®tjr i. B. ItU ICtbrarg Nortli (EaroUna ^tatf Imweraitg 3B761 E8 V.2 S00555043 M THIS BOOK IS DUE ON THE DATE INDICATED BELOW AND IS SUB- JECT TO AN OVERDUE FINE AS POSTED AT THE CIRCULATION DESK. Die Forstinsekien Mitteleuropas Ein Lehr- und Handbuch von K. Escherich, Dr. med. et phil., o. ü. Professor an der Universität München. Als Neuauflage von Judelcli-Nitsche, Lehrbuch der mitteleuropäischen Forstinsektenkunde bearbeitet. Zweiter Band. Spezieller Teil. Erste Abteilung. Die „Urinsekten" (Anamerentoma und Thysanuroidea), die „Geradflügler'* (Orthopteroidea und Amphibiotica), die„Netzflügler"(Neuropteroidea) und die Käfer (Coleopteroidea). Systematik, Biologie, forstliches Verhalten und Bekämpfung. Mit 335 Textabbildungen. BERLIN Verlagsbuchhandlung Paul Parey Vorlag für Landwirtschaft, Gartenbau und Forstwesen S\V. 11, Hedemannstraße 10 u. 11 1923. Alle Rechte, auch das der Übersetzung, vorbehalten. Dem Andenken J. T. C Ratzeburgs, des Altmeisters und Begründers der angewandten Entomologie. Yorwort Fast lo Jahre sind vergangen seit Erscheinen des ersten Bandes — Jahre größter weltgeschichtHcher Ereignisse und Erschütterungen. Machten schon diese eine längere geistige Konzentrierung unmöglich, so traten weitere Störungen ein durch zweimalige Berufungen des Verfassers (nach Karlsruhe und nach München), deren Begleiterscheinungen, wie die dadurch stets notwendige innere und äußere Neueinstellung usw., längere Zeit die Bearbeitung der „Forstinsekten" in den Hintergrund drängten. Dazu kamen noch andere Aufgaben, wie die Herausgabe der 2. Auflage des Ameisenbuches, die Gründung der Zeitschrift für angewandte Entomologie, der Ausbau der Deutschen Gesellschaft für angewandte Entomologie, die Gründung des Forschungsinstitutes für angewandte Zoologie usw., die immer und immer wieder kürzere oder längere Unterbrechungen der schon zu Anfang 19 14 begonnenen Arbeit am 2. Band bedingten. Die lange Pause im Erscheinen des Werkes hatte aber auch ihr Gutes. Einmal ist der Verfasser in dieser Zeit um viele Erfahrungen reicher geworden, sodann sind im letzten Dezennium eine Reihe wichtiger Arbeiten erschienen, die noch Verwendung finden konnten. Auch der 2. Band ist wie der erste von Grund auf neu bearbeitet. Dabei habe ich in erster Linie nach möglichster Vollständigkeit und sodann nach größter Übersichtlichkeit gestrebt. Alle irgendwie für den Forstmann in Betracht kommenden Arten wurden berücksichtigt, auch solche, deren forst- liche Bedeutung heute noch nicht klar ist, wenn bei ihnen nur die Möglichkeit gegeben ist, daß sie bei der Erhaltung des organischen Gleichgewichtes bezw. der Niederhaltung der Schädlinge irgend eine Rolle spielen können. Man findet daher eine Reihe von Insekten, vor allem Käfer, genannt, behandelt und abgebildet, die man sonst in forstentomologischen Büchern nicht zu suchen gewohnt ist. Die Literatur wurde, insofern sie wesentliches enthält, in weitgehendstem Maße berücksichtigt und am Schluß jedes größeren Abschnittes in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt. Um Wiederholungen zu vermeiden, sind die großen forstentomologischen Werke nicht immer wieder in jedem Literaturverzeichnis be- sonders genannt. Wo bei diesen Autorennamen in Klammer eine Seitenzahl bei- gefügt ist, bezieht sich diese auf das Hauptwerk. Es handelt sich um die Werke von Alt um (Forstzoologie Bd. HI, 1881), Barbey (Traite d'entom. forest. 1912), Eckstein (Technik des Forstschutzes, 2, Aufl. 1915), Judeich-Nitsche (Lehr- buch der mitteleuropäischen Forstinsekten 1895), Nüßlin (Leitfaden, 3. Aufl. VI Vorwort. 1922), Nördlinger (Lebensweise von Forstkerfen, 1880), Ratzeburg (bei diesem bedeutet ,,F." die Forstinsekten 2. Auflage, 1839, ^^^ n^-" ^^ Waldverderbnis, 1866). Einige der wichtigsten Abschnitte, wie den über die Maikäfer und über den Rüsselkäfer, habe ich an Kollegen zur Durchsicht gesandt, die besonders große Erfahrungen auf diesen Gebieten besitzen, ersteren an Herrn Dr. Zweigelt in Klosterneuburg, letzteren an Herrn Geh.-Rat Prof. Dr. Eckstein in Ebers- walde. Beide haben sich der Arbeit bereitwilligst unterzogen. Herr Dr. Zwei gelt hat auch verschiedene noch unveröffentlichte Forschungsergebnisse beigefügt, so daß die Darstellung über die Generation und Flugjahre der Maikäfer dem neuesten Stand der Wissenschaft Rechnung trägt. Auch die Herren Prof. Dr. Wolff und Dr. A. Krauße (Eberswalde), sowie Herr Forstmeister Fr.Scheidter (München) haben mir einige Beobachtungen, vor allem über Borkenkäfer, zur Benützung überlassen; letzterer hat außerdem den Text zur Bestimmungstabelle der Borken- käfer zusammengestellt. Die Übersichtlichkeit suchte ich durch scharfe Gliederung teils nach systematischen, teils nach biologisch-forstlichen Gesichtspunkten, ferner durch je- weilige Trennung des systematischen und biologischen Teils, durch möglichst reichliche Anwendung dichotomischer Tabellen, durch verschiedene Druckarten usw. so gut als irgend möglich zu erzielen. , Eines der unerfreulichsten Kapitel ist die Nomenklatur, die heute bei- nahe nicht mehr ein Mittel zur Verständigung darstellt, sondern sich im Gegen- teil zu einem Mittel, die Verständigung möglichst zu erschweren und Verwirrung zu stiften, ausgewachsen hat. Hat es z. B. irgend einen Zweck, die Maulwurfs- grille, die seit urdenklichen Zeiten Gryllotalpa vulgaris geheißen hat, auf einmal Curtilla gryllotalpa zu nennen? Ich stimme Handlirsch vollkommen zu, wenn er sagt: ,,Nomenklatur ist nicht Selbstzweck, sondern nur ein Mittel zur Ver- ständigung der Systematik, und muß daher der letzteren stets untergeordnet bleiben. Die Nomenklaturregeln sollen die Aufstellung unnützer neuer Namen tunlichst hintanhalten und Änderungen gebräuchlicher, alteingebürgerter Namen nur in ganz exzeptionellen und unvermeidlichen Fällen ge- statten." i) Ich habe diesen Standpunkt in dem 2. Band, soweit irgend möglich, durchgeführt, in der Meinung, daß wir angewandten Zoologen in erhöhtem Maße die Pflicht haben, uns von der sportmäßigen Handhabung der Nomen- klatur fernzuhalten und alteingebürgerte Namen beizubehalten, solange keine ab- solut zwingenden Gründe eine Änderung notwendig machen (siehe hierüber auch meine Ausführungen im I. Band S. 397 — 401). Großen Wert legte ich auch auf ein gutes und reiches Abbildungs- material. Die meisten der in diesem Bande behandelten Insekten sind bildlich dargestellt, ebenso wo irgend angängig die Fraßformen. Der größte Teil der Abbildungen ist neu. Ich wurde dabei von allen Seiten in der liebenswürdigsten und tatkräftigsten Weise unterstützt. In erster Linie nenne ich hier Herrn *) Auch auf dem letzten internationalen Zoologenkongreß in Monaco (191 3) wurde dieser Standpunkt vertreten. Vorwort. VII E. O. Engel, der, sowohl ausgezeichneter Entomologe als auch Kunstmaler, die zahlreichen vorzüglichen Bilder der verschiedenen Orthopteren- und Coleopteren- Imagines gezeichnet hat. Sodann erhielt ich eine Reihe sehr schöner photo- graphischer Vorlagen (hauptsächlich Fraßbilder von Rüssel- und Borkenkäfern) von Herrn Forstmeister Franz Scheidter; an der Herstellung der photo- grapischen Aufnahmen beteiligten sich ferner Herr Präparator Seiff und mein ehemaliger Schüler Pillai. Verschiedene Zeichnungen verdanke ich des weiteren Herrn Priv.-Doz. Dr. M. Dingler (vor allem die Übersichtsbilder Abb. 265 u. 288), Herrn Prof. Dr. Zirngiebel (Abb. 45) und Herrn Dr. Liebermann. Einige Autoren haben mir von ihren bereits veröffentlichten Abbildungen die Vorlagen zur Herstellung der Klischees überlassen, wie Herr Professor Dr. J. Trägärdh, Herr Dr. Kemner und Herr Dr. Spessivtseff (sämtliche an der schwedischen Versuchsstation) und Professor Seitner in Wien. Ganz wesentlich gefördert wurde die bildliche Ausstattung noch dadurch, daß uns von verschiedenen Seiten die wertvollen Klischees selbst überlassen wurden, so von Herrn Professor Dr. J. Trägärdh, der die Klischees zu den Abbildungen 199 A, 202, 212 A, 212 B, 266, 267, 268, 269 A und 269 B lieferte, von Herrn Forstmeister Scheidter, dem wir die Klischees zu den Ab- bildungen 161 A— C, 193 A, 253, 254, 255, 314, 315, 317 und 318 verdanken und von der forstlichen Versuchsanstalt in Zürich, die uns die Klischees zu der Abbildung 285 zur Verfügung stellte. Natürlich gebot die gegenwärtige große Not Deutschlands überall, wo bereits einigermaßen brauchbare Abbildungen in anderen, vor allem im gleichen Verlag erschienenen Werken vorhanden waren, diese soviel als möglich zu ver- wenden, selbst da, wo mir bessere Bilder zur Verfügung gestanden wären bezw. es ein Leichtes gewesen wäre, nach vorhandenen Fraßstücken bessere Vorlagen herzustellen. So wird man eine größere Anzahl bereits bekannter Abbildungen aus dem Nüßlinschen Leitfaden, der Ecksteinschen „Forstzoologie" und vor allem aus den Koch sehen Bestimmungstabellen hier wieder finden. Wenn trotz der vielen Mühe, die auf das Werk verwendet ist, trotz des ehrlichen Strebens des Verfassers, überall größte Objektivität zu wahren, trotz der reichen Unterstützung von allen Seiten und trotz der großen Opfer, die der Verlag gebracht hat, manche Mängel dem Buch anhaften, so möge man erstens den ungeheuren Stoff berücksichtigen, der zu bewältigen war, und zweitens die traurigen Zeitumstände in Deutschland, die auch auf die geistige Arbeit ihre Schatten geworfen und die helle Begeisterung, die ehemals unsere Arbeit erfüllte, etwas gedämpft haben. Ich hoffe aber trotzdem mit dem 2. Band ein dem modernen Geiste unserer Wissenschaft entsprechendes Werk geschaffen zu haben, in dem sowohl der Prak- tiker über alle ihn berührenden Fragen Aufschluß findet, als auch der wissen- schaftlich arbeitende Zoologe und vor allem der angewandte Entomologe Anregung zu neuen Forschungen erhalten wird. Möge der 2. Band die gleiche günstige Aufnahme finden wie der erste! VlII Vorwort. Hier sei mir gestattet, einen Gedanken auszusprechen, der mich schon bei der Bearbeitung dieses Bandes oft bewegt hat und mich in der letzten Zeit geradezu mit schwerer Sorge erfüllt — die Frage nämlich, ob es uns gelingen wird, angesichts der traurigen Zustände unseres Vaterlandes die führende Stellung, die wir seit Ratzeburg in der Forstentomologie unbestritten innehatten, auch fernerhin zu bewahren? Die Sorge ist für den, der scharf zu sehen vermag, glaube ich, nicht unberechtigt. Man beachte nur die ausgezeichneten Leistungen der schwedischen angewandten Entomologen unter Führung Trägärdhs, die im vorliegenden Bande augenfällig in Erscheinung treten! Mit verdoppelter Kraft arbeiten, nicht in Kleinlichkeiten sich verlieren, den Blick auf große Ziele richten, die tieferen Zusammenhänge in der Lebensgemeinschaft des Waldes und deren Abhängigkeit von äußeren Faktoren zu erkennen suchen — so lautet die Forderung des Tages ! Dies rufe ich vor allem der jüngeren Generation in unserer Wissenschaft zu! Es obliegt mir nur noch die angenehme Pflicht, allen den oben genannten Kollegen, die am Zustandekommen des Werkes teilhaben, meinen herzlichsten Dank für ihre treue, uneigennützige Mitarbeit auszusprechen. Ganz besonderen Dank schulde ich noch Herrn Priv.-Doz. Dr. M. Dingler und Herrn Präparator W. Seiff, die mich beim Lesen der Korrekturen stets hilfsbereit unterstützt und die sich außerdem der großen Mühe der Herstellung des umfangreichen Registers unterzogen haben. Endlich habe ich noch zu danken dem Verleger, der trotz der schwierigen Zeitverhältnisse das Werk in so würdiger Ausstattung herausgegeben hat und dessen Unternehmermut aufrichtige Bewunderung verdient. München, zur Zeit der Sonnenwende 1923. K. Escherich. Inhalt des zweiten Bandes. Seite I. Unterklasse: Anamerentoma ^ Ordnung : Collembola (Springschwänze) ' II. Unterklasse: Holomerentoma 3 Ordnungsgruppe Thysannroidea 3 Ordnungsgruppe Orthopteroidea 3 1. Ordnunsr: Orthoptera s str 3 Familie Acridiidae (Feldheuschrecken) 4 Familie Locustidae (Laubheuschrecken) lo Familie Gryllidae (Grillen) ^3 Literatur über die Orthoptera ^9 2. Ordnung: Dermaptera (Ohrwürmer) 20 Literatur über die Dermaptera 21 3. Ordnung: Oothecaria (Schaben» 21 4. Ordnung: Corrodentia ^^ Unterordnung Isoptera (Termiten) 22 Unterordnung Copeognatha (Holz- oder Rindenläuse) 25 Unterordnung Mallophaga (Pelziresser, Haarlinge, Federlinge) 25 Unterordnung Anoplura (Läuse) • • 20 5. Ordnung: Thysanoptera (Physopoda, Blasenfüße) 27 Ordnungsgruppe Amphibiotica 27 Ordnung Odonata (Libellen) 20 Ordnungsgruppe Neuropteroidea (Netzflügler) 29 Ordnungsgruppe Coleopteroidea 35 Ordnung Coleoptera (Käfer) 35 Allgemeines • ' 35 System ^^ 1. Familienreihe: Caraboidea 39 Familie Cicindelidae (Sandkäfer) 39 Familie Carabidae (Laufkäfer) 4" Nützliche räuberische Arten 4^ Schädliche Arten . 4» LiteraUir über die Caraboidea • • 47 2. Familienreihe: Staphylinoidea 47 Familie S taphylinidae (Kurzfiügler) 4/ Familie Silphidae (Aaskäfer) 49 Familie Histeridae (Stutzkäfer) 5° 3. Familienreihe: Lamellicornia 52 Allgemeines . 52 Familie Lucanidae (Hirschkäfer) 53 Familie Scarabaeidae (Blatthornkäfer) 54 Unterfamilie Coprophaginae (Dungkäfer) 55 Unterfamilie Melolonthinae 5« Gattungsgruppe Melolonthini 5" Gattung Melolontha (Maikäfer) 57 Charakteristik 57 Vorkommen und Lebensweise oo Generation und Flugjahre 73 Natürliche Vermehiungsbeschränkung 7 8 Forstliche Bedeutung -» . . . 81 Erkennung ^4 Vorbeugung 5 Bekämpfung von Massenvermehrungen 00 Polyphylla fullo (Walker) J 102 Gattung Rhizotrogus ^°5 Gattung Anoxia ' • '^^ Gattungsgruppe Sericini '°° Gattungsgruppe Rutelini "^ Inhalt des zweiten Bandes. 'Seite Gattungsgruppe Hopliini II2 Gattungsgruppe Cetoniini (Goldkäfer) 113 G.ittungsgruppe Trichiini (Pinselkäfer) 114 Gattungsgruppe Valgini 114 Gattungsgruppe Dynastini ( Riesenkäter) 114 Literatur über die Lamellicomia 114 Familienreihe: Diversicornia 116 Allgemeines und systematische Übersicht 116 Familiengruppe Clavicornia II7 A. Forstlich indifferente Arten (täuschende Forstinsekten) . . . . 118 B. Räuberische (forstnützliche) Arten . . . 1 1 8 Familie Ostomidae. . 120 Familie Nitidulidae 120 Familie Cucujidae 120 Familie Colydiidae 121 Familie Coccinellidae 121 Literatur über Clavicornia 126 Familiengruppe Sternoxia 128 Allgemeines und systematische Übersicht 128 Familie Buprestidae (Prachtkäfer) 129 Allgemeines 129 Systematische Übersicht 132 Biologie und forstliches Verhalten der einzelnen Arten . . . 133 A. In Nadelholz 133 B. In Laubholz 139 Familie Eucnemidae 150 Literatur über Buprestidae und Eucnemidae 151 Familie Elateridae (Schnellkäfer) 152 Allgemeines . 152 Systematische Übersicht über die Imagines 156 Übersicht über die verschiedenen Larvenformen 158 Forstliches Verhalten 159 I. Elateriden als Pflanzenfresser 161 IL Elateriden als Räuber 165 Literatur über Elateriden 167 Familiengruppe Malacoder mata 167 Familie Cantharidae 168 Familie Lym exy lonidae 169 Literatur über Malacodermata 176 Familiengruppe Teredilia 177 Familie Cleridae 177 Familie Anobiidae 183 Systematische Übersicht 183 Biologisch forstliches Verhalten der einzelnen Arten 186 Literatur über Teredilia ' 193 Familienreilie: Heteromera 193 Systematische Übersicht . 194 Biologie und forstliches Verhalten der ein/.elnen Arten 196 Blattfresser 196 Wurzelfresser 200 Holzfresser . . 202 Pilzfresser .... 204 Larvenräuber 204 Literatur über Heteromera 295. Familienreilie: Phytophaga 206 Familie Cerambycidae (Bockkäfer) 207 Allgemeines und Übersicht über die Larven . 207 Systematische Übersicht 213 Biologie und forstliches Verhalten der einzelnen Arten 220 I. Nadelholzbockkäfer 221 A. In lebendem oder frisch gefälltem saftreichen Holz . . . . 221 B. In abgestorbenem saftarmen Holz 232 II. Laubholzböcke 242 Inhalt des /.weiten Bandes. XI Seite A. In stehendem oder frisch gefälltem Holz 242 B. In abgestorbenem, saftarmem oder trockenem Holz .... 268 Literatur über Cerambyciden 270 P'aniilie Chrysomelidae (Blattkäfer) 271 Systematische Übersicht •. . . 272 Biologie und forstliches Verhalten der einzelnen Arten 276 An Weiden und Pappeln 276 An Birken ...... 286 An Erlen 286 An Ulmen 289 An Eiche 292 An Kiefern 294 Anhang: Der Koloradokäfer 296 Literatur über Chrysomeliden 298 Lamilie Bruch idae (Lanidae) 299 7. Familienreihe: Rhynchopiiora 300 Systematische Übersicht 300 1. FamilieAnthribidae . . . 301 2. Familie Nemonychidae 301 3. Familie Curculionidae (Rüsselkäfer) 302 I, Abteilung : Orthoceri 303 Unterfamilie Rhynchitinae (Blattroller) 303 1. Blattroller ohne Blattschnitt 305 2. Blattroller mit Blattschnitt 306 Unterfamilie Apioninae (Spitzmäuschen) 309 Literatur über Rhynchitinae 309 11. Abteilung: Gonatoceri 310 Kurzrüßler (Curculionides) 310 Systematische Übersicht 310 Biologie und forsüiches Verhalten ... 315 Literatur über Kurzrüßler . .• 333 Langrüfiler (Rynchaenides) 334 Systematische Übersicht 334 Biologie und forstliches Verhalten 341 Hylobius abietis (der große braune Rüsselkäfer) .... 342 Vorkommen und Lebensweise 342 Fortpflanzung . . 347 Forstliche Bedeutung 355 Natürliche Feinde 356 Bekämpfung 359 Literatur über Hylobius 378 Cleonus glaucus 381 Gattung Pissodes 381 Allgemeines 381 Die einzelnen Arten 388 Literatur über Pissodes 404 Gattung Cryptorrhynchus .... 406 Gattung Magdalis 411 Gattung Orchestes 415 Gattung Cionus 418 Die Gattungen Anthonomus, Brachonyx und Balaninus . . 420 Die Gattungen Cossonus, Rhyncolus und Calandra . . 423 Literatur (von Cryptorrhynchus bis Calandra) 426 4. Familie: Ipidae (Scolytidae, Borkenkäfer). . . 427 Allgemeines 427 Vorkommen 430 Familienleben und Fraßbilder . . 431 Fortpflanzung 437 Generation • 442 Larvren- und Käferfraß 444 Forstliche Bedeutung 447 Natürliche Beschränkung der Borkenkäfervermehrung 448 Erkennung 453 Vorbeugung und Abwehr 454 XII Inhalt des zweiten Bandes. heite Das System 459 Geschichtliches .... 459 Das System Nüßlins 4.60 Bestimmungstabelle ' 472 Biologie und forstliches Verhalten der einzelnen Arten 489 I. Rmdenbrüter 489 A. An Laubholz . . . ' 489 Rindenbrüter an Birke 489 Rindenbrüter an Ulme 492 Rindenbrüter an Esche 499 Rindenbrüter an Eiche 506 Rindenbrüter an Rotbuche . . 510 Rindenbrüter an Obstbäumen 511 Rindenbrüter an Hainbuche 515 Rindenbrüter an Ahorn 516 Anhang: Rindenbrüter an verschiedenen anderen Laubpflanzen . . 517 B. Nadelholz Rindenbrüter an Kiefer Vorzugsweise im Stamm 519 Vorzugsweise in Ästen, Zweigen und jungen Pflanzen .... 547 Sowohl im Stamm als in den Zweigen, als Raumparasit . . . 556 Rindenbrüter an Fichte 557 Vorzugsweise im Stamm 557 Vorzugsweise in Ästen, Zweigen oder jungen Pflanzen .... 600 Sowohl im Stamm als in den Zweigen, als Raumparasit . . . 602 Rindenbrüter an Tanne 604 Rindenbrüter an Lärche 614 Rindenbrüter an Juniperus .618 IL Wurzelbrüter ... 619 III. Holzbrüter ... ... 622 A. Die Fraßgänge stellen Leitergänge dar 624 B. Die Fraßgänge stellen Familiengänge dar 629 C. Die Fraßgänge stellen Gabelgänge dar 630 5. Familie: Platypodidae ... 637 Literatur über Borkenkäfer . 641 Sachregister 647 Autorenregister . 660 Druckfehlerverzeichnis . . 663 Abkürzungen von Zeitschriften. A. F. u J. Z. = Allgemeine Forst- und Jagdzeitung. AUg. Z. f. Ent. = Allgemeine Zeitschrift für Entomologie. D. F. = Deutsche Forst-Zeitung. Forstl. Bl. = Forsdiche Blätter. F. N. Z. := Forstlich-naturwissenschaftliche Zeitschrift. F. Zbl. = Forstwissenschaftliches Zentralblatt. Ent. Bl. = Entomologische Blätter. N. Z. f. L. u. F. = Naturwissenschafdiche Zeitschrift für Land- und Forstwirtschaft. Ost. F. = Österreichische Forst- und Jagdzeitung. Pfeils kr. Bl. = Pfeils kritische Blätter. Pr. Bl. f. Pfl. = Praktische Blätter für Pflanzenschutz. Schweiz. Z. f. Y. = Schweizerische Zeitschrift für Forstwesen. Thar. J. od. Thar. f. J. = Tharandter forstliches Jahrbuch. Vereinsschr. Böhm. F. V. = Vereinsschrift des Böhmischen Forstvereins Z. f. ang. Ent. = Zeitschrift für angewandte Entomologie. Z. f. d. g. F. = Zeitschrift für das gesamte Forstwesen Z, f. F. u. J. = Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen. Z. f. Pflkr. ^ Zeitschrift für Pflanzenkrankheiten. Z. f. w. Ins.-Biol. = Zeitschrift für wissenschaftliche Insektenbiologie. I, Unterklasse: Anamerentoma. ') Die Anamerentoma umfassen eine kleine Gruppe niederster Insekten, die vor allem dadurch charakterisiert sind, daß sie das Ei nicht mit der vollen Segmentzahl (ii — 12 Hinterleibsegmente) verlassen, und daß die Mundteile durch Vorwuchern einer Mundfalte vollkommen in die Kopfkapsel verlagert („entotroph") sind. Sie sind ferner stets primär flügellos und besitzen weder StyH noch Cerci. Die Segmentzahl kann entweder postembryonal durch einen besonderen Teilungsvorgang noch erhöht werden (auf die Normalzahl), oder aber die geringe Segmentzahl bleibt zeitlebens erhalten. Darnach unterscheiden wir 2 Ordnungen, nämlich : Protura: winzige, glasartig durchsichtige Tierchen, die in ausgewachsenem Zustand 12 Abdominalsegmente besitzen (leben unter Rinde usw.), und Collembola : Abdomen zeitlebens mit höchstens 6 Segmenten, meist mit Sprunggabel versehen. Uns interessieren nur die Collembolen, die ihres Sprungvermögens halber auch als Springschwänze bezeichnet werden. Ordnung Collembola (Springschwänze). Das große Heer der Collembolen läßt sich in zwei Unterordnungen einteilen : I. Unterordnung Arthropleona: Körper zylindrisch, Abdomen deutlich segmentiert, häufig mit Springapparat ; ohne Tracheensystem. Hierher gehört die Familie der Poduriden (Körper plump, Kopf prognath, Springapparat vorhanden oder reduziert) und die Familie der Entomobryiden (Körper schlank, Kopf schräg geneigt, Springapparat stets vorhanden) (Abb. i a). a Isotoma fimetaria L. (nach Börner aus b Sminthurus pruinosus TuUb. (nach Folsom Reh). Stark vergrößert. aus Reh). Stark vergrößert. *) Monographische Darstellungen: Börner, C, 1901, Zur Kenntnis der Apterygotenfauna von Bremen und Nachbardistrikte. In: Abhandlungen Nat. Verein Bremen 1901, Bd. 17, S. I — 140, 2 Taf., 64 Fig. — Börner, C, 1906, Das System der Collembolen. In: Mitt. Nat. Mus. Hamburg 1906, XXIII. — Prell, H., 1913, Das Chitinskelett von Ecsentomon (Protura). In: Zoologica Heft 64, 1913. — Schaff er, C., 1896, Die Collembolen der Um- gebung von Hamburg und benachbarter Gebiete. In: Mitt. Nat. Mus. Hambuig 1896, XIII. Escherich, Forstipsekten. II. Bd. I 2 I. Unterklasse Anamerentoma. 2. Unterordnung 5«/wj9^eo/7a (Kugelspringschwänze) : Körper kugelig, Abdominalsegmente meist verwachsen; stets mit Springapparat; mit Tracheensystem. Die bekannteste Gattung der Sympleona ist Sminthurus (Abb. i b). Bezüglich ihres Vorkommens stimmen die meisten CoUembolen darin überein, daß sie mit Vorliebe an feuchten Orten sich aufhalter, unter Rinde, in moderndem Holze, in Moos usw. In ganz urgeheueren Mengen finden sie sich oft in der Waldstreu i), einige Arten finden sich am Ufer von Tümpeln und Bächen, Podura aquatica L. kommt bisweilen in großen Mengen auf der Oberfläche von ruhigen Lachen vor. Entomobrya nivalis L. tritt öfters mitten im Winter auf dem Schnee auf, und Isotoma salta?ts Ag. (Gletscherfloh) ist einer der wenigen Be- wohner der Alpengletscher. Ihre Nahrung besteht aus allen möglichen vegetabilischen Substanzen, vor allem ausModer und Pilzen; doch auchHolz verschmähen sie nicht und endlich greifen sie mitunter auch lebende Pflanzensubstanz an, wodurch sie schäd- lich werden können. Namentlich haben junge Pflanzen darunter zu leiden, deren Epidermis oft an großen Stellen völlig abgefressen wird. — „An dicken fleischigen Gebilden, wie Samenlappen, und an saftigen Wurzeln fressen sie mehr oder minder tiefe Löcher. An älteren Pflanzen können sie dagegen, wenigstens oberirdisch, selten ernstlich schaden. Die Mengen, in denen die Springschwänze auftreten können, sind manchmal ganz ungeheuer. Hat man doch schon beob- achtet, daß ein Mistbeet einen halben Zoll hoch von ihnen bedeckt war" (Reh). Hauptsächlich betrifft der Schaden die Landwirtschaft, vor allem den Gemüsebau, doch haben einige Arten sich auch forstlich bemerkbar ge- macht. In letzterer Beziehung sind vor allem die Gattungen Entomobrya und SminthuTus zu nennen : Entomobrya nivalis L. wurde zahlreich auf jungen vom Frost beschädigten, verwelkenden und mit Pilzen bewachsenen Edeltannen beobachtet (Reh S. 141); und eine Sminthurus- kxi hat nach Ritzema Bos'-^) eine große Kiefernkultur durch Abfressen der Cotyledonen zum Absterben gebracht. Als Gegenmittel wurden die Pflanzen mit Ruß bestreut, der die Tiere wirk- sam abhielt; doch war die Wirkung nicht von langer Dauer, da der Ruß bald verweht oder durch Regen weggeschwemmt wurde. ^) Pillai, 1920, Beiträge zur Kenntnis der Fauna der Waldstreu. In: Zeit. f. angew. Ent. Bd. VII. ■*} Zeitschrift für Pflanzenkrankheiten Bd, I, 1891, S. 351. II. Unterklasse: Holomerentoma. Die Holomerentoma umfassen alle übrigen Insekten (9 Ordnungsgruppen), die sich schon dadurch als höher stehend erweisen, daß sie das Ei mit vollständiger Segmentzahl verlassen. Die Mundgliedmaßen sind meist frei („ektotroph"). ^f'^s^S'^'^. Ordnungsgruppe Thysanuroidea. ^) Die Thysanuren haben mit den vorigen (Collembolen) die primäre F lügellosigkeit gemeinsam ; sie wurden deshalb auch früher mit den Collembolen zu der Ordnung der Äpterygoten vereinigt; doch die gleich von Anfang existierende normale Segmentzabl, der Besitz von Styli und Cerci lassen die vorgenommene Trennung und die Stellung zu den höheren Insekten wohl gerechtfertigt erscheinen. Die bekanntesten Formen der Thysanuren sind die Machiliden, ziemlich große, braun beschuppte Tiere mit seitlich kompriraieitem Körper, die besonders auf trockenem steinigem Boden vorkommen und wegen ihres Springvermögens auch als „Felsenspringer" oder „St ein hüpf er" bezeichnet werden, — und sodann die Lepismatiden, äußerst flinke, flach gestaltete Tiere ohne Sprungvermögen, deren häufigster Vertreter (/. /j»?« saccharina L.) infolge der silberglänzenden Beschuppung als „Silber- fischchen" allgemein bekannt ist (Abb. 2). Letztere halten sich vornehmlich in den Häusern auf, wo sie tagsüber in Ritzen und engen Spalten verborgen bleiben, um des Nachts der Nahrung nachzugehen, die sie gewöhnlich unter den Vorräten der Speisekammern (daher auch der Name „Zuckergast') suchen. Doch gehen sie mit- unter auch an Papier, Lederwaren und Wollstoffe, die sie durch Benagen beschädigen können. Auch Naturalien- sammlungen und Herbarien werden von den Silber- fischchen häufig heimgesucht und beschädigt. Ordnungsgruppe Orthopteroidea. Abb. 2. Lepisma saccharina L. Die Ordnungsgruppe der Orthopteroidea umschließt eine ganze (Zuckergast). Reihe recht abweichender Ordnungen, die nur in den kauenden Mundwerkzeugen (nur in seltenen Fällen saugend), dem freien Prothorax und der un- vollkommenen Verwandlung (EpimorphoseJ Übereinstimmung zeigen. Wir unterscheiden 7 Ordnungen: Orthoptera s. str, (Heuschrecken und Grillen), Phasmoidea (Stabheuschrecken), Dermaptera (Ohrwürmer), Oothecaria (Schaben ^) Monographische Darstellungen : Escherich, K., Das System der Lepismatiden. Stutt- gart 1902. — Verhoeff, C, Über F'elsenspringer [Machiloidea). Verschi :;dene Aufsätze in: Zoolog. Anzeiger 1900 und Allgem. Zeit. f. Entomol. 1912. I* A Ordnung Orthopteia. und Fangheuschrecken), Corrodentia (Termiten, Holzläuse, Federlinge und echte Läuse), Jhysanoptera (Blasen fuße) und endlich die Embidiaria. Für uns haben nur die Oiihoptera s. Str. größeres Interesse; die meisten der übrigen haben forstlich (wenigstens in unserem Faunengebiet) nur eine sehr geringe Bedeutung, so daß wir sie nur kurz zu besprechen brauchen, einige [Phasmoidea, Embidiaria) sind forstlich gänzlich indifferent und können ganz außer acht gelassen werden. 1, Ordnung: Orthoptera s. str. Die Orthoptera s. str. sind meist große bis mittelgroße Formen, mit seitlich kompri- miertem oder walzenförmigem Körper, kräftig chitinisiertem Hautskelett, mit kräftigen beißenden Mundwerkzeugen, meist mit 2 Paar Flügeln, von denen das vordere Paar stärker chitinisiert und als Flügeldecken ausgebildet ist. Die Hinterbeine stellen typische Sprungbeine mit verdickten Schenkeln dar. Die Männchen sind durchgehends mit Tonapparaten (Stridulations- organen) ausgestattet. Die Nahrung besteht sowohl aus pflanzlichen als auch aus tierischen Stoffen. Die drei Familien der Orthoptera sind unter dem Namen Feld- und Laubheuschrecken und Grillen allgemein bekannt. Familie Acridiidae (Feldheuschrecken). Körper seitlich zusammengedrückt. Fühler kräftig, nur wenig länger als der Kopf, höchstens 25 gliedrig, Legescheide des 5 kurz. Tonerzeugung durchstreichen der Hinter- schenkel gegen die vorspringenden Flügeldeckenleisten. Gehörorgan (Trommelfell) an den Seiten des I. Htlbs.-Segmentes. Die Feldheuschrecken halten sich mit Vorliebe auf dem mit niederen Pflanzen, namentlich mit Gräsern, Kräutern und niederem Gestrüpp bewachsenen Abb. 3. Kopulierende Feldheuschrecken. Das (j' sitzt auf dem 5. Aus Bücher. Boden der Felder, Gärten und Wiesen auf; im Walde finden sie sich ge- wöhnlich nur da, wo ausgedehnte Kulturen und Saaten vorhanden sind. Sie sind in erster Linie Pflanzenfresser und ziehen die zarten Pflanzen- teile vor, doch nehmen sie auch alle härteren Pflanzenteile an und gehen in der Not sogar an die Holz- und Rindensubstanz. In abgeweideten Gegenden sah man sie die harten Baumrinden befallen und sogar Löcher in zufällig herum- liegendes Leinenzeug fressen (Ratzeburg). Die Begattung, der ein längeres Zirpkonzert vorhergegangen, findet ge- wöhnlich im Spätsommer imd Herbst statt. Das Männchen sitzt dabei auf dem Weibchen und krümmt seinen Hinterleib unter den des letzteren (Abb. 3). Familie Acridiidae (Feldheuschrecken). - Die Begattung dauert mitunter sehr lange, 12 — 24 Stunden. Bald nach der Be- gattung, oft wenn das Männchen noch auf dem Weibchen sitzt (Bd. I, Fig. 128, S. 135) folgt die Eiablage, wozu das Weibchen sich einen lockeren, grasreichen Boden aussucht. Es bohrt dabei seinen Hinterleib mit Hilfe der daran befind- lichen Anhänge in den Boden (Abb. 4) — die Bohrwirkung wird abwechselnd durch Einpressen von Blut in den Hinterleib unterstützt — und legt dann, während es gleichzeitig Schaum aus der Legeröhre abscheidet, die Eier, 30 bis 50 an der Zahl, auf den Grund der so hergestellten Röhre ab, um endlich das Loch mit einem Schaumpfropf oder mit Erde zu verschließen. Bei den meisten Arten überwintern die Eier, und zwar normalerweise ein- mal ; unter ungünstigen Verhältnissen (zu große Trockenheit im Frühjahr) aber können sie auch mehrere Winter in der Erde ruhen. Der Zeitpunkt des Aus- kriechens im Frühjahr hängt von der Temperatur ab. Die Eihülle wird mit Hilfe einer Kopfblase (siehe Bd. I, S. 170) gesprengt; auf die gleiche Weise arbeiten sich die jungen Larven nach der Oberfläche durch. Die letz- teren (auch „Hüpfer" genannt) sind ihren Eltern schon ganz ähn- lich. Der Hauptunterschied be- steht (außer der Kleinheit) in dem Mangel der Flügel, die erst im Laufe der Larvenentwicklung hervorsprossen und mit jeder Häu- tung (im ganzen machen die Larven durchschnittlich 5 Häu- tungen durch) größer werden. Zu beachten ist dabei, daß bis zum letzten Stadium die Hinterflügel über den Vorderftügeln liegen und erst nach der letzten Häutung die Umlagerung der Flügel stattfindet (ein gutes Unterscheidungsmerk- mal zwischen Larve und Imago). Einer der merkwürdigsten Züge im Leben der Feldheu- schrecken ist die Gewohnheit des Wandern s, die einer Reihe von Arten, die deshalb als Wanderheuschrecken bezeichnet werden, eigentümlich ist. Für unser Faunengebiet kommen nur wenige wandernde Arten in Betracht, und auch diese spielen bei uns nur eine untergeordnete oder vielmehr nur gelegentliche Rolle gegenüber der ungeheuren Bedeutung, die ihnen in den südlichen und östlichen Ländern zukommt. Wir wollen daher die Erscheinung des Wanderns hier nur kurz andeuten, wobei wir uns hauptsächlich an Rehs ausgezeichnete Schilderung (in seinem Handbuch) halten. Die Heimat der Wanderheuschrecken liegt in öden, mehr oder weniger unfruchtbaren, sandigen, vorwiegend mit trockenem Grase bestandenen, fast baum- losen Gebieten. In Europa sind es namentlich die Küstengebiete des Mittel- meeres, des Schwarzen und Kaspischen Meeres. Von da aus unternehmen sie ihre Wanderungen, entweder in kleineren lokalen Flügen oder in großen echten Wanderzügen, die unglaubliche Dimensionen annehmen und aus Milliarden Indi- viduen bestehen. Die großen Züge können sich sehr weit ausdehnen ; haben sie sich doch schon mehrfach bis nach Deutschland, ja noch weiter nördlich Abb. 4. Weibchen einer Feldheuschrecke bei der Eiablage. Der Hinterleib ist ganz in die Erde ein- ben. (7; nat. Gr.) Bauer phot. Aus Bücher. Ordnung Orthoptera. bis nach Schweden und England erstreckt [Pachytylus migratorius). Aller- dings werden sie infolge Zersplitterung und der auf der Wanderung eintretenden Verluste immer individuenärmer und lösen sich schließlich in vereinzelte Indi- viduen auf. Daß da, wo die großen Züge einfallen, die gesamte Vegetation in wenigen Stunden radikal vernichtet wird, ist ohne weiteres klar. Das Wandern findet vorwiegend bei Tage, am liebsten bei Sonnenschein und Wind (Geflügelte) statt. Kaltes regnerisches Wetter unterbricht es, ebenso Verdeckung der Sonne durch Wolken oder plötzliche Windstille, bei der die Geflügelten einfach herabfallen sollen. Die Geschwindigkeit der Wanderzüge ist sehr verschieden, je nach der Art und dem Alter der wandernden Tiere. Die flügellosen „Hüpfer", die an den Boden gebunden sind, können in ihrer ersten Jugend kaum I — 2 km den Tag zurücklegen, in älteren Stadien ebensoviel in der Stunde, während bei den Geflügelten Geschwindigkeiten bis zu 95 km die Stunde (aller- dings nur bei starkem Winde) beobachtet worden sind. La Baume beobachtete in Kleinasien für die Hüpfer (von Slauronotus maroccanus) ein wesentlich langsameres Tempo: ein Zug legte während der ganzen Dauer des Larvenlebens (ca. 8 Wochen) nur 7 — 800 m zurück, doch sollen von anderer Seite auch wesentlich größere Gesamtraarschleistungen von 5 — 20 km festgestellt worden sein (s. Bücher 19 18). Die forstliche Bedeutung der Feldheu- schrecken ist in unserem Faunengebiet im all- gemeinen gering; wenn sie sich auch dem Forstmanne schon manchmal recht unangenehm durch Entlaubung und durch Abfressen von Keimlingen usw. bemerkbar gemacht haben, so handelt es sich immer nur um Einzel- fälle. — In landwirtschaftlicher Beziehung dagegen ge- hören sie (wenigstens in den südlichen Ländern) zu den schlimmsten Schädlingen, die ungeheure Katastrophen verursachen können (Wanderheuschrecken). Bei der natürlichen Beschränkung der Ver- mehrung der Feldheuschrecken, vor allem der Wander- heuschrecken sind verschiedene Faktoren wirksam. Sehr empfindlich sind die Heuschrecken gegen Witterungs- einflüsse, vor allem gegen Nässe, in deren Gefolge eine Reihe von Krankheiten auftreten. Besonders stellen sich Mykosen ein, die durch Empusa grylti, Isaria destructor^ Lachnidiiim acridiorum oder Spototrichum (s. Bd. I, S. 258 — 284) verursacht werden. Die pilzkranken {Empusa, Lachnidium) Tiere sind daran zu erkeunen, daß sie zunächst träge werden und dann an Gräsern usw. emporklettern, wo sie, mit den Füßen festgeklammert, verenden. (Abb. 5.) Auch Bakterienkrankheiten treten mitunter in verheerender Weise auf (s. Bd. I, S. 294). 1) Zahlreich sind die tierischen Feinde, die den Heuschrecken überall entgegentreten: vor allem gibt es eine Reihe von Vögeln, die ihnen nach- stellen — die Wanderheuschrecken in Kleinasien wurden hauptsächlich vom Rosenstar und Storch dezimiert — und mit ihnen teilen sich nicht wenige räuberische und parasitische Arthropoden in die nützliche Arbeit. Unter den Parasiten seien vor allem genannt gewisse Meloiden-Arten (Ölkäfer), die ihre Eier in die Eipakete der Heuschrecken legen und deren Larven sich von den Abb. 5. Von Empusa grylli befallener Caloptenus italicus (nach Berlese aus Reh). ') Siehe darüber auch La Baume in: Bücher (1918), S. 265 flF. Familie Acridiidae (Feldheuschrecken). 7 Eiern nähren, und dann verschiedene Fliegen [Bombyliden, Tachiniden^ Sarcophagiden), die teils in den Eipaketen, teils in den Heuschrecken selbst parasitieren, i) Eine Bekämpfung der Heuschrecken wird in unseren Wäldern wohl selten notwendig werden. Sollten die bei uns heimischen kleinen und mittelgroßen Arten sich einmal so stark vermehren, daß sie in den Pflanzengärten usw. schädlich werden, so kann man durch Fangen mit Schöpfnetzen oder durch Be- spritzen der Kulturen mit Arsenmitteln (Urania-Grün) oder mit Chlorbaryum der Plage Herr werden. Gegen die Wanderheuschrecken sind umfangreiche Bekämpfun|;s- maßnahmen notwendig, auf die wir aber hier nicht näher einzugehen brauchen. Es sei nur kurz erwähnt, daß die Bekämpfung sich hauptsächlich gegen die Eier und die ungeflügelten Larven („Hüpfer") richtet. Die letzteren werden entweder mechanisch durch Fangen, Zusammentreiben mit Hilfe von besonderen Apparaten (Abb. 6) oder aber durch Gift (Arsen) vernichtet. Die biologische Bekämpfung f Abb. 6. Bekämpfung der Wanderheuschrecke. Aufbau eines Zinkapparates (Zinkstreifen) bei Denisli, Wilajet Smyrna. Im Vordergrund der linke Flügel des Apparates. Im Hintergrunde sieht man die Arbeiter mit der Verlängerung desselben beschäftigt. Sureja Bey phot. Aus Bücher. mit Hilfe des Coccobacillus acridiorum scheint nach den neuesten Erfahrungen durchaus unzuverlässig zu sein. Bezüglich aller Einzelheiten sei auf die aus- gezeichnete Darstellung der letzten Heuschreckenbekämpfung in Kleinasien von Bücher (191 8) hingewiesen, die uns auch einen Begriff von den ungeheueren Ausmaßen des Kampfes gibt. Waren doch zeitweise Hunderttausende von Menschen mit der Bekämpfung beschäftigt, und wurden dabei im Jahre 1916/17 nicht weniger als 7240000 kg Eipakete (was ungefähr 335 Milliarden Eiern ent- spricht) und 85 Millionen Kilogramm Larven vernichtet. Systematisch lassen sich die Feldheuschrecken in eine Anzahl Unter- familien einteilen, von denen für uns folgende in Betracht kommen: 1) Näheres darüber bei La Baume in: Bücher 1. c. S. 26] Ordnung Orthoptera. 1. Pronotum in einen langen, den Hinterleib meist überragenden Stachel ausgezogen Tettiginae — Pronotum ohne langen Stachel 2 2. Vorderbrust zwischen den Vorderbeinen mit einem starken zapfenförmigen Vor- sprung Acridiinae — Vorderbrust glatt ohne zapfenförmigen Vorsprung zwischen den Beinen . . 3 3. Scheitel- und Stirnfläche von der Seite gesehen einen rechten oder stumpfen Winkel bildend Oedipodinae ■ — Scheitel- und Stirnfläche von der Seite gesehen einen spitzen Winkel bildend Tryxalinae Eine Reihe von Arten aus diesen Unterfamilien sind als gelegentlich forst- liche Schädlinge beobachtet worden, nämlich Tetliginae :■ Tettix subulatus L. (Dornschrecke), eine kleine, 7 — 10 mm lange Heu- schrecke von bräunlicher Färbung mit langem, den Hinterleib meist überragendem Fortsatz. Die Dornschrecken sind schon mehrfach schädlich in Saatkämpen auf- getreten, in denen sie Kieferkeimlinge abnagten (Grunert 1863) und an Eichen- saat und Buchen- Aufschlag die Blätter stark befraßen, so daß manche Pflänzchen eingingen (Altum 1895). Acridiinae : Acridium aegyptiacum L , eine der größten in Europa vorkommenden Feld- heuschrecken (9 bis zu 68 mm), im Mittelmeergebiet beheimatet, von wo aus sie bisweilen sich nach Norden (bis Bayern) verfliegt. An der Dalmatinischen Küste, in den Niederungen im Busch wald, besonders auf Querciis pubescens sehr häufig (Reh). Pezotettix alpina Koll. Grün, schwarzgelb gezeichnet; cj' 16 — 20, $ 23 — 31 mm lang. Besonders häufig auf Waldwiesen und Holzschlägen, wo sie bei starker Vermehrung dem Jungholze und Gebüsch gefährlich werden. So haben sie nach Kollar (1852) bei Graz die Erlen bäume auf eine Quadratmeile völlig entlaubt, 1862 und 1864 nach Künstler bei Mödlmg die jungen Buchen und Eschen, sowie das Unterholz bis auf die Rippen kahl gefressen, ja selbst 120 Jahre alte Bestände von Sorbus äria und Rotbuchen angegriffen und einzelne Bäume völlig kahlgefressen, im letzteren Jahre auch in Untersteiermark beträchtlich ge- schadet, bis 10 ha Kahlfraß; Richter (1866) spricht sogar von 23 ha Kahlfraß. In^ Jahre 1891 wurden 300 ha Rotbuchenbestände bis zum Alter von 60 Jahren in Steiermark befallen und stark beschädigt: 10 ha Kahlfraß, 200 ha starker, 90, ha schwacher Lichtfraß (Syrutschek 1892). Eine kleinere Art/*. Sc}imidtiY\€o. [6 15, ? 18—25 mm) richtete 1864 in ungarischen Wäldern argen Schaden an (Künstler 1864). Oedipodinae : Pachytylus migratorius L. (Die Europäische Wanderheuschrecke), Größe 30 — 54 mm lang, grünlich gelblich oder bräunlich gefärbte Tiere (Abb. 7a), in Südost- Europa beheimatet, ver- einzelt jedoch auch in unserem t //^y^<^^^^^\r-—:::0^^>-^ Faunengebiet z. B. bei Schaflf- '^ //.^^^Afe?^^^^^^-:::^^^^ hausen, in Oberschlesien, in der ^) I \f( /^^^^^^^7T— --^^^^^^^ Rheinprovinz vorkommend. Sie ' I ^^^^^"'^^^^Ll^^^Ora^^^^ wandert in großen Zügen, die bis- 5^^^-^^^-ttr\\ weilen bis nach Deutschland sich erstreckten, wo sie große Ver- Abb. 7 a. Pachytylus migratorius L. heerungen anrichteten. Im 1 7. und 18. Jahrhundert sind eine ganze Reihe schwerer Heuschreckenkatastrophen über Deutschland gekommen, die zweifellos auf (wohl aus Ungarn) zugeflogene Schwärme von P. migratorius zurück- Familie Acridiidae (Feldheuschrecken). g zuführen sind. Vom 19, Jahrhundert an scheinen keine Züge mehr zu uns ge- kommen zu sein, was Enslin (1918) mit der in dieser Zeit energischer ein- setzenden Bekämpfung der Heuschrecken in ihrem Heimatlande zu erklären sucht. Es sind zwar auch im 19. Jahrhundert noch verschiedentlich Heuschreckenplagen in Deutschland aufgetreten, doch rührten diese, wie Enslin nachwies, nicht von P. migratorius, sondern von der folgenden Art [P. cinerascens = danicus) her. i) Was die Nahrung der Wanderheuschrecken betrifft, so fressen die Erwachsenen mit Vorliebe Schilf; lieben aber auch Blätter von Laubbäumen (Eiche, Esche, Akazie) und die Nadeln junger Kiefern. Pachytylus cinerascens F. (= danicus L.), der vorigen Art sehr nahe stehend (Abb. 7b), etwas größer ($ bis 60 mm) und vor allem durch die Bildung des Halsschildes und die roten Hinter- schienen von ihr unterschieden. Ihr Hauptheimatgebiet sind die Mittelmeerländer, doch kommt sie auch an vielen Orten Deutschlands ständig vor. Die Heuschrecken- plagen in Deutschland, die aus dem 19. Jahrhundert gemeldet werden (1826/27 und 1875/76 in Brandenburg, 1846 in Breslau, 1859 in Hinterpommern usw.) sind höchst wahrscheinlich auf eine lokale Vermehrung der bei uns lebenden Stämme von P. cinerascens zurück- zuführen. Denn nirgends in den Berichten hören wir von großen Zügen, die von weit herkommend sich über weite Länderstrecken ausgedehnt hätten, sondern Abb. 7 b. Pachytylus cinerascens F. (nach Houlbert). Nat. Größe. Aus Reh. Abb, 8. Stauronotus maroccanus Thunb., (^ und $. (Nat. Größe.) Aus Bücher. Stets wird nur von einem örtlichen Vorkommen in eng begrenzten Bezirken ge- sprochen ; und dann wird ausdrücklich hervorgehoben , daß die Heuschrecken sich schon im Frühjahr als ungeflügelte Larven in großen Mengen gezeigt haben, was für eine autochthone Entwicklung der Kalamitäten spricht (Enslin 191 8). Tryxalinae : Stauronotus maroccanus Thunb. (Die Marokkanische Wanderheuschrecke). Kleiner als die „Europäische Wanderheuschrecke", rötlich mit braunen Flecken. (Abb. 8.) In den Mittelmeerländern beheimatet, dringt sie auf ihren Wander- ^) Näheres über die Geschichte der Heuschreckenschwäi Gerstäcker (1876), Zacher (1917) und bei Enslin (1918). in Deutschland siehe bei IQ Oidnung Orthoptera. Zügen mitunter bis nach Deutschland vor, ohne aber hier größeren Schaden an- zurichten. In Algier hat sie schon fürchterliche Katastrophen (ib66 sind 200 ooo Personen an Hungersnot zugrunde gegangen) verursacht. Die letzte große, durch S/. maroccanus verursachte Plage war in Kleinasien (1915 — 17), über deren Verlauf und Bekämpfung (s. oben) Bücher (191 8) ausführlich berichtet. Stethophyma fuscum Pall. (Höckerschrecke). Der marokkanischen Wander- heuschrecke ähnlich ; doch plumper und Vorderbrust mit kurzem konischem Höcker. Olivbraun mit schwarzer und gelber Zeichnung, 24 — 33 mm lang. — In den Gebirgen des südlichen und mittleren Europa beheimatet. Pitasch be- richtet (bei Grunert 1863), daß im Sommer 1862 im Wiener Wald die Höcker- heuschrecke sehr häufig auftrat und von ihr das Laubholz, besonders Eschen und Mehlbeeren entblättert und selbst Tannennadeln benagt wurden. Gomphocerus maculatus Thunb. Eine kleine (12 — 15 mm lange) braune (seltener grünliche) Art, an den keulig verdickten Fühlern gut zu erkennen. Auf Waldwiesen häufig. Schadet bei häufigem Auftreten bisweilen dadurch, daß sie Abb. 9. Von Gomphoceras maculatus durchgebissene Kiefernpflanzen (aus Eckstein). junge Saatpflanzen (nach Ecksteins Beobachtungen an Kiefern und Akaziensaat) etwas oberhalb der Erde durchnagt und oft zum Absterben bringt (Abb. g). Mit den hier genannten Arten ist die Liste der gelegentlich forstlich schädlich werdenden Feldheuschrecken nicht erschöpft; mit ihnen zusammen wurden verschiedentlich noch andere Arten in Kulturen usw. fressend angetrofien, so berichtet Ratzeburg, daß im Heuschrecken jähre 1835 neben der europäischen Wanderheuschrecke {P. migraiorius) noch folgende Arten beteiligt waren: Tettix bipunciatus L. , Stenobothrus biguttaius L. , Oedipoda coe7ulescens L. (die blaue Schnarrheuschrecke), Bryodema iuberculata F., Psophus shidulus L., und Caloptenus italicus L. Familie Locustidae (Laubheuschrecken). Durch die borstenförmigen, langen, dünnen Fühler, die meist länger als der Hinterleib sind, ▼on den Feldheuschrecken leicht zu unterscheiden. Legescheide der 9 lang, säbelförmig, Zirporgan an der Basis der Flügel, Gehörorgan an den Vorderschienen. Die Laubheuschrecken leben mehr im Walde und auf Gebüsch, überhaupt an feuchten Orten, und sitzen meist auch im Gras hoch oben. Sie sind mehr seßhaft und vorwiegend nächtliche Tiere (im Gegensatz zu den Feldheuschrecken). Familie Locustidae (Laubheuschrecken). I i In bezug auf die Nahrung sind die einen mehr karnivor, die anderen mehr herbivor. — Die Eier werden einzeln abgelegt, entweder in den Boden oder in Pflanzenteile, die sie mit ihrem Legesäbel aufschlitzen. Forstlich haben die Laubheuschrecken geringe Bedeutung: in der forstlichen Literatur finden sich nur spärliche Angaben über folgende Gattungen und Arten : Decticus verrucivorus L. (Warzenbeißer). Ein großes Tier von 30 — 45 mm Länge, grün, gelb oder braun gefleckt (Abb. 10). Nach Ratzeburg soll der Abb. 10. Decticus verrucivorus L. (Warzenbeißer). Orig. Warzenbeißer des öftern „durch Befressen junger Kiefern oder der eben auf- gehenden Kiefernsaat" gefährlich geworden sein ; er zählt ihn deshalb zu den ,,sehr schädlichen Insekten'". Da seither meines Wissens keine derartigen Schäden Abb. II. Locusta \iridissima L. (Heupferd). Nat. Größe. mehr gemeldet wurden, und da Ratzeburg ausdrücklich betont, daß noch andere Heuschreckenarten am Fräße beteiligt waren, so möchte ich heute noch kein endgültiges Urteil über die forstliche Bedeutung des Warzenbeißers fällen. — Dasselbe trifft zu für: Locusta viridissima L. (das große grüne Heupferd), über das aber noch spärlichere Angaben in der Forst-Literatur zu finden sind (Abb. 11). 12 Ordnung Orthoptera. Ephippigera Ltr. (Sattelschrecken), plumpe, abenteuerlich geformte Schrecken mit verkümmerten Flügeln und sattelförmig eingedrücktem Halsschild, die bei uns nur in den wärmsten Gegenden (Rheinpfalz) vorkommen, sonst im Süden beheimatet sind und sich mit Vorliebe auf Laubholz, aber auch auf Nadelhölzern aufhalten. Barbitistes Charp., schön gefärbte, bräunlich gefleckte Laubheuschrecken, deren Vorderflügel sehr kurz, deren Hinterfiügel völlig verkümmert sind. (Abb. 12.) Das Hauptverbreitungsgebiet ist der Süden und Südosten Europas, doch sind 2 Arten serricauda F. und constridus Br. auch in Deutschland an verschiedenen Punkten sowohl im Norden als im Süden aufgefunden worden, gewöhnlich ver- einzelt. Die letztere Art B. constridus Bx. wurde jedoch auch schon in größerer Zahl bei uns angetroffen und zwar verschiedentlich in Nadelwäldern, die von der Nonne heimgesucht waren. Mehrere Autoren berichten über das Vorkommen in diesem Zusammenhang (Torka 1908, Baer 1909). „Geradezu in Mengen scheint das Tier (nach Baer) an den kahlgefressenen Fichtenbeständen des Reviers Hermsdorf bei Friedland in Nordböhmen aufgetreten zu sein." Torka fand es in Anzahl in einem von der Nonne befallenen Kiefernwald in Posen. Bezüglich der Nahrung berichtet letzterer, daß Barbitistes sich von den Nadeln der gemeinen Kiefer zu ernähren vermag und sogar die Rinde der neuen Triebe verzehrt. „Gewöhnlich greift er die Doppelnadel an dem ba- salen Teile an und verzehrt das untere Drittel derselben bis auf einen ganz Abb. 12. Barbitistes serricauda F. Orig. dünnen Streifen. Man erkennt schon auf ziemlich weite Strecken diejenigen Kiefernstangen, auf denen Barbitistes gefressen hat, und meist findet man ihn auch mit mehreren Seinesgleichen zusammen. Die vertrockneten Nadeln hängen dann schlaff an den Wipfeltiieben herab, welche er vor allen anderen bevorzugt. Die älteren Fraßstellen sind durch Harzausfiuß gekennzeichnet." Doch verschmäht das Tier nach dem gleichen Autor auch tierische Kost nicht; es fraß in der Gefangenschaft vorgeworfene tote Fliegen und Nonneneier, Auffallend ist der Zusammenhang zwischen dem häufigen Vor- kommen von Barbitistes und Nonn en kalamität. Über ein ähnliches Zu- sammentreffen berichtet Lodes (1907) von einer südlichen Art, Barb. oczkayi Charp., die zusammen mit Schwammspinner {Oc. dispar) auf der zu Istrien ge- hörigen Insel Veglia in großer Zahl aufgetreten ist und sich an der Entlaubung der verschiedenen Laubhölzer beteiligte. Besonders gerne nahm sie die Esche an, von der sie ca. 1000 junge, 3 — lojährige Pflanzen kahl gefressen hat, und zwar derart, daß nur die mittleren Rippen der Blätter übrig blieben. Auch Eiche, Ahorn, Weißbuche u. a. wurden befressen, doch weniger ausgiebig als die Esche. Wie das gleichzeitige Vorkommen von Barbitistes und Nonne resp. Schwamm- spinner zu erklären ist, steht dahin. Baer meint, daß „vielleicht die gleichen günstigen Bedingungen" die stärkere Vermehrung der beiden verursacht haben, Familie Gryllidae (^Grillen). j -y oder aber, daß Barbitistes durch starke Lichtung der Vegetation seiner Schlupf- winkel und auch der Nahrungsquellen so beraubt worden sei, daß er, dadurch sozusagen bloßgestellt, sich mehr als sonst bemerkbar macht". Ich möchte außer- dem auch nicht die Möglichkeit von der Hand weisen, daß auch die reichlich vorhandene Fleischnahrung in Nonnen- und Schwammspinnerrevieren ursächlich an dem vermehrten Auftreten des Barbitistes beteiligt sein könnte. Daß Barbitistes^ wie die meisten Locustiden^ auch Fleischfresser sind, hat Torka durch seine obigen Versuche gezeigt. Isophya Br. — Der Gattung Barbitistes nah verwandt, durch die längeren Fühler (um die Hälfte länger als der Körper) von ihr unterschieden. — Isoph. (amptoxipha Fieb. [= pyrenea Serv.) ist nach den Mitteilungen von Buntschev (1891) in den Stieleichenwäldern Bulgariens schädlich aufgetreten. Die noch flügellosen Larven erscheinen im Februar, steigen, wenn die Knospen zu schwellen beginnen, auf die Bäume, fressen zuerst die Knospen aus und gehen später an die Blätter selbst. Kahlfraß ist oft die Folge. Anfangs April bis anfangs Mai ist der Fraß am stärksten. In Bulgarien waren 1890 — 91 ca. 1000 ha befallen. Meconema varium F. — Eine kleine (lo — 14 mm) Locustide von licht- grüner Farbe. „In ganz Mitteleuropa im Herbst auf Eichen gemein, auch auf Linden. Die länglichen Eier werden unter die Baumrinde gelegt. Die Larven leben häufig in Eichengallen" (Tümpel). Familie Gryllidae (Grillen). An den dreigliedrigen (oder auch nur 2gliedrig) Tarsen von den Locustide) i ^ mit denen sie die langen Fühler gemeinsam haben, leicht zu untei scheiden. Auch die breitere walzenförmige Gestalt, der große Kopf und die meist dunkle Färbung, die langen Schwanzanhänge (Raife) sind charakteristisch für die meisten Grillen. Die Gehörorgane an den Vorderschienen und die Laut- organe an der Basis der Flügel haben sie mit den Locusttden gemein. Die Mehrzahl sind unter- irdisch lebende Tiere, die nur zeitweise aus ihren selbstgegrabenen Röhren herauskomn?en , um bei der geringsten Störung sich wieder dahin zurückzuziehen. Man bekommt sie deshalb gar nicht häufig zu Gesicht, während ihr abendlicher Gesang allen wohl vertraut ist. ') Für uns kommt hauptsächlich eine Form in Betracht, die einen schlimmen Schädling in Pflanzengärten darstellt, nämlich Gryllotalpa vulgaris L. (Maulwurfsgrille, auch Werre, Rentwurm, Reitkröte, Erdwolf usw. genannt). Dieses dunkelbraune, am Körper dicht behaarte, bis 50 mm lange Tier (Abb. 13a u. 13 b) ist durch seine zu Grabschaufeln verwandelten Vorderbeine und die damit zusammen- hängende mächtige Entwicklung der Vorderbrust so auffallend gekennzeichnet, daß es mit keinem anderen Tiere unserer Fauna verwechselt werden kann. Vorderflügel kurz abgerundet -dreieckig, Hinterflügel lang und breit, in der Ruhe zusammengelegt und wie ein paar Schwänzchen den Hinterleib überragend. Die beiden Geschlechter sind nur wenig voneinander verschieden : (^ mit einem deutlichen Schrillorgan an der Basis der Flügeldecken, ferner mit 9 sichtbaren Segmenten, $ nur mit 7. Vorkommen und Lebensweise: Die Maulwurfsgrille ist über ganz Europa verbreitet, vom südlichen Schweden bis Spanien, von der atlantischen Küste bis zum Ural. Seit einem Dezennium ist sie auch in Nord-Amerika ein- ') Der Gesang ist bei manchen orientalischen Völkern so beliebt, daß sie Grillen in be- sonderen kleinen Käfigen — gleich den Kanarienvögeln — in ihre Zimmer stellen. Auf meinen Reisen in Nordafrika sind mir ver.schiedentlich solche Grillenhäuschen mit Grillen angeboten worden. 14 Ordnung Orthoptera. gebürgert. Vertikal steigt sie in den Alpen bis 2300 m Höhe (Niessing 1866). Überall, wo ihr die Bedingungen (vor allem des Bodens) zusagen, kommt sie häufig vor. Frischer, lockerei, nicht beschatteter Boden ist ihr das liebste; sie meidet aber auch feuchte Böden nicht, legt ihre Gänge sogar in Moorböden an, schwimmt nötigenfalls auch im Wasser usw. In ihren Lebensgewohnheiten gleicht sie ganz dem Maulwurf, mit dem sie ja in ihrem Körperbau viele Ähnlichkeiten zeigt (Grabschaufeln usw.). Der größte Teil ihres Lebens spielt sich unterirdisch in selbstgegrabenen (bei Imagines etwa fingerdicken, bei Larven entsprechend dünneren) Gängen ab, die teils so flach unter der Erdoberfläche dahinstreichen, daß der Boden in Form einer ge- schlängelten Linie aufgeworfen ist, teils aber auch tiefer in die Erde dringen. Die Grabarbeit geht in geeignetem Boden sehr schnell vor sich: „auf lockerem Abb. 13 a. Gryllotalpa vulgaris (Maulwurfsgrille). Orig. Abb. 13 b. Vorderbein der Maulwurfsgrille, c Ohröffnung (nach Sharp aus Reh). Gartenboden kamen sie in wenigen Minuten unter die Erde, auf Lehmboden wollte es aber durchaus nicht gehen und sie kamen immer wieder an die Oberfläche" (Ratze- burg). Sie arbeiten dabei hauptsächlich mit ihren ungemein kräftigen Vorderfüßen (Grabschaufeln) nach außen scharrend, während der Kopf gleichzeitig bohrende Bewegungen ausführt. So geschickt die Werre im Graben ist, so unbeholfen ist sie in ihren oberirdischen Bewegungen: das Laufen über der Erde ist nicht ihre Sache und auch ihr Flug, der übrigeng nur selten ausgeführt wird, ist schwerfällig. Sie kommt ja auch gewöhnlich nur für kurze Zeit an die Oberfläche und zum Fliegen, hauptsächlich an warmen, schwülen Abenden während der Fort- pflanzungszeit, die von Ende Mai, anfangs Juni bis Ende Juli dauern kann. Um diese Zeit kann man auch das Zirpen des J, das dem fernen monotonen Schwirren des Ziegenmelkers {Caprimulgus europaeus) vergleichbar ist, vernehmen. Die Begattung findet (nach Boldyrev 1913) nach längerem Liebes- werben in folgender Weise statt (Abb. 14): das Weibchen sitzt auf dem Rücken des Männchens, fest an das letztere angeschmiegt und stützt sein i. Beinpaar gegen die Vorderbrust des Männchens, während es sich mit dem 2. und 3. Bein- paar an den Wänden des Ganges festhält. Während der Begattung bleibt das Familie Gryllidae (Grillen). 15 Weibchen unbeweglich, nur sein Hinterleib biegt sich nach unten. Die Lage des Männchens weist auf eine heftige Spannung hin ; mit dem ein wenig ge- senkten Kopf und Pronotum, mit hoch aufgerichtetem langgestrecktem Hinterleib steht das Männchen auf dem i. und 3. Beinpaar (das 2. Beinpaar berührt die Erde nicht). Seine Flügel hängen tief an den Seiten des Abdomens herab, den Rückenteil des letzteren frei lassend; die Cerci sind schief nach oben gerichtet. Der Begattungsakt dauert 2—3 Minuten. Am Anfang des Begattungsaktes be- finden sich der Hinterleib des Männchens und besonders die Anhänge seines Kopulationsapparates in einer langsamen wellenförmigen Bewegung, die durch die Einführung der Spermatophore in die Genitalöffnung des Weibchens hervor- gebracht werden könnte. Je näher der Begattungsakt seinem Ende zuschreitet, um so heftiger und häufiger werden diese konvulsiven Bewegungen, bis endlich das Männchen die Hinterleibspitze hoch streckt und das Abdomen des Weibchens mit aufhebt. In demselben Moment wird zwischen den ausgestülpten Genital- anhängen des Männchens eine weiß gefärbte Spermatophore sichtbar, welche im Abb. 14. Die Maulwurfsgrille (Gryllotalpa vulgaris) in Kopulastellung (nach Boldyrev). Das 2 sitzt auf dem Rücken des (^. Laufe von i — 2 Sekunden schon an die weibliche Genitalöffnung angeheftet wird. Zugleich, nicht ohne gewisse Anstrengung, löst sich das Männchen vom Weibchen los und läuft rasch davon; das letztere fällt kraftlos zu Boden und bleibt so eine Zeitlang unbeweglich sitzen. Nach der Begattung gräbt das Weibchen an einer humusreichen, der Sonne möglichst ausgesetzten Stelle einige schneckenförmig verlaufende Gänge in die Tiefe und legt hier ein etwa kartoffelgroßes Nest an, dessen Innenwände durch Befeuchten mit Speichel und Festdiücken mittels des Brustschildes geglättet werden. Wird des Nest in einer Wiese angelegt, so beißt das Weibchen darüber alle Graswurzeln durch, wodurch der Boden hier freigelegt und den Sonnen- strahlen ausgesetzt wird. Je nach der Bodenart findet sich das Nest in 10 cm bis 1 m Tiefe; von ihm aus laufen noch mehrere Gänge nach oben und nach unten, letztere offenbar zum Abfließen etwa eindringenden Wassers. In das Nest legt das Weibchen in Zwischenräumen etwa 200—300 hanfkorngroße, etwas platt gedrückte, gelblichweiße, sehr zähschalige Eier. Nach i bis 3 Wochen schlüpfen die zuerst weißlichen, später schwärzlichen, ameisen- j5 Ordnung Orthoptera.| ähnlichen Jungen (ohne Nebenaugen) aus, die sich in etwa vierwöchentlichen Pausen in demselben Jahre noch dreimal häuten. Sie bleiben unter der Obhut der Mutter bis zur zweiten Häutung zusammen. Zuerst fressen sie Humus, später die feinen Würzelchen dicht unter der Oberfläche, so daß man ihren Aufenthalts- ort an dem stetig sich vergrößernden Kreise absterbender Pflanzen erkennt. Nach der zweiten Häutung zerstreuen sie sich und beginnen einzeln zu graben. Zum Winterschlafe gehen sie fuß- bis metertief in die Erde. Im März erwachen sie ; sie häuten sich nun noch zweimal. — Die Generation ist nach den meisten Autoren i jährig, doch wird von verschiedenen Forschern auch eine mehrjährige Generation angenommen (Reh, Hdb. S. 215). Was die Nahrung betrifft, so lebt die Maulwurfsgrille sowohl von tierischer, als auch von pflanzlicher Kost. Nach dem Bau des Darmkanals ist sie allerdings vornehmlich Fleischfresser. Alle die zahlreichen unterirdisch lebenden Insekten, wie Drahtwürmer, Engerlinge, Tipulidenlarven, dann auch Würmer, Schnecken usw. werden von ihr verspeist. Daneben verschmäht sie aber auch nicht Wurzeln, zarte Keimlinge und junge Pflanzen, wobei sie auch oberirdische Pflanzenteile angreift. So beobachtete Koch (1905) an einjährigen verschulten Fichtenpflanzen einen Rindenfraß oberhalb des Wurzelhalses, der an Rüsselkäferfraß erinnerte, doch durch das langfaserige Aussehen der Fraßränder sich davon deutlich unterschied. Auch AI tum (F. 328) berichtet von einem ganzen oder halben Durchnagen junger Buchenpflanzen über dem Wurzelanlauf. Paravicini (1911) wies durch Fütterungsversuche, durch Untersuchungen des Magen- und Darminhaltes, sowie durch anatomische Untersuchungen des Kau- magens nach, daß erwachsene Maulwurfsgrillen sogar verholzte Teile (z. B. ältere Wurzeln) fressen und verdauen. Ritzema Bos (1893) fand bei Magen- untersuchungen von 10 Maulwurfsgrillen fast ausschließlich Pflanzenreste, nur bei wenigen auch noch tierische Reste. Forel (1892) dagegen fand im Magen meist tierische Reste und nur unbedeutende Pflanzenreste. Zacher (1912) stellte bei der Mehrzahl der untersuchten Grillen tierische und pflanzliche Reste im Magen fest. Über die Feinde der Werre wissen wir noch wenig; der wichtigste ist der Maulwurf, der die Werre ungemein hitzig verfolgt (Zdarek 1881), auch Spitzmäuse, Igel, Fuchs, Katze und Schwein stellen ihnen nach, ferner Krähen, Wiedehopf, Würger, Eulen usw. (Reh). Wirtschaftliche Bedeutung. — Wenn die Maulwurfsgrille auch durch Vertilgung zahlreicher unterirdischer Schädlinge gewiß einigen Nutzen stiftet, so ist ihr Schaden doch noch weit größer, so daß wir sie als ein sehr schäd- liches Insekt bezeichnen müssen.^) Besonders schädlich wird sie der Land- wirtschaft und der Gärtnerei; doch kann sie auch forstlich sehr unangenehm werden, vor allem da, wo es sich um gärtnerische Betriebe handelt, also in Saatkämpen und Pflanzgärten. Ihre Schädlichkeit beruht einmal darin, daß sie, wie eben erwähnt, unter- und oberirdische Pflanzenteile frißt; noch größerer Schaden aber wird dadurch *) In Italien existiert ein Sprichwort, das besagt, daß der Reiter beim Anblick einer Werre vom Pferde steigen soll, um sie zu töten. Familie Gryllidae (Grillen). 17 bedingt, daß die Werre bei der Herstellung ihrer Gänge die Wurzeln vieler Pflanzen mit ihren Grabschaufeln zerreißt oder mit den Kiefern abbeißt; es ist dann oft ein ganzes Stück (entsprechend dem Durchmesser des Ganges) aus der Pflanze herausgerissen, so daß das Pfiänzchen nur noch ganz lose im Boden steckt oder umfällt. Endlich werden auch durch das Aufwerfen der Gänge viele junge Pfiänzchen in ihrem Wurzelwerk gelockert oder gehoben, wodurch sie vertrocknen. Wo eine starke Vermehrung der Maulwurfsgrille stattfindet, können die ganzen Kulturen durch diese doppelte Art der Beschädigung zugrunde ge- richtet werden. In den von Koch (1905) beobachteten Fällen (Forstamt Mühl- dorf am Inn und Landau a. d. Isar) wurden außer der ganzen Fichtensaat noch 25 — 30% der verschulten Pflanzen in der oben beschriebenen Weise vernichtet. Bekämpfung.^) — Vorbeugen kann man durch Reinigen (tiefes Umhacken) der Beete vor der Saat, oder durch Umziehen der Beete mit Fanggräben oder mit 3 — 5 cm hohen Brettern oder Zinkstreifen, welche eben so tief in den Boden eingelassen sind. Die Vernichtung der vorhandenen Werren kann auf verschiedene Weise geschehen : Durch Wegfangen der einzelnen Grillen im Sommer bei ihren abend- lichen Konzerten mittels Spaten. Durch Abfangen in Fanggräben oder in Fangtöpfen: Blumentöpfe oder Konservenbüchsen leisten dabei gute Dienste. Sie werden so tief ein- gegraben, daß ihre oberen Ränder tiefer liegen als die Erdoberfläche, die mög- lichst fest angedrückt und gerundet wird. Die Wirkung der Fangtöpfe wird wesentlich erhöht, wenn die verschiedenen Fangtöpfe mit fest auf den Boden aufgedrückten Latten oder Zinkstreifen miteinander verbunden werden, wodurch die zur Paarungszeit nächtlich herumlaufenden Werren zu den Töpfen hin- geleitet werden. Durch Aufsuchen und Zerstören der Nester: Dies hat Ende Juni, anfangs Juli zu geschehen, wenn die Werren ihre Eier abgelegt haben. „Da, wo sich im Juni oder Juli, zuweilen schon im Mai, häufig Röhren zeigen, oder wo man ungewöhnlich viel Werren über der Erde bemerkt oder gefangen oder abends schrillen gehört hat, da achte man besonders auf den Pflanzenwuchs. Auf Grasplätzen — denn auch diese muß man, da von ihnen öfters der Herd des Fraßes sich ausbreitet, im Auge behalten — sieht man das Gras an einzelnen Stellen absterben und gelb werden, auf Saatbeeten geht es mit den Keimlingen ebenso. Hier wird man denn auch bald die nur wenig tief unter der Erd- oberfläche verlaufenden Röhren des Insektes entdecken. Sie sind etwas er- haben, besonders nachdem es geregnet hat; man kann leicht mit dem Finger hineinfahren und sie verfolgen. Da, wo sie in einem Kreise laufen, der 15 bis 30 cm Durchmesser zu haben pflegt, oder wo überhaupt viele Gänge benachbart zu sehen sind, und da, wo sie sich etwas mehr in die Tiefe senken, hat man das Nest zu erwarten." Dieses muß ringsum freigelegt und als Erdklumpen *) Eine ausführliche Zusammenstellung aller bisher empfohlenen Bekämpfungsmittel gibt Koch (1905). Escherich, Foistinsekten. II. Bd. 2 %k. y l8 Ordnungsgruppe Orthopteroidea. herausgehoben werden. Die darin enthaltene Brut usw. wird am besten durch Überbrühen mit heißem Wasser vernichtet. Durch Fangen mit Hilfe besonderer Fallen, die in die Laufröhren eingesetzt werden. Am bekanntesten ist die Lessersche Falle: ein in der Mitte auseinandernehmbares Rohr, das an den zwei Enden nach innen bewegliche Klappen besitzt. (Abb. 15.) Die den Gang passierenden Maulwurfsgrillen können wohl in das Rohr hinein, aber nicht mehr heraus. Durch Eingießen von Wasser mit Öl in die Gänge. Zuerst wird etwas Wasser, dann etwas Öl und endlich reichlich Wasser nachgegossen. Die Werren kommen mit Öl beschmiert heraus und ersticken entweder von selbst oder können leicht getötet werden (Reh). An Stelle von öl kann man natürlich auch andere fett- haltige Flüssigkeiten benützen. Durch Abtöten der Werren in ihrem Bau mit Schwefelkohlenstoff. Man gießt in den in die Tiefe führenden Gang aus einer Petroleumkanne etwa 5 ccm Schwefelkohlenstoff und tritt das Loch wieder zu. Durch Vergiften mit Giftköder, der in die Gänge gelegt wird. Emp- fohlen werden Phosphorpillen oder ein Arsenikteig, folgendermaßen zusammen- gesetzt: 0,75 kg Lebkuchen (getrocknet oder pulverisiert) 0,75 kg Mehl, 0,75 kg Honig und 2 g Arsenik, gut durchgeknetet und in erbsengroßen Bröckchen ausgelegt. Abb. 15. Werrenfalle nach Lesser. (Nach Rörig, aus Reh). Gryllus campestris L. (Feldgrille). Außer der Maulwurfsgrille ist forstlich nur noch die Feldgrille erwähnenswert: OrylltLS eampestris L., durch den einfachen Bau der Vorderbeine, durch die Legescheide des $, den ge- Abb. 16. Gryllus campestris $. Feldgrille. Vergr. — Orig. wölbten Kopf, den quadratischen Prothorax und die den Hinterieib ganz deckenden Vorder- flügel ausgezeichnet. Schwarz, mit bräunlichen Flügeln und blutroter Unterseite der Hinter- schenkel. 20—25 "it" lang. (Abb. 16.) Familie Gryllidae (Grillen). jg Über ganz Europa mit Ausnahme von Skandinavien, in Asien bis zum Himalaya verbreitet. Vorwiegend auf Wiesen und grasigen Wegrändern. Das 5 legt seine Eier einzeln in die Erde. Nach 4 Wochen kriechen die Jungen aus, die zuerst oberirdisch leben. Erst nach der zweiten Häutung beginnen sie zu graben. Überwinterung als Nymphe in der Erde. Sie lebt von Gras, Kräutern, Samen, Tieren, selbst von großen Raupen (Reh). Forstlich ist sie verschiedentlich schädlich aufgetreten: so hat sie (gemeinsam mit lettix subidata) durch Befressen junger Buchen und Eichen ge- schadet. Und sodann ist sie einmal in einer Birkensaat, die unter dem Schutze einer Hafersaat erzogen werden sollte, in solch unglaublicher Menge aufgetreten, daß der Boden vollkommen unterv/ühlt wurde und die Saat mißriet. Wahr- scheinlich hatte der Hafer die Grillen angelockt. Als Abwehrmaßregel haben sich in diesem Falle umgestülpte, mit Steinen gespickte Rasen imd leicht bedeckte Heubüschel bewährt, unter denen sich die Grillen ansammelten (Pollak 1889). Literatur über die Orthoptera. Baer, W., 1909, Bemerkungen über Barbitistes constrictus Br. usw. — In: Zeitschr. f. wiss. Ins. Biol. Bd. V, S. 136. Boldyrev, B. Th., 1913, Die Begattung und der Spermatophorenbau bei der Maulwurfsgrille (Oryllotalpa vulgaris). — In: Zool. Anzeiger, S. 592 ff. Bredemann, G., 1916, Die Heuschreckenplage in Anatolien und Nordsyrien und ihre Be- kämpfung im Jahre 1916. — In: Z. f. ang. Ent. III, S. 398 ff. Bücher, H., 191 8, Die Heuschreckenplage und ihre Bekämpfung. — In: Z. f, ang. Ent , Bd. V, Beiheft I Buntschev, St, 1891, 'Emt Locusta-Ari in den bulgarischen Wäldern. — In: Ost. F.-Z. IX, S. 257. Eckstein, K., 1904, Beiträge zur genaueren Kenntnis einiger Nadelholzschädlinge. — In: Z. f. F. u. J., S. 359. Enslin, E., 1918, Die Wanderheuschrecke. — In: Intern. Entomol. Zeitschr. (Guben), Nr. 4 (18. Mai). Forel, 1872, Wovon lebt die Maulwurfsgrille? — In: Z. f. Pflanzenkr. II, S. 182. Gerstäcker, A., 1876, Die Wanderheuschrecken. Berlin 1876. Grunert, 1863, Heuschreckenschwärme. — In: Grunerts forstl. Blätter. 5. Heft, S. 238 — 242. Koch, R., iqo5, Die Maulwurfsgrille (Oryllotalpa vulgaris) als Rindenschädling junger Fichten- pflanzen. — In : Nat. Z. f. L. u. F. III, S. 470 ff. Kollar, 1858, Beitrag zur Geschichte schädlicher Heuschrecken., — In: Verhandl. zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 8, S. 321. Künstler, 1864, Über Heuschreckenfraß. — In: Verhandl. zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 14, s. 769-776. Lodes, A., 1907. Ein neuer Laubholzschädling (Barbitistes Oexkayi Charp.). — In: Ctrlbl. f. d g. F., 33. Bd., S. 129. Nies sing, U., 1863, Meine Beobachtungen über die schädliche Maulwurfsgrille usw. — In: Deutsches Magazin für Garten- und Blumenkunde. S. 337 — 348. Paravicini, E., 1919, Zur Biologie der Maulwurfsgrille. — In: Schweiz. Zeitschr. f. Obst- u. Weinbau, Nr, 3. Pollak, F., 1889, Zur Schädlichkeit und Vertilgung der Feldgrille. — In: Ost. Forstz., S. 275. Red tenbacher, J., 1893. Über Wanderheuschrecken. — Progr. Budweis. Richter, D., 186&, Die Entlaubung eines Waldes durch Heuschtecken. — In: Österr. Monats- schrift f. Forstw., XVI. Bd., S. 658-661. Ritzema Bos, 1893, Wovon lebt die Maulwurfsgrille? — In: Z. f. Pflanzenkr. III, S. 26 — 28. Syrutschek, j". , 1892, Eine Heuschreckenart als Waldschädling. — In: Österr. Forstz., S. 76-77- Tümpel, R., 1901, Die Geradflügler Mitteleuropas. Eisenach. Torka, V.. 1909, Eine Rieseninsekt aus der Ordnung der Orthopteren. — In: Zeitschr. f, wiss, Ins. Biol. V, S. 2 1 7 ff. Zacher, Fr., 1912, Zur Biologie der Maulwurfsgrille. — In: Mitteilungen aus d. k. Biolog. Anstalt. Heft 12. Zacher, Fr., 1917, Die Geradflügler Deutschlands. Jena. Zdärek, 1881, Aus dem Leben der Werre. — In: C. f. d. g. F. VII, S. 157—158. Ordnungsgruppe Orthopteroidea. 2. Ordnung: Dermaptera. Die Dermapteren (Forficularia, Ohrwürmer) sind leicht kenntlich an den kurzen, den größten Teil des Hinterleibs unbedeckt lassenden Flügeldecken, unter denen die großen Hinterflügel in mehrfacher, höchst komplizierter Faltung untergeschlagen werden, und den kräftigen langen Zangen am Ende des Hinterleibes (Abb. 17). Letztere dienen als Verteidigungsmittel, als Haltapparat bei der Begattung und zum Ent- und Zusammenfalten der Hinterflügel. Körper flach, lang gestreckt. Kopf fast wagrecht; Fühler schnurförmig, kaum halb so lang als der Körper, 10 — ßogliedrig. Die Laufbeine mit 3 gliederigen Tarsen. Die Ordnungsgruppe enthält verschiedene Familien mit zahlreichen über die ganze Erde verbreiteten Gattungen und Arten, von denen aber auf unser Faunengebiet kaum ein Dutzend Formen entfallen. Die Ohrwürmer gehören infolge ihres häufigen Vorkommens in Gärten, Be- hausungen usw. zu den bekanntesten Insekten. Biologisch sind sie sehr interessant durch die weitgehende Brutpflege, welche die $9 den Eiern und jungen Larven angedeihen lassen, (Näheres darüber bei Verhoefi 19 12.) Bezüglich der Nah- rung gehen die Meinungen der Autoren viel- fach auseinander: die einen halten die Ohr- würmer hauptsächlich für Fleischfresser, die sich räuberisch von allen möglichen Insekten nähren, nach anderen sind sie in erster Linie Pflanzenfresser. Lüstner (1914) hat eine ausführliche Übersicht über die verschiedenen in der überaus umfangreichen Literatur über diesen Gegenstand niedergelegten Anschauungen gegeben. Auf Grund zahlreicher eigener Magen- resp. Kropfuntersuchungen kommt derselbe dann zu dem Ergebnis, daß der Ohrwurm ein AUes- fresser ist, der sowohl abgestorbene und auch lebende Pflanzenteile (besonders die Antheren ^ ^ ^ der Staubgefäße und die Blätter) frißt als auch Abb. 17. Forficula auricularia L. tierische Stoffe, letztere meist nur in totem (Gemeiner Ohrwurm), a) Männchen, Zustand. Die Pfianzennahrung überwiegt nach b) Zangen des $. — Orig. Lüstner weit die Fleischnahrung, die nur zu- fällig oder bei Nahrungsmangel aufgenommen wird. Dieser Auffassung stehen aber andere Beobachtungen gegenüber, wonach die Ohrwürmer sehr gern auch lebende Tiere verzehren, vor allem Blatt- läuse. Verhoeff (1909) berichtet, daß 50 Ohrwürmer in einer Stunde mit einer Blattlauskolonie von ca. 200 Stück vollkommen aufgeräumt haben. Es ver- halten sich demnach die Ohrwürmer verschieden, wohl je nach den äußeren Ver- hältnissen und wohl auch je nach der Art, Forstlich kommt den Forficulide?i eine kaum nennenswerte Be- deutung zu; als Blattlausfresser können sie unter Umständen nützlich wirken! Die bekanntesten Arten unseres Faunengebietes sind : Forficula amicidaria L. , der gemeine Ohrwurm (Abb. 17). Zangen- hälften beim Männchen stark bogenförmig gekrümmt, beim $ an der Spitze ge- kreuzt, Halsschild quadratisch, Hinterfiügel vorhanden. Überall häufig. Chelidura acanthopygia Gen., Waldohrwurm. Zangenhälften beim J schwach gekrümmt, beim 5 sich nicht berührend, Hinterfiügel fehlen. Im Walde auf Bäumen, vornehmlich auf Nadelholz. Familie Blattidae (Schaben). 2 I Labia minor L. Halsschild länger als breit. Hinterffügel vorhanden. Fliegt, abweichend von den anderen Ohrwürmern, häufig am Tage um Mist- haufen, über Dungwiesen usw. Literatur über Dermaptera. Lüstner, G., 1914, Die Nahrung des Ohrwurms {Forficiüa auricularia) nach dem Inhalt seines Kropfes. — In : Centralbl. f. Bakt. 2. Abt. Bd. 40, S. 482 ff. (Enthält zahlreiche Literaturangaben.) Reichert, Alex , 1917, Ohrwürmer. — In: Ent. Jahrbuch, S. I78ff. Schwartz, M., IQ08, Über den Schaden und Nutzen des Ohrwurmes (Forficula auricularia). — In: Arb. Kais. Biol. Anstalt f. Land- und Forstwirtschaft, S. 847. Tümpel, 1901, Die Geradflügler Mitteleuropas. Eisenach. Verhoeff , C„ 1909, Über Dermapteren. VI. Aufsatz: Zur Biologie europäischer Ohrwürmer. — In: Biol. Centrlbl. 29, S. 582 ff. Verhoeff, C, 1912, Über Dermapteren. VII. Aufsatz: Zur Kenntnis der Brutpflege unserer Ohrwürmer. — In: Zeit. f. wiss. Ins. Biol. Zacher, Fr., 19 17, Die Geradflügler Deutschlands. Jena. 3. Ordnung: Oothecaria. Die Oothecaria haben ihren Namen („Eipacketleger") von der Gewohnheit der 9$, ihre Eier stets in größerer Zahl vereinigt in Kapseln, die aus verhärtetem Drüsensekret gebildet sind, unterzubringen. — Zu ihnen gehören außer den süd- lichen Fangheuschrecken (Mantidae) die Schaben. Familie Blattidae (Schaben). Die Schaben (Blattidae) zeichnen sich durch ihren platten eiförm'gen Körper, den senkrecht gestellten, unter der großen Vorderbrust verborgenen Kopf, die flachen Schenkel und stark gestachelten Schienen, sowie die mitunter allerdings rudimentär bleibenden oder fehlenden, an der Naht übereinander greifenden Flügeldecken aus. Die Ralfe sind gegliedert. (Abb. 18.) Es sind nächtliche, sehr gefräßige Tiere, welche forstlich ohne Be- deutung sind. Ein ganz unschädlicher Waldbewohner ist die bei uns häufige Abb. 18. Periplaneta orientalis; Männchen. Weibchen mit vorbrechender Eikapsel. ^/^. Blatta (Ectobia) lapponica L. Dagegen richten andere Arten in den Wohnungen und Vorratsräumen, besonders in den Bäckereien und Mühlen vielfach Schaden an. Es sind dies die bei uns einheimische Blatta (Phyilodromia) germanica L., die deutsche Schabe, ein bis 13 mm langes, gelbbraunes Tier, sowie die aus Asien bei uns eingeschleppte Blatta (Periplaneta) orientalis L., die Küchenschabe 22 Ordnungsgnippe Oithopteroidea. (auch Schwaben oder Russen genannt), ein sehr häufiges, bis 30 mm langes dunkelschwarzbraunes Tier. Als Gegenmittel gegen die lästigen Hausbewohner haben sich Mischungen von Arsenik, Mehl und Zucker oder Borax und Zucker gut bewährt. Auch mit Bier, in flachen Tellern aufgestellt, lassen sich die Schaben leicht fangen; sie trinken aus dem Bier, bis sie berauscht werden, fallen dann in dasselbe und er- trinken (Reh). 4. Ordnung: Corrodentia. Die Corrodentien enthalten 4 Unterordnungen: Die Isoptera (Termiten), Copeognaiha (Rindenläuse), Mallophaga (Pelzfresser oder Haarlinge) und Anoplura (echte Läuse). Unterordnung Isoptera (Termiten).^) Mundteile beißend, wohl entwickelt; Fühler schnurförmig, die 4 Flügel gleichartig, netz- artig, groß, den Hinterleib weit überragend, werden nach dem Hochzeitsflug abgeworfen ; Tarsen 4 gliedrig. Die Termiten oder „weißen Ameisen" schließen sich sowohl morpho- logisch als biologisch an die Blattiden (Schaben) an. Ihr geselliges Leben ist aber noch weit ausgeprägter als bei diesen und hat zu einem wohl organisierten Staaten- leben geführt, das auf einer weitgehenden Polymorphie und Arbeitsteilung beruht. Wir unterscheiden überall zwei scharf getrennte Kasten (Abb. ig): Die Fortpflanzungstiere und die Arbeitstiere. Erstere besorgen lediglich die Fortpflanzung, letztere, die zur Fortpflanzung unfähig sind, verrichten alle übrigen Arbeiten. Erstere sind geflügelt, werfen aber nach dem Hochzeitsflug die Flügel ab, so daß nur kurze Stümpfe übrig bleiben, letztere sind stets ungeflügelt. — Die Arbeiter, die auch ihrerseits wieder in ver- schiedene Kasten gespalten sein können (Soldaten usw.), stellen die Hauptbevölkerung jedes Termitenstaates dar, dazu kommt noch das entflügelte „Königliche Paar", ferner mehr oder weniger zahlreich geflügelte junge Geschlechtstiere und die Larven, die sich von den Arbeitern hauptsächlich durch die kleinere Gestalt unterscheiden. Die Größe der Staaten ist sehr verschieden je nach Art und Alter: manche Kolonien bringen es nur zu einigen Hundert Einwohnern, andere zu vielen Millionen. Näher kann auf die über- aus interessanten Einzelheiten des Termiten- staates hier nicht eingegangen werden. Abb. 19. Leucotermes lucifugus Rossi, I Arbeiter, 2 Soldat, 3 Nymphe, 4 Ersatzkönigin, 5 geflügeltes Geschlechts- tier, Nach Grassi aus Silvestri. ^) Zusammenfassende Darstellungen : Escherich, K., Die Termiten oder weißen Ameisen (Leipzig 1909); und derselbe, Termitenleben auf Ceylon Qena 19 10). Unterordnung Isoptera (Termiten). 23 Das Leben der Termiten spielt sich größtenteils im Dunklen ab. Sie wohnen entweder in Erdbauten, die viele Meter hoch über den Boden hervor- ragen können, oder aber in ausgehöhlten Baumstämmen usw. Wenn sie ge- zwungen sind ihre Bauten zu verlassen, so errichten sie meist Tunnels aus Erde, unter deren Schutz sie ihre Exkursionen machen. S' Jj Ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus Pflanzenstoffen aller Art, toten oder lebenden, vor allem aber verarbeitetem Holz. Ais Holzzerstörer nehmen sie die erste Stelle ein (Linne nennt die Termiten ^^Sutnma calamitas utrtusque Indiae^''). Die Termiten verfahren dabei gewöhnlich so, daß sie entweder unterirdisch oder unter gedeckten Galerien zu dem betreffenden Gegenstand zu gelangen suchen, dann an einer Stelle in denselben eindringen und nun in ihm ihr Zerstörungswerk Abb. 20. Kistendeckel aus Daressalaam (Ostafrika) von Termiten befallen. 7^ nat. Größe. (Aus Eckstein, Holzkonservierung). beginnen. Die befallenen Balken usw. werden entweder radikal oder mit Belassung der härteren Teile der Jahresringe ausgefressen und durchhöhlt, wobei aber stets sorgfältigst vermieden wird, daß die äiißeren Wände angegriffen oder auch nur verletzt werden. (Abb. 20.) Der betreffende Gegenstand sieht daher von außen völlig intakt aus ; um so größer ist natürlich das Erstaunen, wenn man beim Anlehnen an einen solchen Balken keinen Widerstand findet, sondern einfach durch den ganzen Balken durchfährt. Bretter, die auf dem Boden liegen, werden von der Unterseite her angegriffen und soweit ausgehöhlt, daß an der Oberseite nur eine dünne Lamelle übrig bleibt. In etwas milderer Weise verfährt die turkestanische Termite (Hodotermes turkestanicus Jacobs.y* bei ihren Angriffen auf die aus Fichtenholz bestehenden Tele- graphenstangen der transkaspischen Bahn; dieselben werden alljährlich ringsum mit einer Erdkruste bedeckt, die gegen Ende des Sommers gewöhnlich vom Boden bis zur Spitze der Pfähle reicht, im Winter aber wieder abfällt. Unter 24 Ordnungsgruppe Orthopteroidea. dieser Kruste fressen die Termiten nur eine dünne, Y2 ^^ starke Schicht des grau gewordenen oder verwitterten Holzes. Wenn diese Angriffe sich auch all- jährlich wiederholen, so dürfte es bei dieser geringen Beschädigung doch recht lange dauern, bis die Stangen unbrauchbar werden. Manche Hölzer haben weniger unter den Termiten zu leiden, teils wegen ihrer Härte (Eisenholz, Sideroxylon), teils wegen ihres Geruches (Kampherholz usw.). Ob es völlig »termiten feste« Hölzer gibt, mag dahingestellt bleiben. Auch die lebende Pflanzenwelt wird von den Termiten angegriffen. Die Stämme von Bäumen und Sträuchern werden ausgefressen, so daß diese ab- sterben oder durch Winde geworfen werden. Glücklicherweise kommen die Termiten in unserem Faunengebiet nicht vor. i) Sie sind in ihrer Hauptmasse auf tropische Länder beschränkt. Nur einzelne Arten dringen bis Südeuropa vor (Calotermes flavicollis F. und Leucoiermes lucifugus Rossi). Sie haben in Südfrankieich oft schon arge Zerstörungen verursacht, sowohl in Gebäuden als auch an der Vegetation: Obstbäume, Zypressen, Hainbuchen, Linden, Weißdorn usw. wurden durch sie zum Absterben gebracht; in Häusern A B Abb. 21. Holzläuse. A Eine Psocide, B Troctes divinatorius Müll. Stark vergr. Aus Silvestri. haben sie Balken, Treppenpfosten zerstört, sie sind ferner in Bibliotheken ein- gedrungen und haben dort die Bücher bis auf die äußersten Teile der Einbände ausgefressen usw. In den tropischen Ländern hilft mau sich gegen die Termitengefahr haupt- sächlich durch prophylaktische Maßnahmen (möglichst weitgehende Ver- wendung von Stein und Eisen oder „termitenfesten" Hölzern oder durch Im- prägnieren der Hölzer.^) Zur Vertilgung der Termiten in ihren Bauten usw. verwendet man giftige Gase (Arsenik 85^/0, Schwefel iS^o); ^^^ "^^"^ ™^^ Hilfe einer Luftpumpe („Ameisen- Vertilger") in die unterirdischen Gänge und Kammern treibt. 3) ') Mitunter werden Familien bei uns eingeschleppt, doch können sie sich bei uns, wenigstens im Freien, nicht halten. In Warmhäusern dagegen können sie sich wohl vermehren und Schaden anrichten, wie es vor Jahren in Wien der Fall war. -) Als Imprägnierungsflüssigkeit verwendet man gewöhnlich Teerprodukte. Doch scheint die dadurch erzielte Immunität nicht absolut und nur von kurzer Dauer zu sein. Neuerdings sucht man durch Beigabe von Arsenikpräparaten die Wiikung zu erhöhen. •■') Näheres darüber in Escherich, Termitenleben auf Ceylon, Unterordnung Copeognatha. — Unterordnung Mallophaga. 25 Unterordnung Copeognatha (Holz- oder Rindenläuse). Die Holzläuse (Abb. 21) sind kleine, nur wenige Millimeter lange, zarte Tierchen, welche sich durch lange borstenartige Fühler, fehlende Lippentastet und 2- oder 3gliedrige Tarsen aus- zeichnen. Die Innenladen haben die Form eines ziemlich langen meißelartigen Stabes (daher der Name „Meißelkiefler'- — Copeognatha). Entweder sind 4 gleichartig zarte, in der Ruhe steil dachförmig gelagerte Flügel vorhanden, oder die Flügel fehlen ganz. Die meisten geflügelten Formen (Psociden) leben einzeln oder in größeren Gesellschaften auf Baumstämmen, Ästen, Scheitholz, wo sie sich von Flechten, Algen, Pilzen usw. nähren. Die ungeflügelten Trodiden (Staubläuse) halten sich meist in Wohnungen auf an alten verstaubten wurmstichigen Möbeln, zwischen Büchern, in Herbarien, in vernachlässigten Insekten- sammlungen usw. und können dadurch auch dem Entomologen lästig werden. Die bekanntesten Arten sind: Trocies divinatorius Müll. (Staublaus) und Atropns pulsatorius L. (Bücherlaus). Letztere kann trotz ihrer geringen Größe iz mm) i3 ^^g— i' y" ABC Abb. 22. Verschiedene Mallophagen. A Federling der Stockente (Lipeurus squalidus Nitzsch.) B Federling des Rebhuhns (Goniodes dispar Nitzsch.), C Haarling des Rothirsches (Trichodectes. longicornis Nitzsch.). Stark vergr. — Aus Giebel. durch Aufschlagen mit dem Kopfe auf Papier oder ähnliche Unterlagen einen ziemlich lauten Klopfton hervorbringen. Unterordnung Mallophaga (Pelzfresser, Haarlinge, Federlinge). Die Pelzfresser sind flügellose, abgeflachte Tiere (Abb. 22), die sich auf der Haut oder zwischen den Haaren von Säugetieren und Vögeln aufhalten. Sie haben viel Ähnlichkeit mit den echten Läusen, unterscheiden sich aber von ihnen durch die kauenden Mundwerkzeuge. Die Mallophagen nähren sich von abgenagten Haar- oder Federsubstanzen, von oberflächlichen Hautschüppchen, talgartigen Ausschwitzungen usw. , fügen also für gewöhnlich ihren Wirten keinen nennenswerten Schaden zu, selbst wenn sie, wie es oft der Fall ist, in großen Massen auf ihnen vorkommen. Besonders häufig sind sie auf Vögeln. Fast jede Vogelart hat ihre besondere Federlingart; ja in der Regel kommen auf jeder Vogelspezies mehr Mallophagenarten, zum mindesten 2, bisweilen aber auch 5 oder noch mehr vor. Ganz frei von Mallophagen dürfte, wenigstens dauernd, keine Vogelart sein. Unter dem Federwild ist namentlich der Auerhahn stark von Federungen be- 26 Ordnungsgruppe Orthopteroidea. setzt, unter denen Goniodes chelicornis Nitzsch. der häufigste ist. Von den auf Säugetieren lebenden Mallophagen sei besonders der Hundehaarling oder die unechte Hundelaus, Irichodectes latus N. {canis Deg.) genannt, der neben dem Hundefloh als der Zwischenwirt des gemeinen Hundebandwurms (Taenia cucumerina) dienen kann. Auch unser Wild und Raubzeug beherbergt ver- schiedene Haarlinge, z. B. Rotwild Trichodectes longicomis Nitzsch., Damwild 7r. tibialis Piaget, der Fuchs 7r. micropus Giebel usw. Unterordnung Anoplura (Läuse). Die echten Läuse sind vor allem durch die stark rückgebildeten und modifizierten Mund- gUedmaßen charakterisiert: Ober- und Unterkiefer rückgebildet, Oberlippe zu einem Saugrohr, Unterlippe zu einem Bohrstachel umgewandelt. Die Brustsegmente sind nur undeutlich geschieden. Flügel fehlen. Die Beine sind als Klammerorgane ausgebildet. (Abb. 23 A.) Die Anopluren umfassen mehrere Familien mit über hundert Arten, die alle parasitisch auf der Haut von Säugetieren leben und von deren Blut sich nähren. Die birnförmigen Eier (Nissen) werden /"^.a^.'^Vf'*' / \ meist an die Haare abgelegt. ji t , ; ^ /Y Die bekannteste Art ist die .• ."^- "^^(„-j-;^- K\ eiderlans ('Pediadus ves/ime?itt Nilz.J. ^ ^^-^. die am Menschen parasitiert (die Eier werden in die Falten und Nähte der ^ ' -\ Kleidungsstücke abgelegt) und durch ihre Stiche nicht nur lästig, sondern durch die Möglichkeit der Übertragung des Flecktyphus auch sehr gefährlich wird. Im Weltkrieg spielte sie eine schlimme Rolle, zahllose Menschenleben Pe.^—rr—Xl fielen ihr zum Opfer; gewaltig sind die Summen, welche man für ihre Bc- kärapfung ausgegeben hat.^) Außerdem ^,, , ,^ , kommt an Menschen noch vor: Pedi- Abb. 23 A. Männchen der Kleiderlaus von der . . „ -r c \ Bauchseite. Besonders deutlich ist der Penis «^«^"-^ capitis Ueer (Kopflaus) und (Pe) zu sehen. Stark vergr. — Nach Friedenthal Phthirius pubis L. (Filzlaus). Auch unser Jagd wild und unsere Haustiere werden von Läusen heim- gesucht ; so lebt am Rothirsch Haematopinus crassicornis Denny, am Wildschwein Haematopinus suis L., am Hasen Haematopinus lyrtocephalus Denny, am Hund Haematopinus setosus Burm. 1 XI M Siehe Hase, Alb., Beiträge zur Biologie der Kleiderlaus usw. — In: Zeitschr. f. ang. Ent. 1915, Bd. II, S. 265 ü. [Ordnung Thysanoptera. 21 .y?^. 5. Ordnung: Thysanoptera^) (Physopoda, Blasenfüße). Die Blasenfüße sind kleine (l — lo mm) lange schmale Tiere, meist mit 4 schmalen, lang gefransten Flügeln, oder aber ganz flügellos. Charakteristisch ist außer den Fransenflügeln be- sonders noch die Fußbildung: die meist sgliedrigen Füße besitzen am Ende des letzten Gliedes eine eigentümlich einstülpbare Blase, mit der die beiden Krallen verwachsen sind. Endlich ist noch die Kopf bildung hervorzuheben : der Kopf ist schief nach unten und nach hinten gestellt, so daß die Mundwerkzeuge weit nach hinten gerückt sind. Letztere sind in der Hauptsache saugend. (Abb. 23 B.) Die Blasenfüße finden sich haupt- r:=;^t^s^ sächlich auf Blüten, doch gibt es auch '^* solche, die sich hinter Rinde, zwischen Flechten, Moos, Schwämmen usw. aufhalten. Ihre Nahrung ist fast aus- schließlich pflanzlich: sie schaben die Oberhaut ab und bohren dann mit ihrem Mund -Stachel ein Loch, um ihre Saug- borsten in die Pflanzengewebe einzusenken. Sie enthalten eine ganze Reihe von Gattungen und Arten, von denen einige in der Gärtnerei und Landwirt- schaft schweren Schaden erzeugen. Es sei nur an die „schwarze Fliege" (Helio- thrips haemorrhoidalis Bche.y' erinnert, die zu den gefürchtetsten Feinden des Gewächshausgärtners gehört, und sodann an den Getreideblasenfuß (Limothrips denticorim Hal.y», der die Weißährigkeit erzeugt und den Ertrag der Getreideernte in manchen Jahren stark vermindert. Abb. 23 B. Ein Blasenfuß (Thrips tabaci Lind.). Stark vergr. — Aus Reh. Ordnungsgruppe Amphibiotica.') Mundgliedmaßen beißend; 2 Paar gleichartiger 'häutiger, netzadriger Flügel, Abdomen mit Cerci, Larven wasserbewohnend, mit Tracheenkiemen. Hemimetabole oder prometabole Entwick- lung (s. Bd. I, S. I56\ Der wesentlichste Zug der Amphibiotica besteht darin, daß die Larven dem Wasserleben angepaßt sind (auch morphologisch durch das Vorhandensein be- sonderer Wasseratmungsorgane, der Tracheenkiemen), während die Imagines aus- gesprochene Lufttiere sind. Drei Ordnungen zählen zu den Amphibiotica: Die Eintagsfliegen (Ephemerida) ^ die Uferbolde (Plecoptera) und die Libellen (Odonata), die sich leicht voneinander unterscheiden lassen : 1. Fühler lang, fadenförmig, Hinterleib mit 2 langen Schwanzfäden .... Plecoptera — Fühler kurz, nicht länger als der Kopf 2 2. Hinterflügel viel kürzer als die Vorderflügel oder verkümmert. Hinterleib mit 2 oder 3 sehr langen (länger als der ganze Leib) Schwanzfäden (s. Bd. I, S. 156, Fig. 152), Tarsen 4- oder 5 gliederig ■ . Ephemerida — Hinterflügel und Vorderflügel gleichlang. Hinterleib nur mit zwei kurzen Anhängen. Tarsen 3 gliederig Odonata ') Siehe: Tümpel, Die Geradflügler Mitteleuropas. S. 278fF. Ferner Reh, Handbuch. S. 217 ff. ^) Als gutes Hand- und Bestimmungsbuch ist zu empfehlen: Tümpel, R., Die Gerad- flügler Mitteleuropas. Mit 20 Tafeln. Eisenach, Wilkens Verlag, 1901. 2 8 Ordnungsgrappe Amphibiotica. Die Ephemertda^) und Plecoptera sind forstlich gänzlich indifferent und scheiden hier aus. Nur die Libellen haben als nützliche Insekten einiges Inter- esse für uns und sollen daher wenigstens kurz erwähnt werden. Ordnung Odonata (Libellen). Die Libellen oder Wasserjungfern sind durch gleichlange, reichgenetzte Flügel, die kurzen pfriemenförmigen Fühler und die mächtigen, den größten Teil des Kopfes einnehmenden Augen und die kräftigen Mundwerkzeuge gut gekennzeichnet. — Ihre Larven sind mit langen, gut ent- wickelten Beinen versehen und durch die zum Fangarm umgebildete Unterlippe besonders aus- gezeichnet (s. Bd. I, S 21 Fig. 2i). Sie atmen durch Tracheenkiemen, welche bei den kleineren Arten als 3 lanzettliche Blätter an der Hinterleibsspitze sitzen (s. Bd I, Fig. 71 CS. 77), bei den größeren in dem Enddarm verborgen sind. Die Libellen leben sowohl als Larven wie auch als Imagines ausschließlich räuberisch (s. Bd. I, Fig. 151, S. 155); erstere von den verschiedensten kleinen Wassertieren (Insektenlarven, Fischbrut usw.), letztere von allem möglichen fliegen- den Getier (Schmetterlinge, Käfer, Fliegen usw.). Fast alle Libellen sind Tagtiere, die besonders bei heiterem Wetter, am liebsten bei hellem Sonnenschein fliegen. „Rastlos schweben sie am Ufer der Gewässer, in rasendem Fluge schwirren sie über die Oberfläche der Teiche an Waldrändern, über Waldkuhuien usw. dahin, um den ganzen Tag bis zum Sonnenuntergang zu jagen. Von Zeit zu Zeit lassen sie sich auf kurze Zeit nieder, um ihre er- beuteten Opfer zu verzehren. Oft zerstückeln sie ihre Beute schon im Flug, so daß ganze Körperteile, abgetrennte Flügel usw. zu Boden fallen, während die mörderische Libelle, noch ehe sie ihre Mahlzeit beendet hat, im Dahinjagen schon wieder nach neuen Schlachtopfern Ausschau hält. Fallen die ersten Abend- schatten auf das Gewässer, so ist dort keine Libelle mehr zu sehen; alle sind verschwunden, sie hängen mit den Krallen ihrer Vorderbeine in Sträuchern oder Bäumen, um so die Nacht zu verbringen" (R.). Auch die Copula findet während des Fluges statt und zwar in ganz eigen- artiger Weise, worüber im Bd. I (S. 122) berichtet ist. Die Eiablage findet entweder frei ins Wasser (in Form einer Art Laich) statt, oder die Eier werden in den Stengeln von Wasserpflanzen einzeln in kleine Taschen, die das $ durch Anritzen des Pflanzengewebes mit dem Legestachel herstellt, untergebracht.'^) Die gesamte Entwicklungsdauer beträgt bei den meisten Arten wohl ein Jahr. Die Larven überwintern im Schlamme und haben im nächsten Frühjahr schon eine ansehnliche Größe. Wir können zwei morphologisch und biologisch recht verschiedene Gruppen unterscheiden, nämlich : Die Zygoptera oder Gleichflügler: leicht zu erkennen an ihrem langsamen flatternden Flug, dem schmalen fast stabförmigen Leib und den ungefähr gleich- großen Vorder- und Hinterflügeln, und ^) Die Eintagsfliegen (s. Bd. I, Abb. 152, S. 156 u. Abb. 71 B, S. 77), besonders das gemeine Uferaas (Ephemera vulgata L.y, sowie die schneeweiße Palingenia horaria L. er- scheinen im Frühjahr oft in zahllosen Mengen und werden von den Fischern als Köder genommen. Auch die Uferbolde, besonders die große Perla niaxima Pz., bilden unter dem Namen ,, Grillen" einen beliebten Forellenköder. ^) Fulmek (Zentrlbl. f. Bakt. u. Paras. IL Abt. 44. Bd. 1915, S. 702) berichtet von einem Falle, in welchem Birnzweige von Libelleneiern belegt waren. Es handelte sich zweifellos um einen Ausnahmefall, wahrscheinHch um eine Instinktirrung, da ja die Larven aufs Wasser- leben angewiesen sind. Ordnung Odonata. 29 die Anisoptera oder Ungleichflügler : kenntlich an ihrem überaus schnellen rasenden Flug, dem robusten Körper und den breiteren Hinterflügein. Die bekanntesten und häufigsten Arten sind: die zu den Zyooptera ge- hörenden gemeinen Seejungfern, Calopieryx vhgo L. , jene langsam flatternden dunkelblauen Libellen, die man allenthalben am Ufer langsam fließender oder stehender Gewässer antrifft, und die zu den Anisopiera gehörenden, weit größeren, reißend dahinschwirrenden Libellula depressa L. und qtiadrimaculata L. (Abb. 24), -^^% Abb. 24. Libellula quadritnaculata L. Aus Ratzeburg. die bisweilen weite Wanderungen in ungeheuren Schwärmen ausführen und daher auch als „Wanderlibellen'' bezeichnet werden. Forstliche Bedeutung. — Ratzeburg stellt die Libellen zu den sehr nützlichen Insekten. Angesichts der großen Raubgier und der Art der Jagd ist dieser Standpunkt wohl berechtigt. Ratzeburg berichtet, daß sie bei einer Nonnenkalamität tüchtig unter den Faltern aufräumten, besonders da, wo sie frei Umherrevieren konnten, wie auf den Kultur-Blößen, im Forstgarten usw. Ordnungsgruppe Neuropteroidea. Mundteile beißend, Prothorax wohl entwickelt und frei, zwei Paar gleichartiger häutiger und meist auch gleich großer Flügel ; Larven räuberisch lebend, zum Teile mit Saugzangen ver- sehen. Holometabole Entwicklung, mit freier Puppe. Forstlich interessieren uns die Neuropteroidea nur insoweit, als einige räuberische Formen darunter sind, die durch Vertilgen von Schädlingen nützlich werden können. Es sind dies: der Ameisenlöwe (Myrmeleo), die Kamelhalsfliege (Rhaphidia) und die Florfliegen [Chrysopidae). Myrmeleo formicarius L. (Ameisenlöwe). Dieser besitzt von den Genannten forstlich die geringste Bedeutung, da seine Beutetiere zum wenigsten aus Forstschädlingen sich rekrutieren. Da er aber sich vornehmlich im Walde aufhält und durch seine seltsame Lebensweise das Interesse des Forstmannes erregt, so soll er hier kurz behandelt werden. 30 Ordnungsgnippe Neuropteroidea. Als Imago (Abb. 25 B) erinnert der Ameisenlöwe an Libellen (daher der Name „Land- libelle'"), doch läßt er sich von ihnen leicht unterscheiden durch d'e in Ruhe dachartig gelagerten Flügel und durch die keulig verdickten Fühler. — Ganz eigenartig ist die Larve (Abb. 25 A), deren Körper in der Mitte am breitesten und nach hinten und vorne verengt ist. Besonders auffallend ist der breite glatte Kopf, der mit mächtig entwickelten stark gezahnten säbelförmigen Vorderkiefern bewaffnet ist. Der sonderbaren Form entspricht die sonderbare Lebensweise der Larve, die in sandigen Gegenden, besonders Waldrändern, Böschungen usw. nicht selten vorkommt. In der Regel findet man die Larve in der Tiefe eines durch fortgesetzte Schleuder- arbeit (mit dem Kopf) hergestellten Sandtrichters, und zwar bis zu den Mandibeln eingesenkt (Abb. 26). Die letzteren ragen aus dem Sande weit klaffend hervor, bereit, jedes Insekt zu erfassen, welches den steilen Hang des Trichters mit seinem weichenden Boden herabgeglitten ist. Der Sturz der Insekten wird häufig herbeigeführt B Abb. 25. Myrmeleo formicarius L. A Larve („Ameisenlöwe") vergr., B Imago („Landhbelle''). oder befördert dadurch, daß der Ameisenlöwe Sand und Steinchen in die Höhe schleudert, welche das Opfer treffen und es beim Herabrollen mitreißen, oft auch Partien der Trichterwand zum Herabgleiten bringen. Das herabstürzende Opfer wird sofort von den zu- sammenklappenden Mandibeln der räuberischen Larve erfaßt und ausgesaugt; die leeren Hüllen werden dann wieder herausgeschleudert. Als ßeutetiere kommen hauptsächlich Ameisen in Be- tracht, dann auch Spinnen, kleine Käfer usw. — Die Verpuppung geschieht in einem runden Erdkokon im Boden. Das fertige Insekt sieht man an schönen Sommerabenden an Böschungen und Waldrändern (in derselben Gegend, wo die Trichter sind) umherfliegen oder in Ruhe an den Baumstämmen mit dachartig gelagerten Flügeln sitzen, i) Abb. 26. Stellung des Ameisenlöwen am Grund seines Trichters. Aus Doflein. ^) Die überaus merkwürdige Lebensweise der Larve hat natürlich das Interesse der Natur- forscher schon lange auf sich gezogen und zahlreiche Darstellungen über die raffinierte Kunst des Fallenstellens und die geistigen Fähigkeiten des Tieres gezeitigt (eine ausgezeichnete Schilde- rung finden wir bei Rösel von Rosenhof). Neuerdings hat Doflein (1918) die einzelnen Vorgänge im Leben der Larve einer genauen Analyse unterzogen mit dem Ergebnis, daß alle scheinbar so schlau und überlegt ausgeführten Handlungen größtenteils auf Reflexen beruhen. Rhaphidia (Kamelhalsfliege). 31 Rhaphidia ophiopsis Schum. (Kamelhalsfliege), i) Das auffallendste Merkmal, dem auch das Tier seinen deutschen Namen verdankt, besteht in der langen, gewöhnlich etwas aufwärts getragenen halsförmigen Vorderbru|st, die vorn den kleinen beweglichen Kopf trägt. Die 4 großen zarthäutigen gleichartigen Flügel liegen in der Ruhe dachförmig über dem Körper (Abb. 27 A). Der verlängerte Vorderkörper macht es den räuberisch lebenden Kamel- halsfliegen leicht, die sich nahende Beute mit den scharfen, nach vorn gewandten Kiefern zu packen. Noch weit räuberischer ist die Larve, ein lang gestrecktes flaches Tierchen mit 3 kurzen Beinpaaren, hartem fast quadratischem Kopf, gleichfalls hartem ver- längertem Prothorax und weichem hinten verschmälertem Abdomen (Abb. 27B). Überaus behende, kann sie bei Beunruhigungen ebenso schnell vorwärts wie rück- wärts laufen. Sie ist ein typischer Rindenbewohner; dabei befähigt sie ihr flacher schlanker Körper in die engsten Rit2en und Spalten einzudringen , um dort unter der Rinde oder den Rindenschuppen Jagd auf alle möglichen Klein- tiere zu machen. Die Larve überwintert in Rindenritzen usw., um sich im Frühjahr zu verpuppen. Die Verpuppung findet ebenfalls unter der Rinde oder im morschen Holze statt. Eine besondere Eigentümlichkeit der Rhaphidia-^\iY>'^Q ist ihre Beweglichkeit. Wie sie in der Gestalt der Larve sehr ähnlich ist, „so bewegt sie sich auch beinahe ebenso behend wie diese; sie bewegt sich nach vorn und nach hinten, gerade wie die Larve; sie schiebt sich zwischen die Rinde und wieder aus derselben hervor; dazu benutzt sie besonders den langen noch ganz larvenähn- lichen Hinterleib, welcher in fortwährender, wurmförmiger Be- wegung ist, und sich bald mit der Spitze aufstemmt, bald sich wieder ausstreckt." Nach 14 Tagen verwandelt sich die Puppe in die Imago. Die forstliche Bedeu- tung der Kamelhalsfliege, be- sonders ihrer Larve, ist nicht gering anzuschlagen, und Ratzeburg hat gewiß recht, wenn er sie zu den sehr nützlichen Forstinsekten stellt. Bei der großen Beweglichkeit und Gefräßigkeit und bei der Art ihres Vorkommens unter Rindenschuppen usw. fallen ihr fortwährend Forstschädlinge, deren es ja an diesen Stellen zur Genüge gibt, zum Opfer. Ratzeburg hat sie als ergiebigen Vertilger der Nonneneier kennen gelernt. Wo die meisten Eier eines Geleges frisch ausgefressen waren, da fand sich gewöhnlich die Rhaphidia -Lzxwq in der Nähe. Auch ich hatte bei der letzten sächsischen Nonnenkalamität (1906 — 12) des öftern Gelegenheit, die Ratzeburgischen Beobachtungen zu bestätigen, und ebenso M. Wolff (19 12), der die Ansicht ausspricht, daß die Anwesenheit Abb. 27. Rhaphidia ophiopsis L. (Kamelhalsfliege). A Imago, B Larve. Vergr. — Orig. ^) Es gibt in Deutschland mehrere Arten von Kamelhalsfliegen, den Gattungen Rhaphidia und Inocellia zugehörend, von denen aber die B. ophiopsis die bekannteste und wenigstens in unseren Wäldern die häufigste ist. Ob die einzelnen Arten in ihrem Vorkommen an bestimmte Baumarten gebunden sind, in- sofern, als die einen nur an Laubbäumen, die anderen nur am Nadelholz usw. leben, wie G T, Schneider annimmt (siehe Ratzeburg, F. III 250), ist noch fraglich. 32 Ordnungsgruppe Neuropteroidea. zahlreicher Rhaphidien bei Nonnenkalamitäten die Prognose des Verlaufs der Kalamität wesentlich günstiger gestalten kann. Neben den Nonneneiern fallen der räuberischen Larve noch zahlreiche andere Schädlinge zum Opfer, wie die Eier und kleinen Larven von Rüssel- käfern, Borkenkäfern, Bockkäfern, Sesien usw. — Wir haben jedenfalls allen Grund, in der Rhaphidie einen sehr wirkungsvollen Bundesgenossen im Kampfe gegen die Forstschädlinge zu sehen. Chrysopa L. und Hemerobius L. (Florfliegen, Blattlauslöwen). Die Florfliegen (auch Stinkfliegen, Goldaugen genannt) sind sehr zarte Tierchen mit einem schlanken, meist grünen oder gelben Leib und 4 großen, reich geäderten, halb durchsichtigen, regenbogen färben glänzenden Flügeln, die den Hinterleib dachförmig überdeckend weit überragen. Auffallend sind ferner noch die großen, wie Perlen hervorquellenden, bräunlich funkelnden Augen. Die Fühler sind lang, faden- oder perlschnurförmig, gegen die Spitze zu nicht verdickt (im Gegen- satz zu den Rhaphidien) Manchen Arten ist ein widerlicher Geruch eigen. Die Larven (Abb. 28) sind lanzettförmig, verschieden bunt gefärbt, besitzen 6 kräftige Beine und einen großen Kopf mit langen, dünnen, einwärts gekrümmten Saugzangen. Manche Larven sind seltsam kostümiert mit einem Mantel, aus den Häuten der ausgesaugten Opfer und anderen Fremdkörpern bestehend. Man sieht die Florfliegen zu verschiedenen Jahreszeiten in lang- samem Fluge umherschwärmen, in größerer Zahl aber gewöhnlich nur im Herbste und Winter, wenn sie in warmen Räumen an die Fenster usw. kommen, um dort zu überwintern. Die Eiablage findet im Frühjahr und Sommer statt und zwar m sehr eigen- tümlicher Weise: „das $ drückt seine Hinterleibsspitze auf ein Blatt oder einen Zweig und läßt dann, während es den Leib allmählich hebt, ein rasch steif werdendes weißes Fädchen hervorquellen, das es oben mit einem ovalen grünlichen Ei krönt." Wo mehrere solche gestielte Eier beieinander stehen, glaubt man ein Häufchen Schimmelpilzrasen zu sehen (sie sind früher auch für Pflanzen gehalten und als solche beschrieben worden). Nach Pariser (1919) enthalten die einzelnen Häufchen selten mehr als 16 Eier. Die Gesamt- zahl der Eier, die ein 5 ^^ Verlauf von mehreren Wochen ablegt, kann 3 — 400 betragen. Die auskommenden Larven verbleiben noch eine Weile an den Eischalen und kriechen dann an den Stielen herab oder lassen sich auf das Blatt herab- fallen, um da ihre Jagd zu beginnen. Sie laufen unruhig umher, den Kopf bald nach links bald nach rechts drehend, wodurch sich ihr Heißhunger offenbart. Ihre Lieblingsspeise sind Blattläuse, die sie erbarmungslos gewöhnlich von unten angreifen, indem sie sie mit ihren starken Mandibeln durch und durch bohren, um sie auszusaugen. Ausgewachsene Blattläuse setzen sich mit Erfolg mit ihren Rückenröhren zur Wehr, indem sie mit dem Sekret derselben die Mandibeln ihrer Angreifer verkleben, was nicht selten deren Tod zur Folge hat. Gewöhnlich bleiben die angegriff'enen Blattläuse am Leben, bis sie fast zur Chitin- Abb. 28. Florfliege (Chrysopa spec). a Eier auf langen dünnen Stielen; b Larve; c eine Tarse der- selben ; d Larve, einen Blattfloh (Psylla) aussaugend ; e Kokon nach Verlassen der Imago: f Imago. Alles vergr. — Nach Marlatt aus Silvestri. Chrysopa L. und Hemerobius L. (Florfliegen, Blattlauslöwen). ^ 2 hülle zusammengefallen sind. Nach Wiidermuths Statistik (siehe Pariser 1919) braucht eine Chrysopa während ihrer Larvenzeit zu ihrer Ernährung ca. 75 — 160 ausgewachsene Läuse (je nach der Temperatur). Nach Merle (bei Pariser 19 19) kann eine Chrysopalarve in einer Stunde 30—40 Läuse aussaugen. Dem gegen- über steht die wiederholte Beobachtung von Pariser, daß eine hungrige Larve eine halbe Stunde braucht, um eine ausgewachsene oder sieben kleine Läuse auszusaugen. Außer den Blattläusen aller Art werden noch eine ganze Reihe anderer Insektenarten von den Chrysopidenlarven verfolgt. Aus der Zusammenstellung, die Parisergibt, erwähne ich als Beutetiere noch: Milben {Bryobia^ letrafiychus), Blattflöhe {Psylla)^ Schmetterlingsraupen, Blattwespenlarven, Schild- läuse, Syrphidenlarven usw. Eine eigentümliche Gewohnheit der Chrysopidenlarven besteht darin, daß sie sich mit allen möglichen Fremdkörpern, wie den Häuten der ausgesaugten Opfer, Rindenstückchen, Algen usw. bedecken. Nitsche spricht sogar vom eigenen Kot. Letzteres ist jedoch eine Unmöglichkeit, da bei den Chrysopiden- larven das Rektum nicht mit dem übrigen Darm in Verbindung steht, und deshalb gar kein Kot entleert werden kann. Nach den Beobachtungen von Pariser ist jene Gewohnheit aber auch durchaus nicht allgemein, sondern kommt nur bei solchen Arten vor, die als Larven überwintern, weshalb die Bedeckung wohl eher als Wärmeschutz denn als Schutz gegen Feinde (wie die meisten früheren Autoren annahmen) anzusehen ist. Die erwachsene Larve spinnt sich (das Sekret stammt aus den Malpighischen Gefäßen) zu ihrer Verpuppung einen festen rundlichen, bräunlichen oder weiß- lichen erbsengroßen Kokon, der an einem Blatte oder Zweige befestigt ist. Die Generation ist bei den meisten Arten einjährig; nur Chrysopa viilgayis Schneid, hat zwei Generationen im Jahr, von denen die zweite als Imago überwintert. Auch die Imagines beteiligen sich an der Vertilgung der Blatt- läuse usw. Sie sind sogar sehr starke Fleischfresser und greifen unerschrocken und unbehelligt auch die ausgewachsenen , mit langen Rückenröhren versehenen Blattläuse an, von denen sie im Hungerzustand in 10 Minuten 5 — 6 Stück ver- zehren können. Sie saugen die Opfer nicht aus, sondern fressen sie regelrecht auf (Pariser). Die Florfliegen haben ihrerseits wieder eine ganze Reihe natürlicher Feinde, wie Hemipteren, Raubfliegen, Coccinelliden und mehrere Schlupfwespen [Microgaster ater, Helosus ater^ Anacharts ensifera^ Ephialtes gracüis und Potizon perlae), durch welche die Vermehrung wesentlich eingeschränkt wird. Es gibt eine ganze Anzahl von Florfliegen bei uns, die sich hauptsächlich auf zwei Gattungen Hemerobius L. und Chrysopa Leach. beziehen: erstere meist kleinere Formen ent- haltend (5 — 9 mm), mit perlenschnurförmigen Fühlern und meist bräunlich gefleckten Flügeln; letztere meist größere Formen enthaltend (q — II mm), mit langen borstenförmigen Fühlern und meist einfarbigen, ziemlich durchsichtigen Flügeln. Die häufigsten und bekanntesten Arten sind Chrysopa vulgär is Sehn. (19 mm) und Chrysopa perla L. (11 mm). Die forstliche Bedeutung ist nicht zu unterschätzen; Ratzeburg stellt sie sogar zu den nützlichsten Insekten. Pariser dagegen möchte „nach den Erfahrungen über die Dauer, während welcher Larven und Imagines ein einzelnes Opfer bewältigen, den land- und forstwirtschaftlichen Wert nicht allzu hoch anschlagen". Jedenfalls aber stellen die Florfliegen einen der Faktoren (und zwar einen nicht unwesentlichen) dar, durch welche die Vermehrung der Blattläuse in Grenzen gehalten wird. Escherich, Forstinsekten. 11. Bd. 3 -, A Ordnungsgruppe Neuropteroidea. Literatur. Doflein. Fr., 1916, Der Ameisenlöwe. Mit 10 Tafeln und 43 Abbildungen im Text. Jena. Heymons, R., 1915, Insekten. — In: Brehms Tierleben. Pariser, 191 9, Beiträge zur Biologie und Morphologie der einheimischen Chrysopiden. — In: Archiv f. Naturgeschichte. 83. Jahrg. Abteiig. A Heft 11. (Enthält ein ausführliches Literaturverzeichnis.) Rambur, 1842, Histoire naturelle des Neuropttres. Paris. Schneider, G., 1843. Monographia generis Rhaphidiae. — In: Dissert. entom. Vratislav. Wolff, Max, 1912, Bemerkungen zur Polyederfrage usw., sowie über einige neue Unter- suchungen zur Kenntnis der Biologie der Nonne. — In: Z. f. F. u. J. 1912, S. 712. (Enthält Bemerkungen über die Rhaphldia als Nonnenvertilger.) Ordnungsgruppe Coleopteroidea. Mundwerkzeuge beißend, Vorderflügel meist zu Flügeldecken umgebildet; Hinterflügel häutig, gewöhnlich unter den Vorderflügeln eingefaltet (oder fehlend), Prothorax gut entwickelt und frei beweglich. Holometabole Entwicklung mit freier Puppe. Die Oidnungsgruppe deckt sich fast ganz mit der Ordnung der Coleoptera oder Käfer. Die noch hierher gehörende Ordnung der Sitepsiptera enthält nur einige wenige Formen, kleine parasitisch lebende Tiere, die für uns nicht in Be- tracht kommen. Ordnung Coleoptera (Käfer)/) Die Hauptmerkmale der Käfer sind neben den kauenden Mundwerkzeugen die kräftig chitinisierten Flügeldecken und die frei bewegliche, stark entwickelte Vorder- brust, deren Rückenplatte, der „Halsschild" einen wesentlichen Bestandteil des Habitusbildes ausmacht (Abb. 29). Die Flügeldecken stellen kräftige Schutzorgane dar, einmal für die häutigen Abb. 29. Obere Ansicht eines Käfers (Borkenkäfer). I Kopf, H— IV Vorder-, Mittel- und Hinterbrust, V Abdomen, 1 — 8 Rückenplatten der Abdominalsegmente 1—8, s Schildchen, h Punktstreifen der Flügeldecken, g Zwischenräume. Aus Spessivtseff. Hinterflügel und sodann für die Rückenplatten der beiden hinteren Brustringe und der meisten Hinterleibsegmente. Häufig bleiben die letzten Rückenplatten unbedeckt (Pygidium); bei einer Familie {Staphyliniden) sind die Flügeldecken so verkürzt, daß sie oft nur die beiden ersten Hinterleibssegmente bedecken. Wo die Flügeldecken den Rumpf vollkommen bedecken, scheint der Körper, von oben gesehen, aus den 3 Abschnitten Kopf. Halsschild und Flügeldecken, bezw. ^) Die empfehlenswertesten Handbücher über die Käfer unseres Faunengebietes sind: Calwers Käferbuch. 6. Auflage bearbeitet von Camillo Schaufuß (Stuttgart 1916) und Reitter, Fauna Germanica, Die Käfer des Deutschen Reichs (Stuttgart 1908). — Ganglbauers groß angelegtes Werk „Die Käfer von Mitteleuropa^' ist leider unvollendet geblieben. 36 Ordnung Coleoptera (Käfer). dem von diesen bedeckten Rumpf zu bestehen, oder wo der Kopf in den Halsschild eingezogen ist, gar nur aus den beiden letzteren /'siehe Bd. I S. 17, Abb. 17 B) — Die bedeckten Rücken- abschnitte des Rumpfes sind gewöhnlich weichhäutig, da sie ja durch die Flügeldecken genügend geschützt sind. Wo einzelne Rückenabschnitte unbedeckt bleiben, sind dieselben so kräftig ver- hornt, wie die Bauchplatten. An der Basis ist zwischen den Flügeldecken gewöhnlich noch ein kleines Stückchen (meist dreieckig ge- formt) von der Mittelbrust sichtbar, das sogenannte „Schildchen'' oder Scutellum (Bd. I, S 26). Die Flügel, die das eigentliche Flugorgan darstellen, liegen in Ruhe- stellung eingefaltet unter den Flügel- decken. Sie sind häutig und durch ein Geäder vdrsteift. Letzteres zeigt bei den einzelnen Familienreihen usw. eine ver- schiedene Anordnung, die sich systema- tisch als sehr wertvoll erwiesen hat. Wir können nach dem Geäder drei Haupttypen unterscheiden (Abb. 30): Typus I (Adephagentypus) : zwischen den Nerven des Radius und der Media i und 2 befinden sich mehrere Queradern, die ein oder zwei Vierecke (Oblongumzelle) ein- schließen ; Typus n (Staphylinidentypus) : Alle Nerven laufen ohne Queradern und frei aus. m Abb. 30. Die drei Haupttypen des Unterflügelgeäders der Käfer. (Nach Ganglbauer.) I. Adephagentyp. Der Ast der Media (m') ist mit ihrem Hauptstamm (m*) durch zwei Queradern verbunden, dazwischen die »Oblongum« -Zelle (o). II. Staphylinidentyp. Alle Queradern zwischen (m') und (m') ausgefallen. Die Wurzel von m^ ist atrophiert, daher keine Verbindung zwischen m' und m*. III. Cantharidentyp. Ein Teil des Astes (m') der Media (m*) ist als sog. »rücklaufende Ader« mit der Media hakenförmig verbunden. (Die charakte- ristischen Adern m* und m* sind allein bezeichnet und stärker ausgezogen.) Abb. A B 31. Mittelkiefer (i. Maxille) von A einem räuberischen Laufkäfer (Cara- biden), B einem Borkenkäfer (Ipiden). a Cardo, b Stipes, c und e innere und äußere Lade, d Taster. Aus Spessivtseff. Typus III (Cantharidentypus): Die Media i und 2 vereinigen sich in einiger Entfernung vom Außenrand zu einer Gabelader. Die Mundwerkzeuge sind ähnlich wie bei den Orthopteren gebaut, nur sind an der Unterlippe stärkere Verwachsungen und Reduktionen eingetreten (die beiden Innenladen sind meist nur wenig entwickelt und zu der einheitlichen Zunge verschmolzen). Entsprechend der großen Verschiedenartigkeit (Räuber, Pflanzen-, Aas-, Saftfresser usw.) in der Lebensweise ist auch die Form der einzelnen Mundgliedmaßen sehr verschieden (Abb. 31). — Dasselbe trifftauch für die Beine zu, die uns als Lauf-, Grab-, Schwimm- und Sprungbeine usw. entgegentreten. Die Zahl der Tarsen schwankt zwischen 3 und 5. — Der Kopf ist stets gut ausgebildet, bald frei her- Ordnung Coleoptera (Käfer). 37 vorragend, bald mehr oder weniger in den Halsschild eingezogen, mitunter ganz in demselben ver- borgen. — Die Fühler sind meist sehr gut ausgebildet und bestehen weitaus in der Mehrzahl aus II Gliedern, doch kommen auch solche mit weniger und mehr (bis zu 60) vor; teils sind sie gleichartig, teils ungleichartig, in letzterem Falle meist gekniet, also aus Schaft und Geißel be- stehend (s. Bd I, S. 18). In Form und Größe sind die Käfer ungemein verschieden: es gibt einerseits winzige Käferchen von kaum i mm Länge, andererseits Riesen von 50 — 60 mm (ja in den Tropen sogar bis 14 cm); in der Gestalt finden sich vom dünnsten, schlanksten bis zum plumpen massiven Körperbau alle möglichen Übergänge Trotz der großen Mannigfaltigkeit haben die Käfer aber doch so viele übereinstimmende Züge, daß ihre Zusammengehörigkeit von Jedem ohne weiteres — ich möchte beinahe sagen gefühlsmäßig — erkannt wird. Nicht so sehr läßt sich das von den Larven der Käfer sagen, bei denen die Anpassung an die verschiedene Ernährungsweise weit voneinander abweichende Typen hat erstehen lasseri. Das einzige allen zukommende Merkmal ist das Vorhandensein eines gesonderten, fest chitini- sierten Kopfes mit meist gut ausgebildeten kauenden Mundwerkzeugen, Im wesentlichen können wir zwei Haupttypen unterscheiden: 1. die mit ausgebildeten Lauf bei nen (und meist auch mit Augen) versehene, mehr oder weniger kräftig chitinisierte, verschieden gefärbte Larve (Campodeoidentypus , s. Bd. I, S. 163, Abb. 159) und 2. die beinlose (und meist auch augenlose) weichhäutige und meist weiß gefärbte Larve (Eruciformatypus, s Bd. i, S. 163 und 164. Abb. 161 A und 162 A und B). Die erstere lebt meist frei , von oflenem Raub (Carabiden. Staphyliniden usw.). die letztere meist unter Rinde, im Holz usw., wo sie sich von Pflanzengewebe nährt (Curcu- lioniden, Ipiden usw.). Außerdem existieren noch eine ganze Reihe oft recht charakteristischer Untertypen und Zwischenformen, wie z. B. die asseiförmige Larve der Silphiden. der Drahtwurm (Elateridenlarve).^ Engerling, die Prachtkäferlarve usw. Die Lebensweise der Larven, im besonderen die Ernährungsweise, ist entweder die gleiche wie die der Käfer selbst (z. B. bei den fleischfressenden Laufkäfern oder den blattfressenden Blattkäfern) oder sie ist verschieden, indem z. B. die Imago Blätter und die Larve Wurzeln, oder Imago Blütenstaub und die Larven tierische Kost fressen usw. Die Verpuppung geschieht entweder frei oder in einem mehr oder weniger gut ausgebildeten Kokon. Die unter Rinde oder im Holze lebenden Larven machen häufig vertiefte Puppen wiegen , welche sie mit genagten Spanpolstern aus- kleiden, z. B. die Pissodesarten. Bei in der Erde oder in Pflanzenteilen lebenden Puppen frißt sich der Käfer an die Außenwelt durch und erzeugt so „Fluglöcher". In forstlicher Beziehung stellen die Käfer neben den Schmetterlingen die wichtigste Ordnung der Insekten dar. Man braucht nur an die Mai- käfer, Rüssel- und Borkenkäfer zu erinnern. Auch numerisch d. h. in betreff" der Zahl der forstschädlichen Arten stehen die Käfer an der Spitze; enthält doch die Familie der Borkenkäfer allein schon fast mehr Forstschädlinge, als die ganze Ordnung der Schmetterlinge, und wenn wir alle forstschädlichen Käfer zusammennehmen, so kommen wir zu einer Zahl, die weit größer ist, als die Zahl aller übrigen forstschädlichen Insekten. System. Das alte, hauptsächlich auf der Zahl der Tarsen beruhende System, nach dem die Käfer in Pentameren, Tetrameren, Trimeren und Heteromeren eingeteilt werden (und das in der vorigen Auflage dieses Werkes zur Anwendung gekommen ist), hat sich durch neuere Forschungen als wenig „natürlich" herausgestellt. Von verschiedenen Seiten wurde daher in den letzten Dezennien der Versuch unter- nommen, das alte System durch ein neues zu ersetzen, das nicht nur auf einem. %S Ordnung Coleoptera (Käfer). sondern einer ganzen Reihe morphologischer und anatomischer Merkmale auf- gebaut ist und den natürlichen verwandtschaftlichen Beziehungen mehr ge- recht wird. Vor allem hat sich in dieser Beziehung der Wiener Entomologe L. Gangl- bauer verdient gemacht i); sein System ist heute allgemein anerkannt und hat auch in der neueren forstentomologischen Literatur (Nüßlin, Heß-Beck) bereits Eingang gefunden. Auch wir wollen hier Ganglbauer in der Haupt- sache folgen ; nur in der Anordnung weichen wir in einem Punkt von ihm ab, indem wir die Lamellicornia nicht am Schlüsse des Systems, sondern (mit Reitter) auf die Slaphylinoidea folgen lassen. Den Schluß der Reihe bilden dann die Rhynchophoren. Die Ordnung der Käfer zerfällt nach Ganglbauer in zwei scharf umschriebene Abteilungen: Die Adephagen und Polyphagen. I. Adephaga. Die ersten drei Hinterleib-Sternite sind miteinander verwachsen, ihre Trennungsnähte sind meist nur schwach angedeutet: die Hinterhüfien durchsetzen das erste Sternit in de Mitte voll- ständig, so daß dieses geteilt ist und jederseits nur noch als ein mehr oder weniger umfang- reiches Rudiment vorhanden ist. Die Flügel, wenn vorhanden, sind nach dem Typus I (s. Abb. 30) gebaut. Die Larven campodeoid, sehr beweglich, mit gut ausgebildeten Beinen, kräftigen sichel- förmigen Kiefern und 2 gliederigen Tarsen. Die Adephagen umfassen nur die I. Familienreihe: Caraboidea. Sie enthalten hauptsächlich räuberische nützliche Arten. II. Polyphaga. Das erste Hinterleib-Sternit wird nicht vollständig von den Hüften durchsetzt ; der Hinter- rand desselben ist hinter den letzteren erkennbar. Die Flügel sind, wenu vorhanden, nach dem Typus II oder III gebaut (Abb. 30). Hierher gehört der ganze übrige, größte und formenreichste Teil der Käfer, der in 7 Familienreihen zerfällt : 2. Familienreihe. Staphylinoidea. Flügel nach Typus II, Flügeldecken häufig verkürzt, Tarsen mit variabler Gliederzahl. Larven meist campodeoid, niemals eruciform oder engerlingartig. Meist räuberische nützliche Insekten. 3. Familienreihe: Lamellicornia. Fühler gekniet und mit einer aus 3 — 7 einseitig zu Blättern erweiterten Gliedern be- stehenden Keule endigend. Larven stets engerlingförmig. Hierher gehören die so' überaus schädlichen Maikäfer und Verwandte. 4. Familienreihe: Palpicornia. Fühler kurz, 6 — ggliederig, mit langen Basalgliedern und 3 — 5gliedriger Keule. Kiefer- taster meist länger als die kurzen Fühler. Tarsen 5 gliederig. Flügelgeäder nach dem Typus III. Larven campodeoid. Leben meist im Wasser. Forstlich ohne jede Bedeutung. 5. Familienreihe: Diversicornia. Flügelgeäder nach Typus II gebaut. Fühler fast niemals gekniet und bei den meisten Arten mit einer gewöhnlich 3 gliederigen Keule endend. Tarsen meist 5 gliederig, doch kommen auch 4 und 3 gliederige Formen vor. *) Ganglbauer, L., Systematisch -coleopterologische Studien. In: Münch. coleopt. Zeitschr. Bd. I, 1903. Familienreilie : Caiaboidea. 39 Enthält einerseits viele forstlich indifferente und nützliche Tiere, andererseits die schädlichen Prachtkäfer (Buprestiden), Schnellkäfer (Elateriden), Bohrkäfer (Anobien) usw. 6. Familienreihe: Heteromera. Durch die ungleiche Tarsenzahl scharf gekennzeichnet: Vorder- und Mittel tarsen 5, Hintertarsen 4 Glieder. Larven meist mit Beinen versehen. Forstlich von nur geringer Bedeutung. 7. Familienreihe: Phytophaga. Flügelgeäder nach Typus III. Tarsen mit 4 deutlichen Gliedern (an der Basis des Klauengliedes meist noch ein kleines rudimentäres 5. Glied). Fühler niemals gekniet, auch nie- mals mit einer Endkeule. Larven zum Teile beinlos, weichhäutig und weiß, zum Teile mit Beinen, stärker chitinisierter und gefärbter Haut, Hierher gehören die forstschädlichen Bock- und Blattkäfer (Cerambyciden und Chryso- meliden). 8. Familienreihe: Rhynchophora. Kopf rüsselförmig %'erlängert, Rüssel zum Teil aber nur sehr kurz und breit ausgebildet, Tarsen 4 gliederig, das letzte Glied in der Regel zweilappig. Fühler meist deutlich gekniet. Flügel- geäder nach dem Typus II und III. Larven madenförmig, beinlos, augenlos, ventralwärts gekrümmt. Hierher gehören die gefährlichsten Forstschädlinge, die Rüssel- und Borkenkäfer (Curculioniden und Ipiden). Von den 8 genannten Familienreihen können wir eine, die Palpicornier, als forstlich indifferent hier ganz außer acht lassen; die Caraboidea^ Stapkylinoidea und Heteromera werden uns verhältnismäßig nur wenig beschäftigen, während die Lamellicornia ^ Phytophaga^ die Diversiconiia und ganz besonders Rhynchophora einen breiten Raum einnehmen werden, entsprechend ihrer forstlichen Bedeutung, bezw. der zahlreichen wichtigen Forstschädlinge, die sie enthalten. 1. Familienreihe: Caraboidea. Die Caraboidea stellen eine sehr scharf umschriebene Abteilung dar. Die Hauptmerk- male smd: I. Das Flügelgeäder, das nach dem Typus I gebaut ist, und 2. die Bildung des ersten Hinterleibssternites (Bauchplatte), das durch die es vollständig durchsetzenden Hinterhüften in zwei voneinander getrennte seitliche Hälften geteilt ist. Alle Tarsen sind 5gliedrig (pentamer). Die Mundgliedmaßen sind sehr kräftig entwickelt (als Raubwaffen). Die Larven sind meist ausgedehnt verhornt, gestreckt und sehr beweglich. Sie sind mit gut ausgebildeten Beinen und sichelförmigen Oberkiefern versehen. Tarsen zweigliederig mit i oder 2 Khuen. Die Mehrzahl der Caraboidea leben räuberisch von anderen Insekten, Würmern, Schnecken usw.; nur verhältnismäßig wenige Arten sind phytophag und werden dadurch der Land- und Forstwirtschaft schädlich. Von den 8 Familien interessieren uns hier nur zwei, nämlich die Cicinde- lidae (Sandkäfer) und die Carabidae (Laufkäfer). Familie Cicindelidae. Sandkäfer. An dem graziösen Bau des Körpers, den dünnen borstenförmigen Fühlern und den auf- fallend langen dünnen Beinen leicht kenntlich (Abb. 32a). Körper meist metallisch grün glänzend, Flügeldecken grün, grau oder braun mit weißen Binden oder Flecken. Kopf groß mit stark vorquellenden Augen. Die weit vorragenden Oberkiefer sichelförmig, scharf zugespitzt, mit mehreren scharfen Zähnen besetzt. Fühler vor den Augen auf den Seitenrändern der Stirne ein- gefügt. Die (^(^ haben erweiterte Vordertarsen. AQ Coleoptera. — i. Familienreihe: Caraboidea. Die Larven zum größten Teile häutig, nur Kopf und Vorderbrust sind stark chitinisiert und dunkel metallglänzend. Besonders charakteristisch ist ein höckerartiger Vorsprung, der sich auf der Rückenseite des 5. Hinterleibssegmentes erhebt und der zwei kräftige bewegliche Dornen trägt. Die Cicindelen lieben besonders sandige trockene Gegenden, teil- weise bewachsene lückige Stellen an Waldrändern, breite sandige Wege in Kiefernwäldern usw. Man findet sie hauptsächlich im hellen Sonnenschein, wo sie bei Annäherung rasch auffliegen, um sich nach kurzem Fluge ebenso rasch wieder niederzulassen. Sie leben vom Raube niederer Insekten. — Auch die Larven leben räuberisch, jedoch überfallen sie ihre Opfer nicht offen, sondern — ähnlich wie der Ameisenlöwe — von einem Hinterhalte, nämlich von einer bis 40 cm tiefen in die Erde gehenden Röhre aus, in der sie, gewöhnlich oben am Eingange sitzend, auf vorüberlaufende Insekten lauern. Sowie ein vorüber- laufendes Insekt mit dem Kopfe der Larve in Berührung kommt, schleudert die letztere durch eine plötzliche reflektorische Bewegung des Kopfes das Opfer so heftig an die Röhrenwand, daß es betäubt wird, worauf sie es mit den Kiefern ergreift und enthauptet, um es dann auszusaugen. Die ausgesogenen Überreste werden später wieder aus der Röhre hinausgeschafft. ^) Wir verstehen jetzt auch den eigentümlichen bezahnten Rückenhöcker der Larve: er dient zum Festhalten in der Wohnröhre. Der räuberischen Lebensweise nach können wir die Cicindelen zu den forstnützlichen Tieren rechnen. Altum bezweifelt allerdings den Nutzen, da, wie er meint, an den Stellen, an denen die Cicindelen sich aufhalten, keine forstlich schädlichen Insekten vorkommen. Entschieden kann diese Frage nur durch eine umfangreiche Statistik der Beutetiere werden. In unserem Faunengebiet sind die hauptsächlichsten Arten: Cicindela campestris L. Oberseite mattgrasgrün, Flügeldecken mit weißen Flecken. Länge 12 — 15 mm; C. hybrida L., Oberseite dunkelschmutziggrün, mit weißer Bindenzeichnung (s. Abb. 32a); und C. silvatica L. , Oberseite bronze- schwarz, mit ähnlicher ßindenzeichnung wie die vorige. Familie Carabidae. Laufkäfer. Eme sehr gattungs- und artenreiche Familie. Körperbau weniger graziös und »flüchtig« als bei den Cicindelen. Kopf prognath, im allgemeinen schmäler als der Hals, Augen flacher, nur selten hervorquellend. Fühler fadenförmig, hinter der Wurzel des Oberkiefers eingefügt. Ober- kiefer kräftig, gegen die Spitze hakig gekrümmt. Die Familie enthält sehr große bis kleinste Formen. Die ^fj sind meist an den herz- förmig erweiterten Gliedern der vorderen Tarsen erkennbar. Die Larven (Abb. 32 d) mit mehr oder weniger freiem, prognathem Kopf, mit gut ent- wickelten Mundgliedmaßen und meist mit 6 Ocellen. Beme gut ausgebildet, meist mit 2 Klauen. Pronotum stets vollständig verhornt. Die übrigen Brust- und die 9 Hinterleib-Segmente mit mehr oder weniger umfangreichen Hornplatten. Endsegmente mit 2, bisweilen sehr langen Schwanzanhängen ( Cerci). Die meisten Carabiden (wenigstens alle großen Formen) sind als Larve und als Käfer räuberische Tiere, die sich von Insekten aller Art, Würmern und Schnecken ernähren. „Sie streichen einzeln, die meisten zur Nachtzeit oder in der Dämmerung umher, um nach Art der Katzen ihre Beute zu überfallen und zu überwältigen." Viele sind mit am Hinterende ausmündenden Stinkdrüsen ^) Eingehende Beobachtungen über die Lebensweise verdanken wir Stäger (19 17), der auch eine Reihe in der Literatur immer wiederkehrender Angaben als irrtümlich nachweist. Gattung Calosoma. 41 bewaffnet, aus denen sie beim Ergreifen das Gesicht und die Hände des Sammlers mit einem scharfen, eigenartig riechenden Saft bespritzen. Gleichzeitig geben sie aus dem Munde eine bräunliche Flüssigkeit von sich, — erbrochenes Mitteldarm- sekret, mit dem sie das mit den Kiefern ergriffene Opfer zum Teile schon außer- halb verdauen (extraintestinale Verdauung, s. Bd. I, S. 70). Durch ihre räuberischen Gewohnheiten sind die Carabiden im allgemeinen nützlich; einige von ihnen sind durch ihren Aufenthalt im Wald und das Ver- tilgen von schlimmen Forstschädlingen forstlich sogar sehr nützlich. Nur relativ wenige Arten (einige mittelgroße und kleine Formen) sind phytophag und werden dadurch wirtschaftlich schädlich; doch betrifft der Schaden weit mehr die Landwirtschaft als die Forstwirtschaft. -\^:^'; -P'/7.N^; cd b a Abb. 32. Verschiedene nützliche Carabidae : a Cicindela hybrida L. (Sandläufer); b Carabus auratus L. („Goldhenne"); c Calosoma sycophanta L. (Puppenräuber) und d seine Larve. Aus Taschenberg. Von der ungemein formenreichen Familie kommen kaum em Dutzend Arten für uns in Betracht. Nützliche räuberische Arten. Unter ihnen spielen die großen im Freien jagenden Arten der Gattungen Calosoma und Carabus die Hauptrolle. Gattung Calosoma Web. (Kletterlaufkäfer). Durch ihren kurzen, breiten, stark herzförmigen Halsschild und ihre stark geschulterten Flügeldecken, die an der Basis viel breiter sind als der Halsschild, von den übrigen großen Carabiden auffallend unterschieden (Abb. 32 c) Die Larven (Abb. 32 d) sind mit schwarzen, in der Mitte gefurchten Rückenschildern bedeckt. Das Pronotum annähernd ebenso breit, aber länger als das Meso- und Metanotum. Die Rückenschilder des Hinterleibes jederseits eingedrückt und seitlich stark aufgebogen. Die bei uns vorkommenden wenigen Arten haben (sowohl als Larven wie auch als Imago) die Fähigkeit auf Bäume usw. zu klettern („Kletterlaufkäfer"), wo sie Jagd auf die dort lebenden Insekten machen. Die Calosomen haben ferner meist gute Flugfähigkeit, was ihrer Verbreitung sehr zu statten kommt. Für unsere Wälder kommen 2 Arten in Betracht: 4 2 Coleoptera. — i. Familienreihe: Caraboidea. Calosoma sycophanta L. (Puppenräuber). Der Puppenräuber, auch Baumkäfer, Mordkäfer, Raupenkäfer, Bandit, Syco- phant genannt, gehört mit seiner stahlblauen Grundfarbe und den grün- und rotgoldigen Flügeldecken zu den „auffallendsten und schönsten Käfern unserer Wälder". Trotzdem war bis vor kurzem seine Lebensweise noch sehr wenig erforscht, und wenn wir heute über den Sycophant ziemlich gut Bescheid wissen, so verdanken wir dies den amerikanischen Entomologen, die unseren Puppenräuber bei sich einführten, um ihn zum Kampfe gegen die eben- falls von Europa eingeschleppten Schwammspinner und Goldafter, die sich dort zu einer unerhörten Kalamität ausgewachsen haben, zu verwenden. In einer sehr schönen ausführlichen Monographie schildert F. Burgeß (191 1) das Leben des Käfers und der Larve in allen Einzelheiten. G. Holste gibt (1915) eine ein- gehende Besprechung dieser Arbeit, der wir hier in der Hauptsache folgen: Das Ei (5,2x2,4 mm) ist etwa elliptisch, an einem Ende etwas spitzer, weiß mit einem Stich ins gelbliche; die Form wechselt etwas. Das Eistadium dauert je nach der Temperatur 3 — 10 Tage. Die Larve, anfänglich fast weiß, färbt allmählich aus und wird schwarz. Sie häutet sich zweimal, und die einzelnen Stadien sind sich sehr ähnlich und fast nur durch ihre Größe zu unterscheiden. Um die Schnelligkeit der Verbreitung der Larven festzustellen, machte Burgeß (1911) einen interessanten Versuch. Er ließ eine Larve sofort nach dem Schlüpfen eine Wanderung auf einem stets weiterrollenden Papier antreten und ihren Weg mit der Feder nachzeichnen. Das Tier legte in 72 Stunden, nach denen es starb, die erstaunliche Entfernung von mehr als 2700 m zurück. Dieser Versuch zeigt gleichzeitig, daß die Larven recht lange hungern können. Die Tiere fressen Tags und Nachts, am meisten in der Hitze. Die Raupen werden gewöhnlich an der Seite oder im Rücken zwischen den Segmenten gepackt, doch wird nur ein Teil des Tieres gefressen. Die Puppen leiden unter ihnen in gleichem Maße wie die Raupen. Auch sie werden zwischen den Segmenten angebissen. Das Loch wird erweitert und ist charakteristisch wegen seiner unregelmäßigen Ränder, die sich oft über die ganze Länge der Puppe erstrecken. Sogar weibliche Schmetterlinge werden angegriffen. Große Raupen und Puppen mit viel Fett werden vorgezogen. Futterversuche ergaben, daß eine Larve während ihres I4tägigen Larvenlebens durchschnittlich 41 aus- gewachsene Schwammspinnerraupen frißt. Merkwürdigerweise werden die weiblichen Puppen bevorzugt. Es zeigte sich, daß im Freien etwa dreimal so- viel weibliche Puppen als männliche gefressen wurden. Zur Verpuppung dringen die Larven je nach der Festigkeit des Bodens und seiner Feuchtigkeit tief in die Erde ein, wo sie sich eine Höhle fertigen. Die Verpuppung tritt in 7 — 14 Tagen ein, nachdem die Larve mit Fressen auf- gehört hat. Aus der Puppe, die in der Höhle auf dem Rücken liegt, entschlüpft gewöhnlich schon im Herbst die Imago. Das Tier überwintert also nicht im Puppenstadium. Die Käfer erscheinen im Frühjahr je nach der Gunst des Wetters früher oder später, die meisten in der ersten Juniwoche. Anfang August wird der Käfer träge und verkriecht sich in die Moos- und Streudecke, in der er zuweilen überwintert, gewöhnlich aber dringt er bis zu 40, ja 50 cm in den Boden ein, wo er in einer Höhle, gleich der Puppenhöhle, den Winterschlaf beginnt. Während des Winters sterben etwa ein Drittel der alten und 20°/o der jungen Käfer. Wie die Larven, so erklettern auch die Käfer die Bäume und ihre Zweige und finden sich selbst auf den Blättern. Stört man sie, so Gattung Calosoma. a-i lassen sie sich gerne zur Erde herabfallen, v/o sie sich schnell verkriechen. Sie fressen ungefähr 50 Tage und zwar dasselbe wie die Larven. Nach Verlassen der Winterquartiere müssen die Käfer erst einige Tage fressen, bevor sie zur Begattung schreiten, die im Laufe der Fraßperiode ver- schiedene Male wiederholt wird. Unterbleibt diese Wiederholung, so werden unbefruchtete Eier gelegt. Auch solche Tiere, die nach der letzten Begattung im Herbst keine Eier mehr abgelegt haben, sind im Frühjahr nicht fähig, be- fruchtete Eier zu legen, wenn nicht eine neue Kopula eintritt. Als höchste Leistungen eines Weibchens in einer Saison bezeichnet Burgeß 653 und 514 Eier, doch ist der Durchschnitt bedeutend geringer (100 — 150) anzusetzen. Für das Gedeihen des Tieres im Freien ist es recht wesentlich, daß es lange im resp. auf dem Wasser schwimmen kann, ohne zugrunde zu gehen. Frühjahrsüber- schwemmungen werden ihm daher wenig anhaben können und eher zu seiner Verbreitung beitragen. Die Lebensdauer eines Käfers beträgt 2 — 3 Jahre und richtet sich scheinbar unter anderem auch nach der Zahl der abgelegten Eier. Die forstliche Bedeutung geht aus dem hier Gesagten zur Genüge her- vor. Die Sycophanten gehören zweifellos zu den nützlichsten Käfern im Walde, die namentlich bei großem Raupenfraß dem Forstmann gute Dienste leisten können. In normalen Zeiten kann er so selten werden, daß er völlig verschwunden erscheint, um dann aber in starken Raupenjahren sich oft in desto größeren Mengen einzustellen : ob das rasche Erscheinen zahlreicher Puppen- räuber auf autochthoner Vermehrung an Ort und Stelle oder auf Zuwanderung und Zuflug beruht, ist noch eine ungelöste Frage. Die mehrfach beobachteten Fälle von Massenflügen lassen ein solches Zusammenfliegen nicht ausgeschlossen erscheinen. Der forstnützliche Charakter des Sycophanten ist um so höher an- zuschlagen, als zu seiner bevorzugten Nahrung gerade die schlimmsten Forst- schädUnge, wie der Kiefernspinner, die Nonne, der Schwammspinner, der Prozessionsspinner, die Kieferneule usw. gehören. Der Forstmann hat also allen Grund, die Puppenräuber zu schonen und auf alle nur mögliche Weise zu erhalten. Dazu gehört nament- lich, daß er sie nicht in den Raupengräben, in die sie gefallen sind, umkommen läßt, sondern sie wieder hinauswirft, um sie so ihrer nützlichen Tätigkeit wieder zuzuführen. In Amerika hat man sie künstlich vermehrt (in Zuchtkäfigen) und sie dann in großer Zahl in die Wälder ausgesetzt. Die Massenzucht der Larven ist jedoch nicht leicht, da dem ihr Kannibalismus, der mit jeder Häutung zunimmt, entgegensteht. Man muß daher die Larven isoliert aufziehen; nur bei Darreichung von überreichlichem Futter kann man "etwa i Dutzend Larven in einem Gefäß zusammen bis zur zweiten Häutung aufziehen. Im Parasitenlaboratorium in Melrose Highland wurden auf diese Weise in 3 Jahren annähernd 20000 Larven gezogen und ins Freie gesetzt, und zwar gewöhnlich in Kolonien von je 200 Stück. Die meisten dieser Kolonien gediehen ausgezeichnet und vermehrten und verbreiteten sich wider Erwarten gut. Eine weit entlegene isoliert ausgesetzte Kolonie verbreitete sich in dem kurzen Zeitraum von 2 Jahren über eine Fläche von ca. 1 1 englischen Quadratmeilen. Calosoma Inquisitor L. (Kleiner Kletterlaufkäfer). Von ähnlicher Form wie der Sycophant (Abb. 33A), doch wesentlich kleiner (15 — 20 mm) und meist von dunkelbronzebrauner Färbung (selten grün oder blau oder schwarzblau). Der „kleine Kletterlaufkäfer" ist ein Bewohner des Laubwaldes, und zwar vornehmlich jüngerer Bestände von Eichen, Buchen und Hainbuchen, Auch in Hainbuchenhecken und anderen Sträuchern in Gärten wird er bisweilen angetroffen. Er scheint in seinem Vorkommen viel konstanter zu sein als der Syco- phant, indem er jedes Jahr an ihm zusagenden Orten in annähernd gleicher 44 Coleoptera. — l. Familienreihe: Caraboidea, Menge auftritt. Dieses hängt wohl mit dem ebenfalls ziemlich konstanten Vor- kommen seiner Hauptbeutetiere, der Frostspannerraupen, zusammen. Auch zeitlich fällt, wie Holste(i9i5) mitteilt, das Auftreten von C. Inquisitor mit dem Auftreten der Frostspannerraupen zusammen: „Ende April, Anfang Mai erscheinen sie ziemlich plötzlich, um ebenso .schnell im Sommer, wenn die Spannerraupen zur Verpuppung in den Boden gehen, wieder zu verschwinden." Die Eiablage findet nach Holste im Mai-Juni statt, und zwar wird jedes Ei in eine besondere kleine Höhle, die mit der Legescheide angefertigt wird, ge- legt. Die Eier sind länglich oval, bisweilen schwach nieren förmig (wohl die älteren Stadien). Die Dauer des Eistadiums beträgt 8 — 14 Tage (je nach der Tempe- ratur). Die Larven gelangen Juni-Juli zur Verpuppung. Holste fand den ersten Jungkäfer am 16. Juni. Die Jungkäfer verlassen ihre Höhle im Herbst A B Abb. 33. Calosoma Inquisitor L. (Kleiner Kletterlaufkäfer) A Imago (Original); B Larve von Schlupfwespen befallen (nach Holste). nicht mehr; sie bleiben den ganzen Winter über im Boden, um erst im nächsten Frühjahr aus ihm herauszukommen. Daß die inquisitot-L.zx\G von Parasiten befallen wird, lehrt eine Beob- achtung Hol st es, der aus einer Larve eine Schlupfwespe, Phaenoserphus [Pfoctoirupes) viator Hai. in Anzahl gezogen hat (Abb. 33 B). Die forstliche Bedeutung des kleinen Kletterlauf käfers ist nicht so hoch anzuschlagen, wie die des Sycophanten, entsprechend der geringeren forstlichen Wichtigkeit der hauptsächlichsten Beutetiere, der Frostspannerraupen. Immerhin spielt er als Gegengewicht gegen den Frostspanner eine nicht zu unterschätzende Rolle und verdient deshalb Beachtung und Schonung von selten des Wirt- schafters. Gattung Carabus L. (Erdlaufkäfer). Durch die schlankere Gestalt und vor allem durch die schmäleren Flügeldecken und den schmäleren Halsschild, dessen Hinterecken winklig oder lappenförmig ausgezogen sind, von Calosoma deutlich unterschieden (Abb. 32 b). In ihrer Lebensweise weichen die Carabus in mehreren Punkten von Calosoma ab: einmal vermögen sie nicht zu klettern, halten sich also stets am Boden auf, und sodann gehen sie ihrem Raube meist nachts nach, während sie tagsüber sich gewöhnlich versteckt halten (unter Steinen, Moos usw.). Gattung Carabus. 45 Entsprechend dein Gebundensein an den Boden ist ihre Nahrung eine vielseitigere als die von den die meiste Zeit ihres Lebens sich auf Bäumen aufhaltenden Calosomen. Sie besteht nicht nur aus Insekten, sondern auch aus Schnecken, Würmern usw., und da unter den sich am Boden aufhaltenden Insekten auch viele völlig indiflferente Arten sich befinden, so ist ihre Nützlich- keit nicht so uneingeschränkt, wie die der Calosomen. Manche Carabus -Kxi hält sich zudem fast ausschließlich auf Feldern auf und kommt daher forstlich überhaupt nicht in Betracht. Andererseits bevorzugen auch eine ganze Anzahl von Arten den Wald oder wenigstens seine Nähe, und können so forstnützlich wirken. Sie vernichten hauptsächlich die des Nachts herauskommenden Raupen (wie z. B. Kiefernsaateulenraupen u. a.) und dann die unter der Bodendecke be- findlichen Raupen und Puppen usw., zumal die betreffenden Stadien verschiedener schlimmer Forstschädlinge (wie Kieferneule, Spinner, Spanner, Rotschwanz, Blatt- wespen usw.), die schon oder noch in ihrer Winterruhe im Boden sich befinden, wenn die Carabus noch oder wieder tätig sind. In welch großer Zahl die Carabus auftreten können, lehren die Mengen, die man oft in Käfer- gräben findet.^) Wenn man sie im Freien verhältnismäßig so selten sieht, so rührt dies von ihrer nächtlichen Lebensweise her. Als waldbewohnendeCaraben kommen hauptsächlich folgende Arten in Betracht: Die schwarzen oder schwarz- blauen: G. coriaceiis L. ,, Lederläufer" (bis 40 mm, mattschwarz, Flügeldecken gerunzelt), 0. intricatus L. (ebenfalls bis 40 mm, FÜigeldecken längsrunzelig mit lebhaft blauen Rändern), C. fiolaceusl^. (bis 22 mm, Flügeldecken nur ganz fein skulptiert, mit blauen Rändern), C. con- vexus F. (bis 17 mm, Flügeldecken kurz eiförmig), C. glabratus Payk. (bis 26 mm, einfarbig schwarz, Flügeldecken glatt gewölbt); — ferner die bronzefarbigen: C. granulatus L. (bis 22 mm, Flügeldecken mit Längsrippen und Kettenpunkten), C. cancellatus L. (bis 28 mm, Flügeldecken wie beim vorigen, i. Fühlerglied rot) C arvensis F. (bis 17 mm, Flügeldecken mit flacherer Skulptur, als bei den beiden vorigen), C. nemoralis III. (bis 27 mm, Flügeldecken dunkel Violettbronzefarben, fein längs gerieft, mit 3 Reihen feiner Goldgrübchen); — und endlich die goldgrünen: (7. auratus L. (Abb. 32b), G.auronitens F. (bis 26 mm) und C. nitens L. (bis 16 mm, Halsschild und Flügeldeckenränder rotgold). A B Abb. 34. Nützliche Carabiden (kleinere Formen): A Agonum sexpunctatum L., B Dromius fenestratus F. Original. Neben den großen frei jagenden Carabiden [Carabui s. 1,) sind noch einige kleinere Formen zu nennen, die zwischen den Rindenschuppen oder unter den Rinden der Bäume sich aufhalten und dort Jagd auf Rindeninsekten (Borken- und Bockkäferlarven usw.) machen. Es sind dies vor allem die Gattungen Agonum Bon. und Dromius Schaum. Die Gattung Agonnin (Abb. 34 A) enthält mäßig kleine (6— 10 mm), ziemlich flache, schwarze oder metallisch gefärbte Käferchen mit scheibenförmigem Halsschild. Saalas (1918) nennt A. MannerheimiDe]. und sexpunctatum L., die er als Käfer oder als Larven unter Fichten- rinden in Borken- und Bockkäfergängen gefunden hat. — ') Schuhmacher (1917) berichtet, daß er in einem Käfergrabensystem ca, 4000, in einem einzigen Loch 84 Carabus gefunden hat. 46 Ordnung Coleoptera (Käfer). Die Dromius-Arten („Rindenkäfer, Rennkäfer'', Abb. 34 B) sind kleine schlanke, meist hellgefärbte Käferchen (oft mit dunkler Zeichnung), die sich vornehmlich unter Rinden in den Borken käf ergangen aufhalten. In der forstentomologischen Literatur sind genannt: D. agilisL. {Fleischer, Saalas), D. quadrinotatus Pz. (Kleine), D. tnarginellus Fb. und D. fenestralus Fb (Saalas). — Genaue Beobachtungen über die Lebensweise fehlen noch. Außer den beiden genannten Gattungen sind hier noch als forsdich nützlich zu nennen: Tachyta nana Gyll., ein wmzig kleines (2^/^ — 3 mm) dunkelgefärbtes Tierchen, das von Perris, Saalas, Pomerantzew bei verschiedenen Borkenkäfern gefunden wurde (bei Blast, piniperda., minor., Ips typographus, sexdentatus^ laricis, Eylastes palliatus, Hiß. fraxini., Scol. Ratze- burgi); und endlich noch Pterostichus ablongopunctatus F., ein mitielgioßer Laufkäfer (9 bis 12 mm) mit dunkler erzfarbiger Oberseite, den Pomerantzew (vgl. .Saalas) in den Gängen von Hyl. crenatus gefunden hat und deshalb für forstnützlich hält. Schädliche Arten. Schädlich sind verhältnismäßig nur wenige Carabiden , meist mittelgroße oder kleine Arten. Der schlimmste Schädling unter ihnen ist der Getreide- A B Abb. 35. Schädliche (pflanzenfressende) Carabiden: A Haipalus aeneus ¥,; B Bembidium'lampros Hrbst. — Original. \diViikiiiex (Zabrus gibbus ¥.), der aber nur landwirtschaftlich wichtig ist, indem er als Käfer bei Nacht die noch milchigen Körner der Getreidearten benagt und als Larve die Blätter der jungen Getreidepflanzen zerkaut und aussaugt. Als forstliche Schädlinge kommen von den mittelgroßen Formen haupt- sächlich einige Harpalus- Arten in Betracht: Harpalus (Pseudophotius) pubescens Müll, Hmpalus aeneus Yh. (Abb. 35 A) und tardus Pz., die in mit Brettern, Moos oder Reisig bedeckten Saatbeeten durch Annagen und Ausfressen der Samen (von Laub- und Nadelhölzern) und durch Abfressen der jungen Keimpflänzchen emp- findlichen Schaden verursachen (Schaal 1865, Czech 1878). In einem Fall wurde auf diese Weise ^j^ der Saat vernichtet (Nitsche 1893). H. pubescens ist die größte Art (14 — 16 mm), pechschwarz, Fühler und Beine gelbrot, Flügeldecken anliegend graugelb behaart; H. tardus wesentlich kleiner (9 — 10 mm), gedrungen, Fühler und Tarsen gelbrot, Oberfläche wenig behaart; li. aeneus, die kleinste Art (7--10 mm), Oberseite metallisch grün oder bläulich oder erzfarben, glänzend (Abb. 33 a). — Als verdächtig gelten ferner: Calatlius fuseipes Goeze (= cisteloides Pz ) und Poeetlus lepidns Lesk., die einzeln in "mit Moos bedeckten Saatbeeten angetroffen wurden (Schaal 1865). 2. Familienreihe: Staphylinoidea. a-j Außerdem wurden auch noch eine Anzahl zu den kleinsten Carabiden gehörende Bembidium- Arten (Abb. 35 B) als Saatbeetschädlinge festgestellt. In einem von Eckstein (1904) beobachteten Falle wurden durch sie i Ar Fichten- und ebensoviel Weymouthskiefersaat total zerstört. Die Käferchen, die sich stets am Boden aufhalten und als ungemein flinke Läufer sich den Nachstellungen zu entziehen wissen, hatten den Samen, obgleich er gemennigt war, vollständig auf- gefressen und nur die Samenhülle übrig gelassen. Eckstein nennt 3 Arten: Bembidium pygmaeum Fbr., lampros Hbst. (Abb. 35 B) und quadrimaciilatum L., alles kleine Tierchen von 3 — 4 mm, bronzefarbig oder metallisch grün glänzend, letzteres mit 4 gelben Makeln auf den Flügeldecken. Als Gegenmittel gegen die Saatbeetschädlinge empfiehlt sich das dichte Bestreuen der befallenen Flächen mit ungelöschtem Ätzkalkstaub. Literatur über die Caraboidea. Burgeß, A. F., 191 1, Calosoiua sycophanta: its life histoiy, behavior and successfull coloni- zation in New England. Bull. Dep. Agr. Washington Nr. lOi, 1911. Czech, 1878, Entomologische Notizen. Laufkäfer als Schädlinge im Walde. In: Ztbl. f. d. g. F., S. 371. Eckstein, K., 1904, Beiträge zur genaueren Kenntnis einiger Nadelholzschädlinge. In: Z. f. F. u. J., S. 355 ff. Fleischer, Ant., 1877, Der Fichtenborkenkäfer , Bostrychus typographus, im Böhmerwald, seine Mithelfer an dem Zerstörungswerk und seine Feinde. In: Vereinsschrift des Böhm. Foistver. Drittes Heft. Holste, G., 1915, Calosoiiia sycophanta, seine Lebensgeschichte usw. In: Zeit. f. ang. Ent. Bd. II, 1915, S. 4iifif. Kleine, R., 1909, Die europäischen Borkenkäfer und ihre Feinde aus den Ordnungen der- Coleopteren und Hymenopteren. In : Entom. Blätter. Nitsche, H., 1893, Ein neuer Fall von Saatkampbeschädigung durch Laufkäfer. In: F. N. Z. S. 48. Saalas, 1917, Die Fichtenkäfer Finnlands. Helsingfors. Schaal, 1865, Über das Bedecken des in die Fichtensaatkämpe ausgesäten Samens. In: A. F. u. J. Z., S. 209. Schuhmacher, 191 7, Über ein Massenvorkommen von Carabus auratus. In: Deutsche Entom. Zeit., S. 339. Stäger, R., 1917, Biologische Beobachtungen an der Cicindelen-Larve. In: Mitt. Naturforsch. Ges. in Bern. 2. Familienreihe: Staphylinoidea. Das hauptsächlichste Merkmal dieser Familienreihe ist das Flügelgeäder, das nach dem Typus II gebaut ist. Bei einem großen Teil der Staphylinoidea (bei der umfangreichsten Familie: Staphyliniden) sind die Flügeldecken verkürzt, oft nur die 2 ersten Abdominal- Segmente bedeckend Die Fühler sind entweder einfach oder mit vergrößerten, eine nicht ge- blätterte Keule bildenden Endgliedern. Die Tarsen mit variabler Gliederzahi. Die Larven campodeoid oder wenigstens diesem Typus nahestehend, niemals maden- oder engerlingförmig. Sie leben räuberisch von anderen Insekten oder von Aas, Moder usw. Für uns kommen nur die räuberischen Arten als forstnützlich in Betracht. Sie gehören 3 Familien an: Den Staphyliniden, Silphiden und Histeriden, Familie Staphylinidae. Kurzflügler. Die Staphyliniden (Abb. 36) sind leicht kenntlich an dem lang gestreckten, schmalen Körperbau und an den stark verkürzten Flügeldecken, die meist nur die ersten beiden Hinterleibsegmente bedecken (daher der Name „Kurzflügler"'). Es gibt Formen von ganz an- sehnlicher Größe darunter, doch die Mehrzahl ist klein bis sehr klein. 48 Coleoptera. 2. Familienreihe: Staphylinoidea. Die in ihrer Form und Beweglichkeit den Imagines sehr ähnlichen Larven (Abb. 36D) haben 9 wohlausgebildete Abdominal-Segmente und eingliedrige klauenförmige Tarsen. Die Staphyliniden gehören mit zu den artenreichsten Käferfatnilien. Es sind ungeheuer behende, schnell laufende Tiere, die sich meistens (sowohl als Larve, wie auch als Imago) von tierischer Kost ernähren, von toten faulenden Substanzen oder von lebenden Tieren. Die großen Arten machen Jagd auf freilebende Tiere (andere Insekten, Schnecken usw.), die kleinen Arten dringen vielfach in die Gänge der Borkenkäfer usw. ein, um dort von den Borkenkäfern oder deren Eiern oder Larven sich zu nähren. Die forstliche Bedeutung der Staphyliniden stimmt demnach im wesent- lichen mit der der Laufkäfer überein, d. h. sie sind, sofern sie nicht indifierent sind, als nützliche Tiere zu bezeichnen. Von den großen Arten sind als die bekanntesten und häufigsten zu nennen: Staphylinus caesareus Cederh. Schwarz, Flügeldecken rötlich gelbbraun. — fossor Scop. Kopf, Hlsch. und Flgdck. braunrot. — (Ocypus) olens Müll. Einfarbig schwarz (Abb. 36 A). A B C D Abb. 36. Verschiedene Staphyliniden (nützlich): A Ocypus olensJMüU., B Omalium rivulare Payk., C Nudobius lentus Grav., D Larve des letzteren. — Original. Von letzterem gibt Ratzeburg eine eingehende Beschreibung (vom Käfer und der Larve). Er sah denselben bei einer Kieferspinnerkalamität sehr tätig. Die Larve lebt nach Heer in Gräben, von denen aus sie (ähnlich wie die Cicindelen-Larven) die vorüberlaufenden Insekten überfällt. Von den kleinen Arten findet sich eine größere Anzahl in der forst- entomologischen Literatur (Altum, Fleischer, Kleine, Saalas) als Borkenkäfer- vertilger angeführt. Die Liste wird sich zweifellos noch stark erweitern lassen, wenn man einmal sich näher mit diesem Gegenstand beschäftigt haben wird. Man wird dann wohl auch klarer sehen betreffs der Frage, ob die einzelnen Staphylinen bestimmte Borkenkäferarten bevorzugen oder ob hier überhaupt keine Gesetzmäßigkeiten vorliegen^ und ferner auch, wie groß ihre forstliche Bedeutung ist. Die als Borkenkäferfeinde festgestellten Arten sind folgende: Phloeopora reptans Er. — Beutetiere: Hylastes palliatus^ Blast, minor ^ Polygr. subopacus., Ips sexdentatus, laricis (Altum, Kleine und Perris), Dendroct. micans (Saalas). — angustiforrms B. — Beutetiere: Hylast. palliatus, Pityog. quadridens (Kleine). Familie Silphidae. 4g Homalota plana Gyli. — ßeutetiere: Crijpturgus pusillus (Kleine). — cdata Er. — Beutetiere: Hylurg. Uyniperdus (Altum). — cusptdata Er. — Beutetiere: Ips laricis (Altum). Leptusa analis Gyll. — Beutetiere: Ips laricis (Altum), Ips typographiis und chnlcograplms (Saalas). Atheta. celata Er. — Beutetiere: Hylurgus ligniperdus (Kleine). — analis Gyll. — Beutetiere: Ips laricis (Kleine). — crassicornis F. — Beutetiere; verschiedene Ipiden (Bickhardt). — spec. — Beutetiere: Blast, piniperda und Polygr. subopacus (Kleine). Placusa complanata Er. — Beutetiere: Ips sexdeiitafus (Kleine). — atrata Stbg. — Beutetiere: derselbe und Pit. clialcographus (Saalas). — infinia Er.') — Beutetiere: Ips typograplitis., sexdentatus (Fleischer und Perris), Blast. minor (Kleine";, Xylot lineatus (Saalas). Placusa depressa Makl. — Beutetiere: Ips typograpkus und laricis^ Pit. chalcographiis, Dendr. micans., Xyl. lineatus, Hyl. glabratus (Saalas). Quedius fuliginosus G. — Beutetiere: Blast, minor (Altum, Kleine). — scintillans Ge. ebenso. — ochropteriis Er. — Beutetiere: Ips typographiis (Fleischer, Kleine). — laeimiatus Gyll. ebenso. Xantholinus collaris Er. — Beutetiere: Ips sexdentatus (Altum). Niidobius lentits Grav. (Abb. 36 C u. D)'-) — Beutetiere: Jps typographiis (Fleischer, Kleine), Ips laricis, Dendr. micans, Hyl. glabratus, Pit. chalcographus (Saalas), — collaris Er. — Beutetiere: Ips sexdentatus (Kleine) Coryphium, angusticolle St. — Beutetiere: Ips laricis (Kleine). Omalium pusillum Grav. (Abb. 36 B) — Beutetiere: Ips laricis, sexdentatus, Polygr. sub- opacus, Blast, minor, Hyl. palliatus (Kleine). — vilc Er. — Beutetiere: Ips sexdentatus (Kleine). — minimum Er. — Beutetiere: Ips sexdentatus (Kleine). Acrulia inflata Gyll. — Beutetiere: Xyloterus- Arten (^Saalas). Familie Silphidae. Aaskäfer. Die Silphiden sind in Gestalt und Größe recht mannigfaltig. Die für uns hauptsächlich in Betracht kommende Gattung Silpha (s. 1.) enthält meist mittelgroße, flache, breitovale Formen, deren deutlich gerippte Flügeldecken den Hinterleib vollkommen bedecken (Abb. 37 A). Die Fühler sind gegen das Ende zu verdickt, mitunter auch mit deutlicher dreigliedriger Keule. Die Farbe ist meist schwarz, doch gibt es auch Formen mit rotem Halsschild, und solche mit gelben Flügeldecken. Die Larven sind asselfö^mig (Abb. 37 B), Kopf leicht geneigt, jederseits 5 Ocellen, von denen drei oberhalb und hinter den Fühlern, 2 unterhalb stehen. Fühler dreigliederig, Dorsalplatten der Brust und des Hinterleibes nach den Seiten lappig vorgezogen. Füße eingliedrig. Der Name „Aaskäfer" rührt daher, weil die meisten Silphiden von Aas leben. ^) Doch gibt es auch einige Arten die (sowohl als Imago, wie auch als Larven) phytophag sind und dadurch landwirtschaftlich (an Zuckerrüben) sehr schädlich sein können (Silpha \_Blilophaga\ opaca L. und iindata Müll.), und endlich auch solche, die räuberisch von anderen Insekten leben und da- durch nützlich sind. Zu diesen nützlichen Arten gehört die gelbe ') Nach Fleischer (1877) gehörte Placusa infima zu den wichtigsten Borkenkäfer- feinden während der großen Borkenkäferkalamität im Böhmerwald in den siebziger Jahren. An einzelnen Stämmen konnte man 100 und mehr Exemplare in den Typographiis -Gängen finden. Die Gefräßigkeit der kleinen Staphylinen ist sehr groß: 4 eingesperrte Placusen haben in 24 Stunden 10 Borkenkäferlarven vollkommen aufgefressen. Wo viele Placusen vorhanden warer, konnte man zahlreiche leere (d. h. larvenfreie) Larvengänge finden. ^) Nach Fleischer (1877) kommt diese Art weit weniger zahlreich als Placusa vor; er fand sie meist einzeln, höchstens. 