} Ar = f ET En N 40907940 19/1 U JULI] — JO ALISYH3AINN 97 SK ET S ELITE 2 ͤ — Ban che.) * j > R 3 n Gren rin) l 3 1 105 r L a ii aha Tr ih Ba = il * ar “ * = N = * * . Digited by the Internet Archive in 2010 with funding from University of Toronto Krankheiten der Pflanzen Ein Handbuch für Kand- und Forſtwicte, Gärtner, Bartenfreunde und Hotaniker von Dr. A. B. Frank Profeſſor an der Königl. landwirtſchaftlichen Hochſchule in Berlin — — Dritter Band Die durch tieriſche Feinde hervorgerufenen Krankheiten Mit 86 in den Text gedruckten Abbildungen Zweite Auflage Breslau Verlag von Eduard Trewendt 1896. Die tierparaſitären Krankheiten der Pflanzen von Dr. A. 8. Frank Profeſſor an der Königl. landwirtſchaftlichen Hochſchule in Berlin Mit 86 in den Text gedruckten Abbildungen LIBRARY FACULTY OF FORESTRY se UNIVERSITY OF TORONTO ce Breslau Verlag von Eduard Trewendt 1896. F Nr % ERS 0} * Pu. ü vs Kr * * 17 A; . San: 2 % 1 50 N h * hr ' — N = = ö SB BR Nn 1 6 b 9 J ne FB | 7 f N b * 4 1 1406 R | j 1 | i * * Ei: RS a A | — diene n 1445 18 N Vorwort zur zweiten Auflage. Auch der von den tieriſchen Feinden handelnde Teil meines Hand- buches, der hier als ſelbſtändiger Band erſcheint, hat gegen den be— treffenden Teil der erſten Auflage ſeinen Umfang ſehr vergrößert, weil auch auf dieſem Gebiete inzwiſchen das Wiſſensmaterial bedeutend angewachſen iſt, und weil ich an dem ſchon für den zweiten, die pilz— parafitären Krankheiten behandelnden Bande angenommenen Prinzipe auch hier feſthalten wollte, wonach jedenfalls alle auf die Kultur— pflanzen im weiteſten Sinne, alſo einheimiſche, wie ausländiſche, be— zügliche Krankheiten, die einheimiſche Pflanzenwelt aber ſo vollſtändig als möglich berückſichtigt werden ſollte. Ich glaube daher in dieſem Bande die geſamten tieriſchen Feinde der Pflanzenwelt nicht nur mit gleichmäßiger Rückſichtnahme auf den Standpunkt des Landwirtes, Forſtwirtes und Gärtners, ſondern zugleich in einer Vollſtändigkeit, welche von ähnlichen älteren Werken nicht erreicht wurde, behandelt zu haben. Auf ſpeziellere Gebiete beſchränkte Werke, ſo namentlich das auf die forſtſchädlichen Inſekten bezügliche Lehrbuch der mittel— europäiſchen Forſtinſektenkunde von Judeich und Nitſche, haben natür— lich den Vorteil größeren verfügbaren Raumes und der Möglichkeit eingehenderer Behandlung des Einzelnen und bilden darum immer eine wertvolle Quelle für ſpeziellere Studien. Aber trotz meines Be— mühens, die oben angedeutete Vollſtändigkeit zu erzielen, könnte mir doch dieſes oder jenes entgangen ſein, was bei der großen Zerſtreut— heit der Litteratur leicht vorkommen kann und was man mit der Un- VI Vorwort vollkommenheit jeglichen Menſchenwerks entſchuldigen wolle. Natur- gemäß konnten auch die in den allerletzten Jahren erſchienenen Publi— kationen nicht mehr berückſichtigt werden, da die Vorbereitungen für den Druck ziemlich viel Zeit in Anſpruch nahmen. Eine Anzahl von Krankheiten und Mißbildungen der Pflanzen, welche keine nachweisbare äußere Urſache haben und alſo in den Rahmen keines der drei Teile dieſes Werkes ſich einfügen, habe ich in einem Schlußabſchnitte des vorliegenden Bandes behandelt. Berlin, im Januar 1896. Der Derfaſſer. EEE I. Abſchnitt. Krankheiten und ee een ea Be Tiere verurſacht werden . Einleitung 1. Kapitel. 2. Kapitel. I: 1, . Kapitel. . Kapitel. . Kapitel. I. II. ap 02 era 6. Kapitel. 7. Kapitel. Rädertiere m Alchen inguilluliden) Heterodera . Tylenchus Schmecken 5 Aſſeln . Milben Die Milbenſpinne ı oder rote Spinne Die Gallmilben (Phytoptus) Filzkrankheiten der Blätter, Erineum- Bilpungen ! . Beutelgallen . 5 4 Rollungen und Faltungen der Blätter Veränderung der Blattformen . i £ Knoſpenanſchwellungen und Zriebjpipendeformationen F Deformation von Früchten . 2 . Pockenkrankheit der Blätter . Rindengallen l 5 Tauſendfüßer Nen Zweiflügler, Diptera . I. Gramineen bewohnende Dipteren. Getreidefliegen und 5 III. Getreidemüden . . Wurzeln und andre unterirdiſche Teile zerſtörende, meiſt nicht gallenbildende Dipteren-Maden Zwiſchen den Nadeln der Koniferen duterüch I lebende Dipteren- Maden . In Blättern minierende Fliegenlarven a . Rollungen und Faltungen der Blätter . . Beutelgallen an Blättern . Galläpfel auf Blättern . Stengelgallen . . . Dipteren-Waden, welche unter der Rinde der Holgpflangen freſſen, ohne Gallen zu erzeugen . „Triebſpitzendeformationen . Zeritörung oder Deformation von Blätentnofpen . Bejhädigungen von Früchten. Seite VIII Inhaltsverzeichn is 8. Kapitel. Blaſenfüßer, Physopoda . 9. ee Halbflügler, Hemiptera . . Die Blattläuſe, Pflanzenläuſe, Aphidina 8 115 Blattläuſe, welche oberirdiſche Pflanzenteile bewohnen und keine Gallenbildungen erzeugen . II. Blattläuſe, welche die Wurzeln der Pflanzen bewohnen III. Blattläuſe, welche Gallen an Blättern oder Wehe erzeugen ; A. Blaſen⸗ oder Beutelgallen auf Blättern B. Triebſpitzendeformationen .. IV. Rindenläuſe, welche an der Rinde der Holspflangen leben und oft Krebs erzeugen . 5 B. Die Schildläuſe, Coceina I. Schildläuſe, welche keine Gallenbildungen erzeugen . II. Schildläuſe, welche krebsartige Gepe dee er⸗ zeugen III. Schildläuſe, welche echte Gallen erzeugen „ EE C. Springläuſe oder Blattflöhe, Psyllodes D. Zirpen oder Cikaden, Cicadina n E. Wanzen 10. Kapitel. Geradflügler, Orthoptera . Kapitel. Hautflügler, e s . Die Weſpen, Vespidae > . Die Ameiſen, Formieidae Die Holzweſpen, Uroceridae . . .Die Blattweſpen, Tenthredinidaee . I. Blattwejpen, deren Raupen an Blättern freſſen, aber keine Gallen erzeugen . II. Blattweſpen, deren Raupen an Blättern oder Zweigen Gallen erzeugen. III. free deren Nauen in lungen Dbftuchen eſſen . . Die Gallweſpen, Cynipidae . 15 Cynipidengallen an Eichen II. Cynipidengallen an Roſen . III. Hymenopterocecidien an andern Pflanzen 12. Kapitel. Schmetterlinge, Lepidoptera . I. Schmetterlingsraupen, welche unterirdiſche Teile zerſtören II. Schmetterlingsraupen, welche die Blätter oder Triebe durch Abfreſſen zerſtören F III. Schmetterlingsraupen, welche in Blättern minieren IV? Schmetterlingsraupen, welche im Innern von Stengeln 0 VI VII N= 1 jungen Trieben oder Knoſpen freſſen . Schmetterlingsraupen, welche in der Rinde und im Holze der Bäume freſſen . . Schmetterlingsraupen, welche Blüten, Früchte oder Samen zerſtören . Schmetterlingsraupen, welche Gallen erzeugen 13. Kapitel. Käfer, Coleoptera N I. Käfer, welche die Wurzeln und andre unterirdiſche Pflanzenteile zerſtören . II. Käfer, welche die Blätter oder Triebe burg Abfreſſen geriioten?.. mE 5 III. Käfer, welche in Blättern minieren er. : IV. Käfer, welche im Innern von Kräuterſtengeln freſſen g V. Käfer, welche die Triebe von Holzpflanzen beſchädig en Seite 131 134 135 136 147 156 156 163 167 173 174 177 178 178 182 186 188 191 191 192 193 195 195 200 202 203 208 219 221 224 225 226 240 242 245 247 251 253 253 258 267 267 269 Inhaltsverzeichnis IX VI. Käfer, welche das Holz der Bäume zerſtören .. 273 VII. Käfer, welche unter der Rinde der Bäume Gänge Ä freſſen : 274 VIII. Käfer, welche Blüten zerſtören * 7 IX. Käfer, welche Früchte oder Samen zerſtören 8 bdeche Gallen erzeugen 2288 14. Kapitel. Die ſchädlichen Wirbeltiere. .. „ II. Abſchnitt. Krankheiten ohne nachweisbare äußere noc: 2 1. Kapitel. Folgen ungenügender Reife.. 2 deen zu hohen Alters s 24297 iet Abporme Stoff bildungen 24299 4. Kapitel. Abnorme Gewebebildunge nn 308 opitel. Abnorme Geſtaltsverhältniſſe 3323 Mißbildungen vegetativer Organe 324 B. Mißbildungen der reproduktiven Organnn .. 330 I. Veränderung der Metamorphoſe .. 0 II. Abnorme Vermehrung der Glieder einer Blüte AU Ne III. Sprofjung . . 7 LE OA ey BI IV. Verwachſungen und Trennungen F 1 De. i = 7 y e ; 0 RT TR U 0 e fi N \ 1 1 ee e, * * M Fe 4 Nee Bir N wi g 91 f N ee . 5 ‘ el ee ahn, be mi Nam; Kr HIV, ve 8 Aar een ene . h A ’ KIM Mien ‚ | halte an weine. AH up (1 * c 8 G N en Fe 6 ’ P ruft) 40 1 l 5 a h * i ı ar: ns re — * “| r 1 I. Abſchnitt. Krankheiten und Beſchädigungen, welche durch Tiere ver- urſacht werden. Einleitung. Die tieriſchen Pflanzenfeinde bringen an ihren Nährpflanzen ſehr Art der Beſchädi— verſchiedenartige Beſchädigungen hervor. Man kann zunächſt diejenigen unterſcheiden, welche die Pflanzenteile mechaniſch zerſtören, indem ſie dieſelben zur Befriedigung ihres Nahrungsbedürfniſſes freſſen. Dieſe Tiere ſind im übrigen oft gar nicht an ihre Nährpflanze gebunden, indem die Entwickelung der Jungen an andern Orten ſtattfindet, oder aber ſie legen auch ihre Eier auf oder in die Nährpflanze, ſo daß ſchon das Junge hier zerſtörend auftritt. Eine andre Kategorie ſchädlicher Tiere nähert ſich in ihren Wirkungen auf die Nährpflanze mehr den paraſitiſchen Pilzen oder den paraſitiſchen Pflanzen überhaupt. Weil ſie keine Freßwerkzeuge, ſondern ſaugende Mundteile haben, zerſtören ſie auch die Pflanzen nicht mechaniſch, ſondern ſaugen nur die Nahrungs— ſäfte aus denſelben aus, ſo daß alſo der befallene Teil als ſolcher er— halten bleibt, aber andre, nicht mechaniſche, ſondern organiſche patho— logiſche Veränderungen erfährt. Die betreffenden Tiere ſind meiſt kleinere Organismen, legen auch meiſt ihre Eier in die Nährpflanze und machen ihre ganze Entwickelung auf derſelben durch, ſo daß ſie alſo die Bezeichnung Paraſiten ganz verdienen. In der Art der Ein— wirkung auf die Nährpflanzen kehren im großen und ganzen hier die— ſelben Erkrankungsformen wieder, die wir bei der Wirkung der pilz— lichen Schmarotzer unterſchieden haben: entweder 1. eine Auszehrung d. h. eine allmähliche Desorganiſation und ein Schwinden des Zell— Frank, Die Krankheiten der Pflanzen. 2. Aufl. III. 1 gungen. 2 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beihädigung., welche d. Tiere verurſacht werden inhaltes, ohne ſonſtige Veränderung des Zellgewebes, und ſomit ein langſames, bei grünen Teilen unter Gelbfärbung, Bräunung und Ver— trocknen eintretendes Abſterben des in ſeiner urſprünglichen normalen Geſtalt nicht veränderten Pflanzenteiles, oder 2. eine durch Wachstum oder Vermehrung der Zellen bewirkte abnorme Neubildung, auf oder in welcher in der Regel der Paraſit ſeinen Aufenthalt hat, alſo eine allgemein als Galle oder Cecidium und mit Rückſicht auf ihren animalen Erzeuger Zoocecidium zu nennende Bildungsabweichung. Auch hier muß die Bezeichnung Galle in dieſem weiteſten Sinne ge— nommen werden. Das Vorhandenſein einer quantitativ vermehrten und qualitativ veränderten Bildungsthätigkeit wird uns immer als Charakteriſtikum der Gallenbildung leiten können, auch in den Fällen, wo ihr eine wirkliche Verwundung vorausgeht, wie z. B. bei den von der Weidenholzgallmücke veranlaßten Veränderungen. Denn die als Korkbildungen, Callusbildungen und überwallungen beſchriebenen Heilungsprozeſſe, (Bd. I. S. 61— 74), welche regelmäßig auf bloße Ver- wundungen folgen, bei denen es irrelevant iſt, ob der Thäter ein Tier oder ein andrer Einfluß iſt, dürfen nicht zu den Gallenbildungen ge— rechnet werden. Die hier unterſchiedenen Wirkungen auf die Pflanzen finden wir vielfach bei Tieren von naher naturgeſchichtlicher Verwandtſchaft bei— ſammen; es iſt nicht möglich, jeder einzelnen Ordnung des Tierreiches, ja nicht einmal ausnahmslos jeder einzelnen Tiergattung einen be— ſtimmten Charakter als Pflanzenſchädiger zu geben. So finden wir z. B. unter den Gallmilben und unter den Pflanzenläuſen ſowohl aus⸗ zehrende Wirkungen als auch Gallenbildungen, unter den Dipteren, Hymenopteren und Coleopteren ſowohl zerſtörende und wundenerzeugende Freſſer, als auch Gallenbildner. Und ebenſowenig ſind die einzelnen Ordnungen und ſelbſt nicht einmal jede Gattung der Gallenbildner durch eine beſtimmte Form von Ceeidien charakteriſiert. Denn erſtens finden wir oft eine und dieſelbe Gallenform in verſchiedenen Ordnungen des Tierreiches, und zweitens werden von Tieren einer und derſelben Ordnung und ſogar einer und derſelben Gattung die verſchiedenartigſten Gallen erzeugt. So ſind unter den von den Gallmilben veranlaßten Cecidien beinahe alle morphologiſchen Formen derſelben, die es über— haupt giebt, vertreten. Eine ähnliche Vielgeſtaltigkeit zeigen die Gallen der Dipteren. Es wäre irrig, anzunehmen, daß der Unterſchied der Nährpflanze die Verſchiedenheit der Gallen, die zwei naturgeſchichtlich ſehr nahe verwandte Tiere erzeugen, erkläre, denn wir finden verſchieden— artige Gallen auf einer und derſelben Nährpflanze, ſehr oft auf einem und demſelben Blatte. So giebt es z. B. auf den Lindenblättern 2 Einleitung 3 wenigſtens vier morphologiſch grundverſchiedene Gallen, die durch naturgeſchichtlich einander äußerſt ähnliche Gallmilben erzeugt werden. Auf den Blättern der Rüſtern erzeugen drei Arten Pflanzenläuſe ebenſo— viele Gallenformen, auf denjenigen der Pappeln giebt es wenigſtens drei Arten Läuſe in drei verſchiedenen Gallen, auf den Buchenblättern zweierlei durch zwei Gallmückenarten erzeugte Cecidien, und die Eiche übertrifft alle Pflanzen in dem Reichtum an Cynipidengallen. Bedingung der Gallenbildung iſt auch hier der noch in der Bedingung und Entwickelung begriffene Zuſtand des Pflanzenteiles, denn an einem Gagen der völlig ausgebildeten Teile, welcher kein Wachstum und keine Zellen- "Ne bildungen mehr zeigt, kann keine Galle entſtehen, ein Satz, welcher zuerſt von Thomas)) ausgeſprochen worden iſt. Die Veranlaſſung iſt die Einwirkung des Paraſiten. Über die letztere läßt ſich etwas Allgemeines nicht hinſtellen. Erſtens liegen darüber noch lange nicht genügende Beobachtungen vor, zweitens können wir ſchon jetzt ſagen, daß dieſe Verhältniſſe bei den einzelnen Gallenbildnern verſchieden ſind, und ſo lange nicht umfaſſendere Beobachtungen angeſtellt ſind, iſt es ganz nutzlos, Theorien über Gallenbildung aufzuſtellen. Zur Er- zeugung einer Galle genügt bald der bloße Aufenthalt und das damit verbundene Saugen des erwachſenen Tieres, wobei entweder eine ſtändige Anweſenheit oder ein einmaliger Beſuch hinreichend ſein kann (ſiehe unter Phytoptus und Pflanzenläuſen), bald iſt die Aktion mit der Entwickelung der Brut verbunden, wobei der gallenbildende Ein— fluß entweder ſchon mit der Ablage des Eies ſeitens des Muttertieres (3. B. Blattweſpen, vielleicht manche Cecidomyiden) oder erſt durch das aus dem Ei entwickelte Junge ausgeübt wird (Gallweſpen, Ceci— domyiden). Es iſt einleuchtend, daß wir damit immer erſt nur das Außere der Erſcheinung kennen; das Weſen des gallenerzeugenden Reizes bleibt uns immer noch verſchleiert. Für den einen ſpeciellen Fall, wo die Gallenerzeugung mit der Ablage des Eis verbunden iſt, hat Beyerind?) gelegentlich der Unterſuchung der Galle des Nematus Vallisnerii an den Weidenblättern es wahrſcheinlich gemacht, daß ein zugleich mit dem Ei abgelegtes Gift bei der Gallenerzeugung beteiligt iſt; er fand, daß auch dann ein, wenn auch kleines Cecidium ſich ent— wickelt, wenn in die vom Inſekt gemachte Wunde kein Ei abgelegt wird oder wenn man das ſoeben gelegte Ei mittelſt eines Nadelſtiches tötet. Da andre Blattweſpen ganz ähnliche Wunden in die Blätter 1) Botan. Zeitg. 1872, pag. 284, und Zeitſchr. f. d. geſ. Naturwiſſ. 1873, pag. 532. 2) Botan. Zeitg. 1888, pag. 1. 1* Auftreten der ſchädlichen Tiere. 4 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden machen, ohne Gallen zu erzeugen, ſo hält Beyerinck dafür, daß eine Giftſubſtanz zur Erzeugung der Galle notwendig iſt, obgleich es ihm nicht gelang, durch künſtliche Injektion der Blätter mit dem Inhalte der Giftblaſe der Weſpe entſcheidende Reſultate zu erzielen. Er hält das Gift für eine Proteinſubſtanz, ähnlich dem Gifte der Weſpen; es wirke vielleicht den Enzymen ähnlich und er nennt es deshalb „Wuchs— enzym“. Man vergleiche auch die anderweiten, von negativem Erfolge begleiteten Verſuche von Küſtenmacher ), Gallen künſtlich zu erzeugen. Daß die wiederkehrenden Beſchädigungen der Pflanzen durch Tiere auf der beſtändigen Fortpflanzung der letzteren beruhen, unterliegt keinem Zweifel. Aber es kommen doch auch Fälle vor, wo das Auf— treten dieſer Pflanzenfeinde etwas Rätſelhaftes hat. Nicht ſelten treten gewiſſe Arten derſelben an einem Orte oder ſelbſt über ganze Länder verbreitet plötzlich in ungeheuren Mengen verheerend auf, wo im vor— hergegangenen Jahre oder ſelbſt ſeit vielen Jahren nichts von ihnen wahrgenommen wurde. Nur in wenigen Fällen darf dies aus einer Maſſenwanderung der Tiere von einer Gegend zur andern erklärt werden. Bei der Wanderheuſchrecke trifft dies allerdings im vollſten Sinne zu. Auch bei unſern einheimiſchen Inſekten hat man wohl hin und wieder Wanderzüge beobachtet; aber dies ſind durchaus keine regel— mäßigen Vorkommniſſe. Das plötzliche maſſenhafte Auftreten ſchädlicher Tiere iſt vielmehr faſt immer aus einer vermehrten Erzeugung derſelben an Ort und Stelle zu erklären. Es ſind lediglich äußere Umſtände, welche die Vermehrung der Tiere zu gewiſſen Zeiten ins Ungeheure ſteigern und zu andern Zeiten dieſelben wieder außerordentlich herab— drücken. Bei aufmerkſamem Nachſuchen findet man Individuen dieſer Tiere auch in Jahren, wo ſie ſcheinbar zu fehlen ſcheinen, ſo daß alſo kein Ausſterben derſelben angenommen werden darf. Sehr beſtimmt konnte ich dies z. B. von der Zwergcikade konſtatieren, die gerade durch die langjährigen Perioden, welche zwiſchen ihrem maſſenhaften Auf- treten liegen, beſonders auffallend iſt. Nachdem dieſes Inſekt im Jahre 1863 und beſonders 1869 in Schleſien und in der Niederlauſitz verheerend aufgetreten war, hat man in den folgenden Jahrzehnten nichts mehr davon bemerkt, bis im Jahre 1892 und in verſtärktem Grade 1893 das Tier in erſchreckender Weiſe in denſelben Ländern und in den Nachbarländern wieder erſchien. Im Jahre 1894 war alles wieder verſchwunden, aber bei aufmerkſamem Nachſuchen konnte man doch einzelne Individuen dieſer Tiere auf den im Vorjahre von ihnen verheerten Fluren finden. ) Beiträge zur Kenntnis der Gallenbildungen. Pringsheim's Jahrb. f. wiſſ. Botanik XXVI, 1894. Einleitung 5 Unter den Bedingungen des plötzlichen vermehrten Auf⸗-Bedingungen des tretens der ſchädlichen Tiere iſt zunächſt ſchon das ſtarke Fort- vermehrten Auf- pflanzungsvermögen vieler dieſer Tiere zu erwähnen. Da wir im alien ber Te N ichen Tiere. gemeinen finden, daß Tiere, welche durch ihren Bau, ihre Lebensweiſe und Entwickelung vielen Gefahren ausgeſetzt ſind, ein beſonders ſtarkes Fortpflanzungsvermögen beſitzen, ſo werden oft gerade die kleinſten Tiere durch ihre außerordentlich ſtarke Vermehrung zu den ſchlimmſten Feinden der Kulturpflanzen. Die Bedingungen, welche das Aufkommen dieſer Tiere beherrſchen, laſſen ſich unter folgende drei Geſichtspunkte zuſammenfaffen. Erſtens das Vorhandenſein der geeigneten Nahrung. Wo ſolche Einfluß der Pflanzen zahlreich wachſen, welche dem betreffenden Tier als Nähr- Nahrung. pflanze dienen können, und mithin, wo wir derartige Pflanzen im großen anbauen, da züchten wir dieſe Tiere unwillkürlich mit; wo wir aber den Anbau ſolcher Pflanzen unterlaſſen, und wo die letzteren auch ſonſt nicht vorhanden ſind, da muß die Mehrzahl der Nachkommen an Nahrungsmangel zu Grunde gehen. In dieſer Beziehung muß man wiſſen, daß die pflanzenfreſſenden Tiere teils monophag, teils polyphag ſind. Die Zahl der erſteren iſt eine kleine; Beiſpiele ſind die Reblaus, die Apfelblutlaus, die Lärchenmotte, die jedoch wenigſtens verſchiedene Species der ihnen gehörigen Pflanzengattungen befallen können. In— deſſen iſt unter den polyphagen doch die Zahl derjenigen gering, die in der Nahrung gar nicht wähleriſch ſind und in der Not alles freſſen, was pflanzlicher Natur iſt, und daher auch überall fortkommen, wo ſie erſcheinen, wie die Heuſchrecken, die Maikäfer, die Gammaraupen, die Erdraupen. Die Mehrzahl der polyphagen wählt doch nur eine ge— wiſſe beſchränkte Anzahl von Pflanzenarten, und hat für beſtimmte eine ausgeſprochene Vorliebe. In ſolchem Falle iſt es von großer Be— deutung zu wiſſen, welches dieſe Pflanzenarten ſind. Es ſei als Bei— ſpiel nur auf den Schildkäfer (Cassida nebulosa) hingewieſen, welcher urſprünglich die Arten von Atriplex und Chenopodium bewohnt, die zwar manchmal ganz von ihm entblättert werden, auf denen er aber, da ſie nur ſporadiſch als Unkräuter wachſen, zu keiner erheblichen Ver— mehrung gelangen kann, während er, wenn zugleich Rüben in der Nähe gebaut werden, dieſe in die nämliche Pflanzenfamilie gehörigen Pflanzen mit großer Vorliebe annimmt und nun in den Rübenſchlägen zu einer ungeheuren Vermehrung gelangen und große Verwüſtungen anrichten kann. Wie hier der Übergang von einem Unkraut auf eine Kulturpflanze vorliegt, kann auch ein ſolcher ſtattfinden von einer Kulturpflanze auf eine andre, wie es z. B. mit dem Stengelälchen (Ty- lenchus devastatrix) der Fall iſt, welches vom Roggen auf Hafer, Einfluß der Witterung. Einfluß der natürlichen Feinde. 6 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden Zwiebeln, Hyacinthen, Klee, Buchweizen übergehen kann, woraus her— vorgeht, daß auch bei Fruchtwechſel der betreffende Paraſit ſich exiſtenz— fähig erhält, während er immerhin durch einen rationellen Frucht— wechſel erfolgreich bekämpft werden kann. Denn es ſcheint gerade bei dem Stengelälchen der Übergang von einer Nährſpecies auf die gleiche am leichteſten, derjenige auf eine andre weit langſamer und ſchwieriger ſich zu vollziehen. Zweitens die Witterung. Es gilt im allgemeinen von allen Inſekten, daß kaltes und naſſes Wetter im Frühling und Sommer die Vermehrung der Tiere zurückhält, vielfach wohl auch die Tiere direkt tötet, ſo daß in ſolchen Jahren die Inſekten ihrer geringen Zahl wegen nicht bemerkbar ſchädlich werden, während trockenes, heißes Wetter ihre Vermehrung überaus begünſtigt. Namentlich Blattläuſe, ſowie die rote Spinne vermehren ſich dann in koloſſaler Weiſe. Die Be— ſchädigungen der Pflanzen werden dann noch dadurch erhöht, daß bei Trockenheit das Wachstum und die Entwickelung der Pflanzen verlang- ſamt, ihre Tranſpiration, alſo ihre Verarmung an Waſſer noch ge— ſteigert werden, ſo daß ſie um ſo weniger widerſtandsfähig ſind, und dem Befall durch jene Tiere um ſo eher erliegen. Anderſeits kann auch durch beſonders günſtiges Wetter der Entwickelungsgang der Tiere ſo verſchoben werden, daß die letzteren im nächſten Jahre in verminderter Anzahl erſcheinen. So hat man vom Kohlweißling beobachtet, daß infolge ſehr günſtiger Sommerwitterung die Schmetterlinge, ſtatt im Puppenzuſtand bis zum Frühjahr zu verbleiben, ſchon im Herbſt fliegen und ſich vermehren, wobei dann aber die jungen Raupen, meiſt noch ehe ſie zur Verpuppung gelangen, von der Winterkälte überraſcht und getötet werden. Drittens die natürlichen Feinde. Man kann hierher ſchon die— jenigen Erſcheinungen rechnen, wo eine pflanzenfreſſende Tierart durch ihr zahlreiches und frühes Auftreten einer andern das Futter wegfrißt und daher die Vernichtung derſelben bedingt, wie man es bisweilen von Maikäfern gegenüber andern ſchädlichen Inſekten beobachtet hat. Das Tierreich beherbergt aber auch eine große Anzahl eigentlicher natürlicher Feinde der den Pflanzen ſchädlichen Tiere, weil ſie den letzteren nach— ſtellen, um ſie als Nahrung zu verzehren. Die Mäuſe haben im Igel, Hermelin, Wieſel, in den Eulen, Turmfalken und Buſſarden ihre natür- lichen Feinde. Inſektenvertilger unter den Säugetieren ſind die Fleder— mäuſe, der Igel, der Maulwurf, die Spitzmäuſe. Von den inſekten— freſſenden Vögeln kommen alle ſpitzſchnäbeligen Singvögel, die Meiſen, Goldhähnchen, Baumläufer und Spechtmeiſen in Betracht; unter dem Hausgeflügel die Hühner und Enten. Auch die Inſektenwelt beherbergt Einleitung 7 räuberiſche Tiere, welche von kleinen Inſekten leben und daher nützlich ſind; ſo beſonders die Larven des Marienkäferchens, der Libellen, Flor— fliegen und Schwebfliegen, ſowie die Laufkäfer. Während dieſe natür— lichen Feinde gegen Inſektenkalamitäten mehr vorbeugend wirken, giebt es auch paraſitiſche Organismen, welche nicht ſelten dann erſcheinen, wenn eine ausgebrochene Inſektenplage ihren Höhepunkt erreicht hat, in— dem dann der betreffende Paraſit eine große Zahl der Individuen befällt und zerſtört. Von Inſekten gehören hierher die Schlupfweſpen und die Raupenfliegen, welche ihre Eier in oder auf Raupen von Schmetter— lingen, in Blattläuſe oder in Fliegenpuppen legen und dadurch die— ſelben töten. Es giebt aber auch paraſitiſche Pilze, welche Inſekten befallen, wodurch epidemiſche Krankheiten dieſer Tiere veranlaßt werden, in deren Folge eine große Sterblichkeit unter denſelben ausbricht, ſo— bald dieſe ſich in ſtarkem Grade vermehrt haben. Dieſe Pilze ſind hauptſächlich Angehörige der Entomophthoraceen, ſowie Arten von Cordyceps und die dazu gehörigen Conidienzuſtände, nämlich Formen von Isaria und Botrytis; die Raupen verſchiedener Schmetterlinge, die Blattläuſe, die Engerlinge können von ſolchen Pilzepizootien befallen werden. Wenn Kiefernſpinner- oder Nonnen-Kalamitäten aufgetreten ſind, haben ſich gewöhnlich ſchließlich dieſe Epidemieen als Retter ein— geſtellt. Bezüglich der Bekämpfung der ſchädlichen Tiere ſeien hier nur die allgemeinen Geſichtspunkte hervorgehoben. Das Spezielle iſt bei den einzelnen Arten derſelben unten beſprochen. Es kann ſich zunächſt um Maßregeln handeln, welche als Vorbeugungsmittel zu betrachten ſind. Selbſtverſtändlich ſetzen dieſelben die genauere Kenntnis der Lebensweiſe des betreffenden Tieres voraus und werden dieſer an— gepaßt ſein müſſen, ſo daß ſich etwas Allgemeines in dieſer Beziehung nicht ſagen läßt. Wir können der zeitlichen Entwickelung gewiſſer Beſchädiger aus dem Wege gehen durch eine richtige Auswahl der Beſtellungszeit. Es wird ſich z. B. bei der Fritfliege und andern Getreidefliegen, bei der Lupinenfliege ꝛc. der Zeitpunkt der Ausſaat als maßgebend für die Möglichkeit des Befalles herausſtellen. Wir können ferner namentlich gegen ſolche ſchädliche Tiere, welche im Erd— boden ihren Aufenthalt haben, durch rationellen Fruchtwechſel uns ſchützen, indem wir ſolche Pflanzen, welche als ſpezielle Nährpflanzen des betreffenden Paraſiten zu betrachten ſind, entweder vom Anbau eine Zeit lang gänzlich ausſchließen oder doch erſt nach einem Wechſel mit Pflanzen, welche dem Paraſiten nicht zur Nahrung dienen können, folgen laſſen. Das wird namentlich gegenüber den Monophagen oder Oligophagen angezeigt ſein, beſonders bei den im Erdboden lebenden Vorbeugungs⸗ mittel. Vertilgungs⸗ mittel. Abfangen. 8 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden Nematoden. Ebenſo wird bei ſolchen Paraſiten, die außer der Kultur— pflanze, der ſie ſchädlich werden, auch noch gewiſſe andre Nährpflanzen bewohnen, die Ausrottung der letzteren zur Verhütung des Feindes beitragen, wie z. B. bei der Kirſchenfliege die Ausrottung der Loni— ceren. Pflanzenfeinde, welche mit dem Saatgute ſich verbreiten, werden durch Reinheit des letzteren verhütet werden können; ſo die Weizen— älchen, welche in den Radenkörnern leben, die mit den geſunden Weizenkörnern geerntet werden. Die Reblaus kann mit den Wurzeln der Rebſtöcke, die Blutlaus mit jungen Apfelbäumen aus Baumſchulen verſchleppt werden; beim Handel mit dieſen Pflanzen iſt alſo die Reviſion derſelben ein Vorbeugungsmittel. Für diejenigen Fälle, wo die ſchädlichen Tiere bereits vorhanden find, handelt es ſich um Vertilgungsmittel. Deren giebt es generell folgende: 1. Direktes Abfangen und Vernichten der Tiere. Je nach der Natur und Lebensweiſe des Schädigers ſind die Mittel zu dieſem Zweck verſchiedenartig. Manche der größeren Tiere laſſen ſich direkt ſammeln und töten; das gilt z. B. von den Maikäfern und deren im Erdboden lebenden Larven, den Engerlingen, von den Erdraupen, von;den Forleulen ꝛc., wobei freilich die Koſtſpieligkeit bisweilen ein Hindernis iſt. Doch laſſen ſich dazu vielfach Kinder oder Frauen verwenden. Die Art des Sammelns hat ſich natürlich nach dem Auf— enthalt der Tiere zu richten; bei denjenigen der eben genannten, die ſich im Erdboden aufhalten, iſt das Sammeln hinter dem Pfluge ſehr vorteilhaft. Zu der letzteren Vertilgungsarbeit, ebenſo wie zur Ver⸗ nichtung mancher andern größeren Tiere auf Feldkulturen verwendet man mit großem Nutzen Hühner oder Enten. Nach den von Brümmer!) mitgeteilten Erfahrungen ſoll man das Geflügel, welches hierzu ver- wendet wird, des Morgens mit zartem Grünfutter und nur des Abends mit Kraftfutter füttern, damit die Tiere das Abhacken der Blätter unterlaſſen und ſich abends behufs Übernachtung leicht im Feldhühnerhaus verſammeln. Das letztere ſoll nämlich im Frühling mit Beginn der Feldarbeiten auf den Acker gebracht werden, wo die Tiere der Frühjahrs-Pflugfurche folgen und Inſekten aufſammeln. Im Mai müſſen ſie auf Weizen- und Roggenfelder, im Juni auf die Sommerſaaten, Rüben und Brachäcker, im Herbſt auf die Stoppel— felder gebracht werden. Auch in Forſten ſollen Hühner gute Dienſte in Vertilgung ſchädlicher Inſekten leiſten. Um das Geflügel zu dieſem Zweck längere Zeit auf entlegeneren Feldern zu halten, iſt neuerdings 1) Vergl. Zeitſchr. f. Pflanzenkrankh. II, 1892, pag. 251. Einleitung 9 ein fahrbarer Hühnerſtall konſtruiert worden. In andern Fällen handelt es ſich um Zerſtörung der Brutſtätten ſchädlicher Tiere. Dahin gehört das Abſchneiden der Raupenneſter von den Obſtbäumen, wozu man ſich beſonderer Raupenſcheeren oder gewöhnlicher Baumſcheeren bedient. Die Maulwurfsgrille bekämpft man durch Zerſtören der im Erdboden befindlichen Neſter. Viele kleinere Paraſiten, welche ſtändig auf ihren Nährpflanzen leben, wie beſonders die Gallmilben, müſſen durch Zurückſchneiden und Verbrennen der von ihnen befallenen Baum— zweige vertilgt werden. Übrigens bedarf es manchmal noch be— ſonderer Hilfsmittel zum Abfangen der ſchädlichen Inſekten, welche je nach den einzelnen Fällen verſchieden ſind. Dahin würden gehören die Theerringe an den Obſtbäumen zum Abfangen des Froſtſpanners und an den Kiefern gegen die Kiefernſpinnerraupen, die fahrbaren Inſtrumente mit klebrigen Fangflächen behufs Bekämpfung ſpringender Inſekten, wie der Zwergeikaden und der Erdflöhe, die Fanggräben, in denen manche dem Walde ſchädlichen Inſekten gefangen werden. 2. Vertilgung mittelſt inſektentötender Mittel (Inſekti— cide). Hier tritt an Stelle des oft mühſamen und unvollſtändigen oder bisweilen ganz unmöglichen Abfangens die Behandlung der befallenen Pflanzen, eventuell des Erdbodens mit Giften. Solcher Mittel ſind im Laufe der Zeit eine ſehr große Anzahl empfohlen worden. Wo die Anwendung ſolcher Mittel ſo geſchieht, daß die Pflanzen ſelbſt nicht davon betroffen werden, können dieſelben gute Dienſte leiſten, wie das Vergiften der Mäuſe durch Auslegen von Strychninweizen auf die Felder und wie das Streuen von Kalk gegen Schnecken. Vielfach müſſen aber, um die Inſekten zu vertilgen, die Pflanzen ſelbſt, auf denen dieſe Tiere leben, mit den betreffenden Mitteln behandelt werden. Leider hat ſich nun aber von den meiſten dieſer Mittel herausgeſtellt, daß ſie zugleich mehr oder weniger auch für die Pflanzen von giftiger Wirkung ſind, wenigſtens in dem Kon— zentrationsgrade, in welchem ſie angewendet werden müſſen, um in— ſektentötend zu wirken, während die den Pflanzen unſchädlichen Mittel meiſt auch unſicher in ihrer Wirkung auf die Paraſiten ſind. Näheres iſt darüber bereits bei den Vergiftungen der Pflanzen in Bd. I. S. 319 geſagt. Am empfindlichſten gegen ſolche inſekticide Mittel ſind die grünen Teile der Pflanzen, und gerade dieſe ſind es ja meiſtens, welche zum Schutze vor ihren Feinden beſpritzt werden müſſen. Unbedenk— licher iſt die Behandlung der mit Borke geſchützten Stämme und Aſte der Bäume, welche Kalkanſtrich, Theerung, ſelbſt Abreiben mit Pe— troleum eher vertragen. Anders liegt freilich die Sache überhaupt in ſolchen Fällen, wo die Mitvernichtung der Pflanzen beabſichtigt iſt, Juſektentötende Mittel. 10 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden wie bei der Desinfektion der durch Rebläuſe verſeuchten Weinberge mittelſt Petroleum und Schwefelkohlenſtoff. Wir geben hier eine Aufzählung der wichtigſten inſektentötenden Mittel, ſoweit ſie den Pflanzen nicht ſchädlich ſein ſollen. a) Seifenwaſſer, wozu am beſten grüne Schmierſeife benutzt wird. b) Tabakabkochung zum Beſpritzen, oder Tabakpulver zum Beſtäuben. e) Alosabkochung. d) Abkochung von Hollunderblüten. e) Abkochung von Quaſſia. ) Abkochung von Wermuth. g) Schwefelkalium, in 25 proz. Löſung in Waſſer. h) Gipspulver, Kalkpulver oder Holzaſche zum Beſtäuben. i) Schweinfurter Grün, 200 gr in 1001 Waſſer gelöſt zum Begießen. k) Neßlers Flüſſigkeiten, von denen es zwei Rezepte giebt: 1) 40 gr Schmierſeife, 50 gr Amylalkohol, 200 gr Spiritus auf 11 Waſſer; 2) 30 gr Schmierſeife, 2 gr Schwefelkalium, 32 gr Amyl⸗ alkohol auf 11 Waſſer. J) Koch's Flüſſigkeit, beſtehend aus Ukgr grüner Seife in 51 heißem Waſſer, wozu ein Auszug von 250 gr Quaſſiaholzſpänen in 51 Regenwaſſer nach 12 Stunden, das Ganze auf 40 verdünnt. m) Antinonnin (Bd. I, S. 329) im Verhältnis von 1:300 oder 1500 in Waſſer gelöſt. n) Lyſol (Bd. I, S. 330) in Verdünnung von 0,25—3 Prozent. o) Inſektenpulver (Pyrechrum) zum Beſtäuben. p) Kerkhoven und van Diſſel's Inſektenöl, beſtehend aus einer Löſung von Seife in Spiritus, wozu einige ſtark riechende ätheriſche Ole gefügt ſind und von welcher ein Weinglas voll in einem Eimer heißen Waſſers gelöſt werden ſoll. d) Amylokarbol, eine Miſchung von 150 gr Schmierſeife, 160 gr reinem Fuſelöl und 9 gr 100 proz. Karbolſäure. Das Mittel wirkt jedoch auch auf die Pflanzen der Karbolſäure wegen ſehr giftig (Bd. I, S. 328). r) Emulſionen von Schwefelkohlenſtoff oder von Pe— troleum u. dergl. Targioni-Tozetti) ſchlägt zur Vernichtung im Boden lebender Inſekten, wie Drahtwürmer u. dergl. vor die An— wendung von Schwefelkohlenſtoff u. dergl. Erſterer ſoll die ſtärkſte ') Le Stazioni sperim. agr. ital. 1888, pag. 26; 1889, pag. 147, 587; ref. in Centralbl. f. Agrikulturchemie 1888, pag. 717. Einleitung 11 und ſofortige Einwirkung ausüben, wenn er für fich wenigſtens in 300 gr pro Quadratmeter oder in einer Emulſion in 200 gr pro Quadratmeter angewendet wird. Die Emulſion wird bereitet aus Ol oder Fiſchthran mit Zuſatz wäſſriger Kalilauge; in dieſe wird direkt die aktive Flüſſigkeit eingeleitet; ebenſo kann Seife zur Her— ſtellung der Emulſion verwendet werden. Außer Schwefelkohlen— ſtoff eignen ſich auch Petroleum, Phenol, Naphtalin, Benzin, Athyl— ſulfid, Mirbanöl. Gegenwärtig iſt in Krüger's Petroleum-Emul— ſion in meinem Inſtitute ein Mittel hergeſtellt worden, deſſen Eigen— ſchaft vorzüglich darin beſteht, daß das Petroleum ſich nicht aus der Miſchung abſcheidet, die letztere daher den Pflanzen unſchädlich iſt, wohl aber ihre inſekticide Kraft, beſonders als Blattlaus-Vertilgungs— mittel, vorzüglich bewährt. s) Nitrobenzin. Gegen die Reblaus wurde vorgeſchlagen eine Miſchung von 50 Teilen mit ebenſoviel Schwefelſäure auf 100 Teile Waſſer in Furchen von ungefähr 20 em Tiefe gegoſſen und dann be— deckt. Gegen Inſekten auf oberirdiſchen Pflanzenteilen ſollen 50 Teile Nitrobenzin mit 150 Teilen Amylalkohol und 100 Teilen Kaliſeife gemiſcht und daraus in Waſſer eine 5— 10 proz. Löſung hergeſtellt werden ). t) Naphtalin, mit Erde gemengt, ſoll, auf die oberirdiſchen Organe aufgeſtreut, dieſe von tieriſchen Feinden befreien ?). 3. Vertilgung mittelſt Fangpflanzen. Dieſe Methode be— ruht darauf, daß auf denjenigen Ackerflächen, deren Boden mit dem zu vertilgenden Paraſiten durchſeucht iſt, oder daß zu der Zeit, wo ein gewiſſes Inſekt ſeine Nährpflanzen behufs des Fortpflanzungsgeſchäfts aufſuchen muß, eine Anſaat der betreffenden Nährpflanzen gemacht wird, welche ſo als Fangpflanzen dienen, weil ſie, ſobald der Paraſit ſich auf ſie konzentriert hat, zerſtört werden. Dieſes beſonders gegen tematoden empfohlene, aber auch gegen Fritfliegen und vielleicht manche andre Inſekten anwendbare Mittel wird unten bei den Einzelfällen ein— gehender beſprochen werden. Fangpflanzen. 4. Schutz und Pflege der natürlichen Feinde. Von dieſenschutz der natür— Tieren, welche wir ſchon oben (S. 6) genannt haben, ſind es eigent- lichen Feinde. lich nur Säugetiere und Vögel, die durch unſern Schutz gepflegt werden können. Die Mittel zu dieſem Zwecke ſind erſtens der geſetzliche Schutz der nützlichen Vögel, zweitens Sorge für geeignete Brutplätze derſelben, indem man ihnen teils künſtliche Brutplätze in den bekannten Niſt— käſten darbietet, teils für Erhaltung von Gebüſchen und Baumgruppen ) Agricoltore toscano. Florenz 1891. ) Refer. in Zeitſchr. f. Pflanzenkrankh. II. 1892, pag. 234. Gallen an Vaucheria. Alchen. 12 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden auf den Feldfluren Sorge trägt, drittens auch die möglichſte Vertilgung des den nützlichen Vögeln ſchädlichen Raubzeuges. Hier zu erwähnen ſind auch die neueren Verſuche, ſchädliche Tiere durch künſtliche In— fektion mit paraſitären Organismen maſſenhaft zu töten, wie ſolches mit dem Löffler'ſchen Mäuſebacillus gegen die Feldmäuſe und mit Botrytis tenella gegen die Engerlinge beabſichtigt wurde, Mittel, die jedoch zum Teil durchaus nicht ſich bewährt haben. Erſtes Kapitel. Rädertiere. Von dieſen mikroſkopiſch kleinen Tieren iſt nur eine einzige pflanzen— bewohnende Species bekannt, welche auf Algen die einfachſte Form eines Zoocecidiums erzeugt, die analog den durch Chytridiaceen auf Algen hervorgebrachten einfachſten Gallen (S. 35) iſt. An den ein— zelligen, ſchlauchförmigen Fäden von Vaucheria kommen Gallenbildungen vor, welche von einem Rädertier (Notommata Werneckii ZArend.) be- wohnt werden ). Es find Ausſackungen der Fäden, welche terminal, meiſt ſeitlich ſitzen, aus engem, halsförmigen Grunde ſich erweitern und oben in 2 oder mehr hornförmige Auswüchſe übergehen. Sie enthalten je ein Muttertier und zahlreiche Eier und Junge. Übrigens fand R. Wollny die Form der Galle an verſchiedenen Vaucheria-Arten etwas ungleich: bei Vaucheria geminata und racemosa die eben be— ſchriebene, bei Vaucheria clavata verkehrt birnförmig, bei Vaucheria unei- nata von der Form eines geraden Cylinders mit abgerundetem oberen Ende. Die Fruchtbildung dieſer Algen wird infolge der Gallenbildung mehr oder weniger verhindert. Ob die Jungen aus den hornförmigen Auswüchſen der Gallen auswandern, wie ſie wieder in die Alge ge— langen und wie ſie überwintern, iſt unbekannt. Zweites Kapitel. Alchen (Anguilluliden). Die Alchen machen eine Familie in der Ordnung der Nematoden aus, welche durch ihre ungegliederten cylindriſchen Körper von den Ringwürmern ſich unterſcheiden. Es ſind kleine, nur wenige Millimeter lange, dünnhäutige Tierchen. Während es viele Arten von Alchen giebt, welche nur in faulenden organiſchen Subſtanzen leben, wie die Humus— älchen und die faulende Pflanzenteile bewohnenden Arten im Erdboden, ) Vergl. Magnus, Hedwigia 1877, Nr. 9, R. Wollny, Hedwigia 1877, Nr. 11, und Debray, Bull. scient. France et Belgique, 1890, pag. 222. 2. Kapitel: Alchen (Anguilluliden) 13 die Eſſigälchen im verdorbenen Eſſig ꝛc., kennen wir auch mehrere Arten, welche paraſtitiſch in Pflanzen ſich entwickeln und hier Veran— laſſer wichtiger Krankheiten, der Alchenkrankheiten, werden. Die Anguilluliden ſind nach ihrem Bau und ihrer Unterſcheidung in Gattungen (ſie wurden früher alle in die Gattung Anguillula geſtellt) ge— nauer durch Schneider!) bekannt geworden. Sie ſind mit Mund, Darm und After verſehen; erſterer liegt am Vorderende; der mit einem Magen beginnende Darm nimmt nebſt den Geſchlechtsorganen faſt die ganze Körper⸗ höhle ein; die männlichen Geſchlechtsorgane münden mit dem Darm in die— ſelbe Offnung aus; die weiblichen Geſchlechtsorgane beſtehen aus dem Eier- ſtock. In den dünnhäutigen Eiern erkennt man im Reifezuſtand den wurm— förmig geſchlungenen Embryo. Die auskommenden Jungen ſind geſchlechts— loſe Larven und nehmen erſt, nachdem ſie die Nährpflanze befallen haben, nach mehreren Häutungen Geſchlechtsdifferenz an. Auch die paraſitiſchen Arten leben im Larvenzuſtand zunächſt im Erdboden. Daſelbſt hält ſich aber auch eine Anzahl lediglich fäulnisbewohnender Anguilluliden auf, die allerhand im Erdboden faulende Pflanzenteile aufſuchen, in denen man ſehr häufig ſolche Tierchen findet. Die paraſitiſchen Arten kann man aber von den gewöhnlichen Humusälchen daran unterſcheiden, daß ſie einen kleinen Mundſtachel beſitzen, der in der Mundhöhle liegt und hinten knotenartig verdickt iſt. Mit Hilfe dieſes durchbohrten Mundſtachels werden die Pflanzen— ſäfte in den Schlund eingeſogen, indem ein ſehr muskulöſer Saugmagen hinter dem Schlunde durch aufeinanderfolgende Zuſammenziehungen und Erſchlaffungen ſeiner Wände als Pumpe funktioniert; aus dem Saugmagen führt der Nahrungskanal erſt in den eigentlichen Magen (Fig. 1). Den nicht paraſitiſchen Humusälchen fehlt der Mundſtachel. I. Heterodera A. Schmidt. Die Tiere ſind im geſchlechtsloſen jungen Larvenzuſtand aalförmig; Heterodera. die älteren Larven ſind aber dicker, aufgetrieben, die weiblichen Tiere endlich ſogar citronenförmig mit verſchmälertem Kopf- und Schwanz— ende. Die aus der Larvenhaut ausſchlüpfenden Männchen ſind da— gegen aalförmig mit ſtumpf gerundetem Schwanzende. Die Eier werden nicht abgelegt, ſondern verbleiben innerhalb der ſich zu einer Cyſte ver— dickenden Haut des weiblichen Tieres, aus welcher zuletzt die Jungen auswandern). Die Rübennematode, das Rübenälchen (Heterodera Rübennematode. Schachtii A. Schmidt). Dieſes Tier iſt ein Paraſit an den Wurzeln der Zucker⸗ und Futterrüben und dadurch charakteriſiert, daß das citronenförmige Weibchen den Wurzeln äußerlich anhängt und keine Gallenbildung an der Wurzel hervorruft, ſondern die Nahrung aus der Wurzel ausſaugt und die letztere dadurch zum Abſterben bringt. Die Weibchen der Rübennematode wurden 1859 von n Schachts) an den Wurzeln junger Rübenpflanzen endeckt, ſpäter 15 Monographie der Nematoden. Berlin 1866. 2) A. Schmidt, Über die Rübennematoden. Zeitſchr. d. Ver. f. Rüben⸗ zuckerinduſtrie 1871, pag. 1. ) Zeitſchrift des Vereins f. Rübenzuckerinduſtrie, 1859, pag. 177 u. 240, 14 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werben; Fig. 1. Das Stengeläl— chen (Tylenchus devastatrix). A Nännchen, B Weibchen, C Vorderende des Alchens, noch ſtärker vergrö⸗ Bert. In A bis C bedeutet: a Mundſtachel, b Saug⸗ oder Pumpmagen, e Magen, d Darm, ef Maſtdarm, g Abſonderungs— gefäß, hi Hoden, bezw. Eierſtock, k (in A) geteilte Spermato— blaſten, die Spermatozoiden bildend, k (in B) Eileiter, 1 (in A) Samenleiter, 1 (in B) Eileiter mit Drüſen in der Wand, m (in A) männ⸗ licher Befruch— tungsapparat, m (in B) Gebär— mutter mit Ei, n (in A) acceſſo⸗ riſches Stück im männlichen Be: fruchtungsapparat, n (in B) Blindjad der Gebärmutter, o (in A) Hautlappen des männlichen Apparats, o (in B) weibliche Geſchlechtsöffnung. Nach Ritzema Bos. — 2. Kapitel: Alchen (Anguilluliden) 15 wurden dieſe Alchen von Schmidt (1. c.) genauer beſchrieben, endlich von Strubell!) in ihrer Entwickelung eingehend ſtudiert. Durch Kühn's?) Unterſuchungen iſt der Nachweis geliefert worden, daß die in den rüben— bauenden Gegenden Deutſchlands und Frankreichs vielfach vorkommende Rübenmüdigkeit nicht, wie man vielfach geneigt war, anzunehmen, von einem Mangel an Kali oder andern notwendigen Pflanzennährſtoffen, ſondern lediglich von dem Befall von Rübennematoden herrührt. Die Rübenmüdigkeit zeigt ſich darin, daß die Zuckerrüben ſinkende Er— träge geben, indem die Pflanzen in ihrer Entwickelung zurückbleiben und der Rübenkörper geringer ausgebildet wird. Im ſtärkſten Grade der Erkrankung ſetzt die Pflanze gar keine Rübe an und kann ſchon jung, wenn ſie erſt einige wenige Blätter gebildet hat, zu grunde gehen. Die Erſcheinung zeigt ſich auf einzelnen Stellen oder erſtreckt ſich mehr oder weniger durch den ganzen Rübenſchlag. Erneuter Aubau von Rüben auf einem ſolchen Acker läßt in der Regel die Müdigkeit wiederum, oft in verſchärftem Grade, auftreten. Das ſichere Zeichen dafür, daß die Rübennematode vorliegt, giebt ſich darin zu erkennen, daß an den oft zahlreichen feinen Wurzeln der Rübe kleine, milchweiße Perlchen von 0,8 bis 1,3 mm Größe ſitzen (Fig. 2A), die leicht ſich zerquetſchen laſſen und unter dem Mikroſkop als die mit Eiern erfüllten gelblich-weißen, weiblichen Tiere der Rübennematode ſich erweiſen (Fig. 2B). Je größer die Zahl der an den Wurzeln ſitzenden Tiere iſt, deſto mehr iſt die Pflanze verdorben. Ich habe leicht dieſe Krankheit mit allen ihren charakteriſtiſchen Merkmalen künſtlich erzeugen können, wenn ich Rüben in einem Erdboden kultivierte, der mit älchenhaltigem Boden von kranken Stellen verſetzt worden war, während auf demſelben Boden, wo keine ſolche Infektion vorgenommen worden iſt, normale Rübenpflanzen ſich entwickelten. „Die Rübennematode lebt im Larvenzuſtande in Form ca. 6% mm langer Alchen im Ackerboden, wandert aber behufs ihrer Fortpflanzung in lebende Pflanzenwurzeln ein. Das Tier kriecht unter die Oberhaut der Wurzel und ſetzt ſich hier in der Wurzelrinde feſt, ſeine Nahrung aus der letzteren ziehend (Fig. 3). Nach der Einwanderung ſchwillt die Larve an, ſo daß ſie ihre bis dahin wurmförmige Geſtalt verliert, wodurch die betreffende Stelle der Wurzel eine ſchwache Verdickung zeigt, in welcher mikroſkopiſch, beſonders mit Hilfe einer Jodlöſung, das dann gelb gefärbte Tier erkennbar iſt. Die zu Männchen werdenden Larven ſind flaſchenförmig, innerhalb der Larven— haut iſt das aalförmige Tier eingerollt, ſpäter wandert es aus, um die Weibchen zu befruchten. Letztere nehmen birnförmige Geſtalt an, wobei der Leib immer mehr aus der Wurzel heraustritt, während das Kopfende darin ſitzen bleibt. Fetzen der Larvenhäute umgeben manchmal die weiblichen Tiere. Nach der Befruchtung wachſen letztere auf das Doppelte der ur— ſprünglichen Größe. Sehr bald bilden ſich nun in ihnen eine Menge länglich-runder, 0,08 mm langer Eier; der weibliche Körper iſt dann zu einer derbhäutigen Cyſte (Brutkapſel) geworden; aus den Eiern kommen ) Bau und Entwickel. d. Rübennematoden. Bibliotheca zoolog. Kaſſel 1888. 2) Die Rübennematode. Zeitſchr. d. landw. Centralver. d. Pr. Sachſen. 1870, Nr. 12. — Verſuche zur Bekämpfung der Rübennematoden. Daſelbſt 1871 und 1875. — Kühn und Liebſcher in Neue Zeitſchr. f. Rübenzucker— induſtrie, 1880, Nr. 4. — Kühn, Bericht a. d. phyſ. Labor. u. d. Verſuchs⸗ anſt. des landw. Inſt. Halle 1886, pag. 176. — TE 16 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden dann die jungen wurmförmigen Embryonen aus, die nun in den Erdboden einziehen und ſich verbreiten. Sobald denſelben wieder eine geeignete ne TE ů 7 — pflanze, an den Wurzeln mit zahlreichen erwachſenen weiblichen Rübennematoden beſetzt, in natürlicher Größe. B Wurzelſtückchen ver— größert, mit einem jungen Weibchen (a) und einem älteren Weib— chen (b), welches zu einer citronenförmigen eierenthaltenden Cyſte geworden iſt. Nährpflanze ſich darbietet, wandern ſie in deren Wurzeln ein, wo nun das ö Fig. 2. | Die Nematodenkrankheit der Rübenpflanze. A junge NRüben- gleiche ſich wiederholt. In einer Cyſte können bis 350 Eier enthalten 2. Kapitel: Alchen (Anguilluliden) 17 ſein. Die Entwicklung vom Ei bis zum geſchlechtsreifen Tiere beanſprucht 4 bis 5 Wochen, ſo daß vom Frühjahre an im Jahre 6 bis 7 Generationen ſich folgen können. Nach Strubell läßt ſich daher annehmen, daß von einem Weibchen nach 6 Generationen 22781 Milliarden Nachkommen ab— ſtammen können. Als Nährpflanzen dienen den Rübennematoden außer Zuckerrüben wieNährpflanzen der überhaupt ſämtlichen Varietäten von Beta noch alle verſchiedenen Getreide-Rübennematode. arten, am liebſten Hafer und Gerſte, außerdem auch Phleum pratense und Arrhenatherum elatius, die Cruciferen, beſonders die Brassica-Arten, namentlich die Kohlarten, Raps, Rübſen, Kohl- und weiße Rübe, Senf, Gartenkreſſe, Rettig, Isatis tinctoria, ſowie die Unkräuter Ackerſenf und Hederich, ferner Spinat, Atriplex, Chenopodium, Hanf, Agrostemma Gi- thago, Stellaria media, Lamium amplexicaule und verſchiedene Leguminoſen wie Erbſe, Ervum lens, Phaseolus vulgaris, Lathyrus eicer und odoratus, Trifolium incarnatum und Lupinus luteus, während die Familien der Solanaceen, Papaveraceen, Umbelliferen und Compoſiten nematodenfrei zu ſein ſcheinen !), indeſſen find neuerdings auch an Selleriepflanzen in Belgien Nematoden gefunden worden?). Überhaupt iſt der Paraſit auf etwa 30 verſchiedenen Pflanzenarten angetroffen worden. Dies erklärt, warum er bisweilen auch dort auf Rüben erſcheint, wo dieſe Pflanze vorher noch nie gebaut wurde, oder wo mehrere Jahre nematodenſichere Pflanzen gebaut wurden, indem die Unkräuter Brut— ſtätten bieten. Durch den Nematodenbefall leiden übrigens dieſe andern Nährpflanzen nicht alle ſo ſtark wie die Zuckerrübe, weil ſie die erkrankten Würzelchen leichter durch neue erſetzen. Die Brassica-Arten werden nur wenig geſchädigt, während Hafer oft in ſeiner Entwickelung ſtark beinträchtigt wird. Übrigens hat Schöyens) eine Wurmkrankheit der Gerſtenwurzeln in Schweden erwähnt, deren Veranlaſſer von ihm als Tylenchus Hordei be- zeichnet wird, während Eriksſon deuſelben mit Heterodera radieicola (ſ. unten) identifizierte. Eine Übertragung der Rübennematode kann auch durch Samenrüben, welche rübenmüdem Boden entnommen worden waren, erfolgen. Dasſelbe kann geſchehen durch Fabrikkompoſt, der reich an dem Abfall rübenmüder Felder ijt®). Was die Bekämpfung der Rübennematode anlangt, jo muß zu-Bekämpfung der nächſt bedacht werden, daß die Haupturſache des Auftretens dieſes FeindesRübennematode. der zu häufig wiederholte Rübenbau iſt, durch den zugleich der Paraſit mit gezüchtet worden iſt. Da man den Anbau nun natürlich nicht aufgeben kann, ſo handelt es ſich wenigſtens um Ausfindigmachung geeigneter Gegen— mittel. Unter dieſen, mit deren Studium ſich Kühn (J. c.) beſonders be— ſchäftigt hat, ſind zunächſt die Vorbeugungsmittel zu h en Dahin ) Vergl. Hollrung, deutſche landw. Preſſe 1890, pag. 477, und Jahres- ber. d. Verſuchsſtat. f. Nematodenvertilgung. Halle 1891. 2) Jahresber. d. Sonderausſchuſſes f. Pflanzenſchutz. Arbeiten der deut— ſchen Landw. Geſellſch. V. Berlin 1894, pag. 77. ) Forhandlingar i Vidensk. Selsk. Christiania 1886. Refer. in Botan. Centralbl. XXV, pag. 158. 4) Vergl. Liebſcher, Centralbl. Hl Agrikulturchemie 1879 pag. 406. Frant, Die Krankheiten der Pflanzen. 2. Aufl. III. 2 18 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurfacht werden gehören hauptſächlich: Unterlaſſung des Aufbringens von Fabrikkompoſt auf Rübenäcker. Vermiſchen des Abfalles nematodenbaltiger Rüben, ins⸗ beſondere des Fabrikſchlammes, mit Atzkalk, bevor derſelbe auf die Acker ge— bracht wird. Verhütung der Verſchleppung durch Stalldünger, indem der Stallmiſt, der nach Verfütterung nematodenhaltiger Rüben oder Rüben: abfälle gewonnen wird, nur für Nicht-Rübenboden Verwendung findet oder ſolche Futterſtoffe vorher gedämpft werden. Sorgfältiges Reinigen der Ackergeräte, Hufe der Zugtiere und Fußbekleidungen der Arbeiter, welche auf nematodenhaltigen Rübenſchlägen gearbeitet haben, damit keine Ver- ſchleppung auf nematodenfreien Boden erfolge. Zur Vertilgung der Rübennematoden iſt nach Kühn bis jetzt kein andres Mittel gefunden worden, als das, die Tiere durch Ausſaat von Fangpflanzen auf die Wurzeln der letzteren zu konzentrieren und ſie dann mit denſelben zur geeigneten Zeit, d. h. noch bevor die Tiere das Ge— ſchäft der Fortpflanzung beendet haben, zu zerſtören. Als die geeignetſte Fang— pflanze hat ſich der Sommerrübſen erwieſen. Auch Hanf fand Kühn als eine geeignete Fangpflanze. Der Sommerrübſen wird möglichſt dicht ’ (etwa 38 kg pro Hektar) auf das rübenmüde Land geſäet. Wenn er etwa das vierte oder fünfte Blatt über den Kotyledonen entwickelt hat, iſt die Einwanderung der Nematoden ſoweit erfolgt, daß die Zerſtörung beginnen kann. Der geeignetſte Zeit— punkt dazu kann durch mikroſkopiſche Prüfung der Wurzeln bei ca. 60 bis 80 facher Vergrößerung feſtgeſtellt wer— den, zu welchem Zwecke man etwa vom zehnten Tage nach dem Auf— laufen des Rübſens eine größere An— zahl von Pflanzen mit den Wurzeln aufnimmt und die letzteren mittels | Waſſer von den anhängenden Boden- teilchen reinigt. Der rechte Zeitpunkt | A Fig. 3. Rübennematode, in die Wurzel einer Fangpflanze eingewandertes männliches i eh 5 i 5 Tier, bei a von außen geſehen, bei it getommen, wenn mam ine | ſchwacher Vergrößerung. Wurzeln leichte Anſchwellungen be— | merkt, in denen die längliche Hülle f mit dem darin hin- und hergebogenen Männchen ſich markiert, wie in unſrer Fig. 3 bei a, während gleichzeitig die jungen, birnförmigen Weib- chen aus dem Wurzelkörper hervorzuragen beginnen. Der Zeitpunkt, wo ſchon mit Eiern trächtige Weibchen vorhanden ſind (Fig. 2) würde viel zu ſpät ſein. Die Zerſtörung der Fangpflanzen geſchieht durch Überfahren mit der Drillhacke, was noch ein zweitesmal ſchräg gegen die erſte Richtung wiederholt wird. Darauf wird geeggt, und wenn noch einzelne Pflanzen ſtehen geblieben, dieſe durch Handhacken abgehackt. Dann wird 2. Kapitel: Alchen (Anguilluliden) 19 das Land gegrubbert, geeggt und nochmals kreuzweiſe gegrubbert, wozu der Kühn'ſche Grubber durch die Fabrik landwirtſchaftlicher Maſchinen von Zimmermann & Comp. in Halle konſtruiert worden iſt, den man auf 18 em Tiefgang ſtellt. Es iſt damit beabſichtigt, den Zuſammen— hang der Wurzeln mit dem Boden zu zerreißen. Darauf folgt Umpflügen in ſchmalen Furchen unter Verwendung des Schälſechs, das auf 10 em Tiefgang geſtellt wird, wodurch die oben liegenden Pflanzenteile mit einer Bodenſchicht bedeckt werden, unter der fie erſticken. Auf ſtark infi- zierten Ackern (wo die Rübenerträge pro Morgen bis 100 Ctr. und darunter geſunken find) muß ein Brachjahr mit vier aufeinanderfolgenden Fang— pflanzenſaaten eingelegt werden, um die nach den erſten Operationen noch etwa zurückbleibenden Nematoden ſicher zu vernichten. Dem Umpflügen läßt man möglichſt bald die jedesmaligen Neuſaaten folgen. Kann die ganze infizierte Fläche nicht auf einmal bearbeitet werden, ſo iſt der mittelſt Fangpflanzen gereinigte Teil durch einen 0,7 bis 0,9 m tiefen Graben, der mit Atzkalk beſtreut wird, zu iſolieren. Da Halmfrüchte und zahlreiche Unkräuter ebenfalls Nährpflanzen der Rübennematoden ſind, ſo liegt die ſtete Gefahr des Wiederauftretens derſelbe vor. Um ſie mittels Fangpflanzen— ſaaten auf die Dauer niederzuhalten, ohne ein Brachjahr zu verlieren, wird von Kühn empfohlen, Kartoffelſorten mit kurzer Entwicklungsperiode ſpät auszulegen, um vorher noch zwei Fangpflanzenſaaten zu zerſtören. Die erſte Ausſaat des Sommerrübſens geſchehe gegen den 10. April; nach ſeiner Zerſtörung erfolgt das Auslegen der Kartoffeln und Ausſäen einer zweiten Fangpflanzenſaat. Letztere wird zerſtört durch kreuzweiſes Befahren mit der Furchenegge und Nachhelfen mit der Hand in der Nähe der aufgelaufenen Kartoffeltriebe. Es mag jedoch erwähnt werden, daß in Frankreich beſonders von Girard) zur direkten Vertilgung der Rübennematoden auf dem Acker als beſtes Mittel Schwefelkohlenſtoff empfohlen worden iſt. Auch hat Willot'?) in Frankreich, geſtützt auf die Thatſache, daß durch alkaliſche Stoffe in einer mindeſtens 5 proz. Löſung die freilebenden Nematoden ab— getötet werden, die Desinfektion des Bodens mit ammoniakaliſchem Gas— waſſer der Leuchtgasfabriken vorgeſchlagen, was jedoch auch der Keimung der Rübenſamen ſchädlich wird, weshalb ſolches Land erſt durch Überſprengen mit Waſſer wieder produktionsfähig gemacht werden muß. 2. Das Wurzelälchen (Heterodera radicicola Greef.) Dieſer Paraſit bewohnt ebenfalls lebende Pflanzenwurzeln, erzeugt aber an den— ſelben Wurzelgallen, knotenförmige Anſchwellungen, in deren Innerem die ganze Entwickelung des Alchens verläuft. Dieſe Gallen finden ſich in der Regel in großer Anzahl über das ganze Wurzelſyſtem der Pflanzen verteilt. Meiſt bleiben ſie nur wenige Millimeter im Durchmeſſer, erreichen höchſtens Erbſengröße, bei manchen Pflanzen jedoch bisweilen noch größere Dimenſionen. Geſtaltlich charakteriſieren fie ſich dadurch, daß fie Anſchwellungen des Wurzelkörpers ſelbſt darſtellen (Fig. 4), niemals als ſeitliche Anhänge der Wurzel erſcheinen, wie die als regelmäßige und normale Organe bei den Leguminoſen auftretenden Wurzelknöllchen, von denen man ſie dadurch leicht bei jenen Pflanzen unterſcheiden kann. Im allgemeinen ſind ſie bei den Dicotylen von unregelmäßig rundlicher oder länglichrunder Geſtalt und ) Compt. rend. CIV, 1887, pag. 522 und 585. 