2 Er iJAPANISCHEN INSELN EINE 'TOPOGRAPHISCH-GEOLOGISCHE UEBERSICHT voN Dr. Toyvorırsı HaraDa. ERSTE LIEFERUNG. MIT 5 KARTENBEILAGEN, Herausgegeben von der Kaiserlich Japanischen Geologischen Reichsanstalt. BERLIN Verlag von Paul Parey. x u Ernst Mayr Library Museum of Coinparative Zookogry Harvard Liniversäty DIE JAPANISCHEN INSELN EINE TOPOGRAPHISCH-GEOLOGISCHE UEBERSICHT Dr. Tovoxıtsı HAarADA. ERSTE LIEFERUNG. MIT 5 KARTENBEILAGEN, Herausgegeben von der Kaiserlich Japanischen Geologischen Reichsanstalt. BEREIN Verlag von Paul Parey. 1890. Liage, Meerestheile, Küstenbildung. Die Inseln des Japanischen Kaiserreiches gehören jenem gross- artigen Kranze von Kettengebirgen an, welche in ihrer Gesammt- heit den pacifischen Küstenumriss bedingen. Sie werden im Osten vom Stillen Weltmeer bespült und im Westen durch das Japanische Meer, die Korea-Strasse und das Tung-hai von dem asiatischen Con- tinent geschieden. Südlich in den Riukiu-Inseln beginnend, wo un- ter den milderen Sonnenstrahlen der üppige Wuchs der Vegetation en tropisches Gepräge besitzt, und die Korallen ihre riffbauende Thätigkeit entfalten, reichen sie nördlich hinauf bis zu den Gestaden des Ochotskischen Meeres, wo im Winter ein eisiger Saum das öde Ufer umstarrt, und Pelzjäger schweifen. Der Gliederung und den Lagenverhältnissen nach oft mit den Britischen Inseln verglichen, zeigen sie sich doch in culturfördernder Hinsicht wegen der eigen- thümlichen Oberflächengestaltung, mehr aber noch wegen des Mangels an einem einladenden continentalen Gegengestade ungleich minder begünstigt als Albion. So liegt unser meerumschlungenes Land, in seiner langgestreckten, bogenförmigen Anordnung einem gewaltigen Wellenbrecher vergleichbar, dem Ostsaum der alten Veste vorgelagert. Es sind vier grössere Inseln : Honshiu, Hokkaidd, Kiushia und Shikoku, welche mit den nahen Küsteninseln die eigentlichen Japanischen Inseln bilden; ausserdem vier selbständige In- seleruppen: die Kurilen-, die Riukiu-Reihe, die Izu-Shichitö und die Ogasawara-Inse!n, welche zwei letztere jedoch geologisch zu einem vulkanischen Complex vereinigt werden können. Die ganze Gruppe erstreckt sich von 24° 6° N.B, (Terumashima in der Riukiu- 4. Meerestheile. Küstenlänge. schüttungen bedingte Untiefe, deren supramarine Theile die Izu- Shichitö, Ogasawara- oder Bonin- und die Volcano-Inseln bilden, führt uns von der Halbinsel Izu und. der Sagamınada in gerader Linie südsüdostwärts nach den vulkanischen Marianen. Dieselbe ist von tief eingreifender Bedeutung für den geologischen Bau von Honshiu und könnte die submarine Bank der Fuji-Zone genannt werden, insofern die vulkanische Thätigkeit der letzteren in’'hohem Grade, wenn nicht ausschliesslich, zur Herausbildung der Untiefe beigetragen haben mag. Und wie die Fuji-Zone in geologischer Hinsicht Nord- von Südjapan trennt, so scheidet sie das Tuscarora- Becken von dem 2000-3000 Faden tiefen Meere, welches auf der Südseite der Japanischen Inseln und der Ostseite der Riukiu-Reike und der Philippinen lagert. Wir könnten dieses letztere Becken das Riukiu-Meer bezeichnen. Als ein nordwestlicher Ausläufer desselben kann eine eigenthümliche Depression von unregelmässiger Begrenzung betrachtet werden, welche sich westlich von Kiushiu und nördlich von den Riukiu-Inseln befindet und Tiefen von 1000 m besitzt. Der japanische Inselbogen ist, ebenso wie derjenige der Kurilen und der Riukiu-Inseln, nach dem Ocean zu gewölbt und nach dem Festlande zu hohl. Jene gewölbte Seite nennen wir die oceanische und die hohle die continentale. Zwischen beiden bekun- det sich nun, wenn wir ihre Küstenentwickelung vergleichen, ein merkwürdiger Gegensatz. Die Natur hat die oceanische Seite, besonders den südlichen Theil derselben, durch eine ausserordentlich reiche Gliederung begünstigt, während die continentale einförmig gestaltet, während der Hälfte des Jahres von einem stürmischen Meere benetzt wird. Folgende Zahlen der Ixo’schen Aufnahme, welche die Küstenlänge betreffen, mögen diesen Gegensatz veran- schauli:hen. Auf der cceanischen Seite beträgt die Küstenlänge von: Honshiu (zwischen Shimonoseki und Mimmaya, unweit Tappizakı in Mutsu) ... ... ... ... 1311 ai Banana en 2 Shikoku a Br a isn. u: Hokkaidö (zwischen Matsumai und Soya) ... 350 „, 5 Amexa-dnseln An. 20. Ve Küstenlänge. Honshiu. 5 ea ee: --. VE er ee Beh)... een lea A Aweehen ... Üeneen Iki Ben... ie Osbiwmadn,Beienci) u. ... ee hessen ahen: ... eei ne Tapssbeee eiiär-- --- ee Walschwaie ns: Ar Koshikijima ... 2 22. men ren nee ee RER Oshima (Izu- Shichitö) An im Ganzen 3507 ,, Auf der continentalen Seite beträgt die Küstenlänge von : Honshiu (zwischen Shimonosekiund Mimmaya) 651 ri Pu, ... A. a Tepe, Okı Be... 0. ee... 0, en en. Tree 186 Hokkaidö ki: -Soy W Be 3 |) ah im Ganzen 1155 Honshiu’s oceanische Seite allein ist also gerade doppelt so reich gegliedert wie die entgegensetzte. Dieser Gegensatz gründet sich auf den einfachen Verlauf des vorherrschend als flache Longitudinalküste ausgebildeten Gestades des Japanischen Meeres gegenüber den zahlreichen Senkungsfeldern, welche die oceanische Seite, besonders deren südlichen Theil, in zahllose Inseln zer- spalten und mit tief einschneidenden Busen, Halbinseln, ausserdem zagleich mit beträchtlichen Riasküsten versehen. Die grösste der Japanischen Inseln ist Honshiu. Seine geo- metrische Gestalt könnte mit einem gegen den Ocean gespannten Bogen verglichen werden, in dessen Pfeilrichtung die Fuji-Zone mit ihren vulkanischen Inselgruppen fällt. Das Land ist an der Südküste am reichsten gegliedert, während die Westküste, namentlich die Küste von Echigo und Dewa, den einförmigsten Verlauf zeigt. Trotz seiner verhältnissmässig schmalen langgestreckten Gestalt weist der Hauptkörper nirgends isthmusartige Gebilde, wie wir solche an den Britischen Inseln oder Griechenland sehen. Die grösste Zusammenschnürung findet um den Biwa-ko statt, wo drei 6 Honshiu. Ostküste. Meeresarme, der Iseno-umi, Osaka-wan und Wakasa-wan, von drei Seiten ins Land eindringen. Während die grösste Breite in der Mitte des Bogens ca2l0 km misst, schmilzt hier an der Ansatzstelle des halbinselförmigen Chiugoku die Entfernung zwi- schen den gegenüberliegenden Ufern auf ca80-90 km zusammen. Die Küsten Japans sind im Verhältniss zu ihrer reichen Grliede- rung arm an geschützten Häfen. Es fehlen zwar nicht an treff- lichen Ankerplätzen ; aber wo diese sich finden, wie an den Küsten von Izu und Rikuchiu, da ist zumeist das Binnenland öde und gebirgig, um sie in Hafenplätze zu verwandeln. Ueberdies treten wegen des Mangels an Aestuarien und wasserreichen Flüssen und des Vorherrschens von Deltabildungen keine Flusshäfen auf. Wir ketrachten die Küstenbildung Japans und sondern dieselbe in fünf Theile, nämlich 1. die Ostküste, zwischen der Tsugaru-Strasse und dem Inuboe-Vorgebirge ; 2. die Südküste, zwischen dem Inuboe-Vorgebirge und der Osumi-Strasse ; das Gestade des Tung-hai und der Korea-Strasse ; 4. das Gestade des Japanischen Meeres und der 'Isugaru- Strasse ; 5. die Küsten von Hokkaido. Die Ostküste. Beginnen wir die Küstenumwanderung in dem isolirt inselförmig hervorragenden, aus paleozoischen Schichten gebil- deten Shiriyazaki, in welchem die Ostküste im Norden endet, so sehen wir davon südwärts bis zur Mündung des Mabechigawa das Ufer vorwiegend von einem schmalen flachen sandigen Saum gebildet, jenseits dessen das tertiäre Terrassenland landeinwärts allmählich ansteigt. Hier konnte die Bildung einiger Lagunen, wie des Kogawara-numa, platzgreifen. Dann folgt bis zur Sendai- Bucht die steile Uferstrecke, an- welcher das Kitakami-Gebirge seinen Fuss ins Meer taucht. Gegen Süden hin immer reichere und unruhigere Linien zeigend, beherbergt sie eine Anzahl von sicheren Ankerplätzen, wie die tiefen Buchten von Miyako, Yamada, Otsuchi, Kamaishi, Koizumi, Shizukawa, Okatsu und Onagawa, we:che sich jedoch wegen der Oede des Hinterlandes zu Hafenplätzen nicht aufschwingen können. Die Bucht von Kamaishi ist dadurch Sa Ostküste. 7 bemerkenswerth, dass sich hier 5 ri binnenwärts das grösste Magne- titlager Japans findet. Honshiu’s Felsenkörper erreicht etwa in der Mitte der Ostküste, dem Vorgebirge Heizaki (141°58’ E.L.), welches der Bucht von Miyako vorliegt, den östlichsten Punkt. Das Südende des Kitakamı-Gebirges bildet die Ojika-Halbinsel, als deren Nordgrenze naturgemäss der alte Mündungslauf des Rita- kamigawa, nämlich das Oppagawa-Thal, betrachtet werden muss. Dieselbe ist mannichfach zerklüftet und wird von zahlreichen kleinen Küsteninseln begleitet, unter denen die bedeutendste, die 445m hohe flach kegelförmige Granitmasse des dunkelbewaldeten geheiligten Kinkwazan, das Ziel einer zahlreichen Wallfahrt und für die Seefahrer ein weithin sichtbares Wahrzeichen bildet. Die Ojıka- Halbinsel zeigt durch das tiefe Eindringen des Onagawa-wan und der fast versumpften Mangoku-ura eine isthmusartige Zusammen- schnürung bis auf 14 km Breite. Hier ist das Gebirge selbst ebenfalls tief eingeschnitten, sodass die Wasserscheide nur einige zehn m betragen mse. Die Bucht von Sendai, an welcher der in neuerer Zeit viel benutzte tiefe Hafen von Oginohama, der versandete Hafen von Ishinomaki an der Mündung des Kitakamigawa, derjenige von Nobiru und endlich derjenige von Shiwogama liegen, besitzt vor- wiegend flaches sandiges Ufer. Westlich von Nobiru ist die seichte Matsushima-Lagune ; sie wird von klippenförmig abgebrochenen tertiären Tuffschichten eingefasst und vom offenen Meer durch einen Schwarm von 20-30 m hohen kieferbewachsenen Matsu- shima Eilanden abgesperrt, welche sämmtlich aus wenig gestörten tertiären Tuffschichten bestehen. Das Flachufer, welches nun folgt, setzt sich südlich jenseits der Mündung des Abukumagawa bis zur Kujigawa-Mündung fort und wird hier und dort von niedrigen tertiären Terrassen unterbrochen, welche die Ostseite des Abukuma-Gebirges besiumen. Von der Kujigawa-Mündung süd- wärts zieht sich das einförmige Dünengestade der Kashimanadabis zum eigenthümlichen felsigen Vorgebirge Inuboezaki. Nurander Nakagawa-Mündung tritt das tertiäre Terrassenland auf cine kleine Strecke ans Meer. Der kahle Dünenwall zwischen diesem und dem Inuboezaki ist der grösste seiner Art in Japan und schliesst das ‚grosse Lagunengebiet des unteren Tonegawa gegen das Meer hin 8 Ostküste. ab. Die Höhe, in we!cher derselbe culminirt, wird Sunayama (d.h. „Sand-Berg‘‘) genannt und mag beiläufig um 50 m betragen. An der Nordseite des Inuboezaki ergiesst sich der Tonegawa ins Meer. Um dieses steile, mit einem Feuerthurm gekrönte Vorgebirga, weiches von vereinzelt aus jugendlichen Gebilden hervortauchenden palaco- zoischen Gebirgsarten, Enstatitandesit und tertiären Sandsteinen aufgebaut wird, herumgehend, befinden wir uns an der Südküste. Ehe wir diese ketrachten, wollen wie die Frage zu beant- worten versuchen, was eigentlich die reich gegliederte Felsenküste an der Ostseite des Kitakami-Gebirges bedingte. Mehrere Um- stinde kommen hier in Betracht. Erstens fehlen hier im Vergleich zu dem Abukuma-Gebirge, welches ringsum von tertiären Schichten umrandet wird, diese Gebilde vollständig im Süden von Miyako. Es treten überall nur alte Gesteine ans Meer. Die tertiire Umrandung —Jiese muss bei ihrer allgemeinen Verbreitung auch hier zum Absatz gelangt sein—ist entweder abgewaschen oder unter dem Küstenmeer vorborgen. Zweitens sucht man an dieser ganzen Kuüstenstrecke vergebens nach Spuren eines alten beträchtlich hochliegenden Strandes, während solche weiter südlich, besonders an der Küste der Kazusa-Awa-Halbinsel allenthalben in 20-30 m Höhe über dem Meeresniveau angetroffen werden. Drittens stellen die zahlreichen Buchten dieser Steilküste zum Theil sehr enge tief eindringende Meereseinschnitte dar, we!che sich binnenwärts als Thalfurchen fortsetzen, sodass man, z. B. in den Okatsu- oder Ona- gawa-wan einfahrend, sich des Eindrucks nicht erwehren kann, als Tülle das Meer den unteren Theil von alten Thälern aus. Diese Thatsachen und die Steilheit der Küste selbst, deren Felsabstürze sich im Gegensatz zur Flachküste von Iwaki schroff zur Tiefe sich niedersenken, drängen uns zu der Annahme, dass hier eine positive Strandverschiebung vorliegt, und dass die eigenthümliche Küsten- form durch das Eindringen des Meeres in Erosionsthäler und -einschnitte, welche das Gebirge mannichfach durchfurchen, veran- lasst worden ist. Die tertiire Umrandung wäre dann submarin. Dass jedoch die Strandverschiebung auch an dieser Küste in Uebereinstimmung mit den Erscheinungen an den übrigen Küsten Japans gegenwärtig in negativer Phase begriffen ist, werden wir weiter unten zu betrachten haben, Kazusa-Awa. Toökio-wan. 9 - Die Sudküste. Mannichfach ist die Südküste beschaffen. Vom Inuboezaki zieht sich in flach concavem Bogen südwestwärts bis zum Daitözaki das flache Dünengestade des Kujükuri, welchesvon einem der fischreichsten Meerestheile Japans bespült wird. Hier ist die bei den meisten japanischen Dünenküsten herrschende Erschei- nung ausgezeichnet entwickelt, dass die Dünenkette auf ihrer Innenseite von Sümpfen und Moriästen begleitet wird, indem sie die Binnengewässer gegen das Mecr absperrt; und erst jenseits der versumpften Zone liegt das Reisland. Die Südküste der Kazusa- Awa-Halbinsel, welche nun folgt, ist besonders in der östlichen Hälfte felsig und steil, deshalb findet sich hier eine Anzahl von kleinen, geschützten Ankerplätzen, wie Ka’suura, Amatsu, Komi- nalo u.s. w. Es ist in hohen Grade der Beachtung werth, dass die Hundertfadenlinie, welche allgeme.n 20-60 nautische Meilen von dem Festlandsumrisse entfernt liu‘t, bei Kominato sich unmitte!bar dem Uler nähert. Hier ist höchst wahrscheinlich die Spur einer wichtigen seismischen Spalte zu susken, welclie von diesem steilen Küstenabfall westwärts durch den Nordtheil von Awa, weiter über dieMiura-Halbinsel nach dem Südabsturz des Quanto-Gebirges hinstreicht. Dann zieht sich die mit einer alten, deutlich erkenn- baren, hohen Strandlinie versehene klippige Küste südostwärts bis zum Nojimazaki, auf welchem ein Leuchtthurm steht. Hier biegt sich die Küste nordwärts ein ; es folgt nun das Ostufer des eine sichere Fahrstrasse gewährenden Uraga- Kanals. Es ist klippig und zerklüftet, indem die gefalteten tertiären Tuffsandsteine quer ausstreichen. Die grösste Einbuchtung ist hier der Tateyama-wan. Durch das etwas über 6 km breite Thor zwischen Kannonzaki und der sandigen Landzunge von Futtsu fährt man in den Busen von Tokio ein. Während das unwirthliche Japanische Meer wegen der Geschlossenheit seiner festländischen Seite die continentale wie die insulare Bevölkerung durch nichts auf die See lockte; dagegen das inselreiche, mannichfach gegliederte Setouchi-Gebiet dem regen Binnenverkehr im Westen des Landes, wo die. Ausgangsstelle der eigenartigen japanischen Cultur zu finden ist, freien. Spielraum bietet, und die buntwechselnde West- und Nordseite von Kiushiu sich gegen China, Korea und die malayische Inselwelt öffnen : erscheint die Südseite von Honshiu, insbesondere der Busen von Tokio mit 10 Tokio-wan. Sagami-wan. Suruga-wan. seinem schönen Hinterlande, der grössten Ebene Japans, dazu berufen einer der Brennpunkte des Verkehrs auf den ostasiatischen Gewässern zu werden. Derselbe dringt mit einer Breite von ca ri im Durchschnitt 13 ri tief gegen NE ein. Zwischen Futtsuzaki und Yokohama sind die bedeutendsten Tiefen mit 20-35 Faden. Von bier aber verflacht sich das Becken binnenwärts, und der ganze Ufersaum zwischen Futtsu und Kanagawa ist flach’und versandet, indem mehrere Flüsse eine beträchtliche Menge von Sinkstoffen hier ablagern. Die südwestliche Grenze der Bucht bildet die Mi- ura-Halbinsel, welche gleich der Hauptmasse von Kazusa-Awa aus gefalteten tertiären Tuffsandsteinen besteht, deren Küstencha- rakter daher demjenigen der Ostseite der .Uraga-Strasse gleicht. Shinagawa init seinem seichten Ankerplatz, Yokohama, der wich- tigste Vertragshafen, und der Kriegshafen Yokosuka mit seinem treflich geschützten Ankerplatz liegen an der Ostseite des Tökic- wan. An der Südostseite der Miura-Halbinsel kefinden s’ch der kleine Hafen von Uraga und die Kaneda-Bucht und an ihrer Westseite die Bucht von Ashina. | Das Nordgestade der Sagamı-nada zwischen Kamakura und Odawara ist flach und sandig. Nur bei. Enoshima und Öiso streichen feste tertiire Sandsteine und Conglomerate ins Meer aus. Nun folgt die Küste der gebirgigen Ha!binsel Izu, deren Umriss an eine prähistorische Pfeilspitze erinnert. Feste Gesteine treten hier allenthalben unmittelbar bis zum Meer heran, deshalb ist das Uler steil und reich an geschützten Buchten und Ankerplätzen. Nur ler und da finden sich flache sandige Alluvionen. Ajiro ist der beste Hafen an der Ostküste. An der Südseite liegt der kleine, tiefe, gegen 5 geöffnete Hafen von Shimoda. Die Westküste von Izu zwischen Irözaki und Numazu begrenzt den Suruga-wan im Osten und ist ebenfalls steil, buchtenreich und klippig ausgebildet und weist eine Anzahl von geschützten Ankerplätzen auf. Sie zieht sich im Norden plötzlich ostwärts ein; dadurch entsteht die kleine, tiefe Bucht von Enoura. Die Nord- und Westküste des Suruga-wan, an dessen Nordseite sich die majestätische Gestalt des Fuji erhebt, ist wieder vorherrschend flach und sandig. Am Südfuss des schönen Kegelberges befindet sich die Lagune Ukishima-numa. Die Flüsse Fujıkawa, Abekawa, und Öigawa, welche sich in den Suruga-wan Tötömi-nada. Iseno-umi. Kumano-nada. 11 'ergiessen, zeigen ausgedehnte Delta-Bildungen. Shimizu ist der einzige, aber seichte Hafen an dieser Küstenstrecke; er ist durch die sandige, kieferbewachsene Landzunge Miwozaki geschützt. Der mit einem Leuchtthurm gekrönte Omaezakı, welcher die südöstliche Ecke einer tertiären Terrasse bildet, liegt dem Irözaki westlich gegenüber. Das Küstenmeer zwischen demselben und dem Vorsprung von Shima wird die Tötömi-nadafoder Enshiu- nada) genannt. Die ostwestlich hinziehende Küste von Tötömi und Mikawa, an welcher das Delta des Tenriugawa einen stumpfen Vorsprung bildet, ist flach und sandig. An derselben ist die Lagune Hamanako mit einem reichverzweigten Umriss eingesenkt. In früherer Zeit war sie mit Süsswasser gefüllt, indem sie durch einen Dünenwall gegen das Meer abgeschlossen war. Sıe ist es, welche der Provinz den Namen gab, denn „Totomi“ (j&/T.) bedeutet entfernter Süsswassersee gecenüber „Omi“ (die Provinz mit dem Biwa-ko, in dessen Nähe die alte Hauptstadt Kıöto liegt), welches der alten Schreibweise (4) nach Susswassersee und der gegen- wärtig gebräuchlichen Sshreibweise (ZL/L) nıch „naher Süsswas- sersee ‘“ bedeutet. Der letzte Theil dieser Küstenstrec'ie bildet die schmale, hügelige Atsumi-Halbinsel welche den- durch mehrere Inseln bewachten Eingang in den Iseno-umi bis auf ungefähr 15 km einengt. Dieser ca 65 km tief gegen Nord ein- dringende Busen sendet gegen Ost zwei Arme, nämlich den Chita- wan und Atsumi-wan Seine tiefsten Theile übersteigen nicht 22 Faden; und es verflacht sich gegen die alluviale Küste von Owarı und Ise. Yokkaichi ist der lebhafteste Hafen in diesem Meerestheile. Der zwischen der aus tertiären Hügeln bestehenden Chita- und der Atsumi-Halbinsel eingeschlossene Theil, welcher die Buchten von Atsumi und Chita umfasst, ıst sehr seicht. Von Toba, welches westlich gegenüber Irakozakı, der \West- spitze der Atsumi-Halbinsel, gelegen einen tiefen, aber klippenrei- chen Hafen darstellt, beginnt, zunächst südwärts, dınn vom Daiö- zaki südwestwärts bis zum Shiwozaki streichend, die fe!sige, zer- rissene Südostküste der waldreichen Kıi-Halbinsel, welche, reich an tiefen Ankerplätzen, eine ausgezeichnete Riasentwickelung zeigt. Sie wird von der Kumano-nada bespült. Die Bucht von Owashi ‚ist der bedeutendste Hafen an derselben ; ausserdem giebt die Ost- 12 Kii-Strasse. Awano-naruto, seite des Vorgebirges Shiwozaki, vor welchem die kleine Insel Öshima liegt, einen trefflich geschützten Ankerplatz ab. Vom Shi- wozaki,in welchem Honshiu’s Festland am weitesten gegen Süd vor- gerückt ist, bis zum Hiimizakı zieht sich die Steilküste mit der an Untiefen reichen Tanabe-Bucht nordwestwärts hin. Dann beginnt die nordsüdgerichtete Riasküste an der Ostseite der Kii-oder Lin- schottenstrasse, welche Honshiu von Shikoku trennt. Sie ist buchtenreich, aber hafenlos.. Wakayama liegt hier in dem Delta- land des Kinokawa. Die Kii-Strasse spaltet sich im Norden durch die Insel Awaji in zwei ungleich breite Meeresgassen, nämlich den östlich gelegenen, ca 5 km breiten Yuranoto und den westlichen beträchtlich engeren Awano-naruto (,donnerndes Thor von Awa“). Westlich vom Naruto führt ausserdem ein schmaler Canal, Muyano-seto, welcher nur von japanischen Dschunken benutzt werden kann, in das Binnenmeer hine’n, sodass im ganzen drei Einginge von der Kii-Strasse in den Setouchi existiren. Der Awa- no-naruto, eine wahre wasserstrudelnde Charyblis, vielleicht die grösste Erscheinung dieser Art im Bereich der ostasiatischen Gewäs- ser, darf hier nicht ohne eine kurze Betrachtung übergangen werden. Er ist eine zwischen dem Narutozaki von Awajı und dem Magozaki der zu Awa gehörigen Insel Ögeshima eingeschnittene, ca 1350 m breite kataraktenartige Wasserstrasse. Von beiden Seiten laufen einige felsige Riffe aus, sodass die Meeresgasse bis auf etwa 500 m verengt wird. Die Anordnung jener Riffe, welche aus N50C°E streichenden Kreidesandsteinen bestehen, die, von der Nordseite Shikoku’s herbeistreichend, die ganze Südseite von Awaji aufbauen und sich über den Yuranoto auf die Nordseite der Kii-Halbinsel fortsetzen, sie beweist, dass Awajı vormals mit Shikoku durch einen Isthmus zusammenhing, welcher später durch den Wogendrang durchbrochen wurde. Die Mitte der Hauptrinne ist bis 35 Faden tief. Die Gezeitenströmung drängt sich hier mit donnerndem, auf mehrere Meilen hin hörbarem Getöse hindurch. Am heftigsten ist die Erscheinung 1 bis 14 Stunden vor und nach dem je 6 Stunden erfolgenden Gezeitenwechsel ; dann zeigt sie beinahe einen wasser- fallähnlichen Charakter, unl die Strömungsgeschwindigkeit beträgt ‘-3 Seemeilen in einer Stunde. Unregelmässige aufgeregte Wellen und ungeheuere Wirbel werden erzeugt und machen den Naruto zu Setouchi. 13 einer gefährlichen, wur unter den günstigsten Verhältnissen zu benutzenden Passage. Die Strömungen haben zu beiden Seiten der felsigen Schwelle tiefe, schmale Rinnen ausgewaschen. Beson- ders tief ist die südliche Rinne, welche ca 2 Seemeilen lang und + Seemeile breit ist und im südlichen Theil eine Tiefe von 80 Faden aufweist; sie ist oberflächlich durch das Vorhandensein wilder hochgehender Wellen gekennzeichnet. Die grösste Tiefe der nörd- lichen Rinne beträgt nur 60 Faden. | Wir betrachten nun den Setouchi, jenes in sinischer Richtung hingestrecktes, inselbesetztes, ca 410 km langes Meeresbecken, welches zwischen Chiugoku einerseits und Kiushiu und Shikoku andererseits eingesenkt ist. Es ist eine Thalmulde, über welcher ein seichtes, an den tiefsten Stellen 20 Faden nicht übersteigendes Meer lagert. Drei Ausgänge führen nach aussen, nämlich die durch Awajıi zweigetheilte Kii-Strasse, Bungo- und die enge Strassevon Shimonoseki. Die Flut strömt durch die beiden ersteren ein; und die zwei Ströme begegnen sich in der Gegend von Awashımı in der Bingo-nada, um wieder nach beiden Seiten abzufliessen. Die Mulde des Setouchi theilt sich durch die Anordnung der Insel- schwärme und der vorspringenden Halbinseln in sechs Becken ein ; es sind dies der Osaka-wan oder die Izumi-nada, Harima- nada, Bingo-nada, der Akıno-umi, dieIyo-nada und Suwö- nada. Der Osaka-wan, das östlichste derselben, in welchen man von der Kii-Strasse her durch das von zwei kleinen Inseln bewachte 12 km breite Thor Yuranoto eintritt, ist insellos und von ellipti- schem Umrisse, dessen längere, ca 63 km messende Axe NE-SW gerichtet ist. An den Endpunkten der letzteren liegen Osaka, das Emporium des japanischen Binnenhandels, und der kleine Hafen von Yura auf Awaji. Die Ostseite, an welcher der Ajıkawa ein breites Delta bildet, sowie die Nordküste, ist flach und sandig. An der letzte- ren liegt der schöne, geräumige, aber nicht geschützte Hafen von Köbe, welcher gegenüber Osaka dieselbe Rolle spielt, wie Yokohama gegenüber Tokio. Die Insel Awajj, welche die Izumi-nada westlich abschliesst, besitzt vorwiegend steile Küsten. Zwischen der Nord- spitze derselben und dem Festland ist die über 4 km breite, wegen der reissenden Gezeitenströmung ausnahmsweise bis 68 Faden tiefe Akashi-Strasse eingesenkt, welche uns von der Izumi-nada in die 14 Setouchi. Harima-nada führt. Die Südküste von Chiugoku von Akashi bis Shimonoseki ist bunt gestaltet, aber vorwiegend flach. Obgleich das Gebirge bis nah ans Ufer tritt, lässt es doch meistens zur Bil- dung eines schmalen ebenen Saumes Raum genug übrig, welcher an den Mündungen der meist kürzläufigen Flüsse grössere Ausdehnung erlangt. Zahlreiche Buchten schneiden ins Land ein; unter ihnen sind bemerkenswerth die Bucht von Kojima, welche rasch der Verlandung entgegengeht, und die von Hiroshima mit dem Hafen Ujina. Zahllose Inseln sind der reich gegliederten Küste vorgela- gert und bedingen das Vorhandensein enger Fahrstrassen und geschützter Zufluchtsorte für Schiffe. Zuweilen hat Menschenhand in die Natur eingegriffen, wie bei dem durch Kryomorr bewerkstel- listen Durchstich des Ondono-seto, welcher das früher landfest gewesene Kurahashi-jima vom Festlande abtrennt und eine bequeme Einfahrt in den Hiroshima-wan von der Ostseite her ermöglicht. Unweit Ondono-seto liegt der Kriegshafen Kure auf Edajıma. Un- ter den zahlreichen Halbinseln und Vorsprüngen an der Südküste von Chiugoku sind die grössten die von Kojima und von Yana- izu. Die erstere ist der gleichnamigen Bucht, deren künstliche Trockenlegung gegenwärtig geplant wird, vorgelagert; und als die Basis die letzteren kann die Linie Iwakuni-Tokuyama bezeichnet werden. Die Nordküste Shikoku’s springen in zwei peninsularen Bil- dungen gegen Nord vor, nämlich in derstumpfen Sanuki-Halbin- sel und derjenigen von Takanawa. Die Küstenform ist wech- selnd, indem die Felsgesteine bald direct vom Meer bespült werden, bald vom Ufer zurückweichen. Die Entstehung grösserer ebener Strecken war nicht möglich, denn die hier einmündenden Ströme sind simmtlich wasserarme Küstenflüsse, indem auf dem plateauar- tig gestalteten Shiıkoku die Wasserscheide zwischen dem Binnen- und dem offenen Meer ganz nah dem Nordrande der Insel gerückt ist: Fitwas grössere Ausdehnung erlangen die flachen Anschwemmungen bei Takamatsu, Marugame, Saijöo und Matsuyama. Die gegen die Suwö- und Iyo-nada zugewendete Nordwestküste von Kiushiu wird durch die gerundete Halbinsel, auf welcher sich der vulkanische Kegel des Futagoyama erhebt in zwei Buchten getheilt, deren Kuüstenform vorherrschend flach und sandig, deshalb hafenlos ist. Setouchi. 15 Die Abgrenzung der seichten Harima-nada gegen West erfolgt dadurch, dass von der Shikoku-Seite die stumpie aus Granit und Andesitdurchbrüchen bestehende Sanuki-Halbinsel und von der Chiugoku-Seite die kleine Kojima-Halbinsel vorspringen und sich einander bis auf etwas über 6 km nähern. Das Meer zwischen der ‚Harima- und Bingo-nada wird von zahlreichen, kleinen wesentlich aus Granit bestehenden Eilanden, unter denen Shödoshima mit seiner eigenthümlich verzweigten Gliederung und plateauartig gestalteten Oberfläche das grösste ist, belebt. Zwischen der Bingo-nada und dem inselreichen Akino-umi liegen ebenfalls zahl- reiche Granitinseln, welche von der nordwärts vorspringenden Granithalbinsel Takanawa nach Chiugoku führen. Im Akino-umi erhebt sich der kahlen, bis fernhin weissleuchtenden Küste von Akı gegenüber das prächtig kewaldete Graniteiland Itsukushima nit dem berühmten Miyajıma. Vom Gipfel desselben geniesst man eine wundervolle Aussicht auf das Land und das inselbesetzte Meer. Es ist eine der drei schönsten Landschaften des Landes in den Augen der Japaner. Inder Inselreihe zwischen dem Akino-umi und der Iyo-nada liegen das ostwestlich langgestreckte Oshima, nach Awajı die grösste Sztouchi-Insel, und Mitsugahama, dem Hafen von Matsuyama, gegenüber das kleine Gogoshima, auf dessen Südseite sich dei: schöne, regelmässige Vulkankegel Iyo-Fuji erbebt. Den nun folgenden Meerestheil bis zur kleinen isolirten Insel Himejima nennt man die Iyo-nada ; zwischen dieser und der Suwö-nada, dem westlichsten Becken des Setouchi giebt es keine ausgesprochene Begrenzung. Der Setouchi ist unstreitig der land- schaftlich schönste, zugleich belebteste Meerestheil Japans. An seinem Gestade liegt Ortschaft an Ortschaft dicht an einander gedrängt, und es findet hier der regste Binnenverkehr statt. Osaka und Köbe sind zwei der lebhaftesten und wichtigsten Handelshäfen nicht nur für das Inland, sondern auch für das Aus- land, während Hiroshima, Okayama, Matsuyama, Takamatsu, Marugame, ÖOita u. a. die bedeutendsten Küstenstädte darstellen. Die Shimonoseki-Strasse, welche das für den Verkehr, wie in strate- gischer Beziehung, bedeutungsvolle Eingangsthor von der Korea- Strasse ins Binnenmeer darstellt, ist eine enge, an der schmalsten Stelle nur 630 m breite Fahrstrasse. _ Sie spaltet sich am westlichen 16 Toshiu-nada. Bungo-nada. Ausgang durch die kleine Insel Hikoshima in zwei Meeresgassen, Koseto und Öseto, von denen der nördliche Koseto sehr schmal und nur ca 100 m breit ist. Kehren wir zur Kii-Strasse zurück, so zeigt die Ostküste Shi- koku’s einen ausgezeichneten Riastypus, welcher dort unterbrochen wird, wo der Yoshinogawa und Nakagawa Deltas ins Meer vorge- schoben haben. In der lachenden Delta-Ebene des Yoshinogawa liegt Tokushima, dıe bedeutendste Stadt dieser Insel. Es ist eine einförmige steile Küste, welche sich nun südwestwärts bis zum Murotozaki zieht; sie besitzt nur wenige kleine Einbuchtungen und Zufluchtsorte für Schiffe, wie Hiwasa und Kanno-ura. Beson- ders steil ist die Küste südlich von Kanno-ura. Die steile Südküste von Shikoku, welche von der wilden Toshıu-nada benetzt wird, zieht sich in einer grossen, concaven Bogenlinie von Muroto- zaki bis Isazıki und besitzt eine Reihe von kleinen Einschnitten und felsigen Vorsprüngen. Zwei Buchten sind hier anzufuhren, näml:ch die eigenthümlich gestaltete, tief eindringende Bucht von Köchi, deren enger Eingang von Schiften von m'ss’gem Tiefgang nur kei Flut passirt werden kann, und die ihre Entstehung sicher einem lokalen Eimbruch verdankt; und die südöstlich davon gelegene Bucht von Susakı, welche einen geschütz!en, ausgezeichneten Hafen darstellt. Um deu Isazaki herumfahrend, gelangen wir in die Bungo-nada oder Bungo-Strasse, welche Shikoku von Kıushiu trennt. Beide Seiten derselben weisen typische Riasformen auf, indem palaeozoische und archaeische Schichten quer ins Meer hinausstreichen und zahlreiche Vorsprünge und Eilande bilden. Die grösste Annährung der beiden Festländer bis auf 12 km erfolgt im nördlichsten Theil der Strasse, wo Shikoku die merkwürdig finger- förmig gestaltete, schmale Schieferzunge des Sadano-misaki der stumpfen Halbinsel Saganoseki von Kiushiu entgegenstreckt. Die Meerestiefe beträgt hier 50 Faden. Besonders reich an Vorge- birgen und Einbuchtungen ist die Westküste Shikoku’s. Unter den ersteren sind ausser dem genannten Sadano-misaki zu nennen das Vorgebirge von Amaji, Hanazuruzaki, Yurazaki, Warazaki, Noto- zaki, Tarazaki, Özaki etc, während unter den letzteren die tiefen Buchten von Shimizu, Sukumo, Heijö, Nakadomari, Uwajima, Yawatabama etc die bemerkenswerthesten sind. Es konnte sich Hiuga-nada. Ösumi-Strasse. 