2 Exemplare unter einem größeren Rindenstück, höchstens 10 Exemplare an einem Stamm. Das gleiche gilt für Quedius laevigatus. ^) Wo immer man Aas aufhebt, findet man die Aaskäfer zahlreich vertreten, meist in Gesellschaft von ebenfalls zu den Silphiden gehörenden, schwarz und rot gebänderten Toten grä.hera (Necrophorus), ferner von zahlreichen Kurzflüglern(StaphyHnen), Stutzkäfern (Histeriden) usw. Escherich, Forstinsekten. IL Bd. 4 50 Coleoptera. P'amilienreihe: Staphylinoidea. Silpha (Xylodtepa) quadripunctata L. H 'l>^2i ^^y An ihrer Färbung leicht zu erkennen: Flügeldecken gelb mit je 2 kleinen schwarzen Makeln, Halsschild in der Mitte schwarz, an den Rändern gelb, Unterseite und Beine schwarz. (Abb. 37A). Biologisch zeichnet sich die gelbe Silpha durch ihr Kletterver'mögen aus. Man trifft sie, wie auch ihre Larve vor allem auf Bäumen, wo sie Jagd auf die dort fressenden Insekten macht. Altum (F. ']2) fand sie besonders auf jangen Eichen und Buchen, von wo er sie im Frühjahr (zusammen mit Calosoma Inquisitor) regelmäßig durch Prellen herabklopfte. Dasselbe berichtet [Holste A B C ' Abb. 37. A Silpha quadripunctata L. ; B Silpha-Larve von oben; C dieselbe von unten. Orig. (19 15). Wir gehen deshalb nicht fehl in der Annahme, daß die Silpha hier vornehmlich den Raupen des Frostspanners nachstellt (s. oben S. 44). Redten- b acher fand die gelbe Silpha in größerer Menge in den Nestern des Prozessions- spinners und ich selbst fand in den Vogesen die Art mehrfach beim Verzehren von Nonnenraupen, So können wir die gelbe Silpha zu den forstlich sehr nützlichen Tieren rechnen. Weitere genauere Untersuchungen über die Lebensweise sind sehr erwünscht. Familie Histeridae, Stutzkäfer. Die Mistenden (,,Stutzkäfer") sind kleine bis mittelgroße Tiere, die durch ihren außer- ordentlich harten und glatten Chitinpanzer besonders ausgezeichnet sind. Der Kopf steckt tief im Hals und trägt kurze 1 1 gliederige geknickte Fühler, die an der Spitze geknöpft sind. Flügeidecken abgestutzt, die letzten Hinter- leibsegmente freilassend (Abb. 38). Beine plump, Vorderbeine mit Zähnen zum Graben geeignet, Tarsen 5giiederig. In Ruhestellung liegen die Beine am Körper so eng an, daß sie kaum zu sehen sind, Larven häutig, langgestreckt, ohne Ocellen, Kopf prognath, Mundteile gut entwickelt. Pronotum teilweise oder ganz verhornt, Beine kurz. Die Histeriden enthalten (in unserem Faunengebiet) über ein Dutzend Gattungen mit zahlreichen Arten, Die meisten leben (sowohl als Imagines wie als Larven) räuberisch von anderen Insekten ; sie halten sich meist in verwesenden tierischen oder pflanzlichen Stoffen, oder unter den Baumrinden usw, auf, wo sie auf die dort lebenden Fliegen- oder Käferlarven Jagd machen. Einige Arten hat man gelegentlich auch im Freien auf Insekten jagen sehen. Abb, 38. Hister quadri- maculatus L. — • Original. Familie Histeridae. 51 Forstlich werden die Histeriden sehr nützlich und zwar dadurch, daß eine Reihe von Arten sich von Borkenkäfern nähren und so an deren Einschränkung mithelfen. Es sind hauptsächlich 3 Gattungen, die dem Forst- mann in dieser Richtung nützen: Plaiijsoma, Paromalus und Pkgaderus. Alle drei enthalten kleine bis kleinste Formen (4 — i'/.j mm), die teils durch ihre schmale, abgeplattete Gestalt, teils durch ihre Kleinheit ai^ das Leben der Borkenkäfer angepaßt erscheinen. Gattung Platysoma Leach. Die größten Formen (s'/j — 4 mm) unter den Borkenkäferfresssern ; langgestreckt, parallel- seitig, einfarbig schwarz, an allen Schienen am Außenrand mit Zähnchen besetzt (Abb. 39 A). Bei Borkenkäfern wurden bisher gefunden : PI. deplanatum Gyll. (3 — 372 nrni), hauptsächlich unter Pappelrinde, doch auch an Fichte in den Gängen von Ips typographus; — lineare'Er. (2,^U — 4 mm); an Kiefer und Fichte, bei Ips typographiis und laricis. Blast. piniperda (Fleischer, Kleine); — angnsiatum Hofm. (2'/, — 3 mm); an Nadel- und Laubbäumen, bei Hylastes opaeus (Kleine); — oblongum F. (3'/., — 4 mm); an Nadelholz bei verschiedenen ips-Arten (Bickhardt). — elongatum Oliv. (272—3 mm); an Nadelholz bei verschiedenen J^fS- Arten (Bickhardt. Fleischer). A B C Abb. 39. Ipidophage Histeriden. A. Platysoma oblongum F.; B Plegaderus discisusEr. ; C Larve desselben. Alle stark vergr. — Original. Gattung Paromalu.s Er. Kleine Arten (l72 — 2,3 mm) von oblonger, ziemlich parallelseitiger Gestalt, mit rostroten Beinen und Fühlern. In der forstentomologischen Literatur sind 2 Arten erwähnt : J 3^ P. paralleiopipedtis Hbst. (Körper parallel), an .Nadelhölzern, in den Gängen von verschiedenen Ips- Arten {laricis, longicollis, sexdeniaius) ,, — flavicornis Hbst. (Körper länglich oval, an den Seiten leicht gerundet). An Nadelholz, be- sonders Kiefer bei Hylastes opaeus (Kleine 1. Gattung Plegaderus Er. Die kleinsten der ipidophagen Histeriden (i — 17.2 m) von ovaler Statur. Besonders charakte- ristisch sind die wulstförmig abgesetzten Seitenränder des Halsschildes. Besonders genannt werden als Borkenkäferfresser : '}!ly<;-PL discisus Er. (Abb. 39 B u. C), vulncratas Pz., sauciiis Er. und sanatus Truqui. Nach Bickhardt stellen die Plcgadcnis hauptsächlich den Cryptiiygus-Art:.n nach, auch Kleine nennt mehrmals Crypturgus pusil/us als Beutetiere. Doch scheinen sie auch größere Borkenkäfer zu überfallen, wenigstens fanden sie Kleine, Fleischer und Saalas auch in den Gängen verschiedener Ips-Arten, ferner bei Hylastes, Dryoeoetes usw. Über die Art der Fortpflanzung all der hier genannten Histeiiden liegen uns bider noch gar keine Angaben vor. Bickhardt vermutet, daß die Histeriden 4* 52 Coleoptera. — 3. Familienreihe: Lamellicornia. erst nach dem Ausflug der Borkenkäfer aus deren Gängen durch Ausfluglöcher hinausgelangen und nach dem Einbohren der Ipiden in neue Bäume diesen durch die Einbohröff"nung wieder folgen — wenigstens die $$ — um dort ihre Eier abzulegen. Die Copula findet wahrscheinlich im Freien statt. „Es wäre eine sehr dankbare Aufgabe, diesen Zusammenhängen nachzuspüren, von deren Verfolgung vielleicht ein größerer Erfolg für Borkenkäfeibekämpfung zu eiwarten ist" (Bickhardt) 1). Literatur über Staphylinoidea. Bickhardt, H., 1914, Die Bedeutung der Histeriden im Kampfe gegen die Waldverderber. In: Ztschr. f. angew. Entom., S. 382 — 389. Fleischer, A. B., 1877, Der Fichtenborkenkäfer, Bost. typographus im Böhmerwald, seine Mithelfer und seine Feinde aus der Klasse der Insekten. In : Vereinsschr, f. Forst-, Jagd- u. Naturkunde des böhm. Forstvereins. 3. Heft, S. 1 — 42. Kleine. R,, 1909, Die europäischen Borkenkäfer und ihre Feinde aus den Ordnungen der Coleopteren und Hymenopteren. In: Entom. Blätter. Saalas, 1917, Die Fichtenkäfer Finnlands. Helsingfors. 3. Familienreihe: Lamellicornia. Das Hauptmerkmal der Lamellicornier ist die Bildung der Fühler; diese sind gekniet und enden mit einer Keule, die aus 3 bis 7 einseitig zu Blättern erweiterten Gliedern besteht. Die Keulenglieder sind entweder einfach kammartig gestellt und unbeweglich, oder können fächerlörmig ausgebreitet und zusammengeschlagen werden (Abb. 40). Sehr gut charakterisiert sind auch die Larven, die allgemein als „Engerlinge" bekannt sind: sie sind weichhäutig, feist, weißlich, blind, ventralwärts stark gekrümmt, daher stets seitlich Abb. 40. Lamellicornier-Fühler, A von Lucanus (Hirsch- käfer); B von Melolontha (Maikäfer). Abb, 41. Lucaniden- Larve (Dorcus parallelopipedus L.). — Nach Boas. liegend, mit gut entwickeltem Kopf, meist auch sehr gut ausgebildeten Beinen und mit sackartigem Hinterleibsende (siehe Abb. 41 u. 45). Die Larven leben im Verborgenen, entweder im Mul n, oder in der Erde oder im Mist usw., worauf schon die Blindheit und die weiche Beschaffen- heit der Körperbedeckung hinweist.] | ^) Wie zahheich die Histeriden auftreten können, lehren folgende Angaben BicRaardts : er fand im Urwald Carozzica bei Asco (Korsika) an 2 umgebrochenen Stämmen von Pinus maritimus an Borkenkäfern: Ips sexdentatus (ca. 150 Stück), laricis (ca. 100 Stück), longicolhs (ca. 250 Stück), Crypturgus eribrellus (ca. 507 Stück), numidicus (ca. 80 Stück , Xyleborus eurygraphuft (ca. 20 Stück), — und mit diesen Borkenkäfern zusammen, d. h. in ihren Gängen und dem umgebenden Mulm, folgende Histeriden: Platysoma oblongum (ca. 120 Stück), elongatuni (ca. 25 Stück), Paromalus parallelopipedus (ca. 150 Stück), Flegaderus saucius (ca. 80 Stück) und sanatus (ca. 50 Stück). Familie Lucanidae. 53 Die Lamellicornier zerfallen in zwei Familien, die Lucaniden (Hirschkäfer) und die Scarabaeiden (Mist- und Laubkäfer), die sich folgendermaßen unter- scheiden lassen: Fühler stark gekniet, ihr i. Glied langgestreckt, die Keule gekämmt, ihre Glieder (3 — 6) unbeweglich (Abb. 40 A). Larven mit einem längsspaltigen After. Segmente gewöhnlich glatt, ohne gewulstete Querfalten (Abb. 41) Lucanidae Fühler schwach gekniet, erstes Glied meist nur wenig verlängert, aber verdickt, Keule aus 3 — 7 beweghchen Blättern bestehend (Abb. 40B). Larven meist mit querspaltigem After (Ausnahme: Serica), Segmente mit stark ge- wulsteten Querfalten (Abb. 45) Scarabaeidae Familie Lucanidae. Hirschkäfer. Außer dem ebengenannten Fühlermerkmal zeichnen sich viele Lucaniden noch durch ein sehr auffallendes sekundäres Geschlechtsmerkmal, nämlich die stärkere Ausbildung der Vorderkiefer (Mandibeln) beim Männchen aus, welche bei unserm Hirschschröter zu förmlichen Geweihen sich entwickelt haben (Abb. 42 A). Die so gestalteten Mandibeln sind zum Kauen ungeeignet, sie dienen hauptsächlich als Waffe im Kampfe zwischen den Männchen. Trotzdem die meisten Lucaniden Wald- oder vielmehr Baumtiere sind, kommt ihnen doch nur eine sehr geringe forstliche Bedeutung zu, da ihre Larven im Mulm abgestorbener Bäume oder Baumteile sich entwickeln und ihre Imagines meist von ausfließenden Baumsäften sich nähren. Nur eine Art kann forstlich einen geringen Schaden verursachen, indem sie sich von den eben sich entfaltenden Knospen von Laubbäumen nährt; es ist dies ~f-]r^} Systenocerus caraboides L. (Rehschröter). Eine kleinere Art von 10 — 14 mm Länge (Abb. 42 C), die sich von den übrigen (meist braun oder schwarz gefärbten) Arten durch die metallisch grüne oder grünlichblaue oder stahl- blaue Oberseite unterscheidet, und sich an diesem Merkmal leicht erkennen läßt. Die Larve lebt in anbiüchigem oder abgestorbenem Holze verschiedener Laubbäume (Eiche, Buche. Esche usw.), und auch von Kiefer. Die Imago kommt im August aus der Puppe aus, bleibt aber den Winter über im Puppen- gehäuse. Im Frühjahr begibt sich der Käfer in die Kronen der Bäume, vor- nehmlich Eichen, dann auch Aspen u. a., um an den eben sich entfaltenden Knospen zu fressen. Die Knospen werden dabei mitunter so stark beschädigt, daß sie bei der geringsten Berührung abfallen. Die Vermehrung scheint im allgemeinen nur eine geringe zu sein; doch kann der Käfer immerhin so häufig werden, daß er auffällt. So habe ich ihn im Frühjahr 19 15 bei Gelegenheit des Absammelns der Maikäfer im Bien- wald (Pfalz) in den großen Fangtüchern (s. unten) in größerer Zahl angetroffen. Von den übrigen Lucaniden seien noch folgende Arten genannt, die zwar praktisch ohne Bedeutung sind, die jedoch dem Forstmann oftmals begegnen und ihn durch ihre aulfallende Erscheinung interessieren können: ;^^>r;;, Lucanus cervus L. (Hirschschröter, Feuerschröter). Einer der größten und bekanntesten Käfer unserer Fauna, der im männlichen Geschlecht durch die geweihartig vergrößerten Mandibeln ausgezeichnet ist (Abb. 42 A). Die "Weibchen haben an Stelle des Geweihs nur 2 kräftige, nach vorne etwas vorstehende Vorderkiefer. Die Färbung der Flügeldecken und des männlichen Geweihes ist liastanienbraun , die des übrigen Körpers schwarz. Die Größe ist sehr variabel (auch die des Geweihes) und schwankt zwischen 25 und 75 mm. Die Hirschschröter sind hauptsächlich m den Eichenwaldungen zu Hause, wo sie im Juni/Juli an warmen Abenden mit wildem Gesumme umherschwärmen, namentlich die Männchen, die auf der Suche nach einem Weibchen sich befinden. „Wie versessen die Männchen auf ihre Weibchen 54 Coleoptera. — 3. Familienreihe: Lamellicornia. sind, hat Haaber beschrieben, der ein lebendes Weibchen eines Hirschkäfers an einem Baum- stamm befestigte, und im Laufe von 2^2 Stunden nicht weniger als 75 anfliegende Männchen fangen konnte" (Heymons-Brehm). Als Nahrung dient ihnen ausfließender Baumsaft, und man kann an heißen Sommertagen an solchen feuchten Stellen der Eichenstämme oft eine große Gesellschaft von Hirschkäfern finden, die an der süßlichen gärenden Flüssigkeit lecken. Die männlichen Hirschkäfer sind sehr streitsüchtig, und wo mehrere von ihnen beisammen sind, ent- wickeln sich stets bald Kämpfe, wobei die Geweihe als Waft'en benutzt werden. „Die rundlichen, 2,25 mm großen Eier werden an morschen Eichenstämmen in die Erde gelegt, von deren Humusteilchen sich die Larven anfangs ernähren, bis sie später, wenn sie größer geworden, das faule Holz selbst angreifen.. Erst im fünften Jahr sind die Larven ausgewachsen und er- reichen dann die stattliche Länge von 10 — 11 cm. Im fünften Sommer verpuppt sich die Larve in einem faust- großen festen Gehäuse, das bei der männlichen Puppe, die schon ein langes, bauchwärts umgebogenes Geweih er- kennen läßt, wesentlich größer ist als bei der weiblichen (Heymons-Brehm). Dorcus parallelopipedus L. (Zwerghirsch- käfer, Balkenschröter). Wesentlich kleiner (18 — 32 mm), matt schwarz; die Mandibeln des Männchens nur wenig verlängert (Abb. 42 B). Larve in faulendem Holze von Buche, Eiche. Linde. Nußbaum, Roßkastanie usw. ' Sinodendron cylindricum L. (Baum- oder Kopfhornschröter). Ausgezeichnet durch seine walzenförmige Gestalt und durch den Besitz eines Hornes auf dem Kopf, das im männlichen Geschlecht deutlicher entwickelt ist als im weiblichen. Noch kleiner als der vorige, 12 — 16 mm (Abb. 42 D). Larven in faulem Holze von Laubbäumen. Ratze- burg hat im Winter Larven, Puppen und Käfer in faulenden Ästen lebender Buchen zahlreich beisammen gefunden. Der Käfer findet sich im Mai/Juni an ver- schiedenen Laubbäumen. B C D Abb. 42, Verschiedene Lucaniden. A Lucanus cervus L. ; B Dorcus parallelopipedus L. ; C. Syste- nocerus caraboides L. ; D Sinodendron cylindricum L. — Original. Familie Scarabaeidae. Blatthornkäfer. 1^ Die durch die Fühlerbildung (s. oben) gut charakterisierte Familie der Scarabaeiden ge- hört zu einer der artenreichsten Käferfamilien. Sie enthält mittelgroße und große bis sehr große Formen von der verschiedensten Gestaltung und teils prächtigen Farben (besonders die tropischen Unteifamilie Coprophaginae. 55 Formen). — Die Larven (Engerlinge) unterscheiden sich von den Lucanidenlarven durch den querspaltigen After. Sie zeigen eine auffallend starke Wulstung der Segmente; Segmente I — 7 sind in 3 Querwülste gefaltet, an die sich seitlich ein dreieckiger Wulst anschließt (Abb. 45). Die Lebensweise der Scarabaeiden ist je nach den Gattungen resp. Gattungsgruppen sehr verschieden: die einen entwickeln sich im Mist, bei anderen nähren sich die Larven von lebenden Pflanzenwurzeln, während die Imagines Blätter fressen, bei wieder anderen entwickeln sich die Larven im morschen, faulenden Holze oder in Ameisenhaufen, während die Imagines von Säften, Blütenstaub usw. sich ernähren. Forstlich sind nur verhältnismäßig wenige Arten von Bedeutung, doch gehören diese wenigen oder wenigstens einige von ihnen zu den all er- schlimmsten Schädlingen, so daß wir uns eingehend mit ihnen beschäftigen müssen. Systematisch können wir zwei Unterfamilien unterscheiden: Fühlerkeule oder wenigstens deren zwei letzte Glieder matt, staubartig grau tomentiert Coprophaginae Fühlerkeule wie die übrigen Fühler kahl oder spärlich mit Haaren besetzt, glatt (nicht matt tomentiert) Mdolonthinae Unterfamilie Coprophaginae (Dungkäfer). Die meisten hierher gehörenden Arten leben im Mist oder Dung und machen hier auch ihre Entwicklung durch (daher die Bezeichnung Mist- oder Abb. 43. Verschiedene Coprophaginae (Dungkäfer). B Copris lunaris L. (Mondbornkäfer). A Geotrupes (Mistkäfer). — Original. Dungkäfer). Forstlich kommt ihnen nur eine indirekte Bedeutung (Boden- verbesserung) zu. Am bekanntesten sind die zu den kleineren Formen gehörenden Aphodius- Arten, die in jedem Mistfiaten oft zu Hunderten anzutreffen sind, und noch mehr die größeren Geotrupes- Krion (die eigentlichen Mistkäfer), die auch dem Forstmanne im Walde häufig begegnen, sei es schwärmend am Abend, sei es auf den Wegen laufend, sei es auf tierischen Exkrementen. Es sind ziemlich große Tiere, schwarz mit grünlichem oder bläulichem Schimmer (Abb. 43 A). Biologisch bieten die Mistkäfer viel Interessantes, vor allem durch ihre Brutarbeit, an der die beiden Geschlechter sich beteiligen. Sie graben zunächst einen über ^/.^ m tiefen Hauptgang annähernd senkrecht in die Erde und treiben dann von diesem in verschiedener Höhe mehrere Seitenstollen (von je bis zu 18 cm Länge) vor, in die Mist vermischt mit Rindenstückchen und c5 Coleoptera. — 3. Familienreihe: Lamellicornia. Erdteilchen eingebracht wird. Schicht auf Schicht wird hier gelagert, bis der Stollen mit einer förmlichen Mistwurst gefüllt ist, die man „Brutpille" nennt. Im dicksten Teile der Pille befindet sich die Eikammer, in der ein weißes Ei untergebracht wird. Der aus dem Ei (in etwa 3-4 Wochen) auskriechende Engerhng zehrt von der Brutpille, bis die kalte Jahreszeit anbricht. Nach der Überwinterung frißt er die Brutpille bis über die Hälfte aus, glättet die Innen- wand mit dem eigenen Kot und stellt sich so eine festwandige Puppenwiege her, in der er sich etwa Juni/Juli verpuppt. Nach drei- bis vierwöchentlicher Puppen- ruhe erscheinen im August die neuen Mistkäfer, die sich aber erst nach der Überwinterung im nächsten Frühjahr fortpflanzen. - Andere Mistkäfer, wie die Mondhornkäfer {Copris lunaris L.) (Abb. 43 B), graben große Kammern (15x6 cm) im Boden aus, in die sie die Larvennahrung in Form von großen birnförmigen Mistpillen einbringen. ^) Durch die Verarbeitung des Mistes und vor allem durch die ausgedehnte Grabarbeit tragen die Mistkäfer nicht unwesentlich zur Verbesserung des Bodens bei. Unterfamilie Melolonthinae. Hierher gehören die unter den Namen Mai-, Brach-, Juli-, Rosen- oder Gold-, Nashornkäfer usw. bekannten Formen. Ihre Larven leben von faulenden Pflanzenstofllen oder lebenden Pflanzenwurzeln, während die Imagines sich von Blättern, Blütenstaub usw. nähren. Dadurch werden manche von ihnen zu großen landwirtschaftlichen und forstlichen Schädlingen. Die Melolonthinae werden in eine Reihe Gattungsgruppen eingeteilt, die sich systematisch folgendermaßen unterscheiden lassen: 1. Kopf beim J mit einem großen Hörn, beim § mit einem breiten kegel- förmigen Höcker Dijnastini — Kopf ohne Höcker 2 2. Der bewegliche Sporn an der Innenseite der Vorderschienen befindet sich vor der Einlenkungsstelle der Tarsen 3 — Der Sporn der Vorderschienen befindet sich hinter derTarseneinlenkungsstelle 6 3. Beide Klauen gut ausgebildet und von gleicher Länge 4 — Die Klauen von ungleicher Länge, die innere oft ganz geschwunden ... 5 4. Größere Arten, 15 — 35 mm lang. Die beiden Enddornen der hinteren Schienen sind an der Basis dicht aneinandergerückt, am unteren Teil des Schienenrandes befindlich Melolonthini — Kleinere Arten, höchstens 12 mm lang Die beiden Enddornen der hinteren Schienen sind in der Mitte des inneren Schienenrandes sehr weit auseinander gerückt Sericini 5. Körper kahl oder behaart. Die hinteren Schienen mit je zwei Endspoinen Ridelini — Körper meist beschuppt (oft mit silberglänzenden Schuppen). Hintere Schienen ohne Enddorn. Meist nur i große Klaue Hopliini 6. Seiten der Flügeldecken vorne mit einem flachen Ausschnitt, unter dem die Flügel während des Fluges vorgestreckt werden, während die Flügeldecken geschlossen bleiben. Halsschild eng an die Flügeldecken angeschlossen . Cetoniini — Seiten der Flügeldecken ohne Ausschnitt. Halsschild nur lose an die Flügeldecken angeschlossen 7 7. Hinterhüften weit auseinandergerückt, i. Glied der Hinterlarsen stark ver- längert, 9 an der Spitze des Hinterleibes eine spießartige Verlängerung Valgini — Hinterhüften ganz genähert, i. Hintertarsenglied nicht oder nur wenig länger als das nächste \Triclmni ^) Ein südöstlicher Verwandter unserer Mistkäfer. Lcthrus apterus Laxm. (der ,, Reb- schneider") wird landwirtschaftlich recht schädlich, und zwar dadurch, daß er sich nicht mit Mist begnügt, sondern frische Pflanzenteile, mit besonderer Vorliebe Rebblätter als Larvennahrung ein- trägt. Der ungarische Weinbau erleidet dadurch großen Schaden. Gattungsgruppe Melolonthinae. cy Forstlich bedeutsam sind von diesen Gruppen nur vier, nämlich die Melolonihini, Sericini, Rutelini und Hopliini, die auch unter dem Namen „Laub- käfer" zusammengefaßt werden (da die meisten von ihnen als Imagines von Laub sich nähren). Unter ihnen ist weitaus am wichtigsten die Gattungsgruppe Melolonthini. Meist große Formen. Fühler 8 — lOgliedrig mit 3 — 7gliedriger Blattkeule. Käfer blatt- fressend (der Einschnitt oder Eindruck der Oberlippe dient dazu, den Blattrand aufzunehmenV Die Larven wurzelfressend ; durch ihre auffallend langen Beine besonders ausgezeichnet. Für uns kommen 4 Gattungen in Betracht, die sich folgendermaßen unter- scheiden lassen : 1. Fühlerkeule aus 4 — 7 Gliedern bestehend 2 — P'ühlerkeule aus 3 Gliedern bestehend Rhixotroqus 2. Vorderschienen des Männchens und Weibchens auf der Innenseite mit einem Endsporn. Fühlerkeule des Männchens aus 7, des Weibchens aus 5 oder 6 Gliedern bestehend 3 — Vorderschienen des Männchens innen ohne Endsporn. Fühlerkeule des Männchens 5 gliederig, des Weibchens 4 gliederig Anoxia 3. Fühlerkeule des Weibchens 6 gliederig. Bauchschienen mit scharf abgegrenzten weiß behaarten Seitenmakeln Melolontlia — Fühlerkeule des Weibchens 5 gliederig. Bauchschienen ohne weiße Seiten- makeln ; Flügeldecken mit weißen Haarflecken Polyphylla Gattung Melolontha F. (Maikäfer). Die Gattung Melolontha ist forstlich und landwirtschaftlich von größter Bedeutung; sie umfaßt drei mitteleuropäische Arten: vulgaris h., hippo- castani F. und pectoralis Germ., von denen aber nur die beiden ersten für uns in Betracht kommen. ^ ^2u M- vulgaris L. {Feldmaikäfer) und hippocastani F. (Waldmaikäfer). Charakteristik. Die beiden Arten stehen sich systematisch sehr nahe, lassen sich aber durch einige gute Merkmale unschwer unterscheiden: Vor allem durch die Form des Pygidiums: Bei vulgaris ist dasselbe in einen ziemlich breiten und von der Wurzel an gleichmäßig verschmälerten After- grififel ausgezogen, bei hitpocaslani dagegen ist es schnell veretigt zu einem dünnen, an der Spitze wieder etwas erweiterten Aftergriffel (Abb. 44). Neben diesem sicheren und leicht feststellbaren Merkmal sind noch folgende Unterschiede zu nennen: die Größe [hipp^ocasiani ist durchschnittlich etwas kleiner als vulgaris)-^ die Fühlerbild ung (drittes Fühlerglied des Männchen bei vulgatis einfach, bei hippocastani vcrne mit einem kleinen Zahn); und endlich die Färbung {vulgaris: Halsschild schwarz, Flügeldecken gelbbraun, Fühler und Beine rotbraun, — hippocastani: Halsschild rostrot, Flügeldecken braungelb mit schwarzen Außenrändern. Fühler rotbraun, Beine rostrot). Die Färbungsunterschiede haben jedoch nur sehr bedingten Wert, da beide Arten in dieser Hinsicht sehr variabel sind. Bei vulyaris beziehen sich die auffallendsten Färbungsabweichungen auf den Halsschild, der eine Aufhellung erfahren kann, vorerst nur in der Mitte der Scheibe {i\ discicollis Muls.) bis zur völligen Gelbrotfärbung (v. rufiCoUis Muls ). Nächstdem unterliegen auch die Flügel- decken verschiedenen Verfärbungen : entweder sind die Seitenränder der Flügeldecken schwärzlich i\ inarginalis Kr.), oder es ist der Schulterhöcker in weitem Umfange geschwärzt (/\ scapvlaris 58 Coleoptera. — 3. Familienreihe: Lamellicornia. Westh.) oder endlich es sind die ganzen Flügeldecken dunkel {v. higuhris Muls.). Die Beine sind nur wenig variabel, indem es höchstens zu einer Dunkelf ärbung der Schenkel kommt {v. femoralis Kr.). Bei hippoeastani beziehen sich die Färbungsabweichungen in gleich auffallender Weise sowohl auf den Halsschild als auch auf die Beine, indem beide (und zwar meistens gleichzeitig) eine Verdunklung bis zur völligen Schwarzfärbung erfahren können. Beim Halsschild beginnt die Schwarzfärbung an den Rändern, während die Mitte ^isRI^L. } "^ 1 '''jiH^^^V \.^A / !^ / Abb. 44. Oben: Melolontha vulgaris L. {„Feldmaikäfer"). Unten: Melolontha hippoeastani F. (,. Waldmaikäfer"). Von links nach rechts: Männchen, Weibchen, Pygidium. Phot. Scheidter. der Scheibe noch rot bleibt {v. coronata Muls.), und greift von da allmählich auf die ganze Scheibe über, so daß der ganze Halsschild einfarbig schwarz gefärbt ist {v. nigricollis Muls.). Bei den Beinen beginnt die Verdunklung an den Schenkeln (?;. tibialis Muls.) und geht von da aus allmählich in völlige Schwarzfärbung über (v. nigripes Com.). Auch die Flügeldecken zeigen mitunter Abweichungen, indem entweder zu der normalen Dunkelfärbung der Seitenränder noch eine Dunkelfärbung der Nahtränder treten kann (?;. suturalis Kr.) oder auch die Flügel- decken in ihrer Gesamtheit dunkel (grauschwarz) sein können [v. Metxleri Kr.). Melolontha. Charakteristik. cg Wir sehen also, daß bez. der Färbung die beiden Arten sich mehrfach begegnen, indem z. B. vulgaris einen hellen rotbraunen Halsschild bekommen und dadurch die Normalfärbung des hippocastani annehmen, und andererseits hippoeastani einen schwarzen Halsschild bekommen und dadurch die Normal färbung von vulgaris annehmen kann. Es wäre also durchaus verfehlt, auf Grund des Halsschildes allein die Trennung der beiden Arten durchführen zu wollen. Auch die Beinfärbung alleine genügt hiezu nicht. Allerdings stellen die ausgesprochen schwarzbeinigen Tiere wohl ausschließlich liippocastani dar, andererseits ist es aber nicht angängig, alle rotbeinigen Formen als vulgaris anzusprechen, da eben auch hippocastani häufig rotbeinig auftritt. Der Wirklichkeit näher kommt man, wenn man die Färbung der Beine zusammen mit der Färbung des Halsschildes in Betracht zieht, wie es Zweigelt (1913) für die an Land- wirte usw. zu versendenden Fragebogen vorgeschlagen hat. Es wären dann (zur Feststellung der Verbreitung der beiden Arten) folgende Rubriken auf den Fragebogen einzusetzen : 1. Beine und Halsschild von derselben Farbe (ilf. hippoeastani); a) rot {M. hippocastani, helle Form), b) schwarz {M. hippocastani, dunkle Form). 2. Beine und Halsschild verschieden gefärbt, erstere braun, letztere schwarz {M. vulgaris). Ganz zutreffend werden diese so gewonnenen Statistiken allerdings auch nicht sein, da es, wie eben bemerkt, einerseits auch vulgaris mit übereinstimmender Färbung von Halsschild und Beinen, andererseits aber auch hippocastani mit schwarzen Beinen, aber (wenigstens teilweise) rotem Halsschild gibt. Doch sind diese Formen relativ seltene Ausnahmen, so daß die Fehler, die durch deren Nichtberücksichtigung sich ergeben, ohne wesentliche Bedeutung sein dürften. Zu welch irrtümlichen Ergebnissen man durch zu einseitige Heranziehung der Färbung gelangen kann, zeigt ein von Zweigelt (1913) mitgeteiltes Beispiel: „Der Berichterstatter von Karnabrunn (Niederösterreich) unterzog sich der Mühe, Beine und Halsschild zugleich zu be- rücksichtigen und in Prozenten die Häufigkeit der drei Möglichkeiten anzugeben. Rotbeinige mit rotem Halsschild (M. hippocastani) verhielten sich zu rotbeinigen mit schwarzem Halsschild {M. vulgaris) zu denen mit schwarzen Beinen und schwarzem Halsschild (ilf. hipvocastani, v. nigripes) wie 8:54:1. Würden wir jedoch kurzweg ., rotbeinig'' identifizieren mit vulgaris^ so wäre das Verhältnis zwischen vulgaris und hippocastani wie ö2 : i, in Wahrheit betrug eS aber 54:9. Es wäre also die Menge von hippocastani zehnmal zu klein angenommen worden," Wenn man die Statistiken möglichst einwandfrei gestalten will, so wird man nicht umhin können, auch das oben an erster Stelle genannte durchgreifendste Meikmal, die Form des Pygidiums in den Fragebögen mit zu berücksichtigen. Eine einfache Skizze der beiden Formen dürfte die richtige Erkennung auch dem Laien leicht machen. Übergangsformen zwischen vulgaris und hippocastani. — Neben den zahlreichen Variationen innerhalb der beiden Artkreise finden sich nicht selten auch Formen, die darüber hinausgehen und Zwischenformen zwischen den beiden Arten darstellen. Reichelt und Reh machen auf diese Erscheinungen besonders aufmerksam (Reh 1907, S. 493). Reh beob- achtete im Jahre 1907 in Hessen, daß Ende Mai, nachdem bis dahin nur typische vulgaris geflogen wa/en, Exemplare erschienen, die von Tag zu Tag kleiner, dunkler und in jeder Weise Jtippocasfnni-ahnlicher wurden. Die dunkle P'arbe zeigte sich namentlich an den Beinen und am Pygidium. Letzteres wurde zugleich immer ausgesprochener dreieck g, mit scharf abgesetztem Griffel, der sich in seiner Form immer mehr dem des Roßkastanienkäfers näherte. Die zuletzt gefangenen Käfer hatten höchstens "^/g der normalen Größe. Die typische hippocastani -Form wurde niemals erreicht. Solche Zwischenformen sind durchaus keine Seltenheiten , sondern sind beinahe in jedem größeren Material zu finden. Es dürfte keinem Zweifel unterliegen, daß es sich hier um Bastarde zwischen vulgaris und hippocastani handelt. Daß Paarungen zwischen den beiden Arten stattfinden, ist bei dem Zusammenvorkommen der beiden Arten und der großen Begattungslust der Männchen (die sogar nicht selten zu anormalen Paarungen unter Männchen führt) durchaus nicht zu verwundern. Die Frage ist noch wenig studiert, in Zukunft sollte ihr mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Die Larve (Engerling, auch Glime, Glimme oder Quatte genannt) (Abb. 45 A) zeichnet sich durch folgende Merkmale aus : Fühler 4gliediig, lang, so lang als der Kopf, i. bis 3. Glied lang und dünn, Endglied kurz, länglich eiförmig. Drittes Glied an der Spitze mit einem die Anlenkung des letzten Gliedes überragenden Fortsatz. Beine gut ausgebildet, lang, die drei Beinpaare nehmen von vorne nach hinten deutlich an Länge zu, letztes Beinglied kurz und dick, eiförmig, Klauen als kleine Häckchen unter den Haaren und Borsten nur schwer sichtbar. Dorsal auf jedem Segment eine Querreihe langer Haare, außerdem auf dem Hinterleibsegment I — VI ein dichter Dörnchenbesatz. Ventrale Behaarung nur wenig dicht; dagegen das Analsegment wieder mit mannigfaltiger Behaarung und 5o Coleoptera. — 3. Familienreihe: Laniellicomia. Beborstung ausgerüstet, vor der Spitze eine längliche mit parallelen Dörnchenreihen begrenzte Platte M After quergestellt. Die Larven von vulgarts und hippocastani sind kaum voneinander verschieden. Schiödte gibt als Unterscheidungsmerkmale der letzteren an: Kopf heller, Clypeus und Labrum rötlich, Mandibeln braun mit schwarzer Spitze, Rückenplatte der Segmente und das ganze Analsegment angedunkelt. Nach persönlicher Mitteilung von Dr. Fritz Eckstein ist auch die Form der Klauen etwas verschieden. Da die Maikäferengerlinge häufig zu Verwechslungen mit anderen Engerlingen Anlaß geben, so seien hier die Hauptkennzeichen von den häufigsten hierbei in Betracht kommenden Formen kurz angeführt.^) Rhixotrogus (Abb. 45 B) Der Maikäferlarve sehr ähnlich, unterscheidet sich haupt- sächlich durch die Form der Kiefertaster: das Endglied ist bei Rhixotrogus doppelt so lang, bei Melolontha dagegen gut dreimal so lang als dick. Serien (Abb. 45 D). Kann nur mit jungen Maikäferlarven verwechselt werden, läßt sich aber leicht durch folgende Merkmale unterscheiden: letztes Glied der Beine dünner als die Schienen, zugespitzt, Klauen deutlich, After längsgestellt. Cetonia (Abb. 45 C). Die Goldkäferlarve wird am häufigsten mit dem Maikäferenger- ling verwechselt, obwohl sie sowohl im Gesamthabitus als in den einzelnen Charakteren wesent- lich vom Maikäferengerling abweicht: Körper kürzer und gedrungener, daher weniger bauchwärts gekrümmt, das letzte Segment viel plumper und stärker angeschwollen, die Beine viel kürzer und schwächer als bei Melolontha, an Stelle der kleinen Häckchen (Klauen) weiche finger- artige Anhänge. Kopf deutlich kleiner. Pühler kürzer und dicker, ohne Anhang am vorletzten Glied. Behaarung besonders auf der Bauchseite wesentlich länger und dichter. Der erste Brust- ring jederseits mit deutlich und scharf begrenzter Hornplatte. Oeotrupes (Abb. 45 E). Die Mistkäferlarve ist an den kurzen Füll lern und den stark verkürzten letzten Beinpaaren ohne weiteres zu erkennen. Die Behaarung ist sehr spärlich. Der Dörnchenbesatz auf der Rückenplatte der Hinterleibssegmente nur schwach. Vorkommen und Verbreitungsbedingungen. Das Verbreitungsgebiet der beiden Maikäferarten ist sehr groß und er- streckt sich über ganz Europa. Da aber die Entwicklung des Maikäfers als Larve an ganz bestimmte ziemlich scharf umrissene klimatische und Bodenverhält- nisse gebunden ist., so ist sein Vorkommen in schädlicher Zahl — m geringen Mengen finden wir ihn bis hoch ins Gebirge — innerhalb des gesamten Ver- breitungsgebietes sehr ungleich. Es gibt Gegenden, in denen er praktisch ge- nommen fehlte andere, in denen er regelmäßig in bestimmten Intervallen in großen Mengen auftritt. Nach den Untersuchungen von Zweigelt (1913-r— 1921) ist die Verbreitung der Maikäfer vor allem eine Funktion des Klimas, insofern, als hohe ^) Eine ausführliche Schilderung der Behaarung und Beborstung der Maikäfer- und anderer Lamellicornier-Larven gibt Leise witz (1906). Er versucht auch die funktionelle Bedeutung der Borsten auf den Rückenwulsten als Lokomationsorgane darzutun. Bei der Fortbewegung liegt der Engerling meist auf dem Rücken oder auf der Seite oder schräg, wobei das Abdominal- ende häufig ganz dicht dem Kopfende genähert ist. Jenes wird als Ganzes, wie ein einziger Fuß fest eingesetzt und von dieser Stütze aus werden die einzelnen, besonders die mittleren Segmente nach vorn gestreckt und dadurch Kopf und Brust nach vorwärts geschoben. Hierauf erfolgt durch Kontraktion das Nachziehen des Abdominalendes, und mit dem feststellen des letzteren beginnt der ganze Vorgang von neuem. Die Beine sind dabei fortwährend in Bewegung, die wie eine Welle vom vordersten zum letzten Beinpaar verläuft; ihre Tätigkeit sieht ziemlich un- beholfen aus und scheint nur sehr wenig Einfluß auf das Maß der Orts Veränderung zu haben. Die Bedeutung der Beine scheint vielmehr die von Steuerapparaten zu sein, die verhindern, daß die Bewegung der in einem Kreisbogen gekrümmten Larve zu einem fortgesetzten Drehen um. das Zentrum dieses Kreisbogens wird. ^) Decoppet (iq20) gibt in Anlehnung an Perris die wichtigsten Unterscheidungsmerk- male für die Larven der Gattungen: Melolontha, Polyphylla, Anoxia, Anomala, Rhixotrogus, Hoplia. Maladera^ Triodonia. und bezieht sich dabei auf die Gestalt und die Beborstung des letzten Abdominalsegmentes, für welche Unterschiede instruktive Abbildungen beigegeben werden. Melolontha. Vorkommen und Verbreitungsbedingungen. 6i mittlere Jahrestemperaturen und in Zusammenhang damit geringe Niederschlagsmengen die Entwicklung fördern, während tiefe Tempe- ^^ ^. ^^ ^ ^ , /*? ß i % '?) \ '^^^i'^-'i^ B E Abb. 45. Verschiedene Scarabaeiden - Larven ( „Engerlinge'' \ A Melolontha hippocastani F., B Rhizotrogus solstitialis L. , C Cetonia floricola Hrbst. , D Serica brunnea L. , E Geotrupes sylvaticus Pz. Alle vergr. — Orig. raturen und Niederschlagsreichtum diese hemmen bis unmöglich machen. Zweigelt untersuchte vor allem die Seuchengebiete von Niederöster- 5 2 Coleoptera. — 3. Famüienreihe : Lamellicornia. reich und der Bukowina und hatte an denselben bestimmte allgemeine Gesichts- punkte gewinnen können, deren Richtigkeit weitere statistische Erhebungen in den anderen Ländern des ehemaligen Österreich- Ungarn bestätigen. Die umfang- reichen Untersuchungsergebnisse hierüber harren sämtlich noch der Veröffent- lichung. Im allgemeinen ist die Jahresisotherme von 7° C. als Grenze zwischen Seuchengebieten und käferfreien Gebieten aufzufassen. Dabei spielt die Sommer- temperatur die Hauptrolle, während die Wintertemperaturen nur einen geringen Einfluß ausüben. Es hat sich für Niederösterreich und die Bukowinaländer — die in klimatologischer Hinsicht so sehr differieren — der einheitliche Nachweis er- bringen lassen, daß die als Minimum notwendigen Sommertemperaturen in der Juliisotherme von ly^ C. ihren Ausdruck finden. Zweigelt hat ferner darauf aufmerksam gemacht, daß die Jahresisotherme vom 7 ° in Nord- und Nordwestdeutschland nicht unerheblich unterschritten wird. Während es in den Alpenländern vereinzelte sonnige Südlagen sind, in denen der Käfer in engem Räume über die vertikale Grenzlinie des Gebietes vorzugreifen vermag, liegen in den eben erwähnten Gebieten von Deutschland die mittleren Jahrestemperaturen der schwer verseuchten Zonen bei durchschnittlich 6,5 *^ C. Eine Erklärung dieses abweichenden Verhaltens steht noch aus. Die eben skizzierte Abhängigkeit der Massenentwicklung des Maikäfers vom Klima, insonders von der Jahrestemperatur, bestimmt zugleich die vertikale Verbreitung. Auf diese Beziehungen ist bisher viel zu wenig geachtet worden; so hat auch in jüngster Zeit Decoppet (1920) diese Seite der Frage ganz außer acht gelassen. Der Maikäfer steigt in vertikaler Richtung soweit, als die Temperatur von 7 *^ C. im Jahresmittel nicht unterschritten wird. Daher kommt es, daß wir ihn in den verschiedenen Gebieten der Alpen in sehr verschiedener Höhe vorfinden; ja die Statistik gerade in den Alpenländern war ein wertvoller Gradmesser für die Richtigkeit der Theorie von der funktionalen Abhängigkeit der Verbreitung vom Klima. Während er in Niederösterreich und Oberösterreich schon bei etwa 300 m Seehöhe aus dem Charakter des argen Kulturschädlings heraustritt, um sich in spärlichen praktisch belanglosen Einzelvorkommnissen zu verlieren, finden wir ihn zum Beispiele in Nordtirol im oberen Inntale bis an 1000 m Seehöhe die Wiesen und Kulturen arg verwüsten. Das Auftreten dort ist um so auffälliger, als er Inntal abwärts unterhalb Innsbruck deutlich zurücktritt. Ein Blick in die Isothermenkarte klärt diesen scheinbaren Widerspruch restlos auf. In diesem Zusammenhange verdient erwähnt zu werden, daß einerseits die Isothermenkarte schon mit Rücksicht auf die verhältnismäßig geringe Zahl von meteorologischen Beobachtungsstationen die für unsere Frage wünschenswerte Ge- nauigkeit nicht überall aufweisen und anderseits auch den entwicklungsbiologisch bedeutungsvollen Unterschieden nicht Rechnung tragen kann, die Nord- und Süd- hänge eines und desselben Gebietes schaffen. Die Insolation wird auf nach Süden offenen Hängen ganz andere Existenzbedingungen schaffen als auf Nord- hängen, die Käfer werden daher hier viel eher in der vertikalen Verbreitung zurückbleiben als dort. Das Problem der Nord- und Südlagen wendet Zweigelt Melolontha. Vorkommen und Verbreitungsbedingungen. 63 in seinem noch nicht im Druck erschienenen Buche „Der Maikäfer in Mitteleuropa" — die Veröffentlichung seiner Gedanken in den „Forstinsekten" entspricht seinem speziellen Wunsche — auch auf noch viel größere Gebiete an, auf ganze Fluß- systeme, wenn diese einen westöstltchen Verlauf des Hauptstromes zeigen. So verschwindet der Maikäfer in Niederösterreich südlich der Donau in den Alpen- vorlanden schon unter 300 m Seehöhe, während er nördlich der Donau gegen das Waldviertel zu wesentlich höher steigt, obwohl das Waldviertel außerordentlich kalt ist und Punkte in gleicher Seehöhe, mit solchen der Alpenvorlande verglichen, viel tiefere Temperaturen aufweisen. Ein zweiter Faktor, der die Verbreitung beeinflußt, sind die Bodenverhält- nisse. Zweigelt (1913) hat darauf aufmerksam gemacht, daß es warme, trockene, mäßig durchlassende, tiefgründige und nährstoffreiche Böden sind, in denen der Engerling optimale Entwicklungsbedingungen findet. Es kann jedoch nicht scharf genug betont werden, daß es sich in den Boden- verhältnissen nicht um einen Verbreitungsfaktor analog dem Klima handelt, sondern um einen Entwicklungsfaktor innerhalb der vom Klima vorgezeichneten Seuchen- gebiete. Gute Boden Qualität — nicht bestimmte geologische Voraussetzungen! — sind innerhalb der vom Klima gezogenen Grenzen die zweite Voraussetzung für eine Massenentwicklung, schlechte Bodenverhältnisse beinträchtigen die Massen- entwicklung innerhalb der Seuchenzone. Mit den ungünstigen Bodenverhältnissen sind der Grundwasserspiegel einerseits, zu seichte Gesteinsbänke anderseits in eine Linie zu bringen, i) Raspail (1893) hat an den Ufern der Oise beobachtet, daß seichte Gesteinsbänke die Engerlinge deshalb nicht aufkommen lassen, weil diese sich dort nicht hinreichend tief vor dem Froste im Winter zurückziehen können und daher der Winterkähe erliegen müssen. Alles in allem steht fest: Der Einfluß des Bodens und der Grundwasserverhältnisse kann nur die Entwick- lungsintensität treffen; für die Verbreitung bleibt das Klima maßgebend, auf diese kann Boden und Grundwasser nur negatv einwirken. Nie können durch günstige Bodenverhältnisse Gebiete, die infolge ungünstigen Klimas aus dem Seuchengebiete ausscheiden, zu Seuchenfiächen werden. Was das spezielle Vorkommen der beiden Arten: hippocasiaiii und vulgaris betrifift, so zeigt sich nach den statistischen Erhebungen Zweigelts hippocastani insofern widerstandsfähiger gegen das Klima, als er »ich besonders an den Rändern der Seuchengebiete entwickelt und in die Regionen des Mittel- gebirges, freilich unter Verlust seiner Bedeutung als Kulturschädling, weiter vor- dringt als vulgaris. Diese Beobachtungen gelten im allgemeinen für die Verhält- nisse von Niederösterreich und der Bukowina. Mit der Annahme einer größeren Widerstandsfähigkeit von hippucastani gegen das Klima steht es keineswegs in Widerspruch, daß bei Klosterneuburg die Donauauen, die größtenteils von Laub- 'j Wie sehr die Höhe des Grundwassei spiegeis das Vorkommen der Engerlinge beein- flußt, konnte ich deutlich im Kammerforst bei Bruchsal (Baden) beobachten: Auf der einen Seite höhere Lage tiefer Grundwasserspiegel, Engerlinge in Massen, gipfeldürre kranke Bäume usw., auf der andeien Seite tiefere Lagen, hoher Grundwasserspiegel, Fehlen der Engerlinge, gesunde Bäume usw. (Escherich 1908). 54 Coleoptera. — 3. Familien reihe: Lamellicoinia. wald (Pappel) bestanden sind, vorwiegend bis ausschließlich von hippocastani be- wohnt werden, während die angrenzenden Hänge des Wienerwaldes, der dort auf weite Strecken der Waldbedeckung entbehrt, vorwiegend bis ausschließlich den vulgaris beherbergen. Die größere Widerstandsfähigkeit des hippocastani scheint weiter in der hohen Elastizität dieser Art hinsichtlich der Entwicklungsgeschwindig- keit ihren Ausdruck zu finden. In ungünstigem Klima (Norden und Nordwesten von Mitteleuropa) geht seine Entwicklung in langsamerem Tempo vor sich als bei vulgaris. Wir kommen auf diese Verhältnisse noch später zurück. Die größere Widerstandsfähigkeit des hippocastani, resp. seine geringeren Ansprüche an das Klima machen uns die so oft festgestellte Erscheinung ver- ständlich, daß in den Wäldern, wo die Bodentemperaturen natürlich durchschnitt- lich tiefer liegen, hippocastani stark vorherrscht. Auch der früherere Beginn der Schwärmzeit des hippocastani dürfte mit dem geringeren Wärmebedürfnis zu- sammenhängen.^) Da dieses Moment hinwiederum dem hippocasta?ti einen merk- lichen Vorsprung bezüglich der Nahrungsbeschaffung gibt (bei Massen Vermehrung ist das Laub schon zum größten Teile durch hippocastani abgefressen, wenn vul- garis erscheint), so verstehen wir, wenn vulgaris in den Wäldern, die ja ohnehin keine optimalen Bedingungen für ihn bieten, vielerorts von hippocastani ver- drängt wird.^) Von scharfer Abgrenzung der Areale der beiden Arten kann naturgemäß keine Rede sein, indem beide überall (mit Ausnahme vielleicht der äußersten Ausläufer des Maikäfergebietes) ineinandergreifen; doch macht sich wie gesagt in den Wäldern und in den höheren Regionen durchgehends ein Überwiegen des hippocastani und auf den Feldern in der Ebene und im warmen Hügelgelände ein starkes Überwiegen des vulgaris geltend. Die Bezeichnung „Waldmaikäfer" für hippocastani und „Feldmaikäfer" für vulgaris entbehrt demnach nicht ganz der Berechtigung. 3) ') Die in Deutschland gemachten Beobachtungen des um etwa 14 Tage früheren Er- scheinens des hippucastam gelten wohl nicht für alle Gebiete gleichermaßen. Nach Zw ei gelt (i. 1.) kommen bei Klosterneuburg die beiden Arten um Mitte April sozusagen gleichzeitig zum Vorscheine. Steis finden sich schon zu Beginn vulgaris in beträchtlicher Anzahl. Der wesent- liche Unterschied ist dort nur der, dali hippocaslani viel rascher kulminiert und wieder ver- schwindet, während vulgaris noch mehrere Wochen zu finden ist. ^) Als Beispiel hiefür sei die Beobachtung Pusters genannt, der im Bienwald, Forstamt Kandel (Pfalz), eine stete Abnahme des vulgaris unter gleichzeitiger Zunahme des hippocastani feststellte. Auch die Bodenbeschaffenheit scheint auf das Vorkommen der beiden Arten einen gewissen Einfluß autzuüben, insofern als hippocastani Sandböden bevorzugt. So tritt in auf Sandböden stockenden Kiefernwäldern fast ausschheßlich hippocastani auf (Feddersen 1896). ^) Nach Zweigelt (1914) scheinen auch die verschiedenen Färbungs Varietäten in ihrem Vorkommen oft mehr oder weniger lokal begrenzt zu sein; so trat in der Bukowina die schwarzbeinige Form des hippocastani in den südlichen Teilen des Landes in viel höheren Prozentsätzen auf als in den nördlichen, und umgekehrt die rotbeinige Form im Norden häufiger als im Süden. In Niederösterreich scheint die rotbeinige Form vorherrschend zu sein. Nach Kraatz (1885) ist bei Berlin vorwiegend die schwarzbeinige Form (var. nigripes) zu treffen, in Livland dagegen mehr die rotbeinige, ebenso im Süden. Ob wir darin gesetzmäßige Zusammen- hänge zwischen Färbung, Klima, Boden usw. zu erblicken haben, müssen erst weitere speziell auf diese Frage gerichtete Erhebungen entscheiden. Melolontha. — Lebensweise. pc Lebensweise. Das Schwärmen. — Die Käfer, die sich bereits im Herbst aus der tief im Boden liegenden Puppe entwickelt und an ihrem Geburtsort überwintert haben, arbeiten sich gegen das Frühjahr hin, etwa vom Februar an, allmählich nach der Oberfläche durch. In geringem Abstand von derselben machen sie Halt und „ver- bleiben dort im Ausfiugsrohr, die Fühler hart an der Oberfläche, in lotrechter Stellung" (Puster i. 1.) so lange, bis die ihnen zusagende Wärme eingetreten ist. Sobald dies der Fall, bohren sich die Käfer durch die oberflächlichen Schichten durch, um nach kurzer Zeit, nachdem sie Luft in ihre Tracheenblasen eingepumpt (die Käfer ,,zählen"), zu den Baumkronen aufzufliegen. Die Ausflugslöcher, die im festen Boden lange erhalten bleiben, sind, entsprechend dem Umfange des Käfers, ziemlich groß und scharfrandig, wie mit einem Stocke eingestochen. Bezüglich der Verhältniszahlen der beiden Geschlechter besteht die ältere Auflassung, wonach zu Beginn der Flugzeit -/^ Männchen und 1/3 Weibchen, am Schlüsse umgekehrt nur Ys Männchen und der Rest Weibchen sind, jedenfalls nicht zurecht. Nach Decoppet (1920) galten für 1909 folgende Prozentverhält- nisse (Männchen zu Weibchen): 13. V. — 58:42; 18. V. — 52:48; 25. V. — 58:42; 29. V. — 56:44; 5. VL — 58:42; 8. VL — 63:37. Die Männchen waren also, von gewissen Schwankungen abgesehen, immer in der Überzahl. Nach Zweigelt (i. 1.) waren in der Zeit vom 12. IV. bis 10. V. 1921 die Männchen von vulgaris bei bedeutenden Käfermassen teils in der Mehrheit, teils in der Minderheit, wobei die Schwankungen um die Hälfte verhältnismäßig gering waren : 12. IV. — 53,4:46,6; 17. IV. — 46:54; 28. IV. — 57:43; I.V. — 54:46; 3. V. — 42:58; 4. V. — 49,7:50,3; 8. V. — 48:52; 9. V. — 48:52; 10. V.— 53:47. Im allgemeinen läßt sich sagen, daß die beiden Geschlechter einander während des größten Teiles der Flugzeit die Wage halten. Gerade die Gegen- überstellung der beiden Zahlenreihen von Decoppet und Zweigelt zwingen zur Vorsicht in der Aufstellung allgemeiner Regeln. Bleibt die Witterung während der Schwärmzeit einigermaßen gleichmäßig, so verläuft das Schwärmen in einfacher Kurve, d. h. es steigt allmählich bis zur Kulmination an, um ebenso allmählich wieder herabzusinken bis zu völligem Er- löschen. Da aber die Witterung nur selten so beständig ist, haben wir es meist mit recht unregelmäßigen Kurven zu tun; so bleibt mitunter bei Tempe- raturrückschlägen das Schwäimen mehreie Tage völlig aus, um dann bei Wieder- eintritt höherer Temperaturen mit um so größerer Wucht wieder einzusetzen. Auch durch Beteiligung der zwei Arten der Maikäfer {vulgaris und hippocastant) kann die Schwärmkurve einen unregelmäßigen Verlauf erhalten, da der Kulminations- punkt der beiden zu verschiedenen Zeiten eintreten kann. Der Flug der Käfer ist im Verhältnis zu anderen Insekten auffallend ungewandt. Sie fliegen, wenn sie vom Boden autsteigen, zunächst fast nur ge- rade aus, oft in großer Geschwindigkeit, und rennen gegen alles, was ihnen in den Weg kommt, Mensch, Tier, Baum usw. an, worauf sie entweder betäubt zu Boden fallen oder sich festzuklammern suchen (Reh 1907). Weite Flüge Escherich, Forstinsekten. II. Bd. 5 66 Coleoptera. — 3. Familienreihe: Lamellicornia. können die Maikäfer nicht unternehmen, so daß sich ihr Leben ge- wöhnhch in unmittelbarer Nähe ihres Geburtsortes abspielt. Darauf beruht auch die scharfe örtliche Begrenzung der einzelnen Maikäferstämme (siehe unten). Das tägliche Schwärmen beginnt mit Sonnenuntergang, kurz vor Eintritt der Dämmerung. Die Maikäfer haben dabei „die Uhr ebenso genau im Kopfe'" wie die Waldschnepfe, die zur bestimmten Minute aufsteigt. „Wie auf ein geheimes Zeichen, zuerst vereinzelt, dann allgemein, erfaßt plötzlich die Maikäferwelt der tollste Lebens- und Liebeszauber. Nicht nur jene, die eben das Licht des Himmels erblickt haben, sondern auch die, welche sich Tags vorher zum Schutze vor dem Frost in den wärmenden Boden zurückgezogen hatten, wie endlich jene großen Massen, welche oben in den Baumkronen erstarrt von der Nachtkühle hängen blieben, — - sie alle werden mit einem Male lebendig und schwingen sich vom Boden oder von den Bäumen aus in die Luft, erheben in ihrer Gesamtheit den bekannten Riesenbaß, beschreiben auf- und niederwogende Bahnen von mehreren Hundert Metern, um sich schließlich in immer mehr verjüngenden Schwingungen um einen oder mehrere freistehende oder überragende Fraßbäume zu konzen- trieren und sich allmählich am grünen Wirt zu Fraß und Liebe anzuhängen. Mit zunehmender Dunkelheit erlischt Geschwirr und Gebrumme, und das lauschende Ohr vernimmt von Minute zu Minute sich steigernd den fabrikmäßigen Stofi- wechselbetrieb an den wie Regen herabrieselnden Kotmassen" (Puster i. I.). Der Käferfraß. — Der Fraß ist recht verschwenderisch — man findet daher stets Blattreste unter den befallenen Bäumen — , so daß die Blattzerstörungen sehr ausgiebig sind. Besonders bevorzugte Bäume können bei Massenvermehrung in einer Nacht völlig kahl gefressen werden. Die Käfer sind polyphag; sie zeigen jedoch entschiedene Vorliebe für gewisse Pflanzen, resp. Abneigung gegen andere. Die beliebteste Nahrung ist zweifellos die Eiche, deren Blätter die Käfer allen anderen vorziehen. Dem Eichenlaube zuliebe fliegen sie auch in geschlossene Bestände, die ihnen sonst gar nicht recht zusagen. Nach der Eiche folgen unter den Laubbäumen des Waldes: Weide, Ahorn, Birke, Buche, Pappel, Ulme, Roßkastanie, Erle, Linde usw.^) Von Nadelholz wird fast nur die Lärche angenommen, deren Nadeln gerne gefressen werden, während die Fichten- und Tannennadeln nur ausnahmsweise angegangen und die Kiefernnadeln völlig verschmäht werden. ^) Wenn Maikäfer auf Kiefern sich aufhalten, so geschieht es der Blütenkätzchen halber, die wie die Blütenkätzchen der übrigen Nadelbäume gerne zur Nahrung ge- ^) Linde wird nur ausnahmsweise genommen. Ein Bericht hierüber Hegt aus der Buko- wina vor (Zweigelt). ^) l^othe (1906) will beobachtet haben, daß die im Nadelholz lebenden Maikäfer keine Nahrung zu sich nehmen und folgert daraus, daß die Käfer nicht unbedingt eine Nahrung brauchen. Letzterer Meinung schließt sich auch Zweigelt (1913) an, da, wie er annimmt, bei allen Insekten die Imago das geschlechtsieife Stadium ist, dessen Aufgabe sich in der Erhaltung der Art ^also der Begattung und Eiablage) erschöpft. Diese Annahme ist aber irrtümlich; denn wir haben in der letzten Zeit eine ganze Reihe von Insekten kennen gelernt, d.e als Imago erst eine Zeit lang, bevor sie zur Kopula schreiten, fressen müssen, um geschlechtsreif zu werden. Das gioße P'reßbedürfnis der Maikäfer spricht dafür, daß auch bei ihnen die Nahrungsaufnahme eine Bedingung für die Fortpflanzung darstellt (Reifungsfraß). Melolontha. — Lebensweise. 5? nommen werden. Von den Obstbäumen wird das Steinobst (Zwetsche, Kirsche, Pflaume) und die Walnuß stark bevorzugt, gegenüber dem Kernobst. Weinreben, Stachelbeeren und Haselnußsträucher leiden relativ wenig (Zweigelt). Amarell- kirschen werden angeblich geschont (s. Heß, Die Feinde des Obstbaues aus dem Tierreiche, Hannover). Die hier aufgestellte Reihenfolge der Bäume (nach dem Grade der Beliebt- heit) ist keineswegs etwa eine absolut feststehende und allgemeingültige. Es scheint die Bevorzugung gewisser Laubarten auch von verschiedenen äußeren Umständen beeinflußt zu werden, so daß je nach den Gegenden und dem Jahr- gang verschiedene Reihenfolgen eingehalten werden (vgl. Zweigelt 1913, S. 52ff'.). Ob auch die beiden Arten hippocastani und vulgaris bezüglich der Nahrungsaus- wahl sich verschieden verhalten, ist noch fraglich. Es finden sich zwar Angaben, die für eine solche Verschiedenheit sprechen; so soll die Birke von vulgaris nur ungern, von hippocastani dagegen mit Vorliebe angegangen werden (Zweigelt 1913, S. 51). Es mag aber vielfach an dieser Unterscheidung viel- leicht mehr das Alter der Blätter als deren Geschmack Anteil haben; denn dort, wo vulgaris 14 Tage später als hippocastani erscheint, ist das Birkenlaub zum größten Teil schon erhärtet. Und sobald das Laub einmal hartgeworden, verliert es für die Maikäfer sehr an Reiz. Dieses Moment spielt überhaupt eine wesentliche Rolle bei der Nahrungswahl und es dürften darauf vielleicht zum Teil auch die oben genannten Verschiedenheiten (nach Gegend und Jahr- gang) zurückzuführen sein. Die Kopula. — Es wird angegeben, daß die Paarung bei M. vulgaris schon I — 2 Tage, bei hippocastani dagegen erst etwa 8 Tage nach dem Erscheinen der ersten Käfer beginnt (Zweigelt 1913, S. 60). Die Paarung findet in der Baum- krone statt und zwar zu allen Tageszeiten, besonders aber des Morgens gegen 9 Uhr und gegen Abend (Weber). Den Vorgang der Kopula schildert Weber (1915) wie folgt: „Das Männchen klettert mit gespreizter, fibiierender Fühlerkeule auf den Rücken des Weibchens und krallt sich zunächst mit den Mittel tarsen am Rande der Elytren des Weibchens fest, dann festigt es seine Stellung mit den Vorderbeinen, während es mit den Hintertarsen das Abdomen des Weibchens betastet und streichelt. Meist ist schon vorher durch Kompression des Abdomens des Männchens die Ausstoßung der Peniskapsel erfolgt, und nun wird in medianer Haltung dieselbe in die Ge- schlechtsöffnung des Weibchens eingeführt. Darauf folgt ein rauschartiger Zustand des Männchens, in dem es sich nach hinten überfallen läßt, um in der bekannten Kopulationsstellung unbeweg- lich zu verharren, bis die Trennung erfolgt" (Abb. 46). Eine gerade bei den Maikäfern besonders häufig zu beobachtende Erscheinung ist die Kopula zwischen zwei Männchen. Eine Reihe von Forschern haben sich mit dieser anormalen Kopula der Maikäfer beschäftigt und alle möglichen Theorien (über sexuelle Zwischen- stufen usw.) aufgestellt, die aber alle naturgemäß nur einen höchst zweifelhaften Wert besitzen (s. Weber 1915). Beginn und Dauer der Flugzeit. — Der Termin der ersten Käferflüge ist im wesentlichen eine Funktion der Frühlingstemperatur (Zweigelt); er ist außerdem für die beiden Arten hippocastani und vulgaris verschieden. Für hippocastani fällt der Beginn durchschnittlich in die letzte Aprilhälfte. Bei hohen Fiühlingstemperaturen (um 20^ C. herum) können die ersten Käfer schon am 15. April erscheinen, wogegen bei niederen Temperaturen der Schwärmbeginn bis 5* 68 Coleoptera. — 3, Familenreihe : Laniellicornia. auf die ersten Tage des Mai verschoben werden kann. i) Vulgaris kommt durchschnittlich 14 Tage später heraus; der früheste Termin fällt dem- nach auf die ersten Maitage (auf die etwas abweichenden Verhältnisse in süd- lichen Ländern ist schon in der Fußnote 1, S. 49 hingewiesen worden). Die Dauer der Flugzeit beträgt durchschnittlich 3 — 4 Wochen, so daß das Ende normalerweise von den letzten Tagen des Mai bis Mitte Juni zu erwarten ist. Das Schwärmmaximum tritt etwa 8 — 14 Tage nach Erscheinen der ersten Käfer ein. — Die Dauer der Flugzeit kann wesentlich in die Länge gezogen werden durch Temperaturrückschläge, durch die die Lebensbetätigung der Käfer herab- gesetzt oder auch gänzlich sistiert wird (die Käfer verkriechen sich bei kaltem Wetter in den Boden). So kann es kommen, daß noch im Juli, ja in kälteren Lagen noch bis in den August, ver- einzelt Käfer gefunden werden. Nach Puster (i. 1.) ist „die Dauer der Schwärmzeit mit der Blattentfaltung der sommergrünen Bäume und Sträucher, d. i. der sämtlichen Laubhölzer und von den Nadelbäumen der Lärche un- zertrennlich verbunden". „Ist der Früh- ling warm und feucht, so ist die Blatt- entfaltung und Schwärmzeit in 4 Wochen erledigt, ist er dagegen trocken und kalt , so dauert die Schwärmzeit und Blattentwicklung 6 — 8 Wocken. Kalte Tage in warmer Frühjahrsperiode wirken verzögernd, während warme Tage in kaltem Frühjahrsdurchschnitt beschleuni- gende Wirkung ausüben. Die Schwärm- zeit beginnt mit der ersten Knospen- entfaltung und endet mit der Vollendung der Blattstreckung der spätest aus- schlagenden Bäume (Eiche)." Nach Puster fällt das Ende der Schwärm- zeit für die beiden Arten hippocastani und vulgaris zusammen. Da aber vul- garis 14 Tage nach hippocastani zu schwärmen beginnt, so würde demnach die Schwärmzeit des ersteren entsprechend kürzer sein als die des letzteren. Da- mit steht allerdings in Widerspruch die von Zweigelt wiedergegebene Beob- achtung, daß hippocastani mit vulgaris bei Klosterneuburg gleichzeitig zu schwärmen Abb. 46. Maikäfer in Kopula. Das oben befindliche Weibchen stemmt sich mit den Hinterbeinen von dem Zweig und hält sich mit den Vorderbeinen fest, um das Männchen in der Hängelage zu erhalten. — Phot. Schcidter, ") Die von Puster zuerst gemachte Beobachtung, daß die Tagestemperatur von 20" C. im allgemeinen den Schwärmbeginn einleitet, findet eine wertvolle Ergänzung durch die Unter- snxhungen von Decoppet (1920), wonach die Summe der Tagesmittel vom ersten März bis zum Beginn der Flüge rund 355" C. beträgt. Diese auf sieben Flugperioden fußende Feststellung ist künftig für die Vorhersage der Flüge von großem "Werte. Im wesentlichen bekräftigt auch dies die Bedeutung der Frühlingstemperaturen für den Beginn der Flüge. Melolontha. Lebensweise. 5q beginnt und infolge viel kürzerer Schwärmzeit viel früher von der Bildfiäche ver- schwindet als vulgaris^ der noch mehrere Wochen sein Unwesen treibt. Jedenfalls läßt sich aus diesen divergierenden Verhältnissen bezw. Beobachtungen erkennen, daß die Tiere sich nicht für alle Gegenden des Gesamtverbreitungsgebietes generell gleichartig verhalten, sondern Faktoren mitsprechen, die teilweise wenigstens erst der Klarlegung bedürfen. Aufgabe zukünftiger Forschungen wird es sein, nicht bloß Boden und Klima, sondern auch die Verhältnisse der Pflanzendecke mit in Rechnung zu ziehen. Eiablage. — Etwa 24 Stunden nach der Kopula schreiten die Weibchen zur Eiablage. Sie lassen sich zu diesem Zwecke auf den Boden nieder (gewöhn- lich in unmittelbarer Nähe des Fraßbaumes), und graben sich in unglaublich kurzer Zeit in die Erde ein. Dabei fällt das Einbohrloch gewöhnlich schon während der Arbeit des Eingrabens wieder zu, so daß als Zeichen der Bohr- tätigkeit nur ein kleines lockeres Erdhäufchen sichtbar bleibt. In einer Tiefe von 10 — 20, selten 30 und mehr Zentimetern legen sie ihren Eivorrat (ca. 60 bis 80 Stück) partienweise, in Häufchen von 10 bis 30 Stück, ab. Entweder gehen sie dabei nach der jedesmaligen Ablage wieder aus dem Boden heraus, um sich von neuem einzugraben, oder aber sie bleiben im Boden und bewegen sich unter der Erde von einem Ablageplatz zum anderen. Ratzeburg beobachtete das letztere in einem Zwingerversuch. — Die biologische Be- deutung der partienweisen Eiablage erblickt Ratzeburg darin, daß bei einmaliger Ablage des gesamten Eivorrates an einer einzigen Stelle für all die auskommenden Larven, die sich im ersten Jahr ja nur sehr wenig bewegen, nicht genügend Nahrung vorhanden wäre. Der Grund kann aber auch ein anderer (rein physiologischer) sein, nämlich die allmähliche Heranreifung der Eier. Trifft letzteres zu, so wäre es verständlich oder vielmehr zu erwarten, daß die Weibchen zwischen den einzelnen Eiablagen sich wieder zu den Fraßplätzen begeben, um von neuem Nahning auf- zunehmen. Die Frage ist noch zu untersuchen. Nach den Angaben der meisten Autoren bevorzugt das Weibchen zum Ein- graben lockeren Boden; oder es sucht wenigstens, nachdem es sich auf den Boden niedergelassen, nach einer passenden Stelle, wo der Boden besonders locker oder verwundet ist und infolgedessen das Grabgeschäft leicht von statten geht. Nach Puster ist aber die lockere Beschafifenheit des Bodens weniger bestimmend als die lichte, sonnige, freie Läge der Flächen, die ein möglichst ungehindertes Herabsteigen der Weibchen von dem Fraßbaum ermöglicht. Viel scheint übrigens (nach dem gleichen Autor) vom reinen Zufall abzuhängen. Sicher ist in dieser Frage bisher viel zu viel verallgemeinert worden. Am zutreffendsten dürften immer noch die folgenden Angaben Ratzeburgs sein: „Die Weibchen wählen immer, wenn sie können, lieber einen lockeren, trockenen als einen festen, nassen Boden, ja sie meiden sogar die schon weiter vorgerückte Wintersaat, gehen auf Kulturen lieber in die Pflanzlöcher als in den benarbten Boden, lieber auf nackten als auf bemoosten und mit Laubdecke versehenen. Auch einen freien sonnigen Boden ziehen sie einem beschatteten wohl vor. Allerdings gibt es Ausnahmen; so sahen wir einen tüchtigen Fraß in einem dunklen Besamungsschlage, auch habe ich öfters ganz junge Larven in mittelwaldähnlichen Beständen unter dem dichtesten Gebüsch von Heidekraut und Blaubeeren gefunden, wenn der Boden nur recht locker war. Auch kehren sie sich selbst an den festesten Boden nicht, 70 Coleoptera. — 3. Familienreihe: Lamellicomia. wenn kein anderer in der Nähe ist. und arbeiten sich mit Hilfe des spitzen Aftergriffels auch durch die Grasnarbe oder durch eine dichte Laubdecke hinein. Wir sehen ja auch oft den Fraß der Larven auf Wiesen, die so fest wie eine Tenne sind." Daß die Weibchen bei starker Vermehrung auch im dunklen Hochwald zur Eiablage schreiten können, ist im letzten Dezennium mehrfach beobachtet worden (Escherich 1908, Puster 1910). Die in;jdei Literatur gemachten Angaben, daß die Weibchen völlig vegetationslosen Boden zur Eiablage meiden, ist nach Abb. 47 A. Engerlingfraß an junger Fichten- pflanze. Nur die Pfahlwurzel ist stehen ge- blieben, alle übrigen Wurzeln sind abgefressen. Original. Abb. 47 B. Starke Wurzel (Erle), deren Rinde platzweise vom Engerling benagt ist. Nach Eckstein. den neueren Beobachtungen Pusters im Bienwald (Pfalz) nicht zutreffend: die Weibchen gingen vielmehr auf dem dortigen Pflanzkamp ebenso zahlreich in die völlig vegetationslosen Beete (bis zu 40 Engerlinge pro Quadratmeter) wie in die bepflanzten. Es ist bei allen Massenvermehrungen des Maikäfers zu beobachten, daß die Eiablage vielfach dicht zusammengedrängt an einzelnen eng- begrenzten Stellen stattfindet. Diese Erscheinung, die für die Praxis nicht unwichtig ist, mag darin begründet sein, daß die Weibchen gewöhnlich (d. h. Melolontha. — Lebensweise. 71 wenn nicht besondere Umstände sie daran hindern) sich nicht weit von ihrem Fraß- und Begattungsbaum entfernen, sondern sich in unmittelbarer Nähe nieder- lassen. Handelt es sich dabei um einen besonders beliebten dicht besetzten Schwärmbaum, so wird natürlich auch die Umgebung dieses Baumes besonders dicht mit Engerlingen besetzt — ,,Engerlingsherde" (Escherich 1908, S. 371). Vielleicht spielt auch ein besonders ausgebildeter Geselligkeits- resp. Nachahmungs- trieb dabei eine Rolle, wie manche Autoren (Puster u. a.) annehmen. Der Larven fr aß. — Nach 4 — 6 Wochen (also Juli/ August) kommen die Larven aus. Im ersten Sommer bleiben sie zusammen an ihrem Geburtsort und nähren sich hauptsächlich von humosen Bestandteilen (halb aufgelösten Pflanzen- fasern, Moder usw.) und von den zartesten Wurzelfäserchen. Im zweiten Sommer zerstreuen sie sich schon mehr und nähren sich nun zum größten Teil von den zarteren Pfianzenwurzeln, In den folgenden Sommern (im 3., oder im 3. und 4., resp. 3., 4. und 5.) verbreiten sie sich überall hin, nach allen Richtungen Kanäle durch die Erde grabend, ihrem Fraß an den Wurzeln nachgehend. Die letzten Stadien (im 3. und 4., resp. 3., 4. und 5. Sommer) bedeuten die Hauptfraßperioden der Larven. Letztere haben jetzt entsprechend ihrem ganz bedeutenden Dickenwachstum ein sehr großes Nahrungsbedürfnis. Auch sind ihre Mundteile inzwischen so kräftig geworden, daß ihnen keine Wurzel mehr zu hart ist. Alle Seitenwurzeln bis zur Dicke eines Strohhalms werden radikal abgefressen (Abb. 48), so daß bei jüngeren Pflanzen überhaupt nur noch die Pfahlwurzel (gleich einer Rübe) übrig bleibt (Abb. 47 A), welche ebenfalls mehr oder weniger beschädigt wird durch Abbeißen der Spitze und Benagen der Rinde („Rübenfraß"). Bei ganz starken Wurzeln älterer und alter Bäume oder Sträucher beschränken sie sich auf platzweises Benagen der Rinde in oft sehr ausgedehntem Maße (Abb. 47 B), Bezüglich der Pflanzenart scheinen die Larven wenig wählerisch zu sein, sie gehen fast alle Wurzeln an, die ihnen in den Weg kommen, mögen sie von Nadel- oder Laubholz, Gras, Getreide, Kar- tofifeln, Gemüse usw. sein. ^) Die Fraßzeit der Larven in den einzelnen Jahren erstreckt sich gewöhnlich von Frühjahr bis Herbst und dauert etwa je 7 Monate; nur im Jahre des Auskommens und der Verpuppung ist die Fraßzeit eine kürzere, indem sie im Geburtsjahr erst im Juli/ August einsetzt, und im Verpuppungsjahr schon im Juli- August endet. ') Eingehende statistische Erhebungen über die Engerlingsschäden, nach den Kulturpflanzen geordnet, hat Zweigelt (1913, 1914 usw.) vorgenommen. Darnach leiden in Niederösterreich am meisten die Weingärten; die Schäden, die namentlich in den Rebschulen alljährlich an- gerichtet werden, belaufen sich auf viele Millionen Friedenskronen. In Gebieten, die keinen Weinbau haben, steht hinsichtlich Engerlingsschäden an erster Stelle die Kartoffel. Es schließen sich an die Hackfrüchte im allgemeinen, besonders Rüben, dann Getreide und Baum- schulen. Vom Getreide ist wiederum der Mais an erster Stelle zu nennen. Bedeutend sind auch die Schäden an Kleefeldern. Hervorgehoben sei, daß Gartenkulturen, besonders Salat, gerne als Futter genommen werden. Die Vorliebe für Salat wird praktisch durch die Verwendung des Salates als Köderpflanze ausgenützt. Ist auch der Engerling in vielleicht noch größerem Aus- maße als der Käfer selbst polyphag, so wäre es doch verfehlt, ihm Pantophagie zuzuschreiben. Es existieren unter allen Umständen gewisse Vorzugspflanzen , die am meisten zu leiden haben, auch dann, wenn sie numerisch hinter anderen auch in den Kreis der Futterpflanzen der Enger- linge gehörigen Pflanzen zurückstehen. 72 Coleoptera. — 3. Familienreihe: Lamellicornia. Während ihres Lebens unternehmen die Engerlinge zahlreiche Wande- rungen. Abgesehen von den oben genannten meist in horizontaler Richtung verlaufenden Wanderungen zum Zwecke der Nahrungsaufnahme^) bewegen sie sich aus verschiedenen Anlässen auch in vertikaler Richtung. So graben sie sich vor der Häutung, welche alljährlich einmal stattzufinden scheint, tiefer in die Erde ein, um nach überstandener Häutung, etwa nach 4 — 6 Tagen, mit verdoppeltem Appetit wieder nach oben zu wandern (R.). Sodann hat auch die Tempe- ratur auf die vertikalen Wanderungen wesentlichen Einfluß: bei großer Hitze Abb. 48. Engerlingirali an aiuien Plianzen. 1 Wurzelkörper einer 12 jähr. Buche, gesund; 2 Wurzelkörper einer 30 jähr. Buche, alle Langwurzeln vom Engerling abgefressen; 4 Wurzel- körper einer 22jähr. Buche, gesund; 5 Wurzelkörper einer 40jähr. Buche, die Saugwurzeln vom Engerling benagt. In der Mitte Wurzelstück einer gojähr. Eiche, vom Engerling benagt. Aus Puster. und Dürre suchen sie tiefere, kühlere und feuchtere Lagen auf, bei niederen Temperaturen kommen sie wieder in die oberflächlichen Schichten. In kühlen August- und Septembertagen hatten wir wiederholt Gelegenheit, zahlreiche Enger- linge ganz oberflächlich nach Wegnahme der obersten Schichten anzutreffen. ') Feddersen (1891) berichtet darüber: „Wenn bei starkem Flächenfraß der Pflanzen- wuchs auf den Entstehungsflächen der Larven vernichtet ist, so wandern letztere massenhaft in die benachbarten älteren Orte und zerstören nicht allein 15 — 20jährige Schonungen, sondern auch die Wurzeln der Stangenhölzer, und töten sogar 120jährige Kiefern." Melolontha. — Generation und Flugjahre. n^ Der Winter mit dem Frost treibt sie wieder in die Tiefe. Sie suchen zur Überwinterung die frostfreien Lagen auf, die natürlich je nach der Härte des Winters und der Beschaffenheit des Bodens tiefer oder höher gelegen sind. Es wurden Überwinterungstiefen von 35 — 80 cm beobachtet. Wo auf dem Enger- lingsherde Stöcke vorhanden sind, werden diese mit Vorliebe aufgesucht. Die Engerlinge sammeln sich unter diesen oft in Massen an, wie ich selbst im Kammerforst (in Baden) zu beobachten Gelegenheit hatte. Die letzte Tiefenwanderung unternimmt die Larve zum Zwecke der Ver- puppung. Sie geht dabei tiefer als jemals zuvor ^). Die Verpupp ung findet in Deutschland im August des 3. oder 4. oder 5. Jahres statt und zwar in einer großen Tiefe (bis zu i 1/2 ^)- Die Larve ver- fertigt zu diesem Zwecke eine oval geformte Höhle mit fest angedrückten Wänden. In ihr liegt die Puppe, bald horizontal, bald gestürzt, und die abgestreifte letzte Larvenhaut hängt am Schwanzende oder liegt neben ihr. Die Puppenzeit dauert ca. 4 — 8 Wochen, nach welcher Zeit die „anfangs ganz blassen und weichen, immer mehr und mehr dunkel werdenden und erhärtenden Käfer erscheinen". Letztere bleiben, wie oben bereits bemerkt, bis zum Frühjahr im Boden. 2) Generation und Flugjahre. Über die Dauer der Generation des Maikäfers liegen zahlreiche Angaben und Berichte vor, zahlreich sind ferner die theoretischen Erörterungen dieses Problems im Zusammenhang mit äußeren und inneren Einflüssen. Volle Klar- heit herrscht indessen auch heute noch nicht, obwohl uns die Arbeiten von Zwei gelt um ein gutes Stück vorwärts gebracht haben. Vulgaris zeigt im allgemeinen, wenn wir zunächst auf die geographischen Einzelheiten verzichten wollen, eine 3 bis 4 jährige, hippocastani dagegen eine 3 bis 5 jährige Generationsdauer. Wir können ganz allgemein sagen, daß m wärmeren Gebieten und so weit das freie Feld als Entwicklungsstätte der Enger- linge in Betracht kommt, beide Arten schon in drei Jahren die ganze Ent- wicklung durchlaufen; so gelten Intervalle von drei Jahren zwischen zwei Haupt- flügen als Regel für die meisten Gebiete der Schweiz, für Frankreich, für Holland, für die westdeutschen Seuchengebiete, wobei der Main die ihm lange nächgerühmte Rolle als Grenze zwischen Gebieten mit drei- und solchen mit vierjähriger Entwicklungsdauer tatsächlich nicht spielt; ferner gilt der dreijährige *) Genaue Messungen über die Tiefe der Engerlinge zu verschiedenen Zeiten im Boden hat seinerzeit Raspail vorgenommen. Seine in Pranl^reieh vorgenommenen Messungen sind allerdings unter Berücksichtigung des recht warmen Klimas dort und der geringen Winterfröste zu werten. Die bei dreijähriger Entwicklungsdauer gewonnene Zahlen sind: I. Jahr: Nach der Eiablage 25 — 30 cm, VIII: 10 — 20 cm, X: 18 — 20 cm, XI: 25 cm, XIL Winter: 25 — 30 cm; 2. Jahr: IV: 23 — 25 cm, V: (mit fortschreitendem Datum) 23, 20, 17, 13, 11, 10 — 7 cm, VI: 3- 12 cm, X: 18 — 25 ^m, XI: 20 — 27 cm, XII bis Winter: 23 — 30 cm; 3. Jahr: IV: 23, 20, 16, 10 cm, V: 6 — 12. 5 — 10, 3 — 8 cm, VI: 5 — 10, 15 — 18, 18 — 25 cm, am 17. VI: Verpuppung. Diese Schwankungen in der Bodentiefe werden um so kräftiger, je extremer das Klima ist. ■') Zweigelt (i. 1.) bekam aus Steiermark im Jahre 1920 eine Skizze zugesandt, wonach der Maikäfer in einem veritablen Gespinste im Boden verpuppt gelegen hatte. Jedenfalls sind das seltene Ausnahmen. •JA Coleopteia. — 3. Familienreihe: Lamellicornia. Turnus für die größten Teile der Seuchengebiete der heutigen Republik Öster- reich, ferner für das anschließende Ungarn und Jugoslavien. Auf die einzelnen Flugjahrsysteme genauer einzugehen, würde an dieser Stelle zu weit führen. In den Schriften von Zweigelt (191 8) sind diese Details nachzulesen. Vierjährige Entwicklungsdauer gilt für die kälteren Alpentäler, für Böhmen, wahrscheinlich für das ganze Seuchengebiet von Galizien und die Bukowina; in Deutschland für die Seuchengebiete im allgemeinen nordöstlich vom Thüringerwald, wobei einzelne Vorkommen mit vierjähriger Entwicklung, auch in denjenigen Gebieten, in denen der dreijährige Turnus Regel ist, festzustellen sind; so in Franken, der Rheinpfalz usw. Gerade in Deutschland sind diese Ver- hältnisse außerordentfich kompliziert, insofern als sich nicht nur die einzelnen Maikäferstämme, sondern auch die Vorkommen mit drei- und vierjähriger Ent- wicklungsdauer — von den Differenzen im Erscheinen der beiden Arten ganz abgesehen — mosaikartig zusammensetzen. Von besonderem Interesse ist schließlich, daß Mppocasiani in den kälteren Gegenden von Deutschland, in Dänemark, in Rußland von der vierjährigen zur fünfjährigen Generationsdauer übergeht, wobei ebenfalls eine scharfe Grenze gegenüber dem vierjährigen Turnus dieser Art nicht existiert (Boas für Däne- mark, Feddersen für Ostpreußen). Fest steht also: 1 . daß ganz allmählich und unter zahlreichen Schwankungen eine Ver- zögerung in der Entwicklungsgeschwindigkeit des Maikäfers in Mitteleuropa von Westen nach Osten statt hat. Diese Abnahme der Entwicklungsenergie geht, in großen Linien besehen, parallel mit dem Verlaufe der Isothermen, die unter fast 90 <^ die Parallelkreise schneiden. 2. Hippocastani^ den wir bereits als den zäheren von beiden kennen, rea- giert auf ungünstige Entwicklungsbedingungen (Klima usw.) mit einer Verlängerung der Generationsdauer. Er braucht fünf Jahre, während vulgaris an gleichen Orten alle viere Jahre fliegt. Ehe wir uns diesen Fragen und einem Versuche, sie zu erklären, zuwenden können, seien im folgenden noch einige Tatsachen hervorgehoben, die erklärungs- mäßig für die Ursachen in den Schwankungen in der Generationsdauer eine Rolle spielen. Daß hippocastani in der Entwicklungsgeschwindigkeit nicht immer und überall hinter vulgaris um ein Jahr zurückbleibt, dafür hat Puster wertvolle Be- lege beigebracht: In der Rheinpfalz ist die Generationsdauer im Waldboden für beide Arten gleich lang, nämlich 4 Jahre. Bei Klosterneuburg, wo sich die Arten lokal ziemlich rein trennen lassen (Zweigelt), hat vulgaris und hippocastani., der eine an den Berghängen, der andere in den Donauauen, gleich- zeitig und zwar alle 3 Jahre Flugjahr. Fliegen also beide Arten unter günstigen Bedingungen gleichzeitig oder doch in gleichen Intervallen, so bleibt bei Zu- nahme ungünstiger Existenzbedingungen hippocastani schließlich um ein volles Jahr zurück. Hippocastani hat als Ausdruck größerer Elastizität Melolontha. — Generation und Flugjahre. -je in seinem Reaktionsvermögen auf entwicklungshemmende Einflüsse eine größere Amplitude der Entwicklungsgeschwindigkeit. In den Mittelpunkt des Interesses aber rückt die Frage nach den Ur- sachen, die eine Entwicklungsverzögerung überhaupt hervorrufen. Der Kampf der Meinungen hat in den letzten Jahren seit dem Erscheinen der Arbeiten von Zw ei gelt und Decoppet eine schärfere Form angenommen, und kann bis heute keineswegs als schon beendet angesehen werden. Zweigelt, der besonders die Verhältnisse in Österreich untersucht hat, hat speziell für Niederösterreich ein interessantes Abflauen der Flugintensität vom Flugjahr nach den beiden folgenden Jahren feststellen können. Er bezeichnet die schwächlichen Maikäfervorkommen im Jahre nach dem Hauptfluge als Nebenstamm erster Ordnung, die im darauffolgenden aber als Nebenstamm zweiter Ordnung. Der Intensitätsabnahme in den folgenden Jahren in Ge- bieten mit dreijähriger Generation gegenüber steht eine Intensitätszunahme bis zum Flugjahre in Gebieten, die bereits vierjährige Entwicklungsdauer als Regel haben (Sachsen). Zwe igelt folgert aus diesem merkwürdigen Verhalten, daß in dem einen Gebiete nur Nachflüge (Nachschwärme) , in dem anderen nur Vor- flüge (Vorschwärme) vorkommen; daß weder in dem einen Gebiete noch in dem anderen die Entwicklungsdauer (3 bezw. 4 Jahre) schon zu 100% fixiert sei, sondern daß in dem Gebiete mit dreijährigem Turnus noch etliche Individuen (also ein bestimmter Prozentsatz der ganzen Käfermassen) vier Jahre brauchen, in jenem anderen mit normal vierjähriger Entwicklungsdauer etliche Individuen (also wieder ein bestimmter Prozentsatz) schon in drei Jahren ihre Entwicklung vollenden. Ausnahme und Regel haben also ihre Rolle vertauscht. Für das Prinzip bleibt es gleichgültig, wie hoch jedesmal dieser Prozentsatz ist, ferner ob alle Jahre solche Abweichungen vorkommen oder nur in manchen Jahren, bezw. besser gesagt in manchen Triennien bezw. Quadriennien. Nach Zweigelt sind sonach die sogenannten Maikäferstämme nichts Starres, sondern etwas ständiger Veränderlichkeit und Anpassungsfähigkeit Unterworfenes. Die Nebenflüge hätten wir sonach nicht als von Urzeiten her aufgekommen zu werten, sie sind nicht un- abhängige und in sich vollständig einheitliche Stämme, sondern ein Heer von Nachzüglern, bezw. Vorzüglern, die sich jeweils aus dem Hauptstamme des Ge- bietes ergänzen können. Eine Beweisführung für diese Auffassung ist in zweifacher Richtung not- wendig imd auch möglich: Einerseits sind die Flugjahre auf ihre Konstanz zu prüfen, anderseits sind die Faktoren zu analysieren, welche die Entwicklungs- geschwindigkeit beeinflussen. Die Tatsache, daß Nebenflugjahre existieren, die in ihrer Intensität übrigens sehr schwanken können, i) ist auch schon von älteren Autoren (Feddersen 1896) beobachtet und zu erklären versucht worden. Ritzema Bos geht von der An- nahme aus, daß von Natur aus jedes Jahr Flugjahr sein müßte, wobei drei 1) Zweigelt (1915) teilt mit, daß in manchen Gegenden von Niederösterreich, so besonders in den intensiven Seuchenzonen des Marchfeldes (um Bockfließ) fast alljährlich starke Käferflüge zu verzeichnen sind, so daß es streng genommen käferfreie Zwischenflugjahre nicht gibt. 76 Coleoptera. — 3. P'amilienreihe: Lamellicomia. gleichstarke Stämme örtlich nebeneinander, zeitlich hintereinander ihre Entwicklung abrollen. Daß es nicht zum Aufleben ständig gleichstarker und unmittelbar auf- einander folgender Massenflüge komme, sei die Folge eines Konkurrenzkampfes der Engerlinge im Boden. Kienitz und Ogiewski gehen noch um einen Schritt weiter und machen den gelegentlich zu beobachtenden Kannibalismus der Engerlinge für die ständige Niederhaltung des einen Stammes verantwortlich. Auch Decoppet (1920) ist infolge seines starren Festhaltens an der Idee von der absoluten Konstanz der Entwicklungsgeschwindigkeit gezwungen, von Kon- kurrenzkampf zu sprechen, ein Kampf, der in höheren Lagen deshalb nicht mehr so sehr zur Geltung komme, da die Engerlinge weniger zahlreich seien und nicht mehr einander ins Gehege kämen. Zweigelt hat schon bei verschiedenen Anlässen dagegen Stellung genommen und besonders auf die Unmöglichkeit hin- gewiesen, daraus schwache Vorschwärme zu erklären. Ich schließe mich dieser Ansicht an: weder Konkurrenzkampf noch Kannibalismus können das Problem der Nebenstämme restlos und befriedigend erklären. Die Maikäferflugjahre, die wir zunächst betrachten wollen, interessieren uns in zweifacher Richtung: i. durch ihre relative Konstanz der Periodizität, 2. durch die eigenartige Durcheinanderwürfelung von Gebieten mit gesonderter Periode. Neben ausgedehnten Flächen mit konstanten Flugjahren (Niederöster- reich, Bukowina, Steiermark) finden wir wieder kleinere Flächen, in denen andere Jahreszahlen herrschen; besonders muß auffallen, daß an den Grenzen der Haupt- seuchengebiete nicht bloß abweichende Zahlen gelten , sondern auch daß, soweit das schon spärliche Vorkommen deutliche Flugjahre zu unterscheiden ge- stattet, die Generationsdauer eine Verlängerung um ein ganzes Jahr erfährt (Waldviertel von Niederösterreich, Obersteiermark usw.). Erklärungsmäßig ist der Tatsache, daß bei gleicher Entwicklungsgeschwindigkeit oft unmittelbar neben- einander andere Flugjahre gelten, schwer beizukommen. Für Gebiete, die starke Bodenkultur betreiben und wo die Intensität der Landwirtschaft eine so große Rolle spielt wie in Deutschland, hat zweifellos mit dem Zurückdrängen der Wälder und dem Auftauchen ausgedehnter Feldflächen eine oft lokal begrenzte, aber intensive Beeinflussung der Existenzbedingungen der Engerlinge stattgefunden, was zugleich der Anlaß der vielen Verwerfungen ursprünglich wohl viel einheit- licherer Maikäfervorkommen geworden ist (Puster). Die Konstanz der Flugjahre ist nun allerdings eine relativ hohe, aber — und das ist das Interessante — keine absolute! Für die große Beständigkeit der Käferflugjahre wird immer auf das Beispiel der Schweiz hingewiesen, wo die Beobachtungen am weitesten zurückreichen. Die Urner Flugjahre sind durch 177, die Berner Flugjahre durch 147, die Basler durch 84 Jahre beobachtet worden. Wesentlich ist aber dabei — und wir kommen gleich noch einmal darauf zurück — , daß zwar wohl die Konstanz der Jahre beobachtet worden ist, nicht aber die Frage geprüft worden ist, ob die Areale, die im Zeichen eines bestimmten Flug- jahrtypus stehen, auch dieselben geblieben sind und sich nicht vielleicht im Laufe der Zeit verändert haben. Melolontha. — Generation und Flugjahre. nn Raspail beobachtete nun im Departement Oise eine einmalige Ein- schaltung einer vierjährigen Periode (1885 — 89) in eine Serie von dreijährigen. Schon Heer und neuerdings Deco ppet befassen sich mit der außerordentlichen Veränderlichkeit und mit den Verschiebungen in der gegenseitigen Ausdehnung der Berner- und Urnerflugjahre im Kanton Zürich im Laufe des letzten Jahr- hunderts, Verschiebungen, die so gewaltig sind, daß das Recht, das Wieder- erscheinen bestimmter Jahreszahlen, die zufällig mit dem Errechneten eines im Auge behaltenen Stammes zusammenfallen, als Beweis für die Zugehörigkeit solcher Maikäfervorkommen zu einem bestimmten Stamme anzusehen, um so mehr bestritten werden muß, als auch der dritte Flugjahrtypus, das Baslerjahr, im gleichen Gebiete eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt. Diese Tatsache bezw. diese Schwierigkeiten rollen die Frage auf, ob es bei der Unmöglichkeit, Maikäferflüge mit gleichem Flugjahre genetisch zu trennen, das heißt zu prüfen, ob die Massen Käfer, die in einem bestimmten Jahre fliegen, einem und dem- selben Stamme angehören, noch angängig ist, diese drei Schweizertypen im her- kömmlichen Sinne aufrecht zu erhalten. Decoppets Erklärungsversuch für solche Schwankungen, daß das Auftreten von Krankheiten und Feinden den Hauptstamm fast vollständig zum Verschwinden gebracht habe und den um ein Jahr später fliegenden Stamm, der bisher durch den Konkurrenzkampf zurückgehalten worden sei, damit automatisch zur Massen- entwicklung gebracht habe, entbehrt — abgesehen von dem Einwurf, daß es kaum verständlich sei, wieso ein solcher Vernichtungskampf der Natur bloß einen Stamm von den im Boden vorhandenen verschiedenaltrigen Engerlingen getroffen habe — jeglicher Grundlage. Der Versuch ist lediglich eine geistreiche Hilfs- hypothese, konstruiert aus der durch nichts gerechtfertigten Auffassung, daß der Engerling im Boden jeder Einwirkung des Klimas enthoben sei (Zweigelt 1920), Die Frage des direkten Einflusses des Klimas und besonders der Bodenwärme ist von Puste r bereits in vielversprechender Weise angeschnitten worden. Puster hat festgestellt, daß die Entwicklungsgeschwindigkeit des Mai- käfers im Waldboden gegenüber dem freien Felde desselben Fluggebietes um ein ganzes Jahr verzögert sei. Das heißt nichts anderes als: Der Maikäfer ist von den Verhältnissen des Bodens abhängig. Bringen wir diese Tatsache zu- sammen mit der west-östlich laufenden Geschwindigkeitsabnahme, vergegenwärtigen wir uns, daß diese Abnahme parallel geht mit der Abnahme der mittleren Jahres- temperatur, ziehen wir zum Vergleiche ferner die Tatsache heran, daß im Ge- birge in Ländern, die in der Ebene sonst schon in drei Jahren die Entwicklung abschließen, diese auf vier Jahre ausgedehnt wird, dann ist wohl an dem Ein- fluß des Klimas, insonderheit der Boden wärme, die wiederum eine Funktion der Außentemperatur ist, nicht zu zweifeln. Aufgabe der nächsten Zukunft muß es aber sein, jene Kalorienmenge zu errechnen, an deren Vorhandensein eine bestimmte Entwicklungsgeschwindigkeit gebunden bleibt. Zweigelt hat gefunden, daß die dreijährige Generationsdauer des Maikäfers dann und dort zur Regel wird, wann und wo die mittlere Jahres- temperatur 9*^ C. erreicht. yg Coleoptera. — 3. Familien reihe : Lamellicornia. Decoppet, der jede derartige Abhängigkeit ablehnt, macht für die Ent- wicklungsgeschwindigkeitsdifferenzen Rassenunterschiede geltend, für deren Berechtigung heute die Grundlagen wohl noch fehlen. Wollte man sich in dieser Frage von der einfachen von Zw ei gelt gegebenen Erklärungsweise abwenden und zum Problem der Rassenbildung greifen, dann kämen wir sofort ins Uferlose; denn der Spekulation und systematischen Haarspalterei blieben damit Tür und Tor geöffnet. Wir wären gezwungen, die Rassenfrage für jedes Land, für jedes Seuchengebiet hervorzuholen, und nicht nur bei vulgaris Rassen mit drei- und solche mit vierjähriger Entwicklungsdauer zu unterscheiden, bei hippocastani solche mit drei-, weitere mit vier- und schließlich mit fünfjähriger Entwicklungsdauer, sondern auch Rassenunterschiede in der Richtung zu machen, ob die Geschwindigkeitsdifferenzen sich in gleicher Höhenlage geltend machen (Wald- und Feldrasse) oder bei bedeutenden Höhenunterschieden (Berg- und Talrasse). Damit sei nicht gesagt, daß nicht auch einmal, wenn wir über die ganzen Beziehungen mehr Bescheid wissen als heute, in irgendeiner anderen Richtung das Rassenproblem beim Maikäfer in Anwendung zu bringen wäre, jedenfalls aber in einem ganz anderen Sinne, als es Decoppet gemeint hat. Damit, daß wir versuchen, alle Entwicklungsgeschwindigkeitsunterschiede auf das Gebiet der Rassenbiologie zu drängen, schaffen wir nur eine Reihe neuer Namen und systematischer Zeichen^ in der Kausalerklärung aber kommen wir damit nicht vorwärts. Natürliche Vermehrungsbeschränkung. 1. Witterungseinflüsse: Klimatische Faktoren kommen nur insoweit in Betracht, als der Maikäfer zur vollen Entfaltung seiner Veimehrungskraft an bestimmte Durchschnittstemperaturen gebunden ist (siehe oben bei „Vorkommen" usw.). Daraus ergibt sich ohne weiteres eine örtliche Beschränkung der Mög- lichkeiten zur Massenvermehrung. Andererseits haben Witterungseinflüsse inner- halb der so begrenzten Maikäfergebiete keine merkliche vermehrungshemmende Wirkung; weder Temperatursprünge nach oben oder unten, noch auch starke Regengüsse usw. können die Fortpflanzungsziffer wesentlich herabdrücken. Selbst Überschwemmungen bleiben ohne merkhchen Einfluß, soweit sie im Frühjahr stattfinden, wenn die Engerlinge noch tiefer sitzen oder wenigstens noch nicht zur Vegetationsdecke aufgestiegen sind. Im Sommer allerdings, wenn die Enger- linge unmittelbar an der Grasnarbe sitzen, können Überschwemmungen eine größere Bedeutung erlangen (Ratzeburg, Zweigelt). 2. Tierische Feinde. Auch unter tierischen Feinden haben die Mai- käfer weniger als andere Schädlinge zu leiden, vor allem wegen der geringen Zahl von Parasiten. a) Parasiten und Raubinsekten. — Parasiten spielen, wenigstens in unserem Gebiet, nur eine sehr untergeordnete Rolle. Schlupfwespen sind überhaupt noch keine aus dem Maikäfer oder Engerling gezogen, i) Dagegen ') Der nordamerikanische Maikäfer (Lachnosterna) hat eine ganze Reihe Parasiteii und Raubinsekten, unter denen eine Raubwespe, nämlich die zu den Scoliiden gehörende Tiphia, am wirksamsten ist (S. A. Forbes 1908, John J. Davis 1918). Melolontha. — Natürliche Vermehrungsbeschränkung. yg gibt es einige Fliegen (Tachinen), die als Parasit im Engerling sich entwickeln. Es handelt sich größtenteils um D ex i inen und zwar um Dexia rustica F./) vacua Fall, Dexiosoma caninum F. und Microphthalma disjuncta Wied. (siehe Baer 192 1, Boas 1894). Sven La mpa nennt außerdem noch Cyrtoneura slabuians'^) Fa.\\.^ die er aus Engerlingen erhielt, die im Januar gesammelt und einige Tage nachher von der Fliegenlarve erfüllt waren. Ratzeburg (S. 81) nennt eine Leph's- Art^ deren Tönnchen er einige Male an einem toten Maikäfer zwischen Halsschild und Kopf hervorkommen sah. 2) Was die Raubinsekten betrifft, so kommen hauptsächlich die verschiedenen räuberischen Laufkäfer (Carabiden) in Betracht. Ratzeburg nennt Carabus auratus L., die „in zahlreichen Exemplaren in einem von Maikäfern befallenen Raps- feld umherliefen, und bald hier, bald da, oft 3 — 4 zugleich, einen Maikäfer er- griffen und auffraßen". AI tum vermutet, daß auch die Larven der größeren Lauf- käfer den Engerlingen nachstellen. b) Vögel. - Zahlreicher sind die Feinde von selten der Vögel. Unter ihnen stehen die Saatkrähen und Stare in erster Linie. Besonders die Saat- krähe arbeitet in hervorragendem Maße der Vermehrung der Maikäfer entgegen. Rörig (1900 und 19 10) hat diese nützliche Rolle durch eingehende Magen- untersuchungen nachgewiesen. Die Saatkrähe kann geradezu als einer der Haupt- feinde des Maikäfers bezeichnet werden (Boden 1896), indem sie einmal durch Auflesen der Engerlinge hinter dem Pfluge deren Zahl wesentlich vermindert, und sodann auch den Käfer selbst in unglaublicher Menge vertilgt. Boden will be- obachtet haben, daß die Krähen in Schwärmen von vielen Hunderten ganz plötzlich da auftraten, wo zur Zeit die Maikäfer am zahlreichsten waren, und daß in solchen Schutzbezirken, in denen große Kolonien von Krähen brüteten, nur sehr spärliche Maikäfer sich vorfanden. Zweigelt (1913), Loos (191 7) und Vogel (192 1) stimmen mit dieser Auffassung bezüglich der Rolle der Krähen überein. Nächst den beiden hier genannten Vögeln kommen als Maikäfer- resp. Engerlingsvertilger noch folgendein Betracht: Dohle, Elster, Wiedehopf, Blaurake, Lachmöwe (die die vom Pflug freigelegten Engerlinge verzehrt), Turmfalk, Fisch- reiher (Vogel 192 1), die meisten Eulen, Spechte, Ziegenmelker (welcher die Käfer ^) über die Lebensweise von Dexia rustica schreibt Baer (192 1): „Die Fliegen erscheinen erst im Juli und sind bis in den August hinein in manchen Jahren in Menge auf den Blättern von Gebüschen, auch auf Dolden anzutreffen, wo ihre eigentümliche Haltung, die beim Sitzen durch die langen Beine verursacht wird, und überhaupt ihr stattliches Aussehen sie leicht kenntlich macht. Die wenigstens 275 Eier (Tarnani) werden in den Erd- boden abgelegt, die sofort schlüpfenden Larven suchen sich den Wirt selbst auf und sollen durch ein Stigma eindringen. Boas fand die Maden (1 — 3 Stück) frei im Fettkörper der 2 oder 3jährigen Engerlinge ohne Trichterbildung, auch Nielsen konnte keine solche beobachten.'' Die anderen Dexien verhalten sich biologisch ganz ähnlich. ') Ob Cyrtoneura stabulans als wirkliche Schmarotzer auftraten, ergibt sich aus der be- treffenden Mitteilung nicht mit Sicherheit (Boas 1894). ^) Von Oberforstmeister Puster erhielt ich zwei im Zwinger eingegangene Maikäfer- weibchen, in deren Abdomen sich je ein Fliegentönnchen befand. Leider war der Erhaltungs- zustand so schlecht, daß eine Bestimmung nicht möglich war. 03 Coleoptera. — 3. Familienreihe: Lamellicornia. im Fluge schnappt), AmseP), Sperlinge und zahlreiche kleinere sperlingsartige Vögel. ■^) Eingehendere Beobachtungen über die Rolle der Vogel weit für den Maikäfer hat Haenel (19 18) während des vorletzten Flugjahres (19 15) im Bienwald (Rheinpfalz) angestellt. Seinem darüber erstatteten Bericht ist zu entnehmen, daß von den im dortigen Walde vorkommenden 68 Vogelarten folgende i" an der Vertilgung der Maikäfer sich beteiligen: Kohl-, Sumpf-, Blau-, Tannen- und Haubenmeise, Kleiber, Wiedehopf, Star. Amsel, Neuntöter, Buchfink, Feldsperling. Waldohreule, Steinkauz, Bussard und Turmfalk. Besonders eifrig waren: Kohl- und Blaumeise, Star, Buchfink, Feldsperling und die Eulen. Haenel beobachtete auch, wie die verschiedenen Vogelarten den gefangenen Käfern zu Leibe gehen: Der Star liest die Beute von den Blättern ab, faßt sie dabei am Hinterleib und wetzt dann den Schnabel so lange an einem Ast hin und her, bis der weiche Hinterleib abreißt und der Thorax mit den Fügein herunterfällt; es wird also in der Regel nur der weiche Leib verzehrt. Gerade entgegengesetzt verfährt der Fink, der als Körnerfresser die harten Körperteile vorzuziehen scheint, wenigstens konnte Haenel zweimal beobachten, wie ein Buchfink einen sehr geschickt im Fluge erhaschten Maikäfer auf dem Boden mit einigen kräftigen Schnabelhieben tötete und dann den Kopf und den Protborax fraß. Die Feldsperlinge unternahmen kurze Flüge in den Wald, wo sie sehr eifrig Käfer jagten; diese wurden auf dem Boden so gründlich mit Schnabel- hieben bearbeitet, daß nur die Flügeldecken übrig blieben. Eine Blaumeise flog mit emem Käfer im Schnabel auf einen Holzstoß, nahm den Gefangenen trotz seiner heftigen Befreiuungsversuche in die Krallen, setzte den Schnabel zwischen die zwei Flügeldecken, schob diese auseinander, öfTnete dann ohne Mühe von oben den hier weichen Hinterleib und verschlang die Eingeweide, worauf sie ihr Opfer, das noch langete Zeit lebte, wieder los ließ. c) Säugetiere. — Als Engerlings vertilger steht unter den Säugetieren an erster Stelle der Maulwurf, der in den Maikäfergegenden sich oft massen- haft einstellt. Keinem anderen Forstschädling gegenüber fällt der unterirdische Jäger so sehr ins Gewicht wie gegenüber dem Engerling. Wie sehr der Maul- wurf durch Engerlinge angezogen wird, konnte man deutlich im Kammerforst bei Bruchsal (Baden) ersehen, wo in solchen Gebieten, die vom Engerling besetzt waren, eine Unmenge Maulwurfshaufen, einer dicht neben dem anderen, vor- handen waren, während in den benachbarten engerlingfreien Gebieten die Haufen fast völlig fehlten.^) Des weiteren sind als wirksame Engerlingsvertilger zu nennen die Spitzmäuse und die Mäuse (vor allem Mus silvaticus und Arvicola arvalis). (AI tum beobachtete, daß in den auf ausgesprochene Mäusejahre folgenden Flug- jahren die Zahl der schwärmenden Maikäfer wesentlich geringer war.) Endlich gehört auch der Dachs und das Schwarzwild zu den Feinden, die, solange die Engerlinge nicht zu tief im Boden sitzen, große Mengen von ihnen ver- zehren. Gegen die Käfer ziehen neben Marder, Dachs, Igel, Eichhörnchen vor allem die Fledermäuse zu Felde, welch' letztere man während der Schwärmzeit in den Maikäfergebieten oft massenhaft herumflattern sieht. Es handelt sich dabei hauptsächlich um Vespetttho ?iociula und serotinus. *) Die Amseln als wirksame Engerlingsvertilger wurden von M. Dingler (192 1) ein- gehender beobachtet: Sie arbeiteten ungefähr 4 Wochen an der Vernichtung der Engerlinge, wobei sie unter lebhaftem Anspringen in rasch aufeinanderfolgenden Schnabelhieben trichterförmige, bis zu 6 cm tiefe Löcher in den Boden hackten; dabei zeigten sich die (^(j", bei denen das Graben gewöhnlich nach i — 3 Minuten zum Erfolg führte, wesentlich energischer als die $$. ^) Eine kritische Behandlung des Themas ,, Maikäfer und Vogelwelt" wird demnächst in einer größeren Schrift von A. von Vietinghoff („Das Verhalten palaearktischer Vögel gegen- über den wichtigeren forstschädlichen Insekten'') erscheinen. ^) Der neuerlichen Auffassung Schräges, der nach unvollkommenen Gefangenschafts- versuchen dem Maulwurf eine Bedeutung als Engerlingsvertilger auch in der freien Natur abspricht, ist keine ernste Bedeutung beizulegen. Vgl. auch Vogel (1921). Melolontha. — Forstliche Bedeutung. 3 1 3. Pilze. — Engerlinge wie Käfer werden mitunter von einer Mykose, her- vorgerufen durch Botrytis tenella^.hQid^l&ii (s. Bd. I, S. 279), In einigen Gegenden ist diese Mykose epidemisch aufgetreten, so daß die Mehrzahl der dort vor- handenen Engerlinge daran eingegangen ist. Da jedoch die optimalen Entwick- lungsbedingungen des Pilzes nicht mit den optimalen Vermehrungsbedingungen des Maikäfers zusammenfalben (der Pilz verlangt eine beträchtliche Bodenfeuchtig- keit, der Engerling dagegen liebt Trockenheit), so kann dem Pilz jedenfalls keine allgemeinere Bedeutung bei der Vermehrungsbeschränkung des Maikäfers zukommen. Denn gerade da, wo der Maikäfer in Massenvermehrung ist, wird der Pilz ausbleiben. So wurden denn auch in den klassischen Maikäfergebieten Badens und der Pfalz bis jetzt überhaupt keine verpilzten Individuen (weder Engerlinge noch Käfer) gefunden, trotzdem die Massenvermehrung sich dort schon über viele Dezennien erstreckt. Boas beobachtet in Dänemark eine Bakterienkrankheit, die eine hohe Sterblichkeit unter den Engerlingen verursachte, und die eine wesentliche Rolle bei dem Erlöschen der Kalamitäten spielen soll. Die Bakterien finden sich in großen Massen im Blut der Engerlinge; bei diesen zeigen sich zuerst milchige und später bläuliche und schwarze Flecke auf der Haut. Die kranken Tiere werden matt und sterben bald ab, wobei sie sich rasch braunschwarz verfärben und wie ein leerer Sack zusammenfallen. Forstliche Bedeutung. Die wirtschaftliche Bedeutung des Maikäfers ergibt sich ohne weiteres aus der Art des Käfer- und Larvenfraßes in Verbindung mit der (wohl auf dem Fehlen wirksamer Parasiten beruhenden) Neigung zur Massenvermeh- rung und der Hartnäckigkeit der letzteren. Da die Massen Vermehrung aber nur unter bestimmten klimatischen und geologischen Verhältnissen zustande kommt, so ist die Schädlichkeit nur auf mehr oder weniger ausgedehnte Bezirke in dem Verbreitungsgebiet beschränkt. In diesen begrenzten Bezirken stellt der Maikäfer allerdings einen der allerschlimmsten Schädlinge dar. Der Käferfraß an den Blättern ist forstlich weit weniger bedeutungsvoll als in der Landwirtschaft, wo besonders die Obstbäume und Reben stark zu leiden haben. Die stete und mindeste Folge des Blattfraßes ist Zuwachsverlust, wozu noch Ausfall oder Verminderung der Samenproduktion kommt. Doch bleiben natürlich die immerwährenden Wiederholungen des Blattfraßes auch bei den Waldbäumen nicht ohne tiefere schädliche Wirkung, besonders wenn der Blattfraß mit dem Wurzelfraß der Engerlinge Hand in Hand geht. Den Hauptschaden richtet der Engerling an, der durch seinen Wurzelfraß die jungen Pflanzen in den Kulturen wie auch die alten Bäume in den Beständen schwer beschädigt und zum Absterben bringt, erstere natürlich viel rascher und in viel ausgedehnterem Maße als die letzteren. Die Zerstörungen können bei Massen Vermehrung so überhand nehmen, daß überhaupt keine Kulturen mehr hoch zu bringen sind und auch die natürliche Verjüngung verhindert wird, daß das Jungholz verkrüppelt Escherich, Forstinsekten. II. Bd. 6 82 Coleoptera. — 3. Familienreihe: Lamellicornia. und das Altholz gipfeldürr wird und schließlich abstirbt, daß also ganze Wälder durch den Maikäfer dem Verderben zugeführt werden. Die Wirkung des Engerlingfraßes ist um so verderblicher, je jünger die Pflanzen sind und je mehr die Engerlinge auf die Wurzeln der Kulturpflanzen allein angewiesen sind — also am meisten in un- krautfreien Pflanzkämpen. Hier genügen schon ganz wenige Engerlinge (2 bis 5 pro Quadratmeter) zur völligen Vernichtung. Die Bedeutung als Kulturschädling steht demnach bei dem Maikäfer im Vordergrund, ohne daß wir aber seine Bedeutung als Bestandsverderber ver- nachlässigen oder zu gering einschätzen dürfen. Welche trostlosen Waldbilder der Maikäfer durch diese beiden Eigenschaften verursachen kann, schildert uns in so drastischer Weise Oberforstmeister Puster (1910, S. 636). Als dieser im Jahre 1899 das seit vielen Jahren vom Maikäfer schwer heimgesuchte Revier Kandel-Süd (in der Pfalz) übernahm, befand sich der Wald in fürchterlich zerzaustem Zustande: „Die auf den drei Herden in weit- ständigem Lichtschlag stehenden Althölzer wurden durch die Fraßbeschädigungen der Engerlinge immer lichter, die Kulturflächen auf den Jahresabtriebsschlägen immer größer. Um diese Engerlingsflächen nicht veröden zu lassen, wurden sie alljährlich mit einem Riesenaufwand von Geld, Arbeit und Pflanzen unermüdlich in Bestand gebracht. Aber alle diese Kulturen erreichten ein Höchstalter von 3 Jahren, um dann unerbittlich dem gefräßigen Insekt im 3. Entwicklungsjahr zum Opfer zu fallen. Aus dieser Tatsache erklärt sich sehr einfach und natür- lich das allen drei Herden gemeinsame Bestandsbild: 3 — 8 m hohe Nadelholz- horste aus Kiefer, Fichte, Strobe mit hörst- und gruppenweiser Beimengung rück- gängiger Buchen — begründet vor der Zeit der Massen Vermehrung; an diesen Steilrand unvermittelt anschließend i — 3 jährige Kiefern in i — 2 Hiebsbreiten und an letztere sich anreihend die lichten Althölzer — Buchen und Kiefern. Alle Versuche, an diesen vorwüchsigen Mischholzhorsten Anschluß zu erzielen, scheiterten an der Freßgier des Engerlings, und so fütterte man tatsächlich 10 Jahre lang die Engerlinge auf Staatskosten mit Pflanzenwurzeln, vom Stand- punkt des Engerlings ein soziales Lebensidyll, wie es schöner nicht gedacht werden kann." Auch die ungeheuer kostspieligen Versuche, die Kulturen mit 6 — lojährigen Pflanzen hochzubringen, schlugen fehl, da die Engerlinge auch diese gröbere Kost „ohne die geringsten Verdauungsbeschwerden" annahmen. „Altere Buchen- Vor- und Unterbauflächen bis zur Mannshöhe wurden hektarweise gefressen. Buchen vorwuchshorste bis zu 50 Jahren verkrüppelten, Eichenstangen- hölzer streckten die dürren Äste zum Himmel, als flehten sie um Erlösung von dem Übel (Abb. 49), in ältere Nadelholzhorste bis zu 4 m Höhe wurden bedenk- liche Lücken, Nischen und Buchten gefressen. Kulturbilder des Jammers wurden von Kulturbildern des Todes abgelöst, kurz es war das Maikäferelend im Walde." Als erschwerendes Moment für die forstliche Bedeutung kommt die Hartnäckigkeit der Massenvermehrung hinzu. Während bei den meisten' andern Schädlingen die Vermehrungskurve nach einer gewissen Zeit nach Erreichung des Höhepunktes (durch Auftreten von Parasiten usw.) von selbst wieder abfällt, so trifft dies bei der Maikäfervermehrung gewöhnlich nicht zu. Diese kann vielmehr Dezennien hindurch auf der gleichen schädlichen Höhe sich halten, da eben wirksame Feinde, die die Übervermehrung auf ein unschädliches Maß herab- drücken könnten, sich meist nicht einzustellen pflegen (s. oben S. 79). Melolontha. — Forstliche Bedeutung, 83 Als milderndes Moment ist bei der Beurteilung der forstlichen Be- deutung die Bodenständigkeit des Maikäfers in die Rechnung einzusetzen. Die Ansprüche des Maikäfers an Klima und Boden und vor allem seine Schwer- Abb. 49. 40jährige Buchen nach langjährigem Engerlingfraß. Aus Nüßlin. g^ Coleoptera. — 3. Familienreihe: Lamellicoinia. fälligkeit resp. Unfähigkeit oder Abneigung, weite Strecken zu durchfliegen, sorgen dafür, daß das Übel auf seinen Herd begrenzt bleibt, daß es also nicht durch Überflüge weiter verbreitet wird. Die Höhe des Schadens, den der Maikäfer dem Walde zufügt, in Geld- wert auszudrücken, ist natürlich eine schwierige Sache, da eine ganze Reihe von Faktoren dabei mitspielen (Kulturkosten, Zuwachs- und Samenverlust usw.). Einige Berechnungen von Puster über den durch die energische Bekämpfung erzielten Gewinn werden unten noch mitgeteilt. Über den landwirtschaftlichen Schaden durch den Maikäfer liegen einige Angaben vor, die ganz enorme Summen nennen: So wird der jährliche Maikäferschaden in Frankreich auf 250 Millionen bis I Milliarde Francs angenommen; Zweigelt berechnet den Maikäferschaden in Niederösterreich auf ca. 20 Millionen Kronen (Gold) jährlich! Erkennung. Die Anwesenheit größerer, forstlich in Betracht kommender Maikäfer- und Enger- lingsmassen ist unschwer zuerkennen; das allabendliche Schwärmen der Käfer, oder ihre durch Abschütteln leicht feststellbaren Ansammlungen in den Baumkronen, oder ihr Blattfraß (unregelmäßiger Fraß vom Blattrande her) sind so auffallende und aufdring- liche Erscheinungen, daß sie kaum übersehen oder gar verkannt werden können. Der Engerlingfraß zeigt sich zuerst und am deutlichsten an den jungen Pflanzen in den Pflanzgärten und Kulturen. Die Blätter oder Nadeln werden welk und bleich, um sich später zu bräunen und zu vertrocknen. Beim Heraus- ziehen der betreffenden Pflänzchen fällt der geringe Widerstand der Wurzel. Verankerung auf: die meisten Seiten- und Faserwurzeln sind abgefressen, so daß nur noch die Pfahlwurzel, deren Rinde meist auch abgenagt ist, kahl wie eine Rübe vorhanden ist. Es bedarf daher, auch bei älteren Pflänzchen, meist nur eines ganz geringen Zuges vermittelst zweier Finger, um die Pflanzen aus der Erde zu heben. Bei stärkeren Pflanzen und Bäumen zeigen sich die Folgen des Engerlings- fraßes natürlich langsamer und weniger auftauend. Junge noch nicht erstarkte Triebe hängen schlapp herab, Heister kümmern allmählich, verkrüppeln und werden über und über mit dichtem Flechtenbelag überzogen. Bei Stangen- und Altholz werden zuerst die Gipfeläste dürr und sterben ab. Der Verdacht auf Engerlingsfraß besteht in diesen Fällen dann, wenn wiederholt größere Käfer- schwärme, oder in Kulturen, Pflanzgärten usw. die Anwesenheit größerer Enger- lingsmengen festgestellt sind. Zur Sicherung der Diagnose ist die Wurzelunter- suchung notwendig. Auch hier an den alten Bäumen sind die Seitenwurzeln (bis zu Strohhalmstärke) abgebissen, die stärkeren Wurzeln sind faserig benagt und platzweise ihrer Rinde beraubt (s. Abb. 47 B). Differenz ialdiagnostisch kommt hauptsächlich Mäusefraß in Betracht; doch läßt sich der Engerlingfraß von diesem leicht unterscheiden durch die faserige Struktur der Nagefläche und das Fehlen der glatten Zahnspuren. Größere Schwierigkeiten kann die Unterscheidung von anderen wurzelfressenden Insekten bereiten; in solchen Fällen muß die Auf- findung des Übeltäters die letzten Zweifel benehmen. Melolontha. — Vorbeugung. 85 Vorbeugung. Waldbauliche Maßnahmen. In Wäldern mit Maikäferdisposition ist bei den waldbaulichen Maß- nahmen stets auf die Maikäfergefahr Rücksicht zu nehmen Als leitender Grundsatz hat dabei nach Puster zu gelten, daß der größte Feind des Mai- käfers der allzeit geschlossene Wald ist. Jede Betriebsmaßnahme, welche auf den Kulturfiächen in kürzester Zeit KuUurschluß erzielt und im Walde selbst den Waldschatten vermehrt, ist maikäferfeindlich, jede Kulturmaßnahme dagegen, welche Kulturfiächen und Waldböden längere Zeit der Besonnung aussetzt, ist maikäferfreundlich. Die Vorbeugungsmaßnahmen sind demgemäß Maßnahmen der Ernte und Maßnahmen der Wied erbestockung. Hiebsmaßnahmen. — ,,Zu den maikäf erfr.eundlichen Hieben sind zu rechnen die sämtlichen Hiebe des Femelschlagbetriebes mit seinen langen Ver- jüngungszeiträumen, besonders die Löcher- und Plenterhiebe, die Vorwuchs- und Umsäumungshiebe, überhaupt alle Hiebe, welche Südränder im Walde schaffen und der Sonne Einlaß zum Waldboden gewähren, also auch die Kahlhiebe von der Sonnenseite. Diese Lichthiebe sind um so gefährlicher, je geringer der Standortswert ist (am gefährlichsten also auf Sandböden)." „Maikäferfeindlich sind alle Hiebe, welche den Wald gegen die Sonne geschlossen erhalten, in erster Linie Kahlhiebe von der Nord- und Nord Westseite. Wagner 's Plentersaum ist ebenfalls sehr geeignet, dem Maikäfer die Lebens- bedingungen zu erschweren, einmal weil er gleich den Nord- und Nordwestkahl- hieben Kultur- und Schlagwand am besten in Schatten hält, und weil er (im Mischwald) der geborene Hieb zu idealen Fangstellungen ist (siehe unten), so daß im Falle des Auftretens auch jederzeit die gründliche Vernichtung des Käfers gewährleistet ist" (Puster i. 1.). Puster setzt sich mit dieser Anschauung in Widerspruch zu der bis- herigen Lehrmeinung, die gerade den Kahlschlagbetrieb für die Überhand- nähme der Maikäferplage verantwortlich macht und den Plenterschlagbetrieb als beste Vorbeugung gegen den Maikäfer empfiehlt. Wer die Geschichte des Forst- amtes Kandel-Süd studiert, muß Puster unbedingt beistimmen, „Kandel-Süd stand bis zum Jahre 1882 im Zeichen der Kahlschlagwirtschaft (die mit Flächen von 100 m Breite und 400 bis 600 m Länge in der Richtung von Nordwest nach Südost und von Nord nach Süd arbeitete), nach 1882 im Zeichen des Plenterbetriebes in allen seinen vielseitigen und vielgestaltigen Formen." „Von dieser Zeit an datiert auch der großartige Aufstieg des Maikäfers. Wer die Liebe des Maikäfers für Licht, Wärme, trockenen und warmen Boden kennt, kann an- gesichts der wirtschaftlichen Tatsachen nicht mehr im Zweifel sein, daß bei den sonst gleichgebliebenen optimalen Lebensbedingungen für den Maikäfer einzig und allein die Licht Wirtschaft und die dadurch bedingte Änderung der Boden- temperatur in Kandel-Süd die Massenvermehrung auslöste." „Die Wirtschaft nach 1882 mit der stets zunehmenden Schlußunterbrechung, Bestandsdurch- löcherung und Bodenbesonnung war der Maikäferökonomie auf den Leib ge- schnitten. Es wirkt also in der Tat — entgegen der herrschenden Lehrmeinung 36 Coleoptera. — 3. Familienreihe: Lamellicomia. — nicht der Plenterbetrieb, sondern umgekehrt der Großkahlschlag vorbeugend." „Wie konnte sich, meint Puster, eine mit den Tatsachen so sehr in Widerspruch stehende Anschauung durch Jahrzehnte hindurch behaupten? Die Antwort ist nicht schwer: Wo mit Erfolg geplentert werden kann, ist wohl meist der Boden (bindig und feucht) für die Maikäferentwicklung ungünstig, und wo die großen Kahlschläge in Übung sind (Sand), da gedeihen die Engerlinge voll- zählig. Das Urteil der Beobachter hat also die Wirkung des Bodens mit der Wirkung der Wirtschaft verwechselt: Also nicht wegen der Kahlhiebe, sondern trotz der Kahlhiebe hält der Maikäfer seinen Bestand auf besonders geeigneten Böden (Sand), wenn er nicht bekämpft wird. Wesentlich zu der irrigen Meinung mag auch der Umstand beigetragen haben, daß auf großen Kahlhieben die Schäden aufdringlich in die Augen fallen, während sie im Schutze der Mutterbäume auf den Kleinflächen, in Buchten und Nischen leicht übersehen und unterschätzt werden, obwohl sie in ihrer Summe den Schäden auf den Kahlflächen sicherlich nicht nachstehen" (Puster 1916). Kulturmaßnahmen. — Bei der Anlage von Kulturen hat man darauf zu achten, daß die Pflanzen im gefährlichsten Engerlingsjahr (also bei 4jähriger Generation im dritten Jahr) schon einigermaßen widerstands- fähig sind. Man kultiviere daher gleich im ersten Jahr (Flugjahr) oder eventuell im Vorflugjahr (da in diesem die Fraßzeit der Engerlinge nur noch kurz ist); dann wird die Pflanze dem fraßgierigen 3jährigen Engerling einen mindestens 4jährigen Wurzelkörper entgegensetzen und so dem Fraß besser trotzen können. „Während eine im Flugjahr begründete Kiefernkultur das dritte Engerlingsjahr bei mäßigem Belag bis zu 10 Stück pro Quadratmeter in der Hauptsache aushält, fällt die einjährige Kultur bei zahlenmäßig gleichem Belag der 3jährigen Larve restlos zum Opfer" (Puster 1916). Am sichersten gelingt die Ballenpflanzung, da durch sie der kräftigste Wurzelkörper erzielt wird. Bei wurzelfreier Verpflanzung empfiehlt es sich, die Wurzeln zu verwittern, i) Auch die Vollsaat stellt kein durchschlagendes Prophylaktikum dar. Man hat dieselbe empfohlen, ausgehend „von der, Anschauung, daß der Enger- ling bei einem Überschuß von dargebotener Nahrung eine Art unterirdische Durchforstung unter Aufhebung der Wurzelkonkurrenz vornehme. Diese An- schauung ist aber leider falsch. Die aus Vollsaat entstandene Kulturfläche sieht im 3. Larvenjahr genau so aus, wie die Pflanzung auf großer Fläche: Große Löcher, in denen alle Pflanzen rot sind, wechselnd mit solchen, die kümmern und gesund erscheinen. Der dichte Pflanzenstand der übrigbleibenden Saat- gruppen verhindert ein rasches Hochkommen, begünstigt Schütte und macht diese Saatfläche zum ewigen Kulturobjekt" (Puster ig 16). „Ein vorzügliches Hilfsmittel gegen Massenvermehrung ist die frühzeitige waldbauliche Maßnahme des Unterbaus, besonders der Lichthölzer Eiche und ^) Während man bisher in der Verwundung des Bodens einen besonders gefährlichen mai- käferfördemden Faktor erblickt hat und infolgedessen bei den Kulturmaßnahmen auf möglichst geringe Bodenverwundung bedacht war, scheint nach Pusters Beobachtungen dieses Moment überschätzt worden zu sein und stellt die unverwundete Beschaffenheit des Bodens durchaus kein ]iindemis für die Eiablage dar. Es kommt nach Puster viel weniger darauf an, ob bei der Kultivierung der Boden verwundet wird, als vielmehr darauf, daß das Wurzelwerk zurzeit des Hauptfraßes möglichst kräftig und widerstandsfähig ist. Melolontha. — Vorbeugung. 87 Kiefer mit Schattenhölzern, Buche, Tanne, Fichte, Strobe. Das gewissenhafte An- pflanzen aller Lücken im Walde (Sturm-, Schnee-, Pilz-, PiniphtlusWxck&n) ist die beste Maßnahme, dem geordneten Maikäferhaushalt entgegenzuwirken" (Puster 1 Q 1 6). Maßnahmen bei der Anlage von Saatkämpen. — Jede Kampanlage gewährt der Sonne Einlaß in das Waldinnere und auf den Waldboden und schafft damit in Maikäferrevieren künstlich einen neuen Maikäferherd. Daher sollen die Saatkämpe außerhalb der Gefahrzone und womöglich weit entfernt von Laubhölzern, besonders Eiche, angelegt werden. Es ist aber durchaus nicht immer leicht, die Grenze der Gefahrzone zu bestimmen, und andererseits fällt dieselbe oft mit den Reviergrenzen zusammen, so daß also der so einfach klingende Vorschlag in der Praxis durchaus nicht immer leicht durchzuführen ist. Daß bei der Herstellung von Saatkämpen in gefährdeten Revieren auf die Säuberung des Bodens von Schädlingen besonders zu achten ist, sowie parauf, daß in der etwa zur Verbesserung des Bodens zugeführten Erde nicht größere Mengen Engerlinge sich befinden, bedarf kaum der Erwähnung. Ist der Boden der Saatkämpe wirklich gründlich gereinigt, so können Isoliergräben gegen das Einwandern der Engerlinge aus benachbarten, nicht gesäuberten Orten schützen. Technische Maßnahmen. Um das Beeiern des Kampes durch zufliegende Weibchen zu verhindern, werden verschiedene Methoden empfohlen : Bedecken der Beete mit Reisig oder Blättern, Untergraben von Blättern (vor allem Nußblättern) oder Tabak- staub, Begießen mit verwitternden Flüssigkeiten, Bestreuen mit verwitternden Pulvern, Schwefelblüte, Ätzkalk usw. Von allen diesen Mitteln hat sich das Kalken, das zuerst von Vill (1908) empfohlen wurde, am besten bewährt. Der Kamp wird mit einei dicken Schicht Ätzkalk bestreut, so daß er wie beschneit aus- sieht (ca. 40 Ztr. pro Hektar). Es ist dabei besonders auf den völligen Schluß der Decke zu achten. Denn bleiben einige auch noch so kleine Stellen frei, so können hier die Weibchen in den Boden eindringen und ihre Eier ablegen. Ist aber die Decke völlig geschlossen, so ist der Schutz des Kampes ein absoluter. Kein Käfer dringt durch die Kalkschichte hindurch, — allerdings nur so lange der Kalk nicht durch Regen gelöscht ist. Tritt letzteres ein, so wird die Schutz Wirkung aufgehoben und es muß von neuem gekalkt werden. Wiederholt sich der Regen öfter, so muß auch das Kalken öfter wieder- holt werden, was die Kosten wesentlich erhöht, und sodann auch den Erfolg mehr oder weniger abschwächt oder ganz aufhebt. Denn wird die neue Kalk- bestreuung unmittelbar nach dem Regen vorgenommen, so wird der neue Kalk- staub durch den nassen Boden sofort wieder gelöscht; wird aber andererseits zu lange gewartet, so dringen die eierschwangeren Weibchen in den Boden ein. So ist also die Brauchbarkeit der Ätzkalkimmunisierung sehr von der Witterung abhängig.^) ^) Puster hat im Hinblick auf den nur bedingten Wert der Ätzkalkmethode neuerdings Versuche mit Naphthalin gemacht. Doch sind die Ergebnisse nicht einwandfrei. In der Schweiz wird ein von der Firma Beck in Perles (Bern) hergestelltes Pulver mit starkem Teergeruch zur Verwitterung der Weibchen empfohlen. 83 Coleoptera. — 3. Familienreihe: Lamellicornia. In welcher Weise der Kalkstaub auf die anschwärmenden Weibchen wirkt, darüber entwirft Puster ein sehr anschauliches Bild: ,,A.m Abend des 12. Mai beobachtete ich, berichtet Puster, wie Tausende von Weibchen im Drange der Eiablage etwa 50 cm über der Kalkschicht schwärmten, ohne ihrer sonstigen Gepflogenheit zu folgen und allgemein in Schraubenlinien rasch einzu- fallen. Es war ein großartiges Schauspiel zu sehen, wie die eierschwangeren Weibchen aus dem großen und geschlossenen Laubholzkomplex auf die eine Lichtfläche des Saatkampes zuströmten, um in zarter Fürsorge für ihre Nach- kommen die Eier ins sonnige Keimbett zu legen; zu sehen, wie allmählich die Zahl derer, die sich von dem gleichen Gefühl leiten ließen, mehr und mehr wuchs, bis schließlich die Schichte der schwärmenden Weibchen wie ein wogender Käferschwaden über der Kampfläche schwebte. Mit Eintritt der Dunkelheit ver- flüchtigten sich die Käfer, allmählich wie sie gekommen waren, in das Dunkel der Bestandssäumung. Offenbar warnte sie ihr feiner Geruch, der sie an den hartblätterigen Obstbäumen auf dem Felde vorbei in den grünen Wald fliegen ließ, hier vor dem Niedergehen auf den Kampboden. Wohl mißachteten einzelne Weibchen im elementaren Eiablagedrang diese Warnung. Dann flogen sie ent- weder nach der ersten flüchtigen Berührung mit dem Kalk wieder davon oder sie versuchten durch die Kalkstaubschicht in den Boden einzudringen: in diesem Falle waren die Käfer verloren. Durch die Grabarbeit scheinen die Käfer den feinen Kalkstaub in ihre Stigmen aufzunehmen, wo derselbe eine Ätzwirkung er- zeugt. Nach kurzen Flug- und Rettungsversuchen lagen die Käfer rücklings auf dem Boden." Sind einmal Engerlinge in einem Kamp, so stellt die Erhaltung des Kampes den Forstmann vor eine schwer zu lösende Aufgabe (siehe unten). Vom finan- ziellen Standpunkt aus ist es dann das richtigste, den Kamp aufzulassen und die benötigten Pflanzen von einer Pflanzenhandlung zu beziehen. Schutz der natürlichen Feinde. In Maikäferlagen wird man dem Schutz der natürlichen Feinde besondere Aufmerksamkeit zur Vorbeugung von Massenvermehrungen zuwenden. Es handelt sich dabei hauptsächlich um die oben (S. 79) genannten Vögel und Säuge- tiere, vor allem Stare, Saatkrähen, Maulwürfe und Fledermäuse, also um weit- gehendsten Vogelschutz, um Vermehrung der Fledermäuse durch reichliche Dar- bietung von Überwinterungs- und Wohnstellen, und um Schonung der Maulwürfe. Bekämpfung von Massenvermehrungen. A. Biologische Bekämpfung. Die Möglichkeiten einer biologischen Bekämpfung ergeben sich aus dem oben (S. 76) über die natürlichen Feinde Gesagten. Sie sind danach nur gering. Ausgedehnte Massenvermehrungen mit Hilfe des zur Vorbeugung empfohlenen Schutzes der Vögel und Säugetiere bekämpfen zu wollen, ist ein fruchtloses Beginnen. Dazu ist die Vermehrungsgröße der Vögel und Säugetiere und der Insekten zu sehr verschieden. (Vgl. hierzu auch Haenel 1918, und Loos 1917.) Es gibt kaum einen unheilvolleren Irrtum in Melolontha. — Bekämpfung von Massenvermehrungen. go der angewandten Zoologie als die Anschauung des extremsten Vogelschutzes, durch eine genügende Vermehrung der Vögel bestehende Insektenkalami- täten erfolgreich bekämpfen zu können. Ein schlagender Beweis hierfür ist die Maikäfervermehrung im Bienwald: Infolge der gemischten Bestände, des reichlichen Unterholzes und des milden Klimas ist in diesem Wald das Vogelleben ungemein reich entwickelt, sowohl der Individuen — als der Artzahl nach. Hat doch Haenel nicht weniger als 68 Arten dort feststellen können. Trotz dieses seltenen Vogelreichtums hat sich der Mai- käfer seit Jahrzehnten in immer wachsendem Maße vermehren können. Die insektenfressenden Vögel vermögen wohl die Regulation mehr oder weniger wirksam zu unterstützen, niemals aber allein oder auch nur zum größeren Teile durchzuführen. Beim Maikäfer kommt als ein für die Wirkung des Vogelschutzes noch besonders ungünstiges Moment die 4jährige Generation hinzu, die eine sehr ungleiche Verteilung der Nahrung (im Flugjahr und den dazwischen liegenden Jahren) zur Folge hat. Auch die Heranziehung von Schweinen zum Vertilgen von Enger- lingen ist nicht imstande, der weiteren Verbreitung des Schädlings Einhalt zu tun, da die Schweine bei der reichbesetzten Tafel der Natur sich bald über- fressen und engerlingsmüde werden (Puster ig 16). Außerdem ist nicht außer acht zu lassen, daß durch dieses Verfahren einer Infektion der Schweine mit dem Riesenkratzer [Echinorrhynchus gigas\ dem bekannten Darmparasiten, Vorschub geleistet wird. Die sonst so wirksamen Faktoren, die Parasiten und Raubinsekten, fehlen beim Maikäfer fast ganz, so daß auch diese wichtige Seite der biologischen Bekämpfung wenig Erfolg verspricht. ^) So bleibt also nur noch der Maikäferpilz Botrytis tenella. Doch auch dieser hat versagt. Die großen Hofinungen, die bei der Entdeckung der Enger- lingsmykose auf diese gesetzt wurden, haben sich nicht erfüllt. Die Mykose läßt sich zwar im Laboratorium lecht gut auf gesunde Engerlinge übertragen, doch ist es bis jetzt noch nicht gelungen, ihre Verbreitung im Freien künstlich zu er- zeugen oder zu beschleunigen. (Vgl. die Ausführungen Lakons im I. Bd. dieses Werkes S. 288 und Dufour 1894.) B. Technische Bekämpfung. Diese kann sich richten gegen die Engerlinge oder gegen die Käfer. I. Vertilgung der Engerlinge. Keine der bis jetzt zur Vertilgung der Engerlinge vor- geschlagenen Methoden befriedigt, wenigstens nicht in großen Verhält- nissen bei ausgedehnten Kalamitäten. Sie alle eignen sich mehr für den land- wirtschaftlichen, resp. gärtnerischen Betrieb; im Forst nur für kleinere Kultur- flächen, Saatkämpe usw. Der nächstliegende Weg zur Vertilgung ist das direkte Fangen der Engerlinge. Dasselbe wird aber nur im Kamp einigermaßen wirksam sein, und ') Die nordamerikanischen Verwandten unseres Maikäfers {Lachnosterna) haben, wie schon erwähnt, einen sehr wirksamen Parasiten in dem Hautflügler Tipida inornata Say (Sco- liide), der schon manche Maikäferkalamität in Nordamerika beendet hat. Es ist nicht aus- geschlossen, daß die Tiphia sich auch bei uns einführen läßt. QQ Coleoptera. — 3. P'amilienreihe : Lamellicornia. zwar am besten dann, wenn es im ersten und zweiten Jahr ausgeführt wird, da die Engerlinge noch in größeren Gesellschaften (entsprechend der haufenweisen Eiablage) beisammen sind. Die Stellen mit welkenden oder rotwerdenden Pflanzen sind gründlichst umzugraben oder sorgfältigst (band- oder löffelweise) durch- zusuchen. Eine restlose Vertilgung wird sich aber wohl nie erreichen lassen; und da im Kamp (besonders im unkrautfreien) schon wenige Engerlinge großen Schaden machen können (s, S. 82), so wird diesem Mittel selten voller Erfolg beschieden sein. Noch weniger durchschlagend wird das Engerlingsammeln auf größeren Flächen sein, und es werden hier die Ausgaben schwerlich in Einklang mit dem Erfolg zu bringen sein. Man kann auf größeren Flächen entweder so verfahren, daß man die Wurzeln der einzelnen befallenen Pflanzen mit einem kleinen Spaten oder Löffel freilegt und die daran sitzenden Engerlinge entfernt,^) oder aber so, daß man die Bodendecke zwischen den Bäumen abzieht und die darunter liegenden Engerlinge sammelt. Letztere Methode wird am besten im August- September, wenn die Engerlinge an die Oberfläche kommen, ausgeführt. 2) Man hat auch versucht durch Fangpflanzen (vor allem Salat), die in Pflanzgärten zwischen die Pflanzenreihen gesetzt werden, oder durch Anlegen von Fanggräben, Fanglöchern, durch Auslegen von Fangknüppeln, Fang- rinden usw. die Engerlinge anzulocken und so in größeren Mengen mit weniger Zeitaufwand wegzufangen, doch blieben die Erfolge bei allen diesen Methoden (da der Biologie des Engerlings vielfach nicht entsprechend) zumeist recht be- scheiden. (Vgl. auch Vill 1908). Der Vorschlag (Witte), durch ein mit zahl- reichen Messern versehenes Instrument, die Engerlinge im Boden totstechen zu wollen, sei nur der Kuriosität halber erwähnt. Mehr Beachtung verdienen die Verfahren, die auf eine chemische Ver- tilgung der Engerlinge abzielen. Es handelt sich hierbei hauptsächlich um die Anwendung von Schwefelkohlenstoff, der entweder in Löcher (mit einem Pflanz- eisen in den Boden gestoßen) eingegossen, oder in Gelatinekapseln (s. Bd. I, S. 360) dem Boden einverleibt (weniger empfehlenswert) oder aber endlich am vorteilhaftesten durch einen Injektor 3) in den Boden gespritzt wird. Da die Schwefelkohlenstoffdämpfe infolge ihrer Schwere nach unten sinken, so dürfen die Löcher nicht zu tief gemacht werden. Decoppet (1912) empfiehlt als wirk- samste Dosierung 40 — 50 g Schwefelkohlenstoft auf den Quadratmeter, verteilt auf 6 Einstichlöcher (s. Bd. I, S. 360).*) Die chemische Methode kann vielleicht noch zu besseren, in der Praxis brauchbareren Wegen führen, jedenfalls sollten in dieser Richtung noch weitere Versuche angestellt werden, vielleicht auch mit Blausäuredämpfen, die in manchen Beziehungen dem Schwefelkohlenstoff überlegen sind. ^) 3000 Stück Bäume und Sträucher, etwa 8 Jahre alt, abzusuchen kostete (1891 in Chorin) 30 M, wobei 34 i je 700 Engerlinge = 23 800 Engerlinge gesammelt wurden. (Eckstein T. d. F. - S. 84.) ^) In 4 Oberförstereien der Forstinspektion Marienwerder - Osche wurden 1887 rund 18000 1 Engerlinge gesammelt (Arbeitslohn für i 1 im Jahre 1892 0,34 M). (Eckstein T. d. F. - S. 85.) 8) Bezugsquellen für den Injektor: Karl Platz, Maschinenfabrik in Ludwigshafen; Ignatz Heller, Wien IT, Praterstraße 49. *) Oberforstmeister P u s t e r (Kandel) erzielte mit Schwefelkohlenstoff praktisch unbrauchbare Resultate. Es wurde nur dann ein Erfolg erzielt, wenn die Einstichlöcher so dicht nebeneinander waren, daß der ganze Boden in einen Emulsionsbrei verwandelt war. Melolontha. — Bekämpfung von Massenvermehrungen. gi 2. Vertilgung der Käfer. Für die Vertilgung der Käfer im Walde gibt es nur ein Mittel: das Ab- fangen. Schon Ratzeburg hat dasselbe als das wirksamste Bekämpfungsmittel empfohlen und heute noch stehen wir auf dem gleichen Standpunkt: Das Ab- sammeln der Maikäfer ist das einzig wirklich lohnende Bekämpfungs- mittel gegen Maikäferkalamitäten. ^) Konsequent und richtig durchgeführt bringt es den sicheren Erfolg. Wenn der Erfolg von mancher Seite bestritten wird, so liegt dies an der mangelnden Art der Ausführung. Halbheiten führen hier mehr wie anderswo zu Mißerfolgen. Das Sammeln im Walde ist natürlich nicht so einfach wie in Obstgärten. Daß es sich aber durchführen läßt, hat Oberforstmeister Puster gezeigt. Ist es doch diesem gelungen, einen vom Maikäfer überschwemmten und bereits schwer geschädigten Wald durch planmäßiges und konsequentes Sammeln aus seiner schier hoffnungslosen Lage zu erretten. Pusters Maikäferstrategie ist mustergültig, und ich kann nichts besseres tun als den von ihm jahrzehntelang durchgeführten Kampf im Bienwald (Pfalz) hier eingehend zu schildern, zumal derselbe geradezu als Vorbild einer technischen Bekämpfung gehen kann. Jeder kann dann daraus ohne weiteres die für seine Verhältnisse brauchbaren Lehren entnehmen. Vorbereitung des Kampffeldes. Dem eigentlichen Kampf ließ Puster eine sorgfältige Vorbereitung des Kampfplatzes vorhergehen. Denn der Wald bot in seiner ursprünglichen Form dem Maikäfer so reichliche und günstige Deckungsmöglichkeiten dar, daß ein ohne weiteres unternommener Angriff nur geringe Teilerfolge versprechen konnte. Es handelte sich daher in erster Linie darum, die Deckungsgelegenheiten mög- lichst zu verringern und die Angriffsflächen möglichst wirksam zu gestalten. Dies geschah durch eine im Winter vor dem Flugjahr vorgenommene hiebsmäßige Vor- bereitung des Fangplatzes, die ein doppeltes Ziel verfolgte: Darbietung ge- eigneter Fangbäume und Entzug zum Fangen ungeeigneter Bäume. Da die Käfer bekanntlich als Fraß- und Begattungsbäume besonders frei- stehende, das Schwärmen begünstigende und den Schwärmbahnen benachbarte Bäume bevorzugen, ließ Oberforstmeister P u s t e r auf den zu Kahlhieben bestimmten Hiebsfiächen niedrige, 2) tief beastete und schwache Lieblingsbäume einzeln und in weitstehenden Gruppen über die Flugzeit hinaus stehen und schuf damit dem Käfer äußerst zusagende Balz- und Tummelplätze. Hier findet der Käfer alles, was sein Herz begehrt: Schwärmfreiheit, Nahrungsfülle, sonnige Begattungsgelegen- heit und ideale Brutstätten zur Eiablage. Und so wirken jene Plätze resp. die auf ihnen stehenden Einzelbäume oder Baumgruppen gewissermaßen als Ex- haustoren, indem sie eine ansaugende Wirkung auf die aufsteigenden Käfer in ') Ein Vergiften der Käfer durch Bespritzen der Fraßbäume mit Giftflüssigkeiten — V. Tubeuf (1907) machte Versuche mit Schweinfurter Grün — läßt sich im großen, besonders im Walde aus verschiedenen Gründen (hohen Kosten, Gefährlichkeit für Wild) nicht durchführen. 2) Niedrige Bäume lassen sich naturgemäß viel bequemer und vollkommener absammeln als hohe. Wo nur hohe Bäume zur Verfügung standen, ließ Puster dieselben kappen und schuf sich auf diese Weise die geeigneten Baumformen (Abb. 5 1 1. Q2 Coleoptera. — 3. Familienreihe: Lamellicomia. weitem Umkreis ausüben — Puster nennt jene deshalb auch „Saugbänme" oder „Sauggruppen" — , gleichwie etwa die gefällten Fangbäume die Borken- käfer anziehen.^) Die Maikäfer fliegen denn auch in großen Massen hier an; manchmal stellten sie sich in so überwältigenden Mengen ein, daß die später ankommenden Käfer auf den dargebotenen Fangbäumen kaum mehr Platz finden konnten und die Äste wie bei schwer beladenen Obstbäumen herabhingen. Durch diese aufs höchste gesteigerte Konzentration der Schädlinge auf engem Raum wird der Kampf lokalisiert und ganz wesentlich erleichtert und vereinfacht, ja in seiner erfolgreichen Durchführung überhaupt erst ermöglicht. Denn nur so ge- lingt es, wenn nicht aller, so doch wenigstens der weitaus größten Mehrzahl der auf der Hiebsfiäche und den angrenzenden Gebieten auskommenden Maikäfer hab- haft zu werden. Die Taktik der Zwangsfraßplätze gehört zweifellos zu den wesentlichsten und glücklichsten Zügen der Pusterschen Strategie. Auch im mehr geschlossenen Bestandsinneren wurden Vorkehrungen getroffen. Hier hinein wird der Maikäfer nur durch den Trieb nach bevor- zugter Nahrung, vor allem den Geruch der Eichen gezogen. Es ist deshalb notwendig, daß hohe Alteichen, und überhaupt Vorzugsbäume im Bestandsinneren wie am Bestandsrande, die zum Fang ungeeignet sind, gefällt werden, selbst wenn sie ihre waldbauliche und forsteinrichtungsmäßige Bestimmung verfehlen sollten. Junghölzer wurden dadurch zum Sammeln geeigneter gemacht, daß sie stark durchreisert wurden, unter eventuellem Durchhieb von Fanggassen. ,,Die größten Schwierigkeiten bieten geschlossene hohe und ausgedehnte Laubholzbestände. Sie lassen sich nicht vorbereiten im obigen Sinne, sie sind daher auch die direkte Ursache, wenn der erwartete Fangerfolg zuweilen ausbleibt. Unter solchen Bestandsverhältnissen muß sich der Fang mit Teil- erfolgen begnügen. Die große Masse wird hier an den Bestandsrändern, den natürlichen Flugbahnen und Schwärmrinnen gefangen. Doch bei wiederholtem Käferfang und bei zunehmendem Bestandsschluß (eventuell unter Zurückstellung von Durchforstungen) wandert der verbliebene Käferrest aus und kann nun unter wesentlich günstigeren Verhältnissen gefangen werden" (Puster 191 1). Die Mobilmachung, Nachdem die Vorbereitung des Maikäfergebietes in obigem Sinne durch- geführt war, ging's an die Organisation des Kampfes selbst. Sollte die Be- kämpfung, die, wie erwähnt, in der Hauptsache im Sammeln der Käfer besteht^ einigermaßen Erfolg haben, so mußte vor allem angestrebt werden, daß das gesamte Maikäfergebiet jeden Tag wenigstens einmal gründlich ab- gesammelt werden konnte. Um dies zu erreichen, wurde das ganze Mai- käferverbreitungsgebiet in Fangbezirke von ca. 300 — 400 ha eingeteilt, welche sich zweckmäßig mit Schutzbezirken decken. Die Fläche der Fangbezirke wird nun an „Fangsektionen" aufgeteilt mit der Maßgabe, daß jede Sektion im- ^) Die Idee der Saug- oder Fangbäume zur Erleichterung des Maikäfersammeins ist schon älter; hat sie doch bereits Ratzeburg empfohlen. Melolontha. — Bekämpfung von Massenvermehrungen. 93 Stande ist, mindestens einmal täglich ohne Rücksicht auf den größeren oder ge- ringeren Anfall die ganze ihr zugeteilte Fläche abzufangen. Die „normale Fangsektion'' setzt sich aus 7 Personen zusammen, nämlich: dem Sektionsführer, dem Schüttler, der mit einer langen und einer kurzen Haken Stange und mit Steigeisen versehen ist, ferner dem Träger^ mit Käfereimer und Käfersack ausgerüstet, und endlich 4 Mädchen zum Halten der Fangtücher. Neben dieser Normalsektion wurden noch je nach Bedarf einerseits größere, 1V2 ^^^ Doppelsektionen, aus 9 resp. 11 Köpfen bestehend und mit je 2 großen Fangtüchern arbeitend, und andererseits auch kleinere, sogenannte Halbsektionen, aus nur 3 Köpfen bestehend und mit nur einem kleinen Fang- tuch ausgerüstet, gebildet. Die Normalsektion findet ihre hauptsächliche Ver- wendung in den Stangenhölzern, während in Baum- und Althölzern ausschließ- lich mit den größeren Sektionen, und in Buchen-Unter- und Vorbauflächen, so- wie überhaupt in Laubholzverjüngungen bis 5 m Höhe mit der Halbsektion ge- arbeitet wird. Das große Fangtuch nahm zuerst 16 qm Fläche ein, wurde aber später auf 25 qm hinaufgesetzt, was durch Verwendung eines leichteren Stoffes — roh Kalikot — ermöglicht wurde. Bei den großen Fangsektionen, die mit 2 Tüchern arbeiten, beträgt demnach die Auffangfläche Y2 ^) ^^^ für die Gründ- lichkeit des Fanges geradezu von ausschlaggebender Bedeutung ist; denn bei ge- schickter Handhabung dieser großen Auffangfläche fallen verhältnismäßig nur wenig Käfer, selbst aus größeren Höhen, neben die Tücher. Das kleine Fang- tuch beträgt nur 4.5 qm, entsprechend dem ungleich geringeren Fallbereich der von den niederen Pflanzen abgeschüttelten Käfer. Die Fangtücher müssen ge- säumt und an den Ecken unterlegt sein, da sie sonst in kurzer Zeit einreißen. Wie viel Fangsektionen nötig sind, hängt von der Größe der zu befangenden Fläche ab: im Jahre 1903 wurden mit 15 Sektionen lediglich die Kulturfiächen und anstoßenden Bestandsränder — im ganzen 300 ha — befangen, im Jahre 1907 mit 30 Sektionen^) die gesamte Wirtschaftsfiäche der 3 Hauptherde des Maikäferbefalls — 800 ha (und 400 ha im aus- setzenden Betrieb), im Jahre 19 15 mit 42 Sektionen 1750 ha im Tagesbetrieb, Daß die Zahl der Fangsektionen nicht im gleichen Verhältnis zum An- wachsen der zu befangenden Fläche vermehrt zu werden brauchte, beruhte auf der immer besserer. Schulung und Erfahrung des Fangpersonals und der stetigen Verfeinerung der Fangtechnik (sowohl bezüglich der Vorbereitung, wie z. B. Kappen der Fangbäume, als auch in bezug auf die Ausrüstung, z. B. Vergröße- rung der Fangtücher usw.) Der Erfolg des Sammeins wird wesentlich dadurch bestimmt, wie die Fang- Scktionen ihre Arbeit ausführen. Viel hängt daher von der Kontrolle des Schutz- bediensteten ab; „alles jedoch von der Umsicht, Gewissenhaftigkeit und Ver- lässigkeit des Sektionsführers". „In der richtigen Auswahl des Sektions- führers liegt daher das Hauptgeheimnis des Erfolges.'' „Sind die Führer gefunden, so werden sie an Ort und Stelle in ihre Fangbezirke eingewiesen und mit den nötigen Instruktionen versehen. Die Wahl der übrigen Sektions- ^) Außerdem wurden an Tagen der Flugkulniination (also im aussetzenden Betrieb 2 — 5 Tagen) 15 weitere Sektionen beschäftigt (demnach zeitweise im ganzen 45 Sektionen). q^ Coleoptera. — 3. Familien reihe: Lamellicornia. mitglieder wird zweckmäßig dem Sektionsführer selbst überlassen, um sein Ver- antwortlichkeitsgefühl zu reizen. Nachdem die Sektionen gebildet sind, hat der Sektionsführer die Mitgliederliste seiner Sektion dem Schutzbediensteten vorzu- legen. Letzterer hat die Sektionslisten für seinen Schutzbezirk zu sammeln, jede einzelne auf ihre Lebens- und Leistungsfähigkeit zu prüfen und sämtliche Listen dem Forstamt als Zentrale persönlich zu überreichen, um dann seine Weisungen zu empfangen. Damit ist die Mobilmachung beendet." Der Kampf. Sobald die ersten Maikäfer erscheinen, setzt die Arbeit der Fangsektionen ein. Dabei muß den oben (S. 65) erwähnten, meistens auftretenden Schwankungen in der Schwärmintensität Rechnung getragen werden, wenn einerseits unnötige Arbeit erspart und andererseits allen Anforderungen vollauf genügt werden soll. Es ist daher unbedingt notwendig, daß die Sektionsführer sich über den Schwärm- verlauf, d. h, über den Beginn, die Stärke, die Hauptstellen des Schwärmens je- weils genau unterrichten, bevor sie mit ihren Sektionen in den Kampf ziehen. Dies geschieht am besten dadurch, daß sie allabendlich während der Zeit des Schwärmens unter Kontrolle der Schutz- und Verwaltungsbeamten ihre Fang- bezirke begehen und die Käfer „verhören". Da die Maikäfer die „Uhr sehr genau im Kopfe zu haben" scheinen, so daß man den Schwärmbeginn beinahe auf die Minute vorhersagen kann, so wissen die Sektionsführer genau die Zeit, zu der sie sich einzufinden haben. Anfangs zu Beginn des Fluges gehört eine gewisse Aufmerksamkeit dazu, später aber, wenn das Schwärmen den Höhe- punkt erreicht und Millionen von Käfern die Baumkronen umsummen, ertönt ein derartig lauter Baß, daß die Schwärmzentren schon von weitem zu erkennen sind, und an Ort und Stelle das Gesumme alles übertönt. Die allabendlichen Beobachtungen der Sektionsführer sind bestimmend für den Gang der am nächsten Tage vorzunehmenden Sammelmaßnahmen, d. h. ob viel oder wenig Sektionen anzutreten haben, und vor allem wo die Arbeit zu beginnen hat. Denn das Sammeln hat zweckmäßig dort einzusetzen, wo am Abend vorher der lauteste Baß ertönte, also im Flugzentrum. Dort auf den am meisten umschwärmten Bäumen haben sich auch die Mehrzahl der Käfer nieder- gelassen, um ihren ersten Hunger zu stillen. Mehrfach übereinander, ja oft in traubenförmigen Klumpen, findet man sie am nächsten Morgen an diesen Bäumen, welch letztere während der Nacht von den tausenden und abertausenden hungerigen Tieren gewöhnlich vollkommen kahlgefressen wurden. Diese Un- massen auf engem Räume zusammengeballter Käfer in Sicherheit zu bringen, muß natürlich das erste Ziel der Sektionen sein. Die beste Zeit zum Sammeln ist der frühe Morgen, wenn die Käfer von der Nachtkühle noch erstarrt sind. An hellen sonnigen Tagen wird zweckmäßig der Frühfang schon um 4 Uhr morgens begonnen, weil an solchen Tagen die Käfer schon zwischen 8 und g Uhr in leichtes Schwärmen geraten. „An kühlen, trüben, regnerischen Tagen dagegen genügt es, um 6 Uhr zu be- ginnen, da die Käfer dann den ganzen Tag über fest sitzen. Nachmittags kann. Melolontha. Bekämpfung von Massenvermehrungen. 95 der Fang stets gegen 3 Uhr beginnen und bis zum Eintritt der allgemeinen Schwärmperiode gegen 8 Uhr abends fortgesetzt werden." Das Sammeln selbst geschieht auf folgende Weise: Die Mädchen — 4 oder 6 oder 2, je nachdem es sich um eine Normal- oder Doppel- oder Halb- sektion handelt — breiten das Fangtuch (resp. die 2 Fangtücher) unter der Krone, dicht am Stamm des abzusammelnden Baumes aus und halten es mög- lichst stramm gespannt. Hierauf tritt der Schüttler in Tätigkeit, er greift mit Abb. 50. Abfangen der Maikäfer von einem „gekappten" Fangbaum. seinem Haken zuerst in die unteren, dann in die weiter oben gelegenen Äste und schüttelt einen Ast nach dem anderen mit je einem kräftigen kurzen Ruck ab. Sind noch höhere Äste vorhanden, die vom Boden aus nicht zu erreichen sind, so steigt er mit umgeschnallten Steigeisen in die Krone, um auch diese Äste ebenso zu behandeln. Wie ein dichter Hagel fallen unter diesen Er- schütterungen die erstarrten Käfer in das ausgespannte Fangtuch ;i) immer neue ^) Bei vollbesetzten Bäumen fallen oft auf einen Ruck 5000 Opfer in das Fangtuch (Puster 1910, S. 642). 96 Coleoptera, — 3. Familienreihe: Lamellicornia. Mengen prasseln bei jedem Ruck nieder, bis schließlich das Tuch in dicker Schicht von ihnen bedeckt ist. Die braunen Massen werden nun in die Mitte des Tuches zusammengeschüttelt und von den Mädchen und dem Träger in den mitgeführten Eimer geleert i) (Abb. 51). Letzterer wird schnell mit einem eisernen Deckel zugedeckt, um das Entweichen der allmählich aus der Erstarrung er- wachenden Käfer zu verhindern. Zu späterer Tageszeit, wenn die Sonne höher steht und die Käfer sich nicht mehr wie tote Holzstückchen herumwerfen lassen, sondern durch schleuniges Auffliegen sich der schlechten Behandlung zu entziehen suchen, muß das Tuch nach jedem Schütteln geleert werden, da sonst die Hälfte der ins Tuch gefallenen Käfer wieder fortfliegen würde. Ist der eine Abb. 51. Zusammenschütteln und Einfüllen der Käfer. Baum in dieser Weise gründlich abgesucht, so geht es zum nächsten, der ebenso käferrein gemacht wird, dann zum dritten usw., bis schließlich der ganze Fang- bezirk der Sektion abgesammelt ist. So einfach diese Arbeit erscheint, so muß sie doch mit großer Umsicht ausgeführt werden, wenn sie sauber und damit erfolgreich sein will; es stellt da- her, wie oben schon betont, die Zuverlässigkeit und die Erfahrung des *) Die von verschiedenen Seiten empfohlenen „enghalsigen Wasserkrüge" oder die „Säckchen, in deren oberes Ende der Oberteil einer zerbrochenen Bierflasche fest eingebunden ist"', sind für einen Massenfang nicht geeignet. Das Einfüllen durch die engen Hälse würde viel zu viel Zeit beanspruchen. Man denke nur, welche Zeit verloren gehen würde, wenn die Unmengen der im Fangtuch zusammengeschüttelten Käfer einzeln durch den Flaschenhals geschickt werden müßten. Melolontha. — Bekämpfung von Massenvermehningen. 97 Sektions Führers einen wesentlichen Faktor in der erfolgreichen Durchführung des Kampfes dar. Er hat dafür zu sorgen, daß das Tuch richtig gehalten wird, so daß die heruntergewoifenen Käfer nicht daneben fallen, er hat aufzupassen, daß keine Äste übersehen werden, daß kräftig genug geschüttelt oder eventuell das Schütteln mehrfach wiederholt wird, bis alle Käfer abgefallen sind, daß das Tuch rechtzeitig entleert wird, daß beim Einfüllen in den Eimer keine Käfer ver- loren gehen usw. — Ist die Sektion gut eingearbeitet, so vollzieht sich die ganze Folge der Handlungen sehr rasch, beinahe maschinenmäßig, und in wenigen Minuten ist ein Baum von einigermaßen zugänglichem Wuchs käferrein gemacht. Ich hatte mehrfach Gelegenheit, mich an Ort und Stelle von dem tadellosen Abb. 52. Kompostieren der Käfer. Funktionieren des Sektionsbetriebes zu überzeugen und dann auch (mit Hilfe eines Zeiß-Prismenglases, 8 fach) festzustellen, daß auf den behandelten Bäumen whklich keine Käfer mehr vorhanden waren. ,.Der jeweilige Tagesfang gelangt von dem Fangtuch in den Eimer (der ca. 5000 Stück Käfer faßt) und von dem Eimer in den Sack aus solidem Stoff und mit solider Verschnürung. Die jeweilige Gesamttagesstrecke muß noch am Tage des Fanges der Sicherheit halber getötet werden. Zu diesem Zwecke werden die gefüllten Säcke auf Schiebekarren oder Wagen zu der nächsten M ord- resp. Kompostierungsstelle gefahren und hier von dem ständigen „Scharfrichter" in Empfang genommen (Abb. 52). Derselbe leert die angekommenen Käfer in Escherich, Forstinsekten. U. Ed. 7 Qg Coleoptera. --3. Familienreihe: Lamellicornia. bereitgehaltene Fässer, übergießt sie mit Schwefelkohlenstofl — 100 g pro Hekto- liter — und läßt sie über Nacht in mit Holzdeckeln geschlossenen Fässern. Am nächsten Morgen beginnt die Kompostierung: Auf eine 10 cm hohe Lage von Torfmulle werden die getöteten Käfer ausgebreitet; dann wird diese Käferleichen- schicht in etwa i m Verband mit Stücken gebrannten Kalkes überdeckt und diese durch Bebrausen mit Wasser gelöscht. Mit einem Rechen wird endlich das Kalkpulver über die Käfer gezogen und das Verfahren in der Reihenfolge Mulle, Käfer, Kalk wiederholt." Was die Zahl der auf diese Weise im Bienwald gefangenen Käfer betrifft, so betrug dieselbe im Jahre 1903 bei einer Fangfiäche von 300 ha etwa 7 1/2 Millionen, im Flugjahr 1907 bei einer Fangfläche von 1200 ha ungefähr 15 Millionen, im Jahre 191 1 bei einer Fangfiäche von 1750 ha etwa Z2 Millionen und endlich im letzten Flugjahr 191 5 bei einer Fläche von 1750 ha 14 Millionen Käfer. 1) Die starke Zunahme der Zahl bis zum Jahre 191 1 hängt einmal mit der größeren Fangfläche, vor allem der Ausdehnung des Fanges in die vordem nicht befangenen weiten und lichten, mit etwas Laubhölzern durch- und unter- stellten Kieferbaum- und Stangenhölzer, wo der Käfer sich ins Unermessene vermehrt hatte, zusammen, und sodann auch mit der Verfeinerung und Ver- edlung der Fangtechnik, mit der Ausschaltung leergefangener und Einschaltung bisher nicht befangener, noch in Vermehrung begriffener Abteilungen, und end- lich mit der immer besseren Schulung des Fangpersonals. Es wäre jedenfalls ein Fehlschluß, aus dem Anwachsen der Sammelbeute (bis zum Jahre 191 1) auf die Wirkungslosigkeit des Kampfes schließen zu wollen! Welche Entlastung die genannten Fangeigebnisse für den Wald bedeuteten, wird durch folgende Berechnung klar; Nehmen wir z. B. unter den 22 Millionen der im Jahre 191 1 gefangenen Käfer nur 10 Millionen Weibchen an und setzen die Eizahl eines jeden Weibchens nur mit 50 an (in Wirklichkeit ist dieselbe wesentlich größer), so ist der Wald durch das Absammeln im Jahre 191 1 vor dem Fräße von 500 Millionen Engerlingen bewahrt worden. Wenn wir uns daran erinnern, daß die Engerlinge 4 Jahre fressen, daß ihr Nahrungs- bedürfnis ein sehr großes ist, so daß ein einziger Engerling eine ganze Anzahl junger Pflanzen zu vernichten imstande ist, so ergibt sich die Höhe der Ent- lastung ohne weiteres. Es versteht sich von selbst, daß nicht alle Käfer restlos abgefangen werden können. Selbst durch eine noch so verfeinerte Fangtechnik und die Heranziehung einer noch viel größeren Anzahl Fangsektionen würde dieses Ziel niemals erreicht werden können. Kein vernünftiger Mensch wird auch eine solche Forderung stellen. Bei jeder Schädlingsbekämpfung ist es vielmehr schon als ein voller Erfolg zu betrachten, wenn es gelingt, den Schädling so weit in seiner Zahl herabzudrücken, daß er die Pläne des Menschen nicht mehr zu vereiteln oder zu durchkreuzen oder den Menschen nicht mehr um die Früchte seiner Saat zu bringen vermag. Wir werden unten noch sehen, daß — legen wir diesen Maßstab der Beurteilung des gegenwärtigen Falles zugrunde — die Bekämpfung des Maikäfers im Bienwald durch das planvolle Absammeln einen vollen wirtschaftlichen Erfolg bedeutet. 1) In Niederösterreich wurden nach Zweigelt (1913) im Jahre iqi2 nicht weniger als i*/2 Milliarden Käfer gesammelt (^ ca. 3 Millionen Liter = ca. 500 Waggonladungen!). — Melolontha. — Erfolg der Bekämpfung. Die Kosten. 99 Die gesamten Kosten betrugen im Jahre 1903 2 870 M 1907 [6 800 „ „ „ 191 1 20230 ., „ ,, 19 15 17000 ., Sa.: 56900 M.i) Davon entfiel weitaus der größte Teil auf die Löhne für das Sammeln der Käfer und den Transport der abgefangenen Käfer zur Kompostierungsstelle (nämlich 51 140 M), während nur kleine Bruchteile auf die Anschaffung, Er- gänzung und Reparaturen der Fangmittel (nämlich 2850 M), die Kompostierung (14 10 M) usw. kamen. Die Summe der Gesamtkriegskosten scheint ja an und für sich recht hoch. Wenn wir sie aber in Beziehung zu dem erzielten Erfolg setzen, so werden wir die Summe durchaus nicht mehr als hoch, sondern im Gegenteil als recht mäßig bezeichnen müssen. Außerdem darf nicht außer acht gelassen werden, daß jene Summe sich ja auf den langen Zeitraum von 16 Jahren ver- teilt, so daß auf das einzelne Jahr nur 3550 M treffen. Damit dürfte auch für den Fernerstehenden die aufgewandte Summe an Überraschung verlieren. Der Erfolg. Wir können von einem vollen wirtschaftlichen Erfolg der Maikäfer- bekämpfung im Bienwald reden. Wir betonten eben, daß ein solcher nicht gleichbedeutend mit der radikalen Vernichtung des Schädlings sein muß, sondern daß wir schon dann einen solchen anzunehmen berechtigt sind, wenn es gelungen ist, den Schädling so weit in seiner Zahl herabzudrücken, daß er die Pläne des Menschen nicht mehr zu vereiteln und seine Arbeit nicht mehr zu entwerten vermag. Im Bienwald wurden vor Pusters Er- scheinen alle Kulturpläne zu Schanden gemacht: es gelang trotz aller, selbst der kostspieligsten Kulturmethoden nicht, auch nur eine Kulturfiäche im Maikäfer- gebiet hochzubringen. Heute gelingen die Kulturen selbst in den ehemals schlimmsten Maikäferzentren im allgemeinen so gut wie irgend anderswo. Dort, wo Forstmeister Osterheld trostlose Bilder langjähriger mißglückter Kulturarbeit hinterlassen hat, stehen heute die herrlichsten 5- und mehrjährigen Kul- turen, lückenlos, gleichmäßig und gesundheitsstrotzend, wie auf bei- stehender Abbildung (Abb. 53) deutlich zu sehen ist. Solche Kulturen sind nicht etwa Ausnahmen, sondern sie sind überall zu finden, wo die Bekämpfung in der obigen Weise durchgeführt werden konnte. Wo allerdings ungünstigere Fang- verhältnisse vorlagen, da entstanden und entstehen auch heute noch kleine Lücken, *) Davon 1500 M für die vorbeugende Ätzkalkimmunisierung (s. oben) abzuziehen. 7* JOO Coleoptera. — 3- Familienreihe: Lamellicornia. die aber auch bald verschwinden werden, so wie die Fangverhältnisse durch die nötigen Eingriffe in die benachbarten Bestände günstiger gestaltet sein werden, i) Die Stangenhölzer, die vordem eine Menge gipfeldürrer absterbender Bäume aufwiesen, zeigen heute, nachdem diese Opfer des Engerlings entfernt worden sind, ein normales gesundes Aussehen, und selbst jene 50jährigen, kaum über mannshohen, verkrüppelten, über und über mit Flechten bedeckten Buchen- bestände fangen heute wieder an, frisches Grün zu treiben und ihre Flechten- krusten abzustoßen. Überall im Walde spürt man heute neues Leben, das mit um so größerer Kraft hervorkommt, als es so lange Zeit durch die am Mark zehrenden Millionen von EngerHngen niedergehalten worden war! 2) Abb. 53. Gelungene Kultur im :-.-. ...; .- Alaikaferherdes nach konsequenter Bekämpfung (Bienwald, Rheinpfalz). Der zahlenmäßige Gewinn infolge dieser Bekämpfung ist eine dauernde, noch in raschem Steigen begriffene Zuwachsmehrung von jährlich 5000 fm Holzmasse. Im Amtsbezirk Kandel-Süd war der Wert des erntekostenfreien Materialfestmeters seinerzeit 15 M. ^) Wie sehr durch die Art der benachbarten Bestände das Fangergebnis beeinflußt werden kann, lehrte mich eine im Herbst des letzten Flugjahres (1915) vorgenommene Untersuchung auf Engerlinge. Wo der Kampfplatz nach allen Regeln der Kunst vorbereitet werden konnte (durch Schaffung von geeigneten Zwangfraßplätzen usw.) , war kaum ein Engerling zu finden. Wo dagegen die Vorbereitung in diesem Sinne noch nicht durchgeführt werden konnte (es handelt sich nur noch um wenige kleine Stellen), waren die Engerlinge stellenweise noch recht häufig. Man konnte nach diesen Gesichtspunkten den Belag der Engerlinge auf den verschiedenen Plätzen schon ungefähr voraussagen. ^) Wie sehr die Kriegskosten sich gelohnt haben und zu dem Erfolg in günstigem Ver- hältnis stehen, zeigt klar die Gegenüberstellung von Einst und Jetzt, die Puster im Jahre 1911 Meiolontha. — Erfolg der Bekämpfung. lOi Der Jahresgewinn betrug demgemäß bereits 75 000 M, dem eine Jahres- ausgabe von 3550 M entgegenstand (Puster i. 1.). Noch allerdings ist der Kampf im Bienwald nicht bis zum letzten Ende durchgefochten! Die Macht der Millionenheere ist zwar gebrochen, der Feind ist empfindlich geschlagen und aus den Kulturen fast gänzlich vertrieben. Doch er ist keineswegs völlig unschädlich gemacht, sondern es stecken noch recht an- sehnliche Reste von ihm in den älteren Beständen. Die Verfolgung des Schäd- lings muß daher noch weiter fortgesetzt werden, und zwar so lange, bis ihna jede Möglichkeit, sich von neuem zu sammeln und zu erholen, endgültig genommen ist. Dieser Zeitpunkt wird aber erst dann gekommen sein, wenn die waldbaulichen Verhältnisse des Bienwaldes derartige geworden sind (möglichst dichter Schluß aller Bestände), daß dem Maikäfer die Bedingungen zur Massenvermehrung entzogen sind. Wenn selbst ein so veraltetes und weit vorgeschrittenes Übel, wie es die Maikäferkalamität im Bienwalde darstellte, durch Absammeln der Käfer behoben werden kann, so gelingt die Bekämpfung natürlich noch viel leichter und sicherer in weniger schweren Fällen, in denen die Kalamität erst im Entstehen begrifien ist. Wenn gleich bei Beginn einer stärkeren Vermehrung das Sammeln in der oben geschilderten planvollen Weise aufgenommen und konsequent durchgeführt wird, so wird das Übel niemals zu einer die Existenz des Waldes bedrohenden Höhe anwachsen können. (nach Beendigung des damaligen Sammelfeldzuges) gemacht hat (Forstw. Zentralblatt 191 1, S. 585) und die im folgenden wiedergegeben sei : Vor dem Fang im Jahre 1903. Nach dem Fang im Jahre 1911. 1. Chronische, unstillbare Not an Kultur- i. Erstmaliger Überschuß an Kulturmitteln in mittein. dem Betrage von 1000 M, außerdem Ver- wendung eines Betrages von looo M des regulären Kulturkredites zur Anlage eines nicht vorgesehenen Vogelschutzgehölzes ; da- her Erübrigung pro 191 1 von 2000 M. 2. Massenankauf und Massenbezug von Wald- 2. Pflanzenzucht für Gemeinden und Private, pflanzen. Einnahme pro 191 1 aus Pflanzenverkauf 800 M. 3. Mühsame Erfüllung eines Hauptnutzungs- 3. Spielende Nutzung von 1 1 ooo fm Derbholz etats von 5230 fm Derb- und Reisholz, in und Abnutzung der wenig Masse und große der Hauptsache im Plenterwege, aus Furcht Kulturflächen liefernden, im Plenterweg ge- vor Kulturflächen. plünderten Maikäferherbergen. 4. Der Zwischennutzungsanfall betrug im Jahr- 4. Bei Einhaltung des bisherigen Flächenetats zehnt vor meiner Amtsübernahme loooofm, und Durchforstungsgrades wird der Zwischen- und. zwar unverändert vor und nach dem nutzungsertrag von 1912 ab auf 12 OOO fm Fang. Vor dem Fang wurde die Höhe steigen. Nach Ausschaltung der ertraglosen von 10 000 fm erreicht infolge Nachholung Engerlingsflächen und nach vollständiger von Durchforstungen, nach dem Fang durch Wurzelgesundung steht bis zum Ablauf des allmähliche Zuwachsvermehrung. gegenwärtigen Zeitabschnittes Ende 19 14 eine weitere Zuwachssteigerung von 2000 fm zu erwarten. 5. Ständiger Kulturrückstand von 100 ha. 5. Rest- und lückenlose Aufforstung aller Kulturflächen, einschließlich der Sturmlücken vom Jahre 1905, in denen 34 OOO fm Material anfiel. 