2) Journal de fabricants de sucre 1890, No. 51. 2* Wurzelälchen. 20 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden * Fig. 4. Das Wurzelälchen (Heteroderaradieicola). A Wurzeln einer Rotkleepflanze im Frühlinge, a die Alchengallen, welche nicht mit den als ſeitliche Anſchwellungen kenntlichen normalen Wurzelknöllchen s zu verwechſeln ſind. Die dunklen Wurzelteile ſind abgeſtorben, die hellen ſind die in dieſem Jahre bereits neu getriebenen, aber zum Teil auch ſchon wieder mit Alchen⸗ gallen behafteten Wurzelzweige. B Längsichnitt durch eine Wurzelſpitze vom Rotklee, wo ein eingedrungenes Alchen in der Mitte bei a ſichtbar iſt und die Anſchwellung der Wurzel durch ſtärkere Zellvermehrung daſelbſt bereits begonnen hat; »Vegetationspunkt, s Centralſtrang der Wurzel. 55fach vergrößert. C Querſchnitt durch eine Alchengalle einer Birnbaumwurzel, p bereits totes Rindengewebe, e Endodermis oder Schutzſcheide rings um den centralen Fibrovaſalſtrang, ſowohl in der Rinde bei b, als auch im Centralſtrange bei a find die älchenbewohnten Höhlungen im Durchſchnitte getroffen. — 2. Kapitel: Alchen (Anguilluliden) 21 zeigen dabei mehr oder weniger die Neigung, Seitenwurzeln hervorzubringen, jo daß deren manchmal bis fünf und mehr von einer Anſchwellung ent- ſpringen. Bei Dracaena erſtreckt ſich die Anſchwellung gleichmäßig über eine größere Länge der Wurzel, ohne daß hier eine Bildung von Seiten— „wurzeln hinzutritt. Die Entwickelung des Tieres und der Einfluß desſelben auf die Nähr⸗ pflanze ſind von mir!) näher ſtudiert worden. Die im Erdboden lebenden älchenförmigen Larven wandern zu mehreren Individuen in der Nähe der Wurzel— ſpitze in die Wurzel ein (Fig. 4 8), woriu fie Geſchlechtsdifferenz annehmen und die befruchteten Weibchen zu birn- oder flaſchenförmigen, bis ½ mm großen eiererfüllten Cyſten anſchwellen. Während dieſer Entwickelung verdickt ſich die befallene Stelle der inzwiſchen an der Spitze weiter in die Länge wachſenden Wurzel, an deren Spitze dann nun wieder eine neue Infektion erfolgen kann. Die Verdickung beruht hauptſächlich auf einer in der Wurzel- rinde vor ſich gehenden Zellenvermehrung. Auf dem Durchſchnitte durch eine ſolche fertige Galle bemerkt man meiſt mehrere weibliche Tiere, die gleichſam wie weite Höhlungen in dem Wurzelgewebe erſcheinen und nicht bloß in der Wurzelrinde, ſondern zum Teil auch im centralen Fibrovaſal— körper liegen können, deſſen einzelne Gewebselemente dadurch verſchoben und auseinandergedrängt werden (Fig. 40). Die Einwanderung der Alchen erfolgt vorzugsweiſe in den Frühlingsmonaten und erſtreckt ſich auch über einen Teil des Sommers. Die Entwickelungsreife und die Auswanderung der Jungen aus den Gallen in den Erdboden erfolgt bei den einjährigen Pflanzen vor dem Winter, bei den perennierenden meiſt erſt im folgenden Frühjahr. Die jungen Alchen, die man ſchon in der reifen Galle inner— halb der zahlreichen, in den Cyſten liegenden Eiern erkennt, wandern als etwa ½ mm lange Larven aus der Galle aus in den Erdboden; doch kommt es auch vor, daß ſie gleich im Wurzelkörper ſich weiter verbreiten und an einer andern Stelle derſelben zu Geſchlechtstieren ſich ausbilden, wodurch die früher entſtandene Galle an Umfang zunimmt. Im Erdboden können die Larven ziemlich lange Zeit leben, wobei ſie ſich vielleicht von Fäulnis— produkten nähren; doch werden ſie immer erſt dann geſchlechtsreif, wenn ſie durch Auffindung einer geeigneten Wurzel zu paraſitärer Ernährung über— gehen können. Auf die Nährpflanze hat im allgemeinen die lebende Wurzelgalle keinen bemerkbar ſchädlichen Einfluß. Selbſt Pflanzen, die mit vielen Gallen beſetzt ſind, ſehen oft ganz geſund aus. Die Beſchädigung tritt aber zu der Zeit hervor, wo die jungen Alchen aus der Galle auswandern, denn dann ſtirbt allmählich die Galle unter Braunfärbung ab und fängt an zu ver— faulen, wodurch natürlich der ganze unterhalb derſelben befindliche Teil der Wurzel mit abſtirbt. Da nun aber bei den einjährigen Pflanzen dieſer Zeitpunkt mit dem natürlichen Abſterben der Pflanzen ſelbſt zuſammenfällt, ſo iſt hier von einem ſchädlichen Einfluß kaum die Rede. Bei den peren— nierenden Pflanzen dagegen wird durch das Abſterben der gallentragenden Wurzeln ein um ſo größerer Verluſt im Wurzelſyſtem herbeigeführt, je zahlreicher ſolche Gallen vorhanden ſind, wie es am Rotklee, an Luzerne, Eſparſette, Kümmel ꝛc. zu bemerken iſt. In ſolchem Falle kann die Ge— 1) Über das Wurzelälchen ꝛc. Landw. Jahrb. XIV 1885, pag. 149. — Ber. d. deutſch. botan. Geſ. 1884, Heft 3. Vergl. auch C. Müller in Landw. Jahrb. XIII. 22 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden ſamtentwickelung der Pflanze beeinträchtigt werden. Aber für den Erfolg kommt hierbei in Betracht, wie leicht die Pflanze im ſtande iſt, durch Neu— bildung von Wurzeln für Erſatz zu ſorgen. Die meiſten Dikotylen thun das ziemlich leicht und ſchnell aus den noch am Leben gebliebenen Teilen der alten Wurzeln; die mit einem kriechenden, unterirdiſchen Stock ver— ſehenen Pflanzen erneuern ohnedies jedes Jahr ihre Wurzeln aus dem jüngeren Teile des Stockes. Ungünſtig liegt aber für die meiſten Mono— kotylen das Verhältnis, weil ihre Wurzeln weit weniger leicht zur Bildung von Seitenwurzeln befähigt ſind. Darum iſt namentlich Dracaena bei Be— fall durch das Wurzelälchen ſchwer erkrankt und ſtirbt oft ganz ab. Auffallend iſt der große Kreis von Nährpflanzen, die das Wurzelälchen Nährpflanzen des befallen kann, wobei es ſich zeigt, daß dieſer Paraſit ſogar an ver— Wurzelälchens. ſchiedene Klimate ſich anpaſſen kann. Zuerſt beobachtet wurde das Tier 1864 von Greeff!) an den Wurzeln von Gräſern. Nach den von ſpäteren Forſchern und mir (J. c.) gemachten Beobachtungen hat man es bereits auf über 50 Pflanzenarten aus folgenden verſchiedenen Familien beobachtet. Es hat ſich dabei indeſſen gezeigt, daß der Paraſit augenſcheinlich gewiſſe Pflanzen bevorzugt und wenn ſie vorhanden ſind, allein befällt, andernfalls vielleicht aus Nahrungsmangel auch andre Gewächſe angeht. Wir erwähnen hier nur diejenigen Nährpflanzen, welche zu den bevorzugteren gehören dürften oder welche ſonſt wegen des Vorkommens des Alchens oder als Kulturpflanzen von Intereſſe ſind. a) Liliaceen und Muſaceen. Die in unſern Warmhäuſern kulti⸗ vierten Dracaena-, Musa-, Strelitzia-, Heliconia-Arten werden neuerdings bisweilen durch das Wurzelälchen befallen und ſterben infolgedeſſen ab. b) Gramineen, beſonders Quecke, Poa annua, Elymus arenarius, auch Mais. Hier iſt auch das Zuckerrohr zu erwähnen, an welchem man in Java bei Nachforſchung nach der Urſache der Sereh-Krankheit (vergl. Bd. II, pag. 30) auch Wurzelälchen an den Wurzeln gefunden hat, die jedoch wahrſcheinlich nicht die wahre Urſache dieſer Krankheit ſind. Da die Weib— chen und die Eier kleiner ſind als bei dem gewöhnlichen Wurzelälchen, hat man das des Zuckerrohres als Heterodera javanica unterſchieden ). c) Chenopodiaceen. Die Zuckerrüben können auch von dieſem Alchen befallen werden, was neben der Rübennematode bemerkenswert iſt, ebenſo der Spinat. d) Moraceen, auf Ficus carica. e) Ranunculaceen, auf Clematis Vitalba und andern Clematis-Arten. f) Cupuliferen, auf Corylus avellana. g) Berberidaceen, auf Berberis vulgaris. h) Violaceen. An den Treibveilchen kommt nach Sorauer?) eine Wurzelkrankheit vor, wobei knollige Wurzelanſchwellungen entſtehen. ) Verhandl. des naturhiſt. Ver. d. Preuß. Rheinlande 1864 und Ber. d. Marburger Geſ. z. Beförd. d. Naturwiſſ. 1872, pag. 169. — Spätere Be⸗ obachter ſind: Warming, Botanisk Tidsskrift. 3. Reihe. II. 1877, referiert in Juſt, bot. Jahresber. f. 1877, pag. 516. — Licopoli, Sopra alcuni tuber- coli ꝛc., referiert in Juſt, bot. Sahresber. für 1876, pag. 1235. — Atkin⸗ ſon, refer. in Juſt, bot. Jahresb. 1890, II, pag. 163. 1 2) Vergl. Treub, Ann. du Jard. botan. de Buitenzorg 1886, pag. 93. 3) Deutſche Gartenzeitg. 1886, pag. 533. 2. Kapitel: Alchen (Anguilluliden) 23 j) Paſſifloraceen, auf Passiflora ). k) Malvaceen. Auf Gossypium herbaceum, Hibiscus esculentus. 1) Balſaminaceen, auf Balsamina hortensis. m) Vitaceen. Auf dem Weinſtock iſt bisweilen die Wurzelgalle dieſer Anguillule gefunden, wohl aber mit Unrecht als Urſache von Erkrankungen, die wohl auf andern Gründen beruhten, angeſehen worden. n) Umbelliferen, welche beſonders gern befallen werden, z. B. Mohr— rübe, Kümmel, Angelica, Paſtinak. o) Craſſulaceen, auf Sedum und Sempervivum. p) Ariſtolochiaceen, auf Aristolochia Clematitis. d) Pomaceen. Auf Birnbaumwurzeln habe ich dieſe Galle in einem Falle reichlich gefunden. r) Amygdalaceen. Auf Pfirſichwurzeln. s) Papilionaceen, von denen mit Vorliebe Trifolium pratense, incarnatum, Medicago sativa, Lotus, Melilotus, Onobrychis sativa, Orni- thopus sativus, Soja hispida, Phaseolus befallen werden. 3 t) Primulaceen, auf Cyclamen persicum, wo neuerdings das Alchen in einer Handelsgärtnerei bei Dresden und auch anderwärts ſtark auftrat und ſchlechtes Wachstum der Pflanzen zur Folge hatte ). u) Asclepiadeen, auf Asclepias. v) Solanaceen. Auf Kartoffeln, Solanum esculentum ete. W) Plantaginaceen, auf Plantago major und andern Arten. x) Labiaten, auf Coleus Verschaffelti, Plectranthus, Hyssopus, Salvia etc. bisweilen in großer Menge. y) Scrofulariaceen, auf Dodartia orientalis. z) Cruciferen. Auf den Brassica-Arten. za) Rubiaceen. Durch Jobert) wurde 1878 von einer Anguillula berichtet, welche an den Wurzeln des Kaffeebaumes in Braſilien Gallen hervorbringt und dadurch ein rapides Abſterben der Bäume veranlaßt. Die von ihm gegebene Beſchreibung der Gallen ſtimmt mit denen des Wurzel— älchens überein. Die Gallen ſeien die Urſache des Abſterbens der Würzel— chen; das Gewebe wird bis auf die Fibrovaſalſtränge zerſtört, wobei ſich allerhand ſaprophyte Pilze einfinden; das Abſterben ſetzt ſich dann auf die älteren Wurzeln bis zur Pfahlwurzel fort. Die Rinde des Stammes iſt nicht abnorm, aber das junge Holz zeigt beſonders an der Außenſeite und um die Gefäße roſtfarbene Flecke. Der anfangs geſunde Baum erſcheint ſchon am nächſten Tage gelb, die Blätter welk, und nach mehreren Tagen it er entblättert und abgeſtorben. Es werden beſonders 7= bis 10 jährige Bäumchen befallen, namentlich an Flußrändern und in feuchten Thälern. Die Krankheit greift centrifugal um ſich, offenbar wegen der Verbreitung der Anguillulen, denn die Erde in der Umgebung der zerſtörten Wurzeln iſt mit Würmchen erfüllt. Cornu) hat dieſe Alchengallen auch bei andern Rubiaceen gefunden; an Viburnum Lantana fand ich ſie in Berlin. Ich habe (I. c.) auf im Gewächshauſe meines Inſtitutes erzogenen Sämlingen ) Magnus in Sitzungsber. Geſ. naturf. Freunde, Berlin 1888, pag. 170. 2) Jahresber. des Sonderausſchuſſes f. Pflanzenſchutz. Jahrb. d. deutſch. Landw. Geſ. 1893, pag. 448. 3) Compt. rend. 9. Dez. 1878. ) Compt. rend. 24. März 1879. Tylenchus. Stockälchen. 24 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden von Kaffeebäumchen dadurch, daß ich ſie in nematodenhaltiger Erde kultivierte, in welcher einheimiſche Pflanzen von Wurzelälchen befallen wurden, zahl⸗ reiche Wurzelgallen mit Heterodera erhalten und dadurch bewieſen, daß das Kaffeeälchen mit dem europäiſchen identiſch iſt. Die Bekämpfung des Wurzelälchens hat bei Topfkulturen dadurch zu geſchehen, daß die Töpfe mit der Erde vorher in heißem Waſſerdampf ſteri— liſiert werden. Bei allen Freilandkulturen ſtößt die Bekämpfung auf Schwierigkeiten wegen der zahlreichen Nährpflanzen, welche dieſer Paraſit benutzen kann; wenigſtens würde durch einen Fruchtwechſel ſchwer etwas zu erreichen ſein. Eher dürfte daran gedacht werden, die Alchen nach der Me— thode der Fangpflanzen zu fangen mittelſt geeigneter Nährpflanzen, in deren Wurzeln ſie ſich konzentrieren und welche zur rechten Zeit, d. h. nach mög- lichſt vollſtändiger Einwanderung der Tiere und vor Erreichung der Reife der Eier, alſo in den Monaten Mai und Juni, mit den Wurzeln aus der Erde geriſſen und zerſtört werden müſſen. zb) Dipjaceen, auf Dipsacus Fullonum. ze) Compoſiten, von denen beſonders gern und ſtark Lactuca sativa, Cichorium Intybus, Sonchus, Taraxacum und Leontodon befallen werden. zd) Cucurbitaceen, auf Gurken!) und Melonen. II. Tylenchus Bastian. Bei dieſer Gattung find beide Geſchlechter zeitlebens aalförmig, die Weibchen behalten die Eier nicht im Innern des Körpers, die Entwickelung der Embryonen in den Eiern erfolgt alſo außerhalb des tutterleibes; die Geſchlechtsöffnung befindet ſich hinter der Körpermitte. 1. Das Stengelälchen oder Stockälchen (Tylenchus devasta- trix Aühn). Die Länge dieſes Tieres ſchwankt zwiſchen 0,94 und 1,73 mm, beträgt aber in den meiſten Fällen 1,2 bis 1,5 mm; das Hinter⸗ ende verſchmälert ſich von der Geſchlechtsöffnung ab beim Weibchen all— mählich, beim Männchen plötzlich. Das Stockälchen bewohnt nur Stengel— und Blattorgane, vorzugsweiſe nahe der Erdbodenoberfläche, und veranlaßt eine Hypertrophie dieſer Teile in der Richtung, daß dieſelben verkürzt und verdickt erſcheinen, der Wuchs der Pflanze alſo klein und ſtockig bleibt und daß die Blätter mehr oder weniger verkrüppeln. Man bezeichnet dieſe Krankheiten generell als Stockkrankheit oder Alchenkrankheit. In den Geweben der deformierten Pflanzenteile findet man zerſtreut die wurm— förmigen Tiere ſowie die abgelegten Eier mit verſchieden weit entwickelten Embryonen. Aus den abſterbenden Pflanzenteilen wandern die jungen Alchen aus, um im Erdboden ſich zu verteilen, von wo aus ſie ſpäter wieder in eine Nährpflanze einwandern. Auch hier tritt uns wieder eine bemerkenswerte Polyphagie entgegen, indem dieſes Tier eine Anzahl der verſchiedenſten Nährpflanzen bewohnt und charakteriſtiſche Erkrankungen derſelben hervorruft. Nachdem ſchon Kühn?) bemerkenswerte Fälle des Wirtswechſels dieſes Alchens beobachtet ) Gard. Chronicle 1881. I, pag. 330. 2) Zeitſchr. d. landw. Centralver. d. Prov. Sachſen 1867, pag. 99, und Sitzungsber. der naturf. Geſellſch. Halle 1868, pag. 19. — Die Wurmkrank⸗ heit des Roggens, Halle 1869. 2. Kapitel: Alchen (Anguilluliden) 25 hatte, find neuerdings von Ritzema Bos) die Alchenkrankheiten noch mehrerer andrer Pflanzen auf Tylenchus devastatrix zurückgeführt worden; derſelbe zählt bereits 36 Pflanzenarten, kultivierte und wildwachſende auf, in denen dies Alchen beobachtet worden iſt. Dieſe Thatſache iſt für die Entſtehung wie für die Bekämpfung der betreffenden Krankheiten bemerkens— wert. Indeſſen hat der genannte Forſcher die andre wichtige Thatſache feſtgeſtellt, daß Stengelälchen, welche während einer großen Anzahl von Generationen ausſchließlich in einer beſtimmten Pflanzenart ſich entwickelten, weit lieber wieder in dieſe als in eine andre Pflanzenart, und jedenfalls erſt viel ſpäter in die letztere einwandern. Er ſäete in einen Topf mit Sandboden, in welchem ſich Alchen befanden, deren Ahnen wegen be— ſtändigen Roggenbaues ſeit vielen Generationen in Roggen leben, Roggen— und Zwiebelſamen durcheinander und beobachtete dann, daß nur die Roggen— pflänzchen von Alchen wimmelten und erkrankten, während in einem andern ebenſolchen Topf, wo nur Zwielſamen eingeſäet wurde, die Alchen, weil ſie keine andre Wahl hatten, in die Keimpflanzen der Zwiebeln einwanderten und dieſe verunſtalteten. Das Umgekehrte zeigte ſich, als in einem Marſch— boden, welcher die Alchenkrankheit der Zwiebeln gehabt hatte, in dem einen Topfe Zwiebel- und Roggenſamen durcheinander, in einem andern Topfe nur Roggen geſäet wurde. Ebenſo erhielt Ritzema Bos, als er in einem Boden, welcher ſeit Jahren nur Roggen getragen hatte, Buchweizen ſäete, keine bemerkbare Erkrankung; erſt im dritten Jahre zeigten mehrere Buch— weizenpflanzen die Krankeit und die Alchen deutlich. Ahnliche Wahrnehmungen der praktiſchen Landwirte, bezüglich Roggen und Buchweizen, erklären ſich dadurch. Von der Stockkrankheit des Klees in Bezug auf die des Roggens iſt ſchon 1825 von Schwarz?) gleiches beobachtet worden. Nach den Erfahrungen im großen und den Verſuchen von Kühn und Ritzema Bos iſt zu ſchließen, daß die Larven dieſes Alchens im Boden länger als ein Jahr am Leben bleiben können, wobei ſie bei Austrocknung der oberen Bodenſchichten in einen ſcheintoten Zuſtand übergehen; während 2½ Jahren vollkommen ausgetrocknete Larven lebten bei Befeuchtung wieder auf. Es gehören, als durch Tylenchus devastatrix verurſacht, hierher folgende Krankheiten, aus denen zugleich die verſchiedenen Nährpflanzen des Paraſiten erſichtlich ſind. 5 a) Die Stockkrankheit oder Alchenkrankheit des Roggens, Stockkrankheit auch kurz der Stock, Knoten oder Kropf des Roggens genannt. des Roggens. Dieſe Krankheit wird bereits von Schwarz (J. c.) erwähnt, wonach ſie in der Mitte der erſten Hälfte unſres Jahrhunderts in Weſtfalen und der Rheinprovinz, wo von jeher der Roggenbau vorherrſchte, bekannt war; ſpäter iſt ſie noch in verſchiedenen andern Teilen Deutſchlands, auch in Holland beobachtet worden. Auch in den Moorkulturen der Emsmoore iſt die Krank— heit aufgetreten, beſonders wenn Buchweizenbau (j. S. 29) vorhergegangen iſt. Die Alchen in den kranken Roggenpflanzen wurden zuerſt von Karm— rodts) gefunden, dann von Kühn (J. c.) näher ſtudiert. Die Alchen leben 1) Extrait des Archives Teyler, ser. II. Tom. III. Harlem 1888, und Arch. Mus. Teyler 1890, Nr. 3. 2) Anleitung zum praktiſchen Ackerbau. 1825. 3) Zeitſchr. d. landw. Ver. f. Rheinpreußen 1867, pag. 251. 26 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden hier in den unteren Internodien des jungen Halmes und in der Baſis der Blattſcheiden. Die Folge iſt, daß an den Roggenpflanzen Ausgang Winters die erſten Blätter gelb werden, dann lauter kurze, mehr oder weniger wellenförmig gebogene Blätter ſich entwickeln, welche dicht bei einander Eine ſtockkranke Roggenpflanze in natürlicher Größe. ſtehen, indem die Halminternodien verkürzt und verdickt, die Blattbaſen breiter als gewöhnlich ſind; zugleich zeigen die Pflanzen eine überaus ſtarke Beſtockung, jo daß ſie am Grunde zwiebelartig verdickt erſcheinen. In dem Parenchym zwiſchen den Gefäßbündeln liegen Eier, Larven und geſchlechts— reife Anguillulen, oft reihenweiſe. Gewöhnlich treibt die Pflanze keinen Halm, wird höchſtens 10—15 em hoch und ſtirbt bald ganz ab, ſo daß ſich Fehlſtellen im Acker bilden. Doch kommen auch bisweilen einzelne Halme zur Entwickelung und bringen Ahren, dabei bleiben ſie entweder ſehr kurz oder erreichen auch vollkommene Halmlänge und können ſogar einige rs» 2. Kapitel: Alchen (Anguilluliden) 27 maßen zur Körnerbildung gelangen. Die Alchen finden ſich dann auch, wiewohl ſpärlicher, im Halme und ſelbſt in der Ahrenſpindel. Wenn die kranken Pflänzchen abgeſtorben ſind, ſo wandern die Alchen in den Boden aus oder trocknen zum Teil auch vorläufig mit denſelben ein, um bei ſpäterem Eintritt von Feuchtigkeit auszuwandern. In die neuauf— keimende Roggenſaat ziehen dann die Alchen wieder aus dem Boden ein, woraus ſich erklärt, warum durch übertriebenen Roggenbau der Paraſit zu ſtarker Vermehrung gebracht wird. Im Boden können ſich die Alchen weiter ausbreiten, nicht nur durch ihre eigene Fortbewegung, ſondern auch durch den Regen !), bei leichtbeweglichen Böden durch den Wind, ſowie auch durch Feldarbeiten. Unter den Gegenmitteln würde obenan ſtehen ein rationeller Fruchtwechſel mit ſolchen Pflanzen, welche nicht zu den Nährpflanzen des Stengelälchens gehören, wobei der Roggen mehr in den Hintergrund treten müßte. Be— hufs Vertilgung des Paraſiten iſt folgendes zu thun: Die ſtockkranken Roggenpflanzen ſind nach Kühn's Vorſchlag, wenn hinreichende und billige Arbeitskräfte vorhanden find, auszujäten, bis 3 em tief abzuſchaufeln, bevor ſie abgeſtorben ſind, wobei auf die kleinſten Pflanzen am meiſten zu achten iſt. Bei umfangreicherem Befall dürfte freilich dieſe Maßregel an den Koſten und an praktiſchen Schwierigkeiten ſcheitern. Der aufgenommene Roggen iſt vom Felde ſorgfältig zu ſammeln und abzu— fahren und außerhalb der Ackerflächen zu verbrennen, oder mit Atzkalk zu beſtreuen. Nach Aberntung iſt die Stoppel möglichſt tief (auf /½ m) um⸗ zubrechen, weil in den tieferen Bodenſchichten die Alchen zu Grunde gehen; auch hat Ritzema Bos?) nach tiefem Umgraben des infizierten Bodens die Krankheit verſchwinden ſehen. Nützlich wäre es nach Kühn, dann noch eine Saat von Sommerroggen oder Hafer oder Buchweizen folgen zu laſſen, welche als Fangpflanzen die noch zurückgebliebenen Alchen vermutlich auf— nehmen würden, und welche, wenn ſie genügend hoch geworden, ebenfalls auszuraufen und zu vernichten wären. Dazu bemerkt Ritzema Boss), daß wegen des ſchwierigen Überganges des Paraſiten von einer gewohnten Nährpflanze auf eine andre der Buchweizen eine unſichere Fangpflanze iſt; die beſte ſei der Roggen ſelbſt; er rät Winterroggen zeitig zu ſäen und im Frühjahre abzuſchaufeln und danach Sommerroggen zu ſäen. Letzterer iſt wegen ſeiner raſcheren Entwickelung überhaupt der Einwanderung der Alchen weniger ausgeſetzt. Ritzema Bos (J. c.) ſchlägt auch vor, die ab— geſchaufelten Bodenſtellen mit Petroleum zu begießen und abzubrennen. Relativ kräftige und ſtarke Einſaat wird bei Gefahr von Stockkrankheit den Ausfall minder fühlbar werden laſſen. Zweckmäßige reichliche Düngung bringt die Pflanzen raſcher zu kräftiger Entwickelung und größerer Wider— ſtandsfähigkeit. Um die Verbreitung des Stockälchens zu verhüten, ſind auch die Ackergeräte, die Hufe der Tiere und Füße der Arbeiter, welche auf ſtockkranken Feldern gearbeitet haben, ſorgfältig zu reinigen. Stroh von wurmkranken Ackern darf nicht in den Dünger kommen. b) Die Stockkrankheit des Hafers, welche auch bereits Schwarz (J. c.) bekannt war, iſt ebenfalls in Deutſchland verbreitet und neuerdings ) Vergl. König, Centralbl. f. Agrikulturchemie 1878, pag. 610. 2) Tieriſche Schädlinge und Nützlinge, pag. 746. Y I. e., pag. 748. Stockkrankheit des Hafers. 28 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden ziemlich häufig beobachtet worden, auch auf Moorkultur!) Sie zeigt genau dieſelben Symptome wie die des Roggens und tritt auch auf den Ackern unter den gleichen Erſcheinungen auf. Auch in England und Schottland iſt ſie bekannt. Als Gegenmittel kommen dieſelben wie beim Roggen in Betracht. 2 Alchenkrankheit c) Die Alhenfrantheit oder Krüppelkrankheit der Speiſe— der Speiſe⸗ zwiebeln. Schon im Keimlingszuſtande werden die Zwiebelpflanzen be— zwiebeln. fallen, wodurch das erſte Blatt bereits Krümmungen und Anſchwellungen be- kommt, gelblichgrün oder gelblichweiß ausſieht und leicht abſtirbt und fault. Die am Leben bleibenden Pflanzen unterſcheiden ſich von den geſunden da- durch, daß ihre Blätter und Blattſcheiden kürzer, aber bedeutend dicker und oft unregelmäßig gekrümmt, auch die Zwiebelſchuppen viel dicker ſind. Die befallenen Pflanzen ſterben je nach der Zahl der in ihnen angeſiedelten Alchen früher oder ſpäter ab; die befallenen Zwiebeln fangen leicht an zu faulen. Die Alchen in den kranken Zwiebelpflauzen ſind zuerſt von Beye— rink?) beobachtet und Tylenchus Allii genannt worden; genauer unter- ſucht und mit dem Stengelälchen identifiziert wurden ſie von Ritzema Boss). Nach letzterem ſollen fie ſelbſt bis in die Blüten und in die Samen der Pflanzen einwandern können, ſo daß ſie mit dem Samen ver— breitet werden. Die Krankheit iſt in Holland, wo Zwiebelbau ſtark be— trieben wird, ſeit längerer Zeit bekannt, zeigt ſich aber auch hier und da in Deutſchland. Den Zwiebelbau in zweckmäßigem Fruchtwechſel zu be— treiben, wird das beſte Gegenmittel ſein. Fangpflanzen dürften ſich wegen des ſchweren Überganges der an die Zwiebelpflanze akkommodierten Alchen nicht bewähren. Samen aus infizierten Kulturen dürfen nach Ritzema Bos nicht oder erſt nach 24ſtündigem Einbeizen in verdünnte Schwefel- ſäure (1 k auf 150 1 Waſſer) zur Ausſaat benutzt werden. Alchenkrankheit d) Die Alchenkrankheit der Hyacinthen iſt zuerſt von Prillieux) der Hyacinthen. erkannt worden in Frankreich, wo in der neueren Zeit die Hyacinthen— kulturen bedeutend dadurch geſchädigt worden ſind, worauf die Krankheit auch nach Algier ſich verbreitete. Von Prillieux ſowie von Ritzema Boss) wird dieſelbe mit der unter dem Namen Ringelkrankheit der Hyacinthen ſchon in der Mitte des 18. Jahrhunderts bekannten Krank— heit, welche der holländiſchen Blumenzwiebelzüchterei empfindlichen Schaden zugefügt hat, identifiziert, wogegen Sorauer®), geltend macht, daß unter den gleichen Symptomen auftretenden Erkrankungen der Hyacinthenzwiebeln auch durch andre Urſachen veranlaßt werden. Bei der Alchenkrankheit be— kommen zuerſt die noch grünen Blätter über die ganze Oberfläche verteilte kranke Flecke, die dann in der Mitte zu vertrocknen beginnen, auch zeigen ſich oft Krümmungen der Blätter. Dann werden auch die Zwiebeln, und ) Vergl. Jahresb. d. Sonderausſchuſſes f. Pflanzenſchutz. Deutſch. Landw. Geſ. V. Berlin 1894, pag. 16. 2) Botan. Centralbl. 1883. XVI, pag. 108. 3) Thieriſche Schädlinge, pag. 780. Vergl. auch Landw. Verſuchsſtat. 1888, pag. 35, und botan. Centralbl. VI, pag. 261, VIII, pag. 129, 164. ) La maladie vermiculaire des Jacinthes. Journ. de la soc. nat. d'Hortic. 1881, pag. 253. 5) Tieriſche Schädlinge, pag. 754. 6) Pflanzenkrankheiten. 2. Aufl. I. pag. 849. 2. Kapitel: Alchen (Anguilluliden) 29 zwar immer von der Spitze aus, ergriffen. Die Folge iſt, daß dieſelben wegen Vermehrung und Wachstum der Zellen ſich verdicken, wobei bis— weilen die äußeren Schuppen platzen. Zuletzt bräunen ſich die befallenen Teile der Zwiebel, und da dies gewöhnlich auf einzelne Schuppen beſchränkt iſt, ſo zeigt die kranke Zwiebel auf Querſchnitten braune Ringe. Zuletzt kann die Bräunung und Fäulnis bis in die Zwiebelſcheibe ſich fortſetzen. In den gebräunten Gewebeteilen wimmelt es von Alchen. Dieſe wurden von Prillieux vorläufig als Tylenchus Hyacinthi bezeichnet, jpäter aber von ihm) ſowie von Ritzema Bos für identiſch mit dem Stengel— älchen erklärt. Die Krankheit verbreitet ſich auch aus den alten Zwiebeln in die jungen. Auch bei Seilla- Galtonia- und Nareissus-Arten kommt dieſes Alchen vor, nach Sorauer?) auch bei Eucharis. Als Gegenmittel kommt vor allem das Auspflanzen nur geſunder Zwiebeln in Betracht; die erkrankten Teile der Zwiebeln ſind mit dem Meſſer abzuſchneiden. In Holland werden alle Hyacinthen mit gelbfleckigen Blättern während des Frühjahrs ausgezogen. e) Die Stockkrankheit des Buchweizens macht ſich dadurch be- Stockkrankheit merklich, daß ſämtliche Stengelglieder abnorm kurz bleiben, aber ſich ſtarkdes Buchweizens— verdicken, die Pflanze alſo ſehr niedrig bleibt, bisweilen einige kurze Aſte bildet, aber meiſt keine Blüten, und frühzeitig abſtirbt. In dem Gewebe der verdickten Stengelpartien finden ſich die Alchen, welche bei dieſen Pflanzen von Kühn (J. c.) entdeckt und mit dem Roggenälchen identifiziert wurden. Auch hier iſt wieder der übertriebene Buchweizenbau als Haupturſache der Krankheit zu betrachten. Auf Moorkulturen der Emsmoore iſt nach Buch— weizenbau auch die Stockkrankheit im Roggen beobachtet worden. f) Die Stockkrankheit des Klees und der Luzerne iſt beſonders Stockkrankheit in Rheinpreußen zu Haufe, wo ſie ſchon 1825 von Schwarz (J. c.) bemerkt des Klees. wurde, zeigt ſich aber auch hier und da anderwärts in Deutſchland ſowie in Holland und Großbritannien. Der Rotklee und die Luzerne bekommen ganz verkümmerte Triebe, indem die Stengel ſich verdicken und krümmen und die Blätter meiſt unvollkommen, bisweilen nur ſchuppenförmig ſich ausbilden, bei hochgradiger Erkrankung werden die Knoſpen nur zu kurzen Trieben, welche bisweilen rundlichen, gallenartigen Gebilden von weißlicher Färbung gleichen. Das darin lebende Alchen hatte Kühn?) wegen größerer Länge vom Roggenälchen unter der Bezeichnung Tylenchus Havensteinii unterſchieden; es gehört aber nach Ritzema Bos zum Stengelälchen, da die Schwankungen der Länge desſelben jene Unterſcheidung ungerechtfertigt erſcheinen laſſen. Gegenmittel: 5 bis 6 Jahre Ausſetzen mit dem Anbau der Lieblingspflanzen des Stockälchens, dafür Erſatz des Kleebaues durch Luzerne oder Eſparſette. Abſchaufeln der ſtockigen Pflanzen, oder flaches Schälen, Zuſammenrechen der Kleeſtoppel und Vertilgung derſelben durch Feuer oder Atzkalk oder Vergraben. Auf tiefgründigen Böden Rajolen mit Doppelpflug, wobei der erſte Pflug nur 4—5 em tief zu ſtellen iſt, dann ſchwere Walzen; die Erdbedeckung tötet die Alchen. Auf flachgründigem Boden Fangpflanzen, und zwar ſolche, welche in den letzten Jahren auf dem Acker gebaut wurden; dieſelben ſind dann wie die Kleeſtoppel zu zerſtören. 1) Annales de la science agron. 1885, pag. 240. 2) Deutſche Garten-Zeitg. 1886, pag. 533. >) Botan. Jahresb. 1881, pag. 744. 30 Kernfäule der Kardenköpfe. Wurmfäule der Kartoffeln. Ananaskrankheit der Nelken. J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden g) Die Kernfäule der Kardenköpfe. Bei dieſer Krankheit tritt ein Mißfarbigwerden und Vertrocknen der Blütenköpfe von Dipsacus Ful- lonum ein, wobei die Blüten frühzeitig abſterben und die Köpfe durch das Zuſammentrocknen des Zellgewebes im Innern hohl werden; die ſich bilden— den Früchtchen ſind um mehr als die Hälfte kleiner und mehr abgerundet als die geſunden und haben eine längere Haarkrone. In dieſer Pflanze wurde das Stengelälchen 1858 zuerſt entdeckt von Kühn), der es damals als Kardenälchen (Anguillula Dipsaci) bezeichnete; ſpäter bewies er, daß es mit dem Roggenälchen identiſch iſt, indem er Stücke kernfauler Kardenköpfe mit Roggen ausſäete und dadurch an den Roggenpflanzen den Stock ent— ſtehen ſah, während nicht in dieſer Weiſe behandelter Roggen geſund blieb?). Umgekehrt iſt es jedoch Ritzema Boss) nicht gelungen, Kardenpflanzen, die vier Jahre lang auf einem mit Roggenälchen infizierten Boden angebaut wurden, zu infizieren. h) Eine Wurmfäule der Kartoffeln iſt von Kühnt) befchrieben, desgleichen von Ritzema Boss) in Holland beobachtet worden, und viel— leicht iſt auch die von Seribneré) in Amerika beobachtete Alchenkrankheit der Kartoffelknollen damit identiſch. Die Knollen bekommen an der Oberfläche dunkle Flecke, welche nur wenig in das Fleiſch eindringen und in der Mitte heller bis weißlich gefärbt ſind. Bei Zahlreicherwerden der Flecke nimmt die Oberfläche ein unregelmäßig gebogenes und gefaltetes Ausſehen an und iſt gegen den geſunden Teil des Knollens etwas eingeſunken und oft eingeriſſen. Die Flecke zeigen eine ähnliche Beſchaffenheit wie bei der Trockenfäule, nur ſind die weißlichen Maſſen, die man in dem dunkelbraunen Gewebe bemerkt, nicht von Stärkekörnern, ſondern von Anhäufungen zahl- reicher Alchen gebildet. Die Krankheit geht gewöhnlich von der Baſis des Knollens aus. Die Frage der Identität dieſes Alchens mit dem Stockälchen bedarf noch der Erledigung. Die Sorten, an denen man die Krankheit beobachtet hat, ſind Eos, Champion, Nojalie, Türken und Amerikaner. Man wird Kartoffeln, die in dieſer Weiſe befallen find, nicht zur Ausſaat benutzen dürfen, auch ihre Aufbewahrung im Boden iſt zu vermeiden. Der Abfall, den ſolche Knollen in die Stärkefabriken liefern, kann ebenfalls zur Verbreitung der Alchen beitragen, während bei der Brennerei der Paraſit zerſtört wird. Verfütterung iſt unbedenklich, da die Würmer im Magen der Tiere zu Grunde gehen. i) Die Ananaskrankheit der Nelken, in England ſo genannt, weil die Stengelglieder unten kurz bleiben, ſich verdicken gleich den Blättern, welche zugleich das Chlorophyll verlieren, und gelb werden?). In den de— formierten Teilen finden ſich Eier, Larven, Männchen und Weibchen eines Alchens. Letzteres hält Ritzema Boss) mit dem Stockälchen für identiſch, ) Krankheiten der Kulturgewächſe, pag. 178. 2) Zeitſchr. d. landw. Centralver. d. Prov. Sachſen. 1867, pag. 99. 3) Tieriſche Schädlinge, pag. 736. ) Zeitſchr. f. Spiritusinduſtrie 1888, pag. 335, und Centralbl. f. Agri- e 1888, pag. 842. Le pag 158. 55 1 of Mycol. 1889, pag. 178. 5) Vergl. Garden. Chronicle 1881. II, pag. 721. e) Landw. Verſuchsſtat. 1890, pag. 149. 2. Kapitel: Alchen (Anguilluliden) 31 denn es gelang ihm, durch Infektion mit dieſem Alchen ſtockkranken Roggen und Klee ſowie die erwähnten Krankheiten der Zwiebeln und Hyacinthen zu erzeugen. k) Als weiteres Vorkommen von Alchen, die Ritzema Bos (J. c.) Andre Nähr- beobachtete, beziehentlich auf das Stengelchen zurückführt, ſeien noch pflanzen des folgende Pflanzen genannt: Anthoxanthum odoratum, Holcus lanatus, Stockälchens. Poa annua, Allium proliferum, vineale und Schoenoprasum, Polygonum convolvulus, Plantago lanceolata, Myosotis strieta, Sonchus oleraceus, Centaurea jacea, Dipsacus silvestris, Geranium molle, Ranunenlus acris, Capsella bursa pastoris, Spergula arvensis. Nach einer Beobachtung von Drmerod!) iſt auch Vieia faba durch Tylenchus devastatrix ſtockkrank geworden, indem die Pflanzen kaum 8 Zoll hoch waren, dick angeſchwollene, gekrümmte und gedrehte Stengel hatten, während die geſunden Bohnen— pflanzen desſelben Feldes 3 bis 4 Fuß hoch waren. Den in dem Laub— mooſe Hypnum cupressiforme beobachteten Tylenchus Askenasyi Sittechli zieht Ritzema Bos auch hierher. 2. Das Weizenälchen {Tylenchus sandens Schzeider, Anguillula Weizenälchen. Tritici X e.), veranlaßt das ſogenannte Gichtkorn oder Radenkorn, auch Kaulbrand des Weizens, einer in Deutſchland, Oſterreich, Eng— land, Frankreich, Holland, in der Schweiz und Italien bekannten, bis— weilen ſtark auftretenden Krankheit. Die damit behafteten Pflanzen bleiben etwas niedriger und werden zeitiger gelb als die normalen; ihre Ahren enthalten gewöhnlich lauter mißgebildete Körner. Dieſelben ſind kleiner, durchſchnittlich nur halb ſo groß als geſunde Weizenkörner, mehr ab— gerundet (Fig. 6), ſchwarzbraun, haben eine dicke, harte, holzige Schale und enthalten eine weißliche, faſerig-markige Subſtanz, welche aus nichts als aus zahlloſen, regungslos in einander geſchlungenen Alchen beſteht deren jedenfalls mehrere Tauſend auf ein Radenkorn kommen, und deren jedes 0,8— 1,0 mm lang iſt. Dieſes ſind die Larven; Männchen und Weibchen ſind hier noch nicht zu unterſcheiden. Nach der von C. Davaine?) ausführlich beſchriebenen, von Haherlands) beſtätigten Entwickelungs— geſchichte iſt es ſicher, daß dieſe Alchen die Krankheit wieder erzeugen. Wenn nämlich die Tiere angefeuchtet werden, ſo beginnen ſie nach einigen Stunden ihre Bewegungen. Die Gichtkörner können jahrelang trocken auf— bewahrt werden, ohne daß die Tiere ihre Wiederbelebungsfähigkeit ver— lieren; es iſt ſogar ein Fall von Wiederbelebung nach 25 Jahren an— gegeben worden?). Indeſſen konnte ich bei einer Kontrolle dieſer Angabe die Weizenälchen nicht über neun Jahre lang wiederbelebungsfähig bei trockener, geſchützter Aufbewahrung der Radenkörner erhalten Auch bei abwechſelndem Befeuchten und Austrocknen können die Alchen abwechſelnd in den aktiven und ſcheintoten Zuſtand übergehen. Wenn nun die Körner im Boden erweichen und verweſen, jo kommen die Alchen in Freiheit und verbreiten ſich im Boden, wo ſie nach jungen Weizenpflanzen gelangen können (nach Haberland kann ſich die Verbreitung im Boden bis auf ) geitſchr. f. Pflanzenkrankh. I. 1891, pag. 102. 2) Compt. rend. 1855, pag. 435, und 21. Juli 1856. 3 Wiener landw. Beitg. 1877, pag. 456. ) Vergl. A. Braun, Sitzungsber. d. Geſellſch. naturf. Freunde zu Berlin, 16. März 1875. Alchen auf Phleum und Koebleria. 32 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden 20 em erſtrecken). Iſt letzteres erfolgt, ſo ſteigen ſie zwiſchen den Scheiden derſelben empor und kommen an die junge Ahre, wenn dieſe noch in den erſten Entwickelungsſtadien ſich befindet. Das Eindringen der Tiere in die Anlage des Fruchtknotens, nach Haberland bisweilen auch in die Staub— gefäße, hat das Auswachſen dieſer Teile zur Galle zur Folge. Dieſelbe erreicht ſchon frühzeitig ihre Größe und enthält anfangs nur eine verhältnismäßig kleine Anzahl der bis dahin geſchlechtsloſen Alchen. Hier aber nehmen dieſelben Geſchlechtsdifferenz an: Die Länge der Männchen beträgt 2 bis 2,3 mm. die der Weibchen 2,5 bis 5 mm. Die Weibchen legen Eier in den Gallen und gehen dann zu Grunde, während aus den Eiern die ge ſchlechtsloſen Würmchen aus⸗ kommen, die man in der fertigen Galle findet. Die Zahl der von einem Weibchen abgelegten Eier variiert nach Ha— berland zwiſchen 550 und 1660. Die Wand der Galle beſteht aus mehre- ren Schichten po— röſer Sclerenchym⸗ zellen, auf welche nach innen kolla⸗ bierte, parenchy⸗ matiſche Zellſchich⸗ ten folgen. Als Gegenmaßregeln kommen in Be⸗ tracht: Entfernung etwaiger Raden— körner aus dem Saatgute durch Abſieben und Ver⸗ Fig. 6. h Das Radenkorn des Weizens. a Eine Ahre mit brennen derſelben, Radenkörnern; b ein geſundes Weizenkorn zum Vergleiche 5 mit den bei gleicher Vergrößerung dargeſtellten Rade⸗ de körnern e—ez letzteres im Durchſchnitt; f einige der darin des Saatgutes 24 enthaltenen Alchenlarven Stunden lang mit einer Miſchung von 1 k engliſch Schwefelſäure auf 150 1 Waſſer, tiefes Umpflügen raden- kranker Acker, Unterlaſſung des ſofortigen Wiederanbaues von Weizen auf ſolchen Ackern. Beizung des Weizens mit Kupfervitriol hat nichts genutzt. 4. Tylenchus (Anguillula) Phalaridis S7ezd., lebt in einer 2, mm langen, flaſchenartig zugeſpitzten, purpurbraunen Galle an ſtelle des Frucht— 2. Kapitel: Alchen (Anguilluliden) 33 knotens von Phleum Boehmeri, deſſen Spelzen dabei zugleich um das Mehrfache ſich vergrößern, ſowie auch in den Ahrchen von Koeleria glauca h. Die Gallen enthalten häufig das Elternpaar und außerdem bald Eier, bald Junge. Die Galle iſt nach Horn-Waren) nicht wie man bisher an— nahm, der umgewandelte Fruchtknoten, ſondern eine Neubildung des Blüten— grundes; die Einwanderung des Paraſiten geſchieht bei Beginn der Vege— tation, wenn die Spelzen der Ahrchen angelegt ſind, indem die Alchen innerhalb der den jungen Blütenſtand umhüllenden Blattſcheiden ſich finden und hier in den Vegetationspunkt der Seitenährchen ſich einbohren. 4. Tylenchus (Anguillula) Agrostidis Su., lebt in den Frucht-In Fruchtknoten knoten von Agrostis stoloniferas), nach von Schlechtendal auch in don Agrostis, denjenigen von Agrostis vulgaris, Festuca ovina und Poa annua ). Festuca etc. 5. Löws) beobachtete eine radenkornähnliche Galle in den Blüten von Auf Bromus. Bromus erectus. 6. Alchengallen von Agrostis canina und Festuca ovina als einſeitigauf Agrostis etc. hervortretende, durch bläulich gefärbte Zellſäfte ſchwarze Höcker auf den Blättern s) ſowie an Poa palustris 7). 7. An Odontoglossum ſollen nach Smiths) auf den Blättern kleine, Auf Odonto- rundliche, ſchwarze Protuberanzen vorkommen, welche mit Anguilluliden- slossum. Eiern und Larven erfüllt ſein ſollen. Alchengallen an Falcaria Rivini, als runzlige, bleichgelbe Ver- Auf Falcaria. dickungen der Blätter ). 9. Aphelenchus Fragariae K itz., veranlaßt nach Ritzema Bos 0) Auf Erdbeer- die Blumenkohlkrankheit der Erdbeerpflanzen, wobei die Stengel- pflanzen. teile ſich ſtark verdicken und verzweigen und viele neue Knoſpen bilden, die oft verbändert ſind, ſo daß das Gebilde einem Blumenkohl ähnelt. Die Krankheit iſt in England gefunden worden. In den Geweben der erkrankten Teile der Erdbeerpflanzen findet ſich ein Alchen, welches 0,57 bis 0,85 mm lang iſt und einem Tylenchus faſt ganz gleicht, aber der Gattung Aphelenchus angehört, weil außer dem in der halben Länge, des Oſo— phagus liegenden muskulöſen Saugmagen der am Ende des Oſophagus liegende eigentliche Magen hier fehlt, jo daß der eigentliche Darm ſchon hinter dem Saugmagen ſeinen Anfang nimmt. In einer ſpäter unter ſuchten Probe kranker Erdbeerpflanzen fand Ritzema Bos die Alchen verhältnismäßig breiter als das erſte Mal und hält dieſe für eine zweite Art, welche er Aphelenchus Ormerodis nennt. ) A. Braun (I. c.) 2) Refer. in Juſt, bot. Jahresb. 1887, II, pag. 343. ) A. Braun (J. c.) ) Jahresber, d. Ver. f. Naturk. z. Zwickau 1885. 5) Zoolog. bot. Geſ. Wien 1885, pag. 471. 6) Magnus, Verhandl. d. bot. Ver. d. Prov. Brandenburg 1875, pag. 73 und 1876, pag. 61. 7) Hieronymus, Jahresb. d. ſchleſ. Gef. f. vaterl. Kultur 1890. 8) Garden. Chronicle XXV, ref. in Bot. Centralbl. 1887, XXX, pag. 239. 9) v. Frauenfeld in Verhandl. d. zool. bot. Ver., Wien 1872, pag. 396, und A. Braun in Sitzungsber. d. Geſellſch. naturf. Freunde, Berlin 16. März 1875. 10) Maandblad voor Natueer wetensch., 1890, Nr. 7, und Zeitſch. f. Pflanzenkrankh. I., 1891, pag. 1. Frant, Die Krankheiten der Pflanzen. 2. Aufl. III. 3 Auf Dryas. Auf Achillea. Auf Leonto- podium. Auf Leontodon. Auf Hieracium. Auf Gurken. Auf Clematis und Asplenium. Auf Moojen. 34 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden 10. Alchengallen an Dryas oetopetala, ca. I mm hohe Ausſtülpungen der Blattfläche nach der Oberſeite hin oder eine nach unten gerichtete Um— ſchlagung des Blattrandes, analog wie bei vielen Milbengallen, wobei jedoch die Alchen im Blattgewebe leben, nach? Thomas. 11. Tylenchus Millefolii Z. Zöw., welches F. Löw) entdeckte, erzeugt an den Blättern von Achillea Millefolium knotenartige, härtliche Anſchwellungen der Blattſegmente und der Blattſpindel. Dieſelben ent— ſtehen als eine Hypertrophie des Blattparenchyms, wodurch dieſes nach beiden Seiten hin ausgeweitet wird und eine Höhlung bekommt, in welcher mehrere Alchen ſich befinden. Das Gewebe iſt ein fleiſchiges, aus ver— größerten, ungefähr runden Zellen beſtehendes, mehrſchichtiges Parenchym, in welchem auch Fibrovafalitränge verlaufen. Thomas) fand die Alchen in dieſen Gallen nach länger als zweijähriger trockener Aufbewahrung noch lebensfähig. Nach Löw gehören zu demſelben Alchen wahrſcheinlich die Erzeuger der beiden oder der drei folgenden Gallen. 12. Alchengallen an Leontopodium alpinum, 1,5—2,5 mm große, beiderſeits vorragende Anſchwellungen der Hüllblätter der Blütenköpfe s). 13. Alchengallen in Form runzeliger Blattverdickungen von Leontodon hastilis, ſowie als verdickte und verkrümmte Blütenſchäfte von Leontodon incanus, beides nach Löw (. c.). 14. Alchengallen in Form von Blattverdickungen bei Hieracium Pilosella nach Trail und Löw. 15. An Gurken wurden von Schilling) in kleinen, puſtelartigen Auftreibungen an Stengeln, Blattſtielen und Fruchtanſätzen weißlichgelbe, aus 0,75 mm langen Nematoden beſtehende Maſſen gefunden. Die Pflanzen ſollen an den Stengelſpitzen gelb und welk geworden ſein und auch die Fruchtknoten verloren haben. 16. Auf Nematoden zurückgeführt wird von Klebahn?) eine Er— krankung von Clematis Jackmani und eine Krankheit an Farnen, beſonders Asplenium bulbiferum. Bei jener zeigte ſich das Gewebe der Stämmchen an einer Stelle über der Erde ohne jede Gallenbildung gebräunt und von Gängen durchzogen, bei letzteren bekamen Blättchen und Wedelſtiele aus— gedehnte, braune, ſaftig bleibende Flecke, wodurch ein Wedel nach dem andern abſtarb. In den abgeſtorbenen Geweben fanden ſich verſchiedene Arten von Anguilluliden. Die nahe liegende Vermutung, daß dies nur ſekundär eingewanderte, fäulnisbewohnende Alchen find und die Krank— heiten andre Urſachen hatten, iſt von Klebahn widerlegt worden. 17. An den Mooſen Hypnum cupressiforme und Didymodon alpigenus kommen gelbe, artiſchockenähnliche Blätterſchöpfe an den Spitzen der Stämm— chen vor, deren Blätter eine ringsum geſchloſſene Kapſel bildet, welche eine mäßige Anzahl von Anguillulen beherbergt, nach Löw (I. c.). ) Verhandl. des zool. bot. Ver., Wien 1874. 2) Sitzungsber. naturf. Frennde zu Berlin, 16. März 1875. 3) v. Frauenfeld in Verhandl. d. zool. bot. Ver., Wien 1872, pag 396 und A. Braun in Sitzungsber. d. Geſellſch. naturf. Freunde, Berlin 16. März 1875. ) Prakt. Ratgeber f. Objt- u. Gartenbau 1891, Nr. 36 u. 37. 5) Zeitſchr. f. Pflanzenkrankh. I, 1891, pag. 321. 3. Kapitel: Schnecken 35 Drittes Kapitel. Schnecken. Manche dieſer Tiere gehören zu den Pflanzenfeinden, weil ſie Schnecken. lebende Pflanzenteile abfreſſen und daher auf Feldern und beſonders in Gemüſegärten Schaden machen. Vorzugsweiſe gilt dies von der Gattung der Nacktſchnecken (Limax), welche kein Gehäuſe beſitzen, und unter dieſen iſt die graue Ackerſchnecke (Limax agrestis Z.) die ſchädlichſte. Die mit einem ſpiraligen Gehäuſe verſehenen Schnirkel— ſchnecken (Helix) machen ſich nur ausnahmsweiſe durch Benagen von Pflanzenteilen ſchädlich bemerkbar. Die bis 2,5 em lange, bräunlichgraue Ackerſchnecke lebt wie alle Arten dieſer Gattung auf der Erde und kommt bei feuchtem Wetter aus ihrem Verſteck hervor, um an allerhand Pflanzen die weichen und zarten Teile zu verzehren, beſonders Blätter, junge Triebe und Früchte; glänzende ge— trocknete Schleimfäden auf den Pflanzen bezeichnen die Stellen, auf welchen Schnecken herumgekrochen ſind. Junges Getreide, junger Klee, alle Ge— müſearten, Gurken, Kürbiſſe, Erdbeeren, auch Gartenzierpflanzen werden angegangen, beſonders wird Wintergetreide im Herbſt manchmal total abgefreſſen, wobei die Schnecken gleichſam frontweiſe auf der ganzen Länge des Ackers vorrücken. Nach Müller-Thurgau) ſoll Helix pomatia den Weinſtock beſchädigen, indem ſie beſonders im Frühjahr an den weiter entwickelten Knoſpen, ſpäter vorzugsweiſe an den Blattflächen frißt; die Kryſtallnadeln von Kalkoxalat an den jungen Teilen des Weinſtocks ſollen ein natürliches Schutzmittel gegen Schneckenfraß ſein. Die Schnecken ver— mehren ſich durch Eier, welche ſie im Spätſommer oder Herbſt in die Erde ablegen, und aus denen meiſt noch im Herbſt die Jungen aus— kommen. Den Winter verbringen die Tiere in der Erde. Alle Schnecken ſind im höchſten Grade von der Feuchtigkeit abhängig. Bei trocknem Wetter halten ſie ſich in ihren Verſtecken und werden durch längere Trocken— heit getötet. Darum iſt Schneckenſchaden um ſo weniger zu erwarten, je trockner der Boden iſt. Die Schnecken haben viele natürliche Feinde: Schweine, Maulwürfe, Spitzmäuſe, Enten, Hühner, Krähen, Staare, Kröten. Das beſte Vertilgungsmittel beſteht im Ausſtreuen von friſch gelöſchtem Kalk (9 bis 10 Hektoliter auf den Hektar) bei trockenem Wetter in den Morgenſtunden; es wird vorgeſchlagen, das Streuen zweimal mit einem Zwiſchenraum von 10 bis 15 Minuten auszuführen, weil beim erſtenmal die Schnecken durch Ausſcheidung reichlichen Schleimes ſich zu ſchützen ſuchen. Auch das Beſtreuen mit Kainit ſoll erfolgreich ſein. Man kann auch die Schnecken einſammeln durch Auslegen von Kürbis- oder Rübenſtücken oder von Dachziegeln, Brettern und dergl., unter denen ſich die Tiere verkriechen. Auch hat man die von Weidenruten abgezogene Rinde, welche ſich röhren— förmig zuſammenrollt, zum Auslegen empfohlen, weil die Schnecken die cambiale Innenſeite aufſuchen. Ackerſtücke, die ganz von Schnecken ab— gefreſſen ſind, muß man walzen, wodurch die Tiere zerdrückt werden. ) Weinbau und Weinhandel. Mainz 1890, pag. 166. 3 * Aſſeln. Milben. Milbenſpinne oder rote Spinne 36 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beihädigung., welche d. Tiere verurſacht werden Viertes Kapitel. Aſſeln. Unter den Kruſtentieren kommen als Pflanzenfeinde höchſtens die Aſſeln, beſonders die bekannte Kelleraſſel (Ouiscus murarius) in Betracht. Die Aſſeln nähren ſich zwar von faulenden Pflanzenteilen, benagen aber dem Gärtner beſonders in den Miſtbeetkäſten, Gewächshäuſern ꝛc. manchmal die jungen Keimpflanzen. Ritzema Bos beobachtete, daß von Aſſeln Gartenbohnen ihrer Samenlappen beraubt, Mais- und Tabakkeim⸗ pflanzen ganz befreſſen wurden. Die gefährdeten Topfkulturen ſoll man mit Glasplatten bedecken oder mit Theer beſtrichene Holzſtreifen um ſie herumlegen. Durch Auslegen von faulem Obſt oder dergleichen, in welches ſich die Aſſeln hineinziehen, können ſie gefangen werden. Fünftes Kapitel. Milben. Milben ſind kleine, meiſt kaum mit unbewaffnetem Auge erfenn- bare ſpinnenartige Tiere, mit 8 oder 4 Beinen und zeitlebens ohne Flügel. Viele leben als wahre Paraſiten auf Pflanzen. Dieſe be— ſitzen ſaugende Mundwerkzeuge und nähren ſich von den Säften der Pflanzenzellen. Wir unterſcheiden hier die Gattung Tetranychus als achtbeinige Milben, die auf den Blättern durch ihr Saugen eine rein auszehrende Wirkung hervorbringen, und die Gattung Phytoptus, deren Arten ausnahmslos Gallen erzeugen. I. Die Milbenſpinne oder rote Spinne (Tetranychus telarius Z.). Auf der Unterſeite der Blätter vieler im Freien wachſenden Pflanzen erſcheint im Sommer oft in Menge eine kleine, rötliche, ovale, achtbeinige, im entwickelten Zuſtande ungefähr 0,25 mm lange Milbe obigen Namens (Fig. 7), welche nur oberflächlich auf dem Blatt lebt und eine Blattdürre verurſacht, indem die Blätter vorzeitig an den von den Paraſiten bewohnten Flecken ſich bleich, gelb oder braun färben, oft wohl auch ganz trocken werden und abfallen. Dieſes ſehr ſchädliche Tier iſt nicht jedes Jahr gleich häufig. Es wird überhaupt erſt von Fig. 7. der heißen Zeit des Sommers an bemerkbar, und Die rote Spinne (Tetra- je trockener und heißer der Sommer iſt, deſto nychus telarius), ca. 40 fach ſtärker treten die Milben auf, und deſto auf ö vergrößert. fallender iſt die Beſchädigung. Dann pflegt das 5. Kapitel: Milben 37 Tier gewöhnlich über ganze Gärten und Anlagen verbreitet zu fein, jo daß gewiſſe Pflanzen ſchon von ferne ihr Gelbwerden erkennen laſſen. Die Er— ſcheinung iſt daher ähnlich der zu derſelben Zeit ſich einſtellenden Sommer— dürre (Bd. J, S. 266), und oft mögen beide Urſachen kombiniert fein. Daß dieſe Blattdürre aber von dem Verſcheinen der Pflanzen durch ſommerliche Trockenheit verſchieden iſt, geht daraus hervor, daß oft einzelne Bäume allein oder am ſtärkſten erkrankt ſind, und unmittelbar danebenſtehende, die nicht befallen ſind, grün bleiben, und daß ſie, wenn einmal die Milben vorhanden ſind, auch bei feuchter Witterung auftritt. Die Milbenſpinne befällt die verſchiedenartigſten Pflanzen, am meiſten breitblättrige Dikoty— ledonen. Beſonders häufig iſt ſie an Gartenbohnen, Ackerbohnen, Erbſen, Platterbſen, verſchiedenen Kleearten und andern Leguminoſen, ferner an Gurken und Kürbis, auch auf Zucker- und Runkelrüben, auf Hanf, ferner nament— lich am Hopfen, wo ſie ſpeziell unter dem Namen Kupferbrand?) be— kannt iſt; auch auf Gras- und Getreideblättern kommt ſie vor, ſie kann auch allerhand Unkräuter befallen. Sie findet ſich ferner an den Blättern vieler Holzgewächſe; namentlich haben Linden, Roßkaſtanien, Weiden, Obſt— bäume, Roſen, in trocknen Sommern auch der Weinſtock von ihr zu leiden; ſelbſt auf den Nadeln der Fichten und Kiefern beobachtete ich ſie. Desgleichen geht fie auch in den Blumengärten allerhand Blumenpflanzen an und ſelbſt auf Gewächspflanzen tritt ſie auf, z. B. auf den Blättern von Musa und mancher andern Pflanzen. Die rote Spinne bringt auf allen Pflanzen im weſentlichen dieſelben Symptome hervor. Auf der Unterſeite der kranken Blätter bemerkt man eine weißliche, mehlartige Maſſe, die aus den Bälgen der gehäuteten Tiere und aus den weißlichen Eiern beſteht; dazwiſchen bewegen ſich die Milben umher oder ſitzen angeſaugt feſt. Alles iſt von einer Art Geſpinnſt, welches von feinen, über das Blatt hingeſponnenen Fäden gebildet iſt, bedeckt. Auf Dikotyledonen beginnt die Entfärbung häufig in den Winkeln der Blattrippen, wo die Milben zuerſt ſich an— ſaugen, oder es erſcheinen ſchon anfangs gleichmäßiger über das Blatt verbreitet zahlreiche, ſehr kleine, bleiche Pünktchen auf dem noch grünen Grunde, deren jedes die Saugſtelle einer Milbe anzeigt, ſo daß das Blatt fein geſcheckt wird. Die Farbe wird dann immer intenſiver gelb und gelb— braun; beim Hopfen bilden ſich rötliche Flecken, die in wenig Tagen dunkel— braun werden und raſches Dürrwerden des Blattes veranlaſſen. Auf den Grasblättern entſtehen kleine, längliche, weiße Flecke. Schlechtendal!) will als Folge der Milbenſpinne auch Ausbauchungen der Blattfläche, be— ſonders an Phaseolus und Fraxinus, beobachtet haben, wovon ich nie etwas bemerken konnte. Bisweilen ſchreitet die Blattdürre raſch bis zu den jüngſten Blättern fort und kann dann vollſtändiges Abſterben ganzer Triebe zur Folge haben. Trocken gewordene Pflanzen verlaſſen die Tiere, um andre für ſie günſtigere Orte zu erreichen, ihren Weg durch ein feines Spinnegewebe bezeichnend. In trocknen Sommern hat man an Linden, welche vorzeitig im Laub vertrockneten, die Tiere abwandern ſehen, die Aſte ganz mit Spinngewebe überziehend. ) Tieriſche Schädlinge, pag. 693. 