■'»«p^^ ■i»:^ ,»ü*v ^^*- ;: . •>!' ^' T'^^ ^;^»Vl' ^ '*~y*V ,V.^-'*^ Die Gartenkunst S^eitsclirift tur Gartenkunst und verwandte Gebiete, Herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst, redigiert von C. Heieke Gartendirektor der Stadt Frankfurt a. M. ►^H^ ■^« Neunter Jahrgang •<- ßOTANlC^ Beplln Verlag von Gebrüder Borntraeger SVV 11 GroCsbeeren Strasse !i 1907 Alle Rechte vorbehalten. Druck von A. W. flayn's Erben, Potsdam. Inhalt. LI; NE'-' botanical oaRüen. 16, 30. 178, 18ö, -Jil. 1. Vei'zeichuis der Mitarbeiter. Barth . . . Beiahaidt Berz . . Cordel . . . V. Engelharclt Fuchs Garrelts Glogau (H Goecke 85, Günther Hannig Heerwagen Heirke." . . ö, 18, 88, 83, 105, 111, 121. 133, 151. 179. 210. Hoemaiin 20, 27. Johnson 43, 73, 126, Kamiiffmeyer Kiehl 71, Kiessling 9 Krone Ledien Linne L Seite H. SeitP Seite . 140 . 67 . (i7 . 102 248 41 230 117 109 36 132 107 _|UX . Molz . . "^ '"hvvadt tzner . Koss Rothe V. Salisch Schachuer 163, Schneider 80, 84. Schnitze-Naumburg ...... 1, Schulze-Elberfeld 65, Schulze-Stettin Singer 19. Trip 12 Widmer Zahn . . . .56, 78. 129. 187, 231, 233 99 146 63 183 , 24 16 62 97 77 82 81 32 89 244 226 149 171 248 . 21 215 31 198 34 191 246 Dresdener, Vereinigung ehemaliger Gartenbauschüler .149 F. Fintelmann, Axel F., Ehrung . . . 231 II. Saolirejäi.ster. A. Ausstellung, Volkstümliche, für Blu- men- und Gartenpflege in Hannover 34 B. Bad Nauheim, der alte Park 1857 bis 1907 111 Baumaterial, das, der heutigen Garten- kunst 173 Bindekunstausstellung, Erste grosse Berliner : . . 102 Buchners Garten vor dem Kunstge- werbehaus auf der Bayr. Landes- Ausstellung 1906 in Nürnberg . . 16 Bund deutscher Baumschulenbesitzer 170 G. Kimigl. Lehranstalt Dahlem, Gartenbaukursus für Gartenfreunde 80 Gartenkunst!. Vortrage 37 Prüfungen 16 Zulassung v. Damen 16 Gärtner oder Künstler' 67 Gartenarchitektur ' ' Gartenbauau.sstellung, allgemeine, Berlin Sl Gartenbauausstellung, Internationale zu Dresden 1-1 Gartenbauausstellung, .Jubiläums-, Bremen 36 Gartenbauausstellung, .Jubiläums-, Jlannheim 1907: Allgemeine Besprechung . . . 133 Prinz Arnulf- Preis 82 Sonderausst. f. Gartenpläne ... 24 Sondergärten von Fr. Brahe, Gebr. Roethe und Siesmayer .... 233 Sondergärten von Fr. Henkel . . 215 Sondergärten des Prof. Länger. . 191 Sondergärten des Prof. P. Schultze- Naumburg und des Prof. P. Behrens .'' 321 Schlussbetrachtungen 236 Schluss der Ausstellung .... 232 Vorbesprechung 60 Vor der Eröffnung lOo Gartenbauschule Dresden, Obergärt- nerprülung Gartenkunstbewegung,unsereStellung zur heutigen ; ^^ Gartenvorstadt am hohlen Weg bei Darmstadt . 170 Gerichtliche Klage gegen die Ent- scheidung bei Wettbewerben . . 81 Gesetzentwurf gegen die Verunstal- tung von Ortschaften und land- schaftlich hervorragenden Gegenden 117 Eingabe der D. G. f. G. dazu . . .120 Eingabe des Bundes Heimatschutz dazu 119 Gesetzgeberische Maßnahmen gegen die Verunstaltung vonOrtschaftenpp. 62 Golenhofen bei Posen, ein Musterdorf 71 Grossberlin, Vortrag von Landesbau- rat Prof. Th. Goecke 246 Grundzüge der Landschaftsgestal- tung 43, 73, 126, 146 llauptversannnlung, XX., der deut- schen Gesellschaft für Gartenkunst 179 Hausgarten, über die künstlerisclie ! (iestaltung des 198 i Haus- und Obstgarten, Entwurf zu einem 67 Heikle i>age, eine 185 I Heiraatschutz. Wie wir unsere Heimat j sehen 99 i Holzhecke im Frankfurter .Stadtwalde, i ihre hainartige Umgestaltung . . 5 I. Innengärten 85, 109 >14 Kaiser Friedrichpark, Aachen ... 82 Kongress, internationaler landwirt- schaftlicher, Wien 37 Künstlerkolonie, Darmstädter ... 63 W. Langes Gartenkunstprinzipien und sein neues Buch 14 Linnes 200. Geburtstag 121 i M. ' Mietgärten, .städtische in München 163, 171 i .Muthesius,' der Fall M 148 I ^- I Naturverschönerung ...... 1, 21 Niedersächsischer Bauerngarten, ein Beitrag zu seiner Geschichte . . 244 O. Offenbach a. M., Ludo Mayer-Stiftung 170 Parkpolitik ; • Perspektive, ihre Bedeutung und Ver- wertung beim Entwerfen von Gar- tenanlagen -9 Perspektivisches Zeichenverfahren, neues Pflanze, die, als Schmuck für Haus, Balkon und Fenster Pflanzenmaterial, welchen speziellen Pfl. bedarf die Gartenkunst moder- ner Richtung? Reform der Gartenkunst und die Tra- dition ,' '• ■ Rogalin, Schloß, sein Park und seme Eichen Rosenfest, das, zu Mannheim . . . Kosengärten 24 107 129 230 41 183 166 210 IV Seite S. Societe dendrologiiiue de France . . SO Stauden, die axisdauernden, und ihre Bedeiituns im ainerikanischeu Gar- ten . 220 Szenerie, die, in der Gartenkunst . . 65 V. Verein ausländischer Gärtner von Paris und Umgegend 2'M Villenkolonio, Studie zu einer . . , 140 Vilnioriu-Denkmal 108 Vorgarten und StraÜenbepflanzung . 3Ü W. Wettbewerb Friedhof Hameln. Ge- danken über Friedhofsgestaltung im allgemeinen und mit Bezug auf den -7 Kachklänge zur Hanielner Fried- hofskonkurrenz 30 Friedhofsvvettbewerb Hameln, nochmals der 13 Wettbewerb Friedhof Stahnsdorf . .213 Wettbewerb für die Anlage eines Stadt- parks in Haniburg-Wiuteihude . . 16 Wettbewerb für Hausgärten, veran- staltet von der „Woche" .... 232 Wettbewerb Nordmarkt, Dortmund . 247 Wettbewerb Stadtpark Schüneberg: Wettbewerbsentwurf V. Encke-Belte 49 „ „ Göbel ... 54 „ .. Grossniann 54 ,, .. Krüpper . . 48 ,. Ullrich . . 51 Betrachtungen ziun Wettbewerb . 56 Wettbewerb Stadtpark Schöneberg Prämiierungsergebnisse .... 38 Wettbewerb Stadtpark .Schöneberg, Nochmals der 78 Wettbewerb Zentralfriedhof Mann- heim. Ankündigung 38 Ergebnis 151 Entwurf v. Bauer 160 , Gerstadt 191 „ . Grossmanji . . .156 „ „ Hoerning-Gaeüt . . .166 „ „ Braband 164 Wilde Garten, der, in England . . 89 Wilhelmshöher Allee, Kassel ... 82 Wiesbadener Kuranlagon, Unterhal- tung .... .38 III. .M»liil(liiii:;'eii. Ausstellung, Volkstümliche, f. Blumen- und Gartenpflege 1906 in Hannover 34, 35 Bad Xauheini. Lage|]lan der Kuranlagen. . . . 112 Parkbilder 109. 111, 113, 114, 115, 116, 117 Bauerngärten, aus niedersächsischen 244, 245 Baumaterial der heutigen Gartenkunst 174, 175, 176. 177, 17«, 179, ISO, ISl, 1S2 Berz. Uhr. 0., Entwurf zu einem Haus- garten 67, 68, 69 Buch der Nyraphaen, Aus dem 188, 189 Buchners Garten vor dem Kunstge- werbehaus auf der Bayr. .lub.-Lan- desausstellung 1906 in Nürnberg 14, 15 Seite Fintehnann, A.. Porträt ..... 132 Gartenbauausstellung, Internationale, zu Dresden 121, 122, 123 Gartenbauausstellung, J ubiläunis-, Bremen: Lageplan 37 Gartenbauausstellung Mannheim I'.KIT: Gartenschmuckhof Gebr. Siesmayer 242. 243 Grossherzog Karl Friedrichdenkinal 133 Kunsthalle, die neue 138 Lageplan 1.37 Rosenfest im Ivosengärten . Sondergarten Sondergarten Sondergai'ten Sondergarten Sondergarten ■192. 19: Sondergarten Kaumburg Straßenausschmückung . \'or der Eröffnung . 85, Golenhofen bei Posen doi-f Nibolungensaal 167. 16S. 109 .207, 208, 209. 210, 211 \on Fr. Brahe . 233. 234, 235, 236, 237 F. Henkel . 215, 216. 217. 218. 219 Gebr. Roethe 238. 239. 240. 241 Prof. Behrens 224, 225. 227 Prof. Länger 191, 194, I9.'>. 197, 199, 21)1. 203, 205 •Schultze- 221, 222 223 . '. V.U. 1.35 104, 105, 10(i Ein Mnster- . 70, 71. 72, 73 v. Prof. Grundzüge der Landschaftsgestaltung 44, 45,' 47. 74. 7.5, 7(i, 126, 127. 128. 129 Hegi-Dunzinger, Flora. Bildproben 248, 249 Holzhecke im Frankfurter Stadtwalde (5, 8 Mietgärten, städtische in München . 171 Natur u. Kunst im Walde 146, 147, 148, 149 Naturverschönerung . . 1. 2, 3, 4, 5, 21. 22, 23, 24, 25 Perspektive, ihre Bedeutung beiniEut- werfen von Gartenanlagen 10, 11 12, 13, 2(i, 27 Perspektivisches Zeichenverfahren v. Heerwagen 107, 108 Reform der Gartenkunst und die Tra- dition 43 Rogalin. Sihloß, sein Park und seine Eichen . . . .183, 184, 18.5, 186. 187 Stauden, ausdauernde, im amerikani- schen Garten .... 228, 229. 232 Villenkolonie, Studien zu einer 1,39. 140. 141, 142, 143, 144, 145 Wettbewerb Friedhof Hameln: Kon- kurrenzentwurf V. R. Hoemann- Düsseldorf 30, 31 Wettbewerb Stadtpark Schöneberg: Lageplan 48 Entwurf v. 0. Krüpper-Düsseldorf 49 „ lOncke-Holte . . . .50, 51 „ „ Ullrich-Berlin .... .52 „ Göbel-Wien 53 , Grossmann-Dresden . 54. .55 Wettbewerb Zentralfriedhof Mannheim : Lageplan 151 Entwurf v. Bauer 156, 157 , Braband 164 „ Gerstadt . . 1.5S, 1.59, 160 „ „ Grossmann 152, 153, 154, 155 ,, „ Hoerning-Gaedt . . . 166 „ Hoemann . . . 162. 163 Wie wir unsere Heimat sehen . . . 100, 101. 102. 103 Wilde Gärten des Kgl. botan. Gartens zu Kew. aus den, 90, 91, 92. 93, 94, 95 Seite l\. Lileijiliir. Conventz. H., .Schutz der natürlichen Landschaft . . s:', Encke, F. Der Hausgarten .... 16 Felder, Th. Natur und Kunst im Walde 149 Flugblätter f. künstlerische Kultur . 40 Gross-Berlin 1S7 Hegi Dr. G. und Dunzinger. Dr G. Illustr. Flora von ^Mitteleuropa . . 39 Henkel. F.. Kehnelt. F. u. Dittmaun. I>. Das Buch der Nymphäen .... 188 House and Garden S4, 248 Jekyll, G. Wald und Garten ... 20 Journal of the Royal Horticultural Society, London 40 Lange, Willv. Gartengestaltung der Neuzeit ". ' . . 18 Muthesius 248 Nene Aufgaben in der Bauordnuugs- und Ansiedelungsfrage 63 Pudor, Dr. H. Diverse Schriften. . 84 Schneider, C. K. Illustriertes Hand- buch der Laubholzkunde .... 189 .Schneider, C. K. Landschaftliche Gar- tengestaltung 19 Schnitze - Naumburg, Kulturarbeiten IV. Städtebau ." 38 Schule des Gärtners 40 Wieler, Prof. Dr. Untersuchungen über die Einwirkung schwefliger Säuic auf die Pflanzen 82 l'cis(iii;ilii;i<'liriclileii. Beck Dr. 170. — Beirodt 108. — Berck- ling 4(1. — Bertram 40. — Bromme 108. — Buchner, A. 40. — Buchner. M. 40. Diermayer 214. — Dreher 84. Elpel 40. — Ende 190. Fintelmann 132. — Freese 84. Glatt S4. Hallervorden 40. — Hampel 170. — Hartmann 214. -- Heiler 40. - Helle- mann 214. — Hoffmann, H. 64. — Hoff- mann. R. 40. — Hoestermann 214. Kahler 170. — Kalb 170. — Karich 170. — Karl 170. — Keerl 170. — Kellermann 170. — Kiehl (>4. — Klett 170. — Koenig 170. — Kube 84. Langenbuch 170. — Ledien 214. — Lindemuth 214. — Löbner 214. — Lucas 214. Mader 170. — Maecker 84. — Masters 170. — Mertens 108. — Moncorps 4(1. — Müller 170. Ohrt 170. Peicker 40. Pfitzer 40. - 108. _i;ansch 170. — Richter 214. — Kitter 1(0. — Rosenberg 108. Scharnke 64. - 170. — Sehuste Stefen 190. Trip 1.50, 214. Undeutsch 40. Veiten 170. Wortmann 170. — Wychgram 40 Ziwanskv 64. - Perring 40, 170, 190. — Roths lOS. — Prestinari Schle 84. - ff 40. — Schultz ■ Sieber 170, — IX, 1 DIE GARTKNKUNST Natiirverscliöiieruiij!:.*) Vortraf? vnn Prof. P. Schultze-Naumburg, gehalten auC der .lahresversn.mmhiug il.-s Hurnlp^; „Hi-imiitsoliiit/." in München. l-mk-^.^ r ^EW YORK i-.OTANICAL (lARDEN. Das Wort „NatiirverschömTLinü" hat keinen seiir guten Ruf. Man denkt an gar manche alten Sün- den, die in! Namen der Yer- schönernng getan wurden, und sagt sich, dafs die Xatur. wie unser Herrgott sie gescdiaften, keiner Verschönerung durch Men- schenhand bedürfe, um noch schöner zu werden. Dennoch wird man dem Thema iiu Leben kaum aus dem Wege gehen können und deshalb gut tun. sich mit ihm auseinanderzusetzen. Im allgemeinen wird man sich wohl darüber einig sein, dafs die vom Menschen unabhängigen Naturprodukte, wie Wolke, Fels und Pflanze, kaum einer Ver- schönerung durch Menschenhand bedürfen oder auch nur zugäng- lich sind. Bei Ptlanze und Tier treten wir jedoch schon in ein Ge- biet ein, Avo das Wort „unafv hängig vom Menschen" nicht mehr ganz zutrifft. Wenn man uralte Rieseneichen oder das Schlinggewächs des Urwaldes betrachtet, so bewundert man allerdings eine Schönheit, die mit dem E>asein der Menschen nichts zu Ai.u. J 1 Mit Genehniio'iina; dts Kunstwartverlags. Abb. 1. tun hat, und die wohl durchaus ebenso aussehen würden, auch wenn der Mensch längst von der Erde verschwunden wäre. Betrachten wir aber im Pfarrergarten einen Pyra- midenbirnbaum mit reifen, goldenen Früchten, so wird kein Empfänglicher umhin können, auch in diesem Bilde eine wundervolle Schönheit zu er- blicken, und wir werden unsgestehen müssen, dafs weder die Form der veredelten Frucht, noch die zum Pflücken und Betrachten ein- ladende Zwergform ohne menschliche Kunst- zustande gekommen wäre. Der Holzbirnbaum draufsen im Walde hat ja auch seine Schönheiten, aber in unserm Gartenbaum liat die Menschenliand die Natur eben doch um eine Schönheit bereichert. Sogar beim Tier kann man ähnliches finden. Ein eng- lisches Vollblut iväre ohne kluge, menschliche ^^Sr^ ■ ~:^ Züchtung nicht möglich, und der wilde Hund k ■j^.'*'-*:L'**J ist etwas anderes, als der Hund, der durch ein Jahrtausend alte Anpassung allmählich unser treuer Freund geworden ist, der unsere Sprache versteht und dessen Auge uns manchen Wunsch vom Gesicht abzu- lesen verma.g. Selbstverständlich sind das ,1 ni 1-: (lAliTKN KUNST IX. 1 nur kloino Niiaiu-on. dio wir in lioni iin- iiohouren Fi>imenreichnun dor Natur, dio unsoiv Krdo trägt, horvorbringou konnton. .\bor OS sind Spiolarton. die doslialh tur uns wortvoll sind, weil sio luit doui nionsoliliohon Lobon in viol näluro Bo- zioluing troton, als die übrige freie Natur. Doch auf diese Art der Natuniuiwand- lung. oder wonu uian will. Naturver- schönerung, habe ich es heute nicht ab- gesehen. Die Frage, dio ich stellen möchte, ist die; kann man dio Natur durch harmonische Voibindung mit eiuoui Werke menschlicher Kunst verschönern' Ich glaube, dafs wir Menschen diese Frage ganz unbedenklich mit ja beantworten dürfen. Ks ist solbstvorsländlich. dafs es auf unserer Frde Schönheiten gibt, dio gerade durch ihre Unberührtheit ihre reinen Reize bewahren und dio durch jedes Hinzu- fügen von Erzeugnissen der Menschen- hand nur verlieren können. Wenn wir in die Fels- und Eiseinöden unserer .\lpon steigen, so oftenbaren sich uns dort Schön- heiten von einer grofsartigen und seltsamen Natur, dio uns gerade deswegen so mächtig orgreift, weil wir an ihrer (iröfso die Winzigkeit unseres menschlichen Daseins zu orkoiinen vermögen. Je unentwoihter wir sie erhalten, um so bosser für uns. Steigen wir aber in dio bewohnten Täler her- unter, so erkennen wir, dals von dort an das Bild ein von Menschenhand mitgostaltotes ist. Denn dio Wiesen. Felde!-, l'fado, Stege und Brücken, die hier das Bild dos Abb. i. (.iugL'nbci.-piel zu Abb. 3. Abb. 3. Landes bestimmen, sind Monsehonkunstprodukto. Man rechnet sie zwar nicht zur huhen Kunst, aber die allge- meinen Kulturgedanken und der (iostaltungswille eines ganzen Volkes, das als Schöpfer dahinter steht, sind doch so mächtige und gewaltige und zeugen von einer so ricsen hal'ien Hildnerkraft, dals wir eben doch in dor tiestaliung unseres Landes ein grofses .-Mlkunstwerk sehen müssen. wenn auch tausende und abertausendo von Handlanger händen die .\usführonden waren. Tun wir einen Blick in irgend ein schönes Tal unseres Landes u^^bb. 1,) wie ich hier eines unter tausonden zeige, so erkennen wir auf den ersten Blick, dafs beinah alles, was hier wesentlich zu den Bestandteilen des Bddos gehcirt. menschliche Kunsterzeugnisse sind. 1 lenken wir uns sie fort: die Brücke dos Vor- tlorgrundes. dafs l^orf im Hintergrund, das Torwächterhaus. die Strafsen mit ihren Baum- reihon. dio üärten und das Schachbrett der l'vldor. so würde ein Waldtal übiig bleiben, das an sich zwar auch gewifs sehr schön wäre, aber eben doch durchaus etwas anderes vorstellte und jedenlalls der besonderen Schön- lieilen unseres ersten Bildes ermangelte. Wir wollen aber in unserem Weltbilde beide nicht ■ ntbehren. Fast ein jedes beliebige Bild aus unserem Lande wird ähnliches bezeugen und uns ins Gedächtnis zurückrufen, dafs die Ver- bindung von menschlicher Kunst mit der .Natur neue Schönheiten gesehafTon hat. die nicht ganz einseitig als Kunstwerk bei rachtot werden können, sondern eben als Naturvorschönerung durch Kultur. Man denke an das Bild irgend IX, 1 DIK GARTENKUNST eines schlichten Bauernhauses am Rande eines Waldes: auch hier erlebt unser Auge durch das Vorhandensein dieses Hauses eine reichere Freude, als wenn es nur den schlichten Waldrand in sich aufnähme. Man darf das natürlich niclit so auffassen, als müfste nun vor jedem Waldrand ein hübsches Bauernhaus stehen. Wir werden- der Waldeinsamkeit nicht entbehren wollen: ai>er die gelegentliche Unterbrechung uml Bereicherung wird uns sogar den Genufs dei darauffolgenden Kinsamkeit erhöhen, ■la, sogar auf Abb. 2 werden wir den hellen Saum der Kaistrafsen, die weifs herausleuchtenden Punkte der Landhäuser. Kirchtürme und die dunklen F'lecken der I.aubmassen, der Gärten als eine Bereiche- rung der edlen Form der Seeküste emp- tinden müssen. Natürlich immer wieder mit der 1-jnschräiikung, dafs es Kulmin.'i- lion^punkte bleiben müssen, diemitStrecken der Fjnsamkeit abwechseln. E>as hier Gesagte waren ja eigentlich beinahe Selbstverständlichkeiten; es sollte uns auch nur in den Gedanken hin- geleiten, dafs eine jede gute menschliche .Anlage, wenn sie sich harmonisch mit ihrer Umgebung verbindet, ein Stück Naturbereicherung bildet. Das Grauen, das wir Abb. (i Abb. 5. heute vor dem blofson Wnrte „Xaturverschonerung" empfinden, rührt doch eigentlich allein von den unwürdigen menschlichen Leistungen her, die seit einigen .Menschen- altern unsere Erde zu entstellen anfangen. Und zwar in beiderlei Sinn: sowohl b'M den \N'erken, die in der guten .\bsicht zu schmücken und zu verschönern, aber mit un- zulänglichem Vermögen entstehen, wie bei den Werken, bei deren Gründung nicht der Schmuckwert die Veran- lassung bildet, sondern die zur Befriedigung unserer mensch- lichen Bedürfnisse dienen. .Merkwürdigerweise sehen wir hier, dafs bei fast allen älteren Anlagen wie von selbst beide Zwecke erreicht werden. Das Werk dient nicht allein seinem Hauptzweck, sondern es verschönt zugleich, halb ohne es zu „wissen", die umgebende Natur. Werfen wir einen Blick auf irgend eine der zahlreichen Gegen- überstellungen von Gut und Schlecht, wie ich sie oft im Kunstwart gebracht habe. Bei den Gegenbeispielen wird die Freude gering sein. Solch ein Bauwerk verschönt die Natur nicht, aber eben nur deswegen, weil es Züge trägt, die uns nicht froh machen, die deprimierend auf imd wirken, mit andern Worten, weil es eben häfslich ist. Ging man früher daran, irgend ein Stück Natur zu verschönern, so traf man mit einem bedauernswerten sicheren Takt stets den Nagel auf den Kopf. Ich zeigte in einem früheren Jahrgang des Kunstwarts eine Brunnen- anlage, die ein reizendes Bild ergab (Abb. 3). Nun hatte vielleicht mancher von diesem Bilde gesagt: Ja, schon recht, aber das, was das Bild so reizvoll macht, ist ja eigentlich nur das .Alter und die Zerstörung. -Man kann ruhig zu geben, dafs auch das seinen gewichtigen Anted an der Schönheit dieses Bildes hat. Alter und Zerstörung haben gleichsam zum drittenmal wieder einen neuen Teil von Schönheit hinzugefügt. Erst war die Natur schön, DIE GARTENKUNST IX, 1 Abb. 7. dann verschönirte sie der Mensch mit einem Brunnen, und nun verschönt Natur wieder die Kunst des Menschen. E>afs aljer dieser dritten Verschönerung nicht der ganze An- teil zufällt, liann ich bei diesem Beispiel durch einen glücklichen Zufall zeigen. Ich fand einen alten Stich, der denselben Brunnen im einstigen Zustande darstellt. Hier ist von Zerstörung und l'berwuchern der Natur noch nicht die Rede, sondern wir sehen die ganze Anlage noch so, wie Menschenwille sie ge- wollt und Menschenhand sie geschaffen hatte. Und trotzdem ist auch hier der Brunnen von grofser Schönheit. Wenn auch heute noch Brunnen, Schmuckbrunnen, an- gelegt werden, die meist ein Grauen für alle Menschen sind, über deren Empfinden l'ür sichtbare Erscheinungen noch keine Hornhaut gewachsen ist, so bestätigt das an sich noch kaum die Tatsache, dafs der menschliche Sinn die Natur nicht zu ver- schönern vermöchte. Gewifs ist ein Brunnen wie auf Abb. 4 albern und kindisch, und last alle Brunnen, die heute im Walde oder sonstwo entstehen, sehen so oder so ähn- lich aus. Der Beweis ist aber eben damit nur gegeben, dafs hier dii; menschliche Gestaltungskraft oder vielmehr das ein- fachste Empfinden für primitives Gestalten versagt und dafs eine Verrohung in der S|iracho der sichtbaren Formen Platz ge- griffen hat, wie sie tatsächlich die Welt- geschichte vorher noch bei keinem Volke und in keinem Lande erlebt hat. Jede Indianerhütte zeugt da von mehr Gefühl und Takt in der Verwendung der leisen Sprache der Formen und des Materials. Und wo nuui mit der Absicht umgeht, Verschöne- Abb. 9. Gegenbeispiel zu Abb S. Abb. S. lung zu schaftVn. koiunit man auf so jämmerlich kindische Ideen, tlafs es da fast noch schlimmer aussieht, als wenn man ganz darauf verzichtet. Hier als eines der Bei- spiele für viele auf Abb. 5 einen Haufen Steine, die man über einen rriedlichen Garten ausgegossen hat, offenliar in iIit Meinung, dafs dieser Schutthaufen eine wesentliche Verschönerungherbeifiihiie. In unsei-nGailen- schulen wird das oft gelehrt. Oder man sehe auf Abb. 6, mit welcher Vermessenheit sich d(!r Geschäftssinn unserer Zeit einem ehrwürdigen Pelsblock naht. Aber nuin tut nicht nur etwas für das Geschäft, man tut aucli etwas IUI' die Poesie. 1 i;i oben liidis in ilei' iM'ke hat man für Jeden, der es noch iiiclil weifs, „Teul'el-Stein" aufgemalt. Aucli eini' .Art (h'r Naturverschönerung unserer Zeit. Nun noch auf das (ieratewohl hin ein paar andre Beispiele. Abb. 7 zeigt eine alte IX, 1 DIE GARTENKUNST Ruine im Walde auf Bergeshöllen. Sie war ofl'enbar nnch lange nioht schön genug. Der Gärtner kummt i.ml ni.irht sie noch viel schöner, indem er ihr das Brandmal seiner Bretzelwege. schöner, sauberer Bordsfcineinfassiingen, Täiin- chenbosketts und all die anderen lieljüi'hen Requisiten seiner Kunst anheftet, Abb. 8 zeigt ein anmutiges Bild vor den einsti- gen Festungsmauern einer alten Stadt. Häuschen und Hüttchen. Gartenhäuser und Lauben haben sich da anmutig ein- genistet und geben ein Bild, das, wenn man aus der Stadt kommt, im über- tragenen Sinn beinahe ein schönes Stückchen Natur genannt werden kann. Aber es ist den Menschen von heute noch lange nicht schön genug, es niufs un- bedingt verschönert werden, wenn es auch ein grofses Stück Geld kostet. Merkwürdig, sonst ist ja für nichts Geld da und an jeder Anlage mufs so viel gespart und geknausert werden, dafsanstatt des Ziegeldaches ein Pappdach und statt des Holzstakets ein Stacheklrahtzaun ge- wählt werden mufs. Aber in unsererZeit weifs man sehr wnhi. was man den Idealen schuldig ist, und für eine „Verschöne- rung" ist Geld da. Auf Abb. 9 sieht man, in wie merkwürdiger Weise sich ein ähnliches Stadtbild verschönert hat. [la- bei ist es noch gar nicht mal das Schlimmste, was man zeigen könnte. Käme es mir darauf an, ganz besondere Karikaturen festzunageln, man brauchte kaum weit zu laufen. Mit wie ganz erstaunlicher Sicherheit man stets ■ !N- j ''^' 'Wk ... 4. 1 ^K^ Abb. 10. daneben greift, wenn man heute verschönern will, zeigt dieses Bildchen (Abb. 11). Am Rande einer steilen Höhe zieht sich ein Weg hin, von dem man einen wundervollen Blick ins Tal hat.. Um den Weg zu verschönern, pflanzte man hier seitlich vom Wege Tannen und wieder Tannen. Die versperren nun jetzt, wo sie herangewachsen sind, zwar die Aussicht, geben aber da.für auch keinen Schatten. Das einzige, was zu vermeiden gewesen wäre, ist hier mit raffiniertem Ungeschick erreicht. Hätte man an der Seite des Weges, wie es frühere Zeiten auf der andern Seite schon getan, Alleebäume gepflanzt, so hätte man in deren Schatten spazieren gehen können, während man unter ihren Zweigen den Blick ins Tal gehabt hätte, wie es unser Bild (Abb. 10) als ein nicht mal besonders schönes Exemplar einer Allee erkennen läfst. tSchlul's folgt,) Abb. 11. Gegenbeispiel zu Abb. 10. I»ie liainarti^e Umsestaltiiiij!; der so^e- uaiiuteii Holzliecke im Fraukfurter Sta 'S. ö o 0= 00 N a der stetig wachsenden Grul'sstädte er- reicht werden. Forstwirtschaft kann in solchen W'aldtoilen nicht mehr betrieben werden, ihre technischen Mai'snahmen versagen vollständig angesichts des Ver- kehrsstromes, der sich aus der Stadt in diese Waldteile ergiel'st. Hier inuls die Forstwh'lschaft durch die Waldptlege ersetzt werden und es mul's das, was dem Korstmanne nicht mehr gelingen will, nämlich die Erhaltung eines ästhetisch befriedigenden Zustandes, durch das Ein- greifen des Gartenfa.chniannes angestrebt werden. t>amit soll nicht gesagt sein, dal's dieser Wechsel in (Jen Behandlungs- grundsätzen auch einen Wechsel in der Person des verantwortlichen Leiters zur Folge lia.l)en miitste. Wir haben Bei- spiele, wo der Forstmann mehr Schön- heitssinn und künstlerisches Verständnis an den Tag gelegt hat, um eine solche Umwandlung durchzuführen, als mancher Gartenfachmaun. Es liegt die Gefahr sehr oft nahe, dal's letzterer in vollstän- digem Verkennen der Aufgabe sein Ziel darin erblickt, aus dem Wald möglichst gründlich einen nichtssagenden l^ark mit Sclilängelwegen. glattem Rasenteppich, mit obligatem Zierstrauch- und buntblätt- rigen Gehölzsiirtiment und all dem anderen Zubehör „landschaftlicher Anlagen" macht, und also die Saclie soverkehrt wie irgend möglich aufai'st. Indessen darf im allgemeinen ange- nommen werden, dafs er, wie auch in zahlreichen mit Geschick durchgeführten Umwandlungen erwiesen ist, infolge seiner Schulung und fachlichen Vorbildung eher der geeignete Mann ist, als der Porst- beamte, bei dessen Ausbildung bisher allzusehr auf die wirtschaftliche Seite seiner Tätigkeil Gewiidit gelegt worden ist. Unter Berücksichtigung dessen ist .lucli die bainarligi' Unigeslaliung der sogen, llolzhecke im l'"ranklurter Stadt- wa,ld tler städtischen Gartenverwaltung übertragen woiden. Schitn seil eim'i- Reihe von .lahren war unten' llinwiMs auf Beispiele in a-nderen StädtiMi der l'lan einer solchen Um- wandlung Von Teilen des Frankfurter Stadtwaldes er''irlerl wdnlen. Xanumllich ist es der in \ii'li'ii lüngeii recht weil- schauende vei'si. jleini'icli Siesmayer gewesen, der gcM'ii jcdr (ielegenheit w .ihrnalim, dafürSlimmung zumachen und im l-'nnikfnrterVerschönerungs verein Helen IX, 1 Dil': 0 AUTEN KUNST SL'ine Anrr,i;un,n'cii :iiil' rincii IVuchtliarrii Biidm. Xacluli-m der Verein einige Jalire mit. der Aufwendung von Miiiclii für kleineren Aufgaben zurückgehalten und daduiidi rincii grölseren Fund angesamundt lia.tte, koniiti' it im Miiiv, des Jahres l!H)4 mit ili>m Antrage an die Stadtverwaltuni; herantreten, den au der Hauptzugangsstrasse zum Stadt- wald gelegenen Distrikt „Holzhecke" einer hainariigm L'mgestaltung zu unterzieluMi, und gleichzeitig sich ziii- ('hernähme des Hauptanteils der entstehenden Kosten bereit erklären. Nach längeren Verhandlungen, in denen es namentlich auf die Besi^itigung von laut t;-(<\vordenen Befürchtungcii ankam, als solle aus dem Wald ein regelrechter und erhebliche Unterhalt ungskdsten verursachender Zierpark gemacht werden, wurde das Anerbieten des Verschrme- rungsvereins angenommen und die Ausführung nach dem Entwürfe des Verfassers beschlossen. ^^'ir fügen unseren Ausführungen zwei Planskizzen bei, aus denen der gegenwärtige und der in Ausführung begriffene neue Zustand ersichtlich sind und lassen den dem Entwurf beigefügten Erlänteriingsborichtnachstehend folgen : ,,lMe Holzhecke macht, wie es auch sonst bei Wald- teilen der Fall ist, die, in nächster Nähe einer grofsen Stadt gelegen, dem nachteiligen Einflulse des Verkehrs grofser Menschenmengen ganz besonders ausgesetzt sind, einen höchst unbefriedigenden Eindruck. In der Regel wächst dieser mifsständige Eindruck in dem Malse, wie die Rente, welche die Forstverwaltung aus einem derartigen Waldteile herauswirlschaftet, sich verringert. Man mul's sich daher wundern, dal's die Stadt Frankfurt nicht längst dem Beisiiiele anderer Städte gefolgt ist, die derartige Teile ihres W^aldbesitzes in Anlagen von mehr parkartigem Charakter umgewandelt habi/n, um so dem grol'sen Publikum einen angenehmen und gern aufgesuchten Aufenthaltsort zu bieten. Wir können als Beispiele das Bois de Bimlogne in Paris, Bois de la Cambre bei Brüssel, die Eilenriede bei Hannover, das Rosental und das Connewitzer Holz bei Leipzig, den König-Albert-Park bei Dresden und andere mehr anführen. Neuerdings sind bekanntlich auch Teile des Berliner Tiergartens einer solchen Umgestaltung unter- zogen worden, die nach dem einstimmigen Urteil aller Sachkenner als äufserst gelungen bezeichnet werden mul's. Die Empfindung, dals mit unserer Holzhecke etwas Ähnliches geschehen müsse und könne, ist nicht neu. Bereits vor 60 Jahren beschäftigte man sich schon lebhaft mit der Frage, in welcher Weise dieser vom Publikum am meisten besuchte, den Eingang des Waldes bildende Distrikt in Zukunft bewirtschaftet werden sollte und fafste im ,, Grol'sen Hat" am 2. April 1844 den Beschlufs — dal's bei Holz- tällungen in genanntem W'aldteil nicht allein nach forst- männischen Grundsätzen zu verfahren, sondern auch Rücksicht auf die Annehmlichkeit des Pid^likums zu nehmen sei. Und im Jahre 1863 wurde beschlossen, auf einen regelmäfsigen Reinertrag bei der Bewirtschaftung der Holzhecke ganz zu verzichten und der Forstverwaltung eine plänterartige borst- und gruppenweise Verjüngung linier miigliidist langer Fi-lialluni;- und Pllege vuii Ober- slaiid und 1 lierh,-Ul veivji.schreiben. Xarb iliesem (Iriindsat/.e ist die Holzhecke seit li'') Jahren liewirts(dia,flet werden. Allein das Resultat läfst, narhdi'iu aiirh die Silirme der .labre llMlj 19(14 durch Wurf und Bruch das Waldbild .sehr zu seinem Nachteil verändert haben, den Winisc li berechtigt erscheinen, dafs man nach dem N'iirljjlde andei-ei- Grol'städte sicdi bei der fernei-en Bidmiidlung dei- llelzhi;i'ke die l'berfiiln-iing in eine Aidage vim melir waldparkarligem ("Imrakter zum Ziele setz(\ Selche Anlagen unterscheiden sich vnn di^ii eigentlichen Fersten da.durcli, dal's bei ihrer Bew iilscdia.ftung nicht mehr nach fiu'sttechnis(dn'u Grundsäl/.eii verfahren, viid- mehr auf Rentabilität verzichti^t und leiligli(di auf Steigerung der Walilschönheit durch Anwendung di'r dem Lautlscdiafts- gärtner zu Gebote stehenden Mittel bi'ilacht gennmmeii wird. Wenn wir ilie Aiu'egung, welche Nom \'erschiiiiei'ungs- verein nach dieser Richtung hin l'ür dii' Holzhecke gegeben wird, begrüfsen und ihre Ausführung befürworten, so glauben wir dabei voraussetzen zu dürfen, dal's die Um- wandlung nicht auf diesen Waldteil beschränkt bleiben wird, sondern dal's, wenn erst gezeigt sein wird, was sich aus einem solchen Waldteile liei sachgemäl'ser Be- handlung mit verhältnismäl'sig nicht erheblichen Mitteln machen läfst, auch noch andere Partien — Biegwald usw. -- der gleichen Behandlung unterzogen werden. liabei möchten wir von vornherein der Besorgnis ent- gegentreten, als solle die Holzhecke in eine moderne und mit allen Hilfsmitteln der Gartenkunst ausgestattete Park- anlage umgewandelt werden, deren kurz geschorener Rasen von keinem Pul's betn'ten werden darf, deren seltene ausländische Blumen und Gehölze vor jeder Be- rührung behütet w^erden müssen. Alle Mal'snahmen müssen vielmehr das Ziel verfolgen, die Urwüchsigkeit des Waldbestandes zu wahren und, so- weit sie durch die Forstkultur verloren gegangen ist, wieder herzustellen. E)enn es besteht ein grofser Unter- schied zwischen dem malerischen sich aus den verschie- densten heimischen Baumarten zusammen setzenden Walde und einem nach modernen Grundsätzen gepflegten Porste. Jenen malerischen Mischwald, gewifsermassen in idealisierter Form, wieder herzustellen, mul's das Ziel bei der landschaftsgärtnerischen Behandlung solcher Waldungen, wie die Holzhecke, sein. Dazu ist notwendig, dal's die Gleichförmigkeit der nur aus ganz wenigen Baumarten bestehenden forstlichen Bestände durch Unter- und Zwischenpflanzungen von anderen einheimischen Baum- und Straucharten unter- brochen wird. Auch können, soweit es die Erzielung gröfserer Mannigfaltigkeit wünschenswert erscheinen läfst, einige wenige ausländische Arten mit verwendet werden, indessen mufs man sich dabei auf solche beschränken, die schon lange bei uns eingebürgert und auch dem Laien zur gewohnten Erscheinung geworden sind. Die geschlossenen Bestände sollen mit Eun-chsichten und lichtgestellten Baumgruppen abwechseln, zwischen denen der Boden anstatt der öden Laubschicht eine Rasen- DIE GARTENKUNST IX, 1 decke aufweist, wie wir sii^ auf Waid- liehtungiMi antreffen, niedere und liolie (Ji'äsiT, b\irne und Waldblumen in bunter Misrluing oder, wo der Schatten der Bauino solche nicht zulälst, Efeu und alliiere weniger lichtliedürftig-e Pflanzen- arten. Liamit diese grüne Bodendecke sich enlwit'kcln kann, ist es niitig. auch an den als Waldlichtungen gedachten Stellen vorläufig die Auslichtungen nur in dem Grade vorzunehmen, dal's ge- nügend Sonnenlicht für die l-]ntwickelung ■ 1er Vegetation auf den Boden gelangen kann, andererseits aber derselbe noch unter einem gewissen Halbschatten ge- halten wird, um die ausdörrende Wirkung iler Sonnenstrahlen möglichst abzuhalten. \\'ird aufserdem die richtige Auswahl unter den sich eignenden Gräsern und anderen Gewächsen getroffen, so kann von der Herstellung kostspieliger Be- wässerungseinrichtungen abgesehen wer- den, zumal die in der Forsthausstrafse viii'handenen Wasserentnahmestellen ein Giel'sen der jungen Anpflanzungen mittelst üiefsfal's gestatten, soweit solches, um das Anwachsen zu gewährleisten, in der ersten Zeit erforderlich ist. Bemerkt sei indessen, dal's die Anlage eines Wasser- laufs, der sich an passender Stelle zu einem kleinen Teiche erweitern könnte, nicht nur das W^achstum im ganze Be- zirke fördern, sondern auch das Waldhild wesentlich verschönern würde und dal's die Möglichkeit einer solclien Anlage offengehaften werden sollte. E)ie zusammenhängenden Pll:inziingen düi'len keine gradlinigen Begrenzungen auf weisen, auch an den Wegerändern keine steifen Linien bil.len; ilire Konturen müssen in natürlichen Wellenlinien ver- laufen, ba.ld Vorsprünge, bald iMuliuch- tungen zeigend, wie überhaupt alle Regel- mäl'sigkeit und Gleichförmigkeit in der Anordnung der Pflanzungen einer male- rischen Ungezwungenheit weichen mul's. B(\sondere Beachtung isl di'r Fühi-iing der \\'ei;e zu wiiliiieii. Im f'iirsl bi'a.iudlt iiia.ii es (lamit nicht so genau zu nidiiiien und es genügt, wenn sie dem \'er- kelirsluMJürfnis Rechnung Iragim; im Waldpark dagegen sollen sie .so geführt sein, dal's, soweit der Blick reicht, sich dem Auge i'ine ungesucdit gefällige, der Bodenbowegung aiigepal'ste Linie bietet, zugleich i_aber auch die .\usblicke, die man vom Wege ans in den angrenzen- den \\'aldieil hal, in si(di abgeschlosseni', IX, 1 DIE GARTENKUNST einhr'itlii-lie, a.lier doch auch wiriler alnveflisi/lungsi-iMclie BililiM- gewähren. I'ntor Berücksichtigung dieser allgemeinen Grundsätze hallen wir ein Projekt für die Umwandlung der llolzhecke aul'gi'stellr, das wir hiermit vorlegen. Von dem Vorschlage des Vorschönerungsvereins unter- scheidet es sich im wesentlichen dadurch, dals wir etwas uiidir Rücksicht auf die vorhandenen Bestände genoinmen haben und sparsamer in der Anordnung neuer Wege gewesen sind, als es dort geschehen ist. Nach vorstehenden allgemeinen Ausführungen können wir uns zur näheren Erläuterung auf nachfolgende Be- merkungen fieschränken : Der gegenwärtige Bestand der Holzhecke besteht im wesentlichen aus zwei (iruppen; zu der einen gehören diejenigen Parzellen, wehdie mit einmn dichten Bestand jungen Holzes bewachsen sind, vorzugsweise jüngere Buchen mit ^^'eimuthskiefern gemischt, auch etwas jüngere Eichen sind vorhanden. Diese Parzellen sind von ver- schiedener Gröfse und unter sich nicht ülierall im Zu- sammenhang stehend. Zu der anderen Gruppe gehiiren diejenigen Fläclii'U, welidie in lichtem Stand mit Bäumen höherer Altersklassen l>estanden sind, untei- denen eben- falls die Buche vorherrscht. W'ii" empfehlen, die erstgenannten jüngeren Partien, soweit erforderlich, zu durchforsten und ihre Konturen durch Einschnitte und Voi-ptlanzungen malerisch zu gestalten. Dabei möchten wir nicht unterlassen, auf einen Unter- schied in der Wirtschaftsweise des Porstmannes und des Landschaftsgärtners aufmerksam zu machen. Der Forst- mann pflanzt eng und lälst die Bestände solange als möglich geschlossen in die Höhe gehen, um die Stamm- bildung zu fördern: denn es kommt ihm auf schlanke astfreie Stämme an, die gut bezahlt werden, (daher die Bezeichnung ..lange Buchen", die dei' Eiistiikt im Volks- munde führt). E)er Ijandsohaftsgärtner pflanzt ebenfalls eng, damit die zusammenhängenden Bestände von Anfang an ge- schlossen erscheinen; er lockert aber frühzeitiger und energischer als der Forstmann, damit die Kronen- entwickelung der Bäume begünstigt wii-d und Bäume mit reichem, möglichst bis zum Boden herabreichenden Astbehan.g sich bilden kömnen. Solche Bäume verankern sich sehr fest mit ihren M'urzeln im Boden und fallen dem Sturm nicht leicht zum ()pfer: sie können daher auch ohne tiefahr noch in hohem .\lter freigestellt werden. Bei Beständen, die nach forstlichen Prinzipien erzogen sind, ist die Erhaltung der langschäftigen Bäume dagegen sehr schwierig, sobald, sei es durch Sturm oder andere Ursachen, einmal Lücken entstanden sind, wie es leider bei dei' Holzhecke der Fall ist. Die alten Bestände sind tunlichst zu schonen: nach ihren Kändern hin, insbesondere entlang der Mörfelder- landstrafse, empfiehlt es sich, sie durch LTnterptlanzung geeigneter Baum- und Straucharten dichter zu gestalten. Im ülirigen ist der Boden zwischen ihnen mit Waldrasen zu bestellen, damit das unerfi'euliche Bild, welches die Flächen gegenwärtig fiieten, verschwindet. Bei ihrer klinfligi'ii Behandlung wini darauf Bedacht zu nehmen sein, da.rs die abgängigen Bäuuie nur insoweit dur(di Xachptlaiizungen ersetzt werden, dafs die Wege hinreichend beschatt(U, sind, im übrigen aber nach und n,-ich einige Wakhviesen entstehen, die nur mit einzelnen Baumgiaippcii bestandcm sind iiiul als Spielplätze für die Jugend, sowie zur .\bhaltung VdU \olksfesten dienen können. DiiM-iirhandenen Wege lassen hinsichtlich ihrer Führung zu wünschen übrig. .Namentlich wird störend empfunden, dal's sie vielfach zu nahe nebeneinander die ofl'enen Partien durchschneiden und Unruhe in die Situation bringen. Es kommt dies vorzugsweise daher, weil der Radfahrweg in seinei' ganzen Länge mit geringem Abstände fast parallel neben dem Hauptweg für Fufsgänger herläuft. Wir haben dem in unserem Entwürfe abzuhelfen versucht, indem wii- den Radfahrweg tunlichst weit von dem Hauptfufsweg abgerückt haben. Sonst haben wir uns dara.uf beschränkt, den Verlauf der verhandenen Wege, deren Hauptrichtung durch das Vi'rkehrsbedürfnis gegeben ist. etwas zu verbessern und a.n neuen Wegen nur zwei Fulswege zur Erschliefsung des Teri-a,in\vinkels zwischen Mörfelderlandstrafse und Niederräderstrai'se und eine Verbindung von der Mündung des Wi^ges nach der Oberschweinstiege in der Richtung nach der Rennbahn vorgesehen. L>er Reitweg ist unver- ändert belassen worden. Plätze zur Aufstellung von Bänken sind in ausreichender Anzahl angeordnet, können aber im Bedarfsfalle auch noch erheblich vermehrt werden. Was die Kosten der vorstehend skizzierten Umwandlung der Holzhecke anbelangt, so lälst sich ein genauer Kosten- anschlag wegen der sich genauer Berechnung entziehenden .A.rt der verschiedenen Arbeiten nicht gut aufstellen. Wir schätzen auf Grund der F^rfahrungen, die man anderwärts bei Solchen .Vrbeiten gemacht hat, die Höhe der erforder- lichen Mittel bei der auf rund 24 Hektar angenommenen Gesamtfläche der Holzhecke auf ca. 30000 Mk. E>abei ist griifste Einfachheit nach jeder Richtung hin angenommen. Kie BefleutiiUii' uikI ^ ei-weituiin- der Perspektive und des freien Zeicliueiis beim Entwerfeu vou (Tarteiianlageii. Von A. Kiefsling. Erwägt man den Nutzen der Perspektive für den Entwurf von Gartenanlagen kritisch, so erscheint der Gebrauch dem Plan „zum Schlufs" .Ansichten beizugeben, die reinste Zeitverschwendung. Tatsächlich wohnt der Perspektive freilieh ein hoher Wert inne, nämlich der eines unbestech- lichen Kritikers. Ihre höchste Bedeutung zeigt diese Konstruktion aber während des Entwurfs, nicht nach Fertigstellung desselben. Meine Absicht, den Wert der perspektivischen Ansicht allein zu behandeln, würde nicht erschöpfend gewesen sein, es erwies sich im Verlaufe der Entwickelung als notwendig, nicht nur die reine Konstruktion, sondern auch die .\usführung und damit den Wert des Freihandzeichnens zu beleuchten. Perspektive und freies Zeichnen sind zu 10 DIE GARTENKUNST IX, 1 eng verschwistei't. als dafs die Bedeutung der Kunslruktion erörtert werden könnte, ohne der Ausgestaltung des Ge- wonnenen ebenfalls gerecht zu werden: haben wir es über- dies doch mit den freien Gestalten der P'lora zu tun. welche sich zwar scharf, aber oft nur durch Feinheiten vonein- ander unterscheiden. In der neueren Zeit hat man sich mit wachsendem Interesse der Ausstattung von Plänen mit Perspektiven zu- gewandt, jedoch kann kein Zweifel bleiben, dafs gerade dasjenige, was dem Architekten dekoratives Beiwerk ist. nämlich die Landschaft, von uns ein liebevolles Eingehen auf ihre Eigenheiten verlangt. E)ekorative Landschaft und flotteste Technik kann der Architekt in seinen Dar- stellungen ohne Schwierigkeit vereinigen, denn sein Haus kommt im Charakter seiner Form, Flächen und Stoffe nicht schlecht dabei weg — eher ist das Gegenteil der Fall: Ein Haus in flottem Aquarell sieht auf ilora Papier leicht schöner aus, als der Bau selbst, doch sein(!n Charakter verliert es nicht. Die.se Gefahr besteht aber bei der Landschaft. Zu grofs und massig gehalten, kann sie z. B. leicht ihren freundlichen Charakter verlieren und feierlich ernst erscheinen. Die dekorativ behandelte Szenerie der Vegetation hebt gerade infolge dieser Ausführung das Haus in seiner feineren E»urcharbeitung wesentlich, während sie selbst vom Pachstandpunkte bedeutend verliert, wenn die Charaktere nicht gewahrt l)leiben. Es ist viel schwieriger, die freie Pflanze flott dekorativ und doch charakteristisch in wenigen Strichen wieder- zugeben als Archtekturteile mit ihren festen Formen. Wir dürfen nicht auf die wechselvollen Heize unserer Pflanzenbilder infolge oberflächlicher dekorativer Behandlung verzichten, denn die rohe Gruppierung der Massen allein schafft die landschaftliche Schönheit nicht — die Pflanzen- charaktere mit ihren Kontrasten, ihrer Harmonie bringen erst die malerischen Reize. Was der Wirklichkeit recht, ist der Perspektive bitter nötig, wenn sie praktischen fach- männischen Wert haben soll. Wenige Linien im Umrifs, der Astzeichnung und der Laubgruppierung sind es, welche scharf und klar die Schönheit der einzelnen Pflanzen zeigen, und gerade diese gehen leicht bei dekorativer Behandlung unter „flottem Schmifs" verloren, gerade sie verlangen die schärftse Beobachtung. Italienische Pappel, mehrere Koniferenarten, freie Pyramidenformen anderer Gehölze kommen in Gefahr, ineinander unterzugehen. Innerhalb der wichtigsten Charakterlinien bleibt für grofse breite Behandlung Raum genug (s. die Iteiden Koniferen vor dem Pavillon der Abb. 4 Seite 13). Das freie Zeichnen wird oft in Fachkreisen gering- schätzig beurteilt. E>as ist falsch. Ohne dieses gibt es kein praktisches perspektivisch-malerisches iJenken, kein geschärftes Nachempfinden einst gesehener Formen. Dieses mangelnde „Gedächtniszeichnen" ist die Ursache mancher verfehlten Anlage. Ebensowenig ist die perspektivische konstruierte An- sicht ein Luxus; sie nur zu dem Zweck zu „erfinden", den Plan appetitlich zu machen, heifst freilich dieses wichtige Hilfsmittel zur geschäftlichen Spielerei lierabzudrücken. Wer in letzterem Sinne arbeitet, dem kommt es natür- lich nicht darauf an, die Ansichten mit einem Beiwerk auszustatten, welches weder Plan n^ch Anlage berück- sichtigt — Schaumschlägereil Sorgfältig gearbeitete Perspektiven haben mit leerer Phantasie nichts zu tun, sie haben vielmehr, richtig ein- geschätzt, hohe praktische Bedeutung, indem sie es er- möglichen, an jeder Stelle des Plans festzustellen, ob dieser das Gewollte wirklich wiedergibt, und ob er nicht Mängel enthält, welche eben durch die Perspektive zu finden und zu beseitigen sind. Man vergleiche Abb. 1 und 2. „1" gibt die zuerst gewählte Stellung des Erlengehölzes an, „II" zeigt die Gruppe in korrigierter Stellung. Bedingung war hierbei die Un Veränderlichkeit des Sitzplatzes. „11" wurde frei- händig in die Ansicht hineingesetzt und rückwärts ent- wickelt in den Plan übertragen. I>er Blick wurde also einfach konstruktiv l'reigc^legt. „I^onstruktionl" das ist es eben, was leicht unter- schätzt oder vergessen wird — eine richtige Konstruktion kennt kein „Entwedei' — oder"! |-']in AnlVifs, Grundrifs, Schnitt, sie alle sind auch, wie bekannt, keine Phantasie- gemälde. Schnitte geben trulz ihrer technischen Vurzüge fast IX, 1 DIE GARTENKUNST 11 keine Anhaltspunkte für die spätere Wirklichkeit, weil die rein geometrische Aneinanden'eihun,ij; ii'enau wie der Plan keine perspektivischen Verschiebungen und Verkürzungen der Natur entsprechend ergibt. Das alles leistet aber die Perspektive, also hat sie praktischen, technischen Wert auch in der freiesten Landschaft. Xaturgemäfs besitzt der gewiegte Fachmann einen ganz anderen Überlilick. als der jüngere, ungeübtere, doch ist es in manchen Fallen selbst dem Kenner der Perspek- tive schwer, ein sicheres L'rteil über N'erschiebungen usw. abzugeben. Die Idee allein tut es dabei ja nicht, weil der Nivellementsplan „und" die Bepflanzung zusammengehören und Überraschungen bieten, welche sich zuverlässig erst in kurzem unter den überwölbenden Haumkronen der Um- gebung erstickt werden. So gehen dann landschaftliche Werte verloren. Kine einzige Konstruktionsskizze führt solche Unmöglichkeiten sofort vor .\ugen! Das ist das Allerwichtigstc, was für die fachmännische .Vnsicht spricht! — Der Weg, eine Pe rspek ti ve zu ent- wickeln ohne Phantasie, ergibt sich unscliwer aus den Furch diese Arbeitsweise wird nichts Überflüssiges entwickelt und Zeit gespart: z. B. ist es bei einem im Bilde quergelagerten Blumenstück von ungegliedertem L^mrifs nur bei hohem Standpunkt nötig, die hinteren Grundrifslinien zu ermitteln. Dasselbe gilt von dichten Gehölzgruppen, denn man kann die auf der abgelegenen Seite befindlichen Gehölze nicht sehen. (Schlul's folgt.) f. ,t^ luft ff. 4^u*. ./«t. Abb. 3. diesem Fall, welches einen wohltuenden Eindruck beein- trächtigt, sondern der Mangel eines wohlempfundenen kraftvollen Schlusses. Für eine zielbewufste Entwickelung hat sicli nach stehende Disposition bewährt: Im Plan: 1. Bestimmung des Kernpunktes, ) je nach Sachlage 2. Bestimmung des Standpunktes,/ auch umgekehrt. 3. Bestimmung der den Kernpunkt uniialimenden Land- schaft (Bildgrenzen). 4. Bezeichnung der für die Konstruktion wichtigsten Punkte mit Zahlen oder Buchstaben. Nocliinals der Friedhofswettbewerb in Hameln. Leider kann "ich eine Entgegnung auf die Hömannsche Kritik nicht umgehen, weil der Verfasser in seiner Besorgnis um die Inter- essen der Stadtgemeinde Hameln und unseres gartenkünstlerischen Nachwuchses meinen Plan als unausführbar bezeichnet hat. Er verur- teilt ihn hauptsächlich wegen des Mifsver- hältnisses der einzelnen Gräberklassen zuein- ander, die, wie er sagt, jedem Friedhofspraktiker ins .\uge springen mufs. Sollte der Verfasser nicht doch besser daran getan haben, ehe er mir die Qualität als Friodhofspraktiker abspricht, einmal ernstlich den Versuch zu machen, meinen Gedankengang zu verstehen?! Wenn wir, in Betätigung der doch heute immer mehi' anerkannten Anschauung, dafs bei eiuci' Rofciriu der Fricdhofsgeslaltuiig vor allem gegen die Massen- belegung Fi'ont gemacht werden mufs, N'orschläge ge- legentlich eines Wettbewerbes machen, so müssen wir dieses meines Erachtens in weitgehendstem Mafse, prinzi- [•iell und ohne Rücksicht auf eventuelle wirtschafllicli mundgerechtere ['Entwürfe vcm Friedhofspraktikern tun. .Mein Bestreben war es. lediglich in Verfolgung solcher IX, 1 DIE GAKTENKUNST 13 Anschauungen nachzuweisen, dafs eine Belegung des Pried- hdtes für weit mehr als einen Belegungsturnus — für 37 Jahre — . durch meine f5rabverteilung zu erreichen und trotz der hohen Ausfühi'ungskosten und der schwachen Ausnutzung des Geländes dennoch zu Ende dieser Periode eine Rentabilität zu erzielen sein würde. Es lag mir prinzi- piell so wenig daran, eine grüfsere Belegungszahl hei aus- zubekommen, dafs ich bei der Grabeinteilung über das Normalmafs der einzelnen Reihengräber erlieblich hinaus- gräbern nach Mafsgabe der Bevölkerungsverhältni.sse. zu- rückschrauben soll. Es kann dadurch ohne Härte ein leiser Druck auf die Bevölkerung, unter Ansporn des Ehrgefühls in dieser Richtung, ausgeübt werden, um sie, wenn die Ver- hältnisse es irgend zulassen, zum Ankauf der billigen Kauf- gräber 11. und 111. Klasse zu veranlassen. Für eine Grofs- stadt würde das Verhältnis entsprechend der weit gröfseren Zahl der unbemittelten Bevölkerung allerdings nicht durch- führbar sein. Kür eine Stadt wie Hameln, die sehr wenig Abb. i. gegangen bin und eine .Abmessung gewählt habe, wodurch die einzelnen Grabhügel noch durch verhältnismälsig breite Wege voneinander getrennt werden können. Mir schwebte dabei der Friedhof einer kleineren Stadt unserer Provinz vor. wo das Gräbermafs von 3,9 qm für Erwachsene Trennungen durch 1 m breite und breitere Längswege er- möglicht. Jeder Praktiker konnte auch ersehen, dafs ich mit meiner Berechnung, welche ich nur annähernd gemacht hatte, lediglich eine Unterlage für den Rentabililätsnachweis haben wollte, weil ich Kindergräber überhaupt nicht beiiick- sichtigt habe. Wenn ich das bislang bei der scheraatischen Anordnung der Friedhöfe übliche Verhältnis der Gräber- klassen zueinander wesentlich verschoben habe, so geschah das aus der Anschauung heraus, die ich jederzeit empfehlen und vertreten werde, dafs man, um eine Besserung in der Fi'iedhofsgestaltung zu erzielen, das Angebot an Reihen- Pabrikbevölkerung hat, liegt die SacheJ jedoch wesentlich anders. Ich habe die Hamelner Ausschreibung zunächst als Ideenwettbewerb aufgefafst. Bezüglich der Ausführung wird die Stadt dann selbstverständlich alle einschlägigen lokalen Verhältnisse bei der endgültigen Festsetzung der Friedhofseinteilung mit in die Beratung ziehen. Entgegen der Behauptung des Kritikers, wird man bei näherer Prüfung meines Planes die Überzeugung gewinnen müssen, dafs sich die Einteilung auch ohne Schaden oder wesentliche Verschiebung des Gesamtcharakters recht gut im Sinne weiterer Anordnung von Reihengräbern ändern lassen wird. Ich möchte in dieser Beziehung darauf hinweisen, dafs man nur nötig haben würde, die breite waldartige Randpflanzung entsprechend zu verschmälern und den die einzelnen Teile verbindenden Umfahrtsweg näher nach der Grenze anzu- 14 DIE GARTENKUNST IX, 1 auf etwaige in diese landschaft- liclie Anordnung iiineingezogenu points de vue würde die Wirliung dieses Motives stören. Auge und Sinne von der wirkungsvollen Gruppierung der Grabdenkmäler ablenken. Ein schöner Rund- blick über die Bäume des Fried- hofes hinweg auf Stadt und Umgebung bietet sicli nach meiner Planung von der Platt- form der höchsten Terrasse, aufweicher ich als wii'kungs- vollen Endpunkt der Mittelachse einen Rundtempel mit anschlies- senden .Vrkadi-n geplant habe. Tri p. ordnen, wndurch die Grabfelder wesentlich gröfser würden. Auch die geschmähten landschaftlichen Sichten zu beiden Seiten der Hauptachse könnten nötigenfalls Reihengräbern Platz machen. Der Plan zeigt gerade in dieser Beziehung sehr günstige Verhältnisse, da man diesen Besehlufs erst dann zu fassen brauchte, wenn sich die Notwendigkeit während der Ausführung herausgestellt hat, die ja in mehreren Etappen vorgesehen ist. Zur Beruhigung der Priedhofspraktiker noch die Be- merkung, dafs sich die Zahl der Reihengräber — falls die Stadt das Normalmafs wählen sollte und die Zahl der Kinder- gräber mit 40% der Gesamtzahl in Berechnung gezogen würde — nach meiner Zeichnung auf 8500, davon .3500 Kindergräber bringen läfst, ohne an der Gesamteinteilung irgend etwas zu ändern. Dies auch zur Beruhigung der etwaigen irregeführten jüngeren Fachgenossen. Die übrigen Bemängelungen, die sich lediglich als Ansichts- sache darstellen, möchte ich, um nicht zuviel Raum zu ver- .schwenden, übei'gehen. Nui' sei es mii- gestattet, im Bezug auf die Kritik der landschaftlichen Szenerien der von Herrn Hömanii geäufserten Ansicht entgegen/.u- treten, als ob solche Sichten nui- dann wirken könnten, wenn sie einen Bück auf einen aufser- halb derPriedhofsgrenzen liegen- den .\ussichtspunkt umrahmen. Im Gegenteil! .Mir scheint vor allem das Ziel der Ruhe und Ab- geschlossenheit des an kahlem Abhang gelegenen Friedhofes in solchen Szenerien das .Motiv der landschaftlichen Gestaltung sein zu müssen, fier Anblick Verschiedenes. Willy Langes Gartenkunstprinzipien und sein neues Buch. Seit etlichen Jahren hat sich in ilor Fachpresse Willy Lange einen Namen erworben durch seine liebevollen und lebenswahren Natnrschilderungen; und wenn aucli die Neuerungen, die er für den (rarten daraus folgeite. nicht allgemeinen Beifall finden konnten, so kommt ihm doch zweifellos das Verdienst zu, in unserer Zeit der Heimat- beweguni;- die Heimat und ihre Reize erneut für den Park ent- deckt zu haben. Der Vereinigung seiner Studien und Er- fahrungen konnten deshalb die Fachgenossen mit Erwartung entgegensehen. In einem Bande von gediegener Pracht der Ausstattung liegen sie jetzt vor. Was wir von Lange nicht < rwarteten. ist ein eigentliches (iartenburli. das ebensnwobl die re"elmidVi2'e Gestaltuno; bi - KVNSTGEWERBWAVS GARTENANLAGE AYER.LANDESAVSSTELLVNG NÜRNBERG 1906. IX, 1 DIE; G AKTENKUNST 15 greift, wie es über [ir.-iktische und technische Fragen Auskunft erteilt. Man hat darauf leider nicht verzichtet, doch scheidet naturgemäfs das alles, so sachlich und nützlich es sein mag, für die Beurteilung vom fachlichen Standpunkte völlig aus. Langes Forderung der Naturwahrheit im Garten ist aus seinen frühereu ^'eröffentlichungen wohlbekannt, doch will uns bedünken, dal's in diesen minder lehrsamen Arbeiten grofse Gesichtspunkte besser zur Gellung gelangten. Wir haben Lange geschätzt als eine Art von Dichternatur, von der wir wertvolle Anregungen gew ärtigten für unsere oft allzu nüch- ternen und schulmassigen Anlagen. Das Schicksal hat ilin zum bildenden Künstler bestellt, und im schulmässigen Lehr- gange verhärten sich zu grob-stofflichen Vorschriften die Ideale. Wenn im angestrebten, bodenständigen Heimatgarten die Kunstgriffe, die mit bildender Kunst rein gar nichts zu tun haben; an sich freilich manchmal eine vorzügliche Beobachtung in den vielfach zu Unrecht übersehenen Einzelheiten bekunden. .\ber Langes naturwissenschaftliche Ansclianung vermag da- durch an künstlerischem Adel nicht zu gewinnen. Das scheint er stlbst zu fühlen, und so sucht er nach weiteren Mitteln der Steigerung, um seinen Szenerien Inhalt zu geben, pflanzt tote Bäume und errichtet allerlei Menschen- werk von vorgetäuschtem Zweck und Alter, schafft damit selbst ganze „Garten"-Partien und merkt niclit, wie weit er sich beispielsweise in seinem „Dorfweiher" von allem entfernt hat, was Kunst und was Natur heilst. Selbst die ganze Sentimentalität des achtzehnten .Jahr- hunderts glaubt er in seinem Naturgarten zu Rate ziehen zu Gesamtansicht des Buchner'schen Gartens vor dem Kunstgewerbehaus auf der Bayrischen Jubiläuras-Landesausstellung 190(1 in Nürnberg. fremden Pflanzen, welche zum Teil längst Heiniatrecht er- hielten im deutschen Parke, geduldet werden sollen durcli physiognomische Angleichung zu ähnlichen Erscheinungen der heimatlichen Flora, so ist das als vorzüglicher Ausweg und als Anerkennung ihrer Schönheit zu loben. Soll dieses Mittel aber gleichzeitig als erste und anscheinend wichtigste Stufe dienen zur „Steigerung der Natur zur Idee hinauf", zum Nach- weis der Kunst in der landschaftsgärtnerischen Tätigkeit, dann wird das künstlerische Niveau zu nahezu mechanisclier Han- tierung herabgedrückt, zumal säuberlich bearbeitete Tabellen dafür bereitgestellt sind. Als weiteres Mittel der Kunst ist die Verwertung bunt- laubiger Pflanzen zu einheitlichen Farbeneffekten empfohlen unter Innehaltung der natürlichen Vegetationsmotive. Ein andermal wird als Steigerung der Natur die erhöhte Aus- nutzung des Raumes durch reiche Verwendung von Lianen an- geboten und schliesslich sogar die Darstellung besonderer Bilder zur Anreizung der dichterischen Phantasie. — Das sind sollen. Nach seinen besonderen Angaben kombiniirte Szenerien hält er für geeignet, durch sie eine wohltätige Gymnastik des (iemütes zu exerzieren und sucht die Wirkungen sicherzustellen durch Einfügung allegorischer, märchenhafter und mytholo- gischer Gestalten sowie durch inschriftliche Hinweise. — Hirschfeld redivivusl — — Wir wollen trauern, dafs wir unseren Willy Lange nicht mehr haben, der uns von seinem schönen Dietharz aus erzählte \ on Wasserfällen und Bauerngärten und versonnenen Plätzchen, der da anregte und ermunterte, „wer Augen hat zu sehen". Sein Naturgarten von damals war ein Ideal, ein kunstfrenides freilich, aber voll von Anregungen, die in den Rahmen des Bestehenden vortrefflich sich eingliedirten: was er fürKunst hielt, hat alles zerstört, ist Rückschritt, An sich betrachtet, stellt das Werk eine ungemein fleifsige und sorgfältige Arbeit dar; aber die Panoptikumbildnerei, die Spekulation auf seelische Affekte und der Mangel künst^ 16 DIE GARTENKUNST IX, 1 lerischer Anffassnug macht es dem gewissenhaften Fachmanne unmöglich, zur Verbreitung irgendwie beizntragen. Krone. Der Garten vor dem Kunstgewerbehaus auf der Bayr. Landesausstellung vorigen Jahres, der von Mich. Buchner, München, entworfen und ausgeführt war, ist auf Seite 14 und 15 in drei Ansichten wiedergegelien, die gewifs jedem, der die meisterhafte Anlage gesehen hat. eine willkomraone Erinnprung sein werden. Einem Briefe, den uns Herr Buchner mit Bezugnalime auf die Kritik geschrieben hat, welche sein Garten in unserer Zeitschrift (Seite lti2 und IGT des Jahrgang 1906) gefunden hat, entnehmen wir folgende Stellen: „Wie der Laie als Kunstkritiker den Garten liourteilt, hat die Gartenkunst im vorjährigen Augnsthefte gebracht. Auch die augenscheinlich aus fachmännischer Feder im gleichen Hefte herrührende Besprechung mufs ich im greisen und ganzen als ein saclüiches l'rteil anerkennen. Es ist da ohne Rückhalt ge- sagt worden, was man aucli im mündlichen Verkehr sich gegenseitig sagen würde, nur mit dem Unterschiede, dafs manches Urteil milder ausfällt, wenn man die mafsgebenden Umstände gekannt hätte; so z. B. ist der Buxus rotundifolia nicht zum Sclilinggewächs „gequält" worden, sondern tatsächlich so gewachsen, wie er verwendet wurde. Die Unterbrechung der weifsen Sockellinie des Gebäudes durch dunkelgrün war notwendig und was ich mit dieser Anordnung wollte, hatte ich auch erreicht, obschon die Anpflanzung erst am 2. Juni nach Fertigstellung des Baues bewirkt werden konnte. Längs der Seitengänge hätte ich vierkantig geschnittene Buxus ge- pflanzt an Stelle der Büsche, wenn ich welche gehabt hätte: Pyramiden- oder kugelförmige hätten zu den Kugellorbeern nicht gepafst. Die Nicotiaua-Sanderaegruppe hat von Anfang bis zu Ende sich bewährt. Abgesehen davon, dafs ich in dem Garten auch Material aus meinen Kulturen vorsehen wollte, Wülste ich nicht, welche Pflanze eine unauffällige, bosser zum Ganzen passende Farbe geboten hätte. Die ganze Anlage ist nicht unter Berücksichtigung eines be- stimmten Stils entworfen, sondern mehr dem Gefühl entsprungen. Im Gedankenaustausch mit Herrn Bauamtmann Bertsch, dem Archi- tekt desKunstgewerbegebäudes, hat das, was meiner Phantasi e vor- schwebte, sich zu der der Architektur des Gebäudes angepafsten Anlage entwickelt; so auch die Einfriedigung mit ihren lauben- artig ausgebildeten Eingängen : ebenso wie die Mittelpartie mit der Prinzregentenbüste sozusagen durch die Arcliitektur vor- geschrieben war. Der Kirchenausstellung mufste ein passender Garten an- gegliedert werden, der durch Halblauben begrenzt einen klostcr- gartenartigen Charakter erhalten hat. Mit Absicht ist dieser Teil durch die grofsen La wsonzypressen nach aul'sen zur Steigerung seiner intimen Wirkung abgeschlossen worden. Der von den beiden Eingangslauben gebildete vorhofartige Raum mit seinem bescheidenen Brunnen und der entsprechend angeordneten Bepflanzung erinnerte an oft- uud genigcsclienr italienische Motive. Mit Bedenken habe ich während der Ausführung oft vor der kahlen weifsen Wand der Kunsthalle gestanden. Ein Ver- kleiden mit Baum- und Strauchwerk war der Jahreszeit wegen nicht mehr möglich, eine architektonische Lösung hätte viel- leicht ungünstig auf die anderen Teile meiner Anlage gewirkt. Deshalb habe ich aus Blattpflanzenmaterial ein südländisches Vegetationsbild aufgebaut, das sieb mit den vorhandenen Föhren, die die Dachflächen der Bauten teilweise vorteilhaft verdeckten, zu einem Ganzen verband. Dafs im übrigen die durch den Garten zerstreut stehenden Föhren den Eindruck der regelmäfsigen Anordnung durchaus nicht störten, wird jeder aufmerksame Besucher gefunden haben. Die Gartenplastiken, welche einen Teil meines Geschäftes bilden und von meinem Sohne Ludwig hergestellt werden, kamen mir zur Vervollständigung der Anlage sehr zustatten." Prüfungen an der Kgl. Gärtnerlehranstalt zu Dahlem. Am 2(). September d. Js. faml die Allgangsprüfung an der T>ahlemf'r Kgl. Gärtnerlehranstalt unter dem Vorsitz des Min,- Direktors l'r. Thiel statt, nachdem die schriftlichen Prüfungs- arbeiten vorher ihre Erledigung gefunden hatten. Es unterzogen sieh 10 Herren der Prüfung in Giirtenkunst, 4 im Obstbau, 1 iui Pflanzenbau; alle 15 bestanden die Prüfung, 4 mit Aus- zeichnung. — Im Anschlufs daran faiul eine Obergärtnerprüfung statt, der sich 22 Kandidaten unterzogen, die alle bestanden- davon 2 im Obstbau, I im Pflanzenbau, ilie ülirinen in Garten- kunst. Die Königl. Gärtnerlehranstalt in Dahlem bei Steglitz- Berlin hat mit Genehmigung des Herrn Ministers für Land- wirtschaft, Domänen und Forsten beschlossen, auch Damen als Hospitantinnen uud Praktikantinnen zu ileu einzelnen Lehr- gängen zuzulassen. Die Anstaltsleitung kommt mit diesem Beschlüsse den seit längerer Zeit zahlreich an sie herangetrete- nen Wünschen entgegen. Den eintretenden Teilnehmerinnen ist Gelegenheit gegeben, nach eigener Wald sowohl den all- gemeinen Lehrgang, als auch die Lehrgänge für Garten- kunst, Obstbau oder Pf lanzenbau zuhören. Weitere Aus- kunft erteilt auf Anfrage die Direktion der Kgl Gärtnerlohr- anstalt in Dahlem bei Steglitz. Ideenwettbewerb für die Anlage eines Stadtparkes in Hamburg-Winterhude. Die schon längere Zeit schwebenden Verhandlungen betr. Schaffung eines grofsen Hamburger Stadt- parkes haben sich in letzter Zeit zu einem greifbaren Ergebnis insofern verdichtet, als vom Hamburger .Senat bei der Bürger- schaft die Zustimmung zur Ausschreibung eines Ideenwelt- bewerbe« beantragt ist. Das in Aussicht genommene Gelände umfafst rund 140 ha (also ungefähr soviel als der Bremer Bürger- park). Seine Entfernung vom Stadtmittelpunkt (Rathausmarkt) beträgt fünf Kilometer. Es ist teilweise mit Laub- und Nadel- wald in 10 — 2njährigem Alter bestanden. Das Aussohreiben wird sich an alle deutschen Künstler (auch solche die ihren Sitz im Auslande haben) wenden. Aufgabe des Wett- bewerbes wird die Gestaltung des Parks einschliefslich der erforderlichen Baulichkeiten und der den Park begrenzenden StraCsen sein. An Baulichkeiten, von denen je ein Grundril's und die Hauptansicht geliefert werden sollen, werden in Aussicht genommen, ein Hauptrestaurant, ein Kaffeehaus, eine ländliche Wirtschaft, eine Milchwirtschaft und ein Aussichtsturm, zum Gesamtkostenbetrag von öMO 000 Mk. Auf den Park (grolse .Spielwiesen, Teichanlagen u. dgl ) können einschl. der Kosten für die Herstellung der ihn begrenzenden Strafsen drei Millionen Mark aufgewendet werden. An Preisen gelangen zur Ver- gebung ein erster Preis (i\lk. 10(1(11)) zwei zweite Preise (je Mk. 6 000), zwei dritte Preise (je Mk. 4(100). drei weitere Entwürfe sollen für je 1500 Mk. angekauft werden köiuion. II. Bücherschau. Fritz Euckc. Der Hausgarten. Vetlegt bei Eugen Diedrichs, Jena 1007. U'nd wie es sich gestalten wird, mein Freund, Und wie es sich gestalten wird'? In welcher Richtung in welchem Sinn? Ob zu Verdcrbenv ob zu Gewinn? IX, 1 DIE GARTENKUNST 17 Die Jungen hüben es in der ll;inil, Die Jungen mit ihrem TugenJraut, Mit ihrer Kraft, mit ihrer Glut! Und wenn sie furchtlos festen Blicks Hinaussehen über ilir kleines Heut' Und über Parteigezänk und Neid . . . Dann, glaub ich, gestaltet sichs gut, mein Freund, Dann, glaub ich, gestaltet sich's gut! Caesar Flaischlen. Genide vor zwei Jahren hatte icli mir erlaubt, in der alti'u „Garteukimst" gelegentlich der Besprechung des Schneiderschen Buches id>ev den Stand, über den Rückstand unserer Kunst meine Ansicht auszusprechen. Mit den obigen Worten Flaisch- lens hatte ich damals geschlossen. Heute stelle ich sie als Motto an die Spitze, denn wahrlich — es gestaltet sich gut. Der Wunsch, endlich Taten zu seilen, und nicht soviel ^\'orte zu wechseln, wie er danuils in dem „verständnisvollen" Nach- trag der Redaktion geäulsert wurde, ist ja begreiflich, aber in unserer Kunst schwerer erfüllbar, als in jeder anderen. „Das Wort aber ist nahenden Taten ein Herold." — Encke, Schneider, Lange wenden sich, joder in seiner Weise mit eiudringlicheu Worten an uns. Die scharfen Angriffe gegen die Scholastik flauen ab und positive Gedanken über das „Wie" aufrichtiger, gesunder Gestaltung treten in den Vordergrund. Heute willichnur eine der erwähnton Schriften zum Gegenstand einer kurzen Be- sprechung wählen. „Der Hausgarten" von F. Encke ist ein Buch, das mit herzlichem Dank als ein Gewinn zu bcgrüfsen ist. Den Hausgarten bezeichnet Encke im (Gegensatz zum Park als das dem Hause durchaus untergeordnete Stück Land, welches sich dem (.'harakter und der Tonart des Hauses anzu- passen hätte. Da nun die Möglichkeiten künstlerischer Form und Ausschmückung eines Hauses unendlich mannigfaltig sein können, so ist auch die Gestaltungsweise des Hausgartens keiner allgemeinen Regel unterworfen. In jedem Einzel- fall werden aber besondere Rücksichten zu nehmen sein, welche die Gestaltungsweise bald nach dieser, bald nach jener Richtung beeinflussen. Einige dieser bestimmenden, aber nie feststehenden Fakturen nennt der Verfasser (p. 1-ij: Die Grölse des Grundstücks, die Gestalt der Oberfläche, die Umgebung und Lage des Hauses, sein Stil und Charakter, Eingänge, Fenster, innere Rauni- verteilung, alte Bäume oder Baulichkeiten, die im Grundstück vorhanden sind, schlietslich die Geldmittel und nicht zuletzt der dem Bedürfnis des Besitzers entsprechende Zweck des Gartens, — alles dies sind Dinge, die bei der Einrichtung des Gartens mitzusprechen haben. Maii mufs sie liören — man mufs aber auch Dire Sprache verstehen. Das ist die erste Be- dingung, um ihren bestimmenden Einfluss mit künstlerischem Takt zu verstärken oder durch Gegenmittel zu dämpfen. Es ist selbstverständlich, dafs in jedem einzelnen Fall mindestens einer, meist aber mehrere dieser Faktoren sich ändern, wodurch die dem Künstler gestellte Aufgabe und somit auch die Lösung derselben jedesmal eine andere wird. .Sinnlos und ver- werflich ist jede schematische Behandlung des Gartens, die sich den bestimmenden Einflüssen jener Faktoren verständnislos oder rücksichtslos entzieht. Des Verfassers weitere Ausführun- gen über die mannigfaltigen Möglichkeiten künstlerischer Ge- staltung je nach der wechselnden Konstellation jener Faktoren, deren Vorzüge er geschickt auszunutzen weifs, deren störende Mitwirkung er zu unterdrücken versteht, berechtigen ihn zu dem Ausspruch: „Ich glaul)e, hiermit ist auch die Frage gegen- standslos geworden, ob die Hausgärten streng architektonisch oder in zwangsloser Anordnung gestaltet werden raüfsten. Nicht Regeln und philosophische Erörterungen sollen meines l->rachtens die Gest.ilt des Hausgartens bestimmen: seine Eigen- art soll vielmehr durch die Bedürfnisse und Wünsche dos Bauherrn festgelegt werden, welclie durch die cirtHchen Ver- hältnisse und durch die Erfahrung des zu Rate gezogenen Gaitenkünstlers ihre Beschränkung erleiden." — Freilich ist dadureli dem Schematiker ein .Anhaltspunkt entzogen, an den sich in neuerer Zeit ein Dogma kristalhsieren wollte. Es ist dankenswert, dals Encke dies(> Stütze zerbriclit und sich auf den freien künstlerischen Stamlpunkt stellt, jeden Fin ze If al'l als besondere Aufgabe anzusehen, deren Lösung durch künstlerisches Erfassen der besonderen Umstände und dem- gemäfs durch freie Selbstbeschränkung zustande kommt. So- viel über den allgemeinen Teil, der im Rahmen des oben (Jesagten eine FüUe sehr beachtenswerter Gedanken birgt, die oft nur ihirch einige Worte angedeutet sind oder gar — wie fast immer bei Schriften, die sich an das Empfinden wenden — zwischen den Zeilen gelesen sein wollen. Ganz besonders ist das der Fall im zweiten Teil des folgenden Kapitels über die Bepflanzung. Nachdem dort die Gehölze als plastisches Baumaterial mit Licht- unii Schatten-. Form- und Farbenwirkungeu, allgemein besprochen worden sind, gelit der Verfasser auf die Niederflora ausführlicher ein und schildert die Verwendungsmöglichkeiten der Stauden, der einjährigen Kräuter und Schlingpflanzen im Hausgarten. Je nach der Tonart des Gartens bevorzugt er die regelmäfsigen Blumen- rabatten, warnt vor unvnrsiiditiger Zusammenstellung, in der die eine Blume die andere in der Wirkung stört, räumt dem Teppichbeet nur in seltenen Fällen Daseinsberechtigung ein, — ilnnn wieder wird die Schlingpflanze als wiohtiger, leider so oft verständnislos angewandter Schmuck behandelt und schliels- lich folgt ein Abschnitt, bei clem der Verfasser sich offenbar auf Widerspruch gefal'st macht. Er sagt ip. 49): „Mancher Leser wird vielleicht einen Widerspruch darin finden, dals ich für den Hausgarten die architektonische Gestaltungsweise bevorzuge und gleichzeit'g den Vegetationsliildchen das Wort rede," — Man lese dort selbst weiter und urteile dann selbst. Ich für mein Teil stimme darin Encke durchaus bei und weil's aus eigener Erfahrung, aus meinem früheren Garten auf dem Laude, wie sich regelmäfsige Anlage der Wege, Sitzplätze mit Gartenmöbeln — kurz gemütliche Wohnungsbehaglichkeit mit solchen „Vegetationsbildchen" vereinigen lälst. Wohlgemerki vereinigen „läfst". Damit ist nicht gesagt, dafs es überall zulässig ist; ja wohl nur in seltenen Fällen. Und es ist auch nicht mal gesagt, dafs, wenn man die von Encke genannten Gewächse hinpflanzt, ein „Vegetationsbildchen" entsteht. Dazu gehört viel Naturstudium und zwar liebevollstes Natur- studium. Was als sogenannte „jVIpenpartien" und „Natur- szenerien" in Vorgärten geboten wird, wo hohe Quarzblöcke auf umgegrabenen Beeten wie ein campo s.anto angeordnet sind und ein Staudensortiment einer Handelsgärtnerei wohl- gesäet zwischen gepflanzt ist, solche ekelhafte Albernheiten, die sich mancher „gebildete" Grofsstädter heute noch von seinem Hofgärtner hinzaubern läfst, und ich fürchte — sogar selbst Gefallen daran findet — diese meint Encke natürlich nicht. Seine anziehenden Bilder auf p. 53, äi, .35, 5(1 bewahren ihn vor solchem, doch vielleicht möglichen Mifsverständnis, Man denke sich nun an den reizvollen Szenerien, die auf den genannten Seiten abgebildet sind, einen gradlinigen horizontalen Weg vorbeiführend und einen rechteckigen, etwa 3 X 5 m grofsen, sauber gehaltenen Kiesplatz in den natürlich gestalteten, höher gelegenen Boden hineingeschnitten. Mit seinen Farn- kräutern und Moospolstern, Heidelbeeren, Glockenblumen. Fingerhut und Waldmeister: ja sogar mit seinen trocknen ab- geblühten Gräsern und Staudenfruchtständen beginnt das 18 DIE GARTENKUNST IX, 1 Waldterrain gleich an der Grenze des Platzes. Man hüte sich, viel daran herxmizn frisieren oder „Ordnung" zu machen und dadurch das Malerische zu stören. Nun setze man sich auf diesem Kiesplatz in einen bequemen Gartenlehnstuhl an ein Gartontischchen und genielse die kleine reiche Umwelt, die sich in jeder Jahreszeit anders schmückt und immer neue Reize entwickelt. Wenn die Situation dazu geeignet ist vind wenn der Besitzer des Hauses ein Blumenfreund ist und an Moos- l)oeren, Anemonen und Farnkräutern mehr Freude hat, als an zehn Geranium „Meteor", die auf geschorenem Rasen eine Dracaeue umgeben, w-arum soll er sich denn all dieser Freude begeben'! Aufrichtige Liebe und persönliche Pflege des Gartens ist für diese Art Gartengestaltung allerdings eine condicio sine i|ua non. Koketterie und geheuchelte Naturliebe können diese wichtige Bedingung nicht vortäuschen und auch dann nicht, wenn die „ordnende Hand" des Gärtners in ein so zartes En- semble verständnislos dreinfährt. — Wir kommen zum Kapitel über die Wege. Auch hier finden wir keine Regeln, sondern Betonung des Zwecks. Der allein bestimmt die Behandlung des Weges, seine Führung, seine Breite, seine Umgebung. Wie in einer gut eingerichteten Wohnung jedes Zimmer auf den ersten Blick seine Bestimmung erkennen läl'st, so soll auch die Eigenart des Weges auf den Zweck hinweisen, dorn er dient. In ganz ähnlicher Weise ist im weiteren Abschnitt die Be- sprechung der Baulichkeiten im Garten durchgofiihrt. Das Alberne und Unzweckmäl'sige, was sich auch auf diesem Gebiet immer noch vielfach breit macht, ja heute noch neu entsteht, wird mit gebührender Schärfe verurteilt — mehr aber das Wünschenswerte durch Wort und Bild betont. Häuschen, liauben. Brücken, Bänke sollten in bezug auf ihre Form und Brauchbarkeit mit mehr Sorgfalt geprüft werden. „Man braucht sich nur den Garten als Wol\nung zu denken, so wird man leicht herausfinden, was geeignet ist, für den Garten und was nicht." (P. 90) sagt der Verfasser und weiter (p. 91): „Je mehr sich der Gedanke durchsetzt, dafs Garten und Wohnung zu- sammengehören, desto selbstverständlicher wird es sein, den Garten von Geschmacklosigkeiten freizuhalten." Hier möchte ich doch vorsichtigerweise einen skeptischen Zusatz machen: l>t denn die Wohnung schon frei von Geschmacklosigkeiten.' Haben wir da schon einfache Aufrichtigkeit ohne l'rotzentum .' Läl'st sich das Publikum nicht täglich betören vom Jahrmarkts- kram, der dem Wunsche mehr zu scheinen, als man ist, billig seine Dienste anbietet? ^^'enn unsere Gesellschaft in ihrer Gesinnung sich nicht ändert, wenn grofstuerisches Scheinwesen — ach gar zu oft noch aufrichtigem Sein vorgezogen wird, werden auch Haus und Garten nicht anders werden. Denn dafs auch hier, wie in jeder Kunst die Persönlichkeit alles ist, läfst sich aus den nun folgenden reizenden Schilderungen des Pfarrgartens, des Hausgärtchens des Freundes und den weiteren Besprechungen und bildlichen Wiedergaben bestehender, meist vom Verfasser selbst angelegter Gärten deutlich entnehmen. Wer die Wärme der Darstellungsweise Enkes, die liebevolle Vertiefung in den Stoff, die Betonung des persönlic'.en Ver- wachsenseins von Mensch, Haus und Garten hier niclit durch- fühlt, der wird von dem Buche nicht mehr haben, aJs von Gartenleitfaden, wo drin steht „wies gemacht wird". Ich halte diese Schilderungen für den Glanzpunkt des Büchleins: sie erinnern stellenweise an die warme, naive, kindlich-frohe Tonart, die Heinrich Seidels Schriften so herzerfrisfhond durchziehen, wenn er seine Odysseusgeschichte erzählt oder von Ijeberecht ilülinchen plaudert. Ein „Referat" kann man nicht geben von einem Herzensbekenntnis. So darf ich diesen Teil des Buches wohl nennen — seine Sprache verrät ihn. Enckes ganzes inneres Trachten als Gartenkünstler, in erster Linie aber als Mensch, geht daliin, die Beziehung zwischen Mensch und Natur zu knüpfen und zu vertiefen, weil er selbst in der Liebe zur Natur und im Zusammensein mit ilir so viel Glück gefunden hat, das er ,iuch anderen zuführen will. Doch nun zum Schlufs. Dafs die Vorgärten und die Garten- höfe dem Verfasser weniger „liegen", weil sie ihi-em Wesen nach die wünschenswerte Wohnungsintimität nicht so zum Ausdruck bringen können, sieht man aus den beiden letzten Kapiteln, die trotzdem aber wichtige Fingerzeige für die Ge- staltuugsmöglichkeiten dieser niejir für die Öffentlichkeit ge- prägten Gartenform enthalten. So sei denn Enckes Buch allen denen warm empfohlen, die das Aufblühen gesunder Gartenkunst nicht von neuen Dogmen und technischer Uoutine erwarten, sondern von der aufrichtigen Gesinnung, von liebevoller Beziehung zur Natur und inniger Vertiefung in die Geheimnisse künstlerischen Taktgefühls. W. von Engelhardt, Gartendirektor. Willy Lange: ,, Gartengestaltung der Neuzeit." Unter Mitwirkung von Otto Stahn. Kiinigl. Heg.-Baumi'i^.tiT. \'erlag von F. J. Weber, Leipzig 1907. Mit einer gewissen Erwartung ist nicht nur in Fachkreisen dem Werk Langes entgegengesehen worden; liefsen doch seine gelegentlichen Veröffentlichungen in Tages- und Fachblättern, seine Aufserungen in Vorträgen und im Unterricht vermuten, dafs er zu einer selbständigen Auffassungdes gartenkünstlerischen Problems gelangt war, und man durfte gespannt sein, wie er sich mit der Darstellung und Begründung dieser seiner Auf- fassung abfinden würde. Das nun vorliegende Werk bereitet wohl nur wenigen, die sich ernstlich mit dem neuzeitlichen Entwickelungsgang der Gartenkunst befafst haben und nicht zu der von manchen „Moder- nen" geforderten grundsätzlichen Verwerfung landschaftlicher Gartenkunst gelangt sind, eine Enttäuschung, mag man auch in Einzelheiten anderer Meinung sein als der Verfasser. Lange ist, wie Hoemann in seinem Nürnberger Vortrag sagte, auch ein Moderner, aber von Jenen trennt ihn eine ganze Welt- anschauung. Trotzdem läfst er ihrer Auffassung volle Ge- rechtigkeit widerfahren; denn wer sich von dem Gefühl des Herrenrechtes nicht frei machon kann, das als Ausfluls des menschlichen Ordnungssinnes sich des Gartens in früherer Zeit bemächtigte und die geometrischen Kunstgärten schuf, mit ihnen geköpften Bäume, geschorenen Heckenwänden und in geometri- scher Ordnung angepflanzten Pilumen, dem mul's es unbenommen bleiben, sich auch heute noch seinen Garten ganz nach seinem Geschmacke zu gestalten. Man darf niemandem etwas auf- drängen wollen, was seiner Persönlichkeit nicht gleichgeartet ist. Während aber in ältester Zeit der Mensch sich unter die Naturgewalten beugte, später sein Herrenrecht über sie geltend machte, stellt ihn die neue Zeit nicht unter und nicht über, sondern in die Natur. Diese Auffassung, welche auch der Pflanze das gleiche Recht auf Leben und Entfaltung ihrer Art zugesteht, wie uns selbst, kommt im Garten zum Ausdruck, wenn man der Eigenart der Pflanzen Rechnung trägt, ihr die günstigsten Entwickelungs- bedingungen bietet, darüber hinaus aber innerhalb der er- mittelten Gesetze von Ui-sache und Wirkung nicht eine Nachahmung der Natur, sondern eine künstlerische Steigerung gegenüber der Natur versucht. Grundbe- dingung dazu ist die Liebe z.ur Pflanze, die liiebe zu allem Lebendigen; wer die gewonnen hat, der kann in seinem (i:u-ten- leben als Persönlichkeit seiner Zeit sich ausleben. Diese Sätze, welche das Leitmotiv des Jjangeschen Buches bilden, sind mir aulserordentlich sympathisch, wie jeder, der meine persönliche Auff:issung kennt, begreiflich finden wird. .Vuf einzelne Kapitel des Buches näher einzugehen, dürfte hier wohl zu weit führen, und erübrigt sich auch, weil wohl erwartet werden kann, dal's sich an sein Erscheinen lebhafte Erörterungen knüpfen werden, die sich eingehend mit den verschiedenen Teilen des Stoffes befassen werden. Einiges sei nur hier gestreift. Im Kapitel „I'lanung" finden wir sehr be- herzigenswerte Mahnungen über das Zusammenarbeiten von Baumeister. GartenUünstler und Besitzer, im Abschnitt über IX, 1 DIE GARTENKUNST li) „Wahl der Gartenform" wiederholte Hinweise darauf, dafs die malerische \Yirkiing regelmälsiger Gartenanlagen nicht zum wenigsten auf dem reizvollen Gegensatze zwischen der Strenge der Grundrifsanordnung und der übersprudelnden Lebensfülle des ri'lanzonwuchses beruht. In dem vom Reg. -Baumeister Stahn verfalsten Kapitel über die „Architekturgarten" begegnen wir einem im Gegensatz zu manchen Wahrnehmungen der letzten .Jahre aufserordentlich wohltuenden Verständnis des Baukünstlers für Gartenfrageu. Das bedeutungsvollste Kapitel des Buches ist wohl das- jenige über den „Natuigarten" und in ihm ersclieint mir der Abschnitt „die Pflanzung" iler wichtigste. Hier entwickelt Lange seine Tlicorie. Er legt das Hauptgewicht nicht auf die formale iiulseiliche .Schclnheit des einzelnen Pflanzeninilivi- duums. sondern auf die Schönheit, welche auf der Erkenntnis innererWechselbeziehungen, organischer Not wendigkeiten beruht, auf die „lebendige" Schönheit. P> führt die wissenschaft- liche Erkenntnis des inneren Zusammenhanges der natürlichen Pflanzengesellschaften in die Gartenkunst ein, er baut auf ihr als Grundlage des künstlerischen Fortschrittes seine moderne .\\iffassung der Gartenkunst auf. Die Pflauzenphysiognomie bietet ihm das künstlerische Wahlgesetz für die Pflanzungen im Natur-(d. h. Landschafts- iGarten, er will Harmonie zwischen Standort und l'flanzung herbeigeführt wissen. Mau konnte einwenden, dals verstandesgemäfse Wissenschaftlichkeit nicht die Grundlage für künstlerisches Wirken und Können l)ilden dürfe nach dem auch von Hoemauu in Nürnberg zitierten Wort: In der Kunst ist Verstand gar nichts, Verständnis etwas, Gefülil alles! Aber die Ursachen müssen studiert und erkannt sein, wenn man Wirkungen hervorbringen will, das ist Ijei einem lebendigen Stoffe wie die Pflanzen unabweislich — und auch der Bildhauer studiert die Anatomie des menschlichen Körpers! Von programmatischer Bedeutung ist ferner das Kapitel „Das Leitmotiv". YiS wird sicher viel Widersprucli finden, nicht so sehr wegen des Leitmotivgedankens an sich, dem ich im Prinzip um so weniger widersprechen kann, als er das logische Ergebnis der ganzen Langeschen Auffassung bildet. Indessen kann ich mich mit der Dorfanger-Idee — ich habe ihre praktische Durchführung in Dahlem freilich noch nicht ge- sehen — nicht befreunden, ich meine, es sei ein etwas ver- unglücktes Beispiel. Überhaupt wird dasLaugesche Buch viel Widers[)ruch fimlen, die Kritik wird an die Tintenfässer eilen — allein das kann ihm nicht schaden. Soll ein solches Buch wirken, so mufs es nicht nur Beachtung, sondern auch Widerspruch und Kritik, scharfe Kritik finden, nichts kann ilim nachteiliger sein, als die übliche wohlwollende Besprechung und — • Schweigen. Heicke. Landschaftliche Gartengestaltung von Camillo Tvarl Schnei der: Als ich vor genau li Jahren die „Gartengestaltung und Kunst" des gleichen Verfassers aus der Hand gelegt hatte, war ich mit mir selbst nicht einig, wie eigentlich das Werk und sein (mir persönlich nicht bekannter) Verfasser zu beurteilen seien, da ich neben einem gut Teil trefflicher, von künst- lerischem Geiste durchleuchteter Ausführungen und Anregun- gen auch recht viel minderwertige Auslassungen tendenziöser Art gefunden hatte; immerhin hatte ich Freude an dem frischen Draufgänger, und es deuchte mir, dafs aus dem gärenden Most wohl noch ein klarer Wein zu erhoffen wäre. Nun ist C. K. Schneider mit einer Fortsetzung hervorgetreten, deren Titel „Landschaftliche Gartengestaltung" in der jetzigen Zeit heifsen Ringens um das grundlegende Prinzip der Gartenkunst all- gemein das lebhafteste Interesse erwecken mu(s; und um mein Enduiteil vorweg zu geben: Schneider hat meine Hoffnung grofsenteils erfüllt und in dem gegenwärtigen Werke ganz wesentlich Besseres. Greifbares geboten, und ich kann das durchaus flott und anregend geschriebene Buch einem jeden, der mit unserer Kunst als Fachmann oder Laie Beziehungen liat. aufs wärmste empfehlen, wenn ich aucli. um mit Schneiders eigenen Worten zu reden, „als einzelner mehr oder weniger eine schmal begrenzte individuelle Auffassung vertrete." Schneiders ganze Denk- und Schrcnbweise ist so, dals man eigentlich zu jeder seiner Äui'scrungen ein ganz bestimmtes „.la" oder „Nein" liinzusetzeu und begründen müCste, au dieser Stelle aber kann nur eine generelle Würdigung gegeben wer- den: Im 1. Kapitel erläutert Schneider den Hegriff „laudschalt- licho Gartengestaltung" im Gegensatz zur „architektonischen" und unterscheidet wie früher den (arcliitektonischeni llaus- und Volksgarten und den (landschaftliclien) Privat- und Volks- park; diese Unterscheidung ist im allgemeinen wohl richtig, nicht aber in dem strengen Sinne, den Schneider in einem späteren Kapitel (bei der im übiigen ausgezeiclmeten kritischen 'Würdigung SckelLs) dahin präzisiert: „Der , Garten' in unserem Sinne kann nie landschaftlich sein", was ich trotz derer um Schnitze-Naumburg, Muthesius etc. doch bestreiten möchte; ich weise nur auf solche Gärten hin, die direkt in eine vorhandene Landschaft hiueinkomponiert werden, für welclie Fälle aller- dings Bauer-Magdeburg die niedliche Plu-ase geprägt hat: „So- weit die natürliche Umgebung eines Landhauses etwa erhalten worden ist, hat man eben auf Gartenbildung verzichtet"; ich weil's nicht, ob und wie Schneider und Bauer eine älmliche Aufgabe schon gelöst liaben, i c h würde solch einen I^all lieber im Sinne Willy Langes bearbeiten. — Es folgen dann einige ansprechende Kapitel über „die Vorbilder der Natur und ihre künstlerische Bearbeitung", in denen viel brauchbares Material mit anerkennenswertem Fleii'se aus der Natur und Literatur zusammengetragen ist. Sehneider fordert — selbstverständlicli — dafs „die Lirnndlage der landschaftlichen Gestaltung ein syste- matisches Erforschen der Natur bilden muls", doch geht er nicht so weit wie Lange, dem „die Nachschöpfaiug der Pflanzen- genossenschaften nach dem Vorbilde der Heimatnatur das höchste Ziel der Gartenkunst ist"; ich meine nun, dals Lange die äul'serste logische Konseijuenz aus dem Prinzipe der land- schaftlichen Garteugestaltung zieht, Schneider aber allzuviel Konzessionen an eine bequemere Durchführbarkeit des Prinzips macht, insbesondere beim Privatpark. — Nach einem sehr interessanten „Rückblick auf die Anfänge der landschaftlichen Gestaltung" (wobei meines Erachtens die neuerlichen Aus- fälle gegen Gustav Meyer, dessen Einflufs auf die zeitgenössi- sche Gartenkunst Schneider wohl nicht genügend würdigt, besser weggeblieben wären) kommt ein Überblick über die Be- strebungen der Gegenw.'irt", in dem viel zu viel Platz und Be- deutung dem Kunstbekenntnisse Bauers zugemessen wird; die zugehörigen englischen und französisclieu Parkstudien lassen Schneider als scharfen, treffenden Kritiker erkennen. Der Kern des Werkes ,,die Hauptformen öffentlicher, land- schaftlich zu gestaltender Anlagen" (Volkspark, Friedhof, Pal- mengaiten) bringt sehr viel lehrreiche Kritik und gleichviel beherzigenswerte Hinweise, ganz besonders gefielen mir die Abschnitte über Gehölze und Stauden, Wasser, Gesteinanlagen und Blumenschmuck. Hier scheint mir die ureigenste Indi- vidualität Schneiders am schärfsten zum Worte zu kommen, drum lesen .sich diese Abhandlungen am besten. Gleich darauf aber folgt das schwächste Kapitel ,,der Privatpark'', zwar wird dabei ein scheinbar neues Priirzi[]. „die landschaftlich-architektonische Gestaltungs weise'', eingeführt worunter Schneider „einen Ausbau von Parkanlagen ohne Rück- sicht auf Naturwahrheit" versteht. Der Künstler setzt sich an- scheinend rücksichtslos über die Forderungen der Natur hin- sichtlich des Auftretens der Vegetationstheorien hinweg und behandelt die (iehölze, Stauden etc. rein ihren künstlerischen Wesenszügen nach. Wozu dann der Lärm? Und Schneider selbst schreibt weiter: „Man wird sagen, wenn ich überhaupt eine solche Landschaftsgestaltung zulasse und für künstlerisch gerechtfertigt erkläre, so hätte ich nicht erst das bisher übliche Verfahren zu verurteilen brauchen, da ein in landschaftlich- architektonischem Sinne ausgearbeiteter Park el)enso atissehen 20 DIE GARTENKUNST IX, 1 würde, wie die gewohnten Anlagen." Der einzige Beweis, den Schneider für die Richtiglveit seines Prinzips beibringt, ist der. dal's es malerisch-schöne Werke der Gartenliunst gibt, die nicht auf völliger Naturwahrheit fufsen. Ich vermute, dal's in einer 2. Auflage der „Privatpark" von Sclmeider wesentlich anders wird behandelt wenlen ! Sehr befriedigend sind die Ausführungen über „Landes- verschönerung und Heimatschutz'', doch möchte ich den Leit- satz, „dafs es meistenteils viel wichtiger ist, dafür Sorge zu tragen, dafs an Stelle des dahinschwindenden Alten etwas künstlerisch wertvolles Neues trete", nicht mitunterschreiben, schon nicht in trauter Erinnerung an Alt-Nürnberg, wo wir alle uns köstlich über die „Reste einer uns innerlich fremden Vergangenheit" gefreut haben. Druck und Ausstattung dos 250 Seiten starken Bandes sind sehr gut, von den 73 Abbildun- gen sind die meisten (auch die Gegenbeispiele) glücklich ge- wählt und von anerkennenswerter technischer Vollkomuieaheit. Werden auch demjenigen, der die neuzeitliche Literatur verfolgt und unsere letzten Vereinsversamiulungeu aufmerksam besucht hat, nicht gerade neue, welterschütternde Offenliarun- gon im Schueiderschen Buche verkündet, so sei's doch noch- mals als ein sehr beachtenswertes Bekenntnis eines energisch vorwärts strebenden Künstlers und Kritikers rühmend empfohlen. Gertrude .Jekyll: „Wald und Garten." Praktische und kritische Anmerkungen eines arbeitenden Amateurs. Aus dem Englischen ütiersetzt von Gertrud von Sanden. Verlag von Julius Baedeker, Leipzig. 1907. Auf der Nürnberger Hauptversammlung der D. G. f. G. iin August d. .J. streifte ich in meinem Vortrage die englische tiartenkunst und sagte unter anderem „der Engländer hat eine Wahrhaftige Liebe zur Gartenkunst; in Verwendung der Blume im Garten, insbesondere der Staude ist er Meister". Gleichsam wie eine Bestätigung für die Richtigkeit dieser Ansicht erscheint mir ein soeben im Buchhandel (Verlag von Jul. Baedeker, Leipzig) erschienenes Werk „Wald und Gai'ten". Die Verfasserin ist Gertrude Jekyll, eine bekannte englische Gartenschriftstellerin, die nach mehr als dreifsigjähriger Praxis ihre Ansichten über den Garten in einfach, schlichter, er- zählender Form niederlegt. Übersetzt ist das Buch von Gertrud V. Sanden. .Ja, eine walirhaftige, tiefe Liebe zu Garten und Walil weht einem aus jeder Zeile dieses Werkes entgegen. Gertrude Jekyll ist die Besitzerin eines in England als vor- bildlich geltenden Gartens. Durch diesen Garten und den an- stoCsenden Wald führt uns die Verfasserin zu jeder Jahreszeit, zu jeder .Stunde des Tages. Ihr selbst ist der Garten ein Ort der Rast, der Zurück- gezogenheit der stillen Beobachtung, er ist ihr Studierzimmer, ihr Wohnraum im Freien. Diese Worte sind hier aber wohl- gemerkt nicht Theorie, es sind hier goldene Worte des Lebens. Möchten Gartenbesitzer und Garteugestalter von dieser Dame lernen und zwar zuerst, wie man seinen Garten, seine Pflanzen und Blumen lieben kann und soll. Ohne diese Liebe kann kein Garten jene Schönheit erlangen, welche Gertrude Jekylls Garten zu eigen ist. Möchten recht viele erkennen, wie un- endlich viel und mannigfaltiges Geniefsen köstlicher .Schönheit Garten und Wald amit hat die Peispektive als technisches Hilfsmitfol Anspruch darauf, berücksichtigt zu werden, selbst wo es sich um freie, nicht architektonische Pormen handelt. „Ja, wenn die zeitraubende Auszeiclinung nicht wäre." wird mancher entgegnen! Die Kohle erledigt diese Be- denken. Mit wenigen breiten Zügen steht die dunkle Masse eines Baumes in der Ansicht: noch etwas Abtönung und die Kronen lösen sich voneinander. Zur Selbstkontrolle in den Hauptpunkten des I'lans genügt solch derbe Be- handlung vollkommen. Es hiefs diese Tätigkeit zu weit treiben, wenn man die I^flanzungen jetzt schon auf ihre Abb. 20. IX. Dlt; GAHTENKUJSST Feinheiten prüfen wnllte, darin wird man sich auf bestimmte Falle und für die Offentlichlieit beschränken liönnen. Ich glaube nicht den Vurwurf der grauen Theorie hervorzurufen, wenn ferner hier gesagt wird, es sei sicher nutzbringend, wenn allgemeiner als bisher der Entwerfende sich selbst in rohen ..nichtkonstruierten" Skizzen seine Ideen fesselt, oder solche vom Chef orhült. Nicht nui-, dafs der Plan dann nach wirklich „festen" Gesichtspunkten entsteht (was ganz sicher von Nutzen ist): man will doch Natiu-bilder schaffen, wie der Maler sein \\'erk. luu'ch die naclifolgende Konstrukti(Ui wird das perspektivische [)enken zensiert — und geschärft! Abb. 4 (Seite 13) und ihi- Plan zeigen, wie die gmfse Tiefe des Teiches (im Grundrifs) in der Ansicht gegen die Breite des Vorder- grundes völlig ablallt; davon kann der Unge- übte keine Ahnung haben. Ahnliches s. Abb. 6 (Seite 27). E]in interessanter Fall einer infolge fehlen- der Vor|irüfung verunglückten Anlage existiert in einem Stadtwald: ein Bachlauf mit Wasser- fällen und daran Felsbauten. Vom zunächsl- gelegenen Platze ist trotz Überhöhung nui' ein winziges Wasserfleckchen sichtbar, oli- gleich man sich in kaum 10 m Abstand be- findet. C)er Bach liegt zu sehi' in den Erdwellcn der L'fer gedeckt. \'on anderen Punkten aus hat man zwischen sich und Bach die grofse Teichfläche, nur eine kurze Strecke der Mün- dung ist sichtbar jedoch so klein, dafs sie ohne Wirkung bleibt. Am schlimmsten kommt der „Blick" weg. wenn man ihn vom Restaiu'a- tionsplatz geniefsen will, vor welchem er lieui. Das Ganze ersclieint spielerisch, da 100 in .Abstand für seine Abmessungen viel zu grofs sind, da hätten viel gewaltigere Massen und Flächen angewendet werden müssen oder die Anlage mufste verlegt werden von vorherein. Wenn es sich um Verwendung so vieler Tausende handelt, rentiert sich die Perspektive; die Fehler, welchen man in früherer Zeit ausgesetzt war. können jetzt billig vermieden werden. Was die bildliche Ausarbeitung selbst l)etrifft. so ist es mit .\usnahme besonders hervortretender wirkungs- voller Einzelpflanzen unnötiges Bemühen, die einzelnen Gewächse am Gruppenrande i)einlichst durchzuarbeiten. Am glücklichsten arbeitet die Ansicht in der Prägung der grofsen Massen mit ihrer Kulissen- und charakteristischen Silhouettenwirkung. Hierzu kommt noch die Schatten- und Ferntönung. L>afs dunkleren Gehölzen den helleren gegen- über eine entsprechende Abstimmung' zuteil wird, braucht nicht besonders erwähnt zu werden (s. Abb. 4. Seite 13|. Auf diese \\'eise entsteht das Bild rein maschinen- mäfsig. Der beabsichtigte Eindruck der Landschaft ist bekannt. der Bepflanzungsplan gibt den technischen Anhalt. Ist man nun über das Charakterbild der Pflanzen in den Hauptabschnitten ihres Lebens unterrichtet, so gehört gowifs keine hoho Künstlerschaft zu ihrer Wiedergabe. Gute Unterstützung gewähren sorgfältige Katalogdar- stellungen, photographischc Ansichtskarten (nur nach der Natur). Photographien selbst und vor allem eigene Zeich- nungen von Pflanzencharakteren. Es hält nicht schwei'. diese Vorbilder in .u-owünschtcr Gröfse der Ansicht ein- zuverleiben. .Malerisrho Heli'uchtung. pilloreske Formen sind wegen der Gefahr der Selbsttäuschung unzulässige Darstellungs- luittel. mit ihnen wird schlechte (irupjjierung nicht ver- bessert; die Kritik wird bei schlichter Wiedergabe am un- befangensten sein. Es sei nur .in die überraschende Wirkung erinnert, welche ein paar abenteuerlich geformte Kiefern auf einem nichtssagenden Sandhügel bei düsterer Aliendljcleuehtung hervorrufen. Sind sohdie Häiinie nicht Al,b. Ji, von vornherein in der Anlage, oder werden sie nicht dort- hin gesetzt, so ist es eine grobe Unwahrscheinlichkeit, in der dargestellten Ansicht der Natur derartige Vorschriften machen zu wollen. Es fällt der letzterem ja gar nicht ein, sich an unsere Behauptungen zu halten und im wohl- gepflegten, geschlossenen Parkbestande so etwas hervor- zuzaubern. Dort entwickelt sich nicht die romantische sturmzerzauste Kiefer. Die Anordnung der Aniage gibt Zeugnis von der künstlerischen Begabung des Fachmannes, obige malerische Mittel hat nur der Maler in der Hand, für uns kommen normale Charakterformen in schlichter Beletichtiing in Betracht. L»er Gartenkünstler mufs im nüchternen Tageslicht reizvolle Bilder zu schaffen wissen — auf effektvolle Be- leuchtung ist kein \'erlafs. Sie macht sich auf der Zeichnung ganz gut. in der Wirklichkeit läfst sie uns im Stich. Das bezeugen nicht nur Gartenanlagen, sondern oft recht drastisch Denkmäler und Bauten. Wertvoller ist es, die Darstellung in gröfseren Ab- messungen zu halten, weil diese eine natürlichere Wirkung gewährleisten. .'Ansichten unter 20 X 30 cm sind fast 26 DIE GARTENKUNST IX, 2 wertlos für die Beurteilung, denn die schwere Krone eines Laubbaumes z. B. erscheint dort höchstens in der Gröfse einer Spanne. Dabei wird dann das halbe Bild von ihr allein verdeckt. Das günstigste Format ist 3Ü X 50 cm. wenn man es nicht gut gröfser wählen kann, sonst 40 X 60 cm. Die noch gröfseren Blätter werden leicht zu unhandlich, doch ist ihre Wirkuug kraftvoller und natürlicher als die kleineren. Wieviel Umrahmung erhält der Kernpunkt'.' Es ist nicht gut. zu einem ..Blick" das nur irgend Erreichbare zu vereinen. Die vernteintliche Zeitersparnis bei der Zu- sammenschachtelung nach Art eines Panorumas ist zu gering, um es zu rechtfertigen, solchergestalt den einzelnen Motiven ihren Reiz zu nehmen. Geniefst man von einem Platz einen Rundblick oder mehrere Durchblicke, dann kann man von diesem selben Standpunkte aus eine Teilung vornehmen, welche auf folgendem fufst: Bei der Betrachtung eines Gegenstandes wird dem Auge dessen Umgebung nur innerhalb eines Strahlenkegels von ca. 30" Öffnung deutlich sichtbar. Benutzt man die A fs, ^.^. ÜU. JJ. ^/>,/iese Entgegnung scheint mir jedoch keine Wider- legung meiner Kritik zu sein, vielmehr in gewissem Sinne sogar ein Zugeständnis, denn es erhellt aus derselben, dafs der kritisierte Entwurf ohne ziemlich erhebliche .