1 allein hier wegen der Dede und gebirgigen Beschaffenheit des Hinter- landes keine bedeutende Hafenstadt entwickeln. Aehnlich ist das westliche Gestade der Bungo-nada beschaffen. Hier tritt unter zahlreichen Vorsprüngen die Halbinsel Saganoseki mit dem Cap Sekizaki vor, weiter südwärts Kasuyazakı, Hotozaki, Tsurumizaki, Serizaki ete., während unter den grösseren Buchten die von Sagano- seki, Tsukumi und Sayegi zu nennen sind. Südlich vom Serizaki setzt sich an der vonderHiuga-nada bespülten Küste der Riastypus fort, aber die minder zahlreichen Einschnitte dringen nicht mehr so tief binnenwärts ein. Nobeoka liegt an dieser Küstenstrecke. Von Hososhima südwärts verläuft die Küste auffallend geradlinig, indem das höhere Gebirge vom Ufer zurückweicht und einer plateauartigen tertiären Terrasse Platz macht. Die gerade Küstenlinie wird von dem Steilrand dieser Terrasse gebildet, in welchen die Brandung zahlreiche Höhlen ausgenagt hat ; ihr einförmiger Verlauf wird nur durch die haffartigen Mündungen des Mimizugawa, Ichinosegawa und Kayedagawa unterbrochen. Südlich vom Shiwasuzaki tritt das Gebirge wieder an den Strand; und wiederum entwickelt sich der Riastypus. Aburatsu und Ichigi sind hier leidliche Ankerplätze. Zwischen Toizaki und Hisaki, welche über 20 km von einander entfernt liegen, dringt der Busen von Ösumi (auch Ariakeno- ura genannt) etwa 20 km weit ins Land ein. Während beide Seiten der Eingänge steil und felsig sind, wird das innere Gestade von Flachufer gebildet. Der Ankerplatz Ichino-ura liegt an der Süd- seite der Bucht. Die südwestwärts hinziehende, bewaldete Küste zwischen Hisakı und Satazaki ist steil und wird nur hier und da von Alluvionen unterbrochen. Im Satazakı, welches unter 30° 58’ 45” N.B. und 130°40°15” E.L. und an der Nordseite der nebel- reichen Ösumi-oder Van-Diemen-Strasse liegt, erreicht Kiu- shiu’s Veste ihren südlichsten Punkt. Er ist ein steiles, von den Schiffern gefürchtetes Vorgebirge; auf einem ihm vorlagernden, kleinen Felseiland steht der Feuerthurm. Südlich von der Ösumi- Strasse sind unter anderen zahlreichen kleineren Inseln, welche zum Theil wie Iwöjima und Takejima vulkanischer Natur sind, zwei zu erwähnen: Tanega-shima, dessen Längsrichtung in die südliche Fortsetzung der Küstenlinie von Hiuga, und Yakushıma, welche in diejenige der Ösumi- Halbinsel fällt. Beide stellen felsige 18 Kagoshima-wan. Kiushiu’s Westküste. Gebirgsinseln dar, weiche mit steilen Wänden aus dem Meer auf- steigen. Die Höhe des Yaedake, in welchem Yakushima sich gip- felt, wird auf unserer Marinekarte zu 1920 m angegeben ; derselbe überragt den höchsten bekannten Gipfel von Kiushiu, nämlich den 1820 m hohen Ichibusayama, um 100 m. Das Gestade des Tung-hai und der Korea Strasse. Auf der Westseite der Ösumi-Halbinsel öffnet sich ein über 80 km nordwärts eindringender sackförmiger Meerbusen, der Kagoshima-wan. Beim Eingang etwa 10 km breit, verbreitert er sich gegen innen bis zu 20 km. Seine Gestade sind sanft geneigt oder flach. In der Tiefe, gerade Kagoshima gegenüber, erhebt sich die schöne Vulkan- insel Sakurajima (1210 m). Das Becken ist beträchtlich tief und bietet nur wenige günstige Ankerplätze. An seiner Westseite er- streckt sich die Halbinsel Satsuma, deren reich gegliederte Süd- küste unter andern den schönen Kraterhafen Yamagawa besitzt, welcher etwas nördlich von der Südspitze Nagasaki, liegt. Die Westküste der Halbinsel dagegen ist grösstentheils flach und sandig und bildet einen flach concaven Bogen zwischen Nomazaki und Hashimazakı. Zwischen dem letzteren und dem Kuroseto, einer schmalen Meeresgasse, welche Nagashima vom Festlande trennt, existiren zwei flache Einbuchtungen ; ein schmaler ebener Ufersaum umrandet das Gebirgsland. Der Sendaigawa mündet hier ins Meer. Nördlich vom Kuroseto beginnt jenes mannichfaltige Eingreifen von Meer und Land, welches Kiushiu’s Westseite auszeichnet. Unter den Inseln sind hier ausser den unzähligen vereinzelten, kleinen Eilanden anzuführen: die Koshikijima-, Amaxa-, Go- tö-Gruppe, Hiradoshima und Ikı, während das Festland mehrere peninsulare Glieder aussendet, wie die Udo-und vor allem die Hizen-Halbinsel, welche sich selbst wieder in eine Welt von Halbinseln und Vorgebirgen auflöst. Die Koshikijima- Gruppe besteht aus einigen steilen, gebirgigen Inseln von SW- NE Anordnung, welche höchst wahrscheinlich aus palaeozoischen Schich- ten bestehen. Offenbar stellt sie die südwestliche Verlängerung des Südkiushiu-Gebirgssystems dar. Gegen Südwest wird sie von einem tiefen Meer begrenzt, während sie gegen Nordost mittelst einer ‚Anzahl von felsigen Untiefen mit dem Festland verknüpft ist. Dieselbe SW-NE Anordnung sehen wir in der wesentlich aus Yatsushiro-wan. Tsukushino-umi. 19 cretacischen Sandsteinen bestehenden Amaxa- Gruppe, zu welcher wir geographisch ausser Shimojima, Kamijima und zahlreichen kleinen Nebeninseln auch Nagashima und Shishijima, welche poli- tisch zu Satsuma gehören und gewöhnlich nicht mit der genannten Gruppe vereinigt werden, zuzählen müssen. Diese Inseln steigen sämmtlich steil über die Meeresoberfläche hervor. Sie bilden die westliche Begrenzung der schmalen gegen Nordost langgestreckten Bucht von Yatsushiro, deren Ostseite von einer vorherrschend flachen Küste begrenzt wird. An der letzteren ergiesst sich der Kumagawa in das allmählich der Versandung entgegengehende, seichte Becken. Von diesem wird durch die Udohalbinsel der: seichte Shimabara-wan geschieden, welcher auch Tsukushino- umi oder Ariakeno-nada genannt wird. Die Ostseite desselben ist wieder durchweg flach und versandet, indem mehrere Flüsse, besonders der am Aso entspringende Shirakawa, der Kikuchigawa und Chikugogawa, bedeutende Schlammmassen mit sich führend, hier einmünden. Die Ebene von Kumamoto und die von Saga sind aus der Verlandung des früher viel ausgedehnteren Tsukushino-umi entstanden. An der Westseite der Bucht erheben sich die Vulkane Taradake und Unzendake. Sie gehören der Hizen-Halbinsel an. Der Unzen liegt auf einer sekundären Halbinsel, welche die von Shimabara genannt wird. Die nordsüdliche Ausdehnung der Bucht beträgt über 80 km, während die Breite zwischen 10 bis 20 km schwankt. Es fehlt an der Ostküste wegen des seichten Wassers vollständig an Ankerplätzen. Shimabara am Ostfuss des Unzen stellt einen lebhaften Hafen für japanische Schiffe dar, während Kuchinotsu und Tomioka zu beiden Seiten der Hayasaki- Strasse kleine Ankerplätze darstellen. Drei Meeresgassen, Misumi-, Yana- gino- und Hondo-seto, welch letzterer bei Ebbe trocken gelegt wird, führen vom Tsukushino-umi in den Yatsushiro-wan ein, während man durch die eben erwähnte Hayasaki- Strasse, durch welche sich die Gezeiten mit grosser Heftigkeit hindurchdrängen, in die Amaxa- nada hinaustritt. Die Halbinsel Hizen ist ausserordentlich reich gegliedert. Der südliche Theil derselben, welcher durch die Taradake- Masse mit dem nördlichen Stamm verbunden wird, spaltet sich in drei sekun- däre Halbinseln, nämlich die Shimabara-Halbinsel und die 90 Hizen-Halbinsel, Korea-Strasse, Doppelhalbinsel Sonoki. An der Westseite der letzteren ist die tiefe Bucht von Nagasakı mit dem bekannten, ausgezeich- neten Hafen gelegen. Vor derselben ragen einige kleine, aus terti- ären Schichten bestehende Inseln, darunter die durch Braunkohlen- werke berühmten Takashima und Okinoshima, aus dem Meer hervor. Nagasaki ist mit keinem guten Hinterland versehen, aber durch die grössere Nähe des asiatischen Festlandes und die Nach- barschaft zahlreicher, brauchbarer Kohlenfelder wichtig. Auf der Ostseite des nördlichen Arms der Sonoki-Halbinsel befindet sich eine seichte Bucht, Omura-wan oder Taino-ura genannt. Die Nordwestseite der Hizen-Halbinsel, Matsuragöri, spaltet sich wieder durch das tiefe Eindringen der seichten, inselreichen Bucht von Imari in zwei reich gegliederte Halbinseln, deren Küsten vor- wiegend steil sind. Gegenüber der nordwestlichen Ecke der Hizen- Halbinsel liegt, durch die Hirado-Strasse getrennt, die gleich- namige Insel mit dem gleichnamigen Hafen. Die gegen SW langge- streckte Gestalt derselben weist uns auf die aus fünf grossen, reich gegliederten Inseln bestehende Gotö-Gruppe von SW-NE Anordnung mit dem Hafen Fukue. Nördlich Matsuragöri liegt im Meer Iki, eine aus tertiären Schichten und vulkanischen Gesteinen bestehende Plateauinsel, deren Küste steil und reich eingeschnitten ist. Von dieser durch die ca 47 km breite Tsushima-Strasse und von der koreanischen Küste durch die etwas über 50 km breite Brough- ton-Strasse getrennt, erhebt sich von der seichten Sohle die- ses Meeres die in NNE-SSW Richtung langgestreckte Doppel- insel Tsushima, welche, wesentlich aus Schiefern bestehend, von steilen Küsten umgeben wird. Der Hafen Izunohara an der Ost- küste von Kamino-shima ist jetzt durch den Handel mit Korea im Aufblühen begriffen. Setzen wir unsere Wanderung an Kiushiu’s Nordwestküste fort, so greift westlich vom Matsuragöri die Gen- kai-nadain zwei reichgegliederten Buchten, nämlich von Karatsu und Fukuoka, ins Land ein. Karatsu liegt in einer kleinen Alluvi- alebene an der Mündung des Matsuragawa, während im übrigen die Bucht von steilen Gestaden umgrenzt wird. Die Umgebung der Fukuoka-Bucht mit dem Hafen Hakata ist durchweg flach. Von der Ostseite läuft eine lange sandige Nehrung, Shikajima, aus und verengt bedeutend den ‚Eingang in dieselbe. Die Küste, Honshiu’s continentale Küste. 91 die nun folgt, ist flach bis etwas westlich vom Myökenzaki ; dann zieht sich die Steilküste bis über die Strasse von Shimonoseki. Den zwischen Öshima, eine kleine Insel an der Ostseite der Gen- kai-nada, und den westlichen Steilabbruch von Chiugoku eindrin- genden Theil der Korea-Strasse nennt man die Hibiki-nada. Vor dem Ausgang der Shimonoseki-Strasse liegt Kokura, der öst- lichste Hafen an Kiushiu’s Nordküste. Westlich davon befindet sich eine kleine, gegen Nordost offene Bucht, der Horano-umi, von welcher westwärts ein Wasserlauf zum offeren Meere führt. Das Gestade des Japanischen Meeres und der Tsugaru- Strasse. Die dem Japanischen Meer zugewendete Küste von Hon- shiu zwischen Kawajirizaki und Tappizakı besitzt im grossen Gan- zen einen concaven NE-SW gerichteten Verlauf. Die Einförmigkeit des letzteren wird nur von vier Halbinseln, nämlich von Misen, Tango, Noto und Ogashima, und zwei grösseren Busen, Waka- sa und Toyama-wan unterbrochen, während insulare Bildungen auf Oki, Notoshima, Sado und einige wenige unbeträchtliche Felseilande wie Mishima, Awashima, Tobishima u. a. beschränkt sind. Die kleine, politisch zu Japan gehörige Insel Matsushima ist wegen ihrer entlegenen Lage geographisch mehr als ein korea- nisches Zubehör aufzufassen. Die Küstenform ist bald fach, bald steil; jedoch herrscht die Flachküste vor. Diese wird durchwegs von langhinziehenden Dünenwällen begleitet, welche die im Herbest und Winter über das Japanische Meer streichenden, nördlichen Winde aufwerfen ; ausserdem wird sie durch zahlreiche, z. Th. ver- sumpfte, z. Th. salzige Strandseen charakterisirt, welche sich in den unteren Gebieten der Ströme bilden. Man zählt auf der continen- talen Seite von Honshiu von Süd gegen Nord folgende ebene Strecken, welche von sandigem Ufer begrenzt werden: 1. die kleineren Ebenen an der Nordseite von Chiugoku, wie Kizuki, Matsuye, Yonago, Kurayoshi, Tottori u. s. w. mit einigen Laagunen, unter denen der Nakano-umi und Shinjiko auf der Innen- seite der Misen-Halbinsel die grössten sind ; 2. die Ebene von Kaga und Echizen mit den Lagunen Shibayamagata und Hattagata ; 3. die Thalmulde zwischen Nanao und Hakui an der Wurzel der Noto-Halbinsel mit der Lagune Yüchigata ; 23 Honshiu’s continentale Küste. die Ebene von Echıu; diejenige von Takata; 6. die grosse fruchtbare Ebene von N iigata, die drittgrösste Alluvialfläche auf Honshiu, mit zahlreichen Lagunen ; 7. die Ebenen von Sakata und Honshöam Westfuss des Chökaizan ; 8. diejenigen von Akita und Noshiro mit der flachen zum Theil versumpften Lagune Hachirögata ; 9. diejenige von Hirosakı mit dem Jüsangata an der Iwaki- gawa-Mündung. Diese Ebenen grenzen sämmtlich mit einer flachen Dünen- küste gegen das Japanische Meeran. Die Dünenwälle werden allent- halen seit Alters her durch Kiefernpflanzungen festgehalten und so gegen das Landeinwärtswandern geschützt. Das übrige Honshiu- Gestade des Japanischen Meeres besitzt mehr oder weniger steile, felsige Formen. Besonders steil sind die nordöstlich hinziehende Küste von Iwami and Nagato, welche transversal zur Streichrich- tung der Schichten abgeschnitten ist ; das reichgegliederte, hafen- reiche Gestade des Wakasa-wan; die Strecke zwischen Itoigawa und der Ebene von Echiu, wo der wildeste und höchste Gebirgszug Japans, das Hida-Gebirge, quer gegen das Meer ausstreicht und schroff abgeschnitten ist; und das Vorgebirge Tappizaki. Als ge- schützte Ankerplatze sind an der Nordwestecke von Nagato Abura- dani und in der aus drei Hauptinseln und 179 kleinen Felseilanden bestehenden Oki-Gruppe die beiden ausgezeichnete Häfen von Saigo und Uragö zu erwähnen. Der lebhafte Hafen Sakaiminato an dem Nordende der schön bogenförmig gekrümmten Dünennehrung Yu- minohama, zu welcher die nördlichen Winde die Schwemmsande des Hinogawa zusammengeweht haben, und welche den Nakano- umi abschliesst, geht einer unaufhaltsamen Versandung entgegen und ist für grössere Schiffe nicht zugänglich. Der felsig zerklüftete Waka- sa-wan ist voll tiefer ausgezeichneter Häfen, wie Miyazu, des besten Hafens im Lande, Mayezuru, Obama und Tsuruga. Es ist nicht ein Zufall, sondern eine nothwendige Folge seiner wichtigen Lage an der Stelle der grössten Zusammenschnürung Honshiu’s, dass letzterer Hafen, gegenwärtig durch eine Zweigbahn mit der Tokai- dölinie verbunden, immer mehr an Bedeutung gewinnt. Nördlich 4. D, Tsugaru-Strasse Südküste Hokkaidö’s. 53 vom Wakasa-wan ist an der ganzen Küstenstrecke bis zur Tsugaru- Strasse nur die schöne, bis 54 Faden tiefe Nanao-Bucht mit der vorlagernden Insel Notojima als ein guter natürlicher Hafen zu be- zeichnen, während Fushiei am Toyama-wan keinen geschützten Zufluchtsort für Schiffe bietet. Niigata an der versandeten Mün- dung des Shinanogawa, obgleich einer der Vertragshäfen, ist für den überseeischen Verkehr von wenig Bedeutung. Die aus zwei NE- SW streichenden, parallelen, durch eine ebene Mulde getrennten Gebirgszügen bestehende Insel Sado besitzt dagegen ın Ebisu und Ogi leidliche Häfen. Honshiu’s Körper endet im Norden ın den beiden Halbinseln von Tsugaru und Kitagöri, welche in den drei steilen Vorge- birgen Tappizaki, Daimazakı und Shiriazakt' in die bis 120 Faden tiefe Tsugaru-Strasse vorspringen. Die beiden peninsularen Gebilde schliessen den Mutsuno-umi oder, wie er auch genannt wird, den Awomori-wan ein, welcher durch das Vorgebirge Natsudomani in den eigentlichen Awomori-wan und Nobechi-wan getheilt wird. Das Becken stellt eine in der Mitte bis 33 Faden tiefe Senke. An seiner Südseite bei Awomori und Nobechi hat die Bildung kleiner Ebenen stattgefunden. Awomori ist ein gut geschützter Hafen, welcher durch seine Verbindung mit Hokkaidö Wichtigkeit besitzt. Nach der nah bevorstehenden Vollendung der nördlichen Bahnlinie wird es unzweifelhaft als der bedeutungsvollste Hafen im Norden Honshiu’s fungiren. Ausser in dem felsigen Vorsprung Natsudo- marı wird der Mutsuno-umi, sowie die Hiradate-Strasse, vor- herrschend von einem flachen oder sanft geböschten Ufer umgeben. Die Kusten von Hokkaido. Den gegen die Tsugaru-strasse, den offenen Ocean und das Ochotskische Meer gewendeten Küsten von Hokkaidö fehlt es ausser einigen kleinen Eilanden an der Küste von Kushiro und Nemuro vollständig an vorgelagerten Inseln. Nur im Gebiete des Japanischen Meeres sehen wir Okushiri, Rüshiri, Rebunshiri und einige kleine Eilande, wie die vulkanischen Oshima und Koshima. Die von der Tsugaru-Strasse bespülte Südküste zwi- schen dem Hafen Fukuyama und dem Esanzaki besitzt in der kleinen halbkreisförmigen Bucht von Hakodate einen schönen, geräumigen Hafen mit gutem Ankergrund. Die Bucht wird durch eine Hügelmasse, an welche sich die lebhaft aufblühende Stadt 34 Ostküste Hokkaidö’s. anlehnt, und welche durch eine sandige Anschwemmung mit dem Festlande verbunden ist, gegen SE geschlossen. In ihrem Hinter- grunde breitet sich eine Ebene von beschränkter Ausdehnung aus, welche gegen N und E von vulkanischen Erhebungen begrenzt wird. Sonst treten an der ganzen Südküste die Gebirgsmassen unmittelbar oder, von einemschmalen sandıgen Uferstreif begleitet, bis zum Meer heran. Gehen wir um den mit einem Feuerberg gekrönten Cap Esan herum, so ist die Küste eine Strecke lang steil und felsig. Dann treten wir in den kreisförmigen, ca 14 ıi tief eindringenden Funqua-wan (oder Volcano-Bay) ein. Er wird von einem . Kranz einiger Kegelberge umstanden, wie Esan, Komagatake, Iwao- nobori, Usuyama, Makkarinupuri Tarumaizan und Noboribetsyama; und wird im Süd und West von einem flachen, schmalen Ufersaum und im Nord von einem steil abfallenden Felsrand umgürtet. Mori und der schöne Hafen von Mororan liegen beiderseits des Einganges. Von Mororan zieht sich eine einförmige Küstenlinie nordostwärts, dann bei Yübuts sich allmählich gegen Südost umbiegend, bis Eri- mozakı. Ihre Gestaltung ist durchweg flach und sandig, nur hier und da tritt das tertiäre Terrassenland bis zum Meer heran. Aehnlich gestaltet ist die Küste, welche sich von Erimozaki erst nordwärts, dann in flachem, concavem Bogen bis zur Akeshi-Bucht hinzieht. Der dann und wann durch das Vorspringen tertiärer Terrassen unterbrochene alluviale Uferstreif begrenzt ein weit aus- gedehntes tertiäres Hügelland, welches den grössten Theil von To- kachı und Kushiro einnimmt. Dasselbe wird von zahlreichen Kustenflüssen, unter denen der Tokachigawa der bedeutendste ist, durchfurcht. Zahlreiche Lagunen haben sich an dieser Küsten- strecke gebildet. Die Bucht von Akeshi mit dem gleichnamigen Hafen steht gegen Ost mit einer salzigen Lagune in Verbindung. Oestlich von ihr zieht sich eine lagunenreiche, flache Küste mit der Bucht Hamanaka nordostostwärts. Nun streckt das Festland die hügelige Nemuro-Halbinsel mit der gleichnamigen Stadt gegen NE den Kurilen entgegen. Um diese Halbinsel herumfahrend, befinden wir uns im Nemuro-wan. Die Westseite desselben wird von einer flachen Küstenebene mit der grossen Lagune Füren-numa gebildet. An Nordost- und Westküste von Hokkaidö. 35 der Nemuro-Strasse zwischen Hokkaidö und Kunashiri geht von ersterem eine merkwürdig zusammengekrümmte sandige Land- zunge aus. Jenseits der gegen NE vorspringenden gebirgigen Halbinsel, welche in dem steilen Vorgebirge Shiredoko endet, zieht sich die lange, flache Dünenküste von Kitami, welche vom Ochots- kischen Meere benetzt wird, in flach concavem Bogen nordwestwärts bis zum Cap Soya hin. Hier bemerkt man dieselbe Erscheinung wie an dem Kujükuri-Gestade, dass die Dünenkette auf ihrer Innenseite von einer sumpfigen Zone begleitet wird, welche durch die Stagna- tion der Binnengewässer entsteht. Zahlreiche Lagunen beherbergt auch diese Küstenstrecke. Unter denselben ist der durch eine schmale, lange Nehrung gegen das Meer abgeschlossene Saruma- ko die grösste. Westlich vom Cap Soya befinden wir uns im Gebiete des Japanischen Meeres. Die in einer wenig gebrechenen Linie süd- wärts bis zur Ishikarigawa-Mündung verlaufende Theil der West- küste ist ganz wie die Küste von Tokachi und Hidaka beschaffen. Unter den Ankerplätzen ist hier nur Mashike zu erwähnen. Eine kleine Ebene hat sich im Mündungsgebiete des Teshiogawa gebildet. Der südlich von der Ishikari-Ebene gelegene 'Theil der Westküste verläuft in einer unregelmässig gekrümmten Linie, indem s’ch die ganze Landmasse, der Einbuchtung des Funqua-wan auf der entge- gengesetzten Seite entsprechend, krümmt, und ausserdem die Shakotan Halbinsel gegen NW vorspringt. Die Küste ist vor- wiegend felsig. Wo Flüsse ins Meer münden, da hat die Bildung unbedeutender Ebenen stattgefunden. Otaru ist der beste Hafen an der Westküste ; ausserdem sind als-Ankerplätze zu nennen Furubira, Iwanai, Sutto, Esashı u. a. Kurze Uebersicht der seotektonischen Gliederung Japans. Eine klare Uebersicht über die scheinbar verwickelte Oberflä- chengestaltung unseres Landes kann nur vom Gesichtspunkte des inneren Aufbaues gewonnen werden. Die Inseln des Japanischen Reiches bilden Glieder jener grossen Kette von jugendlichen Fal- tengebirgen, we!che das Becken des Stillen Weltmeeres umkränzen. Sie umfassen vier Gebirgsbögen, welche in NE-SW Richtung an einander gereiht, sämmtlich ihre concave Seite dem asiatischen Festlande zukehren. Es sind dies die Kurilen, Riukiu-Inseln, der nord- und südjapanische Bogen. Es ist eine weit verbreitete Er- scheinung, dass an der Ansatzstelle je zweier geologisch gleich alter Gebirgsbögen Schaarungen stattfinden: die Endstücke zweier an einander nah tretender Gebirgscurven krümmen sich in umge- kehrtem Sinne, um in einander überzugehen. Während dies bezüg- lich der drei südlichen Bögen thatsächlich festgestellt, ist das Ver- hältniss zwischen den Kurilen und dem nordjapanischen Bogen noch nicht klargelegt. Unter den vier Gebirgsbögen tragen die beiden japanischen den Charakter eines zonalen Faltungsgebirges am deutlichsten zur Schau, während in den Riukiu-Inseln vorwiegend nur Stücke der Aussenzone und in den Kurilen nur die vulkanischen Aufschüttun- gen der versenkten Innenzone einer Cordillere, deren Aussenzone an der Ostküste von Kamtschatka stückweise sichtbar ist, über das Meer hervorragen. Jedoch haben auch bei ihnen mannichfache Störungen, insbesondere Zusammenbrüche und vulkanische Erup- Zonale Gliederung 237 tionen an der Innenseite, die ursprünglich zonale Anordnung viel- fach verwischt, aber nicht bis zu dem Grade, dass wir nicht diese aus den Ueberresten der zerstückelten Schollen zu erkennen ver- möchten. Am wenigsten hat der südjapanische Bogen gelitten. Hier können wir drei grosse Zonen unterscheiden. Eine äussere Sedimentzone, bestehend aus palaeozoischen und mesozoischen Schichten, welchen tertiäre Höhen vorlagern; darauf folgt die mittlere Zone von Gneiss und krystallinen Schiefern, welche, von der Aussenseite auf die Innenseite hinübergreifend, als die tek- tonisch höchste und sohin als die Kernzone aufzufassen ist. End- lich erstreckt sich in einer beträchtlichen Breite die innere Sedi- mentzone, bestehend aus Ablagerungen palaeozoischen, meso- zoischen und känozoischen Alters, welche von mannichfachen Eruptivgesteinen durchbrochen und überdeckt werden. Es ist be- merkenswerth, dass im Gebiete der inneren Sedimentzone des süd- japanischen Bogens, nämlich in der Mino-Hida-Hochfläche und an einzelnen Stellen von Chiugoku, Gneiss und krystalline Schiefer hervortauchen. In dem noisdjapanıchen Bogen, dessen Innenseite ausserordent- lich zertrümmert und reich an grossartigen Eruptionsfeldern ist, kön- nen wir ebenfalls drei primäre Zonen unterscheiden. Gegen Aussen zieht sich eine äussere Sedimentzone, bestehend, ganz wie im südja- panischen Bogen, aus palaeozoischen und mesozoischen Schichten, welche im Quanto-, Abukuma-, Kıtakami-Gebirge und in dem Ge- birge des östlichen Theiles von Hokkaidö auftreten, und denen terti- äre Hügel meistens vorlagern. Dann komint die aus Gneiss und krystallinen Schiefern bestehende Kernzone, welche hier stellen- weise nur der Aussenseite angehört, stellenweise auf die Innenseite übergreiit, stellenweise aber, wie im nördlichsten Theile von Hon- shiu* und in Hokkaidö, gar nicht sichtbar ist. Im südlichen Theile des Abukumagebirges, näm'ich in der Abukumahochfläche, gehört sie vollständig der Aussenseite an, während sie im nördlichen Theile von Honshiu nur sporadisch aus den tertiären Gebilden der Innen- seite hervorblickt. Die innere Sedimentzone endlich. greift im * Die nach unseren früheren Uebersichtsaufnahmen eingetragenen, angeblich archaeischen Gebiete im Kitakami-und Yatategebirge auf der kleinen geologischen Karte stellten sich als palaeozoisch heraus. 38 Beziehung Japans zu Asien. Ashiogebirge und der Tsukubakette auf die Aussenseite hinüber ; sie besteht aus palaeozoischen und mesozoischen Schichten, welche allenthalten von tertiären Tuffgebilden übermantelt werden. Ihre bedeutendsten Hervorragungen sind die Gebirge Yatate,* Taihei, Asahi, Iide und Nippondaira, welehe zusammen die Dewakeite aus- machen, das Mikuni- und endlich Taishakugebirge. Versuchen wir die Beziehurgen der Japanischen Inseln zu dem asiatischen Continent näher zo beleuchteu. Kiushiu, Shikoku und der Südflügel von Honshiu fallen ihrer Erstreckungsrichtung nach in die durch das Tung-hai geschiedene Fortsetzung des Sinischen Gebirgssystems, welches unweit Lhassa in Tibet unter 89° E.L. beginnt und, den Südrand von China und die Grenze zwischen China ım Norden, Birma, Sıam und Anam im Süden bildend, an der Riasküuste bei den Tscheushan-Inseln ins Meer ausläuft. ,„@Ge.wisse Thatsachen,‘“ sagt vo RICHTHOFEN, ‚„ deuten auf eine Umrandung des pacifischen Beckens durch Staf- felbrüche grössten Maassstabes hin.‘“** Süss knüpft hieran die Bemerkung, dass uns die Vergleich'ung der Arbeiten dieses For- schers im nördlichen China mit den russischen Arbeiten in Ostsibirien „den Taipanshan in Shansi, den grossen Khingan in der Mongolei, das Apfelgebirge in Transbaikalien und den östlichen Theil des Stanowöj-Scheiderückens vom Apfelgebirge bis über Ochotsk hin als die Ränder von grossen Tafeln erscheinen lassen, welche in der Richtung gegen den pacifischen Ocean abgesunken sind. Vor diesen Linien liegen die uralten Tafelstücke, welche das Gelbe Meer umgeben, und vor diesen liegen die Inselbögen. ‘ *** Das Japanische Meer wird auf der continentalen Seite von einem durchwegs steilen, felsigen Uter begrenzt, welches von der nordöstlichen Steilküste Korea’s, und dem schroffen Ostabfall des Siehota-Alin oder des Tatarischen Küstengebirges gebildet wird; und es ist zu beachten, dass diese beiden Gebirgsmassen sich sanfter gegen innen neigen. Auf Korea ist die Wasserscheide zwischen dem Japanischen und Gelben Meere viel näher dem ersteren gerückt, Die vorhin betrachtete Bodengestaltung des Japanischen Meeres * Siehe die Anmerkung p. 28. ** RICHTHOFEN, Führer für Forschungsreisende, p. 605. *** Suzss, Das Antlitz der Erde, II., p..240. Die Medianlinie, die Grenze zwischen der Aussen- und Innenseite. 29 und der jähe Abfall zur pacifischen Tiefe an der Ostseite der Japa- nischen Inseln lassen nun wieder diese als die hervorragende, gefaltete und mehrfach von Längs-und Querbrüchen durchsetzte Kante eines grossen Tafelstückes erscheinen dessen gegen innen sanft geneigte Seite überflutet ist. Zieht man jetzt den Umstand in Betracht, dass im ganzen nördlichen China und im Süden bis nach Yünnan keine marine Ablagerung von mesozoischem und tertiärem Alter bekannt ist, und dass die vor- handenen Sedimente des unteren und mittleren Jura nur Land- pflanzen und Kchlenflötze enthalten; und vergleicht man dies mit den Verhältnissen in Japan, wo die mesozoischen Ablagerungen nur spärlich als lokale Transgressionen vertreten sind, und wo zumal von den genannten Ablagerungen die obere Trias auf der Innenseite nurin einem winzig kleinen Gebiete bei Nariwa in Chiugoku bekannt, und der mittlere Jura nur durch landpflanzenführende, littorale Sedimente vertreten ist: so gelangt man zu dem Schluss, dass die Senke des Japanischen Meeres, von welchem man nur durch seichte Thore nach aussen tritt, als ein grosser Kesselbruch auf- zufassen ist. Die Bildung desselben hat wahrscheinlich nach dem mittleren Jura stattgefunden. An der östlichen Peripherie dieses Bruchfeldes liegt nun unser Archipel.e. Es wird von unzähligen peripherischen Brüchen durchsetzt, welche die Scholle in mannich- fach gestaltete Stücke zerlegen, und aus denen Massengesteine in verschiedenen Perioden hervorgequollen sind. Die bedeutendste solcher peripherischen Spalten ist die Medi- anlinie. Sie bedingt eine ausserordentlich scharfe Ab- grenzung der Innen-und Aussenseite, eine Erscheinung, welche als die besonderste Eigenthümlichkeit der beiden japanischen Gebirgsbögen vor allem in die’Augen fällt. Sie ist ein fortlaufender Zug von gewaltigen Abbruchspalten und vulkanischen Eruptions- feldern, welcher, morphologisch durch Längsthäler und Landsenken markirt, die bogenförmig gekrümmte Masse unserer Inseln ihrer ganzen Längserstreckung nach durchsetzt. Sie bezeichnet die Grenze zwischen der Aussen- und Innenseite mit ihren Gegen- sätzen, d. h. zwischen dem äusseren, durch den regelmässigen, tekto- nischen Bau und Armutan Eruptivmassen ausgezeichneten Falten- lande einerseits und dem inneren, an Einbrüchen und Eruptivmassen 30 Fujizone. reichen Schollenlande andererseits. Verfolgen wir ihren Verlauf, so hebt sie in Kiushiu an der Nordseite der Udo-Halbinsel bei Yatsushiro an, zieht über den Südfuss des Aso-Vulkans nach der Nordseite der Saganoseki-Halbinsel, weiter jenseits der Bungo- Strasse entlang des Nordrandes von Shikoku, die beiden Halbin- seln Takanawa und Sanuki quer abschneidend ; durchsetzt den Südtheil von Awaji, verläuft dann jenseits des Yuranoto entlang der Basis der Kii-Halbinsel, ferner auf der Ostseite des Iseno- umi längs des Toyokawa- und des oberen Tenriu-Thales, weiter lings des Nordrandes des Quanto- und des Ashio-Gebirges, dann entlang des Abukuma-, Kitakami- und Mabechigawa-Thales, schnei- det das aus palaeozoischen S>hichten bestehende Vorgebirge Shi- riazaki ab und verläuft auf Hokkaidö in meridionaler Richtung etwa von Yübuts nach Soya, die ungefähre Westgrenze der Verbreitung der Kreideschichten und die Ostgrenze derjenigen der vulkanischen Gesteine bezeichnend. Hier tritt sie topographisch weniger scharf hervor. Sie verläuit demnach längs der ganzen Erstreckung des süudja- panischen Bogens vom Tsukushino-umi bis zum Suwa-See inner- halb der krystallinen Kernzone, dagegen im nordjapanischen Bogen, wie aus unserer vorherigen Betrachtung über dessen ursprüngliche, zonale Gliederung erhellt, bald in der Kernzone, bald in der äusseren, bald in der inneren palaeozoischen Sedimentzone. Ein zweites, michtig in die Bodengestaltung Japans eingreifen- des, tektonisches Moment ist die an vulkanischen Erscheinungen ausserordentlich reiche Fuji-Bruchzone. Sie erstreckt sich in nordnordwestlicher, d. h. in der Pfeilrichtung des Honshiu-Bogens, durch über 25 Breitengrade, zieht sich von den vulkanischen Mari- anen über jene submarine Bank, deren trockene Hervorragungen die Volcano-Islands, Ogasawara-Inuseln und Izu-Shichitö bilden, durchsetzt Honshiu an dessen breitester Stelle und bezeichnet die Grenze zwischen den Gebirgen Nord- und Südjapans, welche ganz innerhalb ihres Bereiches sich mit einander schaaren. Auf Honshiu gehört ihr der Vulkanenzug des Amagi, Hakone, Fuji, Yatsuga- take, Tateshina, des Suwa-Maars und der Yakeyama-Gruppe an. Hier wird sie gegen West durch den Steilabfall des Akaishi-und Hida-Gebirges, welches letztere den hohen Ostrand der Mino- . Kirishimazone. Chishimazone. 31 Hida-Hochfläche darstellt, von der südjapanischen Masse scharf abgegrenzt, während auf der Ostseite hingegen ihre geologischen Bildungen ohne eine ausgesprochene Begrenzung in diejenigen des nordjapanischen Bogens übergehen. Sie kann demnach als eine quere Zone von Bruchsystemen aufgefasst werden, längs welcher die nördliche Scholle gegenüber der südlichen abgesunken ist, eine Auffassung, welche mit der allgemeinen Verbreitung der tertiären Absätze in Nordjapan gegenüber ihrer localen Entwickelung in einzelnen zertreuten Becken in Südjapan in Einklang steht. Ein drittes bedeutungsvolles tektonisches Moment für die Japanischen Inseln ist die Kiırishima-Bruchzone, gleich der Fuji-Zone eine hoch vulkanische Zone von Bruchsystemen, welche von der versenkten Innenseite des Riukiu-Bogens an Kiushiu’s Westseite herantritt und den Abbruch der südjapanischen Gebirgs- züge am Tung-hai bewirkt. Die Vulkane Kaimondake, Sakurajima, Kirishima, Kimbu, Unzen, Taradake u. s. w. gehören ihran. Zum Theil innerhalb ihres Bereiches, zum Theil an ihrer Ostseite liegen auf Südk’ushiu die Schaarungsketten des südjapanischen mit dem Riukiu-Bogen. Ein ähnliches wichtiges tektonisches Moment ist die von JIMBO sogenannte Chishima-Zone auf Hokkaidö, eine vulkanische Zone, welche von den Kurilen an Hokkaidö herantretend, dessen Aussenseite quer durchsetzt und das Vorhandensein von Vulkanen, wie dem Raushi, Oakan, Meakan, Ishikari, Tokachi, u. a bedingt. Der sichelförmigen Krümmung in der Anordung der Japani- schen Inseln liegen zwei Hauptrichtungssysteme der Bodenele- mente zu Grunde, nämlich das von PUMPELLY sogenannte sinische und das Sachalin-System. Jenes SWW-NEE streichend, beherrscht den südlichen ; dieses, NNE-SSW gerichtet, den nördlichen Arm des Sichels. Und es dünkt uns fast, als ob bei der plastischen Ausgestaltung Südjapans neben dem sinischen das zweite System von gewissem Einfluss gewesen wäre. Denn wir sehen hier neben den der sinischen Richtung folgenden Massen der Aussenzone und von Chiugoku, zwischen denen die Grabenmulde des Setouchi eingesenkt ist, einige quere Erhebungs- und Tiefen- linien, deren Längsrichtung augenscheinlich mit dem Sachalin- System ceoineidirt, wie Awaji, die Katsuragi-, Kasagi- und Suzuka- 39 Orographische Gliederung Japans. kette, den Biwa-See, und das Hida-Gebirge, welche sämmtlich nordnordöstlich streichen. Dort, wo das Anschaaren der beiden Systeme in der Mitte von Honshiu die grösste Verbreiterung dieser Insel bedingt, und wo sich zudem die Erscheinungen der Fuji-Zone hinzugesellen, da begegnen wir den bedeutendsten, vertikalen Ans- chwellungen und der grössten Mannichfaltigkeit in der Bodenge- staltung, welche unser Land aufzuweisen hat. Hier liegt das merkwürdig gestaltete Hochland von Shinano, erheben sich das Quanto-, Akaishi-, Hida-Gebirge und die Hochfläche von Mino-Hida. Es giebt nun ausser den erwähnten und unzähligen anderen tek- tonischen Störungen, welche den Bau unseres Landes zu einem ver- wickelten machen, und auf welche wir hier nicht näher eingehen können, noch mehrere Einbrüche, welche vorwiegend nur die Aus- senseite betreffen und insofern hier Erwähnung verdienen, als sie die Entstehung von Meeresstrassen, Buchten und Ebenen bewirken. Das sind unter andern die Einbrüche der Tsugaru-Strasse, des Sen- dai-Busens und der gleichnamigen Ebene ; der Quanto-Ebene, des Iseno-umi und der Owari-Ebene, der. Kii- und endlich der Bungo- strasse. Die Innenseite wird nur an der Tsugaru-Strasse und der engen Meeresgasse vorı Shimonoseki vom Meer durchschnitten. Dies sind die wenigen, hauptsächlichsten tektonischen Momente, von denen eine übersichtliche Betrachtung der plastischen Gestal- tung unseres Landes auszugehen hat. Was in dem Reliefbilde am meisten ins Auge fällt, das ist die Zertheilung des Gebietes in zahl- reiche, durch Gebirgszüge streng abgegrenzte Landschaften und der Mangel an einer das ganze Land beherrschenden Centrallandschaft Wo sich nach den Umrissen des Festen eine solche ausbreiten sollte, nämlich an der breitesten Stelle von Honshiu, dort gerade thürmen sich die höchsten Bergmassen Japans empor, wie die nur peripherisch bewohnten Akaishi- und Hida-Gebirge und das Hoch- and von Shinano; und obgleich hier die Grenzen der hydrogra- phischen Becken dreier nach verschiedenen Richtungen ausstrahlen- den, grossen Ströme, nämlich des Shinanogawa, Kisogawa und Ten- rıu, an einander stossen, ist nur das Nakasendö die einzige und über- dies unvollkommene Verkehrsstrasse, welche diese Gebirgsbarriere quer überschreitet. Auch kann das grösste japanische Tiefland, die Quanto-Ebene mit der Kaiserstadt Tokio, welche letztere aus dem Orographische Gliederung Japans. 