2) Vergl. Voß, Beitr. z. Kenntnis des Kupferbrandes ꝛc. in Verhandl. d. zool. bot. Geſ. zu Wien 1875, pag. 613. ) Zeitſchr. f. Naturw. Halle 1888, pag. 93. Winter⸗ aufenthalt. Bekämpfung. Rhizoglyphus an Hyacinthen. Gallmilben. 38 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden Der Winteraufenthalt der roten Spinne iſt je nach den Pflanzen, die ſie im Sommer bewohnte, verſchieden. Bei Herannahen des Winters erreicht die Rotfärbung der Tiere ihren höchſten Grad, jo daß man ſie daran leicht in ihren zur Überwinterung gewählten Schlupfwinkeln er kennen kann; ſie werden vielleicht durch dieſe Rötung gegen Kälte widerſtandsfähig. Von einjährigen Pflanzen, die im Herbſte abſterben, kriechen ſie im Herbſte ab und ſuchen am Boden geeignete Verſtecke auf, wie abgefallenes Laub, geſchützte Stellen an den ſtehen gebliebenen Stengeln ꝛc., wo man ſie dann in großen Geſellſchaften beiſammen ſitzen findet. Beim Hopfen und andern Schlingpflanzen verkriechen ſie ſich in den Ritzen der Stangen. Auf Holzpflanzen aber ſuchen ſie geſchützte Stellen in den Winkeln der Knoſpen, in Rindenriſſen ꝛc. auf, indem ſie das Blatt meiſt vor dem Abfallen desſelben verlaſſen. Die Bekämpfung der roten Spinne iſt nicht leicht. Beſpritzen der be— fallenen Pflanzen mit kaltem Waſſer oder mit Abkochungen von Wermut u. dergl. oder ſtarke Tabakräucherungen ſind im großen kaum ausführbar, ſchaden auch an und für ſich den Milben wenig. Räucherung mit Schwefel in langen Pfannen unter den Hopfenpflanzen hat nichts genützt. Beim Weinſtock hatte Beſtäuben mit Schwefelpulver Erfolg, jedoch nur dann, wenn größere Flächen geſchwefelt wurden, weil ſich ſonſt der Schwefel— blumengeruch zu ſehr verliert !). Man kann nur vorbeugend eingreifen, indem man im Herbſt den Boden von allen ſtehengebliebenen Stengeln, gefallenen Blättern ꝛc. reinigt und beſonders, indem man geſchälte Hopfen- und Bohnenſtangen verwendet, weil unter den Rindenſchuppen die Tiere überwintern. Auch iſt es gut, die Stangen im Herbſt zu desinfizieren, etwa vermittelſt Beſtreichen mit Petroleum. Zwiſchenpflanzen von Kartoffeln oder Bohnen zwiſchen den Hopfen kann ableitend auf die Milben wirken. Bei Gewächshauspflanzen kann man durch Schattengeben und durch gleich— mäßige Feuchtigkeit, ſowie durch Herausſetzen der Pflanzen im Sommer ins Freie einigermaßen helfen. Rhizoglyphus Robini, eine Milbe, ſoll an Zwiebeln von Hyaeinthus und Eucharis leben und dieſe zerſtören ). II. Die Gallmilben (Phytoptus). Es giebt keine andre Gattung gallenerzeugender Tiere, welche bei ſo großer Ahnlichkeit ihrer Arten eine ſolche Mannigfaltigkeit von Gallenbildungen und ein fo weit verbreitetes Vorkommen auf den verſchiedenſten Pflanzenarten darböte wie die Gallmilben. Wir haben es hier mit ſehr kleinen, dem unbewaffneten Auge faſt unſichtbaren Tierchen zu thun. Dieſelben ſind 0,13 —0,27 mm lang und haben einen faſt walzenförmigen, nach hinten etwas verſchmälerten, ge— ringelten Leib mit koniſch zugeſpitztem Kopfende, hinter welchem nur zwei Paar kurzer Beine ſich befinden, mittelſt deren das Tier ſeinen langen Körper ſchwerfällig fortbewegt; die beiden hinteren Beinpaare ) Jahresber. d. Sonderausſchuſſes f. Pflanzenſchutz. Arbeiten d. deutſch. Landw. Geſ. V. Berlin 1894, pag. 94. 2) Refer. in Juſt, bot. Jahresber. 1885, II, pag. 579. 5. Kapitel: Milben 39 find auf kurze, warzenförmige Rudimente reduziert (Fig. S B). Dieſe Milben ſind zu allen Zeiten vierbeinig und ungeflügelt. Sie leben während des Sommers beſtändig in den von ihnen hervorgerufenen Gallen, welche man mit Bezug auf ihre Erzeuger generell als Milbengallen, Acarocecidien oder Phytoptocecidien bezeichnet. In den Gallen ernähren fie ſich durch Saugen der Zellſäfte, ohne dabei mechaniſche Zerſtörung an den Pflanzenzellen hervorzubringen. Während des Aufenthaltes in den Gallen findet auch das Geſchäft der Fortpflanzung ſtatt; die Weibchen legen mehrere, ca. 0,05 mm lange ovale Eier ab, aus denen ziemlich bald die Jungen auskommen, die nach mehreren Häutungen ziemlich ſchnell wieder geſchlechtsreif zu werden ſcheinen. Zum erſtenmale find ſolche Milben von Réaumur) in den ſo— genannten Nagelgallen der Lindenblätter geſehen, jedoch ganz ungenügend beſchrieben worden. Turpin?) hat ſpäter das Tier Sarcoptes gallarum tiliae genannt. Spätere Beobachter, wie Dugèss) und von Siebold!) beſchrieben die Tiere genauer und erkannten in ihnen Milben, hielten ſie jedoch wegen der zwei Paar Beine für Larven. Dujardins) gab zuerſt die vollſtändige Beſchreibung dieſer Milben, beobachtete ſie auch in den Knoſpengallen der Haſeln und wies durch Auffindung der Eier derſelben nach, daß es keine Larvenzuſtände ſeien; er nannte die Gattung Phytoptus (dem Namen Sarcoptes nachgebildet, aber ſtatt Phytocoptes — einer der die Pflanzen anſticht — in Phytoptus verſtümmelt). In der Folge haben die Zoologen auch in andern Gallen, beſonders im Erineum (ſ. unten) dieſe Milben gefunden; jo Fées), Steenjtrup”), Pagenſtechers), von Frauenfeld? und Landois ). Noch weiter ausgedehnte Beobachtungen über das Vorkommen derſelben in den verſchiedenſten Akarocecidien ver— danken wir den Arbeiten von Thomas), denen auch die vorſtehenden Litteraturnachweiſe entlehnt ſind. Ich habe dann bereits in der erſten Auf— lage dieſes Buches, S. 671 ff., weitere Beobachtungen über die Lebensweiſe dieſer Tiere und über die Entwickelung der Gallen hinzugefügt. Später 1) Memoires pour servir à l’hist. des insectes. Paris 1737, III, pag. 12. 2) Froriep's Notizen. Weimar 1836. Bd. 47, pag. 65. 3) Recherches sur l’ordre des Acariens. Paris 1834. 4) Ber. über die Arb. der entomol. Sekt. d. ſchleſ. Gejellich. f. vaterl. Kultur. 1850. 5) Ann. des sc. natur. 1851, pag. 166. 6) Memoire sur le groupe de Phyllériacées. Paris et Strassbourg 1834. 7) Förhandlingar ved de ſkandinaviske Naturforskeres. Chriſtiania 1857 pag. 189. ) Verhandl. des naturhiſt.-medic. Ver. zu Heidelberg I, pag. 46. 9) Verhandl. d. zool.⸗botan. Geſellſch. Wien 1864. 10) Zeitſchr. f. wiſſenſch. Zoologie XIV, pag. 353. 11) Halliſche Zeitſchr. f. d. geſamt. Naturwiſſ. 1869, pag. 313 ff.; 1872, pag. 193, 459; 1873, pag. 513; 1877, pag. 329. Ferner: Beitr. z. Kenntnis der in den Alpen vorkommenden Phytoptocecidien. Bot. Ver. f. Geſamt— Thüringen 1885, pag. 16. Zool.⸗Bot. Geſellſch. Wien 1886, pag. 295. 7 Hiſtoriſches. Lebesweiſe der Gallmilben. 40 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden hat von Schlechtendal) eine Zuſammenſtellung der bis dahin bekannten Phytoptocecidien gegeben. Auch Fr. Löw?), Kieffers) und Hieronymus“) haben Beiträge geliefert. Bezüglich der Lebensweiſe der Gallmilben hatte Landois (J. e.) von denjenigen, die das Erineum der Weinblätter bewirken, die Behauptung aufgeſtellt, daß die Paraſiten in dem Erineum des abgefallenen Laubes überwintern und im Frühlinge wieder die Weinſtöcke beſteigen, um zu den jungen Blättern zu gelangen. Dieſe Anſicht iſt falſch. Schon Thomass) hatte dagegen die Annahme ausgeſprochen, daß die Tiere auf der Pflanze aus den Gallen auswandern, um in den Knoſpen zu überwintern, von denen ſie im Frühjahr am leichteſten auf die neuen Teile gelangen, indem er ſehr treffend hervorhob, daß die Gallen gewöhnlich nur an einzelnen Sproſſen eines Strauches vorkommen, was unerklärlich ſein würde, wenn die Tiere vom Boden aus auf die Pflanze wanderten. Da dieſe Milben nur träge kriechend ſich verbreiten, das abgefallene Laub aber durch den Wind verweht wird, ſo iſt ſchon aus Nützlichkeitsgründen zu vermuten, daß dieſelben vorteilhaftere Gewohnheiten angenommen haben. Thomas hat in der That mehrfach dieſe Gallmilben im Herbſt oder zeitigen Frühling hinter den Knoſpenſchuppen und zwiſchen der Knoſpe und dem Zweige ge— funden und betont die beachtenswerte Thatſache, daß die Milbengallen faſt nur an Holzpflanzen und perennierenden Kräutern vorkommen, wo ein Winteraufenthalt auf der Pflanze allein möglich iſt, ſowie daß man an den Bäumen und Sträuchern Jahre hindurch ein ſtationäres Vorkommen dieſer Cecidien beobachtet. Ich habe dann für die Knoſpengallen von Corylus, bei denen ich das Verhalten der Paraſiten lückenlos beobachtet habe, die Beſtätigung hierfür bereits in der vorigen Auflage dieſes Buches gegeben. Im Herbſt findet man neben den normalen Knoſpen die deformierten voll— kommen entwickelt und in den letzteren die Milben, welche hier den Winter über vorhanden ſind. Die Knoſpengallen ſind auch im Frühling noch da und von den Tieren und deren Eiern bewohnt, ſchwellen ſogar jetzt noch mehr an und werden faſt roſenförmig. Nachdem aber der Strauch ſich be— laubt hat, beginnen in der zweiten Hälfte des Mai die Gallen ſich zu bräunen und zu vertrocknen. Jetzt werden ſie von den Milben verlaſſen, ſcharen— weiſe ſieht man die Auswanderer auf den Zweigen hinlaufen und nach den jungen Trieben ſich begeben, wo ſie (23. Mai meiner Beobachtung) ihren Einzug in die neuen Knoſpen halten. Die letzteren wachſen dann ſofort ſtärker: während die normalen um dieſe Zeit nur ſehr kleine koniſche Höcker find, ſind die befallenen ſchon bis 2 mm lang geworden, von ovaler Geitalt, rötlich und ſtark behaart. Man findet die Tiere in dieſen Knoſpen ſchon bis an den Vegetationspunkt vorgedrungen. Die Bildung der neuen Knoſpengallen iſt alſo jetzt ſchon im Gange und erreicht gegen den Herbſt hin ihre Vollendung. Das gleiche kann ich angeben bezüglich der Knoſpen— ) Zeitſchr. f. d. geſamt. Naturwiſſenſch. 1882, Heft 5, und Jahresber. des Ver. f. Naturkunde zu Zwickau 1882 und 1883. 2) Zool.-Bot. Geſ. Wien 1885, pag. 451, und 1887, pag. 23, und in Beck's Fauna von Hernſtein in Nieder-Oſterreich. Wien 1885. 3) Zeitſchr. f. Naturwiſſenſch. 1885, pag. 113 und 579; 1887, pag. 409. 4) Jahresb. d. ſchleſ. Geſ. f. vaterl. Kultur 1890. 5) Zeitſchr. f. d. geſamt. Naturw. 1873, pag. 517. 5. Kapitel: Milben 41 gallen von Syringa; auf kranken Sträuchern in meinem Verſuchsgarten habe ich die Milben ſchon ſeit einer Reihe von Jahren in Zucht und kann zu jeder beliebigen Zeit im Winter die Tiere in den deformierten Knoſpen nachweiſen, in denen ſie im warmen Zimmer ſehr bald in Bewegung ge— raten. Auch Briofi') hat am Weinſtock die die Filzkrankheit der Blätter erzeugenden Milben zahlreich in den Knoſpen überwinternd gefunden. Es iſt hiernach die Vermutung berechtigt, daß wohl alle Gallmilben in den Knoſpen oder ſonſtigen Verſtecken auf ihren Nährpflanzen überwintern und ſich im Frühjahr nach den neu gebildeten Teilen begeben, um hier wieder die Gallenbildung hervorzurufen. Die Erzeugung der Gallen erfolgt, ſoweit darüber Beobachtungen vor-Entwickelung der liegen, immer im Jugendzuſtande des betreffenden Pflanzenteiles. Darum Gallen. beſteht auch, wie Thomas?) hervorhebt, in der Stellung der Gallen an den Blättern eine Beziehung zu der Knoſpenlage des Blattes zur Zeit wo es von den Milben angegriffen wird. So nehmen z. B. die Randrollungen an den älteſten Blättern oft die Baſis des Blattes ein, weil nur dieſe Teile noch die den Tieren zuſagende Weichheit hatten, während an den weiter oben ſtehenden, jüngeren Blättern die Rollungen weiter bis zur Spitze reichen, an den oberſten oft nur die Spitze einnehmen, weil dieſe Blätter zur Zeit der Invaſion nur erſt in ihren oberen Teilen hierzu ge— nügend ausgebildet waren. Die Pocken auf den Birnblättern nehmen vor— wiegend eine mittlere Längszone zwiſchen Mittelrippe und beiden Rändern ein, weil das diejenigen Teile ſind, die in der gerollten Knoſpenlage des Blattes den Angriffen ausgeſetzt ſind. Die Faltungen und Rollungen, in denen viele Milben leben, ſind identiſch mit den Lagenverhältniſſen dieſer Teile in der Knoſpe. Die Thatſache, daß faſt nie ein einzelnes Blatt, ſondern immer eine Anzahl oder die Mehrzahl der Blätter eines Sproſſes befallen iſt, zeigt, daß man den Sproß als ein Invaſionsgebiet auffaſſen muß. Und meiſtens iſt die Zahl der Gallen an den unterſten Blättern des Sproſſes am größten und nimmt an den oberen Blättern ab oder ver— ſchwindet, wenn der Sproß nicht gänzlich deformiert wird, indem offenbar die Milben auf den erſten Blättern, die ſie erreichen, ſtehen bleiben. Oder das Maximum der Gallen fällt auf die mittleren Blätter des Sproſſes. Dieſe Verhältniſſe hängen wahrſcheinlich von dem Entwickelungszuſtande des Sproſſes und der Invaſionszeit ab. Alle dieſe Thatſachen ſprechen dafür, daß die Entſtehung der Milbengallen auf den Blättern in die Zeit des Knoſpenaustriebes fällt. Der auf die Pflanze ausgeübte Reiz, welcher zur Entſtehung der Galle die Veranlaſſung giebt, liegt hier nicht wie bei den Gallen vieler Inſekten in der Ablage der Eier in die Nährpflanze, ſondern wird durch die erwachſenen Tiere ſelbſt hervorgebracht, denn dieſe legen erſt in die ſchon fertige Galle ihre Eier. Eine mechaniſche Verletzung der Zellen iſt auch im erſten Stadium der Entſtehung der Gallen optiſch nicht nachweisbar. Über das Verhalten der Tiere hierbei begegnen wir bei Thomas der Vorſtellung, daß die Milben von Anfang an ſich an der Stelle befinden, welche ſich zur Galle umwandelt, und durch ihr fort— währendes Saugen den Reiz zu dieſer allmählichen Umwandlung hervor— bringen. Hierfür ſprechen ſeine Beobachtungen bei der Entwickelung der ) Sulla Phytoptosi della Vite. Referiert in Juſt 1876, pag. 1234, 2) J. c). pag. 535. 42 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden Geographiſche Verbreitung und Unterſcheidung der Arten. Beutelgallen an Prunus Padus ), wo er in der Vertiefung der eben ent— ſtehenden Ausſtülpung der Blattmaſſe ſchon eine oder mehrere Milben ſitzen ſah. Ebenſo fand ich bei der Entſtehung der knötchenförmigen Beutel— gallen auf Salix Caprea die betreffende Stelle ſchon anfangs von einer oder mehreren Milben beſetzt, welche durch die im Umkreiſe ſich erhebende Ge— webewucherung gleichſam überwallt und in die Galle eingeſchloſſen werden. Aber in andern Fällen ſcheinen mir die Beobachtungen mit dieſer Annahme nicht im Einklange zu fein. In den jungen Beutelgallen auf Acer eam- pestre habe ich Ende April trotz vielen Suchens abſolut nichts von Milben oder ſonſtigen Organismen finden können. Am 20. Mai an den ſchon ziemlich ausgebildeten Gallen vorgenommene Durchſuchungen ergaben wieder negatives Reſultat. Anfang Juli endlich fanden ſich ſpärlich Milben in den Gallen, und in der zweiten Hälfte Auguſt waren letztere alle reichlich mit Milben und deren Eiern verſehen. Eine ähnliche, wiewohl anders gedeutete Beobachtung teilt Thomas?) von den Beutelgallen von Prunus Padus mit: er fand ſieben Gallenanfänge ohne, 21 mit je einer, und eine Anzahl mit mehr als einer Milbe, außerdem auch vagabondierende Milben (außerhalb von Gallen). Von den erſteren glaubt er, daß ſie vom Paraſiten verlaſſen ſeien. Dieſe Meinung iſt nicht bewieſen; ich halte vielmehr dieſe Gallen für noch nicht von Milben bezogene. Es könnte wohl ſein, daß gewiſſe Eingriffe, welche die anfänglich auf dem Blatte vagabondierenden Milben ausüben, zur erſten Anregung der Gallenbildung genügen, und daß die Tiere erſt ſpäter, vielleicht wenn die Sorge für ihre Nachkommenſchaft beginnt, ſich in die inzwiſchen gebildeten Gallen zurück— ziehen. Die Entſtehung des Erineum tiliaceum bringt mich zu derſelben Annahme. Weder auf den Stellen, wo die erſte Spur der Entſtehung ſich bemerkbar macht, noch in dem ſich entwickelnden jungen Filze konnte ich Milben finden. Später, Anfang Juni, trifft man ſie in dem fertig ge— bildeten Erineum reichlich, zugleich mit Eiern. Bei der Linde bedeckt ſich meiſtens die Stelle, welche Erineum entwickelt hat, auch auf der entgegen— geſetzten Seite des Blattes damit. Der gallenbildende Einfluß, der auf der einen Seite ausgeübt worden iſt, pflanzt ſich alſo durch die Blattmaſſe nach der andern Seite fort. Denn es wäre unerklärlich, daß die Milben immer genau dieſelbe Stelle treffen ſollten, wo auf der andern Blattſeite Erineum ſich befindet. Es ſcheint hier nur der Gedanke an eine nachträgliche Ein— wanderung des Phytoptus in den Haarfilz übrig zu bleiben. Die Gallmilben ſind über alle Erdteile und Zonen, von der arktiſchen bis in die tropiſche, und in den Gebirgen bis an die Schneegrenze auf den verſchiedenſten in dieſen Gegenden wachſenden Pflanzen verbreitet, wie die unten folgenden Aufzählungen erkennen laſſen. Obgleich die Milben, die in den verſchiedenen Gallen gefunden werden, einander überaus ähnlich ſind, ſo muß doch wegen der ſo änßerſt mannigfaltigen Formen der Gallen und wegen der Verſchiedenartigkeit der Nährpflanzen, durch welche auch eine ungleiche Lebensweiſe der Tiere bedingt wird, angenommen werden, daß es ungefähr eine entſprechend große Anzahl verſchiedener Phytoptus-Arten giebt. Pagenſtecher hat ſie daher auch nach den Nährpflanzen als Phytoptus pyri, vitis, tiliae ete. benannt. Ein eigentlicher Beweis für 1) 1. e. 1872, pag. 194. 2) 1. c. 1873, pag. 534. 5. Kapitel: Milben 43 die ſpezifiſche Verſchiedenheit liegt jedoch nicht vor; freilich find aber auch noch keine genügenden Verſuche gemacht worden, die Milben von einer Nährpflanze auf eine andre zu übertragen. Peyritſch ' hat dies verſucht; eine auf Valeriana tripteris Knoſpendeformation erzeugende Gallmilbe übertrug er erfolgreich auf andre Valeriana- und Valerianella-Arten und auf Centranthus und Fedia; auf verſchiedene Cruciferen übertragen ergab jedoch dieſe Milbe nur wenig auffallende Veränderungen; mit dem Phytoptus von Corylus will er erfolgreich Sisymbrium, Capsella, Myagrum, Bellis und Euphorbia Peplus infiziert haben, mit einem Phytoptus von Campa- nula ebenfalls Bellis. Unzweifelhaft beſtehen aber auch unter dieſen Phytopten beſtimmte zoologiſche Verſchiedenheiten, namentlich hat neuer— dings Nalepa?) drei Gattungen unterſchieden: Phyllocoptes ,., mit deutlich verſchiedener Ringelung der Bauch- und Rückenſeite des Hinter— leibes, die bei den zwei andern gleichartig iſt, Phytoptus Dg., mit wurm— förmigem Körper, Cecidophyes Ad., mit ſtark verbreitertem Cephalothorax und einem winkelig geneigten Bauch. Nach Nalepa ſollen in manchen Cecidien faſt immer zwei verſchiedene Gallmilbenarten vorkommen. Keinem Zweifel unterliegt die ſpezifiſche Verſchiedenheit auch in denjenigen Fällen, wo auf einem und demſelben Pflanzenteile mehrere Arten von Akarocecidien vorkommen. So ſind z. B. auf den Lindenblättern allein vier verſchiedene Milbengallen bekannt. Sorauer's) Meinung, daß dieſelbe Milbe je nach der Entwickelungszeit des befallenen Pflanzenteiles verſchiedene Gallen hervorbringe, insbeſondere daß die Filzkrankheit erſt beim Befall älterer Blätter erzeugt werde, iſt eine leere Vermutung mit thatſächlich falſcher Vorausſetzung. Denn alle Milbengallen, auch die Filzkrankheiten, können ſchon im jungen Entwickelungszuſtande des Pflanzenteiles ihren Anfang nehmen. A. Filzkrankheiten der Blätter, Erineum- Bildungen. Viele Gallmilben bringen auf den Blättern nur eine abnorme reichliche Haarbildung hervor, wobei das Blatt in ſeiner Form keine Veränderung erleidet oder wenigſtens nicht notwendig eine ſolche er— leiden muß. Das Ceeidium ſtellt alſo hier nur dichte, filzartige Flecke dar, welche gewöhnlich von lebhafter Farbe und daher an den grünen Blättern ſehr auffallend ſind. Bei jeder Pflanze ſind dieſe Haare von beſonderer Form und Beſchaffenheit. Zwiſchen denſelben haben die Milben ihren Aufenthalt und erzeugen daſelbſt auch ihre Brut. Dieſe Filzkrankheiten ſind ſchon ſeit langer Zeit bekannt und wurden von früheren Botanikern, welche ſich durch die Farbe und die eigentümlichen, mit den normalen Haaren der Pflanze nicht übereinſtimmenden Formen dieſer Haarbildungen täuſchen ließen, für Pilze gehalten. Perſoon)) ) Sitzungsber. Akad. d. Wiſſ. Wien. Math. Naturw. Kl. Oktober 1888. 2) Sitzungsber. der Akademie d. Wiſſ. Wien. Math. Naturw. Kl. 1889, pag. 112, und 1890, pag. 40, ſowie Anzeig. Akad. d. Wiſſ. Wien 1890, pag. 2 und 212. n 3) Pflanzenkrankheiten, 2. Aufl. I, pag. 812. ) Tentamen dispos. method. fung. 1798, pag. 43, und Mycologia europaea II, pag. 2. Eriveum- Bildungen. Hiſtoriſches. 44 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden machte daraus die Pilzgattung Erineum, Fries) drei Gattungen Taphrina 7r., Erineum Here, und Phyllerium ., die nach der Form der Haare unterſchieden wurden. Die Genannten ſowie Schlechtendal? und namentlich Kunzes) haben von dieſen Gattungen viele Arten beſchrieben und meiſtens nach den Pflanzen, auf welchen ſie gefunden werden, benannt. Fig. 8. A. Das Erineum auf Weinblättern. B. Eine Phytoptus-Milbe, von der Bauchſeite geſehen, mit vier entwickelten Extremitäten und unmittelbar hinter denſelben mit vier Rudimenten der ver— kümmerten andern Extremitäten, ver— größert. Entwickelung und Bau der Erineen. Unger“) bat zuerſt erkannt, daß es keine Pilze, ſondern abnorme Haarbildungen der Blätter ſind. Fes) aber hat nicht nur die Milben an verſchiedenen Erineum- Bildun- gen zuerſt geſehen, ſondern ſie auch für die wirklichen Urheber derſelben erklärt. Unabhängig davon erkannte auch Meyen®), daß die Erineen abnorme Haarbildungen der Epi— dermis ſind; die Milben hat er jedoch nicht gefunden. Genauer ſind die Milben des Erineum von v. Siebold)) beſchrieben worden. Nach den von Thomass) gegebenen Litteraturnachweiſen fand in den Jahren 1859 bis 1862 Amerling 23 von ihm unterſuchte Erineum— Arten von Milben bewohnt. Lanz dois?) hat im Erineum des Wein— ſtockes die Paraſiten gefunden und auch die Geſchlechtsverhältniſſe und die Entwickelung der Tiere ermittelt. Endlich hat auch Thomas ) in vielen Erineen die Milben nachge— wieſen und Beobachtungen über die Lebensweiſe und die Überwinterung dieſer Tiere angeſtellt. Dieſe Haarwucherungen ent— ſtehen wie gewöhnliche Haare durch Auswachſen von Epidermiszellen, die im normalen Zuſtande keine Haare bilden. Ihrer Form nach ſind dieſe Haare je nach Pflanzen und bisweilen je nach Pflanzenteilen ver— ſchieden. Die folgenden Angaben über ihren Bau und ihre Entwickelung I) Systema mycologieum III, pag. 520. 2) Denkſchr. d. bot. Gef. z. Regensburg 1822, pag. 73. 3) Mykologiſche Hefte II. Leipzig 1823, pag. 133. 4) Exantheme, Wien 1833, pag. 376. 5) Mémoire sur le groupe des Phylleries. Paris et Strassbourg 1834. 6) Pflanzenpathologie, pag. 242. 5) Ber. d. Arb. d. entomolog. Sekt. d. ſchleſ. Geſ. f. vaterl. Kult. 1850. 8) Halliſche Zeitſchr. f. d. geſamt. Naturwiſſ. 1869 Nr. 4. 9) Zeitſchr. f. wiſſ. Zoologie 1864, pag. 353. 10) J. c. 1869, pag. 329; 1873, pag. 517; 1877, pag. 329. 5. Kapitel: Milben 45 habe ich ſchon in der erſten Auflage des Buches nach eigenen Unter— ſuchungen mitgeteilt. Meiſtens ſind es einzellige Gebilde (Ausnahme Erineum populinum) mit ſtarker und kutikulariſierter Membran, häufig Fig. 9. Verſchiedene Formen des Erineum. A. Erineum tiliaceum. B E. Padi von Prunus Padus, in der Mitte ein normales Haar. C E. roseum von Betula. D E. ilieis von Quercus Aegilops. Ein normales Haarbüſchel, von deſſen einzelnen Haaren zwei (e) zu Erineum-Haaren deformiert, die andern (n) nor— mal jind. Bei ſtarker Entwickelung des Erineum find alle Haare eines Büſchels metamorphoſiert. E Erineum von Populus tremula, alle Haare ſind hier Emergenzen, d. h. aus Meſophyll mit darüber geſpannter Epidermis ge— bildete Auswüchſe. 46 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden mit gefärbtem Zellſafte. Der Überzug, den ſie auf dem Blatte bilden, bietet den Milben einen geeigneten Aufenthalt. Denn erſtens ſind die Haare wegen des Baues ihrer Membran ziemlich feſte Gebilde. Zweitens ſchaffen ſie durch ihre Geſtalt ein vorzügliches Obdach, denn ſie ſind ent— weder lang eylindriſch und bilden dann einen dichten und hohen Filz (Fig. 9 A), in welchem die Tiere ſich aufhalten, oder ſie ſind an der Baſis dünn, ſtielförmig, oben kopfartig in verſchiedener Weiſe verdickt, und die Köpfe der benachbarten Haare preſſen ſich aneinander, treiben in einander greifende Ausſackungen (Fig. 9, B, C, E) und verwachſen ſelbſt mit einander, wobei ſie an den verwachſenen Membranſtellen dünnere, tüpfel— artige Stellen bekommen können. So bilden die Haarköpfe gleichſam ein auf relativ dünnen Stielen ſtehendes Dach, unter welchem die Tiere ſich aufhalten. Auch an den Rändern eines ſolchen Erineum Raſens pflegt dieſes Dach geſchloſſen zu ſein, indem hier die Haare allmählich kürzer ge— ſtielt ſind und ihre Köpfe bis an die Epidermis reichen (Fig. 9, C). Dieſer Bau des Erineum und die Cuticulariſierung der Membranen, durch die die Beuetzung erſchwert wird, verhindern ein Eindringen des Waſſers in den von den Paraſiten bewohnten Raum. Auch die mehr cylindriſchen Fäden, z. B. beim Erineum tiliae, pflegen vielfach an den Stellen, wo ſie ſich in ihrem geſchlängelten Verlaufe berühren, zu verwachſen, und bilden hier elliptiſche, quer oder ſchief gerichtete, zu mehreren über einander ſtehende Tüpfel. Desgleichen bekommen die Epidermiszellen, welche dieſe Haare ge— trieben haben, auf ihren gemeinſamen Seitenwänden große, längliche Tüpfel. Der ganze Erineum Raſen erweiſt ſich auch darin als ein einheitliches, gallen - artiges Organ. Man ſieht die normalen Haare des Blattes, wenn das— ſelbe ſolche beſaß, zwiſchen den Erineum- Haaren unverändert (Fig. 9, B). Wenn das Erineumz einen dichten Filz cylindriſcher Haare darſtellt, jo iſt faſt jede Epidermiszelle haarartig ausgewachſen (Fig. 9, A); wenn es aus kopfförmigen Haaren beſteht, ſo betrifft dies immer nur einzelne Epidermiszellen (Fig. 9, B u. C). Auf Blättern, die ſchon im normalen Zuſtande dicht behaart ſind, kann dagegen die Erineum Bildung auf einer tetamorphoje der normalen Haare beruhen, ohne daß ſonſt Neubildungen hinzutreten. Man vergl. unten Erineum ilieinum und Fig. 9, D. Der Haarfilz bildet ſich bei vielen Pflanzen auf der Unterſeite des Blattes, bei einigen auf der Oberſeite, bei manchen auf beiden Seiten derart, daß diejenigen Blattſtellen, welche auf der einen Seite denſelben tragen, nach kurzer Zeit auch auf der andern Seite ſich damit bedecken. Wie— wohl eine Veränderung der Blattform nicht notwendig mit dem Auf— treten von Erineum verbunden iſt, findet doch bisweilen an den damit bedeckten Stellen ein ſtärkeres Flächenwachstum der Blattmaſſe ſtatt, in— folgedeſſen die Stelle ſich vertieft und blaſig ausſackt, wobei das Erineum ſtets in der Konkavität liegt. Dieſe Fälle bilden ſchon den Übergang zu den Beutelgallen (S. 51). Die Erineen entſtehen an den jungen Blättern bald nach dem Aus— ſchlagen der Knoſpen. Bei dem Erineum der Linde, deſſen Entſtehung ich verfolgte, bemerkt man die erſten Anfänge, wenn das Blatt erſt etwa die Hälfte ſeiner Größe erreicht hat, oder auch an ſolchen jungen Blättern, die ſchon ihre volle Größe haben. Zunächſt bemerkt man nur ein Ver⸗ ſchwinden des Glanzes der Epidermis und eine ſehr ſchwache Vertiefung der betreffenden Stellen. Dann beginnen die Epidermiszellen daſelbſt * 5. Kapitel: Milben 47 papillenartig auszuwachſen und viele Papillen röten ihren Zellſaft. Zu— gleich wird auch das Meſophyll in dieſen Blattſtellen verändert: die Zellen der Palliſadenſchicht bleiben kürzer, ſind breiter, chlorophyllärmer und haben ebenfalls oft geröteten Zellſaft. Vielleicht findet keine Zerſtörung von Chlorophyllkörnern ſtatt, ſondern die Vermehrung derſelben, welche das intenſive Grün der normalen Teile des Blattes bedingt, ſcheint hier zu unterbleiben. Die andern Zellſchichten zeigen ſich weniger verändert; nur tritt oft auch in ihnen Rötung des Zellſaftes ein. Die Folge iſt, daß das Meſophyll an dieſen Stellen gleichförmiger iſt und den normalen Unter— ſchied von Palliſadenzellen und Schwammgewebe kaum angedeutet zeigt. Erſt nach dieſen Veränderungen des Meſophylls wachſen die Papillen zu langen, ſchlauchförmigen, gebogenen Haaren aus, und bald beginnen nun auch an der korreſpondierenden Stelle der andern Blattſeite die Epidermis— zellen Haare zu treiben. Bei manchen Erineen kommt wohl auch Stärke— mehl in dieſen Meſophyllzellen in größerer Menge zur Bildung. Das Erineum hat für die Nährpflanze einen pathologiſchen Charakter. Zwar gehen die filzkranken Blätter im allgemeinen nicht eher verloren als die geſunden. Aber jede Erineum-tragende Partie der Blattſubſtanz iſt dem normalen Dienſte des Blattes entzogen, da bei dem geringen Chloro— phyllgehalt der kranken Stellen keine Aſſimilation ſtattfinden kann. Dieſe Schädigung muß da beſonders bemerkbar werden, wo der größte Teil der Blattfläche und die Mehrzahl der Blätter oder alle Blätter eines Sproſſes filzkrank ſind. Die Tiere find manchmal in der ganzen Krone eines er— wachſenen Baumes verbreitet. So ſieht man z. B. das Laub alter Nuß— bäume durch das Erineum oft ſtark deformiert. Kleinere Pflanzen können um ſo leichter in höherem Grade oder total ergriffen werden, wie z. B. der Weinſtock, der durch das Erineum oft eine hochgradige Laubverderbnis erleidet, die die Vegetation und die Tragfähigkeit des Stockes auffallend beeinträchtigt. Bedeutung für die Pflanze. Da wie ſchon erwähnt, die Gallmilben an und in den Winterknoſpen Gegenmaßregeln. auf der Pflanze überwintern, ſo iſt die Wiederentſtehung der Filzkrankheit zu verhüten durch Abpflücken der befallenen Blätter im Sommer ſowie durch Zurückſchneiden der im Sommer ſtark filzkrank geweſenen Zweige be— ziehentlich durch gänzliches Herausnehmen der beſonders ſtark milbenkranken Stöcke. Beſpritzungen mit inſekticiden Mitteln können deshalb gegen die Gallmilben keinen Erfolg haben, weil letztere in Blattfilzen oder andern Gallen verſteckt leben, in welche die Beſpritzungsmittel nicht eindringen. In der folgenden Aufzählung der Filzkrankheiten führen wir zugleich die naturhiſtoriſchen Namen auf, mit welchen dieſe Gebilde früher als ver— meintliche Pilze bezeichnet wurden und die zur Benennung derſelben wohl noch immer benutzt werden können. 1. Tilia. Das Erineum tiliaceum Pers. (Fig. 9 A) bildet auf beiden Seiten der Blätter verſchiedener Lindenarten anfangs weiße oder blaßroſen— rote, ſpäter mehr bräunliche, dichtfilzige Raſen auf flachen, ſelten etwas vertieften Blattſtellen. Die Haare ſind fadenförmig, dichtſtehend, nach den Spitzen hin mehr oder weniger gebogen. Nur eine beſondere Form hiervon iſt das Erineum nervale X e., wo die Raſen vorwiegend linienförmig auf den Nerven ſtehen. Beide Bildungen gehen in einander über. 2. Juglans. Auf den Blättern des Wallnußbaumes bildet das Erineum Juglandis Schleich. einen weißlichen Filz auf ziemlich ſtark vertieften, faſt Auf Tilia. Auf Juglans, Auf Quereus. Auf Fagus. Auf Pyrus. Auf Sorbus. Auf Crataegus. 48 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden viereckigen Blattſtellen, deren Umriß durch die begrenzenden Seitennerven bedingt iſt. Die vertiefte Stelle iſt die unterſeitige; die aufgetriebene Ober— ſeite zeigt ebenfalls eine filzige, aber viel ſchwächere Behaarung. Das Erineum beſteht hier wie bei Populus tremula aus Gewebezapfen und ⸗wülſten, welche mit Erineum-Haarwucherungen bedeckt ſind, und überwallungs— förmig Höhlungen und Kanäle abſchließen, in denen die Milben ſich be— finden. Manche Blätter ſind total damit behaftet und dadurch ganz ver— unſtaltet. Scheint auch auf den Blattſtielen und ſogar an den Früchten vorzukommen. In manchen Gegenden ſehr häufig und ſchädlich. 3. Quercus. Auf den Blättern von Quercus pubescens, Cerris und andern Arten hat man ein Erineum quereinum ers. gefunden, welches vertiefte, hellbrauneFilze auf der Unterſeite des Blattes bildet und aus ſteifen, wenig ver— webten, einfachen Haaren beſteht. Auf den immergrünen Eichen der Mittel— meerländer, wie Quercus Aegilops und Ilex bildet das Erineum ilieinum Pers. braunrote, nicht vertiefte Raſen auf der Unterſeite der Blätter. Bei Quercus Aegilops (Fig. ID) finde ich das Erineum durch Metamorphoſe der normalen Haare entſtanden. Letztere ſind zuſammengeſetzt, ſternförmige Haarbüſchel bildend, die Haare eylindriſch, zugeſpitzt, gebogen, farblos. Dieſe verwandeln ſich ſämtlich, oder nur zum Teil, in Erineum-Haare: ſehr breit bandartige, ſtark gebogene oder gekräuſelte, braune Organe. Quercus coceifera hat ein weißes oder roſenrotes, ſpäter braunes Erineum impressum Corda. Auf derſelben Eiche beobachtete Sorauer) ein ver— tieftes, kreisrundes, ſchwarzbraunes Erineum, deſſen Haare durch Dünn— wandigkeit ſich von den ſpärlich dazwiſchen ſtehenden dickwandigen normalen Haaren unterſcheiden. 4. Fagus. An den Rotbuchen kennt man ein Erineum fagineum Pers., welches auf der Unterſeite der Blätter nicht vertiefte, anfangs weiß— liche, ſpäter bräunliche, krümelige Raſen von kugelrunden, kreiſel- oder keulenförmigen, in einen kurzen Stiel verſchmälerten Haaren bildet, und ein Erineum nervisequum e., welches davon nicht verſchieden iſt, aber an der Oberſeite der Blätter in blaßroten, den Blattnerven folgenden Streifen auftritt. 5. Pyrus. An den Blättern und Blattſtielen des Apfelbaumes kommt Erineum pyrinum Pens, vor, welches auf der Unterſeite bisweilen das ganze Blatt überziehend, ſeltener auf der Oberſeite, nicht vertiefte, anfangs weiß— liche, dann braune Filzraſen bildet, die aus geſchlängelten, fadenförmigen, ſtumpfen Haaren beſtehen. Auch auf Birnbäumen und andern Arten von Pyrus ſind dieſe oder ähnliche Erineen beobachtet worden. Mespilus ger- manica hat ein rötlichgelbes Erineum an der Blattunterſeite. 6. Sorbus. Das Erineum sorbeum A?e. et Schm., auf beiden Seiten der Blätter und an den Blattſtielen von Sorbus Aucuparia, Aria und tormi- nalis, bildet einen anfangs blaſſen, später rötlichen Filz, der mitunter die Blätter ganz bedeckt und aus ſtark gebogenen und verwickelten, faden— förmigen Haaren beſteht. Im Tieflande wie im Gebirge, in den Alpen bis an die Baumgrenze. 7. Crataegus. Auf den Blättern von Crataegus Oxyacantha und monogyna kennt man ein Erineum Oxyvacanthae Pers., welches rötliche, ſpäter hellbraune, ſtreifenförmige oder ausgebreitete, oft vom Blattrand be— 1) Pflanzenkrankheiten. 2. Aufl. I., pag. 831. a 5. Kapitel: Milben 49 deckte, krümelige Häufchen bildet, deren Haare kurz, ei- oder fait keulen— förmig ſind. 8. Rubus. An verſchiedenen Arten der Gattung findet ſich auf den Auf Rubus. jüngeren Blättern, Zweigen und ſelbſt Kelchen oft eine alle dieſe Theile überziehende ſamtartige Verdichtung der Behaarung, aus langen, faden— förmigen und zugeſpitzten Haaren beſtehend. 9. Prunus. Auf der Unterſeite der Blätter von Prunus Padus bildet Auf Prunus und das Erineum Padi Dima (Fig. IB) anfangs hellgelbe, dann pomeranzen- Amysdalus. gelbe bis braune, krümelige, nicht vertiefte Raſen. Die Haare ſind keulen— förmige Körper mit gelapptem Kopf, deſſen Auftreibungen zwiſchen die der benachbarten eingreifen. Auch auf Prunus domestica, Prunus spinosa und Amygdalus persica hat man Erineen gefunden. 10. Acer. Die Ahornblätter zeigen verſchiedene, jedoch vielleicht nicht Auf Acer. ſtreng zu ſondernde Erineenformen auf flachen Stellen an ihrer Unterſeite, wobei die korreſpondierende Stelle an der Oberſeite ſich bräunlich färbt. Sie ſind von filziger bis krümeliger Beſchaffenheit und von anfangs blaſſer, ſpäter brauner, auch wohl rötlicher Farbe. Als Erineum acerinum Zr. kennt man eine Form mit faſt cylindriſchen, gebogenen Haaren auf Acer Pseudoplatanus und platanoides, als Erineum Pseudoplatani eine ſolche mit mehr cylindriſch-keulenförmigen, etwas gebogenen Haaren auf Acer Pseudoplatanus, als Erineum platanoideum , eine ſolche mit ganz kurz geſtielten, kopf-, keulen- oder faſt becherförmigen Haaren auf Acer plata- noides, ſowie eine mit ebenfalls kurzen, faſt trichterförmigen Haaren in purpurfarbigen Häufchen auf Acer platanoides und campestre, ein Erineum luteolum auf Acer opulifolium. Haarſtreifen längs der Nerven der Blatt— unterſeite ſind bei Acer Pseudoplatanus beobachtet worden. Auch auf den nordamerikaniſchen Ahornarten ſind Erineen bekannt. 11. Aesculus Hippocastanum bildet in den Nervenwinkeln der Auf Kesculus. Blattunterſeite abnorme braune Haarſchöpfe. 12. Evonymusverrucosus hat an der Blattunterſeite ein Erineum, Auf Evonymus. welches aus hutpilzförmigen bräunlichen Haaren beſteht. 13. Vitis. Am Weinſtock erzeugt die Weinmilbe (Phytoptus vitis Auf vitis. Land.) auf der Unterſeite der Blätter anfangs blaſſe, ſpäter rötliche oder braune Filze. Die Blattſtellen ſind entweder flach oder vertieft, im letzteren Falle an der Oberſeite ſtark buckel- oder blaſenförmig aufgetrieben, wodurch das Blatt bedeutend deformiert werden kann. Der Filz beſteht aus cylindri— ſchen, ſtark gebogenen und verwickelten Haaren. Auch an den Trauben ſoll die Weinmilbe, wenn alle Blätter befallen ſind, ſolche Mißbildungen erzeugen nach Guboni!). Die Weinmilbe und die von ihr erzeugte Krank— heit ſind in ganz Deutſchland und Europa verbreitet, auch an den Reben in Amerika beobachtet, und dürften wohl in allen weinbauenden Ländern vorkommen, ohne im allgemeinen eigentlich einen namhaften Schaden zu veranlaſſen. Die Überwinterung der Milben in den Knoſpen iſt wie erwähnt (S. 41) von Brioſi nachgewieſen worden. 14. Alnus. Es giebt hier drei wohl unterſchiedene Formen: Auf Auf Alus. Alnus glutinosa und pubescens das Erineum alneum Pers., welches an der Blattunterſeite anfangs gelbliche, ſpäter rotbraune, krümelige Überzüge ) Le stazioni sperim. agrar. ital. Rom 1888, pag. 524; ref. in Cen— tralbl. f. Agrikulturchemie. 1889, pag. 426. Frank, Die Krankheiten der Pflanzen. 2. Aufl. III. 4 50 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden Auf Betula. Auf Populus. Auf Viburnum. Auf verſchiedenen Kräutern. bildet und deſſen Haare dann geſtielt und kopfförmig ſind, mit ſtark höckerigen oder lappigen Köpfen, deren Lappen gegenſeitig zwiſchen einander gewachſen ſind. Auf Alnus incana iſt in den Alpenländern verbreitet das Erineum alnigenum A?e., welches auf der Blattunterſeite rundliche, anfangs weißliche, ſpäter roſtbraune, nicht vertiefte Filze bildet, die aus unregelmäßig gebogenen und durch einander verfilzten, cylindriſchen oder nur ſchwach keulenförmigen Haaren beſtehen. Endlich auf Alnus viridis in der alpinen Region an der Oberſeite der Blätter ein ſchön roſenrotes Erineum, welches dem Erineum roseum der Birken äußerſt ähnlich ſein ſoll. 15. Betula. Auf den Blättern von Betula alba, verrucosa und pu- bescens bildet das Erineum roseum S, (Fig. IC) an der oberen Blatt- ſeite ſchön roſenrote, krümelige Häufchen, welche aus kurzgeſtielten, kopf— förmigen Haaren beſtehen, deren Köpfe unregelmäßig kugelig, meiſt ein— gedrückt und an einander gepreßt ſind. Auf den Blättern von Betula pubescens kommt das Erineum purpureum DC. unterſeits vor. Es ſitzt auf vertieften, an der Oberſeite buckelig aufgetriebenen Stellen, die häufig in den Nervenwinkeln ſtehen, und bildet einen purpurroten oder mehr bräunlichen Filz aus cylindriſchen, vielfach durcheinander gefilzten Haaren. Als Erineum betulinum Schzor. hat man einen auf der Blattunterſeite von Betula, alba vorkommenden, anfangs weißlichen, ſpäter roſtbraunen, Früme- ligen Überzug bezeichnet, der dem Erineum alneum der Erlen ähnlich zu ſein ſcheint. Auch Betula humilis hat Erineum. 16. Populus. Das Erineum populinum (Fig. 9E) bildet ſowohl auf der Oberſeite wie auf der Unterſeite der Blätter der Zitterpappel runde, ver— tiefte, auf der andern Seite buckelförmig aufgetriebene Stellen, in denen ein anfangs gelbliches oder grünliches, ſpäter braunes, krümeliges Häufchen eigentümlicher Gebilde ſteht. Letztere ſind vierzellige Körper, die daher nicht als Haare, ſondern morphologiſch als Emergenzen zu bezeichnen ſind; ſie entſtehen anſcheinend durch Wucherung der angrenzenden Meſophyllſchichten, wobei die Epidermis ſich über die Wucherungen fortſetzt. Das Gewebe iſt ein ſehr kleinzelliges Parenchym, von welchem die relativ großzellige, ſtellen— weiſe papillöſe Epidermis ſich unterſcheidet. Die Geſtalt der Körper iſt ſehr unregelmäßig: ein dicker, kurzer, vielzelliger Stiel ſetzt ſich fort in einen buckeligen oder gelappten, zerteilten oder ſchief gekrümmten Kopf von der— ſelben zelligen Struktur. Auch Populus nigra hat ſolche Gallen. 17. Viburnum Lantana bildet Erineum auf der Blattunterſeite. 18. Auf Kräutern giebt es einige echte Erineen, d. h. ſolche, die ohne ſonſtige Deformation, höchſtens unter ſchwacher Ausſtülpung des Blattes, auftreten, und zwar auf den Blättern von Geum urbanum und molle ), Salvia pratensis und sylvestris 2), Geranium palustre, pratense und sil- vaticum ?), Veronica Chemaedrys ), Potentilla verna, caulescens 9), reptans ete., auf Poterium Sanguisorba (Erineum Poterii Y C.), auf verſchiedenen Mentha-Arten (Erineum Menthae Y C.), auf Betonica nach Kieffer, auf 1) Vergl. Schlechtendal, Denkſchr. d. Regensburger bot. Geſellſch. III, pag. 8. 2) Vergl. Thomas, 1. c. 1877, pag. 358. 3) J. c. 1869, pag. 338. 4) 1. c. 1877, pag. 355. 5) 1. c. 1877, pag. 357 5. Kapitel: Milben 51 Seutellaria nach Hieronymus. Sie bilden an der Unterſeite, zum Teil auch an der Oberſeite ſtehende, meiſt weiße oder roſtfarbene Filze. An Stipa capillata bringt nach v. Schlechtendalt) die Milbe Tarsonemus Kirchneri eine Erineum- Bildung an der Innenſeite der Blattſcheiden, an Riſpenzweigen, Spelzen und Grannen hervor, welche als farbloſe Höcker oder Streifen erſcheinen. B. Beutelgallen, Taſchengallen, Balggeſchwülſte oder Sack— geſchwülſte . Es giebt Gallmilben, welche auf den Blättern Gebilde erzeugen, Beutelgallen. die man mit dem vorſtehenden Namen bezeichnet hat. Wir ſehen hier, daß die von den Milben infizierte Stelle des Blattes ſich vertieft und ausſtülpt, ſo daß die Ausſtülpung auf der entgegengeſetzten Seite in Form eines Auswuchſes hervortritt. Dabei kann zu— gleich eine ebenſolche ver— mehrte Haarbildung auf der Innenſeite der Ausſtülpung auftreten, wie im vorigen Falle. Es iſt oben ſchon erwähnt worden, daß bis— weilen die mit Erineum be⸗ ſetzten Stellen ſich vertiefen. Eine ſcharfe Grenze zwiſchen dieſer und der vorigen Fig. 10. nnn een Eu et Mh ne nicht. Aber in den meiſten vier Gallen, ſchwach vergrößert. B eine Galle Fällen nimmt hier der aus- der Länge nach durchſchnitten, bb Durch⸗ unn 7 Maträöe, m Bader Giaa der meiſt nur ein ſehr kleiner wandige, innen ebenfalls behaarte Galle. Punkt iſt, eine beträchtlichere Stärker vergrößert. Größe und eigentümliche Form an, ſo daß er wie eine ſcharf abge— grenzte, oft lebhaft gefärbte Galle erſcheint, die auf der Blattfläche mit verhältnißmäßig kleiner Baſis inſeriert iſt. Auf der gegenüber— liegenden Blattſeite hat daher jede ſolche Galle einen ſehr engen ) Jahresber. des Ver. f. Naturk. Zwickau 1885. 2) Thomas bedient ſich in ſeinen Arbeiten für dieſe Gallen auch des Ausdruckes Cephaloneon, der dieſen Gallen im Herbarium A. Braun's von dem Entomologen Bremi gegeben, aber nirgends publiziert worden iſt. 4 * Entwidelung der Beutelgallen. 52 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden Eingang, der meiſt noch durch Haarbildung verſchloſſen iſt und in den Hohlraum der Galle führt (Fig. 10), welcher von den Milben bewohnt iſt. Häufiger iſt es die Unterſeite, ſelten die Oberſeite des Blattes, auf welcher die Infektion durch die Milben erfolgt und an welcher daher der Galleneingang liegt, ſo daß die Beutelgallen meiſt auf der oberen Blattſeite zu ſehen ſind. Schon Duges (J. c.) hat die Entſtehung der Beutelgallen der Linden richtig erkannt als eine kleine Erhebung auf der Oberſeite der Blätter, der ein Grübchen auf der Unterſeite entſpricht. Thomas!) hat dies durch ge— nauere Verfolgung der Entwickelung der Beutelgallen von Prunus Padus und Prunus domestica beſtätigt. Dasſelbe Reſultat lieferte mir die Unter- ſuchung derjenigen von Prunus Padus, Tilia und Acer campestre. Die folgenden Angaben über das Wachstum und den Bau dieſer Gallen habe ich bereits in der erſten Auflage dieſes Buches, ©. 681 ff. auf Grund meiner damals angeſtellten Unterſuchungen mitgeteilt. Dieſelben entſtehen an den jungen Blättern, ſobald dieſelben die Knoſpe verlaſſen haben. Der erſte Anfang iſt eine ſchwache Vertiefung der Blattmaſſe an der Unterſeite in Form kleiner Punkte, wo das Gewebe etwas durchſcheinender wird, indem die luftführenden Intercellulargänge des Meſophylls hier enger ſind oder verſchwinden, und wo die Farbe bisweilen mehr gelblich oder rot wird, in— folge der Rötung der Zellſäfte der Epidermis der Oberſeite und der an— grenzenden Meſophyllzellen. Eine ſolche Stelle nimmt oft nur eins der kleinen Areale ein, welche von den Maſchen der letzten Nervenverzweigungen eingefaßt werden, oder erſtreckt ſich wohl auch über einige ſolche neben— einanderliegende Maſchen; im erſteren Falle befindet ſich nur Meſophyll, im letzteren auch ſchon einige Gefäßbündel in der vertieften Stelle. Auf der Epidermis ſinden wir hier alle normalen Organe, nämlich Spaltöffnungen und die meiſt vielzelligen, knöpfchenförmigen Haare, da dieſe Organe ſchon vor dem Beginn der Gallenbildung angelegt ſind. Aber ſchon in dieſem Stadium beginnen am Rande der vertieften Stellen einzelne Epidermiszellen papillenartig und dann raſch zu Erineumartigen, fadenförmigen Haaren auszuwachſen; dieſe richten ſich ſchon frühzeitig, wegen ihrer vertikalen Stellung zu ihrer ſchiefen Urſprungsfläche, ſo daß ſie alle gegen das Centrum des Eingangs der Gallenhöhlung hin konvergieren und die zunächſt flache Ver— tiefung zeitig ausfüllen. Die Ausſtülpung der Blattfläche hat ihren Grund in einem hier lokal geſteigerten Flächenwachstum. Da die umgebenden Partien die ſtärkere Ausdehnung in der Richtung der ebenen Fläche nicht geſtatten, ſo muß die Blattmaſſe eine Wölbung annehmen. Daß dabei ſich die Konkavität ſtets an der von den Milben infizierten unteren Seite bildet, erklärt ſich genügend aus dem Umſtande, daß die Epidermis dieſer Seite zuerſt die ſtärkere Flächenausdehnung erleidet und mithin, weil ſie mit dem darunterliegenden Gewebe verwachſen iſt, ſich in dasſelbe eindrücken muß, da ſie ſich nicht von demſelben abheben und nach außen ſtülpen kann. Die Teilung der Epidermiszellen, die zu dieſem Wachstum führt, läßt ſich auch an dieſen Stellen erkennen, und Thomas hat darauf aufmerkſam gemacht, daß dieſelben bisweilen gegen die Tiefe der Einſenkung hin, in 1) J. c. 1872, pag. 195 — 202. 5. Kapitel: Milben 53 welcher noch keine Haare ſich befinden, gereiht ſtehen, was die in dieſer Richtung vor ſich gegangene Teilung derſelben anzeigt. Dieſe Beobachtungs— Thatſachen zeigen deutlich, daß die ſogenannten Theorien dieſer Gallenbildung, wonach die von den Milben einſeitig angeſogenen, ſtrotzenden Zellen nach dem Prinzipe des Seg ner'ſchen Waſſerrades durch die Rückwirkung des einſeitig verminderten Druckes nach der entgegengeſetzten Seite hin zurück— weichen u. ſ. w., mechaniſch ganz und gar verfehlt find. Nach ihrer An— legung wächſt die Beutelgalle eine Zeit lang, wodurch ſie ihre definitive Größe und Geſtalt erhält. Bei dieſem Wachstum haben wir zu unter: ſcheiden a) Scheitelwachstum, b) interkalares Wachstum, e) Dickenwachstum der ausgeſtülpten Blattfläche oder der Gallenwand. Im Scheitel des Beutels erhält ſich eine Region ſtärkſten Wachstums, durch welches die all— mähliche Erweiterung und das Höherwerden desſelben vorwiegend mit bewirkt wird. Daſelbſt beſteht das Gewebe aus kleineren, in leb— hafter Teilung begriffenen Zellen, die erſt mit dem Abſchluſſe des Wachstums die Größe derjenigen der unteren Teile annehmen. Auch das Verhalten der Behaarung auf der Innenwand der Beutel läßt auf das Scheitelwachstum ſchließen. Bei Prunus Padus (Fig. 11) zeigt die junge, erſt ½ mm lange Beutelgalle auf ihrer ganzen Innenwand bis an den Scheitel Haare, die nach Fig. 11. Beutelgallen eines Phytoptus auf dem Eingang hin gerichtet ſind. Die erwachſene 3 mm lange Galle dagegen iſt innerlich nur etwa in ihrem unteren, ½ mm langen Teile behaart, der übrige kahle Teil muß alſo einem ſpäteren Wachstum ſeine Entſtehung verdanken. Die Gallen der Linde zeigen ſich während der Entwickelung nur im unteren Teil den Blättern von Prunus Padus im Längsdurchſchnitt. A junges Stadium als Ausſtülpung der Blattfläche nach oben, das Innere mit Haaren bekleidet. 60 fach vergrößert. B erwachſener Zu— ſtand; infolge des Scheitelwachstums iſt der mit Haaren ausgekleidete Teil zum Unterteil geworden. 20 fach ver— größert. behaart; mit der Verlängerung der Galle ſchreitet auch die Haarbildung akropetal weiter, und wenn endlich der Scheitelteil den ausgebildeten Zu— ſtand ſeines Gewebes erlangt hat, erſcheinen auch in ihm die Haare. Offenbar erhält die Galle hauptſächlich durch den Gang dieſes Scheitel— wachstumes ihre eigentümliche Geſtalt: ſie wird zu einem langen, ſpitzen Beutel, wenn das Scheitelwachstum lange gleichmäßig fortdauert (Tilia), zu einem gelappten oder korallenartigen Auswuchſe, wenn ſich neue ſekundäre Vegetationspunkte bilden (manche Gallen auf Acer), zu einem mehr gleich— mäßig gerundeten Sack, wenn das Scheitelwachstum das übrige interkalare Wachstum nicht übertrifft (die gewöhnliche Form auf Acer). Zur Ver— größerung der Galle trägt immer auch ein interkalares Wachstum bei, welches unabhängig von demjenigen des Scheitels in den übrigen Teilen der Wand fortdauert. Dies beweiſen die Größenverhältniſſe der Zellen in Beutelgallen ohne und mit Mündungswall. 54 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden dieſen Teilen, ſo lange die Galle noch nicht erwachſen iſt. In der unteren Hälfte einer erſt % mm langen Galle von Prunus Padus find die Epidermis— zellen der Innenwand 0,022 mm, in einer 3 mm langen Galle ungefähr 0,06 mm lang. Durch das interkalare Wachstum wird außer der Länge auch der Umfang der Gallen vergrößert, beſonders bei den ſackförmig er— weiterten. Daran nimmt meiſt die Baſis der Galle nicht teil; dieſelbe bleibt ſtielartig eingeſchnürt. Endlich findet auch ein Dickenwachstum der Gallenwände ſtatt: die Zellenſchichten, aus denen die Blattfläche anfangs beſtand, werden vermehrt; die Gallenwand wird dicker als die normale Blattfläche iſt, und zwar nur unbedeutend, z. B. bei Prunus Padus, um das Zwei- bis Dreifache bei Tilia, um das Mehrfache bei den knötchen— förmigen Gallen bei Salix, die dadurch zu parenchymatiſchen Körpern mit ganz engem Innenraume verdickt werden. Die Verdickung kommt auf Rechnung des Meſophylls. Schon die nur erſt ſchwach vertiefte Stelle der Blattfläche verdickt ſich anſehnlich, ehe noch das eigentliche Scheitel- und interkalare Wachstum ihren Anfang genommen haben. Die Wand der Galle nimmt auch einen von der normalen Blattfläche verſchiedenen ana— tomiſchen Bau anz fie beſteht aus einem ziemlich gleichförmigen, chlorophyll— armen, meiſt mit geröteten Zellſäften verſehenen Parenchym mit mäßig dicken Zellmembranen und engen Intercellulargängen, iſt daher von feſter, fleiſchiger bis knorpeliger Beſchaffenheit. Bei Tilia kommen die dem Pa— renchym dieſer Pflanze eigenen Gummizellen auch in dieſem Gewebe vor. Die Epidermis der Innenwand beſteht aus in der Längsrichtung der Galle geſtreckten Zellen und hat keine Spaltöffnungen !), obgleich fie der Unterſeite des Blattes entſpricht und aus ihr entſtanden iſt. Haare bilden ſich ent- weder nur im unteren Teile nahe der Mündung oder auf der ganzen Innen— wand; die Galle iſt dann mit fadenförmigen Haaren erfüllt (Tilia). In dem Parenchym der Gallenwand entſtehen auch Fibrovaſalſtränge, welche mit denen der benachbarten Blattfläche im Zuſammenhang ſind. Wir unterſcheiden zwei Arten dieſer Gallen. a) Beutelgallen ohne Mündungswall, wozu die Mehrzahl gehört. Der Eingang zur Galle entſpricht dem Rande der anfänglichen Ausſtülpung und liegt in der Ebene der Blattunterſeite. Der Galleneingang iſt ſtets mit dichtſtehenden, ziemlich ſteifen, nach dem Ende hin zugeſpitzten Haaren bekleidet, welche alle nach außen gerichtet ſind und etwas hervorragen, wodurch derſelbe verſtopft und wahrſcheinlich dem Waſſer und unberufenen Gäſten der Eintritt erſchwert wird. b) Beutelgallen mit Mündungswall. Von den Rändern des Galleneinganges aus wächſt die Blattmaſſe über dieſen wie eine Über⸗ wallung empor, indem das geſamte Meſophyll hier in eine üppige Gewebe— wucherung übergeht, die ſich gleichſam wie ein neues Stück Blattfläche hier anſetzt. Es ſieht alſo aus, als wäre die Blattfläche hier verdoppelt; der eine Teil iſt die geſchloſſene Ausſtülpung, der andre iſt der Mündungswall. Die Galle ſpringt alſo an beiden Blattſeiten vor. Der Mündungswall iſt in der Mitte durch den Eingang zur Galle unterbrochen, und dieſer zeigt den gewöhnlichen Haarbeſatz. Der Mündungswall entſteht hier zuerſt, und danach erſt erhebt ſich die Ausſtülpung der Blattfläche. Bei den hierher ge— hörigen Gallen der Weidenblätter (Fig. 12 A) bildet jogar der Mündungswall ) Vergl. auch die übereinſtimmende Angabe von Thomas, Bot. Zeitg. 