\nderungen für die Praxis noch nicht brauchbar ist. Gemeinsam mit Herrn EUrektor Trip bin ich der Meinung, dafs bei einer Reform der Friedhofsgestaltung vor allem gegen die jetzt übliche Art der Massenbelegung Front gemacht werden mufs. Freilich bedienen wir uns zur Erreichung dieses gemeinsamen Zieles teilweise ver- schiedener Mittel, Im vorliegenden Falle macht sich Herr Direktor Trip insofern seine Aufgabe verhältnismäfsig leicht, als er das wirt- schaftliche Moment recht sehr in den Hintergrund stellt. In Verfolgung seiner Besserungsvorschläge, die zum grofsen Teil darin bestehen, möglichst viele Kaufgräber einzurichten, versucht er dann den Nachweis zu führen, dafs nach seiner iMethode trotz hoher Ausfülirungs kosten und trotz schwacher Ausnutzung des Terrains am Ende einer gewissen Periode (hier 37 Jahre) eine Rentabilität zu erzielen sein wurde. Zunächst halte ich es für einen 28 DIE GABTENKÜNST IX, Fehler, dafs das wirtschaftliche Moment so sehr in den Hintergrund gestellt wird (in der rauhen Wirklichkeit steht es meist mehr als uns lieb im vordersten Vorder- grund). Ich werfe hierbei die Frage auf. ist nicht die- jenige Lösung der hier gestellten Aufgabe unter sonst gleichen Verhältnissen die weitaus bessere, welche unter Wahrung des wirtschaftlichen Momentes die erkannten Mifsstände beseitigt':' Doch nun zu unserem Spezialfall. Das Programm fordert, dal's das Verhältnis der Gräberklassen zu einander sich nach den bei Städten gleicher Gröfse gemachten Er- fahrungen zu richten habe. Mir ist keine Stadt bekannt, bei welcher das Verhältnis zwischen Kauf- und Reihen- gräliern 1 : 1 ist. Meines Wissens ist die Zahl der Reihen- gräber überall erheblich, meist das vielfache griifser ist als die der Kaufgräber (authentisches, statistisches Material hierül>er wäre sehr wünschenswert). Wenn dem aber so ist, dann verstöfst der Plan des Herrn Direktor Trip in diesem Punkt gegen das Programm. Und wenn dem leisen Druck, den Herr Direktor Trip ausüben will, die von ihm angestrebte Verhältniszahl zu erreichen, nun nieht in dem gehotften Umfange Folge gegeben wird' ! Da sich be- stehende Bräuche höchst selten rasch umstofsen lassen (also hier etwa in 30 Jahren) ist es kaum wahrscheinlich, dafs diesem E)rucke in so radikaler Weise nachgegeben wird. Selbst wenn die Bevölkerung Hamelns (w-as höchst unwahr- scheinlich ist) sich ganz der Autfassung des Herrn Trip anschliefsen würde, würden die wirtschaftlichen Verhältnisse der ärmeren Bevölkerung die Erfüllung dieses Wunsches meist unmöglich machen. Die ärmere Bm-ölkerung ist numerisch aber bei weitem die stärkste. Und was haben wir hieraus zu folgern'.'! Die Ren- taliilitätsberechnung, die auf dem Erh'is aus den Kauf- gräbern basiert und zwar aus einem Erlös bei einem Ver- hältnis von 1 : 1 zwischen Kauf- und Reihengräbern, stimmt nicht oder doch nur sehr bedingungsweise. Da- mit wäre also der versuchte Nachweis der Rentabilität nicht erbracht. Zu einem ähnlichen Rechenergebnis käme man, wenn die Zahl der Kaufgräber infolge einer Dis- positionsänderung erheblich vermindert würde, was sicher der Fall ist, wenn man dem bisherigen Bedürfnisse auch nur annähernd Rechnung trägt. Und nun zu einem anderen Punkt. Herr Trip will der Eintönigkeit der Massenquartiere dadurch b(>gegnen, dafs er möglichst viele gut umpflanzte Kaufgräber ein- richtet. Für die AUerärmsten aber, die den Luxus des Eigengrabes sich nicht leisten können, bleibt dann immer wieder das Massen(|uartior iilirig und er wird sein Los noch liitterer empfinden. Cordes und Bauer lösen diese Frage anders uml ich nähere mich ihrer Auffassung, l'nd nun bitte ich zum Schlul's noch einmal zusammenhängend rekapitulieren zu dürfen, wie die moderne Lösung einer Friedhofsgestal- tung nach meiner Auffassung zu erfolgen hätte, einer Auffassung, zu der ich nach gewissenhafter Beobachtung und eingehendem Studium der bestehenden Friedhofanlagen gelangte. Ich frage zunächst: Was haben uns die Friedhofneuanlagen der letzten 20 Jahre gelehrt'? In praktischer Hinsicht erkannte man vor allem die Notwendigkeit einer durchaus klaren, üliersichtlichen G r u n d r i s s d i s p 0 s i t i 0 n . Vom Eingang oder der Priedhofkapelle aus mul's jedes Grabfeld leicht und bequem zu erreichen sein. Eine kurze Beschreibung dos Friedhüfwärters mul's auch dem Fi-emdeu eine sichere Auffindung des Grabfeldes und des Einzelgral)es ermöglichen, ebenso notwendig ist leichte Erreichbarkeit der Quartiere für die Leichenwagen, Welche Gliederung ermöglicht eine einwandfreie Lösung dieser Aufgaben'' Ich antworte klar und liestimmt überall, wo ihre Diuxhführung nach Terrainlage und den verfügbaren Mitteln im Bereiche der Möglichkeit liegt, „die tek- tonische Gliederung". Die alten Friedhöfe zeigen meist eine solche Gliederung, sie zeigen dabei al)er leider sehr liäufig eine grol'se ermüdende Eintöni.gkeit. Man versuchte nun diese Einöde zu bannen und zwar dadurch, dafs man den Friedhof landschaftlich gestaltete, man ver- lor dabei zunächst in vielen Fällen die Übersichtlichkeit (Beisp.: Friedhof Tannenwäldchen, Düsseldorf, entstanden als Resultat eines Wettbewerbs). Einen Ersatz der graden Wege durch Bogenwege, eine parkartige Bepflanzung der Quartierecken, das nannte man zumeist „landschaftlich". Zwischen diesen Gruppen lagen dann die Massenquartiei-e in gleicher Eintönigkeit wie früher in den Rechteck- quartieren. E)ie Übersichtlichkeit ging also verloren. E>ie Schönheit der Landschaft oder des Parkes zog aber nicht dort ein. Jetzt wird man mir entgegenhalten, der Ohlsdorfer Friedhof (Hamburg), welcher doch zum grölsten Teil nach landschaftlichen Prinzipien angelegt wurde, ist doch das Muster eines Friedhofes. Wieviel Schönheit, welch stiller Fi'iede wohnt auf diesem schönsten unserer deutschen Friedhöfe. Ja. dort wohnt die Schönheit, dort herrscht ein weihevoller Friede, aber nicht wegen der Kurven- wege, die dort übrigens sehr einfach und schlicht zweck- dienlich laufen, sondern trotz der Kurvenwege, Die Wege bedingen eben nicht den landschaftliehen ('hara,kter, sondern der .\ufbau der Pflanzungen und die Verteilung der Ge- hölzmassen, und in bezug hierauf hat sich Herr Cordes als genialer Meister gezeigt. Ähnliche Beoba('htungen in positivem und negativem Sinne machen wir auf vielen anderen Friedhöfen. Kommt man auf (irund dieser Beoliachtungen nun dazu, für die Grundrifsaufteilung eine vorwiegend geometrische Auf- gliederung zu wählen, so könnte man auf den Gedanken kommen, nun auch häufig, reich ausgestattete Monumental- liauteii zu verwenden und hierdurch die Schönheit des Friedhofes zu steigern. Das kann unter Umständen richtig sein, wenn ein schöner Bau in schöner Umgebung steht, und sich der Umgebung organisch um! harmenisch ;in- gliedert, wird er dies sicherlich tun. Die Schönheit der Bauten allein kann aliei- ileni l""ried- hofe selbst weder Ruhe imch Frieden noch Sclu'inheit geben. Dies beweisen in au.n'enfälligei-weise die Münchener Friedhöfe, Was aber verleiht dem l''rie(lhii|'(^ diese fried- IX, UlK ÜAHTENICUNST 29 volle Schönheit. Ich antworte: das Überwiegen der Natur, in diesem Falle der Ptlanzenvegetation über die Architektur- werke (ich rechne hierzu auch die Grabdenkmäler). Ob die Vegetation nun in regelmässigen Formen sich dem Auge bietet oder ob sie in freien ungezwungenen Formen in Erscheinung tritt, scheint mir d,-i.liei zunächst neben- sächlich. In jeder dieser Formen kann bei richtiger Verwendung vollendet Schönes gegeben werden, jede dieser Formen ist also auch in diesem Falle sinngemäl's zu verwenden, wie auch in Hameln das Programm solches bedingte. Nachdem so über die allgemeine Disposition sowohl im Grundrifs wie im .Vufliau Klarheit geschaftVn wurde, sei es gestattet, auf einige wichtige Einzelheiten einzu- gehen. Einer der wichtigsten Punkte ist da für mich die Verteilung und der Ausbau der grofsen Massenquartiere. iJie meisten Friedhüfe, auch solche, die man gemeinhin für gut hält, zeigen da eine trostlose Öde. Ich erinnere an die Massenquartiere der grofsen Friedhöfe Cölii. München, Düsseldorf etc. Gleichviel ob die Grabfelder in regel- mäfsigen Formen umgrenzt sind oder ob geschwungene Wege unregelmäfsige Quartierformen entstehen lassen. Grabstein an Grabstein, Holzkreuz uml Eisengitter, recht vieles in geschmacklosester Form starrt uns entgegen, nirgends ein Huhepunkt fürs Auge, überall dieselbe Öde und Leere. E»ies hat man auch sehr wohl erkannt, statt aber dem Übel von Grund aus abzuhelfen, hat ein Vertuschungs- system Platz gegriffen, man umschliefst die lieihengrab- quartiere mit einem Pflanzungsgürtel, hinter welchem die Trostlosigkeit aber stetig fortdauert. Haben die Angchi'irigen jener Armen nicht auch Anspriicli d;i.rauf. durch die .Xatur erfreut und getnistet zu werden'! \\'ie anders in Hamburg! Die Grabstätte des Armen ist dort ebenso idyllisch, ebenso liebevoll behandelt, wie die Ruhestatt des Reichen. Wenn zwischen den Grab- reihen schmale Pflanzungen mit Bäumen von mancherlei Art die Gräber anmutig umrahmen, gleichsam liebevoll beschützen, wenn so stimmungsvolle, malerisch ausser- ordentlich schöne Totenhaine entstehen, so haben wir für die Behandlung dieser Quartiere eine Lösung, die einwand- frei ist. Wenn hier auch nur ein einfaches Holzkroirz das Gral) ziert, ja wenn das Grab selbst vergessen und pfiege- los liegt und Efeu und Sinngrün den Hügel wild um- wuchern. Hier wohnt trotzdem Ruhe und Frieden, Poesie und Schönheit. Lüose Methode wollen wir deshalb für unsorn Friedhof auch übernehmen. Vielleicht wird man hier einwerfen, die Methode erfordert viel Platz. Jawohl, das ist wahr, aber das Erreichte ist des Opfers wert. Übrigens könnte man ähnliche Wirkung erzielen, wenn man statt der reihenförmigen Pflanzflächen einzelne Grab- stätten unbelegt liel's und auf denselben einzelne Bäume nach einheitlichen Gesichtspunkten pflanzte, diese Pflan- zungen durch Nachpflanzungen auf ungepflegten Gräbern ergänzte. So denke ich mir über jenen Kindergräbern- cinen lichten Birkenhain oder den zierlichen .\cer dasy- carjium mit den zugehörigen Beipflanzen, auf jenem Quartier (Erwachsene) grünt ein Eichenhain, darunter Weilsdorn. Schlehe, Efeu umi Gaisblatt, so könnten ver- schiedene der ()rtlirhkeit jedesmal angopal'ste Vegetations- bildcr abwechseln. l.Jas ist übrigens landschaftliche Pflanzweiso trotz umschliel'sender gradliniger Wege, trotz der einfassenden Hecken. Nachdem wir so eine L''sung für die Behandlung der Keihengräber gefunden haben, erübrigt es die Behandlun;. der verschiedenen Arten von Kaufgräbern ins .Vuge zu fassen. Wir kennen in den gröl'seren Städten Familien- gräber, Kaufgrälier 1. uml 11. Klasse (Einz(-lgräbor). Es lie,gt nahe, daJ's nuui diesen lirabstellm, welche meist recht gilt bezahlt werden, bevorzugte l'läl7.e anweist. Trotz- dem man überall in dies(^m Sinne vorging, finden wir auch bei Annrdnung der Kaufgräber in bezug auf ästetische Wirkung recht grobe Verfehlungen, So sehen wir auf di^n Kaufgräbern oft kostbare Denkmäler errichtet, oft mit edlem Geschmack erbaut, oft auch mit protzenhafter Ge- schmacklosigkeit erstellt. Alle FormiMi und Stilarten sind \ertreteii. Wie aber ist 000 Pflanzen zur Verfügung stellt und ungefähr ein Fünftel der nach einigen Monaten zur Prämiierung eingereichten Exemplare mit ^Medaillen, nützlichen Gegenständen, Büchern über Gnrtenbau und Diplomen prämiiert, fand im Anschlufs an die Prämiierung eine volks- tinnliche Ausstellung für Blumen und Gar- tenpflege statt, bei welcher der Ausstellungs- leitung das Ziel vorschwebte, einen Uber- bick zu gewinnen und darzubieten über die volkstümlichen Bestrebungen im Gebiete des Gartenbaues und verwandter Betätigung. Sie war, trotzdem sie ganz neue Ziele ver- folgt, und als erster Versuch auf diesem (icliiete anzusehen ist, durchaus befriedi- gend, wenn auch der Besuch durch die von Anfang bis zu Ende herrschende regne- rische Witterung sehr zu leiden hatte. An die ISIumenpflege durch Schulkinder der Stadt Hannover, die den Schwerpunkt der ganzen Veranstaltung bildete und bereichert wurde durch die Ausstellung der prämiier- ten Pflanzen fast sämtlicher anderer Lokal- vereine der Provinz Hannover, welche gleiche V^eranstaltungen alljährlich pflegen, schlössen sich die folgenden Abteilungen an, welche mit Unterstützung der hiesigen Aijuarien- und Terrarienvereine, des Vogel- schutz- und Bienenzuchtvereins und durch die hiesige Lehrer- schaft ins Leben gerufen waren, an: Zunächst in einer ge- -schlossen Veranda des Gartenetablissements Bella Vista die Pflanzen der häuslichen Pflege, dann in einem gleichen Räume die Erzeugnisse der Lauben- und Hausgärteu, welche einen ersten Versuch darstellen, auch deren Pfleger für der \'olkstümliclicii (iiiiirnliau .Xusstcilun" zu llaiwiijver. IX, DIE [GARTENKUNST :i5 Alis der Volkstümlichen Gartenbau-Ausstellung zu Hannover. die BeteiligUiig an der Ausstellung heranzuzielien, Daim Kamen im Freien sowohl wie zum Teil unter Bedachung die Auswahl- gruppen für den Pflanzenbedarf des Gartenfreundes, die von den Handelsgärtnern gestellt wurden, desgleichen die Aufzuchtgrnppen, welche die verschiedenen Stadien der Anzucht der Topfpflanzen dar- stellten. Eine eigene Vorgartenstrasse zeigte von hannoverscheu Landschaflsgärtnern ausge- führte einfache Vorgärten. In der Abteilung Obstbau wurden neben den verschiedenen Produkten der Baumschulen und Mitteln und Geräten zur Bekämpfung der Obstschädlinge einfache volk.stümliche Obstgärten vorge- führt. Die Aufgabe „unter Blumen" zeigte in einem besonderen Zelte eine Zusammen- stellung von .abgeschnittenen Blumen leicht zu erziehender Stauden, einjähriger und solcher Pflanzen, welche durch den Blumen- fi'eund leicht zu kultivieren und aus Samen zu ziehen sind. Die hiesige Lehrerschaft hatte sich der Mühe unterzogen, einen botanischen Muster- schulgarten auszustellen, dessen Inhalt zur Belehrung der Jugend über die nützlichen und schädlichen, sowie allgemein für den Unterricht wichtigen und interessanten Pflan- zen dienen soll. Der Obst- und Gartenbau - verein Harburg brachte eine naturwahr zusammengestellte l'ilzlandschaft, in welcher die nützlichen und schädlichen Pilze getrennt nach ihren natürlichen Vorkommen und Wachstum, sowie in ihrer natürlichen Umgebung zusammengestellt waren. Ein eigener grosser Saal umfasste die reiche .\usstellung der Aquarien- und Terrarionliebhaberei, welcher seitens de"- Lehrerschaft eine reichhaltige, didaktische Abteilung von Lehr- mitteln aller Art angegliedert war, welche in das naturwissen- schaftliche Gebiet im weitesten Sinne eingreifen. Staudenabteilungen, teils farbenweise geordnet, teils nach ihrem pflanzengenossenschaftlichen Vorkommen zusammen- gestellt, ein grösseres Wasserbassin mit heimischen Wasser- und Sumpfpflanzen von der Stadtgärtnerei und eine lehrreiche Sonderausstellung des Vogelschutzvereins, sowie eine sehr vollständige und lehrhafte Darstellung der Bienenzucht ver- vollständigten das Ganze. Aus dem Baumschulenbetrieb wurden Koniferen für die \'or- und Hausgärten in gegen Rauch und Rufs unempfindlichen Arten, Gehölze zu gleichem Zwecke mit Unterabteilungen für die verschiedenen Zeiten der Blüte, schattenertragende Bäume und Sträucher u. a. m. im Wettbewerb vorgeführt. Entsprechend der Tendenz, eine volkstümliche Garten- und Blumenpllege auf allen Gebieten einzuführen, war seitens der Stadtgärtnerei auch ein kleiner Friedhot unter dem Schatten hoher hainartig stehender Bäume ausgeführt worden, um dem Publikum klar zu machen, wie die traurige Öde und Schablonen- haftigkeit unserer landläufigen Friedhöfe mit der regelmäfsigen Anordnung der Reihengräber durch entsprechende garten- künstlerische Behandlung abgeschwächt werden kann und wie wenig Aufwand schliesshch dazu gehört, ein einfaches schli('hte.s, aber stimmungsvolles Grab in würdiger landschaftlicher Um- gebung herzustellen. Die beigefügten Abbildungen stellen einzelne Gruppen aus diesem kleinen Friedhof dar; sie lassen vor allem das Bestreben erkennen, zwischen der Umgebung und der Ausstattung des Grabes eine sinngemäfse harmonische, jedem Beschauer fühlbare Verbindung herzustellen. Neben ganz einfachen, mit einem Holzkreuz in Form von „Marterln" versehenen Grabstellen in der stimmungsvollen Umgebung von Knieholzkiefern, Wacholder, Brombeere, und Aus der Volkstümlichen Garteubau-Ausstellung zu Hannover. 36 DIE GARTENKUNST IX, 2 Heide, sind die Muster etwas reicher ausgestatteter bürger- licher Grabstellen vorgeführt worden, welche alle das Bestrebeo zeigen, in einfacher landschaftlicher oder auch architektonisch gestalteter pflanzlicher Uragebun- stinimungsvoU und ver- söhnend zu wirken. Es besteht die Absicht, diese allgemein als muster- gültig anerkannten Versuche in erweiterter Form und grösserem Rahmen in nicht zu ferner Zeit zu wiederholen. Sollte diese Absicht zur Tat werden, so werden wir rechtzeitig darüber berichten, da wir hoffen, dass sie in den Kreisen unserer Ge- sellschaft Anklang und Unterstützung durch reiche Beteiligung finden werden. irip. Verschiedenes. Vorgarten und Strafsenbepflanzung. Die Vorgarten- frage ist noch nicht gelöst, sagte Gartendirektor Encke in einem Vortrag über dieses Thema. Gibt es überhaupt eine Vor^artenfrage? Um dies zu beantworten, luufs man sich erst darüber klar sein, welchem Zwecke der Vorgarten dienen soll Gehört derselbe zum Haus oder zur Strafse? Offenbar zu beiden denn er dient zur Verschönerung des Hauses und der StraCse. Wenn icli den Vorgarten als Hausgarten betrachte, dann mufs ich, wie Camillo Schneider, eine recht hohe Mauer darum setzen, damit nur ja keiner hineinsieht; aber dann ist es eben kein Vorgarten mehr. Man stelle sich nur vor, stun- denlang zwischen hohen Mauern dahinwandeln zu müssen selbst wenn stellenweise Schlinggewächse und Bäume über- hängen. Für das Strafsenbild ist aber nicht der einzelne, sondern die Gesamtheit der Vorgärten von Einflufs. Das sclilechte Aussehen unserer heutigen Vorgartenstrafsen ist Hauptschuld des Städtebauers und der Arcliitekten, für Rechnung der letzteren gehen auch die wunderbaren Ein- friedigungen. Die Fehler von gärtnerischer Seite werden na- türlich nicht in Abrede gestellt, aber die Fehler, die im ein- zelnen Vorgarten gemacht sind, treten für das Strafsenbild nicht so sehr in die Erscheinung. Auch für den Vorgarten möchte ich die landschaftliehe, oder sagen wir natürliche, Anordnung empfelüen. Die Gliede- rung des Hauses, die Stralsenfront mufs zwar für die Anlage des Vorgartens bestimmend sein. Aber nach den heutigen, be- stehenden Verhältnissen ist meines Erachtens in den weitaus meisten Fällen die natürliche Anordnung möglich. Bei der schlechten Behandlung, die den Vorgärten zuteil wird, ist der regelmäfsige sicher auch im Nachteil. Wenn wir die zwecklosen Wege herauslassen, dann kommen wir der Sache .schon wesentlich näher und auch der regelmäfsige Vor- garten wird meist der Wege entbehren können, weil sie eben keinen Zweck haben. Für das Slrafsenbild ist der Baum der Hauptfaktor. Breite, gut bepflanzte Vorgärten würden eine AUeepfhinzung entbeiir- lich machen. Der Vorschlag Enckes, den Vorgarten vom Hause zu trennen und zwischen Fahrdamm und Schrittweg zu legen, ist mir ungemein sympathisch. Durch einem solchen 5 — 8 unil mehr Meter breiten Anlagestreifen würden sich al)wechselungs- reiche Strafsenbilder schaffen lassen, natürlich unter Berück- sichtigung der einzelnen Bauwerke. Dazu käme nocli die An- nehmlichkeit, in VorgartenstraCsen Verkaufsläden mit Scliau- fenstern einrichten zu können, einigermal'seu Schutz gegen Strafscnstaub und gröfsere Sicherheit für den Fufsgänger zu bieten. Die Strafsen würden etwa folgende Einteilung er- halten: (i m Schrittweg, S m Anlage, 3 m Rad-, 12 m Fahr-, 4 m Reitweg, S m Anlage und (i m Sehrittweg, dazu offene Bebauung. Bei Alleepflanzung ist die Mittelallee vorzuziehen. An einer der Kölnei' Hauptstrafsen ist folgendes Profil angewandt: lieiderseits Fahrdämme und schmale Schrittwege, als Mittel- allee 4 m Reitweg, Baum, 0 m Promenade, Baum, 3 m Radweg. Diese Einteilung hat den Vorteil, dafs die soweit zurückstehenden Bäume nicht mit den Oberleitungen der elek- trischen Balinen in Konflikt kommen. Die Fehler, die früher bei der Bepflanzung von Strafsen durch Auswahl zu grofser Baumarten auf schmalen Bürger- steigen gemacht worden sind, rächen sich nur zu bald. Be- sonders hier in Bonn sind sehr viele solcher Strafsen. Cm den Bewohnern dieser Strafsen Luft und Licht zu verschaffen, ist man genötigt, die Bäume alle 2—3 Jahre zusammen zu schnei- den. Den Eindruck, den solche verschnittenen Alleen, beson- ders während des Winterhalbjahres, macheu, brauche ich nicht zu schildern. Leider sind wir mit tauglichen, kleinen und mittelstarken Alleebäumen nicht sehr gesegnet. Eine Aussprache über die Verwendbarkeit solcher Bäume in Strafsen würde gewil's sehr nützlich sein. DieWirkung, die der einzelne Baum (z.B. Dorf linde) im Strafsen- bild liervorzubringen imstande ist, wird noch nicht genügend gewürdigt, wenn auch die Schwierigkeit, einen Einzelbaum mit Geschick in unseren heutigen Strafsen unterzubringen, niclit verkannt wird; vor allen Dingen dürfen solche Bäume nicht zu steif gewachsen sein. Die un regelmäfsige Anordnung von Bäumen kann auch noch in der Weise zur Ausführung kommen, dafs statt Pfg., und ist dieser Betrag nach der Aufnahme in die Teilnehmerliste an der Kasse der Königli(dien Giirtnerlehr- anst;ilt zu Dahlem bei Steglitz einzusenden. Die Vorträge be- ginnen jedesmal nachmittags .7 Ihr. In Berlin fiiulet voiaussichtlich am 14 März d. Jahies auf die Dauer von li Tagen eine Allgemeine Gartenbau- Aus- stellung in der Ausstellungshalle di/s Zoologischen (4artens statt. Endzweck der Ausstellung ist die Schaffung von Mitteln für eine Stiftung, um die Krankenhäuser von Grols-Berlin dauernd mit frischen Blumen zu versehen. Das Protektorat ist I. M. 'der Kaiserin angetragen worden. Ehrenpräsident ist Geh. Rat Prof. Dr. von Bergmann. Exzellenz. Dem fachmännischen Arbeitsausschufs gehören u. a. an die Herren Kgl. Hofgartendire^ktor Fintelmann, Potsdam, Garten- baudirektor Fintehnann-Beilin. Kreisobergärtner Hübner, Stadt- obergärtner Thieme-Wilmersdorf, unser Mitglied E. Chaste u. a. Platzmiete wird nicht erhoben. Erwünscht sind Pläne, Modelle, vor allem aber szenische Daistellungen kleine)' Gärten, Pflanzendekoration in Verbindung mit künstlerischer Plastik. Das grofse Hauptparterre wird in einer bisher noch nie gezeigten Weise ausgestaltet werden und zwar nur mit getriebenen Winterblumen in gewaltiger Anzahl. Nähere Auskunft durch E. Ghaste. Berlin W., Wilmers- dorf, Augustastr. ."i."), tl I . Pt. Jubiläumsausstellung Mannheim 1907. Dem Programm der Ausstellung ist eine Abteilung für Gartenpläne, Modelle, zeichnerische Darstellungen von Gartenzubehör (Lauben, Bänkeu. Einfriedigungen, Springbrunnen u. dgl.) eingefügt worden. Da in dieser Abteilung eine Übersicht geboten werden soll über das, was in den letzten Jahren an hervorragenden iind be- achtenswerten neuen Anlagen geschaffen worden ist und in welcher Weise sich dabei der Einflul's der modernen Kunst- bestrebungen geltend macht, so sollen nur solche garten- künstlerische Arbeiten zugelassen werden, welche in den 38 DIE GARTENKUNST IX, letzten fünf Jahren entstanden sind. Die Beteilii;ung soll jedem offen stehen, der sich gartenkiinstlerisch betätigt. Die Dauer dieser Planausstellung ist berechnet auf die Zeit vom 15. Mai bis gegen Ende August. Sie wird untergebracht in einem angemessen ausgestatteten Räume der grulsen Aus- stellungsliallen. Anmeldungen sind bis zum 1. April an die Ansstellungsleitung, Friedrichsplatz 14 in Mannheim zu richten, von der auch die Programme und Ausstellungsbedingungen zu beziehen sind. Es wird ein Ausschufs eingesetzt werden, welcher die eingelieferten Ausstellung,sgegenstände einer Prüfung zu unterwerfen hat und befugt ist, Ungeeignetes zurückzu- weisen (Hängekommission). Diesem Ausschufs, der auch zugleich als Jury fungieren wird, stehen zur Auszeiclniuug hervxuTageiider künstlerischer Leistungen Medaillen und Ehrenurkunden zur Ver- fügung. Sollten die Anmeldungen zu dieser l'lanausstellung zahl- reicher einhüllen, als in den zur Verfügung stehenden Riiumen untergebracht werden können, so ist in Aussicht genommen im Monat Juli noch eine Sonderausstellung von kürzerer, etwa litägiger Dauer zu veranstalten, die dann mit der Ausstellung der Pläne im Zusammenhang stehen soll, welche in dem seitens der Stadt Mannheim beabsichtigten Friedhnfswettbowerb eingereicht werden. Priedhofswettbewerb Mannheim. In dem bereits mehrfach erwähntL'U Ausschreiben eines Wettbew'erbes zur Gewinnung von Entwürfen für einen Zentralfriedhof in Mannheim ist nunmehr die Frist bis zum 1 . Juni d. Js. festgesetzt. Das in Frage kommende Gelände liegt etwa (i Kilometer vom Mittel- punkt der Stadt in nordöstlicher Richtung, ist ca. 3,.") ha grol's und besteht, abgesehen von einer etwa (i Meter hohen Er- hebung, aus ebenen Acker- und Wiesenflächen. Das Programm besagt: Der Friedhof soll parknrtigen ('harakter erhalten. Indessen läfst ein Zusatz, wonach geradlinige Alleen nicht ausgeschlossen sein sollen, erwarten, dafs die ausschreibende Stelle unter dem Begriff „parkartig" nicht notwendig eine Anlage mit lauter krummen Wegen nach Art eines „englischen" Parkes verstanden wissen will. Sonst enthält das Programm Angaben über die in Grundrifsandeutung vorzusehenden Bau- lichkeiten, Verkehrs- und Zugangsverhidtnisse, Grabgrölse u. dgl. und schreibt „Rücksichtnahme auf möglichste Ausnutzung des vorhandenen Raumes" vor. Das Preisgericht wird unter dem Vorsitze des Oberbürger- meisters Beck bzw. seines Vertreters sich zusammensetzen aus den beiden Mannheimer Bauräten Eisenlohr und Perrey, Garten- direktoi Trip-Hannover, Friedhofsinspektor Ibach-Köln, Kgl. Gartenbaudirektor A. Fintelmann-Berlin und Professor Behrens, Düsseldorf. Es sind drei Preise zu l.öOII, 1000 und .100 Mk. ausgesetzt, weitere Entwürfe können zu .")00 Mk. auf Voischlag der Jury angekauft werden. Die eingegangenen Entwürfe werden gelegentlich der Jubiläumsausstellung öffentlich aus- gesteUt werden. Die Unterhaltung der Wiesbadener Kuranlagen, welche seither der Firma Gebj-. .Siesmayer in l'raTikfint :\. M. oblag, ging am 1. Januar an die seit April vorigen Jahres bestehende selbständige städtische Gartenverwaltung über. Damit sind nun Wiesbadens gesamte Anlagen in städtischer Regie vmter Leitung des Garteninspektors Zeininger vereinigt. Der seit- herige Vertreter der Firma Gebr. Siesmayer, Oborgärtner Traulsen, und das gesamte Personal wiirdrn von der Ver- waltung übernommen. Wettbewerb Sehöneberg. In dem seitens der Stadt Schöueberg au.sgeschriebenen \\'ettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für einen Stadtpark ist dem Einliefei'ungstermin der am 29. Dez. v. Js. ablief, ziemlich prompt die Prämiierung am 19. d. Mts. gefolgt. Das Ergebnis ist folgendos: Den 1. Preis (Mk. 3000.— ) erhielt Gartenarchitekt Krüpper-Düssel- dorf, den 11. Preis (Mk. 2000,—) Gartendirektor Encke und Bauinspektor Bolte-Cöln, den III. Preis (Mk. 1000, — ) Obergärtner F. Ulrich-Berlin. Zum Ankauf wurden empfohlen die Entwürfe von V. Goebel-Wien und P. Grossmann-Dresden- Leipzig. Im ganzen waren gegen 40 Entwürfe eingelaufen. Entgegen der bei solchen Anlässru übliidien (Gepflogenheit scheint man in Schöneberg von einer liffentlicheu Ausstellung der Wettbewerbsentwürfe abzusehen ; wenigstens hören wir bisher nur, dafs die prämiierten Arbeiten am 20., 21. u. 22. Jan. einige Stunden der Besichtigung zugänglich waren. Von einer öffentlichen Ausstellung des ganzen Materials verlautet ilagegen nichts. Das entspricht nii'ht dem Programm; denn seinem Wort- laute nach sollten für ilcn Wettbewerb die Grundsätze für das Verfahren bei öffentlichen Wettbewerbungen auf dem Gebiete der Gartenkunst malsgebend sein, die vom Verein Deutscher Gartenkünstler (heuteD. (4. f. G.) aufgestellt worden sind. Inihrem § Ki heilst es: Sämtliche zur Bewerbung angenommene Arbeiten sind mindestens zwei Wochen lang öffentlich auszustellen, in der Regel gleich nach der Kntscheidung des Preisgerichtes. Wir möchten dazu liemerken, dal's es für die allgemeine Beurteilung des Wettbewerbsergebnisses von Belang ist, nicht nur die prämiierten Entwürfe kennen zu lernen, sondern auch die übrigen, unter denen zweifellos manche gute Arbeit sich befinden dürfte. Auch ist mau es denjenigen, deren Arbeiten leer ausgegangen sind und die also umsonst Zeit und Können geopfert haben, schuldig, durch gemeinsame .-Vusstellnng ihrer Arbeiten mit denen der Sieger Gelegenheit zu Studien und zu verarleichender Kritik zu geben. Bücherschau. P. Schultze-Naumbu lg, Kulturarbeiten. Band IV: Städtebau. \'erlag von (ieorg 1». W. OalUvey. München. Ein neuer Band der Kulturarbeiten ist bei der Beachtung, die Schultze-Naumburg durch seine auf Helning unserer künst- lerischen Kultur und gegen die Verunstaltung unserer Heimat gerichteten Bestrebungen gefunden hat, in gewissem (jrade ein literarisches Ereignis. Auch wir können das Erscheinen dieses Buches nicht mit Stillschweigen übergehen, um so weniger, als das behandelte l^hema eine groCse Reihe von Berührungs- punkten mit unserem Tätigkeitsgebiet hat. Seh. stellt sich nicht auf den Standpunkt, in seinem Buche eine Reihe von Vorschlägen und Rezepten zu geben, welche den vielen, allgemein empfundenen schweren Mil'sständen in der Gestaltung unserer Grofsstädte abhelfen sollen, er gibt vielmehr zu erwägen anheim, ob denn überhaupt die Grol'sstadt so sehr erstrebenswert ist und wirklich das Ideal darstellt, dem alle andern Städte nachstreben sollten. Auch bestreitet er, da(s die heutige Zeit so ganz andere Anforderungen an die Städte stelle und deshalb der moderne Städtebau nach ganz anderen Grundsätzen sich entwickeln müsse als früher; er be- streitet, dafs mit der Lösung der Verkehrsfragen, insbesondere der schnolk'Ti und ])rompten Verbindung der weit draulsen liegenden Wohnviertel mit der City, ein wirklicher Erfolg be- züglich der Hebung der allgemeinen Woldfahrl erreicht sei, er erklärt sich nielit überzeugt davon, dafs die dauernde und immer mehr imi sicdi gieil'ende Trennung von Familie und Wii'kungskreis zum erhöhten (Uück der Menschheit beitrüge. Zwar bezwiufelt er. dal's das Weiterwachsen unserer Riesen- IX. 2 DIE GARTENKUNST 8!) Städte vorläufig durch Gartenstadt- und sonstige Bestrebungen aufgehalten wird, aber er hält es für sehr wünschenswert und möglich, dafs ihm schlicCslich Einhalt getan werde. Mas schlimmste ist ihm die Art, wie sich das Wachstum der Städte vollzielit. Als ein besonderes Merkmal unserer Zeit bezeichnet er es, dal's nnser 1'un sich mehr im Bereich des Bewul'sten abspielt als früher. Das ist nicht so 7ai verstehen, als ob die Alten hall)e Schlafwandler gewesen seien; ihr Arbeiten vollzog sich nur mehr auf dem Wege erfahrungsmäfsiger Übung als heute, wo die Theorie meist eher da ist als die Tat. Fnd die Folge davon ist die traurige Einlörmigkeit in der Entwickelung unserer Städte, der grol'sen wie der kleinen, denn selbst die kleinste hat nur das eine Ziel vnr Augen, miiglichst der Grol'sstadt niichzustreben und alles abzustreifen, was sie von jener unterscheiden könne. Schultze-N. untersucht dann eingehend die unseligen Folgen dieser Grol'sstadtsucht. er wägt die Vorzüge des (Irofsstadt- lebens und seine Nachteile ab und kommt zu dem Ergebnis, dafs es ein verhängnisvoller Irrtum ist, alle Städtebaufragen immer wieder allein anf die tirofsstadt zu bezieben, er hofft vielmehr, dafs die Grolsstadtkranbheit doch einmal überwunden werde und dafs dann die kleinen und kleinsten Städte wieder zu grofser Bedeutung gelangen, und deshalb läl'st er sie bei seiner Besprechung der Hauptgrundsätze für die Aus- gestaltung menschlicher Ansiedelungen oft in den Vordergrund treten. Er weist nach, dal's die H;irmonie, mit drr das lüld einer schönen alten Stadt sich zusammenschliel'st, nicht ohne weiteres der „landschaftlichen Schöidieit" zuzuschreiben sei; in Wahrheit handelt es sich um ein Kunstwerk, an dem freilich Tausende von Köpfen, und weitere Tausende von Händen tätig gewesen sind. Untersucht man ein solches Städtebild, so wird man erstaunt sein, wie wenig eigentlich die Schönheit von dem Werte der einzelnen Bauwerke, als einzelne Kunstwerke be- trachtet, abhängig ist, sondern von den wohlabgestimmten Ver- hältnissen, in denen die einzelnen Bestandteile des Bildes zu- einander und zum Ganzen stehen. Sch.-N. bespricht dann die einzelnen Bestandteile der Stadt- anlagen, die Strafsenzüge und die Gestaltung der Plätze als Organe des grofsen Verkehrs, die kleinen Verbindungswege zwischen den grofsen Verkehrsadern, die die moderne Reifs- brettstädtebaukunst allerdings verächtlich als unzeitgemäfs nicht mehr zur Anwendung bringt, ebenso wie die kleinen Plätzchen und Höfe, welche an solchen Durchgängen liegen und sehr reizvolle Architekturbilder bieten. Er untersucht die Lage und Stellung, welche man früher den Monumentalgebäuden gegeben, hebt ihre Bedeutung gegenüber den anderen Bau- lichkeiten und die Mittel, sie in ihrer Wirkung zu steigern, hervor, wobei sich naturgemäfs viele Berührungspunkte mit Camillo Sitte ergeben. Er ergeht sich eingehend übei' die ver- derbliche Wirkung der gedankenlosen Begradigungen und Fluchtlinienfestsetzungen für alte Stadtanlagen, die nacli Schema F vom grünen Tische uns gemacht wurden und die das Todesurteil für manche cliaraktervolle, alte Stadtanlage ge- worden sind. Ein sehr interessantes Kapitel ist der Behandlung der Niveauunterschiede gewidmet und dabei manches harte — aber zutreffende Urteil über die Verflachungs- und Nivellierungs- sucht gefällt, die nicht einmal vor den altehrwürdigen Mauern und Wällen der Städte Halt gemacht und bei ihrer Um- wandlung in anlagengeschmückte Bingstral'sen unersetzliche Schönheitswerte und ungezählte Millionen vertroddelt hat. Nürnberg mit seinem wohlerhaltenen Wall- und Mauergürtel wird denen, die immer wieder die Überwindung der Verkehrs- schwieri.<^keiten in den Vordergrund zu schieben suclirn. als klassisches Beispiel ents-egengehalten. Interessant ist ferner das Kapitel „Die Vorstadt", wo der Verfasser nachwei.st, wie gerade die Bestrebungim, die auf die W'oldfahrt der Menschen gerichtet sind, oft genau das Gegen- teil von dem erreichen, was sie anstreben. So ist der trostlose Eindiuck vieler Vorstadtstrafsen eine Folge des schablonen- mäl'sig durchgeführton Bauwichs, der wiederum ein Ergebnis der an sich ganz löblichen Absicht ist. etwas luftiger und geräumiger zu bauen, als in der eigentlichen Stadt, Wir müssen Sch.-N. unbedingt recht geben, wenn er nachtlrücklich auf den trostlosen öden Eindruck hinweist, den solche Stailt- teile machen, wo die Häuser, anstatt in geschlossener Reihe, in „offener" Ordnung mit regelmäfsigen Lücken von einigen Metern zwischen je zwei Häusern angeordnet sind; diese Lücken geben den Blick auf die mangelhaft ausgebildi^ten Seitenfronten und Rückseiten frei und lassen, weil die Fläche des Bauplatzes in Vordergarten, Hintergarten und den schmalen Streifen zwischen den Häusern zerrissen wird, auch keine brauihharen (iärteu entstehen! Es kann nicht leicht etwas l'nsiimigeres erfunden werden, als diese in allen neuzeitlichen Bauordnungen wiederkehrenden Bestimmungen. Auch in den sogenannten Villenstrafsen, wo die Baugrundstücke auskömm- licher bemessen sind, so dafs Gärten entstehen könnten, macht die chem.itische Bauordnungshandhabung dies wieder illusorisch. Es kann nicht der Zweck dieser Zeilen sein, alle die treffenden Bemerkungen des V^erfassers zu zitieren — wir wollen zur Lektüre des Buches, das nicht etwa für den Nur- Städteliauer geschrieben ist, anregen. Vorgartengestaltung, Ein- friedigungen, Baumpflanzungen und vieles andere wird im Zu- saramenhang mit den anderen Gegenständen besprochen und mancher beherzigenswerte Wink gegeben. Das letzte Jvapitel,' welches sich mit den öffentlichen An- lagen beschäftigt, fällt gegen die anderen etwas ab, ich möchte es f.ast dürftig nennen und es ist wohl auch verständ- lich, dal's in ganzen 2.50 Zeilen nicht viel über dieses Thema gesagt werden kann, selbst wenn man das Wort in so aus- giebiger Weise durch das Bild unterstützt, wie Sch.-N. es zu tun pflegt. Das sei zum Schlul's noch hervorgehoben, dafs auch in diesem Werke wieder durch die Einschaltung zahlreicher Bei- spiele und Gegenbeispiele die Wirkung des Gesagten nach- haltig vertieft wird. Sch.-N. ist in dieser Methode Meister und man mul's es geradezu bewundern, wie ihm für alles, was er zu sagen hat. stets geeignete und gut ausgewählte Bilder zur Verfügung stehen. H. Illustrierte Flora von Mitteleuropa, von Dr. Gustav Hegi und Dr. Gnst. Dunzinger. München, J. ¥. Lehmanns Verlag. — Von dieser auf 70 monatliche Lieferungen berechne- ten neuen Flora ist das erste Heft erschienen. Soviel sich danach beurteilen läfst. haben wir es mit einer wärmste Emp- fehlung verdienenden Erscheinung des Büchermarktes zu tun. Für viele wird das Werk besonders wertvoll durch die bei- gegebenen ausgezeichneten Farhentafeln, deren 280 in Aussicht gestellt werden. Das vorliegende Heft enthält einen Teil der Farne und es fällt angenehm auf, dal's den botanischen Namen recht gut gebildete deutsche Bezeichnungen beigefügt sind, die sich voraussichtlich schnell da einbürgern werden, wo ein gangbarer deutscher Name Bedürfnis ist, aber bisher fehlt; als Beispiele seien angeführt Buchentarn für Aspidium phego- pteris. Eichenfarn für Asp. dryopteris, Dornfarn für Asp. spinu- losum. Wir werden nach dem Erscheinen weiterer Lieferungen auf das Werk zurückkommen. H. 40 DIE GARTENKUNST IX, 2 Flugblätter für künstlerische Kultur. Im Verlag von Strecker u. Sohröder, Stuttgart, erscheinen seit einiger Zeit unter diesem Titel Hefte in zwangloser Reihenfolge, in denen von bernfenen Autoritäten die wichtigsten Fragen, welche sich bei der unaufhaltsam im Gange befindlichen Umwälzung auf allen Gebieten modernen Kunst; und Kulturlebens auf die Tagesordnung drängen, in fesselnder und jedem Gebildeten verständlicher Form besprochen werden. Von den Heften, welche uns vorliegen, behandelt das eine das Thema „Neue Theaterkultur-" und in der Bearbeitung teilen sich Reg -Bau- meister Moritz, Dr. Herbert Friedrich und Dr. Felix Poppen- berg. Ein anderes, welches den bekannten Nürnberger Kunst- kritiker Prof. Dr. Ree zum Verfasser hat, erörtert das Thema; „Habe ich den rechten Geschmack.'" In geistreicher Weise geht der Autor dem Satze de gustibus non est dispiitandnm zu Leibe und weist nach, dafs die Verschiedenartigkeit der Urteile einem Kunstgegenstaud gegenüber weniger dadurch be- dingt ist, dafs der eine mehr, der andere weniger Geschmack hat, als vielmehr durch die Verschiedenartigkeit unseres Natu- rells, unserer Sinne, unseres Gemütes und vielleicht auch unserer Weltanschauung. Hier zu streiten, wäre mülsig, so mflCsig wie der Streit, ob die Eiche ein schönerer Baum sei als die Linde, oder ob die Buche vor beiden deft Vorzug ver- diene. .Wo es sich um wirkliche Kunstwerke handelt, da mufs man jedes Urteil gelten lassen, nicht als kritisches Welturteil, denn dazu fehlt uns der Mafsstab, sondern als Bekenntnis, das in persönlicher Sj'inpathie seinen Grund und seine Grenze hat. Daneben wird man freilich immer bestrebt sein, die anderen für seine Anschauungen zu gewinnen und, soweit man sich seiner Einseitigkeit bewulst ist, aus dieser herauszutreten und der künstlerischen Eigenart der anderen gerecht zu werden. Das Christuswort: „In meines Vaters Hause sind viele Woh- nungen" gilt auch in der Kunst. — Ein drittes Heft handelt vom Kulturgefühl und kommt zu dem Schlufs, dafs wir den Genufs harmonischer Lebensführung nur allein durch Auf- richtigkeit und Gradheit unserer Forderungen vuid Wege wiedergewinnen können. Besonders interessant ist das Heft, welches „Kultur der Feste" betitelt ist, und wenn wir dem Autor in seinen Betrachtungen folgen, so werden wir schnell und sicher überzeugt, dafs es auf keinem Gebiet unserer modernen Kultur mehr der Reform bedarf, als in der Art. wie wir unsere Feste feiern. — Der Verlag hat dem Unternehmen eine gediegene Ausstattung gegeben. Textabbildungen und Tafeln unterstützen die Ausführungen der Autoren. .Daneben darf auf den billigen Preis hingewiesen werden : Das einzelne Heft kostet 80 Pfg., bei Bestellung von 12 Heften (die einen Band bilden) stellt sich der Preis auf 60 Pfg. Allen denen, die sicli für künstlerische Fragen interessieren, können die „Flugblätter" warm empfohlen werden. H. Journal of the Royal Horticultural-Society, London. — Das .lahrbuch der Londoner Royal Horticultural-Society für 1900 ist erschienen. Es bildet wieder einen stattlichen Band, der eine ganze Reihe interessanter Aufsätze und Mitteilungen enthält. Wir erwähnen: „.lapanische Pflanzen und Gärten" von R. Farrer; „Japanischer Gartenbau"' von N. Hagashi; von demselben Verfasser: „Chrysanthemum-Kultur in Japan". Ein reich illustrierter Aufsatz beschreibt den Garten der Ge- sellschaft zu Visley. Von Interesse ist eine Zusammenstellung von Gehölzen zu Anpflanzungen in Städten von R. L Castle. — jVus dem vorjährigen Jahrbuch werden wir in dem näch- sten Hefte dieser Zeitschrift einen gartenkünstlerisch inter- essanten Aufsatz in Übersetzung von ( '. K. Schneider- Wien bringen. H. Die Schule des Gärtners. Herausgegeben vom „Bund der Gärtner" tiohlis-Dresdcn. Wir machen diejenigen unter den Mitgliedern der D. G. f. G., welche Gartenkunst, Garten- bau oder Kunstgärtnerei in ihren verschiedenen Zweigen be- rufsniäfsig betreiben und unter ihrem Hilfspersonale junge Gärtner und Gärtnerlelulingv beschäftigen, auf diese neue, monatlich zweimal erscheinende Zeitschrift aufmerksam, die vierteljährlich durch die Post bezogen nur Mk. 0.75 kostet. Das Blatt wendet sich an diese jungen Gärtner und diejenigen, welche es werden wollen, und will ihnen Anregung und Be- lehrung bringen Wie die uns vorliegenden Probenummern erkennen lassen, ist der Inlialt recht geschickt in Form und Ausdrucksweise dem \'erständnis der Kreise, auf die das Blatt berei'hnet ist, an.gepalst. Personal nach richten. Berckling, Stadtobergärtner in Nürnberg, ist die kürzlich ausgeschriebene Garteninspektorstelle in Halle a. S. übertragen worden. — Perring, W., Inspektor des kgl. botau. Gartens zu Berlin-Dahlem feierte am L.lanuar d. J. sein ^.öjähriges Dienst- jubiläum. - - Moncorps. Rob , Kgl. Garteninspektor, Gärtnerei- besitzer zu Hohenschonliausen bei Berlin ist am .5. Dezember vorigen Jahres gestorben. — Buchner. Aug.. Kgl. Ökonomie- rat und Heiler, Jac, Stadtgärtendirektor und Kgl. Ökonomie- rat in Münclien. Iiaben die Prinzregent Luitpoldmedaille in Silber erhalten. — Peicker, W., Räuden O.-S., ist anläl'slich seines 70. Geburtstages vom Herzog von Ratibor zum Hof- gartendirektor ernannt worden. — Wychgram, J., bisher in Eutin, ist die .Stadtgärtnerstelle in Jena übertragen worden. — Hoffmann, R., in Weifsensee ist der Titel Kgl. Garten- baudirektor verliehen. — Elpel, Garteninspektor in Nürnberg, ist nach fast 'i.jjähriger Tätigkeit im städtischen Dienste der Titel Stadtgartendirektor verlielien worden. - Buchner, M., München, ist von der „Grofsen französ. Gartenbau.gesellschal't" in Paris zum „Membre honoraire" ernannt worden. — Dr Pfltzer, E.. Geh. Hofrat, Professor der Botanik in Heidelberg, ist aui 3. Dezember v. J. gestorben. Pf., der Vizepräsident der Deut- schen Dendrol. GeseUscliaft war. ist duicli seine erfolgreichen Anbau- und Kulturversiichc immergrüner Gehölze und Bam- busseen, die er in den Anlagen des Heidelberger Schlosses betrieb, in gärtnerisclieu Fachkreisen bekannt geworden. — Undeutsch, G., .Stadtgärlner in Flauen erliielt den Titel Stadt- garteninspektor. • — Bertram, Rieh., elienda. ist zum Stadt- öbergärtner ernannt worden. — Halleroorden, H., bisher Stadtgärtner in Osnalu'ück, liat sich als Garteiuirchitekt in Cliarlottenl)urg niiMlergelassen. — Schlerff. A.. Obergarten- direktor im Dienste des .Sultans, ein Frankfurter von Geburt, ist 7:i Jahre alt gestorben. Ftir liif Redaktion vprantwortlirli : Stadt-Gartt'nrliroktor Heicke, Frankfurt a. M. — Vorlag von Gebrüdnr Homtrapger, Berlin SW n. DpSBaanr StrasBC 2P. — Dyuuk von A. W. Hayn'ti Ki-heu, Pot.sdam. IX. 3 DIE GARTliNKUISST 41 ••i/'l'X» i^4i^M^rjttl34i;fc^i^NßföKiM. 'r,'f,::f Wy, - ',7 nfr ^in^imi:^;-- •).7.':.7:iiS.'J7/l^T.'-*.7''^>"Cu''5«r.7^* W'' \]^> 'S''.''''.'' " Zeit- und Streitfragen. Die Rcforin der (Jarteukimsf uimI die Tradition. \'on Ludwig F. Fuchs. Es ist eigeiitlicli merkwürdig, dal.i es immer nochi Leute gibt, die glauben, dalJ ein Umschwung auf irgemi- welchem Gebiete möglich sei, ohne dalj Kämpfe, oft heftige Kämpfe, daraus entstehen. Wer immer den goldenen Mittelweg vorschlägt, wer zu Frieden und Ausgleich mahnt, dessen .Aufrichtigkeit und wahres Interesse sollte beargwöhnt werden, vielleicht auch seine Zuständigkeit in der Sache. Solche Kampfe toben heute auf allen Gebieten des Lebens. Das politische in fortschreitender Kräftigung be- griffene Xationalbewuütsein sucht die entsprechenden Aus- drucksmittel der neuerrungenen Kräfte. Ein solches Aus- drucksmittel, und zwar eines der wichtigsten und charakte- ristischsten, ist vor allem auch die Kunst in ihrem vollen Umfang, die Kunst als die rhythmische LebensäuLlerung der Kultur, und der Kampf um dieselbe, wie sie unserer neuen Zeit entspricht, hat nichts Entweihendes, sondern ist weihevoll und vor allem gesund. Ich glaube nicht fehl- zugehen, wenn ich annehme, datl diese Erkenntnis den Leiter dieser Zeitschrift bewogen hat, einem Kämpfer die Feder in die Hand zu geben. Meine Absicht ist. zu zeigen, daij alle Gebiete der bildenden Kunst in solchen Krisen stehen, wie die ist, in welche die Gartenkunst vor ein paar Jahren eingetreten ist, ja eintreten mutlte, zu zeigen, daß vielfach schon ein Anlauf genommen wird zu einem Aufschwünge im höheren Sinne. Ich verstehe unter „höherem Sinne" die Betonung der rhythmischen Gestaltung. Wir werden sehen, dal.) die Kraft zu diesem letzten, bedeutungsvollsten Schritt gewonnen wird im Anschluß an die Tradition, das will heilien an die Kunstübung derjenigen Zeit, die dem Verfalle des natio- nalen BewulJtseins voraufgegangen ist. Am markantesten zeigt sich diese Erscheinung in der Malerei. Nach einer Periode heftigsten Haders, die jede Saison ein anderes Schlagwort als Parole ausgab, ist eine solche ernstester Arbeit und tiefster Vei'innerlichung ge- folgt. Keine Verinnerllchung des E'arzustellenden. des r-- Sujets, denn das wäre ein Rückschritt gewesen, sondern cn eine Yerinnerlichung. Vergeistigung der formalen und _, koloristischen Ausdi-ucksweise. Man begriff: Kunst ist Csj Rhythmus, in diesem Falle Rhythmus der Form und der n- Farbe. Woher kam nun dieser plötzliche Umschwung, dieses Licht, das den rechten Weg gewiesen hat? Nach all dem Sturm und Drang, nach dem Tohuwabohu von Kunstrichtungen und Kunstansichten fand mau einen sicheren Halt an den alten Meistern. An jenen, die wie eherne Felsen herausragen über das Hasten und Treiben zu ihren Füssen durch alle Zeit, l'nd zwar waren es nicht allein die Meister der weiter zurückliegenden Jahi-lmnderle sondern vor allen auch diejenigen des 18. und des auf- gehenden 19. Säkulums, denen man sein Studium zuwandte. Wer dies nicht glaubt vergleiche die Erscheinung der retro- spektiven Ausstellungen, er prüfe dieJahrhundertsausstellung. die im vorigen Sommer in Berlin so groLles .Aufsehen er- regte, und er wird sich eines anderen besinnen. Hat man doch, seit uns diese Erkenntnis überkam, viele ältere Maler erst würdigen gelernt und hat entdeckt, dal.'i diese einsamen Menschen ihrer Zeit voraus waren. In der Bildhauerkunst liegt die Parallele deshalb nicht so nahe, da die bis jetzt unerreichte Plastik der Helenen und der Renaissance bis auf weiteres als Autorität zu gelten hat. d, h, auch sie sucht den Anschlul.l an die Tra- dition. Ebenfalls AnschluL) an die Helenen verlangen energische .Stimmen, die in allerletzter Zeit laut werden, und die eine stilistische Reform der Schaubühne und des Tanzes fordern. Wer hat noch vor 15 Jahren der Volkskunst anders denn als Sammler gegenüber gestanden'? Heute haben wir die stilistische Wahrhaftigkeit der bodenständigen Volkskunst erkannt, die zu pflegen, zu erhalten und, da wo sie durch Unverstand und die Surrogatwii'tschaft unserer modernen Zivilisatiiui zertreten wurde, wieder aufzurichten unsere ernsteste Pflicht ist. Überall sogar schon auf Dörfern existieren Museen oder sind solche im Entstehen begriffen, die sich die Pflege der Volkskunst zur Aufgabe machen. Vortreffliche Publikationen existieren über dieses Thema. All dies geschieht, um dem Landvolk zu zeigen, wo es anzuknüpfen hat zur Wiedererlangung einer eigenen, selbständigen Kultur, die es braucht als Prophylaxe gegen die verzweifelte Erscheinung der Landflucht. Ein Kunstgebiet, das direkt auf unser Thema überleitet, ist die Architektur. Sie ist die einzige Kunst, die von denen, die sie ausüben, von je bewuBterweise als Rhythmus behandelt wurde. Das vielgebrauchte Wort: Architektur ist versteinerte Musik, weist daraufhin. Trotzdem konnte es auch hier geschehen, daß dieser Fundamentalsatz ver- i-l DIE GARTENKUNST IX, 3 gessen wurde, vielmehr es geschieht noch jetzt, und zwar in unheimlichem Maßstiibe. Fast unsere sämtlichen modernen städtischen Bauten vom Rathaus bis zum einfachsten Zins- haus sind beredte Zeugen. AU diese albernen Kästen mit dem aufgepappten Renaissance-, Rokoko- etc. -Zeug sind Versündigungen gegen das oberste Gesetz. Es ist daher nicht weiter erstaunlich, aber um so erfreulicher, daLl hier der Ruf nach sachgemäßer Bodenständigkeit so kräftig er- klingt. Aber was heißt in diesem Falle Bodenständigkeit? Ks heiüt in den meisten Fällen nichts anders als: Anknüpfen an diejenige Blüteperiode der Baukunst, die unseivm Emp- finden, unseren Bedürfnissen am nächsten steht. Man nennt diese Zeit — oberflächlich genug — „Biedermeierzeit". Allerdings ist zu bemerken, dal.l bedeutende moderne Archi- tekten sich mit viel Glück auch in Barock, Renaissance usw. versucht haben. An die Tradition anknüpfen heißt eben nicht die letzte Blütezeit sklavisch nachahmen, sondern ergründen, was früheren Werken das Eindrucksvolle, die zwingende Wirkung verleiht, kurz wie in ihnen die ewigen Gesetze aller Kunst gewahrt sind, die uns in den ver- schiedensten Stilen entgegentreten. Bezüglich der ange- wandten Künste wie Haus- und Gartenarchitektur muß uns dies Verfahren da am leichtesten werden, wo wir die meisten persönlichen Berührungspunkte finden. Dies ist wohl fast immer bei einer nicht allzuweit zurückliegenden Epoche der Fall. Unzweifelhaft sind die geometrischen Gärten, die dem 18. Säkulum ihre Entstehung verdanken sowohl in ihrer Wahrung der rhythmischen Stilistik der Anlage und des Anschlusses an die Architektur, die sie zur Voraus- setzung haben, als auch in ihrer bequemen Bewohnbarkeit und sachgemäßen Bepflanzbarkeit für uns das Vorbildlichste, was uns zur Verfügung steht. Solche Gärten sind be- sonders in Residenzstädten noch in großer Zahl vorhanden und haben zum Teil eine außerordentliche Berühmtheit erlangt. Sie wirken heute noch durch ihre vornehme Ruhe erhebend auf unser Gemüt und haben nichts Fremdes für uns. Ich dächte dasselbe gelte auch von den einfachen Hausgärten, wie sie jedem von uns wohl in einigen Exem- plaren bekannt sind, und wie sie uns Schultze-Naumburg in Hülle und Fülle vorführt. Ich dächte, das sei gerade das Erstrebenswerte bei einer Gartenanlage, was in diesen oft außei'ordentlich primitiven Gäi'ten so wohltuend und rein zum Ausdr-uck kommt. Wie gesagt, für mich unter- liegt es keinem Zweifel, auf welcher Grundlage unsere Gartenreform zu beginnen hat. Bezeichnend für das Gesagte ist die Tatsache, daß der Niedergang der Gartenkunst zeitlich zusammenfällt mit dem der anderen Künste, und daß zur gleichen Zeit, in der diese sich zu einem neuen Leben aufraffen, auch Stimmen laut werden, die gebieterisch, eine Reform der Gartonkunst verlangen. Das sollte den Verteidigern der englischen oder vielleicht besser gesagt natürlichen Rich- tung zu denken geben. Alle und zwar ausnahmslos alle Vorkämpfer einer modernen Gartenkunst halten diesen „natürlichen" Stil für eine Entartung und weisen auf die rhythmische Gestaltung früherer Epochen hin. Denn man mag sagen was man will, der natürliche Garten ist und bleibt eine versuchte Nachahmung eines Naturausschnittes. Aber geradesowenig als eine angemalte Photographie eines solchen Naturausschnittes ein Kunstwerk ist, obwohl sie der Natur vielleicht näher kommt als das Gemälde des vortrefflichsten Malers, geradesowenig ist die Nachahmung der Natur ein Garten, Sei das Vorbild auch noch so idyllisch. Man darl nie vergessen, daß der Maler von vornherein gar nicht die Absicht hat, uns dies oder jenes Stück Natur vorzuführen, sondern daß er irgend ein solches Stück als Mittel benutzt, uns etwas zu sagen, seine reiche K'ünstlerseele auf uns wirken zu lassen. Je reicher diese Künsflerseele ist, desto intensiver wii'd die Wii'kung des Kunstwerkes sein. Genau so verhält es sich in der Garten- kunst. Wir sollen die Natur nicht nachahmen, sondern dieselbe lediglich benutzen, ein Kunstwerk zu schaffen, das vermöge seines künstlerisch durchdachten Aufbaues, seiner angenehmen stimmuugserweckenden Benutzbarkeit. kurz durch seinen Rhythmus eine bestimmte von dem schaffenden Künstler gewollte Wirkung auf jeden ein- drucksfähigen Menschen ausübt. \y\e reizvoll steht ein Garten, der nach den Gesetzen, die der künstlerisch schaffenden Menschenhand vorge- schrieben sind, unter dem Zwange der dominierenden Architektur entstanden ist, in der natürlichen Umgebung. Für einen solchen Garten kommen ganz andere Bedingungen und Möglichkeiten in Betracht, als wie für den Stadtgarten. \\'ährend letzterer die strengste Abgeschlossenheit zu wahren hat, muß ersterer bei aller Ungestörtheit den Genuß der landschaftlichen Schönheit von bevorzugten Punkten aus ermöglichen. Außerordentlich reizvoll ist dieser Kontrast zwischen gesetzmäßiger Schönheit und der schrankenlosen Erhabenheit der freien Natur in einem mir bekannten — leider nur noch als Ruine erhaltenen — Garten in der Umgebung von Darmstadt ausgenutzt. Der Garten, welcher ungefähr im Jahre 1760 entstanden ist und eine geometrische Anlage von großem Reize darstellt, ist am Rande der Rhein- ebene gelegen, jener Ebene, die Herder als eine „melancho- lische Zaubergegend" bezeichnet. Von den Fenstern des entzückenden Barockschlößchens und von dem vorgelagerten großen Rasenparterre aus, dem Lieblingsaufenthalt der früheren fürstlichen Besitzer, schweift der Blick ungehemmt über das halbmondförmige Wasserbecken und den Zaun hinweg nach der weiten Ebene, deren Abschluß gebildet wii'd durch die majestätische Scheitellinio des Taunus. Vom Wasser aus wird der Blick geleitet von einer Allee lombardischer Pappeln, die vom Beschauer weg konvergent verläuft. Diese Konvergenz ist es, die uns hier interessiert. Sie soll als willkürlich herausgegriffenes Beispiel beweisen, mit welchen raffinierten Mitteln die alten Meistor unserer Kunst gearbeitet haben. ui\d soll zeigen, was bei ihnen alles zu lernen ist. Das Zusammenlaufen der beiden Baum- tluchten erweckt in uns die optische Täuschung, als liege der Von den beiden letzten Pappeln unu'ahmte Naturaus- schnitt bedeutend weiter von uns weg, als dies in Wirk- lichkeit der Fall ist. Das Auge nimmt eben an, dal.1 die beiden ßaumreihen parallel laufen und die Konvergenz durch ihre große Länge hervoi'gerufen werde. Dies bewirkt abei'. daß der Vordergrund, die vollkommen Hache Ebene an Interesse verliert, während der landschaftlich inter- IX, 3 DIE GARTENKUNST 43 essantere HinternTund an Bedeutung gewinnt. Im Verein mit der Spiegelung des Wassers entstellt auf diese Weise ein Hild. das man bei der zwar poetischen, aber auf die Dauer doch bedrückenden Momifonie dos Geländes nicht für möglich gehalten hätte. Man muü mir das Gesagte schon auf guten Glauben hinnehmen, denn unser neben- stehendes Bild zeigt lediglieh die Anlage dieses Zaulier- kunststückes, die Landschaft ist vom Nebel bedeckt. Die Photographie wurde damals nicht aufgenemmen um Oben- stehendes zu demonstrieren. Die Landschaft selbst sehen wir durch den Aha, der als Kopfleiste (S. 41) verwandt wurde und der sich im neueng- lischen Teile des Gartens be- findet. Wir haben es hier mit dem strikten Beweis zu tun — und der Beispiele könnten viele erwähnt werden — , dal.! man sich bei der Anlage des Gartens absichtlich in dia- metralem Gegensatz zurNatur setzte. Man betonte aufs be- stimmteste, wo die Kunst auf- hört, ließ aber die schöne natürliche Umgebung gerne in sparsamer Weise hinein- klingen. Daß man dieses Hineinklingen sehr vorsichtig behandelte und eventuell so- gar künstlich beeinflußte, geht aus unserem Beispiele hervor. Ich glaube, noch eins können wir als Resultatobiger Auseinandersetzungen fest- stellen. Die Frage ob der landschaftliche oder der geo- metrische den Garten der Zukunft vorstellt, ist füglich gleichgültig. Es ist auch gleichgültig, ob „feinste, aller- feinste Züge" der Natur, wie Herr Gamillo Karl Schneider in No. 7 des Jahrgangs 1906 dieser Zeitschrift sagt, auf uns befruchtend einw-irken oder ganze Landschaften. E)ie Haupt- sache ist eben das Resultat. Entspricht dasselbe den An- forderungen, welche wir vom künstlerischen Standpunkt aus an ein Kunstwerk stellen, so ist der eingeschlagene Weg richtig: entspricht es nicht, so ist er eben falsch. Es wäre ja möglich, daß jemand auf dem Wege der hind- schaftlichen Gartengestaltung zu einem stilistisch und ästhe- tisch einwandfreien Ergebnis käme. Bis jetzt ist dies — meines Wissens wenigstens — noch nicht geschehen: ich kann mir auch nicht recht vorstellen, wie das zu- gehen sollte. In der Beschränkung zeigt sich der Meister. E>em Maler und Bildhauer werden durch seine Vorbilder tausend Schranken gezogen, in deren harmonischen Zusammen- schluß die Betätigung seiner künstlerischen Arbeit besteht, l'nd ist nicht gerade die Musik dui'ch die starke Bo- scliränkuiig, die in der geringen Anzahl v(ui .Mitteln besteht, die feinstt^ aller Künste? Dem Architekten ziehen die (iröße des Menschen und dessen Platzbedürfnis ganz be- stimmte Grenzen iunei'lialli deren er seinen rhythmischen Aulbau vornimmt. Ohne diese Gesetzmäßigkeiten, als welche wir diese Schranken Irtztcn iMides zu verstehen haben, herrscht Zügellosigkeit in allen Künsten. Dies gilt aucli für die Gartenkunst. Insbesondere das von der Architektur Ge- sagte. Außerdem wird von l)eiden verlangt, daß sie das Gepräge tragen der künst- lerisch schattenden Men- schenhand, d. h. der ge- meisterten Natur. Dieses Gepräge hat aber nichts zu tun mit dem, das durch die tektonischen Kräfte unseres Erdballs im Laufe von Jahi- millionen gestaltet w'urde. Gestaltet wurde nach Ge- setzen, denen auch unser kleines Menschenhirn seine Existenz verdankt, und die uns ewig unergründbar sein werden. Die (ii'uudzüse der Laud- schafts^estaltuiif?.*) Hinweise, wie man die natürlichen .Schönheiten vini (ieblischen tinil Waliinnsen in Ersclicinung treten lassen kann. Von J. Forsyth Johnson. (Aus dem Englischen frei übertrugen von U. Iv. Schneider.) (Hierzu Fig. 1—3.) E i n 1 e i l u n g. Johnson leitet seine I)arlegungen mit dem Hinweis auf ein Wort Richard Wagners ein, worin dieser sagt, daß die erste Bedingung für künstlerische Betätigung ist, „sehen zu lernen". Wer zu sehen versteht, der kommt zu allen Dingen, und insbesondere zur Natur, ins rechte Ver- hältnis. *) Unter dem Titel: „The Lavvs of developing landscape: showing how to make thickets and woodlauds reveal their natural beauty" hat John.son im Journal of the Roy. Horti- eultural Society, London, vol. XXIX, p. 593 eiQeu Beitrag zum ■14 DIE GAETENKÜNST IX, 3 Johnson will nun In dem Artikel eine Anleitung geben hängt davon ab. dal.i wir die rechte Pflanze an den rechten zum Verständnis natürlicher Schönheiten. Wir müssen die Platz setzen. lebendigen? Züge in der Natur, ihre lileibenden. immer Ehe wir das Werk beginnen, müssen wir wissen, wo wiederkehrenden ewigen Schönheiten erkennen lernen. wir |itlan/.en und bauen, und wo nicht. Wir müssen das r-^-i WEST Groanä Fi^-. 1. lioher Situationsplan eines Geländes. + Höhen, Q 'liefen. Die Karrees stellen lOinzäiinungen dar. Wir müssen die Wirkungen von i-and, Wasser. Pflanze. Terrain im grollen skizzieivn und uns Vdi- allem die Sichl- llimmel erforschen, um Landschaften zu gestalten. Ist es linien einprägen. doch das Ziel der Landschaftsgestaltung, die pflanzliche Amerika besitzt immense Flachen wilden ■ Landes, Schöne so recht in Erscheinung treten zu lassen. Alles dessen Schönheiten so recht entwickelt werden könnten, Thema „Landschaftsgestaltung" publiziert, dessen Wiedergabe reich und die Ausdrucks weise des Verfassers ziemlich weit- in der ,, Gartenkunst" um so mehr von Interesse sein dürfte, schweilig ist. Ich war aber bemüht, das Wesentliche getreu als damit in unserem Blatte einmal ein Vertreter der neuen zu übertragen und betone, daU der Hauptwert gerade in den englischen Gartenkunst zu Worte kommt, der eine selbständige sehr interessanten Bildl)eigaben lie.gt. Für die Erlaubnis zur und charakteristische Auffassung vertritt. Einige Stellen mufsten Übersetzung und die Uberinittelunf; des Klischees sei dem Sekre- gektirzt werden, da der Artikel mit den Figuren sehr umfang- tariat der Society vcrbindliclist gedankt Schneider. IX, 3 DIR GARTENKUNST 45 unter Verbergung oder Entfernung alles Unschönen. Auch sprechend und in Harmonie mit dem Ganzen bekleiden will, für Europa gilt dies, selbst iiir England, wo die Striche Alle unsere Figuren zeigen solche Beobachtungspunkte, wilden Landes notwendigerweise viel kleiner sind. von denen aus radial die Sichtlinien ausstrahlen. Vor Beginn 'ki^k. Sca/e o/~ c/ar-dS. 200 300 4- 00 T'/i'e ///?es s/?oiv/7 re/ea/ r//e ^?ai^iyra/ P/c/e/res £/pat t/^e /3r?c/possesses, r/fese ex/^/M ParA /a/7a^6 /br /!'es/cye/7i/ä//?ro/aer^/. / Fig. 2. Die Linien lassen die natürlichen Bilder, die die Landschaft besitzt, in Erscheinung treten, sie zeigen an, wo man pflanzen mnl) und wo niclit, oder wo vorhandene W.ddungen zu lichten sind, um Parkliindereien für Wohnsitze zu bilden. B e 0 b a c h t u n g s s t e 1 1 u n g e n . Man muß zuerst die Stellungen auswählen, welche den reichsten Szeneriewechsel darbieten und danach die Haupt- linien festlegen. Höhen, Täler, Gruppen, je nach dem natürlichen Wechsel des Geländes. Hat man die allge- meinen Umrisse sicher erfal.U. so wählt man die Vegetations- charaktere, womit man die Erde ihren Eigenarten ent- des Werkes ist es von der gröL5ten Wichtigkeit, diese Punkte festzulegen, wo auch immer irgend etwas gesehen werden kann, seien es lange oder breite Landflächen. Ge- hölze, Gewässer usw.. derart daß sie dazu dienen können, die Wege so anzulegen, daß sie die Besucher nach den rechten Beobachtungspunkten leiten. Die Figuren in Kontur und Profil zeigen Bodenerhebungen, die diese Stellungen 46 DIE GARTENKUNST IX, 3 beherrschen. Das Ziel ist. unter Verbergung alles Un- schönen die natürlichen Effekte zu erschlleüen und Woh- nungen. Wege usw. mit landschaftlichem Leben zu umgeben. Die Beobachtungsstellungen, welche die weitesten und atisgedehntesten Sichten bieten, sind die zuerst zu berücksichtigenden und werden Hauptpunkte genannt. Nicht immer sind die höchsten und die tiefsten Punkte die besten für die Beobachtung. Im Hochland sehen wir oft, daß die Hauptpunkte etwas tiefer liegen, als die höchsten Punkte, denn eine ein wenig tiefere Position wird manche andere Punkte und Merkmale in Sicht biingen und doch die Weite derhöchsten Fernsichten nicht beeinträchtigen. In Fig. 1 sind einige hundert englische Acker Landes für die Beobachtung angenommen und zwecks Erklärung die hohen und tiefen Punkte als Hauptpunkte festgelegt, obwohl diese, wie gesagt, in Wiiklidikeit niclit die eigent- lichen Hauptsichtpunkte sind. Wechsel von Licht und Schatten. Landschaft besteht aus einer Serie von \\'ellenbe- wegungen, zusammengesetzt von unbegrenzten Lichtern und Schatten. In der Natur gibt es keine Linien. \\'ir brauchen solche, um sie zu erschließen, nicht um Natur zu machen. Wenn v.'ir Szenerien in Übereinstimmung mit dem Charakter der natürlichen Vegetation jedes Landes gestalteten, würde die Erde ein immerwährendes Entzücken für den Beobachter darbieten. In Übereinstimmung mit den Gesetzen der Natur müssen wir arbeiten und lernen, wie wir diese Schönheiten erschließen, von denen iMenschen- geist nur eine schwache Vorstellung hat. Zuerst arbeiten wir in grober Weise, mit dem Verstand wie mit der Feder, die verschiedenen Höhen und Täler, Punkte und Sichten heraus, die den Boden charakterisieren und unterscheiden. AUeLändereien bergen eigene Schönheiten und Vorzüge. Jedes Stückchen Land besitzt seine eigenen malerischen Schönheiten, und diese müssen wir sehen lernen, das ist das erste Gesetz der natürlichen Gestaltung. Das richtige Verhältnis ist wichtig in allen Dingen. Ohne die rechten Proportionen keine Harmonie. Um die wahren Proportionen erkennen zu lernen, muß man die Ausdehnung des Landes, seine hohen und tiefen Punkte, die Entfernungen, den Forniationscharakter usw. studieren. Fig. 1 zeigt rohes Land, mit Höhen und Tiefen und Einzäunungen in der üblichen Art. Die + zeigen die Höhen an, deren eine als Ort für das Wuhnhaus odei- Schloß ausgewählt ist. Das Gebäude bildet natürlich einen Hauptpunkt für die Beobachtung, deshalb müssen die von dort ausstrahlenden Sichten ausgestaltet werden. Man muß die Bilder, welche das Land selbst besitzt zeigen und sie zur weiteren Ent- wickelung studieren. In Fig. 1 sind die Hauptpunkte so angedeutet, daß die + die Höhen, die i^ die Tiefen und u den Platz fürs Haus zeigt. Fig. 2 veranschaulicht nun die Ergebnisse, ilie u)an durch Festlegung dieser Hauptpunkte nach Entfernung der Zäune erzielte, indem sie die natürlichen Vorzüge des Ge- ländes ins rechte Licht treten läßt. Jede Sichtlinie ent- spricht einem Bild, und indem wir die Höhen bepflanzen und das Wasser vergrößern, beginnt unendliche Schönheit sich von selbst zu entwickeln. Wir sehen sieben Höhen, von denen aus die Sichtlinien die natürlichen Bilder an- deuten und auf die Punkte weisen, deren schweigendes Leben zu entwickeln ist. Das Wasser wird dort ver- breitert, wo die meisten Linien sich schneiden, und in der Achse des Hauses wird es in einem kleinen See um- gewandelt, mit einer Insel, die so liegt, daß ihre Grenzen vom Hause aus nicht erkannt werden können. Ausstrahlung (Radiation). Ausdehnung nach allen Seiten. Ausstrahlung gehört zur Natur, Uhe Blumen strahlen aus vom Stamm, der Baum strahlt aus von seinen Wurzeln, die Hügel strahlen aus von den höheren Bergen, die Schluchten von den Tälern, und die Täler vom Hauptland, die Bäche von den Flüssen, die Flüsse von den Strömen und die Ströme von den Ozeanen. Licht strahlt aus von der Sonne, und das Menschengeschlecht sieht, atmet und lebt durch Ausstrah- lung. Land, \\'asser und Leben betätigen ihr Sein in Aus- strahlung und der Mensch empfängt und vermittelt Eindrücke durch die Mächte der Ausstrahlung. Fig. 2 veranschaulirlu die bedeutende Entwickelungsfähigkeit auf den Strahlungs- linien der Hauptpunkte. Wenn wir den Plan ülierschauen. werden wir wertvolle Züge hervm'treten sehen. Abstands- wahrnehmungen gehören zur Ausstrahlung. Sie regiert die Richtung der Kurven. EUe so oft in der sogenannten Landschal'tsgärtnerei zu beobachtenden Auswüchse sind darauf zurückzuführen, daß der Gestaller nicht der .Strahlung seiner Szenerie bei Bildung der Kurven seiner Landschaft folgte. Fig. 3 veranschaulicht, wie eine einfache Handlinie durch Entwickelung ihrer Charaktere auf ihren Strahlungs- linien sich in Vielheit von Kurven autlösen läßt, die doch eine harmonische Einheit bilden. Dies Beispiel erklärt, wie natürliche Regeln kleine wie große Szenerien beherrschen. Landschaft. Natürliche Gestaltungsgesetze als Grundlage für Schönheit. Um zu planen, bauen und anzulegen, derart daß man Land und Gebäude in vorteilhaftester Weise ausnütze, gibt es sieben fundamentale Gesetze, deren jedes zu einem be- stimmten Ziele hinleitet und in sich selbst unendliche Mög- lichkeiten birgt, zur Entwickelung von Schönheit beizutragen. Landschaft ist die Umwaiuiluiig stillen Lebens in unaufhörlich bewegtes. Wir beginnen unsere Arbeit mit dem Boden, finden Stellen zum Bauen, zum Pflanzen, für \\'ege. zum Aus- lichten usw. Um mit dem llausbati zu beginnen, ist es notwendig zu wissen, wie man bauen soll. Es geht nicht an, einen Menschen anzuweisen, eine bestimmte Sorte von Türen, Fenstern oder Bögen einzusetzen, wenn er nicht weiß, wie er das eine oder andere machen soll. \\'ir wünsclien unsere Wohnungen in ])arkähidicher Umgebung, in der Stadt wie auf dem Lande. Alle trachten, wissentlich oder unwissentlich danach, ihnen solche Umgebung zu geben. Eine rechte Voi'stellung von Landschaft zu gewinnen, ist der Entwickelungskeim für den Künstler, so wie die IX, 3 DIE GARTENKUNST 47 Erlernung!; von Zeichnen und Malen das gleiche für den Maler bedeutet. Zu zeichnen ist die Grundlage für Rein Werk: das Malen ist die Pflanzung und Entwickelung wirk- lichen Pflanzenlebens auf dem Grund. Landschaftsgestaltung besteht darin, jedem f)ing den rechten Platz zu geben. Nichts ist wichtiger; finden wir doch überall Leute, die, nachdem sie ihr Geld geopfert haben, zu spät wahrnehmen, dal.! sie falsche Stellen für die verschiedenen Objekte gewählt haben. Je nach dem Beob- achtungsstandpunkt sind Effekte besonderer oder allgemeiner Art. Die folgenden Pläne, zeigen nicht nur die besten Effekte und Entwicke- hingsgrade im Land, son- dern beweisen oft. dalJ kein anderer Punkt so gut ist. und geben somit die passenden Stellen für die verschiedenen Wünsche. Johnson spricht dann enthusiastisch aus. unsere viel schönere Na- tur selbst sei also das beste Gemälde. Betrach- te, so etwa ruft er zuletzt aus. durch eine ent- sprechend große reine Glasfläche eine gut ent- wickelte natu i'li che Land- schaft, voll von bewegten und stillen Leben, ver- gleiche damit das beste Wandbild, und Natur wird alle Gemälde über- treffen; wie natürliche Schönheit die Schönheit des Inneren von Men- schen geschaffener Wohnungen übertritt't. so wird jeder Blick in die Natur mit der ihr eigenen Schöne, bedeckt von einem unendlichen blauen Himmelsgewölbe, vergoldet vom Sonnen- schein oder erhellt von den Sternen der Nacht den Eindruck übertreffen, den irgend eine Wohnstätfe auf uns ausübt. Die sieben Gestaltungsgesetze sind folgende: 1. Beobachtung, Hauptpunkte. — 2. Ausstrahlung. — 3. Umrili (Abstände und Maüe). — 4. Profile. — 5. Szenerie, Zentrum und Grenzen. — 6, Wege. — 7 Pflanzung (Himmels- linie, mittlerer Abstand. Rasenbahnen). (Forts, folgt.) Pis. 3. Wettbewerb . Stadtpark Scliöiieberg". Bereits in unserem Februarhefte haben wir das Prämiierungsergebnis dieses Wettbewerbes mitgeteilt. \X\r bringen im folgenden eine kurze Übersicht über die in dem Preisausschreiben gestellten Bedingungen und lassen dann die prämiierten Entwürfe folgen. Zu den einzelnen Entwürfen geben die auszugsweise beigefügten Erläuterungsborichte, soweit erforderlich, Aufschlüsse und Erklärungen. Die Berichte ungekürzt zu bringen, ist uns des beschränkten Raumes wegen nicht möglich. Das Programm für den Wettbewerb „Stadtjjark Schöne berg" enthielt im wesentlichen tnlgonde Bestimmungen: In dem vom „schwarzen Graben" durchflossenen „Penn- gelände" soll ein Stadt- park im Charakter einer natürlichen Landschaft angelegt werden. Größe- re regelmätlige Blumen- beetanlagen sind dabei ausgeschlossen. Das gärtnerisch auszugestal- tende Fenngelände er- streckt sich in einer flachen Talmulde, die sich in westlicher Rich- tung zur Wilmersdorter Gemeindegrenze hin- zieht. Es findet seine Fortsetzung auf Wilmers- dorfer ] Gebiet bis zum Wilmersdorfer See, wo der genannte schwarze Graben entspringt. Die Gemeinde Wilmersdorf hat sich entschlossen, die Parkanlage, unter Einschränkung der Brei- tenabmessungen, bis zum Wilmersdorfer See (einschl.) fortzusetzen, so daß eine zusammen- hängende Parkanlage von rund 1800 m Länge entstehen wird, von denen rund 630 m auf Schöneberg entfallen. Das Fenngelände hat zum Teil bis auf Tiefen von 15 m moorigen Untergrund und eignet sich nicht zur Bebauung. Nur der Nord- und Ostrand des Parkgeländes soll landhausmäüig bebaut werden. In der übrigen Umgebung des Parks ist die Efrichtung von fünfgeschossigen Reihenhäusern zulässig. I»er mittlere Grundwasserstand (+ 32,.50 m über N. N,) ist maßgebend für den Wasserspiegel der in dem Stadt park anzulegenden Teichanlagen. Bei dem Entwurf braucht auf die moorige Beschaffen- heit des Untergrundes keine Rücksicht genommen zu werden, ebensowenig auf die jetzige Oberfiächengestaltung. Durch Anschüttung schwerer Sand- und Lehmmassen soll der schlammige Untergrund in der ganzen Talmulde seitlich herausgedrängt und mit der oben aufgebrachten Boden- schicht zu einem guten Pflanzboden gemischt werden. Eine größere Bodenaufschüttung ist bereits vorhanden und Entwickehingslinien einer Szenerie aus bestimmten Gi-enzen in freie Natürlichkeit. 48- DIE GAETENKUNST IX, 3 wird in geeigneter Weise bei der Anlage des Parks um- zugestalten sein. Als Höhenpunkte für den Park sind die Ordinaten der iiin umgebenden und durchschneidenden Straßen zu betrachten. In der Achse der Straße P ist in der Breitenausdehnung des Parks die Anlage eines unterirdischen Bahnhofs geplant, der vom Park und von der Straße aus zugänglich gemacht werden kann. Da der Zusammenhang der beiden Parkteile hierdurch empfindlich gestört wird, so wird anheimgegeben, zu über- legen, ob es möglich ist, die Einheitlichkeit der Parkanlage dadurch besser zu wahren, daß der Bahnhof teilweise oder I. Motto: „Was Ihr wollt". Verfasser: Gartenarchitekt O. Kniepper-Düsseklorf. (I. Preis.) Dem Programm gemäß sind zwei große, geräumige Teiche projektiert. Dieselben liegen in einem Längstal, von Höhen- zügen umrahmt. Die Vegetation schmiegt sich dem Goliinde im. Die Ge- hölze bewalden die Höben, während Gras und Stauden die Niederungen begrünen. Nur :in den steilsten Abhängen, besonders dort, wo das Wasser nagt, können zur Erhöhung des malerischen Reizes Felsen angebracht werden ; besser jedocli Pi'ahlrammungen, Lagejjlan des Geländes für den proj. Schöneberger Stadtpark. ganz mit flachen Erdböschungen und Pflanzenanlagen über- deckt und eine unterirdische, grottenförmige Verbindung der beiden Parkhälften hergestellt wird. Der Stadtpark soll von allen Seiton frei zugänglich sein. Erwünscht ist die Herstellung von Teichanlagen bzw. Wasserläufen, die im Winter als Eisbahn zu benutzen sind. Die Ausführung einer Kestauration oder dergl. bleibt der Privatspekulation auf dem angrenzenden Baugelände vorbehalten. Größere Spielplätze (für Ball- und Laufspiele) sind aus- geschlossen. Dagegen ist auf die nichl störende Ein- gliederung kleinerer Plätze für jüngere Kinder Bedacht zu nehmen. Für die Aufschüttungen sind Kosten nicht in Ansatz zu bringen. Ijie Anlagekosten dürfen 250,000 Mk. nicht übersteigen. Für die Bepflanzung sind einheimische und Winterhärte Pflanzen in Aussicht zu nehmen. Lias ganze Parkareal ausschließlich der umgebenden Straßen- und ßauflächen umfaßt rund 67000 i|m. Faschinen, Zyklopenmauerwerk, die ebenso malerisch wirken können. Man kann in dieser Hinsicht viel von den Japanern und ihren Gärten lernen. In der kleineren Parkhälfte finden wir, vom Wasser ent- fernt, für die Kinder ungefährlich, die Spielplätze. Um ein unbehindertes Ein- und Ausfahren der Schlitt- schuhläufer aus dem einen Teich in den anderen zu ermög- lichen, sind die Wasserflächen durch zwei Arme miteinander verbunden. Zufluss erhalten die Teiche aus einem Bach, welcher von der städtischen Wasserleitung gespeist wird. Bei der Projektierung der Wege ist Bedacht darauf ge- nommen worden, dem Fußgänger den Weg zu kürzen und angenehmer zu gestalten, bei gleichzeitiger Entlastung der lUirgersteigo. Über die Pflanzungen berichten die Erläuterungen des Arbeitsplanes. Als I5auwerke kommen in Betracht drei Jb-ückiMi, die je nach den zur Verfügung gestellten Mitteln aus Stein oder Holz hergestellt werden können. Gleiches gilt von den Bedürfnis:instalten usw. Die Baulichkeiten dürften am hosten im Biedermaierstil auszuführen sein; derselbe leistet auf diesem Gebiete viel Schönes. IX, 3 DIE GARTENKUNST 49 Ö CS II. Motto: „Schlicht". Verfasser : Stadtgarten Jirektor E n ck e u. Stailtbauinspektor B o 1 1 e - Köln. (II. Preis ) Durch die Forderung größerer Grundwasserteiche und die Höhen- lage der angrenzenden Straßen und Baugrundstücke bei einem Höhen- unterschied von etwa 6,6 m ergibt sich eine talartige Vertiefung, die im Zuge der Straße P durch die Untergrundbahn dui'chschnitten wird. Im westlichen Teile ist die vorhandene Anschüttung (Lager- platz) bis ca. 40,6 m höher geführt und als Aussichtspunkt behandelt. Die dadurch entstehende Ein- engung des Tales ergibt ein von dem alltäglichen abweichendes, charakteristisches Bild. Die künstlerische Bodengestal- tung des Geländes erfordert hierzu außer dem Bodenabtrag auf dem Terrain selbst noch etwa 30000 cbm Boden, da sonst die durchschnitt- liche Höhenlage des Parkes noch tiefer angenommen und die Böschungen steiler gemacht wer- den müßten, was beides nicht er- wünscht erschien, zumal durch häufigere Verwendung von Felsen und durch sorgfidtigere Befestigung der Böschungen die Ersparnis wie- der aufgehoben worden wäre. Es sind zwei durch die StralSe P getrennte Wasserflächen vorgesehen, die östliche 4800 ipu. die westliche 7800 i|m groß. Letztere 'hat eine für den Eissport unter den Brücken ist sie noch 6 fe I CS LJ Die Untergrundbahn kann man vom Park aus nicht be- treten, falls die der Unterlage beigegeljene Entwurfskizze zur Ausführung kommt. Es fehlen nämlich in derselben Außenperrons. Ich habe solche eingezeichnet iniil durch Ivanipen, die längs der Bahn- hofswände laufen, ihr Betreten er- möglicht. Sollte dieser Vorschlag ak- zeptiert werden, so kann der Bahnhof gelüftet und mit Fenstern versehen werden. Anderseits wird der unglückliche Hauptausgang nacli der Straße P entlastet. Platz V ist auch, dem Verkehr Rechnung tragend, reguliert wor- den. Gesamtsumme des Kostenan- schlages 250000 Mk. haben eine Scheitelhöhe über dem Wasserspiegel von 2,6 m. Zur Frisclihaltung und Ergänzung des Wassers sind Wasser- ^ [:s] o bß o erwünschte große Länge, m breit. — Die Brücken zulaufe und ein Springstrahl vorgesehen, die aus der Wasser- leitung zu speisen sind. Die Abführung kann durch Überlauf- 50 DIE GARTENKUNST IX, 8 Schaubild zum We'ttbewei'bsentvvurf für den Schöntherger Stadtpark. Bauinspektor Bolte-Köln. \'(in t uirtoudiri'Utor Eiiekc- und röhre in die Kanalisation erfolgen. Auf dem westlichen Weiher bieten mehrere Inselchen dem Wa.ssergeflügel Unter- schlupf; auch im östlichen Teiche ließe sich eine kleine Insel anbringen. Von Enten- und Schwanenhäuschen in dekorativer Ausbildung wurde abgesehen. Bei den Hauptwegen wurde ein Gefälle von 1 : 10 nicht überschritten. Da, wo Treppen vorgesehen sind, ist auch für bequeme treppenlose Verbindungen getorgt. Die Breite der Hauptwege beträgt 6 m. Bei der Behandlung der Bamberger Strafie wurden ca. 7 m breite Gehölzstreifen angeordnet, welche es ermög- lichen, höheren Baumwuchs ungezwungen mit Buschwerk abwechseln zu lassen, so daß das Trennende der StralJe nach Möglichkeit aufgehoben wird. Die Untergrundbahn ist als ein willkommenes, architek- tonisches Motiv in der Parkanlage angesehen worden. Von einer gänzlichen oder teilweisen Einschiittung des Bahnbaues wird dringend abgeraten. Auch die Verbindung der Parkteile durch eine tunnelartige Unterführung ersclieint nicht ratsam, da derartige immerhin schmale und schlecht- beleuchtete Gänge schwer zu beaufsichtigen und rein zu halten sind. Übergänge an den beiden Enden der t'berführiing er- scheinen hinreichend beijuem und natürlich. An Stelle der in den Unterlagen angenommenen .Vuskragung der Fußsteige in Eisenwerk sollten massive Bögen aus Beton treten, wie aus der beigegebenen Ansichts Zeichnung ersichtlich ist; dabei sind in bewußter Weise kleinliche Zier formen, Gesimse usw. ver- mieden. Diese Anordnungmaclit den ganzen Bahnhof hell, gewährt schöne Einblicke von den Bahnsteigen ii^ die Parkteile und es Lassen sich zwanglos Abortan- lagen, Geräteräume etc. unterbringen. ■Scliaiibilil /,uin Weltbewt^rbsentw Von Gartendirektor Encke- Kin weiteres Abortgebäude kann an der Bamberger Straße bei Punkt A durch Buschwerk verdeckt angeordnet werden. Da die Länge der Bautluchtlinie bei X mehr als 40 m betlägt, mithin eine zusammenhängende Bebauung ausge- schlossen ist, so wurde für den Eingang X der Bauwich zwischen den zwei Eckhäusern benutzt und von einer besonderen Portal- bildung abgesehen: es wurde vielmehr angestrebt, statt de.ssen einen einladenden Laubengang anzuordnen. Der vor dem Eingang belegene dreieckige Platz ist als Vorplatz zum Park- eingang zu einem einfachen, baumbestandenen Platz mit Ruhe- bänken und Strauchwerkumrahmung au.sgestaltet worden. Die Höhenlage des Einganges, gegenüber dem nahen Teiche ließ die Anordnung einer Terrasse angemessen erscheinen. Hier ist der einzige Platz, an welchem Blumenschmuck in regelmäßiger Beetform verwandt ist. Für die etwa notwendig werdende Verlegung des Eingangs nach dem Punkt Y ist eine Variante beigefügt. — Bei der Kreuzung der Straße P mit der Straße R geht der Zugang über eine kleine Anhöhe (4- 40,00 m). die einen interessanten Überblick über den Ver- kehr der hier zusammenlaufenden Straßen gewährt. Sie ist mit Pyramidenpappeln bepflanzt, die, von Westen aus gesehen, der Brücke einen guten Abschluß geben. — An der Südwest- ecke dos Parkes befindet sich eine Treppenanlage mit Wasser- becken unil Figurengiu|ipen. Von liier aus hat man einen liesonderen schönen Bück iibereine kleine, von einem liach urchflossene Wiese .luf den Teich. An den steilalif.iilen- <\rn Hängen des Platzes II, suwi(> an den gegcn- liber liegenden Teich- ufern, gleichfalls an dem t iefeingeschnittenen Quel- lauf, welcher der .Vnhiihe 1 1 iiitstrünit, sind Kalk, fcisenschichtungeu ge- plant, ähnlich wie sie im Victoriapark in Berlin in so vorzüglicher Weise zur .\n Wendung gekommen Ulf für den Schöneberger Slailtpaik. und Bauinspektor Bolte-Köln. IX, 3 DHC GARTKNKUNST sind. Das Plateau ist «liircli eine Pergola iM^kriliit, beiderseits durch überdeekto Pavillons abf^escldossen \v In beiden Parkte ilen ist je ein Spielplatz für kleinere Kinder vorgesehen (K l und K 2), Auch wird Platz W am Tfer des östlichen Teiches gern von Kindern aufgesucht werden. Im östlichen Parkteile soll die reichhaltige und im Herbstbuntgefärbte Flora Nordamerikas unil Ostasiens vorherrschend sein, jenseits des Stral.ienüberganges dagegen Nadelhölzer den Hauptbestandteil bilden; an dem Abhang nach dem größeren Teiche zu gel.t die Pflanzung in die Bruchvegetation über, ("her die Misch- vvaldvegetation, bei dir Kielicn vorherrschen können, gelangt man in die Buchenwaldforma- tion, wobei bis die Buchen herangewachsen sind, schnellwüchsige Bäume (Ahorn, Linde) das Skelett der Pflanzung bilden sollen. Ivrautartige Blumen haben nur unter- geordnet beetartig Verwendung gefunden. I'ni so mehr sollen ausdauernde Stauden, vvelche zu den verschiedenen Vegetationsbildern passen, angepflanzt werden. In dem fremdländisch bepflanzten Teile mag ein buntes Gemisch der schönblühenden .Staudenarten unserer Gär- ten die Abhänge zieren. Am Bande des Tannenwaldes mögen die einheimischen, hier- hergehörigen Kräuter bescheiden sprießen, wäli- rend an den Hängen, Pflanzungsrändern und Bachufern des westlichen Teiles die deutsche Stauden Vegetation in reichster Fülle wuchern soll. Gesamtsumme des Kostenanschlages 24'JOOO Maik. welche Umgebung immer und immer wieder entzückt, muß hier in rd. maßvoller Steigerung vereint werden, besonders die malerische 111. Motto: „Sonnenwende". Verfasser: F. Ullrich- Berlin. (III. Preis ) Um das ganze Gelände zn einer einheit- lich wirkenden Parkanlage umzugestalten, ist es notwendig, das Trennende der Slraße P zu beseitigen durch Gliederung des Ganzen in einen scheinbar höher und einen tiefer gelegenen Teil, wobei die Straße P terrassenartig ver- mittelnd wirkt. Der Ausführung dieser Idee kommt zu gute, daß der von den Straßen P und R, sowie der Erfurter- und Martin Lutherstraße umgrenzte liätliche Teil durch die Umbauung eine gewisse Abgeschlossenheit erhält. Größerer Anschüttun- gen bedarfes nur an den Straßen P und li, an letzterer nur so weit sie nicht bebaut wird. Nach innen senkt sich das Gelände wieder zur alten Lagehinab. Für die weitere Ausge- staltung des Geländes ist das Motiv gegeben. In dem Flußbett von einst sind zwei kleine Teiche von 11256 qm projektiert, die sich als Überreste aus früherer Zeit darstellen. Damit ist die Möglichkeit gegeben, fesselnde Bilder zu schaffen im Geiste jener kleine idyllischen Seen, an die Mark so reich ist. Alles, was an ihnen und denen Wirkung der Birke und des Schilfes, ein buntes und reiches n ihrer Pflanzenleben am Ufer, auf dem Wasser Seerosen Imit 52 DIE GARTENKUNST r IX, 3 I- O: a 00 a ihren iächim- raernden Blüten. VonOrottenbau- ten zur Unter- führung der Straße P, resp. der Untergrund- bahn rate ich ab, da sie mit dem ganzen Charak- ter des Geländes nicht vereinbar sind. Meine Ab- .sicht geht dahin, einfach einen Tunnel unter der Untergrund- bahn durchzu- führen. Wie auf dem Plan er- sichtlich, ist an der Straße P. gegenüber der Treppenanlage, ein Gebäude im Grundriß projek- tiert. (Das Ge- lände ist hier, wie bereits er- wähnt, in Stra- ßenhöhe aufge- schüttet.) Dieses Gebäude ist als Eingangshalle zum Tunnel und damit zurl'nter- grundbahn ge- dacht. Von hier aus führt eine Treppe von ÖL' Stufen (16 : 25 cnii zu dem 8 m tiefer gelegenen Tunnel hinab, an dessen ande- rem Ende, nach beiden Seiten einer grossen l'reitreppe, Aus- gänge in den tiefer gelegenen westlichen Teil •Icr Anl.age füh- len. Auch hier sind, entsprech- end der Höhen- lage, Trep|>en Mirgeschen. L'n- i;ffähr auf der .Mitte des Tun- nels befinden sichdie.Vufgänge /.umUntorgrund- bahuhof. Dieser IX, 3 DIE GARTENKUNST 53 ist, wenn nicht von oben, d. li. von der Straßenniitte, nur so erreichbar. .Seitliche Peirons sind, da immer nur nach einer Richtung benutzbar, auf- geschlossen und wären außerdem ohne Tunnel nicht gleichzeitig von beiden Teilen des Parkes erreichbar. Uie Eingangshalle kann ausserdem noch verschiedenen Zwecken nutzbar ge- macht werden, z. B. als Verkaufsraum für Milch und Erfrischungen. .Sie soll in ihrer Architektur der landschaft- lichen T'mgebung zum Schmuck dienen und als architektonischer Absclilul.! zur Treppenanlago die Vorstellung vom höher gelegenen jenseitigen Teil ver- stärken. Die Verbindung der Straße T mit dem Platze V ist durch einen 6 m breiten Fußweg mit schönen Blicken über den See hergestellt. Der Platz K ist architektonisch behandelt. Den Unterbau bildet eine nach dem Wasser zu offene Halle, die als Bootshaus zu verwenden ist. Kleine Spielplätze sind, dem Programm entsprechend, an mehreren Stellen vorgesehen. Die vorhandene Aufschüttung ist erhöht und zu einem Promenaden- platz mit Pavillon und Ausblicken durch die ganze Anlage umgestaltet. Zur Gartenstraße S gelangt man mit- telst einer Treppe und über die Brücke, Die Brücke kann vermöge ihrer Höhe sowohl im Kahn als auch beim Schlitt- schuhlaufen bequem passiert werden. Eine Treppenanlage führt zu dem tiefer gelegenen Teil der Anlage hinab und mündet auf einen terrassenartig in den Teich vorspringenden Platz. Gegenüber liegt der Platz mit Blick nach der Anhöhe mit dem Pavillon, links Dlickt man nach der Brücken- partie und dem übrigen Teil der Anlage. Den Tunnel zur Eingangshalle emporsteigend, hat man vor sich einen ruhigen, von Blumen durchwirk- ten Wiesenplan, den Gruppen- und Einzelbäumo in natürlicher Anord- nung malerisch umgeben. — Ein Pro- menadenweg führt zu einem großen Sitzplatz im östlichen Teile, an dem der Ausgang nach dem Platze R liegt. Eine Bedürfnisanstalt befindet sich am Platze V, weitere können im Tunnelaufgang geschaffen werden. Ein Aufbewahrungsort für Geräte ist im Unterbau des Pavillons zu schaffen. Die Ausfülirungskosten der An- lage betragen nach überschläglicher Berechnung 95 271,76 Mk. ausschliess- lich Eingangshalle, Treppenanlage, Bodenanfuhr. 54 DIE GARTENKUNST IX, 3 Schaubikl zum Wetlbtwerbsentw urf für der Scluinfbcrger Stadtpuil von J. P. Grossmann-Leipzig. Die Bepflanzinig soll [sich durchaus im Charakter dir märkischen Landschaft halten, wie sie jene J^eenketten bieten, die ihr Vorhandensein auf ehemalige Flußläufe zurückführen Überall ist eine reiche Verwendung von Stauden und so weiter beabsichtigt, sowohl der heimischen wildwachsenden, als auch ihrer Kulturformen. Ebenso fremde, winterharte Gehölze, so- weit sie ähnlichen Vegetationsgemeinschaften angehören. Jede Einzelheit im voraus festlegen zu wollen, ist nicht möglich. ■Wien. IV. Motto: „200 000". Verfasse]': Gartenarchitekt tioehe (Zum Ankauf empfohlen.) Aus der Hidienlage der den Park umgebenden Straßen, dem Wasserspiegel des geforderten Teiches und der Straße P mit dem unterirdischen Hahnhofe ergibt sich die Bodengestaltung für die Neuanlage des Parkes. Sie wird wie bisher ein langge- strecktes Tal bilden, dessen Mitte tiefer als jetzt ist, weil der Wasserspiegel des Teiches (gleich Grundwasserspiegel) 1,50 m unter dem derzeitigen Terrain liegt, die Hänge werden steiler und höher, da sie sich bis zu den hoch angeschütteten Straßen hinaufziehen müssen. Die Mitte wird Licht- und Sjchlraum bleiben, die Ränder werden bepflanzt mit beschat- tenden Gehölzbeständen, bald dicht, bald locker, Einblicke von Straßen und Wegen nach bestimmten Punkten gestattend. Infolgedessen sind die Wege nahe den Grenzen und mit Hedacht auf die Verkehrs- und Steigungsverhältnisse, die Be- pflanzung und die Sichtlinieu an- geordnet. Sie durchschneiden die Talmitte in jedem Parkteile nur einmal zum Zwecke dei- erforderlich bequemen Durch- i|uerung des Parkes. Der Hauptweg läuft fi m Scliaubild zum Wettbewerbsentwurf für den SchiJneberger Stadtpark von •!. P. Grossuuinn-Leipzig. breit .ils ununterbrochener ümgangsweg, die Straße P unter dem B:ihnhofe tunneliereud, oder über sie hin wegführend, durch den ganzen Park, mit Verbindungen nach allen Straßen. Der Teich (ca. 14'200 ipii Fläche) nimmt die Tal- mitte zur Hälfte ein. Die bedeutende Größe hat außer schönheitlichen Vorzügen die praktischen Vor- teile einer besseren Wassererhaltung, größere Aus- nutzung für Eislauf und Gondelspoit nnd ermöglicht die zur Mischung d.,'r angeschütteten Sandmengen erforderlichen schweren Schlamm- und Moormassen durch die Ausscliachtungen zu erhalten. Die Wasserversorgung geschieht durch das Grund- wasser und durch den Abfluß aus dem Springbrunnen am Eingange an dir Bambergerstraße vermittelst des Bachlaufes, den Wassersturz und event. auch durch die zwei zu Seiten der Straße P eingezeichneten Springstrahle, die zur architektonischen Entwiokelung dieses Parkteiles hinüberleiten , die durch die ge- plante Bahnhofsanlage unter der Straße P bedingt wird. Duich eine geschickte .Vusführung der Ufer- mauern längs der Straße P, die tiefe biückenbogen- aitige Scheindurchlässe enthalten müßten (wirkliche Durchlässe sind zu kostspielig), wird man an eine Zusammengehörigkeit der beiden Teichteile glauben und atdJerdem wird durch die architektonische Übereinstimmung zwischen Bahnhofanlage, l firmauerii, Wasserhorizontale, Springstrahl die Einfügung der Hahnhofsanlage und Straßenüberführung in die Parkland- schaft gelöst sein. Die Verbindung der beiden Parkteile unter dem Hahnhofe hindurch muß ebenfalls eine architek- tonische Form erhalten. Der Nivellementsplan gibt die zu- künftige Terraingestaltung, der Bepfhmzungsplan die ungefähre Veiteilung von Laub- und Nadelholz in verschiedenfarbiger Tönung an. — V. Motto: „Grunewiese''. Verfasser: Garteningenicur J. P. Grossman u- Leipzig. (Zum Ankauf empfohlen.) Wie das Motto „tirunewiese" besagt, ist der Stadtpark zum größten Teile im Charakter einer Wiesen- oder .Viien- landschaft gehalten. Bestimmend hierzu war, daß das Terrain eine sumpfige Niederung ist uml im Programm größere Wasserflächen ge- fordert werden. Es ist also das Nächstliegende, dem Gelände die charakteristischen Eigen- schaften eines Niederungsge- liiudes zu belassen und sie neben Uücksichtnidime auf die prak- tischen und hygienischen Erfor- dernisse künstlerisch zu steigern. Auffüllungen müssen sich darauf beschränken, die An- schlüsse an lue Straßenhöhen zu vermitteln und das Terrain, so weit als niitig, trocken zu legen. Dabei sind l''elspartien zu vermeiden, da diese hier nie die ini]iosaute Wirkung hervor- rufen können, wie der Wasser- f:ill des Viktoriaparkes an dem .Vbbansie des Kreuzberges IX, 3 DUO GAKTIONKI NS'I' Mit Konsequenz dagegen sei eine Niederungslandschuft mit allen den schönen Kinzelheiten, welche ihre Flora uns bieten kann, durchgeführt. Besondere Rücksicht ist auf Verkehrs- verbindungen und Zugänge zu dem Park und dem Untergrundbahnhof, starke ße- sonnung und Durchlüftung der tiefliegen- den Wiesenflächen l)ei trotzdem schattigen Wegen, Vermeidung größerer, unnötige] Erdarbeiten, insbesondere Erhaltung ' der bestehenden Aufschüttung, Einheitlichkeit der Parkanlage in künstlerischer und prak- tischer Beziehung trotz der den Park durchiiuerenden Straßenzüge zu nelimen. Wenn ich den kleinen abgetrennten Teil in dem vollständig anderen Charakter einer regelmäßig geometrisch-architekto- nischen Anlage au.sgestaltet habe, so mag das scheinbar ein Widerspruch sein. In Wirklichkeit lä(3t sich die Einheitlichkeit der Parkanlage nur dadurch lösen, daß beide Teile ganz verschiedenen Charakter erhalten und in dem l'ntergiundbahnhof ihren ge- meinsamen Alischkil.) finden. Bei gleichem landschaftlichen t 'harakter würde der Unter- grundbalinhi)f sich trennend einschieben, und man würde stets das unangenehme (refühl haben, daß etwas Störendes sich in die Parklandschaft gedrängt hat. Da sich die Schaffung einer Hügellaml- schaft in dem kleineren Teile der Örtlichkeit wegen von selbst verbietet, so bleibt nur die geometrisch - architektonische üestal- tungsweise übrig. Durch Eindecken de^ Untergrundbahnhofs die Einheitlichkeit der Parkanlage lierzustelleii, wüide sowohl praktisch wie künstlerisch nur einen Not- behelf bilden. Auch ein Verdecken dun-li Pflanzung kann nicht empfohlen werden. Der Unter- grundbahnhof muß nach außen als das in Erscheinung treten, was er seinem Zwecke nach ist, und der Gartenkünstler muß ihn zum Mittelpunkt des Parkes machen. Durch Angliederung von Terrassenmauern usw. kann man in den Park überleiten. Dann wird der Bahnhof nicht trennend wirken, .sondern vereinigend als Mittelpunkt des Ganzen. Der Haupteingang ist an dem Platze R geplant. Ein 4 ni breiter Weg führt direkt auf das Eingangstor zu, und in seiner Mittellage liegt die große Fontaine des regelmäßigen Teiches. Das Tor ist einfach gehalten. Durch das Tor tritt man in einen laubengangartigen Weg. Derselbe ist nach oben offen gehalten, damit die Sonne den- selben durchfluten kann und die rechts und links angepflanzten Stauden, Schlingrosen, Klematis usw. recht üppig gedeihen können. Der Gang endet in einer Laube, von welcher rechts und links Laubengänge halbkreisförmig weiter zum Parke führen. Über das vertiefte Parterre hat man von der Laube einen schönen Blick auf den Teich mit Fontaine. — Kastanien- alleen umgeben den großen regelmäßigen Teich und führen auf den Untergrundbahnhot zu. Ihr Zielpunkt sind die höher als die Alleen liegenden Pavillons, zu welchen Treppenanlagen hinaufführen. 56 DIE GARTENKUNST IX, 3 Um die lange, horizontale Gerade des Bahnhofs und der darüber führenden Straße P zu unterbrechen, ist in der Mitte ein kleines Gebäude (Cafe) angeordnet, das sowohl als Warte- raum des Bahnhofs wie auch als Erfrischungsraum für die Park- besucher dienen kann. Die über dem Cafe liegende Terrasse liegt in gleicher Höhe wie die Straße P und ist mit ihr durch einen Säulengang verbunden. An den Untergrundbahuhof schließen sich zwei Erdterrasseu mit den oben erwähnten Pavillons an und bilden eiuen sehr guten seitlichen Abschluß der Gesamtanlage. Man könnte glauben, das Ganze sei ein unbedingt zum Park gehöriges breitgelagertes Gebäude. Um ohne Treppensteigen den Besuch des Parkes zu er- möglichen, ist hinter den Terrassen je ein sanft nach der Straße ansteigender Weg vorgesehen. Vor den Fenstern des Untergrundbahnhofs ist nach der Ost- und Westseite eine Kolonnade vorgelegt, deren Säulen oder Eisenträger das darüber führende Trottoir stützen. Da- durch treten die naturgemäß sehr großen Fenster des Unter- grundbahnhofs nicht zu sehr in Erscheinung. Gleichzeitig wird ein Unterstand für Parkbesucher und ein Wandelgang bei schlechtem Wetter geschaffen. Eine unter dem Kolonnaden- gang bindurchführende unterirdische Verbindung nach dem Untergrundbahnhof dient gleichzeitig als Verbindung der beiden Parkliälften. Durch den unterirdischen Verbindungsgang gelangt man in bequemer Weise ohne Überschreitung der Straße P in den landschaftlichen Teil des Parkes. Die Aufgangstreppen sind ebenfalls durch eine Säulenhalle überdeckt. Überraschend wird für den Parkbesucher der Blick sein, wenn er aus dem Halbdunkel des Verbindungsganges tritt und die sonnige, vom schwarzen Graben durchflossene Wiesenland- schaft mit den glitzernden Wasserflächen vor sich sieht. Die bestehende Aufschüttung ist in eine sich von Norden in das Gelände einschiebende Anhöhe umgewandelt worden und mit einem Pavillon gekrönt. Hierdurch erhält der „schwarze Graben' eine Ablenkung nach Süden. Nachher wendet er sich wieder nach Norden. Die Treppenanlage, welche an der Straße S den Zugang bildet, setzt sich als Brücke über den schwarzen Graben fort. Der große Teich ist an dem einzigen Platze angelegt, der eine Ausbreitung des Wassers ohne größere Erdarbeiten er- möglicht. Nach Osten hin begrenzt ihn der unbedingt nötige 6 m breite Verbindungsweg zwischen Bambergerstraße und Straße V. Nach Westen hin bildet die Grenze die Bamberger- straße. Im Interesse der Parkanlage und auch des Städtebildes wäre es dringend erwünscht, wenn die BambergerstralJe als Brücke über den Park führen würde. Icli habe hierzu zwei Vorschläge gemacht, von denen der eine eine große Brücke mit drei Bögen und zwei Wegdurchgängen vorsieht und allerdings ziemlich bedeutende Kosten verursacht. Der andere sieht nur einen Bogen und zwei Wegdurchgänge vor. Die Verbindung des Schöneberger Stadtparks mit dem Wilmersdorf er Park wird am besten durch Fortführung des „schwarzen Grabens" unter dieser Überbrückung hindurch bis an den Wilmersdorfer See bewerkstelligt. Die Bepflanzung muß im allgenieinen in dem (Charakter einer Wiesenlandschaft gehalten sein. Einige kleine Sumpfstelltn am „schwarzen Graben", welche von den Wegen schwer zu er- jeichen sind, mit Sumpfpflanzen, namentlich Iris, Caltha pal., Vergißmeinnicht u.dergl. Größere einfarbige Blumenmassen sollen wieder Ruhe in die bunt durcheinander angepflanzten Blumen bringen. Dem Charakter der Wiesenlandschaft entsprechend Süllen namentlich Einzelbäume angepflanzt werden. Pappeln, Weiden, Erlen, Espen, Birken, Eichen, Nadelholz in großen Trupps an den hochgelegenen Stellen. Den jetzt meist übliclieu Mischmasch von Ziersträuchern muß man vermeiden. Der Hauptschmuck soll in den blumigen Wiesen liegen, auf welchen namentlich Stauden zu Anfang im größeren Maß- stabe angepflanzt werden müssen, damit während der Zeit, in der sich die Einzelbäume zu voller Schönheit entwickeln, der Parkbesucher sich an der Blütenfülle der Wiesen erfreuen kann. Hefraclitiiiijieu zum Wettbewerb Stadtpark Schönebei-fi-. Von F. Zahn, Steglitz. Nachdem bereits in der Pebruarnummer die Namen der Verfasser der prämiierten und angekauften Entwürfe veröffentlicht sind, folgen heute die Entwürfe mit ihren Erläuterung.sberichten selbst. Abweichend von den Ge- pflogenheiten bei früheren Wettbewerben sind die tech- nischen Pläne mit ihren Höhenlinien und Profilen, nicht die sogenannten Hauptblätter zur Veröffentlichung gewählt. In Rücksicht auf das bewegte Gelände schienen sie dem Verfasser von größerem Wert für die Beurteilung und den Vergleich, als der diese Hauptsachen nicht zeigende Grundplan, der nur die Plächendisposition erkennen läßt. Der Gesamteindruck der eingegangenen Entwürfe ver- dient, abge.sehen von einigen, sich bei jedem Wettbewerb findenden unvollkommenen Arbeiten, die Bezeichnung gut. Zweifellos ist ein Aufschwung zu verzeichnen, Aufschwung sowohl in der Auffassung und Durcharbeitung, als auch in der zeichnerischen Darstellung. Wenn ich auch diese letztere Tatsache mit großer Freude konstatiere, so soll gerade sie der Ausgangspunkt einer kritischen Beleuchtung sein. Ich verstehe es sehr wohl, daß man eine gute Idee auch in ein gutes Gewand kleiden möchte, daß man auf eine mit allem Raffinement malerischer Fertigkeit aus- gestattete Itarstellung Gewicht legt, um auch hierdurch die Arbeit in das rechte Licht zu setzen. Wenn ich mich hiergegen wende und fordere, daß bei Wettbewerben einfachste, einfarbige Darstellung der Grundpläne vorge- schrieben werden möge, so sind verschiedene Gründe hierfür bestimmend. E>aß ich noch Vorschläge anderer Art über die Grund- sätze für das Verfahren bei öffentlichen Wettbewerbungen auf dem Gebiete der Gartenkunst der Besprechung dieses Wettbewerbes voranschicke, und diese nicht in einem be- sonderen Artikel behaiulle, liegt daran, daß gerade dieser Wettbewerb zum Studium nach jeder Richtung hin Ge- legenheit gegeben hat und zeitlich zusammenfällt mit der I)urcharbeilung und Verbesserung der genannten (irund- sätze. .