39 alten Sitz der Tokugawa-Shögune erstanden ist, in physischer Hin- sicht durchaus nicht als eine Centrallandschaft gelten, da es, nur dem Ocean zugewendet, von Südjapan durch jene schwer übersteig- liche Gebirgsmauer und von dem Gebiete des Japanischen Meeres durch einen ebenfalls hohen Damm geschieden wird. Jene beiden Gebirgszüge von Akaishi und Hida brechen steil an der Fuji-Zone ab und bezeichnen das Ostende des südjapanischen Bogens. Die Gliederung unserer Inseln findet also in erster Linie durch die Fuji-Zone statt, welche dieselben in Nord- und Südjapan theilt ; in zweiter Linie durch die mediane Linie der Landsenken und Längsthäler, welche jeden der beiden Flügel in die Innen- und Aus- senseite spaltet; endlich in dritter Linie durch Querbrüche und Einsenkungen, welche die Gebirgszüge in eine Anzahl von Ge- birgsstöcken und Inseln auflösen und die Bildung einzelner Ebenen und Meereseinschnitte veranlassen. Diese tektonische Gliederung müssen wir stets vor Augen halten, wenn wir das Relief unseres Landes betrachten. Darnach unterscheiden wir folgende Theile: I. den nordjapanischen Bogen, welcher Hokkaidö und den nördöstlichh von der Fujizone liegenden Flügel von Honshiu umfasst ; | 2. die Fujizone (der derselben zufallende Theil von Hon- shiu bildet eine Grenzlandschaft zwischen Nord- und Südjapan, ist jedoch orographisch und geologisch innig mit jenem verschmolzen, dagegen gegen dieses durch die östlichen Steilabfälle des Akaishi- und Hida- Gebirges scharf abgegrenzt) ; 3. den südjapanischen Bogen, welcher den südwestlich von der Fujizone gelegenen Flügel von Honshiu, ausserdem Sado, Awajı, Shikoku und den Haupttheil: von Kiushiu mit zahlreichen Küsteninseln umfasst; 4. das Schaarungsgebiet des südjapanischen Bogens mit dem Riukiubogen, einschliesslich der Kirishimazone, welchem der süd- liche und der westliche Theil von Kiushiu angehören. Die Gebirgsmassen, welche ich auf den Japanischen Inseln unterscheide, mögen hier, den späteren Erörterungen vorgreifend, aufgezählt werden. | l. Aufder Aussenseite des nordjapanischen Bogens : 34 Orographische Gliederung Japans. » der östlich von der Ishikari-Yübuts-Niederung gelegene Hauptkörper von Hokkaidö, das Kitakamigebirge, das Abukumagebirge, die Tsukubakette, das Ashiogebirge, das Quantogebirge, die Höhenschwelle von Kazusa-Awa und der Miura- halbinsel. Auf der Innenseite des nordjapanischen Bogens: a. der westlich von der Ishikari- Yübuts- Niederung gelegene Theil von Hokkaidö, b. die Wasserscheide- oder Mutsukette, c. die Dewakette, die Gebirge Yatate, Taiheizan, Asahı, Iide und Nippondaira umfassend, d. das Taishakugebirge, e. das Mikunigebirge, f. das Hügelland von Echigo. nmpomanr 3. Inder Fujizone: a. die Schaarungsbögen der Aussenseiten des nord- und südjapanischen Bogens, nämlich: 4 a. das Misakagebirge, a.” das Tonshun HE ” das Tanzawagebirge, dia Chikumagebirge, Eur DER, d. die Izu-Shichitö, e. die Ogasawara-Inseln, f. die Volcano-Islands, die Marianen. Auf der Aussenseite des südjapanischen Bogens: a. das Akaishigebirge, b. das Kiigebirge, einschliesslich der Izumikette, c. der südlich von der Linie Sumoto-Fukuura gelegene Theil von Awajı, d. das Shikokugebirge, einschliesslich der Sanukikette, e. das Südkiushiugebirge, Orsgraphische Gliederung Japans. 35 f. die Amaxa-Inseln, g. die Koshiki-Inseln. 5. Auf der Innenseite des sudjapanischen Bogens : das Kisogebirge, das Hidagebirge, die Mino-Hida-Hochfläche, die Suzukakette, die Kasagikette, die Katsuragikette, der nördlich von der Linie Sumoto-Fukuura gelesene Theil von Awaji. h. die Sanuki-Halbinsel, i. die Takanawa-Halbinsel. j. das Chiugokubergland, welches in die Hauptkette und das Kibigebirge zerfällt, k. Sado, bestehend aus zwei parallelen Gebirgszügen, Ösado und Kosado, k»2Noto, m. Okı, Iki, Got0 u. s. w. 6. Im Schaarungsgebiet des südjapanischen Bogens mit dem Riukiubogen : a. das Südhiugagebirge, b. die Ösumi-Halbinse', c. die Satsuma-Halbinsel. a mopmorp Allgemeine Uebersicht der am Aufbau der Japanischen Inseln theilnehmenden Formationen. Entwerfen wir, unseren späteren Krörterungen vorgreifend, ein flüchtiges Bild des Felsbaues unserer Inseln, so zerfällt das ar- chaeische Grundgebirge im grossen und ganzen in das Gneisssysten, welches die ältesten zu Tage tretenden Gesteine, wie Gneisse und Granitgneisse, umfasst, und das krystalline Schiefersystem, welches wesentlich aus phyllitischen Schiefern besteht. Graniteruptionen greifen während der Aera seiner Bildung in ausgedehntem Maasse platz. Es folgt dann eine Periode tektonischer Umgestaltung und bedeutender Denudation, und über den gefalteten und tief abgetra- genen Schichtenköpfen des Grundgebirges gelangen die palaeozoi- schen Sedimente, von denen jedoch nur das carbonische System durch Fossilien characterisirt ist, zum Absatz. Im Quanto und den angrenzenden Gebieten können wir dieselben in zwei Theile sondern, nämlich in das Chichibu- und das Kobotoke-System. Jenes besteht vorwiegend aus mannichfachen Absätzen eines tieferen Meeres, in deren oberem Theile der durch Fusulina und Schwa- gerina bezeichnete Kohlenkalk eingeschaltet ist, während dieses wesentlich aus einem mächtigen Wechsel von Grauwackensandstein und Thonschiefer besteht und mit seinem unteren Theile eine litto- ale Facies des Chichibusystems repräsentirt. Jruptionen von Diorit, Gabbro, Diabas und Porphyrit finden allenthalben während der palaeozoischen Aera statt; Diabastuffe haben einen hervorra- Flüchtiges Bild der geolog. Geschichte Japans. 37 genden Antheil am Aufbau des Chichibusystems. Nach oder auch vielleicht vor dem Abschluss dieser Aera sehen wir wieder eine Phase tektonischer Umgestaltung und nachfolgender Denudation eintreten. Die tektonischen Grundlinien unseres Erdraumes mögen wohl damals entstanden sein. Unser 'Archipel bildete wahrscheinlich bereits beim Anbruch der mesozoischen Aera den östlichen Saum des asiatischen Continents. Denn, wie wir, wie früher auch erwähnt, von Korea und Nordchina keine marinen Gebilde meso- zoischen und tertiären Alters kennen, so finden wir in Japan marine triadische Schichten nur in wenig beträchtlicher Ausdehnung in Bitchiu (Chiugoku) und an einzelnen Stellen der Aussenseite in transgredirender Lagerung über den palaeozoischen Schichten und die pflanzenführenden Brackwassersedimente des mittleren und oberen Jura auf der Innenseite und an einzelnen Stellen der Aussen- seite entwickelt. Vom oberen Jura erscheint eine marine fossil- führende Facies (die Torinosuschichten) im Sakawabecken auf Shikoku, bei Itsukaichi am Ostrand des Quantogebirges und bei Nakamura an der Ostseite des Abukumagebirges, also sämmtlich im Bereich der Aussenseite. Von der Kreide kennen wir marine fossilführende, mittel- und wahrscheinlich auch obereretacische Schichten in verschiedenen Theilen des Landes, aber ebenfalls aus- schliesslich auf der Aussenseite der beiden japanischen Bögen, näm- lich in Hokkaidö, im Quantögebirge, Izumigebirge, auf Shikoku und Kiushiu, zwar überall in transgredirender Lagerung über dem älteren Gebirge. In der jungmesozoischen Periode, vermuthlich am Ende des Jura oder in der unteren Kreide beginnt jene grossar- tige vulkanische Thätigkeit, deren Nachklänge noch heute in dem Feuerkranz unserer zahlreichen Vulkane fortdauern. Granite, welche in gewaltigen Stockkörpern auftreten, scheinen den Reigen der mesozoischen Massengesteine zu eröffnen; dann entsteigen hauptsichlich im Gebiete der Innenseite und der Fujizone Diabase, Porphyrite und Porphyre dem Schoosse der Erde. Deren Tuffe bilden mächtige Sedimente, welche wir im Quantö und den angren- zenden Gebieten als die Misakastufe zusammengefasst haben. Nun geschehen grossartige Durchbrüche von Dioritgesteinen, welche die durchbrochenen Gebirge, namentlich die palaeozoischen Schichten und die Misaka-Tuffe hochgradig metamorphosiren. Wir über- 33 Flüchtiges Bild der geolog. Geschichte Japans. schreiten die Schwelle der känozoischen Aera, ohne dass wir irgend welche Veränderung in der Intensität der vulkanischen Processe wahrnehmen. Die effusiven Gesteine der Tertiärperiode sind eigent- lich stofflich die nämlichen, wie diejenigen zur Zeit der Bildung der Misakastufe. Wären jene Diorite nicht vorhanden, welche die jungmesozoischen Tuffe durchbrechen, so würden wir in Verlegen- heit, ja gar nicht im Stande sein, eine Grenze zwischen den palaeo- vulkanischen Diabasen, Porphyriten und Porphyren sammt deren Tuffen einerseits und den tertiären Propyliten, Andesiten und Lipariten nebst deren Tuffen andererseits zu ziehen. Uebrigens ist dort, wo die Misakastufe von den tertiären Tuffen überlagert wird, eine Discordanz zu bemerken. Zum letzten Mal bethätigt sich während der jüngeren Tertiärzeit, wie überall auf unserem Planeten, so auch in Japan die gebirgsbildenden Vorgänge. Augit- andesiteruptionen dauern noch fort, während im übrigen der heutige Zustand der Dinge eingetreten ist. Dieses Gestein und hier und dı der Basalt sind die einzigen Effusivprodukte der recenten Vul- kane. Seit dem Abschluss der Tertiärzeit hat die Oberfläche unserer Inseln bloss durch vulkanische Aufschüttungen und durch säculare Verschiebungen der Strandlinien, welche sich gegenwärtig im gan- zen Bereich unseres Archipels durchwes in negativem Sinne bewe- gen, Veränderungen erfahren. Als höchst auffällig däucht mir die Thatsache zu sein, dass in unserem Eirdraume, soweit die Forschung bis jetzt reicht, quarzfreie Orthoklasgesteine, wie Syenit, Elaeolithsyenit und Phonolith, abge- sehen von spärlichen Trachyten, vollständig fehlen, und dass unter den neovulkanischen Produkten noch kein Vertreter der Leucit- und Nephelingesteine aufgefunden worden ist. Auffallend ist ferner das ausserordentlich sparsame Auftreten von Olivingesteinen unter den jüngeren vulkanischen Produkten. Sodalith, Hauyn und Melılith sind endlich Mineralien, welche in Japan noch nicht auf- gefunden wurden. Im folgenden habe ich versucht, die in Japan vertretenen Formationen zu einer tabellarischen Uebersicht zu bringen. Tabellarische Uebersicht. 39 Sedimentäre Formationen Quar- (Allavium tär (Diluvium Känozoisch (Pliocän Tertıär Misgin Mikura-Schichten (Kii, Akaishigebirge) Izumi-Sandsteine Trigonia-Sandsteine Mittlere Kreide von Hok- kaidö Misaka-Stufe und andere ımesoz. Tuffe Kreide Torinosu-Schichten (Saka- ra) Mesozoisch [ger Jurassische Schiefer- thone und Sandsteine des südl. Kitakamigebirges Cyrenen- und Pflanzen- schichten (mittlerer und oberer Jura) Pseudomonotis-Sandsteine (südliches Kitakami- gebirge, Sakawa, Nari- (Norische wa) Stufe) |Ceratites-Schichten (südl. Kitakamigebirge) Obere Chichibu- stufe. (Kohlenkalk) Kobotokesystem. Palaeozoisch Untere Chichibustufe (Pyroxenit) Krystallines Schiefersystem (Graphitgneiss, Granulit, Quar- zit, Glaukophanschiefer, Samba- 5 gawa-Stufe) Archaeisch Grneisssystem (Kashiogneiss, Bi- otitgneiss, Riokeschiefer, Horn- blendegneiss, Amphibolit, Granit- gneiss) Eruptive Formationen, Augitandesit, Basalt. Liparite, 'Trachyte (spär- lich), Dacite, Andesite, Basalte. Diorite, Quarzporphyre, Porphyrite, Diabase, Peri- dotite, Granite. wa, Itsukaichi, Nakamu- Diabase, Porphyrite, Gabbros, Gabbrodiorite, Olivingabbros, Peridotite, Serpentine. Eklogite, Serpentine, Granite, 40 Archaeische Formationsgruppe. Die archaeische Formationsgruppe. Als das tiefste, somit älteste unserer Beobachtung zugängliche Glied der sedimentären Formationen erscheint, wie überall auf dem Erdballe, so auch in unserem Archipel eine mächtige Gruppe mannichfach entwickelter Schiefer. Wir übertragen auf die- selbe mit vornehmster Rücksicht auf ihren Gesteinscharakter und ihre Schichtstellung die Bezeichnung der archaeischen For- mationsgruppe. Vielleicht wagen wir damit einen Schritt ins ungewisse, da ein Theil des palaeozoischen Complex möglicherweise durch eine krystalline Schieferfacies vertreten ist, wie dies auch in anderen Erdräumen und auch lokalin Japan thatsächlich beobachtet wurde. Die Existenz solcher metamorphen Bildungen in grösseren Maasse festzustellen ist uns jedoch bis jetzt nicht gelungen. Unsere Gruppe kann im grossen und ganzen in zwei Theile getheilt werden, von denen der untere wesentlich aus Feldspath- führenden, d. h. Gneissgesteinen, und der obere aus mannichfachen, aber wesentlich phyllitischen Schiefern besteht. Jenen nennen wir kurzweg das Gneisssystem und diesen das System der krys- tallinen Schiefer. Die untere oder vielleicht die obere Ab- theilung des krystallinen Schiefersystems, welche am Nordrand des Quantogebirges unter den discordant aufgelagerten palaeozoischen Schichten zu Tage tritt und durchweg aus phyllitischen Schiefern besteht, ist von Dr. Bunpsıro KorTö unter dem Namen ‚Sam- bagawan Series“ eingehend beschrieben worden. Es ist bezüg- lich der Verbreitung der archaeischen Formationsgruppe höchst bemerkenswerth, dass dieselbe in ihrem Auftreten an die mediane Linie, welche die Aussen- und Innenseite trennt, oder in deren Nähe gebunden ist. In grösserer Entfernung von derselben tritt sie nur in der Mino- Hida-Hochfläche und an einzelnen Stellen von Chiugoku auf. Das Gneisssystem. Das Gneisssystem besteht wesentlich aus Gneiss, Granitgneiss, Amphibolgneiss und Amphibolit. Als untergeordnete Zonen und Gneisssystem.‘ 41 Finlagerungen treten auf Glimmerschiefer, Amphibolit, Granulit, Chloritschiefer, Quazzit, kıystalliner Kalk, Grammatitfels, Eklogit, Granatfels, Magnetitlager u. dergl. mehr. Unsere Gneisse und Granitgneisse, welche mit einander eng verknüpft sind, können wir offenbar mit denselben uralten Schichtgebilden von Liautung und Shantung in Parallele bringen, von denen F. von RICHTHOFEN sagt, dass sie nach Gesteinscharakter und Formationsstellung dem laurentischen Gneiss anderer Continente entsprechen. Die Schichtfolge des Gneisssystems konnte nicht bis jetzt mit absoluter Sicherheit ermittelt werden ; ebenso das Verhältniss, wie sich dasselbe gegen das krystalline Schiefersystem angrenzt, indem die Gebiete der alten Gneisse und derer Begleiter allenthalben durch grosse Verwerfungsklüfte abgeschnitten werden. Jenseits dieser letzteren erscheinen die phyllitischen Gesteine, deren untere Glieder, in der Tiefe verborgen, sich unserem Auge entziehen. Von Jingüji auf der Südostseite des Suwako zieht sich gegen S10’W eine wichtige Störungslinie, dieAkaishi-Spalte, von auffallend geradli- nigem, dem Tenriuthal parallelem Verlaufe. Sie wird topographisch durch einen fortlaufenden Zug von Tiefenfurchen gekennzeichnet; in welche die oberen Theile der linken Seitenthäler des Tenriu fallen. Westlich jenseits dieser Linie beobachten wir bis zur Thalsohle des Hauptstromes nur das Gneisssystem, dessen Schichten durchweg gegen W geneigt sind ; und östlich diesseits derselben den gefalteten Complex phyllitischer Sambagawaschie/er, über welchem weiter östlich das zu den höchsten Gipfeln des Akaishigebirges ansteigende palaeozoische Gebirge aufruht. Liegt der westlichen Neigung des Grneisssystems keine gegen Ost gerichtete Ueberfaltung zu Grunde, so lagert zu unterst ein sehr an Tuffbildung erinnernder Hornblende- gneiss von porphyroidischem Charakter, der Kashiogneiss, welcher in seinem ganzen Streichen von der Akaishilinie abgeschnitten wird, und dessen Liegendes somit dem Bereich unserer Beobachtung ent- zogen ist; darüber ruht eine verhältnissmässig schmale Zone von- häufig Hornblende-führendem, mittelkörnigem Biotitgneiss, in dessen oberem Theile sich gern Kalk- und Eklogitlager einstellen. Ueber demselben folgt in grosser Ausdehnung der Granitgneiss, welcher sehr häufig zonenartige oder linsenförmige Partien von schiefrigem Gneiss, von dem sehr an Cornubianit erinnernden Riokeschiefer, von 42. Kashiogneiss. Amphibolit und Chloritschiefer einschliesst. Der Akaishispalte ganz analoge Linien sind das Kinokawa- und das Yoshinogawathal in Kii und Shikoku, welche ebenfalls eine ganz scharfe Trennung zwischen den Gebieten des Gneiss- und des krystallinen Schiefersystems bedingen. Wir schreiten nun zur Betrachtung der am Aufbau des Gneiss- systems theilnehmenden Gesteine. Kashiogneiss.—Der Kashiogneiss, so benannt nach der Lokalität Kashio (Inagöri, Shinano), ist durchweg ein graugrünes, zuweilen plattig spaltendes Gestein von ausgezeichnet porphyroid- artigem Charakter. In einer feinkörnigen oder dichten, aus Quarz, Orthoklas, Oligoklas und Hornblende bestehenden Grundmasse liegen meist bis 2 mm grosse, weisse Feldspathkörner eingesprengt. Die stets grüne, faserige Hornblende kann zuweilen grössere Dimen- sionen erreichen, während sehr selten grössere Quarzkörner wahrge- nommen werden. Durch den Wechsel je nach dem Hornblendege- halt dunkler und lichter Lagen tritt die Schieferstruktur deutlich hervor. Die Armut an Glimmermineral ist charakteristisch. Ac- cessorisch treten Magnetit und Titanit auf. Im ganzen ruft dieser Hornblendegneiss durch seinen porphyroidischen Habitus den Eindruck hervor, als ob er ein metamorphes Tuffprodukt eines dioritischen Gesteines sei. Er bildet das unterste sichtbare Glied des Grneisssystemms im Tenriugebiet und ist nirgendwo sonst bekannt geworden. Nachfolgend sind zwei Analysen des Kashiogneiss : I. von Yökaichi, Shimo-inagöri, Shinano, spec. Gew. 2,869 il. "„, Toyamagawa,ı = ” ” ER 1 14 SiO, 58,97 63,81 AL,O; 20,37 19,09 Fe,0, 1,25 2,63 Feo 6,88 1,83 CaO 8,47 6,81 MgO 0,21 1,01 K,0 3,11 3,14 Na,0 1,32 Spur H,O 1,01 1,83 Biotitgneiss. 43 Biotitgneiss.—Der gemeine Gneiss ist in Japan nur in rela- tiv geringem Maassstabe vertreten. Er tritt theils als eine lokale Facies des Granitgneiss, theils als eine selbständige Zone im Gneiss- system auf. Seine Verbreitungsgebiete sind der südliche Theil der Mutsukette, das Abuisumagebirge, die Westflanke des Akaishi- gebirges, Awajı, die Nordküste von Shikoku, die Nordflanke des Südkiushiugebirges, die Mino-Hida-Hochfläiche, die Yanaizu- Halbinsel am Setouchi und die Sonokihalbinsel nördlich bei Naga- sakı. An einzelnen Stelien, wie an der Wurzel der Takanawa- halbinsel, in Sanuki und an der Ostküste von Awaji nördlich bei Sumoto taucht er in unbedeutenden Partien innerhalb granitischer Massen hervor, sodass über seine Beziehungen zu den übrigen S:hichtgesteinen nichts zu ermitteln ist. Er ist verhältnissmässig arm an Abänderungen. Der häufig hornblendeführende Biotitgneiss waltet vor. Seine Struktur ist meist schiefrig; flaserige, gestreckte Struktur oder lagenweise parallele Anordnung der Gemengtheile kommt da und dort vor. Unter den ac:essorischen Gemengtheilen werden gewöhnlich beo- bachtet Apatit, Zirkon, Maenetit und Titanit. Granitoide Aus- scheidungen, welche aus Quarz, Orthoklas, Oligoklas und Muscovit bestehen, kommen häufig vor. Der Muscovitgneiss ist nur spärlich vertreten. In der Mino- Hida-Hochfläche, z. B. östlich unterhalb Amotöge in Hida und bei Azukizawa im Miyagawa-Thal an der Grenze von Hida und Etchiu kommt innerhalb des Biotitgneiss ein Graphitgneiss vor, in we!chem das Glimmermineral durch Graphit ersetzt ist. Riokeschiefer.—Der im allgemeinen sehr an den Cornubianit erinnernde Riokeschiefer kann im ganzen als ein Biotitschiefer bezeichnet werden, welcher einerseits durch das reichliche Auftreten von monoklinem und triklinem Feldspath in den Gneiss und andererseits durch das Ueberwiegen von Quarz bei abnehmendem Glimmer- und Feldspathgehalt in den Quarzit übergeht. Fast stets besteht die Mineralcombination aus Quarz, Biotit und mehr oder weniger Feldspath ; der Magnetit ist ausserdem der stete Begleiter. Die Korngrösse ist fein bis dicht; die Färbung hell-, dunkelgrau oder dunkelxöthlichbraun. Der typische dunkelgraue Riokeschiefer erscheint einem umgewandelten Grauwackensandstein oder Thon- 44 Riokeschiefer, schiefer des Granitcontakthofes makroskopisch wie mikroskopisch täuschend ähnlich, indem der Biotit in kleinen, scharf begrenzten, dicken, tombackbraunen Tafeln zwischen den Quarzkörnern zer- streut liegen. Der Biotit ıst sehr häufig mit dem Muscovit ver- wachsen, zwar derart, dass jener von diesem umgeben wird. Wo grössere Quarz- und Feldspathkrystalle innerhalb einer feinkörnigen Grundmasse liegen, bildet sich eine typische Mörtelstruktur heraus. Zuweilen tritt das Glimmermineral gänzlich zurück, dabei nimmt der Plagiokles zu (Tohara, Inagör in Shinano). Accessorisch treten Hornblende und Granat auf. Im grossblättrigen Biotit eines Riokeschiefers vom Higashimatatoge an der Grenze Mikawa-Shi- nano wurden prächtige Sageniteinschlüsse beobachtet. Der gneiss- artige Riokeschiefer an der Grenze von Minami-shidaragöri und Higashi-kamogöri in Mikawa ist lokal durch einen reichen Graphit- gehalt ausgezeichnet (Wagö und Tawara). Im folgenden führe ich zwei Analysen des Riokeschiefers an. I. stammt von Nishiura bei Rioke (nach welcher Localität wir das Gestein genannt haben) in Suchigöri, Tötömi ; II. von Sakyo, Inagöri, Shinano. 1% Euge SıO, 68,17 64,47 ALO, 16,30 21,90 F80, 4,76 FeO 1,35 CaO 2,49 6,21 MgO 0,82 0,81 K,O 2,56 0,08 Na,O 4,30 1,35 K,O 2,05 0,81 Spec. Gewicht 2,641 2,725 Bei Urakawa im Tenriugebiete tritt der Riokeschiefer mit dem Kashiogneiss zusammen auf. Er kommt allenthalben (im Aka- ishi-,Suzuka-, Südkiushiugebirge) als Finlagerungen im Granit- gneiss vor und schliesst auch selbst dünne Granitgneisslagen und zweilen Marmorlager ein. An verschiedenen Stellen, z. B. im Wakagawathal westlich bei Kurosawajiri am Öshiukaido südlich von Morioka, nördlich bei Kompira in Sanuki beobachtet man ganz Riokeschiefer. Hornblendegneiss und Amphibolit. 45 im Granit eingeschlossene Massen von einem schiefrigen Gestein, dessen petrographischer Charakter mit dem des Riokeschiefers iden- tisch ist. Es sind vielleicht beim Granitdurchbruch eingeschlossene und umgewandelte palaeozoische Grauwackensandsteine oder 'Thon- schiefer, vielleicht auch bei demselben Act aus der Tiefe emporgeris- sene Fragmente des Grundgebirges. Im Granitstock um Kawa- mata, östlich von Fukushima, im nordwestlichen Theil desAbukuma- gebirges kann man einen solchen schmalen Schiefereinschluss auf eine Erstreckung von ca 25 km verfolgen. An der Ostküste von Awajı südlich bei Shizuki tritt der Riokeschiefer in Gesellschaft des Biotitgneiss ganz vereinzelt im Granitgebiete auf. In der Mino- Hida-Hochfläche ist dieses Gestein noch nicht aufgefunden worden. Hornblendegneiss und Amphibolit.—Im nördlichen Theil der Mino-Hida-Hochfläche, namentlich in Hida und Echizen, taucht ein archaeisches Gebirge von ziemlich beträchtlicher Aus- dehnung aus einer mächtigen Decke jüngerer Bildungen hervor. Es treten hier wesentlich nur Gesteine zu Tage, welche als Glieder des Gneisssystems zu betrachten sind. Besonders günstige Aufschlüsse bieten die Thaleinschnitte des Takaharagawa-und Miyagawa, welche beide sich an der Grenze von Hıida und Etchiu zum Jinzügawa vereinigen. Obgleich die Schichtenfolge noch durch keine detaillirte Aufnahme hat ermittelt werden können, so scheint der Complex wesentlich aus Granitgneiss, Gneiss, Hornblendegneiss und Am- phibolit mit häufigen Einlagerungen von krystallinem Kalk, Gram- matitfels, Graphitgneiss, Granulit, Quaxzit u. a. zu bestehen. Vorherischend sind der Hornblendegneiss und Amphibolit, welche eine innige Verknüpfung mit einander zeigen. Der grob- bis fein- körnige Hornblendegneiss enthält in der Regel mehr Plagioklas als Orthoklas. Neben den wesentlichen Gemengtheilen Quarz, Feld- spath und Hornblende sind als accessorisch zu erwähnen Zirkon, Apatit, Magnetit, Eisenglanz und Titanit, welch letzterer stellen- weise in Kıystallen von einigen mm Länge vorkommen. Oft verschwindet die Schieferstruktur, und das Gestein wird regellos körnig. Durch den abnehmenden Gehalt von Quarz und Feldspath geht dasselbe in Amphibolit über, welcher bald in mächtigen selb- ständigen Zonen, bald als unbedeutende Einlagerungen im Horn- blendegneiss auftritt. Dieser besteht wesentlich aus etwas Plagio- 46 Granitgneiss. klas und vorherrschender Hornblende und wechselt ausserordentlich in der Korngrösse. Die Schieferstruktur ist stets deutlich. Stellen- weise erreicht die Hornblende grössere Dimensionen. Der Gram- matitfels, welcher oft mit körnigem Kalk als Einlagerungen im Hornblendegneiss und Amphibolit auftritt, besteht aus Grammatit, Quarz und Granat. Der krystalline Kalk ist meist grobkörnig und farblos und enthält häufig vollkommen krystallisirte Graphit- blättchen oder Biotit. Granitgneiss.—So räthselhaft dıe Bildung des Granitgneiss sein mag, welcher einerseits mit dem schiefrigen Gneiss durch Uebergänge in engem Zusammenhange steht und andererseits, die sogenannten Riokeschiefer durchbrechend, unzweifelhafte Merkmale eruptiver Bildung an sich trägt ; so schwer es in manchen Fällen sein mag, ihn von den jüngeren Graniten mit einer hochgradigen Kataklasstruktur zu trennen: er muss als eine der ältesten Forma- tionen hier aufgeführt werden. Er tritt ausgedehnte Areale einneh- mend, in Gesellschaft von Riokeschiefern, Biotitgneiss und Kashio- eneiss auf, zwar bald anscheinend als ein normales Glied der archzeischen Schichtenreihe, wie im Tenriugebiete, bald- als ein intrusives Lager von enormer Mächtigkeit. Was vor allem betont werden muss, ist sein hohes Alter und seine innige Verknüpfung mit den Gesteinen des Gneisssystems. Zum mindesten ist uns kein Fall bekannt, wo er intrusiv in den Sambagawaschiefern aufsetzt. Wir könnten ihn auch füglich kurzweg Granit bezeich- nen; jedoch lässt uns eine eigenthümliche parallele Anordnung der Gemengtheile, welche er allenthalben zur Schau trägt, und welche wohl schliesslich auf Druckschieferung zurückzuführen sein wird, rathsamer erscheinen, ihn als Granitgneiss von den jüngeren Graniten zu scheiden. Der Granitgneiss ist in Japan weit verbreitet. Er tritt im süd- lıchen Theile der Mutsukette, im Abukuma-, Akaishi-, Suzuka-, Kasa- gi-und Katsuragigebirge, sowie im nördlichen Theile des Südkiushin- gebirges und in der Mino-Hida-Hochfläche auf. Er ist ein regellos körniges Aggregat von Quarz, Orthoklas und Biotit, denen sich stets etwas Oligoklas und oft faserige, grüne Hornblende oder Muscovit zugesellen. Accessorisch sind Magnetit, Apatit, Zirkon, zuwei-- len Titanit, Granat, Sillimanit vertreten. Der Quarz zeigt nie Granitgneise. 47 eine krystallographische Begrenzung. Der sehr häufig die undulöse Auslöschung zeigende Feldspath tritt nur selten in idiomorphen Krystallen auf und ist meist mehr oder weniger kaolinisirt. Das Glimmermineral pflegt häufig chloritisirt zu sein, wodurch die ganze Gesteinsmasse eine grünliche Färbung erhält. Die Struktur wie Zusammensetzung wechselt mannichfach. Der Uebergang in den schiefrigen Gneiss wird durch die parallele Anordnung der Glimmerlamellen, welche indess kurz abgesetzt erscheinen, herge- stellt. Trotz der Aehnlichkeit zwischen dem jüngeren Granit und dem Granitgneiss, welche die "Trennung beider sehr erschwert, sodass bei der Feldaufnahme manche Verwechselungen vorgekom- men sein mögen, ist doch dem Granitgneiss ein eigenthümlich klas- tischer Charakter (Kataklasstruktur) eigen, welcher durch die un- regelmässige Begrenzung von Quarz und Feldspath, von denen jener u.d. M. meistens in ein Aggregat von optisch verschieden orientirten Körnern zerfällt ; ferner auch ein abrupter Wechsel ın der Korngrösse der Gemengtheile, wie in den 'Tuffgesteinen. Ges- treckte Struktur wird auch stellenweise gesehen, zuweilen tritt ein gewissermaassen an den flaserigen Augengneiss erinnernde Struktur auf, indem sich die Glimmerlamellen um die grösseren Feldspathkrystalle anschmiegen. Der Hornblendegehalt kann stel- lenweise bis zum gänzlichen Verdrängen des Biotits zunehmen, dann entsteht ein Hornblendegneiss. Wie in den jüngeren Gra- niten kann als Regel gelten, dass Quarz und Orthoklas bei zunehmen- der Hornblende zurücktreten, es findet dann ein Uebergang in den Amphibolit statt. Auch ist zuweilen eine granulitähnliche Abände- rung zu beobachten, indem der Biotit ee zurücktritt, dafür sich Granat einstellt. Der Granitgneiss ist die älteste eruptive Formation Japans. Er selbst wird vielfach von Gängen und Stöcken von Granit und Diorit durchsetzt. Jüngere Granitintrusionen erschweren wegen der petrographischen Aehnlichkeit in hohem Grade die Untersu- chung des Granitgneissterrains, welches an und für sich ein einför- miges, deshalb kein anziehendes Aufnahmsfeld bildet. 48 | Krystallines Schiefersystem. Das krystalline Schiefersystem. Bildungen, welche nach ihrem petrographischen Charakter sowie nach ihrer stratigraphischen Stellung als Aequivalente des huronischen Systems anderer Länder aufgefasst werden müssen, sind in Japan in nicht minder grosser Ausdehnung als das Gneisssystem bekannt. Sie erscheinen im Abukuma-, Quanto-, Akaisbigebirge und im unteren Theile des Kinokawa-Gebietes in Kii und zeigen auf Shikcku die mannichfaltigsste und reichste Entwickelung; sie tauchen endlich an verschiedenen Punkten auf Kiushiu, ferner ın Chiugoku in einer ganz kleinen Partie beim Kupferbergwerk Fukiya in Bitchiu und in Hinogöri in Höki hervor. In der Mino- Hıida-Hochfläche sind sie noch nicht anstehend mit Sicherheit nachgewiesen worden ; wahrscheinlich sind sie hier, wenn überhaupt vorhanden, nur spärlich vertreten. Die Gebiete der beiden archaeischen Systeme werden überall, soweit unsere Untersuchung bis jetzt reicht, durch tiefgreifende Verwerfungslinien von einander geschieden. Diese erschweren in hohem Grade die Erkenntniss ihrer gegenseitigen Lagerungsverhält- nisse sowie ihrer vollständigen Schichtenfolge. Wir sind deshalb zur Zeit nicht im Stande anzugeben, welches eigentlich das oberste Glied des Gneisssystems, welches das tiefste Glied des krystallinen Schiefersystems sei, oder ob nicht zwischen beiden Systemen eine Discordanz existire. Unter allen Gebieten in Japan, welche von den krystallinen Schiefern eingenommen werden, scheint dasjenige von Shikoku die reichste und vollständigste Entwickelung von Gesteinen aufzuweisen. Es dünkt miraber angemessener unsere Betrachtung dieses Systems nicht mit diesem, sondern mit demjenigen am Nord- rande des Quantogebirges zu beginnen, dessen eingehende Unter- suchung Korö unternommen hat. Die Sambagawa-Schiefer.—Durch die Arbeit „On the Sambagawan Series‘ hat Korö* eine genauere petrographische Untersuchung des japanischen krystallinen Schiefersystems ange- bahnt. Er scheut sich mit gewissem Rechte davor auf jene Gebilde, welche den untersten sichtbaren Schichtencomplex im Quanto- * B. Korö, On the so-called Crystalline Schists of Chichibu (Journal of the Col- lege of Science, II, Tokio, 1889, p. 77.) Sambagawaschiefer. Sericitschiefer. 