6. Summe des Reinertrages während der 6. Summe des Reinertrages in den 4 Jahren 4 Jahre 1899 bis 1903: 610000 M. 1908 bis 1911 900000 M. J02 Coleoptera. — 3. Familienreihe: Lamellicornia, Anhang. Wo so ungeheuere Mengen verhältnismäßig großer Insekten gesammelt werden, wie bei der Maikäferbekämpfung, liegt es nahe, dieselben weiter wirt- schaftlich zu verwerten. Außer zu der oben geschilderten Kompostierung kann man die Käfer auch zum Verfüttern an Tiere, wie Schweine, Geflügel, Fische usw. gebrauchen, und zwar entweder in frischem Zustand (nachdem sie durch Abbrühen getötet!) oder aber getrocknet. In letzterem Fall sollen die Käfer nicht durch Überbrühen, sondern durch Anwendung von Schwefel- kohlenstoff getötet werden, damit sie nicht zu viel Wasser aufnehmen. „Das Trocknen der Käfer geschieht in einer Kiefernsamendarre oder in einem Backofen. Die Käfer werden ca. 10 cm hoch in dem Backofen auf- geschichtet und während des Trocknens einige Male gewendet. Ein gut, aber nicht zu stark geheizter Backofen kann etwa i hl Käfer aufnehmen, nach 12 Stunden sind sie trocken und haben dann ^/^ ihres Gewichtes verloren. Sie werden nach dem Verkühlen in Säcken bis zu ihrer Verwendung aufbewahrt. Die Käfer behalten beim Trocknen ihre Gestalt bei, nur ihre Farbe wird dunkler." „Hühnern wirft man die Maikäfer in ganzen Stücken vor, Schweinen gibt man sie mit anderem Futter gemengt oder angefeuchtet mit Roggenkleie gemischt. Als Singvogelfutter werden sie gemahlen und unter dem Namen , Insektenmehl' in den Handel gebracht. Als Fisch futter hebt man sie am besten unzerkleinert auf und läßt sie erst kurz vor dem Verfüttern durch zwei Walzen gehen oder führt ein Rollholz über die Käfer, die sofort in feines Mehl zerfallen." „Die chemische Analyse i) hat ergeben, daß die getrockneten Maikäfer nicht nur reich sind an verdaulichen Nährstoffen (Eiweiß, Fett, Kohlehydraten), sondern auch an mineralischen Bestandteilen, die bei der heutigen intensiven Vieh- und Fischereiwirtschaft eine nicht unbedeutende Rolle spielen, während das Chitin im Maikäfermehl die Rolle der Rohfasern in anderen Futtermitteln über- nimmt. Darnach ist das Maikäfermehl ein im wesentlichen eiweißhaltiges Futter für Schweine und Hühner, das sich durch seinen relativ hohen Gehalt an Phos- phor und Kali angenehm hervorhebt." „Die chemische Analyse hat weiter ergeben , daß der Nährwert einer Mischung von Roggenkleie und Maikäfermehl jenem der besten Futtermittel für Karpfen, der gelben Lupine oder des Maises, gleich ist und daß das Mischungs- verhältnis von Maikäfermehl und Roggenkleie im Verhältnis von i : 2 am besten ist" (Eckstein 1915). — /:>5v Polyphylla fullo F. (Walker). Die Gattung Poli/phijlla enthält nur i mitteleuropäische Art : fullo L. Sie ist unsere schönste und größte Melolonthine von 25 — 35 mm Länge, gesättigt tiefrotbrauner bis braun- schwarzer Färbung mit weißen aus Haarschuppen bestehenden Flecken auf den Flügeldecken (Abb. 54 A u. B). Die Larve ist dem Maikäferengerling sehr ähnlich, aber ausgewachsen wesentlich größer (bis 80 mm). Vorkommen und Lebensweise. — Der Walker ist über ganz Mittel- europa verbreitet (geht südlich bis Bayern, nördlich bis Schweden, östlich bis Rußland und an den Kaukasus), kommt aber in diesem großen Verbreitungsgebiet ^) Eine Anzahl Literaturangaben hierüber finden sich bei Heß-Beck, Forstschutz Bd. I, S. 334. Polyphylla fullo F. 103 nur stellenweise und in sehr ungleicher Häufigkeil vor. Er ist ein aus- gesprochener Sandbewohner. Am häufigsten tritt er in den Sanddünen an der Nordostküste Deutschlands auf, wo er zur Massenvermehrung neigt, während er in den südlichen Gegenden meist eine seltenere Erscheinung bleibt. Der Käfer schwärmt im Juli (daher auch der „große Juliuskäfer"). Er ist bezüglich der Nahrung ziemlich vielseitig, und frißt sowohl die Blätter von Eiche, Pappel, Buche, Akazie als auch, und zwar mit besonderer Vorliebe, Abb. 54. A Polyphylla fullo F. (Walker) J; B derselbe $, C Anoxia villosa F., D derselbe von der Seite, E Rhizotrogus solstitialis L. (Junikäfer). — Fr. Scheidter phot. die Nadeln von Kiefern, besonders von schlechtwüchsigen Kusseln; auch Gras verschmäht er nicht. An der Kiefer befrißt er sowohl die Nadeln diesjähriger als auch vorjähriger Triebe und zwar derart, daß er von der Basis nach der Spitze hin von einer Kante ausgehend fortschreitet. Wird hierbei die Nadel sehr bald durchgebissen, so verzehrt er dieselbe, indem er sie ganz langsam nach und nach in seinem Munde verschwinden läßt. Er hält sie dabei außerordentlich fest; eher lassen die Beine los, als daß er die Nadel preisgibt, so daß man ihn an der Nadel umhertragen kann. Meistens aber beißt er die Nadel nicht durch, sondern be- frißt sie nur von der einen Seite her, den gegenüberliegenden Rand mehr oder weniger als feinen Faden stehen lassend, der dann durch die Last des noch im- verletzten Nadelendes herabgezogen sich krümmt, bald braun wird, vertrocknet I04 Coleoptera. — 3. Familienreihe: Lamellicornia. und abfällt (Abb. 55). Derartige Nadeln sind sehr leicht daran als vom Walker herrührend zu erkennen, daß weniger der stehen bleibende Rand als das untere Ende des übrig gelassenen Nadelrestes in verhältnismäßig lange und derbe Fasern zerfetzt ist (Eckstein)^). Die Larve lebt wie der Maikäferengerling unterirdisch und nährt sich von Pfianzenwurzeln. Mit besonderer Vorliebe geht sie an die Wurzeln junger Kiefern (von etwa ^j^ m Höhe), dann auch von Birke, Akazie und von Dünengräsern (Sandhafer, Elymus und Sandrohr, Arundo). Infolge der kräftigeren Mandibeln ist ihre Nagekraft eine noch größere als die des Mai- käferengerlings. AI tum berichtet, daß die Walkerlarven Akazien- stämmchen von Daumenstärke durchnagt haben. Die Nagefläche zeigt sich unrein, faserig und ist daran von dem unterirdischen Fraß der Wühlmäuse leicht zu unter- scheiden. Manche Stämmchen werden an den Wurzelknoten ein- fach durchschnitten, andere noch mehrere Zentimeter hoch hinauf angenagt. Als natürliches Gegen- gewicht kommen beim Walker hauptsächlich verschiedene Vögel und Säugetiere in Betracht (in der Hauptsache dieselben wie beim Maikäfer, siehe dort S. 79). In den Sanddünen der kurischen Nehrung hat sich hauptsächlich die Nebelkrähe um die Ver- tilgung verdient gemacht: „Sie scheint ziemlich genau den Zeit- punkt zu wissen, wenn der Käfer dem Auskriechen nahe ist und sich unmittelbar unter der Oberfläche befindet. Man sieht dann die Nebelkrähe auf den hohen Kuppen der meisten kahlen Dünen in großer Zahl stehen, eifrig mit dem Schnabel im Sande arbeitend. Bei näherer Besichtigung findet man neben einem kleinen ca. 5 cm tiefen Loch die Flügel- decken des Käfers; alles übrige ist gefressen" (Gerhardt 1900, S. 516). Als Parasit kommt eine Tachine Microphthalma disjuncta Wied.) im Engerling vor (W. Baer). A B Abb. 55. A Junger Kiefernzweig mit den von Poly- phylla fullo F. faserig zerfressenen Nadeln, welche ver- trocknen, sich krümmen und bräunen. B Ein be- fressenes Nadelpaar mit charakteristischer Faseriing der Wundstelle. — Nach Eckstein. ^) Eine auffallende Erscheinung des Walkers ist sein lautes Zirpen, das er durch Reiben des Hinterleibes gegen die Flügeldecken hervorruft. Wenn man gegen Kiefernstämme prellt, auf denen ein Walker sitzt, so verrät dieser seine Anwesenheit durch sein „lautes Schreien" (AI tum). Gattung Rhizotrogus Latr. lOC Forstliche Bedeutung. — Der Hauptschaden besteht wie beim Maikäfer in dem Larven fraß. Die Larve richtet in den Kiefernkulturen der Sand- dünen großen Schaden an, der erst aufhört, wenn der Boden sich benarbt, mit Gräsern oder Kräutern überzogen oder durch Schluß der Pflanzen sich der Einwirkung der Sonne entzogen hat. Die südlichen und westlichen Hänge haben am meisten zu leiden. Der Larvenschaden macht sich beim Walker schon bei einer geringeren Zahl der fressenden Engerlinge recht unliebsam bemerkbar, da einmal das Nahrungsbedürfnis der Larve ein größeres ist als beim Maikäferengerling, und sodann auch die Aufforstung auf Dünensandboden an und für sich eine schwierige Sache ist. Dazu kommt, daß durch die Vernichtung der zur Be- festigung angepflanzten Dünengräser die Aufforstung noch weiter erschwert wird. So kann durch massenhaftes Auftreten des Walkers die Forstkultur in Dünen- sandgegenden sehr verzögert, wenn nicht überhaupt in Frage gestellt werden. Altum stellt daher den Walker zu den sehr schädlichen Forst- insekten. „Die Bekämpfung geschieht am besten durch Absammeln der Käfer am Tage von den jungen Pflanzen, auf denen sie ruhig und fest zu sitzen pflegen; oder gegen Abend, während sie schwärmen, durch Fangen mit Hand- netzen. Der Käfer fliegt schwerfällig und nicht hoch, so daß sein Einfangen durch einigermaßen geübte und behende Mädchen mit Leichtigkeit bewirkt werden kann. Die Arbeit wird im Akkord nach der Zahl der eingelieferten Käfer bezahlt. Im Dünenaufseherbezirk Nidden auf der kurischen Nehrung wird dieses Verfahren seit längerem mit gutem Erfolg angewendet. 1899 sind so nicht weniger als 16000 Stück gesammelt worden.'' „Das Ausheben der Larven an den welken Pflanzen hat sich als zu kost- spielig und zu wenig wirksam erwiesen; auch wird durch die Verwundung und Lockerung des Bodens der Gefahr des Flüchtigwerdens der Dünen Vorschub ge- leistet" (Vgl. Gerhardt 1900, S. 517). Gattung Rhizotrogus Latr. Die Rhizotrogus - Arten sind im Habitus ebenfalls dem Maikäfer sehr ähnlich, aber wesentlich kleiner und zarter. Außerdem lassen sie sich durch die Bildung der Fühler- keule leicht vom Maikäfer unterscheiden: dieselbe ist nur aus 3 Gliedern zusammengesetzt. Die Gesamtzahl der Fühlerglieder beträgt entweder 10 (Untergattung Rhixotrogus i. sp.) oder 9 (Untergattung Ämphinmllus Latr.). Die Lebensweise zeigt viele übereinstimmende Züge mit der Lebensweise von Melolo7itha: Die Käfer schwärmen in Massen — die Zeit des Schwärmens ist allerdings nach den Arten verschieden: die meisten schwärmen wie der Mai- käfer des Abends, doch gibt es auch manche, die in der Frühe, sobald es warm geworden, zu schwärmen beginnen — ; sie fressen Blätter und Nadeln, während die Larven Wurzeln verzehren. Die meisten Autoren geben an, daß die Larve sich nur von Graswurzeln nährt, und demnach nicht forstschädlich wird; doch vermutet schon Ratzeburg, daß diese Angaben auf Irrtum beruhen mögen, indem man die Rhizotrogus-'Lzrven für junge Maikäferengerlinge gehalten hat. Ein neuerer Beobachter (Häuf 1er) hat denn auch Ratzeburgs Vermutung be- stätigt und die Rhizotrogus -'L^xven als arge Schädlinge an Kiefernwurzeln fest- gestellt. 1q5 Coleoptera. — 3. Familienreihe: Lamellicornia. Es gibt eine ganze Reihe von Arten, von denen wir aber nur die häufigste hier besprechen wollen: j^t Rhizotrogus (Amphimallus Latr.) solstitialis L. (Juni-, Sonnwend- oder Brachkäfer). Der Junikäfer gehört infolge der ggliedrigen Fühler zu der Untergattung Amphimallus Latr. Er ist wesentlich kleiner (14 — 18 mm) als der Maikäfer, mit vorherrschend schmutzig hellgelber Farbe und sehr langen Zottenhaaren. Die Flügeldecken zeigen 4 erhabene Längsadern (Abb. 54 E). Über die Larve, die der des Maikäfers ungemein ähnlich ist, siehe oben (S. 60 u. Abb. 45 B). Vorkommen und Lebensweise. — Der Junikäfer kommt über ganz Mitteleuropa vor. Er fliegt des Abends, in Mitteldeutschland gewöhnlich von Ende Juni bis Mitte Juli, am liebsten in sandigen, spärlich mit Baumwuchs be- standenen Gegenden und in Getreidefeldern. Er neigt wie der Maikäfer zur Massenvermehrung, doch ist sein Massenvorkommen lokal noch mehr be- schränkt wie bei diesem, indem er oft an einer kleinen Stelle in ungeheueren Massen schwärmt, an anderen benachbarten Orten dagegen in keinem Exemplar zu finden ist. Er erhebt sich beim Schwärmen nicht sehr hoch über den Boden; die schwärmenden Tiere sind fast ausschließlich Männchen. Die Weibchen halten sich mehr am Boden versteckt (bei verschiedenen verwandten Formen sind die Weibchen völlig flügellos geworden!). Die Schwärmdauer ist wesentlich kürzer als die des Maikäfers und erstreckt sich höchstens über 14 Tage. Zur Nahrung lassen sich die Käfer auf Laub- oder Nadelholz nieder. Vornehmlich befallen sie junge Kiefern, deren Nadeln — bevorzugt werden nach Eckstein (1893) vorjährige — sie von der Spitze her befressen; auch die zarte Rinde junger Triebe benagen sie und verursachen dadurch Deformationen (Krümmungen) der letzteren. Nach Ratzeburg nimmt der Käfer nicht aus- schließlich feste Nahrung zu sich, sondern leckt auch in ausgiebiger Weise die aus dem verletzten Pflanzengewebe ausfließenden Wundsäfte auf. Er frißt oft nur die äußerste Spitze einer Nadel ab und saugt resp. leckt an dem stehen bleiben- den Stumpfe längere Zeit (bis zu 1/2 Stunde) , wobei der Stumpf kaum kürzer wird. An Laubbäumen befrißt er hauptsächlich die Johannistriebe. Zur Eiablage „purrt das Weibchen (nach Häufler 1913) auf dem Erd- boden entlang, bis es eine lockere Stelle gefunden; dort dreht es sich im Kreise herum, schafft sich so eine kleine Vertiefung, legt in dieselbe ein (?) ca. 1,7 mm langes weißes Ei ab, oder bei sehr benarbtem Boden wühlt es sich unter irgend einer Gras-, Nadel- oder Streuschicht ein und besorgt dort die Ablage, bis es seine 30 — 45 Eier los ist". „Bereits nach 7 — 10 Tagen schlüpfen die glasigen Engerlinge aus, um sofort ihre Vernichtungsarbeit zu beginnen, wobei sie wenig wählerisch sind; sie benagen einfach alles, was ihnen in den Weg kommt. Im i. Jahr erreichen sie eine Länge von i — 1 1/2 cna ; schon im zeitigen Frühjahr des zweiten Jahres be- ginnen sie ihren Fraß wieder, erreichen im Laufe des Sommers ihre größte Länge von 3 cm. Im dritten Jahre beginnen sie nochmals sehr früh zu fressen und Gattung Rhizotrogus Latr/ 107 verwandeln sich dann Mitte Mai, lO cm unter der Erdoberfläche, in eine creme- farbige, der Maikäferpuppe ganz ähnliche, aber kleinere Puppe." Nach Häufler befressea die Larven die Wurzeln junger frisch gesetzter Kiefernpflänzchen ähnlich wie die Maikäferengerlinge und bringen dadurch die Pflanzen zum Absterben. Wenn obige Beobachtung Häuflers über die Entwicklung der Larven richtig ist, würde also dem Junikäfer eine d reijährige Generation zukommen. Nach Alt um soll die Entwicklung nur zwei Jahre beanspruchen und Taschen- berg spricht gar nur von einer einjährigen Generation. Letzteres ist nach der Größe der Larve und der Ernährungsart zu schließen recht unwahrscheinlich, während es wdhl möglich erscheint, daß neben der von Häufler beobachteten dreijährigen auch eine zweijährige Generation vorkommt (nach Analogie der ver- schieden langen Generationen beim Maikäfer). Forstliche Bedeutung. — Durch Benagen der Wurzeln und Fressen der Nadeln, Verletzung der Rinde, Zerstörung der Johannistriebe usw. kann der Juni- käfer stellenweise recht schädlich werden. Wie beim Maikäfer, so ist auch hier der Larvenschaden der wichtigere. Häufler berichtet, daß in Eulen- holz der Engerling des Brachkäfers auf einer ca. 3000 Morgen großen mit Kiefern bepflanzten Brandfläche als ein arger Schädling aufgetreten ist. Als natürliches Gegengewicht kommen verschiedene Vögel und Säuge- tiere in Betracht, vor allem die Saatkrähen, der Star, der Maulwurf, Fuchs, Dachs usw. Von Insekten beteiligen sich besonders die Raubfliegen [Asüus) an der Vernichtung, ferner die zu den Tachiniden gehörigen Billaea pectinata Mg., Dexia tustica F. und Syntomocera petiolata Bonsd. (Baer 1921). (Siehe auch Fußnote 2.) Zur Bekämpfung können wir gegenwärtig kein anderes Mittel empfehlen als das Sammeln der Käfer, wobei bezüglich der Ausführung auf die beim Maikäfer beschriebenen Methoden verwiesen sei. Das Sammeln muß womöglich noch früher des Morgens beginnen als beim Maikäfer, weil der Junikäfer noch lebhafter und fluglustiger ist. Vor allem sind die Vorwüchse beim Absammeln zu berücksichtigen; wo solche nicht vorhanden, finden sich die Käfer in den be- nachbarten Schonungen; fehlen auch diese, so gehen sie in das Altholz. Die Wirkung des Sammeins wird jedoch niemals so durchgreifend sein können wie beim Maikäfer, da die meisten Weibchen sich am Boden aufhalten und daher dem Sammler entgehen, i) — Bezüglich des Sammeins der Engerlinge gilt das gleiche, was oben über das Sammeln der Maikäferengerlinge gesagt ist. ''^) ^) Wenn Häufler meint, daß es sicli beim Sammeln „zum Glück erwies, daß die Weibchen in riesiger Minderheit, ungefähr 13 **/„, vertreten ?eien." so befindet er sich bez. des Grundes in einem Irrtum: die geringe Zahl der gesammelten Weibchen entspricht nicht dem tatsächlichen Verhältnis der (^eschlechter, sondern dem Umstand, daß die meisten Weibchen sich durch ihren versteckten Aufenthalt dem Sammler entziehen. ^) Eine sehr merkwürdige Art der biologischen Bekämpfung der Larven teilt Reh (19 13") nach Romanowski mit: In Südrußland, wo die Larve an Reben sehr schädlich wird, bekämpft man diese folgendermaßen: Man pflanzt zwischen die Reben Umbelliferen und zieht dann 10 — 15 cm tiefe Gräben, die mit Holz, Zweigen usw. ausgelegt werden. An die Um- belliferen legt die Fhege Micr Ophthal ma disjuncta Wied. ihre Eier ab; in die Gräben ziehen sich die Engerlinge. Die ausschlüpfenden Fliegenlarven lassen sich zur Erde fallen und töten die in den Gräben befindlichen Engerlinge. Iq3 Coleoptera. — 3. Familienieihe: Lamellicornia. Von sonstigen Rhixotrogus - Arten seien noch genannt: Rhixotr. aequinoctialis Hrbst. (südliches und östliches Mitteleuropa, im Frühjahr schwärmend, in Ungarn an Rüben schädlich), aestiviis Ol. (südliches Mitteleuropa, von Schlesien bis Rheinland, Abendschwärmer im April und Mai); Äf/iphimallus ater F. (^südliches Mitteleuropa, schwärmt vormittags bis mittags), assimilis Hbst. (südliches Mitteleuropa, auf Bergwiesen und Feldern, Abendschwärmer im Juli), und rufieorms F. (Mittel- und Südeuropa, schon im Frühjahr und anfangs des Sommers schwärmend, und zwar des Morgens; nach Erichson in Kiefernkusseln). Gattung Anoxia Lap. Steht der Gattung Melolonilia sehr nahe, auch habituell; unterscheidet sich von ihr durch die kürzere parallelseitige Fühlerkeule, die beim Männchen aus 5, beim Weibchen aus 4 Gliedern besteht: außerdem durch das Fehlen eines Endsporns auf der Innenseite der Vorderschiene des J. Die Körperform ist deutlich schmäler als die des Maikäfers (Abb. 54 C u. D). Das Kopfschild des (^ stark, fast schaufelfürmig vorspringend, mit rechtwinkligen Vorderecken. Für unser Faunengebiet kommen nur 2 Arten in Betracht: A. pilosa F. und villosa F., die beide auf die südlicheren Gebiete, Baden, Bayern, Hessen, Österreich- Ungarn beschränkt sind. In der forstlichen Literatur ist bis jetzt nur die letzte Art genannt (Nüß- lin 1913): T5': Anoxia villosa F. Dieselbe ist von der Größe des Maikäfers, doch deutlich länglich geformt; Färbung sehr variabel, gelblich bis rotbraun oder schwarzbraun. Besonders auffallend ist die lange, dichte, abstehende, weißliche oder gelbliche wollige Behaarung der Unterseite. Länge 24— 26' mm (Abb. 54 C u. D). In Karlsruhe und auch in Hagenau ist die Anoxia in manchen Jahren sehr häufig. „Sie erscheint dort etwa Ende Juli, wenn die heißen Tage beginnen. Sie schwärmen erst abends gegen Sonnenuntergang, dann noch lange in der Dämmerung bis in die Nacht hinein. Die bevorzugten Schwarmplätze sind stets die Ränder von Kiefernwäldern und besonders Eckbäume. Die Tiere kommen meist aus den benachbarten Äckern; schnurgerade fliegen sie vom Boden aus nach dem nächsten Baum, um um die Krone herum (und auch um die tieferen Äste) zu schwärmen. Von Zeit zu Zeit fällt ein ganzer Klumpen Käfer auf den Boden (bis zu 12 Stück), meist ein Weibchen mit mehreren Männchen.'' (Schultheiß nach brieflicher Mitteilung.) Die Anoxien scheinen wie der Maikäfer periodisch wiederkehrende Massen- flugjahre zu haben, in manchen Jahren treten sie in Massen auf, in anderen Jahren fehlen sie ganz. Über die forstliche Bedeutung ist noch nichts Näheres bekannt. Landwirtschaftlich schädlich an Obstbäumen und in Weinbergen. Gattungsgruppe Sericini. Enthält viel kleinere Formen (höchstens bis 10 mm) als die Melolonthini^ von diesen außerdem durch die Stellung der Schienendornen verschieden (s. oben S. 56). Für uns kommt nur i Gattung mit i Art in Betracht, nämlich ]ij^, Serica brunnea L. Eine kaum 10 mm lange Art von länglicher, stark gewölbter Körperform (Abb. 56 D). Fühler ggliedrig. Besonders auffallend und leicht kenntlich an der Färbung: der ganze Körper hell braunrot, ohne Glanz, oberseits mit einem zarten Reif Schimmer, unterseits irisierend, Beine glänzend. Die Larve (Abb. 45 D S. 61) stimmt in der Form, abgesehen von der Größe, mit dem Maikäferengerling überein, nimmt aber durch die Bildung des Afters eine Sonderstellung Gattungsgruppe Sericini. lOQ unter allen Melolon thinae ein: der After, auf der Dorsalseite des Endsackes gelegen, stellt nämlich nicht wie bei allen übrigen Melolonthinae (ja allen Scarabaeiden) einen Querspalt dar, sondern einen Längsspalt (wie bei den Lucaniden); außerdem befindet sich ventral davon eine Querreihe kurzer nach hinten gerichteter Dörnchen. Diese IMeikmale sind so auffallend, daß sie eine Verwechslung mit Maikäferengerlingen ausschließen. Vorkommen und Lebensweise. — Serica brunnea ist in ganz Deutsch- land heimisch, in Nadel- oder gemischten Waldungen, mehr im Gebirge; Flug- zeit Ende Juni, Juli. Über die Lebensweise des Käfers ist noch wenig bekannt, vielleicht des- halb, meint Ratzeburg, weil er in tiefster Nacht sein Wesen treibt. Er ist verschiedentlich an Birken und Pappeln gefunden worden. Kelch (Erichson in, S. 699) beobachtete ihn auf dem Harzausfluß einer Kiefer, in welchem er eine Menge der Käfer sah, teils eingeschlossen, teils auf ihm herumkriechend ; am sonnigen Morgen fanden sich immer neue Ankömmlinge ein, welche vom Harze nach und nach bedeckt wurden. Erichson fand den Käfer zuweilen in hohlen Bäumen; Ratzeburg sammelte ihn meist des Morgens in den Spinngeweben der Kreuzspinne. Die Larve lebt, wie der Maikäferengerling, von lebenden Pflanzen- wurzeln. Saxesen fand die Larven in mit Moos untermengter und von Fichtenwurzeln durchzogener Erde unter Steinen. Eingehendere Beobachtungen berichten Escherich und Baer: In einem Pflanzgarten an der „hohen Eule" (höchste Erhebung des Eulengebirges, 650 m über dem Meer) zeigten End« Oktober die zweijährigen Fichten auf einer Fläche von ca. 36 qm eine bedenk- liche Rötung der Nadeln. Die meisten Pflänzchen waren im Absterben begriffen. Eine Untersuchung der Wurzeln ergab eine starke Fraßbeschädigung: sie waren streckenweise ihrer Rinde beraubt und ihre feineren Enden waren mehr oder weniger gänzlich abgenagt. Als Urheber wurden in 7 — 20 cm Tiefe kleine, ca. I cm lange &n Die Technik des Forstschutzes gegen Tiere. Zweite Auflage. Berlin. — — 19041 Beiträge zur genaueren Kenntnis einiger Nadelholzschädlinge. — In: Z. f. F. n.J., S.356. Erichson, 1848, Naturgeschichte der Insekten Deutschlands. 3. Bd. Escherich, K., 1907, Neues vom Maikäfer. — In : N. Z. f. F. u. L. — — 1916, Maikäferkrieg in der Pfalz. — In: Kosmos. — — 1916, Die Maikäferbekämpfung im Bienwald — ein Musterbeispiel technischer Bekämpfung. In: Z. f. a. E.. Bd. III, S. 134—156. Escherich u. Baer, 1910, Tharandter Zoologische Miszellen. Dritte Reihe. — In: N. Z. f. F. u. L., S. 156 — 158 {Serica hrunnea). Feddersen, 1891, Die Kiefer und der Maikäfer im Bezirk Marienwerder Osche. Denkschrift. Im Auszug mitgeteilt von Altum. — In: Z. f. F. u. J., S. 227. 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Tölg, Fr.. 1910, Bülaea pectinata Meig. als Parasit von Cetoniden- usw. Larven. — In: Z. f. w. J. Vill, 1908, Der Kampf gegen die Engerlinge in den Pflanzgärten. — In: X. Z. f. F. u. L., S. 280. Weber, L., 1915, Abnorme K.OY)VL\a.ht\Melolontha vulgaris 'L. — In: Zool. Anzeig., S. 219 — 220. Zweigelt, Fritz, 1912, Die Verbreitung der Maikäfer in Niederösterreich und ihre Bekämpfung im Jahre 19 12. — -In: Verhandl. der dritten Tagung der österr. Obstbau- und Pomologen- Gesellschaft in Wien am 13. und 14. Dez. 191 2. Wien 1913. 88 Seiten. — 1914a, Auftreten und Verbreitung der Maikäfer in Niederösterreich im Jahre 1913. — In: Verhandl, der vierten Tagung und der Hauptversammlung der österr. Obstbau- und Pomologen-Gesellschaft. Wien. _ 1914 b, Der Maikäfer in der Bukowina und die äußeren Bedingungen für seine Verbreitung in Mitteleuropa. — In: N. Z. f. F. u. L., S. 265—291 und 329 — 344. — — 1914c, Die Existenzbedingungen des Maikäfers. — In: Allg. Wein-Ztg. — — 1915, Maikäfer-Rück- und Ausblicke. — In: Allg. Weinzeitung, Nr. 50 und 52. — — 19171 Maikäferstämme und Flugjahre. — In: Der Obstzüchter XV, Nr. 3 — 10. _ _ 1918a, Der gegenwärtige Stand der Maikäferforschung. — In: Z. f. a. E., und Flugschrift d. D. Ges. f. ang. Ent.. Nr. 8. Berlin, Parey. — — 1918b, Die Maikäferverhältnisse in Niederösterreich. — In: Allg. Wein-Ztg. 5 u. 7. — — 1922, Eine Maikäfer -Monographie, (Besprechung von Decoppets Monographie.) — In: Z. f. a. Ent., S. 169—176. 4. Familienreihe: Diversicornia.^) Die Familienreihe der Diversiconier ist schwer zu definieren. Sie enthält alle diejenigen Familien, welche in den andern Familienreihen nicht unterzubringen sind, also den ganzen Rest der nach Abzug der Staphylinoidea , Laviellicornia^ Heteroniera, Phytophaga und Rynchophora verbleibenden polyphagen Coleopteren. So stellen die Diversicornier gewissermaßen die Rumpel- kammer der Coleopterensystematik dar, in die man alles, was man anderwärts nicht brauchen kann, zusammengeworfen hat. Die Zusammensetzung der Familienreihe ist darnach auch eine recht bunte, so daß es schwer fällt, allgemeingültige Merkmale festzustellen. Als den einzigen allen Angehörigen zukommenden Charakter kann man das Flügelgeäder nennen, das nach dem Typus II gebaut ist (der aber keineswegs nur den Diversicorniern, sondern auch noch anderen Familienreihen zukommt). Bezüglich der Tarsengliederzahl finden wir fast alle Möglich- keiten verwirklicht: der größte Teil der Diversicornier (Sternoxia^ Brachymera und andere) hat allerdings 5 Glieder an allen Tarsen, andere aber haben viergliedrige, und wieder andere dreigliedrige Tarsen. — Die Fühler sind ebenfalls recht verschieden; sie sind fast niemals gekniet und bei den meisten Arten {Clavicornia usw.) mit einer gewöhnlich dreigliedrigen Keule endigend, oder doch wenigstens gegen die Spitze zu verdickt; bei einem anderen Teil sind die Fühler faden- oder schnurförmig, gesägt oder gekämmt (Sternoxia. Malacoderviata usw.). Der Buntheit der imaginälen Formen entspricht die Verschiedenheit der Entwicklungs- stadien: Die meisten Larven sind mit Beinen versehen, lang gestreckt und mehr oder weniger stark chitinisiert, andere (die im Holz leben) sind weichhäutig und oft auch beinlos (Buprestiden). Die Lebensgewohnheiten der Diversicornier sind ungeheuer verschieden- artig: eine große Zahl (besonders die kleinen zu den Clavicorniern gehörenden Formen) leben von Moder, Pilzen oder faulendem Holz, andere {Sler?ioxia usw.) nähren sich von lebendem oder totem Pflanzengewebe, wieder andere von tierischen Abfällen oder auch räuberisch von anderen Insekten oder deren Larven. Darnach ist auch die forstliche Bedeutung sehr verschieden, und wir können vom praktischen Standpunkt aus unterscheiden: I. schädliche Arten, welche durch Wurzel-, Rinden-, Holz- oder Samen- fraß die Forstpflanzen teils physiologisch teils technisch schädigen, ^) Die Familienreihe der Palpicornia ist forstlich ohne jedes Interesse und kann deshalb hier übergangen werden; sie enthält in der Hauptsache im Wasser lebende Käfer von denen der große „Kolbenwasserkäfer" Hydrophilus piceus L, der bekannteste ist. Übrigens hat Ganglbauer die Palpicornia noch nicht von den Diversicornia getrennt; die Trennung wurde erst von Reitter durchgeführt. Familiengruppe Clavicornia. 1 1 7 2. nützliche Arten, welche durch Vertilgung schädlicher Forstinsekten deren Vermehrung eindämmen, und 3. indifferente Arten, welche weder in der Waldhygiene eine Rolle spielen, noch auch die Verwertung der Forstprodukte beeinträchtigen, deren Vor- kommen aber an den Wald gebunden ist und die dem Forstmänne so häufig begegnen, daß sie seine Aufmerksamkeit erregen und daher, teilweise wenigstens, zu den „täuschenden Forstinsekten" zu rechnen sind. Systematische Übersicht. 1. Vorderhüften in der Regel kugelig oder quer, durch das Prosternum getrennt 2 — Vorderhüften zapfenförmig vorragend und meist aneinanderstoßend ... 4 2. Hinterhüften ohne Schenkeldecken, meist walzenförmig oder rundlich, in den Gelenkhöhlen mehr oder weniger eingeschlossen und auseinanderstehend, zwischen ihnen das erste Abdominalsegment breit an das Metasteinum anstoßend. Fühler meist mit einer Keule oder wenigstens nach der Spitze verdickt (selten schnurförmig: bei einigeti Cucujiden). Tarsen mit verschiedener Gliederzahl, häufig weniger als 5. Meist nützliche Tiere Familiengruppe Clavicornia — Hinterhüften quer, fast aneinanderstoßend, mit Schenkeldecken, von denen die Schenkel in der Ruhe mehr oder weniger bedeckt werden. Tarsen stets 5 giiederig. Fühler gekeult oder schnurförmig 3 3. Fühler gekeult oder nach der Spitze zu verdickt. Prosternum ohne Brust- stachel. Leben in trockenen tierischen Abfällen oder in Moos. Schädlich in Tier- und Pflanzensammlungen Familiengruppe Brachymera — Fühler schnurförmig, gesägt oder gekämmt. Prosternum mit Bruststachel, der in einen Ausschnitt des Mesosternums hineinragt. Larven leben von Pflanzen (von Wurzeln oder im Holz). Arge P'orslschädlinge Familiengruppe Sternoxia 4. Flügeldecken gewöhnlich weich, dem Körper meist flach aufliegend, manchmal verkürzt und klaffend. Fühler fast stets schnurförmig, bisweilen gesägt oder gekämmt (selten gegen die Spitze zu verdickt), Hinterhüften zapfen- förmig vorragend und aneinanderstoßend Familiengruppe Malacodermata — Flügeldecken mehr oder weniger hart, und meist gewölbt. Fühler ent- weder schnurförmig (oft mit stark verlängerten Endgliedern) oder ge- keult oder wenigstens nach der Spitze zu verdickt. Hinterhüften nicht zapfenförmig vorragend, mehr oder weniger voneinander entfernt. Teils nützlich, teils schädlich Familiengruppe Teredilia Familiengruppe Clavicornia. Die Clavicornier stellen die artenreichste und bunteste Familiengruppe der Diversicornier dar; sie enthalten zahlreiche Familien, die habituell teilweise stark voneinander abweichen (wie z. B. die runden hochgewölbten Coccinelliden und die flachen langgestreckten Colydiiden). Weitaus die meisten Clavicornier sind kleinste bis kleine Tiere (2 — 5 mm lang), nur wenige sind größer und erreichen eine Länge von 8 — 10 mm, ganz selten bis 15 mm {Cucujus^ Colydms, Coccinelliden). Ein fast allen Arten zukommendes Merkmal sind die gekeulten oder wenigstens zur Spitze deutlich verdickten Fühler (wonach ja die Familiengruppe auch be- nannt ist). Nur ganz wenige Formen machen eine Ausnahme, wie verschiedene Cucujiden, die einfache, lange, schnurförmige Fühler besitzen {Laeniophloeus u. a.). Ein großer Teil der Clavicornier ist in seinem Vorkommen an den Wald gebunden, und lebt unter Rinde, im Holz, in Schwämmen oder auch frei auf den Stämmen oder den Nadeln usw. Doch die meisten von ihnen sind forst- lich indifferent und interessieren den Forstmann nur insofern, als sie ihm häufig (z. B. bei seinen Feststellungen über Borkenkäfervorkommen) begegnen, — Andere, in der Minderzahl, sind forstlich nützlich, indem sie Forstschädlingen sei es im Holz, unter Rinde oder auch auf Blättern und Nadeln nachstellen und viele von ihnen vernichten. — jjg Coleoptera. — 4 Familienreihe: Diveisicornia. A. Forstlich indifferente Formen („täuschende Forstinsekten"). Die Zahl der forstlich indifferenten Arten ist Legion; dabei ist allerdings zu bemerken, daß die Lebensweise von vielen noch nicht aufgehellt ist und daß vielleicht noch manche Art, die heute als indifferent gilt, später in die Kategorie der nützlichen Insekten zu stellen sein wird. Die zahlreichen unter Rinde, in faulendem Holz oder in Schwämmen lebenden Formen gehören hauptsächlich folgenden Gattungen an: Familie Ostomidae: Temnochüa Westw., Ostoma Laich., unter Rinde und im Holz alter morscher Stöcke oder Stämme, auch in Schwämmen (vgl. Saalas 1917). Familie Nitidulidae: Soronia Er., Cryptarcha Shuk., an ausfließenden Baumsäften; Eptiraeo Er.'), Pocadius Er., Cychranms Kug., in Schwämmen (Bovist, Agaricus); RhixophagUH Hbst., Ipidia Er. (Abb. 57 C u. 58 C), unter Rinde usw. 'II Ij: Familie Gueujidae: Cueujus V. (Ahh. 57 B), Pediacus 'ähvk.^ Dendrophagus Schönh., Silvanus ^ Latr., unter Rinde alter Laub- und Nadelholzstämme, vielleicht auch räuberisch (vgl. Saalas 1917). ^Familie Cryptophagidae : Tritonm F., Iriplax Payk, Dacne Latr., Diphijllus Steph., in Schwämmen. ^7j Familie Lathridiidae: Latkridms Hbst. (Abb. 57 F), Corticaria Marsh., unter Rinde, in faulendem Holz, in Schwämmen. "^ßf Familie Mijcetophagtdae : Mycetophagus Heilw., Litargits Er., in verpilztem Holz oder in Baumschwämmen . ly^y Familie Gisidae: Cis Ltr., Ennearthrou Mellie, in Schwämmen (Polyporus, Boletus). '^^Familie Golydiidae: Ditoina Hhst. (Abb. 57 L). Synchita KeWvf ., Gicones C-ariis,, Goxehcs Latr.. Pycnomerus Er., in faulem Holz, unter Rinde usw. .^/io Familie Endomyehidae : Endo7nychus Pz., Lycoperdma Ltr., in Bovisten, in faulem, schimm- ligem Holz usw. B. Räuberische (forstnützliche) Arten. Fast alle Clavicornier-Famihen enthalten auch nützliche Arten, die vom Raub anderer, schädlicher Insekten leben. Wir können hierbei nach der Lebens- weise zwei Kategorien unterscheiden: die einen leben im Holz oder unter Rinde, um in den von Borkenkäfern usw. verfertigten Gängen Jagd auf deren Brut zu machen; die anderen leben frei und üben ihre nützliche Tätigkeit offen an den Stämmen oder auf Blättern oder Nadeln aus. a) Räuber, die auf die Brut von Holz- und Rindeninsekten in deren Bohrgängen Jagd machen. Es können hier nicht alle Arten, die in Borkenkäfergängen usw. gefunden wurden, angeführt werden. Denn ihre Zahl ist sehr groß; außerdem ist bei vielen Arten die Lebensweise noch wenig erforscht, so daß es noch nicht überall sicher ist, ob trotz des Aufenthaltes in Borkenkäfergängen die betreffenden Arten sich auch wirklich von Borkenkäferbrut ernähren. Ein weiterer Punkt bedarf noch der Feststellung, ob und inwieweit nämlich die einzelnen Arten auf bestimmte Borkenkäferarten angewiesen oder ob sie in dieser Beziehung völlig wahllos sind, d. h. mit allen Borkenkäferlarven in gleicher ^^eise vorliebnehmen. Nach den verschiedenen Fundortsangaben in systematischen und faunistischen Werken kann man sich über diesen Punkt kein irgendwie klares Bild verschaffen. Im folgenden seien die hauptsächlichsten Familien mit den wichtigsten räuberischen *) Die Epiiraea- Arten verhalten sich biologisch recht verschieden: ein Teil lebt in Schwämmen, andere an ausfließenden Baumsäften, wieder andere unter Rinde, in Borkenkäfer- gängen als Räuber (s. unten). Familiengruppe Clavicornia. 119 H J K L Abb. 57. Verschiedene Clavicornier. A Epuraea rufomarginata Steph., B Cucujus haematodes Er,, C Ipidia 4-notata F., D Nemosoma elongatum L , E Glischrochilus 4-pustulatus Hrbst., F Lathridius angusticoUis Gyll., G Laemophloeus ferrugineus Steph., H Rhizophagus grandis GylL, J Aulonium trisulcum Geoffr., K Colydium elongatum L., L Ditoma crenata F. Alle stark vergr. — Original Coleoptera. 4. Familienreihe: Diversicornia. Arten genannt. Es handelt sich hierbei, in Anpassung an die Borkenkäfergänge, meist um kleine schmale (oft sehr langgestreckte) flache Formen.-) Familie Ostomidae. J\ f Nemosorna elongatiirn L. , ein äußerst schmales langgestrecktes, dunkelgefiirbtes Tier von 4 — 6 mm Länge, mit breiten roten Binden auf den Flügeldecken (Abb. 57 d). Es wurde gefunden unter der Rinde von Buchen, Linden, Ulmen, Kiefern, in den Gängen von folgenden Borkenkäferarten: Pteleobius vittatus^ Carphoborus minmius, Ernoporus fag% Cryphalus tiliae, Pityophthorus micrographus^ Ips typograplnis, Taphrorgclnis bicolor Dryocoetes villosus, Xyleborns Saxescni. Xyloterns domesticKs. Familie Nitidulidae. Enthält zahlreiche räuberische Arten, als] deren häufigste folgende in Betracht kommen: Olischrochilus (Ips) quadrigtdtatus Ol., ein glänzend schwarzer, etwas an die Histeriden erinnernder Käfer von 4 — 67? mm Länge, mit 4 roten Makeln auf den Flügeldecken. In den Gängen von Xyleborus. — — quadripusHdakis Hrbst., ähnlich wie der vorige (Abb. 57 E), bei Blast, piniperda. Epuraea angustata Er. und laeviusnda GH., in den Gängen von Xyloterus lineatus. /j/j höchstens 3 mm, von gelber, brauner oder schwarzer Färbung, mit oder ohne Zeichnung Gattungsgruppe Scymnini — Hinterecken des Halsschildes und Schulterecken der Flügeldecken breit ab- gerundet (Abb 60 D); oval, wenig gewölbt, matt, dicht behaart Gattungsgruppe Noviini Von den zahlreichen Arten der Coccinellinae^ die alle in der räuberischen Lebensweise übereinstimmen, mögen folgende Arten, die dem Forstmann am häufigsten begegnen, genannt werden: , Von den Coccinellini: VjJH Coccinella septempunctata L. „Siebenpunkt'' (Abb. 60 A). Das häufigste, allenthalben vor- kommende Marienkäferchen. Mittelgroß (5 — 8 mm), Flügeldecken rot oder gelbrot mit 7 schwarzen runden Makeln (die allerdings stark variieren, mitunter auch zusammen- fließen können). Über ganz Europa, Asien, Nordamerika und das nördliche Afrika ver- breitet. Ausnahmsweise auch phytophag, schädlich an Tannen (s. oben S. 123 Anm ). „ /«3 Coccinella (Aclalia) hipunctata L. (Abb. 60 B). Kleinere Art (5 mm). In der Zeichnung äußerst variabel: gewöhnlich Flügeldecken rot mit zwei schwarzen Punkten, manchmal auch mit 4; bisweilen verbreitet sich das Schwarz so sehr, dal^ die Gnmdfarbe schwarz wird und nur 4 oder gar nur 2 rote Makeln übrig bleiben. Ebenfalls sehr häufig. Ausnahmsweise auch phytophag (1. c). ,,/^y Coccinella (Hahj%ia^ Anatis) ocellaia L. (Abb. 60 C). Die größte europäische Art. Flügel- decken rot, jede mit 10 länglichen, schwarzen, weißgeränderten Makeln. Sehr häufig an Nadelholz. Häufigste Art unter Leimringen. Coccinella [Hali/xia, Neomysia) oblongoguttata L. Ebenfalls große Art (6—8 mm). Flügel- decken rot oder rötlichgelb, mit länglichen, weißlichen, sternförmigen Makeln. Sehr häufig an Kiefern. '' y^^ Coccinella (Halyxia) sedexitnguttata L. Etwas kleiner (5—7 mm). Flügeldecken rötlichgelb mit je 8 weißlichen, runden Makeln. Ihre nebelgrau grundierte, mit schwarzen und lebhaft orangefarbenen Fleckchen gezeichnete Larve wurde von AI tum an Fichtenstämmen in großer Zahl beobachtet, woselbst sie unter den zahllosen Lachnus piceae Wek. auf- räumten. Von den Noeiini : /f> /^iNorius cruentatiis Muls. (Abb. 60 D). Die einzige europäische Art. — Klein (2 — 4 mm), oval, wenig gewölbt, oberseits dicht weißlich behaart. Flügeldecken schwarz, mit je 5 blutroten Makeln (bisweilen auch Flügeldecken rot mit je 5 schwarzen Makeln). — 120 Culeoptera. — 4. Familienreihe: Diversicornia. An Kiefern, in Rindenritzen, unter Rinde usw. Zuweilen ungemein häufig. Scheint der Spezialvertilger der großen roten Kiefernschildlaus Palaeoeoccus fuscipennis zu sein, mit der auch die Laive in Form und Farbe übereinstimmt. Welch' große Rolle Novius in der Vermehrungsbeschränkung der besagten Laus spielt, ist oben (S. 124) bereits erwähnt. Die Larve verpuppt sich in der letzten Larvenhaut, die in der Mitte der Länge nach platzt und klafft (s. Es eher ich u. Baer 19 13). Von den Scymnini : 'Vj Scymnus abietis Payk, Eine kleine einfarbig bräunlichgelbe Art von ca. 2V, mm Länge. Larve mit weißen wachsähnlichen Ausscheidungen (Abb. 59B). Häufig an Fichten. .'Scymnus suturalis Thunb. Noch kleiner als die vorige Art. Flügeldecken gelbrot, mit schwarzer Naht und Flügeldeckenbasis. Larve wie bei der vorigen Art. Sehr häufig an Kiefern. Von den Coceiduihd : ■^. Jihhobms chrysomeloides Hbst. Kleine Art von 3 mm Länge, von ovaler flach gewölbter Körperform und bräunlichgelber Färbung, Flügeldecken mit zwei schwarzen Makeln vor der Mitte und je einem gebogenen Längsstrich hinter der Mitte. Häufig auf Kiefer. Von den Chilocorini : ■ '?■< Chilocorus bipustulatus L. (Abb. 60 E). Kleine Art von 3 — 4 mm Länge, stark glänzend, schwarzbraun. Flügeldecken mit schmalen gelbroten Querbinden in der Mitte. Larve mit großen dornanigen verästelten Fortsätzen (Abb. 59 B). Verpuppung wie bei Novius. Sehr häufig auf Nadelholz. — /.Y Chilocorus (Exochonius) quadripustulatus L. Der vorigen Art ähnlich, doch etwas größer, 3 — 5 mm. Schwarz glänzend, Flügeldecken meist mit 4 roten Makeln (2 halbmond- förmigen an der Schulter und zwei nmden hinter der Mitte). Laive wie bei der vorigen. Ebenso häufig auf Nadelholz. — Literatur über Clavicornia. Boeker, P., 1906, Nutzen der Coccinella-l^arwen. — In: Arb. K. Biol. Anst. f. L. u. F., Bd. V, Heft 5, S. 282. Escherich und Baer, 1913, Tharandter Zoolog. Miscellen. Vierte Reihe, Nr. VH. — In: N. Z. f. F. u. L., XI, S. 125 ff. Fleischer, A., 1877, Der Fichtenborkenkäfer im Böhmerwald usw. — In: Vereinsschr. Böhm. Forstvereins, III. Hacker, Leop., 1899, Allerlei Biologisches über Coccinelliden. — In: 111. Zeit. f. Ent. Bd. IV, S. 137. Kleine, R., 1909, Die europ. Borkenkäfer und ihre Feinde usw. — In: Entom. Bl., S. 77 u. 78. Saalas, U., 1917, Die Fichtenkäfer Finnlands. Helsingfors. Schröder, Chr., 1905, Bericht über die während des Jahres 1903 zur Einsendung gebrachten Schädlinge. - Referat in: Z. f. w. L, Bd. I, S. 429. Familiengruppe Brachymera. Die Brachymeren stellen eine kleine Familiengruppe dar; es sind mittelgroße bis kleine und kleinste Tiere (8 — 2^/^ mm), teils von länglicher oder ovaler flachgewölbter, teils von runder hochgewölbter Form. Fühler stets mit einer Keule, die länglich oder kurz sein kann. Beine kurz mit deutlich 5 gliederigen Tarsen. Die hauptsächlichsten Familien der Gruppe sind die Dermest/due und die Byrrhidae^ von denen uns aber hier nur die ersteren interessieren. Familie Dermestidae. Kötper von ovalem oder länglichem Umriß, behaart oder beschuppt, schwach gewölbt (im Gegensatz zu den Byrrhiden, die beinahe halbkugelförmig sind). Die Larven der Dermestiden in der Regel langgestreckt , mit kurzen Beinen; Kopf geneigt, mit nach unten gerichteten Mundteilen. Brust- und Hinterleibsringe mehr oder weniger verhornt oder wenigstens mit verhornten Rückenschildern versehen. Besonders charakteristisch ist die dichte und verschieden gestaltete Behaarung, die stellenweise zu Büscheln, die teil- weise auch aufgerichtet und gespreizt werden können, zusammentritt. Die Verpuppung findet gewöhnlich in der letzten, in der Mittellinie platzenden Larvenhaut statt (ähnlich wie bei ver- schiedenen Coccinelliden). Familie Dermestidae. 127 In der Lebensweise stimmen die meisten Dermestiden darin überein, daß sie und ihre Larven von allerlei tierischen Stoffen, von Aas, ungegerbten und gegerbten Tierhäuten, trocken aufbewahrtem Fleisch, Speck, Knochen, Haaren, Hörn usw. leben. Auch getrocknete Insekten werden angegangen und aus- gefressen, worunter Insektensammlungen oft schwer zu leiden haben. Manche Arten sind in Raupennestern gefunden worden, wo sie von den abgeworfenen Raupenhäuten sich nähren; andere in altem Holz lebende Arten nähren sich von den Resten von Holzinsekten. Einige Arten [Dermestes lardarius und bicolor) halten sich in Taubenschlägen, Hühnerställen usw. auf und fressen mitunter die Tauben- und Hühnerbrut an, wodurch sie großen Schaden verursachen können. — Abb. 61. Verschiedene Brachymeren. A Dermestes lardarius L. (gemeiner Speckkäfer), a Larve desselben; B Attagenus pellio L. (Pelzkäfer), b Larve desselben; C Anthrenus museorum L. (Museumskäfer), c Larve desselben. Alle vergr. — Original. Wenn die Dermestiden darnach also auch keine eigentlichen Forstinsekten sind, so wird der Forstmann und Forstentomologe oft genug von ihnen geschädigt (durch Zerstörung von Fellen, Vernichtung von Insektensammlungen), so daß eine kurze Behandlung der Familie wohl gerechtfertigt ist. Als die bekanntesten und häufigsten Vertreter der Dermestiden nenne ich hier: Tu ^'^ Dermestes lardarius L. („Gemeiner Speckkäfer"). " Ein länglich geformter Käfer von 7 — 9 mm Länge; Flügeldecken im vorderen Drittel mit einer gelblich weißen, hinten gezackten Querbinde, die mit einigen schwarzen Punkten be- setzt ist (Abb. 61 A). 128 Coleoptera. — 4. Faniilienreihe: Diversiccrnia. Die behaarte Larve (Abb. 61 a) ist an den zwei kurzen, gekrümmten Enddornen am Hinterende des Abdomens leicht zu erkennen. Sie hält sich vornehmlich in Speise- kanrmern, Bodenverschlägen, Wohnräumen auf und befällt besonders Tierfelie, Bälge aller Art, aber auch Speck, Schmken, gedörrtes P'leisch, Käse usw. Auch in Taubenschlägen, Hühner- ställen usw. kommen die Larven bisweilen vor. wo sie die jungen Tauben und eben aus- kriechenden Kücken anfressen und töten (Zimmermann 1918^. Die Entwicklung geht sehr rasch von statten: in ca. 6 Wochen ist eine Generation beendet. „So reichen wenige Sommer- wochen hin, um eine stolze Naturaliensammlung in einen Haufen trauriger, von krümeligen braunen Exkrementen durchsetzter Überreste zu verwandeln" (Heymons). ') Einige andere Dermestes- Arien werden als Fresser toter Insekten resp. von Insekten- resten genannt: Dermestes aurichalccus Küst. wurde in Tirol in den Nestern von Thaiimato- poea pityocmnpa (Kiefernprozessionsspinner), Derm. Erichsoni Gglb. in den Nestern von Euprortis chrysorrhoea (Goldafter) gefunden; Denn. Belmi Rttr. nährt sich hauptsächlich von toten Mücken, die am Frischen HafF in Unmengen an das Ufer gespült werden (Reitter IH, S. 150). T,y f„ Attagenus pellio L. („Pelzkäfer"). ' Kleiner als der vorige (4 — 5V2 mm), weniger gewölbt, Oberseite schwarz mit je eine'n silberweißen Haarpünktchen in der Mitte der Flügeldecken (Abb. 61 B). Seine Larve (Abb. 61 b) ist durch einen langen Haarschopf am Hinterende des Abdomens ausgezeichnet; sie lebt besonders in Tierfellen, rohen oder bearbeiteten, in Pelzwerk, Polstermöbeln usw. „/St Anthrenus museorum L. („Museums-'^ oder „Kabinettkäfer"). Ein kleines, 2 mm langes, rundliches Käferchen, dessen Oberseite mit einer Anzahl hell- graugelber Binden geschmückt ist (Abb. 61 C). Die Larve (Abb. 61 c), die etwa 5 mm lang wird, ist „mit einem wahren Arsenal von verschiedenartigsten, zum Teil wieder mit Zacken bewehrten Haaren und Borsten besetzt. Auch am Hinterende ist ein langer Haarbüschel. Berührt man eine solche Larve, so benimmt sie sich fast wie ein kleiner Igel und sträubt ihr Borstenkleid, das ihr wohl als Schutzmittel gegen die unerwünschte Annäherung von Staubläusen, Milben und anderen Feinden gute Dienste leistet". „Felle und Pelzwerk sagen den Arä/irefius-Larven besonders zu; für die Naturaliensammlungen gehören sie daher zu den schlimmsten Feinden, die es gibt. An ausgestopften Säugetieren werden die Haare stellenweise weggefressen, und an den Vogelbälgen zernagen sie die Federschäfte und die eingetrockneten Hautteile an den Beinen." „Ebenso verstehen sie es in unglaublicher Geschicklichkeit in Insekten- kästen einzudringen, in denen sich ihre Tätigkeit dann sehr schnell durch den Zerfall der Insekten und kleine am Boden liegende Häufchen brauner Staub- krümel bemerkbar macht" (Heymons). Als bestes Vorbeugungsmittel dient ein guter Verschluß (Nut und Feder) der Insektenkästen, dann Naphthalin, das am besten in Form von Kugeln (in allen Naturalienhandlungen zu haben!) jedem Kasten beizugeben ist. Sind einmal die Anthrenen eingedrungen, sind die Kästen mit Schwefelkohlenstoff in luftdicht abgeschlossenen Blechgefäßen zu desinfizieren. — Familiengruppe Sternoxia. Den Sternoxien kommt (mit ganz wenig Ausnahmen) ein ziemlich übereinstimmender Habitus zu: Körper von gestrecktem Umriß, nach vorn und hinten verengt, am Kopf abgestutzt, am Hinterende zugespitzt, ziemlich flach, Fühler meist gesägt. Die Larven zeigen zwei ver- schiedene Haupttypen, je nachdem sie im Holze oder in der Erde (von Wurzeln usw.) leben : die ersteren sind weich, weiß, äugen- und beinlos (Buprestidentypus), die letzteren stark chitinisiert, gewöhnlich bräunlichglänzend, und stets mit Beinen versehen (Elateriden-Typus, ,, Drahtwürmer"). ^) Day teilt (Ent. Monthly Magaz. 1922, S. 209) eine Beobachtung mit, wonach zahl- reiche Denn, lardarius sowohl als Larve wie auch als Imago in dem alten Gebälk eines Häutemagazines gefunden wurden, wo sie ausgedehnte Gänge genagt und sich anscheinend von Holz genährt hätten. Es drängt sich hier die Frage auf, ob nicht die Gänge von anderen Insekten (vielleicht Anobien) herrührten und die Dermestes Jagd auf diese Holzinsekten machten? Familie Buprestidae. 12Q Die Sternoxien enthalten mehrere Familien, von denen wir hier drei zu behandeln haben, nämlich: die Buprestidae (Prachtkäfer), die Eucnemidae und die Elateridae (Schnellkäfer). Nur die erste und dritte Familie haben eine größere forstliche Bedeutung, während den Eucnemiden mehr theoretisches Inter- esse (als Bindeglied zwischen den Buprestiden und Elateriden) zukommt. Die drei Familien lassen sich folgendermaßen unterscheiden: I. Halsschild nicht beweglich, mit dem übrigen Körper fest verbunden, mit den Flügeldecken in einer Flucht gewölbt, seine Hinterecken niemals in Spitzen ausgezogen. Meist auffallend schön metallisch gefärbt. Larven im Holz oder unter Rinde lebend, daher stets weichhäutig, weiß, äugen- und beinlos. Prachtkäfer Familie Bifprestidae — Halsschild mehr oder weniger auf- und abbewegbar, zur Flügeldeckenbasis meist abschüssig gewölbt resp. abgeflacht (wo dies nicht der Fall, da sind die Fühler stark gekämmt oder gefiedert); die Hinterecken gewöhnlich mehr oder weniger deutlich in Spitzen ausgezogen 2 2. Zwischen dem letzten und vorletzten Bauchring keine gelbe glänzende Gelenk- haut sichtbar. Fühler zwischen den Augen auf der fast senkrechten Stirne eingefügt, neben dem Kopfschild beiderseits eine Grube zum Einlegen des ersten Fühlergliedes. Ohne (oder nur mit ganz schwachem) Schnell- oder Sprungvermögen. Meist kleine (4 — 9 mm), dunkel oder braun gefärbte Tiere. Larven zum größten Teil im Holz lebend und daher wie die der vorigen weich, weiß, äugen- und beinlos Familie Eucnemidae — Zwischen dem letzten und vorletzten Bauchring eine deutliche gelbe glänzende Gelenkhaut. Fühler vor den Augen unter dem fast immer leistenartig vor- tretenden Seitenrand des Kopfes eingefügt. Ausgeprägtes Schnellvermögen. Larven in der Erde oder im Mulm lebend (von Pflanzenwurzeln usw.), stark chitinisiert, meist braun gefärbt, stets mit Beinen und Augen versehen (,, Drahtwürmer"). Schnellkäfer Famihe Elateridae Familie Buprestidae. Prachtkäfer. Die Prachtkäfer haben ihren Namen von der meist schönen metallisch grünen, blauen, purpurroten oder kupferigen Färbung des Körpers, die besonders in den Tropen, der eigentlichen Heimat der Bupresten, zu wunderbarer Pracht gesteigert ist. Mit wenig Ausnahmen zeigen sie den typischen oben bezeichneten Sternoxien-Habitus : Körper von gestrecktem Umriß, nach vorn und hinten verengt, am Kopf abgestutzt, am Hinterende zugespitzt, Rücken ziemlich abgeflacht, Bauchseite mehr oder weniger gewölbt, oft beinahe winklig erweitert, Kopf senkrecht gestellt und in das Halsschild bis zu den Augen eingezogen. Mundgliedmaßen kurz und gedrungen, oft sogar etwas verkümmert (darauf ist auch wohl die Erscheinung zurückzuführen, daß man bis- weilen in den Puppenwiegen tote Imagines findet, welche, nicht imstande sich völlig nach, außen durchzunagen, eingegangen sind). Fühler meist schon vom 4. Glied an deutlich nach innen ge- sägt, auf dem untersten Teil der Stirne zwischen den unteren Enden der länglich ovalen Augen eingelenkt. Das Halsschild schließt sich mit seinem Hinterrande den Flügeldecken genau an. Der mittlere Fortsatz der Vorderbrust reicht zwischen den Vorderhüften durch und greift in eine entsprechende Grube der Mittelbrust ein, ohne aber darin frei versenkt werden zu können wie bei den Schnellkäfern. Die Flügeldecken bedecken den ganzen Hinterleib, der ventral 5 Ringe zeigt, von denen die beiden ersten verwachsen sind. Tarsen 5gliederig, die einzelnen Glieder häufig herzförmig und mit einer filzigen Sohle versehen. Die Larven (Abb. 62) der Prachtkäfer stimmen alle daiin überein, daß sie weißlich und weichhäutig, blind und beinlos sind. Außerdem sind sie dadurch besonders gekenn- zeichnet, daß der Brustabschnitt, vornehmlich der erste Brustring, mehr oder weniger stark verbreitert ist. Der Kopf ist tief in den Prothorax zurückgezogen, aus dem er aber hervorgestreckt werden kann ; nur in seinem vorderen, für gewöhnlich hervorragenden Teil ist er stärker chitinisiert. Fühler dreigliederig, die Lippentaster völlig rudimentär. Sehen wir von den hier nicht in Betracht kommenden Larven von Trachys ab, so kann man die Bup res t enlarv en in zwei wesentlich voneinander abweichende Typen einteilen: nämlich Escherich, Forstinsekten. II. Bd. 9 [30 Coleoptera. — 4. Famüienreihe: Diversicornia. Typus I („Bup res tinen- Typus"): Brustabschnitt stark abgeflacht und mächtig verbreitert (I. Brustring scheibenförmig, 2. und 3. viel kürzer und stark quer), so daß der dünne Hinterleib gewissermaßen wie ein schwanzförmiger Anhang erscheint. Das letzte Hinterleibssegment einfach abgerundet, nicht mit Dornen besetzt (Abb. 62A— D). Typus II („Agrilinen-Typus"): Der erste Brustring nur wenig verbreitert und nur wenig abgeflacht, die übrigen Körperringe im Querschnitt fast rund, das letzte Hinterleibsegment mit 2 stark verhornten Spitzen bewaffnet (Abb. 62 E).^) Was- die Lebensweise der Prachtkäfer betrifft, so ist diese bei den meisten Arten mehr oder weniger übereinstimmend: Die Flugzeit fällt in die warmen Sommermonate; die Käfer treiben sich im heißesten Sonnenschein auf Blumen, deren Pollen sie fressen, oder auf Blättern, in die sie Löcher fressen, oder auf Holzstämmen usw. herum und sind äußerst flüchtig, so daß sie nicht IaTj A B C D E Abb. 62, Verschiedene Buprestiden-Larven. A Buprestis 9-maculata L., B Chrysobothris, C Phaenops cyanea F., D Anthaxia morio F., E Agrilus auricollis Kiesw. Vergr. — A — D nach Perris, E nach Wachtl. leicht gefangen werden können (während sie bei kühler und feuchter Witterung träge werden und sich leicht greifen lassen). Sie sind also richtige „Sonnen- tiere", wie ja auch ihr Hauptverbreitungsgebiet in den Tropen gelegen ist. Die Begattung, bei der das c^ auf dem 5 sitzt, findet ebenfalls in der Sonne auf Blättern usw. statt. Das $ legt seine Eier an die Rinde (in Ritzen usw.) einzeln oder zu mehreren vereinigt ab. Mit Ausnahme der schon genannten Trachys-kxi&n. und einiger weniger in den Wurzeln und Stengeln von Kräutern lebenden Formen sind alle Buprestiden- *) Nach Leisewitz (1906) unterscheiden sich die beiden Typen auch bezüglich ihrer Fortbewegungsart: beim Typus I übernimmt die Hauptleistung bei der Fortbewegung das ge- waltig ausgedehnte erste Thoraxsegment, das dementsprechend auch reichlich mit Domen aus- gestattet ist, während bei Typus II das Hauptorgan der Fortbewegung die beiden starken Chitin- fortsätze am letzten Segment darstellen. Familie Buprestidae. 131 Larven Baumbewohner, die ihre Gänge zwischen Rinde und Holz oder in der Rinde fressen. Die Gangform ist bei den meisten Arten im Prinzip die gleiche: es sind gewöhnlich flache, un- regelmäßig geschlängelte, ganz allmählich sich verbreiternde und mit Bohrmehl dicht angefüllte Gänge (Abb. 63), die meist in einer im Holz oder in der Rinde liegenden Puppenwiege enden. Das Bohrmehl ist bei vielen Arten „wolkig" angeordnet (Abb. 63 u. 66), was ein gutes Unterscheidungsmerkmal gegenüber den oft ganz ähnlichen Fraßgängen der Bockkäfer abgeben kann. Die wolkige Anordnung rührt wohl daher, daß das Bohr- mehl mit dem dünnen schwanzähnlichen Hinterleib, der meist seitwärts gekrümmt ist, von Zeit zu Zeit angedrückt wird. Es kann natürlich auf diese Weise nicht so viel Kraft entwickelt und das Bohrmehl nicht so fest zusammengedrückt werden, daß die Grenzen der einzelnen Häufchen ganz ver- schwinden. Die beiden Larventypen verhalten sich bei der Ver- puppung verschieden: Die breite abgeflachte Larve (Typus I) dreht sich in der Puppenwiege um, so daß der Kopf der Larve, resp. der Puppe und des Käfers nach der Eingangs- öffnung gerichtet ist und daher die Imago durch die letztere einer Buprestiden-Larve nach außen tritt, resp. nur noch die davorliegende Rinde [f^^'^^}^^^ m"f 'wolk^ zu durchnagen hat. Die zylindrische Larve (Typus H) dreht angeordnetem Bohr- sich in der Puppenwiege nicht um, was ihr infolge ihrer "^^^'- — N. — Form wohl auch nur schwer gelingen würde, sondern ver- puppt sich in der Fraßrichtung der Larve. Der Jungkäfer muß sich daher noch ein besonderes Loch aus der Puppenwiege nagen, so daß letztere also zwei Löcher aufweist (Abb. 64). Abb. Fraßgang '^,i'f|'' m j'i! liinii'lli B D Abb. 64. Fluglöcher und Puppenwiegen von Buprestiden. A Puppenwiege von Poecilonota rutilans F. (Typus I) bei erhaltener Rinde; a Flugloch, b zwischen Rinde und Holz hinauf- laufender mit Fraßmehl vollgestopfter Gang. B Flugloch. C Puppenwiege von Agrilus^ (Typus II) im Längsschnitt an einem entrindeten Fraßstück. D Flugloch desselben. — N. — Die außen an der Rinde sichtbaren Fluglöcher sind mit wenigen Aus- nahmen elliptisch (dem Querschnitt des Körpers entsprechend); in vielen Fällen, 9* 132 Coleoptera. — 4. Familienreihe: Diversicornia. d. h. bei den Arten, bei denen die Bauchseite viel stärker gewölbt ist als die Rückenseite (wie bei den Agrilinen) werden die Fluglöcher von zwei verschiedenen Bögen begrenzt, einem flacheren und einem gewölbteren, der oft beinahe winklig erscheint, so daß das Flugloch die ungefähre Form eines stumpfwinkligen Drei- eckes erhält (Abb. 64 D). Die Generation der Prachtkäfer ist i — 3 jährig, in der Regel wohl 2 jährig, eingehendere Untersuchungen über diese Frage sind noch sehr erwünscht. Differenzialdiagnostisch kommen hauptsächlich die Fraßbilder der Bockkäfer in Betracht, die in manchen Fällen den Prachtkäfergängen sehr ähnlich sind. Doch kann man die letzteren meist daran gut erkennen, daß sie flacher sind, daß ihr Boden eben (nicht rinnen- förmig) ist und daß ihre Ränder gewöhnlich schärfer sind. Auch kann, wie schon gesagt, die wolkige Anordnung des Bohrmehles und die Form der Fluglöcher oft gute Anhaltspunkte zu einer richtigen Diagnose geben. Wo die Fluglöcher die letzterwähnte dreieckige Form auf- weisen, da ist die Beatimmung sehr einfach und klar; wo aber die elliptische Form vorliegt, da ist die Diagnose schwieriger: in manchen Fällen kann wenigstens der Umstand auf den richtigen Weg führen, daß die Prachtkäfer-Fluglöcher an den Seiten oft schärfer, beinahe ge- winkelt erscheinen, während die Bockkäfer-Löcher meist mehr gerundet sind. Als Feinde der Buprestiden kommen in erster Linie die Spechte in Be- tracht, die die Larven unter der Rinde hervorholen, sodann verschiedene Raub- insekten, die Jagd auf die Imagines machen, wie die Mordfliege Laphria (Kleine), die Grabwespe Cerceris bupresticida (Perris), und endlich verschiedene Ichneu- moniden. Die forstliche Bedeutung der Prachtkäfer beiuht lediglich auf dem Larven fr aß (der bisweilen beobachtete Blattfraß der Imagines spielt praktisch keine Rolle). Sie kann eine sehr erhebliche werden, da die von den Larven befallenen Pflanzen oder Pflanzenteile gewöhnlich zum Absterben gebracht werden. Und da, besonders in heißen Jahren, die Vermehrung gewisser Arten eine starke sein kann, so können durch die Prachtkäfer größere Verwüstungen besonders in Heisterpflanzungen angerichtet werden. Die Bekämpfung der Prachtkäfer bietet große Schwierigkeiten und beruht in der Hauptsache auf einer möglichst frühzeitigen radikalen Entfernung alles befallenen Mateiials. Systematische Übersicht. Wir können die für uns in Betracht kommenden Buprestiden in zwei Unterfamilien einteilen : 1. Körper verhältnismäßig breit, höchstens 2^1^ — a^^mal so lang als breit (Abb. 65). Klauen einfach, ungezähnt. Larven nach dem Typus I, d. h. flach mit stark verbreitertem Brustabschnitt (Abb. 62A-D) Unterfamilie Baprestinae 2. Körper schmal und langgestreckt, mehr als dreimal so lang als breit (Abb. 70). Klauen mit großem Zahn. Larven nach den Typus II, d. h. walzenförmig, mit nur wenig verbreitertem Brustabschnitt (Abb. 62 E) . . Unterfamilie Agrilinae Übersicht über die Gattungen. Unterfamilie Buprestinae. 1. Sehr groß, 24 — 30 mm lang. Oberseite erzbraun, mit vertieften messing- glänzenden Furchen und Eindrücken (Abb. 65 A) Chalcophora Sol. — Kleiner, meist unter 20 mm (nur wenige Arten erreichen 20 — 23 mm) . . 2 2. Itrstes Fühlerglied verdickt und sehr lang, ebenso das dritte Glied, das beinahe so lang als die drei folgenden zusammen ist. Flügeldecken mit gold- glänzenden Gruben (Abb. 65 H) Chrysobothris Eschsch. Buprestiden in Nadelholz. I-j? — I. und 3. Fühlerglied nicht auffallend verlängert 3 3. Basis des Halsschildes (und entsprechend auch der Flügeldecken) doppelbuchtig (Abb. 65 F) 4 — Basis des Halsschildes gerade abgeschnitten. Meist kleinere Arten von breiter flacher Form (Abb. 65 G) Anthaxia Eschsch. 4. Flügeldecken mit deutlichen Streifen, dazwischen oft mit reihig gestellten glänzenden Reliefs -• 6 — Flügeldecken dicht irregulär punktiert, manchmal dazwischen mit einigen an- gedeuteten Rippen, aber stets ohne glänzende Reliefs 5 5. Fühler vom 3. Glied an schwach sägeartig erweitert. Flügeldecken ohne Rippen. Oberseite einfarbig blau (Abb. 65 F; Phaenops Lac. — Fühler vom 4. Glied an sägeartig erweitert. Flügeldecken mit einigen ver- kürzten schwachen Längsrippen. Oberseite dunkel metallisch mit gelber Fleckenzeichnung (Abb. 65 D) Melanophila Eschsch. (1. Flügeldecken im hinteren Drittel seitlich deutHch ausgeschnitten. Flügeldecken- spitze schwanzförmig verlängert. Seiten des Halsschildes vor den Hinter- ecken deutlich ausgeschnitten (Abb. 65J) . . . . • Dicerca Eschsch. — Flügeldecken vor der Spitze nicht oder nur schwach ausgeschnitten. Flügel- deckenspitze nicht oder nur sehr undeutlich schwanzartig verlängert. Hals- schildseiten vor den Hinterecken nicht ausgeschnitten; Halsschild mehr oder weniger trapezförmig 7 7. Flügeldecken nur punktiert und gestreift, ohne geglättete Stellen. Scliildchen klein, rvindlich. Oberseite einfarbig metallisch oder mit gelber Flecken- zeichnung (Abb. 65 B u. E) Bitpresllii L. — Flügeldecken gestreift und mit zahlreicher, geglätteten Stellen. .Schildchen quer. Oberseite kupferfarbig oder herrlich grün mit purpurroten Seiten (Abb. 65 C) Poecilonota Eschsch. Unterfamilie Agrilinae. Hierher nur zwei Gattungen: Halsschild mit doppelter Seitenrandkante, außerdem meistens daneben auf der Scheibe mit einem vorne verkürzten Kiele. Schildchen mit einem feinen Ouerkiel vor der Spitze. Körper sehr lang und schmal. Oberseite meist einfarbig grün oder blau oder höchstens mit einigen kleinen weilien Haar- makeln auf den Flügeldecken Agrilus Curt. Halsschild mit einfacher Seitenrandkante. Schildchen ohne Kiel. Körper weniger schmal und gestreckt, Oberseite gewrJlbter. Hügeldecken mit queren zackigen Haarbinden oder einfarbig metallisch Coraehus Lap. Biologie und forstliches Verhalten der einzelnen Arten. Nitsche teilt die Buprestiden vom forstentomologischen Standpunkt in 4 Gruppen ein, je nachdem sie: i. unschädlich in alten Stöcken, oder 2. merk- lich schädlich in alten noch lebenskräftigen Bäumen, oder 3. sehr schädlich in Lauholzheistern oder endlich 4. sehr schädlich in alten Bäumen vorkommen. Diese Einteilung erscheint wenig zweckentspiechend und teilweise auch nicht ge- rechtfertigt (so die Trennung von Gruppe 2 und 4). Wir glauben den prak- tischen Bedürfnissen besser Rechnung zu tragen, wenn wir die Prachtkäfer ein- fach in Nadelholz- und Laubholzformen trennen, zumal diese Einteilung zum Teil auch mit den systematischen Kategorien Hand in Hand geht (die Gattung Dicerca z. B. enthält nur Laubholzformen, ebenso die Unterfamilie der Agrilinae, während die Gattung Buprestis nur Nadelholzformen enthält usw.). A. In Nadelholz. Nur Buprestinae. Chalcophora mariana L. In alten Kiefern- stöcken. Buprestis rustica L. In Tanne, Fichte, Kiefer. — haemorrhoidalis Hbst. In Tanne u. Fichte — 9-maculata L. In Kiefer und Fichte. Phaenops cyanea F. In Kiefer. Anthaxia 4-punctata L. In Kiefer u. Fichte. — nigritiila Ratz. In Fichte imd Kiefer. — morio Fab. In Fichte und Kiefer. sepulchralis F. In Kiefer. — S -guttata L. In Kiefer und Fichte. Chrysobothris Solieri Lap. In Kiefer. l-iA Coleoptera. — 4. Familienreihe: Diveisicornia. T'u'i Chalcophora mariana L. Großer Kiefernprachtkäfer. Die größte mitteleuropäische Prachtkäferart (bis 30 ram Länge). Erzbraun, mit vertieften messingglänzenden Furchen und flachen Eindrücken (Abb. 65 A). Den Käfer trifft man häufig in Kiefernrevieren auf freien Waldplätzen, Be- samungsschlägen, Waldrändern usw., wo er an Stöcken, Klaftern, Zäunen usw. sitzt. Die Larven entwickeln sich in totem, morsch werdendem Kiefernholz, besonders in Stöcken, wo sie das ganze Holz zuweilen so in Wurmmehl verwandeln, daß es auseinanderfällt. Forstlich unschädlich, da er nur totes morsches Material annimmt. Da er aber durch Größe, Erscheinung, Häufigkeit usw. dem Forstmanne auffallen muß, so ist seine Erwähnung als „aufTallendes" oder „täuschendes Forstinsekt" gerechtfertigt. Gattung Buprestis L. Mittelgroße Arten (12 — 15 mm), nach vorn und hinten ziemlich gleichmäßig verschmälert, mit einfachen, d. h. nicht schwanzförmig ausgezogenen Flügeldeckenspitzen, mit kleinem rundem Schildchen und mehr oder woniger trapezförniigem Halsschild. Larve flach, mit stark verbreitertem Brustabschnitt (Typus I) (Abb. 62 A). Die 4 in Betracht kommenden Arten lassen sich folgendermaßen kurz kennzeichnen: 1. Flügeldecken einfarbig, metallisch grün, erzbraun oder kupferfarbig, ohne gelbe Makeln 2 — Flügeldecken mit gelben oder braunen Makeln 3 2. Körper kürzer und breiter gebaut. Kopf und Halsschild dicht und grob punktiert. Letzterer reichlich doppelt so breit als lang, dicht vor der Basis am breitesten, die Seiten nach vorne stark gerundet verengt (Abb. 65 E) . rustica L. — Körj^er länger und schmäler gebaut. Kopf und Halsschild weniger grob und etwas spärlicher punktiert. Letzterer nicht ganz doppelt so breit als lang, nach vorne fast gerade verengt haemorrhoidalis Hbst. 3 Oberseite metallisch blau oder grün, Flügeldecken mit 4 großen gelben Quer- makeln, 9 — 15 mm (Abb. 65 B) 8 -guttata L. — Oberseite schwarz mit Erzglanz. Flügeldecken mit 4 gelben Schrägflecken, 14 — 20 mm 9-viaculata L Über die 4 hier genannten Arten ist im Einzelnen noch wenig bekannt. Man findet die äußerst flüchtigen Imagines in Nadelholzrevieren, besonders auf Schlägen, stellenweise ziemlich häufig, wo sie an heißen Sommertagen bei Sonnenschein an gefällte Stämme, an Klafterholz oder Stöcke anfliegen. Sehr häufig traf ich sie im Bialowieser Urwald (August 19 16), wo es zur Mittagszeit auf einem frischen Schlag geradezu von ihnen wimmelte. Auch AI tum erwähnt häufiges Vorkommen der Buprestis g-maculata L. (== flavomaculata F.) in verschiedenen Kiefernforsten Norddeutschlands. Ihre Entwicklung findet wohl gewöhnlich im toten Holz (gefällten Stämmen, Klafterholz, Stöcken) statt, so daß ihre forstliche Bedeutung, wenn überhaupt von einer solchen gesprochen werden kann, nur sehr gering anzuschlagen ist. Nur B. 8-guttata L. scheint eine Ausnahme zu machen, indem ihre Larven nach den Angaben von Perris (1854) sich auch in 6 — 8jährigen Kiefern und Fichten entwickeln, wodurch die jungen Pflanzen zum Absterben gebracht werden. In diesem Falle würden wir es also mit einem Kultur - Schädling zu tun haben. Buprestiden in Nadelholz. 135 O Abb. 65. Verschiedeae Buprestinae. A Chalcophora mariana L. (.iV^ x), B Buprestis octo- guttata L. (3 x), C Poecilonota rutilans F. (3 X), D Melanophila decastigma F. (3 x), E Buprestis .rustica L. {2'!,^ x), F Phaenops cyanea F. (3 X), G Anthaxia 4-punctata L. (5 x), H Chrysobothris affinis F. (3 x), J Dicerca aenea L. (1V2 X)- — ^rig. 136 Coleoptera. — 4. Familienreihe: Diversicornia. ' f-'.i Phaenops cyanea F. Ein mittelgrolkr (8 — 11 mm) ovaler, abgeflachter Prachtkäfer (Abb. 65 F) von einfarbig blauer oder blaugrüner Färbung, mit dicht irregulär punktierten Flügeldecken, mit 3 gliederigen, schwach sägeförmig erweiterten Fühlern. — Larve mit stark verbreiterter kurzer Vorderbrust, diese mit einer schmalen, ovalen und in der Mitte geteilten stark gerunzelten Chitinplatte auf der Oberseite (Abb. 62 C). Phaenops cya?iea ist in erster Linie ein Kieferninsekt (in Südfrankreich befällt sie die Seekiefer, in Deutschland die gemeine Kiefer), kommt jedoch auch an Fichten vor (Escherich und Baer 1908). Flug?eit Juni-Juli ; das 9 legt seine Eier einzeln in die Ritzen der Borke. Die geschlängelten flachen Larvengänge verlaufen in alten Bäumen ziemlich lang in der Rinde und greifen erst gegen das Ende zu in den Splint ein. Das Bohrmehl zeigt deutlich wolkige An- ordnung (Abb. 66). In dünnen Stämmchen ,,schlängeln sich die Gänge unregelmäßig bald quer, bald mehr der Längsrichtung des Stämm- chens folgend um dasselbe, öfters umkehrend und vielfach nur kleine Inseln der Bastschicht übrig lassend; sie greifen dabei nur schwach in den Splint ein, im L^nterschied zu gewissen sonst ähnlich lebenden Bock- käferlarven" (z. B. Pogonochaerus). Die Verpuppung findet meist in der Borke statt (Schreiner 1882, Torka 1907, Escherich und Baer 1908), nach Kleine (1907) kommen allerdings auch Puppenwiegen im Holz vor. Letzeres ist regelmäßig der Fall bei dünnen Stämmchen. Die Generation scheint 2 jährig zu sein. Die zweite Überwinterung der fast erwachsenen Larven findet in der Borke statt; ob sie nach dieser Überwinterung nochmal fressen, ist noch fraglich. Kleine hält es für wahrscheinlich; Torka fand allerdings schon im November eine Anzahl Puppenwiegen. Angegangen werden hauptsächlich alte Kiefern mit dicker Borke, doch wurde von Baer in Sachsen auch ein Befall von mannshohen kränkelnden Kiefern und Fichten beobachtet (Escherich und Baer 1908). Abb. 66, Larvenfraß von Phaenops cyanea F. in Föhre (Rinde). Aus Koch, phot. Kleine. Buprestiden in Nadelholz. — Anthaxia. 1^7 Die forstliche Bedeutung ist nicht so gering, wie sie bisher in unseren forstlichen Lehrbüchern dargestellt wurde. Nach den Beobachtungen von Schreiner, Torka, Kleine, Baer kommt Phaenops in Norddeutschland stellen- weise recht häufig vor (Kleine fand in einem Rindenstück von 20 qcm ca. 20 Stück !j und befällt nicht nur kränkelnde, sondern (nach Kleine) mitunter auch gesunde Stämme. Kleine (1907) bezeichnet ihn kurzweg als „Primär- fresser"; die anderen Autoren dagegen sprechen allerdings meist von kränkelnden oder frisch gefällten Bäumen, die von Phaenops befallen wurden, wonach es sich also für gewöhnlich um einen sekundären Schädling handeln würde. Gattung Anthaxia Eschsch. Als die wichtigste in Nadelholz vorkommende Art ist zu erwähnen: "ä Anthaxia 4-punctata L. " Ein kleiner (6 mm), breiter und flacher Prachtkäfer, schwarz mit schwachem Kupfer- glanz, mit 4 deutlichen in Querreihe gestellten Grübchen auf dem Haisschild, — Larve mit sehr stark verbreitertem eisten Brustring. Einer unserer häufigsten Prachtkäfer. Er befällt vornehmlich die Kiefer und Fichte, soll jedoch auch in Lärche und Wacholder vorkommen (Nördlinger). Die Flugzeit fällt in den Juni und Juli; der Käfer hält sich während derselben häufig auf Blüten auf. Die Larve entwickelt sich in jungen Pflanzen und Stämmchen, oder auch in abgefallenen Ästen, Zaunlatten usw. Sie nagt sich zwischen Bast und Splint schaifrandige mit Wurmmehl verstopfte, unregelmäßig geschlängelte, von oben nach unten verlaufende Gänge (Abb. 67) und begibt sich zur Verpuppurg in den Splint. Der Käfer verläßt seinen Geburtsort durch ein elliptisches Flugloch. Die Generation wird als zweijährig angegeben. Die Folgen des Fraßes bestehen in Kränkeln und Absterben der befallenen Pflanzen ; um so mehr, als es sich meist an und für sich schon um schlechtwüchsige oder durch Pilze, Rüsselkäfer usw. geschwächte Pflanzen handelt. Denn Anthaxia tritt gewöhnlich sekundär auf, worauf schon das häufige Vorkommen in abgestorbenen Zweigen, Zaunlatten usw. hindeutet. Dem- entsprechend ist auch die forstliche Bedeutung nicht allzu hoch anzu- schlagen, zumal es nur selten, und dann auch nur lokal ganz beschränkt, zu einer stärkeren Vermehrung kommt. Noch eine zweite sehr nah verwandte Art führt eine ganz ahnliche Lebensweise, so daß Verwechslungen wohl öfter vorkommen: ' '< Anthaxia nigritula Ratzeb. (= praticola Laf.) Sie unterscheidet sich von 4 -punctata durch ihre kleinere Statur (4 — 4^2 mTi), durch das Fehlen der Grübchen auf dem Halsschild, und durch die deutlich gereihte Punktur der Flügeldecken. Sie ist mehr im Süden unseres Faunengebietes zu Hause und scheint Fichten zu bevorzugen (vielleicht bezieht sich das oben erwähnte Vorkommen der Anthaxia 4-punctata an Fichte auf diese nah verwandte Art). Außerdem machen auch noch einige andere, größere schwarze Anthaxia- Axtev. ihre I-:nt- wicklung im Nadelholz durch, wie W/^Anihaxia morio F. Weit größer als die vorigen (7 — 9^3 mm); Kopf lang weiß behaart. „In kranken oder frisch gefällten Kiefern, und auch in 8— lojährigen Fichtenstämmchen.-' Vornehmlich in Gebirgsgegenden. ;/ Anthaxia sepulchralis F. Etwas kleiner (6 — 772 mm); Kopf lang schwarz behaart ,,In Kiefern, an Holzstößen usw." — — 138 Coleoptera. — 4. Familienreihe: Diversicornia. 5-/?' Gattung Chrysobothris Eschsch. Die an den Goldgrübchen in den Flügeldecken leicht kenntliche Gattung enthält mehrere forstlich erwähnenswerte Arten, von denen i im Nadelholz und 2 im Laubholz vorkommen. Sie lassen sich folgendermaßen unterscheiden: Abb. 67. Larvenfraß von Anthaxia quadripunctata L. an Föhre (Splint). Aus Koch, phot. Scheidter. Abb. 68. Larvenfraß von Chryso- bothris SolieriLap. in Föhre (Splint). Aus Koch, phot. Scheidter. Flügeldecken mit 4—5 stark erhabenen Längsrippen; Oberseite grob runzelig punktiert. Unterseite glänzend grün mit purpurfarbigen Rändern. Oberseite dunkel erzbraun mit je 3 flachen purpurgoldigen Grübchen auf den Flügel- decken, von denen i neben dem Schildchen sich befindet. Länge 12-15 mm. In Eiche C*/"'- chrysostigr Buprestideii in Laubholz. — Diceica. I^Q — Flügeldecken nur mit schwach erhabenen Längsrippen. Oberseite dicht und fein punktiert - 2. 12 — 15 mm. Unterseite goldig kupferglänzend, meist mit grünen Rändern. Flügeldecken dunkel kupferbraun mit je I kleinen goldigen Grube an der Basis und je zwei groFien flachen Gruben auf der Scheibe. In Buche. Chr. afßnis F. — Der vorigen Art sehr ähnlich, doch kleiner (10 — 12 mm), schmäler und ge- wölbter. Die Goldgrübfhen auf den Flügeldecken größer und meist halb- mondförmig. In Nadelholz Chr. Solieri Lap. Die einzige Nadelholz- Art ist: ^'^9' Chr. Solieri Lap. — Der Käfer fliegt im Juni, Juli auf sonnigen Kiefern- schlägen. Die Larve lebt in der Kiefer (gemeinen Kiefer, im Süden in der Seekiefer), und zwar, wie es scheint, nur an schwächeren Stangen und Stämmchen von höchstens 15 cm Durchmesser, oder in den Ästen älterer Bäume (Perris, Schreiner, Klingelhöffer). Die Gänge laufen geschlängelt, immer breiter werdend (Abb. 68) und mit Fraßmehl dicht verstopft, zwischen Rinde und Splint. Die ausgewachsene Larve geht ins Holz, wo sie sich eine flache Puppenwiege nagt, in der sie überwintert, um erst einige Wochen vor Ausfliegen des Käfers zur Puppe sich zu verwandeln. Die Generation gibt Perris als einjährig an; in unserem Klima scheint sie jedoch zweiiährig zu sein, wenigstens lassen die Be- obachtungen von Klingelhöffer dies schließen. Da die Art, bei uns wenigstens, gewöhnlich nur vereinzelt vorkommt, so ist ihre forstliche Bedeutung nur gering. B. In Laubholz. ßupresi'inae : Agrilinae : Dicerea aenea L. In Weißerle. Coraebus undatus F. In Korkeiche. — brolinensis Hrbst. In Buche. — bifasciatus Ol. In Eiche. — alni Fisch. In Weißerle. Agrilus biguttatus F. In alten Eichen. Poecilonota variolosa Payk. In Aspen. — sexguttatus Hrbst. In Pappeln. — rutilans F. In Linden. — subauratiis Gebl. In Eichenheistern. — deeipiens Mann. In Rüster. — viridis L. In Bucheoheistern. Melanophila decastigtnaF. In jungen Pappeln. — coeruleus Rossi. In Eiche. Anthaxia manca F. In Rüster. — betuleti Ratz. In Birken. Chrysobothris afßms F. In starken Eichen- — elongatus Hbst. In Eichenheistern. heistern. — angitstulns Illig. In Eichenheistern. — ehrysostigma L. In Eichen (u. Buchen?). — auricollis Kiesw. In Linden. Buprestinae. Gattung Dicerea Eschsch. Die Dicerea- Arien gehören mit zu den größten Prachtkäfern unserer Fauna und sind an den schwanzförmig ausgezogenen Flügeldeckenspitzen unschwer zu erkennen. Meist sind sie einfarbig kupferig oder erzfarben. Die hier zu besprechenden 3 Arten lassen sich folgendermaßen darstellen : 1. Flügeldecken ohne deutliche glatte Erhabenheiten („Spiegelflecken-'). Kräftig, breit, gewölbt. Halsschild grob runzelig punktiert. Unterseite kupfer- glänzend, Oberseite braun erzfarbig. 19—22 mm (Abb. 65J) .... aenea L. — Flügeldecken mit deutUchen, dunklen, glatten Erhabenheiten („Spiegelflecken-') 2 2. Halsschild ohne deutliche Mittelfurche. Flügeldecken fein runzelig punktiert Oberseite glänzend erzfarben, kupferig oder grünlich schimmernd. Unter- seite kupferglänzend. 20 — 24 mm berolinenais Hbst. — Halsschild mit flacher, aber deutlicher Mittelfurche. Flügeldecken grob punktiert gestreift, und grob runzelig. Oberseite kupferglänzend. 16—20 mm . . alni Fisch. Die drei hier genannten Dicerea • hx\.^Vi. kommen im allgemeinen nur ver- einzelt vor ; selten treten sie häufiger auf, so daß sie auch dem Forstmanne auf- fallen. Die Flugzeit des Käfers fällt in die Monate Juni, Juli. Die Käfer (von j^Q Coleoptera. — 4. Familienreihe: Diversicornia. berolinensis) sollen um die heiße Mittagszeit auf den Blättern von Buchen sich aufhalten und dort auch die Kopula vollziehen. Die Larve, deren Lebenszeit mehrere Jahre zu währen scheint, macht starke Gänge, selbst bis ins grüne Holz, verstopft dieselben mit Wurmmehl und legt zuletzt das Puppenlager in der Nähe der Oberfläche an. — Als Fraßpflanzen kommen in Betracht: iür berolinensis vornehmlich Buche (starke Buchen, zuweilen auch an Klaftern); für aenea und alni Weißerle, für letztere außerdem noch Hasel- und Walnuß (Mol landin de Boissy). Der Befall betrifft sowohl anbrüchiges Holz, wie auch gesunde Pflanzen. Aber entsprechend dem meist nur vereinzelten Vorkommen der Dicerca-kxien ist die forstliche Bedeutung im allgemeinen nur gering. Doch ist in der Forst- literatur wenigstens ein Fall erwähnt, in dem eine Dicerca wirklich forst- schädlich geworden ist: in den Donauauen des bayerischen Forstamtes Dillingen hat (1860) Dicerca aenea eine Reihe 8 — lO cm starker Weißerlenstämme zum Absterben gebracht, so daß 30 rm eingeschlagen werden mußten (O s t e r - b erg 1860). Gattung Poecilonota Eschsch. Von der vorigen Gattung durch kleinere Gestalt, durch nicht oder nur schwach aus- gezogene Flügeldeckenspitzen und durch das deutlich quere Schildchen unterschieden. Wir nennen hier 3 Arten: 1. Oberseite kupferig oder bronzefarbig, mit zahlreichen schwarzen glatten flecken. Flügeldeckenspitzen schwach schwanzförmig ausgezogen. 13— 19 mm. In ^ Pappeln rariulosa Fayk. 1(1 //^^ — Oberseite grün, beiderseits mit prächtig purpurroten Streifen. Blügeldecken- spitzen nicht schwanzförmig ausgezogen, sondern zur Spitze einfach abgerundet 2 2. Halsschild ohne schwarze Mittellinie. Flügeldecken mit kleinen glatten schwarzen Flecken gesprengelt. 12-15 mm. In Linden rntilans F. " — Auf dem Halsschild stets die Mittellinie und einige Längsstriche schwarz und glatt. Die schwarzen Flecken auf den Flügeldecken zahlreicher und . , größer, ii — 14 mm. In Rüster decipiens Mann. '^'^ Poecilonota rutilans L. {„Lindenprachtkäfer"). — Wohl der schönste, farbenprächtigste Prachtkäfer Deutschlands (Abb. 65 C). Seine Larve lebt haupt- sächlich in Linden, dann auch in Rüster und Erle. Mit Vorliebe werden stärkere Äste alter Linden angegangen , doch hat ihn A 1 1 u m auch an den Stämmen selbst angetroffen. Das F r a ß b i 1 d zeigt typische Buprestidengänge, d. h. unregelmäßig geschlängelte teils im Splint, teils in der Rinde verlaufende, dicht mit Wurmmehl angefüllte Gänge, die schließlich in einer gekrümmt in die Rinde und das Holz eindringende Puppenwiege enden, in der die Puppe mit dem Kopfe nach oben liegt. Die Käfer nagen sich Ende Mai, anfangs Juni durch ein 5 mm breites ovales Flugloch nach außen. Die Generation ist . mindestens zweijährig. Die Folgen des Fraßes bestehen im Abfallen der Rinde und Dürr- werden der Äste. Besonders erwähnenswert ist der von Alt um beobachtete Befall, der sich auf ca. 50 Linden erstreckte. „Der Fraß befand sich an den Stämmen und zwar ausnahmslos an der Südseite. In der Regel erstreckte sich derselbe in gerader Richtung und etwa handbreit auf oft 2, 3, ja sogar fast 4 m Länge. Man kam beim Anblick solcher Linden unwillkürlich zu der An- nahme, daß die ?? lange Frostspalten zum Ablegen der Eier benutzt haben. Zum großen Teil fiel später die tote Boike über dem Fraß ab, so daß der viel- fach gefurchte und mit Bohrgängen durchsetzte SpUnt frei lag. Eine schwächere Linde hatte auf reichlich ^/^ der Stammlänge durch den Fraß fast auf die Bupiestiden in Laubholz, — Melanophila. Anthaxia. 1^1 Hälfte des Umfanges ihre Rinde verloren und war auf dem freigelegten Splint derartig angegriffen, zum Teil dort bereits so ausgehöhlt, daß sie nur noch sehr kümmerlich vegetierte." ~" ' Poecilonota decipiens Mann. Über diese mit der vorigen so nah ver- wandten Art ist bis jetzt wenig bekannt. Perris hat die Larve (unter ähnlichen Verhältnissen wie mtilans) in Rüster angetroffen. /^Vi'S Poecilonota variolosa Payk {== conspersa Gyll). — AI tum berichtet über die Lebensweise: Die Flugzeit des Käfers ist für die Ebene Mitte Juni (im bayerischen Hochgebirge fand AI tum noch Mitte September ein Pärchen in Kopula). Das 9 belegt stärkere, etwa 40jährige und ältere Aspen am Stamme von unten bis i oder i Yg "^ hoch mit Eiern. Es scheint sich dabei ausschließ- lich auf die Sonnenseite der Stämme zu beschränken und zwar vorzugsweise auf die exponierten Randbäume oder lückig stehenden Stämme, also solche, welche den Sonnenstrahlen am meisten ausgesetzt sind. Die Larven leben nur im Baste, woselbst sie die verschlungensten, mit tiefbraunem Wurmmehl ausgefüllten Gänge fressen. Auch die Puppenhöhle liegt in der Rinde. Die Generation ist drei- jährig. Der Larvenfraß ist nach AI tum primär, doch häufig vergesellschaftet mit dem Fraß des großen Aspenbockes [Saperda carcharias). Im allgemeinen ist die Art nicht häufig; doch sind auch stärkere Vermehrungen beobachtet, so von Altum im Biesenlhaler Revier, wo eine „große Anzahl stärkerer Aspen derart besetzt waren, daß die Rinde in großer Ausdehnung mehr oder weniger unter- höhlt und stellenweise das darunterliegende Holz abgestorben oder bereits in Fäulnis geraten war''. So kann also P. vanolosa da, wo Gewicht auf Erziehung gesunder Aspen gelegt wird, mitunter unangenehm resp. „merklich schädlich" werden. Bekämpfung: Rechtzeitiges Entfernen der befallenen Stämme. Gattung Melanophila Eschsch. Von der Gattung Btipiestis durch die iireguläre Punktur der Flügeldecken und die schwach erhabenen Längsrippen auf denselben unterschieden. Die einzige deutsche Art f /is"^ M. decastigma F. ist an seiner Flügeldeckenzeichnung (je 5 gelbe ver- schieden gestaltete Flecken auf dunkelkupfei farbigem Grunde) leicht zu erkennen (Abb. 65 D). Die Larve lebt in abgestorbenen oder auch in jungen, geschwächten Pappeln, die sie rasch abtötet. Gattung Anthaxia Eschsch. Als Laubholzart verdient erwähnt zu werden ^ M A. manca F. Von den oben besprochenen Nadelholz- An thaxien (siehe S. 137) durch ihre lebhaftere Färbung unterschieden: Halsschild grün, nach den Hinterecken zu kupfergolden, auf der Mitte mit zwei breiten blauschwarzen Längs- flecken. Flügeldecken braun erzschimmernd. Die Larve lebt in den Zweigen von Ulmen. Verschiedene andere Anthaxien sind als Obstbaumschädlinge bekannt ge- worden, so die schöne purpurfarbige A. candens Vi. in Kirsch- und Zwetschen- bäumen (Syrutschek 1902). 142 Coleoptera. — 4, Familien reihe: Diversicornia. Gattung Chrysobothris Eschsch, Die Charakterisierung der zwei Laubholzarten ist oben bereits gegeben (s. S. 138). Chr. affinis F. (Abb. 65 H). — Flugzeit zu Beginn des warmen Sommers. Fraßpflanze: Eiche und zwar vornehmlich starke Heister oder schwache Stangen (Nördlinger gibt auch Buche an). Das ? legt nach AI tum, dem wir die ein- gehendsten Beobachtungen verdanken, seine Eier (je i — 3 Stück) tief unten, meistens dicht über dem Wurzelanlauf der Heister oder Stangen ab. Die weniger geschlängelten und der Gestalt der Larve entsprechenden sehr flachen Gänge verlaufen im Baste. Die Puppenwiege, in der sich die Larve wieder umkehrt, ist oval und die Eingangsöffnung wird mit Nagemehl verstopft. Äußerlich ist die Stelle des Fraßes zunächst nicht kenntlich ; erst das querelliptische, oft etwas schräg gestellte Flugloch des Käfers zeigt den Fraß mit Sicherheit an. Die forstliche Bedeutung kann eine recht erhebliche werden. So wurde in dem von AI tum beschriebenen Fall der Käfer zu einer richtigen Kalamität, indem eine große Anzahl Eichenheister durch den Larvenfraß getötet wurde, und zwar, wie es scheint, vollkommen primär. Wie weit alte Bäume durch den Befall Schaden leiden, darüber fehlen genauere Angaben. Die Bekämpfung ist recht schwierig, da der Befall meist erst nach dem Ausflug der Käfer erkannt wird. Das einzige Mittel dürfte in sehr tiefem Ab- hauen der durch Kränkeln als besetzt verdächtigen Heister oder Stangen und Entrinden oder Anbrennen des unteren Teiles bestehen. 3''^' Ch. chrysostigma L. — Die der vorigen nah verwandte und mit ihr wohl öfter verwechselte Art lebt ebenfalls in Eichen. Nach Ratzeburgs Be- merkungen (W. II 3Ö0) scheint sie auch in Buchen vorzukommen. Näheres über die Lebensweise ist nicht bekannt. — Agrilinae. Gattung Coraebus Lap. Von den Buprestinae durch die langgestreckte gewölbte Form, von der folgenden Gattung Ägrilus durch das ungekielte Schildchen unterschieden, die beiden hier zu nennenden Arten außerdem noch durch die gezackten behaarten Querbinden auf den Flügeldecken. Die beiden Arten lassen sich folgendermaßen kennzeichnen: I. Halsschild an der Basis ohne Quereindruck. Oberseite goldgrün oder blaugiün; Hügeldecken an der Spitze dunkler, mit drei gebuchteten, dicht punktierten und behaarten Querbinden (Abb. 70 Aj. 14 — 16 mm bifasciattts Ol. — Halsschild an der Basis mit doppelbuchtigem tiefem Eindruck. Oberseite erz- glänzend bis grünlich; Flügeldecken meist dunkler, vor der Mitte mit einigen •weißen Haarflecken, hinter der Mitte mit drei schmalen stark gezackten Querbinden. Der hintere Teil der Flügeldecken bis zur vordersten Binde schwarzblau oder wenigstens dunkler. 11 — 14 mm undatus F. Die beiden Cotaebiis-krien sind ausgesprochene Eichentiere. j- Coraebus bifasciatus Ol. (= fasciatus Villers). Diese schöne Art (Abb. 70 A) ist auf den Süden und Südosten Europas beschränkt. Ihr Hauptverbreitungsgebiet ist Mittel- und Südfrankreich bis Algier, die nördlichste (Frenze ihres Vorkommens ist Süd-Elsaß; im Südosten ist sie in Ungarn (1116s) und in Bosnien (Kuotek) festgestellt. Die Larve, nach dem Typus H gebaut, wird bis lO mm lang, der Prothorax 5 mm, die übrigen Segmente 4 mm breit. Chitinschild des Prothorax mit 2 Längsfurchen. Letztes Hinterleibsglied mit dunklen starken Chitinspitzen bewaffnet, die seitlich gekerbt, d. h. mit 5 kleinen Zähnchen besetzt sind. Buprestiden in Laubholz. Coraebus, 143 Seine Spezialfraßpflanze ist die Eiche (in ihren verschiedenen Arten), Die Lebensweise zeigt, besonders in bezug auf den Larvenfraß, einige Eigentümlichkeiten, die wir bei keinem andern Prachtkäfer unseres Faunengebietes wiederfinden. — Flugzeit: Juni, Juli. Die Käfer halten sich vielfach auf den Blättern der Eiche auf, die sie benagen. Das Weibchen legt seine Eier einzeln an die Rinde eines einjährigen Zweiges älterer Bäume oder eines Heister- stämmchens ab. Die Larve frißt zuerst unter der Rinde, dringt aber bald in das Holz und nagt in ihm in abwärts steigender Richtung einen meist A B Abb. 69. Endteil des Larveiiganges und Puppenwiege von Coraebus bifasciatus Ol. A Aststück mit den Bohrmehlwülsten, B Aststück mit aufgeschnittener Puppenwiege, a Ringelung, b Ein- tritt der Larve ins Holz, c Ausflugloch des Käfers, d Puppenwiege. — Phot. Scheidter. schwach»; geschlängelt verlaufenden Gang von elliptischem Querschnitt in einer Länge von etwa i—i'-j^Ta.] dann ändert sie die Fraßrichtung, nagt sich wieder an die Oberfläche durch und ringelt hier, tief in den Splint eingreif end, den Ast in schleifenförmigem oder spiraligem Fraßgang, wodurch alle saft- leitenden Kanäle durchschnitten werden (Abb. 69). Nach dieser Splintringelung dringt sie wieder in das Holz ein, um wieder eine kleine Strecke aufwärts zu steigen und endlich in einem Hakengang zur Verpuppung zu gelangen. Der Käfer nagt sich dann im Juni durch ein fast rundes Loch von 3 — 4 mm Durch- lA^ Coleoptera. — 4. Familien reihe: Diversicornia. rnesser nach außen. — Die Generation ist in Südfrankreich nach de Trego- main, dem wir die eingehendsten Beobachtungen verdanken, zweijährig; im Elsaß dagegen scheint sie nach AI tum drei- oder sogar vierjährig zu sein. Als natürliche Feinde kommen vor allem die Spechte in Betracht (Barbey), wohl hauptsächlich der mittlere Buntspecht, und dann ein ziemlich häufig auftretender, größerer (bisher nicht bestimmter) Ichneumonide. Forstliche Bedeutung. — Die Folgen des Fraßes bestehen im Absterben des befallenen Pflanzenteiles peripher von der Ringelung, die ja die gesamte Saftzufuhr abschneidet. Werden ältere Eichen befallen, so zeigt sich bald eine größere Anzahl i — 2 m langer dürrer Äste. In Heister und Schälwaldaus- schlägen, wo der Fraß den Stamm selbst betrifft, stirbt die Krone ab. So ist denn unser Prachtkäfer in den Schälwaldungen besonders gefährlich, wie denn auch die in der Forstliteratur erwähnten Kalamitäten in Südfrankreich (de Tregomain 1876) und im Elsaß (AI tum) Schäl Waldungen betreffen. Auch in Ungarn ist er in ähnlicher Weise schädlich geworden, indem er zahlreiche Gipfeltriebe der Stockausschläge zum Absterben gebracht hat (Lenk 1888). Außerdem wurden dort auch, besonders an sonnigen warmen Lehnen, in 50 — 80jährigen Eichen- waldungen (sowohl Qnercus pubescens als certis) die Gipfel und Astenden ziemlich erheblich beschädigt. Barbey (E. F. 332) berichtet über starke Verunstaltungen der Kork- und Steineichen waldun gen Frankreichs durch wiederholte Angriffe des zweibindigen Prachtkäfers und er steht darnach nicht an, dort denselben zu den schlimmsten Eichenschädlingen zu rechnen. Bekämpfung. — Rechtzeitiges Abschneiden und Verbrennen der befallenen Äste, mehrere Jahre hindurch fortgesetzt, ist das einzige Mittel, das zum Ziele führt. Tregomain rät diese Maßregel sehr frühzeitig, sobald die Zweige zu verwelken beginnen, vorzunehmen, damit ein in späteren Stadien sich häufig ein- stellender Parasit (Ichneumoniden-Spezies) möglichst geschont werde. Die Rück- sicht auf den letzteren darf aber nicht soweit gehen, alte oder vertrocknete Äste etwa stehen oder liegen zu lassen, da die Wirkung des Parasiten allein durchaus nicht ausreichend zu sein scheint. Tii^'flt Coraebus undatus F. "" Die Larve ist der von hifasciatus ähnlich, unterscheidet sich aber von ihr deutüch durch die einfachen glatten chituK'>scn Endspitzen am Hinterleib (bei bifasciatns sind dieselben geziihnelt). Besonders in Korkeiche. — Der Larvenfraß weicht von dem der vorigen Art wesentlich ab und zeigt das typische Buprestidenfraßbild. Die i — 172 "^ langen Gänge verlaufen geschlängelt zunächst im Cambium und dringen später in die eigentliche Korkschichte ein, in der auch die Verpuppung stattfindet. Die Schädigungen des Fraßes sind zweierlei Art: physiologischer und technischer. Durch den Fraß in der Cambiumschicht wird die nor- male Neubildung des Korkes nach Ablösung der alten Korkschichte beeinträchtigt und der Kork brüchig gemacht; durch die Gänge im Kork wird dieser ferner technisch stark entwertet. Das fortwährende Vernichten aller bei der Entkorkung freigelegten Larven usw. ist das einzige Mittel, das angewendet werden kann. Gattung Agrilus Cutt. 145 Außer diesen beiden Arten wird in der Forstliteratur (AI tum) noch eine 3. Art: Coraebus elatus F. {= lampsanae Bon.) genannt, die sich durch die einfarbig metallisch grüne Färbung (ohne jede Bindezeichnung) von den vorigen sofort unterscheiden läßt; kommt wohl nur in Südeuropa vor. ■ ,,In Eichentrieben. "• Gattung Agrilus Cuit. Durch die noch schmälere Gestalt und das quergekielte Schildchen von Coraebus unter- schieden. — Die meisten der zahlreichen Arten sind einander mehr oder weniger ähnlich sowohl in Farbe (meist metallisch grün oder blau) als auch in Form, so daß ihre Unterscheidung keines- wegs immer leicht ist. 1. Flügeldecken mit begrenzten weißen Haannakeln 2 — Flügeldecken ohne begrenzte weiße Haarmakeln 3 2. Flügeldecken mit je 3 weißen Haarmakeln (i an der Basis, i in der Mitte und I vor der Spitze). Jede Flügeldeckenspitze einzeln scharf zugespitzt. Metallisch grün. 8 — 10 mm sexgutiatus Hrbst. — Flügeldecken mit je nur einer der Naht genäherten weißen Haarmakel hinter der Mitte (Abb. 70 B ). Die Seiten der Brust und des Bauches mit weißen Haarflecken. Metallisch grün (selten blau oder goldgrün). 10 mm. In alten Eichen bigiittatus F. A B C D Abb. 70. Verschiedene Agrilinae. A Coraebus bifasciatus Ol., B Agrilus biguttatus F., C Agrilus viridis L., D Agrilus elongatus Hrbst. Vergr. — Original. 3. Halsschild an der Basis neben den Hinterwinkeln ohne deutliches kielförmiges Fältchen. Lebhaft golden kupferig, Flügeldecken grün oder blaugrün. 7 mm. In Linden aurieollis Kiew. — Halsschild an der Basis mit einem kieUörmigen, meist gebogenem Fältchen . 4 4. Halsschild doppelt so breit als lang, an den Seiten deutlich gerundet • . • 5 — Halsschild länger, niemals doppelt so breit als lang, an den Seiten meist ziemlich gerade 8 5. Querkiel auf dem Schildchen nur undeutlich, die Querfurche dahinter sehr fein. Groß (9 mm), grün oder blau, Flügeldecken golden messingfarben , grob gekörnelt subauratus Gebl. — Querkiel des Schildchens kräftig entwickelt, ebenso die dahinter liegende Quer- furche stets deutlich 6 6. Die Punktur des Scheitels fließt in lange, dicht gestellte vollständige Querrunzeln zusammen. Körper einfarbig grün (Stammform), oder blau (= var. nocivus Ratz.) oder einfarbig golden kupferig (= var. fagi Ratz.) 6 — 9 mm. (Abb. 70 C). In Buchen viridis L. — Punktur des Scheitels nicht zu Längsrunzeln zusammenfließend, sondern aus länglichen freien Punkten bestehend 7 7. Blau oder blaugrün, die Seiten des Bauches kahl erscheinend. Kopf am Scheitel tief gefurcht. 5V2 — 7 mm- In Eichen und Buchen . . . coeruleus Rossi. Escherich, Forsfmsekten. II. Bd. lO 146 Coleoptera. — 4. Familienreihe : Diversicornia. — Dunkel bronzefarbig. Die Seiten des Bauches mit äußerst feiner, weißlicher deutlicher Behaarung. Halsschild mit kurzem geraden kräftigen Fältchen neben den Hinterwinkeln. Scheibe des Halsschildes mit feiner querer Skulptur. 5 mm. In Birken betuleti Ratz. 8, Größere Art (7 — 8 mm). Grün oder blau, Halsschild mit kurzem gebogenem, wenig pronoDziertem Fältchen vor den Hinterwinkeln (^^ tenu/is Ratz.) elongatvs Hbst. — Kleinere Art (5 — 6 mm). Halsschild mit langem, geradem, kräftigem, fast die Mitte des Halsschildes erreichendem Längsfältchen neben den Hinter- winkeln. Die Seiten des Halsschildes zur Basis deutlich verengt. Grün oder blaugrün. In Eiche und Buche angustulus IHig. Die Larven der Agrilus - Arien sind wie die CoraeÖMS - Larven nach dem Typus II gebaut: Erster Brustring nur wenig verbreitert und wenig abgeflacht, die übrigen Körper- segmente im Querschnitt fast zylindrisch, der letzte Hinterleibsring mit 2 starken chitinösen Spitzen versehen (Abb 62 E). Die Lebensweise aller hier genannten Arten stimmt in den Grundzügen mehr oder weniger überein, so daß ' wir sie gemeinsam für die ganze Gattung besprechen können: Die Flug- zeit fällt in die Monate Juni und Juli. Man findet die Käfer häufig auf niedrigen Blättern, in die sie Löcher fressen, und wo meist zur Mittagszeit bei Sonnenschein auch ihre Kopula stattfindet. „Oftmals sitzt gleichsam eine ganze Kolonie von Agrilen so dicht beisammen, daß man auf einmal eine größere Anzahl davon sammeln kann (Altum S. 131). Das ? legt seine Eier, einzeln oder zu mehreren vereinigt, an die Rinde von verschiedenen Laubhölzern (besonders Buche und Eiche), ab und zwar meist im unteren Ab- schnitt und mit Vorliebe an der Sonnenseite und am Ansatz eines Astes. Die Larven arbeiten sich durch die Rinde durch und fressen nun in Bast und Splint ihre langen vielfach geschlängelten und im Zick-Zack verlaufen- den Gänge (Abb. 71) (daher wird die Larve auch „Zick-Zack- Wurm" genannt). Wo mehrere Eier zusammen oder wenigstens nicht weit voneinander abgelegt wurden (was meistens der Fall ist), da laufen die Gänge so bunt durcheinander, daß man die den einzelnen Larven angehörenden nicht mehr sicher verfolgen kann. Der erste Anfang eines Ganges Abb. 71. Agrilus-Fraß in Weide. A Larvengänge, B zwei Puppenwiegen, C Fluglöcher. — Orig. Gattung Agrilus Curt. I47 ist so fein, daß man ihn selten bemerkt (und ihn gewöhnlich mit dem Messer wegschneidet). Der Gang steigt, nur sehr langsam breiter werdend, bis zu ^/g m und darüber in die Höhe in fortwährenden Krümmungen und Windungen, die zuerst dichter beisammen liegen und später immer weiter werden. Am Ende biegt die Larve oft nochmals um, um wieder einige Zentimeter, dicht neben dem aufsteigenden Ast herlaufend, zurückzukehren, ehe sie zur Verfertigung der Puppen- wiege schreitet. Dazu dringt sie gewöhnlich ziemlich tief ins Holz (2 — 3 Jahres- ringe) ; oder aber sie kann auch die Puppenwiege oberflächlicher anlegen direkt unter der Rinde, ja sogar in der Borke selbst (letzteres besonders bei solchen Arten, die in alten Bäumen unter dicker Rinde leben). Die Unterscheidung der Fraßgänge der verschiedenen Arten ist sehr schwierig. Wo es sich um Fraßspezialisten handelt, wie z. B. um den nur in alten Eichen lebenden Agrilus biguttatus^ da bietet die Diagnose nach dem Fraßstück keine Schwierigkeiten; wo es sich aber um verschiedene die gleichen Pflanzen heimsuchenden Arten handelt, da ist die Bestimmung der Art nach dem Fraßstück allein kaum möglich. Allerdings gibt Altum einige Unterschiede an, wie z. B. daß das Fraßbild von A. subauratus sich durch breitere, stellenweise zu Plätzen erweiterte Fraßgänge auszeichnen soll. Doch bedürfen diese Angaben noch eine auf einem gründlichen vergleichenden Studium beruhenden Bestätigimg. Der Fraß dauert zunächst die wärmeren Monate des Flugjahres, setzt sich dann im nächsten Jahr fort, und erst im dritten Kalenderjahr, im Mai findet die Verpuppung statt. Der Käfer nagt sich nach kurzer Puppenruhe im Juni, Juli an der dem Eingang der Larve entgegengesetzten Seite der Puppenwiege heraus. Die Generation ist demnach für gewöhnlich zweijährig. Ob auch eine einjährige Generation vorkommt, wie Ratzeburg annehmen möchte, sei dahingestellt. Die Vermehrungsgröße der Agrilen, die wie alle Buprestiden richtige Kinder der Sonne sind, hängt sehr wesentlich von der Witterung ab, in- sofern als sonnige trockene Jahre die Fortpflanzung begünstigen. So finden wir denn auch oft in den Angaben über schädliches Auftreten der Agrilen Hinweise auf heiße trockene Jahre. Als natürliche Feinde der Agrilen kommen einmal die Spechte in Be- tracht, vor allem der große und mittlere Buntspecht, die die Larven aus der Rinde heraushacken, und sodann eine Reihe von Schlupfwespen. Forstliche Bedeutung. — Die Schäden, die der Forstkultur durch den Larvenfraß der Agrilen zugefügt werden, können ganz erheblich sein. Den Fraß einer einzelnen Larve vermag eine Pflanze natürlich gewöhnlich leicht zu überstehen, besonders wenn die Gänge einseitig bleiben, d. h. den Stamm nicht ringeln. Doch bleibt es in der Regel nicht bei einer einzelnen Larve, sondern für gewöhnlich sind es, wie oben schon erwähnt, deren eine größere Anzahl, so daß der Splint dicht von Gängen durchsetzt ist und die Saftzufuhr derartig unter- brochen wird, daß die befallene Pflanze verwelkt und abstirbt. Die Anzahl der Larven in einem einzigen Stämmchen kann 40 und 50 und mehr betragen. Am schlimmsten werden natürlich die jungen Pflanzen, die Heister^ betroffen, die dem Angriff meist schnell erliegen. Ratzeburg und Altura führen eine Reihe von argen Verwüstungen durch Agrilen in Eichen- und 3uchenpflanzungen an (siehe unten bei A. viridis, elongatus und a?igusiulus). Doch auch alte Bäume können bei starkem Befall durch Agrilusfraß getötet werden, wie Strohmeyer j^3 Coleoptera. — 4. Familienreihe: Diversicornia. (19 12) von 80— loojährigen Eichen berichtet, und wie ich selbst zu beobachten Gelegenheit hatte. Ratzeburg betont mit Recht, daß die Agrilen mehr oder weniger sekundär auftreten und jedenfalls schwächliche Pflanzen gesunden , kraft- strotzenden vorziehen. „Es ist eine konstante Erscheinung, daß der Schaden sich um so größer zeigt je ungünstiger der Standort ist. Trockene Lagen zeichnen sich hierbei ganz besonders aus. Die größte Bedeutung hat aber auch die Be- schaffenheit der Pflänzlinge selbst. Solche, nämlich, welche in der Dickung schon beherrscht oder gar unterdrückt standen, werden besonders gerne eine Beute der Agrilen." Für die alten Bäume scheint dasselbe zu gelten, erwähnt doch Stroh- meyer ausdrücklich, daß es sich beim Agri7us-Befa\\ meistens um Bäume handelt, welche durch Hochwasser oder Trockenheit gelitten haben; und die von mir be- obachteten staik befallenen alten Eichen waren außerdem noch durch einen vor- hergegangenen Schwammspinnerfraß geschwächt worden. Trotz des zweifellos sekundären Charakters der Agrilen müssen wir diese zu den „merklich", wenn nicht zu den „sehr schädlichen Forstinsekten" rechnen, da ja ganze Bestände durch sie gefährdet werden können. Bekämpfung. — Das beste Vorbeugungsmittel dürfte die Erziehung recht kräftiger Pflanzen sein, da nach dem Gesagten unterdrückte und kränkelnde Stämme die Käfer am meisten anziehen. Auch rechtzeitige und gründliche Durchforstung wird einer stärkeren Agn/us-V ermehTung wirksam entgegen- arbeiten. Wo Gefahr im Verzug ist, kann man es eventuell mit einem Schutz- anstrich versuchen. Als solcher wird eine Mischung von Lehm, Kalk und Kuhmist (2:1 : i ) empfohlen, mit der von Mai bis Juli die Stämmchen bis zur Krone hinauf bestrichen werden. Außerdem bleibt als wichtigstes Bekämpfungsmittel stets die radikale Entfernung alles befallenen Materials, und zwar vor dem Ausfliegen der Käfer, also spätestens im Monat Mai. Zur Erkennung des Befalls ist vor allem auf das Aussehen des Laubes (spätes und spärliches Austreiben, Verwelken usw.) und auf die Beschaffenheit der Rinde, wie Rissigwerden, Abheben größerer Rindenplatten usw. zu achten. Letztere Erscheinung kann auch durch Frost hervorgerufen werden und sie wird auch oft, besonders an Obstbäumen damit verwechselt („Frostplatten"). Hier können aber die leicht auffindbaren Larven- gänge sofort Klarheit verschaffen. Da das oben Gesagte für alle Agrt/us - Arten mehr oder weniger Geltung hat, so können wir uns bezüglich des Vorkommens und Verhaltens der einzelnen Arten kurz fassen: " " Agrilus biguttatus F. — In alten Eichen. Dieser große (9 — 11 mm) weißgefleckte Agrilus (Abb. 70 B) entwickelt sich, wie es scheint, ausschließlich in alten Eichen. Strohmeyer (1912) berichtet folgendes darüber: „Er tritt seit einigen Jahren im Illwald (bei Schlettstadt im Elsaß) in sehr großer Menge auf und befällt 80 — 100 jährige Eichen, welche irgendwie sei es durch Hochwasser oder durch Trockenheit gelitten haben, und tötet dieselben innerhalb 2 Jahren voll- ständig. Die Stämme sind in der Bastzone mit hauptsächlich horizontal ver- laufenden Gängen dicht bedeckt. Die Larve verpuppt sich nach zweijährigem Gattung Agrilus Curt. I^g Fraß in einer Puppenwiege innerhalb der Borke. Anfangs Juni schwärmen die Imagines nach kurzer etwa I4tägiger Puppenruhe." Einen gleichfalls ungemein starken Befall beobachtete ich (19 12) ebenfalls im Unterelsaß an noch älteren Eichen, die mehrere Jahre hintereinander durch den Schwammspinner kahl ge- fressen waren. Auch in diesem Falle gingen die besetzten Eichen ein. Bezüglich der Bekämpfung schreibt Strohmeyer: Da im i. Jahr die befallenen Eichen nur schwer kenntlich sind, ebenso im Herbste des 2. Jahres nach Laubabfall, so empfiehlt es sich, die mit Brut besetzten Stämme beim Laub- ausbruch anfangs Mai auszusuchen. In dieser Zeit fallen die seit zwei Jahren befressenen Stämme durch spärliches Austreiben auf. Fällt man diese dann und verbrennt die Rinde, so vernichtet man mit großer Sicherheit die Hauptmasse der Schädlinge. /'/■Agrilus sexguttatus Hbst. -- In älteren Pappeln. Diese ebenfalls große (10 — 12 mm) und ebenfalls weißgefleckte Art entwickelt sich vornehmlich in älteren Pappeln (Schwarz-, Pyramiden- und kanadischen Pappeln und in Weiden), wo die Larve im Splint flache, gewundene, dicht verlaufende Gänge nagt {Nördlinger [S. 6] spricht von „höchst merkwürdigen horizontal vielfach geschnörkelten Larvengängen"), Nach Döbner (1862) hat dieser Agrilus, be- günstigt durch mehrere heiße Sommer, sich bei Aschaffen bürg so stark vermehrt, daß er eine Pappelallee teilweise zum Absterben gebracht hat. ■^■•Agrilus viridis L. — Hauptsächlich in Buchenheistern, dann auch in Erle, Eiche, Linde, Birke, Rosen (Nördlinger, Erichson). Diese Art ist wohl der schlimmste Buchenschädling. Ratzeburg berichtet (F. S. 67), daß in einer Buchenheisterpflanzung von 1400 Pflanzen kaum eine zu finden war, die nicht von Agt-ihis-'LdirvGn besetzt gewesen wäre. In einer anderen, im Frühjahr ausgeführten Buchenpflanzung von 600 Stück wurde schon im Nach- sommer die Hälfte getötet und ein großer Teil der übrig gebliebenen Stämme so sehr befallen, daß auch diese zum Absterben kamen. Die groBe Variabilität der Art hat zur Aufstellung einer ganzen Reihe von Formen, die von Ratzeburg teilweise als besondere Arten aufgefaßt wurden, geführt: n. nocivus Ratz, (blau), V. linearis F. (Körper kupferfarbig, Flügeldecken grün), v. fagi Ratz, (einfarbig golden kupferig) und v. ater (schwärzlich erzfarben). ^ '■ • ' Agrilus angustulus 111. — Hauptsächlich in Eichenheistern, dann auch in Buche. Eine unserer kleinsten Arten. Nach Ratzeburg wurden im Harz (1835) ausgedehnte Schäden, die sehr wahrscheinlich von a?jgustulus her- rührten, an Eichen von i — 2 m Höhe verursacht. Mehr als 1/3 aller gepflanzten Eichen gingen daran ein. '/ Agrilus elongatus 111. (= /^««w Ratz). — In Eichenheistern, dann auch in Buche. Häufig vergesellschaftet mit Chrysobothris affi?iis F. und Xyloterus dispar F. Altum berichtet von einem großen Schaden in den Eichenwäldern Pommerns, wo (1876) nicht weniger als 7500 Heister durch diese Art zum Ab- sterben gebracht wurden. Ähnliche Verwüstungen melden auch Gumtan (1877) und Armbruster (1889). -f/j; Agrilus subauratus Gebl. {=coryli Redt). — Hauptsächlich in Eichen- heistern. Die Fraßgänge sind nach Altum (F. S. 135) „merklich breiter als bei der vorigen Art, zumeist sogar von der doppelten Breite. Ihr Verlauf zeigt viel größere Unregelmäßigkeiten, sehr viel stärkere Abweichungen von der Richtung des Stammes. Die Gänge verbreitern sich stellenweise zu größeren Plätzen". Scheint im allgemeinen seltener aufzutreten als der vorige. f'/ßw Agrilus coeruleus Rossi (= cyanescens Lap). Hauptsächlich an Eichen, dann auch in Buchen, Erlen und Birken. I50 Coleoptera. — 4. Familienreihe: Diveisicornia. 7: Agrilus auricollis Kiesw. — In Linden. Wachtl berichtet über ein schädliches Auftreten in Krain und in der Nähe von Wien, wo die i bis 2^/2 cm starken Äste und Gipfeltriebe der Linden stark von den Larven besetzt waren, so daß die Bäume arg verwüstet wurden. Die Eier werden stets zu mehreren beieinander an die Nährpfianze abgelegt. Die Larve (Abb. 62 E) arbeitet sich bis auf den Splint durch, frißt zwischen diesem und dem Bast einen langen Gang, welcher jedoch tiefer in den Splint als in den Bast eingreift. Der Gang führt zuerst ringförmig um den Ast herum, wodurch eine Hemmung in der Saftzirkulation und ein Kränkeln des peripheren Astteiles bewirkt wird. Dann verläuft er mehr oder weniger stark gewunden nach aufwärts, dringt in schwächeren Ästen sehr häufig in den Holzkörper ein, um darin eine Strecke weit fortzulaufen, oder durchquert ihn auch nur, um auf der anderen Seite zwischen Splint und Bast weiterzulaufen, wendet sich endlich gewöhnlich wieder nach abwärts, um in einer im Holzkörper gelegenen Puppenwiege zu enden. j,//ü Agrilus betuleti Ratz. — In jungen Birken, seltener in Eichen. — Familie Eucnemidae. Die kleine Familie der Eucnemiden stellt gewissermaßen ein Bindeglied zwischen Buprestiden und Elateriden dar. Der Halsschild ist wesentlich lockerer mit dem übrigen Körper verbunden als bei den Buprestiden und kann daher auf- und abwärts bewegt werden, ohne jedoch damit die Spring- resp. Schnellfähigkeit der Elateriden zu erreichen. Auch in den Larven prägt sich diese Zwischenstellung aus: die meisten sind weiß, weichhäutig, bein- und augenlos wie die der Buprestiden, manche zeigen auch noch die diesen charakteristische Ver- breiterung des Brustabschnittes; gewöhnlich aber fehlt die letztere und haben die Larven eine langgestreckte, von vorne nach hinten gleichbreite Gestalt, nähern sich dadurch also der Form der Elateriden- Larve; bei manchen ist außerdem auch die Körperbedeckung stärker chitinisiert, wodurch die Ähnlichkeit mit dem Elateriden - Typus noch erhöht wird. Die meisten Larven entwickeln sich im Holz, totem oder lebendem. Da es sich aber meist um seltene Tiere handelt, so kommt ihnen in praktisch forstlicher Hinsicht auch nur sehr geringe Bedeutung zu. Von den wenigen Gattungen und Arten der Eucnemiden nennen wir hier: nj M Melasis buprestoides L. Ein kleiner, schwarzer, langgestreckter Käfer von 6 — 9 mm Länge, mit gekämmten Fühlern, nach vorne gerade verbreitertem Halsschild und mit verdickten und abgeplatteten Beinen (Abb. 72 A). Die Larve hat Ähnlichkeit mit den Buprestiden -Larven (Typus I), indem der AB C Abb. 72. Melasis buprestoides L. A Imago, B Larve, C Fraßstück. (Nach Reitter). I. ßnistring scheibenförmig verbreitet und auch der 2. und 3. Brustring stark quergezogen ist. Auf dem breiten ersten Brustring bilden bogenförmige, glänzend braune Verhornungen eine charakteristische Zeichnung (Abb. 72 B). Familie Eucnemidae. 51 Das Tier wurde von Nördlinger in die Forstinsektenkunde eingeführt, der die Larve in einem Schwarzerlenstock und dessen 10 cm starken Aus- schlag angetroffen hat. Die Larve frißt horizontal verlaufende, in dieser Ebene aber oft gewundene Gänge ins Holz, so daß dieses beim Spalten stets horizontal in Stücke ausspringt (Abb. 72 C). „Die Larve nimmt in ihrem Gange eine mehr hufeisenförmige gekrümmte Lage ein und drückt das Wurmmehl in halbkreisförmigen Bögen hinter sich zusammen", ganz ähnlich wie es die Larven der Buprestiden machen (,,wolkig" angeordnetes Bohrmehl). Zur Verpuppung nagt sich die Larve eine rinnenförmig vertiefte Puppenwiege, die etwa 8 — 14 mm von der Ober- fläche entfernt im Holz liegt. Aus ihr nagt sich der Käfer etwa Ende Mai heraus, erst helles Holzmehl, dann dunkleres Rindenmehl hinter sich schaffend. Die Generation scheint mehrjährig zu sein. Als Fraßpflauze wurde außer Schwarzerle auch Eiche, Buche und Birke festgestellt. Da das Tier nur se'ten zu sein scheint, so erlangt es auch nur selten eine forstliche Bedeutung, die sowohl in einer physiologischen als auch technischen Schädigung der befallenen Pflanze besteht. Außer dieser Art möge hier noch auf folgende Eucnemiden kurz aufmerksam gemacht werden: fl ^Oij Isorhipis (Tkarops) me/asoides Lap., dessen Larven ganz ähnlich wie die der vorigen Art in ■^ Laubholz (abständigen Buchen) leben; j^'tEuGnemis capucina Lap., Larve schmal und langgestreckt, ebenfalls in anbrüchigem Laubholz; und , 21,1^ Xylobius corticalis Payk., der aus dürren Ästen von Koniferen gezogen wurde. (Larve ebenfalls schmal und langgestreckt [Elateridenform]). — Literatur über Buprestiden und Eucnemiden. Armbruster, 1889, Über Agrilus tenuis (= elongatus). — In: Verh. Harzer Forstvereins, S. 8. Döbner, 1862, Handbuch der Zoologie, II, S. 70. Eckstein, K., 1907, Das Auftreten forstl. schädlicher Tiere usw. — In: Z. f. F. u. J. 325. Escherich, K., 1917, Forstentomologische Streifzüge im Urwald von Bialo wies. — In: Bialowies in deutscher Verwaltung. Heft IL Berlin. Escherich u. Baer, 1908, Tharandter Zoologische Miscellen. i. Reihe. Nr. 6. {Pfiaenops cijanea.) — In: N. Z. f. L. u. F., VI, S. 522. Gumtau, 1877, Buprestis tenuis {= Agrilus elongatus) und Bostrichus dispar in Eichen- heistern. — In: Verh. Pommerschen Forstver., S. 25 — 27. Kleine, R., 1907, Beiträge zur Kenntnis der Biologie von Phaenops cyanea F. — In: Ent. Bl., III, S. 133-135, 150-151- Knotek, 1893, Auftreten des zweibindigen Prachtkäfers {Coraebus bifasciatus) im Okkupations- gebiet. --- In: Ost. F., XI, S. 302. Illes, 1888, Coraebus bifasciatus. — In: Ost. F., S. 126. Lamey, A., 1886, Les insectes nuisibles au chene- liege. — In: Revue des Eaux et Forets, XXV, s. 359-363. Lenk, 1888, Insektenschäden in Eichenniederwaldungen. — In: Ost. F., S. 32. Leisewitz, 1906, Über chitinöse Fortbewegungsapparate einiger Insektenlarven. — München, E. Reinhardt. MoUandin de Boissy, 1905, Nouvelle Observation biologique sur Dicerca alni. — In: Bull. Soc. Ent. France. Osterberg, E., 1860, Beobachtungen über Z)^eerca aenea usw. — In: Monatsschr. f. d. F. u. J., s- 439—441. 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Schnellkäfer. Die Elateriden stehen den Buprestiden habituell sehr nahe; sie sind wie diese langgestreckt, nach vorn und hinten verengt, am Kopf abgestutzt am Hinterende zugespitzt, ziemlich flach. Sie unterscheiden sich aber von ihnen sehr auiTallend durch die lose Verbindung des Hals- schildes mit der Mittelbrust, das infolgedessen mehr oder weniger weit auf und abwärts be- wegt werden kann. Mit dieser Eigenschaft hängt auch die Fähigkeit des Schnellens zusammen, die der Familie ihren Namen gegeben hat und an der lebende Elateriden ohne weiteres zu er- kennen sind. In der Färbung sind sie weniger auffallend wie die Prachtkäfer, gewöhnlich ein- farbig schwarz, braun, gelb oder rot oder dunkel metallisch. Der Kopf ist gerade vorgestreckt oder etwas geneigt, niemals aber wie bei den Buprestiden senkrecht gestellt. Die 11 — I2gliedrigen P'ühler sind deutlich gesägt, mitunter auch gekämmt und vor den Augen unter dem leistenartigen Seitenrand des Kopfes eingefügt. Die Mundteile sind gut ausgebildet, die Oberlippe deutlich entwickelt, die Vorderkiefer zweispitzig, die Mittelkiefer mit zwei Laden und viergliedrigen Tastern, III I Abb. 73. Springapparat eines Schnellkäfers. I von unten gesehen, II Seitenansicht, III Umriß eines zum Absprung bereiten Käfers, (Der Wulst ist gegen den Rand der Grube gepreßt, das Pronotum berührt die Unterlage nicht.) — Br Bremsgrube, D Dorn, G Grube, V Vorspmng, W Dornwulst. — Nach Prochnow und Schoenichen. die Hinterkiefertaster dreigliedrig. Das Halsschild ist zur Aufnahme starker Muskulatur polster- artig gewölbt und seine Hinterecken in zwei mehr weniger lange, nach hinten gerichtete Spitzen ausgezogen. Seine Unterseite ist vorn oft zu einer etwas nach unten gebogenen, die Mundwerk- zeuge verdeckenden Platte ausgebildet und verlängert sich nach hinten in den Bruststachel (siehe unten). Die Beine sind einfach gebaut, mit linearen Schienen, Vorder- und Mittelhüften kugelig, Hinterhüften lang quergezogen. Das Schildchen ist deutlich, die Flügeldecken langgestreckt, an der Basis etwas aufgetrieben, vorn bauchwärts umgeschlagen und punktstreifig. Was die oben bereits erwähnte Fähigkeit des Schnellens betrifft, so bedeutet diese eine „plötzliche Ortsveränderung im Dienste der Selbsterhaltung". Über den Vorgang des Schnellens hat man bis vor kurzem eine unklare und vielfach falsche Vorstellung gehabt. Erst in der letzten Zeit ist derselbe etwas mehr aufgeklärt worden, vor allem durch Prochnow (1915), dem wir hier hauptsächlich folgen. Der Springapparat befindet sich in der Brustregion, und zwar am Hinterende der Vorderbrust und am Vorderende der Mittelbrust. Er variiert bei den verschiedenen Arten nicht unbeträchtlich; übereinstimmend ist jedoch bei allen Arten der „Dorn" (Abb. 73 Di am Hinter- rande des Prosternums und die dazu passende „Grube" am Vorderrand des Mesosternums (Abb. 73 G). Der Dorn, der ventral schwach konvex gekrümmt ist, trägt an der Unterseite etwa ^/g der Länge von der Spitze entfernt einen „Wulst" (Abb. 73 W) ; vor diesem (kopfwärts) ist die Unterseite mehr oder weniger deutlich gekielt Die Öffnung der Grube ist ungefähr oval; ihr Vorderrand springt etwas vor und zeigt in der Mitte einen Ausschnitt, in den der Kiel der Unterseite des Domes hineinpaßt. Vom Vorderrand aus führt eine glatte Gleitbahn in die Tiefe der Grube ; auf ihr gleitet der Dorn bei der Schnellbewegung abwärts. Außerdem gehören zu dem Schnellapparat noch einige weitere Vorrichtungen : Die eine besteht aus je einem Vor- Familie Elateridae. j c i Sprung, der sich am Hinterrande des Prosternums jederseits zwischen der Medianlinie und dem äußeren Rande befindet, und dem am Vorderrande des Mesosternums eine Grube (.,Bremsgrubo") genau entspricht (Abb. 73 Br). Des weiteren befinden sich bei allen Arten an den Außenecken des Prothorax Fortsätze, denen teilweise Gelenkfurchen am Vorderrande des Mesothorax ent- sprechen. Wenn der Käfer sich emporschnellen will, bewegt er den Prothorax so lange auf und ab, bis der ,, "Wulst" auf der Unterseite des Dorns gegen den Rand der Grube stößt. Darauf folgt als auffallendster Vorgang eine schnelle ruckartige Bewegung des Prothorax gegen die Bauchseite zu. Die Hauptbedeutung des Domwulstes sieht Prochnow darin, daß es dem Käfer so möglich wird, zunächst einen festen Halt zu finden, und wenn der Widerstand dann durch srarke Muskelanspannung beseitigt ist, sehr schnell eine große Bewegungsgeschwindigkeit zu erzielen, so daß beim Abbremsen dieser Geschwindigkeit eine große Selbstrückstoßkraft auftritt. Bei der Mechanik des Schnellens spielt nach Prochnow der Selbstrückstoß durch das plötzliche Abbremsen der Prothoraxbewegung die Hauptrolle, wodurch eine Drehung des Käfers um die Hinterleibsspitze herbeigeführt wird. Dazu kommt noch die elastische Gegenwirkung des Chitins und der Unterlage. Welch' große Be- deutung dieser letzteren für die Sprunghöhe beizumessen ist, geht aus den Versuchen Prochnows hervor, wonach der Käfer auf elastischer Grundlage (z. B. Pappschachtel) bis zu 12 cm, auf nach- giebiger Grundlage (z. B. Sand) höchstens l'/a cm Sprunghöhe erreicht. Zu bemerken ist noch, daß es durchaus nicht notwendig ist, daß der Käfer vor dem Spiunge auch mit dem Prothorax die Unterlage berührt, wie man früher angenommen hatte, sondern daß der Käfer auch dann ebensogut springen kann, wenn er derart an den Rand einer Unterlage gebracht wird, daß der Prothorax völlig frei in die Luft ragt. Auf weitere Einzelheiten kann hier nicht eingegangen werden und muß in dieser Hinsicht auf die ausführlichen Darstellungen von Prochnow (1915) und Schönichen (191 8) ver- wiesen werden. Man findet die Käfer im Sommer auf Wiesen, Feldern und in Wäldern, wo sie sich auf Blumen, Sträuchern und Bäumen herumtreiben. Sie nähren sich teils von der weichen Rinde frischer Triebe, teils aber auch carnivor von anderen Insekten (Blattläusen usw.). Die meisten Arten sind Tagtiere, doch fliegen auch einige Arten bei Anbruch der Nacht, Die Eiablage, über die noch wenig bekannt ist, findet auf oder unter der Erdoberfläche, oder im Mulm usw. statt. Die Zahl der kleinen weißlichen hartsc haiigen Eier wird von manchen Autoren als sehr groß, von anderen mit ca. 50 Stück angegeben. Horst (1922) ermittelte durch anatomische Untersuchungen bei Agriotes und Corymbites eine Eizahl von 2 — 300. Die Larven, die nach etwa 14 Tagen aus- schlüpfen, sind sehr charakteristisch und unter dem Namen „Drahtwürmer', so genannt hauptsächlich Abb. 74 A. Elateriden-Larve. ihrer harten Beschaffenheit und glatten Oberfläche wegen, (Drahtwurm.) — Original. allgemein bekannt (Abb. 74 A). Sie sind langgestreckt und ähneln bei oberflächlicher Betrachtung in ihrer Gestalt, in der Beschaffenheit des Hautpanzers und in der Färbung (gelblich weiß bis rötlichgelb oder bräunlich) den als „Mehlwürmern" bekannten 7 Melanotus castanipes Payk, b Lacon murinus L., c Corymbites aeneus L., d Corymbites castaneus L., e Athous rhombeus Oliv., f Cardiophonis asellus Er. — Nach Schiödte. (Nah verwandt ist der sehr häufige A. niger L., etwas kleiner, 10—14 ™™» entweder einfarbig schwarz wie der vorige, oder mit rotbraunen Flügeldecken oder auch rotbraunem Halsschild.) — Fühler erst vom 4. Glied an schwach (selten stärker) erweitert, oder auch ein- fach, fadenförmig; Hinterwinkel des Halsschildes gekielt; Zwischenräume der Flügeldeckenstreifen ziemlich kräftig punktiert; Halsschild bedeutend länger als breit. Dunkelbraun, Flügeldecken und der hintere Teil des Bauches bräunlich hellgelb, Flügeldeckenspitze oft angedunkelt. Färbung ziemlich variabel. Länge 8— il mm stibftisctts Müll. Übersicht über die verschiedenen Larvenformen. ^) 1. Körper drehrund, Afterglied (= letztes Hinterleibssegment') zugespitzt (Typus I) 2 ■ — Körper abgeplattet, Afterglied breit und am Ende ausgeschnitten und gewöhn- lich mit verschiedenen Zähnen besetzt (Typus II) 6 2. Afterglied kegelförmig mit spitzem oder etwas abgestumpftem Ende (Abb. 76 B, o u. p) 3 ') Eine ausführliche Tabelle findet sich bei Beling (1884), dem ich hier hauptsächlich gefolgt bin. Übersicht über die verschiedenen Larvenformen. 159 — Afterglied abgeflacht, |am Hinterende mit griffeiförmiger Spitze (Abb. 76 A, a). In faulen Laub- und Nadelhölzern Melanotus rufipes Hrbst. 3. Afterglied rein kegelförmig, d. h. mit mehr oder weniger geraden Seiten, am Hinterende mit mehreren Reihen knotenförmiger behaarter Warzen besetzt (Abb. 76 B, o). Im Walde in humoser Erde, seltener in faulen Baum- stöcken Dolopius marginatus L. Abb. 76 B. Afterglieder von verschiedenen Elateriden - Larven : g Athous rhombeus Oliv., Limonius aeneoniger Deg., i Athous subfuscus Müll., k Corymbites castaneus L. , 1 Corymbites tessellatus L. , m Corymbites aeneus L. , n Lacon murinus L. , o Dolopius marginatus L., p Agriotes lineatus L. — Nach Schiödte. — Afterglied mit gerundeten, d. h. ausgebauchten Seiten, mit einem kurzen Endstachel 4 4. Afterglied an der Basis jederseits mit einem großen, grubenförmigen , dunkel umrahmten Luftloch (Abb. 76 B, p). Körper sehr fein und seicht punktiert, fast glatt, blaß bräunlichgelb. Im Boden, wurzelfressend . . . Agriotes lineatus L. j 5o Coleoptera. — 4. Familienreihe : Diversicoruia. — Afterglied ohne solche Luftlöcher 5 5. Endstachel des Aftergliedes dick und plump, stumpf und warzenförmig rauh. Im Waldboden und auch in morschen Baumstöcken .... Agriotes aterrirnus L. — Endstachel des Aftergliedes dünn und spitz Elater -ATten Die verschiedenen Arten unterscheiden sich hauptsächlich durch die ver- schiedene Punktierung der Hinterleibsegmente. Die Unterschiede sind oft recht gering, die sichere Erkennung daher oft schwierig. Die meisten Elater- Larven leben in morschem Holz, wohl vom Raube anderer Insektenlarven. 6. Ausschnitt des Aftergliedes an der Basis sich in einen spitzwinkligen Spalt fort- setzend. Seiten des Aftergliedes mit 5 kräftigen Zähnen besetzt (Abb. 76 B, n). In Wald und Ackerboden, wurzelfressend Lacon murinus L. — Ausschnitt an der Basis einfach gerundet oder gerade 7 7. Ausschnitt groß, hinten weit geöffnet (Abb. 76B, g, k, 1, m) 8 — Ausschnitt klein, hinten nur wenig geöffnet, mitunter fast geschlossen (Abb. 7 6B,hu.i) 1 1 8. Ausschnitt mehr oder weniger quer mit annähernd geraden Seitenrändern (Abb. 76B, 1 u. m) 9 — Ausschnitt herzförmig mit gerundeten Seitenrändern (Abb. 76B, k) . . . .10 9. Ausschnitt deutlich breiter als lang, Oberseite (Scheibe) des Aftergliedes mit 4 gebogenen Längsleisten (Abb. 76 B, m). Im trockenen Waldboden. Corymbites aeneus L. — Ausschnitt kaum breiter als lang, Scheibe des Aftergliedes ohne Längsleisten (Abb. 76.B, I). Im Boden Coryiabit.es tcssellatus L. *) 10. Afterglied ein wenig breiter als lang, mit gerundeten Seiten. Scheibe runzlig und tief punktiert, mit deutlichen Seitenfurchen, aber undeutlicher Mittelfurche. Öffnung des Ausschnittes halb so breit als die Mittelbreite des Ausschnittes (Abb. 76 B, k). Im Waldboden Corymbites castaneus L. — Afterglied deutlich länger als breit, mit annähernd geraden Seiten. Scheibe mit großen runden und längUchen grubenförmigen Punkten, ohne Seitenfurchen, dagegen mit deutlicher Mittelfurche. Öffnung etwa % ^° b"^^^*^ ^^^ ^i^ Mittelbreite des Ausschnittes (Abb. 76 B, g). In faulen Buchen, Birken, räuberisch von Bockkäferlarven und anderen lebend .... Athous rhombeiis Oliv. 11. Der kleine Ausschnitt annähernd kreisrund, am Hinterende ganz oder fast ganz geschlossen. Seiten nur mit kleinen Zähnen, Ende unbewaffnet (Abb. 76 B, h) In der Erde lebend Limonius aeneomger Deg — Der kleine Ausschnitt quer oval, am Hinterende mit schmaler, aber deutlicher Öffnung. Seiten mit 4 deutlichen Zähnen, Hinterende mit einem großen hakenförmigen Zahn bewaffnet (Abb. 76 B, i). Vorzugsweise im Waldboden, doch auch unter Rinde und in faulem Holz Athous subfuscus Müll. Forstliches Verhalten. Unsere Kenntnisse über die Lebensweise der einzelnen Arten sind noch recht gering und unsicher, weshalb auch hint«ir die Angaben in der forstlichen und landwirtschaftlichen Literatur noch manche Fragezeichen zu setzen sind — be- sonders soweit es sich um die Artzugehörigkeit der beobachteten Larven handelt. Diese wird oft genug nur vermutungsweise ausgesprochen oder aus dem gleich- zeitigen häufigen Vorkommen von diesen oder jenen Imagines geschlossen, da die Zuchten nicht leicht auszuführen sind und lange Zeit in Anspruch nehmen (siehe oben S. 155). Wir sehen daher hier davon ab, die einzelnen Arten gesondert zu be- sprechen, sondern begnügen uns damit, eine zusammenfassende Übersicht über das forstliche Verhalten der Elateriden zu geben. Wir können dies um so eher tun, als die sc hä dl iche Tätigkeit der Elateriden, auf die es uns hier haupt- *) Beling (1884) stellt die Larve von C. tessellatus zu den Formen mit kleinem Aus- schnitt; Schiödte dagegen beschreibt sie ^und bildet sie auch ab) mit großem Ausschnitt. Es ist möglich, daß Beling den Olivierschen tessellatus meint, während die Schiödtesche Be- schreibung sich auf die Linn6sche Art bezieht. 1. Elateriden als Pflanzenfesser. i6i sächlich ankommt, bei den verschiedenen Arten in ziemlich übereinstimmender Weise sich geltend macht, und dementsprechend auch in der Bekämpfung bei den einzelnen Arten keine wesentlichen Unterschiede bestehen. I. Elateriden als Pflanzenfresser. a) Käferfraß. Die Käfer findet man häufig auf den jungen Trieben von Laub- und Nadelholz, wo sie es vor allem auf die grüne saftige Rinde abgesehen haben. Dieser Fraß kann soweit gehen, daß die Triebe in ihren peripheren Teilen um- knicken, verwelken und absterben (Abb. 77). Ratzeburg (F. 55) berichtet von einem Schnellkäferfraß {Corymbites tesseliatus L.) an 4 — 6jährigen Kiefern, Abb: 77. Käferfraß von Elateriden. A Junger Eichentrieb von Elateren durchnagt; B Junge Fichtentriebe von Elateren befressen. X Nagestelle. — Nach Eckstein. auf den Saftausfluß und leichtes Umknicken der befressenen Triebe folgte. Eine andere Art [Corymbites castanetis L.) wurde beobachtet, wie sie sich in Knospen hineinfraß. Eckstein (F. 381) bildet als Elaterenfraß umgeknickte junge Triebe von Eichen und Fichten ab (Abb. 77). Auf Eichen wurden fressend beob- achtet die Imagines von LacoH murinus L., Agriotes aterrimus Z., Dolopius mar- ginaius'L., Corymbites tesseliatus L., Limonius aenigi?iosus 0\\v. u. a. (Altum 1892, S. 249 u. 250). Die forstliche Bedeutung dieses imaginalen Fraßes ist aber meist nur unwesentlich, da die Käfer selten in großen Massen im Walde auftreten. b) Larvenfraß. Weit schlimmer als der Käferfraß ist der unterirdisch stattfindende Larven fraß, der hauptsächlich die Samen und Wurzeln betrifft. Escherich, Forstinsekten. II. Bd. II 1^2 Coleoptera. — 4. Familien reihe: Diyersicornia. Fraß an Samen. — .Dieser macht sich in Saaten und Saatkämpen oft in sehr unangenehmer Weise bemerkbar. Er kann sowohl Laubholzsamen (Eicheln, Buchein, Ahorn-, Hainbuchensamen usw.), als auch die verschiedenen Nadelholzsämereien betreffen und in so ausgedehntem Maße auftreten, daß der ganze Anbau in Frage gestellt wird. Über Samenbeschädigungen durch Elateridenlarven berichtet zuerst Th. H artig, welcher angibt, daß „Springkäferlarven" sich in einer Ahornsaat besonders häufig in das Innere des keimenden Samens einfraßen. Weitere Angaben finden sich bei Ratzeburg (W. 358). Es handelt sich hier um die (1860) mehrfach beobachtete Vernichtung keimender Buch ein, in welche sich die Larven von der Spitze her einfraßen. Die Beobachtung wurde auf verschiedenen Revieren gemacht und zwar in großem Umfange. Ohne sicheren Beweis wird als Täter die Larve von Athoiis subjuscus Müll, angesehen, eine Ver- mutung, die aber um so wahrscheinlicher ist, als in der Tharandter Sammlung eine Buchel unbekannten Ursprunges mit eingebohrter Larve vorhanden ist, welche mit Sicherheit als solche bestimmt werden konnte. Über ähnliche Schäden im Harze an einer Buchenpiätzesaat (1876) berichtet Altum (1879, S. 76). Derselbe Autor (1. c.) bringt auch Mitteilungen über größere Zerstörungen an Eichelsaaten (1876) zu Uslar. Die Cotyledonen waren stark von den Larven durchbohrt, die Keime dagegen anfänglich unversehrt. Die Larve von Agriotes Ivieaiiis L. war hier die Täterin. Der Kampteil, in welchem die Larven fraßen, wurde völlig vernichtet. Auch Nitsche berichtet (S. 331) über einen größeren Fraß an Saateicheln auf einer ca. 3 ha großen Fläche (1882) bei Leipzig. Hier waren Abb. 78. Eicheln mit ein- wesentlich nur die Cotyledonen angegangen, und es gefressenen Elateridenlarven. entwickelten sich einige m Tharandt in Töpfe ein- gelegte, oft von mehreren Larven angegangene Eicheln noch ganz normal. Auch die Saat selbst hat sich nach einigen Nachbesserungen ziemlich gut entwickelt. Nach der Bestimmung von Nitsche waren an dem Fräße beteiligt die Larven von Lacoji murinus'L.^ Athous subjuscus Müll., Corymbites aeneus L. und Agriotes lineatus L. Im Frühjahr 1876 fand Beling {1878, S. 95) mehrfach Larven von Athous subfuscus Müll, in Mittelwaldbeständen unter der Laubdecke des Bodens mit dem Kopfe tief innerhalb der hornigen, klaffenden Hülle keimender Hain- buchensamen stecken, mit der Zernagung des Samenkorns beschäftigt. In einem Gefäße mit Walderde unterhaltene Larven zernagten Buchein, Eicheln und Haselnüsse. Den bedeutendsten Schaden, den wir kennen, haben Elaterenlarven an Nadelholzsamen angerichtet. Von der Herrschaft Nassenfuß in Krain berichtet Judeich (bei Beling 1879, S. 312) folgendes: In einem mit 5,5 kg an- gekeimten Nadelholzsamens — Fichte, Tanne, Schwarzkiefer und Lärche — im April 1879 besäten Saatkamp wurden sämtliche Samen von einer Agriotes-\jäxy& ausgefressen. Im Mai wurde die Fläche umgestochen, abermals mit der gleichen Menge Samen besät, und wurden die Rillen mit verdünnter Karbollösung be- gossen. Nach 14 Tagen war aber abermals sämtlicher Samen ausgefressen, so daß die Erziehung von Pflanzen auf dieser Fläche aufgegeben werden mußte. Einige in einem Glase mit Erde eingesperrte Larven fraßen eingestreuten Nadel- holzsamen in vier Tagen vollständig aus. — Elateriden als Pflanzenfresser; 163 In der k. k. Saatschule in Görz wurden eine große Menge von in Töpfen gezogenen Keimlingen der Pinie [Pinus Pinea) durch die Larven von Agriotes lineatus vernichtet (Gumppenberg 1880, S. 67). Auch Nördlinger (L. 8) berichtet über Samenzerstörungen (Föhre, Arve) durch Drahtwürmer. Wurzelfraß. — Ebenso zerstörend wie am Samen können die Draht- würmer an jungen Pflanzen durch Befressen der Wurzeln und unteren Stammteile auftreten. In der forstlichen Literatur ist eine ganze Reihe der- artiger recht empfindlicher Schäden beschrieben (Ratzeburg W. 358, Altum 1874, Baudisch 1884, Borggreve 1878 u. a.). Besonders scheinen ganz junge Nadelpflanzen darunter zu leiden. Fälle, daß auf Saatkämpen die Mehrzahl der Pflanzen durch Drahtwurmfraß vernichtet werden, sind gar nicht so selten. Die Wurzeln (mit Einschluß der Pfahlwurzeln) werden benagt und durchbissen, so daß die Pflanzen rasch absterben. In dickere Wurzeln dringen sie oft ein, indem sie dieselben auf größere oder kleinere Strecken aushöhlen. Auch dicht über dem Wurzelkroten wurde Drahtwurmfraß beobachtet. — Auch an etwas älteren Laubholzpflanzen können die Drahtwürmer durch Wurzel- fraß schädlich werden, wie Altum an „nicht mehr ganz jungen" Akazienpflanzen beobachtet hat, die durch den Verlust der Faser- und auch der Pfahlwurzeln stark gelitten haben; manche Stämmchen wurden über dem Wurzelhals glatt ab- geschnitten. — Als die hauptsächlichsten Wurzelfresser werden in der forstlichen Literatur genannt: Corymbites aeneus L., Dolopius marginatus L., Athous niger L., Agriotei aterrimus L. Noch weit schädlicher als in der Forstwirtschaft sind die Drahtwürmer in der Landwirtschaft, wo sie in Getreide-, Kartoffel- und Rübenfeldern usw. große Verwüstungen anrichten können. In Kartoffeln und Rüben werden Gänge gefressen, oft so zahlreich, daß fast nur noch die Schale übrig bleibt. Eine sichere Diagnose des Drahtwurmfralies läßt sich nur dann geben, wenn die Larve selbst festgestellt werden kann. Denn es gibt noch eine ganze Reihe anderer wurzel- fressenden Insekten, die ähnhche Beschädigungen an den unterirdischen Pflanzenteilen anrichten. Immerhin läßt sich per exclusionem mitunter auch aus dem Fraßbild allein wenigstens mit "Wahrscheinlichkeit auf Drahtwurmfraß schließen: Die Engerlinge lassen bei jüngeren Pflanzen meist nur die Pfahlwurzel („nackt und kahl wie eine Rübe") übrig, so daß die befressene Pflanze ohne Schwierigkeit aus dem Boden zu ziehen ist; die Maulwurfsgrille reißt meist ganze Stücke aus der Wurzel heraus, so daß eine größere Lücke zwischen den beiden Enden entsteht; die Erdraupen (Kiefern saateule usw.) befressen außer dem Wurzelwerk gewöhnlich auch noch die oberirdischen Stammteile, eventuell auch die zu unterst gelegenen Nadeln; die Schnakenlarven begnügen sich meist damit, die Rinde der Wurzeln zu benagen; außerdem schälen sie bei Keimlingspflanzen streckenweise auch die Rinde am oberirdischen Stammteile; bei dem Fraß der verschiedenen Rüsselkäferlarven [Otiorhynchus ^ Brach yderes usw.) findet sich oft gleichzeitig der imaginale Schartenfraß an den Nadeln. Zu alledem kommt, daß keine der hier genannten Larven die Wurzeln oder unteren Stammteile aushöhlt, was bei den Drahtwürmern nicht seilen vorkommt. Als natürliche Feinde der pflanzenfressenden Elateriden kommen vor allem die unterirdisch jagenden Säugetiere, wie Maulwurf, Spitzmäuse, Mäuse usw. in Betracht, ferner eine Reihe von Vögeln, die teils die beim Umgraben an die Oberfläche gebrachten Drahtwürmer vertilgen, teils die Larven aus der Erde holen (Krähen, Wiedehopf, Blaurake usw.). Ferner stellen den Draht- würmern auch räuberische Insekten, wie die Maulwurfsgrille, verschiedene II * l(j4 Coleoptera. — 4. Kamilienreihe: Diversicornia. Laufkäfer {Caradus- Aiten, Omaseus) u. a. nach. Parasiten sind bis heule keine bekannt geworden (vielleicht bietet gegen diese die glatte dicke Körperhaut einen Schutz). Dagegen ist in Amerika ein pathogener Pilz {Metarrhizium anis- opliae) festgestellt worden, der bei Zuchtversuchen zahlreiche Larven abtötete (s. Reh 481). — Bekämpfung. Gegen den Käfer selbst empfiehlt sich bei zahlreichem Vorkommen em womöglich tägliches Absammeln, am besten mit Hilfe emes Klopfschirmes. Gegen die Larven („Drahtwürmer") sind eine ganze Reihe von Mitteln vorgeschlagen, von denen hier die wirksamsten genannt seien: Zur Vorbeugung achte man streng darauf, daß alle beim Umgraben an die Oberfläche gebrachten Drahtwürmer vernichtet werden. Da die Tiere sehr hart sind, genügt es nicht, sie einfach zwischen den Fingern zu drücken, s^ondern man reiße sie in zwei Stücke auseinander. Auch beim Umstechen des Kompostes, in dem sich häufig Drahtwürmer befinden, und beim Abfahren des- selben auf die Beete sind die gleichen Vorsichtsmaßregeln anzuwenden, ^) Das Vernichten der in den Beeten be findlichen Larven kann auf verschiedene Weise versucht werden: 1. Durch Ausheben der Pflanzen. Die infolge des Fraßes kränkelnden Pflanzen werden mit einem Spatenstiche ausgehoben und nebst Erdballen auf einem Tuch oder Papier ausgeschüttelt, wobei der Drahtwurm herausfällt. 2. Durch Fangpflanzen. Hierzu eignet sich am besten Salat, der von den Drahtwürmern besonders bevorzugt wird. „Auf den Beeten, auf denen man im vorhergegangenen Jahre Elaterenlarven bemerkt hat, sät man zeitig im Frühjahr sparsam zwischen die Saat- und Pflanzenreihen und auf die die Beete trennenden Pfade etwas Salat. Die von den Drahtwürmern angegangenen Salatpflanzen haben etwa das 6. — 8. Blatt; sie scheinen etwas in den Boden ge- zogen zu sein und sind welk. Man hebe diese Pflanzen täglich heraus, wobei man den Drahtwurm in der bis auf die äußere Haut ausgehöhlten Wurzel oder sogar weiter oben finden wird. Ist der Stengel der Pflanze ausgefressen und leer, dann befindet sich die Larve bereits auf dem Wege zu einer der nächsten, in welcher sie am anderen Tage gefunden werden wird" (Eckstein). 3. Durch Köder. Am besten nimmt man hierzu halbierte oder ge- viertelte Kartoffel, die mit der Schnittfläche nach unten zwischen den Reihen der Kulturpflanzen ausgelegt oder oberflächlich in den Boden eingegraben und durch ein Stäbchen gekennzeichnet werden. Nach einigen Tagen sind die Kar- toffeln wieder einzusammeln und können nach Entfernung der darin gefangenen Drahtwürmer wiederholt ausgelegt oder nach vorherigem Brühen in heißem ^) Horst (1922) ist der Ansicht, daß der Schädling am erfolgreichsten im Puppen- stadium zu bekämplen ist, da er zu dieser Zeit hilflos und am Abwandern verhindert ist und seine zarte Cuticula die Einwirkung der Atmosphärilien zuläßt. Jedenfalls ist die Trockenheit für die Puppen ein arger Feind. Durch wiederholtes Umgraben der Beete während der Zeit der Puppen ruhe (Juni — August) werden zahlreiche Fuppenwiegen an die Oberfläche gebracht und zerstört und dann auch die zarten Puppen verderblichen Einflüssen preisgegeben. 11. Elateriden als Räuber. 155 Wasser als Futter verwendet werden. — An Stelle der Kartoffeln kann man auch Rüben oder Ölkuchenstückchen oder Karotten benutzen. Von englischen Entomologen ist der Vorschlag gemacht, einen durchlöcherten Kegel aus Eisen- blech, in dem sich eine Möhre befindet, in den Boden zwischen die Pflanzen- reihen zu stecken. Die Drahtwürmer gelangen durch die Löcher in den Trichter, fressen sich in die Möhren hinein und können so leicht gesammelt werden (Ferrant). In Ameiika hat man es verschiedentlich mit vergiftetem Köder ver- sucht, besonders mit frischem Klee, der in mit Arsensalzen versetztem Zucker- wasser geschüttelt und untergraben wurde; doch wird der Erfolg dieser Methode von anderer Seite bestritten. 4. Durch Kopfdüngung mit Kainit und Chilesalpeter. Der Erfolg dieser hauptsächlich in der Landwirtschaft gebräuchlichen Methode soll darauf beruhen, daß der Kainit die Drahtwürmer töten oder in tiefere Schichten zurücktreiben soll, während der Chilesalpeter die Pflanzen zu rascherem Wachs- tum anregt und sie über das gefährlichere Jugendstadium schneller hinwegbringt. Nach den an der Münchener Agrikulturbotanischen Anstalt gemachten Erfahrungen hat sich dieses Mittel bei Anwendung von 3 — 4 Zentner Kainit und 50 — 60 Pfund Chilesalpeter pro ^4 ^^ ^^^s beste bewährt. 5. Auch das Begießen der Befallstelle mit jauche, welche geringe Mengen (i — 2%) Eisenvitriol gelöst enthält, hat sich als sehr wirksam erwiesen und ist wegen seiner Einfachheit und geringen Kosten sehr zu empfehlen (Kor ff 19 10). II. Elateriden als Räuber. Wie schon oben erwähnt, leben die Elateriden nicht nur von Pflanzen, sondern zum Teil auch carnivor, und zwar sowohl alsimagines als auch als Larven. Gewisse Elateriden scheinen ausschließlich carnivor zu leben, wie z. B. Adelocera (Friederichs 191 9). i) Wahrscheinlich werden viele derjenigen Arten, deren Larven in Mulm, faulem Holz oder unter Rinde alter Bäume leben, carnivore Gewohnheiten haben. Es ist jedenfalls sehr naheliegend, daß die Larven dieser Arten von den dort hausenden Larven von Bockkäfern und anderen Mulminsekten sich nähren. Dahin gehören außer Adelocera eine Reihe von Corymbites - hxiQTi (besonders die Untergattung Selatosomus Steph.), dann viele Athous- und £/a/er- Arten. Doch auch die im Boden resp. in der Streu lebenden Arten nähren sich bisweilen von den Larven und Puppen anderer Insekten. So konnte ich gelegentlich einer Nonnenkalamität in Sachsen (1907/12) stellenweise zahlreiche von Drahtwürmern ausgefressene Tönnchen *) Nach Friederichs (igiy") brauchen die Elateridenlarven. da sie sehr langsam wachsen, sehr viel Erhaltungsfutter, d. h. solches, das nicht ihrem Wachstum zugute kommt, sondern nur der Erhaltung des Körpers dient. Daher vertilgt eine solche Larve im Laufe der Zeit noch viel mehr Insekten als z. B. die gefräßigen (aber schnell wachsenden) Hister-ha.rven. Die Ver- puppung der von Fried erichs beobachteten Adelocera -Larve fand in der Borke einer selbst- verfertigten Höhle statt; die Larvenhaut haftete am Hinterende der Puppe. Die auf Raub im Holz ausgehende Larve bewegt sich in den alten Fraiigängen der Bockkäfer usw.; durch morsches Holz bohrt sie sich selbst mit erstaunlicher Geschwindigkeit durch, viele Bohrspäne, aber niemals aus Holzteilen bestehenden Kot hinter sich lassend. 1 56 Coleoptera. — 4. Familienreihe : Diversicornia. der Nonnentachine in der Streudecke finden. Die betreffenden Tönnclien waren an größeren oder kleineren Löchern, durch die sich die Drahtwürmer eiugebohrt hatten, kenntlich. Des öfteren konnte ich die Drahtwürmer in flagranti ertappen, mit ihrer vorderen Körperhälfte in dem Tönnchen steckend. Forst- meister Grohmann (1913) berichtet ferner von ausgiebiger räuberischer Tätigkeit der Drahtwürmer an Rüsselkäferlarven {Hylobius) in seinen zu Versuchs- zwecken angelegten Fanggruben. Des weiteren liegen noch eine Anzahl Einzelbeobachtungen über die räuberische Tätigkeit von Elateriden vor. So wurde die Larve von Corymbites cupreus F. beim Verzehren von Aphodius-'L^aweD. und Würmern beobachtet; ferner die Larve von Cory?}ib. melancholicus Gf beim Verzehren von Rüsselkäferlarven; die im Mulm von Kiefernstöcken lebenden Larven von Melanotus rufipes Hbst. beim Verzehren von Fliegen- und Bockkäferlarven [Asemtmt striatum L.); verschiedene andere Cbn'w<5//«-Larven beim Verzehren von Ameisen. Die Larve von Athous rhombeus Oliv., die sich hauptsächlich in faulen Buchen- und Birkenstämmen auf- hält, soll den Larven von verschiedenen Lepttira • Kiion (Bockkäfer) nachstellen, ebenso sollen die in alten Kiefernstöcken lebenden Larven von Athous ru/us L. von Bockkäfeflarven sich nähren. In wie weit die zahlreichen in der Boden decke (Moos und Streu) lebenden Drahtwürmer carnivor sind und dadurch eventuell auch Anteil an der Gleich- gewichtserhaltung der Waldbiocoenose haben, entzieht sich noch unserer Kenntnis. Pillai (iqiq) hat bei seinen Untersuchungen über die Bewohner der Kiefernr streu eine ganze Menge von Drahtwürmern zutage gefördert, die größtenteils den Gattungen Dolopius^ Athous^ Elater angehören. Auch die Imagines sind wiederholt als Räuber beobachtet worden. „Schon Motschulsky erzählt, daß er Corymbites germanus L. und Prosternon holosericeus Oliv- wiederholt gegen Abend auf Ahorn Blattläuse fressen sah, und Buysson be- merkt hierzu, daß die letztere Art besonders auf solchen Kiefern häufig ist, wo sich gewisse Blattläuse vorfinden. Ruppertsberger fand ferner Prosternon iß Anzahl an lebenden Puppen des Weidenspinners angeschmiegt und es ergab sich, daß am anderen Tag ein Drittel der Puppen aufgezehrt war {Schaufuß- Calwer). Die forstliche Bedeutung der carnivoren Elateriden muß erst noch geklärt werden. Zweifellos wird durch ihre räuberische Tätigkeit viel In- sektenleben im Walde vernichtet. Natürlich werden sich unter ihren Opfern auch eine Reihe von Forstschädlingen befinden, wie ja auch verschiedene der genannten Fälle beweisen. Zum großen Teil aber, vor allem bei den in faulen Stöcken usw. lebenden Larven, werden die Opfer wohl forstlich mehr oder weniger gleichgültige Arten sein, da ja die im Mulm sich entwickelnden Bockkäferlarven usw. als Schädlinge im allgemeinen nicht in Betracht kommen. Andererseits können sie auch durch Vernichtung von Nutzinsekten schädlich wirken, wofür der oben berichtete Fall von Tachinenvernichtung ein beweisendes Beispiel abgibt. Auch durch Vernichtung von im Mulme lebenden Fliegen- larven können sie eine ähnliche Rolle spielen, wenn es sich um räuberische nützliche Larven handelt (wie z. B. Laphria und andere). Pämiliengrappe Malacodermata. ' jöy So kann also die räuberische Tätigkeit der Elateriden sowohl forstlich nützlich als auch schädlich als auch völlig indifferent sein. Welche Rolle vorwiegt, müssen erst spätere Beobachtungen noch zeigen. Literatur über Elateriden. Altum. 1875, Elaterenlarven. — In:-Z. f. F. u. J., Bd. VII, S. 369. — 1876, Elaterenfraß an Saateicheln. — In: Ebenda, Bd. VIII, S. 498. — 1879, Die forstschädlichen Elateren. — In: Ebenda, Bd. X, S. 73—81. — 1892, Zerstörer von Eichenmaitrieben. — In: Ebenda, Bd. XXIV, S. 249. Baudisch, F., 1884, Die Eiaterenlarve als Tannenschädling. — In: Ctrlbl. f. d. ges. Forstw.. X, S. 312. Beling, 1878, Über Elateridenfraß. — In: Thar. F. J.. Bd. XXVIII, S. 93 ff. — 1879, Über Schnellkäferlarven. — In: Ebenda. Bd. XXIX, S. 305—317 (mit An- merkungen von Judeich). — 1884, Beitrag zur Metamorphose der Käferfamilie der Elateriden. — In: Deutsche ent. Zeit, 27. u. 28. Bd., 1883 u. 1884. Borggreve, 1878, Abermaliger Fraß von Elateriden-Larven auf Kiefernsaatbeeten. — In: Forstl. Bl., XV, S. 319. Ford, George H., 1917, Bemerkungen über den Entwicklungsgang von Aqriotes obseurus. — In: The Ann. of Applied Biology, 3. Bd., S. 97 — 115, Taf. XVI— XVII. — (Ref. in: Int. Agr.-Tech. Rundschau, VIII, S. 494). Friederichs. K., 1919, Einiges über die Käfer des toten Holzes im Kiefernwald der Insel St. Marguerite (Südfrankreich). — In: Ent. Bl., S. 20 ff. G rohmann, 1913, Die Generation des großen braunen Rüsselkäfers {Hylobius abietis) und seine Bekämpfung. — In: Thar. F J., Bd. 64, S. 325 ff. Gumppenberg, H. v., 1880, Ein Schädling der Pinie. — In: Z. f. d. ges. F., VI, S. 67. Hartig, 1860, Das Insektenleben im Boden der Saat- und Pflanzkämpe. — In: Krit. Bl. f. F. u. J., XLIII, Heft I, S. 126. H|orst, Albert, 1922, Untersuchungen über Agriotes obseurus L, (Ein Beitrag zur Kenntnis der Biologie und Morphologie der Elateriden und ihrer Larven.) — In: Archiv f. Natur- geschichte. Abt. I, S. I — 90, 3 Taf. Kor ff, G., 19 10, Die Drahtwürmer und ihre Bekämpfung. — In: Prakt. Bl. f. Pfl., VIII. Bd., S. 125-130. Prochnow, Oskar, 1915, Das Springen der Schnellkäfer, physikalisch betrachtet. — In: Biol. Ztrlbl, 35. Bd., S. 81—93. Schönichen, W., 1918, Praktikum der Insektenkunde. Jena. (Darin: Das Schnellen der Schnellkäfer, S. 5 2 ff.) Sjtehlik, W., 1916, Erfahrungen über die Vertilgung der Drahtwürmer. — Tn: Blätter für Zuckerrübenbau, 13. Jahrg.. S. 165 — 167. — (Ref. in: Int. Agr.-Techn. Rundschau, VIII. S. 96.) Familiengruppe Malacodermata. i Die Familiengruppe hat ihren Namen von der meist weichen Beschaffenheit der Körperbedeckung, besonders der Flügeldecken. Die Tarsen besitzen stets '5 Glieder, von denen das kleine vierte gewöhnlich ausgerandet ist und ein Hautläppchen an der Unterseite besitzt. Die Fühler sind faden- oder schnurförmig, seltener gesägt oder gekämmt; die Hinter- hüften ragen zapfenförmig vor und stoßen meist aneinander. Die Familiengruppe enthält 4 Familien, von denen uns aber nur zwei, die Cantharidae und Lymexylonidae^ interessieren. Diese beiden Familien, deren Ver- treter von langgestreckter Form sind, unterscheiden sich kurz folgendermaßen: Cantharidae: Körper mehr oder weniger flach, die sehr weichen Flügeldecken mit parallelen Seiten, Tarsenglieder dreieckig oder herzförmig; Lymexylonidae: Körper mehr oder weniger zylindrisch, die Flügeldeckenseiten nach hinten meist mehr oder weniger konvergierend. Tarsenglieder lang, drehrund. — i68 Coleoptera, — 4 Familienreihe : Diversicornia. Familie Cantharidae. Die FaiT]ilie der Canthariden enthält eine ziemlich große Anzahl von Gattungen und Arten, die alle in der auffallenden Weichheit der Körperbedeckung übereinstimmen. Es handelt sich meist um mittelgroße Arten von verschiedener Färbung: schwarz, braun, gelb, metallisch, oft mit rotem oder wenigstens hellerem Halsschild. Die Larven sind bewegliche, langgestreckte, stets mit Beinen versehene Tiere, oft mit samtartiger Behaarung. Sowohl die Imagines als auch die Larven leben zum großen Teil vom Raub anderer Insekten oder Schnecken, und dürfen deshalb im allgemeinen wohl als nützlich bezeichnet werden. Von einigen Arten wurde allerdings be- obachtet, daß sie auch frische Pflanzenteile angehen und dadurch schäd- lich werden. Manche Canthariden haben die Fähigkeit zu leuchten (Leucht- käfer {Lampyns\ s. Bd. I, S. 86 ff.). Forstlich kommen nur wenige Arten in Betracht. Gattung Cantharis L. Die unter dem Namen „Schneider" allgemein bekannten Käfer stellen die größten Vertreter der Canthariden dar (bis 15 mm); sie haben entweder schwarze oder gelbe Flügel- decken, einen roten oder schwarzen oder gelben Hals- schild und meist gelbliche oder rötliche Beine und Fühler. Der Ko]if vorn gestreckt, die Fühler vor den Augen in einiger Entfernung voneinander eingelenkt, Endglied der Taster beilförmig, Haisschild meist quer viereckig (Abb. 79 A). Die ziemlich gewölbten Larven (Abb. 79 B) sind an der dichten samtartigen Behaarung leicht kennt- lich. Da sie auch im Winter an wärmeren Tagen aus ihren Verstecken hervorkommen und dann oft in großer Zahl iiber den Schnee laufen, so werden sie auch als „Sehn ee würm er'" bezeichnet (früher ging im Volksmund die Sage, daß die schwarzen Würmer vom Himmel gefallen seien). Die Lebensweise ist etwa folgende: Die Imago erscheint anfangs Mai und be- ginnt bald mit der Kopulation, welche den ganzen Tag währt. Die Eier werden unter einem Baumstamm oder unter einem Gras- büschel abgelegt, worauf im Juni die Larven ausschlüpfen. Sie leben voinehmlich in der Erde, in selbstgegrabenen und ziem- lich tiefen Gängen, in denen sie auch überwintern, um im Frühjahr meist in einem ziemlich oberflächlich gelegenen länglichen Puppenlager zur Puppenruhe überzugehen. Nach etwa 14 Tagen erscheint die Imago. Die Larven leben wohl ausschließlich von tierischer Kost und zwar vornehmlich von Schnecken. — Die Imagines kann man im Frühjahr und Sommer auf allerlei Pflanzen ihrer Nah- rung, meist kleinen Insekten, nachgehen sehen. Einige von ihnen sind auch Pflanzenfresser und zwar in so ausgiebiger Weise, daß sie forstschädlich werden können. In der forstlichen Literatur werden vor allem drei Arten ge- nannt, die sich in dieser Weise unangenehm bemerkbar gemacht haben, nämlich Cantharis obscura L., fusca L. und rustica F. — *!S^lC- obscura L., der Eichenweichkäfer (Abb 79), ist schwarz, sparsam und kurz grau behaart, nur die Seitenränder des Halsschildes, die beiden Wurzelglieder der Fühler und die Seiten- ränder der Bauchringe gelbgesäumt. Länge 9 — 13 mm. ,J5(C fusca L. , gleichfalls schwarz, nur die Vorderhälfte des Kopfes, die Fühlerwurzel, der Halsschild, mit Ausnahme eines schwarzen P'ieckes am Vorderrande, und die Seiten- ränder des Hmterleibes gelbrot. Länge li — 15 mm. Abb. 79. Cantharis obscura L. A Imago, B Larve (,.Schneewurm''). Orig. Familiengruppe Malacodermata. j5q ■ C. rustiea Fall, ist der vorigen Art sehr ähnlich, aber der schwarze Fleck nimmt die Mitte des Halsschildes ein, und wenigstens die Schenkelbasis der Vorderbeine ist rot. Länge lo- -14 mm. Forstliche Bedeutung. — Die von diesen Tieren angerichteten Schäden sind zuerst von Ratzeburg (W. II, 163 u. 358) auf die Autorität einiger Be- obachter in den Rheinlauden hin bekannt gemacht worden. Anfangs der fünf- ziger Jahre wurde im Regierungsbezirk Aachen in fünf- bis achtjährigem Eichen- schälwalde C. obuura L. in ungeheurer Menge an den Jürgen Trieben der Stock- ausschläge gefunden. Diese wurden unterhalb der Spitze abgenagt, bis sie um- knickten. Die Nagestelle wurde sofort, später auch der ganze Trieb schwarz. Eine ähnliche Beschädigung, aber an verschulten, fünf- bis fünfzehn- jährigen, stämmigen Eichenheistern, beobachtete Ende Mai, Anfang Juni im Jahre 1861 Borggreve im Regierungsbezirk Trier. Auch hier war C. obscura L. die Haupttäterin, und die beiden anderen Arten nahmen nur in geringem Maße an der Beschädigung teil. Die gleiche Ait (C obscura L.) trat iSgo in der Eifel so maEsenhaft an 5 — 15jährigen Eichen in Lichtschlägen auf, daß sich an manchen Pflanzen ^o — 100 Käfer fanden; das Welken und Schwärzen der befressenen Triebe vollzog sich binnen weniger Stunden (Alt um 1892). Nach Döbner ist die gleiche Beschädigung durch C. fusca L. im Spessart auch an Kieferntrieben beobachtet worden. Die Folgen des Fraßes sind im allgemeinen nur unbedeutend. Selbst solche Eichenheister, bei denen sämtliche Maitriebe abgebissen waren und von denen hunderte von Käfern abgeklopft werden konnten, wurden nicht wesentlich im Wuchs gehemmt (Ratzeburg W. 164). Höchstens dürfte ein schwacher Zu- wachsverlust eintreten. Gegenmittel werden selten nötig werden. Wo dies aber durch massen- haftes Auftreten der Käfer doch der Fall sein sollte, kann man durch Ab- klopfen in den Klopfschirm die Mehrzahl der Schädlinge vernichten. Eine kurze Erwähnung verdienen noch die Malthinini und Malachiini, kleine zarte weiche Tiere (grau mit gelben Flecken oder grün mit roten Flecken), die sowohl als Imagines wie auch als Larven vom Raub leben und dadurch forstlich nützlich werden können. Es trifft dies besonders für diejenigen Gattungen zu [Mnlthiiufs^ Malachius usw.), deren Larven zum Teil unter Kinde in den Gängen von Borken-, Bock-, Prachtkäfern, Anobien usw. leben und sich (nach Saalas 1917) wahrscheinlich von deren Larven nähren. (Nach Urban 1914 allerdings sollen die Alalaciiit/s -'Larven sich hauptsächlich von den Resten der Holzbewohner und vielleicht auch von deren Kot nähren.) Familie Lymexylonidae. Für unser Fauneugebiet kommen nur 2 Gattungen mit im ganzen 3 Arten in Betracht. Von den Canthariden unterscheiden sich die Lymexyloniden durch ihre gewölbte, fast walzen- förmige Gestalt und die langen drehrunden Tarsenglieder. Die Fühler s'nd entweder kurz, fadenförmig oder gesägt oder gekämmt. Auffallend ist auch der sexuelle Dimorphismus, der in der verschiedenen Körperform, der verschiedenen Länge der Flügeldecken und vor allem in der bizarren Gestaltung der männlichen Taster oder Fühler sich ausdrückt. Noch mehr von den vorigen verschieden sind die Larven, die, da sie im Holz leben, weiß, weichhäutig und augenlos sind, und durch ihre kapuzenf()rmig über den Kopf ragende Vorderbrust und das eigenartig gestaltete letzte Hinterleibssegmenl besonders charakterisiert sind. Forstlich sind die Lymexyloniden mehr beachtenswert als die Cantha- riden, und zwar durch den Larvenfraß, der im Holz stattfindet und dadurch schwere technische Schädigungen verursachen kann. Die beiden Gattungen lassen sich folgendermaßen leicht unterscheiden: Hyleeoetus Latr. : Halsschild breiter als lang, Fühler kurz, gesägt oder gefiedert ; Flügeldecken mit einigen Dorsalrippen (Abb. 80 b). Larve mit langem zugespitztem Schwanzfortsatz (Abb. 81). I70 Coleoptera. 4. Familienreihe : Diversicornia. lyymexylon F. : Halsschild länger als breit, Fühler schnurförmig,' zur Spitze verdünnt. Flügel- decken ohne Dorsalrippen (Abb. 80 a). Larve mit kurzem zylindrischem, nach oben auf- getriebenem Schwanzfortsatz (Abb. 83). Gattung Hylecoetus Latr. Enthält 2 Arten, die annähernd von gleicher Statur und Färbung (Oberseite, meist auch die Beine und Fühler bräunlichgelb oder rötlichbraun) sind, sich aber durch die Bildung der Fühler resp. Taster leicht unterscheiden lassen: H. dermestoides L. : Fühler beim (^ und 5 gleichartig, gesägt. Maxillartaster des (^ äußerst bizarr gestaltet, das 2. Glied trägt einen mächtigen aus zwei Ästen bestehenden Fortsatz, deren jeder ca. 20 fiederartige Seitenäste trägt (Abb. 80 d). H. flabellicornis Schneider: Fühler beim <^ lang doppelseitig gewedelt (Abb. 80 g), beim 5 stark gesägt. Die Maxillartaster dagegen beim (^ relativ einfach gebaut, nur das Endglied ge- gabelt (Abb. 80 e). Abb. 80. a Lymexylon navale L., b Hylecoetus dermestoides L., c c? Taster von Lymexylon navale, d 6 Taster von Hylecoetus dermestoides, e 6 Taster von Hylecoetus flabellicornis, f 6 Fühler von Hylecoetus dermestoides, g 6 Fühler von Hylecoetus flabellicornis. a und b Original, c — g nach Germer. Die Färbung und auch die Größe der beiden Arten ist ziemlich variabel, was zur Auf- stellung verschiedener Varietäten geführt hat. Von dermestoides gibt es von den Exemplaren mit rötlichbraunen bis zu solchen mit schwarzen Flügeldecken alle möglichen Übergänge. — H. flabellicornis ist weit seltener als dermestoides ; in der Literatur ist nur i Fall von häufigeih Vorkommen von flabellicornis in Stöcken (bei Königsberg i. Pr.) zugleich mit dermestoides erwähnt (Pfeil 1859). Die Larve von dermestoides ist weiß, augenlos und mit drei Brustbeinen versehen. Sie wird besonders durch zwei Merkmale charakterisiert: durch die kapuzenartig übei den Kopf ragende Vorderbrust und durch den langen, an der Spitze zweiteiligen und seitlich mit Zähnen versehenen Schwanzfortsatz (Abb. 81). Letzterer fehlt allerdings den jungen Larven; er bildet sich erst allmählich während des Wachstums aus in offensichtlicher Anpassung an die Lebensweise (siehe unten). Bei der jungen Larve ist das Hinterleibsende gerade abgestutzt und auf der abfallenden Fläche mit zwei langen Dornen bewaffnet. „Mit dem fortschreitenden Wachstum verlängert sich das letzte Segment auf Kosten seiner Breite, so daß es zunächst oval erscheint und hinten mehr schräg abfällt; später wird es immer schmäler und spitzt sich zuletzt zu jenem langen Schwanzfortsatz aus."- — Die Larve von flabellicornis ist nach Pfeil (1859) von der dermestoides -Lar\e nicht zu unterscheiden. Familiengruppe Malacodermata. j 7 j Bezüglich der Lebensweise haben die eigentümlichen morphologischen Verhältnisse zu den mannigfaltigsten Vermutungen geführt, die aber, wie durch die neueren Beobachtungen von Strohmeyer (1997) und Germer (1912) ge- zeigt wurde, sich fast alle als unrichtig erwiesen haben. Nach den beiden Autoren spielt sich die Lebensweise von H. dermestoides — flabellicomis scheint sich bio- logisch übereinstimmend damit zu verhalten — ungefähr folgendermaßen ab: Die Flugzeit fällt in die Monate April bis Juni. Beide Geschlechter fliegen, die 66 mehr als die 2$, die meist in der Nähe auf Stöcken oder gefällten Stämmen herumlaufen. Bei dem Aufsuchen des ? spielen die merkwürdigen großen Palpen des 6 eine Hauptrolle. Bei der Kopula, die manche Schwierig- keiten bietet, sitzt das 6 auf dem ?. Oft verliert das 6 den Halt auf dem Rücken des ? und fällt herunter; oft auch läuft das $ kurzerhand davon und legt seine Eier ab, ohne daß sie befruchtet sind. Diese bleiben dann allerdings unentwickelt. Die Lebensdauer der Imagines ist sehr kurz und schwankt zwischen 2 und 4 Tagen nach dem Verlassen des Fraßganges. Dabei sind die 66 im allgemeinen kurzlebiger als die $?. Die Imagines nehmen während ihrer kurzen Lebensdauer keine Nahrung zu sich. Die Eier werden gewöhnlich einzeln in kleinen Rinden- oder Holzrissen abgelegt, selten haufenweise am Eingang von Bohrlöchern usw. ; die Eier sind sehr langgestreckt, walzen- förmig, an beiden Seiten abgerundet, I — 1,3 mm lang. Als höchste Zahl von abgelegten Eiern eines $ wurden 126 Stück gezählt. Abb. 81. Erwachsene Larve von Hylecoetus M u .