\us diesiT Tatsache hera,us wollen auch die Beteiligten, deren .\rboit gewisscn'maßen den .\usgaiigs- punkt der kritischen Bemerkung bildet, die Kritik \er- stehen. Nun die Grüiule, welche micii bestimmen, für ein- fachste, einfarl)igo I »arstellung der Grundpläne einzutreten. Es soll nicht di(> Zeichnung, sondern die Idey prämiiert werden. .Man darf wohl annehmen, daß trotz der festen .Vbsicht aller Preisrichter, sich größter Ob- TX, 3 D]E GARTENKUNST 57 jektivität in der Bewertung der Idee, der Durchführbarkeit des Projektes usw. zu befleißigen, doch bei dem End- urteil auch die ganze Aufmachung mit bestimmend sein kann. Es ist ja auch ganz natürlich, du ein in raffi- nierter Zeichentechnik dargestellter l"]ntwurf schon hier- durch besticht, sich dem Auge und dem Geiste scharfer einprägt und somit leichter auf ihn zurückgegriffen wird, als OS bei einem einfachen, einfarbigen Entwurf der Fall sein dürfte. r»ie einfache Darstellung empfehle ich im Interesse der Bewerber selbst. Sie erfordert weniger Zeit: gestattet, die so notwendigen .\bcnd- und Nachtstunden zu Hilfe zu nehmen, ohne in der FarbenzusammiMistellung das Auge beleidigende Mißgriffe zu tun. n)iese einfache Dar- stellungsweise, die in scharfen Linien alle Einzelheiten klar und deutlich vor Augen führt, verdient auch schon wegen ihrer schärferen Reproduktion den Vorzug. Mit welchen Schwierigkeiten selbst ein in der .Aufnahme von Zeichnungen geübter Photograph zu kämpfen hat, habe ich hier zur Genüge erfahren. Gerade die Arbeiten, die durch ihre malerische Wirkung am besten gefallen, sind meistens für die Reproduktion weniger gut geeignet. Als weitere Forderung, gegen die hier auch gefehlt ist, muH genannt werden: Anfertigung der Entwürfe in gleichem .Maßstabe. Nicht darf ein Teil der Zeichnung z. B. im Maßstab 1 : .500, der andere 1 : 250 dargestellt sein. Der letztere Maßstab gestattet eine ganz andere malerische Wirkung in das Blatt hineinzulegen, gestattet die Einzelheiten schärfer, genauer und übersichtlicher dar- zustellen, was einen Vorteil denen gegenüber bedeutet, die den gleichen Maßstab in ihrer Arbeit innegehalten haben. Die Verdoppelung des Maßstabes bedingt ein größeres Blatt, das wiederum durch seine Größe anzieht und auffällt. Es erscheint aus alledem die Forderung: gleicher Maßstab, gleiches Format, berechtigt. Ich be- merke, daß in den Bedingungen ein bestimmter Maßstab für den technischen Plan nicht gefordert war, so daß vielleicht hieraus der Schluß gezogen werden konnte, die Wahl desselben sei dem Bewerber überlassen. Gleiches Format, das in seinen Längen- und Breitenmaßen genau vorgeschrieben sein sollte, fordere ich noch aus einem rein praktischen Grunde. Eias Aufhängen der Pläne, die Verteilung derselben wird dadurch erleichtert und die ganze Planausstellung übersichtlicher, ein Vorteil für die Preisrichter einerseits, für die Bewerber anderseits. LUe letzteren haljen den Nachteil, wenn ihre Arbeit an zwei verschiedenen Stellen, etwa an der Vorder- und der Rückwand der Stellage hängt, wenn die Zeichnungen des einen übergreifen in das Gebiet des anderen und tech- nische Zeichnungen einer Arbeit z. B. mit Klammern an den Hauptplan des Nachbarn befestigt sind. Unangenehm war es auch, daß scharfe Trennungs- linien zwischen den Arbeiten der einzelnen Bewerber nicht vorhanden waren, wodurch der Überblick gestört und das eingehende Studium erschwert wurde. Zudem hingen die technischen Pläne häufig so hoch, daß es kaum möglich war, die Einzelheiten zu erkennen. Der meistens in kräftiger F'arbe gehaltene Gesamt- plan hätte es viel eher vertragen können hoch zu hängen ; in Augenhöhe aber mußten sich die technischen, die Profil- und Horizontalen-Pläne befinden, denn aus diesen erst ist bei so bewegtem Gelände zu erkennen, ob der Ver- fasser es verstanden hat, die Eigentümlichkeiten auszu- nützen und zu gesteigerter Wirkung zu bringen. Ich erwähne dies, um bei künftigen Wettbewerben diesen ^langet an Übersichtlichkeit vermieden zu sehen und kann nur empfehlen, zur Erleichterung der Übersicht- lichkeit auch die Größe des Formates der Pläne vorzu- schreiben. Die verschiedenen Blattgrößen, die oft nahezu das Doppelte der erforderlichen Größe zeigten, haben den mit dem Aufhängen der Pläne Beauftragten die Arbeit sehr erschwert und es kann wohl behauptet werden, daß die Bewerber zum Teil selbst die Schuld tragen an der geringen Übersichtlichktiit. [»er Situationsplau gibt das Format an, dies braucht nur innegehalten zu werden. Für Ansichten und Einzel- zeichnungen kann diese Vorschrift allerdings keine An- wendung finden, doch werden sich diese, weil kleineren Formates, leichter einordnen lassen. Wenden wir uns von den Grundplänen jetzt den An- sichten zu. so ist zunächst festzustellen, daß diese in ver- hältnismäßig geringer Zahl beigegeben waren, was wohl darauf zurückzuführen ist, daß ihre Beifügung nicht Be- dingung, sondern den Einsendern anheimgestellt war. Sollte es nicht vorteilhaft sein, diese nicht dem freien Ermessen zu überlassen, sondern zur Bedingung zu machen? Die Ansichten besagen mehr als der Grundplan, geben erst das richtige Bild der Einzelteile der Anlage. Die Forderung der Beigabe von .\nsichten und Einzelzeich- nungen wird den Verfasser zwingen, nicht an der Fläche des Grundplanes zu kleben, sondern „räumlich" zu denken. iJer Standpunkt, daß aus dem Grundplan allein der Fach- mann das Bild der Anlage sich konstruieren kann, ist — glücklicherweise — überwunden. Aus ein paar parallelen Linien, die den Grundriß einer Mauer zeigen, aus einem Kreis oder Sechseck, dem Grundriß einer Laube, eines Pavillons, kann man unmöglich schließen, wie der Ver- fasser sich die einzelnen Gartenbauwerke im Aufriß, in der Ansicht gedacht hat, kann man nicht ersehen, ob das betr. Bauwerk hineinpaßt in das Bild, oder nicht. Es kann eingeworfen werden, daß die mit malerischen Fertigkeiten weniger begabten Bewerber im Nachteil sind, weil sie diese Forderung nicht erfüllen können. Dem ist entgegenzuhalten, daß es unbenommen ist, die Zeichnungen von einem anderen Künstler — wie es auch hier vielfach geschehen ist — anfertigen zu lassen. Zu fordern ist jedoch auch hier einfache, einfarbige Darstellung möglichst ohne Stimmungseffekte (vgl. Artikel Kießling Seite 25 dieses Jahrgangs), aufgenommen von den richtigen Standpunkten, die denen der Wirklichkeit entsprechen. Nichts soll die Ansicht versprechen, was sich nicht erfüllt, nicht soll eine Wirkung vorgetäuscht werden, die vielleicht Jahrzehnte auf sich warten läßt. Selbst auf die Gefahr hin, mit meinen Forde- rungen mich vielleicht im Gegensatz mit einer größeren Anzahl Fachgenossen zu setzen, als zu nüchtern, zu praktisch, zu wenig künstlerisch denkend angesehen zu 58 DIE GAETENKUNST IX, 3 werden, kann ich diese Forderung für Wettbewerbe nicht unausgesprochen lassen. Die Gründe sind die gleichen wie die eingangs beim Grundpian genannten. Nicht betroffen von dieser Forderung sollen sein: Entwürfe. Ansichten im Geschiiftsleben, hier mag jeder frei vom Zwang irgend welcher Bestimmungen tun, was ilini gut und nützlich scheint. Die gleichmäliigo BehaiuUung bei Wettbewerben be- dingt aber auch, wenn aus irgend welchen Gründen Einzelzeichnungen nicht notwendig erscheinen, daß ihre Beigabe nicht dem Einsender überlassen bleibt. Werden sie trotzdem beigefügt, so müssen sie bei der Beurteilung vollständig ausscheidi^n, dürfen überhaupt nicht zum Aus- hang, den Preisrichtern nicht zur Vorlage kommen. Soweit die allgemeinen Bemerkungen, die von Wichtig- keit sein können für die Neuaufstellung der Wettbewerbs- grundsätze. Noch ist es ja nicht zu spät, die eine oder andere Bestimmung mit aufzunehmen, oder sie, weil zum Teil von geringerer Wichtigkeit oder nur von Bedeutung für das Aufhängen der Pläne als zu beachtende Wünsche in einem Anhang anzufügen. Nun zu den Entwürfen selbst. Leider ist das Preisrichterprotokoll nicht zur Ver- öffentlichung freigegeben. Ich bedauere dies außerordent- lich, und ich glaube, mit mir die gesamte Fachwelt, vor allem aber die Bewerber, die Zeit, Mühe und Kosten aufgewendet haben, denen doch sicher daran liegen muß, zu erfahren, weshalb sie ausgeschaltet, wesh.alb sie nicht prämiiert sind. Selbst wenn jemand auf Zuerkennung eimvs Preises nicht rechnet, wenn er die Beteiligung nur ansieht als Übung, als Prüfstein seines Könnens, selbst dann, oder vielmehr gerade dann möchte er wissen, was er gefehlt. was er unbeachtet gelassen hat, um in Zukunft für ähn- liche Fälle seine besondere .Aufmerksamkeit diesen Punkten zuwenden zu können. Weiter sehe ich in einem Protokoll, das in knapper Form eine Kritik der Entwürfe enthält, eine Anerkennung für die gehabte Mühe. Wer nicht zu den Auserwählten gehört, zum ersten Male auf dem Kampfplatz erschienen ist und mit heiligem Eifer gearbeitet, sein bestes Können hineingelegt hat, des.sen Herz wird höher schlagen, wird ihn zu weiterem tapferen Vorwärtsschreiten ermutigen, wenn er aus dem Protokoll ersieht, daß seine Arbeit den besseren zuzuzählen ist. Wünschenswert ist es auch, aus dem Protuknll er- sehen zu können, worauf außer den im Programm ge- nannten Bedingungen das Preisrichterkollegium das Haupt- gewicht gelegt hat, welche nicht bekannt gegebenen Sonderbedingungen die Richtschnur der Bewertung ge- wesen sind. Diese Sonderbedingungen herauszuschälen, sri im folgenden versucht. Die größte Schwierigkeit lag in drr richtigen Be- handlung des Untergrundbahnhiifes im Zuge der Straße P. Vis war den Bewerl)ern anheim gestellt, sich aus den angeführten Möglichkeiten der Lösung, il'w. ihnen am meisten zusagende auszusuchen. Von dieser Erlaubnis ist dann auch ausgiebiger Gebrauch gemacht. Ich halte es mit der gänzlichen Freilassung des architektonisch aus- zugestaltenden Bahnhofes; ist dieser doch das einzige, kräftige, architektonische Motiv in der ganzen Anlage. Es mußte hierauf um so mehr Rücksicht genommen werden, da andere größere Bauwerke ausgeschlossen waren, da der Bau eines Restaurationsgobäudes, das vielleicht die Basis des Aufbaues hätte geben können, der Privatbautätigkoit in dem angrenzenden Gebiet überlassen war. In dem ganzen oder toihveisen Einschütten des Untergrundbahnhofes kann ich weder einen Vorteil, noch eine besonders gute Wirkung für das Gesamtbild erlilicken. Ein unmittelbarer Zusammen- hang der beiden Parkteile ist weder auf die eine noch die andere Art zu erreichen, eine Trennung wird bestehen, ein Emporsteigen auf die Höhe der Straße P, ein Über- schreiton des verkehrsreichen Fahrweges wird stets er- forderlich sein, denn die Verbindung unterirdisch durch einen Tunnel, eine Grotte zu bewerkstelligen, halte ich für die un.glücklichste Lösung, selbst wenn die Schwierig- keiten des Baues bewältigt würden. Ohne Treppen ist auch hierbei nicht auszukommen, angenehm ist das Passieren eines dunklen, kellerartigen Gowöllies, dem Licht und Luft felilt, auch nicht, darum kann diese Lösung auf Verwirklichung am wenig.^ten .Vnspruch erheben. Vau Stadtpark im Charakter einer natürlichen Land- schaft war verlangt. Diese Natürlichkeit wird aber ni E. dadurch erst recht zur Goltun.g .gebracht, wenn man nicht etwa die einschneidenden Werke der Menschen verdeckt, den Glaul.)en erweckt, als seien sie nicht vorhanden, sondern wenn man sie wirklich zeigt. Nehmen wir an, die Park- anlage sei schon vorhanden, erst später hätte sich der Bau der Bahn notwendig gemacht. Würde man in diesem Falle das Bauwm-k mit Fleiß verdeckt haben? Ich glaube nicht. Man hätte die nähere Umgebung dos Parkes mit dem Bauwerk in Übereinstimmung gebracht, beide zu einem Gesamtlülde vereinigt. Was ferner dafür stimmt, den Bahnhof frei zu zeigen, gewissermaßen als Brücke die Straße P durch das Tal hindurchzuführen, ist die da- durch gegebene Möglichkeit, den Park in seiner beider- seitigen Ausdehnung den Passanten der Straße P vor Au.gen zu fuhren, ihnen Gelegenheit zu geben, trotz größter Eile einen Blick wenigstens hineinzuwerfen, sich am Bilde der Natur zu ergötzen. Wie mancher, dem berufliclK^ Tätigkeit niciit Zeit zum Lustwandeln läßt, wird sich mit dem Anschauen begnügen müssen, wird so auch s(^inen Genuß von der Anlage haben. Nur als Fußweg war die Verbindung der Straße T mit Platz V vorzusehen. Hat der .Vnschluß an ilie Straße keine Schwierigkeiten, so ist doch bei der JMnmüntiung nach Platz V des öfteren gefehlt, selbst die prämiierten iMitwürfe .sind von diesem Fehler teilweise nicht frei, während l'Jitwiirf Goel)el-Wien den zu berü(dn Punkt erkannt hat. Es war entschieden am voi-teilhaftesten, durch eiitsprecluniih' Gabelung de.s Weges die Pass.'iliten auf die beiden schuial.sten Stellen der Straßenkreuzung hinzuführen, so dali auch i'in Anschluß an die Sl.ralie (J bei|uem erreicht wii'd. Nicht zu vermeiden war es für diesen Verbindungs- weg, daß er uns von der Straße hinab in das Tal und IX, 3 DIE GARTENKUNST 59 ati dnr anderen Seite wieder in die Hiilic fülirt. r>ie- jenigen Verfasser, die auf Führung in annäliernder Straßen- höjio Gewiclit gelegt iiaben in dci- liiliiMiswei'ti'ii Absiciit, den l^assanten die Unliequemlicliler Rundbogen, der den Eingang in den Obstgarten bildet, wie überhaupt die ganze vorgeschriebene Partie, ist reichlich mit Rosen bepflanzt gedacht. Im Obstgarten längs des Haupt weges finden Hoch- stämme mit Zwischenpflanzung von Spindel und Pyramiden Anwendung, während der südliche Teil als Naschgarten mit Beerenobst usw. bepflanzt wird. Formobst findet an den Plätzen, die im Plane ersichtlich, Verwendung. E)ie Brunnenanlage, in Haustein ausgeführt, soll neben ihrem jiraktischen Wert für die wünschenswerte Abwechselung sorgen. Berz, Stutt.gart. (iiiifiier oder Künstler Unmaßgebliche Meinungen eines Laien. Wer von dem unparteiischen Standpunkte des Laien aus die Entwickelung des deutschen Gartenbaues in den letzten Jahren beobachtet hat. wer auf der einen Seite die letzten Gartenbauausstellungen in Düsseldorf, Darmstadt usw. gesehen und die bei diesen Gelegenheiten gehaltenen Reden mit angehört, auf der anderen Seite aber auch den Kunst- ausstellungen sein Augenmerk geschenkt hat (München, Dresden, Köln), der wird sich wohl kaum dem Eindruck haben entziehen können, als befinde sich die Gartenkunst DIE G ARTEN KUNST IX, 4 augenblicklich in einer Zeit der Krise. I>ie kunstgewerb- liche Bewegung, die. aus kleinen Anfängen heraufgewachsen, in einer fast unglaublich kurzen Zeit un.ser ganzes Leben mächti,g ergriffen hat, und im Begriffe ist. es von Grund auf umzugestalten, hat auch gegen den Gartenbau, wie er noch vor .'') bis 6 Jahren war. und seine alteingewurzelten Prinzipien Sturm gelaufen. lüinstler haben Entwürfe zu Gärten gezeichnet und auch in die Wirklichkeit iibei'setzt. Es gibt heute kaum noch eine grnßei'c Kunstausstellung, in der nicht aucli Gärten voi-geführt werden, und kaum noch einen namhaften Architekten, der. wenn er den Auf- trag zu einer \'illa oder ähnlichem erhält, sich nicht auch die Aufsicht über die Anlage des dazu gehörigen Garfen- C'lu". (). Bei/.-Stuttgiirt, Entwurf zu einem Haus- und Obstgarten (Scbauliild). grundstückes vorbehielte. iJicser Invasion des Kiinsiler- tumes mußte sich der Gärtner natiiidich mit allei' nur ver- fügbaren Kraft entgegenstemmen; das wai' im (u'unde eine Pflicht der Selbsterhaltun,g. Das Argument, das seine Hauptwaffe bildete, war der Vorwurf gegen den Künstler. daß er sich anmaße, mit einem Material zu arbeiten, das er gar nicht kenne, von dessen natürlichen Lebensbe- dingungen er keine Ahnung iiabe. L»er Künstler, dessen Loben im allgemeinen damit ausgefüllt sei, Architekturen zu bauen, Möbel zu zeichnen oder gar Bilder zu malen, und dem nur vorübergehend die Laune danach stände, auch einmal einen Garten zu entwerfen, der kenne die Pflanze ja nur gewissermaßiMi vom Sonntagnachmittag. I)cr Gärtner aber sei vertraut mit ihr von -lugend auf und lebe mit ihr alle Tage auf du und du wie mit einem alten Fi'eund sein Leben lang; er allein wisse, wie sie behandelt sein will und was für sie angemessen ist, was nicht, lü' allein habe daher auch das Recht, sie zu verarbeiten zu höheren Werken der Kunst. Auf der anderen Seite hielt der Künstler entgegen, daß der Gärtner allerdings die Technik besitze, nicht aber die künstlerische Veranlagung und Erziehung, die erforderlich sei, um Kunstwerke hervor- zubringen, l'nd es gelang ihm, eine Reihe so krasser, so vernichtender Beispiele ästhetischen l'nverstandes aus Gartenanlagen, die von Gärtnern geschaffen worden waren, anzuführen, dal.) nicht wenige seine These für glatt be- wiesen hielten. Der Kampf tobt noch heute. L'nd wie bei jedem Prinzipien- und Existenzkampf, denn ein solcher ist er letzten Endes, .streitet man sich vielfach um ganz nebensächliche L)inge, Modefragen, ob man die Wege ge- rade oder krumm machen solle, ob nur rechtwinklige oder auch geschweifte Linien zulässig seien usw., treten in den V(U'dergrund \\ni\ verdecken den großen Leitsatz, um dessen Ei'keiintnis der Kampf überhaupt nui- kämpfeuswert is : Erlaubt ist alles, was einen Sinn hat, ver- beten nur die Geda n ken I usig- keit. Selbst die Stimme der rück- sichtslosen Leiden- schaft, des Hasses, der keine Gründe boren will, ist hier und da vernehmbar. Die Gemüter sind eben zu bewegt, um sich den freien Blick über das ganze Schlachtfeld in je- dem Augenblick be- wahren zu können. Wer hat nun Recht',' Meiner An- sicht nach keiner und beide. \\'ie jede Handwerkskunst sich nur gesund entwickeln kann, wenn sie auf den festen Grund der hand- werklichen Technik aufgebaut und aus ihr herausgewachsen ist, so ist es auch mit der Gartenkunst, denn die Gartenkunst ist eine Handwerks- oder wie man heute es vornehmer aus- zudrücken glaubt, eine angewandte Kunst. Ebenso wie wir meiner Meinung nach auf die Dauer keine moderne Möbelkunst erhalten werden, wenn es nicht gelingt, künst- lerisch schaffende Handwerker heranzubilden, so können wir auch nur vom Gärtner. ni(dit xnm Kiinstli'r, eini' Gartenkunst der Zukunft erludl'en. Ent wickeluimen vdII- ziehen sieb immei- nur in ansteigender Linie \iui unten nach iilien. das lehrt die Geschichte. Bewegungen von ol>en nach unten entbehren der Basis und verfl.ittt'rn da \\ry iui Wind, l'jne andi're l-'r.ige ist es alier. eli ilei' Gärtner heutzutage imstande ist. etwas hervorzubringen, das au(di künstlerischen Ansprüchen genügt, l'nd da sage iidi: in den meisten l-"ällen nein. Die Tatsache allein, daß eine von Künstlern betriebene Garlonkultur entstehen und liotien gewinnen konnte, beweist meines lü-a(diiens. daß der Dil-: (iAirrKNKuNs'i' (iö riürtner sich aiil.'iorst;incle zeigte, ilcm liri einem Teil iler Xatinii liei-vortretenden Bedili'fnis nach ästhetischer Garten- iiultui- zu genügen, und der „K'niisuinent", um den wiit- sidiarili(dii'n .\usdi'U('l< in dieser wirlsriial'llirlicii 1 ii'ilidition zu gebrauchen, siidi daher nach einem andeieii umsah, der iiim das liefern konnte, was er wollte. Her Künstler (>inige (ledaiiken iinterbroiton möchte, die, da ich seihst Laie bin. natürlich nui- den \\'erl von unmal.igeblichen An- regungen haben kiiiincii. Ich ni(i(dite da zunächst biMiiei'kcu, dalJ i(di im lol- genden nur die gi'ol.ien Aufgaben, wie städtische Anlagen, städtische oder herrschaftliche l'arks usw. im Auge habe. benutzte die Konjunktur und sprang in die Lücke. Kv Es ist meines Li'achtcns eine Lbei-spanniing des Bogens. allein kimnte es ja auch, l'ie (iarti'ukunst war eben seit wenn man heutzutage jedem einfachen Hüi'ger, der hinter der Mitte des 19. Jabrhundeits aus (iründen. die wissen- seinem alten, gemütlichen Häuschen ein ebenso gemütliches si'liatilirU nnch nicht klar erfoi'scht sind, in eine Kr- (iäi'tclu'n bat, mit (Icwalt eine neue Kunst aufzwingen Clu-. 0. Berz Stuttqait. Entwurf z\i L'inem Haus- und Obstgarten (Schnubild). schlaffung geraten, sie hatte den Zusammenbang mit der Ti'ndition verbu'en und war daher immer mehr in sich selbst zerfallen und zerbi'öckelt, genau so wie alle anderen Zweige di'r angewandten Kunst, die Möbelkunst, tlie Archi- tektur usw. mehr oder weniger auch. Deshalb, wegen de.s im Vergleich zu früheren, historischen l^erioden der Garten- kunst tiefen Standes der Gartenkultur, ist ein b^ingreifen von selten der Künstler augenblicklich bis zu einem ge- wissen Grad .gerechtfertigt. Nur ist dabei zu beachten, dal.i wir hiermit der Bewegung vrm oben nach unten nur als vorüliergehendes Stadium und nur zu dem Zwecke das \\'oit i-eden, eine hoffentlich recht klüftige Bewegung von unten nach oben anzuregen. Ehe Künstler sollen uns nur helfen, einen Stamm von künstlerisch gebildeten und emp- findenden Gärtnern heranzuziehen. Und damit knmnii' i(di auf die Fragr der Vei- diesen zum grol.),>n Teil ganz neuen 70 DIE GARTENKUNST IX, 4 und mit historischen Analogien niciit oiine weiteres lös- baren Problemen immer etwas Erfreuliches zu leisten. Man vergegenwärtige sich nur einmal, welche Schwierig- keiten die so häufige Form eines quadratischen, rings von Häusern begrenzten Platzes, der durch zwc-i sich Ivreuzende Straßen in vier Dreiecke zerlegt wird, der gartenkünst- lerischen Anlage entgegenstellt. Oder die schmalen Ring- anlagen, wie sie in zahlreichen Städten aus den alten Be- festigungen entstanden sind! Da ist es also mit einer rein gärtnerisch-technischen Vorbildung nicht getan. L'nd da möchte ich mir nun den Vorschlag erlauben, ob niclit vielleicht die Griinduna: einer .Art von „Gärtnerakademie" W. Ki. -Posen: Aus Golenbofei: 1. zum Ziele führen könnte, sei es von selten des Staates, sei es von selten eines privaten Interessentenvei'eins, sei es in Form des Ausbaues einer bereits bestehenden An- stalt. Vielleicht würde es sich empfehlen, das zu gründende Institut an eine l'niversilät oder Forstakademie anzugliedern, ebenso wie man beispielsw^eise die kgl. Versuchswerkstätten für Kunsthandwerk in Stuttgart an die Polyteclinisclie Hochschule angegliedert hat. I uis würde wohl den Vniv.ug haben, die freie akademische I.uft in die Anstalt hinein- wehen zu lassen und der fachmännischen Beschränkung und Beschränktheit entgegenzuwiikcn. lumn was diese Akademie zu leisten hätte, wäre gerade allgi'nu'ine ästhe- tische Erziehung, nachdem sich ihre Zöglinge diu Fach- bildung bereits vorher auf anderen Anstalten oder in der Praxis angeeignet haben. Der Lehrplan hätte vor allem die Geschichte der Gartenkunst zu enthalten und zwar nicht in trocken schematischer Weise, die in dem Schüler ja nur den Eindruck erwecken kann, als handle es sich um einen alten Zopf, sondern möglichst praktisch und lebendig behandelt. An bestimmten Heispielen, die dem Schüler durch i^läne und Photographien vor .\ugeii zu führen wären, wäre zu erörtern, welchen Faktoren der Künstle)' sicli im einzelnen Falle gegenüber befunden hat, welcher Landschaft, welchen Boden-. Wasser- und klima- tischen Verhältnissen, welcher voi'liandeneii .\rcliitektur, welchen gesellschaftlichen Sitten und welchen speziellen Wünschen seines Auftraggebers er Genüge tun sollte und wie er sich nun damit abgefunden hat. Es wären also fortgesetzt .\usblicke auf die Kunst, die Sitten und die all- gemeine Kultur der Zeit zu geben, immer der innere Zu- sammenhang der Gartenkultur einer bestimmten E|)oche mit ihrer gesamten Geisteskultur im Auge zu behalten und auf dieser Grundlage nun eine Kritik aufzubauen, was vom Alten auch in der Gegenwart noch lebensfähig ist. was nicht, indem als (Iründe für eine die Lebensfähigkeit verneinende Antwort niii' Veränderung der tatsächlichen gegebenen Umstände und Bedürfnisse, eine Umwandlung der künstlerischen oder sittlichen AnschaLitnigen und der sozialen Verhältnisse anerkannt werden könnten. In vorgeschrittenerem Stadium wären den Schülern Plane vorzulegen, die sie selbst in freier füskussion kritisch zu beleuchten hätten. Exkursionen zu den erhaltenen alten Anlagen in Deutschland und Slipen- dienreisen für besonders Begabte nach den groben Mustern Frankreichs und Italiens wären die notwendige Ergänzung. Damit ist es aber nicht genug. Eine eingehende Beschäftigung mit den anderen Künsten halte ich für ebenso erforderlich, nament- lich mit der Architektur, mit der der Gartenkünstler ja beständig zusammen- ai'beiten mub und deren Grundprinzipien ihm daher völlig vertraut sein sollten, fias Studium der Malerei würde sich als gutes Mittel erweisen, ein feineres Farbengefühl auszubilden, über das deijenige, der mit einem so farbigen Material arbeitet, wie der Gartenkünsder, auch verfügen sollte. Auch hier wäre mit der theoietisclien Vorlesung die praktische Museumsführung zu verbinden. Alle Einzelheiten dieses Planes auseinanderzulegen, kann niclit die Aufgabe dieses Artikels sein. Der .ganze Vor- schlag ist ja, wie gesagt, nicht mehr als ein Gedanke, der Gedanke eines Laien, den anztinelimcm mler zu vei'werteu ich dem lierufenen Urteil von Fachleuten überlassen mul.i. Ich gebe zu. dal.l es fraglich bleilit, ob mit einer solchen .\kademie alles erreicht würde, was wünschenswert ist. In letzter Linie hängt ja doch alles vnn der persönliclien Beanlagung ab und Talente kann man nichl anerziehen. Deshalb aber jede fa'zieliung als iiljertlüssig zu bezeichnen, wäre in der umgekehrten Kichtiing zu weit gegangen. Man wird aiuh fragen, welche materiellen Vorteile der Zögling, di'r fiir den Besucli der Anstalt dnclt jedenfalls erhebliche Giddopler bi'ingrn niül.ile, sicli davon ver- sprechen düifte. Natürlieli wird imin di'ii Hesurh der .Xkadeinii' /.imä'chst nicht nbligatorisch l'iii' die höhere Kaiiiere in der Gartenkunst inarben dürleii, jeilocli glaube IX, 4 Uli-; UAR'IMON KUNST Kachleuten vertrolen werden und ich or- lilicke darin eine Bürgschal'l für ihre Richlig- lach- geschofs der Schule liegt die geräumige Lehrerwohnung, deren schönster Raum die gemütliche iJachlaiibe bildet. Gegenüber der Schule liegt der Krug, das gröfste Haus des Dorfes (Abb. 3). Ohne jedes Ornament, und doch so einladend liegt es da unter dem hohen roten Ziegeldach: schon von ferne winkt der „Krug im grünen Kranze", (Irn dei' Wirt hiuausgehängt hat. Jedes der Wohnhäuser (.\bb 4—6), die alle von einander verschieden in der Bauart und d(i(di so überaus fein zusammen stimmen, verrät aufsen und innen den künstlerischen Sinn seines Erbauers der es ohne grofso Mittel vershinden hat, vor allem durch die uiückliche Verwendung fein abgestimmter l-'arbentüne, eine Beh;iglichkeit hier zu ver- breiten, die eine stille Sehnsucht im Be- schauer weckt und dem Bewohner ein Heim errichtet, in dem sein Leben in ruhiger Sefs- haftigkeit und in der Freude am eigenen Besitz ruhig und glücklich dahinfliefsen kann. Fast ein jedes Haus hat seinen Spruch, teils ernst teils heiter, wie die folgenden zeigen : Liebe Gott vor allen LUngen, So wird E>ir alles wohlgelingen. Der Kaiser führt das Szepter, Ih'V Hauer führt den Ptlug, L'nd wer niclit beide elii'et. Der ist wiihl nicht klug. Eine Kuh, die Gutes j'rifst. Gibt mite Milch und guten Mist. ""^^ |5Uij2 3 8 9 H Xm. t'x-^^ W ^J^ ' .Ä^ 7\ V \-^py ^■-»' /• .^^Hl •^ jBm^__ ^ "-''i.lf^ ^K* '^ Tr € J- ■ -' — Ml «■ i c B^ fiJR 1 löSR.'ilÄfe'J- •" BsSf L ! ¥L_ ^^^^^^^^mtr^ ■""-''^ ' ' M ^H j^ .,. „■>■:■- ■ - , . ; ., m mJ 1 W. Kii'bl rillen ; .Vus Golrnliöteu ."). tX. 4 l>l K i.i A IM' KN KUNST 73 Wie es früher unter polnischer Wirt- schaft hier aussah, zeigt die Abb. 7. Ja selbst im .Vnfanj^ iliescs .lahres hausten in diesem schon lialb zusammengebrochenen Bau. der jetzt zwar wieder ausgebessert ist, polnisclio Arbeitsleute, die sich allem An- schein nach nicht von der allen Herrlich- keit trennen konnten. Ein wichtiges Stück Kulturarbeit liegt in dieser, bisln.'r in lieulschland einzig da- stehenden L»orfanlage. dei'en völlige Wert- schätzung erst erkannt werden kann, wenn sich ihre vurbildliidie Wirkung ergeben haben wird. W. Kiehl-Fosen: Aus^(_:oleiilioffn (i. Kr/ilit die Henne, schweigt der llalin, Ist das Haus gar übel dran. Hei keinem Hause fehlt der Nutz- und Ziergarten, in denen man all die in der trüberen Heimat liebgewonnenen Blumen und s(mstigen Gewächse findet, die sonst selten in der Posener Gegend zu sehen sind, t'ber die .^rt und Weise einer Gehöftanlage und deren Kosten seien noch einige Bemerkungen angeführt. E)as Gehöft i.Vbb. 5) ist für 70 .Morgen Grundstücksgrflfse be- rechnet. Lias Erdgeschofs besteht ini Wolmhausteil aus "2 Stuben. Küche und Flur, das Obergeschofs aus 3 Stuben und einer Kammer. An die geräumigo Küche ist der auf dem Lande unentbehrliche Backofen ange- baut. Im Stall ist reichlich Platz für zwei Pferde und acht Stück Rindvieh, weiter sind vier grnfse Schweinebuchten und eine Jungviehbucht vorhanden. E)er Raum über dem Stall Ist Futterboden. Die innere Aus- stattung der Wohnräume ist sehr einfa(di. EMe Stuben haben weifs verputzte Wände und Eiecken und Eüelenfufsboden. Eias Holz- werk ist farbig gestrichen. Eiie Küche hat Fliesenbelag. E»er Stall hat massive Beton- decke und Krippen, die direkt durch Zapf- hähne gefüllt werden können. E>as Gehöft, wie überhaupt das ganze Eiorf hat Wasser- leitung die durch einen \\'indmotor .gespeist wird. E>em Inneren entsprechend ist das .Uifsere. .\uf einem verputzten Backstein- sockel erhebt sich das in E\-ichwerk aus.ge- führte Wolingebäude und der massive Stall. E>as Obergeschofs und der Stallanbau sind mit Brettern verkleidet, ebenso der Giebel. Eiie Putzfarbe ist ein abgetöntes Gelb, das Holzwerk ist nur mit Karbolineum gestrichen: für das E'ach sind rote Ziegel verwendet. Die (Iriiudzii^e der Laii(lschartsj;estaltiiii;::. llliuvoiso, wie man ilic ii:iliirliclicii Scliiirilieilcii villi (icbüsclicii iiiiil \\ iibliiiir:i'ii in Krsclii'iiinii^ trcli'ii lassen kann. \'ou J. Forsyth Johnson. (.\us dciü l^nglisi-hen frei übertragen von 0. K. Schiie'idui- _und_E. B. Behiiick.)') (Fortsetzung. Hierzu Fig. -1 — S.j U mri II \\"\i; erfahren wir nun durch die .\usslrahlung die Scliönheiten der Xatur? *) Da ich aus verschiedenen Gründen verhiiideit gewesen wäre, die Übersetzung rechtzeitig zu vollenden, hat auf ineine Bitti' mein I-Veund, Herr Obergärtner E. B. J-Jehnick. Berlin, die (uite gehabt. V(inTeil2 ab die Hauptarbeit zu übernehmen. Ich bleibe jedorh allein für die Übersetzung veruntwurtlich. .Schneider. W. Kichl- Posen: Ans Golenhofen 7. 74 DIE GARTENKUKST IX. I Wir erblicken die Objekte der Landschaft im Imrili und Profil. Die Gesetze des Umrisses bilden Masse und Abstand. Fig. 4 veranschaulicht, wie die auf den Beschauer zu- .Strahlungsgesetze für M:isse und L'rafang. Fig. 4. Drei natürliche Gesetze für .Szenerieaufbau: .Masse. Abstand und .Strahlung. laufenden Linien der Masse und Perspektive dem .\uge auf einmal den besten Überblick geben. E'ie Perspektiv- linien beschäftigen den Geist am hervorragendsten. Der .\bstand richtet sich nach diesen lüii-ven. Von diesen zwei Grundregeln müssen wir ausgehen bei der Ent- wickelung der beabsichtigten landschaftlichen Charaktere. Ihre Wirkungen müssen wir zuerst beobachten und im rechten Verhältnis festlegen. Sie führen uns dahin, alle Charakterzüge des Landes sachgemätJ in ihrer Eigenart zu entwickeln. Fig. 4 und 5 veranschaulichen die 3 Regeln für dit; Behandlung der Umrißlinien. D\e Massenlinien geben die Bildszenerie fürs .\uge, wobei 90" die äulierste Grenze dar- stellen, während manche sagen. daU wir nicht mehr als 60" überblicken können. In Fig. 5a sehen wir die Kurvatur der Natur in straloen- mäßiger Weise beschnitten. Fig. 5b illustriert die Art und Weise wie man gemeinhin ihre Entwickelung versucht. Fig. 5 c endlich zeigt uns die Resultate einer Entwickelung des Umrisses gemäß natürlichen Gestaltungsgesetzen. Gerade Linien, die den Blick festhalten, machen das Arrangement unnatürlich. Sie gemahnen an Begrenzung, anstatt den Eindruck von Unendlichkeit hervorzurufen. I)as durch Fig. 5a und b skizzierte "Verfahren wird überall von Leuten ausgeübt, die sich Landschaftsgärtner nennen, aber die Schönheiten des Landes nicht sehen können. Fig. 8 verdeutlicht, wie die natürlichen Gesetze von UmriLi und Ausstrahlung ein breites Bild beherrschen, das in seinen Grundzügen von den Massenlinien beherrscht wird. Beim Ausblick vom Zentrum des Weges strahlen die Sicht- linien in der angegebenen .\rt aus; Einzelheiten werden durch Abstandsentwickelung von Ecken usw. angezeigt. Wir müssen uns die Wichtigkeit des Verständnisses der Konturlinien so fest als nur möglich einprägen. Abstand e. Hatten wir in Fig. 5 breite Sichten vor uns. so führt uns Fig. 6 zur AufschlieBung langer liurchblicke. In a sehen wir die gewohnte Art. Abstände zu arrangieren, b zeigt die ebenso gewöhnliche falsche Art und Weise, wie wir sie schon bei 4 behandelten, und in Fig. 6c lernen wir erkennen, wie nützlich die Gesetze der Perspektive sind, wenn die Verhältnisse ihre .Anwendung am rechten Orte gestatten. Alle landscbattlichen Eindrücke werden den Sinnen durch die grofcSen Gesetze von Masse und Abstand vermittelt. L»amit ist jedes Landschaftsbild von einem der beiden be- herrscht oder meist von beiden, indem aber das eine das andere überwiegt. Haben wir eine lange Sicht, so herrscht das .\bstandgesetz und das der Masse zeigt die L»elails. umgekehrt ist es bei einem breiten Bild. i) Gewöhnliche Alt der Begrenzung. »?OAO . b) Das übliche Ausbuchtungssystem. c) Das Ergebnis der regelrechten Massenentwickhmg. Natür- liche Gliederung, Massen und Abst;ind in solcher Entwickelung, dats die unendlichen, die Lebendigkeit der Landschaft aus- machenden Reize an Licht und Scliattcn zur (ieltung kuinnien. Fig. 5. Die Behandlung breiter Sichten, die praktischen lie- sultate regelreciiter Massenentwickelung veranschaulichend. IX. 4 DIE GARTENKUNST ider beeinträchtigt M a s (U *j hn « ~ ^ X: / 3 S < ^ ^J XI :3 ^G "^ a « bß ,Ci c 1 -i4 o c is OJ X W o CS p Fig. G. Entwicklung langer Sichten: Jie prakti.sclien Ke.snltutt' der Entwickelung natürlicher Fernblicke veranschaulichend. Als Kontrast sind ge- rade Linien, ebener Boden. Wege usw. in Verbindung mit Gebäuden in der Land- schaft nützlich. Wir sehen von der \atur nur Teile, nie das Ganze. Der Gemeinplatz: „Dinge erscheinen gröljer als sie sind" ist unsinnig. Das Größtmögliche zu zei- gen, ist Pflicht, aber viel mutl natürlich ungesehen bleiben. l.Hu'rh richtiges Arran- gement wird ein viel gröLierer Szenenreichtum erschlossen, als es durch falsches möglich ist. iK'v Gestalter strebt danach die sich ihm bietenden Vor- teile in wirkungsvollster Weise zum Ausdruck zu bringen und wenn die Vorzüge verdeckt werden, so ist das Arrangement falsch. Lturch Entwickelung der langen Linie in Fig. 6c an Stelle des kurzen Durchblickes in Fig. 6 b eri-eichen wir groLie Vorzüge und vei'raeiden die Nachteile liegrenzter Eindrücke. Profile. Bäume sind das Leben der Landschaft. Wohl werden in Büchern die verschiedenen Höhen der Bäume. Sträucher und Blütenpflanzen angegelien. aber wenig ist darin gesagt über die Art und Weise, wie wir ihre Schönheit ziu- F]nt- fallung bringen können. Bäume geben Wechsel in den Himmelslinien. Sträucher in mittlerer Höhe, Blütenpflanzen am Boden. Die Pflanzung ist zu vergleichen mit dem Auftrag der Farbe auf die Leinwand durch den Maler. Der Endett'ekt hier wie dort ist allumfassende Harmonie. Gleich wie jedes Haus eines Fundamentes bedarf und dieses doch verborgen bleibt, wenn das Haus fertig ist. so mag wohl die winzige Arenaria balearica ein Stückchen Land Überschleiern und Gras durchaus den ganzen Boden verhüllen, mit vielen Tiipfen von Rosen, die daraus sich hervorheben. Bäume, die über die Sträucher herausragen, wie die Bergesche, die Birke und andere schneiden über dem .Mittelgrunde ab. ('her ihnen wieder entwickeln Ahorn- arten malerische Kronenszenerien, und schlietilicli türmen sich Ulmen und Tulpenbäume auf und ragen weit in den Himmel hinein. In allen Szenerien sollte eine Art die vorherrschende sein. Bilden in einer Szene die .\horn die hervorstechenden Züge, so in einer anderen die Tulpenbäume, wobei der dunkle Vordergrund mit Tupfen von Silberbirken unter- TH£ POz/VT OP OOS E RvflT / AMC LES OF S,\o,H T ^ THE ^uK EcriouwD /s CiovcKr^EO ay r^n A^t^i-E op TUE LA^n. LlHiT OP 9a4»»v«-rt»H . Fig. Die Art und Weise natürliche Objekte zu betrachten. Vergleiche Te.^t. 76 DTK ilAHTKN KUNST IX. 4 brochcn wird. Wir wissen, dati jede Pflanze am rechten Platze durch keine andere ersetzt werden kann. Gut entwickelte immergrüne Sträucher sind von huher Wichtigkeit, sie ge- statten die größte Mannigfaltigkeit auf kleinem Räume. Die Rhododendron wirken das ganze Jahr durch ihre Belauining und sind zur Blüte- zeit zweifellos das schönste für den Mittelgrund. Die Mängel einer Szenerie zu entdecken, ist zu ihrer Gestaltung notwendig. Sn habe ich beispielsweise in einer alten Waldszenerie großer Nutzbäume zur iM-zielung eines sclmellen Effektes gegen 3 m hohe Siiberbirken geptlanzt nebst schnellwüchsigen Schlingnisen. Sie er- freuten jeden Beschauer und überzogen wie ein Teppich zur Blütezeit den Grund und kletterten bis in die Wipfel der Bäume, l.iie Effekte einer Rhododendrongruppe und einer Silberbirkenpflanzung mit Schlingern sind sehr verschiedener .\rt. sie können aber auf Grund ihrer verschiedenen Höhen mit Voi'teil ver- wendet werden. In Amerika wei-den die immergrünen Sträucher sehr vernachlässigt and es dauert einige Zeit, ehe sie ihre Wirkung erreichen, aber dafür ist diese eine anhaltendere. Unter den vielen Teilen einer Szenerie hat ein jeder wohl seinen eigenen Charakter, muti aber harmonisch mit der Umgebung zusammen- klingen. Wenn wir wissen, was die Hauptteiic der Szenerie ausmachen, dann muß die Kunst der Natur zu Hilfe kommen, damit alles sich zu der ihr eigenen Schönheit und Üppigkeit entwickele. Natur braucht zu lange Zeit zur Entwickelung der Geeignetsten im Kampfe ums Dasein, wn- gegen der Mensch, wenn er die Geeignetsten kennt, ihre Entwickelung fördern und so in wenigen Jahren alles zur vollen Schönheit bringen kann. So werden Naturgesetze zu Fingerzeigen, der Erde Schönheit hervorzu- zaubern. Beim .Vrrangement versuchen wir, nichtalles gleichzeitig zu bieten, sondern geben jederSzenei lo die richtige Fülle und in anderen Szenerien eine gute Man- nigfaltigkeit. Lienn bei der Entwickelung nackten wüsten Landes, die oft viel Geld ei'fordert, um ihm Schönheit zu ver- TH e POir^T OR SITE. OP OB 5 E RV^-r I OAf IS O ETCAM I f^MO BY THS SI2.Ü Or THE OßJBCT TO B£ O/SPi-fiYBO ■ LiniT ofOBSe-Rvorioi^ fo', Fi"'. 8. 1 Iiiirifs-Liiiien. \'er"leielie dazu Text. Die Möglichkeit der l'i'olilanschauung is( begreiizl. wie in Fig. 7 gezeigt wird und wie so ausgezeichnet Repton dargetan hat, indi'm er feststellt, didJ die Grenzen nach oben 28'A)'' ülier die Horizontale und nach unieii ,'is7._,<' unlei' leihen, sind diese Naturgesetze die leitenden Prinzipien. welche diese fallen. Dies ist ein simpler Anfaui. die Hand führen, um stilles Leben dem Lande zurückzugehen, um ihm jene grenzenlose Schönheit zu v(;rleihen, die nie das Auge, den Geschmack und das Gemüt des Beschauers er- müdet. Lassen wir diese Naturgesetze außer acht, so hilft alles Geld nichts, die Szenerien werden uns wider- wärtig werden und unbeachtet bleiben, sowie ihrei' Neu- heit Reiz vorüber ist. Haben wir dagegen des Landes Schönheit nach natürlichen Prinzipien entwickelt, so daß sie deutlich ins Auge fällt, dann wird sie in den Augen des Beschauers ständig wachsen und fortgesetzt neue Schönheiten aus sich hervorgehen lassen. für tausende von Entwickelungsmöglichkeilen. l'berall wn eine Ptlanze oder ein Gebäude sich über den Boden aiifrielilel. wird das Profil dri' LandsidiafI erhöht. rini'il.l und Priilil sind in jedeui N'.alurliilde vereint, und in den Ixügefugten l inril.lplänen isl \ iel Nun Profil zu sehen. Fig. 8 zeigt wie der Umriß dem Prolil zu Hilfe kiiiuuil durch niedi'igbleibende Vegetation, die all- mählich in höhei-e l''iiruien Übergeht. Natur ist iinnna- eine l']inlieil. Bäume venMuen sich zu < liiiudlinien. und lllunu'U und Bäume und Sträucher zu allem diMi liinndliidrii. dem Midelgiiiml und den IX. l DI K UARTENKUNS'l' 77 Horizontliiiion — mvl sie lebun so ziisiUiiniLUiveruiiit. dal.i man nicht sagen kann. \vü das eine beginnt und das andere endet. (FurtsetzuniA' folgt.) Aiisiclitfii imkI (m'iImuUcii. \'on Joseph Aug. Lux, Dresdeu-Bkisrwit/.. I. (iailciiaicliilekliii-. Xatiir ist l-iohsti.ilf. Sie \vii\l Form und l'-rlebiiis iluich die Kunst. Schone Gärten sind ein Ausdruck des dicliteiischen Erlebnisses in der Natur. Mit anderen MittohiJ ausgedrückt kann das Natiirerlebuis ein (_iedicbt. ein Bild, ein Dr.inia werden; mit Hilfe ihrer eigenen Mittel, als Vegetation, Wassei', Erde, Stein, wird sie Architektur. Schöne Gärten sind niclit nur schön durcli das Pflanzengrün, die Blumen, Gräser und Bäume, sie sind künstleriscli schilu durch die Anlage. Alte Bäume, von Steinwerk sorgfältig eingel'al'st. wie ein Heiligtum im Schrein, sie sind von dem menschlichen Geheimnis der Schön- heit umgeben Die Huldigung wird .\rchitektur, iiuch wenn die festen Linien des Steinwalls gelöst wären unil verschweben würden, wie der Kinderreigen Francesco Albanis um den von Genien bevölkerten Baum. Um Francias Madonna bildet der Rosenhag ein liebliches Gehäuse und der Meister der rheinischen .Schule erschuf eine ähnliche Gartenarchitektur um die Madonna mit den Erdbeeren: aus Blumen und Früchten erbaut Mantegna eine herrliche Kuppel über die Anbetung und auch dann, wenn der Gartengedanke als selbständiges sich von der frommen Mystik loslöst, tritt er immer wieder als Architektur in die Erscheinung und sucht ein neues Geheimnis einzu- scliliel'sen. Die nuttelalterlichen Wasser- und Mauergärten, im engen Bereich der .Stadtmauern erblüht, die strengen Kloster- gärten in weiCsen Arkadenhöfen sind von der architektonischen Grundlage ebensowenig zu trennen wie die (^Hielte der Arethusa in Syrakus. Die ßenaissancegärten entwickeln dieses Prinzip mit dem stärksten Bewufstsein. Nicht die Abhängigkeit des Gartens vom Hause allein macht es: Es ist vielmehr das autokratische Walten des künstlerischen Geistes mit den Naturelementen, denen er die Form geben will. Der Gedanke ist, dal's in keinem Teil des Gartens das Gefüld der architektonischen Einheit schwinden soll. Treppen, Balustraden, Fontänen, plastische Gruppen geben eine immerwährende Orientierung. Nicht nur, dal's Hecken und Bäume geschnitten als Wände und Architektur- formeu erscheinen, sie eniffnen stets die Perspektive auf einen spezifischen Architekturteil, der niclit vergessen läl'st, dal's der Garten ein Kunstgebilde ist. Die Barockzeit betont dasselbe Prinzip, sie stellt an die Laubwände in langen Reihen Plastiken auf, Musen und Heroen, den olympischen Himmel doch ist die ganze barocke Gartenplastik im Grunde nichts anderes als skulptierte Architektur, Die Barockkünstler waren Dekorateure, aber sie verloren dabei nicht den Blick aufs Gtanze. Die Plastiken als weil'se Punkte an den grünen Laub- wandungen stellen als Stützpunkte für das Auge die archi- tektonische Zusammenfassung her. Lud wären es nur weifse Pfeiler oder weil'se Bänke, in einer bestimmten Ordnung auf- ge.stellt. so würden sie eine ähnliche zusammenfassende arclii- tektonische Wirkung tun. Konstantin Somoff als feiner Nach- empfinder der Barockkunst, hat dieses Gefühl gehabt. Die weil'sen Bänke in seinen Gartenbildern erfüllen neben den Plastiken eine architektonische Funktion. Eine Zeit, die anders empfindet und die nicht mit solcher Ijeiclitigkeit Dekorations- stücke hervorbringt wie die Barocke, wird das Sachlichkeits- moment in den \'ordergrund stellen, an Stelle des 'l'eppich- beetes die Farbe dei- Blumen in breiten Flächen und au Stelle der steinernen Ornamente und Allegori(>n die rein tektonische Anlage setzen. Die Entwi(duellcneinfassung mag dann ein Wunderwerk sein und der Weg nach dem Tempel über herrliche Mosaiken führen. Uiiter l'mständen aber kann auf jede Mithilfe verzichtet werden, denn der Reichtum macht nicht die Schönheit aus; das tiefste l'>r- leben zu gestalten, reicht das Einfachste ans. II. l'ai'k|iolitik. Die Park[iulitik ist eine Angelegenheit der tJrol'sstädte; sie entspringt der Naturfreude und dem Naturbedürfnisse, die dem Städter um so stärker zum Bewufstsein kommen, je mehr ei' ihrer entbehren mufs. Die Ausbreitung der Grofsstädte, das Verschwinden der Hausgärten, die rationelle Ausnützung der Bauflächen haben die Parkpolitik in den Vordergrund der .Stadtinteressen gerückt und zur Tagesfrage gemacht. Alle gröfseren .Städte geben annähernd das gleiche Bild. Drei .\rten von Park- und Gartenkultur sind überall vereinigt. Die erste Art bilden jene alten barocken Gartenschöpfnngen. einem Palast oder Schlosse zugehörig und der Benutzung des Publikums freigegeben. Gesundheitlich und baukünstlerisch ge- hören sie gewöhnlich zu den wertvollsten Gütern einer .Stadt, deren Physiognomie sie wesentlich mitbestimmen. Sie über- liefern einen .Schatz vorbildlicher gartenarchitektonischer Grund- sätze hinsichtlich der Anlage der Beete, Treppen, Wege und der geschnittenen Laubwände, die geradlinig auf einen zen- tralen Punkt zulaufen, darin sich eine schöne .Statue, ein Brunnen, eine Gartenplastik wie von einem Hain umschlossen erhebt. Die zweite Art bodenständiger Gartenkultur liegt an der Peripherie der Städte in den Vororten, wo städtische und ländliche Kultur einander begegnen. Als grüner Gürtel mit einem ungeheuren Komplex an Wald-, Feld- und Gartengrund ziehen sie um die .Stadt herum 'ind geben, sofern sie zur Stadt gehören, derselben eine be- sondere .Schönheit, nicht nur als Naturkranz, sondern auch als Hüter und Bewahrer der älteren heunatlichen Baukunst, die nun freilich einerseits durch städtische Mietskasernen, andei'- seits durch moderne Cottages täglicli mehr verdrängt wird. Diese halb ländlichen Vororte enthalten jene feinen Beispiele alter Gartenkunst, die auf einen beschränkten Raum am Hause angewiesen ist; sie überliefern beachtenswerte Lö.sungen hei- mischer Vorgärten und Hausgärten. Mit den kleinen Vorgärten sehen die Bauern- und Winzerhäuser aus wie schmucke Land- mädchen, mit einem Blumenstrau fs vor die Brust gesteckt. Ein hölzerner Z.aun geht vor der niederen Fensterreihe hin und läfst einen schmalen Ful'sweg zwischen den ebenfalls schmalen Beeten an Hauswand und Zaun frei, nicht mehr. Das ganze Vorgärtchen ist ans Haus gedrückt. Aber der schmale .Streifen birgt eine üppige Blumenwildnis. Buchs dient gewöhnlich zur Einfassung der Beete, am Zaun steht blühender Phlox in dichten Ständen, die Kapuzinerkresse, die Ringel- DIE GARTENKUNST IX, 4 bliime, Pelargonien. Lobelien und Petunien liefern die leben- digen Farben an der Hausmauer und in den Beeten, wo die Eosenbännie blühen. Ahorn, von der Schere gebändigt, bildet eine grüne Architektur als Hecke und Torbogen über der Zauntür. Auch eine Laulie kann man gelegentlich vor dem Hause finden, und wenn nicht hier, dann sicherlich hinter dem Hause in dem eigentlichen Hausgarten, eine gemütliche Laube von Wein, Geilsblatt oder Kletterrosen überwachsen, ebenso wie den Laubgang oder die Pergola, als Spender des Schattens. Im übrigen ist es ein Blnmengarten wie vorne am Hause, mit rechteckigen Beeten und bunten Glaskugeln, die ein leuchten- des Farbenspiel in die Blunienpracht setzen. Die iieimatliche Flora liefert den Bestand an Bauernblumen. Einen gewissen Gegensatz zu den vornehmen höfischen Gartenschöpfungen der Barocke und zu den volkstümlichen und in ihrer Art nicht weniger vortrefflich gelcisten alten Hausgärten. den sogenannnten Biedermeiergärten, bildet die dritte Art. die neuen „städtischen Park- und Gartenanlagen-'. Die Schablone ist überall dieselbe. Eine Ver(iuickung französischer und englischer Gartenbaugrundsätze , die zu keinen glücklichen Ergebnissen geführt hat. Von armseligen Dralitgittern eingehegt, stellt ein Rasenfleck die Wiese, eine unruhige stockige Zusammenstellung von Büschen gleichsam den Wald vor. Franziisische Teppichbeete und krumme Wege, die gänzlich aus der Richtung führen, charakterisieren die Planlosigkeit der Anlagen, die infolgedessen auch vielfach un- gemütlich erscheinen. Es ist sehr zu beklagen, dafs in der dritten Kategorie von Gartenanlagen nicht die bodenständige Tradition sorgfältiger berücksichtigt worden ist, damit sich das Neue dem Alten würdiger anschliefse. Bei liffentlichen An- lagen, bei denen es sich oftmals nur um die gärtnerische Aus- bildung eines kleinen Fleckes Erde inmitten des Strafsenge- wirres handelt, wäre die Beachtung des alten Beispieles be- sonders vorteilhaft, denn es lehrt, dafs eine Gartenanlage um so strenger architektonisch durchgeführt werden mul's, je kleiner sie ist. Die Barockgärten mit den geschnittenen Laubwänden geben ein schönes Vorbild. Der kleinste Fleck mag grol's er- scheinen, eine grüne Einsamkeit bilden, die irgend ein Kunst- werk wie ein Juwel umfafst und mitten im Grolsstadtlärm das Gefühl der Entrücktheit gewähren kann. Aber wo i.st in unseren öffentlichen Anlagen die Liiubwand oder die ge- schnittene Hecke zu finden, wo das heimatliche Garteumotiv, die gemütliche I..aube:' Von instinktiven Erkenntnissen geleitet, treibt es den Grofsstädter in die freundlichen Gartenvororte hinaus, wo sich die alte Kultur fortfristet, und er sucht dort seinem Natur- und Schönheitsbedürfnis Nahrung zu geben, weil sie ihm die Stadt versagt. Sie wird trotz des grölseren Komforts an- scheinend immer unwohnlicher, sofern ästhetische Eigenschaften zur Wohnlichkeit gehören. Die Bauspekulation, die in den Peripherien die trostlosen Mietkasernen errichtet, steht nati'ulicli nicht vor den alten Kulturwerken still. Durch die andauernden Verwüstungen in den nächsten Umgebungen der .Städte ist die Parkfi-age aktuell geworden. In Wien wird die „Schaffung eines Wald- .und 'Wiesengürtcis um Wien" erwogen, in anderen Städten wird sich die Park- politik mit ähnlichen Fragen zu beschäftigen haben. In allen Fällen aber soll es sich vernünftigerweise nicht so sehr um Neuschaffungen als vielmehr um Erhaltung des bestehenden Guten, also um eine Art Heimatschutz, handeln. In diesem Sinne hat die Parkpolitik so ziemlich in allen Städten eine wichtige und zeitgemäfse Kulturaufgabe zu erfüllen. Mit der .Schaffung neuer Anlagen sollte nament- lich in den hidbländlichen und oftmals entzückend schönen Vororten lieber gewartet werden, bis die guten, alten ]\Iotive der heimatlichen Tradition, auf die in diesem Zusammenhange hingezeigt wurde, künstlerisch so verarbeitet sind, dafs endlich wieder Gärten entstehen, die ebenso wie die alten, nach einem Worte von Bacon of Verulam die ((»uelle reinster Freuden sind. Verschiedenes. Nochmals der Schöneberger Wettbewerb. Die ein- zelnen Entwürfe, ihre \'orzüge und Fehler als Ersatz für das nicht veröffentlichte Preisrichterprotokoll mit einigen kurzen Be- merkungen hervorzuheben, war in der letzten Nummer der Zeitschrift in Aussicht gestellt. Es wird nun bei der großen Zahl der Einsendungen nicht möglich sein, bei allen Arbeiten alle Einzelheiten, gute und weniger gute, zu nennen, um das Referat nicht zu lang werden zu lassen und um häufige Wiederholungen zu vermeiden. Es sei zur Ergänzung hin- gewiesen auf die allgemeinen Forderungen. Die Verfasser, in deren Interesse diese kritischen Bemerkungen hauptsächlich niedergeschrieben sind, werden aus der Gesamtheit derselben das für sie außerdem noch Zutreffende entnehmen können. Die Reihenfolge soll nicht einer Wertbestimmung gleich- bedeutend sein, sondern dieselbe hat sich teilweise durch die Ähnlichkeit in der Auffassung, teilweise durch den Platz im Saale ergeben. ..Wald. Wiese. Wasser." .\nnehmbare Arbeit, ähnelt den Arbeiten „Dem Volke" und „Treu dem Ideale". Die zu- sammengehaltene Pflanzung und die weitausgedehnten Wiesen- flächen wahren den Charakter der geforderten natürlichen Landschaft. Wege scheinen in etwas reichlichem Maße vor- handen zu sein, doch wird durch die Lage derselben in ver- schiedenen Höhen dieses in Wirklichkeit nicht in die Er- scheinung treten. Die Verbindung der Straße T nach Platz V wäre besser in weniger großer Kurve geführt. Auch mußte die Axe der Straße S betont und von R aus über den drei- eckigen Platz ein direkter Zugang geschaffen werden. „Treu dem Ideal" hat die Betonung der Straßenachse S versehen und den Durchblick von der Straße P nach Westen verbaut. Die Lösung des Platzes R ist gut. Die Arbeit zeigt im übrigen gute Disposition und das Streben, dem Ideal — (Park, der nach dem Erläuterungsbericht geschaffen werden soll) — möglichst nahe zu kommen. „Dem Volke" kann mit zu den besseren Lösungen ge- zählt werden wegen der ruhigen Wirkung in der Pflanzung und der Behandlung der Easenbahn und der Wasserflächen. Der l'ntei'grundbahnbof ist nur von der Westseite freigelassen, im Osten dagegen vollständig gedeckt. Die Vorzüge von „Schöne Berge, schönes Tal" be- stehen in einer kräftigen Betonung der .Achse Stralie S durch eine Hainpflanzung, und in der Durchführung aller auf das (lelände mündenden Stral.len als Wege durch dasselbe, ohne hierdurch Unruhe hineinzutragen. Eine ruhigere Linie hätte allerdings dem Wasser gegeben werden müssen. „Tallandschaft" steht über (;iuer ganzen Anzahl der Ein- sendungen durch seine meisterliaft ausgeführten Ansichten und die guten architektonischen Lösungen, zu denen der Eingang vom Platze R aus zu rechnen ist. Doch kann die landschaft- liche Gestaltung weniger befriedigen, vor allem nicht die in unmotivierten Schlangenwindungen geführten Wege. „Fink" ist ebenfalls in den Fehler zuvieler Wege gefallen und legt die Wasserfläche entschieden zn klein an. Die ein- gezeichnete Ausnutzung des angrenzei 1 Saugeländes ent- IX, 4 DIE GARTENKUNST 79 spricht nicht den Anforderungen. Im übrigen beweist das Projekt, daß der \'erf;isser mit großer Lielie die Aufgabe be- arbeitet hat. „Schönes 'l'al." Die architektonische Lösung des östlichen Teils, die Fortsetzung der Achse über den UntCM-griindbahnhof hinweg erinnert in der Haiiptdisposition an tJrunewiese, aller- dings ohne deren großzügige Wirkung zu erreichen. Für die Einmündung des Kingangs von Platz K in die Anlag..' hiitte eine dem Achsenanfbau mehr angepaßte Lösung gefunden werden müssen. Etwas zu klein ist die Wasserfläche im west- lichen Teil. „B e t u 1 a" trägt niclit Jen im I'rogranim verlangten Charakter einer natürlichen Landschaft. Die auf der An- schüttung vorgesehene Terrasse mit der gh icnenberankten Pergola, die mit Bastei bezeichneten massigen Bauten, der in natürlichen Formen gehaltene symmetrische Teich, die hohen Hecken als seitliche Begrenzung eines Teiles der Wege usw. erinnern an die Zeit, in der man sich von der architektonischen Gestaltung auch in landschaftlichen Anlagen noch nicht recht loslösen konnte, und wie es uns der sog. Salzmannsche Plan von Sanssouci zeigt. Bei „Volkswohl I" verdient der architektcjnisehe An- schluß des Teiches an die Bambergerstraße Beaclitung, doch ist leider die große Fläche durch die l']infügung einer Insel zerschnitten, der projektierte Pavillon nicht in die Achse der Straße S gerückt. „Fortuna" läßt die Betonung der StJ-aße „S" und die für den Zugang zum Paik notwendige Teilung des Platzes „R" ve.imissen. Die Alpenanlage an der Bambergerstraße, der kleine Teich im östlichen Teil mit seinen sehr zei'rissenen Ufern ( Vierwaldstätter See) fällt aus dem landschaftlichen Charakter der Umgebung ganz heraus. Die Beurteilung von „Hain" wird erscliwert durch die auf den Kopf gestellte Zeichnung. Es ist unbegreiflich, daß der Verfasser nicht die Lage des Geländes im Situationsplan benutzt hat. Die Seeflächen sind zerrissen, die Anordnung auf Platz 1> ist gut, doch ist die Achsenbetonung Straße S verfehlt. Das letztere gilt auch von „Unten durch": namentlich ist hier zu tadeln, daß die Treppenanlage gänzlich aus der Achse herausgeschoben ist. Bei „Oase" ist der dichte Schluß gegen die umgebenden Straßen in dem beabsichtigten Charakter der Anl.ige bedingt. Die Wasserflächen hätten eine größere Ausdehnung zeigen müssen, um der Programmforderung zu genügen. „Prosit Neujahr." Gut gelöst ist der lOingang vom Platz R, jedoch bietet die Pflanzung zu wenig Schutz, die Durch(]uerung von der Straße T nach Platz V unter Benutzung einer Insel kann als den Durchblick hindernd als wenig glück- liche Lösung angesehen werden. Genau so wie der Vei'fa.sser „Dem Volke" kann sich dieser Autor nicht loshisen von den spitzen Ecken der Wegekreuzungen und Eimnündnugen. „Birken und Eichen." „Mit unserem Entwurf wollen wir dartun, daß die Forderung des Preisausschreibens, eine Parkanlage im Charakter einer natürlichen Landschaft zu schaffen, recht wohl erfüllbar ist, ohne immer wieder die sattsam bekannten Bretzelwege vorzusehen, die der Landschaftsgartenkunst in letzter Zeit reichliche Kritik eingetragen haben." (Aus dem Erläuterungsbericht. ) Die Bretzelwege sind vermieden. Nur ein Umgangsweg führt um die fast die Hälfte des Geländes einnehmende Wasser- fläche, die in ihren Formen sich nahezu den graden Linien der Begrenzung anschließt. Zweifellos erfüllt dieser Iilntwnrf in bester Weise die Piogrammfordernng : Wasserflächen für Ei.s- und Kiulersport zu schaffen. Diese große Wasserfläche, die nur am K'ande auftretende massige Pflai\zung geben der Anlage einen .lurchans ruhigen und großzügigen Charakter. Im „Volkspark" ist die Verliindung '1' V in Straßen- hr.lie als Wall durchgeführt, hierdurch dem großen Parkteil eine unnötige Trennungslinie eingefügt. Daß die Ecke Bam- bergerstraße und Straße I! durch Pflanzung dicht geschlossen und so jeder Einblick in die Anlage verwehrt ist, kann nur als ungünstig bezeichnet werden. „Fenngelände" erinnert teilweise an l'hitwnrf „.Sclilicht 1". Der Verfasser läßt die Architektur des BahnhoIVs zur Geltung kommen und schafft auch einen I^aufbrunnen an der Fcke der Bambergerstraße. Die sonst ruhige Disposition wird jedoch gestört durch einen unruhigen liop|iehveu' fiir ttie ^■erbindun,<>■ T-V. In „Schlicht 11" sehen wir eine Anlage vor uns, welidie die Eigenarten des Geländes und die Architektur Unter- grundbahnhof — gut auszunutzen versteht und an dei- Dar- stelhingsweise erkennen läßt, daß ihr Vcrf.issiu- auf tlm (Je- biete der Wettbewerbe zu Hause ist. „Friede" hat sich den ISlick anf das Wasser von Ein- gang li in den östlichen Teil durch ungünstige Lage des Teiches verbaut. Die Pavillons, deren je einer im östlichen und westlichen Teil hoch über dem Wasser errichtet sind, hätten in ihrer Ausgestaltung etwas Verschiedenheit aufweisen müssen. Die Wegdisposition ist ungünstig, da ein ruhig ver- laufender Wog, der einen Spaziergang durch die Anlage ge- stattet, fehlt. „In seiner Jahre Blüte schafft einer für viele" konnte in der Bepflanzung massiger gehalten sein. Störend sind die vielen gleichmäßig sich wiederholenden Kurven des Teiches. Eine unglückliche Anordnung zeigt im ö.stlichen Teil der Wassei-faü, der nur vom Park her zur Wirkung kommt, dem vom Platz R Eintretenden aber die Rückseite zeigt, „Nichts zu viel" bringt viel zu viel Wege, zerschneidet das Gelände und kommt zu keiner ruhigen Wirkung. Die Achse der Straße „S" ist richtig betont. Eine bessere Zeich- nungs- und Darstellungsweise in weniger disharmonischen Farben ist dem Verfasser anzuraten. Gleichfalls durch einen großen Wegereichtum zeichnet sich „Per aspera ad astra" aus. Die Grottenbauten passen nicht hinein in das Bild der märkischen Landschaft. Eine größere Beachtung hätte den Dui'chsichten und deni Platz U geschenkt werden müssen. „Über Berg und Tal" hat zu viel Wege und ist in der Pflanzung zu unruhig gehalten. In „Landschaft" wirkt der Mittelweg in der Längs- nchtung der Anl.age störend: die beiden in der Form gleich- mäßigen Teicluinlagen sind von zu geringer Fiächenaus- dehnung. Der Spielplatz an der Ecke der Bambergerstraße liegt ungünstig, weil durch die Baumpflanzung der sonst wirkungsvolle Durchblick verbaut ist. „Etwa". Durch dichte Pflanzung gegen jeden Blick von den umgebenden .Straßen abgeschlossen, mit nur einem einzigen Durchblick im Innern über die viel zu geringe Wasserfläche, verrät der Entwurf Benutzung bekannter .Schablonen. Über das wenig Gute der Arbeit können nicht einmal die beige- fügten Ansichten aus der Vogelperspektive mit ihrer auf- dringlichen B^arbengebnng hinwegtäuschen. „Borealis". Unruhe wäre ein besseres Motto gewesen. Sie zeigt sich in den Wegen, im Wasser, in der Pflanzung und in dem Grottenbau, welcher bei Offcnhaltnng einiger „Fenster" dem Untergrundbahnhof Licht geben soll. „Nimm mich mit". Richtig erkannt ist die Betonung 80 DIK GAUTKN KUNST IX. 4 der Achse der Straße „S". doch würde für Felsaul'baii anderes Material am Platze gewesen sein, als der Grnttenstein, den die beigefügten Skizzen nur zu deutlich erkennen lassen. Im übrigen ist die sauber ausgeführte Federzeichnung das beste an der ganzen Arbeit. „Märchenijark". Soviel das Motto zu versprechen scheint, so wenig erfüllt die Arbeit die Erwartungen. Ks ist der Versuch gemacht, großzügig zu arbeiten ilurch die durch beide Teile hindnrchführende Allee. Doch ist der versuchte architektonische Aufbau nicht ganz frei von I''ehlern. deren größter in der Gestaltung des Brechpunktes der Achse im öst- lichen Teil besteht. Die Wasserflächen sind vollständig zer- rissen und zeigen Uferbildungen, die in der Natui' unter ähn- lichen Verhältnissen niemals vorkommen. „Für die Zukunft" des Verfassers auf gartenkünst- lerischem Gebiet verspricht dieses Projekt nicht besonders viel. Das Gelände ist durch Wege so stark zerschnitten, die- selben sind so geführt, daß nur der Kundige ohne Wegweiser ans diesem Labyrinth herausfinden dürl'te. 1(1 Ansichten und 4 Pastellbilder vermögen niclit darzutun, was der Verfasser sich von seiner Anlage für die Zukunft ilenkt. _Conca doro'' setzt sich hinweg über Forderungen der Gartenkunst, schafft schon im Anbeginn „verwilderte" Nutiir und durchzieht den W.ild mit wirr verschlungenen Pfaden. „Erholung" zeichnet sich durch eine äußerst unruhige Pflanzung aus, deren unruhiger C'harakter noch verstärkt wird durch die Darstellungsweise. Der unter allen Tmständen frei zu haltende T^inblick von der Bambergerstrnße ist durch Pflan- zung dicht geschlossen und hat sich hierduich der Verfasser der Durchbildung eines der besten Motive beraubt. In der Idee sowohl als auch in der zeichnerischen Darstellung, bei der die aus krummen Asten zusammengesetzten Buchstaben der Aufschrift Zeugnis von dem Fleiß des Verfassers .ablegen, ist die Arbeit als die eines Anfängers zu erkennen. „Märkisches Land" ist unsicher in der Disposition und unruhig in der Pflanzung. Daß die Verbindung T. V. mit Alleepflanzung versehen ist, trägt nicht dazu bei, den not- wendigen Eindruck der Zusammengehörigkeit uml des Ein- heitlichen zu erhöhen. „In magnis et voluisse sat est" ist als rein architek- tonische Lösung wohl von Anfang an ausgeschlossen gewesen von der Anwartschaft auf Prämierung, weil es gegen die Programmforderung einer l.mdschaftlichen Anlage verstößt. Des straffen Autbaus auf die Straße P. ist bereits in letzter Nummer gedacht. Die Betonung der Achse Straße S. mit dem der Terrasse vorgelagerten architektonischen Wasserbecken, das in seinen Ausmaßen größer sein konnte, ist, als Einzelheit betrachtet, von gleichem Wert, doch ist die Zusammenfassung dieser beiden Achsenaufbauten zu eiueiu einheitlichen Ganzen nicht völlig geglückt. Ebenfalls großzügig in der Disposition unil Wirkung ist „Birke", doch wird sie durch die an der liambergerstraße als Abschluß der Achse angebaute Grotte beeinträchtigt. Wenn hier nicht ganz massig gearbeitet wird, möchte der Grottenaufbau gegenüber der strengen Linie der architek- tonischen Anlage leicht kleinlich wirken. Die Lösung dis Platzes R und die Verbindung von hier nach Straße W, die vielfach keine Berücksichtigung erfahren hat, ist gut. Kann diesen beiden architektonischen Lösungen Aner- kennung nicht versagt werden, so fällt .Dem Vergnügen der Einvi'ohner" mit seinem ohne inneren Zusammenhang aneinandergereihten, an sich oft ganz ansprechenden Motiven an ruhiger Disposition bedeutend ab. Eine vorzügliche Lösung zeigt die Gestaltung am Eingang von l'latz K. Za h n ■ Steglitz. Soeiete Dendrologique de France. Ende November li)()."i traten in Paris eine Anzahl Herren, die sich in deutschen dendrologischen Kreisen als Liebhaber und Kenner eines grofsen Rufes erfreuen, zusammen, um eino französische dendrologische Gesellschaft analog miserer. den Lesern der „Gartenkunst" wohlbekannten deutscheu dendrologischi.-n Gäsellschaft zu grünilen. Es wurde als erster Präsident der frühere Gesandte Poubelle gewählt, dem als Vizepräsidenten zwei sehr be- kannte Herreu: S. Allard aus Angers und Maurice L. de Vilmorin aus Paris zur Seite stehen. Generalsekretär ist der ausgezeichnete Koniferenkenaer K. Hickel, Inspekteur des Eaux et Forets, Versailles, und als Schatzmeister fungiert L. A. Dode, Paris, ein als Salikologe niclit \mbekanntpr Rechts- gelehrter. Diese (Gesellschaft verfolgt die gleichen Zwecke wie unser deutscher Verein, dessen jüngere Schwester sie ist. Sie zählt bereits über 100 Mitglieder, darunter auch eine Anzahl Aus- länder. Der Mitgliedsbeitrag ist sehr gering, er beträgt nur 5 Frs. «las .lahr im Minimum. Dafür erhält jedes Mitglied das vicrteljähi-lich erscheinende Bulletin, dessen erste zwei Nummern mir vorliegen. Sie zeigen, dal's die Soeiete mit Eifer und Erfolg bestrebt ist, den Spuren ihrer deutschen Vorgängerin zu folgen, die unter der eminent fördernden Leitung Graf v. Schwerins es bereits auf über 1200 Mitglieder gebracht hat. Woran sich übrigens die (.Ge- sellschaft für Gartenkunst ein Beispiel nehmen kann! Um zu zeigen, dafs das französische Bulletin recht lehr- reiche Abhandlungen enthält, weise ich aus Nummer 2 vom 1."). November lilOli auf die Artikel von Hickel: „Notes pour servir ii la d^termination prati(|ue des Abietinees" und von Dode: „Contributiou ä l'etude du genre .luglans" hin. beide sind illu.striert. Ich würde es für sehr wichtig halten, dafs namentlich grofse Stadtgartenverwaltungen nicht nur Mitglieder der deutschen, sondern auch solche der französischen dendro- logischen Gesellschaft werden. Die Herren Leiter solcher Ver- waltungen könnten durch diese Gesellschaften sich neue und seltene Schätze verschaffen, deren weiterer Anzucht ihnen dann gewifs Baumschulen und andere Orte zur Verfügung stehen. Die letzten zehn Jahre zumal li.iben uns so viel Kunde von neuen scluinen Sorten gebracht, dai's uns in Zukunft eine Unmenge prächtiger Einführungen zur Verfügung stehen, die für die Landschafts gärtnerei, wie überhaupt für gartenkünst- lerische Bestrebungen sehr wertvoll sein werden. Worauf ich später noch eingehend in besonderen Artikeln hinweisen will. .ledenfalls wünsche ich der französischen Gesellschaft das gleiche freudige Gedeihen, wie unserer deutschen. \i\\<\ holte, dafs unsere Gartengestalter es verstehen, den rechten Nutzen aus diesen Gesellschaften zu ziehen, indem sie gleichzeitig sie mit fördern helfen (!amillo Karl .Schneider. Die Königliche Gärtner-Lehranstalt zu Dahlem bei Steglitz (Berlin) veranstaltet vou\ 8. bis 13 .\pril d. .). einen Gartenbau-Kursus für Gartenfreunde (für Damen und Herren), durch welchen wie in den A'orjahron Interessenten Gelegenheit geboten werden soll. Kenntnisse auf diesem (ie- biete zu erwerben. In dem Kursus werden folgende Thenuita behandelt: 01)stbauTiipflege, (iemüsebau,( 'hampignonkultur. l'flanzen- kultiir. lOruährung der Pflanzen, Zweckmäßige Düngung, Pflanzenkr:inklieiten. Zininieriiflanzen nnd ülnnu-n im Hause. Anmeldungen siml um.i;chend .-in die Direktion der .Anstalt einzureichen. D.is lionorai' fiii den Kursus beträgt für li)- IX, 4 hli: CA ItTHNKlINST Sl länder nebst Bestellgeld: 9 Mk. 05 Pi'n' , und ist dieser Betrag- nach diesseits erfolgter Zusage der Aufnahme in die Teilnehmer- liste an die Kasse der Königlichen Ciärtner-Lehr.instalt zu Dahlem bei Steglitz einzusenden. I>ie Direktion. Allgemeine Gartenbauausstellung Berlin. l>ie Allge- meine (Jartenbauausstelking in der neuen Halle des Zoologischen Gartens, deren Reinertrag einen Fond zur .\usschniiickung der Krankenhäuser Grol'sberlins mit Blumen und Pflanzen bilden soll, wurde durch Gartenbaudirektor Fintcbnann am i:-!. März d. J. eröffnet. Sie wurde sehr gut besucht und schon am ersten Tage durch die Kaiserin und l'rinzen uinl l'iinzessin Eitel Friedrich besichtigt. Über die Ausstellung geht uns folgender Bericht zu : In der Ausstellungshalle des zoologischen Gartens zu Berlin wurde am i;i. März die „Allgemeine Gartenbauausstellung" eröffnet. Richtiger hätte man sie wohl „Blumenausstellnng" genannt^ denn neben den zeichnerischen Arbeiten einiger (lartenküastler, einigen Modellen, t;artenbaid;eu uiil Lauben. Gittern und Töpferwaren spielten die Blumen uml, um ilicse hervorzulieljen. die sogenannten Dekorationspflanzcu die Hauptrolle. Tnd sie spielten sie gut. Eine Fülle der leuchtendsten Blüteu inmitten von Palmen und Lorbeeren, nahmen die Blicke gefangen, wahre Duftwolken hüllten uns ein, und war das Auge müde vom vielen Sehen, so luden uns stille, liciinclige, abgeschlossene Blumengärtchen zum Rasten ein. AuUerordentliche Mittel, groUe Umsicht und viel ^'er- sländni-i gehören dazu, tro'.z der Mannigfaltigkeit uml Fülle des Jlaterials alles so zur bestimmten Stunde in fjischer FJlüte bereitet zu haben. Die Mitte der langen Halle nahm ein l'himenparterre ein. Im ^Mittelpunkt entsprangen rauschende Wasseistrahlen einem regelmäliig geformten liecken und fielen auf geschickt an- gebrachte Wasserpflanzen zunkk. Um dies Bassin hoben sich vier prachtvolle C'allagruppon von rotem Azaleengrnnd leuchtend ab. An den Längsseiten folgten Beete mit weißen und roten Rosen in edelster Form. Azaleen, Hyazinthen, Flieder, Schnee- ball, Primeln und vielen anderen, die auf einem aus Tannen- reis gebildeten Untergrund ein lebhaftes und dcjch harmouisch geordnetes Bild boten. Sehr geschickt waren einige .Skulpturen aufgestellt, ungezwungen, und doch mul.iten sie gerade da stehen, wo sie standen. — Unter den Logen, an der .Vul-ien- seite des Saales entlang waren die schon erwähnten Blumen- gärtchen augeordnet. Sie waren im allgemeinen in einfachen F'ormen gehalten und wirkten gerade durch diese Einfachheit und ihre feinen Farben. Ein Rosengärtchen mit ei.jem Dorn- röschen, das erste Gärtchen gleich linker Hand vom Eingang, das Gärtchen des Gartenarchitekten Hallervorden, von ge- schnittenen Hecken eingeschlossen, waren besonders stim- mungsvoll. Im übrigen waren niedrige, solide, einfache Gitter als Abschluß gewählt, der Anstrich in warmem Rot und auch in hellen Tönen gehalten. Der Laubengang im 2. Gärtchen linker Haml war ent- schieden zu groß für dasselbe; schade noch besonders, daß man ihn nicht über und über mit den entzückenden Clematis- ranken überspinnen konnte, sondern sie nur luichst not- dürftig mit Efeu überrankte. Eni Gärtchen mit annähernd schlangenförmig gebogenen Wegen wirkte, trotzdem es den doppelten Raum einnahm, unruhig und eng. »Sogar hier ein „Gegenbeis[iiel" für „fand- sch.iftliche Gartengestaltung auf 200 qm". In den sogen. Logen fand man neben den mit Blumen geschmückten Krankenzimmern eine moderne \\'olinung mit intimem, kiistlichem Blumen- und Tafelschmuck. Weiter sahen wir die prämierten Pläne vom Schöncberger Wett- bewerb, und dann zog sich durch die Länge des Saales ein ganzes Vermögen in Orchideenpflanzen, vom bescheidensten Kxemplar bis zur vornehmsten Cattleya. — An der Längsseite des Saales hatte man durch die Bogenfenster einer imitierten Mauer, die in einfacheu Linien Guirlandenschmnck trug, noch- mals einen schönen Überblick. Wir streiften dann noch im Vorübergehen eine „lackierte Naturholzlaube". betrachteten die Samndung von Tonvvaren (Töpfe, Vasen), von t'uttern u. dgl. Nicht zu vergessen mehrere Modelle von Gärten und Fels- .inlagen. von denen einige nach der Ausstellung in den Besitz der Dahlemer (iärtnerlehranstalt übergehen. Den Beschluß bildeten Bindekunstvverke und eine Sammlung von einzelnen Orchideenblütenständen, Neuzüchtungen, deren Stammpfian- zungen für 20, :iO, 411000 M. zu haben sind. Zweierlei hat mich gestört: Erstens die We.ge im Blumen- parfcerre. Wozu waren sie da? Sie wurden doch nicht be- gangen und ohne sie hätte das Parterre ruhiger gewirkt. Zweitens einige traurige Weisen des Orchesters. Die gelu'iren nicht zu dem heiteren Anblick der Blumen. Durch die Musik verliei-en überhauiit die Blumen als Ausstellungsobjekt: sie sinken f.ist zu einer Ausschmückung für ein „Promenaden- konzert" lier.ib. Freilich gibt es weite Kreise, die mehr für ein Promenailenkonzert als für eine Gartenbauausstellung übrig haben. Alles in allem: alle Achtung vor dem Leiter, der es ver- staml, eine derartig ausgedehnte Räumlichkeit so auszugc- stdten, daß sie ein volles, schiine-i Ganzes bildete. .\. Ochwadt. Gerichtliche Klage gegen die Entscheidung bei Wett- bewerben. Die Deutsche Bauzeitung teilt in Xo. 22 vom Ili. März d. J. mit, daß die tiefgehende Unzufriedenheit, welche iu den Kreisen der Beteiligten über die ICntsclieidung in dem von der Carnegiestiftung veranstalteten Wettbewerb betr. Ent- würfe für den iM-iedenspalast im Haag Platz gegriffen hatte, durch die Nachricht, dal! die Carnegiestiftung den Architekten C'ordonnier beauftragt habe, einen neuen umgeänderten Ent- wurf für den Friedenspalast zu schaffen, und diesem Architekten auch die Leitung der Ausführung übertragen werde, erheblich sich gesteigert und zur Bildung eines Komitees geführt habe, welches im Auftrage zahlreicher Beteiligter auf dem Wege der Klage eine Nichtigkeitserklärung der Wettbevverbs- entscheidung herbeiführen wolle, nachdem ein gerichtlicher Einspruch gegen das Vorhaben der Carnegiestiftung erhoben ist. Hierin wird die Auffassung vertreten, daß die Bestimmungen eines Wettbewerbsprogrammes den Wortlaut eines Vertrags zwischen dem Ausschreibenden und den Teilnehmern am Wett- bewerb darstellen und daß sich der Ausschreibende einer Ver- tragsverletzung schuldig mache, wenn er die Bestinnnungen des Prfigramms nicht strikte einhalte. Eine solche Verletzung liege auch vor, wenn der Ausschreibende eine gegeu wesent- liche Programmbestimmungen verstoßende Entscheidung des von ihm bestellten Preisgerichts anerkennt und zur Ausführung bringt. Im vorliegenden Falle handelt es sich darum, daß die im Programm angewiesene Bansumme von dem mit dem I. Preise ausgezeichneten Entwürfe weit überschritten wurde und andere prämiierte F]ntwürfe nicht die Grenzen des in den Wettbewerbs- unterlagen vorgeschriebenen Geländes eingehalten haben. Man darf bei dem allgemeinen Interesse, welches die hier angeschnittenen Fragen für weite Kreise haben, auf den Ver- lauf der Angelegenheit gespannt sein. Das allgemeine Recht- lichkeitsgefühl und die jedem Menschen innewohnende natür- liche Auffassung möchten es fast zweifellos erscheinen lassen, daß ein Einspruch, wie er hier vorliegt, erfolgreich sein müsse, indessen belehren uns die Ausführungen eines Juristen 82 ßlE GARTENKUNST IX, 4 (Landgerichtsrat Dr. Boetlike-Berlin), welchen die Deutsche Baiizeitung um Mitteilung seiner Ansicht ersuclit hat, einer anderen. In seinen Ausführungen wird zunächst darauf hin- gewiesen, daß nach § 661 Abs. 2 des Bürgerl. Gesetzbuches die Entsclieidung der Preisrichter für alle Teile verbindlich sei und eine Anfechtung dieser Elntscheidung beim Fehlen eines geordneten Rechtsmittel zugs nicht angängig sei. Anders liegt es, wenn es sich um Ersatzansprüche für einen Schaden handele, der sich als Folge einer unrichtigen Entscheidung des Preis- gerichts darstelle. Sie könnten wohl in Fällen mit Aussicht auf Erfolg geltend gemacht werden, wo bei der f^ntscheidung offensichtliche VerstölJe gegen Programmbestimmungen vor- gekommen sind, nicht aber, wenn es sich darum handelt, welcher von mehreren Entwürfen der bessere ist. Haftbar machen ließe sich nach § 826 des BGB. der schuldige Preis- richter, aber auch, was den Geschäiligteii vielleicht vorteil- hafter ist, der Ausschreibende, in dessen Auftrag der Preis- richter seines Amtes gewaltet hat (§ 27« des BGB.), Allein die meisten Schadenersatzansprüche dürften daran scheitern, daß der Nachweis der Hube des erlittenen Schadens so gut wie ausgeschlossen ist. Dadurch werden die Miigliclikeiten. welche die vorhin angeführten Paragraphen zu bieten scheinen. wieder illusorisch und man kommt zu dem Ergebnis, daß die Entscheidung des Preisgerichtes wenigstens nach den deutschen Gesetzesbestimmungen fast unangreifbar ist. Der .lurist erörtert dann noch die Möglichkeit, ob sich durch entsprechende Er- gänzung der Wettbewerbsgrundsätze, wie sie vom Verband deutscher Architekten- und Ingenieurvereine w. a. aufgestellt sind, wirksame Abhilfe schaffen ließe, kommt aber zu dem Ergebnis, daß dadurch das ganze Wettbewerbsverfahren so umständlich und kostspielig gemacht würde, daß die Neigung zur \'eranstaltung von Wettbewerben und zur Übernahme des Preisrichteramtes sehr darunter leiden würde. Und das kann doch nicht im allgemeinen Interesse liegen. Wilhelmshöher Allee, Kassel. Die Schloß Wilhelmshölve mit der .Stadt Kassel verbindende, 4 Kilometer lange Wilhelms- höher Allee, und zwar zunächst die Strecke vom Wilhelms- höher Platz bis zur Berlepschstraße, sol! nach einem Beschluß der .Stadtverordneten im nächsten Winter mit einem Kosten- aufwande von 76 000 Mark (einschließlich der Pflasterarbeiten auf dem Bürgersteig) neubepflanzt werden, Dieser Beschluß hat vielfach Bedauern erregt, ist aber leider notwendig geworden, weil die jetzige, über 100 .Jahre alte Pflanzung zwar im ein- zelnen noch teilweise sehr schöne Bäume aufweist, in der Ge.samtwirkung aber durch die zahlreichen Lücken und Nach- pflanzungen ein nichts weniger als schönes Bild darbietet. Zu- mal in der letzten Zeit sind verhältnismäßig viel Bäume ab- gestorben. Es rächen sich jetzt die Sünden früherer Zeiten, in denen infolge des Mangels an sachverständiger Aufsicht bei Rohrlegungen usw. die Wurzeln rücksichtslos abgehauen und die Bürgersteige durchweg mit Zementplatten belegt wurden, ohne in der Nähe der Bäume für eine mehr durchlässige Be- festigung zu sorgen. Nach langen Verhandlungen hat man sich entschlossen, für die Neupflanzung die Krinilirili-Berlin müssen Spielplätze und Laubenkolonien immer noch mit der fortschreitenden Bebauung den Stand- oi't wechseln. Bekannt sind ihnen die weitläufigen Volks- parke in England, deren zahlreiche Entstehung zum Teil di'r niemals aufgeteilte Gemeinbesitz der Städte und zum Teil das niemals erloschene alte germanische Bodenrecht ermöglichten und auch noch heute ermöglichen. In dieser glücklichen Lage sind wir in Deutschland nur in seltenen Fällen; wir müssen uns mit viel wenin'er, oft weit ab- gelegenen Grünanlagen begnügen, und doch wohnen wir weit gedrängter beisammen. L>arum überwiegt bei uns das , .dekorative Grün", um einen von Sitte erfundenen Sammelnamen zu gebrauchen. Uns fehlt es dagegen noch sehr an dem, was Sitte im Gegensatz zum dekorativen das „sanitäre Grün" genannt hat. Zu dieser wich- tigen Unterscheidung mfige es mir gestattet sein, den Verfasser des ,,Groüstadtgrün" selber sprechen zu lassen Nachdem er die Kostspieligkeit großstädtischer Alleen hervor- gehoben hat, fährt er fort: ..Ganz ähnlich verhält es sich mit den sogenannten Squares. Eine in Grund und Boden verfehlte Anlage. Sie verschlingen in noch höherem Maße als die Alleen große Anlagesummen, ohne den gewünschten Erfolg zu erreichen. Der Fehler liegt wieder in dem hergebrachten Blockrastrum der modern geometrischen Lagepläne. Ist danach nur erst ein Bebauungsbezirk schön säuberlich durch grad- linige parallele Straßen schachbrettartig in Baublöcke zer- legt und wünscht man irgendwo einen öffentlichen Garten oder Kinderspielplatz, so läßt man einen oder mehrere Blöcke unbebaut, übergibt sie zu mehr oder weniger an- spruchsvoller Ausgestaltung dem Stadtgärtner und der Square ist fertig. E)er L^mstand, daß dieser Garten dann ringsherum frei an den Straßen liegt, wird bei dieser ein- fachen Methode nicht beachtet; gerade darin liegen aber die groben Fehler dieser Anordnung, denn von der Straße wirbelt der Wind allen Staub, diese furchtbarste Plage des Großstadtlebens, über die Gartenanlage weg, die noch obendrein von dem ganzen Wagengerassel und sonstigem Lärm der Straße erfüllt ist, besonders wenn, wie in den weitaus meisten Fällen, diese Squares nur in kleinem Flächenmaß angelegt sind. Ein solcher Stadtgarten ist zur Erholung für alt und jung gänzlich ungeeignet und wird wegen der schneidenden Schneewehen im Winter und der sengenden Sonne im Sommer und den darüber hinfegenden Staubwolken auch tatsächlich vom Volke nicht besucht. Das sanitäre Grün gehört nicht mitten in den Staub und Lärm der Straßen, sondern in das geschützte Innere großer, ringsherum verbauter Baublöcke. Nur in .größten Flächenausmaßen verträgt es das Freiliegen an der offenen Straße, wie dies in den Villen- oder Cottagevierteln der Fall ist. Etiese vom Wagenverkehr wenig heimgesuchten Stadtteile mit ihren ununterbrochen zusammenschließenden Baumpflanzungen gehören zweifellos auch in die Gruppe des sanitären Grün. Zu sagen ist über diese Anlagen wegen Straßenführung, Grundteilung und dergl. nichts: denn das viele Grün breitet selbst über verfehlte Lage- planformen den Mantel milder Nachsicht derart, daß weder Schönes noch Verfehltes in die Erscheinung tritt; es ist eigentlich ganz gleichgültig, wie man da vorgeht, es kommt auf jederlei .\rt immer dasselbe heraus. Das ,, dekorative Grün", und zwar womöglich in reichlicher Verbindun.g mit dekorativem Wasser, gehört im strikten Gegen.satz zum sanitären au.sschließlich der Straße und den Verkehrsplätzen, deiui es hat nur den Zweck, gesehen zu werden, gesehen von möglichst vielen Menschen, also gerade auf den Hauptpunkten des Ver- kehres. Man kann sich einen gnißeron Gegensatz nicht denken. Beim dekorativen Grün ist alles nur auf die ihm einzig m/igliche phantastische Wirkung zu berechnen: lieim sanitären Grün handelt es sich dage.gen um die wirkliche Erzielung greifbarer Werte : Staubfreiheit, Windschutz, allem Straßenlärm abgewendete Ruhe, schattige Kühle im Sommer. \\"as bei dem einen wertvoll ist, wird bei dem anderen zur Nebensache und umgekehrt, daraus aber Folgt, daß nur dei^jonige Stadtbaukünstler im einzelnen Fall das Richtige treffen wird, der diese lieiden .Arten des Stadt- grünen in ihrem Wesen erfaßt hat und auseinanderzu- halten versteht." Noch weniger ladiH zu längerem Verweilen, wie ich mir beizufügen erlaube, das Reklamegrün ein, zu dem das dekorative Grün wohl auf Platzanlagen aufgebauscht wird, die im Stile der Plakatkunst aus.gestaltet, Käufer für Baustellen anlocken und nach allen Seiten offen ge- legt, auf möglichst weite Entfernung hin die Mietswerte steigern sollen. Eiamit, meine Herren, sind wir bei der eigentlichen Aufgabe, die uns heute beschäftigen soll, angelangt — zur Betrachtung der neuesten Form städtischer Grün- anlagen, des Gartenhofes, des von der Bebauung um- gebenen Gartenplatzes oder Parkes, des gärtnerisch be- handelten Inneren des Baublocks, kurzweg auch wohl Innengarten genannt. Zuvor möchte ich jedoch noch ein Wiirtchen über den von Sitte grundsätzlich verworfenen Square einschieben. ^^'enn wir eine vom Verkehr umbrandete Insel törichter Weise bepflanzen oder gar auf einem Verlegenheitsdreiecke die Sünden des Bebauungsplans mit Grünzeug zudecken, so entsteht noch kein ,, Square" im eigentlichen und ur- sprünglichen Sinne. Und wenn wir ein so fehlerhaftes Ding noch, wie nur zu oft besonders in kleinen Städten zu beobachten, schlecht unterhalten, so hat der Volksmund recht, über den Fettfleck oder Spucknapf, den Papierkorb oder Staubwinkel zu spotten. Der Square ist von Hause aus ein stiller ^^'ohnplatz mit einem gemeinsamen Garten in der Mitte und mit Zufahrtstraßen zu einer möglichst geschlossenen Umbauung rund herum. Der Garten ist eingefriedigt und nur den Anwohnern des Platzes zu- gänglich. Öffentlich ist er also nur in dem Sinne, wie bei uns der Vorgarten — er gehört zu den ihn um- gebenden Häusern. Nun kann es ja nicht ausbleiben, daß der Aufenthalt in einem solchen Garten, zumal wenn dieser nur klein ist, recht ungemütlich wird, im Falle die ihn umgebenden Wohnstraßen, die aber öffentliche Straßen sind, unversehens lärmenden Verkehr erhalten, wie es in DIE GAUTENKUNST IX, f). letzter Zeit namentlich in London durch das Automobil, insbesondere auch durch don Autobus (Abkürzung von Automobilomnibus) geschehen ist, also durch Fahrzeuge, die ihrer größeren Geschwindigkeit wegen weniger belebte Straßen aufzusuchen pllegen. Dagegen hat sich zwar die Bevölkerung dieser Wohnviertel wie ein Mann aufgelehnt, ob mit Erfolg, vermag ich nicht zu sagen. Immerhin liegt in dieser Möglichkeit die Schwäche der Anlage, die sonst, wenn Privatstraßen statt der öttVntlichen hinein- führten, nichts weiter als ein Wohnhof sein würde. Der- artige Wohnhöfe haben wir bekanntlich in Berlin mehrere aus den siebenziger und achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts als durchaus natürliche Lösungen einer zweckmäßigen Ausnutzung des Inneren übrrgrulSer Bau- bliicke — in der Genthiner und Potsdamer Straße, Hohmers Park usw. — (vgl. dieserhalb meine Abhandlung : „Berliner Wohnblöcke" in der Zeitschrift ,,Eier Städtebau", Jahrg. II, S. 143—145). Es sind mitten in der Groß- stadt abseits vom Verkehr und ihm doch nahegelegene Wohnplätze, die entweder von Einfamilienhäusern, oder von Mietshäusern, meist mit Vorgarten wie an der Straße umbaut sind. Es fehlt ihnen nur — abgesehen von etwas „dekorativem Grün" in der Mitte — die größere ge- meinsame Gartenanlage des englischen Square. Darin liegt aber gerade ein neuer G(Mianke, der schließlich /.um Innengarten führt. Für eine mehr oder minder große Zahl von Häusern tritt dieser Gedanke in London schon an großen Verkehr- straßen derart in die ^Erscheinung, daß zum Schutze der Anwohner vor Staub und Lärm die Bauflucht etwa 17 bis 20 m hinter die Straßenflucht zurückgesetzt und vor der Häuserreihe eine besondere 5 m Breite Vorfahrtstraßo (eine Privatstraße doch ohne Torweg) angelegt wird, die ein 7 bib 10 m breiter Gartenstreifen, d. h. ein gemein- samer Vorgarten*) von der Hauptstraße trennt. Aus dem- selben Grunde findet man z. B. auf öffentlichen Plätzen, Bürgersteig und Fahrdamm durch gärtnerische Anlagen geschieden und in Landhausvierteln die hinter die Straßeii- flucht zurückgesetzte Gartenmauer, die dort keine Bau- polizei verbietet, durch ötfentlicho Gartenstreifen gedeckt. Dann tritt der gemeinsame Garten aber auch in der Form auf, daß sämtliche Hintergärten einer Häuserreihe zu einer Fläche zusammengezogen sind, nach drei Seiten hin also wieder wie ein Square freiliegen. Intimer wirkt endlich die Zusammenlegung der Gärten zwischen den Rückseiten zweier parallel zueinander laufenden Häuser- reihen — so daß nur noch an den Schmalseiten des Bau- blocks der Einblick möglich ist. — also bei halbotTencr Bauweise. Man braucht nun bloß noch einen Schritt *) Daß der gemeinsame Vorgarten auch in ästhetischer Be- ziehung zu empfehlen ist, hat Herr Garteninspoktor F. Zaliii, Berlin-Steglitz schon in seiner Abhandlung ,, Aufgaben der Gartenkunst" in der Zeitschrift „Der Städtebau", Jahrg. ii. S. 101, ausgeführt. Seitdem ist vielfach darüber gesprochen worden. Nach Mitteilung des Herrn Arthur Glogau, Hannover, sollen in Essen a. Ruhr gemeinsame Vorgärten bereits ver- wirklicht sein. weiter zu gehen, den Block hufeisenförmig oder gar ganz zu umbauen, so ist die Innenanlage fertig. Doch erst die Innenanlago privaten Charakters, wie wir sie schon im Klostergarten kennen gelernt haben, dessen Ursprung auf das Atrium der alten Römer zurück- .<;-eht. in den bepflanzten Innenhöfen orientalischer Großen wiederklingt, und wie sie heute — allerdings weniger monumental — in ilen Schöipfungen der Baugenossenschaften zutage treten, die einem sozialen Bedürfnisse genügend neben Schmuckhöfen und Laubenanlagcn insbesondere Spielplätze für die Kinder zahlreicher Familien zu schaflen pflegen. Die Mütter brauchen dann nur einen Blick zum Fenster hinaus zu werfen, um sich von dem Tun unil Treiben ihrer Sprößlinge zu überzeugen. Gute Beispiele bieten hierfür der Berliner Spar- und ]->auverein, sowie der Beamtenwohnungsverein in Berlin, dann der Wohnungsverein in E)anzig, mit gemeinsamer Gartenanlage in der Mitte, um die sich rund herum die Höfe der Randliebauung (ohne Seitenflügel und Hinterhäuser) ziehen, der Spar- und Bauverein in L»ort- mund mit hufeisenförmiger Gartenanlage, ähnlich wie bei den Häusern des Hamburger Spar- und Bauvereins, der allgemeine Wohnungsverein in Königsberg i. Pr., der weite Flächen Hinterlands durch private Zufahrtstraßen a.ufgeschlossen und die Bebauung um eine Gartenanlage gruppiert hat usw. Besonders das letztgenannte Beispiel gibt zum Nachdenken Anlaß, ob nicht auch in Berlin zu diesem Zwecke die Privatstraße wieder mehr Förderung verdiente, als es die baupolizeilichen Bestimmungen über die Zugänglichkeit des Hinterlaiules gegenwärtig zulassen. Zu allen diesen Schöpfungen gehören aber immer, schon damit den Anwohnern der Lärm des Kinderspiels nicht lästig fällt, größere Freiflächen, als sie der Privat- unternehmer gemeinhin zu opfern vermag, und selbst diese Freiflächen sind selten auch ausgedehnt genug, um, wie es z. B. die Stiftung zur Erbauung billiger Wohnungen in Leipzig getan hat, mehr Bewegungsfreiheit gewährende Erholungsstätten für Jung und Alt anzulegen oder zu Pachtgärten den Familien zur Verfügung zu stellen. In Leipzig-Kleinzschocher beabsichtigt dieselbe Stiftung eine Kolonie zu schaffen, die nach Abzug des Straßenlandes rund 153000 qm Fläche umfaßt: hiervon sollen nur rund 24000 qm bebaut werden, während rund 129000 qm für Parkanlagen und Hausgärton bestimmt sind (Zeitschrift „Der Städtebau", Jahrg. III, S. 28). Damit würde eine vollkommene Inuenanlage entstehen, die den anzustrebenden öffentlichen als Vorbild zu dienen vermöchte. „Der dichten Verbauung unserer Städte, die keinen Fleck für Hausgärten, keinen Ausblick auf ein Stückchen Himmel freiläßt, kann nur in dieser Weise Einhalt geboten worden" (C. Sitte), Denn anders als in England ist nun einmal unsere Art zu wohnen. Dort eine weit auseinander gezogene Bebauung mit Einfamilien- häusern, hier eine zusammengedrängte Bebauung mit h(dien .Miethäusern. Die auf dieselbe Einwohnerzahl ent- fallende Grundfläche muß sich hier also in dichterer Heihenfolgo wiederholen, als es dort nötig ist. Trotzdem scheidet z. B. der Bebauungsplan der neuen Gartenstadt rx. 5 DIE GARTENKUNST 89 Letchworth noch inmitten vieler Baubliiclve große Flächen aus, die durch besondere Zuwege erreichbar, öffentlichen Anlagen vorbehalten bleiben (The Garden City Estate Letchworth, Herts, Veröffentlichung der First Garden City Limited, London, W. C. High Holborn 326aj. Wenn man nun bedenkt, daß jedem Einwohner ein gewisser Anteil an öffentlichen Pliitzen zukommt, so wird bei gerechter Verteilung schon die Bevölkerung eines großen Baublocks einen Plat5; aus öffentlichen Mitteln fordern können. Warum sollte dieser dann keine Innenanlage sein, die so viel billiger herzustellen wäre als ein freier, von öffentlichen Straßen umgebener Platz 7 Also schon vom Geldstandpunkte aus wäre dies der Gemeinde zu empfehlen und damit die (Öffentlichkeit der Innenanlage zu he- gr linden. Wie ist die Innenanlage nun zu gestalten? L)ie bekannteste und vornehmste ist die des Parc de Monceaux in Paris, der von fünfseitiger Grundform an vier Seiten geschlossen umbaut und nur an einer, der längsten Seite gegen den Boulevard de Courcelles, mit einem durchsichtigen Gitter geöffnet ist. Die Bebauung trennen 10 — 13 tiefe Hintergärten mit niedrigen, wenig- auffallenden Gittern von der öffentlichen Parkanlage, mit der sie jedoch durch Schlupftüren in unmittelbarer Ver- bindung steht. Die zum oder durch den Park führenden Straßen sind durch Tore zugänglich Diese Park- wohnungen sind sehr gesucht. Ganz so wie in Kurorten, um den Gästen möglichst ruhige, gesunde Wohnungen zu gewährleisten. Nach diesem Vorbilde ist auf früherem, von der Ge- meinde erworbenem Festungsgelände zu Magdeburg der Königin-Luisegarten entstanden, den jedoch eine landhaus- artige Bebauung umgibt. Von den Hausgärten führen auch hier Schlupftüren zur öffentlichen Innenanlage, wofür eine geringe Anerkennungsgebühr zu entrichten ist (Zeitschrift „E»er Städtebau", Jahrgang 1, S. 26). (Schlufs folgt.) Landschaftliche Gartengestaltung. Der „wilde Garten" iu Eugland. Von H. Riebe, z. Zt. Aulnav-Chätenay (Seine). ,You See. sweet maid, we many, A gentler seien to the wildest stock. And make conceive a bai-k of baser kind By bud of nobler race: this is an art Which does mend nature, change it rather but ,Tho art itself is natiire." (Shakespeare.! Ja, die Kunst selbst ist Natur, und was Shakespeare zu seiner Zeit sagte, das gilt heute noch. In deutschen Architektenkreisen ist man fortgesetzt bemüht, darauf hin- zuweisen, daß man in England mit dem landschaftlichen Gartenstil gebrochen habe. Das ist unzutreffend. Tat- sache ist, daß man sich heute mehr denn je in England dem reinen, natürlichen Stil in der Gartengestaltung zu- wendet, trotzdem es ihm auch dort an Gegnern nicht fehlt. Aber letzteres ist nicht zum Schaden der Sache, eine gewisse Opposition ist bekanntlich Lebensbedingung, wenn Gutes sich Bahn brechen soll. — England ist ein Land der Gegensätze, Im Gesetzeswesen und im Staat, im täglichen Leben und in Sitten und Gewohnheiten, wo die modernsten Errungenschaften der .Xeuzeit primitivsten, fast mittel- alterlichen Einrichtungen und Gebräuchen gegenüberstehen: wo unermeßlicher Reichtum und Luxus wohl denselben Stadtteil mit geradezu unmenschlicher Armut und er- schreckendem Elend teilen, und wo sogar das Wetter be- einflußt zu sein scheint — wenn man sich jene köstlichen, englischen Sommertage mit ihrer Klarheit und Frische ver- gegenwärtigt und sie denen des Winters gegenüberstellt, jenen traurigen, schwarzen Geist und Körper erschlaffenden Nebeltagen, namentlich in den großen Städten. Gegensätze allerwegen und auch nicht minder in der Gartenkunst. Vielleicht mancher Leser dieser Zeilen, der England ein- mal besuchen sollte, mag beim ersten flüchtigen Einblick in die Gärten denken: „aber von dem natürlichen Stil sehe ich nichts," wie es vielleicht auch jenen deutschen Architekten ergangen sein mag, die behaupten, daß man in England mit dem natürlichen Stile gebrochen habe, und die wohl ihr Hauptaugenmerk den Bauten und allen-' falls den diesen am nächsten liegenden Teilen des Gartens zugewendet hatten. Denn wenn ich vorhin betonte, daß man sich in England immer mehr dem landschaftlichen Gartenstil zuwende, so wilf ich damit keineswegs gesagt haben, daß man mit den in der Umgebung der Gebäude vorhandenen regelmäßig gehaltenen Teilen des Gartens aufräume, oder die uns ja persönlich oder aus Wort und Bild bekannten sauber geschnittenen Einzäunungen. Einzel- pflanzen oder sonstigen Gebilde abschatte oder frei weiter- wachsen ließe. Dem ist nicht so. Derartige ornamentale Gebilde sind ja auch in der Umgebung symmetrisch ge- haltener, größerer Bauten, nicht zu verwerfen, oft sogar am rechten Platz. Man denke sich z. B. einmal das große Palraenhaus zu Kew — bekanntlich das größte Gewächs- haus der Erde unter einem E>ach — und seine nächste Umgebung, den „Palm House Garden". Hier hat jeder Zweig, jede Blume ihren angewiesenen Platz und das Ganze wirkt eigenartig, aber durchaus nicht etwa unschön. Nach wie vor werden hier auf der nach dem See zu ge- legenen Seite Blumenparterres gepflegt, die Vasen mit schönblühenden und rankenden Sommerblumen bepflanzt und auf der gegenüberliegenden Seite des Hauses werden alljährlich im August-September die wie Steinmauern stehenden Taxushecken und die mit den massigen, ge- rundeten Formen des gewaltigen Baues harmonierenden, zuckerhutartigen Hollies (Hex) auf das sorgfältigste ge- formt und geschnitten. Wir brauchen aber von hier gar nicht weit zu gehen, um dieselben Ilexarten, welche wir eben in starren wie aus Erz gegossenen Formen be- wunderten, in freier, ungezwungener Natur, hoch, leicht und luttig oder kürzer und gedrungen, je nach ihrer Art, wachsen zu sehen. Immergrün und glänzend, sich im feuchten, englischen Klima recht wohl fühlend, geben sie 90 DIE GARTENKUNST TX, 5 im Verein mit anderen Immergrünen dem englischen Landschaftsgarten ein eigenes Gepräge und gereichen ihm. im Herbst mit leuchtend roten Beeren übersäet, zur höchsten Zierde. Aber dies ist nur eine der vielen Reize des englischen Naturparkes. In einem solchen, oder besser und einfacher gesagt, im wilden Garten gibt es immer- selbst in den dunkelsten Wintermmiaten etwas Blühendes „wilden Garten" während der 12 Monate eines Jahres, wobei gleichzeitig einige Bemerkungen über die prak- tische Handhabung und Weiterentwickelung des natür- lichen Stiles eingeschaltet seien. Nebenbei bemerkt, die photographischen Beispiele, die für die „Gartenkunst" in den wilden Gärten des königlich botanischen Gartens zu Kew gefertigt wurden, geben nur einen schwachen Be- Aus den „Wilden Gärten" des Kgl. Botan. Gartens z.u Kew. 1. Christrosen unter Uiiumen. oder Grünendes. Und damit komme ich nun zu dem Hauptzwecke meiner Zeilen. Die Bezeichnung „wilder Garten" ist englischen Ur- sprunges. In der deutschen Gartenliteratur bedient man sich noch häufig der höher klingenden Ausdrücke wie Nalurjjark, Landschaflsgarten, verschönerte Aue oder dgl. In England nennt man jeden Naturpark allgemein „wild garden" und jedermann versteht, was damit gemeint ist. niemand wird sich etwa einen verwilderten Garten da- runter vorstellen, sondern einen Garten, in welchem alles und insbesondere Blumen und Blattpflanzen in ungezwun- genster Freiheit wachsen und zwar in ihrer natürlichen Umgebung, denn nur in solcher fühlen sie sich richtig Wühl und gelangen zur vollen Geltungl Betrachten wir uns nun einmal einen solchen griff von der wirklichen Schönheit der natürlichen Pflanzen- gruppen, wie man sie dort zu allen Zeiten des Jahres be- wundern kann, wenn man Sinn für die Reize der Pflanzen- welt besitzt. Wir beginnen mit den Frühlingsblumen: wenn sie auch nicht gerade die allerschönsten sind (oder sind sie es doch?), so sind sie doch die Blumen, die uns die will- kommensten und liebsten von allen sind. Auch ist es gerade der Frühling, der uns im wilden Garten Bilder hervorzaubert, die keine andere Jahreszeit imstande ist nachzumalen. — Während noch im Januar und Februar oft Bis und Schnee regieren, kann man sciion an ge- schützten Stullen oder bei günstiger Gelegenheit die Christ- rosen (Helleborus niger) ihre Köpfe durchstecken und ihre Blüten entfalten sehen. In milden Wintern lilülion tx, DIE GARTENKUNST 91 sie sogar in reichem Maüo wälirend der dunklen Monate und bis ins Frühjahr hinein, im Sommer wirken sie dann noch durch ihre schöne, zierliche Belaubung. Helleb. purpurascens i.st ein schönes Gegenstück zur ersterer; sie stammt aus Ungarn, die Farbe ihrer Blüten ist kupferrot- bleit'arbig. Es gibt eine ganze Reihe schöner Helleborus. die prächtigste unter ihnen dürfte Hell, colchicus Reg. sein ; die stolzeste Gdldhandlilie im ..American Garden"! — Es geht der Februar zu Ende. Kaum merklich gewinnen die Strahlen der Sonne an Kraft — jedoch es ist das Zeichen zum grol.len Erwachen in der Natur. Unter mächtigen alten Bäumen beginnt es sich zu regen, ebenso im Busch bis zu den Hügeln hinauf und weit und breit auf den grünen Rasenflächen. In der Regel der erste Sonntag im Aus den ..Wilden Gärten" des Kel. Botan. Gartens zu Kew: 2. Rasenabhana mit Narzissen. ihre Heimat ist der Kaukasus, sie blüht dunkelrut von Februar bis März. Gar oft in linden \\'intern leisten den Christrosen spiitblühende Colchicum noch Gesellschaft. Eine ganz prächtige, winterblühende Ranunkel ist Eranthis hiemalis, die Winter-Aconit. Diese sowohl wie Helleborus sind am besten unter großen Bäumen und Sträuchern, wenn es sein kann an einem nach Süden gelegenen Ab- hänge eines Hügels zu verwenden. Die Eranthis stecken dann oft ihre schönen dunkelgelben Blumen durch den Schnee. Nie vergesse ich den Anblick einer großen Eranthiskolonie in Kew Gardens. Im Anfang Januar vorigen Jahres bekamen wir, während noch etwas Schnee lag. einige Tage warmes Wetter. Sofort waren die Eranthis da und leuchteten weithin über die sonst winterliche Landschaft. Sie fanden mehr Bewunderer als hernach März ist dann in England der „Crocus Sundag". Selbst die großen, englischen Tageszeitungen, die ja immer dem Wetter und den Vorgängen draußen in der Natur eine Spalte widmen, verkünden es. wie es „draußen" sich regt. Dann kommen sie herausgeströmt aus der Millionenstadt, aus Londons rauch- und nebelgeschwängerter Luft, um es mit eigenen Augen zu sehen, das große Wunder der Natur! Es gibt wohl kaum ein Volk, bei dem Blatt und Blume in so hohem Ansehen, ja geradezu in Verehrung stehen, wie bei dem englischen. Um das beurteilen zu können muß man selbst im Lande und zwar längere Zeit und wo- möglich als Gärtner gewesen sein. An einem einzigen Tage, an einem sog. „Bank Holidag" im Frühling, wurden an den Eingängen zum Kew Garden in der Zeit von 10 Uhr morgens bis 7 Uhr abends 113 000 Menschen registriert! 