49 gebirge ausmachen, die Bezeichnung „krystalline Schiefer “ zu übertragen, geschweige denn ihnen das archaeische Alter zuzuspre- chen, weil sie durchweg einen phyllitischen Habitus zur Schau tragen. Sericit, Epidot und Calcit seien ihre bezeichnendsten Gemengtheile; sie schlössen sich innig den alpinen Casanna- Schiefern oder den altpalaeozoischen Sericitgneissen und -Schiefern Nassau’s oder des Taunus an. Die Bezeichnung ‚ Sambagawan Series,“ welche er für den Complex nach der Lokalität, wo dessen Schichtfolge am klarsten erkannt werden konnte, vorschlägt, lässt die chronologische Frage ausser Spiel. Aber es fehlt ja gar nicht an manchen Repräsentanten archaeischer Phyllite ; überdies kennen wir bis Jetzt kein einziges Argument, welches etwa beweisen würde, dass die Sambagawa-Schiefer nicht archaeisch, sondern jünger, d. h. palaeozoisch seien. Wir handeln daher am naturgemässesten, wenn wir zwar denvon Koro vorgeschlagenen Namen annehmen, aber dem fraglichen Phyllitcomplex einen Platz im oberen Theil der ar- chaeischen Gruppe einräumen. Die Sambagawaschiefer des Quantogebirges bestehen aus einem über 300 m mächtigen Complex von Phylliten, welche durchweg Spuren hoher Druckmetamorphosen an sich tragen. Sie werden von Koro in drei Stufen eingetheilt. Die untere Stufe besteht aus dem normalen Senricitschiefer ; die mittlere aus einer Wechsellagerung von geflecktem Graphitsericitschiefer und Chlorit- amphibolit. Die Grenze dieser beiden Stufen wird durch dünne Einlagerungen von Piemontitschiefer gekennzeichnet. Die obere Stufe besteht aus dem Epidotsericitgneiss. Der normale Sericitschiefer, resp. Sericitgneiss, ist ein grünlich- oder lichtgraues, wellig dickschiefriges Gestein. Die Hauptmasse besteht aus Quarz, der sich mikroskopisch in ein un- regelmässig körniges Aggregat auflöst, und gelblichweissem oder lichtgrünem, seidenglänzendem Biotit (Sericit). Accessorisch charak- teristische Gemengtheile sind Calcit und Rutil. Ausserdem treten auf: Feldspath, dessen Menge sehr: wechselt (vorwiegend Ortho- klas) ; makroskopisch schon sichtbarer, grünlichgelber Epidot, reich an Eisenglanz- und Rutileinschlüssen, ferner lichtgrüner Granat und selten Piemontit. Charakteristisch ist das Fehlen von Apatit. Das Eisenmineral scheint allgemein in den Sambagawaschiefern in Form 50 Pienontitsshiefer. Graphitsericitschiefer. von Eisenglanz und Pyrıt vorhanden zu sein. In der ganzen eschreibung von Korö findet mın überhaupt keine Angabe über Magnetit in denselben. Dass derselbe jedoch nicht ganz fehlt, zeigt ein Chloritamphibolit bei Minano im Arakawathal, in dessen grüner Grundmasse zahlreiche, zierliche Magnetitoktaedereingesprengt sind. An der Grenze der unteren Sambagawa-Stufe gegen die mittlere sinddünne Lagen vonsogenanntem Piemontitschiefer eingeschal- tet, welche einen ausgezeichneten Orientirungshorizont abgeben. Es istein dichtes, quarziges, dünnplattiges Gestein, welches in Folge seines Piemontitgehaltes wundervoll violetroth gefärbt ist. Seine Gemeng- theile sind neben dem Piemontit Quarz, Sericit, ausserdem grünlich- selber Granat, Rutil, unregelmässig begrenzte Feldspathkörner (ohne Streifung) und blutrother Eisenglanz in hexagonalen Täfelchen. Der gefleckte Graphit sericitschiefer oder kurz der gefleckte schwarze Schiefer besitzt eine grob- oder dünnschiefrige Struktur und besteht wesentlich aus Feldspath, Serieit, Graphit, Eisenglanz und Quarz, denen sich accessorisch Turmalın, Granat und Rutil zugesel- len. In frischem Zustande änsserlich dem sächsischen Garbenschie- fer nicht unähnlich, erhält er bei der Verwitterung das Aussehen eines grobschiefrigen, braunen Glimmerschiefers mit hervorragenden, dun- klen Flecken und wird bei noch höherem Grade der Verwitterungtalk- schieferähnlich. Die dunklen, bis 4em grossen Flecke bestehen aus an Einschlüssen von Graphit, Granat, Turmalın, Actinolith und an- deren Mikrolithen ausserordentlich reichen und infolge dessen dunkel gefärbten Plagioklaskörnern, welche selten polysynthetische Zwil- lingsstreifen zeigen. Esist bemerkenswerth, dass der diesem Gesteine sehr typische Turmalin in vollkommen ausgebildeten Krystallen auf- tritt und in der Regel an dem durch-2R begrenzten antilogen Pol dunkler gefärbt ist alsan dem durch +R begrenzten analogen Pol. Der gefleckte Chloritamphibolit oder kurz. der gefleckte grüne Schiefer ist meist unvollkommen schiefrig und besitzt eine grasgrüune Färbung mit unzähligen weissen, 4-2 mm grossen Feld- spatheinsprenglingen, welche dem Albit angehören.* Er gleicht * Ein Chloritamphibolit, den ich von Besshi in Iyo mitbrachte, besitzt 7-8 mm grosse Feldspatheinsprenglinge. Die Analyse derselben ergab folgende Zusam- mensetzung: S10,66.92, A103 20.56, CaO 0.80, Na,O 7.39, ausserdem Fe&0, 0.64, MgO 0.92, Kz0 Spur, Hz0 1.00, welche gewiss von Verun- reinigungen herrühren. Hieraus schon folgt, dass das Mineral Albit ist. Chloritamphibolit. Epidotsericitgneiss. Tenriügebiet. 51 durchaus dem sächsischen Grünschiefer, von welchem er makro- skopisch wie mikroskopisch nicht unterschieden werden kann. Die Feldspathkörner enthalten Einschlüsse von viel Epidot und wenig Actinolith und Turmalın, auch von Granat. Die grasgrüune Hauptmasse des Gesteines besteht aus Chlorit, dem sich Epidot, Actinolith, dann und wann Caleit zugesellen. Eisenglanz und Pyrit sind zahlreich vorhanden, während Quarz und Rutil unter- geordnet, und Titanit zuweilen erscheinen. Der Epidotsericitgneiss der oberen Sambagawa-Stufe stellt im unteren Theil des Complex ein dickplattiges, mehr oder weniger graphitreiches Gestein dar, während er nach oben hin infolge zuneh- menden Sericitgehaltes in ein sehr dünnschiefriges Gestein übergeht. Er besteht wesentlich aus Quarz, Feldspath, farblosem oder lichtgrü- nem Sericit. Farbloser Epidot und Tremolit sind in dem Sericit- aogregat eingebettet. Ausserdem tritt der Granat auf, während Rutil fehlt, und Caleit nur zuweilen beobachtet wird. Betrachten wir nun die übrigen krystallinen Schiefergebiete Japans, so sind die bezüglichen Untersuchungen leider ncch sehr mangelhaft. Im Tenriugebiete sind von den Sambagawaschiefern der Grapbitsericitschiefer, Chloritamphibolit und Epidotsericitgneiss auf dem Ostflügel der Akaishilinie ganz in derselben Weise wie am Nord- rande des Quantogebirges entwickelt. Indessen kommen der normale Serieitschiefer und Piemontitschiefer, so weit bis jetzt untersucht, gar nicht zum Vorschein. Im südlichen Theile des Abukumagebirges, nämlich in Ta- gagödri, haben wir bei Gelegenheit der Aufnahme der Kitsuregawa- Sektion durch ÖTSUKA, einen gewöhnlichen braunen Sericitschiefer kennen gelernt, der meist durch den Granitcontakt in einen granat- führenden Glimmerschiefer umgewandelt ist, und welcher der un- teren Sambagawa-Stufe des Quantogebirges entsprechen mag. Von dem übrigen grösseren Theile des Abukumagebirges kennen wir durch Kocaige’s Uebersichtsaufnahme das Vorhandensein mannich- faltiger Schiefergesteine, über deren stratigraphische Folge wir aber keine Beobachtungen besitzen. Es werden folgende Gesteine auf- gezählt: weisser Granulit mit Granat und Turmalin. (Arasawa, 52 Abukumagebirge. Kitakamigebirge. Hokkaidö. Kujigöri, Hitachi), zahlreiche Amphibolite, zum Theil vielleicht Amphibolite der unteren Chichibustufe, Granat-führender Glimmerschiefer, Sericitgneiss (Shindötgöe, Watarigöri, Iwaki), Chloritamphibolit (Karekitöge, Watarigöri, Iwaki), Piemontitschiefer (Kamimisaka, Iwasakigöri, Iwakı). Es sind hier also auch gewiss Sambagawaschiefer vertreten. Im Kitakamigebirge tritt höchst wahrscheinlich kein kry- stalliner Schiefer, überhaupt kein archaeisches Glied zu Tage. Denn die beiden von NAUMANN auf der Uebersichtskarte I. ausgeschiede- nen archaeischen Gebiete dieses Gebirges um Gorintöge und in NE von Morioka, sowie dasjenige—gelegentlich sei dies hier erwähnt— im Süden von Hirosaki, bestehen, wie ich mich auf meiner vorjäh- . rigen Reise überzeugt habe, nicht aus archaeischen, sondern aus stark gefalteten Schichten des Chichibusystems. In Hokkaidö ist nach JımBö das krystalline Schiefersystem, überhaupt das archaeische Gebirge in sparsamer Weise vertreten, ist aber bis auf einige Gerölle von Chloritamphibolit, Amphibolit und Phyllit, welche im Gebiete des Teshio- und Ishikarigawa gefun- den wurden, noch nicht mit Sicherheit nachgewiesen worden. Bei Mitsuishi sollen geringe Aufschlüsse dieser Gesteine vorhanden sein. Inder Mino-Hida-Hochfläche ist die Existenz krystalliner Schiefer bis auf einige Gerölle von geflecktem Graphitsericitschiefer, welche MATSUSHIMA im nordöstlichen Echizen auffand, nicht ermit- telt worden. Die Kii-Halbinsel, zwischen dem Akaishigebirge und Shi- koku, wo mannichfaltige Schiefergesteine zur Entwickelung gelan- gen, gelegen, müsste eigentlich eine reiche Entfaltung des krystal- linen Schiefersystems aufweisen. Dies scheint indessen nicht der Fall zu sein. Ein grosser Theil der von YAmAsHITA bei Gelegenheit der Uebersichtsaufnahme in Jahre 1887 als krystalline Schiefer ausge- schiedenen Gesteine erwies sich bei der Aufnahme der Sektion Yok- kaichi durch denselben Beobachter als Pyroxenite, Amphibolite, Ser- pentine und Quarzite der unteren Chichibustufe. Jedoch scheinen phyllitische Gesteine und Glimmerschiefer im Gebiet des Kinokawa- Längsthals aufzutreten. Nach Örsuka’s Beobachtung ist die Gren- Mino-Hida-Hochfläche. Kii. Südkiushiu. Chiugoku. 53 ze zwischen diesen Gesteinen und den Pyroxeniten im oberen Kuma- nogawathal keine scharf markirte ; diese scheinen conform über jenen gelagert zu sein. Von einer nicht näher bekannten Lokalität östlich von Wakayama (Iimorizan, Nakagörı) ist ein Itabirit-artiger, aus Quarz und Eisenglanz bestehender Schiefer, und von Okinoshima, einer kleinen Insel im Yuranoto, der Piemontitschiefer bekannt. Das Südkiushiugebirge in seiner Gänze wird erst in diesem Sommer in den Bereich unserer Uebersichtsaufnahme gezogen werden. In Higo sind wohl nach Suzukr’s Untersuchung Glieder des Gneisssystems, aber kein krystalliner Schiefer vertreten. Nur südlich bei Takahama auf Amaxa-Shimojima ist ein kleiner Auf- schluss von Sericitschiefer, Chloritamphibolit und Graphitsericit- schiefer beobachtet worden. | Auf der Sonoki-Halbinsel bei Nagasaki sollen nach Korö’s Mit- theilung Chloritamphibolit und Glaukophanschiefer vorkommen. In Chiugoku wurden von ÖTSURA bei dem Kupferbergwerk von Fukiya (Kawakamigöri, Bitchiu) und mn dem südwestlichen Theile von Hinogöri (Höki), namentlich bei Kasumi, wechsellagernde Chlo- ritamphibolite und Graphitsericitschiefer beobachtet, welche, ohne dass eine scharf markirte Discordanz aufzufinden wäre, von dem Pyroxenit der unteren Chichibustufe überlagert werden. Bei Yama- motomura zwischen Kasumi und Tari wird der Graphitsericitschiefer von Sericiteneiss unterlagert. Die Schichtenfolge der Sambagawa- schiefer scheint also im Grossen und Ganzen mit derjenigen im Quan- togebirge übereinzustimmen ; nur fehlt hier der Epidotserieitgneiss. Wir schreiten nun zur Betrachtung der in Shikoku entwickel- ten Schieferformation. Die mit wechselnder Breite von Tokushima in südwestwestlicher Richtung bis zum Sadanomisaki hinziehende krystalline Schieferzone dieser Insel besteht aus im Grossen und Ganzen nordgeneigten Schichten. Siewirdnördlich durch eine grosse, longitudinale Verwerfungskluft begrenzt, welche längs des Yoshino- gawathals unterhalb Ikeda, dann weiter westlich längs des Nord- fusses des Gebirges, die Takanawa-Halbinsel von Shikoku’s Rumpf trennend, bis zum ebengenannten Misaki verläuft. Bezüglich der . stratigraphischen Verhältnisse, die hier herrschen, verdanke ich Herrn Prof. Korö, der im Auftrage unserer Anstalt eine Uebersichtsauf- nahme dieses Gebietes in den Jahren 1886 und 1887 vollführt: hat folgende Notizen. Ein Problem von schwer wiegender Bedeutung liegt bier vor, zu dessen Lösung der Schlüssel noch nicht gefunden wordenist. Ziehen wir ein Querprofil durch diese Schieferzone dort, wo dieselbe vollständig entwickelt zu sein scheint, z. B. in der Gegend des Yoshinogawa-Querthals südlich von Ikeda, so würde sich fol- gendes Schema der Schichtfolge von oben nach unten ergeben: Chloritamphibolit und Glaukophanschiefer, mächtig, mit drei Piemontiteinlagerungen und Quarzitlagen ; Quarzit, dunkler, vollkommen schiefriger, quarzarmer, feinkörniger oder dichter Grapkitgneiss, mächtig, mit einer Einlage- rung von buntem Quarzıt und einer mächtigen Zone von lichtgrauem, grauwackensandsteinartigem, 'Turmalin-rei- chem Granulit, welcher besonders gut um Oboke aufge- schlossen ist ; Quarzit, Graphitgneiss mit Quarzitlagen. Es ist durchaus auffallend, dass, je tiefer wir in dieser nordgeneigten Schichtenfolge hinabsteigen, desto ju- gendlicherder ganze petrographische Habitus wird,den die einzelnen Glieder zur Schau tragen. So besitzt der Graphitgneiss, mit dem Chloritamphibolit und Glaukophanschiefer, welche wahrscheinlich mit den Sambagawa-Schiefern gleichalterig sein mögen, verglichen, einen ganz thonschieferähnlichen Charakter, und jenerfeinkörnige Granulit ein durchaus grauwackensandsteinähn- liches, klastisches Aussehen. Es sind dies Merkmale, welche uns leb- haft an die palaeozoischen Schichtgebilde erinnern. Der Gedanke liegt nun nah, ob nicht diese eigenthümliche Schichtfolge in Wirk- lichkeit die umgekehrte und durch Ueberkippung zu erklärensei; oder ob hier nicht noch unaufgedeckte, parallele Lingsbrüche vorliegen, bei denen das Ausmaass der Verwürfe gegen Süden zunimmt. Die Entscheidung dieser Frage ist der Zukunft vorbehalten. Der Glaukophanschiefer* ist eigentlich ein Chloritam- phibolit, in welchem die Hornblende durch Glaukophan vertreten ist. Sehr häufig beobachtet man ja in diesem Glaukophan-reiche Partien. Das Gestein zeigt in seiner typischen Ausbildung eine grau- oder * B. Kotö, A Note on Glaucophane. (Journal of the College of Science, I.) mu Glaukophanschiefer. Physiognomie der arch. Schichten. 55 röthlichblaue Färbung. Sein äusseres Aussehen wechselt ausseror- dentlich ; bald erscheint es wie ein unvollkommen schiefriger Chlorit- amphibolit, bald wie ein dünnschiefriger Sericitschiefer. Seine Ge- mengtheile sind Glaukophan, Epidot, gelblich grüner Granat, Quarz, etwas Feldspath, Rutil, Eisenglanz und Piemontit. In der Umgegend von Besshi, wo ein-Kupferbergwerk in Betrieb ist, beobachtet man ın dem Chloritamphibolit vielfach Lager von Peridotit, Serpentin, welcher stellenweise Chromeisen führt, granat- reichem Amphibolit, Eklogit u. a. Auch trifft man hier einen Pie- montitschiefer, in welchem die Piemontitkrystalle Grössen von bis 2 cm oder darüber erreichen. Die landschaftliche Physiognomie der archaeischen Schichten. Wilde, zackige Bergformen gehen den archaeischen Gebilden ab. Steile, malerische Felsabstürze kommen nur selten, dann meistens in Querdurchbrüchen von Thälern, wie demjenigen des Yoshinogawa zwischen Ikeda und Ökubo auf Shikoku, vor. Inder Regel Lauen sie flachrunde, sanft geböschte Berge auf, welche sich durch zahllos= un- regelmässig verlaufende Erosionsfurchen in lauter stumpfpyramidale und gewöhnlich bewaldete Rücken auflösen. Blicken wir von der E- bene bei Takasakı auf das Quantogebirge oder vom Tenriuthal etwas bei Inabe auf die Akaishikette, so cantrastiren wunderbar die sanften Formen des archaeischen Vorlandes, welches, von einer Höhe über- schaut, mehr das Gepräge einer aus kleinen, flachen Hügelrücken zusammengesetzten Hochfläche trägt, gegen die wildzackigen Umrisse der hinten steil und hoch ansteigenden palaeozoischen Gebirge. Selbst der Granitgneiss unterscheidet sich trotz der ausserordentlich grossen petrographischen Aehnlichkeit, welche zwischen den beiden Gesteinen besteht, durch eben diese sanft abgeflachte Oberfäckenform von den jugendlichen Granitmassen, deren schroffe Gestalten mit fernhin weiss leuchtenden Felswänden den Beschauer zuweilen, wie der Komagatake im nördlichen Theile des Akashigebirges, lebhaft an die alpinen Dolomitberge erinnern. Wo archaeische und palaeozoische Schichten zugleich am Aufbau eines Gebirges theilnehmen, dort sind es in der Regel diese, welche die höheren Ketten zusammensetzen ; jene halten sich allenthalben an relativ niedrigere Niveaus. | 56 Eruptive Formationen der arch. Gruppe. Eruptive Formationen der archaeischen Gruppe. Es ist ein höchst charakteristischer Zug in der geologischen Entwickelung Japans, dass hier in allen Perioden der Erdgeschichte Eruptionen von massigen Gesteinen stattgefunden haben. Wir können von unseren zahlreichen, noch jetzt nicht abgestorbenen Feuerbergen, welche, gesellig an einander gereiht, von Zeit zu Zeit zum Schrecken der Umwohner ihre verheerende Thätigkeit entfalten und mit ihren Auswurfsprodukten ausgedehnte Strecken überdecken, beginnend das Schaffen des ewig regen Vulkanismus durch jedes Erdenalter zurück verfolgen. So sind es wesentlich die von Vulkanen hergeleiteten Massen, welche unsere tertiären Schichten zasammensetzen. So sehen wir ın der jungmesozoischen Periode gewaltige Eruptionen von Granit, Diorit, Porphyr, Diabas und Porphyrit, welche mächtige Tuffiormationen im Gefolge haben. Nicht minder lebhaft ist die vulkanische Thätigkeit während der paleozoischen Aera, welche Diorite, Diabase, Gabbros und Peridotite heraufförderte und zugleich die Bildung mächtiger Tuffsedimente be- dıngte. Welches sind nun die Eruptivformationen der a’chaeischen Aera? Allerdings ist es schwer angesichts des hohen Alters dieser Sedimente, welche von massigen Gesteinen aller späteren Perioden durchbrochen werden, Eruptivgesteine, deren Entstehung in die archaeische Aera fällt, von denen späterer Entstehung zu trennen. Wir haben im Granitgneiss das älteste Eruptivgestein unseres Erdraumes, dessen Durchbruch höchst wahrscheinlich in der Periode des Grneisssystems stattfand, kennen gelernt. Ausser diesem, der stets durch seine eigenthümliche Kataklasstruktur ausgezeichnet ist, ha- ben wir einen sicher archaeischen Granitit aufzuführen, dessen Bil- dung vor diejenige der Sambagawaschiefer fällt.* Sehr möglich, dass derselbe mit dem Granitgneiss identisch, d. h. dass dieser nur eine dynamometamorphe Facies desselben darstellt. Esistein häu- fig hornblendeführender im Allgemeinen grobkörniger Granitit, wel- cher stellenweise als zweiglimmeriger Granit ausgebildet ist und zu- weilen Granat enthält. In schmalen Gängen ist er als Aplit ent- wickelt. In Azugöri in Mikawa wird dieser Granit von einem wahr- scheinlich palaeozoischen Olivingabbro durchsetzt. Dass wir ar- * vergl. B. Korö, On the so-callel Crystalline Schists of Chichibu, p. 111. Eruptive Formationen der arch. Gruppe. Palaeoz. Gruppe. 57 chaeischen oder vielleicht palaeozoischen Granit besitzen, bezeugen ausserdem Granitgerölle, welche in einem Conglomerat des Chichibu- systems im Kitakawmigebirge vorkommen. Noch eine ganze Reihe anderer Momente lassen uns auf eine rege eruptive Thätigkeit während der archaeischen Aera schliessen. Ein grosser Theil der archaeischen Formationsglieder weisen durch ihren porphyroid- oder tuffähnlichen Charakter auf einen Ursprung hin, welcher mit vulkanischer Effusion in irgend welcher Beziehung stehen muss, Wir erinnern nur an den Kashiogneiss, Amphibolit, Choritamphibolit, Epidotsericitgneiss u. dergl. Die Chromeisen-ent- haltenden Serpentine, Eklogite und manche als Amphibolite be- schriebenen Gesteine, wie solche, diein der Umgegend von Besshi in Iyo Einschaltungen im Chloritamphibolit bilden, sie sind wahr- scheinlich als intrusive Lager aufzufassen. Die palaeozoische Formationsgruppe: Die palaeozoischen Schichten erlangen in Japan eine namhafte usdehnung. Sie sind es, welche beim Aufbau nicht nur der Bogenstücke der nördlichen und südlichen Aussenseite, sondern auch der meisten bedeutenderen Erhebungsinassen der beiden Innenseiten die erste Rolle spielen. Bei dem stratigraphischen Studium dersel- ben vermissen wir aber leider das belebende Moment der Fossilien, deren Vorhandensein nur auf den Krinoidenkalk, Radiolarienschiefer und Fusulinenkaik beschränkt sind. Rein peirographische Charak- tere sind es deshalb, auf die wir bei der Gliederung jenes mächtigen Schichtencomplex hauptsächlich angewiesen sind. Im Quanto und den angrenzenden Gebieten kann letzterer in zwei Systeme ein- getheilt werden, nämlich dasChichibu-System und dasKobo- toke-System, von denen jenes die ältere, und dieses die jüngere Abtheilung vertritt. E. Naumann theilt die palaeozoische Gruppe Japans in zwei grosse Abtheilungen, in eine ältere und eine jüngere, ein. Die ältere wird kurzweg als Uebergangsgebirge bezeichnet und muss nach ihm zum mindesten die cambrischen und silurischen Schichten einschliessen.* Die jüngere palaeozoische * NAUMANN, Bau u. Entstehung der japan. Inseln, p. 16, 58 Chichibu- und Kobotoke-System. Abtheilung NauMmann’s ist nun identisch mit unserem Chichibu- System, und sein Uebergangsgebirge identisch mit unserem Kobo- toke-System. Unsere Auffassung von dem Alterver- hältnisse beider ist also gerade der seinigen entgegen- gesetzt, welche auf den Verhältnissen des Quantogebirges beruhen soll. Im südlichen Theile dieses Gebirges tritt sein „Uebergangs- gebirge, aus Glimmersch efern, Phylliten, Thonschiefern und Grau- wacken aufgebaut und durch das vollständige Fehlen von Kalk- binken, Hornstemen und Conglomeraten charakterisirt,“ auf, während in dessen nördlichem Theile seine den Koblenkalk ein- schliessende, jüngere Abtheilung ansteht. Nun wird nach seinen Angaben im Kitakamigebirge der Kohlenkalk von einen mindestens 600m mächtigen Complex von Thonschiefern, dichten Quarz- gesteinen und Conglomeraten überlagert. ‚, Ueber das höhere Alter des südlichen Theiles des Quanto-Gebirges ‘‘—so sagt er, indem er lediglich auf den petrographischen Unterschied dieses Complex und seines Uebergangsgebirges Gewicht zu legen scheint—,, kann also kein Zweifel bestehen.“ * Zu einem ganz anderen Resultate gelangen wir, wenn wir das Verhältniss der beiden Systeme zum archaeischen Grundgebirge zu Rathe ziehen. Ueberschauen wir dieses, so ist es überall das Chichibusystem, welches sich unmittelbar der archaeischen Basıs anschliesst. So wird im Abukumagebirge, am Nordrande des Quantogebirges, im Akaishi- gebirge, auf der Kii-Halbinse!, Shikoku und Kiushiu das Grund- gebirge von den Schichten des genannten Systems direct übarlagert. Dagegen wurde noch nirgends ein solches Verhalten des Kobotoke- systems gegenüber dem Grundgebirge beobachtet. Iınmer werden die Gebiete beider durch eine zwischenliegende Zone des Chichibusystems geschieden, wie im Quanto- und Akai- shigebirge.. Somit ist unsere oben ausgesprochene Auffassung unabweisbar, dass das Chichibusystem die ältere, und das Kobotokesystem die jüngere palaeozoische Abtheilung repräsentirt. * Das von NAUMANN mitgetheile Profil (l. ec. p. 13), in welchem auf der „Abra- sionsfläche der Grauwacke die etwas gewundenen Hornsteine lagern “ sollen, besitzt keine Bedeutung für die Gliederung des Chichibusystems, da diese Erscheinung lediglich auf das verschiedene Verhalteı der beiden Gesteine gegen den faltenden Druck zurückzuführen ist. _ Chichibu-System. 59 Bei dieser Betrachtung lag uns der Gedanke nah, ob nicht das wesentlich aus Grauwacken und Thonschiefern bestehende Kobo- tokesystem zum Theil eine littorale Facies des vorwiegend aus Tuffen und Sedimenten eines tieferen Meeres beste- henden Chichibusystems darstellen könnte. Diese Vermu- thung hat sich besonders durch die Untersuchung $. ÖTsURA’s in der Abukuma-Hochfläche und der Tsukubakette bestätigt. Der untere Theil des stellenweise ausserordentlich mächtigen Kobotoke- systems isö als eine Seichtwasserfacies eines Theiles der oberen Chichibustufe anzusehen. Die Scheidung der palaeozoischen Sedimente in diese zwel faciell verschiedene, mächtige Systeme ist nur in den Gebirgen Kiso, Akaishi, Quanto, Ashio, Tsukuba, Abukuma und vielleicht auch Kitakami durchführbar. In Shikoku, Chiugoku, der Mino- Hida-Hochfläche u. a. scheint ein mehr oder weniger verwickeltes Ineinandergreifen der beiden Facies stattzufinden, sodass die Mög- lichkeit einer ähnlichen scharfen Zweitheilung der palaeozoischen Gruppe derzeit noch fraglich bleibt. Das Chichibu-System. Das Chichibusystem baut sich aus einem Complex mannich- facher Gesteine auf und kann in zwei Stufen getheilt werden, welche nach den Untersuchungen, besonders ÜTsukA’s* in den Distrieten Chichibu und Kanra im nördlichen Theile des Quantogebirges, von unten nach oben aus folgenden Schichten bestehen: Die untere Chichibu-( 1. Tuffpyroxenit und Tuffamphibolit Stufeoder Mikabu-- nit Serpentin, Gabbro und Gab- Stufe KoTö’s... ... | brodiorit. * SENICHI ÖTSURA, On the Geology of the Mountaindistriets of Chichibu and Kanra, 1837 (Manuscript) ; vergl. auch B. KoTö, Onthe so-called Crystalline Schists of Chichibu. (Journal of the College of Science, II, 1889.) 60 Schichtfolge des Chichibu-Systems. 2. Bunte, meist grüne oder weisse Quarzite. > resten. 4. Untere Schalsteinzone mit Quar- zit-, Hornstein- und Adinollagen und Kalkbänken mit Krinoiden- und Korallenfragmenten. 5. Wechsel von Thonschiefer und Grauwackensandstein. - | 3. Adinolschiefer mit Radiolarien- Die obere Chichibu- Stufe ie 6. Adinolschiefer, Hornsteine und | kieselige Schiefer mit Radiolari- | enresten. | 7. Obere Schalsteinzone mit ein- gelagerten Hadiolarıenschiefern, Quarziten, Hornsteinen und | Diabasdecken. 8. Fusulinenkalk. | 9, Hornsteine, Thonschiefer und L Sandsteine. Eine ähnliche stratigraphische Anordnung ist im Abukuma-, Ashio- und Akaishi-Gebirge constatirt worden. Im palaeozoischen Gebiet von Echizen an der Nordwestseite der Mino-Hıda-Hochfläche wurde von SHÖSHIRO MATSUSHIMA* von unten nach oben folgende Schichtenfolge des Chichibusystems beobachtet : 1. Grüner Tuffpyroxenit mit Gabbrodiorit, die untere Chichi- bustufe repräsentirend. Dann folgen die Glieder der oberen Chichibustufe, nämlıch : 2. Quarzit. 3. Untere Schalsteinzone mit zwei Kalklagen, einigen Adinol- schiefereinlagerungen und dünnen Quarzitbänken. 4. Grauwackensandstein und Thonschiefer. 9. Rother kalkiger Sandstein und Conglomerat. 6. Obere Schalsteinzone, im unteren Theil conglomeratisch. ’. Kohlenkalk mit Schwagerina und Fusulina. Eine ganz ähnliche Schichtenfolge wurde von TosHt SuzZukI vor Kurzem im westlichen Theil des Südkiushiugebirges, nämlich auf der Ostseite des Yatsushiro-wan constatirt. JımBö giebt für den Kohlenkalkcomplex im südlichen Kitakamigebirge folgende Schicht- * 8..Marsusurnma, A Geological Report of Echizen, 1888, Manuscript. Schichtfolge des Chichibu-Systems. Untere Chichibu-Stufe. 61 folge von oben nach unten an*: - Schalstein und Radiolarienschiefer, Conglomerat ınit Geröllen von Granit, Hornstein, Grauwackensandstein, Thonschiefer etc., Thonschiefer, Wechsel von Grauwackensandstein und 'Thonschiefer mit zwei fossilführenden Kalkzonen. Thonschiefer. Daneben erscheint ein mächtiger, fossilloser Wechsel von Grau- wackensandstein und Thonschiefer, dessen Schichtstellung zu jenem fossilführenden Complex noch nicht mit Sicherheit konnte ermittelt werden. Nach JrıuBö’s Angabe scheint er diesen zu unterlagern. Die Chichibuschichten kehren jenseits der Tsugarustrasse auf Hokkaidö wieder. JrmBö** zählt hier folgende Schichten auf, deren stratigraphische Aufeinanderfolge jedoch noch nicht sicher festgestellt wurde: Pyroxenit, Pyroxenamphibolit, Amphibelit, Quarzit, der stellenweise kalkig ist, Grauwackensandstein, Thon- schiefer, Schalstein, Radiolarienschiefer, Kalk, Hornstein, Adinol, Conglomerat und Breccie, welche simmtlich die nämlichen petro- graphischen Charaktere zeigen, wie die entsprechenden Schichten des Chichibusystems im Süden der ebengenannten Meeresstrasse. Nur ist es bis jetzt noch nicht gelungen irgend welche typisch car- bonische Fossilfunde zu machen, obgleich dech darüber kein Zwei- fel bestehen kann, dass in den ebenerwähnten Gesteinen unser Chichibusystem vorliegt. Die untere Chichibu-Stufe. Ueberall in Japan, soweit unsere Untersuchungen bis jetzt reichen, tritt an der Grenze des Chichibu-Systems gegen die kry- stallinen Schiefer, das heisst an der Basis desselben, eine Gruppe eigenthümlicher Gesteine auf, welche wir als das älteste Glied des * KoTorA JımBö, A Geolozgical Note of the Kitakami-Bergland, 1883, Manu- script. ** KoToRA- Jımpö, General Note on the Geology of Hokkaidö, 1889, Manu- script. 62 Pyroxzenit. Amphibolit. Chichibusystems auffassen, und welche KoTö die Mikabu-Stufe genannt hat.* Der Umstand, dass dieser Complex stets mit den mannichfaltig entwickelten Gesteinen der oberen Chichibu-Stufe verknüpft, selbst in räumlich weitgetrennten Gebieten, wie in Quanto, Shikoku, Kiushiu, auftritt, und der vorwaltend tuffige Charakter desselben sprechen für seine Zugehörigkeit zu dem sicher palaeozoischen Chichibu-System. Die ganze Mächtigkeit dieser Stufe kann im nördlichen Theil des Quanto-Gebirges auf über 400m geschätzt werden. Die wesentlichste Rolle an der Bildung dieser Schichtfolge spielt der Pyroxenit. Er ist ein mehr oder weniger geschichtetes, feinkörniges bis dichtes, aschgraues oder dunkelgrünes Gestein, be- sitzt olt einen ganz tuffigen Charakter und enthält stellenweise ein- sprenglingsartig grosse Augitkrystalle. Augit, grün oder lichtbraun und stellenweise etwas pleochroitisch, ist sein Hauptgemengtheil ; Plagioklas tritt nur selten auf. Jener wandelt sich in faserige, grüne Hornblende um; dann weiter in Chlorit. Zuweilen beo- bachtet man Epidotbildung. Linsenförmige Serpentinlagen kommen häufig im Py- roxenit vor, aus welchem sie durch Umwandlung hervorgegangen sind, und dessen unveränderte Partien sie hier und da einschliessen. Die Umwandlung des Augits in faserige Hornblende, kurz der Uralitisirungsprocess ist auch mit der Bildung des Glaukophans verbunden. Aus dem Pyroxenit entwickelt sich dann ein Py- roxen-Glaukophanschiefer und zuletzt Amphibolit, deran dem Aufbau der Stufe einen nicht unbedeutenden Antheil hat. Krystalliner Kalk und Quarzit kommen vielfach als Einlagerungen vor. Die Auflagerung der Gruppe über dem archaeischen Grund- gebirge ist überall eine discordante. Ein eigenthümlich tuffig-klastischer Charakter macht sich in der Struktur der Pyroxenite und Amphibolite geltend und unter- scheidet dieselben von den gleichnamigen echten, kıystallinen * Auf meine Veranlassung sind zuerst (1886) diese Gesteine bei der Kartirung der Sektion Maebashi als „Kasayama-Series“ ausgeschieden worden. . Obere Chichibu-Stufe. 63 Schiefern.. Korö* hat deshalb in richtiger Würdigung dieses Mo- mentes den Namen Clasto-Pyroxenit und Clasto-Amphi- bolit vorgeschlagen. Welches ist nun das Massengestein, aus dessen zeistäubtem Magma diese Tuffe hervorgegangen sind ? Dasselbe glauben wir mit Korö in dem Gabbro oder Gabbro- dorit erblicken zu können, welcher vielfach in dem Gebiet der unteren Chichibu-Stufe auftritt und noch nirgends intrusiv in den höheren Niveaus angetroffen wurde, dessen Bildung eben deshalb der Zeit der unteren Chichibu-Stufe angehört. Die obere Chichibu-Stufe. Im Grossen und Ganzen concordant wird die untere Chichibu- Stufe von den Schichten der oberen überlagert. Diese besteht aus einer Gruppe mannichfaltiger Gesteine, unter denen neben tufigen Sedimenten, Sandsteinen und T'honschiefern Absätze eines tieferen Meeres, wie Quarzite, Hornsteine, Radiolarienschiefer, Kalke, reichlich auftreten. Die Mächtigkeit der einzelnen Schichten variert in verschiedenen, selbst in einem demselben Gebiete aus- serordentlich, und es findet ein keilförmiges Ineinandergreifen der- selben allerorten statt. So schwinden z. B. die kalkigen Schichten bald zu unbeträchtlichen Bänken herab, welche stellenweise all- mählich auskeilen und ganz verschwinden; bald schwellen sie zu mächtigen Massen an, welche imposante Riffformen bilden. Die Aufeinanderfolge der petrographisch verschieden ausgebildeten Schichten ist in verschiedenen Gebieten eine wechselnde. Die obere Chichibu-Stufe ist jedoch durch die Existenz höchst charak- teristischer Schichten, wie der gewündenen, banten Quarzite und Hornsteine, der Adinolschiefer, der Schalsteine mit Kalkbänken, der Radiolarienschiefer, überall leicht wiederzuerkennen. Und obgleich in der ganzen Schichtenfolge kein über das ganze Gebiet der Japanischen Inseln gültiges Gesetz ausfindig zu machen ist, kann es als eine feststehende 'T’hatsache betrachtet werden, dass hier zwei mächtige Schalsteinzonen mit Kalkeinlagerungen auftreten, nämlich eine untere Zone mit dem Krinoidenkalk und eine obere mit dem Fusulinenkalk, welche letztere immer nahezu den obersten Horizont des ganzen Chichibu-Systems bezeichnet. Ausser- * Korö, On the so-called Crystalline Schists of Chichibu, p. 112, 64 Quarzite. Hornsteine. Adinol. Grauwackensandstein. dem ist diese Stufe durch das häufige Vorkommen von Eisenerz- lagern ausgezeichnet. Die Quarzite, bunt gefärbt, meist weiss, grau, milchweiss oder durch Eisengehalt grün oder roth ; zuweilen flintartig oder auch zellig, stellen sich u. d. M. meistens als unregelmässig körnige Quarzaggregate heraus. Bald sind sie diekbankig, bald plattig ; zuweilen tritt eine schiefrige Struktur durch parallele Anordnung von Glimmer oder Sericit auf. Hier und da enthalten sie radio- larienähnliche Reste, d. h. kleine mikroskopische kugel- oder linsen- förmige, an der Oberfläche durchbohrte Körper. Sie bilden ge- wöhnlich, wenn dünnbankig oder plattig, vielfach gefültelte Schich- ten. Bu Die Hornsteine bilden bald massige, dickbankige, bald dünnplattige, dann oft gekrösartig gewundene Schichten ; sind mit Quarziten oft eng verknüpft, in welche sie übergehen. Wegen ihrer Widerstandsfähigkeit gegen die Verwitterung ragen diese beiden Gesteine, überall schroffe, groteske Felsformen bildend, aus der Um- gebung hervor. Der Adinolschiefer ist em dünnplattiges, meist gut spal- tendes, grünlichgrau bis gelbgrün gefärbtes Gestein, besitzt einen charakteristischen, splitterigen Bruch und nimmt bei der Verwit- terung eine braunrothe Farbe und ein faseriges Aussehen an. U. d. M. ist er ein feinkörmiges Aggregal von Quarz und Feldspath, denen sich etwas Glimmer zugesellt. Accessorisch tritt der Epi- dot auf, dessen reichliches Vorhandensein der Gesteinsmasse eine. gelbgrüne Färbung verleiht. Der Grauwackensandstein ist graulichdunkel gefärbt, mittel- oder feinkörnig, besteht aus eckigen Quarz-, Feldspath- und Thonschieferfragmenten, enthält kohlige Beimengungen, ausserdem Epıidot und Glimmer und nimmt bei der Verwitterung eine grau- braune Farbe an. Er ist oft conglomeratartig durch Einschlüsse von Flint und Kalk. : Der Thonschiefer wechsellagert mit dem Grauwacken- sandsteine. Im diesem Wechsel ist oft der Adinolschiefer eingeschaltet. In einem den Fusulinenkalk überlagernden Thon- chiefer bei Nemari unweit Maiya im südlichen Kitakamigebirge (ca 100 Schritte von Maiya auf dem Wege nach Oinugawara) hat T'honschiefer. Schalsteine. 