^ , 'T "U A dermestoides L. (mit Schwanzstachel). Nach 10 — 1 4 Tagen, wahrend ^ welcher Zeit die Eier etwas an Um- fang zunehmen (sie werden bis 1,5 mm lang), kriechen die Larven aus und be- ginnen sofort geschäftig auf der Rinde herumzulaufen und nach einer geeigneten Stelle zu suchen, wo sie sich einfressen können. Das Einbohrloch und der Durchmesser des Ganges ist zu Anfang, dem geringen Umfang der jungen Larven entsprechend, sehr klein. Im weiteren Verlaufe erweitert die Larve mit fort- schreitendem Wachstum natürlich auch das Lumen des Ganges. Der meist in der Rinde gelegene Anfang des Ganges bleibt aber in dem ursprünglichen engen Lumen bestehen, da die Larve sich in dem Gang nicht umwenden kann und es ihr daher unmöglich ist, die Erweiterung ihres Ganges bis zum Ein- gangsloch auszudehnen oder gar das letztere selbst zu erreichen. Die Fortbewegung der Larve in ihrem Gang geschieht vornehmlich mit Hilfe der kapuzenartig aufgetriebenen Vorderbrust. „Durch Vorstrecken des Kopfes verdünnt die Larve die Kapuze und streckt, gestützt auf das Hinterende, den Körper stark vor; alsdann verdickt sie durch Einziehen des Kopfes wieder die Kapuze, gewinnt dadurch vorne wieder Halt und zieht nun das gestreckte Hinterende des Körpers nach. Die stark gehöckerten Seitenteile der Kapuze spielen beim Anpressen an die Gangwandungen eine Hauptrolle'' (Strohmeyer). Das Bohrmehl schafft sie mit den Beinen nach hinten und schiebt es dann rückwärtsgehend mit dem Hinterleibsende zum Eingangsloch hinaus. An- 72 Coleoptera. 4. Familienreihe: Diversicornia. fangs, da die Larve noch klein ist, bietet das Hinausschaffen durch das winzige Einbohrloch keine Schwierigkeiten. Später aber, wenn die Larve größer geworden, würde sie mit ihrem breiten Hinterende das Bohrmehl bald nicht mehr durch das enge Loch hinausbringen; und so verstehen wir jetzt, warum die Form des Hinterleibsendes sich ändert und an Stelle der breiten Endscheibe ein zu- gespitzter Schwanzfortsatz tritt. Mit diesem ist auch die größer und dicker ge- wordene Larve imstande das Mehl durch die enge Öffnung hinauszuschieben. Die Larve macht hierbei mehrere schiebende Bewegungen nach vor- und rück- wärts, wobei das Ende des Fortsatzes des öfteren außen sichtbar wird und eine Menge Bohrmehl zum Vorschein kommt. Die Bohrmehlmassen, welche auf diese Weise herausgeworfen werden, sind außerordentlich groß, so daß man an frischen Stöcken oft glauben könnte, daß sie von Sägeschnitt her- rührten , zumal man an dicker Borke die winzigen Eingangsöffnungen kaum sieht. Erst nach Abnahme der Borke gewahrt man an der Holzoberfläche, entsprechend dem hier bereits stark er- weiterten Lumen der Gänge, größere Löcher, und zwar von sehr un- gleichem Lumen, so daß das Holz aussieht als sei mit verschiedenen Schrot- nummern darauf geschossen. Charakte- ristisch ist dabei, daß jedes Loch um- geben ist mit einem ziemlich großen Hof von Bohrmehl(Abb. 82 A), der dadurch zustande kommt, daß bei dem gewaltsamen Hinausstoßen des Bohrmehls mittels des Schwanzfortsatzes stets etwas Mehl zwischen Rinde und Holz gedrückt wird. Bei Beginn der kalten Jahreszeit unterbricht die Larve ihre Tätigkeit und zieht sich in das Innere des Holzes zurück, nachdem sie den Eingang mit Bohr- mehl verstopft hat. Im März des folgenden Jahres beginnt sie von neuem die Arbeit, um etwa gegen April reif zur Verpuppung zu werden. Würde sie sich nun einfach an irgend einer Stelle im Holze verpuppen, so wäre der Käfer dem Untergang geweiht, weil er sich infolge seiner schwachen Mundgliedmaßen nicht durch das dicke Holz durchfressen könnte. Die reife Larve kriecht des- halb vor der Verpuppung rückwärts, ganz in die Nähe des Eingangsloches und erweitert dort den Gang auf eine Strecke, die reichlich ihrer Körperlänge ent- spricht, so daß sie jetzt umkehren kann. Nun kann sie den bisher eng ge- Abb. 82 A. Bohrmehlhöfe um die Larvengänge von Hylecoetus dermestoides L. auf der Innen- Orig. Seite der Rinde. Familiengruppe Malacodermata. 173 bliebenen Anfangsteil des Ganges und das Eingangsloch erweitern, und zwar so weit, daß es dem Kaliber des übrigen Ganges entspricht und daß der Jungkäfer bequem hinausgelangen kann. Dann verpuppt sie sich, mit dem Kopfe nach außen gewandt, nachdem sie das bei der letzteren Arbeit frei gewordene Bohrmehl nach hinten geschafft und dicht hinter der erweiterten Stelle zusammen- gepreßt hat. Die Puppenruhe dauert nur etwa 7 Tage. Die ausgeschlüpften Käfer bleiben gewöhnlich auch in ausgefärbtem Zustand noch einige Tage im Holze. Die Generation ist also einjährig. Die Form der Fraßgänge (Abb. 82 B) ist sehr unregelmäßig. Selten verlaufen sie ganz gerade; gewöhnlich gehen sie wellenförmig mit größeren oder kleineren Bogen in das Stamminnere. Zuweilen trifft man auch Gänge, die dicht Abb. 82 B. Larvengänge von Hylecoetus dermestoides L. in Fichtensplint (z. T. nachgesch Etwas verkl. — Aus Koch (phot. Scheidter). mitten). unter der Oberfläche des Splintes hinziehen und streckenweise sogar einen Teil der innersten Rindenpartie durchfurchen. Die Anfänge der Gänge liegen nicht immer an den Seiten, sondern gar nicht selten auch oben auf der Abhiebfläche eines Stockes. In Buchenstämmen weichen sie nach Strohmeyers Beobachtungen dem pathologischen roten Kern aus; in Eichenstämmen dagegen dringen sie ohne Unterschied auch in den Kern ein. Sehr tief gehen die Gänge auch in Tannen und Fichten, während sie bei kernreichen Lärchen und Kiefern in der Haupt- sache im Splint bleiben. Die Länge der fertigen Gänge mit den Puppenwiegen schwankt zwischen 18 und 26 cm. Über die Nahrung der Larve war man lange Zeit im Unklaren. Sie frißt weder andere Larven noch auch Holz, wie man fiüher verschiedentlich an- nahm, sondern sie nährt sich, wie es scheint, ausschließlich von einem an den 1,74 Coleoptera. — 4. Familienreihe: Diversicornia. Qargwänden wachsenden Ambrosia - Pilz, der höchst wahrscheinlich ein Züchtungsprodukt des Hylecoetus darstellt, und den Neger Endomyces hylecoeti nap^te — eine Erscheinung, die wir unten bei den holzbrütenden Borken- kä^eifn noch mehrfach kennen lernen werden. Die Pilzzucht stellt eine sehr hohe Stufe der Nahrungsversorgung der Larven dar, indem der Pilz mit seinem Myzel d|ie Extraktion der Nährstofife aus dem Holz besorgt, wodurch den Larven eine konzentrierte Nahrung dargeboten wird. Wir verstehen jetzt auch die gründliche Entfernung des Bohrmehls: sie schafft die für das Wachstum der aeroben Ambrosia- pilze notwendigen Lebensbedingungen (SauerstolTgehalt, herabgesetzteren Wasser- gehalt des Substrates usw.). Wie der Pilz auf neue Fraßplätze übertragen wird, d^^über haben wir noch keine volle Klarheit. Neger (1909) vermutete, daß der Mutterkäfer die Übertragung vermittelt. Was die Fraßpflanze betrifft, so scheint Hylecoetm alle Holzarten, sowohl Laub- als Nadelholz zu befallen, und zwar vorwiegend frische stärkere Stöcke, doch auch gefällte Stämme und sogar auch anbrüchige stehende Stämme. Forstliche Bedeutung. — Würde die Larve, wie vielfach angenommen, nur in Stöcken leben, so hätten wir es mit einem forstlich indifferenten oder sogar (durch die Beschleunigung der Zersetzung des Holzes) mit einem forstnütz- lichen Tier zu tun. Jene Annahme ist aber durchaus nicht richtig; sondern der Käfer befällt auch gefällte und anbrüchige stehende Stg^mme, besonders Eichen und Buchen, wodurch er zu einem technischen Forstschädling und zwar mitunter zu einem recht unangenehmen wird (Baudisch 1905, Strohmeyer 1909). 1907 war der Befall auf den Sägewerken in Reichshofen und Barr (Elsaß) so stark, daß die Besitzer die Revierverwalter darauf aufmerksam machten und um Feststellung des Schädlings ersuchten. Die Stämme waren durch den Fraß vielfach sowohl zu Brettware als auch zu Schwellen und Holzschuhen völlig unbrauchbar geworden (Strohmeyer). Auch Eckstein (191 6) bildet stark be- fallene Buchenstämme ab und ich selbst hatte 1920 Gelegenheit, in dem großen Windwurfgebiet bei Schliersee geworfene Buchenstämme zu sehen, die von oben bis unten aufs dichteste besetzt waren. Aus frühereu Zeiten liegt nur eine Mit- teilung vor über befallenes Eichenstammholz, welches aus Polen nach Paris importiert war, um als Parkettholz Verwendung zu finden (Strohmeyer 1907). Wenn man bisher in forstlichen Kreisen auf den Befall von Stämmen nicht aufmerksam geworden, so beruht dies nach Strohmeyer wohl darauf, daß die Bohrmehlmengen am Anfang so gering sind, daß sie mit der Lupe gesucht werden müssen, und daß später, wenn die Mehlmengen auffallend werden, die Stämme meist schon aus dem Walde abgefahren und dem Auge des Forst- manns entrückt sind. Gegenmittel gegen diesen sehr polyphagen technischen Schädling werden schwer anzuwenden sein. Strohmeyer empfiehlt neben rascher Abfuhr der Stämme vor der Flugzeit auch gegen die mit Brut besetzten Stöcke vor- zugehen und diese im Herbste zu zerstören, die frischen aber zur Anlockung der schwärmenden Käfer intakt zu lassen. Familiengruppe Malacodermata. 175 Gattung Lymexylon F. '^' 'J'ii Die einzige Art, L. navale L. („Schiffswerftkäfer") (Abb. 80 a) ist im mämilichen Ge- schlecht durch den großen geweihartigen Fortsatz des 3. Mittelkiefertastergliedes (Abb. 80c) aus- gezeichnet. Kopf schwarz, Halsschild rotgelb, beim (^ oft mit einigen dunkleren Flecken, Flügeldecken schwarz, die vordere Hälfte längs der Naht braungelb ; beim 5 oft nur die Spitze schwarz., Länge 7 — 13 mm. Die Larve ist der Hylecoetus -l.a.x\^ ähnlich, und wie diese mit kapuzenartiger Vorder- brust, doch leicht von ihr zu unterscheiden durch das letzte Hinterleibssegment, das nicht in einen langen zugespitzten, sondern in einen kurzen zylindrischen nach oben aufgetriebenen Fortsatz endet (Abb. 83). Diegeographische Verbreitung von navale scheint sehr groß zu sein und sich über ganz Europa zu erstrecken. Als Fraßpflanze kommt fast aus- schließlich die Eiche in Betracht. Über die Lebensweise ist noch sehr wenig bekannt. Die einzigen zu- verlässigen Angaben stammen von Ratzeburg (F. 42): Die Flugzeit ist später als bei HyUcoeius^ ihr Höhepunkt etwa im Juni. Die Käfer fliegen besonders nachmittags bei größter Hitze : sie sind dann äußerst beweglich und lebhaft und sehr schwer zu fangen. Am liebsten setzen sie sich wieder an die Stämme, aus denen sie ausgekrochen sind, doch findet man sie auch an benachbarten Hölzern Zäunen und Mauern usw. Das $ legt mit seiner langen Legeröhre die Eier in Ritzen und Spalten des von Rinde entblößten Holzes, mitunter wohl auch in die schon vorhandenen Abb. 83. Larve von Lymexyon navale L. (ohne Schwanzstachelj. — N. Abb. 84. Larvengänge von Lymexylon navale L. Etwas veigr. Jriginal. Bohrlöcher anderer Käfer. Es werden fast ausschließlich Eichen befallen — nur einmal fand von Hey den ?? beim Versuch, Eier an einen Nußbaum zu legen — und zwar sowohl Stöcke als gefällte Stämme als auch anbrüchige rindenlose Stellen alter, stehender Bäume. Bei Colditz (Sachsen) fand ich eine alte absterbende Eiche dicht mit Larven besetzt. Die Larvengänge verlaufen im Holze ähnlich wie jene von Hylecoetus; auflallend sind die längeren oder kürzeren kerzengerade verlaufenden Gang- fragmente, die wie mit einem Lineal gezogen erscheinen (Abb. 84). Ein wesentlicher Unterschied der Lymexyloii-G^w^t von den Hylecoeius-Q'-Äx\%t,xi besteht darin, daß bei den ersteren das Bohrmehl nicht herausgeschafft wird und 176 Coleoptera. — 4, Familienreihe: Diversicornia. daher die Gänge dicht von ihm erfüllt sind. Dementsprechend fehlt der Larve von L. navale auch der speziell dem Hinausschaffen des Bohrmehls dienende lange Schwanzstachel, wie wir ihn bei Hylecoelus kennen gelernt haben. — Auch weisen hier die Gangwände keine Pilzvegetation auf und so dürfen wir wohl annehmen, daß der Werftkäfer vom Holz selbst sich ernährt. Genaue Unter- suchungen darüber fehlen allerdings noch, ebenso wie wir über die Generations- dauer noch nichts Bestimmtes wissen. Ein eingehendes Studium dieses Käfers wäre daher sehr wünschenswert. Die forstliche Bedeutung besteht wie bei Hylecoetus lediglich in dem Larvenfraß und macht sich ausschließlich in einer technischen Schädigung geltend. Die erste Mitteilung über große Schäden finden wir in J.innes „Reise durch West- gothland im Jahre 174b". Linne besuchte die Schifisbauerei am Meerbusen in Gotenburg, wo eine große Menge Eichenholz zum Schiffsbau aufgestapelt lag. Er erzählt, wie ihm als Ge- lieimnis berichtet wurde, daß das Schiffsholz von Würmern sehr zerfressen wäre, die dadurch einen großen Schaden angerichtet hätten. Linne wurde nun neugierig, was das für ein Wurm sem könnte und bat einen Schiffsbaumeister, nur „an einem einzigen Stamme Versuche zur Erforschung der Geschichte und Eigenschaften der Würmer anstellen zu können". Dieses Ansinnen wurde ihm zuerst rundweg abgeschlagen und selbst das „Promotorial'' Linnes machte keinen Eindruck. Schließlich wurde es ihm aber doch noch ermöglicht, das Tier zu studieren. Er beschreibt in seinem Reisewerk die Larve, Puppe und Imago des Käfers und gibt auch einige höchst primitive Abbildungen. Die Tiere kommen „hauptsächlich an Eiche vor, welche der Schöpfer dieser Familie zur Speise verordnet hat". Die Larve soll sich von dem zer- fressenen Holze nähren. Da sie sehr häufig vorkommt, macht sie „jährlich für viele looo Taler Schaden". Später sind, wenigstens in der entomologischen und forstlichen Literatur, keine größeren Schäden von Schiflswerlten mehr gemeldet worden. Ratzeburgs Anfragen in dieser Hmsicht in Holland, Petersburg und London hatten gar keinen Erfolg \V . 43). Nitsche berichtet, daß in Pola größere Verwüstungen vorgekommen sein sollten, doch seien authentische Dar- stellungen darübei nicht bekannt geworden. Die Bedeutung des navale als Schiffswerft- käfer mußte natürlich auch in dem Maße abnehmen als bei den Schiffsbauten das Eichenholz durch Stahl ersetzt wurde. Doch kann das Insekt natürlich überall, wo Eichen lagern, Schaden anstiften. Rat/.eburg hat ,,auf einem Bauplatz an außerordentlich starken, schon längst be- hauenen Eichenstämmen einen Flug erlebt, der einem wohl einen Begrifi von der möglichen Schädlichkeit verschaffen konnte"; zählte er doch an manchen Stellen auf den Quadratfuß 100 und mehr diesjährige Fluglöcher. Auch m dem von mir beobachteten Fall in Colditz (s. oben) war das Holz so dicht von I^arvengängen durchzogen, daß es technisch gänzlich un- brauchbar geworden war. Da der Werftkäfer sich auf Lagerplätzen stark vermehren kann, so ist als Vorbeugung bei seinem Auftreten darauf zu achten, daß alle befallenen Stämme entfernt resp. schleunigst aufgearbeitet werden, um dadurch die Quelle zu Neu- infektionen auszuschalten. Literatur über Malacodermata. Altum, 1892, Zerstörung von Eichenmaitrieben. — In: Z. f. F. n.J., S. 249. Baudisch, 1805, Entomologisches. — In: Ztbl. f. d. g. F. (Über Hylecoetus derinestoides.) Eckstein, K., 191b, Zerstörung des Holzes durch Landtiere. — In: Handbuch der Holz- konservierung. Berhn, Springer. S. 155 — 15". Girmer, Fr., 1912, l Untersuchungen über den Bau und die Lebensweise der Lymexyloniden, speziell des Hylecoetus dermestoides L. — In: Zeit. wiss. Zool., Bd. loi, S. b83ff. 2 Tafeln und 31 Textfiguren. (Mit ausführlichem Literaturverzeichnis.) Moll, Fr., 1912, Die Zerstörung des Bauholzes durch Tiere und der Schutz dagegen. — In: N. Z. f. L. u. F , 10. Jahrg., S. 487 ff. Neger, F., 1909, Ambrosiapilze. 2. Mitteilung. — In: Ber. der Deutsch. Bot. Ges., Heft 7. Pfeil, 1859, Bemerkungen zur Gattung Hylecoetus Latr. — In: Stett. ent, Zeit. Saalas, 1917, Die Fichtenkäfer Finnlands. Helsingfors. S 57. Familiengruppe Teredilia. I^y Strohmeyer, 1907, Über die Lebensweise und Schädlichkeit von Hylecoetus dermestoides L. — In: N. Z. f. L. u. F., S. 513 — 523. 2 Tafeln und 2 Abb. Urban, C, 1914, Zur Naturgeschichte des Mal acfiius bipushdatus L. — In: Entom. Mitteil., Bd. III, N. I (refer. in: Z. f. a. Ent., Bd. I, S. 330). Familiengruppe Teredilia. Flügeidecken mehr oder weniger hart. Hinterhüften im Gegensatz zu den Malacodermata nicht zapfenförmig vorspringend und mehr oder weniger weit voneinander getrennt. Für uns kommen nur zwei Famihen in Betracht: Cleridae: Tarsen mehr oder weniger herzförmig und auf der Unterseite mit einem großen lappenförmigen Anhang versehen. Kopf geneigt und nicht zurückziehbar; Scheitel stets von oben gut sichtbar. Meist bunt oder metallisch gefärbt. Imagines und Larven leben räuberisch von anderen Insekten, daher forstlich nützlich. Änobiidae: Tarsen ohne häutigen Anhang. Kopf nach unten gerichtet, mehr oder weniger in den Halsschild zurückziehbar, von oben gewöhnlich nicht oder nur sehr wenig sichtbar. Meist dunkelbraun oder schwärzlich gefärbt. Leben in lebenden und toten Pflanzen und können besonders im Holz recht schädlich werden. Familie Cleridae. Die uns interessierenden Gattungen lassen sich folgendermaßen unterscheiden: 1. Halsschild an den Seiten verrundet, ohne Randkante und ohne Randlinie (Unterfamilie Clerinae) 2 ' — Halsschild mit gekanteten oder gerandeten Seitenrändern. Kleinere Arten, metallisch blau, einfarbig oder mit rotem Halsschild, (Unterfamilie Corynetinae). Für uns kommt nur eine Gattung in Betracht (Abb. 88). Corynetes Hbst. 2. Hintertarsen deutlich 5 gliederig, das i. Glied groß, das 4. wohl ausgebildet. Halsschildbasis fein gerandet, vor derselben ohne strichförmig vertiefte Querfurche Tillus Oliv. — Hintertarsen scheinbar 4- oder 3 gliederig, indem das i. Glied sehr klein und vom 2. bedeckt ist. Halsschild an der Basis mit einer tiefen, am Grunde strichförmig geglätteten Quet furche 3 3. Körper sehr lang und schmal, Flügeldecken nach hinten deutlich verbreitert, braun oder schwarzbraun, selten einfarbig, meist mit einigen blassen Binden (Abb. 87) Opilo Ltr. — Körper weniger gestreckt, Flügeldecken nicht oder nur wenig nach hinten verbreitert, schwarz oder metallisch, meist mit roten und oft auch noch mit weißen Binden 4 4. Fühler allmählich verdickt, Flügeldecken schwarz mit roten und weißen Quer- binden. Borkenkäferfresser Clerus Geofir. — Fühler mit deutlicher Keule, Flügeldecken metallisch blau oder grün mit roten Querbinden Trichodes Hbst. Lebensweise und forstliche Bedeutung der einzelnen Arten. Die Cleriden können wir insgesamt zu den Freunden des Forst- mannes zählen, da sie großenteils sowohl als Larven als auch Imagines von holz- zerstörenden Insekten, wie Borkenkäfern, Rüsselkäfern, Anobien, Sirexlarven usw. sich nähren. Gattung Clerus Geoffr. Die bekannteste und verbreitetste Art ist : fj^&.'-i Clerus (Thanasimus) formicarius L. (Ameisenkäfer). An seiner Zeichnung (Abb. 85 A) ohne weiteres kenntlich: Die ganze Unterseite und der Halsschild mit Ausnahme des vorderen schwarzen Randes rot. Kopf, Beine und Flügeldecken schwarz, letztere mit roter Basis und außerdem mit einer weißlichen, stark gebuchteten Quer- binde vor und einer ebensolchen, aber mehr gerade verlaufenden Querbinde weit hinter der Mitte. Länge 7- — 10 mm. Escherich, Forstinsekten. U. Bd. 12 178 Coleoptera. — 4. Familienreihe: Diversicornia. Die Larve rosarot mit horizontal vorgestrecktem Kopf und stark chitinisierter Voriier- brust; auf den beiden übrigen Brustringen je zwei Chitinschilder, und auf dem Endsegment ein einfaches Hornschild mit 2 aufwärts stehenden Höckern (Abb. 85 B). — Obwohl der Käfer allgemein bekannt und überall in den Wäldern an- zutreffen ist, obwohl seine Bedeutung als Borkenkäferfeind ihm hohes praktisches Interesse verleiht, ist doch seine Lebensweise bis jetzt noch wenig aufgeklärt. Wohl finden sich allenthalben verstreute Bemerkungen über ihn; doch nur wenige Forscher haben sich eingehender mit ihm beschäftigt, wie Fleischer (1877), ferner der Amerikaner Hopkins (der den Clerus zum Zwecke der biologischen Bekämpfung in Amerika einbürgern wollte) und neuerdings Fr. Eckstein (1921), der unsere Kenntnisse, besonders bezüglich der Fortpflanzungsverhältnisse, in mehreren Punkten erweiterte. Den Käfer findet man vom Frühjahr bis zum Herbst auf Stämmen, ge- fällten wie stehenden, lebhaft umherlaufend oder in Ruhestellung verweilend, an Abb. 85. Clerus formicarius L. A Imago, B Larve (4V2X)- — Original. Abb. 86. Clerus formicarius L. beim Verzehren eines Borkenkäfers. Nach Hopkins. der Rinde angepreßt. In letzterer Stellung ist er trotz seiner auffallenden Färbung nicht leicht zu sehen, da die Lichtreflexe auf der Rinde ähnliche Farbentöne hervorrufen wie sie dem Käfer eigen sind. Bei Annäherung verschwindet er blitzschnell, meist schief über den Stamm laufend, um sich dann rasch zu Boden fallen zu lassen. Er sucht auf den Stämmen seine Beute, die hauptsächlich in Borken- käfern aller Art besteht. Fliegt ein Borkenkäfer an, so stürzt er sich außer- ordentlich schnell auf ihn, packt ihn mit den Mandibeln, hebt ihn hoch und faßt ihn dann mit den Vorder- und Mittelbeinen, um so den glatten walzenförmigen Körper des Borkenkäfers ganz in seine Gewalt zu bekommen (Abb. 86). Dabei leisten ihm die breiten Sohlen ausgezeichnete Dienste, so daß es nur selten vorkommt, daß Gattung Clerus Geoffr. lyg die einmal ergriffene Beute wieder entwischt. Mit wenigen Schnitten wird nun der Thorax des Borkenkäfers fast ganz vom Abdomen getrennt, so daß er nach rückwärts umklappt. Dann wird der Inhalt des Käfers, soweit erreichbar, aus- gefressen, so daß schließlich nur die Flügel und kümmerliche Reste übrig bleiben. Eingezwingerte Käfer verzehrten (bei Eckstein) täglich ca. 2 Borkenkäfer, doch wird er wohl im Freien eine größere Zahl vertilgen. ^) Die Begattung, die mehrere Stunden dauern kann, findet in der Weise statt, daß das Männchen das Weibchen von hinten und obenher umklammert. Die Eiablage erfolgt kurze Zeit nach der Begattung. Das Weibchen schiebt die kleinen 1.8 mm langen und 0,5 mm breiten, kümmeiförmig gekrümmten Eier in Gelegen bis zu 4 Stück unter die Rindenschuppen. Im ganzen scheinen nicht mehr als 20 — 30 Eier abgelegt zu werden. Die Eiablage zieht sich über mehrere Wochen hin. Nach etwa 7 Tagen schlüpft aus dem Ei die kleine Larve aus, die sich von der erwachsenen durch eine auffallend starke Beborstung unterscheidet. Be- sonders finden sich um das gegabelte chitinige Hinterende lange starke Borsten. Die jungen eben ausgeschlüpften Larven suchen sich stets von helleren nach dunkleren Stellen zu bewegen, so gelangen sie draußen auch bald durch die Spalten und Ritzen der Rinde an die Stellen, an denen sie am häufigsten ge- funden werden, in die Borkenkäfergänge. Zunächst nähren sich die kleinen Larven von allerhand Detritus, Wurmmehlkrümel usw.; sie greifen lebende ge- sunde Borkenkäferlarven noch nicht an, dagegen fressen sie schon an verletzten. Bei den folgenden Stadien der Clerus-Larve wird die Beborstung allmählich reduziert, der Chitinhacken am Hinterende, der hauptsächlich lokomotorische Funktion hat und vor allem zur Rückwärtsbewegung verwendet wird, immer mehr ausgebildet. Vom 2. Stadium an sieht man die Clerus -Larven bereits oft an toten bräunlich verfärbten Borkenkäferlarven fressen. Erst die folgenden Stadien wagen sich auch an die lebenden. Dann werden aber auch andere Larven (Nitiduliden usw.) angepackt. Selbst kleine Exemplare der eigenen Art sind ihren Nachstellungen ausgesetzt. Andererseits konnte Eckstein beobachten, daß um- gekehrt auch Clerus -Larven von Nitiduliden - Larven angefallen und aufgefressen wurden. Die Zahl der von den älteren Cleius- Larven verzehrten Borkenkäfer- larven ist ziemlich groß. Übrigens ist auch die ältere Larve nicht unbedingt auf Fleischkost angewiesen, sondern kann sogar wochenlang von Bohrmehl usw. sich nähren. Das Wachstum der Larve ist ein verhältnismäßig recht langsames ; sie ver- puppt sich im allgemeinen im Herbst, indem sie nach den Angaben von Perris den Hohlraum, in dem sie sich befindet, mit einer schleimigen Masse auskleidet und so sich eine Art Puppenwiege herstellt. Der zeitlich ausgedehnten Eiablage entsprechend finden sich überwinternde erwachsene Larven, Puppen und Imagines. — Wir dürfen wohl eine einjährige Entwicklungszeit annehmen. Die Eier werden zur Zeit des Schwärmens der 1) A. Krausse (1922) sah einen Clerus innerhalb 2 Minuten 2 Waldgärtner zerfleischen. jgo Coleoptera. — 4. Familienreihe: Diversicomia. Borkenkäfer abgelegt, also von März bis Mai, die Verpuppung findet im September bis Oktober statt, aus der Puppe geht im nächsten Frühjahr der Käfer hervor. Witterungsein flüsse und Nahrungsverhältnisse werden zweifellos die Daten be- deutend verlängern oder verkürzen können. Die forstliche Bedeutung ist zweifellos nicht gering anzuschlagen. Die Imagines vertilgen fortwährend eine große Menge an- und ausfliegender fortpflanzungsbereiter Borkenkäfer, während die Larven Verwüstungen unter deren Brut anrichten. Daß dieselben großen Umfang annehmen können, kann man bei jeder größeren Borkenkäferkalamität beobachten. Kleine fand in einem Rindenstück von 30x40 cm nicht weniger als 43 Cierus - Larven, die die dort befindliche Borkenkäferbrut fast völlig vernichtet hatten, und viele andere Autoren berichten ähnliches. Doch ist das Erscheinen des Cierus sehr unregelmäßig, indem an manchen Orten sehr wenig, an anderen wieder sehr viele sich ein- stellen; ja an einem und demselben Ort kann man stammweise große Unter- schiede feststellen (in manchen Stämmen völliges Fehlen, in anderen dicht daneben Vorkommen in großen Mengen). Jedenfalls darf der Praktiker vom Cierus allein sich nicht etwa die Beendigung der Kalamität erhoffen und im Hinblick auf solche Erwartungen die Hände in den Schoß legen, i) Außer dem hier besprochenen Cierus formicarius L. kommt in Europa noch eine etwas kleinere Art (von 6—8 mm) vor: Cierus (Thanasimus) rufipes Brahm. Dieser läßt sich am leichtesten daran erkennen, daß auf der Unterseite Mittel- und Hinterbrust schwarz und die Beme mehr oder weniger hell getärbt sind. In der Lebensweise dürfte rufipes mit formicarius übereinstimmen, mit dem er auch zusammen gefunden wird. — Die dritte europäische Art, Cierus mutillarius F., die wesentlich größer (11 — 15 mm) imd durch den schwarzen Halsschild ohne weiteres zu erkennen ist, kommt bei uns gewöhnlich nur selten vor. Gattung Opilo Latr. Schmälere, nach hinten etwas verbreiterte Tiere von meist brauner Färbung. Die häufigsten Arten sind : ,Y,3 0. domesticus L. (Abb. 87). Braun, ein großer Schulterfleck, eine Apikalmakel und eine breite Querbinde in der Mitte heller bräunlichgelb. Punktreihen auf den Flügeldecken bis zur Apikalmakel reichend. 7 — 12 mm. ,, O. niolhs L. Braunschwarz, eine lange schräge Schultermakel, ein Apikaifleck und eine Querbinde in der Mitte blaß braungelb. Punktreihen auf den Flügeldecken hinter der Mitte erlöschend. 9—13 mm. Die Larve von Ojt>«7o ist der von Cierus ähnlich (Abb. 87 B u. C), läßt sich aber an der anders geformten Endgabel des Hinterleibs (Abb. 85 B u. 87 B) leicht unterscheiden. Opilo domesticus L. (Abb. 87) lebt nach Kemner (1915) hauptsächlich von Anobien (Anobium sitiatum)^ wobei er sehr raubgierig ist und mitunter 5 Käfer binnen einer halben Stunde verschlingt. Opilo mollis L. lebt als Larve unter der Rinde von allen möglichen abgestorbenen Laub- und Nadelhölzern vom Fraß ^) Es ist dabei zu berücksichtigen, daß die Borkenkäfer sekundäre Schädlinge sind, deren Vermehrungsgrad in erster Linie von der Menge des vorhandenen Brutmaterials bestimmt •wird. Würde es möglich sein, sämtliche Cierus aus dem Walde zu entfernen, so würde es trotzdem nicht zu einer Übervermehrung der Borkenkäfer kommen, wenn der Wirtschafter nur dafür sorgt, daß alles kränkliche Baummaterial entfernt wird. Das Unternehmen von Hopkins, durch Einführung unseres Cierus in Amerika die dortigen fürchterlichen Borkenkäferkalamitäten zu bekämpfen, ist ohne Erfolg geblieben. Gattung Tillus. — Gattung Corynetes. jgj der dort hausenden Larven der verschiedenen Borken-, Rüsselkäfer usw. Nach Ratzeburg (F. 36) wurden auch ausgebildete Käfer mehrfach unter Rinde ge- funden und zwar in den Puppenwiegen von Pissodes harzyniae Hrbst. und notatus F. Da die Pissodes - Puppen aufgefressen waren, so liegt die Vermutung nahe, daß die Opilo die Vertilger derselben waren. Abb. Opilo domesticus L. A Imago, B Larve, C Larve mit Bohrmehl bedeckt. Nach Kemner. Gattung Tillus Oliv. Von ähnlicher Gestalt wie die Opilo-Atien^ doch schon an der schwarzen Färbung der Flügeldecken leicht zu erkennen. Die einzige hier zu nennende Art ist T. elongatus L. Schwarz, Halsschild beim 9 r^Jt- 6 — 9 mm lang. Die weißliche Larve hat den i. Brustring rot, der 2. trägt vorne eine hufeisenförmige braune Zeichnung, der 3. vorne zwei elliptische braune Flecken und seitlich eine braune Binde, die Hinterleibssegmente sind braun gefleckt. Sie nährt sich hauptsächlich von den Larven von Anobium, Pogono- chaerus (Bockkäfer), Anthaxia (Pracht- käfer) usw. Kemner (1915) er- « - /^ wähnt T. elongatus als besonderen Feind von Ptilinus pectinicornis L. "^I^ "'"^"lät^T^ J. l^'r^tt^l Gattung Corynetes Hrbst. Kleine Arten von ^'/j— 6 mm Länge y,-9A,v(Abb. 88), einfarbig blau (Corynetes coeru- '■'"' leus Deg.) oder mit rotem Halsschild, roter Flügeldeckenbasis und roten Beinen (C. [Necrobia] rußcollis F.). Die beiden Arten leben sowohl als Larve wie auch als Käfer von allen mögUchen Insektenlarven, Fliegen-, Pelz-, Speckkäfer- und A B Anobien- Larven, Kleidermotten- ^bb. 88. Corynetes coeruleus Deg. A Imago, raupen usw.; außerdem findet man B Larve. (7 x) — Original. Coleoptera. Familienreihe: Diversicorni;i sie auch in zoologischen Sammlungen an trockenen Tierhäuten, alten Knochen (besonders in Leimfabriken), an Rauchfleisch^ Speck usw. Kemner (1915) fand die Larven von C. coeruleus in den Gängen von Anobium striatum, von dessen Larven sie sich nähren. Ratzeburg (F. 37) berichtet von der gleichen Art: „Im Frühjahr beobachtete Suffrian, wie der Käfer an einigen Pappelbäumen sich zu Tausenden eingefunden hatte. Er saß nicht nur in den Astwinkeln, sondern auch in den Ritzen der Rinde, und lief, sobald die Sonne zu scheinen anfing, am Stamme mit großer Geschwindigkeit auf und ab, als wenn er Nahrung suchte. Bald kamen einige mit Ameisen im Maule an und einmal auch einer mit einem Blattkäfer (Chrysomela fastuosa). Der Käfer ist daher zu schonen und nicht zu verwechseln mit blauen Chrysomelen oder Rüsselkäfern." Gattung Trichodes Hrbst, Die schönen, rot und blau oder grün gefärbten, ziemlich großen Käfer (Abb. 89), von denen ich als den häufigsten 7r, apiarius L. („Bienenwolf") nenne, leben wie alle Cleriden räuberisch von anderen In- sekten. Man findet die Imagines haupt- sächlich auf Blumen (Kompositen usw.), wo sie Jagd auf andere dort sich einfindende kleine Insekten machen. Die rosenrote Larve besitzt auf dem Pronotum eine große Hornplatte, auf dem Meso- und Metanotum jederseits der Mitte eine kleinere Hornplatte. Endsegment stark verhornt und gegabelt. Die Larven nähren sich haupt- sächlich von den Larven und Nymphen der verschiedenen Bienen (Osmia, Megachile^ Anthophora usw ). Außerdem fand man sie auch in den Gängen der äV'ijji:- Larven, denen sie nachstellen, und Perris fand sie unter der Rinde einer jungen von Borkenkäfern besetzten Fichte (Escherich 1893). So können wir also auch Trichodes zu den forstnützlichen Insekten rechnen. — Andererseits kann die Larve auch schädlich werden, indem sie oft in Bienen- stöcke eindringt (daher der Name „Bienenwolf"). Doch kommen sie gewöhnlich nur in unsauberen Beuten vor, wo sie sich auf den Bodenbrettern aufhalten und sich von abfallenden Bienen, Larven und Puppen nähren (Zander 191 1). Abb. 89. Trichodes apiarius L. („Bienen wolf"). Imago. — Original. Familie Anobiidae. Die Anobien sind im Gegensatz zu den Cleriden meist unscheinbare, kleine, dunkel gefärbte Tiere, die in ihrem Habitus vielfach an Borkenkäfer erinnern, von denen sie aber an der abweichenden Fühlerbiidung ohne weiteres zu unterscheiden sind (die Borkenkäfer haben gekniete und gekeulte Fühler). — Die Larven (Abb. 90) sind weißlich, weichhäutig, mit Quer- wülsten auf dem Rücken der Segmente, fein behaart, bauchwärts gekrümmt, mit gut chitini- siertem Kopf, der bedeutend schmäler ist als die stark aufgetriebenen Brustsegmente, und mit gut entwickelten Beinen, durch deren Vorhandensein sie sich leicht von den sonst habituell recht ähnlichen Borkenkäferlarven unterscheiden lassen. In der Lebensweise stimmen die meisten Anobien darin überein, daß sie im Pflanzengewebe, lebenden oder toten, sich entwickeln, in der Borke oder im Markkanal, in Zapfen, in verarbeitetem Holze usw. Auch die Ver- Anobiidae. — Systematische Übersicht. 183 puppung findet hier statt. Die Imagines fressen sich durch ein rundes Ausflug- loch nach außen durch, wo sie die Kopula vollziehen (einige Arten scheinen auch im Holze an der Stätte der Geburt sich zu begatten). — Manche Arten haben die Gewohnheit, durch Aufschlagen mit dem Kopf auf Holz oder ähnliche feste Unterlagen klopfende Töne zu erzeugen, die an das Ticken einer Uhr er- innern und die den Tieren den volks- tümlichen Namen „Totenuhr" ein- gebracht haben. Eine weitere Eigen- tümlichkeit vieler Anobien besteht darin, daß sie bei Beunruhigungen die Beine anziehen und sich mit größter Hart- näckigkeit tot stellen („Trotzkopf"). Die Generation scheint i — 2 jährig zu sein. In waldhygienischer Be- ziehung kommt den Anobien keine allzugroße Bedeutung zu, da ihre physiologischen Schädigunge n meist in engen Grenzen bleiben. Um so schlimmer aber können sie technisch schädigen, indem sie in verarbeiteten Hölzern große Zerstörungen bis zur völligen Vernichtung anrichten können, besonders da viele Generationen sich in ein und demselben Objekt abspielen können. Als natürliche Feinde kommen eine ganze Reihe von Parasiten und Raubinsekten in Betracht, die unten (S, 192) noch im einzelnen angeführt werden. Abb. 90. Anobien -Larve (Holzwurm). Nach Kemner. Systematische Übersicht. Die Gattungen. Forstlich kommen hauptsächlich folgende Gattungen in Betracht: 1. Tarsen 4 gliederig oder undeutUch 5gliedeng, im letzteren Fall das i. Glied rudimentär und schwer sichtbar. Hinterhüften stark genähert, ohne Schenkel- decken. Kopf kapuzenartig vom Halsschild überdeckt, letzterer vorne ge- kerbt oder gezähnelt. Flügeldecken oft mit gezähntem Absturz (ähnlich wie bei den Borkenkäfern) {Äpatinae) Apate F.i)'(s. 1.) — Tarsen 5 gliederig, Hinterhüften mit schmalen, aber deutlichen Scheokeldecken 2 2. Fühler fadenförmig oder schwach gesägt, mit 3 mehr oder weniger verlängerten Endgliedern. Halsschild oft mit Höckern auf der Scheibe. (Anobimae). Anobium F. (s. 1.) — Fühler beim ^ stark gesägt, beim J vom 3. Glied an mit langen astförmigen Fortsätzen besetzt (Abb. 91 E). Halsschild stets ohne Höcker. Oberseite staubartig fein behaart. [Xyletmae) Ptilinus GeofFr. Die Arten. Gattung Apate F. (s. l.) Wir nennen hier nur zwei Arten : I. Abfall der Flügeldecken einfach gewölbt, ohne vertiefte Furche. Halsschild bis zur Basis körnig gehöckert. Körper gestreckt zylindrisch. Kopf, Brust ') Entspricht etwa der Familie Bostri/chidae (von Bostrychus Geoffr., nee Fabr.) bei jg^ Coleoptera. — 4. Familienreihe: Di •ersicornia. und Beine schwarz, Bauch und Flügeldecken scharlachrot (selten auch die Flügeldecken schwarz). Oberseite kahl. 8-^14 mm capuxina L. — Flügeldeckenabsturz gehöckert. Körper kurz zylindrisch, Oberseite behaart. Schwarzbraun, Flügeldecken heller kastanienbraun. Fühler rostrot 6 — 7^/2mm. perforans Schrank. (= bispinosa Oliv.) Gattung Anobium F. (s. I.). 1. Flügeldecken mit scharf eingestochenen und gut begrenzten Punktstreifen. Fühler kurz, die Basis des Halsschildes nur wenig überragend. (Unter- gattung Anobium s. str.) 2 — Flügeldecken ohne deutliche Punktstreifen. Fühler länger, oft die Mitte des Körpers weit überragend 4 Untergattung Anobiuni F. s. str. 2. Der Höcker des Halsschildes vorn eingedrückt, oder durch ein Grübchen ge- teilt (Abb. 91 A) -. 3 — Der Halsschild- Höcker einfach, in der Mitte nicht eingedrückt. Basis des Halsschildes fein gerandet. Oberseite fein und dicht deutlich seidenartig behaart. Augen sehr groß. Kleine Art. 3—4 mm (Abb. 91 B) . . striatum Oliv, 3. Halsschild an der Basis am breitesten, in den Hinterwinkeln mit einem gelb- lichen Tomentflecken. Scheibe vor dem Schildchen mit einem sehr flachen Kiel. Größere Art. 4'/2 — 5 mm (Abb. 91 A) pertinax "L. — Halsschild an der Basis eingeengt, schmäler als in der Mitte, und viel schmäler als die Basis der Flügeldecken. Braun, fein behaart, Höcker des Hals- schildes durch einen breiten Eindruck geteilt, ^^j^ mm : . . . . emarginatum Dft. 4. Oberseite einfach fein anliegend behaart. Rostrot oder rostbraun, selten schwärzlich braun. Fühler sehr lang. (Untergattung Ernobiiis Thoms?) . 5 — Oberseite aufrecht behaart, oder wenn anliegend, so die Behaarung fleckig gestellt. Fühler weniger lang. (Untergattung Xestobium Motsch.) ... 11 Untergattung Ernobius Thoms. 5. Fühlerglied 2 — 8 kurz, 9— 11 sehr lang, die letzteren drei doppelt so lang als 2 — 8 zusammen; Glied 9 allein fast so lang wie 2 — 8 zusammen ... 6 — Fühlerglieder 2 — 8 länger, fast alle mehr oder weniger länger als breit, die drei letzten Endglieder kaum länger als Glied 2 — 8 zusammen, Glied 9 höchstens so lang als Glied 7 und 8 zusammen 7 6. Die drei langen Endglieder der Fühler deutlich breiter als die vorhergehenden kurzen Glieder 2-8. Halsschild fast so breit als die Flügeldecken, diese ungefähr doppelt so lang als zusammen breit. Flügeldecken pechbraun, Fühler und Beine fast stets schwarz. Halsschild kurz, vorn verengt, mit einer kurzen vertieften Mittellinie. 3 — 4 mm nigrimim Strm. — Die drei äußerst langen und schmalen Fühlerendglieder nicht breiter als die vorhergehenden Glieder 2 — 8. Halsschild deutlich schmäler als die Flügel- decken, mit rechtwinkligen Vorderecken. Flügeldecken fast dreimal so lang als zusammen breit, pechbraun. Fühler und Beine braungelb. Halsschild kurz, nach vorne verengt, gewölbt und eben. 3 mm longicorne Strm. 7. Basis des Halsschildes berührt nur im mittleren Teil die Basis der Flügel- decken, da die Seilen hmten stark abgeschrägt sind. Die Seitenränder und .ein Teil des Hinterrandes stark aufgebogen. Schwarzbraun; Flügeldecken, vorzüglich an der Spitze, heller; Fühler, Taster, Kniee und Tarsen gelb- braun. Fühlerglieder 2—8 allmählich an Länge zunehmend. 2^2 — 3 mm. In Fichtenzapfen angusticolle Ratz. — Halsschild schließt mit seiner ganzen Breite an die Flügeldecken an .... 8 8. Halsschild schmäler als die Flügeldecken, besonders beim cf. Die drei letzten Fühlerglieder von den vorhergehenden in ihrer Länge kaum verschieden. Länglich walzenförmig, hellbräunlich -rot, weich behaart. Fühler des (^ so lang als der Körper, beim $ etwas kürzer. Halsschild nach vorne wenig verengt, wenig gewölbt, am Grunde mit drei mehr oder weniger deutlichen Höckerchen. 2—3 mm abietinum Gyll. — Halsschild ungefähr so breit als die Flügeldecken 9 9. Halsschild quer viereckig, fast doppelt breiter als lang, mit geraden, parallelen Seiten und abgerundeten rechtwinkligen Hinterecken, vor dem Schildchen Anobiidae. — Systematische Übersicht. ^85 ^^^ denen sie sitzen, mit den Vorderbeinen an den Fühlern wie am Zügel und vermögen den Penis A B C Abb. 95. Lytta vesicatoria L. (Spanische Fliege). A Imago, B erste Larvenform (Triungulinus), C zweite Larvenform. — Original. oft erst nach mehrstündigen vergeblichen Versuchen, wobei sie den lang ausgestreckten Hinter- leib unzähligemale hin- und herbewegen, einzuführen. Nachdem dies geschehen, lassen sie sich vom Rücken des $ los, und nun hängen die beiden Geschlechter so zusammen, daß sie sich den After zukehren, in welcher Stellung sie mehrere Stunden, ja Tage verbleiben können, dabei fressend und herumkriechend usw. Nach der Begattung, gewöhnlich schon am nächsten oder übernächsten Tage, begibt sich das § zur Erde und wählt, mit seinen Fühlern und Tastern suchend, eine Stelle, an welcher es sich eingräbt, gewöhnlich in festerem Boden, damit das ge- grabene Loch nicht so leicht einfällt. Beim Graben gebrauchen sie die Vorderbeine , während sie mit den Hinterbeinen die Erde herausschaffen und mit dem Hinterleib, den sie von Zeit zu Zeit spiralförmig drehen, dem Loche die gehörige Rundung geben. Hat sich die^Erde draußen ^) Anders scheint sich die Lytta im Süden zu verhalten. „In den Gebirgsgegenden Siziliens überfallen die Käfer nach Mar rot schon von Ende März an plötzlich nachts zu Millionen die in den Weinbergen stehenden Ölbäume, namentlich in der Nähe von Waldungen, fressen sie gruppenweise kahl und verstecken sich morgens zwischen den Reben, ohne sie aber zu beschädigen. An den Olivenbäumen verzehren sie Blätter, Blüten und Knospen, aber nur so lange, bis die Blütenblätter der verschonten Bäume abfallen, dann verschwinden sie." (Reh, Handb. S. 491.) Iq8 Coleoptera. — 5. Familienreihe: Heteromera. zu stark aufgetürmt, so kommen sie heraus, um sie vor dem Loche zu verteilen. Ist das Loch fertig, so kriechen sie, mit dem Hinterleib voraus, in dasselbe, um mit dem Legen zu beginnen. Ist das Legegeschäft, das etwa eine halbe Stunde währt, beendet, so verscharren sie das Loch Abb. 96. Blattfraß von Lytta vesicatoria L. an Esche (Fraxinus excelsior). — Aus Eckstein, wieder mit Erde, die sie mit den Beinen und dem After festdrücken. Gleich darauf fangen sie wieder zu fressen an, um wohl bald eine zweite Portion Eier abzulegen. Gewöhnlich findet man in einem Loche 40 — 50 Eier unregelmäßig übereinander geklebt. Blattfresser. ign Nach 3 — 4 Wochen kommen die kleinen Lärvchen aus der Erde hervor, um sich an der Oberfläche zu zerstreuen. Die Entwicklung der spanischen Fliege ist wie die aller Meloiden mit einer Hyperraetamorphose verbunden, vergl. Bd. I, S. 158). Die erste Larvenform von Lytta ist ein typischer Triungulinus (d. h. mit dreiteiligen Klauen ver- sehen, mit relativ langen Fühlern und zwei Schwanzfäden), schwarz gefärbt, mit Ausnahme der Mittel- und Hinterbrust, der Unterseite und der Beine, die weißlich gefärbt sind (Abb. 95 B). Sie erklettern Blumen und suchen von dort aus auf Bienen aus den Gattungen Colletes^ Megachile, Osmia^ Ceratina usw. zu gelangen, um sich von diesen in deren Nester tragen zu lassen. Dort verwandeln sie sich in die zweite Larvenform, die von dem Triungulinus stark abweicht, weißlich gefärbt und weichhäutig ist (Abb. 95 C), kürzere Fühler besitzt, der Schwanzfäden ganz entbehrt und einfache Klauen hat. Diese Larve lebt parasitisch in den Bienenbauten, und verwandelt sich, nachdem sie bei dem reichlichen Futter in kurzer Zeit (10 — 14 Tage) aus- gewachsen ist, in die sogenannte Seh ein puppe oder Pseudochrysalis, in der sie den ganzen Winter über bis zum nächsten Frühjahr bleibt (sie kann auch sogar noch ein weiteres Jahr in diesem Zustand verharren, um erst im übernächsten Jahr sich weiter zu entwickeln). Die Ver- wandlung in die Pseudochrysalis scheint im Gegensatz zu den meisten anderen Meloiden außer- halb der Bienenbauten im Boden stattzufinden. Im Frühiahr, etwa Ende April, geht aus der Scheinpuppe nochmals eine Larve hervor (dritte Larvenform), die der zweiten sehr ähnlich ist und sich nach ganz kurzer Zeit (ca 14 Tage) in die echte Puppe verwandelt. Nach 14 tägiger Puppenruhe entschlüpft dieser dann im Juni die Imago. Bei dieser komplizierten Entwicklungsgeschichte, die hauptsächlich durch Beauregard festgestellt wurde (einige Punkte sind allerdings noch nicht ganz klar), ist ein Umstand in der Lebensweise des Käfers schwer zu verstehen : nämlich das plötzliche massenhafte Auftreten des Käfers (Ratzeburg mochte dieserhalben an die parasitische Entwicklung der Lytta nicht recht glauben). Dieser Punkt bedarf noch der näheren Aufklärung. Forstliche Bedeutung. — Ratzeburg rechnet die spanische Fliege zu den „merklich schädlichen Forstinsekten", da sie stellenweise durch ihr massen- haftes Auftreten und die völlige Entlaubung empfindlichen Schaden verursachen kann, besonders an jungen noch blattarmen Eschen, die in ihrem Wachstum stark zurückbleiben oder auch ganz eingehen können. Gewöhnlich erfolgt nach Kahl- fraß das Wiederbegrünen erst im folgenden Jahre; nur ausnahmsweise (in heißen Jahren) ist beobachtet, daß es sofort erfolgte, daß also ein, allerdings nur kurzer, Ersatztrieb sich bildete, der merkwürdigerweise auch eine Verdoppelung des Jahresringes zur Folge hatte. Bekämpfung. — Die Käfer verbreiten einen äußerst charakteristischen, penetranten Geruch, durch den man schon von weitem auf die Anwesenheit größerer Massen aufmerksam gemacht wird. Die Bekämpfung geschieht am besten durch Absammeln der Käfer, was dadurch erleichtert ist, daß die Massen meist auf engem Raum lokalisiert sind. Am besten geschieht das Sammeln früh- morgens und zwar mit Hilfe eines Klopfschirmes. Der entzündungserregenden Eigenschaft des Käfers wegen ist es geraten, beim Sammeln Handschuhe an- zuziehen. Die letztere Eigentümlichkeit beruht auf der Anwesenheit von Cantharidin im Blute des Käfers — eine Eigenschaft, die die spanische Fliege mit allen Meloiden gemeinsam hat, und die ihr in der Medizin Verwendung verschafft hat. In früherer Zeit stand sie sogar in höchstem Ansehen bei den Heilkundigen und galt als eine Art Universalmittel gegen alle möglichen Krank- heiten. Heute ist- ihre Verwendung allerdings wesentlich eingeschränkt und wird in der Haupt- sache nur noch zur Herstellung von blasenziehenden Pflastern (,,Vesicatorpflaster'') benutzt, während die innere Darreichung stark in dea Hintergrund getreten ist. Da das Cantharidin stark reizend auf die Harn- und Geschlechtsorgane wirkt, so wurde die spanische Fliege auch als Aphrodisiacum zur Erregung der Geschlechtslust verwendet. Doch blieben dabei schwere Er- krankungen der Nieren usw., die teilweise auch zum Tode führten, nicht aus. Um die gesammelten spanischen Fliegen in der Apotheke absetzen zu können, bringt man die Käfer am besten in ein gut schließendes Gefäß, in dem man sie mit etwas Äther tötet, und trocknet sie dann in einer Darre oder im Backofen. 200 Coleoptera. — 5. Familienreihe: Heteromera. Verschiedene Verwandte der spanischen Fliege werden landwirtschaftlich schädlich: so überfallen die in Süd- und Südosteuropa vorkommenden gelb und schwarzgefärbten Zonabris (Mylabris)- Arten KartofTel- und Getreidefelder; und die in Südosteuropa beheimatete schwarz und graugestreifte Epicauta rufidoi-siim Goeze geht Kartoffel, Rüben, Luzerne, Bohnen usw. an und frißt die Felder in 3 — 4 Tagen kahl bis auf die Stengel, Auch der sog. .,MaiMurm" oder „Ölkäfer'' (Meloe) ist neuerdings bei ims als Schädiger des Rotklees beobachtet worden (Zimmermann 1922). Wurzelfresser. Als Wurzelschädlinge (an jungen Kiefern) sind unter den Heteromeren bis jetzt nur drei Arten aus der Familie der Tenebrionidae bekannt geworden, und zwar aus den Unterfamilien der Pedinini und Opatritii, kleinere bis mittelgroße Tiere (3 — 10 mm), die sich habituell ziemlich ähnlich sind und an Aaskäfer (Silpha) oder kleine Laufkäfer [Harpalus usw.) erinnern. Die drei Arten lassen sich folgendermaßen charakterisieren: 1. Oberseite kahl, höchstens der Kopf mit Spuren einer feinen Behaarung; Vorder- tarsen beim (^ erweitert und unten bürstenartig behaart. Fühler schlank, gegen die Spitze nur wenig dicker werdend. Körper länglich, gewölbt, schwarz glänzend, y'/a — S'/g mm (Abb. 97 C) . . . Beliopathes {Phylan) gibbus F. — Oberseite wenigstens teilweise behaart. Vordertarsen des (j' nicht erweitert . 2 2. Kleine Art, l^j^—^^U "^'"i schwarz, fast matt, dicht punktiert; Halsschild mit einigen glatten punktfreien Stellen. Flügeldecken ohne deutliche Punkt- streifen, zwischen der Punktur mit einigen erhabenen angedeuteten Längs- reihen unregelmäßiger Runzeln (Abb. 97 A) Opatriim (Melanimon^ Mi'croxoum) tibiale F. — Größere Art, 7 — 10 mm; Haisschild durchaus gleichmäßig fein gekörnelt, matt, ohne glatte Stellen auf der Scheibe. Flügeldecken mit mehr oder weniger deutlichen Punktstreifen, die Zwischenräume jederseits mit flachen glatten Tuberkelreihen , die abwechselnden Zwischenräume ein wenig er- habener als die anderen (Abb. 97 B) Opatrum sabulosuni' Lt. Larven: Die Larve von Heliopathes gibbus ist im allgemeinen mehlwurmartig gestaltet und ge- färbt, mit etwas stärker gewölbter Rückenseite, Kopf vorgestreckt, jederseits mit drei deutlichen Augenpunkten. Oberlippe mit zwei Borsten. Fußpaar 1 fast dreimal stärker als 2 und 3, mit starken, sichelförmigen, an der Außenseite erweiterten Klauen. Letzter Hinterleibsring ab- gerundet und kurz vor seinem Ende an der Oberseite mit einer nach hinten konvexen Reihe von 8—9 Dornen besetzt. Länge 12 — 17 mm (Schiödte 1877, S. 538; Penis 1877, S. 261). Die Larve von Opatrum sabulosum ist derjenigen von Heliopathes sehr ähnlich, aber der letzte Hinterleibsring ist deutlich dreieckig mit gerundetem Hinterende, das eine nach oben gerichtete knopfförmige Erhabenheit trägt und an der Hinterhälfte des Oberrandes mit einer Reihe von ungefähr 18 kleinen Dornen besetzt ist. Länge 12 — 16 mm (Lucas 1871 und Schiödte 1877, S. 541—543)- Die Larve von Opatrum tibtale ist derjenigen von Op. sabulosiim sehr ähnlich, jeder- seits am Kopfe mit einer Andeutung von vier Augenpunkten. Letzter Hinterleibsring lang- eiförmig, etwas zugespitzt, mit langen, hellen Haaren und am letzten Drittel des Hinterrandes mit 10, im Verhältnis zu denen der verwandten Arten etwas längeren Domen besetzt. Länge 5 — 6 mm (Perris 1877. S. 264 u. 265). Verbreitung, Lebensweise und forstliche Bedeutung. — Opatrum sabulosum L. und tibiale F. sind über ganz Europa verbreitet und an sandigen Stellen überall häufig. Heliopathes gibbus F. bewohnt ebenfalls Sandgegenden, scheint aber vorzugsweise in den Dünen der Küstenländer zu Hause zu sein (salzhaltiger Sandboden!). j3sr Am genauesten ist der Fraß von Opatrum tibiale Fabr. durch Alt um be- schrieben, welcher auf denselben zuerst durch den Bericht des Düneninspektors Epha aufmerksam wurde. Im Dünenbezirk Rositten, Reg. -Bez. Königsberg, ging Mitte Juni 1887 eine große Anzahl im Mai gepflanzter, einjähriger, gutwüchsiger Kiefern ein. Den Pflanzen war durch den im trockenen Sande, 5 — 10 cm unter der An "Wurzeln (bezw. Wurzelhals). 20I Oberfläche lebenden Käfer der untere Teil der zarten Wurzeln weggeschnitten, und an deto oberen Teil war die Rinde bis zu den Nadeln hinauf mehr oder weniger stark befressen; auch die Pfahlwurzeln hatten ihre Spitze verloren. Altum fand, daß das Holz der Pfahlwurzeln von 4,5 cm Tiefe an oft bis auf die halbe Dicke faserig angenagt, an manchen Pflanzen, sowie näher der Bodenoberfläche meist nur mehr oder weniger der Rinde beraubt war. Es fanden sich bis 15 Stück Käfer an einem Platz. Ob und wie weit die unterirdisch lebende Larve an diesem Fraß beteiligt ist oder nicht, ist noch ganz unbekannt. Die beiden anderen Arten, Heliopathes' gibbus F. und Opatrum sabu- losum L., scheinen weniger an den Wurzeln selbst als vielmehr an dem Wurzel- hals zu fressen. Altum (1888) teilt einen Fall mit, in dem einjährige Kiefernpflänzchen von den gerannten Käfern unterhalb der Nadeln benagt und abgebissen wurden, ganz ähnlich wie von den Kiefemsaateulen. Näheres ist über diesen bei Königsberg beobachteten Fraß nicht bekannt geworden. Jeden- falls kann aber Heliopathes gibbus nicht auf die Kiefernnahrung allein angewiesen sein, da Judeich ihn sehr häufig an Stellen der Dünen von Blankenberghe ge- funden hat, wo es überhaupt keine Nadelholzpflanzen gab. Abb, 97 A Opatrum (Melanimon) tibiale F., B Opatrum sabulosum L., C Heliopathes (Phylen) gibbus F. — Original. Weitere Beobachtungen über die von Altum in die Forstinsektenkunde eingeführten Käfer sind sehr erwünscht, vor allem darüber, ob es sich vielleicht in den mitgeteilten Fällen um einen Gelegenheits- oder Ausnahmefraß handelte, welche Rolle die Larve spielt usw.i) Bevor wir über diese Punkte nicht Klarheit erlangt haben, können wir auch über die forstliche Bedeutung ein bestimmtes Urteil nicht abgeben. Stellen die geschilderten Fraßgewohnheiten eine normale Ernährungsweise der Käfer dar, so werden wir sie wohl zu den sehr schädlichen Forstinsekten (Kulturschädlingen) rechnen können. *) In Südfrankreich und Ungarn frißt die Larve von Opatrum sabulosum die im Boden aufgequollenen Augenknospen der Edelreiser der Reben aus und dringt in diese ein. In Süd- osteuropa tritt eine Opatrum -A^xt, die nach Jablonowski mit sabulosum identisch sein soll, als schlimmer Schädling des Tabaks auf, besonders in Saatbeeten und gleich nach der Verpflanzung. Die jungen Pflänzchen werden dicht unter der Erde durchgebissen, ältere oberflächlich benagt. Femer fressen die Käfer und Larven derselben Art an den Aussaaten von Mais, Roggen und Weizen den Embryo vor Beginn des Keimens aus (Reh, Hbch. S. 494). 202 Coleoptera. — 5. Familienreihe: Heteromera. Bekämpfung. — Sollte eine Bekämpfung sich als notwendig erweisen, so könnte man allenfalls versuchen, die Käfer in Rüsselkäfergruben zu fangen, da die Tiere schwerfällig sind und nur selten von ihrem Flugvermögen Gebrauch machen. Holzfresser. Die Zahl der im Holz lebenden Heteromeren ist Legion, und es würde viel zu weit führen, alle im Holze gefundenen Arten auch nur mit Namen hier anzugeben, zumal viele von ihnen nur in altem in Zersetzung begriffenem Holze vorkommen. Auch ist von den wenigsten der im Holze lebenden Heteromeren die Lebensweise näher bekannt und es ist sehr wahrscheinlich, daß manche Art, bei der sich die Fundortsangabe „im Holze" findet, es weniger auf das Holz selbst als auf die darin befindlichen Larven von Borken- oder Bockkäfern oder auf Pilze abgesehen hat, also in eine der folgenden Kategorien einzureihen sein wird. Die meisten Familien der Heteromeren sind unter den Holzbewohnern vertreten, be- sonders die Mordellidae, Oedemeridae^ Älle- culidae, Melandryidae und Tenebrionidae. Von den Morde 11 i den seien als die dem Forst- mann am häufigsten begegnenden Arten genannt : Mordella fasciata F., von deren Larvengängen und Fluglöchern abgestorbene Weiden- oder Buchenstämme oft dicht durchsetzt sind, Mor- dellistena lateralis Ol. („aus dürrem Waldholz erzogen, auch an Ulmen und Weidenzäunen'') sodann Tomoxia bigiittata Gyll. (Abb. 94 D U.98A); von den Melandryiden: Melandria caraboides L. (,,in faulenden Laubholzstöcken"), Serropalpus barbatus Schall. (Abb. 94 H) („in stehendem oder gefälltem Tannen- und Fichtenholz"); von den Alleculiden: Alle- cula morio F. („im Mulm von Laub- und Nadelholz"), Prionychus ater (in Eschen, Erlen, Eichen, Linden, Pappeln, Weiden, Ulmen usw."). Pseudocistela ceramboides L. („im Mulm hohler Eichen , Weißbuchen und Kastanien-'); von den Tenebrioniden ; Melasia culinaris L. (,,im Moder alter Kiefern- stubben, unter Eichen- und Weidenrinde"(, Tenebrio niolitor (Abb. 93) (der „Mehlwurm", der außer in Mehlvorräten auch im Moder alter Bäume angetroffen wird); und endlich von den Oedemeriden: Xantochroa-Axien, deren Larven in alten, verfaulten Kieferstöcken leben, Nacerdas melanura L., deren La.ve (Abb. 98 B) in altem Eichen- und auch Tannenholz, das periodisch von Meerwasser befeuchtet wird, lebt (Eckstein) und Calopus .serraticornis L. (Abb. 94 E), dessen Larve in altem morschen Holze, in den Balken der Hausdächer und alten Zäune lebt. Von allen diesen Arten hat sich als wirklich schädlich bisher nur i Art erwiesen nämlich . Serropalpus barbatus Schall. Der zu den Melandryiden (siehe oben S. 196) gehörende, durch seine schmale Form etwas an Elateriden erinnernde Käfer ist an seinen langen 4 gliederigen Kiefertastern mit dem großen beilförmigen Endglied leicht zu erkennen (Abb. 94H). Die borstenförmigen 1 1 giiederigen Fühler sind beim J halb so lang als der Körper. Färbung des Körpers schwarz- braun, Fühler, Beine und Taster rostrot. Länge 8—18 mm. Die Larve ist viel weniger stark chitinisiert als der Mehlwurm, daher weicher und weißlich gefärbt (gelblich weiß); nur die Mundteile sind stärker chitinisiert und dunkler gefärbt. Der Körper ist wenig abgeplattet, in der Mitte am breitesten, gegen das Kopfende schwächer, gegen das Hinterende stärker verjüngt, mit fast vollständig unbehaarter und fein nadelrissiger Abb. 98 A. Holzfressende Heteromeren-Larven. a Tomoxia (Mordella) biguttata Gyll., bNacerdes melanura L. (Oedemeride). — Nach Boas. Holzfresser. 20^ Oberfläche, Kopf mit deutlicher Oberlippe, ohne Augen und mit 4 gliederigen Fühlern. Vorder- brust am stärksten entwickelt. Mittel- und Hinterbrust den 9 Hinterleibsringen ähnlich gebildet, von denen der letzte auf der Oberseite zwei nach aufwärts gekrümmte, braune Homhaken trägt. Beine gut entwickelt, aber nicht lang (Wachtl). Puppe gelblich weiß, sehr leicht kenntlich durch die bereits sehr deutlich ausgeprägten Kiefertaster, sowie durch eine quere, kammartige, mit vier starken Stacheln besetzte und in der Mitte noch einmal in der Längsrichtung eingeschnittene, fleischige Erhöhung auf der Oberseite des vorletzten und eine Reihe von vier schwächeren Dornen auf der Oberseite des letzten Hinter- leibsringes (Wachtl). Vorkommen und Lebensweise. Über Mittel-, Nord- und Südeuropa verbreitet. Fraßpflanze: Weißtanne und Fichte (in stehenden kränklichen oder frischgefällten Stämmen). Über die Lebensweise sind wir hauptsächlich durch Erne (1872) und Wachtl unterrichtet. Der Käfer (Abb. 94 H) ist nach Ernes genauen Beob- achtungen ein nächtliches Tier, das sich am Tage wahrscheinlich in dem Moos an den Bäumen oder in der Bodendecke verbirgt, in der Nacht dagegen unge- mein flüchtig ist. Auch die Begattung findet in der Nacht statt. Sein bevorzugter Brutbaum ist die Weißtanne, in welcher Holzart Erne und Wachtl die Larven ausschließlich fanden. Doch leben sie sicher auch in Fichten, da der Käfer auch in Schweden, wo die Weißtanne fehlt, vorkommt und von Ratzeburg (nach einem starken Nonnenfraß) auch in Ostpreußen ge- funden wurde, wo die Weißtanne ebenfalls nicht heimisch ist. Die Eier werden ohne Zweifel in irgend eine Ritze abgelegt, und die Larven fressen sich in den Holzkörper ein. Die Larvengänge, welche nach den übereinstimmenden Angaben von Erne und Wachtl sich in keiner Weise von denen der Holzwespenlarven unterscheiden, sind drehrund und mit feinem Wurmmehl gefüllt, verlaufen, allmäh- lich an Stärke zunehmend, in verschiedenen Krümmungen von der Peripherie des Stammes in das Innere, wenden sich dann wieder gegen die Oberfläche und endigen, bald näher, bald entfernter unter derselben, in nicht besonders ausgezeichneten Puppen wiegen, aus denen sich der Käfer durch ein kreisrundes Flugloch herausfrißt. Nach Erne braucht das Tier „3 Jahre zu seiner Entwicklung'', nach Wachtl „dürfte die Generation eine zweijährige sein". Beide Beobachter stimmen darin überein, daß der Käfer meistens Stämme angeht, und zwar nach Erne nur in ihrer unteren Hälfte. Letzterer hat ihn gelegentlich, aber selten, auch in Weißtannenstöcken gefunden, Wachtl auch in Klafterholz, welches er erst nach der Fällung befallen haben konnte. Nach Erne sind es stets frische oder erst kürzlich abgestorbene Stämme, die angegangen werden, und zwar solche, welche noch gut vom Tischler verarbeitet werden können. Fault der Stamm dann an, oder bleibt er an einer Seite lange feucht, so sterben die Larven ab. Nach Wacht' soll bei stehendem Holze ein gewisser Krankheits- grad notwendig sein, um den Käfer anzulocken. Forstliche Bedeutung. — Der Schaden beruht auf dem Larvenfraße, der im wesentlichen demjenigen der Holzwespen gleichwertig ist, ja es dürfte sein Fraß nicht selten mit dem Holzwespenfraß verwechselt worden sein. Im all- gemeinen ist die Beschädigung nur technisch beachtenswert. Der einzige be- kannt gewordene Fall einer größeren Verbreitung wird von Erne berichtet, nach welchem an einer nicht näher bezeichneten, wahrscheinlich aber auf der Höhe der Vogesen gelegenen Örtlichkeit ,,auf einer Strecke von ^/^ Stunden Länge und 1/4 Stunde Breite etwa 250 Bäume von diesem Insekte durchlöchert waren". Manche Bäume enthielten bis zu 80 Stück. Der Käfer wurde zuerst 1863 in die forstliche Literatur durch Ratzeburg (S. 149) ein- geführt, der ihn bei Gelegenheit des großen Nonnenfraßes aus Ostpreußen in allen drei Ent- 20A Coleoptera. — 5. Familien reihe: Heteromera. wickelungsstufen zugesendet erimlten hatte. Er gibt aber keine genauere Schilderung, da „für fürstliche Blätter das Speziellere einer Rarität zu fremdartig sein" dürfte. Dagegen macht Erne im Juni 1872 äußerst vollständige Mitteilungen über seine Entwickelung und Lebensweise, bildet auch die Larve und ihre Fraßgänge ganz leidlich ab und betont, daß der Käfer in den hohen Vogesen sehr häufig sei. In dem Katalog der auf der Wiener Weltausstellung 1873 ausgestellten entomologisch -biologischen Sammlung erwähnt Wachtl den Käfer kurz als in seinem Schaden den Sirex-Larven ähnlich, desgleichen Altum (F. S. 158). Die besten Abbildungen der Ent- wicklungsstadien und des Fraßes, sowie eine biologische Schilderung gibt dann Wachtl, ohne die früheren Mitteilungen von Ratzeburg und Erne zu kennen, im Jahre 1878. Vorbeugungs- und Vertilgungsmittel werden gegen dieses Insekt wohl nur selten nötig werden. Erstere können bestehen in der gegen Holz- insekten überhaupt zu empfehlenden reinlichen Wirtschaft, nämlich gründlicher und rechtzeitiger Durchforstung, Entfernung aller kranken Bäume, Entrinden des gefällten Rund- und Schichtholzes, Aufbereitung und Aufbewahrung desselben nur an freien luftigen Orten, so daß es bald und gründlich austrocknet. Ob letztere namentlich von Wachtl betonte Maßregel wirklich erfolgreich ist, bleibt aber bei der positiven Angabe von Erne, daß die Larven in feuchtem Holze sicher zugrunde gehen, noch zweifelhaft. Ferner wäre Rodung der Stöcke oder Tiefabhieb zu empfehlen. Pilzfresser. Auch deren Zahl ist groß, zumal viele der in faulem Holze lebenden Heteromeren auch in Schwämmen vorkommen. Es gilt hier ferner dasselbe, was oben von den Holzfressern gesagt ward, daß nämlich die Lebensweise noch von den wenigsten Arten geklärt ist und daß ein ein- gehenderes Studium der Schwammbewohner gewiß noch manche interessante biologische Tatsache zu Tage fördern wird. Von den zahlreichen pilzfressenden Heteromeren sind vor allem die beiden zu den Tenebrioniden gehörenden Gattungsgruppen der Boletophagini und Diaperini zu nennen, deren Vertreter fast ausschließlich in Baumschwämmen leben. Als die häufigsten Arten seien angeführt: der schwarze, an kleine Laufkäfer erinnernde Boletophagus reticulahis L. , die kurz ovale, hochgewölbte und gelb gebänderte Diaperis boleti F., die in Buchen-, Eichen-, Birken-, Fichten- und Tannenschwämmen gefunden wird, ferner das kurz elliptische, metallisch gefärbte Scapkidema nietallicum F., dessen Larve durch die breite, dicke Körperform auffällt, und endlich das ähnlich geformte, schwarzblaue 6 — 7 mm lange Plalydema violaceum F. Außerdem gibt es auch unter den anderen Familien noch zahlreiche Schwammfresser, wie unter den Mordelliden (Mordella, Änaspis), den Melandryiden {Tetratoma funqorum F. in Polyporus betulinus, Hallomenus binotatus Quens., in Folyporus maximus Brot, und anderen Schwämmen), den Alleculiden (Alycetochara) usw. usw. Larvenräuber. Viele im Holz und unter der Rinde vorkommenden Heteromeren nähren sich von den Larven holzzerstörender Schädlinge, Borken- und Bockkäfer usw., und werden dadurch forstnützlich. Sie finden sich gewöhnlich in den von jenen genagten Gängen und können so leicht mit den eigentlichen Verfertigern derselben verwechselt werden. Große Lücken sind auch hier in unserem Wissen. Da es sich hier um Fragen über vermehrungshemmende Faktoren von Schäd- lingen handelt, so ist ein eingehendes Studium der räuberischen Heteromeren vom Standpunkt des Waldhygienikers aus besonders erwünscht. So viel wir heute wissen, sind es hauptsächlich Vertreter der Familien der Pythidae^ Pyrochroidae und einige Tenebrionidae , die vom Larvenraub leben. Die Pythiden leben, soweit es sich um kleinere Formen handelt, wohl vornehm-, lieh von den Larven der Borkenkäfer; es seien hier besonders genannt: Lisso- derma a,- pustulatum Mrsh. (Abb. 94 B) und die mit rüsselförmig verlängertem Kopf versehenen Rhinosimus-h.r\.Qn. (Abb. 94 C), die hauptsächlich in den Gängen von Xyleborus-KxtQXi angetroffen werden. — Die Pyrochroiden, deren auffallend Larvenräuber. 205 rot gefärbten Imagines hauptsächlich auf Blüten zu finden sind, leben als Larven, die an der abgeflachten Gestalt und dem zangenartig gestalteten letzten Segment leicht zu erkennen sind (Abb. 98 B, a), unter der Rinde von schon länger ab- gestorbenen Bäumen, um auf die dort lebenden Bockkäferlarven {Rkagium usw.) Jagd zu machen. Wo sie, wie Verfasser im Bialowieser Urwald beobachten konnte, in großen Mengen auftreten, spielen sie in der Vermehrungsbeschränkung jener Bockkäfer usw. gewiß eine nicht zu unterschätzende Rolle. Ihre Entwick- lung scheint recht langsam vor sich zu gehen und soll drei Jahre dauern. Von den Tenebrioniden sind hauptsächlich die Hypophloeus-kxiQVi (Abb. 94 G u. 98 B, b) zu nennen. Sie leben in Borkenkäfergängen; ob sie allerdings sich von den Borkenkäferlarven nähren, oder vielleicht nur von deren Bohrmehl, scheint noch nicht geklärt, Hypophloeus fraxini Kugel, wurde in den Gängen von Pityophtorus pubescens^ Ips laricis^ Taph- rorychus bicolor, Pityogenes quadridens usw. gefunden, Hypophloeus pini Panz. in den Gängen von Ips typographus^ Hypophl. lineatis F. in den Gängen von Pityogenes bideniatus und Polygraphus subopacus usw. Außerdem sei noch auf die Helops- Arten aufmerksam gemacht, deren Imagines oft in großer Zahl an Kiefern vorkommen. Nach Scheidters persönlicher Mitteilung traten Helops lanipes (Abb. 94 F) an den Kiefern in Schleißheim bei München oft so häufig auf, daß auch die Forstleute darauf aufmerksam wurden. Auch unter der Rinde werden sie häufig getroffen. Welche Rolle sie spielen, darüber sind wir noch nicht unterrichtet. Redtenbacher spricht die Vermutung aus, daß sie auf die Larven anderer Insekten Jagd machen. Abb. 98 B. Räuberische Heteromeren- Larven, a Pyrochroa coccinea L., b Hypo- phloeus spec. In: Z. f. F. u. J. XIX, Literatur über Heteromeren. AI tum, B., 1887, Opatrum tibiale^ ein neuer Kiefernfeind. - S. 466 — 469. 1888, Opatrum sabulosimi und gibbiim, zwei neue Kiefernfeinde. — In: Ebenda XX, S. 495. Eckstein, 1909, Auftreten, Lebensweise und Entwicklung der spanischen Fliege. — In: D. F. Z., S. 819. — — 1916, Zerstörung des Holzes durch Landtiere. — In: Handbuch der Holzkonservierung von Troschel, Berlin. Escherich, K., 1894, Beiträge zur Naturgeschichte der Meloidengattung L^^to F. — In: Verh. zool -bot. Ges. Wien. 251 — 306. 4 Taf. — — 19175 Forstentomologische Streifzüge im Urwald von Bialowies. — In: Bialowies in deutscher Verwaltung. Berlin. Ern6, T., 1872, Über Entwicklung und Lebensweise von Serropalpus striatus Hell. — In: Mitt. Schweiz, ent. Ges. III, S. 525 — 530. Keller, C, 1899, Forstzoologische Mitteilungen. — In: Schweiz. Zeit. f. Forstwesen. Lucas, H., 1871, Note sur la vie 6voIutive de r Opatrum sabulosum. — In: Ann, de la Soc. ent. Franc. 5. ser., Bd. I, S. 452. Perris, E., 1877, Larve de Coleopteres. Schiödte, 1877, De metamorphosi eleutheratorum observationes. Pars X. Kopenhagen. Wachtl, A, 1878, Serropalpus barbatus und Retinia margaritana. — In: Mitt. Forstl, Versuchsw. Österreichs I, S. 92 — 106, Taf. XV u. XVL Zimmermann, H., 1922, Ölkäfer (Meloe proscarabaeus L.) als Schädiger von Rotklee. — In: Nachr. Bl. f. d. deutsch. Pflanzenschutzdienst. Nr. 5, S. 35. 2o6 Coleoptera. — 6. Familienreihe : Phytophaga. 6. Familienreihe: Phytophaga. Die Tarsen mit 4 deutlichen Gliedern; an der Basis des Klauengliedes, das von dem fast immer gelappten dritten Glied dorsahvärts aufgenommen ist, befindet sich meist noch ein kleineres rudimentäres 5. Glied, das oft nur durch eine kleine Basalverdickung angedeutet er- scheint. Das I. Glied der Hintertarsen ist (mit wenigen Ausnahmen) gestreckt. Fühler ver- schieden gebildet, jedoch niemals gekniet oder geknöpft oder eine deutliche Keule bildend, Flügelgeäder nach dem III. Typus. — Die Phytophagen sind durchgehends Pflanzenfresser. Die Familienreihe der Phytophagen. enthält drei Familien: Cerambycidae (Bockkäfer), Chrysomelidae (Laubkäfer) und Bnichidae (Samenkäfer), die sich folgendermaßen kennzeichnen lassen : 1. Kopf vorn in eine mäßig lange, abgestutzte Schnauze verlängert. Fühler derb, meist etwas zusammengedrückt, mehr oder minder gesägt, oder gegen das Ende zu stärker werdend. Hinterhüften breit, mit aufgebogenem Hinter- rand. Larven fußlos, leben in den Früchten von Leguminosen .... Bruchidae Abb. 99. Larve und Puppe eines Bockkäfers (Monochamus). a Larve von oben, b dieselbe von unten; c Mundgliedmaßen von oben, d von unten; e Fühler; f Hinterkiefer ^Unterlippe) der Larve, g Mittelkiefer, h Mandibeln; i Warzenfeld auf einem dorsalen Laufwulst, k dasselbe auf einem ventralen Laufwulst; 1 Puppe von oben, m dieselbe von unten. — Nach Gernert. Kopf nicht schnauzenförmig verlängert, Fühler borsten-, faden- oder schnur- förmig (selten gesägt oder gegen die Spitze schwach verdickt). Hinterhüften schmal, voneinander abstehend 2 Fühler meist borstenförmig (d. h. zur Spitze verjüngt, selten gesägt), lang, meist länger als der halbe, oft auch länger als der ganze Körper. Letzterer meist mehr oder weniger gestreckt, gewöhnlich behaart. Larve weißlich, entweder völlig beinlos oder nur mit kurzen Beinrudimenten; lebt unter Rinde oder im Holz. Zahlreiche forstlich schädliche Arten Cerambycidae Familie Cerambycidae. 207 Fühler meist faden- oder schnurförmig oder zur Spitze etwas verdickt, meist kürzer als der halbe Körper. Letzterer meist kurz und gedrungen (selten gestreckt!), gewöhnlich kahl und glänzend. — Larven mit kräftigen Beinen und buntgefärbt; leben gewöhnlich frei an Pflanzen. — Mehrere forstlich schädliche Arten Gkrysomelidfte Familie Cerambycidae. Bockkäfer. Das hervorstechendste Merkmal der Cerambyciden ist die kräftige Ausbildung der Fühler, die meist sehr lang, oft länger als der Körper sind. Sie bestehen gewöhnlich aus 11, selten 12 Gliedern und sind meist fadenförmig, gegen das Ende zu sich verjüngend. Die Körperform meist langgestreckt, die Flügeldecken mehr oder weniger flach, selten stärker gewölbt (in einigen Fällen sind die Flügeldecken stark verkürzt, so daß die häutigen Flügel weit darüber hinausragen). Der Kopf ist bald hypog- nath, bald prognath, bald bis an die Augen in den Halsschild eingelassen, bald von diesem durch eine Art Hals getrennt. Augen meist deutlich nierenförmig, manchmal auch zweigeteilt. Beine gewöhnlich zierlich und schlank, manchmal die Schenkel keulenförmig ver- dickt. Tarsen 4 gliederig, das 3. Glied meist zweilappig; das Klauenglied mit einem gliedartigen kurzen Knötchen an der Basis („cryptopentamer"). Die Larven der Bockkäfer sind recht charakte- ristisch und leicht zu erkennen. Sie sind wie die meisten verborgen, bezw. unter der Rinde oder im Holze lebenden Larven weißlich gefärbt. Ihre Form ist gewöhnlich langgestreckt, dorsal und ventral etwas abgeflacht. Der große, stark chitinisierte, braune Kopf ist meist in den Vorderbrustring mehr oder weniger tief eingesenkt. Ocellen fehlen oder sind in oft un- deutlicher Ausbildung in der Zahl von i — 5 neben den Fühlern vorhanden. Die Mundgliedmaßen derb und kräftig, besonders die Mandibeln; die Fühler sehr kurz, dreigliedrig (Abb. 99 e) , einziehbar. Taster an den beiden Kieferpaaren, also auch an der Unterlippe vorhanden (Abb. 99 d — g). Von den drei Brustsegmenten ist gewöhnlich das erste wesentlich gröl)er als die folgenden und ist häufig auch noch durch den Besitz von verschieden geformten chitinisierten Platten von diesen unterschieden (Abb. 99 a). Beine fehlen ent- weder ganz oder sind nur als kleine Rudimente seit- lich an den Brustringen vorhanden. Dafür sind die Abdominalsegmente i — 7 und die beiden hinteren Brustsegmente dorsal und ventral mit quer verlaufen- den Wülsten, die meist mit zahlreichen kleinen Wärzchen besetzt sind, ausgestattet (Abb. 99 — loi). Diese Wülste, die je nach Bedarf eingezogen oder aufgetrieben werden können, dienen zur Fortbewegung in den Gängen, weshalb wir sie als „Lauf- oder Gangwülste" bezeichnen wollen. After am letzten Hinterleibsring kegelförmig vortretend, ein eigenes Scheinsegment bildend (Abb. 99—101), meist y-förmig, seltener quergespalten. Die Bockkäferlarven haben eine gewisse Ähnlichkeit mit den auch in der Lebens- weise übereinstimmenden Larven der Buprestiden, doch lassen sie sich von diesen (siehe oben S. 130) gut unterscheiden, durch den nicht oder nur wenig verbreiterten Vorderbrustring, durch das Vorhandensein von Unterlippentastern und der Laufwülste und die ovalen Stigmen (bei den Buprestiden sind diese halbmondförmig). So sehr sich die meisten Bockkäferlatven auf den ersten Blick ähneln, so lassen sie sich doch gut unterscheiden, vor allem durch die Form des Kopfes. Nach Schiödte und Gangl- bauer können wir die I^arven in folgende Gruppen einteilen: B E F Abb. 100. A u. B Larve von Cerambyx cerdo L. in '^/g natürlicher Größe von der Seite und von oben. Bei A Füße und Stigmata erkennbar. C — F sche- matische Darstellungen der Kopfkapsel und deren Verhältnis zu den (punktiert angedeuteten) Brustringen, C von Rha- gium Inquisitor L., D von Cerambyx cerdo, E von Prionus coriarius, F von Saperda carcharias. Diese Schemata sind, ohne Rücksicht auf das natürliche Größenverhältnis der einzelnen Larven, so gezeichnet, daß alle Kopfkapseln die gleiche Breite haben. — N. 208 Coleoptera. --6. Familienreihe: Phytophaga. 1. Kopfkapsel breiter als lang, oder wenigstens nicht länger als breit (Abb. loo C u. D). Beine stets deutlich erkennbar Cerarribycinae a) Die Seitenteile') der Kopfkapsel sich nur in einem Punkt berührend und nach hinten divergierend (Abb. loo C) Lepturini b) Die Seitenteile der Kopfkapsel vorn in einer längeren Linie miteinander verwachsen und dann nach hinten divergierend (Abb. 1 00 E) Prionini ^ Fn qt^ ■^Vi^-~ (^M^ ra ^^2 hyf.) r^','3) {^■) y&^ f g h i k Abb. lOiA. Larven von verschiedenen Bockkäfern (Lamiinae). a Acanthoderes clavipes Sehr., b Acanthocinus aedilis L., c Lamia textor L., d Pogonochaerus fascieulatus Deg. , e Oberea linearis L., f Saperda populnea L., g Saperda charcharias L., h Monochamus sutor L., i Mesosa nebulosa F., k Tetrops praeusta L. — Nach Kemner. c) Die Seitenteile der Kopfkapsel ihrer ganzen Länge nach miteinander ver- wachsen und nach hinten nicht divergierend (Abb. lOO D) Cerambyeini 2. Kopf kapsei viel länger als breit, die Seitenteile der Kopf kapsei ihrer ganzen Länge nach miteinander verwachsen, Beine fehlen stets vollkommen (Abb. löo F) Lamiinae ') Wir bezeichnen an der chitinisierten Kopfkapsel das durch die Gabellinie vom über der Oberlippe abgeteilte Dreieck als Mittelteil und die beiden nach hinten von der Gabellinie gelegenen Teile als Seitenteile (s, Abb. lOoC — F). Familie Cerambycidae. 20Q Was die Unterscheidung der Larven der einzelnen Arten betrifft, so lag dieselbe bis vor kurzem noch recht im argen. Erst in der neuesten Zeit sind wir durch die Unter- suchungen Kemners (1922) um ein gutes Stück weitergekommen. Genannter Autor hat zunächst die Larven der Unterfamilie der Lamitnae studiert und eine Bestimmungstabelle aufgestellt , die wir in etwas verkürzter Form hier wiedergeben. Übersicht über die Larven der Lamiinae. (Kopfkapsel viel länger als breit.) r. Das 9. Hinterleibssegment am Hinterrand mit einem kleinen Dorn oder einer kleinen Platte 2 — Das 9. Hinterleibssegment ohne Dorn oder Platte 4 2. Das 9 Hinterleibssegment mit einem Dorn ohne verbreiterter Basalpartie. Stirn in der Mitte längsgerieft. Bis 23 mm lang (Abb. lOi A, i) . . Mesosa nebulosa F. — Das 9, Hinterleibssegment mit kleiner Chitinplatte oder einem kleinen an der Basis verbreitertem Dorn. Bis 13 mm lang 3 3. Das 9. Hinterleibssegment mit einer gerieften Platte (Abb. lOlA, d) Gattung Pogonochaerus Gem. — Die Platte des 9. Hinterleibssegmentes ohne Längsriefen, dagegen mit einer Querleiste, die in der Mitte zu einem Dorn sich erhöht. Länge nur etwa 5 mm (Abb. loi A, k) Tetrops praeusta L. 4. Pronotum sowie die Gangwülste ohne Chitindorne oder -körner 5 — Pronotum und Gangwülste mit Chitinkörnern lO 5. Die Gangwülste in kleine runde Warzen zerfallend 6 — Die Gangwülste ohne runde Kleinwarzen 9 7. Die hintere Hälfte des Pronotuums glänzend, mit tiefen netzartigen Furchen, Länge bis 28 mm (Abb. loi A, a) Acanthoderes clavipes Schrnk. — Die hintere Hälfte des Pronotums matt 8 8. Die runden Kleinwarzen in konzentrische Linien geordnet Die hintere Hälfte des Pronotums mit strichförmigen Furchen. Bis 40 mm lang (Abb. loi A, h) Monoehamus sutor L. — Die runden Kleinwarzen nicht in Linien geordnet. Die hintere Hälfte des Pronotums fast ohne Furchen. Bis 15 mm lang Liopus nebulosus L. 9. Die Hinterhälfte des Pronotums in zwei chitinisierte Platten geteilt. Larve ab- geplattet (Abb. loi A, b) Acanthocinus aedüis L. — Die Hinterhälfte des Pronotums nicht geteilt. Larve nicht abgeplattet (Abb. loi A, c) Larnia textor L. 10. Larve breiter als dick. Pronotum nach vorne nicht steil abfallend. Chitin- körner auf dem Pronotum klein, auf den Gangwülsten kaum sichtbar . .11 — Larve dicker als breit. Pronotum nach vorne steil abfallend 12 11. Stirn hinten mit zwei runden glänzenden Vertiefungen. Pronotum am Vorder- rand mit 4 freistehenden Borsten Saperda scalaris L. — Stirnvertiefungen weniger deutlich. Pronotum am Vorderrand ohne freistehende Borsten . Saperda perforata Pll. 12. Gangwülste im vorderen Drittel der langen Segmente gelegen, klein viereckig mit einer tief eingesenkten Querfurche, deren Ränder wulstartig erhöht und mit kleinen Härchen bekleidet sind (Abb. lOiA, e) Oberea linearis L. — Gangwülste, wie gewöhnlich, in der Mitte der Segmente gelegen . . . ..13 13. Larve bis 40 mm lang, 6 — 6,5 mm breit. Pronotum stark chitinisiert, braun, an der Bauchseite treten die Hypopleuren als braune Platten hervor (Abb. 101 A, g) ' . . Saperda chareharias L. — Larve bis 20 mm lang, 3 mm breit. Pronotum weniger chitinisiert, Hypopleuren nicht braun (Abb loi A, f) Saperda populnea L. Die Puppe ,, spiegelt die künftige Imago ganz deutlich ab; die Antennen-, Prothorax- und Bein-Charaktere sind dieselben wie bei der Imago. Als besondere Puppenorgane finden sich an verschiedenen Stellen des Körpers Dorne und Borsten. Besonders sind charakteristisch Dorne an der Hinteileibspitze zu finden, die gute systematische Merkmale darstellen (Abb, 101 B). Einige Formen mit langen Hinterleibspitzen tragen diese im Puppenstadium ausgestülpt, was den Puppen eine ungewöhnliche Form gibt (Abb loi B, b u. c). Ebenso verhält es sich mit den langen Antennen einiger Arten, die auf verschiedene Weise unter dem Körper zusammen- gelegt werden, bei den meisten einfach gebogen (Abb. lOi B, g), bei Monoehamus spiralig auf- gerollt (Abb. 99 m), bei Acanthocinus in großen Schlingen gelegt usw." (Kemner 1922). Escherich, Forstinsekten. IL Bd. ^4 2 lo Coleoptera, — 6. Familienreihe: Phytophaga. Die Bockkäfer halten sich als I mag in es auf Blüten und Pflanzen aller Art auf, auf Baumstämmen und geschlagenem Holze, manche auch auf der Erde (unter Steinen usw.). Viele suchen den ausfließenden Saft der Bäume, andere den Staub der Blüten auf, manche fressen auch Blätter {Saperda carcharias) und manche nehmen während ihrer kurzen Lebenszeit vielleicht gar keine Nahrung auf (Kemner ig22). Das Weibchen legt seine Eier meist einzeln an die Rinde bezw. in die Ritzen der Rinde, wobei es mit seiner weit vorstreckbaren Legeröhre den Stamm oft lange an den geeignetsten Stellen absucht und die Eier mitunter tief in die -Sl.\ 1^ V / v?^ f g h Abb. 10 1 B. Puppen von verschiedenen Bockkäfern (Lamiinae). a Acanthoderes clavipes Schrk. b u. c Acanthocinus aedilis L. , d Pogonochaerus fasciculatus Deg. , e Lamia textor L. , f u. < Tetrops praeusta L., h Saperda populnea L. — Nach Kemner. engsten Ritzen oder auch zwischen Rinde und Splint schiebt.^) Bei einzelnen Arten kommt auch eine Art Brutpflege vor, indem die Weibchen durch Benagen der Rinde den jungen Larven die nötigen Lebensbedingungen schafiFen (siehe imten bei Saperda populnea u. Oherea linearis). Die Larven leben meist in Holz- ^) Die Weibchen mancher Arten nagen oft selbst Löcher durch die Rinde, um geeignete Eiab'agestellen zu schaffen. So hat Kemner (1922) beobachtet, daß das 5 ^^"^ Acanthocinus aedilis L. ein trichterförmiges Loch durch die Borke nagt, und mit seinem Abdomen darin ein- gesenkt, die Eier um die innere Öffnung herum, zwischen Borke und Splint einschiebt. (Vergl. auch Saperda jwpulnea.) Familie Cerambycidae. 2 11 gewachsen (lebenden oder auch abgestorbenen), unter der Rinde oder im Holz. (Nur einige wenige Gattungen machen eine Ausnahme, wie Dorcadion, deren Larven nach Engerlingsart im Boden leben, ferner die Larve von Calamobius gracilis Creutz., die im südlichen Frankreich als Schädling in den Getreidehalmen vorkommt.) Die Fraßbilder der Larven stellen gewöhnhch unregelmäßig ge- wundene, oft sehr breit werdende, mit Nagemehl dicht vollgepfropfte Gänge dar. Sie verlaufen entweder in ihrer ganzen Ausdehnung unter der Rinde, in Bast oder Splint, oder sie dringen nach einer mehr oder weniger aus- gedehnten Rindenfraßstrecke (oder aber auch ohne Rindenfraß, direkt) ins Holz ein, um dasselbe nach allen Richtungen zu durchziehen. Manchmal nehmen die Gänge auch regelmäßigere Formen an, besonders da wo es sich um dünne Zweige handelt: hier finden wir zuweilen einen charakteristischen ausgedehnten Markröhrenfraß, oder aber der Larvenfraß bedingt eine lokale Anschwellung (Galle), die der Larve auf relativ engbegrenzter Stelle genügend Nahrung ver- schafft. Der Querschnitt der Larvengänge ist bei den meisten im Holz oder unter der Rinde lebenden Larven queroval. Die Verpuppung findet entweder unter der Rinde in einem aus den Nagespänen hergestelltem Nest statt (Abb. ii6)^ oder in einem besonderen mehr oder weniger tief ins Holz eindringenden hakenförmigen Verpuppungsgang, dem sogenannten „Hakengang" (Abb. 121), oder aber endlich bei den im Holz lebenden Larven findet die Verpuppung gewöhnlich in dem etwas erweiterten, oft mit Nagespänen (in einigen Fällen außerdem auch noch mit einem Kalk- deckel) verschlossenen Gangende statt. Der Jungkäfer frißt sich seinen Ausfluggang gewöhnlich selbst, der je nach der Tiefe, in der die Verpuppung stattgefunden hat, verschieden lang ist. Der Käfergang wie auch das Ausflugloch ist in der Regel queroval, mit gerundeten Seiten, in einigen Fällen (Monochamus^ Saperda^ Spondylis usw.) kreisrund. Die Unterscheidung der Fraßgänge der verschiedenen Bockkäferarten ist schwierig, und oft besonders da, wo mehrere Arten mit ähnlicher Lebens- weise an einer Baumart vorkommen, kaum durchführbar (im Gegensatz zu Borkenkäfern, von denen jede Art ihr charakteristisches Fraßbild hat). Wir müssen uns in solchen Fällen an die Larven halten oder durch Erziehung des Käfers uns Klarheit verschaffen, Dif ferenzialdiagnostisch kommen vor allem die Fraßgänge der Buprestidenlarven in Betracht, die vielfach große Ähnlichkeit mit Bockkäfergängen haben und oft schwer zu unter- scheiden sind. Als gut brauchbarer Anhaltspunkt kann in diesen Fällen der Umstand dienen, daß bei vielen Buprestiden das Bohrmehl wolkig angeordnet ist (Abb. 66, S. 136), während es bei den Cerambyciden einfach wurstförmig die Gänge erfüllt (Abb. 105). Sodann ist auch auf die Fluglöcher zu achten, die bei den Buprestiden seitlich meist mehr oder weniger scharf sind (bei den Bockkäfern abgerundet) : dann ist bei gewissen Buprestiden der untere Rand des Flug- lochs dreieckig erweitert, was bei den Böcken niemals vorkommt. Außer Buprestidengänge können vielleicht auch die Gänge von Rüsselkäfern (Pissodes) zu Zweifeln Anlaß geben; hier wird das Vorhandensein von Spahnpolster-Puppen wiegen bei den letzteren vor Verwechslungen bewahren. Wo Schmetterlingsraupen ähnliche Gänge machen (wie Cossiden. Sesien usw.) wird der charakteristische Raupenkot einen sicheren Anhalts- punkt geben. Über die Generation der Bockkäfer lassen sich keine allgemeinen An- gaben machen; wir sind auch noch wenig unterrichtet darüber. Eine Reihe von 14* 212 Coleoptera. — 6. Familienreihe: Phytophaga. Arten haben sicher zweijährige, andere sicher einjährige Generation und wieder andere dürften, wie Cerambyx cerdo L., viel länger brauchen (3 — 4 Jahre). Es variieren sogar mitunter bei ein und derselben Art die Angaben der ver- schiedenen Forscher ganz erheblich. So soll Callidium (Gracilia) pygmaeum Fabr. nach von Heyden (S. 41) eine doppelte Generation haben, während Hartig einen Fall von vierjähriger Dauer berichtet. Sehr wahrscheinlich ist die Generation je nach der Temperatur und nach der Beschaffenheit, namentlich dem Feuchtig- keitsgrad der bewohnten Hölzer, eine sehr wechselnde. Genaue Untersuchungen hierüber wären in hohem Grade wünschenswert. Die forstliche Bedeutung beruht lediglich auf dem Larvenfraß. Sie wurde früher stark unterschätzt. Ratzeburg legte den Bockkäfern anfangs (in seinen „Forstinsekten'') nur wenig Bedeutung zu und meinte, daß die meisten nur wegen der „großen Menge, in der sie am Holz erscheinen, wenigstens als täuschende Insekten interessant sind". Später (in der „Waldverderbnis") schätzte er sie bereits wesentlich höher ein: „Die Bockkäfer haben allmählich Abb. 102. Links Ceramyx cerdo L., rechts Saperda carcharias L. A Käfer in natürlicher Größe im Profil, B Innenseite des linken Vorderbeines, um die Sohlenbildung und bei Saperda die Furche der Schiene zu zeigen, C rechter Kiefer des zweiten Paares mit Taster, von unten V, nat. Gr. — N. eine größere Bedeutung gewonnen, besonders an Fichte", bemerkt er dort. „Man traue den Bockkäfern in den Nadelwäldern nicht, sondern entferne sie, je eher je lieber, samt ihren Wiegen. Diese finden sich auch nicht nur an den Holz- höfen und den Klaftern im Walde, wie man lange glaubte, sondern sie sitzen auch versteckt in den lebenden Bäumen der geschlossenen Bestände und diese muß man sorgfältig aufsuchen." Heute wissen wir, daß die Bockkäfer eine durchaus nicht zu unter- schätzende Rolle unter den wald- und holzzerstörenden Insekten einnehmen. Der Schaden, den sie verursachen, ist einmal physiologischer Natur, indem sie Bäume oder wenigstens Teile davon zum Absterben bringen können (aller- dings oft sekundär), und sodann technischer Natur, indem sie durch ihre großen und zahlreichen Gänge das Holz entwerten, d. h. zur Verarbeitung un- brauchbar machen oder auch bereits verarbeitetes zerstören. Die technischen Schädigungen fallen noch weit mehr ins Gewicht als die physiologischen, zumal gerade die wertvollste Holzart, die Eiche, besonders darunter zu leiden Familie Cerambycidae. 21^ hat und die Beschädigungen oft derart ausgedehnt sind, daß die technische Entwertung eine vollkommene ist. Als milderndes Moment kann angeführt werden, daß die VermehrungsziflFer und das Vermehrungstempo im allgemeinen nicht groß ist und infolgedessen die Beschädigungen meist auf einzelne Bäume beschränkt bleiben. Als natürliches Gegengewicht kommen hauptsächlich Vögel in Betracht, vor allem die Spechte, die die fetten Larven aus Rinde und Holz heraus- hauen. Auch parasitische Insekten sind mehrfach aus Bockkäfern gezogen worden, vor allem Ichneumoniden, dann auch einige Tachinen, doch stehen unsere Kenntnisse in dieser Beziehung wohl erst am Anfang. Systematische Übersicht. Die Systematik der Bockkäfer bietet keine allzugroßen Schwierigkeiten dar. Die unterscheidenden Merkmale sind meist derart, daß sie auch vom Nicht- entomologen gut erkannt werden können. Wir können die Bockkäfer in zwei gut charakterisierte Unterfamilien einteilen: I. Kopf schräg nach vorn geneigt (Abb. 102 links), Vorderschienen ohne Furche auf der Innenseite, Endglied der Taster abgestutzt Cerarnbycinae II. Kopf vorne senkrecht abfallend (hypognath) (Abb. 102 rechts), Vorderschienen an der Innenseite mit einer scharfen Furche, Endglied der Taster zugespitzt. . hamiinae Unterfamilie Cerarnbycinae. Zerfällt in eine Reihe von Gattungsgruppen , von denen folgende für uns in Betracht kommen : 1. Flügeldecken stark verkürzt, die häutigen Flügel hinter den kurzen Decken weit vorragend (Abb. 103c).. Necydalini — Flügeldecken nicht oder nur wenig verkürzt, höchstens die Hinterleibsspitze freilassend 2 2. Kopf hinter den Augen halsartig eingeschnürt, Augen gewöhnlich nicht oder nur schwach ausgerandet (Abb. lOße) Lepturini — Kopf hinter den Augen nicht eingeschnürt, Augen stark ausgerandet oder nierenförmig 3 3. Kopf sehr breit, mit den Augen so breit oder breiter als das Halsschild. Fühler sehr kurz, den Halsschildhinterrand nicht erreichend (Abb. 103 a). Spondylim — Kopf schmäler, Fühler länger, den Halsschildhinterrand stets erreichend, meist weit überragend .... 4 4. Halsschild mit scharfen Seitenkanten (oder wo diese fehlen, wenigstens mit zahnartig lang ausgezogenen Hinterecken) (Abb. 103 b). Vorderhüften quer, Vorderbrust bis hinter die Vorderhüften als breiter Fortsatz verlängert ■ Prionini — Halsschild ohne scharfe Seitenkante (Abb. 103 f.). Vorderhüften meist kugelig oder mit einem queren Fortsatz oder bisweilen auch schwach konisch. Vorderbrust nicht bis hinter die Vorderhüften verlängert Cerambycmi Gattungsgruppe Spondylini. Enthält nur i Gattung mit i Art: Erinnert durch seine breite gedrungene Gestalt und die kurzen Fühler eher an einen Schröter als an einen Bockkäfer. Färbung schwarz, matt, unterseits etwas glänzend. Brust braun behaart. Länge 12 — 22 mm. Ganz Europa. Larve in abgestorbenem Holz (Nadelholz). Imago auf Holzplätzen oft in großer Zahl. Forstlich unbedeutend. „Balkenschröter", „Waldbock" (Abb. 103 a) Spondylis buprestoides L. Gattungsgruppe Prionini. Enthält nur sehr große Formen, von denen uns 3 Gattungen mit je i Art interessieren: I. Halsschild ohne scharfen Seitenrand, dagegen mit zahnartig ausgezogenen Hinter- ecken. Rötlich -braun, überall fein anliegend behaart. Flügeldecken mit 214 Coleoptera. — 6. Familienreihe: Phytophaga. Abb. 103. Verschiedene Ceniiabyciden. a Spondylis huprestoides L., b Ergates faber L., c Cae- noptera (Molorchus) minor L., d Rhagium Inquisitor L , e Pachyta quadrimaculata L., f Cerambyx Scopolii Füssl., g Callidium sanguineum L., h Clytus arc-iatus L., i Lamia textor L., k Pogono- chaerus fasciculatus Deg., 1 Acanthoderes clavipes Schrk.. m Saperda populnea L. — Original. Familie Cerambycidae. 215 drei bis vier deutlich hervortretenden Leisten. Länge 32 — 48 mm. Süd- liches Mitteleuropa. In alten Stümpfen von verschiedenen Laubhölzein. Aegosovia scabricorne Scop. — Halsschild mit scharfer Seitenkante 2 2. Halsschild mit 3 spitzen langen Seitendornen. Fühler sehr kräftig, gesägt (be- sonders beim ^), Körper gewölbt. Färbung schwarz bis braun, etwas glänzend. Länge 24 — 40 mm. Ganz Europa. Larve in alten mulmigen Stöcken oder Stämmen von Nadelholz und auch Laubholz (Eichen, Buchen usw.). Forstlich indifferent Prionus coriarius L. — Halsschild am Seitenrand gezähnelt, nur einen Dorn hinter der Mitte. Fühler schlank. Körper flach, pechbraun gefärbt. Länge 27 — 50 mm. Ganz Europa. Larve in totem Nadelholz. Kann technisch schädlich werden (Abb. 103 b) Ergates faher L. Gattungsgruppe Necydalini. Die durch die stark verkürzten Flügeldecken und weit vorragenden häutigen Flügel gut charakterisierte (an Schlupfwespen erinnernde) Gruppe interessiert uns in 2 Arten: Länge 19 — 24 mm. Fühler kaum halb so lang als der Körper. Hinterleib sehr schmal, an der Wurzel verengt und an der Brust wie mit einem Stiel be- festigt. Flügeldecken braun. Nord- und Mitteleuropa. In alten Weiden, Pappeln, Erlen usw. (Nah verwandt die etwas kräftiger gebaute N. ulmi Chevr. in Eichen, Buchen, Ulmen.) ,, Großer Wespenbock-' . . Necydalis major L. Länge 6 — 13 mm. Fühler beim (;^ länger als der Körper. Schenkel stark keulen- förmig verdickt. Flügeldecken dunkler. Hinterleib breiter, der Brust breit ansitzend (Abb. 103 c). Larve unter Nadelholzrinde. Forstlich nur von geringer Bedeutung. „Kleiner Wespenbock'- . . Caenoptera (Molorchus) »linor L. Gattungsgruppe Lepturini. Eine gattungs- und artenreiche Gruppe, die aber forstlich ein geringes Interesse besitzt (hauptsächlich nur als auffallende und täuschende Forstinsekten). Wir wollen hier nur 2 Gattungen betrachten: Fühler kurz, den Hinterrand des Halsschildes nur wenig überragend; i. Glied der Hintertarsen, wie die beiden vorhergehenden, breitsöhlig entwickelt (Abb. 103 d) Rhagium F. Fühler länger, den Hinterrand des Halsschildes weit überragend; i. Glied der Hintertarsen mehr zusammengedrückt, nicht breitsöhlig (Abb. 103 c). Leptwa L. (i. weit. Sinne) Gattung Rhagium F. Untersetzte, langgestreckte, mehr oder weniger tomentierte Tiere mit bunter Zeichnung (meist Binden auf den Flügeldecken). Larve unter der Rinde abgestorbener oder absterbender Nadel- und Laubhölzer. Forstlich ohne nennenswerte Bedeutung, zu den „auffallenden" Wald- oder „täuschenden" Forstinsekten gehörend. In unseren Wäldern trifft man 4 Arten : 1. Schläfen (d. i. Kopfregion hinter den Augen) lang, plötzlich und stark eingeschnürt 2 — Schläfen kürzer und nur schwach eingeschnürt. Flügeldecken blaßgelb mit fleckiger grauer Behaarung; 2 mehr oder minder vollständige Querbinden, sowie einige verstreute Flecke unbehaart, schwarz (Abb. 103 d). Länge 12 — 15 mm. Larve in Nadelholzstöcken Rh. inquisitor L. 2. Flügeldecken mit dichtgedrängten graugelblichen Tomentflecken 3 — Flügeldecken nur sehr spärlich und fein behaart, schwarz, oft mit metallisch grünem Schimmer, ihre Seiten rotbraun, zwei Schrägbinden, eine vor, eine hinter der Mitte rötlichgelb oder blaßgelb. Länge 14 — 18 mm. Larven in Nadelholzstöcken Rh. bifasciatum F. 3. Flügeldecken zwischen den beiden rotgelben Querbinden nach aul)en mit einem großen schwarzen, unbehaarten Fleck. Länge 15 — 19 mm. Hauptsächlich in Laubholzstöcken (auch in Nadelholz) Rh. mordax Deg. — Flügeldecken zwischen den beiden rotgelben Binden ohne schwarzen unbehaarten Fleck. Länge 18 — 25 mm. Larve hauptsächlich in Laubholz . Rh. sycophanta Seh. Großgattung Leptura (L). Die in luiserem Sinne aufgefaßte Gattung Leptura L. enthält eine große Reihe von Arten . die in zahlreiche Untergattungen eingeordnet sind. Es handelt sich meist um 2j5 Coleoptera. — 6. Familienieihe: Phytophaga. mittelgroße Tiere von mehr oder weniger schlankem Habitus, mit nach hinten zu stark ver- schmälerten Flügeldecken. Letztere sind entweder einfarbig braun oder gelb mit schwarzer Zeichnung, selten ganz schwarz oder blau. Die Käfer findet man im Hochsommer bei Sonnen- schein häufig auf Dolden, Distelköpfen usw. an Waldrändern oder auf Waldblößen. Die Larven entwickeln sich in altem mulmigen Holz (Stöcken usw.). Forstlich sind sie meist völlig indifferent, sie verdienen aber infolge ihrer auffälligen und häufigen Erscheinung im Walde als .,täuschende" Forstinsekten Erwähnung. Ich nenne hier nur folgende, dem Forstmann besonders häufig begegnenden Arten: 1. Halsschild mit Seitendornen 2 — Halsschild ohne Seitendornen 4 2. Flügeldecken langgestreckt, ca. 4 mal länger als der Halsschild 3 — Flügeldecken kürzer, breit dreieckig, höchstens 3 mal so lang als der Halsschild, gelb mit je zwei großen scharf begrenzten Makeln. Länge 11 — 19 mm (Abb. 103 e). Gebirgstier Pachyta quadrimaculata L. 3. Flügeldecken an der Basis viel breiter als der Halsschild, flach, mit vor- springenden, scharfen, fast rechtwinkeligen Schulterecken. Färbung sehr variabel: Kopf, Halsschild und Brust schwarz, Beine, Hinterleib ganz oder zum Teil, ferner die Basis der Flügeldecken gewöhnlich rötlich gelbbraun (manchmal auch die Flügeldecken ganz gelbbraun oder auch ganz schwarz). Länge 15 — 24mm. Larven inWeidenstümpfen, Obstbäumen usw. Stenockorus meridianusFz. — Flügeldecken mit abgeschrägten Schulterecken, mäßig gewölbt. Schwarz, der Mund, ein Teil der Fühler (beim $ auch die Schienen und Tarsen) gelb- braun, zwei breite Längsstreifen (an der Naht und in der Mitte) schwarz. Länge 16 — 23 mm. Vornehmlich Gebirgstier. Larve in Fichtenstümpfen. Oxymirus cursor L. 4. Flügeldecken einfach braun (J) oder hellrot (9). Beim $ auch der Halsschild hellrot. Schienen und Tarsen ebenfalls entsprechend braun oder hellrot. Länge 12 — 18 mm. Sehr häufig in Wäldern auf Stöcken oder auf Disteln usw. Larve in Stöcken von Nadelholz Leptura rubra L. — Flügeldecken gelb, 5 Makeln in der vorderen Hallte, zwei Querbinden und die Spitze schwarz. Länge 15 — 17 mm. Larve in Birke . . . Leptura maculata Poda. Gattungsgruppe Cerambycini. Enthält zahlreiche meist mittelgroße bis sehr große Arten. Viele von ihnen sind forstlich wichtig, indem sie sich unter der Rinde oder im Holze von stehenden oder ge- fällten Bäumen entwickeln und dadurch physiologisch und technisch schädlich werden können. Wir können die für uns in Betracht kommenden Formen folgendermaßen darstellen: 1. Halsschild mit deutlichen Seitendornen (Abb. 103 f) Gerambyx (i. weit. Sinne) — Halsschild ohne deutliche Seitendornen (höchstens die Seitenränder winkelig erweitert) 2 2. Flügeldecken bei allen forstlich wrchtigen Arten ohne helle scharf abgesetzte Zeichnung (Abb. 103 g) Callidium (i. weit. Sinne) — Flügeldecken stets mit heller scharf abgesetzter, gewöhnlich Querbinden dar- stellender Zeichnung (Abb. 103 h) Clytus Laich. Großgattung Cerambyx (L.). Mittelgroße bis sehr große Arten mit langen, das Körperende erreichenden oder noch i\berragenden Fühlern. 1. Flügeldecken einfarbig (oder höchstens mit hellerer Spitze) 2 — Flügeldecken mit bunter Zeichnung 3 2. Flügeldecken schwarz oder braunschwarz mit hellerer Spitze. Nahtwinkel der Flügeldecken in einen scharfen Zahn ausgezogen. Größte Art, 26— 50 mm lang. Larve in Eichen, technisch sehr schädlich .... Cerambyx eerdo L. — Flügeldecken einfarbig schwarz. Nahtwinkel stumpf oder abgerundet. Länge 18 — 28 mm (Abb. 103 f). Larve hauptsächlich in Buchen, aber auch in anderen Laubbäumen. Kommt viel weniger als technischer Schädling in Betracht als der vorige Cerambyx Scopolii Füßl. — Flügeldecken (wie der ganze übrige Körper; metallisch grün. Riecht nach Moschus. Länge 15 — 34 mm. Larve in alten Weidenstämmen. Aromia moschata L. 3. Flügeldecken graublau mit schwarzen Flecken und Binden. Länge 20 — 36 mm. Gebirgstier. Larven in Buchen . . • Rosalia alpina L. — Flügeldecken rot mit schwarzem Nahtfleck. Körperform gedrungener. Länge 14—20 mm Purpiirieenus Koehleri L. Familie C;;erambycida Großgattung Callidium (L.) 217 Mittelgroße Formen von meist abgeflachter Gestalt, die sich auf eine Reihe von Unter- gattungen verteilen. Unter ihnen befinden sich die schädlichsten Bockkäfer. 1. Augen deutlich zweigeteilt 2 — Augen nur nierenförmig ausgescbuitten 4 2. Halsschild doppelt so lang als breit. Kleine Art von 4 — 6 mm. — Schmal, glanzlos, heller oder dunkler braun, fein grau behaart. Larve in trockenen Zweigen, in Reifen von Weinfässern, in alten Weidenkörben usw. . Oraeilia nimuta F. — Halsschild eben so breit als lang {Tetropium Kirby) 3 3. Halsschild matt, auf der Scheibe dicht runzelig punktiert. Schwarz, die Fühler und Beine mehr oder minder braun, der Vorder- und Hinterrand des Hals- schildes lostrot, die Flügeldecken gelbbraun. Länge 10 — 24 mm. Laive unter Rinde lebender Nadelbäume. Physiologisch sehr schädlich. Tetropium fuscum F. — Halsschild glänzend, auf der Scheibe fein und weitläufig punktiert. Schwarz, mit wenigstens teilweise rötlichgelben Fühlern und Beinen, und mit rötlich- gelbbraunen Flügeldecken. Manchmal sind die Beine mehr oder minder, mindestens aber die Schenkel schwarz oder es sind auch die Flügeldecken schwarz {var. fulcratuni F.) oder endlich es kann auch der ganze Körper schwarz sein {var. aidieum F.). Länge 10 — 16 mm. Larve unter der Rinde von lebenden Nadelbäumen. Physiologisch sehr schädlich. „Fichtenbock" Tetropium luridwm L. 4. Schenkel an der Basis dünn, nach der Spitze zu keulenlörmig verdickt ... 5 — Schenkel von der Basis zur Spitze nur allmählich oder kaum verdickt. Von untersetzter Gestalt, gewölbt; Halsschild breiter als lang, an den Seiten stark gerundet. Fühler kurz, nur von halber Körperlänge. Augen nur schwach ausgerandet. Pechschwarz (bisweilen Flügeldecken braun), glanzlos. Länge 10 — 18 mm. In gefällten Nadelholzstämmen, auf Holzlagerplätzen usw. Äsemum striatum L. 5. Augen fein fazettiert 6 — Augen sehr grob fazettiert. Von schlanker Gestalt, nach hinten deutlich ver- engt. Halsschild quer, niedergedrückt, mit flachen Eindrücken. Fühler gegen die Spitze auffallend verdünnt, beim 9 "ur von halber Körperlänge, beim (J etwas länger. Heller oder dunkler braun, glanzlos. Länge 8 — 25 mm. In gefällten Kiefern und Fichten, Telegraphenstangen usw. . Criocephalus rusticus I 6. Vorderbrust zugespitzt, die Vorderhüften gar nicht oder nur als schmale Lamelle trennend 8 — Vorderbrust mehr oder weniger breit, die Vorderhüften entsprechend mehr oder weniger weit voneinander trennend 7 7. Vorderbrust sehr breit, die Vorderhüften stark auseinandertreibend. Körper flach. Fühler wenig kräftig, kaum die Mitte der Flügeldecken erreichend. Halsschild mit einfach gerundeten Seiten und zwei glänzenden Schwielen auf der Scheibe. Pechschwarz oder braun, grau behaart. Flügeldecken gewöhnlich mit einigen dichter behaarten bindenartig angeordneten Flecken. 8 — 20 mm. Auf Holzlagerplätzen und in verarbeitetem Holz (Balken, Möbeln, Telegraphenstangen usw.). Technisch sehr schädlich. ,, Haus- bock" Hylotrupes bajultis L. — Vorderbrust mäßig breit, die Vorderhüften nur wenig trennend. Fühler sehr kräftig, so lang als der Körper. 3. — 10. Fühlerglied nach innen und außen in einen Dorn ausgezogen. Halsschild quer, ohne glänzende Schwielen auf der Scheibe, an den Seiten sehr stark, bisweilen eckig erweitert. Flügel- decken gewöhnlich grün erzfarbig. Länge 18 — 24 mm. Larve in Ahorn. Rhopalopus insubrieus Hrbst. 8. Halsschild an den Seiten stark winkelig erweitert. Körper niedergedrückt. Fühler schlank, etwas länger als der Körper. Flügeldecken rot. Die ganze Oberseite mit feuerrotem sammetartigem Toment dicht besetzt. Länge 9 — II mm. Larve in Laubbäumen (Eiche, Buche usw.) (Abb. 103 g) Callidtum sanguineum L. — Halsschild ah den Seiten einfach gerundet 9 9. Halsschild gleichmäßig dicht punktiert, viel breiter als lang. Körper flach und breit 1 1 — Halsschild ungleichmäßig punktiert, oft mit erhabenen Schwielen, Körper etwas gewölbt, Flügeldecken lang und schmal 10 2i8 Coleoptera. — 6. Familienreihe: Phytophaga. 10. P'lügeldecken fein und weitläufig punktiert. Körper glänzend. Färbung äußerst variabel : am häufigsten rotgelb mit völlig rotgelben oder braungelben Flügel- decken und ebensolchen Beinen. Kopf entweder gelbbraun oder schwarz. Beine und Halsschild können mehr oder weniger dunkel, bis schwarz werden. Die Flügeldecken sind häufig ganz oder zum Teil (entweder an der Basis oder an der Spitze) blau. Länge 8 — 14 mm. Larve in ver- schiedenen Laubbäumen. Auch in trockenem, berindetem Laubholz (Holz- sammlungen usw.) Technisch schädlich Gallidium testaceum L. — Flügeldecken dicht und tief runzelig punktiert. Körper matt. Färbung ebenfalls sehr variabel: Körper meist heller oder dunkler braun, Beine blaßgelb, teilweise bräunlich, Halsschild rotgelb oder braun mit veilchenfarbigem Schimmer. Flügeldecken braun mit blauem oder veilchenfarbigem Schimmer. Länge 7 — lO mm. Larve in Laubhölzern (Eiche, Ulme, Edelkastanie). Gallidium lividiDii Rossi. 11. Oberseite blau oder veilchenblau. Flügeldecken mit grober, aber ziemlich gleichartiger Punktierung. Länge 10 — 15 mm. T>arve in Laub- und Nadelholz Gallidium violaceum L. — Oberseite metallisch grün. Flügeldecken ebenfalls grob jiunktiert imd nach hinten zu mit groben, netzartig verbundenen Runzeln. Länge 11 — 13 mm. Larve unter der Rinde von Nadel- und Laubholz (Buche, Eiche usw.) Gallidium nenewii Deg. Gattung Clytus Laich. Enthält mittelgroße Formen, die besonders durch ihre bunte Färbung (meist schwarz und gelb) auffallen (,, Zierböcke"). Forstlich kommen sie vornehmlich als technische Schäd- linge an Laubholz in Betracht. Von den nicht wenigen in Mitteleuropa vorkommenden Arten seien hier folgende genannt: 1. Halsschild so lang als breit, kugelig, oder länger als breit 3 — Halsschild viel breiter als lang, queroval, an den Seiten stark gerundet erweitert. Fühlerglieder vom 3. oder 6. ab an der Spitze ausgerandet, mit ausgezogenen Spitzenecken (Untergattung Placiionotus Muls.) 2 2. Schwarz, Hal.sschild mit einer breiten gelben Querbinde am Vorderrand und einer ebensolchen in der Mitte der Scheibe. Flügeldecken braun, 4 Quer- binden und die Spitze dicht gelb behaart, die letzten zwei Querbinden sehr breit, meist miteinander verbunden, so daß der ganze hintere Teil jeder Flügeldecke bis auf zwei schräg gestellte kurze braune Querbinden gelb ist. Länge 13 — 17 mm. In gefällten Eichen und Buchen . . Gl. (Plac/ionntiis) detritus L. — Schwarz, 3 Querbinden auf dem Halsschild; das Schildchen, i längliche oder ovale Makel unmittelbar an der Naht in einiger Entfernung hinter dem Schildchen, eine Längsmakel am Seitenrand unter der Schulter und 4 schmale gebogene Querbinden auf jeder Flügeldecke dicht gelb behaart. Zeichnung variiert. Länge 9— 18 mm. In gefällten oder stehenden kränkelnden Eichen. Ol. ( Plagionotus) arcuatus L. 3. Flügeldecken schwarz, mit gelber Zeichnung . 4 — Flügeldecken mit brauner, grauer oder weißer Zeichnung 6 4. Die letzte gelbe Querbinde vor der Spitze der Flügeldecken gelegen. Flügel- decken auffallend lang. 10 — 16 mm. An Eichen Glijttts tropieus Pz. — Die letzte gelbe Binde nimmt die Flügeldeckenspitze selbst ein 5 5. Die zweite gelbe, an der Naht nach vorne gebogene Linie erreicht das Schildchen nicht (endet weit vor demselben). Stirne fast immer mit zwei gelben Makeln. Fühler und Beine rotgelb, letztere fast immer mit schwarzbraunen Vorderschienen. 8 — 14 mm. In gefällten Eichen, Buchen usw. . . Glytus arietis L. — Die zweite gelbe, an der Naht nach vorne gebogene Binde erreicht das Schildchen ganz oder beinahe. Meist alle Schenkel schwarzbraun. 7 — 9 mm. Lebt wie die beiden vorigen Clytus rhamni Germ. 6. Flügeldecken gewöhnlich an der Basis breit rotbraun, dahinter mit 3 grauen Binden, von denen die letzte die Spitze der Flügeldecken einnimmt. Hinter- schenkel mit dünner Basis, gegen die Spitze zu stark keulenförmig verdickt. 8 — 13 mm Gl {Anaghjptüs) mysticus L. — Flügeldecken schwarz oder braunschwarz, einige zackige Binden grau behaart. Hinterschenkel gegen die Spitze allmählich verdickt. Fühler schwach, kaum die Mitte des Körpers erreichend. 9 — 17 mm. In Pappeln. Gl. {Xylotreehus) rusticus 'L Familie Cerambycidae. 2 [ Q Unterfamilie Lamiinae Die forstlich in Betracht kommenden Arten können in zwei Gattungsgruppen oder Groß- gattungen eingeteilt werden : I. Halsschild mit Seitendorn oder s(Mtzem Hiicker am Seitenrand (Abb. 103 i) Lamia F. (i. weit. Sinn) — Halsschild ohne Seitendorn oder höchstens mit undeutlicher Beule (Abb. 103 m). Saperda F. (i. weit. Sinn) Großgattung Lamia (F.). Enthält Arten von recht verschiedenem Habitus und verschiedener Größe. Einige sind forstlich recht beachtenswert, andere verdienen nur als „auffallende" Insekten Erwähnung: 1. Oberseite hell, gelblich oder bräunlich dicht tomentiert, mit einer mehr oder weniger deutlichen Bindenzeichnung. Schenkel gegen die Spitze keulen- förmig verdickt. Kleine, bis mittelgroße Arten 2 — Oberseite dunkel, matt oder metallisch glänzend. .Schenkel nicht keulenförmig verdickt. Große Arten 5 2. Fühler auffallend lang, beim 5 ^'''2~2, beim ^ 2 — 5 mal so lang als der Körper. ^ ™it vorragender Legeröhre. Körper breit und kurz. Hell oder graubraun tomentiert, mit zwei schrägen, schmalen, dunkler erscheinenden Querbinden, davon die vordere sehr undeutlich. Länge 13 — 19 mm. An geschlagenem Nadelholz, besonders Klafterholz. Sehr häufig. Forstlich nur von geringer (technischer) Bedeutung. „Zimmermannsbock". Acanthoeinus aedihs L. — Fühler kürzer, wenig länger als der Körper, ^ ohne vorstehende Legeröhre . 3 3. Fühler mit langen Haaren bewimpert, Flügeldecken abgestutzt. — Rötlichbraun oder braun, anliegend, scheckig behaart. Hügeldecken vor der Mitte mit einer schneeweiß behaarten, schwach gebogenen Querbinde (Abb. 103k). In schwachen Ästen von Kiefern. Forstlich sehr beachtenswert. „Kietern- zweigbock" Pogonnchaenis fasciculatus Deg. — Fühler ohne längere Haarbewimperung 4 4. Schenkel an der Basis stieUörmig dünn, gegen die Spitze zu stark keulenförmig verdickt. Flügeldecken kurz, höchstens zweimal so lang als zusammen breit. Gestalt ziemlich kurz und gedrungen, oben dicht anliegend weiß und braun- schwarz behaart. Flügeldecken mit 2 — 3 unvollständigen dunkleren Quer- binden (Abb. 103 1). Länge 12 — 15 mm. In Laubholz. Bringt bisweilen Obstbäume zum Absterben Acanthoderes claripes Schrk. — Schenkel weniger keulenförmig verdickt. Flügeldecken länger, mehr als zweimal so lang als zusammen breit. Heller oder dunkler braun. Flügeldecken mit zwei, oft wenig deutlichen Binden, von denen besonders die erste, vor der Mitte gelegene gewöhnlich sehr undeutlich ist oder auch ganz tehlt, so daß nur die zweite hinter der Mitte erkennbar ist. Kleiner als der vorige. 6 — 9 mm. Vornehmlich in harten Laubhölzern. „Splintbock". Liopus nelndosus L. 5. Fühler kürzer als der Körper. Letzleier von plumper, gedrungener Gestalt (Abb. 103 i). Blügeldecken kaum doppelt so lang als zusammen breit. Dunkel, matt. Länge 20—30 mm. In alten Weiden und Pappeln. „Weberbock" Lamia textor L. — Fühler länger als der Körper. Dieser langgestreckt, walzenförmig. Flügel- decken mindestens zweimal so lang als zusammen breit. Dunkel mit metallischem Glanz. (Monoc.lianms Curtis) . 6 6 Flügeldecken vor der Mitte auf dem Rücken mit einem seichten Quereindruck. Schildchen mit ungeteiltem gelben Toment. Flügeldecken gegen die Spitze zu weniger grob punktiert, beim (j' gegen die Spitze zu stark verengt, ungefleckt oder mit kleineren Flecken, beim 5 d^"" wenig gegen die Spitze verengt und mit zahlreichen größeren, weißlichen Tomentmakeln. Haupt- sächlich in Fichten, vornehmlich im Gebirge. Physiologisch und technisch schädlich. Länge 26—32 mm. „Schneiderbock" .... Monocliamus sartor F. — Flügeldecken auf dem Rücken ohne Quereindruck, die Tomentierung des Schildchens ganz oder wenigstens bis zur Mitte geteilt 7 7. Das gelb befilzte Schildchen ist längs der Mitte vollständig geteilt. Halsschild beim (^ ungefleckt, beim 2 mit zwei kleinen gelben Flecken vor der Mitte. Flügeldecken mit weißlichgelben Flecken, welche zusammen annähernd 3 Querbinden bilden. Länge 26 — 32 mm. „Schusterbock". Vorkommen wie beim vorigen. Beine schwarzbraun Monocliamus sutor L. 2 20 Coleoptera. — 6. Familienreihe: Phytophaga. — Das gelbbefilzte Schildchen ist bloß bis zur Mitte geteilt. Halsschild beim (^ und 2 mit zahlreichen kleinen weißgelben Fleckchen. Beine gewöhnlich braunrot. Kleiner als der vorige. In Kiefern . . Monochamus galloprovincialis Ol. Großgattung Saperda (F.). Die hierher gehörenden Arten sind habituell ziemlich übereinstimmend, in Größe und Pärbung dagegen recht verschieden. Manche weisen schöne Zeichnungen auf. Forstlich sind einige Arten recht schädlich. 1. Klauen nicht gezähnt. Färbung der Flügeldecken entweder hell (grau, braun oder grünlich), einfarbig oder mit dunkler Zeichnung, oder aber dunkel mit heller Zeichnung. Beine gewöhnlich wie die Flügeldecken gefärbt . . 2 — Klauen deutlich gezähnt. Flügeldecken einfarbig dunkel, Beine gewöhnlich hell (gelb oder gelbrot) 6 2. Groß, 22—28 mm lang. Flügeldecken einfarbig mit dichtem grauen oder gelblichbraunen Filz bedeckt (dazwischen mit nackten glänzenden Punkten besät). In Pappeln und Weiden. Zuweilen recht schädlich. Großer Pappelbock Saperda carcharias L. — Kleiner, höchstens 20 mm lang. Flügeldecken mit Zeichnung 3 3. Flügeldecken dunkel, mit schwachem Metallschimmer, spärlich graugelb tomentiert. Flügeldecken mit je einer Längsreihe von 4 — 5 dicht tomentierten hellen Makeln (Abb. 103 m). Länge 10 — 14 mm. In den Zweigen von Aspen. Häufig. „Aspenbock'' Saperda populnea L. — Flügeldecken hell, grünlich oder hellgrau tomentiert, mit schwarzer Zeichnung 4 4. Flügeldecken mit getrennten schwarzen Flecken 5 — Flügeldecken mit zusammenhängender, zackiger schwarzer Längszeichnung auf grünlichgelbem Haargrund. 14 — 20 mm. In verschiedenen Laubhölzern (Birke, Eiche, Ahorn. Erle usw.) Saperda scalaris L. 5. Flügeldecken dicht gelbgrün tomentiert, mit schwarzer Schulterlinie und mit 5 in eine Reihe gestellten schwarzen Makeln. Länge 12 — 20 mm. In Aspenholz Saperda perforata Fall. — Flügeldecken grün, ohne schwarze Schulterlinie, mit 4 in einer Längsreihe stehenden punktförmigen Flecken. Länge 14 — 16 mm. In Aspenholz Saperda octopunctata Scop. 6. Halsschild rötlichgelb, mit zwei schwarzen Makeln. Flügeldecken schwarz, dicht anliegend grau behaart. Beine rötlichgelb. Länge 16—20 mm. In Weiden, schädlich Oberea oculata L. — Halsschild dunkel wie die Flügeldecken; bei letzteren höchstens der vordere Teil des Seitenrandes gelb. Länge 11 — 15 mm. Hauptsächlich in den Zweigen von Hasel. ,,Haselböckchen" Oberea linearis L. Biologie und forstliches Verhalten der einzelnen Arten. Nitsche teilt die Bockkäfer nach ihrem forstlichen Verhalten in 4 Kate- gorien ein: i. Physiologisch schädliche Nadelholz- Bockkäfer. 2, Physiologisch schädliche Laubholz - Bockkäfer. 3. Das stehende Holz technisch schädigende Bockkäfer und 4. Das geschlagene und verarbeitete Holz technisch schädigende Bockkäfer. — Da aber gerade bei den Bockkäfern die physiologischen und technischen Schädigungen schwer zu trennen sind, indem die in der Hauptsache physiologisch schädlichen Arten vielfach nebenbei auch technisch schädlich sind (durch Anlage der mehr oder weniger weit ins Holz eindringenden Puppenwiegen), und andererseits die in der Hauptsache technisch schädlichen Arten auch das Leben der befallenen Bäume mehr oder weniger schädigen können (z. B. Cerambyx cerdo L,), da endlich manche der vornehmlich an geschlagenem Holze vorkommen- den Arten auch stehendes Holz befallen können, so wird jene Einteilung in vier I. Nadelholz - Bockkäfer. 2 2 1 Kategoiien den tatsächlichen Verhältnissen zu wenig gerecht. Wir lassen daher die Nitschesche Einteilung fallen und beschränken uns auf zwei Gruppen Nadelholz- und Laub h ol z - Bock käfer. ^) I. Nadelholz- Bockkäfer. Übersicht der Arten. A. In lebendem oder frisch gefälltem saftreichen Holz. \ae: Lantiinae: letroptum luridum L. Fichte Lärche, im Stamm. — fusciim F. Ebenso. Monochamus sartor F. Fichte, im Stamm. — sutor L. Fichte und Kiefer, im Stamm. — galloprovincialis Ol. Kiefer, im Stamm. Pogonochaerus fasciculatus Deg. Kiefer, in den dünnen Zweigen. B. In abgestorbenem, saftarmem (stehenden, geschlagenen oder verarbeiteten) Holz. Cerambycinae : Spondylis buprestoides L. In alten Stöcken. Prionus coriarius L. In altem mulmigen Nadelholz (und auch Laubholz). Ergates faber L. In mulmigen Fichten- und Kiefernstöcken und auch Bauholz. Caenoptera minor L. In berindeten Fichten- stangen (Zäunen usw.). Rhagium inquisitor L. In alten Stöcken. — hifasciatum F. Ebenso. Oocymirus cursor L. Ebenso. Leptura rubra L. Ebenso. Asernum striatwn L. In totem Kiefernholz, Bauholz und Kiefernstubben. Criocephaliis rusticus L. Ebenso. Hylotrupes bajulus L. In verarbeitetem Nadel- holz. CaUidium violaceum L. In Nadel- u. Laubholz. — aeneum Geer. Ebenso. Glytus niyshcus L. Lamiinae : Acanthocinus aedilis L. An berindetem Kiefernholi (Scheitholz usw.). A. In lebendem oder saftreichem frischgefälltem Holz. ff j^u- Tetropium luridum L. (= castaneum L.) und fuscum F. Fichtenbock. Nach unseren heutigen Kenntnissen verhalten sich die beiden systematisch so nahe stehenden Arten auch biologisch und forstlich ziemlich übereinstimmend, so daß wir sie gemeinsam behandeln können. Imagines (Abb. 104): Die Charakteristik der beiden Arten siehe oben S. 217. Larven: Die Larve von T. fitridtim und futicum sind kaum voneinander zu unterscheiden. Sie sind nach dem Cerara- bycinen-Typus gebaut, nur unbedeutend niedergedrückt. Kopf fast erzförmig. Clypeus 4 mal so lang als breit. Oberlippe halbkreis- fönnig, so breit als der Clypeusrand. Vorderbrust nicht so breit, etwa halbmondförmig, oben etwas stärker chitinisiert mit aus- gesprochener Mittellinie. Püße sehr klein, Klauenglied mit feinen Dornen. Körper sehr fein und kurz behaart, am Hinterende oben mit zwei sehr kleinen Chitinspitzen. Länge 15 — 25 Millimeter. Vorkommen und Lebensweise: Die beiden Arten sind vornehmlich Bewohner der Fichte, doch Abb. 104. Tetropium luri- dum L (Fichtenbock). — Phot. Scheidter. ^) Auch diese Einteilung entspricht nicht restlos dem biologischen Verhalten aller Arten, da manche sowohl im Laub- wie im Nadelholz vorkommen. Doch smd das verhältnismäßig nur wenige Ausnahmen. 2 22 Coleoptera. — 6. Familienreihe: Phytophaga. kommen sie auch (wenigstens luridum) in der Lärche und in der Kiefer vor. In Rußland, wo sie (nach Koppen) von Lappland bis zur Krim und bis zur Mündung des Amur gemein sind, scheinen sie an Kiefern sogar häufiger als in Fichten vorzukommen. Sie gehen mit Vorliebe in alte Bäume, seltener an Stangenholz. Die Flugzeit zieht sich von Juni bis August hin, je nach geographischer Lage und Klima. Die Käfer fliegen am hellen Tage und sind außerordentlich Abb. 105. Larvenfraß im Bast von Tetropium fuscum F. In den Gängen ist noch stellenweise das festgestopfte Fraßmehl erhalten, einzelne länglich ovale Fluglöcher sind zu erkennen — Aus Nüßlin. beweglich. Die Begattung findet meist am Stamme statt; die Käfer hängen längere Zeit fest zusammen, und lassen auch beim Aufscheuchen nicht leicht los, sondern fliehen laufend in Copula. Die Weibchen verstecken mittelst ihrer Lege- röhren die relativ kleinen länglichen Eier unter Borkenschuppen, meist mehrere an eine Stelle (Nüßlin). Sie beginnen mit der Eiablage gewöhnlich unten am Stamm und gehen dann auf der zuerst angegriffenen Seite in die Höhe, und erst, wenn diese völlig mit Eiern belegt ist, wird auch die andere Seite an- I. Nadelholz - Bockkäfer. 223 genommen. Bei frisch gefällten Stämmen wird hauptsächlich die feuchte, der Erde aufliegende Seite belegt. Die Larven fressen zunächst an der Grenze von Rinde und Holz un- regelmäßige, allmählich sehr breit werdende, gebuchtete flache Gänge, die zuerst mit braunem, später, wenn sie in den Splint eingreifen, mit weiß und braun ge- mischtem Nagemehl dicht wurstförmig angefüllt sind (Abb. 105). Die erwachsene Larve nagt sich durch ein querovales Loch radialwärts und meist schwach auf- wärts gerichtet, 2 — 3 cm tief in das Holz ein, und wendet sich dann in ziemlich scharfem Winkel nach abwärts, um einen z — 4 cm langen, sich schwach er- weiternden Endgang auszuhöhlen (Abb. 106). In diesem absteigenden Aste des ,, Hakenganges" verpuppt sich die Larve, nachdem sie den Eingang hinter sich mit Nagemehl fest verstopft hat. — Die Puppe ruht hier mit dem Kopf nach oben gerichtet, — Der aus- kommende Käfer nagt sich zunächst durch den Wurmmehlpfropf und dann durch die Rinde mit flach- ovalem Flugloch nach außen durch. Generation. — Über die Entwicklungsdauer der beiden Arten herrscht keine volle Klarheit. Judeich (in Ratzeburgs Waldverderber 1876) nimmt eine zwei- jährige Generation an, desgleichen Boas und AI tum, welch letzterer meint, daß die Larve im ersten Jahr ihren Rindengang und im zweiten den ins Holz dringen- den Teil („Hakengang") anfertigt.^) Eine Reihe tatsächlicher Beobachtungen von Ahlemann, Lindemann (bei Koppen), Nüßlin usw. und ferner Zuchtversuche von Pauly (1888) haben aber dargetan, daß die Entwicklung sich viel rascher vollzieht als die obigen Autoren angenommen haben, und daß sie jedenfalls nicht länger als i Jahr be- ansprucht. Ja bei den Paulyschen Versuchen, die unter den natürlichen Verhältnissen sehr nahekommen- den Bedingungen ausgeführt wurden, kamen einzelne Käfer sogar schon im gleichen Jahre aus, in welchem die Eier gelegt waren, so daß die ganze Entwicklung vom Ei bis zur Imago nur wenige Monate gedauert hat. Allerdings waren diese früherschienenen Käfer besonders schmächtige Exemplare, so daß es sich vielleicht nur um Aus- nahmen gehandelt hat, zumal die anderen Exemplare, die erst im nächsten Sommer ausgekommen sind, weit kräftiger, resp. von normaler Größe waren. Abb. 106. Hakengang (Puppenhühle) von Tetropium fuscum F. im Splint. Ungefähr nat. Gr. — Aus Nüßlin. ^) Dabei wird der kleine letzte Teil (Hakengang) einerseits gewissermaßen in Parallele gesetzt mit den langen das Holz durchwühlenden Gängen anderer Bockkäfer (wie Monochamus sartor, Saperda carcharias usw.), andererseits in Gegensatz zu den Rindengäugen der Tetropien gebracht. Dies ist aber, worauf schon Pauly (1888) hingewiesen hat, unrichtig, da ja der Hakengang keinen Fraßgang darstellt, sondern lediglich Puppenwiege ist, deren Anfertigung für die ausgewachsene Larve keinen großen Zeitaufwand erheischen kann (jedenfalls kein volles Jahr). 224 Coleoptera. — 6. Familienreihe : Phytophaga. Wir dürfen also wohl eine einjährige Generation als die Norm hinnehmen. Ob die einzelnen früh auskommenden Käfer eventuell imstande sind, noch eine 2. Generation zu begründen, müssen erst weitere Beobachtungen oder Versuche, die sehr wünschenswert sind, dartun. Bei der Mehrzahl der Larven findet die Entwicklung im Jahre der Eiablage ihren vollen Abschluß, so daß die ausgewachsene Larve noch im Herbst ihre Puppenwiege (Hakengang) nagt, in der sie überwintert. Die Verpuppung findet dann in derselben erst im folgenden Frühjahr statt. Dieses Bild erleidet jedoch dadurch häufig wesentliche Verschiebungen, daß die Legezeit der Weibchen schein- bar über die ganze Saison sich erstreckt und die aus den spät gelegten Eiern stammenden Larven natürlich sich in demselben Jahr nicht mehr voll entwickeln können; sie überwintern dann halb- oder dreiviertelwüchsig, so daß im nächsten Sommer neben Puppen und eben ausgefärbten Jungkäfern auch noch Larven in verschiedenen Stadien anzutreffen sind. Feinde. — Als natürliches Gegengewicht kommen vor allem die Spechte (Schwarzspecht und Mittlerer Buntspecht) in Betracht, die den fetten, unschwer zu erlangenden Larven eifrig nachstellen. Fast jeder vom Fichtenbock besetzte Baum zeigt die Spuren der Spechtarbeit. Außerdem sind folgende Parasiten (Schlupfwespen) aus den von den Larven bewohnten Gängen gezogen worden: Aspigonus contractus Rtzb., Bracon Initiator Fb., obliteratus und Helcon aequator Ns., sowie die Xoriden Xorides ater und collaris Gr. Die Imaginps sind durch ihre Farbe vor den Nachstellungen der Vögel gut geschützt. Forstliche Bedeutung. — Die beiden Fichtenböcke gehören zu den forst- lich schädlichsten Bockkäfern. Der Schaden beruht ausschheßlich auf dem 'Larvenfraß. Dieser macht sich in zweifacher Weise geltend, nämlich i. physio- logisch, durch die im Splint verlaufenden Gänge, die den Saftstrom unter- brechen, und 2. technisch, durch die ins Holz eindringenden Hakengänge. Der technische Schaden tritt aber, da die Hakengänge niemals tief ins Holz gehen, gegenüber dem physiologischen Schaden weit zurück. Letzterer ist es auch in erster Linie, welcher uns den Fichtenbock zu den „merklich schäd- lichen Forstinsekten" stellen läßt. Meist tritt er sekundär auf und be- fällt schon etwas geschwächte, kränkelnde Bäume, die unter anderen Schädlingen oder schlechten äußeren Bedingungen oder Blitzschlag usw. gelitten haben. Wo es sich um Schädigungen handelt, die ohnehin den Tod des Baumes verursacht hätten, bedeutet der Tetropium - Befall nur eine Beschleunigung des Todes. Wo es sich aber um Rekonvaleszenten (nach schwachem Raupenfraß usw.) handelt, die sich bei normalen Lebensbedingungen wieder erholen könnten, kann Tetropium zur direkten Ursache des Absterbens werden. Nach glimpflich verlaufenen Raupenkalamitäten können so ganze Bestände durch den Fichtenbock schwer leiden. Gewöhnlich stellen sich zugleich mit oder nach dem Anflug der Tetropien noch eine Reihe anderer sekundärer Insekten (wie Pissodes, Borkenkäfer usw.) ein, die sich an dem Vernichtungswerk beteiligen. Übrigens scheinen die Fichtenböcke nach den Angaben verschiedener Autoren unter Umständen auch primär, an ganz gesunden Bäumen auftreten zu können. I. Nadelholz - Bockkäfer. 2 2 <% In der Literatur finden sich mehrere Angaben von größeren Tetropium-Kalami- täten: Ahle mann berichtet von einer solchen in Ostpreußen (in den sechziger Jahren) im Gefolge von Nonne und Borkenkäfer. Es mußten allein im Frühjahr 1862 auf diesem Revier 1200 Klafter vom Fichtenbock getöteter Stämme zum Einschlag kommen. In dem Sächsischen Staatsforstrevier Hirschberg (Erzgebirge) war im Jahre 1870 der Schaden (nach Schaal) in einigen etwa 100 jährigen Beständen sehr bedeutend, so daß diese Orte in empfindlicher Weise gelichtet wurden. Gleichzeitig trat der Käfer auch in den Bergreichensteiner städtischen Forsten im „Schloß- wald" stärker auf (Hlawsa). Einen größeren Fraß an Lärche berichtet Döbner aus den Jahren 1854/55 im Spessart, wo 30— 40jähnge Stämme getötet wurden. Aus Rußland berichtet Linde mann über einen größeren in den sechziger Jahren bei Moskau stattgefundenen Fraß. Erkennung. — Am ehesten wird der Forstmann auf die Anwesenheit des Fichtenbockes durch die Spechtarbeit aufmerksam gemacht, der sich bereits zur Zeit einsteilt, da am Baume selbst noch keine Fraßwirkungen zu bemerken sind. Letztere zeigen sich gewöhnlich erst im nächsten Frühjahr, wenn der Saft Stammauf wärts zu steigen beginnt; dann tritt ein Welken der Nadeln und zugleich meist auch Loslösung der Rinde an der zuerst befallenen Seite des Stammes von unten nach oben fortschreitend auf. Später röten sich die Nadeln und es zeigen sich dann auch die charakteristischen querovalen Aus- fluglöcher. Die Differenzialdiagnose macht keine Schwierigkeiten, wenn man das Fraßbild der Larve in Verbindung mit dem noch saftreichen Zustand der be- fallenen Bäume berücksichtigt. Bekämpfung. — Zur Bekämpfung des Fichtenbockes müssen wir zu dem Radikalmittel greifen: Einschlagen und rechtzeitiges Wegschaffen der befallenen Bäume. Die Abfuhr muß noch vor dem Ausflugtermin der Käfer erledigt sein, also bis spätestens Ende Mai. Ein bloßes Entrinden der etwa im Spätherbst oder Winter gefällten Bäume ist wertlos, da die meisten Larven zu dieser Zeit schon im Hakengang im Holz sich befinden. Tritt eine Massenvermehrurg des Käfers ein, so sind Fangbäume anzu- wenden. Dieselben müssen zur Flugzeit des Käfers, also spätestens im Juni geworfen sein. Es empfiehlt sich, dieselben zu entasten und darauf zu achten, daß sie dicht der Erde aufliegen, da die Käfer die dem Boden anliegende frisch bleibende Seite besonders gerne annehmen. Natürlich müssen die Stämme recht- zeitig geschält werden, bevor die Larven ins Holz eindringen. Es ist zu diesem Zwecke eine genaue Revision der Stämme an der Unterseite notwendig, damit der richtige Zeitpunkt nicht versäumt wird. fy S^ Monochamus sartor F. und sutor L. Schneider- und Schusterbock. Auch diese beiden großen, durch ihre langen Fühler auffallenden bronce- glänzenden Böcke (Abb. 107) können infolge ihres übereinstimmenden biologischen und forstlichen Verhaltens gemeinsam besprochen werden. Imago: Charakteristik der beiden Arten siehe oben S. 219. Larve: Eine ausführliche Beschreibung und gute Abbildung der Larve (Abb. 99 u. 10 lA) von M. sutor gibt Gernet (1867). Danach ist dieselbe sehr groß, milchweiß glänzend, längs der Seiten mit Büscheln feiner gelblicher Haare besetzt. Kopfkapsel nach hinten verengt. Ocellen fehlen vollkommen (nach Schiödte sind zwei kleine Punktaugen vorhanden); ebenso die Füße. Vorderbrust, in welcher der Kopf halb verborgen ist, sehr groß, flach, so lang wie die zwei Escherich, Forstinsekten. II. Bd. 15 226 Coleoptera. — 6. Familienreihe: Phytophaga. folgenden Ringe zusammen «nd breiter wie diese; dorsal mit einer seichten Mittellinie und mit einer breiten, glatten, flachen, dreimal ausgebuchteten feinrunzeligen hornigen Platte, die etwa ^/g der Fläche einnimmt, ventral mit drei glatten glänzenden Hornplatten, von denen die mittlere die Form eines regelmäßigen Kreisabschnittes besitzt und scharf, die beiden seitlichen rundlichen nur undeutlich markiert sind. Mittelhrust sehr kurz, kürzer als die Hinterbrust, dorsal ohne Zeichnung, ventral mit einer schmalen Querfurche. Hinterbrust dorsal und ventral mit Querrunzeln (Lauf- wülsten) und Warzenzeichnung ähnlich wie auf den Abdominalsegmenten. Die Laufwülste der Abdominalringe 1 — 7 dorsal mit emer durch flache Wärzchen gebildeten querstehenden ellip- tischen Figur; ventral mit einer geschlängelten Querfurche, an deren beiden Enden die flachen Wärzchen stärker gehäuft sind, während sie nach der Mitte zu die Querfurche nur in einfacher Reihe umsäumen (Abb. 99 u. 101 A). — 8. und 9. Segment ohne Laufwülste und ohne Warzen- zeichnung (s. oben S. 209). Puppe: Um die Hälfte kleiner als die erwachsene Larve, auf dem Rücken, besonders an dem hinteren Rande der Ringe mit kurzen, rötlichen Stachelhöckerchen. Der letzte Hinter- leibsring kegelförmig, stachelspitzig. Die langen Pühler biegen sich zwischen dem zweiten und dritten Beinpaar herum und sind in zwei Spiralen zusammengewunden, die Flügel und die Tarsen des zweiten Beinpaares fast ganz bedeckend, während Schenkel, Schienen und Tarsen des ersten und dritten Beinpaares fast ganz frei liegen (Abb. 99). Abb. 107. Monochamus sartor L. Original. Vorkommen und Lebensweise. — Die geographische Verbreitung der beiden Arten erstreckt sich über einen großen Teil von Europa („West- europa bis Rußland und Schweden"). Innerhalb dieser weiten Grenzen scheinen sie vornehmlich die Gebirgsgegenden zu bevorzugen (Alpen, Thüringerwald, .Bayerischer- und Böhmerwald usw.). Doch sind die beiden Arten auch in der Ebene angetroffen worden; so hat AI tum dieselben bei Eberswalde festgestellt, und ich selbst habe sie in Polen im Bialowieser Urwald häufig fliegend oder sitzend auf frisch gefällten Stämmen gesehen. Als Fraßpflanze gehen die beiden Arten sowohl die Fichte als die Kiefer an. In der Lebensweise sind noch manche Punkte ungeklärt; ein eingehendes Studium der Biologie ist daher eine notwendige Aufgabe. Die letzten Arbeiten über den Schusterbock stammen von Trägärdh (1918) und Kemner (1922), die unsere Kenntnisse wesentlich erweiterten. Als Flugzeit wird gewöhnlich Juni und Juli angegeben. Nördlinger fand die Käfer im Juni und Juli in copula und beim Eierlegen in auffallender Menge auf Fichtenstämmen in Tirol. Ich fand sie in Polen in der ersten Hälfte I. Nadelholz - Bockkäfer. 22 7 des August, in den bayerischen Alpen (Vorderriß) im September (in Massen). AI tum hat sie in den bayerischen und tiroler Alpen „im frischen Zustand" eben- falls im September angetroffen, während von anderer Seite der Käfer im März aus dem Holze erzogen wurde (siehe Wacht 1). Die Käfer gehen stehende („bis in die Gipfelspitze") und frisch gefällte Stämme an. Die Larve frißt zuerst längere Zeit unter der Rinde breite Gänge, dringt Abb. io8. Platzförmiger Larvenfraß von Monochamus sartor F. unter Fichtenrinde mit Eingangsloch der Larve (links). — Aus Koch. dann durch eine ovale Öffnung in das Holz selbst ein und durchwühlt dasselbe mit ihren immer größer werdenden Gängen von ovalem Querschnitt, um sich tief im Holz zu verpuppen. Der Jungkäfer nagt sich aus dem Holz durch ein großes kreisrundes Ausflugloch ins Freie. Das Fraßbild ist höchstens mit dem Fraßbild der Holzwespen {Sirex) zu verwechseln, vor allem wegen des kreisrunden Flugloches, das auch den letzteren, zu- kommt; dann auch wegen der das Holz nach allen Seiten durchziehenden Larvengänge. Zur 15* 228 Coleoptera. — 6. P'amilienreihe: Phytophaga. Unterscheidung achte man auf folgende Punkte: i. Die Ado)iochamus-'La.r\en fressen zuerst unter der Rinde breite Gänge, bevor sie ins Holz eindringen, bei S/rex beginnen die anfänglich äußerst kleinen Larvengänge gleich im Holz (i — 2 cm von der Oberfläche entfernt), da die Holzwespen ihre Eier mittels ihres langen Legebohrers tief ins Holz einführen; 2. die Larvengänge sind bei Monochamus queroval, bei Sirex rund. Die Generation ist nach den Beobachtungen Trägärdhs in Schweden und meinen eigenen in Vorderriß (Oberbayern) einjährig. Die forstliche Bedeutung kann steilenweise recht erheblich werden: Wachtl nennt Monochamus sutor „einen der größten Schädlinge für die Fichtenbestände des Gutes Saybusch in Galizien". Nach AI tum gehört Monochamus sartor in manchen Gebirgsrevieren zu „den ganz erheblich schädlichen Forstinsekten"; und Fleischer berichtet, daß die auffallenden Käfer bei dem großen böhmischen und bayerischen Käferfraß in den Siebziger Jahren in beachtens- werter Menge auftraten und von ihm namentlich im Bayerischen Walde zu Finsterau zahlreich gefangen wurden. Ob die beiden Monochamus- Kri&a nur sekundär oder auch piimär auftreten, können wir heute noch nicht entscheiden. Der Schaden ist sowohl physiologisch als technisch. Zur Bekämpfung ist Einschlag und rechtzeitige Entfernung der befallenen Bäume (bezw. Entrindung der noch nicht befallenen) zu empfehlen. Da die Käfer frisch gefällte Bäume massenweise anfliegen, werden Fangbäume gewiß auch Erfolg haben. '''^ Monochamus galloprovincialis Ol. Imago: Steht den vorigen Arten sehr nahe; unterscheidet sich von ihnen durch kleinere Statur (Abb. 109) und vor allem durch das gelbgefilzte Schüdchen, das nur bis zur Mitte geteilt ist. Die Fühler und Beine sind bei der typischen südfranzösischen Form braunrot; bei den nördHcheren Formen meistens schwarz wie der übrige Körper {var. pistor Germ.). Larve: Die Larve ist ausführlich von Perris beschrieben; darnach ist sie der Larve von M. sutor sehr ähnlich. Die Mittel- und Hinterbrust sollen ohne Laufwülste sein; doch ist es möglich, daß dieselben — wenn sie nur schwach entwickelt sind wie bei sutor — vom Autor über- sehen wurden. Die Warzenzeichnung der Laufwülste ist ganz übereinstimmend mit der von sutor. Vorkommen und Lebensweise. — Die geographische Verbreitung von gaäo- provincialis ist eine sehr große und reicht von Südfrankreich und Algier bis nach Sibirien, doch kommt sie innerhalb dieses großen Gebietes nur stellenweise vor. In Deutschland ist die Art hauptsächlich in der Rhein- und Mainebene häufig, bei Karls- ruhe und Mannheim (Nüßlin), bei Frank- furt (v. Hey den). Reitter nennt ferner als Fundort; Nassau, Dessau, Magdeburg, Böhmen, Bayerische Alpen. Sie scheint aus- schließlich auf die Kiefer beschränkt zu sein. Perris fand sie in Seekiefer, bei uns kommt sie in der gewöhnlichen Kiefer vor. Abb. 109. Monochamus galloprovincialis Ol. Oben d, unten 2. — Aus Nüsslin. I. Nadelholz - Bockkäfer. 220 Über die Lebensweise liegen nähere Angaben von Penis (1856) und Nüßlin vor, die in den meisten Punkten übereinstimmen. Ich folge hier der Schilderung Nüßlins, der bei dem häufigen Vorkommen des Bockes in den Kiefernwäldern bei Karlsruhe reichliche Gelegenheit zur Beobachtung hatte: „Der Käfer erscheint von Ende Juni an, lebt vorzugsweise in den Kronen alter Kiefern, geht aber auch an Fangbäume, wo er auch ganz frisch gefällte Stämme in der Region der dünnen Spiegelrinde am Stamm und an den Ästen mit Eiern belegt." „Die Larven wachsen rasch heran, machen von Anfang an breite Platz- gänge, welche bei dichter Besetzung mehr und mehr verschmelzen. Schon gegen September sind die zuerst entstandenen Larven halb erwachsen und gehen nun durch eine flach -ovale Öffnung ins Holz, nicht etwa nur in einem Hakengang, sondern in tief das Innere durchwühlenden Gängen, welche die ganze Dicke der oberen Stammpartien durchsetzen können. Die Verpuppung findet am Ende des Ganges nahe der Splintoberfläche statt. Der Jungkäfer nagt sich wie bei den vorigen Arten durch ein großes kreisrundes Loch nach außen." — Nach Perris kommen die Larven bisweilen auch in dünnen Zweigen von kaum I 1/2 cm Durchmesser vor, in welchem Falle der Larvengang dem Markkanal folgt. Die hieraus entstehenden Käfer sollen durch geringe Größe auffallen. Die Generation ist eine einjährige. Nur ausnahmsweise bleiben einzelne Individuen ins dritte Jahr liegen und brauchen also 2 Jahre zur Entwicklung. Erkennung. — Die Larve wirft eine enorme Menge von Fraßmehl heraus; die Nagespäne sind schon im Juli äußerst grobfaserig, woran die Art leicht zu erkennen ist. Im übrigen, besonders in bezug auf die Verwechslurgsmöglichkeit mit Holzwespenfraß sei auf das oben bei den vorigen Arten Gesagte verwiesen. Forstliche Bedeutung. — Die großen Larvengänge können den befallenen Baum ganz oder teilweise zum Absterben bringen, außerdem machen sie das Holz zur technischen Verwertung unbrauchbar. Der Käfer schadet also wie die vorigen physiologisch und technisch. Wo er häufig auftritt, kann ein recht empfindlicher Schaden entstehen. Ob die Art primär oder sekundär auftritt, ist, wie bei den vorigen Arten, noch nicht entschieden. Bekämpfung wie bei den vorigen Arten. /Y' Pogoiiochaerus fasciculatus Deg. Kiefern zweigbock. Imago: Das kleine (4,5—6 mm), weiß und bräunlich scheckig behaarte Böckchen ist unschwer zu erkennen (Abb. 103 k). Charakteristik siehe oben S. 2iq. Larve: Die Larve ist (nach Torka) erwachsen lO — 12 mm lang, elfenbeinweiß, nach dem Lämiinen-Typus gebaut (Abb. loi A, d). Fühler nicht wahrnehmbar, Punktaugen als zwei weißliche runde Stellen sichtbar. Von den Brustsegmenten ist das zweite am kürzesten, jedoch seitlich am meisten vortretend, das dritte besitzt dorsal und ventral einen schmalen ungeteilten Laufwulst. Die abdominalen Laufwülste sind entlang der Mitte durch einen tiefen Einschnitt geteilt Alle Segmente besitzen seitlich einige gelbliche oder bräunliche Borstenhaare. Besonders kennzeichnend sind zwei als schwärzliche Punkte erscheinende Höckerchen, von denen das eine sich über der Kopf- kapsel, das zweite größere sich am letzten Hinterleibssegment befindet (s. oben S. 209). Puppe: 9 — IG mm lang, ebenfalls elfenbeinweiß. Schwärzlich sind einige spitze Fortsätze am Kremaster und die Borstenhaare derselben. An der Stirnseite befinden sich drei Reihen kurzer Häichen, die in der Mitte eine Unterbrechung aufweisen, auch die Brustringe sind auf '■io Co.'eoptera. — 6. Familienreihe: Phytophaga. der Oberseite mit nach vorn gerichteten Borstenhaaren besetzt. 6 nach rückwärts gerichtete Borst ;n; besonders auffallend ist schwärzlichen Spitzchen bewehrt ist (Abb. loi B, d). Vorkommen und Lebensweise Jedes Hinterleibssegment trägt die Hinterleibsspitze, die mit sich über ganz Nord- Die geographische Verbreitung erstreckt und Mitteleuropa. Der Kiefernzweigbock ist im wesent- liehen Kieferninsekt, wenn er auch aus- nahmsweise einige Male aus anderen Holz- arten, wie Fichte^) (nach Judeich), Edel- kastanie (nach Nördlinger) gezogen wurde. Letzterer erhielt ihn auch aus Weymouths- kiefern. Er ist in unseren Kiefernwäldern sehr häufig und befällt nur geringes Material, vornehmlich schwache Äste (von i — 6 cm Durchmesser) in den Kronen älterer Bäume, aber auch, wenn auch seltener, junge Pflanzen; so zog ihn Judeich aus 5 — 6 jährigen und AI tum aus 12 bis 15 jährigen Pflanzen. Dürres Material nimmt er niemals an. Unsere Kenntnisse über die Lebens- weise sind noch lückenhaft. Die Flug- zeit scheint sich von Ende April bis in den Juni hinein zu erstrecken. Der Fraßgang der Larve (Abb. iio) besteht „in einem sehr flachen scharf- randigen Splintgang, welcher kaum sichtbar beginnend und sich allmählich gegen sein Ende zu 3 mm Breite erweiternd, in den mannigfaltigsten Windungen den Zweig ver- folgt, ja ihn gar oft bald mehr bald weniger vollständig umwickelt, bis er mit einem kurzen Hakengang im Holz endigt'' (Altum). Über die Gen erat ionsdau er herrscht noch keine volle Einigkeit. Während Altum von einer zweijährigen Entwicklung spricht, nimmt Nitsche eine „wahrscheinlich ein- jährige Generation mit überwinternden Larven" an. Altum fand im Spätherbst erwachsene oder fast erwachsene Larven, ebenso im Mai. Letztere nagten sich sehr bald einen Hakengang in den Splint und lieferten Ende Juli die Käfer. Diese so spät ausgekommenen Imagines sollen Abb. IIO. Larvenfraß von Pogonochaerus fasciculatus Deg. — Aus Koch (phot.Scheidter). *) In Schweden scheint die Fichte ebenso häufig befallen zu werden wie die Kiefer (Kemner 1922). I. Nadelholz- Bockkäfer, 231 aber nach Altums Meinung nicht gleich wieder eine neue Generation begründen, sondern überwintern und erst im nächsten Jahr zur Fortpflanzung schreiten — eine Annahme, die mir recht fraglich erscheint. Auch Torka stellte wie AI tum verschiedene Brüten im Jahre fest. Er fand zuerst im Januar in von Pissodes notatiis getöteten Kiefern Larven, die im Frühjahr (Mai) die Käfer ergaben, und sodann nochmals Anfang August unter gleichen Umständen erwachsene Larven, die schon Ende des Monats die Käfer lieferten. Für das zweimalige Auftreten des Käfers im Jahre kommen bezüglich der Generationsdauer nach Torka folgende Möglichkeiten in Betracht: i. jedes Jahr eine doppelte Generation, 2. eine Generation in 1Y2 Jahren, 3. jährlich eine Generation und 4. eine je nach Temperatur usw. wechselnde Generationsdauer. Am unwahrscheinlichsten, meint Torka, ist die Annahme einer doppelten Generation, da die Bockkäferlarven sich im allgemeinen nicht so schnell ent- wickeln. Dagegen würde die Annahme weit mehr Berechtigung haben, daß die im Mai 1904 geschlüpften Imagines die im August 1905 entwickelten Käfer erzeugt haben. Daraus würde sich eine zweimalige Generation in 3 Jahren er- geben. Bei der Annahme einer einjährigen Generation müßten die beiden Flug- perioden unabhängig nebeneinander hergehen, was aber auch recht unwahrschein- lich ist. Neue Beobachtungen müssen hier Klarheit schaffen. Über die natürlichen Feinde des Kiefernzweigbockes ist wenig bekannt; es ist bis jetzt nur eine Schlupfwespe aus ihm gezogen, nämlich Pitnpla terebrans Ratz. Forstliche Bedeutung. — Der Kiefernzweigbock gehört zu den merklich schädlichen Forstinsekten. Seine Beschädigung ist lediglich physiologischer Natur (im Gegensatz zu den vorher besprochenen Böcken). Es ist klar, daß die derben, den Splint breit furchenden Gänge die befallenen Zweige rasch zum Absterben bringen. Sie beginnen denn auch schon bald nach dem Befall im Sommer dürr zu werden, und gegen Herbst sind ihre Nadeln braun (Altum). Später fallen sie als nadelloses, trockenes Reisig zu Boden. So kann der kleine Bockkäfer sich in sehr unangenehmer Weise an der Lichtung älterer Kiefern beteiligen und öfter auch die Wipfeldürre bei Kiefernüberhältern mitverschulden, worauf Altum (1884) zuerst aufmerksam gemacht hat. (Hieran können auch verschiedene Borkenkäfer, wie die „Waldgärtner" usw. beteiligt sein.) In Kul- turen kann sein Auftreten zum Absterben von jungen Pflanzen führen- — So tritt er also sowohl als Kultur- als auch Bestandsschädling auf und zwar, wie es scheint, ziemlich primär. Erkennung und Bekämpfung. — Die Anwesenheit des Kiefernzweigbockes verrät sich durch die zahlreichen herabgefallenen, mit den oben beschriebenen Gängen besetzten Zweige; bei starkem Befall auch durch die Lichtung der Kronen; in Kulturen und Schonungen durch das Braun werden der Nadeln und Absterben der Zweige und Stammenden. Differenzialdiagnostisch kommen höchstens die Fraßbilder von Magdalis und von Anthaxia quadripunctata in Betracht (siehe dort). Die Bekämpfung kann nur in der Vernichtung der befallenen, mit Brut besetzten Pflanzen oder Pflanzenteile bestehen, was durch Zusammenrechen und Verbrennen der durch Herbststürme herabgeworfenen Zweige, bezw, durch zeitiges 222 Coleoptera. — 9. Familienreihe: Phytophaga. Ausreißen der befallenen Pflanzen auf Kulturflächen (sobald sich der Schäd- ling durch Vergilben der Nadeln verrät) und durch Verbrennen derselben ge- schehen kann. B. In abgestorbenem saftarmen Holz. Die in abgestorbenem Nadelholz vorkommenden Böcke sind sehr zahlreich und es sollen hier keineswegs alle Arten, deren Larven sich dort entwickeln^ besprochen werden, zumal ja auch viele von ihnen wirtschaftlich völlig belanglos sind. Es werden vor allem diejenigen Arten behandelt, welche wirtschaftHch irgendwie von Bedeutung sind, während von den übrigen nur die auffallendsten und die dem Forstmann am häufigsten begegnenden Berücksichtigung finden. Nach dem biologischen Verhalten der Larven und der wirtschaftlichen Be- deutung können wir drei verschiedene Gruppen aufstellen: 1. Gruppe: Die Larven gehen entweder gleich oder nachdem sie einige Zeit unter der Rinde gefressen haben ins Holz, dasselbe zer- fressend und mit ihren Gängen nach allen Richtungen durchsetzend. Vom wirtschaftlichen Standpunkt aus lassen sich unter den hierher gehören- den Arten wieder zwei Unterabteilungen unterscheiden: a) Die Larven leben vorzugsweise in Bauholz oder zu anderen Zwecken verarbeitetem Holz und können dadurch technisch sehr schäd- lich werden. Hierher: Hyloirupes bajulus, Callidium violaceum^ Criocephalus rusticus, Asemum strtatutn^ Ergates faber, Clytus mysticus. b) Die Larven leben vorzugsweise in alten, vielfach schon mulmigen Stöcken oder Stammteilen, sind daher technisch ohne jede Bedeutung. Sie wirken an der Beschleunigung der Zersetzung mit, so daß man sie, genau genommen, sogar als nützliche Insekten bezeichnen kann. Hierher: Spondylis buprestoides, Leptura rubra^ Ergates faber (letzterer auch unter a). 2. Gruppe: Die Larven fressen ihre Nahrungsgänge unter der Rinde und dringen lediglich zum Zwecke der Verpuppung in einem „Hakengang" in das Holz ein. Der technische Schaden ist — wo ein solcher überhaupt in Betracht kommt — nur gering, da ja nur die äußersten Partien unbrauchbar gemacht werden. — Hierher: Callidium aeneum, Caenoptera minor ^ Acanlhocinus aedilis (letzterer auch in der 3. Gruppe). 3. Gruppe: Die Larven leben ausschließlich unter der Rinde und bleiben auch zur Verpuppung außerhalb des Holzes. Technisch gänz- lich belanglos. (Sogenannte „auffallende" oder „täuschende Forstinsekten",) Hier- her: die beiden Rkagium- Kxi^w und Acanthocinus aedilii (siehe auch 2. Gruppe). I. Gruppe. Larven entweder gleich oder nach längerem oder kürzerem Rindenfraß in das Holz dringend und dasselbe nach allen Richtungen durchsetzend. a) Larven vorzugsweise in Bauholz usw.; technisch schädlich. [l meistens unter der Rinde, Verpuppung im Holz in — riolaceuin L. ■ einem Hakengang. — aeneum Deg. j Rhagium mordax Deg, \^ In verschiedenen Laubhölzern (Eiche, Buche, Birke). Larvenfraß und — sycophanta Sehr. / Verpuppung unter der Rinde. Gracilia minuta F. In trockenen Zweigen von Weiden, Edelkastanien usw. Leptura maculata Poda. In Birke. — {Sttnochorus) meridianus L. In Weidenstümpfen. A, In stehendem oder frisch gefälltem Holz. a) In Harthölzern (Eiche, Buche usw.). f Si Cerambyx cerdo L. „Großer Eichenbock''. Imago: Der größte aller europäischen Bockkäfer ist so bekannt, daß ein Hinweis auf die Abb. 117 und auf die oben gegebene Tabelle S. 216 genügt. Larve: Nach dem zweiten Typus gebaut, sehr groß, bis zu 80 mm lang, mit einer senk- recht stehenden Reihe von 3 Punktaugen, seitlich von den sehr kleinen Fühlern. Vorderrand des Kopfes braunschwarz, eine Binde an dem Vorderrande der Vorderbrust braun. Chitinschild derselben wenig fest, vorn quer-, hinten längsgerunzelt. Füße sehr klein. Laufwülste mit mittlerer Furche, jede Hälfte weiter quer- und längsgeteilt, außerdem fein gehöckert. Eine sehr gute Ab- bildung der Larve und der Puppe gibt Ratzeburg. Siehe Abb. 117. II. Laubholz - Bockkäfer. 243 Der große Eichenbock kommt fast in ganz Europa vor (in"^ Rußland soll er fehlen und in Skandinavien sehr selten sein), allerdings nicht überall gleich häufig. Stellenweise, in Deutschland, wo größere Eichenbestände sind, und be- sonders im Süden 1) (Italien, Frankreich, Ungarn) tritt er sehr häufig auf, während er in anderen Gegenden fehlt oder wenigstens nur seltener vorkommt. Letzteres trifft z. B. für den eichenreichen Nordwesten Deutschlands zu (AI tum), ebenso für die berühmten Eichenwaldungen im Spessart, während da- gegen im Nordosten Deutschlands der Käfer in allen alten Eichenbeständen sehr Abb. 1 häufig ist (Altum), ebenso in den Mulde-Auen bei Dessau (N) usw. Seine Hauptnährpflanze ist die Eiche, doch kommt er auch im Nußbaum vor (im Freiburger Zoologischen Instisut steht ein sehr schönes Fraßstück davon). Keller nennt neben dem letzteren auch noch die Esche; doch dürfte es sich hier wohl nur um vereinzelte Fälle handeln; ebenso bei dem von Nördlinger genannten Vorkommen in Apfelbaum und Ulme. 1) In den südlichen Ländern Europas wird C. cerdo häufig durch die rar. Mirbecki Luc, oder durch C. vehäinus Br. vertreten. 16* 244 Coleoptera. 6. Familienreihe: Phytophaga. Seine Flugzeit fällt in die Monate Juni und Juli, wo er an warmen Abenden meist niedrig umherfliegt, „Am Tage hält er sich oft in den Larven- gängen verborgen und schaut aus den Öffaungen, zuweilen durch die hervorstehenden Fühlerspitzen verraten, wie aus Kerkerfenstern, hinaus. Der Versuch, ihn an den Fühlern herauszuziehen, mißglückt in der Regel, der Käfer weicht zurück, der Fühler bricht ab. Eingeblasener Tabakrauch fühlt besser zum Ziele" (AI tum). Das Weibchen geht nur stehende und lebende Bäume an. Ob .,eine allgemein behauptete Anbrüchigkeit'' derselben für den Angriff prädis- poniert oder gar die notwendige Voraussetzung bildet, darüber sind die Akten noch nicht ge- schlossen. Die Larve jedenfalls meidet an- brüchige oder gar mulmige Stellen (im Gegensatz Abb. il8A. Larvengänge des jjroßen Eichenbockes, Ceramb. cerdo L , in Eichenholz. Vg nat. Gr. — Aus Eckstein. Abb.'^liSB. Puppenwiege mit Puppe von Cerambyx cerdo L. Die Puppenwiege ist mit einem Deckel ver- schlossen. Phot. Scheidter. zu den Larven der Lucaniden und Cetoniden. die ausschließlich in solchen Stellen leben), und nagt vielmehr ihre Gänge in das festeste und gesündeste Holz. Zu- II. Laubholz - Bockkäfer 245 erst durchwühlt sie in flachen, oberflächlichen Gängen den gesunden Splint, um nach einiger Zeit in das Holz, mitunter bis auf den Kern einzudringen. Die Wände der im Querschnitt ovalen, fingerstarken (15 X 45 mtn), mit festem braunen Nagemehl gefüllten Gänge schwärzen sich bald unter dem Einfluß von Pilz- wucherungen (Abb. 118A). Die Holzhändler sprechen daher vom „Großen schwarzen Wurm", im Gegensatz zu dem „Kleinen schwarzen Wurm'' (einem Borkenkäfer, Xyleborus monographus). Die Verpuppung findet in einem mächtigen ,, Hakengang" von ca. 80 mm Länge und 26 mm Durchmesser statt (Abb. 118B). Das Larvenleben scheint 3—4 Jahre zu dauern, und der Käfer bereits in dem seinem Flugjahr vorausgehenden Winter die Puppenhülle, in welcher er in glatt genagter Wiege in der Tiefe des Holzes schlummerte, abzustreifen. Wenigstens hat Nitsche schon im Januar frische, noch weiche Käfer erhalten. Die befallenen Eichen können trotz des großen Umfanges der Gänge den Larvenfraß lange Zeit aushalten. Barbey bildet eine Eiche ab, in der schon mindestens 30 Jahre der „große schwarze Wurm" seine fingerstarken Gänge ge- graben hatte, ohne daß der Baum eingegangen war. Dennoch aber besteht kein Zweifel, daß durch einen solchen Riesenfraß eine gewisse, wenn auch nur sehr langsam wirketide physiologische Schädigung eintritt. i) Weit wichtiger ist jedoch die Bedeutung, die der Käfer in technischer Beziehung besitzt, da die von den Larven durchfressenen Stämme natürlich als Nutzholz völlig entwertet sind. In dieser Beziehung stellt Ceratnbyx cerdo den schlimmsten Eichenschädling dar. Wenn wir den hohen Wert alter Eichen- stämme berücksichtigen, so können wir die Höhe des Schadens, der den Holz- interessenten durch zahlreiches Auftreten des großen Bockes erwachsen kann, ohne weiteres ermessen. ^) Der Larvenbefall macht sich oft erst nach längerer Zeit kenntlich. Die dicke, rauhe Borke verdeckt oft viele Dezeni^ien hindurch den Fraß im Inneren, und bei ihrer starken Unebenheit fallen auch die Fluglöcher verhältnismäßig nur schwach auf. Ratzeburg teilt einen Fall mit, wonach ein Müller einen Eichenstamm zu einer Radwelle gekauft hat, der äußerlich völlig gesund aus- sah, während in ihm doch einige Larven, wenn auch nicht sehr ausgiebig, ge- fressen hatten. Eine Bekämpfung des Käfers ist schwer. Das beste Mittel dürfte das Abfangen der Käfer während der Flugzeit mit Netzen sein. Vielleicht gelingt es auch, die Käfer zu ködern. Versuche in dieser Richtung sollten unter- nommen werden. ^) Keller (1883) berichtet, daß in Oberitalien sich häufig Ameisen '^Camponotus) in den Larvengängen einnisten, die die Gänge noch erweitern, und außerdem in den Sägemühlen eine sehr unangenehme Plage werden können, so daß man sie erst durch Eingießen von heißem Wasser aus den befallenen Stämmen vertreiben muß. ■^) Im Süden kommt der große Cerambyx auch in den Korkeichen vor (in Nordafrika in der var. Mirhecki Luc, in Südeuropa in der verwandten Form C. velutinus Br.). Die Gänge der jungen Larve in der Cambialschichte stören die normale Korkbildung, die der erwachsenen, im Splintholz verlaufenden können die alten Stämme physiologisch stark schädigen und sie zum Absterben brmgen (Lamey). 246 Coleoptera. — 6. Familienreihe: Phytophaga Abb 119 Puppenwiege (mit einem Kalk- deckel abgeschlossen) von Ceiambjx Scopolii Laich. — Aus Eckstein. Cerambyx Scopolii Laich. Der vom vorigen durch seine geringere Größe, sowie durch die nach hinten (Abb. 103) nicht verengten und ganz schwarzen Flügeldecken leicht zu unter- scheidende Bock ist bezüglich seiner Lebens- weise trotz häufigen Vorkommens noch wenig eingehend erforscht. Er scheint die Buche zu bevorzugen, doch ist er auch in Eiche, Edelkastanie, Ulme und auch in Obstbäumen festgestellt woiden. Die Larve lebt ähnlich wie die von cerdo ; verfertigt aber einen noch längeren Hakengang (von 119 mm Länge bei 15 mm Breite) zur Verpuppung. Die Puppenwiege ist außer durch Späne auch noch durch einen Deckel von Kalk verschlossen (Abb. iiq). Das Material zu letzterem stammt wahrschein- lich aus den Malpighischen Gefäßen. Die forstliche Bedeutung ist weit geringer als die des großen Eichenbockes, schon aus dem Grund, weil er vorzugs- weise die Buche befällt. jj/ j^ Rosalia alpina L. Alpenbock. Der auffallend schön gefärbte Bock (zart bläulich grau, mit violettem Stich, mit tief samtbraunen, weißlich eingefaßten Flecken) (Abb. 120 A) ist besonders in den Alpen sehr häufig, oft geradezu gemein ; er kommt aber auch im Norden Deutsch- lands, in der rauhen Alp, am Rhein, ferner in Skandinavien, in Ungarn usw. vor. A B Abb. 120. A Rosalia alpina L. B Rhopalopus insubncus Germ. — Original (Phot. Seiff.). II. Laubholz - Bockkäfer. 247 Im pommerschen Buchenrevier Mühlenbeck trat er zu Alt ums Zeiten sehr häufig auf, wurde dort aber durch konsequent durchgeführtes Sammeln (zu Handelszwecken) allmählich recht selten. Die Larve scheint ausschließlich in anbrüchigen Buchen vorzukommen, und daher forstlich kaum Bedeutung zu besitzen. Purpuricenus Köhleri L, Der ebenfalls sehr schön gefärbte Bock (rot mit schwarzem Nahtfieck) be- fällt vornehmlich Obstbäume, besonders Pfirsiche und Aprikosen, doch soll er auch in Weiden vorkommen (Nördlinger), ' ^C Rhopalopus insubricus Germ. Ahornbock. Der dunkelgrün - erzfarbige Scheibenbock (Abb. 120 B) wurde von Ratze- burg (1868) und Altum in die forstentomologische Literatur eingeführt und zwar auf Grund ein und desselben Vorkommens in Westfalen, wo er in den sechziger Jahren in Bergahorn (Acet pseudoplatanus) in schädlicher Weise auftrat; — stellenweise so häufig, daß manche Stämme von oben bis unten von seinen Larven- gängen dicht besetzt waren. Der Käfer fliegt Ende Mai bis Anfang Juni, in Höhen- lagen von 1000 bis 1300 m Anfang Juli (Strohmeyer), und legt seine Eier an die Rinde der Ahornstämme (scheinbar ganz gesunder). Die Larve macht ihren Ernährungsfraß größtenteils unter der Rinde und geht dann in einem auf- fallend großen Hakengang (Abb. 121) ziemlich tief ins Holz, um sich in dem ab- steigenden Ast des Hakens zu verpuppen. — Die Gene- ration ist nach Altum zwei- jährig. Die befallenen Bäume sollen den Larvenfraß lange aushalten, wobei die Fraßgänge überwallen. Aber mit der Zeit bleibt doch die Wirkung auf die Lebenskraft nicht aus, und allmählich beginnen die Wipfel und die Äste dürr zu werden. Die Hauptbedeutung des Schädlings liegt aber in der technischen Entwertung des Holzes. Altum berichtet, daß eine größere Anzahl schöner Abb. 121. Puppenwiege (Hakengang) des Ahornbocks, Rhopalopus insubricus Germ. Links erkennt man die ge- schwärzte Stelle des ehemaligen Platzfraßes der Larve. Der Baum hat die Beschädigung überwunden und seitdem zahl- reiche Jahresringe zugelegt. — Aus Nüsslin. 248 Coleoptera. — 6. Familienreihe: Phytophaga. Bäume durch den Fraß völlig unbrauchbar für technische Verarbeitung gemacht wurden, so daß man sie zur Verkohlung verwenden mußte. Außer dem oben genannten Vorkommen im Westfälischen wurde ein häufiges Vorkommen von Strohmeyer 1912 im Staatswald Herrenberg bei Metzeral (Elsaß), und von Max Korb (München) im Allgäu beobachtet, und zwar eben- falls an Bergahorn. Abb ,122. Clytus (Plagionotus) arcuatus L. a Weibchen, b Männchen, d Puppe (Bauchseite), e halberwachsene, f ausgewachsene Larve. Puppe (Rücken), - Orig. Clyius (Plagionotus) arcuatus L. /?' vJi Eichen wid derbock. Imago: An der Zeichnung (schwarzer Grund, drei Querbinden auf dem Halsschild, 4 schmale gebogene Querbinden auf jeder Flügeldecke, ferner das Schildchen, eine ovale Makel an der Naht hinter dem Schildchen und je eine Längsmakel am Seitenrand unter der Schulter gelb leicht zu erkennen (Abb. 122 a u. b). II. Laubholz -Bockkäfer. 