92 DIE GARTENKUNST ]X, 5 Ähnlich ergeht es in den anderen zahlreichen Parks und Gärten in und um London. „Hampstead Heath" trug an jenem Tage den Sieg mit ca. 250000 Besuchern davon. Und doch wie wenig wird da mutwillig zerstört oder ab- gerissen im Gegensatz zu anderen Ländern. Dabei herrscht die vollste Freiheit — in Herzenslust geht es hinweg über die weiten, grünen Rasen, bis in die entferntesten Winliel der Landschaft hinein. Mit rührender Vorsicht wird da wuchern, wo es ihnen zusagt, weiter, vermehren sich von Jahr zu Jahr und erscheinen so regelmäLiig wie der Frühling selber. lUis klingt sehr einfach, ist aber im Grunde genommen nicht so. Zuerst mul5 ihnen der Boden, wenigstens einigermaßen, genügen, obgleich sie durchaus keine großen Anforderungen stellen. Alle Arten Scilla, Crocus usw. gedeihen in einer Erde, wo Hasen gedeiht, während Narzissen, um wirklich schön und natürlich zu Aus den .,Wililen Gärten" des Kgl. Botan. Gartens zu Kew: 3. Anemonen. über Blumen und sprießende Farnwedel hinweggeschritten, um nichts zu zerstören. Davon könnte ich noch vieles erzählen, doch ich muß zur Sache, zu den wilden Gärten zurück. l)ie Zwiebel- und Knollengewächse sind im Früh- jahr gewissermaßen Alleinherrscher im wilden Garten und zwar sind es allen voran die Schneeglöckchen, Crocus, Scilla und Narzissen. Alle diese sind in Trupps oder, wo der Raum es erlaubt, in Massen vorhanden. In Kew Gardens erscheinen sie im Frühjahr zu Tausenden, ja .Milliünonl Um sich ein Bild von jenen Flächen von Schneeglöckchen und Scilla unter knorrigen Asten alter Bäume, oder von den Narzissenwiesen und Crocushügeln machen zu können, muß man sie gesehen haben! Alle diese Zwiebeln werden, am besten im Herbst, dem Rasen übergeben und im übrigen sich selbst überlassen. Sie werden, etwas mehr Feuchtigkeit und womöglich einen moorartigen Boden verlangen. Durchaus notwendig ist es nicht, wer jedoch den Unterschied zwischen Narzissen, die an derartigen Plätzen gewachsen sind, und solchen auf mehr trockenem Grunde gesehcui hat, wird den Unter- schied bemerkt haben. Sodann kiunnit — bei Anlage eines wilden Gartens — die Kunst des Zwiebellegens. Man mag über diesen Ausdruck lächeln, doch es ist wirklich nicht so einfach! Wenn man z. B. einen Arbeiter anstellt und ihn beauftragt, einen Korb voll Crocus oder Narzissen so im Rasen zu verteilen, daß sie eine große, unregelmäßige, also natürliche Kolonie bilden, so ist es, falls der be- treffende Mann nicht bereits geübt in solcher Arbeit ist, sicher, daß er, ganz unwillkürlich, in mehr oder weniger goi'aden und paridlolon Linien und gleichmäßig verteilt die IX 5 DIE GARTENKUNST 93 Fläche bepflanzen wird. Ein mir bekannter englischer Landschaftsgärtner und Spezialist für wilde Gärten machte den drastischen Vorschlag, den Leuten bei Anlage solcher Gruppen genügend Bier usw. zu trinken zu geben — sie würden dann schon unregelmäßig pflanzen ! Dergleichen Mittel sind nun gerade nicht vonnöten. Am einfachsten nimmt man die zu steckenden Zwiebeln oder Knollen und streut sie, wie Samen, über die Fläche aus und pflanzt österreichischen Küstengebirge der Adria, unternahm. Dort auf jenen sonst so öden Karstwiesen wuchsen und blühten um diese Jahreszeit Galanthus, Viola, Prlmiila, Crocus, Narzissen usw. wild in erstaunlichen Mengen. Itje Wiesen glichen groLien, bunten Teppichen. Wenn man jedoch aufmerksamer beobachtete, konnte man wahrnehmen, dalj gewisse Pflanzenarten, wie z. B. unsere Crocus sich gleich- sam in Farbenkolonien gesondert hatten. Dies ist aber Aus den „Wilden Gärten" des Kgl. Botan. Gartens zu Kew: i. Seidelbast (Daphne). sie, wie sie fallen. Ferner ist auch der Parbenwahl eine gewisse Aufmerksamkeit zuzuwenden. Auch diese Be- hauptung mag im ersten Augenblick befremdlich erscheinen. Man wird sich fragen müssen, wie sich die Natur draußen zu dieser Frage stellt. Zuweilen ist man geneigt, an- zunehmen, daß im wilden Garten ohne Unterschied auf Form und Farbe durcheinander gepflanzt werden könne. In einigen Fällen ist dies auch zulässig und von groß- artiger Wirkung, in anderen wiederum sollte man vor- sichtiger sein. Nehmen wir als Beispiel unsere Crocus, bei denen bekanntlich die ausgeprägtesten Farbenkontraste vorkommen — vom reinsten Weiß bis zum dunkelsten Blau und leuchtenden Gelb. — Ich entsinne mich eines Streifzuges, den ich vor wenigen Jahren im zeitigsten Frühjahr nahe Triest und x\bazzia im „Karst", dem süd- nicht wörtlich zu nehmen, denn einzelne Ausläufer der anderen Farbe waren in die benachbarte Kolonie einge- drungen, desgleichen Schlüsselblumen, Veilchen usw. E»iesem Umstand hat man in Kew Gardens mit großem Verständnis und feinem Geschmack Rechnung getragen und größere Flächen solcher Blumenzwiebeln demgemäß behandelt; kleinere, farbenbunte Trupps sind denn auch, wo passend, anzutreffen. Ein nachahmenswertes Beispiel für den studierenden Landschaftsgärtner findet sich nahe dem Holzmuseum. Hier haben wir mehrere kleine, neben- einander liegende Hügel, mit großen Bäumen bestanden. Auf jedem dieser Hügel haben sich Crocuskolonien in Weiß, Gelb und Blau angesiedelt, die Ausläufer der einzelnen Gruppen dringen naturgemäß in die benachbarte Familie ein, auf diese Weise ein harmonisches Ganzes 94 DIE GARTENKUNST IX, 5 bildend. Ein bezeichnendes Gegenbeispiel konnte man in dem nicht weit voii Kew gelegenen Terrace Garden zu Richmond beobachten, der veimöge seiner bergigen Lage am malerischen Themseufer als der sciiönste Landschafts- garten Londons gilt. Hier hatte man Crocus in bunt zusammengewürfelten Gruppen im Rasen angesiedelt, was entschieden nicht den ruhigen und natürlichen Eindruck erzielte, den man in Kew gewann, (ianz hübsch und bunt Studien. Ihr Anblick wirkt in der Tat bezaubernd und ich habe sie in solchen Mengen wachsend nie wieder ge- sehen. Icli schätze einen dieser blauschimmernden Teppiche auf über einen Morgen im Umfang. Jenseits des Weges erscheinen sie dann noch in kleineren Trupps und einzeln im Grase, wo sie sich bereits mit prächtigen, gold- gelben Narzissen mischen, die hier besonders üppig und groüblumig werden, da der Untergrund ein mooriger ist. Aus den „Wilden Gärten" des Kgl. Botan. Gartens zu Kew: 5. Staudengruppo (Crambe orientalis, Spiraea Aruncus pp.) war es ja auch und erfreute viele Tausende; ähnliches konnte man auch im Hydepark und anderen öffentlichen Gärten Londos beobachten — der Geschmack des großen Publikums ist ja auch so verschieden! Galanthus und Scilla sollten nur im Busch oder unter großen, alten Bäumen, wo Gras nicht gedeihen oder nur spärlich wachsen kann, gepflanzt werden. Im freien, üppig grünenden Rasen würden sie nur ein kümmerliches Dasein fristen und schon nach wenigen Tagen ganz verschwinden. Die in England so beliebten und auch wildwachsenden „Bluebells" (Scilla nutans) sind in großen Mengen besonders wirkungsvoll. In den wilden Gärten nahe der „Queens Cottage" zu Kew befinden sich große Flächen dieser „Hlau- glocken" unter Hellten Huchenbeständen. Zur Blütezeit geben sie Künstlern willkommene Gelegenheit zu Mal- Yon den unzähligen Arten und Spielarten der Narzissen sind für unsere Zwecke besonders die einfachen oder Dafi'odils (N, Pseudonarcissus) zu empfehlen. Eine große Anzahl weiterer FrühlingsbliiluM'. wie sie in ihrer natürlichen Umgebung zur Anwendung kommen sollten, könnte ich nennen, aber alle anzuführen würde den Rahmen meiner heutigen Arbeit überschreiten. Da wären noch wohlriechende Liaphne und andere aufzu zählen, die sich nahe dem Bache wohl fühlen. L(!b('rl>lümchen und Schlüsselblumen, Anemonen. Ranunkeln, selbst Wiesen- schaumkraut und Sumpfdolteiitlumeii düi'fen nicht fehlen. Dem, der sichs leisten kann, steht noch ein weites Feld offen, neben den bei uns heimischen oder bereits einge- wöhnten Pflanzen, Neulingen aus fremden Ländern eine neuf Heimstätte zu schaffen, Nanienllich aus dem fernen IX, 5 DIE GARTENKUNST 95 Osten haben wir in letzton Jahren eine große Anzahl Neueinfiihrungen zu verzeichnen, die, wenn richtig ange- wandt, unseren wilden Gärten und Felspartien zur großen Zierde gereichen. Fast jeden Tag noch liringt uns die Post Neues und Wunderbares namentlich aus dem großen „Reich der Mitte". Der mir persönlich befreundete Mr. E. H. Wilson, der bekannte und unermüdliche Chinareisende, der uns unter vielem anderen das Meconopsis integrifolia angehörte, einen Ausflug zum Botanisieren nach dort z\i machen. Die prächtigen, am Flutiufer und an bergigen Hängen gelegenen Parks besitzen eine große Anziehung für Botaniker. l)enn vermöge ihrer „wilden" Beschaffen- heit und der I>iebe des Besitzers am rein natürlichen Stil kann man hier im Umkreise von ca, 6 Meilen (engl.) an 5—600 Spezies der britischen Flora sammeln. Unter be- währter Führerschaft des „Steward" (Verwalters dos Ganzen) Aus den ,, Wilden Gärten" des Kgl. Botan. Gaitens zu Kew: 6. Rhamondia pyi-enaica zwischen Gestein. brachte, ist eben jetzt auf seiner 3. Forschungsreise nach China begriffen. Den Resultaten seinei' diesmaligen, 2jährigen Tour, die sich bis nach Tibet hinauf erstrecken soll, kann man mit größter Spannung entgegensehen. W^enn dann die ersten Frühlingsmonate mit ihrer er- frischenden Pracht vergangen sind und Mai und Juni mit ihrem Blütenreichtum an Goldregen, Rhododendron, wilden Rosen und hundert anderen blühenden Bäumen, Sträuchern und Stauden uns noch frisch im Gedächtnis stehen, dann bietet unser wilder Garten in den Sommer- monaten ein ganz verändertes Bild dar. Als das Ideal eines wilden Gartens zur Sommerszeit möchte ich eine bei Henley im Themsetal gelegene Besitzung anführen. Während meines Aufenthaltes in Kew hatte ich das Ver- gnügen, mit dem British-Botanyclub, dem ich als Mitglied der selbst ein „Öld Kewite" ist, war es uns möglich, in einem Tage die schönsten und wichtigsten Punkte der aus- gedehnten Anlagen zu erreichen und unsere Botanisier- trommeln zu füllen. Iias Brdreich ist warm und kalkhaltig, der Kalktelsen tritt zuweilen an den steilabfiülenden Flußufern zutage. Hier und dort klimmen Waldreben (Clematis) in armdicken Strängen bis zu den höchsten Baumwipfeln hinauf. Zahlreiche andere Schlinger gesellen sich zu ihnen, an den Zäunen gewähren reichblühende Hecken- winden ein liebliches Bild. In den feuchteren Gründen wachsen Orchis in Mengen und in mehreren Spezies. Auf den Parkwiesen war man bei der Heuernte. Hier und da waren unter Bäumen oder am Gehölzrande Plätze abge- steckt, wo der Sense Einhalt geboten war — denn hier standen „wilde" Lieblinge des Besitzers, die man ange- 96 DIE GARTENKUNST IX, 5 siedelt hatte. Auf einer hoch und frei liegenden Bergwiese, von wo aus der Blick weit hinaus schweifte ins bläuliche Hügelland von Oxtbrdshire, machten wir gar reiche Beute für unser Herbarium. Sogar Enzian und das zierliche Polygala vulgaris fehlten nicht. Dazu hatten sich im an- schließenden Gehölz, umgeben von Brombeergerank, der wilde Fingerhut, Königskerze und Weidenröschen heimisch gemacht. An den Ufern des Teiches und der Bäche standen Vergitimeinnicht und Iris in großer Zahl. U»ie letzteren sind besonders für unsere Zwecke geeignet, da es unter ihnen hohe und niedrige, zeitige Frühjahrsblüher und Sommerblüher gibt. Iris germanica begnügt sich mit fast trockenem Boden, andere wiederum wollen im Sumpfe stehen. Iris Pseudacorus mit den gelben Blumen befriedigt ein frischer Standort, ebenso I. pumila und die schönsten von allen die japanischen Arten, I. Kaempferi. — Wie viele neue Reize können einem an und für sich schon schönem Parke zugeführt werden, wenn, wie es jetzt so häufig in England geschieht, die Ideen, die unserm wilden Garten zugrunde liegen, auf ihn in Anwendung gebracht werden! Es naht das Ende des Sommers und mit ihm der Herbst, der gröLite Maler in der Natur. Ist schon der An- blick irgend einer in allen Tönen des Rot und Gelb prangenden Herbstlandschaft von großartiger Wirkung, um wieviel schöner ist dann noch ein im Xaturstil gehaltener Park, wo mit Kenntnis und Vorbedacht für die Herbstein- drücke Bäume und Sträucher entsprechend gewählt und angewandt sind und wo die „wilden" Blumen dieser Jahres- zeit dem Ganzen eine passende Umrahmung geben. — Nahe dem grofjen indischen Museum im Kew Garden befindet sich ein ansehnlicher Hügel, der dem Publikum nicht zugänglich ist, weil dort eine Storchfamilie Nest und Hcim.stätte ge- funden hat. Die Wege sind jedoch so geführt, dali dem Beschauer von der Schönheit dieses Fleckchens Erde nichts entgeht. Den Hügel bekleidet zum Teil groLier, lichter Baumbestand. Von der Höhe herab schimmert der Tempel des Aeolus durchs Gezweige, in welchem wilde Tauben in groDer Anzahl sich eingenistet haben. Besonders im Früh- jahr und selbst im Winter darf dieser Hügel als ein gutes Beispiel- eines wilden Gartens dienen. Mir gefiel er jedoch am besten im Herbst I — Obgleich man in der Nähe Londons infolge der vielen Nebel, in der Regel nicht die prächtigen Herbstfärbungen erhält, wie man sie auf dem freien Lande beobachtet, so waren dennoch auch hier die Effekte wunderbar schön. Besonders eine große Gruppe Pampas- gras im Vorgrund dunkler Zedern war von vollkommener Kontrastwirkung. Etwas höher hinauf, zwischen Efeu wild und schön, hatte eine Kolonie von Weidenröschen sich ausgebreitet, die nun mit ihren wolligen Samenfäden silberweiß schimmerten. Und überall iju Grase und im Laubwerk unter den Bäumen schimmerte es bläulich von Tausenden von Herbstzeitlosen (Colchicum), von denen es ebenfalls eine ganze Reihe schöner Varietäten gibt. Auf jener Seite des Hügels, wo alte Buchen und Eichen bis dicht an den Weg traten, war für die Flora des Alpen- waldes ein ideales Plätzchen geschaffen. Zyklamen mit ihren lieblichen, duftenden Blüten und den zierenden Blättern waren von den verschiedenen Alpenländern der Erde hier angesiedelt. Desgleichen zahlreiche Farne, die unsere Winter überdauern Auch von diesen gibt es viele und schöne Arten für den wilden Garten, für seine Fels- partien und alten Gemäuer, mehr als man in der Regel anzunehmen gewöhnt ist. Nur muß man in der Wahl ihrer Standorte mit etwas Vorsicht und Sachkenntnis zu Werke gehen. Ks wäre ein verfehltes Unternehmen, wollte man versuchen, eine der Sonne preisgegebene Mauer oder Felsen mit Osmunda Regalis, dem prächtigen Königsfarn, zu schmücken, oder das liebliche Engelsüß (Polypodium vulg.) auf einem Moore anzusiedeln. Eine Grundbedingung ist ferner, Sorge dafür zu tragen und so zu pflanzen, daß die Stärkeren die Schwächeren nicht ersticken. Wie ich bereits eingangs betonte, bedeuten selbst die dunkelsten Wintermonaie, also November bis .Januar keine vollständige Ruhepause für den wilden Garten. Der hoch- und weitrankende.Jasminumnudifldrum entfaltet im Dezember seine leuchtend gelben Blüten und macht uns fast den Winter vergessen; desgleichen die virginianische Zauber- nuß (Hamamelis), von denen es mehrere schöne, im Winter blühende Arten gibt. Eine Gruppe solcher, in den Vorder- grund immer grüner Sträucher oder Koniferen gepflanzt, ist, schon aus der Ferne gesehen, von überraschender Wirkung. .Mögen auch einige besonders kalte Tage die Blüten wie tot erscheinen lassen, oder bei den Immer- grünen, wie Rhododendron, Kirschlorbeer usw., die Blätter zusammenrollen oder wie leblos herunterhängen machen — nur nicht den Mut verlieren. Sowie die Witterung um- schlägt, oder der allzu strenge Frost — der bekanntlich nicht lange regiert — nachläßt, richtet sich alles wieder auf: es sei denn, daß unglücklicherweise ein recht klarer Tag folgt und die Sonne versuchen könnte, wirklichen Schaden zu tun. In solchem Falle darf man sich allerdings nicht die Mühe verdrießen lassen, ein paar alte Matten oder dergleichen überzuwerfen, oder wo dies nicht durch- führbar wie in größeren Gärten, derartige Sachen so zu pflanzen, daß die Wintersonne ihnen keinen Schaden tun kann. In dieser Hinsicht sind ja unsere englischen Vettern iiesonders von der Natur begünstigt, da in der Regel „drüben" strengem Frost Nebel- oder Regentage folgen. Unter den Loniceren sind ebenfalls mehrere bemerkenswerte, winterblühende Arten zu verzeichnen, von denen L. Stan- dishii besonders schön und wohlriechend ist. Chimonthus fragrans (-Japan) mit eigenartig gelblichen Blüten gehört schon zu den selteneren Sträuchern dieser Art, die für den Winterflor des wilden Gartens, an geschützten Stellen, sich eignen. Wer über solch' günstige Plätze verfügt und dort Ribes specisum und CoUetia cruciata pflanzen kann, wird wahrnehmen, daß diese im Dezember zu treiben be- ginnen. Nachzügler der Herbstzeitlosen blühen oft noch um diese Zeit an manchen Orten, während schon die be- liebte Christrose unserer wilden Gärten ihre Pracht zu entfalten beginnt, auch wohl unterm Schnee begraben wird, um dort im Verborgenen weiterzublühen, bis dann im .Januar die Winteraconits uns bereits an den kommenden Frühling gemahnen. — Hiermit schließe ich nun unsern .lahresrundgang durch den wilden Garten. Einige kurze Bemerkungen mögen mir zum Schluß noch IX, 5 DIE GARTENKUNST 97 gestattet sein. — Rasenwego sind in England im wilden Garten sehr beliebt. Sie sind niclit Wege im eigentlichen Sinne des Wortes, sondern wegartige, mit der Sense oder Maschine kurzgehaltene Pfade durch Gras und Blumen- gründe. Liiese „Pfade" sind oft, namentlich in grolJen, öffentlichen Gärten von ansehnlicher Breite (bis zu 6 m) und werden vom Publikum viel lieber als die Kieswege benutzt. Besonders entlang der farbenprächtigen, in Eng- land so beliebten „Herbaceous Borders" sind sie sehr an- gebracht und tragen dazu bei. den Effekt solcher „Stauden- einfassungen" zu erhöhen und den GenulJ derselben vom weichen Rasenteppich aus zu vergrößern. Es gibt in Eng- land wohl kaum einen Garten, und sei er noch so klein oder grotl, in welchem nicht solch ein „Herbaceous Border" anzutreffen wäre. Wer jemals die wohl einen halben Kilometer lange Staudeneinfassung zu beiden Seiten der Parkfront des Schlosses zu Hampton Court in voller Blüte gesehen hat. wird diesen Anblick nie vergessen! Diese „Borders" kann man äußerst vielseitig und fast überall anwenden. Sie sind gleichsam ein Bindeglied zwischen dem ornamentalen und dem wilden Garten. — Um noch- mals auf die Wege zurückzukommen, möchte ich noch be- tonen, daß sie natürlich im wilden Garten durchaus zu- lässig sind. Daß man jedoch auch in seinem Eifer Natur- gärten zu schaffen, zu weit gehen kann, bewies ein enthu- siastischer Verehrer des natürlichen Stils, der es nicht duldete, daß im Herbst das Laub von den Wegen gebracht wuide, damit dieselben natürlicher erscheinen sollten 1 — Größere Rasenflächen, wenn sie auch mitten im wilden Gai'ten, doch unmittelbar vor Gebäuden liegen, kann man ruhig kurz halten, ohne damit die Harmonie des Ganzen zu stören. E>erartige Beispiele kann man in England zur Genüge beoachten. Geht doch während des Sommers regelmäßig der Motorgrasmäher über die enorme Fläche des „King of Hannover Lawn" vordem „KewPalace". während in nächster Nähe die ..wilden" Teile des Gartens beginnen. Ich betone nun nochmals, daß man in England keines- wegs mit dem natürlichen Stil gebrochen hat, sondern sich immer mehr demselben zuwendet, jenem Stile, der ohne große Nachhilfe und ohne Romantik oder Atike. die reine, einfache Landschaft, den ..wilden Garten" zum Vorbilde hat und dem Fürst Pückler mit seiner Schöpfung Muskau bei uns die Bahn brach. Männer wie Walther Robinson in England sind für jenes Land, was Pückler für die deutsche Gartengestaltung war. Wem es vergönnt ist, englisch zu lesen und zu verstehen, und wer Interesse am reinen, natürlichen Stil hat, der lese W. Robinsons. „The wild Garden", es wird ihm viel Freude bereiten. Zeit- und Streitfragen. Unsere Stelliiug- zur heiitijieii (larteukiuistbeweguiig. Vortrag, gehalten in der Sitzung der Gruppe „Sachsen- Thüringen" der Deiitschen Gesellschaft für Gartenkunst in Leipzig am 3. Jlärz 1907, von Linne-Erfurt. Meine Herren! Sie alle wissen, daß seit Jahren ein heftiger Kampf entbrannt ist über ,, Gartenkunst", ein Kampf, der nach der Art, wie er im wesentlichen geführt wurde, sich konnzeichnet als Kampf zwischen Qarton- künstlern und anderen Künstlern — Malern, Architekten, Bildhauern. Die Namen Lichtwark, Muthesius, Schultze-Naumburg sind Ihnen allen bekannt. Und ich hoffe, dali auch die Schritten dieser Herren Ihnen bekannt .sind, und ich kann denen von Ihnen, die sie nicht kennen, nur drin,gond raten, sie recht eingehend und rocht oft zu studieren. Diese Künstler sind zuerst aufgetreten gegen die Garten- kunst, wie sie nach ihrer Anschauung, nach den Werken, die sie sahen, war. Sie wissen auch, meine Herren, zu welch lebhaften Kontroversen unter den Gartenkünstlcrn die Schriften dieser Herren führten! I)a,nn kam die Düsseldorfer Gartenbauausstellung, die in dem Garten des Profes.sor Behrens die erste öffentliche praktische Ausführung eines Gartens durch einen Nicht- fachmann brachte und der i^ehrensche Garten erregte wiederum einen lebhaften Streit der Ansichten unter den Fachkollegen. In viel stärkerem Maße aber entstand solch ein Wider- streit der Meinungen über die Künstlergärten in E)armstadt 19(J.ä, über die Parbengärten des Professor Olbrich, den Sondergarten des Maler Leipheimer und die Sondergärten der Architekten Fuchs und Koch. Ihre Gärten und mehr noch die Ideen, die sie in ihren Vorträgen ge- legentlich der Hauptversammlung unserer Gesellschaft in Darmstadt erläuterten, wurden in unseren Fachkreisen lebhaft besprochen, viel bekämpft und wenig verteidigt. Liie weitere Folge der einzelnen Kampfesphasen In-auhe ich Ihnen nicht weiter aufzuführen. Sie kennen die Streitschrift von t^amillo Karl Schneider; Sie haben gehört und gelosen von den Sondergärten in Köln, den Gärten der Nürnberger imd Dresdener Ausstellung im letzten Jahre und heute erst ist Ihnen berichtet worden über die neuesten literarischen Erscheinungen, nachdem in der vorigen Sitzung über das Buch von Willy Lange und Stahn berichtet war. Der Kampf ist da! — er ist auf der ganzen Linie, in allen Lagern entbrannt und es handelt sich für uns nur darum, welche Stellung in diesem Kampf wir ein- nehmen. Meine Herren! Ihnen die Stellung zu kennzeichnen, die wir nach meiner Auffassung und nach den Er- fahrungen, die ich in diesem Kampf bisher gemacht habe, einnehmen müssen und meines Erachtens nur einnehmen können, isc der Zweck meiner Ausführungen. Ich will mich kurz fassen! Ich halte die Vorwürfe, die die Architekten und Maler gegen die Gartenkunst, wie sie seit Jahrzehnten fast über- all geübt wird, erheben, im wesentlichen für durchaus begründet — für durchaus berechtigt! Sehen Sie sich doch einmal um in unserem deutschen Vaterlande! Reisen Sie einmal, wie ich es in den letzten Jahren in jedem Sommer ein paar Wochen lang gemacht habe, von Stadt zu Stadt und sehen sich die ,, städtischen", die ,, königlichen", die „herzoglichen" Gärten an. Be- 98 DIE GARTENKUNST IX, 5 achten Sie dabei auch das mit Recht so verurteilte „Vorgartenelend", die Gärten an und neben den Häusern — und wenn Sie solch eine Reise beendet haben, dann ziehen Sie einmal ohne Voreingenommenheit das Fazit! AVas haben Sie anderes gesehen, als überall dieselbe „Schablonen"-Arbeit in den städtischen und anderen öffentlichen Anlagen: was haben Sie anderes gesehen, als überall dieselbe Stümperei und Pfuscherei in den Vorgärten : was anderes, als Miniaturbilder von Landschaften, Gebirgen, Seeen in den Hausgärten?! Ich habe mich in den letzten Jahren viel, sehr viel umgesehen in deutschen Städten — aber ich halie wenig — sehr wenig gesehen von Anlagen, die von einem eigenen künstlerischen Empfinden, von einer Individualität oder auch nur von ein wenig liebevollem Vertiefen des ausführenden Gärtners in seine Arbeit etwas verrieten. Wahrlich! die Künstler haben recht, wenn sie von der fertigen Schablone reden, die der Landschaftsgärtner heute für jeden Garten, für alle Verhältnisse bereit hält, und die er jeder Anlage aufdrückt, die ihm unter die Finger kommt. Aber — .geht es mit der Gartenkunst allein so? Ich habe auf meinen Studienreisen nicht nur die An- lagen und Gärten besucht, sondern ich habe auch die Bauart, die Architektur der Städte, der priva,ten wie der öffentlichen Gebäude, die Legung der Straßenzüge, die Platzgrenzen und vieles andere mehr zu studieren mich bemüht, und — wenn das Sprichwort richtig ist: „solaraen miseris, socios habuisse malorum" — den Trost kann ich Ihnen, meine Herren geben: ,,Mit der Stadtbaukunst und mit der Architektur ist es genau so schleclit oder gut bestellt, wie mit der Gartenkunst." Unendlich viel Schema, unendlich viel Schablone und sehr, sehr wenig künst- lerisches Empfinden, künstlerische Eigenart! Mit demselben Recht, mit dem die Künstler unsere Gartenkunst schelten, weil bei weitem die große Mehrzahl der öffentlichen und privaten Gärten Schablone und Nach- ahmung, Spielerei und Stümperei ist, mit demselben Recht können wir auch die Kunst der Architekten schelten und behaupten, sie sei rückständig. Als ich zum ersten Male den Band II von Schnitze- Naumburgs Kulturariieiten: ,, Gärten" durchstudiert ha.tte, da sagte ich mir, und dieser Meinung gab ich auch auf einer Sitzung unserer Gruppe in Hallo Ausdruck: ,,\Vas will der Mann denn eigentlich?" Er stellt uns in Beispiel und Gegenbeispiel eine Menge schlechter, neuer Mauern, Zäune, Gartenhäuser, Anlagen, Brücken usw. ebenso vielen alten guten Mauern usw. gegenüber und behauptet, die ersteren neuen sind schlecht und die letzteren alten sind gut. Da hat er Recht. Das wird ihm kein Mensch bestreiten, aber das ist doch kein Beweis, daii die Gartenkunst von Grund aus reformiert werden muH Genau in derselben Art und in dersellien Fülle sind Beispiele und Gegenbeispiele aus der Ar(;hitektur, aus Malerei, aus allen Kunstgebieten mit Leichtigkeit aufzu- stellen. Hie neu und häßlich — hie alt und gut! Zur Beweisführung gehört die Gegenüberstellung gleichwertiger Beispiele. Gutes Neues gegen gutes Altes, schlechtes Neues gegen schlechtes Altes. Ein wiederholtes Studium desselben Buches und die Einsichtnahme in den Band ,, Städtebau" der Schultzeschen Kulturarbeiten haben mich belehrt, daß Professor Schultze-N. nicht die Gartenkunst als solche angreifen will, sondern daß er ganz allgemein, in der Gartenkunst wie im Städte- bau, den Sinn wecken will für das Schöne, das Zweck- mäßige, das für die einzelnen Verhältnisse Passende und daß er in der richtigem Erkenntnis, daß der Hauptfeind di's Schiinen die Sucht nach etwas Neuem, Modernen ist, mit l)esonderer Vorliebe das Moderne aber Scheußliche dem schönen Alten gegenüberstellt. Und so, wie sich mir hiernach die Bestrebungen Schultze-Naumburgs darstellen, so müssen und sollen wir auch, so meine ich, die Bestrelningen, die Kritiken und selbst die Anfeindungen anderer Künstler auffassen. Nicht eine Xegierung alles dessen, was seit langem geschaffen ist, all des Schi'inen, das tüchtige Gartenkünstler auch in den letzten Jahrzehnten und Jahren geschaffen haben, sollen wir in den Stimmen der Künstler erblicken, sondern einen Mahnruf an das Gros der Landschafts- gärtner und an das Publikum. IJen Malinruf an die Gärtner, daß ihre Kunst nicht anders sei, wie jede andere, daß auch sie nicht stille stehen und nicht auf Lehrbücher eingeschworen werden kann, daß nur stete persönliche Fortarbeit und Fort- entwickelung den Künstler und die Gartenkunst fördern kann, und daß die Gartenkunst, wie jede andere Kunst, sich nicht abschließen und einkapseln darf, sondern daß sie die ganz ,, freie Luft von außerhalb", ein freies gegen- seitiges Zusammenarbeiten mit anderen Künsten braucht. Und ein Mahni'uf auch an das Publikum, in dem Garten etwas anderes zu sehen, als ein notwendiges t'bel, von Bauordnungen diktiert, oder einen Spielplatz für die Kinder mit ein paar Bäumen als Schattengeber und etwas Obst und Gemüse für die Küche, oder gar — wie es leider so oft aufgefaßt wird — als billigstes Mittel, sich das Nachbarhaus mit seinen neugierigen Bewohnern möglichst fern und unsichtbar zu erhalten. Ein Mahiu'uf, den Garten ausgestalten zu lassen mit derselben Liebe, mit Rücksicht auch auf dieselben persönlichen Wünsche, die bei der Ausstattung des Hauses und der Zimmer maßgebend sind — nicht rein handwerksmäßig nach Stil ,,f" und Schablone ,,k", sondern als für sich voll- berechtigtes aber auch vollempfuudenes Kunstwerk. Iv'innon wir diese Mahnrufe, die nai^h meint^' Auf- fassung in den Stimmen der Künstler liegen, bekämpfen? Sie werden mir einwenden, daß die Vorträge des ProL nn)rich, des Maler Leipheimer, die Streitschriften von Lichtwark und Muthi^sius, die Ausführungen von Schultzo- Naumburg doch eine ganze Menge AngriH'e gegen die heutige Gartenkunst und Anfeindungen von Anschauungen über Gartenkunst enthalten, die wir für recht und richtig halten. Ja, meine Herren, haben Sit! schon einmal zwei .selbständige Gartenkünslier kennen goli>nit, deren .\n- schauungen über Garteukunst sich vollständig di>cken? IX, 5 DJE GARTENKUNST 99 (Unter selbständigen Gartenkünstlorn verstehe ich hier natürlich nicht geschäftlich selbständige, sondern Gartenkünstler, die ihre Gartenkunst selbständig sich schaffen und empfinden im Gegensatz zu solchen, die ge- meinsam vom gleichen Meister die Gartenkunst nach gleichem allein unfehlbaren Rezept gelernt haben und aus Ehrfurcht — oder aus Mangel an Können an diesem Kezept nichts ändern mochten oder wollten) — haben Sie schon einmal zwei selbständige Gartenkünstler mit völlig gleichen Kunstanschauungen und Kunstauffassungen gesehen ? Ich glaube nicht! Es könnten sonst nicht Künstler sein, denn die Gartenkunst fordert, wie alle anderen Künste, ein persönliches individuelles Moment in der Betätigung ihrer Jünger! Nun! wenn nicht zwei Gartenkünstler in ihren An- schauungen über Gartenkunst homogen sind, wie können wir von einem Maler, einem Architekten verlangen, daß er von vornherein unsere Kunstanschauungen zu den seinen macht. Wie kiinnen wir dem Maler Olbrich ver- denken, dal) ihm die Farbe alles, dii' Form der Pflanze, ihres Blattes, ihrer Blüte nichts ist? \\'ie können wir dem Architekten, der wohl sieht, daß die Miniaturschlängel- wego im Vorgarten scheußlich sind, verdenken, daß er seine schönen geraden Linien und rechten Winkel als bestes Reformmittel für unsere Gartenkunst empfiehlt? Nicht darauf kommt es an! Nicht die Frage, ob ge- rade oder krumme Wege der Garten haben soll, ob die Anordnung der Blumen nach Farbe oder P'orm zu wählen ist. und ob geschnittene oder wild wachsende Hecken richtiger sind, scheint mir die Veranlassung zur heutigen Gartenkunstbewegung zu sein. E)ie schablonenhafte Ein- tönigkeit, die sich in leider so vielen deutschen Anlagen immer wieder findet, der Mangel jedes künstlerischen, jedes individuellen Empfindens, der aus diesen Anlagen spricht, und nicht zum wenigsten auch die Abgeschlossenheit. die der ehemalige Verein deutscher Gartenkünstler kulti- vierte, mit der Motivierung, daß er alle Anregung nur aus dem Kreise seiner Mitglieder und Pachgenossen erwarte, sind die Gründe, die diese Bewegung hervorriefen. Die Reformbewegung, die die Maler und Architekten von außen ins Leben riefen, die wurde schon oft früher im alten Verein versucht und führte schließlich, unter- stützt durch das Drängen von außen zur L^mgestaltung des Vereins. Sind denn die Unterschiede zwischen den Kunst- anschauungen eines Willy Lange und eines Encke ge- ringer als zwischen denen von Encko und Schultze- Naumburg? Sicher nicht! — und das ist kein Schaden. Wenn nur Kunstanschauungen überhaupt da sind! Nicht das macht den Wert eines Kunstwerkes aus, welcher Richtung es angehört, sondern daß es überhaupt ein Kunstwerk ist. Wir sollten uns freuen, wenn dem breiten Publikum mehr Liebe und Interesse für den Garten von anderen Künstlern gepredigt und damit seine Fähigkeit zur Be- urteilung der Schönheit und des Wertes eines Gartens vergrößert wird, und ebenso sollten wir uns freuen, daß einmal energisch Front gemacht wird gegen die Regle- mentiisrung unserer Kunst und die dadurch zum Teil wenigstens veranlaßto schablonenhafte Ausübung derselben durch so viele Leute, die sich Gartenkünstler, Garten- ingenieure und sonst wie nennen, aber alles andere eher sind. Geben Sie aber zu, daß die Künstler, die über unsere Gartenkunst schreiben, eifern, spotten und schmähen, den Glauben und den Wunsch haben, etwas, was nach ihrer Ansicht reformbedürftig ist, zu reformieren, — geben Sie ferner zu, daß die heute in E>eutschland vorhandenen Anlagen. Haus- und Vorgärten in ihrer überwiegenden Mehrheit vollbegründeton Anlaß zu solchen Reformideen geben — , dann wird Ihnen die Stellung, die wir im Kampf der heutigen Gartenkunstbewegung einnehmen müssen und nur einnehmen können, sehr bald klar sein. Wir müssen anerkennen, daß die Künstler die Hand auf eine Wunde legen, an der unsere Kunst schwer krankt, die Wunde, die uns Pfuscher nicht nur — sondern auch eine große Reihe sogenannter Gartenkünstler tagaus tagoin schlagen. Diese Leute sind es • — ich werde nach meinen .\usführungen Gelegenheit nehmen, Ihnen ein recht deutliches krasses Beispiel eines solchen Garten- künstlers an Hand seiner l'^ntwürfe. sein(>r Erläuterungen dazu und seiner in einer Tageszeitung erschienenen Ver- öffentlichungen vorzuführen — die unsere schöne Kunst in Mißkredit brachten und immer wieder und um so mehr bringen, in je anerkannteren Stellungen sie sich befinden — und diesen Leuten muß unser Kampf gelten. Nicht gegen die Künstler dürfen wir Stellung nehmen! Unsere Parole im Kampf der Gartenkunstbewegung muß lauten: Mit jedem, der ehrlich die freie schöne Gartenkunst fördern will, gegen die Pfuscher, die Gleichmacher, die Rezepten- und Schablonenarbeiter in unserer Kunst. Heimatschutz. ^^ ie wir unsere Heimat selieii! Von R. Hoemann, Düsseldorf. Da draußen vor unserer Düsselstadt, in einer kleinen Landhauskolonie, am Fuße des Grafenbergs, wohnt mü* ein lieber Freund. Zu diesem Freunde möge mich der Leser für ein kurzes Weilchen begleiten. Treten wir also ein in die geräumige, helle Wohnstube des alten Herrn. Er ist noch nicht da. wir aber gehen unwill- kürlich nach dem großen Erkerausbau und schauen ost- wärts nach dem nahen Wald und der sich davor aus- breitenden W'iese. Es ist eine schlechte, ungepflegte Wiese mit sauren Gräsern und Binsen bestanden, kaum jemand findet etwas Sehenswertes an derselben. Jetzt tritt der Hausherr zu uns ans Fenster, und nach kurzer Begrüßung sind wir bald in einem Gespräche über das sich bietende Landschaftsbild. Nun läßt der alte Herr den Gast vielleicht einen Schritt zurücktreten, vielleicht einen halben seitwärts, so, nun hat er den rechten Standpunkt. Nun aber zeigt er seinem Gaste im Rahmen des Fensters da unten auf der Wiese ein 100 DIE GARTENKUNST IX, 5 Stückchen Heideformation, welche sich auf einer trockenen Stelle angesiedelt hat. Wir sehen hin, und unser Auge wird gelenkt von dem Alten, wir sehen auf einmal, wie ungemein malerisch sich diese braune Heide in das stumpfe Gelb-Grün der Winterwiese einschiebt. In der Nähe des Bildrahmens sehen wir zwei größere Heidekrautkolonieii, welche /=s\jr PEM WEr\ ^ ('''■', 1 1 1 1 - •■ .. ■ • i' ,1, II' 1''* ;•' Aus ,,Wie wir unsere Heimat sehet Im oagli.schen Garten zu i\liinchen trachten, sich zu einigen, jede für sich aber sendet in die Wiese kleinere Kolonien aus, zunächst, noch mit der Mutterkolonie verbunden, dann weiter vorgeschoben schon einige losgelöste, selbständige Siedolungen der braunen Pflanze und schließlich, vom Grase fast überwuchert, einige schwache Ausläufer. Einige Zwergbirken geben seitwärts noch etwas Staffage. Fürwahr ein typisch schönes, .scharf charakterisiertes Landschaftsbild iiiid dnch juir einige Quadratruten grol). Wie klar und scharf erkannte der alte llrri' hier das Schöne, welches wir achtlos überschauten, wie weiß er uns zu leiten, auf daß wir gleich ihm nun das Schöne erkennen, wie macht er uns auf diese feinen Züge im Antlitz der heimatlichen Erde aufmerksam, wie sieht er nicht nur die äußere schöne Form, sondern wie sieht er auch das wirkliche Leben, hier den Kampf der beiden Pllanzengruppen, Heide und Gras, wie kennt er so genau den Zusammenhang der Dinge unter- einander. Fürwahr, es ist ein Genuß, dem prächtigen Graubart zuzuhören, wenn er in seiner einfachen schlich- ten Weise uns lehrt, die Heimat zu sehen mit Auge, Gemüt und Verstand zugleich. Und diese Lehre, wenngleich sie sich nie in die Form einer Belehrung kleidet, wirkt befruch- ten. Wer sie genießen konnte, lernt bald selbst sehen und entdeckt zur eigenen Freude nun allerorts Schön- heiten, die er sonst völlig übersah. Selbst das unreife Kind lernt unter solcher Anweisung bald mit feinem Takt das Schöne zu erkennen. Wenn mein 7 jähriges Töchterchen mich jüngst auf einem Spaziergang durch den Kiefernwald (die schrägeinfal- lende Abendsonne ließ die alten Kiefernstämme in einem ganz wun- derbaren warmen Bronzeton auf- leuchten) so auf die eigenartige Schönheit desselben in der Abend- stimmung aufmerksam machte und sagte, „nicht wahr, Vater, die Bäume haben heute ihr schönstes Sonntags- kleid an", dann schien mir dies be- wußte Erkennen dieser besonderen Schönheit an dem luireifen _ Kinde eine Folge ihres häufigen Umganges mit meinem Grafenherger Freund, der das Kind lehrte, wie man seine Heimat sehen soll. Wie oft habe ich gewünscht, daß solche Belehrung recht vielen zuteil werden möchte. Wieviel freudiger läßt sichs durchs Leben gehen, wenn es so verhält- nismäßig leicht ist, fast ül)erall Schönes zu entdecken und sich daran zu erfrischen, lud dieser Wunsch scheint nun zum Teil(^ wenigstens erfüllt zu werden. Vor mir liefen einige Büchlein, deren Titel lautet „Wie sollen wir unsere Heimat sehen". Die Schriftchen sollen sein eine Folge deutscher Landschafts- schilderungen als Anregung zu besinnlicher Betrachtung der Heimat, (Herausgegeben von B. Riedel und F. Weissen- born, Leijjzig, im Verlag von Th. ScheH'er, Leipzig.) l)ie Betrachtungsweise, zu welcher uns die Büchlein erziehen wollen, ist so ganz ähnlicher Art, wie die jenes .Mannes, von welchem ich vorher erzählte. IX, DIE GARTENKUNST 101 Es ist eine Betrachtungsweise, bei der auch die Gefühls- und Stimmungswerte der Gegenstände zu ihrem Hi'elite Ivommen solii'n, gegenüber der rein verstandes- gemäßen Betrachtun.u-, die meist anzutreffen ist. Es ist nalieliegend, daß diese Betrachtungsweise zu- nächst auf diu Scliönhoiton der Heimat hinweist, Schrm- heiten, die wir oft bei der intimen Betrachtung der un- bedeutendsten und naheliegendsten E)ing6 entdecken können. Aber nicht nur das Unsclieinbare, Intime der Heimat lehren uns die Büchlein suchen und lieben, nein auch das Großzügige, Bedeutungsvolle, historisch Interessante und Wortvolle sollen wir sehen und schätzen lernen, aber nicht mit dem Verstände allein. sondern auch hier vornehmlich mit dem Gemüte. Sie führen uns bald durch stille alte Gassen, deren malerische Bauten von Jahr- hunderten er- zählen, sieführ. '11 dann mitten hin- ein ins hastende, piilsiei'endeGroß- Stadigewühl und zeigen uns hier den Reiz des kraftvoll über- schäumenden Lebens, wie es etwa auf dem .Marktplatz zu Leipzig, der Leipziger Messe, oder etwa dem Breslauer Markt sich abspielt, sie führen dann wieder hinaus zu dem schlichten Landgraben (Königsberg), wo in stiller Einsamkeit feiertägliche Erholung bietender Friede den Spaziergänger umfängt. Bald zeigt uns der führende Künstler in hellem Morgensonnonglanz die schlichten Reize der mitteldeutschen Landschaft („hinter den Bergen Leipzigs") mit ihren Dörfern, Feldern und Wiesen mit Blumen und Schmetter- lingen, bald zeigt er uns, wie der Sturm in Königsberg den großen Schloßteich peitscht, bald zeigt er, wie auch der stille, friedliche Landregen Stimmungswerte von eigenem Reize auslösen kann. Jetzt wieder führt uns der Künstler nach Hamburg, zeigt uns zunächst die prächtige Hansastadt als Gesamt- bild, weist auf die eigenartige Anmut dieses Bildes hin, von dem man vermuten könnte, ein großer Baumeister und Landschaftsgärtner, ein Mann von feinstem künst- in der Hand gehabt. Tud weiter führt er uns durch die engen Gassen Alt-Hamburgs, zeigt, wie die alten Häuser dastehen, gleich wie ihre Bewohner so grundehrlich, derb, breitspurig, schwerfällig, selbstbewußt, lebensfroh, beha.u;- lieh, gemütlich, und dann wieder läßt er uns Alster- studien macheu, führt uns später hinaus nach „um Ihimliurg herum", zeigt uns das alte Vierländer Bauern- haus, in seinem ei,ü-i>nartig, vielseitig, höchstentwickelten Bauernstil. Aber nicht nur Architektur und Lebensbilder weiß uns der Darsteller zu zeichnen, auch ein feines Ver- ständnis offenbart derselbe Künstler in der Schilderung seiner Naturschiinheit. Wie prächtig sieht er unseren Aus ,.\Vie wir unsere Heimat teilen": Landscliaftsbild aus der Umgebung von Breslau. Buchenwald, wie warm erschaut er die Schönheit der Heide! Wie stolz ist er im Schlußsatz (Hamburg) auf seine Heimat, der er mit treuer bodenständiger Liebe er- geben ist. Aber nicht nur lernen wir einseitig das schöne Alte kennen, nein, auch für die Reize der Neuschöpfungen haben die Künstler ein offenes, helles Auge. Wie ge- wandt wird uns in dem Gespräche zwischen Künstler und Techniker die Schönheit der modernen Brückenbauten der Lsarstadt dargestellt, wie zeigt uns das Büchlein (München) die Werke neuzeitlicher Künstler eines H och eder, Theodor Fischer, Gabriel Seidel, wie lebendig schildert er uns die Schönheit der neuzeitlichen Brunnen- schöpfungen der Kunststadt München. Und dann wieder finden wir z. B. im Band Breslau ■rische Gefühl hätte die Anordnung des ganzen Bildes eine köstliche Schilderung der Landschaft, eine Schilderung, 102 DIE GARTENKUNST IX, r, in der wiederum der Gefühlsinhalt an die Stelle des Gegenständlichen tritt. Es kommt dem Künstler ja gar nicht dniauf an. Blumenschmuckkunst. All;, ,.\Vif wir unsere Heimat sehen": Am Lam.lgraben bei Königsberg. was er schildert, er will nur mitteilen, was er vor der Natur empfunden hat, jene groOen und starken, oder die jjescheidenen intimen Eindrücke, die die Natur auf ihn gemacht hat, sie werden uns durch Wort und Bild vermittelt. Die Natur birgt Reichtümer in sich, die für den oberflächlichen Betrachter nicht vorhanden sind, aber dem liefer Veranlagten zur Quelle zahlloser Freuden werden können. Und so wollen diese Büchlein ein Wegweiser sein und zeigen, wie man auch in der engsten Heimat so vieles Schone finden und sich und anderen so manche Freude erschließen kann, sie wollen anregen zu sinnlicher Betrachtung dieser Schönheit. Und damit vertiefen sie gleichzeitig un- gemein die Liebe zu unserer schönen deutschen Heimat. Diese Heimat zu schätzen, ihre eigentüm- liche Schönheit zu erhalten, ja sie zu steigern, ist ja eine der schönen Aufgaben unserer Zeit (Heimatschutzbestrebungen). Möge durch das Studium der Büchlein veranlaßt recht mancher an der Erreichung dieses Zieles mitarbeiten. Bis heute sind erschienen: Leipzig l, herausgegeben vom Leipziger Zeichenlehrerverein. Leipzi.tr II, herausgegeben vom Leipziger Zeichenlehrer verein. Hamburg von Oskar SchwindrazhcMin. Königsberg von Herrn, ^^'il■th. Breslau von Ernst Müller-Bernl)urg. München von \. Heilnieycr und L. Koch. Die Erste Grofse Berliner Biudekiiiistausstellung. Von Oskar Cordel. Die Spezialisierung, die das gesamte wissenschaft- liche und gewerbliche Leben der Gegenwart beherrscht, greift auch in das Gärtnergewerbe immer tiefer ein und hat sich erst kürzlich wieder bekundet bei der vom 20. bis 26. März im Landesausstellungsparke abgehaltenen Ersten Großen Berliner Bindekunstausstellung. Diese vom „Verein der Blumengeschäfts-Inhaber in Berlin" veranstaltete Ausstellung sollte einerseits das ge- steigerte Selbstgefühl, das Kraftbewußtsein der Branche vor aller Welt dartun, anderseits Gelegenheit geben, den zeitigen Stand der Blumenbinderei, unbeeinflußt von allem, was die gärtnerischen Ausstellungen für gewöhnlich sonst noch darbieten, kennen und würdigen zu lernen. Die deutsche und gerade auch die Berliner Blumen- binderei steht in gutem Rufe; hin und wieder konnte man sogar die Behauptung hören, sie sei allen übrigen Ländern und Städten voraus. Ob das der Fall, bleibe dahingestellt; jedenfalls versprach das Unternehmen viel Schönes und Lehrreiches — letzteres um so mehr, als das Ausstellungsprogramm im Anschlüsse an das moderne Bestrehen nach scharfer Charakterisierung, das in den Künsten, oft selbst auf Kosten der Schönheit, eine so ausgeprägte Rolle spielt, von den auszustellenden Gegenständen überall da eine bestimmte Charakteristik verlangte, wo es der Zweck des Gegenstandes irgend recht- fertigte. Man forderte beispielsweise von den „Spenden", daß sie erkennen lassen müssen, wann oder zu welcher Gelegenheit sie gewidmet seien, von den Tafeldekorationen, ob es sich um ein Jagdfrühstück, ein intimes Diner am runden Tischen im Hotel oder um sonst eine besondere gastronomische Veranstaltung handele usw. Die Beschaffung eines geeigneten Ausstellungslokales war auf Schwierigkeiten gestoßen. Die anfängliche Ab- sicht, die neue großartige Halle am Zoologischen Garten -->■■ Aus „Wie wir unsere Heimat sehen": Kinzclncs ( U'huh h. S..li..nan ( Leipzig). IX, 5 DIE GARTENKUNST 103 zu benutzen, scheiterte an diM' hohen Mieteforderung (50000 Mark und 20 v. H. der Kinnahme), so dali man schliesslich auf den neuen Saalbau des Landesausstellungs- parkes, der schon die t'lirysanthemumaussteilung Herbst 19U5 beherbergt hatte, zurück.i^reifen mußte, obschon die Räume dieses Baues für den Zweck nicht ausreichten und durcli ziemlich weit entlegene Stadtbahiilwigen ver- vollständigt werden mußten. L)ie Einteilung und Anordnung des Materiales war die folgende: Die östliche Halle des Baues, die man zu- nächst betritt, enthielt eine Anzahl von Bindereien, die das Programm als Huldigungen für die Kaiserin be- zeichnete. t)er nach links ansclilieliende grolie Hauptsaal achtung fanden. Es ließen sich sogar Stimmen hören, die eine Erweiterung des Programms nach dieser Richtung für zweckmäßig gehalten hätten: Blumentische, Blumen- fenster, Balkone, Treppen- und Nischendekorationen u. dgl. Der beschränkte Raum mag Hauptgrund gewesen sein, daß man sich hierin Beschränkungen auferlegt hatte; auch so, wie sie war, befriedigte die Ausstellung augen- scheinlich. Von einer genaueren Besprechung, namentlich der eigentli.'hen Bindereigruppen nehme ich Abstand: im großen und ganzen zeigte sich die Kunst der Berliner Binder durchaus auf der Höhe. Geschmack und Tecknik wetteiferten mit der rciriini Verwendung edlen .Matin-ia.ls, Aus ,\Vie wir unsere Heimat sehen": Blick auf Hauiburi;' vom Steinwärder aus brachte Blumenstücke für Jubiläen und sonstige festliche und freudige Anlässe, ferner die Tafeldekorationen. In den beiden westlichen Quersälen hatte der Hochzeits- schmuck eines fürstlichen Hauses Aufstellung gefunden. Vom Einga,ngssaale rechts, also östlich, gelangte man zu den Bindereien für Trauerfälle, und von da durch einen langen Gang zu den Stadtbahnbögen, deren letzter den „Wintergarten eines Wcltreisenden" enthielt, während der vorletzte ein Biedermeierzimmer und den Brautschmuck umschloß. Im Vorräume hatten noch einige kleinere Wintergärten und dekorierte Tafeln Platz gefunden, in dem Verbindungsgange, dessen natürliche Öde durch eine Lorbeerallee gemildert war, sah man einige Beispiele von Wanddekorationen aus E)auermaterial. Wie man sieht waren die Veranstalter nicht einseitig vorgegangen: sie hatten vielmehr durch Aufnahme der Wintergärten und der dekorierten Innenräume das Pro- gramm zu beleben imd die Ausstellung anziehender zu machen gesucht — mit Recht; denn der Erfolg lehrte, daß gerade diese Teile des Ganzen hervorragende Be- namentlich auch massenhafter Orchideen und prächtiger Treibrosen. Mit Auszeichnung zu nennen wären u. a. die Firmen A. Nigrin, Theodor Hübner. Jul. Zander, H. Krüger, Herm. Vt'endorf, 0. Bernstiel Nachf., C. Bernstem, Chr. Drescher, H. Pasbender. Was die geforderte Charakteristik betrifft, so hielt sie sich viefach in den Grenzen bloßer Äußerlichkeiten; in anderen Fällen war jedoch der ehrliche und zuweilen geschickte Versuch gemacht, durch Art und Anordnung der Blumen stimmungsvolle Stücke hervorzubringen. Manche dieser Stücke muteten recht gelungen an, so eine Blumenspende für das Jubiläum einer Pischerinnung: eine reizvolle Gruppierung von Wasserpflanzen mit einem Fisch- netze als Marke; ferner ein nettes Geschenk für einen ABC-Schützen: Botanisierfcrommel und Schiefertafel in Blumen und Grün; das Jubelgeschenk für einen Kunst- gelehrten: ein antiker Wasserbehälter mit Pinienzweigen und dunklen Iris. Wenn demgegenüber ein Kranz für einen Schauspieler nichts weiter an Charakteristik auf- 104 DIE GARTENKUNST IX, 5 zuweisen hatte, als den Aufdruck: ,,Dem genialen Künstler" auf der Schleife oder ein Kranz für einen Maler nichts anderes als eine in den Kranz hineingesteckte Palette, eine Osterdekoration nichts Bezeichnendes als den Osterhasen aus Papiermache, so lehren diese Beispiele, daß es uns an einer wirklich charakterisierenden Pormensprache auf diesem Gebiete noch fehlt. Vielleicht, daß wir aus den in japanischer Manier gehaltenen Stücken lernen können, wie sie Franziska Brück in mehreren recht an- eiferte mit der graziösen Leichtigkeit und Natürlichkeit des Aufbaues, sowohl was die Festtafel, als auch was die zahlreichen Einzelarboiten anbelangt, die als dekorierte Schalen, Vasen, Ampeln u. dgl. ringsum aufgestellt waren. Beim Eintritt in den Saal mußte der Beschauer ein er- höhtes Podium besteigen, von dem aus er über die Brüstung einer Pergola hinweg das Gesamtbild des Saales mit einem Blicke in sich aufnehmen konnte. Die jenseitige Wand war in ein Halbrund von Nischen verwandelt, deren Von der Mannheimer Gartenbaiiaiisstelhing: Der Henkelgarten in der Entstehung. sprechenden Nummern vorführte. An und für sich hat diese japanische Art indes wohl kaum Aussicht, sich all- gemeiner bei uns einzubürgern, da sie eine befriedigende geschäftliche Ausnutzung wegen der Dürftigkeit des zu verwendenden Materiales nicht gestattet. Die zur Hochzeit geschmückten Säle eines fürstlichen Hauses erwiesen sich neben den Wintergärten als Haupt- anziehungspunkte der Ausstellung. Sie verdienten diese Beachtung. Namentlich der von J. C. Schmidt (Blumen- schmidt) ausgestattete Speisesaal des Hochzeitshausos war eine Sehenswürdigkeit ersten Ranges. Nicht nur daß er in kostbaren Blumm geradezu schwamm; er zeigte auch, daß man es hinsichtlich der Anordnung und der Bindo- technik mit einer das Fach souverän beherrschenden Kraft zu tun hatte. Die Delikatesse der Farbenstellung wott- jede einen charaktervollen Blumenschmuck zeigte. \\'eit- hin leuchtete die Mittelnischi* mit ihrer mächtigen und doch nicht aufdringlichen Gruppe von Calla, Lilien und weißem Flieder. Elektrisches, hinter den Säulen der Mschonrotunde angebrachtes Licht ließ deren Schönheit noch vollends zur Geltung gelangen. Als Episode sei eine Sammlung japanischer Zwergkoniferen erwähnt, die der Aussteller in diesem Saale zur Schau gestellt hatte — Bäumchen von 0.2.5 — 0,50 m Höhe und angeblich lUÜ l)is 15tJ .Jahre all, knoi-rig und malerisch gewachsen, interessante Belege für die Findigkeit und diis Geschick des Japaners in alle'n möglichen Zweigen der Kleinkunst. Sehr lobenswert präsentierte sich im anstoßenden Saale, der als Traukapelle gedacht war, die V(m iL Fas- bender gestellte Alliirgruppe. Sehr geschickt wa,ren schlank- IX, 3 UIE GARTENKUNST 10') wUchsige Kentien als Bekröiuing dos Ganzen vorwendet; sie versinnbildlichten gewissermaßen durch den Eindruck des Emporstrebenden den Aufschwung der Herzen liei der feierlichen Handlung, der sie als Hinti'rgrund dii-nten. Eine ebenso geschmack- wie mallvolle Verwendung blühender Sträucher in zarton Farben nahm der Gi-uppo (las Eintönige, ohne sie bunt erscheinen zu lassen. lUis Gegenstück dieser reichen und vornehmen L»e- korationsgruppen bildeten die Wintergärten am anderen hübsch ausgestatteten Zimmers aus der guten alten Zeit. Als erwähnenswerte Einzelheiten der Ausstellung mligen noch gelten eine mächtige Palme als Mittelpunkt dos grolien Saales, höchst geschickt aus vielen einzelnen Kentien zusammengesetzt, ferner eine Reihe von Tafel- dekorationen im Biedermeierstile, sowie etliche Kultur- pflanzen von ungowi'ihnlichor Schrmheit: Hoknkko-Zyklamon von .1. C. Schmidt-Erfurt, groliblumige Frimula obconica von Th. Wetzol Berlin, abgeschnittene Nelken von G. Cin- Von der Mannheimer Gartenbauausstellung; Der Spaliergarten vun Hoennings-Neiiss in der Ausführung. Flügel der Ausstellung, vor allem der von W. Wen dt tadellos ausgeführte , .Wintergarten eines Weltreisenden", welcher Titel wohl kaum etwas anderes andeuten sollte als die Forderung einer vornehmen Anlage unter aus- giebiger Verwendung exotischer Pflanzen. Dieser Forde- rung hat denn \\'endt auch mit bekannter Ele.ganz genügt; er schuf eine ideale Landschaft von berückendem Reize, üppig und doch nicht unruhig, mannigfaltig und ab- wechslungsreich in den Einzelheiten und doch harmonisch im Zusammenklange, edel und großzügig im Entwürfe und stimmungsvoll in der Wirkung — eine Meister- leistung, würdig des hohen Standpunktes, den unsere heutige Gartenkunst beansprucht. Einen recht anmutigen Einblick in die Herrlichkeit der Wendtschen Tropenland- schaft genoß man noch durch das Fenster des anstoßenden. quin-Antibes und Ch. Lange-Hampton, sowie Riviera-Schnitt- blumen von Th. Hübner-Nizza. Der Besuch der Ausstellung, deren Bestände mehr- fach erneuert wurden, war recht befriedigend, trotz der unmittelbar zuvor und zur gleichen Zeit abgehaltenen Koscholschen ,, Allgemeinen" mit ihrer sehr geschickt lan- cierten Wohltätigkeitstendenz, und obschon auch das vielfach ungünstige Wetter naturgemäß auf den Besuch drückte. Auch die Kaiserin war unter den Besuchern. Verschiedenes. Jubiläums-Ausstellung 1907 Mannheim. Wenn das vor- liegende Heft der Gartenkunst in die Hiiude unserer Mitglieder gelangt, hat die Mannheimer Ausstellung, der allseitig mit lOG DIK GARTENKUNST IX, großer Spannung entgegengesehen wird, ihre Pforten geöffnet. Ob sie zur Eröffnung ganz fertig sein wird'.' Es wird in den letzten Wochen mit einem außerordentlichen Eifer gearbeitet, dieses Ziel zu erreichen. Im großen und ganzen wird es jedeu- faUs auch erreicht werden. Immerhinkann angenommen werden, daß an EinzeUieiteu noch nacligefeilt werden muß, ganz ab- gesehen davon, daß ja vieles erst wachsen und Blätter und Blüten entfalten muß, um das Bild zu gewähren, welches den Schöpfern der einzelnen Abteilungen beim Entwerfen vorge- schwebt hat. Der strenge und anhaltende Wiuter mag in werk uach japanischen Vorbildern. Das Bild Seite 105 zeigt den im Entstehen begriffenen Spaliorobstgarten von Hönings-Neiiü, der durch seine Achsenbeziehnung zu den im Hintergrund sicht- baren Baulichkeiten des Friedrichsplatzes (Wasserturm usw.) besonders wirkungsvoll zu werden ver.spricht. Das Bild auf dieser Seite zeigt das Innere der nach Läuger- schen Entwürfen ausgeführten großen Ausstellungshallen. Den in Heft 2 und 4 unserer Zeitschrift gemachten Mit- teilungen über die in Aussicht genommene Sonderausstellung für Gartenpläne usw. ist nachzutragen, daß der Ausschuß, V^on der Mannheimer Gartenbauausstellung: Blick in die Ausstellungshallen. manchen Punkten verzögernd gewirkt haben, dagegen ist das IierrlicheWetterderletztenWochen wieder sehr förderlichgewesen. Manchem mögen die Aufnahmen, die wir bei einem Besuch des Ausstellungsgeländes in der] ersten Aprilhälfte gemacht haben, nicht unwillkommen sein.' Sie gewähren ' einen lehr- reichen Einblick in die werdende Ausstellung und geben, ver- glichen mit den Bildern, die nach ihrer Vollendung vorgefülirt werden können, einen Anhalt für das, was- in den letzten Wochen geleistet werden mußte. Das erste Bild (Seite 8.5) ist im Sondergarten des Professor Länger aufge- nommen worden; man meint beinahe einen Stoinhauerwerk- platz vorsieh zu haben. Der Blick in. den Henkeischen Garten (Seite 10-tj läßt die heizbare Abteüung des Wasserpflanzen- teiches erkennen. Die Sohle des Beckens ist aus liotoii her- gestellt, der zum größten Teil mit Boden für die einzupflanzen- den Nymphäen bedeckt ist; die Heizrohre sind teilweise sicht- bar, ebenso die Ausstattung des Gartens mit Bild- und Bau- weicher die Entscheidung über die Zulassung der einzuliefernden (iegenstände und ihre Bewertung vorzunehmen hat, sich aus den Herren Prof. Bill ing- Karlsruhe, Gartendirektor v. Engcl- hardt-Düsseldorf, Prof. Albin Müller-Darmstadt, Garten- inspektor Lip pel-Mannheim, Königl. Kurgärtner W..Singer- Kissingen, Gartendirektor Staemmler-Liegnitz und (larten- direktor Trip-Hannover zusammensetzt. Von den sonstigen Sonderausstellungen t'rfordern die Hinde- kunstausstellungen besondere Beachtung. Kh sind deren nicht weniger als sieben vorgesehen: Frühjahrsbiudekunstausstcllung (II. — 14. Mai), Rosenbindekunst (22. — 24. Juni), Brautschmuck i;iO.— 22. .Juli), Sportbindekunst (17.-20. August), allgemeine Bindekunst (14.— 17. September), heimatliche Wald- und Jagd- bindekuust (16. — 20. Oktober) und Chrjsantlienuinibindekunst (18.— 20. Oktober). Unter den gestellten Au fg.iben nehmen die Ausschmückungen ganzer Innenräume und Festtaleln einen breiten Raum ein, die ausgeworfenen Preise lassen erwarten, IX, 5 DIE GARTENKUNST 107 daß in scharfem Wettbeworb beachtenswerte Lösungen und wertvolle Anregungen für das ganze Gebiet der Blumen- schrauckknnst geboten werden. Für die Beurteilung soll weniger der Wert des Materials, sondern in erster Linie die künstlerische Ausführung;' ausschlaggebend sein. H. Neues perspektivisches Zeichenverfahren ohne Horizont, Hauptpunkt und Distanzpunkte vermittelst Reduktiousdiagrainm vnu Leu lleerwagen, Darrastadt. Das nachfolgend l)eschriebene Verfahren erübrigt alle Kon- struktionen, welche mit Horizont. Hauptpunkt und Distanz- punkten in Verbindung stehen, und dürfte deshalb geeignet erscheinen, die schnellste Erlernung der Perspektive den weitesten Kreisen zu ermöglichen. Das Diagramm (28 X 20 cm) besteht in^seiner Grundform aus einem rechtwinkeligen Dreieck, dessen wagreclit liegende Kathete als Grundriß der Projektionstafel gedacht ist und dessen Senkrechte die Reduktion der in der Projektionstafel abgetragenen Wagrechten bedeutet. Die H vpothenuse dagegen wird von einem auf einer Skala sich bewegenden Stahlschieber gebildet, durch dessen Stellung sich jeweils das zu jedem Bilde gehörige Reduktionsdreieck ergibt. Ist z. B. die Stellung des Schiebers auf ■'/..,, so tritt eine Reduktion der Strecke a' — b' auf 5/5 ein, wenn c' — d in senkrechter Richtung abgegriffen wird usw. Durch eingelegte Indexstriche ist ein Verzeichnen des Bildes vollständig ausgeschlossen. Die Anwendung ist folgende: Angenommen Linie a — b der Fig. 1 sei die Projektions- tafel und das über ihr errichtete Quadrat n — b — d — c schließe den Gegenstand ein. Nachdem die Diagonalen a — d und b — c, sowie die Symetralen zu den Quadratseiten e — f und g — h ein- gezeichnet sind, überträgt man a— b in natürlicher Länge in das Bild (Fig. 2) und greift dieselbe Entfernung vom Körner (Mittelpunkt der Messingscheibe) des Diagrammes ab. Das sich ergebende Lot c' — d' ist die Reduktion von a' — b', hier also die hintere Quadratseite c' — d', welche parallel zu a — b und in beliebiger Entfernung von a — b — auch nach rechts oder links verschoben — in das Bild (Fig. 2) eingetragen wird. Es erübrigt nur noch in den Mittelpunkten beider Quadratseiten die Symetrale e — f \md alle übrigen Linien in der in Fig. 3 gekennzeichneten Weise zu vervollständigen. Das auf dem Diagramm (siehe vorstehende Abbildung) durch den Schieber bezeichnete Dreieck a' — b' — c' ist nun die Reduktionsfigur für alle folgenden Kon.struktionen. Soll auf dieser soeben gezeichneten Quadratfläche, welche die Grundebene darstellt und auf der sich alle Konstruktionen vollziehen, irgend ein Punkt, z. B. — A — in Fig. 1 perspek- tivisch festgestellt werden, so ist folgendes Verfahren einzu- schlagen: Durch — A — ist die Senkrechte — i — k — zu ziehen, so- dann die Wagerechte A — n und durch den Schnittpunkt — n — mit der Diagonale a - d wiederum die Senkrechte — 1 — m — , I. I ■ 1 / I [n ^ / / /■ \ J / \ a 108 DIE GAETENKnNST IX, 5 Die in der Projektionstafel liegenden Fußpunkte — i — und — 1 — erscheinen, wie in Fig. 4 gezeiclinet, folgerichtig von — b — aus in derselben Entfernung. Die perspektivische Lage von — k — und — m — ergibt sich dagegen in der Weise, daß man — i — b — und — 1 — b — vom Körner des Diagrammes auf Kathete — a' — b' — abgreift und die Reduktion — i' — k' ■ — und — 1' — m' — auf Quadratseite — c — d — im Bilde von — d — aus abträgt. Da — i — k — und — 1 — m — (Fig. 4) die Linien der Zentralprojektion sind, so lassen sich durch die .Schnittpunkte mit den Diagonalen und Symetralen in leichtester "Weise alle Punkte perspektivisch ermitteln. Ist z. B. im Punkte — A — der Fig. 4 ein Lot gleich — H — (Fig. 6) zu errichten, so trägt man — H — von — i — und die Reduktion — H' — (siehe Diagramm) von — k — aus ~y^ //////// ^^^ ////, v/ / gleichfalls als Senkrechte ein; beide Endpunkte verbunden, schneiden sodann die perspektivische Höhe des in — A — er- richteten Lotes ab. In dieser einfachen Art werden sämtliche Punkte von Körpern gefunden und hat man es in der Hand, sich bei einiger Übung die mannigfachsten Vorteile heraus- zubilden. Das perspektivische Bild des in Fig. 6 angenommenen Quadrates I — II — III — IV in schiefer Ansicht ist in Fig. 7 dargestellt. Es wurde im Grundriß zuerst Quadratseite 1 — II bis a — b verlängert und I' — b' direkt in das Bild eingetragen, hierauf i — k und 1 — m gezogen, so daß durch den Schnitt- punkt n mit der Diagonale a — d die Wagrechte n — o ein- gelegt werden konnte. Eckpunkte I — II ergeben sich somit auf den Linien i — k und p — q, .'ille anderen dagegen duicli das in den Fig. 6 und 7 gekennzeichnete Konstruktionsver- fahren. Bei Figuren mit ausgeprägten Höhenunterschieden wie Fig. 8 zeigt, ist das Profil auf der Linie — a — b — (Projek- tionstafel) und dessen Reduktion auf — c — d — abzutragen un^^^^^^- Personal nach richten. Kgl. Ilolgärtner Rosenberg, Sanssouci — Potsdam, feierte am '2ii. März d. J. sein fiOjäliriges Dienstjubiläuiu. — Poths, Friedr., Gmßherzogl. Luxemburgischer Hofgärtner in König- stein i. T. ist am 6. April d. ,). gestorben. — Bromnie, Her- mann zu Grünberg i. S., welcher seit 1. Juli lfSt>7 die Baum- seliule der Grünelierger Gartcnbaugesellschaft m. b. 11. leitet, ist zum Kgl. (iartenbaudircktor ernannt worden. — Hertens, E., Landschaftsgärtner in Züricli, Schöpfer der dortigen (^>u:iian- lagen und vieler anderer Gartenanlagen der Schweiz, starb am 23. März d. .1., 60 .lahre alt. — Prestinari. Gärtnereibesitzer Städtebau", Jahrg. II, S. 8). Auf Gemeinbesitz oder da, wo wie z. B. in München gesetzliche Bestimmungen die Freilassung eines gewissen Flächenmaßes zu öffentlichen Plätzen fordern, sind der- artige Anlagen entweder von der Gemeinde selbst oder auch dtirch Privatunternehmer ohne weiteres zu schaffen. Einen schwachen Ansatz dazu zeigt der geplante Schöne- berger Park, der wenigstens an einer Seite teilweise bebaut werden soll. Ferner erweist die Möglichkeit, im Landhaus- gebiet, wo nur'^/i„ der Fläche bebaubar ist, — im Falle sich eine größere Fläche in einer Hand befindet, — ohne wesentliche Opfer eine Innenanlage zu erreichen, der AmaUenpark zu Pankow, auf einem von der Hartwigstraße in etwa 100 m mittlerer Breite bis zur Breiten Straße, der alten Haupt- straße des Dorfes, durchreichenden Grundstücke, das zwei ungefähr gleichlaufende, in der Mitte einen Gartenplatz einschließende Aufteilungsstraßen von je 8 m Breite durch- ziehen, während am Rande herum freistehende Wohn- häuser errichtet sind. In diesem Falle hat die Baupolizei 110 DIE GARTENKUNST IX, G zwar die Fläche einer ideellen, als grade durchgolegt gedachten Straße von 9 m Breite von der bebauungs- fähigen Fläche abgezogen, im übi-igen aber genehmigt, die Bebauung bis zu ^/^ der Fläche durchzuführen, ob- wohl die beiden tatsächlich angelegten Straßen nebst Gartenplatz der Gemeinde ohne Entschädigung zum Eigentum überwiesen und damit zu öffentlichen geworden sind, während die im Privatbesitz verbliebenen einge- friedigten Grundstücke durchschnittlich als zu ''/jg und ^/,Q bebaut erscheinen. Somit ist eine öffentliche Inuen- anlage mit öffentlichen Zugängen entstanden (Deutsche Bauzeitung No. 9 und 11 des Jahrgangs 1897 — Über Wohnstraßen und die Landhaus-Baugesellschaft in Pankow von Th. Goecke). Im übrigen aber wird die Innenanlage nur auf Grund gesetzlicher Bestimmungen zu erreichen sein und zwar durch Einführung der sogenannten inneren oder hin- teren Bauflucht. Sitte wies schon auf derartige Be- strebungen im Hamburg*) hin und führte dazu aus: „Es wäre wünschenswert, daß sich diese segensreiche Ein- richtung überall hin verbreiten mochte. Eine Förderung dürfte dieselbe dadurch gewinnen, daß die im Inneren der größeren Baublöcke unverbaut bleibenden Räume dann doch einer öffentlichen Verwertung nach Möglichkeit zugeführt werden. Einen Versuch, in diesem Sinne einen ganzen Stadtplan einzurichten, hat der Verfasser (d. i. C. Sitte) mit seinem bereits in Ausführung begriffenen Stadtplan für Mährisch-Ostrau gemacht, dem einzehios bei den ebenfalls schon ins Werk gesetzten Lageplänen für Teschen und für Olmütz vorausging. Es wurde da das Innere größerer Baublöcke zunächst verwendet im Sinne des vorher Besprochenen zur Unter- bringung öffentlicher Gärten und Kinderspielplätze, dann für Turni)lätze und Radfahrbahnen, Eisbahnplätzo u. dgl. Auch in dem Bebauungsplan von Marienberg i. B. kehren diese Vorschläge Sittes wieder. Ludwig Horcher hat darauf in der Schritt „Großstadterweiterungen" (ein Beitrag zum heutigen Städtebau. Göttingen, Verlag von Vandenhoek-Ruprecht, 1904) ein ganzes Plansystem ge- baut. In meinen Entwürfen zu Bebauungsplänen für Treptow bei Berlin und die oldenburgischen Vororte von Wilhelmshaven sind Innenanlagen für Kleinwohnungen vorgesehen, ferner von Ehmig in seinem Bebauungsplane für Warnemünde (Zeitschrift „Der Städtebau", Jahrgang IV, Heft 1). In meiner Abhandlung über „Berliner Wohnbau- blöcke" (in der Zeitschrift ,,Dor Städtebau", Jahrgang 11, S. 128 und 129) führte ich ungefähr aus, daß zur Frei- haltung des Blockinnern, zur Anlage und dauernden Er- haltung von Innengärten, abgesehen von den Fällen frei- williger Baubeschränkung, nur eine hintere Baufluchtlinie verhelfen könne. In diesem Falle seien große Baublöcke zu empfehlen. Aber auch nur in diesem ! Dazu sind vielleicht die jetzt größten noch nicht groß genug. Sonst sind bekanntlich kleine Blöcke vorzuziehen und werden in letzter Zeit auch wieder vorgezogen, um die allzuhäufigo Entstehung von Hofwohnungen — sogenannten Garteu- wohnungen — und die Verbauung des Innern zu ver- hüten. Denn die früher in der wohlgemeinten Absicht, einen zusammenhängenden Luftraum für Gärten offen zu halten, übergroß zugeschnittenen Baublöcke sind nach und nach mit Garten- und Hinterhäusern zugebaut worden, weil es eben an einem Schutze für ihre Preihaltung fehlte. Neuerdings hat die Gemeinde Heerdt-Oberkassel bei Düssel- dorf auf dem Polizeiwege rückwärtige Fluchtlinien festge- setzt, von deren NMrkung die Abbildung (Technisches Gemeindeblatt, Jahrgang VIII, S. 120) Zeugnis ablegt, doch nicht für eine öffentliche Grünanlage, sondern für die Hausgärten der aus Einfamilienhäusern bestehenden Randbebauung. Im Gegensatz dazu ist bekanntlich mehrfach vorge- schlagenen worden, den früheren Botanischen Garten in Berlin zwar auch am Rande zu umbauen, jedoch in seinem Kerne als öffentliche Parkanlage zu erhalten. Zuerst in der Zeitschrift „Der Städtebau", Jahrgang I. Seite 94, wo ich insbesondere eine möglichst geschlossene Umbauung mit einer den Zuweg vermittelnden, die Straßenflucht be- deutsam unterbrechenden Öffnung an der Potsdamer Straße befürwortete. Gegen die Innenanlage konnten nun ästhetische Be- denken im Hinblick auf die Rückseiten der Bebauung er- hoben werden. E)a aber die hintere Bauflucht keine tiefen Seitenflügel oder gar Hinterhäuser mehr aufkommen lassen könnte, würden diese Bedenken lediglich die Hinterfronten der an der Straße erbauten Häuser treffen, Diese aber in einfacher Weise durchzubilden, dürfte ohne erheblichen Kostenaufwand möglich sein. Lier meist schon an der Vorderfront entbehrliche Prunk ist wirklich nicht nötig, wie die fast nüchternen Wandungen so mancher Pariser Boulevards zeigen, die darum doch nicht das Straßenbild schädigen. Auch empfiehlt es sich nicht, mit der Be- pflanzung so dicht an die Häuserreihen heranzutreten. Ein Hof sollte stets dazwischen bleiben, u. a. auch noch ein Hausgärtchen. Thinn kann der Innengarten mit höheren, die Häuser etwas verdeckenden Baumkronen geschorenen Hecken, Strauchgruppen abgegrenzt werden. Im übrigen wird seine Ausgestaltung immer mehr nach der architektonischen, als nach der landschaftlich(Mi Richtung neigen müssen, teils der baulichen Umgebung, teils des praktischen Zweckes wegen. In diesem Sinne ist auch der vom Gartenarchitekten Hoomann-Düsseldorf für einen Innengarten autgestellto Idoalentwurf gehalten, den Ihre Zeitschrift „Die Gartenkunst" im Jahre 1902 veröffentlichte. Meine Herren : Ich schließe, womit ich angefangen lialie: Mehr denn je ist die gemeinsame Arbeit von Gartenkünstler und Architekt geboten, um die moderne, insbesondere die Großstadt gesundheitlich wii> gesellschaftlich den Bedürf- nissen der Zeit ontsprecln'iul auszugestalten. *) Auch in Köln a. Rh. soll nach Mitteilung des Herrn Stadtbaurat Gerlach, ßerlin-Schöneberg, schon vor Jahren die Festsetzung einer hinteren Bauflucht vorgeschlagen worden sein. IX, 6 DtE Gartenkunst: 111 Aus deutschen Gärten und Parkanlagen. I. Her alte Park zu Bad NauluMiii 1857-1907. \"(iii Heicke, Frunkrurt a. M, Es mag nicht oft vorkommen, daß die Fliege einer Parkanlage Vom ersten Entstehen an ein halbes Jahr- hundert hindurch dem- selben Hause anvertraut bleibt, wie es bei dem alten Nauheimer Kur- park der Fall ist. Seine Anlage wurde im Jahre 1^57 von Heinrich Siosmayor begonnen und innerhalb zweier •lahre beendigt; er hat sich bis zu seinem Lebensende der Weiterentwickelung seiner Lieblings- schüpfung mit großer Hingabe gewidmet, und in seinem Sinne wird sie seither von den jetzigen Vertretern des Hauses Siesmayor, insbesondere seinem ältesten Sohn Philipp Siesmayer, pietätvoll weitergepflegt. Ich sage, ein solcher Fall mag nicht oft vorkommen. Viel häufiger tritt der Fall ein, daß ein für seine Kunst begeisterter Jünger der Landschaftsgärtnerei an eine große Aufgabe, die sich ihm in jungen Jahren bietet, sein bestes Können gesetzt hat, dann aber, kaum daß der letzte Spatenstich getan ist, zuschauen muß, wie das Werk in andere Hände übergeht und bei seiner weiteren Pflege die Gedanken, welche ihn, den Schöpfer der Anlage, ge- leitet haben, verständnislos unbeachtet gelassen werden so daß das Werk eine ganz andere Entwiekelung nimmt, als dem Urheber beim Entwerfen vorgeschwebt hat. Mit der sogenannten Fertigstellung einer Anlage ist ja nicht viel mehr getan, als daß die Übertragung des Planes auf das gegebene Gelände beendigt ist. In den weitaus meisten Fällen ist damit erst der Anfang der Gartenschöpfung gemacht, es ist die Grundlage geschaffen, auf der sich das vom Planverfasser beabsichtigte Bild ent- wickeln kann. Ob es das wirklich tun wird, hängt von sehr vielen Umständen und Zufälligkeiten ab; es bedarf fortgesetzter EingrilTe und Nachhilfen und vor allem einer Pflege, die sich eng an die den ersten Entwurf bestimmenden Gedanken hält, um das Ziel zu erreichen. Je länger die Zeitdauer ist, innerhalb der der Planverfasser seine junge Schöpfung selbst überwachen kann, um so er- freulicher ist es für ihn und um so besser für das Werk. Es sind das Dinge, die schon oft gesagt sind und jedem Jjandschaftsgärtner selbstverständlich erscheinen. Wenn ich sie bei dieser Gelegenheit wiederhole, so ge- schieht es, weil wir gar zu oft heutzutage die Wahr- nehmung machen müssen, daß in vollständiger Verkennuni; des Wesens der Landschaftsgartenkunst und ihrer .Auf- gaben die Kritik über unsere Schöpfungen herfällt und sie mit schnellfertigom Urteil zerpflückt, nachdem kaum die ersten Grashalme gekeimt sind. \\'enn der Maler nach Vollendung eines Bildes den Pinsel aus der Hand legt, der Baumeister seinem Bauherrn den Schlüssel dos Neubaues übergibt, dann sind ihre Werke fertig! Sie können durch die Patina der Zeit noch gewinnen — aber sie sind fertig 1 L»ie Kritik kann einsetzen und ihr Urteil sprechen. Wie ganz anders beim Garten und Park. iJa wird über die ,,Tännchen" und ,,Pflänzchen" und ,,Grüppchen" und manches andere gewitzelt und gespöttelt und leicht- fertig darüber hinweggesehen, daß diese „Tännchon" Tannen, diese „Ptlänzchen" Bäume? werden sollen, daß sie erst in das richtige Verhältnis zu den Flächen hin- einwachsen müssen, daß sie, die heute wegen ihrer Kleinheit nur Unruhe in d.as Bild bringen, erst nach Jahren zu raumbildeudon .Massen herangewachsen sein werden und daß dann erst vielleicht die großgedachten Bilder dem Beschauer vor .-Augen treten, die der Urheber in seinen Phantasien erschaut hatte. Vielleicht! Wenn eben in seinem Sinne die Pflege der Anlage geleitet werden konnte, wenn rechtzeitig und sinngemäß diejenigen Maß- nahmen getroffen werden, die die Entwiekelung im Sinne des Schöpfers fördern könnten, wenn insbesondere auch die Zutaten allmählich beseitigt worden sind, welche der An- lage nicht für die Dauer eingefügt wurden, sondern nur, um sie in ihrem Jugendstand nicht gar zu unfertig und dürftig erscheinen zu lassen. Man wird daher leicht verstehen und begreifen, daß Siesmayer es als eine Schicksalsgunst betrachtete, daß er noch mehrere Jahrzehnte hindurch seine Nauheimer Schöpfung pflegen, und als die Zeit kam, wo er es nicht mehr konnte, ihre Pflege einem Mitarbeiter und Nachfolger überlassen durfte, der in seinem Sinne herangebildet war. I»er Nauheimer Kurpark ist eine Anlage, in die ihr Schöpfer sein Bestes hineingelegt hat. H. Siesmayer war, (iruiipc der neuen Verwaltmigs- und Badeluaiser zu Bad ^('aalleim. 112 DIE GARTENKUNST IX 6 als diese Aufgabe ihm übertragen wurde, 40 Jahre alt, er stand also in seines Lebens Vollkraft. Er selbst hat sie als eine seiner größten Aufgaben in seiner fast fünfzig- jährigen selbständigen Tätiglceit bezeichnet. Er hatte sich bis dahin hart durchringen müssen und noch wenig Ge- legenheit gefunden, seinen Xamen durch Bewältigung einer bedeutenden Aufgabe in weiteren Kreisen bekaimt zu machen. Hier bot sich die Gelegenheit, aber es war nicht ganz leicht an die Sache heranzukommen. Konkurrenzplänen zur Vorlage kam, und mein Plan, eine Bleistiftzeiclinung, erhielt denn auch die Genehmigung des Kurfürsten. Die Nauheimer Anlage ist in englischem Stile ausgeführt mit bedeutender, großer Terrasse und Restaurationsgebäude nebst Auffahrt, ausgedehnten Fahr- und Fußwegen, Alleen, freien Plätzen, großem Teicli von ca. 36 Morgen für Gondelfahrer, warmem Sprudel, Bade- häusem, Trinkhalle usw. Die Arbeit erforderte bis zur Fertigstellung eine Zeit von zwei Jahren; es waren 150 Lageplan der EoranJagen in Bad Nanheim. Entworfen und ausgeführt vom Kgl. Gartenbaudirektor H. Siesmayer f*) S. schreibt selbst darüber in seinen Lebenserinnemngen : „Die Übertragung derselben vom kurfürstlichen Hof in Cassel (Nauheim gehörte damals zum Kurfürstentum Hessen- Cassel) stellten sich bedeutende Schwierigkeiten in den Weg, da diese Arbeit in Konkurrenz öffentlich ausgeschrieben war, und ich durch Hofintriguen ferngehalten werden sollte. Man verweigerte mir die .Situationspläne, obschon ich kur- hessischer Bürger war. Die Lust zu dieser Aus- führung und der Drang zum Schaffen ließen mir keine Rahe, bis ich endlich auf den glücklichen Ge- danken kam, mich durch eine distinguierte Persönlichkeit, den Stadtkommandanten und österreichischen General V. Schmerling, an den kurhessischen Bundestag-sgesandten V. Trott empfehlen zu lassen. Gestützt auf dessen Empfehlung erhielt ich die Situationspläne sofort, schickte binnen zwei und einem halben Tage die Skizze an Ober- baurat Engelhardt, damit dieselbe gleichzeitig mit den *) In dem Lageplan sind die neuesten Veränderungen be- rücksichtigt. bis 200 Leute und 10 — 1.5 Pferde ununterbrochen dabei in Tätigkeit. Die Uferarbeiten am Usabach, die große Fahrstraße nach der Stadt und dem Teichhause, die Brückenübergänge, kleinere Wasseranlagen, Terrainarbeiten an der großen Terrasse imd sonstige Terrainbewegungen nahmen großen Kosten- und Zeitaufwand in .\nspruch. Die gärtnerische Ausführung für Grundarbeiten, Chausseen und Lieferungen erforderten 150 000 Mk. exd. Erdarbeiten für Horizontallegung der großen Terrasse und Aus- schachtungen vor der Trinkhalle." Die glückliche Lösung dieser .\ufgabe trug viel zur Ver- breitung des Namens Siesmayers als eines hervorragenden Landschaftsgärtners bei und begründete seinen Ruf. Und mit Recht. Keine der zahlreichen Schöpfungen Siesmayers zeigt ein so charakteristisches Gepräge, wie gerade diese Nauheimer Anlage, und wer Siesmayer richtig beurteilen will, muß Nauheim studiert haben. In dem im Norden der Stadt sich hinziehenden Tal des Usabaches und an dem das Tal auf der Westseite begrenzenden Hange ziehen sich die eigentlichen Anlagen IX. 6 DIE GARTENKUN'ST 113 Aus Jen Xauheimer Kuranhigen: Blick nach dem Kurhause in ungefähr 1000 m Länge hin. Weite Wiesenflächen, umrahmt von malerischen Baumgruppen, lüihhing spendende lichte Haine, durchrauscht von dem Usabach und durch- zogen von bequemen Fußsteigen, nicht zuletzt aber die seeartige große Teichanlage geben der Anlage ihr charakteristisches Gepräge. In der Beschränkung zeigt sich der Meister, kann man hier sagen: Alle jene Kunst- stückchen neuerer Landschaftsgärtnerei, gewaltsame Boden- tragung, gesuchte Effekte in der Bepflanzung. unnatür- liche Zergliederung der Wasserflächen — alles ist ver- mieden. Ruhe und Großzügigkeiten in allen Teilen machen den Nauheimer Park vorbildlich. Und diese Grundzüge, die man unschwer aus unseren Bildern ersehen kann, haben nicht allein die erste Anlage, sondern auch die weitere Entwickelung beherrscht. Änderungen sind natürlich im Laufe der Zeit nicht ausgeblieben, aber sie waren nur unwesentlich und haben die charakteristischen Züge des Gesamtltildes nicht verwischt. Gegenwärtig ist eine Neu- gestaltung der ganzen Nauheimer Bade- einrichtungen nach einem umfassenden Bati- programme im Gange, die aber auch mir auf einzelne Teile der Parkanlagen Kintluß nimmt. Wenn man von dem hochgelegenen Bahnhof herunter kommt, so gewahrt man alsbald den bereits fertig gestellten Teil der in modernem Geiste entworfenen und für die modernen Bedürfnisse berechneten Neubauten, Verwaltungsgebäude und Bade- häuser, welche sich mit den noch der Aus- führung harrenden Teilen beiderseits an Säulenhallen anschließen, die um den Sprudel gelagert sind, aber den 1 lurdihlick nach dem Park freilassen. Nach der Vollendung des Ganzen wird sich in Verbindung mit den zwischen den Bauten geplanten Schmuckhöfen und Schmuck- gärten und dem Grün des Parkes im Hinter- grunde ein Bild von großer Schönheit er- geben. Eine ähnliche Anlage, allerdings entsprechend den damaligen Bedürfnissen von bescheidenerem Umfang, ist vor 50 Jahren iiereits nach der oben erwähnten ersten Bleistiftskizze H. Siesmayers vorgesehen gewesen. An ihrer Stelle wurde dann aber ein den Blick versperrendes, zur Achse der Bahnhofsallee quer gelagertes Gebäude errichtet, das jetzt den Neubauten Platz ge- macht hat. Hat man diese Gebäudegruppen iiinter sich, so betritt man den eigentlichen Park und gelangt, den Usabach überschreitend und dem Promenadenweg geradeaus folgend, lu laugsamer Steigung zu dem Kurhause mit seinen geräumigen Terrassenanlagon. .\uf dem Wege dahin bieten sich rechts und links eindrucksvolle Parkbilder von großer Schön- heit. Nirgends wird der Eindruck durch kleinliches Beiwerk gestört, in ruhiger Schönheit wachsen die Baum- gruppen majestätisch aus dem Rasen empor, bald ihre schön gebauten Kronen frei über den Stämmen tragend. bald durch malerischen .\stbehang bis zum Boden geziert. L>er .Mann, welcher vor fünfzig Jahren in Voraus- berechnung der uns heute erfreuenden schönen Bilder die jungen Pflänzlinge an ihre Plätze gesetzt, wo heute die prächtigen Bäume stehen, der in jahrzehntelanger, ziel- bewußter Pflege gesorgt hat, daß diese Bäume im ein- zelnen und in ihrer Wechselwirkung zueinander sich so entwickelt haben, wie wir sie heute sehen, der hat nicht in sklavischer Nachahniuns: irgend eine Natur- Ljm. Aus den Nauheiniei- Kuiaulasen : Das Kurliaus mit der neuen Terrasse. 114 DIE GARTENKUNST IX, 6 scenerie nachgemacht, sondern er hat Bilder, die seiner schöpferischen Künstlerphantasie vorge- schwebt haben, frei in die Wirljlichlieit übertragen. Gegenüber denjenigen, welche heut fortgesetzt über die Land- schaftsgärtnerei als unlvünstlerisehen Naturalismus losziehen, werfe ich hier die Frage auf: War die Betätigung die- ses Mannes an djiesem Platze kein künstleri- sches Schaffen-' Wendet man sich von der Kurhaus- terrasse, die eine durchgreifendeNeu- gestaltung und l'm- rahmung in moder- nen Architekturfor- men erhalten hat, oder auch schon unten im Tale dem Laufe der L'sa ent- gegen nördlich, so gelangt man zu- nächst an den idyl- lisch gelegenen kleinen, und wenige Schritte weiter zu dem großenTeich.Er hat eine Länge von ungefähr 500 Meter bei einer mittleren Breite von ungefähr 150 Meter. Der an seinen l'fern ent- lang führende Pro- menadenweg istfast 1400 Meter lang. Diesen Teich möchte ich heute, wo es fast zum guten Ton gehört, über jedes nicht in architek- tonische Steinum- rahmung gefaßte Wasserbecken unter Anspielung auf den Vierwaldstätter See zu witzeln, als das Musterbeispiel einer landschaftlichen Teichanlage bezeichnen. Ruhe und Großzügigkeit geben auch hierwieder den Charakter. Der Teich bestand schon hei Schaffung des Nauheimer Kurparkes als Stauweiher für weiter unter- halb gelegene Betriebe. Siesmayer muß die Art, wie er ihn in die Anlage einljezDgon hat, als Verdienst ange- rechnet werden, namentlich auch, weil er der nahe- liegenden Versuchung widerstanden hat, seine Ufer durch Aus den Nauheimer Kuranlagen: Paikbi unmotivierte Vorsprünge und Einbuchtungen umzugestalten und mit dem üblichen Kranz von Trauerweiden u. dgl. zu bepflanzen. Auf der ganzen Länge seiner Ufer treffen wir fast nichts an als Weiden. Erlen und einige Ahorn, Eschen und Eichen. Alte Kopfweiden, auch etwas Erlen bestanden schon früher, und der Be- stand ist nur, so- weit erforderlich, er- gänzt worden. Bis auf den Wasser- spiegel senken sie ihre Zweige herab und geben ihm einen höchst stim- mungsvollen Rah- men. Von Vorteil ist, daß nur an be- stimmten Stellen diese Uferbepflan- zung den Blick über die W^asser- fläche freigibt. Zwei in der Mitte des Sees befindliche, gar nicht lehrbuch- mäßig angeordnete, aber für die Bild- wirkuiig sehrglück- lich gelegene Inseln mit der gleichen Bepflanzung unter- bi'echen die Wasser- fläche vorteilhaft, und zur Belobung der Bilder trägt das am westlichen Ufer gelegene Teichhaus nicht unwesent- lich bei. Ich habe mit dieser skizzenhaf- ten Schilderung einiger wesent- licher Punkte die Schönheit des Nau- heimer Kurparkes nicht erschöpft, auf Schritt und Ti-itt bieten sich dem reizvolle Bilder, sei es. daß man am Ufer der L'sa entlang wandelt, sei es, daß man die hrdier ge- legenen Teile des Parkes durchstreift. Maßvolle Be- schränkung in der Anwendung der zu Gebote stehenden Mittel bildet überall den Grundzug und ist die Ursache, weshalb der Park heut in seinei- VulhMidung einen so an- heimelnden Eindruck erweckt. Die Stadt Nauheim hat den Schöpfer ihros Kurjiarks Auge IX. (i DIE GARTENKUISST 115 n Anliotracht seiner genialen Leistungen bei Anlage und sohiedener, aber immer ein schöner und starker und or- Unterhaltung des städtischen Parkes wie auch seiner Ver- dienste und Bemühungen um die Verschönerung der Um- gebung unserer Stadt'' — wie es in der vom 19. Oktober 1871 datierton Urkunde heißt, durch Verleihung des Ehrenbürgerrechts geehrt: seit 1872 führte er den Titel eines groliherzogl. hessisischen Garteningenieurs. Das sind wohlverdiente Ehrungen, aber sie sind äuüerlich. Un- hebender sein. Dem kann sich auch der Verfasser eines mir vor- liegenden Führers durch die Park- und Waldanlagen von Bad Nauheim*) augenscheinlich nicht entziehen, denn er schreibt: „Still und langsam lassen die herrlichen Gruppen des alten Parkes über die breiten Wiesenflächen ihre Aus den Nauheimer Kuranlagen: Am kleinen Teiche. gleich höher anzuschlagen sind die Gefühle dos Dankes und der Anerkennung, welche in einem jeden für die Stimmungswerte solcher schönen Parklandschaften empfäng- lichen Gemüte — oft unbewußt - — beim Durchwandern ausgelöst werden. Nicht nur jetzt, wo der Park in frisches Maiengrün gekleidet ist, nicht minder im Herbst, wenn die Farben der Belaubung in Scharlach und Gelb aufleuchten und durch das ernste Schwarzgrün der Nadel- hölzer gehoben werden, oder im Winter, wenn der Schnee Boden und Gezweig bedeckt, bei hellem Sonnenschein und an ernsten Regentagen, — der Eindruck wird ein ver- Schatten dahin ziehen und bilden so im Verein mit den Lichtreflexen des heiteren Sonnenhimmeis eine seltsam anheimelnde Stätte inmitten des Weltbadgetriebes und trotz des Sprachengewirres eines sich untereinander fremden, aus aller Herrn Länder zusammengeströmten Publikums. — Draußen vom großen Teiche her weht bald die kühlende Abendbrise, fährt säuselnd durch die *) Die Park- und Waldanlagen in Bad Nauheim nebst einigen Ausflügen in die Umgebung des Bades. Vom Großh. Forstassessor Dr. Weber zu Bad Nauheim. Nauheim 1906, im Selbstverlag des Verfassers. IIG DIE GARTENKUNST IS, ö Aus den Nauheimer Kuranlaaren Am aroßen Teiclie. Blätter und Baumkronen und weckt mich aus dem Traume, dem ich auf einem jener lau- sehigen Ruheplätze verfallen war. Ich gedachte still und mit Be- wunderung des genialen Schöp- fers dieses irdischen Paradieses, Heinrich Siesmayers." „Heinrich Siesmayer, dessen Sühne noch heute die Unter- haltung und Pflege ihrer väter- lichen Schöpfung besorgen, hat in den Jahren 1857 und 1858 mit seltenem Geschick und unter intelligenter Ausnutzung des ge- gebenen Terrains und der vor- handenen Wasserfläche jenes Idyll zwischen den jetzigen Villen und fast inmitten der Ji'tzigen Stadt begründet, das heute von uns mit berechtigtem Stolz als einzigartig bezeichnet werden darf." ,,Kein Wunder, wenn unter diesen Umständen meiner Feder Worte des Dankes und der Anerkennung entfließen, und wenn derjenige, dessen Obhut unser Kleinod anvertraut ist,*) das Bedürfnis fühlt, jenem Manne hier ein bescheidenes L>onkmal zu setzen, dessen Name mit demjenigen Nauheims für alle Zeiten eng verknüpft bleiben wird." Wir nehmen gerne Kenntnis von diesem, einem hervorragen- den Vertreter unseres Berufs ge- widmeten anerkennenden Worte, wüi'den es aber mit viel größerer Freude begrü ßen, wenn die T a t e n , welche man außerhalb des alten Parkes aut Nauheimer Gebiet seit dem Jahre 1897 ver- i'ichtet. etwas mehr von dem Geiste des vom Verfasser jener Zeilen so hochgeschätzton alten Meisters Siesniayer verspüren lielieu, als es in Wirklichkeit der Fall ist. Darüber wollen wir uns bei nächster Gelegenheit in einem licsdudcren Aufsätze iintei'haltiMi. ^) Nämlich der Verfasser dos l'iihrers, Kurstassessor Weber. Aus den Nauheimer KuianlaHen: .-\m großen Teiche. IX, (i DIE GARTENKUNST 117 Heimatschutz und Landesverschönerung. (Gesetzentwurf gegen die \'eninst;iltniig v(»ii (irtseliafteu und landseliaftlieli hervorragenden Gegenden. Arthur Glogau, Hannover. In dem Märzheft unserer Zeitschrift habe ich Ivurz auf dann mündlJcii und schriftlich weiter vorhandelt ist. liabcn die Beratung des Gesetzes hingewiesen und die Forderung, das ihrige dazu IxMgetragen. unserer Eingabe Nachdruck daß unsere Gesellschaft bei dieser Gesetzgebung mit tätig zu verleihen. Insbesondere verfehle ich nicht, auch an Aus den Nauheimer Kuranlaaen: Parkbild. sei, aufgestellt. Der Vorstand hat sofort die erforderlichen Schritte getan, um seine Vorschläge an maßgebender Stelle zur Geltung zu bringen. Zunächst wurden Verhandlungen gepflogen mit dem Vorstande des Bundes Heimatschutz, um möglichst ein Zusammengehen der beiden Gesellschaften zu erreichen. Wir haben uns später den Vorschlägen des Herrn Prof. Schultze-Naumburg angeschlossen, der uns den Rat gab. eine besondere Eingabe mit unseren Wünschen an das Abgeordnetenhaus zu richten- Die maß- gebenden Herren des Bundes Heimatschutz, mit denen dieser Stelle Herrn Prof. Dr. Conwentz, dem Vorstand der staatlichen Stelle für Naturdenkmalpflege, verbind- lichsten Dank auszusprechen für seine Unterstützung. Die außerordentlich anerkennenden Worte des Herrn Abge- ordneten Münsterberg sind wohl auf die freundliche Fürsprache des Herrn Prof. Dr. Conwentz zurückzu- führen. Ebenso darf ich nicht unterlassen, dem Vorstande des Bundes Heimatschulz für die tatkräftige Hilfe unseren Dank auszusprechen, wie auch Herrn Prof. Schultze- Naumburg für die liebenswürdige Erlaubnis, die Eingabe 118 DIE GARTENKUNST IX, 6 des Bundes Heimatschutz an dieser Stelle veröffentlichen zu dürfen. Und nun das Resultat unserer Bemühungen. Die gesetzgebende Körperschaft hat nicht allein unsere Eingabe wohlwollend besprochen, sondern sie ist in einigen Punkten und gerade in den für uns wichtigen Punliten auf d ie Gesetzgebung niaU- gebend gewesen. Die 12. Kommission des Abgeordneten- hauses, welcher die Beratung über den Gesetzentwurf zu- gewiesen wurde, hat dem Abgeordnetenhause folgende Anträge unterbreitet: 1. dem Gesetzentwurf gegen die Verunstaltung von Ortschaften und landschaftlich hervor- ragenden Gegenden, Drucksache No. 9. in der aus der Zusammenstellung ersichtlichen Fassung der Kommissionsbeschlüsse die verfassungsmätiige Zustimmung zu erteilen: 2. nachstehende Resolutionen anzunehmen: a) die König- liche Staatsregierung zu ersuchen, die zur Ausführung des vorliegenden Gesetzes berufenen Behörden dabin mit Weisung zu versehen, 1. daß sie bei Durch- führung des Gesetzes enge Fühlung mit Sachverständigen nehmen und insbesondere, insoweit es sich um die Verwirklichung höherer ästhetischer Ziele handelt, Ver- treter der Künstlerschaft beteiligen, 2. dal.i in allen Fällen, in denen auf Grund des Gesetzes behördliche Eingriffe notwendig werden, auf die da- durch dem Einzelnen entstehenden Kosten und Nach- teile schonende Rücksicht genommen werde und insbesondere die in baulicher Hinsicht zu stellenden Anforderungen regelmäßig so bestimmt werden, daß sie ohne erhebliche Vermehrung der Baukosten ver- wirklicht werden können; b) die Königliche Staats regi erung um möglichst baldige Vor- lage des in Aussicht gestellten E)enkmals- schutzgesetzes zu ersuchen; 3. die zu dem Gesetzentwurf eingegangenen Petitionen durch die Beschlußfassung zu 1 für erledigt zu er- klären. Es würde zu weit gehen, wenn ich hier ausführlich die Verhandlungen im Abgeordnetenhaus besprechen würde, da der stenographische Bericht, den wir der Liebens- würdigkeit des Landtagsabgeordneten für Hannover, Herrn Senator Fink, verdanken, mehr als 100 Druckseiten um- faßt. Ich muß mich daher auf die Beratung der für uns wichtigen Fragen bezüglich der Zuziehung von Sachver- ständigen beschränken. Bei der Beratung des § 2, bei welcher Gelegenheit auch noch andere Paragraphen beraten wurden, sprach der Herr Abgeordnete Münslerberg folgende Worte, die auf unsere Eingabe Bezug nahmen: „Meine Herren, der § 3 baut sich als solcher auf auf die .Mitwirkung von Sachverständigen und ich bin der Meinung, daß es sehr wesentlich darauf ankommen wird. wie diese Sachverständigenkommissionen zusammengesetzt sein werden, ob sie im höchsten Sinne Gutes und Nütz- liches leisten werden, oder ob ihre Wirkung eine ganz einseitig ästhetische und darum unter allen Um- ständen schädliche sein würde. Gerade weil die Anhörung von Sachverständigen obligatorisch gemacht worden ist, halte ich ihre Zusammen- setzung für eine überaus wichtige Sache. Nun haben wir in der Kommission uns gefragt: wie sollen die Sachverständigen zusammengesetzt werden? Es war erst eine Strömung dafür: man solle das im Gesetz selbst fest- setzen, um eben Einseitigkeiten und Übertreibungen vor- zubeugen. Wir sind aber schließlich zu der Überzeugung gekommen, daß eine solcheErnennungvonSachverständigen- kommissionen viel besser von Fall zu Fall geschieht, daß sie viel besser in den Ausführungsbestimmungen der Staatsregierung geregelt werden könne, weil nur auf diese Weise alle diejenigen Momente berücksichtigt werden können, die in den verschiedenen Städten und verschiedenen Landesteilen notwendigerweise zu berücksichtigen sind. Damit war allerdings die Kommission einverstanden, daß der Grundgedanke — und das ist auch in der Resolution zum Ausdruck gekommen — ein richtiger ist, daß unab- hängige Künstler in diese Kommission berufen werden möchten, Künstler, die nicht nur bloß eingeschworen sind auf den gotischen und Renaissancestil, sondern die etwa an der Akademie der Künste oder sonst an einer so hervor- ragenden Stelle wirken, so daß man ihnen weiten Blick zutrauen kann, einen Blick, der sie davor schützt, etwa in einen bestimmten Stil verliebt zu sein. Ich halte es außerdem für ganz beachtens- wert, daß die Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst ebenfalls in einer Petition gebeten hat, sie zu be- rücksichtigen. Eienn es wird an manchen Drten — auch das wird man natürlich nicht verallgemeinern können — notwendig und nützlich sein, auch Vertreter der Garten- baukunst als Sachverständige heranzuziehen. Die Hauptsache ist aber für mich, daß die Staatsregierung in den .