1872, pag. 288. 5. Kapitel: Milben 55 den größten Teil der Galle, die daher auf der Unterſeite des Blattes ſteht, während die Ausbuchtung an der oberen Blattſeite nur einen ſchwachen Höcker darſtellt. Der Innenraum dieſer ſehr dickwandigen Galle iſt nur ein enger, bisweilen etwas verzweigter Gang zwiſchen den Parenchym— maſſen; es werden die von den Milben beſetzten Stellen durch die Wucherung des Gewebes gleichſam überwallt. Bei den Beutelgallen von Prunus spinosa und domestica (Fig. 12 B) liegt der loch- oder ſpaltenförmige Ein- gang an der Oberſeite des Blattes und iſt hier von einer Überwallung ge— bildet; die buckelförmige Ausſtülpung liegt auf der Unterſeite des Blattes. Die Wand dieſer Galle iſt faſt dreimal dicker als die normale Blattfläche und von faſt knorpelartiger Feſtigkeit. Aus der Blattfläche ſetzen ſich Pa— Fig. 12. Beutelgallen mit Mündungswall, von Phytoptus verurſacht, im Durchſchnitte; A vom Blatte von Salix Caprea, B von demjenigen der Prunus spinosa, bb normaler Teil der Blattfläche, o Ober-, u Unterſeite des Blattes, m Galleneingang. renchym und Gefäßbündel ſowohl in die Ausſtülpung als auch in den Mündungswall fort. Von dem Parenchym iſt nur eine dünne Schicht unter der äußeren Epidermis der Gallenwände durch Chlorophyll grün gefärbt, der übrige Teil faſt chlorophylllos; die ganze Epidermis der Innenſeite iſt mit ſehr großen, keulenförmigen, dünnwandigen Haaren beſetzt, während die Außenfläche der ganzen Galle kurze, kegelförmige, dickwandige Haare hat, die an der Mündung etwas länger und zahlreicher ſind und hier den gewöhnlichen Mündungsbeſatz bilden. Alles dieſes bezieht ſich gleichmäßig auf die Ausſtülpung und den Mündungswall; der Bau dieſer Teile iſt alſo gleichſinnig in Bezug auf die Galle orientiert, unabhängig von dem mor— phologiſchen Charakter hinſichtlich ihrer Abſtammung von der Blattfläche. Bringen dieſe Milben den Reiz zur Gallenbildung an ſolchen Pflanzenteilen hervor, welche wegen ihrer Geſtalt die Bildung einer Ausſtülpung nicht geſtatten, jo entſteht nur eine ÜUberwallung der befallenen Stelle. So befällt dieſelbe Milbe, von der eben die Rede war, bisweilen auch die halbreifen Pflaumenfrüchte, auf denen dann wulſtig umrandete Einſenkungen ſich bilden, die ſchon Amerling!) beobachtete. Auch fand ich bei Prunus Padus an Sproſſen, deren Blätter mit Beutelgallen ganz überladen waren, die Infektion ſtellenweiſe auch bis auf die Blattſtiele und Zweige über— gehend, die dann kleine, näpfchenförmige Auswüchſe mit filzig behaartem, 1) Lotos. Prag 1869, pag. 109. Bedeutung fürdie Pflanze. Gegenmaßregeln. Auf Alnus. Auf Betula. 56 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden wallartigem Rande (Fig. 13) zeigten. Die Milben befanden ſich auf dem Grunde der Vertiefung. Die Galle entſteht hier durch Hypertrophie des Collenchyms und der grünen Außenrinde, indem teils Erweiterung, teils Vermehrung der Zellen ſtattfindet, wobei das Collenchym dünnwandiger, die Außenrinde chlorophyllärmer wird. Die Wallbildung beruht haupt- ſächlich auf einem ſtärkeren tangentialen Wachstum des Collenchyms und Fig. 13. Dimorphismus der Gallen eines auf Prunus Padus lebenden Phytoptus. A die gewöhnli— chen Beutelgallen desſelben auf den Blättern. B Gallen an einem Zweige, deſſen Blätter reichlich Beutelgallen tragen. a Blattſtiel mit der Achſelknoſpe. C Durchſchnitt durch eine Zweiggalle, zeigt ihre Entſtehung als Hyper— trophie der Rinde. k Korkſchicht, r Außen⸗ rinde, b Baſt, h Holz. Wenig vergrößert. der Epidermis, wodurch dieſe Gewebe wie eine dicke Falte ſich erheben und die grüne Außenrinde mit nach außen zerren, dieſe ſtellenweiſe zer⸗ reißend und große Höhlungen bildend. Die Rinde der Außenſeite des Kraters ähnelt mehr dem dickwandigen Col⸗ lenchym, die der Innenſeite hat weitere und relativ dünn⸗ wandige Zellen. Gefäßbündel treten in dieſe Gallen nicht ein. Die an den älteren Zweigen ſitzenden mehrjähri⸗ gen Gallen erhärten mit der äußeren Rinde, indem die Korkbildung des Zweiges ſich auch in ſie fortſetzt. Bezüglich der Bedeutung der Beutelgallen für die Nähr- pflanze und der Gegenmaß— regeln gilt dasſelbe wie bei Erineum. Der Nachteil iſt bei ſpärlichem Auftreten ein geringer. Da aber der ganze Sproß das Invaſionsgebiet iſt, ſo erſcheinen die Gallen gewöhnlich auf vielen Blät⸗ tern eines Sproſſes und mit⸗ unter in ſolcher Menge, daß dieſe ganz verkrüppeln. Die häufigſtenPhytoptus- Beutelgallen ſind folgende: 1. Alnus glutinosa, incana und viridis ſcheinen gleichmäßig zwei ver— ſchiedene Beutelgallen zu haben: eine ausſchließlich in den Nervenwinkeln der Mittelrippe ſitzende, 2— 7 mm lange, länglichrunde, kahle Ausſtülpung an der Blattoberſeite, die inwendig mit weichen Haaren erfüllt und an der Mündung mit ſteifen, ſpitzen Haaren verſehen iſt, und eine auf der Blatt⸗ fläche zerſtreut ſtehende, rötliche, kahle Hohlkugel von 1 bis über 2 mm Durchmeſſer, deren Eingang an der Unterſeite einen hellen, erhabenen, etwas krauſen, kahlen Wall bildet. 2. Betula alba bildet auf der Blattoberſeite zerſtreut ſtehende, bis 3 mm große, halbkugelige, graubehaarte Ausſtülpungen, außerdem auch 5. Kapitel: Milben 57 kleine, kahle, grüne oder rote Knötchen. Bei Betula pubescens kommen Aus— ſtülpungen an den Nervenwinkeln vor. 3. Carpinus Betulus hat rotbehaarte Beutelgallen an der Oberſeite, Auf Carpinus. außerdem längs der Mittelrippe Nervenwinkel-Ausſtülpungen nach oben mit Erineum-Bildung. 4. Auf Salix Caprea und einerea die oben beſchriebenen, 1 mm großen, Auf Salix. rötlichen, filzig behaarten, knötchenförmigen Gallen (Fig. 12 Y. Ich fand fie in der Gegend von Leipzig. Vielleicht iſt damit auch die von Löw!) an Salix incana und die von Thomas?) kurz beſchriebene Galle auf Salix repens identiſch. Verſchieden aber dürften die von Salix fragilis®) und die auf verſchiedenen alpinen Weiden!) ſein. 5. Auf Populus tremula fand Thomass) zuerſt kleinhöckerige, aus Auf Populus. den Blattdrüſen entſtehende, daher zu I—4 am Grunde der Blattfläche ſitzende Gallen, die durch Uberwallung des benachbarten Gewebes entſtehen. 6. Auf Ulmus campestris kommen 1—2 mm große, hellgrüne, be- Auf Ulmus. haarte, warzenförmige Beutelgallen vor, die an der Unterſeite einen knöpfchen— förmigen, von einer engen Spalte oder einem Kanal durchſetzten Mündungs— wall haben. 7. Auf der Linde ſind am häufigſten die langkegelförmigen, oben und Auf Linde. unten verdünnten, oft etwas gekrümmten, bis 5 mm langen, wenig über I mm breiten, meiſt ſchön rot gefärbten und kahlen ſogenannten Nagel— gallen (Fig. 10). Außerdem kommen auch knotenähnliche, dichtfilzige, 2 bis 3 mm große, in den Nervenwinkeln der Mittelrippe ſtehende, blaſenförmige Auftreibungen vor, deren Konkavität an der Blattunterſeite liegt und mit Haarfilz erfüllt ijt®). 8. Auf Acer campestre, monspessulanum und opulifolium kommen Auf Acer. kleine, meiſt in ſehr großer Anzahl auf der Oberſeite der Blätter ſtehende und dieſe oft ganz überziehende, grünliche oder purpurrote, meiſt etwas behaarte, ſackförmige Ausſtülpungen vor, deren Eingang an der Unterſeite als ein helles Haarbüſchel erſcheint. Die Gallen find meiſt ½ bis 3 mm große Körnchen, zeigen ſich aber in der Form ſehr mannigfaltig, nicht ſelten mehrere ſackförmige Auftreibungen bildend, daher gefröfe- oder korallenartig, oft auch infolge äußerſt dichter Stellung an der Baſis mehr oder weniger verwachſen. Außerdem kommen bei Acer campestre in den Nervenwinkeln an der Oberſeite 1—4 mm große kugelförmige Gallen vor. Ahnliche horn— oder knopfförmige Blattgallen haben Acer Pseudoplatanus und opulitolium. 9. Auf Juglans regia knötchenförmige Blattgallen nach Thomas. Auf Juglans. 10. Aristolochia Sipho, warzenförmige Gallen an der Blattunterſeite, Auf Aristolochia. mit filzigem Eingang auf der Oberſeite, in Amerika. 11. Auf Fragaria vesca und collina ſind kugelige, bis 1,5 mm große, Auf Fragraria. behaarte und gerötete Beutelgallen auf den Blättern beobachtet worden. 1) Verhandl. d. zool. bot. Geſellſch. in Wien 1875. MI e. 18717, pag 374. ) Thomas, I. c. 1869, pag. 332. 4) J. c. 1877, pag. 373, und Bot. Ver. f. Geſamtthüringen 1885. 5) Nora Acta ete. XXXVIII. 6) Vergl. Thomas, Halliſche Zeitſchrift für die geſamt. Naturw. 1869, pag. 336. Auf Rubus. Auf Prunus. Auf Fraxinus. Auf Viburnum. Rollungen und Faltungen der Blätter. 58 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden 12. Auf Rubus saxatilis fand Thomas!) ſehr zahlreiche 1 mm große, warzenförmige, hellgrüne Beutelgallen mit ſtark behaartem Eingange an der Blattunterſeite. 13. Prunus Padus hat auf der Oberſeite der Blätter ſtehende kegel— bis keulen- oder ſackförmige, bis 3 mm große, blaſſe oder rötliche, mehr oder weniger filzige Beutelgallen (Fig. 11 und 13). Sie find nach Thomas'? Notizen aus der Schweiz, Baden, Rheinprovinz, Thüringen, Böhmen, Lauſitz, Brandenburg, von Rügen, von Upſala und London bekannt. Ich fand ſie von Leipzig bis ins höhere Erzgebirge, und, was ihren nordiſchen Charakter beſtätigt, ſogar noch am kleinen Teiche im Rieſengebirge auf einem dort wachſenden Strauche in Menge (hier ſowie bei Leipzig auch mit den Zweig— gallen, S. 56). Auf Prunus domestica kommt eine ähnliche keulenförmige rote, 1—2 mm hohe Beutelgalle mit an der Blattunterſeite liegenden Ein— gang, ſowie ähnliche Gallen auf den Zweigen vors), auf Prunus spinosa und domestica auch eine Ausſtülpung der Nervenwinkel nach oben, die bis Umm hoch und gerötet iſt. Von den Gallen an den jungen Früchten iſt oben S. 55 die Rede geweſen. 14. Prunus spinosa, insititia, domestica, Prunus Armeniaca ſowie Chamaecerasus haben die oben erwähnten zuerſt von Thomas“) be ſchriebenen Beutelgallen mit oberſeits, ſelten unterſeits gelegenem ſpalten— förmigem Mündungswalle (Fig. 12 B) und die Verunſtaltungen der Früchte, von denen oben die Rede war. Die meiſten Gallen ſtehen am Blattrande, der dadurch eigentümlich gekräuſelt wird. Nach Thomas iſt die Milbe von der Oſtſee bis Graubünden verbreitet. 15. Von Fraxinus excelsior beſchreibt Löw (I. c.) an Blättern und Blattſtielen eine knötchenförmige, in eine kurze Spitze auslaufende, kahle Galle, deren Eingang ein zackiger, zuletzt weit klaffender Spalt iſt. 16. Viburnum Lantana bildet Beutelgallen auf den Blättern. C. Rollungen und Faltungen der Blätter. Auf vielen Pflanzen kommen Gallmilben vor, deren Wirkung darin beſteht, daß die bewohnte Stelle der Blattfläche ſich in eine Falte oder Rolle legt, in deren Kavität die Milben leben. Wir ſtellen hierher nur diejenigen Fälle, wo das Blatt, eben gelegt gedacht, keine weſent— liche Formveränderung zeigt. Indeſſen läßt ſich keine ſcharfe Grenze gegen die im folgenden Abſatze behandelten Gallen ziehen, bei denen zugleich die Form des Blattes verändert iſt. Auch dieſe Cecidien ſind oft von verſtärkter Haarbildung begleitet und haben daher auch mit den Erineen Verwandtſchaft. Entweder zeigt das Blatt an dieſen Rollungen und Faltungen keine Verdickung der Blattmaſſe. Dann findet nichts weiter ſtatt als diejenige Ungleichheit der Flächen— ausdehnung des Blattes, welche die Bildung einer Rolle oder Falte 1) J. c. 1872, pag. 461. 2) 1. c. 1872, pag. 194. 3) Vergl. Thomas J. c. 1869, pag. 330. 5) J. e. 1869, pag. 331, und 1872, pag. 199. 5. Kapitel: Milben 59 zur Folge hat, indem die im Wachstum relativ geförderte Seite konver wird. Sehr häufig benutzen die Paraſiten die in der Knoſpenlage des Blattes ſchon gegebenen Falten oder Rollungen, die dann bei der Ausbreitung des Blattes an dieſen Stellen nicht ausgeglichen werden. Oder es tritt erſt an dem ſich entfaltenden Blatte eine Randrollung ein, welche in keiner Beziehung zur Knoſpenlage ſteht. Oder aber es erfolgt zugleich eine Verdickung der Blattmaſſe. Die gerollten Teile der Blattfläche ſind hier dicker als der übrige Teil und bilden daher Randwülſte, wenn ſie über eine größere Strecke ſich fortſetzen, oder Randknoten, wenn ſie auf kurze Strecken beſchränkt ſind. Die ſtärkere Verdickung rührt her von einer Vermehrung der Zellſchichten des Meſophylls, ſowie von einer Erweiterung der Zellen dieſes und der Epidermis. Beide Formen dürften durch Übergänge verbunden ſein. 1. Faltungen der Blätter bei Tofieldia calyculata. 2. Bei Carpinus Betulus Blattfalten, die aus der Knoſpenlage ſtammen und ſtationär bleiben, alſo von der Mittelrippe gegen den Blattrand laufen, auf ihrer Höhe den Seitennerv haben und in der an der morphologiſchen Oberſeite liegenden Kavität die Milben beherbergen. Die Falten ſind oft zierlich wellenförmig gewunden. Das Blatt erſcheint daher zuſammengezogen und eigentümlich gekräuſelt ohne Verdickung des Gewebes. Ich fand dieſe Gallen mehrfach in den Wäldern um Leipzig. 3. Fagus sylvatica hat oberſeits liegende, aber ſehr feine, feſte, und gleichmäßige, oft das ganze Blatt umziehende Randrollen, welche kaum doppelt ſtärker als die normale Blattfläche, kahl und ebenfalls von Phytop— tus bewohnt ſind!). Auch ſoll nach unten gerichtete Randrollung vor— kommen. Ferner ſind auch Faltungen der Blätter in der Richtung der Nerven beobachtet worden. 4. An verſchiedenen alpinen Salix-Arten, desgleichen auch an Salix alba, fragilis, amygdalina kommt nach Thomas ſowohl aufwärts als abwärts gerichtete Randrollung mit Randknoten vor. 5. Populus tremula mit einwärts gerollten Blatträndern. 6. Eine ähnliche Deformation fand Thomas?) an Stellaria glauca, mit Unterbleiben der Blütenbildung oder beginnender Vergrünung der Blüten. 7. An Clematis recta hat von Frauenfelds) warzige, aufgetriebene Längswülſte des Blattes neben den Nerven beobachtet, die durch faltenartige Ein- und Ausbiegungen der verdickten Blattmaſſe entſtehen. Noch ſtärkere derartige Deformationen beſchreibt Thomas“) an Clematis Flammula; auch kommen Gewebewucherungen an den Blattſtielen und Stengeln vor, in Form von Polſtern, die eine Spalte beſitzen. Einrollung der Blatt— ränder an Clematis Vitalba nach Maſſalongo). ) Auch von Thomas (J. e. 1869, pag. 341) beobachtet. e 1877, Pag. 362. ) Verhandl. d. zool.-bot. Geſ. Wien 1864, pag. 691. 5) 1. c. 1877, pag. 370. 5) Nuovo Giorn. bot. ital. Florenz 1891, 68, Auf Tofieldia. Auf Carpinus. Auf Fagus. Auf Salix. Auf Populus. Auf Stellaria. Auf Clematis. Auf Atragene. An Cardamine. An Arabis. An Viola. Auf Geranium. An Oxalis. Auf Tilia. Auf Lavatera. An Hypericum. Evonymus. 60 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beihädiqung., welche d. Tiere verurſacht werden 8. Blattrandrollungen an Atragene alpina, nach Thomas. 9. An Cardamine resedifolia und alpina. 10. An Arabis arenosa, nach Hieronymus. 11. An Viola silvestris, lutea, biflora und calcarata. 12. Geranium sanguineum wickelt nach Thomas)) ſeine Blattzipfel zu ſpindel- oder wurmförmigen Rollen zuſammen, wobei die morphologiſche Oberſeite auswendig bleibt. Die Rolle iſt mit dichter Haarbildung aus— gefüllt. 13. An Oxalis corniculata, nach Thomas. 14. Auf den Blättern von Tilia parvifolia und grandifolia bringt ein Phytoptus feſt gerollte Randwülſte hervor, bei welchen ich an dem einen Standorte ausnahmslos die morphologiſche Oberſeite die Kavität bilden ſah; an einem andern Orte fand ich die umgekehrte, im übrigen gleiche Rollung ?). Die Rollen befinden fich nur am äußerſten Rande der im übrigen meiſt normal ausgebreiteten Blattfläche, entweder auf ein oder wenige Blattzähne be— ſchränkt, oder einen größeren Teil des Randes oder den gan— zen Rand umziehend, ſo daß das Blatt eigentümlich ganz— Fig. 14. randig erſcheint. Geſchieht dies Rollung des Blattrandes von Tilia durch Phytoptus, mit Verdickung der Rollung durch Hypertrophie des Gewebes. Die Rolle quer durchſchnitten. o Oberſeite, u Unterſeite des normalen Teiles der Blattfläche. In der Rolle iſt eine Milbe etwas ſichtbar. 50 fach ver— im noch nicht erwachſenen Zu» ſtande, ſo wird das Blatt, weil der Randwulſt dem noch fortgehenden Flächenwachstum des Blattes nicht folgt, löffel— förmig vertieft und kann ſehr größert. geringe Größe behalten. Der gerollte Teil iſt etwa zwei-, ſtellenweiſe dreimal dicker als die normale Blattfläche, die Epidermiszellen der Außenſeite find ſtark erweitert, das Meſophyll beſteht aus mehr Schichten und größeren Zellen und zeigt den Unterſchied des Paliſſadengewebes verwiſcht. Die im Innern der Rollen liegende Epidermis iſt wenig von dem Parenchym verſchieden, dünnwandig. Am Eingang in die Rolle trägt die Epidermis der beiden hier befindlichen Blattſeiten lange Erineum-artige Haare, welche nach außen gerichtet den Eingang verſchließen (Fig. 14) und bisweilen noch ein Stück vor die Rolle ſich erſtrecken. Dieſelbe Galle findet ſich auch an dem Blütendeckblatte der Linde, hier oft ſtarke Randknoten bildend. 15. Lavatera thuringiaca. Rollung des Blattrandes nach oben, nach Hieronymus. 16. An Hypericum montanum, nach Löw. 17. Evonymus europaea hat eine einwärtsgerichtete Blattrandrollung. 1) J. c. 1869, pag. 343. 2) Thomas (J. c. 1869, pag. 340) ſpricht von einer Umrollung nach Unten. Zu a, 5. Kapitel: Milben 61 18. Pistacia Lentiscus. Rollung des Blattrandes, nach Hieronymus. Auf Pistacia. 19. An Euphorbia eyparissias Verkrümmung mit teilweiſer Verdickung An Euphorbia. der Blätter nach Thomas. 20. Euphorbia Esula. Rollung der Blattränder nach oben, nach Hieronymus. 21. Ribes alpinum, Blattfalten und Blattrandrollen, nach Hieronymus. Auf Ribes. 22. Aristolochia Sipho Faltungen der Blattfläche längs der dickern Auf Aristolochia. und feinern Adern nach Rudow) 23. Hippophaö rhamnoides bekommt nach Thomas?) durch Gallmilben Auf Hippophas. entweder eine bloße Vertiefung auf der oberen Blattſeite oder zuſammen— geſchlagene Blattränder, oft unter ſchneckenförmiger Krümmung des Blattes. Das Meſophyll iſt hypertrophiert, mehr gleichförmig parenchymatiſch; die ſonſt ſitzenden Schuppenhaare werden dabei geſtielt. 24. An Epilobium collinum. An Epilobium. 25. Crataegus ſowie Apfelbaum bilden verdickte, nach abwärts ge- Crataegus. richtete Randrollungen. 26. An Alchemilla vulgaris. An Alchemilla. 27. An den Fiederblättchen von Rosa spinosissima fand von Frauen- An Ross. feld?) ähnliche wulſtige Falten zu beiden Seiten der Mittelrippe. 28. Rubus Idaeus. Unregelmäßige Faltung der Blätter nach Hiero— Rubus. Uh mus. 29. An Punica Granatum!) find von Thomas ebenfalls Rand- An Punica rollungen aufgefunden worden. Granatum. 30. Spartium junceum. Faltung und Rollung der Blätter mit Zweig- An Spartium. ſucht und Verbänderung der Stengel, nach Hieronymus. 31. An Doryenium suffruticosum. An Doryenium. 32. An Trifolium filiforme. An Trifolium. 33. An Lathyrus pratensis nach von Schlechtendal. An Lathyrus. 34. An Lotus cornieulatus, nach Kieffer. An Lotus. 35. An Hippocrepis comosa. An Hippocrepis. 36. An Ornithopus perpusillus. An Ornithopus. 37. An Vieia angustifolia, Cracca ete. An Vicia. 38. An Vaccinium Myrtillus, nach Löw. An Vaccinium. 39. An den Blättern der Alpenroſen hat zuerſt Thomas?) Rollungen An Alpenroſen. der Blattränder infolge von Phytoptus beobachtet. Die Blätter ſind nach oben zuſammengerollte, ſpindelförmige oder cylindriſche, aufrecht ſtehende, oft ge— krümmte Gebilde. Die ſonſt kahle Oberſeite bekommt in den Rollen feine, einzellige Haare; dasſelbe geſchieht auch mit der infolge der Rollung nach innen liegenden Unterſeite, die dabei (Rhododendron ferrugineum) ihre Schuppenhaare zwar behält, aber nicht rötet. Das Meſophyll iſt in den Rollen verdickt; die Paliſſadenſchicht nicht differenziert, vielmehr wird das nach außen liegende Parenchym der Blattunterſeite in den Rollen grüner als das übrige. Thomas giebt als Vorkommen der Galle Rhododendron ferrugineum in der Schweiz, Rhododendron hirsutum in den nördlichen Alpen an; ich fand ſie an beiden Pflanzen auf den hohen Tauern. ) Zeitſchr. f. Pflanzenkrankh. I. 1891, pag. 333. 2) J. c. 1869, pag. 339. 5) J. c. 1865, pag. 897. 9) Halliſche Zeitſchrift f. d. geſamte Naturw. 1872, pag. 471. 5) J. c. 1872, pag. 466. Auf Lysimachia. An Fraxinus. Auf Vinca. Auf Convolvulus. An Plantago. An Ajuga. An Bartsia. Auf Pedicularis. Auf Rubja. Auf Lonicera. 62 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden 40. Lysimachia vulgaris zeigt an den Spitzen der noch nicht blühenden Stengel eine durch die ſchön purpurrote Behaarung anffallende Deformation. Von den oberen Stengelblättern ſind die älteren und größten nur an der Baſis nach unten eingerollt. Mit jedem folgenden Blattpaare geht die Rollung ein Stück weiter am Blatte aufwärts und zuletzt folgt ein Büſchel jüngſter Blätter, welche total an beiden Rändern zuſammengerollt und ſamt dem Stengel gänzlich rotfilzig ſind. Die Sproſſen, welche aus der Achſel der Vlätter kommen, erſcheinen ganz in kleine, rote Büſchel umge— wandelt. Es weiſt dies auf eine frühe Infektion hin, zu einer Zeit, wo der ganze obere Teil des Stengels noch im Knoſpenzuſtande fich befand. Die Blätter ſind von den Rändern an bis an die Mittelrippe vollſtändig eingerollt unter Verdickung des Meſophylls, deſſen Zellſäfte ſich gleich denen der Epidermiszellen und Haare röten. Dann beginnt auf der äußeren wie inneren Seite der Rollen vermehrte Bildung von Haaren, welche viel zahl— reichere und ſtärkere Querwände und Glieder haben als die normalen, und ebenfalls rot gefärbt ſind. Endlich bilden ſich eigentümliche Buckel auf den deformierten Blättern, welche durch faltige, blaſige Abhebungen der Epidermis von dem Meſophyll zu ſtande kommen. Haar- und Falten⸗ bildung findet auch an der Epidermis der Stengelglieder ſtatt. In der gänzlich deformierten Stengelſpitze kommt das Wachstum zum Stillſtand. Bisweilen hat die Blütenbildung ſchon begonnen. Dann findet eine Art Vergrünung der Blütenknoſpen ſtatt, indem namentlich die Korolle in ge— rötete, filzige, an den Rändern mehr oder weniger rückwärts gerollte Zipfel deformiert wird, die Staubgefäße fehlſchlagen oder in rote Spitzchen ſich umwandeln, das Piſtill ebenfalls unterdrückt oder mißgeſtaltet, dünner und länger wird. 41. Lysimachia nummularia. Blattrandrollung nach oben, nach Hiero— nymus. 42. An Fraxinus excelsior, nach Löw. 43. Vinca herbacea bildet ähnliche Blattrandrollungen an den Zweig: ſpitzen. 44. Bei Convolvulus arvensis ſah Löw (J. c.) eine aufwärts gerichtete hülſenförmige Faltung der Blätter längs der Mittelrippe, mit einer ſchrau— bigen Drehung des Blattes. Ahnliches an Convolvulus althaeoides und argyreus nach Hieronymus. 45. An Plantago lanceolata. 46. An Ajuga genevensis, nach Kieffer. 47. An Bartsia alpina. 48. Pedicularis palustris zeigt ſchön rot gefärbte Blattzipfel, deren Ränder nach unten umgerollt und in der Kavität mit dichtem, rotem Haar— filz bekleidet ſind, nach Thomas). 49. Rubia peregrina. Blattrandrollung nach oben, nach Hieronymus. 50. An Lonicera Xylosteum, Periclymenum, nigra, alpigena, coeru- lea ſind von Thomas?) und an Lonicera taprifolium von Löws) eben« ſolche feine Randrollen beobachtet worden. 1) J. c. 1869, pag. 341. 2) Nova Acta Acad. Caes. Leop. Carol. T. XXVIII, pag. 253 fl. ) Verh. d. zool. bot. Geſ. Wien 1883, pag. 131. 5. Kapitel: Milben 63 51. Verſchiedene Galium-Arten zeigen Einrollung der Blattränder Auf Galium- (Fig. 15), wobei faſt immer die Oberſeite die Konkavität bildet und die Arten. ſchmalen Blätter wurmförmig und dabei bisweilen gebogen, geſchlängelt oder lockenförmig gekrümmt erſcheinen, ohne Verdickung der Blattmaſſe. Die Rollung kann ſich auch nur auf eine Blatthälfte erſtrecken, oder be— ſchränkt ſich mehr auf den Spitzenteil, der dann oft ſchnabelartig aufwärts gekrümmt iſt. In einem und demſelben Quirle können kranke und geſunde Blätter vorhanden ſein, meiſtens ſind ſämtliche affiziert, und nach oben nimmt die Veränderung zu, ſo daß der ganze Trieb gewöhnlich keine Blüten anſetzt. Die erſte Veränderung finde ich in den Triebſpitzen von Galium Aparine ſchon in dem Augenblicke, wo die Blätter aus der Knoſpe treten. Bemerkenswert iſt die ſchon von Thomas!) angegebene ſtärkere Ausdehnung der Epidermis an der unteren Blattſeite, wodurch ſie blaſig aufgetrieben und vom Meſophyll abgehoben wird. An der eingerollten Oberſeite entſtehen bei Galium Aparine die Haare in vermehrter Anzahl und haben erheblich dünnere Membran, geſchlängelte Form, größere Länge und nicht die hakige Spitze der normalen. Das Meſo— phyll zeigt bei Galium Aparine keine Veränderung. Thomas (J. c.) behauptet ſogar, daß bei Galium Mollugo das Meſophyll der gerollten Teile dünner iſt und daß dabei auch das charakteriſtiſche Ausſehen des Paliſſadengewebes verloren geht. Dieſe häufige Galle iſt beobachtet worden an Galium Mollugo, saxatile, sylvaticum, silvestre, uliginosum, verum, Aparine, parisiense, tricorne, rubrum, und fcheint über ganz Europa und bis in hohe Gebirgsregionen verbreitet zu ſein. Bei Galium boreale und Schultesii iſt Blattrandrollung nach unten beobachtet worden. Fig. 15. Blattrollung, durch 52. An Sambucus nigra, racemosa nnd Ebulus. Phytoptus BE Srà, * facht, an den oberen An Sambucus. 53. An Campanula rotundifolia und Scheuchzeri. Blättern von Ga. An Campanula 54. An Achillea Ptarmica nach von Schlech— lium Mollugo. Nach An Achillea. tendal?). Thomas. 55. An Bellidiastrum Michelii. AnBellidiastram 56. An Tanacetum vulgare, nach Thomas. An Dana 57. An Taraxacum. An MA 58. An Hieracium murorum und glaucum, nach Thomas. An Hias D. Veränderung der Blattformen. Die Gallenbildungen der Milben können auch darin beſtehen, DAB Veränderung der das befallene junge Blatt bei jeinem Wachstum einen von der nor- Plattformen. malen Form abweichenden Umriß bekommt, meiſt im Sinne einer Zu⸗ ) 1. c. 1869, pag. 345. 2) Jahresb. d. Ver. f. Naturk. Zwickau 1885. — Zeitſchr. f. Naturw. Halle 1888, pag. 93. An Seabiosa. Un Sisymbrium. An Aquilegia. An Lotus. 64 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden ſammenziehung oder tieferen Zerteilung der Blattmaſſe. Dieſe Defor— mation iſt nicht notwendig, thatſächlich aber oft mit Randrollung und Erineum-Bildung verbunden und hat auch, wenn fie die ganze Sproß— ſpitze influiert, Übergänge zu den im nächſten Abſatze behandelten Knoſpendeformationen. 1. An Scabiosa columbaria fand ich an den jungen, noch nicht blühen⸗ den Trieben die Blattzipfel der gefiederten Stengelblätter ſo ſchmal wie die Blattſpindel, und gleich der letzteren auf der ganzen Oberfläche ſehr dicht grau- oder weißwollig behaart, zugleich mehr oder weniger ſtark gekrümmt, als wurmförmige, regellos geſchlängelte und ſogar in Schlangenwindungen ſich umrankende Gebilde. Gegen die Stengelſpitze nimmt die Deformation zu, ſo daß der Trieb oft in grauhaarige Maſſen deformierter Blätter endigt und nicht zur Blüte gelangt. Die Blattzipfel bekommen auf der Ober- und Unterſeite ſtarke, höckerförmige Auswüchſe, die durch Wucherungen des Meſophylls gebildet und von der Epidermis überzogen ſind, alſo den Charakter von Emergenzen haben. Die Höhe dieſer Höcker iſt relativ ſo groß, daß das Blatt im Querſchnitt mehrlappig erſcheinen kann. Die Haare, welche aus allen Teilen der Oberfläche kommen, find denjenigen ähnlich, welche die normalen Blätter am Rande haben. Wenn an den unteren erwachſenen Stengelblättern, oder an den ganzrandigen Wurzel⸗ blättern noch ſpät Infektion erfolgt, ſo beſchränkt ſie ſich daranf, daß der Rand ſich etwas umrollt und daß frei auf der ebenen Blattfläche Räschen von wolliger Behaarung entſtehen. In dem dichten Haarfilz der defor- mierten Teile lebt die Milbe. Hiermit identiſch iſt wahrſcheinlich die von Thomas) an Scabiosa suaveolens beſchriebene Deformation. 2. Bei einer ähnlichen Deformation von Sisymbrium Sophia, deren Triebe dabei ebenfalls nicht zur Blüte gelangen, ſind nach Thomas?) die Fiederchen der Blätter aufgerichtet, an der Spitze hakig umgekrümmt, zier— liche gekräuſelte Partien darſtellend, deren Zipfel durch dichte, feine Be— haarung wie weiche Chenille ausſehen. Die Haare ſind länger und weniger verzweigt als die normalen. 3. An Aquilegia atrata find nach Thomass) die Blättchen der Wurzel⸗ blätter zuſammengezogen unter Verdickung des Blattgewebes an den Stellen, wo die Nerven verlaufen, und unter Wölbung der zwiſchen den Nerven— zweigen liegenden Blattmaſſe nach der einen oder andern Seite, wodurch die Blattfläche warzig-runzelig wird. Zuweilen ſind auch die Ränder um— gebogen. 4. Bei Lotus corniculatus entſteht durch Phytoptus eine Art Ver— kräuſelung. Erſtens iſt der Rand der Blättchen an einzelnen Punkten an der Flächenausdehnung behindert, ſo daß regellos gelappte Formen oder kleine Randanhängſel zu ſtande kommen. Zweitens bilden ſich auf der Blattfläche buckelförmige Ausſtülpungen und runzelige Faltungen, oder Wucherungen des Meſophylls, die von der En dermis überzogen find (Emer⸗ genzen). Endlich vermehrte Haarbildung, die auf beiden Blattſeiten vor- kommt, aber in der Konkavität ſich noch verſtärkt, oft zu einzelnen Haar⸗ 1) J. c. 1877, pag. 364. 2) J. c. 1877, pag. 368. 3) J. c. 1877, pag. 360. 5. Kapitel: Milben 65 pinſeln. An den erwachſenen Blättchen ift die Deformation meiſt nur auf Rand und Spitze beſchränkt, an den jüngſten Blättern erreicht ſie bei äußerſt reduziert bleibender Größe ihren höchſten Grad. Ahnliches zeigen auch andre Papilionaceen, wie Trifolium spadiceum, Medicago, Onobrychis, Coronilla, Cytisus. 5. Pimpinella Saxifraga zeigt die in Fig. 16 dargeſtellte Deformation. An Im ſchwächſten Grade iſt die Galle ein nach oben eingeſchlagener, zu einem Pimpinella. geröteten Randknoten verdickter Zahn des Blattrandes. Das Blättchen kann durch ſolche Knoten geſäumt ſein. Häufig iſt ein Stück des deformierten Zahnes zu einem dün⸗ nen Körper verlängert: der Randknoten jitt entweder auf einem dünnen Stiel oder trägt an ſeinem Ende eine feine, lange Franſe. Oft zieht ſich die Blattmaſſe des ganzen Blättchens in lauter ſolche dünne Zipfel zuſammen, auch ohne daß jeder derſel— ben eine knotige Ver⸗ dickung hat. Es können nun entweder einzelne Fig. 16. oder auch ſämtli 5 Blättchen n Blattdeformation durch Phytoptus an Pimpinella 5 5 Saxifraga. A ein Blatt, deſſen obere Blättchen, dieſe Formveränderung Bein ſolches, deſſen ſemmtliche Blättchen in feine, erleiden. Der ſtärkſte zerteilte Zipfel deformiert find. € Durchſchnitt Grad iſt der, wo an durch eine zuſammengerollte Stelle der gekräuſelten der Blattſpindel lauter Blattzipfel. Schwach vergrößert. moosartige, verworrene knotige Maſſen ſitzen, an deren Fäden man Verdickungen wahrnimmt. 6. Ahnliche Blattdeformation beobachtete von Schlechtendal (J. c.) an An Teucrium montanum und Origanum vulgare und Löw an Carum Carvi. Teucrium etc. 7. An Sempervivum hirtum kegel-, zapfen- oder blättchenförmige Exkres— An cenzen der Blattoberflächen nach Löw. Sempervivum. 8. Blattdeformationen werden außerdem von Thomas erwähnt anan verſchiedenen Draba aizoides, Potentilla aurea, Lonicera alpigna, Chrysanthemum Leu-andern Pflanzen. canthenum, Taraxacum offieinale; von Löw an Valeriana dioica und tripteris, von Maſſalongo an Artemisia vulgaris. E. Knoſpenanſchwellungen und Triebſpitzendeformationen. Die Mißbildung betrifft hier den Sproß im Knoſpenzuſtande, die Natur dieſer End- oder die Seitenknoſpen, und beſteht darin, daß die Knoſpenare Gallen. Frank, Die Krankheiten der Pflanzen. 2. Aufl. III. 5 Knoſpenan⸗ ſchwellungen mit vermehrter Blatt⸗ bildung. An Taxus. An Cupressus. An Phragmites. An Corylus. 66 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden ſich nicht ſtreckt, kurz bleibt, aber mehr oder weniger ſich verdickt, und daß eine überhäufte Bildung dicht aufeinander liegender Blätter eintritt, welche gewöhnlich zu breiten, meiſt verdickten und ſonſt ver— größerten, oft auch mit reicher Haarbildung oder mit Emergenzen be— deckten Schuppen werden, ſo daß die deformierte Knoſpe bedeutend an Volumen zunimmt, einen runden Blätterknopf oder dichten Blätter— ſchopf darſtellt. Wenn es ein Blütenſtand iſt, den dies betrifft, jo werden die Deckblätter und oft auch die Blütenteile ſelbſt in dieſe Veränderung hineingezogen; die Blüten kommen nicht zur Ausbildung indem ihre einzelnen Teile zu ſchuppenähnlichen, mehr oder weniger grünlichen Blättchen degenerieren, tritt oft das ein, was man in der Teratologie Vergrünung der Blüten nennt und was häufiger ohne paraſitäre Einwirkung auftritt. In den Zwiſchenräumen zwiſchen den deformierten Blättern befinden ſich die Paraſiten. I. Auf Vermehrung und Vergrößerung vegetativer Blätter beruhende Knoſpenanſchwellungen. 1. An Taxus baccata ſind in Oſterreich, Frankreich und England Knoſpenmißbildungen gefunden worden. 2. Bei Cupressus funebris beobachtete Sorauer!) ein dichtbuſchiges Austreiben von Achſelknoſpen an Zweigen, deren Blätter fleiſchig verdickt waren und zwiſchen ſich Milben erkennen ließen. 3. Phragmites communis zeigt Triebſpitzen mit deformierten Scheiden nach Hieronymns. 4. Bei Corylus Avellana ſchwellen manche Knoſpen, ſtatt zu den ge— wöhnlichen Winterknoſpen ſich auszubilden, zu faſt kugelrunden, bis 8 mm dicken Körpern an (Fig. 17), welche aus bedeutend vergrößerten Knoſpen— ſchuppen beſtehen, die in großer Anzahl an einem ſtark entwickelten Achjen- organ ſitzen. Die äußeren ſind die vergrößerten Knoſpenſchuppen, und darauf folgen die ebenfalls vergrößerten Nebenblätter (denen morphologiſch die Knoſpenſchuppen bei Corylus äquivalent find); aber die zu ihnen gehörigen Laubblätter ſind hier nicht ausgebildet. Außerdem finden ſich zwiſchen den Blattorganen bisweilen Anlagen von Seitenknoſpen, welche normal an dieſen Stellen nicht entſtehen. Die Sumenfläche der Knoſpenblätter iſt dicht beſetzt mit eigentümlichen warzen- bis korallenförmigen kleinen Auswüchſen, die durch Wucherungen des Meſophylls entſtehen, über welche die Epidermis hinweg geht, die alſo den Charakter von Emergenzen haben. Sie beſtehen anfangs nur aus Parenchym; eine äußere, hellere Zone desſelben bleibt kleinzellig und teilungsfähig, eine innere bekommt lufthaltige Intercellular— gänge und ſchwachen Chlorophyllgehalt. Späterhin treten in die größeren derſelben auch Gefäßbündel ein. An der Außenſeite der Schuppen kommen außerdem die gewöhnlichen Haarbildungen vor. Beſonders in den Lücken zwiſchen dieſen zahlreichen Erhabenheiten finden ſich die Milben und ihre Eier in Menge innerhalb der Knoſpe (vergl. auch oben S. 40). 2) Pflanzenkrankheiten. 2. Aufl. I, pag. 827. 5. Kapitel: Milben 67 5. Betula alba bekommt ganz ähnlich verdickte Knoſpen, die bis über An Betula. l em Durchmeſſer erreichen und auswendig etwas filzig behaart ſind. Sie können ſich dauernd an ihrer Spitze verjüngen, indem die alten Schuppen in gleichem Maße abfallen. Auch können ſich an dieſen Trieben Seiten— knoſpen bilden, die einen normalen Kurztrieb hervorbringen oder wohl auch wieder deformiert find. Nach Drmerod) und Schlechtendal) ſollen Fig. 17. Knoſpendeformation von Corylus Avellana durch Phytoptus. A ein Winterzweig mit zwei angeſchwollenen Knoſpen und einer nor— malen Winterknoſpe. B Stück eines Querſchnittes durch ein umge— wandeltes Blatt aus dem Innern der Knoſpenanſchwellung; a die Außen⸗, i die Innen⸗ oder morphologiſche Oberſeite des Blattes. Zwiſchen dem innerſten Gewebe, in welchem Fibrovaſalſtränge ver— laufen, und der Epidermis befindet ſich eine helle, mehr meriſte— matiſche Gewebezone. Durch Wucherungen dieſer und der darüber gehenden Epidermis entſtehen, beſonders auf der Innenſeite, eine Menge Auswüchſe. m Milbe, 00 Milbeneier. 100 fach vergrößert. aus dieſer Zweigvermehrung Hexenbeſen hervorgehen können; doch iſt hier die Vermutung nicht ausgeſchloſſen, daß Taphrina (II, pag. 244) vorgelegen haben könnte. 6. An Fagus sylvatica fand Kiefer (J. c.) Knoſpen⸗ und Zweig: An Fagus. deformationen. 1) Citiert in Juſt, bot. Jahrb. für 1877, pag. 514. ) Botan. Centralbl. 1880, pag. 885. 5 An Populus. An Clematis. An Capsella. An Cerastium. An Polygala. An Buxus. An Geranium. An Saxifraga. An Ribes. An Potentilla. An Crataegus. An Helianthemum. An Cytisus. An Androsace. An Thymus. 68 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden 7. Von Populus tremula beſchreibt Sorauer?) folgende Zweigdefor— mation. An den Spitzen der diesjährigen Triebe ſtehen dichte, traubenartige Sträuße, indem die Internodien verkürzt, die Blätter verkleinert, verdickt, am Rande gekräuſelt und umgeſchlagen und meiſt in drei geſonderte Blättchen mehr oder weniger geteilt ſind, zugleich auch oft proleptiſche Knoſpen zu geringer Entwickelung kommen. 8. Clematis Flammula zeigt infolge von Mißbildung ganzer Zweige und Unterdrückung der Blätter ein fleiſchiges kahles, rauh höckeriges Gebilde. 9. Knoſpendeformation an Capsella bursa pastoris, wo dies unter Umbildung der Blütenknoſpen geſchieht ). 10. Knoſpendeformation an Cerastium arvense und triviale“). 11. Knoſpendeformation an Polygala vulgaris?) und depressa nach Kieffer, wo die durch Rollung oder Verkrümmung und Behaarung defor— mierten Blätter an der Triebſpitze knoſpenähnlich zuſammengedrängt ſtehen. 12. Buxus sempervirens bekommt behaarte, mißgebildete Achſelknoſpen. 13. An Geranium molle eine Triebſpitzdeformation, nach Kieffer (. e.) 14. Knoſpenähnliche Köpfchen an den Triebſpitzen, beſtehend aus kugelig gehäuften Maſſen von deckblattartigen Organen und kleinen Knoſpen, be— ſchreibt Thomass) von Saxifraga aizoides und Kochii. Ahnliche Gebilde aus kürzeren, an der Baſis verbreiterten Blättern beſtehend, fand ich an Sedum sexangulare, Thomas an Sedum album, atratum und alpestre jowie an Sempervivum montanum. 15. Ribes nigrum und alpinum bekommen ähnliche Knoſpenanſchwellungen wie Corylus, wobei die Knoſpe um das Vielfache ſich vergrößert und eiförmig wird. Im folgenden Frühjahr kann die Knoſpe noch Blätter und ſelbſt einen Zweig entwickeln, der aber mißgeſtaltete Blätter trägt. 16. Weißhaarige Knoſpenverdickung an Potentilla nach Thomas). 17. An Crataegus fand von Schlechtendal (J. c.) deformierte Knoſpen. 18. Knoſpendeformation an Helianthemum vulgare. 19. Cytisus sagittalis zeigt behaarte Triebſpitzen- und Blütendeforma⸗ tionen nach Kieffer (J. c.); das gleiche auch an verſchiedenen Genista- Arten. 20. Androsace Chamaejasme zeigt kugelige Blätterköpfchen an den Triebſpitzen der roſettentragenden Stengel. 21. Die weißfilzigen Triebſpitzen von Thymus serpyllum und andrer Thymus-Arten gehören zu den gemeinſten Gallen und waren ſchon Tourne— fort bekannt. Es find rundliche, bis zu 1 em dicke Knöpfe. Die oberſten Laubblätter ſind in faſt kreisrunde, etwas dickere Schuppen blätter um— gewandelt und ſchließen ſich zu einem Knopf zuſammen. Das nächſtvor— hergehende Blattpaar, welches etwas vom Knopfe entfernt ſteht, zeigt häufig ſchon weiße Filzbekleidung auf beiden Seiten. Das dann folgende Blattpaar, welches den Knopf bedeckt, hat faſt nur auf der auswendig N) 1. c., pag. 830. e, 1817, pag. 882. e ee , Par. 318. ) Thomas, Nova Act. Acad. Leop. Carol. XXXVIH. 5) Halliſche Zeitſchr. ꝛc. 1872, pag. 469. 6) 1. e. 1872, pag. 464. je Se 5. Kapitel: Milben 69 liegenden Unterſeite eine äußerſt dichtfilzige, Erineum- artige Behaarung, welche aus langen, ſpitzen, wenig gegliederten Haaren beſteht, gleich denen, welche die Blätter normal am Rande ihrer Baſis haben. Die dahinter folgenden Blätter des Knopfes ſind gewöhnlich ſchon zu ziemlich kleinen Organen verkümmert, die auch vorzüglich auf der Außenſeite behaart ſind. Die Blütenknoſpen verkümmern meiſt, doch können ſich manchmal ſolche noch einigermaßen entwickeln: die Kelche ſind dann auswendig weißfilzig, aber ihre Blumenkrone entfaltet ſich nicht. Ganz ähnliche weißfilzige Trieb— ſpitzen bildet Origanum vulgare, Betonica officinalis und Calamintha Acinos!), ſowie Prunella und Clinopodium nach Hieronymus. 22. Sehr ähnliche, weißhaarige, dicke Knoſpen auf den Triebſpitzen An Veronica. ſind gefunden worden von Kirchner?) an Veronica Chamaedrys (wo jedoch auch eine Cecidomyia eine ähnliche Deformation bewirkt) und alpina. 23. Knoſpendeformation an Euphrasia officinalis und andern Arten ?). An Euphrasia. 24. Syringa vulgaris bildet vergrößerte, aus dicken, grünen Schuppen An Syringa. beſtehende Knoſpen, welche im nächſten Jahre nicht austreiben, ſondern verdorren, während die auswandernden Milben an andern neuen Knoſpen dieſelbe Deformation wieder hervorrufen. Solche Pflanzen leiden oft an dieſen Mißbildungen und verkrüppeln, indem nur wenige geſunde, lange Triebe aufkommen). 25. An Sambucus nigra beobachtete Rud ows) hajel- bis wallnußgroße An Sambucus. Knoſpenwucherungen, von Phytoptus bewohnt. 26. Knoſpendeformation an Achillea moschata. An Achillea. 27. Chondrilla juncea, Triebſpitzendeformation mit Blatt- und Zweig- An Chondrilla. ſucht, nach Hieronymus. II. Auf Vergrößerung, beziehentlich Vermehrung der Deckblätterdeformation des beruhende Deformationen des Blütenſtandes oder der Blüten. Blütenſtandes. 1. Ahrchen von Bromus von Milben bewohnt und dadurch zur drei- An Bromus. bis vierfachen Dicke angeſchwollen und feſtgeſchloſſen, mit verkümmerten Blütenteilen, nach von Frauenfeld. — Eine Vergrünung der oberſten Blüten des Ahrchens von Festuca ovina unter Vermehrung der Spelzen derſelben wird nach Thomas?) von einem Phytoptus verurſacht. 2. An Quercus Ilex werden die Staubgefäße zu länglichen, höckerigen An Quercus. Körpern deformiert, nach Hieronymus. 3. An Capsella bursa pastoris Vergrünung der Blüten nach Löw. An Capsella. 4. An Arabis arenosa nach Hieronymus. An Arabis. 5. An Camelina microcarpa nach Hieronymus. An Camelina. 6. An Laurus nobilis, nach Hieronymus. An Laurus. 7. An Polygala vulgaris, amara und comosa desgl. nach Kieffer und An Polygala. Schlechtendal. 8. An Thesium humifusum desgl. nach Kiefer. An Tuesium. 1) Vergl. Thomas, 1. c. 1872, pag. 469. 2) Lotos. Prag 1863, pag. 42. MI. e. 1877, pag 379. ) Vergl. Wittmack, Gartenzeitung 1882, pag. 128. 5) Zeitſchr. f. Pflanzenkrankh. I. 1891, pag. 321. 6) 1. c. XIX, pag. 938. N J. c. 1877, pag. 385. An Orlaya. An Trifolium. An Lotus. An Melilotus. An Ornithopus. An Rhododendron. An Gentiana. An Solanum. An Anchusa. An Origanum. An Betonica. An Mentha. An Paederota. An Veronica. An Galium. 70 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden 9. Bei Orlaya grandifolia Umbildung der Döldchen in kompakte, gelbgrüne, kugelige oder dicht ſchirmförmig gedrängte Maſſen, die aus ver- grünten Blüten beſtehen, in denen Blumenblätter, Staubgefäße und Car⸗ pelle blattartig verbreitert und dieſe grünen Blättchen unregelmäßig ver- mehrt ſind, ſowie axillare Knöſpchen bilden. Thomas) beobachtete dieſe Mißbildung zugleich mit einer Deformation der Laubblätter, die den oben von Pimpinella Saxifraga beſchriebenen ähnlich geweſen zu ſein ſcheint. Auch bei Daucus carota iſt Vergrünung der Blüten beobachtet worden, desgl. von von Schlechtendal (J. c.) an Torilis Andriscus, ſowie von Löw (l. c.) an Carum Carvi, Seseli glaucum, von Maffalongo? an Pastinaca und Peucedanum. 10. An Trifolium arvense, procumbens und filiforme desgl. nach Kieffer. 11. An Lotus corniculatus Vergrünung der Blüten nach Kieffer (J. e.) 12. An Melilotus alba, nach Hierony mus. 13. An Ornithopus perpusillus desgl. nach Kieffer. 14. An Rhododendron ferrugineum und hirsutum beſchreibt Löws) eine Füllung der Blüten ohne Vergrünung, indem zwiſchen Blumenkrone und Staubgefäßen ein Kreis blumenkronartiger Blätter ſich einſchiebt und an Stelle des Fruchtknotens auch kronenartige Blätter mit einer großen Anzahl von Staubgefäßen auftreten. 15. An Gentiana nivalis nach Hieronymus. 16. Blütendeformation an Gentiana utriculosa, germanica, campestris, tenella, nivalis, rhaetica. 17. Solanum Dulcamara mit Blütenvergrünung, indem an Stelle der Blüten zahlreiche verkrümmte und behaarte kleine Blättchen durch wieder— holte Verzweigung der Achſe dicht beiſammen ſtehen, nach Thomas)). 18. An Anchusa officinalis Vergrünung der Blütenwickel, nach Löw; ebenſo an Echium vulgare unter Zuſammenrollung der Wickel. 19. Vergrünung der Blüten bei Origanum vulgare nach v. Schlechten— dal (J. e.) 20. An Betonica officinalis nach Kieffer. 21. An Mentha silvestris Hypertrophie der Hochblätter nach Maſſa— long». 22. An Paederota Bonarota Blütenmißbildungen nach Maſſalongo. 23. Vergrünung der Blüten von Veronica officinalis und saxatilis nach Thomass) und von Schlechtendal (. c.), ſowie von Veronica longifolia nach Hieronymus. 24. Mehrere Arten von Galium, wie Galium saxatile, silvestre, palustre, sylvaticum, Mollugo, rotundifolium, uliginosum, infestum, lueidum, desgl. Asperula eynanchiea, zeigen ſich im Blütenſtande jtärfer verzweigt, mit verkürzt bleibenden Internodien, und an Stelle der Blüten mit grünen Blätterknöſpchen )). 1) ]. c. 1877, pag. 383. 2) Nuov. Giorn. bot. ital. Florenz 1891, pag. 68. 3) Verhandl. d. zool.⸗bot. Gef. Wien 1879. 4) J. c. 1877, pag. 381. 5) J. c. 1869, pag. 350. 6) Vergl. Thomas, I. c. 1869, pag. 349; 1872, pag. 470; 1877, pag. 384. 5. Kapitel: Milben 71 25. Eine ähnliche Polykladie mit Vergrünung der Blüten bei Cam- An Campanula. panula rapunculoides, glomerata und vielen andern Arten. An Scabiosa. 26. An Scabiosa columbaria desgl. nach Kiefer. 27. An Artemisia campestris bewirkt ein Phytoptus eine mächtigen Artemisia ete. Vergrößerung einzelner Blütenköpfe, welche bis 12 mm Durchmeſſer er— reichen (gegen 2 mm der normalen). Das Receptakulum iſt entſprechend vergrößert und das Köpfchen faſt ganz aus viel zahlreicheren und mehrmals größeren, ſonſt aber wenig veränderten Involucralblättern gebildet. Unter jedem angeſchwollenen Blütenkopf iſt die Axe verkürzt, ſo daß mehrere Blütenköpfchen knäuelartig um jenes zufammengedrängt find, und jo können die Knäuel bis gegen 3 em groß werden. Auch kommen aus manchen Knäueln mehrere rutenförmige Zweige hervor, welche entweder normale Köpfchen tragen oder wiederum mit einem Knäuel endigen. Die Milben halten ſich zwiſchen den Involukralblättern auf. Indeſſen werden ſolche Deformationen auch von Cecidomyca Artemisiae che. (ſ. unten) verurſacht. — v. Frauenfeld) ſah von Milben bewohnte Blütenköpfe von Centaurea Jacea bis zur doppelten Größe angeſchwollen und die Blüten verbildet. — An Carduus acanthoides ſah Löw?) die Blütenköpfchen durch eine Milbe vergrünt: die Inkolukralblätter normal, aber die Achenien verkrümmt und den Pappus in grüne Blättchen umgewandelt. — An Achillea Millefolium und moschata kommen Verdickung und Vergrünung der Blütenköpfchen vor. — Das gleiche iſt bei Crepis, Pulicaria, Hieracium, Chondrilla, Soli- dago und Cirsium arvense beobachtet worden. III. Knoſpendeformationen, welche auf hochgradiger Verzweigungͤnoſpendeforma— unter Reduktion der Blattbildung beruhen. tieferer e 1. Auf Salix babylonica und Russeliana kommen an den Zweigen bildung. wallnuß⸗ bis fauſtgroße Auswüchſe vor, welche im Frühlinge nach der Be- Auf Salix laubung ſich bilden und dann grün und weich ſind und aus lauter kleinen Blättchen und Höckerchen beſtehen, alſo blumenkohlähnliche Maſſen darſtellen. Gegen den Herbſt werden ſie dunkel, trocken und mürbe, bleiben aber den ganzen Winter auf den Bäumen, die oft davon ganz voll hängen. Die Mißbildungen entſtehen aus einer Knoſpe und entſprechen alſo einem ganzen diesjährigen Triebe. In einem ſchwächſten Grade der Verbildung iſt dieſer Trieb wirklich entwickelt, aber meiſt viel dicker als gewöhnlich und ver— hältnißmäßig wenig verholzt, trägt auch normale, doch oft etwas rückwärts gekrümmte Blätter; aber in den Achſeln jedes dieſer Blätter iſt ſofort eine profuſe Knoſpenbildung eingetreten. Dieſe beſteht aus einer verkürzten, aber ſehr verbreiterten, daher bisweilen faſt hahnenkammförmigen Achſe, die mit lauter kleinen, linealiſchen, ſpitzen Blättchen beſetzt iſt, von denen faſt jedes ſogleich wieder arilläre Sproſſung treibt, was ſich dann in immer weiteren Graden wiederholt. In dieſem blumenkohlartigen Gewächs kann man zwiſchen Blatt⸗ und Stengelorgan kaum eine Abgrenzung finden; Durchſchnitte durch den Rand derſelben zeigen eine Menge auseinander her— vorkommender Meriſtemhöcker, lauter kleine Vegetationspunkte, durch welche das Gewächs immer größer wird. Bei ſtärkſter Deformation werden auch ſchon die Laubblätter des Triebes zu jenen kleineren, hochblattartigen Ge— ) Verhandl. d. zool.-bot. Geſ. Wien. XX, pag. 660. 2) Verhandl. d. zool.⸗bot. Geſ. Wien. XXV, pag. 621. An Populus. An Celtis. An Pirus. An Fraxinus. An Sarothamnus. 72 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden bilden, und da die Internodien des Triebes kürzer bleiben, ſo grenzen die einzelnen Knoſpenwucherungen desſelben unmittelbar aneinander und der ganze Trieb iſt zu einem länglichen, unförmigen Klunker deformiert. Alle Teile der Galle ſind mit reichlicherer Haarbildung bekleidet. Zwiſchen den Wucherungen findet man den Phytoptus. In dieſelbe Deformation können ſich auch die Blütenkätzchen umwandeln. Eine von Walsh beſchriebene, bei Thomas!) erwähnte Gallenbildung an Salix nigra dürfte mit unſrer identiſch ſein. Auch haben Thomas? und Andre ähnliche Deformationen an Salix alba, fragilis, amygdalina, aurita, caprea, purpurea, viminalis, bicolor ete. beobachtet, die durch Umwandlungen von Blütenkätzchen zu entſtehen ſcheinen. 2. Populus dilatata und tremula haben ſehr ähnliche, durch Phytoptus verurſachte Deformationen. Bei Populus tremula erreichen ſie nicht viel über Bohnengröße und ſitzen in den Achſeln der normalen Blätter an den einjährigen Zweigen als höckerig-zackige, rötlichbraune, grauhaarige Gebilde, welche mehrjährig ſind, indem im Centrum die Sproſſung durch Bildung neuer Zapfen und Buckel von Meriſtem weitergeht. An Populus dilitata fand ich die entſprechende Galle an den Stockausſchlägen am Stamme älterer Bäume; ſie ſtellen hier ungefähr rundliche, ſitzende, rötliche, ſtärker filzige Maſſen von blumenkohlartigen, jedoch ſehr feinen und ſehr dicht ſtehenden Wucherungen dar. — Die von Kirchners) kurz erwähnten, am Grunde des Stammes von Populus tremula ſitzenden, halb in der Erde eingeſenkten, „himbeerförmigen, haſelnuß- bis fauſtgroßen, condylomartigen Wucherungen“, die bis 100 hanfkorngroße Kammern mit Milben enthalten ſollen, kenne ich nicht. 3. An Celtis occidentalis bringt in Nordamerika ein Phytoptus hexen⸗ beſenartige Mißbildungen hervor, beſtehend in einer Anhäufung abnormer, mehr oder weniger abortierter Zweigchen, welche einen kompakten Knoten von ½ bis 1½ Zoll Durchmeſſer bilden, nach Kellermann). 4. An Pirus communis eine derjenigen der Populus tremula ähnliche Mißbildung der Knoſpen nach Maſſalongo)). 5. An den Blütenſtänden von Fraxinus excelsior und Ornus kommen ähnliche klunkerförmige, ſtark filzige Wucherungen bis zu 2 em Größe vor, welche an Stelle der Blüten an den meiſt verkrümmten und wohl auch verbänderten Inflorescenzzweigen ſtehen. Die Blütenteile ſind meiſt nicht mehr unterſcheidbar; nur hier und da ragt eine noch kenntliche Anthere hervor. 6. An Sarothamnus scoparius fand Thomass) die Knoſpen in „grau— filzige, kugelige Gebilde von 3 bis 15 mm Durchmeſſer verwandelt“, an denen „dicht zuſammengedrängt, und die Are allfeitig verdeckend, graufilzige, verkrüppelte Blattgebilde ſitzen“. 1) 1. c. 1877, pag. 343. 2) J. c. 1877, pag. 373. 3) 1. c. 1863, pag. 44. 4) State Agricult. College, for the year 1888, pag. 302, und Journ. of Mycol. V, pag. 177. 5) Nuovo Giorn. bot. ital. Florenz 1891, pag. 68. 6) J. c. 1877, pag. 375. 5. Kapitel: Milben 2 7. Vielleicht gehört hierher auch eine von Kirchner!) erwähnte Mif- An Potentilla. bildung an Potentilla Tormentilla, wo der Blütenſtand zu einer Knoſpe verkrüppelt war, an welcher büſchelartige Schöpfe ſtanden, die durch lange, gelbrote Borſten ſtruppig, wie Bürſten ausſahen. F. Deformation von Früchten. Deformatlon von Hierher wäre zu rechnen: Früchten. Eine Deformation der Zapfen von Juniperus communis, von Maſſa- An Juniperus. longo?) in Italien beobachtet. Die Zapfen ſind etwas größer als die normalen, mehr abgeplattet, an den Spitzen der Schuppen nicht verwachſen, alſo offenſtehend; im Innern ſind die Samen aufgetrieben durch Anſiedelung von Gallmilben. G. Pockenkrankheit der Blätter. Es giebt einige Phytoptus-Arten, welche im Innern der Blätter Pockenkrankheit leben und eine Anſchwellung des Meſophylls bewirken (Fig. 18), wo- der Blatter. Fig. 18. A Durchſchnitt durch eine Pocke eines Birnbaumblattes. Rechts und links die gewöhnliche Blattdicke mit dem normalen Meſophyll p und der Epidermis ee. Bei u der von einer durchriſſenen Stelle der Epidermis gebildete Eingang in die Galle an der Unterſeite des Blattes; p! das vergrößerte Meſophyll, in deſſen großen Intercellulargängen (g) zwei Milbeneier 00 ſichtbar find. Nach Sorauer. B Partie des Meſophylls aus einer Bode von Sorbus Aucuparia, zeigt die fadenförmig verlängerten Meſophyllzellen. durch aufgedunſene, ſpäter mißfarbig werdende Flecke entſtehen, die man Pocken genannt hat. Von allen vorher erwähnten Milbengallen unterſcheiden ſich dieſe dadurch, daß die Paraſiten nicht an der Ober— fläche des Pflanzenteiles leben, ſondern ins Innere des Blattes hinein— kriechen und dort auch ihre Eier legen. Es entſteht dadurch aber nicht jene Art vollkommener Gallen, welche andre im Innern von Pflanzen— 1) 1. c. 1863, pag. 42. 