249 Larve: Nach dem Cerambycinen-Typus gebaut. Die Form der gelblich weißen Larve ist, nach vorne zu deutlich breiter werdend, im vorderen Teil von querovalem, im hinteren von annähernd rundem Querschnitt. Die Laufwülste, die sich auf den Brustsegmenten 2 und 3 und auf den Abdominalsegmenten I — 7 befinden, treten infolge der tiefen segmentalen Einschnürungen sehr deutlich hervor (Abb. 122 e u. f). Die Wülste zeigen eine sehr charakte- ristische Warzenzeichnung. Puppe: Weiß, ca. 20 cm lang, der Kopf mit einem dichten Besatz von Dornenhöckern aus- gezeichnet (Abb. 122 c u. d). Vorkommen und Lebensweise: Clytus arcuaiiis ist über ganz Europa verbreitet, aber nur stellenweise häufig. Seine Hauptnahrungspflanze ist die Eiche, doch kommt er auch an Buche, Hainbuche usw. vor. Forstentomologisch hat der schöne Bock erst neuer- dings eingehendere Berück- sichtigung gefunden (Eckstein 1916, Escherich 1916), nach- dem er in verschiedenen Gegen- den Deutschlands (in der Rhein- pfalz, in Westfalen und in Mecklenburg) durch Massen- vermehrung und durch die empfindlichen Schäden, die er angerichtet hat, die Aufmerk- samkeit des Forstmannes und des Holzinteressenten auf sich gelenkt hat. Die Flugzeit des Käfers fällt in den Mai und Juni. Die Käfer laufen, besonders an sonnigen Tagen, überaus flink, fast spinnenartig auf den Stämmen umher. Sie sind da- bei sehr scheu und lassen sich bei der geringsten Störung auf den Boden fallen oder verkriechen sich in die Rindenritzen. Unter den herum- jagenden Tieren finden sich häufig auch kopulierende Pärchen, die in ihren Be- wegungen ebenso flink sind wie die einzelnen Individuen. Das Weibchen legt seine Eier in Rindentitzen, Die Larven fressen zunächst unter der Rinde typische, oft sehr lange — Eckstein beobachtete Gänge Abb. 123. Larvengänge und verschiedene Einbohrlöcher von Clytus arcuatus L. unter Eichenrinde. Etwas verkleinert. Original. 250 Coleoptera. 6. Familienreihe: Phytophaga. von I und z Meter Länge — Gänge (Abb. 123) und gehen dann in das Holz, das sie ebenfalls in längeren Gängen durchziehen, bei nicht zu starken Stämmen bis in die Mitte des Kerns eindringend (Abb. 124). Die Verpuppung findet im Holze statt; der Jungkäfer frißt sich durch das Holz nach außen mit einem querovalen Ausfiugsloch. Über die Generation herrscht noch keine volle Klarheit, wenn auch nach meinen Beobachtungen eine einjährige Generation die Regel zu sein scheint. Ich fand in Stämmen, die im Winter 1914/15 gefällt wurden, im Mai 19 16 ausgewachsene Larven, Puppen und Jungkäfer; dagegen in Stämmen aus der Abb. 124. Querschnitt durch einen Eichenstamm (von 10 cm Durchmesser) mit zwei Larven- gängen von Clytus arcuatus L. Etwas verkleinert. — Original. Winterfällung 1915/16 im September 19 16 nur Larven (in verschiedenen Größen). Dies deutet darauf hin, daß die Puppen und Jungkäfer vom Mai 19 16 aus den Eiern, die im Frühjahr 19 15, und die Larven vom September 19 16 aus den Eiern, die im selben Frühjahr (19 16) abgelegt waren, stammten. Doch genügen diese Beobachtungen nicht, ein endgültiges Urteil über die Generations- frage abzugeben. Forstliche Bedeutung. — Nach Eckstein befällt der Käfer sowohl stehende als auch frisch gefällte Eichenstämme, erstere allerdings nur dann, wenn sie bereits stark kränkelnd sind. Auf jeden Fall haben wir es also mit einem stark sekundären Tier zu tun. Die eventuelle physiologische Beschädigung II. Laubholz - Bockkäfer. 251 kommt daher kaum in Betracht. Um so mehr fällt aber die technische Be- schädigung ins Gewicht, da ja die Larvengänge tief ins Holz, sogar bis in die Mitte des Kernes dringen können. Dadurch werden die Stämme natürlich stark entwertet, ja für feinere Verarbeitung völlig unbrauchbar gemacht. Wo der Käfer in Massenvermehrung sich befindet, wie heute in der Pfalz oder in West- falen, da kann der Schaden überaus beträchtlich werden, besonders wenn es sich um feine Qualitäten handelt, i) In verschiedenen Gegenden der Pfalz, wo vielfach solche Qualitäten wachsen, bedeutet denn auch gegenwärtig das Auftreten des Widderbockes einen recht bedeutenden Verlust. Die Ursache der Massenvermehrung liegt in einer Überhandnähme von geeignetem Brutmaterial, die entweder in einem durch andere Ursachen B D Abb. 125. Verschiedene Clytus-Arten. A Clytus (Xylotrechus) rusticus L., B Clytus (Plagio- notus) detritus L., C Clytus (Anaglyptus) mysticus L., D Clytus arietis L. Etwas vergrößert. Original. hervorgerufenem Eichensterben oder in einer verspäteten Abfuhr der gefällten Stämme begründet sein kann. Als natürliches Gegengewicht kommen vor allem die Spechte in Betracht, die den unter der Rinde lebenden Larven tüchtig nachstellen, wie ich in der Pfalz beobachten konnte. Sodann sind mehrfach auch große Ichneu- moniden-Kokons in den Gängen der Larven gefunden worden (die Schlupf- wespen-Art konnte leider nicht, festgestellt werden). Bekämpfung. — Zur Abwehr kommen in der Hauptsache vorbeugende Maßnahmen in Betracht. Entfernen der unterdrückten absterbenden Eichen und rechtzeitige Abfuhr (spätestens bis Ende April) der gefällten Stämme. Wo letzteres nicht durchführbar ist, kann dem Befall dadurch bis zu ^) Auch in Schweden tritt GL arcuatus nach einem vor kurzem erschienenen Bericht von Trägärdh (1922) überall, wo Eichen wachsen, häufig auf, „zuweilen beträchtlichen Schaden verursachend". Die in vielen Gegenden Schwedens als Telephon-Stangen verwendeten dünnen unentrindeten Eichenstämme sind „immer von Gl. arcuatus befallen, was ihre Haltbarkeit offenbar sehr beeinträchtigt". 252 Coleoptera. — 6. Familienreihe: Phytophaga. einem gewissen Grad entgegengearbeitet werden, daß man die Stämme möglichst in den Schatten bringt, da die Clytus ausgesprochene Sonnentiere sind. Eventuell könnte man auch versuchen, mit einem verwitternden Anstrichmittel die Weibchen von der Eiablage abzuhalten. Das Schälen der Stämme, das eben- falls in Betracht zu ziehen wäre, ist zweifellos wesentlich teuerer als das An- streichen, abgesehen davon, daß das Holz darunter leidet und die Holzhändler geschälte Stämme nicht gerne nehmen wollen. Außer Clytus armaius werden in der forstentomologischen Literatur noch verschiedene andere Clytus- krien genannt, die in ganz ähnlicher Weise an Eichen schaden; nämlich Clytus {Plagio7iotus) detritus L. (Abb. 1256)1), Clytus arietis L. (Abb. 125 D), Clytus tropicus Pz. (ein naher Verwandter des arietis) und Cl. rhat?ini G&xvü. Über Cl. tropicus schreibt Eichhoff (1883): „Ich habe diesen Bockkäfer in größerer Anzahl aus Eichenholz gezogen, und mich auch hier in der Oberförsterei Hart-Nord (Elsaß) davon überzeugt, daß krankhafte, auf un- günstigen Bodenverhältnissen stockende Eichenoberstände und Laßreidel im Mittel- wald zuweilen in großer Zahl von ihm besetzt und dann deren Absterben in hohem Grade beschleunigt wird." Hier würde also auch eine wesentliche physio- logische Schädigung vorliegen. Liopus nebulosus L. Der kleine grau und schwarz gezeichnete Bock (siehe oben S. 219) wurde von Altum in kränklichen, im Absterben begriffenen Hainbuchen, dann auch in Weißbuche, Nußbaum und Obstbäumen gefunden. Nördlinger gibt eine ganze Reihe von Fundnotizen: In großer Menge in kränklichen Hainen (Auskriechen anfangs Juni). Auch in Erlen - Obstbaumstützen, die im Sommer 1847 gehauen waren. Entwicklung 1849. Ferner gezogen aus dürren Ahornästen und jungen abständigen Ahornstämmchen. Auch aus Ulme, Eiche und Buche erhalten. Endlich auch aus einem Stücke Feigenbaumholz gezogen. Also eine sehr reichhaltige Speisenkarte. Ich selbst habe den Käfer im August des öfteren auf Buchen- stämmen im Bialowieser Urwald gefangen. Nach Ferrant (Die schädlichen Insekten usw. S. 69) finden sich „die Larvengänge namentlich an den Ästen, nur ausnahmsweise am Stamm, den Splint leicht furchend. Die Verpuppung ge- schieht im Splint in einer ovalen, mit feinem Holzgenagsel hergerichteten Wiege. Generation einfach." An Obst- bäumen mitunter recht schädlich. ' Saperda scalaris L. Dieser so schön gezeichnete Bock (siehe oben S. 220 und Abb. 126) lebt in verschiedenen Laubhölzern, wie Abb. 126. Saperda scalaris L. — Orig. Birke, Eiche, Ahom, Erle USW. Er wurde ^) Nach Trägärdh (1922) ist Cl. detritus in Schweden ebenso verbreitet wie arcuatus. Er scheint keine längeren Gänge im Holz zu nagen, sondern sich mit einer hakenförmig ins Holz eindringenden, kurzen und breiten Puppenwiege zu begnügen. II. Laubholz -Bockkäfer. 253 4 4 m ■^ V '1 Wi jj f^l ^f^ p Iß i i von mir in Anzahl auf einem Birken- stamm im Bialowieser Urwald ge- funden. Näheres über die Lebens- weise und seine eventuelle forstliche Bedeutung nicht bekannt. Nach Ratzeburg (S. 236) wurde scalatis einmal in großer Menge auf Spitz- ahorn gefunden; der betreffende Be- richterstatter vermutet, daß er sich in den jungen Trieben ähnlich wie Oberea linearis L. in Hasel entwickelt, i) Abb. 127. Moschusbock (Aromia raoschata L.). A Image. B Larvengänge in einer Kopfweide. C Ein Larvengang in einem Weidenzweig. — A u. B Original, (Phot. Pillai), C nach Trägärdh. ') Nach Kemner (1922) lebt die Larve nur in schon abgestorbenen Holzteilen. Der Larvengang geht ausschließlich zwischen Holz und Rinde, das Holz nur wenig furchend. Die Puppenwiege wird gewöhnlich als Hakengang im Splint angelegt oder sie kann auch zwischen Rinde und Splint, in einer schalenförmigen Vertiefung des letzteren liegen. Die Entwicklung ■dauert i — 2 Jahre. 254 Coleoptera. — 6. Familienreihe: Phytophaga. b) In Pappeln, Weiden, Haseln. /Vj Aromia moscbata L. Moschusbock. Der prächtig metallisch grüne, bläulich oder violett oder kupferrot schim- mernde, ansehnliche Bock (siehe oben S. 216, Abb. 127 A) hat seinen Namen von dem starken, schon auf mehrere Schritte Entfernung wahrnehmbaren Moschus- geruch. , Die Larve ist nach dem 2. Typus gebaut, also mit Füßen versehen, und ist der von Cerambyx cerdo sehr ähnlich, nur kleiner, 30—35 mm lang, mit nur i undeutlichen Augen- punkt jederseits und durch die geringe Chitinisierung der grob längsgerieften Vorderbrustplatte, die äußerst scharfe Längsteilung der sehr erhabenen Laufwülste, deren Hälften wieder durch sekundäre Furchen gegliedert sind, und die fast vollständige Haarlosigkeit gut gekennzeichnet. Man findet den schönen Käfer nicht selten an Weidenstämmen, oder auch am Safte anderer Bäume, wie Birken oder Ahorn leckend (Nördlinger). Die Larve lebt sowohl in starken Weiden, namentlich Kopfweiden, mit zahl- reichen Gängen den Stamm nach allen Richtungen (Abb. 127 B) durchziehend, als auch in dünneren Stämmen und Zweigen. Nach Trägärdh (1922) bestehen die Gänge in den Zweigen aus einer schmalen, aber bis ins Zentrum reichenden Höhle, von welcher gewöhnlich ein Gang nach oben und nach unten ausgeht (Abb. 127 C). Häufig trifft man in den einzelnen Zweigen eine ganze Reihe von solchen Gängen, die gewöhnlich in regelmäßigen Abständen voneinander liegen. Trägärdh hält, im Gegensatz zu der von den meisten Autoren vertretenen Ansicht, wonach A. moschata nur an anbrüchigen Stellen alter Weiden vorkommen soll, den Moschusbock für „völlig primär; allerdings können die Bäume den Angriff viele Jahre hindurch vertragen, so daß die folgenden Generationen des Käfers in schon beschädigten Stämmen weiterleben". Der Moschusbock tritt oft in Gesellschaft von Lamia texior (Weber- ^ bock) oder der Raupe von Cosstis ' ligniperda F. (Weidenbohrer) auf. Eine größere wirtschaftliche Be- deutung scheint ihm nicht zu- zukommen. ///'/Clytus (Xylotrechus) rusticus L. Der durch seine einfache Fär- bung (Flügeldecken schwarz mit einigen zackigen grauen Binden) und seine kurzen Fühler von den anderen Clytus-hxXj&a. leicht unterscheidbare Bock (s, oben S. 218, Abb. 125A) ist in der forstentomologischen Lite- ratur kaum erwähnt. Nur Nörd- linger bemerkt über ihn, daß v. Hey den ihn an alten Buchen- stämmen gefunden habe. — Ich selbst habe ihn im Bialowieser Ur- wald im August 19 16 mehrfach an Abb. 128. A Larve, B Puppe von Clytus (Xylo- gefallenen Aspenstämmen gefunden. trechus) rusticus L. — Stark vergr. Nach Trägärdh, Schaufuß (Calwer) gibt folgende II. Laubholz - Bockkäfer. 255 biologischen Angaben: „Häufig, im Mai und Juni an Eichen, Ulmen, Linden, Pappeln und Buchen. Larve in Pappel." Letztere Angabe kann ich auf Grund einer Reihe sehr schöner Fraß- Stücke, die sich in der hiesigen Sammlung befinden, bestcätigen. Die Fraßbilder in einem starken Pappelstamm erinnern sehr an die oben beschriebenen Fraß- bilder von Clyius arcuatus L. in Eiche, so daß derjenige, der letztere kennt, sie sofort als Clytiis-Yx^^ anspricht: Wie dort, sehen wir auch hier ausgedehnte, den Splint furchende Gänge, die nach längerem Verlauf ins Holz eindringen, dasselbe auf längere Strecken durchziehend. Trägärdh (1Q22) fand in Schweden die Larve (Abb. 128) in Aspen und Birken, und zwar stets ausgesprochen sekundär; die Larvengänge verliefen in den beiden Holzarten verschieden: in der Aspe so- wohl unter der Rinde als auch tief im Inneren des Stammes, in der Birke da- gegen ausschließlich zwischen Rinde und Splint, nur mit der Puppeawiege ins Holz greifend. Abb. 129. Weberbock (Lamia textor L.). A Imago. B Larvengänge in Weide. (Phot. Pillai). Orig. V rv, Lamia textor. Weberbock. Imago: Der große schwarze glanzlose Bock ist durch seine gedrungene Gestalt gut charakterisiert. Siehe oben S. 219 (Abb. 129 A). Larve: Gedrungen, nicht abgeflacht. Derjenigen von Saperda careharias L. sehr ähnlich, aber leicht von ihr zu unterscheiden durch den äußerst schmalen Clypeus, die Skulptur des großen Chitinschildes der Vorderbrust, welcher vorn glatt und hinten gerunzelt, aber nicht gekörnt ist, den Mangel der Körnelung auf den Laufwülsten, welche ebenso glatt sind wie der übrige Leib, und den quergespaltenen, nicht Y- förmigen After. Länge bis 40 mm. Breite 8 — 10 mm (siehe Abb. lOiA, c u. Tabelle S. 209). 256 Coleoptera, — 6. Familenreihe : Phytophaga. Die Lebensweise dieses Käfers ist noch wenig aufgeklärt. Seine Larve bewohnt Aspen (Ratzeburg S. 240), und vor allem Weiden, wie Salix vitellina L., ^. daphnoides Vill. (Altum) usw. Sie dürfte wohl in allen stärkeren Weiden vorkommen. Die Angabe, daß sie namentlich in Weidenmulm lebe, scheint auf Irrtum zu beruhen, da die genaueren Angaben von Altum, Nitsche u. a. stets ihr Vorkommen in lebendem Holze berichten. '"'"A /^ --~.,^ \ t' ~~"-'^^ i f' pi\ / ^ w Abb. 130. Verschiedene Saperda- Arten. A Saperda carcharias L. (Großer Pappelbock), B Oberea, oculata L. (Rothalsiger Weidenbock), C Saperda perforata Fall., D Oberea linearis L. (Hasel- bock). — Orig. In den starken Stecklingsstöcken kann sie recht schädlich werden, weil infolge ihres Fraßes die treibenden Ruten absterben, wie Altum (S. 19) in einem Weidenheger des Schlesischen Re vieres Cosel (1874) und Nilsche in den Serkowitzer Korbweidenhegern bei Dresden beobachtet haben. Die Larvengänge zeigen keine besonderen Eigentümlichkeiten. Sie durch- ziehen den Stamm oder Stock in allen Richtungen (Abb. 129B). Nicht selten ist mit dem Fraß des Weberbockes der des Moschusbockes vergesellschaftet. Daß in Weidenhegern, die vom Weberbock befallen sind, Rodung und Verbrennen der angegangenen Stöcke, sowie Sammeln der großen, leicht kennt- lichen Käfer zweckmäßige Maßregeln sind, braucht kaum besonders hervorgehoben zu werden. Zur Vorbeugung empfiehlt sich die Stöcke zu übererden. II. Laubholz • Bockkäfer. 257 r.<.^.i Saperda carcharias L. Großer Pappelbock. Imago: Der ca. 22 — 28 mm große Bock ist durch seine auf dichter Behaarung beruhende ledergelbe Färbung leicht za erkennen. Siehe oben S. 220 (Abb. 130A). Larve: Nach dem Lamiinen-Typus gebaut (Abb. lOig), Kopf nur sehr wenig aus der fast doppelt so breiten Vorderbrust hervorsehend, sein versteckter Teil nach hinten nur wenig ver- schmälert. Oberlippe halbkreisförmig, hinten vertieft und nackt, vorn etwas gewölbt und beborstet. Fühler sehr klein. Jederseits ein deutliches Punktauge. Vorderbrust oben mit einem stark chitini- sierten, braunen Schilde, dessen äußerste Seitenteile jederseits durch eine klammerartig von hinten bis zur Mitte eintretende Furche abgetrennt werden und nach außen einen flachen Eindruck zeigen. Der mittlere Teil hinten deutlich gekörnt, Unterseite der Vorder- brust jederseits mit einem kleinen, chitinisierten, braunen Schilde, Mittelbrust in der Mitte der Seitenteile stärker chitinisiert. Füße nicht wahrnehmbar, Leib glatt und glänzend, nur sparsam be- haart. Haftscheiben oben von dem Hinterbrustringe an bis zum siebenten Hinterleibsringe fein chagriniert, durch eine mittlere und zwei seitliche Längsfurchen, sowie je zwei Ouerfurchen in acht Abschnitte geteilt, von denen die beiden mittleren einen Rhombus bilden. After dreigespalten, Y-förmig, Länge bis 38 mm (s. S. 209). Vorkommen und Lebensweise. — Der große Pappelbock ist durch ganz Mittel- und Südeuropa, ferner bis nach Skandinavien, Sibirien und dem Kau- kasus verbreitet. Er ist ein Bewohner der Pappel (kanadische, Schwarz- und Zitterpappel), Weiden und Aspen, und zwar befällt er vorzugsweise junge (5 bis 20jährige) Pflanzen mit glatter Rinde; ausnahmsweise ältere, dann aber nur die Äste. Flugzeit Juni und Juli; man kann den Käfer um diese Zeit stellenweise häufig an den Stämmen, Zweigen oder Blättern finden, in welch' letztere er un- Abb. 131 A. Imagofraß von Saperda carcharias L. an Pappelblättern. — Nach Kemner. h V Abb. 131 B. Larvengänge des großen Pappelbockes (Saperda carcharias L.) in einer älteren Pappel. Nach Eckstein. Escherich, Forstinsekten. II. Bd. 17 = 58 Coleoptera. — 6. Familienreihe: Phytophaga. regelmäßige Löcher mit zerfetzten Rändern (Abb. 131 A) frißt (Kemner 1922). Das Weibchen legt seine Eier einzeln an die Stämme und zwar meist an deren unteren Abb. 131 C. Larvengänge des großen Pappelbockes, Saperda charcharias L., in einer jungen Pappel. Das Stämnichen ist der Länge nach aufgeschnitten, beide Hälften liegen nebeneinander Der ■ t stellenweise mit groben Nagespänen erfüllt. Rechts befindet sich ein Einschlag des Buntspechtes. Nat. Gr. — Aus Eckstein. Gi II. Laubholz - Bockkäfer. 2 «:q basalen Teil. Die junge Larve frißt zuerst unregelmäßig platzend unter der Rinde in den letzten Jahresringen und dringt später tiefer ins Holz, um in dem- selben einen langen, nach oben ziehenden, im Querschnitt ovalen Gang zu fressen. Da in stärkeren Stämmen gewöhnlich mehrere Larven fressen, so resul- tiert nicht selten das Bild, das Abb. 131 B zeigt. An der Einbohrstelle hält die Larve ein Loch offen, durch welches große Nagespäne ausgeworfen werden. Die Gänge selbst sind zum Teil spanfrei und offen, zum Teil mit Spänen ausgefüllt (siehe Abb. 131 C). Die befallenen Stämme, besonders die schwächeren reagieren oft auf den Fraß durch eine mehr oder minder ausgesprochene Anschwellung des unteren Stammendes. Als natürliche Feinde kommen Spechte in Betracht, ferner der Parasit Xorides comutus Rtzb. Die Generation wird als zweijährig angegeben, so daß also die gestürzt in dem Fraßgang liegende Puppe im dritten Frühjahr den Käfer liefert. Forstliche Bedeutung. — Der große Pappelbock ist sowohl physiologisch als auch technisch schädlich. Der physiologische Schaden tritt besonders bei jungen Pflanzen (etwa bis 3 cm stark) in den Vordergrund^ die häufig infolge des Larvenfraßes völlig absterben oder vom Wind geknickt werden. Ältere Bäume, besonders in windgeschützten Lagen, halten den Fraß lange aus, selbst wenn mehrere Larven in ihnen fressen. Der Schaden ist hier also mehr tech- nischer Natur. Besonders empfindlich ist der Schaden in Schweden, wo das Pappelholz zur Zündholzfabrikation verwendet wird. — Der Käfer kann so häufig auftreten, daß nicht selten der größte Teil der jungen Pappeln, welche reihen- weise in Parks, Garten, Baumschulen, an Landstraßen usw. stehen, von seinen Larven bewohnt wird. Cecconi (191 4J berichtet, daß in Italien bei Carrara eine ca. 10 ha große Pappelpflanzung mit 15jährigen, etwa 16 m hohen und 50 cm im Umfang messenden Bäumen vom Pappelbock so stark befallen war, daß sie als Bauholz und Rohmaterial für die Zellulosebereitung völlig wertlos wurde. Der Schaden betrug ca. 60 000 L. Erkennung und Abwehr. — Am Anschwellen des unteren Stammteiles, sowie an den aus den Auswurfsöfinungen hervortretenden, sehr grobfaserigen bräunlichgelben Nagespänen ist der Larvenbefall unschwer zu erkennen. ^ — Oft kränkeln auch in der ersten Zeit die befallenen Bäume merklich, indem die jungen Triebe absterben oder die Blätter sich rollen. Das CßrfÄön'flj - Fraßbild hat einige Ähnlichkeit mit den Fraßbildern der ebenfalls in Weiden und Pappeln (oft gemeinsam mit dem Pappelbock) vor- kommenden Raupen von Cossus iigniperda und Sesia apiformis (Glas- Schwärmer). Hier leistet differentialdiagnostisch vor allem die Anwesenheit des charakteristischen Raupenkotes gute Dienste; auch sind die Nagespäne der Schmetterlingsraupen deutlich kleiner als die des Bockes. Eine Abwehr ist nur durch Einschlag und Verbrennen der befallenen Stämme, sowie durch Sammeln des großen, im Frühjahre leicht von den Bäumen herabzuklopfenden Käfers zu erreichen. Wertvolle Stämmchen, namentlich in Baumschulen und Alleen, kann man durch einen dünnen, zur Flugzeit des Käfers an den Stämmen bis zu 1,5 m Höhe anzubringenden Lehmanstrich (aus Lehm, 17* 25o Coleoptera. — 6. Familien reihe: Phytophaga. Kalk und Kuhmist bestehend) oder einem Anstrich mit schwerem Teeröl mit 2 Prozent. Tabaksaft schützen. Eine nah verwandte, sehr ähnUche Art, Saperda similü Laich. {^ phoca FröL), die auch in der Lebensweise mit carchanas ziemlich übereinstimmt, tritt zuweilen ebenso häufig wie letztere auf. Forstmeister Scheidter beobachtete die Art in großer Zahl in Weiden. /^'■'Saperda populnea L. Kleiner Aspenbock. Imago: Wesentlich kleiner als der voiige und auch durch die Färbung und Zeichnung deutlich unterschieden; Flügeldecken mit je 4 — 5 dicht tomentierten hellen Makeln (siehe oben S. 220 und Abb. 103 m). Larve: Hauptsächlich durch die geringere Größe von der des Pappelbockes unterschieden (Abb. 101 f). Siehe S. 209. Vorkommen und Lebensweise. — Der Aspenbock ist über ganz Europa verbreitet und überall häufig. Seine Hauptfraßpflanze ist die Aspe (Populus tremula L.), doch kommt er (nach Nördlinger) auch in anderen Pappeln (Silber- pappel usw.)i) vor und auch in Weiden {Salix alba L., fragilis L. und capiea L.). Ganz vereinzelt steht die von Döbner berichtete Tatsache, daß Bach ihn aus der Anschwellung einer Brombeerstaude gezogen habe. Die Angaben über das Brüten in Birken (Bechstein) scheinen auf Irrtum zu beruhen. Die Lebensweise des Aspenböckchens bietet mancherlei biologische Eigen- tümlichkeiten und ist daher auch schon mehrfach Gegenstand eingehender Unter- suchungen gewesen (Boas, Eggers, Baer, Kleine, Scheidter). Am tiefsten eingedrungen ist Scheidter (19 17), dessen Angaben wir in der Hauptsache folgen: Die Begattung und Eiablage findet von Ende Mai bis Juli statt und zieht sich etwa über 5 — 6 Wochen hin. Sie kann auch, wenn dazwischen längere Zeit kühle Witterung herrscht und die Ausreifung der Eier nur langsam vor sich geht, bezw. ganz unterbrochen wird, wesentlich länger dauern. Mit Vorliebe werden letztjährige dünne Zweige von Stockausschlägen oder jungen Kernwüchsen oder aber dünne Zweige von älteren Bäumchen belegt. Bei der Eiablage spielen sich eigene interessante Vorgänge ab; zuerst nagt das ? einige kurze, oberfläch- liche Querfurchen in die Rinde; dann beginnt es mit der Herstellung des so- genannten „Einbohrloches'', das ziemlich tief, bis auf den Splint genagt wird. Endlich wird die so behandelte Rindenstelle auf beiden Seiten mit einem ober- flächlich genagten Bogen begrenzt, der unten zusammenstößt und so ein oben offenes „Hufeisen" bildet (Abb. 132 A und Bd. I Abb. 117). Damit sind die Vorbereitungen für die Eiablage getroffen ; das $ führt nun die Legeröhre in das Einbohrloch ein und löst mit derselben die hier nur noch sehr dünne Rinde vom Splint los und schiebt unter die losgelöste Partie das Ei, das von der ') Eggers nennt Popahis balsamifera, canculensis, canescens^ heterophylla^ nigra, ifalica und ontaHensis. n. Laubholz - Bockkäfer. 261 Rinde so in den Splint hineingepreßt wird, daß es ganz flach gedrückt ist.i) Es ist also ein ziemlich mühsames Legegeschäft und es braucht das Weibchen zur Eiablage eines einzigen Eies ungefähr eine halbe Stunde. Was ist der Zweck dieser komplizierten Vorgänge? Boas glaubt, daß durch den hufeisenförmigen Rindenschnitt und die Querfurchen die Rinde in einen der Larve besonders zusagenden Zustand einer geringeren Saftigkeit versetzt wird. Dies ist aber nach Scheidter ein Irrtum. Die Rindenschnitte sind so oberflächlich, daß keinerlei Vertrocknung oder Abschwächung der betreffenden Rindenpartie herbeigeführt wird; auch nährt sich die junge Larve gar nicht von der Rinden- oder Splintschicht, sondern lediglich von dem um das Ei sich bildenden Wuchergewebe. Hebt man nämlich C D Abb. 132. Saperda populnea L. (Kleiner Aspenbock''. A Aspenzweigstück mit zwei Gallen, auf denen die „Hufeisen" sichtbar sind; B aufgeschnittener befallener Aspenzweig im ersten Jahr, Larve bereits im Zentralgang; C drei Larvengänge in einem Aspenzweig, bestehend aus je einem kurzen peripheren und einem langen zentralen Gang (die beiden unteren Gänge leer, der obere Gang mit einer Larve im zentralen Gang); D Innenseite der Rinde eines Aspenzweiges mit zwei abgelegten Eiern (ca. 3 Stunden nach der Eiablage losgelöst), die gebräunten Stellen um die Eier, die sogenannten „Eiinseln" entstehen durch Loslösung der Rinde mittels der Legeröhre des 12; E von S. populnea befallenes Zweigstück, vom Specht bearbeitet. — Nach Scheidter. unmittelbar nach der Eiablage die Rinde ab, so ist auf der Innenseite der Rinde im Bereiche des „Hufeisens" keinerlei Veränderung zu sehen mit Ausnahme des Einbohrloches, in das die Legeröhre eingeführt wurde. Hier ist ein Hof um das Ei herum gebräunt (Abb. 132 D). Diese Bräunung der „Eiinsel" wird nicht ') Nicht jedes Hufeisen enthält ein Ei oder eine Larve. Scheidter beobachtete häufig, daß die Weibchen nach Fertigstellung des Hufeisens die Stelle verließen, ohne ein Ei abzulegen, um an einer anderen Stelle ein neues Hufeisen in Angriff zu nehmen. An einem Strauch fand Scheidter beim Nachschneiden nur unter einem von 39 fertigen Hufeisen ein Ei, alle anderen waren leer. Scheidter meint, daß es sich in diesen Fällen um unbefruchtete Weibchen handelte. Siehe auch S. 267, Fußnote. 202 Coleoptera. — 6. Familienreihe: Phytophaga. durch die äußerlich genagten Rindenfurchen veranlaßt, sondern einzig und allein durch die Arbeit der Legeröhre des Mutterkäfers. Nach zwei Tagen schon entstehen vom Rande der Eiinsel her nach innen zu Wucherungen des Pflanzen- gewebes, die von Tag zu Tag mehr gegen das Ei zu wachsen und dasselbe allmählich zu überwuchern drohen. Nach etwa 8 Tagen haben die Neubildungen schon das längliche Ei an den beiden Polen berührt. Infolgedessen entsteht ein kleiner Hohlraum, so daß das zuerst flach gedrückte Ei nun Platz bekommt und allmählich wieder den ursprünglichen runden Querdurchschnitt annimmt. Die Bildung dieser Wucherungen ist unbedingt notwendig für die weitere Entwicklung des Eies. Unterbleibt sie, so kann sich das Ei nicht entwickeln, es wird von der fest darauf drückenden Rinde erdrosselt. Es gehen denn auch auf diese Weise zahlreiche Eier zugrunde. — Scheidter ist nun der Ansicht, daß durch die hufeisenförmige Benagung der Rinde lediglich eine leichtere Dehn- barkeit der Rinde erreicht wird, die infolge des sich darunter bildenden Wucher- gewebes notwendig wird. Man sieht auch in der Tat die äußeren Nagespuren sich schon nach kurzer Zeit etwas verbreitern als Folge des sich darunter aus- breitenden Wuchergewebes. Nach lo — 14 Tagen kriecht die Larve aus. Als erste Nahrung dient ihr das um das Ei entstandene Wuchergewebe, das sich stets neu bildet und immer wieder von der Larve abgefressen wird. Allmählich frißt sie mit dem größeren Wachstum von diesem ersten Weideplatz weg nach rechts und links einen ihrer Körperbreite entsprechenden schmalen, horizontal an der Grenze von Bast und Splint verlaufenden peripheren Gang (Abb. 132 B u. C), den sie von Bohrmehl und Exkrementen völlig frei hält, indem sie dieselben durch das Bohrloch nach außen schafft. Der periphere Gang gewinnt allmählich so an Ausdehnung, daß er in Form eines ZyHndermantels die Hälfte der Markröhre angreift. Später, manchmal schon im August, manchmal aber auch erst im Sep- tember oder Oktober, ja mitunter sogar erst im nächsten Frühjahr, dringt die Larve in die Markröhre ein und frißt in derselben einen 3 — 5 cm langen zentralen Gang nach oben (Abb. 132 B u. C), in dem sie sich schließlich in gestürzter Lage verpuppt. Die Pflanze reagiert auf den Fraß mit einer ziemlich aus- gedehnten Zweiganschwellung (Gallenbildung), die bis im 2. Jahr deutlich hervor- tritt, i) Allerdings scheint die Gallenbildung nicht überall vorzukommen.-) Bei der Weide soll sie nach Czech und Scheidter unterbleiben. Der Käfer nagt sich (im dritten Kalenderjahr) durch ein rundes Loch aus der Galle nach außen. ^) In den Gallen lebt nicht selten die Raupe eines Wicklers {Orapliolitha corollana Hb.), welche die Rinde der Anschwellungen im Schutze einer von Exkrementen und Genagsei erfüllten Gespinstdecke befrißt und sich dann mehr oder weniger auch in die meist schon verlassene GallenwohnuDg zurückzieht. Baer (iqo8) hat jedoch auch Fälle beobachtet, in denen das Räupchen als eine Art Einmieter in den noch besetzten bei der zum zweiten Male überwinternden Bockkäferlarve lebt. Die Angabe von Nitsche, wonach mitunter sekundär auch eine Sesien- Raupe in den Gallen vorkommt, beruht nach Baer auf einem Irrtum. Es gibt allerdings eine Sesien- Raupe [Sciapteron tabaniformis Rot., die in ähnlichen Zweiggallen lebt, doch sind diese Gallen durch ihren Fraß selbst hervorgerufen und nicht durch die Larve von S. populnea. ^) Eggers dagegen fand auch an Salix caprea Gallen von pupulnea, so daß vielleicht nur bei gewissen Weidenarten (Czech nennt Salix alba und fragilis) die Gallen unterbleiben. II. Laubholz -Bockkäfer. 263 Die Generation ist zweijährig (Nitsche, Boas, Baer, Scheidter). Nach Baer (in Escherich und Baer 1908) erreichen die Larven am Ende des ersten Fraßjahres eine Länge von 4 — 9 mm, im Juli des zweiten Jahres 13 — 14 mm, also noch keineswegs ihre volle Größe. — Nach Boas und Baer hat der Aspenbock seine bestimmten Flugjahre, die bei uns (wenigstens in einem großen Teil Deutschlands) in die Jahre mit geraden Zahlen fallen, also 1910, ig 12, 19 14 usw. Dies gilt für Sachsen, wohl für ganz Mitteldeutschland, ferner für Bayern (Scheidter), für Holland usw., während in Schweden die Flugjahre in die Jahre mit ungerader Zahl, also 191 1, 191 3, 19 15 usw. fallen. In den Zwischenjahren fehlen die Käfer und auch die Hufeisen, die auf einen frischen Belag schließen lassen, fast vollkommen. Der Aspenbock ist überall, wo Aspen vorkommen, eine häufige Er- scheinung; mancherorts tritt er so zahlreich auf, daß jeder Zweig von seinen Larven besetzt ist, ja an manchen Zweigen eine Eiablage neben der anderen vorkommt, so daß sich die Hufeisen berühren. Seine Häufigkeit würde noch eine viel größere sein, wenn nicht ein großer Prozentsatz der Nachkommen jeder Generation zugrunde gingen. Schon viele der abgelegten Eier gehen dadurch zugrunde, daß die Bildung des Wuchergewebes ausbleibt (siehe oben), oder dadurch, daß das Wuchergewebe so schnell um sich greift, daß es das Ei erreicht, bevor die Larve ausgekommen ist und dann dasselbe einfach erdrosselt. In der gleichen Weise gehen auch noch zahlreiche aus dem Ei geschlüpfte Larven zugrunde, indem sie mit dem rascher wachsenden Wuchergewebe nicht fertig werden und von demselben überwachsen werden. Zu diesen Vernichtungsfaktoren kommen noch zahlreiche natürliche Feinde. Vor allem der große Buntspecht, der nach Baer (1913) „wohl das Hauptgegengewicht gegen den Aspenbock darstellt". Mancherorts findet man kaum eine Galle (Abb. 132 E), die nicht von ihm aufgehackt wird.i) Außerdem werden die Larven auch noch von einer ganzen Reihe von Parasiten befallen: Von Tachinen nennt Baer (192 1) folgende Arten: Masicera silvatiea Fall., Dionaea nitidula Mg., Pelatachina tibialis Fall, Billaea irrorata Mg., Sarcophaga albiceps Mg.^) ') „Bewundernswert ist auch hier wieder, daß die Spechte an einem mit zahlreichen Gallen besetzten Zweig ausschließlich jene Gallen aufhacken, in denen sich noch eine Larve befindet, während sie alle Gallen übergehen, in denen die Larven aus irgend welchem Grunde zugrunde gegangen sind" (Scheidter). *j Über den Parasitismns der Sarcophaga berichtet Kleine (1910) eingehender. Die vivipare Fliege bringt die neugeborene Larve wahrscheinlich in das Kotloch (durch welches die Bockkäferlarve ihr Bohrmehl usw. nach außen schafft), von wo aus die Made wohl aktiv ihr Opfer aufsucht. Vermutlich geschieht der Befall erst im zweiten Fraßjahr, wenn die Käferlarve schon ziemlich groß ist und zwar, wie sich aus den Schlupfdaten ergibt, frühzeitig im Jahre (im März, April). Nach Scheidters Beobachtungen, die Kleine mitteilt, sucht „sich die Fliegen- made, sobald sie sich aus der Kärferlarve herausgefressen hat, Luft zu machen, bezw. für die spätere Imago den Weg herzustellen". „Zu diesem Zwecke reinigt sie den ganzen Gang bis zum Kotloch und schafft alles im Gange befindliche Bohrmehl hinter sich in den zentralen Gang, bezw. einiges auch durch das Auswurfsloch nach außen. Dann setzt sie sich im zentralen Gange mit dem Kopfe nach abwärts gerichtet zur Ruhe und wird zum Tönnchen." Kleine fand das Tönnchen auch im peripheren Gang unmittelbar hinter der Haut der Wirtslarve. _ ,,__A«ii 2 54 Coleoptera. — 6. Familienreihe: Phytophaga. Von Ichneumon führt Scheidter (nach Ruschka) folgende als Pnmärparasiten an: Ichneumoniden — Xylophurus lancifer Grav., Br achycentrus brachycentrKS Grav.. Eclithrus mibeculatus Grav. und populneus Gir. , Lycorina trianguliphera Holmg., Pimpla alternans Grav., Ephialtes carbonarius Grav., continuus Ratz , extensor L., keteropus Thoms , insignis Hab., häe/pes Thoms., manifestator 'L., populneus Rtz , tuberculatus Fon.; Braco- niden— Atanyeolus denigrator L., bracon multiarticulatus Rtz.; Chaicididen — Torijnius quercinus Boh., Hahrocytiia ienuicornis Forst., Entedoti chalybaeus Ratz. (Außerdem noch mehrere ^ Hyperparasiten.) Also ein ganz gewaltiges Heer von Feinden! Durch deren Tätigkeit, sowie durch die vorhergenannten Umstände gehen von den Nachkommen innerhalb der zwei Jahre während der Entwicklung eine große Zahl von Individuen zu- grunde. Scheidter schätzt den Abgang auf nicht weniger als 90 7o. so daß also nur lo^o ^^^^^ gelegten Eier sich zum fertigen Käfer entwickeln. ForstlicheBedeutung. — Auf freien exponierten Lagen kommt der Aspen - bock, wie schon oben gesagt, mitunter so häufig vor, daß kein Aspenstämmchen von ihm verschont ist und vielfach ganze Reihen von Gallen an einem Stämm- chen oder einem Zweig zu finden sind. Bei solch starkem Befall gehen die Pflanzen ein. Die schwächer besetzten überdauern in der Regel die Ver- wundung, doch zeigen sie noch lange kümmernden und krüppelhaften Wuchs^ wenn auch das Flugloch und die noch weit schlimmeren Spechtverwundungen mit der Zeit überwallen. Solche Stämmchen oder Wurzelbrutschößlinge können aber keine gesunden Bäume mehr geben und es ist daher der Fraß des Aspen- bockes (wie der seines Verwandten, des großen Pappelbockes) eine der Ursachen,, warum es uns so schwer fällt, in Mitteldeutschland ältere gesunde Aspen zu er- ziehen. Auch in Weidenkulturen kann S. populnea bei Massenvermehrung schäd- lich werden. Wenn auch die Ruten nicht absterben, so werden viele derselben unbrauchbar, weil sie an den Stellen, an denen sich die Gänge befinden, bei der Verarbeitung leicht abbrechen. Der Aspenbock kann also zu den merklich schädlichen Forstinsekten gerechnet werden.^) Erkennung und Bekämpfung. — Die Erkennung des Befalls ist leicht, da die Anschwellungen der Zweige uns ein deutliches Merkmal an die Hand geben. Eine Verwechslung ist höchstens mit der oben angeführten Sesien-Zweig- galle möglich; doch abgesehen, daß diese eine seltene Erscheinung ist (da die genannte Sesie normalerweise in stärkerem Material lebt), läßt die überaus charak- teristische Form der Fraßgänge des Aspenbockes im Inneren der Galle keinen Zweifel über den Urheber aufkommen. Seine Bekämpfung kann an jungen Stämmen und Stockausschlägen dort, wo sie überhaupt nötig wird, dadurch erfolgen, daß man die Gallen vor dem Ausschlüpfen der Käfer abschneidet und verbrennt. Bei stärkerem Befall emp- fiehlt sich das Abschneiden der ganzen Pflanzen über dem Erdboden, die dann wieder einen Ausschlag erzeugen und die unbeschädigten Pflanzen in kurzer Zeit einholen. Auch könnte man den Käfer zur Flugzeit von den Stämmchen ab- schütteln und sammeln lassen. Scheidter erzielte auch mit Zerquetschen des 1) Wo das Aspengebüsch dagegen eher als Forstunkraut betrachtet wird, ist der Käfer ils gleichgültig, ja unter Umständen als nützlich anzusehen. II . Laubholz - Bockkäfer. 265 Eies oder der jungen Larve durch starkes Aufdrücken mit einem harten Gegen- stand auf die Hufeisen gute Erfolge. In Aspenholz leben noch verschiedene andere verwandte Arten, wie Saperda perforata Fall. (Abb. 130 C.) und octoputictata Scop., die (umgekehrt wie populnea) auf hellem Grunde dunkle Flecken Zeichnung besitzen (perforata: Flügeldecken gelbgrün tomentiert mit schwarzer Schulterlinie und je 5 runden schwarzen Makeln; octopunctata: grün, ohne Schulterlinie, mit je 4 punktförmigen Flecken). In der forstlichen Literatur sind diese schönen Bocke bisher nicht erwähnt; da sie jedoch in Revieren mit reichlichem Aspenvorkommen mancherorts durchaus nicht Abb. 133. Larvengang (A) und Hakengang (B) mit Puppenwiege von Saperda perforata Pall. in Aspe. Die Eingangsröhre ist mit einer dicken Lage von Nagespänen verstopft. — Original. selten auftreten, so halte ich einen kurzen Hinweis hier für angebracht, zumal über ihre Lebens- weise noch sehr wenig bekannt ist und ein näherer Aufschluß hierüber sehr erwünscht wäre. Beide Käferarten beobachtete ich in Polen (im Bialowieser Urwald) anfangs August 19 16 garnicht selten an gefällten Aspen, v. Heyden zog perforata ,,in Mengen aus Aspenholz" (Nördlinger). Über den Larvenfraß von S. perforata gehen eine Reihe Fraßstücke (Abb. 133) der hiesigen Sammlung Aufschluß : Die Larvengänge verlaufen in etwa armsdicken Stangen zunächst unter der Rinde nach typischer Bockkäferart und dringen dann in einem mehr oder weniger großen Hakengang verschieden weit, mitunter sehr tief ins Holz ein, um in der Puppenwiege zu endigen. Die Zugangsröhre zur Puppenwiege ist stets mit einem Pfropf aus Nagespänen fest verschlossen. Der Käfer nagt sich durch ein annähernd kreisrundes Flugloch noch außen. 266 Coleopteia. — 6. Familienreihe: Phytophaga. Oberea oeulata L. Rothalsiger Weidenbock. Imago: Der schmale langgestreckte parallelseitige Bockkäfer (Abb. 130B) ist an seiner Färbung sofort zu erkennen: Flügeldecken grünfarbig grau, Halsschild und Beine gelbrot, ersteres mit zwei kleinen schwarzen Makeln (s. S. 220). Larve: Nach dem Lamiinen-Typus gebaut, sehr schmalköpfig, gänzlich äugen- und fußlos. Jeder Laufwulst mit zwei schmalen geschwungenen Querbinden von feinen rötlichen Chitin- spitzchen, von denen die vordere in der Mitte unterbrochen ist. Länge 25 — 30 mm. l''"^.^%Der „rothalsige Weidenbock" nimmt vornehm- lich Weiden an und zwar werden besonders Sa/zx caprea L., babylonica L., alba L. (Perris L. 1877), viminalis L. und daphnoides Vill. (Altum) bevorzugt. Er fliegt zur Sommerszeit, im Juni und Juli und be- legt gesunde Weidentriebe an von ihm angenagten Rindenstellen mit einzelnen Eiern. Die Larve dringt nach einer kleinen Plätzung, ohne aber sich lange im Splint aufzuhalten, in das Innere des Holzes und macht hier, gewöhnlich aufwärts, selten abwärts fressend, einen bis 30 cm langen und 3 — 4 cm breiten, fast drehrunden Gang (Abb. 134). Zuerst werden an der Einbohrstelle frische, später vertrocknete Nagespäne ausgestoßen, während die zuletzt abgenagten einfach in der Röhre verbleiben und dieselbe verstopfen. Am Ende des Fraßganges erweitert sie ihren Raum zur Puppenwiege und frißt seitlich bis zur Rinde, wo- selbst der Kopf der Larve und später der Puppe sich befindet. Der Käfer nagt sich im Juli durch ein kreisrundes Flugloch nach außen durch. Die Gene- ration ist einjährig. Der Fraß kann unter Umständen ernstlich schädlich werden. So fand Altum in den Weiden- anlagen des Eberswalder Stadtbruches die Stecklinge in großer Zahl zerstört. Die freien Enden der be- fallenen Triebe sterben oberhalb der Puppenwiege ab und knicken meist auch daselbst um. Der untere, den Markröhrenfraß enthaltende Teil ist als etwa für Stecklinge zu benutzendes Material ebenfalls entwertet. Eine Abwehr des Käfers ist nur durch Ab- schneiden und Verbrennen der befallenen Ruten mög- lich. Als Vorbeugungsmaßregel gegen Angriffe empfiehlt Altum bei Neuanlage von Weidenhegern möglichst tiefes Einsetzen der Stecklinge und Über- erden von deren Spitzen, wodurch die Eiablage ver- hindert wird. — Abb. 134. Larvengang (Markröhrenfraß) von Oberea oeulata L. in Weide. Original. n Oberea linearis L. Haselbock. Das schwarze Haselböckchen (Abb. 130D), das an seinen gelben Beinen und Tastern leicht zu erkennen ist (Larve ähnlich der des Weidenbockes, aber kleiner, nur 20 mm lang, vgl. Abb. loi e), ist schon von Ratzeburg in die Forstentomologie eingeführt und auch von verschiedenen späteren Forschern beobachtet und beschrieben worden, am eingehendsten von Eckstein (1892). II. Laubholz« Bockkäfer. 267 Seine Hauptfraßpflanze ist die Haselnuß (Corylus avellana L. und cohirna L.), doch ist es verschiedentlich auch an anderen Pflanzen festgestellt worden, so an Hainbuche, Erle, Korkrüster (Altum und Eckstein), an der gemeinen Hopfenbuche Osttya carponifolia Scop. (Taschenberg 1. c), an Nußbaum {Strohmeyer 1906). Die Lebensweise gestaltet sich nach Eckstein (1892) folgendermaßen: „Die Flugzeit fällt in die Monate Mai, Juni; der Käfer sitzt um diese Zeit meist an der Unterseite der Blätter. Das Weibchen legt etwa anfangs Juni ein Ei an die Basis des im Vorjahre entstandenen Triebes. Die junge Larve frißt zunächst unter der Rinde einen kleinen Fraßplatz. Infolgedessen bräunt sich hier die Rinde, stirbt ab und sinkt beim völligen Vertrockenen etwas ein. In- zwischen hat die Larve ihren Fraß fortgesetzt und ist am oberen Ende der Plätzestelle aufwärts strebend in das Holz eingetreten. Dort nagt sie weiter, ihren hellgefärbten Kot und das feine Nagsei nach hinten schaffend. Diese Teile treten unter die vertrocknete Rinde, sprengen diese am Rande ab und heben sie als oben fest hängende Schuppe etwas auf, um dann an deren Unterseite hervorzuquellen. So ist es wenigstens an der Hainbuche die Regel. An der Hasel wurde die unterhöhlte und eingesunkene rotbraun gewordene Rinde rings- um nicht immer abgesprengt; dann fand sich aber, etwas unter ihrer Mitte, ein rundes Loch, so fein, daß es wohl zum Eindringen der Larve hätte dienen können, aber nur einzelne Kotteilchen austreten läßt. Das Lostrennen der braunen Rinden- stelle kann unter Umständen, wenigstens bei der Hainbuche, wohl auch durch die ausheilende Wunde des nun wuchernden Splintes herbeigeführt werden." „Die Larve wendet sich, die seitherige schief aufsteigende Richtung ihres winzigen Ganges verlassend, plötzlich nach der Seite, um in scharf gezogenem, den Zweig über die Hälfte umklammerndem Gang diesen zu ringeln und da- durch seinen Lebensfaden abzuschneiden." i) ,,Dieser von ihr in der ersten Jugend ausgeführte Fraß tötet den Zweig allmählich, indem er die normale Saftzirkulation verhindert. Dadurch ist der Zweig in einen Zustand des langsamen Absterbens versetzt, der mit dem weiteren Leben und der Entwicklung der Larve in Zusammenhang steht, insofern, daß diese die Fähigkeit besitzt, sich nur in einem solchen Zweig bis zu ihrer Über- winterung zu ernähren. Ist dieser Ringfraß bis zu einem jener unterplätzten Stelle gegenüberliegenden Punkt oder etwas darüber hinaus fortgeführt und in seinem ganzen Verlauf mit Bohrmehl vollgepfropft, dann wendet sich die Larve wieder aufwärts und frißt einen die Rinde bis unter das dünnste Oberhäutchen und einen Teil des Splintes zerstörenden Gang, dessen Stärke wohl ein Viertel des Zweigdurchmessers ausmacht. Äußerlich kennzeichnet sich diese Stelle an der Hasel durch eine oft leuchtende, mindestens aber helle Rotfärbung. Weiter oberhalb wendet sich die Larve etwas tiefer in das Holz, um dann sich gerade umkehrend wieder nach unten zu fressen. Nun verläuft der Fraßkanal genau in der Achse des Zweiges, hier oder dort mit dem aufsteigenden Fraß ver- schmelzend, oder eine oft nur dünne, vielleicht auch stärkere Wand stehen 1) Nach Nielsen (1903) geschieht das Ringeln durch das 5i das, nachdem es mit seiner Legeröhre ein Loch in die Rinde gebohrt und das Ei durch dasselbe zwischen Rinde und Holz nach aufwärts geschoben, eine kurze Strecke auf dem Trieb emporkriecht und Rinde und Holz ringförmig durchbeißt. Bisweilen konnte Nielsen auch geringelte Triebe finden ohne Eier — ein Gegenstück zu den Befunden Scheidters von eilosen „Hufeisen" von Saperda populnea (s. oben S. 261). — In Amerika gibt es noch verschiedene „Zweig-Ringler'' unter den Böcken, und speziell den Lamiinen, wie z. B. Oncoderes cinyulatus Say., der den Zweig unterhalb der Eiablagestelle ringelt, so daß die Larve in dem abgefallenen Aststück die Ent- wicklung durchmacht. 268 Coleoptera. — 6. Familienreihe: Phytophaga. lassend und enthält wenig, aber sehr feines Bohrmehl, Im Spätherbste hört er meist eine kleine Strecke unterhalb der Ringelstelle auf. Kopfabwärts sitzend überwintert hier die gelbliche Larve, welche bei beginnendem Frühjahr sich noch tiefer in den nun im dritten Jahre stehenden Zweig einzubohren beginnt. Der Käfer bohrt sich im dritten Kalenderjahr durch ein kreisrundes Flugloch nach außen (also zweijährige Generation!). Aus den ausführlichen Angaben Ecksteins geht hervor, daß die Larve zuerst aufwärts und dann erst abwärts frißt — im Gegensatz zu den älteren Angaben, die lediglich von einem abwärts gerichteten Fraß berichten; und daß ferner das rasche Absterben der peripheren Zweigpartien hauptsächlich durch das „Ringeln" und nicht durch den Markröhrenfraß allein verursacht wird. Wo der Käfer zahlreich auftritt, kann durch reichliche Triebzerstörungen empfindlicher Schaden verursacht werden. Nach Strohmeyer (1906) ist der Haselbock im Straßburger Wald in Walnuß- Heistern schwer schädigend und geradezu vernichtend aufgetreten (der Bock ist dort von Hasel, die sich in Mengen als Schutzholz in den Walnußkulturen befinden, auf Walnuß übergegangen). Abschneiden und Verbrennen der befallenen welken Zweige ist das einzige Abwehrmittel. B. In abgestorbenem, saftarmen oder trockenem Holze. Von den zahlreichen im abgestorbenen Laubholz lebenden Böcken erwähne ich nur einige wenige, die sich als technisch schädlich oder wenigstens lästig er- weisen oder die durch ihr Auftreten dem Forstmann besonders auffallen: Z'^/ Gracilia minuta F. (Syn.: Callidium [Graa'h'a] pygmaeum Fb.) Imago: Ein kleines (4 — 6 mm) schmales, braun gefärbtes Böckchen (siehe oben S. 217). Larve nach dem Cerambycinen-Typus gebaut, schlank und weiß, sparsam behaart, mit nicht ganz kurzen Fühlern, jederseits mit einem, nach Schiödte aus fünf Einzelaugen bestehenden Punktaugenflecke, sehr kurzen Beinen und in der Mitte geteilten, fein genetzten Laufwülsten. Länge 6 — 7 mm. G. minuta F. ist polyphag, doch scheint es bei uns hauptsächlich Birke und Weide, in Frankreich die Edelkastanie zu bewohnen, kommt aber auch in Eiche, Buche, Hainbuche, Weißdorn, Pfaffenhütchen, Rose und Brombeere vor. Das Weibchen belegt die Basis der Astansätze mit einer Reihe von Eiern, und die auskommenden Larven fressen nun bald nach unten, bald nach oben in Rinde und Holz, bei ihrem späteren Wachstum hauptsächlich in letzterem, tiefe, scharfe, allmählich sich verbreiternde, anfangs parallel verlaufende, später unregelmäßig gekrümmte Längsgänge. Nach Vollendung des Wachstums wenden sie sich von der Richtung ihres Ganges nur so weit ab, daß sie schräg in das Innere des Holzes dringen und hier eine Puppenv.'iege mit ovalem Eingange nagen, aus welcher dann das Insekt durch ein gleichfalls ovales Flugloch sich befreit. Die Generation scheint zweijährig, vielleicht sogar mehrjährig zu sein. Da nur bereits abgestorbene oder eingeschlagene Stangen mit Eiern belegt werden, so kann von einem physiologischen Schaden nicht die Rede sein. Der technische Schaden dagegen kann recht namhaft werden, wenn nämlich zu Faßreifen verwendetes Material angegriffen wird. Die Faßreifen werden dann häufig so geschwächt, daß sie platzen oder wenigstens ersetzt werden müssen. Diese Tiere sind daher namentlich in Frankreich, wo besonders Edelkastanien- reifen zu Weinfässern verwendet werden, von den Weinbauern und -händlern sehr gefürchtet, und es ist oft vorgekommen, daß infolge durch sie verdorbener Reifen Fässer während der Gärung gesprungen sind. Als Vorbeugungsmittel wird von Perris die Lagerung der Fässer in völlig dunklen Kellern empfohlen. II. Laubholz - Bockkäfer. 269 Auch durch Zerstörung von berindeten Weidenruten und namentlich der aus solchen hergestellten Körbe kann das kleine Böckchen recht unangenehm und schädlich werden.^) Hier kann nur ein radikales Vernichten (Verbrennen) der befallenen Körbe einem weiteren Umsichgreifen der Zerstörung Einhalt tun. — Gattung Callidium F. (Laubholzarten). Von den Laubholz -Callidien seien hier folgende genannt: Callidünn san- guineum L., testaceiwi L. (= variabile L.) und lividtim Rossi. Bezüglich der Be- schreibung der Arten siehe Tabelle S. 217 und Abb. 103 g. Die genannten drei Arten, zu denen sich zuweilen auch noch Call, violaceum L. und ae?ieum Deg. gesellen (siehe oben S. 239), leben in abgestorbenem berindetem Laubholz, vornehmlich Eiche, Buche, Hain- buche, Edelkastanie usw. In den Vor- räten des Drechslers und Stellmachers, ebenso in Holz- und Fraßstücksammlungen finden sie sich oft in ungeheuerer Menge. Der Ernährungsfraß der Larven besteht in flachen, geschlängelten, Rinde und Holz furchenden und mit Nagemehl vollgestopften Gängen. Die fast ausgewachsene Larve geht durch eine längsgestellte ovale Öffnung in das Holz, um sich hier, gewöhnlich in einem 3 — 6 cm langen hakenartig herabgebogenen Puppenwiegengang („Hakengang'') zu ver- puppen (Abb. 135). Da die Hakengänge gewöhnlich nicht sehr tief ins Holz dringen, so ist der Schaden nicht allzu beträchtlich. Immerhin haben die oben genannten Gewerbe und vor allem auch die Sammlungen unter Callidium- Fraß manch- mal empfindlich zu leiden. C. lividum ent- wickelt sich in Südfrankreich häufig in den abgeschnittenen Ästen von Edelkastanien, die dort zu Reifen für Weinfässer benutzt werden, und schadet dadurch in gleicher Weise wie die oben besprochenen Gracilia minuta F. :iU. r\ Abb. 135. Larvenfraß von Callidium testa- ceum L. in Buchenholz. Rechts Haken- gang mit Puppenwiege im Holz. — N. Rhagium mordax Deg. und sycophanta Schrak. Die beiden Laubholz -Rhagien haben eine ziemlich übereinstimmende Zeichnung: Flügeldecken mit dicht gedrängten graugelben Tomentflecken und mit zwei rot- gelben Querbinden (bei mordax befindet sich zwischen diesen nach außen ein großer schwarzer unbehaarter Fleck, der bei sycophaiita fehlt). Über die Larven siehe oben bei den Nadelholz- Rhagien (S. 241). Bezüglich der Lebensweise verhalten sich die Laubholz-Arten wie die oben beschriebenen Nadelholz-Arten, d. h. die Larven fressen ihre Ernährungsgänge in alten Stöcken oder Stämmen zwischen Rinde und Splint und machen hier ') In Südeuropa beteiligt sich an der Zerstörung der Weidenkörbe noch ein anderes kleines, ebenfalls braunes Böckchen, Leptidea brevipcnnis Muls. (Perris). 270 Coleoptera. — 6. Familienreihe: Phytophaga. auch ihre Verpuppurg in nestartigen Puppenwiegen durch. Forstlich kommt ihnen wohl keine Bedeutung zu (so wenig wie den Nadelholz-Rhagien); sie stellen lediglich „auffallende" oder „täuschende" Forstinsekten dar. — Allerdings berichtet Smits van Bürgst (Nuttige en schädelijke Insekten 1908 S. 181) von einem scheinbar primären Vorkommen der Larve von Rh. sycophanta in einer 70jährigen Eiche; doch bedarf diese Angabe noch der Bestätigung. Literatur über Cerambyciden. Ahlemann, 1863, Der Insektenfraß in der Oberförsterei Gittstatt. — In: Grunerts forstl. Bl.. Heft 6, S. 89. AI tum, 1875, Ceraynbyx fascicularis nach einem Heibststurme. — Li : Z. f. F. u. J. VII, S. 126, — — 1884, Wipfeldürre der Kiefernüberst.=inder. — In: Z. f. F. u. J. XVI, S. 21. Baer, W., 1908, Die Flugjahre von Saperda populnea L. usw. — In: Escherich und Baer, Thar^-.ndter Zoologische Miszellen. Erste Reihe. N. Z. f. ¥. u. 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Die Tarsen bestehen aus 4 Gliedern, von denen die drei ersten gewöhnlich stark herzförmig verbreitert sind. Es gibt unter den Blatt- käfern allerdings auch langgestreckte Formen mit langen Beinen und längeren Fühlern, die in ihrem ganzen Habitus sehr an die Bockkäfer erinnern. Doch sind diese Formen stark in der Minderheit und nur auf einige Gattungen beschränkt; sie stellen gewissermaßen den Übergang zwischen den Böcken und den typischen Blattkäfern dar. Die Färbung der Blatt- käfer ist gewöhnlich lebhaft, rot, gelb oder metallisch grün oder blau, oftmals mit ausgesprochenen Binden oder Fleckenzeichnung. Auch die Larven der Chrysomeliden (Abb 136 A) sind, da sie frei leben, im Gegensatz zu denen der Bockkäfer, meist lebhaft gefärbt und gewöhnlich mit Warzen aller Art besetzt; auch besitzen sie kräftige Beine. Sie sind meist lanzettförmig gestaltet, mit stark gewölbter Ober- seite. Kopf klein, in der Mitte flach oder vertieft, an den Seiten gewölbt, mit deutlichen Ocellen hinter den kleinen dreigliedrigen Fühlern. Oberkiefer ziemlich schwach, oben gewölbt, gezähnelt, Unterkiefer mit deutlich gesonderter, kurzer, innen ausgehöhlter bewimperter Lade und 4gliedrigen Tastern. Unterlippe mit 2gliedrigen Tastern. Manche Larven verfertigen sich aus ihrem Kot ein Larvengehäuse, das sie mit sich herumtragen. Die Käfer trifit man oft in großer Individuenzahl auf Blättern aller Art, besonders von Krautgewächsen, seltener auf Nadeln. Sie nähren sich von der Substanz der Blätter, in die sie Löcher oder Scharten fressen. Das $ legt ver- schiedene gestaltete und oft lebhaft gefärbte Eier gewöhnlich frei und in größeren Partien (meist einschichtigen Platten) an der Nährpfianze ab. Die Zahl der Eier ist meist sehr groß und geht bis 1000 und mehr. Einige Arten sind ovovivipar, A B Abb. 136. Larve (A) und Puppe (B) eines Blattkäfers (Melasoma populi L.). — Original. (Phot. Scheidter.) 2^2 Coleoptera, — 6. Familienieihe ; Phytophaga. d. h. sie legen ihre Eier in einem so vorgeschrittenen Stadium ab, daß unmittelbar nach oder auch während der Eiablage die Larven auskriechen. Die Larven leben in der Mehrzahl ebenso wie die Imagines frei auf der Nährpflanze und skelettieren die Blätter, oft so weit, daß nur noch die Rippen übrig bleiben. Manche bohren sich auch in das Pflanzengewebe ein und minieren in den Stengeln oder in den Blättern. (Eine ganz besondere Stellung nehmen die Donacia- kxi&a. ein, die sich unter Wasser entwickeln : sie leben frei an den Wurzeln, Stengeln oder Blättern von Wasserpflanzen, wobei sie ihre Atemluft mit Hilfe von 2 langen Afterdornen aus den Interzellularräumen der Pflanze holen.) Die Entwicklung geht meist in kurzer Zeit (einigen Wochen) vor sich, so daß mehrere Generationen (2 — 4) in einem Jahr aufeinander folgen können. Nur wenige Arten brauchen länger als i Jahr zur Entwicklung und haben eine zwei bis dreijährige Generation. Die Verpuppung findet entweder an der Nährpflanze oder im Boden statt; im ersteren Falle befestigt sich die ausgewachsene Larve mit der Hinterleibsspitze an dem Blatt usw., so daß die Puppe, die ähn- lich wie die Larve gefärbt ist, mit dem Kopf nach unten gerichtet an der Pflanze hängt (Abb. 136 B). Die Überwinterung geschieht meist im Imagostadium im Boden, unter Laub usw. Bisweilen suchen sich die Käfer besondere Plätze (mitunter an anderen Pflanzen) auf, wo sie den Winter über zubringen („Überwinterungswanderung"). Wirtschaftlich spielen die Blattkäfer in der Landwirtschaft, besonders im Gartenbau (Gemüse usw.) eine nicht geringe Rolle. Sie können ausgedehnte Kulturen vollkommen vernichten, da sie oft in ungeheueren Mengen auttreten und sich sowohl als Imagines als auch als Larve an dem Fraß beteiligen, wodurch die Pflanzen ihres Blattgrüns völlig beraubt werden können. Die forstliche Bedeutung der Blattkäfer tritt gegenüber der landwirtschaftlichen wesentlich zurück. Der Hauptschaden im Forstbetrieb betrifft die Weidenheger, die oft schwer heimgesucht werden von verschiedenen Blattkäferarten. Auch die Eichenkulturen können von einer Blattkäferart mitunter arg mitgenommen und zum Absterben ge- bracht werden. Die übrigen im folgenden genannten Chrysomeliden sind (bei uns wenigstens) höchstens zu den „merklich schädlichen" Forstinsekten zu rechnen. Die Bekämpfung der Chrysomeliden beschränkt sich in der Hauptsache auf Abfangen der Larven und Käfer oder Vernichten derselben mittels Gift- flüssigkeit. Systematische Übersicht. Die Blattkäfer lassen sich in 5 gut charakterisierte Unterfamilien einteilen: 1. Kopf vorgestreckt, hinter den Augen oder hinter den kurzen Schläfen eingeschnürt, Halsschild viel schmäler als die Basis der Flügeldecken und an den Seiten ohne Randkante. Körpergestalt gestreckt, mehr oder weniger an die Gestalt der Bockkäfer erinnernd (Abb. 137 A) Unterfamilie Eupodae — Kopf bis zu den Augen in den Halsschild eingezogen oder von letzterem be- deckt, Halsschild so breit oder nur wenig schmäler als die Flügeldecken, die Seiten meist gerandet. Körper walzenförmig, rund oder oval 2 2. Körper walzenförmig (zylindrisch), vorn und hinten abgestutzt, Pygidmm groß, nach unten gebogen und meist unbedeckt (Abb. 137B u C) . Unterfamilie Gamptosomata — Körper rund oder oval, Pygidium klein, nach hinten gerichtet und meist von den Plügeldecken bedeckt 3 Blattkäfer. — Systematische Übersicht. 27^ 3. Fühlerwurzeln weit voneinander getrennt, auf der Stirne über der Basis der Mandibeln eingefügt. (Abb. 137 D — H) Unterfamilie Cyclicu — Fühlerwurzeln stark genähert, auf der Stirne zwischen den Augen eingefügt . 4 4. Kopf vorgestreckt oder senkrecht abfallend, der Mund nach unten gerichtet und von der Vorderbrust nicht bedeckt. Oberseite stets ohne Stacheln. Die Seiten des Halsschildes und der Flügeldecken niemals dachartig verbreitert (Abb. 137 J—L) Unterfamilie Qalerucinae — Kopf stets zum größten Teil nach unten und hinten gerichtet (der Mund von oben nicht sichtbar), bis zum Munde vom Vorderrand der Vorderbrust bedeckt. Oberseite entweder mit Stacheln bedeckt oder die Seitenränder des Halsschildes und der Flügeldecken dachartig verbreitert, so daß der Körper ein schildkröten- artiges Aussehen erhält (Abb. 137 M) . Unterfamilie Cryptostonia Unterfamilie Eupodae. Die Hauptgattungen der Eupodae sind : Donacia F. und Crioceris Geoffr. — Die Gattung Donaeia, deren Arten noch so bockkäferähnlich sind, daß man sie früher geradezu als solche angesehen und in die Gattungen Rhagiiim und Leptura eingestellt hat, ist wirtschaftlich ohne Bedeutung. Die Larven leben unter Wasser von Wasserpflanzen. Die Gattung Crioceris Geoffr. (mit den Untergattungen Lema Lac, Lilioceris Rttr.) enthält wesentlich kleinere Arten von meist bunter Färbung (blau, rot oder gelb, vielfach mit dunklerer Zeichnung), die in ihrem Körperbau schon mehr blattkäferartig (Abb. 137 A) sind. Die Imagines sowohl wie die Larven, die sich durch eine Kotdecke schützen, leben an den Blättern lilienartiger Gewächse (Lilie, Spargel) oder an Gräsern (auch Getreide), die sie ganz kahl fressen und dadurch stark beschädigen können. Landwirtschaftlich oft sehr schädlich. Forstlich indifferent. Unterfamilie Camptosomata. Die durch den walzenförmigen, vorn und hinten abgestutzten Körper gut gekennzeichnete Unterfamilie (Abb. 137 B u. C) enthält zahlreiche Arten, die sich hauptsächlich auf 2 Gattungen (Glytra Laich, und Cryptocephalus Geoffr.) verteilen. Trotzdem eine ganze Reihe von Arten auf Forstgewächsen (besonders auf Weiden, Birken, Eichen) leben, so ist doch nur eine Art forstlich beachtenswert, nämlich der auf Kiefer fressende Cryptocephalus pini L. (Abb. 137 C). Ihren Namen verdankt die Unterfamilie den Larven, die mit ihrem bauchwärts ein- gekrümmten Hinterleib in einem mehr oder weniger festen, aus Kot gebautem Gehäuse sitzen, welches sie, Kopf und Brust hervorstreckend, mit sich herumschleppen. Unterfamilie Cyclica. Durch die rundliche oder ovale Körperform und die weit voneinander getrennten Fühler gut charakterisiert. Sie enthält zahlreiche Arten und Gattungen, die wieder in eine Reihe Gattungsgruppen eingeteilt werden. Die Hauptgattung ist Chrysomela L., die aber keine forstlich beachtlichen Formen enthält. Für uns kommen nur die Gattungen Melasoma Steph., Phyto- decta Kirby, Plagiodera Er. und Phyllodecta Kirby in Betracht, von denen folgende haupt- sächlich auf Pappeln und Weiden vorkommenden Arten erwähnt seien: 'i. Flügeldecken verworren punktiert (Gattungsgruppe Entomoscelitia) .... 2 — — mit Punktstreifen oder Punktreihen {Prasocurina) 7 2. Körper rund, flachgewölbt, Halsschild wenig schmäler als die Basis der Flügel- decken. Oberseite einfarbig blau oder grün. Kleine Art 272 — 4 V2 '"™- ^^' mein auf Weiden und Pappeln (Abb. 137 E) Plagiodera versicolora Laich. — Körper länglich oval, Halsschild wesentlich schmäler als die Basis der Flügel- decken. Größere Formen (6 — 12 mm) (Gattung Melasoma Steph.) .... 3 3. Flügeldecken einfarbig rot (ohne Fleckenzeichnung) 4 — Flügeldecken einfarbig metallisch, oder hell (gelb oder rot) mit zahlreichen dunklen Flecken 6 4. Flügeldecken an der Spitze geschwärzt. Länge 10 — 12 mm. Auf Pappeln und Weiden gemein Melasoma populi L. — Flügeldecken an der Spitze nicht geschwärzt 5 5. Halsschild von der Basis nach der Spitze zu gerundet verengt, nicht ganz parallel, doppelt so breit als lang, die Seiten vor der Basis nicht ausgeschweift. Länge 6—9 mm. Lebensweise wie der vorige Melasoma salieeti Wse. (= tremidae Suffr. nee F.!) Escherich, Forstinsekten. 11. Bd. 18 ^1\ Coleoptera. — 6. Familienreihe ; Phytophaga. K M Abb. 137. Verschiedene Chiysomeliden. A Crioceris asparagi L, B Clytra laeviuscula L., C Cryptocephalus pini L., D Melasoma vigintipunctata L., E Plagiodera versicolora Laich., F Phyllo- decta vulgatissima L.. G Phyllodecta vitellinae L., HPhytodecta viminalis L., J Luperus pinicola Dft., K Haltica quercetorum Foudr., L Agelastica alni L., M Cassida nebulosa L. Vergr. — Original. Blattkäfer. — Systematische Übersicht. '>'7K — Halsschild bis gegen die Spitze parallel, die Seiten vor der Basis schwach ausgeschweift. 6— 9 mm. Lebt wie die beiden vorigen .... Melasotna tremulae F. (= longicoUis Suffr.) 6. Flügeldecken wie der ganze übrige Körper metallisch grün oder blau oder kupferrot. Oberseite dicht und fein punktiert. 6—9 mm. Auf Erle gemein. Melasoma aeneu L. — Flügeldecken strohgelb, die Naht und 10 Punkte auf jeder Flügeldecke schwarz (Abb. 137 Dj. 6— 9 mm. Auf Weiden, bisweilen sehr häufig Melasoma viginfipunctata l.. (Eine verwandte zuweilen ebenfalls gemein vorkommende Art ist Melasoma lapponica L., deren Flügeldecken rötlich gelbbraun sind und eine dunkle Binden- zeichnung aufweist.) 7. Rotgelb, mehr oder weniger schwarz gefleckt. Die hinteren 4 Schienen am Außen rande vor der Spitze in einen großen spitzigen Zahn erweitert (Gattung Phytodeda Kirby) 8 — Metallisch blau oder grün, die 4 Hinterschienen ohne Zahn (Gattung Phyllo- decta Kirby) 9 8. Beine und Fühler rotgelb. Überseite gelbrot, der Kopf, eine doppelbvichtige Basalmakel am Halsschild, und mehrere Flecken auf den Flügeldecken schwarz. 6—8 mm. Auf Aspen und Weiden Phytodeeta rufipes F. — Beine und Fühler (letztere mit Ausnahme der rötlichen Wurzel) schwarz. Färbung und Zeichnung der Oberseite ähnlich wie bei der vorigen Art. Sehr variabel. 6—7 mm (Abb. 137 H). Auf Weiden gemein . . . Phytodeeta viminalis L. 9. Basis des Halsschildes äußerst fein gerandet. Fühlerglied 2 so lang als 3. Lang- gestreckt, grünlichblau oder blau, Halsschild quer, etwas schmäler als die Flügel- decken. Auf Weiden, sehr gemein (Abb. 137 F) . . . . Phyllodecta vulgatissima L. — Basis des Halsschildes ungerandet. Fühierglied 2 kürzer als 3 10 10. Körper sehr lang, doppelt so lang als breit. Das i. Glied der Hintertarsen ist so breit als das gelappte dritte. Metallisch grün oder blau violett. 5 — 6 mm. Auf jungen Weiden, ungemein häufig . Phyllodecta tibialis Suffr. (= viennensis Wse.) — Körper weniger lang, nicht ganz doppelt so breit als lang. Das i. Glied der Hintertarsen ist viel schmäler als das gelappte dritte. Metallisch grün oder blau. 4—5 mm (Abb. 137 G) Phyllodecta vitellinae L. Unterfamilie Galerucinae. Die Galerucinae zerfallen in zwei natürliche Unterabteilungen: Galerucdni — ohne Sprungbeine, und Halticini — mit Sprungbeinen, d. h. verdickten Hinter- schenkeln. Die öalernciui enthalten mehrere forstlich beachtenswerte Arten: I. Halsschild meist ohne Unebenheiten, Flügeldecken einfarbig dunkelmetallisch- blau oder schwarz 2 — Halsschild meist sehr uneben. Flügeldecken gelbbrami, mit oder ohne dunkle Zeichnung 2. Halsschild wie die Flügeldecken, Beine und Fühler dunkelblau. Größere Art 6 — 7 mm (Abb. 137 L). Auf Erlen, überall sehr häufig Agelastica alni L. — Halsschild, Beine und Fühler gelbrot, Flügeldecken schwarz. Kleinere Art 2,8 — 4,5 mm (Abb. 137 J). Auf Kiefern ... Luperus pinicola Dft. 3. Oberseite kahl oder fast kahl. Flügeldecken wenig länger als zusammen breit, nach hinten deutlich erweitert. Halsschild und Flügeldecken braungelb. Fühler und Beine zum Teil, seltener ganz schwarz. Flügeldecken grob und dicht punktiert. 4—6 mm. Auf Weiden, sehr häufig . . Oaleruca (Lochniaea) capreae L. — Oberseite fein behaart. Körper länglicher, Flügeldecken wenigstens um die Hälfte länger als zusammen breit, nach hinten nicht wesentlich erweitert (Unter- gattung Qalerucella Crotsch) 4 4. Die Stirn tuberk ein hinter der Basis der Fühler zum größten Teil schwarz. Flügeldecken fein und dicht punktiert. Braungelb, eine Makel auf der Stirne und am Scheitel, drei Flecken am Halsschild und eine breite Schulterlängsbinde schwarz. 6 — 8 mm. Auf Ulmen, seltener auf Weiden. Oaleruca (Galerucella) luteola Müll, — Die Stimtuberkeln hinter der Basis der Fühler gelb. Flügeldecken ziemlich stark punktiert. Gelbbraun, eine Scheitelmakel, ein Fleck auf dem Halsschild, das Schildchen und die Schulterbeule schwarz. 5 — 6 mm. Auf Weiden, gemein. Oaleruca {Qalerucella) lineola F. 18* 276 Coleoptera. — 6. Familienreihe: Phytophaga. Die Haliiemi oder Erdflöhe nehmen durch ihre Sprungbeine bezw. durch ihr Sprung- vermögen eine besonders scharf umgrenzte Stellung unter den Blattkäfern ein. Es gibt eine große Menge Erdflöhe, die auf viele Gattungen verteilt werden und die von Heikertinger in aus- gezeichneter Weise monographisch bearbeitet wurden. Die Käfer fressen frei an den Blättern wie die meisten übrigen Blattkäfer, während die Larven häufig in den Blättern oder Stengeln minieren. Durch diesen doppelten Fraß und durch die starke Vermehrung werden viele Arten recht schädlich, besonders dem Gemüsebau; forstlich kommt nur eine Art (an Eiche) als schädlich in Betracht, nämlich Haltica quercetorum. Foudr. (= erucae Oliv.) ; eine verhältnismäßig große Art von 4 bis 5 mm Länge. Glänzend grün oder blaugrün gefärbt, mit dicht und kräftig punktierten Flügel- decken (Abb. 137 K). Auf jungen Eichenblättern oft in ungeheuerer Zahl. Unterfamilie Cryptostoma. Die Cryptostoma enthalten 2 sehr auffällige Formengruppen, die H ispinen und die. Cassidinen, Beide besitzen einen so chanskteristischen Habitus, daß sie nicht zu verkennen sind: die Hispinen gleichen kleinen Igeln, indem ihre Oberseite mit Stacheln besetzt ist, und die Cassidinen erinnern an Schildkröten, indem Halsschild und Flügeldecken dachartig ver- breitert sind (Abb. 137 M). Forstlich sind beide ohne Bedeutung. Die Cassidinen spielen dagegen landwirtschaftlich eine Rolle (als Rübenschädlinge). Biologie und forstliches Verhalten der einzelnen Arten. Wenn wir alle Blattkäfer, die auf Holzgewächsen leben und deren Blätter befressen, hier berücksichtigen wollten, so müßten wir eine große Anzahl von Arten hier aufführen und besprechen (vgl. Nördlinger, der ca. 50 Arten an- führt). Da aber, um ein Insekt zu einem Forstinsekt zu stempeln, die Tatsache des Blattfressens an Forstgewächsen allein nicht genügt, sondern vielmehr noch das Moment der Häufigkeit und des Massenfraßes dazukommen muß, so haben wir hier nur diejenigen Arten eingehender zu berücksichtigen, die durch massen- haftes Auftreten und ausgedehnten Fraß wirkliche Beschädigungen an den be- fallenen Pflanzen verursachen. Bei der großen Gleichförmigkeit des Chrysomelidenfraßes wollen wir die Besprechung der einzelnen Arten nach den Fraßpflanzen gruppieren, und nach- einander die Blattkäfer an Weiden und Pappeln, dann die an Birken, Erlen, Ulmen, Eichen, und endlich die an Kiefern behandeln. An Weiden und Pappeln. Die hier zu besprechenden Arten sind von allen forstlich in Betracht kommenden Chiysomeliden die schädlichsten, da sie infolge ihres massenhaften Auftretens das Wachstum der Weiden und die Ernte stark beeinträchtigen oder auch völlig zunichte machen können. Als die wichtigsten Formen sind zu nennen von den Cyelica: Melasoma populi L. \ die roten Pappelblattkäfer, saliceti Ws. > Flügeldecken einfarbig rot, Kopf und Halssch. tremulae F. j metallisch grünlichblau, Plagiodera versicolora Laich. \ Phytodeeta viminalis L. I die grünen Weidenblattkäfer, Phyllodeeta mdgatisstma L. > Flügeldecken, gleichwie Kopf und Halssch. tibialis Suffr. 1 einfarbig metallisch grün oder blau, vittelinae L. I von den Qalerucinae: Oaleruca capreae L. \^ die gelben Weidenblattkäfer, luteola Müll. | Oberseite gelb. Blattkäfer an Weiden und Pappeln. 277 Die roten Weidenblattkäfer. /Vir Melasoma populi L., saliceti Weise und tremulae F. Die 3 Arten sind einander sehr ähnlich. Es sind verhältnismäßig große Formen (8 — 12 mm), die an den roten Flügeldecken leicht zu erkennen sind, sind oben in der Bestimmungstabelle (S. 273) an- gegeben. Auch bez. der Entwicklungsstadien stimmen die drei Arten mehr oder weniger überein. Puppe bräunlich-gelb und schön bunt gefärbt durch sehr regelmäßig symmetrisch gestellte, schwarze, eckige Flecken und Punkte. Mit der Hinterleibsspitze an ein Blatt angeheftet, gestürzt hängend (Abb. 136 B). Larve (Abb. 136 A u. 138 B) an beiden Enden ver- schmälert, auf dem Rücken wenig gewölbt, weißlich, mit schwarzem Kopf und Gliedmaßen, sowie regelmäßig ge- stellten, glänzend schwarzen Schildern und Wärzchen, Kopf mit dreigliedrigen , kurzen Fühlern , zweigliedrigen Lippen- tastern und jederseits 6 .\ugenpunkten , von denen die 4 inneren, im Viereck gestellten, größer sind als die beiden äußeren. Brustring I mit großem, querem, schwarz ge- rändertem Chitinschilde und zwei schwarzen Warzen. Brust- ring 2 und 3 mit je vier schwarzen Warzen und je einem seitlichen, schneeweißen Seitenhöcker. Die 8 ersten Hinter- leibsringe oberwärts mit 8 Reihen schwarzer Zeichnungen, so daß jederseits der der Mittellinie zunächst stehenden, aus kleinen, queren Schildern zusammengesetzten Reihe sich nach außen je eine Reihe kegelförmiger Waizen, Stigmenplatten und rundlicher Borstenwarzen anschließen. Die Mittelplatten verschmelzen auf den vier letzten Ringen. Unterseite der Hinterleibsringe mit 5 Reihen schwarzer Die unterscheidenden Merkmale Abb. 138 A. Eiabl Ige von Mela- soma tremulae F. — Original, (phot. Scheidter). Abb. 138 B. Larven von Melasoma populi L. im ersten (a) und im letzten (b) Stadium an Aspenblättern fressend. — Phot. Scheidter. 278 Coleoptera. 6, Faniilienreihe: Phytophaga. Punkte. Aus den kegelförmigen Warzen auf der Oberseite der Hinterleibsringe sind Drüsen- schläuche vorstreckbar, die einen scharf riechenden Saft absondern, der nach Cand^ze Blau- säure, nach anderen Autoren Salizylsäure enthält. Länge ungefähr 14 mm. Eier gelblich bis orangerot, langoval, aufgerichtet, haufenweise und gedrängt der Unter- seite der Blätter angeklebt. Vorkommen und Lebensweise. — Die geographische Verbreitung der 3 Arten ist eine sehr große und erstreckt sich über ganz Mitteleuropa. M. tiemulae F. kommt auch in Nordamerika (eingeschleppt) vor (Feit II, S. 565). Als Fraßpflanze kommen die verschiedenen Pappel arten, namentlich Aspe, und die Weiden in Betracht. Ob jede der 3 Käferarten bestimmte Weiden- oder Pappelarten bevorzugt, ist noch nicht sicher festgestellt. Da die 3 Arten zu Verwechslungen Anlaß geben können, so sind die Angaben aus der Praxis nur mit Vorsicht aufzunehmen. Populi wurde außer auf Aspen, wo sie mit Vorliebe lebt, noch auf Salix purpurea^ pentandta, fragilis, alba, rubra und viminalis angetroffen, M. tremulae auf Salix pmpurea. Bezüglich der Lebensweise stimmen die roten Arten wohl ziemlich überein, so daß wir sie hier gemeinsam behandeln können. Die Käfer über- wintern am Boden, unter Laub usw. Im Frühjahr nach dem Laubausbruch kommen sie aus ihren Winterverstecken hervor und begeben sich auf die Blätter, um dort zu kopulieren. Das ? legt seine gelblichen Eier in einer Lage in Häufchen von 20 — 30 Stück (im ganzen 1000 und mehr) an die Unterseite der Blätter ab (Abb. 138A). Nach 8 — 12 Tagen kriechen die jungen Larven aus, die schnell heranwachsen und die Blätter skelettieren (Abb. 138 B), häufig so stark, daß das Blattfieisch ganz verschwindet und nur die Rippen übrig bleiben. Nach etwa 3 Wochen findet die Verpuppung statt, zu welcher sich die Larven mit dem Hinterende, den Kopf nach abwärts gerichtet, festheften, in welcher Lage auch die Puppen hängen bleiben (Abb. 139). Die Puppenruhe dauert ca. 10 Tage, worauf die Jungkäfer erscheinen. Diese setzen sogleich den Fraß fort und schreiten bald zur Erzeugung einer zweiten Generation, die in der Regel im September fertig ist. Unter besonders günstigen Umständen (bei früherer Beendigung der zweiten Generation) soll es sogar noch zu einer dritten Genera- tion kommen. Als Parasiten wurden verschiedene Tachinen aus M. populi und tremulae gezogen : Lypha dubia Fall., Meigenia bisignata Meig., Macquartia praefica Meig. und Steiniella callida Meig. (Baer); außerdem die Schlupf wespe Pteromalus Sieboldi. Forstliche Bedeutung. — An Aspen ist der Schaden nur geringfügig und bedeutet höchstens einen größeren oder geringeren Zuwachsverlust. In Weidenhegern dagegen können die roten Weidenblattkäfer sehr schädlich werden, indem durch ihr Massenauftreten und ihren wiederholten Käfer- und Larvenfraß die Entwicklung der Ruten wesentlich beeinträchtigt werden kann, so daß oft nur sehr minderwertiges oder ganz wertloses Material geerntet wird- Altum, Krähe u. a. berichten verschiedentlich von großen Beschädigungen der Weidenkulturen durch die roten Blattkäfer. Bekämpfung: Siehe unten S. 283. Blattkäfer an Weiden und Pappeln. 79 Die blauen Weidenblattkäfer. "'.'"'' Plagiodera versicolora Laich., Phyllodecta vulgatissima L., tibialis Suffr. (= viennensis Ws.) und vitellinae L. Die hier genannten Arten sind wesentlich kleiner als die roten Pappelblattkäfer und er- reichen höchstens eine Länge von 5 mm. Alle sind metallisch- blau oder blaugrün gefärbt. Plagiodera versicolora (Abb. 137 E) unterscheidet sich von den Phijllodecfa- Arten (Abb. 137 F u. G) sehr auffallend durch die runde Gestalt und die unregelmäßig punktierten Flügel- decken. Die Phyllodecta- Arten stehen einander ziemlich nahe, lassen sich aber nach den oben ang^ebenen Merkmalen (S. 275) gut unterscheiden. Daß aber in der Praxis die verschiedenen Arten stets auseinandergehalten werden, ist kaum zu erwarten ; in den Angaben aus der Praxis erscheinen eben alle blauen Arten einfach als ,,der blaue oder kleine Weidenblattkäfer". Larven: Die Larven sind alle nach dem warzigen Chrysomeliden- Typus geformt. Die Larve von Plagiodera ist gestreckt, oben sehr wenig gewölbt, nach hinten von der Mitte ab Abb. 139. Die beiden roten Weidenblattkäfer. Rechts oben Melasoma tremulae F., unterhalb davon die Puppe, rechts unten Melasoma populi L. Links ein Pappelzweig mit Skelettfraß, drei junge Larven und hängende Puppe. — Aus Henschel ^^nach Taschenberg). allmählich verschmälert. Kopf beiderseits mit 4 Ocellen, tief schwarz, glatt und lackartig glänzend, ebenso der Vorderbrustring; der übrige Körper oben dunkelgrau matt, unten weißlich; über den Rücken laufen beiderseits der Mittellinie 4 Längsreihen schwarzer Erhabenheiten; von diesen sind die in der zweiten Reihe von außen auf dem Meso- und Metathorax stehenden wie kleine Hörner emporgerichtet und lassen bei Gefahr eine gelbliche Flüssigkeit austreten. Unterseits bilden die schwarzen Stigmenlöcher ebenfalls je eine Längsreihe. Die Laive von Phyllodecta vitellinae ist ganz ähnlich und ist ebenfalls mit 8 Reihen schwarzer Erhabenheiten auf dem Rücken besetzt. Die Grundfarbe ist trübweiß, in der Mitte der Oberseite schwärzHch. Die Larve von Ph. tibialis ist der vorigen sehr ähnlich, aber etwas schmäler und mit fast durchaus rußfarbiger glanzloser Oberseite, die von einer helleren, gelblichen Mittellinie durchschnitten wird, und trübgelber Grundfarbe der Bauchseite. Die Spitzen der Seitenwarzen am Hinterleibe sowie die Haare sind heller als bei der vorigen Larve, mit welcher sie aber die Fleckung der Unteiseite gemein hat. Die Larve von vulgatissima ist von denen der 2 3o Coleoptera. — 6. Familienreihe: Phytophaga. vorhergehenden Arten wenig verschieden. Abgesehen von den stärker chitinisierten Teilen an- fänglich heller, später aber sehr dunkel mit olivengrüner Mittellinie, Bauchränder und Behaarung weiß. Die Unterseite ist im Gegensatz zu den beiden vorigen ganz ungefleckt. Vorkommen und Lebensweise. — Sämtliche Arten sind in Europa weit verbreitet und gehen auch in den Gebirgen und im Norden hoch hinauf. Namentlich vitellinae ist von Lappland bis Transkaukasien, und von Frankreich bis zur Amurmündung verbreitet; außerdem kommt sie auch in Nordamerika vor. Als Fraßpflanze werden außer Pappeln namentlich die Weiden angegangen und zwar scheinen besonders Salix viminalis, purpurea und caprea bevorzugt zu werden, während dagegen Salix triandra in der Regel verschmäht werden soll. AI tum glaubt, daß die verschiedenen Arten Unterschiede im Geschmack zeigen, insofern als vitellinae die Purpurweide und vulgatissima die Hanfweide besonders liebt. Bezüglich der Lebensweise geben wir hier zunächst eine Schilderung von vitellinae, die in den Hauptzügen auch für andere Phyllodecta-kxi&a. Geltung hat. Die Imagines von vitellinae überwintern als Käfer, und zwar in der Regel in der Höhe an möglichst geschützten Stellen, zwischen zusammengeknäulten Blättern, den Spitzenknospen junger 2 — 3 m hoher Kiefern, in hohlen Pflanzen- stengeln, unter lockeren Baumrinden und sogar in Borkenkäfergängen (AI tum). Andererseits gelangen auch viele schließlich in das am Boden liegende Laub und zwischen die Rutenstümpfe. Die Flugzeit der Käfer, in welcher sie mitunter sogar in größeren Schwärmen die Luft durchziehen, fällt gewöhnlich in den April. Sie begeben sich dann in die Weidenanlagen, wo sie sowohl die jungen Ausschläge, wie die Blätter der zwei- oder mehrjährigen Wüchse angehen, und zwar nach Krähe, im Gegensatze zu den gelben Weidenblattkäfern, die tiefer stehenden Blätter vor den höher- stehenden. Nach der Begattung, die auf den Blättern stattfindet, legt das $ seine kornförmigen Eier in mit den Spitzen zusammenstoßenden Doppelreihen von ca. 20 Stück flach auf die Unterseite der Blätter. Die auskriechenden Larven fressen in dichtgedrängten Kolonnen, Leib neben Leib reihenweise fort- schreitend (Abb. 140 A) das Blattfleisch der Unterseite auf, die wollige Behaarung der Blätter verschmähend und diese Wolle als dicken Flausch vor sich her- schiebend (Eckstein 1890). Zur Verpuppung begeben sie sich in den Boden. Die Puppenruhe währt ca. i — 3 Wochen (je nach Jahreszeit und Temperatur). Die auskommenden Jungkäfer befressen die Blätter vom Rande her, außerdem benagen sie auch platzend die Rinde. Sie setzen den Fraß etwa 2 Wochen lang fort, um sich dann zu begatten und eine neue Generation zu erzeugen. So folgen mindestens 2, nicht selten auch 3 Generationen in einem Sommer aufeinander (Letzner, Cornelius, Koppen, Eckstein). Die Lebensweise von Plagiodera versicolora weicht insofern etwas ab, als die Verpuppung nicht im Boden, sondern an den Blättern stattfindet. Die Larve befestigt sich mit dem Hinterleibsende au der Unterseite eines Blattes, krümmt den Körper schleifenartig zusammen und streift die Haut ab, die auf der Bauchseite der Puppe hängen bleibt. Blattkäfer an Weiden und Pappeln. 28l Forstliche Bedeutung. — Die kleinen blauen Weidenblattkäfer gehören zu den schlimmsten Weidenschädlingen, die durch ihr massenhaftes Auftreten ganze Kulturen zum Eingehen bringen können, zumal wo es sich um einjährige Kulturen handelt. Ältere ertragen den Fraß eher, erleiden aber emp- findlichen Zuwachsverlust und ergeben wertlosere Ruten. Die Käfer der zweiten Generation meiden die von der ersten Generation bereits geschädigten Ruten und nehmen weiter ab- liegende, unbeschädigte an. Am schädlichsten ist dieser spätere Fraß, bei dem die Rinde der Ruten geplatzt wird, so daß deren Spitzen mitunter bis 50 cm abwärts absterben. Läßt man solche Ruten stehen, so entwickeln sie im nächsten Frühjahre unterhalb der ab- gestorbenen Spitze zahlreiche Seitentriebe, welche sie tech- nisch völlig entwerten. Ein- jährige Ruten werden ganz ver- nichtet (AI tum 1891). Durch länger dauernde Kalamitäten können die Erträge auf die Hälfte oder ein Drittel der Normalerträge herabgedrückt werden. Die Vermehrung ist in manchen Jahren ganz enorm, so daß jedes Blatt so dicht mit Käfern bedeckt ist, daß man von dem Blatt selbst kaum etwas gewahr wird (Abb. 140 A). Krähe fand einmal seine Weidenheger so stark mit Ph. vitellinae besetzt, daß er die Zahl für jede ein- zelne Rute auf mindestens 100 ansetzen konnte. Das würde bei 200000 Sträuchern zu je 4 Ruten 4X 100x200000 = 80 Millionen Stück auf den Hektar ergeben! Bekämpfung: Siehe unten S. 283. Abb . 1 40 A. Der kleine blaue Weidenblattkäfer Phyllodecta vulgatissima L. Weidenzweig (a) mit Eiern, (b) mit Larven. Käfer an Blättern resp. Fraßspuren c— f. — Aus Eckstein. 282 Coleoptera. — 6. Familienieihe : Phytophaga. Die gelben Weidenblattkäfer. ' /;'/ Galeruca (Lochmaea) capreae L, und Galeruca (Galerucella) lineola Fb. "'--' Die beiden gelben Weidenblattkäfer sehen sich ziemlich ähnlich, lassen sich aber an der Form und der Behaarung unschwer voneinander unterscheiden. Capreae ist breiter, nach hinten deutlich verbreitert, die Flügeldecken sind kahl, nur die Spitzen spärlich bewimpert, während lineola länglicher, nach hinten kaum verbreitert ist. und die Flügeldecken dicht mit sehr kurzen anliegenden Härchen seidenartig bekleidet sind. Die Färbung der beiden ist ziemlich variabel: bei capreae sind Halsschild und Flügeldecken gewöhnlich schmutzig gelbbraun, bei lebenden Abb, 140 B. Galemca capreae L. Larven- und Käferfraß an Salweide, Nat. Gr. Aus Eckstein. Exemplaren lebhaft rostrot angelaufen, oder Halsschild und Flügeldecken sind lebhaft und ge- sättigt rötlich - ockergelb , oder der Halsschild ist bräunlichgelb, in den Vertiefungen braun bis schwarz, und auch die Flügeldecken mehr oder minder schwarz; — bei lineola sind Halsschild und Flügeldecken gewöhnlich gelbbraun, ein Stirnmakel, ein Fleck auf dem Halsschild, das Schildchen und die Schulterbeule schwarz oder angedunkelt. Die Larve von capreae ist derjenigen von Melas. populi sehr ähnlich und nur ver- schieden durch geringere Größe, etwas kürzere Beine, weiter voneinander entfernte Warzen und Rückenschilder, welche auch kleiner sind. Auf dem sechsten Hinterleibsringe bleiben die Mittel- platten noch un verschmolzen. Blattkäfer an Weiden und Pappeln. 28'^ Vorkommen und Lebensweise. — Die beiden Arten sind über ganz Europa verbreitet, Ihre Lieblingsfraßpflanzen sind der Reihenfolge nach: Mandelweide (Salix triaiidra) , Hanfweide (S. viminalis) und Salweide (S. caprea). Die Purpurweide scheint weniger beliebt zu sein, wenngleich sie auch darauf gefunden werden. Außerdem kommen die beiden Arten auch noch auf den verschiedenen Pappeln vor; capreae ferner auch auf Birke, lineola z.\x.^ p ^te ^^^^^^\ '>, p Abb. 161 B. Käferfraß von Phyilobius psittacinus Germ, an Spitzahorn. Nach Scheidter. allmählich zu langgestreckten, meist bis zur Mittelrippe reichenden, auch an den Seitenrippen entlang laufenden, teils gleich breit bleibenden, teils sich stellenweise "etwas verbreiternden, geschwungeneu, oft gegabelten und verzweigten Fraßstellen verlängern. Die Blätter sehen dann stark zerzaust und zerschlissen aus. Bei sehr starkem Auftreten des Käfers bleiben meist von den Blättern nur mehr die stärkeren Blattrippen, an denen noch einige Reste der Blattfläche verbleiben, übrig. Der Fraß wird am besten durch die beigegebene Abbildung veran- schaulicht" (Abb. 161 B). Curculioriidae. 323 „Nadelhölzer werden in der Regel nicht von diesem Käfer befressen, wenngleich er auch gelegentlich an den jungen Maitrieben von Fichten fressend gefunden wurde. Diese werden befressen, wenn sie etwas geschoben und sich der Knospenschuppen entledigt haben, die Nadeln der Triebe aber noch dicht beisammensitzen. Der Käfer frißt alsdann meist wenige Millimeter unterhalb der Triebspitze rundliche Stellen aus den Trieben, die er nicht selten nach abwärts verlängert (Abb. 161 C). Die Folge des Fraßes ist dann ein leichtes Krümmen der Triebspitze, ein Schaden, der aber beim Weiterwachsen des Triebes wieder ausgeheilt wird" (Scheidter 1915). Forstliche Bedeutung. — Die Folgen des Käferfraßes sind nur un- bedeutend. Viel schädlicher jedoch kann der Larvenfraß werden, besonders wenn die Eiablage in unkrautreine Saatbeete statt- gefunden hat. Scheidter berichtet, daß in verschiedenen Gegenden Bayerns in Pflanz- gärten ganze Beetreihen mit vielen Tausenden von 2 — 4 jährigen Fichten durch den Larven- fraß vernichtet wurden. Erkennung. — Man erkennt den Larvenfraß am Gelbwerden der Nadeln. Wenn man gleich beim Beginn des Gelb- werdens die Pflanzen auszieht, so kann man die Larven feststellen (von den etwa auch in Betracht kommenden Engerlingen außer an der Kleinheit an der Beinlosigkeit usw. leicht zu unterscheiden). Häufig aber, besonders in regenreichen Jahren, behalten die befallenen Pflanzen sehr lange ein gutes Aussehen und verlieren ihre Nadeln erst dann, wenn die Larven verschwunden sind bezw. sich bereits in die Käfer verwandelt und diese als solche die Beete verlassen haben. In diesen Fällen muß uns die Art des Wurzelfraßes auf die richtige Spur führen: Vom Engerlingsfraß unterscheidet sich dieser dadurch, daß selbst die feinen Wurzeln nicht durchbissen werden, sondern das Wurzelsystem vollständig erhalten bleibt, während die Enger- linge meist alle dünnen Wurzeln abbeißen, so daß nur die Pfahlwurzel übrig bleibt. Bekämpfung. — Zur Vorbeugung empfiehlt Scheidter in Gegenden, in denen der Schädling stets häufiger vorkommt, die Pflanzgärten nicht in der Nähe von Laubhölzern (Ahorn, Erlen, Vogelbeeren usw.) anzulegen. Wo Abb. 161 C. Käferfraß von Phyllobius psittacinus Germ, an einem jungen Fichten- trieb. Nach Scheidter. ■124 Coleoptera. — 7. Familienieihe : Rynchophora. Laubhölzer um einen, inmitten eines Nadelholzgebietes gelegenen Pflanzgarten angebaut sind, sind sie zu entfernen. Zur Verhinderung der Eiablage sind die Beete zur Zeit der Eiablage (Mai-Juni) dicht mit Ätzkalk zu bestreuen (siehe oben S. 87). Befallene Beete sind nach Entfernung der noch gesunden Pflanzen wiederholt tief umzugraben, wobei viele der zarthäutigen Larven vernichtet werden; event. sind die Larven zu sammeln und zu zerdrücken. Daneben kann durch Absammeln der Käfer (Abklopfen auf Tücher) von den benachbarten Laubbäumen die Gefahr gemindert werden. Als forstlich beachtenswert sind noch folgende Arten zu nennen: Phyllobius argentatus L. Entblättert die Birken zuweilen vollständig ; in Buchenschlägen wieder- holt in vernichtender Menge aufgetreten; mit andern Rüßlern zusammen eine Buchenkultur von 4 — 6 ha völlig ruiniert (Altum). ,,Je lichter die Pflanzen stehen, desto größer die Zer- störung" (Ratzeburg). — viridicollis F. Bald an jungen Eichen, bald an Buchen, Birken, Weidea, Aspen, bald sogar an Kiefern in Mengen fressend angetroffen; soll besonders die Knospen angreifen (AI tum). — glaucus Strl. (= ealcaratus F.). An Erlen als Schädling beobachtet. — piri L. (= vespertiniis Gyll., 7nali GylL). Auf jungen Birken Kahlfraß verursacht, sowie an den austreibenden Eichenknospen schädlich geworden (Altum, Ratzeburg). Auch an Ulme, Hasel, Ahorn und Roßkastanie (Nördlinger). — oblongus L. Auf allen Laubhölzern gemein, an Obstbäumen oft sehr schädlich durch Aus- fressen der Knospen, Abfressen der Blüten und Benagen der Edelreiser. — maculicornis Germ. Auf Buche und Birke häufig. — urticae Deg. (= alnefi F.). Auf Erlen und Buchen (Eckstein 1882). ' Gattung Polydrosus Germ. Lebensweise wie bei der vorigen Gattung: Käfer befrißt Nadeln, Blätter, Rinde, Knospen; polyphag, doch scheinen einige Arten auf Nadelholz, andere auf Laubholz sich zu beschränken. Entwicklung noch wenig erforscht, Larven und Puppen im Boden (Beling 1883)^). Forstliche Bedeutung nicht er- hebhch. y;^i Polydr. (Metallites) moUis Germ, und atomarius Ol. (Grüne Fichten- rüsselkäfer.) Ersterer Gebirgstier, letzterer auch in der Ebene, beide auf Nadelholz, ersterer auf Fichte beschränkt, letzterer auch an Kiefer und Tanne. Beide greifen vorzugsweise die jungen Triebe in Stangenhölzern und Kulturen an, die sie platzweise oder gar ringelnd benagen, so daß die Triebe nach einiger Zeit umknicken und absterben. Der Fraß geht bisweilen bis aufs Mark, in einem beobachteten Falle wurde selbst das Mark an 6 — 8 jährigen Pflanzen ausgefressen (Altum 1898). Auch die Nadeln werden benagt; an der Kiefer nur die eben hervorsprossenden kaum i cm langen Nadeln. Zunächst werden die Nadel- scheiden durchgenagt und dann die jungen Nadeln von unten und von der Fläche her angefressen, so daß die Oberteile der Nadeln herabhängen und ') Die Angabe von Taschenberg, daß sich die Larve (von Pol. cerviniis) in den Spitzen der Eichen- und Birkenzweige entwickelt, beruht sicherlich auf einem Irrtum. Curculionidae. KurzrüRler. 325 welken (Abb. 162). Die Angabe, daß atomarius auch an jungen Buchen schädlich aufgetreten sei, beruht vernautlich auf einer Verwechslung mit einer anderen Art. Als natürliche Feinde bat Kunze (1870) zwei Mordwespen Cerceris variabilis Schrk. und labrata F. beobachtet, die die Käfer in solcher Menge in ihre Nester einschleppten, daß diese sie gar nicht alle auf- nehmen konnten. Auch die rote Waldameise (Formica ru/aj trägt die Grünrüßler oft massenhaft in ihre Bauten, Die beiden Grünrüßler sind mehrfach schädlich vorgekommen: im Harz, in Thüringen, im Erzgeoirge, Vogtland, im Schwarzwald (an Tannen) usw. Sollte eine Bekämpfung nötig sein, so wird man der Vermehrung am besten durch Abklopfen der Käfer auf Tücher oder in Fangschirme (in den Morgenstunden) begegnen. I' S-ß Polydrosus micans F. (= moUis Ström.) und cervinus L. /< der Rüsselkäfer aufzuhalten. So fand ich des öftern in Bodenwöhr (Oberpfalz) in den Puppenwiegen der Brutknüppel nur noch wenig Reste der Puppen und Larven, daneben oder nicht weit ent- fernt davon in dem Gang eine sehr eigenartige Fliegenlarve, die von Fr. Eckstein (1920) abgebildet und als der Gattung Brachyopa angehörig fest- gestellt wurde. Nach Dolles (1897, S. 262) gehört auch die rote Waldameise (Formica rufa) zu den Rüsselkäferfeinden; wenigstens soll ^.Hylobius in Nadelholzkulturen die in der Nähe von Ameisenhaufen sich befindlichen Pflanzen meiden". Unter den Parasiten spielen die Schlupfwespen, und zwar die Braconiden die Hauptrolle. Es handelt sich besonders um die Arten Bracon brachycerus Thoms. und hylobii Ratz, (nigriventris Wesm.), wobei es noch unentschieden ist (nach Prof. Schmiedeknechts persönlicher Mitteilung), ob es sich wirklich um zwei verschiedene Arten oder um Synonyme handelt. „Nachdem die Bracon- larven den Rüsselkäferlarvenkörper bis auf die äußere Haut gefressen haben, verpuppen sie sich in kleine, dicht beiemander liegende, etwa i mm lange grau- gelbe Kokons, die vielfach am Kopfschild und an der Haut der von ihnen aus- gefressenen Larven hängend angetroffen werden" (Grohmann 1. c). — Bei den Generationsversuchen von Fuchs (19 17) trat Bracon brachycerus so häufig auf, daß ganze Brüten , zerstört wurden. In einem Hylobius fanden sich meist I 3 Wespen." Die Kokons hatten verschiedene Farbe und Größe; aus den ■IC- 3 Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. größeren und gelben Kokons krochen die 5$, aus den kleineren und weißen die S6 aus."i) Auch Do 11 es (1897a) traf die Kokons von Dracon hyiobii stellenweise sehr häufig, in manchen Puppenwiegen bis zu 15 Stück; vor allem in Brut- knüppeln, von denen einer ca. 60 Kokons aufwies. Eine eingehende Schilderung von Bracon hyiobii und seiner Lebensweise gibt Munro (1914); darnach lebt die Braconidenlarve nicht in der Hylobius- Larve, sondern als Ektoparasit außen auf derselben und frißt also von außen die Wirtslarve aus. Ende September spinnt die Larve ihren Kokon, in dem sie längere Zeit unverändert liegen bleibt, um sich erst gegen Ende Februar zu verpuppen und nach ca. i o tägiger Puppenruhe zur Wespe zu entwickeln. 2) Die letzten auskommenden Wespen wurden im April beobachtet (in Schottland). Als Zahlenverhältnis von ?$ zu c^J gibt Munro 60^0 Weibchen an; Nörd- linger erzielte nach Ratzeburg (Ichneumoniden) noch einen viel höheren Prozentsatz von $$, nämlich etwa 90 "/(,. Hyperparasiten konnten bis jetzt keine festgestellt werden. Die Vermehrung kann denn auch unter Umständen eine recht bedeutende werden und dadurch die Hylobiusvermehrung stark ein- schränken. Munro beobachtete in Schottland auf einem Schlag einen Parasiten- befall von 30 0/0, d.h. 30*^/0 der Rüsselkäferlarven waren parasitiert. All diese Momente lassen es als dringend wünschenswert erscheinen, daß die angewandte Entomologie das Studium der genannten Braconiden sich angelegen sein läßt. Die Praxis hat das größte Interesse daran. Außer den Braco?i - Arten kommen als Schlupfwespen in Hylobius (nach persönlichen Mitteilungen Schmiedeknechts) noch in Betracht: Ephialtes tuber- culatus Geoffr. und wahrscheinlich noch weitere Ephialtes- und ebenso wohl auch verschiedene Pimp la- Kri^n. Ferner besitzt Hylobius eine „außerordentlich reichhaltige Nematode n- Fauna", die sowohl aus echten Parasiten als auch aus bloßen Wohnungseinmietern besteht (G. Fuchs 19 15). Die bekannteste Nematodenart ist Allantonema mirabilis Leuck., die im Jahre 1856 von Leuckart beschrieben und neuerdings von G. Fuchs (1915) und Wülker (1922) eingehender untersucht wurde. Nach Wülker stellt die Vermehrung des Wurms eine ununterbrochene Auf- einanderfolge selbstbefruchtender (autogamer) protandrischer Zwitter dar. Die Infektion des Hylobius findet wahrscheinlich in dessen jüngsten Larvenstadium statt. Von einem schädlichen Einfluß des Parasiten auf den Rüsselkäfer kann kaum gesprochen werden; selbst sehr stark infizierte Käfer erscheinen unverändert und in ihrer Fortpflanzungsfähigkeit keineswegs geschädigt. Neben Allantoneina hat G. Fuchs (19 15) drei weitere Nematoden bei Hylobius gefunden, von denen 2 der Gattung Diplogaster und i der Gattung *) ,,Dle Männchen und Weibchen der Wespe sind verschiedenfarbig, aber auch die $9 untereinander zeigten verschiedene Färbung, indem bei manchen der Hinterleib ganz gelb ist, bei anderen dagegen die Spitze schwarz" (Fuchs 1. c). ^) Nach Doli es (1. c.) kommt ein Teil der Wespen schon im Herbst (September) aus. Cnrculionidae. — Langrüßler. Hylobius. -i eg Rhabditolaimus angehören. Sie stellen aber nur Wohnungseinmieter der Fraß- gänge und Puppenwiegen dar und leben (als Dauerlarven) außen auf den Käfer- larven und -puppen und später auch unter den Flügeldecken der Käfer, ohne diese irgendwie zu beeinträchtigen. Endlich wurde von Fuchs (19 15) eine Gregarine (Protozoon) beschrieben als Gregarina hylobii, die als harmloser Schmarotzer im Darm des Hylobius^ und zwar sowohl des Käfers als auch der Larve (Wülker) lebt. Bekämpfung. Nach dem über die forstliche Bedeutung Gesagten ist es verständlich, daß gegen die Rüsselkäfer schon viel unternommen wurde und daß die Vorschläge über Bekämpfungsmethoden Legion sind. Trotzdem sind wir heute noch weit von einer befriedigenden Lösung der Bekämpfungsfrage entfernt. Kulturelle und wirtschaftliche Maßnahmen und Vorbeugungsmittel, Die Rüsselkäferkalamität ist, wie oben ausgeführt, in der Hauptsache eine Folge der Kahlschlagwirtschaft und der damit verbundenen künstlichen Verjüngung, Es wird daher Aufgabe der Zukunft sein, eine Änderung der Hylobius-fördernden Kulturmethoden, bezw. eine Einstellung der Forstkultur in einer dem Rüsselkäfer abträglichen Richtung anzubahnen. Das bedeutet in erster Linie: Möglichste Abkehr von der künstlichen und Übergang zur natür- lichen Verjüngung (siehe darüber auch die Ausführungen Borgmanns im I. Bd. dieses Werkes, S. 322 ff.). Wo dies nicht durchführbar ist, sind die Kulturmethoden so zu ge- stalten, daß möglichst viele Pflanzen verschont bleiben und daß die jungen Pflanzen dem Rüsselkäferangriff möglichst viel Widerstand leisten. In dieser Hinsicht ist in erster Linie zu empfehlen: Die Saat, die mit der natürlichen Verjüngung den größeren Pfianzenreich- tum gemeinsam hat. Auch soll der Rüsselkäfer die Saatpflanzen weniger angehen als die gesetzten Pflanzen. Bei der Pflanzung ist hauptsächlich auf die Verwendung von kräf- tigen, verschulten Pflanzen zu achten. Solche werden die Rindenverletzungen besser überstehen und ausheilen als schwächliche. Ballen- und Hügel- pflanzungen sind dabei der Pflanzung mit ballenlosen Setzlingen vorzuziehen, da Ballenpflanzungen sicherer und schneller in normales Wachstum kommen. Man vermeide ferner zu weite Verbände, da bei größerer Pflanzenzahl die Schäden sich verteilen. Streifenpflanzungen, die bodengleich oder etwas erhöht an- gelegt werden, besitzen ferner große Vorzüge, da sie in den ersten Jahren leicht von anwachsendem Gras, Heide usw. durch Behacken frei gehalten werden können. Dadurch werden einmal von vornherein kräftige Pflanzen erzogen und sodann wirkt der den nackten Boden in den Streifen treflfende Regenschlag in der Weise, daß der aufspritzende lockere Boden an den kleinen Stämmchen der Pflanzen haften bleibt und diese mit „Erdhöschen" umgibt, die gegen den Rüssel- käferfraß schützen (Borgmann 1913). 7.()0 Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rliynchophora. Die von v. Oppen für Fichten empfohlenen Büschelpflanzungen haben den Nachteil der schlechten Entwicklung der Einzelpflanzen, durch den der Vor- teil des eventuellen Verschontbleibens einer größeren Anzahl von Pflanzen mehr wie aufgewogen wird. Einige Autoren (Nördlinger 1884, Heinike 1858) emp- fehlen Herbstpflanzungen, da diese zu einer dem Rüsselkäfer wenig zu- sagenden Verhärtung der Rinde führen sollen. Auch durch künstlichen Rindenschutz, durch Bestreichung oder Um- hüllung der einzelnen Pflänzchen mit verschiedenen Stoffen, sucht man diese vor den Angriffen des Rüsselkäfers zu schützen. Als Anstrichmittel werden besonders empfohlen: Säurefreier Teer, Raupenleim und Protektin (Chemische Fabrik von C. Bohlmann in Corbach, Waldeck). Das Anstreichen geschieht am besten mittels kleiner Bürsten (gewöhn- licher Wichsbürsten) und zwar vom Wurzelhals bis in den Gipfel hinein unter Verschonung der Gipfeltriebe. Wird die Pflanze erst nach dem Setzen be- strichen, so ist um jede Pflanze eine mehrere Zentimeter tiefe Mulde zu machen, um auch den unterirdischen Teil mit Leim versehen zu können, und dann die Mulde wieder zuzufüllen. Ein einmaliger Anstrich genügt gewöhnlich für die ganze Saison; nur in besonders heißen Sommern ist eine Wiederholung nötig. Der Anstrich ist mehrere Jahre hintereinander zu wiederholen, bis die Pflanzen der Rüsselkäfergefahr entwachsen sind (vgl. auch Altum 1890). — „Nach Mitteilung von Forstbeamten sind die einmal im Frühjahr (mit Protektin) be- strichenen Pflanzen das ganze Jahr hindurch vom Fräße gänzlich verschont ge- blieben, so daß keine Abgänge zu beklagen waren. In einem Fall, in dem das Bestreichen im folgenden Jahr unterlassen worden war, wurden dann die Pflanzen sehr stark befressen, so daß ein sehr hoher Prozentsatz zugrunde ging" (Scheidter 1915). Die Erfolge, die bisher mit diesen Anstrichmitteln gemacht sind, sind fast durchwegs günstig und ermutigen zu weiteren Versuchen in dieser Rich- tung (vgl. Rubattel 1855, Altum 1890, Frese 1892, Hartwich 1896, Peuster 1912, Fröse 19 13, Kammer 1913). Eckstein (Technik S. 115) nennt noch verschiedene andere Anstrich- mittel, die ähnlich wirken: Elektoral-Verbißsalbe (Huth und Richter in Berlin SW. 47), Pflanzenschutzfett (Böhm in Erolzheim, Württemberg), Obstbaum- karbolineum (Schacht in Braunschweig) und endlich ein Präparat der Firma Dr. Ivo Deiglmayr in München. Auch durch Schlämmen mit Ziegellehm kann man die Setzpflanzen längere Zeit vor dem Rüsselkäfer schützen. Die Pflanzen werden vor dem Setzen in den in einem Faß bereit gehaltenen Lehmbrei (von etwa Mörtelkonsistenz) bündelweise unter Verschonung der Triebspitze eingetaucht, so daß die ganzen Pflanzen mit Ausnahme der letzteren inkrustiert werden. Die Lehmkruste hält sich ca. 5 — 6 Monate und schadet der Pflanze nicht. Anstelle des Lehmbreis kann auch dick angerührte Kalkmilch verwendet werden. Die Wirkung des An- schlämmens wird in der Literatur mehrfach gerühmt (Heinicke 1858, Heß-Beck S. 204, May 1902). Curculionidae. — Langrüßler. Hylobius. 701 Endlich hat man auch durch Umwickeln des Stämmchens mit Werg (Hornschuh 1908) oder durch Umgeben des Stämmchens mit einer Schutzhülse aus Zinkblech (Bergner 1904) die jungen Pflanzen voi den Angriffen des Käfers zu schützen versucht — Methoden, die schon wegen der hohen Kosten sich für die große Praxis nicht eignen. Über Versuche, die Kultur als Ganzes zu schützen durch Umgeben derselben mit Fanggräben, durch Einstreuen von Kalkpulver usw. siehe unten. In erster Reihe der wirtschaftlichen Maßnahmen gegen den Rüsselkäfer stand eine Zeitlang die Schlagruhe. — „Bei unmittelbar nach den Schlägen folgender Kultur kultiviert man dem Käfer direkt ins Maul hinein"; „etwas ge- fährlicheres kann es überhaupt nicht geben" schreibt AI tum (S. 197). Nach dem, was wir aber heute über die Generation und die lange Lebensdauer des Rüssel- käfers wissen, können wir in der Schlagruhe kein geeignetes Mittel zur Abwehr der Rüsselkäferschäden erblicken. Denn eine einjährige Schlagruhe hat wenig Wert, da ja die Hauptmasse der Jungkäfer erst im August, September des folgenden Jahres auskommt und dann die frisch gesetzten Pflanzen angehen würde, und eine zweijährige Ruhe hat so viele wirtschaftliche Nachteile, daß die Vorteile dadurch bei weitem nicht ausgeglichen werden. Es sei nur auf das Zurückgehen der Bodengüte, die Verunkrautung und den Zuwachsentgang ver- wiesen; Schupfe r führt aus (bei Petraschek 19 14), daß durch die zweijährige Schlagruhe für die Fichten- und Kiefernkomplexe des bayerischen Staates ein Jahresentgang von mindestens i Million, für die Koniferenstaatswaldungen des Deutschen Reiches von mindestens 3,3 Millionen Mark (Gold) sich ergeben — ein Ausfall, den unsere heutigen gespannten Wirtschaftsverhältnisse weniger wie je er- tragen. Dazu kommt, daß durch dieses kostspielige Mittel die Vermehrungs- größe des Rüsselkäfers nicht im geringsten beeinflußt resp. beschränkt wird, die Massenvermehrung dabei also ruhig weiter geht (vgl. hierüber auch das von Borgmann im I. Bd. dieses Werkes S. 323 Gesagte). Eine eindämmende Wirkung kann viel eher durch eine Maßnahme bei der Holzernte erzielt werden, nämlich durch die Baumrodung ; also dadurch, daß die Stämme stehend gerodet und mit dem „Waldteufel" der ganze Wurzelstock herausgezogen wird (Bd. I S. 325). Dabei muß allerdings darauf geachtet werden, daß auch die vor dem Wurf getrennten Seitenwurzeln sorgfältig entfernt werden, da ja gerade die Wurzeln mit herausstehenden Enden eine besondere Anziehungskraft für die Weibchen haben sollen (siehe oben S. 347). Da die Vermehrung des Rüsselkäfers sehr wesentlich von der Menge des Brut- materials abhängig ist, so wird sie durch die mit der Baumrodung verbundene Entfernung der zahlreichen Brutplätze entsprechend verringert. Die gleiche Wirkung kann erzielt werden durch die unmittelbar auf den Hieb folgende Stockrodung, wobei natürlich mit der gleichen Sorgfalt wie bei der Baumrodung verfahren werden muß (vgl. auch Heyer 1864). Die Stock- rodung kann auch später vorgenommen werden, nämlich erst dann, wenn die Wurzeln mit Brut besetzt sind. Eine solche verzögerte Rodung vernichtet, 702 Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. wenn sie mit baldiger Abgabe der Stöcke bezw. Verbrennung der Wurzeln ver- bunden ist, einen großen Teil der in der Entwicklung begriffenen Nachkommen- schaft des Käfers. Natürlich muß das Roden beendet sein, bevor die Käfer auskommen, nach unserer Auffassung (zweijährige Generation) also spätestens bis zum Juni des folgenden Jahres. Manche Autoren versprechen sich von der Stockrodung einen durchgreifenden Erfolg. Am entschiedensten wird dieser Standpunkt von Scheidter (1915) ver- treten, der die Ansicht ausspricht, daß „bei einer 3—4 Jahre hintereinander all- gemein durchgeführten gründlichen Stockrodung der Rüsselkäfer so ziemlich aus den Wäldern entfernt ist und für mehrere Jahre keine weitere Bekämpfung dieses Schädlings notwendig wird". Die Rodung müßte allerdings restlos aus- geführt werden, sowohl im Staats- als im Privatwald, und sich nicht nur auf Schläge, sondern auch ,,auf die in geschlossenen Beständen jeglichen Alters be- findlichen Stöcke (aus Durchforstung, von gefällten Fangbäumen usw.) erstrecken". Theoretisch wohl richtig, stößt der Vorschlag einer obligatorischen, restlosen gründlichen Stockrodung in der Praxis auf nicht geringe Schwierigkeiten. Die Praxis hat sich denn auch ablehnend gegen den Vorschlag der obligatorischen Stockrodung verhalten (Gareis, Graser, Jucht und andere, bei Petraschek 19 14). Es ist unter anderem darauf hingewiesen worden, daß auch dort, wo die Stock- rodung seit längerer Zeit in Gebrauch war, keine Abnahme des Rüsselkäfers stattgefunden hat, da in der Praxis die erforderliche Gründlichkeit gewöhnlich nicht zu erreichen ist. i) Dann ist auch nicht zu übersehen, daß gegen die all- gemeine Stockrodung Bedenken waldbaulicher Art geltend gemacht werden können. Den gleichen Zweck wie die Stockrodung, nämlich die Verhinderung der Eiablage, verfolgen auch noch andere Vorschläge, wie z. B. die Entrindung der Stöcke (so tief in den Boden hinein als möglich), das Bestreichen der Stöcke mit Steinkohlenteer (Merz 1887), Kreosot oder Schwefelsäure (Adkin 1918, Duchesne 1918), das Ankohlen oder das Übererden der Stöcke, oder das Bestreichen der Abhiebsflächen und freigelegten Wurzeln mit Dipl in — (Chemische Fabrik Flörsheim) — alles Methoden, die wenig Wert haben, schon aus dem Grund, weil ein großer Teil des Brutmaterials (die tiefen Wurzeln) davon unberührt bleibt. Außerdem würde auch das Übererden die mit aus- gezeichnetem Geruchssinn ausgestatteten Käfer überhaupt gar nicht abhalten, die unter der Erde befindlichen Stöcke aufzufinden 2), und das Entrinden würde, wie ') In neuester Zeit ist infolge katastrophaler Heizmittelnot das Stockholz ein sehr ge- suchter Artikel geworden, so daß jetzt — wenigstens im näheren und weiteren Umkreis einer größeren Stadt — alle nur irgendwie erreichbaren Stöcke gerodet (meist gesprengt) werden. Es ■wird auf diese Weise ein Itxperiment im großen gemacht und es wird interessant sein, die Rüsselkäferkurve in den nächsten Jahren zu verfolgen. Bei der Art der Rodung ist allei-- dings a priori keine große Wirkung auf die Rüsselkäfervermehrung zu erwarten. Ich ließ durch Präparator Sei ff verschiedentlich im Winter Untersuchungen an Sprengstellen vornehmen; Überall wurden zahlreiche Wurzelstücke besetzt mit lebenden Hylobius-Larven gefunden. Der Spreng- druck hat also jedenfalls den Larven (in den Puppenwiegen) nichts geschadet. '') Wenn beim Übererden die Erde dicht neben dem Stock entnommen wird, so werden viele Wurzeln freigelegt und damit der Zweck der Arbeit vereitelt, ja dem Käfer die Eiablage geradezu erleichtert (Eckstein i. 1.). Curculionidae. — Langrüßler. Hylobius. 763 Scheidter (191 5) ausführt, gerade die entgegengesetzte Wirkung haben, nämlich infolge des intensiven Harzgeruchs die Käfer massenweise anlocken und zur Ei- ablage in den unterirdischen Teilen des Stockes veranlassen. i| Endlich kann auch durch Forsteinrichtungsmaßregeln den Rüsselkäfer- schäden entgegengearbeitet werden: vor allem durch die Bildung kleiner Hiebs - Züge, durch welche ein derartiges Wechseln der Schläge ermöglicht wird, daß von keiner Kulturfiäche aus eher weiter geschlagen wird, bevor der junge Bestand kräftig genug geworden ist, um den ihn noch trefienden Rüsselkäferfraß aus- zuhalten. Wenn die Fortsetzung des Hiebes nach 5 — 6 oder 7 Jahren [Schule- mann (1878) schlägt 10 Jahre vor] erfolgt, so dürfte die anstoßende Schonung den Rüsselkäfergefahren entwachsen sein. Die Frage, wie weit die Hiebsfläche des einen Jahres von der des folgenden entfernt sein soll, läßt sich mangels genauer Kenntnis über Verbreitungsweite des Rüsselkäfers heute nicht beantworten. Die Meinungen in der Praxis gehen hier weit auseinander; v. Varendorff (1904) z. B. nimmt an, daß Hylobius von den frischen Schlägen nicht über 50 m weit wandert, andere halten 100 m, ja sogar I —3 km Zwischenraum für nötig. Es unterliegt keinem Zweifel, daß durch die Wechselschlagwirtschaft die Rüsselkäfergefahr für die Kulturen verringert wird; anderseits aber wird die Vermehrung der Käfer durch sie nicht nur nicht ge- hemmt, sondern über das ganze Revier verzettelt. Manche Autoren schlagen diesen entschiedenen Nachteil höher an als den Vorteil und sehen daher in den großen breiten Hieben die zur Bekämpfung günstigere Wirtschaftsform (Scheidter bei Petj-aschek 19 14, Junak 1913). Technische Bekämpfung. Im Vordergrund aller Bekämpfungsmaßnahmen gegen den Rüsselkäfer steht wie bei dem Maikäfer : 1. Das Sammeln und Vernichten der Käfer. Es sind eine Menge Sammelmethoden vorgeschlagen und in Gebrauch, deren wichtigste sich auf zwei Prinzipien zurückführen lassen: nämlich i. Ab- fangen durch Anlockung und 2. Abfangen während der Wanderung- Die beiden Prinzipien werden vielfach auch kombiniert angewendet. Als Anlockungsmittel werden benützt: frische, harzige, besonders zu- gerichtete Pflanzenteile (Rinden, Kloben, Stöcke) oder harzig duftende Flüssigkeiten, die in besonderen Fallen aufgestellt werden. ') Eine wirtschaftliche Maßregel, die seinerzeit in Hochgebirgsrevieren Österreichs ort- weise Anwendung fand, ist das ., Schiagb rennen"' zur Zeit wo der junge, frisch entwickelte Käfer auf den Schlägen erscheint. Natürlich findet kein Durchbiennen, sondern nur ein ober- flächliches Brennen (ein „Überbrennen") des Schlages statt, was sich leicht bewerkstelligen läßt, wenn man den Schlag oben anzündet und das Feuer nach unten leitet; so hat man es ganz in der Hand, es nach Ermessen wirken zu lassen. Gewöhnlich erfolgte darauf eine Bestellung mit Getreide und im nichsten Frühjahr die Aussaat von Waldsamen. Das Getreide schützt vor Ver- unkrautung, muß aber hoch abgeschnitten werden, damit die jungen Waldpflanzen nicht geköpft werden. Erfolg: Keine Rüsselkäferkalamität und gelungene Verjüngung (Petraschek i. 1.). ^54 Coleoptera — 7. Familienreihe: Rhynchophora. Fangrinden. — Das Absammeln mittels Fangrinden ist — wenigstens in Fichtenrevieren — das am meisten angewandte Verfahren. Zur Gewinnung von Fangrinden werden im Frühjahr^ wenn die Bäume in Saft gekommen, einzelne Stämme gefällt und Rindenstücke von 20 — 30 cm im Quadrat geschält. Diese werden mit der Bastseite nach unten ausgelegt und mit einem Stein beschwert, damit die Rinden möglichst fest anliegen, sich infolge des Austrocknens nicht rollen und auch nicht vom Sturme umhergeworfen werden. Man kann auch Rasenplaggen auflegen, wodurch zugleich das Austrocknen der Rinde verzögert wird. Die vertrockneten Rinden sind nicht mehr fängisch und müssen durch neue ersetzt werden, was in heißen Sommern schon nach ca. 14 Tagen zu ge- schehen hat. Man benützt die alten Rinden wieder zum Schutz der frischen Stücke, indem man sie auf letztere legt; so kommen allmählich 3 — 4 Rinden übereinander (Abb. 175B). Um die anlockende Wirkung zu erhöhen, kann man noch klein ge- schnittene frische Kiefernzweige (von den jüngsten Trieben) unter die Rinde A B Abb. 175. A Fangkioben, B Fangrinden zweimal erneuert. — Aus Eckstein. legen. Auch mit dem Aufstrich von Terpentinöl oder Kienöl auf die Bast- seite der Rinde hat man die Anziehungskraft zu verstärken gesucht; wie es scheint, mit gutem Erfolg, wenigstens betrugen die Fangergebnisse das i Y2 t)is 5 fache (Lehner 1900, Holtzberg 1902, Dörr 1903). i) Auch alte Rinden kann man nach mehrfacher Erfahrung in der Praxis durch Anstreichen mit Terpentin wieder fängisch machen, was be- sonders im ersten Frühjahr, wenn man noch keine frische Fangrinde schälen kann, von größter Bedeutung ist (siehe unten). Durch Zusatz von geruchlosem Speiseöl soll die schnelle Verdunstung des Terpentins wesentlich verlangsamt werden, so daß dadurch die Notwendigkeit des allzuoften Anstreichens vermieden werden kann. (Graser, Jucht, Müller bei Petraschek 1914-) Vorzüglich soll sich eine Mischung von Fichtenharz und Terpentin bewähren (Fichtenharz in einem eisernen Topf leicht erwärmt und dann vorsichtig Terpentin dazu- ^) Von anderer Seite wird dem Terpentinanstrich der Rinden wenig, ja gar keine Wirkung zugeschrieben. Die Frage bedarf also noch der Nachprüfung. Curculionidae. — Langrüßler. Hylobius. 365 gegossen). Die Mischung bleibt flüssig und läßt sich in Flaschen aufbewahren (Müller 1. c.)i) Wann sollen die Fangrinden ausgelegt werden? — Sobald die ersten Käfer erscheinen. Da dies meist früher der Fall ist, als die Bäume in Saft kommen und frische Rinde gewonnen werden kann, so muß man sich zuerst mit der eben besprochenen Auffrischung alter Rinden mit Terpentin usw. behelfen. Mit dem Auslegen der Fangrinden ist den ganzen Sommer über bis zum Verschwinden der Käfer fortzufahren. Wo sollen die Rinden ausgelegt werden? — Sowohl auf den Kulturen als auch auf den frischen Schlägen. Sehr gute Resultate erhält man, wenn man sie direkt um die Kulturen sehr dicht legt, um die aus den Nachbarbeständen angelockten Käfer vor dem Einwandern abzufangen. Auf den letztjährigen Schlägen legt man die Rinden mit großem Vorteil an die Stöcke, am besten in die Stockachseln, wodurch sich die Zahl der angelockten Käfer wesentlich erhöht (Scheidter 1915). Das Absammeln hat in nicht zu langen Zwischenpausen, während der Hauptzeit am besten täglich ein- oder auch zweimal zu geschehen. Und zwar in der Weise, daß die Rinde vorsichtig aufgehoben und umgedreht wird und die an der Unterseite sitzenden Käfer abgelesen und in ein Gefäß, am besten eine Flasche, geworfen werden. Zuhause können die Käfer in ein größeres Gefäß geschüttet und mit kochendem Wasser überbrüht werden. Nachdem das Wasser wieder abgegossen und die Käfer abgetrocknet sind, werden sie gemessen oder gezählt. Auf einen Liter gehen ca. 3000 Stück. Die getöteten Käfer können zum Futter von Hühnern, Enten, Schweinen oder auch zur Herstellung von Vogelfutter verwendet werden (Eckstein). Die Fangrindenmethode hat sich, wenn rechtzeitig und kontinuierlich angewendet, sehr gut bewährt und deswegen auch überall eingebürgert. Den offensichtlichen Vorteilen der Methode (Billigkeit, leichte Verwendbarkeit, kräftige Anlockungswirkung usw.) stehen einige Nachteile gegenüber. Diese liegen darin, daß man die Rinden meist erst später gewinnen und auslegen kann als die ersten Käfer erscheinen (siehe oben), und sodann, daß sie verhältnismäßig rasch vertrocknen und daher oft gewechselt werden müssen. Es ist dies besonders bei Kiefernf angrinden der Fall, die ja überdies, da bei der Kiefer nur die Glanz- rinde genommen werden kann, sich im allgemeinen viel schwerer vom Stamme lösen, als bei der Fichte. Man verwendet daher in Kiefernrevieren viel- mehr die Fangkloben (auch „Fangknüppel" genannt). — Es sind dünnrindige Y2 — I m lange, 5 — 8 cm starke Aststücke oder auch gespaltene Kiefern-Scheite, ^) Vor Jahren habe ich Versuche anstellen lassen, die Rinden mit einem Anstrichmittel zu versehen, das einerseits die Anlockung erhöht, andererseits den Käfer zugleich vergiftet, so daß das Absammeln wegfallen kann. Es ist gelungen eine Mischung voq harzigen Stoffen mit Arsen herzustellen, die der Erfüllung der Forderung nahe kam. Die Versuche wurden durch den Krieg unterbrochen, sollen aber demnächst fortgesetzt werden. Bei den Versuchen konnte eine unglaubliche Giftfestigkeit des Rüsselkäfers festgestellt werden. Gifte, an denen andere Tiere sofort zugrunde gehen, machen auf Hylobius gar keineu Eindruck (z. B. Sublimat u. a.) Ähnliche Erfahrungen teilt auch Jucht mit (bei Petraschek 1914). ■i()() Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. die mit der Rindenseite auf die Erde gelegt werden (Abb. 175 A). Damit der Knüppel gut anliegt und möglichst lange vor dem Vertrocknen geschützt wird, ist es gut, wenn in den Boden entsprechend der Dicke des Knüppels eine seichte Rinne gefertigt wird. Wenn der Harzgeruch infolge des Eintrocknens der Rinde schwächer wird, so kann durch Einreißen einer Rinne oder Anplätzen des Klobens mit dem Beil die anlockende Wirkung wieder erhöht werden. Die dabei ab- fallenden Rindenfetzen werden zweckmäßig auf den Kloben gelegt, um zugleich eine Zeitlang als Fangrinden zu dienen. Wenn die Kloben ausgetrocknet und unbrauchbar geworden sind, werden sie als Brennholz aufgesetzt i) und sofort frische Kloben an ihre Stelle gelegt. Die auf der Fangfläche ausgelegten Kloben werden in weiteren, regel- mäßigen Abständen verteilt. Die Zahl der für i ha benötigten Kloben oder Knüppel schwankt zwischen 30 und 100. Man kann sie auch außerhalb der Fläche am anstoßenden Holz, oder wo dieses an einen Weg stößt, jenseits des- selben legen und zwar möglichst dicht und in einer Reihe, zum Abfangen der zuwandernden Käfer (Eckstein). Wie bei den Rinden hat man auch bei den Kloben den Versuch gemacht durch Terpentinanstrich die anziehende Wirkung zu erhöhen. Nach Eckstein (1905 und „Technik") entspricht die Steigerung des Fangergebnisses nicht der aufgewandten Arbeit. Nur dann ist das Verfahren zu empfehlen, wenn man aus irgend welchen Gründen von einer rechtzeitigen Erneuerung der Fanghölzer Ab- stand nehmen muß. Beim Absuchen, das, wie bei den Fangrinden, in der Hauptzeit täglich mindestens einmal zu geschehen hat, werden zunächst die etwa frei auf den Knüppeln sitzenden Käfer weggenommen, dann wird der Knüppel an einer Seite hoch gehoben, um die auf der Unterseite sitzenden Käfer zu sammeln. Er darf dabei nicht nach rechts oder links verschoben werden, damit die etwa auf den Boden fallenden Käfer leicht gefunden werden und nicht im Gras verschwinden. Dann wird der Knüppel parallel neben das Lager gelegt, die berindete Seite nach oben, um die noch sonst an der Rinde sitzenden Käfer, vor allem die kleinen wurzelbrütenden Hylesinen (siehe unten) sorgfältig ablesen zu können. Und alsdann wird noch eben so sorgsam der Boden des Lagers nach Rüssel- käfern und Hylesinen durchsucht, dann der Knüppel wieder in die alte Lage gebracht. Fangstöcke. — Neben den Fangrinden verdienen die Fangstöcke die weitgehendste Anwendung in der Praxis. Die frischen Stöcke üben ja ohnehin eine große Anziehungskraft auf die Rüsselkäfer aus; diese wird nun durch be- sondere Behandlung noch erhöht, so daß die Wirkung eine außerordentliche wird. Über die Herrichtung der Fangstöcke schreibt mir Oberforstmeister Puster, der dieselben in seinem Revier Kandel-Süd (Rheinpfalz) seit Jahren mit größtem Erfolg anwendet, folgendes: 1) Da die Fangkloben nicht selten vonn Hylobius-5 zur Eiablage benutzt werden und auch die Larven sich in ihnen entwickeln, so sind sie vor dem Aufsetzen zu entrinden, oder über Feuer anzurösten, damit die eventuell vorhandene Rüsselkäferbrut zugrunde geht (Scheidter 1915). Curculionidae. — Langrüßler. Hylobius. 557 „Ende März oder in den ersten Tagen des April werden einzelne Stöcke aufgeräumt, d. h. es wird mit der Hacke die Erde 5 — 8 cm tief vom Stocke und den Wurzelhöhlen weggezogen und die Rinde auf einer Teilfläche möglichst in großen Spänen mit der Axt losgetrennt; die losgetrennten Rindenstücke werden dann wieder naturgemäß auf die entrindete Stockpartie angelehnt und zur Frisch- erhaltung mit großen Rasen abgeplaggt. Die Arbeit wird geleistet von i Mann und I Mädchen. Ersterer räumt die Stöcke frei, entrindet und haut die Rasen- plaggen, letzteres lehnt die Rindenstücke an, plaggt die Fangfiäche des Stockes ab und zeichnet den Stock durch Einstecken eines grünen Kiefernastes. Das Zusammen- arbeiten ist nötig, damit das Mädchen als Sammlerin des Käfers alle Fangstellen kennt." ,Je nach dem Anlauf der Käfer werden die Fangstellen vermehrt und die trocken gewordenen Fangfiächen erweitert, bis der ganze Stock ringsum entrindet ist; die Käfer werden täglich — an besonders kalten Tagen kann ausgesetzt werden — von 2 Mädchen je Bezirk (500 ha) abgelesen, zweckmäßig in Flaschen mit Patentverschluß verstaut und den Hühnern verfüttert." .,Fangstätten sind die Kahlhiebe des letzten Winters — also die Käfer im Frühjahr IQ20 werden an den Winterstöcken 1919/20 gefangen. Wo Winter- kahlhiebe fehlen, werden entlang des Schlagrandes — also am Saume zwischen Kultur und Bestand — alle 70 — 100 m je eine Kiefer im Frühjahr (März) gefällt und der Stock so behandelt, wie oben geschildert." „Der Erfolg an heißen Tagen nach der oberen Grenze ist etwa die Zahl von 2500 Käfern, im Durchschnitt täglich 1500 Käfer je i Mädchen; das Er- gebnis an einem Stock durchschnittlich täglich 20 — 25 Stück, aber auch bis zu 200 Stück, vielfach in Kopula. Ein großer Teil des Käferanlaufs findet sich am Fuße des Stockes in der Mischung von Erde und kleinen Rindenstückchen. Gewandte Fängerinnen lesen von einem von einer Anfängerin bereits befangenen Stock nochmals die gleiche Anzahl Käfer ab, weil sie eben die Käfer verstecke infolge Spezialausbildung kennen. Darum möglichst die gleichen Personen bei- behalten und neuzugehende durch Alte schulen." Wie ich mich selbst an Ort und Stelle mehrere Jahre hintereinander über- zeugen konnte, ist der Erfolg der Fangstockmethode im Bienwald ein durch- schlagender. Wo dieselbe richtig durchgeführt wurde, war der Rüsselkäferfraß gleich Null. Wo sie aber übersehen wurde, waren mehr oder weniger erhebliche Aus- besserungen notwendig. Auch schon früher wurde von verschiedenen anderen Seiten die Verwendung der Stöcke zum Absammeln der Käfer befürwortet (Rothe 1910, Junak 1913). Fangreisig und Fangspäne. — Frisch gebrochenes Fichten- und Kiefern- reisig wird zu etwa armlangen Bündeln gebunden und auf den Fangflächen aus- gelegt. Da das Absammeln von diesen Bündeln recht umständlich ist (Abklopfen auf Tücher), so wird, wenn man Rinde oder Kloben, zur Verfügung hat, von dieser Methode abgesehen; nur wenn letztere nicht angewendet werden können, kann man zu den Reisigbündeln als Ersatz greifen. Dasselbe gilt von der von dem russischen Oberförster Schanjawsky (1913) empfohlenen Methode mit Spänen, Schälkanten und sonstigen frischen Holz- 368 Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophc abfallen , die auf dem Schlag ausgebreitet werden. Wenn durch Späne usw. auch gewiß zahlreiche Käfer angelockt werden, so ist das Sammeln (es sollen täglich 3 mal alle Späne untersucht werden) so mühsam und zeitraubend, daß es auf großen Flächen praktisch nicht durchführbar ist. Fanggräben. — Die Fanggräben (s. Eckstein „Technik", Scheidter 19 15) verfolgen den Zweck, die Käfer auf ihren Wanderungen abzufangen. Die daher- kriechenden Käfer fallen in die Gräben , aus denen sie nicht wieder heraus- kommen, so daß sie darin von Zeit zu Zeit gesammelt werden können. Die Gräben werden um die Schlagfiächen resp. die zu schützenden Kulturen gelegt („Isoliergräben''), außerdem können auch noch, um die Fangwirkung zu er- höhen, auf der Kulturfläche selbst in größeren oder kleineren Abständen Gräben in verschiedener Richtung gezogen werden („Durchschnei dungsgräben"). Die ersteren sollen dazu dienen, die von den Beständen usw. abwandernden Käfer an der Einwanderung in die Kulturen zu verhindern; die letzteren, die bereits il^tm. di»uiik__siik_ Abb. 176. Fanggräben („Rüsselkäfergräben"). A Längsschnitt; B von oben gesehen, die Falllöcher sind gestreift. — Aus Eckstein. dort befindlichen oder durch Fliegen dorthin gelangten Käfer abzufangen. An Stelle der Durchschneidungsgräben können auch Fanglöcher mit senkrecht ab- fallenden Seitenwänden, über die ganze Kulturfiäche verteilt, verwendet werden. Die Fanggräben sollen schon sehr frühzeitig, spätestens Ende März, fertig sein (siehe auch Guse 1884, Paschen 1882) und den ganzen Sommer hindurch bis in den Herbst hinein fängisch gehalten werden. Häufig wird die zeitige Herstellung der Gräben durch die noch nicht vollendete Holzabfuhr ganz oder streckenweis gehindert. In diesem Fall ist es vorteilhaft, den Graben, nicht wie es ziemlich allgemein üblich ist, direkt um die Schlagfiäche zu ziehen sondern ihn jenseits des Gestells, dicht an das angrenzende Holz zu legen. Die Gräben fangen auch an dieser Stelle die Käfer ab, stören bei der Holzabfuhr nicht und werden bei dieser Arbeit auch nicht beschädigt. Ist die Rüsselkäfergefahr größer, dann können im letzteren Fall an der gefährdeten Stelle die Gräben etwas ver- längert werden, um ein Überfliegen derselben durch Käfer zu verhindern (Eckstein 1. c.) Curculionidae. — Langrüßler. Hylobius. i5q Was die Herstellung der Gräben betrifft, so werden diese einen Spatenstich breit und ebenso tief gemacht. Die Wände werden senkrecht und rein ab- gestochen, und von der geebneten Sohle des Grabens wird der überflüssige Boden sauber ausgehoben. In manchen Gegenden pflegt man statt des ge- wöhnlichen Spatens solche mit besonderen Dimensionen zu verwenden, so daß die Gräben schmäler gemacht werden können: nämlich Spaten von nur 12 cm Breite bei 32 cm Länge. Der Stiel steht in gerader Verlängerung des Blattes. Auf der Vorderseite ist das Blatt ganz eben, auf der Rückseite ist es in der Mitte am dicksten. Alle drei Kanten des Blattes sind scharf; man kann daher mit diesem Spaten graben, stoßen und hauen. Je nach der verwendeten Spatenart schwankt die Grabenbreite zwischen 12 und 30 cm, die Tiefe zwischen 15 und 40, gewöhnlich ist sie 30 cm. An jeder Biegung des Grabens, sowie außerdem in Abständen von etwa 10 m werden in der Grabensohle Löcher mit scharfen Rändern angelegt. Ein Haupterfordernis für die Wirksamkeit der Fanggräben ist, daß sie fängisch gehalten werden, d. h.: aufgefallene Reiser, die eine Brücke bilden, müssen entfernt, hineingewehtes Laub herausgebracht, eingefallene oder von Passanten eingetretene Grabenränder müssen wieder scharf und senkrecht ab- gestochen werden. Es empfiehlt sich, diese Arbeiten bei dem in regelmäßigen Pausen erfolgenden Absuchen der Gräben gewissenhaft durchführen zu lassen. Die Gräben werden meistens 2 — 3 Jahre oder noch länger fängisch gehalten nnd sind deshalb in jedem Frühjahr, spätestens im März, gründlich nachzubessern. Nur verhältnismäßig sehr wenig Käfer kommen aus den Gräben wieder heraus, 1) die meisten, die keinen Ausweg finden, wühlen sich nach einiger Zeit in den Boden der Fanglöcher ein^ wenn sie nicht vorher von insektenfressenden Tieren, Kröten, Eidechsen, Vögeln aller Art, besonders Saatkrähen vernichtet oder vom Menschen gesammelt werden. Das Sammeln der Käfer in den Gräben hat in bestimmten Pausen zu geschehen, die entsprechend der Dichtigkeit des Vorkommens länger oder kürzer sem können; im Frühjahr und im Hochsommer (Juli und August) ist ein öfteres (womöglich tägliches) Absammeln notwendiger 2) als in den dazwischen liegenden Monaten. Beim Sammeln wird so verfahren, daß der Arbeiter jedesmal das ganze Grabensystem durchschreitet und dabei alle Rüsselkäfer, die sich im Graben und in den Löchern befinden, aufliest und in den mitgeführten Sammeltopf oder die Sammelflasche wirft. Die nützlichen Tiere, wie Laufkäfer, Mistkäfer, Kröten, Eidechsen usw., die oft massenweise sich auch in den Gräben befinden und mit denen der Sammler vorher vertraut gemacht sein muß, müssen aus dem Graben befreit und möglichst weit durch kräftigen Wurf vom Graben weggeschleudert werden. ^) 1) Arndt (19 19) beobachtete, daß einige Rüsselkäfer durch Fliegen sich aus den Fang- gruben zu retten versuchten; sie flogen jedoch stets gegen die Seitenwände des Fanglochs und fielen daher immer wieder zu Boden. '^) Streck (1919) empfiehlt eine täglich zweimalige Reinigung der Fanglöcher. ") Spitzenberg empfiehlt, um den Nutzungen ein Entkommen aus dem Gräben zu er- möglichen, den von der zu schützenden Fläche abgewendeten Grabenrand schief abzustechen (s. Neud. Forstzeitg. 1922). Escherich, Forstinsekten. II. Bd. ^4 370 Coleoptera. Familienreihe : Rhynchophora. Die Fanggräben werden vor allem in Norddeutschland viel angewendet und zwar nach den Berichten aus der Praxis gewöhnlich mit gutem Erfolg. Wenigstens erreichen die Fangziffern oft sehr respektable Höhen. Andererseits haften der Fanggrabenmethode eine Reihe von Nachteilen an, die einer all- gemeinen Anwendung im Wege stehen, und die Scheidter (1915) zusammen- gestellt hat. Vor allem ist die Anlage der Gräben durch Bodenverhältnisse stark be- schränkt; in gebirgigem Gelände, in stark kiesigen oder lettigen Böden würde die Abb. 177. Verschiedene Kombinationen von Fangkloben und Fanggräben. Die Schlagflächen sind weiß, a das Holz war frühzeitig abgefahren, der Graben ist am Rande der Fläche; b Holz- abfuhr war nicht rechtzeitig möglich, der Graben ist jenseits des Gestelles; c ebenso, auch der Graben an der westlichen Bestandsgrenze liegt außerhalb der Fläche; d Schlagfläche von Rüssel- käfergraben wie im Falle a umgeben, auf der Fläche Fangkloben; e Schbgfläche mit Rüssel- käfergraben wie im Falle a, die Fangkloben liegen außerhalb der Fläche; f Schlagfläche mit außerhalb liegenden Fangkloben ohne Käfergraben. — Aus Eckstein. Anlage einen großen Arbeitsaufwand erfordern und daher viel zu teuer kommen, ja vielfach überhaupt unmöglich sein. Sodann wird nur ein relativ geringer Teil der vorhandenen Käfer in den Gräben gefangen, da ja im Frühjahr viele Käfer durch Flug die Kulturen erreichen. Ferner werden die Gräben durch Holz- fällungen, durch Leute, durch starke Gewitterregen usw. häufig so beschädigt, daß ihre Wirkung wesentlich beeinträchtigt, ja zum Teil auch vollkommen aufgehoben wird. Und endlich werden doch mitunter sehr viel nützliche Tiere in den Curculionidae. — Langrüßler. Hylobius. 371 Gräben gefangen die, wenn sie nicht rechtzeitig befreit werden, in denselben zugrunde gehen. ^) Diese Nachteile bedeuten ohne Zweifel eine Unterlegenheit der Fang- gräben gegenüber den oben besprochenen Fangmethoden mittels Fangrinde, Fangkloben oder Fangstöcken, die überall angewendet werden können. Mit Fanggräben allein wird jedenfalls der Vertilgungskrieg nicht so wirk- sam durchgeführt werden können, wie mit den oben genannten An- lockungs-Methoden, Man wendet daher auch vielfach die beiden Methoden, Fangrinden und Fanggräben, kombiniert an. Kombination von Fangkloben usw. und Fanggräben. — Eckstein (1905) stellt auf Grund langjähriger Erfahrungen und Versuche den Satz auf: Käfergräben allein genügen nicht zum Schutz der Kulturen; vielmehr müssen gleichzeitig Fangkloben angewendet werden. Die Kombinierung der beiden kann entweder in der Weise geschehen, daß die Fangkloben auf der durch Gräben geschützten Fläche, oder aber so, daß sie außerhalb der Fang- gräben, diesen entlang, ausgelegt werden (siehe beistehende Abb. 177). Wo Fanglöcher anstatt der Fanggräben zur Anwendung kommen, sind sie stets mit Fangrinden zu kombinieren, da sonst die Wirkung zu sehr vom Zufall abhängen würde. Die Rinden sind auf den Boden der Löcher zu legen. Auch in die Löcher der Fanggräben können Rinden eingelegt und dadurch die Fangwirkung wesentlich gesteigert werden. -) Rüsselkäferfallen. — Alle bis jetzt konstruierten Fallen beruhen auf dem gleichen Prinzip wie die mit einer Witterung versehenen Fanglöcher. Sie stellen gewissermaßen transportable Fanglöcher dar. Sie sollen außerdem noch den Vorzug haben, daß es aus den Fallen kein Entweichen mehr gibt und daher die hereingefallenen Käfer nicht erst noch täglich gesammelt werden müssen. Die Fallen bestehen entweder aus Holzkistchen oder Töpfen aus Steingut oder Flaschen, die in ihrem Innern anlockende Witterung enthalten und die so kon- struiert sind, daß die angelockten Käfer leicht hinein- aber nicht mehr heraus- gelangen können und eventuell auch darin zugrunde gehen. Die Gareissche Rüsselkäferfalle besteht (s. Scheidter 1915) aus einem ca. 25 — 30 cm langen, 7 cm breiten und ebenso hohen Holzkistchen mit einem abnehmbaren Deckel aus Holz. In das Kistchen werden einige kleine frische Zweige von Kiefern gelegt und außerdem noch ein kleines Gläschen mit einer Witterung gestellt; an der einen Stirnseite befindet sich in der ganzen Breite eine leichte Falltüre aus dünnem Blech, die nur nach innen sich aufschieben läßt. Diese Falle wird nun auf den Kulturflächen, Schlägen usw. so ausgelegt, ^) Scheidter (1915) führt folgendes Beispiel an: In der Nähe Berlins wurden von einem Käfersammler im Monat Juni an 3 Sammeltagen in den Käfergräben gesammelt: 96 tote Mäuse, I Dutzend Blindschleichen, 5000 kleine und 736 große Carabiden, 32 Cicindelen, 230 Silphiden, 30 schädliche Insekten verschiedener Art und 17 Hylobius; allerdings muß bezüglich der geringen Zahl der Hylobius dabei berücksichtigt werden, daß im Juni die Rüsselkäfer gewöhnlich stark im Rückgang sind (siehe auch Kuhnt 1909). -) Dolles (1885) berichtet, daß aus den mit frischer Fichtenrinde belegten Fanglöchern eines 180 m langen Käfergrabens schon wenige Stunden nach der Fertigstellung ca. 10 000 Käfer gefangen wurden. 24* hl2 Coleoptera. Familienreihe : Rhynchophora. daß der Boden der Falle dort, wo die Falitüre ist, mit dem umgebenden Erd- boden eben ist, dann mit Rasen bedeckt und der Ort, wo sich die Falle befindet, durch einen in den Boden gesteckten Zweig bezeichnet. Die Käfer sollen von der Witterung angelockt durch die Falltüre in die Falle kriechen und so in der- selben gefangen werden. Nach Scheid ter (1. c.) hat die Falle in Bayern, wo ausgedehnte Versuche mit ihr gemacht wurden, vollständig versagt. Abgesehen davon, daß sie ziemlich teuer ist und sich leicht wirft und dadurch unbrauchbar wird, haben sich meist nur sehr wenig Rüsselkäfer in ihr gefangen. Die Kisselsche Rüsselkäferfalle besteht aus einem Topf aus Steingut von 20 — 25 cm Durchmesser, der Deckel ist aus Zement und hat auf der Unter- seite mehrere Erhebungen, so daß zwischen dem Deckel und oberem Rand des Topfes gerade so viel Zwischenraum bleibt, daß die Rüsselkäfer hineinkriechen können. Der obere Rand ist nach innen gebogen und abgerundet. Dieser Topf wird, wie auf der beistehenden Abbildung zu sehen ist, in die Erde ein- gegraben, bis zur Hälfte mit Wasser gefüllt und dann noch die vom Erfinder „Hylobin" genannte Anlockungsflüssigkeit hineingeschüttet, der Deckel daraufgesetzt f^^^m^^;^^^--^.^---^^^-^^^^ " ^^:^M^% Abb. 178 A. Kisselsche Rüsselkäferfalle, a Deckel, b Gefäß, c Oberfläche des Bodens, d und e Eingangsraum. — Nach Kissel. und endlich die geschlossene Falle mit Rasenplaggen bedeckt. Als Vorzüge dieser Falle werden vom Erfinder angegeben, daß sie sehr lange fängisch bleibt und nur sehr selten revidiert zu werden braucht. Nach Scheid ter (1. c.) stehen aber diesen Vorzügen so große Nachteile gegenüber, daß die Falle in der Praxis nicht empfohlen werden kann. Die Nachteile sind (abgesehen davon, daß die Töpfe vielfach gestohlen werden): Zerbrechlichkeit, hohe Kosten, geringe Fang- wirkung und das Fangen nützlicher Tiere ^), also ganz ähnliche Mängel wie bei der Gareisfalle. Dieselben Nachteile haften mehr oder weniger auch den übrigen noch vor- geschlagenen Fallen an, wie dem Fangtopf von Walther '(1909), der Schwabe- schen Falle (F. Zbl. 19 10, S. 191), den mit Terpentin versehenen eingegrabenen Flaschen, wie sie von Zimmer (1879) und Eberdt (191 1) empfohlen werden usw. *) In einem Spessartforst wurden in 2 Jahren in 26 Kisselfallen gefangen: 1078 Stück = 44. 6 7„ Hylobius, 455 ,, = 18,8 „ andere Forstschädlinge, 884 „ = 36,4 ,, nützliche oder gleichgültige Insekten. Auf einen Topf treffen also pro Jahr nur 41 Hylobius, eine Zahl, die wir unter Fangrinden schon in wenigen Tagen absammeln können (Scheidter 1. c). Curculionidae. — Langrüßler. Hylobius. 373 Es konnte sich denn auch keine der Fallen bis heute in der Praxis ein- bürgern. Ob es sich empfiehlt, diesen Weg der künstlichen Fallen weiter zu beschreiten, möchte ich etwas bezweifeln, da sich die gerügten Nachteile wohl schwerlich beseitigen lassen werden. 2. Vertilgung der Larven. Eine Vertilgung der Larven würde den großen Vorteil haben, daß der Schädling schon vernichtet würde, bevor er Schaden anrichten und bevor er sich weiter fortpflanzen kann. Es sind daher auch schon verschiedene Versuche und Vorschläge in dieser Richtung gemacht worden, ohne aber bis jetzt, zu durch- schlagenden Erfolgen geführt zu haben. Durch die versteckte Lebensweise der Larve in den unterirdischen Wurzeln wird der Kampf gegen sie außerordentlich erschwert. Es sind vor allem zwei Wege, die bis heute zur Vertilgung der Larven beschritten worden sind: i. die Rodung der mit Rüsselkäferbrut besetzten Stöcke, und 2. Darbietung künstlicher Brutplätze und Vernichtung derselben nach der Besetzung mit Brut. Bezüglich der ersten Methode ist oben bereits Näheres ausgeführt (s. oben S. 361). Was den zweiten Weg betrifft, so handelt es sich dabei um sogenannte: BrutknüppeL — Es sind das i — 1Y2 na lange, etwa armsdicke glatt- rindige, im Saft gehauene Prügel von frischem Kiefern- und Fichtenholz, die in den Boden eingegraben werden. Sie wirken stark anziehend auf die Weibchen, die ihre Eier in die Knüppel legen. Die Anziehung soll nach den Erfahrungen ver- schiedener Praktiker sogar stärker sein als die der Stöcke; was recht wohl ver- ständlich ist, da ja die Knüppel in den meisten Fällen frischer sind als die Stöcke. Einfache Methode. — Die Brutknüppel werden in gewissen Abständen schräg in den Boden eingegraben und zwar so, daß das obere Ende etwas aus dem Boden herausragt. Des leichteren Wiederauffindens halber gräbt man sie am besten reihenweise ein und kann außerdem auch noch durch Stäbe jeden Knüppel markieren. Diese Knüppel bleiben einige Monate im Boden liegen und müssen dann rechtzeitig ausgegraben, entrindet oder verbrannt werden. Der Zeitpunkt ist so zu wählen, daß die Larven noch nicht in den Splint eingedrungen sind. Da nach unseren Erfahrungen das Eindringen schon im September ge- schieht, so müßten also die Knüppel, die im Frühjahr gelegt, spätestens im August unschädlich gemacht werden. Diese einfache Methode wurde schon in der Mitte des vorigen Jahrhunderts von von Lips (1856) und Georg (1865) angewendet und später von v. Oppen (1892) als die beste und billigste Be- kämpfungsmethode des Rüsselkäfers empfohlen. Es wurden daraufhin von der sächsischen Staatsforstverwaltung Versuche damit auf allen Staatsforstrevieren an- geordnet, die aber die optimistische Anschauung von v. Oppen nicht bestätigt zu haben scheinen. Wenigstens ist die Methode späterhin nicht in weitere Auf- nahme gekommen. Kombinierte Methode von Grohmann. — Grohmann (1913) sucht die Wirkung der Brutknüppel zu verbessern, indem er einmal durch Anhäufung ■ijA Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophoia. einer größeren Anzahl (7 — 12) von Knüppeln an einer Stelle und durch Be- deckung der Knüppel mit frischem Reisig die Anziehungskraft zu steigern und außerdem durch die ganze Anlage der Brutstelle auch die natürlichen Feinde heranzuziehen und zu fördern trachtet. Die Anlage eines solchen künstlichen Brutplatzes („Fanggrube") geschieht folgendermaßen: „Es werden zunächst annähernd würfelförmige Gruben von ca. 60 cm Kantenlänge, also von rund 0,2 cbm Raumgehalt, ausgehoben. Der bei der Herstellung dieser Gruben gewonnene Boden ist, wenn er nicht aus Sand oder aus reiner lockerer Erde besteht, durchzuwerfen, wodurch eine Feinerde gewonnen wird, die frei von größeren Wurzeln und Steinen ist." „Zum weiteren Anbau jener Gruben werden zunächst etwa 8 — 12 Stück unentrindete, frische, kieferne Pfähle, die oben ca. 7 — 10 cm stark und ungefähr 80 cm, ausschließlich ihrer Zuspitzung am unteren Ende, lang sein sollen, senk- recht und in möglichst gleichmäßigen Abständen derartig in die Gruben ge- schlagen, daß sie mit ihren Köpfen ca. 20 cm über die oberen Ränder der Gruben hinausragen. Die leeren Räume zwischen den Pfählen und den Gruben- wänden werden alsdann, und zwar bis hinauf zum oberen Grubenrande, mit der bei der Herstellung der Grube gewonnenen Feinerde ausgefüllt. Diese Feinerde soll die Gruben überall lückenlos ausfüllen. Sollte die beim Ausheben der Gruben an Ort und Stelle erlangte Feinerde hierzu einmal nicht ausreichen, so muß sie an anderen Stellen in der Nähe der Gruben gewonnen und von dort herbeigeschafft werden." „Hat man mit der Feinerdefüllung den oberen Grubenrand erreicht, so lege man in horizontaler Richtung, die Bodenoberfläche als Unterlage benutzend, strahlenförmig frische, jüngere, ca. 1,0 — 1,5 m lange Kiefernäste derartig zwischen die aus den Gruben hervorragenden Pfahlköpfe, daß die unteren, stärkeren Ast- teile nach innen und die oberen, dünnen, mit grünen Nadeln versehenen Zweige jener Äste nach außen zu liegen kommen." „Zur Vollendung des oberen Aufbaues dieser Gruben bettet man nun die vorher näher beschriebene kieferne Astlage nebst den über die Grubenränder hinausragenden Pfählen, von der Mitte der Grube ausgehend und etwa 30 — 40 cm über die Grubenränder hinaus, in gewöhnliche, d. h. nicht durchgeworfene, aber von stärkeren Wurzeln und größeren Steinen befreite Erde ein." „Um die außen um die Gruben herumliegenden schwachen kiefernen Zweige möglichst lange frisch und deren stärkere Partien im Innern der Grubenhaube nebst den ebendaselbst befindlichen Pfahlköpfen recht lange fängisch zu erhalten, ist es notwendig, daß sich die Erde möglichst dicht an diese Grubenfüllhölzer anschmiegt." „Nach Vollendung der Einbettung der ersten Astlage überdeckt man diese noch mit einer etwa 5 cm hohen Erdschicht und setzt hierauf, genau in der vorher beschriebenen Weise, noch eine zweite und vielleicht auch noch eine dritte Lage grünes kiefernes Astreisig auf, bis man mit dem Einlegen jenes Reisigs und dessen Einbettung bzw. Überdeckung die Grubenpfahlköpfe ca. 15 cm mit Erde zugedeckt hat. Zum Schluß erhält dieser Aufbau über den Gruben eine Abdeckung mit Rasenplaggen." „Auf diese Weise stellt man über der Grube einen kleinen, mit jüngeren, dünnborkigen, kiefernen Ästen durchsetzten Erdhügel her, der an seiner Peri- pherie von einem grünen Kranze kieferner Zweige umgeben wird." „Sollte es irgendwo einmal nicht angängig sein, geeignetes kiefernes Material zum Ausbaue jener Gruben mit entsprechend niedrigen Kosten oder vielleicht Curculionidae. — ■ Langrüßler. Hylobius. 375 auch gar nicht auftreiben zu können, so sei hiermit verraten, daß man hierzu, und zwar mit gutem Erfolge, auch fichtene Pfähle und dergleichen Reisig ver- wenden kann. „Nach den bis heute gesammelten Erfahrungen verdient aber die Kiefer den Vorzug," Über die Wirkung und zur Wertschätzung dieser Fanggruben nennt Grohmann folgende Vorzüge: 1. Infolge der Anhäufung größerer Mengen harzduftenden Reisigs ziehen sie den Rüsselkäfer in der Regel in nennenswerter Anzahl nach den Gruben und veranlassen ihn vermöge des Ausbaues derselben in deren Inneres einzudringen, um an den dortigen, sehr geeigneten Plätzen seine Brut unter- zubringen. 2. Die Gruben fes'seln den Käfer durch den kiefernen Reisigkranz an diese Gruben, da er ihnen während der Begattungszeit und Eierablage ent- Abb. 178 B. Grohmannsche Fanggrube im Durchschnitt. sprechende Nahrung gewährt. Durch diese äußerst bequem gelegenen Futter- stellen wird ein Auswechseln des Käfers von den Gruben zwecks Nahrungssuche vermieden, wodurch wiederum das Befressen der Kulturen außerordent- lich abgeschwächt und stellenweise oft ganz vermieden werden kann. 3. Diese Rüsselkäferfanggruben gewähren aber auch infolge ihrer Lage und ihrer Konstruktion verschiedenen Feinden, namentlich Insekten, welche die Eier, Puppen, Larven und Imagines des großen braunen Rüsselkäfers vertilgen, Unterschlupf und Brutstätten. Als Fangfiächen kommen alle Kahlschlagfiächen, sowie alle mit älteren Be- ständen bestockten Flächen in Betracht, auf denen größere Holzeinschläge statt- gefurden haben. Auf Kulturfiächen sind anfangs 4 Gruben pro Hektar genügend; Xlb Coleoptera. — 7. Familienreihe : Rhynchophora. später, wenn die an Ort und Stelle erzeugten Käfer erscheinen, müssen fort- während frische fängische Gruben angelegt werden, also von Mitte Juli ab, in Zeitabständen von etwa 14 Tagen, neben jede erstmalige Grubenanlage noch 2 Ergänzungsgruben, so daß das Hektar Kulturfiäche am Ende des Jahres 1 2 Gruben aufweist. Bei Kantenschutz genügen anfänglich (April) Grubenanlagen in Abständen von 60 m; später, etwa von Juni an, sind dazwischen neue Brut- stätten zu schaffen, die sich in Abständen von 20 m in die ursprüngliche Linie einfügen sollen. Größere Erfahrungen von anderer Seite liegen meines Wissens bis heute nicht vor. Ich habe bei meinen Generationsversuchen meistens die G roh mann sehe Fanggrubenmethode angewendet, kann aber nicht behaupten, daß in diesen kombinierten Brutplätzen mehr Brut vorhanden war, als in den einfachen Brut- knüppeln. Auch bezüglich der Häufigkeit der natürlichen Feinde konnte ich keinen auffallenden Unterschied bemerken, i) Bevor ein endgültiges Urteil ge- ällt werden kann, müssen noch ausgedehnte Versuche vorgenommen werden. Soviel kann aber heute schon über die Brutknüppel überhaupt gesagt wer- den, daß die Zahl der durch sie vertilgten Schädlinge immer nur eine ver- hältnismäßig geringe sein wird und daß daher mit Brutknüppeln allein die Rüsselkäfergefahr nicht gebannt werden kann. Dazu kommen die hohen Kosten, die besonders die Grohmannschen Fanggruben beanspruchen und die in keinem Verhältnis zu der Zahl der vertilgten Larven stehen. Vergiftung der Larven im Stock. — Man hat in Tharandt auch ver- sucht, die Rüsselkäfer durch Infiltration der nicht gerodeten Stöcke mit Gift zu töten. Die Stöcke wurden im Mai im Wurzelanlauf 2 — 4 mal angebohrt und die 15 cm tiefen und 2 cm weiten Bohrlöcher nach Eingießen der Giftflüssigkeit durch Holzpfropfen verschlossen. Die im September vorgenommene Prüfung er- gab zwar Verbreitung des Giftes, aber auch die vollständige Wirkungslosigkeit gegen- über den Käferlarven. (Hess-Beck S. 211.) Der negative Erfolg nimmt nicht Wunder, wenn man hört, daß man Petroleum und Kupfervitriollösungen ver- wendet hat, welche beiden Stoffe auf den überaus giftfesten Käfer (siehe oben) wenig Eindruck machen. Biologische Bekämpfung. Die zuletzt besprochenen Grohmannschen Fanggruben stellen, wenigstens nach des Erfinders Angaben, eine Kombination von technischer und biologischer Bekämpfung dar; es wird dort nicht nur die Rüsselkäfer brut angesammelt, sondern es sollen sich in ihnen zugleich auch deren natürliche Feinde in größeren Mengen ansammeln und vermehren. Die Gruben würden also eine Förde- rung der natürlichen Feinde des Rüsselkäfers bedeuten. Ob dies wirklich all- gemein zutrifft, oder ob es sich bei den Grohmannschen Versuchen mehr um Zufälligkeiten gehandelt hat, müssen, wie eben schon gesagt, erst weitere Versuche dartun. *) Dolles (1897a) fand auch in den einfachen Brutknüppeln auffallend viel Braconiden- Cocons, so daß er sogar den Hauptwert der Brutknüppel viel mehr in der Züchtung dieser Parasiten als in dem Abfangen der Brut erblickt. Cuiculionidae. — Langrüßler. Hylobius. -i-jn Munro (19 14) hält es nach seinen Beobachtungen über die rasche Ent- wicklung der Schlupfwespe Bracon brachycerus nicht für unmöglich, daß man durch künstliche Förderung die Vermehrung noch wesentlich erhöhen und so die Schlupf- wespe zum Kampfe gegen den Rüsselkäfer benutzen könnte — ein Standpunkt, der der ernsten Prüfung wert ist (s. oben S. 358). — Dolles (1897a, S. 262) meint, daß man vielleicht durch künstliche Ver- mehrung von Ameisenhaufen den Rüsselkäfer von den Kulturobjekten ab- halten könne. Da die Saatkrähen eifrige Rüsselkäfer -Vertilger sind, so kann sich die Pflege von Saatkrähenkolonien in großen Wäldern als nützlich erweisen (Eckstein i. 1.). Verschiedentlich wird der Hühnereintrieb empfohlen, da die Hühner die Rüsselkäfer gerne und gierig aufnehmen. Es ist aber leicht einzusehen, daß diese Methode der biologischen Bekämpfung im größeren Forstbetrieb kaum durch- führbar ist (Scheidter 19 15). Endlich soll auch das Aushüten der Kulturen mit Schafen nach mehreren Berichten aus der Praxis eine gute Wirkung haben, insofern als die Rüsselkäfer wahrscheinlich durch den scharfen Geruch der Schafe und ihres Mistes aus den Kulturen vertrieben werden. In verschiedenen Berichten werden dieser Methode ausgezeichnete Erfolge nachgerühmt. Abgesehen davon, daß man nicht überall die nötige Anzahl Schafe zur Stelle hat, darf doch auch die Gefahr des Verbeißens und Zertretens der jungen Pflanzen seitens der Schafe nicht außer acht gelassen werden. Dazu kommt, daß die Rüsselkäfer nur lokal vertrieben, nicht aber in ihrer Zahl vermindert werden, so daß dem Mittel kein höherer Wert beizumessen ist (vgl. Borggreve 1881, v. Lips 1855, Oswald 191 1, Scheidter 19 15). Damit ist das Kapitel biologischer Bekämpfung erschöpft. Es ist bis jetzt nur wenig in dieser Richtung geschehen. Ob überhaupt auf dem Weg der bio- logischen Bekämpfung dem Rüsselkäfer wirksam beizukommen ist, kann nur durch ein eingehendes Studium aller seiner Feinde entschieden werden. Zusammenfassung (Bekämpfung). Wir haben heute noch kein Allheilmittel gegen den Rüsselkäfer. Es ist auch sehr zweifelhaft, ob wir jemals mit einem einzigen Mittel auskommen werden. So müssen wir heute die verschiedenen Wege, die zu einer Milderung der Ge- fahr führen, kombinieren, um auf diese Weise die Wirkung möglichst zu erhöhen. An erster Stelle heißt es: Sammeln, sammeln und immer wieder sammeln, ohne Unterlaß, jedes Jahr und die ganze Saison hindurch, sowohl auf den Kulturen als auf den Schlagflächen, mit allen nur zur Verfügung stehen- den Mitteln: Fangrinden, Fangstöcken, Fangkloben, Fanggräben und -löchern (je nach Holzart, Örtlichkeit usw.); daneben können auch Brutknüppel zur Ver- nichtung der Brut verwendet werden. Wird das Sammeln konsequent und gründlich durchgeführt, so kann der Schaden auf ein geringes Maß reduziert werden. ^yS Coleoptera. — ", Familienreihe: Rhynchophora. Durch Baum- oder Stockrodung werden dem Rüsselkäfer viele Brut- plätze entzogen, durch verzögerte Stockrodung außerdem viel Larven usw. vernichtet. Wo natürliche Verjüngung möglich ist, ist zu ihr zurückzukehren. Wo diese nicht möglich ist, verdient die Saat den Vorzug vor der Pflanzung. Bei Pflanzungen sind nur kräftige Pflanzen zu verwenden; Ballen- pflanzung ist besonders zu empfehlen. Die jungen Pflanzen in den frischen Kulturen können durch Rinden- schutz (Leimanstrich, Schlemmen mit Lehm usw.) vor Rüsselkäferangriff"en be- wahrt werden. Endlich sollte auch die Forsteinrichtung auf die Rüsselkäfergefahr ein- gestellt werden. Neue Hiebe sollten erst wieder nach 6 — lo Jahren, wenn die erste Kultur der Rüsselkäfergefahr entwachsen ist, an diese sich anreihen. Sch'agruhe hat wenig Wert, bedeutet dagegen großen Zu wachs Verlust. Bezüglich der Möglichkeit einer biologischen Bekämpfung müssen erst noch eingehende Studien gemacht werden. Literatur über Hylobius. Adkin, 1918, The practical aspect of forest entomology. Part IV. — In: Ortly. Journ. Forestrv XII. No. 2. AI tum, 1880, Der große braune Rüsselkäfer {Hylobius abieiis) als Laubholzzerstörer. — In: Z. f. F. u. 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Der „große graue Rüßler" (Abb. 179J wird besonders in Norddeutschland auf sandigem Boden zuweilen in Unmassen in den Käfergräben zusammen mit Hylobius abietis gefangen. Dies war der Grund, warum ihn Ratzeburg (S. 138) in die Forstentomologie einführte. Über seine forstliche Bedeutung war sich Ratze- burg nicht klar. Er führt nur eine Beobachtung Klockmanns an, wonach in einer Kiefernpflanzung, in der (in Fanggräben) ca. 3000 Cleo?ius gefangen wurden, an vielen Pflanzen, die anscheinend gesund waren, die Nadeln gelb wurden und auch die Entwicklung der Maitriebe zögerte. Es liegt nahe, diese beiden Erscheinungen in ursächlichen Zusammenhang zu bringen. Um so mehr als Lang (1882) durch Zucht nachgewiesen hat, daß die Larven, wie die der Kurzrüßler, frei im Boden leben und von jungen Kiefernwurzeln sich nähren. — Die Käfer scheinen nach Zwingerversuchen Klockmanns und Eck- steins (1883) oberirdisch an der Rinde besonders der Maitriebe und den Nadeln zu fressen. Nehmen wir diese wenigen bis heute vor- liegenden Beobachtungen zusammen, so liegt die Vermutung nahe, daß Cleonus bezüglich seines forstlichen Verhaltens den Kurzrüßlern, denen er ja auch systematisch nahe steht, an die Seite zu stellen ist. Um volle Klarheit zu schaffen, müssen erst noch eingehende Beobachtungen über den durch sein stellenweise sehr häufiges Vorkommen im Abb. 179. Cleonus glaucus F. \\T ij ff 11 j n-oi .. 11.L j (Großer grauer oder weißer Rüssel- Walde auffallenden Rußler angestellt werden. käfer.) — Original. Andere Cleonus- h.x\.en können landwirtschaft- lich sehr schädlich werden. So stellt Cleonus punctiventris Germ, einen der schlimmsten Rübenschädlinge im Südosten Europas (Ungarn und besonders Ruß- land) dar, dessen Imago die Blätter der eben aufgehenden Rübensaat und später auch der älteren Rüben befrißt, während die Larve die Wurzeln zerstört. (Jablonowski 1909.) Literatur. Altum, 1897, Die „weißen Rüsselkäfer", Cleonus turbatus Fahr. u. sulcirostrts L. — In: Z. f. F. u. J., S. 355. — 1899, Cleonus turbatus ein Kulturfeind ? — In: Ebenda, S. 225. Eckstein, 1888, Der weiße Kiefernrüsselkäfer, Cleonus turbatus Fahr. — In: Z. f. F. u. J., S. 628. — 1893, Die Kiefer und ihre tierischen Schädlinge, Berlin, S. 14. Jablonowski, 1909, Tierische P'einde der Zuckeirübe, Budapest, S. 33 — 135. Lang, 1882, Zur Biologie des „weißen Kienrüsselkäfers". — In: F. Zbl., S. 502 — 504. Gattung Pissodes Germ. Die Pissodes, besonders die größeren Arten, ähneln in ihrem Aussehen den kleineren Stücken von Hvlohius. Wie diese haben auch die PissodeS'Kx\.&!\ die 382 Coleopteia, — 7. Familienreihe: Rhynchophora. „Rindenfärbung" (heller oder dunkelbraun mit hellen Flecken oder Binden). Sie lassen sich aber von Hylobius ohne weiteres unterscheiden durch die abgerundeten, nicht hervortretenden Schultern und die Insertion der Fühler in der Mitte des Rüssels (bei Hylobius der Spitze genähert) (Abb. i68a u. b, S. 335). Auch in der Lebensweise bestehen manche Ähnlichkeiten wie die Ent- wicklung der Larve (Abb. 180A u. 199 A, a, S. 412) unter der Rinde von Nadel- hölzern, die Langlebigkeit des Käfers, die andauernde Fortpfianzungsbereitschaft usw. Dagegen existieren auf der anderen Seite prinzipielle Unterschiede in der Lebensweise, die sich besonders deutlich in forstlicher Beziehung aus- werten: während bei Hylobius der Larvenfraß, da er in Wurzeln von Stöcken statt- findend, forstlich indifferent ist, ist bei Pissodes gerade der Larven fr aß das forstlich bedeutungsvolle Moment, da er unter der Rinde lebender Bäume geschieht und so letztere in ihrer Lebenskraft schwer schädigen, bezw. zum Absterben bringen kann. Während ferner bei Hylobius der Käferfaß äußerst ^1 B C Abb. 180. Larve (A) und Puppe (B und C) von Pissodes. — Nach Hopkins. schädlich ist (durch schwere Verwundungen und Abtöten der jungen Kultur- pflanzen), kommt bei Pissodes der Käferfraß forstlich nur wenig in Be- tracht, da er nur gering und meist an weniger empfindlichen Teilen älterer Pflanzen stattfindet. Die Lebensweise der meisten Pissodes- Arten (mit Ausnahme von Pissodes validirostris) ist in ihren Grundzügen ziemlich übereinstimmend. Die Eier werden in die Rinde von Nadelholzstämmen abgelegt. Die ausschlüpfenden Larven fressen sich bis auf den Splint durch und machen, diesen kaum berührend, all- mählich breiter werdende geschlängelte Larvengänge, die stets in einer charakteristischen, teilweise in den Splint eingreifenden Puppenwiege mit Spanpolster enden (s. Abb. 186 u. 193 A). Sind mehrere Eier an einer Rindenstelle abgelegt, so gehen von dieser Stelle die Larvengänge strahlig auseinander; dieser „Strahlen fraß" (Abb. 181) kann alsdann, allerdings nur bei oberflächlicher Betrachtung, mit Borkenkäfer- Fraßfiguren, namentlich mit Sterngängen verwechselt Curculionidae. — Langrüßler. Gattung Pissodes. 