65 JıMBö folgende interessante Fossilfunde gemacht: Schwanzfrag- ment eines Phillipsia- ähnlichen Trilobiten, F'enestella, Rhyn- chonella, Productus (?), einen Ortkis-ähnlichen Brachiopoden und Krinoidenfragmente. Die Fossilführung ist auf eine schmale Zone im T'honschiefer beschränkt. Ebenso wurde von demselben Beobachter in dem kalkig sandigen 'Thonschiefer, aus welchen die kleinen, Yakejima genannten Küstenklippen im Nordost von Kobama in dem nämlichen Gebiete bestehen, Reste von Bryozoen, Brachyopo- den und Krinoiden, darunter ein Spirifer glabra(?) gefunden. Dieser T'honschiefer gehört unzweifelhaft ın dasselbe Niveau, wie derjenige, von Kobama und Mitobe, welcher, wie wir nachher sehen werden, in dünnen Bänken mit dem Kohlenkalk wechsellagert und zum Theii ebenfalls Fossilien einschliesst. Die Schalsteine.—Der Schalstein ist ein mannichfach ent- wickeltes Gestein ; bald feinkörnig und in gewissem Grade schiefrig, bald grobkörnig, bald conglomeratartig oder breccienartig oder auch durch das Vorhandensein einsprenglingsartig grosser Augitkrystalle porphyrisch, bald geht er in ein glänzendflächiges, thonschieferähn- liches Gestein über. Die Färbung wechselt von grün bis dunkelroth. In der Regel neigt sich das gewöhnlich buntgefleckte Gestein stark zur Zersetzung, sodass sehr oft die primären Gemengtheile voll- ständig umgewandelt sind. Der Feldspath ist gewöhnlich kaolinisirt, und der Pyroxen in faserige, chloritische Substanzen umgewandelt.* Caleit, Epidot, Eisenkies und Eisenoxydhydrat sind die am meisten vorkommenden, sekundären Produkte. Zuweilen ähnelt die Struk- tur ganz derjenigen des Diabases, indem die kleinen Plagioklas- krystalle Leistenform aufweisen. Caleit ist in Mandeln, Nestern oder Trümern mehr oder weniger beigemengt ; ausserdem wird die ganze Gesteinsmasse von kalkigen Adern und Schnüren netzförmig durchschwärmt, deren Auswitterung ein zelliges Aussehen hervor- ruft. Uebrigens pflegt der Schalstein in der Regel mehr oder weniger kalkig zu sein und mit Säuren aufzubrausen. Die feinkörnige, besonders kalkreiche Varietät enthält stellen- weise Krinoidenreste. Der Schalstein ist mit Quarzit, Hornstein, Radiolarienschiefer, Thonschiefer und Kalk eng verknüpft, welche stets Einschaltungen in ihm bilden, und in welche er durch Wech- * Korö führt auch Glaukophanbildung an (A Note on Glaucophane). 66 Kadiolarienschiefer, sellagerung oder Zusammensetzung übergeht. Auch Diabasdecken sind in ihm eingelagert. Nachfolgend sind zwei Schalsteinanalysen : I. ein dunkelgrünlichgraues Gestein von Kuroda, Kan- radistrict in Közuke, II. ein grünlichgraues, massıiges Gestein von Nogurizawa in demselben Distrikt. R 1I. SiO, 49,35 47,25 ALO;, 97,09 17,84 F&O; 6,22 9,46 FeO 3,49 7,20 MnO 0,22 0,14 CaO 3,69 5.15 MsO 2,45 5,97 K,O0 1,54 0,29 Na,0 1,02 2,30. H,O 2.88 8,55 99,72 100,15 Specif. Gew. 2,823 Der Radiolarıenschiefer.—Ein höchst charakterıstisches Schichtgebilde der oberen Chichibu-Stufe ist der Radiolarienschiefer. Er kommt am häufigsten als Einlagerungen in dem Schalstein, besonders der oberen Zone, vor. Petrographisch ist er als ein kieseliger, dichter, plattiger Schalstein von vorwaltend röthlich- - brauner, selten grüner Färbung, welcher in Quarzit oder Hornstein übergeht, oder als ein etwas sandiger gelbgrauer 'Thonschiefer aus- gebildet. Die Radiolarıien-enthaltenden plattigen Quarzite, welche in der Regel durch Eisenoxyd roth, auch grün gefärbt sind, zeigen bei starker mechanischer Zerdrückung in der Regel eine fein gefäl- telte, mit sericitischem Mineral belegte Oberfläche. Was die in diesen Gesteinen enthaltenen Radiolarienreste aulangt, so sind es mikroskopisch kleine, kieselige, hohle, durchbohrte Kugeln, welche mit der Kieselschale von Coenosphaera verglichen werden können und die gitterförmige Durchbrechung hier und da erkennen lassen. An den meisten bis jetzt bekannten Lokalitäten ist ausschliesslich nur diese Form vorhanden, “welche, in einer ap Radiolarienschiefer. 67 Unzahl vorkommend, die ganze Gesteinsmasse erfüllt, während im Radiolarienschiefer von Ondori im Nakadistriet und von Akamatsu im Kaifudistriet im südlichen Theil der Provinz Awa auf Shikoku neben der erwähnten Form relativ gut erhaltene Dietyomitra-ähnliche Cyrtoidschalen und nicht näher bestimmbare Spongiennadeln gefun- den werden.* Der Radiolarienschiefer ist gegenwärtig überall in Japan aufgefunden, soweit die:obere Chichibu-Stufe zur Entwicke- lung gelangt. Selbst in Hokkaidö ist er in Verbindung mit dem Schalstein nachgewiesen worden. Und es hat sich im Laufe unserer Untersuchungen die Vermuthung, welche NAUMANN aussprach, bestätigt, dass er in der Schichtenfolge nicht an einen bestimmten Horizont gebunden, sondern weit verbreitet sein würde. Ueberall und in jedem Horizont der oberen Chichibustufe, wo man ein kieseliges, dichtes Gestein findet, sei es ein Hornstein oder Quarzit, sei es ein kieseliger Thonschiefer, kann man nach der bisherigen Frfahrung erwarten, mit Hülfe des Mikroskopes jene charakteri- stischen Einschlüsse in mehr oder weniger'grosser Anzahl zu finden. Im Folgenden führe ich Analysen von zwei Radiolarienschiefern an, welche beide vom Quantogebirge stammen. I ist die Zusam- mensetzung eines röthlichbraunen, kieseligen und dünnplattigen Radiolarienschiefers von Sakahara im Kannagawa-Thal (Kanra- distriet in der Provinz Kozuke), und II die eines grünlichsrauen, thonig-schiefrigen Radiolarienschiefers von Tochikubo im Tama- eawa-Thal (Tamadistriet in der Provinz Musashi) r. II. SıO, 78,15 78,15 Al,O; 13,30 . 12,07 F&,O, 0,39 2,72 FeoO 0,90 0,80 MnO Spur Spur CaO 0,40 0,35 MsO 0,32 0,76 R,O 3,85 2,70 Na,0 1,66 Spur H;0 0,97 2,80 99,54 100,35 Specifisches Gewicht 2,678 2,657 * Yasuskı Kırucat, Report on the Geology of the Province Awa in Shikoku, June 1883, Manuscript. 68 Krinoidenkalk. Kohlenkalk. Der Krinoidenkalk.—In der unteren Schalsteinzone sind fast stets weisse, graue oder oft röthlichgrau gefärbte und in den tegionen starker Schichtenstörung krystallinische .Kalkbänke, welche häufig nicht näher bestimmbare Krinoidenstielglieder und auch Korallenfragmente enthalten, eingeschaltet. In der Regel besitzt der Kalk im oberen Niveau der unteren Schalsteinzone die bedeutendste Mächtigkeit und enthält die meisten genannten Fossileinschlüsse, welche aber durchweg schlecht erhalten sind. Dieser Krinoidenkalk scheint überall einen constanten Horizont im Chichibu-System zu bilden. Und wo er auftritt, sehen wir stets die untere Schalsteinzone entwickelt ; aber nicht immer sind wir im Stande Krinoidenreste in seiner Masse zu entdecken. Der Kohlenkalk oder Fusulinenkalk.—Den wichtig- sten, chronologisch feststellbaren Horizont nicht nur der oberen Chichibu-Stufe, sondern auch der ganzen palaeozoischen Gruppe Japans bildet der durch Fusulinen und Schwagerinen charakteri- sirte Kohlenkalk. Sein Vorkommen lässt sich in emem nur wenig unterbrochenen Zuge entlang der Aussenzone Nord- und Südjapans vom Kitakamigebirge bis zum Südkiushiugebirge verfolgen. Nur in Hokkaidö und auf der Innenseite Nordjapans ist der Fusulinen- kalk noch nicht aufgefunden worden, während er in der Mino-Hida- Hochfläche sowie in Chiugoku nicht fehlt. Der Kohlenkalk ist stets mit der oberen Schalsteinzone ver- knüpft, bildet meistens eine Einlagerung in deren oberem oder oberstem Theile oder erscheint wenigstens dicht darunter oder darüber. Ferner ist er fast stets mit rothen oder grünen, plattigen Quarzitlagen vergesellschaft, welche gewundene Schichten bilden und hänfig Radiolarienreste enthalten. Der Fusulinenkalk ist ein meist dichtes, weiss, grau oder dun- kelgran gefärbtes Gestein. Wo er krystallinische Struktur zeigt, sind die Fossilreste in der Regel nicht mehr zu erkennen. Zuwei- ten enthält er unregelmässige Hornsteinknollen oder ist so stark bituminös, dass er beim Hammezschlag stinkt. Die Mächtigkeit des Fusulinenkalkes ist eine ausserordentlich wechselnde, wie diejenige aller kalkigen Bildungen des Chichibu- Systems. Bald sinkt er zu einer unbedeutenden Bank herab, bald schwillt er zu mächtigen, über Hunderte von Metern messenden Kahlenkalk. 69 Massen an, welche riffige imposante Felsformen bedingen. Der Kinshözan bei Akasaka (Provinz Mino) an der südwest- lichen Ecke der Mino-Hida-Hochfläche ist der bekannteste und reichste Fundort des Fusulinenkalkes.. Von dort stammen un- zweifelhaft die sämmtlichen, von CONRAD SCHWAGER untersuchten Probestücke, da nur der dortige Fusulinenkalk von altersher wegen seiner Schönheit im ganzen Lande verbreitet und zu mancherlei kleinen Sachen, wie solchen, welche ScHwAGER’s Untersuchungs- material ausmachten, verarbeitet wird. Der Kinshözan ist ein flacher, meridional gestreckter Hügel. Er ist fast vollständig be- wachsen, deshalb schlecht aufgeschlossen. Auf der Ostseite stürzt er gegen die Ebene von Gifu steil ab, während er gegen West, dem allgemeinen, sanften NW W-Fallen der Schichten entsprechend, eine sanfte Lehne zeigt.* Der Kalk, aus welchem der ganze Hügel besteht, weist stellenweise sehr verschiedene Beschaffenheit auf. Bald ist er krystallinisch und weiss, bald grau in verschiedenen Tönen, bald mergelig oder eisenschüssig und roth gefärbt, bald breccienartig. Die Gesammtmächtigkeit des Kalkes ist eine bedeutende und mag wenigstens 2-300 m betragen. Im unteren Theil besonders erscheinen versteinerungsreiche Zonen, während das Gestein gegen oben krystallinisch, weiss und fossilleer ist. SCHWAGER erwähnt in diesem Kalk folgende Foraminiferen :** Frusulina japonica GUMB. Pi exilis SCHWAGER. Schwagerina Verbeeki GEINITZ? es eratieulifera SCHWAGER. Iusulinella sp. Lingulina sp. Tetratatis conica EHRENBERG. * GOTTSCHE führt an, dass die Schichten seicht SEE einfallen (Zeitschrift der deutsch. geolog. Gesellschaft, 1834, p. 653). Ich aber glanbte an einigen Stellen im nördlichen, wie südlichen Theile des Hügels ein sanftes ca 20° im Mittel betra” gendes -Schichteneinfallen gegen NWW deutlich constatiren zu können, eine Beobachtung, deren Richtigkeit neuerdings auch von Mıura bei Gelegenheit seiner Aufnahme der Sektion Nagoya bestätigt wurde, ** RICHTHOFEN, China, IV. Bd, 70 K'ohlenkalk. Endothyra crassa BRADY. Climacammina protenta SCHWAGER. eribrigera SCHWAGER. » GOTTSCHE dagegen zählt folgende Formen auf: * Archaeocidaris, Poteriocrinus, l’entacrinus (wenigstens ein 5 seitiger Stiel), F'avosites, ?Cyathophyllum, Pleurotomaria, ?Murchisonia, Bellerophon af. hiuleus Sow., 3 Fusulinen, 2 Schwagerinen, Endothyra, Trochammina und Textilaria. Im Kohlenkalk von einigen Punkten des südlichen Kitakami- gebirges, wie Kobama bei Naburi, Oinugawara, Maiya, Tsukitate u.a., und im kalkig sandigen Thonschiefer bei Kobama und Mitobe, welcher in dünnen Bänken mit dem Kalk wechsellagert, wur- den von JIMBO ausser F'usulina, welche bei Maiva und Tsukitate vorkommt, folgende Formen gefunden : Schwanzfragmente eines I’hilipsia-ähnlichen Trilobiten, 3 Spirifer, Rhynchonella, ?Productus, Euomphalus, Frag- mente von Krinoiden (darunter ein Stamm ähnlich dem C'yathocrinus goliathus WAAGEN und Joterioerirus), von Bivalven, Gasteropoden und Bryozoen (darunter ?F'enes- tella), ausserdem C'yathophyllum, Beaumontia, Serpula und ein unbestimmbares Cephalopodenfragment. Im Kohlenkalk von Nabeyama (Provinz Shimozuke) an der Südseite des Ashiogebirges, welcher durch seinen Reichthum an Krinoiden Korallen und Fusulinen ausgezeichnet ist, soll einmal ein Bellerophon, ähnlich dem von Akasaka, gefunden worden sein. Ausser an den oben erwähnten Fundorten bestehen die Fossil- einschlüsse des Kohlenkalkes in der Regel nur aus Foraminiferen und unbestimmbaren Krinoidenfragmenten, selten daneben noch aus Durchschnitten von Conchylien. Die Foraminiferen gehören zum grössten Theil der Gattung Fusulina an, und zwar scheint Fusu- lina japonica GUMBET, entschieden vorzuherrschen. *].c. ** Der Kalk von Naburi und von Mitobe ist der nämliche, den NAUMANN als „entschieden triadisch “ angiebt (E. v. Mossısovics, Ueber einige japa- nische Triasfossilien, Beiträge zur Palaeontologie Oesterreich-Ungarns und des Orients, Bd. VII. p. 166). Alter des Fusulinenkalks. Magnetitlager. fa Was nun die Altersstellung unseres Fusulinenkalkes betrifft, so gelangt SCHWAGER auf Grund seiner Foraminiferenstudien zu der Schlussfolgerung, dass schon die enge Verwandtschaft der Fusulina japonica GÜMBEL mit Z". Verneuilli MÖLLER für die Einreihung der betreffenden Schichten in die jüngere Abtheilung des Kohlenkalkes spräche, und dass unter dem untersuchten Material aus China und Japan kein ausgesprochener unterer Kohlenkalk vertreten sei. Der Ansicht GoTTSCHE’S, dass der japanische Fusulinenkalk das ganze carbonische System einschliesslich der productiven Abtheilung re- präsentire, tritt NAUMANN entgegen und bemerkt mit Recht, be- sonders mit Hinweis auf die Verhältnisse des Kitakamigebirges, dass der Fusulimenkalk im Verhältniss zu den liegenden und hangenden, sicher palaeozoischen Massen doch eme relativ nur zu geringe Mächtigkeit aufweist, um die Rolle eines Systems zu spielen.* Dass der Fusulinenkalk stets nalı der oberen Grenze des Chichı- busystems auftritt, ist ein beachtenswerther Umstand. Pflichten wir SCHWAGER’S Ansicht bei, so müssen wir also folgerichtig annehmen, dass der Chichibucomplex oder wenigstens dessen oberer Theil dem carbonischen Systeme ange- hört. Wo aber die untere Grenze dieses letzteren ziehen, darüber fehlt uns jeglicher Anhalt. Das mächtige Chichibusystem ist nun in Japan, :so weit bis heute untersucht, das älteste fossilführende Gebilde und ruht discordant über dem als archaeisch angesprochenen phyllitischen Grundgebirge. Was bedeutet aber diese Discordanz ? Gewiss eine langandauernde Periode der Denudation und vielleicht eine klaffende Lücke in der continuirlichen Folge der Sedimente. Entspricht diese Periode nicht etwa jenem Zeitraum, während dessen in anderen Erdräumen das cambrische, das sılurische und das devonische System und vielleicht gar nech ein Theil des carboni- schen zum Absatz gelangten? Oder mag vielleicht nicht der ältere Theil der paleozoischen Gruppe erst zum Absatz gelangt, aber wäh- rend der nachfolgenden Denudationsperiode wieder abgetragen wor- den sein? Diese und ähnliche Fragen können derzeit noch nicht beantwortet werden. | | Eisenerzlager.—Die Eisenerzlager in der oberen Chichibu- * E. NAUMANN, Bau u. Entstehung d. Jap. Inseln. 72 Magnetitlager. Kobotoke-System. stufe ist in Japan an räumlich weit getrennten Lokalitäten bekannt, so bei Akiyoshi in Nagato im westlichsten 'Theile von Chiugoku, bei Akasaka, Sakamoto und Iıjı in Mino, Naka-kosaka in Közuke am Nordfuss des Quantogebirges, im Yamizogebirge, im Nihondaira- sebirge, bei Kamaishi im Kitakamigebirge u. s.f. Die Erze bestehen entweder aus Hämatit oder Magnetit; und die Lager scheinen im allgemeinen an die Nähe des Kalkes oder des Schalsteines gebun- den zu sein. So soll das Hämatitlager von Akiyoshi direct von einem mächtigen Kalk, wahrscheinlich Fusulinenkalk, überlagert werden ; so treten im Kohlenkalk von Kinshözan bei Akasaka, ın dessen Nähe ein Hämatitlager vorkommt, unbedeutende Schmitzen des- selben Erzes auf. Das Magnetitlager von Naka-kosaka erscheint in Begleitung von Schalstein und Kalk; ebenso wird dasjenige von Kamaishi, welches das grösste Eisenerzlager des Landes dar- stellt, von Schalstein überlagert. Die letzterwähnte Lagerstätte ist dadurch interessant, dass in ihr mächtige, linsenförmige Massen von Granatfels eingelagert sind, ein Umstand, der für die meta- morphe Entstehung des Erzlagers spricht. Ebenso sind in dem Magnetitlager von Ohinata am südwestlichen Rande des Quanto- gebirges Granatkrystalle eingesprengt. Das ca 2m mächtige Magnetitlager von Iijji im Kisogawathal wird endlich ebenfalls von einem Kalkstein überlagert. Das Kobotoke-System. Während das aus mannichfachen Gesteinen bestehende Chi- chibusystem vorherrschend Gebilde eines tieferen Meeres repräsen- tirt, stellt der einförmige, vollständig fossillose Kobotokecomplex e.ne Seichtsee- oder littorale Facies dar. Er erreicht eine gewaltige Mächtigkeit, welche z. B. am Südrande des Quantogebirges oder in der Tsukubakette auf mehr als 2000m geschätzt werden kann. Dass er zum Theil nichts anderes als ein heteropisches Aequivalent der oberen Chichibustufe ist, beweist die Beobachtung ÖTSUkA’S in der 'I'sukubakette, dass hier übar der unteren Schalsteinzone, unter welcher die charakteristischen Schichten des Chichibusystems anste- hen, nur ein öder, ausserordentlich mächtiger Wechsel von Thon- schiefer und Grauwacke entwickelt ist. Entspricht also der obere Horizont der oberen Chichibustufe dem oberen Carbon, so bleibt uns Kobotoke-System. Physiognomie der palaeoz, Berge. 73 bezüglich des Alters des in Rede stehenden Complex, welcher dem Gesteinsmaterial nach gewissermaassen an den Kulm erinnert, nur der Schluss übrig, dass er in seinem unteren Theile dem oberen Carbon und in seinem oberen, wahrscheinlich . grösseren Theile dem Perm angehört. Eine Discordanz zwischen ihm und dem Chichibusystem ist nirgends bemerkt worden, Das Kobotokesystem baut sich wesentlich aus einer mehrfachen Wechsellagerung von Thonschiefern, Kieselschiefern, Grauwacken- sandsteinen, Quarziten und Conglomeraten auf. Kalkige Bildungen fehlen oder sind nur spärlich vertreten. Ebenso kommen tuffige Sedimente, nämlich geringmächtige Schalsteinbänke, nur selten vor. Der Thonschiefer ist in mannichfachen Abänderungen vorhanden. Die dunkelgraue Färbung herrscht jedoch vor. Hier und da erscheinen auf den Schichtflächen kohlig glänzende Spuren von Fucoiden ; sonst ist er, wie überhaupt der ganze Gesteinscomplex des Kobotokesystems, vollständig frei von Versteinerungen. Oft ist er kieselig, dann in Kieselschiefer übergehend ; oft sandig, dann in Grauwackensandstein übergehend, mit welchem er übrigens innig verknüpft ist und die Hauptrolle am Aufbau des Systemes theilt. Man sieht vielorts Aufschlüsse, welche das Auskeilen der Thon- schieferbänke im Grauwackensandstein oder die umgekehrte Erschei- nung zeigen. Inden Regionen starker Gebirgsstörungen, wie am gegen aussen überfalteten Südrande des Quantogebirges nimmt das Gestein einen vollkommen phyllitischen Charakter durch Sericit- bildung an. Transversale Schieferung und Griffelschiefer werden oft angetroffen. | | Der Grauwackensandstein zeigt wie der T'honschiefer mannichfache Abänderungen in Färbung und Struktur. Doch ıst er vorherrschend dunkel oder lichtgrau gefärbt und besteht wesent- lich aus Quarz-, Feldspath- und Thonschieferfragmenten. Er ist vorherrschend fein- bis mittelkörnig und geht stellenweise in Conglomerat oder Breccieüber. Oft ist er ganz quarzitisch verfestet. Der physiognomische Charakter der palaeozoischen Berge. Derselbe ist je nach der Schichtenstellung und Gesteinsbe- 74 Physiognomie der palaeoz. Berge. Gabbro. schaffenheit verschieden. Die Pyroxenite und Amphibolite der ‘unteren Chichibustufe bilden, wie die krystallinen Schiefer, gerun- dete, flache Bergformen von meist nicht bedeutender, vertikaler Erhebung, aus denen die der Verwitterung kräftiger widerstehenden Einlagerungen und Gänge von Diorit, Gabbro oder Serpentin oftmals höckerähnlich hervorragen. Die Schichten der oberen Chichibustufe und des Kobotokesystems dagegen, welche fast immer steil aufgerichtet sind und hoch ansteigende Massen aufbauen, bedingen in der Regel durch tiefe, steile, mannichfach verzweigte Felsschluchten reich eiselirte Gebirgszüge, welche scharf grätige, auf lange Entfernungen hin in annähernd gleicher Höhenlage fortlaufende Kämme aufweisen und nach beiden Seiten hin zahlreiche, ähnlich gestaltete Gebirgsjöcher aussenden. Wo Kalksteine, Quarzite oder Hornsteine in steiler Stellung anstehen, da sehen wir bizarre, riffige Formen mit felsigen Abstürzen. Infolge des Umstandes, dass die einzelnen palaeozoischen Schichtglieder verschiedene Härte besitzen ‘und der Verwitterung verschiedengradig widerstehen, nehmen die T’häler, welche mehr oder weniger transversal gegen ihr Schichtenstreichen verlaufen einen äusserst gewundenen Verlauf, wie wir esam deutlichsten im oberen Kumanogawa- und Yoshino- gawa-Gebiet wahrnehmen. Enge, kataraktenreiche und von steilen Gehängen eingeschlossene Strecken wechseln in anmuthiger Weise mit lachenden Thalweitungen ab, wo weichere Gesteine durchkreuzt werden. sruptive l’ormationen der palacozoischen Gruppe. Die Bildung jener tuffigen Gesteine, namentlich der Pyroxenite und Amphibolite und der Schalsteine, welche eine so hervorragende Rolle beim Aufbau des Chichibusystems spielen, setzt nicht un- beträchtliche Eruptionen von massigen Gesteinen voraus. Wir sind nicht im Stande für die beiden ersteren mit Sicherheit dasjenige Massengestein anzugeben, aus dessen Zerstäubung sie hervorgegan- gen sind. Es kann nur die Vermuthung ausgesprochen werden, dass sie in engster Beziehung mit der Entstehung gewisser z. Th. in Serpentin umgewandelter Tiefengesteine, nämlich Gabbros, Olivingabbros, Gabbrodiorite und Peridotite, stehen, welche intrusive Olivingabbro. Peridotite. 75 Gänge und Lager in ihnen bilden. Denn, wo immensie auftreten, da ist man sicher diese Gesteine aufzufinden. hit Der Gabbro oder Gabbrodiorit, immer in enger Merkni pfung mit Serpentin auftretend, ist ein -mittel- bis grobkörniges Gestein, dessen wesentliche Gemengtheile aus Diallag und einem basischen, zuweilen braun gefärbten Plagioklas ‚bestehen.. Der Diallag ist stets mehr oder weniger in Amphibol umgewandelt, sodass die ganze Masse in eine helle Amphibolschale und einen frischen Diallagkern zerfällt. Bisweilen ist der secundäre Amphibol glauko- phanartig blau gefärbt. Unter den Neubildungsprodukten,. welche aus der Umwandlung von Hornblende hervorgehen, wurde unter andern in dem Gestein vom Önotoge in Chichibu der Piemontit beobachtet. Der Plagioklas des Gabbrodiorites ist en basischer ; beispielsweise steht derjenige des Gesteins von Minano in Chichibu und des Mineokayama ın Awa zwischen Bytownit und Anorthit. Ein abrupter Wechsel im Mengenverhältniss der Gemengtheile, der allgemein den Gabbros eigen ist, macht:sich auch hier geltend. Die Pyroxen-, resp. Amphibol-reiche Varietät wandelt sich (gern in Serpentin um. Durch die Olivinführung und das Zurücktreten des Feldspaths geht der Gabbrodiorit in FerMohit über, dann stellt sich oft Hypersthen ein. Olivingabbros sind in frischen Zustande relativ wenig bekannt. MIURA führt in Azugöri in Mikawa einen dunklen, mittel- körnigen. Olivingabbro an, welcher aus Plagioklas, Olivin, Diallag, Hypersthen und gemeinem Augit besteht und gangförmig im Granit aufsetzt ; ein Olıvingabbro kommt nach YAMASHITA am Yüzatöge zwischen Takawa und Kowada an der Grenze Iga-Yamato vor. ‚Peridotite sind. ın Japan vielfach vertreten. Ein Dunit wurde vom Abukumagebirge zuerst von KocHIBE älsOlivinschie- fer beschrieben. ÖTsuka’s Anfnahme der Sektion Kitsuregawa stellte jedoch die intrusive Natur desselben, welcher gangförmig im Pyroxenit aufsetzt, fest. Es ist/ein dichtes oder feinkörniges, dunkel- grünes oder lichtbraunes Gestein, welches wesentlich. aus Olivin, Chromeisen und etwas Hypersthen besteht. Wo der Gang eine grössere Mächtigkeit erreicht, wird es grobkörnig. Frischer Dunit ist nur von Ishigami und Akasaka-higashinöo unweit Ishikawa in Iwakı, Saiımaru in Tagagöri, Hitachi, bekannt. Ausserdem soll er 76 Diabase. Porphyrite. in Shikoku vorkommen. Meistens ist er mehr oder weniger unter Bildung von Talk, faserigem Serpentin und Chlorit verändert. Vorherrschend ist die Actinolithbildung unter Ausscheidung von Eisenoxydhydrat, dann endgültige Serpentinisirung. Einen wesentlich aus Olıvin und Amphibol bestehenden und stellenweise in Actinolith und Serpentin umgewandelten Amphi- bol-Pikrit beschreibt SuUzukı von einigen Lokalitäten des süd- lichen Higo. Derselbe erwähnt auch einen oberflächlich in Serpentin umgewandelten Hypersthenfels, welche nordöstlich bei Taura- machi in Higo ansteht. Diese Gesteine sind intrusiv im Pyroxenit. Bei Aokura, sudhich von Shimonita in Közuke, tritt ebenfalls in der Pyroxenitgruppe ein wesentlich aus Olivin, Diallag, etwas Hyper- sthen und Magnetit bestehender, dunkelgrün gefärbter, mittelkör- niger Wehrlit auf. Als Ursprungsgestein der Schalsteine sind unzweitelhaft* die Diabase anzusehen, welche häufig deckenförmige Einlagerungen in jenen bilden. Sie sind in der Regel hochgradig umgewandelt. Die diabasisch-körnige Struktur ist jedoch stets zu erkennen. Das Gestein ıst meist feinkörnig, zuweilen dicht oder mittelkörnig und häufig amygdaloidisch. Wenngleich es vermuthet werden darf, dass in den Schalsteinen eingelagerte Serpentine z. Th. aus der Umwand- lung des Olivindiabases hervorgegangen sein mögen, so ist mir zur Zeit keine einzige sichere Angabe über das Vorkommen dieses Gresteins bekannt. Nur von Harimichi, südöstlich von Fukushima in Iwashiro führt KocHIBE einen dunkelgrünen, feinkörnigen Oli- vindiabas an, dessen Alter jedoch nicht sicher bestimmt werden kann. ‚Gänge von Diabasporpyrit, deren Alter aber nicht festzu- stellen sind, werden hier und da in den palaeozoischen Schichten beobachtet. Örsuka sah zwischen Iwataki und T5jö in Bingo einen deckenförmigen Quarzhornblendeporphyrit in einem den Fusulinenkalk unterlagernden Schalsteincomplex eingeschaltet. Ebenso führt MruRA das Vorkommen eines deckenförmigen por- phyritischen Gesteines zwischen den Thonschiefern des Chichibu- systems bei Morokuzu (Suchigöri, Tötömi) im Tenriu-Gebiete an. JımBöO giebt einige Vorkommnisse von Peridotit und Olivin- gabbro und den daraus hervorgegangenen Serpentinen von einigen Mesozoische Formationsgruppe. 77 Lokalitäten im östlichen Theil von Hokkaidö an (Pikrit von Horomambets, Zoisitolivingabbro von Kotoni am Shamanıpass und bei Chikadaı ın Hidaka). Die mesozoische Formalionsgruppe. Alle drei mesozoischen Systeme sind in Japan vertreten und durch typische Fossilien gekennzeichnet; zwar ruhen sie überall transgredirend auf der denudirten Oberfläche älteren Gebirges. Was sehr beachtenswerth, ıst der Umstand, dass ihnen im Gegen- satz zu den palaeozoischen Schichtgebilden keine so allgemeine Verbreitung im Lande zukommt. Die marine Facies der oberen Trias ist nur im südlichen Theile des Kitakamigebirges, im Sakawa- becken auf Shikoku und in zwei winzig kleinen Relikten bei Narıwa (Kawakamigöri, Bitchiu) in Chiugoku, also vorwiegend im Bereich der Arissenseite aufgefunden worden. Ein jurassisches Gebilde von unbestimmtern Alter ist im südlichen Theile des Kitakamı- gebirges entwickelt. Der mittlere und wahrscheinlich auch der obere Jura in Brackwasserfacies besitzt dagegen eine viel allge- meinere Verbreitung, indem sie m der Mino-Hida-Hochfläche und deren Umgebung, im Quanto-, Kıtakamigebirge, sowie auf der Kiihalbinsel und Shikoku entwickelt sind. Der marine obere Jura ist in beschränkter, lokaler Entwickelung ım Sakawa- und Rio- sekibecken auf Shikoku, bei Itsukaichi am Ostrande des Quanto- gebirges und bei Nakamura an der Ostseite des Abukumage- birges bekannt, scheint also wiederum in seinem Vorkommen auf die Aussenseite beschränkt zu sein. Die marinen Sedimente der Kreide, namentlich der mittleren, erscheint ebenfalls vorwiegend nur ım Gebiete der Aussenseite, nämlich ın Higo, auf den Amaxa- Inseln, in Shikoku, im südlichen Theile der Insel Awajı, in der Izumikette, im Sanchiugraben des Quantogebirges und im öst- lichen Haupttheil von Hokkaidö, wo sich ein wahres Füllhorn von schönen Kreideversteinerungen ‘befindet, und von wo sie sich nord- wärts nach Sachalin fortsetzen. Ausser diesen. fossilführenden Schichtgebilden erlangen jungmesozoische, wahrscheinlich cretaci- sche, vollständig fossillose Tuffbildungen, welche Eruptionen von Diabasen, Porphyriten und Quarzporphyren ihre Entstehung ver- 78 Trias. danken, und welche wir im Quanto und den angrenzenden Gebieten unter dem Namen der Misaka-Stufe zusammenfassen, eine mächtige Entwickelung, zwar besonders auf der Innenseite Nordjapans und ın der Fujizone, während sie ın Chiugoku einzelne zerstreute Becken ausfüllen. Ueberblicken wir die Verbreitung der marinen, sowohl fossilführenden als tuffigen, fossillosen Kreideschichten, so ıst im Grossen und Ganzen eine gewisse Coincidenz mit derjenigen der tertiären Schichten unverkennbar. Zur Kreidezeit muss somit bereits die gesenwärtige Gestalt der Japanischen Inseln in ihren Hauptzügen gezeichnet gewesen sein. NAUMÄNN* macht mit Recht auf das Zusammenvorkommen der verschiedenen mesozoischen Systeme in einem demselben Bezirk aufmerksam. So sind im südlichen Kitakamigebirge "Trias und Jura, im Sanchiugraben, im Katsuragawa- und Riosekibecken auf- Shikoku Jura und Kreide, endlich im Sakawabecken Trias, Jura und Kreide zugleich vertreten, gerade so, als ob das zu verschiedenen Zeiten transgredirende Meer mit Vorliebe bestimmte Gebiete aufge- sucht hätte. Discordante Ueberlagerung innerhalb der mesozoi- schen Systeme, zwar eine Discordanz in schwächerem Grade, wurde hier und da constatirt. Im Grossen und Ganzen scheinen in dem Zeitraum zwischen der ersten Aufrichtung der palaeozoischen Sedi- mente und der tertiären Periode, welche den grössten Theil der meso- zoischen Aera umfasst, wohl wiederholte Oscillationen des Meeres- niveaus, aber keine vollkräftige Bethätigung der gebirgsbildenden Agentien stattgefunden zu haben. Das T'riassystem. . Es wurde uns vor Kurzem das Glück zu theil, aus dem Munde eines der gewiegtesten Kenner der alpinen Trias, Ep. von Mor- Stsovecs’s, auf Grund seiner Untersuchung der wenigen japanischen Triasfossilien das Urtheil zu hören, dass unsere Triasschichten ‚,mit der nordamerikanischen Star Peak-Gruppe gleichalterig sein dürf- ten und ebenso wie diese als ein homotaxes Aequivalent der * Naumann, Bau und Entstehung der Japan Inseln, p. 21. Trias im südl. Kitakamigebirge. 79 .norischen Stufe zu bezeichnen sind.“* Japan gehört, was seine Trias anlangt, jener weiten, durch einheitlichen faunistischen ‘Charakter verbundenen Region, welche v. Mo,sısovics als die arktisch-pacifische Triasprovinz bezeichnet, an. Es ist dies das weitaus grösste Triasgebiet der Erde, welches die Küsten- gebiete der arktischen Gegenden und die Umrandung des pacifischen Oceans umfasst. Nach der Darlegung des genannten Forschers waren in der T'riasperiode die heutigen Continentalmassen vorwie- gend Festlandsgebiete; darum finden sich die Reste pelagischer Sedimente dieser Periode hauptsächlich bloss in den jugendlichen Kettengebirgen und in Küstenregionen.