\us- führungsbestimmungen dafür sorgt, in Übereinstimmung mit der Anschauung dieses Hauses, daß die Ausschüsse so zusammengesetzt werden, daß in ihnen nicht eine ein- seitige, sei es ästhetische, sei es historische, sei es finan- zielle Richtung, zur Herrschaft gelangt, sondern daß sie zusammengesetzt werden unter Berücksichtigung der Gesamtinteressen des wirklichen Lebens. Dann wird man hoffen dürfen, daß, wenn dieser Gesetzentwurf erst in die Pra.xis übergeführt wird, es durch das Zu- sammenwirken von Gemeinden, von Bürgerschaft und Sach- verständigenkommissionen, und, soweit die Staatsbehörde daran beteiligt ist, von dieser möglich sein wird, den § 2 zu einer wirklich lebensvollen Bedeutung zu bringen." Bei der Beratung des § 5 brachte der Herr Abgeordnete Dr. Becker (Siegkreis) einen Antrag ein: „Durch die Landes- polizeiordnung, die auch lür einzelne Kreise und Kreisteile erlassen werden darf, kann für genau zu bezeichnende landschaftlich hervorragende Gegenden bestimmt werden, daß die baupolizeiliche Genehmigung zur Ausführung von Bauten und baulichen Änderungen außerhalb der ürt- schaften vorsagt werden kann, wenn durch die Bau- geslaltung oder das Baumaterial das Landscliaftsi)ild gröb- lich verunstaltet werden würde. Vor Versagung der Ge- nehmigung sind Sachverständige uiul der Gemeindevorstand TX, 6 DIE GARTENKUNST 119 (usw. wie in den Kommissionsbeschlüssen)," bei dessen Begründung folgender Passus für uns von Bedeutung ist: Bei dieser Gelegenheit möchte ich dem Herrn Minister warm ans Herz legen, bei seinen .Vusführungsbestimmungen noch darauf Rücksicht zu nehmen, dati er den Kreis der Sachver.ständigen nicht zu eng nimmt, dalj er namentlich auch Kunstsachverständige heranzieht. Ich ver- weise da auf eine Eingabe der Deutschon Gesell- schaft für Gartenkunst, die gerade bezüglich des § 5 auch tüchtige ästhetisch gebildete Land seh afts- gärtner in geeigneten Fällen empfiehlt. Meine Herren, jede von ästhetischen Rücksichten geleitete Schutz- maßnahme bedeutet zugleich einen Eingriff in die Rechts- sphäre des Besitzers. In unserer materialistischen Zeit haben wir allen Anlaü, ideale Gesichtspunkte und ästhe- tische Rücksichten nicht zu sehr zurückdrängen zu lassen. Die wirtschaftlichen Interessen stehen ja so wie so schon sehr im Vordergrund, und icli bedauere außerordentlich, was auch schon vorgestern hier ausgesprochen worden ist, daß bei der Wichtigkeit des Gesetzes in der ganzen Kommissionsberatung auch nicht ein einziger von den Herren Ministern zugegen gewesen ist, weder der beteiligte Herr Minister des Innern, den wir erfreulicherweise nun heute hier sehen, noch der Kultusminister, noch der Minister der öffentlichen Arbeiten und der Minister für Landwirtschaft und E)omänen, der doch auch gerade an diesen landschaftlich schönen Gegenden interessiert ist. Der Antrag der Kommission, dem Gesetzentwurf die Zustimmung zu geben, wurde dann mit den Resolutionen zu den Ausführungsbestimmungen angenommen. Im Anschluß hieran veröffentliche ich dann mit der gütigen Erlaubnis des Herrn Prof. Schul tzo-Nau m- buig die Eingabe des Bundes Heimatschutz und diejenige der L)eutschen Gesellschaft für Gartonkunst. Möge diesem schönen Erfolg, den wir in dieser Präge gehabt haben, weitere Arbeitsfreudigkeit folgen, Eienn es gibt noch viel auf dem Gebiete Heimatschutz und Landes- verschönerung zu tun. l'nd mögen auch die bisher Fern- stehenden und diejenigen, die den Förderern der Frage in unserer Gesellschalt übertriebenen Idealismus vorgeworfen haben, erkennen, von wie großer Bedeutung in kultureller Beziehung die Behandlung derartiger Fragen ist. Eingabe des Bundes Heimatschutz betreffend den gesetzliehen Schutz der Landschaft und der aufserhalb der geschlossenen Ortschaften liegenden Bauwerke vor Verunstaltungen durch störende Bau- ausführungen. Dem hohen Hause der ADgeordneteii zu Händen der 12. Kommission gestattet sich der Unterzeichnete im Xamen des Bundes Heimat- schutz ehrerbietigst die Bitte zu unterbreiten; Das hohe Haus möge in dem ihm vorliegenden Gesetz- entwurf gegen die Verunstaltung von Ortschaften usw. auch Bestimmungen aufnehmen, die einen Schutz land- schaftlicher Schönheiten und auch einzelner Bauwerke außerhalb der geschlossenen Ortschaften ermöglichen. Der Bund Heimatschutz ist mit großem Interesse den Ver- handlungen gefolgt, die im hohen Hause der Abgeordneten bisher über den Gesetzentwurf gepflogen wurden, welcher für Preiiücn einen Teil der Bestrebungen des Bundes verwirklichen soll. Wir haben mit Freuden festgestellt, dal! unsere An- sichten an maßgebender Stelle solche Zustimmung gefunden haben, in.sbesondere, daß die Notwendigkeit eines Schutzes der geschlossenen Ortschaften so allgemein anerkannt wird. Aber ein Gesetz lediglich zum Schutz der geschlossenen Ortschaften wäre doch nur eine halbe Maßregel: Deshalb ge- stattet sich der Bund Heimatschutz hiermit auch zugunsten eines Schutzes der vereinzelten Bauwerke und der Landschaft noch ausdrücklich vorstellig zu werden. Mag diejetzige Fassung des Gesetzentwurfes noch in mancher Hinsicht Mängel aufweisen, das ist sicher, daß ihm für die deutsche Kulturgeschichte hohe Bedeutung zukommt. Ist er doch aus einem wahrhaft fortschrittlichen und sozialem Geiste entstanden: aus der Erkenntnis, daß die Kultur unseres ganzen Volkes darunter leiden muß, wenn die natürliche und ge- schichtlich gewordene Eigenart unserer Heimat ohne weiteres zerstört werden darf. So gewiß wie es Zeiten gegeben hat, in denen die Deutschen es nicht verstanden, die nötige materielle Stärke im Innern und nach außen sich zu erwerben, so gewiß müssen wir uns jetzt davor hüten, die Segnungen der materiellen Wohlfahrt zu überschätzen. Konnte doch jetzt schon ein Schriftsteller gerade im Hinblick auf die Zerstörung des deutschen Landes schreiben: .Die Menschheit hat sich verlaufen. Sie ist in den Wald der technischen Fortschritte geraten. Eigentlich wollte sie in ein Land gelangen, wo man glücklicher, froher, freundlicher werden konnte." Die wirt- schaftliche Wohlfahrt ist doch nicht Selbstzweck, sondern nur die Grundlage zur Erreichung aller höheren Lebenszwecke und Ziele, „Wozu alle Steigerungen des Reichtums, wenn mit der Zerstörung idealer Güter die Möglichkeit zu verfeinertem Lebensgenuß immer mehr genommen wird?" Wir erhalten kein Gut umsonst, für das eine müssen wir immer ein anderes geben: deshalb tut es not stets abzuwägen, ob das Gut, das wir opfern wollen, nicht wertvoller ist, als das, was wir dafür eintauschen werden. Nur ein Mittelweg kann zum Segen führen. Wir haben in Deutschland und gerade in Preußen schon eine ganze Reihe von Gesetzen und staatlichen Maßnahmen, die einen Ausgleich zwischen den Interessen an der Erhaltung der Eigenart unserer Heimat und den widerstrebendan gewähr- leisten. Es sei nur an die Konservatoren für Bau- und Kunst- denkmäler erinnert, an die neugegründete staatliche Stelle für Naturdenkmalpflege, an die Vogelschutzgesetze usw. Und in dem Kreise dieser mannigfachen Maßnahmen wird der jetzt vorliegende Gesetzentwurf für Preußen besonders fühlbare Lücken füllen. Welche Verunstaltungen haben Bauausführungen schon unserem Lande gebracht. Es wäre nicht recht, wenn man den Schutz gegen splche Verunstaltungen nur geschlossenen Ortschaften geben wollte: sind vor ihr vereinzelte Bauten und die landschaftliche Schönheit sicherer? Oder hat die Allgemeinheit ein minder dringendes Interesse daran, daß auch diese letzteren beiden vor Verun- glimpfung geschützt sind, daß z. B. nicht am Heidelberger Schloß Hotelkästen und ausgerechnet gerade an der Porta Westfalica Fabriken entstehen? Man kann u. E. konsequenter- weise nicht betonen, ein Schutz der Ortschaften vor baulichen Verunstaltungen sei nötig und im Interesse der Allgemeinheit zulässig und zu gleicher Zeit behaupten, daß beide Fragen für den Schutz einzelner Bauten und der Landschaft zu verneinen seien. Tatsächlich gibt man ja auch wohl zu, daß auch für diese ein Schutz an und für sich angebracht sei, aber die Zulässigkeit 120 DIE GARTENKUNST TX, (> glaubt man verneineo zu müssen. Man beruft sich auf die verfassungsgemäß gewährte UnverletzHchkeit des Eigentums. Dem möchten wir entgegenhalten, dal.) das Eigentum im Interesse der Allgemeinheit gar manchen Beschränkungen unterworfen ist. Wir wollen nur auf einige Beispiele hin- weisen: Man nimmt als selbstverständlich hin, dal.! der Eigentümer von Tieren nicht Tierquälerei treiben darf, daß er bei an- steckenden Tierkrankheiten zu Vorsichtsmaßregeln gezwungen ist. Ganz besonders aber ist das Grundeigentum vielfach be- schränkt: z. B. durch Bergrecht, Wasserrecht, Jagdrecht, durch militärische Hücksichten. Und einen besonders starken Ein- griff erhalten die Gesetze über Seperation (Verkoppelung); da wird auf Antrag eines Teiles der Grundbesitzer, in manchen Ländern eines Viertels, der andere Teil gezwungen, die Sepe- ration mitzumachen, darein zu willigen, daß die Grundstücke ganz anders gelegt werden, daß er für die seiuigen ganz andere erhält und daß er obendrein Kosten zahlen muß. Wenn im Interesse der Allgemeinheit so viele Be- schränkungen des Eigentums schon in Geltung sind, muß es da wirklich als ein Unrecht erscheinen, wenn im Interesse der Allgemeinheit auch Bauausführungen verboten werden, die einzelne Bauten der Ortschaften und landschaftliche Schön- heiten verunstalten? Wird damit nicht vielmehr eine Rechts- lage geschaffen, wie sie für einen modernen Staat einzig und allein erstrebenswert ist? Ehrerbietigst gez. Paul Schultze-Naumburg, Professor, Vorsitzender des Bundes Heimatschutz. Eingabe der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst zu dem Gesetzentwurf gegen die Ver- unstaltung von Ortschaften und landschaftlich hervor- ragenden Gegenden. Dem hohen Hause der Abgeordneten zu Händen der 12. Kommission gestattet sich der unterzeichnete Vorstand im Namen der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst ehrerbietigst die Bitte zu unterbreiten: Das hohe Haus möge in dem zur Beratung und Be. schlußfassung vorliegenden Gesetzentwurf gegen die Verunstaltung von Ortschaften und landschaftlich her- vorragenden Gegenden Bestimmungen aufnehmen, durcli welche eine künstlerisch einwandfreie, der ästhetischen Tendenz des Gesetzes nachkommende Beurteilung der gegen Verunstaltung zu schützenden Ortschaften und Gegenden gewährleistet wird. Seit Jahren hat die Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst (früher Verein deutscher Gartenkünstler) alle Bestrebungen auf das eifrigste eingehend erörtert und unterstützt, die die Pflege des Heimatschutzes zum Ziele haben, soweit diese auf die Erhaltung landschaftlicher Schönheit, historisch wertvoller Schöpfungen der Gartenkunst und naturwissenschaftlich be- deutungsvoller Naturgebilde gerichtet sind. Vor kurzem hat der Vorsitzende des Heimatschutzbundes, Prof. Schultze-Naumburg, in seiner Eingabe vom 10. März 1907 an die Kommission den Standpunkt dieses Bundes eingehend begründet. Wir schließen uns diesen Ausführungen voll an. Unsere ehrerbietige Eingabe soll jedoch den Zweck haben, auf die Notwendigkeit der sachgemäßen Beurteilung bei der Au.s- führung der Bestimmungen des Gesetzes hinzuweisen und derartige Bestimmungen in das Gesetz aufzunehmen. Gleich wie dem Maler, Bildhauer und Architekten infolge seiner Schulung und seiner Begabung für die seiner Kunst naheliegenden Kunst- und Naturobjekte eine schärfere Be- urteilungsfähigkeit zugestanden wird, als dem gebildeten Laien, so muß anerkannt werden, daß dem geschulten, fein empfindenden Landschaftsgartenkünstler eine größere Be- fähigung bei der Beurteilung landschaftlicher Schönheit zuge- standen werden muß, als demjenigen, dem nicht das Studium landschaftlicher Schönheit Lebensautgabe ist. Wird der vorliegende Gesetzentwurf zum Gesetz, so ist bei der Ausführung desselben die Beurteilung, was landschaft- lich schön ist, von größter Bedeutung, und wird in jedem einzelnen Falle zu prüfen sein, in welcher Weise die wirt- schaftlichen Interessen mit den ästhetischen Grundgesetzen zu vereinbaren sind. Gerade in diesem Punkte zeigt der von uns allgemein mit großer Freude begrül5te Gesetzentwurf eine Lücke, die auszufüllen wir für eine der vornehmsten Aufgaben des Gesetzgebers halten. Der Entwurf bezeichnet die Ortspolizei als diejenige Be- hörde, die darüber zu entscheiden hat, was künstlerisch schön, was landschaftlich schön, was überhaupt ästhetisch schön ist. Bei allem schuldigen Respekt vor dieser Obrigkeit können wir es nicht unterlassen, Zweifel in die Zuständigkeit dieser Be- hörde in ästhetischen Fragen zu setzen. Es ist möglich, daß bei vorkommenden Fällen die Ortspolizei den Rat des Fachmannes einholen wird, aber es ist keine Bestimmung vor- handen, die eine sachverständige Begutachtung zur Pflicht macht. Eine derartige Bestimmung in das Gesetz aufzu- nehmen, ist der Zweck der vorliegenden elirerbietigst über- reichten Eingabe. Wird es aber der Ortspolizei schon schwierig werden, ohne Sachverständigen die Entscheidung bei der Beurteilung landschaftlicher Schönheit zu treffen, so wird dieses noch schwieriger, ja, unmöglich werden bei Entscheidungen, die historisch wertvolle Schöpfungen der Kunst betreffen. Wohl bestehen Gesetze und Verordnungen, die historische Baudenk- mäler schützen; auch der Schutz von Naturdenkmälern ist in gewissem, vorwiegend botanischem Sinne durch die Errichtung der staatlichen Stelle für Naturdenkmalpflege gewährleistet, aber den Schutz historischer Gartenkunstsohöpfungen bezweckt bisher noch kein Gesetz, noch keine Verordnung. Eine große Anzahl hochinteressanter Gartenschöpfungen befinden sich in fiskalischem und Privatbesitz, z. B. unter- stehen die für die Geschichte der Kunst bedeutsamen Anlagen zu Marienwerder bei Hannover und Abtei Loccum der Kloster- kammer zu Hannover. Diese Parks stellen in Gefahr, ihrer Schönheit und Eigenart vollkommen verlustig zu gehen, in- folge des allzu starken Überwiegens der wirtschaftlichen Interessen. Es erscheint außerordentlich wünschenswert, Be- stimmungen in das Gesetz aufzunehmen, durch welche der- artige Kunstschöptungen zu schützen sind vor ästhetisch un- begründeter Zupflanzung oder Verwachsung von Sichten und Flächen, Abholzung wichtiger Pflanzungen, Errichtung von Nutz- und Zierbauten, durch welche der tlesamtcluirakter ge- fährdet wird. Von ebenso großer Bedeutung ist die ästhetische Be- wertung der Forstbewirtschaftung. Immer dringender worden Forderungen laut, die dem nur materiellen Nutzen ei'strebenden Forstmann die Pflege des Waldes mehr als bisher zur Pflicht machen. Ganz besonders wichtig ist die Berücksichtigung ästhetischer Bedenken bei der Anwendung von Kahlschlägen. Diese forstwirtschaftliclie Betriebsform sollte in solchen Gebieten, welche Tausenden und Abertausenden als Erholungsstätten dienen, durch gesetz- liche Bestimmungen überhaupt verboten werden. Es sei hier auf einige Landschaften des Harzes, Thüringer Waldes, Lau- IX, Ü DIE GARTENKUNST 121 sitzer Gebirges hingewiesen, wo durch Kahls('hläge geradezu Verunstaltungen des Landsohaftsbildes entstanden sind. Auch dieses sind Fragen, bei denen ästlietische Gesichts- punkte mehr als bisher berücksichtigt werden müssen und die Forderung der Beurteilung durcli einen Fachmann berechtigt erscheint. Wie Schon bei der Beratung der volkswirtschaftlich be- deutsamen Frage der Errichtung einer Talsperre im Bodetal dem Gutachten zweier unserer Jlitglieder, des Gartendirektors Encke-Köln und des verstorbenen Gartendiroktors Schoch- Magdeburg, eine entscheidende Bedeutung zuerkannt wurde, so geben wir der Hoffnung Ausdruck, daß bei der Beschluß- fassung über das Gesetz auch eine Bestimmung gefunden wird, die eine fachmännische Beurteilung der zu schützenden Ortschaften, Gegenden. Naturobjekte, Kunstschöpfungen sei- tens erfahrener Landschuftsgartenkünstler, ermügliclit. Trip, Glogau. Vorsitzender. Schriftführer. Von der 111. Internationalen Gartenbauausstellung zu Dresden: Frühlingssymphonie v. l\ud. Eoehm. III. Internationale Gartenbauaus.stellung zn Dresden. Ich wollte ursprünglich nicht nach Dresden gehen. Was kannst du da sehen V sagte ich mir, die Dresdener Kulturen kennst du, den Rahmen der Ausstellung auch! Ihre Leitung liegt in bekannten Händen — also auch da ist kaum etwas Neues zu erwarten. Schließlich entschloß ich mich doch, zu reisen; ich wollte gern Weimar und seine schiinen alten Anlagen mal wieder im Frühjahrskleido sehen; auch liegt Eisenach, Kosen mit der Rudelsburg und manches andere am Wege. — Außerdem reizt es ja immer, bei solchen Ausstellungs- und ähnlichen Gelegenheiten alte Bekannte unvermutet zu treffen, neue Beziehungen zu knüpfen u. dgl. So kam ich also doch nach Dresden und durch- wanderte den Ausstellungspark. Am sächsichen Hause von Kreis, welches, wie verschiedene andere im Park zerstreute Bauten, von der vorjährigen Kunstgewerbe- ausstellung herrührt, machte ich zuerst Halt und klappte meinen Apparat auseinander, um das vor dem Hause liegende vertiefte Parterre aufzunehmen, welches im freundlichen Sonnenschein recht farbenprächtig dalag. Ganz hübsch, aber etwas bunt! Ich wanderte weiter und schenkte den in schönen Gruppen zur Schau ge- stellten Nadelhölzern und sonstigen Baumschulerzeugnissen, die man mit Geschick zur Ausgestaltung der landschaft- lichen Parkbilder verwendet hatte, die gebührende Be- achtung. Aber was sehe ich dort?! Grüß euch Gott alle mit- einander! Vor mir entwickelte sich eine ganze Straße, eingerahmt mit den guten alten Bekannten: Pilze aus 122 DIE GARTENKUNST IX, 0 Von der III. Internat. Gartenbauansstellung zu Dresden: Kaukasische Landschaft. Ton als Gartensitze, Rehe, Gnomen in allen miiglichen Stellungen und Tätigkoiten, einige mit Schläuchen und anderen Berieselungsgeräten ausgerüstet, — dazwischen Sitze und Bänke aus „Natur"- Eichunholz, Gartenhäuschen aus weißberindeten Birken- ästen und was dergleichen ge- schmackvolle Bereicherungen unserer Haus- und Vor- gärten sonst noch sind Man sollte meinen, dal! der- artige Sachen doch auf un- seren Ausstellungen nicht mehr vorgelührt werden sollten, oder wenn es doch geschieht, weil man oft die Erträge aus der Platzmii^te nicht missen will, dann gehören sie in die unvermeidliche „Industrieabtcilung", zu den Händlern mit Kartoffelschäl- messern u. dgl. Unter keinen Umständen sollten sie aber noch mit „Ehrenpreisen" be- dacht werden, wie es leider in Dresden der Fall war! Eine Ausstellung, wie die Dresdener, soll doch nicht nur die Kauflust anregen und geschäftliche Vorteile bringen — das mag ja für den- jenigen, der unter Geldopfern die Ausstellung beschickt, das wichtigste sein — , nein sie soll erzieherisch und l)ildend auf die weitesten Kreise wirken. Was nutzt es aller, dali Schultze-Naum- burg u a. tortgosotzt auf diese üeschmucklosigkeiten hin- weisen, wenn Gartenbauaus- stellungen, an deren Spitze die hervorragendsten Fach- leute stehen, solche Sachen immer wieder zulassen und sogar prämiieren. Aber es war eigentlich vorwundorlich, daß diese Dingo überhaupt da waren, denn das E)resdBner Ausstcllungsprogramm stellte unter E Gruppe IV, No. 17, einen \\'ettbewerb für Kunst- gegenstände, als Statuen. Skulpturen, Brunnen, Vasen usw. — ausgenommen Von der IIL Internat. Gartenbauausstellung: Aus dorn Japanischen Garten. IX, 6 DIE GARTKNKUNST 123 '■■J Vcin der III. Internat Gartenbauausstellung zu Dn-s'len: Pergola aus ileni Italien, (iarten. fabrikmäßig hergestellte Nachahmungen in Tier- gestalten, Gnomen usw. — und unter No. 18 derselben Gruppe einen Wettbewerb für Gartenhäuser, Laubengänge, Brücken usw. auf (Zu- lassung nur nach vor- hergehender Einsendung und Genehmigung der Zeichnungen). Das beweist, daß man sich des Zieles bewußt ist, nach dem auf diesem Sondergebiet gestrebt werden muß, und diese Wett- bewerbsnummern sind auch mit recht achtbaren Leistun- gen beschickt worden — namentlich was die Skulp- turen anbelangt — , aber diese Dinge sind fast ausnahmslos nur für die wohlhabenden Gartenbesitzer erreichljar I Der Minderbemittelte kann sie sich nicht leisten! Es mußte hier noch eine dritte Auf- gabe gestellt werden: Garten- einrichtungs- und Schmuck- gegenstände in einfachster Ausstattung und geschmack- voller Form, für die ILu'- s teil uns nnii den Vert rieb im großen geeignet. Da- ran fehlt es eben. Es geht hier gerade wie bei Innen- einrichtungen : Zaiilroicho i\iinstler sind tätig, um das llriiu des reichen Mannes auszustatten — der Mittel- stand und die Unbemittelten müssen nach wie vor mit der Fabrikware in geschmack- losester Form sich behelfen, weil sie beim besten Willen zu Preisen, die im Verhältnis zu ihren Mitteln stehen, nichts Gediegenes kaufen künnen. So kommen dann doch immer noch die Gnomen- fabrikanten auf ihre Rechnung ! Das war der Eindruck, den ich aus dem Freien mitnahm, als ich das Aus- stellungsgebäude betrat. Zu- erst die Wasserpflanzenabtei- lung. Leider blute nur sehr wenig. Die Gesamtanord- nunt; war gnt und hätte in Von der III. Internat. Gartenbauausstellung zu Dresden: Orchideenausstellung. 124 DIE GARTENKUNST IX, G voller Bliitenpracht ein prächtiges Bild ergeben müssen. Schon bei dorn Bekanntwerden des Dresdener Programms erschien mir die Veranstaltung einer Wasserpflanzen- ausstellung zu dieser frühen Jahreszeit etwas gewagt; bauliche und sonstige Schwierigkeiten kamen hinzu, um die volle Entfaltung der Blüte zu verzögern, und so mußte man sich zufrieden geben, wenigstens die hervor- ragende Kultur der Pflanzen zur Schau zu bringen. Aus der Wasserpflanzenabteilung kam ich nach dem Durchschreiten einiger Räume, die mich nicht be- sonders fesselten, in den japanischen Garten und dann in rascher Folge durch die große Eingangskuppelhalle in den italienischen Garten und in die Kleinasiatische Land- schaft. Diese Bilder gesehen zu haben, lohnt allein die Reise nach Dresden. Und zwar war es nicht die tadellose Kultur der angeführten zahlreichen Pflanzengattungen — Flieder. Rosen, Hortensien, Calla, Cytisus, Erika, Azalien. Rhododendron — I Man weiß ja, daß die Dresdener Gärtnereien in zielbewußter Arbeit erfolgreich ihre Kulturen auf eine solche Höhe gebracht haben, daß sie „internationale" Ausstellungen veranstalten können, zu denen das Ausland fast nur noch Preisrichter, aber kaum noch Aussteller schickt. Auch nicht die Fülle der Farben, die eher manchmal etwas zu lebhaft waren und in ihrer Häufung stellenweise fast wehe taten. Nein, was an den Darbietungen so sehr fesselte — bei vielen Be- suchern vielleicht unljewußt — , das war die Art, wie diese Pflanzenschätze vorgeführt waren, das war die künstlerische Höhe, auf der das Ganze gehalten war. Das Ausstellen war hier zu einer Kunst geworden und als Kunst gehandhabt, die nicht nötig hatte, Anleihen auf verwandten Gebieten zu machen, sondern mit dem von den Ausstellern dargebotenen Material Bilder schuf von einer Schönheit und Eigenart, daß die Erinnerung denen, die sich an ihren Anblick weiden konnten, nicht so bald schwinden wird. — Durch die Wahl der Motive (Kaukasuslandschaft, japanischer Garten, italienischer Renaissancegarten) war erreicht worden, daß von drei großen nahe beieinander liegenden Räumen jeder trotz des bei allen ziemlich gleichartigen Ausstellungs- materials eine ausgesprochene charaktervolle Eigenart erhielt. Jeder bildete ein in sich abgeschlossenes Kunstwerk, bei dem aber nicht, wie das so oft auf Aus- stellungen und auch sonst zu beobachten ist, in auf- dringlicher und gespreizter Weise der Künstler sein Wirken und seine Absichten fühlen läßt, sondern wo er sich daran hatte genügen lassen, das herrliche Material zur höchstmöglichen Geltung zu bringen und selbst bescheiden im Hintergrunde zu bleiben. Fast zu bescheiden! Denn die meisten Besucher aus dem großen Publikum nahmen die Dar- bietungen als etwas hin, dessen Schönheitswirkung ledig- lich in dem vorgeführten schönen Pflanzenmatcrial beruhte, nur wenige mögen bedacht haben, welch eine gi'oßo Summe künstlerischer J.(;istungsfähigkeit in diesen sn- genannten „Landschaften" steckte. Auch bei den Notaboln, die sich am Abend des 6. Mai zum großen Festmalil zusammenfanden, war es nicht anders. In der langen Reihe der offiziellen und nichtoffiziellen Trinksprüche war neben dem Landeshorrn von allem Möglichen die Rede, von den Ausstellern, den Preisrichtern, den Behörden, der Presse usw. usw. Auch von der „älteren Schwester des Gartenbaus", der Landwirtschaft, war reichlich oft die Rede, von der anderen Schwester, der Kunst, aber mit keinem Worte. Niemand schien Verständnis dafür zu haben, daß es sehr zweierlei ist, schöne Pflanzen zu ziehen und aus Pflanzenmaterial schöne Bilder aufzubauen. Und doch war man durch mangelhafte Anordnungen in Nebonräumen, die geradezu als Gegenbeispiel hätten dienen können, auf die Wahrnehmung hingewiesen, daß es das schöne Material allein nicht tut, sondern, (laß noch etwas mehr dabei sein muß. Und hierin liegt für mich die Bedeutung der diesjährigen Dresdener Ausstellung. An ihrem Erfolg trägt die künstlerische Gesamt- anordnung den wesentlichsten Anteil, und wenn Namen genannt werden, dann muß der des Königl. Gartonbau- direktors M. Bertram an erster Stelle angeführt werden. Ich habe mich wenig darum gekümmert, wer die Aussteller der schönen Pflanzen waren, ich habe auch nicht kritisch die Zucht- und Kulturresultate der einzelnen Einsender gegeneinander abgewogen, ich habe mich ledig- lich dem Eindruck der schönen Bililer hingegeben und habe ihre Farbensymphonien auf mich wirken lassen. Gewiß hörte man öfter Bemerkungen wie: das ist bei solchem Material kein Kunststück I oder: die Ltresdener kennen ihre Räume und haben schon mehrfach Gelegen- heit gehabt, sie auszuproben. L)as mag alles stimmen, aller das verkleinert in meinen Augen ihre Leistungen durchaus nicht. Auch kann man die Frage aufwerfen, nb es über- haupt richtig sei, Ausstellungsmaterial, wie es hier ge- boten wurde, zur Gestaltung solcher Bilder zu verarbeiten, und ich nehme mit Sicherheit an, daß sich Stimmen ver- nehmen lassen werden, die es nicht für richtig und zu- lässig halten. Da berühren wir aber die leidige Streitfrage von der Zulässigkeit landschaftlicher Gartengestaltung über- haupt. Wer die landschaftliche Gestaltungsweise in der Gartenkunst für daseinsberechtigt und künstlerisch mo- tiviert ansieht, der kann auch nichts dagegen einwenden, daß man gelegentlich, wie es hier geschehen ist, bei vorüber- gehender Veranlassung in Innenräumen solche Bilder schafft. „Landschaften" waren es ja im eigentlichen Sinne nicht. L)iorama wäre eine viel richtigere Bezeichnung ge- wesen. Liem entschiedenen Verfechter des Grundsatzes von der künstlerischen Wertlosigkeit aller Landschafts- gartenkunst mag manches auf der III. Internationalen Gartenbauausstellung ein Greuel gewesen sein. Ich habe mir aber durch derartige Erwägungen die Freude an den Darbietungen nicht verdorben, ich habe mich vielmehr refloxionslos dem Eindruck der farben- prächtigen Bilder hingegeben. Vnn den drei genannten Szenerien stand für mein Gefühl der italienische Garten den andern gegenüber etwas zurück, die Farben der Azaleen im Vordergrunde waren etwas zu stark aufgetragen und die riesigen Schauexemplare dieser Pflanzen an und für sich Kultinstücke ersten Ranges — wirkten in IX, (i DIE GARTENKUNST 125 ihrer Häufung zu massig, während die Pergola, welche den Vordergrund abschloß, wieder sehr reizvoll war. Die Kaukasuslandschaft bildete unzweifelhaft den Höhepunkt der Ausstellung. Das Bild (S. 122) gibt nur einen schwachen Begriff davon: denn nirgends als bei solchen Gelegenheiten wünscht man wohl, man könnte die Farben in ihrer ganzen Pracht auf die Platte zaubern. Die feinen Kontraste zwischen dem leuchtenden Gelb der gewöhnlichen Azaleen und dem Violettrot vieler Rho- dodendron, das lebhafte Farbenspiel der Rhododendron untereinander waren von bezaubernder Wirkung. Dazu das ernste Grün der stai'ren Kiefern und das Saftgrün des Rasens, das dämmerige Halbdunkel unter den Bäumen und die Lichteffekte. welche von den seitlieh einfallenden Sonnenstrahlen auf der offenen Fläche hervorgerufen wurden, das alles vereinigte sich zu einem unvergel.ilichen, entzückend schönen Bild. Kigenai'tig schön war auch die japanische Landschaft: ein farbensatter Vordergrund wurde durch einen zwisclien Kieternstännnen aufgebauten Tempel abgeschlossen, von dem aus man weiter blickte in einen reizvollen Japangarten mit Lilien und Iris und malerischen Zwergbäumen. Auch die Form, welche man der (h'chideenausstelhing gegeben hatte, verdient sehr beachtet zu werden. Ganz abweichend von der sonstigen Gepflogenheit, hatte man versucht, dem Beschauer ein tropisches Urwaldbikl vor- zuführen, in welchem der Farben- und Formenreichtum der Orchideen viel wirkungsvoller zur Geltung gebracht wurde, als bei der anderwärts üblichen Xebeneinander- stellung. Nur eins sollte man bei einer Wiederholung be- achten : Die Pflanzen müssen, um die Gesamtwirkung zu steigern, etwas weniger gleichmäßig über den ganzen Raum verteilt, sondern mehr in Gruppen zusammengefaüt werden, in denen dann auch einzelne Farben besonders vor- herrschen müssen. In der Mittelpartie, die unsere Auf- nahme erfaßt hat, war dieses Prinzip auch ziemlich durch- geführt, in den übrigen Teilen herrschte aber eine ziemlich unruhige Stimmung, die auf der zu gleichmäßigen Ver- teilung der Pflanzen beruhte. Auch wird es bei einer größeren Veranstaltung in ähnlicher Form notwendig sein, einige Wege in die Szenerie hineinzuführen, damit man zu eingehender Betrachtung mehr an die Pflanzen heran- gelangen kann. Es ließe sich noch manche reizvolle Einzelheit aus dem weiten Gebiete der Ausstellung anführen, der Raum, welchen ich der Sache widmen kann, verbietet es. Nur einer Leistung sei noch besonders gedacht, ihrer künst- lerischen Eigenartigkeit wegen. Liie „Frühlingssym- phonie" von Rud. Boehm, firesden. Unter der Programm- abteilung D. „Allgemeine P.indekunst" war eine Reihe von Aufgaben für Blumenschmuck-lnnenkunst unter Benutzung von Pflanzen, Bindereien und losen Blumen gestellt, darunter No. 25 „Eine hervorragende L>ekoration großen Stiles". Diese Wettbewerbsnummer, bei der keinerlei einschränkende Bestimmungen der künstlerischen Gestaltungsfreiheit Schranken setzten, bestritt Boehm mit seinen „Frühlings- symphonie", von der ich auf Seite 121 eine Aufnahme bringe. Es war keine „Binderei", es war streng ge- nommen überhaupt keine „Tnnenkunst". aber es war ein liild viJii bezaubernder Schönheit und voller Poesie; die Preisrichter wußten augenscheinlich nicht recht, was sie mit dem aus dem althergebrachten Rahmen heraustretenden Werke anfangen sollten. Nur so verstehe ich es, daß dieser Leistung nicht der zu vergebende erste Preis zufiel. Ich meine, man hätte sich dieser Vorführung gegenüber von aller zunft- und schulmäßigen Auffassung frei machen und die künstlerische Leistung ausschlaggebend sein lassen müssen. Was Boehm mit dieser „Frühlings- symphonie" wollte, mag er selbst sagen: „In meiner Auffassung soll es ein Hausgarten sein, ein Plätzchen, geschaffen, die Illusion zu wecken, daß die Erde kein Jammertal ist. Zehn Meter lang und breit, mit architektonischer Wegführung, in der Diagonale des Vierecks eine Plastik, die ich mir brennend gerne ein- facher, herber, keuscher gewünscht hätte. Den Über- sittliciien war sie zu nackt, andern zu geschlechtlich, zu trauen lial'l für den Frühling, im übi'igen aber eine an- erkannt tüclitige Arl)eit. Längs des Weges eine Reihe vdii Cytisus, um die Statue Azalea mollis, Rhododendnm und Waldfarne, dann Crimson mit Vergißmeinnicht und Hortensien in unregelmäßiger freier Gi-uppierung. Prunus- bäume überschneiden das Gesichtsfeld und das Jung- fräulein sitzt im Schatten eines solchen. Ein Prospekt, eine Frühlingslandschaft darstellend, schließt das Ganze ab. Soviel vom Materiellen. Die Psyche ist schwerer, wenn überhaupt, zu fassen; Ich kann weder mit auf Schulbänken ersessenen Regeln undGesetzen aufwarten, noch möchte ich die Schlagworte der .Modernen für mich einfangen. Die geistreichen Worte dieses oder jenes sind fürs Schaffen ohnedies unnütz, Kunstwerke entstehen meist auf anderm Wege. Ich möchte trotzdem beschreiben, wie mein Objekt entstand. Seit ca. 10 Jahren übe ich in meinen Mußestunden autodidaktisch die Malerei; mit welchem Erfolge, mag der den Raum abschließende Prospekt dartun. Das Studium der Großen in der Kunst hat die Erkenntnis in mir reifen lassen, daß es in jedem gut komponierten Bilde, ganz gleich welcher Art, ein Zentrum gibt, dem sich alle farbigen und kompositorischen Elemente unterordnen müssen. In der Gailenkunst — gleichgültig ob archi- tektonisch gegliedert oder unregelmäßig bepflanzt wird; das ist nebensächlich und fürs Kunstwerk ohne Belang — muß gleichfalls eine Hauptidee alles überstrahlen und sich alles andere dienstbar machen; sie muß dem Werke das Gesicht verleihen. In unserm üblichen Hausgarten verzettelt sich alles; hier ein Klex und dort ein Witzchen ohne Wirkung, weil ohne Sinn und Empfinden hingesetzt. .\hnliche Erfahrungen konnte ich in meiner Pra.\is als Blumenbinder machen. Beim Skizzieren vor der Natur drängt sich bei jedem Blatt und Ast, bei jedem Stein das Gefühl auf, wie zweck- mäßig und folgerichtig die Natur arbeitet. In der Schule sollte das perspektivische Zeichnen dem Planzeichnen übergeordnet werden; jenes fördert die Kunst des Sehens und setzt voraus, daß der Schaftende seine Bilder im Geiste plastisch sieht, während das Planzeichnen mehr 126 DIE GARTENKUSSf IX, 0 mi^^. )•K^^ Fig. !l. Übergang von Pflanzung in TJascn. ein Konstruktionsverfahren ist und wenig l)ot'ruclitend auf die Phantasie wirlvt. Die Materie ist zu groü. um sie in wenigen Zeilen auch nur annähernd zu erschöpfen. Zum Verständnis meiner Friihlingssymphonie tragen meine Worte vielleicht einen kürzeren Weg als den vorhandenen zu gehen, so Die (liruiKlzü^e der Laiidsdiaftsj'estaltuiif!;. Hinweise, wie iiiaii ille iiatiirliclieii Scliiinlieileii vou Gebiiselieii und Waldungen in Hrsclicininig treten lassen kann. Von J. Forsyth Johnson. (Aus dem Englischen frei übertragen von (i. K. Schneider und E. B. Behnick.) (Fortsetzung. Hierzu Fig. 51 — 1.').) Wege. Johnson betont die Notwendigkeit solid gebauter Wege, und vor allem, wie Aviclitig es ist, sie richtig zuführen. Sie müssen uns zu allem Schönen hinleiten. Die Hauptwege sollton sich den Konturen des Landes an- passen, nur dort, wo es absolut nötig ist. vertieft oder erhaben verlaufen, und auch dann sollton sie sich den Eigenheiten der Gegend anschmiegen. Kein Weg sollte um seiner selbst willen gebaut werden. Er ist da um der Objekte des Bodens willen. Es ist nicht nötig, daß eine Straße den kürzesten Weg nehme, es sollte aber immer unmöglich gemacht werden. etwas bei, die individuelle Auffassung bildet den Schlüssel für das Verständnis: Mir liegt die Zukunft unseres Haus- gartens sehr am Herzen." Damit möchte ich meinen Bericht über Dresden schließen; vielleicht findet sich Veranlassung, später noch auf Einzelnes zurückzukommen. Bemerken will ich nur noch, daß ich an der Wartburg und der Rudelsburg in aller Eile vorbeigefahren bin und nur ganz flüchtig Weimar dass dieser der kürzeste bleibt und den Erfordernissen Rechnung trägt. Eine Straße, die mehrere Objekte be- rührt, wird natürlich länger sein als eine solche, die nur 2 — 3 Objekte vorbindet. Ein richtig geführter Weg wird aber nie ungünstig wirken, da jede Biegung ihren Grund hat. Wir gebrauchen einfache Pfade, nur wenige Fuß breit, zum Wandeln, oder Wege für Pferde und Hornvieh. durchstreift habe. Dresden fesselte eben doch mehr als Außerdem breite Fahrstraßen und Zufahrtswege zu den ich angenommen hatte. He icke. großen Gebäuden. . , Im allgemeinen sollen die Wegelinien parallel laufen, zuweilen aber können sie unterbrochen werden ^^c^^^-^-'y^^^-^^^^ Fig. 10. Allgemeine L'mrißlinien zur Dar.stellung der Verbindimg von Baum- und .Strauchwerk mit Wasser (alles in natürlicher Anpassung an die Lage- verhidtnisse). durch Einschnitte für Sitze, Statuen, (Jucllcii und dgl., um die GleichförmigkiMt zu unter- brechen. Breite der Wege: Johnson gilit an: für Ziifahrtswege zu Schlössern 50 bis selbst 80 (engl.) Fuß, für gewöhnliche Landhäuser 20 Fuß: für Fußwege 6—12 Fuß, für Haupt- fahrwege 18 Fuß, für einfache Haupt wege 12 Fuß. Die Wölbung der Wegeflächeu sei nie zu stark. l)ie Wegemitte soll immer im selben Xivi^au liegen, wie die Höhe der Rasenfläche oder des sonstigen Grundes, durch den der Weg führt, jedenfalls diesen nicht überragen. Um das Wass(>r abzuleiten, genügt bei gewöhnlichen Fußwegen ein Fall von Va Zoll: 1 : (JO ist ge- nügend Gefäll für jeden öffentlichen Fahrweg. Ein schlecht gebauter Weg wird immer Löcher aufweisen, und eine Erhöhung dci' Wölbung würde dies nicht hindern. Ein .'50 Fuß breiter Fahrweg braucht nicht mehr Gefäl VU /-'• auf 15 Fuß. Abflüsse in je 50 Fuß Absland IX, 6 DIE GARTENKUNST 127 iiplimen alles Wasser auf, eho es sich zu starker Strömune; ansammelt. Öffentliche Zus'änge: Zu.u'an.t;'- uml Mingaiin'stor sollten immer im Einklang mit dem Gliarakter der Anlage stehen. In große, gut gepflegte Besitzungen führen prächtige Zufahrten unter edlen Bäumen zwischen Rasen- flächen durch stolze eiserne Tore mit glitzernden ver- goldeten Ornamenten. Für Ijescheidenen Besitz scheint uns eine einfache Pforte aus geöltem, unil in Naturfarben gebeiztem Holze den Verhältnissen angi>messener. Es ist ein allgemeiner Grundsatz, daß für l^ingänge von öffentlichen Straßi'ii aus in eine Besitzung iler beste Jeder Weg wirkt störend, der sich in auffallender Weise quer durch eine Sicht zieht. Muß ein Weg unbedingt eine solche Sicht kreuzen, so ist es em|)f(>hlenswert. ihn durch Tii^tVrlegi'n in der Rasonbahn zu verbergen und ihn, soweit es der Blick zuläßt, uurcli l'flanzung zu verdecken. (lebrocheno Kurven. Johnson betont, daß man gebrochene; Kurven ver- meiden soll. Um die Wege recht zu führen, beachte man das früher Gesagte und besonders die Darstellung in Fig. S, S. 76. l*-he mau ilen Weg absteckt, fixiert man die Siclil|unikti' durch Stiilx^ mit F.aluirii, uud leitet ■'ii ^-iT T ^^p -\ .3 ^ 4 >^:i? / ^^> /f...4 Fio;. 11. Anssliederung des Randes einer wilden Waldszenerie. Platz an einer Biegung der Straße ist. Jedenfalls soll man vom Haus aus das Tor nicht sehen, wohl aber den Weg soweit überblicken können, um das Herannahen von Wagen beobachten zu können. Zugänge zum Haus: Hierfür gelten folgende 3 Gesetze. Der erste Ausblick vom Wege sollte das Haus weder zu fern noch zu nah zeigen. E)ie erste An- sicht des Hauses sollte eine perspektivische sein. Und schließlich sollte der Zufahrtsweg die Wagen leicht und bequem, ohne Störung durch starke Kurven oder Gefälle, hinführen und ein schnelles Vorfahren ermriglirhen. Kurven. Überschneidungen. Kurven: Kein Weg sollte seine Richtung grundlos wechseln. Gründe dafür bieten Land, Bäume, Boden- bewegungen und das Bestreben, die Objekte des Bodens zu zeigen. Überschneidungen: Wege sollten stets mit dem Fluß dos Bodens laufen, niemals augenscheinlich dagegen. danach die Kurve in natürlicher Weise. Alle unnötigen Biegungen und Wendungen sind zu vermeiden. Aus Raummangel ist es unmöglich, Johnsons etwas weit- schweifige Anführungen eingehend wiederzugeben. Fußwege. Allgemeine Regeln: Ist die weitere Umgebung schön, so führen wir die Fußwege über Höhen; im entgegen gesetzten Falle leiten wir sie durch tieferliegende Teile, um den Ausblick auf die nächste Umgebung zu be- schränken. Wege die in natürlichen leichten Kurven auf- und absteigen in Anpassung an das Gelände wirken immer angenehm und gewähren gefälligere Abwechselung, als wir sie etwa durch unnatürliche Erdhäufungen zwischen wagerecht verlaufenden Wegen erzielen können. Grenz Wege. Wege sollten die Grenzen des Ortes nicht in Er- scheinung treten lassen. Ein richtig angelegtes (irund- 128 DIE GARTENKUNST IX, 6 Vis. 12. VeEfetationsanorJnuna; im Innern einer Szenerie stück soll unbegrenzt erscheinen. Wohl ist ein Grenzweg um die Besitzung meist nötig, er soll aber nie die Grenzen deutlich zeigen. Zentrale Fahrwege dienen zur weiteren Aufschließung des Besitzes, man vermeide aber, den Park dadurch gleichsam in zwei Hälften zu teilen. Graswege. Graswege zwischen Gebüsch sind bei schönem Wetter sehr angenehm, da man auf dem weichen Grase sehr bequem geht. Sie können aber lediglich dem Lustwandeln dienen. Waldwege lassen sich oft reizend ausgestalten und sind namentlich für Überschneidungen von Sichten mit Vorteil zu ver- wenden. Gruppierung längs der Wege. Auf die Pflanzungen längs der W'ege ist viel Gewicht zu legen. Sie bilden den Vordergrund der Szenerien, an die sie sich anschliossen und als deren Teile sie sich darstellen müssen. Sind es einzelne Pflanzen, so müssen sie als Ausläufer des Szenen- bildes wirken. Blutenpflanzen, die zum Charakter der Szenerie passen, sollen in Menge da sein. Keinesfalls dürfen aber die Pflanzungen längs der Wege als eine Art Einfassung dieser wirken. Gerade diese dem Weg nahe Pflanzung bietet Gelegenheit, feine Züge der Szenerie dem Beschauer vor Augen zu führen, ihm zarte Formen und Farben im Vegetationsbild zu zeigen. Schatten und Lichter, Szenerienfolge. r»ie Wege ziehen sich im Vordergrund der Szenerie entlang und verlangen eine Fülle wechselnden Lichtes und Schattens. Wo immer eine große Szenerie sich auf- schließt, sollte der Ausschaupunkt von hohen Bäumen oder sonst wie gut beschattet sein, da der Ausblick von beschatteten Punkten aus ein besserer ist als von beleuchteten. Es ist nicht immer angebracht, in schma- len Gärten Pfade durch hohe Bäume und Buschwerk nahe dem Pfade zu beschatten, trotzdem sollte aber auch auf ihnen «48..^ Fig. II. Ein Fliilj mit für lic'plhiii/iing geeigneten Ausbiichtnngon. Fig. 13. Umrißlinien für ein Gewässer auf einer Lichtung mit passender Eingliederung der Vegetation. eine Folge von wechselnden Schatten und Lichtern spielen. iJer Weg selbst kann häufig durch entfernter stehende, den Proportionen der Szenerie entsprechende Pflanzen beschattet werden. Blaue Cl('niat'/s\ ie Linden sind geeignet für Promenaden, sowohl Tilia atnericana wie T. europaea. Fig. 13 veranschaulicht eine geschlossene Szenerie von Wasser und Weisseichen (Qiwreus alha). In Fig 14 sehen wir eine Wasserlaufausgestaltung mit Salix Verschiedenes. Die Pflanze als Schmuck für Haus, Balkon und Fenster. A'nrtrag, gehalten von Garteninspektor Fritz Zahn, Hozent und Abteilungsvorsteher an der Krmiglichen Gartnerlehranstalt zu Dalilem, im Verein für deutsches Kunstgewerbe zu Berlin. (Aus „Die Werkkunst", Verlag von Otto Salle, Berlin.) Ein Landhaus, über dessen Dach ein Baum seine Äste breitet, an dessen Mauern Schlingpflanzen em- porranken, wird stets auf uns einen besseren Eindruck hervor- rufen als ein kahl dastehendes Gebäude. Durch die Pflanzen wird der Übergang vermittelt zwischen Haus und Garten, zwischen Stein und Boden, zwischen Kunst und Natur; es wird eine malerische Wirkung erzielt. Das können wir in unseren Vororten, in unseren Landhauskolonien stets beobachten, das tun selbst die Architekten, indem sie, eben um der malerischen Schönheit willen, ihre Gebäudeansichten mit Pflanzenwerk ver- gesellschaften. Das einfachste Gebäude schon, ein Stall, eine Scheune, gewinnt durch die Nähe eines Baumes. Unsere Dörfer würden nicht den traulichen Eindruck hervorrufen, wenn sie ohne ihre Bäume wären, die gleichsam die Häuser mit grünen Wänden umschlingen; Nürnberg würde nicht so bezaubernd auf uns wirken, wenn zwischen seinen alten Mauern und Türmcheu nicht so viel Bäume und Bäumchen Raum gefunden hätten. Weit mehr noch als die Bäume leisten die Schlingpflanzen. Sie decken eine kahle Giebelwan dzu, sie verhüllen ungünstige Architekturen, sie beleben Säulen und Pfeiler, Zäune und Gitter. Bald aufwärtsstrebend, bald lang herniederhängend, bieten die Schliuger eine ungemein vielseitige Verwendung. Die selbstklimmenden wilden Weine und der Efeu bedürfen gar keiner Stütze, der gewöhnliche wilde oder Jungfern wein will angebunden sein. Freilich empfiehlt es sich auch, die Selbstklimmer, wenigstens in den stärkeren Ranken, anzu- binden, weil sonst nach starken Regengüssen die gesamte orüne Wandbekleidunc,- leicht abreißt. Sind die Wandflächen, die man verhüllen wül, weniger groß, so kann man sich, ms- besondere auf der Südseite des Hauses, der Glycine bedienen, deren herrliche blaue Blütentrauben das Auge so wohltuend erquicken. Nur für rote Ziegelwände taugt sie wegen des harten Farbengegensatzes nicht. Für solche Wände muß man sich vielmehr der grünen Schlinger bedienen, wie des Efeus und des Pfeifenstrauches (der Aristolochia) oder des wohl- riechenden amerikanischen Weines. Die Waldreben, insbe- sondere Clematis paniculata, entfalten im Herbst einen prächti- o'en Blütenflor; sie kann man im Vei-ein mit den vorgenannten zum Umrahmen von Türen und Fenstern, zum Umranken von Lauben und Erkern verwenden. Dagegen erfordern die Rankrosen, wie der Crimson Rambler und die Agiaja, sorgfältige Auswahl ihres Stand- 130 DIE GAETENKUNST IX, 6 ortes. Denn man soll sie eigentlich nicht zum Bekleiden der Wände bestimmen, weil sie daran immer bald erkranken, sondern nur zum Schmuck von Säulen und Lauben. Dort entfalten sie auch ihre herrlichste Blütenfülle. Während Efeu, Jungfernwein und Pfeifenstrauch uns durch ihre Blätter. Glycine, Clematis und Rose durch ihre Blüten erfreuen, ent- zückt uns durch seine Frucht der edle Wein. In alten Dörfern und Städten trifft man ihn heute noch als Wandbekleidung: die Fachwerkhäuser unserer alten märkischen Städte, meist mit dem Giebel der Straße zugekehrt, zeigen ihn uns fast immer seitlich neben der Türe gepflanzt, zum Laubendach über Türe und Hausbank gezogen und im Oberstock um all die kleinen Fenster geführt. Ganz allgemein trifft man das, ■wie leicht erklärlich, in den Dörfern und Städtchen am Rheine an. Sein uraltes Hausreoht teilt der echte Wein mit unseren Obstbäumen. Apfel, Birne, Pfirsich und Aprikose sind ohne Schwierigkeiten am Spalier am Hanse hochzuziehen, und es ist sicher richtiger, das Spalierobst in solchen einfachen, durch die Wandbekleidung von selbst sich ergebenden B^ormen zu pflegen, als in jenen kunstvollen, oft doch nur recht mühsam zu erhaltenden Gestalten der Liebhaberei. Alte Dörfer und Städtchen, aber auch neuere Häuser, selbst ein Haus in Berlin in der Ma.aßenstraße, liefern uns den Beweis, daß derartige, von Obstbäumen und echtem Wein umkleidete Häuser der vortrefflichen Wirkung niemals entbehren. Nicht umsonst haben die Dichter immer das allseitig umrankte Haus als das Kennzeichen der Idylle, des häuslichen Glückes und Friedens gepriesen. Der Balkonschmuck spielt für unsere Großstädte heute eine überaus wichtige Rolle. Denn seitdem Grund vmd Boden so teuer geworden sind, daß man notgedrungen auf den Garten am Hause verzichten muß, hat man mit dem Balkon gleichsam ein Stückchen Garten sich in die Höhe gerettet. Darin be- kundet sich, so trübe der Anlaß selbst ist, doch erfreulicher- weise, daß auch im Großstädter noch ein Zug zur Natur ver- borgen ist. Von diesem Zuge zur Natur und dem dadurch hervorgerufenen Balkonschmuck hat nicht nur der Balkon- besitzer selbst Freude und Nutzen, sondern auch die ganze Stadt, weil damit das Straßenbild verschönert wird. Soweit die Pflanzen nicht unten im Boden wurzeln und am Hause empor, gleichsam laubenbildend über die Balkone gezogen sind, muß man ihnen auf dem Balkone selbst Be- hälter mit Erde schaffen. Da aber stoßen wir auf einen außerordentlich weitverbreiteten, schweren Übelstand. Die Balkonkästen sind viel zu eng und zu flach, weil man ihnen im Balkongitter nicht den erforderlichen Platz ausspart. Hier liegt ein Erfordernis zutage, dem die Baukünstler unserer Zeit unbedingt Rechnung tragen sollten. Balkonkästen sollen im Lichten wenigstens 15 cm breit und 20--30 cm tief sein. Auch sollen die Kästen Löcher im Boden haben, damit das über- schüssige Gießwasser abtropfen kann, und damit dieses wieder nicht auf den nächsten Balkon und die Straße hinabrinnt, muß unter den Kästen noch ein Untersatzkasten' aus Blech sich befinden. In ihm steht, aber auf Klötzchen, der eigentliche Kasten; das Wasser aus dem Untersatz wird durch ein Blech- rohr am Bodeu abgelassen. Blechkästen sind für die Pflanzen ungeeignet, weil sie in der .Sonne zu stark sich erwärmen und infolgedessen die Wurzeln austrocknen, auch lassen sie keine Luft zur Erde dringen. Diese Fehler zeigen die Tonkästen nicht, ^obwohl auch sie sich stark erwärmen. Am besten ge- eignet bleiben immer Holzkästen. Sie sind durchaus nicht so plump und häßlich, wie man immer meint, man muß sich nur Mühe geben, ihnen durch richtigen Anstrich, durch einige Linien oder Leisten ein gefälliges Aussehen zu geben. Abgesehen von der Größe ist für die Bepllanzung des Balkons von Wichtigkeit seine Lage, die Besonnung, Be- lichtung, die Windseite. Mancher Mißerfolg in der Pflege ist auf Nichtbeachten dieser Frage zurückzuführen. Für Nordlage eignen sich z. B. nur wilder Wein und Efeu, Funkien, Zinimer- maiblumen und hängende Tradescantien. Ist die Lage etwas günstiger, vielleicht des Morgens besonnt, dann können Pelargonien, Fuchsien, Petunien, spanische Kresse und Cobäa angepflanzt werden. Je günstiger die Lage, desto reicher die Auswahl. Es gibt eine solche Fülle von Schmuckpflanzen, daß man, wenn man nur will, über das Althergebrachte schnell hinauskommen kann. Allerdings muß der Balkonbesitzer einige Pflanzenkenntnis haben, und auch der Gärtner darf sich nicht nur darauf beschränken, das Landläufige zu führen. Aber eine wichtige Frage noch kommt für den Schmuck des Balkons in Betracht: soll der Blumenflor des Balkons vor- wiegend dem Besitzer, vorwiegend dem Straßenpassanten oder beiden zugleich Freude bringen? Für einen Balkon, an dem sich wesentlich der Besitzer nur erfreuen soll, kann man hängende Pflanzen nur beschränkt oder an Draht gebunden verwenden. Will man aber sich nicht auf aufrechtstehende Pflanzen beschränken, so kann man an geschickt und licht aufgebautem, gegen Winddruck gehurig gefestigtem Sprossen- werk leicht eine volle Laube über den Balkon ziehen. Dünne Latten und Bambusrohr eignen sich zum Sprossenwerk; Cobäa, Trichterwinde, Hopfen und bunte Bohnen umranken es schnell. Schön wirken solche Lauben, wenn allzu liäufig wiederholt, im Straßenbild allerdings nicht, aber dem Besitzer schaffen sie ein lauschiges, gegen die Blicke der Nachbarn geschütztes Plätzchen. — Das Straßenbild verschönen am meisten die herabhängenden Pflanzen, wie Kresse, Nelke, Pelargonie, Feuerbohne. Winde usw. Wenn zwischen den aufsteigenden und den herabhängenden Pflanzen die richtige Mitte getroffen, malerische Wirkung durch scheinbar unbeabsichtigten Wechsel erstrebt wird, dann ge- winnen Straßenpassant und Balkonbesitzer gleich große Freude an dem Pflanzenschmucke. Aus Zwec.kmäßigkeitsgründen bepflanzt man seinen Balkon nur einmal im Jahre. Das führt in gewissem Sinne zu einer Gleichmäßigkeit. Wirksamer, aber selbstverständlich avich teuerer ist es, mehrere Male im Jahre mit der Bepflanzung zu wechseln, im Frühjahr z. B. auf Tulpen, Hyazinthen und Krokus die Stiefmütterchen, Vergißmeinnicht und Primeln folgen zu lassen, daran Hortensien, Spiräen und weiter im Sommer Pelargonien und Petunien zu schließen, an die sicli im Herbste die Astern reihen. Wer solcher Art mit der Be- pflanzung seines Balkons wechseln will, der tut am besten, die Kästen doppelt und dreifach anzuschaffen, damit in ihnen immer schon vorher die Pflanzen herangezogen werden können. Falsch ist es, den Balkon im Winter ohne jeglichen Pflanzenschmuck zu lassen; nur muß das Material vvinterhart und Wintergrün sein. Kleine Fichten oder Heideki-aut oder Eibe, Lebensbaum, Buchsbaum in Pyramiden und in Kugeln gezogen, eignen sich für diese Zwecke vortrefflii-h. Am aller- besten aber ist unser ganz gewöhnlicher Grünkohl, lOr verträgt den stärksten Frost, behält seine grüne Farbe wie seine malerischen krausen Blätter und läßt sich vor allen Dingen gut verpflanzen, weil er Ballon hält. Man hat im letzten Winter in Berlin (Lennestraße, Kaiserallee) an solchem Balkon- schmuck und seiner Dauerhaftigkeit sicli freuen können. Der gutbepflanzte Balkon trägt unstreitig zur Verschönerung des Straßonbildcs bei. Er tut es im kleinen ebenso wie eine Festdekoration im großen. Mit Recht entwickelt sicli daher IX, 6 DIE GARTENKUNST 131 zwischen den einzelnen Balkonbesitzern bisweilen ein Wettstreit und mit noch größerem Rechte hat man Wettbewerbe für gut ausgeführten Balkonschmuck erlassen. Anfangs ist man in diesen Wettbewerben nicht mit darauf eingegangen, von wem der Balkonschmuck herrührt, heute unterscheidet man mit Recht zwei Klassen, solche die von Berufsgärtnern und solche, die von Balkonbesitzern angelegt und gepflegt sind. Weiterhin auch trägt man der besonderen Lage des Balkons Rechnung, ob er sich beispielsweise in einer Fabrikgegend oder an einer Nordwand befindet usw. Überall aber hat man zur Bedingung gestellt, daß der Balkon von der Straße aus gut sichtbar ist und zur Verschönerung des Straßenbildes beiträgt. Bewertet wird meistens nach 10 Punkten, die jeder Preisrichter für sich allein schätzt. In größeren Orten scheidet man vorher durch Einzelausschüsse aus und bringt nur das alsdann noch Ver- bleibende zur Beurteilung dureh die Preisrichter. Dieses mit so hervorragenden Erfolgen anderwärts ausgeführte Verfahren ließe sich auch für Berlin verwirklichen, nur müßte man sich dann lokal oder sachlich begrenzen, z. B. innerhalb der Be- amtenwohnungsvereine, der Spar- und Bauvereine usw. Die Blume am Fenster wird man in den wenigsten Wohnungen ganz vermissen. Selbst in den dumpfigen, übel- riechenden Arbeitskellern und Kellerwohnungen unserer Groß- städte findet man noch die Allerweltspflanze, die Pelargonie oder die Auferstehungsblume, das Schilfhlatt und den Blätter- kaktus. Ja, manchmal hat man den Eindruck, als ob gerade in dieser Luft die Pflanzen am besten gedeihen. Wie solche blühenden Pflanzen schon dazu beitragen, das Düstere imserer großstädtischen Mietskasernen zu mildern, so noch mehr der Blumenflor der Mansardenfenster. Die feuerroten Blüten der Pelargonie, die gelben der spanischen Kresse, sie leuchten wie verkörperte Sonnenstrahlen und es wäre sehr erfreulich, wenn man die Lust zur Pflanzenpflege, deren ethischen Wert man nicht unterschätzen wolle, gerade unter den Bewohnern unserer Mietskasernen recht heben könnte. Die Gesellschaft der blühenden Fenster in Paris verfolgt diesen Zweck. Unsere Vereine, die die Schulkinder zur Pflege der Blumen anhalten, nützen auch bereits nach dieser Richtung hin, aber noch immer wäre ein Mehr gerade in Deutscliland am Platze. Wie freundlich solch Blumenfenster wirkt, das zeigen uns am aUer- deutlichsten die Wohnwagen der herumziehenden Artisten, die Kajütenfenster unserer Flußschiffe. Auch im Fensterschmnck haben wir zu unterscheiden, ob er für die Straße oder für das Zimmer im wesentlichen be- rechnet ist. Nach außen bedarf es der Fensterkästen, für die ebenfalls wieder Holz vorzuziehen ist. Wünschenswert ist es, Doppelkästen zu haben, nach außen solche, die man mit henab- liängenden Pflanzen besetzt, nach innen solche, die aufrecht- stehende blühende Topfpflanzen aufnehmen. Im Winter muß der Außenkasten verschwinden und dafür der Raum zwischen den Doppelfenstern uns dienen. Hier läßt sich wirklich im kleinen recht viel schaffen, nur wäre es außerordentlich wünschenswert, daß auch gerade hier unsere Baukünstler uns größere Breite des Raumes schüfen. Die Auswahl der Pflanzen für das Fenster ist fast unbeschränkt. Neben all den Blüten- pflanzen und den Zimmergewächsen, den Tulpen, Hj-azinthen, Maiglöckchen, Schwertlilien, kann man Blattpflanzen, Palmen und Farne, ja selbst so reizvolle Gebilde wie die Orchideen ziehen. Die Wahl zu treffen ist nicht schwer. Sie untersteht der Hüterin des Hauses, der Schöpferin des traulichen Heims. Denn zur Traulichkeit unseres Heimes trägt die Pflanze das Beste mit bei, wenn die Hand einer richtigen Frau vom Hause sie stellt. Zur 200. Wiederkehr des Geburtstags Carl V. Linnes. Linne, geb. am 2:i. Mai 1707, ist einer jener Großen, dessen Lebenswerk sich unzerstörbare Bedeutung für die gesamte Naturwissenschaft bew-ahrt hat. Die Vorliebe für Botanik war in ihm von Jugend auf so stark, daß er auf der Schule, in Wexiö, zu den schlechtesten Schülern gehörte. Ja, wenn nicht der Arzt Dr. Rothmann mit seinem Rat bei Linnes Vater, der Prediger in R&shult in Schweden war, durchgedrungen wäre, würde Linne zu einem Schuster in die Lehre gegeben worden sein. Aber so konnte er, zwanzigjährig, die Universität Lund beziehen, um Medizin zu studieren, und im nächsten Jahre trotz schwieriger pekuniärer Verhältnisse Upsala. Hier lernte er den Orientalisten Olaf Celsius kennen, der ihn unterstützte und ihm seine Bibliothek zur Vorfügung stellte. In dieser fand er eine Abhandlung von Vaillant, in der auf die Geschlechts- organe der Pflanzen als Fundament zu einer Einteilung hin- gewiesen wurde. Durch diese Arbeit erhielt LinnÄ die erste .Anregung zum Aufbau eines neuen Pflanzensystems, seines späteren Sexualsystems. Durch Celsius wurde er auch mit dem Professor der Botanik in Upsala, Rudbeck, bekannt. Durch dessen Unterstützung und als sein Vikar durfte Linne 1730 seine erste Vorlesung über Botanik halten, besuchte auf Betreiben seiner beiden Gönner im Auftrage der wissenschaftlichen Ge- sellschaft Lappland und Dalekarlien, und begab sich 1735 nach Holland. Hier promovierte er am 24. Juni zum Doktor der Medizin. Während dieser Zeit gab er eine kleine Schrift her- aus, Systema naturae, die die Begründerin seines Ruhmes wurde. Zugleich wurde er in Leiden mit dem Arzt Boerhave bekannt und durch seinen Einfluß erhielt Linne die Verwaltung des Gartens und der Bibliothek von Georg Cliffort, jenes Amster- damer Bürgermeisters, für den er bald darauf eine Reise nach England unternahm. Nach kurzem Aufenthalt in Paris ließ sich Linne 1738 als Arzt in Stockholm nieder. Allmählich erst kam er in Ruf, erhielt eine Berufung als Professor der Medizin an die Universität Upsala und blieb bis 1742 Mediziner. Dann übernahm er die Vorlesungen über Botanik, ließ den botanischen Garten restaurieren, gründete ein naturhistorisches Museum und war ein ungemein anregender Lehrer. 1762 wurde er in den Adelstand erhoben. Aber seine Gesundheit war bereits untergraben. Er hatte Gicht und Gallensteine und erlitt im Mai 1774 einen Schlaganfall, von dem er sich nicht mehr ganz erholte. Die letzten Lebensjahre bedeuteten nur eine allmähliche Auflösung, und am 10. Januar 1778 trat der ersehnte Tod ein. Er besaß ein wunderbares Geschick, mit unzweideutiger Klarheit klassifizieren zu können, und dieser Gabe ist das un- sterbliche Verdienst Linnes zu danken, daß er in den botanischen Wirrwarr, wie er bis dahin herrschte, Ordnung zu bringen ver- mochte. Er war der erste, der das bisher Geleistete zu einem festen Gefüge zusammenschweißte und durch konsequente Durchführung sj'Stematisch zusammenhielt. Linne teilte das Pflanzenreich ein nach den Eigenschaften der Staubgefäße und Karpellen; es war also ein Sexu.alsystem. Aber er selbst hat freimütig bekannt, daß dieses künstliche System nur als Not- behelf, um zunächst wenigstens Ordnung in der unentwirrbaren Benennung und Klassifizierung zu schaffen, Geltung haben könne, bis ein nach natürlichen Verwandtschaften geschaffenes System gefunden sei. Und er selbst war es, der ein Fragment hierzu, auf dem Jussieu weiterbaute, geliefert hat. Bei der Beschreibung hat er das Latein in meisterhafter Prägung und klarer Kürze angewandt. Jeder Pflanze gab er zwei Namen. Nach dieser sogenannten binären Nomenklatur be- zeichnete der eine Namen die Gattung, der andere die Art. Und mit einem Schlage war alles Durcheinander und alle Un- 132 DIE GARTENKUNST IX, G klarheit fortgeräumt. Die binäre Nomenklatur übertrug Linn^ auch auf die Zoologie. Etwa huntk'rtundfünfzig Jahre sind es her, dal.! das Genie des unsterblichen Mannes der Welt sein Werk geschenkt hat. Uns ist es gelungen, innigeres Verständnis für die Absichten der Natur und ihre Zwecke herbeizuführen und das Geheimnis- volle ihrer verschlungenen Wege zu ergründen. Die staunens- werte systematische Arbeit Carl von Linnes war aber nötig, um unsere moderne biologische Forschung zu ermöglichen. Die gesamte wissenschaftliche Welt beugt sich, wo man die Wieder- kehr des 200. Geburtstages feiert, vor diesem unvergessenen 5Ianne und preist dankbar sein Leben und seine Taten. Kgl. Gartenbaudirektor A. Fintelmann f. Axel Fintelmann ist tot! Derjenige, der fast ein Jahrzehnt den Verein Deutscher Gartenkünstler, unsere heutige Deutsche Gesell- schaft für Gartenkunst geleitet hat, weilt nicht mehr unter den Lebenden. Gegenüber dieser Trauerkunde treten alle Meinungsver- schiedenheiten zurück und uns alle vereint das Gefühl: Ein edler selb.stloser Mann ist von uns gegangen, einer, der stets das Beste wollte und der trotz der exponierten Stellung, die er lange Zeit inne hatte, kaum einen Feind besal5. Als ich noch in jungen Jahren seine Hilfe zum Vorwärtskommen erbat, hat er sie mir nicht versagt. Bis in die allerletzte Zeit half er gerne den Jüngeren unter uns, wo er nur konnte. Es mag viele geben, die ihm näher standen im Leben, kaum einen aber, der über- zeugter war von seinem redlichen Tun und seiner lauteren Gesinnung als ich. Solche Männer gibt es nur wenige unter uns. Fintelmann war geboren am 27. September 1848 zu Elinholt in Schweden, wo sein Vater, der nachmalige Breslauer Stadt- und Forst- rat Dr. Fintelmann, ein Gut besaß. Er besuchte 1867 — 1869 die Kgl. Gärtnerlehranstalt zu Wildpark und wurde nach Beendigung seiner Ausbildung im Jahre 1872 in Berlin als Stadtobergärtner angestellt. Nach mehrjähriger Tätigkeit im Treptower Park übernahm er das sogenannte Moabiter Revier im Berliner Nordwesten. Im Jahre 18'J1 wurde er zum städtischen Garteninspektor ernannt und erhielt das Revier des Humboldthaines. Gleichzeitig war er Vertreter des Direktors der Berliner Farkverwaltung. Im Wettbewerb „Südpark-Breslau-Klein- burg" 1892 war er einer der Preisträger. In bester Erinnerung stellt noch die von ihm geleitete Frühjahrsausstellung in der Philharmonie zu Berlin im Jaare 1904, die zu den bestgelungenen Gartenbauausstellungen gehöi't und bei der er bewies, daß er modernen Anschauungen nicht verschlossen gegenüberstand. Er erhielt bei diesem Anlaß den Titel eines König!. Gartenbaudirektors. Lange Jahre hindurch war er auch Mitglied des Kuratoriums der Wildparker, jetzt Dahlemer höheren Gärtnerlehranstalt. Am 12. Juli 189(J wählte ihn der Verein Deutscher Gartenkünstler an Stelle des zurückgetretenen F. Hoppe zum I. Vorsitzenden. Neun Jahre hatte er diesen Ehrenposten inne. Seine großen Verdienste in dieser Stellung zu würdigen, mag die Zeit noch nicht gekommen sein. Sie würden mehr in die Augen springen, wenn ein Geliiu- leiden ihm seine Tätigkeit als Leiter des Vereins nicht sehr erschwert hätte. Aus seinem Munde und aus seinen Briefen weit) ich, daß ihm bei seiner vornehmen Denkungsart nichts so sehr am Herzen gelegen hat, .ils die uneigennützigste Förderung unserer Bei-ufs- und .Standesintercssen. NeueZeiten brauchen neue Männer. Als die Verhältnisse auf eine Neu- organisation hindrängten, wie sie nachher in der Umwandlung des Vereins Deutscher Gartenkünstler in die Deutsche (iesellschaft für Gartenkunst zum Ausdruck kam, schied er mit Ablauf des Jahres 190.^ aus seinem ehrenvoll ver- walteten Amte, der Sache, der er gern gedient hatte, sein wärmstes Interesse bewahrend. Sein Tod ist überraschend gekornmen. Möge er den Anstoß zu besinnlicher Einkehr geben und alle, die im Tageskampfe die idealen Werte unseres Berufs und unserer Kunst nicht aus den Augen verloren haben, zu ein- trächtigem Zusammenwirken mahnen. Ehre und Friede seinem Andenken! 11 an n !<>■■ Für die Redaktion verantwortlich: Stadt-Qartondirpktor Hoickc, Frankfurt a. M. - Vorlag von Gobrüdcr Borntraejrer, Berlin .S\V. 11, Dessauer Strasse 29. — Druck von A. W. Hayn's Erben, Potsdam. IX, DIE GAliTlONKUNST 133 Lias neue GiolJheizug Karl Friedrich-Denkmal in den Aulagen vor dem Schloß in Mannheii Mniiiilieiiii und seine dlarteubanausstelliins,'. Von Heicke-Fraulifui't a. M. uNi E)ie im voraus \u'\ besprochene, durch eine ge- schickte Reklame in aller Welt angekündigte Ausstellung ist jetzt so weit, daß man über sie belichten kann. Am l. Mai, am Eriiflhungstage, sah es noch recht diirttig überall aus. Es war manches erst notfertig. Lias Wetter war unfreundlich; man fror und damit sank die Fähigkeit und Neigung, sich für das möglicherweise werdende — aber vorerst nur zu ahnende schöne Bild zu begeistern, das die Ankündigungen versprochen hatten, auf den tiefsten Tiefstand. Und die Ptlanzen froren auch : es war kc'in Leben, keine Triebkraft zu spüren und die vielen weißen Mauern der Läugerschen Gärten trugen nicht zur Milderung des frostigen Gesamteinilrucks bei. Man ging mit einem recht unbehaglichen (lefühl umhin-, froh sich in die Kunstausstellung flüchten zu kiinnen, wo in Häumen, die Billing wunderbar gestaltet hat, eine Kunst uns schadlos hielt, die vom Wetter unabhängig war. Auch die vielen Reden, welche am Eröffnungstage gehalten wurden, vermochten die Stimmung nicht zu heben. Prostig, unbehagiii-h ! , Und als sich einige Tage später die Hallen der rjresdener Ausstellung öflneten, da empfand man die Dürftigkeit Alannhcims noch mi-hr. In E»resden Leben und Wärme und Farben — und keine Kunst, wenigstens nach unserer .isthetiker Auffassung, in Mannheim gar viel Kunstbetätigung und .Isthetik, aber kein rechtes Leben, keine packendi.i Wirkung. Und mancher mag gleich mir sich gesagt haben, daß man sich in Mannheim trotz aller künstlerischen Gehobenheit noch sehr plagen müsse, um einen ähnlichen Eindruck zu erzielen, wie Eiresden in seiner farbenfrohen unkünstlerischen BUUenpracht. Inzwischen sind nun 8 Wochen ins Land gegangen, sie haben günstigere Witterung gebracht, man ist außer- dem recht rührig gewesen, noch vorhanden gewesene Lücken und Unfertigkeiten zu beseitigen und wenn man heute die .Mannhi'imer Gartenbauausstellung besucht, dann muß man anerkennen, daß das Bild, welches sich bietet, nicht nur ein recht erfreuliches ist, nein, dann muß man offen und ehrlich eingestehen: die Mannheimer Garten- bauausstellung ist ein künstlerischer Er folg. Und 134 DIE GARTENKUNST IX, Dekorative Gruppe vor dem Hauptbahiihof in JMannhei das gehC'rt mm oiumal trotz aller künstlerlsclu-n Ausstattung der Gärten als Hauptsache dazu : die rilanzeii im P.lältcr- und Hliiton- schmuck. Und man soll sieh tliescs Er- folges freuen, denn es wäre sehr zu beklagen gewesen, wenn die rnsummen von Fleiß und Mühe, Kunstsinn und liaiauitteln, wehdie in diesem Ausstellungsunternehinen Rt(X'keii, aufgewendet worden wä'ren ohne ein greilbares, ein diirch- sehlagendes Ergebnis. Freilich muli man sich mancher Vorfiilu'tnig gegenüber eine gewisse l'nbrfangenheit zu licwahrcn wissen und li.'denki'n, dali der Geschmack des Beschauers und die künstle- rische Auffassungs- und P)etäti- gungsgabe des Schaffenden oft sehr vofschicdeno r)inge siiul, und da(i eine Zeit der Gärung, wie wir sie eben durchmachen, neben Kunst- schi.ipfungen von dauerndem Werte auch manchen eigenartigen Einfall zeitigt, dessen Wirkung augen- blicklich vielleicht verblüfft, aber einer Seifenblase gleich bald zerplatzt und nur in dieser allgemeine Eindruck wird sich im Laufe der nächsten Wochen unzweifelhaft noch steigern, wenn die Entwickelung der Erinnerung des aufmerksamen Beobachters noch eine des Pflanzenwuchses sich noch mehr gehoben hat — denn Weile als eine absonderliche ]']rscheinung des Zeitab- schnittes, in dem wir leben, liaften bleibt. r>ie Mann- heimer Garten- bauausstellung steht auf einer künstlerischen Hiihe, wie keine je zuvor. An keiner Stelle tindet man den bekannten Ramsch- und Seh und kram, der sonst über- alleinen breiten Kaum einzu- ntdimen p fegte auchl)iiss(>l- dorf, r)armstadt und Dresden machton darin keine Aus- nahme. Es gilt da.s fast ohne F^iiischränkung Straßenaussi ix, 7 DIE GARTENKUNST von der ganzen \'eranstaltung. Man kann über vieles zweierlei .Meinimgsein, aber wirkliche Ge- schmacklosig- keiten oder Dingi\ die jeder künsi lerischen Eigenart bar sind, findet man kaum — im wesentlichen nur mit einer einzigen Ausnahme. Eiabei ist die Ausstellung nicht etwa im Sinne einer ein- seitigi.'n Richtung gehalten, nein. ganz zwanglos nebeneinander kann man die ver- schiedensten Stil- und Geschmacks- betätigungen be- obachten. Es ist das sehr wertvol Ausstellung wie Straßenausschmückuns den „Planken" in Mannheim. sowohl für die Gesamterscheinung der auch für die Nachwirkung, welche sie hoffentlich haben wird. Eine Zeitlang konnte man die ernstliche Besorgnis hegen, daß sich bei ihrer Veranstaltung die Auffassung eines Einzelnen zu sehr durchsetzen und dem Ganzen den Stempel seiner Eigenart aufdrücken würde. Es wäre dies zu beklagen gewesen, denn bei einem .Vusstellungs- unternehmen von solchem l'm- fange kann das ausschlieli- liche Vorherrschen einer be- stimmten Eigenart leicht er- müdend und abstumpfend wirken, zumal Wiederholungen dann gar nicht zu vermeiden sind. Die künstlerische Ober- leitung darf sich vielmehr bei solchen Gelegenheiten, zumal wenn ihr die im Garten- baufach einmal nicht zu ent- behrende Sicherheit in der Beherrschung des Pflanzen- materials abgeht, vorzugsweise nur in der Verhütung von Entgleisungen allzu drastische Art und in der Wahrunu des allgemeinen Niveaus be- tätigen. Ob diese Beschränkung in Mannheim eine gewollte oder durch die Macht der Verhältnisse erzwungene war, kann uns gleichgültig sein, die ffauptsache ist, daß sie beobachtet wurde. Es ist nicht der Gesamtplan eines einzelnen der Ausstellung zu- grunde gelegt und alles andere in diesen Plan hinein- gepreßt worden, sondern es hat sich aus den vor- handenen Verhältnissen ganz von selbst eine Gliederung er^-eben, die die .Miiglichkeit bot, einzelnen .\usstellern Ausschmückung' der Fiiedricbstraße in Mannheim. 136 DIE GARTENKUNST IX, 7 Flächen zu überweisen, bei deren Ivünstlerischer Aus- gestaltung sie sich in voller Selbständigkeit Ijetätigon konnten. Dadurch ist jene Mannigfaltigkeit des Bildes erzielt worden, welche ein besonderes und wohltuendes Kennzeichen der ganzen Ausstellung bildet. Und wenn ich einen besonders erfreulichen Umstand hervorheben soll, so mag es die Wahrnehmung sein, daß die scharfe Kritik der letzton .lahro nicht ohne merkliche Ein wirk ung auf das Schaffen der Garten- künstler von Beruf geblieben ist. Wer ihre Gärten innerhall) der Ausstellung mit denjenigon vergleicht, welche Baukünstler und sonstige Nichtfachmänner mit Hilfe von gärtnerischen Pflanzenlieferanten ausgeführt haben, der wird, sofern er sich ein unbefangenes Urteil bewahrt hat, ein- räumen müssen, daß Fachkenntnisse gepaart mit künst- lerischerBegabung immer noch eine gar nicht zu verachtende Sache bei der Schaffung von Gärton sind und daß. wer mit beiden ausgerüstet ist, spielend Aufgaben zu losen vermag, über die andere sehr gern stolpern. Freilich fehlt es auch nicht an Beispielen dafür, daß Sach- und Fachkenntnis allein noch lange nicht ausreichen, sofern es sich um mehr als die Schaffung einer ganz alltäglichen Schalilimen- arbeit handelt — auch dafür bietet .Mannheim dem, der es noch nicht wissen sollte, den Beweis! Es gibt eben immer noch Leute, die meinen, wenn man schöne Pflanzen hat, dann müsse der schiine Garten von selbst entstehen ! Ich möchte aber heute nicht auf iMuzelheiten eingehen. Ich denke, daß sich dazu noch später Gelegenheit finden wird. Auch über die Professorengärten, welche in Mannheim ausgeführt sind, nii'ichte ich mich heute noch nicht ein- gehend aussprechen; denn mit ein paar Zeilen sind sie nicht abgetan. Nur soviel sei hier gesagt, daß ich wie immer in solchem Fall meinen Berufsgenossen empfelilen möchte, nicht mit irgend einer vorgefaßten Meinung an sie heranzutreten. Wer auf den Standpunkt steht, daß ein Architekt bei seinen Bauplänen, ein .Maler vor seiner Staffelei bleiben und den Garten ausschließlich dem Gärtner überlassen soll, wer es von vornherein ablehnt, andere als die lehr- und schulmäßig überlieferten Anschauungen über Gartenkunst gelton zu lassen — es gibt ja leider noch viel mehr solcher Leute unter denen, die sich Gartenkünstler nennen, als man denken sollte — , dem ist nun einmal nicht zu helfen, er wird durch keine Erfahrungen aus seiner Rückständigkeit herausgehoben werden. L)er soll aber auch lieber zu Hause bleiben, an- statt Gehl und Zeit zu einer zwecklosen Reise nach Mannheim zu verschwenden. Wen der Behrenssche Garten in Form eines Naturtheaters, oder der Schultze- Naumburgsche Hausgarten nicht zu fesseln vermag, wer die Schönheiten, die darin stecken, nicht zu würdigen weiß, der ist selbst kein Gartenkiinsllei' und \m'V aus dem Läugerschen Garten keine Anregungen mitnimmt, der ist eben einfach blind und dem spreche i(;h auch die Fähigkeit ab, dem Henkelgarten wirkliches Verständnis entgegenzubringen, und habe ihn in Verdacht, daß er ihn nur aus l']igensiiui lobt, weil er „landschaftlich" ist, nicht aber, weil er eine Fülle von Schiuiheit und peesieveller Stimmung l)irgt. Ich sage unter voller Wahrung meines oft vertretenen grundsätzlichen Standjjunktes zu der Streitfrage: Archi- tektonisch oder Landschaftlieh':' daß ein Garten, wie ihn Läuger uns in Mannheim vorführt, einen reichen Schatz von Gartenschöinheit birgt; ich nehme aber auch ohne weiteres an, daß Läuger selbst am allerbesten fühlt, wo die Schwächen seiner Schöpfung liegen. Es wird ihm ebenso gehen wie mir, wenn ich eine Arbeit vollendet habe: ich nehme selbst am ersten wahr, wo ich daneben gehauen habe, und es ist mir noch niemals vorgekommen, daß ich vor einer fertiggestellten Aufgabe das Gefühl gehabt hätte: das ist dir einmal restlos gelungen. Bei der Würdigung von Darbietungen auf dem Ge- biete der Gartonkunst, wie sie einem in Mannheim vor- geführt werden, muß man überhaupt zunächst sich gar nicht darum kümmern, von wem sie geschaffen sind. LUese Frage kommt erst in zweiter Linie, nachdem das ..Wie" unliefangen geprüft und gewürdigt ist. E>iese eigentlich selbstverständliche Mahnung i'ichte ich an Jeden. j']s gibt zahlreiche Gärtner, bei denen die Wahr- nehmung, daß ein ,, Künstler" der Urhel)er ist, genügt, um ohne weiteres zu einem abfälligen Ih'teii übei' die Sache zu gelangen. Ich persönlich benutze jede Gelegen- heit, wo sich diese Geptlogenheit zeigt, um dagegen Stellung zu nehmen und nachdrücklich auf das Unlogische solchen Verhaltens hinzuweisen. Freilich, wenn man beobachtet, mit wie wenig Neigung zu gegenseitigem Verstehen seitens vieler Kunstschriftsteller die Leistungen gärtnerischer Fachleute beurteilt werden, wie es gang und gäbe ist, alles was vom ,, Gärtner" herrührt, einfach als minderwertig, als gar nicht der Erörterung würdig hin- zustellen, wie selbst ernsthaft sich um Klärung und .Läuterung gärtnerischer Kunst- und Geschmacksfragen mühende Fachleute abgetan werden,*) dann findet man es schließlich verständlich, daß oft in den Fachkreisen eine grundsätzliche Abneigung gegen alle Anregungen aus ,, Künstlerkreisen" zutage tritt. Es werden auf diese Weise auf dem Gebiete der Gartenkunst, die an sich *) Ganz besonders konnte man derartige Wulu'nehmungen im Anschluß an die Dresdener Gartenbauausstellung dieses Jahres machen. Wir finden da in der „Hohen Warte" Angriffe auf Willy Lange, die nur zu verstehen sind, wenn man an- nimmt, daß ihr Verfasser über das, was Lange in Dresden gesagt hat, ungenau unterrichtet war. Lange hat in seiner Polemik gegen Muthesius gar nicht über M. als Architekten gesprochen, er hat ledighch seine abweichenden Ansichten zu den von Muthesius in seinem Buche „Landhaus und Garten" vertretenen Grundsätzen über Gartengestaltung geäußert; er fiat sich aller geradezu dagegen verwahrt, etwa mit denen ver- wechselt zu werden, welche Muthesius in seiner Lehrfreiheit beschränkt wissen wollen. Lange hat seit Jahren die Kück- ständigkoit der Gartenkunst erkannt und ist in ernstem Streben um ilire fortschrittliche Weitercntwickelunj!; bemüht. Wenn er dabei aus Neigung und Naturell einen eigenen We^ eingeschlagen hat, wenn ihn sein selbständiges Denken zu einer anderen Auffassung fj;eführt hat, als Muthesius u. a. sie hegen, so sollte man ihn gerade in den Kreisen derer, die immer das Persiuilicbe in der Kunst betonen und — mit IX, 7 DIE GARTENKUNST 137 doch eine so friedliche Kunst ist, künstlich Gognorschafton iiToligezogvn, die sehr bedauerlich sind und die den Fortschritt liniimen müssen, den alle iOrnstmriiienden hüiien und drüben anstreben. Höften wir, daü in dieser Hinsicht das Nebeneinandertreten auf Aussteilungen, wie die Mannheimer, einige Wandlung schaft't. Wir haben auf Seite 137 einen (Jbersichtsplan der ganzen Ausstellung gebracht und wollen an Hand desselben ganz kurz eine Aufzählung der wich- tigsten Darbietungen geben — freilich ohne heute schon näher auf Einzel- heiten eiiizugelieu. r>er Haupteingang liegt am Kaiserring gegenüber der Einmündung der „Planken" vor dem Wasserturm. Rechts und links neben dem Eingang sind Rosengärten angeordnet nach Ent würfen von Prof. Länger, ausgeführt und bepflanzt von Boehm-iJberkassel und Puter Lambert- Trier. L>urcli Anbauten am Wasserturm sind sie getrennt von den übrigen Anlagen des Friedrichsplatzes. E)ieser hat seine Ausgestaltung bekanntlich durch Bruno Schmitz erfahren, und es sind noch in diesem Frühjahr wesentliche Um- gestaltungen der Wasseranlagen vor- genommen worden. E)ie Bepflanzung seiner Blumenbeete wird, nachdem die Tulpen Beisenbuschs verblüht sind, von der Vereinigung Stuttgarter Handelsfirmen bewirkt, und man muß anerkennen, daß ihre Leistungsfähig- keit in einem vorteilhaften Gegensatz zu der derjenigen Firma steht, welche die ülioraiis dürftige Bepflan- zung des großen Blumengartens auf der E»üsseldorfer Ausstellung besorgt liatte, L>urch Straßenüberbrückungon gelangt man nach links in den „Rosengarten" — den großen Fest- saalbau Mannheims, erbaut von Bruno Schmitz, nach rechts zu der neuen Kunsthalle von Billing, in der sich die Internationale Kunstausstellung befindet. Die vertiefte Fläche davor ist zur Erbauung eines Museums bestimmt. Für die Dauer der Aus- **^ ? .^■> y ■> "> "? > -> .i /> ^..> > vollem Recht — Jen leisesten Versuch der Beschränkung der Lehrfreiheit und der Freiheit der künstlerischen Betätigung bekämpfen, seiner Selbständigkeit und Eigenart willen respektiei'en. 138 Dil: GARTENKUNST IX, 7 Stellung ist sie von Siesmayer-Prankfurt a. M. in einen Schmuckhof umgewandelt, der allseitigen Beifall finden dürfte. Die in der Längsachse des Friedriehsplatzes sich erstreckende breite Alleestraße „Augusta-Anlage" birgt Parbengärten von Prof. Länger, die .-Vasstellungsfliiche der Mainzer Handelsgärtner, Rosenptlanziingen von Lambert- Trier, Obstgärten von Hönings-Neuß und Gaucher-Stuttgart und eine Gartenanlage von Buchnor-München. Auf der rech- ten Seite der Au- gusta-Anlage — immer vom Wasserturm aus — liegt das Gelände mehrere Meter vertieft und wird von zwei Alleen parallel zur Augusta-An- lage aufgeteilt. Es wird teil- weise begrenzt durch die Hallen- bauten von Läuger, in denen die sog. Industrieausstel- lung unter- gebracht ist und wechselnde Son- derausstellungen veranstaltet werden. Zwischen den beiden Alleen folgen, vom Pried- richsplatz aus be- ginnend, die Sondergärten von Goos &j Koene- mann,*) Prof. Län- ger, ProL Behrens, F. Henkol-L)armstadl und drr Uestaura- tionsgarten**) und zwischen der südlichen .Mb'O und den Hallen der Garten von Gebr. RouthoBonn und Architekt Krug-Darmstadt, Schmuckbeete von Prof. Billing, die Gärten des Prof. Schultze-Naumburg, des Gartenarchitekten Bralio- .Mannheim, Gewächshausbauten und die Schwarzwald- landschaft mit ihrer Bepflanzung in iXadelhülzern von Weber & Co.- Wiesbaden und Stauden von Ahi'ens-Konsdorf. Die neu erbaute Mannheimer Kunsthalle (Arch. Prof. Hilling) Zur Veranstaltung der Ausstellung hat bekaimtlich das 300jährige Stadtjubiläum Mannheims die Veranlassung gegeben. Die Stadt begeht im Zusammenhang damit in diesem Sommer eine Reihe von Festlichkeiten, die neben den Ausstellungen viel Besuch nach Mannheim führen; dementsprechend hat die Stadt sich geschmückt und es ist recht Hübsches dabei geleistet worden. Einiges haben wir in unseren Bildern festgehalten: so z. B. die dekorative Gruppe, welche sich gegenüber dem Haupt- ausgang des Bahnhofs am An- fang des Kaiser- ringes befindet und eine plastische Wiedergabe des aus einem Wett- bewerb hor\'orge- gangenen Aus- stellungsplakates bildet. Weiterhin führen wir die Straßendekoration der „Planken" und derp''riedrichstraße im Bilde vor, sowie die recht wirkungs vollen Bogen, mit. der die Straße vor dem Schloß- ausgeschmückt ist. I'.ndlich ist S eite 13:5 eine .Vnsicht dos süd- .istlichen Schloli- tliigels mit dem in den Anlagen ilavor während der Jubiläumsfestlich- keiten enthüllten Denkmal des Groß- herzogs Carl P'i'iedi'ich und Seite 138 die von Billing ent- worfene und erbaute iu:ue Kunsthalle wiedergegeben. *) Der Garten der Firma Goos & Koenemanu erhellt, nicht Anspruch darauf, als Versuch zur Lösung irgend eines garten- künstlerischen Problems aufgefaßt zu werden. Die Firma hat lediglich ihr Stau den material zur Schau stellen wollen. Immer- hin wäre es, um Mißdeutungen zu verhüten, ratsam gewesen, sich hierbei die Mitwirkung eines tüchtigen Gaitengestalters zu sichern, anstatt die schönen Stauden zur Bepflanzung einer „landschaftlichen" Anlage zu benutzen, wie sie nicht sein soll. **) Ich war von der Ausstellungsleitung aufgefordert worden, einen Entwurf für diesen Restaurationsgarten zu liefern, nach- dem ich daniiif hingewiesen hatte, dali man ihn nirht lediglich als Biergarten^mit Tischen, Stühlen und dem sonstigen Zubeluir ausstatten solle, sondern auch für ihn eine dem ganzen Aus- stellungsbilde entspiechende künstlerische Lösung versuchen milchte. Die Ausführung dieses Entwurfes scheiterte nachher an den Kosten, freilich nicht weil eine unerschwinglich kost- spielige .\nsstattung vorgesehen gewesen wäre, sondern weil die EntSchliessung über die Ausführung gerade in eine Zeit fiel, wo man sich um die Einhaltung der Voranschläge große Sorge machte \ind die Losung : .Sparen, s]iareii!.' ausgegeben war. So bheb mein Entwurf auf dem Papier stehen. Da trotzdem aber im Ausstellungskatalog Seite 41 No. 02 steht: Heicke, Entwurf für die Aussclimückung des Restaurationsgartens, so habe ich, um Mißverständnissen vorzubeugen, den Sachverhalt hier aus- ('inandergesetzt. Es ist nichts — aber auch gar nichts von meinem iMitwuif ;i us "c f ii Int. worden. Heicke. IX. 7 DIE GARTENKUNST KU) ajj JJU J .. J JJ.» 1. Lageplan. Maßstab ca. 1 : 7'jOO. Die oingeschriebenen Buchstaben^beziehen sich auf die nachfolgenden AhbihUingen 2, 8, -t, u. 5. 2 Griindphin der Anlage bei C des Lageplans. A. Verwaltungsgebäude mit Hof, ßeoiise, Stall und Geräte- schuppen. B. Schule und Turnhalle mit Schulhof, Turnhof und Schulhof. C. Gärtnerei mit Gärtnerwohnung. Gewächshäusern, Frühbeeten und Anzuchtbeeten. Studie zu einer Vil|Ienkolonie. En|twurf von E. Barth, Cöln a, Rh. uo DIE GARTENKUNST IX, 7 Stiidif '/AI einer Villeiikoloiiie. Vun Erwin Barth, (Gartenarchitekt, Lübeck, zurzeit Cüln a. i\h. Es ist L'in ci-rrculiches Zeichen dos Fortschrittes auf (lern Gebiete der Gartenkunst, dali bei der Er- weiterung von Städten sowie bei der Anlage von Garteiistiidten und Villenkolonien auch Gartenkünstler zu Rat gezogen werden. Ein Beispiel für einen Bebauungsplan hat uns Ötadtgartendirektor Trip in seinem Plan für die Erweiterung der Stadt Linden, ein Beispiel für eine (iartenstadt Prof. Olbrich in seinem Entwurf für eine Gartenstadt, am Hohlen Weg bei Darmstadt ge- geben. Mein Entwurf stellt eine Studie zu einer Villen- kdlonio in einem liügeiigen Gelände der Provinz Brandenburg dar. Anforderungen an eine Villenkolonio im Gegensatz zur Stadt. Das Wohnen in der Villenkolonie soll in ge- steigertem Maße Gelegenheit bieten, ein gemütliches Heim zu scbaften, in dum man nach dem hastigen Treiben in der Stadt und nach des Tages Arbeit sich die volle liuhe günnen und die Natur in unmittelbarer Nähe genielion kann. Darum soll zu jedem Hause ein Garten gehören, der nach dem individuellen Geschmack und Gefühl des jeweiligen Besitzers einzurichti>a ist. Straßen fü hru m (Vgl. u n il ( i r u n d s t ü c k e i n te i 1 u n g. igeplan Seite 189.) Itie Strallen schlieUen sich an die das Gelände nordöstlich begrenzende Verkehrsstraße so an, daß man von hier auf möglichst kurzem Wege alle Punkte erreichen kann. L)ie Straßenführung ist un- gezwungen und dem Gelände angepaßt. L»as stärkste Steigungsverhältnis beträgt 1:24. Lange, geratle Stra.ßen sind vermieden, weil ihre Anlage liei den verschiedenen Steigungsverhältnissen des Geländes große Erdarbeiten erfordern würde und eine malerische Anordnung der Villen sehr erschwert. An dem lloehwaLI an der Südostgronze ist die eine Straße annähernd pai'allei in einer Entfernung von !l m vorbeigeführt. um den Waldrand zu er- halten imd ihn den Passanten wirkungsvoll zu zeigen. Die Villen sind meistens in den Wald hinein projektiert. Es bUsibt so genügend Kaum, einen sonnigen Garten- teil nach der Straßo zu anzulegen. Die Lage der Villen \or diMn Walde hätte den Vorteil, dali deren einzelne liäume etwas In^ller geworden wären, doch würde die Straßo B. nur mit bedeutiMiden ]<;rd;irbeiten weiter vom ^\'a,ldl^ verlegt werdiMi kömnen. Der Hochwald im Xordeii wii'd, um den Uand so wenig wie möigiieh anzuschneiden, in anMahi'rnd rechtem Winkel ie äußere der beiden Ringstraßen ist als L'mfahrtstraße und Alischluß des Zentrums 14 m breit, d. h. 7,5 m Fahrdamm und 2 mal 3,25 m Fußweg mit Baumreihe. r>or innere halbkreisfiirmige Straßenzug ist l'S m JM'eit und hat 7,5 m Fahrdamm und 2 mal 2,75 m Fußweg. iJie fast rechtwinklig von der viu'beifUhren- den Verkehrsstraßo in die Mitte des Terrains hineinführende Straße ist als Promenade mit Schmuckanlage gedacht uml 34 m breit mit 2 mal je 2,5 m Fußweg und 14 m Anlage mit Weg (vgl. nebenstehende Abbildung). t>ie nördlichste der Verbindungstraßen zwischen den beiden Ringen ist 17 m breit mit 7 m Fahrdamm, 2 mal je 2,50 m Rasen mit Baumreihe nnd je 2,5 m Fußweg. L)ie übrigen Straßen haben 11 m Breite, d. h. 6,5 m Pahrdamm und 2 mal je 2,25 m Fußweg. AUeeptlanzung ist nur in den Hauptstraßen vorgesehen, weil durch die Bäume an den schmalen Fußwegen die Vorgärten in Mit- leidenschaft gezogen würden; es wäre somit eine Verbreiterung der Straßen erforderlich; die hierdurch und durch die Ptlegc der Bäume notwendigen Kosten würden aber nicht im Ver- hältnis zu der erzielten Wirkung stehen. Als Alloebäumo in dem äußeren Ring sind Betula alba, Betula papyracea und Sorlnis aucuparia gewählt worden, da sie zu dem Charakter der Landschaft (Mark Brandi'nburg) passen, nicht zu stark wachsen und in der freien Lage auch gut gedeihen werden. Sie sind sortenweise auf einzelne Abschnitte zu ver- teilen, um die Orientierung zu erleichtern. 142 DIE GARTENKUNST' IX, 7 Verwaltungsgebäude und Schule. Beide liegen im Zentrum bei C, damit sie von allen Seiten leicht zu erreichen sind. Das Verwaltungsgebäude ist als Point de vuo der darauf hinführenden Alleestraße regelmäßig gedacht mit 2 Eingängen, die zu ver- schiedenen Verwal- tungen führen kön- nen. An der Rück- seite desselben mit dem Eingang von der Seitenstraße ist ein Hof, von Stallung, Remise und Geräte- schuppen umgeben , vorgesehen. In der Mitte befindet sich ein rechteckiges Bassin, von 2 Bäu- men beschattet, als Tränke für die Pferde. E>ie Gewächs- häuser der Gärtnerei schließen sich an die Mauer des Verwal- tungshofes mit der Glasseite nach Süden. Vor ihnen sind Früh- und Anzuchtsbeete. An der Rück- seite der Stallung befinden sich Dung- stelle und Erdmaga- zin. Die Schule mit Turnhalle, Schul- und Turnhof ist abseits der Straßen gelegen, weil der Lärm der Kinder während der Pausen die Ruhe der Villenljewühner stören würde. Um gleich in den Schulen Verständnis und Liebe für di(^ Natur zu wecken, ist der Hof von einem Schulgarten umge- ben. .Vußer einigen Pflanzen, welche un- umgänglicii auf Bee- ten gezogen werden müssen, sind diese nicht in syste- matischer, sondern natürlicher Weise zu gruppieren, so wie sie in der .Natur vorkommen. Die Grenzpflanzung besteht aus den verschirilnirii deutschen Waldbäumen mit zugehörigem Unterholz und Stauden. E)ie höher gelegene Fläche ist als ll.'idepartir mit Birken, Kiefern, Wachholder, Ginster, Eriken und Heidelbeeren gedacht. Aus einer F'indlingspartio entspringt ein Wasserlauf, an dessen Ufern Sum|il'ptlanzeu gedeihen; er mündet in einen Tümpel, welcher zur .\ufnahmo von Wasserpflanzen bestimmt ist. Statt des üblichen Rasens ist Wiesenvegetation mit vielen Stauden vorgesehen. Den ausländi - sehen Pflanzen, wel- che vor der Schule an der Straße an- gebracht werden kön- nen, ist weniger Be- deutung beigelegt, weil die Kinder zu- erst die einheimische Vegetation kennen lernen sollen. Seh muckplätze u n d Promonaden. Die Schmuck- plätze sollen das Ge- samtbild der Villen- kolonie verschönern und den Bewohnern durch einfache, wir- kungsvolle, prakti- sche Anlage sowie gute Unterhaltung Anregung geben, selbst eigene schöne Gärten zu schaffen. In allen .Vnlagen ist durch zweckent- s|irei'hende einfache Linienführung und schattige Sitzplätze der Gedanke der Ruhe und Behaglich- keit ausgedrückt. 1 lic gm'aden JJ- iiien und scharfen Ecken sollen dem Ganzen durch kräftige Licht- unil Schatten- wirkiingcii einen energischen ( 'harak- Scharfe Wegeecken sind nur dort, wo sie 4a. StuJiu zu einer Villenkulonie. Entwurf von Iv Bartli. Bassin und Sitzplatz in der AnLagc an der Abzweigung der Alfeestrafie (• i rund plan Seite 141) von der HauptverkelirsKtraße. tor verleihen. kein Verkehrshindernis sind. In din-Aulage A zwischen der äußeren Ringst ralle und dem See ist ein (Grundplan S. 140) malerischer hiirch- blick nach dem letzteren geschaflen. Um die geringen Höhen- unterschiede wirkungsvoll auszunutzen, sind Terrassen je IX, DIE GAllTIONKliNST 143 :ia. Anlagen bei A des Lageplans, lllick vom Blumengarten auf die obere 'Penvisse. (Urundplan Seite 141) ) 4 b. Blick von dem Verwaltungsgebäude nach Nordosten nach D des Lagephmes in der Längsrichtung der Alleestraße (Grundplan Seite 141). Studie zu einer Villenkolonie. Entwurf von E. Barth, Uöln a. Ivh. 144 DIE GARTKNKUN.ST IX, 7 nach Zweck von verschiede- ner Ausdehnung geplant. Im Vordergründe erheben sich 2 große Pyramiden- pappeln, zwischen denen eine einfache Bailustrade als Ab- schluß nach der ersten Ter- rasse sich entlangzieht, unter ihr entspringt ein Quell, in architektonischer Form in Stein gefaßt, motiviert durch das hochansteigende Gelände im Hintergrund. Vor dieser Partie er- streckt sich ein langes ver- tieftes Rasenparterre, von einer niedrigen Epheurabatte eingefaßt. Zu beiden Seiten liegen Eichenhaine, in deren Schatten Kinder wie Er- wachsene Gesundheit und Ausbildung des Körpers in fröhlichem Spiel fiU-dern kön- nen. Die zweite Terrasse ist als Blumengarten gedacht und gibt durch ihre Licht- flächen einen kräftigen Kon- trast zu den Hainen. Ist die ganze Anlage in ihrem Pflan- zenmaterial dem Charakter der Landschaft angepaßt, so ist hier l)esondors ilie Heide- vegetation hervorgehoben. Auf den breiten Blumen- rabatten finden Rhododen- dron, Azaleen, Eriken und andere Heideblumen Ver- wendung. Die höheren Ge- hölze sind Birken, Kiefern, Wacholder, die schmalen Pflanzungen bestehen aus verschiedenen Heiderosen. Von den angrenzenden Villen- gärten führen Zugänge in die Anlage. Am Seeufer erweiterl sich die Anlage, um in einem kleinen ]<]rlnschungsgarten, von Birken beschattet, zu enden. In der Hauptachse liegt der Landungsplatz für Wasserfahrzeuge, zu seinen Seiten sind einfache Boots- häuser mit Ziegel- oder Kupferdach vorgesehen. Diese Partie ist nicht weit in den See hineingebaut, sondern Studie zu einer Villenkoloiiie. KntwuH' von 10. BhiUi Maßstab ca. 1 : 1250. Gnindphm der Anliigen des Stral.Senzugs bei E. bcschoiden im Grün verbor- gen, um jeden Schein des Aufdringlichen zu vermeiden. Die Straße, welche auf das Verwaltungs- g e b ä u d e h i n f ü h r t (G rund- plan S. 141), ist wegen ihrer Lage in der Mitte der Kolonie als Promenade ausgebaut. Die breiten Alleen von amer. Eichen und der gerade Weg sollen auf das Verwaltungs- gebäude hinweisen, dem ein zweckentsprechender Platz vorgelagert ist. Der halbkreisförmige Platz an der Abzweigung dieser Straße von der vorbei- lührenden Verkehrstraße soll dem Inneren der Kolonie et- was Abgeschlossenes ver- leihen. Tritt man von der Straße auf den Platz, so muß der Besucher gleich das Ge- fühl haben: hier herrscht Kühe und Frieden. Das tief- gelegene Bassin (Abb. S. 142), dessen Wasserfläche durch einige Wasserrosen belebt wird, die von Hecken bekrön- ton Böschungen, die hochgele- genen allgeschlossenen Sitz- plätze und die ungezwungene hohe Umpflanzung werden diesen Eindruck hervorrufen. Der Platz bei E (neben- stehende Abbildung) liegt sehr hoch. Um ihn noch mehr h.'rvor/.uhcben, ist in seiner Mitte ein um 60 cm erhöhter Sitzplatz vorgesehen, der von hohen Silberpappeln be- schattet wird. Die Nachteile dieser Baumart fallon hier fort, da die Gehölz- und lleckenpflanzung aus an- spruchlosen Pflanzen besteht. Die .\nlage ist kein Vor- krlir.shindernis,weilihrMittel- punkt nicht in der Mitte der Stra-lionkreuzung liegL Von diesem Platz ab- lallend lülni die geschlossen brbauto Straße nach Westen in Uichtungaul den höchsten Punkt des ganzen Geländes welcher durch ein schloß- artiges G(^bäuile zu erhöhter IX, 7 DIE GARTENKUNST 145 Ca. Platz an der Sti'alJeiikreiizuni; bei IS. ISlick auf die Terrassen. Wirkung gebracht wird. I »ir vorgesehenen Vorgärten halsen durchschnitüich 10 m Tiefe. I'ie Häuserfronten sollen bald Vor, bald zurückspringen; die in dou Grundplänen einge- tragenen Baufluchten sollen nur nicht, nach den Straßen hin überschritten werden. Ftie P'uüwege sind durch Hasen- rabatten, die mit Pyramiden- eichen bepflanzt sind, von der Fahrstraße getrennt. Der Platz am anderen Endo dieser Straße liegt tief und ist deshalb auch in i\rr Beptlanzung niedrig gehalten. L>ie Fahrstraße führt nur an einer Seite des Platzes vorbei. DerPlatzbeiB(Abb.S.145) endlich war notwendig, um den verschiedenen dort sich kreuzenden Straßen eine be- quemere Steigung zu ver- schaffen. Die Anlage ist in ver- schiedeneTerrassen gegliedert, welche nach den Seiten durch Studie zu einer Villenkolonie. Maßstab ca. 1 Entworfen von E. Barth. 1250. hochgelegene Pflanzung abge- schlossenwerden. Die unterste Terrasse wird von einer Mauer gestützt, vor der breite Staudenrabatten liegen. Die nach Süden abfallende La.ge verbürgt ein gutes Gedeihen der Pflanzen. Werden derartige Villen- kolonien, wie sie hier gedacht sind, mehr wie bisher zur Aus- führung gelangen, so wird man bald die Erfahrung machen können, daß die .\n- wohner viel mehr Genuli und Erholun.g in der Natur suchen und finden werden als in dem aufreibenden Leben der Groß- stadt. So wird das Stückchen Erde, welches Kunst und Xatur geschaffen haben, dazu beitragen, daß seine Bewohner Glück und Zufriedenheit er- langen, um neue Kraft für den Kampf des Lebens zu sammeln. Platz an der Kreuzung der StraUe bei B. Grundplan. 