383 w^l werden. Bei genauerem Zusehen ist jedoch eine Verwechslung ausgeschlossen : die Püsodes-FTa&gänge sind Larvengänge, sie werden also allmählich stärker^, die Stern- gänge der Borkenkäfer sind Muttergänge und bleiben dementsprechend gleich breit, außerdem gehen von ihnen erst sekundär die Larvengänge ab. Bei sehr starker Besetzung eines Stammes gehen die Gänge oft wirr durcheinander, so daß der hier geschilderte Fraßbildhabitus mehr oder weniger undeutlich werden kann. In allen Fällen sind die Spanpolster der sicherste Anhaltspunkt, deren Vorhandensein selbst in kleinen Rindenstücken, in denen nur wenig Gangfragmente vorhanden sind, die sichere Diagnose ermög- licht. Sie sind kokonartig und mehr oder weniger tief in den Splint (selten mehr in die Rinde) versenkt und daher meist weißlich oder gelblich. In ihnen findet die Verpuppung statt, und in ihnen verfärbt sich auch der Käfer, der sie schließlich durch ein kreis- rundes Flugloch verläßt (s. Abb.i93A). Über die Generations- verhältnisse herrschten (wie bei Hylobius) längere Zeit starke Mei- nungsverschiedenheiten: eine dop- pelte, I jährige, i ^/g jährige und 2 jährige Generation wurde von den verschiedenen Autoren vertreten, bis ziemlich gleichzeitig durch Nüsslin (1897) und Mac Dougall (1898) die Frage experimentell und durch Beobachtung im Freien geklärt wurde. Die Verschiedenheit der Meinungen rührte hauptsächlich daher, daß man zu jeder Zeit die verschiedenen Ent- wicklungsstadien antraf — was von den verschiedenen Autoren, je nach ihrem Standpunkt zur Generations- frage überhaupt, anders ausgelegt wurde. Nüsslin und Mac Dougall konnten dagegen nachweisen, daß dieses Nebeneinander der verschiedenen Stadien auf zwei Eigenschaften (die wir auch schon bei Hylobius kennen gelernt haben) beruht, nämlich: der Langlebigkeit des Käfers und der steten Fortpflanzungsbereitschaft des Mutterkäfers. Die Gesamtergebnisse der beiden Autoren, die wohl für alle Pissodes- kx\.&v^ Geltung haben, lassen sich folgendermaßen zusammenfassen: I. Die Käfer sind in hohem Maße langlebig, bis zu 2 — 3 maliger Über- winterung. t^ Abb. 181. Strahlenfraß von Pissodes pini L. der Rinde, '/g natürl. Größe. — N. 384 Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophon 2. Sie sind ungeschwächt fortpflanzungsfähig von Anfang bis Ende der Saison, selbst im Fall einer nur einmaligen im Frühjahr vollzogenen Begattung. 3. Sie erzeugen deshalb die ganze Saison hindurch sukzessiv immer neue Brüten. 4. Die Entwicklung der Brüten geht sehr rasch vor sich; sie dauert, wenn sie in die Sommermonate fällt, 1Y2 — 4V2 Monate (je nach Temperatur und Zeit- punkt der Eiablage). Wenn sie dagegen in die Wintermonate fällt, zieht sie sich infolge längeren Stillstandes auf 7— n Monate hinaus. ^' 5. Infolge dieser beiden letzten Momente kommen das ganze Jahr über, d. h. vom Frühjahr bis in den Spätherbst, Jungkäfer aus. Anh. A B Abb. 182. Weibliche Geschlechtsorgane von Pissodes. A unreif, B reif, nach geschehener Begattung und Eiablage. Keimf. Keimfach, Eir. Eiröhren, Eik. Eikelch, Reo. Receptaculum, Anh. Anhangsdrüse des Receptaculums, Ut. Uterus, corp. 1. Corpora lutea. Die Corpora lutea bilden sich durch Zerfall aus den zur Bildung der Eischale nicht völlig verbrauchten Zellen; sie bleiben zeitlebens als gelbliche Massen bestehen und stellen ein sicheres Zeichen dar, daß das $ schon Eier abgelegt hat. — Nach Nüsslin. 6. Die aus Sommerlarven mit kurzer Entwicklungsdauer entstehenden Käfer haben noch völlig unreife Geschlechtsorgane (Abb. 182), sie bedürfen daher noch einer längeren Zeitperiode zur Erlangung der Geschlechtsreife, so daß die meisten dieser Käfer erst nach der Überwinterung zur Fortpflanzung kommen, also trotz der kurzen Entwicklungsdauer eine einjährige Generation haben. Nur ausnahmsweise, bei ganz besonders günstiger Witterung, die schon einen sehr frühen Beginn der Brüten ermöglicht, kann es vielleicht vorkommen, daß eine 2. Generation entsteht. 7. Die aus überwinternden Larven mit langer Entwicklungsdauer kommenden Käfer besitzen wesentlich reifere Geschlechtsorgane (die Entwicklung der Genitalien Curculionidae. — Langrüßler. Gattung Pissodes. '^Ss scheint hier im Innern der Polsterwiege vor sich zu gehen) und bedürfen infolge- dessen einer entsprechend kürzeren Reifungszeit, so daß diese Käfer also trotz der langen Entwicklungsdauer ebenfalls eine einjährige Generation haben. 8. So kommt also der Hauptmasse der Pissodes-Individuen normalerweise eine einjährige Generation zu. 9. Da der Beginn der Generationen in die verschiedensten Zeiten von Frühjahr bis Herbst fallen kann, so ergibt sich ein regelloses Durch- und Nebeneinander der verschiedenen Stadien (Larve, Puppe und Käfer), so daß fast zu jeder Zeit gleichzeitig alle Stadien nebeneinander angetroffen werden können, i) Diese hier geschilderten Generationsverhältnisse bedeuten für den Wald eine stetig drohende Gefahr und verlangen dementsprechend die stetige Aufmerksamkeit des Forstmanns bezw. eine ständige Abwehr- bereitschaft. Die Pissodes sind im allgemeinen sekundär und belegen nur schlecht- wüchsiges oder kränkelndes Material. In durch Waldbrand angesengten Kulturen oder durch Hüttenrauch geschwächten oder stark an Pilzen kränkelnden Beständen stellen sie sich regelmäßig ein, ebenso nach Nonnen-, Spinner- und Spannerfraß usw. Sie können jedoch unter besonders günstigen Vermehrungsverhältnissen bei Mangel von solchem Brutmaterial in der Fortpflanzungsnot auch gesunde Bäume befallen und so Kalamitäten primärer Natur herbeiführen. Die Förtpflanzungsziffer der Pissodes - hxXQXi scheint eine ziemlich hohe zu sein. Erzielte doch Nüßlin (1897, S. 452) mit den ärmlichen Mitteln einer Zwingerzucht bei nur periodischer Zugabe neuer Bruthölzer von nur 4 Mutterkäfern den ganzen Sommer über fast täglich Nachkommen, an ver- einzelten Tagen bis zu 12 Stück! „Zu welcher Größe mag erst die Zahl der Nachkommen in der freien Natur anwachsen können, wo zahlreiche Mutterkäfer vom ersten Frühjahr an zur Fortpflanzung bereit sind, falls ihnen das Brutmaterial täglich, ja stündlich zu Gebote stehen sollte!" Zum Glücke aber für den Forstmann steht den Pissodes ein großes wirksames Heer von natürlichen Feinden gegenüber, die die Vermehrung stark beschränken. Unter den Vögeln sind es hauptsächlich die Spechte (Bunt- und Schwarz- specht), die den Larven unter der Rinde nachstellen. Fast überall, wo Pissodes sind, findet man Spechteinschläge. Ja, die letzteren machen den Forstmann häufig erst auf das Vorhandensein der Schädlinge aufmerksam. Von räuberischen Arthropoden kommen iüx Pissodes vielfach die gleichen in Betracht wie für Hylobius (s. oben S. 356 ff), besonders auch wieder die Elateriden- Larven, die des öfteren auch von mir beim Verzehren von Pissodes- Brut angetroffen wurden. Ratzeburg (F. 36) und Eckstein (1907) nennen ') Bei Hylobius^ der auf Stöcke angewiesen ist, ist die ebenfalls ursprünglich vorhandene Regellosigkeit durch das auf bestimmte Zeitabschnitte konzentrierte Massenangebot von Brut- plätzen (Kahlschlagwirtschaft) in eine gewisse zeitliche Ordnung gebracht worden. Bei Pissodes. der in lebenden Bäumen brütet, steht das ganze Jahr über Brutmaterial in gleichem Maße zur Verfügung. Escherich, Forstinsekten. 11. Ed. 25 •236 Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. außerdem als Feind der Pmodes-Larven und -Puppen den Cleriden Opi7o mollis L. (siehe oben S. 181). In erster Linie unter den Feinden stehen aber die Schmarotzerinsekten, die in zahlreichen Arten und großer Individuenzahl bei den verschiedenen Pissodes- Arten angetroffen bezw. aus ihnen gezogen wurden. Führt doch Ratzeburg nicht weniger als 3 Dutzend verschiedene Schlupfwespenarten i) an, nämlich: Die Ichneumoniden: Pimpla terebrans, laticeps und linearis, Ephialtes earbonarizis, Hemiteles melanarius, modeshis, Neurateies papyraceus, XQrides crassipes^ hereymanus (?), ferner die Braconiden: Brachistes atricornis, ßrmus und robustus^ Sigalphus cureulionum^ striatulus, Bracon disparator, incompletus^ labrator^ palpebrator und sordidator, Microdus abseissus^ Spathius brevtcaudis und endlich die Chalcididen: Eupehnus a^ureus^ Eury tomus spez., ischioxanthus (?), Pteromalns aemulus. clavatus, Dahlbomii, guttatus, lunula, pellucens^ siispensus und virescens. — Schmiedeknecht nennt außerdem noch Pimpla instigator. TA B C 83. Verschiedene bei Pissodes schmarotzende Schlupfwespen. A Pimpla instigator, B Pteromalus guttatus, C Bracon palpebrator. — Aus Ratzeburg. Über eine wohl der häufigeren Schlupfwespen Bracon [Habrobracon] sordi- dator Rtzb. berichtet Kleine (1908) interessante biologische Einzelheiten: aller Wahrscheinlichkeit nach lebt die Larve dieser Schlupfwespe ektoparasitisch auf den Pissodes-'Lzrven. (wie auch Bracon hylobii [siehe oben S. 358] und vielleicht überhaupt die meisten der an Rinden- und Holzinsekten schmarotzenden Schlupf- wespen). Zweifellos findet die Belegung sehr zeitig statt, vielleicht schon während des Eistadiums des Wirtstieres, jedenfalls aber zu einer Zeit, wo die Wirtslarven noch sehr klein sind und eben mit dem Fressen ihrer Gänge beginnen; und zwar benutzt das Bracon - ? dazu wohl die vom Käfer in die Rinde gebohrten Eilöcher und bringt auf diesem Weg seine Eier an die Eier oder kleinen Larven des Wirtes. Es geht dies daraus hervor, daß das Fraßbild gewöhnlich schon von Anfang an eine anormale Ausbildung zeigt — als Folge des anormalen Zu- standes der parasitierten Wirtslarven. „Die Larven sind von Anfang an in ihrer ganzen Lebensweise irritiert und diese Unruhe und Unbestimmtheit überträgt sich auch auf die Fraßfigur." Die unter dem Parasitismus ausgebildete Fraßfigur ^) Da die systematische Differenzierung der Pissodes-Arten zu Ratzeburgs Zeiten noch nicht so scharf durchgeführt war wie heute, so führe ich die Schlupfwespenarten nicht nach den Wirtstieren getrennt an, zumal wohl auch die meisten der genannten Parasiten bei den ver- schiedenen Arten zugleich vorkommen. Curculionidae. — Langrüßler. Gattung Pissodes. -jg? erlangt gewöhnlich nur einen Bruchteil der normalen Fraßfigur (Abb. 184). Würde eine Belegung erst später, wenn die Larven schon größer sind und sich schon von dem gemeinsamen Eibezirk weiter entfernt haben, durch die Rinde statt- finden, so wäre es wohl kaum möglich, daß alle Larven innerhalb einer Fraßfigur mit einer so tödlichen Sicherheit getroffen würden; denn es ist tatsächlich eine Seltenheit, daß die eine oder andere Larve eines Fraßbildes verschont bleibt. Gewöhnlich kommt nur je eine Bracon-Yjaw^ auf jede Pissodes -IjaLZv^. Das Wachstum der Parasiten- Larve beansprucht ca. 8 Wochen; dann spinnt sie ihren Kokon am Ende, oder etwas vor dem Ende des Gangs an eben derselben Stelle, an welcher die Wirtslarve verendet ist. Letztere, resp. ihre Reste liegen vor dem Kokon als etwa stecknadelkopfgroßer glänzender Körper von gelbbrauner Farbe. In dem Kokon verharren die meisten Larven noch bis Ende März; erst dann verpuppen sie sich, um schon nach wenigen Wochen auszuschlüpfen. Nur wenige Wespen schlüpfen schon im Herbst aus. Die Wespe nagt durch den Kokon und die Rinde ein stecknadelkopfgroßes kreisrundes Loch und bohrt sich so den Weg ins Freie. Zuerst erscheinen die dd, erst nach 2 — 3 Wochen die ??, die an Lebensdauer die 66 weit übertreffen. „Kaum sind die ?? ent- schlüpft und hat das Zusammenleben vielleicht eine Woche gedauert, so findet man die 66 tot, während die $2 sich aufmachen, um die Eier an ihre Opfer zu bringen." Abb. 18^. Anormale Fraßgänge von parasitierten Pissodes -Larven. Die schwarzen Abschnitte stellen die Parasitenkokons dar. In den beiden unteren Gängen sieht man an den Enden die verendeten Wirtslarven. — Nach Kleine. Über die vielen der anderen oben genannten Arten wissen wir biologisch noch sehr wenig; es liegt also hier noch ein großes Feld für den an- gewandten Entomologen vor, seinen Forschertrieb zu betätigen. Die Bekämpfung besteht in der Hauptsache in dem Radikalmittel der rechtzeitigen Entfernung der befallenen Pflanzen bezw. Bäume und Vernichten der darin befindlichen Brut; daneben Absammeln der Käfer (direkt oder mit Fangkloben, Leimringen usw.). Die Bekämpfungsmaßnahmen haben entsprechend dem oben entworfenen Bild von den Generationsverhältnissen die ganze Saison über vom April bis Oktober unausgesetzt in Anwendung zu bleiben. Da es sich um sekundäre Schädlinge handelt, muß unser Augenmerk vor allem auch auf Beseitigung der primären Ursachen gerichtet sein. Nach der obigen systematischen Übersicht (siehe S. 337) kommen in unseren Wäldern im ganzen 7 Arten vor. Diese stimmen zwar in den Grund- zügen der Biologie (Generationsverhältnisse, sekundäre Natur usw.) mehr oder weniger miteinander überein, so daß ich mich in dieser Beziehung kurz fassen kann; anderseits aber zeigt jede der 7 Arten ihre besonderen forstlich biologischen Eigentümlichkeiten, die eine gesonderte Behandlung erfordern. 25* 388 Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. Bezüglich ihres Vorkommens an den verschiedenen Holzarten verhalten sie sich folgendermaßen: An Kiefer. An Stamm und Ästen: Pissodes notatus ¥., vorzugsweise in (3 — 15jährigen) Kulturen, mitunter Abb. 185. Die verschiedenen Pissodes - Arten. A piceae 111., B notatus F., C pini L.. D validirostris Gyll, E harcyniae Hrbst., F piniphilus Hrbst. — Aus Eckstein. auch an älteren 30jährigen, ja sogar 120jährigen Kiefern (auch Schwarz-, See- uiid Weymouthskiefern); ausnahmsweise auch in Fichten und Lärchen. Pissodes piniphilus Hbst, vorzugsweise in 30 — 40jährigem Stangenholz (dann auch in der Spiegelrindenregion und den Ästen älterer Kiefern). Pissodes pini L., vorzugsweise in der Kronenregion älterer Kiefern, an Weymouthskiefern am ganzen Stamm, an Krummholzkiefern an Ästen (ausnahms- weise auch an Fichten und jungen Kiefern). Curculionidae. — Langrüßler. Gattung Pissodes. In den Zapfen: Pissodes validirosiris Gyll, An Fichte: Pissodes hanyniae Hbst. Pissodes scabricollis Mill. An Tanne: Pissodes piceae 111. An Kiefer. f^2i Pissodes notatus F. Kiefernkulturpissodes. Beschreibung: s. oben S. 338 und Abb. 185 B. Die geographische Ver- breitung erstreckt sich über ganz Europa; Gebirgslagen scheint er nicht zu lieben. Die Hauptbrutpflanze ist die Kiefer (auch Schwarz-, See- und Weymouthskiefer) im jugendlichen Alter von 3 bis 15 Jahren. Doch ist er auch schon an älteren Bäumen, ja sogar in 100 — 120 jährigem Altholz verderblich aufgetreten (Mocker 1903). Einige Male wurde seine Brut auch in jungen Fichten und Lärchen gefunden (Nördlinger S. 18, Judeich 1869, Anonymus 1 9 1 o). Auch in Kiefernstöcken, Scheit- holz usw. vermag er sich zu entwickeln. An demnormalen Brut- material, d. h. an jungen Kiefernpflanzen, werden die Eiergewöhnlichanden unteren Quirlen in Anzahl an einer Stelle der Rinde abgelegt. Die davon ausgehenden Larven- gänge ziehen dicht gedrängt in leicht geschlängeltem Verlauf Abb. 186. Pissodes notatus F.', rechts: geschlossene, links: bereits verlassene Puppenwiegen. — Natürl. Gr. Original. (Phot. Scheidter.) nach abwärts, um über dem Wurzelknoten in tiefen bis ins Holz eindrmgenden, muldenförmigen, elliptischen Puppenwiegen zu enden, die mit langfaserigen Nage- spänen ausgepolstert und oben verstopft sind. Der fertige Käfer frißt sich durch ein kreisrundes Loch durch den Spankokon und die Rinde nach außen durch. ^go Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. Ist Stärkeres Brutmaterial mit Brut belegt worden, so gehen die Larven- gänge strahlenförmig auseinander und bekommt also das Fraßbild die für Pissodes so charakteristische strahlige Form. Bezüglich Dauer und zeitlichem Ablauf der Entwicklung gelten die oben (S. 383 — 385) geschilderten Generationsverhältnisse. Der Imaginalfraß tritt gegenüber den Erscheinungen des Larvenfraßes stark zurück. Der Käfer frißt gewöhnlich an den Trieben und Zweigen der Brutpflanzen zur Saftzeit und zwar nicht platzend (wie bei Hylobius), sondern in der Weise, daß er tiefe Löcher in die Rinde nagt, wobei er seinen Rüssel fast bis an die Augen einbohrt. Die Erkennung des notatus-'Qei'Als ist nicht schwierig. Die betreffenden Pflanzen verraten sich meist durch Verwelken der Triebe und Nadeln und Rot- werden der letzteren. Eine Untersuchung der unteren Partien der Stämmchen wird ferner sofort unzweifelhaft kund tun, ob notatus die Ursache der Erscheinung ist. Denn das notatus-YxzS^^d. ist an seinen meist über dem Wurzelhals ge- häuften großen Spanpolsterwiegen sofort als solches zu erkennen. Was die natürlichen Feinde betrifft, so steht dem notatus ein besonders großes Heer von Schlupfwespen gegenüber; weitaus die meisten der oben (S. 386) genannten Arten sind aus notatus gezogen. Forstliche Bedeutung. — Der Imaginalfraß hat keine größere Bedeutung, wenn auch durch Saftentzug zuweilen einzelne Triebe oder Zweige zugrunde gehen können (Nördlinger S. 18). Um so gefährlicher ist der Larvenfraß, besonders da, wo es sich um schlechtwüchsige Kulturen auf geringwertigem Boden handelt. Auch nach Erkrankungen und Schädigungen der Kulturen kann notatus überaus verderblich werden. Mehrfach wurden Beobachtungen gemacht, daß nach Waldbrand auf angesengten Kulturen sehr rasch sich ein starker ;?o/ö;/«i-Befall einstellt. Ebenso werden durch Wildverbiß kränkelnde, sowie besonders von Schütte befallene Kiefern bevorzugt. Dagegen werden nach Eckstein (1909) von Wurzelpilzen tödlich befallene Kiefern vom Käfer nicht belegt. Bekämpfung. — Zur Vorbeugung sind die Kulturen vor primären Schädi- gungen möglichst zu schützen: vor allem also Maßnahmen gegen Wildverbiß, Bekämpfung der Schütte usw. Ist einmal notatus in größerer Zahl in einer Kultur, so muß mit aller Energie gegen ihn vorgegangen werden, um ein weiteres Umsich- greifen des Übels zu verhindern. In erster Linie müssen alle als besetzt er- kannten Pflanzen rechtzeitig ausgerissen und verbrannt resp. (ältere) gerodet und geschält werden. Da die Käfer die Pflanzen in der Regel vor dem völligen Absterben verlassen, so hat die Entfernung also vor diesem Zeitpunkt zu geschehen. Daneben ist das Sammeln der Käfer zu betreiben und zwar unaus- gesetzt von April bis in den Oktober, womöglich täglich. Es kann geschehen entweder durch direktes Absammeln von den Stämmchen oder durch Abstreichen der Pflanzen mit einem Kötscher oder durch Auslegen von nicht zu starkborkigen angerissenen Fangkloben (ähnlich wie bei Hylobius). „Wo P. notatus als gefährlicher Kulturverderber auftritt, müssen die beiden Maßregeln allen anderen Arbeiten in der Weise vorangestellt werden, daß ein Curculionidae. — Langrüßler. Gattung Pissodes. 391 Teil der Arbeiter — wenn nötig täglich — die Fangkloben absucht und alle 8 Tage die welkenden Pflanzen aussucht, bevor er anderweitig angestellt wird. Es ist mehr gewonnen, wenn eine Kultur gerettet wird, als wenn einige Hektar mehr bepflanzt werden. Wenn man — wie es leider vielfach üblich ist — die Vertilgungsarbeiten erst an zweiter Stelle nach anderen Arbeiten oder wie es häufig geschieht, zur Zeit der Puppenruhe im August vornimmt, dann entgehen sehr viele Käfer der Vernichtung." (Eckstein, Technik S. 104.) ^/^7«Pissodes piniphilus Hbst. Kiefernstangen rüßl er. Beschreibung: s. oben S. 338 und Abb. 185 F. Der ebenfalls in Europa weit verbreitete Käfer belegt vornehmlich Kiefern- stämme (auch Weymouthskiefer) mit glatter dünner Rinde, namentlich Stangenhölzer im Alter von 30 — 40 Jahren. Er findet sich aber auch in noch jüngeren Beständen ein und vor allem sehr häufig auch in älteren; in letzteren, auf welche er namentlich bei längerem Fraß gerne überzugehen scheint, greift er die oberen, dünnborkigen Stammteile an und zwar bis in die Krone hinein. Bei stärkerem Fraß kann die Belegung so stark werden, daß in einem Stamme oft mehrere Hundert Larven sich befinden. Das Fraßbild ist sehr unregelmäßig. Meist liegen die dünnen Anfänge der einzelnen Larvengänge entsprechend der meist zerstreuten Eiablage mehr oder weniger voneinander entfernt, doch kommt auch die strahlige Form, wenn auch seltener, vor. Die geschlärgelten, oft umkehrenden, 10 — 15 cm langen Larven- gänge verlaufen größtenteils in der Rinde: erst gegen das Ende zu gehen sie tiefer. Die kleinen und relativ schmalen Puppenwiegen, die meist in ihrer Längs- richtung der Achse des Baumes parallel sind, gehen ins Holz; ihr Spanpolster ist fast staubig fein (Abb. 187). Der Käferfraß findet wie bei notaUis an der Saftrinde junger Zweige statt. Obwohl piniphilus kränkelndes und unterdrücktes Material entschieden vor- zieht, so wird er bei starker Vermehrung leicht primär und geht ganz gesunde Stämme an, die er zu töten imstande ist. Die Erkennung des Fraßes ist, da er oft an weniger zugänglichen Stellen stattfindet, nicht so leicht wie bei notatus^ vor allem da, wo es sich um Altholz handelt. Es werden deshalb die Anfänge des Befalls leicht übersehen. Als erste äußere Anzeichen können kleine weiße Harzflecke an der Rinde und das Kümmern der Maitriebe bezw. Dürr werden von Ästen dignen. Häufig führt Spechtarbeit zur ersten Entdeckung. Der Schaden durch piniphilus kann sehr bedeutend werden, vor allem in Stangenhölzern, wo sein Fraß zum schnellen Absterben der Bäume führt und er bestandszerstörend wirken kann. In der Literatur sind mehrere Fälle von argen Verwüstungen in Stangenhölzern verzeichnet (vgl. Nitsche S. 382). Aus eigenen Erfahrungen kenne ich einen starken scheinbar primären Befall in dem pfälzischen Revier Dahn von einem ca. 50jährigen Stangenholz, das infolge piniphilus -Yx^S» einging bzw. eingeschlagen werden mußte. 392 Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. Aber auch im Alt holz kann pi?itphilus sehr unangenehm werden. Nach Altum (S. 207) kommt er in alten Kiefern sogar weit beständiger und regel- mäßiger vor, als in den jüngeren Altersklassen; bei Eberswalde z. B. „beherbergt ihn stellenweise jede im Bestand eingegangene Kiefer". „Es ist nichts leichter, als seine Spanpolster und Gänge, die meist geschwärzt sind, an den aufgemeterten Abb. 187. Larvengänge mit Puppen wiegen von Pissodes piniphilus Hrbst. in dünner]_Kiefernriiide. Natüri. Gr. — Original. (Phot. Scheidter.) Kloben unter der papierdünnen Rinde aufzufinden." — Piniphilus bildet (nach Altum) neben Myel. 77iinor die Hauptursache davon, daß der alte Kiefernwald sich allmählich licht stellt. Diese fort und fort be- wirkte Lichtung der Altholzbestände ist jedenfalls nicht gering anzuschlagen. Wie lange piniphilus braucht, um einen alten Baum zu töten, ist noch eine offene Curculionidae. — Langrüßlei. Gattung Pissodes. 7g-j Frage. Auch Reisenegger (1889) berichtet über schwere Schäden im Alt- holz und rechnet /)?«z/'Ä//ttj zu den gefährlichsten Feinden des Kiefern- waldes, weil er selbst sehr starke Kiefern selbständig tötet, weil er ferner bei der schwierigen Beobachtung meist lange unentdeckt bleibt und seine Ver- mehrung daher rasch bedeutend werden kann. Nach dem gleichen Autor geht piniphtlus Stämme von 80 — 100 Jahren sogar viel lieber an als Stangen. Bekämpfung, — In erster Linie ist die Vernichtung der Brut zu er- streben durch Einschlag und rechtzeitige Abfuhr der befallenen Stangen oder Stämme. Im Falle die Abfuhr nicht rechtzeitig ausgeführt werden kann, ist durch Schälen der Stämme die Brut zu vernichten. Dies muß geschehen, bevor die Larven sich in die Puppenwiegen begeben haben. Außer- dem kann man durch Werfen von Fangbäumen die Käfer vom Belegen der gesunden Stämme ablenken und die neue Brut in die Hand bekommen. Da piniphilus die dünnberindeten Zopfenden bevorzugt, so empfiehlt sich das Werfen nicht nur von Stangen, sondern auch von älteren Stämmen. Der Käfer belegt mit Vorliebe die Unterseite der Stämme; deshalb empfiehlt Eckstein (Technik) in Stangenorten, in denen Fangbäume sehr stark angeflogen werden, folgendes Verfahren: die gefällten Stangen werden in Rollen (Grubenholzdimen- sionen) geschnitten; zwei derselben dienen als Unterlage, auf welchen so viele der übrigen nebeneinander gelegt werden, als bequem liegen können. Natürlich müssen die Hölzer rechtzeitig entrindet werden. Auch das Herrichten stehender Fangbäume hat sich bewährt. Die Stämme werden in Brusthöhe auf 40 cm Breite geringelt, rechtzeitig ge- schlagen und sofort abgefahren oder entrindet. Die Kronen solcher Stämme werden meist stark beflogen, außerdem bleiben an den Ringelwunden zahlreiche Käfer im Harze kleben. Das Ringeln geschieht am besten im Mai; im Juni können die Stämme oberhalb der alten Wunden nochmals 40 — 50 cm breit geschält werden, wodurch die Wirkung wesentlich gesteigert werden kann (Eckstein 1. c). _/^&/ Pissodes pini L. Kiefernbestandsrüßler. Beschreibung: s. oben S. 338 und Abb. 185 C. Larve s. Abb. 199 A, a, S. 412. Kommt sowohl in der Ebene als im Gebirge vor. Er belegt vornehmlich ältere Kiefern (auch Weymouthskiefern) mit seiner Brut, doch auch junges schwaches Material, letzteres gewöhnlich an der Basis des Stammes (Wichmann 1922). Auch in Krummholzkiefern ist er mehrfach angetroffen worden (Letzner 1854, Nüsslin); selbst aus Fichten soll er schon mehrfach gezüchtet worden sein. Meistens geht er an die starken borkigen Teile, doch verschmäht er auch die Partien mit dünner Rinde keineswegs. Nach Judeich (1869) hat er eine Weymouthskiefer sowohl an Stellen mit nur 5 mm Rindenstärke, wie auch solche mit vierfach stärkerer Rinde besetzt. Die Eier werden von dem Weibchen meist häufchenweise abgelegt, und es entsteht alsdann durch die von einem Punkte ausgehenden Larvengänge ein typischer Strahlenfraß (siehe Abb. 181 S. 383). AI tum hat Fraßbilder mit bis 394 Coleoptera. Familienreihe : Rhynchopho 30 Strahlen gesehen. In schwächeren Sortimenten laufen die Gänge ohne Strahlen wirr durcheinander. Die Länge der einzelnen Gänge kann bis 20 cm betragen; die Breite derselben und die Größe der Puppenwiegen sowie die Stärke der Abb. 188. Vollendeter Larvenfraß von Pissodes pini L. an Weymouthskiefer (Splint) mit oberflächlich liegenden Puppenwiegen. — Aus Koch (phot. Scheidter). Fluglöcher variiert nach der Größe der Exemplare. Die kreisrunden Fluglöcher haben 2,5 bis 4 mm Durchmesser. Die mit groben Spanpolstern (Abb. 188) ausgekleideten Puppen wiegen greifen meist in den Splint ein, liegen aber in starkborkigen Stämmen teilweise auch in der Rinde und das Flugloch liegt dann ausschließlich in letzterer. Be- Curculionidae. Langrüßler. Gattung Pissodes. 395 setzt der Käfer aber schwache, dünnrindige Stämmchen, so geht die Larve mit- unter tiefer in das Holz, so daß nach Ablösung der Rinde die Puppenwiegen selbst nicht sichtbar sind, sondern nur der allmählich in die Tiefe hinabsteigende Eingang zu denselben. Frißt der Käfer sich dann heraus, so macht er ein eigenes Flugloch, welches also auch im Holze sichtbar ist. Beide Puppenwiegen- formen können aber auch in unmittelbarer Nähe nebeneinander an ein und demselben Fraßstück vorkommen (Beling 1883). Bezüglich der Generation gilt das oben (S. 383—385) Gesagte. Die forstliche Bedeutung ist im allgemeinen weit geringer als bei den beiden vorigen Arten. Größere Schäden sind bis jetzt noch wenig beobachtet worden. Zur Vorbeugung dient rechtzeitige und gründliche Durchforstung. Die Bekämpfung besteht in erster Linie in dem rechtzeitigen Einschlag der befallenen Bäume mit nachfolgender Schälung. Außerdem können auch Fangknüppel, fest an den Boden angebracht, verwendet werden. „Keine andere Pissodesart fängt sich so leicht und so absolut sicher; die Käfer, meist in Kopulastellung, sitzen hauptsächlich auf der Unterseite" (Nüsslin).^) y.j^., Pissodes validirostris Gyll. (Syn, sirobili Redt.). " Kiefernzapfenrüßler. Beschreibung: s oben S. 338 und Abb. 185 D. Ratzeburg (S. 144) berichtet eine Beobachtung Hartigs über einen Pissodesfraß in Kiefernzapfen und bezieht denselben auf P. notatus. Zweifellos handelte es sich in diesem Fall um den nahe verwandten P. validirostris Gyll. (= sirobili Redt.). Nach dem gleichen Autor bewohnt den einzelnen Zapfen gewöhnlich nur eine Larve, es können aber auch bis drei Stück in einem Zapfen vorkommen. „Die befallenen Zapfen erlangen wohl die normale Größe, erscheinen aber immer mehr zugespitzt, von mehr grüner, nachher ins gelb- graue übergehender Farbe und zeigen, wegen mangelhafter Ausbildung der Nüsse, die Schuppen nicht so deutlich hervortretend." Über die Gen eration des Käfers berichtet AI tum (1886), in dessen Versuchsgefäßen aus von der Larve besetzten, von niedrigen, kusseligen Abb. 189. Kiefernzapfen von Pissodes vali- dirostris Gyll. befallen. Links Zapfen mit Aus- fluglöchern, rechts durchschnittener Zapfen mit Larvenfraß. — Phot. Scheidter. ') H. E. Wichmann (1922) empfiehlt in Stangenhölzern Fangbäume in der Weise her- zurichten, daß man einzelne Stangen in Brusthöhe bis zur Mitte einsägt und nach der anderen Seite umbricht (die i. Serie Ende Februar, die 2. im Mai). Die Krone bleibt als Duftspender in Verbindung mit dem Baum liegen. Ende Juni sind die Brüten der i. Serie, Ende August die der 2 . Serie zu vernichten : mit einer leichten Rodehaue werden die Wurzeln bloßgelegt und durchgehauen, der Stumpf umgedrückt und ca. 10 Minuten im Feuer geröstet. ,q5 Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. Kiefern bei Eberswalde gebrochenen Zapfen im Herbste die Käfer auskrochen: er nimmt eine einjährige Generation an. Die Angabe von AI tum. daß man bewohnte Zapfen nicht am Boden finde, trifft nicht allgemein zu. Nitsche fand gelegentlich einer akademischen Forstreise bei Darmstadt in einem 50 — 60jährigen Kiefernbestande im August viele Zapfen auf dem Boden, in denen sich zum Teil Larven, zum Teil Puppen befanden. Der Befall kann stellenweise recht dicht werden. Hartig fand in der Hasenheide bei Berlin oft die Hälfte oder Dreiviertel der Zapfen eines Baumes mit Larven besetzt. In der Gegend von Wien wurde validirostris häufig in den Zapfen der Schwarzkiefer festgestellt. Die Bekämpfung beschränkt sich höchstens auf Sammeln und Ver- brennen der herabgefallenen Zapfen. An Fichte. Ty^^Pissodes harcyniae Hrbst. Harzrüsselkäfer. Beschreibung: s. oben S. 338 und Abb. 135 E. Der Harzrüsselkäfer kommt im mittleren und nördlichen Europa, besonders in bergigen Gegenden vor. Er ist ein ausgesprochenes Fichteninsekt, und befällt vor allem Bäume im Alter von 50— 100 Jahren. Bevorzugt werden unter- drückte und kränkelnde, durch Schneebruch, Raupenfraß usw. geschwächte Stämme. Vor allem aber ist er in rauchbeschädigten Fichten beständig zuhause; er ist hier eine so regelmäßige und charakteristische Erscheinung, daß ihn Gerlach (i8g8) geradezu als „Rauchrüsselkäfer" bezeichnet. Im Frühjahr steigen die im Boden überwinternden Käfer am Stamme auf- wärts zum Fraß und zur Eiablage. In beiden Fällen machen sie tiefe Ein- stiche in die Rinde, aus denen Harz ausfließt, das allmählich beim Vertrocknen weiß wird. Die Stämme erhalten dadurch das Aussehen, als ob sie mit Kalk bespritzt wären. (Abb. 191.) Wo es sich um Brutlöcher handelt, findet man beim Nachschneiden die Anfänge der Larvengänge. Die Zahl der Eier und dementsprechend der Gang- anfänge ist verschieden; oft wird nur ein Ei in dem Loch untergebracht, oft auch mehr, 2 — 5. In letzterem Falle bekommt dann das Fraßbild eine mehr oder weniger ausgesprochene strahlige Figur. Die Eiablage findet vornehmlich dort statt, wo die Rinde schwach und glatt ist, meist oberhalb Brusthöhe, selten tiefer. In der Regel wird nur der Stamm belegt, nur bei starkem Befall werden auch Äste angegangen. Die Gänge (Abb. 190) verlaufen in der Hauptsache in der Rinde, ohne in den Splint einzugreifen und treiben erstere, soweit sie noch dünn ist, flach wulst- förmig auf. Sie bleiben aber durchaus nicht immer im gleichen Niveau, so daß ihr Gesamtverlauf an abgehobenen Rindenstücken nicht immer vollständig vorliegt. Am Ende der gekrümmt verlaufenden Gänge wird die ca. 7 — 10 mm lange und 3 mm breite, ovale Puppenwiege angelegt, welche meist in der Längsrichtung des Stammes tief in den Splint eingreift und durch ein längsfaseriges Spanpolster Curculionidae. — Langrüßler. Gattung Pissodes. 397 verschlossen wird. Oft ist der Befall ein so dichter, daß eine Puppenwiege neben der anderen liegt (Willkomm bei Lorenz 1863). In verräucherten Fichten, die noch verhältnismäßig frisch und saftreich sind, findet nach Gerlachs (1898 und IQ07) Beobachtungen häufig eine Ab- Abb. 190. Larvt-nfiai; von Pissodes harcyniae Hrbst. — Aus Koch. kapselung statt. Die Larven ersticken im Harz und die Larvengänge füllen sich mit einer Korkschicht. Diese verkorkten Gänge verlieren allmählich den Zusammenhang mit der Bast- bezw. Cambiumschicht, so daß sie sich aus den letzteren vollständig herausheben lassen. Äußerlich erscheinen solche Fraßgänge 39» Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. als „Riefen" (Abb. 192) ein ausgezeichnetes diagnostisches Merkmal, nicht nur für das Vorhandensein von dem Harzrüßler, sondern nach Gerlach (1907) auch zugleich für Rauchbeschädigung. Letzteres trifft bei gehäuftem Vorkommen r. ' X^JS^' H tM 'fi Abb. 191. Harzaustritt infolge zahlreicher Angriffe von Pissodes harcyniae Hrbst. und scabricollis Mill. unter dem Leimring. - — Nach Nitsche. Abb. 192. Äußerlich sichtbare Larvengänge von Pissodes harcyniae Hrbst. an einer ca. 40jährigen rauchkranken, aber noch grünen Fichte. — Nach Gerlach. sicherlich zu; vereinzelt kommt die gleiche Erscheinung natürlich auch an Bäumen vor, die durch andere Beschädigungen in den gleichen Saftzustand versetzt sind wie die Rauchfichten. So fand Fuchs (1905) ganz ähnliche abgekapselte Gänge in einer Fichte, die am Beginn einer Pilzinfektion stand. Curculionidae. — Langriißler. Gattung Pissodes. 399 Die Generation ist nach den Beobachtungen und exakten Versuchen von Kellner (1869) und neuerdings von Gerlach (1907) einjährig und fügt sich vollkommen in das allgemeine Schema der /*mö4il Pissodes piceae 111. We i ß t a n n e n r ü ß 1 e r. Beschreibung: s. oben S. 338 und Abb. 185 A. Die geographische Verbreitung des piceae fällt mit der der Weißtanne zusammen. Letztere stellt seine ausschließliche Brutpflanze dar. Er befällt vornehmlich kränkelndes, schlechtwüchsiges Material, geht aber bei starker Vermehrung auch an scheinbar gesunde Bäume. Bevorzugt werden Curculionidae. — Langrüßler. Gattung Pissudes. 401 40 — 80jährige Stangenhölzer; er wird jedoch auch in jüngeren Beständen wie in älteren, 100 — 200jährigen Stämmen angetroffen. Gewöhnlich befällt pi nceae Abb. 193 A. Vielstrahliges Fraßbild von Pissodes piceae 111., von einer Verwundungsstelle aus- gehend (Anfangsteil). — Aus Scheidter. nur den eigentlichen Stamm, nur bei ganz starken Stämmen geht er auch in die Wipfelpartie (Czech 1889). Auch entwickelt er sich sehr gerne in Stöcken, Scheitholz, Windfällen usw. 26 Escherich, Forstinsekten. II. Bd. 4o; Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. Hinsichtlich der Lage des Bestandes macht der Weißtannenrüßler keinen Unterschied. Er ist auf den Ost- und Westabhängen, den Süd- und Nordlagen ebenso gut anzutreffen wie auf Plateaus, in den Tälern und Mulden ebenso wie auf den Bergrücken und er geht der Höhe nach mit den Tannen, so weit diese gehen. Ebenso findet er sich sowohl in den reinen Tannen- beitänden als auch in den Mischbeständen mit Fichte; ja in reinen Fichtenbeständen, die nur wenig Tannen aufweisen, ist er in diesen vereinzelten Tannen anzutreffen. (Scheidter 1919.) In seiner Lebensweise, Generation usw. stimmt er in den allgemeinen Zügen mit den übrigen Pissodes überein. Als Eigentümlichkeit ist die besonders häufige Ausbildung vielstrahligerFraßfiguren (Abb. 193 A) zu erwähnen. Bei keinem anderen Pissodes kommen so reine vielstrahlige Fraßbilder vor, wie bei piceae^ besonders in starker Rinde; 20 —30 „Strahlen" sind gar keine Seltenheit. Es rührt dies daher, daß das $ an starken Tannen mit ihrer harten dicken Rinde Wunden, Astlöcher, Krebsstellen usw. benützt und in diesen beschränkten Plätzen möglichst viel Eier unter- zubringen sucht. Die einzelnen Larvengänge erreichen eine ansehnliche Länge (bis zu 60 cm). Sie verlaufen größten- teils im Bast und auch die Puppenwiegen liegen mehr in der Rinde als im Splint, wes- halb die Spanpolster meist mehr bräunlich gefärbt sind (Abb. 193 B). Die forstliche Bedeutung kann eine sehr erhebliche werden. Nach den Untersuchungen von Scheidter (19 19) spielt piceae bei der so bedrohlichen ■w L^ Abb. 193];. [,;uv.n-;,n,L (Endteil niii Pupjx'nw Curculionidae. — Langrüßler. Gattung Pissodes. 40^ Erscheinung des „Tannen Sterbens" eine nicht unwesentHche Rolle. Die pri- märe Ursache dieser Erscheinung ist noch nicht völlig geklärt. Wahrscheinlich ist sie in der in den betreffenden Revieren geübten Wirtschaftsmethode zu suchen, da das Tannensterben fast ausschließlich in den im gleichalterigen Hochwald er- zogenen Beständen auftritt, während die mit Plenterbetrieb bewirtschafteten Waldungen so gut wie gar nicht von ihm betroffen sind. Offenbar verhindert jene Wirtschaftsmethode, bei der die einzelnen Stämme stark eingeengt erzogen werden, die Ausbildung von kräftigen Kronen. In solchen Revieren wird die Vermehrung des Käfers stark gefördert, so daß er nach einiger Zeit auch noch anscheinend gesunde Bäume befällt. Das Übel nimmt stellenweise akuten Charakter an, indem das Absterben der Tannen, die ohne Hinzukommen des Käfers noch lange Jahre aushalten würden, wesentlich beschleunigt wird. Die Gefährlichkeit des Käfers ist um so größer, als ein Gangsystem genügt, den Stamm zum Absterben zubringen. Im Frankenwald, in dem Sc hei dter seine Untersuchungen anstellte, fand sich kaum ein kränklicher Stamm, der nicht ptceae-Brut oder Fraßbilder enthalten hätte. Zur Erkennung des /»/cm^- Befalles dienen nach Scheidter folgende Merk- male : „Von den schlecht bekrönten, die Merkmale des Tannensterbens aufweisen- den Stämmen, sind es besonders solche, die bereits eine schüttere, lichte Benadlung aufweisen. Bei diesen sind nur mehr die letzten 2 — 3 Jahres- triebe benadelt, die älteren haben ihre Nadeln schon fast durchwegs verloren. Stämme, die schon gänzlich gipfeldürr sind, sind meist schon von ihm befallen; starke Wasserreiserbildung bis weit am Stamme herunter, viel dürre Äste am unteren Kronenteil bei noch einigermaßen grüner, wenn auch schlechter Krone, braune Triebspitzen an den Zweigen oder den Wasserreisern, vereinzelte dürre Äste mit noch vorhandenen, aber schon roten Nadeln, noch grüne Krone, aber im unteren Kronenteile mit dürren, rotgewordenen Ästen und Wasserreisern, oder dürre, rote Krone mit noch grünen Wasserreisern unterhalb der Krone — alles dieses sind Merkmale, die anzeigen, daß der Stamm bereits befallen oder doch stark verdächtig ist. Diese Merkmale sind besonders dort maßgebend, wo der Tannenrüßler überhaupt stark auftritt. In Amtsbezirken aber oder in Abteilungen, die gegenwärtig noch weniger stark unter diesem Schädling zu leiden haben, treffen diese Merkmale nicht immer bezw. nicht für jeden Stamm zu. Hier überläßt man es am besten dem Personal oder den Arbeitern, nach dem äußeren Aus- sehen der Stämme jene herauszufinden, die besetzt sind. Die Arbeiter bekommen darin, wie ich mich verschiedentlich selbst überzeugen konnte, bald eine solche Fertigkeit, daß ihnen kein besetzter Stamm auskommt, bezw. daß sie nur selten einen nichtbefallenen mitfällen. Das zuverlässigste Merkmal für das Befallen- sein sind aber ohne Zweifel die aus den Anbohrstellen hervorquellenden kleinen Harztröpfchen, die meist unschwer, besonders nach einiger Übung, von unten aus wahrgenommen werden können." „Außerdem machen auch die Spechte, die neben den zahlreichen Schlupf- wespen zu den Hauptfeinden des Tannenrüßlers gehören, den Forstmann auf den Befall aufmerksam, besonders in noch grünen Stämmen, in denen man den 26* 404 Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. Schädling noch nicht vermutet hätte. Mitunter findet man Stämme, die von oben bis unten vollständig oder doch wenigstens auf größere Strecken der Rinde be- raubt sind." Die Bekämpfung muß in erster Linie in der Entfernung bezw. Fällung mit nachfolgendem Entrinden und Verbrennen der Rinde aller befallenen Stämme bestehen. Dabei darf man sich nicht auf die Herausnahme des bereits gänzlich abgestorbenen Materials beschränken; denn aus diesem ist der Käfer meist schon ausgeflogen. Man muß vielmehr vor allem jene Stämme herausnehmen, die die obengenannten Merkmale des beginnenden Befalls erkennen lassen. Da auch die Stöcke befallen werden, so müssen auch diese entrindet werden. Dieser Ver- nichtungskampf läßt sich auch noch durch Werfen von Fangbäumen unterstützen. Literatur über Pissodes. AI tum, 1876, Der Buchenspringrüßler, der Strahlenfraß der Pissodes-hvLiven, die Generation der Pissodes. — In: Z. f. F. u. 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Junge 2- bis 4 jährige Loden werden von ihm bevorzugt, doch werden auch (wenigstens bei der Weißerle) ältere Stangen bis zu 30 Jahren und mehr belegt. Außerdem findet er sich auch an Weiden [Salix caprea, viminalis^ purpurea und triandra\ in 2- und mehrjährigen Ruten und in Mutterstöcken, bei einjährigem Schnitt der A B Abb. 194. Cryptorrhynchus lapathi L. A Rüssel eingeschlagen, B Rüssel ausgestreckt. — Aus Boas. Ruten nur an den Stecklingen und in den Stummeln der früheren Ruten. End- lich ist seine Brut auch noch in Birken (in den beiden letzten Jahrestrieben) und in Pappeln angetroffen worden. Seine Lebensweise ist erst in neuerer Zeit durch Tor ka (1908) und vor allem durch Scheidter (1913) geklärt worden. Die Generation ist eine zweijährige und verläuft nach Scheidter folgendermaßen: Die etwa im August auskommenden Jungkäfer üben bis zum Spätherbst Ernährungsfraß aus, ohne in diesem Jahr noch zur Kopula zu kommen. Mit Eintritt der kalten Jahreszeit begeben sie sich in ihre Winter- verstecke, vor allem in die Bodendecke, dann aber auch in Rindenritzen, alte verlassene Gänge ihrer Art selbst oder von anderen Erlenfeinden usw. Erst im Mai des folgenden Jahres kommen sie wieder daraus hervor, um gleich zur Begattung und Eiablage zu schreiten. Beide Vorgänge setzen sie den Sommer hindurch fort bis zum August, dann sterben die Mutterkäfer ab. Die Lebensdauer der Käfer währt also ungefähr ein Jahr. Curculionidae. — Langiüßler. Ciyptorrhynchus lapathi 407 Die während der ganzen Periode abgelegten Eier kommen merkwürdiger- weise nicht mehr in dem gleichen Jahr aus, sondern überwintern, und geben erst im folgenden Jahr und zwar sehr frühzeitig, meist schon Ende März die Larven. Diese fressen etwa bis Ende Juli und verpuppen sich dann. Nach einer kurzen Puppenruhe von 2 — 3 Wochen kommen die Jungkäfer aus. In den Hochlagen tritt in dem hier be- schriebenen Entwicklungsbild insofern eine Ände- rung ein, als die Jungkäfer im gleichen Jahre nicht mehr ihre Puppenwiege verlassen, sondern in ihnen bis zum Frühjahr verbleiben (v. Tu beuf). Die gleiche Erscheinung mag wohl auch in den tieferen Lagen des Hochgebirges vorkommen, besonders in schattseitig gelegenen Örtlichkeiten. Die zweimalige Überwinterung findet also in verschiedenen Stadien statt, einmal als Jung- käfer und einmal als Ei. Die lange Entwicklungs- dauer beruht auf der langsamen Reifung der Jungkäfer und der langen Latenzperiode der Eier; die Larven- und Puppenzeit ist dem gegen- über verhältnismäßig kurz. Die Eiablage findet meist in den unteren Teilen der Pflanzen statt, und zwar gewöhnlich an solchen Stellen, die irgend welche Er- hebungen vernarbte Wundstellen und dergleichen aufweisen. Häufig werden an solchen Stellen 2, 3 und mehr Eier nahe beisammenj gefunden, wobei allerdings für jedes Ei ein eigenes Loch gefressen wird. Die auskommende Larve frißt vom Ei weg zunächst dicht unter der feinen Rinde ge- wundene, mehr in der Längsrichtung verlaufende Gänge, die mit dem Wachstum der Larve stets an Breite zunehmen; sie geht immer tiefer in den Bast, ohne aber vorerst den Splint zu be- rühren. Nach einigen Tagen aber (bei dünner- rindigem Material früher als bei dickrindigem) kommt sie auf den Splint, diesen anfangs nur leicht, kaum sichtbar furchend, allmählich aber stärker befressend (Abb. 195). Sie dringt nun voB Tag zu Tag tiefer in den Holzkörper ein, um endlich zu dem zentralen Fraß überzugehen. An der Übergangsstelle frißt sie den Holzkörper platzförmig aus (was früher als Jugendfraß der Larve angesehen wurde, während dieser Platz- Abb. 195. Larvenjugendfraß von Crypt. lapathi L. Die Eier waren in Mehrzahl um einen Zweigstummel abgelegt, von dem aus die Larven- gänge nach oben und unten ver- laufen. — Aus Scheidter. 4o8 Coleoptera. — 7. P'amilienreihe : Rhynchophora. Abb. 196. Stärkeres Weidenstück von zahl- reichen Larvengängen des Cryptoirliynchus durch- setzt. — Aus Scheidter. Abb. 197. A Rindensprünge an einem durch den Larvenfraß von Cryptorrhynchus ein- gegangenen Schwarzerlen-Bäumchen. Natürl. Gr. — B Alte vernarbte, durch Larvenfraß von Cryptorrhynchus verursachte Wund- stellen eines stärkeren Erlenstockausschlages. V2 natürl. Gr. — Aus Scheidter. Curculionidae. — Langrüßler. Cryptorrhynchus lapathi. aqq fraß aber erst vollführt wird, wenn die Larve schon dreiviertelwüchsig ist). Der Platz wird mitunter auch noch erweitert, nachdem die Larve bereits den zen- tralen Gang zu fressen begonnen hat. Vom ersten Tage des Fraßes an wird der von der Larve genagte Gang vom Böhrmehl frei gehalten und dieses durch ein feines wie mit einer Nadel gestochenes Auswurfsloch nach außen geschafft. Dort rieselt es nach abwärts und bleibt auch, namentlich bei windstillem Wetter oder wenn die Rinde außen etwas naß ist, an diesei hängen, wodurch sich die Larve verrät. Das Bohrmehl wird von Tag zu Tag gröber. Solange die Larve nur den Bast frißt, ist es ein- farbig braun, wenn sie aber den Splint zu fressen beginnt, ist es gemischt mit hellerem Material, um schließlich, wenn die Larve ins Holz gedrungen ist, ganz hell zu werden. Die Späne erreichen zum Schluß eine Länge bis lo mm. Die Larve schafft das Bohrmehl bezw. die Nagespäne in der Weise nach außen, daß sie es mit dem Kopf vor sich her und durch das Auswurfsloch hinausschiebt. Es wird aber nicht immer das gleiche Loch zum Auswerfen be- nützt, sondern wenn die Larve ein Stück weiter gefressen hat, erspart sie sich den weiten Weg, nagt sich eine neue Auswurfsöffnung und läßt die Strecke zwischen dem ersten und dem zweiten ungereinigt, also mit Bohrmehl angefüllt. Erst wenn sie in den Holzkörper eingedrungen ist, behält sie bis zum Ende des . Larvenfraßes die gleiche Auswurfsöffnimg bei, die dann nur entsprechend ver- größert wird. Aus dem zentralen Gang werden nur zu Anfang die Späne noch entfernt, später werden sie im Gange belassen, so daß dieser, wenn die Larve sich zur Verpuppung anschickt, mit Spänen locker ausgefüllt ist. Vor der Verpuppung dreht sich die Larve um, preßt die Späne zu einem festen, das Ganglumen abschließenden Pfropf zusammen; die Verpuppung selbst findet am äußersten Ende des zentralen Ganges statt und zwar in verkehrter Stellung, d. h. den Kopf nach abwärts. Hinter der Puppe findet man dann nur die letzte, bei der Verpuppung abgestreifte Larvenhaut, und wenn die Käfer die Gänge verlassen haben, auch noch die Puppenhaut. Der Jungkäfer verläßt den Gang nicht durch ein eigenes genagtes Flug- loch, sondern durch die letzte Auswurfsöffnung, indem er sich durch die dicht im Zentralgang angehäuften Nagespäne hindurchwühlt, diese nach rückwärts schaffend. In dünnen Stämmchen finden sich selten mehr als 2—3 Gänge neben- einander, in stärkeren dagegen können sie viel zahlreicher werden, so daß der ganze Stamm mit Larvengängen dicht durchsetzt ist (Abb. 196), an ganz schwachen Sortimenten liegt der Längsgang in der Markröhre, an stärkeren mehr oder weniger exzentrisch. Die Folgen des Larvenfraßes machen sich zunächst an der Bräunung der Rinde über den Larvengängen bemerkbar. Später vertrocknet die Rinde, wird spröde, so daß sie aufspringt und an der Außenseite Risse entstehen (Abb. 197A). Ganz junge, eben kl ein fingerstarke Pflanzen gehen in der Regel ein, auch wenn nur eine oder zwei Larven in ihnen fressen. Stärkere Pflanzen halten eine Larve meist aus, bei mehreren gehen auch diese zugrunde. Wenn im 4IO Coleoptera. — 7. Familienreihe : Rhynchophora. Herbst oder Winter stärkere Winde wehen oder Schnee auf den befallenen Pflanzen lastet, so brechen diese dann meist an den Stellen, wo mehrere Larven beeinander gefressen haben, ab und das abgebrochene Stück bleibt an der Ab- bruchstelle hängen. Bei Pflanzen, die den Fraß überstehen, treten an den Wundstellen Deformationen auf, wie Verdickungen, Einschnürungen, Knickungen usw. (Abb. 197B), die aber später gewöhnlich wieder ausheilen. Die Jungkäfer fressen in die glatte Rinde der i — 2 jährigen Triebe feine, meist etwas quere Löcher („Stich - fraß"). Der Rand dieser Löcher ist fein nach aufwärts gebogen (Abb. 198). Unter der Rinde sind die befressenen Stellen bedeutend größer als die außen sichtbaren Fraß Verletzungen, da der Käfer seinen Rüssel, wenn er durch die Rinde durch ist, schief stellt und rings um das Stichloch den Bast aus- frißt. Bei dünnrindigen Stämmchen und Zweigen geht die Fraßverletzung bis auf den Splint, die Stellen schwärzen sich und erhalten sich noch längere Zeit. Allmählich tritt eine Überwallung der Wundstellen ein, und Torka (1808) hat beobachtet, daß später kommende Käfer diese Überwallungen besonders gerne benagen. Die Folgen des Käferfraßes sind im allgemeinen selbst bei starker Vermehrung nur sehr geringfügiger Natur, da die Pflanzen diese kleinen Ver- letzungen bald wieder ausheilen. Nur bei dünnen feinen Weidenruten können die bis auf den Splint greifenden Käfer- stiche schlimmere Wirkungen haben und die zarten Spitzen zum Absterben bringen. Unter den natürlichen Feinden spielen neben den Spechten (Bunt- specht) die Schlupfwespen die Hauptrolle. Ratzeburg (lehn.) führt 7 verschiedene Arten an: Die Ichneumoniden Campoplex graeüis, Ichneumon hassicus^ Pimpla cieatricosa. Reissigii, die Braconiden Braeon immutator^ Rhogas marginator und die Proctotrupiden Diapria melanocrypta. Schmiedeknecht (1914) nennt ferner noch Pimpla roborator. Scheidter (1913) fand zahlreiche Ichneumonidenlarven in den Gängen, ja in einigen dünnen Erlen waren fast alle Gänge von Schlupfwespenlarven besetzt und zwar in jedem Gang nur i Larve. Die Erkennung des Befalles ist nicht schwierig: das herunterrieselnde Bohrmehl bezw. die aus der Auswurfsöffnung hervortretenden Nagespäne, die Abb. 198. Käferfraß von Cryptorrhynchus lapathi L. Doppelte natürl. Gr. — Aus Scheidter. Curculionidae. — Langrüßler. Gattung Magdalis. ah vertrocknete gerissene Rinde über den Larvengängen, das Welken der Blätter sind nicht zu übersehende sichere Kennzeichen. Die forstliche Bedeutung. — Der Larvenfraß kann sehr erheblich werden, so daß ganze Erlenbestände vernichtet werden und der Erlenanbau stellenweise überhaupt aufgegeben werden muß. Zweifellos kann er rein primär auftreten (nach den Beobachtungen Scheidters und anderer). Auch in Weiden- hegern kann er arge Verwüstungen anrichten, indem er die Stecklinge tötet und einen Rutenbüschel nach dem anderen zum Absterben bringt. Auch der Käfer- fraß (Benagen der einjährigen Ruten an den Triebspitzen) kann in Weiden- hegern fühlbaren Schaden anrichten, während die Erlen darunter kaum nennens- wert zu leiden haben. Bekämpfung. — Das einzige Erfolg versprechende Bekämpfungsmittel ist die rechtzeitige Entfernung aller mit Larven besetzten Pflanzen und Stockausschläge im ganzen Fraßgebiet. Scheidter empfiehlt das Ent- fernen der Pflanzen möglichst so lange hinauszuschieben, bis die ersten Puppen in den Gängen gefunden werden, und zwar deshalb, weil die $? bis in den August hinein Eier legen und zwar mit Vorliebe an die bereits mit Larven besetzten Stämmchen. So können bei späterer Entfernung noch eine Menge Eier mitvernichtet werden, die, falls die befallenen Pflanzen schon entfernt wären, an gesunde abgelegt würden. Das Ausschneiden muß auch im folgenden und womöglich noch im dritten Jahr durchgeführt werden. Die ausgeschnittenen Pflanzen müssen verbrannt werden. Durch sorgfältige und rücksichtslose Durch- führung dieser allerdings recht radikalen Maßnahme kann man der weiteren Ver- mehrung dieses unangenehmen Schädlings mit Sicherheit Einhalt tun. Mit der Verpflanzung frischer Kernwüchse ins Freie ist am besten erst im dritten Jahr wieder zu beginnen. Wo dieses aus irgend einem Grund nicht möglich sein sollte, können die ausgepflanzten Kernwüchse in den ersten Jahren mit einem Anstrichmittel (Lehm oder Mischungen von Kalk, Kuhmist und Lehm usw.) gegen die Angriffe des Käfers geschützt werden. Das Absammeln der Käfer, das auch verschiedentlich empfohlen wird, hat wenig Erfolg, da der Käfer bei der leisesten Berührung sich herunterfallen läßt und am Boden, wo er sich eine Zeitlang tot stellt, infolge der Schutzfärbung schwer sichtbar ist. Gattung Magdalis Germ. Beschreibung s. oben S. 338 u. Abb. 170A. Die Magdalis entwickeln sich sowohl in Nadel- wie in Laubholz, doch sind nur die in Nadelholz brütenden Arten forstlich beachtenswert, und auch deren Bedeutung ist im allgemeinen nur gering, da sie stark sekundär auftreten. In der Lebensweise, die hauptsächlich durch Baer (1908) näher studiert wurde, stimmen die meisten Arten wenigstens in den Grundzügen überein, so daß wir sie gemeinsam behandeln können. Befallen werden junge Stämmchen oder die 2—3 letzten Triebe älterer Kiefern oder Fichten. Die Hauptflugzeit 412 Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. fällt in das späte Frühjahr und den Anfang des Sommers. Die $$ legen meist mehrere Eier (von goldgelber Farbe) in ein Rindenbohrloch. Die jungen (honig- gelben) Larven, die sich von der Fissodes-harve daran leicht unterscheiden lassen, daß sie vorne viel dicker sind und ihr Kopf zum größten Teil in den Prolhorax eingezogen ist (Abb. 199 A, b), wühlen, zuerst meist eng zusammenhaltend, imregel- mäßig geschlängelte Gänge in die tieferen Rindenschichten. Später sondern sie sich ein wenig mehr voneinander und greifen zunächst schwach, dann aber immer stärker den Splint an. Die Gänge laufen in der Hauptsache zu mehreren neben- einander mehr oder weniger parallel stammaufwärts oder stammabwärts als tiefe Furchen im Splint, an deren Enden die Puppenwiegen noch tiefer eingegraben werden. Die einzelnen Furchen bleiben meist durch zierliche scharfe oder stumpfe Grate voneinander getrennt, so daß das Fraßbild einige Ähnlichkeit mit kanellierten Säulen erhält (Abb. 199B, a). Zuweilen gehen die Furchen so tief, Abb. 199A. a Larve von Pissodes pini L. b Larve von Magdalis violacea L. (Spessivtseff gez.) Aus Trägärdh. daß die Markröhre erreicht wird und namentlich die Puppen wiege in diese zu liegen kommt. Bei einigen Arten frißt die Larve gleich ohne vorherigen peripheren Fraß in die Tiefe und höhlt die Markröhre auf eine große Strecke aus (Abb. 199 B,b). Die Larve frißt bis in die kältere Jahreszeit hinein und verpuppt sich erst im folgenden Frühjahr. Die Puppenruhe währt nur kurze Zeit. Die Jungkäfer, die durch ein kreisrundes Flugloch von 2 — 3 mm Durchmesser die Pflanze ver- lassen, erscheinen von Anfang bis Ende Mai. Sie leben mehrere Monate, während welcher Zeit sie teils an ihren Brutpflanzen (an Rinde und Trieben), teils an anderen Pflanzen (an Blättern) fressen. Die 'Nadelholz- Mag da h's sind samt und sonders stark sekundär, da sie nur solche Pflanzen befallen, die durch Pilze (Hallimasch usw.), andere tierische Schädlinge usw. beschädigt oder schon im Absterben begriffen sind. Häufig kommen sie mit Borkenkäfern, anderen Rüßlern [Pissodes), Bockkäfern (PogonocAaerus), Wicklern {lortrix pactolatid) usw. vergesellschaftet vor. Curculionidae. Langrüßler. Gattung Magdalis. 413 Unter den natürlichen Feinden spielen wieder die Schlupfwespen die Hauptrolle. Ratzeburg (lehn.) führt 4 Ichneumoniden , 4 Braconiden und 6 Chalcididen als Magdahs-Paiasiten an. Ji tat Abb. 199B. a Larvenfraß von Magdalis frontalis Gyll. in Kiefer (Phot. Scheidter). fraß (Markröhrenfraß) von Magd, duplicata Germ. (Nach Eckstein). ^ 1 4 Coleoptera. — 7 . Familienreihe : Rhynchophora. Forstlich kommt den Magdalis-Arten infolge ihrer sekundären Natur keine allzu große Bedeutung zu. Sie tragen meist nur zur Beschleunigung des Absterbens bereits beschädigter oder kränklicher Pflanzen bei. Sie können aller- dings auch solche Pflanzen abtöten, die sich ohne ihre Dazwischenkunft wohl wieder erholt hätten, wie z. B. Fichten, die von lortrix pactolana befallen waren (Czech 1879). Differentialdiagnostisch kommen hauptsächlich 2 Fraßbilder in Betracht: das von Pogonochaerus fasciculatus und das von Anobium molle. Die Gänge der ersten lassen sich leicht dadurch von ^a^a'a/w- Gängen unterscheiden, daß sie scharfrandig in den Splint eingeschnitten mit feinen weißen Nagespänen gefüllt sind und in vielen flachen Windungen bandförmig sich um die Zweige schlängeln. Außerdem werden die Gänge von Pogonochaerus ständig breiter (bis zu 5 mm) und endigen in einem in das Holz eindringenden Hakengang, während die Magdah's - Gänge im größten Teile ihres Verlaufs annähernd gleich bleiben (Abb. 199B, a). Vom Anobium molle-Yx2& läßt sich der Magdalis-Yx2& dadurch unterscheiden, daß ersterer das Holz nach allen Richtungen in gleicher Weise durchsetzt, während der Magdalis-¥x2& peripher bleibt (oder ein typischer Mark- röhrenfraß ist). Die Bekämpfung beschränkt sich auf Herausreißen und Verbrennen der befallenen Pflanzen. Die einzelnen Arten verhalten sich nach Baer (1. c.) folgendermaßen: l^- /A?6 M. violacea L. (s. S. 339 u. Abb. 170A). — Brütet bei uns haupt- sächlich in Fichten, besonders in 3 — 15jährigen Kulturen (nach Nördlinger auch in Seekiefer und Strobe)i). Peripherer Larvenfraß mit tiefen Furchen. Käfer- fraß skelettierend an den Blättern von Birken. y.i-i M. frontalis Gyll. (s.S. 339). — Brütet in Kiefer. Fraßbild (Abb. i99B,a) ähnlich dem vorigen; nur dringen die Larvengänge noch tiefer in den Splint ein und erreichen nicht selten, besonders bei schwächerem Material, die Markröhre. Käferfraß an der Brutpflanze (Kiefer) und zwar an der Rinde vorjähriger und junger Maitriebe (Loch- bezw. Stichfraß ähnlich wie bei Pissodes). ^) In Sachsen tritt violacea L. nach Baer geradezu als nionophages Fichteninsekt auf. Ratzeburg u. Altum dagegen behandeln violacea kurzweg als Kieferninsekt; doch geht „aus ihren Beschreibungen keineswegs hervor, daß sie es wirklich mit M. violacea L. zu tun hatten, sondern eher das Gegenteil". „Bedenkt man, daß es außer der Linn^schen violacea noch eine M. violacea Desbr. gibt, die mit M. frontalis Gyll., der gemeinsten K.ietem- Magdalis, identisch ist, und daß bei Ratzeburg und Altum gerade diese völlig unerwähnt bleibt, so liegt es nahe, daß hier eine Verwechslung vorliegt". ,,Von weit größerer Bedeutung ist in dieser Hinsicht die Angabe Nördlingers (S. i6), die j\l. violacea 'L. richtig als Fichten- und iW. frontalis Gyll. als Kieferninsekt bezeichnet, die erstere aber auch als häufigen Bewohner der Seeföhre und Weymouthskiefer kennen gelernt haf. „Nicht überall ist also M. violacea L. ein monophages Fichteninsekt, wohl aber gibt sie jedenfalls in unseren Gegenden der Fichte weit mehr den Vorzug, als dies aus der früheren Literatur zu ersehen war" (W. Baer 1. c). In Schweden scheint violaceal^. wieder mehr die Kiefer zu befallen. Nach Trägärdh (1922) kommt sie dort vornehmlich im oberen Teil der Kiefernkronen vor und zwar in i bis 2 cm staiken, 3 — 6 Jahre alten Trieben. Wenn zuweilen junge Kiefernkulturen von ihr be- schädigt werden, so beruht dies gewöhnlich darauf, daß Kahlschlagflächen in der Nähe sind, wo die zurückgebhebenen Zweige und Wipfel Brutgelegenheit geboten haben. Curculionidae. — Langrüßler. Gattung Orchestes. 415 rr/r; M, duplicata Germ., phlegmatica Hbst. und memnonia Gyll. (s. S. 339). — Brüten in Fichte und Kiefer. Larvenfraß in der Mark röhre, die bis zu 20 cm Länge und mehr ausgehöhlt wird (Abb. iggB, b). Die beiden ersten Arten fand Czech (1879) in Böhmen als stete Begleiter des Wicklers Tortrix pactolana; sie verursachten das völlige Absterben vieler von dem letzteren befallenen Fichten, die sich ohne ihre Dazwischenkunft wieder erholt hätten. Gattung Orchestes IHig. (= Rhynchaenus Clairv). Springrüßler. Beschreibung siehe oben Seite 336 u. 340, Abb. 170 F. Die durch ihr Springvermögen ausgezeichneten kleinen Rüsselkäfer sind in der Hauptsache Blattfresser. Die an Forstgewächsen (Buchen, Eichen, Weiden, i^. \^ ■-^b Abb. 200 A. a Puppe, b Larve (äUeres Stadium von oben) von Orchestes populi F., c Larve (jüngeres Stadium) von Orchestes fagi L. (Seitenansicht). Stark vergr. — Nach Tragärdh. Rüster usw.) vorkommenden Arten stimmen in ihrer Lebensweise in den meisten Punkten überein: Die in der Bodendecke usw. überwinternden Käfer kommen frühzeitig im Jahr heraus, fressen an den Blättern (Löcherfraß) und beginnen bald mit dem Fortpflanzungsgeschäft. — Das $ legt seine Eier in die Blätter und zwar meist in die Mittelrippe. Die Larve miniert von da aus gewöhnlich zunächst emen schmalen Gang, mehr oder weniger parallel den Seitenrippen bis zum Blattrand, und nagt dann von dort aus einen größeren verschieden geformten Platz zwischen den beiden Epidermisschichten aus (Abb. 200 B). Nach ca. 3 wöchentlichem Fraß verpuppt (Abb. 200 A, a) sie sich in einem Kokon, den sie mit einem, wahr- scheinlich aus den Malpighischen Gefäßen (Tragärdh) stammenden Sekret spinnt 4i6 Coleoptera. — 7. P'amilienreihe : Rhynchophora. [populi macht keinen Kokon). Nach ca. lotägiger Puppenruhe kommt der Jung- käfer aus, der von Mitte Juni bis zum Herbst mannigfachen Fraß an den Blättern, an den Blattstielen und auch an den Früchten ausübt. Der Schaden besteht also sowohl im Käferfraß (Blatt- und Fruchtabfall), als in dem Larvenminierfraß, der bei zahlreichem Vorkommen die Pflanzen eines großen Teils ihres assimilatorischen Gewebes beraubt und dadurch Zuwachs- verlust zur Folge hat. Die befressenen Blätter bräunen sich an den aus- gefressenen Stellen. Wenn der Fraß sehr ausgedehnt ist, so erinnert die Er- scheinung sehr an die Folgen eines strengen Frostes. Abb. 200 B. a Buchenblatt mit LarvenfraH (Minen) und Käferfraß (Löcher) von Orchestes fagi L. (nach Boas); b Eichenblatt mit Laivenfraß (Mine) von Orchestes queicus L. (E Eiablage in der Mittelrippe) (nach Nördlinger); c Weidenblatt mit zahlreichen Blasenminen von Orchestes populi- Larven (nach Trägärdh). Eine Bekämpfung läßt sich nicht ^durchführen , ist auch bei dem ver- hältnismäßig geringen Schaden, den die Springrüßler machen, kaum nötig. Zudem stehen ihnen eine große Anzahl Parasiten gegenüber, die die Ver- mehrung einschränken, bezw. eine Übervermehrung immer wieder hinunter^ drücken. Ratzeburg (lehn.) führt von 4 Orchestes- Arten nicht weniger als 48 verschiedene Schlupfwespen an, von denen weitaus die meisten den Chalcididen und zwar den Gattungen Entedon, Eulophus und Ptero?nalus angehören. Von den Braconiden sind die Gattungen Brachistes, Sigalphus, Esotherus^ Ischius, Microgaster und Spathiu.s vertreten; von den Ichneumoniden nur 2 Arten: Pimpla aliernans und Pohjsphincta latistriata. Curculionidae. — Langrüßler. Gattung Orchestes. 417 Im einzelnen verhalten sich die verschiedenen Arten folgendermaßen: ^^'' Orchestes fagi L. (Buchenspringrüßler) (s. S. 340 u. Abb. 170, F.). — Ei- ablage einzeln an der Unterseite der jungen Buchenblätter in die Mittelrippe, ge- wöhnlich I Ei, nicht selten aber auch mehrere Eier an ein Blatt. Die Larve frißt zunächst schmale Minen bis an den Blattrand, dann größere Platzminen (Abb. 200 B, a); Verpuppung in der letzteren in einem Kokon. Die Larve macht entsprechend der Änderung des Fraßes Formänderungen durch: in den ersten beiden Stadien, in denen sie in dem schmalen Kanal frißt, fehlen die zahlreichen Dömchen auf der Haut und auch die lokomotorischen Wülste auf den Abdominalsegmenten (Abb. 200 A, c), wie sie dem 3. Stadium, das sie in der geräumigen Blasenmine verlebt, zukommen. (Trägirdh.) Orchestes fagi nimmt mit Vorliebe ältere Buchenbestände an, besonders Bestandsränder, doch geht er auch an jüngere Pflanzen und verschont selbst den Aufschlag nicht. Er tritt oft in so ungeheuren Massen auf, daß die ganzen Bestände ein braunes Aussehen erhalten und man unwillkürhch an Frost denkt. AI tum bot sich „auf stundenlangen Fahrten durch die Buchenreviere Rügens ununterbrochen dasselbe Bild. Millionen und Milliarden Blätter waren an der Spitze gebräunt von den niedrigsten Zweigen bis zu den höchsten Gipfelpartien". Gewöhnlich folgen auf Perioden stärkster Vermehrung Perioden mit schwächerem Befall (Parasitenentwicklung!). Die Käfer fressen außer an den Blättern (Löcherfraß) auch an den Blattstielen, was zum Blattabfall führt, und an den Fruchtknoten der weib- lichen Blüten, ebenso an den Fruchtkapseln, was vorzugsweise Aufklappen und Taubbleiben zur Folge haben soll. (Altum 1876, Anonymus 19 12.) Übrigens beschränkt sich der Käfer nicht auf die Buche, sondern er frißt auch an anderen Pflanzen, wie an Obstbäumen (Kirschen, Äpfeln, Zwetschen), Beerensträuchern, und sogar an Gemüse (Blumenkohl) und Getreide i). (Siehe Beling 1871, Altum 1876, Wahl 1904, Wernert 19 12 usw.) Im Herbst geht der Käfer ins Winterlager in die Bodendecke, in Rindenritzen usw. Nach verschiedenen neueren Beobachtungen (Roßmäßler, Fauteck) soll er zur Überwinterung an Buchen- bestände angrenzende Fichtenkulturen besonders bevorzugen. Der Schaden besteht bei massenhaftem Befall in Zuwachsverlust und Einschränkung der Buchelmast. f.V'i Orchestes quercus L. (Eichenspringrüßler) (s. S. 340). — Der rotbraun ge- färbte Rüßler kommt an allen sommergrünen Eichen vor und hat eine ganz ähnliche Lebensweise wie der vorige. Das $ legt sein Ei in die Mittelrippe (unterseits). Die Larve, die sich von der /ä^?- Larve hauptsächlich dadurch unter- scheidet, daß die Hautdörnchen und Stigmen dunkel gefärbt sind, frißt eine Strecke weit an dem Hauptnerv; bald aber verläßt sie diesen und frißt eine ähnliche Minenform wie fagi ins Parenchym (Abb. 200 B, b). Sie verpuppt sich {ebenfalls wie fagi) innerhalb der Blasenmine in einem kleinen runden gesponnenen Kokon. (Nördlinger S. 20, Trägärdh 19 10). An der Stelle der Eiablage knickt das Blatt gewöhnlich nach unten um. ^) Dieses Vorkommen gab Veranlassung zur Aufstellung einer besonderen Art, Gureulio segetts. Jscherich, Forstinsekten. II. Bd. ^7 4ii Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. Nach Heß soll der Fraß vornehmlich auf unterdrücktem Unterholz vor- kommen. Vultejus (1856) will beobachtet haben, daß die Stieleiche gegenüber den Traubeneichen bei weitem bevorzugt ist; während nach Nördlinger kein Unterschied zwischen den beiden gemacht wird. Die Vermehrung kann ungemein stark werden, so daß jedes Blatt befallen ist und die Bäume wie gescheckt aussehen. Orchestes populi F. (Weidenspringrüßler) (s. S. 340). — Befällt haupt- sächlich Pappeln und Weiden und kann an letzteren schädlich werden (v. Thümen 1887). Die Biologie weicht nach Trägärdh (1910) in einigen Punkten von dem obigen Schema ab; das $ legt eine größere Anzahl Eier (5 — 10) zusammen in ein in die Blattepidermis gefressenes Loch, Die Larven beginnen nicht mit einem schmalen Gang, sondern fressen gleich eine Platzmine von verschiedener Form aus (Abb. 200 B, c). Die Larve ist in ihrer Form von dem fagi- und querciis-Ty'^yx's, wesentlich verschieden; sie ist viel flacher und seitlich an den Segmentgrenzen stark ein- geschnürt, außerdem besitzt sie ventral und dorsal quere lokomotorische Wülste (Abb. 200 A, b). Sie spinnt keinen Kokon, sondern die Puppen (Abb. 200 A, a) liegen frei in den Blasenminen, Die Zahl der Minen auf einem Blatt kann eine sehr große sein, so daß der größte Teil von ihnen besetzt ist (Abb. 200B, c). Außer diesen drei Arten kommen noch eine Reihe anderer Orchestes- Kiitn auf den verschiedenen Forstpfianzen vor (Nördlinger, S. 20): 0. alni L. auf Ulme. Tötete nach Ritzema Bos (1887) in Holland Ulmen durch 2 Jahre hintereinander wiederholten Kahlfraß, O. avellanae Don, auf Eichen, O. ilicis Hbst, auf Birken und Eichen, O. msci Hbst. auf Birken, O. Salicis L. auf Salweide, O. scutellaris F. auf Erlen, O. semirufus Gyll. auf Birken, O. Stigma Germ, auf Birken und Weiden. T2^('> Cionus fraxini Deg. Eschenrüsselkäfer. Beschreibung siehe oben Seite 340 u. Abb. 170, C. Die Fiaßpflanze des Eschenrüsselkäfers ist bei uns ausschließlich die Esche, im Süden geht er auch an den Ölbaum, Die Larve ist durch eine besondere Eigentümlichkeit ausgezeichnet: sie hat die Fähigkeit, aus einem auf der Oberseite des letzten Hinterleibssegmentes be- findlichen Zäpfchen Schleim abzusondern. Mit diesem ist sie dicht bedeckt, und aus ihm bildet sie auch vor der Verpuppung einen fast durchsichtigen gelben Kokon von ca. 3,5 mm Länge. Die Larve ist grünlich gelb, hat einen schwarzen Kopf und auf dem Prothorax ein geteiltes schwarzes Nackenschild, Sie ist, wie alle Rüsselkäferlarven, beinlos. Curculionidae. — Langrüßler. Cionus fraxini. 419 f^m Die Generation des Käfers ist eine mehrfaciie. Bei uns scheinen nach Judeich (i86g) wenigstens zwei Generationen vorzukommen, im Süden ge- wöhnlich drei. Anderseits scheint es auch eine einjährige Generation zu geben (Boas 1897). Die Weibchen belegen im Frühjahr die Blätter der Esche mit Eiern. Die auskommenden Larven, deren Leben bis zur Verpuppung 10 — 12 Tage dauert, sitzen, durch ihren klebrigen Schleimüberzug festgehalten, meist an der Unter- seite der Blätter und fressen, die Rippen vermeidend, auf der Blattfläche die Epidermis und das Blattfleisch platzweise aus (Abb. :oi), lassen jedoch die Epi- dermis der Oberseite stehen. Die Ränder des Fraßes bräunen sich bald. In einzelnen Fällen wird auch die Oberseite angegangen, so daß dann die Epidermis der Unterseite stehen bleibt. Will die Larve sich verpuppen, so zieht sie sich etwas zusammen, der Schleim erhärtet um sie zu einer t ö n n c h e n- förmigen Hülle, in der schließlich die inzwischen noch stärker geschrumpfte Larve frei liegt und in den 6 — 8 Tage währenden Puppenzustand übergeht. Die Verpuppung findet öfters an den Blättern selbst, meist aber in der obersten Bodendecke statt. Die Dauer einer Generation im Sommer scheint also 3 bis höchstens 4 Wochen zu betragen und es könnte daher auch bei uns wohl mitunter eine dreifache Generation vor- kommen. Der Käfer, der beim Ausschlüpfen aus dem Kokon ein regelmäßig rundes Deckelchen abschneidet, frißt Löcher in die Blätter und verschont selbst die Knospen nicht. In welchem Zustand das Tier überwintert, ist noch unbekannt (wahrscheinlich als Puppe oder Käfer). Durch den kombinierten Fraß von Larve und Käfer vertrocknen viele Blätter, und bei starkem Fräße kann es zur teilweisen oder vollkommenen Entblätterung kommen, so daß dann eine Verwechslung mit Frostschaden möglich ist (Judeich 1869, Schmidt 1885). Ein Eingehen von Bäumen in- folge dieses Fraßes wurde noch nicht bemerkt, ist bei der großen Reproduktions- kraft der Esche auch kaum wahrscheinlich, dagegen kann Zuwachsverlust die Folge sein. An Oliven ist der Käfer schädlicher, da er Blüten- und Frucht- bildung verhindern kann. Durch Abklopfen der Käfer auf untergehaltene Tücher und Schirme könnte man nötigen Falles den Schaden vermindern. 27* w Abb, 2or. Cionus fraxini Deg. Larven- und Käferfraß, und mehrere Puppen (Kokons). Phot. Scheidter. 420 Coleoptera. 7. Familienreihe: Rhynchophora. /y^z-Anthonomus varians Payk. Kiefernblütenstecher. Beschreibung siehe oben Seite 340 u. Abb. 170, D. Während die Gattung A?ithonomus landwirtschaftlich (besonders an Obst) eine sehr schädliche Rolle spielt (es sei nur an den Apfelblütenstecher oder „Brenner'" ^^. Abb. 202. Fraß von Anthonomus varians Payk. a Käferfraß (Reifungsfraß) an Nadeln; b männliche Kiefern-Blütenkätzchen mit Fluglöchern und Exkrementfäden; c ein Paar zerstörter Kiefernblüten mit Kokons und aufgeknäulten, mit Pollen bedeckten Exkrementfäden. — Nach Trägardh. Curculionidae. — Langrüßler. Anthonomus varians. 421 erinneit), besitzt sie forstlich nur eine untergeordnete Bedeutung. Die einzige Art, die als forstlicher Schädling (an Kiefer) beobachtet wurde, ist Anth. varians Payk. Die bisherigen Angaben in der deutschen forstentomologischen Literatur stützen sich auf eine russische VeröfTentlichung Lindemanns, die durch Koppen (die schädlichen Insekten Rußlands 1880) den deutschen Entomologen bekannt gemacht wurde. Nach Lindemann nährt sich der Käfer im Mai von den jungen Nadeln junger Kiefern und den Säften junger Triebe. Mitte Mai findet die Eiablage statt. Zu diesem Behuf steigen die $$ auf Knospen, bohren mittels des Rüssels ein kleines Loch hinein und deponieren daselbst ein oder zwei Eier. Die Larven fressen die Knospe aus, die je nach dem Maße der Be- schädigung entweder vertrocknet oder einen schmächtigen und imregelmäßigen Trieb abgibt. In Rußland kommt die Art stellenweise in enormen Mengen vor und ver- ursacht (im Vereine mit der folgenden Art) einen krüppelhaften Wuchs der be- fallenen Kiefern. „Die Bäumchen wachsen unregelmäßig, der Stamm ist gekrümmt infolge der Vernichtung der Gipfelknospe, die Anzahl der Zweige ist sehr gering und auch diese sind spärlich mit vergilbten Nadeln besetzt. Sie fristen noch einige Jahre ihr elendes Dasein, bis sie endlich aus Entkräftung absterben. Wenn sie sich aber erholen, so werden sie jedenfalls zum Bauholz untauglich." Nun sind im letzten Jahr unabhängig voneinander zwei Arbeiten erschienen, die in übereinstimmender Weise ein wesentlich anderes Bild von der Lebens- weise unseres Rüßlers geben. ^) Die eine Arbeit stammt aus Schweden, von Tragärdh (1922), die andere aus Österreich, von H. E. Wichmann (1922). Nach den beiden Autoren werden nicht die Knospen, sondern die männlichen Blütenkätzchen der Kiefer mit den Eiern belegt; in ihnen entwickeln sich die Larven, vom Pollen sich nährend; in ihnen findet Ende Juni auch die Ver- puppung (in einem ovalen, unter reichlicher Sekretverwendung gebauten Hohl- raum) statt. Nach ca. 8tägiger Puppenruhe schon schlüpfen die Käfer. Einige Tage nach dem Erscheinen beginnt der Ernährungsfraß der Jungkäfer, der an den Nadeln der heurigen Triebe stattfindet. Der Käfer frißt, seinen Rüssel bis an die Augen in die Blattsubstanz versenkend, eine Reihe (6 — 8) rundliche Löcher, welche an den entwickelten Nadeln meist in der äußeren Hälfte, an unentwickelten meist im basalen Teil zu finden sind (Abb. 202, a). Zur Fortpflanzung schreiten die Käfer erst im nächsten Jahr (einjährige Generation). Den Befall der Blüten kann man am leichtesten an den weißlich-gelben Knäueln der fadenförmigen mit Pollenkörnern bedeckten Exkrementen erkennen, die zwischen den Blüten zum Vorschein kommen (Abb. 202, b u. c). Die befallenen Kätzchen bleiben kurz. Die Streckung der Achse geht bestenfalls in den Endteilen den gewohnten Gang. Gleichwohl stäubt meist der ungeschädigte Endteil aus. Viele Kätzchen bleiben allerdings früh stecken und verharzen durch und durch (Wichmann). Ein bedeutungsvoller Schaden scheint jedoch selbst bei massenhaftem Vorkommen den Pflanzen nicht zugefügt zu werden. ') Wie die abweichenden Angaben zu erklären sind, läßt sich schwer sagen ; eine Fehl- bestimmung von Seiten Lindemanns dürfte kaum vorliegen, da aus der Gegend von Moskau keine dem varians nahestehende Aiithonovms- Art bekannt ist (Wich mann). 422 Coleoptera. — 7. Familienreihe : Rhynchophora. y^^ Brachonyx pineti Payk. Kiefernscheidenrüßler. Beschreibung siehe Seite 340 u. Abb. 170, E. Der Kiefernscheidenrüßler ist durch Zimmer (1833 — 35) in die Forst- insektenkunde eingeführt worden, und zwar ursprünglich unter dem Namen Cur- culio roiticis und später unter dem Namen C. mdigena Herbst, wie er auch bei Ratzeburg bezeichnet wird. Eckstein (1893a u. b) schildert den Käfer- und Larveafraß. Der Käfer- fraß besteht darin, daß der Käfer ein kleines rundes Loch in die Epidermis der Nadel nagt und dann unter der Oberhaut, ohne letztere zu verletzen, das Nadelparenchym soweit ausfrißt, als sein Rüssel reicht. Die so des Chlorophylls beraubte Stelle bräunt sich allmählich. Sein Ei legt der Käfer dicht oberhalb der Nadelscheide oder etwas höher hinauf in ein an der Innenseite einer Kiefernnadel gefressenes Loch. Die Larve frißt zunächst unter der Nadelepidermis einen Gang nach unten, bei weiterem Wachstum wird dieser Gang zu einer offenen Rinne und greift auch in die an- liegende Innenseite der anderen Nadel des Nadelpaares ein. Das untere Ende dieses Ganges wird zur Puppenwiege. Der Käfer schlüpft durch ein nach der Außenseite gefressenes Flugloch aus. Das Nadelpaar bleibt im Wüchse zurück und verfärbt sich erst unten, dann auf der ganzen Länge und fällt schließlich ab. Die Larve ist zitronengelb, die Puppe goldgelb. Das Fraßbild hat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem der Kieferngallmücke {Diplosis brachynterd), so daß Verwechslungen nicht ausgeschlossen 'sind. Doch ist die Larve der letzteren ohne weiteres von der Käferlarve zu unterscheiden durch den Mangel eines abgesetzten Kopfes, sodann auch an der orangeroten Färbung leicht zu erkennen. Eine Bekämpfung ist, da der Schaden nur sehr geringfügiger Natur ist, nicht notwendig. Gattung Balaninus Germ. Nußbohrer. Beschreibung siehe oben Seite 340 u. Abb. 170, B. Von den drei oben (S. 340) beschriebenen, an ihrem sehr langen fadendünnen Rüssel leicht erkenntlichen Arien verhalten sich nach unseren heutigen Kennt- nissen B. nucum L. und glandium Mrsh. (= tessellatus F., turbatus Gyll.) bio- logisch ganz übereinstimmend, so daß wir sie gemeinsam behandeln können. B. nucum L. (der Nußrüßler) und B. glandium Mrsh. (der Eichel- rüßler) brüten sowohl in Eicheln als in Haselnüssen. — Das? bohrt mit seinem dünnen langen Rüssel im Mai, Juni die halbwüchsige junge Frucht an und schiebt ein Ei in das Bohrloch. Letzteres ist sehr klein, vernarbt bald und ist in der Abb 203. Eicheln von Balaninus glandium ^.^jf^^ ^^^^^^ ^^^^ ^^^^ ^^ erkennen. befallen. Links Ausbohrlocher der Larven, rechts Larvenfraß im Kern. — Phot. Scheidter. Die auskommende Larve nährt sich von Curculionidae. — Langrüßler. Gattungen Cossonus u. Rhyncolus. d2X dem Kern, den sie ganz oder teilweise verzehrt und in krümmeligen feinen Kot verwandelt. Die so angegriffenen Früchte entwickeln sich zunächst äußerlich ganz normal weiter, fallen aber meist etwas früher ab als die gesunden. Die im Herbst erwachsene Larve bohrt sich durch ein größeres kreisrundes Loch aus und geht bis zu 25 cm tief in den Boden, wo sie in einer schleimigen ausgeglätteten Höhle überwintert. Erst im nächsten Jahr verpuppt sie sich kurz vor der Flug- zeit der Käfer. Die Generation ist also gewöhnlich einjährig, doch kann auch ein Überliegen der Larve bis zu 3 Jahren stattfinden (siehe Ratzeburg S. 144). Die Nußrüßler sind bisweilen so häufig, daß ein großer Teil der Früchte von den Larven ausgefressen wird. Am meisten werden exponierte oder die eines einzelnen Fruchtbaumes angestochen, unter denen man dann Tausende madiger Eicheln finden kann (Altum). Umfangreichere hartnäckige andauernde Schädigungen sind jedoch nicht bekannt geworden. Zur Bekämpfung empfiehlt sich das sofortige Auflesen und Vernichten der zeitig abgefallenen Früchte, bevor sich die Larven ausgebohrt haben. Gegen die Käfer selbst ist schwer vorzugehen, da sie so lose auf den Blättern usw. sitzen, daß sie sich schon bei der leisesten Berührung herunterfallen lassen. In Samenniederlagen wird man auf Reinhaltung der Räume zu sehen haben und die auf dem Boden oft massenhaft angehäuften Larven vertilgen müssen. /'-/^i B. elephas Gyll. lebt im Süden in den Früchten der Edelkastanie und Zerreiche, in ähnlicher Weise wie die beiden vorigen Arten. Von den verschiedenen kleineren Ba/am'nus- Arten seien noch erwähnt: " B. villosus F., die aus frischen Eichengallen von Biorrhiza terminalis gezogen wurde; und / ' B. cerasorum Hbst., deren Larve sich in Erlenfrüchten und Kirsch- kernen entwickelt. Die Gattungen Cossonus Clairv. und Rhyncolus Steph. Die beiden Gattungen, zusammen noch mit einigen anderen, werden von verschiedenen Autoren zu einer besonderen Familie (Cossonidae) vereinigt und zwischen Rüssel- und Borkenkäfer gestellt. Sie haben auch tatsächlich sowohl morphologische wie biologische Eigenschaften, die sie den Borkenkäfern nahe- bringen. Sehen doch auch manche Rhyncolus-Arten gewissen Borkenkäfern (vor allem den Hylesinen) zum Verwechseln ähnlich, und auch in der Lebensweise stimmen sie mit ihnen darin überein, daß die 9? zur Eiablage selbst in das Innere der Pflanzenteile eindringen. In den Fraßbildern bestehen allerdings wesentliche Unterschiede, inso- fern, als bei Cossomis und Rhyncolus Mutter- und Larvengänge nicht scharf von- einander getrennt sind, sondern die Arbeit der Mutterkäfer und der Larven zu einer untrennbaren Fraßmasse verschmelzen. Die Fraßbilder gleichen dadurch sehr dem Anobium-Yx'a&. Auch noch in einem anderen Punkt weichen sie von den meisten Borken- käfern ab, indem nämlich die entwickelten Käfer wahrscheinlich in der Regel ihre 424 Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. Geburtsstätte nicht verlassen, sondern im Innern des Holzes verbleiben, Gene- rationen hindurch sich hier fortpflanzend. Die Larven von Cossonus usw. zeigen den den Rüssel- und Borkenkäfern gemeinsamen Typus; es sind weiße, bauchwärts gekrümmte, quergefaltete, bein- lose Larven mit spärlichen, nur bei genauester Betrachtung auffallenden einzel- stehenden Haaren (Abb. 204). Biologisch-forstlich scheinen sich die meisten bei uns vorkommenden Cossoniden ziemlich übereinstimmend zu verhalten. Sie gehen ausschließlich in abgestorbenes Holz (anbrüchige Stellen, Stöcke, verarbeitetes Holz usw.) und durchwühlen dasselbe nach allen Richtungen, so daß ganze Strecken in Bohr- mehl verwandelt werden (wie bei Anobiufn-¥x2i&)\ oberflächlich bleibt meist eine dünne Schicht unversehrt. Der Fraß beschränkt sich in der Hauptsache auf den Splint; in Kernholz geht der Käfer gewöhnlich nicht. Es handelt sich also um rein technische Schädlinge. Baragli (1885) hat die Holzarten, in welchen die Abb. 204. Rhyncolus culinaris Germ. i. Seitenansicht des Käfers. 2. Ansicht des Kopfes von oben mit Andeutung der Augen und des Anfangs der Fühler. 3. Fühler. 4. Seitenansicht der Larve. 5. Mundwerkzeuge der von oben gesehenen Larve, a Oberlippe, b Vorderkiefer, c Mittel- kiefer, d Hinterkiefer, e das Fühlerrudiment. — Nach Nitsche. verschiedenen Cossoniden- Arten gefunden wurden, genau festgestellt, ebenso finden sich bei Nördlinger (S. 21) zahlreiche Fundortsangaben; darnach scheinen die meisten Arten polyphag zu sein und jedes in geeignetem Zustand befindliche Holz, gleichgültig ob Laub- oder Nadelholz, anzugehen. Was die oben (S. 341) gekennzeichneten Arten betrifit, so ist darüber kurz folgendes zu berichten: /:- Cossonus parallelepipedus Hbst. ist einmal in Unzahl in der Höhlung eines eben gefällten, sonst gesunden Pappelstammes nahe an der Erde gefunden worden (Kaltenbach 1874 S. 543). Kirsch (1866) fand ihn in allen Ent- wicklungsstadien in einer hölzernen Wasserleitungsröhre, die 9 Jahre ca. 2 m tief in der Erde gelegen hatte. Die Tiere hatten das Holz so stark zerstört, daß es dem Wasserdrucke nicht mehr genug Widerstand hatte leisten können. „ Cossonus linearis F. wurde aus totem Pappel- und Weidenholz gezogen. Curculionidae. — Langrüßler. Gattungen Cossoniis u. Rhyncolus. 425 /-'Rhyncolus (Eremotes) porcatus Germ, wurde von Perris (1856) in Kiefer gefunden, und zwar sowohl in Stöcken, als auch in abgestorbenen oder gefällten Stämmen oder in Bauhölzern, die zum Teile stark beschädigt wurden, />'' Rhyncolus truncorum Germ, — Heeger (1859) beobachtete diesen Käfer häufig in Gebäuden, wo er in Tannenholz vorkam und „sich in unglaub- licher Menge vermehrte und stellenweise bedeutenden Schaden verursachte, in- dem er z. B. den Fußboden gänzlich unterminierte". Die Käfer erwachen gewöhnlich schon im März aus dem Winterschlaf und kriechen des Nachts zwischen den ausgefressenen Gängen herum. Begattung Mai -Juni ebenfalls nur des Nachts, Eiablage zerstreut einzeln in der Nähe des noch unbenagten Holzes Ä B C Abb. 205. Fraßbilder von Rhyncolus culinaiis Germ. A Schwach angegangenes Stück (die äußerste Splintschicht als papierdünnes Blatt erhalten, nur stellenweise durchbrochen). B Stark befallenes Stück (die äußerste Schicht ist entfernt). C Radialschnitt. Die Gänge verlaufen meist in der Längsrichtung in dem weicheren Frühjahrsholz; gegen den Kern zu werden die Gänge immer spärlicher. Nach Nitsche. (20 — 25 Eier). Nach 12 — 20 Tagen erscheinen die Larven, die sich ca. 4 Wochen von dem weichen Holze zwischen den härteren Jahresringen nähren und dann in einer geräumigen Höhle verpuppen. Nach 2 — 3 wöchentlicher Puppenruhe erscheint der Käfer. f^ll Rhyncolus culinaris Germ. Einen ausgedehnten Fraß dieser Art (Abb. 204 u. 205) beschreibt Nitsche (1895), Es handelt sich dabei um ein Vorkommen in den Grubenhölzern in einem Steinkohlenbergwerk bei Dresden, in einer Tiefe von ca. 370 m unter der Erde. Der Angriff ging hier gewöhnlich von der Sohle nach dem Firste der Strecke, also von dem wenigstens einigermaßen feuchteren Grund nach dem trockenen Oberteile vor sich und übertrug sich ab und zu auf die 426 Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. Kappen der Zimmerung und die Vorschubpfähle. Zuerst zeigte sich der Fraß nur an einem einzigen Punkte, bald aber breitete er sich weiter aus, so daß er in kurzer Zeit eine Streckenlänge von ungefähr 680 m umfaßte. Der Schaden durch einen derartigen Fraß ist sehr bedeutend, da durch die Beschädigungen die Gefahr eines Zusammenbruchs der Zimmerung gegeben wird und infolgedessen kostspielige Auswechslungen notwendig werden. Literatur (von Cryptorrhynchus bis Calandra). Cryptorrhynchus lapathi L. Eckstein. 1891, Erle und Weide von Cryptorrhynchus lapathi befallen. — In: Z. f. F. n.J.. S. 373-374- Feit, E. F., 1905, Insects affecting park and Woodland Trees. New York, S. 100 — 103. Osterberg, 1859, Schaden veranlaßt durch die Larve von Cryptorrhynchus lapathi in den Stadt- und Stiftswaldungen von Lauingen a. Donau. — In : Monatsschr. f. d. g. F. u. J., S. 354-356- RoFimäßler, 1845, Bemerkungen über einige bisher nur noch wenig beobachtete forstschädliche Insekten. — In: Thar. Jhrb., S. 197—200. 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Die Borkenkäfer (Ipidae) sind den echten Rüsselkäfern nah verwandt, unterscheiden sich aber von ihnen morphologisch: durch das Fehlen des eigentlichen Rüssels, ferner durch die kurzen, gedrängten, stets geknieten und mit einer meist scharf abgesetzten knopfförmigen Keule endenden Fühler; biologisch: dadurch, daß die Weibchen zur Eiablage stets mit ihrem ganzen Körper in die Pflanze eindringen, um die Eier in besonderen im Bast oder Splint oder im Holz genagten Gängen (Muttergängen) abzulegen (während die Rüsselkäferweibchen mit ganz wenig Ausnahmen ihre Eier in mit dem Rüssel von außen her genagten Löchern unterbringen). Die Borkenkäfer sind kleine bis kleinste (die größte mitteleuropäische Art erreicht 9 mm) Käfer von meist walzenförmiger Gestalt, von gewöhnlich dunkler (schwarz bis brauner) Färbung; verhältnismäßig selten ist eine Zeichnung durch verschiedene Hautfärbung oder durch ein ver- schieden gefärbtes Schuppenkleid vorhanden. Kopf meist klein, nur zu einem sehr kurzen, kaum merkbaren Rüssel ausgezogen, dessen Unterseite fast ganz von dem Kehlausschnitt (Mund) eingenommen ist. Oberlippe mit dem 42{ Coleoptera. — 7. Familien reihe : Rhynchophora. Kopfscbild innig verwachsen, deshalb im allgemeinen nicht erkennbar. Vorderkiefer kurz und kräftig, hart und hornig, an der Innenseite meist kräftig gezähnt (Abb. 206a). Mittelkiefer ebenfalls sehr kräftig, mi breiter, mit starken Borsten besetzter Lade und kurzem, dickem, meist dreigliedrigen Taster (Abb. 207). Hinterkiefer (Unterlippe) sehr klein und schmal mit kräftigen dreigliedrigen Tastern, und mehr oder weniger deutlicher Zunge (Abb. 206c). Fühler meist dicht vor den Augen eingelenkt, stets gekniet, meist sehr kurz; das erste Glied (der Schaft"), stets viel länger als das dritte; Geißel 4— 7gliedrig, gekeult; Keule immer groß und gut ausgebildet, von verschiedener Form, Scheiben-, knopfTörmig usw., mit mehr oder weniger deutlichen Nähten, Abb. 206. Kopf eines Borkenkäfers (Unterseite). a Vorderkiefer (Mandibeln), b Mittelkiefer (Maxillen), c Hinterkiefer (Unterlippe). — Nach Spessivtseff. Abb. 207. Mittelkiefer (l. Maxille) eines Borkenkäfers, a Cardo, b Stipes, c Lade, d Taster. — Nach Spessivtseff. Abb. 208. Obere Ansicht eines Borkenkäfers (Hylesinus), I Kopf, II— IV Vorder-, Mittel- und Hinterbrust, V Abdomen, i — 8 Rückenplatten der Abdominalsegmente, s Schildchen, g Punktstreifen der Flügeldecken, h Zwischenräume. — Nach Spessivtseff. meist fein behaart. Die Fühler können dicht an den Körper angelegt werden. Augen meist groß, flach, gewöhnlich (nur wenig Ausnahmen) nierenförmig. Flügel vorhanden (nur selten die Männchen flugunfähig), Geäder nach dem Typus iL Flügeldecken das Abdomen ganz bedeckend, Absturz der Flügeldecken häufig ausgehöhlt und mit Zähnen besetzt. Die Vorder- hüften groß, beinahe kuglig, die Hinterhüften quer. Schienen kurz abgeflacht, nach unten ver- breitert, am Außenrand gekerbt oder sägeartig gezahnt. Tarsen dünn, 5gliedrig, meist drehrund und ohne Sohlenpolster, das 3. Glied bisweilen gelappt, das 4. sehr klein, oft zwischen den Lappen des 3. Gliedes versteckt, Klauen einfach (Abb. 208). Ipidae (Scolytidae). 429 Geschlechtsdijmorphismus oft sehr deutlich durch Unterschiede in der Bildung des Flügeldeckenabsturzes (cf gezähnt, '^ ohne Zähne oder mit kleineren Zähnen), in der Bildung des Kopfes, in der Form und Größe des Körpers usw. Die Larven der Borkenkäfer zeigen typischen R hynchophoren-Habitus (Abb. 209): beinlos, weich, weißlich, ventralwärts gekrümmt, mit zahlreichen Wulstungen; nur der Kopf stärker chitinisiert, gelblichbraun oder braun. Der i. Bmstring besitzt dorsal gewöhnlich einige kleine Hornplättchen ; der 2. und 3. Brustring verhältnismäßig kurz, meist nur mit 2, die Abdominal- ^egmente gewöhnlich mit je 3 Dorsalwülsten (von Hopkins — in der Reihenfolge von vorne nach .hinten — als „praescutal"-, ,,scutal"- und ,,scutellar"-Wülste bezeichnet). Ventral sind die 3 Brustsegmente durch besonders starke Wülste (an Stelle der Beine) ausgezeichnet. Die Haut der Larven ist mit zahlreichen teils mikroskopisch kleinen Härchen und Dörnchen ausgerüstet, deren Ausbildung in einiger Beziehung zur Lebensweise der betreffenden Art (vor allem dem Grad der Bewegung und der Art des Mediums) steht und eine Unterscheidung der Larven der verschiedenen Arten ermöglicht. Leise witz hat die Haare und Dornen bei verschiedenen Borkenkäferarten untersucht und überall Unterschiede festgestellt. Nach seiner Ansicht ist die ähnliche Ausbildung der Dornen usw. mehr auf die ähnliche Lebensweise als auf Verwandtschaft zurückzuführen. So sind sich z. B. trotz ihrer Zugehörigkeit zu verschiedenen Unterfamilien die Ä ß Abb. 209. Larve (A) und Puppe (B) eines Borkenkäfers (Ips typographus L.). Stark vergr. Original. Larve von Hylastes palltatus und Drijocoetes autographus sehr ähnlich, die beide in gleicher Weise alte Nadelhölzer, und zwar am liebsten altes, anbrüchiges feuchtes Material befallen, und deren Larven ganz unregelmäßige, durcheinandergehende Gänge fressen, während andererseits sogar die Larven der beiden Kiefernmarkkäfer, M. pinijierda und ndnor, starke Verschiedenheiten zeigen, obwohl die Imagines so nahe verwandt sind (Leisewitz S. 51) Übrigens sind auch in der Form des Kopfes und seiner Teile Unterschiede bei den einzelnen Arten vorhanden, wie aus der Ratzeburgschen Tafel ohne weiteres hervorgeht. Für den Praktiker kommen aber alle diese minutiösen Unterschiede zur Bestimmung der Larven nicht in Betracht; für ihn stellen ja die Fraßgänge, in denen er die Larven findet und die für jede Art charakteristisch sind, ein ausgezeichnetes und leichtes Bestimmungsmerkmal dar (siehe unten). „Die Puppen (Abb. 209 B) sind kurz und gedrungen, und erscheinen es deshalb noch mehr, weil die Flügel über den größten Teil des Hinterleibs, bei einigen fast bis zum Ende desselben, reichen. Die Unterflügel überragen die Oberflügel weit und beide überdecken das letzte Fußpaar fast gänzlich. Fühler ziemlich gerade, spitzwinklig vom Kopf abgehend und bis XQ. den Vorderschenkeln reichend, Dornhöcker sparsamer als bei den Rüsselkäfern, oft nur am Hinterleib, doch auch hier kurz und nie mit langen Härchen" (Ratzeburg S. 158). 4 20 Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. Auch bei den Puppen der verschiedenen Borkenkäfer existieren Unterschiede und zwar teils recht beträchtliche und in die Augen fallende (z. B. Bedornung), die eine Bestimmung der Art odei wenigstens der Gattung ermöglichen (siehe die Ratzeburg sehen Abbildungen). Vorkommen. Die Borkenkäfer sind typische Bewohner holzartiger Gewächse; wir kennen nur wenige Ausnahmen, in denen krautartige Pflanzen angegangen werden. Die meisten Arten sind ziemlich wählerisch in bezug auf Holzart, Sortiment, Baumteil, Gesundheitszustand usw. Manche sind streng monophag, nur auf eine Holzart beschränkt, andere gehen an einige wenige verwandte Holzarten; ver- hältnismäßig nur wenige sind stärker polyphag und gehen z. B. alle Nadelhölzer oder alle Laubhölzer an; und als Ausnahme hat zu gelten, wenn eine Art sowohl in Laub- als Nadelhölzern vorkommt (Xyl. Saxeseni). Die einen gehen ferner nur an schwache Sortimente mit dünner Rinde, die anderen vorzugsweise an starke Stämme resp. Stammteile mit dicker Rinde. Es können sich so z. B. der große und der kleine Waldgärtner (Myelophilus piniperda und minor) ^ die sich morphologisch so nahestehen, daß sie nur schwer zu trennen sind, in die Herr- schaft ein und desselben Stammes teilen, indem der erstere die unteren dick- borkigen, der letztere die oberen glattrindigen Partien befällt. Eine Reihe von Arten gehen vornehmlich an die äußerste Kronenregion bezw. die dünnen Äste, wieder andere an die Wurzelregion. Em Teil von Borkenkäfern endlich bewohnt die Rinde (Bast oder Splint), andere dringen mehr oder weniger tief ins Holz ein usw. Die meisten Arten bevorzugen kränkelndes Material mit stockendem Saftstrom, sind also sekundär; manche gehen sogar in der Regel nur an ge- fälltes Holz. Nur eine verhältnismäßig kleine Zahl sind mehr oder weniger primär. Im allgemeinen verhalten sich die in den Ästen und der Kronenpartie brütenden Arten mehr primär; sie machen häufig den Anfang und bereiten den Stamm für die sekundären Arten vor. Auch die Laubholzborkenkäfer sind im allgemeinen mehr primär. Doch auch die sekundären Arten können bei starker Übervermehrung und Mangel an geeignetem Brutmaterial unter dem Druck der Fortpflanzungsnot primär werden und ganz gesunde Bäume befallen, ein Punkt, der lange Zeit Gegenstand des lebhaftesten Meinungsstreites war. Heute wird die Möglichkeit des Primärwerdens wohl kaum mehr bestritten werden; auf ihr beruht ja größtenteils die Gefahr, die von Seiten der Borkenkäfer unseren Forsten droht. Es muß dabei allerdings berücksichtigt werden, daß durch ab- norme Witterungsverhähnisse, z, B. große Trockenheit und Hitze, ganze Wälder in einen krankhaften Zustand versetzt werden können und daß in solchen Fällen bei einer eventuellen Borkenkäferkalamität nicht eigentlich von einem Primär- werden gesprochen werden kann; es handelt sich hier vielmehr um die Ver- wandlung des betreffenden Waldes aus einem allgemein ungeeigneten in ein allgemein geeignetes Brutmaterial. Ähnliches kann auch, wenn auch in weit be- grenzterem Maße, bei Windbruch statthaben; in Weichböden werden in mehr oder weniger weiter Ausdehnung um die Windlöcher die Bäume gelockert und so in einen für die Borkenkäfer geeigneten Zustand versetzt werden. Doch auch Ipidae (Scolytidae). — Fraßbilder. ^^1 nach Abzug solcher Massen erkrankungen ganzer Wälder oder Waldteile als Ursache von Borkenkäferkalamitäten, kennen wir eine Reihe von großen Zerstörungen durch Borkenkäfer in ganz gesunden Wäldern. Viele Käfer werden beim Ein- bohren in saftstrotzende Bäume zugrunde gehen (wenn es ihnen nicht vorher noch gelingt, sich wieder zu entfernen) und so gewissermaßen als Pioniere für die nachfolgenden dienen, i) Die meiste Zeit ihres Lebens bringen die Borkenkäfer im Innern ihrer Fraß- resp. Brutpflanze zu. Hier legt das Weibchen die Eier ab, hier entwickeln sich die Larven, hier verpuppen sie sich und hier bleiben, wenigstens bei vielen Arten, auch die Jungkäfer noch eine Zeitlang, um „Reifungs- fraß" auszuüben. Sie verlassen die Brutstätte hauptsächlich nur zu dem Zweck, in anderen Pflanzen neue Brüten anzulegen. Eine Reihe derjenigen Käfer, die ihre Geburtsstätte noch in unreifem Zustand verlassen haben, begeben sich nach ihrem Austritt vorher noch speziell zur Ausübung des „Reifungsfraßes" an andere Pflanzenteile, um erst nach völliger Reifung ihrer Geschlechtsorgane die neue Brutstelle aufzusuchen. Dasselbe trifft häufig auch für abgebrunftete Weibchen zu, die zum zweitenmal brüten wollen und daher ihre Geschlechtsorgane regenerieren müssen; wir sprechen in diesem Fall von „Regenerationsfraß" (s. unten). Diejenigen Käfer, die im Spätherbst ihre Geburtsstätte verlassen, be- geben sich gewöhnlich in besondere Überwinterungsplätze (s. unten), um erst im nächsten Frühjahr zum Brutgeschäft zu schreiten. Familienleben und Fraßbilder. Ein besonders hervorstechender Zug im Leben der Borkenkäfer ist das „Familienleben". Ehern und Nachkommen sind in einem Wohnungssystem beisammen; die ersteren erleben gewöhnlich das Auskommen der Jungkäfer. Im allgemeinen sind jedoch die einzelnen Familienglieder, wiewohl sie in der gemein- samen Wohnung leben, voneinander getrennt, indem die Eltern und jeder der Nachkommen auf besondere Räume verteilt sind, so daß keiner von dem anderen „etwas weiß". Nur in wenigen Fällen leben die Familienmitglieder zusammen in einem Raum (z. B. Dendroclotiics micans^ die Holzbrüter usw.); hier kann man dann auch zuweilen unter den Larven soziale Züge finden. Das „Familienleben" findet seinen sichtbaren Ausdruck in dem Fraßbild, das so charakteristisch ist, daß es ohne weiteres als von Borkenkäfern herrührend zu erkennen ist. Das fertige Fraßbild besteht fast stets aus zwei Hauptelementen : I. dem Muttergang, bezw. den Muttergängen und 2. den davon ausgehenden Larvengängen. Dazu kommen in vielen Fällen noch 3. die Ernährungsgänge der Alt- und Jungkäfer, die vom „Ernährungs-" bezw. „Regenerations-" oder 1) Doch scheint der Käfer bei gesunden Bäumen zum Teil mit besonderer Vorsicht vor- zugehen, so daß „man wohl sieht, daß er auf etwas ungewöhnliches gefaßt ist''. „Er bleibt'', schreibt Haas (Ratzeburg 174), .,in diesen Fällen anfänglich nur in der trockenen Rinde, wo sich ihm kein Hindernis entgegenstellt und macht sich zuerst in dieser einen Gang mit mehreren Öffnungen. Bedarf er einer Nahrung, so nimmt er sie von der einen oder anderen Öffnung von der zarten Basthaut. Der Saft tritt nun zwar aus, doch fließt er nicht so schnell und der Käfer hat Zeit, in seinen Gang zurückzukehren, ohne daß er erstickt wird." A72 Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. „Reifungsfraß" herrühren. ^ Alle diese Elemente können in Form, Richtung usw. verschieden sein, und so ergeben sich durch die vielen Kombinationsmöglichkeiten eine Reihe abweichender Typen. Und innerhalb der Haupttypen finden wir wieder zahlreiche kleinere und größere Unterschiede, die auf der Verschiedenheit der Länge oder kleinen Verlaufsabweichungen der Mutter- oder Larvengänge, auf der Dichte der letzteren usw. beruhen, so daß eine große Zahl verschiedener Fraßbilder resultieren: Es gibt so viele verschiedene Fraßbilder als Borkenkäferarten oder mit anderen Worten: jede Borkenkäferart macht ihr charakteristisches Fraßbild 2), so daß letzteres gewöhnlich allein genügt zur Bestimmung der Art. Für den Praktiker ist dieser Umstand von großer Bedeutung, da er dadurch der zum Teil recht schwierigen Bestimmung der Käfer, die nur mit Lupe oder Mikroskop auszuführen ist, enthoben wird. Es ist deshalb dringendes Erfordernis, daß der Praktiker sich vor allem mit den Fraßbildern der forstlich wichtigen Arten vollkommen vertraut macht. Wir haben, wenn wir hier eine Übersicht über die Haupttypen der Fraß- bilder geben wollen, zunächst zu unterscheiden zwischen Rindenbrütern und Holzbrütern. Bei den ersteren liegt das Fraßbild an der Grenze von Holz und Rinde, bei den letzteren dringen die Gänge mehr oder weniger tief ins Holz ein. Fraßbilder (Brutfraß) der Rindenbrüter. Bei der Einteilung der Brutfraßbilder legen wir in erster Linie die Form und die Richtung des Muttergangs zugrunde und unterscheiden zunächst 1. lange, gestreckte, röhrenförmige, der Breite der Mutter entsprechende „Gänge" mit parallelen Seiten, und 2. unregelmäßige „Plätze" von unbestimmter Form. Was die Gänge betrifft, so teilen wir sie nach der Richtung, die sie zur Längsachse des Stammes einnehmen, in Quergänge (senkrecht zur Längsachse) und Längsgänge (parallel zur Längsachse). Dann kommt es darauf an, ob der Muttergang einfach ist oder aus mehreren Elementen (meist von mehreren Müttern hergestellt) zusammengesetzt ist. Wir sprechen im ersteren Fall von „einarmigen", im letzteren von „mehr arm igen" Muttergängen (Längs- oder Quergängen). Bei den letzteren werden die einzelnen Teile durch ein gemein- sames Verbindungsstück zusammengehalten oder gehen die verschiedenen Gänge von einem gemeinsamen Raum, der „Rammelkammer", aus. ') Der ,,Ernährungs'-^- oder ,, Sterilgang" kann bisweilen ein mehrfaches des eigent- lichen Brutganges betragen, wie z. B. bei Hylastes glabratus^ wo die Bratregion nur einen kleinen Teil des Mutterganges einnimmt. — ^) Es gibt nur wenig Ausnahmen hiervon, in denen eine Art Wohnungsparasitismus vorliegt. Ein solcher scheint regelmäßig z. B. durch den kleinen Crypturgus pusühts ausgeübt zu werden, dessen Mutterkäfer die Einbohrlöcher und Muttergänge anderer Arten benutzt, so daß oft nur die Larvepgänge Eigenarbeit sind. Ausnahmsweise kommt Wohnungsparasitismus auch bei anderen, sonst selbständigen Arten vor (z. B. bei chalcographiis^ der gelegentlich die Gänge von tijpographus benutzt). Ipidae (Scolytidae). — Fraßbilder. 433 Die Larvengänge verlaufen im allgemeinen, wenigstens beim Beginn, rechtwinklig gegen die Muttergänge, so daß vom Quergang längsgerichtete und vom Längsgang quergerichtete Larvengänge entspringen. Nur die an den Enden der Muttergänge entspringenden Larvengänge gruppieren sich meist strahlen- Abb. 210A. Schematische Brutbildertypen von Borkenkäfern. — N. förmig um diese. Im weiteren Verlauf können die Larvengänge, besonders wo es sich um lange handelt, die Richtung wechseln, so daß sie in ihren Endteilen mit dem Muttergang wieder parallel laufen. Die Länge der Larvengänge ist sehr verschieden, selbst bei sehr nahverwandten Arten, so haben z. B. Hylesinus ftaxi?ii Escherich, Forstinsekten. II. Bd. 28 434 Coleoptera. — 7. P'amilienreihe : Rhynchophora. und Myelophilus minor nur kurze, Hylesinus crenaius und Myelophilus piniperda sehr lange Larvengänge. Im allgemeinen hängt die Länge davon ab, ob die Gänge im nährstoffreichen Splint oder im nährstoffärmeren Bast verlaufen; im ersteren Fall sind sie meist kurz, im letzteren lang. Das Lumen der Larvengärge ist bei Beginn sehr gering, und wird, je mehr sich der Gang vom Muttergang ent- fernt, mit dem zunehmenden Wachstum der Larve immer breiter, um schließ- lich in einer geräumigen, meist ovalen „Puppenwiege" zu enden, die in der gleichen Ebene wie der Gang, oder aber tiefer oder oberflächlicher liegen kann. Mit der Außenwelt steht das Fraßbild zunächst nur durch das Einbohr- loch, das bei einarmigen Gängen an dem einen Ende, bei den mehrarmigen in der Rammelkammer gelegen ist, in Verbindung. Zu diesen können noch ver- schiedene Löcher in den Muttergängen hinzutreten, deren Bedeutung noch nicht überall sicher erkannt ist („Luftlöcher", „Begattungslöcher") und ferner, wo die Jungkäfer bereits aiisgeflogen sind, auch noch die zahlreichen Ausfluglöcher, die meist von den Puppenwiegen ausgehen. Wo es sich um die „Platz-Muttergänge" handelt, gehen entweder die Larvengänge getrennt von einander strahlenförmig vom Muttergang ab, oder aber es kommen überhaupt keine getrennten Larvengänge vor, sondern die Larven fressen gemeinsam große „Familiengänge"; in diesen Fällen fließen Mutter- und Larvengänge in einen großen ,,Platz" zusammen {D. micans). Nach den genannten Merkmalen lassen sich folgende Kategorien von Rindenfraßbildern aufstellen: 1. Einarmige Längsgänge (Abb. 210A, i a), 2. Zweiarmige Längsgänge (Abb. 210A, 3a), 3. Einarmige Quergänge (Abb. 210A, 2), 4. Zweiarmige Quergänge (auch Klammergänge genannt) (Abb. 210 A, 4a), 5. Sterngänge (mit 3 — 5 und mehr Gängen; (Abb. 210A, 5), a) Sterngänge mit strahlenförmig divergierenden Larvengängen, b) Sterngänge mit längs- oder quergerichteten Larvengängen (von ver- schiedenen Autoren als mehrarmige Längsgänge — auch Gabelgänge genannt — und mehrarmige Quergänge aufgefaßt), 6. Platzgänge mit getrennten Larvengängen (Abb. 210A, i b), 7. Platzgänge ohne getrennte Larvengänge (Rinden-Familien- gänge). Was die Ernährungsgänge betrifft, so sind solche bei den meisten Rindenbrütern anzutreffen; sie sind sehr verschieden je nach Art und Umständen. Meist stellen sie Fortsetzungen oder Erweiterungen der Mutter- (Regenerations- fraß) und Larvengänge (Reifungsfraß) dar, die mitunter hirschgeweihartige Ver- zweigungen aufweisen können (Abb. 210B). Meist liegt der größte Teil des Fraßbildes ungefähr in einer Ebene, so daß das ganze Gangsystem bei der Trennung von Rinde und Holz auf den ein- ander zugewandten Flächen beider, bald mehr auf jener bald mehr auf dieser, im Zusammenhang zu erkennen sind. Es gibt auch Fälle, in denen das Fraßbild Ipidae (Scolytidae). — Fraßbilder 435 auf verschiedenen Ebenen Hegt,"', so daß bei der Abnahme der Rinde nur Teil- stücke zu sehen sind; hier muß man, wenn man das ganze Fraßbild aufdecken will, durch Nachschneiden die einzelnen Fragmente in Zusammenhang bringen. Meist bezieht sich die verschiedene Lagerung auf kleinere Abschnitte, wie z. B. auf die Puppenwiegen oder die Rammelkammer, in welch letzterem Fall die ein- zelnen Muttergänge zusammenhangslos zu sein scheinen. Sie kann aber auch das ganze Fraßbild betreffen, so daß auf der Unterseite der Rinde lauter kleine Bruch- stücke sichtbar werden und ein vollkommen verworrenes Fraßbild erscheint (z. B. bei Polygraphiis — durch vorsichtiges Nach- schneiden kann man aus den vielen Frag- menten einen regelmäßigen Sterngang zum Vorschein bringen). Auch andere Fraßbilder, die in einer Ebene liegen, können mitunter recht ver- worren und unklar werden, wenn z. B. durch lang andauernden Reifungsfraß der Jungkäfer (z. B. bei schlechter Witterung) oder „Regenerationsfraß'' der Altkäfer das normale Fraßbild mehr oder weniger zer- stört wird. Auch durch Raumeinschränkung können Abweichungen von der typi- schen Fraßbildform verursacht werden, indem z. B, im schwachen Material Quer- gänge häufig zu „Schräggängen" werden und Sterngänge mit längs- oder quergerichteten Larvengängen solchen mit strahlenförmigen Larvengängen sich nähern, oder die Larven- gänge zum großen oder größten Teil nicht zur Entwicklung kommen. Träglrdh (1919) stellte Fälle fest, in denen in zu dünnen Stämmen (unter 4,5 cm unterer Durch- messer) nur 4 *>/() der Larven von M. pini- perda ihre Entwicklung durchmachten, also nur 3 — 4 Larvengänge auf den Muttergang kamen, da die Muttergänge stellenweise so dicht beieinander lagen, daß die Larven- gänge nicht Platz genug hatten und eine Ähnliches kann auch an starken Stämmen bei sehr dichtem Befall ein- treten, indem auch hier ein Teil der Larven aus Platzmangel keine Gänge an- fertigt, so daß ein größerer oder geringerer Ausfall der Larvengänge zu^beobachten ist. Wo es allerdings noch irgend möglich, suchen die Larven durch Ausweichen Abb. 210B. Ernährangsfraß (Reifungs- fraß) von Ips typographus L. in Fichten- splint. — Aus Koch. Menge Larven ganz jung starben. 436 Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. zurechtzukommen, wie ja auch Muttergänge, die einander zu nahe kommen, bogenförmig sich aus dem Weg gehen, i) Auch bei nicht ganz geeignetem Zustand der befallenen Bäume oder bei ungewöhnlich spätem Anflug können die Fraßfiguren Veränderungen erfahren. So sind die Muttergänge am kürzesten, dabei auch die Eigruben am gedrängtesten, wenn der Saftandrang dem Käfer zu stark ist oder auch wenn der Käfer ungewöhnlich spät im Nachsommer anfliegt (R. S. 175). Ferner kann die Lage, in der der befallene Stamm sich befindet, die Form der Figur beeinflussen, so beginnt z. B. der Längsgang des großen Wald- gärtners {Myel. pmiperdd) mit einem krückstockartigen Haken, wenn der Stamm beim Befall liegt (damit das Bohrmehl leicht herausfällt), während beim stehenden Stamm der Haken wegfällt. Endlich kommen noch bei ungewöhnlichen Fraßpflanzen Abweichungen vom Normaltypus vor; so beobachtete Pauly bei Zuchtversuchen mit Ips typo- graphus an Kiefer, daß die sonst so kurzen Larvengänge länger und nur all- mählich verbreitert (piniperda-iähvMch) waren. Alle diese Variationsmöglichkeiten dürfen bei Beurteilung der Fraßbilder nicht außer acht gelassen werden. Fraßbilder (Brutfraß) der Holzbrüter. Bei den Holzbrütern (Nutzholzborkenkäfern) entwickelt sich die Brut mehr oder weniger tief im Holz. Infolgedessen ist eine längere radial ins Holz ein- dringende „Eingangsröhre" notwendig, von der aus erst die eigentlichen Brut- röhren ausgehen, zunächst in horizontaler Ebene. Eingangsröhre und Brutröhre werden von der Mutter hergestellt; erstere entspricht dem Einbohrloch resp. dem kurzen rindendicken Einbohrgang, letztere dem Muttergang der Rindenbrüter. Bezüglich der weiteren Ausgestaltung des Fraßbildes haben wir 2 Gruppen zu unterscheiden: 1. Von den Muttergängen aus fressen die Larven nach oben und unten, also in der Längsrichtung des Stammes, Larvengänge. a) Die Larven fressen in regelmäßigen Abständen getrennt kurze, ledig- lich den Puppenwiegen entsprechende Larvengänge: Leitergänge (Abb. 210A, 7). b) Die Larven fressen gemeinsame Plätze: Holz-Familiengänge (Abb. 210A, 8). 2. Die Larven fressen überhaupt keine besonderen Gänge; das Fraßbild besteht also nur aus Muttergängen, in denen sich die Larven entwickeln: Gabelgänge. a) Die Gabelgänge liegen in einer Ebene: horizontale Gabelgänge (Abb. 210A, 9). ^) Auf welche Weise, d. h. mit welchen Sinnen die sich einander nähernden Käfer von sich Kenntnis erhalten, ist schwer zu sagen. Eichhoff (S, 46) erklärt das Ausweichen dadurch, daß eine dünne Wand zwischen je 2 nahe benachbarten Gängen sehr bald so austrocknet, daß sie für das Insekt nahrungslos wird. Die daselbst nagenden Tiere werden deshalb von der Nachbarschaft der Gänge ab und nach der Richtung hin gelenkt, wo Holz und Rindenkörper noch dicker und deshalb safthaltiger und nahrungsreicher sind. Ipidae (Scolytidae). — Fortpflanzung. ^%y b) Die Gabelgänge gehen nach verschiedenen Richtungen, indem die Mutter von den langen horizontalen Gängen aus nach oben und unten noch weitere längere und kürzere leitersprossenähnliche Röhren nagt. Das Bild ähnelt dann den Leitergängen, läßt sich aber von jenen dadurch leicht unterscheiden, daß bei den ersteren die Sprossen in regelmäßigen Entfernungen abgehen und außerdem alle gleich lang sind, während bei den letzteren die Sprossen sowohl bezüglich der Abstände als auch der Länge verschieden sind: Gabelgänge in verschiedenen Ebenen (Abb. 210 A, 10). Ernährungsgänge scheinen bei den Holzbrütern nicht vorzukommen. Ein großer Unterschied gegenüber den Fraßbildern der Rindenbrüter besteht auch bezüglich der Ausflugslöcher. Während bei den letzteren jeder Jungkäfer durch ein besonderes von ihm genagtes Ausfiugsloch nach außen gelangt, gehen die Jungkäfer der Holzbrüter durch die von der Mutter genagten Eingangs- röhren nach außen. Es besteht also hier auch beim verlassenen Fraßbild nur eine einzige Kommunikation mit der Außenwelt! Fortpflanzung. Sobald im Frühjahr die entsprechende Wärme eintritt und die Bestände genügend erwärmt sind, kommen die Käfer aus ihren Winterquartieren (entweder besonderen Überwinterungsplätzen oder ihren Geburtsstätten) heraus, um zur Fortpflanzung zu schreiten: sie „schwärmen". Dieses Schwärmen geschieht in der Regel einzeln und ist für den minder aufmerksamen Beobachter unbemerkbar. Doch unter gewissen Umständen, wenn z. B. nach länger andauernder ungünstiger Witterung, durch die zahlreiche flugfertige Käfer zurückgehalten wurden, plötzlich warmes sonniges Wetter eintritt, können sich die ausfliegenden Käfer in großen dichten Schwärmen oder „ganzen Wolken" sammeln, besonders an Orten (Wind- bruch, Schneebruch usw.), wo schon längere Zeit eine Übervermehrung statt- gefunden hat. Das Ausschwärmen tritt nur an sonnigen Tagen, in der FrühHngszeit meist mittags, im Sommer mehr gegen Abend auf. Bei den einen Arten (z. B. dem Waldgärtner, Äfye/. piniperdd) wird der Schwärmtrieb schon durch weniger hohe Temperaturen, wenn die Tageswärme einige Tage 9*^ Durchschnittstempe- ratur erreicht hat, ausgelöst; sie schwärmen demnach schon frühzeitig im Jahr (schon Ende Februar) — „Frühschwärmer". Bei anderen sind höhere Tempe- raturen (16 — 18<^ C.) nötig (z, B. Ips typographtis); sie schwärmen später im Jahr (April, Mai, im Gebirge oft erst im Juni) — „Spätschwärmer". Treten Tempe- raturrückschläge und trübes Wetter ein, was besonders bei den Frühschwärmern nicht selten vorkommt, so hört das Schwärmen wieder auf und zwar so lange, bis die nötige Temperatur wieder erreicht ist. i) ^) Nach Fuchs (S. 8) wird im Frühjahr und Herbst das Schwärmen weniger durch die Mittagstemperaturen als durch die Wärme der Nacht bestimmt. Ist diese kalt, so bedarf es bei Tage schon einer weit höheren Temperatur, um die Wohnung des Tieres so zu erwärmen, daß es hervorgelückt wird. War dagegen die Nacht warm, so sehen wir die Käfer am Tage, wenn die Temperatur steigt, recht bald hervorkommen. Dadurch würde es sich erklären, daß die Käfer 438 Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. Die schwärmenden Käfer, Männchen und Weibchen, i) streben einer passenden Brutstätte zu, 2) wie geschlagenen Stämmen, Meterstößen, oder auch kränkelnden stehenden Stämmen usw., um sich dort einzubohren und alsbald mit dem Fort- pflanzungsgeschäft zu beginnen. In der Auswahl der Brutpflanzen zeigen die Borkenkäfer ein bewundernswertes Unterscheidungs- und Spürvermögen, indem sie unter normalen Verhältnissen (d. h. wenn kein Mißverhältnis zwischen der Zahl der fortpflanzungsgierigen Borkenkäfer und der Menge des Brutmaterials besteht) mit großer Sicheiheit solche Stammindividuen unter Hunderten und Tausenden herauszufinden vermögen, die ihren Lebensbedingungen am besten entsprechen. Zum Einbohren suchen sie gewöhnlich die dünnsten Rindenstellen aus; sie kriechen deshalb gern unter Borkenschuppen oder in Ritzen der Borke {Ips typographus, M. piniperda) usw. Die Einbohrlöcher sind daher meist schwer zu finden, im Gegen- satz zu den Ausflugslöchern der Jungkäfer, die ja direkt nach außen führen. Bei den monogamen Arten bohrt das Weibchen den Eingang, bei den polygamen Arten beginnt das Männchen das Brutfraßbild, indem es den Einbohr- gang und die Rammelkammer nagt. Das Einbohrloch ist unter günstigen Um- ständen in einigen Stunden vollendet, bei kaltem Wetter und dicker Borke kann die Herstellung tagelang dauern. Die Richtung der Einbohrgänge ist gewöhnlich schief von unten nach oben verlaufend (um dem Bohrmehl leichteren Abfluß zu verschaß'en), wobei es gleichgültig ist, ob der Stamm steht oder liegt. Es können demnach die Fraßbilder in dieser Beziehung Unterschiede zeigen, je nachdem sie am stehenden oder liegenden Stamm gefertigt sind. Schon Ratzeburg macht darauf aufmerksam, daß die Borkenkäfer dem durch die Rinde führenden Bohr- loch immer eine bestimmte Richtung geben, allerdings mit der Motivierung, daß dadurch „das Eindringen des Wassers möglichst verhindert werden soll". Die Begattung findet bei monogamen Arten meistens außen an dem Stamm vor dem Einbohren statt; bei den polygamen Arten erst nach dem Einbohren im Innern des Stammes und zwar in der vom Männchen genagten „Rammelkammer". ^) „Die Begattung ist entweder eine einmalige oder mehrmalige. Es gibt Borkenkäfer [Hylurgops glabratus\ bei denen, ähnlich wie bei Pissodes, eine ein- malige Begattung im Frühjahr für das Weibchen genügt, um mehrere Brüten bis zum Schluß der Saison zu vollenden. Bei anderen Arten ist eine mehrmalige bei oft so verschiedenen Temperaturen hervorkommen und daß die Käfer aus am Boden liegenden Stämmen gewöhnlich später ausfliegen als aus stehenden Bäumen (da eben die Temperatur am Boden nachts viel kühler ist als weiter in der Höhe). ^) Das Zahlenverhältuis der beiden Geschlechter scheint bei den einzelnen Arten sehr ver- schieden zu sein. Allerdings sind wir bis heute nur bei wenigen Arten genauer darüber unter- richtet; bei Ece. scohjtus kommen 30—40 J^j' auf ein $, bei X dispar dagegen i c? auf ca. 4 $9, bei Liehtensteini i (^ auf ca. 27 5$ und bei X monographtis und dryographus gar nur I J auf mehrere hundert $5 (R. F. 158 u. R. W. 377). *j Ausgenommen hiervon sind die (^(^ verschiedener Holzbrüter (X. dispar^ monographus, Saxeseni), deren Flügel verkümmert oder völlig rückgebildet sind und die daher flugunfähig sind. '*) Bei den Arten mit flugunfühigen JJ {X. dispar, monographus usw.) findet die Be- gattung wohl meist vor dem Ausschwärmeri der $$ in den alten Geburtsgängen oder in deren nächster Nähe statt. Eichhoff hat den Vorgang in den geöffneten Gängen bei dispar beob- achtet, wobei ,,das (J das zunächst vor ihm befindliche $ bestieg, nach einiger Zeit über das- selbe hinauskriechend zum nächsten (vorhergehenden; gelangte und so mit den in der Reihe vor ihm befindlichen fortfuhr. Nördlinger beobachtete ähnliches bei Saxeseni. Ipidae (Scolytidae). — Fortpflanzung. a-iq Begattung schon zur normalen Vollendung eines Brutbildes erforderlich. Ips typo- graphus kann, wie Experimente gezeigt haben, selbst bei reichlichem Vorrat von Sperma in der Anhangsdrüse nur eine beschränkte Zahl von Eiern legen, infolgedessen nur unvollkommene Brutbilder fertigen, sofern nicht neue Begattung erfolgt. Mehrmalige Begattung ist direkt beobachtet worden und wird für mehrere Gattungen für nötig gehalten, so für Eccoptogaster, Myelophilus, Ips von Chewy- reuv, Keodin, Stilantjew. 'Bei Eccoptogaster soll trotz dem streng monogamen Eheleben in den Brutbildern eine wiederholte Begattung verschiedener Individuen in besonderen kleinen , äußerlich gelegenen und nur temporär ihrem Zwecke dienenden Begattungskammern vorhergehen. Nach der Ansicht der russischen Autoren geschieht die Reinigung der Brutgänge von Bohrmehl ausschließlich zu dem Zwecke, das Zusammenkommen von Männchen und Weibchen zur wieder- holten Begattung zu ermöglichen. Da, wo die Gänge normal nicht gereinigt werden [Polygraphus ^ Ips acuminatus u. a.), finde entweder keine Wiederholung der Begattung durch das zu den Weibchen gehörige Männchen statt, sei also nicht erforderlich, oder, wenn erforderlich, fertigten sich die Weibchen Öfifnungen in ihren Brutgängen an, um ein anderes Männchen direkt zuzulassen" (Nüßlin). Über den Vorgang der Begattung gibt Chewyreuv ein sehr anschau- liches Bild von Eccopt. Ratzeburgi: „Er dauert ca. 2^2 — 6 Minuten; ihm geht ein eigenartiges Kurmachen voraus, eventuell auch ein Kampf zwischen Neben- buhlern, Sobald das Weibchen eine Eingangsöffnung gefertigt hatte, kam von außen ein Männchen hinzu, steckte den Kopf in das Loch und streichelte mit seiner Stirnbürste den Bauch des Weibchens. Ca. i Minute nach diesem Kur- machen rückt das Weibchen allmählich aus dem Eingangskanal heraus, das Männchen dreht sich sofort um (mit dem Kopf nach unten !) und die Kopulation geht vor sich. Die beiden Tiere stehen unter einem Winkel von 90° zueinander, indem die abgeschrägten Hinterleibsenden sich dicht berühren. Während der Kopulation streichelt das Männchen den Bauch des Weibchens mit den beiden Hinterfüßen. Noch bevor die Kopulation zu Ende, ist das Weibchen aus der Eingangsöffnung herausgekrochen, das Männchen mitziehend, das sich etwas sträubt. Nachdem das Männchen eine Strecke gezogen hat, trennen sie sich ; das Männchen versteckt sich schnell im Eingangskanal, während das Weibchen herumläuft. Später beobachtete Chewyreuv, daß das Männchen nicht mehr da ist, sondern jetzt ein neues Weibchen; es kamen 2 Männchen, kämpften und eines vollzog die Kopulation. Es fanden also in ein und derselben Eingangsöffnung mehrfache Begattungen zwischen verschiedenen Pärchen statt. Wurden diese Öffnungen später bloßgelegt, so erwiesen sich keine Käfer darin. Es legen also die Weibchen, ehe sie an die Anfertigung definitiver Brutgänge schreiten, bisweilen kurze Gänge an (^/g — i cm), gewissermaßen zum Pläsir, die einzig und allein die Bedeutung temporärer Hochzeitskammern haben!" Eine Ergänzung in manchen Punkten erfährt diese Schilderung durch Wich- mann (1909), ^ox Eccopt. laevis bei der Begattung beobachtete: „Will das J die Begattung vornehmen, so nähert es sich dem 5 und reibt mit seiner behaarten Stirne am Absturz desselben. Es sind ruckweise vollzogene eckige Bewegungen, ^AO Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. die ziemlich rasch ausgeführt werden. Durch dieses Reiben wird das $ willig gemacht, das dem J in die Rammelkammer folgt, wo dann die Begattung stattfindet." Diese „Friktionsbewegungen" scheinen allen Eccoptogasier-Kti&a mit behaarter Stirn des J eigen zu sein; auch die Xyleborus-hx\^x\ verhalten sich vermutlich ähnlich." Über die Kämpfe zwischen zwei Männchen von Ecc. laevis berichtet Wichmann (1. c.) folgendes: „Zwei 66 wollten in einen Fraßgang, in dem sich ein noch gattenloses $ befand, eindringen. Sie drängten sich eine Weile um das Bohrloch herum und begannen dann einen originellen Kampf. Sie kehrten sich mit heftig zitternden Fühlern einander zu, rannten dann mit den Köpfen mehrere Male zusammen und schoben sich Kopf an Kopf längere Zeit herum. Eines gab schließlich den Kampf auf und kroch flink ins Bohrloch. Bevor es noch verschwunden war, war ihm schon das andere nach und hatte es mit den Mandibeln beim Knöpfchen des 4. Hinterleibsegmentes gepackt, woran es nach Kräften anzog. Nachdem es aber allmählich schwächer geworden war, mußte es nach ca. 1 ^/g stündiger Anstrengung den Kampf aufgeben.-' Ratzeburg (W. 377 u. 387) teilt einige Beobachtungen von Nördlinger und Letzner über die Kopulation mit. „Die hübscheste, wenn auch nicht von großer Sittlichkeit zeugende Geschichte erzählt Nördlinger von Lichtensieifii: es soll nämlich der Mutterkäfer durch ein Luftloch von fremden 66 besucht werden und mit diesen eine neue Rammelkammer anlegen, so daß derselbe verschiedene Familien — mit Stief- und rechten Kindern — begründet. Ob nun alle Luftlöcher so als Hintertüren dienen können? Etwas feine Beobachtung!" Letzner beobachtete ähnliche Vor- gänge won Ecc. Ratzeburgi wie Chewyreuv: er sah viele ?? in Eingangsöffnungen, das Hinterleibsende herausstreckend, auf 66 harren. „Stundenlang zeigt sich keine Bewegung. Meist hatten sie ein rosarotes faseriges Bündel an dem mehr als sonst vortretenden After. Wahrscheinlich dient das zur Anlockung der 66. Letztere spazierten emsig am Stamm auf und nieder, die ?? suchend." Nachdem die Weibchen begattet sind, schreiten sie zur Eiablage. Diese ist bei allen Borkenkäfern (mit Ausnahme der „Wohnungsparasiten") verbunden mit der Anlage besonderer Brutgänge („Muttergänge"). Wo es sich um monogame Arten handelt, werden die Brutgänge in direkter Fortsetzung des Ein- bohrgangs in der gleichen oder auch in abweichender Richtung miniert. Bei polygamen Arten fressen die Weibchen, nachdem sie in der von dem Männchen gefertigten Rammelkammer befruchtet worden, von dieser Kammer aus ihre Brut- gänge nach verschiedenen Richtungen. Während des Grabens der Gänge fressen die Weibchen in den meisten Fällen in gewöhnlich regelmäßigen Abständen, einmal links, einmal rechts, ein kleines Grübchen („Eigruben"), welches mit je i Ei be- legt und dann mit Bohrmehl verklebt wird (Abb. 211). Es kann aber auch die Anlage gesonderter Eigruben unterbleiben. In diesem Falle werden die Eier frei oder in besonderem Eilager haufenweise im Multergang abgelegt. Die Art der Eiablage findet im Fraßbild einen sehr deutlichen Aus- druck: wo gesonderte Eigruben genagt werden, entstehen stets getrennte Larven- gänge, wo die Eier haufenweise abgelegt werden, entstehen wenigstens am An- fang gemeinschaftliche Gänge, — wenn nicht überhaupt die Anlage besonderer Ipidae (Scolytidae), — Fortpflanzung. 441 Larvengänge unterbleibt und die Larven sich einzig im Muttergang entwickeln (wie bei den Holzbrütern mit Gabelgängen). Was die Zahl der Eier betrifft, so ist diese bei den Borkenkäfern ver- hältnismäßig gering. Wenn wir 50 — 60 Eier für ein 5 annehmen, so ist das schon eine „hochgegrifiene Mittelzahl" (wenn auch Fälle von 100 und mehr Eiern vorkommen). Die Zeitdauer der Eiablage richtet sich nach der Art der Eiablage,^ ob diese getrennt m gesonderten Eigruben oder haufenweise stattfindet. Im ersten Fall hängt es wieder davon ab, ob die Eigruben dicht beieinander an- gelegt oder ob sie durch größere Zwischenräume voneinander getrennt sind. Im allgemeinen dürfte sie sich zwischen 2 und 3 Wochen hinziehen; dabei darf aber nicht außer acht gelassen werden, daß die Witterung, die Dauer der Pausen zwischen den Begattungen usw. einen wesentlichen Einfluß auf den Fortgang der Eiablage hat und dieselbe stark verzögern, ja wochenlang ganz unterbrechen kann. Auch die Weiterentwicklung vom Ei bis zum Käfer ist stark von den klimatischen Verhältnissen abhängig. Sie schwankt zwischen 6 und 13 Wochen, je nachdem sie in die Vorsommer- oder Sommerzeit fällt. Hennings hat in seinen Versuchen sogar noch größere Unterschiede in der Entwicklungsdauer festgestellt (26 bis 113 Tage), je nachdem er die Brut größerer oder geringerer Wärme und größerer oder geringerer Feuchtigkeit ausgesetzt hat (s. Bd. L, S. 173). Am meisten scheint die Larvenzeit beeinflußbar zu sein, weniger die Embryonal entwicklung und die Puppen- zeit! Übrigens gibt es auch Borkenkäfer, die weit weniger auf Temperatur- usw. -unterschiede reagieren, so daß Hennings geradezu 2 biologische Gruppen, die „Beeinflußbaren" und „Nichtbeeinflußbaren", unterscheidet. Im allgemeinen trifft unter normalen Verhältnissen auf die Embryonalentwicklung 10 — 14 Tage, auf die Larvenzeit 2 — 4 Wochen und auf die Puppenruhe wieder 10 — 14 Tage. Mit dem Entstehen des Jungkäfers aus der Puppe ist aber die Entwick- lung noch nicht abgeschlossen, da die Jungkäfer in den weitaus meisten Fällen noch unreif sind und noch einen je nach den Arten sehr verschieden (wenige Tage bis mehrere Wochen) langen Reifungsfraß ausüben müssen, bevor sie zur Fortpflanzung schreiten können. Doch auch einschließlich dieses Reifungs- fraßes ist bei den meisten Arten die Gesamtentwicklung vom Ei bis zum reifen Käfer eine verhältnismäßig kurze. Abb. 211. belegten , Stück eines- Muttergangs mit Eigruben". Vergr. — Phot. Scheidter. AA2 Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. Generation. Die Generationsfrage der Borkenkäfer stand lange Zeit im Mittelpunkt eines teils recht heftigen Meinungsstreites der Forstentomologie. Während auf der «inen Seite eine i- oder i Y2 jährige Generation als Regel angenommen wurde (Ratzeburg), verfochten andere eine doppelte Generation als die Norm (Eich- hoff und andere). Daß so lange über eine doch sehr häufige und aufdringliche Käfergruppe Unsicherheit und Unklarheit in einem auch für die Praxis so wichtigen Punkt der Biologie herrschen konnte, daran sind mehrere Gründe schuld. Vor allem die Unkenntnis von der Möglichkeit eines längeren Lebens und wiederholten Brütens der Mutterkäfer, sodann die Unkenntnis von dem für die meisten Arten notwendigen Reifungsfraß der Jungkäfer, ferner die außer- gewöhnliche Abhängigkeit der Entwicklungsdauer, des Schwärmens, der Eiablage der meisten Borkenkäfer von Temperatur, Feuchtigkeit usw. und endlich das über eine längere Zeit sich hinziehende Auskommen einer Familie, entsprechend der ebenso erfolgten Eiablage. Alle diese Momente haben zusammen das Bild so verwischt und unklar gemacht, daß man wohl verstehen kann, wie je nach der Einstellung des Be- obachters verschiedene Ansichten entstehen konnten. Vor allem mußte not- wendigerweise der erste der angeführten Punkte (in Verbindung mit dem 2.) dazu führen, eine vorkommende zweite Brut im Sommer als echte zweite Generation anzusprechen, da die damalige Schulmeinung es nicht zuließ, anzunehmen, daß die einmal abgebrunftete Mutter nochmals zu einer Brut schreiten konnte. So stellt also besonders die Korrektur dieser irrigen Annahme den Wende- punkt in der Auffassung der Borkenkäferbiologie dar. Diese Korrektur verdanken wir Knoche, der in mehreren Arbeiten (hauptsächlich über den Waldgärtner) die Langlebigkeit des Mutterkäfers, die wiederholte Brutfähigkeit desselben und die langsame Geschlechtsreife der Jungkäfer (Reifungs- fraß!) dargelegt hat, nachdem einige Jahre vorher Nüsslin die gleichen Fest- stellungen bei Pissodes gemacht hatte. Die Folge von Knoches Entdeckungen war zunächst die, daß die zweite Brut im Sommer nicht ohne weiteres als echte zweite Generation aufgefaßt werden durfte, sondern daß auch an eine zweite Brut des alten Mutterkäfers (Geschwisterbrut) gedacht werden mußte. Es hieß also jetzt von Fall zu Fall entscheiden, ob echte zweite Generation oder Geschwisterbrut vorliegt. Reiche Arbeit hat in dieser Beziehung Fuchs (1907) geleistet, der eine ganze Reihe Borkenkäferarten daraufhin untersucht hat. Wir ersehen aus diesen Unter- suchungen, daß die einzelnen Borkenkäferarten sich bezügl. der Generation sehr verschieden verhalten: 1. Einzelne Arten haben stets nur einfache Generation. Kommen bei ihnen zweite Brüten vor, so handelt es sich um Geschwisterbruten, von der regenerierten „alten Mutter" erzeugt. Es gehören hierher die beiden Waldgärtner, Myel. piniperda und minor, Hylesinus fraxini und die Wurzelbrüter. 2. Die meisten Arten können unter günstigen klimatischen Ver- hältnissen eine echte zweite Generation erzeugen, unter weniger günstigen dagegen nur eine einfache (in beiden Fällen daneben auch Geschwisterbruten). Ipidae (Scolytidae). — Generation. 4^.3 Hierher gehören wohl alle oder doch die meisten der zu der Gruppe der Ipini ge- hörigen Arten. Außerdem noch einige Hy lesmini, wie Hylastes palliatus und glabratus. 3. Bei vielen Angehörigen der Gattung Eccoptogasier ist doppelte Gene- ration dieRegel, weil sie im allgemeinen nur in solchen klimatisch günstigen Gegenden vorkommen, die eine zweite Generation ermöglichen. Außerdem geht bei ihnen die Reifung der Geschlechtsorgane rasch vor sich, so daß nur ein ganz kurzer Reifungsfraß i) (von 4—5 Tagen) nötig ist und die Jungkäfer also schon nach wenigen Tagen imstande sind, eine neue Brut anzulegen. Diese Feststellungen, die in die letzten beiden Dezennien fallen, haben die bisher so verworrenen Anschauungen über die Generationsfrage wesentlich geklärt. Wir wissen also jetzt, daß bei den einen Arten einfache, bei den anderen doppelte Generation als Regel vorkommt, bei wieder anderen und zwar der Mehrzahl sowohl einfache als doppelte Generation vorkommen kann (als Funktion des Klimas). Wir wissen jetzt ferner, daß daneben noch zweite Brüten von den alten regenerierten Müttern (sogenannte Geschwisterbruten) erzeugt werden können, so daß also im Sommer die Kinder und Mütter nebeneinander brütend an- getroffen werden können. -; Dazu kommt noch ein weiterer Umstand, der das Bild noch mehr kompliziert: nämlich das über eine längere Zeit sich hinziehende Aus- kommen der I. Generation, das einmal in der mehr oder weniger aus- gedehnten Schwärmzeit (also dem zeitlich recht verschiedenen Beginn des Brütens der verschiedenen Mutterkäfer) begründet ist und sodann in der ebenfalls länger dauernden Eiablage. So kommt es, daß die einzelnen Generationen und auch Geschwisterbruten derart ineinander greifen, daß die letzten Käfer der ersten Generation gleichzeitig oder sogar später als die ersten Käfer der zweiten Generation (resp. Geschwisterbrut) erscheinen können.^) Aus alledem ergibt sich, daß bei einem großen Teil der Borkenkäfer das ganze Jahr über alle Entwicklungsstadien der verschiedenen Generationen und Geschwisterbruten angetroffen werden und daß während der ganzen Saison fortpflanzungsbereite Käfer vorkommen, — eine Erkenntnis, die für die Praxis von großer Bedeutung ist. ^) Derselbe findet nach Beobachtungen von Eckstein (1898), Hennings (1908). Wichmann (1909), Röhrl (i. 1.) und Spessivtseff (1921) außerhalb der Geburtsstätte statt und zwar entweder an der Basis junger grüner Sprosse oder Knospen, oder an den Blattstielen (Abb. 212 B), oder an saftiger Rinde, die die Käfer oberflächlich platzen. Daß der Ernährungs- fraß von nur so kurzer Dauer ist, rührt daher, daß die Geschlechtsorgane der Eccoptogastemni beim Auskriechen aus der Puppe schon weiter entwickelt sind (Abb. 212 A) als die der meisten übrigen Borkenkäfer (Spessivtseff 1921). *) Vielfach gibt schon das äußere Aussehen der Mutterkäfer (ob abgerieben oder völlig frisch) einen sicheren Anhaltspunkt, ob es sich um einen alten Mutterkäfer oder um einen Jungkäfer handelt. Außerdem gibt die anatomische Untersuchung sichere Auskunft (siehe Bd. I, S. 109 ff.). ä) Nüsslin hat diese Verhältnisse in Formeln gefaßt, die dieses Ineinandergreifen sehr deutlich veranschaulichen. Er nennt den i. Schwärmtermin einer Art T, die Schwärmdauer vom ersten bis zum letzten schwärmenden Käfer der betreflfeoden Generation S, die Legezeit vom ersten bis zum letzten Ei L, die Entwicklungszeit des Eies = E. Für die erste Generation lassen sich dann folgende 3 Formeln aufstellen: für den i . Jungkäfer der i . Familie : T -|- E, für den letzten Jungkäfer der i . Familie : T + L -f- E, für den letzten Jungkäfer der letzten Familie: T -f- S + L + E usw. 444 Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. Larven- und Käferfraß. Der Larven fr aß, der dem Wachstum dient (Wachstumsfraß), findet in der Rinde (bald mehr im Bast, bald mehr im Splint) oder im Holz statt. Ein Hauptbestandteil der Larvennahrung scheint der Saft zu sein; wenigstens sind die Larvengänge, die in saftreicheren Schichten verlaufen, wesentlich kürzer als solche in saftärmeren Schichten (vgl. Myel. piniperda und mi7ior od^i Hyles. fraxini 1 \ .' l \ r^i Abb. 212 A. "Weibliche Geschlechtsorgane von Eccoptogaster laevis Chap. ; a unreif (vor dem Reifungsfraß), b reif (von einem befruchteten Weibchen), i Eiröhre, 2 Keimfach, 3 Eileiter, 4 recepta- culum seminis, 5 Anhangsdrüse, 6 bursa copulatrix. — Nach Spessivtseff. und crenatus). Eine" höhere Stufe der Ernährung haben die Larven vieler Holz- brüter erreicht; sie nähren sich größtenteils von Pilzen bezv/. besonderen als <,Ambrosia" bezeichneten Pilzkörperchen, die ein Züchtungsprodukt der Borken- käfer darstellen. Hier besorgt das ins Holz dringende Mycel die Herbeischaffung der Nährstoffe, die den Larven in konzentrierter Form, eben in der „Ambrosia", dargeboten werden. Der Fraß der Imagines findet in verschiedener Weise und an ver- Ipidae (Scolytidae). — Larven- und Käferfraß. 445 schiedenen Orten statt und dient verschiedenen Zwecken: bei den unreifen Jung- käfem zur Ausreifung der Geschlechtsorgane, bei den reifen Jungkäfern zur Anlage der Brutröhren (bez. Rammelkammer), bei den Altkäfern zur Regeneration ihrer abgebrunfteten Geschlechtsorgane und event. nochmaliger .^\'| P ^ Abb. 212 B, Verschiedene Formen des Reifungsfraßes von Eccoptogaster laevis Chap. — Nach SpessivtsefF. Anlage von Brutröhren, und endlich bei jungen und alten Käfern auch noch zur Überwinterung. Wir unterscheiden demnach Brut-, Ernährungs- Reifungs-i), Regenerations- und Überwinterungsfraß. ^) Der Reifungsfraß wird von Pauly und Fuchs als „Nachfraß" und von Knoche als „Zwischenfraß" bezeichnet. Ich gebe dem Ausdruck Reifungsfraß den Vorzug, weil er ein- deutig und nicht mißzu verstehen ist. 446 Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. Die verschiedenen Arten des Brutfraßes sind oben (S. 432 — 437) schon auseinandergesetzt. Der Reifungsfraß, der von den Jungkäfern nach Verlassen der Puppen- wiege bis zur Erhärtung des Chitinpanzers und Reifung der Geschlechtsorgane ausgeübt wird, kann entweder am Ort der Geburt oder außerhalb des- selben stattfinden. Im ersteren Fall wird entweder einfach die Puppenwiege mehr oder weniger platzförmig erweitert [Ips acuminatus)^ oder der Fraß schreitet in der Richtung des Larvenganges weiter (z. B. Pityophthotus)^ oder es werden läbyrinthische, geweihartig verzweigte, meist den Splint tief furchende Gänge gefressen (Abb. 210B S. 435), die so überhand nehmen können, daß das ganze Fraßbild unklar werden kann {Ips iypographus). Bei manchen Arten findet der Reifungsfraß mehr in der Rinde statt (wie bei Polygtaphus, Cryphalus und anderen). Was den Reifungsfraß außerhalb der Geburtsstätte betrifft, so findet dieser entweder, nachdem der Jungkäfer schon an der Geburtsstätte etwas gefressen, unter der Rinde frischen Materials statt, indem dort weitere Emährungsgänge gefressen werden, oder an der Rinde junger Pflanzen (Wurzelbrüter), oder aber der Käfer fliegt direkt von seiner Geburtsstätte weg (ohne dort Fraß verübt zu haben) und bohrt sich in frische Triebe ein, um das Mark auszufressen , wie die Waldgärtner an Kiefer, oder in die frische Rinde gesunder Bäume, wie Pteleobius vittatus an Ulme, Hylesinus fraxini an Esche (eine Folge hiervon sind die als sogenannte „Eschenrosen" [Abb. 253 B] bezeichneten Wucherungen der Rinde), oder benagt endlich die Basis junger grüner Sprosse oder Knospen oder Blattstiele (Eccoptogaster) (Abb. 2 1 2 B). Einzelne Erscheinungen des Reifungsfraßes waren schon seit langem bekannt (wie die „Eschenrosen", die „Abfälle" und auch zum Teil die Erweiterungen der Fraßbilder), doch ist ihre Bedeutung als Mittel zur Reifung der Geschlechtsorgane erst durch Knoches Forschung ins richtige Licht gesetzt worden. Ob allerdings nicht auch völlig reife Käfer lediglich zum Zwecke der Ernährung zuweilen noch weiter fressen, ist nicht ohne weiteres zu verneinen. Es würde hierfür der Um- stand sprechen, daß die Intensität des Reifungsfraßes bei derselben Spezies eine sehr variable sein kann, und außerdem, daß mitunter schon ganz dunkle Käfer noch fressen, während andererseits von der gleichen Spezies Käfer in viel lichterem Zustand ausfliegen zum Brüten (Fuchs).') Durch ungünstige Witterungs- verhältnisse scheint der Reifungsfraß verlängert zu werden („Schlechtwetterfraß''). 2) Die Intensität ist auch bei den verschiedenen Spezies und Gruppen der Borker- käfer recht verschieden, wie G, Fuchs in seiner Arbeit {1907) an einer Reihe von Beispielen zeigt. 3) *) Allerdings ist das Ausfärben nicht immer ein sicherer Beweis für erlangte Geschlechts- reife, Spessivtseff (1921) konnte verschiedentlich bei völlig ausgefärbten Individuen (von Ece. laevis) noch unausgereifte Geschlechtsorgane feststellen. ^) Fuchs führt auch Fälle von parasitärer Verlängerung des Reifungsfraßes an. Stark von Nematoden befallene Individuen von Ifs iypographus übten den Reifungsfraß besonders lang aus. — Dies ist vielleicht darauf zurückzuführen, daß die Geschlechtsreifung durch Er- nährungsstörung verzögert wird. ^) Pouchs nimmt an, daß für alle Eccoptogaster- Arten das Ausbohren aus der Puppen- wiege und das Einfressen zur neuen Brut genüge zu Ausreifung der Geschlechtsorgane, daß also hier ein eigentlicher Reifungsfraß nicht vorkomme. Das ist aber nach den neueren Beobachtungen von Spessivtseff (1921) ein Irrtum (s. oben). Ipidae (Scolytidae). — Forstliche Bedeutung. 447 Der Regenerationsfraß der Altkäfer findet, wie der Reifungsfraß, ent- weder als direkte Fortsetzung des Brutfraßes statt oder außerhalb der Brutstelle. Im ersten Fall frißt die Mutter, nachdem ihr Eiervorrat erschöpft, entweder den Brutgang steril weiter oder sie frißt größere oder kleinere platzförmige Er- weiterungen am Ende des Brutganges aus, bevor sie sich zur Anlage einer neuen Brut ausbohrt. Der Regenerationsfraß außerhalb der Brutstelle deckt sich meist mit Reifungsfraß außerhalb der Brutstelle, d. h. die alten abgebrunfteten 55 fressen ebenso wie die jungen an der Rinde junger Pflänzchen oder in der Markröhre usw., und rufen auch die gleichen Erscheinungen hervor. Ein Überwinterungsfraß wird durchaus nicht von allen Borkenkäfern ausgeübt; viele bleiben den Winter über einfach da, wo sie bei Eintritt der Kälte sich befunden haben, in den Muttergängen, Puppenwiegen oder den er- weiterten Reifungsfraßplätzen usw., oder auch außerhalb der Brut- bezw. Geburts- stätte in der Rinde gesunder Bäume (Hylesinus fraxini) oder in der Markröhre von Trieben [M. piniperdd). In den beiden letzten Beispielen fällt Reifungs- bezw. Regenerations- und Überwinterungsfraß zusammen. Andererseits kennen wir aber einen speziellen Überwinterungsfraß, bei dem der Hauptzweck die Her- stellung geeigneter Winterquartiere ist. So bohren sich die Waldgärtner, soweit sie nicht in den ausgehöhlten Trieben bleiben, im Herbst zur Überwinterung in Wurzel- Stöcke oder in die Stammbasis (Abb. 267 B) oder auch in die Wurzeln lebender Bäume ein. Das Winterquartier kann auch in ganz anderen Holzarten aufgeschlagen werden, wie beim Tannenborkenkäfer {Ips curvidens)^ der einmal in Buchenrinde, und beim Fichtenborkenkäfer [Ips iypographus)^ der in Tannenrinde gefunden wurde. Ein großer Teil der Borkenkäfer überwintert im Moos, in Rindenritzen usw. Forstliche Bedeutung. Die Borkenkäfergefahr steht im allgemeinen im umgekehrten Verhältnis zur Höhe der Forstkultur. Je höher und intensiver diese betrieben wird, desto geringer die Gefahr. Die Borkenkäfer werden also durch die Kultur zurück- gedrängt — im Gegensatz zum „Rüsselkäfer", der durch die Kultur gefördert wird. So sehen wir in Ländern mit noch niederer Forstkultur, wie z. B. Nordamerika, enorme Borkenkäferschäden, die jährlich viele Millionen von Dollar betragen. So lesen wir ferner in den früheren Berichten aus dem 18. und Beginn des 19. Jahrhunderts von furchtbaren Zerstörungen auch unserer deutschen Wälder durch Borkenkäfer (Wurmtrocknis), während wir andererseits heute in Deutsch- land viel seltener von großen Borkenkäferkalamitäten hören und dann stets nur im Gefolge vorhergegangner andersartiger Katastrophen (Sturmschäden, Schnee- bruch, Raupenfraß usw.) oder infolge zeitweiser Vernachlässigung der vor- geschriebenen Regeln, i) Die Gründe hierfür liegen darin, daß weitaus die meisten und gerade die gefährlichsten, am meisten zur Massen Vermehrung neigenden Borkenkäfer -Arten sekundärer Natur sind, die kränkliches Material benötigen, deren Vermehrungs- ^) Die heutigen Borkenkäferkalamitäten (z. B. die fürchterlichen Zerstörungen in Reich- raming, N. -Österreich) sind zum Teil als Kriegsfolgen anzusehen, d. h. durch Vernachlässigung, der Wälder während des Krieges verursacht. AaS Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. große also in erster Linie von der Menge des kränklichen Materials abhängig ist. Da nun aber die moderne Forstkultur solches Material unter normalen Umständen im Walde nicht duldet, so fehlt die Hauptbedingung für eine gefahrdrohende Massenvermehrung. Drum hat in unseren Kulturwäldern die Entstehung schlimmer Borkenkäferkalamitäten vorausgegangene Katastrophen zur Voraussetzung, die große Massen von Brutmaterial liefern, dessen rechtzeitige Aufarbeitung bezw. Immunisierung längere Zeit beansprucht. In dieser Zeit haben die Borkenkäfer Gelegenheit, sich so stark zu vermehren, daß, wenn endlich das Brutmaterial ent- fernt ist, eine Riesenmenge fortpflanzungsbereiter und -gieriger Individuen in ihrem mächtigen Drang auch weniger geeignetes Material, d. h. gesunde Bäume, befallen und so zu Zerstörern der umliegenden Wälder werden. Die Borkenkäfer werden so aus sekundären zu primären Schädlingen (s. oben S. 430). Neben dem Schaden durch Larvenfraß ist auch der Reifungs- und Regene- rationsfraß der Käfer zu berücksichtigen. Dieser ist da, wo er außerhalb der Brutstätte stattfindet, meist ausgesprochen primär (Rindenrosen, Rindenfraß der Wurzelbrüter, Markröhrenfraß der Waldgärtner). Wir haben also bei einer Reihe von Borkenkäfern neben dem sekundären noch einen ausgesprochen primären Schaden, welch letzterer dem ersteren an Schwere gleich sein oder ihn noch über- treffen kann. Bei den Wurzelbrütern ist überhaupt nur der primäre Käferfraß schädlich, da der Larvenfraß in Wurzelstöcken stattfindet. Der Schaden kann physiologisch und technisch sein. Bei den Rinden- brütern handelt es sich in der Hauptsache um die Zerstörung der saftleitenden Schicht, also um physiologische Schädigung, bei den Holzbrütern um technische, indem durch die ins Holz dringenden Brutröhren eine mehr oder weniger starke Wertminderung des Holzes (bis zur Hälfte und mehr) verursacht wird. Die meisten Borkenkäfer sind Bestandsverderb er, nur relativ wenige Kulturverderber (z. B. die Wurzelbrüter durch Imaginalfraß). Welch große Ausdehnung die Schäden in Beständen nehmen können, zeigt der große Fraß des Buchdruckers im Bayerischen und Böhraerwald in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, der im Gefolge von gewaltigen Stürmen einsetzte und ca. 5 Millionen Festmeter Fichten zum Absterben brachte. Doch auch in Kulturen können die Ausfälle durch Borkenkäferfraß recht betiächtliche werden und stellenweise denen durch Rüsselkäferfraß gleichkommen. Am meisten haben unter Borkenkäfern Fichte und Kiefer zu leiden, die auch die größte Zahl von Arten aufweisen ; weit weniger Arten kommen in Lärche und Tanne vor. Unter den Laubhölzern steht die Ulme in bezug auf Arten- zahl obenan. Natürliche Beschränkung der Borkenkäfervermehrung. Die sekundäre Natur der Mehrzahl der forstlich wichtigen Borkenkäfet ver- langt kränkelndes oder absterbendes Brutmaterial. Demnach stellt Mangel an solchem einen hervorragenden, vermehrungsbeschränkenden Faktor dar. Daneben sind zahlreiche Feinde an der Niederhaltung der Borkenkäfer beteiligt. Unter den Vögeln sind es vor allem die Spechte, die den Borkenkäfern nachstellen. Der vielseitigste ist der große Buntspecht, dessen Einschläge bereits Ipidae (Scolytidae). — Natürliche Beschränkung. aaq bei fast allen Borkenkäferarten festgestellt sind, im besonderen bei MyeL piniperda und Dendroctonus micans^ dann bei Ips typographus^)^ sexdentatus^ amitinus^ curvidens, Polygraphus poligraphus ^ Hylesinus fraxini und den verschiedenen Eccoptogastef-hx\&s\\ der mittlere und kleine Buntspecht bleiben infolge ihres be- schränkten Vorkommens an forstlicher Bedeutung hinter dem großen wesentlich zurück. Auch der Schwarzspecht ist jedenfalls kein Borkenkäfer verachter, wenn er es auch in erster Linie auf die großen Holzameisen abgesehen hat; wurden doch einmal in einem Magen 650 Stück Ecc. Ratzeburgi gefunden. Außerdem sind noch zu nennen der Baumläufer (Certhia)^ die Spechtmeise (Sitia); ferner die Bachstelze, die Finken usw., welche auf schwärmende Borkenkäfer Jagd machen (s. v. Vietinghof f). Noch ein weit größeres Gegengewicht gegen die Borkenkäfervermahrung dürften die kleinen Feinde aus der Klasse der Insekten darstellen, die teils als Räuber, teils als Parasiten von den Borkenkäfern und deren Brut sich nähren. Leider sind unsere Kenntnisse hierüber noch mangelhaft und es liegt hier noch ein dankbares Feld für Forstzoologen vor. Doch auch nach unserem heutigen lückenhaften Wissen ist die Zahl der räuberischen und parasitischen In- sekten eine sehr große, wie aus der sehr wertvollen Zusammenstellung Kleines (1908 und 1909), der wir hier in der Hauptsache folgen, zu ersehen ist. Was die Räuber betrifft, so gehören diese neben Libellen, die schwärmende Borkenkäfer abfangen, und der Larve der Kamelhalsfliege (Rhaphidia) ^ die der Brut nachstellt, meist den Käfern an und zwar vor allem den Familien der Carabiden, Staphyliniden, Scaphidiiden, Nitiduliden, Cucujiden, Colydiiden, Histeriden, Cleriden, Tenebrioniden und Pythiden. Besonders wichtig unter diesen sind die Staphyliniden, Cleriden und Histeriden (s. oben S. 47, 50 u. 178). Zahlreich sind die Staphylinen, die sowohl als Larven als auch als Imagines in den Borkenkäfer-Gängen sich aufhalten, um von deren Brut sich zu ernähren. Ihre forstliche Bedeutung wird dadurch noch erhöht, daß .sie sich nicht nur auf die Larven, Puppen und Jungkäfer be- schränken, sondern namentlich auch die Eier in großer Menge fressen. Die wichtigsten Arten sind oben (S, 48 u. 49) erwähnt. Von größerer Bedeutung ist Clerus fotmicarius L., der ja als Borkenkäferfeind allgemein bekannt ist. Der Käfer selbst vertilgt die am Stamm ein- und aus- fliegenden Borkenkäfer-Imagines, die er mit den Vorderbeinen ergreift und dann „köpft" (s. oben Abb. 86 S. 178), während die Larve in die Borkenkäfergänge ein- dringt und dort auf Larven, Puppen und Jungkäfer Jagd macht. Sie treten stellen- und zeitweise in großer Zahl auf: Kleine fand in einem Borkenstück (30x40cm), das so dicht von Borkenkäfern befallen war, daß die Innenseite in schnupftabak- ähnliches Fraßmehl verwandelt war, 43 Cleriden-Larven (darunter 31 Clertis formicatius), die (im Verein mit einigen anderen Raubinsekten) die Borkenkäfer- brut fast völlig vernichtet hatten. Auch Fleischer (1877) ^"^^ Nüsslin haben ^) Nach A. von Vietinghoff (s. oben S. 80, Fußnote 2) scheint der große Buntspecht bei Typographus-K.d.\a,m{tz.ien nur geringe Bedeutung zu haben; ,,das Fehlen des großen Bunt- spechtes in solchen Revieren wirkt geradezu auffällig.'' Escherich, Forstinsekten. II. Bd. 29 4^0 Coleoptera. — 7. Familien reihe: Rhynchophora. eine starke Clerus - Wirkung beobachten können. Jedoch stellt sich eine solche hochgradige Vermehrung keineswegs so regelmäßig bei den Borkenkäferkalamitäten ein , wie etwa Tachinen oder Schlupfwespen bei den verschiedenen schädlichen Schmetterlingen, wo die Parasiten meist schon in kurzer Zeit die Oberhand bekommen. Auch die Histeriden können in großer Zahl auftreten und so der Ver- mehrung der Borkenkäfer entgegenarbeiten. Doch ist ihr Vorkommen noch viel weniger allgemein als das von Clerus. Bickhardt fand in Corsika in einem Hochgebirgsurwald in 2 vom Sturm gefällten und von zahlreichen Borkenkäfern befallenen Pinienstämmen ca. 400 Histeriden, die 5 Arten angehörten (darunter Platysoma oblongtmi in 120, Paromalus parallelepipedus in 150 und Plegaderus saucius in 80 Exemplaren). („Auffallend gering war hier die Zahl der Clerus^ von denen kaum ein Dutzend gefunden wurden"). Auch ich fand im Urwald von Bialowies stellenweise verschiedene Histeriden in den Borkenkäfergängen, während ich solche in unseren Forsten bisher nur sehen angetroffen habe. Näheres über die bei Borkenkäfern angetroffenen Histeriden siehe oben S. 51. Größer noch als die Zahl der Raubinsekten ist die der Schmarotzer- wespen. Kleine führt weit über 100 verschiedene Spezies an, die bis jetzt bei Borkenkäfern festgestellt wurden, ihre Zahl wird sich aber sicher noch weit erhöhen. Mit wenigen Ausnahmen — Fuchs fand in der Leibeshöhle der Imagines von Ips typographus öfter die Larven der Schlupfwespe Diplochis omnivons Walk. — leben sie ektoparasitisch an den Borkenkäferlarven; gewöhnlich trifft je I Parasit auf jede der letzteren, doch werden zuweilen auch mehrere (bis 6) an einem Wirtstier saugend angetroffen. „Mit ihren Mundwerkzeugen fest in den Körper des Wirtes verbissen, wird dieser seine Plagegeister nicht mehr los; er findet sich zwar anscheinend ganz wohl dabei und entwickelt einen gesunden Appetit, aber in das Stadium der Puppenreife gekommen, zeigen sich die Spuren der Erschöpfung. Die Parasiten, die inzwischen erwachsen sind, ver- lassen nun das Wirtstier. Dieses schrumpft mehr und mehr zusammen und an seiner Stelle sieht man bald die Schmarotzerpuppen liegen" (Kleine). Über die Art der Infizierung der Borkenkäferbrut mit Schlupfwespeneiern liegen noch nicht viele exakte Beobachtungen vor. Ratzeburg, der doch wie kaum ein anderer die Ichneumoniden kannte, schreibt (lehn. d. F. S. 178) bei den Pteromaliden : „Man begreift schon nicht , wie sie in so großer Menge nur bis unter die harte Rinde vieler Hölzer gelangen können, da nur wenige der Xylophagenfeinde einen hervorragenden Bohrer haben. Leider hat man sie noch nie in actu beobachtet. Wahrscheinlich benutzen sie Bohr-, Luft- oder Kloakenlöcher, um durch diese ihre Eier hinein- zuschiebe n." Auch Kleine nimmt diesen Weg als den häufigsten an. Rosenfeld dagegen hat neuerdings durch direkte Beobachtung an dem kleinen Chalcididen Rhopalicus suspensus festgestellt , daß dieser seine Eier mit Hilfe seines Bohrers durch die Rinde hindurch in die Gänge von Ips typogtaphus einbringt! „Das $ kriecht lebhaft den Stamm entlang und tastet mit seinen beweglichen Fühlern alle Stellen genau ab. Dort, wo es unter der Oberfiläche der Rinde die Larve oder Puppe des Borkenkäfers herausspürt, Ipidae (Scolytidae). — Natürliche Beschränkung. 451 a bleibt es stehen, hält die Spitze des Hinterleibes auf die Stelle, klappt den Bohrer auf und senkt ihn langsam und vorsichtig bis auf den Grund ein, wobei die Flügel und der Hinterleib in zitternder Bewegung sind." „Eine Eiablage dauert 8 — 10 Minuten; hierauf zieht die kleine Wespe die Legeröhre behutsam heraus, klappt den Bohrer wieder ein, dreht sich noch einige Male um die Bohr- stelle herum und tastet sie mit den Fühlern ab, äst und rupft die Flechten des Stammes, um nach kurzer Zeit wieder an einer anderen Stelle ihre Legetätigkeit aufzunehmen. Die Eier werden dicht in die Nähe der Borkenkäferlarven oder Puppen gelegt, und bald kann man auf diesen die weißen, anfangs kaum i mm langen, fußlosen, madenförmigen Larven der Schlupfwespen sehen, welche rasch auf eine Länge von 4 mm heranwachsen und ihrem Wirt von außen aufsitzen." „Die Larve haftet ihrem Wirt fest an, vollführt heftige saugende Bewe- gungen, drückt ihren Vor- derteil wiederholt in den ganz bewegungslosen Leib der Borkenkäferlarve ein, wobei diese deutlich hin und hergerissen wird. Wäh- rend die Borkenkäferlarve immer kleiner wird und schließlich zu einem bräun- lichen Sack zusammen- schrumpft, schwillt die Chalcidierlarve zu einem 4 mm langen fetten, runden Tönnchen an" (Abb. 213). Ist die Wirtslarve voll- ständig ausgesogen , was nach 2 — 3 Wochen der Fall ist, so beginnt die Verpuppung. Die Farbe der Puppe (pupa libera) ist anfangs hellgelblich braun, wird von Tag zu Tag dunkler, zuletzt schwärzlich, metallisch glänzend. Die Entwicklungszeit der genannten / Schlupfwespe von der Eiablage bis zum Ausschlüpfen der Imago beträgt 38 — 45 Tage, so daß also mehrere Generationen im Jahre zu- stande kommen können. Die Zahl der Schlupfwespen kann dementsprechend sehr groß werden. Rosen feld zog aus einem mit Ips chalcographiis und amitinus besetzten Fichten- prügel (40 auf 12 cm) in 3 Wochen 80 Chalcididen. Besonders stark wurden die stehenden, wipfellosen, mit Borkenkäferbrut reichlich belegten Stümpfe in (von Wind) verbrochenen Fichtenstangenhölzern belegt. Rosenfeld konnte an warmen, windstillen Nachmittagen bis zu 50 $$ an einem solchen Stumpf bei 29* Abb. 213. Der Borkenkäferparasit (Schlupfwespe) RhopaHcus suspensus Rtzb a Puppe des Borkenkäfers, b Puppe des Parasiten, c Wespe vor der Eiablage, d bei der Eiablage, e junge Rhopalicuslarve auf einer Borkenkäferlarve, f ausgewachsene Rhopalicuslarve auf der ausgefressenen Borkenkäferlarve. Vergr. — Nach Rosen feld. AC2 Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. der Eiablage beobachten. Er rät deshalb, diese Stümpfe, besonders in sonnigen, geschützten Lagen, bis zuletzt stehen zu lassen, um die Gradation der Schlupf- wespen zu fördern. Ungemein günstig für die Entwicklung der Ichneumonen ist trockenes Wetter. „Die Schlupfwespen wären wohl", meint Rosenfeld, „allein imstande, die Borkenkäfer zu vernichten; es würde aber ein längerer Zeitraum hierzu nötig sein, währenddem viele Waldbestände dem Borkenkäfer zum Opfer fallen würden.'