** Mit diesem Ausspruche steht die Thatsache in Einklang, dass die marinen Sedimente der japanischen Trias vorwiegend nur auf die pacifische Abdachung unserer Inseln beschränkt sind. Unter den japanischen Triasablagerungen besitzen die Schich- ten mit. Pseudomonotis ochotica (KEYSERL.) TELLER die weiteste Verbreitung, indem sie bei Isadomaye an der Ostseite des südlichen Kitakamigebirges, im Sakawabecken und in der Umgebung von Nariwa (Kawakamigöri, Bitchiu) auftreten. Die Trias im südlichen Kitakamigebirge. Das von triadischen und jurassischen Schichten eingenommene Gebiet im südlichen Kitakamigebirge, welches ein gebirgiges Terrain von niedriger Hölienlage darstellt, wird längs einer im ganzen SSW verlaufenden Linie, welehe sich von Koizumi bis nah östlich von Maiya, dann sich plötzlich südwärts wendend bis Kyusuzawa zieht, gegen das nördliche palaeozoische "Terrain begrenzt. Es stellt ım grossen und ganzen eine mit ihrer Axenrichtung nordsüdlich gerich- tete Synclinale, dar, in welcher die jurassischen Gebilde die Mittelzone, und die Trias die beiden Flügel bilden. An einzelnen Stellen des Gebietes, nämlich bei Mitobe, Kobama unweit Naburi, bei Yamadori und auf den kleinen Inseln wie Yakejima und Eno- *]. v. Mossısovics, Ueber einige japanische 'Triasfossilien. Beiträge zur Palaeontologie Oesterreich-Ungarns und des Orients. Bd. VII. ** E. v. MoJsısovics, Arktische Triasfaunen, S. 147. Me&m. de Y’acad. imp. d. sciences d. St.-Petersbourg. Tome XXIII, No. 6. 80 Untersuchung von MoJsısovics. shima tauchen ältere Schichten, namentlich des Chichibusystems, hervor. Dwurchbrüche von Granit, Diorit und Porphyrit, welche sich mit Contakthöfen umgeben, finden sich in zahlreicher Menge. Die triadischen Schichten bestehen aus einem mächtigen Wechsel von sandigem Thonschiefer und Sandstein, welch letzterer zuweilen grobkörnig oder auch conglomeratisch wird. Sie sind stark gestört und stellenweise ausgezeichnet transversal geschiefert. Es kommen innerhalb derselben zwei Fossilhorizonte vor, deren Beziehung zu einander indessen noch nicht sicher festgestellt werden konnte, nämlich die Pseudomonotis- und die Ceratites- Zone. Die erstere tritt nur bei Isadomaye zu Tage. Die P’seudomonotis ochotica (KEYSERL.) TELLER erscheint in einer Thonschieferschicht, zuweilen die ganze Gesteinsmasse erfüllend. An der Saragaizaka genannten Lokalität wurden neben derselben verdrückte Reste von Crinoidenstielgliedern und Gasteropoden gefunden. Die Fossilfundstätten der Ceratitenzone sind Inai in Minato- mura auf der Ostseite des Kitakamigawa gegenüber der Stadt Ishinomaki, ferner Yanaizu, Odösan (in Mesazakı) und Okatsu. Von der letztgenannten Lokalität liegt nur ein einziges Exemplar von Ceratites planiplicatus v. MoJs. vor, welches aus dem Meeres- grunde heraufgeholt wurde. Der reichste Fundort ist Inai, woselbst grosse Steinbrüche zur Gewinnung des Ammonitenschiefers, welcher ein vorzügliches Baumaterial liefert, betrieben werden. Die Stein- brucharbeiter nennen die dann und wann zum Vorschein kommen- den Versteinerungen „Kikumenseki,‘“ d. h. Chrysanthemum- Steine, wegen einer gewissen Aehnlichkeit der gerippten Ceratiten- formen mit Chrysanthemum-Blüthen. Der licht- und dunkelgraue, sandige Thonschiefer zeigt eine ausgezeichnete transversale Schiefer- ung, weshalb die Versteinerungen sämmtlich sehr verdrückt sind. Er streicht N45°’E und fällt 30°SE ein, während die transversale Schieferungsfläche N50°E streichend steil NW geneigt ist. Vox Mossısovics beschreibt folgende Formen von Inai: Ceratites japoniceus E. v. MOJS., a8 Haradai 2 2 Naumanni Arpadites f. ind,, E (rottschei TE. v. MoJs, und LE) Trias des Sakawabeckens. 81 Gymnites Watanabei E. v. MoJs. und Von diesen weisen nach ihm Ceratites japonicus, N Haradai und Arpadites Gottschei nahe verwandschaftliche Beziehungen mit nordamerikanischen Formen auf. Die Trias des Sakawabeckens. Es ist ein in ostwestlicher Richtung ca 8 km und in nordsud- licher Richtung an der breitester Stelle ca 6 km messendes, flach- hügeliges, mesozoisches Gebiet inmitten palaeozoischer Bildungen östlich unweit Köchi in Tosa (Shikoku). Es herrschen hier verwickelte, tektonische Verhältnisse, welche noch nicht ganz klar- gelegt werden konnten. Der Einblick in dieselben wird durch den Mangel an Aufschlüssen sehr erschwert. Zu unterst sehen wir die Pseudomonotissandsteine über dem pal®ozoischen Gebirge, welches hier und da durch das Vorhandensein ostweststreichender Störungsli- nien aus der mesozoischen Decke klippenartig hervorrag: oder an den tieferen Wassereinschnitten zu Tage tritt, discordant gelagert. Ueber denselben ruhen discordant eine Conglomeratbank, welche die Basis des später zu beschreibenden oberjurassischen Torinosu- kalkes bildet ; dann darüber die Pflanzenschichten desselben Alters. Die über alle diese Absätze übergreifenden mittelcretacischen Trigoniasandsteine schliesst die mesozoische Schichtenreihe dieses eckens ab. Bei Sakawa sind es arkoseartige, stellenweise kalkige, mittel- bis feinkörnige, wesentlich aus Quarz, Feldspath und Biotit beste- hende, zuweilen dicht und thonschieferartig aussehende Sandsteine, welche die Pseudomonotis und Daonella führen. Von Horiake, Kashiwai und Nishidani (Kusakamura), ca 6 km NE von Sakawa führt T. Nasa folgende Formen an: Pseudomonotis ochotica (KEYSERL.) TELLER, Daonella Sakawana E. v. MoJs., Terebratula sp., Avicula sp., Pecten sp., 89 Trias bei Nariwa. Jurasystem. Lima sp., Exogyra sp., ausserdem noch wenige schlecht erhaltene Bivalven. Aus dem grau- schwarzen und gelben feinkörnigen Sandstein von Zöhöiln, nordöst- lich bei Sakawa, giebt E. von Mossısovics an: Pseudomonolis ochotica (KEYSERL.) TELLER, Daonella Sakawana E. v. MoJs., % Kotoi Re Wahrscheinlich von dem ca 3 km nördlich von Sakawa liegen- den Kaisekizan stammt jene Arpaditess Sakawanus E. v. Moss. genannte Cephalopodenform in einem gelben biotitführenden Sandstein. Veimuthlich gehört dieser Sandstein dem Pseudo- monotis führenden Complex an. Als Fundorte der Pseudomonotis sind ausserdem ım Sakawabecken anzuführen : Kakehashi, Kuyö- dö, Sampakudani, Sakuradanı, Inotani, Igamori und Otogö, welche sämmtlich nah bei einander nordwestlich unweit Sakawa liegen, ferner Mukuroji und Ochiı. Die Trias bei Nariwa. Von sehr beschränkter Ausdehnung sind zwei Denudations- relikte vom Pseudomonotis-führenden Schichtencomplex bei Narıwa und bei Jitö, welches letztere ca 3 ri südlich von Nariwa liegt, in Bitchiu. Die Schichtenreihe besteht aus einer Wechsellage- rung von thonigem Sandstein, dessen eine Bank mit Pseudo- monotis ochotica erfüllt ist und ausserdem unbestimmbare Gas- teropodensteinkerne enthält, und sandigem Schieferthon. Der Sandstein waltet vor; auch dünne Einlagerungen von kohligem Schieferthon mit unvollkommen erhaltenen Pflanzenresten treten. auf. Das Ganze ist discordant über den pal®eozoischen Schichten gelagert. Das Jurasystem. Absitze der‘ Juraperiode sind in Japan in verschiedenen faciellen Entwickelungen bekannt. Es ist aber von vornherein eine sehr beachtenswerthe Erscheinung, dass die marine Facies derselben lediglich im Gebiete der Aussenseite des Inselbogens, nämlich im . . ”. . ” [2] Jura im südl, Kitakamigebirge, 85 südlichen Kitakamigebirge, am Ostabfall des Abukumagebirges, am Ostrand des Quantogebirges und in Tosa auftritt. Der Jura im südlichen Kitakamigebirge. Welcher Jura-Abtheilung die hier entwickelten Schichten ‚angehören, konnte noch nicht ermittelt werden ; aber wenn irgend- wo in Japan den Sedimenten der unterjurassischen, vielleicht der Lias-Epoche, nachgespürt werden soll, so würde dieses Gebiet in erster Linie in Betracht zu ziehen sein. Denn die jurassischen Gebilde desselben folgen concordant und ohne dass eine markirte Grenze zwischen beiden zu ziehen wäre, über den triadischen Pseudomonotis- und Ceratites-führenden Schichten. Sie sind hier in zwei Schichtgruppen zu sondern. Die ältere derselben bilden den breiten Kern der grosse Mulde, welcher sich, über der an ‘beiden Flügeln erscheinenden Trias gelagert, von der Nordgrenze des mesozoischen Gebietes gegen das palaeozoische Gebirge südwärts bis Wadanoha und Orinohama erstreckt. Die jüngere Gruppe, welche sich nach Jımpö, dessen Untersuchungen diese Daten entnommen sind, discordant zu der älteren verhält, nimmt ein kleines Areal von dreieckigern Umrisse ein, dessen zwei Eckpunkte beiläufig durch die Orte Shizukawa und Niranohama bezeichnet werden, während der dritte etwas östlich bei Isadomaye liegt. Jene baut sich wesentlich aus 'Thonschiefern, in deren mitt- lerem Theile Arkosesandsteine eingelagert-sind. Im unteren Theile der Gruppe wurde von JIMBö eine fossilführende Zone aufgefunden, welche zu Magenosu bei Nakano- und bei Niranohama Uyrena, Gervillia, Perna, Exogyra und eine Trigonia aus der Costatae- Gruppe, ausserdem unvollkommene Fragmente von Ostrea, Am- moniten, Gastropoden und Pflanzen lieferte. In einem Horizont, höher als diese Zone, wurde ım Thonschiefer bei Karakuwa verdrückte Reste von Gastropoden, Krinoiden, Balanus, Nuwcula, Solen u. a. gefunden. Unter dieser Fossilschicht werden bei Gagadö, Tomeyama, Nitasan u. a. Thonschiefer mit spärlichen Bivalvenfragmenten steinbruchsweise. gewonnen. Bei Irinosawa wurden unter anderen unbestimmbaren Fossilresten eine Bivaive beobachtet, deren Form der Estheria ähnelt. Die jüngere jurassische Gruppe besteht unten aus einem St Mittel- und oberjurassische Brackwasscerfacies. fossillosen. Wechsel von Thonschiefer und Sandstein ; darüber folgen nach einander in conformer Lagerung Thonschiefer mit Arietites und Belemnites, Sandstein mit Trigonia ef. V-costata Lyvc. und endlich blätteriger T'honschiefer mit eingeschalteten sandigen Lagen und mit Arietites, einem anderen Ammoniten aus der Gruppe der Amaltheidae, Pflanzenfragmenten und Trochus ?). In dem Trigonia cf. V-costata führenden Sandsteine wurden ausserdem verschiedene Bivalven, Zahnfragmente, Gastropoden-, Korallen-, Pflanzenreste und ein Belemnit gefunden. Die Fossilfundstätten dieser Gruppe sind Hosoura und Niranohama zwischen Shizugawa und Isadomaye. Die mittel- und oberjurassische Brackwasserfacies. Der pflanzenführende, mittel- und oberjurassische Schichten- complex baut sich aus einer mehr oder weniger mächtigen Wechsel- lagerung von Sandstein, Schieferthon und Conglomerat mit lokalen Einschaltungen von unbedeutenden Koblenflötzen auf. In der Mi- no-Hida-Hcchfläche und bei Kagahara im Sanchiugraben befindet sich an seiner Basis ein festes, massiges Conglomerat, welches faust-bis kopfgrosse Gerölle von in der Nachbarschaft anstehenden älteren Gebirgsarten führt. Er weist zwei typische Fossilschichten auf, nämlich die Cyrenen- und Pflanzenschicht. Erstere tritt in den meisten Fällen mit der mitteljurassischen Pflanzenschicht ver- gesellschaft auf und nimmt in der Regel eine etwas tiefere Lage als diese ein. ‘Das Vorkommen bei Itsuki in Echizen, wo nach MATSU- SHIMA’S Beobachtung die Lagerung der beiden Schichten eine um- oO gekehrte sein soll, bildet eine Ausnahme. Nach OrsukA’s letztjäh- riger Untersuchung findet bei T’erayama im oberen Sakaigawa-Thal im nördlichsten Theil des Hidagebirges eine innige Wechsellage- rung derselben statt. Die petrographische Beschaffenheit der jurassischen Brackwas- sergebilde ist trotz der zum Theil bedeutenden, räumlichen Entfer- nung der einzelnen Gebiete, wie Közuke (Sanchiugraben), Hida, Kil und Awa, überall die nämliche. Der vorwaltend licht gefärbte, graue oder weisse Sandstein ist fein-bis mittelkörnig und besteht vorwiegend aus Quarzfragmenten. Er ist zuweilen in hohem Grade thonig, zuweilen glimmerig oder auch mit kohligem Material YokoYaua’s Untersuchung. 85 erfüllt. Der allgemein dunkel gefärbte, z. Th. glimmerige, z. Th. sandige Schieferthon ist meistens von weicher, leicht zerbröckelnder Beschaffenheit. Die mitteljurassischen Brackwasserschichten der Mino-Hida-Hochflächeund des Hidagebirges.—In der Mino-Hida-Hochfläche und im Hidagebirge treten die mitteljuras- sischen Schichten in mehreren getrennten, wohl aber ursprünglich zusammenhängenden Gebieten auf, nämlich : l) als Umrandung des nördlichsten Theiles des Hidagebirges, östlich bis zum Himegawa und westlich bis zum Jinzügawa reichend ; 2) im Grenzgebiete von Ftchiu und Hida um Inotani und Arimine ; 3) bei Kurouchi ın Hida ; 4) im Grenzgebiete.von Hida, Kaga, Echizen und Mino um die vulkanischen Massen des Hakuzan, Dainichidake ‚und Kyöga- take, das ausgedehnteste, mesozoische Terrain in der Mino-Hida- Hochfläche bildend ; endlich. 5) im Grenzgebiete von Mino und Omi südlich vom Mikuni- yama, eine Reihe kleiner, getrennter Areale bildend. Die von YoKoYAMA * eingehend beschriebenen Pflanzen stam- men aus dem -unter 5) angegebenen Gebiete. YokKoYAMA fasst das Resultat seiner pal®ontologischen Untersuchung wie folgt zusammen (vergl. die untenstehende Tabelle). 19 Arten oder 95 Procent der mit den Jurapflanzen anderer Länder identificirbaren Arten stammen aus dem, braunen Jura, und nur 1 Art oder 5 Pro- cent aus älteren Horizonten. Mit DR. GEYLER nimmt YoKoYAMA deshalb keinen Anstand zu schliessen, dass die untersuchte Flora von Kaga, Hida und Echizen demselben Horizont angehört wie diejeni- gen von Sibirien, Spitzbergen und Yorkshire, d. h. der bathoni- schen Stufe des unteren Oolith, und besondere Beziehungen zu der sibirischen Flora besitzt. Diese Ansicht wird.noch bekräftigt durch das Vorkommen von Czekanowskia, Taxites und Palissya, deren nächste Verwandten bereits im unteren Oolith erscheinen. Aus der beigefügten Tabelle ergiebt sich folgendes Pröcentver- * MATAJIRO YOKOYAMA, Jurassic Plants from Kaga, Hida and Echizen. Jour- nal of the College of Science, III. 1889. 86 Yoroyama’s Untersuchung. hältniss der einzelnen Pflanzenordnungen bei der Zusammensetzung der ganzen Flora: Filiaceae 39 Procent Cycadeaceae 30 5 Coniferae 20 n Rhizocarpeae Equisetaceae und 11 % 2 unbest. Formen Bei der Flora von Kach und Jabalpur in Indien ist dasselbe Verhältniss (48 Arten sind bekannt) : Cycadeaceae 40 Procent Filiaceae 29 > Coniferae 29 5 Anders verhält es sich bei der von HEER und SCHMALHAUSEN beschriebenen sibirischen Flora (127 bekannte Arten), indem die Coniferae vorwalten und ca 40 Procent, während die Filiaceae etwas über 20 Procent der ganzen Flora und die. Cycadeaceae etwas weniger ausmachen. Unsere Flora mag somit gewissermaassen als ein Verbindungsglied zwischen den beiden in Nord und Süd geschiedenen, sibirischen und indischen Floren darstellen, worauf auch das Auftreten der indischen Elemente wie Dietyozamites und Palissyı hinweisen. Soweit YoKRoYamA’s Untersuchung. Tabellarische Uebersicht der jurassischen Pflanzen von Kasga, Hida und Echizen nach M. YoKOYAMA. * Von GEYLER beschriebene, aber unter dem Material von Yokoyama nicht vorhandene Formen. \ Ka | Echi 'Hidal | 98° | zen | ET Telel.lz mnen a. enerain en T E \a|Z2| Menge der |tischer oder ver- ae Pflanzenarten. E| = A E & &| V er) ‚wandter Arten in '3 E' SH E = anderen Ländern. slelses&e | = te PR . _ BOHkob! " Sf | Classe 1. Cryptogamae. WTA | Ordnung 1. Filicaceae | | | | | Fam. 1. Polypodiaceae. | | | a 1. |Thyrsopteris Murrayana BRer. — —— — — +|— nur kleine Sibirien, Yorkshire. | | “en | Fragmente 2, Te |__| 2 ‚ Russland. 3. „ kagensis YoR. ...+ -Halalela, elten | Pr prisca Eıcaw. ...+ — Yokovama’s Untersuchung. 87 ENGE | | Kaga 5.1, |Hida | |g E I [fe ae ‚Vorkommen iden- No. Pflanzenarten. E = 2 AT Menge der tischer oder ver- ad (&8l2 = Vertretung. wandter Arten in IE o8 3 IE | ‚anderen Ländern. H seßsHRsß iR | N | 4. ‚Dicksonia gracilis Hr. +! Be. —| sehr selten Sibirien Ö. . acutiloba HR. var.....+- - | — Ein * er 6. » cfr. Glehniana Hr.— ausm |» „ Yorkshire (?) 7... nephrocarpa BunB.\+ — —- — -|—- -| selten Be i 8. 'Onychiopsis elongata GEYL. ... tirit|r +|+|—-| das charak- | | teristische- | u ste Fossil 9. Adiantites Heerianus Yo&. ...+ - -|- - Js selten 0. | a4 Kochibeanus Yok...|+/-|-|-- |,» | 11. | lanceus YoK... ...--- + 7 12. Asplenium whitbyense BRGT. ... ya |- ot? % u | h I | pur u. Kach), York- | | Be en Raj- AR : KL , ngolei, se @ “ Be Hr. en An Fi nichthäufig net sure | ”» ee IE Ser ” » | Sibirien, Yorkshire ı Fam. 2. a | | | | 15. Sphenopieris sp. 17 Bi 12th ne 0 Fr | Oolith u. 8. Mantelli | Fam.3. ee | Fra | ‚des Wealden, 16. | ‚Pecopteris ewilis Phill. ... Be ag — | selten Eben York- E ıre 17. * 3 Saportana HR. _... NR | Se ‚ Spitzbergen. ' Fam.4. Taeniopteri- | | deae. I | 18. Taenipoteris (?) i I 1-1 +1-|- |<) | 19. Macrotaeniopteris efr. Riehtho- Sa | | ae feni SCHENK. u... Bee 1-1 En Ordnung 2. Rhizocar- | | peae. | hi I =“ Fam. 1. Salviniaceae| | | a ERERS 20. RT | =, »nopteris rhoifolia Paegenopker is SP. Pe lan. | u | | Paut., “ie rs: Ordnung 3. Calamari- | ||| | 9 See eze, un Fam.1. Equisetaceae| | | | ||| | 21.| ‚Equisetum ushimarense YoK...- —- — ara zahlreich | Equisetum Buchardti ne ee 'SHIMP. des Wealden, =>. BE ug Su u a Classe 2. Phanerogamae. el | | Subel. Gymnospermae. || | Ordnung 1. Cycadea- Dal | cease, A Fam. 1. Zamienae. RR | | 28. Ve sp. 2 a a a ad ar ha 5 a a ec Bean HR 2 1...) = zahlreich | Sibirien, Yorkshire. | n 2 OHIO hl häufig 26.|. ,„, nipponensis Yox. a | nichthäufig | Nissonia acuminata | | | || | | Vk des Rhaet. 27. E£} (?) ... ... ii. Br a 28. Dioonites Kotoei YoK. ... 4 1 -/+|-|-| selten | Dioonites Brongniarti | | | | | ‚SCHENK. des Wealden. Incertae sedis. Vallisnerütes jurassicus HR.(?) + ih ‚Carpolithes ginkgoides Yor. „..— —|+ 48. 49, 88 YokoYama’s Untersuchung. | Kaga |Febi/Hida Slal [21e | u Vorkommen iden- 2|8| |2/&|o'5| Menge der itischer oder ver- ’ 5 re} oO £ a ER 35 IE 25 Vertretung. ‚wander Arten in 3510 las 3 anderen Ländern. B=URCHH USE GAR ZU ==} --1|=1(=)| >) EEE Fe | n 29. *Zamites parvifolius GEYL. ...tt | IR ee 30. |Podozamites lanceolatus LinD.#|=|-)+,++ +) massenhaft \ Sibirien, China. Spitz- i { , | bergen, Yorkshire. var. b. intermedia HR. tee Zu — | a China, Mon- 2 ’ golei var. c. Eichwaldi Hr. .+,=1-1- +++ ; Sibirien, China, Spitz- l ‚bergen, Russland. var. d. minor HR. Blasen 2 at ee Sibirien. var. e. latifolia Hr. ... ... ng ze -- — &olel” China, Mon- | var. f. brevis SCHENK.. .+.| || Bu +— ‚Onina. ‚I+1-|1-i1-|1-|—-|— | var. g. Fl) | 31. |Podozamites tenuistr iatus @rxu.\t —\-|-/-|+|-| selten | 32. Reinü GEYL... ..: er + Sn = Be a „ n ... ... ... Pi or, ah | ! - "IR le fice| 2 | | i = 35. Dietyoz amites indieus FEISTM. < | das zahl Dietyosuiikton KRRL var, distans. I +— 2 + ans Fo8S-|cus FhistM. Rajma- sil in Ozö, |hal, 36. grossnervis Y OR. Ar = ||| sehr selten. | Fam. 2. Cycadeae. | 37. *Oycadeospermum _Jjaponieum | GEYL. de (He Ordnung 2. Coniferae. Fam. 1. Taxaceae. 38. Ginkgodium Nathorsti YoR. ..t +|-|-—- +|-| sehr zahl- reich 39. ‚Ginkgo digitata BRET ... -..)7 — || |-|+|—) sehr spär- | Sibirien, Spitzbergen, | lieh Yorkshire. 40, „ cr. lepida HR. ..r IE ie bir | Sibirien. 41.* „ Sibirica HR... ...|#171=j=1|=|=| 1. 42. Czekanowskia rigida HR. (?) ...| —|#+|= = +7 selten ’ Sibirien, China, Russ- | 11 | 1 land, Yorkshire, Rhaet : Va ee] Schweden’. 43. Tazxites sp ... art I 5 ' Taxites brevifolius | wi | Se INATH. von Yorkshire. Pie > | | Fam. 2. Abietaceae. | | | 45. Pinus cfr. prodromus HR. ...+ — u A selten Sibirien, Spitzbergen. ee | | | 46.| ,, Nordenskjoldi Hr. Ka -1-1-|—-|-| „ Russ- | | | ed land. And6? Nancy ? ' 47. Palissya sp. + - ‘an _ - - | Palissya jabalpuren- "| sis FEISTM. Jabalpur. | Sibirien. Das Untersuchungsmaterial YoKOYAMA’S stammen von den folgenden Fundorten: Shimamura, Yanagidani und Ozö ım Tetorigawagebiet (Kaga), Hakogase und 'Tanimura im nordöstlichen Theil von Echizen, Okamigd und Ushimaru im einsamen, schwer zugänglichen Shirakawathal in Hida. Bei Gelegenheit seiner Mittelj. Fossilfundstätten d. Mino-Hida-Hochfläche. 89 Untersuchung des nordöstlichen Theiles von Echizen hat S. Marsv- SHIMA ausser diesen Fundstätten noch eine Reihe anderer erschlos- sen. Es sind dies: 1) Shimohambara im Hayashıdani, nördlich unterhalb des Aburazaka, mit unvollkommen erhaltenen Farren- und Cycadeen- resten in einem dunkelgrauen Schieferthon ; und Mochiana, etwas östlich unterhalb Omodanı. 2) Chinabara in Otanimura (Z’hyrsopteris, Asplenium argutulum, Pecopteris, Podozamites lanceolatus). 3) Die Amagashira-Schlucht bei Nagano mit T’hyrsopteris, Asplenium in einem grauen, feinkörnigen, glimmerigen Sandstein. Hier wurden auch Gerölle mit Cyrena gefunden. Unter der Pflan- zenschicht steht ein sandiger Schieferthon mit nicht bestimmten Ammonitenresten an. Gelegentlich sei erwähnt, dass Ammoniten auch im Horagadanı (Kaizaramura) in einem Estherien-führenden Schieferthon aufgefunden wurden. Ä 4) Wakögo mit Asplenium, Sphenopteris, Pecopteris, Anomo- zamites, Nilssonia. 5) Itsuki, wo die Pflanzenschicht die Cyrenenschicht unter- lagert. 6) Der Taniyamatöge, ca Iri NE von Shimoyama mit massen- haftem Vorkommen von Sphenopteris und Pecopteris in einem grauen, glimmerig-thonigen Sandstein. Bei Shimoyama wurden in einem dunklen glimmerigen Schieferthon Ammonitenreste, wie im Hora- gadanı, gefunden. 7) Der Ochidani zwischen Kakuno-maezaka und Asahimaezaka mit Pecopteris und Sphenopteris in einem weissen und lichtgrauen Sandstein. 8) Hatogase im Uchinami-Thal mit Asplenium distans, Sphenop- teris sp. (mit S. Mantelli verwandt) ; 9) Shinagasemura im Ikeda-I'hal mit Podozamites Reinii, Asplenium whitbyense etc. in einem grauen sandigen Schieferthon und Sakaidera in demselben Thal mit Asplenium, Thyrsopteris, Podozamites lanceolatus in einem sandigen Schieferthon. Ausser in diesen sämmtlich in Echizen liegenden Fundstätten kommen die Pflanzenreste in Öhara, oestlich bei Kögo, und in Kinameri, Irı NW von Ozö im Tetorigawathal, vor; ferner bei 90 Kohlenflötze. Cyrenenschicht. Sanchiugraben. Inotani im Jinzügawathal m Etchiu nah der Grenze von. Hida, bei Yamanobö im Himegawathal, welches zwischen dem Hida- gebirge und der vulkanischen Yakeyamagruppe eingesenkt ist, endlich—letzthin durch die ausserordentlich mühevollen Arbeiten ÖTsuka’s erschlossen—bei Terayama in Sakaigawathal an der Grenze von Echigo und Etchiu, wo die Pflanzenschicht und Cyrenenschicht in inniger Wechsellagerung auftreten und bei Ohara und Misu (Kami-niikawagöri, Etchiu). Unbedeutende Kohlenflötze werden hier und da in den mittel- Jurassischen Brac’kwasserschichten angetroffen, z. B. bei Arimine südlich vom Tateyama, in der Gegend des Tanitöge auf dem Wege vom oberen Tetorigawathal nach Katsuyama in Echizen, in der Umgebung des Aburazaka an der Grenze von Echizen und Mino. Dieselben gehören nicht dem erwähnten Pflanzenhorizonte an. Es ist überhaupt möglich, sogar gewissermaassen wahrscheinlich, dass wir vielleicht bei einer eingehenderen Untersuchung der mesozoischen Schichten der Mino-Hida-Hochfläche noch andere, namentlich höhere als mitteljurassische Pflanzenhorizonte auffinden werden. | Abgesehen von den bereits angeführten Fundorten, ist die Cy- renenschicht aufgeschlossen: bei Ushimaru im Shirakawathal in Hida, Kurouchi in derselben Provinz, bei Manago, Nishi-kubikigöri (Echigo), bei Kinameri im Tetorigawathal, bei Nochino und Kaizara im nordöstlichen Echizen. Nur bei Ushimaru tritt sie in Gesell- schaft der überlagernden Pflanzenschicht auf; .an den übrigen Fundstätten ist diese noch nicht beobachtet worden. Sie stellt ın der Regel eine bis Im mächtige, glimmerigsandige, dunkelgefärbte Schieferthon- oder thonige Sandsteinlage. Meist schlechte erhaltene Cyrena, Corbicula und Melania erfüllen das Gestein in unzähliger Menge ; ausserdem erscheinen in geringerer Anzahl andere Con- chylienreste wie Placuna, Ostrea, Solen, Cucullaea, zuweilen Es- theria. Die mitteljurassischen Brackwasserschichten des Sanchiugrabens.—Was ich als den Sanchiugraben bezeichne, ist eine parallel dem Streichen der paleozoischen Massen gerichtete, typische Grabensenkung im nördlichen Theile des Quantogebirges, Ihre Länge misst beiläufig 49km. Sie zieht sich mit einer kaum Sanchiugraben. Brackwasserschichten bei Yuasa. 9] 2 km betragenden Breite von Öhinata (Sakugöri, Shinano) südostost- wärts, das obere Kannagawathal (Sanchiu) einbegreifend, bis Kaga- hara. Hier beginnt sie trompetenförmig an Breite zuzunehmen, welche zuletzt ca 6 km beträgt, und erweitert sich schliesslich zu dem landschaftlich reizenden Tertiärbecken von Chichibu, welches rings von hochansteigenden, aus alten Gesteinen bestehenden Berg- gruppen umrahmt wird. Der Sanchiugraben wird wesentlich von stark verworfenen Kreideschichten ausgefüllt. Unter diesen taucht bei Kagahara in den Sözugawa und Utözawa genannten, südlichen Seitenschluchten des Kannagawa das mitteljurassische Brackwas- sergebilde hervor. Zwar ist hier sowohl die Pflanzenschicht als auch die unterlagernde Cyrenenbank aufgeschlossen. Die Hachi- manzawa genannte Lokalität in der Sözugawaschlucht ist die be- kannteste und reichste Fundstätte, welche zuerst von KocHIBE entdeckt wurde. Unter den Pflanzenresten sind aufgefunden worden: T’hyrsopteris, Onychiopsis, Dicksonia, Pecopteris, Nilssonia, Zamites, Podozamites, darunter Önychiopsis elongata, Podozıamites lanceolatus und Podozamites Reini. Die Cyrenenschicht hat neben Cyrena, Corbicula und Melania Formen wie Ostrea, Solen, Pota- mides (?), Natica geliefert. Die mitteljurassischen Brackwasserschichten bei Yuasa.—Bei Yuasa, südlich von Wakayama in Kü erscheint, auf ein kleines Areal beschränkt, die mittelceretacische Brackwas- serfacies. Es ist ein Wechsel von gelblichgrauem, feinkörnigem, thonigem Sandstein und Schieferthon. Die Pflanzenschicht ist auf der Strandterrasse bei Mizutani, ca 330m nordwestlich von . Yuasa, in NEE streichender steil NNW fallender Lagerung auf- geschlossen. KIKUCHI erwähnt unter dem von YOKOYAMA gesam- melten Material folgende Formen : Thyrsopteris sp., Onychiopsis elongata Geyl., Asplenium argutulum HRr., FRA whitbyense HR., Adiantites amurensis HR., Pecopteris sp., Mr exilis Phill., Pterophyllum sp., 92 jrackwasserschichten der Katsuragawa-Peckens. Podozamites lanceolatus LIND. An derselben Lokalität wurde von YAMASHITA ca 2m unter dem Pflanzenhorizont ein dunkelbrauner Schieferthon mit Cyrena, Corbieula, Melania und Ostrea aufgefunden. Die jurassischen Brackwasserschichten des Katsu- ragawabeckens.—Im Katsuragawathal ım gleichnamigen Dist- rict der Provinz Awa auf Shikoku sieht man ein 4-5 km breites und beiläufig 20 km langes von Jura- und Kreideschichten ausgefülltes Becken, dessen Längsrichtung mit dem NEEgerichteten Thalver- laufe und zugleich mit dem Schichtenstreichen der palsozoischen Gebilde, nnerhalb deren es eingesenkt ist, zusammenfällt. Der Jura ist hier in Brackwasserfacies vertreten. In dem aus einem Wechsel von Schieferthon, Sandstein und Conglomerat bestehenden Com- p!ex sind hier einige unbedeutende, nicht abbauwürdige Kohlenflötze eingelagert, welche an acht Stellen zu Tage treten. Fossilien werden in Sakamoto, Fujikawa, Kashiwaradanı, Masakimura u. a. gefunden. Bei Fujikawa sind in dem unter 28-35° nordwärts einfallendem Wechsel von dichtem, dunkelgefärbtem Sandstein, Schieferthon und etwas Conglomerat unbedeutende Kohlenflötze eingeschaltet. Eine Schieferthonbank hat nach KıkucaHı unter andern folgende Pflanzenformen geliefert: Thyrsopteris sp., Coniopteris sp., Asplenium whitbyense BRGT., is argutulum HRr., 4 sp. von Pecopteris und Podozamites Reinii GEYLER. Von Kashiwaradani, einer klemen Seitenschlucht bei Tanno, beschreibt derselbe Beobachter folgende Formen: Onychiopsis elongata GEYL., Dicksonia gracilis HR., = Pomellii SAPORTA, Adiantites amurensis HR. (?), Pecopteris exilis PHILL. v0 ER sp. (?), Becken von Rioseki und Sakawa. 03 Pterophyllum sp., Zamites parvifolius GEYL., Podozamites lanceolatus I.TnD., var, genuinus HRr., var. minor Hr. Phaenicopsis sp. (?), Brachyphyllum mamillare LINDLEY u. HuTTox, Brachyphyllum sp. (?) Von Hiura (Mitanimura) giebt NATHORST in seiner jüngsten Notiz Nilssonia cefr. schaumburgensis DUNKER an. Im unteren Theil von Kashiwaradanı fand KıkucHr grosse Blöcke eines grauen, sandigen Schieferthons, in denen neben Fragmenten von Filices und Cycadeaceae Cardinia, Cyrena, Melania und ein stark gerippter Ammonitenrest gefunden wurden. Bei Mochii m Komomura (Nakagöri), sowie an dem ca 17 km östlich davon gelegenen Takegatanı fand Nasa zahlreiche Cyrenen- reste in einem dunkelbraunen Sandstein, welcher durch einen schmalen palaeozoischen Rücken von den Juraschichten des nord- lich angrenzenden Katsuragawabeckens getrennt wird. Die jurassischen Brackwasserschichten des Rio- seki- und des Sakawabeckens.--Wie das Katsuragawabecken mit seiner Längsrichtung ostwärts nach dem kleinen Juragebiet von Yuasa hinweist, so fallen in seine westliche Verlängerung drei Aufschlüsse mesozoischer Schichten, welche sich linear an einander reihen, nämlich die bei Nagano im Monobegawathal, von Rioseki und Sakawa. In der Sohle einer kleinen Seitenschlucht des Mono- begawa bei Yoshida inNaganomura tauchen inmitten palaeozoi- schen Gebirges, nur wenige 100m anhaltend, jurassische Pflanzen- schichtenhervor, welche vom cretacischen 'Trigonia-Sandstein dis- cordant überlagert werden. Das mesozoische Gebiet von Riosekı nimmt ein schmales, ca 6 km in der Länge messendes Areal ein. Hier treten jurassische und cretacische Schichten zu Tage. Ueber die jurassischen Pflan- zenreste dieses Beckens verdanken wir in jüngster Zeit A.G. NarHorst* folgende Notiz. Im den Fundstätten Tögödani, * Anzeiger der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien. Jahrgang 1889. No. XXIV. 94 Becken von Rioseki und Sakawa, - Ootani, Kataji und Torikubi, welche sich am Nordrande des in ost- westlicher Richtung langgestreckten Beckens in gerader Linie an einander reihen und sämmtlich demselben Horizonte angehören, kommt neben den mitteljurassischen Arten, wie Onychiopsis elongata GEYL Nilssonia efr. orientalis HR., Podozamites lanceolatus latifolius HR., eine mit Nilssonia schaumburgensis DUNKER, einer typischen Pflanze der nordwestdeutschen Wealdenformation, identische oder doch äusserst nahe verwandte Art vor, zwar in ae Menge beı Tögö- dani, daneben prächtige Blätter von Zamiophyllum Buchianum ETTinGSHAUSEN, welches in Europa nur in den Wernsdorier Schichten bekannt ist, ausserdem zwei neue Arten Zamiophyllum Naumanni NATH. und Pecopteris Geyleriana NATH. Die Mischung von Arten des mittleren Jura mit solchen des Neocom und Urgon zeugt dafür, dass hier eine Grenzflora zwischen dem Jura und der Kreide, also eine Flora des obersten Jura oder sogar des Wealden vorliegt. Von Riosekimura wird Sphenopteris cfr. Göpperti DUNKER, eine Wealdenart, erwähnt, und von Haginodani (Yakiomura) das ınassenhafte Vorkommen von ÖOnychiopsis elongata. Die letztere Lokalıtät dürfte daher von etwas höherem Alter sein. In den pflanzenführenden Schichten sind hier und da unbrauchbare kohlige Lagen eingeschaltet. | Des Sakawabeckens haben wir bereits bei der Betrachtung der triadischen Pseudomonotisschichten Erwähnung gethan. Am Ishikirizaka, südlich bei Sakawa steht ein weicher, plattiger, fossilführender, brauner Sandstein an ; er enthält Reste von T’hyrsop- teris, Pecopteris, Asplenium u. a. Von Yoshida-yashiki, welches ganz nahe südlich bei der ebengenannten Lokalität liegt, führt NATHORST Pecopteris Browniana DUNKER, eine Wealdenart, an. Der Gipfel des Kaisekizan, ca 3 km nördlich von Sakawa, besteht aus einem losen, braunen, fossilreichen, thonigen Sandstein, welcher wahrscheinlich dem Jura angehört und eine Menge Conchylienreste wie Opis, Isocardia, Exogyra, Avieula, Nueula, Natiea, Melania, Torinosu-Schichten. j 95 Cerithium, Scalaria u. a. einschliesst. Dünne, kohlige Schmitzen sind in ihm eingelagert. | Die Torinosu-Schichten. Im Jahre 1882 fand KocHiBE bei Itsukaichi am Ostrand des Quantogebirges einen graubraunen, z. Th. oolithischen Kalk, der durch Einschlüsse eines kurz dickkeulenförmigen, mit Körnchen besetzten Cidaritenstachels, welcher demjenigen der Cidaris glan- difera ähnlich, ausgezeichnet ist; derselbe ist als ein Glied einer hier local entwickelten, über die palaeozoischen Gebilde übergreifenden Schichtenreihe zu betrachten. Der Ort Itsukaichi liegt ineinem kleinen, hügeligen Tertiärgebiete, welches buchtförmig in das alte Gebirge eingreift. In der Umgebung dieses Beckens, welches in Nord und West von steil abgebrochenen nordostgeneigten Schichten des Chichibusystems umrahmt wird, sehen wir nordwestlich und südlich von Itsukaichi den in Rede stehenden Schichtencomplex anstehen. Die Schichten sind stark gestört, aber die Aufschlüsse leider ungenügend. Der dichte, graubraune, stinkende, stellenweise oolithische Kalk ist in einem Wechsel von Schieferthon und arkose- artigem, z. Th. bituminösem, dunklem Sandstein eingeschaltet. Seine Mächtigkeit konnte nicht genau bestimmt werden, mag aber einige zehn Meter betragen. Das Gestein enthält ausser jenen Cidaritenstacheln schlecht erhaltene Reste von Korallen, Krinoiden, sowie von Bryozoen (Chaetetidae) und Zweischalern. In den Jahren 1883 und 1884 wurde derselbe Kalk von NAUMANN und Nasa zu Torinosu, Iwasa (Kompirayama) und Nishiyama im Sakawabecken auf Shikoku gefunden. Petrogra- phisch zeigt er ganz denselben Charakter wie bei Itsukaichi und enthält ausser den nämlichen Cidaritenstacheln Reste von Zwei- schalern, Brachiopoden, Gastropoden, Bryozoen, Korallen, Belemni- ten und Ammoniten, welche alle mit der Gesteinsmasse äusserst fest verwachsen sind. An der Basis desselben lagert ein Conglomerat mit Hornsteingeröllen. Der Kalk selbst wird von jenen oberjuras- sischen pflanzenführenden Brackwasserschichten, in denen Nav- MANN und Nasa eingeschwemmte Stücke jener kurz dickkeulen- förmigen Cidaritenstacheln entdeckt haben. Die palaeontologischen 96 Torinosu-Schichten. Untersuchungen NEUMAYR’S und YOROYAMA’s, welche demnächst publicirt sein werden, sollen ergeben haben, dass der Torinosu- kalk als oberer Jura anzusprechen ist. Nach YoKoYAMA’S freundlicher Mittheilung schliesst er Foraminiferenreste wie Uyclammina lituus Yox., | Testilaria rotiformis SCHWAGER und Pulvinulina sp. (?), ein, und NEUMAYR soll einen Cephalopoden von Torinosu als einen Harpoceras bestimmt haben. Nasa giebt von Toorinosu, Nishiyama und dem Kompirayama in Iwasa folgende Formen an: Meandrina, Astraea, Cidaris, Pygurus (?), Chaetetes (?), Pentacrinus, T'erebratula, Rhynchonella, Nerinea, Actaeonina und Belemnites. Ein kleiner Aufschluss des Torinosu Kalkes ist zu Okumino- tanı im Riosekibecken, etwas über 2 km östlich von Rioseki, ıin- mitten des aus den jurassischen Brackwasserschichten bestehenden Gebietes sichtbar. Bei Gelegenheit unserer Uebersichtsaufnahme im Jahre 1885 fand KocHIBE in der Umgegend des Yagisawatöge in der Akaidake- kette an der Küste von Iwaki ebenfalls in übergreifender Lagerung über dem archaeischen und palaeozoischen Gebirge eine gefaltete Schichtenreihe von Sandstein und Schieferthon mit einer über 100m mächtigen Kalkeinlagerung. Dieser Kalk besitzt ganz denselben Charakter und schliesst dieselben Fossilien ein wie derjenige von Itsukaichi und Torinosu. Er ist dicht, graubraun und stellenweise ausgezeichnet oolithisch und enthält ausser unbestimmbaren Korallen-, Krinoiden- und Brachiopoden-fragmenten jene Chaetetes- ähnlichen Bryozoenstöcke. Um vollends die Identität desselben mit dem Torinosukalk ausser Zweifel zu stellen, gelang es mir im vorigen Jahre, in demselben ausser diesen Fossilresten Nerinea-Durch- schnitte und die charakteristischen Cidaritenstacheln aufzufinden. Schichten unbestimmten Alters bei Yagohara im Kisogawa-Thal. Ein Complex von Schichten noch unbestimmten, vielleicht mesozoischen Alters, welcher jedoch von NAKASBIMA bei der Uebersichtsaufnahme des Kisogebirges dem palaeozoischen Gebirge % Unbestimmte Schichten bei Yagohara. 