146 DIE GARTENKUNST IX, ; Die (ilruii(lzüp;e der Laiidscliaftsjiestaltiiiij:;. HiTiVeisp, \\\e man dii' Tiatiirliclicii Scliöiiliciti'ii von (icliiiscIii'H und Waldmii^en in Ki'sclii'iniin^ liclcn lassen kann. Von J. Forsyth Johnson. (Aus dem Englischen frei übertragen von i'. K. Schneider und E. B. Behnick.) (Sclduß.) Szene rio. Eine ausge- dehnte Szenerif enthält viele, viele Szenen, deren jede in sich selbst a.li- gesc'hlüssen sein, aber doch in har- monischem /ii- sammen klang mit dem Ganzen stehen sollte. Jede Szenerie gliedert sich in L'm- riiS und Zentrum. E>as letztere wird mehr oder weniger von niederer Vege- tation und Wasser ausgefüllt, während das Wahrzeichen des ersteren Höhe ist. Hauptsächlich die Wirkungen von Strauch und Baum, Gebäuden usw. Ijü- den die Merkpunkte der Szenerie, nur das Zentrum zeigt die Szenerie alb solche. Umri 11. Bei J.andschal'ts- gestaltung durch Anpflanzung oder Auslichtung werden wir finden, dall die KonturiMi in Wirklichkeit die Umrißlinien bestimmen, l'iid diese setzen sich bei i-ichtiger Entwickelung aus Vorspriingcn und Buchton zusammen, die, wie unsere früheren Figuren zeigen, gcmätl den (^liarnktoren des üelilndes und der Objekte, mit denen \\ir dii^s besetzen, ständig variieren In öffentlichen Parks jjllegen wir freilich oft nur l ni rißlinien von einem gewissen Schematismus zu sehen. Deshalb bewundern wir in diesen Parks wohl die Scliön- helten des Rasens und der einzelnen Pflanzen, verurteilen aber das ganze Arrangement, da (!s unnatiii-lich isl. Die rmrililinien werden durch die Bäume markiert. Die wuchtigen Züge von Englands Wildlandschaften werden hervorgerufen durch Ulmen, Eichen, Platanen, IJnden, Roßkastanien, Edelkastanien, Kiefern, Libanon- zeitern, Buchen, Weiden usw., die alle weiten Raum zur Entwickelung erfordern und weiten Abstand, damit ihre Größe in Erscheinung trete. \Mr finden aber in unseren Parks zu lächerliche Versuche, Massenanpflanzungi'n von Bäumen einer Große usw., Dutzende von Bäumen werden ge- pflanzt, wo ein ein- ziger der obenge- nannten in voller Grolle ausreichend sein würde. In Amerika ge- deihen die meisten der angegebenen Ijäume gut, aber iilier alle türmt sich der Tulpi/nbaum und bildet eine neue Formenwelt. E)ie Sehiinheit des ameri- kanischen Pflanzen- lebens harrt noch der Entwickelung. Die Scharlachoiche färbt sich im Herbst so leuchtend wie ein scharlachrotes Geranium, und die Ahorne. Hickory- nüsse, Hartriegel (Corniis) und Sauerbäume (Oxy- den drum) wallen nni'h darauf, daß man di'u lieii-h- tum ihrer Farben- schönheiten in Er- scheinung Ireti'n hisse. In \r>\rv l'llan- znng snjlte das l!e- sd'ebcn zum .Viis ili'iick kduinieu, zu Aus: Felber, „Natur und Ivunst im Walde". dien Jahi'es/.eiteii W'ii'kungi'ii zu ei'zieli'ii S z (Ml e r i e (G e w ä s s e r). Alle unsere Figuren zeigen wechselnde Linienfiilninig. um zu veranschaulichen, dal! keine (iestaltungsarl einer anderen gleich sei, ileiiii iiiinuT bielcn die Verhältnisse zu .Xeuein (li'Uiid — zu N'ai'ialiniieii im ficlände, indessen yleigen und h'aJIen. in den l''ernsi(diten, in scliiinen Bäumen, E'elseii, Wasser usw. Jedes I^and hat scinr nur ihm eigenen Züge. Das Schönste im Tiefland ist das Wasser, wenn wir es in seiner kristallenen Reinheit geben ki'mnen. Sein Platz ist IX, 7 DIE GARTENKUNST 147 (las Zentrum der Szenerie und es ist empfohlenswert, den \Vassers|)ie,i;-cl 12 Zoll unter das allgemeine Bodcnni^'eau zu leo-en. Nahe dem Rande kann das J,and sich V(n'tief(in, so dali (.iras und Wasser olnii< InliM'hreehunü; ineinander übergehen. Gewässer sind das Lrlien der Xiedcrungrn, wie Bäume das des llnchlandes. Wasser ver- leiht allem die rechte Wirkung, es vertieft die Täler und verstärkt die llrdienwirkung der Hügel und färbt das Land als Spiegel des Himmels. Es gibt frisches Leben jedem Baum und Strauch uml schmückt. richtiu' ausgestaltet, die ganze Umgebung. Die künstlich angelegten Ge- wässer sind meist so unnatürlich, als man es nur immer sehen kann, rechte plumpe Pfühle, die wedi'r den Land- formationen noch dem Charakter der Szenerien, die sie verschönern sollen, Rechnung tragen. Die Umrißlinien der Gewässer sollten immer im Einklang mit den Charakteren der L'mgebung vari- ieren. Fig. 13 — 14 zeigen, wie diesel'm- rililinien gemäß den gegebenen Bedin- gungen wechseln. Verfasser schildert dann noch die Reize der ver- schieden Gewässer und betont die Schönheit richtig an- gelegter Brücken. Charakter. Unter diesem Stichwort spricht Verfasser des längeren ülier die künstlerischen Wesenszügo, die Charaktere, auf deren rechte Erfassung alles ankommt.*) Ein instinktives Au-^: i''ulbor, „Nntur und Kunst im Walde" ') Die Übersetzer fühlen sich außerstande, diese Aus- führungen Johnsons gut 7.u übertragen. Bei solchen sub- jektiven vom Thema weit abschweifenden und nicht allzu präzis vorgetragenen Darlegungen über rein künstlerische Fragen, ist eine objektive Übersetzung ohnedies recht schwierig. S. Liebesgefühl zur Natur muß dos Gestalters Hand leiten. S(diiinheit ist etwas so Uuwäg- und Unmelibares, dall ein reiner Malei'ialist sie weder sehen noch verstehen kann. Wir s(dirn die Szenerien nicht isoliert. L'berall, wohin der Kuli ti'itt, sollen sich Einblicke in ein liar- nionis(dn:'s Ganze dem .\uge erschließen. Es wäre das fehlerhafteste, was rs gelten könnte, wenn eine Szenerii^ nur auf einen bc- sljmmten Stand- punktzugeschnitten wäre und sonst iso- liert in der L'm- gebung stände. Verfasser emp- Ibdilt. beim Studium von Gehölzen auf fnlgende nenn Pimkte vorn(diinli(di zu achten: L'mriß- linli'U. Wasser- wirkung, junges l^aub, reifes Laub, Laubfall, Blüten, Frucht, Stamm und Cmfang. Behandlung. Wenn die Land- schaftsgestaltung in ihren großen Zügen beendet ist, so er- fordert die Anlage wenigstens wäh- rend der ersten Jahre eine aufmerk- same Behandlung. Es gilt Gehölze und andere Pflanzen zu ergänzen und sonsti- ges zu tun. Hier- beikommt es darauf an, das Neue stets in Harmonie zum Bestehenden zu bringen, es muß helfen, dessen Charaktere weiter aus- zugestalten und eventuell zu steigern. Nehmen wir an, daß massige Gruppen von Libanon- zedern zu üppig werden, so daß sie zu schwer erscheinen, so helfen wir mit kleinen Gruppen oder einzelnen Bäumen von Abios nobilis nach, die wir als Vorsprünge und auf den hiichsten Punkten anbringen, wobei wir uns natürlich sehr hüten müssen, das Szenenbild zu beein- trächtigen. Wenn wir eine Szene weiter ausgestalten, dürfen wir niemals durch neue Ideen den ursprünglichen Charakter zerstören. In der Behandlung von Gartenanlagen werden die 148 DIE GARTENKUNST TX, 7 schwersten Fehler gemacht. Irgendwo wird eine Lnnd- scliaft von einem Künstler gestaltet E>ann kommt der Gärtner, der ein guter Kiiltivateur sein mag nnd das Vertrauen des Besitzers gewonnen hat und zerstört durch seine Unterhaltungsbemühungen mehr, als er aufbaut. Verf. schließt mit di'm wieder- holten Hinweise, daß jedes ObjelU einer Szenerie sei- nen Platz ausfüllen und in harmoni- schem Zusainmen- klang mit dem Ganzen zu dessen Wirkling beisteuinn muß. Ivaiifinannschaft zu Berlin Dr. Hermann Muthesius an Lehrfach mit einer anderen Kraft zu lie.setzen mit der Aufforderung, das von der Handelslioclischule vertretene Gegen dieses Vorgehen 29- April von mehreren der Verschiedene Mitteilungen. Der Fall Muthe- sius. In den letzten Wochen begegnete man wiederholt in den Tageszeitungen Mitteilungen unter der Überschrift „der Fall Muthesius", die sich auf einen Streit- fall zwischen dem Geheimen Hegie- rungsrat Muthesius und demFachverband für die wirtschaft- lichen Interessen des Kunstgewerbes be- ziehen. Der „Fall" ist, ganz abgesehen von dem Namen, an den er geknüpft ist, bedeutungsvoll und hat bis heute folgen- den Verlauf ge- nommen : Im Februarheft der „Dekorativen Kunst" erschien die \ rui Geh. Reg.-Rat Dr. ing. Hermann Muthesius in der Ihrliner Handelshochschule gehaltene Eröffnungsvorlesung über „Die Bedeutung des Kunstgewerbes". Der Fachverband für die wirtschaftlichen Interessen des Kunstgewerbes beschwerte sich am 28. März in einer Eingabe an den preußischen Ilandelsmini.ster, Herrn von Delbrück, über diesen Vortrag, der nach seiner Meinung Architekten, Maler, Bildhauer, Handwerker gleichmäßig beleidige. Eine gleiche Beschwerde richtete der Fachverb.md an die Ältesten der Aii^: Felbel, „Xalui' und ]\üu.>. Mai 1907 vom Handels- minister einen ab- lehnenden Bescheid. In dem Antwort- schreiben der Ältes- ten der Kaufmann- schaft hielt es: „Die Dozenten an der Handelshochschule r.erlin genießen die akademische Lehr- freiheit in demselben l'nifange wie die licizenten an'ii'i* Krbeii, Potsdam. IX, 8 DIE GARTENKUNST 1.^1 Preisbewerbungen Wetthewerb Zeiitralfiicdliof Mannlieim. Der zur Erlangimii von l"',iil\viiitVii l'iir eiiuMi Zentral- friedhof in Mannheim im (tlie Anlage von Weihern, obwohl schwierig, soll nicht grundsätzlich ausgeschlossen sein. Wasserleitung liegt bereits in der Wormserstralje, ein Kanal in der Sandhof erstraße. E>er Friedhof wird zugänglich sein über den Sand- hoferweg; an dieser Seite ist der Haupteingang, ein Neben- eingang an der Lampertheimerstraße vorzusehen. Am Haupteingang ist eine Wagenvorfahrt mit reich- lichen Abmessungen zu projektieren. Es ist in Aussicht genommen, die Leichen mittelst be- sonderer Wagen der elektrischen Bahn hinauszubefördern. Etie elektrische Bahn wird demnach in müglischst wenig störender Weise an die Leichenhalle heranzuführen sein. LIBRARY iNEW YORK botanical Garden Eine kleine Gärtnerei mit Gärtnerwohnungen, 2 Ge- Lageplan des Geliindes für den Mannheimer Zontralfriedhof, benutzt, [»er Untergrund be- wächshäusern, Schujipen, etwa 200 Fenstern und ca. .36 ar Kulturland ist vorzusehen. An Gebäuden sind im Grundriß anzugeben: Eine möglichst im Mittelpunkt gelegene Leichen- halle mit einer be- bauten Grundfläche von ca. 900 qm, deren Errichtung eventuell auf der natürlichen Er- höhung vorgesehen werden kann; ein Yerwaltungs- und Wirtschafts- gebäude am Haupt- eingang, offene, aber mit Dach versehene Hallen zum Schutze des Publikums bei LInwetter ; ein Hochkreuz. Von der Anordnung eines Krematoriums ist abzusehen. E>ie Grabstätten sind einzuteilen in: All- gemeine Grabstätten (Reihengräber), getrennt für Kinder und Erwach- sene, Familiengräber, Grüften (Erbbegräb- nisse). Der Friedhof soll in einfacher und würdiger Weise und unter Berücksichtigung möglichster Verwertung des vorhandenen Raumes zu Grabstellen entworfen werden, wobei auch zu berücksichtigen ist, daß der Friedhof in etwa 4 Etappen auszuführen ist. Gefordert wird: farbiger Grundplan im Maßstab 1 : 500, Zeichnung in Horizontallinien, aus der die Bodengestaltung ersichtlich ist, 1 : 500, Detailplan über die Einteilung eines Begräbnisfeldes im Maßstab 1:250, Erläuterungsbericht, in dem auch die Bepflanzung beschrieben ist. Kosten- anschlag. E»ie Kosten der Gebäude und der Einfriedigung bleiben unberücksichtigt. E)er Einlieferungstermin wurde auf 15. Juni d. J. hin- ausgeschoben. Als Preise waren ausgesetzt: erster Preis 1500 Mk. zweiter Preis 1000 Mk., dritter Preis 500 Mk. und der An- 152 DIE GARTENKUNST 1X,'8 MM 'f "^ *>' •?•;., .;: .;/v Der mit dem I.Preise ausgezeichnete Wettbewerbsentwurf für den Mannheimer Zcnti-aHVioiniof. Von J. P. Grol.imann, Dresden. kauf weiterer Kntwiii'fo zum Preise von 500 Alk. in Aus- sicht gennmmen. Sämtliche Entwürfe werden auf der zurzeit in .Manniieini stattfindenden (Jartenl)auaussteUung au.sg-estelll. Niederschrift der Veriiaiidiu iigen dos Preisgerichtes, Xachdetn am Dienstag, den 18. und Mittwoch, den 19. Juni die eingegangenen 59 E]ntwürfe in Anwesenheit des Stadtbaurats Elisenlolu' den Vorpackungen entnommen und aufgehängt worden waren, trat man am 1. Juli d. J. in Anwesenheit des Prcisrichlerkollogiums in die Pi'iifuns' und Beratung der Wettbewerbsentwiirfe ein. Von den Preisrichtern waren erschienen: 1. Bürgermeister Martin, in Vertretung des Oberbürgermeisters, als Vorsitzender, 2. Professor Pehrens- Düsseldorf. 3. Stadtbaui-atKisenlohr- Mannheim, 4. Stadtgartendirektor Heicke-Fi'ankfurt a.M., 5. Friedhofiiispektor Ibach-Kiihi, 6. Stadtbaiirat l'eri'ey- Mannheim. Der Vorsitz 11 de lie- griilU die Anwesenden im liathause und stellt fest, tlali Gartendirektor Trip- Hanno- ver ohne Entschuldigung fehlt — (das Schreiben des Herrn Ti-ip war an einer andern Verwaltungsstelle eingelaufen und liegen ge- blieben)— es wird daher be- schlossen, sofort wegen des Xichtorscheiiiens telegra- phisclnini.Vuskiinftzuliitlen bzw. im Falle eines ab- lehnenden Bescheides auf demselben Wege lleirn Stadtgartendirektor Heiler- .\1 uneben um sein Erscheinen zu ersuchen. Stad tbaurat Eisen- lohr bemerkt, dal.l sämt- liche 59 Entwürfe als recht- zeitig angelietert zu gelten hätten mit Ausnahme des- jenigen mit dem Kmnwort "Mannheim", von welchem ein Modell nebst 2 Plänen erst am 17. Juni zur Post ge- geben worden sei. Ferner seien 4 Projekte eingeliefert worden, welche nicht ganz den Bedingungen entsprächen. Es wird Sache des Preis- gerichts sein, darüber zu befiinleii, ob diese Entwürfe zur Konkurrenz zuzulassen seien. Stadtbaurat Perre.y schlägt vor, zur Erleichterung der Prüfung die nicht geeigneten Entwürfe sofort auszu- scheiden, womit sich der Vorsitzende unter dem Vor- behalt einverstanden erklärt, daU eine nochmalige Revision stattfindet, sobald das Preisgericht vollzählig ist. Das Kollegium erklärt sich mit dieser Sachbehandluu^- einverstanden. Alsdann begibt man sich zur Kuifürsl-Friedricb-Schule, woselbst dieEntwürfe in 3 Räumen Aulstcllunggefunden haben. IX, 8 DIE GARTENKUNST 153 Ilicrsi'lhsl aiiii'i'kominen wii'il zunüf^hst hv- schlossen. sänitlichi^ Entwüi't'e iii 3 Grupiien /.ii teilen dergestalt, dalJ bei dem ersten Itundgaii;:: diejenigen zu bezeichnen wären, welche als nicht geeignet von vornherein aus dem ^^'ettbewerb auszuscheiden hätten, liicso iMitwiirfe wären mit „hiau" kenn! lieh zu machen. Bei dem zweiten Kundgang würden zu unterscheiden sein solche, welche in die engere Wahl zu kommen hätten, und solche, wehdic hiervon zwar auszuscheiden, aber nötigenfalls — bei zu ge- ringer .\ns\vahl — doch noch in beschränktem Umfange in die Gruppe der liestiMi Entwüile einzubeziehen seien. Krstero Gruppe wird mii „rot", die letztere mit „grün" bezeichnet. Nach dem ersten Huiulgang wurden nun ausgeschieden in (irup|ie „blau" ilie naclistehen den Entwürfe: Xr. 11 ,.Xil". - Nr. 17 „So". — Xr. .M „Gottesacker". — Xr. 12 „Sacer locus". — Xr. 0 „Priedenshain". — Xr. 1.3 „In kühler Krde". - Nr. l.'j „Neckar I". — Xr. 11) „l'jniior". Xr. 3:', „Priedensgarten". — Xr. 1.^ „Karl Theodor". u — Xr. b3 „Frieden". — Xr. 29 „y Kreuze). — Xr. 26 ..Wald und Wiese' „Mannheim". — X]-. '..i „1" (Krenz). „Futurum". — Xr. 50 „Ruhe saiifi". „Face". — Xr. 25 „Memento mori". „Xeckar II". — Nr. 14 „Auferstehung I". — Nr. 40 „Friede 11". — Xr. 31 „Sepulcrum". — Nr. -11 „Der Zweck heiligt die Mittel". — Xr. 18 ;■ ■;■" (di'ei . - Xr. 39 — Xr. 28 — Xr. 32 — Xr. 36 Einzelzeichiiung zum Wottbewerb.sentwarf für den Maiinhoinior Zentralfriedhof. Von .J. ,1^. tiroLimaun, Dresden. „Ruhe" Nr. „Wiedersehen" Beim zweiten Kundgan.g wurden zugeteilt der Gruppe „grün" : Xr. 1 „Item Tode Leben". — Xr. .j9 „Waldfriede". — 14 4.5 Nr. 2 „Ewige Ruhe". — Xr. 4 „Stilles Gedenken „Memento". — Xr. 35 „\\'aldrrieden". — Xr. 7 „Friede I". — Xr. 16 „Konstruktiv und motlern". — Nr. 10 „l'arkfriedhof". — Xr. 24 „Wal- desfrieden". — Xr. 55 „Arm und Reich". — Xr. 57 „Fax". — Xr. 22 „Staub vergeht, der Geist besteht". — Xr. 34 „Rom". — Xr. 49 „Ave". — Nr. 20 „Zentral 1". — Nr. 54 „Klarer Grundriü" — Nr. 42 „Zentral II". — Xr. 21 „Fsyehe". — Xr. 38 „Im Anfang war der Rhythmus". — Nr. 43 „Friede III". — Xr. 45 „Auferstehung I!". ■ — Nr. 37 „Andere Zeiten" ; und der Gruppe „rot" : Xr. 58 „Hochkreuz". — Xr. 3 „Mann- heims heilige Gärten". — Xr. 46 „Erde zur Erde" — Xr. 27 „Mons"- — Nr. 30 „Man kanns auch so machen". — Nr. 56 „Architektur in der Landschaft". — Nr. 23 „Grau und Grün". — Nr. 8 „Stätte des Friedens". — Nr. 44 „Fried- lich". — Nr. 47 „Ikaros". Nach dieser Prüfung wurde beschlossen. am Nachmittage das Gelände in Augenschein zu nehmen und mit der weiteren Prüfung am 2. Juli vormittags 9 Uhr fortzufahren. — Nr. Zu bemerken ist ni>ch, dal.) die Entwürfe Xr. „Auferstehung I" — Nr. 25 „Wald und Wiese" — Nr „Auferstehun.g II" — , welche nicht bedingnngsgemäfi ein- .geliefert wurden, bereits in Gruppe „blau" ausgeschieden sind, somit eine Beschlußfassung hinsichtlich der Zu- Sr-liaululd zum Wettbewerbsentwiirf für den Mannheimer Zentralfriedhof. Von P. J. Großmann, Dresden, IM DIE ÖARTENKUNSt IX, 8 Schaubild zum Wettbeweibsentwurf für den Mannheimer ZentiMUriedhol' Von J. P. GroJ.imiinn, Dresden. lassung entfällt. Hinsichtlich Entwurf Nr. 37 „Andere Zeiten" bleibt noch Entschließung vorbehalten. Der Ent- wurf „Mannheim", zu welchem ein den Bedingungen ent- sprechender Plan erst am 17. Juni zur Post gegeben wurde, befindet sich gleichfalls in der Gruppe „blau". Portsetzung am 2. Juli, vormittags 9 Uhr In An- wesenheit derselben Mitglieder des Preisgerichts wie am vorhergehenden Tage. Nachdem die in die engere Wahl gekommenen Ent- würfe In einem Saale zusammen aufgestellt worden waren, wird nach jeweiligem Verlesen des Erlauterungsberichts in die Besprechung der einzelnen Entwürfe eingetreten. Hierauf nahm jeder der Preisrichter für sich eine Be- wertung der In die engere Wahl gekommenen Entwürfe vor, woran sich auch der inzwischen eingetroffene Ersatz- richter Stadtgartendirektoi' Pfeiler aus .München beteiligte, nachdem er zuvor sämtliche aufgestellten Entwürfe ge- meinsam mit den übrigen Herren einer Ijurchslcht unter- zogen hatte. [las übereinstimmende Ergebnis war, dalJ zuerkannt wird : 1 »er I. Preis von l.'iOOMark dem Entwurf 3 mit dem K'enn- wort „Mannheims heHlgo tiärten". Der H. Preis von 1000 Mark dem lüilwuif 3.''> mit dein K'enn- wort „Grau und Grün". Der III. Preis von .500 Mark dem luitwurf 30 mit dem Kenn- wort „Man kanns auch so machen". Ferner wurden zum Ankauf empfohlen: 1. Entwurf .56 mit dem Kennwort „Architektur in der Landschaft", 2. Entwurf 27 mit dem Kennwort „Muns" und 3. „ 44 „ „ „ „Friedlich". F'ür die Beurteilung waren folgende GesIchtspunUle maßgebend: I. Entwurf „Mannheims heilige Gärten". Die Hauptachse dos Entwurfs ist festgelegt durch die Zugsrichtung des Kuhl)uckels einerseits und den in das Privatgelände einspringenden Winkel anderseits. L)adurch Ist der grolöe Vorteil erreicht, dal.i die natürliche Bodener- hebung In sehr wirkungsvoller Welse zur Geltung gebracht wird und der bei den meisten übrigen 1-intwürfen kümmer- lich bedachte südliche Teil des Gebiets tMiie gleichwertige Bedeutung crhä,lt. Die Lage der Kaiiclle und Leichenhalle ist glücklich gewählt und die \\'u'kung durch den vorgelagerten tiefliegenden Weiher noch verstärkt. Lue Verbindung der beiden Hauptzufahrtsstraßen mit der Mittelachse ist zweckmäßig angeordnet und zerlegt das ganze Friedhofgebiet lierart, daß ein allmählicher Ausbau In jeder gewünschten Weise vorgenomme werden kann. Die Unterteilung In die einzelnen Felder ist geschickt an- geordnet. Die Felder haben eine geschickte Form ohne einförmig zu wirken. Es finden sich zahlreiche charakte- ristische Stellen, welche das Zurechtfinden Im Friedhof- gelände erleichtern. Für die Aufteilung der einzelnen Felder hat der Ver- fasser In seinem Erläuterungsbericht sehr fruchtbare Ge- danken niedergelegt, durch deren Befolgung in jedem Felde eine selbständige malerische Wirkung erzielt werden kann. E)le gemeinsame Unterbringung von Reihengräbern und Familiengräbern wirkt sozial und gibt Anlaß zu wochselvoUen Bildern. Ein besonderer Vorzug In der vor- geschlagenen Einzelbehandlung der Felder wird noch darin gefunden, daß auch in der Zukunft noch liem künstlerischen Schatten freie Bahn geboten ist. IL Entwurf „Grau und Grün". I'urch die Lage der Leichenhalle und die lieiden von den Ilaupistraßen n.'ich ihr geführten Zugangswege ist eine außerordentlich glückliche Einteilung des ganzen Ge- ländes erzielt woi'den. r»le Lolchenlialle Ist außerdem auf kurzem Woge zu erreichen und In geschickter Weise mit der Straßenbahn In Vorbindung gebracht. \'on dem Platze vor der Leichenhalle aus findet sich ein reizvoller Blick nach der Anhöhe, deren vordere Abdachung mit waldum- säumter Rasenfläche bedeckt ist. während die Kuppe mit dichtei'cm Baumbestande gekrönt wird, lüc^ Anhöhe ist für Familiengräber bestimmt, während sich die Massen- gräber In großen Feldern vereinigt in der Niederung be- iluden. In sehr geschickter Welse werden die großen Felder füi- Reihengräber duicli lleckenanlagen uml l'flanzungen In olir^elne kleinere Abschnitte zerlegt, während anderseits doch die Vorteile der Relhengräbor für einen wirtschaftlichen Betrieb In vollem .Maße ausgenützt sind. Für einen Ausbau In einzelnen Abteilungen bietet die IX, 8 DIE GARTENKUNST 15b ganze Anordnung große Vorzüge. Der Entwurf ist in dieser Beziehung dem mit dem ersten Preise bedaciiten überlegen, während er in künstlerischer Hinsicht nicht auf derselben Stufe steht. L)ie Erdbewegung ist auf ein geringstes Maß beschränkt, so daß die Anlage mit ver- hältnismäßig geringem .Vufwande auszul'ühren ist. 111. Entwurf „Man kanns auch so machen". E»ie Aufteilung des Geländes ist eine zweckmälJige. LHe Kapelle ist auf der Anhöhe angelegt und die Haupt- achse durch die natürliche Bodengestaltung bedingt. L'ie Wegführungen beiderseits der Hauptachse sind zweck- mäßig, nur ist in gesuchter Weise zu viel Wert auf Symmetrie gelegt. Die Einführung von der Haui)tzufahrts- straße und der Wagenvorfahrt nacli der Hauptachse ist wirkungsvoll ausgestaltet. iJie Autlösung der einzelnen Felder in Heihengräber weist manche Ähnlichkeit mit dem Entwurf „Grau und Grün" auf. Es findet sich auch hier die Verkleinerung der Felder durch ein- geschaltete Heckenanla,t;en. L»er stufen- weise Ausbau ist auch hier möglich, wenn auch nicht in so klarer Weise, wie bei Entwurf 23. Entwurf 56 „.-Vre hitektur in der Landschaft". Zum Ankauf des Entwurfs 56 wurde das Preisgericht bestimmt dadurch, daß in der sonst ganz landschaftlich be- handelten Anlage an zahlreichen Punkten Gelegenheit zu stimmungsvoller archi- tektonischer Ausbildung gegeben ist. Entwurf 27 „Mons" und 44 „Friedlich". Die Entwürfe 27 und 44 behandeln denHöhenrücken in wirkungsvoller \\'eise selbständig und teilen bei möglichst zentraler Lage der Priedhofskapelle das Gelände auf, ohne zu einförmig zuwirken. Nach Abschluß der Verhandlungen wurden die Vm- schläge der preisgekrönten und zum Ankauf empfohlenen Entwürfe geöffnet und es ergaben sich als Verfasser: Für Xo. 3 „Mannheims heilige Gärten" Garteningenieur J. P. Großmann-Dresden und Leipzig. Für No. 23 „Grau und Grün" Gartentechniker Fv. Hauer- Magdeburg. Für No. 30 „Man kanns auch so machen" Georg Gerstadt- Frankfurt a. ^L Für .\o. 56 „Architektur in der Landschaft" Gartenarchitekt R. Hoemann-Düsseldorf. Für No. 27 „Mons" Stadtgärtner Rudolf Hoerning und Gartentechniker B9^£«uru/ ^■■-: 1^^;;; ""'■''' ' .'i Hi^- Scluiubild ziiiii Wettbewei'bsentwurf i'üi- den ^Iimnheiiuer Zentnilfriedhof. Von Fr. Bauer, [Magdeburg. (Jurdität auch ;iuf ratio- nelle Ausnutzung Bedacht genommen werden soll. Der rein landschaftliclie Friedhof wird stets unra- tionell sein, wenn er schön sein soll, und ist stets haßlich, wenn er rationell ausgenutzt ist. Niclit die Form der äußeren Einteilung, einer- lei ob landschaftlich oder geometrisch - architekto- nisch, kann uns zur rich- tigen Losung führen, son- dern nur der Aufbau aus dem Zweck heraus. Die Aufgabe, dem Massenfriedhof das Ge- präge des hälJlichen „Got- tesaclvers" zu nehmen und ihn in künstlerische Form zu kleiden, steht und fällt mit der Eeihen- griib er frage Solange sie nicht gelöst ist. und sie ist es noch nicht, wird aucli ein bloßes Verzieren des Friedhofes durch landschaftlich schöne Partien und ein Verdecken der Eeihen- giäber durch Anpflanzungen nur eine Scheinlösung sein. Der alte Kirchhof lag ursprünglich an der Ivirche, Mauern und Gebäude i'ingsum gaben ihm einen intimen abgeschlossenen Charakter. Armengräber, Grüfte und Familiengräber lagen ein- trächtig beisammen. Reichte der Raum nicht mehr aus, so wurde ein neues Stück Land dazu genommen, wieder mit .Mauern oder Hecken umgeben und erhielt hierdurch den gleichen intimen L'haraicter, wie der erste Friedhof. Auf diese Weise wurde der Friedhof durch Angliederung neuer Teile vergrößert, ohne doch die Abgeschlossenheit und Intimität seiner einzelnen Teile zu verlieren. Durch die Anpflanzung von Rosen und schönblühenden Sträucheru und gute Pflege, welche den Grabstellen zuteil wurde, und durch ihre geringe Größe erhielten diese Friedhöfe garten artigen Charakter. Diesen Gartencharakter müssen wir auch in unseren modernen Zentralfriedhöfeii anstreben. Sie müssen gegliedert werden in eine Reihe kleiner Einzelfriedhöfe oder, wie ich sie nennen will: „Fried- hof sgärten". Auch sie müssen heranwaclisen aus einem ersten kleinen Friedhof durch Angliederung neuer Teile zu dem großen Massenfriedhof. Im Gegensatz zu früher muß diese EntwickeUing beim modernen Zentralfriedhof nach einem einheit- lichen Gesamtplan erfolgen, da sonst die bloße Aneinanderreihung einzelner Friedhofsteile bei der Größe und Ausdehnung unübersichtlich werden könnte. Ein klares Wegenetz, um einen Mittelpunkt, die Grabkapelle und Leichenhalle, grup|iiert, muß die einzelnen Friedhofsgärten einschließen und zusammen- halten, sie müssen dann je nach den Bedürfnissen hintereinander belegt werden und zwar so, daß alle Arten Gräber: Reihengräber, Familiengräber, Grüfte durch^^geschickte Anordnung zu einem intim ab- geschlossenen Garten ver- einigt werden. An den Verbindungswegen außer- halb der Gärten sollten niemals Gräber angelegt werden. Die eigentliche Fried- hofsplanung beschränke sich daher auf Festlegung des Hauptwegenetzes und dessen Bepflanzung, auf Anordnung der Gebäulich- keiten und derGrenzen der eigentlichen Gärten. Bei der Einteilung der Gärten lasse man sich von den Bedürfnissen leiten. Jetzt ist es üblich, die Gräber je nach ihrer Art getrennt anzuordnen. Die Grüfte bekonmien die bevorzugten Plätze, die Familiengräber werden in Reihen entlang den Wegen angeordnet, die Reihen- oder Armengräber in den von jenen um säumten Feldern, sorgfältig durch Gebüsch dem Auge ent- zogen. Diese Anordnung ist falsch, sie läßt die sozialen Ge.gensätze zwischen x\rm und Reich scharf hervortreten, schaltet für die Reihengräber die verschönende Wirkimg der gut gepflegten und mit Busohwerk umpflanzten Familiengrab- stätten mit ihrem Denkmalschmuck aus und läßt letztere bei der reihen weisen Anordnung und Anhäufung entlang den Haupt- wegen nicht zur Wirkung kommen. Also nicht strenge Sonderung nach Klassen! Im Gegenteil, mitten hinein in die Keiheng'räber müssen Schaubild zum Wettbewerbsentwurf für den Mannheimer Zentralfriedhof. Von Fr. Bauer, Magdeburg. 158 DIE GAllTENKUNST IX, 8 die Grüfte, Familiengräber usw. kommen. Mit Gebüsch umj'flanzt werden sie ebenfalls abgeschlossen und vorteilhaft aufgestellt werden können, gliedern aber dann gleichzeitig die Reihengrabquaitiere und werden sich nicht gegenseitig in ihrer Wirkung totschlagen wie bei der üblichen Massenan- hjiufung entlang den Ilauptwegen. So wie im Leben sich um den Höherstehenden und Reichen arm und niedrig gruppiert, friedhof vereinigt, als „Mannheim Heilige Garten" ein Vor- bild geben für den neuzeitlichen "Massenfriedhof. Neben den allgemeinen Gesichtspunkten seien Rücksicht auf möglichst rationelle Ausnützung des Terrains \md klare Übersichtlichkeit über den ganzen Friedhof maßgebend. Wie der Grundi>lan ergibt, setzt sich der Friedhof aus ca. 4U Friedhofsgärten zusammen, die durch Fahrstral5en verbunden Der mit dem 111. Preise ausgezeichnete Wettbewerbsentwurf für den MannhL'imer ZentrallrifdlioF. Von G. Gerstadt, Frankfurt a. M. so mag es auch auf dem Friedhof sein. Bevorzugte Plätze ergeben sich trotzdem in Hülle und Fülle. Ich stelle die Forderung auf: Der moderne Massenfriedhof sei „parkartig" großzügig in .seiner Haupteinteilung und doch „gartenartig" intim in seiner Finzclteilung. Diese Gesichtspunkte waren bei der Gestaltung meines Entwurfs maßgebend : Die Stadt Mannheim möge nicht danach fragen; wie haben andere Städte ihre Friedhöfe angelegt, welche Gesichtspunkte waren für sie maßgebend, sondern sie möge einer modernen Friedhofskunst den Weg bahnen, nicht einen schönen Park schaffen, in welchem Gräber verstreut liegen, nicht eine schöne Landschaft, dahinter Reihengräberelend sich verbirgt, sondern einen Friedhof, dessen „Gärten" zu einem Zentral- sinil. l'iino Hauptachr (K'iclitung nach Mannlieim), in welcher ilie l'riedhofska]ielle liegt, bildet das Rückgrat der Anlage. .Sie und vier weitere, ziemlich parallel zu ihr laufende Alleen münden auf die vom Haupt- und Nebeneingange in den Fried- hof füfirenden Zufahrtstraßen; hierdurch entsteht eine geradezu ideale Übersichtlichkeit; sämlliche ,,Gärten" sind sowohl vom Haupt- und Nebeneingange, als auch von der Kapellenanlage ohne Umwege zu erreichen. Der Haui)teingang liegt au der Lauipeitheimerstr.il.if, mit Pförtnerhaus und Verkaufsständon in den Kolonnaden, liier können auch Steinmetzwerkstätten unter .'\ufsiclit Mannheimer Künstler eingerichtet werden, damit gute Vorbilder für Grab- schmuck das Publikum vom Kauf von Fabrikware abhalten. Das Eingangstor ist überdeckt gedacht und wird von zwei IX, 8 DIE GARTENKUNST 15'J Schaubi. Torhäuschen flankiert, welche in den Schatten von Nuß- oder Gütterbäumen zu stehen kommen sollen. Ein SiUilenganp; schlielJt dann die ganze Gebiinde- j;rn]ipe zusammen. Vom Eingangstor strahlen di-ei Alleen aus. üie Mittelallee mit kegelförmig geschnittenen Fichten oder Thuja Lobbii und Trauerbirken bepflanzt, führt auf die Hauptachse. Rechts erblickt man umrahmt von Fichten und Lärchen das Hochkreuz, das am lOndr der Hauptachse stellt unil auch vom Neboneingauge sichtbar ist. Die Kapelle liegt am Alihang des Hügels ca. ;i,r)0 m über dem Terrain des Friedhofes. Vor ihr ist eine regelmäßige Teichanlage, umgeben von Arkaden, angeordnet. In der Jlitte tritt der Teich durch einen grollen Bogen unter die Auffahrtrampe zur Ka[ielle. Hier im Halbdunkel würde ein Monument nach Art von Barthulemes „Monument aux morts" von hervor- ragender Wirkung sein. Die Kapellenanlage ist dreiteilig gedacht ; da- hinter sind zwei Leichenhallenflügel angebaut, welche mit der — beide Flügel verbindenden — .Straßenbahn- halle einen Hof bilden. In der beigegebenen Zeichnung eines Friedhof- gartens ist die Einteilung eines solchen vorgeschlagen. Sie soll natürlich nicht überall gleich, sondern ver- schiedenartig gehalten sein. Es kann eben für jeden Garten eine besondere Einteilung gewählt und die Belegung den Be- dürfnissen angepaßt werden. Ein Vorteil ist ferner, daß der Gesamtfriedhof .stets ein fertiges Bild bietet, da entlang den Hauptwegen überhaupt keine Gräber liegen, und immer nur ein Garten belegt wird. Auch ist eine Ausführung des Friedhofes in vier Etapjien mit Leichtigkeit durchführbar. Die Gärten auf dem Hügel (dem sog. Katzenbuckel) lassen sich durch Terrassenmauern zu „Berggärten" avisgestalten. In allen Gärten soll die Blume vorherrschen. Es sind daher hauptsächlich blühende Bäume, Sträucher und wenig Platz beanspruchende Stauden zu pflanzen. Auf jedes ungepflegte Grab (deren Einebnung halte ich für pietätlos) soll wenigstens eine blühende Staude gepflanzt werden, die man dann wuchern lassen mag. Die die Gärten abschließenden Hecken sollen durchaus nicht immer streng im Schnitt ge- halten, sondern können auch als Strauchrabatten frei wachsen gelassen werden. .Je nachdem in den ein- zelnen Teilen besondere Blumen- oder Pflanzenarten vorherrschen, könnten die „Gärten" Rosengarten, Fliedergarten, Rhododendrongarten genannt werden. Auch die Lage kann zu besonderen Namen Anlaß geben, wie vielleicht Kapellengarten, Terrassengarten, Berggarten, Kreuzgarten usw. Das Publikum wir l sich solche Beseichnungen viel besser einprägen, als die sonst üblichen Buchstaben und Nummern. Es sollen in den Gärten im allgemeinen wenig Bäume gepflanzt werden, damit nicht die Gräber durch dichten Baumbestand zu sehr beschattet werden und dann nicht mehr mit Blumen geschmückt werden können. Der Baumbestand ist so anzuordnen, daß er kleine hainartige Trupps bildet. Außerdem sind haupt- sächlich im hinteren, mehr „landschaftlichen", Teile sog. Waldgärten vorgesehen, in welchen größere waldartige Partien den Garten umschliel3en. Durch diesen Wechsel kann eine landschaftlich zum Wettbewerbsentwurf für den Mannheimer Zentral- friedhof. Von G. Gerstadt. Frankfurt a. M. schöne Wirkung erzielt werden, und es erscheint übei'flüssig, den landschaftlichen oder gartenartigen Charakter künstlich durch dem Wesen des Friedhofes fremde, gewissermaßen in denselben eingeflickte, landschaftliche Durchsichten und Straucbkulissen entlang den Wegen zu betonen. Für die Anlage eines derartigen Friedhofs ist Erfordernis, daß der Friedhüfsleiter eine Persönlichkeit ist, die neben prak- tischen Kenntnissen künstlerische Befähigung besitzt, um für jede vorkommende Aufgabe stets eine befriedigende Lösung zu finden. Schaubdd zum Wettbewerbsentw^urf für den Mannheimer Zentral- friedhof. Von G. Gerstadt, Frankfurt a. M. lüO DIE GARTENKUNST IX, 8 Zum Schluß möchte ich noch bemerken, daß dieser Friedhof sehr rationell ausgenutzt werden kann. Es stehen ca. 14(t(luO qni für Griiberflächen zur Verfügung, wenn für die Friedhofsgärten etwa eine Einteilung gewählt wird, wie in der lieigegebencn Einzelzeichnuns; des „Rosengartens". Erläuterung' zu dem mit dem IL Preise ausgezeichneten Eiitwuife von F. Bauer, ^lagdebui-g. Kennwort: Gimu uinl ^rüu. Die reforniatorischen Bestrebungen auf dem Gebiete der Friedhofsgestaltung sind noch nicht zum Abschluß gelangt; denn die sogenannte landschaftliche Ausbildung, für die im letzten Jahrzehnt viel Propaganda gemacht worden war, hat im allgemeinen nur wenig zu befriedigen vermocht. Neuer- Schaubild zum Wettbewerbsentwurf für den Mannheimer Zentralfriedhof. Von G. Gerstadt, Frankfurt a. M. dings greift man daher mit Recht auf die in früheren Zeiten stets geübte und im Grunde genommen sachlich gegebene tektonische Einteilung des Friedhofsgeländes zurück. Daß da- bei die ausgiebige Verwendung des Pfhmzengrün nicht ver- säumt werden darf, erscheint angesichts der stimmungsvollen Bilder alter heimischer Friedhöfe, die uns bewußt oder unbe- wußt als Ideal vorschweben, selbstverständlich. Das Grün soll sogar bei der großen Ausdehnung der heutigen großstädtischen Friedhöfe einen Haui)tfaktor zur großen Gliederung ebenso wie zur Ein- und Abteilung auch im einzelnen abgeben. Seine zweckmäßige und ansprecliende Anbringung und geschickte, zielbewußte Anpflanzung ist Sache des Gärtners, der aber auch, soweit es sich nur irgend ermöglichen läßt, der Natur ihr immer wieder angestrebtes Rocht stellenweise lassen, ihr manch- mal sogar dazu verhelfen sollte, ein Umstand, der sich eigent- lich für die älteren Grabfelder von selbst ergibt, wo die gärt- nerische Pflege ohnedies nachlassen muß. Neben reicldichem Vorhandensein von Grün zeigen gute, alte Friedhöfe noch ein zweites, heute besonders beachtens- wertes Moment, nämlich die schlichte, dabei oft künstlerifsch feine Formung der Grabdenkmäler im anspruchlosen, heimischen Steiumatorial. Unaufdringlich und doch so stark wie nötig sich abhebend von dem umgebenden Pfianzengrün, steht dort ruhig und vornehm das warme Steingrau der gut gestalteten tirabmäler. Ein gesunder, dem Zweck der Inschrifltafel ent- sprechender Typ beherrscht die Formengebung, so daß auch das massenhafte Zusammenstehen erträglich wirkt, keine Un- ruhe, sondern wohltuende Harmonie erzeugt, Harmonie in Form wie Farbe im äußersten Gegensatz zu den heute be- liebten, so willkürlichen und bizarren Formungen in aufdring- lichem, sehr kostbaren oder ganz schundigeu Material. Hier müßten vor allen Dingen die Reformen zur Besserung des Friedhofsaussehens einsetzen, dieser sinnlosen Willkür muß tatkräftig gesteuert werden, der schlichte, prunklose Grabstein muß wieder zu seinem Rechte kommen und Regel werden, da- mit Ruhe und Farbenliarmonie wieder ins Friedhol'sbild eintritt. Im vorliegenden Entwurf ist neben mriglich.st praktisclier Wegeführung auf die sachgemäße Ver- teilung des l'flanzengrün das Hauptaugenmerk ge- richtet worden. Natürlich können im Entwurf ülier Bepllanzunucn und ihre Zusammenhänge mehr all- gemeine Gesichtspunkte wie Besonderheiten, die erst die ernstliche Ausführung ergibt, behandelt und festgelegt werden. Jedenfalls ist hierbei stets der Grundsatz innegehalten worden, größere Felder durch Derkpflanzen zu umschließen und abzuschließen und auch innerhalb dieser Teile das Gesichtsfeld durch Einschieben von Pflanzenstreifen verschiedener Gestalt und Größe stellenweise einzuschränken und räumlieh oder nischenfürmig abzuteilen. Zu diesem Zwecke k(innen neben reihenweisen Zwischenpflanzungen von Sträuchern (Hecken), Baumsträuchern, selbst kleinen Bäumen von einer der Örtlichkeit und sonstigen Verhältnissen angepaßten Ausdehnung und Formung, auch vorteilhafter Weise Geholzpflanzung mancher ungepflegten, steinlosen Gräber vorgenommen werden. Die Grabreihen sind durchgängig in koi^fseitig i^usammeastolJonden Doppelreihen mit 1 m bzw. 80 cm breiten Zwischenwegen angelegt, ein Verfahren, das sich vielerorts sehr bewährt hat. Zwischen den Kopfenden der Gräber wären Zwischenflauzungen von heckenartigem Cliarakter, mit dünnen Bäumen und Sträuchern abwechselnd anzubringen. Der güns- tigsten Sonnenlage gemäß sind alle Reihen möglich.st in Nord- Südrichtung gelegt. Bei Geländeeinteilung im GroLien war die Lage des Raumes für Trauerfeierlichkeiten bestimmend, der als Ausgangspunkt für die Beerdigungszüge nahezu in der Mitte des Friedhofs angenommen ist. Fr wird vcm den lieiden Portalen an der Sandhofer- und Lampertheimer.straße aus durch breite Baum- alleen erreicht und liegt mit der Zugangsseite (Vorhalle) an einer baumumschlossenen Wiesenflächo, dem auf der nächsten Anhöhe auf terrassiortem Unterbau sich erhebenden Hochkrouz gegenüber, liückscitig schließen sich an dieses Gebäude die Tjoichenhallen mit Rampen zur Einbringung der Särge von den üeförderungswagen der elektrischen Bahn, die auf dem kürzesten Wege von der Sandhoferstraße aus hierher führt und nur an zwei Stollen die Friedhofswege kreuzt. Südlich von den Leichenhallen ist eine Bedürfnisanstalt vorgesehen. Am llaupteingang Sandhoferstraße sind dio Verwaltungs- und Wirtschaftsgebäude in V('rbindung mit einem pfeilerdurch- brochenen Portalbau gebraclit; laubenartige Gänge setzen diesen seitlich fort und dienen zum Schutz des wartenden IX. DIE GAHTENKUNST 161 rublikuins. Zu gleichem Zweck kiinu aucli die \'(iilialle des Raumes für Trauerfeierlichkeiten benvit/.t: werden, .so dal! Türs erste wold genügend in dieser Beziehung vorgesorgt ist. Der innere Vorplatz bei den l'ortalbauten wird in ernst feierlicher Weise von Pyramidenijappelnhalbkreisfurmig umschlossen, denen breite, einfarbig bepflanzte Blumenstücke vorgelagert sind. Den neben der Hauptallee rechtsseitig laufenden Fußweg be- gleiten ebenfalls Blumenrabatten. In der südwestlichen Kcke di's l'riedhofes liegt die Ciartnerei mit den nötigen Bauten in der Gesamtgröße von 40 ar. Ein besonderes Einlaßtor für die elektrisclie Bahn dient zugleich ilem Verkehr aller für den gärtnerischen Betrieb in Betracht kommenden Fuhren, die man wohl gern vom Fried- hofsportal entfernt halten wird. Den zweiten wichtigen Anhalts- und Ausgangspunkt bei der Geländeeiuteilung und Grabfcldervertoilung bildet der keilförmig ins ebene Gelände einspringende Anhöheziig, der unter Wah- rung seiner natürlichen Beschaffenheit dazu ausersehen ist, an seinen Abhängen die bevorzugten Grabstätten, wie Grüfte und Erbbegräbnisse aufzunehmen. Dieser Absicht entsprechend soll die dichtere Kiefernwaldpflanzung der höchsten Punkte nach unten hin in lockere, hainartige Gestaltung übergehen, wobei durch stellenweise Anpflanzung anderer Koniferen und Birken für größere Mannigfaltigkeit gesorgt werden kann. Diese Waldanlage soll ganz schlicht und ohne jede Effekt- hascherei aufgepflanzt werden, uud sich als Fortsetzung der nahen Kiefernbestände unaufdringlich in den I'riedhof er- strecken; die eigentliche gärtnerische Kunst soll sich nur mit der wirksamen Einfügung der Grabstätten und deren Bepflan- zung im einzelnen befassen. Zur Anlage teurer Begräbnis- stellen wären auch die platzartig erweiterten Kreuzungen der Ilauptwege geeignet, die natürlich, was Bepflanzung und räum- liche Wirkung anbelangt, besonders reizvoll auszustatten wären; in welcher Art das geschehen könnte, zeigen die bei- gegebenen perspektivischen Zeichnungen. Die Kiefernmasse der Anhöhe erstreckt sich, die WHese umfassend, bis zur Hauptgebäudegruppe in des Friedhofs Mitte und trennt im Verein mit den beiden Hauptalleen den Friedhof in drei fast gleich große Teile, von denen jeder mittelst streng zweckmäßiger (von der Mitte aus,strahlender) Wegeführung in Grabfelder geteilt ist in einem aus Grabgröße und örtlicher Sterblichkeit sich eingebenden Flächenverhältnis. Durch die verschwenderische Größe des Kindergrabes — wie sie die im Programm angegebenen Maße ergeben — geht viel Beerdigungsfläche verloren (anderwärts beträgt das Grah- maß für die in der Mehrzahl sterbenden kleinen Kinder nur 1 qm). Der Friedhof wird vor Ablauf einer mittleren Liegefrist (2.Ö — 30 Jahre) selbst bei stärkster Ausnutzung der Flächen für Reihengräber belegt sein. Er kann nach vorliegendem Ent- wurf etwas über .50 000 Reihengrab.stellen aufnehmen lohne rund 4000 Familiengrab- und Gruftstellen), mithin wäre er bei Aufnahme von 3000 Leichen jährlicli in 17 — IS .Jahren belegt. Die l'amiliengräber sind nur zum kleinen Teil entlang einiger Hauptwege an Stellen günstiger Sonneulage angeordnet: die meisten sind dagegen zu größeren zusammenhängenden (^»uartieren in der Nähe der Eingänge vereinigt, wo gangartige und pilatzförmige Anordnungen abwechseln. Die Anzahl der Einzelstellen der Familiengräber beträgt 3700, also '/u Jer Gesamtzahl aller Gräber. Die Auswahl der Bäume und Sträucher muß sich natür- lich den dortigen Bodenverhältnissen anpassen und auf im Sandboden sich gut entwickelnde Gehölze beschränken. Für die Hauptalleen ist eine kräftig wachsende, vollkronige lUmen- art angenommen. Zu beiden Seiten der Kiefornhöhi» sollen Birkenalh'en in nachlässig gesetzter Reihung führen. Die ein- seitige .\llec von der (Särtnerei nach der südlichsten Spitze des {■"riedlKifi-s scjII aus ungeschnittenen Kugelakazien gebildet werden. Auch sonst sollen, wo nur angängig, wie auch im Plan vielfach angedeutet, schattige Gänge aus Hochsträuidicrn uml kleinen Bäuiuen angelegt werden (Hainbuche, .\horn, llollunder, Sjringen). Besonders den rundführenden Fahrweg, der vom Haupteingang ausgehend sich bis zur Lamperthainer Straße hinzieht, begleite seitlich ein sch.attiger Fußweg, dessen Bepflanzinig sich mit der Zeit dachförmig schließen soll. Bei zusammenhängenden Pflanzungen herrsche eine Art stets vor, die jedoch stellenweise unterbrochen, d. h. untermischt werden kann. Manche Wege und Gänge .sollen auf diese Weise ein stark charakteristisches (.iepräge erhalten, das sehr das Zurecht- finden auf dem Friedhofe erleichtern wird. Lange, etwas gleichförmige Wegefluchten sind hier und da, hesonders bei Wegekreuzungen oder -abzweigungen durch geeignete Baura- gTuppc'n oder vorgesetzte Sträucher für den Blick abzuschließen oder zu unterbreclien, auch Brunnenplätze können hier reiz- volle Abwechselungen bilden. Im übrigen wären die Brunnen reichlich im Innern drr Graljfelder. von allen Richtungen leicht zugänglich anzulegen (Grund für die öftere Benutzung der Iiiagon.-dwege) und zugleich als schattige, angenehme Ruhe- plätze auszubilden. Für Erdaufbewahrung, Komposthaufen und als .\braum- lager soll der Platz hinter den Leichenhallen, sowie der an der Südecke bei der Lampertliaiuerstraße angegebene Platz dienen; ratsam wäre allerdings, je nach der Inangriffnahme der Belegung, auch an anderen Stellen für diesen Zweck Vorsorge zu treffen. Die Anlage des Friedhofes wird am praktischsten in drei Abschnitten erfolgen im Anschluß an Haupteiugang, Gärtnerei und Leiclienhallen, doch läßt sich auch bei|uem eine Vier- teilung der Arbeitsfolge vornehmen. Ei'läiittM'Uiijisbei'iclit. Zu dem mit dem Hl. Preise ausgezeichneten Entwurf \-on H. Gerstadt-Frankfurt a. M. Kennwort: Man kann's auch so machen. Im vorliegenden Entwurf wurden die meisten Erfahrungen auf dem Gebiete moderner Friedhofsanlagen in jeder Beziehung berücksichtigt. Das Hauptaugenmerk richtete sich auf die praktische Einteilung unter Innehaltung des parkartigen Ge- samtbildes. Das Programm, das nicht durch enggezogene Grenzen dem Schaffenden in dem Entwurf schon hindernden Zwang auflegt, stellt das begründete Verlangen nach einer reichlich abge- messenen Vorfahrt. Dem ist der Entwurf in weitem Maße entgegengekommen, durch die Anlegung des Haupteingangs rechtwinklig zum Sandhoferweg, wodurch die einspringende Ecke dort ihre störende Wirkung verlor. Durch die Ab- schwenkung aus der Richtung des Hauptaufschlußwegs ist der Blick zur Leichenkapelle von der Verkehrsstraße aus genommen und der Eingang erscheint als ein Ganzes für sich, was ihm einen vornehmeren Charakter gibt, als wenn bei Innehaltung der Aehsenrichtung der Eingang nur als das eine Ende des Hauptwegs erscheint und in vorliegendem Falle die Zurseite- schiebung des Hochkreuzes bedingt hätte, wenn es nicht in 162 DIE GARTENKUNST IX, 8 der Mitte des Wegs sperrend seine Aufstellung gefunden hätte. So bildet das Hochkreuz den Abschluß des Eingangs, wo es über dem Blumenbeet liinter einer Brunnenpartie im grünen Rahmen heimischer Laub- und Nadelhölzer dem Eintretenden den Ernst und die Würde des Orts vor Augen führt. Von dem vor dem Hochkreuz gelagerten und mit einigen Birken bestellten Platz zweigen die in den Friedhof führende Rundwege ab. Die Gärtnerei mit Gärtnerwohnung. Wirtschaftsgebäude, Wettbewerbsentwurf füi den Mannheimer Zentralfriedhof. Düsseldorf (angekauft). Gewächshäu.ser mit kalten und warmen Abteilungen, Schuppen, Früh- und Anzuchtsbeeten usw. ist rechts von dem llauptein- gang angeordnet. Sie ist leicht zugänglich' und doch durch starke Vorpflanzung den Augen der Friedhofsbesuchar entzogen. Es erscheint zweckmäßig, ihr, wie geschehen, einen eigenen Zufuhrweg zu geben. Links von dem Eingang, dem Wirt- schaftsgebäude gegenüber, befindet sich das Verwaltungs- gebäude. Die von der schon erwähnten Brunnenpartie gerade nach der Leichenkapelle führende Fahrstraße (Hauptaufschlußweg) ist absichtlich ohne Alleepflanzung geblieben um den groß- zügigen Charakter sowie den Blick nach der Terrasse mit Leichenkapelle frei zu erhalten. Man vermeidet neuerdings die Bepflanzung der Hauptalleen in Friedhöfen aus verschieden berechtigton Gründen und erkennt an, daß auch breite Straßen ohne Bäume durch Anlagen schön sind. Wird aber früher oder später eine Allee gewünscht wo der Entwurf den freien Hauptweg vorsieht, so kann sie stets leicht angebracht werden. Empfehlenswerter ist jedoch die Einfügung einzelner pyramiden- artiger Bäume und Gohc'ilze in die Randpflanzung zu beiden Seiten der Mittelachse. Rechts und links des Haupt- wegs sind in (juadratischer Form Familiengräber, jeweils durch Pflanzung gedeckt, an- gebracht. Hinter diesen grup- pieren sich Reihengräber für Erwachsene und Kinder, die wieder durch kräftige Pflanzungen nach außen ge- deckt und im Innern ilurch Pfhmzungcn den Reihen- grabflächen nacli wesentlich gekürzt sind. Hierdurch ist mit der sonst üblichen Art, die Keihengräber nvir nach außen hin abzuschließen, um im Innern desto mehr die kahle Öde eines langgestreck- ten sog. Gottesackers zu haben, gebrochen worden. Dem Hauptweg sind größere Plätze eingefügt, in denen Rasenstücke oder Blumen- parterro mit Bassins, Figuren usw. liegen. Hinter der größten Zieranlage des Hauptwegs, wo dieser den ebenen Teil des Geländes verläßt und in sanfter .Stei- gung bis zur Ti'0|ipe der Terrasse führt, liegt links ein Rosengarten, der Ab- wechslung in das Bild brin- gen, ästhetisch wirken und die einsame I'^ricdhofsstim- mung abschwächen soll. Der Rosengarten ist in seinen Grenzen so gehalten, daß er gegebenenfalls als Gräber- feld oder Birkenhain an- gelegt werden kann. Gegen- über dem Rosengarten an der östlichen Abflachung Kidibuckels befindet sich ein Urnenhain gedacht ist. Die Allee, die sicli vor dem Rosengarten und Birkenhain zu beiden Seiten des Hauptfahrwegs abzweigt, bildet in ihrem östlichen Teil den Zugangsweg vom Nebeneingang an der Lampertheimerstraße. Sie ist mit Ulmus fastigiata Dampieri Wredei (goldgelbe Pyr.imidenulme) be[iflanzt gedacht, durch deren konstante goldgelbe Belaubung ein hübsches Bild er- zielt wird. Der .") m breite Umführungsweg ist aus Kreisbogen und Geraden verschiedener Richtung gebildet, was eine größere Von R. Hocmaun, der vorgesti'ecktcn Zung Birkenhain, der als Grüfte des und IX, 8 DIE GARTENKUNST 163 Ausnutziint; des verfügbaren Geländes zuläßt und dem Verfasser wohl nicht allein besser gcfidlt als lange gleichlVlrniige Bogenstücke oder gar Bretzelwege. Hinsichtlich der übrigen Wege, die der Anl'schließung der Fläche zu ihrer Be- stimmung dienen, wird auf den llau[itplan verwiesen. Es sei hier nur betont, daß bei allen Wegen lange Durchblicke veruiieden sind durch eingeschobene l'lätze mit schönen Endbildern, wodurch die Vor- teile praktischer Ausnutzung mit denen rein hnidschal'tlicher Anlage günstig ver- eint sind. Die Wegfiihrung am Kuli- buckel lehnt sich fa.st vollständig dmi Gelände an, so daß ein gnlßerer I'jmI. trausport erspart geblieben ist. Die Leichenkapello steht auf einer Terrasse, die sich 1 m hoch von dem übrigen Gelände abhebt und von der Hauptstraße durch eine Treppe, sowie 2 Auffahiten zu erreichen ist. Die Ter- rasse selbst ist mit Linden bepflanzt. Die elektrische Bahn für den Leichen- transport ist dem Programm gemäß in einfacher und nicht störender Weise an der Leichenkapelle geführt Schaubild zum Wettbewerbsentwurf für den Mannheimer Zentralfriedhof. Von E. Hoemann. der Mauer entlang zu Die Steigung, die hier schon an sich sehr gering ist, wird durch das von der Bahn zu um- fahrende Rondell am glücklichsten überwunden, wodurch auch die Ab- und Zufahrt geregelt ist. liechts und links der Terrasse führen Treppen in je einen mit bevorzugten Gräbern und (Srüften belegten Teil. An der weiteren Ausdehnung der Anhöhe wurden waldparkartige Teile geschaffen, in denen kleinere Plätze mit bevorzugten Gräbern, Familiengräbern und auch Grüfte vorgesehen sind. Solche Plätze sind gesucht und werden auch gerne dem Ort ent- sprechend bezahlt. Durch diese Partien führen, wie der Ent- wurf zeigt, selbstgetretene Pfade, die in einiger Zeit durch die naturgemäße Gangart und Führung durch die Gräberfelder entstehen. Für die Bepflanzung sind an den Wegen und ein- zelnen Gräberfeldern entsprechende Pflanzungen aus Koniferen und immergrünen Sträuchern, sowie aus heckenartigen und blühenden Sträuchern gedacht. Die Alleen und Schattenbäume sind aus Linden, Ulmen, Platanen usw. vorgesehen. deren Auswahl selbstver-ständlich nur in den künstlerischen Geschmack des Aus- führenden liegt. Bemerkt soll aber noch werden, daß Roßkastanien bei der Bc' Pflanzung zu vermeiden sind im Hinlilick auf ihre schädigende Wirkung auf weißen Marmor. Hallen zum Schutze des Publikums sind an den Plätzen in genügender Zald und Größe vorgesehen, sowie sonstige Steinbänke, Brunnen usw. Die Bewässerung, ein für den Fried- hof sehr beachtenswerter Punkt mui.l mittelst Hydranten erfolgen. An den Umfassungs wegen der Eeihengräber und im Inneren der waldparkartigen Teile in angemessener Entfernung, gedeckt durch die Bepflanzung, Zapfstellen angebracht sind. Die Unterbringung von Sitz- und Schmuckplätzen entlang der Wege und an deren Kreuzungen ist aus dem Plan genügend ersichtlich. Stiidtiselie Miet^ärten in Müiiclieii. N.ach Mitteilungen vom Stadt. Bauamtmann L. Schachner, München. In dor Sitzung de.s Münchener Gemeindekollegiums vom 27. Miirz d. Js. fand ein Magistratsantrag die end- gültige Zustimmung der Gemeindebevollmächtigten, der sind Rohrleitungen zu legen, an denen Schaubild zum Wettbewerbsentwurf für den Mannheimer Zentralfriedhof. Von R. Hoemann. 164 DIE GARTENKUNST IX, S für die Einrichtulm' von Miet(Schrclicr)gärton ciwi stiidtiscliem Gelände die Bewilligung von 25 000 Mark aus öffentlichen Mitteln forderte. Damit fanden Anregungen ihre vorläufige Erledigung, die die städtischen Verwaltungs- körperschafton Münchens schon eine Reihe von Jnhrt'n be- schäftigt hatten und nach den mir vorliegenden Blättern der amtlichen „Müncheuer Gemeindezeitung" bis zum September 1900 zurückreichen. Bei den Verhandlungen über die Angelegenheit traten Wettbewerbsentvvurf für den Mannheimer Zentralfriedhof. Von U. l!r:ib;in Herrenhausen angekauft). vielfach Bedenken zutage, die teils davon ausgingen, d;ili derartige Bestrebungen l)ei der Münchener Bevölkerung keinen geeigneten Buden finden würden, teils dali es nicht Sache der Gomeindo sei, sondern privater Fürsorge überlassen bleiben müsse, solche Angelegenheiten zu betreiben. Erst 1905 eutschlofi man sich niiigistratseitig der Sache ernstlich näher zu treten und eine kleine Kommission, dem Wunsche des Gcmeind(dr. Schreber, welcher in erster Linie die Schaffung von Jugend- spielplätzen anstrebte, an welche sich dann die Mietgärtchen anglii'dorten. I.)ie nach ihm lie- nannten Spielplatz- und Garten- anlagon fa.nili'ii ilon lioitall Wolter Kreise der Bevölkerung. Zurzeit bestehen in Leipzig und nächster Umgebung rund 6000 kleine .Miotgärten. Die Mehrzahl derselben — rund 5000 — ist auf städtischem Grunde errichtet, während der Rest von rur.d lOOO Gärten auf Privatgrüntien ango- gelegt ist. Die Sta,dtgemeinde Leipzig, welche der ;\nlngo von Schrebergärten reges Interesse entgegonbi'ingt und alle einschlägigen Bestrebungen nach Möglichkeit fördert, hat zum Teil dii> Herstellung der Schrebergärten solb.st in die llaini uenoniineii und führt sie in städtischem l>e- trieb, zum Teil hat die Stailt größere Flächen gemeind- lichen Areals an Sehreberveroine vorpachtet, welcln^ ihrer- IX, 8 DIE GARTENKUNST 165 soits das Land in kleinorpn Abt('ilun,a,-en an ihre U'ü- glicdor weiter verpachten und für die allgemeinen Ein- richtungen Sorge tragen. N\'" die Stadt die Anlage seihst errichtete, iimgal) sie die geeigneten Grundstücke Bei vielen Anlagen befinden sich Turnspielplätze, sowie klrini' Hallen und Wächterhäuschen, auch wurden wiederholt (larlenwirtschalien und kleine Vereinsgebäude angetroffen. Für den Fall die üartenpächter ihr Pachtgrundstück mit Drahtnetzzäunen, stellte M'cge und Turnplätze her abgeben, werden die iMinachtungen und Pllanzungen gegen und sorgte für die Anlage von Brunnen bzw. für Abirisun,i;ssuinnien hieifür von dorn Pachtnachfolger über- dii' Zuführung der Wasserleitung usw. r>ie Herstellung nommen. Es ist, wie dies Bielefeld in seinen Abha.nd- der Umfriedung der einzelnen Gärten überließ sie den hingen über Arbeitergärten (Zeitschrift für Armenwesen, Pächtern derselben. Die Gärten haben durchschnittlich eine Größe von 150— 2ÜÜ qm. iJei- jährliche Pachtzins beträgt bei den von der Stadt errichteten Anlagen je nach der Lage der Gärten in den einzelnen Stadtteilen (S — 11 I^fg. pro qm. während bei den an ilie Schrebervereine verpachtetiui Ländi-reien 2'/2 — lU Pfg. l>ro qm Pachtzins in Anrechnung gebraciit wurden, je nachdem das für Wege und Spielplätze verwendete Areal mitbezahlt wurde oder nicht. E>ie Nach- frage nach den Gärten ist fortgesetzt sehr rege, auch hat die Stadtgemeinde mit der Verpachtung der Lände- reien gute Erfahrungen ge- macht, [lie verschiedenen, von der Kiimmission besichtigen Gartenanlagi'n machten durch wegs einen günstigen Ein druck. Dieselben waren sauber gehalten und gut gepflegt. Bei den älteren .Anlagen waren Bäume und Sträucher ziemlich hoch gewachsen und boten einen hübschen An- blick; dieselben sind zum Teil als Ziergärten ausgebildet, zum Teil zur Obstkultur ver- wendet, so insbesondere die in der Nähe des .Johannisspitales gelegenen Gärten. Auch .5. Jahrg., No. 8) erwähnt, vom volkswirtschaftlichen Stand- bei den in neuerer Zeit angelegten Gärten finden sich punkte aus betrachtet hierbei allerdings der Mißstand hcr- Wettbewerbseiitwurt zum Mannheimer Zentralfriedhof. 0. Gaedt, Kiel (angekauft). Von K. Hoening und gleichfalls größere Baumpflanzungen und Obstkulturen, doch wird in denselben neben der Blumenzucht über- wiegend Gemüsebau betrieben. F\ist in jedem Gärtchen ist ein Gartenhäuschen oder eine Laube errichtet, auch fehlt selten ein kleines Aborthäuschen. DiePäkalien werden zur Düngung der Beete verwendet. r>as Wasser zum Begießen der Beete entnehmen die Gartenpächter zum Teil edn auf ihren Pachtgrundstücken von ihnen selbt aufge- stellten Tonnen und Reservoirs, in welchen die Nieder- schlagswasser gesammelt sind, zum Teil den allerorts lie- vorgetreten, daß bei fortschreitendem Alter der Gärten ein Nachfolger oft mehrere hundert Mark Entschädigung b vv. Einrichtungs- und Anpflanzungsablösung an den Vorpäc ter zu zahlen hat, was, wenn auch die Ablösungssumme dem Werte entspricht, doch die L'nmöglichkeit der Übernahme solcher Gärten durch Minderbemittelte mit sich bringt. Die Stadtgemeinde, sowie die einzelnen Schreberverein;' haben auf Gruud langjähriger Erfahrungen Pachtverträge imd Gartenordnungen aufgestellt, um den Betrieb und die Bewirtschaftung der gemeinnützigen Anlagen zu regeln. findlichen, nächst den Wegkreuzungen angelegten Brunnen Ein Exemplar des derzeit geltenden Pachtvertragsformularcs oder Wasserleitungshydranten. des Rates der Stadt Leipzig befindet sich bei den Akten. 166 DIE GARTENKUNST tX8 Während die Leipziger Sclirebergärton den Eindruclc dos Stabilen, des für liingoro Zeit geschaffenen machon und auch die besondere gemeindliche Fürsorge erkennen lassen, erscheinen die Berliner Mietgarti>nanlagen in der Mehrzahl, insbesondere soweit sie niichst der Be- bauungsgrenze der Stadt liegen, als Provisoria. l'ie Berliner Mietgärton, unter dem Namen der Lauben- kolonien weit und breit bekannt, sollen ihre Entstehung nach einer Notiz in der Berliner Zeitschrift „lU'r Laulien- kolonist" (19(J5. Seite (37) einer in früherer Zeit (den Gründerjahren) bestehenden Wohnungsnot verdanken, welche eine Reihe \\'ohnungsloser ver.anlallfc halieu soll, vor der Stadt auf freiem Felde Buden zu errichten und dort zu kampieren. Dio Laubenkolonien sind in erster Linii' Arl)eitergärten, sie haben nicht den i)ürgerlichen Anstrich der Leipziger Schwesteranlagen. Ihr Hauptzweck scheint auch hauptsächlich im Nutzbau zu liegen. Wer mit der Berliner Stadtbahn den Nord- und Süd- ring befährt oder mit den Vorortzügen dem Lärm der Stadt entflieht, sieht zu beiden Seiten, in der Mehrzahl jedoch auf der der Stadt abgewendeten Seite, große Ge- ländeflächen mit kleinen Gartonanlagen, den Laubenkolonien- bebaut. So befinden sich solche u. a. in griißerer Aus, dehnung besonders an den Außenseiten der Ringstrecke zwischen Bahnhof Landsberger Allee und Bahnhof Weißen- see, sowie bei Rummelsljurg. E)ie meisten dieser Kolonien sind auf privaten Grundstücken, ein verliältnismäßig ge- ringer Teil auf Ländereien der Stadt Berlin angelegt; im ganzen sind zurzeit zirka 150 ha Terrain mit Lauben- kolonien bebaut. Dio Stadtgemeinde Berlin befaßt sich nicht mit der Anlage und dem Betriebe von Mietgarton- anlagen, sondern sie verpachtet nur zu diesem Zwecke geeignetes Ackerland .an Privatunternehmer mit der Befugnis zur Weiterverpachtung und zur Einrichtung der Lauben. Diese Pachtverträge werden von der Stadt nur auf drei Jahre abgeschlossen. Es bestehen spezielle allgonieino Pachtverträge, welchen in der letzten Zeit besondersnoch eino Bestimmung dahingehend beigefügt wurde, daß auf den Gartenplätzon keine Spirituosen feilgeboten werden dürfen und auch seitens der Pächter in koiner Weise ein L>ruck auf die Unterpächter bezüglich der .\lin;ihme geistiger Ge- tränke ausgeübt werden darf. Die Verpachtung der Lände- reien mit der Erlaubnis zur Einrichtung von La,uben- kolonien erfolgt durch öffentliche Ausljietung odw' auch in engerer Konkurrenz unter liekannten unii geoln-notcn Unternehmern unter mriglichstem Ausschluß von Schank- wirten. Mit den Versteigerungi'n hat di(^ StadtKonicinde ein einträgliches Geschäft gemacht, da sie mehrfach den fünffachen Betrag des Pachtzinses für gowühnliches Acker- land erzielte. Meistenteils übernimmt cmu Generalpächter das ganze ausgebotene Terrain, teilt es auf, stellt Wege. Brunnen und Umzäunungen (meistens Drahtnetzumzäunungen) usw. her und vergibt nach Wunsch kleinere oder größere Par- zellen an Unterpächter ab. Dio Größe der Gärtchen .schwankt zwischen 20-30 U R = ,300 bis 4.50 mi"- Gleichwie dies in Leipzig der Fall ist, sind auch hier in in den meisten Gärten Hütten und Laubon errichtet (man sieht auch alte Eisenbahnwagen und Omnibusteilo zu Hütten umgestaltet); besonders fällt die große Zahl von Fahnenstangen auf, an welchen Fahnen und Wimpel aller .^rt meist mit Bezug auf den Namen der j(>weiligen Kolonie flattern. Die Abgrenzung der einzelnen Gärtchen ist gegen,' die Wege zu fast durchweg durchgeführt, zwischen den Gärten fehlen jedoch Abgrenzungen und Ziiune des öfteren. Wie bereits erwähnt, beschäftigen sich dio Kolo- nisten meistens mit Gemüsebau. Größere Bäumo und Strauchgruppen fehlen, was besonders auf die beroils ein- gangs erwähnte Veränderlichkeit der Anlagen zurückzu- führen ist. Nach Aussago von Kolonisten verwenden diese die Produkte der Gärten zum Teil für sich selbst, zum Teil verkaufen sie dieselben und erzielen hiermit sehr gute Einnahmen. Die Pachtpreise für die Quadratrute schwanken je nach der Lage und voraussichtlichen Dauer des Beslandes der Kolonien zwischen 80 und GO Pfg.. be- reclnien sich sonach für den Quadratmetor auf zirka 2 bis 4 Pfg. Hierbei muß allerdings erklärend beigefügt sein, daß die ganze Ausgestaltung nach der Lage der Verhält- nisse wesentlich primitiver als in Leipzig ist und daß bei der Preishöhe speziell die kurze Verwendungsdauer der Gärten von nicht unwesentlichem Einfluß ist. Noch mehr als in Leipzig spielt die Geselligkeit und das Vereinsleben bei den Berliner Kolonien eine Rolle, was insbesondere aus den vielen Versammlungsberichten in der Vereinszeitschrift „Der Laubenkolonist" ersichtlich ist. Erntefeste, Ausstellungen der Gartenprodukte, Tanz- feste, besonders aber auch Wirtschaftsfragen führen die Laubenkoloniston zusammen. Während eine große Zahl der Laubenkolonion die Vorläufer der fortschreitenden Ausdehnung der Bebauung der Umgebung Berlins und seiner Vororte sind — solche Anlagen liefinden sich oft unmittelbar neben Neubauten oder Terrains, welche für die Bebauung bereits vorbereitet sind — , hat neben einigen anderen großen Kolonien be- sonders ein Zweigverein des Roten Kreuzes, der Vater- ländische Frauenveroin Charlottenburg, große Anlagen von Arbeitorgärten auf Ländereien errichtet, welche vom Magist- rat der Stadt Charlottenburg, zu äußerst günstigen Be- dingungen gepachtet wurden. I>iose liegen im Westend an der Kaiscn-in AiigustaAllee, sowie der GsnabrückiM- Straße, die größten und bestausgestatteten in der Jungfern- heide. ( Kortset/.uns folgt.) \y,\s l!(»senlVst zu Maiiillieiiii. Im Nibelungensaa,! des städtisciien Kosenga.rtens ver- anstaltete Mannheim am 22. Juni d. Js. — um die Zeit der Sommersonnenwende — ein Festspiel in großem Stil, wio es wohl in gh^chem Rahmen selten abgehalten wird: ein Rosenfest. Sein ( li'iindgedanke war; Mit Reigen und Gesängen huldigen die Rosen ihrer Königin. Fanfaren kündeten ihr iM'scIieinen an und ein nMches Gofolgo führte sie nach dinn Königsthron in dei- Mitte des Podiums. Schäfer und Schülerinnen — lieliliche Kindergruppen — begannen die Huldigung; rote und weiße Rosen und Rosen- IX, 8 DIE GARTENKUNST 167 knöspchen setzten mit einem Rosenwalzer und Rosen- desSaalesdurcli die Iteivoration lieiter und lustig zu ergänzen, knospenreigen ein. Prinzessin Mai und Prinz Waldmeister ohne Fremdkörper in die Formenwelt des Saales zu bringen, mit Gefolge erschienen vor dem Thron; auch Veilchen, mit anderen Worten also den gegebenen Motiven in jeder Kornbhiraen, Feldmohn und andere Blumen brachten ihre Weise nachzugehen und sie durch den Blumenschmuck Huldigung dar. Eine Schmetterlingsgruppe und eine Hui- zu heben. Auf dii'se Weise mußte der Rahmen digung des klassischen .Mtertums (Ballett aus Glucks für das liebliche Tanz- und Blumonfestspiel geschaffen Au.sscliuiückuiifj; des Nibelungen-Saales im Rosen.i;arten zu Mannheim ,i;elegentlich des Kosenfestes am 22. Juni d. J. Iphigonie) waren reizvolle Vorführungen voll feiner Poesie und Stimmung. Den Beschluß bildete die Vereinigung aller Mitwirkenden (etwa 300 Personen) zu eiiu'r Gesamtgruppe, die sich in Reigen und kunstvollen Figuren fortgesetzt wandelte, und endlich klang das Festspiel in einer Rosen- polonäse aus. r)er ernste Nibelungensaal, in dem der Flrbauer — Bruno Schmitz — durch den prächtigen Nibelungen- fries eine Ideenverbindung geschaffen hat zwischen der sagenhaften Vergangenheit und der alten Flurbi'zeichnung des Geländes — Rosengarten — , auf welchem dieser stolze Festbau Mannheims errichtet worden ist. hatte zu diesem Rosenfeste eine prächtige Ausschmückung er- fahren. Sie war von R. Flügel-Köln unter Mitarbeit des Architekten Kurt Hoppe- Mannheim entworfen und aus- geführt. Man war dabei von fdlgenden Gesichtspunkten ausgegangen: Es galt, die ernste, last nüchterne Architektur werden, und daß das nichts anderes als ein „Rosen- garten" sein konnte, verstand sich ohne weiteres von selbst, ein Rosengarten, von dem das Wormser Rosenlied sagt: „Der hatte keine Mauer, kein Wasser ihn umfloß, es war nur eine Borde von Gold, die ihn umschloß." Die mächtige Saaldecke wurde mit breiten rosa Rosengurt- bögen, auf Hex gebunden, in der Weise dekoriert, daß die eigentliche Etecke zu verschwinden schien und das Ganze als eine mit einzelnen Rosenbogen überspannte riesige Rosenlaube erschien. E>adurch wurde eine Steigerung der an sich schon gewaltigen Raumverhältnisse hervor- gebracht, die noch erhöht wurde durch die Ausschmückung der Beleuchtungskörper. Diese waren durch dunkel- rote Rosongirlanden, ebenfalls auf Hex gebunden, zu mächtigen, in den Raum hineinhängenden Prunkstücken ausgebildet. Grüne Bänder, welche die Blumengewinde hielten, verliehen ihnen einen besonders pikanten Parbenreiz. ir.8 DIE GARTENKUNST IX, 8 Einer goldcnon Borde glich die Brüstung der oberen Galerie, die mit einem dichten Gehege von goldgelben Rosen überwucheri war und in das Ganze ein zusammen- haltendes Motiv brachte. Die Brüstung der Empore war ebenso wie die Pfeiler lind Bogen zunächst mit Tannengrün überzogen: Dadurch entstand eine sehr wirkungsvolle Einheitlichkeit. Von ihrem grünen Unters;rund hoben sich die lockeren rosa bestockte und mit frischen Rosen reich dekorierte Logen verkleinert und intimer gestaltet, und dadurch eine gute Abgrenzung des Raumes für die Tänze, die zumeist in der Mitte des Saales stattfanden, geschaffen. Im Hinter- grund der Umgänge und Galerien waren die Wände teils mit ernstem Kirschlorbeer, teils mit lustigem Birken- grün geziert, so daö die eigentliche Umfassungsmauer fast gar nicht in Erschoinunc; trat. Ausschmückung des Nibelungen-Saales im Ivosenearten zu Mannheim gelegentlicli des Rosenfestos am 22. Juni d. .1. Rosonranken, mit deni'u die Brüstung der I^mpuro iil)er- wachsen war, ab, während die unteren Bogen der Estrade durch dunkelrote Rosen zu lauschigen Lauben ausgebildet waren. L)ie mächtigen Pfeiler, mit Tannimgrün umkleidet, waren nur am Kai)itäl dui'ch eine mit weilien Rosen ge- bildete strenge Verzierung geschmückt, von der aus an d(Mi Ecken weifie Stoffbändcr, die Säulenform(>n betonond, mich unten geführt waren. I »ie Säulcnkapitiile bildeten zugleich den Ausgangspunkt der Dekoration der Gewiilbe- bogen und Bcdeuchtungskörper über der Galerie, wie das Bild zeigt, ein recht wirkungsvolles Dekoraiiiuisniotiv. In den Pfoilerbogc^n waren mächtige lldizampeln mit weißen Rosenfülliuigen aufgehängt und bildotrn zu den Belouchtungskörporn eine wirksame Ergänzung. Der Saal selbst wurde durch breite mit Tannenreisig Besondere Liebe war der Ih^koralion di's Podiums gewidmet, das als .\usgangspunkt drr Auftiilirung so- wohl wie als Kopfstück der Iiekdralinn kraflvoll in Erscheinung treten mulito. Zwiilf kriirtig(^ Birkenstäranu^ a,n die zwölf Helden der Rosi'ngartensage, dio Hüter des Rosengartens, erinnernd, liildeti'R einen slimmungsvollen Rahmen für den Thron der Resenkririigin. Je sechs von ihnen iinislanden einen knorrigen, sog. tausendjährigen RosiMistoek, \(in ib^niMi der eine roten, der andere mit weilien Tausenden von Blüten geschmückt war. Das Ganze war vim einer Rosenhecke aus kräftig blühentÜMi Crimscui Rambler umzogen, die in der Mitte eine Art Rosenlaubo bildeti' und den Thron der Königin barg, während an den SeitiMi ilii' niihlühendo Hecke einen direkten Übergang zu den niil dunkelroton IX, 8 DIE GARTENKUNST 169 Rosen dekorierten Bogonlauhen der Estrade liildote. Da- durch war nicht nur eine organische Yerliindung zwischen dorn Saal und dem Podium geschaffen, sondern auch ein reizvoller Rahmen für die Gruppen iioblicher Menschenkinder, die sich auf der Bühne liewegten. Die Umfassungswände der Kühne waren als mächtige dunkle Tannenwand ausgebildet, woraus sich in der Mitte die Orgel sehr wirkunsi'svnll heraushob, und woduridi dem ha,l>en, mehrere Tage Zeit. Wie sollen die Rosen während dieser Zeit frisch gehalten worden? Das ist doch bei einer Arbeit von solchem Umfange ganz unmöglich. Aber noch eins: Selbst wenn es auch gelingen sollte, das Anbringen der zahllosen Blumen sehr schnell zu bewerkstelligen und die Blumen mit allen zu Gebote stehenden Mitteln bis zum Beginn des Festes frisch zu halten, dann wäre dii' Miilie doch eine vergeliliche und der Erfolg entspräche nicht. Ausschmückung des Nibelungen-Saales im Rosengarten zu Mannheim gelegentlich des Rosenfestes am 22. .Juni d. .1. Bühnenbild ein ruhig vornehmer, einheitlicher Hinter- grund gegeben wurde. Wer diese in solchem I^mfange nur selten durch- geführte Saalausschmückung gesrhcn hat, als sie in üppiger Frische eben vollendi't und der weite Raum mit festlich gestimmten Menschen erlüllt war, konnte sich ihrem wirkungsvollen Eindruck nicht entziehen. Die strenge Kritik wollte freilich Ijomängeln, daß die Rosen zum weitaus größton Teil künstliche Rosen waren. Demgegenüber sei die Frage erlaubt: Wie denkt man sich denn die Durchführung einer solchen Dekoration mit echtem frischen Material? Angenommen selbst, die Masse von Rosenblumen, welche dazu nötig gewesen wäre, sei vorhanden gewesen I Das -Anbringen erfordert doch, man mag noch so viele geschulte Arbeitskräfte zur Verfügung den Erwartungen. Warum? Weil es nur ganz wenige Rosen gil)t, deren Farben intensiv genug sind, um in solchen großen Innenräumen auf die dabei in Betracht kommenden Entfernungen zur Wirkung zu kommen. Man mache einen praktischen Versuch und man wird überzeugt sein, daß es so ist. Ein kleiner Saal, etwa für eine Hoch- zeitsgesellschaft, mag sich wirkungsvoll mit echten Rosen schmücken lassen, für Riesenräume, wie im vorliegenden Falle, geht es einfach nicht. Soll man sich nun deshalb das schöne Rosenmotiv für solche Gelegenheiten entgehen lassen? Will man sich auf diesen Stand|)unkt stellen, dann wird man überhaupt auf die Verwendung von Blumen bei solchen Gelegenheiten verzichten müssen — denn was von den Rosen gilt, trifft auch bei den anderen 170 DIE GARTENKUNST rx, 8 Blumen zu. Das wäre doch wohl etwas zu weit ge- gangen. Etwas anderes ist es, ob es geschmackvoll war, bei den Ankündigungen des Mannheimer Festes mit schwung- vollen \\'orten beim Laienpulilikum geradezu den Glauben zu erwecken, als handele es sich um eine Ausschmückung mit echten, wirklichen Rosen. Gewiß, es waren auch solche vorhanden, sehr viele sogar, aber sie reichten nur so weit und so hoch, wie man sich durch Be- fühlen und Begreifen von ihrer wahren Natur überzeugen konnte. \\'er will das alier anders machen? Oflenbach a, M. Anläßlich seines 50jährigen Geschäfts- jubiläums stiftete Kommerzienrat Ludo Mayer in Offenbach zur Freilegung des Schloßplatzes und Herstellung eines von Parkanlagen umgebenen Monumentalbrunnens den Betrag von 201 1000 Mk. Verschiedenes. Bund deutscher Baumschulenbesitzer. Am 22. Juni d. .Js. ist in Mannheim der „Bund deutscher Baumschulenbe- sitzer" gegründet worden, der die in den veischiedenen Landes- teilen und Provinzen bestehenden Vereinigungen von Baum- schulenbesitzern korporativ zusammenfaßt. Der „Bund" be- zweckt nach einem Kundschreiben seines Vorsitzenden H. Müller, Langsur bei Trier, die Wahrung und Förderung- aller gemeinsamen Interessen der Baumschulenbranche und gilt als Zentralstelle für Anträge der Pruvinzial- und Landes- verbände. — Zu der Uründungsversammlung waren etwa 200 Teilnehmer aus allen Landesteilen erschienen. Unter den Verhandlungsgegenständen befanden sicli folgende Angelegen- heiten: Besprechung der allgemeinen Geschäftslage, Tarifan- gelegenheiten, einheitliche (jualitäts- und Sortenbezeichimng, Schutzzollfragen, Konkurrenz der Kreis- und Konimunalbaum- schulen usw., das Pflanzenmaterial der modernen Gartenkunst usw. — Wir behahen uns voi'. auf Kinzelheiten noch zurück- zukommen. Gartenvorstadt am Hohlen Weg b. Darmstadt. Die .Stadtverordnetenversammlung zu Darmstadt genehmigte den Entwurf eines Ortsbaiistatuts für eine neu zu er- bauende Gartenvorstadt, Hohler Weg-Dieburgerstrasse im NO. der Stadt Der Bebauungsplan ist von Prof. Olbrich entworfen. Wir haben darüber im vorigen Jahrgang der Gartenkunst ausführlich berichtet. Die wesentlichen Bestim- mungen des Baustatuts sind nach der Südd. Bauzeitung folgende Im ganzen bietet das Terrain für etwa 4.')0 Häuser mit Gärten ä 10 X 20 m Platz. Kein Bauplatz darf unter 500 qm Größe haben. Dreiviertel der Gesamtfläche eines jeden Bauplatzes müssen unbebaut bleiben; die Gebäude dürfen außer dem Erd- geschoß nur ein bewohnbares Obergeschoß haben und müssen entweder auf der Grenze oder mit mindestens 5 m Abstand von derselben errichtet werden. Mehr als zwei Häuser sollen nicht aneinander gebaut werden. Die Errichtung von Hinter- und Seitengebäuden zu Wohnzwecken ist unzulässig. Bau- erlaubnis wird nur für solche Gesuche erteilt, die in architek- tonischer Hinsicht eine befriedigende Gestaltung dos Äußeren zeigen. Geräuschvolle Gewerbebetriebe und Wirtschaften sind verboten. Um ein ab w echselungsreiches Straßenbild zu schaffen, sollen die Erbauer nicht gezwungen sei n, die Häuser in eine Richtung zu stellen. Die E\age wegen Anlegung von Vorgärten wird vorerst offen gelassen. Die Zusammenlegung der Grundstücke des ganzen Bauviertels oder einzelner Teile desselben ist ausschließlich Sache der Grundbesitzer. Solange eine Verständigung der Grundbesitzer über sachgemäße Einteilung des Baublocks nicht erfolgt ist, kann Bauerlaubnis nicht erteilt werden. Die Entscheidung über letztere hat die Stadtverordnetenversammlung. Personalnachrichten. Dr. Beck, 0., Oberbürgermeister zu iMannheim, ist zum Ehrenmitglied, Ritter, R., Bürgermeister, Leiter der Jubiläums- ausstellung zu Mannheim, zum schriftwccbselnden Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst ernannt worden. — Perring, Wilh., Inspektor des Botan. Gartens zu Dahlem, wurde zum Kgl. Preuß. Gartenbaudirektor ernannt. — Karl, Joh., Oliergärtner in den Kuranlagen zu Bad Pjms, ist ge- storben. — Hampel, Carl, Gartendirektor der Stadt Leipzig, erhielt das Kitterkreuz des Mecklenb.-Schwerinischen Greifen- ordens. — Mader, J., Stadtgärtner in Briei;- (Bz. Breslau), er- liielt den Titel Garteninspektor. — Koenig, Fr., ehem. Geisen- heimer, wurde als Obergärtner bei der städt. Garteninspektion in Gleiwitz O.-S. angestellt. — Kahler, J., Hofgartendirektor in Schwerin und Hofgärtner Klett ebenda, sind am 1. Juli d. J. in den Ruhestand getreten. Letzterem wurde das Verdienstkreuz der Wend. Krone in tiold verliehen. Die Hofgartendirektorstellc wird nicht wieder besetzt. Die Leitung des Reviers ist Hofgärtner Schultz, bisher in Ludvvig.slust, überti'agen. An dessen Stelle ist Hofgärtner Kalb in Schwerin nach Ludwigslust versetzt worden. — Langenbucb, Stadtgärtner in Lübeck, ist gestorben. — Masters, Dr. Maxwell T., Herausgeber der englischen Fachzeitschrift „Gardeners Obronicle" ist am SO. Mai d. Js. gestorben. Er war der Sohn eines Handelsgärtuers in Canter- bury, studierte Medizin, wandte sich aber später der Botanik und dem Gartenbau zu. Vierzig Jahre hat er „Gardeners Obronicle" geleitet, daneben eine Anzahl anderer wissenschaft- licher Abhandlungen und Werke verfaßt und eine äuBerst fruchtbare und anregende Tätigkeit entfaltet. — Dr. Wortmann, Profe.ssor und Direktor der Geisenheimer Lehranstalt, wurde zum Geheimen Kegierungsrat ernannt, nachdem er einen Ruf als Direktor der kaiserlichen biologischen Anstalt für Land- und Forstwirtschaft (als Nachfolger Dr. Aderholds) abgelehnt hatte. — Rausch, Garteninspektor der Flora in Köln und Reinhardt, Cl arten arohitekt in Wiesbaden, haben dasOeschäft des (iartenarchitekten J5arthels in Köln übernommen. — Müller, Prof. Dr. Carl, Dozent an der Königlichen Gärtnerlehranstalt Dahlem und an der Technischen Hoc^hschulc in Charlottenburg, ist am 13 Juni d. .Is. gestorben. — Ohrt. Heinrich, Hofgarten- direktor in tMdenburg, der am 1. November v. .1. sein .'lOjähriges Dienstjubilaum gefeiert hatte, ist am ."). Juli d. Js. im Tfi. Lebens- jahre gestorbert. — Kellermann^ Stadtgärtner in Neu!!, ist zum Stadtgartoninspektor ernannt worden. — Sieber, In- spektor dos botanischen Gartens in Marburg, beging am l..Iuni d. Js. sein 2.">jähriges Dienstjubiläum. — Keerl, F., Garten- bauingenieur in Mannheim, dem die technische Leitung der Gartenbauausstellung obliegt und welcher das reizvolle Schwarz- waldidyll dortselbst geschaffen hat, ist durch Verleihung des Ritterkreuzes IL Klasse vom Zähringer Löwen ausgezeichnet worden. — Veiten, Wilh., Mitinhaber der Firma Gebr. Veiten, Mannheim, ist gestorben. Berichtigung. In der Unterschrift unter der ,\bbildung Seite Ki!) (Juli- Nummer) muß es heißen; B. Schulhof, Turnhof und Schul- garten. — Auf Seite 14li sind die Unterschriften unter den beiden Abbildungen vertauscht. H. Für die Redaktion verantworllicli: Stadt-Qartondirektor Heicke, Frankfurt a. M. — Verlag von Qohrüder Borntraeger, Berlin SW. 11, GrofsbeerenstralHu 9. — Druck von A. W. Hayn's £rben, Potüdam. IX, u DIE GARTENKUNST 171 Städtische Miet.^iiirteu in Miiiidicii. Nach Jlitteilungeu vom .StIUlt Baiianitnuinn L. Schachner, ^liimhen. (SchhiT.. I BflLt.UR - 5TRflS5t ''ÜREIME nifTGnRTifnnnLiGC"''juCEnßbPiCLPL'iTZEn nflcnST ttn wESTucnen fricciiiof. (^wiscncn BflLl^ufi-" v°LPini5TR ) 5,.7iT^ MIETGflRTEn 616, f^ SPItLfLflTZE 7-73 ef^n WEG£ H9 q~ UBERB FLIUlt GESnnTFlfluiE ® O O O O Q -O— 0—0_Q-0 1 ~1 1 1 f 1 i 1 t;e. Von L. Schachner, stildt. Bauamtrnann, München. Die großen Felder wurden hier in einzelne Patronate zu je 12 — 15 Mietern zerteilt, von denen jeder in den erstgenannten Anlagen zirka 250 qm, in der Jungfern- heide 300 qm Land bekommt, wofür pro Woche nur der geringe Betrag von 20 Pt'g. Miete erhoben wird. E>er Mietpreis berechnet sich hieraus jährlich pro qm auf nur zirka 2 Pfg. Die Mieter rekrutieren sich in der Haupt- sache aus Arbeitern. Aus den Reihen der Mieter werden Vertreter gewählt, welche im Verein mit den Patronats- vorständen (meistens E»amen und Herren der höheren Gesell- ^' Schaftskreise) die Verwaltung der einzelnen Gruppen führen und deren Interessen wahrnehmen. Auf die iMUzelheiten der Organisation einzugehen würde hier zu weit führen. er er Auf dem Grundstücke in der Jungfernheide hat der Antialkoholverein vom Grünen Kreuz eine Verkaufsstelle für Milch. Backwaren und alkoholfreie Getränke errichtet, welche sich nach den gewordenen Jlitteilungen gut be- währt haben soll. E>er Vaterländische Frauenverein hat auch eine größere Anzahl Parzellen Gartenland zu je zirka 250 qm Größe nach Umfrage bei Fabriken, Werkstätten und Armenpflegen ver- lost und kostenlos abgegeben, wobei besonders kinder- reichen Familien der Vorzug gegeben wurde. Auch trug der genannte Verein auf seinen Grund- stücken für die Schaffung von Spiel- und Turnplätzen Sorge. Die näheren Angaben über die Verpachtung und er 172 DIE GARTENKUNST IX, 9 Bewirtschaftung der Gärten sind in No. 8 der Zeitsrhrift für Armenwesen Seite 12 — 14 gegeben. Abgesehen von den aus der Gartenverpachtung und Bebauung resultierenden Vorteilen bietet der Verein seinen Pächtern auch eine Reihe Vergünstigungen in wirtschaft- licher Beziehung durch Unterstützungen, billige Beschaffung von Kohlen, sowie durch Einrichtung von Sparkassen tisw. Ein Vergleich zwischen den Schrebergärten in Leipzig und den Laubenkolonien in Berlin und Umgebung läßt die Verschiedenartigkeiten in vielen Beziehungen erkennen. Während in Leipzig von Anfang an zuviirderst die Für- sorge der Stadtgemeinde und deren spezielles Eingreifen in der Ausgestaltung der Gartenanlagen wahrzunehmen ist. sind die Berliner Laubenkolonien aus den Arbeiterkreisen heraus entstanden und hat sich hier erst im Laufe der Zeit eine rege Anteilnahme weiterer Ivreise der Bevölke- rung an der Ausgestaltung — wohl angeregt durch das Leipziger Vorbild — herausgebildet. Indes in Leipzig nach der Entwickelung die Pflege des Jugendspieles und die Schaffung von Spielplätzen die Grundlage gab, war es in Berlin der Wunsch des Arbeiters, ein Grundstück für sich zu bebauen. In Leipzig wurden die meisten Anlagen als länger dauernde Einrichtungen ins Leben gerufen, während ihnen in Berlin mit seiner gewaltigen Entwickelung nach der Lage der Verhältnisse mehr die Erscheinung des Provisoriums anhaften mußte (mit Ausnahme einiger Au- lagen, so der letztgenannten Anlage des Roten Kreuzes). Im allgemeinen machen auch die Leipziger Anlagen mehr den Eindruck des Wohlgeordneten als die Mehrzahl der Berliner Laubenkolonien. Es wird nun für .München auf Grund der gemachten Wahrnehmungen und gepflogenen Verhandlungen die An- lage von Mietgärten, sowie der Betrieb derselben durch die Stadtgemeinde empfohlen. Bezüglich der Ausgestaltung selbst möge von vornherein gewarnt sein vor einer un- zweckmäßigen Sparsamkeit und Primitivität. Besonders aus der Entstehungs- und Entwickelungsgeschichte der Leipziger Schrebergärten läßt sich erkennen, wie man sich allmählich von den primitiven Einrichtungen mit nicht un- erheblichem Kostenaufwand zu größerem [\omfort durch- rang. Gar mancher Pfennig der aus freiwilligen Beiträgen und Schenkungen oder sonstwie a fond perdu floß, tritt wohl großenteils bei dem Gesamtkostonaufwand nicht in Erscheinung, so daß Vorsicht bei der Vergleichung der Anlagekosten und auch der Mieten sehr geboten erscheint. Es wird in Vorschlag gebracht, für den Fall der Er- richtung von Mietgärten in München näher getreten werden sollte, die äußeren Umzäunungen des Areales aus Hannichel oder Prügelzäunen herzustellen, da die Draht- netzzäuno — wenn sie auch etwas billiger bei der Be- schaffung sind — oft schon in kiirzestor Zeit und leicht Deformierungen und Beschädigungen unterworfen sind und dann einen recht unschönen Anblick gewähren. Auch ästhetische Gründe sprechen gegen Itrahtzäune, da ihnen die Eigenschaft des Raumabschließens fohlt, hie Anlage guter, kiesunterlogter, gewalzter WegverbindungiMi er- scheint gleichfalls notwendig. Man lasse sich ja wegen der anfänglichen Kostenersparnis nicht dazu bi'slininn'n, Wege nur durch Ausstreuen von Sand und Kieseln auf Grasboden herstellen zu wollen. Die Instandhaltungskosten sind im letzteren Fall bi'deutend und die Wege bleiben stets schlecht. Beim Oktoberfeste dahier hat man ähnliche Erfahrungen gemacht und ist mit der Zeit an die Schaffung fester Straßen und Wege gegangen. Auch kann aus hygienischen Gründen, sowie wegen der unaus- bleiblichen gegenseitigen Belästigung durch Geruch unter keinen LTuiständen die Anlage einzelner Aborte auf den Gartengrundstücken begutachtet werden. Es empfiehlt sich hiergegen die Errichtung einer größeren Abortanlago nach der Art der auf dem Oktoberfest bestehenden Be- dürfnisanstalten, welche den einzelnen Garteninhabern zur kostenlosen Benutzung freistehen soll. Liie Anlage einer Spiel- und Unterkunftshalle erscheint schon im Hinblick auf den Spielplatz geboten; die Einrichtung einer Wächter- stube ist im Interesse der Sicherheit und Ordnung als auch Wogen der Bewachung der Anlage notwendig. Ob und in welchem Umfange ein kleiner Wirtschaftsbetrieb mit Flaschenbier tisw., die Abgabe von kohlensaurem Wasser und der Handel mit Obst, Brot, Zuckerwaren wünschenswert und zulässig erscheint, dürfte die Zeit lehren, jedenfalls sollte von vornherein die Einrichtung einer gemeinsamen Wirtsstube oder eines Wirtsgartens aus- geschlossen sein. Für eventuelle Festlichkeiten könnten Stühle, Tische und Bänke auf den Spielplätzen und um dieselben herum Aufstellung finden. Schließlich sei noch darauf hingewiesen, daß im Interesse der Sauberkeit und Ordnung die Herstellung der Umzäunungen der Gärtchen durch die Stadt gelegen ist. Bei der Vergebung großer Längen von Zäunen ist die Stadt in der Lage, dieselben billiger herzustellen, als wenn der einzelne für seine Um- friedung, wenn auch in einfachster Weise, sorgen muß. Eiamit ist auch der Vorteil verbunden, daß recht unschöne und mehr als einfache Gartenumgrenzungen, wie sie des öfteren in Leipzig und besonders in Berlin angetroffen wurden, vermieden bleiben, was doch im allgemeiner Interesse gelegen sein dürfte. Es ist durchaus nicht zu befürchten, daß hierdurch eine Uniformierung und unan- genehme Gleichmäßigkeit in die Gesamtanlage gebracht wird. Die verschiedene Gestaltung der Gärtchen, der An- lagen und An])flanzungen in denselben sorgt genügend hierfür, so daß eher einige Gleichmäßigkeit in manchen Einrichtungen von Vorteil sein dürfte. Zum Schlüsse sei besonders die Einrichtung von Miet- gartenanlagen in verschiedenen Stadttculen unter An- gliederung von Jugendspielplätzen wärmstens befürwortet. Solche Anlagen sind in hygienischer Beziehung von ganz hervorrager Bedeutung, sowohl wegen der Erholung und Beschäftigung in freier Luft, als auch wegen der Ab- lenkung vom Wirtshausbosuch, in wirtschaftlicher Hinsicht besonders wegen der Fh-höhung des Sparsinnes umi der Erweckung des l'^igentumsgefühles, in ethischer Beziehung wegen der Stärkung des Familiensinnes und nicht zum mindesten in kuliureller Beziehung durch liie Erweckuni;- des Interesses an den Vorgängen in der Natur. l»ios(! Momente sollten, abgesehen von anderen, aucii die Stadtgeiiieinde veranlassi'u, für die Anlage von Miet- IX, 9 DIE GARTENKUNST 173 gärten baldmöglichst Sorge zu tnin'on, zumal sich ein Bo- dürfnis nach solchen bereits in lu'i'iton Scliichton dos Volkes kundgegeben hat. — Gleichzeitig mit diesem Bericht gelangte im März 1906 ein Entwurf des Bauamtmanns Schachner zur Vor- lage, der die Einrichtung einm- Miotgartenanlage auf einem städtischen Gelände im Nordosten der Stadt vorsah, wo bereits Straßenbahnverbindung und Wasserleitungsanschlufi vorhanden war. Der Entwurf wurde zur weiteren Prüfung einem Ausschusse überwiesen, dem unter andern auch Stadtgärtendirektor Heiler und Gemeindebevollmächtigter B u c h n e r angehörten. Nach längeren Verhandlungen in diesem Ausschusse, im Magistrat und im Gemeindekollegium, bei denen in der Hauptsache eine wesentliche Herabminderung der ursprünglich auf 4'6 OUO Mark veranschlagten Kosten unter Vereinfachung der geplanten Ausstattung der Gärten herbeigeführt wunle, fand der Schachnersche Entwurf die definitive Genehmigung. Auf Seite 171 ist der Lageplan der ganzen Aidage wiedergegeben. Über die bei der Einrichtung und für den Betriel) mangebenden Grundsätze ist zu berichten: [»ie Anlage umfaßt eine Fläche von 49 U9S qm mit 180 einzelnen Gartenteilen im Ausmaße von mindestens 120 und höchstens 270 qm; einige Gärten an den Ecken sind noch größer und eri-eichen ein Plächenausmaß bis zu 440 qm. Sie zerfällt durch die im Interesse der Jugend not- wendige, von Nord nach Süd verlaufende Spielplatzanlagc mit Brunnen, Bedürfnisanstalt und Unterstandshalle in zwei Teile. Die Ostseite umfaßt 104 Gärten, die West- seite 70 Gärten. Ein Teil der Gärten ist von einem Verein ,,Heimgartenbund", einige sind von der Portbildungs- schule für Gärtner ermietet, der Rest von anderen Inter- essenten. Selbstverständlich werden diese Gärten nicht zu gewerblichen Zwecken, auch nicht zur Errichtung von festen Bauwerken bzw. zu Wohnzwecken vorgeben. Nach dem Projekte übernimmt die Stadtgemoinde: a) die Kosten für die Bereitstellung der Mietgärten und die Anlage von Wegen innerhalb des Miet- garten.areals; b) die Kosten für die Anlage von Spielplätzen und die Herstellung von Baumpflanzungen, von Brunnen, die Aufstellung von Bänken innerhalb des Spiel- platzareals; e) die Kosten für die Wasserzuleitung (jeder Garten . erhält seine eigene Wasserzuleitung, Steigrohr und Auslau fhahn) und für die Anlage der not- wendigen Abort- und Versitzgruben; d) die Koston für die Bedürfnisanstalt und die damit verbundiMie offene Halle. Zu den Kosten 11t. a zählt insbesondere die Um- friedung des gesamten Areals mit Hannichelzaun, die ebenso, wie die einzelnen Gartenabschlüsse, nach den Er- fahrungen in anderen Städten einheitlich und solid her- zustellen ist und demnach den einzelnen Mietern oder auch oinem Verein nicht überlassen werden kann, wenn nicht schon das äußere Ansehen der ganzen Kolonie beeinträchtigt werden soll. Die Gehwege innerhalb der Kolonie sind von den Kolonisten zu unterhalten, weil sie dem Verkehr in der K(donie dienen, ihre erstmalige An- lage obliegt der Unternehmerin, also dor Stadtgemeinde, die auch das gesamte Grundstück vorher durch Pflügen usw. für die gärtnerische Benutzung herzurichten hat. Die Spielplatzanlagn ist 84 m lang und 32,50 m breit; sie umfaßt eine Fläch(( von 6861 ([m und ist von einer Doppelallee eingerahmt, die auch später einmal blcdlien kann, wenn die gauzeAnlage der Bebauung zugeführt werden sollte. L>ie Benutzung des Spielplatzes ist nur den Kolonisten gest.attet. Die Aufsicht und die Bedienung dor Bedürfnisanstalt ist den Kolonisten überlassen. Der Bestand der Anlage ist vorerst auf 15 Jahre in Aussicht genommen. Der Mietpreis beträgt für die ersten Pächter 16 Pf. pro qm, später sollen 18 Pf. gezahlt werden. Es ergibt dies eine Rente von rund 5500 Mark, die für Verzinsung und Unterhaltung vnllkommen ausreicbt. Damit dürfte auch für München der Anfang gemacht sein, die Neigung zum Gartenleben in denjenigen Kreisen neu zu beleben, denen sie mangels eigenen Besitzes und sonstiger tielegenheit zur Betätigung nach und nach ab- h.anden gekommen war, ähnlich wie dem Maulwurf das Sehen. Die Bedenken, in den Kreisen, auf welche der- artige Einrichtungen berechnet sind, sei kein Bedürfnis und Verlangen danach vorhanden, da der echte Münchener lieber auf den Keller anstatt in den Garten gehe, sind bereits widerlegt, indem die vorgesehenen 180 Gärtchen alsbald nach Bekanntwerden des Planes fast sämtlich ver- geben worden konnten und bereits eine Vereinigung „Heimgartenbund" zur Förderung dor Sache entstanden ist. So darf erwartet werden, daß dieses von der Stadt gegebene Beispiel vorbildlich sein und anregend auf weite Kreise wirken werde. Zum Schlüsse bleibt mir noch übrig, Herrn Bauamt- msmn Schachuer, München, für das mir freundlichst überlassene Material zu diesem Berichte verbindlichst zu danken. Heicke. Das ßaumaterial der heutigen (lartenkunst. Von Frhr. von Engelhardt. (Vortrag in der Sitzung der Gruppe Kheinland, gehalten am 11. August 1907 in Benrath.) Meine Herren! Die heutige Gartenkunst stelle ich nicht in Gegensatz zu der ganzen bisherigen Gartenkunst, als lüitte unsere Zeit etwas Besonderes und Neues ent- deckt und geschalten. Wohl aber stelle ich das Wort „heutige Gartenkunst" in Gegensatz zu der jüngst ver- gangenen Zeit und ähnlichen Zeitabschnitten der Ge- schichte, deren Park- und Gartenanlagen davon Zeugnis ablegen, daß unsere Kunst, wenn auch mit Ausnahmen, auf ungesundem Boden stand, daß ihre Blüten meist ver- bildet und ohne E>u{t, ihre Früchte gröDtenteils unreif und charakterlos, geschmacklos und daher für feiner gebildete Sinne untjenießbar blieben. — Schuld daran war seitens 174 DIE GARTENKUNST IX, 9 der Gartenkünstler, im besten Fall, Unklarheit über den Sinn und Zweck der gestellten Aufgaben und dem- gemäß Ratlosigkeit bei der Ausgestaltung des Werkes, — im schlimmsten Fall bequeme, gedankenlose und unter- schiedslose Anwendung einer angelernten Schablone, ge- paart mit kunstfeindlichen Handelshiteressen. Schuld daran war ferner seitens der Auftraggeber, im besten Fall, widerstandsloses, gleichgültiges Mitmachen der Mode — im schlimmsten Fall unaufrichtiges Scheinwesen und Protzentum, jenes un- versiegbare Quellengebiet ästhetischer Taktlosig- keiten. Nicht wir allein — nein, wohl alle angewand- ten Künste waren gegen Ende des vorigen Jahr- hunderts auf gleichen Ab- wegen. Zum Ausgangs- punkt in gesunde Bahnen wurde der Gedanke an den Zweck und die Gebrauehs- fähigkeit des zu schatten- den Werkes. Die klare Einstellung unserer Sinne auf diesen Brennpunkt angewandter Kunst hat auch uns Gartenkünstler in gesunde Bahnen gelenkt. Eine charakteristische Be- gleiterscheinung solcher Richtungsänderung (auch auf anderen Gebieten) ist die hier und da auftretende Frage: Ja, was für Gärten sind denn jetzt modern? — wie soll man einen Park und Garten heute machen? Darf denn der landscdiaft- liche Garten gar nicht mehr vorkommen? u. dgl. m. Es spricht aus solchen Fragen der Wunsch, sich wieder an ein neues Dogma oder eine Schablone klam- mern zu können, die beim Versagen der eigenen Ge- staltungskraft Rat und Stütze bieten könnte. Es ist ein Irrtum, m. H., wenn jemand glaubt, di(! regelmäßige, architektonische Anordnung sei jetzt allein an der Tages- ordnung. Dieser Irrtum ist nur daduridi entstanden, ibili unsere Vergehen in der kleinen (iartenanlago am Hause be- sonders schw(^rvviegend waren, weil wii" (b^n Wolinzweck dort fast ganz außer acht gelassen hatten und der Architekt, der ?twas früher als wir aus dem Schablononschlaf aufgewacht war, uns auf diese Fehler aufmerksam gemacht hatte. Außer dem Wohnzweck können aber auch andere Zwecke in Frage kommen — ich nenne als Beispiel den Nutz- garten zur Erziehung von Gartenfrüchten aller Art, das Arboretum, das Alpinum, die lebendige Stauden- sammlung, das Rosarium, schließlich den botanischen Garten zum Studium für den Liebhaber oder den Fach- mann; ich nenne ferner die Schmuckanlage, die — wie das Wort schon sagt ',k'- >i, k>- den Hauptzweck hat, ein Gebäude oder ein E>enk- mal durch Pflanzenschmuck in seiner Schrmheit zu steigern — oft leider auch seine Häßlichkeit zu ver- decken. Auch die gärtne- rische Behandlung der Straßiui in Stadt und Land, die m.alerische Ver- vollkommnung eines L a n d s c h a f t s I3 i I d e s durch gärtnerische Ein- griffe, um etwa von der Veranda eines Gutshauses einen angenehmen Ausblick zu haben .... Sie sehen, es gibt so viele Zwecke, denen unsere Arbeit zu dienen hat, daß es schwer f;illt, sie alle aufzuzählen. In jedem Fall aber wird der Zweck uns bei der Wahl der Gruntlfnrm, der Tonart einer Anlage in erster Linie leiten müssen. Und wenn wir dann über das Gesetz ins Klare gekommen sind — über das besondere Ge- setz, was bei dieser einen Ausgestaltung zur Geltung kommen soll — so tritt die Frage an uns heran: Mit welchem Material baut^i wir am besten das Werk, das uns vorschwebt, wel- ches Baumaterial wird am besten diesen besonderen Zweck erfüllen und di(ienst architektonischer Gestaltungsart zu stellen. Wer aber ihren lebendigen Widerstand nicht brechen kann, der hüte sich davor, seine Anlage auf eingebildete Herrscherkraft zu gründen. Wieviele Beispiele zeugen von der häufigen |k' bk' Verkennung dieser Warnung und stellen den Bositzei oder SclK'ipfiT der Anlage als Nichtkönner bloß. Weit weniger Herrscherkraft beansprucht diejenige Park- oder Gartenanlago, welche aus solchen Pflanzen auf- gebaut ist, die vermöge ihrer natürlichen oder gar indi- viduellen Eigenart der Aufgabe gewachsen sind, die der Gartenkünstler ihnen stellt. Xur ein guter Pflanzenkenner ist daher imstande, sein Baumaterial seinem Zweck entsprechend zu wählen. Wer aber die Lebensbedin- gungen der Pflanze, ihre Wachstumsart und -Schnel- ligkeit, die Zeit der Blüte und ihre Farbe, kurz, ihr Itesonderes Sein und Wer- den nicht kennt, der hüte sich davor, die Rollen zu verteilen, die die Pflanzen übernehmen sollen. Sein inszeniertes Schauspiel wird, statt mit gesteigertem Zusammenhang, mit einer jämmerlichen Konfusion enden. Wer kennt nicht die Anlagen, in denen die bedauerlichen Folgen sol- cher Unkenntnis und ge- dankenloser Rollen vortei- lung nur allzu deutlich zutage treten'.' E)ie Frage, in welchen Fällen das regelmäßig um- gebildete — in welchen das natürlich individuelle Pflanzenmaterial zum Bau verwendet werden soll, diese Frage läßt sich überhaupt nicht allgemein beantwor- ten; darüber entscheidet in jedem Einzelfall der Zweck der Anlage und der künstle- rische Takt. Wenn aber unsere heutige Gartenkunst beide Bauarten in ihrer Eigenart deutlicher als bisher auszuprägen, charakteristischer aus- zugestalten, zweck- dienlicher als bis her an- zuwenden bestrebt ist, wenn sie sich bemüht, die deut- liche LIntorscheidung und zugleich angemessene Ver- bindung der beiden Tonarten innerhalb einer zusammen- gesetzten Anlage im .Vuge zu behalten, so ist das m.E. als ein bedeutsamer Fortschritt zu begrüßen. E)ieser Portschritt bringt neueAnsprüche mit sich.diewir an unsere Baumaterial- lieferanten stellen müssen. Wir müssen uns daher in engere Vorbindung mit ihnen setzen und sagen, was wir wollen: K M' m )K' Tafel -2. Die Kugel. G e h o 1 z b e i s p i e 1 e : Aesculus, Acer, Quercus, Ca.stanea, Platamis, Sorbus, Alans, Rosen, edle. Ellmus, Betida, Fraxinus, Alnus, Acer campestre, A. titLiricura, A. pseudoplataiius, Sali.v, Robinia, Gleditschia, Pruiiusartea. dgl. Berberis, Philadelphus, Ootoneaster, Cytisus capitatus, Spiraea media, Prunus fruticosa. 1% DIE GARTENKUNST IX, 9 Erstens für den regelmäßigen, zweitens für den na- und der lange beschroiljonde Text auf die sachlichste türlichen Ausbau unserer Anlagen brauchen wir vor- Kürze oingesciiränkt sein. Rin Ausrufungszeichon oder schiodenartiges, charakteristisches Pi'lanzenmatcrial, welches gesperrter Druck würden genügen, um einzelne Gewächse von Jugend auf für bestimmte Lebensaufgaben geschult innerhalb einer bestimmten Verwendungsgruppe als be- und erzogen sein muß, um je nach seinen natürlichen sonders geeignet zu bezeichnen. Eine solche sachgemäße Fähigkeiten oder seiner künstlichen Erziehung Verwonduns Übersichtlichkeit wird wenigstens uns Fachleuten mehr "4 •-.'*.«%> w •-.■■/. .. .*-.%>A finden zu können. Zunächst einige Worte über die einjährigen Kräu- ter und Stauden: Für die regelmä ßige .