- Ebenso beobachtete Fleischer (1877) bei der Borkenkäfer- katastrophe im Böhmerwald (1869 — 1877) eine sehr wirksame Tätigkeit der Ichneumoniden und Karnach (1917) berichtet ähnliches vom Auftreten der Schlupfwespen bei der Borkenkäferkalamität in den Beskiden. Doch allen Be- richten läßt sich entnehmen, daß die Vermehrung der Schlupfwespen bis zu der zur Bezwingung der Borkenkäfer nötigen Höhe sehr lange Zeit in Anspruch nimmt oder diese überhaupt nicht erreicht. Es be- steht also auch hier ein wesentlicher Unterschied gegenüber der Parasitenwirkung, wie wir sie bei den verschiedenen primären Schmetterlingen (Kiefernspinner, Eule, Schwammspinner usw.) regelmäßig sehen, was schon daraus ersichtlich ist, daß Borkenkäferkalamitäten, sich selbst überlassen, meist einen fürchterlichen Umfang annehmen, ja zur völligen Vernichtung der betreffenden Baumart in dem Befalls- gebiet führen können (siehe Amerika). Den Grund hiefür glaube ich darin zu sehen, daß die Schmarotzer in ihrer vermehrungsbeschränkenden Rolle der sekun- dären Natur der Borkenkäfer angepaßt sind, d. h. in der Kette der vermehrungs- beschränkenden Faktoren bedeutend weniger Glieder einnehmen als bei den pri- mären, da bei den sekundären Insekten schon durch den Mangel von Brut- und Fraßmaterial der Vermehrung eine Grenze gesetzt ist. Endlich sind als Schmarotzer der Borkenkäfer i) noch eine Gruppe von kleinen Würmern zu nennen, nämlich die Nematoden. Ihre Bedeutung hat in neuer Zeit Gilbert Fuchs (1915) erforscht: Man findet sowohl in den Gängen als in den Borkenkäfer -Imagines, stellenweise sehr häufig, diese Würmer, die verschiedenen Gattungen und Arten angehören und sich auch biologisch recht verschieden verhalten: die einen, die der Gattung Jylenchus angehören, sind echte Parasiten, die anderen, hauptsächlich den Gattungen Rhabditis und Diplo- ^öj/ -^H*' a b 0 Abb. 237. Flügeldeckenabsturz von: a Pityophth. micrographus L., b Pityophth. Lichtensteini Rtzb., c Pityophth. glabratus Eichh. — Aus Koch (Röhrl gez.).^ 3. Außenrand der Furche am Flügeldeckenabsturz mit einer Reihe auf kleinen Höckerchensitzender, langer Haare besetzt (Abb. 237 b). 1,8— 2 mm. Kiefer. P. Lichtensteini Ratzbg. — Außenrand der Furche ohne lange, abstehende Haare. Oberseits meist kahl erscheinend (Abb. 237 c). 1,6— 2 mm. Kiefer P. glabrattts Eichh. a b c d Abb. 238. Flügeldeckenabsturz von a Pityogenes chalcographus L. (j", b derselbe $, Pityogenes quadridens Hartig, d Pityogenes bistridentatus Eichh. — Aus Koch (Röhrl gez.). 21. Gattung Taphrorychus Eichh. Als einzige Art hierher: T. bicolor Hrbst. 1,6—2,3 "im. Pechschwarz oder braun, von mäßigem Glanz, ziemlich lang weißlich behaart. Fühler und Beine blaßbräunlich. Halsschild vorne merklich gerundet und verschmälert, auf der Mitte der Scheibe quer eingedrückt. Flügeldecken dicht punktiert gestreift, Zwischenräume kaum schwächer punktiert als die Hauptstreifen. Hinten steil abgestumpft mit merklich vertieftem Nahtstreifen. Buche. 22. Gattung Pityogenes Bedel. I. Absturz der Flügeldecken am Rande mit längeren, scharfen, mitunter gams- krückenartig gebogenen Zähnen (Abb. 238 a, c,d) ^ 484 Coleoptera. 7. Familienreihe: Rhynchophora. — Absturz der Flügeldecken nur mit kleinen, höckerigen Erhebungen, nie deut- lichen Zähnen (Abb. 238 b) .... 6 2. Absturz mit jederseits drei deutlichen, fast gleich großen Zähnen, zweiter Zahn meist am kräftigsten entwickelt (Abb. 238a') 3 — Absturz mit einem gamskrückenartig gebogenen Hakenzahn (Abb. 238 c u. d) 4 3. Punktstreifen der Flügeldecken nur schwach angedeutet, seitlich vor der Spitze ganz erloschen Flügeldecken bis zum ersten Zähnchen so lang als zusammen breit 2 — 2,3 mm. Fichte (Abb. 241 B, a u. b) P. chalcographus L. — Punktstreifen der Flügeldecken fein, aber deuHich; sie erreichen, wenn auch feiner werdend, die Spitze. Flügeldecken bis zum ersten Zähnchen etwas länger als zusammen breit. 2,2 — 2,5 mm. Kiefer P. trepanatus Nördl.') 4. Vor dem Hakenzahn nur sehr kleines Höckerchen (Suturalzähnchen) oder dieses auch ganz fehlend (Abb. 239V 1,8 — 2,5 mm. Kiefer . . P. bidentatus Hrbst. J — Außer dem Hakenzahn noch ein deutliches kurzes Zähnchen am unteren Drittel des Absturzes 5 5. Suturalzähnchen ganz fehlend oder nur schwach angedeutet (Abb. 238 cj. 1,7 bis 2,2 mm. Kiefer F. quadridens Hartig J — Suturalzähnchen deutlich und kräftig. 2,5 — 2,8 mm (Abb. 238 d). Latsche. P. bistridentatifs Eichh. o 6. Stirn mit großer lochartig ausgehöhlter Grube 7 Abb. 239. Flügeldeckenabsturz von Pityogenes bidentatus Hrbst. — Aus Koch (^Röhrl gez.). Abb. 240. Kopf mit Stirngrube von a Pityogenes chalco- graphus L., b Pityogenes trepanatus Nöidl. — Aus Koch (Röhrl gez.). — Stirn stets ohne Grube. P. bidentatus Hrbst., quadridens Hartig, bistndcntattts Eichh. $$ 7. Stirngrube halbkreisförmig (Abb. 240a); vor dieser eine braune, matte, dicht und kurz tomentierte Stelle, die den Vorderrand des Kopfschildes erreicht. Pichte P. chalcographus Lin. 5 — Die Stirngrube kreisrund, sehr tief, ohne Tomentpolster davor (Abb. 240 b). Kiefer P. trepanatus Nördl. 5 23. Gattung Ips Degeer. 1. Von den am Rande der Flügeldecken stehenden Zähnen ist der dritte oder vierte der größte und an der Spitze geknöpft (Knopfzähnige. Typographus- gruppe) 2 — Keiner der Zähne am Flügeldeckenabsturz ist geknöpft 5 2. Absturz jederseits mit 6 Zähnen, davon der vierte am längsten und geknöpft (A.bb. 241 A, a). 6— 7,2 mm. Kiefer I. sexdentatus Boerüer. — Absturz jederseits mit 4 Zähnen, davon der dritte am größten und geknöpft (Abb. 241 A, b) 3 ^) Nah verwandt mit trepanatus ist monacensis Fuchs. Der Absturz beim cf (nach 2 Drittel der Flügeldecken beginnend) von oben gesehen kurz und breit, von der Seite gesehen steil. Absturzränder scharf, mit je 3 Zähnen bewehrt. Die obersten Suturalzähne klein, spitz, nach hinten gerichtet, einander stark genähert, der folgende Hauptzahn breit mit hakenartiger nach hinten gerichteter Spitze. Der dritte Zahn ist ein Kegelzahn mit aufgerichteter Spitze. Stirne des $ ohne Grube. Lebt an Kiefer. Tpidae (Scolytidae). — Best mmungstabelle. 485 Absturz matt, seifenglänzend, undeutlich punktiert, Kopfschild vorne mit einem Höckerchen. 4,2 — 5,5 mm. Fichte 1. typographus Lin. Absturz, deutlich punktiert, stets etwas glänzend 4 Naht des Basalgliedes der Fühlerkeule fast gerade, Stirn beim (^ mit kleinem Höckerchen hinter dem Vorderrand, Absturz der Flügeldecken allmählich abfallend, mit Ausnahme einzelner Haare an der Basis kahl zerstreut punk- tiert. 4 mm. Fichte, Kiefer (var. niontanus Fuchs an Arve) . / amitimis Eichh. ^-^ r»--»^ -r^ >-^^ T'- g II i Abb. 241 A. Flügeldeckenabstürze, a Ips sexdentatus Boern., b Ips amitinus Eichh., c Ips acuminatus Gyll. , d Ips Mannsfeldi Wachtl., e Ips curvidens , f Ips laricis F., g Ips suturalis Gyil. J, h derselbe ^ , i Ips proximus Eich. (j'. — Aus Koch (gez. Röhrl) u. Spessivtseff^e). Naht des Basalgliedes der P'ühlerkeule in der Mitte stark bogig vorgezogen, Stirn rauhgekörnt, matt, beim (j" ohne Höckerchen, Absturz der Flügel- decken vom 2. Zahn ab fast senkrecht, längs der Naht und den vorderen Seiten lang behaart, am Grunde zerstreut punktiert. 5 — 5,5 mm. Lärche. /. cembrae Heer. Der 2. oder 3. Zahn ist durch Verschmelzung zweier nahe zusammengerückter Zähne an der Basis stark verbreitert und zu einem zweispitzigen Doppel- zahn geworden. (Doppeizähnige. ^c^«w^^?^ö<^/s- Gruppe.) .... 6 486 Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. — Von den Zähnen am Flügeldeckenabsturz ist keiner zweispitzig 7 6. Der unterste der drei Zähne am Flügeldeckenabsturz ist zweispitzig (Abb. 241 A, c), beim Weibchen nur einspitzig. 2,2 — 3,5 mm. Kiefer ..../. actmiinatus Gyll.^) — Der mittlere Zahn am Rande des Absturzes ist sehr breit und zweispitzig (Abb. 241 A, d). 3—3,2 mm. Kiefer I. Mannsfeldi Wachtl. 7. Beiderseits des Flügeldeckenabsturzes sind beim cf je drei große mehr minder hakenförmig gebogene Zähne vorhanden. Der zweite Zahn von oben her ist der größte. Zwischen dem 2. und 3. Zahn je zwei kurze kegelförmige Zähnchen. Beim $ sind nur die drei großen Zähne als stärkere Kegel vor- handen . (Hakenzähnige. Curvide?is -Gruppe, Untergattung Pityokteines Fuchs.) (Abb. 241 A, e.) 8 — Die Zähne des Absturzes sind einfache Kegelzähne verschiedener Größe, nie geknöpft, doppel- oder hakenzähnig. (Kegelzähnige. Lar«e2S- Gruppe.) 10 Abb. 241 B. a Pityogenes chalcographus L. , b derselbe von der Seite, c Ips cutvidens Ger 8. Zweiter Zahn an der Spitze nur wenig gebogen, kürzer und verdickt. 2 bis 2,3 mm. Tanne 1- Voran izotvi Jakobs. — Zweiter Zahn des (^ stark hakenförmig gekrümmt und sehr lang 9 9. Erster Zahn senkrecht nach aufwärts gebogen (Abb.. 241 A, e u, 241 B, c). 2,5 bis 3,2 mm. Tanne 1 curvidens Germ. — Erster Zahn fast horizontal verlaufend. 2,3 — 3,5 mm. Tanne. . . . 1. spiniden s 'Reitt. 10. Beiderseits des Absturzes nur je 4 Zähne, der zweite Zahn am breitesten (Abb. 241 A. i). Der vierte steht etwas unter der halben Höhe des Ab- sturzes. 3—3,8 mm. Kiefer 1. proximits Eichh. 2> — Beiderseits des Absturzes 5 Zähne, Zahn drei und vier nur niedrige Höcker; beim $ nur Zahn i, 2 imd 5 als niedrige Höcker vorhanden 11 ') Hierher noch l. duplicatus Sahl., an Fichte (s. unten S. 594). ^) Hierher noch IjiS erosus Weil, und longicollrs Gyll, beide an Kiefer (s. unten S. 545). Ipidae (Scolytidae). — Bestimmungstabelle. 487 II. Absturz breit, fast kreisförmig, Zähne auf dem Rande des Absturzes stehend. Die beiden ersten Zähnchen neben der Naht (Suturalzähnchen) voneinander so weit entfernt, wie vom 2. Zahn (Abb. 241 A, f). Flügeldecken zwischen den Punktstreifen weitläufig fein punktiert. 3 — 4 mm. Kiefer ..../. laricis F. — Absturz schmäler, lang eiförmig, Zähne neben dem Seitenrand des Absturzes, näher der Naht stehend. Die beiden Saturalzähnchen vor dem Absturz der Flügeldecken voneinander viel weiter entfernt, als vom 2. Zahn (Abb. 241 A, g u. h). Flügeldecken zwischen den Punktstreifen runzelig punktiert. 2,8 bis 3,2 mm. Kiefer L suturcdis Gyll. 24. Gattung Xylocleptes Ferrari. Als einzige Art hierher: X bispinus Duftsch. 3 mm. Pechbraun glänzend, greis behaart. Beine rostbraun. Fühler und Tarsen gelblich. Halsschild mit ab- gerundeten Hinterecken, vorne höckerig, hinten dicht und tief punktiert mit glatter Mittellinie. Flügeldecken mehr als doppelt so lang als das Hals- schild. Punktreihen sehr dicht. J mit tief kreisförmig eingedrücktem Flügeldeckenabsturz, auf dem beiderseits ein scharfer gerader Dorn steht. 5 am Absturz flach abwärts gewölbt, die erhöhte Naht und zwei Reihen auf dem Absturz mit Körnchen besetzt. Waldrebe. Abb. 242. Anisandrus dispa 5, b u. b' (j. — Aus SpessivtsefF. 25. Gattung Dryocoetes Eidih. 1. Naht fast eben. Streifen neben der Naht nicht vertieft (Abb. 236 H). 3 bis 4 mm. Nadelholz Dr. autographiis Ratzbg. — Naht erhaben, Streifen neben der Naht, besonders am Absturz stark furchen- artig vertieft 2 2. Die gekielte Naht am Absturz der Flügeldecken mit einigen in Reihen stehenden, kleinen Körnchen. Punktierung der Hauptreihen tief und kerbartig. 2,5 bis 3 mm. Eiche Dr. villosus F. — Die gekielte Naht am Absturz ohne Körnchenreihe, glatt. Punktierung der Flügeldecken normal. 2 mm. Erle Dr. alni Georg. 26. Gattung Anisandrus Ferrari. Hierher als einzige Art: A. dispar Fabr. (^ 2 mm, 2 3 — 3.5 n^"'- Körper schwarz- braun, Fühler und Beine gelb. Flügeldecken mit Punktstreifen. Zwischen- räume mit sehr feiner Punktreihe, am Absturz übergehend in eine äußerst feine Körnchenreihe. Die zwei inneren Streifen am Absturz deutlich ver- tieft. 9 ^^^^ zylindrisch (Abb. 242 a u. a'), braunschwarz, spärlich behaart, Fühler und Beine gelb. 3 — 3,5 mm. (^ klein, verkehrt eiförmig, flach ge- wölbt {Ahh. 242 b u. b'). 2 mm. Laubholz. 27. Gattung Xylebonis Eichh. ^ und 9 sehr verschieden. (^ ungeflügelt, ihre Geburtsstätten fast nie verlassend, daher sehr selten. Die Angaben beziehen sich deshalb in erster Linie auf die flugfähigen ^. 488 Coleoptera. — 7. Fam'lienreihe: Rhynchophora. 1. Schildchen rudimentär, versenkt und nicht" sichtbar. Flügeldecken-Absturz matt mit feiner Körnchenreihe an der Naht und am 3. Zwischenraum (Abb. 243 a). 9 pechbraun. 2 — 2,3 """"• d braungelb, flach. 1,5 — 1,8 mm. Laub- und Nadelholz X Saxeseni Ratzbg, — Schildchen deutlich sichtbar, nicht zurückgebildet 2 2. Halsschild kugelig, nicht länger als breit (Abb. 244 a), die konische Wölbung hinter der Mitte liegend. $ 2 — 3 mm. ^f klein, Halsschild viel länger als breit und glatt. 1,5 mm X cryptoc/raphus Ratzbg. — Halsschild länger als breit, zylindrisch (Abb. 244b). Die konische Wölbung liegt in oder vor der Mitte. (^ Halsschild vorne ausgehöhlt, Vorderrand aufgebogen oder mit einem Hörnchen bewehrt 3 3. Halsschild von oben gesehen fast rechteckig (Abb, 244 b). Vorderrand tief niedergebogen, gerade abgestutzt, in der Mitte mit flacher und kurzer Aus- buchtung. 3,5 — 4 mm. J Halsschild vorne ausgehöhlt. Höhle punktiert, vorne abgerundet und aufgebogen. 3 mm X. eurygraphus Ratzbg. — Halsschild vorne abgerundet, Randlinie von oben sichtbar 4 4. Die konische Wölbung, von der Seite gesehen, liegt in der Mitte; schwarz- braun, Beine und Fühler gelb. Nahtstreif am Absturz flach gefurcht. Höckerchen daselbst stehen neben der Naht und am 3. Zwischenraum. 2,5 bis 3,5 mm .X Pfeili Ratzbg. a b Abb. 243. Flügel deckenabsturz von a Xyleborus Saxe- seni Rtzb., b Xyleborus monographus F. — Aus Spessivtseff. Abb. 244. a Xyleborus crypto- graphus Rtzb., b Xyleborus eury- graphus Rtz. — Aus Spessivtseff. — Die konische Wölbung des Halsschildes vor der Mitte gelegen, hellrotbraun oder braunrot 5 5. Flügeldeckenabsturz stark abgeflacht, matt und glatt, ohne Streifen, Naht nicht erhaben, neben der Naht und weiter nach außen einzelne, weitgestellte, ziemlich große Höckerchen (Abb. 243 b). 5 3 "^"^' d 2 — 2,5 mm. Eiche. X. monographus F. — Flügeldeckenabsturz glänzend, dorsale Streifen daselbst vertieft. Nahtstreif etwas tiefer eingedrückt; auf allen Zwischenräumen des Absturzes in Reihen stehende, kleine, körnchenartige Höckerchen (Abb. 236 K). 5 2— 2,6 mm. d 2 mm. Eiche X dryographus Ratzbg. 28. Gattung Xyloterus Erichs. o' Vorderkopf parallel und Stirn tief ausgehöhlt, ^ Vorderkopf konisch verengt, Stirn gewölbt. 1. Flügeldeckenabsturz neben der Naht kurz und tief gefurcht, überall ziemlich dicht behaart, Fühlerkeule am Ende zugespitzt. 3 mm. Laubholz X domest/icus L. — Flügeldeckenabsturz kaum gefurcht und nur mit einzelnen kurzen und feinen Härchen besetzt. Fühlerkeule am Ende abgerundet 2 2. Flügeldecken in groben Reihen punktiert, Punkte rundlich, an den Seiten etwas ungeordnet, am Absturz in Runzeln stehend. 3,5 mm. Laubholz X. signatus Fabr. — Flügeldecken fein punktiert gestreift. Punkte auch an den Seiten regelmäßig, aber feiner, am Absturz feiner werdend (Abb. 229 a u. 236 I). 3,5 mm. Nadelholz . X liiwatns Oliv. Ipidae (Scolytidae). — Rindenbrüter an Birke. 480 Biologie und forstliches Verhalten der einzelnen Arten. Bei der Besprechung der einzelnen Arten wollen wir aus praktischen Gründen das biologisch forstliche Verhalten, d. h. die Art des Angriffes auf die Pflanze zur Einteilung benützen und darnach drei Hauptgruppen aufstellen : „Rindenbrüter", „Wurzelbrüter" und „Holzbrüter". Innerhalb dieser Gruppen werden wir ebenfalls nach biologisch forstlichen Gesichtspunkten Untergruppen bilden, wodurch dem Forstmann das Auffinden der gesuchten Art nach Möglichkeit er- leichtert wird. „Rindenbrüter.'' Die Larven entwickeln sich unter der Rinde von Stamm und Ästen, aus- nahmsweise auch von fiachstreichenden Wurzeln lebender Bäume. Hauptschaden im allgemeinen durch Larven fraß. „Wurzelbrüter." Die Larven entwickeln sich unter der Rinde von Stöcken und deren Wurzeln (ausnahmsweise auch von lebenden Wurzeln). Hauptschaden durch den Käferfraß (Reifungs- und Regenerationsfraß) an jungen Pflanzen. „Holzbrüter." Die Brut entwickelt sich mehr oder weniger tief im Holz selbst. Tech- nische Schädlinge. I. Rindenbrüter. Weitaus die größte Zahl aller Borkenkäfer gehören zu den Rindenbrütern. Sie schaden hauptsächlich dadurch, daß durch ihre Gänge (Mutter- und Larven- gänge) die saftleiterden Schichten zerstört werden und so der Saftstrom zur Krone teilweise oder ganz unterbrochen wird. Die Schädigung ist also in der Hauptsache physiologischer Natur. — Unter den Rindenbrütern befinden sich die gefährlichsten, große Katastrophen verursachenden Borkenkäfer. Im folgenden sollen die wirtschaftlich wichtigsten Arten im einzelnen besprochen werden und zwar nach den Holzarten. A. Laubholz. Rindenbrüter an Birke. Die Birke beherbergt nur i Rindenbrüter nämlich y ^r,, Eccoptogaster (Scolytus) Ratzeburgi Jans. Großer Birkensplintkäfer. Gehört zu den größten Arten (4V/2— 7 mm). Die Art ist an dem erhabenen Längskiel auf der Stirn von dem fast ebenso großen Ulmensplintkäfer leicht zu unterscheiden. (Tab. S. 477.) Fraßbild wie bei den meisten Eccoptogaster -kxX^n: einarmiger Längs- gang (Abb. 245, A). Muttergang bis 10 cm lang, meist mit mehr oder weniger 490 Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. deutlicher hakenförmiger Krümmung beginnend. In ihrem Verlauf werden zahl- reiche nach außen führende Löcher angefertigt, die als „Luftlöcher" oder „Be- gattungslöcher" bezeichnet werden (Abb. 245, B). Letztere Bezeichnung ist die zutreffendere, da sie der wiederholten Begattung während der Eiablage dienen und so gewissermaßen die ,, Rammelkammer'' ersetzen (s. oben S. 439). Erreichen doch auch viele der Löcher die Oberfläche gar nicht und können daher gar nicht als Luftlöcher dienen. Nicht selten gehen von den Muttergängen, senkrecht zu ihnen, kurze Quergänge ab, die ebenfalls derartige Löcher aufweisen, und die als „Ernährungsgänge" des d aufgefaßt werden. — Die Larvengänge stehen dicht beieinander und greifen von Beginn an schon schwach in den Splint ein. So- Ä B Abb 245. Eccoptogaster Ratzeburgi Jans. A Fraßbild am Splint einer Birke (Original). B Stück eines Birkenstamms mit den ,,Luft-" oder „Begattungslöchern" des Käfers (N). bald die Gänge eine Länge von 2 — 3 cm erreicht haben, gehen sie allmählich auseinander, so daß später meist ein 2 — 5 mm breiter Zwischenraum zwischen den Gängen unbefressen stehen bleibt. Dadurch gehen die an den Enden des Brutganges entspringenden Larvengänge in die Längsrichtung über. Die Larven- gänge können eine Länge von 15 — 25 cm erreichen. — Das ganze Fraßbild er- langt dadurch eine beträchtliche Größe und ist im Splint um so tiefer ein- geschnitten, je dünner die Rinde ist. Die Puppenwiegen liegen in Bast und Rinde und sind im Splint nicht tiefer versenkt als der Larvengang. Die Zahl der Larvengänge beträgt zusammen meist 50 — 60. Tredl zählte als Maximum 9Ö entwickelte Gänge (rechts 49, links 47). Ipidae (Scolytidae). — Rindenbrüter an Birke. „• ^ ,> ,,?.,., , , , ° . Abb. 270 Brutfiaß von l])s Icngicollis Gyll. und forstlich nicht unbedeutend zu sein. ^ ^ y^ Spessivtseff IL Vornehmlich in Ästen und Zweigen oder jungen Pflanzen brütend. JJc: Carphoborus minimus F. Kleinster Kiefern-Bastkäfer. Die Gattung Carphobortis ist in obiger Bestimmungstabelle (S 475) unter die Hylesinen eingereiht. Sie ist ausgezeichnet durch den gerade verlaufenden, gezähnelten Basal- rand, und unterscheidet sich von der darin ihr gleichenden Gattung Folygraphus durch die weit weniger tief ausgeschnittenen Augen und die deutlich geringelten Fühler (s. Abb. 225 f, Abb. 235 u. 236 D). Die für unser Gebiet forstlich in Betracht kommende Art Carphoborus minhnus ist sehr klein (1,3 — 1,8 mm), schwarz, fein gelblich und grau beschuppt. C. minimus brütet an der gemeinen Kiefer (daneben auch an Pinus austriaca^ montana und leucodermis) und zwar nur in dünnem Material, jungen Pflanzen und namentlich in schwächeren und schwächsten Ästen. Seine Gänge (Abb. 280) sind typische Sterngänge, die eine große Ähnlichkeit mit denen der Piiyophthorus - kriexi {Lichtensteini und glabratus) besitzen (siehe unten S. 556); die 3 — 5 Muttergänge sind allerdings nur 0,5 mm breit und greifen weniger tief in den Splint ein als bei diesen Arten. Die Larvengänge weit von- einander entfernt und kurz. Er schwärmt früh (April) und bringt es wohl zu einer echten zweiten Gene- ration. Überwinterung meist als Käfer. 35* 548 Coleoptera. — 7. Familienreihe : Rhynchophora. Sein Hauptschaden besteht darin, daß er an der Lichtung der Kronen (im Verein mit Piiyogefies bide?itaius, Myelophilm] pitiiperda und minor und Pogonochaerus fasciculatus) erheblichen Anteil hat. In Kulturen dagegen, wo er mit Pit. bidentatus gelegentlich haust, ist (nach Altura) sein Schaden nicht wesentlich. iM Abb. 280. Bnitfraß von Carphoborus minimus F. an Kiefernzweig. — Aus Eckstein. 281. Brutfraß von Polygraphus grandiclava Thoms. an Arve. — Aus Koch. Da er meist als Käfer überwintert, so kann man gegen ihn durch Sammeln und Verbrennen des von den Herbststürmen herabgeworfenen Reisigs vorgehen. Als Parasiten sind eine ganze Reihe von Schlupfwespen bei Carphoborus fest- gestellt: Ecphijlus hylesini R., Spathius brevicaudis R.. Holopedina spec, Entedon caudatus R., hylesinorum R., pinctorum R., Pteromalus ax,iireus R., aziirescens R., dubius Nees, ramulorum R., siccatorum R. und vicarius R. ; ferner der Käfer Nemoso^na elongatum L. Ipidae (Scolytidae). Rindenbrüter an Kiefer. 549 Polygraphus grandiclava Thoms. Das Vorkommen des sonst an Kirsche (als Hauptpflanze) brütenden P, grandiclava (s. oben S. 513) an Arve ist scheinbar ein häufigeres (jedenfalls mehr als bloß gelegentliches), so daß es gerechtfertigt ist, ihn hier bei den Kiefernborkenkäfern nochmals zu behandeln, zumal seine Fraßbilder an Arve von denen an Kirsche etwas abzuweichen scheinen. Seitner (191 1), der in dem Arventier ja sogar eine besondere von grandi- clava verschiedene Art vermutete, beschreibt das Arvenfraßbild folgendermaßen: „Die ursprüngliche Form ist in unregelmäßigen Windungen ein von einer Rammel- kammer ausgehender, tief in den Splint gearbeiteter zweiarmiger Längs-, Quer- oder Diagonalgang, dessen schließliches Aussehen durch den später hinzutretenden, sehr mannigfaltigen Regenerationsfräß der Mutterkäfer bedingt ist, so daß man wohl sagen kann, daß kein Brutgang dem anderen trotz der an sich äußerst scharf ausgeprägten Käferarbeit gleich sieht (Abb. 281). Charakteristisch ist der durch den nicht selten vorkommenden Wechsel in der Richtung und durch das Aufgeben bereits angefertigter Arme hervorgerufene unregelmäßige Verlauf der tief in den Splint gemeißelten, oft ungleich breiten mit überhängenden Wandungen versehenen Brutgänge, welche durch den späteren Regenerationsfraß, der sich in zahlreichen dendritisch geformten Ausstülpungen und Erweiterungen um die Rammelkammer und am Ende der mit Eiern belegten Muttergänge äußert, häufig die sonderbarsten Formen annehmen. Die sehr langen, mäßig tief in den Splint gearbeiteten Larvengänge halten im allgemeinen die Längsrichtung ein und endigen in einer tief in den Splint versenkten Puppenwiege." Seitner fand grandiclava verschiedentlich in Steiermark und Tirol in den durch den natürlichen Reinigungsprozeß absterbenden unteren Ästen. / >, Pityogenes bidentatus Hbst. Der bekannteste und häufigste Vertreter der hakenzähnigen Kiefern-Ipinen. Durch die 2 großen hakenförmig nach unten gekrümmten Zähne am Oberrand des fast kreisförmigen Absturzes beim (^ leicht zu erkennen, Var. ^ Hbst. besitzt über dem Hakenzahn jederseits noch ein kleines, stumpfes Zähnchen (Abb. 282 b). Hauptbrutbaum ist die gemeine Kiefer; daneben an Pinus austriaca^ montana^ mantima^ stiobus, ferner seltener an Lärche, Fichte, Tanne und Pseudo- a b c d Abb. 282. Flügeldeckenabsturz {(^) von a Pityog. bidentatus Hbst. (forma typica), b Pityog. bidentatus var. ß, c Pityog. quadridens Htg, , d Pityog. bistridentatus Eichh. — Aus Nitsche. isuga Douglasii. Die geographische Verbreitung erstreckt sich über ganz Europa, von Finnland und Skandinavien bis Südfrankreich und von da über Norditalien und Griechenland bis tief nach Rußland, überall da, wo ausgedehnte Kiefernwaldungen vorkommen. 550 Coleoptera. 7. Familienreihe: Rhynchophora. Die Biutgänge sind typische Sterngänge (Abb. 283). Von einer ge- meinsamen, ausgebuchteten, tief eingeschnittenen Rammelkammer gehen 3 — 7 ver- schieden lange (i — 5 cm) Muttergänge von ca. i mm Breite ab, in schwächerem Material mehr längsgerichtet, in stärkerem Material mehr nach allen Seiten aus- einandergehend, im Verlauf verschiedentlich gebogen oder geknickt. Die Eigruben stehen bei schwachem Holz meist weitläufig und fallen stellenweise ganz aus, während sie bei stärkerem Material ungleich dichter und unregelmäßiger verteilt stehen. Mutter- gänge wie Rammelkammer greifen gewöhnlich tief in den Splint ein, während die meist geschlängelten Larvengänge anfangs den Splint nur oberflächlich schürfen, um erst gegen das Ende tiefer ein- zudringen. Die ovalen Puppenwiegen liegen zum größten Teil im Splint. Die Larvengänge sind von verschiedener Länge und verwirren sich zuletzt. An den Muttergängen befinden sich verschiedentlich Ausbuchtungen, besonders am Ende (Regenerations- fraß), ebenso sind die Larvengänge bezw. Puppen- wiegen vielfach verbreitert zu großen Plätzen (Reif ungs- fraß), wodurch das Fraßbild mitunter unklar gemacht wird. Die Muttergänge sind stellenweise von Bohr- mehl erfüllt, was die ?? veranlaßt, zur Erreichung neuer Begattungen Erweiterungen, die nach außen münden (s. oben) zu nagen, um fremden dd den Zutritt zu ermöglichen (Chewyreuv). Bidentatus ist Spätschwärmer (Mai bis Juni). Die erste Brut ist bis Ende Juli fertig. Wahrschein- lich folgt eine echte zweite Generation. Daneben werden, nach dem ausgedehnten Regenerationsfraß zu schließen, auch Geschwisterbruten von den regene- rierten $9 vorkommen. — Überwintert als Larve, Puppe und Imago. In forstlicher Beziehung gehört bidentatus zweifellos zu den schädlichsten Kiefernborken- käfern, vor allem deshalb, weil er relativ primär ist. In den alten Kiefernbeständen, wo er ungemein häufig in den Ästen brütet, trägt er viel zur Lich- tung der Krone bei und bereitet dadurch die Bäume für Angriffe von ausgesprochen sekundären Insekten vor. Nicht selten wird der Wipfel oder auch das ganze obere Drittel dürr (Willkomm 1871). Viel bedenklicher noch ist seine Rolle als Kulturschädling. Er geht ganz gesunde Pflanzen der verschiedenen Kiefernarten, namentlich im Alter von 5 bis 12 Jahren, aber auch noch jüngere an und tötet sie, häufig im Verein Abb. 283. Brutfraß von Pityo- genes bidentatus Hbst. in Kiefer (halbvollendet). Nat. Gr. — Aus Koch (phot. Scheidter). Ipidae (Scolytidae). — Rindenbrüter an Kiefer. eej mit Ptssodes notatus. In der Literatur finden sich eine ganze Reihe von aus- gedehnten Kulturzerstörungen durch <^/^^«/ö;//(;^ (Taschenberg, Nördlinger, Altum u. a.). Der letzte Autor berichtet auch über größere Verwüstungen in Weymouths- und Seekiefernkulturen, desgleichen über vernichtenden, ausgedehnten Fraß in Kiefernstangenhölzern. Auch in Fichtenkulturen wurde bidentatns^ allerdings nur ausnahmsweise, gefunden. Der einzige Fall von größerem Schaden in Fichtenkultur wird von Hartig (1870) berichtet aus Schleswig- Holstein, wo über die Hälfte der Pflanzen einer 8- bis 9jährigen Fichtenkultur, die im Schutze eines alten Kiefernbestandes durch Saat erzogen und dann freigestellt worden war, durch bideiitatiis vernichtet wurde. Zur Abwehr ist wiederholte gründliche Durchforstung und rechtzeitige Ent- fernung des Reisigs und alles sonstigen seine Vermehrung begünstigenden Brut- materials auf den Schlägen erste Pflicht, ebenso in Kulturen Entfernen und Ver- nichten aller befallenen Pflanzen. Zur Anlockung dienen Fangbäume (un- geästete) und Fangreisig, das nach 4 Wochen zu verbrennen und immer wieder zu erneuern ist. Als Parasiten werden von Kleine eine große Reihe Schlupfwespen angeführt: Dendrosoter Middeiidorffi R. und Perrisi Gir., Bracon palpebrator R , labrator R., Caero- jiachys Hartigi R., Ecphylus hylesini R., Spathius brevicaudis R., genicidatus R., Eu- sandalum abbreviatum R., iridens R., Pteromalus axiireus R., axurescens R., sieeateruni R, siispensus R., violaceus R., Rhopaliscus guttatus R, Rhoptrocerus xylophagoruni R.; ferner folgende Käfer: Ehixophagtis ferruginens Payk. und bipustulatus F., Laemophloeiis alternans Er., Hypophloeus linearis F. und spec. Pityogenes quadridens Hart. Dem bidentatus sehr nahe stehend, nur dadurch von ihm unterschieden, daß das 1^ unter- halb des Hakenzahnes jederseits noch i Zähnchen im unteren Drittel des Absturzes besitzt (Abb. 282 c). Bezüglich Vorkommens und Lebensweise mit bidentatus im allgemeinen übereinstimmend; in seiner Verbreitung jedoch scheinbar mehr örtlich begrenzt. So fand Eichhoff bei Zabern im Elsaß ausschließlich quadridens („zu Tausenden in zartrindigen Kiefernklaftern und Reiserholz"), dagegen keinen ei"nzigen biden- tatus. Bei München kommt quadride?is nicht vor, sondern nur bidentatus, bei Augsburg dagegen fand Scheidter nur qnadride?is und keinen bidentatus. Es hat demnach den Anschein, als ob die beiden Arten einander vertreten. Außer in den bei bidentatus genannten Bäumen kommt quadndens auch in Arve vor (Keller 19 10, Barbey). Auch das Fraßbild von quadridens (Abb, 284) ist dem von bidentatus sehr ähnlich und in den meisten Fällen nur sehr schwer zu unterscheiden. Eichhoff gibt zwar einige Unterschiede an, die ganz konstant sein sollen, näm- lich: „Rammelkammer, Brutarme und Larvengänge verlaufen ausschließlich in Rinde, Bast und Kambium, der Splint wird nur ganz oberflächlich berührt (während bei bidetiiatus Rammelkammer, Brutarme und Puppenwiegen tief in den Splint eingreifen). Außerdem sind bei quadridens die Larvengänge regelmäßiger verteilt und viel zahlreicher vorhanden, so daß meist die Unterseite der Rinde 552 Coleoptera. 7. Familienreihe: Rhynchophora. von den Larven und Käfern durchaus zerwühlt wird." Wenn man aber eine größere Anzahl Fraßstücke vergleicht, so fällt es schwer, von einer Konstanz im Sinne Eichhoffs zu reden; die Fraßbilder sind vielmehr recht variabel und richten sich anscheinend nach der Stärke des Holzes usw. Es gibt gewiß Stücke, die die von Eichhoff angegebenen Merkmale besitzen, andere dagegen lassen sich von bideniatjis-S>i\icke'C). kaum unterscheiden. Auch Keller (19 10) weist darauf hin, daß die Eichhoff- schen Unterscheidungsmerkmale nicht allgemein gültig sind, und daß z. B. Muttergänge und Rammel- kammern auf seinen Fraßstücken tief in den Splint eingreifen. / y^ "Pityogenes bistrid entatus Eich h. Der kleine Arvenborkenkäfer. Etwas größer als quadridens und von diesem vor allem dadurch unter- schieden, daß das (^ am Absturz jeder- seits außer den beiden diesem zu- kommenden Zähnen noch je kleinere Zähnchen oberhalb des großen Hacken- zahnes besitzt (Abb. 282 dj. Bistndeiitatus kommt vor- nehmlich auf Latsche und Arve, seltener an der Föhre, Schwarz- kiefer, Lärche und Fichte vor; dementsprechend erstreckt sich auch seine geographische Ver- breitung im großen und ganzen auf die Regionen der beiden Ge- birgskiefern, Keller (1903 u. 191 1) nennt ihn einen „aus- gesprochenen Gebirgsbewohner", der (in der Schweiz) nicht unter 1500 m Meereshöhe herabgeht. Abb. 284. Brutfraß von Pityogenes quadridens Hrtg. j^^^ Maximum seiner Häufigkeit Vollendeter Fraß m Kiefer (Splmt). — Nat. Gr. — " ° Aus Koch (phot. Scheidter). erreicht er von 1700— 1800 m, doch geht er noch beträchtlich höher." Keller fand ihn noch in 2210 m Höhe bei Riffelalp in der Arve brütend. Für unsere Gegend sind Kellers Angaben nicht ganz zutreffend, in- sofern als bisbidentatus bei uns in der oberbayerischen Hochebene (Voralpenland) überall (besonders in den Mooren), wo Latschen wachsen, vorkommt, also wesent- lich tiefer herabgeht als Keller in der Schweiz beobachtet hat. Die Fraßfigur (Abb. 285) stellt (wie bei den beiden vorher besprochenen Arten) einen typischen Sterngang dar, der tief in den Splint einschneidet. Die Ipidae (Scolytidae). — Rindenbrüter an Kiefer. 553 Muttergänge, 3 — 5 an der Zahl, sind oft stark gebogen und können sehr lang sein (bis 1 1 cm). Die Larvengänge sind bald lang und geschlängelt, bald kurz, stark gebogen und dann arabischen Schriftzeichen sehr ähnlich; zuweilen fehlen sie auf längere Strecken ganz. „Der Reifungsfraß der Jungkäfer ist nicht sehr ausgiebig, er besteht ent- weder in einer einfachen Verlängerung der Larvengänge oder es wird eine wenig ausgedehnte dendritische Figur aus- genagt. Auch Regenerationsfraß kommt vor, indem der Muttergang verlängert und am Ende platzartig erweitert wird." Die Generation ist wohl, wenigstens in den hohen Lagen, einfach (Fuchs); wenn im Juli wieder neue Muttergänge mit frisch abgelegten Eiern beobachtet werden, so rühren diese zweifellos von rege- nerierten Mutterkäfern, die zu einer zweiten Brut ( Geschwister brut) ge- schritten sind, her (Keller). Forstlich verhält er sich wie seine beiden obigen Verwandten. Er bevorzugt schwächeres Material und geht selbst an ganz dünne Zweigeund junge Pflanzen. Keller sah ihn bei Pontresina eine ganze Anzucht junger Arven zum Ab- sterben bringen. An alten Arven kommt er häufig in Gesellschaft des großen Arvenborkenkäfers (Ips a7ni- tinus var. montanus) vor. Pityogenes trepanatus Nördl. Syn. PUyogenes anslria<:us Wachtl. Steht dem auf Fichten vorkommen- den, etwas kleineren P. chalcographiis bezüglich Körperform und Bezahnung des Flügeldeckenabsturzes des (^ sehr nahe; dagegen ist das 9 durch ein überaus charakteristisches Merkmal, das tiefe, kreisrunde Loch auf der Stirne, vor allen übrigen Arten der Gattung sehr gut aus- gezeichnet (s. Tab. S, 484 u. Abb. 240, b). Irepanatus bewohnt in erster Linie die Schwarzkiefer; seltener die gemeine Kiefer. Er scheint über einen großen Teil Europas verbreitet, wie aus den verschiedenen Fundortsangaben (Niederösterreich, Kärnten, Korsika, Württem- berg, Hannover, Dänemark usw.) hervorgeht. Abb. 285. Brutfraß von Pityogenes bistridentatus Eichh. in Arve (Splint). — Aus Keller. ir~A Coleoptera. — 7. Familien reihe: Rhynchophora. Der Fraßgang ist ein in der Regel dreiarmiger Sterngang mit einer im Verhältnis zur Körpergröße des Käfers ungewöhnlich großen und tief in den Splint eingreifenden mehrfach buchtig erweiterten Rammelkammer. Die Mutter- gänge erreichen eine Länge von 4 cm, sind i mm breit, gewöhnlich stark bogenförmig geschwungen, selten gerade verlaufend, tiefer in den Splint als in die dicke Rinde eingeschnitten und nicht selten gegabelt. Die Eigruben sind groß und in ungleich weiten, meist großen Abständen angelegt, überhaupt sehr unregelmäßig verteilt, fehlen auch vielfach bei einzelnen Armen auf einer Seite ganz. Die Larvengänge sind bis 4 cm lang und verlaufen, häufig sehr stark geschlängelt, zumeist in der Bastschicht, den Splint nur ganz oberflächlich furchend. Die Puppenwiegen liegen in der Rinde und sind auf dem Splint entweder gar nicht oder nur ganz schwach zu sehen. Trepanatus kommt sowohl in den Ästen und Zweigen älterer Stämme als in jungen Pflanzen und Stämmchen vor. ■■■■• Pityogenes monacensis Fuchs. Dem vorigen sehr nahe stehend, doch das $ ohne Loch (auch ohne halbkreisförmiges) auf der Stirn (s. oben S. 484 Fußnote). Der Käfer wurde 19 11 von G. Fuchs bei München (Schleißheim) ent- deckt und zwar unter dünner Rinde in den Gipfelpartien absterbender Föhren. Das Fraßbild stimmt in den Grundzügen mit dem aller Pityogenes- h.x\.&t\ überein, d.h. es stellt einen Sterngang dar. Fuchs (191 1) beschreibt die Einzel- heiten wie folgt: „Das Mutterfraßbild setzt sich zusammen aus einer tief in den Splint genagten und für die Verhältnisse unseres Käfers sehr großen, oft über 2 cm in einer Dimension messenden Rammelkammer, die noch durch kürzere Blind- (Ernährungs-) Gänge des Männchens erweitert wird, und aus mehreren Muttergängen, bis sechs an der Zahl. Diese Muttergänge sind 4 — 9 cm lang und i mm und darüber ungleich breit, Sie sind nicht gerade, sondern geknickt gebogen, mit Ausstülpungen versehen und am Ende schließlich durch einen Regenerationsfraß des Weibchens unregelmäßig erweitert. Sie sind tief in den Splint genagt. Die großen Ei kerben sind nicht sehr zahlreich, unregelmäßig und in gemessener Entfernung von einander angebracht. AH dies deutet darauf hin, daß das Weibchen zur Ablage eines Eies viel Zeit und Er- nährung braucht, die Eireifung eine langsame ist." „Von den Eikerben aus gehen die Larvengänge vielfach geschlängelt und einander durchkreuzend, aber zuweilen auch annähernd gerade verlaufend. Sie sind ziemlich lang, bis 6 cm, greifen stark in den Splint ein, fast so stark wie die Muttergänge." „Die Puppenwiegen liegen im Splint." Im südlichen Europa kommen noch zwei Pilyogenes- Krien in Kiefern vor: P. Lipperti Henschel, der in Aleppokiefern vorkommt und zwar sowohl in Kulturen als auch in der Krone älterer Stämme und in Zweigen bis zur Bleistift- stärke. Fraßbilder nach dem dtdenda/us -Typus (Henschel 1885 u. Knotek 1899). P. pilidens Rttr., der in erster Linie in Schwarzkiefer, dann auch in Panzer föhre (Pinus leucodermis) vorkommt, sowohl in der Krone älterer Bäume, Ipidae (Scolytidae). Rindenbrüter an Kiefer. 555 als besonders in Stangenholz und Kulturen, und der merklich schädlich werden kann. Eine eingehende Schilderung seiner Lebensweise und besonders seines Fraßbildes gibt Knotek (1899). 7 "' . Pityophthorus Lichtensteini Rtzb. und glabratus Eichh. Diese beiden kleinen (1,5 — 2 mm) Borkenkäfer (Charakteristik s. Be- stimmungstabelle S. 483) verhalten sich biologisch und forstlich ziemlich überein- stimmend. Beide haben als Hauptbrutbaum die gemeine Kiefer, der erstere ist außerdem auch noch in Pinus strobiis, pinaster und laricio, letzterer auch in der Lärche gefunden. Beide kommen fast ausschließlich in dünnen bis dünnsten Zweigen (bis zu i, ja 0,5 cm Stärke) vor und beide verfertigen (wie alle Pityoph/horus- Arten) Sterngänge (A.bb. 286), die einander sehr ähnlich und ohne die Verfertiger wohl kaum voneinander zu unterscheiden sind. Rammel- kammer und Muttergänge greifen sehr tief in das Holz ein (bei dünnen Zweigen bis ins Mark!) und sind scharf umgrenzt, so daß man sie für künstliches Schnitz werk ansehen könnte (Barbsy). Die Muttergänge (2 — 6 an der Zahl) verlaufen nach allen Richtungen, bei ganz dünnen Ästen spiralig um den Ast heium und können bis 6 cm lang werden, ihre Breite beträgt 0,75 mm bis I mm; sie sind meist mit Bohrmehl angefüllt. Die Schwärmzeit fällt in den Mai. Dann findet man zum zweitenmal im Juli sich ein- bohrende Käfer. Die beiden Arten gehören nicht zu den häufigen Kiefernborkenkäfern. Sie können aber doch gelegentlich in Lärchen- und Kiefern- kulturen Schaden anrichten, zumal sie nach Eichhoffs und Barbeys Bäobachtangen ganz gesunde Pflanzen anzugehen scheinen. Außer diesen beiden kommt bisweilen noch eine dritte Päyophihorus- kxi an Kiefer vor, nämlich der nur r — 1,2 mm lange Pityophthorus pubescens Mrsh. {= ramulorum Perr.), der ganz ähnliche, nur kleinere Sterngänge wie die obigen macht und nur auf die dünnsten Kieferntriebe (nicht über i cm stark) beschränkt ist. Er kommt vornehmlich in der Strand- kiefer (Pinus maritima) vor, wurde aber auch in der gemeinen Kiefer und der Schwarzkiefer in Deutschland gefunden, jedoch nur selten. Abb. 286. Pityophthorus Lichten- steini Rtzb. Muttergänge mit Ei- grübchen in Kiefer (Splint). Nat. Gr. — Aus Koch (pbot. Scheidter). 556 Coleoptera. — 7 . Familienreihe: Rynchophora. III. Sowohl am Stamm als an Zweigen, meist in Raumparasitismus mit anderen Borkenkäfern brütend. f.Y' Crypturgus cinereus Hbst. Der schwarze, glanzlose, graubehaarte Käfer gehört zu den kleinsten Formen (1,2 — 1,4 mm) der Unterfamilie der Ipinae und ist durch die zweigliederige Fühlerkeule (s. Abb. 228 a) und den einfach punktierten, nirgends gekörnelten Halsschild von den übrigen Ipinen leicht zu unterscheiden. Er bevorzugt die Kiefer (geht aber auch ziemlich häufig die Fichte an) und scheint über ganz Mitteleuropa (südlich bis Algier) verbreitet zu sein. Abb. 287. Fraß von Crypturgus cinereus Hrbst. ausgehend von den Muttergängen des Myel. minor Htg. in Kiefer (Rinde). Außergewöhnlich klares Fraßbild. Nat. Gr. — Aus Koch (phot. Scheidter). Er ist wie sein Verwandter an der Fichte (C. pusillus) teil weiser Raum- parasit, indem er sich gerne in den Gängen anderer Borkenkäfer aufhält bezw. die Bohrlöcher anderer größerer Arten (wie Myelophilus minor^ Pityoge?ies bidendatus usw.) benützt, um in die Borke zu gelangen.^) Das Brutbild, das von den fremden Gängen ausgeht, ist sehr unklar und läßt sich kaum beschreiben; es stellt ein unregelmäßiges Gewirr von Brut- und Larvengängen dar. Mitunter kann man eine Art Rammelkammer entdecken, von der einige mit kleinen Eigruben versehene Brutröhren ausgehen, die sich bald stark verwirren (Abb. 287). ^) Kleine (1908) beobachtete verschiedentlich, wenn auch selten, selbständige und isolierte Fraßbilder; diese befanden sich stets nur unter dünner Spiegelrinde und zeigten zum Teil Stern- gang-Form. Ipidae (Scolytidae). — Rindenbrüter an Fichte. 557 Der Käfer bohrt sich im Frühjahr als Begleiter anderer Arten, bezw. nach diesen ein. Im Juli, August liefert die erste Brut fertige Imagines; ebensolche findet man dann wieder im Herbst. Fuchs (1903) nimmt doppelte Generation an, Kleine (1908) dagegen nur einfache. Forstlich kommt ihm keine allzu große Bedeutung zu, „da die mit ihm meist zusammenlebenden größeren Borken- käfer viel schädlicher wirken, so daß die Wirkungen des kleinen cinereus dagegen verschwinden." Allerdings wurde er auch vereinzelt als Kulturverderber gefunden- Rindenbrüter an Fichte. Die Zahl der Fichtenborkenkäfer steht der der Kiefernborkenkäfer nicht viel nach. Unter ihnen befinden sich Schädlinge von größter Bedeutung, wie der Buchdrucker, Ips iypographus^ und sein naher Verwandter amitinus^ welche Bestandsverderber allerersten Ranges darstellen und oftmals Fichtenwälder — von Hunderten, ja Tausenden von Hektar — vernichtet haben. Ihnen schließt sich eine Reihe anderer Arten an, die in ihrer Bedeutung den beiden zwar nach- stehen, von denen aber einige doch auch empfindlichen Schaden zufügen können, sowohl allein für sich als auch ganz besonders durch Ergänzung bezw. Ver- schlimmerung des Fraßes vom typographus. Endlich werden noch manche von solchen Arten aufgeführt, deren forstliche Bedeutung zwar nur eine geringe ist, die aber dem Forstmann doch bisweilen recht häufig begegnen, so daß sie sein Interesse beanspruchen. Typische Fichtenbewohner. I. Vorzugsweise im Stamm brütend. Dendroctomis micans Kugel. Xylechinus jnlosus Rtzb. Hylurgops palliatus Gyll. Polygraphus poligraphus L. — glabratus Zett. — subopaeus Thom. Ips typographus L. Chryphalus abietis Rtzb. — amitinus Eichh. ' — saltuarms Wse. Pityogenes chalcographus L. Dryocoetes aufographiis Rtzb. II. Vornehmlich in Ästen und Zweigen oder in jungen Pflanzen. Phthorop/iloeus spinulosus Rey., Pityophthorus niicrographus L. und exsculpius Rtzb. III. An Stamm und Ästen als Raumparasit. Crypturgus pusiUus Gyll. Gelegentliche Fichtenbewohner, die für gewöhnlich in einer anderen Holzart brüten. Myelophihis piniperda L. — Kiefer. 7/js sexdentatus Boern. — Kiefer. — minor Hart. — Kiefer. — . cenibrae Heer. — Lärche Crypturgus cinereus Hbst. — Kiefer. — acimiinatus Gyll. — Kiefer. Cryphalus piceae Rtzb. — Tanne. — laricis F. — Kiefer Pityogenes bidentatus Hbst. — Kiefer. — proximtis Eichh. — Kiefer. — quadridens Hart. — Kiefer. — suturalis Gyll — Kiefer. — bistridentatus Eichh. — Kiefer. — curvidens Germ. — Tanne. I. Vorzugsweise im Stamm brütend. Dendroctonus micans Kug. Der „Riesenbastkäfer". An seiner Größe (7 — 9 mm) — er ist der größte der europäischen Borkenkäfer — leicht zu erkennen. Schwarz gefärbt, überall lange, aufstehende, gelbliche Haare, Halsschild vorne ein- geschnürt (s. Tab. S. 479 u. Abb. 224). 558 Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. cf7a/coffrap/7m exsccj/pf^uj F/c/ife aufograp/7as mcrv^rap/rus f-i/poffrafi/7i/s Abb. 288. Die wichtigsten Rindenbräter an Fichte (Fraßbilder undj Verteilung). Schematisch. Original, M. Dingler gez. Ipidae (Scolytidae). — Rindenbrüter an Fichte. 559 Normale Brutpflanze ist bei uns die Fichte; daneben kommt er auch, allerdings selten, an Kiefer vor. Kleine nennt auch noch die Tanne. Die geographische Verbreitung erstreckt sich über ganz Mitteleuropa und in Asien bis Sibirien. Mkatis ist die einzige europäische Art der in Nordamerika so zahlreich, mit 22 Arten, vertretenen (Hopkins 1909) und in forstlicher Beziehung dort so überaus bedeutungsvollen Gattung Dendrodonus. Als eigentliche Heimat der Gattung ist wohl Nordamerika zu betrachten. Das Fraßbild (Abb. 289) ist ganz besonderer Art und oft schwer in seinen einzelnen Elementen richtig zu deuten. Nach Pauly (1892), dem wir Abb. 289. Dendroctonus niicans Kug A Brutbild mit begonnenem Larvenfraß: a (punktiert)' Bohrloch, b Bohrmehlpfropf, cc eigentlicher Mutteigang, d Luftloch, ee Eierlager, ff Larven- familiengang, gg dichtgedrängte Larvenfiont. B Verschiedene Formen von Muttergängen. Aus Nitsche (nach Pauly). die erste richtige Beschreibung der otzVö«.?- Fraßbilder verdanken, haben wir folgende Bestandteile zu unterscheiden: i. einen von Bohrmehl freigehaltenen Gangteil, in welchem der Mutterkäfer wirtschaftet und welchen man Mutter- gang im engeren Sinn nennen kann (Abb. 28g, A, cc), 2. von demselben aus- gehend, dicht mit Splintspänen und Rindenmehl vollgestopfte Erweiterungen, in welchen die Eier haufenweise abgelegt werden, und die man als Eilager be- zeichnen kann (Abb, 289, A, ee), und 3. den Larvenfamiliengang, welcher meist mit schmaler Basis vom Eilager entspringt (Abb. 289, A, ff). Das Einbohrloch (Abb. 289, A, a) liegt versteckt und wird zu einer ge- wissen Zeit vom Mutterkäfer mit einem derben Pfropf von fest zusammengepreßtem Bohrmehl verschlossen, der einige Zentimeter weit -in den Brutgang hineinragen .560 Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. kann und an seinem inneren Ende offenbar durch den von dem Käfer ausgeübten Druck ausgehöhlt erscheint. Äußerlich ist das Bohrloch deutlich gekennzeichnet durch das reichlich austretende Harz, welches, vielfach mit Nagemehl ver- mischt, sich bald in krümlige, weiße Klumpen verwandelt, die wie abgefallene Mörtelbrocken aussehen. Dies ist namentlich an den Wurzeln charakteristisch, während an den höher gelegenen Angriffsstellen häufig Harztrichter von be- deutender Größe auftreten, die von einem Gang durchbohrt sind. In dem Muttergang finden sich gewöhnlich einige Luftlöcher. Die Breite des Mutterganges beträgt entsprechend des Kalibers des Käfers 4 — 4^/2 mm, die Länge bis 7 cm, meist weniger. Die Richtung des Mutterganges ist sehr verschieden. Man findet streng lotrecht geführte Gänge und ebenso scharf wagrecht gebohrte und daneben solche von allen zwischen diesen beiden Senk- rechten möglichen Richtungen. In den wenigsten Fällen verläuft der Muttergang gerade, meist ist er gebogen, geschweift, oder auch ein- oder zweimal geknickt. Bevor er sich zu dem Eilager erweitert, bleibt er eine längere oder kürzere Strecke (1 — 4 cm) mehr oder weniger zylindrisch. Er schneidet ziemlich tief in Rinde und Splint, so daß das Fraßbild ebenso schön auf dem Splint wie auf der Rinde zu sehen ist. Dieser Brutgang im engeren Sinn wird nun von dem Käfer zu einem großen Eilager (Abb. 289, A, ee) erweitert. In einfachen Fällen bekommt da- durch der vom Mutterkäfer angefertigte Gangteil, also Muttergang und Eilager. die mehr oder weniger regelmäßige Form eines Messers oder einer Hacke. Durch Verkürzung des zylindrischen Teiles des Brutganges, durch Biegungen und regel- mäßige Erweiterungen desselben zu Eilagern kann eine große Mannigfaltigkeit von Gangfiguren entstehen (Abb. 289, B). Das Eilager ist mit Splintspänehen und E.indenmehl dicht vollgepfropft. Häufig werden auch noch die Seiten und das Ende des Brutgarges mit Bohrmehl gepolstert. Das Fraßbild wird gewöhnlich dadurch verwirrt, daß mehrere benachbarte zusammenfließen, wodurch die Larvenfamiliengänge eine große Ausdehnung er- langen können. „Während andere Borkenkäferarten ihre Gangsysteme oft in er- staunlich regelmäßigen Abständen voneinander anlegen und dadurch imstande sind, ausgedehnte Strecken von Stämmen und Ästen gleichmäßig zu be- setzen und die gegebene Fläche gleichmäßig auszunützen, scheint D. micans im Gegenteil eine gewisse Neigung zu gruppenweisem Brüten zu besitzen, welche viel- leicht mit seiner Gewohnheit zusammenhängt, von engbegrenzten Angriffspunkten, nämlich Verwundungsstellen, aus ein ursprünglich gesundes Brutmaterial allmählich zu überwinden. Die Fortpflanzungsbiologie ist recht kompliziert und heute noch nicht völlig geklärt, trotz der zahlreichen Untersuchungen, die von einer ganzen Anzahl von Forschern darüber angestellt wurden. Den größten Fortschritt über die Generationsfrage brachten die Zuchtversuche Paulys (1892)1). Über das eigen- artige Larvenleben hat Rudolph Koch (1909) uns gut unterrichtet. ') Bei Pauly findet sich auch eine erschöpfende Darstellung der früheren Literatur. Ipidae (Scolytidae). — Rindenbrüter an Fichte. 56 1 Ein eigentliches Schwärmen ist bei micans bis jetzt noch nicht beobachtet worden. Die Begattung soll am Ort der Geburt in den Ernährungsgängen er- folgen. Die Eiablage findet nicht einzeln in gesonderten Grübchen, sondern haufenweise statt; trotzdem zieht sie sich über eine längere Zeit (nach Pauly bis 8 Wochen) hin, da die Ablage schubweise in zusammengekitteten Paketen erfolgt und zwar in sehr großen Zeitabständen. Man kann dies schon daraus ersehen, daß, während schon zahlreiche Larven in allen Größen fressen, immer noch zahlreiche Eier in den Eilagern gefunden werden können. Die Ge- samtzahl der Eier dürfte 100 — 150 betragen. Nachdem die Lärvchen aus den im Eilager, teils in Haufen, teils zerstreut im Bohrmehl eingebetteten Eiern ausgekrochen, suchen sie den freien Rand des Eilagers zu erreichen, d. h. jenen, welcher an das unversehrte Rindengewebe grenzt, um von dort aus ihren Fraß zu beginnen. Im Gegensatz zu anderen Borkenkäferlarven, welche sich mit ihren Gängen gegenseitig ausweichen, hat die micans-\.^.xvQ, den Drang in engster Gemein- schaft mit ihren Geschwistern zu fressen und sucht in direkte Berührung mit ihnen zu kommen. Die frischgeschlüpften Larven sammeln sich zu einem Trupp, in welchem sie dicht aneinandergedrängt (in ganz dicker Rinde wohl auch in 2 Reihen übereinander), sich der ganzen Länge nach berührend, in fest- geschlossener Front fressend, vorrücken, wobei sie selbst eine langgestreckte gerade Gestalt (nicht eine gekrümmte, wie meist angegeben und abgebildet i) ist) ein- nehmen (Abb. 290A). Diese Freßart behalten die Larven bis zur Verpuppung bei. Das ver- schiedene Alter bildet dabei durchaus keine Störung. Es gesellen sich dann die jungen Larven zusammen und fressen dicht neben den großen ohne jegliche Zwischenwand einen ihrem geringeren Körperumfang entsprechenden flacheren Fraßplatz aus; jedoch auch zwischen ihren größeren Geschwistern sieht man sie einzeln oder in kleinen Gruppen vereint an dem gemeinsamen Rand des Fraß- platzes fressen. Stößt die fressende Larvenkolonie beim Fortschreiten des Fraßes auf ein Hindernis, z. B. einen kleinen Ast oder eine eingetrocknete Rindenstelle, so kommt es häufig vor, daß sich die bis dahin vereinigten Larven in 2 Gruppen teilen, die nun gesondert fressen. In solchen Fällen werden in der Bohrmehl- platte (s. unten) Straßen zwischen den Gruppen freigehalten (Abb, 290A), auf denen ein gegenseitiger Besuch der Larven der einen Gruppe zu denen der anderen stattfindet. 2) Nicht alle die hundert und mehr Larven einer /«/«töwj- Familie sind gleich- zeitig und ausschließlich mit dem Fressen beschäftigt, es befinden sich stets eine Anzahl (5 — 15%) hinter der Front der fressenden Larvenkette, die die Reinigung *) Dies rührt daher, daß sich die Larven beim Ablösen der Rinde sofort krümmen (Koch). -) Im Gegensatz zu den »^^■caws-Larven. die so friedhch miteinander hausen, bekämpfen sich die Larven anderer Borkenkäfer (und auch der Cerambyciden. Pissodes usw.) aufs heftigste. Auch typograp]u(s-\.^T\tw, mit micans-l^arven zusammengesetzt, bissen in einem Versuch Kochs (1909) viele der letzteren tot. Einen Grund für dieses feindliche Verhalten erblickt Koch darin, daß die Larven von typograpJnis klebrig sind, bei Berührung aneinander haften und so sich _gegenseitig beim Fressen stören, während die mü'ans-'La.rven diese Eigenschaft nicht zeigen. Escherich, Forstiosekten. II. Bd. 36 562 Culeoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchopliora. des Fraßraumes besorgen, ferner an der für micans so überaus charakteristischen Bohrmehlplatte arbeiten und endlich auch die schon oben erwähnten Kom- munikationsstraßen (durch die Bohrmehlplatte hindurch) zwischen den einzelnen Fraßtrupps freihalten. Es hat sich also eine Art Arbeitsteilung in der Familie Abb. 290 A. Dendroctonus micans Kug. Larvenfamiliengang; Larvenfront in verschiedene Ab- teilungen geteilt, die durch die Bohrmehlplatte durchziehende Gänge miteinander in Verbindung stehen. Hinter der „Front'' eine Anzahl Larven mit der Reinigung des Fraßraums usw. be- schäftigt. — Original (phot. Scheidter). ; ausgebildet. Es kostet den Larven viele Mühe, die Kotreste ihrer Geschwister und die den Darm nicht passierenden Nagespänchen nach rückwärts zu schaffen und mit ihren stark chitinisierten Kopfkapseln fest zu der Bohrmehlplatte zu- sammenzupressen. Wenn die Larven eine Zeitlang das Reinigungsgeschäft be- sorgt haben, drängen sie sich, wohl getrieben vom Hunger, von hinten her Ipidae (Scolytidae). — Rindenbrüter an Fichte. 563 zwischen die Reihen ihrer fressenden Geschwister ein, von denen dann andere zur Übernahme der Arbeit an der Bohrmehlplatte sich nach hinten begeben. Die Bohrmehlplatte besteht nicht allein aus Bohrmehl, sondern es werden in sie auch die Reste der Chitinhäute nach den einzelnen Häutungen, überhaupt jeder Abfall, sogar die Leichen gestorbener Kameraden eingebettet. Hinter der allmählich ungefähr kreisförmig fortschreitenden Fraßfront bleibt jeweilig ein i oder mehrere Zentimeter breiter, von jeglichem Abfall sauber ge- haltener Raum frei, von dem aus Straßenzüge, oft mehrfach verzweigt, die Bohr- Abb. 290 B. Dendroctonus micans Kug Bohrmehlplatte mit ''zahlreichen Puppen (phot. Scheidter). Original mehlplatte durchziehen, die alle Larven derselben Familie miteinander in Ver- bindung halten. Oft kommt es nämlich vor, daß eine oder mehrere oder auch alle Larven eines Fraßtrupps ihren alten Fraßraum verlassen und zu einem anderen Trupp hinwandern, um dann mit diesem gemeinsam weiterzufressen. Der Zweck der Bohrmehlplatte ist nach Koch ein doppelter: einmal stellt sie einen Schutzwall gegen die Nachstellungen ihrer Feinde (vor allem Rhizophagus grandis) dar und sodann dient die Platte als Verpuppungsraum. Sind näm- lich die Larven ausgewachsen, so verlieren sie ihren Geselligkeitsdrang und ver- fertigen, jede für sich, in der Bohrmehlplatte länglich ovale, völlig isolierte 36* 5^4 Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchopliora. Puppenwiegen mit sorgfältig geglätteter Innenwand (Abb, 290 B). Ebenso eifrig, wie sie früher die Gesellschaft ihrer Artgenossen suchten, bemühen sie sich nun als Abb. 291. Fraßbilder verschiedener amerikanischer Dendroctonus-Arten, das fortschreitende Zu- sammenrücken der Larvengänge zeigend, a Dendr. convexifrons Hopk., b Dendr. ponderosae Hopk., c Dendr. pseudotsugae Hopk., d Dendr. piceaperda Hopk. — Aus Escherich. Ipidae (Scolytidae). — Rindenbrüter an Fichte, ^65 Puppe, eine Scheidewand zwischen sich und ihren Geschwistern aufzurichten. In der Puppenwiege ruht die Larve bauchwärts gekrümmt bis zur Verpuppung, die nach sehr verschieden langer Wartezeit erfolgt, i) Ein Ernährungsfraß findet in ausgedehntem Maße statt und zwar in Form von netzartig verbundenen Gängen, die den großen Familienfraßplatz umgeben und einfassen. In diesen Ernährungsgängen überwintert ein Teil der Käfer (s. unten) und in ihnen soll auch die Begattung stattfinden. Die Entwicklungsdauer ist eine für Borkenkäfer sehr lange. Nach Paulys zahlreichen Versuchen steht soviel fest, daß vom Einbohren der Mutter- käfer bis zur Verwandlung der Hauptmasse der Brut in ausgefärbte Jungkäfer annähernd i Jahr vergeht, also einjährige Generation vorliegt. In Kochs Zimmerzuchten fielen auf das Larvenleben 65 — 68 Tage, auf das Puppen- stadium 2 — 3 Wochen, die Ausreifung der Jungkäfer, die zuerst größtenteils noch weiß sind, zum mindesten mehrere Wochen. Dabei ist zu berücksichtigen, daß, wie bei den meisten Borkenkäfern, so auch bei micans (ja bei diesem beinahe noch mehr als bei den übrigen) die Temperatur einen wesentlichen Einfluß auf den zeitlichen Verlauf der Entwicklung hat. Hat doch Pauly durch Vergleichs- versuche festgestellt, daß die Larvenentwicklung von micaits bei gleichmäßiger Zimmertemperatur beinahe in der halben Zeit verläuft wie im Freien. 2) Die Generationsverhältnisse werden nicht nur durch die Witterungs- einflüsse kompliziert, sondern auch durch individuelle (d. h. im Individuum be- gründete) Verschiedenheiten bezüglich der Wachstumsgeschwindigkeit. Die gleich- zeitig und unter ganz gleichen Bedingungen abgelegten Eier einer Mutter ent- wickeln sich durchaus nicht immer gleich rasch. Ebenso schreitet auch die Ent- wicklung der Larven, die unter ganz gleichen Ernährungs- und anderen Be- dingungen gehalten werden, oft sehr ungleichmäßig vor. In analoger Weise dauert die Puppenruhe unter ganz gleichen Bedingungen bei manchen Tieren kurz, bei manchen wieder unverhältnismäßig lang, und gleichzeitig aus der Puppe entstandene Imagines brauchen ebenso wieder verschieden lang bis zur Ausfärbung, ') Pauly hält im Gegensatz zu anderen Autoren die haufenweise Eiablage und den Gruppenfraß der Larven bei micans nicht für das Ursprüngliche, aus dem sich die getrennte Eiablage und der getrennte Larvenfraß entwickelt haben, sondern für das Abgeleitete. „Der w/ea?2S-Larvenfraß ist der vollkommenste, den es gibt, und seine Form zweifellos sekundär. Nur die Not kann die 7mcans -I^a.r\e dazu gebracht haben diese äußerste Sparsamkeit in der Aus- nützung der ihr dargebotenen Nahrung zu erlernen und als Spezieseigenschaft auszubilden, und Not an Futter besteht tatsächlich für die Larve, solange sie noch nicht die Grenzen des Fraß- gebietes der Gruppe von Gangsystemen erreicht hat, dem sie angehört. Das sparsame Fressen kann sie nur an der Stelle der Not, wo Mutter- und Larvengänge sich drängen, gelernt haben." Letztere Erscheinung, das gruppenweise Brüten, hängt wiederum damit zusammen, daß die An- griffe von engbegrenzten Stellen (Wunden) ausgehen. Wenn wir die Fraßbilder und Fraß- gewohnheiten der nordamerikanischen Dendroctonus berücksichtigen, so erscheint dieser Paulys Standpunkt nicht ohne Berechtigung. Weitaus die meisten der nordamerikanischen Arten besitzen getrennte Larvengänge, von diesen sehen wir eine Reihe von Übergängen zu den Familiengängen überleiten (Abb. 291). In Nordamerika besitzen nur 2 Arten {Dendr. terebrans Oliv, und Valens Lee.) Familiengänge wie tnicans; diese haben auch eine ähnliche Lebensweise wie micans. indem sie vorzugsweise an der Basis der Stämme an verletzten Stellen vorkommen. -) Die von Pauly (1. c.) mitgeteilten Ergebnisse von Nitsches künstlichen Zucht- versuchen, die im selben Jahr (der Eiablage) noch Jungkäfer zeigten, bilden demnach keinen Widerspruch zur Annahme einer normalerweise einjährigen Generation. c56 Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. bezw. bis zur Reifung ihrer Geschlechtsorgane (Koch). So verstehen wir, wenn wir auch noch die über eine längere Zeit sich hinziehende Eiablage berück- sichtigen, daß man im Sommer alle Entwicklungsstadien von micans (vom Ei bis zum Jungkäfer) finden kann. Wie nun durch gleichmäßige Wärme in Zimmerzuchten die Entwicklungs- dauer wesentlich abgekürzt werden kann, so kann sie auch durch tiefere Tempe- raturgrade, wie sie in hohen Lagen herrschen, entsprechend verlängert werden; so daß es zu einer zweijährigen Generation kommt. Fuchs (1906) hat eine solche in Kärnten bei 1000 m Seehöhe beobachtet. Nach Eckstein (1904) ergibt sich die zweijährige Generation hauptsächlich daraus, daß die im Sommer ausgekommenen Jungkäfer erst noch unter der Rinde überwintern, um dann erst im Juni des nächsten Jahres zur Eiablage zu schreiten, während bei einjähriger Generation die Jungkäfer noch im selben Jahr ihres Auskommens ihre Eier ab- legen. Daß micans im Freien unter natürlichen Bedingungen in Mitteleuropa eine doppelte Generation erzeugt, wie manche Autoren, wie Eichhoff, Stein (1854), Ulrici (1873) annehmen, beruht sicher auf einer falschen Deutung, bezw. Ver- knüpfung der beobachteten Erscheinungen, i) In forstlicher Hinsicht ist zu berücksichtigen, daß De?idr. micans durch- aus nicht überall in gleicher Häufigkeit vorkommt, sondern in vielen Gegenden geradezu selten, daß sein schädliches Auftreten nur sporadisch ist. Größere Schäden sind bis jetzt hauptsächlich aus dem Harz, Thüringer Wald, Erzgebirge, der Eifel, aus der Aschaffenburger, Koblenzer und Aachener Gegend, ferner aus Belgien (Hertigenwald) berichtet. Der Käfer unterscheidet sich in forstlicher Beziehung von den meisten übrigen Rindenbrütern dadurch, daß er krankes Material, d. h. Bäume mit stockendem Saftstrom zu seiner Entwicklung nicht braucht, sondern in normalem Saft stehende Bäume annimmt. 2) Allerdings wählt er hier zu seinem Angriff am liebsten bereits beschädigte Stellen mit Harzaustritt. Da nun solche Stellen am häufigsten an den tieferen Stammpartien vorkommen (Schälwunden, Verletzungen durch Fällung), so finden wir auch den . Käfer gewöhnlich sehr niedrig brütend, an den frei zutage tretenden Wurzeln, am Wurzelanlauf oder an Stämmen bis zu Brusthöhe. Doch greift er, wo geeignete Wundstellen in den oberen Stammpartien sich finden, auch dort an. So berichtet Glück (1876) von einem ausgedehnten Befall der oberen Stammteile in 15 — 20 m Höhe nach Beschädigung der Gipfelpartien durch Schnee und Eisbruch. Ja, es genügt schon eine durch Reibung des benachbarten Astes geschädigte Rinden- stelle, um den Käfer anzulocken. ') Unter ganz besonders günstigen Bedingungen in warmen Jahren an sonnigen Waldorten kann ja wohl die Entwicklung im Jahre der Brutablage noch bis zur Entstehung flugfähiger, d. h. ausgedunkeltet- Käfer gedeihen, doch es wird auch in diesen Fällen von der gesamten Brut nur ein bedeutungsloser Bruchteil noch ausfliegen und neue Brut abzusetzen versuchen, so daß dieser Fall keine Bedeutung hat für Aufstellung von Generationsregeln (Pauly). *) Einige Beobachter fanden micans allerdings sekundär, im Gefolge von anderen Schädi- gungen wie Hallimasch (Baudisch 1903), Rotfäule oder Borkenkäfern anderer Art, wie tijpo- graphus^ chaleographus usw. (Bergmüller 1903). Ipidae (Scolytidae). — Rindenbrütei an Fichte, 567 Der Käfer ist zu den sehr schädlichen zu rechnen. Wenngleich sein erster Angriö durchaus nicht sofort tödlich wird, so gehen doch bei fortgesetztem Fraß neuer Generationen die Bäume ein. Am Stamme kommt es namentlich darauf an, ob nur ein geringerer Teil der Peripherie angegangen oder derselbe ringsum befressen ist. In letzterem Falle geht der oberhalb der Fraßstelle gelegene Teil ein. Die Wurzeln sterben unterhalb der angegriffenen Stelle ab; ist nur eine Wurzel so beschädigt, so lebt der Stamm weiter, die Zerstörung einer größeren Anzahl der Hauptwurzeln tötet ihn jedoch. Geschieht dies mit vielen Stämmen, so wird der Bestandesschluß gefährdet. Randbäume in südlicher und südöstlicher Lage, sowie lichte, warme Bestände sind am meisten gefährdet. Am häufigsten werden Stangenhölzer von 20 — 40 Jahren befallen, mitunter aber auch ältere Bäume von 60—120 Jahren (Glück 1876, NüÄlin 1898). Ausnahmsweise ist micans in unserem Faunengebiet auch in Kiefer in ausgedehnterer Weise aufgetreten, so im Böhmer Wald (Henschel 1885) und im Nordosten Deutschlands (Altum 1888) und noch anderen Orten (s. Pauly 1892). In Rußland kommt micans nach Lindemann ebenso häufig an Kiefer wie an Fichte vor. In Finnland dagegen wurde er bis zur geographischen Nadelholz- grenze ausschließlich an Fichte gefunden; er spielt jedoch da infolge seines seltenen Vorkommens keine bemerkenswerte Rolle. Abwehr. — Die Erkennung des Befalls ist durch die großen Harz- trichter sehr erleichtert. Zur Vorbeugung ist vor allem auf die Erziehung gesunder, an den unteren Teilen unbeschädigter Stämme zu achten. Mit Recht betont daher Eichhoff, daß Büschelpfianzung, welche häufig zur Bildung von Zwillingen führt, vermieden werden sollte und man bei der Durchforstung von letzteren nicht nur den einen Stamm, sondern, wenn tunlich, beide entfernen muß. Ungefährlich sind dagegen Büschelpflanzungen, wenn sie zur Gewinnung schwachen Materials zeitig genug ausgeschnitten werden. Ferner sind bei der Durchforstung vor allem die Stämme mit Rindenbeschädigungen (Schäl - wunden usw.) zu entfernen. ■ Auch durch Anstrich der Rindenwunden mit Teer, Raupenleim, Kalkmilch oder mit einem guten Karbolineumpräparat kann micans vom Angriff abgehalten werden. Die Bekämpfung hat hauptsächlich darin zu bestehen, daß die befallenen Bäume zu schlagen und zu schälen sind (Rinde verbrennen!), und die Stöcke, falls die untersten Stammteile auch befallen sind, sorgfältig gerodet werden. Auch die Stockhölzer sind dann, am besten mit dürrem Reisig durchsetzt, in lockere Haufen zu schichten und anzubrennen, bis die Rinde verkohlt ist (Ulrici 1873). Severin (1910) empfiehlt ferner das Ausschneiden der befallenen Stellen, wobei die abfallenden Rindenteile mit der Brut in einer Schürze, die mit ihrem unteren Ende um den Stamm gebunden ist, aufgefangen werden. Die Abfälle sind natürlich zu verbrennen (mit Ausnahme der etwa darin befindlichen Schlupf- wespenkokons). Fangbäume sind gegen micans infolge seines primären Ver- haltens ohne Wirkung. Als natürliche Feinde haben sich besonders die Schlupfwespen Pimpla terebrans, Dendrosoter Middendorffi R. und Ecphylus hylesini R. und die Käfer (Clavicornier) Rhixo- jjliagus grandis Gyil. und depressus F. und einmal auch eine Elateriden-Larve bemerkbar gemacht. 568 Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. Über die Lebensweise von Bhix. grandis und seine Wirksamkeit als w^^'ea«s-Verti]ger erfahren wir einiges von Bergmüller (1903). Anfangs leben die Bhixophagus-'La.rven von vegetabilischer Kost, später nähren sie sich hauptsächlich von der Brut (Eier, Larven, Puppen und Jungkäfer) des micans. Auch die Imagines der RliKophagiis beteiligen sich an diesem Vertilgungweik. Bergmüller fand viele »licans -¥ 2im\\\en vom Rhizophagus vollständig vernichtet. Hylurgops palliatus Gyll. (Syn, Hylasies palliatus Gyll.) Die Gattung Hylurgops ist durch den einfachen (nicht aufgebogenen) Basalrand der Flügeldecken und die 7gliedrige Fühlergeißel von den übrigen Hylesinen-Gattungen gut zu unter- scheiden. H. palliatus ist die kleinere der beiden europäischen Arten (2,5 — 3 mm), rostrot oder braun, oft mit dunklerem Kopf (s. Tabelle S. 480). Polyphag an Nadelholz, doch unter Bevorzugung der Fichte. Tredl nennt außerdem nocii als Brutpflanzen: Pitais silvestris^ cembra^ austriaca^ leuco- dermis^ strobiis^ pinea^ marititfia^ Abies peciinata, Larix europaea. — Seine geographische Verbreitung er- streckt sich über ganz Europa und das nördliche Asien, von Spanien bis Sibirien und Italien bis Lappland ; er kommt auch in Nordamerika vor. Sein Fraßbild (Abb. 292) ist selten klar erkennbar, da der Käfer meist dicht gedrängt in Massen brütet und daher die Larven die ganze . Bastschicht in Mulm verwandeln. Die A B Abb. 292. Brutfraß von Hylurgops palliatus Gyll. A Anfangsfraß, B Vollendeter |Fraß an Fichtenrinde. — Aus Koch. Brutgänge sind kurze, 2 bis höchstens 5 cm lange Längsgänge, meist mit deut- lichen Stiefelhaken, oft gebogen oder schräg gestellt. Die Ränder verlaufen un- regelmäßig, sind stellenweise eingeschnürt, stellenweise buchtig erweitert und be- kommen dadurch mehr ein dickdarmähnliches Aussehen. Nach Knotek (1899) rührt der unregelmäßige Verlauf der Brutgänge davon her, daß die $$ ihre Eier auf zweifache Weise (oft in einem Brutgang kombiniert) unterbringen: einmal Ipidae (Scolytidae). — Rindenbrüter an Fichte. ' c^q, einzeln in separaten Eigruben und sodann in gemeinschaftlichen Eikammern, in welchen mehrere Eier (bis 5) in einer Reihe eng aneinanderliegend abgelegt werden. Die Larvengänge sind auffallend lang, meist unregelmäßig verlaufend, sich oft durchkreuzend und ein Netzwerk bildend, in ihren Anfangsteilen oft nicht voneinander getrennt (entsprechend der gemeinschaftlichen Eiablage). Die Fortpflanzungsverhältnisse d.&'s, paUiatns sind noch nicht völlig ge- klärt. Er ist Frühschwärmer (März — April); im Juli findet man ihn wieder beim Brutgeschäft. Da die Mutterkäfer ihre Brutgänge verlassen, um anderswo in frischem Material dendritische Gänge zu fressen (Regenerationsfraß), so sind wohl die Julibruten zum Teil auf die alten Mütter zurückzuführen. Bei der großen Häufigkeit, in der die Julibruten oft auftreten, ist aber doch wohl anzunehmen,^ daß auch Jungkäfer daran beteiligt sind, daß also eine doppelte Generation vor- kommt; in weniger günstig gelegenen Brutstücken ist dagegen die Entwicklung langsamer und die Generation einjährig (Fuchs 1907). Die Überwinterung findet sowohl als Käfer als auch als Larve und Puppe statt; Ratzeburg fand übeiwinternde Käfer unter Buchenrinde. Forstlich kommt dem palliatus trotz seiner Häufigkeit im allgemeinen keine große Bedeutung bei, da er stark sekundär ist und gefälltes Holz bevorzugt. Man findet ihn besonders an schattigen Orten an Meterstößen oder dort liegenden Stämmen, Klötzen oder an Stöcken. An stehenden Stämmen findet er sich gewöhnlich in Begleitung bezw. als Nachzügler anderer Borken- käfer. Nach Saalas (19 19) gehört pallialus in Finnland an Fichte wie auch an Kiefer zu den allerhäufigsten Borkenkäfern, er spielt jedoch, da er immer nur stark sekundär auftritt, auch dort als schädliches Insekt keine Rolle. Andererseits finden sich in der Literatur auch einige Angaben über ein schädliches Auftreten. „Wenn wirklich der Bostrichus abietiperda Bechsteins wie Ratzeburg vermutet, identisch mit palliatus ist, so hat er Anfang des 19. Jahrhunderts in den Rudolstädter Tannenwaldungen 60 — 80 Bäume zum Eingehen gebracht." Ferner berichtet Stein (1852) über ein schädliches Vor- kommen in 20 — 40jährigen Fichten in Gemeinschaft mit poligraphus. Altum beobachtete in Fichtenbeständen, die stark unter Schneebruch gelitten haben, den massenweisen Anflug von palliatus an den Bruchstellen. Von hier aus erstreckte sich der Fraß allmählich absteigend, so daß ein Ersatz der ab- gebrochenen Spitze durch sogenannte Bajonettbildung verhindert und die kranken Baumstumpfen anderen Feinden preisgegeben wurden. Als natürliche Feinde führt Kleine an: die Käfer Oxijlaemus ei)lindricus P., Phloeo- nonms ptisillus Ct., Phloeopora reptans 'Er.^ angustiforniis B., Rlti-,ophagas bipustulattis F, parvuhfs Payk., depressus F., dispar Payk. und Plegaderus vulncratus Pz.; ferner die Schlupfwespen Pteromalus Spinolae R., ae»ndns R. und Elioptrocerus xylophagorum R. Hylurgops glabratus Zett. (Syn. Hylastes deciimatius Er.) Unterscheidet sich von der vorigen Art durch die größere Gestalt (4,5 — 5 mm) und dea viel schmäleren Halsschild. Färbung dunkelbraun" (s. Tabelle S. 480). Kommt fast ausschließlich an Fichte vor; selten an Pi7ius cembm. Seine geographische Verbreitung ist ebenso groß wie die von palliatus^ und 570 Coleoptera. — 7. FamUienreihe : Rhynchophora. erstreckt sich über ganz Europa und das nördliche Asien bis Sibirien und Japan; kommt ebenfalls m Nordamerika vor. Doch ist sein Auftreten in Mitteleuropa hauptsächlich auf gebirgige Gegenden beschränkt; er ist vorzugsweise Gebirgs- tier. In Deutschland wird er im Harz, Thüringer Wald, Riesengebirge, Bayerischen Wald und in den Alpen (bis 2000 m) gefunden, ebenso in den Schweizer, Tiroler und Steierischen Alpen; dann tritt er wieder in Lappland und Sibirien auf. Dies läßt die Annahme zu, daß glabratus in unseren Gebirgen als nordisches Relikt zu betrachten ist, das nach der Eiszeit in die Alpen eindrang (Keller 19 10). Die Fraßfigur (Abb. 293) hat eine unverkennbare Ähnlichkeit mit der von palliatus. Auch hier sind die Brutgänge kurze, 4 — 7 cm lange Längsgänge. Von dem Einbohrloch geht zuerst ein sehr kurzer Schräggang, und von diesem ein Blindgang ab, der entweder quergestellt ist oder auch abbiegt und in entgegen- gesetzter Richtung vom Muttergang verläuft (im ersteren Fall entsteht eine krückstock- artige Bildung). Der Muttergang ist tief in den Splint genagt und verbreitert sich oft gegen die Spitze zu etwas. Die Larven- gänge liegen dagegen zum größten Teil in der Rinde und furchen den Splint nur oberflächlich. Da die Eier nicht in ein- zelnen Gruben über die ganze Länge der Muttergänge verteilt sind, sondern in kleinen Häufchen im unteren Teil (in der Nähe des Einbohrloches) abgelegt werden, so strahlen die Larvengänge jederseits von einer kleinen, dem Einbohrloch be- nachbarten Partie des Mutterganges aus, die zunächst von den kleinen Larven ge- meinsam etwas erweitert wird. Die Zahl der Larvengänge beträgt höchstens 30; sie haben einen unregelmäßigen, geschlängelten Verlauf und erreichen eine Länge bis zu 8 cm, um in den Puppenwiegen, die zur Hälfte im Splint liegen, zu endigen. „Der Reifungsfraß der Jungkäfer ist ungemein ausgiebig; er beginnt mit einer einfachen Ausweitung oder hirschgeweihartigen Ausdehnung der Puppen- wiegen. Später wird durch platzweises Fressen das Larvenfraßbild zerstört, so daß höchstens noch die Mutterfraßgänge erkennbar sind" (Keller 1. c). Die große Ausdehnung der sterilen Partie des Muttergangs deutet auf einen ausgiebigen Regenerationsfraß hin, imd dieser wiederum läßt darauf schließen, daß die $2 zu mehreren Brüten befähigt sind. Abb. 293. Brutfraß von Hylurgops :glabratus Zett. Der größte Teil des Mutter- gangs ist steril. — Nach Trägirdh. Ipidae (Scolytidae). Rindenbrüter an Fichte. 571 Die Generation ist wohl eine einfache. Das Schwärmen erfolgt spät: Mai, Juni; die Ausreifung der Jungkäfer scheint, nach dem ungemein aus- gedehnten Nachfraß zu schheßen, sehr langsam zu erfolgen. Die im September fertigen Käfer kommen im Gebirge keinesfalls mehr zum Schwärmen. Sie über- wintern, um erst im nächsten Jahr zur Brut zu schreiten. Über die forstliche Bedeutung Hegen nicht viele Angaben vor. Ratzeburg berichtet, daß er „teils mit palliatus zusammen, teils allein eine Anzahl guter Stämme zerstört hat." Nach Fleischer (1877) erschien er gegen Ende der großen Borkenkäferkalamität im Böhmerwald im Jahre 1874 mancher- orts als einer der häufigsten schädlichen Käfer, stets in Gesellschaft von auto- graphus und palliatus. Über ein schädliches Vorkommen in der Zirbelkiefer berichtet Henschel (1882), daß er in Steiermark stehende Stämme befallen und in Gemeinschaft mit Ips cembrae zum Absterben gebracht hat. r^ ,^ \ J*j!'7';Xylechinus pilosus Rtzb. Ein kleiner (2,2 — 2,5 mm) schwärzlicher Käfer mit dunkel- braunen Flügeldecken und rosaroten oder braunen Fühlern und Beinen. Flügeldecken und Halsschild mit Börstchen, zwischen denen häufig auf den Flügeldecken einzelne schmale Schüppchen stehen (s. oben S. 479.) Brütet fast ausschließ- lich in Fichte; nur einmal an Lärche gefunden (?). Die geo- graphische Verbreitung erstreckt sich über den größten Teil von Europa, über das ganze Fichtengebiet; in den Alpen wurde er bis 1600 m Seehöhe angetroffen. W-- -*— ^^ y^. Abb. 294. Brutfraß von Xylechinus pilosus " Rtzb. — Aus Koch. Das Fraßbild (Abb. 294) besteht normalerweise aus einem doppelarmigen. nahezu rechtwinkelig zur Holzfaser verlaufenden Quergang, dessen beide Brut- gänge durch einen kurzen senkrecht dazu gestellten Eingangskanal verbunden sind. Letzterer ist in den meisten Fällen unregelmäßig erweitert, an eine Rammel- kammer erinnernd. Es handelt sich aber höchstwahrscheinlich nicht um eine solche, sondern um den Ernährungsfraß des Mutterkäfers, ebenso wie die Er- weiterungen, die man gewöhnlich am Ende eines der beiden Quergänge findet. Selten sind die beiden Muttergänge gleich lang, meist der eine mehr oder weniger kürzer, ebenso ist auch die Zahl der Eigruben in den beiden Gängen meist verschieden. Die Larvengänge sind verhältnismäßig wenig an der Zahl; mehr als 20 in einem Brutgang gehören zu den Seltenheiten. Sie gehen meist senkrecht ab und greifen wie auch die Brutgänge kaum in den Bast ein. Die Form des Fraß- bildes ist übrigens ungemein variabel, wie aus den Abbildungen von Jaroschka 572 Coleoptera. Familienreihe: Rhynchophc (1898), dem wir die besten Beobachtungen über die Biologie des Xylechinus ver- danken, zu ersehen ist. Er ist Spätschwärmer; die Mehrzahl schreitet im Mai und Juni zur Fort- pflanzung. Die Generation scheint nach den Beobachtungen und Versuchen Abb. 295, Biütiidij vuu Polygraphus poHgraphus L. in Fichtenrinde. A Anfangsfraß, nur Teile der Muttergänge sichtbar. B Vollendeter Fraß, ein dichtes Gewirr von Gangfragmenten zeigend. — Aus Koch. Milanis (1898) eine einfache zu sein. Doch können wohl die Mutterkäfer nach ausgeübtem Regenerationsfraß (s. oben) zum zweitenmal zur Brut schreiten. Die Spätbruten im Herbst, von denen Milani spricht, werden wohl Geschwister- bruten gewesen sein. Ipidae (Scolj'tidae). — Rindenbrüter an Fichte. cj-i Eine wirtschaftliche Bedeutung kommt dem Xylechinus trotz seiner großen Häufigkeit, in der er oft auftritt, kaum zu, da er nur abgestorbenes Material anzugehen scheint (Milani). Nach Jaroschka (I.e.) befällt der Käfer „meist die unterdrückten Stämme in geschlossenen Fichtenstangenorten, welche sich unter dem Schutz der umstehenden Bäume viel länger feucht zu halten vermögen und so der Entwicklung desselben förderlicher sind, als eine abgesägte Stange, die längere Zeit in einem trockenen Raum aufbewahrt wurde. Kopersky (i8g8) hat ihn bei Untersuchung von mehr als loo Stämmen (mit Ausnahme eines einzigen Falles) ausschließlich in fast gänzlich abgestorbenen Bäumen gefunden und hält ihn daher für ein ganz indifferentes Insekt." Polygraphus poligraphus L. (= pubescens F.) und subopacus Thoms. Die Polygrophus-Axitw sind an der derben nahtlosen Fühlerkeule, den geteilten Augen und dem einfachen zylindrischen (nicht herzförmigen) 3. Fußglied leicht zu erkennen. Über die Unterschiede der beiden Arten s. Bestimmungstabelle S. 481. Beide Arten brüten vornehmlich in Fichte; erstere ist außerdem noch in Abies pectinala^ Pinus silvestris, cembra und strobiis, letztere noch in Pinus silvestris und mofiiafia gefunden worden. — Die geographische Verbreitung erstreckt sich über Nord- und Mitteleuropa; jedoch ist poligraphus bei uns weit häufiger als siibopactn (in Finnland scheint letzterer die häufigere Art zu sein). Biologisch scheinen sich die beiden Arten mehr oder weniger überein- stimmend zu verhalten : allerdings liegen über subopacus bis jetzt nur sehr spärliche Beobachtungen vor. Die Angaben im folgenden beziehen sich auf poligraphus. Über das Fraßbild herrschte längere Zeit keine klare Vorstellung, da so- wohl Muttergang wie Larvengänge gewöhnlich in verschiedenen Mantelebenen verlaufen und daher beim Ablösen der Rinde meist ein dichtes Gewirr von Gangfragmenten sichtbar wird (Abb. 295, B). Nur in dünner Rinde liegt das ganze Fraßbild oder wenigstens der größte Teil der Brutgänge offen zutage (Abb. 296). Meistens ist es, wenn man das Fraßbild in seiner Gesamtheit erhalten will, notwendig, die äußere Hälfte der Rinde ganz sorgfältig abzutragen. Die so dar- gestellte Fraßfigur ist ein ausgesprochener Sterngang mit auffallend großer Rammelkammer. Die davon ausgehenden Brutgänge, 3 — 8 an der Zahl, sind ca. 1,8 mm breit, erreichen eine Länge von 3 — 6 cm. Meist sind sie mehr oder weniger geschlängelt oder gebogen. Die Larvengänge stehen nicht besonders dicht und verlaufen zum großen Teil mehr oder weniger längsgerichtet. Bei dichtem Besatz lassen sich die einzelnen Gänge gar nicht mehr erkennen, da dann die ganze Rinde durchgefressen ist. An manchen Fraßbildern lassen sich auch deutliche Spuren von Reifungs- fraß der Jungkäfer (unregelmäßige Erweiterungen der Puppenwiegen), sowie von Regen erations fraß der Altkäfer (platzartig sich durch die Rinde schraubend) erkennen (vgl. Tafel VHI bei Fuchs 1907). Die Seh wärm zeit fällt in die Monate April, Mai. Unter normalen Ver- hältnissen kommt es zu 2 Generationen im Jahr (neben Geschwisterbruten). Von Mitte Juli bis Ende August kann man das frische Einbohren des Käfers und seine Brutanlagen beobachten. Nüßlin (1904) stellte bei subopacus eine echte zweite Generation durch Zucht fest. 574 Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. Forstlich kann Polygraphus potigtaphus erheblichen Schaden anrichten, worüber in der Literatur sich zahlreiche Mitteilungen finden (Stein 1852, Döbner 1862, Ahlemann 1862, -Joseph 1878, Thurn 1885 u. a.). Besonders in jüngeren, 20 — 40jährigen Beständen kann er recht schädlich werden, indem er nicht nur einzelne Stämme, sondern größere Gruppen und Horste zum Absterben bringen kann. Ich habe solchen horst- weisen Befall als Folge von Blitz- wirkung beobachtet. Bekämpfung mit Fangbäumen. Als Parasiten und Räuber wurden bei den beiden Arten gefunden die Schlupfwespen Pteromalus aemulus R., capitatus Fürst., lanceo- laiifs R., navis R. und Spinolae R. und Rhoptroceriis xylophagorum R., ferner die Käfer: Rh/i^ophagus paralle- locollis Gyll., Hypopläoeus linearis F., Homalota sp., Phloeonomus piisillus G. und Phloeopora reptans Er. '^•^^r:' Ips typographus L. Der „Buchdrucker" oder „große achtzähnige Borken- käfer". Gehört in die Gruppe der knopf- zähnigen Arten, deren Absturz jederseits mit 4 Zähnen (davon der 4. am längsten) besetzt ist. Durch die matte, seifen- glänzende Skulptur leicht von seinem Nächstverwandten {amitimis) zu unter- scheiden (s. Tabelle S. 485). Der normale Brutbaum des typographus ist die Fichte. Da- neben kommt er gelegentlich auch an Kiefer und Lärche (s. hierüber auch bei amitinus S. 593) vor. — Die geographische Verbrei- tung entspricht derjenigen der Fichte, reicht also von Lappland bis zu den Alpen und vom Ural v,^ '-'■"' bis nach Frankreich. Er ist vor- wiegend Mittelgebirgstier , kommt jedoch auch in der Ebene vor, wie z. B. die großartigen ostpreußischen und russischen Kalamitäten beweisen; andererseits steigt er in den Hochgebirgen bis zu 2000 m Höhe an. Abb. 296. Brutfraß von Polygraphus poligraphus L. in dünner Kiefernrinde, die bterngangform in der ganzen Ausdehnung erkennen lassend. — Aus Koch ,«^^1, - ., . (phot. Scheidter). Ipidae (Scolytidae). — Rindenbrüter an Fichte. 575- Die Biutgänge (Abb. 297) sind ausgesprochene Längsgänge, gewöhnlich ,. gerade wie Zeilen" verlaufend. Je nach der Zahl der 9?) die sich zu einem d gesellen, stellen die Fraßbilder einarmige, doppelarmige oder dreiarmi'ge (seltener 4 — yarmige) Längsgänge dar. Weitaus in der Mehrzahl sind die doppelarmigen Gänge; sie sind als das normale Tv/'ograp/ius-Fra.ß>hi\d an- zusprechen. Die einarmigen treten dagegen zahlenmäßig zurück, ebenso die drei- oder gar die mehrarmigön. Abb. 297. Brutfraß (vollendet) von Ips typographus L. an Fichte (Bastseite der Rinde). Bei- a Rammelkammer, in der Rinde verborgen. */, nat. Gr. — Nach G. Fuchs. Wo es sich um doppei- und dreiarmige Fraßbilder handelt, sind^die ver- schiedenen Brutarme durch eine geräumige Rammelkammer miteinander ver- bunden. Letztere liegt aber gewöhnlich vollständig in der Rinde, so daß man sie in unverletzt abgeschälten Stücken gar nicht sieht, wodurch einarmige Fraß- bilder vorgetäuscht werden können. Erst wenn man durch Entfernen der inneren Bastschicht die Rammelkammer freilegt, erkennt man, daß die scheinbar selb- ständigen Brutgänge zusammengehören zu einem Fraßbild. In den meisten Muttergängen befinden sich einige Luftlöcher. 5/6 Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. Die oberen und unteren Gänge (bei einem doppelarmigen Fraßbild) liegen häufig nicht in einer Linie, sondern der untere Gang entspringt etwas seitlich und mündet mit einer Krümmung in die Rammelkammer, mit anderen Worten, die Linie macht in der Rammelkammer einen kleinen Knick. Chewyreuv (1907) hält diese Erscheinung für charakteristisch für Fraßbilder am stehenden Stamm und erklärt sie damit, daß auf diese Weise das Verschütten des unteren Ganges durch das aus dem oberen Gang fallende Bohrmehl verhindert ■wird. Auch der Einbohrkanal soll nach demselben Autor stets so angelegt werden, daß das Bohrmehl leicht herausfällt bezw, herausgeschafft werden kann: beim stehenden Stamm von unten nach oben gehend in gerader Linie mit dem oberen Brutgang, am liegenden Stamm von der Seite in die Kammer mündend. Am liegenden Stamm sollen ferner nach Chewyreuv die drei- und mehrarmigen Fraßbilder viel häufiger sein als am stehenden, da hier nicht so leicht Verschüttungen der anderen Gänge vorkommen wie bei diesem. Hennings (1907/08) hat die Angaben Chewy- reuvs nachgeprüft und keineswegs immer bestätigt gefunden; d. h. die verschiedenen Formen des Fraßbildes, die verschiedenen Richtungen des Ein- bohrganges usw. unterschiedslos am stehenden wie am liegenden Baum angetroffen. Er bezweifelt daher nach seinen Befunden das Bestehen solcher Gesetzmäßigkeiten im Sinne Chewyreuv s. Die große Variabilität in der Richtung des Einbohr- kanals dürfte nach Hennings darauf zurück- zuführen sein, daß der Käfer, der ja zum Ein- bohren sich stets tiefere Rindenspalten oder ver- deckte Stellen unter den Rindenschuppen aus- sucht, nun auch durch die besondere Eigen- tümlichkeit der jeweils ausgewählten Stelle in der Richtung, in welcher er sich einbohrt, beeinflußt wird. Ähnlich äußert sich übrigens schon Ratzeburg darüber: „Sie fangen gerne bei alten, starken Bäumen unter einer etwas abstehenden Schuppe an zu bohren und vermeiden es klüglich, nicht unnütz dabei auf zu zahlreiche Rindenschuppen zu treffen." Bei sehr starkem Befall ergeben sich infolge der Raumnot alle möglichen Abweichungen vom Normalbild, wie Krümmungen, schiefer Verlauf, Ver- bindungen zwischen Brutgängen von verschiedenen Fraßbildern usw. (vgl. Hennings 1907, S. 221). Eine eigenartige Form stellt das in Abb. 298 abgebildete 5 armige Fraßbild dar, das ich in Planegg bei München gelegentlich der großen' Kalamität 1921/22 an einem gefällten Stamm fand: die beiden der Stammbasis zugekehrten Enden („Gabelzinken") sind doppelt, nur durch eine ganz dünne Wand getrennt; die beiden inneren Gänge zeigen auf beiden Seiten Eigruben, während die äußeren nur auf der Außenwand solche aufweisen. Die Überfülle von fortpflanzungslustigen $2 mag diese Bildung veranlaßt haben. Abb. 298. Brutfraß (Anfang) von Ips typographus L. 5 armiger Muttergang. — Orig. Ipidae (Scolytidae). — Rindenbrüter an P'ichte. 577 Die Breite der Muttergänge beträgt ca. 3 — 3,5 mm; ihre Länge ist sehr verschieden und schwankt zwischen 6 und 15 cm, vereinzelt sind auch noch längere Gänge beobachtet worden. Die Länge der Gänge entspricht durchaus nicht immer der Zahl der abgelegten Eier, sondern läßt auch deutliche Be- ziehungen zu klimatischen Verhältnissen erkennen. Bei kaltem Wetter nagt näm- lich das $ seinen Gang ruhig weiter, während die Ablage der Eier unterbrochen oder wenigstens stark reduziert wird. Ähnliches geschieht beim Ausbleiben von öfteren Begattungen. Daher kommt es, daß der Zwischenraum zwischen zwei benachbarten Eigruben ein recht ver- schiedener (2 — 10 mm) sein und also ein sehr langer Muttergang mitunter weniger Eier beherbergen kann als ein wesentlich kürzerer. In der Mehrzahl allerdings enthalten die kürzeren Gänge auch eine geringere Zahl von Eiern, wie besonders bei den zweiten Brüten regene- rierter Altkäfer zu beobachten ist, deren Brutgänge gewöhnlich deutlich kürzer sind als bei der ersten Brut. Alle diese Momente erklären die große Mannig- faltigkeit in der Ausbildung der Brut- gänge, in der Verteilung der Eigruben und die so verschiedene Zahl (20 — 100) derselben in einem Muttergang. Ist schon dementsprechend die Zahl der Larvengänge und ihre Ent- fernung voneinander eine recht ver- schiedene, so kommt als komplizierendes Moment noch hinzu, daß bei dichter Besetzung viele Larvengänge sich nur sehr unvollkommen, d. h. nur in den ersten Anfängen entwickeln können. Besonders wo es sich um 3 (oder mehr-)armige Gänge handelt, sind auf dem Zwischenraum zwischen den 2 parallel verlaufenden Gängen (Gabelzinken) gar keine oder nur sehr unvollkommene Gänge ausgebildet. Die Larvengänge sind verhältnismäßig kurz, gewöhnlich 5 — 6 cm, verlaufen meist etwas geschlängelt, ver- breitern sich rasch, um in einer ziemlich großen, schüsseiförmigen Puppenwiege zu endigen. Das fertige Fiaßbild läßt meist auch noch deutliche Spuren von mehr oder weniger ausgedehntem Ernährungsfraß erkennen. Der Regenerationsfraß der Mutterkäfer besteht entweder in einer einfachen sterilen Verlängerung des Brut- ganges oder platzartigen Erweiterung des Gangendes oder in geweihartig ver- zweigten Gängen; ebenso zeigt sich der Reifungsfraß der Jungkäfer gewöhnlich in Form von größeren oder kleineren „Plätzen" um die Puppen wiege oder Escherich, Forstinsekten. IL Bd. 37 Abb. 299. Reifiingsfraß (hirschgeweihförmig) von Ips typographus L. '/^ nat. Gr. — Aus G. Fuchs. £-.^3 Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. von netzartig oder geweihförmig verzweigten Gängen (Abb. 299) wie beim Regenerationsfraß. Die Ausdehnung des Ernährungsfraßes hängt nicht nur von inneren physiologischen Bedingungen des Käfers, sondern auch von äußeren Ein- wirkungen ab, vor allem Klima und Witterung. Durch trübes, kaltes Wetter werden die Käfer am Ausfliegen verhindert und zu weiterem Ernährungsfraß ver- anlaßt ; es kann dann ein so ausgedehnter Reifungsfraß stattfinden, daß das Fraßbild in seinen einzelnen Teilen völlig verwischt wird, besonders bei dichtem Befall. Sowohl die Mutter- als die Larvengänge liegen zum größten Teil in der Rinde und markieren sich nur ganz oberflächlich im Splint. ^) Fortpflanzung. — Typographus gehört zu den Spätschwärmern. Wenn auch die von Eichhoff und Pauly (1888) vertretene Anschauung, daß typo- graphus das Schwärmen nicht unter 20 ^ C. beginnt und zu Massenausflügen noch höherer Temperatur bedürfe, durch Versuche und Beobachtungen von Hennings (1907), Fuchs {1907), Nüßlin u. a. als nicht immer zutreffend nachgewiesen und unter gewissen Bedingungen wesentlich tiefere Schwärmtemperaturen festgestellt wurden (s. unten S. 580), so wird doch der erste Schwärmtermin selten vor den 10. oder 15. April fallen. Vor allem ist es warmer Sonnenschein, der das Aus- und Anfliegen begünstigt. Nach dem Anflug nagt das 6 zunächst den Einbohrgang und die Rammel- kammer und erwartet hier die ihm alsbald nachfliegenden ??, um die erste Kopula mit diesen zu vollziehen. Die befruchteten $? beginnen sofort mit dem Brutgeschäft, indem jedes seinen Brutgang nagt und die Eier darin ablegt. Sie verfahren dabei (Chewyreuv) folgendermaßen: Zunächst wird rechts und links im Gang je eine Eigrube genagt, dann legt das $ ein annähernd ellipsoides Ei von I — 1Y2 mm Länge in den Gang, bückt sich, faßt das Ei mit den Kiefern und bringt es in die Eigrube, wo es mit Hilfe der Beine in der Längsachse fest- gelegt und mit etwas Bohrmehl zugedeckt wird. Dann wird ein zweites Ei gelegt und in der gleichen Weise in der gegenüberliegenden Eigrube untergebracht. Erst wenn dies geschehen, geht das ? daran den Muttergang ein kleines Stück weiter zu nagen, um hier weitere 2 Eier unterzubringen und so schreitet der Muttergang in dem Maße fort, in welchem sich die Zahl der Eier vermehrt. Wie oben schon erwähnt, gehört typographus zu den Arten, die einer öfteren Begattung bedürfen; jede Kopula befähigt das ? zur Ablage von etwa 6 — 12 Eiern. Wird eine wiederholte Kopula verhindert, dann hören die $? mit Eierlegen auf, fressen jedoch ihren Gang weiter. Die Einstellung der Eiablage ist, wie Nüßlin (1907) festgestellt hat, nicht auf eine Erschöpfung der Samen- vorräte in den weiblichen Genitalien zurückzuführen, sondern wohl auf eine Herabstimmung des Wohlbefindens und eine hemmende Beeinflussung der Sexual- triebe, wobei sich allerdings individuelle Verschiedenheiten bei den einzelnen „Witwen" zeigen. ') Die hier gegebene Schilderung des Fraßbildes bezieht sich auf die normale Fraßpflanze, die Fichte. Die Fraßbilder in Kiefer sollen längere und infolgedessen auch nur allmählich breiterwerdende Larvengänge zeigen, die etwas an die von Myelophilus piniperda erinnern (Pauly). Ipidae (Scolytidae). — Rindenbrüter an Fichte. ^70 Die wiederholte Kopula findet stets in der Rammelkammer statt, die zu diesem Zweck immer wieder von den 99 aufgesucht wird. Es ist daher not- wendig, daß die Muttergänge von Bohrmehl freigehalten werden. Die Reinhaltung wird zum größten Teil von den Jc^ besorgt. Das 2 bringt das Bohrmehl mit seinen Beinen in seine Flügeldeckenabsturzgrube, und sobald sich hier eine gewisse Menge angesammelt hat, naht sich das d, schafft das Mehl in der gleichen Weise in seinen eigenen Absturz, kriecht dann rückwärts aus dem Mutter- gang in die Rammelkammer und schüttet die Ladung in den Einbohrkanal. Generation. — Über die Generationsfrage des typographus ist viel dis- kutiert und polemisiert worden. Während auf der einen Seite eine einjährige Generation als die Norm angesehen wurde, hielten andere an einer doppelten oder gar dreifachen Generation fest, i) Die eingehenden Zuchtversuche und Be- obachtungen von Pauly (1888), Nüßlin (1905), Hennings {1907) und Fuchs (1907) in Verbindung mit Knoches Studien über den Regenerations- und Reifungsfraß haben die Frage soweit geklärt, daß es heute keine prinzipiellen Zweifel mehr gibt. Wir wissen heute, daß sowohl einfache als doppelte Generation vorkommt und daß es vor allem Witterung und Klima ist, welche die Generationsfrag e des typographus entscheiden. Unter einigermaßen nor- malen Verhältnissen in mittlerer Lage ist die doppelte Generation die Regel und zwar mit ungefähr folgendem Verlauf: Erstes Schwärmen: Mitte April bis Ende Mai. Entwicklung bis zum gelben Jungkäfer: 5^/2 — 6 Wochen. Reifung des Jungkäfers (Ausdunklung, Aushärtung und Geschlechtsreife): 2 bis 3 Wochen, also Gesamtentwicklung vom Anflug des i. Mutterkäfers bis zum Ausflug des I. Jungkäfers 2 — 2^/4 Monate. Beginn der zweiten Generation Ende Juni bis Ende Juli. Erscheinen der reifen Käfer der zweiten Generation Ende August bis Anfang Oktober (die zweite Generation, wenigstens die aus späten Eiern kommenden Individuen, ent- wickelt sich infolge der tieferen Temperaturen gewöhnlich etwas langsamer). Unter sehr günstigen Bedingungen können auch die Jungkäfer der zweiten Generation noch ausfliegen, aber nicht um eine dritte Generation zu beginnen, sondern um anderswo zu überwintern (z. B. im Wurzelanlauf von Fichten, wo sie sich kurze, gebogene Gänge als Winterquartiere nagen). Unter weniger günstigen Bedingungen (naßkalter August und September) kann die Entwicklung der Brut so verzögert werden, daß sich nur ein Teil noch zu Jungkäfern entwickelt, während die Mehrzahl als Larven oder Puppen zur Überwinterung kommt. ^) Durch besonders ungünstige Witterungsverhältnisse kann der hier geschilderte Verlauf noch viel weiter beeinflußt werden. Vor allem durch ein kaltes, reg- *) Eine gute historische Übersicht gibt G. Fuchs (1907). 2) Wie überaus widerstandsfähig Ujpügraphus selbst als Larve ist, hat Cogho (1875) ge- zeigt. Winterkälte kann den Larven nicht schaden, ebenso werden sie durch ein kürzeres Ver- flößen der Stämme nicht getötet; Käfer, welche 3 Wochen in geflößtem Hulz eingefroren waren, flogen später ungestört aus. 37* ego Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. nerisches Frühjahr, wodurch das Schwärmen stark verzögert werden kann. Pauly gibt 20 ^ C. als Schwärmtemperatur an. Allerdings ist, wie schon gesagt, diese Temperatur nicht unbedingt erforderlich, wie vor allem Fuchs gezeigt hat. Wenn nämlich das eben begonnene Schwärmen durch plötzliche Temperatursenkung und trübe regnerische Witterung für längere Zeit unterbrochen wird, so daß die völlig geschlechtsreifen Käfer unter der Rinde gehalten werden, so können diese Käfer auch bei verhältnismäßig niedriger Temperatur ausschwärmen. Trotzdem wird aber auch in solchen Fällen durch kalte Temperaturen das Schwärmen und Eierlegen ganz wesentlich hinausgeschoben. Kommt hierzu noch ein ungünstiger Sommer, so daß auch die Entwicklung zum Jungkäfer mehr oder weniger ver- langsamt wird, so ergibt sich eine nur einfache Generation, Nüßlin (1905) machte im regnerischen Jahr 1903 im Schwarzwald die Beobachtung, daß die Reifung und Ausdunklung der Jungkäfer infolge der kalten Sommermonate so langsam sich vollzog, daß die meisten, selbst die dem Anflug von Ende Mai entstammenden Jungkäfer noch am 30. September unter der Rinde verharrten und in der Geschlechtsreife sehr zurückgeblieben waren. Da die Mehrzahl dieser Jungkäfer erst im folgenden Mai zum Ausflug gelangt sein konnten, so brauchten diese zur Entwicklung von Ei zu Ei etwa 12 Monate, anstatt 2 Monate wie in normalen Sommern! Derartige gewaltige Unterschiede in der Entwicklungsdauer können auch in ein- und demselben Jahr in nächster Nachbarschaft vorkommen, wenn der eine Ort starker Erwärmung durch Besonnung ausgesetzt ist, der andere derselben ent- behrt. Besonders im Gebirge ist der Faktor der Exposition, nach der sich die Besonnung richtet, von größerer Bedeutung, vor allem dann, wenn eine solche sonnige Lage noch außerdem licht und räumdig bestockt ist und die Strahlung des Bodens dazukommt. Da kann es sein, daß in solcher Lage typographus doppelte Generation hat, während er einige hundert Schritte entfernt in kühler Schattenseite nur einfache Generation hat (Fuchs 1907). Wie überaus schwankend die Entwicklungsdauer ist, geht am besten aus den Angaben hervor, die Hennings über das Verhalten von typographus in den Jahren 1903, 1905 und 1907 im badischen Schwarzwald macht: „1903: Der Anflug war Ende Mai erfolgt, am 5. August zeigte sich der Beginn des Jungkäferstadiums, welches durch die ungünstige Witterung derartig in die Länge gezogen wurde, daß am 30. September die Mehrzahl der Jung- käfer noch unausgefärbt unter der Rinde in der Nähe der Puppenwiegen zu finden war; eine zweite Generation war demnach nicht mehr zu erwarten und die einzige Generation 1903 dauerte also ca. 12 Monate, 1905: Nachdem der Anflug am 12. Mai erfolgt war, gelangte die junge Brut in ungefähr einem Monat bis zur Verpuppung; nach weiteren 11 Tagen war das Puppenstadium beendet und der Ausflug der Jungkäfer geschah im Juli; diese Jungkäfer gingen sofort an die Begründung der zweiten Generation, 1905 hatten wir also 2 Generationen, von denen die erste nur 2 Monate 9 Tage, bezw, sogar nur i Monat 25 Tage brauchte. Ipidae (Scolytidae). — Rindenbrüter an Fichte. cgi 1907: Der Anflug war am 12. bezw. 21. Mai erfolgt; am 14. Juli waren Puppen noch nicht zu finden; die am weitesten vorgeschrittenen Larven waren voll erwachsen, zu einer Zeit also, zu welcher 1905 bereits der Ausflug der Jungkäfer erfolgte. Es ist nicht anzunehmen, daß diese Brut noch im Laufe des so ungünstigen Sommers zum Ausflug kommen konnte, so daß wir also 1907 wieder eine Beschränkung auf eine Generation hatten." Auch durch Versuche hat Hennings (1. c) die große Beeinflußbarkeit des typographus durch äußere Faktoren dargetan und Differenzen von 87 Tagen erzielt, indem die Gesamtentwicklung vom Ei bis zum Freikäfer bei 24 *^ (trocken) nur 26 Tage, bei 14° (feucht) dagegen nicht weniger als 113 Tage dauerte (s. Bd. I S. 173). Herrschen schon durch die starke Abhängigkeit der Entwicklungszeit von äußeren Einflüssen (Klima und Witterung) große Unregelmäßigkeiten im Erscheinen der einzelnen Stadien, so wird das Bild noch weiter kompliziert dadurch, daß auch die alten Mutterkäfer nach ausgeübtem Regenerationsfraß nochmals im- stande sind, eine Brut (Geschwisterbrut) zu erzeugen. Nüßlin (1905) schreibt dieser nochmaligen Fortpflanzungstätigkeit der Mutterkäfer allerdings keine besondere Bedeutung zu. Nach den Beobachtungen von Fuchs dagegen schreiten die Mutterkäfer oft in ausgedehntem Maße zur 2. Brut; bei seinen Zuchten schwärmten im Juni fast sämtliche Mütter aus und brüteten nochmals und zwar in regelrechten Gängen. Von Mutterkäfern, die er im Juli und August einer stehenden Fichte entnommen hatte, brüteten die zuerst entnommenen größtenteils und regelrecht, die später entnommenen allerdings weniger und in kurzen Gängen und die letzten überhaupt gar nicht mehr. Fuchs nimmt so- gar an, daß einzelne solcher Mutterkäfer im nächsten Frühjahr nochmals brüten. Jedenfalls haben die Mutterkäfer von typogiaphus eine auffallend lange Lebens- dauer, indem sie, im Herbst geboren, vom nächsten Frühjahr bis zum nächsten Herbst weiterleben und sogar nochmals überwintern können, i) So stellen also die Mutterkäfer ohne Zweifel einen beachtenswerten Faktor im Typographus -V ox\.orQXCi&a. dar; spricht doch Fuchs einen von Judeich mit- geteilten Flug vom 4. — 10. Juni als zweiten Flug der Mutterkäfer an. 2) Nehmen wir nun alle die hier besprochenen Faktoren zusammen, nämlich den von Klima und Witterung so sehr beeinflußten Beginn und Verlauf der Schwärmzeit, die ebenso stark beeinflußte Entwicklungsdauer und endlich die Langlebigkeit und wiederholte Brutbereitschaft des Mutterkäfers, so verstehen wir ') In den Versuchen von Fuchs blieben zwei Käfer zwanzig Monate am Leben. ^) Es ist nicht uninteressant zu erfahren, daß die alten Schriftsteller des 18. Jahrhunderts bereits diese Rolle der Mutterkäfer beobachtet oder vielleicht besser geahnt haben. So schreibt Gmelin im Jahre 1787: „Ist aber die Witterung im "Weinmonat warm und trocken, so fliegt der neuerdings entwickelte und der alte Käfer noch einmal aus, sucht neue Nahrung, fällt neue Bäume und neues Holz an und legt unter die Borke von diesen, die er auf ähnliche Weise zer- stört, seine Eier." Auch über die lange Lebensdauer des typographus finden sich bei Gmelin Angaben, wonach das Alter sich höchstens auf i Jahr, gewöhnlich nur auf ein halbes erstreckt. Auch noch zu Ratzeburgs Zeiten warf man gelegentlich die Frage nach dem längeren Leben der Mutterkäfer und sogar der zweiten Brüten auf. Doch sie verschwinden sofort wieder und hinterlassen nur noch Zweifel und Unsicherheit (s. Fuchs 1907, S. 17). cg2 Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. das bunte Durcheinander der Erscheinungen bei einer lypographiis- Kalamität, das ununterbrochene Auftreten neuer Brüten, den ununterbrochenen frischen Befall neuer Bäume usw. Unterbrechungen treten nur bei schlechter, naßkalter Witterung ein; an warmen, sonnigen Tagen gibt's ein fortwährendes Schwärmen fortpfianzungslustiger Käfer, ein fortwährendes Einbohren an gefällten und stehenden Stämmen, ein fortwährendes Herabrieseln von Bohrmehl. Alte Mütter bohren sich gleichzeitig mit und neben ihren Kindern ein, und ebenso können sich gleichzeitig die Jungkäfer der ersten und zweiten Generation und der zweiten Brüten (Geschwisterbruten) von alten regenerierten Müttern aus- bohren. Kurz, die Ergebnisse der neueren Forschung „zeigen aufs klarste die während der ganzen Saison mögliche Fortpflanzungsbereitschaft und die damit verbundene stetig drohende Gefahr." Forstliches Verhalten.^) Ips ivpograplms ist in unserem Faunengebiet weitaus der wichtigste bezw, schädlichste Borkenkäfer. Wenn wir von Borkenkäfer-Kalamitäten reden, so handelt es sich in 99 von 100 Fällen um den „Buchdrucker"; er neigt von allen unseren Borkenkäferarten am meisten zur Massenvermehrung. Sein eiserner Bestand ist an und für sich ein ziemlich hoher, so daß es nur eines geringen Anstoßes bedarf, um die Flamme hochschlagen zu lassen. Da er, wie die meisten Borkenkäfer sekundär ist, also vor allem kränkliches Holz aufsucht, so genügt das zeitweise Vorhandensein größerer Mengen solchen Materials, um die Zahl rasch über die Normalzahl hinauswachsen zu lassen. Und ist dies einmal geschehen, sind einmal Millionen fortpfianzungsgieriger Käfer vorhanden, so gehen sie in ihrer Not, wenn das am besten geeignete kränkliche Material erschöpft ist, an ganz gesunde, vollsaftige Bäume und werden so primär. 2) In unseren Kulturforsten geht der erste Anstoß zur Massenvermehrung meist von Schnee- oder noch mehr von Windbrüchen oder von Raupen- fraß aus. Es wird z. B. durch Wind ein größeres oder kleineres Loch in den ') Bei den folgenden Ausführungen über das forstliche Verhalten und die Bekämpfung stütze ich mich auf die Berichte Nüßlins über die Kalamität im bad. Schwarzwald (PfuUendorf), ferner besonders auf die Berichte, die Forstmeister Scheidter über den Verlauf der in den letzten Jahren in Bayern, vor allem im Starnberger Revier (bei Planegg), aufgetretenen Massen- vermehrungen verfaßt hat (für die Ministerial- Forstabteilung), und endlich auf eigene Beob- achtungen bei den letztgenannten Kalamitäten. Unsere hier niedergelegten Erfahrangen decken sich im allgemeinen mit den während des Druckes dieses Werkes veröffentlichten Angaben von F. v, Schollmeyer-Lichtenberg (1923). ^) Die Frage, ob typographns auch gesunde Bäume befällt oder nur kranke, war lange Gegenstand eines erbitterten Streites, der so alt ist als die Wahrnehmung, daß es Wurmtrocknis gibt. Wer sich für die ältere Literatur hierüber interessiert, möge die betreffenden Abschnitte in Gmelin's 1787 erschienenem ausführlichem Buche lesen, in welchem der besonnene Mann schließlich (S. 136) zu dem Urteile kommt, daß die letztere Meinung mehr für sich hat als die erstere, und dann fortfährt: „Wenn sie es aber auch nicht hat, so scheint es mir, solange wenigstens bis die entgegengesetzte Meinung noch nicht bis zur vollkommenen Gewißheit be- wiesen ist, ratsamer, ein Verfahren ferner zu befolgen, durch welches man der Geschichte zufolge in älteren Zeiten den Wurm so oft bis zur Unschädlichkeit vermindert hat, als ein neues einzu- führen, das sich auf eine so sehr widersprochene Meinung gründet. Und gesetzt auch, der Wurm falle nur kranke Bäume an, so stimmen doch alle Beobachter darin überein, daß diese Bäume, wenn sie der Wurm nicht angegriffen hätte, noch Jahre lang grün geblieben wären, und die Ipidae (Scolytidae). — Rindenbrüter an Fichte. «83 Bestand gerissen; die geworfenen Stämme bleiben aus irgend welchem Grunde (in der letzten Zeit meist aus Arbeitermangel — Kriegsfolge!) längere Zeit liegen, und vermehren so mit einem Schlag die Brutgelegenheit außerordentlich. Wird diese nur während einer Saison ganz oder auch nur zum Teil gelassen, so genügt das, aus einer erträglichen, praktisch ungefährlichen eine unerträgliche, praktisch gefährliche und verderbliche Zahl zu machen — man denke an die Fortpflanzung in geometrischer Progression, an die große Nachkommenschaft, die jedes $ erzeugen kann (bis 100), an die Möglichkeit der doppelten Generation usw. Wird nun in der Folge der Vermehrung nicht mit der größten Energie entgegen- getreten, so ist die Katastrophe da. Der Verlauf ist nun meist der, daß von den Entstehungsherden (Wind- löchern) aus zunächst die Randbäume, die ja meist auch etwas vom Winde gelockert und ferner durch die plötzliche Freistellung in ihrem physiologischen Zustande nicht mehr ganz auf der Höhe sind, befallen werden, so daß die befallene Fläche sich konzentrisch oder auch buchtenweise erweitert. Im letzteren Fall fließen die Buchten durch den unausbleiblichen Befall der dazwischen- stehenden Inseln oder Streifen bald zusammen. Neben diesem kontinuierlichen Weitergreifen des Befalls entstehen häufig auch in einiger Entfernung (50 — 100 m und weiter) davon i) in den umgebenden Beständen isolierte kleinere oder größere horstartige Befallsstellen („Käferlöcher"), die sich ebenfalls stets erweitern, um schließlich unter sich und mit dem Ursprungsherd zu konfluieren und so zur wesentlichen Vergrößerung des letzteren beizutragen. Je nach der Witterung, je nachdem nur eine oder zwei Generationen erzeugt werden und die Altkäfer in geringerem oder stärkerem • Maße zu zweiten Brüten schreiten , vollzieht sich dieser geschilderte Prozeß langsamer oder schneller. Greift der Mensch überhaupt nicht oder nur ungenügend ein, und bleibt die Witterung einigermaßen günstig, so kann der Todeszug unentwegt weiter- gehen über ganze Wälder von riesenhafter Ausdehnung. Denn wie oben schon erwähnt, stellt sich bei den Borkenkäfern nicht, wie bei den meisten primären meisten unter ihnen gutes, brauchbares Holz behalten hätten, vielleicht sich wieder ganz erholt hätten, daß sie hingegen, wenn sie der Borkenkäfer anbohrt, in wenigen Monaten unhaltbar so daraufgehen, daß, wenn sie nun nicht bald gefällt werden, auch ihr Holz ungemein an Güte ver- liert. Ist also jenes Verfahren in älteren Zeiten nicht auch aus dem Grunde ratsam, um jene kranken Bäume vor ihrem schnellen Verderben und Absterben in Sicherheit zu setzen, umsomehr, da es nach den Verteidigern der ersten Meinung so äußerst schwer ist, kranke Bäume, ehe sie der Wurm anfällt, immer zuverlässig zu erkennen?" „Als Beispiele vernünftiger, sachlicher Besprechung der Fr^e seien die Arbeiten von Blondein (1874/76) rühmend hervorgehoben, während solche tolle Elaborate, wie die von Baroch (1878), der geradezu von einer Nützlichkeit der Borkenkäfer spricht, und Reviezky (1886) wohl nur als Kuriositäten angeführt werden können^' (N.). ^) Typographus scheint im allgemeinen sich nicht weit vom Ort seiner Geburt zu ent- fernen und sich am liebsten in unmittelbarer Nachbarschaft zum Brutgeschäft einzubohren. Ein Überflug auf weite Strecken dürfte wohl nur ganz ausnahmsweise, bei Mangel von Nahrungs- bezw. Brutmaterial vorkommen, wie von Holzlagerplätzen zu den nächstgelegenen Waldungen. Die in der Literatur mitgeteilten Fälle von angeblich weiten Überflügen und plötzlicher Infektion von vorher ganz gesunden borkenkäferfreien Wäldern sind nicht beweiskräftig genug, um ihnen den Wert von Tatsachen zuschreiben zu können. Das angebliche „plötzliche Auftreten" kann in den meisten Fällen auch auf einem Übersehen der Anfänge beruht haben. Vgl. hierzu auch Cogho (1874 b), der die Möglichkeit eines weiteren Überschwärmens bestreitet. 584 Coleoptera. — 7, Familienreihe; Rhynchophora. Insekten, nach Verlauf von einem oder einigen Jahren ein so großes Heer von Feinden ein, daß die Kalamität nach einer mehr oder weniger bestimmt vorauszusagenden Zahl von Jahren von selbst wieder zusammenbricht. Es treten zwar auch bei Typograßkus - Kalamitäten zahlreiche Feinde (Raubinsekten und Parasiten) auf, doch sie genügen, worin die meisten Beobachter übereinstimmen, in der Regel nicht, dem Übel Einhalt zu tun. Es sind nur wenige Fälle an- gegeben, in denen die Kalamität durch Parasiten beendet worden sein soll; so berichtet Ratzeburg (W. 381), daß bei dem großen Borkenkäferfraß, der auf den gewaltigen Nonnenfraß in Ostpreußen folgte (siehe unten), der Käfer aller mensch- lichen Kräfte spottete und so lange wirtschaftete, bis die Natur selbst — durch Vermehrung der schmarotzenden Ichneumonen — ihn zur Unschädlichkeit zurück- führte." i) Auch Saalas (19 19, S. 405) teilt Fälle von so starker Überhand- nähme von Parasiten mit, daß dadurch der Borkenkäfervermehrung Einhalt geboten wurde. So hätte sich an einer Fichte (in einem Bruchmoor Finnlands), die voll von frischen Fraßbildern des iypographus war, kaum auch nur ein ein- ziges Individuum entwickeln können; denn statt der Borkenkäfer gab es am Ende der Larvengänge zahlreiche leere Puppenhülsen von einer zu der Gattung Bracott gehörenden Schlupfwespe. Es findet natürlich auch jede Borkenkäferkalamität einmal ihr Ende, sei es durch eingetretenen Mangel an Brutmaterial, sei es durch längere Zeit hin- durch herrschende ungünstige Witterung, sei es durch Erschöpfung der Fort- pfianzungsenergie in Verbindung mit Krankheiten, Parasiten und Feinden, doch tritt dieser Zustand in der Regel erst nach einer langen Reihe von Jahren ein, nachdem große Waldesstrecken verwüstet sind; mit anderen Worten, die Natur- hilfe kommt so spät oder wenigstens so unregelmäßig, daß sie von dem Praktiker nicht in Rechnung gestellt werden kann oder darf. Am meisten sind ältere Fichtenbestände von 80 — 100 Jahren der Typographus-Geiahx ausgesetzt, jüngere Bestände sind weniger beliebt, und Stämme unter 50 Jahren werden nur selten angenommen. Gewöhnlich findet der An- flug unterhalb der Krone statt und schreitet dann von da abwärts bis etwa I — 2 m über dem Erdboden; der Basalteil des Stammes bleibt meist frei. Die volle Besetzung des Stammes innerhalb dieser Grenze kann in i — 2 Wochen, bei starker Massenvermehrung aber auch in ganz kurzer Zeit, in i Tag oder gar nur in wenigen Stunden erfolgen. Wenn trotzdem auch in letzterem Falle die oberen Brüten eher auskommen als die unteren, so rührt das von den höheren Temperaturen her, die in der oberen Region herrschen und durch die die Ent- wicklung beschleunigt wird. Die Lieblingsplätze des Buchdruckers sind warme, trockene Lagen, kleine Blößen und Bestandsränder. Außer an stehende, kränkelnde Bäume geht er ^) In seinen Forstinsekten (S. 186) zitiert dagegen Ratze bürg zustimmend folgende Worte Pfeils: ,,Eine sorgfältige Vertilgung des Borkenkäfers ist umso dringender zu empfehlen, als er nicht, wie die Raupen, periodisch erscheint, und von selbst wieder verschwindet, sondern sich vielmehr so lange vermehrt und erhält, als er noch Holz zu seiner Fortpflanzung tauglich vorfindet," Ipidae (Scolytidae). — Rindenbrüter an Fichte. C85 mit Vorliebe auch an frisch gefäUte Stämme, die in ihrer Beschaffenheit diesen sehr ähnlich sind, ferner auch in nicht zu alte Meterstöße, die er von oben bis unten belegt. Bei Massenvermehrung überschwemmt er alle erreichbaren Revierteile und geht dann, wie schon gesagt, auch an völlig gesunde Bäume. Allerdings glückt hier nicht immer das Eindringen, bisweilen gelingt es dem Baum^ die ersten Angriffe abzuschlagen. Man kennt diese Stämme an den um die Einbohrlöcher sich bildenden Harztrichtern. Schneidet man hier die begonnenen Gänge nach, so findet man in der Regel keine erstickten Käfer darin ; die Käfer scheinen also sich noch rechtzeitig zu entfernen, um voraussichtlich an anderen Stämmen ihr Glück zu versuchen (Nüßlin 1905, Scheidter). Starker Befall wirkt durch die Zerstörung der Basthaut tödlich („Wurm- trocknis"). , Äußerlich machen sich die ersten Wirkungen in verschiedener Weise geltend, je nachdem der Befall im Frühjahr oder Sommer stattgefunden hat. Bei frühzeitigem Befall tritt eine Störung des Rohsaftaufstieges zur Krone ein; infolgedessen wird deren Ernährung im Frühjahr beeinträchtigt, was zum baldigen Kümmern und Absterben und damit zur Rötung der Krone führt. Je nach dem Zeitpunkt und der Intensität der Störung tritt die Rötung früher oder später, beschränkter oder umfassender ein. Das Rotwerden beginnt gewöhn- lich mit den ersten heißen Tagen im Juni und setzt sich bis zum September fort. In schattigen Lagen und bei feuchter Witterung kann das Rotwerden noch wesentlich verzögert werden. Bei spätem Befall (2. Generation), wenn die Krone schon ausgebildet ist und erstarkte Triebe erreicht hat, und der Abstieg der Säfte mit neu assimilierter Nahrung in der Rinde in vollem Gang ist, bestehen die ersten auffallendsten Symptome in einem Verfärben, Aufbacken und schließlichem Abfallen der Rinde zunächst an der oberen Stammpartie, während die Nadeln noch längere Zeit grün bleiben. Später tritt natürlich auch hier Rötung ein (oft erst im Januar bis März). Vor dem eigentlichen Rotwerden nehmen die Nadeln einen mehr oder weniger mißfarbigen (graugrünen bis gelblichgrünen) Ton an, sie sitzen auch nicht mehr so fest und fallen zum Teil beim Prellen herunter (,,nadeln"). Bekämpfung einer Kalamität. Erkennung. — Wie bei allen Insektenkalamitäten so ist auch beim Buch- drucker die rechtzeitige Erkennung der drohenden Gefahr die beste Gewähr zur wirksamen Abwehr. Es ist daher das wichtigste Gebot, die Anfangssymptome des Befalls genau zu beobachten. Das allerwichtigste Anfangserkennungsmerkmal besteht in dem Austreten von Bohrmehl bezw. in dessen Ansammlung zwischen Rindenschuppen, an Flechten, in Astwinkeln, am Boden nahe der Stammbasis, an Spinngeweben usw. Allerdings ist dieses Kennzeichen nur relativ kurze Zeit wahrzunehmen, da Bohrmehl nur bis zur Vollendung des Mutterganges, im einzelnen Brutgang etwa 14 Tage, am ganzen Baum i — 2 Wochen länger ausgeworfen wird. Man muß cgö Coleoptera. — 7. Familienieihe: Rhynchophora. also damit rechnen, daß spätestens 4 Wochen nach Befallsbeginn das Symptom nicht mehr oder nur noch in Spuren zu sehen ist, besonders wenn inzwischen Regenfälle eingetreten sind. Die anderen meist noch angegebenen Anfangssymptome wie das Vorhanden- sein von Einbohrlöchern und Harzaustritt sind weit weniger brauchbar und zuverlässig. Die Einbohrlöcher sind meist versteckt und, besonders wenn der Befall in den oberen Partien stattgefunden hat, leicht zu übersehen; und Harz- austritt erfolgt durchaus nicht immer, da derselbe von der Jahreszeit und dem Gesundheitszustand der Bäume abhängig ist (s. oben). So bleibt also als das einzige absolut sichere und für jeden Aufsichtsbeamten oder Forstarbeiter leicht, erkennbare Anfangssymptom der Bohrmehlausfall innerhalb der ersten Wochen. „Es kann nicht genug gemahnt werden, daß der Wirtschafter seine Forstwarte und Holzhauer auf dieses untrügliche Kennzeichen hinweist" (Nüßlin). Als später eintretende Merkmale erfolgt das Verfärben und Abfallen der Nadeln („nadeln"), und das Grauwerden und Abfallen der Rinde. Hierzu können in dieser Zeit auch Spechtverwundungen der Rinde kommen. Als das letzte Symptom, das den nahenden oder bereits erfolgten Tod anzeigt, erscheint das Rotwerden der Krone. Meist wird anfänglich erst das letzte Symptom bemerkt, wodurch den Borkenkäfern natürlich ein erheblicher Vorsprung gegeben wird. Bekämpfung. — Ist eine Massen Vermehrung eingetreten und hat eine Kalamität begonnen, so heißt es angesichts der raschen Entwicklung des Käfers keine Zeit zu verlieren, sofort mit aller Energie die Bekämpfung aufzunehmen und so schnell als möglich auszuführen. Dabei ist aber gleich von vornherein zu betonen, daß infolge der starken Beeinflussung der Ij'pograp/ms-'Entwicklnng durch die Lage, Witterung und das Klima hier eine Schematisierung noch weniger wie bei anderen Insekten angebracht ist. Mehr wie anderswo ist hier biologisches Denken und scharfe biologische Beobachtung notwendig. Mit Recht bemerkt daher Nüßlin (1905): „Die richtige Behandlung einer Borken- käferkalamität stellt so hohe Anforderungen, daß es fraglich ist, ob diesen von jedem Wirtschafter genügt werden kann. Gerade deshalb sollte sie niemals demselben allein überlassen bleiben, und sollten spezielle Sachverständige zur richtigen Zeit hinzugezogen werden." „Erstes und oberstes Gesetz bei jeder Borkenkäferbekämpfung muß sein, den Ausflug zu verhindern oder doch zu beschränken, weil bei typographus der Ausflug als fast gleichbedeutend mit Wiederanflug an gesundes Holz betrachtet werden muß." Zu diesem Zweck müssen daher alle Stämme, welche Brüten ent- halten, gefällt und unschädlich gemacht werden, ehe die Jungkäfer zum Ausflug gelangen. Es kann demnach auch die Frage, die sich jedem Wirtschafter, der vor die Aufgabe der Bekämpfung einer beginnenden Kalamität gestellt ist, zuerst auf- drängt: „Soll zuerst die Räumung und Unschädlichmachung des altbefallenen, mehr oder weniger rot und dürr gewordenen Holzes oder diejenige der noch Ipidae (Scolyddae). — Rindenbrüter an Fichte. 587 grünen, frisch befallenen Bäume vorgenommen werden?", nicht generell beantwortet werden. Im allgemeinen ist zwar Ratzeburg zuzustimmen, wenn er sagt: „Es kommt alles darauf an, wenn beide (,alte und frische Trocknis') infolge Arbeiter- mangel nicht zugleich berücksichtigt werden können, zuerst die frische vorzu- nehmen"; doch kann es auch Verhältnisse geben, wo die schematische Befolgung dieses Grundsatzes ein Fehler wäre. Nehmen wir an, daß das Rotwerden infolge dichten Befalls der ersten Generation schon frühzeitig erfolgt, wenn, besonders im unteren Teile, noch eine Masse Brut, Puppen und Jungkäfer vorhanden sind, während die frisch befallenen Stämme erst junge Larven enthalten, so ist es zweifellos geboten, zuerst die ahbefallenen Stämme zu entfernen und unschädlich zu machen und dann erst an die frischen Stämme zu gehen, in denen vielleicht erst nach Wochen ausgewachsene Larven und Puppen erscheinen. Sind dagegen aus den roten Bäumen die Jungkäfer bereits ausgeflogen, so wäre es ein Fehler, kostbare Zeit mit der Fällung solcher Bäume zu verlieren. Es muß in den Waldteilen bezw. mit den Stämmen begonnen werden, welche die reifsten, am bäldesten ausfiugbereiten Käfer enthalten, dagegen kann da noch gewartet werden, wo die vom Käfer befallenen Hölzer mehr oder weniger junge Brut enthalten. So kann z. B. da, wo die zweite Generation im Larvenstadium in den Winter geht, bis in das erste Frühjahr mit der Fällung gewartet werden. Um die Bekämpfung in diesem Sinne durchführen zu können, muß der Wirtschafter sich stets genau unterrichten i. über die jeweils frisch befallenen Stämme und 2. über den Verlauf der Entwicklung bezw. über die Zahl der Generationen. Über den ersten Punkt, den jeweiligen frischen Befall, kann nur dadurch Sicherheit erlangt werden, daß einige alte, geschulte Arbeiter ständig das Revier begehen und alle Stämme, die Bohrmehlausfall oder sonstige Borkenkäfersymptome (z. B. „nadeln") zeigen, markieren. Um über den zweiten Punkt, den Entwicklungsverlauf und die Zahl der Generationen, Klarheit zu erhalten, müssen stehende und gefällte Stämme von Zeit zu Zeit untersucht werden. Insbesondere ist es von Wert, durch Werfen von Fangbäumen im April und Mai den Beginn der i. Generation festzustellen, von welchem alsdann unter Berücksichtigung der Witterungsverhältnisse bezw. der Beobachtung an weiteren Probestämmen der wahrscheinliche Verlauf der Generationen abgeleitet werden kann. „Nur auf solche Weise kann der Wirtschafter einen Vertilgungsplan ent- werfen, der zugleich eine gesicherte Vernichtung des Käfers, wie eine Einsparung an Arbeitskräften ermöglicht, insofern, als eine rationelle Zeiteinteilung möglich gemacht wird." „Neben der Entfernung und Unschädlichmachung der befallenen Bäume sind, sofern nicht noch für den Anflug brauchbares Windwurfmaterial vorhanden ist, ständige Fangbäume zur Vernichtung der stets neu ausschwärmenden Käfer- massen zu werfen und zwar in nicht zu geringer Zahl. Der Anflug ist ständig zu kontrollieren und falls die dargebotenen Fangbäume bald vollbesetzt werden, ^88 Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhyrchophora. sind fortgesetzt neue Fangbäume nachzuwerfen. Geschieht dies nicht, so sind die weiter anschwärmenden Käfer gezwungen, stehende Bäume anzugehen. Eine zweite Serie von Fangbäumen ist ca. 3 — 4 Wochen nach dem i. An- flug in unmittelbarer Nähe der zuerst geworfenen Fangbäume zu werfen, um die zu einer 2. Brut aus den Fangbäumen der i. Serie sich ausbohrenden alten Mutterkäfer an diese zu ziehen. Der Zeitpunkt des Werfens der 2. Serie ist dann gekommen, wenn beim Nachschneiden von Gängen in den Fangbäumen der I. Serie die Beobachtung gemacht wird, daß die Mutterkäfer den Brutgang steril verlängern, also Regenerationsfraß treiben. Eine 3. Serie von Fangbäumen ist notwendig, wenn die Jungkäfer der I. Generation zum Ausschwärmen kommen. Diese Serie kommt nur für die in den stehenden Stämmen herangewachsenen Jungkäfer in Betracht, die nicht recht- zeitig entdeckt und vernichtet werden konnten. Denn in den liegenden Fang- bäumen muß durch rechtzeitige Entrindung die Entwicklung der Jungkäfer ver- hindert werden. Werden ferner im Innern von Beständen Käfernester entdeckt, in denen sich die Nachkommenschaft bereits zum Teil zu Jungkäfern entwickelt hat, so sind gleichzeitig mit der Fällung dieser Käferbäume in unmittelbarer Nähe dieser einige Fangbäume zu werfen, um den beim Entrinden zahlreich zu Boden fallenden Jungkäfern Gelegenheit zu geben sich einzubohren und so sie von stehenden Stämmen abzuhalten. Ebenso sollten beim Entrinden der Fangbäume in deren direkter Nähe neue Fangbäume geworfen werden, um die dabei herabfallenden Mutterkäfer daran zu verhindern, zur Fortsetzung ihres jäh unterbrochenen Brutgeschäftes an benachbarte, stehende Stämme anzufliegen" (Scheidter). Endlich empfiehlt es sich in allen Lagen, von den Fangbäumen einzelne als Kontrollbäume liegen zu lassen, um über die fortlaufende Entwicklung unterrichtet zu sein (s. obenj. Diese bleiben auch noch länger unentrindet, müssen aber dann natürlich ebenfalls entrindet werden, spätestens wenn die ersten Puppen sich zu Jungkäfern entwickelt haben. Bei einer Massenvermehrung, da die Käfer im höchsten Drange zur Fort- pflanzung sich befinden und, wie schon mehrfach betont, auch völlig gesunde Stämme annehmen, gehen die 2$ an jeden Fangbaum, mag er eben frisch gefällt sein oder schon Wochen oder Monate liegen, mag er entastet oder mögen ihm die Äste belassen sein. Eine besondere Vorbereitung, wie sie oben von Sedlaczek für die zur Vorbeugung dienenden Fangbäume vorgeschlagen wurde, würde bei Kalamitäten nur Zeitverschwendung bedeuten. Nur bezüglich der Lage der Fangbäume ist zu beobachten, daß am wirksamsten die sind, die an lichteren Stellen, an Bestandsrändern, an vorhandenen Lücken oder Blößen geworfen werden, doch sollen sie möglichst so liegen, daß sie nicht allzuviel von der Sonne beschienen werden, damit sie nicht zu schnell austrocknen. Dagegen haben Fang- bäume im Innern dichter, schattiger Bestände gar keinen oder nur sehr geringen Wert, da die ausschwärmenden Mutterkäfer im allgemeinen die dichten Bestände meiden. Ipidae (Scolytidae). — Rinderibiüter an Fichte. eSq Die Unschädlichmachung der befallenen Stämme und Fangbäume ge- schieht durch gründliche und rechtzeitige Entrindung. Rechtzeitig ist sie dann, wenn sie vorgenommen wird, solange der Schädling sich noch im Larven- stadium befindet. Hier genügt das einfache Entrinden, wogegen ein Verbrennen der Rinde nicht nötig ist, da die freigelegten Larven sich nicht mehr weiter- entwickeln, sondern unter dem Einfluß der Sonne usw. zugrunde gehen. Anders, wenn die Entrindung zu spät erfolgt, zu einer Zeit, da schon Puppen oder gar Jungkäfer vorhanden sind, dann ist das restlose Verbrennen unbedingt ge- boten. Wenn auch die Puppen, die beim Entrinden herausfallen, zugrunde gehen, i) — so verpuppen sich doch, besonders bei dickerer Rinde, ein sehr hoher Prozentsatz der Larven innerhalb der Rinde, so daß also die Puppen in der Rinde verborgen bezw. geschützt sind. Diese werden sich zum größten Teil auch in der losgelösten Rinde zu Käfern entwickeln und wieder ausschwärmen können. Was die bei der Entrindung zu Boden fallenden Jungkäfer') betrifft, so werden solche, die noch völlig weich, zum größten Teil zugrunde gehen; wenn sie jedoch einigermaßen erhärtet sind, so werden sie wohl imstande sein, sich wieder einzubohren, um zunächst den Reifungsfraß auszuüben und dann zur Brut zu schreiten. Das Verbrennen hat vorsichtig und sachgemäß zu geschehen. Bleibt die Rinde längere Zeit liegen und wird sie dann zusammengescharrt und häufen- oder armweise zum Feuer getragen, so wird dadurch einer großen Zahl von weichen Jungkäfern Gelegenheit gegeben, ihren Chitinpanzer zu erhärten, oder den schon erhärteten Käfern, auszuschwärmen. Dies sollte, soweit als mög- lich, verhütet werden. Ratzeburg und andere schlagen vor, beim Entrinden Tücher unterzulegen, was jedoch bei großen Kalamitäten schwer durchzuführen ist. Scheidter empfiehlt, möglichst große Rindenstücke loszulösen und zwar in der Weise, daß man in der Mitte der Stammoberseite der Länge nach einen schmalen Streifen abschält und dann die Rinde nach rechts und Hnks durch Untergreifen mit dem Schöpser im ganzen vom Stamm loszulösen sucht. Auf diese Weise verbleiben die meisten Käfer in der Rinde und die herausfallenden werden in dem Rindenstück wie in einem Korb aufgefangen. Die Rindenstücke sind dann sogleich zum Feuer zu tragen und zwar mit der Innenseite der Rinde nach aufwärts. Auf diese Weise gelingt es, die Jungkäfer fast restlos dem Feuertod zu übergeben, wie ich mich selbst mehrfach überzeugen konnte. Es ist endlich darauf zu achten, daß die Rinde wirklich verbrennt, denn ein bloßes Anrösten genügt nicht, da dadurch durchaus nicht immer alle in dem Stück befindlichen Käfer getötet werden, wie bereits Judeich beobachtet und ^) Bei Versuchen, die Scheidter anstellte, entwickelte sich nur ein verschwindend kleiner Prozentsatz der aus den Puppenwiegen gefallenen Puppen zu Käfer, die noch dazu zum größten Teil Krüppel waren. Scheidter (i. 1.) meint, daß die Puppen zur Verwandlung zum Käfer ihrer Puppenwiegen bedürfen, um sich an deren "Wänden anhalten bezw. stützen zu können. Auch mag ein zu rasches Vertrocknen der Exuvialflüssigkeit bei den der schützenden Puppen- wiege entnommenen Puppen mit an ihrem Tode schuld sein. "^) Wie groß die Zahl der beim Entrinden herausfallenden sein kann, hat v. Berg (1886) durch einen Veisuch festgestellt: Danach fielen beim Ablösen der Rinde über '/g der vorhandenen Käfer herunter, während kaum 7« i° den Rindenstücken verblieb. 5go Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora, wie bei der jetzigen Kalamität in Planegg bestätigt wurde (vgl. hierzu auch die Ausführungen von Cogho (1879) über die große Lebenszähigkeit des typographus). Mit der Rinde sind auch die Äste zu verbrennen, nicht wegen typo- graphus^ der nur selten in Ästen brütet, sondern wegen der mit ihm meist zu- sammen vorkommenden Astbrüter, vornehmlich Pit. chalcographus und micro- graphus. Wird die Typograp/ms-B&kä.va^iMng in dieser hier geschilderten Weise vorgenommen, so ist es möglich, die Vermehrung in i bis 2 Jahren so einzudämmen, daß die Gefahr für den Wald gebannt ist. Allerdings bedarf es hierzu einmal einer umsichtigen, ziel- bewußten Leitung, die den schwankenden Verhältnissen der Typographus- Biologie zu folgen versteht, und sodann eines ausreichenden Kampf- personals, das die übertragenen Aufgaben auf das gewissenhafteste ausführt. Parasiten und Raubinsekten. Wenn man bei einer Typographus -Y.2\zxmm. Rindenstücke ablöst und die Fraßbilder genauer untersucht, so findet man außer den Verfertigern und eigent- lichen Bewohnern meist noch eine größere Zahl anderer Tiere: winzige Milben, Nematoden und Fliegenlarven, kleinste Staphylinen, Schlupfwespenlarven — Puppen und Imagines — , ferner die rosaroten großen C/^raj- Larven usw.; kurz, die Typographus-Yz.m\\\Q. beherbergt in ihrem Heim auch eine Menge Gäste. Viele von ihnen mögen harmlos sein und sich damit begnügen von den Abfällen des Typographus-lA2M%\\2iXXt?, etwas abzubekommen, andere dagegen haben es auf ihre Wirte selbst abgesehen und wollen von ihrem Körper leben, entweder indem sie sie direkt auffressen, oder indem sie parasitisch von ihren Säften sich nähren. Leider sind wir bis heute nur bei verhältnismäßig wenigen von den vielen Mit- bewohnern genauer über die Stellung gegenüber ihren Wirten unterrichtet, und es wäre eine überaus dankbare Aufgabe, einmal die gesamte Einwohnerschaft in den Typographus-GsingQn einer systematischen Untersuchung zu unterziehen. Unsere heutigen Kenntnisse erschöpfen sich in der Hauptsache mit der Rolle der Clerus- Larven, der Schlupfwespen und Nematoden; und auch von den Schlupfwespen wissen wir nur bei einigen wenigen Arten Näheres über ihre Biologie. Das wichtigste darüber ist oben im allgemeinen Teil über die Borkenkäfer (s. S. 450) mitgeteilt (vgl. hierzu auch Fleischer 1877). Kleine (1908; 09) führt folgende Schmarotzerkäfer als bei typographus gefunden an: Clerus formicarius L., rufipes Rtt., Epuraea sutiiralis Rtt., Eypophloeus pini Pz., Nemosoma elongatwn L., Placusa inßma Er., Cylistosoma lineare Er., Megaderus saueius Er., Quedius laevigatus Gyll. und ocliropterus Er., Rhizophagus cribrahts Gyll. und ferru- gineus P., Niidobius lentus Geov. ; ferner folgende Schlupfwespen: Coeliodes bostriehorum Gir., Doryctes obliterans Nels , Acrocormus multicolor Rtz., Pteromalus oMeticola Rtz. und Spinolae Rtz. und Rhoptrocertos xylophagorum Rtz. G. Fuchs (19 15) nennt außerdem noch Diploehis omnivoris Wall., deren Larve in der Leibeshöhle der Imagines lebt und Rosenfeld den Chalcidier Ropaliscus stispensus, dessen Biologie oben eingehend geschildert ist (S. 450). Scheidter spricht in seinen Berichten von einer kleinen Chalcidier-Art in den Mutter- gängen, in die sie durch das Einbohrloch des Mutterkäfers gelangen. „Es scheint sich hier um eine Art zu handeln, die dem Käfer selbst in den Muttergängen nachstellt und ihn dort an- Ipidae (^Scolytidae). — Rindenbrüter an Fichte, cqi sticht." Des öfteren konnte ferner Scheidter eine andere Chalcidier-Art beobachten, besonders zur Zeit des i. Ausfluges im Mai, die die anschwärmenden Käfer außen an den Stämmen anstachen. Welche Rolle die Raubinsekten und Parasiten für den Verlauf und die Beendigung von Kalamitäten haben, darüber ist oben schon mehifach berichtet (s. S. 452 u. S. 584). Über die Bedeutung der Vogelwelt bei einer Ti/pographi(S-Ka\&mhät gilt das oben (S. 449) im allgemeinen Teil Gesagte. Vgl. auch von Vietinghoff (1923). Geschichtli'ches. Die Berichte über das Vorkommen der "Wurm trocknis , auch Wurmfraß, Fichtenkrebs, Sohrung, Darre, Dürrwerden genannt, in Deutschland reichen ziemlich weit hinauf. In Krebels (1802) tabellarischer Übersicht der Waldverheerungsgeschichte von 1449— 1799 ist die erste Wurmtrocknis im Harze 1649 angeführt und es folgen dann gleich die Jahre 1665 und 1677. 168 1 bis 1691 wird im Harze das Übel durch schleuniges Niederhauen und Verkohlen gedämpft, die Verheerungen wiederholen sich aber schnell und nehmen von 1703 an bedenklich zu, um eigentlich das ganze Jahrhundert hindurch in den mitteldeutschen Gebirgswäldern nicht mehr auf- zuhören, trotzdem man 1707 mit rationeller Abwehr beginnt, nicht wie früher die bereits ganz dürren Stämme, sondern die „frische Trocknis'-, d. h. die noch mit Larven besetzten Bäume, zu- erst haut und die Borke verbrennt. Die Anschauungen über die Natur des Übels waren damals noch sehr primitiver Natur; allerdings darf man es dem Pastor Christian Lehmann zu Scheibenberg im Erzgebirge, einem übrigens recht gescheiten Manne, der 1699 seinen bekannten ,, Historischen Schauplatz derer natür- lichen Merkwürdigkeiten in dem Meißnischen Ober-Ertzgebirge'- herausgab, nicht allzuhoch an- rechnen, wenn er sagt: „Ich vermeine, man müsse diesem sonderlichen Siechthum unterschiedliche Ursachen beimessen, teils der Sideration (!) und giftigem Thau, der auf die Wälder fällt und eine große Fäulniß verursacht, daß allerhand schädliches Ungeziefer und Gewürme zwischen der Rinde und Holtz wachset, sich tieff in den Kern einfrisst und den balsamischen Saft vergiftet und ver- zehret. Wie dann viel Gewürme innerhalb der Rinde und des Holtzes gefunden wird und man observiret, daß die schwartzen Roßkäfer sich an das Gehöltze fest anhangen, mit dem Schwanz durch die Rmde bohren, und ihren Unrath hineinschmeißen. Daher große Maden mit schwaitzen Köpfen wachsen, die sich tieiT ins Holtz hineinfressen." Hat doch noch der Verfasser der „Grundsätze der Forstökonomie", W. S. Moser 1757 nicht viel klarere Vorstellungen, trotzdem bereits R. F. von Flemming in seines „Vollkommenen Teutschen Jägers anderem Haupttheil" 1724, S. 76 und 77, eine ganz verständige Schilderung der wirklichen Entwicklung der Boiken- käferlarven gibt, die er allerdings durchaus als sekundär ansieht. Aber erst gegen das Ende des 18. Jahrhunderts beginnt eine einigermaßen mit unseren heutigen Anschauungen vergleichbare Auflassung der Natur des , .fliegenden schwarzen Wurmes", wie man damals den Borkenkäfer nannte, platzzugreifen, im Zusammenhang mit der allgemeinen Hebung der entomologischen Kenntnisse, welche sich damals unter Linneschem Einflüsse voll- zog. Es erscheint nun eine Unmasse kleiner, nach unseren Begriff'en mehr oder weniger wunder- barer Schriftchen über den Borkenkäfer mit rohen Abbildungen, welche aber doch zur Klärung der Anschauungen beitrugen, und unter denen einige besonders rühmlich hervorgehoben zu werden verdienen, z. B. die kleine Broschüre des herzogl. Braunschweig-Lüneburgischen Ober- forstmeisters von Sierstorpff (1794), während Gmelins Abhandlung über die Wurmtrocknis ein zusammenhängendes, gutes Bild des damaligen Zustandes der mitteldeutschen Gebirgswälder, namentlich im „Communionharz" gibt. War doch hier allerdings die Erscheinung so besorgnis- erregend, daß sie sich dem einsichtigen Beobachter geradezu gewaltsam aufdrängte. Seit 1772 nahm die Wurmtrocknis stark überhand, erreichte 178 1 bis 1783 den höchsten Grad und erlosch erst gegen 1787. Um einen Begriff von dem Umfang der Verheerung zu geben, genügt es zu sagen, daß nachGmelin (1787) die Anzahl aller im Communionharz trocken gewordenen Stämme 1781: 182451 Stück, 1782: 259106 Stück betrug. In letzterem Jahre allein waren daselbst 3359 Waldmorgen neu abgestorben und Ende 1786 betrug im Zellerfelder Foistdistrikte, der aus 5 Forsten bestand, die Anzahl der in Trocknis auf dem Stamme stehenden und abgeborkt liegen gebliebenen Stämme nicht weniger als 446 284 Stück, so daß man ganz gut annehmen kann, daß im ganzen durch diesen Fraß gegen 3 Millionen Fichtenstämme vernichtet wurden. Eine solche Höhe erreichen dann die Fräße, welche 1795 ^'s 1798 im Voigtlande, 1818 und 1828 in der Provinz Preußen und 1835 bis 1836 in Württemberg wüteten, nicht (Grunert 1864). Von den späteren Fraßen sind zwei besonders lehrreich, der ostpreußische in den Jahren 1857 bis 1858, beziehungsweise 1862, und der im Böhmerwald in den Jahren 1871 bis 1875. Ersterer war ein sekundärer Fraß, welcher dem dort seit 1854 auftretenden Nounen- fraße, über den wir noch später zu berichten haben werden, folgte. Wer die genaueren Daten kennen lernen will, ist zu verweisen auf die gründlichsten Berichte, welche Grunert (1864) und Willkomm (1864) gegeben haben. Hier genüge es zu sagen, daß nach Grunert die Ver- wüstungen in dem Regierungsbezirk Gumbinnen von 1854 bis Ende 1862 sich folgendermaßen stellten: 592 ColeoiUera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. Flächeninhalt in Morgen Menge des abgestorbenen Holzes in Massenklaftern ä 70 Kubikfuß der ganzen Reviere der ver- wüsteten Flächen durch Raupenfraß durch 1 „ ■w-c c 0 Summe Käferfraß Staatsfürsten Privatforsten . 847 823 237350 224244 59000 I 609 095 225 000 966 607 452 500 2575702 677 500 I 135 173 283 244 I 834 095 1419 107 3253202 Hierbei ist zu berücksichtigen, daß nach Forstmeister Schulz der Raupenfraß dem Käfer- fraß gegenüber meist zu hoch angesprochen wurde. Von dem abgestorbenen Holze waren bis Oktober 1862 verwertet 2353566 Klafter Derbholz und außerdem noch 154470 Klafter Stockholz und Reisig, die nebst jenem Derbholze gewonnen worden waren; unverwertet blieben zu jener Zeit noch 40672 Klafter aufbereitetes Holz. 858964 Klafter Holz auf dem Stamme, außerdem an Stockholz 432 642 Klafter und i 396 997 Klafter Reisig. Es wurde daher durch den nachfolgenden Borkenkäferfraß ziemlich ebensoviel Holz vernichtet wie durch den Raupenfraß. Anders verhielt es sich mit dem großen Borkenkäferfraß im Böhmerwald und im Bayerischen Wald. Hier waren große Wind- und Schneebrüche die erste Ursache. Der furchtbare Sturm, welcher am 7. Dezember 1868 in ganz Mitteldeutschland, in Böhmen, Schlesien Mähren hauste, hatte auch den Böhmerwald getroffen, so z. B. auf dem Kubany allein i OD Joch Urwald vernichtet und überall Borkenkäfergefahren heraufbeschworen, namentlich in Zentral- böhmen, wo ihm am 9. November desselben Jahres ein verheerender Schneesturm vorausgegangen war, welcher wohl l Million Klafter Holz, auf der 3800O Joch großen Domäne Zbirow allein 95000 Klafter, geworfen und gebrochen hatte. Wäre es möglich gewesen, die mächtigen Bruch- massen rechtzeitig aufzuarbeiten, wie es anderwärts vielfach geschehen konnte, so wäre kaum die große Borkenkäferverheerung eingetreten. In der Hauptsache wurde man wohl erst 1870 damit fertig und die 1869 liegenden Bruchmassen bildeten die ersten Brutstätten für eine ungewöhn- lich große Menge von Borkenkäfern. Zum Unglück traf nun der grol'iartig verwüstende, von Südwest nach Nordost laufende Sturm in der Nacht vom 26. zum 27. Oktober 1870 den Böhmer- wald, welcher viele Millionen von Klaftern warf, die für den ohnehin massenhaft vorhandenen Borkenkäfer neue willkommene Brutwiegen boten. Die zur Verfügung stehenden Arbeitskräfte langten zu der schwierigen Aufarbeitung der haushoch aufgetürmten Bruchmassen n'cht hin, und trotz wiederholter, rechtzeitiger Gesuche, welche namentlich, insoweit sie die Bitte um Gewährung von Militäraushilfe betrafen, anfänglich abschlägig beschieden wurden, entschloß sich die k. k. Staatsregierung erst 1873, also viel zu spät, mit Geldvorschüssen usw. helfend einzuschreiten Bei der infolge von Aibeitermangel namentlich in den kleineren Privat- und Gemeindewaldungen. z. B. in Außergefield, ungenügenden Bekämpfung in den Jahren 187 1 und 1872 hatten sich von den älteren Herden aus die Käfer in geradezu entsetzlicher Weise vermehrt und fielen massen- haft auch gesunde Bäume und Bestände an. Hier war ihre Bekämpfung überdies noch durch das Vorhandensein ausgedehnter, im Zusammenhang liegender Komplexe von Althölzern wesent- lich erschwert. Bei der durch Forstrat Swoboda 1873 unternommenen Bereisung des Böhmer- waldes zeigt es sich, daß in den Bezirkshauptmannschaften Krumau, Prachatitz, Schütten- hofen und Klattau zusammen 104100 ha Waldfläche befallen waren. Mit 1400 fremden aus Krain, Tirol usw. zugezogenen und 7000 einheimischen Arbeitern wurden nun Gegenmaßregehr energisch in Angriff genommen. Zur Herstellung der für die Abbringung der Hölzer nötigen Straßen wurden vom böhmischen Landtage looooo fl. bewilligt und die gleiche Summe vom k. k. Ackerbauministerium vorschußweise gewährt. Auf den fürstlich Schwarzenbergschen Herr- schaften waren überdies durch Krainer und Tiroler Arbeiter mehrere ausgedehnte Holzriesen ge- baut worden. Die Opfer, welche die Waldbesitzer selbst bringen mußten, lassen sich nicht be- ziffern; es sei hier nur erwähnt, daß allein auf den Domänen Krumau, Winterberg, Stubenbach, Groß-Zdikau und Bergreichenstein im Jahre 1873 ^^'^^ einer Waldfläche von 51800 ha 141000 fl. an Vertilgungskosten aufgewendet werden muJjten. Im Jahie 1875 konnte die Gefahr als über- wunden angesehen werden. In den oben genannten vier Bezirkshauptmannschaften waren mehr als 300000 Fangbäume gefällt worden, und die Aufbereitung der befallenen Hölzer, welche durch viele Tausend Arbeiter mit einem Lohnaufwande von i 300000 fl. bewirkt wurde, ergab ungefähr 2700000 fm. Werden die Verheerungen durch den Borkenkäfer von ihrem Beginn an bis Ende 1874 zusammengefaßt, so ergeben sich nachstehende Ziffern Ipidae (Scolytidae). — Rindenbrüter an Fichte. 593 bis 1873 3 590 ba Bestandsfläche mit i 496 000 fm Holzmasse, im Jahre 1873 , . 2 769,2 ,, ., ., i 069 200 ,, „ „ ,, 1874 2652,8 „ ., „ 1060850 ,. zusammen 9012.O ha Bestandsfläche mit 3632050 fm Holzmasse, wozu im Böhmerwaldgebiete für 1875 noch weitere 2176 ha mit 358 590 fm hinzukommen. Leider sind die Daten über diesen Borkenkäferfraß nicht so aktenmäßig zusammengestellt wie die aus Ostpreußen, immerhin geben aber der Reisebericht von Willkomm (1876), der Bericht von Swoboda (1874) ^i"<^ einige andere Zeitungsberichte ein allgemeines Bild über die Verheerungen. Über den Verlauf des Fraßes im Bayerischen Walde berichtet Schwappach {1875) '^d über die gleichzeitig in Österreich. - Schlesien stattgefundenen Borkenkäferschäden Karbas ch Eine Borkenkäferverwüstung im Gouvernement Moskau 1882/83 schildert Thürmer (1885). In neuerer Zeit (1903 — 1906) ist im Schwarzwald (PfuUendorf) eine Kalamität aufgetreten, die von Nüljlin (1905) eingehend geschildert wurde. In der neuesten (Nachkriegs-) Zeit sind sowohl in Deutschland als auch in Österreich kleinere, größere und auch ganz gewaltige "Wald- verheerungen durch typographus vei-ursacht, die wohl in der Hauptsache als Kriegsfolgen (Arbeitermangel!) zu betrachten und die zum Teil heute noch nicht abgeschlossen sind. Ips amitiaus Eichh. Dem typograpliiis sehr nahestehend, bez. der Zähne des Flügeldeckenabsturzes mit ihm übereinstimmend, jedoch ohne weiteres von ihm zu unterscheiden durch den stark glänzenden und deutlich punktierten Flügeldeckenabsturz. Im allgemeinen etwas kleiner (4 mm) als typographus. Die Hauptbrutpflanze ist die Fichte, daneben kommt er in Abüs pectinata, Larix europaea^ Pinus silvestris., austriaca^ leucodermis^) und peuce vor. Die Angaben Kleines vom Vorkommen in Arve und Latsche beziehen sich wohl auf die var. montanus Fuchs (s. S. 538). Das Vorkommen des amitinus in Kiefer scheint ziemlich häufig zu sein und es liegt nahe, die Angaben früherer Autoren (von SierstorpfT 1813, Stein 1854, Veit 1867 u. a.) über das mitunter auffallend starke Auftreten des typographus in Kiefer auf den damals noch un- bekannten, bezw. noch nicht von typographus getrennten amitinus (erst 1871 be- schrieben!) zu beziehen, zumal mehrfach die verschiedene Form der Fraßbilder hervorgehoben ist. Die geographische Verbreitung dürfte mit der von typographus über- einstimmen; sein Vorkommen innerhalb dieses Gebietes scheint aber weniger all- gemein und auch weniger häufig zu sein. Er tritt allerdings oft mit typographus zusammen auf, jedoch durchaus nicht als Regel. Sein Fraßbild (Abb. 300A u. B) ist dem von typographus ähnlich, läßt sich aber doch meist von ihm unterscheiden. Die Mehrarmigkeit (3 — 7 Gänge) ist hier die Regel, während bei typographus dies für die zweiarmige Form gilt. Die Arme gehen ferner bei amitinus meist mit einem großen Bogen von der Rammelkammer ab und verlaufen oft auch schräg, so daß sich das Fraßbild mehr der Form von typischen Sterngängen nähert. Die Rammelkammer ist ge- wöhnlich auf der Innenseite der Rinde sichtbar, wie überhaupt das ganze Fraß- bild mehr im Splint liegt. Die Muttergänge sind meist nicht so lang und auch enger als bei typographus. ') Knotek (1897) fand in der Herzegowina amitinus als häufige Erscheinung an der Panzerföhre (P. leucodermis), während er ihn dort in Fichtenbeständen nur selten antraf. Escherich, Fcrstinsekten. II. Bd. 3 8 594 Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. Forstlich verhält sich amitimis ganz ähnlich wie typographus. Häufig kommt er mit letzterem zusammen an einem Stamm vor, wobei er die oberen Stammoartien mit dünnerer Rinde b,evorzugt, wie er auch an schwächeres Material geht (Stangenholz). Bekämpfung wie bei typographus.'^') Abb. 300. Brutl'iaß von Ips amitinus Eichh. — A Anfangsstadiuni, nat. Gr. (Nüßlin). ^^_^ B Vollendeter fraß, V, nat. Gr. (Koch). ') Hierher noch Abb. 301. Flügeldeckenabsturz von Ips duplicatus Sahlb. J. — Nach Snessivtseff. Ips duplicatus Sahlb. Syn. Judeichi Kirsch, reetangidiis Ferrari, infiicatus Eich. Dem typographus ähnlich, doch der 3. Zahn des Ab- sturzes nicht geknöpft, und der 2. und 3. Zahn an der Basis plattenförmig miteinander verwachsen (Abb. 301); nähert sich dadurch dem aeuminatus. Aus Finnland und dem Ural (Judeich) beschrieben; und kommt (nach Teplouchow) in dem ganzen mittleren, europäischen Rultland vor; er wurde auch in Österreich und Steiermark (als infucatus) und einmal auch in Deutschland gefunden. Lebt hauptsächlich an Fichte, seltener an Kiefer und Arve. Die Fraßbilder sind denen von amitimts sehr Ipidae (Scolytidae). Rindenbrüter an Fichte. 595 ' Pityogenes chalcographus L. „Kupferstecher" oder „sechszähniger Fichtenborkenkäfer". An der langgestreckten, furchenartigen Form des Flügeldeckenabsturzes, der jederseits mit 3, beim (j' starken, beim 5 schwachen Zähnen besetzt ist, leicht zu erkennen. i,8 — 2 mm (Abb. 241 B, a u. b, S. 486). Der Hauptbrutbaum ist die Fichte; seltener an den verschiedenen Kiefern- Arten (Pinus silvestris, montana^ nigricans^ cembra^ strobus)^ an Lärche, Weißtanne und Abies sibirica. In der geographischen Verbreitung folgt er der Fichte bis nach Skandinavien und bis zum Ural. Die Fraßfigur stellt einen Sterngang dar; das Bild wird allerdings da- durch mehr oder weniger unklar, daß die Rammelkammer meist in der Rinde verborgen ist, so daß auf der Innenseite des losgelösten Rindenstückes gewöhnlich nur die Brutarme zusammenhangslos (Abb, 302) zu sehen sind (im abgekürzten Sprachgebrauch: „Sterngang ohne Rammelkammer" — im Gegensatz Abb. '302. Brutfraß von Pityogenes chalcographus L. in Fichte. A Eine Rolle in ^4 B Baststück in '^;„ nat. Gr. Rammelkammer nicht sichtbar. — N'. zum Sterngang mit Rammelkammer bei Pit. micrographus usw.). Bei sehr dünner Rinde kann allerdings auch die Rammelkammer sichtbar werden, so daß dann das ganze Fraßbild auf der Innenseite zum Vorschein kommt (Abb. 303). Die Muttergänge, 3 — 6 an der Zahl, gehen radiär von der Rammelkammer aus- einander und verlaufen gewöhnlich sichelförmig gekrümmt. Ihre Breite beträgt I mm, ihre Länge durchschnittlich ca. 6 cm. Die verhältnismäßig kurzen (2- -4 cm) Larvengänge sind zahlreich und stehen dementsprechend nahe beieinander. ähnHch, d. h. stellen 3 — 4 armige Sterngänge dar, deren Arme hauptsächlich in der Längsrichtung verlauien: Larvengänge meist viel spärlicher (20 — 25 auf einen Muttergang) als bei typographus und amiiinus. Eine ausführliche Beschreibung des Fraßganges nach Teplouchow findet sich bei Wachtl (1895). Nach Saalas (1919) „scheint duplicatus (in P'innland) den gleichen Schaden (am Baum) wie sein Verwandter 1. typographus anrichten zu können; aber da er als eine seltene Art zu bezeichnen ist, kommt ihm nicht annähernd die gleiche forstwirtschaftliche Bedeutung zu wie diesem". 38* cq6 Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. Sie furchen den Splint nur oberflächlich, ihr Endstück liegt gewöhnlich im Rindeninnern. Die Generation ist bis weit hinauf ins Gebirge gewöhnlich eine doppelte. Sein Flug im Frühjahr dehnt sich zuweilen recht lange aus — /) dafür ist seine Entwicklung, wenigstens an günstigen Orten, ziemlich rasch. Der zweite Flug findet von Mitte Juli bis Mitte August statt (Fuchs). Auch Pauly (rl p:#s^ n 1 ■ Jm^ ^ J, >; , ik' i'j^ '-i^^^^tt » 4 ■2 f ^ 'i ^^^^^H l ■ s . jhH Abb. 303. Brutfraß (vollendet) von Pit. chalcographus L. in Kiefer (Splint). Rammelkamnier sichtbar. Nat. Gr. — Aus Koch (ph. Scheidter.) gelangte durch Zuchtversuche zu den gleichen Ergebnissen; zugleich zeigt dieser aber auch, wie stark die Entwicklungsdauer bei chalcographus durch die Temperatur- verhältnisse beeinflußt werden kann (ähnlich wie bei typographus). Hennings (igo8), der ebenfalls mehrfach doppelte Generation festgestellt hat, hält unter besonders ungünstigen Verhältnissen auch eine einfache Generation für möglich. *) Da chalcographus einer wesentlich niedrigeren Schwärmtemperatur (Pauly gibt 13" R. an) bedarf als typographus, so schwärmt er gewöhnlich auch etwas früher als dieser. Ipidae (Scolytidae). — Rindenbrüter an Fichte. 597 In forstlicher Beziehung ist chalcogtaphus entschieden zu den sehr schädlichen Borkenkäfern zu zählen. Er bevorzugt die dünne Rinde und nimmt daher mit Vorliebe Stangenhölzer an und in älteren Beständen die oberen Stammteile und die Äste. Doch geht er bisweilen auch starke Fichten an. Andererseits wurde er auch in 8 — 1 2 jährigen Fichtenkulturen gefunden, in denen er größeren Schaden verursachte (Henschel 1878). Häufig kommt er mit typographus vergesellschaftet vor, in der Weise, daß er die Kronenpartie und typographus die weiter unten gelegenen Stammregionen befällt. Oft geht der chalcographiis-'^Q.{2i}^ dem typographus zeitlich voraus, bezw. wird durch ersteren der Baum für letzteren geeignet gemacht. Doch kann chalcographus auch allein großen Schaden anrichten; so sah ich im Bienwald (Rheinpfalz) einen 60 — 80jährigen Bestand, der längere Jahre unter Nematus- Fraß zu leiden hatte, schwer geschädigt und zum größeren Teil vernichtet. Die Bäume waren von oben bis unten dicht mit chalcographus-Y\2&\y\dLt.xvi besetzt. Bei der Bekämpfung gelten die gleichen Richtlinien wie für typographus. Neben den Fangbäumen leisten auch Fangknüppel und Fangreisig, das recht- zeitig zu verbrennen ist, gute Dienste. Von Parasiten nennt Kleine nur eine Pteromaliden-Art {Pteromalus abieticula). S'cy Cryphalus abietis Rtzb. und saltuarius Winn. (= asperatus Rtzb.) Gekörnte Fichtenborkenkäfer. Zwei kleine (1,2 — 2 mm) Ipinen, die an dem scharf abgegrenzten Höckerfleck des Hals- schildes leicht zu erkennen sind (Abb. 229, b, S. 476 u. Abb. 236, F, S. 482). Die beiden Arten unterscheiden sich hauptsächlich durch die verschiedene Flügel- deckenskulptur {saltuarius ohne oder nur mit angedeuteten Punkt- streifen, abietis^ wenigstens vorne, deutlich punktiert gestreift). Beide brüten vorzugsweise in Fichte, wurden jedoch auch in Tanne, Kiefer, Weymouths- Kiefer und Schwarzkiefer angetroffen. Sie sind über ganz Mittel- europa verbreitet. Die Fraßfigur (Abb. 304) beider Arten besteht in einem platzweise ausgefressenen, bald mehr einem Längs- bald mehr einem Quergang ähnelnden Mutter- gang, in dem die Eier haufenweise abgelegt werden. Die Larven fressen gewöhnlich sehr eng aneinander stehend, getrennte und geschlängelte Larvengänge von 2 — 4 cm Länge und meist längs gerichtetem Verlauf. Häufig sind aber die Larvengänge so verworren, daß man einen deutlichen Eindruck von irgend welcher Regelmäßigkeit nicht erhält. Es sind ausgesprochene Frühschwärmer, die schon im März erscheinen und unter günstigen Bedingungen auch in den höheren Regionen (14 — 1500 m) eine doppelte Generation machen. Im Juli bis August fand Fuchs (1Q05) Jungkäfer beim Einbohren; bis Ende September war die 2. Generation fertig. Die Mutterkäfer waren meist tot im Brutraum; sie scheinen also weiterhin keine Abb.. 304.511 Brutfraß von Cryphalus abietis Rtzb. — N. egg Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rynchophora. hervorragende Rolle zu spielen. Der Reifungsfraß der Jungkäfer vollzieht sich in der Umgebung der Puppenwiegen. Mit Vorliebe befallen die beiden Crvphalus- krten Stangenholz (20 — 40 jährig) und zwar meist zuerst in der oberen Region an den Astquirlen, von wo aus sie allmählich nach unten gehen. Sie greifen aber auch noch ältere Stämme an und andererseits auch junge Fichten von 8 — 12 und sogar ganz junge Pflanzen von 2 — 6 Jahren (Ratzeburg), ebenso wurden sie in 6 — 12 jährigen Weymouths- Kiefern gefunden. Häufig kommen sie vergesellschaftet mit anderen Borken- käfern vor, wie poligraphus , palliatus, iypographus, micrographus^ chalcographus^ pusilhis usw. Die forstliche Bedeutung der beiden YioSA^d-Cryphalus ist noch wenig geklärt. Eichhoff hält sie für ebenso schädlich wie den Tannen- O;;)'/?/^«/«^. Barbey schreibt ihnen eine geringere Bedeutung zu^ und Ratzeburg rechnet sie zu den merklich schädlichen Insekten, besonders im Hinblick auf ihr Vorkommen in jungen Pflanzen, die sie zweifellos abtöten, also als Kulturverderber, In letzterem Fall wird die möglichst baldige Entfernung und Vernichtung der befallenen Pflanzen als wirksamstes Mittel geboten sein. Als Parasiten sind bis jetzt nur 3 Schlupfwespen gefunden: Eurytoma spec, Ptero- malus eapitatus Forst, und navis R. ' "1 ' Dryocoetes autographus Rtzb. Zottiger Fichtenborkenkäfer. Braun, etwas glänzend, lang greisbehaart. Halsschild gleichmäßig gewölbt, mit reibeisen- förmiger, nach hinten schwächer werdender Skulptur, nach hinten verengt, Flügeldecken an der Basis breiter als der Halsschild, mit vortretenden Schultern, grob punktiert gestreift, Naht fast eben, Streifen neben der Naht nicht vertieft (im Gegensatz zu den Laubholzarten vülosus und alni s. oben S. 487). Absturz nicht ausgehöhlt (s. Abb. 236, H, S. 482). Brütet fast ausschließlich an Fichte, selten an Weißtanne, Weymouths- Kiefer und Lärche, Die geographische Verbreitung erstreckt sich über ganz Europa von Spanien bis Sibirien. Seine Fraßbilder (Abb. 305 A u. B) sind sehr unübersichtlich und ver- worren. Sie bestehen aus kurzen (höchstens bis 6 cm) unregelmäßigen, gebogenen, geschlängelten und spornförmigen , gewöhnlich längs oder schräg verlaufenden Muttergängen, die verschiedentlich Erweiterungen oder Verzweigungen aufweisen. Die Larvengänge sind, da die $? ihre Eier gruppenweise am Ende und in den Verzweigungen ablegen, in ihren Anfängen nicht getrennt wahrnehmbar; sie sind von unbestimmter Form, vielfach gezackt, geschlängelt und gebogen und laufen wirr durcheinander. Dazu kommen meist dendritische Gänge des Reifungs- fraßes der Jungkäfer, wodurch das Bild noch verworrener wird. Die Generation ist wohl sicher doppelt. Fuchs (1907) fand ihn an Holzlagerplätzen von Mitte bis Ende Mai m den Abendstunden und dann wieder Mitte bis Ende Juli fleißig schwärmen. In warmen Südlagen schwärmt er beide Male jedesmal 3 — 4 Wochen früher. Ende Juli kann man ihn wohl in allen Stadien finden, jedoch vorwiegend bei Anlage der Brut. Da man im fertigen Ipidae (Scolytidae). — Rindenbrüter an Fichte. 