97 zugerechnet wurde (vielleicht mag das richtig sein, aber der ganze petrograplische Habitus der fraglichen Gebilde scheint nach mei- nem Dafürhalten für mesozoisch zu sprechen), ist im nördlichen Theile des Kisogebirges östlich bei Yagohara und in der Umgebung des Toriitöge entwickelt. Ein Profil durch denselben ist an der Ostseite des Kisogawa durch die Yagosawa-Schlucht bei Yagohara gut aufgeschlossen ; hier beobachtete ich folgendes : zuunterst dunkler, thoniger, feinkörniger Sandstein, z. Th. breceiös, mit deutlich sichtbaren Quarz- und Felds- Ben... ca 80m mächtig. Gebänderter, plattiger, äusserst splitteriger Kieselschiefer, z. Th. stark gefältelt......... 40-50m „, Grüner, kalkiger Tuff von Porphyrit (2), sehr zersetzt, stellenweise ganz thonig; u. d. M. einzelne Plagioklasfragmente und etwas Biotit in einer hauptsächlich aus Chlorit, Caleit und Epidot bestehenden Matrix. Er ist stellenweise conglomera- tisch oder brecciös, auch cavernös durch Auslaugung der Kalkeinschlüsse ............ über 100m ‚, Dunkler, feinkörniger, kieseliger Sandstein. ca 9m ,, Dunkelgrauer Stinkkalk mit Krinoidenstiel- BERGER MEI... [ee 9 &ar {iR x Grünes Pamevon Porphyrit (AS ca 25m ‚, Kieselschiefer, im oberen Theile mit einem mergeligen Kalk innig wechsellagernd ..... ? Grüner, gebänderter Tuff von Porphyrit (?) ? In diesem Complex setzt sich in derselben Schlucht ein 1,5m mächtiger Mikrogranitgang auf, dessen Grundmasse aus einem mikrokrystallinen Aggregat von Orthoklas, Quarz und Muscovit besteht. Das Ganze ist steil SEE-geneigt, während die an der Westseite des Kisogawa anstehenden Kobotokeschichten westwärts einfallen. Entweder ist hier somit eine Verwerfung längs des Thallaufes vorhanden, oder der fragliche Complex ist discordant über dem Kobotokesystem gelagert. Am Habuchitöge, etwas SE von Yagohara stossen diese Schichten an einer Verwerfung gegen die Kobotokeschichten ab. Obgleich irgend welche sichere Anhalts- 98 Kreidesystem. Hokkaidö-Kreide. punkte fehlen, können dieselben derzeit nur mit den Torinosu- schichten verglichen werden, indem die eingelagerten, Krinoiden- stielglieder enthaltenden Stinkkalke an einige Ausbildungen des Torinosukalks erinnern. | Das Kreidesystem. Das jüngste der mesozoischen Systeme ist in Japan in viel srösserer Ausdehnung und in viel reicherer Entwickelung vertreten als die beiden bereits besprochenen. Es ist wesentlich als ein thonig-sandiger Complex, welcher, durch typische Fossilien charak- terisirt wird, auf allen viel Hauptinseln des japanischen Archipels entwickelt, aber in seinem Auftreten auf die Aussenseite be- schränkt. Die mitteleretacischen Schichten von Hokkaiıdo. JIMBO, Geolog am Hokkaidö-chö, dessen mühevollen Untersu- chungen wir nun einen ungefähren Ueberblick über den geologischen Bau von Hokkaidö verdanken, zählt hier im Ganzen sieben getrennte Kreidegebiete auf, welche sämmtlich auf der Aussenseite der Insel liegen und zahlreiche Fundorte typischer Fossilien auf- weisen, nämlich: l. zwischen Söya nnd Chietomanai in Kitami, 2. im 'Teshiogawathal und im Wembets in Teshio, 3. um Shiromarinai im oberen Uriugawathal ın Ishikarı, 4. um Obirashibets in Teshio, 5. um Ikushumbets und Poronai (Sorachigöri) in Ishikari, 6. um Yübari in Ishikari, 7. um Urakawa, Ikandai etc. in Hidaka. Der Complex besteht überall aus einem Wechsel von Schiefer- thon, Sandstein und Conglomerat. Kalkige Bildungen sind nur auf die Kalkknollen beschränkt welche concretionär im Schieferthon und Sandstein eingebettet liegen und Versteinerungen einschliessen, und treten nirgends schichtenbildend auf. Die früheren Angaben von fossilführendem Kalkstein sind demnach dahin zu berichtigen, dass die Fossilien nicht etwa von Kalksteinschichten, sondern von diesen Kalkconcretionen stammen. Nach JımBo’s Beobachtung Hokkaidö-Kreide. 099 wird die Kreide im Teshiogawathal vom Tertiär discordant über- lagert, wogegen sie im Pombetsthal bei Ikushumbets conform vom kohlenführenden Tertiär überdeckt erscheint. Die Kreide Hokkaidö’s ist ein wahres Füllhorn prächtiger Versteinerungen. In neuerer Zeit hat MATAJIRO YoROYAMA* die Versteinerungen von Urakawa, Otaushinai (Kamikawagöri, Toka- chi) und Poronai einer eingehenden Untersuchung, deren Resultate aus der beistehenden Tabelle ersichtlich sind, unterzogen. Bezüglich des Fundortes Otaushinai spricht JIMBö einen Zweifel über dessen Richtigkeit aus. Er hatesnicht in Erfahrung bringen können, dass hier Fossilien vorkommen. Es liegt in einer wenig bewohnten Gegend und soll nicht von LYMAn und seinen Assistenten, welche das von YOoKOYAMA untersuchte Material gesammelt haben, besucht worden sein. Auch das cretacische Alter der Foraminiferen und Mollusken von Poronai und einem nicht näher bekannten Fundort anlangend, bemerkt JımBö mit gewisser Reserve: die Kreideschichten Hokkaidö’s seien über- haupt petrographisch sehr den dortigen tertiären Schichten ähnlich, welche ebenfalls Kalkconcretionen mit Foraminiferen und Mollus- ken führen, und die von YoKoYaMA beschriebenen Nucula poronaica und V enericardia compressa seien von ihm (JımBö) noch nirgends in den Kreideschichten, dagegen sehr ähnliche Formen im Tertiär aufgefunden worden. Weiteren Untersuchungen bleibt die Lösung dieser Frage vorbe- halten. | Bezüglich der Fauna von Urakawa (und Otaushinai) sind es nach YoKoYAMA 21 Arten oder 8°/, der ganzen Fauna, welche uns eimen Vergleich mit der Kreidefauna anderer Länder zulassen. Beim. Vergleich mit der indischen Fauna deuten die folgenden Arten: Lytoceras Sacya, Ptychoceras pseudo-gaultinum, Anisoceras subquadratum, *M. YoKoOYAMA, Versteinerungen aus der japanischen Kreide, Palaeontogra- phica, 1889. 100 Yokovama’s Untersuchung, Anisoceras Haradanum, subundulatum, cf. rugatum, 2 sp. (verwandt mit A. indicum), Phylloceras ezoense auf das Ootatoor (Cenoman) hin, während Pecten cf. garudanus, Inoceramus sp. (af. Inoe. Cripsii), Desmoceras Gardeni, R? Sugata, Pachydiscus arrialoorensis, N aumanni, ” Sutneri für Arrialoor (Senon) und Trichinopoly (Turon) sprechen würden. Lueina fallax, Phylloceras Velledae und Desmoceras Gaudama sind in den oberen wie unteren Schichten von Indien aufgefunden worden. Kurz es liegt hier eine schwer deutbare Mischfauna vor. Eine Mischfaune ist auch nach Fr. ScHMiDT’s Untersu- chungen die Kreidefauna Sachalın’s. Dieses Kreidegebiet, wenn- gleich nur vier gemeinsame Arten mit der Hokkaidö-Fauna auf- weisend, ist offenbar nur eine nördliche Fortsetzung der Hokkaidö- Kreide. Unter den 21 von dort bekannten Arten kommen 10 in Indien vor, nämlich 3 ausschliesslich im Ootatoor, 1 im Ootatoor und Trichinopoly, 1 im Ootatoor und Arrialoor und 3 ausschliesslich im Arrialoor, also eine ganz ähnliche faunistische Vertheilung wie in der Hokkaidö-Kreide. Verglichen mit’ der europäischen Kreidefauna deuten Ptycho- ceras pseudogaultinum und Imoceramus Naumanni auf die untere, und Inoceramus af. Cripsii auf die obere Kreide hin, während Phylloceras Velledae hauptsächlich aus der unteren Kreide bekannt ist. ) » ) Die Sachalin’sche Kreidefauna, welche 10 Arten mit der euro- päischen gemein hat, zeigt nun ein vorwiegend europäisches Gault- gepräge. Aus der vorhergehenden Betrachtung ergiebt sich, dass die Ablagerung von Urakawa (und Otaushinai) nur mit dem untersten Gliede der indischen Kreide und zwar mit dem etwa der mittleren Kreide Europa’s (Cenoman und Gault) entsprechenden Versteinerungen aus der japanischen Kreide nach Yokoyama. I. Die Kreidegebiete von Urakawa und Otaushinai. I Pebten spe. un m 2 » ef. garudanus STOL.... .. 3. Inoceramus Naumanni n. Sp. .. 4, Mn SP. ae 5. Cucullaea cf. sachaliensis ScHm. ... 6. Lucina cf. jallax ForBes 7. Capulus cassidariusn. SP. un .n 8. Phylloceras Velledae Miıcn. ... ... 9. a, ezoönse n. SP. 10. „ SP. 0.0; „eh Bo one 11. Lytoceras Sacya FORBES. 12. M SP- 13. es Eh 00 AT A as 14. Ptychoceras pseudo-gaultinum n. sp. 15. Anisoceras subquadratum n. Sp. ... 16. 5) Haradanım n. sp. 17. Mn subundulatum n. sp. 18. m cf. rugatum FORBES ... 19. nm Ka: on 20. Desmoceras Gardeni BAILY .. .«.. 21. 7 Gaudama FORBES 22. n Sugata FORBES .., 23. „ Sp. 0 acc os. no 24. Pachydiscus arrialoorensis STOL. ... 25. >” Naumannin sp. 26. > Sutnerin. Sp. = |Ostindien Europa. = —— | — (>) S iti Verwandte Formen. e|a|&|, 2 Britisch 2l8|a|® < 5 | Columbien. sıs|s|21515|8|2|2> "© EIER al8ela|ls|8 HIRı=alo|o|l5s|ı5 | 3|2 el | Alo lan | H|o|o| 7 + Imoc. concentricus PARk. N . x „» Cripsü MAnT. x BE Er .. . . . tl ar "(obere Kreide 3. 0 ar ||| #= ++ EI Rler nach Phyll. Rouyamım SToL en x WEHITEAVES). din) an Co LER Od Dia a + (Cault nach HWHITEAVES). Lytoc. Sacya ForBes. x x x BEER Ptych. gaultinum Pıcr. x x x Anis. large-sulcatum PFORBES. || »-- x » rTugatum PoRrBEs. x „ undulatum FORBES. D + x Anis. indieum FORBES. on + 102 BR (Obere Kreide ar WHITRAVES). + (Gault 3) Sal ?+ Wunteav.) Ir || Gr Ka Ku ra Pach. amialoorensis STOL. x „» kolutiwensis STOL. x . + = a ”„ ” Vorkommen der genannten Arten. verwandten Arten. Fundort. € & B B Poronni a vo II. Poronai und ein nicht näher bekannter Alter der genannten oder verwandten Fundort in Ezo, 3 = vi 3 Arten in Europa und Indien. 7} > lee) 2 S Ar ac ea Eee | = | Foraminifera. | 1. Lagena Gottschei n. Sp. .. .. ee ch 2. Erondicularia ET EERSED n. sp. Ju | 3. N BES: FR en Er 4. Polymorphina seninulina n. "sp. . 45 5. Pleurostomella peregrina n. Sp. ER + 6. Bulimina ezoensis n. Sp. u. + au T. or Schwageri n. SP... + + 8. " baccata n. Sp. Ri 7 eh m capitata Dn. SP. ... gu + 10. RS BENDER Ur n. sp. er + 11. es Sp. a: + | 12. Bolivina euplecte Ua n. sp. + PR. | 13. Pulvinulina japonica n. ep Be au | 14, (?) singularis n. sp. + 15. Rotalia nilida REUSS ... Se: + || Senon — Gault. 16. v Lymanin. SP. .-. + Rotulia ammonoides Reuss (Senon — Gault). 17. Anomalina floscularia n. ep. + Mollusen. 18. Nucula pieturata n. Sp. Bar + “r 19. „» Milmein. sp. .„.. + 3 Nucula vo GIEBEL (Senon), 20. „» Poronaica n. Sp. ar 21. Venericardia. compressa n. SP. + + 22. Lucina ‚poronaiensis n. SP. Ar Ta 23. Tapes ezoönsis n. SP. ... ner ar ... .. ! / MR 24. Margarita funieulata n. sp. . + un en. Margarita orbiculata Sron. (Triehinopoly). 25. Turritella Wadana sp. a + Ve Tee an EEE ET ET EN Te EISTT IE En On DET ern III, Nuppaomanai. (Poronai) (Alter unbestimmt.) 1. Cyrena (?) sorachiensis n. Sp. 2. Natica ezoemsis n. sp. + N . m DAT a = Be ——y ’ ft > L ä 1 - ss‘. ... ..» =... ar» ..r, “ v “ 2 % ... -. „.. * = » ze na “. =; - Bi - 3 u “ “ I ze u . ““ % * - - - “.. “or “... 4 » * a.r “.. 0%. -.s t .r “se. Zr F M r “.. »4% 4-2 “.s ars ir u.“ Pr7 Pr D E _ . 7 h' 4 “3 » s.. « z ” v m: j A ’Z Ä 7 emE x ö a a 2a 2 Fer) . | . “ u. rı .. u ..s cas > Pr, ..: « eh » b) > Pr Piz “ .i. ... ... an. den ... Arr j # « “ h i ” Be m er. zer va 1! 5 ..% A un 2. ; TE ATI EN re t f d { y j iv $ ERS ers \ FR | d - tr“ ern De la = 2 . u “nr v vn auf T Er Ban Bu K c ‘ N: A ER 1 way. r [2 E PR » % “ r % * “ L pe I \ D = 5 r N 2 na, Aal ty a “P% ; 8 En „ ne De 0 i > ö y 2 » E But a . Ale ah ine a si 4 FIRE ER 3 m Yokovama’s Untersuchung. 101 Ootatoor parallelisirt werden kann Mit der in Britisch Columbien auftretenden Kreide hat unsere Fauna nur & Arten gemein, nämlich Phylloceras V elledae, Lytoceras Sacya Desmoceras Gardeni und 5 Gaudama. Was die Foraminiferen und Mollusken von Poronai und einem unbekannten Fundort, welche meist neuen Arten angehören anlangt, so lässt dieselbe keine nähere Altersbestimmurg der betreffenden Ablagerung zu, als dass sie zum mindesten der Kreide zugezählt werden muss. Bemerkenswerth ist das massenhafte Vorkommen von Bulimina ezoensis. So weit YoKoyaMA. Die Fundstätten von . Kreidefossilien haben sich nun durch Jımpö’s Untersuchungen beträchtlich vermehrt. JımBö zählt folgende Lokalitäten auf, welche meis- tens von ihm und seinen Begleitern besucht oder aufgefunden wurden : l. Söya 2. zwischen Chietomanai ; Söyagori, Kitamı und Mootomari j 3. mehrere Stellen des Abeshinai-Thales, \ eines Seitenthals des Teshiogawa 4. Wembets-rushibe, Pankeporonai etc ım Wembets Thal, Teshio 5. Pankenai 6. Penkeopushikep E 7. Shiruturuhara an 8. Pankeohoship s 9. Pumbetps, Seitenthal Er 10. Otuinep, + = il. Pepekenai, = = 12. 8 gegenüber der Einmündung des Utkayatoannai 102 16. 17. 18. 19. 20. 21. . Shiromarinaı im Oberlauf JımBo’s Untersuchung. . Ikushumbets-Kohlenfeld und dessen Umgebung . Poronai-Kohlenfeld und dessen Umgebung Ishikarı des Uriugawa Oberlauf,des Yübarıgawa Oberlauf des Obirashibets Urakawa, Ikantai etc, Urakawagöri : Horokaambe im oberen Nikapthal | = Shumbets im Shibicharithal | Hid Utömabets bei Shamani Diese Fundstätten sind von JIMBö und seinen Begleitern reich ausgebeutet worden. Die nachfolgende Liste zählt alle bis jetzt von Hokkaidö bekannten Kreideformen auf, welche zum grössten Theil von ihnen selbst gesammelt worden sind. Die mit * be- zeichneten Formen finden sich auch unter dem Untersuchungs- material YOKOYAMA’S. gr 2. 3: Inoceramus ezoensis YOKOYAMA r digitatus SOWERBY (mehrere Varietäten) & Naumanni Yok. » sp. . Trigonia sp. (aus der Gruppe der Scabrae) » SDIÄm = Scaphoidae) . Cueullaea sp. 5 cf. sachalinensis SCHMIDT .. Peeten SP» „ ef. garudanus STOLICZKA . Exogyra sp. . Cyrena sp. . Nucula sp. * 14. * 15. . Ostrea sp. . ?Siliqua sp. *.19, en picturata \oK. Lucina cf. fallax FORBES Margarita funiculata Yox. er sp. Jımpo’s Untersuchung. 103 * 20. Capulus cassidarius Yok. 21. Helcion giganteus SCHMIDT 22. Dentalium sp. 23. Phylloceras Velledae MıcH. 24. e ezoense YOR. 25. e. sp. 26. 3, sp. (grosses Examplar) * 27. Lytoceras Sacya FORBES 001: Pe sp. * 20. Ptychoceras pseudo-gaultinum Yor. * 30. Anisoceras subquadratum Yo. #31 5 subundulatum YoR. * 32, A Haradanum YoR. * 33. ie cf. rugatum TORBES 34. Ai indicum FORBES 35. Anısoceras sp. (1,5 Fuss im Durchmesser cc SO& 42. % sp. | * 44. Pachydiscus arrialoorensis STOLICZKA * 45, 5 Naumanni Yok. * 46. = Sutneri YoR. 7: . sp. (aff. arrialoorensis STOL.) 48. Pr sp. (cf. Denisonnianus STOL.) 49. % sp. (sp. cf. Sutneri Yok.) 50. Placenticeras sp». 5l. Acanthoceras sp. 52. % Rotomagensis DEFRANCE 53. Eine Form aus den Stephanoceratidae 54. Crioceras sp. ausserdem eine Teerebratula, Radiolarien, Foraminiferen, Spon- 104 JIımBo’s Untersuchung. eiennadeln, Koralien, Echiniden, Brachyurenreste, Fischschuppen, Knochenfragmente, Pflanzenreste und unvollkommen erhaltene Brachiopoden-, Bivalven- und Gastropodenreste. | Unter diesen Versteinerungen sollen Inoceramen (besonders Inoceramus Naumanni) und Trigonien am häufigsten und zahlreich- sten vertreten sein. JIMBö beobachtete nirgends mehr als einen fossilführenden Horizont und vertritt entschieden die Ansicht, dass die Kreide Hokkaidös die Ablagerung einer einzigen Epoche repräsentire und dem indischen Ootatoor entspreche. Somit wird die von YOKOYAMA ausgesprochene Auffassung in schöner Weise bestätigt. Die mittelcretacischen Schichten des Sanchiugrabens. Des Sanchiugrabens wurde schon früher bei der Betrachtung des Jura Erwähnung gethan. Aus Kagahara, in dessen Umgebung die von KOCHIBE zuerst aufgefundenen Fundorte von Kreide- versteinerungen liegen, beschreibt YoRoYAMA 9 Arten, deren Mehrzahl nicht sicher bestimmbar ist, nämlich 1. Alectryonia cf. carinata LAM. (Trichinopoly von Indien, Cenoman von Europa), 2. Exogyra sp., 3. Aviceula Haradae Yox., | I. Cucullaea cf. striatella Mıca. (Kreide von Sachalin, Gault von Europa), 9. Trigonia sp. (verwandt mit Tr. aliformis PARK. vom europäischen Cenoman), 6. Crassatella Kagaharensis YoK., Capulus annulatus YOoK., 8. Phylloceras sp. (ähnlich dem Ph. Velledae MıcH. von Urakawa), 9. Anisoceras sp. (ähnlich dem An. indieum FORBES vom indischen Ootatoor) Ausser diesen Formen kommen bei Ötchizawa, einige ri oberhalb Kagahara, Belemnitenfragmente vor. Als Fossil- fundstätten dieses kleinen Gebietes sind noch anzuführen Shiroi r . . Y . v Kreide im Sanchiugraben. 105 (Kanragöri, Közuke), Öhinata (Sakugöri, Shinano) und Kawara- zawa (Chichibugöri, Musashi) Ueber das cretacische Alter dieser Ablagerung ist kein Zweifel möglich, und zwar pflichten wir vollständig YoRoYAMA’S Ansicht bei, dass dieselbe dem nämlichen Zeitabschnitt (Cenoman-Gault) angehört, wie diejenige von Hokkaidö. Der cretacische Schichtencomplex des Sanchiugrabens besitzt eine bedeutende Maächtigkeit, welche gewiss auf über 200m ge- schätzt werden muss. Er überlagert ohne irgend eine bemerkbare Discordanz die mitteleretacischen Cyrenen- und Pflanzenschichten Die Schichtenfolge stellt sich nach Orsuka’s und meinen Beo- bachtungen, wie folgt, dar: 1. zuunterst Trigoniensandstein, ziemlich mächtig, fein-mittel- ‘oder grobkörnig, zuweilen conglomeratisch ; dunkel- oder grünlichgrau, zuweilen kalkig; aus Fragmenten von Quarz, Feldspath, Chlorit, zersetztem Biotit nnd etwas Muscovit bestehend; dickbankig mit spärlichen, dünnen Schieferthon- lagen. Ein Horizont in demselben enthält jene von YoKOYAMA untersuchten Versteinerungen, unter denen die T’rigonia ef. aliformis die bei weitem vorwaltendste ist. 2. Ein Complex von vorherrschendem dunklem Schieferthon, etwas Sandstein und Conglomerat. Eine Schieferthonlage enthält bei Sebayashi im Sözugawathal bei Kagahara Echinidenfrag- mente und Lucina-Reste; am Bandötöge auf dem Wege von Sebayashi nach Miokedaira wurde ein Ammoniten-fragment gefunden. 3. Ein mächtiger fossilloser Wechsel von dunkelgrünem, plat- tigem, zuweilen tuffartigem Schieferthon und Sandstein. Der Schieferthon enthält gegen oben zahlreiche Kalkconcretionen. Die Trigoniensandsteine des Sakawa-, Rioseki- und Katsuragawa-Beckens. Wie im Sanchiugraben, so treten in den drei mesozoischen Becken von Shikoku die Trigoniensandsteine über den jurassischen Brackwassergebilden auf. Es sind grob-‚mittel- bis 'feinkörmige, durch kieselige Bindemittel verbundene, zuweilen kalkıge Quarz 106 Kreide im Sakawa-, Rioseki-und Katsuragawa-Becken. sandsteine mit meist schlecht erhaltenen Conchylienresten. Unter diesen waltet jene mit T'rigonia aliformis nahe verwandte Form vor, deren Steinkerne bisweilen die ganze Gesteinsmasse erfüllten. Y. KıkucHr erwähnt vom Katsuragawabecken noch drei andere T'rigonia-Formen welche der Glabrae-Gruppe anzugehören scheinen, ausserdem zwei schlecht erhaltene Ammonitenfragmente. Nasa führt in dem Trigoniensandsteine des Sakawabeckens (Fundorte Habunokawa in Naganomura, Nishinomiya in Toka- nomura, Sandachino in Ochimura) neben der T'rigonia cf. aliformis noch drei T’rigonia-Formen (wieim Katsuragawa-Becken), Korallen, Rhynchonella, Ostrea, Solen, Dentalium (?) und zwei schlecht erhaltene Ammonitenreste, darunter eine Scaphites-ähnliche Form. Die Izumisandsteine. In der Izumikette, auf der Südseite von Awajı, in der Sanuki- kette und fast längs der ganzen Nordseite von Shikoku, endlich in der nordwestlichen Ecke des Südkiushiugebirges und auf den Amaxa-Inseln tritt eine hauptsächlich aus sandigen Gesteinen bestehende Schichtenfolge von bedeutender Mächtigkeit auf, deren Alter, nach den wenigen eingeschlossenen Fossilien zu urtheilen, entschieden cretacisch ist. Sie baut sich wesentlich aus einem Wechsel von Sandstein, Schieferthon und Conglomerat auf. Ander Basis des Complex befindet sich in der Sanuki-Kette nach Nasa ein mächtiges Conglomeratlager mit Granitgeröllen. Der Sandstein waltet bei weitem vor; nur sehr selten sieht man unbedeutende Einlagerungen von unreinem Kalk und dünnen Kohlenschmitzen (auf den Amaxa-Inseln und in Higo). Der Sandstein, meist dunkel- grau oder graugrün, bei der Verwitterung gelbliche Färbung anneh- mend, hart, fein-bis grobkörnig, ist gewöhnlich arkoseartig und besteht wesentlich aus Quarz, Feldspath, Glimmer und Chlorit. Er geht oft in Conglomerate über. Fragmente von älteren Gesteinen, wie Thonschiefer, Quarzit u. s. w., werden oft gesehen. Das Bindemittel ist in der Regel kieselig, selten kalkig. Das Conglomerat führt wesentlich Gerölle von Sandstein, Quarzzit, Granit, Quarzporphyr u. a., welche durch ein kieseliges Cement verbunden werden. Dieser . sandige Schichtencomplex, welchen Izumisandsteine. 107 + wirdie Izumisandsteine benennen wollen (die Sandsteine, ‚‚Izu- miishi‘“ genannt, werden in der Umgegend von Osaka vielfach als Baumaterial benutzt), ist im Allgemeinen durchaus arm an Fossil- resten. YAMASHITA erwähnt in einem durch chloritische Beimen- gung tiefgrün gefärbten Sandsteine der Izumikette (Hako- tsukuri-mura in Hinegori, Izumi) N odosaria-ähnliche Foraminiferen- fragmente. Den Izumisandsteinen der Sanukikette sind grosse, verz- weigte, oft bis 2 Fuss lange, verkohlte Fucoidenabdrücke charakte- ristisch, deren Form die lokale Bezeichnung ‚, Shobu-ishi“ (d. h. Lilienstein) hervorgerufen hat. Sie werden an verschiedenen Punk- ten dieses Gebirges wie Bando, Oruno, Izumidani u. s. w. anget- roffen. NAsA giebt an, dass in der Kitadani-Schlucht bei Omi (Ouchi- göri, Sanuki) unvollkommen erhaltene Conchylienreste, darunter ein ITeteroceras-ähnliches Ammonitenfragment, Arca u. a. vorkommen. Ebenso hat derselbe bei Okuyama (Samukawagöri, Sanuki) schlechte Bruchstücke eines Sequoia-artigen Coniferen entdeckt. Etwas reicher an Fossilien sind die Izumisandsteine von Kıushiu. Suzukt erwähnt von einigen Punkten von Higo (Ashikitagöri und Mashikigöri) Reste von Z’urritella, Natica, Lucina im Schieferthon. KIkucHt hat ım Sandstein von Sakasegawa-mura auf Shimojima (Amaxa) schlecht erhaltene Reste von Sphenotrochis, Terebratella, DPecten, Inoceramus, Trigonia (vergleichbar mit Tr. aliformis PARk.), Cardita (2 sp.), Lucina, Pholadomya und Pleuromya gefunden, in demjenigen von Imada- mura auf derselben Insel | Terebratella, Ostrea, Inoceramus, Cardita, Lucina, Pleuromya (?), endlich in demjenigen von Hisaıta-mura auf derselben Insel Cardita-Steinkerne. Weiter hat Suzukr bei der letztjährigen Uebersichtsaufnahms von Higo auf den Amaxa-Inseln folgende Fossilfunde gemacht: zahlreiche Cardium-Reste im Sandstein von Goshono-ura auf Hongojima, Terebratella (?)-Reste im unremen Kalk von Uchino-köchi (Kamijima), Lucina, T’urritella, Natica, Ammonitenreste (darunter eine Ha- mites-ähnliche Form) im Schieferthon von Hime-ura (Kamijima) 108 Izumisandsteine., und schlecht erhaltene Dikotyledonenreste im Sandstein von Kidobaba. KıkuchHtr erwähnt im Schieferthon von Komatsu-mura (Shimo- jima) folgende Pflanzenreste : Arundo, Populus (?), Salix, Quereus (?), I’agus, Platanus und Cinnamomum. | Ob diese Izumisandsteine mit den Trigoniensandsteinen zu identifieiren seien, kann zur Zeit nicht entschieden werden, da noch keine genügenden Untersuchungen vorliegen. Yedenfalls ist hier angesichts der aufgezählten Fossilreste, namentlich der T’urritites- und Mamites-ähnlichen Cephalopodenfragmente und der Dikotyle- donenblätter, die Auffassung zulässig, dass die in Frage stehende Ablagerung der mittleren oder oberen Kreide oder auch vielleicht beiden angehört. Die Mikuraschichten., Bei der Untersuchung der Südostflanke des Akaishigebirges wurde von K. NAKASHIMA eine wesentlich aus Schieferthon und Sandstein bestehende, gegen SE überfaltete Schichtfolge von un- bestimmtem, aber vermuthlich alttertiärem oder jungmesozoischem Alter als die Mikura-Schichten ausgeschieden. Sie ist dem aus Kobotokeschichten bestehendem Gebirge vorgelagert. Bei den starken Dislokationen, denen das Gebiet unterworfen, ist ıhr Lagerungsverhältniss zu dem paleozoischen Gebirge und den das südliche Vorland aufbauenden tertiären Gebilden schwer zu ermit- teln.. Am Aufbau des Complex betheiligen sich vorherrschend Schieferthone und Sandsteine. Nur lokal stellen sich geringmäch- tige tuffige Einlagerungen sowie Hornsteine ein. Der Schiefer- thon ist meist schwarz oder dunkelgrau gefärbt und zerfällt leicht bei der Verwitterung; zuweilen ist er verhärtet und dann dem palaeozoischen Thonschiefer sehr ähnlich. Der gewöhnlich fein- körnige Sandstein ist schwarz, dunkelgrau oder braun gefärbt und besitzt eine feldspäthische Zusammensetzung. Bei grösserem Quarzgehalt ähnelt er dem pal®ozoischen Grauwackensandstein. Der nur selten auftretende, dichte, dunkelgraue, weissgeaderte, unreine Kalk besitzt eine Mächtig-keit von bloss einigen Metern. Mikura-Schichten 109 Bei Ichinose und Setonoya in Shidagöri (Suruga) schliesst er Foraminiferen-(Globigerina, Nodosaria,? Discorbina) und Kalkal- genreste ein. DBlattabdrücke von Dikotyledonen wurden von SuUzukI in einem Schieferthon von Abegöri (Suruga) gefunden. Die eingeschalteten tuffigen Schichten sind geringmächtig ; sie sind gelblich- oder dunkelgrün gefärbt, dieht oder zuweilen mehr oder weniger körnig, auch breccienartig. Es sind wahrscheinlich Porphyrit-(oder Andesıt-) Tuffe und Kommen in der Umgebung von Okabe und bei Miyahara in Shidagöri vor. Nun sehen wirin dem Sud-und Westtheilvon Kiı, um die palaeozoische Masse des Ötönomine herumlagernd, einen mächtigen Complex von Schichten entwickelt, welche in petrographischer Beziehung den Mikuraschichten von Suruga und Tötömi sehr ähnlich sind und im Kumanogawathal vom deckenförmigen Quarzporphyr überlagert werden. In ihnen sind von YAMASHITA Abdrücke von Dikotyledonenblättern und ein Ammonitenfragment entdeckt worden. Das letztere wurde zwar als Geröll bei Kuribara in Minami-murogöri gefunden ; da aber die ganze Umgebung dieser Fundstätte, soweit die Quellbäche des Thalflusses reichen, lediglich aus den besasten Schichten und Quarzporphyr bestehen, so kann dasselbe nur aus jenen Schichten stammen. Somit haben wir hier zum mindesten mit einer Kreideablagerung zu thun. Da aker ıhr ganzer petrographischer Habitus sowie die ganze Art und Weise ihres Auftretens für ıhre Identität mit den Mikuraschichten spricht, so beanstande ich nicht auf den in Kıi. entwickelten Complex den Namen ‚ Mikuraschichten “ direkt zu übertragen. Die Mikuraschichten Kii’s bestehen ebenfalls wesentlich aus einem mächtigen Wechsel von Schieferthon und Sandstein. Zuweilen werden wenig mächtige Einlagerungen von dichtem, grauem, weissgeadertem, unreinem Kalk, häufig mehr oder weniger mächti- ge Conglomeratlager mit Geröllen von Quarziıt, Sandstein, Thon- schiefer, Kalk u. a., selten Breccien beobachtet. Der Schieferthon ist meist schwarz oder schmutzig grau, stellenweise sandig, häufig sehr verfestet und dann thonschieferartig. Der gewöhnlich fein körnige Sandstein ist feldspathhaltig, deshalb arkoseartig und besitzt eine dunkelgrünlichgraue oder lichtgraugelbe Färbung. Bei Tsugadani und Ichinohira (Higashi-murogör) wurden ın einem 110 Mikura-Schiehten, Yatani-Schichten. .d feinkörnigen, gelblichweissen Sandstein Abdrücke von Dikotyle- donenblättern gefunden. In der Umgebung von Miyaimura im Kumanogawathal wird en 1—3 Fuss mächtiges zwischen dem Sandstein und Schieferthon der Mikuraschichten eingelagertes, anthracitisches Kohlenflötz abgebaut. Die Mikuraschichten Kii’s verhalten sich discordant zu den palaeozoischen sowie zu den tertiären Bildungen.* Die Yatanischichten. An der Nordflanke des Ötögegebirges, südlich von Yonezawa in Uzen, tauchen nach S. NısHiyamA’s Beobachtung bei Yatani auf einem kleinen Areale unter den tuffigen Tertiärschichten ein Complex von grünlichgrauem, feinkörnigem Sandstein und dunkel- srauem. Schieferthon hervor. Er bildet eine NS-streichende Antiklinale und schliesst weder Fossilien noch kalkige Bildungen ein. Sein Alter kann deshalb nicht ermittelt werden, aber der verfestete Charakter der Gesteine, welcher sich durchaus von demjenigen der überlagernden Tertiärschichten unterscheidet, lässt uns vermuthen, dass wir es hier mit einer alttertiären oder jungmesozoischen Ablagerung zu thun haben. Die Misakastufe. Auf der Innenseite Nord- und Südjapans, sowie im Bereich der Fupizone auf’ Honshiu ist, discordant über dem archaeischen und paleozoischen Gebirge gelagert, ein stellenweise enorm mächtiger Tuffeomplex entwickelt, dessen petrographische Charaktere denen der tuffigen Produkte der Tertiärperiode ausserordentlich ähneln. Abgesehen von einigen spärlichen Foraminiferenresten sind in ihm noch keine Fossilien aufgefunden worden. Eine Discordanz gegen das überlagernde Tertiär ist an manchen Stellen zu beobachten. Vor allem ıst auf den bedeutsamen Umstand hinzuweisen, dass er von stockförmigen Dioriten durchbrochen und hochgradig metamor- phosirt wird und sich somit, insofern diese Tiefengesteine nach * NAKASHIMA’g diesjährige Untersuchung des Südkiushiugebirges scheint z vergeben, dass die Mikuraschichten auch dort zur Entwickelung gelangen. Misakastufe. 