\ nlage sind uns orwünsclit : S t a n d - Ortsänderung vertra- gende Gewächse mit verschiedenen, ausge- prägten, sattenBlumeii und B 1 a 1 1 f a r b e n für alle Zeiten der Vegeta- tionsperiode, von mög- lichst langer BUiten- dauer, die nicht durch langsames, häßliches Abblühen gestört wird. Für die natürlichen Anlagen sind uns er- wünscht : 0 i n j ä h r i g 0 B 1 ü- her undStauden.welche sich unserer Wiesen- und Sumpfflora, dem sterilen Boden und dem Felsgeröll, insbeson- dere der trockenen und feuchten Schattonflora ohne die schützende Pflege der Menschen- handeinzugliedern im- stande sind. Auf diese beiden Gruppen sollten un- sere Handelsgärtner viel mehr als bisher Gewicht legen — auch von diesen Gesichtspunkten aus in erster Linie die Neuheiten beurteilen, weil ihnen da- bei am ehesten ein Massen- vertrieb gesichert ist. Des- halb braucht ja nicht die reiche Mannigfaltigkeit der Gewächse für den Hchnitt- blumengarten, dasAlpinum oder den botanischen Garten eingeschränkt zu werden. Es scheint mir wünsihenswcrl. daß auch in der Anordnung der Preisvcrzoichnis.se darin Wandel geschaifen wird: statt der oft ühertricbtMien An- preisung des „prächtigen", „iierrüchen", „nnübertrollenon" Blumenflors sollte mehr die Vorwon dnngsmögli cli k<^it betont und demnach dii- Arten gruppii'rt werden jw^ bw Tafel 3. Die Waiidform. GeliOlzb ei spiele: — Tilia, Oar]>iniis, Plataniis, "ülmus. — unbrauchb;ir. n — Taxus, Biixus, Cydonia, Orataegu piniis u. a, Heckengehölze. — fast unbrauchbar. " \v' — bw' - entgegenkommen, als die nicht selten ans Amerika- nische grenzende Anprei- sung der Ware, deren Ab- nahme aus Geschäftsrück- sichton besonders erwünscht ist. Wir Fachleute werden unsererseits darauf aus- gelien müssen, uns, jeder ;in seinem Arbeits- oder Wohnort, ein Areal zu schatten, welches uns die Möglichkeit gibt, Proben von ^nnuellen und Stau- den anzupflanzen, um sie in all ihren Eigenschaften zu jeder Jahreszeit vor Augen zu haben und da- durch sowohl ein selb- ständiges Urteil über ihre Verwendbarkeit zu ge- winnen, als auch durch dieses stetige Studium auf neue und bessere Kom- binationsmöglichkeiten zu verfallen. f)er Besuch der Handelsgärtnereien ist nur ein schwacher Notbehelf, der uns die eigene Farben- und Formensammlung nie und nimmer ersetzen kann. Wer in der Lage ist — sei es als Beamter einer Kom- mune, sei es als Privat- mann — , dii'ses für ge- deihliche Weiterarbeit not- wendige Hilfsmittel sich zu schatTen.wirdderFörderuug unserer Gartenkunst einen wesentlichen Dienst leisten. Es wäre mir interessant, zu erfahren, wo derartige reiche Pi-ebesammlungen schon vorhanden sind, mir fiMMinillichst darüber Mitteilung zu machen, lioinine nun zu den (iehöjzen, die ich vom aus beluuideil wissen möchte, wie Wir lirauchen für die regel- aucli Tilia. < 'ar- Ich liitti Ich selben Gesichtspuniit die Annuellen und Stauden mäßigi^ Anlage: durch II ec li en seh n i 1 1 verschieden ge- formtes (ieiiölzmatei'ial in verschiedenen Größen. U C L U II U UHU VI t' IJl II 50 "> -> eine 'i'/a m hoho, verzweigt krumm- stäm.mige Dachform, individuell erzogen. ') s' i,,v,i m „ eine l'/j m hohe, krummstämmige Säule, indiviiluell erzogen. Ich meine, die Formel wäre existenzborochtigt, da sie mit wenigen Zeichen verhältnismäliig viel sagt. Die Listen unter den Abbildungen bringen ein Verzeichnis aller möglichon Kombinationen, von denen viele unbrauchbares oder nur selten anwendbares Baumaterial bezeichnen (vgl. die Formeln in kleiner Schrift). .Man wird z. B. eine verzweigt krumm- stämmige, regelmäßige Pyramide ('I,p'') nie an- wenden. Es haben sich aber bei der durchgeführ- ten Kombination Möglich- keiten ergeben, die wir bis- her ungenutzt gelassen haben, so z. B. die busch- förmige, stammlose, indivi- duolle Hängeform (bh'); denken wir uns Ulmus montana pendula oder Be- tula pendula ,Youngi etwa U,8 — 0,5 m hoch veredelt, so haben wir für steile Puttermauern, Terrassen und ähnliche Lagen ein sehr wertvolles Schmuck- material. Auf den beige- gebenen Skizzen habe ich versucht, die gebräuchlich- sten Formen als Silhouetten im Maßstab von 1 : 100 wiederzugeben und im Hintergrunde die ' Verwen- dungsart anzudeuten. Die Horizontallinien geben in Abständen von 50 cm die Höhen der Silhouetton- zeichnung an, wie sie mir durchschnittlich bei der Leferung erwünscht schei- nen. Zu den Skizzen gehören die angeschlossenen Tabellen, in denen jede mir brauchbar erscheinende Form durch fettere Schrift hervor- gehoben ist, unter Beifügung von einigen Gehölzarten, die der Aufgabe gewachsen sein dürften, die die Formel aus- drückt. E)ie genannten Gehölzarten könnten gewiß voll Tafel 4. Die Säule. Gehölzbeispiele: Taxus, .Juniperiis, Thuja, Charaaecyparis, Quercus, Lauras, Populus, Ulmus. unbrauchbar. |S' — Populus pyramidalis, Ulmus exonien.sis, Quercus ped. pyr. Itobinia, Salix hehx pyr. - dKl. fastigiata, Juniperus hibernica. 17S DIE GARTENKUNST IX, 9 ständiger zusammengestellt sein, doch kam es mir hier nur auf typische Beispiele an. Sollte die vorgeschlagene Methode in der Praxis Anklang finden, so wird die Arten- tabelle von selbst vervollständigt werden. Es wäre mir wertvoll, zu erfahren, wie die Herren Handelsgärtner sich zu meinen Ausführungen stel- len. Die Arbeit in der Baumschule würde durch meine gesteigerten Forde- rungen in manchen Punk- ten erschwert, teilweise jedoch erleichtert werden. Nicht nur der stetige Heckenschnitt regelmäßiger Pormgehölze, sondern auch besonders die individuelle Pflege malerischer Gehülz- formen beansprucht mehr und gebildetere Hilfskräfte und vielleicht größere Kul- turflächen als bisher. 1 »em entsprechend hätten wir eventuell Preissteigerung!' n zu gewärtigen. Dom ge- genüber ist aber zu be- tonen, daß bisher verwor- fenes Baumaterial, wie krumme, schiefgewachsoni' Gehölze, einseitig ausge- bildete Kronen und der- gleichen „Brackware" heute gerade gesucht sein wird, wo es sich darum handelt, der Lage entsprechend malerische Szenen zu bauen. Das war uns bisher so gut wie unmöglich, weil die sogenannte „gute Baum- schulware"für diesen Zwekc absolut untauglich war und die krummen Gehölze und der Brackvorrat nicht ver- schult worden war. Wer es wagte, mit diesem Ma- terial eine Wildnis zu in- szenieren, machte sich lächerlich, weil es viele Jahre dauerte, bis die Baum- schuldressur verschwand und die Individualität zum Durchbruch kam. Beson- ders haftet dieser Mangel den größeren Bäumen an, IP' SP' <<,P' bp> bei denen der gerade Alleestamm durch allzu frühzeitige Aufastung seine jugendliche Dehnungselastizität verliert, wobei das geschwächte Kindonwachstum den Baum korsett- artig einschnürt und am frischen Gedeihen hindert. Ich weiß sehr wohl, daß diese getadelte Methode einfacher durchführbar und für den Kaufmann vorteilhafter ist, als die geforderte Erziehungsart. Der Baum muß aber natur- gemäßer behandelt werden, wenn er seine natürlichen Fähigkeiten nicht verlieren soll, die wir ja gerade in den Dienst der Anlage stellen wollen. Doch dies nur neben- bei, die Hauptsache ist, daß wir bisher nur selten Bäume von individuell na- türlichem Charakter bezie- hen konnten. Diesem Übel- stand wird aber gewiß ab- zuhelfen sein. Insbesondere verspreche ich mir viel vom Connex zwischen unserer Gesellschaft für Garten- kunst und dem neuen Bund deutscher Baumschulbo- silzer. Es werden sich da- durch im Laufe kurzer Zeit die Fragen, die ich hier tlüchtig gestreift habe, immer mehr klären und genauer beantworten lassen, so daß Angebot und Nach- frage dann auch in gesun- dem Gleichgewicht stehen können. Wenn ich auch in meinen Ausführungen mein Thema längst nicht er= schöpfen konnte, wenn ich sogar einzelne große Grup- pen unseres Pflanzenbau- materials, wie z. B. die Schlingpflanzen und die schönen Blütensträucher, ganz außer acht ließ, weil es da nichts besonderes zu erwähnen gab, so hoffe ich doch, einige wichtige Dinge berührt zu habon, die zu fruchtbarem Meinungsaus- tausch Anlaß geben könn- ten. Um eventuellen Miß- verständnissen vorzulieu- gen, betone ich zum Schluß, daß die vorge- schlagenen l''nrnieln die Gefahr einer scliablonen- lia.rten Gehrilzerziehung durchaus nicht ein- sogar das Gegenteil: die Erziehung soll ja gerade charakteristischere Mannig- Tafel 5. nie Pyramide. Gehölzbeispiele: — Ulmus moaumentalis (!), Tilia argentea, Populvis laurifolia, Platanus, Piriis communis. — unbrauchbar. - Ulmus, Uarpinus, Oornus raas, Hex, Buxus, Crataegus, Picea excelsa, Taxus, Lauras nobilis, Tliuja Warreana, Acer monspessulanum.. fast alle Abiesarten und Piceaartcn. -- die Arten von s* breit gewachsen. — dgl. — Junipcrus communis und wie oben. schließen, gewünschte darauf ausgehen, faltigkeit als bishei eh liehanpte indi V iduel le uns zu bieten, während anderseits der IX, 0 DIE GAETENKUNST ITU regolmäßige Schnitt präziser durchgoarbeitete Form- bäume als früher liefern soll. Die gefürchtete Formel hat aber, wie bereits angedeutet, den Vorzug, dorn Garton- künstler bei seiner Anlagenkomposition eine kurze Schreib- melhodo an die Hand zu geben, wenn er in seinem Ent- wurf Notizen darüber machen will, wie die räum- liche Ausgestaltung eines im Grundriß vorgesehenen Gehölzgruppenfleckes ge- dacht ist. Schreibt er sich z. B. die Formeln in den Grundriß, wie die Grundriß- skizze zuTaf .y zeigt,so ist da- mit eine Gruppe in der Form derauf Taf. 9 S. 182 entwor- fenen leicht und bequem an- gedeutet. Die Gehölzarten, denen er diese besonderen vorgeschriebenen Rollen zu- erteilen wird, können dann bequem später entsprechend der Formol gewählt werden. wenn nur die räumliche Ausgestaltung der regel- mäßigen oder natürlichen Anlage dui'ch Gehölze im allgemeinen vorher durch die Formel festgelegt ist. Ich lasse es bei diesem einen Beispiel der Formel- anwendung bewenden und schließe mit der Bitte um Kritik der Durchführbarkeit oder praktische Abänderung meiner Vorschläge. yr>- <5,h>- bh'- XX. Hauptversammlung der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst, Mannheim, 27.— 31. Jlüi 1907. Die 20. Hauptversamm- lung der D. G. f. G., welche vom 27. — 31. Juli d. .J. in der Ausstellungsstadt Mannheim stattfand, bedeutet einen vollen Erfolg nach jeder Richtung hin. Sowohl der äußere Verlauf der ganzen Veranstaltung, wie auch der innere Gehalt der Darbietun- gen und die Ergebnisse der Verhandlungen lassen diesen Ausspruch als nicht übertrieben erscheinen. Schon am Abend des 27. Juli waren soviele Teilnehmer in Mannheim eingetroffen, daß das als Zusammenkunftsort be- < h' - dgi. (( hi zeichnete Teichrestaurant in der Ausstellung voll besetzt war, und am Nachmittag des 28. Juli waren es gegen 100 Mitglieder, die an dem Besuche des Schwetzinger Parkes unter Führung von Hofgärtner Unselt teilnahmen, abgesehen von denen, die es vorgezogen hatten, nach Heidelberg zu gehen. Programmgemäß trat der Ausschuß der Gesellschaft vormittags '/2 9 Uhr am 28. .Juli zur Erledigung ge- schäftliclier Angelesenbeiten zusammen, deren dringlichste die Wahl eines II. Vorsitzen- den und Versammlungsleiters bildete, indem der Vorsitzende der Gesellschaft, HerrGarton- direktor Trip, durch schwere Erkrankung am Erscheinen verhindert und der IL Vor- sitzende, Parkdirektor Ohrt- Bremen, kurz zuvor von seinem Postenzurückgetreten war. Die Wahl des Aus- schusses fiel auf Herrn Gartendirektor Encke-Köln, der demzufolge die Leitung der Hauptversammlung über- nahm. Die Sitzung des Aus- schusses dauerte mit kurzer Unterbrechung bis zum Abend. Den wichtigsten Gegenstand ihrer Tagesord- nung bildete die Angelegen- heit der Zeitschrift. Von der Verlagshandlung Gebr. Bornbraeger war der die Zeit- schrift betreffende Vertrag gekündigt worden. .\uf Grund der dadurch erforderlich ge- wordenen Verhandlungen ge- langten Vorstand und Schrift- leitung zu der Ansicht, daß es vorzuziehen sei, die Zeit- schrift in eigenen Verlag zu nehmen und nur die technische Herstellung zu vergeben, den Anzeigenteil gesondert zu verpachten und den Versand durch Postvertrieb zu bewir- ken. Der Ausschuß stimmte diesen Vorschlägen zu. Da- gegen konnte der Leiter der Zeitschrift die Mehrheit des Ausschusses nicht von der Zweckmäßigkeit des von ihm beantragten vierund- zwanzigmaligen Erscheinens der „Gartenkunst" überzeu- gen. Er zog deshalb seinen diesbezüghchen Antrag zu- rück; insbesondere waren es finanzielle Bedenken, die einen Teil des Ausschusses zu ablehnender Haltung veranlaßten. Am Montag, den 29. Jiüi, 9 Uhr vormittags, eröffnete Herr Gartendirektor Encke im Saale der „Loge Karl zur Eintracht" Tafel 6. Hie Hängeform. Gehölzbeispiele: Ulmus montana und campestris pendula sowie andere Trauerbäume, die regelmäßig am Behang gesclmitten in Parterres verwendet werden könnten, unbrauchbar. die Hängeformen von Acer dasycarpum, Aesculus rubic, Alnus incana. Betula, Garagana, Carpinus, Prunus Cerasus, Crataegus, Fagus, Fraxinus, Malus Ouercus, Ulmus. dgl. dgl., Philadelphus Lomoinei. Lycium, Celastrus, 180 DIE GARTENKUNST IX 9 die öffentliche Hauptversammlung. Der zweihuudertfünfzig Sitzplätze enthaltende Saal war überfüllt, alle Zugänge waren noch von Personen besetzt, welche den Verhandlungen stehend beiwohnen mußten. Unter den Erschienenen befanden sich neben zahlreichen Fachleuten aus allen Teilen des Reiches und der Nachbarländer die Vertreter der badischen Staats- und Mannheimer städtischen Behörden und vieler Stadtverwaltungen, letztere so zahlreich, wie noch nie zuvor. Es folgten die offiziellen Begrüßungsansprachen. Im Namen des Groß- herzoglichen Bezirksamtes sprach Oberamtmann Dr. Le- vinger, im Namen der Stadt Mannheim Bürgermeister Ritter. Er gedachte dabei in besonders herzlicher Weise des erkrankten Vor sitzenden Trip, an den auf Anregung Enckes ein Be- grüßungstelegramm abge- sandt wurde. Der Vorsitzende ver- kündete alsdann die Er- nennung des Oberbürger- meisters Dr. Beck und des Bürgermeisters Ritter zu Ehrenmitgliedern der Ge- sellschaft, brachte den Jahres- und Kassenbericht zurKennt- nis der Versammlung und erteilte dem Königlichen Lan- desbau rat und Professor an der Technischen Hochschule zu Charlottenburg, Herrn Th. Goecke, das Wort zum ersten Vortrage : Garten- kunst und Städtebau. In fast einstündiger, glänzender Rede, unterstützt durch zahl- reiche Lichtbilder, fesselteder Vortragende die Aufmerksam- keit der Versammlung und fand am Schlüsse seiner Aus- führungen rauschenden Bei- fall. Da die Vorträge alle teils in Sonderheften, teils in der Gartenkunst im vollen Wortlaut und unter Beifü- gung der Lichtbilder und Abbildungen zum Abdruck kommen, so kann auf ein Eingehen auf den Inhalt hier verzichtet werden: nur ein Passus aus dem Vortrage Prof. Goeckes sei des be- sonderen Interesses wegen hier schon wörtlich wiedergegeben. „Was heißt nun landschaftlicher Garten? Die Natur über- zieht die Erdoberfläche mit Grün, so wie sie ist. Legt dann der Mensch Wege hindurch, grenzt hier eine Baumgruppe schärfer ab, schließt dort eine Lücke in den Laubmassen, wie es seinem Schönheitsgefühle entspricht, oder legt eine Fern- sicht mit Aussichtsplätzen an, setzt gar zum Kontrast ein Bau- werk hinein, als Maßstab für hochragende Felswände usw., so gestaltet er je nach Art und l'mfang der Korrekturen die Natur |d' bdr ^ wie oben und alle Heckenstrliucher. zu einem mehr oder weniger bescheidenen Kunstwerke um. Verwendet er nun aber die einzelnen Elemente der Landschaft zu einer neuen freien Komposition, etwa so, wie der Land- schaftsmaler die der Wirklichkeit entnommenen Motive zu einem in seiner Seele erschauten Bilde, so kopiert er so wenig wie dieser die Natur, steigert sie auch nicht nur, sondern scliafft mit ihrer Hilfe ein aus seiner Phantasie geschöpftes einheit- liches Kunstwerk, dessen Erscheinung wieder wesentlich davon bedingt sein wird, ob und wie die Gestalt der Erdoberfläche benutzt und behandelt wor- den ist." Von der in diesem Worte liegenden Anerkennung der Landschaftsgestaltung als Kunst aus dem Munde einer Autorität, wie Prof. Goecke, darf mit besonderer Genug- tuung Kenntnis genommen werden. Nach einer kurzen Pause folgte als Korreferent Garten- diroktor Encke-Köln mit seinem gleichfalls durchLicht- bilder unterstützten gehalt- vollen Vortrage, wobei er sicli mit der gartenkünstleri- sohen Ausgestaltung der für das .Stadtbild in Betracht kommenden Anlagen und Pflanzungen befaßte. Nach Schluß dieses Vor- trages mußte die Fortsetzung der Verhandlungen wegen der bei der ÜbertüUung doppelt empfindlichen Schwüle nach einem geräumigeren Lokale, dem von Bürgermeister Ritter bereitwilligst zur Verfügung gestellten Versanunluugssaal des Rosengartens, verlegt werden. Hier wickelte sich im Anschluß an die Vorträge eine lebhafte Diskussion ab, an der sich vorzugsweise von Engelhardt - Düsseldorf, Kube - Posen, Hoemann- Düsseldorf, Heicke - F'rank- furt a. M. u. a. beteiligten und in der mit besonderem Nachdruck gefordert wurde daß die in den beiden Vor- trägen dieses Tages zum Ausdruck gebrachton Grund- sätze mit allen Mitteln in die breiteste Öffentlichkeit gebracht werden müßten, damit den groben Verstößen wirksam künftig vorgebeugt werde, denen man in großen und kleinen Städten auf dem besprochenen Ge- biete fast überall begegnet. Hiernach gelangte der von Heicke- Frauklurt a. M. gestellte und begründete Antrag: „Die Hauptversammlung wolle einen Ausschuß ernennen, der beauftragt wird, zunächst mit dem Herausgeber des Statistischen Jahrbuches deutscher Städte in Verbindung zu Tafel 7. Üie Datlilonn. Gehölzbeispiele; — Tilia, Quercus, Platanus, Fagus, Carpinus, Flnuu Morus, Crataegus, Catalpa Bungei. — unbrauchbar. IX, 9 DJE GARTENKUNST 181 treten, um zweckdienliche Erhebungen übor das Gartenwesen deutscher Städte zu gewinnen, dann aber auch sonstigen statistischen Aufgaben seine Aufmerksamkeit zu widmen und alljährlich über da.s Ergebnis seiner Arbeit zu berichten" zur Verhandlung. Der Antrag wurde angenommen und mit der Bearbeitung der M.aterie die Gruppe Brandenburg beauftragt. Glogau-Hannover begründete den Antrag der Gruppe Hannover: .,Die Hauptversammlung wolle beschließen, daß die Frage der Ausbildung des Garten- künstlers und der Regelung des Prüfungsweseas erneut aufgenommen und ein Ausschuß zur Erörterung dieser Angelegenheit ge wählt werde." Bei der Besprechung dt^ Antrages machte sich zu- nächst die Neigung geltend, eine Kommission zu bilden. in der die bestehenden höhe- ren Gartenbauschulen ver- treten sein sollten. Da jedoch weniger ein Ausbau oder eine Umgestaltung dieser Anstalten, sondern eher ein Loskommen von ihnen das Ziel sein kann, nachdem hin- gestrebt werden muß, so wurde ohne Rücksicht auf sie der Ausschuß mit der Befugnis der ZuwahJ be- stehend aus Encke-Köln, von Engelhardt und Hoemann- Düsseldorf gewählt. Am Nachmittag vereinigte ein Festmahl im Foyer des Rosengartens die Versamm- lungsteilnehmer, und der Rest des Tages war der Aus- stellung gewidmet. Das Thema des 2. Tages der öffentlichen Hauptver- sammlung bildete die Frage: Heimatschutz und Lan- des verschöne rung.Hierzu sprachen als Referent der Schriftführer des Bundes Hei- niatschutz, Robert Mielke- üharlottenburg, und alsKorre- ferent Gartendirektor Kube- Posen. Während ersterer ganz allgemein die unter den „Heimatschutz" fallenden Be- strebungen besprach und im besonderen sich über _Land- schaftspflege" — anstatt „Landesverschönerung" — äußerte, wies Kube die Wege und Gelegenheiten nach, mittelst denen die D. G. f. G. erfolgreiche Mitarbeit leisten könne und müsse. In der sehr anregenden Diskussion wurde die Forderung gestellt, daß in jedem Gruppen- bezirk und Landesteile eine Persönlichkeit aus dem Kreise der Mitglieder bestellt werde, die auf die einschlägigen Angelegen- heiten ihr besonderes Augenmerk zu richten habe. Schließlich I £ ß <ß m \& bd' einigte man sich dahin, die Angelegenheit dem Vorstande und .Ausschüsse der Gesellschaft zu überlassen. Danach gelangten die Anträge Heicke: „Die Hauptversammlung wolle beschließen, dafi alljähr- lich für die Mitglieder der Gesellschaft ein Wettbewerb zur Erlangung künstlerischer Aufnahmen von Gegenständen aus allen Tätigkeitsgebieten der Gesellschaft veranstaltet werde. Die gewonnenen Bilder sollen zur Ausstattung der Zeitschrift und zur .Anfertigung von Lichtbildern für Vorträge (ent- sprechend dem Antrage der Gruppe Rheinland (Verwen- dung finden. Zur Ausar- beitung der Bestimmungen wird ein Ausschuß gewählt, der seine Arbeit so zu be- schleunigen hat, daß der erste Wettbewerb noch im Laufe dieses .lahres statt- finden kann" und Gruppe Rheinland: „Die Hauptversamm- lung in Mannheim wolle eine Kommission wählen, die veranlaßt, daß zu Vor- tragszwecken für die Ge- sellschaft eine Sammlung von Photographien für Lichtbildervorträge ange- schafft wird, die den Vor- tragenden gegen eine ent- sprechende Leihgebühr überlassen werden" zur Annahme. Die Bearbei- tungder Angelegenheit wurde dem Vorstande der Gesell- schaft unter Hinzuziehung des Leiters der Zeitschrift übertragen. Die Beratung und Be- schlußfassung über die Än- derung der Grundsätze für das Verfahren bei öffent- lichen Wettbewerben auf dem Gebiete der Garteukunst mußte der vorgerückten Zeit wegen auf den folgenden Tag verschoben werden. Nachmittags fand der vor- gesehene Besuch der Strebel- werke, eine Rundfahrt durch den großartigen Mannheimer Hafen unter freundlicher Füh- rung des Herrn Stadtbaurat Eisenlohr und abends Zusam- menkunft im Friedrichspark statt. Am dritten Verhandlungs- zunächst der von der Gruppe Frankfurt Ergebnisse der Beratungen in den übrigen Tafel 8. l»le Dachform. Gehölzbeispiele: Platanus, Tiha, Fagus, Ulmus, Pinus, Cedrus, Crataegus, Acer — (i>uercus Castanea . — Rhus typhina, Sambucns, Carpinus campestre, Laburnum. — Magnolia. Malus. — Juniperus Sabina, Cotoneaster horizontalis, Catalpa Bungei. tage, 31. Juli, wurde a. M. auf Grund der Gruppen aufgestellte Entwurf für die Wettbewerbsbestimmungen beraten und mit einigen Abänderungen genehmigt, im An- schlüsse daran auch eine Neubearbeitung der Gebührenordnung der Gruppe Rheinland übertragen. In der darauf folgenden geschlossenen Mitgliederversamm 182 DIE GARTENKUNST XI, ü lung wurde gemäß der bereits im vorigen Jahre in Nürnberg getroffenen Verabredung Potsdam als Ort der nächstjährigen Tagung gewählt und der Voranschlag für das Geschäftsjahr 1908 genehmigt. Gartendirektor Heicke als Leiter der Vereinszeitschrift referierte sodann über die vom Ausschusse gutgeheißene künf- tige Gestaltung der Verhältnisse der Zeitschrift und trug die Entwürfe der über die technische Herstellung der „Gartenkunst" und über die Verpachtung des Anzeigenteils abzusclilieI3enden Verträge vor. Die Vorschläge fanden die Zustimmiinir der Hausgartens. Es sprachen Professor Widmer-Karlsruhe niid Kurgärtner Singer - Kissingen Ersterer, ein Freund Läugers, besprach dessen Sondergarten auf der Ausstellung, letzterer übte Kritik an den Gärten der Ausstellung, dabei be- sonders auf die Gärten von Schultze-Nauniburg, Länger und Behrens eingehend. Man muß sagen, daß sich Singer seiner schwierigen Aufgabe mitgroßem Geschick entledigte. Er würdigte unbefangen und rückhaltlos, was ihm an den „Professorengärten" gefallen habe und tadelte ebenso freimütig ihre Schwächen. Sein Vortrag hinterließ ei nen tiefgehenden Eindruck und zeugte von dem sachlichen Bestreben, der Kunst zu dienen unterHintansetzung aller kleinlichen Rücksichten auf Fachgrenzen und Sonder- interessen. In diesem Sinne verlief auch die sich anschließende Debatte. — Gegen 1 Uhr mittags schloß der Vorsitzende, Garten- (lirektor Encke, die würdig verlaufene Tagung. Ein Teil der Mitglieder blieb noch in Mannheim, die Ausstellung mit all T/iP: 9. Tatel '.I (zu „Baumaterial der heutigen Gartenkunst"). Versammlung und es wurde der Vorstand zur Vollziehung der Verträge ermächtigt. Die Anträge der Gruppe Rheinland: „Die Hauptversamm- lung in Mannheim wolle beschließen, daß die Verhandlungen der Hauptversammlungen einschliel31ich der Ausschußberatungen ev. ohne Vorträge wieder veröffentlicht werden, da abgesehen von dem bleibenden Wert der Veröffentlichung, hierdurch auch das Interesse der Mitglieder an dem Vereinsleben wachgehalten wird" und der Gruppe Brandenburg (Abänderung der Satzungen § 20 e und § '22 a): „Die Hauptversamndung möge beschließen, daß bei Behinderung von Ausschußmitgliedern seitens der Gruppen mit gleichen Rechten ausgerüstete Vertreter ent- sandt werden können" fanden debattclos einstimmige Annahme. An der nun folgenden letzten öffentlichen Sitzung kam es zu einer hochinteressanten Aussprache zwischen Architekt und Gartenkünstler über die künstlerische Gestaltung des ihren Einzelheiten, Planausstellung, Friedhofskonkurrenz usw., welche bei manchem zu kurz gekommen waren, eingehend zu besichtigen, ein Teil ließ sich durch die Bahn nach dem Schwarz- wald entführen, wo die Teilnehmer hoffontlich angenehme Tage erlebt und recht viel Schönes gesehen haben werden. Was diese trockene Aufzählung der Tatsachen nicht geben kann, ist eine Schilderung des Tones, der die ganze Tagung- beherrschte und des Eindruckes, den sie auf die Teilnehmer gemacht hat. Auch läßt sich daraus noch nicht erkennen, welche tatsächlichen Folgen sich aus der Tagung ergeben werden. Jedenfalls hat der ganze Verlauf bewiesen, daß die Deutsche Gesollschaft für Gartenkunst auf dem richtigen Wege ist, nicht um irgend jemandes Einzelinteresse wahrzunehmen, sondern um ihrem großen Ziele „Förderung der Garteidiunst im weitesten .Sinne" gerecht zu werden. Möge sie auf diesem Wege erfolgreich fortschreiten! IX, 9 DUO GARTENKUNST 18:5 ScIllofM Ito^alin. sein l'ark und seine Eichen. Von Kiehl, Saaleck I). KöKon, Schloli Hogaliii in der Provinz Posrn dürfto wulil last allon LescM-n der Gartenkunst unl)ckannt sein, und diich ist es mit der beachtenswerteste Punkt der ganzen Provinz. Doch wie wenige, selbst geborene Posener, haben etwas davon gehört, geschweige denn gesehen. Es müssen die Fremden kommen, um den Posenern zu sagen und zu zeigen, daß auch ihre Provinz nicht arm ist an Kunstwerken und Xaturschönheiten, die sich den Ri'izeii anderer von Natur und Kunst reicher bedachten Gegenden gi'trost an die Seite stellen ki'innen. IhreSchiin- hüiten wollen nur gesucht sein, zu finden sind sie, und der suchende \\'an- derer wird oft überreich belohnt für die zuweilen anstrengenden Märsche; denn wan- dern muli man kiinnen, auch muli man zufrieden sein mit einem einfachen ländUchen Butter- brod und einer meist tadellosen Grätzer, diesem Posener Erzeugnis. Wie oft bildete dies unser Mittags- brot, und wie oft sind wir dadurch gestärkt weiter- gezogen. Ja, einige Male bot uns der Wald selbst mit seiner überreichen Fülle an Erd- und Heidelbeeren ein er- frischendes Mahl. Iiahor ist's Wandern in Posen auch billig. Ein weiterer, mir sehr willkommener Umstand ist der, daß man während des ganzen Tages fast nie einen Menschen trifft, mit Ausnahme einiger Landleute, die sehr erstaunt sind, daß sich in ihre Gegend auch einmal ein Städter verirrt. Doch von den Wanderungen durch Posen vielleicht ein andermal und zurück nach Rogalin. Von der Provinzialhauptstadt Posen führt uns die Bahn in ca. 30 Minuten nach dem Landstädtchen Moschin am Obrakanal; von hier geht es über die Bahn hinweg durch Felder und Wiesen und zuweilen durch lichten Kiefernwald bis zur Wartlie, die sich jetzt im Sommer als etwa 10 — 20 m breites ruhiges Flüßchen durcli die teils flache, teils leicht bewegte Landschaft schlängelt. Von drüben grüßt freundlich das kleine, bescheidene Holz- kirchlein des Fischerdorfes Rogalineg (Abi). 1). Man könnte fast glauben, in einem der kleinen Fischerdörfer an der Ostsee zu sein, wenn es nicht an der Warthe wäre, so breit und flach und sandig ist hier das Ufer. Am alten Heiligenstein vorbei, Abb. 1. Kirche zu Roaraliaee. leiclit bergan, geht nun der Weg anfangs über kahle Flächen etwa eine Viertelstunde entlang, bis der Wald- park von Rogalin erreicht wird. Wie ein ehrwürdiger \\'ächtor steht gleich am Eingang zum Park eine mächtige Eiclie, in deren Stamm ein kleines Madonnenluldchen ein- gelassen ist. Auf sauberem, gut gehaltenem Wege geht es nun weiter: immer zahlreicher werden jetzt die riesigen Eichen. Einen Schatz von ungeheurem Wert birgt dieser Park in seinen Eichen. Es gibt wohl kaum in ganz Deutschland einen Ort, wo in so großer Zahl und in so ge- sundem Zustande und so sorgfältig gehütet derartige Baumriesen vorhanden sind. Hier wird Naturdenkmals- schutz in vollende- ter Weise betrieben. Alle diese Eichen sind gleich male- risch und üljer alles schön uiul einzig da- stehend in unseren deutschon Wäldern und Gärten (Abli. 2 U.3. S. 184 u. 18.5). Ich habe Rogalin im Sommer und im Winter liesucht. und ich weiß nicht, welche Jahreszeit ich für den Besuch vorziehen soll. Im Sommer sind (\s die gewaltigen dunkelgrünen Laub- massen, die über- raschen, im Winter steht man staunend vor diesem unend- lichen Astgewirr. .Man merkt sofort, daß diese Bäume dem Besitzer Rogalins, dem Grafen Raczynski, wie seinen Vorfahren ans Herz ge- wachsen sind. Jeder abgestorbene Ast wird sorgfältig entfernt, die Wunde wird mit Dachpappe geschützt oder, wenn sie tiefer geht, ausgemauert. Iveiner der Bäume wird gefällt des Geldes wegen, sie alle gehen schließlich nur an „Altersschwäche" zugrunde. Der älteste und stärkste Stamm, leider nur noch eine Ruine, hat sogar ein vollständiges Ziegeldach erhalten und ist am ganzen Leib geflickt, nur um sein Leben so lang als möglich zu erhalten (Abb. 4, S. 185). E»ieser Stamm hat, einen halben Meter über den Boden gemessen, reichlich 4 m Durchmesser. Wie winzig der .Mensch dagegen aussieht, zeigt die Abbil- dung. Stämme von 3 m E>urchmesser sind sehr zahlreich vor- handen, 2 — 2'/2 ni sind die meisten stark, und Kronen- durchmesser von 30 — 40 m sind ebenfalls recht häufig. Trotz des hohen Alters der Bäume ist ihr Aussehen noch so gesund und ihre Entwickelung so urwüchsig, wie die verschiedenen Abbildungen im belaubten und kahlen Zustande zeigen. Ein Fußweg, noch schöner als der eben geschilderte Fahrweg, geht gleich hinter der 184 DIE GARTENKUNST IX, 9 Kirche in Rogalineg durch die Wiesen an dem hier ziemlich stark abfallenden Gelände des Parkes an langgestreckten Wasserflächen vorbei, und ich möchte behaupten, daß dies der schönste Teil der ganzen Besitzung ist. Hier wächst ein Eichenhain in einer Pracht und Ausdehnung, wie er einzig dastehen dürfte, eine echt deutsche Land- schaft. Viehherden geben diesem Bilde einen unbeschreib- lichen Reiz (Abb. 7, S. 187). Allmählich führt uns nun der Weg aus dieser freien Landschaft in den eigentlichen Park, der in der Regel für Fremde gesperrt ist, jedoch fast ausnahms- los auf vorherige Anfrage bei dem Generalbevollmächtigten, Herrn Szubert, bereitwilligst geöffnet wird, selbst während der Anwesenheit der gräflichen Familie, wie es bei unsorm Besuch der Fall war. Nur das Schloß selbst ist dann unzugänglich. Gehen wir nun zurück zu dem anfangs betretenen Hauptfahrwege, auf dem wir bald das Dorf erreichen. Überall sind die Häuser in gutem, auffallend sauberen Zustande, die meisten von kleinem Garten umgeben, in dem die alten schönen Stock- rosen und die Sonnenblumen die Hauptrolle spielen und leuchtender Mohn, denn der Pole liebt in allem einu oft glühende Farbenpracht, die sich besonders in dem Hoch- zeitsgewand einer polnischen Bäuerin äußert. Auf Schritt und Tritt begleiten uns die riesigen Eichen, bis wir an das Ende dos Dorfes ge- langen. Eine prächtige Allee wohl hundertjähriger Birken, deren Zweige stellenweise bis auf den Boden hängen, führt von hier zur einfachen Dorfkneipe, wo es wieder eine gute Grätzer und ein ausgezeichnetes Schinkenbrot, zu- sammen für 25 Pfennige, gibt, allen Besuchern Rogalins bestens empfohlen. Nach rechts zweigt jetzt der Weg zum Schlosse ab. In weitem Halbkreis legt er sich um einen großen freien Platz. Das Schloß ist Endo 1700, Anfang ISOO im neuklassischon Stil erbaut (Abb. b, S. 186). An den hohen Mittelbau schließen sich zwei niedrige, im Viortel- kreis geschwungene Flügel .in. Das Innere birgt zahl- lose alte und neuere Gemälde, Statuen, prachtvolle Kron- leuchter aus Porzellan, eine reiche Waffonsammlung und kostbare alte Möbel. In dem runden, nach der Garten- seite gelegenen Waffonsaal wurde am 13. Dezember 1806 der Friede zwischen Prankreich und Sachsen geschlossen, wie eine hier angebrachte französische Inschrift besagt, und 1848 lagerte hier Krauthofer. An das Schluß schließt sich nach der Gartenseite zu eine breite Terrasse an, deren Stutzmauer dicht mit Efeu berankt ist. In der Achse des Schlosses liegt om großes Parterre, das vielleicht in früheren Zeiten reichen Blumensclimuck nach franzö- sischem Muster gehabt hat. Alte, prächtig entwickelte Linden rahmen uh, weit in die Zukunft schauend, aufgestellt ist. Die mit mehreren Plänen im Buntdruck und Tcxtaliliildungen ausgestattete Broschüre ist im Verlag von lernst Wasmuth. A.-G., Berlin W. 8 erschienen. Preis 2 Mk. Z. Das Buch der Nymphaen oder Seerosengewäclisc. \'on F. Henkel, F. lielinelt und L. Dittmann. Eigentum und Verlag Fr. Henkel, Neuwiesc-Darmstadt. — Die Vorliebe für das Geschlecht der Seerosen ist nicht neu. Schon seit langer Zeit hat es PfianzcnlVeundo gegeben, die an diesen schönen Gewächsen ihren besonderen Gefallen gefunden hatten, oder Künstler, die den eigenartigen Reiz liebten, der im Kontrast zwischen den die Horizontale einer Wasserfläche nachdrücklich betonenden Nyniphaonblättern und den senkrechten Linien anderer am Ij'ferraudo aufstrebender und sich im Wasser IX, 9 DIE GARTENKUNST IhO spiegelnder Gewächse liegt. Neu ist aber die Fülle der Formen und Farben, welche die in den letzten Jahrzehnten in Kultur ge- nommenen oder durch Kreuzungen entstandenen Arten und Spiel arten der Seerosen aufweisen. Neu ist ihre weitgehende Ver- wendungsmöglichkeit auf dem Gebiete der Landschattsgärtnerei. Wer die aul'serordentlich reizvollen Teichanlagen von Fr. Henkel auf den Gartenbauausstellungen der letzten Jahre gesehen und Gelegenheit gefunden hat, in Gärten und Parkanlagen Teiche zu bewundern, die mit der farbenpräclitigeii Fülle der neuen Seerosenarten beviilkert sind, z. B. im Park der Kruppschen Villa Hügel, der wird nicht gern darauf verzichten wcillen. sie selbst insbesondere Henkels, durch eigene Beoliachtung an den zahl- reichen dort gepflegten Arten gewonnen wurden sind. Dazu kummeii die nach allen Ländern der Erde gehenden Be- ziehungen, welche die Firma Henkel unterhält und die die Ver- fasser instand setzten, sich die Mitwirkung von Kennern und Sachverständigen in aller Welt zu sichern. Das so zustande gekommene Werk enthält aul'ser einer kurzen geschichtlichen Einleitung eine eingehende Beschreibung aller bekannten Nelumbien, Kabomboideen und Nymphäen und ihre systematische Einteilung, gibt genaue Anweisungen für die gärtnerische Kultur und Winke für die zweckmäCsige Ver- Tropische Nymphäen und \'iktoriaregia im Stadtgarten zu Karlsjulie. Aus Henkel, das Buch der Nymiihäaceeu. bei passender Gelegenheit zu vorwenden und die schonen Wirkungen, welche sich mit ihnen erzielen lassen, sich nutzbar zu machen. Da ist es nun höchst dankenswert, daCs Henkel in seiner Gärtnerei zu Neuwiese bei Darmstadt, deren Besuch ich jedem Pflanzenfreunde nicht dringend genug emi>fehlen kann, eine kaum jemals versiegende Bezugsquelle für Nymphäen und alle sonstigen Wasserpflanzen geschaffen hat, dal's er aufserdem aber auch in dem vorliegenden Buch der Nymphäen jedem Lieb- haberein wertvolles Hilfsmittel an die Hand gibt, um die Kultur dieser herrlichen Pflanzenarten zu betreiben und sich vor Mifs- erfolgen zu schützen. Was diesem Buche Wert verleiht, ist. dals sein Inhalt nicht lediglich aus alten Werken verschiedener Autoren zusammen- getragen und an Hand von Herbarmaterial und einzelnen Neu- beobachtungen ergänzt wurde, sondern dal's die Unterlage da- für in den ausgedehnten Wasserpflanzeukulturen der Autoren Wendung. Auch Angaben über die Einrichtung von Behältern. Kästen und Häusern für die Kultur der Wasserpflanzen, An- gaben über das Abdichten von Teichanlagen u. dgi. findet man in dem Werke. Einen grofsen Wert hat das Buch durch seine zahlreichen bildlichen Darstellungen erhalten. Mittelst Photographie und Federzeichnung ist eine Fülle von allerbestem neuen Bilder- material beigebracht: Abbildungen einzelner Pflanzen und ihre Bestandteile geben Aufschlufs über botanische Einzelheiten, Gruppen- und Schaubilder ganzer Wasserpflanzenanlagen zeigen die reizvollen Gruppierungen, die sich mit einigem Geschick aus diesem ausgezeichneten Pflanzenmaterial bilden lassen und die Konstruktionszeichnungen ausgeführter Gewächshausbauten für Wasserpflanzenkulturen geben Anleitung über die zweck- mäßige Anordnung. H. Camillo Karl Schneider, Illustriertes Handbuch der Laubliolzkunde. Siebente Lieferung. (Zweite Lieferung des 190 DIE GARTENKUNST IX, 9 zweiten Bandes.) Vtrlag von Gustav Fischer in Jena. Aus- gegeben am 15. Mai 1907. "Wieder liegt eine neue, inhaltvolle Lieferung des Schneider- schen Werkes vor. Das AVerk nochmals zu empfehlen ist eigentlich überflüssig; die bisherigen Lieferungen haben ja be- reits allseitige und gebührende Anerkennung gefunden. Man kann nur sagen: auch dieses Heft macht in Te.xt wie Illustra- tion den gleichen Eindruck der Gründlichkeit, Wissenschaft- lichkeit und Zuverlässigkeit. Es bringt außer den letzten Leguminosensträuchern der Gattungen Lespedeza und Pueraria in der Hauptsache die bei uns winterharten Geholze der Rutaceen ;Skimmia, Ptelea, Phellodendron !), Siniarubaceen (Ailanthu.sO Buxaceae (Buxus); Anacardiaceen (Cotinus, Rhus), Aquifoliaceen (Hex), Celastraceen (Evonymus, Celastrus) Staphyleaceen und insbesondere den gi-ußten Teil der Aceraceen. Acer mit seineu mannigfachen Schönheiten in Blatt. Blüte und Frucht, die die Abbildungen klar und treffend veranschaulichen. — Die nicht erwähnten Familien und Gattungen des Buches wird der praktische Gartengestalter als Ballast empfinden ; ihre Besprecliung war aber für den dendrologischen Botaniker und Spezialisten natürlich notwendig. Das Buch vom rein wissenschaftlichen Standpunkt £us zu kritisieren, halte ich mich nicht für kompetent: das ist eine Aufgabe für einen Professor der systematischen Botanik. Der Gartengestalter er- hofft besonders viel von der in der „Landschaftlichen Garten- gestaltung" angekündigten praktischen Gehölzkunde mit be- sonderer Berücksichtigung der künstlerischen Verwendung. Wer wäre wohl geeigneter zur Abfassung eines solchen not- wendigen Werkes als Camillo Karl Schneider, nach einer solchen Vorarbeit, mit seinem vielseitigen, lebhaften Interesse und feinem Verständnis für die Gartenkunst'?! — Einstweilen aber ist auch für den praktischen Gartengestalter Schneiders Laubholzkunde von den großen Dendrologien wegen ihrer praktischen Vorzüge (Bestimmung nach Blatlmerkmalen usw.!) als die geeignetste zu emi fehlen. W. li. Personal nach richten. Stefen, Heinr. Jos., Gartendirektor der Stadt Essen f. Fern von seinem Wirkungskreis, im Sanatorium Schloß Mar- bach am Bodensee hat sein an Arbeit und Erfolgen reiches Leben am Morgen des 5. August sein Ende gefunden. — Stefen ist im Jahre 1852 zu Haumberg (Bez. Düsseldorf) als Sohn des Prinzlich HohenzoUernschen Schloßgärtners Jakob Stefen geboren. Seine erste gärtnerische Ausbildung erhielt er in der Schloßgärtnerei Gerath bei Bearath. Nach ilinr Be- endigung und nachdem er seiner militärischen Dienstpflicht genügt hatte, ging er 1876 — 1879 nach England, l'rankreich und Belgien, wo er in den bedeutendsten Gärtnereien tätig war; 1879 — 1881 hielt er sich in Süddentschland und Österreich auf. Nachdem er noch größere Studienreisen nach Italien und Spanien beendet hatte, wurde ihm im Jahre 1883 die Stelle des Stadtgärtners der Stadt Essen übertragen, die er fast 25 Jahre bekleidete und in der er sich allzeit als pflichttreuer Beamter und gewissenhafter Förderer aller gartenkünstlerischeu Bestrebungen bewährte. Was er während dieser Zeit in Essen geschaffen hat, weiß nur der recht zu würdigen, der Essen vor 25 .fahren gekannt liat. Der Stadtgarten, der Nord- und Ostpark geben Zeugnis von seiner schöpferischen Tätigkeit. In Anerkennung seiner Verdienste ernannte ihn die Stadt Essen zum städtischen Gartendirektor. In die große Öffentlichkeit ist Stefen fast nie getreten, er gehörte zu denen, die im stillen wirken. Wer aber Gelegen- heit hatte ihn kennen zu lernen, wird ihn als einen ge: fälligen, liebenswürdigen Menschen und Kollegen im Ge- dächtnis behalten haben, wer ihm nälier gestanden hat, ver- liert in ihm einen treuherzigen, biederen Freund: seinen Unter- .gebenen war er ein luimaner Vorgesetzter, der jedem mit ßat und Tat zur Seite stand. Von seiner Beliebtheit bei Fachgenosseu und Bürgerschaft zeugte das zahlreiche Trauergefolge, welches ihm zu seiner letzten Ruhestätte auf dem Ostfriedhofe, einer seinerSchöpfuugen geleitete. H. Geheimrat Hermann Ende f. Der langjährige Präsident iiuil zuletzt Ehreniiräsident der Königlichen Akademie der Künste in Berlin, Geh. Regierungsrat Professor Hermann Ende, Mitglied der D. G, f. G, ist am 10. August d. J. in seiner Villa in Wannsee gestorben. Er war geboren am 4. März 1830 in Landsberg a. d. W. und hat sich in unermüdlichem .Streben vom einfachen Architekten zum Senator und Akademiepräsidenteu emporgerungen. Er war der Mitbegründer der bekannten Archi- tekturfirma Ende & Boeckmann. Seine besten Werke sind im Stile der deutschen und italienischen Renaissance gehalten. Von großem Einfluß auf die Baukunst der letzten Jahrzehnte war neben seinem praktischen Schaffen seine Lehrtätigkeit an der Technischen Hochschule zu Gharlottenburg, wo er seit 1877 eine Professur bekleidete und seit 188.") ein Meisteratelier für Architektur leitete. Vielfache Ehrungen wurden ihm zu seinem 75. Geburtstage zuteil. Perring, Wilhelm, Kgl. Gartenbaudirektor, lns|jektordesbo- tanischen tJartens zu i)ahleiu, ist am 24. August d. J. gestorben, — Geboren am 2. September 1838 zu Ampfurth (Magdeburg), hat er seine Ausbildung vorzugsweise in botanischen (Tärten er- halten und war 181)8 — 1876 Obergärtner des bekannten Pflanzen- und Gartenfreundes Killisch v. Hörn in Pankow. 1877 wurde er unter Prof. Eichler als Universitätsgärtner und am 1. .Januar 1882 als fns]iektor des Kgl. bot. (iartens angestellt. Was Perring in dieser Stellung und besonders bei der in den letzten Jahren bewerkstelligten Verlegung des botan. Gartens nach Dahlem geleistet hat, ist bekannt. Seine Beliebtheit in Fach- kreisen kam bei seinem zu Anfang dieses .Jahres gefeierten Dienstjubiläum unzweideutig zum .\usdruck. Für die Redaktion veraiitwortndi; .SUult-Gnrtpndirektor Heicke, Frankfurt a. M. — Vorlag von Gebrüder Borntraeger, Berlin SW. 11, Grofsbeeren Slrnfsu 9. — Druck von A. W. Hayn's Erben, Potsdam. IX. 10 DIE GARTENKUNST 191 Abb. 1. Aus den Sondergilrten des Prof. M. Läuger auf der Mannheimer Garfcenbauansstellung: Blick iu den Garten am Badehau.s. Die SoiKlei'sJii'teu des Prof. M. Langer auf der Mauiilieimer (Tarfenbauausstelluug. LIBRARY NEW YORK ßOTANICAL GARDEN. V'ortrag. gehalten auf der XX. Hauiitversamtniung der D. (J. f. G.. von Prof. Widmer, Karlsruhe. -:!l. Juli U)ü7. in Mannheim, Meine verehrten Damen und Herren! Ge.statten Sie mir, daß ich das kün.stlerische Problem des Hau.sgartens an einem einzelnen konkreten F'all behandle, nämlich an den auf der hiesigen Ausstellung vertretenen Gärten, die Professor Max Läuger. der künstlerische Leiter der Ge- samtausstellung geschaffen hat, also an den sogenannten Läugerschen Sondergärten. Damit wir die Aufgabe, die sich der Künstler gestellt hat, richtig auffassen, müssen wir von vornherein festhalten, daÜ Professor Läuger nicht einen einzelnen Garten, etwa zu einem gedachten Haus wie Schultze-Naumburg entwerfen wollte, sondern daß er eine möglichst vielseitige, verschiedenartige Anregungen und Gedanken gebende Gruppe von Einzelbeispielen schaffen wollte, so daß seine Gärten also ein Komplex verschiedener Ausstellungsgärten sind, die mehr oder minder selbständig gedacht sind. Es sind fünfzehn solcher Einzelgärten, von denen sich allerdings einzelne nieder zu äußeren Gruppen zusammenordnen. Das schließt na- türlich nicht aus, daß diese Gärten nach einem einheit- lichen Plan angelegt sind und daß wir aus diesen ver- schiedenen Einzelbildern schließlich wieder das Resultat eines harmonischen, in sieh abgerundeten Gesamtbildes erhalten sollen. Aber diese Tatsache, daß hier nicht ein einziger Großgarten gedacht ist. sondern ein Gartenkom- plex, das ist für die richtige Auffassung der Sache durch- aus notwendig. Professor Läuger ist als Maler, als Künstler zu der Ausgestaltung der Gärten gelangt, er ist also unbedingter Anhänger des modernen Prinzips. Seine Gärten sind durchaus Stilgärten. Der Hausgarten ist ja selbst eine Portsetzung des Hauses, er pflanzt die Innenräume ge- wissermaßen nach außen fort, er dient auch Zwecken, die denen des Hauses vorwandt sind, er dient dem Aufent- halt von Menschen, allerdings mit der Beschränkung, wie sie eben dem Aufenthalt im Freien durch die Natur von selbst gesetzt sind. Steht das Haus in einer freien Land- schaft als Villa, so hat der Garten die Aufgabe, zwischen Architektur und Landschaft zn vermitteln, er soll als eine architektonisch gepflanzte Natur allmählich in die freie Natur überleiten. Steht das Haus in einer Stadt, etwa in der vorgartengeschmückten Straße eines modernen Villen- quartiers, dann hat der Garten etwas andere Aufgaben: er soll dem Bewohner die Natur durch den künstlich ge- ptlanzten Garten bis zu einem gewissen Grad ersetzen, er soll das Haus damit zugleich von der Straße isolieren, die Abgeschlossenheit, die Intimität des Wohnens erhöhen. E>arin sind uns die Engländer voraus. Der Engländer ist überhaupt ein großer Gartenfreund und hat die Kultur, 1^2 DIE GARTENKUNST IX, 10 M." mmr?.ww7r\:^ti't^^^mi 0 3 10 (5 m Sondergiirten des Prof. M. Länger auf der Mannheimer Gartenbauausstellung: Lageplan. (Die eingeschriebenen Zahlen ent8|.recUen den Biuiem.) die ästhetische, aber auch die praktische Seite des Garten- baues in ganz besonders hohem Maße entwickelt. Der Engländer hat es sich nicht nehmen lassen, und ist nicht durch Polizeivorschriften gehindert, seinen Garten mit einer hohen Mauer oder einer Buchswand von der Straße abzuschließen, so daß er mit seinem Garten gewisser- maßen in einem großen Räum eingoschlossen und von der Straße abgeschlossen ist. Ohne Zweifel ist das ein schöneres, jedenfalls vom Standpunkt des Bewohners empfehlenswerteres Prinzip, und wir müssen bedauern, daß uns unsere Polizeivorschriften zwingen, die Garten- umzäunung so nieder zu halten, daß man von der Straße in den Garten hineinsehen kann. Ich erinnere auch an die südlichen Gärten, an die orientalischen, an- tiken Gärton, die sich auch auf diese Weise durch eine hohe Mauer von der Straße abschließen. Also der Garten ist seinem Zweck nach eine Art von er- weitertem Haus, also ein Werk von Menschenhand, der Garten ist eine Art von Architektur, die allerdings mit einem lebenden und wachsendem Material schafft und folglich auch die architektonischen Gesetze in einem etwas freieren Sinne auffassen kann. Man braucht nicht so weit zu gehen, wie etwa das 17. oder 18. Jahrhundert, das nun jeden Baum in eine Kugel oder Pyramide verwandeln wollte. Man kann dem freien Wachstum der Pflanzen bis zu einem gewissen Grade, den das künstlerische Takt- gefühl vorschroil)en muß, schon freien Spielraum lassen. Aber der Grundgedanke einer Gartenanlage und spezioll einer Hausgartenanlage, die sich eng an das Haus an- schmiegt, muß ein architektonischer sein. Es mag sich anders gestalten, wenn der Giirten zum Park wird, wenn der Garten immer mehr in die Natur, in die wirklichem Landschaft hinauswächst; dann natürlich lockern sich mit der Entfernung vom Haus und mit der Ausdidinung des Gartens zum Park auch diese Gesetze. Also mit andern Worten: der Garton soll nicht die Natur imitieren mit allen ihren ^\'iilkürlichkeiten, er soll nicht freie und un- gebundene Natur geben, sondern nach architektonischen Gesetzen gebundene Natur, stilisierte Natur, eine Natur, welche das Einwirken, das Bauen der menschlichen Hände in allen Formen zeigt. Denn Stil ist in letzter Hinsicht die Unterwerfung der Natur unter die Gesetze des mensch- lichen Geistes, Stil ist das Aufprägen menschlicher Ge- danken auf das von der Natur gelieferte Material. Diese Art von Garten, der Stilgarten, der architektonisch emp- fundene Garten war ja das Erbe einer uralten Kultur. Diese Kultur reicht viele tausend Jahre zurück bis zu den alten Ägyptern und Assyriern, also soweit wir überhaupt menschliche Kultur verfolgen können. Diese Tradition hat nur vorübergehend Unterbrechungen erfahren, zu Zeiten, wo der Geschmack verwildert ist und diese alte Tradition dem naturalistischen Landschaftsgarten schon in früherer Zeit vorübergehend Platz gemacht hat. Aber im großen und ganzen geht der Paden dieser Tradition und diese alte Kultur durch die Jaln-tausonde hindurch beinah ununterbrochen, bis sie vor hundert Jahren sehr rasch, beinah unvermittelt abbrach. Auf den letzten Zeugen der alten Gartenkultur, den Rokokogarten folgte der moderne Landschaftsgarton. Daneben führte der Stilgarten im Biedermeiergarten noch eine Zeitlang ein bescheidenes Da- sein fort. Seine letzton Ausläufe finden wir noch heute in manchen Bauorngärten. 1 »ie neue Botschaft, daß der Garten die Wiederholung der wilden Landschaft, der freien Natur im kleinen sein soll, kam damals von Eng- land herüber: das wissen Sie ja alle, das ist ja alles alt- bekannt: die neue Gartenform wurde darum der englische Garten genannt und es ist bezeichnend, daß nun auch die Wiedoranknüpfung an die alte Tradition dos Stilgartons von demselben England herübergekommen ist. Wie die Dingo heute liegen, sind aber unsere Berufsgärtner im wesentlichen noidi hartnäckige Anhänger dos Landschafts- gartens. Die neuentdeckte Kultur dos Stilgartons ver- danken wir Nichtgärtnorn, nicht eigentlichen Fachleuten. In England waren es Architekten wie zum Beispiel der XI, 10 DIE GARTENKUNST 193 2. Gartenhof mit Zierbrunnen. 8. Vorhof mit Pergola und Marraorbelag. Aus Jen Sondergärten des Prof. M. Länger auf der Mannheimer Gartenbauausstellung. 194 DIE GARTENKUNST IX, 10 große Künstler Voysey und andere. Die haben zu ihren sind es im allgoiuoinen Nichtgärtner: Maler, Architekten, Landhäusern auch gleich die entsprechenden arcliitektonisch Leute wie Olbrich, Peter Behrens und Schultze-Naumburg. empfundenen Gärten geschaften. Auch in Heutschland Es ist auch bezeichnend, daß Bilder, unmittelbare Schöp- fungen der Malerei, Anregungen 09 1? O c 3- a> B c 9= a er a ff 3 93 gegeben haben und geben. Ich erinnere Sie nur an ein Bild von Böcklin: die Laube, wo die beiden Alten in dem Gartenhause sitzen. Da hat Böcklin einen alten Biedermeiergarten heraus- gegriffen als künstlerisches Motiv für sein Bild. Also die Maler, die Ivünstler haben zu allen Zeiten die Schönheit des alten Stilgartens begriffen und für ihre Ivuust vorwertet. So geht also diese ganze Bewegung aus von Künstlern. Es ist eine ab- solute Parallele, ein Seitenstück zu der Art, wie überhaupt unser heutiges Kunsthandwerk wieder entstanden ist, denn wir können schließlich auch die Gärtner unter die Reihe der Kunsthandwerker rechnen. Das alte Kunsthand- werk ist aus dem Handwerk selbst hervorgegangen, das haben Handwerker geschaffen: Schrei- ner, Glaser, Schlosser usf. : das moderne mußten Künstler erst wieder schaffen, sie mußten das Handwerk erst wieder zur lumst erziehen, l'nd so ähnlich ist's auch mit dem modernen Stil- garten gewesen. J<]r ist eine Schöpfung moderniM- Kunst. Um also von diesen allge- meinen Betrachtungen auf unse- ren Läugergarten zurückzu- kommen, so ist der Ijäugcrgarton in seinem ganzen Charakter ein Stilgarten; er ist architektonisch empfunden in der Gosamtanlago, architektonisch empfnndi'n im einzelnen, architektonisch em- pfunden vom großen bis ins kleinste. E>io Gesamtanlago er- innert in gewissem Sinn an die Anlage eines großen Hauses. Der Mitti*lpunkt, oder wie Sie wollen, der Kopf der ganzen An- lage ist dasBad (S. 195). Von hier ordnen sich die einzelnen (lärten in ;-} große parallele Fluchten. Sie la-gern sich vor dem llaiiso her, nud das Freibad, das sieh da- hinter anschließt, bildet dann eiiu! Art von GarteidKil. Dioso IX, lü DIE GARTENKUNST 195 -1. Vorderansicht des Badehauses. 5. Rückseite des Badehauses. Aus den Sondergärten des Prof. M. Länger auf der Mannheimer Gartenbauausstellung. 196 DIE GARTENKUNST IX, 10 3 parallelen Fluchten enthalten etwa 15 Gartcninteriours, Gartenräume, die wie gesagt, zum Teil voneinander ganz unabhängig sind, sich aber doch alle einem gewissen Plan unterordnen, tier Vergleich mit dem Bilde des antiken nimischen Wohnhauses liegt nicht fern. Man kommt vorn durch den ersten Garten wie durch ein Vestibül, dann kommen Räume, die an das Atrium mit seinen Fort- setzungen und Seitenflügeln erinnern usw. Bei der Anlage der einzelnen Gärten haben wir nun eine wechselvollo Reihe verschiedenartiger Bilder. Wir haben Gärten, die sich im wesentlichen in der Fläche ausdehnen und so Durchblicke gestatten, wo man von einem Garten in den andern über niedere Mauern hin- wegsehen kann, so daß ganz besonders Bedacht genommen ist, dui'ch die Perspektive reizvolle Bilder zu schafl'en. also verschiedene Gärten wieder zu Gartengruppen zu- sammenzufassen, andere sind in sich abgeschlossen. Das ist bei dem Freibad der Fall (Bild 1, Seite 191). Hier ist das ja ganz von selbst gegeben in dem praktischen Zweck des Frei- bads. Es ist auch in dem kleinen Gärtchen der Fall, wo die Sphinx von Beermann steht (Bild 13, Seite 203). Das Prinzip, den Garten durch Entwickelung in die Höhe abzuschließen, ist besonders wichtig für Leute, die in einer Stadt dem Bau- gelände Platz für einen Hinterhausgarten abgewinnen. Viele unserer Hmterhausgärten haben den Fehler, daß der genügende Abschluß fehlt. Da hat man von seinem Garten den prosaischen nüchternen Blick in Nachbarhöfe, auf Hinterhäuser, und die große Belästigung, daß man von allen Seiten beobachtet wird. Man sollte bei diesen Gärten prinzipiell mehr Wort darauf legen, daß der Blick nach außen und von außen abgeschlossen ist, Soviel über die Gesamtanlage. E)as architektonische Prinzip des Gai'tens zeigt sich dann auch in der Ausgestaltung der einzelnen Gärten in sich. Der künstlerische Charakter des Gartens ist bedingt durch die Absicht, Natur und Kunst so innig wie mög- lich miteinander verwachsen zu lassen. Es zeigt sich das zunächst in der Verwendung der Elemente, aus denen sich der Organismus des Gartens aufbaut: neben der Pflanze treten Architektur, Plastik und Keramik gleich- bedeutend auf. Auch die Plastik ist natürlich nach streng arcbitek- tonischen Gesichtspunkten angebracht. Manchmal bildet eine Plastik, wie der Hirsch in dem einten Garteninterieur. eine Art Mittelpunkt, steht — ich fürchte da nicht miß- vorstanden zu werden — fast wie der Altar in einer Kirche, an einem ganz bestimmten, architektonisch gegebenen Pia.tz (Bild 12, Seite 203). In anderen Gärten, wie dem Freibad ist die Plastik hermenartig verwendet; da bilden vor den Thujawänden diese Hermen eine Reihe, die etwa an die Sphinxalleen vor den altägyptischen Tempeln erinnert usf. Also die Plastik ist immer nach streng architoktonischon Gesichtspunkten angeordnet, wie Länger für seine Gärten auch durchaus archit(!ktonisch empfundene Plastik ver- wendet hat (Bild 7, Seite 197). Die Keramik findet in dem Garten ihre natürliche Verwendung vor allem als Brunnen durch den reichlichen Bedarf von Wasser. Dann als Blumenkübel ii. il:;-!. für Pflanzen, die nur Sommers im Freien stehen usf. So ist auch die K'eramik hier reichlich verwendet. Sie liegt ja besonders nahe einem Künstler, dessen ganze künstle- rische Rntsvickelunc,- von der Keramik ausgegangen ist. Dann ist noch ein Wort zu sagen über die Verwen- dung des Pflanzenwuchses, der Bäume und der Blumen. Ich möchte zugeben — um gewisse Mißverständnisse zu vermeiden — , daß nach meiner Ansicht und auch nach der des Künstlers, der Blumenschmuck den Intentionen des Künstlers nicht ganz nachkommt. Er war von dem Künstler selbst wohl reicher, üppiger geplant; er ist ein bißchen mager ausgefallen. Die Absichten, die der Künstler verfolgt, werden sich ja aus dem ganzen Plane, aus der ganzen Anlage für den, der sich hineinzudenken versteht, sehr leicht ergeben. Aber der unmittelbare Eindruck, namentlich auf das weitere Publikum, auf die Laien, wird ohne Zweifel darunter leiden, dass die Fülle des Blumen- schmucks fehlt. Wen soll man hier anklagen? Es ist eben das Unglück unserer häuslichen Gartenkunst, daß sie im wesentlichen auf Ausstellungen angewiesen ist. In England liegt die Sache besser. Da können wir die Gärten bei den Häusern suchen. Bei uns in E)eutschland finden wir moderne Stilgärton im wesentlichen nur auf Ausstellungen, sie führen auf Ausstellungen noch eine Art von Treibhausextstenz, wie heute die Dinge liegen. Und daß eben bei Ausstellungsgärten die Kürze der Zeit ein sehr bedenkliches Wort mitspricht, das weiß jeder. Wenn ein Garton angelegt wird, hört man ja immer: Man muß abwarten, bis die Zeit gekommen ist, bis sich alles ausgewachsen hat. Das macht sich auch bei den Läugergärten in vielen L>ingen geltend. Es ist nicht alles so gekommen, wie es sich der Künstler gedacht hat. Soviel über die verschiedenen Elemente, aus denen sich der Läugersche Garton aufbaut. Wir haben also da eine sehr mannigfaltige Skala von Gartenbauelementen: Pflanze, Architektur, Plastik, Wasser, zu einem einheit- lichen, in sich fest gegründeten Organismus zusammen- gebaut. Sodann zeigt sich natürlich der architektonische Ge- danke des Gartens in der Formenbehandlung. Alle Formen sind auf architektonische zurückgeführt. Es sind durchgehende geradlinige Achsen, nicht der Natur nach- geahmte, krumme und gewundene Wege. Es sind Flächen, auf dii> ursprünsTic.liste nrchitoktonisehe Form, auf das Rechteck zurückgeführt. Wir haben Rasenflächen, wir haben Blumenflächen, wir haben Wasserflächen immer auf knnstmäßige, architektonische, geometrische Art geformt. Auch hier ist es der ausgesprochene Gegensatz zum Na- turalismus des Landschaftsgartens, dei- /.. U. aus eiiuMu Bassin, statt es als ein von Menschenhänden geschaffiMUis keramisches oder in Stein gefaßtes Becken zu gestalten, einen kleinen Si'e machen will: Kaskaden, wo künstliche Wasserstürze tlielien, in einen natürlichen einer Schwarz- waldlandschal't al)geschanten Wasserfall verwandeln will. Auch in die lirilu^ haben wir die Entwickelung nach archi- tektonisehen (iesetzen: also die Bäume ni(Oit zu Banm- gruppen zusammengefaßt, wie sie in einem wirklichen \\':M etwa stehen, sondern zu Alleen g(^ordnet, die IX, 10 DIE gartp:nkunst 197 G. Blick in einen Einzelsrarten. 7 Hermen im B:idehansgartrn. Aus den fSondergiirten des Prof. M. Liinger auf der Mannheimer Uartenbauausstellnug. 198 DIE GARTENKUNST IX, 10 Sträucher, die Thuja usw. ebenfalls zu architektonischen Formen, zu Wänden und Mauern usf. ausgebildet. Also das architektonische Prinzip vom großen bis ins kleine. Und nun den eigentlichen Träger der künstlerischen Wirkung haben wir in einer fein ausgerechneten Pro- portionalität, also in der feinsten Beachtung der Vor- hältnisse. Da liegt der eigeiitlicho Reiz der Sache, da müssen wir die eigentliche Schönheit suchen, in der Pro- portionalität auf Grund sachlicher Einfachheit. Es liegt auch hier eine eigentümliche Parallele zu dem modernen Kunsthandwerk. Wir haben keine Schnörkel, keine Spielereien, wie wir sie so oft finden, also z. B.. daß Blumen in einen künsthchen Korb gefaßt werden, oder, daß Zwerge. Rehe usw. aus gefärbtem Ton aufgestellt werden. Wir haben keine Imitation wirklicher Grotten, wirklicher Felsen usf. I.>er Garten gibt sich als das, was er ist, er ahmt keine Theatorszenerio nach, kein Panop- tikum mit Wachsfiguren, keine Kunststücke, die uns ein Stück Natur vortäuschen wollen. Wir haben überall strenge Sachlichkeit. Die Schönheit liegt in den not- wendigen Linien, ganz parallel zu dem Gegenstand des modernen Kunsthandworks. Denn hier haben wir auch den eigentlichen Grundgedanken, nach dem sich der mo- derne Stil des Handworks entwickelt hat. Früher war ein Schrank womöglich die Kopie einer Renaissance- fassade, Jeder Gabel-, jedor Löffelstiel mußte bedeckt sein mit Renaissance- oder Rokokoornamentchen. Heut- zutage erfreuen wir uns an der einfachen Zweckform. Der Schrank bleibt, was er ist. Die unnötigen Profile verschwinden, die aufgeschraubten und aufgeleimten Leisten, Simse, Pilaster, Säulen, Giebel fallen weg. Glatte Wände, glatte Flächen, alles zurückgeführt auf das notwendige, und so vom großen bis ins kleinste, bis zu jedem Löffel und kleinen Instrument herab, einfachste und natürlichste Zweckform. Also das Gesetz sachlichster Einfachheit, bei dem die Schönheit in den notwendigen Linien und ihren Verhältnissen liegt. Dasselbe Prinzip geht durch diese Gärten hindurch. Insofern berührt sich der Geist dieser Gärten mit dem allgemeinen Geist des modernen Kunst- handwerks. Selbstverständlich spricht neben der Form auch die F'arbe ein gleich gewichtiges Wort. Es sind Farbenakkorde versucht worden, die uns auch nach dieser Richtung hin ein möglichst vielseitiges Bild von der künstlerischen Ver- wertung der Pflanze geben sollten. Ich betone hier noch einmal, daß das Versagen des eigentlichen gärtnerischen Teils der Aufgabe allerdings diese Seite der Sache etwas beeinträchtigt hat. Wenn wir Läuger als Farbenkünstler kennen lernen wollen, gehen wir am besten in das Innere des Bades hinein, wo er sich nach freiem h]rmessen be- wegen konnte und wo wir ein außerordentliches Kunst- werk von Parbenschönheit iiiul -harmonio verwirklicht haben. Selbstverständlich gibt einen weiteren ausschlag- gebenden Wert dieser ganzen Gartenschöpfung der per- sönliche Geist des Künsilers, der ihn gescha,l1'eii hat. Wir lesen da auch die Handschrift einer künstlerischen Indi- vidualität heraus, es atmet da die Seele einei- künstleri- schen Porsiinlichkeit. Und Läuger ist ja seiner ganzen Persönlichkeit nach bestimmt für eine feine, liebenswürdige Klassizität. In dem Geiste vornehmer, fein abgewogener Einfacbhoit liegt aber eben die Übereinstimmung mit der allgemeinen Richtung der modernen Kunst. Wir müssen im Auge behalten, daß es sich bei allem dem um etvvas Neues, Bahnbrechendes ha-ndelt, um den Versuch handelt, Traditionen wieder mm anzuknüpfen, also aus gewohnten Geleisen herauszugehen. L»aß dabei auch Irrtümer vorkommen können, auch Fragen aufge- worfen werden, die damit noch nicht ein für allemal ge- löst sind, daß man im einzelnen vielleicht auch noch da und dort etwas aussetzen mag, daß nicht jeder sagt: das ist das letzte und endgültige Resultat, das ist selbstver- ständlich; darauf kommt es auch nicht an für die Wert- schätzung aller dieser Schöpfungen, sondern die Frage ist hauptsächlich die: Lst das Prinzip richtig': E>aß das Prinzip richtig ist, diese Antwort gibt mir der Zusammenhang nicht nur mit unserer ganzen heutigen künstlerischen Kultur, der wieder erstehende und wieder gefundene An- fang und Faden einer großen lebenumfassenden künstle- rischen Kultur, mit der diese Gärten zusammengehen als ein Teil eines großen Ganzen. Es gibt mir die Antwort darauf auch die Übereinstimmung mit dem, was zu allen früheren Zeiten künstlerischer Kultur als recht gegolten hat. Darin sehe ich vor allem die Bedeutung der Gärten. Sie helfen mitbauen an einem Stück Boden für einen neuen Stil, für eine neue künstlerische Kultur unserer Zeit. Über kiiiistlei'i.sclie Ge,staltuiif!; de.s Haus^arteus. V'orti'ag, auf der XX. Hau[itversammliing der D. G. f. G. in Mannheim gehalten von W. Singer. Bad Kissingen. Zugleich mit der Einladung, von diesem Platze aus über die künstlerische Gestaltung dos llausgartons zu sprochen, wurde mir von unserm verehrten Vorstande mitgeteilt, daß vor mir b Herren das gleiche Thema unter Bezugnahme auf ihre in der gegenwärtigen Aus.stellung geschaffenen Sondergärten behandeln sollten: tla deuchte es mir rechtens wahrscheinlich, daß ich als letzter der langen Reihe mehrfach Gesagtes wiederholen würde, wollte ich auf Einzelheiten der Hausgartengestaltung eingehen; ich beschloß deshalb mich auf 2 generelle Fragen zu be- schränken, die augenblicklich im lelihaftesten Streite der Meinungen stehen: 1. Soll der llausgart(Mi ausschließlich uml streng architektonisch, d. h. in vermenschlichton, unser Herrenrecht über das der Natur entlehnte Material dar- stellenden Kunstformen, od(>r landsc^haftlich, d. h. in freien, der Natur nachgebildeten Formen oder schließlich in einer Vermischung dieser zwei so verschiedenen Kunsl- prinzi]iien gestaltet werden'.' 2. Wer soll den I lausgarten gestalten'? Eine Wüi'digung der ephemeren Ausstellungsgärten ergibt sich dabei von selbst. — Jetzt aber höre ich, daß die meisten der vorgemerkten KünsIliM- ihre Vor- IX, 10 DIE GAKTENKUNST 199 8. Niedrige Mauer mit Holzwerk als Abschluß zwischen einzelnen Gärten. 10. Laube. Aus den Sondersarten des Prof. M. Länger auf der Mannheimer Gartenbauausstellung. 200 DIE GARTENKUNST IX, 10 träge abgesagt und dadurch meine Voraussetzungon illu- sorisch gemacht haben. Trotzdem kann und will ich nicht plötzlich eine völlige Änderung der einmal gewählten Eiisposition vornehmen, ebensowenig wie mich die so hoch- interessanten Ausführungen des Herrn Vorredners, Pro- fessor Widmer, der uns die Ziele und Absichten dos Schöpfers der Läugergärten mit geradezu liebevollem Ver- ständnis geschildert hat, in meinem Urteile, das sich einzig unter dem Eindrucke des tatsächlich Vorhandenen, nicht alier des vom Künstler Gewollton gebildet hat, beeinflussen dürfen. „Aus der Jugendzeit, aus der Jugendzeit klingt ein Lied mir immerdar", so möchte ich bei der P)eleuch- tung so mancher modernen Bestrebungen zur künstleri- schen Ausgestaltung des Hausgartens singen, ich, der ich aufgewachsen bin in einem kleinen, fernab vom lauten Weltgetümmel und Weltverkehr gelegenen Badeorte, wo in herrlicher Landschaft zwischen buchenumwipfelten Bergen ein feinfühliger Geist die ganz regelmällig geord- nete Gruppe einfacher Kurhäuser quer durch d;is Wiesen- tal, von Hang zu Hang gebaut hatte, verbuiulen durch beschnittene Alleen und durch heckenumgrenzte Gärten voll all der gemischten Blütenpracht der Bieilermeierzeit; nur das silberklare Bergflüßchen war in seirier landschaft- lichen Form belassen mit einer Beptlanzung, von der man nicht wußte, hatte die Natur oder der Künstler sich selbst übertroffen. Die Hauptachse wurde von dem einfachen Schlosse beherrscht, zu dem mehrere ausgedehnte Terrassen mit reichem Blumenschmucke, Obst- und Gomüseanlagen emporführten. Das Ganze war nach einheitlicher Idee komponiert und voller \\ohlklang. nur der mächtige, an sich meisterhaft in heroischen Formen gebaute lüirsaal stand wie ein riesenhafter Fremdling in der ländlichen Idylle; dort sah ich als Kind noch Reifröcke und altväter- liche Fräcke, Krückstöcke und Zylinder und einfach und harmlos wie die ganze Szenerie waren die Menschen und ihr Getriebe. Die folgenden Jahre in klosterlicher Abge- schlossenheit des landstädtischen Gymnasiums waren nicht darnach angetan, n Formen, Architektur- und Landschaftsgarten, die notwen- dige geschlossene Einheitlichkeit wahren. L)ur(dl den Hinweis auf die Zulässigkeil landschaft- IX, 10 DIE GAKTENKUNST 201 9. Gärtchen mit Laube. ^ 11. Gärtchen mit Plastik und Silberpappeln. Aus den Sondergärten des Prof. M. Länger auf der Mannheimer Gartenbauausstellung 202 UIE GARTENKUNST XI, 10 lieber Gestaltung des Hausgartens unter gewissen Ver- hältiüsst'ii iioinme ich von selbst auf die Verwerfung des landschcaftlichen Prinzips in der Gartenkunst durch die meisten der modernen Reformer, die da sagen, daß die Nachahmung der Natur überhaupt nicht unter den Be- grifl" „Kunst" falle. Nun, die Kunstbegrifle sind ja durch- aus nicht ewige, unwandelbare und es hat Zeiten ge- geben — sie liegen noch gar nicht so lange hinter uns — , in denen der Naturalismus als oberstes Gesetz in der Kunst galt. Die Frage ist schon bei unserer vorjährigen Tagung mehrfach besprochen worden und bildet in allen neuzeitlichen Abhandlungen über Gartenkunst den sprin- genden Punkt. Ich will deshalb nur das eine als aller- wichtigsten Grundsatz festlegen, dali der landschaftliche Hausgarten keine sklavische Nachahmung von Natur- szenerien darstellen soll und darf, sondern dalS wir in den Werken der Landschaftskunst den individuellen künstleri- schen .\usdruck der Naturan.schauung, der Vertielung in den logischen, ge.setzmäßigen Zusammenhang der or- ganischen Gebilde, des eingehenden Studiums der geo- logischen und tloristischen Verhältnisse sehen müssen, be- schränkt, einerseits durch die praktischen Bedürfnisse und die räumliche Ausdehnung, anderseits aber unendlich steigerungsfällig durch die Phantasie des Künstlers, der demnach in seinem Landschaftswerke so gut wie im archi- tektonischen Garten eine ganz bestimmt gewollte und be- wußte Darstellung der Vermenschlichung von Naturbildern in die Erscheinung treten läßt. — Und dann, meine Herren, so sympathisch mir persönlich die Wiederbelebung des Biedermeierstils durch Schultze-Naumburg ist, so muß ich doch sagen: „Andre Zeiten, andre Sitten"! Damals hatte der behäbige Bürger wohl Zeit und Muße, nach Feierabend vor den Toren der Stadt Natur zu sehen und zu genießen; in unseren modernen Großstädten bei dem beklagenswerten Hasten und Drängen nach Erwerb und Vergnügen sind dem Großstadtkinde die Werke des Land- schaftskünstlers oft das einzige, wenn auch unwahre Stückchen Natur, das er alltags schauen kann, und da- her ist wohl die Liebe zum Landschaftsgarten so tief in die Herzen unseres Volkes eingewurzelt. Schon deshalb werden wir, abgesehen von den rein künstlerischen Rück- sichten, gezwungen von der Macht der Verhältnisse, auch Hausgärten landschaftlich, schon, angenehm und lehrreich zugleich gestalten müssen. Zwar ist da ein beliebtes Schlagwort: „der Künstler soll vorbildlich, erzieherisch wirken, er soll den Stil der Zeit, Geschmack und Mode des Volkes bestimmen"! „Eng beieinander wohnen die Gedankc^n, doch hart im Räume stoßen sich die Sachen"; wenn irgendwo, gilt hier das Dichterwori! Ich brauche Ihnen als Fachmännern nicht zu er- zählen, welche Anforderungen häufig vom Bauherrn an den Gartengestalter gestellt werden, und wie schwer es hält, nur die allei'tollstim l'^ntgleisungen zu vermeiden, wenn da einer auf seinem bißchen Grund und Boden eine ganze Musterkollektion von Landschaftsbildern aus allen Zonen, die mit Rocht so geschmähton Thoatcrszenei'ien des sogenannten Landschaftsgärtners aufgebaut wissen will. Was da tun? Es ist nicht jeder wirkliche Künstler in der glücklichen Lage, derartige Zumutungen rundweg ab- zulehnen, da sicherlich irgend ein anderer die Aufgabe sogar mit Behagen zu liisen versuchen wird, wenn's nur gut bezahlt wird. Der Künstler wird meines Erachtens zunächst dem Bauherrn einen Vortrag über die eigene Auffassung in bezug auf die Gartengestaltung, über die engen Beziehungen zwischen der Architektur des Hauses und des Gartens halten, bei manchem auch das Wort „neueste Mode" recht kräftig wiederholen, was ja öfters leider mehr zieht, als die tiefsinnigste Entwickelung künstlerischer Notwendigkeiten. So wird wohl manchmal ein voller Erfolg, meistens aber nur ein mehr oder minder günstiges Kompromiß errungen. Ein praktischer Fall aus jüngster Zeit: Ein Architekt, der auch anderen Künsten huldigt, überreichte mir eine selbstgefertigte Skizze für seinen eigenen Hausgarten im Landschaftsstil mit einer ganzen Speisekarte von Wünschen: neben einem Gemüse- und Obstgarten ein Waldidyll, dazu eine Wiese mit Blut- buchen, Blautannen, bunten Ahorn und allen iniiglichi'n sonstigen Bäumen und Sträuchern. r»ie verfügljaren Mittel waren gei'inge, liie Situation die denkbar ungün- stigste: das Haus ohne Gliederung nach der Gartenseite, das ganze Erdgeschoß Bureauräume und der Zugang zu dem Garten nur durch das einzige als Hofraum verwend- bare Teilstück führend. Ich war zufrieden, a,ls ich zu- nächst einmal eine regelmäßige Gestaltung einzelner Gartentoile und der ganzen Wegeführung durchgesetzt hatte, mich im Stillen der Hoffnung hingebend, so wenigstens einer späteren befriedigenden Umgestaltung vorgearbeitet zu haben: wie dieser Fall, so liegen wohl viele, aus denen später dem Gartengestalter Vorwlirfe über die An- wendung landschaftlicher Formen bei einem viel zu kleinen Räume gemacht werden. Und dann: hat es künstlerischen Wert und Zweck einen in Form und Bepllanzung vollendeten Biodermeier- garten zu schaffen für irgend jemanden, der die intimen Reize des feinsinnigen Kunstwerks gar nicht verstehen kann und der nur für aufdringliche Pracht in seiner ganzen Lebenshaltung Geschmack hat, oder genügt ein streng architektonischer Garten den W'iinschi'n eines philn- sophierenden Naturfrinindes, dei- in der Pflanze mehr sehen will, als die sti'onge Form und nur in di'r Beobachtung des ewigen Werdens und Vergehens geistige uml künstle- rische Befriedigung findet'.' Garten sowohl wie Haus ki'iiinen eben nur dann a,ls wahre Mei.sterwerke gölten, wenn nicht allein die Gestaltungskraft ihres SchöpiVu's, sondei'n auch Geist und Stil des Besitzers siiuifälligen Ausdruck darin gefunden haben. Und nun zur Unterfrage: ist im regelmäßigen Garten die Anwendung freier NaturforuKMi gestattet'.' — In der land- schaftlichen Raumkunst ist die Komiiosition des Aufrisses die Hauptsache, im architektonischen Garten dagegen kommt eine gleich hohe Bedeutung dem Grundrisse zu; während ich für diesen die Anwendung freier Formen im Hausgarten möglichst beschränkt wissen möchte, glaube ich für den Auf- riß auch im regelmäßigen Hausgarten die Verwendung nalürlicher Foi'meii sehr Wdbl begründen zu ki'innen. IX, 10 DIE GAliTENKUNST 203 12. Gäitchen mit dem Elch. 13. Gartcheu mit der Sphinx. Aus den Sondergärteii des Prof. M. Länger auf der Mannheimer Gartenbau-Ausstellung. 204 DIE GARTENKUNST IX, 10 Sicher kann man architektonische Gärten ausschliol3- lich aus Kunstformen in ganz vollendeter Weise zu- sammensetzen, wie es ja z. B. die Meistorwerke der Barock- gartenkunst, in der das absolute Herronrocht des Menschen über die Formen der Natur am stärksten zum Ausdruck gebracht wurde, deutlich liewcisen. Ich aber möchte den herrlichen Rhythmus, der dem freien Ptlanzenwuchse inne wolint, nicht aus der Nähe des Menschen vorbannen, und selbst die grüßten Fanatiker für die Vermensciilichung der Nalurfurmen im Garton lassen z. B. die Sciilingpflanzen an Häusern und Pergolen als lieblichen Gegensatz zu den strengen Linien der Architektur gelten und wer möchte einseitiger Kunstanschauung zuliebe einen malerischen Lindenbauni missen, unter dessen Krone es sich oft wohliger als in der Gartenlaube sitzen läßt und der im Wechsel des Tages und der Nacht die verschiedensten Schattenbilder auf Weg und Rasen malt, die aus dem einen Gartenbild eine ganze Menge herrlicher Eindrücke hervorzaubern und den starren Linien wundervolles Leben einhauchen 7 Wer möchto auf den reichen Flor von Flieder, Jas- min, Spierstrauch, Wildrosen und wie sie alle heißen, die schön blühenden Gehiilze verzichten, nur um aus ihnen eine Hecke, eine Kugel oder einen Würfel zu formen? Wer kennt nicht Bauwerke, die an sich häßlich, durch den Zauber einer schönen Baumgruppe, durch den wohl- tätigen Schleier aus Epheu oder Geißblatt ein geradezu malerisches Aussehen erhalten? LTnd hat nicht gerade Schultze- Naumburg, der rechtens so gefeierte Vorkämpfer des regelmäßigen Stils im Hausgarten in seinen „Bei- spielen" recht lehrreich die Wirkung freien Pflanzen- wuchses auf die scharfen Linien dos kalten Gesteins ge- zeigt? Beschneiden Sie einmal dorten die Pflanzen und Sie erhalten vielleicht die kräftigsten „Gegenbeispiele"! Die Folgen und Wirkungen dos Alters, die so mild und lieblich den Ausdruck manch eines Menschenwerkes verschonen, sind sie nicht eigentlich eine Rückbildung der menschlichen Kunst in die Naturformen V Flechte, Moos und Mauerbrech, die den toten Stein beleben, Regen und Frost in ihren Kniwirkungen auf Holz und Stein, die Patina auf dem Broncestandbikl, arbeiten sie nicht alle in meinem Sinne, ohne daß ihre Arbeit jemals als unkünstUv risch verurteilt worden wäre? iJie Verwendung freier Naturformen im Kimstgarten leitet mich über zur hiesigen Ausstellung, die Sie ja nun- mehr alle kennen. Den Ausstellern stand (Mn großes Ge- lände mit mehr oder minder schönem Baumwuchs zur Auswahl frei; da ist es denn eigentlich sehr vorwunder- lich, daß kein Fachgonosse die Idee faßte, einen Haus- garten unter Nobeneinanderstellung der architektonischen und landschaftlichen Formen zu gestalten, ebenso auf- fällig wie es ist, daß die beiden einzigen, unregelmäßigen — ich sage nicht: landschaftlichen — Gärten keinen An- spruch darauf erhoben, irgend etwas zur Lösung der uns bewegenden Kunstfragen beizutragen, denn der eine der Aussteller hatte lediglich das geschäftliche Intei'esse, für sein Slaudenmaterial einen Platz zu schaffen, auf dem die einzelnen Pflanzensorten für sich gut zur Geltung gelangen sollten, während der andere wohl ebenfalls in der Haupt- sache mehr seine großen und schönen .Sammlungen von Wasserpflanzen, Dekorationsmaterial und japanischen Stein- laternen unter Entwickelung recht wirkungsvoller Einzel- bilder dem Publikum zeigen wollte. Von den regelmäßigen Gärten interessieren uns na- türlich am meisten die sogenannten Professorengärten, mit denen ich mich hierausschließlicli unter Verzicht auf eineWür- digung der tektonischen Gärten unserer engeren Fachgenossen beschäftigen will, soviel des Anregenden es auch über di(^ Sondergärten Brahe, Büchner und Roethe zu plaudern gäbe. Schultzes-Naumburg Biedermeiergarten soll uns wohl weniger eine neue Gartenkunst offenbaren als vielmehr zur Wiederbelebung der einfachen bürger- lichen Gartengestaltung der Zeit, in der Großvater die Großmutter freite, beitragen und ich darf sagen, daß mit verhältnismäßig geringen Mitteln ein wohltuendes Bild eines vernünftigen zweckmäßigen Gartens, mit Platz für alle uns anmutenden Gewächse unter geschickter .Ausnutzung der gegebenen Verhältnisse und mit allem diesem feinsinnigen Künstler innewohnendem Geschmacke geschaffen worden ist: die hohe Mauer mit dem ordentlich zum Eintritt ein- ladenden Tore gibt dem Ganzen einen weltabgeschiedenen klösterlichen Anstrich, so recht geeignet zur Sammlung und Erholung vom Getriebe des Alltagslebens, gut ange- ordnete Sitzplätze, der einfache Weingang, das gemütUche Gartenhaus, der schöne Baumbestand muten traulich an, die Form und Anordnung der Blumenrabatten mit ihrer altväterlichen Bepflanzungsweise aus buntom Gemisch aller möglichen Blumen bilden ein treflliches Gegenbeispiel zu so vielen überladenen Hausgärten mit ihren gekünstelten Schniirkelbeeten, die meist nur wenigen Blumensorten Raum bieten. Nicht befriedigt hat mich das allzugroße Wasserbecken und seine Umrahmung und gewundert hat sich mit mir wohl mancher, daß der Künstler nicht an Steile des Rasens seine von ihm selbst so hoch gepriesenen Gemüsebeete gesetzt hat. Ich will hierzu gestchen, daß mir in seinem kritischen Werke „Gärten" dies Lob des Gemüsegartens am wenigsten gefallen hat und Schultze- Naumburg scheint hier selbst zwischen Theorie und Praxis einen harten Gegensatz gefunden zu haben. \\'ohl soll in geeigneten Fällen ein kleiner Gemüsegarten mit den so prächtig zierenden Blumenrabatten nicht fehlen, doch muß liedacht werden, daß die Zeiten, in der ein joder Bürger notgedrungen sein besseres Gemüse selbst ziehen mußte, längst vorbei sind und man heute sogar in kleinen Städten seinen Bedarf besser und billiger auf dem Markte kaufen kann. l'nd so reizend es aussieht, wenn ein Schmetterling über die Wieso gaukelt, die Schnecke samt ihrem Hause am Buchenstamme klebt: im Gemüsegarten wird aus diesen Insekten eine Plage und die übelriechen- den Düfte des Mistes und der Jauche, die nun einnuil un- entbehrlich zur Gemüsekultur sind, gehören nicht gerade zu den ,\nnehmlicl)keiten des Lebens. Die Pill inj;'' sehen Beete kann ic'h übergeluMi. sie iliirflen Wdbl .■i.llueineiu als niißlungen bezeichnet wcn-deu. Professor Behrens stellt ein Gartentheater aus: im allgemeinen gefällt mir seine Schöpfung viel besser als ji'ue in Düsseldorf trotz des damaligen reichen und kost- IX, 10 DIE GARTENKUISST 205 IT — rMl^'?^r~"-' L3^' "T^" 'D Ja fil^ -^ i^rxsM~ll!| ' j . lu] "i^ Hl Bk, 14. (iäi tchen mit Gartenhaus und l'kistiken. 15. Rückseitiger Abschluß des^Badehausgartens. Aus den Soudergärtea des Prof. M. Läua-er auf der Mannheimer Gartenbauausstellung. 206 DIE GARTENKUNST IX, 10 liehen Beiwerks an Architekturen und Plastiken ; vor allem finde ich die straffe Gliederung wohls;elungen. dagegen dürften die allzu aufdringliche Verwendung weißen Spa- lierwerks und das in seinen Abmessungen ins Riesenhafte übertriebene Beet blauer Lobelien auch auf anderer Leute Augen die gleiche unangenehme Wirkung, wie auf die meinen ausüben und die K'osten für die Wasserkünste in den Kulissen wären meines Erachtens besser für einen reichen Blumenschmuck verwendet worden. Als man in den Vorberichten über die Mannheimer Ausstellung verschiedentlich gelesen hatte, daß Professor Länger eine ganze Reihe von Einzelgärten um ein kostbares Badehaus herum anlegen werde, da wird wohl mancher nach Uhland gedacht haben: „Und rings von duft'gen Gärten ein blütenreichor Kranz, Lirin sprangen frische Brunnen im Regenbogen- glanz." — Für mich ist der Begriff Hausgarten fast un- trennbar mit dem Worte „Blume" verknüpft und nach dem Beispiele der letztjährigen Künstleri'arbengärten hatti.^ ich von dem durch seine farbenprächtigen Werke berühmten Keramiker Gärten erhofft, schwelgend im Rhythmus ihn' Formen und in volltiinigen Farbenakkorden; leider bin ich in letzterer Beziehung enttäuscht worden! Als ich vor 4 Wochen zum ersten Male hier zum Ausstollungsbesuche landete, hing der Himmel voller Wolken, bleiern, düster, regenschwer und bald auch öffnete er seine Schleusen zu einem Dauerregen; ich selbst war infolge mehrmonat- licher Krankheit körperlich und seelisch herabgestimmt und diesem Zusammentreffen so ungünstiger Bedingungen schrieb ich damals einen Teil meines Unbehagens beim Durchwandern des Läugergartens zu, um so mehr tat ich dies, als ich zu Hause die Julinummer der „Kunst" mit den außerordentlich glücklich gewählten Bildern aus dem Garten sah, wo Sonnenlicht und Schatten das tote Material in köstlichem Leben zeigen. Ich kam dann wieder hier- her und durchwanderte den Garten in anregendster Ge- sollschaft, am hellen Tage und bei gedämpftem Abend- lichte, aber auch jetzt ließ bei aller Freude über so manch trelTliches Bild der Mangel an Blumen und Farben in mir die rechte Befriedigung nicht aufkommen. — Ich kann es dem Künstler menschlich gut nachfühlen, daß er seinen Bauten und Plastiken zuliebe den Vorgarten zu dem im Äußern wie im Innern gleich gelungenen ßadehause so i'infach und ruhig gestaltete, um ie Blütezeit ist ziemlich einheitlich, wenn auch nicht ganz; dafür aber weisen dio Sorten in Wuchs, Haltung und Belaubung wieder dio denkbar größten Verschieden- artigkeiten auf. Überhaupt sind die meisten unserer Rosen als Strauch betrachtet fast häßlich. Sie bauen sich schlecht auf, sperrig strecken sie ihre Zweige von sich und durch den fortgesetzten Schnitt wird das noch verschlimmert. Die einen machen zudem nur ganz wenig Holz, sind sehr schwachwüchsig, andere wieder sind äußerst stark- wüchsig und kaum zu bändigen; wonige nur bilden einen Strauch, der durch seine Form an sich befriedigt. Am unvorteilhaftesten macht sich diese Eigenschaft bemerk- bar beim Rosenhochstamm. Überhaupt diese Rosenboch- stämme! Sind sie nicht schon au und für sich eine Ge- schmacksverirrung? Eine lange, dünne Rute, kaum finger- stark, so daß sie des Haltes an einem Fichtenstab gar nicht entbehren kann, und oben daran ein Büschel ein- seitig und sperrig gewachsener Zweige, das man stolz die „Krone" nennt! Aber man hat sich so daran ge- wöhnt, daß man die Häßlichkeit dieses gärtnerischen Kunstproduktes kaum noch empfindet. Ich habe in meiner Berufstätigkeit noch nie einen Rosenhochstamm verwendet! Und nun dio Anordnung der Rosarien! Über die beiden typischen Grundrißanordnungen in Meyers Lehr- buch der schönen Gartenkunst Tafel 15 und Niethners gärtnerischem Skizzenbuch Tafel 49 ist man seit 40 Jahren nicht hinausgekommen, wenigstens ist mir keine Anlage bekannt geworden, die in wesentlichen Punkten davon ab- wich. Lange schmale Rabatten, in der Mitte eine Reihe „Hochstämme" in den verschiedensten Höhonabstu- fungen, dazwischen die Strauchrosen in endloser Sorten- fülle und buntem Durcheinander, wobei natürlich auch Abnormitäten und .Monstrositäten, wie z. B. die berühmte grünblühende Rose u. dgl. nicht fehlen dürfen. An den Rändern der Beete stehen die Monatsrosen. Schmale Wege trennen die einzelnen Beete, dio sich um einer Laube aus gerissenem Eichenholz oder dergl. ordnen. Wo das Geld dazu nicht reicht, pflegt statt deren oin rundos Beet den Schwerpunkt der Anlage zu bilden, das mit Stammroson bepflanzt ist, die fein säuberlich nach dor Mitte hin ansteigen. Die sogenannten botanischen Rosen- arten bilden rundum den Übergang zu den Baum- und Strauchgruppen der anderen Garten- und Parkteile. In der Aufzählung dor Fehler stocken auch schon die Fingerzeige für die Verbesserung! Fangen wir mit dem letzten an: Muß ein Ro.songarten wirklich durch die Vormitte- lung einer Pflanzung von Wildrosen in den Park oder Garton allmählich übergehen? Ich finde nicht nur, daß das über- flüssig ist, sondern halte os für einen Fehler. Ich wende nicht gern das Wort „intim" an. Es ist ein Wort, mit dem Unfug getrieben wird. Aber wenn es nirgendwo am Platze i.st, dann hier. Ein Rosengarten muß „intim" wirken und um das zu erreichen, muß ein Abschluß da sein, der sofort die Empfindung erweckt, daß hier etwas Besonderes geboten wird, ohne den erforder- lichen Zusammenhang mit der Umgebung zu zer- stören. Das kann eine Hecke sein, eine Baumieihe, oine Mauer, oin Spalier — die Läugorgärten und die Rosarien auf der Mannheimer Ausstellung geben da mehr als ein gutes Beispiel — das kann sogar der Saum von Gehölz- partien sein, kurz es kann auf die verschiedenste Art ge- macht worden und muß sich aus dem Zusammenhange im einzelnen Falle ergeben; es darf nur nicht zu störender Trennung ebensowenig zum „vermittelnden" Übergang werden, der die beabsichtigte Wirkung zerflattern und keine Stimmung aufkommen läßt. Rosengärten und nicht Rosarien! Also bei der Be- pflanzung Rücksichtnahme auf die Wirkung, nicht auf den Sammelsport. Mit hundert Rosen in fünfzig Sorten kann man keine Wirkung erzielen, aber wenn man die Auswahl unter Berücksichtigung des Wuchses und der Blütenfarbe auf wenige Sorten beschränkt, dann wird es schon sehr viel besser. Jedenfalls geben uns auch in dieser Richtung die Mannheimer Rosengärten beachtenswerte Anregungen. Dio Bepflanzung größerer Flächen mit Sorten von ein- heitlicher Farbe und übereinstimmendem Wüchse hat aus- gezeichnete Wirkung gehabt, ohne daß dadurch Eintönig- keit zustande gekommen wäre. Noch mehr kann in dieser Hinsicht geschehen, denn in dem von Boehm bepflanzten Garten finden wir immer noch ca. 100 Sorten, davon rund 4500 Stück niedrige Strauchrosen in ca. 40 Sorten, also von jeder durchschnittlich 100--120 Stück und 200 hochstämmige Rosen in ca. 60 Sorten. Wer sehen will, dem kann an diesem Beispiel in Mannheim gar nicht entgehen, welche wohltuimde Wirkung gerade die Beschränkung in der Sortenzahl und die Anwendung großer Mengen einer Sorte bei den niedrigen Ro.sen zur Folge gehabt hat. Wer die Beete mit Caroline Testout, Gruß an Teplitz, Farbenkönigin, Van Houtte, Mad. Levavasseur, Mad. Jules Grolez, Frau Karl Iiruschki in Blüte gesehen hat, der wird mir unbedingt beipflichtiMi, wenn ich die große Sortenzahl unserer Rosarien als ein Hauptgrund ihrer unbefriedigenden Wirkung bezeichne. r)io Wirkung der Beschränkung in der Sortenzahl wird noch wesentlich gesteigert, wenn bei der Auswahl der Sorten Wert auf gofälligon Wuchs gelegt wird. Über- lasse man doch den Liebhabern großer Sortiments alle die zahlreichen Sorten von schlechtem Wuchs, \ind suche sich statt dessen dic^jenigen Sorten aus, welche neben einer gut gef'ormton Blüte und wirkungsvoller Farbe die Eigenschaft besitzen, einen Strauch von gefälliger Form zu bilden. Und daini, wie schon gesagt, die llochstännnci Will man mit ihnen wirken, und daß man es unter Umständen kann, ist ja nicht zu bezweifeln, dann muß auch bei ihnen Vorsicht in der Sortenwahl beobachtet werden. Noch mehr als bei den Slraiichroson hängt der l"]rfolg von giitnii Wuchs IX, 10 DIE GARTENKUNST 213 ab und man sollte allo Sorten von schlochtom Wüchse von der Anzucht als Hochstämme ausschließen. Die Kronen müssen geschlossen, dicht und gleichmäßig ge- formt sein, der Stamm gerade, nirht zu dünn und vor allen Dingen die Stammhüho niul! gleichmäßig sein: nicht als ob ich fordern wollte, daß in einem Rosengarten nur Stämmchen von einer bestimmten Stammhiihe verwendet werden sollen — nein, das verlange ich nicht. Aber es geht doch nicht, an. daß auf einer schnurgeraden Rabatte in ganz willkürlicher Reihenfolge Stämme von den verschiedensten Hiihenabmessungen einander folgen. Will man wechseln in der Kronenhcihe, dann muß es in bestimmten Inter- vallen geschehen, so also, daß dann auf je zwei Halb- stämmo ein Hochstamm folgt und so fort. Im allgemeinen möchte ich überhaupt den Halb- oder Niederstämmen, d. h. den Ivronenbäumchen von kurzem Stamm (etwa bis 75 cm Höhe), eher das Wort reden, afs den höheren und letztere vorzugsweise für Trauerrosen, d. h. hochstämmig gezogene Schlingrosen, vorbehalten. Aber auch in letzter Hinsicht, d. h. in der Verwendung der Schlingrosen als sog. Trauerrosen sollte man sich rechte Zurückhaltung auferlegen. So schön an rechteni Platz ja einmal eine solche Trauerrose sein kann, ebensosehr verliert ihr Anblick, wenn man ihr zu oft begegnet. Die herrlichen Schlingrosen, welche wir heute besitzen, köinnen doch unendlich viel reizvoller am Spalier, an der Laube oder Pergola wirken, statt mit herabhängenden Zweigen auf hohem Stamm als sog. Krone. Gerade in ihnen ist uns neuerdings ein Schatz von ungeahnter Wirkungsmöglich- keit gegeben. Wenn wir unseren Rosengärten etwas von dem märchenhaften Dornröschenzauber geben wollen, dann können wir es nur mit Hilfe unserer Polyantha- und Schlingrosen. Ich erinnere an die herrlichen Wichurajana- hybriden und ähnliche Sorten. Sie sollten uns viel zu gut sein, um sie in ganz widersinniger Weise als hoch- stämmige „Trauerrosen" zu verwenden. Was nun endlich die Form und Anlage der Rosen- gärten anbelangt, so möchte ich warnen vor jeder Schablonen- und Regelhaftigkeit. E)ie Erfindungsgabe und Phantasie mag sich bei ihnen betätigen und Lösungen zu finden suchen, die dem jeweils vorliegenden F'alle ent- sprechen, nicht aber sich bemühen einen „Typus" für den Rosengarten zu erfinden. Wenn man tunlichst voraus- setzungslos an die Aufgabe herantritt, dann wird es auch andern als Prof. Läuger gelingen, gute Lösungen und neuartige Beispiele zu finden. Ehe ich schließe, möchte ich einen in Mannheim vorgeführten Rosengärten noch einige Worte widmen. Die Gärten in ihrer Ausführung ent- sprachen nicht ganz den Plänen. Hierbei fällt zunächst auf: die Ausstattung mit Bildwerken, Architekturen, Bänken, Brunnen u. dgl. ist bei weitem weniger reich- haltig ausgefallen, als es geplant war und das ist sehr schade, denn es sah an manchen Stellen geradezu dürftig aus. Wir können ja nicht untersuchen, ob die Aus- stellungsleitung hier falsche Sparsamkeit hat walten lassen oder ob die Aussteller es haben an sich fehlen lassen. Jedenfalls hat es keinen Sinn, Sitzplätze vorzusehen und nachher die Bänke fortzulassen und ähnliches. r»as andere, was auffällt ist, daß die vorhandenen Bäume nicht, wie es geplant war, zu strengen Formen, ivugeln u. dgl. verschnitten worden sind und das ist sehr gut. An einigen hat man es zwar versucht, aber der Schnitt ist wieder verwachsen, die Mehrzahl hat man in ihrer zwang- losen Form gelassen und so erfreuen wir uns an dem malerischen Kontrast zwischen der strengen Grundriß- anordnung und Architektur der Gärten und den regellos malerisch sich entfaltenden Baumkronen, die dazwischen stehen. Die Architektur hat manchiin .Vnlaß zu ironis(di- kritisehen Bemerkungen gegeben. Ich will gern bekennen, daß auch ich beifällig gelächelt habe, als jemand beim Anblick der weißen Pfeiler des von Boehm-Oberkassel bepflanzten Rosengarten zitierte: „In den öden Fensterhöhlen usw." Es schien nicht ganz unzutreffend, und ebenso pflichtete ich bei, wenn man den von Lambert-Trier bepflanzten Rosengarten bevorzugte, weil nicht soviel aufdringliche weiße Architektur darin war und die Aufteilung des Gartens durch eine grüne Efeuwand bewirkt war. Allein je mehr die Anpflanzungen sich entwickelten und nament- lich Schlingrosen und wilder Wein das harte Weiß ein- zuspinnen tortfuhren, desto reizvoller wurde die Sache und ich habe mich in jenem Garten ganz im Gegensatz zu den anderen förmlich verliebt. Gewiß kann man über manche Anordnung zweierlei Meinung sein, so dürfte z. B. sich darüber streiten lassen, ob die Höherlegung dos Bodens zwischen den beiden Pfeilerstellungen nicht zweckmäßiger einer Senkung gewichen wäre. Auch kann man einwenden, daß die zweimalige Aufteilung des Gartens durch die pergola- artigen Pfeileranordnungen etwas des Guten zuviel geworden sei — gewiß, aber daß sich durch sie eine Menge höchst reizvoller Bilder ergaben, das kann nicht bestritten werden. Ich habe beide Rosengärten auf das eingehendste mit der Kamera durchforscht und während sich in dem einen ganz ungesucht mir die Bilder fast an jeder Ecke auf- drängten, ist es mir kaum gelungen, eine leidlich be- friedigende Aufnahme in dem andern Garten zustande zu bringen. Das will doch sehr viel besagen. Verschiedene Mitteilungen. Preisausschreiben Friedhof Stahnsdorf. Die Berliner Stadtsynode ei'liiljt mit l'rist zum 1. Februar 1908 ein Preis- aussclireiben zur Erlangung von Entwürfen für die Einrichtung des Südwestfriedhofes bei Stahnsdorf (Kr. Teltow). Das Aus- schreiben ist offen für deutsche Architekten und Gartenkünstler. Unterlagen versendet gegen Einsendung von .5 Mark, die bei Einreichung eines Entwurfs zurückerstattet werden, der ge- schäftsführende Ausschuß der Berliner Stadtsynode. Berlin C 2, Neue Friedrichstraße 69. Drei Preise sind ausgesetzt in Höhe von 6000, 4000, 2000 Mark. Weitere Entwürfe können für 1000 Mark angekauft werden. Unter den 9 Preisrichtern be- finden sich neben i Laien 1 Bildhauer, 2 Architekten und 2 Gartenkünstler (A. Weiß und Vogeler). Das in Frage kommende Gelände ist rund 110 ha groß, etwa zu zwei Dritteln mit Kiefern in Altersklassen von 20 bis 214 DIE GARTENKUNST. IX, 10 80 Jahren bestanden und weist Höhenunterschiede his rund 8 Meter auf. Im Programm wird es als wünschenswert bezeichnet, dal.! sich für die Bearbeitung Architekten und Gartenkünstler ver- einigen, da die Lösung der gestellten Aufgabe (Grundplan» Höhenschichtenplan, Plan eines Beerdigungsblockes, Ansichten, Grundrisse und .Schnitte der erforderlichen Baulichkeiten) teils auf dem Gebiete der Baukunst, teils dem der Garteukunst liegt und der Entwurf die Gesamtanlage darstellen soll. Der Ein- druck des öffentlichen Parkes soll vermieden werden, die Anlage soll einfach und würdig sein und eine weitgehende Verwertung des Geländes ermöglichen. Es gilt in diesem Wettbewerb „künstlerische Ausdrucksmittel für eine Friedhofsanlage zu erhalten, die dem Empfinden der evangelischen BevölkerungNorddeutschlands zusagt und vertraut ist". Der geschäftsführende AusschidJ der Stadtsynode behält sich das Recht vor, eine zusammenfassende V^eröffentlichung einiger oder aller preisgekrönten oder sonst erworbenen Ent- würfe zu veranstalten. H. Obergärtnerprüfung an der Gartenbauschule zu Dresden. lOinera lange gehegten Wunsche entsprechend ist nunmehr auch für Besucher der Gartenbauschule des CJarten- bauverbandes für das Königreich Sachsen, die bekanntlich un- längst in Laubegast ein neues Heim bezogen hat, die Möglich- keit geschaffen, die Obergärtnerpräfung abzulegen. Unter dem 7. September d. Js. hat das Kgl. Sachs. Ministerium des Innern zu Dresden die Prüfungsordnung für das Obergärtnere.\amen genehmigt. Personalnachrichten. Stadtgartendirektor Julius Trip.f Die Nachricht von dem Hinscheiden des Vorsitzenden der D. G. f. G. hat uns nicht unerwartet getroffen. Man wußte, daß er, der noch im vorigen .Jahre die Hauptversammlung der Gesellschaft in Nürn- berg in gewohnter Frische und Rüstigkeit geleitet hat, von einer schweren Erkrankung befallen war, die in seiner, keine Rücksicht auf die eigene Person kennenden rastlosen Tätigkeit auf den verschiedensten Gebieten, ihren Ursprung gehabt haben dürfte. War auch den Näherstehenden seit einigen Wochen bekannt, daß sein Zustand hoffnungslos geworden war, so hat trotzdem die Nachricht von seinem am 18. September d. Js. eingetretenen Tode überall erschütternd gewirkt und das Gefühl schmerzlichster Teilnahme erweckt. Unwillkürlich legt sich jeder die Frage vor, was hätte dieser erst 50jährige Mann bei seinen Fähigkeiten und glänzenden Eigenschaften noch alles leisten können, wenn ihm eine längere Lebensdauer beschieden gewesen wäre. Die Lücke, welche .sein Scheiden hinterläßt, wird nur schwer auszufüllen sein. Diesen Empfindungen hat der M.agistrat der Kgl. Ilaupt- und Residenzstadt Hannover in seinem Beileidschreiben an Frau Stadtgartendirektor Trip Ausdruck gegeben, in welchem hervorgehoben wird, daß der Verstorbene im nie ermüdenden Schaffensdrang sein mit vornehm künstlerischem Geschmacke gepaartes reiches Können der Verschönerung Hannovers dienst- bar gemacht und Kunstwerke von unvergleichlichem Wert habe entstehen lassen, die seinem Namen einen Ehrenplatz in der Geschichte der Stadt sichern. Das Schreiben schließt mit der Mitteilung, daß die städtischen Kollegien beschlo.ssen haben, in Anerkennung seiner grol.'ien Verdienste auf dem Stöckener Friedhofe und zwar in dem schönen als Heidepartie ausge- bildeten Teile, die eine Lieblingsschöpfung des Verstorbenen war, ein Erbbegräbnis unentgeltlich zur Verfügung zu stellen. Dort ist er um die Mittagsstunde des 21. September zur letzten Ruhe bestattet worden, als erster auf dem von ihm geschaffenen neuen Friedhofsteile. Außer zahlreichen Mit- gliedern der Behörden und Vereinigungen, denen er angehört hatte, gab ihm der Vorstand und eine große Anzahl von Mit- gliedern der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst, deren Förderung ihm von jeher am Herzen gelegen und für die er besonders in den letzten Jahren zielbewußt und mit unver- kennbarem Erfolge seine ganze Kraft eingesetzt h.atte, das Geleite. Heicke. Dr. Höstermann, Assistent am botanischen Institut der landwirtscliaftlichon Akademie in Poppeisdorf bei Bonn, ist als Nachfolger Dr. K. Müllersf zum Lehrer der Botanik und Vor- steher der pflanzenphysiologischen Versuchsstation an die Kgl. Gärtnerlehranstalt nach Dahlem berufen. — Lindemuth, H., Dozent an der landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin, ist zum Kgl. Gartenbaudirektor ernannt worden. — Hartnauer, R. seither in Berlin, übernalun die Leitung der Ga,rtenanlagen der Flora in Köln-Riehl. — Lukas, Fr., Kgl. Ökononderat, Besitzer und Leiter des pomologischen Instituts zu Reutlingen, feiei't am 28. September d. Js. sein SOjähriges Berufsjuhiläum. Geb. 30. Okt. 1843 zu Regensburg, wo sein Vater, der nachherige Gründer des in Obstbaukreisen hochangesehenen Reutliuger Institutes, Dr. Ed. Lucas, damals Obergärtnor war, eignete sich Fr. Lukas seine ersten gärtnerischen Kenntnisse bei Hofgärtner Müller auf der Wilhelma bei Stuttgart und bei Benary, Erfurt, 1858 — 1861 an. Später war er bei Baltet Freres in Troyes und seit Herbst 18(i7 im väterlichen Geschäft tätig, in dessen Besitz und Leitung er 1882 seinem Vater folgte. Sein Vor- dienst auf dem Gebiete des Obstbaues und seine erfolgreiche praktische und literarische Tätigkeit sind allgemein bekannt und allseitig anerkannt. — Hellemann, Baumschulenbesitzer in Moorende bei Bremen, langjähriges Mitglied der D. G. f. G. ist im Alter von 54 .lahren nach langer Krankheit gestorben. — Karich, Th. G., Bremen, erhielt auf der Jubiläumsausstellung des Gartenbauvereins für Bremen und Umgegend in der Ab- teilung „Gartenkunst" die große goldene Staatsmedaille des Senates der Freien und Hansestadt Bremen. — Ledien, F., Inspektor des Botan. Gartens zu Dresden, ist als Nachfolger Perrings zum Inspektor des Kr>nigl. Botan. Gartens in Dahlem ernannt worden. — Löbner, Max, Obergärtner und Lehrer an der Schweizerischen Gartenbauschule zu Waedonswil, ist als Inspektor des Botan. Gartens nach Dresden berufen worden. — Richter, llofgärtner in Dessau, ist am 1. Oktober d. .1. in den linhestatul getreten. — Diermaycr, M., seither bei der .Jnbiläumsaus.stellung in Mannheim tiitig, wurde als städt- Gartenbauingenieur nacli Kattowitz O.