2) Nuovo Giorn. bot. ital. 1890, pag. 460. An Birnbäumen und andern Pomaceen. 74 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden teilen lebende Gallenerzeuger hervorbringen, wo zunächſt ein Meriſtem entſteht, aus welchem ſich erſt die neuen Gewebe der Galle differen— zieren, vielmehr beſchränkt ſich hier alles auf ein bloßes Wachstum der im übrigen unveränderten Meſophyllzellen. 1. Die Pockenkrankheit der Birnbäume und andrer Poma— ceen. Dieſe Krankheit iſt an den Blättern des Birnbaumes zuerſt von Scheuten)) beobachtet worden, der dabei auch die Milben aufgefunden hat. An Pyrus malus, Sorbus Aucuparia, Sorbus Aria, Sorbus torminalis und an Cotoneaster wurden ſie von Thomas?), an Sorbus Chamaemespilus von Magnus?) zuerſt geſehen. Auch an Cydonia ſollen ſie vorkommen. Eine genauere Unterſuchung hat Sorauer) geliefert. Die aufgetriebenen rundlichen Flecken treten gewöhnlich in ſehr großer Anzahl an einem Blatte auf. Bei den Birnbäumen ſind ſie anfangs mehr gelbgrün, an jungen Blättern häufig rötlich gefärbt durch Rötung der Epidermis; ſpäter werden ſie allmählich dunkelbraun. An Sorbus Aucuparia ſind ſie anfangs hell— grün und werden endlich lichtbraun. Ein Durchſchnitt durch eine Pocke (Fig 18 A) zeigt die Epidermis der Unterſeite infolge des Wachstums des inneren Gewebes aufgetrieben und in der Mitte eine Offnung mit ein- geſunkenen, braunen, trocknen Rändern, den Eingang in die Galle. Die Zellen des Meſophylls ſind bedeutend verlängert, oft fait fadenförmig. Das Gewebe wird dadurch ſchwammig aufgetrieben, die Intercellulargänge er— weitert. Mit der Streckung der Zellen erfolgt hin und wieder auch Zell— teilung; das Meſophyll ſieht dann verzweigten Konſervenfäden nicht un— ähnlich, beſonders bei Sorbus Aucuparia (Fig. 18 B), Die Gallen werden ſchon im Mai an den jungen Blättern angelegt. Über die Entwickelung der Tiere hat Sorauer folgendes mitgeteilt. In den erweiterten Intercellu— laren des aufgetriebenen Meſophylls findet man im Mai die 0,042 bis 0,055 mm langen Eier vereinzelt zwiſchen den Zellen liegen. Später werden ebendaſelbſt die 0,09 —0,19 mm langen Milben (Phytoptus piri Hag.) gefunden. Dieſe verlaſſen dann die Gallen, die danach allmählich ſich bräunen und abſterben, und werden im Winter in den Knoſpen der Zweige gefunden. Geſchlechtsreife Tiere ſollen beſonders im Frühjahr zu beobachten ſein. Die überwinterten Milben befallen wieder die jungen Blätter. Wie das geſchieht, insbeſondere wie der Galleneingang an der Unterſeite der Pocke entſteht, iſt nicht beobachtet. Da Sorauer in den Gallen junger Blätter weder Tiere noch Eier fand, ſo ſcheint die Einwanderung der Weibchen behufs der Ablegung der Eier vielleicht erſt zu erfolgen, nachdem durch den Stich der Milben die Gallen entſtanden ſind. Da die Milben in den Knoſpen überwintern, ſo wird ſich als Gegenmittel ein Ausbrechen der Knoſpen oder Zurückſchneiden der befallenen Aſte vor dem Früh— linge empfehlen. Ebenſo werden durch Abpflücken der pockigen Blätter 1) Troſchel's Archiv f. Naturgeſch. 23. I, pag. 104. 2) Halliſche Zeitſchr. f. d. geſamt. Naturwiſſ. 1872, pag. 460 und 473. Auch ſind ſie auf dieſen Pflanzen ſchon von Kaltenbach (Pflanzenfeinde 1872, pag. 204) angegeben worden. 3) Verhandl. des bot. Ver. der Provinz Brandenburg 1875, pag. 62. ) Handbuch der Pflanzenkrankheiten, pag. 169. 6. Kapitel: Tauſendfüßer 75 im Sommer die darin befindlichen Milben nebſt Eiern vernichtet. Die Krankheit iſt allgemein über ganz Mitteleuropa verbreitet. 2. Ebenſolche durch Phytoptus erzeugte Pocken kommen nach Thomas!) An andern auch an Wallnußbäumen, Rüſtern, Centaurea Scabiosa, jacea und maculosa Pflanzen. und Homoyyne alpina vor, ferner an Lycium europaeum nach Löw, an den Blattzipfeln von Artemisia campestris, Absinthium, austriaca, arbo- rescens und an Staehelina fruticosa nach Hieronymus. Ich fand ſolche an Acer monpessulanum 1892 in der Pfalz. H. Nindengallen. In derſelben Weiſe, wie im vorigen Falle durch Wucherung des Rindengallen. Blattgewebes eine Verdickung des Blattes ſich bildet, kann auch durch Gallmilben, welche in die Rinde der Zweige von Holzpflanzen kriechen, durch Hypertrophie des Rindengewebes eine lokale Anſchwellung des Zweiges entſtehen. 1. An den etwa dreijährigen Zweigen der Kiefer kommt eine ſolche An der Kiefer. Galle vor, welche zuerſt von Th. Hartig?) und von von Frauenfelds) beobachtet worden iſt, eine bis bohnengroße, knotige Geſchwulſt, wobei der kaum veränderte Holzkörper die durchgehende Achſe iſt, und das Rinden— gewebe eine weiche, ſchwammige Anſchwellung bildet, in welcher viele von Phytoptus bewohnte kleine Gewebelücken ſich befinden. Die mit ſolchen Gallen behafteten Zweige ſcheinen nach einiger Zeit unter Trockenwerden abzuſterben. 2. Ahnliche Rindengallen bekommt auch Cotoneaster vulgaris nach An Cotoneaster. Löw“). Vielleicht find ſie genetiſch mit den bei dieſer Pflanze vorkommenden Pocken der Blätter gleich. 3. An Acer campestre werden Rindengallen von Thomass) an- An Acer. gegeben. 4. An Prunus domestica auf den Zweigen bis 1 mm große, rote, ein- An Prunus. kammerige Rindengallen. Sechſtes Kapitel. Tauſendfüßer. Die Tauſendfüßer haben einen langen, wurmförmigen Körper, Tauſendfüßer. beſtehend aus zahlreichen gleichartigen Gliedern, deren jedes mit einem paar kurzen Beinen verſehen iſt. Sie leben von tieriſcher Nahrung, 1) Nova Acta Acad. Caes. Leop. Carol. XXXVIII. 1876, pag. 253 ff und Bot. Ver. f. Geſamtthüringen 1885. 2) Forſtl. Konverſationslexikon. 1836, pag. 737; vergl. auch Thomas, l. e. 1869, pag. 453. Ie. XIX, pag. 60. ) Verhandl. d. zool. bot. Geſ. zu Wien 1881, pag. 3. 5) Bot. Verf. f. Geſamtthüringen 1885. ud | 76 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden nur ausnahmsweiſe nehmen ſie pflanzliche Koſt an und werden dann durch Befreſſen lebender Pflanzen ſchädlich. Nach den Angaben von Ritzema Bos!) iſt Polydesmus com- planatus in Holland an den Wurzeln junger Rapspflanzen freſſend ge— funden worden, ferner Julus londinensis in England ſchädlich durch Be— freſſen der Luzernewurzeln, ſowie in Holland ſehr ſchädlich an Kartoffeln, indem die in überaus großer Anzahl auf den Ackern vorhandenen Tauſend— füße den Stengel nahe der Bodenoberfläche abfreſſen, wodurch die Blätter frühzeitig abſtarben und der Ertrag an Knollen ſehr zurückging. Der hell— gelbliche, ſehr dünne Julus guttulatus ſoll in Gärten Erdbeeren, auch fleiſchige Wurzeln, verſchiedene Keimpflanzen angreifen und ausgeſäete Samen von Erbſen und Bohnen leerfreſſen. Julus terrestris fand derſelbe Beobachter an Runkelrüben, Waſſerrüben, Mohrrüben und Kartoffeln ſowie in keimenden Erbſen und Bohnen, Julus sabulosus in keimenden Erbſen. Auch Kühn?) fand Tauſendfüßer an jungen Rübenpflanzen freſſen und das Schwarzwerden der Wurzeln verurſachend. Durch Auslegen von Kar— toffeln ſoll man die Tiere abfangen können. Siebentes Kapitel. Zweiflügler, Diptera. Zweiflügler. Mit den Zweiflüglern gelangen wir zu den Inſekten, alſo den ſechsbeinigen Kerbtieren. Als Zweiflügler werden die gewöhnlich unter dem Namen Fliegen und Mücken bekannten Inſekten verſtanden. Sie haben nur zwei Flügel und zwar ſind dieſelben von häutiger Be— ſchaffenheit; die Hinterflügel ſind auf kleine geſtielte Knöpfchen (Schwing— kolben) reduziert. Die Mundwerkzeuge ſind immer zum Saugen oder Stechen eingerichtet. Die Verwandlung iſt eine vollkommene: die Tiere legen Eier; aus dieſen entwickeln ſich die Larven, welche ſtets fußlos ſind und keinen deutlichen Kopf beſitzen, daher als Maden be— zeichnet werden; letztere verpuppen ſich innerhalb der Madenhaut und erſcheinen dann als Tönnchen, aus denen zuletzt das fertige Inſekt ausſchlüpft. Art der Beſchädi— Unter den Dipteren giebt es eine überaus große Anzahl Paraſiten gungen. auf Pflanzen. Das geflügelte Inſekt ſelbſt iſt der Pflanze nicht ſchäd— lich, vielmehr iſt es immer der Larvenzuſtand, in welchem dieſe Tiere als Paraſiten von den Säften der Pflanze zehren und dieſer ſchädlich werden. Eine Anzahl Zweiflügler wirkt unmittelbar zerſtörend auf die befallenen Pflanzenteile, ohne Gallen zu erzeugen. Die Mehrzahl aber ſind Gallenbildner, und zwar begegnen wir hier einem ähnlichen 1) Tieriſche Schädlinge und Nützlinge. Berlin 1891, pag. 663. 2) Deutſche Zuckerinduſtrie 1885, pag. 258. 7. Kapitel: Zweiflügler 77 Formenreichtum von Gallen wie bei den Gallmilben. Alle dieſe Fliegen— gallen oder Dipteroceciden ſind daher daran zu erkennen, daß ſie von einer oder mehreren meiſt ſehr kleinen Dipteren- Maden bewohnt ſind. Die Fliege legt die Eier unmittelbar an oder in den Pflanzen— teil, an welchem ſpäter die ausgekommenen Larven leben. Letztere verpuppen ſich entweder in dem bewohnten Pflanzenteil oder verlaſſen denſelben, um ſich in der Erde zu verwandeln. Wir klaſſifizieren die hierher gehörigen Beſchädigungen der Pflanzen nach den Pflanzenteilen, an welchen die Tiere leben und nach dem morphologiſchen Charakter der Umbildung, welche dieſelben an der Pflanze veranlaſſen ). I. Gramineen bewohnende Dipteren. Getreidefliegen und Getreide— mücken. Es giebt eine Anzahl kleiner Fliegen und Mücken, welche die Getreidefliegen Getreidearten, ſowie auch Gräſer meiſt in der Weiſe befallen, daß ſien etreidemücken ihre Eier in den Zwiſchenraum zwiſchen der Blattſcheide und der Axe des Halmes legen, woſelbſt dann auch die Maden leben und die um— gebenden Gewebeteile ausſaugen, was gewöhnlich mit einer unmittel— baren Verderbnis der befallenen Teile, bisweilen aber auch mit ge— wiſſen an Gallenbildungen erinnernden Wachstumsprozeſſen verbunden iſt. Oder aber es werden die Eier in die jungen Blüten oder an die jungen Körner gelegt und die Made richtet dort ihre Zerſtörungen an. Die Verpuppung geſchieht in der Regel an derſelben Stelle, wo die Made lebte, und man findet alſo daſelbſt ſpäter auch die braunen Tönnchen, aus denen zu ſeiner Zeit das Inſekt ausfliegt. Je nach den Entwickelungsperioden der Getreidepflanze, in welchen, und je nach den Teilen, an welchen die Pflanze befallen wird, unterſcheiden wir bei dieſen Inſektenſchäden, zu denen ſolche von landwirtſchaftlich höchſter Bedeutung gehören, entweder Zerſtörung der jungen Ge— treideſaaten, oder Beſchädigung der erwachſenen Getreide— halme, oder endlich Zerſtörung der Körner in den Ahren und 1) Eine umfaſſende Zuſammenſtellung aller bekannten Gallmücken und deren Nährpflanzen beſitzen wir in der Synopsis Cecidomyidarum von J. von Bergeſtamm und P. Löw (Verhandl. d. zool.-bot. Geſellſch. Wien 1876, pag. 1 ff.), in welcher auch die ältere Litteratur berückſichtigt iſt. Für die folgende Aufzählung ſind ſowohl dieſes Werk, als auch die ſpäteren einſchlägigen Schriften, wie beſonders Karſch, Reviſion der Gallmücken. Münſter 1877, die umfaſſenderen Abhandlungen von F. Löw in Verhandl. der zool,- bot. Geſellſch. Wien 1875, pag. 13 ff., 1877, pag. 1 ff., 1885, pag. 483 ff., ſowie Thomas, Halle'ſche Zeitſchr. f. d. geſ. Naturw. 1877 benutzt worden, außer— dem die unten citierten neueren Publikationen. Fritfliegen. 78 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden Riſpen. Die in Gramineenblättern minierenden ſowie die nur in Blüten der Gramineen lebenden Fliegenmaden gehören nicht zu den hier zu beſprechenden Dipteren; wir führen ſie unten an ihrer betreffenden Stelle an. 1. Oseinis frit Z. und Oseinis pusilla Meg., die Fritfliegen, zwei kleine, glänzend ſchwarze Fliegen (Fig. 19), erſtere 2—3 mm lang, und mit ſchwarzen Vorderſchienen, letztere etwas kleiner und mit gelben Schienen, beide in der Lebensweiſe und in der Beſchädigung ganz gleich, beide auch ungefähr gleich häufig. Sie gehören zu den ſchädlichſten land— wirtſchaftlichen Juſekten, befallen Roggen, Weizen, Hafer und Gerſte und verurſachen folgende Beſchädigungen. Im Spätſommer legen die Fliegen ihre Eier an das junge Wintergetreide, Roggen ſowohl wie Weizen, und zwar einzeln an die Unterſeite der Blätter. Die bald auskommen⸗ den, 2 bis 3 mm langen weißen Maden kriechen dann nach unten zwiſchen die Blattſcheiden über dem Wurzelknoten und ſetzen ſich hier feſt; an einem Pflänzchen findet man eine oder eine Mehrzahl von Maden. Indem die— ſelben hier die jüngſten Herzblättchen'zernagen, ſtirbt entweder das junge Pflänzchen ziemlich * bald gänzlich ab (Fig. 20 A), indem die 1. > Blätter gelb werden und das Pflänzchen um⸗ fällt, oder wenn es ſich ſchon beſtockt hatte, Fig. 19. ſo bleibt wohl auch ein oder der andre Trieb Die Fritfliege, Oseinis frit, intakt (Fig. 20 B), oder das Pflänzchen bildet vergrößert; darunter mehrere dann mehrere neue, oft etwas zwiebelartig Individuen in natürlicher anſchwellende Stocktriebe, während die Ent— Größe. wickelung des Halmes dabei faſt ſtillſteht ſo daß einige Ahnlichkeit mit der Stockkrankheit (S. 25) entſteht (Fig. 20 C). Je nach dem Grade der Zerſtörung iſt das Bild auf dem Felde en Die Winterfaaten ſind mehr oder weniger ſtark gelichtet oder ſtreckenweiſe ganz zerſtört, und das beob— achtet man ſchon im Oktober und November. Sind nicht alle Pflanzen oder Triebe befallen, ſo wächſt ſich der Schaden ſpäter mehr oder weniger wieder aus. In der Regel verwandelt ſich die Made noch vor dem Winter in das glänzend braune Tonnenpüppchen, welches zwiſchen den Scheiden des Pflänzchens ſitzen bleibt und ſo überwintert. Die Ende April oder Anfang Mai ausſchlüpfenden Fliegen erzeugen dann eine zweite Generation oder Frühlingsgeneration und zwar an den jungen Sommerſaaten, die dann von demſelben Schaden betroffen werden, der ſich meiſt von den angrenzenden Winterſaaten ſtrichweiſe in die Sommerungen verbreitet !). Hauptſächlich it es der Hafer, der von dieſem Befall ſehr ſtark zu leiden hat. Man findet die Maden oder Puppen im Frühlinge wiederum zwiſchen den unterſten Scheiden über dem Wurzel— knoten des mehr oder weniger verkümmerten Hafers. Ich beobachtete auch, ) Vergl. Cohn, Abhandl. d. ſchleſ. Geſ. f. vaterl. Kultur 1868/69 pag. 179. 7. Kapitel: Zweiflügler 79 daß die jungen Maden, welche aus den an die Blätter gelegten Eiern aus— kommen, bevor ſie an den Grund der Haferpflanze herabkriechen, bisweilen etwas länger an den Blättern verweilen und dann durch ihr Nagen eine Fig. 20. Von Fritfliegen befallene junge Roggenpflanzen, A ganz zerſtört, B mit einem befallenen toten Triebe (links) und einem geſunden Triebe (rechts); C eine zwiebelartig angeſchwollene, ſtockig wachſende Pflanze. p bedeutet überall die Larve, beziehentlich die Puppe. D Maden und Tönnchenpuppen in natürlicher Größe, E vergrößert. Menge bleicher kranker Flecke oben an den grünen erwachſenen Blättern erzeugen, was namentlich an den Pflanzen zu finden war, welche Maden 80 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden zwiſchen den unteren Scheiden beherbergten. Die Fliegen dieſer Frühlings— generation kommen ſchon im Juni oder Anfang Juli aus und erzeugen, bevor ſie an die Winterſaaten gehen, noch eine dritte oder Sommer— generation und zwar ebenfalls an den Sommerſaaten, wiederum vorzüglich am Hafer. Welche Teile der Pflanzen jetzt befallen werden, das hängt nach meinen Beobachtungen von dem Entwickelungszuſtande derſelben ab. Es müſſen immer weiche, junge Teile fein, denen die Fliege ihre Brut anvertraut. Treibt der Hafer um dieſe Zeit noch neue Beſtockungstriebe am Grunde ſeines Halmes, ſo finden wir Maden und Puppen wiederum dort, und das Bild iſt dasſelbe wie bei der Frühlingsgeneration. Ich fand, daß dieſe Erſcheinung beſonders unter ſolchen Bedingungen eintritt, welche die ſpäte Bildung neuer Beſtockungs— triebe begünſtigen, daß nämlich Hafer, welcher verhagelt war und dann von unten neu aus— ſchlug, die Fritfliege anlockte; das gleiche beobachtete ich auch am Hafer, welcher durch das Stockälchen zu fortwährender Bildung von neuen Stocktrieben (S. 26) veranlaßt wurde, ſo daß dann alſo zwei verſchiedene Paraſiten das Mißraten des Hafers be— dingten. Finden ſich dagegen nicht mehr ge— nügend junge Blätterſchoſſe vor, ſo geht die Fliege an die noch jungen, weichen Körner in den Riſpen des Hafers oder in den Ahren der Gerſte. Die Made verzehrt dann das junge Korn ziemlich vollſtändig, was man äußerlich zr nächſt nicht bemerkt, da die Spel- 1 zen normal entwickelt ſind; die geernteten Fig. 21. ’ Körner find aber leicht und leer und ent- halten neben zerſtörten Gewebereſten das Von der Fritfliege befallene Haferkörner, im Längsdurch— ſchnitte, etwas vergrößert; in A find beide von den Spelzen eingeſchloſſene Körner zerſtört, in B nur das untere b, das obere a enthält Mehl; bei p Tonnenpüppchen, in welchem das Inſekt ent— weder noch ruht, oder aus welchem es ſpäter— hin im Sommer bereits ausgeſchlüpft iſt. Dieſe Beſchädigung der Körner des Hafers und der Gerſte ſowie auch des Weizens iſt in Schweden ſchon ſeit längerer Zeit bekannt; die Tönnchenpuppeu. ſolche Körner werden dort „Frit“ genannt, was ſoviel als leichte Ware bedeutet, und daher ſtammt auch der Name der Fliege. Ich habe indes in den letzten Jahren auch in Deutſchland wiederholt dieſe Beſchädigung in den Hafer— körnern beobachtet und aus den darin befindlichen Puppen im Sommer die Fliege gezüchtet, die ſich als die Fritfliege erwies. Auch Ritzema— Bos!) berichtet, daß in Holland im Jahre 1891 die Fritfliege die zweite Generation in den Riſpen des Hafers erzeugte, was dort jedoch nur durch die ſehr ungünſtige Sommerwitterung des genannten Jahres bedingt war, durch welche der Hafer ſo lange in der Entwickelung zurückgehalten wurde, daß er noch zur Zeit der Eierablage in Blüte ſtand, während der gewöhn— 1) Zeitſchr. f. f. Pflanzenkrankh. I, 1891, pag. 347. 7. Kapitel: Zweiflügler 81 liche Fall in Holland der ſein ſoll, daß die Fliege ihre zweite Generation wilden Gräſern anvertrauen muß, weil zur betreffenden Zeit dort die Blütezeit des Hafers vorüber iſt. Die aus der Sommergeneration ſtammen— den Fliegen erzeugen nun wieder die Wintergeneration durch Ablage ihrer Eier an die Winterſaaten. Die Fritfliegen haben ihre Hauptverbreitung in den öſtlichen, mittleren und nördlichen Teilen Deutſchlands und Hollands, ſcheinen aber nach Südweſten hin weit ſeltener zu ſein. In den Jahren 1892 und 1893 waren die Beſchädigungen durch Fritfliegen und Heſſenfliegen in Deutſchland beſonders groß!). Zur Bekämpfung der Fritfliege iſt eines der wichtigſten Mittel die richtige Ausſaatzeit des Getreides, wodurch wir den Befall durch die Fliegen unmöglich machen. Die Eier für die Winter— generation legt das Inſekt bereits Ende Auguſt und Anfang September ab. Es iſt daher eine allgemeine, durch Erfahrung feſtgeſtellte Thatſache, daß die zeitig bejtellten, Winterſaaten es ſind, welche durch die Fritfliege zerſtört werden, und daß man womöglich nicht vor Mitte September die Winterſaaten beſtellen ſoll; je ſpäter es geſchieht, deſto ſicherer ſind ſie vor der Fliege, weil dieſe dann ſchon ihre Eier in andre Gramineen abgelegt hat. Umgekehrt iſt eine möglichſt frühe Beſtellung des Sommergetreides er— fahrungsgemäß ein Schutzmittel, weil dadurch das Getreide bereits zur Ent— wickelung kommt, noch ehe die Fliegen zur Ablage der Frühlingsbrut reif ſind. Da nun aber die Fliegen in Ermangelung geeigneter Getreidepflanzen auch in Gräſer ihre Eier ablegen können, ſo wäre eine direkte Vertilgung der Fliegen wünſchenswert. Dieſelbe läßt ſich ermöglichen durch das von mir vorgeſchlagene?) Mittel von Fangpflanzen. Da in dem aus Samenausfall auf den Roggenfeldern entſtandenen Auflauf junger Getreidepflanzen ſchon im September oft eine Menge von Maden und Puppen der Fritfliege zu finden iſt, ſo kann man durch Beſäen von Ackerſtreifen mit Winterkorn im Auguſt oder Anfang September die Maden in den hier aufgehenden Ge— treidepflanzen fangen und dadurch nicht nur von den ſpäteren Winterſaaten ableiten, ſondern fie auch vernichten, indem die Fangſaat-Streifen im Oktober oder November untergepflügt werden. Überhaupt ſollte auch jeder durch Samenausfall entſtandene Nachwuchs, der ſich befallen erweiſt, im Herbſt untergegraben werden. Haben die Fliegen in einer Saat große Ver— wüſtungen angerichtet, ſo iſt vollſtändiges Umpflügen vor April anzuraten, weil ſonſt wieder die Gefahr einer ſtarken Invaſion auf den Sommerungen vorliegt. Auch iſt es ratſam Sommergetreide nicht in unmittelbarer Nachbar— ſchaft neben einem befallenen Winterſaatacker zu bauen. 2. Cecidomyia destructor Say. (Cecidomyia secalina Zöw), der Heſſenfliege. Getreideverwüſter oder die Heſſenfliege, eine 2,5—3,5 mm große ſamtſchwarze, am Bauche rote Mücke (Fig 22), welche ebenfalls zu den größten Feinden des Getreides gehört. Sie kommt an allen Getreidearten und auch an andern Gramineen vor. Ihre Beſchädigungen find folgende“): 1) Vergl. Jahresber. d. Sonderausſchuſſes f. Pflanzenſchutz. Arbeiten d. deutſch. Landw. Geſ. V. Berlin 1894, pag. 20. 2) Pflanzenſchutz. Berlin 1892, pag. 41. 3) Vergl. Wagner, Unterſuchungen über die neue Getreidegallmücke. Fulda und Hersfeld 1861, Haberland in Verhandl. d. zool.-bot. Geſellſch. Wien, 3. Aug. 1864; Lindemann, Bull. de la soc. imp. des naturalistes Frant, Die Krankheiten der Pflanzen. 2. Aufl. III. 6 82 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden Die Wintergeneration ſtimmt mit derjenigen der Fritfliege ganz überein und kommt oft mit dieſer zuſammen vor: es ſind ganz ähnliche Maden und Puppen wie bei jener, welche an den jungen Pflänzchen des Wintergetreides zwiſchen den Blattſcheiden leben und dieſelben Veränderungen und Zer— ſtörungen wie bei der Fritfliege veranlaſſen. Wenn die getöteten Pflanzen verfaulen, ſo kommen die Puppen in die Erde und überwintern dort, und Ende April und im Mai erſcheint die Mücke. Die Weibchen legen nun je 80 bis 90 Eier, und zwar meiſt nur je eins oder zwei an eins der untern Stengelblätter des bereits in den Halm treibenden Winterroggeus oder Winterweizens. Die bald auskriechenden, 3 mm langen, gelblich-weißen Larven bewegen ſich am Blatte abwärts bis zur Blattſcheide, wo ſie ſich über dem nächſten Knoten ſtändig niederlaſſen und den Halm anfreſſen. Dieſer wird dadurch zwar nicht getötet, die Wundſtellen heilen aber auch nur ſelten durch Zellenwucherung, ſo daß Wind oder Regen die Halme vor der Ernte knicken und das Feld wie vom Hagel getroffen ausſieht. Die weitere Entwickelung der Ahre und der Körner ſolcher Halme bleibt natürlich mangelhaft. Um dieſe Zeit ſind aus den Larven die Puppen geworden, die man an den genannten 22 Fig. 22. Halmſtellen findet und welche glänzend braun, elliptiſch 155 1% in Und abgeplattet ſind, alſo einem kleinen Leinſamen ähneln 5 1 ache (in England flax seed genannt). Dieſe Puppen bleiben und vergrößert. in den Stoppeln zurück, ſoweit ſie an den unteren Teilen der Halme ſitzen, oder kommen auch mit ins Stroh, wenn ſie höher geſeſſen haben. Im Auguſt und September ſchlüpfen die Mücken aus und legen nun die Eier für die Wintergeneration in der oben erwähnten Weiſe an die Winterſaaten. Die Heſſenfliege kommt in Deutſchland in ähnlicher Verbreitung wie die Fritfliege vor (vergl. S. 81), desgleichen in Rußland, England und Schottland, Frankreich, Italien, und tritt ſeit 1778 auch in Nordamerika verheerend im Weizen auf. Sie ſoll 1776 nach Kanada durch heſſiſche Mietsſoldaten, welche auf Long Island gelandet waren, in dem mitgebrachten Stroh eingeſchleppt worden ſein, und daher entſtand der Name Heſſenfliege. Daß das Inſekt auch an wild— wachſenden Gräſern epidemiſch auftreten kann, beobachtete Lindemann!) in Rußland. Bezüglich der Gegenmaßregeln gilt genau dasſelbe wie bei den Frit— fliegen hinſichtlich der Beſtellungszeiten ſowie der Vertilgung durch Fang— pflanzen-Anſaaten im Auguſt. Es kommt hier noch hinzu, daß die in den Stoppeln zurückbleibenden Puppen durch Abbrennen oder zeitiges Unter— pflügen der Stoppeln vernichtet werden können, und daß auch durch das Stroh eine Verſchleppung der Puppen möglich iſt. Übrigens hat gerade die Heſſenfliege viele Feinde unter den kleinen Ichneumoniden, durch welche oft ihre Puppen zerſtört werden. de Moscou 1887, pag. 178, 378, 588; refer. in Centralbl. f. Agrikulturchemie 1888, pag. 141. ) Entom. Nachr. 1888, pag. 242. 7. Kapitel: Zweiflügler 83 3. Chlorops taeniopus Wegen. Die ſcheckfüßige Halmfliege, Halmfliege. etwas größer als die Fritfliege, 3—4 mm lang, glänzend gelb mit ſchwarzem Dreieck auf dem Kopfe, ſchwarzen Längsſtreifen auf dem Rücken des Bruft- Fig. 23. Die Halmfliege, in natür⸗ licher Größe und vergrößert. ſtückes, ſchwarzen Querbinden auf den Seiten des Hinterleibes und gelb und ſchwarz geſcheckten Beinen (Fig. 23). Die Fliege befällt vorwiegend den Weizen, bisweilen auch die Gerſte, und iſt vorzugsweiſe in ihrer Sommer— generation auffallend durch den für fie charakteriſtiſchen Schaden, den ſie hervorruft. Sie legt die Eier in der zweiten Hälfte Mai. Die 4—6 mm langen Larven ſitzen einzeln zwiſchen der Scheide des oberſten Blattes und dem oberſten Halmgliede des ſchon in den Halm ge— wachſenen Weizens und haben zur Folge, daß der Halm ver— kürzt bleibt und daß er die Ahre nicht aus der Scheide heraushebt, zugleich auch ver— dickt, maſſiv und mehr oder k weniger ſchlängelig verkrümmt Fig. 24. iſt, was man als Gicht oder . h 8 f ; Von der Halmfliege befallene Weizen: Podag 20 des Weizens be⸗ halme. „Re Ahne bleibt in der obersten zeichnet; bisweilen bleiben auch Scheide ſitzen. B nach Entfernung der die nächſt vorhergehenden, nicht Scheide ſieht man den Fraßgang am direkt von der Larve berührten oberſten Halmgliede und den Thäter, die Halmglieder geſtaucht. Die in bei p ſitzende Made. 5 6* Andre Getreidefliegen. Sattelfliege. 84 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden der Scheide eingeſchloſſen bleibende Ahre bildet gewöhnlich keine oder nur ſchlecht entwickelte Körner; der Feldſchaden kann daher bei reichlichem Befall ein ſehr bedeutender ſein. Die Larve frißt an dem oberſten Halmgliede einen mißfarbigen, furchenförmigen Gang im grünen Rindenparenchym, (Fig. 24), deſſen Zellen dann nach Cohn!) ſtatt ſich in die Länge zu dehnen und das Halmglied zu ſtrecken, ſenkrecht auf den Fraßgang ſich ausdehnen und dadurch eine abnorme Verdickung und teilweiſe Verkrümmung des Halmgliedes verurſachen und außerdem am Wundrande Erineum-arfig (S. 43) auswachſen. Auch ergießt ſich aus dem Fraßgang reichlicher Saft, der ſpäter vertrocknet. Die Gänge gehen von oben nach unten; am untern Ende verpuppt ſich die Larve, und aus der dort ruhend bleibenden Puppe ſchlüpft Anfang Auguſt die vollkommene Fliege aus. Die Wintergeneration iſt erſt durch Nowicki in Krakau 1871 bekannt geworden. Die Fliegen legen ihre Eier im Spätſommer an den Winterweizen, ſeltener an den Roggen, wo die Larven ebenſo leben und überwintern, wie bei den vor⸗ genannten Dipteren. Die befallene junge Weizenpflanze zeigt hierbei auch dieſelben Erkrankungen, die meiſt erſt im Frühlinge bemerkt werden und wobei ſehr häufig ein zwiebelartiges Anſchwellen der unterſten Blattſcheiden beobachtet wird; ſchon an der Größe der Made oder Puppe, die man in der Winterſaat findet, läßt ſich leicht erkennen, daß man dieſe Fliege vor ſich hat. Ich habe dieſen Befall des Winterweizens auch in Deutſchland in den letzten Jahren beobachtet und aus den überwinterten Larven im Früh⸗ linge die Halmfliege gezüchtet. Es dürfte alſo auch dieſe Fliege nur zwei Generationen, eine Winter- und eine Sommergeneration haben. Im all⸗ gemeinen ſcheint die Wintergeneration bei uns weniger Beſchädigungen im Getreide zu machen, als die ziemlich häufige Sommergeneration. In andern Gegenden könnte das Umgekehrte der Fall ſein. Dies dürfte ſich nach Ritzema Bos?) daraus erklären, daß die eine oder die andre von beiden mehr die wild wachſenden Gräſer bevorzugt, denn man hat die Fliege auch auf Poa und Holeus beobachtet. Die Gegenmittel werden wiederum in möglichſt ſpäter Herbſt- und möglichſt zeitiger Frühlingsſaat beſtehen. 4. Außerdem iſt noch eine Anzahl Dipteren bekannt, welche ungefähr in der gleichen Weiſe wie Fritfliege, Heſſenfliege oder Halmfliege leben und ſchädigen, jedoch nur ſeltener vorkommen dürften. Es ſind das: a) Diplosis equestris n., die Sattelfliege. Nach Wagners) leben die Larven dieſer bei Fulda, aber nicht häufig, beobachteten, 3—3,5 mm langen kirſchroten, gelb behaarten Fliege zwiſchen der oberſten Blattſcheide und dem Halm des Weizens. Die Scheide iſt ein wenig aufgebläht, etwas oberhalb des Knotens finden ſich in verſchiedenen Höhen rote, 4-5 mm lange Maden, jede die ſattelförmige Vertiefung einer wallartigen An⸗ ſchwellung des Halmes einnehmend und daſelbſt ſaugend. Die Anſchwellung beſteht aus bedeutend vergrößerten, unregelmäßigen Zellen, die nach innen bis zur Höhle des Halmes ſich fortſetzen. Solche Halme bleiben in ihrer Entwickelung zurück. Das Inſekt hat nur eine Generation, die Maden gehen zur Überwinterung in den Boden und verpuppen ſich daſelbſt im ) Vergl. Flora 1865, pag. 204. ) Tieriſche Schädlinge und Nützlinge, pag. 628. 3) Stettiner entomolog. Zeitg. 1871, pag. 414. Taf, IV. 7. Kapitel: Zweiflügler 85 Frühlinge, die Flugzeit iſt Mai und Juni. Es empfiehlt ſich tiefes Um— pflügen des befallen geweſenen Ackers. b) Epidosis (Tipula) cerealis S.., der Getreideſchänder. Getreideſchänder. In den Jahren 1813-1816 richtete in Baden und Württemberg die rote Larve (roter Kornwurm) dieſer 2,25 mm langen, braunrötlichen, ſchlanken Mücke am Spelz und an der Gerſte ungeheure Verwüſtungen an, indem ſie zahlreich zwiſchen den Blattſcheiden und dem oberſten Halmknoten lebte, der dadurch warzig, zackig und hin- und hergebogen wurde und ſamt der Ahre abſtarb. Man hat dieſen Schädiger bisher nicht ſicher wieder— gefunden, doch will ihn Cohn!) 1869 in Schleſien beobachtet haben. Auch auf Roggen ſoll die Mücke vorkommen. e) Oseinis vindicata Meg., der Fritfliege ſehr ähnlich, ſchwarz, Oscinis 2,3 mm lang, mit blaßbräunlichen Flügeln. Die Maden kommen bisweilen vindicata. an den Roggenhalmen über dem Wurzelknoten vor. d) Chlorops strigula Fabr., der Halmfliege ähnlich gefärbt, aber Cuorops der Hinterleib rußbraun, 4— 5 mm lang. Die Larve lebt im April über strigula. dem Wurzelknoten des Roggens zwiſchen den Blattſcheiden, wodurch der Halm dicker, die Blätter breiter, die Pflanzen robuſter werden; ſpäter gelangt die Larve am Halme etwas höher hinauf, dieſer wird dann trocken und knickt um; die Larve verpuppt ſich hier, und anfangs Juli kriechen die Fliegen aus. e) Chlorops lineata Zaör., kaum 2 mm lang, rötlichgelb, Hinter-Chlorops lineata. leib ſchwarz. Die Made lebt ebenfalls über dem Wurzelknoten des Roggens und Weizens, wodurch die Pflanze zwiebelartig anſchwillt und endlich zer— ſtört wird, wenn die Larven bis in die Mitte vordringen. Sie verpuppen ſich daſelbſt; die Fliegen erſcheinen im Mai. Dieſe legen ihre Eier an den Grund der Ahren unter die Blattſcheiden, wodurch ähnliche Mißbildungen entſtehen, wie bei Chlorops taeniopus. f) Chlorops Herpinii Gzer., kaum 2 mm lang, gelb, mit ſchwarzen Cblorops Streifen. Die Maden erzeugen an den Halmen der Gerſte dieſelbe als Gift Herpinii. bezeichnete Krankheit wie Chlorops taeniopus. g) Siphonella pumilionis Zyerk., eine kleine, gelbe, 1,55 —4 mm Siphonella lange Fliege. Die Larven leben in der jungen Winterſaat und über dem pumilionis. Wurzelknoten des älteren Halmes des Roggens, auch an der jungen Saat von Gerſte und Hafer, wie die Oscinis-Arten. h) Opomyza florum Fabr., die Wieſenfliege, 4,5—5,5 mm lang, Opomyza rotgelb oder bleichgelb. Die 4—5 mm langen, weißen Maden, die an forum. Wieſengräſern vorkommen, leben auch an den jungen Winterſaaten des Weizens und Roggens und an der Gerſte, wie die Fritfliege. i) Anthomyia (Hylemyia) coarctata Fall., die Getreide- Anthomyia blumenfliege, 6—7 mm lang, gelblichgrau, ſchwarz behaart. Die Larven coarctata. beſchädigen wie die Fritfliegen in der Wintergeneration die Winterſaaten des Roggens und Weizens, ſowie in den Frühlingsgenerationen die Sommer— ſaaten des Weizens und der Gerſte. k) Ceeidomyia cerealis Hitch, eine 2,5 mm lange, ſchwarze, an Cecidomyia der Unterſeite rote Mücke. Die Larve lebt unter der Blattſcheide des zweiten, eerealis. ſelten des dritten Halmgliedes unter der Ahre des Roggens, woſelbſt ein ſchwarzer Fleck ſich befindet, hinter welchem die Larve eine Rinne aus— 1) Abhandl. d. ſchleſiſch. Geſellſch. f. vaterl. Kultur 1868—69, pag. 196. Hormomyia Poae. 86 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden gefreſſen hat, infolgedeſſen die Halme an dieſer Stelle leicht knicken ). Das Inſekt iſt in Rußland und in Nordamerika beobachtet worden. 5. Hormomyia Poae Dose. (Hormomyia graminicola un.), eine 2,3— 2,8 mm lange, gelbliche Mücke, erzeugt an den Halmen von Poa ne- moralis eine oberhalb des Knotens ſtehende, 5—8 mm lange, eigentümliche Galle, die aus einer Menge um den Halm gewickelter, hellbrauner, haarartiger Fäden beſteht (Fig. 25). Dieſelbe, ſchon bei älteren Schrift— ſtellern erwähnt, wurde erſt von Prillieux? richtig beſchrieben. Die Larve ſitzt auch hier oberhalb des Knotens zwiſchen Halm und Blattſcheide; die Folge iſt, daß an dieſer Stelle aus dem Halme rings— um, mit Ausnahme derjenigen Seite, auf welcher die Larve ſich befindet, fadenförmige Auswüchſe in großer Zahl hervorbrechen und die Blatt⸗ ſcheide aufſpalten. Dieſe Faden— maſſe iſt an der der Larve gegen- überliegenden Seite geſcheitelt und nach beiden Seiten um den Halm herum gekrümmt, ſo daß die Larve von ihr feſt umhüllt wird. Die Fäden ſehen zwar dünnen Würzel— chen ſehr ähnlich, ſtimmen aber wegen ihrer Stellung oberhalb des Kno— tens und auch hinſichtlich ihres Baues nicht genau mit ihnen über- Fig. 25. ein. Letzterer zeigt aber doch inſo— Galle der Hormomyia Poae an Poa nemoralis. Links die ganze Galle, rechts dieſelbe der Länge nach durchſchnitten. n der Knoten des Halmes, t der Halm, g die Blattſcheide, k die zahlreichen Fä— den, in welche der Halm ausgewachſen iſt gegenüber der Stelle, wo zwiſchen ihm und der Blattſcheide die Larve i liegt. Nach Prillieux. fern Ahnlichkeit, als ein von Paren— chym umgebener centraler Fibro— vaſalſtrang vorhanden iſt, dem jedoch die Gefäße fehlen. Später iſt dieſe Gallenbildung von Beyerind?) unterſucht worden. Danach legt die Fliege die Eier auf die Mittel— rippe des Blattes, die Larven be— geben ſich dann erſt zwiſchen Scheide und Halm dicht über den Knoten, worauf die Gallenbildung be— ginnt. Zuerſt entſteht die in unſrer Figur auch ſichtbare Geſchwulſt durch Vergrößerung der Epidermiszellen und ſubepidermalen Zellen. Die Fäden ſind nach Beyerinck wirkliche Adventivwurzeln, welche mit Wurzel— haube verſehen ſind und endogen aus der inneren Rinde entſtehen, wobei ) Vergl. Kirchner, Krankheiten u. Beſchädigungen unſrer landw. Kul- turpflanzen, pag. 29. 2) Ann. des sc. nat. 3. ser. T. XX, pag. 191. 3) Botan. Zeitung 1885, pag. 305. 7. Kapitel: Zweiflügler 87 eine einzige Initiale Dermatogen und Periblem erzeugt. Dieſe Wurzeln können ſogar funktionieren, denn man kann aus ſolchen Gallen Stecklinge erzeugen, wobei aus der Blattachſel ſich ein Sproß entwickelt. 6. Cleigastra flavipes Meg. Die 7—8 mm langen, citronengelben Cleisastra Maden leben unter der oberſten Blattſcheide vou Phleum pratense und flavipes. freſſen am Halm und Blütenſtand. II. Wurzeln und andre unterirdiſche Teile zerſtörende, meiſt nicht gallenbildende Dipteren⸗Maden. Die folgenden Fliegenarten leben im Madenzuſtand an Wurzeln, Wurzeln Zwiebeln, Knollen oder Stolonen, indem ſie meiſt in dieſen Teilen Gänge bohren und ſie dadurch zerſtören, ſo daß gewöhnlich die ſo an— gegriffenen Pflanzen merkbar kümmern oder ſchnell abſterben. Die Bekämpfung dieſer Tiere beſteht im allgemeinen darin, daß die als be— fallen ſich erweiſenden kranken Pflanzen ſoweit möglich mit den Wurzeln und dem anhängenden Erdboden herausgenommen, in einem geeigneten Gefäß geſammelt, und dann verbrannt werden, noch ehe die Verpuppung und der Ausflug der Fliegen eingetreten iſt, was meiſt ziemlich bald geſchieht. 1. Anthomyia ruficeps Meig. (Anthomyia Ratzeburgii Zart), An Koniferen. 5 mm lang, hat durch Ausfreſſen der angefeimten Samen und Abfreſſen der Wurzeln an Sämlingen von Kiefern, Schwarzkiefern, Weymuthskiefern und Lärchen in den Saatbeten geſchadet ). 2. Anthomyia antiqua Meig., die Zwiebelfliege, 6,5 mm lang, Zwiebelfliege. ſchwärzlich, mit grauen Schüppchen dicht bedeckt, und mit weißgrauem Kopf. Die Fliege legt Ende April oder Anfang Mai die Eier an die Blätter der angebauten Zwiebeln und der Schalotten, von wo aus die Made nach der Zwiebel hinabſteigt, um die inneren Teile derſelben, außer den äußeren Schuppen, zu zerſtören, ſo daß die Zwiebel in Fäulnis über— geht und die Pflanze gelbe und welke Blätter bekommt, junge, aus Samen gezogene Pflänzchen gänzlich abſterben. In den Zwiebelkulturen werden da— durch bedeutende Beſchädigungen veranlaßt. Man findet eine bis mehrere der bis 9 mm langen weißen Maden in einer Zwiebel. Zur Verpuppung gehen fie in den Boden hinaus, und nach etwa 14 Tagen kommt die Fliege aus. Da man Maden den ganzen Sommer in den Zwiebeln findet, ſo exiſtieren wahrſcheinlich mehrere Generationen. Die Überwinterung ge— ſchieht im Puppenzuſtande. Gegenmittel ſind folgende: Das direkte Aus— nehmen der kranken Pflanzen, wobei jedoch leicht die Zwiebel abreißt und die Maden in der Erde bleiben; Unterlaſſung des Anbaues von Zwiebeln im darauf folgenden Jahre auf dem infizierten Lande, einmaliges tiefes Umgraben des letzteren. Beim Säen der Zwiebelſamen hat ſich nach Ritzema Bos?) in Holland eine ſpäte Saat, Ende März bis Mitte April, als ſchützend erwieſen, vielleicht, weil die Zwiebelpflanzen dann zur Zeit, wo die 1) Vergl. Hartig, allgem. Forit- u. Jagdzeitg. 1856, pag. 4. 2) Tieriſche Schädlinge und Nützlinge, pag. 620, und Landw. Verſuchs— ſtat. XXIII, pag. 207. 88 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beihädigung., welche d. Tiere verurſacht werden Fliege die Eier legt, noch nicht die dazu taugliche Entwickelung erreicht haben und die Fliege die Eier anderswo unterbringt, vielleicht, wie Ritze ma Bos vermutet, im Dünger. Auch iſt Beſtreuen des Bodens mit Ruß oder Kohlenpulver empfohlen worden, um die Fliegen abzuhalten. An Schalotten. 3. Anthomyia platura Meg, die Schalottenfliege, 4,5 mm lang, grau, mit drei braunen Striemen auf dem Rücken des Bruſtſtückes. Die Larve, welche gewöhnlich im Menſchenkot leben ſoll, iſt in derſelben Weiſe wie die vorige beſchädigend an den Zwiebeln der Schalotten und des Porree angetroffen worden. Bekämpfung wie vorher. An Zwiebeln. 4. Anthomyia furcata ch, 5,5 mm lang, gelblichgrau mit 4 ſchwärzlichen Längsſtreifen, iſt wie die erſtere an Zwiebeln beobachtet worden. Mondfliege an 5. Eumerus lunulatus Meg, die Mondfliege, 6— 7,5 mm lang, Kartoffeln metalliſch grün, auf den Ringen des Hinterleibes ſeitlich mit grauen Mond- und Zwiebeln. flecken. Die 8—10 mm lange graugelbe Made frißt im Herzen der Zwiebel oder im Grunde des Zwiebelſtengels. Neuerdings iſt ſie mehrfach an Kar— toffeln beobachtet worden, wo ſie das Mark des Stengelgrundes, unter der Erde beginnend bis etwas über die Erdoberfläche hinaufgehend ausfrißt, wodurch der Stengelgrund faul und das Kraut welk wird; die Erſcheinung gleicht der Schwarzbeinigkeit der Kartoffeln (Bd. IL, S. 359). Narciſſenfliege. 6. Merodon Nareissi E,, die Nareiſſenfliege. Die Larve frißt das Herz der Narciſſenzwiebeln aus, wodurch dieſe faulen. Spargelfliege. 7. Trypetafulminans Meg. (Platyparea poeciloptera S, die Spargelfliege, 8 mm lang, glänzend rötlichbraun, die Flügel mit dunklen Querbändern gezeichnet. Die 7—8 mm langen, gelblichweißen Maden bohren ſenkrecht verlaufende Gänge im Innern der Spargelſtengel, welche dadurch ſich krümmen, krüppelig wachſen, gelb oder faulig werden. Die Larven verpuppen ſich am Grunde der Stengel, die Puppen überwintern daſelbſt. Die Eier werden im Frühjahre von der Fliege zwiſchen die Schuppen der jungen Spargelköpfe gelegt. Die befallenen Stengel ſind herauszunehmen und zu verbrennen. An Orchideen— 8. Cecidomyidengallen an den Luftwurzeln von Orchideen (Dendrobium Luftwurzeln. und Cattleya), in Form weizen-bis erbſengroßer, knotenförmiger Anſchwellungen, wurden von Weſtwood) angegeben. 9. Anthomyia Brassicae Bouche, die Kohlfliege. Dieſe ungefähr Kohlfliege. 6 mm lange, aſchgraue, ſtark ſchwarzborſtige, mit feuerrotem Dreieck auf der ſilberweißen Stirn verſehene Fliege legt im Frühling ihre Eier in die Strünke und Wurzeln aller Kohlarten; nach ca. 10 Tagen ſind daraus die daden ausgekommen. Dieſe werden bis 9 mm lang, find walzenförmig, glatt, gelblichweiß und bohren ſich in den unterirdiſchen Stengelteil oder in die Rübe ein, oder freſſen ſie von außen an. Die Folge iſt, daß ſolche Pflanzen erkranken. Nach Ritzema Bos ſoll die Made Anſchwellungen an den Wurzeln hervorrufen; ich habe etwas Derartiges bei der Kohlfliege nie beobachtet, es dürfte wohl eine Verwechſelung mit andern Inſekten vor— liegen. Man findet dann einzelne oder auch zahlreiche Pflanzen im Wachs— tum und in der Entwickelung zurückbleiben oder wohl ganz ausbleiben (Fig. 26, die kranke b neben der geſunden a). Später gehen die Maden zur Verpuppung in die Erde, wo die gelb- bis rotbraunen Tönnchenpuppen in der nächſten Nähe der kranken Pflanzen liegen. Die Überwinterung geſchieht ) Garden. Chronicle 1885, pag. 84. . 7. Kapitel: Zweiflügler 89 ſowohl im Puppenzuſtand wie als Fliege. Da für die ganze Entwickelung höchſtens 8 Wochen genügen, ſo dürften ſich mehrere Generationen im Jahre folgen. Die ſich zeigenden kranken Pflanzen müſſen ſogleich ſamt der den Strunk umgebenden Erde herausgenommen und ins Feuer geworfen oder in einem tiefen Loch vergraben werden. Die Kulturen ſind wiederholt fleißig zu revidieren. Zweimaliger Anbau von Kohlarten hintereinander iſt, wenn die Kohlfliege vorhanden war, zu vermeiden. Fig. 26. Die Kohlfliege. a geſunde, b kranke Blumenkohlpflanze, verkleinert. e unterer Teil des Stengels, mit Madenlöchern, aus denen ſtellenweiſe Maden hervorkriechen, in natürlicher Größe; d eine vergrößerte Made. 10. Anthomyiafloralis 7a, Rettichfliege, Radieschenfliege, 6,5 mm lang, ſchwarzgrau, dicht behaart, mit ſchwarzem Stirndreieck. Die Made kommt in derſelben Weiſe wie die vorigen in den Wurzeln der Rettiche und Radieschen vor und hat dieſelbe Lebensweiſe. 11. Anthomyia radicum Z., die Wurzelfliege, 4,5—5,5 mm lang, ſchwärzlichgrau, der vorigen ähnlich. Die Maden finden ſich während des ganzen Jahres an den unterirdiſchen Teilen aller Kohlarten, des Rettichs und der Radieschen. Auch den Nelken ſind fie ſchädlich geworden ). 12. Anthomyia gnava Meg. Die Maden dieſer 6,5 mm langen, Rettichfliege. Wurzelfliege an Kohl ıc. An Kohl und ſchwärzlichen Fliegen ſollen in den Wurzeln der weißen Rübe und des Kohls weißen Rüben. vorkommen. 13. Anthomyiatrimaculata, 8 mm lang, hellgrau, weiß ſchillernd, mit 4 ſchwarzen Streifen auf dem Rücken. Die Larve ſoll ebenfalls in den Wurzeln vom Kohl und Raps vorkommen. ) Gartenflora 1888, pag. 382. An Kohl und Raps. An Kohl. An weißen Rüben. Möhrenfliege. ©elleriefliege. An Kümmel. Lupinenfliege. An Achillea. Gartenhaar- müde. 90 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden 14. Lasiops oceulta Mexg., 3,4 mm lang, ſchwarz. Die Larve ſoll in den Kohlwurzeln leben. 15. Chrysomyia formosa Sc., 9 mm lang, goldgrün glänzend Die Maden leben im Herbit und Winter in weißen Rüben. 16. Psila Ros ae Zaör., die Möhrenfliege, 4—5 mm lang, glänzend ſchwarz, mit gelbem Kopf und Beinen, fein behaart. Die 4,5 mm lange, gelbe Made frißt Gänge in den Möhrenwurzeln, infolgedeſſen dieſe braun werden und in Fäulnis übergehen und das Kraut welk wird, welche Er— ſcheinung man als Wurmfäule bezeichnet; ſolche Möhren werden auch eiſenmadig oder roſtfleckig genannt. Die Larven verpuppen ſich in der Erde und überwintern hier als Puppen. Im Frühjahr legt die Fliege ihre Eier an die Möhrenwurzeln. Im Sommer entſteht eine zweite Gene— ration. 17. Piophila Apii Weszw., die Selleriefliege, 4— 5 mm lang, ſchwarz mit rotgelben Beinen und braunem Kopf. Die Maden bohren in den Selleriewurzeln geſchlängelte Gänge und verderben ſie dadurch. 18. Chlorops glabra eig., weniger als 2 mm lang, gelb und ſchwarz. Die Maden ſollen am Stengelgrunde des Kümmels leben und ein Schwarzwerden der Blätter und der Herzblätter veranlaſſen ). 19. Anthomyia funesta Aö%n, die Lupinenfliege, bis 4,5 mm lang, bräunlich- oder weißgrau behaart und mit ſchwarzen Füßen. Von Mitte Mai an legen die Fliegen nach Kühn die Eier an die dann gerade keimenden Lupinenpflanzen; die bis 6mm langen, ſchmutzig weißen Maden freſſen Gänge an den Wurzeln, am Stengelchen und ſelbſt an den Keim— blättern, ſo daß die jungen Pflänzchen vernichtet werden. Beim Heraus— nehmen derſelben aus der Erde findet man dann oft die Maden nicht mehr, weil ſie ſich im Boden verkriechen und dann verpuppen. Ende Juni oder Anf- fang Juli kommt die Fliege aus. Da die Eier im Frühling erſt ziemlich ſpät gelegt werden, ſo ſchützt man die Lupinen vor dem Befallenwerden durch zeitige Ausſaat (vor Ende April). Gewöhnlich erweiſen ſich zeitig beſtellte Lupinen unverſehrt, während daneben ſtehende ſpät geſäete oft faſt ganz vernichtet werden. 20. Carphotricha guttularis Zöw. Die Made dieſer Bohrfliege erzeugt an den Wurzeln von Kchillea Millefolium gallenförmige Anſchwellungen. 21. Bibio hortulanus Z., die Gartenhaarmücke. Dieſe S—-9 mm lange, ſchwarze, an dem gelbroten Bruſtſchild leicht kennbare Fliege, die ſehr häufig im April und Mai in ſehr großer Anzahl auf den Feldern und in Gärten geſehen wird, iſt eigentlich kein ſtrenger Pflanzenbewohner, denn die Larven nähren ſich von abgeſtorbenen Pflanzenteilen im Erdboden, freſſen aber bei zahlreichem Auftreten auch lebende Pflanzenwurzeln. Die Maden ſchlüpfen im Juli und Auguſt aus den Eiern, erreichen aber ihre volle Größe, bis 15 mm, erſt im nächſten Frühjahr, wo dann die ſchmutzig graubraunen, walzenförmigen Maden durch ihren Fraß ſchädlich werden können. Sie gehen beſonders gern die Wurzeln von Umbelliferen, wie Möhren, Paſtinak, Fenchel ꝛc. an. Auch ſollen ſie an jungen Kohlpflanzen ſchädlich geweſen ſein nach Karſch?). Sie wühlen im Frühjahr den Boden in kleinen Erdhäufchen auf und laſſen kleine Löcher entſtehen, aus denen ) Vergl. Kühn, Mitteil. a. d. Landw. Inſt. d. Univerſ. Halle 1887. 2) Entom. Nachr. 1889. 7. Kapitel: Zweiflügler 91 dann die fertige Fliege zum Vorſchein kommt. In Gärten laſſen ſie ſich durch Wechſeln der Erde auf den Beeten im Herbſt vertilgen. 22. Tipula oleracea Z, die Kohlſchnake, und Tipula praten- sis Z., die Wieſenſchnake, bekannte große, langbeinige Schnaken, erſtere gelblichgrau, 21,5 — 26 mm lang, letztere ſchwarz, 14— 18 mm lang. Die grauen, bis 30 mm langen Maden dieſer Tiere leben im Boden, zwar meiſt von modernden Pflanzenteilen oder von Dünger, ſind aber ſchon von verſchiedenen Beobachtern!) an lebenden Pflanzen freſſend und dadurch ſehr ſchädigend gefunden worden. Beſonders Acker, welche vorher Grasland waren, ſollen von dieſen Erdſchnaken heimgeſucht werden, die ſich dann zuerſt unter den zurückgebliebenen Raſenſtücken in großer Anzahl zeigen und hauptſächlich an den Wurzeln, während der Nacht aber auch an den ober— irdiſchen Pflanzenteilen freſſen. Ritzema Bos beobachtete, daß die Larven, die er in einen Blumentopf mit Erde gebracht hatte, an den darin auf— gekeimten Weizenpflänzchen nicht bloß die Wurzeln, ſondern auch die Blätter anfraßen. Man hat ſolche Beſchädigungen außer an Wieſengräſern an Winterroggenſaaten im November, an Gerſte, Hafer, Kartoffeln, Kohl, Klee und Bohnen beobachtet. Am ſtärkſten iſt der Fraß im Frühling, alſo an den Sommerſaaten, weil dann die Maden erwachſen ſind. Sammeln der Maden vor Sonnenaufgang dürfte zu empfehlen ſein. Im Mai verpuppen ſie ſich und im Juni erſcheinen die Schnaken. Auch in Weidenhegern ſollen die Larven der Wieſenſchnake durch Abfreſſen der jungen Schößlinge im Frühling geſchadet haben. Forſtlich ſchädlich ſind auch die Larven der ſchwarzen, ſafranfarben gefleckten Tipula crocata und die der Tipula melanoceras durch Anfreſſen junger Sämlinge von Abies balsamea, beziehentlich Pinus sylvestris beobachtet worden. III. Zwiſchen den Nadeln der Koniferen äußerlich lebende Dipteren⸗Maden. Es giebt einige wenige Dipteren, die im Larvenzuſtande auf oder Kohlſchnake, Wieſenſchnake. Zwiſchen den zwiſchen den Nadeln von Pinus-Arten leben, dabei nur geringe oder Nadeln der gar keine Geſtaltsveränderungen dieſer Teile verurſachen, wohl abe Erkankung und Abſterben derſelben veranlaſſen können. 1. Diplosis (Cecidomyia) brachyntera Schwg., die Kiefern- Koniferen lebende Dipteren-Maden. Kiefernſcheiden— ſcheidengallmücke. Die 2,5—4 mm lange, gelbrote Larve lebt zwiſchen gallmücke der Baſis der beiden Kiefernadeln da, wo dieſe von der Scheide umfaßt iſt, und bewirkt durch ihr Saugen, daß das Nadelpaar im Wuchſe zurückbleibt und gelb wird. Solche Nadelpaare findet man nach Ratzeburg?) meiſt zerſtreut zwiſchen den grünen; der Schaden iſt daher meiſt kein bedeutender. Auch am Knieholz kommt die Mücke vor. Die Verpuppung geſchieht in der Erde. Die Mücken legen die Eier im Frühjahr zwiſchen die Nadeln der eben hervorkommenden jungen Triebe. Es giebt aber auch einen Rüſſelkäfer, Brachonyx pineti 22½., deſſen großköpfige, 3 mm lange Larve dieſelbe Lebensweiſe hat und ebenſo ſchadet, jedoch ſelten iſt. 1) Vergl. Ritzema Bos, Tieriſche Schädlinge und Nützlinge, pag. 594, 2, Forſtinſekten III, pag. 160. An Pinus inops. Kiefernharz⸗ gallmücke. In Blättern minierende Fliegenlarven. Am Getreide und an Gräſern. 92 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden 2. An der nordamerikaniſchen Pinus inops leben nach Oſten-Sacken!) Fliegenlarven zwiſchen der Baſis des Nadelpaares, welche dadurch an— ſchwillt und mit der benachbarten verwächſt und wobei die Spitzen der beiden Nadeln ſtark divergieren. 3. Diplosis (Cecidomyia) Pini Deg., die Kiefernharzgall— mücke. Die der erſten ſehr ähnliche Larve lebt frei auf der flachen Seite der Kiefernadeln in einem äußerlich anſitzenden, 2—4 mm großen, weißen Harzcocon (Harzgalle), welcher aus dem zarten, ſeidigen Geſpinnſte, umgeben von Harz, beſteht. Einen bemerkbar ſchädlichen Einfluß auf die Nadel ſcheint ſie nicht zu haben?). Die Mücke iſt auch an den Seekiefern, an Fichten und Tannen beobachtet worden. IV. In Blättern minierende Fliegenlarven. Zahlreiche Fliegenlarven ſind Blattminierer, ſie leben in Blättern, bringen an denſelben aber keine Gallenbildung, ſondern nur eine eigen— tümliche Verwundung hervor, ſie freſſen nämlich das Meſophyll unter Stehenbleiben der beiderſeitigen Epidermen und erzeugen dabei ent— weder enge Minengänge, in denen die Larve ſich immer vorwärts be— wegt, oder ſie höhlen nach allen Richtungen ganze Partien des Blattes aus (Fig. 27). Je ſtärker die Blätter einer Pflanze in dieſer Weiſe beſchädigt ſind, deſto nachteiliger wirkt dies ſelbverſtändlich auf den Ernährungszuſtand und die Produktion der Pflanze ein. Dieſe Maden gehen zur Verpuppung in die Erde. Die Bekämpfung kann ſich hier nur darauf beſchränken, daß man womöglich die mit ſolchen Minen behafteten Blätter zeitig, d. h. ſo lange ſie noch nicht von den Maden verlaſſen ſind, abpflückt. Es iſt zu bemerken, daß es auch Raupen von Motten und Weſpen giebt, welche in Blättern minieren, die daher in der nachfolgenden Überſicht nicht zu finden find. 1. Am Getreide und an Gräſern. Die Blätter werden, meiſt von der Spitze beginnend, im Innern ſo ausgefreſſen, daß auf gangartigen oder blaſigen Stellen nur die Oberhaut übrig bleibt und die Stelle bleich erſcheint, im Innern ſtellenweiſe dunklen Kot und an einem Punkte die Made enthält. Dieſe Fliegen machen aber auch noch andre Verwundungen an Getreideblättern, die man bisweilen zugleich neben den minierten Stellen findet. Ich beobachtete dies an der auf Roggen lebenden Fliege. Ich hatte die Larven in Zucht genommen; ſie verpuppten ſich in der Erde und lieferten nach 8 bis 14 Tagen die Fliegen. Letztere zwingerte ich mit keimendem Roggen ein. Sie ſetzten ſich an die herausgekommenen jungen Roggenblätter und ſchnitten mit der Legeröhre längliche Schnitte der Länge nach in das Blattgewebe und ſogen dann an der Wunde den Saft. Die Blätter vertrockneten infolge der zahlreichen Schnitte von der Spitze aus allmählich. In keiner dieſer zahlreichen ſtrichförmigen Wunden waren 1) Stettiner entomol. Zeitg. 1861, pag. 418. 2) Vergl. Ratzeburg, 1. e., pag. 159. vr. 7. Kapitel: Zweiflügler 93 Eier gelegt worden; es entwickelten ſich keine Larven darin. Man kennt folgende Fliegen, deren Maden in Getreide- und Grasblättern minieren. a) Agromyza lateralis Macg., ſchwarz, etwa 2 mm lang, wie die meiſten folgenden Arten, auf Weizen, Dinkel und Gerſte. b) Agromyza graminis Aalend., an Roggen, Dinkel, Dactylis und Bromus. c) Agromyza laminata Zw., an Phragmites und Phleum. d) Phytomyza einereiformis Hardi, an Gerſte. ö e) Phytomyza atra Meig., an Gerſte. | ) Phytomyza Milii Aaiend., an Poa. | g) Hydrellia griseola Zul., braun, 2,75 mm lang, an Gerite, | Hafer, Lolium, Poa. | h. Meromyza saltatrix 72, blaßgelb, 4— 5 mm lang, an ver- ſchiedenen Getreide- und Gräſerarten. 