111 Analogie aller übrigen Vorkommnisse vortertiären Alters sind, als eine Bildung der mesozoischen Periode erweist. Im Quanto und den angrenzenden Gebieten, wo er die mächtigste Enntwickelung zeigt, haben wir ıhn nach der Lokalität Misakatöge au der ‚Nordseite des Fuji die Misakastufe genannt. Tuffe von Porphyriten, Diabasen und Quarzporphyren nebst den eingeschalteten Decken und den Gängen der nämlichen Effusiv- gesteine setzen wesentlich die Misakastufe zusammen. Sie sind gleichsam als mesozoische Vorläufer der tertiären und posttertiären Effusivprodukte anzusehen. Und wie unter diesen die Andesite und in zweiter Linie die Liparite. weitaus vorwalten, so sind es unter jenen die Porphyrite und dann die Quarzporphyre, welche die dominirende Rolle spielen. Das Material der Misakastufe ist jedoch in den verschiedenen Entwickelungsgebieten verschieden beschaffen. So sind es im ganzen Bereich der Fujizone auf Honshiu haupt- sichlich Eruptionen von Porphyrit und Diabas, in der Aizu- Hochfläche und deren südlicher Umrandung zum grossen Theil diejenigen der Quarzporphyre und im Mikunigebirge diejenigen aller genannten Gesteine, welche die Veranlassung zur Bildung der in Frage stehenden Stufe gegeben haben. Der Complex bildet ganz ansehnliche Berge mit zackigen, schroffen Formen ; ihre Schichten sind stets steiler aufgerichtet und in einem weit höheren Grade Dislokationen unterworfen als die tertiären Gebilde. Im Bereich der Fujizone auf Honshiu, nämlich in den Gebirgen Tanzawa, Misaka, Tenshu, an der Ost- flanke der Komagatakekette und im Chikumagebirge besteht die Misakastufeim wesentlichen nur aus Tuffen von Porphyriten und Diabasen nebst den eingeschal- teten Decken dieser Eruptivgesteine. In den Tuffbreccien und Conglomeraten erscheinen vorwiegend Fragmente von Por- phyrit, selten von Diabas. Zuweilen, wie im oberen Theil der Stufe am Misakatöge ist ein Conglomeratlager mit Geröllen von Grau- wackensandstein, Thonschiefer, Quarzit u. a. eingeschaltet. Sonst scheinen in dem gangen Complex bis auf unbedeutende, kalkige Einlagerungen vollständig Gesteine von nicht tuffigem Character zu fehlen. | Die Diabase sind mittel- bis feinkörnig und von schwärzlich 112 Misakastufe in der Fujizone. grauer oder dunkelgrüner Färbung. Accessorisch tritt m ihnen Magneteisen auf, welcher zuweilen durch Titangehalt die Bildung von Leukoxen veranlasst. Zuweilen ist der Augit theilweise ura- litısirt wie im mittelkörnigen Diabas vom Shöjı-ko am NW-Fuss des Fuji. Die Diabase sind stellenweise einerseits porphyritisch usgebildet, überhaupt mit Diabasporphyriten innig verknüpft, andererseits dioritartig ausgebildet, indem sie ausser den normalen Gemengtheilen Hornblende, Quarz und Biotit enthalten. Die Porphyrite sind theils quarzhaltige oder quarzlose Diorit-, theils Diabasporphyrite; im Ganzen walten die letzt- genannten weitaus vor. Bei einzelnen Vorkommnissen ist jedoch das Bisilikat gänzlich zersetzt, was besonders bei quarzhaltigen, porphyritischen Gesteinen häufig der Fall ist. Quarzhaltige Diorit- porphyrite sind weniger reich vertreten als quarzlose. Die Por- phyrite sind allgemein dichte, dunkelgrau oder dunkelgrün gefärbte (resteine, welche selten frisch: sind. Die Grundmasse ist vorherr- schend mikrokrystallin. Accessorisch erscheinen stets Apatat und Magnetit, welch letzterer zuweilen als Opacitanhäufung in Hornblendegestalt auftritt. Nur selten wird in der Grundmasse die glasige Basis bemerkt, wie z. B. in dem dichten, dunkelgrünen Diabasporphyrit mit Plagioklaseinsprenglingen, welchen ich ober- halb Hökizawa im oberen Sakawagawa-Thal (Sagamı) sammelte, und dessen Grundmasse glasig mit einzelnen Plagioklaskrystallen und Augitmikrolithen ausgebildet ist. Amygdaloidische Gesteine mit Epidot-, Chalcedon- oder Delessitmandeln kommen natürlicher- weise hin und wieder vor. Die Tuffgesteine der Misakastufe in der Fujizone leiten sich vorherrschend von Diabasen und Diabasporphyriten ab. Es sind zum grössten Theile verfestete Tuffe und Tuffbreceien, welche in der Regel dunkel- oder lichtgrüne, zuweilen aber dunkelrothe oder bunte Färbungen aufweisen. In ihnen erscheinen vorwiegend Fragmente von Diabasporphyrit, selten von Diabas. Zwischen den breccien- oder conglomeratartigen einerseits, den dichten, durch Silicifieirung, oft bandjaspisähnlichen Abänderungen andererseits existiren mannichfache Uebergänge. Diese Abänderungen einzeln zu betrachten, würde bei ihrer ausserordentlichen Mannichfaltigkeit unmöglich sein. Im Ganzen dominiren Diabasporphyrittuffe vor. Misakastufe in der Fujizone. 113 Sie sind in der Regel feinkörnig oder dicht, meistens schmutzig graugrün oder dunkelgraugrün und bestehen aus einem klastischen Aggregat von Augit- und Plagioklasfragmenten, sowie Brocken von Diabasporphyrit. Nur selten sieht man primären Quarz. Pyritim- prägnationen, Quarz- oder Kalkspathadern und Incrustationen von Chalcedon werden häufig beobachtet. Chloritische Imprägnationen, bei deren Ueberhandnehmen nicht eine Spur von frischem Bisilikat entdeckt werden kann, sind allgemein verbreitet. Zuweilen besteht die gange Matrix aus einem filzigen Gewebe von kaolinisirten Plagioklasleisten und chloritischen Substanzen. Allgemein ver- breitet sind auch natürlich als Zersetzungsprodukte Brauneisen und TEpidot. Beachtenswerth ist der Umstand, dass stellenweise die in den Tuffbreccien enthaltenen Porphyritfragmente eine lappilliähn- liche Gestalt zeigen (zwischen Nagamata und Hirano im Döshithal, Kai). Die Misakastufe im Gebiete des Mikunigebirges unterschei- det sich von derjenigen der Fujizone dadurch, dass sich an ihrem Aufbau neben Diabas, Porphyrit und deren Tuffen Quarzporphyre und deren mannichfach ausgebildete Tuffprodukte theilnehmen. Der Quarzporphyr ist vorherrschend als Granophyr mit Fluidal- struktur ausgebildet. Quarzporphyrtuffe besitzen eine abrupt wech- selnde Korngrösse, sind meist lichtgefäbt, feinkörnig oder dicht und bestehen aus einem klastischen Aggregat von Quarzporphyr- gemengtheilen und vereinzelten Quarzporphyrbrocken von lappil- liähnlicher Gestalt. Pinitoidähnliche Umwandlungsprodukte wer- den häufig beobachtet. Zuweilen ist das Gestein reich an Mus- covit. Selten beobachtet man in dem Misakacomplex dieses Gebietes dünne, mergelige Kalkeinlagerungen und kalkige, grüne Porphyrit- tuffe. Was die Porphyrittuffe dieses Gebietes von denen der Fujizone unterscheidet, ist der Umstand, dass in ihnen bei aller sonstigen Aehnlichkeit als wesentliche Gemengtheile vorwaltend Quarz, Hornblende und Plagioklas bemerkt werden. Es scheinen hier also vorwiegend Tuffe von Quarzdioritporphyrit vorzuliegen. Im Ökawathal südlich von Wakamatsu, um den Sannötöge und im oberen Kinugawathal sowie am Sammoritöge an der Ostseite des Inawashiro-See’s, spielen an der Zusammensetzung der 114 Misakastufe im Mikünigebirge und in der Aizuhochfläche, Misakastufe mannichfach entwickelte Quarzporphyre (Mikrogranit, Granophyr, Felsophyr und Vitrophyr) und deren Tuffe, welch letztere eine grosse Mächtigkeit erreichen, die dominirende Rolle, während Porphyrite und Diabase zurücktreten, ja im oberen Kinu- gawathal vollständig fehlen. Intrusiv in der Misakastufe treten ausser den oben betrach- teten, auch als Einlagerungen vorkommenden Diabasen, Porphy- riten und Quarzporphyren Quarzdiorite, Diorite, Augitdiorite auf, welche ausgedehnte stockförmige Massen bilden und hochgradige Contaktphänomene in den durchbrochenen Tuffgebilden bervor- gerufen haben. Nun durchbrechen die :Granite im südlichen Kitakamigebirge die jurassischen Schichten, und die Izumisand- steine von Awaji und Sanuki ruhen auf einem Sockel von Granit, welcher die palaeozoischen Schichten durchsetzt. Andererseits werden die mitteljurassischen Brackwasserschichten der Mino-Hida- Hochfläche von Porphyriten und Quarzporphyren durchbrochen und überdeckt. Suzukt beobachtete an der Grenze des Komagatake- Granitstockes gegen die palaeozoischen Schichten deutliche contakt- phänomene, während solche an derjenigen desselben Granites gegen die Misakastufe nicht gefunden werden. Das Verhältniss zwischen der Misakastufe und den Mikuraschichten ist noch nicht genau bekannt; wir haben aber hier nach allem gesagten mit einer Bildung zu thun, deren Entstehung wahrscheinlich oberjurassisch oder cretaeisch ist. Die die Misakastufe durchbrechenden Diorite müssen demnach von sehr jugendlichem Alter sein. en — Anderweitige, wahrscheinlich mesozoische Tuffbildungen, welche mit der Misakastufe verglichen werden können, sind an mehreren Punkten” von Chiugoku angetroffen worden. Dahin gehören die ausgedehnten Quarzporphyre und deren Tuffe im Bergland Kibi und in anderen Theilen von Chiugoku, Tufie und Tuffbreceien von Porphyrit, welche die Misenkette in Izumo aufbauen ; grüne Tuffsandsteine und Tuffeonglomerate, welche ein kleines Becken bei dem Städtchen Kano in Suwö ausfüllen ; ferner eine Gruppe von noch nicht genügend erforschten, tuffigen Alter der Misakastufe. Mesozoische Eruptivformationen. 115 Gesteinen, welche den westlichen Theil von Nagato einnehmen,* und einige andere kleinere Vorkommnisse. Alle diese Gebilde harren jedoch noch einer genaueren Untersuchung. Eruptive Formationen der mesozoischen Gruppe. Eruptivgesteine von sicher mesozoischem Alter sind in Japan in reicher Fülle bekannt. Wir wagen sogar auszusprechen, dass weitaus die grössere Hälfte der vortertiären massigen Gesteine während der mesozoischen Aera erumpirt sind. Zugleich heben wir hervor, dass uns noch kein Eruptivgestein von sicher triadi- schem oder jurassischem Alter bekannt ist. Die meisten, selbst die Granite nicht ausgenommen, sind höchst wahrscheinlich nach dem Absatz der mitteljurassischen Brackwasserschichten entstanden. Unter den in Stock- und Lagerform auftretenden Tiefengesteinen spielen Granite, Quarzdiorite und Diorite die überwiegende Rolle. Als Gänge und effusive Decken, welche zum Theil von Tuffen begleitet werden, treten neben granitischen und dioritischen Gesteinen auch Quarzporphyre, Diabase, Porphyrite und Serpen- tine, welch letztere aus Peridotiten hervorgegangen sein mögen. Granite. Die Bildung der grössten Mehrzahl der in Japan weitverbreiteten Granite gehört der jungmesozoischen Periode an. Im südlichen Kitakamigebirge durchbricht der Granitit von Iriya jurassische Schichten, welche am Contakt eine hochgradige. Umwandlung zeigen. Dagegen wird dasselbe Gestein am Suüdab- hang des Komagatake in Kai von den Misakatuffen und in der Izumikette, auf Awaji, Shikoku und Kiushiu von den cretacischen Izumisandsteinen überlagert. Dass jedoch Graniteruptionen. zu veschiedenen Malen wiederholt haben müssen, bezeugen Granit- gänge im Granit, welche an manchen Orten (z. B. bei Yamanoo im Tsukubagebirge) beobachtet werden. Granite bilden meist mehr oder weniger grössere Stöcke oder Lager, welche zuweilen gang- * Während ich diese Zeilen niederschreibe, geht mir gerade eben von Herrn KocHiße, der gegenwärtig mit der aufnahme des betreffenden Gebietes beschäftigt ist, eine briefliche Mittheilung zu, dass er in einem in diesem Schichtencomplex eingeschalteten Schieferthon bei Yamanoi, Asagöri, Nagato, mesozoische Pflanzen- reste aufgefunden hätte. Er erkenne unter denselben deutlich auch Abdrücke von Podozamites und Adiantites 116 Granite. förmige Apophysen in das Nebengestein aussenden. Es herrschen mannichfache Abänderungen des Granits.. Am überwiegendsten ist der grob- bis mittelkörnige Granitit, welcher häufig durch Hornblendeführung in Amphibolgranitit und auch Amphibolgranit übergeht. Bei reichem Hornblendegehalt nimmt der Plagioklas auf Kosten des Orthoklas zu, und es entwi- ckelt sich eine dioritische Granitfacies heraus, wie dies in ver- schiede nen Gebieten von Chiugoku, Echizen, des Abukuma- gebirges und in der Umgebung der Kofuebene beobachtet worden ist. Es kommen übrigens oft Fälle vor, wo man keine scharfe Grenze zwischen einem Granitit- und Quarzdioritterritorium ziehen kann. Ob hier thatsächlich ein Uebergang zwischen beiden in der Art besteht, dass sie verschiedene Facies eines desselben Eruptivmag- mas darstellen, darüber haben wir noch keinen sicheren Nach- weis bringen können. Die basischen an Biotit, Hornblende und Plagioklas reichen, knolligen Ausscheidungen werden im Granitit und Amphibolgranitit allenthalben beobachtet. Als accessorische Gemengtheile treten stets Zirkon, Apatit und Magnetit auf, ausserdem häufig Titanit. Der feinkörnige Granitit von Bandö- shima im nordöstlichen Theil von Echizen ist durch einen blass- grünen, etwas pleochroitischen Augit bemerkenswerth;; ferner der Hornblendegranitit von Okinoshima (Hatagöri, Tosa) im südwest- lichen Theil von Shikoku dadurch, dass die Hornblende theilweise in Glaukophan umgewandelt ist. Die von Granitstöcken ausgehenden Apophysen und Gänge sind häufig als Granitporphyr oder Granophyr ausgebildet, wie dies z. B. in ausgezeichneter Weise bei dem eigenthümlichen, schmalen und über Iri geradlinig verlaufenden Gänge beobachtet werden kann, welchen der am linken Kisogawaufer herrschende Granitit- stock bei Nanto (Kamogöri, Mino) nordwärts aussendet. Zweiglimmeriger Granit kommt sehr selten vor (Taga- göri, Hitachi), Aplit und Pegmatitgänge dagegen setzen sehr häufig im Granitit auf. In den Granitgebieten und meist in diesen Pegmatitgängen finden sich Fundstätten von schön krystallisirten Mineralien, welche im Folgenden aufgezählt werden mögen: Umgebung von Ishikawa, Iwaki (Beryll, Turmalin, Feldspath, Mineralien im Granit, 117 Muscovit, Granat, Wolframit, Bergkrystall), Yamanoo, Makabegöri, Hitachi (Topas, Granat), Kimbuzan in Kai (Bergkrystall, Turmalin, Feldspath, Apatit, Reinit), Umgebung von Kaore, Nakatsugawa und Naegi, Enagöri, Mino (Rauchquarz, Feldspath, Topas, Beryll, 'Turmalin, Cassiterit, Korund), Niudözan in Mizusawamura, Miyegöri, Ise (T'opas, Rauch- quarz, Turmalin), Mizusawamura, Suzukagöri, Ise (Topas), Ishikureyama, Asakugöri, Ise (Topas, Rauchquarz, Turmalin, Fluorit, Granat), Yunoyama, Miyegöri, Ise (Heulandit), Akatsu, Kasugaigöri, Owari (Rauchquarz), Ötaniyama (Tagamiyama), Kuritagöri, Ömi (Turmalin, Beryll, Rauchquarz, Topas), Umgebung von Nibe, Hinogöri, Höki (Bergkrystall, Ame- thyst).* | Diorite—Von dem nach dem Granit häufigsten Tiefenge- steine, den Dioriten, kann dort, wo es mit den Misakatuffen zusam- men auftritt, nachgewiesen werden, dass es jünger als diese sind. Die Diorite treten in Form von bedeutenden Stöcken und Gängen in den verschiedensten Theilen des Landes, doch minder häufig als die Granite auf. Es herrschen auch hier mannichfaltige Ausbil- dungsformen. Am häufigsten ist der Quarzdiorit und Diorit, seltener der Quarzaugitdiorit und Augitdiorit. Der Quarz- diorit nimmt zuweilen recht ausgedehnte Areale ein. Er ist grob- bis mittelkörnig und führt sehr oft Biotit. In dieser biotitführenden Modifikation könnte er in manchen Fällen Tonalit bezeichnet werden, indem er makroskopisch wie mikroskopisch vollständig den Charakter des bekannten Adamellogesteins theilt (Quarzglimmer- diorit des Sasagotöge in Kai, verschiedener Theile des Kitakami- gebirges u. a.). Häufig geht der Tonalit lokal einerseits durch den abnehmenden Quarz- und Biotitgehalt in den Diorit (Nagamata im Döshithal und Minatsubodaira im Tenshugebirge), andererseits * Von der Hauptinsel der Gotogruppe ist das Vorkommen von Bergkrystall im Granit bekannt, worüber jedoch noch keine näheren Angaben zu ermitteln waren. 118 I Diorite- : durch Zunahme des stets mehr oder weniger anwesemden Orthoklas in eine granitische Facies (im Misakagebirge, in Chiugoku) über. Besonders ist sein auffallend granitähnlicher Charakter in allen seinen Erscheinungsformen zu betonen. Als accessorische Ge- mengtheile des Quarzdiorits treten auf Magnetit, Zirkon, Apatit, Titanit, Titaneisen, der oft in Leukoxen umgewandelt ist. Eine Analyse des tonalitartigen Quarzdiorits von Hökizawa im oberen Sakawagawathal in Sagamıi ergab folgende Zusammensetzung: SiO, 55,48, Al,O, 19,61, Fe,O, 4,06, FeO 6,05, CaO 8,75, MgO 3,06, K,O 1,94, N3,0 0,15, H,O 1,18 Am Aufbau des Mikunigebirges, namentlich zwischen Shimi- zugoe und Mikunitöge, betheiligt sich ein eigenthümliches, dioriti- sches Gestein, welches in seiner Hauptmasse als Quarzaugitdiorit zu bezeichnen ist und einen grossen, intrusiven Stockkörper inner- halb der Misakatuffe bildet. Das vorherrschende Gestein ist mittel- bis feinkörnig und besteht aus Quarz, Plagioklas, grüner, faseriger Hornblende und einem blassgrünen, pleochroitischen Augit. Es ist reich an Abänderungen und lokal als Diabas (Sekiyama, Uwonuma- göri, Echigo, und am Südabfall des Mikunitöge), als biotitführender Quarzdiorit (an mehreren Stellen des Shimizugoe, Futaitöge), aus- serdem in den peripherischen Theilen als Quarzdioritporphyrit oder Quarzaugitporphyrit ausgebildet. Der Quarzdiorit, welcher als ein ziemlich ausgedehnter Stockkörper die Misakatuffe des Chikumagebirges durchbricht, geht nach Yamasarra’s Untersuchung lokal in porphyritische Facies über (Höfukuji, Nagakubo). In dieser Facies ist er durch Augit- gehalt ausgezeichnet, welcher auf Kosten von Quarz und Horn- blende derart zunehmen kann. dass das Gestein Augitporphyrit benannt werden muss. An anderen Orten, z. B. am Nordabfall des Wadatöge geht ihm völlständig der Quarzgehalt ab. An der Ostseite des Hachibuseyama ist er durch Biotitgehalt als Tonalit ausgebildet. Fälle, wo der Quarzdiorit sowie der Diorit porphyritische Facies aufweist, sind auch im Kitakamigebirge, in Echizen, Chiu- goku u. a. häufig beobachtet worden. | Weit weniger verbreitet als der Quarzdiorit ıst der quarzfreie Diorit,. Er kommt, wie bereits bemerkt, häufig als eine lokale Diorite, Contaktphänomene. 189 Facies des ersteren vor. Er ist mittel- bis feinkörnig, selten grob- körnig (wie am Tsukubasipfel) und führt dieselben accessorischen Gemengtheile wie der Quarzdiorit. Seine Erscheinungsform ist meistens die kleinerer Stöcke und der Gänge, in deren peripheri- schen Theilen er nicht selten porphyritisch ausgebildet ist. Augit- diorit wurde bei Kamaya, Monoogöri, Rikuzen, beobachtet. Ausserdem kommen Augit-führende Diorite an verschiedenen Tiokalitäten vor (in der Nähe von Yazaki auf Sado). Epidiorite, deren Hornblende aus der Uralitisirung des Augits hervorgegangen ist, und welche z. Th. noch unveränderte Augitreste enthalten, wurden bei Aikai, Nikai, Özuchizawa (Heigöri) im Kitakamigebirge beobachtet. Ferner kommen nach JımBo an verschiedenen Stellen des südlichen Kitakamigebirges (Tsuyagawa, Oharahama, Momono- ura, Iriya) Diorite mit rhombischem Pyroxen (Hypersthen), welcher in rectangulären Querschnitten mit unregelmässigen Rissen auftritt, vor. Contaktphänomene an den Granit- und Diorit- stöcken..—Die Erscheinung, dass Granite und Diorite am Contakt mit dem durchbrochenen Gebirge in der Korngrösse verdichtet werden und eine porphyrische Facies aufweisen, werden auch in Japan an zahlreichen Orten beobachtet. Es sei hier gelegentlich erwähnt, dass ich bei Hökizawa im oberen Sakawagawathal (Saga- mi) beobachtete, wie der stockförmige, allgemein mittel- oder grob- körnige Quarzdiorit des Tanzawagebirges in Adern und schmalen Gängen, welche er in die hier hoch metamorphosirten Misakatuffe aussendet, feinkörnig und arm an Hornblende, dagegen reich an Quarz und Orthoklas ausgebildet ist, zwar solcherart, dass man, wäre der Hauptstock verborgen, gewiss meinen würde, einen Am- phibolgranit vor sich zu haben. Im südlichen Kitakamigebirge ist der Quarzdiorit an den Rändern häufig porphyritisch erstarrt. Diese porphyritische Abänderung ist ganz in der Nähe des Contakts als ein grünes oder dunkelgrünes, dichtes, fettglänzendes und scharf- kantig brechendes Gestein ausgebildet, welches u. d. M. aus Quarz, Augit und Plagioklas, ausserdem Magnetit und zuweilen Biotit besteht. (rossartiger sind die Veränderungen, welche die stockförmigen Granite und Quarzdiorite in den durchbrochenen Gesteinen hervor- 120 Contakthänomene anden Granit- und Dioritstöchen, gebracht haben. Im Tagagebirge, dem südlichen Theil der Abukumahochfläche, wo der Granitit mit Serieitgneiss und Sericitschiefer in Berührung tritt, haben die Schiefer eine starke Verfestigung erfahren und im Ganzen einen Glimmerschiefer-ähnlichen Charakter unter Neu- bildung von zahlreichen Granatkrystallen erhalten. In demselben Gebiete, am Südabfall des Nijibu, beobachtet man am Granitcontakt eine Neubildung von Andalusit im verfeste- ten Amphibolit der unteren Chichibustufe. Die Kalke werden natürlich am Granit- oder Dioritcontakt vollkommen marmorisirt. Die Bildung von Contaktmineralien ist jedoch noch nirgends, abgesehen von Wollastonit und Granat, welche hier -und da auftreten, in reichlichem Maasse beobachtet worden. Die Contaktmetamorphosen von Thonschiefern und Grau- wackensandsteinen am Granit- und Dioritcontakt können an zahl- reichen Lookalitäten nachgewiesen werden. Die vollständige Aus- bildung der drei Partialzonen, nämlich der Knotenthonschiefer, Knotenglimmerschiefer und Hornfelse, wurde nochnicht beobachtet, aber die allmähliche Abnahme des kohligen Pigments sowie die Zunahme des krystallinen Charakters gegen den Contakt hin kann stets wahrgenommen werden. Der Grauwackenthonschiefer, welcher ım normalen Zustande hauptsächlich aus Quarz, mehr oder weniger Feldspath und braunem Glimmer nebst kohligen Substanzen, Limonit und Chlorit besteht und mehr oder weniger plattig oder schiefrig ist, erhält je näher dem Granit-, resp. Diorit- contakt einen desto krystallineren, härteren und zäheren Charakter, zuweilen unter Bildung von glitzernden Glimmerflecken. Am Con- takt selbst oder dicht nah dabei herrscht ein Quarz-Biotit-Hornfels oder Quarz-Biotit-Feldspath-Hornfels von gewöhnlich lichtasch- grauer Färbung. U.d. M. besteht derselbe aus Quarz, chokolade- braunem, hexagonalem Biotittäfelchen, mehr oder weniger Feld- spath und Muscovit, ausserdem Magnetit und Graphit, zuweilen Rutil. Lokal beobachtet man als Neubildungen Granat, Horm- blende, monoklinen Pyroxen, Turmalin, Andalusit (Tsukubagebirge, Tagagebirge, Iriya und Niiyamahama in Rikuzen), Ottrelith (Tagagebirge) und Cordierit. Der Cordierit ist vor allem durch Contaktphiinomene an den Granit- und Dioritstöcken. 12] seine Penetrationsdrillingsform nach der Prismenfläche bemer- kenswerth. Er wurde bisher bei Iriya in Rikuzen, an mehreren Lokalitäten von Hokkaidö, bei Söri im Watarasegawathal im nördlichen Theil des Ashiogebirges, bei Sakuratenjin westlich bei Kameoka in Tamba aufgefunden. Bei Söri und Sakuratenjin erreichen die langsäuligen sechsseitigen Drillingskrystalle, welche an der letztgenannten Liokalität in Muscovit umgewandelt sind, einige cm Länge. Der Grauwackensandstein wird am Contakt in ein äusserst hartes Gestein umgewandelt, welches man Biotitquarzit bezeich- nen könnte. Derselbe besteht wesentlich aus Quarz, mehr oder weniger Feldspath und chokoladebraunem, hexagonalem, tafelför- migem Biotit. Bei Kitazawa, 2 rı westlich von Tun im Tenriuthal salı ich ın der Nähe des Graniteontakts innerhalb des aus T'honschiefer ent- standenen, lichtgrauen Hornfelses, welcher wesentlich aus Quarz, Biotit und Muscovit besteht und als Neubildungsprodukte Granat, Hornblende und Turmalin einschliesst, eine Einschaltung von z. Th. grob-, z. Th. feinkörnigem Amphibolit. Derselbe ist partien- weise serpentinisirt und besteht aus strahliger Hornblende, welche :z Th. 2-3cm Länge erreicht, etwas Feldspath (Plagioklas) und spärlichem n- Vielleicht liegt hier ein umgewandelter Schalstein vor. Von Jımgö sind an zahlreichen Stellen von Hokkaidö am Granitcontakt grossartige Veränderungen innerhalb der palaeozoi- schen Thonschiefer und Sandsteine constatirt worden. In der Contaktzone, welche selbst auf seiner kleinen geologischen Skizze ausgeschieden wurde, unterscheidet er folgende Gesteine : Glimmer- thonschiefer, Glimmerschiefer, glimmerigen Quarzit, Hornfels, Amphibolit und Marmor. Der normale, unveränderte Thonschie- fer ist verschieden beschaffen: bald vollkommen schiefrig, bald sandig und unregelmässig spaltend, bald wellig gefältelt. Er besteht hauptsächlich aus Quarz, Feldspath und braunem Glimmer. Der aus diesem entstandene 'Thonglimmerschiefer, die äusserste Zone des Contakthofes bildend, ist dunkelgefärbt, dicht, unvollkon- men schiefrig, in kantige Stücke brechend und zeigt zuweilen glitzernde Glimmerflecken. U.d. M. besteht er aus Quarz, Biotit 122 Granitcontakt in Hokkaidö. Feldspath, Magnetit und kohligen Substanzen ; stellenweise er- scheint weisser Glimmer. In dem Thonglimmerschiefer von Huu- vebets in Kitami und Futorogiri in Shiribeshi wurden sechsseitige Penetrationsdrillinge von Cordierit angetroffen, welche aber mei- stens von mikroskopischer Grösse sind. Näher dem Contakt herrscht der Glimmerschiefer. Er ist bräunlichgrau und mehr oder weniger schiefrig, ferner ganz dicht und kieselig und zeigt zuweilen mit blossem Auge sichtbare Biotitblättchen. Bei vorwaltendem Quarzgehalt ist er quarzitisch. Wesentliche Gemengtheile sind Quarz, Biotit, Feldspath, etwas Muscovit und Magnetit. Zuweilen findet man Apatit und Granat, selten Turmalin und jene eigen- thümlichen Cordieritdrillinge ; auch werden Rutil und monokliner Pyroxen (Otonaı am Shamani-Pass in Hidaka) beobachtet, ebenso Amphibol, bei dessen wachsendem Gehalt das Gestein in Amphi- bolit übergeht. In einem Handstück vom Ostabfall des Saruru- Passes in Hidaka wurden Ottrelith und Granat angetroffen. Der bemerkenswertheste Unterschied des Glimmerschiefers gegen den Thonglımmerschiefer besteht in der Abnahme der kohligen Sub- stanzen und in den grösseren Dimensionen von Quarz-, Biotit- und Magnetitkrystallen. Die innerste Contaktzone wird vom Hornfels gebildet. JımBö unterscheidet hier einen braunen und grünen Hornfels. Ersterer ist nichts anderes als eine höhere Umwandlungs- stufe des Thonschiefers. Letzterer, durch die Armut an Glimmer und den Reichthum an faseriger, lichtgrüner Hornblende aus- gezeichnet, ist feinkörnig, grünlichgrau gefärbt und bald massig, bald schiefrig und besteht aus Quarz, Feldspath, faseriger Horn- blende, etwas graphitischer Substanz, kleinen Epidotkörnern, Magnetit, Rutil und ‚, dunklen Nadeln” (%). Ottrelith wurde im Abeyakigawathal bei Horoizumi in Hidaka beobachtet. Aus welchem Gestein dieser Hornfels hervorgegangen ist, wird nicht angegeben. Der Amphibolit, in dem Glimmerschiefer eingelagert und mit diesem durch Uebergang verknüpft, ist nach JımBöO graugrün, feinkörnig und deutlich plattig. Grüne Homblende, Quarz, Magnetit, Epidot, etwas Feldspath, graphitische Substanzen und häufig Biotit sind seine Gemengtheile. In der Contaktzone von Nagatoyo in Shiribeshi wurde Wollastonit gefunden. Es sei hier Graniteontakt in Hokkaidö, 123 gelegentlich erwähnt, dass ein intrusives Granitlager in der Contakt- zone des Hageyama bei Horoizumi in Hidaka eine ausgezeichnete Druckschieferung besitzt. Sehr intensiv sind die Veränderungen, von denen die Misaka- tuffe am Quarzdioritcontakt betroffen werden. Die Gesteine werden ausserordenilich veifestet, z. Th. in hohem Grade verkieselt und erhalten stellenweise ein bandjaspisartiges oder kieselschie- ferähnliches’Aussehen. Besonders erwähnenswerth sind die Contakt- phänomene der Misakatuffe mit dem Quarzdioritstock des Tanzawa- gebirges, welche am kesten bei Kurokura und Hökizawa im oberen Sakawagawagebiete in Sagamı zu beobachten sind. Hier bemerkt man eine über Ikm breite Zone von umgewandelten Misakatuffen, welche ganz das Gepräge alter Amphibolite zur Schau tragen. Die ursprünglich wesentlich aus Plagioklas und Augit bestehenden Tuffe von Diabas und Diabasporphyrit weisen einen hoch krystallinen Charakter und eine ausgezeichnet schiefrige Struktur auf und bestehen wesentlich aus Plagioklas und grüner Hornblende. Unmittelbar am Contakt sind denselben noch recht viel Quarz und Orthoklas beigemengt, welche auf eine stoffliche Beeinflussung von Seiten des Eruptivgesteines hinweisen. Stellen- weise wird neben Hornblende auch Augit wahrgenommen. Unter den Gang- und Effusivgesteinen, welche palsozoische Gesteine durchbrechen, und deren Bildung in die mesozoische Aera fällt, sind anzuführen Quarzporphyre, Diabase, mannichfache Porphyrite und Serpentine, welche höchst wahrscheinlich aus Peridotiten hervorgegangen sind. Chiugoku, die Mino-Hida-Hoch- fläche, das Hidagebirge, ferner die Gebirge Abukuma und Kitakami sind die Gebiete, in denen diese Eruptivgesteine am zahlreichsten vertreten sind. Quarzporphyre—Alle Quarzporphyrtypen, Mikrogranit, Granophyr, Felsophyr und weniger häufig Vitrophyr, sind in ihren mannichfachen Ausbildungen in Japan vertreten. Ueber ihre petrographischen Charakterer im Allgemeinen ist wenig zu bemerken.* Als Einsprenglinge treten in der Regel auf * T, SuzuKı, On the Petrology of some japanese Quartzporphyries (Bull. geol soc. Japan B, vol. I, 1886) 124 Quarzporphyre. Orthoklas, Plagioklas, Quarz, der häufig in Dihexaedern er- scheint, und Biotit. Apatit, Zirkon und Magnetit, welch letzterer zuweilen, wie aus den Leukoxenrändern zu schliessen, titanhaltig zu sein scheint, sind stets accessorisch mehr oder weniger vorhan- den. Ausserdem wurden angetroffen Muscovit, Hornblende (Iino- mura in Iwami, Aburazaka an der Grenze Echizen-Mino), Augit (Ösamura in Bingo, Sakaashi, Higashi-murogöri in Kii, Itozawa, Minami-aizugöri in Iwashiro), Turmalin und Granat (letzterer im Porphyr von Hashikui-iwa bei Oshima an der Südspitze von Kü). Die Grundmasse wechselt selbst in einem demselben Verbreitungs- gebiete mannichfach. Eine eingehende Untersuchung unserer in reicher Anzahl vorhandenen Quarzporphyrgebiete würde manche interessante Thatsachen zu Tage fördern. Ein ausgedehntes Quarzporphyrgebiet ist dasjenige Greece einen beträchtlichen Theil der Mino-Hida-Hochfläche bedeckt. Der Quarzporphyr durchbricht die mitteljurassischen Brackwasser- schichten und baut die höchsten Gipfel des Hidagebirges auf. Er ist mit verschiedenartigen porphyritischen Gesteinen vergesellschaftet. In Chiugoku, besonders im Bergland Kibi, erlangen Quarzporphyre und deren Tuffe eine grosse Ausdehnung. Ferner nimmt der Quarzporphyr an der Südostküste von Kii, von der Südspitze Shiwozakı nordostwärts bis Owashi reichend, ein ziemlich bedeu- tendes Areal ein. Er durchbricht die Mikuraschichten. Seine schön säulenförmig abgesonderten Felsen sind an der Küste zwischen Kinomoto und Owashi weithin sichtbar. . Endlich erstreckt sich ein ziemlich ausgedehntes, mit Tuffbildungen verknüpftes Quarz- porphyrgebiet von der Umgegend von Nikkö nordwärts über das obere Kinugawagebiet bis in das Minami-aizugöri hinein. Bei Misumi an der Küste von Iwamı wurde von KÖCcHIBE und mir ein durch Druckschieferung vollkommen dünnplattiger Quarzporphyr beobachtet. Makroskopisch und in Schlifien quer zur Druckschieferung sieht er ganz wie ein Sandstein aus; nur in den parallel zur Druckschieferung orientirten Schliffen verräth sich seine Quarzporphyrnatur. Er. ist stellenweise als Mikrogranit, stellenweise als Granophyr entwickelt. nen Diabase.——Ausser im Gebiete der Misakatuffe kommen die Diabase nur in sehr geringer Verbreitung vor. Diabase. Porphyrite' Serpentine. F25 Porphyrite.——Porphyrite in mannichfachen Abänderungen sind zahlreich vertreten. Nur sind die Melaphyre, abgesehen von einem Gesteinseinschluss, welchen Korö* in einem Schiefer bei Akaya in der Nähe von Omiya in Chichibu als Melaphyr beschreibt, noch nicht bekannt geworden. Der Porphyrite wurde bereits bei der Besprechung der faciellen Ausbildungen dioritischer und diabasischer Gesteine, sodann bei derjenigen der Misakastuf Erwähnung gethan. Herrschende Rolle spielen Quarzhorn- blendeporphyrite, Hornblendeporphyrite und Diabas- porphyrite. Bei den Quarzhornblendeporphyriten und Hornblendeporphy- riten ist die Grundmasse in den meisten Fällen holo- und mikro- krystallin (oft ein panidiomorph-körniges Aggregat von leisten- förmigem Feldspath und resp. Quarz, welch letzterer einen rhom- bischen Querschnitt zeigt). Mikrofelsitische Grundmasse wird nur zuweilen beobachtet, während die vitrophyrische noch nirgends angetroffen wurde. Die beiden Gesteine treten häufig durch Ueber- gänge mit einander verknüpft auf. Sie enthalten häufig Biotit, selten Augit (Quarzhornblendeporphyrit von Tsuya, Motoyoshigörni, Rikuzen). Die Hornblende ist manchmal vollständig zersetzt. Im Hornblendeporphyrit von Hosoura, Motoyoshigöri, Rikuzen, wurde Melanit wahrgenommen. Fluidalstruktur wird bei den deckenför- migen Porphyriten häufig beobachtet. | Diabasporphyrite oder Augitporphyrite treten an sehr zahl- reichen Lokalitäten auf. Sie nähern sich im Charakter durchaus den tertiäiren Augitandesiten. Ihre Grundmasse ist entweder mikrokrystallin oder, wie sehr häufig der Fall, mikrofelsitisch. Dann und wann wird ein Quarzgehalt bemerkt. Eines der grössten Diabasporphyritgebiete ist dasjenige von Izu. Serpentine——Die Serpentine treten im Sakawabecken als Gänge in den triadischen Pseudomonotisschichten und im nördlichen Theil des Hidagebirges in der Umgegend von Chiguni im Himega- wathalnach ÖTsur4’s jüngster Untersuchung den Granitit durch- brechend auf. Sie sind wohl jedenfalls aus Peridotiten entstan- * B. Kötö, A Note on Glaucophane (Journal of the Science College, Tokio, 1896, p- 96) }26 00 Serpentind den, was leider noch nicht thatsächlich nachgewiesen werden konnte. , Herausgegebene Sektionen I | T I | Im mi | =* | Zr Herausgabe befindbihe Sekteonen Doki @ eberstchlsblatt v a a - & lu ein ill] JAPANS. AB Fujızone. CD Kovrshimasone. — EF (hzshonazone. Vortertiän | Aussenseie j Horrnationer der Innenseite Vulkanische Formationen | Ogasawara- a 2 rgeln DI 143 Bo md - . » art . 2 > I art ’ . > “ « fe 27 7 » . BER gun >: | = n u“ € Li: D © Pi an +1 u ws r 2 - PA | 2 a = 18 “A — m A j . 14," | a7 ‘ re x A „ Pe ZU Fe 2 En 2 N 2 Ta ia Fer j . Vi I ’ KAM r EN 6 BD en b rs ji ” E3 2 2 u HI ;- ; EA ee 3 j ar en wu ß Nu ur 2% E Bungee Bet we - W u nal « AR u u ! 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