599 Muttergang bei vorgeschrittener Brut sehr selten alte Käfer findet, so vermutet Fuchs, daß das Durcheinander der Entwicklungszustände von zweiten Brüten der Mutterkäfer herrührt. Forstlich ist er trotz seiner großen Häufigkeit nur von sehr untergeord- neter Bedeutung, da er stark sekundär ist und meist die Stämme erst dann an- greift, wenn sie von anderen Borkenkäfern bereits wieder verlassen sind. Mit Vor- liebe befällt er ältere Stöcke oder den unteren Teil alter stehender, abgestorbener Fichten oder schon längere Zeit auf dem Boden liegende Stämme. Ausnahmsweise wurde er einmal von Nüßlin in der unteren Partie von etwa 5 jährigen Fichten- pfianzen, die oben von chalcographus an- gegriffen waren, brütend angetroff"en. N itsche stellt autographus zu den Wurzel- Abb. 305. Brutfraß von Dryocoetes autographus Rtzb. — A Anfangsstadiuni. B Vollendeter P'raß in Fichtenrinde. — Aus Koch. brütern und zwar lediglich auf eine Anmerkung Judeichs hin (in den „Wald- verderbern" 7. Aufl. S. 65): „Ähnlich {^\q ctmicularius \x^-^.) benagt j unge Fichten- pflanzen auch BostT. aiäographcs'' . Da meines Wissens diese Angabe Judeichs allein steht, so dürfte es sich vielleicht um einen Irrtum oder um eine ganz ver- 6oo Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rynchophora. einzelte Erscheinung handeln, jedenfalls erscheint daraufhin allein die Stellung des autographus zu den Wurzelbrütern nicht gerechtfertigt. II. Vornehmlich in den Ästen und Zweigen oder in jungen Pflanzen brütend. Phthorophloeus spinulosus Rey. (Syn. Phth. rhododactylus Rtzb., nee. Marsh.). An der aus drei deutlich getrennten Gliedern bestehenden Fühlerkeule leicht kenntlich. Ein kleiner Hylesine (1,8—2,2 mm) schwarz, Kopf und Halsschild dunkelbraun, Fühler und Beine zum größten Teil rot. Flügeldecken mit hohem gekämmten Basalrand. Er hat eine gewisse Ähnlichkeit mit Xylechinus (s. S. 479), doch ist er kleiner, aber länger als dieser und die Fühler tragen eine größere Keule. Kommt, wie es scheint, ausschließlich an Fichte vor, besonders in Gebirgsgegenden von Nord- und Mitteleuropa (besonders Deutschland, Österreich, Rußland). Das Fraßbild ist meist deutlich ausgeprägt. Der Muttergang ist doppelarmig gegabelt. Die Arme, von denen fast regelmäßig einer verkürzt ist, verlaufen jedoch nicht quer sondern schräg, indem sie von der kurzen Eingangsröhre in spitzem Winkel auseinandergehen (Abb. 306). Die Larvengänge, wenig zahlreich, gehen in un- regelmäßigen Abständen von den Brutgängen ab und sind größtenteils längsgerichtet; sie können 10 cm Länge erreichen. Eingangsröhre und Muttergänge liegen im Splint, die Larvengänge auch in der Rinde. Die Brutgänge können übrigens starke Abweichungen zeigen (Abb. 307), indem z. B. sich der eine Brutarm nochmals teilt und so Neben- und Hauptarm abermals eine steile Gabel bilden, ähnlich wie der Mittel- und End- sproß eines Hirschgeweihes, wodurch der ganze Gang einer Sechsender -Stange gleicht (Knotek 1897)- Abb. 306. Fraß von Phthorophloeus Er brütet hauptsächlich in Fichtenästen spinulosus Rey. - Aus Koch. ^^ur abgestorbenen?), oft in Gesellschaft des Abb. 307. Anormale Gänge von Phthorophloeus spinulosus Rey. — Nach Knotek. Ipi (Scolytidae). — Rindenbrüter an Fichte. 6oi Buprestiden Atitka.xia quadripunctata. Ob er forstlich schädlich werden und ob er auch zum Absterben der Äste beitragen kann, darüber fehlen noch Beobach- tungen. ' :;i!. Pityophthorus micrographus Gyll. (Syn. P. pityographus Rtzb.). „Kleiner" oder „furchenflügliger Fichtenborkenkäfer." Der winzige (i — 1,5 mm) Fichten-PifyophthorKS ist an dem etwas eckig vorgezogenen Spitzenrand der Flügeldecken von den beiden obigen (S. 555), an Kiefern brütenden Arten gut zu unterscheiden (s. auch Abb. 236g und 237a). Der bevorzugte Brutbaum ist die Fichte; er kommt aber gelegentlich auch an fast allen übrigen Koniferen vor, wie an der Tanne, den verschiedenen Kiefern, an Lärche, Zeder, Tsuga canadensis und Pseudo- tsuga Douglasii. Er ist über einen großen Teil von Europa, von Spanien bis Skandinavien ver- breitet. Sein Fraßbild (Abb. 308) ist ein typi- scher Sterngang, bei welchem von einer tief in den Splint eingefressenen Rammelkammer 4 — 7 mehr oder weniger geschwungene, mit weitläufig gestellten Eigrübchen (Gegensatz zu chalcographus ! ) besetzte Muttergänge von nur 0,5 — 0,7 mm Breite und 2— 5 cm Länge aus- gehen. Obgleich auch auf der Rinde deutlich sichtbar, sind sie doch auch stets in das Holz tief eingeschnitten und mit ganz scharfen Rändern versehen. Die Muttergänge gehen gewöhnlich nicht regelmäßig radspeichenartig auseinander, sondern haben eine deutliche Neigung quer zur Holzfaser zu laufen. Die Larvengänge, die eben- falls, wenigstens teilweise, im Splint verlaufen, stehen ziemlich weit voneinander entfernt und folgen im allgemeinen der Längsrichtung, soweit sie Platz finden. Bei Platzmangel schlagen sie natürlich auch eine andere Richtung ein, ja man sieht sie bisweilen auch einmal direkt umkehren. Die Puppenlager sind längsgestellte Rindenwiegen. Zur Unterscheidung vom chalcographus-Yxz&\>\\di beachte man vor allem die tiefere Lage der Rammelkammer (das „Fehlen" der R.) bei chalcographus^ ferner den mehr queren Verlauf der Muttergänge, ihre scharfen Ränder, ihre geringe Breite, das tiefe Eingreifen in den Splint, und endlich die weitgestellten Larvengänge. P. micrographus ist Spätschwärmer. Fuchs (1907) fand ihn im Kanker- thal (Kärnten) stets im Mai sich einbohren und Brut anlegen, desgleichen wieder beim selben Geschäft Ende Juli und anfangs August, so daß im September kleinere oder größere Larven vorhanden waren. Die Mutterkäfer waren meist tot in den Gängen. Fuchs glaubt aus diesen Befunden auf eine doppelte Generation schließen zu dürfen. Nach Hennings (1908) ist micrographus sehr abhängig Abb. 308. Brutfraß von Pityophthorus micrographus Gyll. — Aus Koch. 6o2 Coleöptera. Familienreihe: Rhynchophora. von äußeren Einflüssen, so daß es unter Umständen nicht mehr zu einer vollen 2. Generation kommt. Als Parasiten führt Kleine folgende Schlupfwespen an: Tychoporus spec., Pteromalus ■aeniuhis R.. f-aj/ifofus R., navis R., Spinolae R., Rhoptrocerus xylophagoriim R. — Ferner sind folgende Käfer bei micrographus gefunden: Laeviojyhloeus ferrugineus St. und alternans Er. und NciiidSoiiKt elongatum L, Pityophthorus exsculptus Rtzb. (Syn. P. macro- graphus Eichh. 1881). Dem vorigen sehr nahestehend, aber noch länger und schmäler: die Längsfurche am Flügeldeckenabsturz nach vorn bis nahezu zur Mitte reichend (bei micrographus nur das letzte Drittel einnehmend). Ist fast immer nur in Fichte angetroffen, selten in Kiefer. Bis jetzt in Deutschland, Österreich, Böhmen und Frankreich gefunden. So schwierig die Käfer von micrographus und exsculptus auseinanderzuhalten sind, so leicht sind die Fraßbilder zu unterscheiden. i) — Sie stellen bei exsculptus Sterngänge mit längsgerichteten Muttergängen, vielleicht richtiger mehrarmige (2 — 6) Längsgänge dar, die von einer meist kreisrunden Rammelkammer aus- gehen. Die Brutgänge, die eine Breite von 0,5 bis 0,75 m besitzen, können erstaunlich lang werden (bis 35 cm!) und greifen tief in den Splint ein (Abb. 309). Die Larvengänge stehen sehr weit (i — 3 cm) von- einander entfernt; gegen das Ende der Muttergänge wachsen diese Entfernungen und das Ende des Mutter- ganges ist völlig steril und meist schwach erweitert. Die Larvengänge sind ziemlich lang (5 — 6 cm), schlängeln sich im weitern Verlauf und sind an ihren Enden oft erweitert. Die Puppenwiegen liegen meist in der Rinde, selten im Splint. Die Jungkäfer fressen einen Reifungsfraß schief durch die Rinde , seltener labyrinthisch und den Splint furchend. Über seine Biologie ist noch wenig bekannt. Er ist viel seltener als der vorige und wird haupt- sächlich in absterbenden Fichtenästen gefunden, oft zusammen mit Antliaxia quadripwictata (Buprestide) oder mit Phthorophloeus spinulosus (s. oben S. 600). IIL Am Stamm und an Ästen, meist als Raumparasit von anderen Borkenkäfern. Crypturgus pusillus Gyll. Der winzige Fichten-Crypturgus (i mm) ist von dem oben (S. 556) besprochenen Kiefern- Ciypturgus [cinereus) durch die glänzende, fast glatte, kaum behaarte Oberseite gut zu unter- scheiden. Körper schwarz, die Flügeldecken braun oder die ganze Oberseite braun. Abb. 309. Fraß von Pityoph- thorus exsculptus Rtzb. — Aus Koch. 'j Hervorragend schöne Abbildungen von Fraßbildern gibt Fuchs (1907, Tafel I). Ipidae (Scolytidae). — Rindenbi üter an Fichte. 603 Die über ganz Europa, südlich bis Algier, östlich bis Japan i^und auch in Nordamerika) verbreitete Art lebt vor allem in Fichte, doch findet sie sich auch in Tanne, Lärche und den verschiedenen Kiefernarten; Nüßlin fand sie „zahl- reich unter der Rinde von Legföhren auf der Badener Höhe", 1000 m, Keller (1910) in Arvenzweigen (zusammen mit Pit. qtiadridens) usw. Über seine Lebensweise, Fraßfigur usw. ist das gleiche zu sagen wie bei Cryptiirgus cinerens (s. S. 556), daß nämlich auch er mit Vorliebe die Bohrlöcher und Gänge anderer Borkenkäfer benützt, um in die Borke zu gelangen und daß das meist von den fremden Gängen ausgehende Brutbild ein unregelmäßiges Ge- wirr von Brut- und Larvengängen darstellt (Abb. 310). Perris beschreibt das Fraßbild als einen verhältnis- mäßig breiten Längsgang ohne Rammelkammer, von dem sehr dicht gestellte, stark gewundene Larvengänge abgehen; Barbe y als einen „wagerechten der Rammel- kammer entbehrenden Brutgang und dicht nebeneinander laufende gewundene', senkrechte Larven- gänge". — Generationsverhältnisse wie bei cinereus (doppelte Gene- ration). Er geht sowohl Stangen- hölzer verschiedenen Alters als auch ältere Bäume von mehr als 80 Jahren als auch jüngere Pflanzen an. Die meisten Autoren sehen ihn als forstlich unbedeu- tend an. Ratzeburg rechnet ihn dagegen zu den merklich schädlichen Arten undHenschel, der ihn auch als Nachzügler anderer Arten betrachtet, bemerkt: „Doch soll man sich dadurch nicht täuschen lassen. Im Gebirge kommt sehr häufig das Ab- sterben von 12 —15 jährigen Fichten auf sein Sündenregister und ist daher sein Schaden durchaus nicht so unbedeutend, wie man seither anzunehmen pflegt." Im allgemeinen aber dürfte für piisillus das gleiche gelten, was oben für cinereus gesagt wurde, daß nämlich seine forstliche Bedeutung „nur gering ist, weil er in den allermeisten Fällen andere, größere und wichtigere Borkenkäfer als Vor- arbeiter hat; höchstens könnte er sich einmal an ganz jungen Pflanzen un- angenehm bemerkbar machen" (Eichhoff). Abb. 310. Fraß von Crypturgus pusillus GylL, aus- gehend von den Muttergängen von Dryoc. autographus Rtzb. — Aus Koch. 5o4 Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. Rindenbrüter an Tanne. Bis vor ca. 20 Jahren kannte man nur zwei spezifische Tannenborkenkäfer: den krummzähnigen {Ips curoidens Germ.) und den kleinen Tannenborkenkäfer [Cryphalns piceae). Um die Wende des Jahrhunderts wurde nun Ips curvidens auf Grund morphologischer und biologischer Unterschiede in mehrere Arten aufgeteilt, so daß wir heute drei selbständige krummzähnige Tannenborkenkäfer unterscheiden müssen: Ips cuiuidens Germ., Vorontzowi Jakobson und spinidens Reitt. Wenn auch die Unterschiede nicht groß sind, so sind sie doch konstant und berechtigen um so mehr zu einer spezifischen Trennung, als auch das biologische Verhalten Verschiedenheiten aufweist. Durch die Arbeiten von Jakobson (1895), Barg- mann (1897), Reitter (1897), Knotek (1899a) und Fuchs (191 1) ist die Artberechtigung der drei Formen über allen Zweifel gestellt, so daß heute die drei Arten allgemein anerkannt sind. Es kommen also für unser Faunengebiet folgende Arten in Betracht: Als typische Tannenborkenkäfer: IjjS curvidens Germ. — Vorontzowi Jakobs. — spinidens Reitt. Gryjihalus piceae Rtzb. Als gelegentliche Tannen bewohnen Dendrontonus mdcmis Kugel. Hauptbrutbaum die Fichte. Polygraphus poligraphus L. Fichte. Crypturgus pusillus Gyll. Fichte. Cryphalus abietis Rtzb. Kiefer. Pityophthorus micrographus L. Fichte. Pityogenes chalcographns L. Fichte. — bidentatus Hbst. Kiefer. Ips amitinus Eichh. Fichte. — laricis F. Kiefer. Dryocoetes aiiiograjihiis Rtzb. Fichte. Ips curvidens Germ. Der krummzähnige Tannenborkenkäfer. Der bekannteste Vertreter der ,. Krummzähnigen'', hauptsächlich charakterisiert durch den sehr langen und stark hakenförmig gekrümmten 2. Zahn der (^ und den senkrecht nach aufwärts ;nen ersten Zahn (Suturalzähnchen). 2,75 — 3,3 mm (Abb. 241 A, e u. 241 B, c). Der gewöhnliche Brutbaum ist die Weißtanne und zwar in der so über- wiegenden Mehrzahl der Fälle, daß er nur in Tannenwäldern wirklich als heimisch anzusehen ist. Außerdem wurde er gelegentlich noch angetroffen in Abies Nord- manniana^ Abies Pichta und balsamea^ ferner in der Lärche und der Libanonzeder (Keller 1857), in der gemeinen Kiefer und Weymouthskiefer (Nördlinger 1864, 1870, Fuchs 19 13, S. 82). Er ist überall in Europa verbreitet, wo die Weiß- tanne bestandsbildend vorkommt, also hauptsächlich in den Mittelgebirgen, wie im Schwarzwald, Thüringer Wald, Frankenwald, in der Rauhen Alp, in den Vogesen, im Erzgebirge usw. Ipidae (Scolytidae). — Rindenbrüter an Tanne. 605 Das Fraßbild ist sehr charakteristisch und kaum mit einem anderen zu verwechseln. Der Muttergang besteht gewöhnlich aus einem doppelarmigen Quer- gang mit einem mehr oder weniger langen Eingangsstiel. Die beiden Brutgänge werden, wie es scheint von einem $ genagt. Häufig wird von einem 2. Weibchen von demselben Einbohrloch aus ein zweiter eben- solcher Fraßgang nach unten gefressen, so daß jene eigentümlichen „Doppelklammern" entstehen. In diesem Falle befinden sich in dem Fraßbild nach mehrfachen Beobachtungen von Nüßlin 2 ? und I d"; es wird also von einer bigamen Familie hergestellt (Abb. 311). Eine Rammel- Abb. 311. Ganz junges Brutbild von . Ips curvidens Geim., zwei begonnene kammer ist zwar auf der Innenseite der Rinde doppelarmige Wagegänge mit je i 5 meist nicht sichtbar, doch ist eine solche nach hängenl mit ihren Eingangsröhren „,,,.„, 1 o 1 • 1. / \ . . (Stielen) zusammen. Nat. Gr. — Wachtl (1895) und Scheidter • (1920) stets Aus Nüßlm. vorhanden; in am meisten bevorzugten stark- borkigen Stämmen liegt sie radial zum Stammquerschnitt, in dünnberindeten Stämmen dagegen ist sie auf der Splint- oder Bastseite deutlich zu erkennen (Abb. 312). Nicht immer tritt das Fraßbild in der geschilderten Form auf, ja in den meisten Fällen zeigt es größere oder kleinere Abweichungen davon. Einmal kann die Länge und der Verlauf der Brutarme sehr verschieden sein, schräg gestellt, gebogen, geknickt oder gegabelt; der eine Arm kann ferner viel kürzer sein als der andere, oder kann auch ganz fehlen (Abb. 313). Auch der Ein- gangsstiel kann von recht verschiedener Länge und sogar bis auf einen ganz kleinen Rest reduziert sein, in welchem Falle das Bild einem typischen Sterngang nahekommt. Endlich kann auch die Zahl der Arme stark schwanken und bis 10 gehen, wobei die Brutarme etagenförmig unter- und übereinander stehen (s. Abb. B bei Wachtl 1895). Bei sehr dichtem Befall wird der Verlauf der einzelnen Fraßbilder so atypisch, daß es schwer fällt die Grundform zu erkennen (Abb. 314). Die ziemlich dicht aneinander gereihten Larvengänge verlaufen in der Längsrichtung nach oben und unten, sind bei genügendem Raum nur wenig, im andern Fall jedoch sehr stark geschlängelt oder gewunden und erreichen eine Länge von 6 — 7 cm. Sowohl Mutter- als Larvengänge verlaufen im Bast und Rindenkörper und greifen meist nur oberflächlich in den Splint ein, und zwar erstere mehr als letztere. Zur Verpuppung fressen sich die Larven meistens tiefer, ungefähr 3 — 4, aber auch bis zu 8 und 10 mm (Scheidter) in den Splint ein, um dort, also ganz im Holz, in der Längsrichtung des Stammes ihre kleinen Puppenwiegen anzulegen (Abb. 315); das zu den Puppenwiegen führende Bohrloch wird mit feinen Bohrspänen verstopft. In diesem Falle findet man unter der Rinde keine Puppen- wiegen, sondern am Ende der Larvengänge auf dem Splint nur kleine, weißliche, punktförmige Erhöhungen (eben jene Bohrmehlpfropfen) von kaum i mm Durch- messer; entfernt man diese, so sieht man darunter das kleine Einbohrloch, das zur versteckten Puppenwiege führt. Oft liegen aber auch, besonders im starkborkigen unteren Stammteil, die Puppenwiegen im Bast oder nur oberflächlich im Splint. 5o6 Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. Ips curvidetts gehört zu den Frühschwärmern^ der bei besonders günstiger Witterung und Lage schon Mitte März zu schwärmen beginnt (Barg- mann 1897). Im Durchschnitt findet der Anflug anfangs bis Mitte April statt, Abb. 312. Sehr dünn berindetes Gipfelstück einer "Weißtanne mit zahlreichen Muttergängen und deutlich, sichtbaren Rammelkammern von Ips curvidens Germ. — Aus Scheidter. er kann aber bei sehr ungünstiger Witterung auch erst in den ersten Wochen des Mai geschehen (Hennings, 1908, gibt den 10, Mai als Beobachtungstag an!). Es geht daraus die starke Abhängigkeit der Schwärmzeit von Temperatur und Witterung deutlich hervor. Die Embryonalentwicklung dauert ca. 13, das Larven- Ipidae (Scolytidae). Rindenbrüter an Tanne. 607 und Puppenstadium je 17—21 Tage, dazu kommt noch die Zeit des Reifungs- fraßes, die Hennings auf 20 Tage angibt, so daß die Gesamtentwicklung ca. 9 Wochen währt. Im Juli schreiten die Jungkäfer der i. Generation zu neuen Brüten. Unter besonders günstigen Bedingungen soll es noch zu einer 3. Generation kommen (Bargmann 1897, Kahlich 1865). Neben der 2. Gene- ration scheinen gelegentlich auch Geschwisterbruten (zweite Brüten der alten Mutterkäfer) vorzukommen (Hennings 1. c. S. 227). Curvidens ist der häufigste und gefährlichste Feind der Weißtanne. Wo diese in reinen, ungemischten Beständen vorkommt, ist auch er zu finden. Mit Vorliebe befällt er alte Tannen mit starker Borke, doch auch in schwächeren Sortimenten ist er gelegentlich anzutrefien. Sein Anflug erfolgt fast ausschließlich. Abb. 313. Brutfraß von Ips curvidens Germ. ^Muttergänge mit teilweise begonnenen Larven- gängen. Nat. Gr. — Aus Nüßlin. in den Gipfelpartien, von wo er nach unten fortschreitet. Bei starker Ver- mehrung findet man die Stämme von oben bis zu den Wurzelanläufen so dicht von seinen Gängen besetzt und durchwühlt, daß fast keine unbefressene Stelle auf dem Splint zu finden ist. In erster Linie befällt er Randbäumq, größere Lücken in Beständen und greift von hier aus weiter. Die von ihm im Frühjahr beim i. Anflug befallenen Stämme verraten schon nach wenigen Wochen seine Anwesenheit durch Gelb- und Rotwerden der Nadeln; die im Sommer und Herbst befallenen Stämme behalten längere Zeit ihre grüne Krone. Wenn curvidens auch, wie fast alle Borkenkäfer, sekundär ist, so wird er bei stärkerer Vermehrung doch leicht primär, und geht dann die wüchsigsten und gesündesten Bäume an, die er zum Eingehen bringt. Allerdings wird er 6o8 Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. beim Angriff auf gesunde Bäume anfänglich durch das ausfließende Harz zurück- geschlagen; doch werden die Bäume durch wiederholten Angriff allmählich so geschwächt, daß sie ihm schließlich doch zum Opfer fallen. Das austretende Harz Abb. 314. Innenseite der Rinde eines von Ips curvidens Germ, stark befallenen Weißtannen- stammes. Muttergänge weichen von der normalen Form vielfach bedeutend ab. — Aus Scheidter. Ipidae (Scolytidae). Rindenbrüter an Tanne. 609 vertrocknet außerhalb in kleinen, weißen Tropfen, und bei stärkerem und wieder- holtem Angriff sind solche Tannen dann meist von oben bis unten dicht mit diesen weißlichen Harztröpfchen bedeckt, so daß sie wie mit Kalk bespritzt er- scheinen. Auf der Innenseite der Rinde entstehen dann an den Einbohrstellen kleine, bräunliche Flecke (Scheid ter 1920). Wenn die Schäden, die curvidens in Tannenwaldungen verursacht, auch bei weitem nicht an die großen Verheerungen des lypographus in Fichten- waldungen heranreichen, so sind sie doch empfindlich genug. Fälle, in denen tausende von den schönsten Stämmen durch ihn (meist in Zusammenarbeit mit Cry- phalus piceaej zum Absterben gebracht wurden, sind häufig genug (vgl. z. B. Kaiich 1865). Beim sogenannten „Tannen- sterben'% das sich in ver- schiedenen großen Tannen- gebieten bemerkbar macht, und dessen primäre Ursachen noch nicht mit Sicherheit er- kannt sind (s. S. 403), ist cur- videns eine regelmäßigeBegleit- erscheinung (Scheidter 191g). Die Bekämpfung ist wie bei typograt>hus (s. oben S. 586) durchzuführen. Sie hat in der Hauptsache in der rechtzeitigen Entfernung der besetzten stehenden Stämme und in ausreichen- der Darbietung von Fang- bäumen zu bestehen. Wann die Fangbäume zu werfen sind, richtet sich, wie bei typogratihns^ nach den Witte- rungsverhältnissen bezw. nach der Entwicklungsdauer der einzelnen Generationen, die genau zu verfolgen ist. Die I. Hauptserie wird spätestens anfangs April, die 2. bis Mitte Juni zu werfen sein, und eventl. noch eine 3. Mitte September. Dazwischen sind noch für Vor- und Nachzügler und für Geschwisterbruten Fangbäume in mäßiger Zahl bereitzuhalten. Da die Puppenwiegen zum größten Teil im Holz liegen, so ist Haupt- bedingung für eine wirksame Bekämpfung, daß die Entrindung der Fang- bäume vorgenommen wird, bevor die Larven sich zur Verpuppung in den Splint begeben. Sollte trotzdem einmal die rechtzeitige Entrindung ver- £sch er ich , Forstinsekten. II. Bd. 39 Abb. 315. Zahlreiche ungefähr 5 — 7 mm tief im Sphnt liegende Puppenwiegen von Ips curvidens Germ. — Aus Scheidter. 6io Coleoptera. — 7. Familienteihe: Rhynchophora. nach, innen gebogen, fast gerade, dick. Säumt worden sein, so sind unverzüglich neben den so vernachlässigten Fang- bäumen eine entsprechende Zahl weiterer Stämme zu fällen, damit die aus ihnen ausfliegenden Jurgkäfer sich sogleich in diese einbohren können (s. Scheidter 1920). An Parasiten führt Kleine (1909) nur die 2 Schlupfwespen Conostigmus pusillus Rtzb. und Ehoptrocerus xylophagorum. Rtzb. an. Ips Vcrontzowi Jakobs. Dem vorigen sehr ähnlich, aber kleiner (2 — 2,5 ^^) ""^i durch die verschiedene Zahn- bildung am Flügeldeckenabsturz von ihm gut zu unterscheiden. Der große 2. Zahn kaum walzig, die Spitze abgestumpft oder abgeschrägt; der I. Zahn (Suturalzähnchen) nicht ganz senkrecht auf- gerichtet, sondern mehr schräg nach oben und hinten gerichtet. Vermutlich handelt es sich bei dem von Eichhoff als var. (von ciirvidens) bezeichneten Tieie (,',Körper um die Hälfte oder ein Drittel kleiner") um Vorontxowi ., ebenso bei den von Reitter in der I. Aufl. seiner Bestimmungstabelle (1894) genannten ,, Hungertieren des curvidens^ welche ihm vorzüglich aus der Wiener Gegend vorlagen". In einer 3 Jahre später erschienenen Arbeit (1897) und in seiner Fauna germanica erkennt Reitter Vorontxowi als selb- ständige Art an. Die geographische Verbreitung scheint nach den bisherigen Befunden der von curvidens nicht viel nachzustehen. Bis jetzt ist Vorontzoiüi bekannt aus dem Elsaß, Baden, Österreich, Böhmen, Schlesien, Rußland und Bosnien. Biologisch verhält sich Voronizowi gegenüber cwvidens in einigen Punkten ver- schieden: so bevorzugt er im Gegensatz zu letzterem die oberen Wipfelpartien und Äste (bis 2 cm Stärke), also glattrindiges Material. Es bestehen also in dieser Beziehung ähnliche Verhältnisse zwischen den beiden wie zwischen dem großen und kleinen Waldgärtner. Und sodann stellt das Voron/zowt-F tsl Eihild ge- wöhnlich einen typischen Sterngang mit stets deutlicher Rammelkammer dar (Abb. 316). „Die einzelnen Arme, verhältnismäßig sehr breit und tief im Splint angelegt, gehen in einer Anzahl von 3 — 9 Stück anfänglich radspeichenförmig von der geräumigen Rammelkammer aus, nehmen dann aber bald Querrichtung an, ins- besondere in schwachem Astholz. Ihre Länge beträgt 2—3 cm, ausnahmsweise bis 5 cm. Die Stellung der Arme erinnert an F. chalcographus, während sie durch ihre Tiefe und die der Rammelkammer denen des P. micrographus näherstehen, aber immer derber und knorriger erscheinen. Auch die Einischen zeichnen sich durch die für den kleinen Käfer unverhältnismäßige Größe aus und sind dicht eine an der andern angelegt" (Knotek il Abb. 316. Brutfraß von Ips Vorontzowi Jakobs. Unten ein fünfstrahliges Brut- bild. Muttergänge in langer Ausdehnung um den Ast herumlaufend. — Aus Nüßlin. Ipidae (Scolytidae). Rindenbrüter an Tanne. 6ii .' ?..-vIpS spinidens Rttr. (Syn. Tomicus helerodon Wachtl 1895). Durchschnittlich etwas größer als Vorontxotci (2,3 — 3,5 mm) und vor allem durch die horizontale Stellung des Suturalzähnchens, das in der gleichen Flucht, wie die anderen Absturz- zähne stehen, gelegen ist, von diesem sowie von ciirvidens zu unterscheiden. Diese Art wurde 1894 von Reitter aus dem Kaukasus beschrieben, aber nach dessen Angaben auch in Mähren, Böhmen und Siebenbürgen gefunden. Wachtl (1895) beschreibt die gleiche Art unter dem Namen heierodoti aus Niederösterreich. Knotek kennt ihn aus Bosnien, Nüsslin stellte ihn in Baden und Bargmann in den Vogesen fest. Seine Verbreitung dürfte demnach die gleiche sein wie die seiner Verwandten. Über die Biologie ist noch nicht allzuviel bekannt. Nach Bargüiann befällt spinidejis wie der vorige vorwiegend die oberen Stammteile, steigt jedoch zuweilen auch tiefer am Stamm herab. Er fertigt „echte Sterngänge an mit einer geräumigen Rammelkammer, von der die sehr langen (bis 10 cm) Brut- arme radspeichenartig ausgehen, die längsgerichteten viel häufiger sich knicken und die Querrichtung einnehmen. Im Verhältnis zur Länge und zur Größe des Käfers erscheinen sie schmal; sie sind tief in den Splint eingeschnitten." (Knotek 1899.) Cryphalus piceae Rtzb. Der kleine Tannenborkenkäfer. An seiner Kleinheit ^ 1,1 — 1,8 mm), dem stark gewölbtem Halsschild mit dem groben Höckerfleck leicht zu erkennen. Braun, greisbehaart; Flügeldecken gewöhnlich heller, undeutlich, kaum sichtbar punktiert. Sein Brutbaum ist fast ausschließlich die Tanne, nur ganz ausnahms- weise wurde er an anderen Koniferen gefunden, an Kiefer, Fichte (Nörd- linger), Lärche (Henschel 1878) und Thuja. Seine geographische Ver- breitung fällt wie bei ciirvidens, mit dem er oft gemeinsam vorkommt, mit der der Weißtanne zusammen. Vertikal scheint er etwas höher zu gehen. Bargmann fand ihn in den Vogesen (an Fangbäumen) mit 41% seines Gesamtvorkommens in Höhen zwischen 800 und 1000 m. Cr. piceae macht wie der Fichten - Cryphalus (s. oben S. 597) unregelmäßige, platzartige, mit verschiedenen Er- weiterungen und Ausbuchtungen ver- sehene Muttergänge, die zum größten Teil im Bast liegen und sich auf dem Splint nur wenig abzeichnen. Besondere Einischen werden nicht genagt, sondern die Eier haufenweise (20-40 Stück) lose f^ ^i?- Muttergang von Cryphalus piceae ^ ^ -' Rtzb. mit Eiern. Ca. "/^ nat. Gr. — Aus in den Muttergängen abgelegt (Abb. 317). Scheidter. 39* 6l2 Coleoptera. ". Familienreihe: Rhynchophora. Die Larven fressen vom Rand des Mutterganges weg nach allen Seiten hin strahlenförmig verlaufende, mehr oder weniger gewundene Gänge, die zum größten Teil im Bast liegen (Abb. 319). Am Ende der Larvengänge verfertigen die Larven eine kleine, stets in der Längsachse des Stammes gelegene Puppenwiege, die etwas tiefer in den Splint eingreift, aber nicht wie bei curvidens im Holz gelegen ist. Bei starkem Befall kreuzen sich die Larvengänge vielfach und laufen wirr durcheinander, den ganzen Bast durchwühlend; in solchen Fällen J findet Abb. 318. Zahlreiche Muttergänge von Ciyphalus piceac Abb. 319. Brutfraß von CryphaluL Rtzb. auf der Splintseite einer sehr stark besetzten Tannen- piceae Rtzb. auf der Innenseite der Stange. Nat. Gr. — Aus Scheidter. Rinde. Nat. Gr. — Aus Scheidter. man kaum i qcm unbefressene Bastschicht und die Rinde läßt sich dann leicht in größeren Stücken vom Stamm ablösen. Der kleine Tannenborkenkäfer ist ein Frühschwärmer, der je nach Lage und Witterung das i. Mal schon im März und April, das 2. Mal ungefähr im Juni schwärmt. Ungünstige Witterung kann den i. Anflug allerdings stark zurückhalten. Beobachtete doch Hennings (1908) bei Karlsruhe das i. Schwärmen erst am 13. Mai und im Schwarzwald gar erst am 20. Mai, im ersten Fall voll- erwachsene Larven am 10. Juni, im 2. Fall erst am 15. Juli. Bei Karlsruhe Ipidae (Scolytidae). — Rindenbrüter an Tanne. 613 vergingen also vom Einbohren bis zur Verpuppung 4 Wochen, im Schwarzwald gerade die doppelte Zeit, ein Beweis, wie sehr Cr. piceae in seiner Entwicklung von der Witterung abhängig ist. Die Generation wird wohl in den meisten Fällen eine doppelte sein, möglicherweise kann es auch noch zu einer 3. kommen. Scheidter (1920), der den Käfer im Frankenwald gründlich zu beobachten Gelegenheit hatte, fand dort im September in den Stämmen fast überall Jung- käfer, die zum Teil schon ausgeflogen waren; nur ein geringer Prozentsatz war noch im Larven- und Puppenstadium. Er befällt am liebsten dünnrindiges Material, also Krone und Äste älterer Bäume und vor allem Stangenholz; im Gegensatz hierzu behauptet allerdings Barbey, daß er „alten Bäumen von großen Dimensionen den Vorzug vor den jungen, rasch wachsenden Stangen gibt". Jedenfalls beginnt in alten Beständen sein Angriff stets in den oberen dünnberindeten Gipfelpartien und stärkeren Ästen, und schreitet von da nach unten zu fort. Auf felsigem nahrungsarmen Boden stehende Tannenwälder behagen ihm besonders, vor allem auf Südostabhängen. In erster Linie fallen ihm kränkliche Tannen, welche von der Mistel befallen sind oder aus irgend einem anderen Grund zum Absterben neigen, sowie diejenigen, deren Gipfel abgebrochen, oder die anormales Wachstum zeigen, verwundet oder mit Efeu überzogen sind, zum Opfer (Barbey). Sehr gern befällt er auch die im Bestände und auf den Hiebsflächen liegengelassenen Gipfelstücke, Bei starker Vermehrung geht er aber, wie curvidens, auch an vollkommen gesunde Stämme, die er allein oder im Verein mit curvidetis (zu dem oft noch Pissodes piceae tritt) zum Absterben bringt. Im allgemeinen gehen nach Scheidters Beobachtungen die von piceae befallenen Stämme langsamer ein als die von curvidens besetzten. Sie behalten viel länger die Nadeln, an denen sich zuerst eine leichte Verfärbung zeigt, bis sie später gelb und dann allmählich braun werden und schließlich abfallen. Häufig findet man noch teilweise grüne Stämme, die schon fast fertige Käfer in den Gängen aufweisen. Forstlich ist er zu den sehr schädlichen Insekten zu rechnen, der für die Tannenwälder mindestens ebenso gefährlich ist wie curvide?is, besonders für die im Stangenholzalter befindlichen Bestände. Nach Scheidter findet er sich weniger in Nestern (horstweise) als vielmehr in einzelnen Stämmen, meist aber dann über den ganzen Bestand verteilt. Der genannte Autor hält ihn jedenfalls für einen nicht gering zu nehmenden Schädling, ja, er ist der Überzeugung, daß er schädlicher als cmvidens werden kann. Der erste bekanntgewordene größere piceae-Yx2& (in Verbindung mit curvidcjii) ist von Riegel (1856) aus Württemberg beschrieben. Die Bemerkung von Kaiich (1865), daß Bostrichus abietis in Schemnitz 1863 häufig an jungen Tannenbeständen aufgetreten sei, bezieht sich offenbar auf unseren Käfer. Schwere Beschuldigungen gegen ihn erhebt auch Eich hoff, welcher ihn 1872 in den Vogesen als sehr schädlich kennen lernte und ihn gleichwie neuerdings Scheidter als den schädlicheren der beiden Tannenborkenkäfer anzusehen geneigt ist. In letzter Zeit ist er im Frankenwald (Bayern) recht schädlich und hartnäckig aufgetreten, worüber Scheidter mehrfach berichtet (1919 u. 1920). 6 14 Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. Die Bekämpfung ist die gleiche wie bei curvidens: Entfernen bezw. Un- schädlichmachung der besetzten stehenden Stämme und Werfen von Fangbäumen. Als Fangmaterial sind als besonders geeignet Stangen zu werfen; auch die bei den Haupt- und Durchforstungshieben anfallenden Gipfelstücke und stärkeren Äste üben eine große Anziehung auf piceae aus. Man soll sie deshalb bei An- wesenheit des Käfers im Walde längere Zeit liegen lassen, bis sie mit Brut besetzt sind, und dann rechtzeitig verbrennen. Ebenso ist die bei der Entrindung der Fangbäurae anfallende Rinde zu verbrennen, da viele Mutterkäfer oder schon entwickelte Jungkäfer in ihr haften bleiben. Die r. Fangbaumserie muß bereits anfangs März geworfen sein, die 2. im Mai, und event. noch eine 3. im Herbst. Auch hier ist es, wie bei typographiis und curvidens von großer Wichtigkeit, daß der Wirtschafter bezw. sein Personal über die Entwicklung des Schädlings fortwährend durch Kontrollbäume auf dem laufenden gehalten ist und darnach seinen Plan zur Bekämpfung aufstellt. Scheidter macht auch darauf aufmerksam, daß „die Abgabe der mit Brut besetzten Gipfelstücke an die Bevölkerung nicht zu empfehlen ist, selbst wenn ihr die Auflage gemacht würde, das Material sogleich zu verbrennen. Denn in der Regel geschieht es ja doch nicht und so würden auf diese Weise die Käfer nur weiter verschleppt und ver- breitet werden." Als Parasiten gibt Kleine nur i Schlupfwespe: Rhoptrocerus xylo- phagorum an. Rindenbrüter an Lärche. Bis heute kennen wir nur 2 typische Lärchenborkenkäfer: Ips cembtae Heer und Cryphalus intermedius Fern, von denen der erste auch erst seit etwa I Dezennium als typisches Lärchentier erkannt wurde. Dagegen ist eine ganze Reihe anderen Baumarten angepaßter Arten ge- legentlich auch auf Lärche gefunden worden; es sind dies: Myelophilus pini- perda L, (Kiefer), Xylechinus pilosus (Fichte), Crypturgus pusillus (Fichte), Cryphalus piceae (Tanne), Piiyophthorm glabraius (Kiefer), micrographus (Fichte), Piiyogenes chalcographus (Fichte), bidendatus (Kiefer), bistridetitatus (Kiefer), Ips typogtaphus (Fichte), iaricis (Kiefer), curvidens (Tanne) und spinidens (Tanne). /' ?frv Ips cembrae Heer. Der große Lärchenborkenkäfer. Während man lange Zeit die in Lärche und Arve brütenden Borkenkäfer für eine Art gehalten hat, haben Keller (1910) und Fuchs (1913) gezeigt, daß die auf den genannten beiden Baumarten vorkommenden Tiere verschieden sind. Letzterer hat ferner dargetan, daß es sich um 2 spezifisch zu trennende Formen handelt, von denen das Lärchentier dem Heerschen cemhrae entspricht, während das Arventier zum Formenkreis des atnitinus gehört (s. oben S. 538).') — Daß Heer für seinen cembi'ae die Arve als Brutbaum angibt, rührt wohl daher, daß diese Art auch gelegentlich auf Arve vorkommt, und daß er in der Folge die Lärchen- und Arventiere, die sich ja sehr nahestehen, nicht voneinander getrennt hat. ^) Auch der ausgezeichnete, leider so früh verstorbene Borkenkäferforscher Tr^dl schreibt, alle angeblichen amitimts, die aus Lärche stammen, sich als cembrae erwiesen haben. Ipidae (Scolytidae). — Rindeiibiüter^an^Lärche. 615 Wir schließen uns dem Standpunkt von Fuchs an und beiiehen den vorzüglich auf T.ärche vorkommenden Ips auf cembrae Heer. Derselbe unterscheidet sich von dem ihm am Abb. 320. Brutfraß von Ips cembrae Heer in Lärchenrinde. Verkl. — Original (phot. SeifFj. nächsten stehenden amiiiims hauptsächlich durch seine größere Gestalt (5,5 mm, mnitimis nur 4 mm), seine rechteckige, nach hinten nicht verschmälerte Form, durch das Fehlen des Stirn- höckers beim J, und durch den Bau der Fühlerkeule, deren Nähte zur Spitze vorgezogen sind. 5i6 ColeQptera. — ". Farnilienreihe : Rhynchophora. Der Hauptbrutbaum von Ips cembrae (in unserem Sinn) ist die Lärche. Daneben kommt er auch auf Arve (Scheidter), Kieter (Fuchs) und Fichte vor (Nechleba 1923 u. Fuchs). Die Angaben über seine Verbreitung sind nach der Fuchs'schen Definition der Art zu revidieren: in den Alpen ist er weit verbreitet und geht vertikal bis zur Lärchengrenze; Barbey fand ihn noch bei 2300 m. Nach Nechleba tritt er seit einigen Jahren in Pürglitz in Böhmen schädlich auf. Das Fraßbild (Abb. 320) stellt gewöhnlich einen 3- und mehrarmigen Sterngang dar (ganz ähnlich dem von ainithitis)] seltener sind ein- und doppel- armige Formen. Die Gänge sind, wo sie Platz haben, mitunter von bedeutender Länge und verlaufen oft im Bogen. Bei sehr dichtem Besatz werden die Formen durch Ausweichen, Unterdrückung usw. sehr unregelmäßig; auch kommt es in solchen Fällen nicht selten zu Verbindungen benachbarter Gangsysteme. Mutter- gänge und Rammelkammer sind stets gut ausgescheuert. Luftlöcher fehlen oder sind nur in geringer Zahl vorhanden. Die Larvengänge stehen, wo sie sich entfalten können, sehr dicht und sind wenig geschlängelt. Sie liegen, wie auch die Brut- gänge, größtenteils in der Rinde, ebenso wie die Puppenwiegen. Sowohl Rege- nerationsfraß (entweder als sterile Fortsetzung des Mutterganges oder als Aus- sackungen seiner Enden), als auch Reifungsfraß (Erweiterung der Puppenwiegen oder dendritische, teilweise den Splint tief furchende Gänge) läßt sich bei vollendeten Fraßbildern meist feststellen. Die Generationsverhältnisse sind noch nicht völlig geklärt. Keller (19 10), dem wir die eingehendsten Beobachtungen verdanken, nimmt einjährige Gene- ration an, jedoch eine 2. Brut der Mutterkäfer, die eine doppelte Generation vortäuschen kann. „Die erste Brutperiode fällt nach ihrem Beginn in den An- fang Juni, sie liefert im September ausgereifte Käfer, die überwintern. Die 2. Brutperiode (Geschwisterbrut) beginnt Ende Juli oder anfangs August und liefert bis zum Winter ausgewachsene Larven, teilweise auch Puppen." Ips cembrae gehört zu den gemeinsten und gefährlichsten Feinden der Lärchenwälder, vor allem in den Alpen. Doch trat er in neuer Zeit auch in Böhmen in den Pürglitzer Waldungen recht schädlich auf. Es sind ihm da nach Nechleba (1923) in den letzten zehn Jahren 500 fm zum Opfer gefallen. Der ungünstige Standort 1), vorhergegangener Nonnen- und Mottenfraß dürften (im Verein mit Dürre) die Bestände für den Borkenkäferangriff vorbereitet haben. Ganz gesunde Lärchen auf halbwegs günstigem Standort blieben größtenteils ver- schont. Auch die Fichten wurden in den Pürglitzer Waldungen angegangen, jedoch nur sporadisch und nur durch Nonnenfraß stark geschädigte, " "■■■'■ Cryphalus intermedius Ferr Der kleine Lärchenborkenkäfer. An der Kleinheit (2 mm), dem gewölbten Halsschild mit dem auffallenden Höckerfleck leicht zu erkennen. Flügeldecken höchstens i^l^maX so lang als zusammen breit, Punktstreifen fein aber deutlich. Pechbraun (s. Tab. S. 481). ') Die Lärche wurde dort vor ca. loo Jahren als vermeintlicher Bodenverbesserer und Mehrer sowohl des Massen- als des Geldertrages an Stelle des früheren autochthonen Laub- holzes im großen eingebracht. Ipidae (Scolytidae). — Rindenbrütei- an Tanne. 617 Er brütet wohl fast ausschließlich in Lärche; ob er, wie Ferrari angibt, auch auf Kiefern vorkommt, erscheint sehr zweifelhaft. Er scheint ein aus- gesprochenes Hochgebirgstier zu sein, das hauptsächlich in den Alpen Österreichs, Kärntens, Tirols und der Schweiz zu Hause ist. Hinter die von Trcdl noch an- gegebenen Fundorte: Italien, Hessen und Oldenburg darf wohl ein Frage- zeichen gesetzt werden. Der Lärchen- Cryphalus frißt (wie seine Verwandten auf Kiefer und Fichte) „einen kleinen, unregel- mäßigen Platzgang in der Rinde (Abb. 321), welcher auf dem Splint gewöhnlich nur ganz wenig sichtbar ist. Die Larven fressen wirr durch- einander und verwandeln bei starker Besetzung die ganze Kambialschicht in pulverförmiges Bohrmehl, so daß auch die Muttergänge manch- mal schwer erkennbar sind. Die Puppenwiegen sind auch im Splint deutlich markiert. Insbesondere in schwächerem Material, an Astwinkeln" (Koch). Bezüglich der Generations- frage bedarf es noch genauerer Beobachtungen, um mit Sicherheit sagen zu können, ob die Generation einfach oder doppelt ist. Fuchs (1907, S. 48) beobachtete im Juli, August das frische Einbohren und fand in denselben Fraßstücken im , Oktober lauter ausgebildete, schwarze Käfer. Die alten Mutterkäfer traf er im Oktober meist tot im Brutraum vor. Diese Beobachtung läßt wohl auf eine doppelte Generation schließen, weil die jungen Herbstkäfer überwintern und vermutlich , ähnlich den übrigen Gattungsgenossen, zeitlich im Frühjahr schwärmen. Die junge Frühjahrsbrut kann bis Juli gut ausgebildet sein und im August neue Brüten anlegen, die bis zum Oktober fertige Käfer geben (Tredl 1908). Tredl(i9o8) fand den Käfer in (vom Schnee und Wind) geworfenen Lärchen und zwar in den 4 — 10 cm starken Gipfelpartien, insbesondere in der Nähe der Astquirl und auch in einzelnen starken Ästen. Er kommt aber wohl auch (wie seine Verwandten auf Fichte und Kiefer) in stehenden lebenden Bäumen vor. Abb. 321. Brutfraß von Cryphalus intermedius Ferr. an Lärche (SpHnt). Nat. Gr. — Aus Koch (phot. Scheidter). 6ii Coleoptera. 7. Familienreihe: Rhynchophora. Rindenbrüter an Juniperus (Wactiolder) und Thuja (Lebensbaum). In unserem Faunengebiet tritt an den genannten Cupressaceen eine Hylesine auf: / •'•'Phloeosinus thujae Perris. Ein kleiner Hylesine, von 1,5 — 2 mm, pechschwarz, gelblich behaart mit hellbraunen Fühlern und Tarsen. Von Hylesinus usw. durch die am Innenrand tief ausgeschnittenen Augen leicht zu unterscheiden. Auch seine Fühler mit nur einseitig durch 2 Einschnitte 3 geteilter Keule macht ihn leicht erkenntlich (s. Tab. S. 474 u. 479). Die Art gehört dem südlichen Europa an, kommt aber auch bei uns nicht selten vor, vor allem in Wacholder und in Thujen. Bugnion (1887) fand ,sie auch in Sequoia giga7itea. Der Mutterkäfer macht kurze, doppelarmige Längsgänge (von 2 — 4 cm), die von einer kleinen, schrägen, oft hakenförmigen, mehr oder weniger weiten Aushöhlung (Rammelkammer?) ausgehen (Abb. 322) und gewöhnlich tief im Splint eingeschnitten sind. Die Larven- gänge gehen anfangs senkrecht vom Muttergang ab, wenden sich aber nach kurzem Verlauf auf- und ab- wärts und beginnen sich bald zu drängen und durcheinander zu laufen. Die Larvengänge befinden sich größtenteils in der Rinde. Zur Verpuppung jedoch dringen die Larven meist senkrecht ins Holz ein (ähnlich wie curvidens) und ver- stopfen das Eingangsloch mit Bohr- mehl. Es kommen übrigens häufig mehr oder weniger starke Ab- weichungen von diesem Normalbild vor, von denen Torka (1906) eine ganze Reihe abgebildet hat. Die Generationsverhältnisse sind noch wenig geklärt. Nach Bugnion (1887) findet die Begattung im Juli statt, die Eiablage dauert bis Oktober an. Die überwinternden Larven verpuppen sich erst gegen Ende des folgenden Früh- jahrs; Ende Juni erst findet die letzte Metamorphose statt — also eine einjährige Generation. Torka (1906) beobachtete in Norddeutschland das Auskommen der Käfer aus der Puppe Ende Mai. Am 2. Juni fand er fast alle Käfer schwarz verfärbt. Das Durchbohren der Rinde geschah vom 8. — 15. Juni. „Eine Eigen- tümlichkeit konnte man bei diesem Käfer stets beobachten, nämlich die, daß der Abb. 322. Brutfraß von Phloeosinus thujae Perr. in Wacholder. — Original (phot. Scheidter). Ipidae (Scolytidae). — Rindenbrüter an Juniperus (Wacholder) und Thuja (Lebensbaum). 5 IQ Käfer nach dem Verlassen der Puppenwiege in dieselbe zurückkehrte, aber mit dem Kopf zuerst und hier längere Zeit verblieb. Erst nach dem 20. Juni, als die Temperatur höher stieg, erfolgte das endgültige Verlassen derselben." Wahr- scheinlich handelt es sich hier um einen Reifungsfraß. Barbey nimmt an, daß im warmen Klima Südeuropas, wenn das Schwärmen frühzeitiger erfolgt, die ganze Entwicklung bis zur fertigen Imago vor Anfang des Winters zum Abschluß gelangt. Henschel schreibt unserer Art eine 2 jährige Generation zu. Der Käfer tritt auch in Deutschland mancherorts häufig in Wacholder auf. So berichtet Torka (1906), daß er in der Umgebung von Schwiebus überall, wo Wacholder in größerer Menge .auftritt, nicht selten zu finden ist. Er geht sowohl in stärkere Stämmchen als in ganz schwache Zweige. Die von ihm befallenen Büsche erkennt man an den rot verfärbten Nadeln. Er tötet die Büsche bis zur Wurzel. Bugnion beobachtete in Lausanne mehrere Zweige von Sequoia giganlea von unserem Käfer befallen, die bald zu welken begannen und abstarben. Unter dem Titel „Juniperus als Sterbequartier verschiedener Borkenkäfer- männchen?" berichtet Simmel (1818) über die von ihm in Krain wiederholt gemachte Beobachtung, daß die Wacholderäste von einer ganzen Reihe von Borkenkäferarten beflogen wurden, die sich auch einbohrten, um. jedoch nach kurzer Bohrtätigkeit (die Gänge waren in den meisten Fällen nur gerade so groß, daß sie den Käfer bequem aufnehmen konnten) abzusterben. Die Untersuchung ergab, daß es sich durchwegs um (j'^j' handelte. Simmel hält die Gänge füi „Sterbequartiere". Möglicherweise handelt es sich um den Versuch eines Regenerationsfraßes, bei dem die Mehrzahl der Käfer aus Entkräftung zugrunde gegangen sind. Es wurden folgende Arten festgestellt: Cryphalus abieiis^ Pityophthorus und Pityogenes chalcographus. 11. Wurzelbrüter. Gegenüber den Rindenbrütern treten die Wurzelbrüter ganz wesentlich zurück, sowohl bezüglich der Zahl — es kommen für unser Gebiet nur 6 Arten in Betracht — als auch bezüglich der forstlichen Bedeutung. Wenn sie auch als Kulturschädlinge eine verderbliche Rolle spielen können, so erreichen ihre Schäden doch niemals die ungeheuren Ausmaße, wie sie bei Rindenbrütern vor- kommen. Sämtliche Wurzelbrüter sind Hylesinen; sie gehören (mit einer Ausnahme) der Gattung Hylastes an, welche überhaupt nur wurzelbrütende Formen enthält. Für unser Faunengebiet kommen folgende Arten als Wurzelbrüter in Betracht: Hylurgus lignipei'da F, Länge 5 — 6 mm. Hylastes ater Payk., Länge 4,5—4,8 mm. — cimicmlarius Er, Länge 4—4,5 mm. - attenuatus Er., Länge 2-2,3 rn^" — opacus Er., Länge 2,3 — 3 mm — angiistatus Hbst., Länge 2,5 — 3 mm. Alle die genannten Arten haben einen ziemlich übereinstimmenden Habitus: langgestreckt, walzenförmig, schwarz oder teilweise schwarzbraun, mäßig glänzend oder matt, Behaarung (mit Ausnahme von Hylurgus) wenig auiTallend. Zur Unterscheidung dienen die Größe (große Formen von über 4 mm: ligniperda, ater^ cwiicularms^ kleine Formen unter 4 mm: attenuatus, opacus, angustaius), die Form des Halsschildes, der Flügeldecken usw. Die Unterscheidung ist nicht immer leicht, wird sich aber doch an der Hand der obigen Bestimmungstabelle (S. 480) ziemlich sicher durchführen lassen. Was die Fraßpfianzen betrifft, so gehen die meisten an Kiefer, nur eine Art an Fichte. Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. An Kiefer kommen vor: Hylurgus ligniperda F., Hylastes ater Payk., attenuatus Er., angustatus Hbst. und opacus Er., an Fichte dagegen nur: Hylastes cunicularius Er. Daß eine Art an Kiefer und Fichte zugleich vorkommt, ist eine Ausnahme; Tredl erwähnt dies nur von Hyl. atigustatiis. Bei cunicularius gibt er neben der Fichte noch die Lärche als Fraßpfianze an. Im übrigen stimmen die sämtlichen wurzel- brütenden Hylesinen biologisch und forstlich so weitgehend überein, daß wir sie hier unbedenk- lich gemeinsam behandeln können. Sämtliche hier zu erwähnende Formen sind Frühschwärmer, die meist als Käfer über- wintern, in den ersten warmen Frühjahrstagen die neuen Nadelholzschläge besuchen und hier die flachstreichenden Wurzeln von Stöcken, sowie diese selbst mit Eiein belegen. Die normale Fraßfigur aller Arten besteht aus kürzeren oder längeren, einarmigen Längsgängen mit regel- mäßigen Eiergrübchen und quer abgehenden Larvengängen, welche allerdings nur, solange die Larven noch ganz jung und die Gänge sehr kurz sind, deutlich getrennt bleiben, später aber sich stets so kreuzen und verwirren, daß die ganzen tieferen Rindenlagen auf beträchtliche Ausdehnung hin in braunes, dem „Schnupftabak ähnliches" Fraßmehl verwandelt sind. Hierbei können übrigens auch die Jungkäfer beteiligt sein, die mitunter noch einige Zeit unter der Rinde fressen. Für gewöhnhch aber wird der Reifungs- fraß außerhalb der Geburtsstätte aus- geführt und zwar entweder wieder an Stöcken oder an feucht liegenden Stämmen oder Scheit- holz, wo sie sich oft massenhaft einbohren und kolonnenweise fressen, oder aber an jungen 3 — 10jährigen Kiefern- oder Fichten- pflanzen, wo sie teils unterirdisch am Wurzel- teils über der Erde oberhalb des Wurzelknotens hier die gleiche Erscheinung wie beim Hylobius vor, der ja auch seinen Reifungsfraß an der Basis junger Pflanzen ausführt (s. oben S. 344). So ermnern auch die Fraßbilder der Wurzelbrüter (Abb. 323) deutlich an Hylobius-Yxd&\ doch lassen sie sich durch die Form meist leicht davon unter- scheiden : Die Hylesinen dringen entsprechend ihrer Natur als Borkenkäfer tiefer ein, machen längere Gänge und unterhöhlen vor allem auch streckenweise die Rinde, was bei Hylobius niemals vorkommt. Grindiger Harzausfluß findet sich beim Hylesinenfraß ebenso wie bei Hylobius. Abb. 323. Ernährungsfiaß von Hylastes ater Payk. an junger Kiefer. — Nach Eckstein. knoten und an der Pfahlwurzel, die Rinde befressen. Es tliegt Ipidae (Scolytidae). — Wurzelbrüter. 02 1 Gelegentlich geht der Käfer zum Brüten auch in die Wurzeln lebender Pflanzen. Es existieren verschiedene Angaben darüber so bei Henschel, Judeich und Nitsche (S. 455); es handelt sich allerdings nur um ganz vereinzelte Fälle, Beck dagegen berichtet (Forstschutz I, S. 250), daß H. cuniculariiis im Erzgebirge in den Wurzeln 30 jähriger Fichten in solchem Maße brütend gefunden wurde, daß mehrere der befallenen Bäume eingingen. Doch dürfte auch dieser Fall als Ausnahmeerscheinung, vielleicht durch örtliche Verhältnisse verursacht, anzusehen sein. Im allgemeinen gilt für alle Wurzelbrüter, daß ihr Brutfraß forstlich indifferent ist, daß sie dagegen durch ihren Ernährungsfraß an jungen Pflanzen zu Kulturschädlingen schlimmster Sorte werden können (ebenbürtig dem Hauptwürger der Waldjugend, dem Hylobius). Die Rindenverletzungen am bezw. über dem Wurzelhals der im zartesten Alter stehenden Pflanzen üben dieselbe Wirkung auf deren Leben aus wie Hyiobius- Fraß, ja oft nur noch rascher, wenn nämlich die Fraßgänge ringförmig um das Stämmchen herumlaufen. Die Pflanzen kränkeln, die Nadeln werden gelb und es tritt der Tod ein. Nur wenige Opfer der Wurzelbrüter überleben den Fraß; es sind dies namentlich die etwas älteren Pflanzen, die aber meist dann Miß- bildungen am Wurzelknoten behalten. Bei weitem am häufigsten und verbreitetsten ist Hylastes ater^ der nicht nur die gemeine Kiefer, sondern auch alle anderen bei uns kultivierten Pinusarten angeht und sodann H. ainicularius, der ater an der Fichte vertritt. Die kleinen Arten treten diesen gegenüber etwas zurück. Attermatus scheint mehr die süd- lichen und gemäßigten Gegenden Europas zu bewohnen, während die anderen über ganz Europa bis nach Skandinavien und Sibirien verbreitet sind. Die Generation ist wohl bei allen Arten unter einigermaßen normalen Verhältnissen doppelt. Die zweite Generation beginnt ihr Brutgeschäft etwa im Juli und ergibt etwa Ende September die fertigen Käfer, die in der Bodendecke, unter Rindenplatten usw. überwintern. Übrigens bedürfen die Fortpflanzungs- verhältnisse der Wurzelbrüter noch in mehrfacher Hinsicht der Aufklärung. Was die Bekämpfung betrifft, so hat diese im großen und ganzen nach dem Prinzip der Bekämpfung des Hylobius zu geschehen, mit dem die Wurzel- brüter ja sowohl biologisch als forstlich in den Grundlinien übereinstimmen. Alle die vorbeugenden Maßnahmen, die dort für den Rüsselkäfer angegeben sind, gelten in gleicher Weise für die Wurzelbrüter, und ebenso die dort empfohlenen Vertilgungsmethoden wie die Fanggräben und vor allem die Fangrinden und Fangkloben. Über alle diese Punkte ist oben (S. 359fr.) nachzulesen. Über die Erfolge, die durch koDsequente Anwendung von Fangkloben und Fangrinden erzielt werden können, seien hier nach Heß- Beck (Forstschutz I, S 251) einige Angaben wieder- gegeben : ,, Fangkloben sind vom Forstmeister Boden im Revier Freienwalde a. d. O. mit großem Erfolg gegen //. ater angewandt worden. In der Zeit vom i. April bis November wurde auf 26 ha mit 8412 Fangkloben etwa 2,8 Millionen Käfer .(d. i. 333 Stück mit einem Kloben) gefangen. Im nächsten Jahr stellte sich in der gleichen Zeit von April bis November das Fangergebnis von 7724 Knüppeln auf 1,56 Millionen Käfer (also durchschnittlich 200 Stück für einen Knüppel). ,,Über gleich gute Erfolge mit Fangkloben, die auf der unteren Seite ein- 522 Coleoptera. — ". Familienreihe: Rhynchophora. gerissen wurden, berichtet Thaler aus Hessen. Fangrinden bewährten sich bei der Bekämpfung von H. cunicularius auf einem Revier bei Olmütz. Man fing unter den 25 qcm großen Rinden- stücken bis zu 50 Käfer" (auf einmal). Die bereits angegriffenen, durch ihr Welken kenntlichen Pflanzen sind zu entfernen und verbrennen. Von besonderer Wichtigkeit ist es aber hierbei, daß die kranken Pflanzen nicht einfach herausgezogen werden, weil alsdann die an den Wurzeln fressenden Käfer, namentlich bei trockenem Wetter, abgestreift im Boden zurückbleiben. Dieselben müssen vielmehr mit Ballen ausgehoben, dann mit trockenem Reisig durchsetzt zusammengehäuft und verbrannt werden. Als Feinde der Wurzelbrüter führt Kleine nur einige Käfer an, nämlich Pityoi)ha(i>is ferrugineus L.. Platysoma angiistahini Duft. (Hister.) und Atheta celata Er. (Staphyl ), III. Holzbrüter. Die Zahl der holzbrütenden Borkenkäfer ist gegenüber den Rindenbrütern ebenfalls eine geringe und auf nur 3 Gattungen Xylotems, Xyleborus und Ajii- sandrus beschränkt. Sie bilden biologisch eine sehr charakteristische Gruppe. Ihr gemeinsames biologisches Hauptmerkmal besteht darin, daß sie ihre Brutgänge tief ins Holz hinein versenken und also die ganze Entwicklung vom Ei bis zur Imago im Holz sich abspielt. Damit hängt eine andere Eigentümlichkeit der Holzbrüter zusammen, die ihnen schon viel Interesse von Seite der Zoologen und Botaniker eingetragen hat: die Pilzzucht. Die holzbrütenden Borkenkäfer gehören zu den pilzzüchtenden Tieren, wie es solche unter den Ameisen, den Termiten eine ganze Reihe gibt und wie wir auch schon bei einem andern Käfer {Hylecoetus s. oben S. 173) kennen gelernt haben. Das Wesen der Pilzzucht besteht darin, daß die betreffenden Tiere ganz bestimmte Pilze am Ort ihrer Entwicklung aussäen, pflegen und derart be- handeln, daß sie besondere nährstoffreiche Körperchen, die „Ambrosia" bilden, die zur Ernährung der Tiere, vor allem der heranwachsenden Brut dienen. Die Pilze bezw. die Myzelien besorgen die Extraktion der spärlichen Nährstoffe aus dem Holz und nehmen so den Larven die Arbeit ab, sich selbst durch das Holz zu fressen und die Nährstoffe mühsam zusammenzuholen. Die Larven brauchen nur die „Ambrosia" abzuweiden, in der die Nährstoffe gesammelt werden und die ihnen gewissermaßen fortwährend ins Maul wächst. So stellt die Pilz- zucht zweifellos eine höhere Ernährungsform dar. Bei den Ameisen und Termiten werden besondere Mistbeete (sogenannte „Pilzkuchen" oder „Pilzgärten") für die Pilze errichtet, bei den Holzbrütern werden die Wände der Brutgänge zur Aussaat benützt. Zum erstenmal wurde die Er- scheinung der Pilzzucht (bei Ameisen in Brasilien) von Oberforstmeister Möller studiert, dessen Entdeckung großes Aufsehen erregte und der sich durch seine klassischen Untersuchungen einen dauernden Namen in der zoologischen und botanischen Wissenschaft erworben hat. Bei den Holzbrütern beachtete den Pilzbelag als erster Schmidberger (1836), der allerdings noch nicht wußte, daß dieser Überzug ein Pilz ist; er beobachtete aber schon ganz richtig, daß der Wandbelag den Larven zur Nahrung dient und benannte ihn deshalb „Ambrosia". Erst Th. Hartig (1884) erkannte Ipidae (Scolytidae). — Holzbriiter („Nutzholzbockenkäfer"). 62^ die Pilznatur des Wandbelages und beschrieb den Pilz als Motiilia Candida (wegen der anfänglich blendend weißen Farbe). Nach H artig ruhte die Ambrosiafrage mehrere Dezennien hindurch, bis sie erst wieder im Jahre 1897 durch den Amerikaner Hub bar d aufgenommen und um ein wesentliches Stück vorwärts gebracht wurde. Dieser machte vor allem die wichtige Feststellung, daß die Pilze nicht mit den Holzarten, sondern mit den Käferspezies wechseln. Sodann beob- achtete er, daß der Pilz regelmäßig von den Larven abgeweidet werden muß, wenn er die typischen Ambrosiazellen erzeugen soll. Andernfalls, d. h. wenn das Abweiden aufhört, trete Absterben der Ambrosia unter Braunfärbung ein (Schwarzfärbung der Gänge). Hubbar d hielt die Ambrosia für echte Conidien. Ein Dezennium später beschäftigte sich der Botaniker Neger (1908) mit dem Ambrosiapilz der Holzbrüter, vor allem mit der Frage der Übertragung vom Ge- burtsort zum neuen Brutort. Es gelarg ihm nicht, die Ambrosiazellen zur Keimung zu bringen, was ihn zur Anschauung brachte, daß die Ambrosiazellen keine Conidien seien. Kurze Zeit darnach ist nun eine ausgezeichnete Arbeit des Schweizers Schneider- Orelli (1913) über die Lebensweise des Anisandrus dispar erschienen, in der die meisten der noch zweifelhaften Punkte klargestellt werden. Er wies durch die Zucht nach, daß die Ambrosiazellen wirkliche Conidien sind (also eine Bestätigung Hubbards). Sodann wies er nach, daß die Mutterkäfer im Muskel- magen immer lebende Nährpilzzellen mit sich führen, die nicht zur eigenen Er- nährung verwendet werden und die selbst während mehrmonatlichen Hungerns nicht verdaut werden. Werden diese Zellen dem Tier entnommen und auf ein geeignetes Substrat gebracht, so fangen sie sofoit an zu keimen. Sie erhallen wahrscheinlich erst durch den Aufenthalt im Darm ihre Keimfähigkeit. Nach diesen Befunden geschieht die Übertragung des Pilzes wohl in der Weise, daß die Mutterkäfer während der Herstellung der Brutgänge die Ambrosiakonidien ausbrechen, worauf die Vegetation des Pilzes beginnt. Interessant sind auch die weiteren Beobachtungen Schneider-Orellis, daß „der Mutterkäfer die Art des Wachstums der Nährpilzrasen von Anfang an stark beeinflußt und auch ständig kontrolliert. Dies ergibt sich daraus, daß der' Pilzbelag in den Bohrgängen, aus denen das Muttertier entfernt wurde, gewöhn- lich bald ein anormales Aussehen bekommt, indem zahlreiche Hyphen von der moniliaartigen wieder in die fädige Wachstumsform übergehen. Besondere Sorg- falt scheint die Mutter auf Regulation der Feuchtigkeit in dem Bohrgang zu ver- wenden, indem sie zur Zeit, wo die Hauptentwicklung der Pilzrasen vor sich geht, das Gangsystem oder einzelne Seitengänge desselben durch Pfropfen von Bohr- mehl verschließt, wodurch die Luftfeuchtigkeit im Innern erhöht wird." Mit dem zunehmenden Wachstum der Larven verschwindet der weiße Pilzüberzug immer mehr, so daß zur Zeit der Verpuppung die Gangwände eine tiefschwarze Farbe aufweisen, die durch kleine Fleckchen weißer Pilzräschen, die sich noch hier und da finden, kaum unterbrochen wird. Die ersten Anzeichen einer Dunkelfäiburg der Gangwände kann man übrigens schon zu der Zeit be- obachten, wo der weiße Pilzbelag noch seine üppigste Entwicklung aufweist. Die 624 Coleoptera. — 7. Familienreihe; Rhynchophora. Verfärbung des Pilzrasens läßt sich auch dadurch hervorrufen, daß man zur Zeit der reichsten Pilzentwicklung alle Tiere aus dem Gange entfernt. Alsbald färben sich dann die Ambrosiarasen oberseits allmählich gelblich und unterseits braun, um schließlich in ihrer ganzen Dicke dunkel- oder schwarzbraun zu werden. Man darf nicht etwa annehmen, daß die normalen Brutgänge absolute Reinkulturen des Nähipilzes im strengsten Sinne des Wortes enthalten. Praktisch genommen handelt es sich jedoch um solche, da der Nährpilz meistens von An- fang an über die anderen Pilzkeime das tatsächliche Übergewicht besitzt und dasselbe unter der Mitwirkung des Mutterkäfers und der Larven auch im Laufe der weiteren Entwicklung beibehält. — Die Fraßgänge der Holzbrüter, ihre verschiedenen Formen wie Leiter-, Gabelgänge in einer und Gabelgänge in verschiedenen Ebenen sind oben {S- 436) schon eingehend geschildert. Ebenso ist dort darauf hingewiesen, daß die Jungkäfer keine eigenen Ausfluglöcher bohren, sondern durch das Einbohr- loch ihre Geburtsstätte verlassen. Über die Generationsverhältnisse sind wir noch keineswegs überall im klaren. Viele Autoren nehmen für die meisten Arten doppelte Generation an. Für eine Art (Anis, dispar) hat nun neuerdings Schneider- Orelli (1913) nachgewiesen, daß er bestimmt nur einjährige Generation hat. Die Befiuchtung findet bei manchen Arten am Ort der Geburt statt, in diesem Fall fliegen die $$ also schon befruchtet aus, um dann allein ihre neuen Brutgänge anzufertigen. Die Holzbrüter sind in der Hauptsache technische Schädlinge („Nutz- holzborkenkäfer"), eine Art (dupar) allerdings geht sehr gern auch an junge, lebende Bäume und kann diese zum Absterben bringen. Der Befall von Holzbrütern ist meist leicht zu erkennen an dem weiß- lichen Bohrmehl, das sich schon von weitem vom bräunlichen Bohrmehl der Rindenbrüter unterscheiden läßt. Im folgenden sollen nun die einzelnen Arten der Holzbrüter besprochen werden und zwar nach der Form ihrer Fraßgänge. A. Die Fraßgänge stellen „Leitergänge'' dar. (Die Leitersprossen werden von den Larven genagt.) Hierher nur die Gattung Xyloterus Er. (= Trypodendron Steph.) mit 3 Arten. ' ' Xylotcrus lineatus Ol. An dem stark gewölbten, vorne gekörnten Halsschild, und den glänzenden gelbbraunen Flügeldecken mit dunkler Längszeichnung leicht zu erkennen. Länge 3 mm (s. Tab. S. 488 u. Abb. 229 a u. 236, J). Er befällt ausschließlich Nadelhölzer und zwar vorzugsweise die Fichte, Tanne und Kiefer, seltener die Lärche, Latsche, Arve und Weymouthskiefer. Seine geographische Verbreitung erstreckt sich über ganz Europa, ferner über ganz Rußland bis Sibirien; er kommt auch in Nordamerika vor. Ipidae (Scolytidae). — Holzbrüter („Nutzholzborkenkäfer"). 625 Sein Fraßgang (Abb. 324, 4) ist ein typischer Leitergang: zunächst die radiär eindringende Eingangsröhre von wechselnder Länge, von ihr ausgehend meist 2 Brutarme, in der gleichen Ebene liegend und gewöhnlich den Jahres- ringen folgend. Doch kommen zahlreiche Abweichungen von diesem Normaltypus (wenn man hier überhaupt von einem solchen reden kann) vor: oft gehen mehrere Arme von der Eingangsröhre ab, bisweilen auch nur einer, oft gehen auch von den Brutarmen wieder Verzweigungen ab; ebenso variabel ist die Richtung der Brutarme, die oft schräg durch die Jahresringe verlaufen usw. (siehe die Abb. 324 u. 325, a). Die Gänge gehen selten tiefer als 5 — 6 cm in Abb. 324. Verschiedene Formen der Fraßgänge von Xyloterus lineatus Oliv, (schematisch), a b Eingangsröhren, b c Brutröhren. — N. das Holz und beschränken sich meist auf das Splintholz. Ältere Gänge sind stets geschwärzt. Die Eigruben werden unten und oben, meist abwechselnd und in ziem- lich regelmäßigen Abständen angelegt. Die darin untergebrachten Eier werden mit Nagespänen verstopft, so daß sie durch eine Scheidewand vom Muttergang getrennt sind. Die Larven fressen kurze, zylindrische Gänge nach oben und unten (Leitersprossen), nur so groß, daß die ausgewachsene Larve und die Puppe Platz darin hat. Vor der Verpuppung dreht sich die Larve um, so daß die Puppe den Kopf gegen die Brutröhre gewendet hat. Während der Larvenent- Escherich, Forstinsekten. II. Bd. 4° 626 Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. Wicklung wird die Scheidewand zwischen Larvengang und Brutröhre durch die Nagespäne, Exkremente und Larvenhäute immer massiver. Über die Pilznahrung, die die Larven ausschließlich genießen, ist oben (S. 622) ausführlich berichtet. Lineatns ist ein Frühschwärmer, der schon im März, April, nach den ersten frühlingswarmen Tagen nach Abgang des Schnees anfliegt. Seine Gene- ration wird von den meisten Autoren als doppelt angegeben. Am Schwärmen beteiligen sich beide Geschlechter; die Begattung findet am Eingang statt, indem das $ von der Eingangsröhre aus dem „außen umhersuchenden brünstigen J die Hinterleibsspitze zur Befruchtung darbietet" (Eichhoff). — Abb. 325. Fraß von Xyloterus lineatus Oliv., a verschiedene Formen von Fraßgängen (Brut- röhren), b eine Brutröhre mit Larvengängen („Leitersprossen"). — Aus Koch (phot. Scheidter). Der Käfer befällt vornehmlich geworfenes oder frisch gefälltes Holz, besonders solches, das in schattigem Besland liegt (ist doch Feuchtigkeit Haupt- bedingung für das Gedeihen des Nährpilzes), während die auf sonnigen Kahl- hieben liegenden Stämme mehr oder weniger verschont werden. Das gleiche gilt für die frischen Stöcke, die ebenfalls gern angegangen werden (vgl. Richter 191 8). Der Schaden ist also ein technischer. Bei dem massenhaften Vor- kommen des linealus bleibt, wenn die Verhältnisse einige Zeit für ihn günstige sind, kein Baum verschont. Man kann in solchen Fällen alle Stämme über und über bedeckt mit den weißen Bohrmehlhäufchen sehen. Der Verlust, den vor allem die Sägewerke erleiden, kann dadurch oft ein recht empfindlicher werden; ein Drittel Wertminderung und noch mehr ist nichts außergewöhnliches. Ipidae (Scolytidae). — Holzbrüter („Nutzholzborkenkäfer"). ^2^] Zur Vorbeugung ist vor allem darauf zu achten, daß dem Käfer mög- lichst wenig Gelegenheit zum Brüten geboten wird. Am besten geschieht dies durch raschesten Abtransport der Stämme aus dem Walde. Da der Käfer auch Stöcke aufsucht, so sollten auch diese rechtzeitig entfernt werden. Wo die Entfernung nicht durchführbar ist, kann durch Entrindung der Stämme und Stöcke die Gefahr in vielen Fällen gebannt werden. Wo freilich hohe Luft- feuchtigkeit herrscht, wird dieses Mittel nicht immer den gewünschten Erfolg haben, da die Käfer auch entrindete Stämme angehen, wenn sie nur den für die Nährpilzentwicklung nötigen Feuchtigkeitsgrad besitzen (Simmel 1919 und viele frühere Autoren). Um die gefällten Bäume zu immunisieren, kommt es also lediglich darauf an, sie möglichst rasch zum Austrocknen zu bringen, um so dem zur Entwicklung der Brut unbedingt notwendigen Nährpilz die Lebensbedingungen zu entziehen. Man hat deshalb in verschiedenen Gegenden die Sommerfällung in der Saftzeit mit sofortiger Entrindung eingeführt; hier- bei trocknen die Stämme so schnell und gründlich aus, daß sie in kurzer Zeit ungeeignet zum Brüten für Imeaius werden. Auch Fangbäume (im Schatten liegend und entastet) können Verwendung finden. Diese müssen aber rechtzeitig aufgearbeitet, d. h. dünngespalten werden, damit das Holz schnell austrocknet. Fankhauser (Schweiz. Zeit. f. Fw., 19 12) berichtet, daß mit Bespritzung der Stämme mit Giftflüssigkeit (Bordeauxbrühe) gute Erfolge in einem Schweizer Sägewerk erzielt wuiden. In dieser Richtung dürften systematische Versuche vielleicht noch manches Brauchbare ergeben. Als Feinde erwähnt Kleine nur 4 Käferarten: Epiiraea angustata Er., und laeviuscula GH., Rhixophagus depressus F. und Hgpophloeus castaneus F. T- a. Abb. 329. Verschiedene Fraßbilder von Xyieborus monographus F. In der oberen Abbildung links ein Teil eines Piatypus- Ganges (breiter). — Nach Strohmeyer. J '/'^ Xyieborus monographus L. Der ,, kleine schwarze Wurm". Walzenförmig, rotbraun, glänzend, sehr fein behaart. Flügendeckenabsturz stark abgeflacht, matt und glatt ohne Streifen, Naht nicht erhaben, neben der Naht und weiter nach außen einzelne weitgestellte, ziemlich große Höckerchen (s. Abb. 243b). (^ 2 — 273 mm, $ 3 mm. 632 Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. Brütet hauptsächlich in Eiche, gelegentlich in Kastanien, Ulme und Buche. Über ganz Europa verbreitet. Die Mutterkäfer bohren eine radial in den Baum eindringende Eingangs- röhre ^), von welcher sie seitlich einfache oder geweihartig verästelte Brutröhren in dem Stammquerschnitt anlegen. Die Eingangsröhre ist meist etwas ge- schwungen, 1 — 8 cm lang, also mitunter nur im Splint verlaufend, mitunter aber auch bis in den Kern eindringend. Die Brutröhren folgen teils den Jahresringen, teils schneiden sie dieselben und sind mehr oder weniger gebogen (Abb. 329). In die Brutröhre werden die Eier in kleinen, Häufchen abgelegt. Die aus- schlüpfenden Larven liegen zuerst in Knäueln und ordnen sich später reihen- weise. Sie vollenden hier ihre Entwicklung, ohne während derselben irgend etwas selbständig zu der Erweiterung der Gänge beizutragen. Ihre Nahrung besteht ausschließlich aus der Ambrosia des Nährpilzes. Die Generation ist nach Eichhoff doppelt. Der Käfer erscheint schon früh im Jahr, Ende März anfangs April. Im Juni, Juli ist die i. Generation fertig. Die Begattung findet wohl meist im Holz an der Geburtsstätte statt, da die 66 flugunfähig sind. Der Käfer befällt vornehmlich frische, liegende Stämme und Stöcke; er verschmäht aber auch stehende Bäume nicht, doch nimmt er meist nur ältere absterbende Eichen, besonders solche, die durch Baum- oder Blitzschlag oder durch ausgedehnten Bockkäferfraß stark geschädigt sind. Wie die meisten Holz- brüter so macht auch er kaum einen Unterschied zwischen berindeten und un- berindeten Holzstellen; 'nur müssen letztere noch genügend Feuchtigkeit im Innern haben (Nährpilze!). Trockenes Holz meidet er; wird frisches Holz, in das er sich eingebohrt, durch Aufspalten zum raschen Eintrocknen gebracht, so verläßt er dasselbe, während die etwa schon darin vorhandene Brut zugrunde geht. Der Schaden ist rein technischer Natur. Namentlich kann der Ver- lust bei zu feiner Verarbeitung geeigneten Eichen ein ganz bedeutender werden. Als Vorbeugungsmittel empfiehlt sich baldige Entfernung der krank- haften Eichen, die oft die Sammelorte zahlreicher Kolonien jahrelang bilden, und der Stöcke, ferner möglichst baldige Abfuhr der gefällten Stämme. In den Gängen halten sich nicht selten, wahrscheinlich als Feinde, verschiedene Käfer auf wie Nemosoma elongatum^ Colydiiim fHifor^me^ Oxylaemus caesus und cylindricus und HypopJiloeus bicolor (Eichhoflf). ' '^Xyleborus dryographus Rtzb. Von dem vorigen durch die etwas kleinere Gestalt (J 2, $ 2 — 2^/2 mm) und die Skulptur des Flügekleckenabsturzes (glänzend, Nahtstreifung etwas tiefer eingedrückt, auf allen Zwischen- räumen in Reihen stehende kleine, körnchenartige Höckerchen) verschieden (s. Tab. S. 488). Verhält sich biologisch sehr ähnlich wie der vorige, sowohl bezüglich der Brutpflanzen (hauptsächlich Eiche) als bezüglich der Fortpflanzung usw. ^) Die 59 sollen sich beim Eindringen in den Holzkörper oft der von anderen Holz- brütern gebohrten Eingangsöffnungen bedienen. Ipidae (Scolytidae). — Holzbrüter (,, Nutzholzborkenkäfer"). 63 J Auch sein Gangsystem (Abb, 330) zeigt nach Strohmeyer (1910) große Ähnlichkeit mit dem f/iofwgraph(s-Frd&hi\d^), ja es sieht aus „wie monograp/ius-Fra& en miniature". Sein Ganglumen ist deutlich kleiner als bei diesem. Im eigent- lichen stark verkernten Stammholz mit sehr schmaler Splintpartie weicht der Käfer dem Kern aus und gibt dem Gang tangentiale Richtung; im saftreichen Holz der Wurzelansätze aber und in jüngeren Stämmen dringen die Gänge hauptsäch- lich in radialer Richtung vor und erstrecken sich bis in den Kern. Meist er- Abb. 330. Fraßbild von Xyleborus dryographus Rtzb. Nat. Gr. — Nach Strohmeyer. reichen die Gänge eine Länge von 3 — 5 cm, längere Gänge als solche mit 8 cm konnte Strohmeyer niemals finden. Sein forstliches Verhalten gleicht dem von monographis. Von den übrigen Xyleborus-Arten sei hier nur kurz erwähnt, daß X. eiirygrapkics Rtzb., mehr im Süden beheimatet, in Kiefern, X, Pfeili Rtzb., ebenfalls mehr in den südlichen Teilen Europas vorkommend, haupt- sächlich in Erle, und X. cryptographits Rtzb , der über ganz Kuropa verbreitet zu sein scheint, in Pappel brütet. Die Lebensweise dieser 3 Arten ist noch wenig erforscht. Forstlich spielen sie jedenfalls nur eine sehr geringe Rolle. b) Gabelgänge in verschiedenen Ebenen. Hierher nur / r , ^. Anisandrus dispar F. Ungleicher Holzbohrer. Durch den großen Unterschied der beiden Geschlechter besonders gekennzeichnet , der ihm auch den Namen verschaffte (s. Tabelle S. 487 und Fig. 242). Dispar ist ein ungemein polyphages Laubholztier Es gibt kaum eine Laubholzart, in der er noch nicht festgestellt ist: in Eiche, Buche, Kastanie,. ^) Das von Eichhoff (1878) dem dryograpJius zugeschriebene Fraßbild gehört, wie Strohmeyer nachweist, sicherlich nicht dieser Art an. Die Beschreibung und Abbildung paßt vielmehr ziemlich genau auf das Fraßbild von Piatypus ^ das Eichhoff, wie er angibt, nicht kannte (s. unten S. 639). 634 Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. Nußbaum, Hainbuche, Birke, Erle, Linde, Weide, Esche, Platane, Ahorn, Akazie, Wein, Obstbäumen verschiedener Art. Ja er ist sogar, wenn auch selten, in Nadelholz gefunden, in Kiefer und in Thuja. Seine Verbreitung erstreckt sich über ganz Europa von Italien und Spanien bis Skandinavien; ferner über Ruß- land bis Sibirien und Kleinasien. „Das Merkmal, welches die Fraßfigur dieses Käfers vor allen anderen auszeichnet, ist das Auftreten der sekundären Brutröhren. Das Weibchen treibt, wie bei allen anderen Holzbohrern, eine kürzere oder längere Eingangs- röhre radial in den Baum, legt dann in demselben Stammquerschnitt ungefähr in der Richtung der Jahresringe primäre Brutröhren an und bohrt von diesen weiter fressend sekundäre, rechtwinklig von diesen abgehende, der Richtung der Holzfas'er folgende, längere oder kürzere Brutröhren zweiter Ordnung nach oben und unten. Die Länge der Eingangsröhre und die Zahl und Länge der Brutröhren erster und zweiter Ordnung ist sehr ver- schieden, besonders nach der Stärke des befallenen Materiales. In stärkeren Stämmen und Stöcken kann die Länge der Eingangsröhre 3 — 6 cm betragen. Die Brutröhren erster Ordnung gehen dann entweder vom Ende der Eingangsröhre regelmäßig nach rechts und links den Jahresringen folgend, oder es zweigt sich bereits früher eine oder die andere primäre Brutröhre von der Eingangsröhre ab, oder die Brutröhren gehen schräg nach innen, mehrere Jahresringe schneidend. In schwächerem Materiale bleiben die Eingangsröhren oft sehr kurz. Die Brutröhren erster Ordnung folgen meist streng dem Verlaufe der Jahresringe, und wenn von einem Punkte zwei derselben nach rechts und Unks abgehen, so können beide zusammen fast einen Kreis um den innersten Stammkern beschreiben (Abb. 331), wie dies schon Ratzeburg und Altum richtig schildern, und wie wir selbst beobachtet haben. Die sekundären, i — 2 cm langen Brutröhren weichen nur selten bedeutend von der Richtung der Holzfaser ab. In ihrer Bedeutung für das Tier sind die Brut- röhren beider Ordnungen einander gleich" (N.). In beiden halten sich die Larven auf, von dem die Wände überziehenden Nährpilzrasen lebend. Die Eiablage findet succesive mit dem Fortschreiten der Bohrarbeit statt. Das I. Eierhäufchen wird gewöhnlich schon abgelegt, wenn ein Horizontalgang mit einer vertikalen Abzweigung (Brutröhre 2. Ordnung) hergestellt ist. Zur Zeit der Eiablage findet man das Bohrloch, oft auch die Mündungsstelle des mit Eiern belegten Gangarmes mit einem feuchten Bohrmehlpfropf verstopft, wodurch wahrscheinlich die für das Wachstum des Nährpilzes günstigsten Feuchtigkeits- verhältnisse geschaffen werden (wenigstens zeigt der Pilzrasen in dieser Periode eine ungemein üppige Entwicklung). Nachher fährt das $ mit der Herstellung Brutfraß Abb. 33 Anisandrus dispar F Ratzeburg. von Aus Ipidae (Scolytidae). — Holzbrüter („Nutzholzborkenkäfer"). 51 e der anderen Teile des Gangsystems fort und legt wiederum ein Eihäufchen ab usw. Die Zahl der Eier beträgt pro Häufchen ca. 6 Stück. Einige Tage nach der Eiablage schlüpfen die jungen Larven aus, so daß die zuerst hergestellten Gangverzweigungen schon Larven enthalten können, lange bevor das Muttertier mit seiner Bohrarbeit zu Ende gekommen ist. Sind die Larven ausgewachsen, so füllen sie den Querschnitt des Ganges nahezu aus, eine Larve dicht hinter der andern liegend, mit ihren weißen Körpern einen auf- fälligen Kontrast zu den fast ganz abgeweideten, jetzt tiefschwarzen Gangwänden bildend. Die Puppen ruhe dauert ca. 10 — 14 Tage. Der Mutterkäfer hält sich während der ganzen Entwicklung immer in der Kolonie auf und zwar meist in der Nähe der Eingangsöffnung, wo er von Zeit zu Zeit Exkremente heraus- schafft. Nach dem Ausschlüpfen der Jungkäfer geht das alte $ meist aus dem Gang heraus und geht zugrunde; oft aber bleibt es noch bis zum Herbst im Brutgang am Leben. Die Jungkäfer überwintern im Innern der Gänge, dicht gedrängt einer hinter dem andern. Sie nehmen kurz nach dem Ausschlüpfen noch geringe Pilzmengen auf und nagen auch gelegentlich kleine Löcher in die Gangwände (Reifungsfraß?). Die d(j erlangen schon wenige Tage nach dem Ausschlüpfen die Geschlechts- reife und suchen nun die $$ zur Kopulation auf, die im Gang stattfindet. Dabei kommt ihnen die Zwerggestalt zunutze (wären die JJ gleichgroß wie die $9, so würde eine Kopula in den Gängen überhaupt ausgeschlossen sein). Bei der Kopula ist Kopf und Bruststück des J so fest auf den Flügeldeckenabsturz des 5 gepreßt, daß sie infolge ihrer Kleinheit und abgeflachten Gestalt kaum über die Rückenlinie des letzteren hervorragen und der ganz gekrümmte kleine Körper des J fast nur als rückwärtige Verlängerung des weiblichen Körpers erscheint. Trotz der geringen Zahl der ö"d (die Zahlenverhältnisse von ci' zu $ stellten sich bei verschiedenen Zählungen wie 5:18, i:i8, 3: 26, 5 : 23, 10 : 23, 7 : 33 und 1:41 usw.) in den Jungkäferkolonien werden bis zum Herbst doch alle $$ befruchtet; ja, da die (jS ihre Tätigkeit im Frühjahr bis zum Aus- schwärmen der $$ eifrig fortsetzen, so ist anzunehmen, daß die letzteren nicht nur einmal, sondern wiederholt befruchtet werden. Die Aufgabe der fiug- unfähigen (j(j ist zur Zeit des Ausschwärmens der jungen $9 erledigt; sie gehen alle an Altersschwäche zugrunde.^) Beim Ausschwärmen kommen die ?$ nach- einander aus dem gleichen Bohrloch, alle rückwärtslaufend, heraus. Sie können sich schon am gleichen Tag wieder einbohren und zur Gründung einer neuen Kolonie schreiten. Die Periode des Ausschwärmens kann sich über lange Zeit, fast 2 Monate, erstrecken. Die Generation ist nach Schneider-Orellis (1913) Beobachtungen und Zuchtversuchen — im Gegensatz zu den Angaben der meisten Autoren — ') Sog. Junggesellenkolonien, wie sie Hub bar d für von den 5$ verlassene Xyleboriis- .() Coleoptera. — 7. Familien reihe: Rhynchophora. eine einjährige. Unter mehr als 100 Brüten, die zusammen über 2000 $? enthalten haben mochten, fand sich kein einziger Käfer, der im gleichen Jahr, in dem er geboren wurde, selber zur Eiablage schritt. Selbst in dem heißen Sommer 191 1, in dem zahlreiche Jungkäfer schon Ende Juni die Puppenhülle verlassen hatten, kam es zu keiner 2. Generation. Die Jungkäfer verblieben viel- mehr in den Brutgängen den Herbst und Winter hindurch bis zum Frühjahr, da die Schwarmzeit gekommen war. Gelangen gelegentlich einmal, durch irgend welche Umstände veranlaßt, weibliche Jungkäfer vorzeitig (im Jahr ihrer Geburt) nach außen, so verkriechen sie sich in eine Ritze oder Höhlung der Baumrinde, oder bohren sich auch einen neuen etwa 5 mm tiefen Gang, um darin zu über- wintern. „Dabei handelt es sich nicht um einen Ernährungsfraß, wie durch Darm- untersuchungen festgestellt wurde; auch bleiben die Wände solcher Notgänge frei von Pilzrasen." — Durch dieses gelegentliche vorzeitige Hervorkommen einzelner Jungkäfer kann mitunter eine 2. Generation vorgetäuscht werden, ebenso dadurch, daß die alten Mutterkäfer nach der Vollendung ihrer Nachkommenschaft nicht immer zu- grunde gehen, sondern oft noch Monate am Leben bleiben und wahrscheinlich dann auch zu erneuter Eiablage befähigt bleiben. A. dispar befällt sowohl gefällte Stämme und Stöcke als auch lebendes Material, vor allem Heister, Ob er wirklich völlig gesundes, frohwüchsiges Material annimmt, oder gar „nur in dem gesündesten, vollsaftigsten Holz vorkommt und brütet", wie vielfach behauptet wurde, ist nach dem Ver- halten fast aller übrigen Borkenkäfer doch sehr unwahrscheinlich. Wir geben in dieser Beziehung Eichhoffs Meinung recht, daß dispar krankhaftes Material vorzieht. Schlechter Standort, unterdrückter Stand (vgl. Neger 1909), große Dürre, Versetzen, ungenügende Düngung (bei Obstbäumen) genügen, um die Heister in einen borkenkäfergünstigen Zustand zu versetzen. Schneider- Orelli (1913) kommt auf Grund sehr großer Erfahrung zur gleichen Ansicht wie Eichhoff: er hat noch nie einen von dispar stark befallenen Obstbaum ge- sehen, der bei genauerer Untersuchung nicht Spuren anderweitiger Schädigung oder Schwächung aufgewiesen hätte. Als Schädigungen kommen hauptsächlich in Betracht Frost, Mäusefraß, Stammverletzungen, Wurzelrückschnitt beim Versetzen älterer Bäume und stärkerer Rückschnitt der Krone. Tritt natürlich z. B. in einer Baumschule oder großen Obstplantage eine starke Übervermehrung ein, so wird er, wie das auch bei anderen Borkenkäfern der Fall ist, in seiner Not auch primär werden und versuchen, auch wirklich ganz gesunde Bäume anzugreifen. In der forstlichen Literatur sind eine Reihe von Fällen mitgeteilt, in denen hunderte, ja in einem Fall sogar 3000 Eichenheister durch dispar zugrunde gerichtet worden sein sollen (vgl. Altum S. 321). In einigen dieser Fälle wird ausdrücklich angegeben, daß auch noch andere Käfer (z. B. Agrilus) daran be- teiligt waren. Viel zahlreicher als in der forstlichen sind die Klagen in der land- wirtschaftlichen, speziell der Obstbaumliteratur. Gehört dispat doch mit zu den gefürchtetsten Obstbauminsekten. Der Tod der Pflanzen tritt bei stärkerem Befall rasch ein. Bei schwachem Befall dagegen, wo nur wenig Bohrlöcher vor- Ipidae,(Scolytidae). — Holzbrüter („Nutzholzborkenkäfei"). 637 banden sind, kann der Baum die Krankheit überstehen und wieder völlig ge- sunden. 1) Die Erkennung des Befalls ist leicht: die Einbohrlöcher und das gelbe Bohrmehl sind deutliche Anzeichen. Bei Eiche tritt auch noch die intensive Dunkelfärbung der Umgebung des Einbohrloches hinzu, die durch einen aus diesem kommenden Saftfiuß hervorgerufen wird (Neger 1909). 2) Zur Abwehr ist zu empfehlen: vor allem Entfernung alles nutzlosen Materials, in dem der Käfer brüten kann, also Stöcke von Eichen, Buchen usw.; ferner rechtzeitige Entfernung und Vernichtung der befallenen Heister. Handelt es sich um wertvolles Material, so können bei schwachem Befall die Pflanzen eventuell dadurch gerettet werden, daß man nach dem Vorschlag Schneider- Orellis (191 7) in die Bohrlöcher Wattepfropfen mit Schwefelkohlenstoff getränkt einführt und darauf die Löcher selbst mit Lehm verschmiert. In Obstpflanzungen wurde sehr guter Erfolg damit erzielt. Die zur Abhaltung der ?? allenthalben empfohlenen Schutzanstriche mit Karbolineura, Lehmmischung usw. haben nach Schneider-Orelli wenig Erfolg. Dagegen stellt das Umwickeln der Stämme mit Rapperstoff einen vollen Schutz dar, ein Mittel, das natürlich nur in kleineren Verhältnissen (wie Obstgärten) Anwendung finden kann. Schlupfwespen führt Kleine keine an; er erwähnt nur einen Käfer Bhinosimus plani- rostris F. (s. Abb. 94 C, S. 195), der in seinen Gängen gefunden wurde. 5. Familie Platypodidae. Die Platypodiden wurden ihrer Lebensweise halber in den meisten älteren entomologischen Schriften mit den Ipiden vereinigt und als L^ntergattung der- selben behandelt. Sie zeigen aber weder morphologisch noch anatomisch nähere Verwandtschaftsbeziehungen zu den Borkenkäfern. Auch keiner der übrigen Rhynchophoren- Familie stehen sie näher, so daß ihre Stellung als selb- ständige Familie wohl gerechtfertigt ist. Habituell unterscheiden sie sich von den Borken- käfern vor allem durch den senkrechten breiten Kopf (Abb. 332), der breiter als das Halsschild ist (was bei , o den Borkenkäfern niemals vorkommt). Augen rundlich, gewölbt, hervorragend, Fühler nicht gekniet, kurz, mit ^bb. 332. Piatypus cyhndrus F. stets 4gliedriger Geißel und großer plattgedrückter End- ^ ^afer, B Vorderbem. — (N.) keule. Halsschild walzenförmig, vorne gerade abgestutzt. An den Seiten zur Aufnahme der Schenkel ausgebuchtet. Schenkel und Schienen breitgedrückt, die Vorderschienen auf der Außenfläche meist mit parallelen Schrägleisten. Tarsen 5 gliedrig, sehr lang und zart, I. Glied wenigstens so lang als die folgenden zusammengenommen (vergl. auch Strohmeyer 19 18). ^) Nach Neger (1900) spielt sich der Ausheilungsvorgang folgendermaßen ab: Aus den Wundrändem wächst ein Callus hervor, welcher durch den von ihm ausgeübten Druck, zunächst allerdings ein weiteres Aufreißen der Rinde über dem Flugloch bewirkt, so daß ein Hof von spindelförmigem Umriß entsteht. Durch Überwallung wird dieser geschlossen und das Loch durch einen aus Callusgewebe bestehenden ziemlich weit nach innen vordringenden Pfropf ausgefüllt. *) Neger nimmt an, daß der Saftfluß frisch angebohrter (gesunder) „Eichenheister" nicht nur insofern für die angegriffene Pflanze von Vorteil ist, als er die Käfer zum Ersticken bringt, sondern auch dadurch, daß er der Ausbreitung des Ambrosiamyzels entgegenwirkt. 638 Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. Die Platypodiden sind in der Hauptsache Tiere der Tropen und Subtropen. In unserem Faunengebiet kommt nur i Gattung mit 2 Arten vor: Platypiis cyliiidnis F. und cylmdriforniis Reitter, die sich folgendermaßen unterscheiden lassen: Halsschild deutlich und ziemlich dicht punktiert, die abwechselnden Zwischenräume der Flügeldecken beim (^ nach hinten deutlich gekielt und vor dem Ab- stürze zahnartig verkürzt, von da der Absturz wenig steil abfallend. Seiten- rand zwischen dem großen Endzahne des (^ und dem marginalen Schwielen- zahn nicht ausgerandet, dazwischen mit 2 Kerbzähnchen besetzt 5 — 5,5 mm. An Eiche Pl. cylindrus Fabr. Halsschild sehr erloschen punktiert, fast glatt, alle Zwischenräume der Flügeldecken beim J nach hinten kielförmig erhöht und vor dem Abstürze zahnartig ver- kürzt, alle Zähnchen fast gleich entwickelt, die abwechselnden kaum größer als die anderen, von da zur Spitze gebrochen abfallend. Der Seitenrand zwischen dem großen Endzahn und dem marginalen Schwielenhöcker aus- gerandet und daselbst ohnt Xerbzähnchen. An Eiche . . PI. cylrndriforviis Reitt. Biologisch und forstlich scheinen sich die beiden Arten mehr oder weniger übereinstimmend zu verhalten, so daß wir sie hier gemeinsam behandeln können. ^( /Piatypus cylindrus F. und cylindriformis Rtt. Der Hauptbrutbaum ist die Eiche, vereinzelt ist cylindrus auch in Buche, Esche und Kastanie und cylindriformis in Buche gefunden. PL cylindrus ist über ganz Europa und über einen großen Teil von Asien verbreitet und kommt auch in Nordamerika vor, cylindriformis ist bis jetzt nur in den Vogesen, Algier, Korsika, Sizilien und im Kaukasus gefunden worden. Da die beiden Arten leicht verwechselt werden, so ist es bei genauerer Beachtung der Unter- schiede wohl möglich, daß das Verbreitungs- gebiet der letzteren Art sich noch wesentlich erweitert. Die Biologie der Kernkäfer ist vor allem durch Stiohmeyer (1906 und 1907) erforscht und aufgeklärt worden, dem wir in unserer Darstellung hauptsächlich folgen. Sehr auffallend sind die Larven gebaut, so daß sie sich von Borkenkäferlarven ohne weiteres unterscheiden lassen. Die ganz junge Larve hat einen stark verbreiterten Kopf und einen ovalen Körper, der breiter als hoch ist und seitlich stark vorspringende Wülste mit großen Borsten besitzt (Abb 333 a). All- mählich geht diese ovale Körperform in die walzenförmige über, wie sie der ausgewachsenen Larve zukommt. Diese ist etwa 7 mm lang, hinter der Mitte etwas verdickt, am Hinterende plötzlich abgestutzt, mit abschüssigem, abgedachtem After (Abb. 333 b). Von den 12 Segmenten ist das I. am größten und nach oben wulstförmig erhöht, so daß die beiden folgenden klein zu nennen sind; die Segmente sind vielfach mit Höckern und Borsten ausgestattet, die als Fortbewegungsorgane dienen. Die Mundwerkzeuge sind bei der erwachsenen Larve (auch relativ) viel stärker ausgebildet als bei den jungen. Abb. 333. Junge (a) und ältere (b) Larve von Piatypus. — Nach Strohmeyer. Platypodidae. Ö39 Die Fraßgänge an Eiche 1) werden nach Strohmeyer folgendermaßen angelegt (Abb. 334). Das 2 bohrt sich von einer Vertiefung der Borke aus radial in den Stamm ein; ihm folgt ein d, das hauptsächlich die HerausschafFung des Bohrmehls übernimmt. Letzteres ist sehr langfaserig und hierdurch vom Bohrmehl der vorher besprochenen Holzbrüter leicht zu unterscheiden. Ist das 2 je nach dem Saftgehalt des Holzes bis zur Kernholzgrenze gekommen, so wendet es sich in kurzem Bogen nach der Seite und nagt, in der gleichen Ebene bleibend einen Gang annähernd in der Jahresringrichtung. Oft kommt es vor, daß auch, nach der anderen Seite ein solcher Gang angelegt wird. Der Verlauf dieser Röhren ist mehr oder weniger wellenförmig, ihre Länge kann 30 cm und mehr betragen. Von einem oder mehreren beliebigen Punkten eines dieser Seitengänge dringt nun das $ in radialer Richtung gegen die Stamm- mitte vor und legt hierbei bald nach rechts, bald nach links Seitengänge an, die Abb. 334. Fraß des Eichenkemkäfers, Platyous cylindriformis Rttr. Nach Strohmeyer. in einem rechten oder spitzen Winkel abzweigen. Der Radialgang ist häufig an^ der Spitze mehr oder weniger nach einer Seite umgebogen und manchmal bis 18 cm lang. In dem außerordentlich saftreichen Wurzelholz oder sehr feucht gelagerten Stämmen hält der Käfer viel weniger streng die gleiche Querschnittebene ein; man fandet hier oft Gänge, die sich direkt in der Achsenrichtung hinziehen und ihrerseits sich wieder schräg nach oben und nach unten verzweigen. Auch durch unregelmäßigen Faserverlauf, Aststummel, Faulstellen oder sehr rasches Austrocknen der äußeren Stammteile werden Abweichungen von der Normalform veranlaßt. In letzterem Fall kommt es vor, daß der Käfer die Anlage der Gänge an der Kernholzgrenze ganz unterläßt und direkt in das Kernholz dringt. Die Gänge werden stets sehr rein gehalten, Kot und Bohrmehl werden ständig herausgeschafft, zu welcher Arbeit sich der Absturz des d sehr gut eignet. ^) In Buche weichen die Gänge entsprechend dem verschiedenen Bau des Holzes von. den Eichengängen etwas ab (Strohmeyer 1907). ,540 Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora. Die Eier werden während der Bohrarbeit, die ersten schon nach Anlage der ersten Splintgänge, haufenweise abgelegt. Die Bohrtätigkeit des Q und die Eiablage soll sogar im Winter fortgesetzt werden. Die Larven, hauptsächlich die älteren, lauten mit Hilfe ihrer Segraent- wülste (s. oben) in den Gängen lebhaft hin und her und nähren sich (wie die holzbrütenden Ipiden) vornehmlich von Pilzen. Während der Entwicklung nagen die Larven keine eigenen Gänge ; erst wenn sie erwachsen sind, bohrt jede von der Brutröhre aus ihre eigene Puppenwiege, in Form von kurzen, zylindrischen Röhren, und zwar stets horizontal, dem Faserverlauf folgend. So erhält das Fraß- bild eine Ähnlichkeit mit den Leitergängen der Xyloterus- Arten. Während aber hier die Leitersprossen richtige Larvengänge darstellen, die schon von der jungen Larve hergestellt und in denen die Larve ihre ganze Entwicklung durchmacht, sind beim Piatypus- Fraßbild die Leitersprossen lediglich Puppenwiegen. ^) Die Flugzeit ist sehr spät, Strohmeyer beobachtete im Elsaß erst am 6. und 8. Juli den massenhaften Anflug an Stöcken und Stämmen. Die Ent- wicklung einer Familie zieht sich sehr lange hin; man kann in einem Gangsystem alle Stadien nebeneinander finden. Bemerkenswert ist die Beobachtung Stroh- meyers, daß im Winter bereits ausgefärbte Jungkäfer erst anfangs Juli, frühestens Ende Juni schwärmten. Die Generation ist jedenfalls einjährig. Der Kernkäfer befällt sowohl stehendes Hoiz (dieses meist am unteren Stammteil) als auch Stöcke und liegende Hölzer bis zum Astholz. Liegende Stämme werden in ihrer ganzen Länge gleichstark angegangen, an den Seiten und unten etwas mehr als oben. An den Baumstümpfen bohrt sich der Käfer am liebsten dicht über der Bodenoberfläche und an den Ansatzstellen der dicken Hauptwurzeln ein, während der zuerst austrocknende, oberste Stockteil meist ganz verschont bleibt; ob die Stöcke entrindet oder berindet sind, ist ziemlich gleichgültig. Der Schaden des Kernkäfers ist rein technischer Natur. Dadurch, daß er viel tiefer wie die anderen Borkenkäfer [Xyloterus und Xyleborus) in die Stämme eindringt, sind die Verluste weit empfindlicher als bei diesen. Die Wert- minderung kann 50^0, ja, bis 90% betragen. Vom Praktiker wird der Piatypus -B^idW nicht immer als solcher erkannt und mit Xyloterus domesticus, signatus^ Xyleborus monographus, dryographus, Saxeseni oder Anis, dispar verwechselt. Die Fraßbilder geben auch häufig kein klares Bild. Leichter zu verwerten sind die Einbohrlöcher. Auf Grund des viel größeren Kalibers (s. Abb. 335) wird man zunächst feststellen können, ob monographus^ Saxeseni oder dryographus vorliegt. Sind diese Arten ausgeschlossen, so bleiben nur dispar und signaius (bezw. domesticus). Zeigt sich in keinem Bohrloch der charakteristisch gezahnte Absturz des Kernkäfers oder das weiße, scheibenähnliche, flache Hinterende seiner Larve (die ja lebhaft in den Gängen hin- und her- ^) Manche Autoren faßten die Leitersprossen als Bestandteile des Käferfraßes auf (ent- sprechend den Sprossen bei dtsparl). Doch konnte Strohmeyer diese Anschauung durch direkte Beobachtung und Experimente als irrtümlich nachweisen. Man findet auch niemals die „Leitersprossen" in den Gangsystemen, solange keine verpuppungsreifen Larven oder Puppen vorhanden sind. Literatur über Borkenkäfer. 641 wandert), so bleibt (da die Untersuchung des Bohrmehls für den Praktiker keinen sicheren Anhalt gibt) nur übrig, durch einen Axthieb in den wertlosen Splint ein Stück Rinde oder Holz abzulösen, und die darin befindlichen Käfer und Larven zu betrachten, die sich ja von den ge- nannten Borkenkäfern ohne weiteres auch von dem weniger Geübten unter- scheiden lassen (Strohmeyer). Betreffend der Abwehr sei folgen- des gesagt: Will der Holzhändler sich vor Schaden bewahren, so sorge er da- für, daß die Eichenstämme rechtzeitig abgefahren werden; als spätester Termin hat Mitte bis Ende Juni zu gelten. Um die Durchführung dieser einfachsten und sichersten Maßregel zu erleichtern, wäre es angebracht, daß die Förstverwaltungen die Eichenstammhölzer möglichst früh zum Verkauf brächten. Die anderen vielfach empfohlenen Mittel, wie Vernichtung der Brut in den Stöcken durch Sprengung (wodurch deren Austrocknung be- schleunigt wird) oder Entrinden der Stämme, können wohl ganz gut wirken, sind jedoch in ihrem Erfolg bei weitem nicht so sicher wie die rechtzeitige Holzabfuhr. Abb. 335. Ausbohrlöcher verschiedener Eichen- holzborkenkäfer, a Xyloterus signatus F., b Xyleb. monographus F., c Xyleb. dryo- graphus Rtzb., d Anisandrus dispar F., e Xyle- borus Saxeseni Rtzb. — Nach Strohmeyer. Literatur über Borkenkäfer. Die Borkenkäferliteratur ist ungemein umfangreich und es ist ganz unmöglich, hier auch nur einen Bruchteil aller über mitteleuropäische Borkenkäfer erschienenen Arbeiten anzuführen. In dem Verzeichnis sind vielmehr nur solche Arbeiten aufgenommen, auf die im Text Bezug genommen ist. Glücklicherweise besitzen wir eine ausgezeichnete „Übersicht über die Gesamt- literatur der Borkenkäfer vom Jahre 1758—1910'^ von Tredl und Kleine (1911), in der wohl nur ganz wenige unbedeutende Arbeiten fehlen dürften und die jedem, der sich mit Borkenkäfern wissenschafthch beschäftigt, unentbehrlich ist. Die Fortsetzung dieser Übersicht (bis 1920), von Kleine bearbeitet (Tredl ist leider mzwischen gestorben), ist in der Zeitschrift für angewandte Entomologie Bd. IX erschienen. Das große Interesse, das die Borkenkäfer seit jeher bei Zoologen und Forstwirten ge- funden, hat eine Anzahl größerer Monographien gezeitigt, von denen hier die von Ferrari (1867), Chapuis (1875), Lindemann (1875), Eichhoff (1878 und 81), Löwendal (1898), Barbey (1901) und Spessivtseff (1907) zu nennen sind. Außerdem sind eine Reihe monographische Bearbeitungen über einzelne Spezial- gebiete der Borkenkäferkunde erschienen, so von Wachtl (1884), Nüßlin (1911), Kleine (1908/09), Tredl (1907), Fuchs (1907) und anderen. Eine Zusammenstellung der „Nahrungspflanzen und Verbreitungsgebiete der Borkenkäfer Europas" verdanken wir Tr^dl, eine statistische Studie über denselben Gegen- stand und ferner eine Zusammenstellung der Feinde der Borkenkäfer R. Kleine, und eine gute Bestimmungstabelle E. Reitter. Außerdem sind in allen forstentomologischen Hand- und Lehrbüchern die Borkenkäfer meist mit besonderer Sorgfalt und Ausführlichkeit be- handelt (Ratzeburg, Altum, Judeich-Nitsche, Eckstein, Nüßlin usw.). Als besonders verdienstvolle Borkenkäferforscher, die unsere Kenntnis wesentlich gefördert haben, seien erwähnt: Altum, Chewyreuv, Cogho, Eggers, Fleischer, Fuchs, Hennings, Henschel, Knoche, Knotek, Keller, Nördlinger, Nüßlin, Pauly, Schneider-Orelli, Stro'hmeyer, Trägärdh, Wachtl, Wichmann: in Amerika vor allem Hopkins und Hubbard. Escherich, Forstinsekten. II. Bd. 4^ ()A2 Coleoptera. — 7. Familienreihe: Rhynchophora Ahlemann, 1862, Auftreten des Borkenkäfers in der Oberförsterei Guttstatt usw. — In: Gennerts F. Bl., Heft 4. S. 42 — 6q. Altum, 1879, Der große schwarze Eschenbastkäfer. — In: Z. f. F. u J. VIII, S. 397 — 402. — — 1888, Kleinere forstzoologische Mitteilungen. — In: Ebenda XX, S. 242 — 245. Baer, W., 191 1, Bemerkungen zur Gattung Pseudopolygraplms Seitn. — In: Z. f. d. g. Fw., S. 506—508. Barbey A, 1901, Die Bostrychiden Zentraleuropas. Monographie. Mit 18 Tafeln. 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Aufforderung zur Mitarbeit a. d. Erforschung des großen und kleinen Waldgärtners. — In: Z. f. F. u. J. 52, S. 227 — 247. ♦♦ Sachregister. Die kleingeschriebenen Wörter bedeuten Artnamen, die hinter diesen Namen stehenden Buch- staben die Anfangsbuchstaben der Gattungen. Die mit * bezeichneten Seitenzahlen, welche stets an den Schluß der Zahlenreihe gestellt sind, beziehen sich auf Abbildungen. Wo Gattung und Art ausgeschrieben sind, beziehen sich die Namen auf Parasiten. A. Aaskäfer 49. Abax 357. Abfälle oder Abbruche 523. abietinum An. 184, 186. abietis An. 186, 187. — C. 481, 557, 597, 604, 482*, 597*. — H. 337, 342, 343*. — H, Larvenfraß 349*. — L. 121. — S. 126. Abstürze 536. acanthopygia Ch 20. Acanthocinus 209, 210, 221, 219, 240*. Acanthoderes 209, 219. 214*. aceris Ecc. 478, 516, 516*. — L- 301- Acridiidae 4. Acridiinae 8. acridiorum Coc. 7. — Lach. 6. Acridium 8. Acrocormus multicolor 590. Acrulia 49. aculeatus M. 320. acuminatus Ips 486, 539, 557, 485*, 540*. Adalia 122, 125, 123*- Adelocera 154, 165. Adephaga 38. aedilis Ac. 209, 210, 219, 221, 208*, 240*. Aegosoma 215. aegyptiacum Acr. 8. aenea An. i ii*. — C. 113. — D- 139, 135*- — M. 275, 286, 288. aeneoniger L. 160, 159*. aeneum C. 218, 221, 239, 238*. aeneus C. 156, 160, 162, 163, 157*, 158*, 159*. aequator H. 224. aeruginosus L. 158, 161. affinis Chr. 139, 142, 135*. Agelastica 275, 286, 289. agilis Dr. 46. Agonum 45 agricola A. HO. Agrilinae 132, 133, 139, 142, 145*- Agrilus 133, 139, 145, 148, 149, 146*. Agriotes 154, 156, 159, 161, 162, 163 Agrypnini 154, 156. Ahornbock 24". Alecopolabus fasciiventris 513. alneti Ph. 324. alni Ag. 275, 286, 289, 274*. — Eiplatten 286*. — Larven 287*. — D. 139. — Dr. 487, 517. — O. 340, 418. Allantonema 358. AllecuHdae 202, 204. alliariae Rh. 304. Alpenbock 246. alpina P. 8. — R. 216, 246*. alternans L. 121, 551, 602. Alysia manducator 513. Ambrosia 444, 622. Ameisen, weiße 22. Ameisenkäfer 177. Ameisenlöwe 29, 30*. amitinus Jps 485, 593, 557, 604, 485*, 594*. — V. montanus 538. Amphibiotica 27. Amphimallus 105, 106. Anacharis 33. Anaglyptus 2 18. analis A. 49. — L. 49, 543, Anamerentoma i. Anaspis 204. Anatis 125. angustata E. 120. angustatum P. 51. angustatus A. 139, 146, 149. — H. 481, 619, 620. angusticolle An. 184, 186. angusticollis L. 119*. Anisandrus 477,487, 633,487 *. Anisoplia iio. Anisoptera 29. Anobiidae 177, 182, 185*. — Larve 183*. Anobium 180, 183, 186 ff, 531. — Käferfraß 189*, 190*. Anomala HO.. Anoplura 22, 26. Anoxia 108, 103* Anthaxia 133, 137, 139, 141, 181, 231, 138*. Anthonomus 336, 340, 420, 335*- Antophora 182. Anthrenus 128, 127*. Anthribidae 300, 301. Anthribus 301, 302*. Apate 183, 187, 188. 191. Apfelblütenstecher 340. Aphodius 166. apiarius Tr. 182. Apioninae 303, 309. Apion 309*. Apoderus 306, 307, 304*. apterus L 56. Apter\'goten 3. aquatica P. I. araneiformis B. 315, 332. arborator Ph. 321. arcuatus Cl. 214, 2 18, 248*. — Larvengänge 249*, 250*. argentatus Ph. 312, 324. arietis Cl. 218, 251*. armigera M. 338. Aromia 216, 254. Arthropleona i. Arvenborkenkäfer, großer 538. 648 Sachregister. Arveiiborkenkäfer, kleiner 552. arvensis C. 45. arvicola L. 192. asellus C. 158*. Asemum 235, 238, 166, 217, 221, 233*. aspaiagi C. 274*. Aspenbock, kleiner 260. asperatus C 597. — Th. 482, 517. Aspidocolpus 508. Aspigonus 224. Atanycolus demigrata 264. ater A. 149. — H. 480, 619, 620, 474*, 620*. — P, 202. — X 224. aterrimus A. 156, 160, 161, 163. Atheta 49, 532, 622. Athous 154, 157, 158, 160, 162, 165. atomarius P. 314, 324. — Käferfraß 325*. Atropus 25. Attagenus 128, 127*. attelaboides R. 302. Attelabus 305, 307, 304*. attenuatus H. 480, 619, 620. Aulonium 121, 494, 119*. aurata C. 113, iii*. auratus C. 45, 41*. aurichalceus D. 128 auricollis Agr. 139, 145, 150, 130*. auricularia F. 20*. auronitens C, 45. Ausbohrlöcher verschiedener Eichenholzborkenkäfer 641*, austriaca A. HO. austriacus P. 553. aulographus Dr. 487, 557, 598, 604, 482*, 599*. avellanae O. 418. B. Bacchus Rh. 304. bajulus H. 217, 221, 232, 233*. 234*. Balaninus 336, 340, 422, 335 *. Balkenschröter 54. Bandit 42. barbatus S. 202, 195*. Barbitistes 12, 13. Barichneumon ridibundus 513. Barypithes 3 II, 315, 332. Baumschröter 54. Begattungslöcher 490. Bembidium 47. berolinensis D. 139. betulaeRh. 305, 307, 304*, 308*. betuleti A. 139, 146, 150. — Rh. 305, 306, 304*. bicolor H. 632. — T. 205, 483, 510, 511*. bidentatus P. 205, 484, 549, 557, 604, 484*, 549*, 550*. — P. var. 549*. bifasciatum Rh. 215, 221, 241. bifasciatus C. 139, 142, 188, 145*- biguttata T. 202, 195*. biguttatus A. 139, 147, 148, 145*- — St. 10. Billaea irrorata 263. binotatus H. 204. bipunctata C. 122, 125, 123*. bipunctatus T. 10. bipustulatus Ch. 126, 122*, 123*. — Rh. 120. Birkensplintkäfer großer 489. bispinosa A. 184, 187. bispinus X. 487, 517. bistridentatus P. 484, 552, 557, 483*, 549*, 553*. Blacus fuscipes 513. Blasenfüße 4, 27, 26*. Blastophagus 519, 532. Blatthornkäfer 54. Blattidae 21. Blattkäfer 271. Blattlauslöwen 32. Blattroller 303 — ohne Blattschnitt 305. — mit Blattschnitt 306. — mit einseitigem Schnitt 306*. — mit zweiseitigem Schnitt 307, 306*. Blattstecher 304. Blattwickel 305*. Blattwickler oder -roller 304. Bleiarsenat 291, 298. Blitophaga 49. Bockkäfer 207. boleti B. 204. Boletophagini 204. Boletophagus 204. Bombyliden 7. Borkenkäfer 427, 428*. — Abwehr 455. — als Raumparasit 556, 602. — Anhang 517. — an Ästen und Zweigen 547. 600. — an Klee 517. — an Laubholz 489. — an Nadelholz 517. — an Spartium 517. — Begattungsapparat männlich 465*. — Bestimmungstabelle 472. — Biologie und forstliches Verhalten 489. — Brutbildertypen 433. — Brutgänge, mißlungene 522. Borkenkäfer Darmkanal 467. — dichotomische Tabelle nach Nüßlin 471. — Erkennung des Befalls 453. — Ernährung 444. — Familienleben 431. — Fichtenbewohner, typische 557- — Fichtenbewohner, gelegent- liche 557. — Flügeldeckenabstürze 483 *, I 484*, 485*, 488*. — forstliche Bedeutung 447. — Fortpflanzung 437. — Fraßbilder 431, 436. — Fühler 474*, 476*. — Generation 442. — Geschlechtsorgane, weibliche 444*- — großer achtzähniger 575. — Kiefernbewohner, typische 519 — Kiefernbewohner, gelegent- liche 519. — Kiefernbewohner im Stamm brütend 519. — Kopf- und Halsschild 428*, 473*- — Larven- und Käferfraß 444. — Larve und Puppe 429*. — Literatur 641. — Mitteldarm 466*. — Muttergang mit Eigruben 441*. — natürliche Beschränkung der Vermehrung 448. — Parasiten 492, 494, 499, 502, 503, 506, 508, 509, 510, 511, 513, 515, 532, 535, 538, 539, 543. 545, 548, 551, 568, 570, 575> 59O) 597, 598, 602, öio, 614, 622, Ö27, 628, 632, 637. — Regenerationsfraß 447 — Reifungsfraß 446, 445 *. — System, geschichtliches 459. — System Nüßlins 460, 467. — Tabelle der Arten 477. — Tarsen 473*. — Überwinterungsfraß 447. — Vorbeugung 454. -^ Vorkommen 430. Bostrychidae 183. Bostrychus 183. Bothrideres 121. Brachistes atricornis 386. — firmus 386. — robustus 386. Brachkäfer 106. Brachonyx 336. 340, 422, 335*. Brachycentrus brachycentrus 264. brachycerus Br. 357. Sachregister. Ö49 Brachyderes 1 63 , 311, 315, Brachyderini 310, 311. Brachylacon 156. Brachymera II 7, 126. brachyntera D. 422. Brachyopa 357. Bracon brachycerus 357. — caudatus 502. — disparator 386 — hylobii (= nigriventris) 357. — immutator 410. — incompletus 386. — initiatellus 494. — initiator 224 — labrator 386, 551. — longicaudis 502. — multiarticiilatus 264. — obliteratus 224 — palpebrator 532, 543, 551, 386*. — sordidator 386. — spathiiformis 192. — stabilis 506. Bruchidae 206, 299. Bruchus 299. brunnea S. 108, 11 1*. brunnipes B. 332. Bryodema 10. Buchdrucker 575. Buchenborkenkäfer, kleiner 5 10. Buchenspringrüßler 417. Bücherlaus 25. Bulmerinqui T. 511. buoliana T. 187. bupresticida C. 132. Buprestidae 129. Buprestiden-Larven 130*. — Fluglöcher und Puppen- wiegen 131*. — Fraßgang 131*. Buprestinae 132, 133, 139, 135*- Buprestis 133, 134. buprestoides M. 150*. buprestoides Sp. 213, 221, 237, 214*. Byctiscus 305. 306, 304*. c. Caenocoelius analis 513. Caenoptera 215, 221, 239*. Caeropachys Hartigi 551. caesareus St. 48. calamobius 211. Calandra 334, 341, 335*. — Literatur 427. Calathus 46. calcaratus Ph. 314, 324. Callidium 212, 216, 217, 221, 235, 269, 233*. — Larvengänge 238*. Caloptenus 6, 10. Calopteryx 29. Calopus 202. Calosoma 41. Calotermes 24. Calvolia Kneißli 543. Calyptus longicollis 513. — rogosus 508. campestris C. 40. — G. 18. Campoplex gracilis 410. Camptosomata 273. camptoxipha J. 13. cancellatus C. 45. candens A. 141. caninum D. 79. canis Tr. 26. Cantharidae 168. Cantharis 168*. capitis P. 26. capreae G 275, 282, 286. — Fraßbild 282*. capucina A. 184, 188, 191. — E. 151. Carabidae 39. Caraboidea 39, 38. caraboides M. 202. — Syst. 54. Carabus 45, 164, 41 *. carcharias S. 141, 209, 210 220, 223, 208*, 212*, 256* — Fraßbilder 257*, 258*. cardinalis N. 1 24. Cardiophorini 154, 156, 157 Carphoborinae 469. Carphoborus 475, 547, 481 548*, 480*, 482*. carpini Ecc. 477, 515, 514* Cassidinae 276. castaneus C. 156, 160, 161, 157*, 158*, 159*- — H. 627. castanipes M. 158*. celata A. 49. — H. 49. cembrae Ips 485, 557, 614 615*. — Ps. 514. Cerambycidae 206, 207, 214* — Literatur 270. Cerambycinae 213. Cerambycini 213, 216. Cerambyx 216, 242, 207* 212*, 214*. — Larve 207*. ceramboides Ps. 202. cerasorum B. 423. Cerceiis 132, 325. cerdo C. 207, 216, 212*, 243* — Larvengänge und Puppen- wiegen 244*. Cerocephala cornigera 494, 502 cervinus P. 314, 324, 325. cervus L. 53, 54*, Cerylon 121. Cetonia 113, 11 1 *. Cetonia Engerling 60, 61*. Cetoniini 156, 113 Ceutorrhynchus 336, 341, 335*. chalcographus P. 484,486,557, 595, 596, 604, 483*, 484*, 486*, 595*, 596*. Chalcophora 132, 134 Cheiropachus pulchellus 532, 535- — quadrum 494, 502, 532, 535- chelicornis G. 26. Chelidura 20. Chilocorini 125, 126. Chilocorus 126, 122*, 123*. Chlorbaryum 7. Chrysobothris 133, 139, 142, 130*, 138*. Chrysomela 182. Chrysomelidae 207, 271, 274*. — Larve und Puppe 271*. Chrysopa 32*, 33. Chrysopidae 29. chrysostigma Ch. 138, 139, 142. Cicindela 40, 41 *. Cicindelidae 39. Cicones 118. cinerascens P. 9. cinereus C 481, 557, 556*. Cionus 336, 340, 418, 335*. — Literatur 427. Cis 118. Cisidae 118. cisteloides C. 46. cisti B 299 clavatus Sp. 192. Clavicornia 117, clavipes A. 209, 219, 208*, 214*. Cleonus 335, 336, 381. Cleonymus pulchellus 508. Cleridae 177, 193. Clei-us 177, 449, 520, 532, 538, 541, 590, 178*. Clythra 286. Clytus 216, 218, 221, 248*, 251*. Cneorrhinus 31 1, 315, 329. Coccidulini 125. coccinea P. 195*, 205*. Coccinella 122, 125, 296, 123*. — Entwicklungsstadien 122*. Coccinellidae 121. Coccinellinae 125. Coccinellini 125. Coccobacillus 7. Coeliodes bostrichorum 590. — filiformis 502. — melanotus 402. — scolyticida 494. coerulescens Oe, 10, coeruleus A. 139, 145, 149. — C. 182, 192, 181*. Coleoptera 35. 650 Sachregister. Coleopteroidea 35. cunicularius H. 480, 619 , 620, collaris N 49. 474*. — Rh. 192. Curculio 417, 422. - X. 224. Curculiones adelognathi 3 10. Collembola i. Curculiones phanerognathi 334. Colydiidae 118. 121. Curculionidae 300. Colydium 121, 632, 119*. CurcuHonides 310. completus H. 192. curculionides A.305, 307, 304*. conicus Rh. 304. Cursor O. 216, 221, 238 Conostigmus pusillus 610. curvidens Jps 557, 604, 485*, conspersa P. 141. 486*, 605*, 606*, 607*, constrictus B. 12. 608*, 609*. contractus A. 224. cuspidata H. 49. — B. 121, cyanea Ph. 133, 136, 130*, convexus C 45. 135*. Copeognatha 25. cyanescens A. 149. Copris 55*. Cychramus ii8. Coprophaginae 55. CycHca 273. Coraebus 133, 139, 142, 144, cylindricum Syn. 54*. 188, 143*. cylindricus O. 121. coriaceus C. 45. cylindriformis PI. 638, 639*- coriarius P. 215, 221. cylindrus PI. 638, 637*. cornus F. 197. CyHstosoma Hneare 532, 590. Corrodentia 22, 4. — oblongum 538. corticalis X. 151. Cytoneura stabulans 79, 291. Corticaria 118. coryli A. 149, 306, 304*. D. - Dr. 517. Dacne 118. - Str. 315, 331, 313*. danicus P. 9. Corymbites 154. 156, 160, 161, decastigma M. 139, 141. 162, 163, 165, 166. decemlineata Ch. 296*. Corynetes 177. 182, 192, 181*. decipiens P. 139, 140, 141. Coryphium angusticoUe 543. 135*. Cossonidae 423, 341, 423. Decticus II. Cossonus 335, 424. decumanus H. 570. — Literatur 427. DendroctoDus 475, 479, 547, Coxelus 118. 557, 604, 477*. crassicoruis A. 49 — amerikanische (Fraßbilder) - H. 27. 565*. crenata D. 121, 119* Dendrophagus 118. crenatus H. 479, 503, 504*. Dendrosoter Curtisii 494 cribratus Rh. 120. — Middendorffi 494, 532 551, Criocephalus 217, 221, 235, 567. 238, 233*. — Perrisi 551. Crioceris 273. - planus 503. cruentatus N. 125, 123*. — protuberans 502, 508 515, Cryphalinae 468. 532, 535- Cryphalus 475, 481, 557, 597, denticornis L. 27. 604, 611, 616, 476* deplanatum P. 51. 482*. Deporaus 305, 306, 304*. Cryptarcha 118. depressa L. 29. Cryptocephalus 273. depressus P. 195*. cryptographus X. 633, 488*. — Rh. 120. Cryptophagidae 118, 341, 406. Dermaptera 3, 20. Cryptorrhynchus 335*. Dermestes 128, 127*. — Literatur 426. Dermestidae 126. Cryptostoma 276. dermestoides H. 171,172, 170*. Crypturginae 468. — Larve 171*. Crypturgus 475, 481, 556,557, destructor J. 6 602, 604, 482*. detritus Cl. 218, 251*. Cucujidae 118, 120. Dexia 79. Cucujus 118. Dexiinae 79. culinaris M. 202. Dexiosoma 79. - Rh. 341, 424*, 425*. Diacanthus 156. Diachasma cephalotes 513. Diaperini 204. Diaperis 204 Diapria melanocrypta 410. — "'gra 513. — verticillata 543. Dicerca 133, 139. Dickmaulrüßler 311. Dionaea nitidula 263. Diphyllus 118. Diplochis omnivoris 590. Diplogaster 358. Diplosis 422. discisus PI. 51. di<:juncta M 79. dispar A. 633, 487*, 634*, 641*. — G. 25. — Rh. 120. Ditoma 118, 121, 119*, Diversicornia 38, 116. divinatorius Tr. 24*. Dolopius 154, 156, 157, 159, 161, 163, 166. domesticum A. 190. domesticus O. 180, 192, 181*. — X. 488, 627, 628*. Donacia 273. Doppelringschnitt 456. Dorcadion 211. Dorcus 54. Dornschrecke 8. Dorj'Ctes obliterans 590. — pomarius 513. Doryphora 296. Drahtwürmer 153. Dromius 45, 536. Dryocoetes 476,487, 509, 517. 557, 604, 482*, 598*. Dryocoetinae 470. dryographus X. 488, 632, 482 ', 633*, 641*. Düsterbock 235. Dungkäfer 55. duplicata M. 339, 415. — Larvenfraß 413*. duplicatus Jps 486, 594. Dynastini 56, II4. E. Eccoptogaster 477, 478, 489, 492, 494, 496, 507, 511, 513, 515, 51^, 473*, 483*. Eccoptogasterinae467,473, 477. Echthrus nubeculatus 264. — populneus 264. Ecphylus eccoptogastri 494, 513. — hylesini 503, 510, 548, 551, 567. Ectobia 21. Eichelrüßler 422. Eichenbock, großer 242. Eichenerdfloh 292. Eichenspiingrüßler 417. Sachregister. 651 Eichenwidderbock 248. Eintagsfliegen 27, 28. Elachistus leucogramma 494, 508, 513- Elater 154, 157, 165, 166. Elateridae 129, 152. — Käfer 157*. — Käferfraß 161*. — Larven 159, 153*, 158*. — Larvenfraß 162*. — Literatur 167. Elaterini 156, 157. elatus C. 145. elegans P. 192. elephas B. 340, 423. eim leaf beetle 291. elongatum C. 121, 119*. — N. 120, 119*. — P. 51- elongatus A. 139, 146, 149, 145*- — T. 181, 192. emarginatum A. 184, 186. Embidiaria 4. Empusa 6. Endomychidae 118. Endomychus 118. Engerlinge 52, 55, 59, 61 *. Ennearthron 118. ensifer Ecc. 477, 496, 477*, 497*- ensifera A. 33. Entedon caudatus 548. — chalybaeus 264. — hylesinorum 548. — pinctorum 548. Entgipfelung 456. Entomobrya 2. Entomobryidae i. Ephemera 28. Ephemerida 27. Ephialtes 33, 264, 358. Ephippigera 1 2 . Epicauta ioo. Epuraea 118, 119*, 120*. — angustata 627. — laeviuscula 627. — oblonga 536. — obsoleta 532. — suturalis 590. Erdlaufkäfer 44. Erdwolf 13. eremita O. 113, in*. Eremotes 341, 425. Ergates 215, 221, 235, 238, 236*. Erichsoni D. 128. Erlen Würger 341, Ernährungsfraß (Reifungsfraß) 435*. Ernobius 184, 187, 188 Ernoporinae 468. Ernoporus 475, 482, 510, 517, 509*. erosus Jps 486, 545, 546^. Eschenbastkäfer, ähnlicher bunter 502 — großer schwarzer 503. — kleiner bunter 499. — kleiner schwarzer 506. Eschenrindenrosen 501, 500*. Eschenrüsselkäfer 340, 418. Eucnemidae 129, 150. Eucnemis 151. Eucoela minuta 494. Eupandalum abbreviatum 551. — tridens 551. Eupelmus azureus 386. — Degeeri 502. Eupodae 273. eurygraphus X. 633, 488*. Eurytoma eccoptogastri 508, 513 — flavocapsularis 502, 543. — flavovaria 502. — ischioxantha 386, 502. ' — nodulosa 502. Eurytoma spec 598. — striolata 508. Eusandalum inerme 502, 545. Exochomus 126. exsculptus P. 483, 557, 602*. faber E. 215, 221, 235, 238, 214*, 236*. — Larvenfraß 236*. fagi A. 149. — E. 482, 510, 509*. — O. 340, 417, 339*. 415*. 416*. Familienholzgänge 629. Fangbaum 455. Fangbaummethode nach Sed- laczek 458. Fangheuschrecken 4. Fankhauseri H. 479, 517. farinosa H, 112, 1 1 1 *. fasciata M. 202 fasciatus A. 301. fasciatus C. 142. — H. 509, 532, 195*. — Tr. 114, III*. fasciculatus P. 219, 221, 229, 414, 208*. 210*, 214*, 230*. fastuosa Cr. 182. Federlinge 4, 25. Feldgrille 18. Feldheuschrecken 4, 25. Feldmaikäfer 57. Felsenspringer 3. ferrugineus L. 121, 602, 119*. — Rh. 120. Feuerschröter 53. Fichtenbock 221. Fichtenborkenkäfer, furchen- flügeliger 601. Fichtenborkenkäfer, gekörnter 597- — kleiner 601. — sechszähniger 595. — zottiger 598. Fichtenrüsselkäfer, grüner 324. filiforme C. 121. Filzlaus 26. fimetaria J. i*. flabellicornis H. 171, 170*. flavicoUis C. 24. flavicornis P. 51. flavipennis M. v. 532. flavipes P. 192. flavomaculata B. 134. flavus M. V. 532. Florfliegen 29, 32*. floricola C. I13. Forficula 20*. Forficularia 20. Formica 325, 357. formicarius Cl. 177, 180, 449, 532, 538, 590, 178*. formiciformis T. 192. forticornis O. 333. fossor St. 48. fraxini C. 340, 418, 339*. — H. 205, 479, 499, 511, 538, 543, 500*. frigidus Ot. 312. Frischii A. in. frontalis D. 547. — M. 339, 414. — Larvenfraß 413*. Fruchtbohrer 304. fuliginosus Qu. 49. fuUo P. 102, 103*, 104*. fungorum T. 204. fusca C. 168. fuscipennis M. v. 532. fuscipes Ot. 312, 320. — Th. 192. fuscum St. 10. — T. 217, 221, 223*. G. Gabelgänge 630. — in einer Ebene 631. — in verschiedenen Ebenen 633. Galeruca 275, 282, 292. 289*. Galerucella 275, 282, 289^. Galerucinae 275. galloprovincialis M. 220, 221, 228*. Gartenlaubkäfer iio. Geoffroyi Ecc. 492. Geotrupes 55*. — Engerling 60, 61*. germanica Bl. 21. — Ph 21. germanus C. 166. Geschlechtsorgane von Borken- käfern 463, 464*. Getreideblasenfuß 27. 652 Sachregister. Getreidelaubkäfer iio. gibbus H. (Rh.) 200, 201*. glabratus C. 45. - H. 480, 557, 570, 571*- - P- 555, 483*- glacialis E. 2. glandium B. 340, 422*. glaucus Cl 336, 381. - Ph- 314, 324- Gleichflügler 28. Gletscherfloh 2. Glischrochilus 120, 532, 119*. Gnorimus 114. Gomphocerus 10*. G )natoceri 303, 310. Goniodes 26, 25*. Gracilia 212, 217, 2b8. gracilis C. 211. - Eph. 33 graminicola H. 112. granaria C. 341. grandiclava P. 481, 513, 549, 514*, 548*. grandis Rh. 120, 119*. granulatus C. 45. - Tr. 483, 517. Graslaubkäfer 112. Gregarina 359. Grillen 3, 4, 13. Grohmannsche Fanggrube 375 *. Grubenhaisbock 235. Grünrüßler 312, 321. Gryllidae 13. grylli E. 6*. Gryllotalpa 13. Gryllus 18. guttatus Ft. 38Ö*. H. Haarlinge 22, 25, 26. Habrobracon instabills 532. Habrocytus tenuicornis 264. haematodes C. 119*. Haematopinus 27. haemorrhoidalis B. 133, 134. - H. 27. Hallomenus 204. Haltica 292. Halticinae 283. Halyzia 125. harcyniae F. 181, 396, 388*. - Larvenfraß 397*, 398*, Harpalus 200, 46*. Harzrüsselkäfer 396. Haselbock 266. Hausbock 232. Hecabolus sulcatus 502. hederae K. 517. Helcon 224. Helcoztysus brachycentrus 506. Heliopathes 200, 201*. Heliothrips 27. Helmi D. 128. Helops 205. Helosus 33. Hemerobius 32. Hemiptarsenus unguicellus 532. hemipterus V. 114. Hemiteles aestivalis 494, 532. — completus 192. — melanarius 386, 494, 532. — modestus 192, 386. Herrgottskäfer 121. Heterhelus rubiginosus 543. heterodon T. 611. Heteromera 39, 193, 195*. — Larven 202 *, 205*. — Literatur 205. Heupferd 11. Heuschrecken 3. hippocastani M. 57, 58*. Hirschkäfer 53. Hirschschröter 53 hirta (hirtella) Tr. 113. hirtus A. 158. Hispinae 276. Hister 165, 50*. Histeridae 50. histeroides C. 121. Hodotermes 23. Höckerschrecke 10. Holomerentoma 3. Holopedina spec. 548. holosericea S. 109. holosericeus F. 166. Holzbohrer 304. — ungleicher 633. Holzbrüter 489, 622, 436*. Holzläuse 4, 25, 24*. Homalota 49. 574. Hoplia 112, III*. HopHini 56, 112. horlicola Fh. iio, iii*. hortulani naturae famulus 528. hybrida C. 40, 41. Hydrophilus 116. Hylastes 475, 480, 481, 569, 576, 619, 474*. Hylastinus 475, 479, 517. Hylecoetus 169, 170, 174, 176. — Larve 171*. — Larvenfraß 172*, 173*- Hylesininae 467, 473, 478. Hylesinus 479, 499, 502, 503, 506, 474*- hylobii Br. 357. — Gr- 359- Hylobius 166, 335, 336, 342, 337*- — Bekämpfung 359. — Fanggräben 368*, 370*. — Fanggruben 375*. — Fangkloben und -rinden 364*. — Feinde 356. — Käferfalle 372. — Literatur 378. Hylotrupes 217.221,232,233*, 234*. Hylurgops 475, 480, 557, 569, 570, 474*- Hylurgus 475, 480, 619, 480*. Hypoborinae 468. Hypophloeus 194, 205, 499, 509, 511, 532, 538, 543, 551, 574, 590, 627, 632, 195*- I. Ichneumon hassicus 410. ilicis O. 418. impar F. 314. Impressum C. 121. incanus Br. 315, 327, 313*, 328*. indigena C. 422. inflata A. 49. infucatus Ips 594. Initiator Br. 224. Inocellia 31. Inquisitor C. 43, 44*. — Rh. 215, 221, 214*, 241*. instigator F. 386*. insubricus Rh. 217, 24Ö*, 247*. intermedius C. 481, 616, 617*. intricatus C. 45. — Ecc. 478*, 507*. Ipidae 300, 427, 473. — 118, 119*, 120*. Ipinae 471, 473, 475, 481. Ips 186, 505, 476, 484, 536, 538, 539, 541, 542, 543. 545, 546, 557, 575, 593, 594, 604, 610, 611, 614. irritans Ot. 320. Isaria 6. Isophya 13. Isoptera 22. Isorhypis 1 5 1 . Isotoma I, 2. italicus C. 10, 6*. Juliuskäfer, großer 103. Junikäfer 103, 106. K. Kabinettkäfer 128. Käfer 34. Käferlöcher 583. Kamelhalsfliege 29, 31*. Kauapparat 462. Kaumagen von Borkenkäfern 461*. Kiefernbastkäfer. kleinster 547. Kiefernbestandsrüßler 393. Kiefernblattkäfer, gelber 294. — schwarzbrauner 295*. Kiefernblütenstecher 340, 420. Kiefernborkenkäfer, großer zwölfzähniger 536 — sechszähniger oder scharf gezähnter 539. Sachregister. 653 Kiefernborkenkäfer,vielzähniger 542. Kiefernkulturpissodes 389. Kiefernprachtkäfer, großer 134. Kiefcrnscheidenrüßler 340, 422. Kiefernstangenrüßler 391. Kiefernzapfenrüßler 395. Kiefernzweigbock 229. Kirschi Ecc. 477*, 496*. Kissophagus 517. Klebefächer 294 Kleiderlaus 26. Kleiner schwarzer Wurm 631. Kletterlaufkäfer 41. — kleiner 43. Köhleri P. 216, 247. Kohlgallenrüßler 341. Kolbenwasserkäfer 116. Kopfhornschröter 54. Kopflaus 26. Kraatzi Pt. 479, 499, 478*. Kugelspringschwänze 2. Kupferstecher 595. Kurzflügler 47. Kurzrüßler 310. — Biologie 315. — Imago 313*. — Kopf mit Fühlerfurchen 310*. — Literatur 333. L. Labia 21. labrata C. 325. Lachnidium 6. Lachnosterna 89. Lacon 154, 156, 160, i6«, 162. Laemophloeus 121, 511, 551, 602, 119*, 120*. Lärchenborkenkäfer, großer 614. — kleiner 616. Läuse, echte 4, 22, 26. laevigatus Qu. 49. laevis Ecc. 478, 494, 495 *. — Geschlechtsorgane weibliche 444*. — Reifungsfraß 445*. laeviuscula Cl. 274*. Lamellicorn-'a 38, 52*. Lamia 209, 219, 255. Lamiinae 219 — Larven 208*. — Puppen 210*. lampros B. 47, 46*. lampsanae C. 145. Lampyris 168. Landlibelle 30. Langrüßler 310, 334, 339*. — Biologie 341. — Köpfe 335*. lanipes H. 205, 195*. lapathi Cr 341, 406*. — Larvenfraß 407 *, 408 *. — Käferfraß 410*. lapathi Feinde 410. Laphria 132, 166, 357*. Lappenrüf^ler 311. lapponica Bl. 21 lardarius D. 127*. Laria 299. Lariidae 299. laricis Ips 205, 487, 557, 604, 485*, 542*. lateralis M. 202. — Str. 315, 331. Lathridiidae 118. Lathridius 118, I19*. latus Tr. 26. Laubheuschrecken 4, 10. Laubholzböcke 242. Laubkäfer 53, 57. Laufkäfer 39. — als Feinde des Rüsselkäfers 357. Lautäußerungen der Männchen von Myel. piniperda 525. Lecanium 301. Leitergänge 624. lentus N. 49, 48*. Lepisma 3 Lepismatiden 3. Leptinotaisa 296*. Leptusa 49, 543. Leptura 166, 215, 216, 221, 237*. Lepturini 213, 215. Lesser sehe Falle 18. Lethrus 56. Leucotermes 24, 22 *. Libellen 27, 28. Libellula 29, 29*. Lichtensteini P. 483*, 555*. Liebstöckelrüßler 320. ligniperda H. 480, 619, 620. hgustici Ot. 320. limbatus Str. 331. Limonius 154. 157, 158, löo, 161. Limothrips 27. Lindenprachtkäfer 140. lineare P. 51. linearis A, v. 149. — C. 341, 424. — H. 205. — O. 209, 210, 220, 266, 2o8*, 256*. hneatus A. 156, 159, 162, 163, 157*, 159*- — S. 315, 327*. — X. 488, 482*, 624, 625*, 626*. lineola G. 275, 282, 289. Liopus 209, 219, 252. Lipperti P. 554. Lipeurus 25 *. Lissoderma 204. Lissonota arvicola 192. Litargus 118. lividum C. 218, 269, Lochmaea 275, 282. Locusta 1 1 . Locustidae 10. Loevendali Ecc. 494. longicolle An, 186. longicollis Ips 486, 546 *, 547 *. — M. 275. longicorne An. 184. longicornis Tr. 25*, 26. Lucanidae 53. Lucaniden Larve 52*. Lucanus 53, 54*. lucifugus L. 24, 22*. Ludiini 156. Luftlöcher 490. Luperus 275. luridum T. 217, 221 *. luteola G. 275, 289*. — Fraßbilder 290*. Lycoperdina 118. Lycorina trianguliphera 264. Lymexylon 176, 170*. — Larvenfraß 175 *. Lymexylonidae 169. Lypha dubia 278. lyrocephalus H. 27. Lytta 196, 197*. — Käferfraß 198*. M. Machiliden 3. Macquartia praefica 278. macrographus P. 602. maculata G. lo. — L. 216. maculicornis Ph. 313, 324, Magdalis 231,336.338,41 1.335*. — Literatur 426. Maikäfer 57 ft. Maikäferpilz 89. Maiwürmer 193. major N. 215 Malachiini 169. Malachius 169. Malacodermata 117, 167. — Literatur 176. mali Ecc. 478, 511, 512*. — Ph. 324. Mallophaga 22, 25*. Malthinini 169. Malthinus 169. manca A. 139, 141. Mannsfeldi Ips 486, 541, 485*, 542*. marginatus D. 161, 163, 157", 159*. — P. 314, 325. marginellus Dr. 46. mariana Ch. 133, 134, 135*. Marienkäferchen 121. Markröhrenfraß in Kulturen 531. I marmorata C. 113. I maroccanus St. 6, 9, 10. 654 Sachregister Masicera silvatica 263. Mannerheimi A. 45. Maulwurfsgrille 13, 14*, Meconema 13. Megachile 182. Megastigmus 320. Mehlwürmer 193. Meigenia bisignata 278. melancholicus C. 166. Melandrya 202. Melandryidae 202. Melanimon 200. melanogrammus Str. 315. Melaoophila 133, 139, 141. Melanotus 159, 166. melanura N. 202. Melasia 202. Melasis 150. melasoides J. 151. Melasoma 273, 277, 286. Meloe 200. Meloidae 196. Meloiden 6. Melolontha 57, 58*. Melolonthinae 55, 56. Melolonthini 56, 57. memnonia M. 339, 415. meridianus St. 216, Mesosa 209. metallicum Sc. 204. Metallites 314, 324. Meteorus albicornis 494. — brevipes 494. micans D. 479, 557, 604, 474*, 559% 563*, 564*- — P. 314, 325, 313*. Microdus abscissus 386. — rugulosus 509. Microgaster ater 33. micrographus P. 557, 601, 604, 482*, 483*, 601*. Microplectron fuscipennis 513. Microphthalma 79. micropus Tr. 26. Microzoum 200. migratorius P. 6, 8*. minimum O. 49. minimus C. 481, 547, 480*, 482*. minor C. 215,221, 214*, 239*. — Larvenfraß 239. — L. 21 — M. 479, 532, 557, 239*, 48o^ 533*. 535*. minuta G. 217, 268. mirabilis A. 358. Mistkäfer 53, 55. modestus H 192. molitor T. 202, 193*. molle An. 186, 188, 189, 190, 191, 192, 414, 185*; moUis O. 180. -. P. 314, 324, 325, 310*, 313*- Molorchus 215, 239*. monacensis P. 484, 554. Mondhornkäfer 56, 55*. Monilia Candida 623, Monochamus 209, 219, 221, 225, 228, 226*, 227*, 228* — Larve und Puppe 206*. monographus X. 488, 631*, 641*. montanus Ips var. 485, 538, 553. 539*- mordax Rh. 215, 269. Mordella 194, 202, 204. Mordellidae 202, 204. Mordellistena 202. morio A. 133, 137, 202, 130*. moschata A. 216, 254, 253*. Moschusbock 254. Mulmbock 235. multipunctatus Ot. 312, 320. multistriatus Ecc 494, 477*, 482*, 493*. murinus L. 156, 160, 161, 162, 157*, 158*, 159*. museorum A. 128, 127*. Museumskäfer 128. mustela Sc. 314, 326, 310*. — Eiablageund Käferfraß 326*. mutillarius Cl 180. Mycetochara 204. Mycetophaginae 118. Mycetophagus 118. Myelophilus 475, 479, 519, 532, 557, 480*. 482*. Mylabris 200. Myrmeleo 29, 30*, mysticus Cl. 218, 221, 251*. N. Nacerda 202. Nadelholzbockkäfer 221. Xadeln 586. nana T. 46. Nashornkäfer 114. nasicornis Or. 114. navale L. 175, 176, 170*. — Larve 175*. nebulosa C. 174*. — M. 209, 208*. nebulosus A. 301. — L. 209, 219, 252. Necrobia 181. Necydalini 213, 215. Necydalis 215. Nematoden (parasitische Wir- kung) 452. Nemonychidae 300, 301. nemoralis C. 45. Nemosoma elongatum L. 120, 499, 509, 510, 511, 548; 590, 602, 628, 632, 119*. Neomysia 125. Neurateies papyraceus 386. Neuropteroidea 29. niger A. 158, 163. — Ot. 312, 316, 313*. nigrinum An 184, 187. nigritula A. 133. 137. nigriventris Br. 357, nitens C. 45. Nitidula obscura 532. Nitidulidae 118, 120, 179. nivalis E. 2. nobilis G. 114. nocivus A. v. 149. notatus P. 118, 338*, 388*, 389-^ novemmaculata B. 133, 134, 130*. Noviini 125. Novius 123, 124, 125, 123*. nucum B, 340, 422, 339*. Nudobius 49. 538, 590, 48*, Nußbohrer 422. Nußrüßler 422. Nutzholzborkenkäfer 624. Oberea 209, 210, 220, 26t*. obesus Str. 315, 313*, 330*. obliteratus Br. 244. oblonga E. 120. oblongoguttata C. 125. oblongopunctatus Pt. 46. oblongum P. 51*. oblongus Ph 314, 324, 310*, obscura C. 168*. obscurus H. 517 Obstbaumsplintkäfer,großer5 1 1 — kleiner 513. ocellata C. 125, 122*, 123*. ochropterus Qu. 49. octoguttata B. 133, 134, 135* octopunctata S. 220, 265. oculata O. 220, 266, 256*. — Larvengang 266*. Ocypus 48. oczkayi B. 12. Odonata 27, 28. Oedemeridae 202. Oedipoda 10. Oedipodinae 8. Ölkäfer 6, 20. Ohrwürmer 3. Ohrwurm, gemeiner 20. oleiperda H. 479, 506, 505*. olens O. 48*. Omalium 48, 49, 538, 543. Omaseus 164. Omias 332. Oothecaria 3, 21. opaca S. (Bl.) 49. opacus H 481, 619, 620. Opatrini 200. Opatrum 200, 201*. ophiopsis Rh. 29, 31*. Opilo 177, 180, 192, 181*. Sachregister. 655 Orchestes 336, 340, 415, 417, 335*. — Literatur 426, — Parasiten 416, Orientalis P. 21*. orni H. 479, 502, 505*. Orthoceri 303. Orthoptera 3, 4. Orthopteroidea 3. Orthotomicus 1^42. Oryctes 114. oryzae C. 341. Osmia 182. Osmoderma I13, iii\ Ostoma 118. Ostomidae 118, 120. Otiorrhynchini 310. Otiorrhynchus 163, 310, 31 1, 312, iio. — Rüssel mit Pterygidien 311*. ovatus Ot. 312, 319, 313*. Oxylaemus 121, 569, 632. Oxymirus 216, 221, 238. Pachyta 216, 214*. Pachytylus 6, 8, 9*. Palingenia horaria 28. palliatus H. 480. 557, 569, 474% 569*. palpebrator B. 386. Palpicornia 38, 116. Pappelbock, großer 257. parallelocoUis Rh. 120. parallelopipedus C. 341, 424. - D- 54. - P. 51. Paromalus 51, 543. parvulus Rh. 120. pectinicornis Pt. 181, 186, 188, 189, 191, 192, 185*. Pediacuü 118. Pediculus 26*. Pedinini 200. Pelatachina tibialis 263. pellio A. 128, 127*. Pelzfresser 22, 25. Pelzkäfer 128. perdix Ot. 311, 320. perforans A. 184, 187, 188. perforata S. 209, 220, 265, 256*. - Fraßbilder 265*. Perilampus micans 503. Periplaneta 21 *. Peritelus 310. perla Ch. 33 perlae P. 33. pertinax A. 184, 188. 189, 190, 191, 185*. Pezotettix 8. PfeUi X. 488, 633 Phaenops 133, 136 Phaeogenes nanus 494. Phasmoidea 3. 4. phlegmatica M. 339, 415. Phloeonomus minimus 538. — pusillus 536, 538, 569, 574. Phloeophthorus 474, 478, 517. Phloeopora angustiformis 48, 569- — reptans 48, 536, 538. 543, 569. 574- Phloeosinus 474, 479, 618. Phthirius 26. Phthorophloeus 474, 478, 557, 600. Phygadeuon submuticus 535. Phylan 200. 201 *. Phyllobius 310, 312, 321. Phyllodecta 275, 279. Phyllodromia 21. Phylloperta 1 10. 1 1 1 *. Physopoda 27. Phytodecta 275. Phytophaga 39, 206. piceae C. 481. 557. 604, 611*, 612*. — P. 338, 400, 388*. Fraßbild 401 *. piceus H. 116, 336. picipes Ot. 312, 319. picus P. 314, 325. pilidens P. 554. pilosa An. 108. pUosus X. 479, 557, 572*. Pimpla 358. — alternans 264, 416. — cicatricosa 410. — flavipes 192. — instigator 386. — laticeps 386. — linearis 386. — Reissigii 410. — roborator 410. — terebrans 231, 386, 567. pinastri H. 337, 342. pineti Br. 340, 422, 339*. — H. 336. pini A. 186, 187. — Cr. 273, 294, 274*. — H. 205 590 — P. 338, 393, 388*. — Larve 412 *. — Larvenftaß 383*, 394*. pinicola L. 275. 274* piniperda M 479, 519, 535, 557, 480*, 482*, 521*. piniphilus P. 338, 391, 388*. — Larvengänge 392 *. Pinselkäfer 114. piri Ph. 314, 324. pisorum B. 299. Pissodes 181, 211, 224, 336, 337, 381, 335*, 338*. — Arten 388*. — Geschlechtsorgane 384*. — Larve und Puppe 382*. Pissodes, Literatur 404. — Parasiten 386*, 387*. pistor M. V. 228. Pityogenes 205, 477, 483, 549, 551, 552, 553, 554- 557. 595, 604. Pityokteines 486. Pityophagus ferrugineus 120, 536, 622. Pityophthorinae 470. Pityophthorus 205, 477, 483. 555- 557, 601, 602. 604, 482*. Placusa atrata 49. 538. — complanata 49, 538. — depressa 49. — infima 49, 538, 590. — tachyporoides 536. plagiatus Cn. 315, 329, 313*. Plagiodera 273, 279 Plagionotus 218, 248. plana H. 49. planatus Ot. 320. Platydema 204. Platypodidae 300, 637. Piatypus 638*. Platysoma 622, 51*. Plecoptera 27. Plectiscus spilotus 532. Plegaderus 51, 545, 569, 500. plumbeum An. 186, 188. Pocadius 118. Podura 2. Poecilonota 33, 139, 140. Poecilus lepidus 46. Pogonochaerus 136, 181, 209, 219, 221, 229, 230*. poligraphus P. 4^1, 557, 574, 604, 482 % 573*, 575*." politus Rh. 120. Polydrosus 311, 314. 324. Polygraphinae 469. Polygraphus 205, 475, 481, 513,549,557,574.604,482*. Polyphaga 38. Polyphylla 102, 103*, 104*. Polysphincta elegans 192. — latistriata 416. — soror 192. pomonae A. 309*. populi M. 273, 277, 279*. — Larven 277*. populi O. 340, 418, 415*. — Fraßbild 416*. populi Rh. 305, 306. populnea S. 209, 210, 220, 208*, 214*. — Fraßbilder 261*. porcatus Ot. 320. — Rh- 341, 425- Porizon 33. Prachtkäfer 129. --- zweibindiger 142. praeusta T. 209. 208*, 210*. 656 Sachregister. praeustus E. 157*. purpureus C. 156. Rhaphitelus Ladenbergi 502. praticola A. 137. Purpuricenus 216, 247. — maculatus 513. Prionini 213. pusillum 0. 49. Rhinomacer 302 *. Prioiius 215, 221. pusiUus C. 481, 557, 602, 604, Rhinosimus 194, 204. Prionychus 202. 482*, 603*. ~ planirostris 510, 637. Prosternon 1 66. pygmaeum B. 47. — ruficollis 195*. Protozoen als Borken käfer- — C. 212, 268. Rhizophagus 118, 120. Schmarotzer 453. pygmaeus Ecc. 478, 497. — bipustulatus 532, 536, 551. Protura I. pyrenaea I. 13. 569. proximus Ips 486, 543, 557. Pyrochroa 104, 205*. — cribratus 590. 4«5*, 544*. Pyrochroidae 204. — depressus 532, 536, 567, pruinosus S. i *. Pythidae 204. 569. pnini Ecc. 511. Q. — dispar 569, 628. Pseudocistela 202. — ferrugineus 536. 551, 590 Pseudophonus 46. quadridens P. 205, 484, 551, — grandis 567, 119*. Pseudopoiygraphus 513, SH' 557. 483*, 549*. 552*. — nitidulus 532. psittacinus Ph. 312. 313 *. quadriguttatus G. 120. — parallelocollis 532, 574. - Käferfraß 322*. quadrimaculata P. 216, 214*. — parvulus 569. — Larvenfraß 321 *. quadrimaculatum B. 47. — politus 532. Psocide 24*. quadrimaculatus H. 50*. Rhizotrogus 106, 103*. Psociden 25. - L. 29 ^ — Engerling 60, 61 *. Psophus 10. quadrinotata I. 119*. rhododactylus Ph. 478, 517, Pteleobius479, 497,474*, 478*. quadrinotatus Dr. 46. 600. Pteromalus abieticola 590 597- quadripunctata A. 133, 137, Rhogas collaris 192. — aemulus 386, 543, 569. 231. 135*. — marginator 410. 574. 602. — Cl. 286. rhombeus A. 160, 166, 158* — azurescens 548, 551. - s. 50*. 159*. — azureus 535, 548, 55 I. - X. 50. Rhopalicus guttatus 551. — bimaculatus 494, 502 508, quadripustulatuni L. 204, 195 *• — suspensus (Borkenkäfer- 5^9, 513- quadripustulatus Ch. 126. parasit) 590, 451*. — bivestigatus 502. — G. 120, 532, 519*. Rhopalopus 217. 246. — brunnicans 494. quadrispinosus Ecc 495. Rhoptrocercus eccoptogastri5o8 — capitatus 492, 494, 574. Quedius 49. — xylophagorum 509, 511 598. 602. — fuliginosus 536. 532, 543. 551. 569, 574 — clavatus 386. — laevigatus 590. 590, 602, 610, 614. — Dahlbomii 386. — ochropterus 590. Rhynchaenides 334. — dubius 548. — scintillans 536. Rhynchaenus 340, 415. — fraxini 502. quercetorum H 292, 274*. Rhynchites 304, 305, 306 307 — guttatus 386*. Fraßbild 293*. Rhynchitinae 303. — lanceolatus 494, 574. quercus O. 340, 417. — Literatur 30g. — Latreillei 533. Eraßbild 416*. Rhynchophora 39, 300. — lunulus 386, 492, 494, 532. R. — Mundwerkzeuge 301* . — navis 574, 598, 602. Rhyncolus 335.341, 423, 425 — pellucens 386. racemosum L. 301. — Literatur 427. — ramulorum 548. Rammelkammer 438. Riesenbastkäfer 557. — siccatorum 548, 551. ramulorum P. 555. Riesenkäfer 1 1 4. — Sieboldi 278. RatzeburgiEcc. 477, 489,473*, Rindenbrüter 489. — Spinolae 509, 511, 532, 478*, 490*. — an Ahorn 516. 5K 574, 590, 602. raucus Ot. 3 II. — Aspe 517. — suspensus 532, 543, ^51. Rebschneider 56 — Besenpfrieme 517. — valleculus 494. Rebstecher oder Rebstichler — Birke 489. — vicarius 548. 305. - Efeu 517. — violaceus 532, 543, 5 51. rectangulus Tom. 545. — Eiche 506. — virescens 386. Regensteinensis S. 315, 327. — Erle 517. Pterostichus 46. Rehschröter 153. — Esche 499. Ptilinus 181, 183, 186, 192. Reitkröte 13, 14. - Fichte 557, 558*. pubescens H. 46. Rennkäfer 46. — Goldregen 517. - P- 205. 555, 574. Rentwurm 13, 14. — Hainbuche 515. — Rh. 304. reticulatus B. 204. - Hasel 517. pubis Ph. 26. Rhabditolaimus 359. — Juniperus (Wacholder) 618. pulsator An. 191. Rhagium 204, 215, 221, 241, — Kiefer 517, 518*. pulsatorius A. 25. 269, 214*. — Lärche 614. punctiventris Cl. 336, 38 I. rhamni Cl. 218. — Linde 517. Puppenräuber 43 Rhaphidia 29, 539, 31 *. — Obstbäumen 511. Sachregister. 657 Rindenbrüter an Rotbuche 510. — Tanne 604. — Thuja (Lebensbaum) 618. — Ulex europaeus 517. — Ulme 492. — Waldrebe 517. Rindenkäfer 46. Rindenläuse 25. Rindenrosen 498. Ringelung 456. Ringschnitt 456. rivulare O. 48. robustus Ips var. 545. RQsalia 216, 246. Rosenkäfer, kleiner iio. rosticis C. 422. rotundatus Ot 320. rubra L. 216. 221 — Ausfluglöcher 237*. rubripennis M. v. 519. Rüsselkäfer 302. — großer brauner 342. — großer grauer 381. — schwarzer 316. rufa F. 325, 357. ruficollis C. 181. — Rh. 195*. ruficornis M. 338. rufidorsum E. 200. rufipes Cl. 180, 590. — M 159, 166. — Ph. 275. rufomarginata E. 119*, 120*. rufovillosum A. 186, 188, 189. 191, 185*. ruf US A. 166. rugulosus Ecc. 478, 513, 512*. rusci O 418. rustica B. 133, 134, 135*. — C. 169. — D. 79- lusticus Cl. 218, 254, 251*. — Larve und Puppe 254*. — Cr. 217,221,235,238,233*. Rutelini 56. rutilans P. 139, 140, 135*. sabulosum O. 200, 201*. saccharina L. 3. saliceti M. 273, 277. Salicis O. 418. saltans I. 2. saltuarius C. 481, 557, 597. Sandkäfer 39. sanguineum C. 217, 269, 214*. sanguineus E. 157. Saperda 141, 210, 219, 220, 223, 223, 252, 256*. Sarcophaga albiceps 263. Sarcophagiden 7. sartor M. 219, 221, 223, 225, 22b*, 227*. — Larvenfraß 227*. Escherich, Forstinsekten. 11. Sattelschnecken 1 1 . Saxeseni X. 629, 488*, 603*, 641*. scaber Or. 312, 320. scabricollis P. 338, 400. scabricorne Ae. 215. scabrosus A. 301. scalaris S. 2oq, 220, 252*. Scaphidema 204. Scarabaeidae 54. Schaben 3, 21. Scheibenbock, blauer 235. — metallischer 239. Schmidti P. 8. Schnarrheuschrecke, blaue 10. Schneewurm 168*. Schneiderbock 225, 240. Schnellkäfer 152. Schusterbock 225. Schwefelkohlenstofl" 18. Schwentung 456. scintillans Qu. 49. Scolytidae 427. Scolytinae 473. Scolylus 473, 477, 489, 492. scolytus Ecc. 478, 492*, 493*. Scopolii C. 216, 246, 214*. — Puppenwiege 246*. scutellaris O. 418. Scymnini 125. Scymnus 121, 126, 122*. Scytropus 311, 314, 326. sedezimguttata C. 125. segetis C. 417. segetum An. iio. Selatosomus 156, 165. semirufus O. 418 sensitivus Ot. 311, 313, 320, 313*. septempunctata C. 125, 296, I23^ sepulchralis A 133, 137. Serica 60, 108, 109, 61*, iii*. sericeus P. 314, 325. Sericini 56, 108. serraticornis C. 202, 195*. serricauda B. 12*. Serropalpa 202. setosus H. 27. se.xdentata A. 187, 188. sexdentatus Ips 484, 536, 557, 485*, 537*. sexguttatus A. 139, 145, 149. sexpunctatus A. 45. Sigalphus curculionum 386. — flavipalpis 513. — striatulus 386. signatus X. 488, 627, 629*, 641*. Silberfischchen 3. Silpha 49, 200, 50*. SUphidae 49. Silvanus 118. silvatica C. 40. singularis Ot; 312, 319, 313*. Sirex 227. Sitona 311, 315. 327. Sminthurus 2, i*. Solieri Ch. 133, 139. solstitialis Rh. 106, 103*. Sonnwendkäfer 106. Soronia 118 soror P. 192. Spanische Fliege 196. spaihiiformis Br. 192. Spathius brevicaudis 386, 513, 532, 548, 531. — clavatus 192. — exannulatus 494, — exarator 494, 502, — geniculatus 551. speciosissima C. 113. Speckkäfer 127. Spermophagus 299. spinidens Jps. 486, 604, 611. spinulosus Phth 457, 478, 600*. Spitzmäuschen 309. Spondylini 213. Spondylis 211, 213, 221, 347. Sporotrichum 6, 291. Springapparat eines Schnellkäfers 152*. Springrüßler 415. Springschwänze i . squalidus L. 25*. Stabheuschrecken 3. stabulans C. 79. Staphylinoidea 38, 47. Staphylinus 48*. Staubläuse 25. Stauronotus 6, 9, 10. Steinhüpf er 3. Steiniella callida 278. Stenobothrus i o. Stenochorus 216. Stereonychus 340. Stemoxia 128. Stetophyma 10. Stigma O. 418. striatum An. 184, 188. — Käferfraß 189", 190*. — As. 166, 217, 221, 235, 233*- stridulus P. 10. Strophosomus 311, 315, 330. Stutzkäfer 49, 50. subauratusA.139 145, 147, 149. subdentatus Ot. 312. subfuscusA. 158,160, 162, 159*. subopacüsP. 203,481,557,574. subulatus T. 8, 19. suis H. 27. sulcatus Ot. 320. sulcicoUis C. 341. sutor M 209, 219, 221, 225, 208 •. suturalis Ips 487, 543, 557, 485*, 544*- 42 658 Sachregister. suturalis S. 126. Sycophant 42. sycophanta C. 42, 41*. — Rh. 215, 269. Sympleona 2. Synchita 118. Synodendron 54*. Systenocerus 53. T. tabaci Th. 26 *. Tachlnen aus Melasoma 278. Tachiniden 7. Tachyta 46. Tätigkeit von Rhynchites betulae 307*. Tannenborkenkäfer, kleiner 61 1 . — krummzähniger 604. Taphrorychus 205, 477, 483, 510. Teerschütten 294. Teleas punctata 513. Temnochila 118. tempestiva A. iio. Tenebrio 202, 193*. Tenebrionidae 200, 202, 204. tenuis A. 149. terebrans D. 566. — P. 231. Teredilia 117, 177. — Literatur 193. tereticolHs P. 314, 325. Termiten 4, 22, 23*. tessellatum An. 186, 191. tessellatus B. 340, 422. — C. 154, 160, 161, 159*. testaceum C. 218, 269. — Larvengang 269 *. Tetrastichus xanthomelaenae 291. Tetratoma 194, 204. Tetropium 217, 221*. Tetrops 209. Tettiginae 8. Tettix 8, 10, 19. te.xtor L. 209, 214, 219, 208*, 210*, 255*. Thaninurginae 471. Thanasimus 177. Tharops 151. Thectura cuspidata 532, 543. Theocolax formiciformis 192. Thrips 26*. thujae Phl. 479, 618*. Thyphaeus fuscipes 192. Thysanoptera 4, 27. Thysanuren 3. Thysanuroidea 3. tibialis O. 200, 201*. — Ph. 275, 279. — Tr. 26. tiliae E. 482, 517. Tillus 177, 181, 192. Tomicus Syn. 545, 611. Tomoxia 202, 195*. Torymus quercinus 264. tremulae M 273, 277, 279*, Eiablage 277 *. trepanatus P. 553, 484*. Trichiini 56, 114. Trichius 114, 1 1 1 *. Trichodectes 26, 25*. Trichodes 177, 182, Tridymus xylophagorum 502. Triebbohrer 304. trifolü H. 517. Triplax 118. tristis Rh. 306. trisulcum A. 121, 119*. Tritoma 118. Troctes 24*. Troctiden 25. tropicus Cl. 218. Tropinota 113. Trotzkopf 191, truncorum Rh. 341, 425. Trypodendron 624. Trypophloeinae 469. Trypophloeus 475, 482, 517. Tryxalinae 8, 9. tuberculatus B. 10. - E. 358. turbatus B. 340, 422. - Cl. 336, 381. turkestanicus H. 23. Tychoporus 602. typographus Ips 186, 485, 557, 575. 576*, 577*. Bekämpfung 586. Erkennung des Befalls 385. Forstliches Verhalten 582. Fortpflanzung 578. Generation 579. Geschichtliches 591. Massen Vermehrung 585. Parasiten und Raubinsekten 590 u. Uferbolde 27. Ulmenbastkäfer, bunter 497. Ulmenrosen 498. Ulmensplintkäfer, großer 492. — kleiner 494. — mittlerer 494, ulmi Ecc. 494*. undata S. 49. undatus C. 139. 142, 144. Ungleichtlügler 29. Uraniagrün 7. urticae Ph, 314, 324, 313*. Valens D. 566. Valgini 56, 114, Valgus 114. validirostris P. 338, 388*. 395*. variabile C. 269. variabilis C. 325. — G. 114. varians A. 340, 420, 339*. — Fraß 420*. yariegatus A. 301. variolosa P. 13g, 140, 141. varium M. 13. varius A. 301, 302*. Verbindungsgänge 540. Verbrennen der Rinden 589. verrucivorus D. 11 versicolora PI. 273, 279, 274*. vesicatoria L. 196, 197*. vespertinus Ph. 324. vestimenti P. 26. viburni G. 292. viennensis Ph. 2 "'S, 279. ■ vigintipunctata M. 275, 274*. vile O. 49. villosa A. 108, 103*. villosus B. 299, 423. — Dr. 487, 509*. viminalis Ph 275, 274*. violacea M. 414, 339*. I — Larve 412*. violaceum C. 218, 221, 235, ■- p. 204. vioiaceus C. 45. virgo C. 29. viridicollis Ph. 312, 324. viridis A. 139, 149, 145*. viridissima L. 11. vitellinae Ph. 275, 279. 274*. vittatus Pt. 479, 497, 478*, 4q8*. Vorontzowi Ips 486, 604, 610*. vulgaris Ch. 33. — G. 13. — M 57, 58*. vulgata E. 28. vulgatissima Ph. 275 , 279, 274*. — Larvenfraß 281*. w. Waldbock 237. Waldgärtner, großer oder ge- meiner 519. — kleiner 532, — Abgestorbener Wipfel 528*. — Bekämpfung 531, 535. — Beschädigte Samenkiefern 530*. — Erkennung desSchadens 530. — Ernährungsfraß 531, 534. — Forstliche Bedeutung 525, 534- — Triebfraß 523*, 527*. — Überwinterungsgänge 524*. "Waldgärtner , Verbreitungs- vermögen 526, — Verschnittene Kiefern 529*. Waldmaikäfer 57, 58*. Waldohrwurm 20. Walker 102. 103*. Wanderheuschrecken 5, 6, 7. Wanderheuschrecke, europäische 8. — marokkanische 9. Warzenbeißer 1 1 . Weberbock 255. Weichkäfer 167. Weidenblattkäfer, blaue 279. — gelbe 282. -- rote 277. Weidenbock, rothalsiger 266. Weidenspringrüßler 418. Weißtannenrüßler 400. Sachregister. Werre 13, 14. Windlöcher 383. Wurm, großer schwarzer 245. — kleiner schwarzer 631. Wurmlagen 455. Wurmtrocknis 585. Wurzelbrüter 446, 489, 619. — an Fichte 620. — an Kiefer 620. X. Xanthochroa 202. Xestobium 184, 188 Xorides ater 224. — collaris 224. — crassipes 386. — hercynianus 386. Xyleborinae 470. I Xyleborus 204, 477, 487, 629, 631, 632, 482*. Xylechinus 475, 479, 557, 572. Xylobius 151. Xylocleptes 477, 487, 517. Xylodrepa 50. Xylophurus lancifer 264. Xyloterinae 4"0. Xyloterus 488,624,627,476*. 482*. Xylotrechus 218, 254. Zickzackwurm 146. Zimmerbock 240. Zonabris 200. Zuckergast 3 *. Zwerghirschschröter 54. Zygoptera 28, 29. Autorenregister. Auf den mit * gekennzeichneten Seiten findet sich der Autorname unter einer Abbilduns 270, 50, 142, 149, 176, 205, 230, 239, 256, 281. 317- 330, 378. 414, 499, 570, 389, Adkin 362. 378. Ahlemann 223, 225, 241, 575^ 642. Altum 8, 16, 40, 48, 49, 104, 110, 140, 141, 144, 145, 146, 147, 161, 162, 163, 167, 187, 200, 201, 204, 223, 226, 227, 228, 231, 234, 236, 237, 240, 241, 243, 247, 266, 270, 278, 280, 293, 296, 298, 299, 319, 324, 325, 327, 331, 332, 333, 346, 392. 393, 395, 404, 417, 423, 426, 493, 502, 503, 551, 568, 634, 641, 642. Andres 427. Anonymus 331, 333, 378, 404, 417, 426. Armbruster 149, 151. Arndt 369, 378. Assmann 332, 333, 378. Audouin 508. Auhagen 399, 404. B. Bach 260. ßaer W. 12, 19, 79, 104, 107, 109, 114, 115, 124, 126, 136, 137, 151, 236, 260, 262. 263. 270, 278, 288, 326-, 333, 356, 411, 414, 426, 514, 642. Baragli 424, 427. Barbey 144. 236, 240, 270, 493, 501, 510, 517, 551, 555, 603, 616, 619, 641, 642. Bargmann 604, 607, 61 1, 642. Baroch 642. Baudisch 163, 167, 174, 176, 270, 318, 333, 567, 643. Beauregard 199. Bechstein 260. Beck 87. 331, 621. Bedel 459, 460. Beling 154, 155, 158, 160, 162, 167, 316, 317, 324, 327, 331, 333, 378, 395- 399, 404, 417, 426, 642, Bengston 123. Berg V. 589, 642. Bergmiller 567, 569, 642. 202*, 223, 419, 427. 378. Bergner 361, 378. Bickhardt 49 , 51 450, 642. Biedermann 378. Blondein 583, 642 Boas 74, 79, 114, 2bo, 270, 406* Bock 288, 298. Boden 79. i 14, 621. Boeker 123, 126. Börner 1. ßoldyrev 14, 15*, 19. Bolle 189*, 192, 193. Borggreve 163, 167, 377 Borgmann 359. Br- 333- Brachmann 332, 333. Brauer 115. ßredemann 19. Bücher 4, 5 *, 7 *, 9 Bugnion 618, 642. Buntschev 13, 19. Burgess 42, 47, 123. Burkhardt 320, 333. Buysson 155. c. Calezki 347, 378. Calwer 35, 166, 254 Cecconi 259, 270. Chapuis 469, 641, 642 Chewyreuv 439, 440, 496, 501, 546, 550, 641, 642. Cogho 579, 583, 590, 641, 642. Cornelius 280, 298. Czech 46, 47, 2b2, 328, 333 401. 404 10, 19. 326. Davail 291 Davis J. 7: Day 128. Debey 30 . 426, 496. D. 298. , 115- Debey 2>0~ "■, 308. Decoppet 60, 62, 63, 68, 75, 76, 77, 78, 90, 115. . Dewerth 331, 333. Dingler, M. 80, 115, 122*. Dobers 426. Dochnal 298. Döbner 149, 151, 225, 260, 575, 642. Dörr 364, 378. Doflein 30*, 34. Dohse 288, 298. Dolles 347, 371, 378, 404. Duchesne 362, 378. Dücker v. 404. Dufour 89, T m. I ^" Eberdt 372, 379. I Eckstein, F. 60, 193. 354, I 379, ^»42. Eckstein, K. 10, 19, 23*, 47, 70*, 90, 102, 104*, 106, III, 115, 151, 161*, 164, 174, 176, 178, 179, 198*, 205, 233, 234, 235, 238*, 239, 249, 257*, 258*, 266, 270, 280, 281*, 282*, 318, 324, 325*, 328*. 329,330% 331, 333, 364*, 368*, 370*, 379, 381, 385,390,400,404, 413*, 422, 426, 427, 443, 507*, 508, 548*, 567, 642. Eggers 260, 270, 494*, 496, 497, 503, 515- 641, 642. Eichhoft 252, 352, 379, 404, 436, 439, 442, 438, 460, 501, 509, 517, 522, 544, 545, 551, 555, 567, 568, 578, 609, 613, 630, 632. 633, 636, 641, 642. Eimer 318, 334. Elias 296, 298, 346, 379. Engel 274*. Enslin 9, 19. Erichson 109, 115, 149, 299. Erne 203, 204, 205. Ernst V. 318, 334. Escherich, K. 3, 22, 24, 63, 70. 71, 109, 115, 124, 126, 136, 151, 182, 205, 236, 249, 270, 352, 379, 426, 543, 565*, 642. Ettmüller 379. Fahre 298. Fankhauser 627, Fauteck 417, 426. Feddersen 64, 72, 73. 75, 115. Feit 278, 290*, 291, 298. 426. Ferrant 165, 252. Ferrari 617, 641, 642. Fischbach 379. Fleischer 46, 47, 48, 49, 51, 52, 126, 178, 228, 449,452, 572, 641, 642. Flemming v. 591. Forbes 78, 115, Ford, G 155, 167. Forel 16, 19. Friederichs, K. 165, 167. Fröse 360, 379. Fuchs, G. 320, 334, 344, 379 Autorenregister. 66 1 398, 404, 437, 442, 445, 446, 450, 452, 453, 465, ■ 501, 502, 503, 510, 517, 536, 538, 539*. 541, 542, 543. 544, 553, 554, 557, 567, 570, 574,- 576, 577*, 578, 581, 590, 597. 598, 601, 602, 604, 613, 614, 615, 641, 642, 643. Fiilmek 28. Ganglbauer 36, 38, 39*, 207, 270. Gareis 362, Georg 379, 404, 373. Gerhardt 104, 105, 115. Gerlach 404, 508, 396, 399. Germer 170*, 171, 176, 206*. Gernet 225, 370. Gerschel 404 Gerstäcker 9, 19, 297, 298. Giebel 25*. Gigglberger 520, 643. Glenn 289*, 291, 298. Glück 567, 568, 643. Gmelin 581, 591, 643. Gornostav 513, 643. Graser 562. Grassi 22 *. Grebe 399, 404. Grohmann 166, 167, 343, 373, 375*, 379- Gnindner 319, 334. Grunert 8, 10, 19, 591, 643. Gumppenberg 163, 167. Gumtau 149, 150, 318, 334. Gundlach 318. Guse 270, 368, 379. H. Haas 431. Haase 334. Haass 318. Hacker 122, 126. Haenel 80, 88, 89, I15. Hänssler 284, 285*. Häufler 106, 107, 115. Hagedorn 495. Hartig 162, 167, 212, 295, 551, 622, 643 Hartwich 360, 379. Hase, A. 26 Heeger 291, 298, 425, 427. Heer 48. Heinicke 360, 379. Heinz 317, 318, 334. Heis 308. Hennings 441, 443, 513, 578, 580, 596, 601, 607, 612, 641, 643. Henry 404. Henschel iii, 115, 334, 343*, 379, 404, 426, 499, 501, 543, 554, 568, 571, 603, 621, 641, 643. Herrik 298. Heß 331, 379, 404, 418, 427. Heß-Beck 38, 102. Heyden v. 175, 212, 228, 265, 270. Heyer 361, 379- Heymons 34, 54, 128. Hlawsa 225, 270. Hoffmann 512, 643. Holste 42, 44, 47, 50, 187, 193. Holtzberg 364, 379. Hopkins 178*, 180, 382*, 429, 559, 641, 643- Hornschu 379. Horst 153, 155*, 164, 167. Howard 298. Hubbard 623, 635, 641, 643. Huygens 309. J. Jablonowski 201, 381. Jakobi 327, 334. Jakobson 604, 643. Jakowlew 291. Jaroschka 573, 574, 643. 1116s 142, 151. Joseph 575, 643. Jucht 362. Judeich 162, 223, 230, 296, 389, 393, 404. 419, 508, 538, 581, 589, 594, 599. 643. Junack 363, 379, 404. Kaiich 613, 643. Kaltenbach 424, 427. Kammer 360, 379 Karbasch 593, 643. Karnach 452. Kelch 109. Keller 196, 205, 243, 245, 270, 288, 298, 499, 501, 538, 539> 551, 552, 553, 571, 604, 614, 616, 641, 643. Kellner 293, 298, 345, 379, 399. 405- Kemneri8i*, 182, 183*, 185*, 188, 190*, 192, 193, 208*, 209, 2IO*, 226, 230. 240, 253, 257*, 270. 298, 327*, 427, 495, 406, 643. Keodin 439 Kienitz 76 Kirchner 332, 334. Kirsch 424, 427. Kissel 372*, 379. Kleine 46, 47, 48, 51, 52, 120, 126, 132, 136*, 151, 193, 226, 260, 263, 270, 386, 405, 449, 450, 492, 494, 499, 502, 503, 508, 509, 510, 511, 513, 532, 535, 538, 543> 551, 556, 559, 570, 590, 602, 609, 614, 622, 627, 628, 641, 643, 644, 646, Klingelhöffer 139, 298. Klockmann 381. Klopfer 346. Knoche 442, 445, 446, 493, 501, 524, 525, 531, 536, 579, 641, 644. Knotek 142, 151, 493, 496, 512, 515, 516, 541, 542, 545, 554, 555, 569, 593, 600, 604, 611, 641, 644. Koch 16, 17, 19, 136*, 138*, 173*, 227*, 230*, 295*, 394*, 397*, 402*. 435*, 483*, 484*, 485*, 521*, 533*, 535*, 542*, 544*, 548, 550*, 552*, 556*, 560, 561, 562, 564, 566, 569=^, 571, 573. 644. König 284*, 345, 379. Koppen 222, 223. 270, 280, 298 421, 427. Kollar 8, 19, 644. Kopetzky 573. 644. Korb 248. Korff 165, 167. Kraatz 64, 115. Krähe 270, 278, 281, 283, 284*, 298, 332. Krausse 179, 520, 532, 644. Krebel 591, 644. Kreß 115. Kühn 318, 334. Künstler 8, 19. Kuhnt 379. Kunze 334. La Baume 6, 7. Lakon 89. Lamey 151. 245. Lampa Sven 115. Lang 298, 381, 405. Laubinger 379. Lautenschlager 346. Lehmann Chr. 591. Lehner 364, 379. Leinweber 291. Leisewitz 60, 115, 130, 151, 429, 644. Lengerken v. 47, 320, 334. Lenk 144, 151. Lelzner 280, 298, 405, 440. Leuckart 358. Lindemann 223, 225, 421, 460, 465, 466, 641. 644. Linne 23, 176 Lips V. 343, 379, 380. Lodes 12, 19. Löwendal 509*. 641, 644. 662 Autorenregister. Loos. K. 79, 88, 115, 630, 644. Lorenz 380, 397, 399, 404. Losch 284, 298. Lucas 200, 205. Lüstner 20, 21. M. Mac Dougall 383, 405. Marchall 291, 298. Marker 405. Marlatt 32*. Marrot 197. May 360, 380. Mennegaux 298. Menzel 345, 380. Merle 33. Merz 362, 380. Micklitz 347, 380. Milani 534, 573, 644. Mocker 405. Möller 622, 644. Moll 176, 190, 192, 193. Mollandin de Boissy 140, 151. Mülinen 115. Müller 364. Munro 358, 377, 380. N. Nechleba 616, 644. Neger 174, 176, 623, 637, 644. Neumeister 538, 644. Ney 347, 380. Nick 357. Nielsen 79, 267, 270. Niessing 14, 19. Nitsche 33, 46, 47, 133, 162, 176, 230, 234, 240, 256, 262, 307, 317, 330, 330, 334, 396, 400, 405, 425, 427, 459, 474*. 476=^. 501, 503, 520, 532, 536, 537*, 542*, 549*, 559*, 599. 621, 644. Nördlinger 137, 142, 149, 151, 163, 226, 230, 234, 235, 236, 240, 243, 247, 252, 254, 260, 265, 276, 291, 319, 324, 332, 346, 380, 389, 399, 405, 414, 417, 418, 424, 438, 439, 440, 501, 509, 517, 520, 538, 551, 604, 630, 641, 644. Nüßlin 38, 83*, 108, 222*, 223*, 228, 229, 283, 383, 385, 405, 439, 442, 443, 449, 459^ 460, 465, 467, 474*, 476*, 493, 499, 506, 536, 540*. 541, 543, 545, 568, 574, 578, 579, 580, 581, 582, 585, 586, 593, 599, 603, 604, 611, 641, 644, 645. Ogiewski 76. Oppen V. 343, 380. Osterberg 140, 151, 426. Oswald 377, 380. Pannewitz v. 294, 296, 299. Panzer 236. Paravicini 16. 19. Pariser 32, 33, 34. Paschen 334, 368, 380. Pasche w 331. Pauly 223, 400. 405, 436, 445, 491,493.559,560,561,562, 566,567,568,578,579,596, 641, 645. Perris 46, 60. 130*, 132, 134, 139, 140, 151, 179, 182, 2CO, 205, 228,229,234, 235, 23b, 237, 238, 240, 266, 269, 270, 294,299,425,426,427,546, 603. Petraschek 348, 380. Peuster 360, 380. Pfeil 170. 176, 531, 584. Pillai 2. Pitasch 10. Pollak 19, Pomerantzew 46. Prediger 193. Prell I. Prochnow 152*, 153, 167. Puster 64, 66, 68, 69, 70, 71, 72*, 74, 76, 77,79. 82, 85, 86, 87, 88, 89, 90, 91, 95, 99, ICO, loi, 115, 366. R. Rambur 34. Ranfft 334. Raspail 63. 73, 115, Ratzeburg 10, 11, 29, 31, 48 69,78,79,92, 109, 113, 124 142, 147, 148, 149, 161, 162, 163, 169, 176, 182, 187, 194, 199, 203, 204, 212, 223, 236, 242,245, 253, 266,286, 288! 293,299,306,317,324,329 345,380,381,385,395,405, 413,414,416,422,429,438, 440,442,450,493,501,526, 538,543,570,572,581,584 587. 598, 603, 634. Redtenbacher 19, 50, 205,459. Regierung von Niederbayern 334- Reh I*, 2, 5, 6*, 14*, 16, 18'. 19, 22, 26*, 27, 65, 107, 115, 154,197, 201,241,297, 299. 513- Reichert 21. Reisenegger 393, 405. Reitter36, 38, 150*, 228,310*, 335*, 459. 604, 6f;9. 641, 645. Rewiezky, v. 583, 645 Richir 380. Richter 8, 19, 645. Riegel 405, 613, 645 Ritzema Bos 2, 16, 19, 75, 418, 426. Röhrl 475, 492. 494, 513- 645- Rörig 18*, 79, 115. Rösel von Rosenhof 30. Romanowski 107. Rosenfeld 450, 45 i *, 590, (»45. Rosenhauer 294, 299. Roßmäßler 417, 426. Rothe 115, 352. 380. Rubattel 360, 380. Ruschka 264. s. Saalas 45, 46, 47. 49, 51. 52, 118, 126, 169, 176, 545, 570. 584, 595, 645. Sacre 299. Sahlberg 459. Sajo 115. Sammereyer 380. Saxesen 1 1 o. Schaal 46, 47, 225, 318, 334. Schäffer i. Schanjawsky 367, 380. Schaufuß 36, 254, 326. Scheel 426 Scheidter 58, 58*, 103*, 115, 122*, 138, 143, 190*, 205. 221. 260, 261*, 263, 267. 277*, 288, 294, 295, 299. 305*, 306*, 308*, 32I*,322*, 323*, 334' 343, 345. 346, 380, 395*, 401*, 402, 405, 406, 407*, 408*, 410, 413*. 419*, 422*, 426, 472, 492, 502, 503, 500*, 504*, 505', 506,520,525.526,532.551, 581,585,588,589,590,591. 604, 606*, 608*, 609*, 611*, 612*, 613. 645. Schember 346, 380. Schier 399, 405. Schindler 499, 645. Schiödte 158*, 159*, lOo, 200, 205, 207, 225, 271. Schmidbeiger 622, 645. Schmidt 419, Schmiedeknecht 357. Schmitt 271. Schneider G. 31, 34. Schneider-OreUi 623, 635, 636, 637, 641, 645. Schönichen 152*, 153, 167. Schollmayer-Lichtenberg v. 582, 645- Schräge 80. Autorenregister. 663 Schreiber 318, 334. Schreiner 136, 137, 139, 151. 545- Schröder, Chr. 122, 126. Schupf er 361. Schuhmacher 45, 47. Schultheiß 108. Schwabe 372. Schwappach 593, 645. Schwartz 21. Sedlaczek 288, 299, 334, 405. 455, 458, 532, 535. 588. 645- Seidlitz 459. Seiff 362. Seitner 475, 513, 514, 5i5' 545. 645. Severin 405, 568, 645. Sierstorpff 591, 645. Silvestri 22, 24*, 32*, 122*. Simmel 619, 645. Simon 380. Smits van Bürgst 270, 288, 293. Spessivtseff 36*, 4 1 2*, 443, 444*, 445*, 446. 473*, 474*, 478*, 480*, 485*, 487*, 488*, 491, 495,496*, 497*, 516*, 546*, 547, 646. Spies 405. Spitzenberg 369. Stäger 40, 47. Stehlik 167. Stein 329, 334, 5(17, 570, 575, 646. Stellwaag 305. Stilantje w 439. Streck 369, 380. Strohmeyer 147, 148, 151*. 171, 174, 177. 247, 248. 267, 268, 271, 498*, 627, 628, 630, 633^ 638, 639, 640, 641, 646. Suffrian 182. Swoboda 593, 646. Syrutschek 8, 19, 141, 151. T. Tarnani 79, 115. Taschenberg 107, 267, 293, 324, 526, 551. Teichmann 427. Teplonchow 594, 595, 646. Thaler 405. Theobald 241. Thiersch 299. Thomson 459. Thümen v. 418, 426. Thürmer 593, 646. Thum 574, 646. Tölg 116. Torka 12, 13, 19, 136, 137, 151, 229,231,271,405,406, 426, 618, 619, 646. rägärdh 152, 226, 228 251, 4< 420, 522, . 529, 646. •497, , 646. Trägärdh ±^^, ^^^^ ^^^^ ^ 252. 271, 405, 412*, 4 415*, 416, 417, 418, ■ 421, 426, 427, 435, 524*, 526, 527, 528*, 531, 54T. 571'- ^'4T. Tredl 4(10. 4.)0, 4<)i. 4^3 5(19, ()i7, ()20, 628, 041 Tregomain de 144, 152. Trost 405 Tubeuf V. 91, 407, 426 Tümpel 13, 19, 21, 27. u. Ulrici 567, 5(18, 646. Urban i6g, 177. Vanhoudenhove 426. Varendorff v. 363, 380. Vater 329. Veit 646. VerhoeiT 3, 20. 21. Vietinghoft' v. 80, 449, 591. Vill 87, 90, Hfl. Vogel 79, 80 Vultejus V. 418, 426 w. Wachtl 130*. 150, 152, 203 204, 205, 226, 227, 228, 605, 611, 641, 646. Wagner 85. Wahl 417, 426. Walther 372, 380. Wasmann 303, 306, 307. Weber 67, 116, 532. Wedekind 399, 405. Weise 299. Werner 417, 426. Westermeier 405. Wichmann 395, 405, 421, 427, 439, 440. 443, 495- 496, 641, 646, Wiederhold 380. Wildermuth 33. Willkomm 346, 397, 550, 593. 646. Witte 90, 405. Wolff 31, 34, 520, 522, 523, 525.526,531.532,534.646. Wülker :;52, 380. Xambeu Zacher 9, 16, 19, 21. Zander 182, 193. Zdarek 16. 19. Zebe 426. Zielakowski 345, 380. Zimmer, A. 205, 294, 299, 343. 372, 380, 422, 427. Zimmer, K. E. G. 380 Zimmermann 200. Zweigelt 60, 61, 62, 63, 64. 65, 66, 67, 68, 69, 70, 71, 73. 74- 75. 76, 77, 78, 79, 99, "6. Druckfehlerverzeichnis. Es wird gebeten, die hier verzeichneten Druckfehler vor dem Lesen des Buches richtig zu stellen : Seite 20I Erklärung der Abb. 97 C lies: Phylan statt Phylen. Seite 215 Zeile 26 von unten (bei Leptura L.) lies Abb. 1036 statt 103 c. Seite 300 und die folgenden lies: Rhynchophora statt Rynchophora. Seite 303 Zeile 9 von unten (Überschrift) lies: Rhynchitinae statt Rynchitinae. Seite 382 Zeile 4 von unten und Seite 383 Zeile 18 von oben ist der Hinweis (Abb. 193 A) zu streichen. Seite 389 Erklärung der Abb. 186 lies: Aus Koch statt Original. Außerdem steht die Ab- bildung verkehrt. Druck von Hermann Beyer rfc Söhne (Beyer & Mann) in Langensalza.