2. Anthomyia conformis Fall, die Runkelfliege, 5—6 mm Runkelfliegc. lang, der gemeinen Stubenfliege ziemlich ähnlich, aber aſchgrau und etwas borſtig. Die Tiere legen die Eier an die Unterſeite der Rüben⸗ blätter; die daraus hervorgehen— den anfangs kleinen Maden bohren ſich alsbald in das Blatt ein. Die Blätter der Zucker- und Runkel⸗ rüben bekommen dann häßliche, ab- geſtorbene Stellen, an welchen das grüne Blattgewebe ausminiert iſt und nur noch die beiden Blatthäute übrig ſind. Wenn man das Blatt gegen das Licht hält, ſo erkennt man in der Höhle an irgend einer Stelle eine oder mehrere 8—9 mm lange Maden (Fig. 27). Die Blätter werden manchmal ganz bis an den Stiel ausgehöhlt und verderben dann gänzlich, was dem Wachstum der Rübe ſchadet. Die Maden gehen aus den Blät⸗ tern in den Erdboden, wo ſie ſich ſchnell in die rötlichbraunen Ton- nenpuppen umwandeln; ſchon nach Fig. 27. etwa zehn Tagen kriecht aus dieſen Die Runkelfliege, ein Rübenblatt mit die Fliege aus. Es folgen ſich mehreren nn Stellen, ver: wegen der raſchen Entwickelung kleinert; links unten Maden und Puppen mehrere Generationen im Jahre, in natürlicher Größe; rechts die Fliege weshalb die Rübenblätter den in natürlicher Größe und vergrößert. ganzen Sommer über in dieſer Weiſe beſchädigt werden können. Ein gründliches Gegenmittel iſt noch nicht gefunden. Am erſten möchte noch helfen ein zeitiges raſches und fleißiges Abblatten der befallenen Blätter, in denen die Maden noch enthalten ſind, ſobald ſolche Blätter bemerkbar werden. — Ebenſo ſollen als Blattminierer Am Spinat. Am Hanf. Am Hopfen. Am Meerrettich. Am Raps. An Sellerie und Paſtinak. An Möhre und Kerbel. Am Paſtinak. Am Apfelbaum. An Himbeeren. Am Klee. An Luzerne. Am Wundklee, Raps und Meerettich. Am Wundklee ıc. An Bohnen und Wicken. An verſchiedenen Pflanzen. An Erbſen. An Kartoffeln. An Valerianella. An Chrysanthemum. Rollungen und Faltungen der Blätter. 94 JI. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden an Rüben aufteten Anthomyia nigritorsis Zen. und Aricia Betae Holmgr, letzterer in Schweden. n 3. Aricia Spinaciae Zobngr., miniert in den Blättern des Spinat und der Runkelrüben in Schweden. 4. Agromyza strigata Meig., in den Blättern des Hanfs. . Agromyza frontalis e, in den Blättern des Hopfens. . Phytomyza ruficornis Ze, in den Blättern des Meerrettichs. . Phytomyza femoralis Drischke, in den Blättern des Raps. . Acidia Heraclei Sun., in den Blättern des Sellerie und der Paſtinake. 9. Phytomyza obscurella Zad., miniert in Blättern der Möhre und des Kerbel. 10. Phytomyza fallaciosa 2%, in den Blättern des Paſtinak. ll. Agromyza minuta Mu, in den Blättern des Apfelbaumes. 12. Agromyza Spiraeae Aalend., in großen Minenhöhlen meiſt an den Spitzen der Blätter der Himbeeren. 13. Agromyza Rubi 2rischke, in ſchmalen Minengängen der Blätter der Himbeeren. 14. Agromyza carbonaria Zex., in den Blättern des Rotklees. 15. Agromyza Trifolii Xallenb., in den Blättern des Rot⸗ und Weißklees. 16. Phyto myza atra ig., in den Blättern des Weißklee. 17. Phytomyza affinis Zul., in den Blättern der Luzerne. 18. Agromyza nigripes Weg., in den Blättern der Luzerne und von Phragmites. 19. Drosophila flaveola WMeig., miniert in den Blättern des Wundklees, Raps und Meerrettichs. 20. Drosophila graminum ., in den Blättern des Wundklees, der Erbſe, des Kohls und Rettigs. 21. Agromy za scutellata Za, in den Blättern der Ackerbohne und Vogelwicke. 22. Agromyza Viciae Kallenb., in den Blättern der Wickenarten. 23. Phytomyza geniculata Meig., miniert in den Blättern vieler Pflanzen, als Erbſe, Steinklee, Olmohn, Cichorie, Sonnenblume, Topinambur, Gurke, Kohl, Dill, Phragmites. 24. Phytomyza Pisi Aa#end., in den Blättern der Erbſe. 25. Agromy za pusilla Meig., in den Blättern der Kartoffel. 26. Phytomyza albiceps Meig., in Blättern von Valerianella. 27. Trypeta Artemisiae. Die Larve iſt als ſchädliche Minirerin in Blättern von Chrysanthemum indieum gefunden worden. je AD V. Nollungen und Faltungen der Blätter. Den Gallen obigen Namens, die wir ſchon bei Milben (S. 58) kennen gelernt haben, begegnen wir auch bei den Dipteren; nur ſind hier die Rollen meiſt etwas weiter und in allen Stücken kräftiger und größer. Die Blattſubſtanz, ſoweit ſie an der Bildung beteiligt iſt, zeigt ſich hier immer hypertrophiert, ſie iſt dicker als im normalen Zu— ſtande; die Rollen und Falten werden dadurch feſt, mehr oder weniger 7. Kapitel: Zweiflügler 95 fleiſchig oder knorpelig. Eine Rolle bildet ſich, wenn der Paraſit, der das ungleiche Wachstum der beiden Blattſeiten veranlaßt, am Rande des Blattes ſich befindet; ſitzt er dagegen auf der Mitte der Blattfläche, ſo entſteht eine bauchige Falte oder Taſche auf dem Blatte. Immer iſt es die Kavität der Rollen und Falten, welche die Eier, be— ziehentlich die Larven oder Puppen der Fliegen beherbergt. Dieſe Gallen entſtehen entweder ſchon an den jungen eben aus der Knoſpe tretenden, oder an den ſchon nahezu entwickelten Blättern. Erſteres iſt der gewöhnliche Fall. Hier wird oft die Rollung, welche das Blatt in der Knoſpe hat, zur Galle benutzt, d. h. ſie gleicht ſich bei der Entfaltung des Blattes nicht aus und wird noch dicker. Oft iſt daher das Blatt von beiden Rändern bis zur Mittelrippe in zwei Rollen gewickelt, total oder nur teilweiſe. Oft find viele Blätter eines Sproſſes in dieſer Weiſe um— gewandelt. So find ſie bei Polygonum amphibium jo gerollt, daß die Blattunterſeite die Kavität bildet, entſprechend der revolutiven Knoſpenlage; dagegen haben die des Birnbaumes die Oberſeite des Blattes in der Kavität, weil die Knoſpenlage involutiv iſt. Oder die Einwirkung erfolgt erſt in dem Augenblicke, wo das junge Blatt ſich aus der Knoſpenlage begiebt, und dann braucht die Rollung nicht gleichſinnig mit jener zu ſein, z. B. bei den Blättchen der Roſenblätter (deren Knoſpenlage der Länge nach zu— ſammengefaltet iſt), indem dieſe mit beiden Rändern nach unten vollſtändig ſich zuſammenrollen. Endlich kann ſich die Galle auch erſt an dem nahezu völlig erwachſenen Blatte bilden. So wird z. B. an den Eichen ein Blatt— lappen nach unten flach angeklappt, an den Linden werden kleine Stücken des Blattrandes nach oben gerollt. Daß die Bildung dieſer Gallen in einigen Fällen ſchon bei der Eiab— lage des Muttertieres angeregt wird, alſo die Lebensaktionen der ſpäteren Larven dazu nicht nötig find, geht aus folgendem hervor. Bei Cecidomyia Pyri findet man in den an der Spitze der Triebe befindlichen jüngſt ent- ſtandenen Rollen nur die etwa ½ mm langen, ſpindelförmigen, bräunlichen, ohne Befeſtigung frei an der Epidermis liegenden Eierchen, bis zu zehn an der Zahl, die ſich aber ſehr raſch entwickeln, ſo daß in etwas älteren Blätterrollen ſchon die etwa 1 mm langen, weißen Maden vorhanden find. Man könnte einwenden, daß hier die natürliche Knoſpenlage des Blattes mit der ſpäteren Rollung der Galle gleichſinnig iſt und daher im erſten Stadium noch keine Galle darſtellt. Allein die Erſtarkung der Rolle iſt doch ſchon zu bemerken, wenn nur die Eier in ihr ſich finden. Noch be— weiſender ſind die Rollen an den Roſenblättchen, welche nicht mit der Knoſpenlage übereinſtimmen, ſondern erſt nach Entfaltung aus derſelben ſich bilden und dann im erſten Stadium nur die Eier bergen. Worin die bei der Eiablage ausgeübte gallenbildende Wirkung beſteht, iſt ſchwer zu ſagen. An den nach oben wulſtig gerollten Randpartien der Lindenblätter findet man im weiteren Umkreiſe eine Menge ſchwarzroter, runder, / mm großer Flecke, die nach der Galle hin immer mehr an Zahl zunehmen und dort zuſammenfließen. Sie ſehen Tröpfchen von Fliegenexkrementen ähnlich. erweiſen ſich aber als Stellen, in denen die Epidermiszellen und oft auch die angrenzenden Meſophyllzellen mit rotem Zellſaft erfüllt ſind. Sie ſind wohl die Folgen irgend einer Aktion des Tieres, obwohl man in der Epidermis mechaniſche Verletzungen nicht entdecken kann. Entſtehung. 96 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden Bau. Dauer der Gallen und Lebensweiſe der Tiere. Bekämpfung. An Pteris. An Quercus. An Betula. An Alnus. An Salix. An Populus. An Polygonum. An Viola. Die Verdickung der Blattmaſſe der Rollen und Falten iſt ſowohl eine Folge von Vermehrung der urſprünglichen Zellſchichten des Meſophylls als auch von Vergrößerung aller Zellen. Der Unterſchied von Paliſſadengewebe und Schwammparenchym wird dabei meiſt ganz verwiſcht, das Gewebe mehr gleichförmig aus ungefähr iſodiametriſchen Zellen zuſammengeſetzt, welche nur jpärlih oder faſt gar kein Chlorophyll enthalten. Die Rollen ſind daher mehr oder weniger bleich, doch bisweilen durch Färbung der Zellſäfte gerötet. Dieſe Gallen haben meiſt keine lange Dauer; jedenfalls werden ſie früher als das geſunde Blatt im normalen Zuſtande braun und trocken. Sie ſind daher für das Leben des Blattes nachteilig. Die Made hat ſich dann in ihnen verpuppt. Oder aber die Verwandlung findet in der Erde ſtatt; die Made verläßt dann vorher die Rolle. Letzteres iſt der gewöhn— lichſte Fall. Wo die Verwandlung in der Galle ſtattfindet, iſt es im Nach— ſtehenden bemerkt. Die Bekämpfung würde in einem rechtzeitigen Abſchneiden der be— fallenen Blätter oder der mit ſolchen Blättern beſetzten Triebe beſtehen müſſen. J. Ceeidomyia filicina Aiefer, in zurückgerollten, etwas ver- dickten Randrollungen der Fiederchen von Pteris aquilina. 2. Diplosis dryobia F. Zw., in den nach unten umgeklappten und verfärbten Blattlappen von Quercus. 3. Diplosis Siebelii A, in dem gerollten Rande zwiſchen je zwei Blattrippen von Quercus pedunculata und sessiliflora. 4. Diplosis dryophila Xen), in nach oben gefalteten und ver- krümmten, büſchelförmig gedrängt beiſammen bleibenden Eichenblättern. 5. Cecidomyia betulicola Aiefer?), in den zwei jüngſten nach oben zuſammengeſchlagenen Blättern der Triebe von Betula alba. Die Cecidomyia betuleti Xieſer ſcheint hier nur Inquiline zu ſein. 6. Ceeidomyia Alni Z. Zw., Konſtriktionen und taſchenförmige Höhlung auf der Oberſeite der verdickten Mittelrippe der Blätter von Alnus glutinosa und incana. 7. Cecidomyia marginem torquens Wz., in Randrollen an der Unterjeite der Blätter von Salix viminalis, einerea und incana, wojelbit ſie ſich verwandelt. 8. Cecidomyia elausilia che, in eben ſolchen Blattrollen von Salix alba. 9. Cecidomyia populeti Aös., in nach oben eingerollten Blatt- rändern von Populus tremula, beſonders an Wurzeltrieben. 10. Cecidomyia persicariae Z., veranlaßt an den Blättern von Polygonum amphibium var. terrestre und persicaria dicke, faſt bleiche, aber rotbäckige Rollen, deren Meſophyll ſtark verdickt, turgescent ſchwammig⸗ fleiſchig iſt und viele große, luftführende Intercellulargänge enthält. Die Larve verpuppt ſich in der Rolle. 11. Cecidomyia affinis Afer?), in Blattrandrollungen und de— formierten Blüten von Viola silvestris. 1) Zool. bot. Geſ. Wien, 1890, pag. 197. ) Zeitſchr. f. Naturwiſſ. LIX, pag. 324, und entom. Nachr. 1889. 7. Kapitel: Zweiflügler 97 12. Cecidomyia Thomasiana fer), an Linden, deren halb- An Linden. geöffnete Knoſpen an der Weiterentwickelung gehemmt werden und deren Blätter Faltungen und Konſtriktionen bekommen. 13. Cecidomyia tiliamvolens Aöös., in knorpelig verdickten Blattrandrollen nach oben bei Tilia parvifolia. 14. Diplosis acerplicans her, an den jüngeren Blättern von An Acer. Acer Pseudoplatanus im Mai blutrot gefärbte Falten blldend, welche vom Blattgrunde ſtrahlenförmig gegen die Randausbuchtungen laufen. Ahnliche Gallen macht Ceeidomyia acer erispans Ker D. 15. Diplosis Heraclei Aüös., in knorpeligen, gelben Blattaus- An Heracleum. ſtülpungen nach oben oder in Randumklappungen nach unten bei Heracleum sphondylium nach Rübjamen?). 16. Ceeidomyia corrugans Z. Zw., Kräuſelung der Fiederlappen der Blätter von Heracleum Sphondylium, indem das Blatt zu beiden Seiten der Mittelrippe eine Konſtriktion zeigt. 17. Cecidomyia Engstfeldii K 406., in gelbgrünen Ausbauchungen An Spiraea. des Blattes nach oben oder in umgeklapptem Blattrande nach unten bei Spiraea Ulmaria nach Rübſa men). 18. Cecidomyia pustulans s., in kleinen Grübchen der Blatt— unterſeite von Spiraea Ulmaria nach Rübjamen?). An Sanguisorba. 19. Ceeidomyia Sanguisorbae As. und Cecidomyia Peinei Rübs., in nach oben zuſammengefalteten, bleichen Fiederblättchen von San- guisorba officinalis nach Rübſamen)). 20. Cecidomyia rosarum Hardy, in den oben erwähnten, nach unten zuſammengerollten Blättchen der Roſen s). 21. Cecidomyia plicatrix Zöw, in den Falten gekräuſelter Blätter An Himbeeren. der Himbeeren. 22. Cecidomia Pyri Houcſié., 1,25 —2,25 mm lang, ſchwarzbraun, An Birnbaumen Hinterleib fleiſchrot mit braunen Binden. Die Larve lebt in den mit der Oberſeite vollſtändig eingerollten Blättern an den Triebſpitzen des Birn— baums. 23. Diplosis Cerasi Zw., zwiſchen blaſig gekrümmten und ver- krüppelten Blättern in der Nähe der Triebſpitzen des Kirſchbaumes. 24. Cecidomyia tortrix F. Zw., in eingerollten, runzelig unebenen An Prunus und knorpelig verdickten Blättern in der Nähe der Triebſpitzen von Prunus Aomestiea spinosa. 25. Diplosis marsupialis 4. Zow, lebt in einer taſchenförmigen Galle an der Blattunterſeite von Prunus spinosa und domestica. 26. Cecidomyia Onobrychidis g., 1,5 —2 mm lang, braun, An Onobrychis mit hellerer und dunklerer Zeichnung. Die rötliche Made lebt in hülſen— SEC förmig gefalteten, knorpelig verdickten, bleichen oder rötlichen Blättchen“) An Roſen. An Kirſchbäumen 1) Zool.⸗bot. Geſ. Wien 1888, pag. 95. ) Entom. Nachr. 1889. 3) Zeitſchr. f. Naturw. 1889, pag. 373. 4) Wiener entom. Zeitg. 1890, pag. 25. 5) Vergl. auch Löw, Verhandl. d. zool.⸗bot. Geſ. zu Wien 1875, pag. 29 ff. 6) Vergl. Löw, Verhandl. d. zool.⸗bot. Geſ. Wien 1875, paß 17. Frank, Die Krankheiten der Pflanzen. 2. Aufl. III. 98 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden An Trifolium. An Orobus. An Vicia. An Astragalus. An Gleditschia. An Robinia. An Fraxinus. An Stachys und Nepeta. An Lonicera. Unbeſtimmte Cecidomyiden an verſchiedenen Pflanzen. von Onobrychis sativa, Vicia, Ervum tetraspernum, Medicago lupulina, sativa und faleata und Astragalus Onobrychis und arenarius. An Medi- cago kommt ſie auch in einer Ausbauchung der Nebenblätter und der zwei erſten Blätter des achſelſtändigen Triebes vor. 27. Cecidomyia Trifolii Z. Zw., in zuſammengefalteten Blättchen von Trifolium pratense, repens und fragiferum, wo ſie ſich auch ver- wandelt. 28. Cecidomyia Orobi FZ. Zw., in knorpeligen Blattrandrollen von Orobus vernus. 29. Cecidomyia Viciae Kießen (l. c) it die an Vieia sepium in hülſenförmig gefalteten Blättern auftretende Diptere genannt worden. 30. Cecidomyia Giraudi Ma., in umgerollten und verdickten Blättchen von Astragalus austriacus. 31. Cecidomyia Gleditschia 0. S., in Nordamerika in hülſenartig gefalteten Blättchen von Gleditschia triacanthos, in denen ſie ſich ver⸗ wandelt. 32. Cecidomyia pseudacaciae i., in Nordamerika in hülſen⸗ förmig gefalteten jungen Blättchen der Triebſpitzen von Robinia pseuda- cacia und Cecidomyia Robiniae Halden, in verdickten Rollen der Blattränder derſelben Pflanze. 33. Cecidomyia acrophila ., in hülſenförmig der Länge nach gefalteten Blättchen von Fraxinus excelsior. 34. Diplosis botularia %., in bauchigen, taſchenförmigen Blatt⸗ falten nahe der Mittelrippe an den Blättchen von Fraxinus excelsior. Eine ähnliche Galle kommt auch auf der amerikaniſchen Fraxinus americana vor. 35. Cecidomyia Stachydis 2r., in eingerollten Blättern von Stachys sylvatica und Nepeta Cataria, woſelbſt ſie ſich verwandelt. 36. Cecidomyia Perielymeni Aöös., in bis zur Mittelrippe ein⸗ gerollten Blatträndern von Lonicera Perielymenum; Verwandlung in der Erde. 37. Außerdem ſind Larven von Cecidomyiden, aber noch nicht das vollſtändige Inſekt beobachtet worden in folgenden Blattrollen und Falten: in umgeſchlagenen, gedrehten und gekräuſelten Blättchen der Wedel von Aspidium Filix mas und Asplenium Filix femina; ferner in dem nach oben eingerollten, verdickten, bleichen oder geröteten Blattrande der Linde, in etwas verdickten, gelblichen oder rötlichen Falten längs der Seitenrippen der Blätter der Buche, in Blattrandrollen von Lonicera Xylosteum; in Falten zwiſchen den Seitenrippen der Blätter von Carpinus, nach Rübſameny, und in Blattfalten von Salix Caprea nach Rübjamen!), ſowie in ine wendig weiß behaarten Falten längs der Blattrippen amerikaniſcher Eichen- arten und in mehreren andern ähnlichen Gallen ebendaſelbſt, ferner an Anemone sylvestris, Berberis vulgaris, Genista pilosa, Lathyrus platy- phyllos, Solidago virgaurea, in Faltungen der Blättchen von Sorbus Au- cuparia (Kiefer, I. c.), in Blattrandrollungen von Fraxinus excelsior nach Hieronymus, des Apfelbaumes (Kieffer 1. c.), von Aegopodium Poda- graria nach Hieronymus). 1) Berliner entomol. Zeitſchr. 1889. 2) Jahresber. d. ſchleſ. Geſ. f. vaterl. Kultur 1890. 7. Kapitel: Zweiflügler 99 VI. Beutelgallen an Blättern. Diejenige Gallenform, welche als eine blaſen- oder beutelförmige Beutelgallen. Ausſtülpung der Blattfläche entſteht, wobei der Gallenbildner außerhalb des Blattgewebes bleibt und infolge der Ausſackung ins Innere des Beutels zu ſtehen kommt, wie es unter den Milben und Läuſen ſo gewöhnlich iſt, findet ſich bei den Gallmücken ſehr ſelten. 1. Cecidomyia bursaria r., die von Bremiy beſchriebene röhren- An Glechoma. förmige Galle, welche auf der Unterſeite der Blätter von Glechoma hederaceaſitzt. Sie hat einen an der Oberſeite des Blattes befindlichen, durch Haare ver— ſchloſſenen Eingang; im Grunde des Beutels liegt eine Larve. Mit der Reife derſelben fällt die Galle aus dem Blatte aus und die Larve ent— puppt ſich in derſelben; die Fliege ſchlüpft nach einigen Tagen aus, um ſogleich wieder Eier an die Blätter abzulegen. 2. Cecidomyia Pruni al., ſoll taſchenförmige Gallen auf der Mittel- An Zwetſchen. rippe der Blätter des Zwetſchenbaumes erzeugen. 3. Cecidomyia Reaumuri ſoll blaſenförmige Gallen auf den An Viburnum. Blättern von Viburnum Lantana erzeugen. 4. Eine unbekannte Cecidomyia ſoll nach von Schlechtendal?) auf An Quercus und den Blättern von Quercus peduneulata rundliche, flache, bleiche Blaſengallen Acer. erzeugen. Eine unbekannte Diptere erzeugt Grübchen oder Furchen auf der Blätterunterſeite von Acer campestre, Pseudoplatanus und monspessu- lanum nach Fr. Löw (I. c.). VII. Galläpfel auf Blättern. Es giebt eine Anzahl Mücken-Gallen, welche auf einer Anſchwellung Galläpfel auf der Blattmaſſe ſelbſt beruhen und eine wirklich im Innern des Blatt. Blättern. gewebes entſtandene Höhlung (Larvenkammer) haben, in welcher der von außen eingedrungene Paraſit ſich entwickelt. Alle ſolche aus einer Neubildung im Blattgewebe hervorgegangenen Gallen mit innerlicher Larvenkammer können als Galläpfel bezeichnet werden. Ihre Bildung beruht darauf, daß rings um die Stelle, an welcher der eingedrungene Paraſit ſich befindet, das Gewebe des Blattes durch Zellteilungen in ein parenchymatöſes, kleinzelliges Meriſtem übergeht, welches durch fortgehende Zellenvermehrung und durch Wachstum ſeiner Zellen eine Anſchwellung der Blattmaſſe erzeugt, die auf beiden Seiten der Blatt— fläche hervortritt oder nur an einer Seite über die Oberfläche ſich er— hebt. Im erwachſenen Zuſtande ſind aus dem Meriſtem gewiſſe Gewebe geworden, welche nun die Wand der inwendig die Larvenkammer ent— ) Monographie der Gallmücken in Denkſchr. d. allg. ſchweiz. Geſellſch. f. d. geſ. Naturwiſſ. 1847, pag. 20. 2) Jahresb. d. Ver. f. Naturk. Zwickau 1885. 7 * Entwicelung. 100 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden haltenden Galle bilden und meiſt ganz verſchieden ſind von denjenigen Geweben, aus welchen der normale Teil der Blattfläche beſteht. Dieſe Gewebe laſſen ſich oft in die unten näher beſchriebenen drei Schichten: die Außenſchicht, die Hart- oder Schutzſchicht und die Innenſchicht oder das Mark unterſcheiden. Dieſe Galläpfel können den Pflanzen deshalb ſchädlich werden, weil, wenn ſie in großer Zahl auf einem Blatte ent- ſtehen, das letztere in ſeiner Formausbildung behindert wird, und wenn viele Blätter eines und desſelben Sproſſes in dieſem Grade befallen ſind, eine kümmerliche Entwickelung der Zweige die Folge iſt. An niedrigen Rotbuchen ſind manchmal die meiſten Blätter ſo dicht mit den Gallen der Buchengallmücke beſetzt, daß man von dem eigentlichen Blatte kaum noch etwas erkennen kann und die Blätter kaum 2 em lang werden, ſich mehr oder weniger rückwärts krümmen und wie eine Stachelkugel ausſehen, an der oft keine Spur grüner Blattmaſſe mehr vorhanden iſt. Über die Entwickelungsgeſchichte und den fertigen Bau der Cecidomyiden⸗ Galläpfel ſind zuerſt von mir die folgenden bereits in der vorigen Auflage dieſes Buches S. 737 erwähnten Angaben gemacht worden. Die Gallen können ſowohl aus dem Meſophyll als auch aus den Blattnerven entſtehen. Die Galläpfelchen der Hormomyia capreae auf den Weidenblättern ſtehen bald gerade im Meſophyll, bald unmittelbar an einem dickeren Nerven, die Gallen von Hormomyia piligera auf der Oberſeite der Buchenblätter faſt ausnahmslos in der Achſel zwiſchen der Mittelrippe und den Seiten⸗ rippen, ohne dieſe zu berühren. Dagegen entſpringen diejenigen der Hormomyia Fagi fajt immer aus der Mittel- oder Seitenrippe, und zwar aus dem Parenchym ſeitlich des Gefäßbündels. Die Gallen auf den Blättern der Linden und der Spiraeae ulmaria haben eine deutliche Beziehung zu den Rippen, ſtehen meiſt auf oder unmittelbar neben einer ſolchen, und wäre es auch nur einer der feineren Nerven. — Die Ver⸗ mutung, daß die Eier nicht in das Blatt verſenkt, ſondern äußerlich ab- gelegt werden, und erſt die Larve in das Innere zu liegen kommt, iſt von Fockeu!) an den Gallen von Hormomyia Fagi beſtätigt worden; es iſt mir jedoch aus der gegebenen Beſchreibung der Entwickelung nicht klar geworden, wie hier die Larvenkammer entſteht. Die Entwickelung der Gallen von Hormomyia capreae beginnt nach meinen Beobachtungen damit, daß, wenn die Made von der Unterſeite aus in das Gewebe der Weidenblätter eingewandert iſt, daſelbſt in der ganzen Dicke des Meſophylls eine bedeutende Vermehrung der Zellen in Form eines Meriſtems erfolgt. Zugleich ſtrecken ſich dieſe Zellen in der Richtung der Dicke des Blattes, und da die Zellenteilung durch Scheidewände rechtwinkelig dazu erfolgt, ſo iſt das Meriſtem zuſammengeſetzt aus kleinen, ungefähr rechteckigen, protoplasma⸗ reichen Zellen, welche ſehr deutlich in parallelen Reihen rechtwinkelig zur Blattfläche geordnet und ſtellenweiſe, wo die Querteilung minder lebhaft ) Refer. n. Juſt, bot. Jahresb. 1890, II, pag. 164. 7. Kapitel: Zweiflügler 101 geweſen iſt, in dieſer Richtung ſchlauchförmig geſtreckt ſind. Nach den Seiten hin geht das Gewebe in den normalen Bau des Blattes über. In der Mitte, mehr der unteren Blattſeite genähert, enthält der Meriſtem— körper eine längliche Höhlung, in welcher ſich die Larve befindet (Fig. 28 A). Die Zellen um dieſe ſind nur wenig kleiner als die übrigen. Die Höhle ſetzt ſich nach außen in einen engeren Gang fort, der wahrſcheinlich von der Einwanderung des Paraſiten herrührt, aber äußerlich durch Gewebe— wucherung verſchloſſen zu werden ſcheint. Nachdem dieſe meriſtematiſche Anſchwellung die doppelte bis dreifache Dicke des Blattes er— reicht hat, beginnt die Gewebe— differenzierung. Der größte Teil des Gewebes (Gallenmark, Fig. 28 Bi), bleibt aus kleinen, unregel— mäßig eckigen, dünnwandigen, keine Intercellulargänge bildenden Zellen zuſammengeſetzt. Infolge von Verſchiebung ſtellen dieſelben jetzt ein ſehr unregelmäßiges Parenchym dar; kleine Gefäß— bündel gehen aus der umliegenden Blattmaſſe in dasſelbe und ver- zweigen ſich hier, ſowohl nach der unteren wie nach der oberen Hälfte der Galle. An beiden Seiten haben ſich zwei bis drei nur durch etwa eine Zellenlage von der Epidermis getreunte Zellſchichten zu verholzten, ſehr dickwandigen, getüpfelten, rund— lichen Sclerenchymzellen ausge— bildet. Auch quer durch das Blatt hindurch geht eine ſolche Schicht, ſo daß das Gallenmark von einem vollſtändigen Mantel von Fig. 28. Galläpfel der Hormomyia capreae Wz., auf den Blättern von Salix Caprea, im Querſchnitt des Blattes. A junger Zuſtand, Übergang des Meſophylls in Meriſtem. In der Mitte die Larven— kammer. In der rechten Seite der Blatt— fläche verläuft ein Nerv. B nahezu aus⸗ gebildeter Zuſtand. h die Schutzſchicht, i das Gallenmark, welches bei mm zu Wülſten auswächſt, welche eine neue Mündung für die Larvenkammer bilden, nachdem die Außenſchicht und die Schutz— ſchicht bei o in Form eines runden Loches ſich geöffnet haben. k Fibrovaſalſtrang. Sclerenchhm (Fig. 28 B, h) 20 fach vergrößert. umgeben iſt. Die Galle mündet auf der Unterſeite mit einer runden Offnung (o), welche auf folgende Weiſe entſteht. Anfangs ſind die Epidermis und die ihr zunächſt angrenzenden Zellſchichten noch über die Galle ausgeſpannt. Infolge des gegen die Unterſeite hin am ſtärkſten erfolgenden Wachstums des Gallenmarkes wird dieſer Mantel hier geöffnet, und das immer weiter auseinander weichende Gewebe bildet den erwähnten Eingang. Gleichzeitig konſtituiert ſich aber darunter aus dem Gallenmark eine Art neuer Mündung, die zugleich der Ausgang aus der Gallenhöhle iſt (Fig. 28 B, mm). Das Mark bildet einige gegen einander gerichtete Wülſte, zwiſchen denen der Gang nach der Höhle führt. Die an dieſen angrenzenden Zellen der Wülſte nehmen die Beſchaffenheit einer cuticulari— ſierten Epidermis an, ſind auch mehr oder weniger papillenartig gewölbt. Von außen kann man oft unter der Mündung dieſe Wülſte mehr oder Bau. Art der Offnung. An Salix. 102 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden weniger deutlich erkennen. Bremi), welcher dieſe Galle beſchrieb, läßt ihre Mündung anfangs mit einer halbdurchſichtigen Membran, wie mit einem Trommelfell überzogen ſein; er meint damit wahrſcheinlich das allmählich zerreißende oberflächliche Gewebe daſelbſt. Der anatomiſche Bau der Cecidomyiden-Galläpfel läßt, ſoweit ich verſchiedene derſelben geprüft habe, trotz aller ſonſtigen Verſchiedenheiten drei Schichten der Gallenwand unterſcheiden: 1. die Außenſchicht, 2. die Hartſchicht oder Schutzſchicht und 3. das innere Gewebe oder das Gallenmark. Die erſtere beſteht aus der Epidermis und einer mehr oder weniger ſtarken Lage darunter liegender weichwandiger Parenchymzellen, welche allmählich in die Hartſchicht übergehen oder auch von derſelben abgegrenzt ſind. Die Epidermis zeigt bei den größeren Gallen, wie denen von Ceeidomyia Fagi und tiliacea keine Spaltöffnungen. Die Schutzſchicht beſteht aus verholzten, daher mehr oder weniger hartwandigen, oft ſehr großen Zellen mit getüpfelten, bisweilen äußerſt ſtark verdickten Membranen. Das Gallenmark iſt durch kleinere und zunächſt wenigſtens nicht verholzte Parenchymzellen und durch die meiſt in dieſer Schicht verlaufenden Gefäßbündel charakteriſiert. Bei den oben beſchriebenen Weidengallen iſt ſie ungewöhnlich mächtig ent— wickelt. Häufiger bildet ſie nur eine dünne Wandauskleidung der Larven— kammer, denn ſie ſcheint ſpäter oft durch die Larve zum Teil aufgezehrt oder ſonſt desorganiſiert zu werden, wohl auch mit an der Verholzung teilzunehmen und getüpfelte Membranen zu bekommen. Abweichend von dieſem Schema des Baues verhalten ſich jedenfalls die von Löw?) beſchriebenen Gallen der Cecidomyia Sonchi Z. Zw. auf Sonchus oleraceus und arvensis. Sie beſtehen aus einer Auftreibung des Blattparenchyms nach oben, wodurch auf der Oberſeite eine blaſenähnliche Erhabenheit entſteht. An der betreffenden Stelle befindet ſich auf der Unterſeite des Blattes eine muldenförmige Einſenkung, die aber von einem zarten Häutchen, der Epidermis, geſchloſſen iſt, welche ſich von dem nach oben ausgebauchten Parenchym loslöſt und ſo allein die untere Wand der Larvenkammer bildet. Sie hat regelmäßig ein äußerſt kleines Löchelchen. Die Larve entpuppt ſich in der Galle und ſchiebt ſich durch die dünne untere Gallenwand heraus. Die Art, wie die bis zur Reife vollſtändig geſchloſſenen Galläpfel ſich öffnen und den Paraſiten befreien, iſt ungleich. Entweder bohrt die Larve oder die Puppe ſelbſt ein Loch in die Gallenwand, wie die Ceeidomyia Sonchi und die Cecidomyia oenophila (ſ. unten). Oder die Offnung geſchieht infolge eines organiſchen Prozeſſes. Die kegelförmige Galle der Ceeidomyia ulmaria zerreißt am Scheitel in Form einer Spalte oder von Klappen, wobei jedenfalls Gewebeſpannungen, vielleicht zugleich auch Kraft— anſtrengungen der ſich hervorſchiebenden Puppe beteiligt ſind. Ein deckel— förmiges Abſpringen des Oberteiles der Galle findet ſtatt bei derjenigen von Cecidompia tiliacea (j. unten). Von vielen Gallen iſt es noch un— bekannt, wie ſie ſich öffnen. 1. Hormomyia capreae ., an Salix caprea und verwandten Arten, die oben (S. 101) beſchriebenen I—2 mm großen, harten, glatten, N) 1. e. pag. 67. 2) Berhandl. d. zool.⸗bot. Gef. Wien 1875, pag. 19. 7. Kapitel: Zweiflügler 103 gelblichen, runden Galläpfelchen, welche auf beiden Blattſeiten vorragen, an der Unterſeite mit einem kreisrunden Loch verſehen ſind. Die Larve verläßt die Galle, um ſich in der Erde zu verpuppen. Davon verſchieden ſind große, mehrkammerige, harte Anſchwellungen an der Mittelrippe von Salix caprea und verwandten Arten. 2. Diplosis tremulae e., ein- oder mehrkammerige, bis erbſen— große, harte, gelblichgrüne, oft rot angelaufene Gallen auf den Blättern und Blattſtielen von Populus tremula. 3. Lasioptera populnea Macſill. ), runde, auf beiden Blattſeiten vorſpringende, holzige, oberſeits gerötete, an der Blattbaſis und längs der Mittelrippe ſitzende Gallen von Populus alba und canescens bei Wien. Verwandlung in der Erde. 4. Diplosis globuli X s., wird von Rübſamen?) angegeben in hanfkorngroßen, einkammerigen, kugeligen, harten Gallen, die an der Blatt— unterſeite einen von einem erhabenen Ringe umgebenen enggeſchloſſenen Eingang haben ſollen. An Populus tremula. 5. Hormomy ia Fagi Hartig, die Buchengallmücke, erzeugt die auf der Oberſeite der Rotbuchenblätter ſitzenden, 5—8 mm langen, ei— kegelförmigen, glatten, gelblichen oder ge— röteten, harten Galläpfel (Fig. 29) 3). Die Gallenwand hat eine Hartſchicht, die aus weiten, relativ dünnwandigen, getüpfelten, verholzten Zellen beſteht. An der Unterſeite des Blattes hat die Galle einen koniſchen Fortſatz, welcher von einem äußerſt feinen Kanal durchbohrt iſt, der am Scheitel des koniſchen Zapfens als ein Pünktchen endigt. Derſelbe iſt von papillen- oder keulenförmigen 5 Haaren, die aus den den Kanal bildenden Fig. 29. Zellen entſpringen, wie mit lockerem Gewebe Galläpfel von Hormomyia ausgefüllt. Vielleicht geht die Bildung des Fagi auf der Oberſeite der Kanals von der Stelle aus, durch welche Rotbuchenblätter. Keine ganze anfänglich der Paraſit eingedrungen iſt. Oe 5 ee nebſt 14 Das Inſekt verpuppt ſich in der abgefallenen Stelle de? Blaues, auf wel. f zun cher ſie ſitzt, der Länge nad Galle, entweder ſchon im Herbſt oder im durch nike, um e nächſten Frühjahr, und ſchlüpft mit dem kammer zu zeigen: 2 mal vergr. Ausbruche des Buchenlaubes aus. Wie es die Galle verläßt, ſcheint nicht bekannt zu ſein. 6. Hormomyia piligera Z. Zw. (Cecidomyia annulipes Hartig), die oben S. 100 erwähnten 2—3 mm großen, braunhaarigen, kegelförmigen Gallen auf der Oberſeite der Rotbuchenblätter in den Nervenwinkeln ). 7. Eine Blattgalle an Fagus sylvatica in Form einer Blattparenchym— Anſchwellung wird von Löws) erwähnt. ) Wiener Entom. Zeitg. V, pag. 308. 2) Berl. Entom. Zeitſchr. 1889, pag. 43. 3) Vergl. Fockeu, Revue biolog. du Nord de la France 1890; refer. n. Juſt, bot. Jahresb. 1890 II, pag. 164. ) Vergl. Löw, Zool.⸗bot. Geſ. Wien XXXVI, pag. 97. 5) Zool.-bot. Geſ. Wien 1888, pag. 5. An Populus. An Buchen. An Carpinus. An Quercus. An Urtica. An Betula. Am Weinſtock. An Linden. An Liriodendron. An Aesculus. An Carya. An Hamamelis. 104 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden 8. Ceeidomyia Carpini Z. Zw., mehrkammerige Verdickungen der Mittelrippe der Blätter von Carpinus Betulus. 9. Auf den Blättern von Quereus Cerris ſind beobachtet worden die durch Cecidomyia Cerris Koll, verurſachten, oben kegelförmigen, kahlen, unten behaarten, buckelförmigen, die durch C. cireinans Gir. veranlaßten ſcheibenförmigen, behaarten, auf der Unterſeite ſitzenden Gallen und hörnchen— förmige, harte Gallen an der Oberſeite von einer unbeſtimmten Diptere. Auch auf mehreren amerikaniſchen Eichenarten kommen Dipterengalläpfel an Blättern vor. 10. Cecidomyia Urticae Perr., runde Gallen an der Blattbaſis auf den Blattſtielen, auf Internodien und Inflorescenzachſen von Urtica dioica. 11. Diplosis betulina fer, in Blattgallen von Betula pubescens und alba. Dieſelben ſind kreisförmig, beiderſeits ſchwach konvex, 3—4 mm groß, oft mit roter Zone umgeben. Verpuppung in der Erde. 12. Hormomyia rubra Kiefer), in grünen oder violetten An⸗ ſchwellungen der Mittelrippe oder der Seitenrippen, am Blattgrunde oder auch in Anſchwellungen des Blattſtieles bei Betula alba und pubescens. 13. Cecidomyia oenophila Zain, runde, warzenförmige, 2 mm große, auf beiden Blattſeiten vorragende, purpurrote Gallen auf den Wein⸗ blättern, zahlreich auf einem Blatte, immer an den Haupt- und Seiten⸗ rippen. Sie bilden ſich im Mai und werden Ende Juni durch ein Bohrloch an der Unterſeite von der Larve verlaſſen, worauf ſie einſchrumpfen und einen braunen Fleck am Blatte zurücklaſſen ). Auf der Blattoberſeite der meiſten nordamerikaniſchen Rebenarten ſind hörnchenförmge, rote, einkammerige Gallen einer unbeſtimmten Fliege bekannt. 14. Cecidomyia tililacea 2r., in der Blattfläche der Linden ſitzende, 1½ mm große, harte, purpurrote, auf beiden Blattſeiten ungefähr halb- kugelig vorragende Gallen. An der einen Seite erhebt ſich die Vorragung etwas höher zu einer gelben Kuppe, und dieſer Teil ſpringt bei der Reife der Larve, die ſich in der Erde verpuppt, ringsum ab. Die Galle iſt in Deutſchland in Frankreich mehrfach beobachtet worden. 15. Zwei Arten Gallen auf den Blättern von Liriodendron tulipifera in Nordamerika von unbeſtimmten Dipteren. 16. Cecidomyia griseocollis &, bildet linſenförmige Gallen auf der Unterſeite der Blätter von Aesculus. 17. Eine Cecidomyiden⸗Larve in 1 cm langen, kegelförmigen, harten Gallen auf den Blättern von Aesculus Hippocastanum nach Rudow). 18. Diplosis Caryae 0. S., rundliche, zugeſpitzte, glatte, jpäter holzig harte Gallen auf der Unterſeite der Blätter von Caxya in Nordamerika. Außerdem werden noch ſechs verſchiedene Gallenarten auf den Blättern desſelben nordamerikaniſchen Baumes angegeben, deren Erzeuger un— beſtimmte Dipteren ſind. 19. Cecidomyia Aceris Su. erzeugt an Hamamelis virginica koniſche Gallen auf der Blattoberſeite. 1) Zool.-bot. Geſ. Wien 1890, pag. 197. 2) Vergl. G. v. Heimhoffen in Verh. d. z00l.-bot. Gef. z. Wien 1875, pag. 803 ff., und Thomas, Entom. Nachr. XII, pag. 199. 3) Zeitſchr. f. Pflanzenkrankh. I. 1891, pag. 335. 7. Kapitel: Zweiflügler 105 20. Hormomyia Corni Gir., mehrfammerige, harte, oben und unten An Cornus. vorragende Gallen auf den Blättern von Cornus sanguinea. 21. Heteropeza transmarina S., kleine, koniſche Gallen aufun Callistemon. Blättern von Callistemon in Sidney. 22. Auf der Mittelrippe der Blätter der nordamerikaniſchen Crataegus An Crataegus. tomentosa kommen halbkugelige Gallen vor, welche wie ein Bedeguar außen mit verzweigten, an den Spitzen geröteten Fäden dicht beſetzt ſind. 23. Cecidomyia ulmariae Dr. an den Blättern von Spiraea An Spiraea. ulmaria ca. 2 mm große Gallen, die an der Oberſeite ſchwach halbkugelig, an der Unterſeite lang koniſch vorſtehen und wollig behaart find (vergl. S. 100 und 102). 2 24. Ceeidomyia oleae Zr. Lor), erzeugt an den Blättern des Ol- Am Slbaum. baumes länglich ovale, wulſtförmige Anſchwellungen von 3—5 mm Länge, die wenig über das Blatt ſich erheben und je eine Larve enthalten. In Kroatien und Iſtrien. 25. Diplosis Phyllyreae Z. Zw., linſenförmige, an beiden Blattſeiten An Phyliyrea. vorragende Gallen an Blättern von Phyllyrea media bei Trieſt. 26. Auf der Unterſeite der Blätter von Rosmarinus officinalis ent-An Rosmarinus. ſtehen durch eine unbeſtimmte Cecidomyide 6—8 mm lange, ſpindelförmige Gallen, die zuletzt an der Spitze durchfreſſen werden. 27. Auf den Blättern von Viburnum Lantana rundliche, blaſenförmige An Viburnum. Gallen einer unbeſtimmten Diptere, von mir auch in den Alpen gefunden. 28. An den Blättern von Scorzonera humilis Blattparenchymgallen An Scorzonera. nach Löw). 29. Diplosis Centaureae 7. Zw., pujtelartige, gelbe Gallen auf An Centaurea. Centaurea Scabiosa in Oſterreich. 30. Ceeidomyia Hieracii Z. Zw., wenig konvexe, blaſenförmige An Hieracium. Gallen auf Blättern von Hieracium murorum und andern Arten in Europa. 31. Ceeidomyia Sonchi Z. Zw., die oben (S. 102) beſchriebenen An Sonchus. Gallen von Sonchus. 32. Ceeidomyia Leontodontis Zr, auf den Blättern von An Taraxacum Taraxacum offieinale und Leontodon hastilis unterſeits ſtark konvexe, und Leontodon. blaſenförmige Gallen. Vielleicht iſt damit Cecidomyia Taraxaci Aüefer identiſch. 33. Auf den Blättern nordamerikaniſcher Solidago-Arten blaſenförmige An Solidago. Gallen. 34. Hormomyia Millefolii E Zw., erzeugt in der Achſel der An Achillea. Blätter und auch auf den Blättern von Achillea Millefolium und nobilis eiförmige, ca. 6 mm lange glänzende, ſchwärzlich grüne Gallen, welche zur Zeit der Reife ſich ſpalten in mehrere nach außen ſich um— biegende Teiles). 35. Hormomyia Abrot ani rail, erzeugt auf den Blättern von An Artemisia.“ Artemisia Abrotanum eine ſehr kleine, ſpitzkegelförmige, gelblich-grüne oder rötlich⸗grüne Galle. Die Fliege verwandelt ſich in der Galle. ) Berliner Entomol. Zeitſchr. 1885, pag. 109. 2) Zool.⸗bot. Geſ. Wien 1888, pag. 5. 3) Vergl. Thomas, Halle'ſche Zeitſchr. f. d. geſ. Naturwiſſ. 1877, S. 367, Stengelgallen. An Selaginella. 106 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden VIII. Stengelgallen. Viele Dipteren leben als Larven innerhalb von Stengeln und werden dadurch Veranlaſſung, daß der befallene Stengelteil die Form einer Anſchwellung annimmt, in deren Inneren die Larven ſich befinden. Nicht hierher gehören die Triebſpitzendeformationen, weil bei ihnen die Larven nicht innerhalb des Stengels ſich befinden. Im ſpeziellen zeigt aber die Natur der Stengelgallen ziemliche Mannigfaltigkeit. Einige Fälle giebt es ſogar, wo der Aufenthalt der Maden innerhalb des Stengels kaum zu einer wirklichen Verdickung des letzteren Veran— laſſung giebt, während allerdings in den meiſten Fällen eine aus⸗ geprägte Gallenbildung zu ſtande kommt. Die Stengelgallen entſtehen entweder dadurch, daß der Stengel in einer gewiſſen Strecke durch ſtarkes peripheriſches Wachstum gleichſam aufgeblaſen wird und in— wendig eine Höhlung, die Larvenkammer, bekommt; es ſtehen daher hier auch ringsum auf der Galle Blätter. Da mit Eintritt dieſer Gallenbildung der Vegetationspunkt des Stengels in ſeiner Fortbildung behindert wird, ſo befindet ſich die Galle entweder in der Nähe der Spitze des Hauptſtengels oder, wenn ſie aus kleinen Seitenzweigen entſtanden iſt, an der Seite des Hauptſtengels. Oder die Galle entſteht durch Wucherung einer einzelnen Partie des Parenchyms eines einzigen Internodiums, womit auch eine lokale abnorme Thätigkeit des Cam⸗ biums verbunden ſein kann. Dann tritt die Galle als eine An— ſchwellung einſeitig oder wohl auch ringsum am Stengel auf, ragt wohl auch bei hohlen Stengeln nach innen vor. Eine von allen andern abweichende Gallenbildung iſt die unten erwähnte der Weiden— holzgallmücke, indem ſie auf einer abnormen Thätigkeit des Cambiums alter Aſte beruht, die ſich über größere Strecken derſelben ausdehnt. 1. An Selaginella pentagona erzeugt nach Straßburger) eine Cecidomyiden-Larve eine an der Seite der Stengel ſitzende, ſpindelförmige, 20 mm lange, 2 mm breite Galle, welche ſich als deformiertes, innen hohles Zweiglein darſtellt, deſſen Höhle von der Larve eingenommen iſt. Solche Zweiglein ſind beſonders dadurch merkwürdig, daß ſie nicht wie die nor— malen Sproſſe bilateral ſind und nicht gegenſtändige Blätter, ſondern ſechs Zeilen in alternierend dreizähligen Quirlen ſtehende Blätter haben, und demgemäß ſogar mit einer dreiflächig zugeſpitzten (ſtatt einer zweiflächig zu— geſchärften) Scheitelzelle wachſen. In der Gallenwand verlaufen aus dem Stengel kommende Gefäßbündel, die nach den Blättern gehen. Der Stiel und der untere Teil der Höhle wird durch ſchlauchförmig in dieſelbe hinein— wachſende Zellen ausgefüllt. Uber die Entſtehung der Galle iſt nichts be- kannt. 2 2. Cecidomyia abietiperda Zezsch, bewohnt die einjährigen Triebe der Fichten, die dadurch die Nadeln verlieren, ſich krümmen und 1) Bot. Zeitg. 1873, pag. 105. 7. Kapitel: Zweiflügler 107 einſchrumpfen. Die Larven liegen in tönnchenförmigen Gallen, welche in den Nadelpolſtern ſich befinden und durch Rinde und Holzkörper bisweilen bis auf die Markröhre reichen. Die Mücken fliegen im nächſten Früh— linge aus ). 3. Cecidomyia Piceae Henccl., an der Baſis der vorjährigen An Fichte. Fichtentriebe, in gallenartigen Erweiterungen an der Baſis der Nadeln; die Triebe verkümmern infolgedeſſen, ſitzen nur locker an und fallen leicht ab ). 4. Ceeidomyia scutellata Boie,, die Maden freſſen im Innern An Phragmites. des Halmes von Phragmites communis das Mark aus. 5. Lasioptera Arundinis 9%. Die Maden leben geſellig im Marke der jungen Triebe von Phragmites communis. 6. Lasioptera flexuosa Wi. Die Maden leben geſellig in dem ganzen, mit ſchwarzer, mulmiger Maſſe erfüllten Innenraum von Seiten— trieben der Halme von Phragmites communis, wobei das Längenwachstum nicht gehemmt, die Wand des Internodiums aber dick und hart wird. Die Naden verpuppen ſich darin. 7. Cecidomyia inclusa Ma., erzeugt im Innern der Halme von Phragmites communis reiskorngroße, einzeln oder dicht gedrängt an der Wand der Markhöhle feſt angewachſene, einem Reiskorn ähnliche Gallen mit je einer Larvenkammer, in welcher auch die Verpuppung ſtattfindet. 8. Cecidomyia Phragmites ,., erzeugt auswendig am Halme von Phragmites communis ſitzende, 4— 5 mm große Gallen. 9. Hormomyia (Cecidomyia) Fischeri HRA. Die Maden finden An Carex. ſich in einer aus 2—3 länglichen Kammern beſtehenden Anſchwellung der Blattbaſis von Carex pilosa, arenaria und rostrata, deren Halm dann ſich nicht ſtreckt, ſo daß mehrere Blätter faſt in gleicher Höhe entſpringen. 10. An Weiden kommen folgende Dipteren-Stengelgallen vor. An Weiden. a) Cecidomyia Salicis Schrk., die Weidenzweiggallmücke, er- Weldenzweig— zeugt an den einjährigen Zweigen verſchiedener Weidenarten, beſonders von gallmücke. Salix caprea, cinerea und purpurea, auch an der alpinen Salix arbuseula, 1—2 em dicke, annähernd runde Anſchwellungen (Fig. 30), die entweder ebenſo lang als dick, oder, indem mehrere Gallen unmittelbar auf einander folgen, mehrmals länger ſind. Sie nehmen häufig die Spitze des Triebes ein, indem der über ihnen befindliche Teil deſſelben zeitig verkümmert; aber bisweilen wächſt auch der Sproß über ihnen weiter. Sehr oft iſt die Galle das mächtig angeſchwollene Blattpolſter und bildet dann meiſt eine einſeitige Beule; ig bisweilen iſt allein der Blattſtiel zu einer Galle von der Größe einer kleinen Bohne angeſchwollen. Doch gehören möglicherweiſe dieſe Blattſtielgallen immer der unter b genannten Mücke an. Oft befindet ſich die Made mitten im Internodium, ſo daß die Galle dann als einſeitige oder ringsumgehende Anſchwellung des Zweiges zwiſchen zwei Blättern entſteht. In allen Fällen ſind die angrenzenden Internodien ſehr kurz, woraus hervorgeht, daß die Infektion ſchon am jungen Sproß erfolgt. Im Mark des Zweiges befindet ſich ſpäter immer eine Höhlung mit der Larve; die Gallenbildung beruht vornehmlich auf einer ſtarken Hypertrophie der geſamten parenchymatiſchen Gewebe (Fig 30). Das Mark erweitert ſich, die Markſtrahlen werden bedeutend verbreitert, ſo daß die Holzbündel weit ) Vergl. Henſchel, Centralbl. f. d. geſ. Forſtweſen VI. 1880, pag. 371. 2) Vergl. Henſchel, I. e. VII. 1881, pag. 505. 108 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurfacht werden auseinander rücken, werden aber auch in radialer Richtung ſehr verlängert; die Zellen dieſer Gewebe ſind dem entſprechend vergrößert und radial ſtark geſtreckt, faſt ſchlauchförmig, dabei oft gegeneinander verbogen. Auch die Innenſchicht der primären Rinde verdickt ſich bedeutend, ihre ebenſo geſtreckten Zellen liegen mit ihrem längſten Durchmeſſer teils ebenfalls radial, teils ſchief, teils auch tangential. Die Zellen der äußeren Rindeſchicht und be— ſonders der Epidermis und der ſpäter ſich bildenden Korkſchicht zeigen da— gegen ihre normale Größe und ſind daher durch Teilung bedeutend vermehrt. 2 er * N TEN 7 Ne, 7 S vs Ta V N Y N 2 Fig. 30. Stengelgalle der Cecidomyia Salieis an Salix caprea. A Stück eines Zweiges mit einer Anſchwellung, an welcher mehrere kurz ge— bliebene Internodien beteiligt ſind. Der Haupttrieb über der Galle it kümmerlich; aber vier an der Galle ſtehende blattachſelſtandige Zweige ſind kräftiger entwickelt (hier abgeſchnitten). Bei a ein Blatt⸗ ſtiel zu einer Galle angeſchwollen. B Durchſchnitt durch die Stengel— galle, in der Mitte mit zwei Larvenhöhlen; hh Holzpartien, bbb Baſtſtränge. Iſt die Galle nur einſeitig, ſo bilden ſich im übrigen Teile des Stengel— umfanges die Gewebe und insbeſondere auch das Holz normal. Die Holz— bündel innerhalb der parenchymatöſen Wucherungen können durch ihr Cambium weiter erſtarken und bilden oft lange, radiale Reihen von Holzzellen. Doch bleibt das parenchymatiſche Gewebe immer vorherrſchend; der dadurch ſich er— gebende Mangel an Härte und Feſtigkeit wird einigermaßen dadurch aus— geglichen, daß das Gewebe ſtellenweiſe etwas ſclerenchymatiſch wird, nament— lich in der Rinde und in den Markſtrahlen, indem die Membranen ſich etwas verdicken und die Tüpfel deutlicher werden. Die Knoſpen, die auf den Gallen ſitzen, erreichen eine gewiſſe Ausbildung, und wenn der Gipfel⸗ trieb verkümmerte, treiben ſie wohl ſogar proleptiſch einen neuen Sproß aus. Aber im Herbſt ſind dieſe Knoſpen vertrocknet und die etwa aus ihnen getriebenen Sproſſen ſowie der etwa über der Galle fortgewachſene 7. Kapitel: Zweiflügler 109 Haupttrieb ſterben ebenfalls ab. Die Galle bleibt während des Winters auf dem Zweige, die Larven überwintern und verpuppen ſich darin; im Frühjahr, nachdem ſie von den Mücken verlaſſen iſt, iſt ſie abgeſtorben. Die Zweige bilden unterhalb der dürren Galle gleich wieder einen oder mehrere Erſatztriebe, welche das Wachstum des Zweiges fortſetzen. Doch ſind ſolche Ruten für die techniſche Verwertung unbrauchbar. Die Fliege hat zwei Generationen im Sommer, die erſte im Mai, während die zweite im Juli nochmals ſolche Gallen an den ſpäter erſcheinenden Trieben erzeugt. Die Gallen müſſen im Winter abgeſchnitten werden. b) Es werden noch andere Gallmücken angegeben, welche ebenſolche oder Andre Weiden— ähnliche Gallen an Weiden veranlaſſen. So Cecidomyia salic ina zweiggallmücken. Schrk., welche Giraud) abgebildet hat, und welche an denſelben Weiden— arten vorkommen, aber die Gallen in den Blattpolſtern erzeugen ſoll (vergl. oben). — Cecidomyia Klugi Meig., ſoll eine kleine Auftreibung der Blattpolſter und Zweige von Salix aurita und einerea bewirken. — Ceci— domyia dubia e., ſoll auf Salix aurita und cinerea ebenſolche Gallen wie Cecidomyia Salieis veranlaſſen, wo aber die Puppe ſtets durch eine Knoſpe ſich vorſchiebt. — An denſelben Zweigen bewirkt Cecidomyia Karschi A%ef., eine ſchwach walzenförmige oder ſpindelförmige Auftreibung der jungen Zweige. — Agromyza Schineri 65., welche an dünnen Zweigen von Salix caprea länglichrunde Anſchwellungen mit einer Larven: kammer erzeugt. Eine ähnliche Galle an Populus tremula wird vielleicht von derſelben Fliege erzeugt. — Nach v. Schlechtendal (l. c.) ſoll an Salix alba eine ſpitzkegelförmige Galle an der Stelle der unentwickelten Terminal» blätter vorkommen. — Cecidomyia salicis-batatas ., welche in Zweiganſchwellungen verſchiedener amerikaniſcher Weiden lebt. e) Cecidomya saliciperda %%, die Weidenholzgallmücke Weidenholz— auf verſchiedenen Weidenarten, am häufigſten auf Salix fragilis. Statt wie gallmücke. die meiſten Gallmücken ſcharf abgegrenzte Gallen zu verurſachen, befällt dieſe zu Tauſenden die Zweige auf größeren Strecken, nicht ſelten in der Länge von 30 bis 60 em, bald einſeitig, bald im ganzen Umfange, und bewirkt in der gleichen Ausdehnung eine eigentümliche Hypertrophie des Holzes, nämlich eine Verdickung des letzten Jahresringes, die mit einer mäßigen Anſchwellung des Zweiges verbunden iſt. Es folgt darauf ſtets Abſterben, Aufbrechen und Abfallen der Rinde daſelbſt. Dieſe hängt in langen Fetzen an den Zweigen oder bröckelt in kleineren Partien ab, bleibt auch wohl ſtellenweiſe dem Holze angetrocknet ſtehen und zeigt dann die zahl— reichen Fluglöcher der ausgeſchwärmten Mücken. Das entblößte Holz hat eine Menge dicht aneinanderſtehender Löcher, durch die es netzförmig erſcheint (Fig. 31). Dieſelben ſind 1— 2 mm im Lichten, hohl oder mit mürber, ſchwarzer, desorganiſierter Gewebemaſſe erfüllt oder wenigſtens damit aus— gekleidet. Sie korreſpondieren mit den Löchern der etwa vorhandenen Rinde und ſtellen die verlaſſenen Larvenkammern dar. Das zwiſchen den Löchern ſtehen gebliebene Holz zeigt einen den Löchern ausweichenden gewundenen Verlauf der Holzfaſern; es iſt meiſt abgeſtorben, bräunlich bis ſchwarzgrau. Dieſe krankhafte Veränderung iſt zuerſt von von Siebold) und dann ) Verhandl. d. zool.⸗bot. Geſellſch. Wien 1861, pag. 482. Taf. XVII. Fig. 4. 2) Über Ceceidomyia salieiperda, in Verhandl. des ſchleſiſch. Forſtvereins. Breslau 1852. 110 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden beſonders von Ratzeburgt) unterſucht worden. Die Eier werden nach dem letzteren im Sommer abgelegt; wie iſt nicht ſicher bekannt, wahrſcheinlich werden ſie mittelſt der Legeröhre unter das Periderm geſchoben, obgleich Ratzeburg an dem noch lebenden Zweige über den Larvenkammern keine mechaniſchen Verletzungen des Periderms erkennen konnte. Die aus den Eiern kriechenden Larven freſſen nun einen Raum bis nach der Cambiumſchicht hin und rufen dadurch einen Reiz in der letzteren hervor, der zu abnormer Thätigkeit Fig. 31. Gallenbildung durch die Weidenholzgallmücke (Cecidomyia saliciperda). A Stück eines befallenen mehjährigen Aſtes von Salix fragilis. Die Rinde iſt zum Teil entfernt, um die Larvenkammern im Holze zu zeigen. In der ſtehen gebliebenen Rinde ſind die runden Fluglöcher des Inſekts zu erkennen. B Querſchnitt durch eine ſolche Stelle. Kk die Larvenkammern, entſtanden durch die Bildung dicker Holzwülſte zwiſchen denſelben, auf denen bei r under noch die Rinde ſich befindet. pp die Holzregion, welche zur Zeit des Mückenanfalles gebildet wurde und aus abnormem Holzparenchym beſteht. Der zwiſchen p und i liegende Teil iſt das normale Frühjahrsholz, welches vor dem Mückenaufall ſchon gebildet war. Zwiſchen i und i, der normale Jahresring des Vorjahres. Schwach vergrößert. derſelben Veranlaſſung giebt. Im fertigen Zuſtande ſieht es aus, als ſei der während des Mückenanfalles gebildete letzte Holzring bis in ſeine innere Zone hin von den Larven ausgehöhlt. Aber Ratzeburg bezeichnet ſchon mit Recht die die Larvenhöhlen trennenden, netzförmigen Holzleiſten als Wucherungen, welche über die zwiſchen ihnen befindlichen Larven empor— gewachſen ſind. Daß ſie das und nicht ſtehen gebliebene Reſte eines ur— ſprünglich intakten Holzringes ſind, geht unwiderleglich aus der Windung ihrer Holzfaſern auf der Tangentialfläche hervor, welche wie bei der Maſer— bildung den Unterbrechungen ausweichen. Ratzeburg ſpricht von einer Verdoppelung des Jahresringes, die mit der Holzwucherung verbunden ſei: er hat auf ſeinen Querſchnittsfiguren an den Stellen, wo die leiſtenförmigen ) Waldverderbnis II, pag. 320 fl., Taf. 48. 