-Schl, berufen. KUr riie Redaktion verantwortlieh: Stadt-Oartendirektor Heicke, Frankfurt a. M. - Verlag von Gebrüder li « rn t r aege r , Berlin SW. 11, GrofMbeeren .Sirafse 9. — Druck von A. W. Uayn's Erben, Potsdam. IX. 11 DIR GARTENKUNST 215 1. IJlick über den Teich nach der Pergola. Aufnahmen aus dem Sondergarten von Fr. Henkel-Darmstadt auf der Mannheimer Gartenbauausstelhinc Von der Mannheimer Gartenbauausstellung 1907. Ob Gartenkünstler oder Kunstgiirtner. die Wort- spielerei tut's hier nicht, der Henkeische Garten muß jeden interessieren, ganz gleich, zu welcher Riclitung er schwort und ob er dem lieben Gott oder dem Menschen den größeren Anteil an der Gestaltung von Gärten einräumt. Spreche ich hier .lusschlioülich von dem Henkeischen Garten, so bin ich gezwungen, auch jene Leistungen zu streifen, die im großen und ganzen die Mannheimer Aus- stellung ausmachen sollten. Ich meine die Läugerschen Gärten, die programmäßig den künstlerischen Mittelpunkt des Ausstellungsgeländes in gärtnerischer Beziehung bilden sollten, gleichsam mit der Voraussage: sie sollten zeigen, wie heute Gartenkunst gcpfle.gt werden müsse — viel- II. Her Soiulersaiteii von Fiv Henkel, Darmstadt. V..n Otto Schulze, f;iberfeld. sehen Garten schließe ich hiervon nicht aus, denn die gewichtigsten Stimmen klingen darin zusammen, daß die Gärten L>armstadts 1U05 nicht erreicht, geschweige denn übertrotten worden seien. Ich neige zu derselben An- sicht, ohne mich aber auch der anderen verschließen zu wollen, daß die gärtnerische Gesamtleistung, mit .ganz geringen Ausnahmen, in Mannheim die von Eiarmstadt 1905 überragte, und das nicht bloß im Sinne der räum- lichen Abmessungen genommen. Nicht alle ExperFmonte schlagen gleich gut aus. Wenn Maler und Architekten neue Raumkunstprobleme heraufholton und überwiegend mit großem Geschick lösten, so war damit noch nicht zu erwarten, daß dieselben in anderen E)ingen von gleichem leicht in der Erwartung, daß die die Musterbeispiele um- Glücke begünstigt sein würden. Es ist doch noch lange gebenden Gärten von lümstgärtnern und den neueren Garten- künstlern schlechthin der. Beweis erbringen würden, wie man es eben nicht maclien solle! L)as ist nun nicht alles so eingetroflen; es haben gewisse Verschiebungeij stattgefunden, die neue Perspektiven schufen und damit auch neue Standpunkte forderten. nicht gleich, ob meine Phantasie Totes belebt, was iloch in der gesamten bildenden Kunst unbedingt der Fall ist, oder ob diese selbe Phantasie Lebendiges tötet, was in bezug auf den Begriff „Garten" bisher noch überwiegend der Fall gewesen ist. Ich kann die Läugerschen Gärton in Mannheim nur Wirklich große Leistungen im Fordern der Garten- als Gartenhöfe und Brunnenhfife, als Introduktionen, als kunstbewegung hat keiner der m Mannheim beteiligten Übergänge zu wirklichen Gärten ansprechen. Was sind sie Berufenen und Unberufenen gezeitigt, auch den Henkel- weiter, was kiUmcn sie uns weiter sein, da sie doch dem, äi6 DIE GARTENKUNST IX, 11 dem sie den Boden bereiten sollten, das AUm-notwendio-ste der Lebensbedingungen genommen haben. Ich lasse hier nur den Badhaus,a:arten heraus, und den finden wir so oder doch sehr ähnlich in jeder früheren Kulturepoche auch, ob wir deswegen bei uns oder in größeren Fernen Rundschau halten: je schöner, je mehr wir uns dem Süden nähern und nicht schlechter, wenn wir in 1 >eatsch- land bleiben. Nennen wir doch endlich mal wieder die I»inge bei ihrem richtigen Namen, erinnern wir uns doch im Weichbilde des Mannheimer Rosen- gartens, daß Schwet- zingens noch immer schöner und inter- essanter Park nicht weit al)liegt. Es tut mir leid, ich kann hier nicht mittun, so lieb mir sonst Läuger- sche Kunst immer gewesen ist. So lange die Gartenkünstler die Lebensbedingungen aus ihren Kunst- gärten bannen, resp. sie zwischen all den Steinen und Künste- leien, zwischen Kies- schüttungen, Latten- gorüsten und unar- chitektonischen weißen Mauern nicht aufkommen lassen, so lange kann von einer Gartonkunst in dem schon oft be- rührten Sinne nicht die Rede sein. Zwei Reihen Birkenstämm- chen, die sich ge- genseitig ersticken müssen, und eine Skulptur zweiten Ranges, die machen "s Lageplan zum Sondergarten von Pr. Heukcl-Dai-mstadt auf der Mannlii-iiiicr (1 arten baiiaii stell im "■. nicht aus. Weshalb hat sich Läugcr in seinen beitlen Rosarien von einer bedeutend vortoilhalteien Seite gezeigt? Ich weiß es; die Gärtner, die ihm dafür ihre Lieblinge hergeben mußten, werden gesagt haben: „Schon, lieber Herr Professor, — aber unsere Rosen wollen und sollen blühen, das aber überlaßt uns!" Und drüben bei den Steinen uml Hasen streifen sind sie zu Willen gewesen, haben es wenigstens sein wollen und haben gemeint: Was schert's uns? Taxuswände von 6 — 8 m gibt es nicht, aber auf ein [lutzend Birken- stämmchon und — doch — eingehende Lebeiisbäume und dergleichen soll es uns nicht ankommen. Diesen Gärtnern mache ich den Vorwin-f, daß sie Professor Läuger zu sehr zu Willen gewesen sind, [.»ann doch lieber sagen: „E)azu gebe ich meine Kraft, mein \Mssen und Können nicht her. Hier handlangere ich mal nicht." Und somit streiche ich wehmütig den Begriff Garten aus der Mannheimer Ausstellung, die anderen an sich netten Leistungen von Brahe, Behrens, Schultze-Naumburg, weil nichts Neues bietend, übergehend. Es ist auch nicht meine Aufgabe, hier darüber zu sprechen, ich bin erstaunt über alle die \Mdersprüche, die sich hier gegen die Forderungen der neueren Bewegung hervordrängen. Sol- len nicht Haus und Garten eine architek- tonische Einheit sein? Wie kann ich aber eine Einheit gewin- nen, wenn ich die Teile abtrenne. Frü- her machte man der hohen Kunst so oft zum Vorwurf, daß sie Werke liefere, die sich schwer oder gar nicht in Räume ein- gliedern ließen. Ja, ist es denn nicht das- selbe, den kleinen Garten, hier sogar Kunstgarten benannt, als einzelnes Ge- schehen zu bringen, lo.sgelöst von allem Zugehörigen? Läu- gers Badhaus ist in unmittelbarer Nähe eines Wohnhauses nicht zu denken, denn es ist ein Tus- kuliim für sich: es kann nur in dem verschwiegenen Teile eines, wenn auch kleinen, Parkes ge- dacht wenlen. |ti(> anderen Gärten Läugers fordern aber geradezu die Nähe von Architekturen, zum mindestens beslimmt angedeutete Nachbarschaften, aus denen l'borgänge gefolgert werden kiinnen. Auch als Atisschnitte größerer Anlagen gedacht, sind sie zu klein, zu maßstablos. Btu Henkels Garten trill't ilas ni(-ht zu, (M' kann nur der Aussehnitt eiiii-r großen Anlage sein. E)er hier mit einer l\(>ihe guter Abliildunu-en zur V(>röffinitlichuili;- keininellde lli'llkelselie (lai'ten, so \(ill und ganz es sich auch in ihm um eine .Meisterleistung großen Stils handeln mag, ich stehe unter diesem Ein- druck, ist auch kein Garton jener „höheren" künstlerischen Art, will auch nu'iiu's Wissi'us tcar kein solcher sein. IX, n DIE GARTENKUNST 217 2. Eingangspartie mit l'avillon. 3 Brücke. Anlnahmen aus dem Souderffarten von Fr. Henkel-Darmstadt auf der Manuheimer Garteubauausstellnng. 218 DIE GARTENKUNST IX, II 4. Sitzplatz; seitlich im Gebüsch eine japanische Steinlaterne. .'). Kleiner 'J'i'ich mit japanischem Pavillon. Aufnahmen ans dein Sonderkarten von I'r. llenkel-üarmstadt auf der Mannlieimer Gartenbanansstellui IX, 11 DIE GARTENKUNST M!) 6. Blick iü die Pergola. 7. Pergola von außen gesehen. Aufnahmen aus dem Sondergarten von Fr. Henkel-Darmstadt auf der Mannheimer Gartenbauausstellung. 220 DIE GARTENKUNST IX, 11 sondern ein Pai'kausschnitt, ein Pai'k\viniamals, wir vermögen es kaum nachzudenkM\n lieber den üarleii in seiner iMnfalt, keinen mit lieinen. Iieslia.lli will ieli eine Schilderuns;' dem Ijcvser er- l'ranw üi'diii'er Kunst geseli\viini;'erten lieiliü;en Ilain, dui'ch sparen, her (lai-ten des Prof. Schultze-Xanmliurj;-, hat dessen Fu.ijen im steingopt'lasterten lief sich Grasspitzen mich, wie wohl die meisten Besucher, in eine wohltuende, und Keime zwäng'en, um ans Licht zu kommen. — Ge- angenehm-ruhi.ge Stimmung versetzt. Das lauschig Ab- wili. der Henkeische Garten gehört denen, die mit sechs geschlossene, das Einfache und Ungewollte, das Aufrichtige und Selbstverständliche, das Zweckmiifsige und liarmo- NuUen rechnen und stärkerer Reize bedürfen als wi .\ber denen, die ihn gesehen haben, ist er in Erinnerung gelilieben in seiner Größe und sinnlichen l'racjit. Er liai-g doch Leben zwischen Erde und Himmel. nische, das dieser Schöpfung innewohnt, findet W'ieder- hall in unserem Innern und gibt uns jene Stimmung, die ich überall diu'chklingen hiire. wo ich Äufserungen über diesen Garten in Wort und Schrift l)egegneto. — Was iuBi^um5=nu5STELLuns rnnnnnEi[D' 5nRTEnnBTEIL B undC. " rnnszsTOB i^zoo- ^^^(^/o-'^^^'^m^ÄmC, . Lageplan zum Soudergarteu des Prof. P. Schultze-Mauraburg auf der Mannheimer Gartenbauausstellung. III. Die Soudersäi'ten des Prof. P Scliiiltze Nauuiburg und des Prof. P. IJelireiis.') Wer die beiden Gärten mit eigenen Augen gesehen hat, wird die zahlreichen hier beigefügten Bilder dankbar begrüfsen. E)enn sie helfen uns, den Eindruck, den wir dort gewonnen haben, wieder zu beleben — uns der Empfindung zu erinnern, die uns beim Aufenthalt in diesen Gärten überkam. Wir prüfen dann noch einmal in Gedanken das Gesehene, der eine fühlt sich noch mehr hingezogen — vielleicht mancher abgestofsen. Wer die Gärten nicht besucht hat. wird in den Abbildungen nur geringen Ersatz finden, in einer Beschreibung gar ■'■) Wir verweisen außerdem auf die im vorigen Hefte unserer Zeitschrift abgedruckten Ausführungen von W. Singer- Kissingen in seinem auf der Mannheimer Hauptversammlung der D. G. f. G. gehaltenen Vortrage (Gartenkunst IX, Seite 200—204). ist der Grundton dieses stimmungsvollen Akkords? — Es ist die Wehmut. Wehmütig klingt es aus dem „Garten unserer Kindheit", „aus der Jugendzeit": „Es war ein- mal!" — Wehmütig klingt die Sehnsucht nach dem alten Gärtchen vor Grofsmutters Haus, die Erinnerung an das liebe alte Pastorat auf dem Lande, an stille Stunden friedlicher Mufse. Sie sind dahin. Werden sie wieder- kehren? Oder sind sie wirklich noch da? — — Dort in jener kleinen Stadt findest du ein altes Häuschen mit verblichenen Fensterläden; zwei Lindenbäume, ehrwürdige Veteranen, ragen hinter der hohen efeubedeckten Mauer hervor; ein Pförtchen mit zwei abgetretenen Stuten da- vor gestattet uns einen Einblick in das stille kleine Para- dies mit den geraden Buchsbaumhecken an langgezogenen Kieswegen. Rittersporn und Eisenhut wuchern dort — weiterhin auch einige Peuerlilien unten bei der Laube, deren altersgraues morsches Holzwerk, das einst schön 222 DUO 0 A KT ICN KUNST IX, 11 2. Wasserbecken, Wandbninnen und Gartenhaus mit Torrasse. Aufnahmen aus dum Sondergarten des Prof P. Schultze-Naumburg auf der Mannhciinor Gartenbauausstellung. IX. II DIK GARTKNKl'NST 223 :3. Ivasenstück mit Obstbäiimea und Bhiinenrabatteii. 4. Seitenweg an der Mauer entlang. Aufnahmen aus dem Sondergarten des Prof. P. Schultze-Naumburg auf der Mannheimer Gartenbauausstellung. 224 DIE GAETENKUNST IX, 11 weifs gewesen sein mag, von dem Tauwerk ilicker ge- drehter Gaisblattstämme aufrecht gehalten wird. A\'ir treten ein wenig näher, wir sehen die langen Hecken entlang, die den schmalen Weg wie in einen Schacht einschliei'sen, der sich im Stammwerk der Apfelliäume verliert — dahinten, wo die kleine Bank steht. Sie ist Ich habe dieses lieser Stadt ~^. vor Alter schon ganz schief geworden. Fleckchen Erde gesehen, es ist das letzte in — und wenn die alte Haus- hälterin, die dort einen freund- lichen Lebensabend verbringt, ihre Augen geschlossen haben wird, wer wird das Häuschen mit dem ihm ans Herz gewachsenen Garten dann noch lieben'.' .'Vngstlich guckt es unter dem schützen- den Schirm der weit über- hängenden Lindenzweige her- vor, als wollte es sagen : „Ich passe nicht mehr zu euch, ihr hohen, roten Häuser mit greisem Zierat, ich bin was anderes, ich verstehe eure Sprache auch nicht — schafft mich 'fort — meine Zeit ist dahin." - — Vie- len solchen altehrwürdigen Stätten hat fade Geldgier und ungesundes Strebertum den Garaus macht — in kleinen Städtchen und draufsen auf dem Lande sind sie noch zu finden, aber je grölser die Städte, um so weniger woi-sen sie uns Reste dieser guten Zeit auf. Sie pafsten ja auch nicht mehr hinein, weil die Menschen so anders geworden sind und wie die xMenschen sind, so sind auch ihre Häuser, ihre Gärten. Das lauschig Abgeschlossene wurde abgeschafft, vielleicht weil es der Oberflächlichkeit von heute zu langweilig ist, allein zu sein, — das Einfache, das Ungewollte ist immer seltener geworden, weil so viele es praktischiM- finden, sich marktschreierisch bemerkbar zu machen, — das Aufrichtige und Selbstvorsländlicho droht verloren zu gehen, denn man meint klug zu sein, wenn man in sich und anderen das Scheinwosen fördert, wenn man das Selbstverständliche als zu gewöhnlich und als rückständig gering achtet. Kann man es solchen Leuten verargen, dafs ihnen das als zweckmäfsig gilt, vi'as solches Streben begünstigt, und das als harmonisch, was solcher Lebens- auffassung sich anpafst'.' Verargen — nein, aber wir werden doch nicht mitmachen, uns nicht in ihrrn Iiicnst Gk Lageplan zum Sondergarten des Prof. Behrens auf der Mannheimer GartenbauauastelluuK. stellen, wenn wir sie ohne Kompals irren sehen. Prof. Schnitze, Naumburg, ist es gelungen, in seinem Garten einen Ton anzuschlagen, der viele von solchen Irrenden zur Besinnung gebracht hat durch jene anklingende Seite der Wehmut. Ist das nicht bei jedem Kunstwerk so? — Dafs unsere Umwelt so selten das beste unseres Innenlebens sättigt, macht uns wehmütig. Htmgrig nehmen wir die selten gebotene Speise in uns auf. Gestärkt freuen wir uns der Verwirk- lichung einer Idee, die unserem besten Inneren zu entstam- men scheint, und in dieser Freude steigert sich das Be- wurstsein: „Zu was besserem sind wir geboren" — ■ wir sollen, wir wollen mithelfen, dieses Bessere zu erlangen. So hat der Garten des Prot. Schnitze -Naumburg zu mir gesprochen. Anders spricht Prof. Behrens, denn er will uns was andex-es sagen. Wir wollen vorsuchen, es aufzufassen, wie es gegeben ist. Wollte maa ein Theater danach be- urteilen, wie bequem sich darin wohnen läfst, so würde die Kritik wohl ungünstig ausfallen. Wir müssen den Zweck im Auge behalten. Prof. Behrens' Garten wird nicht nur in der Ausstel- lung, sondern auch in einem alten Schlofspark, wo er m. E. hingehört, als „Sonder- garten" gelten und so auf- gefafst werden müssen. Es liegt etwas Festliches in solner Prägung. Die hierzu er- forderliche Steigerung seiner gut gewählten Ausdrucks- formen zu einem starken — vielleicht allzustarken Pathos nötigt mir Bewunderung ab. Ich schätze diese festliche Tonart und hcire ihr gern mitunter zu. Nur mag ich nicht immer mitsingen. Man kann nicht andauernd fest- lich gestimmt sein uinl das wird uns der Künstler wohl auch nicht zumuten wolbdi. Ich sagte: allzustarkos Pathos — vielleicht mag der massige im Steinmaterial übertrieben wuchtige Bau mit der Zeit durch üppiges Schlinggewächs in seiner Härte gemildert werden. Das blendend weifse Gittorwerk dürfte trotz seiner schönen Proportionen noch nicht ganz abgestimmt sein. Die blühenden Clenuitis- ranken sollten in volleren tiefvioletten Akkorden den kalten Rhythmus der Architektur melodisch begleiten. l.)or einfarbig Mane Blmnenieppich wii'kt zu frostig-feier- IX, 11 DIE GARTEN KUIS ST 1. Sitzplatz mit Pergola und Wasserbecken rechtsseitig vom Gartenhause. 11 Ij f .!■! II \ i ii r II II I ■ 2. Durchblick durch die Spalierbogen. Aufnahmen aus dem Sondergarten des Prof. Behrens auf der Mannheimer Gartenbauausstellung. 226 DIE GAKTENKUNST IX, 11 lieh — er könnte ohne Schaden heiterer abgestimmt sein. Donlven ^s•i^ uns dann diesen Gartentheatersaal beleiht von bunter, aber ausgesuchter Gesellschaft in festlichen Ge- wändern, so freut sich die Phantasie des farbonfnihon Bildes, -welches m dieser künstlerisch gestalteten Umwelt in diesem durch aul'serordentlich ansprechende Raum- gliederung so wohlgelungene Sondergarten zur Wirklich- keit, werden kann. W. Frhr. v. Eui;tlharLlt. Die aiisdaiK'i'iuleii Stauden und ihre Bedeutung im anierikauisclieu Gai'teu. Von Richard Rothe iu Northeast Haiiiur. Maine, Verein- Staaten N.-A. In einem Lande, in dem es in ganz hervorragendem Maße allgemeinster Brauch ist. die Innenraumo des Heimes zu jeder Jahreszeit mit Blumen reichlich zu schmücken, ist das winterharte Staudengewächs im Garten eine Not- wendigkeit. Da die Amerikanerin ihre Vasen selbst füllt und auf Haltbarkeit der Blumen starkes Gewicht legt, braucht sie lange, straffe Stiele, und diese geben ihr im Sommer viele blühende Perennen. Lieshalb räumt sie den- selben schon aus Gründen der Nützlichkeit einen bevor- zugten Platz ein. Xun erwächst aber dem Nützlichkeits- gedanken weit häutiger der Wunsch nach auserlesener Qualität, als der Liebhaberei; vereinigen sich jedoch beide Beweggründe, dann erscheint das beste, in wiederum voll- kommenster Ausbildung, gerade gut genug für den Haus- garten. Die in Deutschland nicht gerade seltene Empfehlung, nach welcher diese oder jene Staude mit jedem Boden vorlieb nimmt, in jeder Lage gedeiht, ohne jede besondere Pflege alljährlich einen reichen Flor erzeugt und die dann nur zu häufig zu der Meinung verleitet, als ob man aus- dauernde Staudengewächse eben nur in den Boden zu stecken braucht, um einen alljährlich wiederkehrenden reichen Blütensegen recht mühelos zu haben, gibt man hier glücklicherweise den winterharten Stauden nicht mit auf den Weg. Man weil.) also allgemein, dal.1 gerade Perennen zum ungestörten Wachstum und bester Bntwickelung ein weit reichlicher gedüngtes und sorgfältiger vorbereitetes Erdreich am richtigen Standort bedürfen, als die kurz- lebigeren Sommei'gewächse, und e.s braucht demnach bei der Amerikanerin, die nun einmal in neun aus zolin Fällen für den Garten die ausschlaggebende Stimme hat, keiner grotien Überredungskunst, um die erforderlichen Mittel bewilligt zu erhalten. Unter diesen Verhältnissen ist es erklärlich, daLi wir besonders hier im Osten und vorzugsweise 'in den weniger heißen, nördlich gelegenen Neuenglandstaaten alljähi'lich einen selten schönen und reichen I'''l(ir der vei-schiedensten Pe- rennen aufzuweisen haben inid daß die Nachfrage nach Pflanzenmaterial mit joder Saison eine regere wird. Nicht nur das dem Nützlichkeitsprinzip entspringende Verlangen, die besten Resultate in der Blumengewinnung zu erzielen, son- dern noch nu;hr die gesunde Rivalität der Gartenbesit/.erinnen in bezug auf die Vnllknninienheit ihrer Lieblinge, wirkt ungemein belebend auf den allgemeinen landschaftsgärtne- rischen Geschäftsgang. Durch das tägliche Anordnen ihrer Blumen wird die Amerikanerin nicht nur gründlicher mit den- selben bekannt, sondern sie eignet sich auch mit der Zeit einen sehr ausgeprägten Farbensinn an. Gerade den letzteren haben wir hier in Bar Harbor und Northeast Harbor, jenen beiden Sommerressorts, die neben Newport alljährlich einen grotien Teil der ersten Gesellschaftsklassen des Landes ver- einigen, im unmittelbaren, persönlichen, geschäftlichen Ver- kehr mit denselben zu bewundern vielfach Gelegenheit. Dieser feine Geschmack im Zusammenstellen von Farben- einheiten oder Kontrasten bekundet sich auch heute bereits vielfach in der Anordnung der Staudenanpflanzungen. Ich muß da unwillkürlich an jene Fahrt auf kleinem schnellen Motorboot zurückdenken, die ich vergangenen Sommer, dem Rufe eines begüterten Newyorkers folgend, nach dessen mehrere Meilen ozeanwärts entfernter, klippenumsäumter Waldinsel unternahm. Ich hatte den zum Schutze gegen Sprühwellen umgehangenen Gummimantel und Südwester abgelegt und erklomm das hohe felsige Ufer, und das erste, was ich seitlich des freigelegten Rasenplatzes vor dem Landhause erblickte, waren mehrere ausgedehnte Stauden- gruppen, die sich an einen nahen Waldrand anlehnten. Zu diesen Staudenanpflanzungen, die im besten Flor standen, führte mich später die anmutige E'ame des Hauses und ich war eben im Begritf, ihr zu ihren Kulturerfolgen zu gratulieren, als sie, auf Parbenzusammenstellung kommend, ausrief: „Nun sehen Sie aber jetzt einmal an, wie sich hier die Farben gegenseitig geradezu beleidigen !" — Und richtig, da blühten dunkelviolette .\conitum neben feurig- rotem Phlox; das lebhafte Blau des L)elphiniuin formosum lag im Streit mit dem leuchtenden Rosa gefüllter Malven; Lilienarten safrangelb und tief orangefarben hatten das Weinrot der Incarvillea rosea neben sich. ,,E»iese F'arben- dissonanzen sind nachgerade unerträglich für meine Augen Lassen Sie uns Harmonie in das Ganze bringen. Stellen Sie mir bitte einen Bepflanzungsplan zusammen, in welchem aut die Farben Rücksicht genommen wii'd, und lassen Sie denselben während der nächsten Verjtflanzzeit ausführen." Ich könnte diesem einen Beispiel noch eine ganze An- zahl ähnlicher hinzufügen, die mehr oder weniger dartun, wie unerläßlich es für jeden Landschaftsgärtner ist, der für Gesellschaft.sklassen mit feinerem Geschmack arb(üten will, gerade bei der Gi'uppierung V(in blühenden Stauden- anpflanzungen die (jrundregeln der Fai'benlehre zu be- obachten. Unwillkürlieh denkt man d,i zurück an die überaus feinen Winke, die, in bezug auf Schattierungen und Ivontraste. die Altmeister d(n' deutschen Gartenkunst für die Ki)mi)üsition von natürlichen Gehölzpll.inzungen uns hinterlassen haben. Die Gegenwart ist fai-benfreudiger geworden. Neueinführungen unter den Hliitenslräuchern sowohl als auch besonders unter di'ii Siaudengewächsen, sobald sie sich diu'ch einen reichen Floi- und reine Farben- töne auszeichnen, linden erstaunlich schnelle Verbreitung und verdrängen das Alte. Die Folge davon sind stärkere l^llekte und bei unricliligei' Zus;inimenslellung der 'rön(^ IX, 11 DiK GA iiti:nkunst 3. Blick in den Garten vom Sitzplatz (Bild 1) ans 4. Der von Spalierwerk nmschlossene Platz vor der Gartenbühne. Aufnahmen aus dem Sonderkarten des Prof. P. Behrens auf der Mannheimer Gartenbauausstellung. 228 DIE GARTENKUNST ]X, 11 HyaciiitUus candicaus. Aufnahme aus einem Privatgarteii in Nortlieast Harbor, Maine, V. St. verschärfte dns verfeinerte Auge empfindlich Ijeleidigende Gegensätze. Wh' sind uns klar geworden, dali jener Grad von Farbensinn, der in der Zusammenstellung von Teppich- beetanlagen oder unseren heutigen regelniäfligen Sommer- blumenparterres nur mit unvermittelt starken, grellen, besonders auch für die Fernwirkung berechneten Tönen arbeitet, für die Gruppierung der Blütensträucher und der zwar immer nur vorübergehenden, aber unendlich mannig- facheren Farben der Blumen im Ötaudengarten, wo es oft mehr auf vermittelnde Übergänge, als auf starke Kontraste ankommt, nicht mehr genügt. Der rein hand- werksmäßige Land- schnftsgärtner steht hier drüben dieser Tatsache noch vei- ständnis- und ahnungslos gegen- über. Wer Stauden- gewächse und ein- jährige Florbiumen für den Garten des öfteren offenen Auges gruppiert und beobachtet hat. «■eißsie schon lan^'c zu würdigen. Ich bemerkte oben, dal.i im ameri- kanischen ilairs- garten der Xützlich- keitsgedanke viel- fach der vor- wiegende ist und Del|ilnnium fürmnsiiin in Kontrastwirkiinf^ mit diinkelf^riineiii Nadelluilz. Aufnalnne aus Noitliiast llarbrir. Maine V. St. daß demzufolge reichblühende Stauden- gswächse immer schnelle Aufnahme finden, l'nd so gab mir denn u. a. ver- gangenen Sommer eine vorübergehend hier weilende Dame einen Auftrag zur Lieferung einer Anzahl neuerer Ein- führungen, von denen sie je 10 und 20 Stück bestellte. „Schicken Sie mir aber bitte diese Sachen sn. daß sie in der zweiten Woche des Oktober eintreffen. Ich möchte diesmal beim Ptlanzen selbst zugegen sein. Meine ganze bisherige Überredungskunst hat meinen sonst aus- gezeichneten Gärtner noch nicht dazu zu bringen vermocht, die Sorten zu- sammen zu pflanzen. Er verteilt alles einzeln über den ganzen Garten und wenn ich von dieser oder jener Farbe und Blume schneiden will, muß ich sie mir erst überall zusammensuchen." — Dieser Zwischenfall berührt eine alte Gepflogenheit vieler Pachgenossen, die die Amerikanerin an dieser Stelle aus rein praktischen Gründen verurteilt. E)em praktischen Grunde steht aber hier, wie ersichtlich, ein nicht minder beachtens- werter theoretischer zur Seite. Dadurch nämlich, daß wir truppweise pflanzen, verschaffen wir der Farbe des Flores der einzelnen Varietät augenfälligere Wirkung. Erst nach- dem wir im kleinen möglichst zwanglos die geschlossene Einheit hergestellt, können wir Übergänge und wohlge- fällige Kontraste in die Totalwirkung größerer gemischter Anpflanzungen bringen. Das letztere wird hier drüben vereinzelt mit mehr oder weniger sichtbarem Erfolge ver- sucht, immer aber erzielt man im freien natürlichen Garten. wo die Pflanze nicht zum Dekorationsstück für leblose Architekturwerke herabgewürdigt wird, sondern in der Hauptsache um ihrer selbst will(>ii gepflegt ist, die weitaus besten W'iikiingen. .Nirji'cndsbesser liißl sich dies beob- aclilcn, als hier an der Küste vonMount Ik'sert, W(i wir für das wundeiliarc Farhenspiel som- merlicher Blüten- wo.n'cn das licri'- liclii', fi'ische Hlau- und Dunkelgrün natürlicher Nadel- waldungen .'ds Hintergrund h.iln'ii. Daß S(;inilcn im IX, 11 DIE GARTENKUNST 229 Achillea iitnrmic;i Thf l'farl. Aufn;ihme aus dem Stauden- [{evier Nursery, Northeast Harbor, Maine V. St. architektonisc'hen Hausgarten ge- radezAi unentbehr- lich sind, und nuin besonders mit den liiiehwüclisigeren IVir die Zeit des Flores dort eben- falls prächtige Bilder schaffen kann, wissen wir aus der Praxis. ^^'ir wissen aber auch. dalJ wir dann innuer mehr mit .Massen ar- beiten, d. h. die Farben mehr kon- zentrieren müssen. Nun ist die Zeit- dauer des Flores gerade bei den besten Perennen eine begrenzte und viele davon neiimen schon unmittelbar nach dem Verblühen ein nichts weniger als anziehendes .\ussehen an. EMe Folge davon ist sehr oft nach kurzer Herrlichkeit eine längere Periode des krassen Gegenteils und und es bedarf gründlicher Kenntnis des Materials und nicht minder eingehender Erwägung der vielen Eventuali- täten, von sorgsamer Kultur gar nicht zu reden, um nicht kläglich zu seheitern. Vor meinem geistigen Auge steht da wieder jene iJame in Philadelphia inmitten ihros kleinen sehr geschmackvoll angelegten architektonischen Gartens. In einer Zeitschrift hatte sie die durch die Camera .geschickt festgehaltenen wunderbaren Ettekte. die man mit gefüllten Malven und' mit Pa- pa.ver (irientale- und E)igitalisvarietäten er/.ielen kann, illustriert gesehen und halte daraufhin das dort Dargestellte kopiert Es war im .Vugnst. In der iMalvenecke war der Pilz eljen da.bei. die letzten von Bordelaiser Brühe blauen Blätter zu zerstören, und wie Liigitalis und orientalischer Mohn im August aus- sieht, braucht nicht erst erklärt zu werden. „Nächstes Jahr ptlanze ich wieder Cannas und Pelargoniums. Ich will doch einmal sehen, ob ich meinem Garten nicht während des ganzen Sommers ein nettes und reinliches Aus- sehen geben kann-'. — Dem mit der Menge in der Praxis täglich in un- mittelbare Berührung kommenden Pach- manne sind solche Vorkommnisse nichts neues. Er wird sie aber jedesmal be- dauern, wenn er sieht, daß der Garten- und Blumenfreund aus Unkenntnis der Ltinge Fehler be- geht, deren Polgen ihm die Prinuh^ a.n seiner Liebhaberei verderben. i'bi'i' den lidhen W'iTt der Perennen als (iartenzierden und Schnittbhnnen- erzougrr lniuichc ich Fachgeuiisson ,i;-ogenüber keine Worte zu ver- liei'cn. Wir kiiniu'n diesen Wi'rt rein kulturell. s(i\vi(^ auch diu'ch si)r<;-- same, die Eiii'en- heiten der ein- zelnen Art und Varietät berück- sichtigende Grup- pierung um ein bedeutendes erhöhen und deren ,vereinzelte schwache Seiten weniger bemerkbar machen. Endlich lälit sich bis zu einem gewissen Grade, durch eingehende Beach- tung der Farbe und Zusammenpflanzen in kleine Trupps oder Gruppen, sowohl innerhalb der freien natürlichen Au- la,ge als auch im architektonischen Garten, ihre blumistische Gesamtwirkung erheblich steigern. In stark augenfälliger Weise verallgemeinern wird sich ilie letzte Anordnungsweise in den Vereinigten Staaten nicht, denn je efl'ektvoller und einheitlicher die Sache durch- geführt werden Sdll, um so mehr wird man sich auf die massenhafte Verwiuuiuns: wenis-er Formen und Farben 1er Mnt. Desert Paeouien im .Sortimentsgarten der Mt. Desert Nursery in Bar Harbor, Maine V.-St, 230 DIE GARTENKUNST IX. 11 beschränken müssen. Demgegenüber steht das Nützlich- keitsprinzip, nach welchem die blühende Staude im Haus- garten neben ihrem Zierwert an Ort und Stelle zur Er- zeugung von Schnittblumen aller Art l'iir den täglichen Gebrauch da ist! Ich bin mir vollkommen bewußt, dal! ich mit der Schilderung der hiesigen Verhältnisse den im praktischen Berufsleben stehenden Fachgenossen in meiner alten Heimat nichts gesagt halie, was nicht dort bei dieser odi^r jener Gelegenheit schon erlebt oder wenigstens ausgesprochen worden ist. Auch die beigegebenen Illu«trationen, für die ich die Aufnahmen gern sämtlich in Hausgärten gemacht hätte, im Drange der Geschäfte aber nicht dazu kam, geben die gesellige Gruppierung, wie sie für das stärkere Betonen einer einzelnen Farbe hierzulande bisweilen ge- bräuchlich, nur andeutungsweise wieder. Der Sortiments- garten einer Nursery und das Staudenbeet eines Frivat- gartens sind eben doch zwei verschietlene Dinge. Die weiteste Verbreitung der blühenden Perenuen und ihre Verwendungsarten, besonders auch im kleineren Haus- garten, ist aber für den Landschaftsgärtner heute ge- schäftlich so wichtig und hat für den Gartenbesitzer und Blumenliebhaber so viele Freuden und so viel Nutzen im Gefolge, daß, von deren hohen Zierwert ganz abgesehen, meiner Ansicht nach nie zu viel darüber gesagt werden kann. Welclieii speziellen Pflanzeiniiaterials bedarf die (Jarten- kiiust moderner Rieiitunft? (Das Baumaterial der heutigen Gartenkunst.) Der im .Juli in Mannheim ins Leben getretene „Bund deutscher Baumschulenbesitzer" hat bereits in seiner Gründungs- versammlung manche für den Baumschulenbetrieb wichtige Frage entweder eingehend erörtert oder angeregt und gestreift. Einen recht breiten Kaum nahmen die Verhandlungen über das Thema: „Welche Pflanzen und Formen sollen gezogen werden und wie sollen sie beschaffen sein" ein. An der Lösung dieser Frage will man in den Verbänden durch lebhaften Meinungs- austausch weiter arbeiten und auch die Landschaftsgiirtner und Gartenkünstler veranlassen, ihre Wünsche und Erfahrungen kund zu gellen, damit der Baumscluilenliesitzer in den Stand gesetzt wird, solches Material zu zielien. wie es die Garten- kunst von heute bedarf. Einen sehr wertvollen Beitrag zur Klilrunf; der Krage lieferte Herr Freiherr von Engolhardt in seinem in der (lartenkunst veröffentlichten, in der Sitzung der Gruppe Rhein- land am 11. August in Benrath gehaltenen Vortrage: Das Baumaterial der heutigen Gartenkunst. Im allgemeinen wird sich auch der Baumschulbesitzer mit den Ausführungen des Herrn von Engelliardt einverstanden erklären können, in- dessen dürfte es sich lohnen, das Gesagte, soweit es in das Gebiet der Anzucht und des Handels hinübergreift, einmal vom Standpunkt des Züchters aus zu beleuchten. Das entspricht der vom Vortragenden am Schlüsse ausgesprochenen Bitte und beide Teile, der Züchter und der Landschafter, können nur wünschen, daß durch Aussprache und Vorschläge von möglirlist vielen Seiten eine praktische Grundlage gewonnen werde. Es erübrigt sich, auf die wohldurchdachte, si^hwungvolle Einleitung näher einzugehen, da der Vortragende im Verlauf seiner Rede die Konsequenzen danuis zieht und in deutlichen Worten sagt, welches Material seiner Auslebt nach in die Gartenanlagen, wie man sie jetzt zu schaffen pflegt, hinein- paßt. Und nicht allein das, er gibt auch Ratschläge in betreff der Sortenwahl und schlägt für die heranzuziehenden Formen kurze Bezeichnungen vor, die in den Plänen der Landschafter als aucli in den Katalogen der Baumschulen zur schnellen und leichten Orientierung dienen sollen. Die von ihm aufgestellten Formeln sind ganz annehmbar, kurz und charakteristisch, aber es dürfte doch etwas länger dauern, bis sie sich allgemein ein- gebürgert haben. Bei den Baumschulbesitzern würde, wenn der Bund die Saclie in die Hand nimmt, die Einführung nicht schwierig sein, ob aber die Herren Gartenküustler sich sobald dazu verstehen werden' Sie aber müssen den Anfang machen, nach den Formeln zu bestellen, der Züchter paßt sich dann von selber an, er wird jedes Mittel, das ihm die Abfassiina; des Katalogs erleichtert, denselben einfacher und über.siclitlirlicr gestalten kann, mit Freuden begrüßen, ist es docli (ilinehiu manchmal sehr schwer, die Beschreibungen der Pfanzeii sn ab- zufassen, daß sie wenigstens nicht alle wie naidi der Schablone geschnitten erscheinen. Gänzlich entbebi-lich, wie der Vor- tragende zu meinen scheint, ist der beschreibende Te.xt für ilen Katalag nicht, denn der Züchter hat nicht immer mit Fach- männern, sondern .auch mit pflanzenunkundigen Privaten und oft auch mit Gärtnern zu tun, denen der Wert der Pl'lanzc erst klar gemacht werden muß, er kann deshalb seine Bemerkungen nicht auf die Verwendungsart allein beschränken, er muß auch andere Eigenschaften hervorheben. Zugegeben muß allerdings werden, daß namentlich, wo es sich um Neuheiten handelt, der Mund etwas zu voll genommen wird, aber man darf doch auch nicht vergessen , daß die übergroße Konkurrenz den Züchter zu mancherlei Gepflogenheiten zwingt, die für den Bestand seines Geschäfts durchaus erforderlich sind, er muß sich eben der Allgemeinheit und ihren Bedürfnissen anpassen und kann erst dann auf spezielle Wünsche Rücksicht nehmen, wenn er überzeugt ist. daß sein Geschäft niclit darunter leidet. Man bedenke auch, daß, ehe der wahre Wert einer Pflanze festgestellt und allgemein anerkannt ist, der den meisten Gewinn bringende Teil des Geschäfts schon gemacht ist: die liebe Konkurrenz sorgt schon dafür, daß der anfangs günstige Artikel rasch entwertet wird, besonders bei solchen Pflanzen, die sich rasch und leicht vermehren lassen. Ob der Besuch einer Baumschule, um die Pflanzen an Ort und Stelle zu besehen, nur ein Notbehelf ist, wie von Engel- hardt meint, darüber ließe sich streiten. Allerdings kann sich der Landschafter ein weit sichereres l'rteil über eine neue Sorte (besonders Staude oder Annuelle) bilden, wenn er sie eine ganze Wachstumsperiode hindurch zu beoabachten Gelegenheit hat, aber sind denn unsere Spezialisten weniger aufmerksame Beobachter, sind sie nicht auch Kenner genug, um den Wert oder Unwert — einer Staude z. B. — für diesen oder jenen Zweck beurteilen zu krmneii. zumal, wenn die Landschal'ts- gärtner und Gartenküns 1er ihnen genau sagen, wehdie An- forderungen sie an ihr Material stellen'' Zu einem reellen Züchter sollte man das Vertrauen haben, daß er über die von ihm gezogenen und anpepriesenen Pflanzen keine in seinem Interesse übertriebenen Angaben machen werde. Das Hauptinteresse des Baumschulbesitzers an dem in Rede stehenden Vortrage konzentriert sich naturgemiUJ auf die vorgescldagenen und durch vortreffliche Zeichnungen zur An- scliauung gebrachten l'drmen und auf die .Andeutungen in betrreff der Soitenwahl für diese Formen. Diese Andeutungen können .als Grundlage für eine weitere Verständigunp; aufgesehen werden und der liund der llaumschulenbesitzer wäre die j^e- eignete Instanz, eine allgenu'ine Aussprache in die Wege zu leiten, die aber erst dann fruclitbi'ingend sein wird, wenn aucli IX. 11 DIE GARTENKUNST 2;il die Landschaftsgärtner und (lartenkiinstler ihre Erfahrungen der Öffentlichkeit unterbreiten. Die gegebenen Andeutungen lassen sich ja leicht erweitern. Es werden z. B. jetzt vielfach passende Pflanzen zu Zierhecken verlangt. Große Posten von Ligu.strum ovalifolium ließen sich zu diesem Zweck leicht heranziehen, auch .'■^piraeen, Deutzien, Forsythien werden stark begehrt, und diejenigen Pflanzen zu kultivieren, die früher in gewissen festen Formen aus Holland bezogen wurden, jetzt aber infolge des Zolles nicht mehr in Massen einkommen, dürfte für unsere Züchter ein gewinnbringendes Geschäft sein. Die neuerdings schon mehr angebotenen Wildrosen aus den Klassen Polyantha. Kugosa, Rubrifolia und anderr. wie auch deren Bastarde erfreuen sich scliou jetzt einer allgemeinen Beliebtheit, sind aber noch nicht in genügender Menge vor- handen. Von Koniferen soll nur auf die schöne hellgrüne Thuja gigantea (Lobbi) und auf die verschiedenen breit oder schmal pj-ramidal wachsenden Formen von (Jhamaocyparis Lawsoniana verwiesen werden, die den vom Vortragenden ge- stellten Anforderungen vollauf entsprechen würden. Am allgemeinen möge hier schon dazu gesagt werden, daß, wie der Vortragende selbst andeutet, die Anzucht der vorgeschlagenen Formen nicht nur mehr geschulte Arbeits- kräfte, sondern auch weit grölJere Kulturflächen erfordern, dit. vermehrten Produktionskosten also auch eine Steigerung der Preise nach sich ziehen würden. Krumm gewachsene Gehölze aufs Geratewohl, so wie sie den Ausfall der Baumschule bilden, zu verpflanzen, dürfte eiii sehr gewagtes Experiment sein; solche Pflanzen haben meist im Druck gestanden, es dauert Jahre, ehe sie wieder in Schuß kommen, und auch dann können sie meist noch nicht den Anspruch auf das Prädi- kat gut und zweckdienlich erheben. Will man krumme, schiefe oder individuell gewachsene Pflanzen ziehen, so mul3 die Anzucht von Jugend auf planmäßig geschelien, die Pflanzen erfordern nicht, wie man annehmen sollte, weniger, sondern weit mehr und sorgfältigere Pflege und vor allem mehr Platz. Bei den durch Schnitt in regelmäßige Formen gebrachten Sorten erhöhen sich die Ansprüche und Pflege noch bedeutend. Die Notwendigkeit der Anzucht von Jugend an ist ein weiteres Moment, weshalb der Baumschulbesitzer nicht ohne weiteres an diese Kultur herantreten kann. Ein einjähriger Obstbaum z. B. bildet die Grundlage für alle Formen, er kann auch im Notfalle noch im 2. und 3. Jahre in jede beliebige Form gebracht werden; hat man aber bei einer individuell oder krumm oder als Kugel oder Wand heranzuziehenden Pflanze erst die Anlage gemacht, so ist sie eben für jede andere Form un- tauglich. Der Züchter wird jede Gelegenheit, die ihm Aussicht auf gesteigerten Absatz bietet, mit Freuden ergreifen, er wird sich den an ihn herantretenden Wünschen nach Möglichkeit anzupassen suchen und es auch da an Entgegenkommen nicht fehlen lassen, wenn es sich darum handelt, einzelne Sachen heranziehen zu müssen, bei denen wenig oder gar kein Gewinn zu erzielen ist, aber man wird ihm nicht verdenken, wenn er, bevor über die zu ziehenden Sorten und Formen nicht völlige Klarheit geschaffen ist, nur zögend an die Sache herangeht. weil er befürchtet, dai5 er nach 4 oder 5 Jahren vielleicht große Vorräte an speziell gezogenen Pflanzen anzubieten in der Lage ist, die er nicht absetzen kann, weil die Richtung in der Gartenkunst sich inzwischen wieder geändert hat oder weil die von der Konkurrenz angebotene minderwertige Ware den Preis gedrückt hat und er gezwungen würde, zu einem Preise zu verkaufen, der den Kosten der Anzucht nicht entspricht. Nur dann, wenn die Garantie gegeben wäre, daß für die ge- wünschten Formen und Pflanzen angemessene Preise gemacht werden krmnten und genügender und dauernder Absatz vor- handen ist, nur dann wird der Baumschulbesitzer in der Lage sein, Kapit.-il und .Vrbeitskraft im größeren Maßstabe an ein solches l'nternohmen zu wagen. Es wäre nun geradezu lächerlich, wollte man dem Land- schaftsgärtner und Gartenkünstler zumuten, diese (iarantie zu übernehmen. Aui-h sie können heute noch nicht wissen, was über .') oder (i .lahren .verlangt wird und nach welclier Ividitung hin sich der Geschmack weiter entwickelt, auch sie haben sich den \on ihren Auftraggebern gestellten Anforderungen anzupassen. Nicht um die .Mengen der heranzuziehenden Pflanzen liandelt es sich, denn ilarüber ist von Fall z\i Fall zu ent- scheiden, sondern um die .Vuswahl der Sorten und Formen, die wii- ziehen snlh^n, und hierüber uns klar zu werden, ist die erste Aufgabe, die nur durch enges Zusammengehen von Züchtern und Verbrauchern, durch eingeliendes Studium seitens aller Beteiligten und vor allem durch regsten Meinungs- austausch gelöst werden kann. Hierzu anzuregen, ist nicht zum wenigsten der Zweck dieser Zeilen. Langsur. G. J. tiarrelts. Verschiedene Mitteilungen. Axel rintelmaiiD-Ehrung. Vor kurzem wurde auch in dieser Zeitsclirift ein .\ufruf veröffentlicht mit der Bitte, Bei- träge einzusenden für eine Ehrung für Axel Fintelmann. Der Aufruf war, wie bei der Beliebtheit Fintelmanns nicht anders zu erwarten stand, auf fruchtbaren Boden gefallen und es haben die eingegangenen Beträge bereits die Höhe von 2327 M. er- reicht, wie in der Sitzung des Ausschusses am 9. Oktober be- kannt gegeben wurde. In der Aussprache über die Art der Ehrung wurde der Wunsch geäußert, zu versuchen, ob es nicht erreichbar sei, ein Denkmal oder einen Gedenkstein an öffent- licher Stelle zu setzen, vielleicht innerhalb einer Anlage, die init dem Wirken Fintelmanns in besonders engem Zusammen- hang steht. Es sollen nach dieser Richtung die nötigen Schritte unternommen werden, ohne jedoch den ursprünglichen Plan eines Grabdenkmals aus den Augen zu verlieren. Da es in- sonderheit eine Ehrung aus dem Ivreise der Fachgenossen ist, ergeht an alle, die mit an diesem Werke tätig sein wollen, die Bitte, dem Ausschuß durch Einsendung von Zeichnungen, Skizzen oder sonstige Hinweise ratend und helfend zur Seite zu stehen. Dieser Bitte liegt der Gedanke zugrunde, daß das Werk an Wert gewinnt, wenn der Entwurf von einem Fach- genossen stammt; gleichzeitig aber sei die Bitte wiederholt, durch weitere Geldsendungen die Summe zu vergrößern. Diese wie auch alle übrigen .Sendungen sind an die Firma Gebr. Borntaeger, Berlin SW. 11, Großbeeren Straße t), welche die Ge- schäftsführung übernommen hat, zu richten. Zahn, Verein ausländischer Gärtner von Paris und Um- gebung. Der Zweck dieses in Paris bestehenden Vereins ist es, nach dort kommenden Berufsgenossen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und über einschlägige Verhältnisse nach außerhalb schriftliche Auskunft zu erteilen. Die Entwickelung des Vereins ist eine gute, er zählt zur- zeit gegen .')0 Mitglieder, besitzt eine reichhaltige Bibliothek und hält die gelesensten Zeitschriften der verschiedenen Länder. Von interessanten Studienfahrten des verflossenen Halb- jahres sind zu erwähnen: Ausfüge nach Orleans, Versailles, dem Park von Rotlischild in Ferrieres. den Kulturgärten von Vilmorin u* a. Die Geschäftsstelle des Vereins befindet sich in .Sceaux (Seine), nie Houdan li. 232 DIE GARTENKUNST IX, 11 Schlufs der Mannheimer Jubiläumsausstellung. Die Schlußfeier der Ausstellung und des Stadtjubiläums fand am 20. Oktober, nachmittngs 4 Uhr, im Musensaale des Rosen- gartens statt, wo auch am 1. Mai der feierliche Eröffnungsakt sich abgespielt hatte. Den Saal füllten die zur Feier Geladenen, unter denen der badische Staatsmiaister v. Bodmann und der Regierungspräsident der Pfalz, v. Neuffer, sich hefanden. Oberbürgermeister Dr. Beck warf einen Rückblick auf die Jubiläumsveranstaltungen und wies auf die wohlgelungenen Ausstellungen hin, deren verdienstvollem Leiter, Bürgermeister Ritter, er dankte. Letzterer feierte die Ausstellung als künst- lerische, soziale und wirtschaftliche Tat und konnte verkündigen, daß die Zeichner des Garantiefonds voraussichtlich nicht in Anspruch genommen zu werden brauchen. Minister v. Bodmann dankte der Stadt Mannheim für die Ausstellung namens des badischen Landes und gab die ver- liehenen fürstlichen PJhrenpreise und Staatsmedaillen bekannt. Es erhielten fürgaitenkünstlerische Leistungen unter anderen : Den Elirenpreis Sr. Maj. des Kaisers Fred. Henkel, i. F. Groß- giirtnerei Henkel G. m. b. H., Darmstadt; den Ehrenpreis des Prinzen Arnulf v. Bayern und die preußische große silberne Staxitsmedaille Gebr. Siesmayer, Frankfurt a. JL; außerdem ist dem Chef der Firma, Kgl. Garteubaudirektor Phil. Sies- mayer, die II. Klasse des badischen Ordens vom Zähringer Löwen verliehen worden. Die preußische große bronzene Staats- medaille erhielt A. Buchner, München, die bronzene Staats- medaille des Herzogtums Sachsen-Altenburg Fr. Brahe, Mann- heim, die des Herzogtums Sachsen-Meiningen Gebr. Roethe, Bonn. Mit einem Hoch auf den Groiiherzog Friedrich II. erklärte Minister v. Bodmann die Ausstellung für geschlossen. Ernste Musik eröffnete und schloß die Feier, auf deren Programm- gestaltung die herrschende Landestrauer naturgemäß von Ein- fluß gewesen war. Draußen in den Anlagen der Ausstellung herrschte an diesem Schlußtage, begünstigt durch das herrlichste Herbst- wetter, noch einmal ein außerordentlich lebhaftes Treiben und am Abend flammten all die zahlreichen Beleuchtungseffekte auf, um noch ein letztes Mal das märchenhaft schöne Bild er- stehen zu lassen, das man an so manchem .Sommerabend hatte bewundern können. Um Mitternacht aber erlosch die ganze Herrlichkeit endgültig. Preisausschreiben. Mit einem Wettbewerb für Hausgäi'ten tritt der Verlag der „Woche", nachdem er vor Jahresfrist ein recht ergebnis- reich verlaufenes Preisausschreiben für Entwürfe von Sommer- und Ferienhäusern veranstaltet hatte, jetzt an die Öffentlichkeit. Ausgesetzt werden an Preisen im ganzen 10 (lOl) Mark. Davon soll die Hälfte in Beträgen von (SOG — 1000 Mk. als Preise für vollständige Gartenentwürfe, die andere Hälfte für Zeichnungen von Gartenausstattungsstücken in Beträgen von •">0 — 300 Mk. vergeben werden. Als Preisrichter fungieren: Chefredakteur P. Dobert, Berlin, Gartendirektor F. Encke, Köln, Gartendirektor W. Frhrr. v. Engelliardt, Düsseldorf, Geh. Reg.-Rat Dr. Ing. H. Muthesius, Berlin. Professor Bruno Paul, Berlin, Architekt Richard Riemerschmid. München. Professor Paul Schnitze-Naumburg, Saaleck b. Kosen. Aus den Bedingungen ersehen wir, daß nur Einzelpersonen, keine Firmen, sich beteiligen dürfen, daß die einzuliefernden Beiträge Originalarbeiten sein müssen und sich, wenn irgend möglich, auf der Wirklichkeit entnommene Fälle beziehen sollen. Die zu entwerfenden Gärteu sollen sich einem frei- liegenden Landhause anschließen und 1000 — 2000 qm Grund- fläche haben. Für die besondere Gestaltung des Gartens sollen die örtlichen Verhältnisse maßgebend und im allgemeinen die regelmäßige Einteilung, entsprechend der in Aussicht ge- nommeneu Größe des Gartens, zu bevorzugen sein, es sei denn, daß die natürliche Bodengestaltung auf eine andere Art der Lösung hinweise. Ausgeschlossen sollen sein Nachahmungen von Naturszenerien in kleinerem Maßstabe, wie Felsschluchten, Waldseen u. dgl., besonders, da wo sie dem Charakter der Urt- lichkeit nicht entsprechen. ('anipanula gloniei'ata ilaliunca. Aufnahmen aus der Mt. Desert Nursery, Bar Harbor, Maine V.-St. Kür die Redaktion verantwortlich: Stadt-Gartendirektor Heicke, P'ranlti'urt a. M, — Verlag von Gebrüder Borutraeger, Berlin SVV. II, Grofsbeeren Strafne 9. — Druck von A. W. Hayn'B Erben, Potadum. IX, 12 DIE GAETENKUNST 23n Von der Mannheimer Gartenbauausstellunp^ 1907. IX. nie Soiidci'^iiiteii von Fr. Hnilic. (M'lir. Roetlic iiihI dcf (larlniliof der (ielir. Sie.siiiayer. Scliliirslx'trarlitiiiijieii. Äußere l^mständo sind die Veranlassung, daß diese Gärten erst jetzt einer Be- sprecliung unterzogen werden. Die Reihenfolge soll nicht etwa als Maßstab diM- Wert- schätzung gelten. Vielleieht die uugünstigste Stelle des Ausstellungsge- ländes für die Anlage eines Sondergartens hat Fr. Brahe in Mannheim zugewiesen er- halten — oder hat er sie sich ausgesucht, um zu zeigen, was man daraus machen kiinneV Eine sehr häßliche, nur teilweise durdi einigen Baumwuchs gedecl Gartenhaus (Seite 237) gebildet, das an die vorbeiführende CSI Lindenallee sich anlehnte. Schade war es, das Br. den dem Garten zugekehrten erkerartigen Ausbau dieses Hauses nicht freigehalten, sondern zur Aufstellung des Modelies einer von ihm entworfenen Gartenanlage benutzt hatte. Hier würde der Beschauer den günstigsten Stand- ort für einen durch die Pensterumrahmunt"- wirkunos- voll zusammengehaltenen Ge- samtüberblick über den Garten gehabt haben. Als eine sehr geschickte Li'isung muß die Anord- nung des Laubenganges an der dem Gartenhause ge- genüberliegenden Schmal- seite des Gartens bezeichnet werde, weil dadurch der Blick gefesselt und beschäftigt und von den unschTmen kahlen Giebohvänden der Nachbarschaft abgelenkt wurde. .\us der Gliederung des Laubenganges ergaben sich rocht hübsche Einzelheiten, wie sie in den Bildern Seite 234u. 235 wiedergegejjen sind. E>as warme Sandsteinrot der das weiße Gebälk des Laubenganges tragenden Pfei- ler ging mit dem Grün des Buschwerks gut zusammen und rief eine behagliche Stimmung hervor. Diese wurde noch erhöht durch die maßvoll gehaltene Aus- stattung des Gartens mit .guten Sitzgelegenheiten, hüb- schen Plastiken, Brunnen- anlagen u. dgl. Ein größeres Wasserbecken in Marmor gefaßt uud mit Kugelbuchs und Säulenwacholder seitilich eingerahmt lag in der Mitte des Laubenganges. L)ie den Jahreszeiten entsprechend wechselnde Bepflan- zung der Blumenbeete hätte etwas weniger nach dem üblichen Schema (rote Geranien, Begonien usw.) gehalten sein können. Diese kleinen Mängel beeinträchtigten aber durch- aus nicht den harmonischen Gesamteindruck der Garten- schüpfung. Eine merklich entschiedenere Betonung des Modern- Geometrischen drückte sich im Sondergarten der Bonner Gartenarchitekten Gebr. Röthe aus. (Lageplan Seite 238.) Auf zwei Seiten durch die Ausstellungshalle, an der dritten durch die Lindenallee eingerahmt, war der Garten von dem an der freien Schmalseite befindlichen Eingang aus ent- 234 DIE GARTENKUNST [X, 12 wickelt. (Bild Seite 239). Stufen führten zu der ver- tieft liegenden von lireiten Kieswegen begrenzten Rasen- fläche, die — nach manches Beurteilers Ansicht — in etwas übertriebener Strenge jeglicher Ausschmückung ent- behrte. Dem Eingang gegenüber an der anderen Schmal- seite blickte das hochgelegene Lusthaus des Darm- städters Jacob Krug aus dem Grün der Bäume hervor, beiderseits flankiert durch eine mit wildem Wein und Clematis in allen Farben bewachsene Holzpergola. Dem hier im Schatten sitzenden Besucher bot sich ein reizvoller Überblick über den im hellsten Sonnenlicht ge- badeten Garten. Zu im Grundriß acht- eckigen Nischen mit Blumen- schmuck und Sitz- gelegenheiten wa- ren die vier Ecken der Gartenrtäche ausgebildet (Bild S. 241). Sie fan- den wegen ihrer eigenartigen Anordnung vielen Beifall. Steil ge- haltene und mit Sorgfalt augelegte Böschungen ver- mittelten allseitig den Übergang zu den höher gele- genen Randpartien des Gartens. Vor der Treppe zum Lusthauso war im Rasen ein kleine.? Marmor- wasserbecken mit plastischem Schmucke angeordnet; auch sonst waren noch anderweitig Bildwerke von Juckoff zur Aufstellung ge- langt. An verschiedenen kleinen Architekturen, Eingängen, Treppen, Bänken u. dgl. bot der Garten anregende Vorbilder. Und nun zu Siesmayers Gartenhot vor der Kunst- halle. Eine 2'/2 '" unter dem Niveau der Umgebung liegende rechteckige Fläche von 98 und 56 m Seitenlänge, an der einen Seite von der schmucklosen Rückfront der Gelegenheitsanbauten an die Billingsche Kunsthalie, an den drei anderen von der nüchternen Absperrungsmauer der Ausstellung begrenzt, zudem noch in zwei Teile geschnitten durch eine höchst überflüssige Botonbrücko — daraus sollte ein Schmuckhof gemacht werden! Die Aufgabe ist so gut gelöst worden, wie es unter den obwaltenden l'mständen überhaupt nur denkbar wai', und ich glaube, dal) mancher .i;-|eich mir überrascht oben auf der Treppe der vom Friedrichsplatze herführenden Überbrlickung stehen geblieben ist, um das schöne Bild zu seinen Füßen zu bewundern, als er zum ersten Male seine Schritte zur Kunsthalle lenkte. Ringsum waren die Mauern durch eine heekenartige Pflanzung nach Möglichkeit verdeckt, und in Straßenhöhe ein breiter von Blumenrabatten, wechselnd mit Kübelpflanzen, begleiteter Weg im Viereck um die vertiefte Fläche herum- geführt, wie aus der beigegebenen Skizze S. 242 ersichtlich ist. Zu dieser hinab war der Übergang durch scharf und sauber herausgearbeitete Hasenliöschungen vermittelt. I'nten waren farbige Kiesstreifen und Blumenrabatten in den Rasen eingeschnitten. E)as Ganze war in seinen \'erhältnissen so glücklich abgewogen, in seiner Form so ruhig und einfach gehalten, in den Farben so fein abgestimmt, daß seinem Schöpfer die rückhaltloseste Anerkennung ge- zollt werden muß; vor allem aber wegen der maß- vollen Beschrän- kung, die sich in der ganzen An- lage ausdrückte und gerade hier auf einer Ausstellung, wo alle anderen doch mit vollen Händen di(_> Püllo der gärtnerischen Schmuckmittel verschwendeten. Gewiß gab es auch bei dieser Anlage mancher- lei, was anders hätte sein können — z. B. wären an den vier Ecken der Anlage mächtige Taxuspyramiden anstatt der Nord- mannstannen am Platze gewesen, an der Mauer entlang hätte die Pflanzung noch höher und dichter sein können. Wer das tadelt, der hat wohl kaum einen Begriff von den Koston, die die Anlage und l'nterhaltung dieser übrr 5200 O m großen Fläche erforderte. Für die Bewertung der künstlerischen Leistung waren es Nebensächlichkeiten. Viel schwerer fiel die abscheuliche Betonbrücke ins Gewicht, die in höchst störender Weise die Anlage zerschnitt und gegen die Siesmayer sich seiir entschieden, aber erfolglos ge- wehrt hat. Für den \'erkehr war sie entbehrlich und als Ausstellungsobjekt — wir waren doch auf einer Gartenbau- Ausstellung — durchaus nicht am Platze. .\n iliriH- Stelle wäre lin breiter Kies- oder Mosaik- weg durch die Anlage, zu dem beiderseits breite Frei- tri'ppcn hiiiabfiihi'eii konnten, viel wirkungsvoller gewesen. — Wir iniichteii liin-niit die Besprechung der Mannheimer Gartenl)au-Ausstollung s<^liließnn, wenigstens soweit es sich um die Würdigung von Einzdleistungen handelt und nur noch einige Bemcrkiingi'n allgemeiner Natui' anknüpfen. -Briinoennischu. ^VuliKiluiif aus dein .Sondergartea von Fr. lir.th auf der Mannheimer Gartenbauansstellung. IX. i: Uli-; GAllTKNKl'NS- •j:i." Mittelpartif des L;uibengiiuges mit Wasserbecken. 3. Laubeugang — Seitenteil. Aufnahmen aus dem Sonderaarten von Fr. Brahe auf der Mannheimer Gartenbauausstellung 236 DIE GARTENKUNST IX, 12 Am Schlüsse einer solchen Veranstaltung drängt sich naturgemäß die Frage auf: Haben sich die daran ge- knüpften Erwartungen erfülltl Es kommt darauf an. welcher Art die Erwartungen waren, die derjenige gehegt hat. welcher eine solche Frage stellt. Das Interesse, welches wir naturgemäß von Anfang an an der Ausstellung genommen haben, galt der Frage: Wird sie uns garten- künstlerisch weiterbringen'' Und diese Frage möchte ich für meine Person mit Ja beantworten. Andere werden Nein sagen! Wenn sie die Fragi' in dem Sinne gestellt hatti'U, als solle die Ausstellung dif Überlegenheit der Land- schaftsgärtner beweisen und mit einem Fiaskn dei- als Gartengestalter auf- tretenden Professoren ab- schließen, und dadurch die Gartenkunst gefordert wer- den, dann haben sie mit ihrem Nein allerdings recht. In dieser Beziehung hat die Ausstellung nichts bewiesen. Ganz gewiß bot sie Ge- legenheit zu sehr lehrreichen Studien und Beobachtun- gen. Man konnte die erfreu- liche W^ahrnehmung machen, daß die neuzeitlichen Kunst- bestrebungen einen recht fühlbaren Einfluß auf gartenkünstlerischem Ge- biete auszuüben beginnen. Zwar gab es auch Vor- führungen, die man lieber nicht hätte zulassen sollen, die aber immerhin als Maßstab zur Feststellung des allgemeinen Fortschrittes eine zwar unfreiwillige, aber doch nicht überflüssige Auf- gabe erfüllten. Ihnen gegenüber hoben sich sehr vorteilhaft die Leistungen solcher Fachvertreter ab, die die erforder- liche Aufnahme- und Entwickelungsfähigkeit besitzen, um die Anregungen und Lehren der neuen Zeit ins Gärt- nerische zu iiliersetzeii und in Verbindung mit Sarli- und Fachkenntnis praktisch zu verwerten. Man konnte lieobachten, wie der auf dem tiebiete der Gartengestaltung entbrannte Wettstreit bei einer ganzen Reihe grundverschiedener Aufgaben zu eigenartigen Lösungen Veranlassung gegeben hatte. Dabei war es von besonderem Interesse, im einzelnen zu verfolgen, wie die Beteiligten es verstanden hatten, die Sache jeweils so aufzuziehen, daß die Lösung mit den ihnen vertrautesten Mitteln erfolgen konnte. Man braucht, um Beispiele hierfür heranzuziehen, nur die beiden Extreme, die Schöpfungen von Läuger und Henkel zu betrachten: bei jenem eine entschiedene und weitgehende Bevorzugung der .\rchitektur, Plastik, K'cramik, 4. Bliclv in den Laubengang. Aufnahme aus dem Sondergarten von Fr. Biah Mannheimer Gartenbauansstellmie. — beim anderen eine, wie Otto SchulzeElberfeld so treffend gesagt hat, mit liebevollster Hingabe, größtem Geschick und rafliniertesten Egoismus durchgeführte Zurschaustellung herlichsten Pflanzenmaterials — beides unter Betonung einer künstlerischen Auffassung vom Garten. Je nachdem man persönlich der Läugerschen oder der Henkeischen Auffassung näher steht, wird man sich in seinem Urteil über beider Vorführungen beeinflussen lassen, aber bei der großen Verschiedenartigkeit der Gesichtspunkte, von denen sie bei der Auffassung und Lösung ihrer Aufgaben ausgegangen sind, kann von inner vergleichsweisen Be- wertung, etwa wie bei dem Wettbewerb um eine be- stimmte Aufgabe, nicht die Rede sein. Und was von diesen beiden gilt, gilt auch gleichmäßig tür alle ande- ren. Behrens, Hrahe, Henkel, Läuger, Röthe, Siesmayer, Schultze-Naumburg — so- viel Namen, soviele ganz verschiedengeartete Auf- gaben und Lösungen.. I lie i'inzigen, die etwa einen Vergleich gestatteten, weil sie ziemlich ähnliche Auf- galten sich gestellt und bei ihrer Lösung auch an- nähernd gleiche Wege ge- gangen sind, sind Brahe und Gebr. Röthe. Im übri- gen kann man nur jeden einzelnen Fall für sich betx-achten: man kann unter- suchen, welche Aufgabe hatte sich der Betreffende gestellt, welche Mittel hat er zu ihrer Lösung ergriffen, wie ist ihm die Lösung gelungen. Trotz der Verschieden- artigkeit der ausschlaggebenden Gesichtspunkte ergaben sich zwar hier und da Gelegenheiten zu vergleichsweiser Betrachtung, aber sie betrafen doch nur Einzelheiten. Es hat deshalb auch keinen rechten Sinn gehabt, dall seitens der .\usstellungsleitung eine Art von Prämiierung der Sondergärten vorgenommen uiul durch Zuerkennung von Preis(ui eine gewisse .\bstufung in ihrer Bewertung zum Ausdruck gebracht worden ist. Wenn dabei beispielsweise Siesmayerfiir seinen Garten- hol' \oi' der Bdlingschen Kunsthalle den Ehrenpreis des Prinzen Arnulf von Bayern, die Gebr. Röthe für ihren Sondergarten die biduzene Medaille eines kleinen mittel- deutschen Staates erhalten haben, so beweist das an sich eigentlich gar nichts: denn Siesmayor hat die ihm zu- gefallene Aufgabe, aus einer vertieft gelegenen Baustelle gewissermaßen einen Schmuckhof zu schafl'en, auf seine Art ganz ausgezeichnet gelöst. Er niulile dabei naturgemäl! if der IX, 12 niK GARTENKUNST 237 5. Der mittlere Teil des Giirtens. 6. Das Gartenhaus. Aufnahmen aus dem ^ondergarten von Fr. Brahe auf der Mannheimer Gartenbauausstellung. 238 DIE GARTENKUNST L\, 12 ganz anders zu Werke gehen und ganz andere Mittel entfalten, als die Gebr. Röthe, die einen Hausgarten ge- schaffen haben, wie er ihnen dem Platz und den Umständen entsprechend erschienen ist. Man hätte daher richtiger gehandelt, eine solche Prämiierung zu unterlassen, die immerhin den Anschein erwecken kann, als seien die Leistungen derjenigen minder- wertiger, welche mit Preisen bedacht wurden, die nach allgemeiner Auflassung weniger hoch geschätzt zu werden pflegen als andere, und es haben diejenigen Aussteller kon- sequent gehandelt, die erklärt liatten, ihre Gärten keiner Prämiierung zu unterwerfen und sich außer Wettbewerb zu stellen. Damit haben sie der gleichen Auf- fassnug Aus- druck verlie- hen, die auch ich lür die richtige halte. Bei der gro- ßen Verschie- denartigkeit der Gesichts- punkte, welche für die Ge- staltung der Sondergärten maßgebend waren, kann man wohl sagen, mir ge- fällt diese oder jene Vorführung besser, die ganze Art und Weise ihrer Durchführung ist mir sympathischer — aber man kann nicht von dem Unterliegen einer ganzen Gruppe von .Vusstellern und dem Obsiegen einer anderen Gruppe sprechen, womit nicht gesagt sein soll, daß es keine Ent- gleisungen auf beiden Seiten gegeben habe. Was, wenn man von zwei Gruppen unter den Aus- stellern der Sondergärten reden will, sich feststollen ließ, das war, daß die gärtnerischen Pachvertreter eine ganz offenbare Überlegenheit in der Verwendung des Pflanzen- materials besitzen, woran übrigens noch nie jemand ge- zweifelt hat, und daß anderseits die Gartongestalter aus dem Kreise der Kunstprofessoren aus Neigung, wie wohl auch im uneinge-standenen Gefühl der Unsicherheit dem Pflanzen- material gegenüber bei ihren Gärten den Nachdruek auf die Ausstattung mit Architekturen, plastischem Sclunuck u. dgl. legen und erklärlicherweise hierbei eine Über- legenheit zeigen, die man nicht ernsthaft bestreiten sollte. Dabei braucht man noch gar nicht gleich an den Läuger- garten zu denken. Schon das eine einzige Bildwerk in Schultze-Naumburgs Garton war so glücklich ausgewählt und mit so f ''^'nh. ^^lh." sk »■ -'ÄÄ^«f<«,.^a>„^,p^js^j^ 'W: Hecke eines Bauerngartens aus der Nähe von Sulingen (Prov. Hannovei'). Ht'itr;i^zuiEiit\vickeliiiif;s^t'.scliicliteas ist der unverfälschte Typus nicht nur des nieder- sächsischen, sondern des Bauerngartens in fast aller Herren Lämler. \\'as dazu kommt, was aufserdem im Garten vorhanden ist, kann erst das Besondert^ des nicdor- sä(!hsischen Gartens ausmachen. Ich bemerke von vornherein, dals dieses Besondere, welches wir nicht selten finden, nicht das geistige Eigen- tum des niedersächsischen Bauern ist, es ist nicht Heimat- kunst, die aus der eigenen Scholle emporwächst und des- halb eine einheitliche Wirkung erzielt, sondern es ist entlehnt. Aber es ist einem stammverwandten Volke entlehnt, das seinerseits die Anregung /.u seinem Schaffen dem französischen Gartenstil dankt. 1 »a.s was nun zu- meist im niedorsächsischen Bauerngarten iiulTälll, sinil Rudimente, Fra,gmente des holländischen Gartenstiles. VwA es sind nur i'echt dürftige, verstümnu'lte Reste. Bck.iinillich grillen die Holländer seinerzeit die Ideen des französischen Gartenstils auf und modifizierten sie, indem sie diese ihren Verhältnissen anpafston. L)er }ilangel an Grofsgrundbesitz drückte zunächst den Umfang der Anlagen, die meistens sogar nur in sehr bosclu'idenen Grenzen gehalten waren, die langen, mit aridiitcktouisi'hem Ausbau uiul Wasserkünsten grofsartigen liufaiiges ver- sehenen Bassins wichen \\'ass(>rgräben, und was dadurch an Grofszügigkeit und vornehmer \\irkiing verloren ging, IX, 12 DIE GARTENKUNST 245 sollte durch F\lpinmalerei er.set.zt werden. Demzufolge entstand Jener Kleinschiniick. von dem wir Heste, leider immer gerade die unvorteilhal't wirkenden, kleinlichen, vielfach noch in unseren niedersiichsischen Bauerngärten finden. Zunächst wurden die Hecken des französischen Stiles, die bei aller Einförmigkeit eines gewissen impo- santen Eindruckes nielit entbeliren, durch Einschnitte von Fenstern, Toren, durch Einbau von lialbd(miartigen Lauben, kleinen Nischen, Erkern usw. lebhafter in der Linien- führung gemacht. Eiann .ging man dazu über, nach Arl der Architekten \\'appentiere, Säulen, Vasen usw., die aber .gleich den Hecken aus lebenden Pflanzen geschnitten wurden, auf den Hecken anzul)ringen : Eiiizelbäume wui'den vcrsidmitten zu Sesseln, Blumenkörben. Menschen- uml Tiergruppen, kurz der Garten wurde zu einer Sa.nunlung gärtnerischer Kunst- stücke und Spielereien. Statt einer Umgebung des Hauses mit Blumenbeeten finden wir im holländischen Garten seiner Zeit Gruppierungen von Muscheln aller Art und glänzenden Steinen, dazwischen vielleicht einen Zwerg, di'r aus einem Hörn einen dünnen Strahl ^\■asser bläst. Die niedrige Buchsbaumeinfassung kam in Mode, und alles wurde noch ülier das Mal's des französischen Stieles verzerrt, so auch die Hecke, die von da ab ei'st in einigen Metern Hiihe über dem Erdfioden beu-innen durfte, und statt der Rosen setzte man bunte, glänzende Glaskugeln an langen Stangen auf den Hasen usw. fiiii nun sehen wir uns einmal die Zeichnungen an, die Herr Kunstmaler liolts nach früher von mir gefertigten Skizzen entwarf. Die Hecke als Lymfi'iedigung mit den grotesken Verzierungen (Abb. 1, S. 244) stammt, wenn ich mich recht erinnere, aus der (iegend von Sulingen in der Provinz Hannover. Da ist die Einfahrt in ein (ikonomie- anwesen in Oberneuland bei Bremen (Abb. 2, S. 24.'3), tlankiert von hochstämmigen Hecken. Wer da olien im Nordwesten zu Hause ist, der wird sicdi auch eines Bauerngartens erinnern, der vor der Front einen Haufen zeigt, komponiert aus Tuffsteinen und grofsen Muscheln, und gekrönt mit ein(Mn (Inenien oder einem Engel als General- schmuc die Glasglocken sind auch heute noch der Stolz eines jeden tleifsig behüteten Jjandgartens. Auch die vielfache Anwendung des Buchsbaumes rührt von damals her und viele werden auch schon jene in Form eines Heukelkorbes geschnittenen Buchsbaumvasen gesehen haben, die im Sommer mit Fuchsien oder Akelei, mit fliegendem Herz oder Goldlack gefüllt werden. Fml al) und zu findet man auch noch Künstler, wehdie Xamen- züge, Tierfiguren, Personen und mancdierlei Gegenstände aus lebenden Pflanzen S(dineiden. Ich .sah vor Jahren in i ■ Einfahrt eines Ökonomieanwesens in Oberneuland bei T^remen. 24B LUE GARTENKUNST IX, 12 der Nähe von Leer ein Segelschiff aus Cornus mas. dorn frühblühenden Hartriegel, mit Takelzeug und .Mannschaft an Bord, und wer gelegentlich von Halberstadt nach Wernigerode im Harz fährt, der strecke bei der Station Minsleben den Kopf aus dem Fenster und er findet auf der dem Stationsgebäude gegenübergelegenen Seite den Stationsnamen, dessen einzelne Buchstaben von je einem Baum des Weilsdorn gebildet werden. Und zu beiden Seiten ist ein „wohlassortiertes" Möbellager sowie ein reichhaltiger zoologischer Garten, fein säuberlich in Weils- dorn ausgeschnitten, zu finden, alles das Werk eines Bahnwärters bäuerlicher Abkunft. Und ich könnte mehr Vergleiche anführen I Es ist eigentümlich, dals diese Beeinflussung durch die Manier der Holländer auffälligerweise sich auf die Bevölkerung niederdeutschen Stammes beschränkt, be- sonders aber nordwestlich vom Harz in direkter Linie bis etwa nach E)üsseldorf in der Breite des Land- striches bis zur Nordsee fühlbar wird, und dafs diese Linie nahezu mit dem Verlaufe der Grenze zwischen dem nieder- deutschen und dem mittelhochdeutschen Sprachgebiet zu- sammenfällt. Dadurch wird eine Übereinstimmung des Geschmackes dokumentiert, die einen interessanten Hin- weis auf die nahen verwandtschaftlichen Beziehungen beider Volksstämme auch in diesem Punkte bildet. Die Bauerngärten, welche in weiterem Mafse solche Anklänge aufweisen, verschwinden mehr und mehr. E)ie Pflege dieser Gärten, besonders der Hecken, verlangt viel Arbeit, die bei dem heutigen Mangel der Landwirtschaft an Arbeitskräften nicht so gut geleistet werden kann. Wie in den alten Trachten, Gewohnheiten, Sitten und Gebräuchen, so weicht auch hier das Alte dem Neuen. Läfst auch das Alte in ästhetischer Hinsicht viel zu wünschen übrig, so hat es doch das Interesse, das die Geschichte und Vergangenheit erweckt, und den Vorzug, Abwechslung zu gewähren. Die Anlage der Gärten nach moderner Art, wie sie heute von den Landwirten, die sich den Luxus eines Ziergartens leisten können, betätigtwird, läfst auch meistens sehr zu wünschen übrig, denn dort wird arg gepfuscht. Und weil eine alte Tracht mit Würde getragen — mag sie auch an sich nicht schön sein — mir besser gefällt, als ein tadelloses Modekleid, das von der Trägerin mit Ungeschick und dem eigenen Unbehagen des Ungewohntseins spa.zieren geführt wird, so gefällt mir ein solcher alter Garten mit all den fremden Bestandteilen darin besser, als mancher moderne, dessen Anlage an sich verfehlt ist. Mag jener viel Entlehntes enthalten, es ist der Duft der Scholle, der Atem des Be- hagens und der Hauch der Heimat, der ihn adelt. Und deshalb bedauere ich, daf.s er schwindet,, dei' alte t,vpischi> Bauerngarten der Niedersachsen. Verschiedene Mitteilungen. Grofs-Berlin. Der Gedanke der Berliner Architekten- Vereine, einen einheitlichen Bebauungsplan für Groß-Berlin mit einem Wald- und Wiesengiirtel zu schaffen (vgl. Gartenkunst IX. Seite 187), rückt anscheinend seiner Verwirklichung näher. Es sind in Konferenzen zwischen den mni']gebenden Persönlich- keiten, in.sbosondere in Besprechungen zwischen dem Ober- bürgermeister Kirschner und Geh. Baurat March, die Be- dingungen für einen allgemeinen Wettbewerb zur Erlangung von Bebauungsplänen für Groß-Berlin festgesetzt worden. ,\uch au den anderen beteiligten Stellen hat die Angelegenheit gnlUtes Interesse und Aussicht auf Funlerung gefunden. Man glaubt, in den ersten Monaten nächsten Jahres mit den Be- dingungen des Wettbewerbes, bei dem mehrere hochdotierte Preise, unter anderem ein 1. Preis im Betrage von 30000 M., ausgeworfen werden sollen, an die Öffentlichkeit treten zu können. — Für die Durchfübrnng dieses an amerikanische Vors bilder gemahnenden großzügigen Wettbewerbs darf die Bereit- stellung einer Summe von 1G5000 M. erhofft werden. Die Vorarbeiten werden in einem besonders gebildeten Bureau bo- trieben. Im Zusammenhange mit diesen Bestrebungen hielt Herr Landesbaurat Prof. Tb. Goecke kürzlich im Verein für deutsches Kunstgewerbe einen Vortrag über das Thema: Die bauliche Ausgestaltung von Groß-Berlin. Wir erhielten darüber von Herrn tlarteninspektor Zahn das nachstehende Referat: Nachdem einleitend der Aus- und Aufbau von Groß-Berlin als eine „Aufgabe der Kunst" bezeichnet und hierfür der Beweis erbracht war, wurden die im Wettbewerbsprogramm gestellten Forderungen besprochen und Vergleiche von Berlin und Um- gegend mit Wien und London angestellt. Der Wald- und Wiesengürtel Wiens fand hierbei eine ganz besondere Be- achtung und Wertschätzung, ebenso wie die in London aus- geführten gewaltigen Durchbräche, um dem Verkehr neue Bahnen zu schaffen. Den Verkehrsanlagen über und unter der Erde, als Hocli- und Schwebehahn und der am wenigsten im Straßenbild auffallenden Untergrundbahn, sowie den leider noch nicht genügend in Aufnahme gekommenen Verbindungen zu Wasser auf den Kanälen, Flußliiufen und Seen wurde ein besonderer Abschnitt gewidmet, auch nicht unterlassen, auf die besonderen Keize der Verkehrsstraßen am Wasser hinzu- weisen. Es ist bekannte Tatsache, daß gerade in und um Berlin wenig Wert daraid' .gelegt wird, die Ufer der Allgemein- heit zu erhalten, daß sogar Villenkolonien lediglich in lUick- sicht der höheren Bewertung der angrenzenden Grundstücke von diesem Fehler nicht freizusprechen sind. Für die Haupt- straßen und freien Plätze wurde der Wiederaufbau von San Franzisko als Beispiel angeführt, wo getrennte Gebiete für Ver- waltung und Erziehung, für Erwerb, für Wohnung vorgesehen sind. Jedes dieser drei wird einen ganz bestimmt ausgeprägten Charakter erhalten. Das erste ist bestimmt, die monumentalen Bauten in Gruppen an Plätzen, an Pracht- imd Kingstraßen aufzunehmen. Das Erwerbsgebiet \inifaßt Fabriken und Handels- häuser und endlich das dritte die Wohnungen; dieses Gebiet s(j11 durch parkähnliche l'lätze, die untereinander in Ver- bindung stellen, für die Bewohner besonders angenehm aus- gestaltet werden. Neu, wenigstens füi- unsere Verhältnisse, ist der Vorschlag, daß die Hausfronton dem Park, die Rückseiten der Straße zugekehrt sein sollten. Dieser Vorschlag bringt so recht klar und deutlich zum Ausdruck, daß Wohngebiet und Park zusammengehören, die Strai.le in diesem Falle nur Zugangs- weg. Wirtschaftsweg bedeutet. IX, 12 Uli': CA KT ION KUNST 247 Die mit dein 'l'elegraphenberg, der nur Munumeutalbaiiten erhalten soll, gezogene Parallele mit den Müggelbergen und ihrer Ausgestaltung als monumentale Festhalle und weihevollen Festplatz bringt ein ganz neues, aber der Beachtung wertes Moment in (Iroß- Berlins künstlerischen Ausbau. Kine weitere Parallele mit San Franzisko war die dort ge- forderte Trennung der Fabrik- und Industriegebiete von den Wohngebieten; maßgebend für ihre Lage sind Eisenbahnen und Wasserstraßen. Wenn auch in und um Berlin diese so notwendige Trennung noch nicht scharf genug durchgeführt ist, so sind doch u. a. Anfänge dafür vorhanden in Oberschöne- weide, in dem Gebiet an der Oberspree und Johanuistal. Weiteren Ausbau können diese Fabrikviertel in den durch den Teltowkanal aufgeschlossenen Gebieten erfahren. Mehr übergreifend auf das gartenkünstlerische Gelnet waren die nun folgenden Ausführungen. Den Wohnstraßen und Innenanlagen wurde ganz besondere Beachtung geschenkt, namentlich den letzteren, und sei hierfür auf den Vortrag ge- legentlich der Flauptversammlung in Mannheim hingewiesen und auf den in der Gruppe Rrandenliurg im Winter gehaltenen 'Wirtrag: Innenanlagen (vgl. Gartenkunst 1907. No. 5 u. (5). Daß des Urhebers der InnengUrten. Camillo -Sittes, an dieser .Stelle gedacht wurde, erscheint selbstverständlich. Einfamilien. häuser, Landhausbebauung, Vorgärten können wir zusammen- fassen, und sei e.s gestattet auf die Broschüre der Gesellschaft für Gartenkunst: Gartenkunstbestrebungen auf sozialem Gebiete, hinzuweisen, in der auch die Vorgärtenfrage, sowie die ^'orteile geschlossen stehender Einfamilienhäuser im Sinne des Vor- tragenden behandelt sind. Als „Gartenstädte", die mit allem großstädtischen Komfort ausgestatt sein müssen, nannte der Vortragende die l fer des Müggelsees, den Wald bei Falken- hagen und Hermsdorf, die Havelufer gegenüber dem Grunewald, und nicht zu vergessen im Süden die Seenkette bei Teupitz. Ist so vom festen, dichten Kern die Bauweise schon lockerer geworden im Laudhausgcbiet, so müssen auch ausge- dehnte Flächen frei sein von jeglicher Bebauung. Ein „Grüner Ring- muß die bebauten Flächen umziehen, muß auch als innerer King vorhanden sein. .Sport-, Spiel- und Übungsplätze ist dieser außer den Parkanlagen aufzunehmen bestimmt. Es ist möglich, ihn im Gebiete Groß-Berlins zu schaffen, da ein- zelne Teile in den bestehenden Parkanlagen bereits vorhanden sind, und unter Einbeziehung des Grunewalds, der ausgedehnten Flächen der jetzigen liieselfelder die nötigen Verbindungen hergestellt werden können. Die Friedhöfe sind ebenfalls dem grünen Gürtel einzugliedern. Die Rückwirkung auf die vorhandenen Stadtkanlagen werden bestehen in großen Straßendurchbrüchen; es sei bei- spielsweise hierbei nur erinnert an die auf Befehl Napoleons III. ausgeführten Durchbrüche in Paris durch den Seinepräfekten Haußmann. ..Wer wird den Plan für Groß-Berlin entwerfen?" Diese Frage bildete in ihrer Antwort den Schlußsatz der Ausführungen. Schwerlich nur einer, und auch nicht in einem .Jahre. Ein Stadterweiterungsamt ist damit zu betrauen. Die leitende Persönlichkeit sei ein Städtebaukünstler, und mit ihm zusammen müssen wirken Architekten und Künstler, ".Städtebau-, Ver- waltungstechniker und Ingenieure. Diesen, und mit dieser Ansicht hoffe ich mich eins mit meinen Faclikoliegeu, möchte ich den Gartenkünstler eingereiht wissen. Zahn. Das Schicksal des Mannheimer Ausstellungsgeländes. Die Veranstaltung der Gartenbauausstellung 1907 auf dem Gelände ehemaliger Pachtgärten im .Süden der Augustaanlage hat über den Wert solcher mit reichem Baumbestand versehenen Fläche manchem die Augen geöffnet, der sonst ohne viel Sentimentalität sich darüber wegzusetzen pflegte, wenn alle Gartenanlagon der Baus|iekulation geopfert wurden. Es wurden mehrfach Stimmen laut und auch Erwägungen darüber angestellt, ob man nicht dieses günstig gelegene Gelände mit semem schönen Baumwuchs ganz oder teilweise als Garten- anlage erhalten solle, die unmittelbar an die verkehrsreichste Gegend von Mannheim und den schönen Friodrichsplatz an- grenzend, von ganz besonderem Werte sein würde. Man hält dem entgegen, daß die herrschende Wohnungsnot zur Be- bauung des Geländes dränge. Sie ist vorhanden — allerdings! Ja man kann sagen, sie grassiert in Mannheim und es wird etwas geschehen müssen, um durch Bereitstellung von Bauland dem Mangel an Wohnungen abzuhelfen und die unheimlich holien Mietspreise herabzudrücken. Allein durch die Bebauung des Ausstellungsgeländes wird dieser Wohnungsnot nicht im mindesten abgeholfen: denn woran es fehlt, sind Wohnungen für die Mittelstands- und Arbeiterbevölkerung. Das Aus- stellungsgebiet an der als Prachtstraße gedachten Augusta- anlage kann dafür nicht in Betracht kommen, und an Wohnungen für die wohlluU)ende I'.evölkernngsschicht fehlt es nicht. Es liegt also keine zwingende Veranlassung vor, der Stadt- verwaltung zuzumuten, das fragliche Gelände der Bauspeku- lation preiszugeben. Sie sollte vielmehr, auch wenn es mit Opfern geschehen müßte, die Umwandlung in eine Parkanlage von dauerndem Bestand anstreben, zumal ja Mannheim im Verhältnis zu seiner Fläche und Bevölkerungszahl arm an Plätzen und Parkanlagen genannt werden muß. Gerade in jener Gegend fehlt ein Erholungsaufenthalt im Grünen, trotz der Nähe des Friedrichsplatzes: dieser mit seiner reichen Ausstattung wird immer mehr den Charakter eines prunkvollen Repräsentationsplatzes behalten, während eine zu behaglichem Aufenthalt einladende Grünanlage mit lauschigen Winkeln und schattigen Spielplätzen sich aus dem Ausstellungs- terrain mit Ijeichtigkeit machen läßt — und zwar eine, die nicht noch jahrzehntelanger Geduld und Pflege bedarf, um heranzuwachsen!! Also anstatt hier dem Baumoloch zuliebe ein Zerstörungswerk zu beginnen, sollte Mannheim anderen Städten mit gutem Beispiel vorangehen und seiner bereits auf 170000 Einwohner angewachsenen Bevölkerung dieses Eden zu dauerndem Genuß zu erhalten suchen. Es würde das ein zwar unbeabsichtigter aber um so segens- reicherer Erfolg der Gartenbauausstellung 1907 sein. Bei der Preisverteilung im Wettbewerb für die gärt- nerische Umgestaltung des Nordmarktes in Dortmund wurden die Preise wie nachstehend verteilt: 1. Preis (ÜOO M.), Motto: „Geometrie", Verfasse)'; Städtischer Garteninspektor Jung in Köln. 2. Preis (400 M.), Motto: „Koh-I-Noor", Ver- fasser: Gartenarchitekt Blumberger, Köln-Rodenkirchen. 3. Preis (200 M.), Motto; „Zur Wohlfahrt der Bürger gebaut", Ver- fasser: Gebr. Paetz, Gartenarchitekten Münster und Düsseldorf. Zum Ankauf sind empfohlen: Motto: „Vier Pappeln". Verfasser; Gebr. R1 Bewerbungen aus den Kreisen der Gartenkünstler und Architekten Rheinlands und Westfalens emsegangen. 248 DIE GARTENKUNST IX, 12 Bücherschau. House and Garden. Infolge einer 5 monatlichen Balkan- reise komme ich erst jetzt ilazu. wieder über den Inhalt dieser Zeitschrift zu referieren. Im Aprilheft finden wir einen inter- essanten Beitrag von Marie v. Tschudi, gekennzeichnet durch den Titel: ,To Paint the Landscape O'er. To Find a New and Subtle Charm in Tree and Shrub celebrated in Song and Story, in Music and in Rhyme". Die Unterlage dazu bietet die mit guten Photos ausgestattete Schilderung der Besitzung „Overloigh" in Neu-.Jersey, die dem Künstler .J. M. Dillon gehört. Die Ausführungen über Baumgruiipierung u. dgl. m. bieten viel Anregendes. Das Maiheft wird eingeleitet mit einem Beitrag von .Marv H. Carlisle welche in Wort und Bild Skizzen aus amerikanischen und englischen Gärten gibt. Sind die Skizzen auch etwas roh in der Technik, so zeigen sie doch die charakteristischen Reize solcher meis tarchitektonischer Anlagen in ihrer Blüteufülle. — Es folgt dann ein Artikel von Edward Thomas, der den alten Garten von „Levenshall" in Kent schildert. "Wir sehen die bekannten verschnittenen und absonderlich ge- formten Gebüsche und Einzelpflanzen, die uns als lehrreiche Dokumente einer glücklicherweise vergangenen Zeit :\n- muten. — Für Gärtner lehrreich ist der Aufsatz: „The Up-to-Date Nursery". Das .luniheft ist im wesentlichen der Architektur gewidmet, aber die zahlreichen guten Pliotos sind vielfach auch für Gartenkünstler sehr instruk- tiv. Vor allem möchte ich auf einen .\rtikel: „The Picture Qualitv of Eng- lish Vill.age Cottages" hinweisen. Man vergleiche mal mit diesen Bildern unsere gewohnten Vorstadtvillen, und wer Augen hat, zu sehen, der wiid eminent viel lernen können. Und dies auch aus dem kleinen Beitrag von Elizabeth H.Fairley: „Three Gar- den Plans". Wie ganz anders ge- staltet diese Frau ihre kleinen Vor- stadtgärten, als es bei uns noch immer üblich ist. Ich will damit nicht sagen. dalJ mir alles sym- p.athisch ist, sondern nur, daß sie nicht im Stile der be- kannten „100 kleinen Haiisgärten" vorgeht. Im .Juliheft ist nichts besonderes hervorzuheben. Höchstens die Tatsache, daß sein Ausstattungsschmnck und sein Inhalt reich wie gewöhnlich ist. Für das ,\ugusthoft gilt das gleiche. Ein .\ufsatz darin von F. Mande Smith über „Artistic .lapanesc Features for Gardens and Country Estatcs" zeigt z. T. Motive, die mich wenig „japanisch" anmuten, oder solche, deren Ein- beziehung in sonst wesensfremde .\nlagen nur sehr bedingt an- zuraten ist. September- und Oktoberheft sind ebenfalls ohne Beiträge von vorwiegend gartonkünstlerischem Interesse. 0. K. S. Dr. Hegi, Illustr. Flora von Mitteleuropa, illustr.. unter Leitung von Dr. G. Dunzinger. 2. F., Lehmanns Verlag, München. — Von dieser trefflichen Tlora liegen weitere Krummholzvegttation im Hochgebirge. Bildprobe aus Hegi-Dunzinger: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Lieferungen vor, die das halten, was die erste versprochen hat. In eingehender Weise werden die Giefäßkryptogamen zu Ende behandelt. Es folgen die Koniferen (Gymnospermen) und ein Teil der Monokotyledonen. Wieder können wir. auf die "guten Abbildungen verweisen, sowohl der koloriei'ten Tafeln, deinen jede Lieferung vier bringt, wie auch der dem Texte eingefügten Federzeichnungen. Nicht minder bilden die guten Habitusbilder nach Auf- nahmen an den natürlichen Standorten besonders charak- teristischer Arten eine schätzenswerte Beigabe. Einige solche • Bilder aus dem Abschnitt über Nadelhölzer geben wir hier au Seite 24:8 und Seite 249 wieder. Für den (Tartenkünstler enthält die Flora außerdem in den Angaben über die Zusammensetzung der verschiedenen Formationen be- achtenswerte Winke, wenn er beab- sichtigt, Pflanzengruppierungen auf ökologischer Grundlage zusammen- zustellen (Schwarzföhrenwald, Krumm- liolzregion usw.). H. Hermann Muthesius: Land- haus und Garten, Beispiele neuzeit- licher Landhäuser nebst Grundrissen, InnenrUumen und Gärten. München 1907. Es ist ein anßerordentlicli an- sprechendes Buch, dem ich diese Zeilen widme. In 131 Textseiten, die einer reichen und guten Bildersamm- lung vorangehen, sind die neuzeitlichen Gedanken über die Landhansbaukunst reizvoll zu einem kleinen Essai zu- sammengeschmolzen. Gleich im Vor- wort beginnt der Verfasser verständ- licherweise mit der Warnung vor dem gar zu oft mißverstandenen Gebrauch eines solchen Buches, als wäre es eineVorratskammer von Mnsterhäusern zur Auswahl oder gar Hausteilen, die je nach Geschmack, oder sagen wir lieber je nach Laune so oder so zu einem sogenannten „modernen i lause" zusammengestapelt werden könnten. Diese Warnung Icanu nicht oft genug wiederholt werden, weil die Tatsache, daß jedes Werk angewandter Kunst aus seinei besonderen Zweck- bestimmung horaiis geboren werden mulJ und somit einen Sonderfall bedeutet, auch bei der Mehrzaldder „Gebildeten" noch lange nicht in IMeiscJi und Blut übergegangen ist. Was Muthesius zur Grundlage seinc^r jirägnanten .\us- fiihrungen macht, ist die Sehnsucht nach Wiedererlangung eines menschenwürdigeren Daseins, das in dem Getriebe dos unruliigen Großstadtleliens verloren zu gelicu droht. Statt gesunder Sammlung und Vertiefung sehen wir in der Groß- stadt allentlialben ungesunde Zerstreuungen und \erflachung überhand nolinu;n. Dabei kann die menschliche Persönlichkeit nicht ausreifen und — wer die Sehnsucht danach laut werden läßt, wird nicht selten vom enragierten Großstädter als ein naives Kind oder als exklusiv-philiströser Sonderling angesehen. Idealismus, Geradheit. Aufrichtigkeit, diese „kindlichen" Eigen- schaften und ersten Bedingungen für gesundes Knnstwachstum sind zerstört worden vom großstädtischen Unkraut des IX, 12 DIE GARTENKUNST 249 Arren an der Baumgrenze, Bililprobe aus: Hegi-Dunzinger, lUustr. Florn. Materialismus und Geldprotzentums, des Seheinwesens und der Phrase. Je stärker dieses Unkraut wuchert, um so tiefer sinkt das Niveau des allgemeinen Kunstsinnes. Es ist kein Wunder, daß unter solchen Verhältnissen auch heute noch eine After- kunft sich breit macht, deren Ausgeburten von Muthesius in scharfer, beißender Kritik an den Pranger gestellt werden. Haus- und Gartenzerrbilder werden grell genug beleuchtet — man wagt es fast, sich der Hoffnung hin- zugeben, daß die verstockten Ohren endlich hOren und die verblendeten Augen endlich sehen lernen — aber immer noch liilJt sich der größte Teil des Publikums aus seiner überaus bedauerlichen Verblendung nicht auf- rütteln und von gewissenlosen und geldmachenden (iauklern beschwindeln. Das wird so lange dauern, bis endlich wieder der .Sinn für persönlich ausgestaltete Häuslichkeit erwacht, bis endlich wieder die Seele des deutschen Hauses ihr Selbstbewußtsein wieder gewinnt, das beim Graben nach unedlen Scliätzen verschüttet und fast erstickt worden ist. Es ist zunächst nur eine „kleine Gemeinde", die Muthesius Hoffnung gibt auf den herannahenden Sieg echter, gesunder Kunst. In seinen weiteren Ausführungen entwickelt Muthesius die Anforderungen, die er an ein gut, d. h. zweckmäßig- gebautes Landhaus stellt. Seine Auseinandersetzungen sind mir insofern angenehm aufgefallen, als sie auf außerordentlich feinsinniger Beobachtung eines persönlich durchgebildeten, häuslich-harmonischen Familienlebens beruhen. Indem Muthesius die einzelnen Käume des Hauses zunächst einzeln aus ihrem Zweck heraus vor uns erstehen läßt, indem er das Arbeitszimmer zu- gleich mit dem Gedanken an den Platz des Schreibtisches das Musikzimmer zugleich mit vernünftiger Aufstellungsmög- lichkeit des Flügels räumlich formt, ja sogar die Morgonsonne als stimmungsvollen Faktor beim Frühstückskaffee dabei nicht außer Acht läßt, den gesundlujitlichon und woliuliclu/n Forderungen und dann der häufig vernachlässigten Beziehung der Käunu^ zu einander besondere Aufmerksamkeit zuwendet — indem er so auf die Einzelheiten, auf die so wichtigen Ivleinigkeiten, auf die zarten Feinheiten des Lebens eingehend, von innen heraus, aus dem inneren Sinn und Zweck dos Land- hauses als etwas Selbstverständliches auch seine äußere Gestalt sich kristallisieren läßt, zeigt er sich uns als ein fein durch- gebildeter Baukünstler. Daher kann es uns nicht befremden, daß Muthesius hin- sichtlich des Gartens ebenso hohe Anforderungen stellt. Man kann ihm ganz zustimmen, wenn er Haus und Garten als organische Einheit betrachtet wissen will und daß daher auch beide „von demselben Geist ersonnen sein müssen" (p. XXV). Jedoch m. E. mit der Bedingung, daß dieser eine Geist auch das Baumaterial von Haus und Garten belierrsolit, weil er nur in dem Fall beide zu gestalten, zu bauen vermag. Diese Be- dingung scheint mir aber der V'jrfasser außer Acht zu lassen, wenn er auf der erwähnten Seite schreibt: „Es läßt sich er- hoffen, daß im \'er!auf einiger weiterer Jahre der Gedanke der Einheit von Haus und Garten allgemeiner geworden sein wird und daß auch die Gärtner sich dann bemühen werden, sich dem Gedankenkreise der Ivünstler dienstbar zu machen." Diesem Wunsch kann ich deshalb nicht beipflichten, weil ich durcluius nicht jeden Architekten, der Häuser baut eo ipso als „Künstler" bewerten kann und anderseits diese Eigenschaft einem „Gärtner" nicht eo ipso abspreche. Ich vermute, daß der Verfasser mir darin beistimmen wird, daß an dieser Stelle seine Feder mit ihm durcligegangen ist und er allzu sehr pro domo gesprochen hat. Um das Gleichgewicht und die Ge- rechtigkeit zu wahren, wird er mir die Behauptung nicht übel deuten, daß es auch künstlerisch feinfühlige „Gärtner" geben dürfte, in deren Gedankenkreis sich ein „Bauunternehmer" ''^^-S.i.CAt. Kieler iu dur Eljene. Bildprobe aus: Hegi-Dunzinger, lUustr. Flora. 25Ö DIE GARTENKUNST IX, 12 liineinzubemülien hätte, um die gewünschte Einheit zu erzielen. Kurz gesagt, es kommt nicht darauf an, wer von beiden der Künstler ist, sondern daß ein Künstler da ist. Da aber heut- zutage so vielseitige Künstlerpersönlichkeiten kaum zur Ver- fügung stehen, wie sie die Zeit der Renaissance, die den Architekten und Gartenkünstler, Maler und Bildhauer nicht selten in einer Person vereinigt bieten konnte, was Muthesiiis auf p. XXIX selbst auch feststellt, so werden wir uns in den meisten Fällen auf ein inniges Zusammenarbeiten mehrerer Künstler einigen müssen, von denen gebildetes Verständnis. feiner Takt und sachliche Vertiefung gefordert werden miilj. Es ist also ein gleich hohes Bildungsniveau, wie es Muthesius beim Bauherrn und Architekten wünscht, auch hier Bedingung für die Einheitlichkeit des Kunstwerkes. Wenn ich mich den weiteren, freilich recht kna|ipen Aus- führungen des Verfassers über die Gartengestaltung, besonders auch der Forderung eines regelmässigen Gartens am Hause, im allgemeinen anschliessen mulJ, so kann ich mir doch viele, sehr viele Einzelfälle denken, die durchaus anders be- handelt sein wollen. Mit der sclivver angreifbaren Behauptung „der Palast auf der Graswiese ist keine künstlerische Einheit" ist keineswegs die Notwendigkeit der regelmäßigen Garten- anlage an jedem Hause erwiesen. Es ist z. ß. eine Sennhütte auf der Graswiese wohl eine künstlerische Einheit und die Sennhütte ist auch eine Art Landhaus, jedenfalls Architektur. Gerade das Landhaus, von dem Muthesius hier spricht, wird selten die Form des Palastes annehmen, der die Repräsentation der aktiven Herrscherkraft mit besonderer Intensität künst- lerisch zum Ausdruck bringt. Das Landhaus wird vielmehr der passiv-rezeptiven Stimmung gerecht zu werden suchen, die dem Alleinseinwollen, dem Land- und Natursuchen, dem unauf- fälligen Sicheingliederu in die gewählte Umwelt entspricht. Gewiß wird dabei, je nach der Persönlichkeit, bald ein Hin- neigen zum Palast und Herrenhaus — bald zur Hütte und Bauernhaus bemerkbar sein. In all den Zwischentonarten wird aber die Annäherung zum einen oder anderen Pol ausschlag- gebend sein für die Ausgestaltung des Gartens: Je näher zum Palast, desto strenger und auffallender die regelmäßige Auf- teilung, je näher zur Hütte, um so „ungewollter", gleichsam zufälliger die Ausgestaltung des Gartens. Unter „zufällig" verstehe ich nicht Landschaftsmaskerade oder den verldeinerten Vierwaldstädter See. Aber — ein grader oder krummer Pfad durch Heideland oder Waldboden, wie er z B. auf der Ab- bildung Seite 40 zur Hausterrasse des Dr. Ing. II. Muthesius führt, läßt sich sehr wohl bei einfacherer Architektur (etwa Seite 149 und 198) direkt bis an die Haustüre geführt denken; dann unter einigen großen Birken ein gemütliches Plätzchen mit Bänken und Tischen, auf der Sonnenseite Rosen, Jasmin und Syringenbüsche, ungeschoren, — dort einen krummen Weg, weil man diesen oder jenen alten Baum nicht hat fällen wollen oder weil das wellige, abschüssige Terrain den geraden Weg als unzweckmäl5ig nicht gestattet und eine Terrassierung viel zu teuer ist. Ich will damit nur sagen, daß das aufrichtig wohnliche Gewordenseiu einer Hausumgebung nicht immer regelmäßig sein muß. Es kann leider auch „regelmäßige Reiß- brettphantasie" geben, vor der man heute schon warnen muß. Vergewaltigungen des vorhandenen Naturbestandes durch Verschneiden eiuer schönen Baumkrone zu einer Kugel oder Entfernung malerischen Brombeer- und Schlehdorngebüsches oder — Ausschaltung frei wachsender und blühender Sträucher, weil die Heckenscheere überall arbeiten muß, weil kein Wachs- tum und kein Werden das Auge des Besitzers mehr erfreuen darf, weil alle Gewächse außer den Blumen auf den Beeten dem architelvtonischen Gesetz des Fertigseins sicli beugen müssen .... Alles das sage ich nicht um dem regelmäßigen Garten seine E.xistenzberechtigung abzusprechen, auch nicht um die durchaus künstlerische Auffassung des regelmässigen Gartens seitens des Verlasses irgendwie zu bemängeln — davon bin ich weit entfernt — ich sage es nur. um einerseits der unein- geschränkten Befürwortung oder gar Forderung eines regel- mäßigen Hausgartens entgegenzutreten, die Mutliesius für not- wendig zu halten scheint und andrerseits, um dieselben Ge- fahren solcher Einseitigkeit zu zeigen, die den unregel- mäßigen Garten so oft zu einem Zerrbild gemacht haben. Aus den Worten des Verfassers dürfte man auf solche Einseitig- keit schließen, während die Bilder uns weitere Gartenmöglich- keiten (z. B. Seite 188) vorführen, die leider im Text nicht be- sproclien sind; denn es hätte mancher Leser ein Interesse daran, das Urteil des Verfassers darüber kennen zu lernen. Nach meinem Empfinden sind manche „Gegenbeispiele" dar- unter, etwa auf Seite KiS, 161, 13.^ oben, 50 oben, 34, 5. Sehen wir von diesen Einzelheiten ab, denen ich mich nicht ]^nt- halten konnte, meine abweichende Ansicht gegenüberzustellen, so haben wir es in dem vorliegenden Werk mit der dankens- werten Arbeit eines feinfühligen Künstlers zu tun, aus der wir lernen können, nicht was wir machen sollen, sondern vor Allem wie ein organisches Kunstwerk, ein Haus und ein Garten ent- stehen soll, — nicht aus fleißiger Erlernung von Schul- und Stilregeln herauskonstruiert, sondern herausgeboren aus leben- diger Erfahrung, harmonischer Häuslichkeit, aus feingebildetem Verständnis der Wohnbedürfnisse, aus fleißiger Vertiefung in den einheitlichen Zweck von Haus und Garten. Düsseldorf. Frhr. von Engelhardt. In eigener Sache. Nachstehende Erklärung habe ich dem Herausgeber des „Kunstwart" mit der Bitte um Abdruck als Ergänzung meines im ersten Novemberheft veröffentlichten Briefes übersendet, „>Sie haben im ersten Novemberheft d. J. einen Privatbi-ief von mir in einen Ai tikel verflochten, der eine Darlegung Ihrer Stellungnahme zu den Bestrebungen Willi Langes enthält. Zu der Veröffentlichung meines Briefes haben Sie meine Zustimmung nicht erhalten und ilm unvollständig wiedergegeben, so daß sein Inhalt nicht melir dem Original, entspriclit Zu einem solchen Vorgehen waren Sie nicht berechtigt Ferner ist durch meine Bezeichnung Geschäftsfülirer der D. G. f. G. bei vielen Lesern und wohl auch bei Urnen der vielleicht erklärliche Irrtum entstanden, als hätte ich im Auftrage der genannten Gesellschaft geschrieben und somit gleichsam den .Standpunkt der Mcajorität dieser Gesellschaft Ausdruck gegeben. Vm jedes Mißverständnis zu beseitigen und weitere Irr- tümer auszuschließen, stelle ich hiermit ausdrücklicli fest, daß ich lediglich als Privatmann meine .\nsicht ausgesprochen habe. Dadurch ist jede Bezugnahme und jeder Angriff gegen die Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst hinfällig und bedeutungslos. Wenn ich mein i)ersönliches rrteil über Willi Lange |)rivatim hart formuliere, so ist damit längst nicht gesagt, daß icli deshalb meine Ansicht öffentlich denselben Ausdruck geben müßte. Daß mir die Veniffcntlichung „nicht un.ingenoluvi \v;ir", wie ich mich in meiner Zuschrift an die „Garlenwell" ausdrückte, das bezieht sich lediglich auf den Inhalt meinei' Kritik, nicht aber auf die Form. Ich bitte Sie, diesen meinen Protest gegen die unbefugte Veröffentlichung meines Privatbriefes, sowie meine AulkLirung über die J'ezeichnung als Geschäftsfülirer der D. ('■. f. G. im näclisten Heft Ihrer Zeitscin-ift abzudrucken. Hochachtungsvoll Arthur Glogau, Hannover." Nachschrift der Redaktion: Auf Grund der vorstehenden Erklärung des Heim Glogau ist der aussclilioßlich private Charakter seines Briefes an den Herausgeber des Kunstwarls festgestellt. Wir bemerken unserseits, daß damit die Angelegenheit für uns erledigt ist. Heicke. Für dip Redahtion vprantwortlifh: Stadt-Qartendirektor Heicke, Frankfurt a. M. Verlag vim (1 1' lir ild pr BorntraPijpr, Berlin SW. 11, Grofsbeeron Strafse 9. — Druck von A. W. Hayn'H Erben, Potsdam.'. 3 5185 00254 ( '-.. II -.;'^.^ '^^':^#^'>^,,4- / V i3¥v K^-A •si.: »^:>>V «f 41y^ .^^^ • -'■-. :i-' 4, ■'*<'•. ■■' , V« ^:^-' y " ^ •\^ - . ■ ^ - V \ :' ,' *«« * ; ^ j m-., ^r-- .p ■ ■'^ •,;.•-> ^•v'^J ■ ' ?-' '1 1' •' ' i : ' /•■■■ \ .f^. 'V • . :3 ' . ' '.V •!■ -,^ *ü':"'ä. V iPfe?*-