7. Kapitel: Zweiflügler 111 Holzwucherungen in den Holzkörper übergehen, eine Jahresringgrenze ge— zeichnet. Thatſächlich beſteht eine ſolche aber nicht, wie ich ſchon in der vorigen Auflage dieſes Buches, S. 757, beſchrieben habe. Auf die Jahres ringgrenze des Vorjahres folgt zunächſt eine intakte, mehr oder minder breite Frühjahrszone von der normalen, durch zahlreiche Gefäße poröſen Beſchaffenheit; es iſt der vor dem Mückenanfall im Frühjahr gebildete Teil (Fig. 31 B, von i bis p). Dann folgt ohne Ringabgrenzung die meiſt ſehr breite Region, in welcher die Larvenkammern liegen. In der Tiefe der letzteren ſieht man die Holzbildung, nachdem einige Unordnung in die Form und Stellung der Holzelemente gekommen iſt, unmittelbar ſiſtiert, während ſie in den Wucherungen ſich fortſetzt. Die Holzbildung in den letzteren iſt von Ratzeburg ebenfalls nicht korrekt geſchildert worden. In derjenigen Region, welche mit dem Grunde der Larvenkammern auf gleichem Bogen liegt, alſo in derjenigen Zeit gebildet wurde, als die Larven die Cambium— ſchicht zu affizieren begannen, iſt eine abnorme Holzbildung eingetreten: das Holz beſteht hier im weſentlichen aus relativ großen, unregelmäßig geſtalteten und ganz regellos liegenden Holzparenchymzellen mit brauner Inhaltsmaſſe und gelben oder bräunlichen Membranen. Die Gefäße der unmittelbar vorangehenden normalen Region des Holzes zeigen ſich oft mit Thyllen er— füllt. Sehr bald kehrt aber in den Wucherungen die Holzbildung inſofern zur Norm zurück, als wieder regelmäßige, radiale Reihen von Holzfaſern mit weiten Gefäßen und Markſtrahlen gebildet werden. Nur zeigt ſich ein Unterſchied darin, daß die Holzelemente etwas dünnwandiger, die Mark— ſtrahlen etwas zahlreicher und breiter, oft mehrreihig ſind. An den Rändern der Wucherungen aber, welche die Seitenwände der Larvenkammern bilden, bemerkt man, ſoweit es nicht durch den Fraß der Larve vernichtet iſt, ziemlich großzelliges Holzparenchym. Auch zieht ſich häufig die Cambium— ſchicht, die ja eigentlich nur im Grunde der Larvenhöhlen zerſtört wird, von den Rücken der Holzwucherungen aus mehr oder weniger weit an den Wänden der Larvenkammern einwärts und bekleidet dieſelben hier mit einer dünnen Rindenſchicht, die ſpäter ebenſo wie die oberflächlich liegende Rinde abſtirbt und ſich bräunt oder ſchwärzt. Die Verpuppung der Maden geſchieht in den Larvenkammern, von wo aus die Mücken ihren Flug beginnen. Ich ſah Zweige in allen Stärken, von zweijährigen bis zu armdicken befallen. Diejenigen, welche ringsum ergriffen ſind, werden mit dem Abſterben der Rinde der kranken Stellen dürr. Sie ſchlagen dann wohl unterhalb der letzteren wieder aus, aber oft ergreift die Dürre den ganzen Zweig bis zu ſeiner Baſis. Die einſeitig befallenen, erhalten ſich am Leben, und es be— ginnt von den Wundrändern aus die Überwallung, welche, wenn kein neuer Angriff erfolgt, auch die Ausheilung bewirken kann. Nicht ſelten werden aber die Überwallungsränder und der geſund gebliebene Teil des Zweiges ſchon im Nachjahre wieder befallen, und dann iſt wohl immer die Ver— nichtung des Aſtes die ſichere Folge. Die Mücke muß durch ſorgfältiges Abſchlagen alles kranken Holzes und Verbrennen desſelben vertilgt werden. 11. Lasioptera berberin a Schrk., erzeugt an den Zweigen von An Berberis. Berberis zwiſchen den Dornen ſtehende, kropfförmige, höckerige, rotbraune, vielkammerige Auswüchſe. 12. Eine unbeſtimmte Dipterenlarve in zahlreichen apfelkerngroßen An Raphanus. Einzelgallen, welche dicht neben einander am Stengelgrunde von Raphanus sativus ſtehen, wobei der Stengel an der aufgetriebenen Stelle hart und An Senebiera. Un Tamarix. An Tilia. An Vitis. An Geranium. An Carum, Pimpinella, Daucus etc. An Eryngium. An Rubus. 112 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden holzig iſt. Die Galle iſt von Rudow) beſchrieben worden. Seine Ver— mutung, daß Ceeidomyia Brassicae, die in den Früchten lebt, der Urheber iſt, erſcheint zweifelhaft. 13. Eine Cecidomyiden-Larve erzeugt an den Stengeln von Senebiera nilotica 8 10mmgroße, unregelmäßig runde, fleiſchige, grüne Anſchwellungen mit je 2-3 Kammern. 14. Diplosis Tamaricis Aodar. Auf Tamarix kommen ſpindel— förmige Anſchwellungen ſowohl der blüten- wie der blättertragenden Zweige vor, die in der Achſe eine Höhlung mit je einer Larve enthalten. 15. Eine unbeſtimmte Cecidomyiden-Larve hat man in Knoſpen von Tamarix africana gefunden. Die Knoſpe wird zapfenförmig, indem fie nicht zu einem Zweig auswächſt und von den Knoſpenſchuppen umgeben bleibt; die Axe enthält eine kleine, ovale Larvenkammer. 16. Diplosis tiliarum Aiefer, erzeugt an den Wurzelausſchlägen von Tilia und zwar an den Internodien ſowie an den Blattſtielen und Rippen, eine weiche, erbſen- bis haſelnußgroße Galle, nach Löw?) und Kieffer?). 17. An den Blütenſtielen und Deckblättern der Linde erzeugt eine Fliegenlarve erbſengroße, harte, meiſt zu mehreren bei einander ſtehende einkammerige Gallen. N 18. An der amerikaniſchen Vitis riparia kennt man an Stengeln, Blatt⸗ ſtielen und Blattrippen vielkammerige, oft ſehr umfangreiche Anſchwellungen, in denen die Larven von Lasioptera Vitis O. 5. leben, ſowie an Vitis cordifolia wallnußförmige, vielkammerige, am Stamme ſitzende und ſpäter abfallende Gallen, welche von Larven einer unbeſtimmten Cecidomyide ver— urſacht werden. 19. Ein unbekannte Diptere erzeugt an Geranium molle Steugel⸗ anſchwellungen nach von Schlechtendal (. e). 20. Lasioptera carophila F. Zw. Die Larven verurſachen an der Spitze der Hauptſtrahlen der Dolden von Carum Carvi, Pimpinella Saxi- fraga, Daucus Carota und andrer Umbelliferen 3—3½ mm dicke An- ſchwellungen, welche an dem Punkte ſtehen, wo die Strahlen der Döldchen entſpringen, zwiſchen denen die einfache Larvenkammer zuletzt von der Larve geöffnet wird. 21. Lasioptera Eryngii Yax«., erzeugt an den Stengeln von Eryngium campestre eine Anſchwellung, in welcher mehrere Kammern mit ebenſoviel Larven enthalten ſind, welche ſich daſelbſt verpuppen. 22. Lasioptera Rubi Heeg. (Lasioptera pieta Meig.), erzeugt an den Stengeln verſchiedener Rubus-Arten harte, holzige Geſchwülſte mit grindartig rauher Oberfläche, die faſt immer einſeitig ſind, nicht um den Stengel herum gehen. Sie brechen durch die primäre Rinde hervor, ſo daß letztere in Streifen teilweiſe noch über die Galle hinläuft (Fig. 32). Sie erreichen durch allmähliches Wachstum oft bedeutende Größe, bis 2 em in der Längenrichtung des Stengels, und bis 2 em Dicke. Ganz kleine finden ſich auch auf den Blattſtielen. Die Größe hängt von der Zahl der in ihnen lebenden Larven ab. Aus dem anatomiſchen Baue der Geſchwülſte 1) Zeitſchr. f. Pflanzenkrankh. I. 1891, pag. 292. 2) Wiener entomol. Zeitg. 1883. 3) Entomol. Nachr. 1890, pag. 193. 7. Kapitel: Zweiflügler 113 it zu erkennen, daß die Infektion ſchon am ganz jungen Stengel ſtattfindet, wenn eben erſt der Holzring angelegt und die erſten Gefäße in demſelben entſtanden find. An der Stelle, wo der Paraſit eingedrungen iſt, beginnt eine Hypertrophie der Cambium- und inneren Rindenſchicht. Dieſelbe hat zur Folge, daß kein normaler Holzkörper, ſondern eine unregelmäßig von verholzten Gewebepartien durchſetzte Parenchymwucherung von mächtigem Umfange erzeugt wird. In derſelben unterſcheiden wir keine diſtinkte Cambiumſchicht, vielmehr iſt das ganze . mit Ausnahme der Punkte, wo verholzte Zell— gruppen ſich gebildet ha— ben, in Zellteilungen be— griffen. Die verholzenden Stellen ſind regellos zer— ſtreut, bald nur wenig— zellige Gruppen, bald grö— ßere Komplexe; ihre Zellen ſind teils kurz parenchy— matiſch, teils mehr ge— ſtreckt, getüpfelt; bisweilen bilden ſich zugleich einzelne Gefäße. Dieſe Holzſtränge ſtehen innerhalb des Wu⸗ cherparenchyms teils der Längsaxe des Stengels parallel, andre laufen ra- = dial und tangential jchief Fig. 32 in allen möglichen Rich- = Se ! 9 5 Ebenſo verſchieden Stengelgalle der Lasioptera Rubi an einem . 5 Brombeerſtengel. A Stengelſtück mit der Galle, ſind auch die Richtungen, welche als einſeitige Anſchwellung die Außen— in denen die Zellteilungen rinde durchbricht. B dieſelbe im Durchſchnitt; des dünnwandigen Paren- rechts die unveränderte Seite des Stengels, zeigt chyms erfolgen; daher ſieht bei m das Mark, bei h den nur an dieſer man die reihenförmige An- Seite normalen Holzring. Nach links iſt das ordnung der Zellen des- Gewebe bedeutend hypertrophiert; in der pa⸗ ſelben an den einzelnen J desſelben bemerken kten wechſelnd, hier wir mehrere Larvenhöhlen (die ſchraffierten Punt ! ’ 7° Stellen) und zahlreiche kleine Holzſtränge und annähernd radial, dort in Komplexe ſolcher (die hellen Inſeln). andern zum Radius ſchie— fen, bald geraden, bald gekrümmten Linien. Wegen dieſer verſchiedenen und ungleichen Wachstumsrichtungen wird auch die Oberfläche der Beulen eine unregelmäßig höckerige, ſelbſt ſtellenweiſe zerklüftete. Außerlich grenzt ſich das Gewebe durch Korkſchichten ab. Anfangs findet man in den Wucherungen die Maden in zerſtreuten, iſolierten Lücken oder Gängen, um welche ſich oft die Zellteilungen radial zur Axe des Fraßganges orien— tieren. Später zerſtören die Tiere den größten Teil des Galleninneren bis auf die verholzten Komplexe, dringen daher auch bis an das Mark des Zweiges vor, welches nur durch wenige Holzgefäße von der Galle ge— ſchieden iſt, ſo daß die Höhle mehr oder weniger auch bis in dieſes reicht. Zuletzt iſt die Galle mehr oder weniger von geſchwärzten Zellgewebereſten und Kot ausgefüllt. Die peripheriſchen Teile werden verſchont; in ihnen Frank, Die Krankheiten der Pflanzen. 2. Aufl. III. 8 An Prunus. An Muraltia. An Deverra. An Spartium. An Genista etc. An Sarothamnus. 114 I. Abfehnitt: Krankheiten u. Beihädigung., welche d. Tiere verurſacht werden kann das Wachstum und die Verholzung weiter fortſchreiten, wodurch die Galle größere Feſtigkeit erhält. Die Larven verwandeln ſich in derſelben. 23. As phondylia prunorum MWachti., in kugeligen bis eiförmigen, am Grunde beſchuppten, grünen, hellſpitzigen, dünnwandigen Knoſpengallen von Prunus spinosa und domestica, nach Kieffer !. 24. Lasioptera lignicola S., die Larve lebt in unregelmäßigen, feſten, holzigen Anſchwellungen der Stengel von Muraltia am Kap. 25. Hormomyia buboniae ., erzeugt brombeerähnliche An- ſchwellungen an den Stengeln von Deverra tortuosa bei Kairo. Um eine Verdickung des Stengels bilden ſich 3—60 längliche Auswüchſe mit je einer Larvenkammer. 26. Cecidomyia tuberculi Rübs., in beulenförmigen Anſchwel⸗ lungen der Zweige von Spartium scoparium nach Liebel')). 27. Asphondylia Genistae H. Iw. Die Seitenzweiglein der Stengel von Genista germanica, welche normal zu einem blüten- tragenden Sproß auswachſen, ſind zu einem 6—7 mm langen, bis 4 mm breiten, grünlichen, behaarten Fig. 33. Stengelgalle der Asphondylia Genistae Hl. Iw. an Genista germanica. A ein Seitenzweiglein der Axe, zur Galle g angeſchwollen, am Grunde noch mit den erſten Blättern des Zweigleins beſetzt, an der Spitze durch die Puppe p durch⸗ brochen. B Längsſchnitt durch die Galle, die Höhle erſcheint als das ausgeweitete Körper aufgeblaſen, der in ſeiner ganzen Länge eine einfache geräu— mige Höhlung bildet (Fig. 33), in welcher die Larve ſich befindet. Dieſe blaſig aufgetriebene Stengelaxe iſt anfangs überall geſchloſſen. Ihr Stiel, d. h. der unverdickte Teil des Zweigleins, trägt gleich dem unteren Teile der Galle normale kleine Laub— blätter; der ganze obere Teil der Galle iſt blattlos. Der Längsdurchſchnitt zeigt die Gefäßbündel des Zweigleins in der Wand der Galle aufſteigend; die Larvenkammer iſt daher wohl als das erweiterte Mark zu betrachten. Die Larve verwandelt ſich in der Galle, die Puppe ſprengt letztere an ihrem Scheitel und fährt ein Stück heraus, um die Filege zu entlaſſen. — Ahnlich find die von Asphondylia Coronillae Fall., an Coronilla Emerus und minima verurſachten Gallen. Vielleicht gehören auch die von As phon dylia Cytisi A. an Cytisus austriacus und ratisbonensis hierher. 28. Ceeidomyia tubicola X, erzeugt eine der vorigen ähnliche röhrenförmige Galle, welche in den Blattachſeln von Sarothamnus scopa- sius ſitzt. 29. Diplosis scopari K us., erzeugt an der Spitze junger Triebe von Sarothamnus scoparius bis 4 mm dicke, faſt kugelige, hellgrüne, meiſt Mark der Axe. Wenig vergrößert. noch mit einigen verkümmerten Blättern beſetzte Gallen, nach Rübjamen?). ) Entom. Nachr. 1889. 2) Entom. Nachr. 1889. 3) Berl. entom. Zeitſchr. 1880, pag. 43. 7. Kapitel: Zweiflügler 5 30. Cecidomyia lamiicola 2.1), in runden, erbſengroßen, be- An Lamium. haarten Gallen der unterirdiſchen Ausläufer von Lamium maculatum. 31. Cecidomyia hypogaea Z. Zöw., in hanfkorn- bis erbſengroßen An Anſchwellungen des Wurzelhalſes von Chrysanthemum atratum auf derchrysanthemum. Raxalpe. 32. Phytomyza annulipes ., erzeugt unterirdiſche, knollige Stengelanſchwellungen von Artemisia campestris. 33. Cecidomyia baccarum HMachil. 2, erzeugt an Artemisia sco- An Artemisia. paria in den Blattachſeln einzeln oder gehäuft ſitzende kugelige, 2—6 mm große, fleiſchigſaftige, einkammerige, weiß-graue oder gerötete Gallen, die an der Spitze einen Nabel beſitzen, woſelbſt die Puppe beim Auskriechen der Mücke ſich hervorſchiebt. 34. Cecidomyia Inulae Zw. Bald am Stengel, bald über der An Inula. Wurzel, ſeltener am Köpfchen von Inula ſtehende, erbſen- bis bohnen— große, länglichrunde, grüne Gallen mit einer einzigen Höhlung. 35. Lasioptera Solidaginis 0. S. in Stengelverdickungen von An Solidago. Solidago virgaurea nach Rudow?) . 36. Cordylura apicalis Meg, die Made frißt im Innern der An Achillea. oberen Stengelteile von Achillea millefolium, die dadurch im Wachstume gehemmt werden und wohl auch ganz abſterben. IX. Dipteren⸗Maden, welche unter der Rinde der Holzpflanzen freſſen, ohne Gallen zu erzeugen. Es ſind nur wenige Dipteren bekannt, deren Made in der Cambium,-LNicht Gallen er— 1 3 = Rinde der 1 on 5 f zeugende Maden ſchicht zwiſchen Holz und Rinde der Zweige von Holzpflanzen leben, unter der wodurch ſie ein Abſterben der Rinde und eine Erkrankung des Zweigesder Holspflanzen. verurſachen, ohne daß es zu Gewebeneubildungen, die als Gecidien gelten könnten, kommt. 1. Diplosis oleisuga Zarg.-7ozz., beſchädigte nach Targioni- An Olbaum. Tozzettit) in der Umgegend von Florenz die Olbäume, indem die Larven öfters zu 40—50 dicht neben einander zwiſchen Rinde und Holz horizontal oder ſchief zur Längsrichtung der Zweige ringförmig um den Zweig herum— freſſen in einer 1—2 em langen Strecke. Die Verpuppung geſchieht in der Erde. 2. Diplosis oculiperda Aübs, die Okuliermade oder rote Okuliermade an Made, zerſtört die eingeſetzten Edelaugen der Roſen. Sie legt die Eier Roſen. an Wundſtellen des Roſenholzes, beſonders der Okularſtellen. Die 1-2 mm langen, roten Maden zerſtören dann den Wundcallus und des Cambium und veranlaſſen das Verderben des Edelauges, wodurch in manchen Roſengärtnereien großer Schaden entſteht. Die Verpuppung geſchieht in der Erde; die Flugzeit dauert von Juni bis Mitte Auguſt. Sofortiges Decken der Okulationswunde mit Baumwachss). Sorgfältiges Umgraben des Bodens im Herbſt oder Frühjahr. ) Wiener entom. Zeitg. 1888, pag. 32. 2) Wiener entom. Zeitg. 1887, pag. 289. 3) Zeitſchr. f. Pflanzenkrankh. I. 1891, pag. 333. ) Atti di R. Academ. dei Georgofili. Florenz 1886. 8) Prakt. Ratg. f. Obſt⸗ u. Gartenbau 1889, pag. 754. 8 * Triebſpitzen— deformationen. Blättertaſchen. An Juniperus. An Stellaria. An Cerastium. An Silene. An Hypericum. An Veronica. 116 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden X. Triebſpitzendeformationen. Zahlreiche Dipteren leben als Maden an den Triebſpitzen zwiſchen den dort befindlichen jungen Blättern oder Blütenſtielen, und haben zur Folge, daß die Triebſpitze in eine Galle ſich verwandelt, die dem weiteren Wachstum des Sproſſes ein Ziel ſetzt, oder wenn es ſich um einen abnorm veränderten Blütenſtand handelt, denſelben in der Entwickelung ſeiner Blüten hindert. Ausgeſchloſſen bleiben hier die zu Gallen verwandelten Einzelblüten und die Stengelanſchwellungen, welche, wenn ſie in der Nähe der Triebſpitzen ſtehen, mit den hier zu beſprechenden Gallen eine gewiſſe Ahnlichkeit haben können. Als Triebſpitzendeformation bezeichnen wir nur diejenigen Gallen, wo die Paraſiten zwiſchen den in der Form und in der Beſchaffenheit mehr oder weniger veränderten Blättern und andern ſeitlichen Organen der verkürzt bleibenden Internodien der Sproßſpitzen leben. Die Larven verpuppen ſich faſt ausnahmslos in dieſen Gallen. Letztere ſind nach ihren morphologiſchen Charakteren in mehrere Arten zu unterſcheiden. I. Die zwei oberſten erwachſenen Blätter find zu einem hülfenförmigen Gehäuſe zuſammengelegt. In demſelben befinden ſich die Larven. Der eingeſchloſſene Vegetationspunkt des Triebes bleibt in der Entwickelung gehemmt, ſo daß die beiden aneinander liegenden Blätter nicht auseinander gedrängt werden. Dies kommt beſonders bei gegen— ſtändiger Blattſtellung vor, wo die oberſten zwei opponierten Blätter ſich genau aufeinander legen und ein Gehäuſe oder eine Art Taſche bilden. I. Hormomyia (Lasioptera oder Cecidomyia) juniperina Z. An den Spitzen junger Zweige von Juniperus communis und nana ſowie Oxycedrus fleiſchige, ſpindelförmige, dreizackige Gallen, die beim Volke Kiekbeeren heißen. Dieſelben entſtehen, indem drei lange Nadeln ſich monſtrös verbreitern und wie ein Kelch drei andre ganz kleine Blättchen einſchließen, zwiſchen denen eine Larve lebt. 2. Ceeidomyia Stellariae Zee"), in Taſchengallen von Stellaria media, indem die zwei jüngſten Blätter nach oben zuſammenklappen, wobei ſie am Grunde aufgetrieben ſind. Verwandlung in der Erde. 3. Cecidomyia Lotharingiae Arier, erzeugt an Cerastium arvense, triviale und glomeratum ebenſolche aus den zwei oberſten verdickten Blättern gebildete taſchenförmige Gallen, auch in deformierten Blüten. 4. Ebenſolche endſtändige Blättertaſchen an Silene inflata nach Kieffer (J. c). 5. Ceeidomyia Hyperieci , erzeugt aus den Endblättern von Hypericum perforatum eine taſchenförmige Galle. 6. Cecidomyia Veronicae Fal, an Veronica chamaedrys und montana. Die beiden Blätter erreichen nicht ihre normale Größe und bedecken ſich mit einem dichten Haarfilz, wie bei den Erineum Bildungen der Gallmilben. ) Entom. Nachr. 1889, pag. 282. 7. Kapitel: Zweiflügler 117 7. Ceeidomyia Galeobdolontis ½2., erzeugt eine ganz ähnlichen Galeobdolon. aus den zwei aufeinauder liegenden, ſtark anſchwellenden und erhärtenden, filzigen Endblättern gebildete Galle auf nahe am Boden ſich entwickelnden kurzen Seitentrieben von Galeobdolon luteum. 8. Cecidomyia Stachydis ,., macht ähnliche Gallen an Stachys An Stachys. sylvatica. 9. Cecidomyia Glechomae Aäfer!), in taſchenförmig zufammen- An Glechoma. geflappten und verdickten oberſten Blättern von Glechoma hederacea. 10. Eine Dipterenlarve in einem von zwei endſtändigen verdickten, mit den Rändern ſich berührenden Blättern gebildeten Taſche an Hieracium umbellatum und andern Arten nach Kieffer?) und Hieronymus (. c). II. Zahlreiche Blätter der Triebſpitzen bilden einen end- Blätterknöpfe u. ſtändigen Blätterknopf oder eine Blätterroſe, indem die Inter- Blätterroſen. nodien aller dieſer Blätter verkürzt bleiben, ſo daß letztere dicht bei einander ſtehen. Auch hier ſind die Blätter ſehr verändert: oft werden ſie dicker und feſter, aber ihre Größe bleibt meiſtens hinter der normalen zurück, die Form wird im allgemeinen kürzer aber breiter, was beſonders bei ſchmalblättrigen Pflanzen hervortritt (Linum usitatissimum, Euphorbia Cyparissias, Galium- Arten etc.). Das Ausſehen dieſer Blätterknöpfe richtet ſich ſehr nach dem Grade, bis zu welchem die Blätter reduziert ſind. Sind letztere zu ſchuppen— förmigen, ſich dicht bedeckenden Gebilden umgewandelt, ſo entſtehen feſt geſchloſſene Knöpfe oder tannenzapfenförmige Gallen, während wenn die grüne Blattfläche ſich ſtärker zu entwickeln vermag, mehr lockere Blätter— ſchöpfe oder wirkliche Blätterroſen entſtehen, wo nur die verbreiterten und oft verdickten Blattbaſen die Galle bilden. Die einigermaßen bekannten Gallen dieſer Art ſind folgende: J. Ceeidomyia Taxi Tuch., erzeugt grüne Blätterſchöpfe an den An Taxus. Zweigſpitzen von Taxus baccata. 2. Cecidomyia Kellneri Zezsch., legt ihr Ei auf den Grund eines der an den Kurztrieben der Lärche hervorbrechenden Nadelbüſchels; die im Centrum des letzteren befindliche Knoſpe wandelt ſich dann in eine bis 5 mm große, knöpfchenförmige, braune, mit Harz ſich bedeckende Knoſpen— galle, welche dann im nächſten Frühjahre nicht ausſchlägt. Die Lärchen werden ohne Unterſchied des Alters befallen). 3. Die unter dem Namen Weidenroſen bekannten, bald mehr zapfen- Weidenroſen. förmig geſchloſſenen, bald roſenartig offenen, innen mehr oder weniger wolligen Gallen, welche an verſchiedenen Weiden, wie Salix Caprea, aurita, einerea, amygdalina, purpurea, alba ete. vorkommen und auch nach der Weiden— ſpecies gewiſſe Unterſchiede zeigen, werden jedenfalls zum größten Teile von a) Cecidomyia rosaria Z. Zw., verurſacht, und die Zoologen find der Meinung, daß die Form dieſer vielgeſtaltigen Blätterroſen nicht von der Gallmückenart, ſondern von der Nährpflanzenſpecies abhängt). So rühren vielleicht auch die fünferlei Roſetten und Zapfengallen, welche Walshs) ) Wiener entom. Zeitg. 1889, pag. 262. 2) Zool.⸗bot. Geſ. Wien 1888, pag. 95. ) Vergl. Henſchel, Centralbl. f. d. geſ. Forſtweſen I. 1875, pag. 183. An Alnus. An Eichen. 118 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden von amerikaniſchen Weiden beſchrieben hat und für die er je eine Gallmücken— ſpecies aufſtellt, nur von einer einzigen her, die entweder mit Ceeidomyia rosaria identiſch oder nahe verwandt iſt. Die Maden leben einzeln im Centrum eines jeden Blätterſchopfes, und zwar unmittelbar über dem Vegetationspunkt, an welchem eine lebhafte Blattbildung ſtattfindet und noch ganz junge Blattanlagen zu bemerken ſind. Die Maden verwandeln ſich in der Galle. — Einige andre hierher gehörige Gallmücken auf Weiden müſſen indes doch unterſchieden werden!), nämlich b) Cecidomyia heterobia Z. Zw., welche teils als Inquiline in den Weidenroſen der Cecidomyia rosaria, teils und häufiger in ſelbſt ver— anlaßten Mißbildungen vorkommt und in dieſen immer geſellig lebt. Sie findet ſich meiſt auf Salix amygdalina, teils in angeſchwollenen Knoſpen, teils in kleinen Roſettchen, die ſich auf den Zweigſpitzen oder in den Blatt— achſeln entwickeln, teils in den deformierten männlichen Kätzchen, deren Deckblätter zu vergrößerten, breiten Schuppen verbildet ſind, hinter denen eine Maſſe weißer Wolle ſteckt. c) Cecidomyia iteophila Z. Zw., die nur als Inquiline geſellig mit Cecidomyia rosaria lebt. d) Cecidomyia terminalis Z. Zw., welche eine bejondere Galle an den Zweigſpitzen von Salis fragilis hastata und pentandra erzeugt: eine aus den 3—5 zuſammenſchließenden Endblättern gebildete, 2— 3 em lange, ſpindelförmige Hülſe, in welcher die Larven geſellig leben und die ſie vor der Verpuppung verlaſſen, um in die Erde zu gehen. Übrigens ſoll in dieſer als Inquiline auch Cecidomyia saliceti Z. Zw., vorkommen, welche dieſelbe Lebensweiſe hat. e) Ceeidomyia iteobia Aifer?), in haſelnußdicken, eiförmigen, abnorm weiß behaarten Blätterknöpfen an der Triebſpitze von Salix Caprea. f) Cecidomyia clavifex Xie., erzeugt an den Zweigſpitzen von Salix aurita, caprea und cinerea eine kolbenförmige Anſchwellung, welche ebenſo wie die letztere weißbehaarte Knoſpen trägt. g) Cecidomyia saliciscornu ., welche nach Walsh (l. e.) an Salix humilis in Nordamerika die Seitenknoſpen zu hörnchenförmigen von der vergrößerten Knoſpenſchuppe umſchloſſene Gebilde verwandelt. 4. Eine unbeſtimmte Cecidomyia in haſelnußgroßen, fleiſchroten, ge— ſchloſſenen Knoſpen von Alnus incana nach Rudow). 5. Verdickte Terminalknoſpen von Alnus serrulata in Nordamerika, in denen in Mehrzahl die Larven einer Fliege leben. 6. Cecidomyia Quercus Binie. Die Larven bewirken an den Eichen (Quercus sessiliflora) eine Hemmung und Deformation der Trieb— ſpitzen, die mit einem Welken der Blätter derſelben endigt. Verpuppung in der Erde. Vielleicht iſt mit dieſer Diplosis quercina X=. identiſch, wenigſtens ſcheint die Galle derſelben übereinzuſtimmen ). ) Vergl. über dieſe beſonders F. Löw, Verhandl. d. zool.-bot. Gej. Wien 1875, pag. 27. 2) Zool.⸗bot. Geſ. Wien 1890, pag. 197. 3) Zeitſchr. f. Pflanzenkrankh. I, pag. 290. ) Vergl. Rübſamen, Verh. d. naturh. Ver. preuß. Rheinlande 1890. 7. Kapitel: Zweiflügler 119 7. Cecidomyia alpina H. Zöw))., in artiſchokenförmiger Trieb- An Silene. ſpitzendeformation von Silene acaulis in den Alpen. 8. Cecidomyia viscariae Aifer?), in Triebſpitzendeformationen An Lychnis. von Lychnis viscaria. 9. Larven in großen Blätterknöpfen der Triebſpitzen des Flachſes. „An Flachs. 10. Ceeidomyia Euphorbia e Z. Zw., auf den Triebſpitzen von An Euphorbia. Euphorbia Cyparissias, virgata und Esula Blätterſchöpfe bildend; dieſe ſind bald kugelförmig, aus dicht aufliegenden Blättern zuſammengeſetzt, bald haben ſie locker um einander ſtehende, oft unregelmäßig gefaltete Blätter. 11. Ceeidomyia capensis S., haſelnußgroße, zapfenförmige An Phylica. Gallen an Phylica ericoides am Kap. 12. Lasioptera carbonaria Se., in ebenſolchen Gallen einer An Passerina. Passerina-Art, am Kap. 13. Cecidomyia serotina n., in den Triebſpitzendeformationen An Hypericum. von Hypercium humifusum, hirsutum, pulchrum. 14. Ceeidomyia Bupleuri Machil.s), in lang ſpindelförmigen, An Bupleurum. meiſt ſeit⸗ oder abwärts gerichteten, aus knorplig verdickten Blättern be— ſtehenden Triebſpitzendeformationen von Bupleurum falcatum. 15. Cecidomyia Salicariae Aiefer*), in Triebſpitzendeformationen An Lythruw. der End⸗ oder Seitentriebe von Lythrum Salicaria. 16. Cecidomyia erianeae Dr., erzeugt verdickte, weißhaarige Schöpfe An Poterium. auf den Gipfeltrieben von Poterium Sauguisorba. 17. Cecidomyia Crataegi h., verurſacht roſenförmige Blätter- An Crataegus. ſchöpfe an den Zweigſpitzen von Crataegus Oxyacantha. An den dicht beiſammen ſtehenden Blättern ſind die Nebenblätter vergrößert, die Laub— blätter bleiben kleiner, beide ſind mehr oder weniger ſtark bedeckt mit kleinen ſtachel⸗ oder nadelförmigen Auswüchſen, welche aus Zellgewebe be— ſtehen (keine Haare, ſondern Emergenzen find) und ein bräunliches, einer Drüſe ähnliches Ende haben. 18. Cecidomyia cerasi Zöw, in Triebſpitzendeformationen von An Prunus. Prunus Cerasus. 19. Ceeidomyia Frauenfeldi S %., in dick angeſchwollenen An Melaleuca. Zweigknoſpen von Melaleuca am Kap. 20. Cecidomyia loticola X ës., in einer Triebſpitzendeformation An Lotus. von Lotus uliginosus, wobei die Nebenblätter und Blättchen des oberſten Blattes ſich blaßrot färben und den Trieb umſchließen, nach Rübſamens). 21. Diplosis Barbichi Xen), in einer Triebſpitzendeformation von Lotus corniculatus, wobei mehrere Blätter beteiligt ſind, ſich verdicken und ein eiförmiges Gebilde darſtellen. 22. Eine Dipterenlarve in zwiebelförmigen Knoſpen von Medicago An Medicago. falcata und lupulina nach Hieronymus (l. c). 23. Asphondylia Sarothamni Löw, in kugeligen BlätterfnöpfenAn Sarothamuns. an den Stengeln von Sarothamnus scoparius. 1) Berl. entom. Zeitſchr. 1885, pag. 109. 2) Zeitſchr. f. Naturwiſſ. LIX, pag. 324. 3) Wiener entomol. Zeitg. 1887, pag. 289. 5) Zool.⸗bot. Geſ. Wien 1888, pag. 95. 5) Berl. Entom. Zeitſchr. 1889, pag. 43. 6) Wiener entom. Zeitg. 1890, pag. 29. An Genista. An Lathyrus. An Erica. An Rhododendron. An Lamium. An Thymus. An Stachys. An Linaria. An Verbascum. An Campanula. An Bryonia. An Scabiosa. An Galium. 120 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden 24. Cecidomyia genisticola Z. Zw., weißhaarige, lockere Schöpfe verbreiterter Blätter an den Triebſpitzen von Genista tinctoria. 25. Cecidomyia lathyricola Aüös., Larven in Triebſpitzen von Lathyrus sylvestris, deren Axe verkürzt und deren Blätter zuſammen— gedrängt, fleiſchig verdickt und etwas eingerollt ſind. 26. Cecidomyia Ericae Z. D., in wolligen Zweigſpitzen von Erica vulgaris. 27. Cecidomyia ericina . Zöw, in artiſchokenförmigen Blätter— ſchöpfen von Erica carnea in den Alpen. 28. Diplosis mediterranea Z. Zöw, in ebenſolchen Gallen von Erica arborea. 29. Cecidomyia Ericae scopariae Duf., knoſpenförmige Blätter— knöpfe an den Zweigſpitzen von Erica scoparia und mediterranea. 30. Eine Larve in knoſpenförmig geſchloſſenen Blätterſchöpfen der Zweigſpitzen von Rhododendron ferrugineum in der Schweiz. 31. Eine Dipterenlarve in einem Triebſpitzenknopf mit verkümmerten Blüten bei Lamium album. 32. Ceeidomyia Thymi A:efer, in kahlen, nur aus 2 oder 4 kleiner bleibenden, gelblich oder rötlich gefärbten, endſtändigen Blättern gebildeten, 1½ —4 mm großen, kugeligen Gallen, auch in aufgeſchwollenen Blüten von Thymus Serpyllum und Chamaedrys. 33. Cecidomyia thymicola Affen), in ſchopf- oder roſetten— artigen, nur innen behaarten Knoſpendeformationen von Thmyus Serpyllum und Chamaedrys. 34. Larven in lockeren Blätterroſen der Seitentriebe von Stachys recta. 35. Diplosis Linariae .., Blätterſchöpfe an den Triebſpitzen von Linaria vulgaris. 36 Eine unbekannte Diptere in Triebſpitzendeformationen von Ver- bascum austriacum nach Löw). 37. Larven in langen, ſpindelförmigen Blätterknöpfen an den Trieb- ſpitzen von Campanula rapunculoides. 38. Cecidomyia Trachelii Wackz., in zwiebelähnlichen Knoſpen— deformationen von Campanula rotundifolia. 39. Cecidomyia Bryoniae che, in roſettenartigen Triebſpitzen— deformationen von Bryonia alba. 40. Ceeidomyia Scabiosae een), in ſtark behaarten Trieb» ſpitzendeformationen von Scabiosa Columbaria. 41. Cecidomyia Aparines XA. In den Triebſpitzen von Galium Aparine ſind durch Verkürzung und Verdickung die Blattquirle nahe bei— ſammen, die Blätter verbreitert, fleiſchig, weißlichgrün und ſtark behaart, wodurch eine erbſendicke, längliche Galle entſteht. 42. Diplosis Mollugınis ARös., in einem endſtändigen Blätter— knopf von Galium Mollugo; die äußeren Blätter derſelben find wenig ver: e 2) Zool.-bot. Gef. Wien 1888, pag. 5. „ 7. Kapitel: Zweiflügler 121 ändert, die inneren ſind kleiner und legen ſich dicht aneinander, nach Rüb— ſa men). 43. Eine Larve zwiſchen knoſpenartig geſchloſſenen jungen Blättern in An der Mitte der Wurzelblattroſette von Chrysanthemum Leucanthemum. Cbrysanthemum. 44. Ceeidomyia Artemisiae Se., in behaarten, vergrößerten An Artemisia. Blätterknöpfen von Artemisia campestris und scoparia. (Vergl. oben Phytoptus, S. 71.) 45. Ceeidomyia Solidaginis Z. Zw. erzeugt Blätterſchöpfe an An Solidago. amerikaniſchen Solidago-Arten. 46. Ceeidomyia Virgaureae Ziebel, bildet an Solidago Virgaurea in Europa eine eben ſolche Galle. 47. Cecidůomyia Chrysopsidis Z. Ln, kugelige, wollige Blätter-An Chrysopsis. knöpfe an den Zweigſpitzen von Chrysopsis mariana in Nordamerika. 48. Larven in großen rundlichen Blattanhäufungen an den Triebſpitzen An Baccharis. von Baccharis pilulifera in Kalifornien. 49. Eine unbekannte Diptere in Triebſpitzendeformationen an Senecio An Seue cio. nemorensis und Cacaliaster. 50. Eine Dipterenlarve in deformierten Knoſpen von Inula germanica An Inulu. und hy brida nach Löw). III. Bleiche ananasförmige Knöpfe (Ananasgallen), ent— ſtanden durch ſchwammige Auftreibung aller Blütenſtiele einer jungen Blütentraube oder aller Blattbaſen einer Triebſpitze. 1. Cecidomyia Sisymbrii 8% K., ſehr häufig an den Blütentrauben An Nasturtium, verſchiedener Cruciferen, beſonders von Nasturtium sylvestre, palustre und Barbaraea und verwandten Arten, Barbaraea vulgaris und Sisymbrium Sophia. Die Sisymbrium. Blütenſtiele bekommen etwas oberhalb ihrer Baſis eine mächtige Gewebe— wucherung in Form eines weißen, ſchwammigen Körpers, der wie eine ſehr breite und dicke Krempe den Blütenſtiel umgiebt. Nach unten verſchmälert ſie ſich allmählich in die dünne Baſis des Stieles, nach oben ſetzt ſie plötz— lich ab, eine ungefähr rhombiſche Rückenfläche bildend, aus deren Mitte der übrige Teil des Blütenſtieles in normaler Geſtalt ſich erhebt, um an ſeiner Spitze die unveränderte Blüte zu tragen. In je frühzeitigerem Entwickelungs— ſtadium aber der Blütenſtiel von dem gallenbildenden Einfluſſe getroffen wird, ein deſto größerer Teil desſelben wird in die Geſchwulſtbildung hinein— gezogen, und an ganz jugendlichen Blüten wird der ganze noch äußerſt kurze Stiel, mit Ausnahme der ſtets dünn bleibenden unterſten Baſis, ſchwammig aufgetrieben, ſo daß auch die Blüte unterdrückt wird. In Fig. 34 A—E ſind verſchiedene derartige Umwandlungsformen dargeſtellt. Die ſtärkſt deformierten findet man im oberen Teile der Galle, weil die oberſten Blüten der Traube die jüngſten ſind. Die folgenden Beobachtungen über Bau und Entwickelung der Gallen habe ich ſchon in der vorigen Auflage, S. 746, mitgeteilt. Die Anſchwellung beſteht in einer Hypertrophie des Parenchyms, die im weſentlichen auf einer ungeheuren Vergrößerung der Zellen beruht, die ſich in radialer Richtung ſtrecken und dabei geräumige, luftführende Intercellulargänge zwiſchen ſich bilden, woher die ſchwammige Beſchaffenheit rührt. Vor Beginn dieſes Wachstums erfüllen ſich dieſe Zellen mit Stärkemehl, was normal nicht der Fall iſt. Letzteres iſt wieder Ananasgallen. 1) Berl. Entom. Zeitſchr. 1889, pag. 43. 2) Bool.-bot. Geſ. Wien 1888, pag. 5. 122 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden verſchwunden, wenn die Zellen ihr Wachstum beendet haben. Dieſelben enthalten dann nur wäſſerigen Zellſaft und haben dünne Membranen. Die ungefähr rhombiſche Form der Blütenſtielwucherung hängt damit zu- ſammen, daß die benachbarten mit einander in innige Berührung treten, wie es Fig. 34 F darſtellt. Dadurch wird auch ein Raum um die Spindel des Blütenſtandes und um die Blütenjtielbajen abgeſchloſſen, in welchem die Larven leben. Bisweilen befällt die Gallmücke auch die Achſeln der Fig. 34. Gallen der Cecidomyia Sisymbrii. Umwandlungszuſtände der Blüten— ſtiele der zu bleichen Knöpfen deformierten Blütenſtände von Nasturtium palustre. Die durch Wucherung des Parenchyms ſich bildende krempen— förmige Anſchwellung des Blütenſtieles iſt von A bis E in den ver⸗ ſchiedenen Alterszuſtänden der Blüte eingetreten, die im jungen Blüten⸗ ſtande von unten nach oben aufeinanderfolgend gleichzeitig vorhanden ſind. F Aneinanderſchluß der Blütenſtielkrempen, wodurch unter den letzteren der von den Larven bewohnte Raum gebildet wird. Laubblätter. Dann verdickt ſich die halbſcheidige Baſis des Blattes unter der gleichen Gewebeentwickelung und ſchließt gegen die Axe hin eine Kammer für das Inſekt ab. Auch beteiligt ſich oft die angrenzende Stelle des Stengels mit in dieſem Sinne, indem ſie durch eine Randwucherung eine Vertiefung bildet. Die befallenen Blütenſtände bleiben unfruchtbar, denn ſelbſt wenn die deformierten Stiele noch normale Blüten beſitzen, ſo kommt doch eine Fruchtreife kaum zu ſtande. Die Maden verpuppen ſich in der Galle. Die Eier werden zwiſchen die Blütenknoſpen ganz junger Blütenſtände gelegt. An allen jungen Teilen, beſonders an den Blütenſtielen im Knoſpenzuſtande, befinden ſich haarartige, ſchleimabſondernde Zellgewebekörper (Colleteren). In dieſem Schleim, welcher meiſt die Zwiſchenräume der Stiele und der Hauptaxe des Blütenſtandes in der Knoſpe erfüllt, findet man das rötliche, längliche, etwa 0,2 mm lange Fliegenei loſe zwiſchen den Stielen. Blüten- ſtände, welche nur Eier enthalten, zeigen noch nicht die geringſte Abnormität; man muß, um Eier zu finden, aufs Geradewohl ganz junge Blütenjtands: knoſpen durchſchneiden. Die Made entwickelt ſich aber ſehr ſch nell. Inflores⸗ 7. Kapitel: Zweiflügler 123 cenzen, welche nur erſt den geringen Anfang der Gallenbildung zeigen, der ſich an einer etwas bleicheren oder rötlichen Farbe verrät, enthalten ſchon die bewegliche Made; ja in einem Falle fand ich eine ſolche ſchon in einem noch ganz unveränderten Blütenſtand. Es geht daraus beſtimmt hervor, daß die veränderte Bildungsthätigkeit erſt ihren Anfang nimmt, wenn der Paraſit als Larve ſeine Lebensaktionen beginnt. Gewöhnlich werden mehrere Eier in einen Blütenſtand gelegt; bisweilen aber auch nur ein einziges. Im letzten Falle bemerkt man, daß die Gallenbildung an der Stelle, wo die Made ſitzt, am ſtärkſten iſt und mit der Entfernung von ihr abnimmt. Deshalb iſt die Traube bisweilen, namentlich bei Anweſenheit einer einzigen Made, mehr oder weniger einſeitig deformiert. 2. Diplosis ruderalis Xe, erzeugt ebenſolche Gallen an Sisym- An Sisymbrium. brium officinale. Ich finde hier die Gallen inſofern abweichend, als weniger eine ſchwammige Auftreibung erfolgt, die Hauptaxe nur verkürzt bleibt, die Blütenſtiele oder Stengelzweige dicht beiſammenſtehen und trotz der Ver— dickung, die ſie an ihrer Baſis erleiden, grün und feſt bleiben. Auch auf Arabis-Arten ſollen Triebſpitzendeformationen vorkommen. 3. Ceeidomyia Asperulae Z. Zw., an Asperula tinctoria, galioi- An Asperula. des und cynanchica. Wenn dieſelben gipfelſtändig ſind, ſo beſtehen ſie nach Löw nur aus deformierten Blättern: 4—6 oberſte Blätter bleiben dicht beiſammen und werden in ihrem Baſalteil oder gänzlich ſtark ſchwammig aufgetrieben. Jedes hat daſelbſt oberſeits eine längliche Einſenkung, in welcher die Larve lebt, ſo daß in jeder Galle ſoviel Maden ſich finden, als Blätter beteiligt ſind. Die angeſchwollenen Blätter preſſen ſich aneinander und bilden daher zuſammen einen feſten, höckerigen, weißlichen, 3-6 mm großen Knopf, aus welchem die grünen Spitzen der beteiligten Blätter hervorragen. Wenn, ſich die Galle aber in einer Blattachſel bildet, dann wird der benachbarte Stengel in gleicher Weiſe wie die Blätter deformiert und beteiligt ſich an der Galle. 4. Cecidomyia Galii Z. Zw. An den verſchiedenen Galium-Arten An Galium. finden ſich ſehr polymorphe Dipteren-Gallen, und es iſt fraglich, ob ſie alle von Cecidomyia Galii Z. Zw. herrühren. Den beſchriebenen von Asperula gleich fand ich ſie auf Galium uliginosum. Aber die auf Galium Mollugo ſind abweichend. Sie ſtehen an der Seite der Stengelinternodien, meiſt ziemlich nahe in einer Blattachſel, aber oft auch ein Stück höher, und ſind nur Hypertrophien der Stengelrinde, ungefähr kugelrund, glatt, fleiſchig— ſaftig, nicht ſelten bis 1 em im Durchmeſſer, oft in ſolcher Menge an den oberen Internodien des Stengels gehäuft, daß dieſer einer Beerentraube ähnelt. Die Laubblätter ſind dabei vorhanden und nicht verändert. Die Galle enthält eine ziemlich große Höhle, in welcher eine Larve liegt, und hat am Scheitel eine punkt- bis ſpaltenförmige Mündung. In derſelben ſteht ein dichter Beſatz ziemlich langer, nach einwärts gerichteter, einfacher Haare; nach außen folgen deren ſpärlichere und kürzere. Die Gallenwand beſteht aus ſtark vergrößerten Rindenparenchymzellen; auch zwiſchen der Gall— höhle und dem Gefäßbündelkreiſe des Stengels befindet ſich eine Rinden— ſchicht, welche dicker als die normale iſt. Die innerſte, die Gallhöhle aus— kleidende Schicht beſteht aus engeren Zellen. Von dem Gefäßbündelkreiſe aus laufen dünne Stränge nach beiden Seiten in der mittleren Schicht 1) Verhandl. d. zool. -bot. Geſ. Wien 1875, pag. 15. Zerſtörung oder 124 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beihädigung., welche d. Tiere verurſacht werden der Gallenwand bis zur Mündung hin. Es ſcheint, als entſtünde die Galle durch Hervorwachſen der zur Gallenwand werdenden Rinde gleich wie eine Überwallung, ſo daß die äußere und innere Oberfläche von Epidermis be— kleidet ſein würde. Die Larven von Cecidomyia Galii ſowie die der Ceei— domyia Asperulae verwandeln ſich in der Erde. Bei Galium boreale ſah ich an den Triebſpitzen Blütenknöpfe, die zu den unter II. beſchriebenen ge hören. XI. Zerſtörung oder Deformation von Blütenknoſpen. Manche Dipteren legen die Eier in Blütenknoſpen. Dies hat Deformation vonmeiſt zur Folge, daß ſich ſolche Blüten zu Gallen entwickeln, indem fie, Blütenknoſpen. An Fichtenzapfen. Weizengallmücke. An Weizen und Roggen. ſtatt normal aufzublühen, ſich mehr oder weniger vergrößern und fleiſchig verdicken und eine Höhlung abſchließen, in welcher die Maden leben. Die Art der Veränderung iſt nach den einzelnen Fällen verſchieden. Manche Gallmücken bringen ſo gut wie keine eigentliche Gallenbildung an den befallenen Blüten hervor, ſondern zehren nur von inneren Teilen derſelben. In jedem Falle iſt Vereitelung der Fruchtbildung die Folge. I. Ceeidomyiastrobi un., in den abgefallenen Zapfen der Fichte, unter den Schuppen. 2. Diplosis (Cecidomyia) Tritici A7röy, die Weizen gallmücke, 1— 1,5 mm lang, citronengelb, ſchwach behaart, lebt am Weizen, in Europa, häufiger in Nordamerika, wo ſie außerdem auch an Roggen und Gerſte und wildwachſenden Gräſern vorkommen ſoll !). Sobald der Weizen ſeine Ahren hervorgetrieben hat, werden die Eier bis zu 10 Stück und mehr in das Innere einer Blüte eingelegt. Die nach 10 Tagen auskommenden, ſpäter lebhaft gelben, 2—3,3 mm großen Larven nähren ſich vom Blütenſtaub und beſonders von dem jungen Fruchtknoten, infolgedeſſen derſelbe ganz verkümmert oder ſich zu einem geſchrumpften, verkrüppelten Korn entwickelt, und die Spelzen gewöhnlich ein gelb- oder ſchwarzfleckiges Ausſehen be— kommen. Die leeren Ahren bleiben dann aufrecht ſtehen und ſterben vor— zeitig ab. Die Larve verläßt vor der Ernte die Ahre, überwintert flach unter der Erde und verpuppt ſich im Frühlinge, worauf im Juli die über 2 mm große Mücke auskommt. Der durch das Inſekt verurſachte Ausfall der Ernte ſoll nicht ſelten „8, ja bis ½ betragen haben. Als Gegenmittel wird empfohlen: Stürzen der Stoppeln nach der Ernte, weil dann die Larven in eine Lage kommen, wo ihrer wenige zur Entwickelung gelangen können; baldiger Ausdruſch und Reinigung der Körner ſowie Vernichtung des Ab— falles, wenn derſelbe noch Larven enthielt. Von Webſter wird auch aus Amerika über Weizenbeſchädigungen durch dieſe Fliege, ſowie durch die Diptere Meromyza americana Zu, berichtet )). 3. Diplosis aurantiaca Mag., 1,4—1,9 mm lang, orangegelb, bringt genau dieſelben Beſchädigungen am Weizen und Roggen hervor, wie die vorige, ſoll ſich aber in den Ahren verpuppen. ) Vergl. B. Wagner in Stettiner Entomol. Zeitg. 1866, pag. 65 ff. 2) Riley’s Report of the Entomol. of the year 1884. 7. Kapitel: Zweiflügler 125 4. Diplosis flava Meig., die Maden find in Schweden und Eng- In weren land in den Blüten von Weizen, Roggen und Gerſte beobachtet worden. Gerte 5. Lipara lucens Weis, und Lipara similis 7. Die Maden An Phragmites. leben in Blüten von Phragmites communis, wobei die Spelzen angeſchwollen und zu einer langen und dicken Galle umgewandelt ſind. 6. Diplosis quinquenotata Zöw!), in verdickten und gejchloffenAn Hemerocallis. bleibenden Blüten von Hemerocallis fulva. 7. Diplosis corylina F. Zöw, bringt Deformationen in Form von An Corylus. Verdickungen an den männlichen Kätzchen von Corylus Avellana hervor. 8. Diplosis Rumieis Z. Zw., in deformierten Blüten von Rumex- An Rumex. Arten. 9. Cecidomyia Lychnidis Zeyd., in Blüten von Lychnis, die mit An Lychnis. aufgeblaſenem Kelche geſchloſſen bleiben. Eine ebenſolche Deformation auch an Melandrium rubrum. 10. Cecidomyia floriperda Zöw?), in vergrünten Blüten von An Silene. Silene inflata. Silene nutans hat ähnliche Gallen. II. Diplosis Pulsatillae Aer, in Blüten von Pulsatilla ver- An Pulsatilla. nalis, deren Blumenblätter nicht abfallen, ſondern anliegend bleiben und deren Bärte ſich nicht ausbreiten. 12. Eine Dipterenlarve lebt in angeſchwollenen und kugelig geſchloſſenen An Clematis. Blüten von Clematis viticella nach Thomas (J. c.) 13. Eine Dipterenlarve in geſchloſſen bleibenden Blüten von Ranun- An Ranunculus. culus acer, nach Hieronymus (J. c.). 14. Cecidomyia Cardaminis ½., in Blütenknoſpen von Carda- An Cardamine. mine pratensis, welche geſchloſſen bleiben und unter kegelförmiger Zuſpitzung bis zu mehr als Erbſengröße anſchwellen?), wobei die Kelchblätter bis zur Mitte verwachſen, die Blumenblätter mit Ausnahme des oberen Teiles grün, die Staubgefäße kurz und verdickt ſind, auch der Fruchtknoten an ſeiner Baſis bauchig aufgetrieben iſt. 15. Cecidomyia Raphanistri Ker, macht ebenſolche Blüten- An Raphanus. gallen an Raphanus Raphanistrum nach Thomas)). Eine ähnliche Galle auch an Diplotaxis tenuifolia nach Hieronymus (J. c.). 16. Ceeidomyia Violae F. Lom, an den Blüten von Viola-Arten. An viola. 17. Cecidomyia pennicornis Z., in Anſchwellungen des Frucht-An Aristolochia. knotens von Aristolochia Clematitis. 18. Cecidomyia Epilobii #. Zöw, lebt in aufgetriebenen Blüten An Epilobium. von Epilobium angustifolium nach Thomas (I. c.) und F. Löws). 19. Diplosis Traili Xe, in deformierten Blüten von Pimpinella An Pimpinella. Saxifraga nach Kieffer (J. c.). 20. Eine unbekannte Diptere in deformierten Blüten von Saxifraga An Saxifraga. granulata nach Kieffer (J. c.). 21. Eine Dipterenlarve in aufgetriebenen Blüten von Ribes rubrum An Ribes. nach Hieronymus (J. c.). 1) Zool.⸗bot. Geſ. Wien 1888, pag. 5. 2) Zool.⸗bot. Geſ. Wien 1888, pag. 5. 3) Vergl. Wilms, Referat in Juſt, bot. Sahresber. für 1877, pag. 503. ) Halle'ſche Zeitſchr. f. d. geſ. Naturw. 1877, pag. 135. 5) Zool.⸗bot. Geſ. Wien 1889, pag. 201. 126 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden An Potentilla. 22. Cecidomyia Potentillae Wacht, in geſchloſſen bleibenden, bedeutend verdickten, büſchelig vereinigten Blüten von Potentilla argentea. An Crataegus. 25. Diplosis anthobia F. Zw., in den Blüten von Crataegus Oxyacantha, welche knoſpenartig geſchloſſen bleiben, wobei die Blumenblätter nicht verdickt, die Fruktifikationsorgane verkümmert ſind ). Pflaumengall⸗ 24. Asynapta lugubris Win., die Pflaumengallmücke, in mücke. Blütenknoſpen von Prunus domestica, welche zu einer oben ſpitzen, mit deckelförmigem Oberteil verſehenen, unten von den Knoſpenſchuppen bedeckten Galle umgewandelt find?) und ſich nicht entfalten. An Sarothamnus. 25. Diplosis anthonoma AH, in geſchloſſen bleibenden, ſchwach aufgetriebenen Blüten von Sarothamnus scoparius nach Liebel (l. e.) und Kieffer). An Astragalus. 26. Eine Diptere in deformierten Blüten von Astragalus arenarius nach Hieronymus (J. c.). An Lotus etc. 27. Diplosis (Cecidomyia) Loti Des., befällt Lotus eornieulatus und uliginosus, Medicago falcata und sativa, Vicia Cracca, cassubica und wohl noch andre Papilionaceen. Sie verwandelt die Blütenknoſpen von Lotus major in zwiebelförmige, ungefähr kugelige, durch die geſchloſſen bleibende Corolle etwas kegelförmig zugeſpitzte, bis 8 mm im Durchmeſſer große Körper. Dabei zeigt ſich keine eigentliche Vermehrung der Zahl der Blütenteile, ſondern nur eine bedeutende Vergrößerung derſelben: der Kelch iſt ſtark erweitert, ſeine Zipfel entſprechend verbreitert. Die gelben oder rötlichen Blumenblätter, welche knoſpenartig feſt an einander liegen, ſind an ihrer Baſis ſtark fleiſchig verdickt und ebenfalls verbreitert. Auch die Staubgefäße, deren Filamente meiſt frei ſind, zeigen ſich an der Baſis fleiſchig dick und etwas verbreitert; die Antheren ſind mehr oder weniger vollſtändig gebildet. In der Mitte des erweiterten Blütenraumes bemerkt man den ebenfalls hypertrophiſchen und oft verkrüppelten Fruchtknoten, in welchem auch Samenknoſpen erkannt werden; ſeine Baſis wird aber durch den Einfluß des Paraſiten bald welk und braun. Die Maden, die zu 10 bis 20 in einer Blüte leben, verlaſſen dieſelbe, um ſich in der Erde zu verpuppen. i An Lathyrus. 28. Eine Dipterenlarve in vergrünten Blütenſtänden von Lathyrus pratensis nach Hieronymus J. c.). An Trifolium. 29. Cecidomyia flosculorum Kiefer“), in verdickten, walzen⸗ förmigen, geſchloſſen bleibenden Blüten von Trifolium medium. An Pyrola. 30. Eine Blütendeformation an Pyrola minor nach Liebel (. c.). An Symphytum. 31. Eine Dipterenlarve in aufgetriebenen weißfilzigen Blüten von Symphytum officinale nach Hieronymus (J. c.). An Echium. 32. Eine Blütendeformation von Echium vulgare nach Liebel (. e.). An Veronica. 33. Cecidomyia similis Zöw), in Blütenſtands- und Blütendefor⸗ mationen von Veronica scutellata. Auch andre Veronica-Arten zeigen defor⸗ mierte Blüten. ) Vergl. Löw, in Verhandl. d. zool.-bot. Geſ. Wien 1877, pag. Iff. 2) Vergl. Lotos 1859, pag. 60 und 140. 3) Wiener Entom. Zeitg. 1890, pag. 133. ) Zool.⸗bot. Geſ. Wien 1890, pag. 197. >) Zool. bot. Geſ. Wien 1888, pag. 5. 7. Kapitel: Zweiflügler y 127 34. Dasyneura Crista galli arch), in den Blüten von Rhi- An Rhinanthus. nanthus, deren ſämtliche Teile zu einer unregelmäßigen, weichen, weiß— wolligen, filzigen Maſſe deformiert ſind, in welcher zahlreiche Larven leben. 35. Asphondylia (Cecidomyia) Verbasei YaZ., in den Blüten An Verbascum. von Verbascum-Arten, wo nach Löw) ſtets nur der mißgebildete, nämlich ſtark aufgetriebene, meiſt etwas ſchiefe Fruchtknoten die eigentliche Larven— kammer der Galle bildet, die Blumenkrone knoſpenartig geſchloſſen und von lederartiger Konſiſtenz, die Staubgefäße verbreitert ſind; ſeltener betrifft die Veränderung den Fruchtknoten allein. Die Gallmücke befällt nach Löw außerdem noch Astragalus asper und Echium vulgare. Bei jenem werden nur die Hülſen deformiert, von den zwei Fächern derſelben iſt meiſt nur eins von der Larve bewohnt; ſie bleiben infolgedeſſen kleiner, ſehen dunkel— grün aus und ſind unfruchtbar. Bei Echium wird einer der 4 Teile des Fruchtknotens zur Galle, über welcher dann die blaßrötliche Blumenkrone mit den Staubgefäßen knoſpenartig geſchloſſen bleibt. Auch an Celsia und Serophularia ſoll das Inſekt vorkommen. 36. Eine Blütendeformation an Serophularia nodosa nach Liebel (J. c.). An Scrophularia. 37. Asphondylia Hornigi Wachtz., in den Blüten von Origanum An Origanum vulgare und Mentha candicans. und Mentha. 38. Lasioptera Salviae Sin., in deformierten Blütenknoſpen einer An Salvia. Salvia-Art, welche aus großen, behaarten Schuppen beſtehen, am Kap. 39. Eine Larve lebt in blaſig angeſchwollenen Blütenknoſpen von An Teucrium, Teuerium Scordium und von Lamium maculatum, nach Thomas (I. c.), Lamium und jowie von Glechoma hederacea nach Kieffer (J. c.). Glechoma. 40. Eine unbekannte Diptere verurſacht aufgeblafene Blütenknoſpen von An Ligustrum. Ligustrum vulgare nach v. Schlechtendal (J. c.). 41. Schizomyia galiorum Aer, in verdickten, eiförmigen Blüten An Galium. von Galium verum, nach Kieffers). Vielleicht find es dieſelben Gallen, welche Thomas“) an Galium Mollugo fand, wo die Blütenknoſpen ver— größert, grün oder violett und im Innern kahl ausgezehrt waren. 42. Diplosis Lonicerearum 7. Le., in den Blüten von Viburnum An Viburnum, Lantana, Lonicera Xylosteum, Sambucus nigra und Sambucus Ebulus, Lonicera und welche geſchloſſen, meiſt gerötet und deren Blumenblätter etwas lederartig Sambucus. verdickt ſind, während die Fruktifikationsorgane meiſt verkümmern. 45. Diplosis Valerianae Aös., zwiſchen zuſammengedrängt ſtehenden An Valeriana. und unfruchtbar bleibenden Blüten von Valeriana officinalis). 44. Eine Blütendeformation an Campanula rapunculoides nach An Campanula. Liebel (. c.). 45. Cecidomyia Phyteumatis /r. Zöw, in geſchloſſen bleibenden An Phyteuma. und blaſig aufgetriebenen, innen filzig behaarten Blüten von Phyteuma spicatum und orbieulare. Ebenſolche Gallen an Phyteuma hemisphaericum und Campanula rotundifolia nach Miks). ) Reviſion der Gallmücken. Münſter 1877, pag. 31 ff. 2) Verhandl. d. zool.-bot. Geſ. Wien 1875, pag. 22. 3) Entom. Nachrichten 1889. ) Nova Acta Acad. Leop. Carol. XXVIII. Nr. 2. 1876, pag. 260. 5) Vergl. Rübſamen in Verh. naturh. Ver. preuß. Rheinlande 1890, 6) Wiener entom. Zeitg. 1890, pag. 233. 128 J. Abſchnitt Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden An Bryonia. 46. Cecidomyia parvula Zieez)), in geſchloſſen bleibenden Blüten von Bryonia dioica. An Achillea. 47. Hormomyia palearum Aüefer?), in angeſchwollenen Spreu— blättchen der Blütenköpfchen von Achillea Ptarmica. An Anthemis u. 48. Ceeidomyia Syngenesiae L Zöw, in walzenförmigen, harten, Obrysauthemum. glatten Blütengallen von Anthemis arvensis und Cotula, und von Chrysan- themum inodorum. An Artemisia. 49. Ceeidomyia florum Aer), in eiförmigen, dünnhäutigen Gallen zwiſchen den Röhrenblüten von Artemisia vulgaris. 50. Cecidomyia tubifex Dozche, in röhrenförmig verbildeten Blütenhüllen von Artemisia campestris. An Achillea, 51. Hormomyia Ptarmicae YaZ., bewirkt Haarwucherungen der Blütenknoſpen von Achillea Ptarmica, wodurch die ganze Inflorescenz zu kugeligen, grauen Haarſchöpfen umgewandelt wird. An Solidago. 52. Larven in deformierten, rundlichen, zugeſpitzten Blüten nordameri- kaniſcher Solidago-Arten. XII. Beſchädigungen von Früchten. Beſchadigungen Wenn Dipterenlarven ſich in Früchten entwickeln, ſo werden mehr von Früchten oder minder auffallende Degenerationen dieſer Organe, teils Gallen- bildungen, teils Zerſtörungen, die mit einem Verderben der Früchte und ihrer Samen endigen, hervorgerufen. Fritfliegen. 1. Oseinis frit Z. und pusilla e., die Fritfliegen, in ihrer Sommergeneration im Hafer und der Gerſte (vergl. oben S. 80). An Carex. 2. Eine unbekannte Diptere erzeugt an Carex arenaria birnförmige, 8 mm lange Fruchtknotengallen nach F. Löw ( ch, das gleiche an Carex stricta nach Hieronymus (J. ch. An Salix. 3. Eine Diptere zwiſchen Fruchtknoten und Kätzchenſpindel von Salix reticulata nach Thomas. Kohlgallmücke. 4. Cecidomyia Brassicae ., die Kohlgallmücke, eine nur 1,2— 1,5 mm lange, ſchwarzbraune Mücke, am Raps, Rübſen und Kohlarten. Die milchweißen, 1,6 bis 2,2 mm langen Maden leben in größerer Anzahl in den Schoten. Letztere erſcheinen an der Stelle, wo jene ſitzen, etwas aufgetrieben, werden zeitiger gelb als die geſunden und, enthalten zer— ſtörten Samen. Die Maden verlaſſen die aufſpringenden Schoten und gehen zur Verpuppung in die Erde, worauf nach 10 bis 15 Tagen die Mücke erſcheint, die dann wahrſcheiniich noch mehrere Generationen auf andern Cruciferen bildet. An Kohl 5. Diplosis ochracea Mun, 1,7 mm lang, lehmgelb. Die Made und Raps. wurde in Böhmen die Schoten von Raps und Kohl ebenſo wie die vorige beſchädigend aufgefunden. An Papaver. 6. Cecidomyia Papaveris E., die Mohngallmücke, 1,5 bis 1,9 mm lang, ſchwarzbraun. Die fleiſchroten, etwa 2,2 mm langen Larven leben zahlreich in den Köpfen des Mohns, ſowie des Papaver Rhoeas und ) Entom. Nachr. 1889. ) Entom. Nachr. 1890, pag. 27 und 36. 7. Kapitel: Zweiflügler 129 dubium, welche dann im Wachstume zurückbleiben und mißfarbig erſcheinen, und deren Samen von den Larven verzehrt werden. 7. Trypeta Meigeni, in den Beeren der Berberize. An Berberize. 8. Eine Dipterenlarve in angeſchwollenen Früchten von Thalictrum. An Thalictrum. 9. Asphondylia Grossulariae Zu. Die Maden leben in denen Stachelbeeren. jungen Früchten der Stachelbeeren, die dadurch zu großen, gelbgrünen oder rötlichen Körpern werden. Es iſt hauptſächlich der röhrenförmige Teil des Kelches, deſſen Wand dickfleiſchig wird und dadurch die Galle hervorbringt, während die Kelchzipfel feſt übereinander liegen. Die ſo entarteten jungen Früchte fallen zeitig ab. Die znerſt in Amerika als ſehr ſchädlich beobachtete Krankheit hat ſich nach Thomas auch in Thüringen gezeigt, wo ſie einen empfindlichen Ausfall in der Ernte zur Folge hatte. 10. Eine Diptere in aufgetriebenen Fruchtknoten von Saxifraga aizoi- An Saxifraga. des, nach Thomas. ll. Trypeta ludens Zöw, in den Früchten der Orangen in Amerika, An Orangen. die dadurch verdorben werden ). 12. Asphondylia Umbellatarum Z. Zw. (Asphondylia Pimpi-An Umbelliferen nellae Z. Lab.). Die Larven leben in blaſig aufgetriebenen Teilfrüchtchen verſchiedener Umbelliferen, beſonders von Pimpinella Saxifraga, auch Daucus Carota, Pastinaca sativa, Torilis Anthriscus etc. 13. Ceeidomyia nigra Meg. und piricola Nördl., die Birngall- Birngallmüden, mücken, und Sciara Piri Schmidl., die Birntrauermücke, etwa 2 mmBirntrauermüde. lange ſchwarze Mücken, welche alle in gleicher Weiſe die Birnen verderben. Die Eier werden im April in die Blütenknoſpen gelegt, wo die Maden ſich in die jungen Fruchtknoten einbohren, wodurch die jungen Birnen ver— kümmern und abfallen. Die letzteren erſcheinen mehr geſtreckt und hinter der Mitte einſeitig etwas eingeſchnürt. Die Maden kriechen ſpäter heraus, verpuppen ſich im Erdboden, und im Juli und Auguſt erſcheint die Mücke, welche als ſolche überwintern ſoll. Gegenmittel ſind: Abpflücken, beziehent— lich Aufleſen der abgefallenen verdorbenen Birnen und Vernichtung der— ſelben. 14. Trypeta pomonella Malel., beſchädigt in Nordamerika die An Apfeln. Apfel, indem ſie dieſelben anſticht uud 3—400 Eier ablegt, worauf die an— geſtochenen Früchte abfallen, nach Harwey ;). 15. Trypeta antica. in den Früchten des Weißdorns. An Weißdorn. 16. Trypeta alternata, in den Früchten der Roſe. An Roſe. 17. Spilographa (Trypeta) Cerasi E., die Kirſchenfliege, Kirſchenſliege. 3,5—5 mm lang, ſchwarz, die Flügel mit dunklen Querbinden. Die bis 6mm langen Larven, Kirſchenmaden, ſind die Urſache des Madig⸗ werdens der Kirſchen, indem ſie gewöhnlich zwiſchen dem Kern und dem Stiel ſich aufhalten und durch ihr Freſſen das Weich- und Jauchigwerden der Früchte an dieſen Stellen veranlaſſen. In manchen Gegenden, beſonders bei Guben in der Mark Brandenburg, erwächſt dem Obſtbau durch das Madigwerden der Kirſchen ein empfindlicher Schaden. Die Lebensweiſe der 1) Halle'ſche Zeitſchr. f. d. geſ. Naturw. 1877, pag. 131. 2) Vergl. Riley, Insect Life I. 1888, pag 45. 3) Amer. Naturalist. Philadelphia 1890, pag. 1089. Frant, Die Krankheiten der Pflanzen. 2. Aufl. III. 9 Erbſenmücke. An Lotus. An Spartium. An Cytisus etc. Dlivenfliege. 120 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden Fliege iſt nach meinen!) Unterſuchungen folgende. Die Eier werden in die faſt reifen Kirſchen gelegt, in der Regel immer nur eines in eine Frucht. Darum haben auch die frühen Sorten keine Made, ſondern erſt die, welche in der Haupterntezeit reif werden. In Jahren mit kalter Witterung, welche die Entwickelung der Fliegen zurückhält, können die meiſten Kirſchen noch madenfrei geerntet werden. Die weiße, bis 6 mm lange Made verläßt, wenn ſie ausgewachſen iſt, die Kirſche, mag dieſelbe noch auf dem Baume hängen oder auf die Erde gefallen ſein, und gräbt ſich ſofort in die Erde ein, wo ſie ſich in 12 bis 23 mm Tiefe verpuppt. Dies geſchieht in der erſten Hälfte Juli. Die grauen Tonnenpüppchen überwintern daſelbſt, und in den letzten Tagen des Mai und den erſten des Juni ſchlüpfen die Fliegen aus. Das Inſekt hat alſo nur eine einzige Generation und ruht als Puppe faſt elf Monate lang. Dies iſt durch Züchtungsverſuche von mir feſtgeſtellt worden. Die Fliege legt außerdem ihre Eier auch in die Beeren der Lonicera-Arten, wo die Lebensweiſe genau dieſelbe iſt, wie ich ebenfalls durch Züchtungsverſuche gezeigt habe. Die Fliege hatte in den betreffenden Gegenden deshalb überhand genommen, weil man dort die madigen Kirſchen nicht von den Bäumen abpflückte und die heruntergefallenen unter den Bäumen liegen ließ, wodurch die Fliege gezüchtet wurde. Die Bekämpfungs⸗ maßregeln beſtehen in folgendem: ſorgfältiges Abpflücken ſämtlicher Kirſchen von den Bäumen, Aufleſen und Vernichten der abgefallenen, tiefes Um— graben des Bodens unter der Baumſcheibe im Herbſt, und Ausrotten der Loniceren oder wenigſtens Zurückſchneiden der blühenden Aſte derſelben. 18. Diplosis Pisi E., die Erbſenmücke, 1,75 mm lang, blaßgelb, Flügel mit Vorderrand. Die 1— 3 mm langen, milchweißen Larven finden ſich in großer Anzahl in den grünen Hülſen der Erbſen, an den Körnern derſelben freſſend. Sie verpuppen ſich in der Erde. 19. Asphondylia melanops Kiefer), in angeſchwollenen, ein- ſeitig gekrümmten Hülſen von Lotus cornieulatus. 20. Diplosis pulehripes Aifer?), in Hülſen von Spartium sco- parium, die normale Größe haben, aber mit hirſekorngroßen, gelblichen Auftreibungen dicht beſetzt ſind und meiſt keine Samen enthalten. 21. Lasioptera Sarothamni Xe t:), in erbſendicken An⸗ ſchwellungen der Hülſen von Spartium scoparium. 22. Cecidomyia Ononidis . Zöw, verurſacht aufgetriebene, fleiſchige Anſchwellungen der Hülſen von Cytisus, Genista, Ononis, Spartium, Doryc- niums). Die in Spartium scoparium wurde als Asphondylia Mayeri Liebels) beſchrieben. 23. Trypeta (Dacus) oleae E, die Olivenfliege, deren Larven in Südfrankreich in den Oliven leben und dieſe verderben. Comes“) empfiehlt vorzeitiges Einſammeln und Auspreſſen der Früchte. ) Die Bekämpfung der Kirſchenmaden. Gartenflora 1891. Hannoverſche Land- u. forſtw. Zeitg. 10. Dez. 1891. Zeitſchr. f. Pflanzenkrankh. I, pag. 284. 2) Wiener entom. Zeitg. 1890, pag. 29 und 133. 3) Vergl. v. Frauenfeld, Verhandl. d. zool.-bot. Geſellſch. Wien V, pag. 17. ) Entnom. Nachr. 1889, pag. 265. 1 5) L'ltalia agricola. Mailand 1885. pag. 135. 8. Kapitel: Blaſenfüßer 131 24. Eine Dipterenlarve in deformierten Teilfrüchten von SymphytumAn Symphytam. offieinale. 25. Trypeta femoralis, in den Fruchtknoten von Phlomis fruti- An Phlomis. cOSUS. 26. Anthomyia Lactucae DcA., deren Maden die Früchtchen von An Lactuca. Lactuca sativa zerſtört. 27. Clinorhyneha Tanaceti Aiefer!), in deformierten Früchtchen An Tanacetum. von Tanacetum vulgare. Dieſelben ſind kürzer, aber gegen die Baſis bauchig aufgetrieben, glänzend weiß; in ihnen überwintert und verpuppt ſich die Larve. — Ahnliche Fruchtgallen an Chrysanthemum Leucanthemum nach Liebel. 28. Clinorhyncha Millefolii H, in angeſchwollenen Achenien An Achillea. von Achillea. 29. Clinorhyncha Chrysanthemi #. Zöw, in angeſchwollenenen Anthemis und Achenien von Anthemis arvensis und Cotula und von Chrysanthemum ino- Chrysanthemum. dorum. Eine ebenſolche Deformation bei Chrysanthemum Leucanthemum. 30. Ceeidomyia Cirsii Aöös., zwiſchen den Achenien von Cirsium An Cirsium. arvense und lanceolatum. 31. Auf Kompoſiten lebende Arten der Bohrfliege, Trypeta, deren Bohrfliegen an v. Frauenfeld?) 59 Arten an mehr als 140 Kompoſiten aufzählt, bringen Kompoſiten. an den Köpfchen dieſer Pflanzen eine eigentümliche Verderbnis hervor. Die Larven leben zwiſchen den Blüten und freſſen die Früchte aus, zum Teil wohl auch den Fruchtboden; die ausgehöhlten ſowie die unverſehrten Früchte ſind dann mit einander und mit dem Fruchtboden verklebt. Letzterer erhärtet mehr oder weniger, und die etwa verſchont gebliebenen Früchte verkümmern meiſt. Bisweilen entſteht zugleich eine Anſchwellung des Fruchtbodens, z. B. erbſengroße Auswüchſe an Köpfen von Inula-Xrten, zapfenroſenartige Mißbildungen an den Zweigſpitzen von Gnaphalium an- gustifolium. Einige Trypeten bohren auch in den Stengeln von Kompo— ſiten. Am häufigſten finden ſich dieſe Fliegen an Cynareen, wie Centaurea, Cirsium, Lappa, Onopordon, Serratula; doch giebt es auch andre auf Leontodon, Taraxacum, Sonchus, Lactuca, Tragopogon, Crepis, Hieracium, Senecio, Artemisia, Matricaria, Chrysanthemum, Anthemis, Achillea, Solidago, Tanacetum, Inula, Helianthus, Bellis, Aster, Petasites, Eupa- torium etc. Achtes Kapitel. Blaſenfüßer, Physopoda. Sehr kleine Inſekten, welche vier ſchmale, gleichartige, ziemlich Blaſenfuüßer. harte Flügel mit langen Franſen, an den Fußenden keine Klauen, ſondern kleine Bläschen oder Saugnäpfe haben und deren Mundteile einen kegelförmigen Rüſſel bilden, aus welchem die borſtenförmigen Kiefer ) Entom. Nachr. 1889. 2) Sitzungsber. d. Akad. d. Wiſſenſch. Wien, November 1856. 9 * 132 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden hervorragen. Sie haben eine unvollkommene Verwandlung und daher gewiſſe Verwandtſchaft mit den Gradflüglern, denen ſie wohl auch zu— gerechnet werden. Mit ihrem Kieferapparate bringen ſie feine Wunden Fig. 35. Thrips cerealium am Roggen; a—e verjchiedene Erkrankungs— formen der Pflanze durch den Einfluß der hinter der oberſten Scheide ſitzenden Tiere, verkleinert; „die gelben Binden an der oberſten Scheide. Bei eine ſolche Scheide aufgerollt, von der Innenſeite geſehen, wo fertige Inſekten und Larven zu ſehen ſind, in natür⸗ licher Größe; h und g dieſe vergrößert. 8. Kapitel: Blaſenfüßer 133 an den Epidermiszellen der Pflanzenteile hervor und ſaugen die Säfte derſelben, wodurch ſie die Verderbnis der Pflanzenteile verurſachen. Dieſe Ordnung iſt vertreten durch die eine Gattung Thrips, Blaſenfuß. Es find geſellig lebende, 1—2 mm lange Tierchen, welche auf ver- Thrips, ſchiedenen Pflanzen und Pflanzenteilen leben, welche fie meiſt ſtark be- . Blaſenfuß. ſchädigen. Sie legen daſelbſt auch ihre Eier, und auch die aus dieſen auskommenden flügelloſen Larven leben beſtändig bis zu ihrer voll— kommenen Entwickelung auf der Pflanze. 1. Thrips cerealium Halidey, der Getreideblaſenfuß, 2 amm Am Gerreide. lang, ſchwarzbraun, das Männchen ungeflügelt, das Weibchen geflügelt; die gelblichen, kleinen Larven erhalten erſt nach mehreren Häutungen die Flügelſchuppen (Fig. h und g). Dieſe Tiere befallen verſchiedene Halm— früchte, beſonders den Roggen. Sie kriechen, während das Getreide auf— wächſt, am Halme hinauf ſoweit ſie können, d. h. immer bis an die oberſte, der Ahre vorausgehende Blattſcheide, hinter welcher ſie ſich verbergen, ſaugen und ſich fortpflanzen. Hat die Ahre bereits die oberſte Scheide verlaſſen, ſo giebt ihnen nur die letztere Nahrung, infolgedeſſen wird dieſe gelb, und bald vertrocknet auch ihr Blatt; wir haben das im Roggen oft zu ſehende Bild a, wo faſt alle Halme an der Stelle x der oberſten Scheide eine ringsum gehende bleiche Stelle zeigen. Erreichen die Tiere die Ahre, ſo lange dieſelbe noch in der oberſten Scheide verborgen iſt, ſo zerſtören ſie die Ahre von unten nach oben in den verſchiedenen Graden oder auch gänzlich, wie in b bis e, je nachdem die Ahre mehr oder weniger Vorſprung hatte. Die Tiere ſieht man, wenn man die oberſte Scheide aufrollt, auf deren Innenſeite (1) ſitzen. Es ſind teils Larven, teils erwachſene Inſekten. Es kommen noch andre Arten Blaſenfüße am Getreide vor; namentlich die rote Phloeo- thrips frumentaria 5%, welche die Fruchtknoten in der Blüte anſticht, ſo daß die Körnerbildung beſchädigt werden kann; außerdem in Rußland nach Lindemann!) Thrips secalina Zindem., an Halmen des Roggens, Weizens und Timothegras, Thrips rufa Hal., an Halmen der Gerſte und des Timothegraſes und in den Ahren des letzteren Thrips antennata Osborn. Vor der Ernte verlaſſen die Tiere die Pflanze und überwintern in der Stoppel, in Grasbüſcheln, Stroh, Laub und dergl. am Boden, von wo aus ſie im nächſten Frühlinge wieder das Getreide oder auch Gräſer aufſuchen. Die Tiere verbreiten ſich auch durch Flug und dürften überall vorhanden ſein; zum Schaden werden ſie nur dann, wenn ſie ſich ſtark vermehren. Wenn der Blaſenfuß ſich auf den Getreidefeldern ſtark gezeigt hat, ſo wäre ein tiefes Umbrechen der Stoppel angezeigt, um für das nächſte Jahr das Tier möglichſt zu vernichten. 2. Thrips Sambuci Heeger, der Hollunderblaſenfuß, 2 mm An Hollunder, lang, glatt, hellbraun, nagt an der Unterſeite der Blätter des Hollunder, Linden, Roſen u. der Linden, Roſen, aber auch von Feldfrüchten, beſonders Ackerbohnen, Ackerbohnen. deren Blätter dann ſich ſchwärzen und zuſammenſchrumpfen. Ritzema ) Bullet. soc. nat. Moscou 1886, pag. 296. An Flachs. An Tabak. Schwarze Fliege in Gewächs⸗ häuſern. Am Zuckerrohr. Halbflügler, Hemiptera. 134 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden Bos?) beobachtete 1888 in Holland die Tiere auf jungen Ackerbohnen zu Millionen und ſehr ſchädlich. Einen Fraß von Thrips an Lathyrus lati- folius beobachtete ich 1889. Die Überwinterung erfolgt unter abgefallenen Blättern und unter Baumrinde. 3. Thrips Lini Zadur., der Flachsblaſenfuß, 2 mm lang, dunkelbraun oder ſchwarz, in beiden Geſchlechtern geflügelt, verurſacht nach Ladureau dem Flachsbaue im nördlichen Frankreich großen Schaden, indem die Pflanzen ſchon im April oder Mai gelb und welk werden und ausſehen wie vom Feuer verſengt. Die Krankheit wird Brulüre genannt. Die Tiere ſollen auch auf Getreidearten leben. 4. Thrips Tabaci Zizdem., der Tabaksblaſenfuß, Umm lang, blaßgelb mit ſchwarzen Augen, wurde von Lindemann in Beſſarabien ſehr ſchädlich am Tabak gefunden. Die Tiere befallen die Blätter, welche dadurch kleiner bleiben und vorzeitig abſterben. Sie bohren nämlich auf den Rippen und Nerven kleine Löcher, wodurch im Blatte charakteriſtiſche weiße Flecke entſtehen, welche die verwundeten Blattrippen in Geſtalt ſchmaler ſägerandiger Säume, oder Bänder umranden. 5. Thrips (Heliothrips) haemorrhoidalis Se., die „ſchwarze Fliege“ bei den Gärtnern genannt, I—1',,;, mm lang, ſchwarzbraun, mit rotbrauner Hinterleibsſpitze und blaßgelben Augen; im Larvenzuſtand gelb— lich. Das Tier lebt in Gewächshäuſern an den Blättern der verſchiedenſten Gewächshauspflanzen, auch an Weinſtöcken und Gurken, die unter Glas gezogen werden. Die befallenen Blätter bekommen zahlreiche kleine Wund— ſtellen, die bei mäßigem Angriff durch Kallusbildung verheilen können; bei ſtärkeren Befall welken die Blätter und jterben ab. Räucherungen mit Tabak oder Inſektenpulver find dagegen empfohlen worden. In den Gewächs⸗ häuſern ſollen übrigens außer dieſem Blaſenfuß noch andre Arten, wie Thrips Kollari und Heliothrips Dracaenae vorkommen. 6. Thrips Sacchari und Phloeothrips Lucasseni Aräüger ), am Zuckerrohr in Java die Rohrblattkrankheit verurſachend durch Zuſammen— rollen und Eintrocknen der Blattſpitzen, ſo daß die einander umſchließenden jungen Herzblätter an ihrer Spitze feſt in einander ſitzen bleiben und daher beim Weiterwachſen teilweiſe umgebogen werden. Neuntes Kapitel. Halbflügler, Hemiptera. So verſchiedenartig die hierher gehörigen Inſekten auch in ihrer Körpertracht ſind, ſo kommen ſie doch alle darin überein, daß ihre Mund— teile einen Saug- und Stechſchnabel bilden, indem die Unterlippe eine Röhre darſtellt, in welcher die Ober- und Unterkiefer in der Form von je zwei paar dünner, fein ſägezähniger Stechborſten vor- und zurück— geſchoben werden können. Der meiſt ziemlich lange Schnabel wird an 41) Ber. d. Verſuchsſtat. f. Zuckerrohr in Weſtjava. Dresden 1890, pag. 50. 9. Kapitel: Halbflügler 135 der Unterſeite des Körpers nach hinten geſchlagen. Mit demſelben verwunden die Tiere den Pflanzenkörper, um Nährungsſäfte aufzu— ſaugen. Die Halbflügler ſind entweder ganz flügellos oder beſitzen vier gleichartige, häutige Flügel oder auch halb hornige, halb häutige Vorderflügel. Die Metamorphoſe iſt unvollkommen; die Jungen, welche aus den Eiern kommen, bisweilen auch lebendig geboren werden, haben gleich die Körperform und Lebensweiſe der alten Tiere, ſind aber flügellos. A. Die Blattläuſe, Pflanzenläuſe, Aphidina. Die Blattläuſe ſind kleine, ſchwache Inſekten mit langen, dünnen Beinen, die aber kein Springvermögen haben, und mit vier gleich— artigen häutigen Flügeln, welche in der Ruhe dachförmig zuſammengeſchlagen ſind, oder auch ohne Flügel. Es ſind echte Paraſiten der Pflanzen, auf denen ſie ſich ſtändig auf— halten und nicht nur ihre Nahrung finden, ſondern auch ihre Entwickelung durchlaufen. Sie ſtechen mit ihrem Schnabel die Pflanzen— teile an und ſaugen an ihnen. Dadurch werden Veränderungen ſehr mannigfaltiger Art hervorgebracht, in allen Abſtufungen von einer auszehrenden, unmittelbar tötenden Wirkung bis zu Hypertrophien, die den Cha— rakter wirklicher Gallen haben!). Der Entwickelungsgang der Blattläuſe zeigt, ſoweit er in dieſer Familie bekannt iſt, folgende übereinſtimmende Züge. Im Frühjahr erſcheinen zuerſt flügelloſe Weibchen (Altmütter), welche lebendige Junge gebären oder Eier legen, aus Fig 36. denen in kurzer Zeit Junge auskommen. Dieſes Die Bohnen: oder Mohn⸗ find wieder ſämtlich ungeflügelte weibliche Tiere blattlaus (Aphis papa- (Larven), welche nach kurzer Zeit partheno- veris), vergrößert, unten genetiſch (ohne Begattung) lebendige Junge eine ungeflügelte Larve. gebären. Dieſe ſogenannten Ammen können Nach Ritzema Bos. ſich mehrere Generationen hindurch auf dieſelbe Weiſe vermehren, wobei oft auch geflügelte Ammen erſcheinen, welche ſich weiter verbreiten und anderwärts Anſiedelungen gründen. Von der letzten Generation dieſer Ammen werden zweierlei Eier abgelegt, welche Geſchlechts— ) Wir nennen hier die wichtigſten zuſammenfaſſenden zoologiſchen Werke über die Pflanzenläuſe, worin auch das Vorkommen derſelben auf den Pflanzen behandelt iſt: Kaltenbach, Monographie der Familie der Pflanzenläuſe. — Lichtenſtein, Monographie des Aphidiens. Montpellier 1885. Blattläuſe. Entwickelungs⸗ gang. Blattläuſe an oberirdiſchen Pflanzentheilen ohne Gallen- bildung. 136 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden differenz haben, d. h. aus welchen Männchen und Weibchen hervorgehen; dann erfolgt Begattung, und die Weihchen legen nun befruchtete Eier. Aus letzteren kommen entweder nach Überwinterung der Eier oder ſchon im Herbſt die Altmütter, von denen im Frühjahr die Entwickelung aus⸗ geht. Außerdem können, beſonders in Zimmern und Gewächshäuſern, wohl auch einzelne Ammen überwintern. Die Überwinterung der Tiere oder Eier geſchieht in der Regel an verborgenen Stellen der während des Winters ſtehen bleibenden Teile der Nährpflanze oder in deren Nähe am Boden. I. Blattläuſe, welche oberirdiſche Pflanzenteile bewohnen und keine Gallenbildungen erzeugen. Die größte Mehrzahl der Blattläuſe bewohnt die grünen Teile der Pflanzen, beſonders Blätter und Stengel. Die Folge ſind Er— krankungen und Verderbnis der befallenen Teile ohne daß es jedoch zu eigentlichen Gallenbildungen kommt. Die gallenerzeugenden Blatt— läuſe beſprechen wir im nächſten Abſchnitte. Die Läuſe, von denen hier die Rede iſt, leben frei an der Oberfläche der Pflanzenteile und vermehren ſich meiſt ſo ſchnell, daß ſie gewiſſe Stellen der Pflanze ganz bedecken. Dies geſchieht ſowohl an vollſtändig ausgebildeten Stengeln und Blättern, als auch, und zwar häufiger, an den jüngeren, zarten und ſaftigen Organen, beſonders an den Spitzen der Triebe. Hier ſitzen die Läuſe entweder an der Unterſeite aller Blätter oder an den Blattſtielen und zugleich an den Stengeln, beziehentlich am Blüten— ſtande; nicht ſelten iſt der Stengel bis zur Endknoſpe hinauf oder auch nur an den letzten Internodien unter der Knoſpe ſo vollſtändig mit Läuſen garniert, daß von ihm nichts mehr zu ſehen iſt. Wenn Blätter im vollſtändig erwachſenen Zuſtande befallen werden, ſo zeigen ſie nichts weiter als ein Gelbwerden oder Gelbfleckig— werden, je nachdem das ganze Blatt oder nur einzelne Stellen unter— ſeits von Blattlauskolonien beſetzt ſind; nach einiger Zeit ſterben ſolche Blätter ganz unter Vertrocknen oder fallen ab. Werden junge, noch des Wachſens fähige Teile von Läuſen befallen, ſo treten gewöhnlich Veränderungen des Wachſens ein; die betreffenden Stengel und Blatt— ſtiele zeigen mehr oder weniger ſtarke Krümmungen, und namentlich die Blätter erleiden Kräuſelungen, Faltungen oder Rollungen, wobei ausnahmslos die von den Paraſiten beſetzte Blattſeite diejenige iſt, welche ſchwächer wächſt und alſo konkav wird, wodurch die Tiere ins Innere der ſich bildenden Kavitäten zu ſtehen kommen, wo ſie mehr geſchützt ſind, als auf einer offenen Blattfläche. Ganz junge Teile, wie Blüten und Blütenknoſpen, können durch Blattläuſe gänzlich verkümmern und vertrocknen. Als Begleiterſcheinung bei derartigem Blattlausbefall treten häufig hinzu: Mehltau, der aus den von den 9. Kapitel: Halbflügler 137 Läuſen zurückgelaſſenen leeren Häuten beſteht, und Honigtau, der durch das zuckerhaltige Sekret der Läuſe erzeugt wird. Das Auftreten aller derartigen Blattläuſe wird durch Trockenheit und Hitze ungemein begünſtigt, indem dann die Vermehrung der Tiere eine ſtärkere wird. Ohne Zweifel wird auch bei trockener Luft das Waſſerbedürfnis der Tiere größer und der Begehr nach den Säften der Pflanze erhöht. In trockenen, heißen Sommern iſt daher auch der Blattlausſchaden auf unſern Kulturpflanzen am größten; es tritt uns dann natürlicherweiſe zu gleicher Zeit auch die gleichſinnige Wirkung der Trockenheit auf die Pflanze mit den Wirkungen der Läuſe kom— biniert entgegen. Die Art und Weiſe, wie die Blattläuſe die Pflanzenteile anſaugen, wird von Büsgen!) wie folgt beſchrieben. Sie ſtechen ihre vier Mund— borſten, zu einem Bündel vereint, in die Nährpflanze, wobei der Schnabel als Führung dient, damit jene biegſamen Organe nicht ausweichen können. Die Oberkieferborſten bahnen dem Saugrohr den Weg zu der nahrung— ſpendenden Zelle, innerhalb welcher ſeine beiden Teile behufs Eintritt des Nahrungsſaftes auseinanderklaffen. Damit die vordringenden Oberkiefer— borſten beim Aufſtoßen auf Zellwände ſich an ihren weiter rückwärts ge— legenen Partien nicht krümmen können, wird von den Läuſen während des Einſtechens ein aus eiweißartiger Subſtanz beſtehendes Sekret ausgeſchieden, welches raſch verhärtet zu einem das Borſtenbündel eng umhüllenden feſten Rohr. Da das letztere erhalten bleibt, wenn das Tier die Borſten aus der Wunde herauszieht, ſo kann man an dieſen Stichkanälen erkennen, wie weit die Laus eingeſtochen hat. Dieſelben ſind gewöhnlich einfach, ver— äſteln ſich aber in der Cambium- und Phloömzone ſeitlich; das Tier kaun alſo die Borſten aus dieſen Geweben etwas zurückziehen, um ſie in andrer Richtung wieder einzuſenken. Die Krümmungen vieler Pflanzenteile bei Blattlausbefall finden meiſt jo ſtatt, daß die Unterſeite der Blattfläche konkav wird, weil dieſe es iſt, welche von den Läuſen eingenommen wird. Einfache Blätter krümmen ſich oft in der ganzen Ausdehnung der Mittelrippe, von der Baſis bis zur Spitze nach unten zuſammen, in einem Bogen bis zu einem vollen Kreiſe. Zugleich ſchlägt ſich die Blattfläche oft auch vou den Rändern aus nach unten, ſo daß die Unterſeiten ganz verdeckt werden und das Blatt ſich jo zuſammenziehen kann, daß die Triebe ein völlig verändertes Aus: ſehen bekommen (3. B. am Kirſchbaum, an Spiraea salieina etc.). Manch— mal rollt ſich nur der Blattrand nach unten. Sehr häufig ſtülpen ſich die mitten in der Blattfläche mit Läuſen beſetzten Stellen als eine Falte oder ein Buckel nach oben aus, wodurch das Blatt höckerig uneben oder auf— geblaſen wird; in den von der Unterſeite gebildeten Höhlungen leben die Läuſe 6. B. an den Johannisbeerſträuchern und an Viburnum Opulus). Dieſe Aufwölbung der Blattfläche bildet ſich vorzüglich zwiſchen den ſtärkeren Rippen des Blattes. Sie kann auch mit den vorerwähnten Krümmungen kombiniert ſein. Bei den zuſammengeſetzten Blättern werden die einzelnen ) Der Honigtau. Biologiſches Centralbl. XI, 1891. Das Saugen der Läuſe. Veränderungen der Pflanzen. Mehltau. Honigtau. 138 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden Blättchen in der gleichen Weiſe affiziert. Dieſelben ſind daher bei ge— fiederten Blättern rückwärts um die Blattſpindel geſchlagen; letztere kann zugleich von ihrer Spitze aus nach unten eingekrümmt ſein, ſo daß das Blatt ganz zuſammengekräuſelt wird (3. B. an Sorbus Aucuparia und an Fraxinus excelsior). Bei handförmig zuſammengeſetzten Blättern können die Blättchen an ihrer Baſis durch eine ſcharfe Krümmung an dem Haupt⸗ blattſtiele ſich herabſchlagen (z. B. bei Himbeer- und Brombeerſträuchern). Daß die Richtung der Krümmung durch die von den Blattläuſen beſetzte Blattſeite beſtimmt wird, zeigt ſich deutlich in den Fällen, wo dieſes die morphologiſche Oberſeite iſt, die dann auch umgekehrt wie ſonſt konkav wird. So rollen ſich die Blätter von Atriplex latifolia, wenn jenes der Fall iſt, oberſeits zuſammen, und bei Aphis Avenae an Weizen, Gerſte und Hafer iſt die ganze Blattfläche unter Konkavwerden der Oberſeite zu einer langen, dütenförmigen Rolle von bis zu 10 und mehr Spiralwindungen zuſammen gedreht. Die Beſchaffenheit der Gewebe des Blattes bleibt bei dieſen Krümmungen entweder normal, oder es tritt zwar auch keine Ver— dickung der Blattfläche, aber eine andre Beſchaffenheit der Zellen ein, indem namentlich kein Paliſſadengewebe an der Oberſeite ſich differenziert, ſondern das Meſophyll ein gleichförmiges, chlorophyllarmes, aus polyedriſchen Zellen beſtehendes Gewebe darſtellt (jo bei den nach oben eingerollten Blättern von Atriplex latifolia), oder endlich das Meſophyll erleidet eine wahre Hypertrophie, ſeine Zellen vermehren und vergrößern ſich, wodurch eine Zunahme der Dicke des Blattes bewirkt wird, und ſomit ſchon ein Übergang zur Gallenbildung vorliegt. Dies iſt z. B. der Fall bei den großen, blaſenförmigen Wölbungen, welche Aphis Oxyacanthae Xa. an den Blättern von Crataegus hervorbringt. Die Meſophyllzellen ſind zu großen iſodiametriſchen, mit gerötetem Zellſaft erfüllten Zellen erweitert. Die Epidermis der konkaven Unterſeite dehnt ſich gewöhnlich ſo ſtark, daß ſie ſich faltig abhebt; aber oft ſuchen auch die angrenzenden Meſophyllzellen mit ihr im Zuſammenhang zu bleiben und wachſen daher in lange Schläuche ans, ſo daß ein ſchwammig aufgedunſenes Gewebe gebildet wird. Dieſe Schläuche enthalten zum Teil einen großen Kryſtall von Kalkoxalat und ſind auch auf der Außenſeite der Zellwand oft reichlich mit kleinen Kryſtall— körnchen beſetzt. Mehltau, wohl zu unterſcheiden von dem aus Pilzen beſtehenden (Bd. II. S. 250) heißen die leeren Bälge, welche die Blattläuſe bei ihren Häutungen zurücklaſſen und welche auf den grünen Pflanzenteilen manchmal als eine mehlartige, weißliche Maſſe haften bleiben. Mit dem Namen Honigtau bezeichnet man einen auf Blättern und andern Pflanzenteilen vorkommenden, firnißartig glänzenden Überzug von einer klebrigen, ſüßlichen Flüſſigkeit, welche von den Blattläuſen abgeſondert wird und ſich auf den von den Tieren bewohnten Teilen und den darunter befindlichen Gegenſtänden, alſo beſonders auf der nach oben gekehrten Oberſeite der tieferen Blätter anſammelt. Es war bis in die neuere Zeit zweifelhaft, ob aller Honigtau auf den Blättern von Blattläuſen herrühre, da man bei reichlichem Honigtau manchmal verhältnismäßig wenige Blattläuſe findet. Manche glaubten, daß die Pflanze ſelbſt Honigtau als Sekret ausſchwitze. Kürzlich iſt Büsgen (J. c.) durch genauere Unterſuchungen zu dem Schluſſe gelangt, daß echter Honigtau immer von Blattläuſen herrührt, niemals aus dem Blatte ſelbſt ausgeſchieden wird. Er konnte durch Bedecken mit 9. Kapitel: Halbflügler 139 Papier, ſelbſt an ſolchen Blättern, auf denen unerklärliche Honigtautropfen ſich finden, alsbald die letzteren auch auf dem Papier konſtatieren. Er fand, daß gerade die Bewohuer der beſonders oft als Honigtauträger ge— fundenen Pflanzen auch die größte Menge Honigtau liefern. Eine einzige auf Acer lebende Laus gab z. B. innerhalb 24 Stunden 48 Tropfen von ungefähr je 1 mm Durchmeſſer. Der Honigtau kommt nicht aus den Hinterleibsröhren der Blattläuſe, ſondern ſtets aus dem After; die Röhren ſcheiden nur Wachs aus. Ein dicker Firniß von Honigtau auf den grünen Pflanzenteilen iſt für dieſe offenbar von Nachteil; Blätter, die dadurch wie lafiert ausſehen, fallen zeitig ab; gewöhnlich dürfte freilich die ſchädliche Wirkung der Tiere ſelbſt überwiegen. Daß der Honigtau die Anſiedelung gewiſſer paraſitiſcher Pilze, beſonders des Rußtaues, begünſtigt, wurde oben (Bd. I, S. 273) erwähnt. Die Ameiſen ſuchen gern die Blattläuſe auf, um den ihnen angenehmen ſüßen Saft zu verzehren; man ſieht dann oft zahl— reich die Ameiſen auf ſolche Pflanzen ſteigen, doch bringen ſie den letzteren ſelbſt teinen Schaden. Die Blattläuſe erhalten aber durch die Ameiſen einen Schutz gegen ihre Feinde. Wenn man nach Büsgen (J. c.) Larven von Coccinelliden oder Schwebfliegen in eine von Ameiſen beſuchte Blatt— lauskolonie bringt, ſo greifen die letzteren die erſteren wütend an und ver— jagen ſie durch ihre Biſſe. Die Fliegenlarven ihrerſeits verteidigen ſich durch Beſchmieren der Ameiſen mit einem klebrigen Schleim, welchen ſie am Vorderende ausſcheiden. Ein ebenſolches ſchützendes Sekret haben be— ſonders diejenigen Blattläuſe ſelbſt, die aus Mangel an Süßigkeit ihrer Exkremente oder aus andern Urſachen von Ameiſen nicht beſucht werden. Gegenmittel. Um die Pflanzen vor den Blattläuſen zu ſchützen oder von denſelben zu befreien, ſind recht viele Mittel empfohlen worden, deren Anwendung und Erfolg jedoch ſich nach der verſchiedenen Art der Pflanzentulturen richtet. Bei Topfflanzen iſt häufiges Revidieren derſelben und Abbürſten oder Zerdrücken der etwa ſich zeigenden Läuſe ein gutes Mittel; oder man ſteckt die Pflanze einige Minuten umgekehrt in ein Gefäß mit Waſſer; außerdem wirken hier auch die gleich zu erwähnenden Behand— lungen mit chemiſchen Mitteln. Bei Gewächshauspflanzen ſind einmalige oder wiederholte Räucherungen mit Tabak auf glühenden Kohlen empfehlens— wert, wonach die betäubten Läuſe entweder von ſelbſt abfallen oder ab— geſchüttelt werden können, dann aber zuſammengekehrt und vernichtet werden müſſen, weil ſie durch die Räucherungen nur vorübergehend betäubt werden. Außerdem ſind auch die im folgenden erwähnten Beſpritzungen hier von Er— folg. Bei im Freien wachſenden und im großen kultivierten Pflanzen nützen einigermaßen ſchon fleißig wiederholte Beſpritzungen mit friſchem Waſſer, wenn damit ſchon in frühem Krantheitsſtadium begonnen wird. Außer- dem ſind hier Beſpritzungen oder Beſtäubungen mit vielerlei Mitteln em— pfohlen worden, wovon jedoch die meiſten höchſtens im Gartenbetrieb, nicht auf größeren Feldkulturen ſich anwenden laſſen. Zum Beſpritzen können dienen: Abkochungen von Tabak oder Quaſſiaholz oder Wermut oder Hollun- derblüten, Seifenwaſſer, ferner die Neßlerſſche Flüſſigteit, Koch's Flüſſigtkeit, das Juſettenöl von Kerkhoven und van Diſſel, das Lyſol ſowie das An— tinonnin, und beſonders bewährt die Krüger'ſche Petroleum-Emulſion (vergl. oben S. 11). Zum Beſtäuben hat man empfohlen: Gipspulver, Kaltſtaub, Ta⸗ bakpulver, Holzaſche, Inſettenpulver. Daß die genannten neueren Beſpritzungs— flüſſigkeiten in den Konzentrationen, wo ſie ſicherer die Läuſe töten, auch ſchon Gegenmittel. Blattlausarten. An Gramineen. 140 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden leicht für die Pflanzen gefährlich werden, iſt oben bei den Giften (Bd. I, S. 328) erwähnt worden. Auch iſt es um ſo ſchwieriger, mit dieſen Mitteln etwas auszurichten, je maſſenhafter die Läuſe bereits aufgetreten ſind, ſo daß man möglichſt im Anfange, wenn die Tiere ſich zu zeigen beginnen, damit vor- gehen muß. Übrigens wird der Erfolg dieſer Mittel auch dadurch unvoll- kommen, daß die Läuſe wie erwähnt an den Pflanzen oft verborgene Stellen innehaben, an denen ſie vor Berührung mit jenen Subſtanzen geſchützt ſind. Bisweilen kann es erfolgreich ſein, wenn die mit Läuſen ſtark beſetzten Stengel, Stengelſpitzen oder Zweigſpitzen abgeſchnitten und verbrannt werden. Bei Obſtbäumen iſt es auch ratſam, im Herbſt die entlaubten Zwerg- oder Spalierobſtbäume zu durchmuſtern und die um dieſe Zeit in der Nähe der Knoſpen ſitzenden Läuſe und die von ihnen hier abgelegten grasgrünen, ſpäter glänzend ſchwarzen Eier zu zerquetſchen. Da ſich auf manche Kultur⸗ pflanzen die Läuſe erſt von wildwachſenden Pflanzen aus verbreiten, ſo kann auch eine Zerſtörung der mit Blattläuſen beſetzten Unkräuter und überhaupt eine möglichſte Freihaltung der Kulturen von Unkräutern vor— beugend wirken. Endlich iſt auch der natürlichen Feinde der Blattläuſe zu gedenken. Wind und Regen zerſtören oft eine Menge Blattläuſe. Unter den Inſekten ſind in erſter Linie die Coccinelliden, beſonders das Marien— käferchen, als nützliche Tiere zu nennen, weil ſie als Käfer wie als Larve ganz beſonders den Blattläuſen nachſtellen; auch Florfliegen- und Schweb— fliegenlarven ſind Blattlausfeinde. Auch der Star ſoll gern Blattläuſe verſpeiſen. Im folgenden geben wir eine üÜberſicht der bekannteſten und häufigſten auf unſern einheimiſchen Pflanzen auftretenden, auf oberirdi— ſchen Pflanzenteilen lebenden und nicht gallenbildenden Blattläuſe. Es iſt bemerkenswert, daß gewiſſe Blattlausarten nur eine einzige Pflanzenart oder höchſtens einige ſehr nahe verwandte Arten bewohnen, andre da— gegen eine große Anzahl von Nährpflanzen aus ſehr verſchiedenen Pflanzenfamilien beſitzen, unter denen ſie von einer auf die andre übergehen können. Die hier zu nennenden Blattläuſe gehören größten— teils den beiden Gattungen Aphis Z. und Siphonophora Koch an. Bei erſterer ſind die Saftröhren am Hinterleib ganz kurz, die Fühler meiſt kürzer als der Körper; letztere hat lange und dünne, fadenförmige Saftröhren und Fühler, welche länger als der Körper ſind. 1. An Gramineen. a) Siphonophora cerealis Aalend., die Gerreideblattlaus, 2,5 mm lang, grün oder rotbräunlich; an allen Getreidearten, beſonders an Sommergetreide ſowie an Bromus, Poa, Dac- tylis, Holcus. Dieſe Laus ſitzt hauptſächlich an der Ahrenſpindel und an dem letzten Halmgliede unter der Ahre, welche dann mehr oder weniger verkürzt bleibt, ſodaß die Ahre aus der oberſten Blattſcheide nicht, oder un— vollſtändig hervorkommt, und wobei auch die betreffende Blattſcheide gelb oder bleich wird. Am Hafer ſitzt dieſe Laus oft an den Blütenſtielen am Grunde der Ahrchen. Das Getreide wird hauptſächlich in trocknen Sommern ſtark von dieſer Laus befallen, wobei dann der Paraſit und die Dürre ver— eint den Pflanzen ſchaden; ſo beſonders in dem trocknen Sommer von 9. Kapitel: Halbflügler 141 1893). Da die Eier an den Stoppeln gefunden worden find, ſo iſt zeitiges Unterpflügen derſelben empfehlenswert. b) Aphis Avenae 25. die Haferblattlaus, 2—2,5 mm lang, dunkel⸗ grasgrün, lebt an Hafer und Gerſte, wohl auch an Gräſern, aber nie an den Riſpen und Ahren, ſondern an den Blattſcheiden und auf den Blättern, welche ſich dadurch ſpiralig zuſammenrollen. e) Aphis Maydis Hass., 1,7 2,3 mm, glänzend braun, auf der Unterſeite der Blätter des Mais und Sorgho, auch an Hirſe und Roggen, die dadurch kleine, helle Flecke bekommen. Die überwinterten Tiere ſollen im Frühjahr an den Wurzeln der genannten Getreidearten Wurzellaus- Kolonien erzeugen um ſpäter auf die oberirdiſchen Teile überzugehen. In Nordamerika ). d) Toxoptera graminum X., 1,7—2,3 mm, grasgrün, auf der Unterſeite der Blätter von Weizen, Gerſte, Hafer, Mais, Sorgho; die Blätter bekommen dadurch kleine, helle Flecken. In Ungarn und Italien ). e) Aphis Arundinis Z2., zahlreich auf den Blättern von Phrag- mites communis. f) Aphis Glyceriae Aadtenb., auf den Blättern und Blattſcheiden von Glyceria und Poa. 2. An Liliaceen. Aphis Lilii Lt, an Lilium candidum. An Liliaceen. 3. An Coniferen. a) Chermes Laricis Zarzig, die Lärchenwall- An Coniferen. laus. Die kleinen, dunkelviolettbraunen Läuſe ſitzen einzeln unter einem weißwolligen Häufchen an den Nadeln, die ſich an der Stelle des Stiches mehr oder weniger knieförmig biegen.“). Wie ſchon Ratzeburg) angab, werden ſolche Nadeln über dem Knie bleich, und es tritt bei maſſenhaftem Vorkommen eine Schwächung der Jahresringbildung mit vermehrter Harz— bildung in der Rinde, bisweilen auch ein Wiederergrünen durch zahlreiche Erſatztriebe ein. Von Mitte Mai an findet man auch geflügelte Tiere. Im Herbſt werden die geſtielten Eier an die Nadelpolſter gelegt, und im Frühjahr begeben ſich die Jungen auf die Nadeln. Nach neueren For: ſchungen ſoll die Lärchenlaus mit der Fichtenlaus ſpezifiſch identiſch ſein. (Vergl. auch Chermes abietis S. 163.) Die Laus ſcheint in ganz Deutſch— land verbreitet zu ſein. b) Chermes Picea e Aazeb., und Chermes pectinat ae Cholodk., auf den Nadeln der Tanne unterſeits in weißen Wollenhäufchen. c) Chermes Cembrae Col., iſt an den Nadeln junger Pinus Cembra gefunden worden. d) Lachnus Juniperi E, eine nicht wollige Laus, außen an der Rinde, auch an den grünen Zweiglein von Juniperus und Thuja. 4. An Birken. Aphis oblonga , Aeyd. (Callipterus oblongus An Birken. Kalt), und Glyphina Betulae alt.. (Vacuna Betulae Aa), an 1) Vergl. Jahresber. d. Sonderausſchuſſes f. Pflanzenſchutz. Arbeiten d. deutſch. Landw. Geſ. V. Berlin 1894, pag. 29. 2) Garman, Noxious Inseets of Illinois for 1884. Illinois 1885 pag. 23. 3) Vergl. Refer. in Juſt, botan. Jahresber. 1885. II, pag. 585. 4) Ratzeburg, Forſtinſekten, III, pag. 197, Taf. XIII. 5) Waldverderbnis, II, pag. 64. 142 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden Zweigen junger Birken unter Krümmung der Triebe und Wölbung der Blätter. An Eichen. 5. An Eichen. a) Die Eichen-Kolbenläuſe (Phylloxera), ungefähr ö I mm große, rote Läuſe, auf den Blättern verſchiedener Eichen, von denen mehrere, jedoch ſehr ähnliche Arten unterſchieden werden. In Deutſchland kommt auf den einheimiſchen Eichen Phylloxera coceinea v. Heyden“) vor, welche auf der Unterſeite der Blätter feſtgeſaugt lebt und unter ſich einen runden, einen oder einige Millimeter großen, gelben Fleck in der Blattmaſſe, ohne ſonſtige Veränderung derſelben veranlaßt. Die Flecke gehen durch das ganze Blatt hindurch, ſind alſo auch oberſeits ſichtbar, und da oft eine große Anzahl Läuſe auf dem Blatte zerſtreut ſitzt, ſo iſt bisweilen die Vergelbung des Eichenlaubes ſchon Ende Juni bedeutend und namentlich für junge Hölzer ſchädlich. Jedes der ungeflügelten Tiere legt zahlreiche Eier, bisweilen in einem regelmäßigen Kreiſe um ſich herum. Die auskriechenden Jungen verteilen ſich dann auf dem Blatte und erzeugen wieder gelbe Flecke. Im Auguſt findet man daſelbſt auch geflügelte Läuſe. In Südeuropa lebt dieſe Laus auch auf Quercus pubescens. Ferner unter⸗ ſcheidet man?) eine Phylloxera Quercus S. de Fonscol., die auf Quercus coccinea in Südeuropa lebt, dort dieſelben Erſcheinungen hervor⸗ bringt und wahrſcheinlich mit der vorigen identiſch iſt;s eine Phylloxera florentina arg. 7ozz., auf Quercus ilex in Südeuropa, eine Phylloxera punetata Zickt, auf Quercus fastigiata bei Biarritz und nördlich bis Paris, Phylloxera spinulosa Zerg. 7ozz. auf Quercus Cerris in Italien, c. Nach von Schlechtendal bewirkt eine Phylloxera-Art ein ohrförmiges Umbiegen der Spitze der Blattlappen von Quercus pedun- culata und sesciliflora gegen die Unterſeite. Rudowz) beſchreibt eine De- formation der Schößlinge von Eichengebüſch durch Blattläuſe, wobei die Triebe verkürzt, oft verdickt oder verbändert, die Blätter ſchmal, verkrümmt waren und der ganze Trieb vorzeitig vertrocknete. b) Vacuna dryophila Schr., an den Zweigen und auch auf der Unterſeite der Blätter junger Eichentriebe, dieſe bisweilen ganz bedeckend. e 6. An Buchen. Phyllaphis Fagi x %% (Lachnus Fagi Burm.), weißwollige Läuſe auf der Unterſeite der Buchenblätter, dieſe zuſammen⸗ ziehend. An Weiden. 7. An Weiden. a) Aphissaliceti Ka,, auf den Trieben von Salix viminalis und Salix Caprea. b) Aphis Vitellinae %. an Trieben und Blättern von Salix fragilis, triandra, babylonica. An Pappeln. 8. An Pappeln. a) Pemphigus affinis Aalend., an der Unter⸗ ſeite des jungen Blattes von Populus nigra, welches ſich nach der Länge der Mittelrippe ſo zuſammenlegt, daß der Blattrand der einen und der andern Seite zuſammentreffen und zu einem Behälter ſich ſchließen. I) Museum Senkenb. T. II., pag. 289. 2) Vergl. Lichtenſtein, Compt. rend. T. LXXIX, pag. 778, und Ann. de la soc. entomol. Belge, T. XIX., ſowie Targioni Tozzetti, Della Ma- lattia del Pidocechio etc. Rom 1875. 3) Zeitſchr. f. Pflanzenkrankh. I. 1891, pag. 293. 9. Kapitel: Halbflügler 143 b) Asiphum populi Z., an den Blattſtielen der Populus tremula, wobei die Blätter ſich einwärts krümmen und in dichten Büſcheln über— einander liegen. 9. An Ulmen. Schizoneura Ulmi ., auf der Unterſeite der Ulmen- An Ulmen. blätter an einer der beiden durch die Mittelrippe getrennten Blatthälften, welche ſich umbiegt und eine blaſig gewölbte, bleiche Rolle bildet, ohne merkliche Verdickung des Blattgewebes. Die Blattmaſſe zwiſchen den untereinander parallel gegen den Blattrand hinlaufenden Hauptſeitennerven iſt wurſtförmig aufgeblaſen, und dementſprechend ſpringen im Innern der Rollen die Nerven kielartig vor. 10. An Hopfen. Aphis (Phorodon) Humuli 9%. die An Hopfen. Hopfenblattlaus, 1,7—2,2 mm lang, hellgrün, an der Unterſeite der Hopfenblätter und der jungen Triebe, oft reichlich Honigtau erzeugend; die Blätter welken. Eine Mißbildung der weiblichen Kätzchen des Hopfens durch Blattläuſe beſchreibt Rudow): die Kätzchen blieben kürzer, mehr kugelförmig, die dicht aneinander liegenden verdickten Schuppen trugen viele lange Borſten, ſo daß das Ganze einem Haarballen glich. Dieſe Mißbildungen vertrockneten bald. In dem trocknen Sommer 1893 hat auch die Hopfenblattlaus eine ſtarke Mißernte am Hopfen verurſacht?). Nach Riley?) überwintert die Laus durch Wintereier, die auf Prunus-Zweigen einzeln befeſtigt werden; die daraus hervorgehenden Weibchen vermehren ſich parthenogenetiſch auf dieſer Pflanze durch 3 Generationen; die letzte ge— flügelte Form geht erſt auf Humulus über, wo wieder eine Anzahl unge— flügelter parthenogenetiſcher Generationen folgen; die letzte kehre auf Prunus zurück, wo Männchen und Weibchen das Winterei erzeugen. 11. Am Hanf. Aphis Cannabis Hass., wie vorige, grün, mit Am Hanf. ſchwarzem Rückenfleck, beſonders an den Blüten und Früchten des Hanfs. 12. An Rüben. Aphis Papaveris E. (vergl. Papilionaceen) und An Rüben. Aphis Rumieis (vergl. Compoſiten); letztere in Amerika an Runkelrüben beobachtet. 13. An Cruciferen. a) Aphis Brassicae J, die Kohlblatt. An Cruciferen. laus, 2 mm lang, dunkelgrün, blaugrau beſtäubt, an den Blättern und Blütenſtänden des Kohls, Raps, Senf, Rettich und Spinat. b) Aphis Dianthi, 1,2—1,75 mm lang, gelb oder grün, ebenfalls am Kohl, Raps, Meerrettich, auch am Spargel und an Kartoffeln. e) Aphis Erysimi Xadtenb., 1,2 — 1,7 mm lang, graugrün bis grau— gelblich, an Blättern und jungen Trieben des Rettichs. d) Siphonophora Rapae Curz., 2,2 mm lang, grün, an der Unter— ſeite der Blätter und an den Blütenſtänden des Raps. 14. Auf Papaveraceen. a) Aphis Papaveris ., vergl. Papi— Auf lionaceen. Papaveraceen. b) Siphonophora Chelidonii &, bringt gewöhnlich nur kranke Flecke auf den Blättern von Chelidonium majus hervor; in einem von ) Zeitſchr. f. Pflanzenkrankh. I., pag. 291. 2) Jahresber. d. Sonderausſchuſſes f. Pflanzenſchutz. Arbeiten d. dtſch. Landw. Geſ. V. Berlin 1894, pag. 78. 3) Nature 1887, pag. 566; Insect Life I, 1888, pag. 70. Refer. in Juſt bot. Jahresber. 1888, II, pag. 311. An Evonymus. An Geraniaceen. An Aceraceen. An Aurantiaceen. An Linden. An Nußbäumen. Am Weinſtock. An Rüibeſiaceen. An Umbelliferen. An Araliaceen. An Rojaceen 144 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung.,, welche d. Tiere verurſacht werden Rudow!) erwähnten Falle bekamen die Blattſtiele Verdickungen und Drehungen, die Kapſeln knotige Auftreibungen. 15. An Evonymus. Aphis Evonymi S., erzeugt Blattrollungen an Evonymus europaeus. 16. An Geraniaceen. Siphonophora Pelargonii Aal, auf den Pelargonien in den Zimmern und Treibhäufern. 17. An Aceraceen. Aphis Aceris Z., an den Ahornarten. 18. Auf Aurantiaceen. Toxoptera aurantii X, auf den Citrus-Arten, oft mit Schildläufen zufammen 19. An Linden. Aphis Tiliae Z.,, gelblich, mit ſchwarzen Zeich- nungen, auf der Unterſeite der Lindenblätter. 20. An Nußbäumen. a) Lachnus Juglandis Frisch, 3,4 mm lang, gelb mit braunen Flecken, zahlreich auf der oberen Blattſeite der Wallnußblätter, an der Mittelrippe entlang. b) Lachnus juglandicola Aalenb., an der Blattunterjeite des Nußbaums. 21. Am Weinſtock. Aphis Vitis Sc., grün, auf dem Rücken braun, ſelten an Blättern und Trieben des Weinſtocks. 22. An Ribeſiaceen. a) Aphis Ribis Z., die Johannisbeer— blattlaus, 2 mm lang, gelb, an der Unterſeite der Johannisbeerblätter, welche ſich blaſig kräuſeln und an der Oberſeite rot färben. b) Aphis grossulariae Xen., die Stachelbeerblattlaus, 2 mm lang, graugrün, mit blaugrauem Überzuge, an den Zweigſpitzen der Stachelbeer- und Johannisbeerſträucher an der Unterſeite der Blätter, welche ebenfalls blaſig werden. c) Siphonophora ribicola KAaltenb., 2,2 mm lang, glänzend grün, lebt wie die vorige an den Johannisbeerſträuchern. 23. An Umbelliferen. a) Aphis Capreae , 1,75 mm lang, grün, an den Blättern und Trieben von Fenchel, Dill, Paſtinak, Sellerie. b) Aphis Plantaginis ,., 1,2 mm lang, ſchwärzlich grün, an den Stengeln und den ſich kräuſelnden Blättern der Möhren. c) Aphis Anthrisei A2%end., 1,2 mm lang, ſchmutziggrün, weißlich bereift, an der Unterſeite der Blättchen des Kerbels, welche der Länge nach zuſammengerollt ſind. d) Aphis Genistae Sc., 1,2—1,5 mm lang, ſchwarz, bläulich⸗ bereift, an Blättern und jungen Trieben des Fenuchels und der Peterſilie. e) Aphis Papaveris E,, vergl. Papilionaceen. ) Eine unbeſtimmte Aphide beobachtete ich im September 1892 in Alzey an Mohrrüben, wo ſie eine Kräuſelung der Blätter verurſachte. 24. An Araliaceen. Aphis Hederae Aa., macht Rollungen der Blattränder des Epheu. 25. An Rojaceen. a) Siphonophora Fragariae X, 3 mm lang, roſtgelb oder hellgrün, auf Erdbeeren, am Blütenſtiel, in der Nähe der Beeren. b) Siphonophora Rubi Xadlenb., 2,8 —3,4 mm lang, blaßgelblich und hellgrün, an der Unterſeite der Blätter der Himbeeren. c) Aphis Urticaria Aadtenb., 1,2 mm lang, mattgrün, gelb und grün gefleckt, ebenfalls an Himbeerblättern. 1,2 mm lang, blaßgelb, einzeln N Zeitſchr. f. Pflanzenkrankh. I. 1891, pag. 332. 9. Kapitel: Halbflügler 145 d) Siphonophora Rosae K, auf den Blättern der Roſen. 26. An Pomaceen. a) Aphis Mali Z., die Apfelblattlaus, An Pomaceen. 2 mm lang, grün, in zahlreichen Kolonien an den jungen Zweigen und an der Unterſeite der zuſammengerollten Blätter des Apfel- und Birnbaumes, der Quitte, des Weißdorns und von Sorbus Aucuparia. b) Aphis Piri Koc, 2,4—3 mm lang, zimmtbraun, lebt wie die vorige am Apfel- und Birnbaum. c) Aphis piraria Zass., 1,2 — 1,7 mm lang, ſchwarz, lebt wie die vorige am Birnbaum. d) Aphis Oxyacanthae Koch, an blaſig gekrümmten Blättern des Weißdorn, ſ. oben. S. 138. e) Aphis Sorbi Aallenb., 1,7 mm lang, gelbgrün oder gelbbräun— lich, lebt wie die vorigen an den Blättern des Apfelbaumes und von Sor- bus Aucuparia. 27. An Amygdalaceen. a) Aphis Cerasi E, die Kirſchblatt— An laus, 2 mm lang, glänzend ſchwarz, an den Zweigſpitzen des Kirſchbaums Ampgdalaceen. an der Unterſeite der Blätter, die ſich infolgedeſſen krümmen. b) Aphis Persicae 8%. Die Pfirſichblattlaus, 1,2—1,7 mm lang, glanzend braun, an den Zweigſpitzen des Pfirſichbaumes, der Kirſch— und Zwetſchgenbäume, an der Unterſeite der Blätter, die ſich dadurch zu— ſammenkräuſeln. c) Aphis Pruni E, 1,7 mm lang ſpangrün, weiß beſtäubt, an den Unterſeiten der Blätter der Zwetſchgen und Aprikofenbäume. d) Aphis Insititiae XS, 2,5 mm lang, roſtrot, an der Unterſeite der Blätter des Pflaumenbaumes. 28. An Bapilionaceen. a) Aphis Papaveris F, die Bohnen-AnPapilionaceen. laus (Fig. 36) 1,7—2,2 mm lang, mattſchwarz. Dieſe Laus iſt wegen der großen Zahl ihrer Nährpflanzen bemerkenswert. Am häufigſten iſt ſie auf den Stengelgipfeln und oberen Blättern der Ackerbohnen, der Wicken und Erbſen, kommt aber auch auf Rüben, Mohn, Spargel, Möhren, Salat und auf wildwachſenden Pflanzen aus den nämlichen Familien vor. Be— deutend iſt ihr Schaden auf den Ackerbohnen. Nach Ritzema Bos) ſank in der holländiſchen Provinz Zeeland im Jahre 1878 infolge der Maſſenvermehrung der ſchwarzen Läuſe der Bohnenertrag von 24,4 hl nor— mal auf 19 bl pro Hektar. In dem trockenen Sommer 1893 machte dieſe und die Erbſenblattlaus großen Schaden in Deutſchland ). b) Siphonophora Viciae Aaltend., die Wickenblattlaus, 2,5 bis 3,5 mm lang, mattgrün, an Wicken, Ackerbohnen und andern Papilionaceen, auf den Stengelgipfeln und Blüten. c) Siphonophora Ulmariae 8%. die Erbſenblattlaus 2,8 bis 4,5 mm lang, grasgrün mit dunkelgrünem Rückenſtreifen, oft in großer Menge auf Erbſen, die in trockenen Jahren dadurch ſtark beſchädigt werden, auf Linſen, Lathyrus, Spartium, Lotus, Esparſette und Klee. d) Aphis Craccae Z., 1,75 mm lang, ſchwarz, bläulichweiß bereift; an Wicken. e) Aphis eraccivora Äoch, an Vieia Cracca. ) I. c., pag. 556. 2) Jahresber. des Sonderausſchuſſes f. Pflanzenſchutz. Arbeiten d. deutſch. Landw. Geſ. V. Berlin 1894, pag. 71. Frant, Die Krantheiten der Pflanzen. 2. Aufl. III. 10 An Eichen. An Tabak. An Kartoffeln. An Lonicera. An Viburnum. An Dipsacus. An Kompoſiten. 146 J. Abſch nitt: Krankheiten u. Beſchaͤdigung., welche d. Tiere verurfacht werden f) Aphis Medicaginis X,, an Luzerne und Trifolium repens. g) Aphis Loti Xaltenb., an Lotus. 29. An Eſchen. a) Pemphigus Bumeliae Schrk. (Prociphilus bumeliae A0ch), 3,5 mm lang, mit Wolle bedeckt, an den einjährigen Trieben der Eſche im Frühling. 8 b) Pemphigus nidificus E. Zöw, der vorigen ſehr ähnlich, an der Unterſeite der Blätter. Die letzteren krümmen ſich nach unten zuſammen, der Trieb bleibt verkürzt und zeigt bisweilen Drehungen, fo daß vogelneſt⸗ artige Ballen entſtehen. 30. An Tabak. Aphis Scabiosae S., 0,8 — 1,2 mm lang dunkel und hellgrün marmoriert, auf der Unterſeite der Tabakblätter. 31. An Kartoffeln. a) Aphis Solani Aalen, 2,4 mm lang, grasgrün, an der Unterſeite der Blätter und an den jungen Trieben der Kartoffelpflanze, jedoch auch an andern Pflanzen. Die Blätter bekommen gelbliche Flecke, die allmählich rotbraun und zuletzt ſchmutzigbraun werden. b) Aphis Rapae Cut, die außer am Raps, (ſ. oben) auch an den Kartoffelblättern vorkommt. c) Aphis Dianthi Sr., die außer am Kohl und Raps (f. oben) auch an Kartoffelblättern vorkommt. 32. An Lonicera. Aphis Xylostei Sk. 33. An Viburnum. Aphis Viburni S., an Viburnum Opulus. 34. An Dipsacus. a) Aphis Rosae Z., 2,33, mm lang, grün, an jungen Blättern und Trieben der Weberkarde. b) Aphis ochropus Kc, an Dipsacus silvestris, deſſen Stengel dadurch unter dem Blütenſtande ſich verdicken. 35. An Kompoſiten. a) Siphonophora Achilleae Kal, kaſtanienbraun, an der Unterſeite der Blätter von Achillea Millefolium. b) Siphonophora Sonchi Z,, glänzend braun oder ſchwarz, eben⸗ daſelbſt und an Salat. c) Siphonophora Millefolii E., grün, am Blütenſtand von Achillea Millefolium. d) Aphis Rumicis Z,, ſchwarz, an den oberen Stengelteilen derjelben Pflanze (ſ. auch Rüben). e) Aphis Achilleae Z., gelb, mit grünem Hinterleib, am Kraute derſelben Pflanze. f) Aphis Helichrysi Xalenb., dunkelgrün, am Grunde der Stengel bis zum Wurzelſtock derſelben Pflanze. g) Aphis Intybi X,, ſchwarz, an den jungen Trieben und den Blattunterſeiten von Cichorium Intybus. h) Aphis Picridis Z., 2—3 mm lang, braun, metalliſch glänzend, ebendaſelbſt. i) Siphonophora Serratulae Z., 3—4 mm, braun, metalliſch glänzend, ebendaſelbſt. k) Aphis Laetueae Keaum., hellgrün, am Salat. I) Aphis Papaveris 2, welche außer an andern Pflanzen (ſ. Papi- lionaceen) auch am Salat vorkommt. m) Aphis gallarum Kaltenb., an den Blättern von Artemisia vul- garis, welche dadurch zu roten Blaſen ſich aufblähen. 9. Kapitel: Halbflügler 147 II. Blattläuſe, welche die Wurzeln der Pflanzen bewohnen. Es giebt eine Anzahl Blattlausarten, welche auf den Wurzeln von Pflanzen im Erdboden leben, indeſſen in gewiſſen Perioden ihrer Ent— wickelung wohl auch auf den oberirdiſchen Teilen der Pflanze auf— treten. Sie nähren ſich von den Säften der Wurzeln und vermehren ſich auch daſelbſt; ihr Saugen an dieſen Teilen hat bei manchen Arten ſchädliche Wirkungen an den Wurzeln zur Folge und veranlaßt dann das allmähliche Abſterben der befallenen Pflanze, während wieder bei andern Arten eine bemerkbare Beſchädigung der Pflanze nicht wahr— genommen wird. Die Wurzelläuſe ſind alle ziemlich kleine, plump ge— baute, kurzbeinige, kurze und dicke Läuſe, die keine oder ſehr kurze Saftröhren und, ſo lange ſie auf den Wurzeln leben, auch keine Flügel beſitzen und in die Gattungen Phylloxera Zonsc., Schizoneura Hart, Pemphigus Hart, Tychea Koch, Trama Zeyd. und Rhizobius Durm. gehören. I. Phylloxera vastatrix /lanch., die Reblaus. An den Wurzeln des Weinſtockes lebt dieſer Paraſit im Zuſtande ungeflügelter Weibchen, welche 0,8 mm lang, 0,5 mm breit und goldgelb ſind. Dieſelben ſitzen mit in die Wurzelrinde eingeſenktem Saugrüſſel feſt (Fig. 37). Wenn die Läuſe B € Fig. 37. Die Reblaus. A dünne Rebenwurzel mit Nodoſitäten an den Saug— wurzeln. B eine Nodoſität vergrößert, man ſieht in der Biegung die Läuſe. C eine Reblaus von der Wurzel, ſtärker vergrößert. Nach Nördlinger. dicht gedrängt an den Wurzeln ſitzen, erſcheinen ſie als gelbe Flecke. Man findet ſie an alten, dicken Wurzeln bis zu den jüngſten dünnen Würzelchen. An dickeren Wurzeln erzeugen ſie keine Veränderung, oder es entſteht höchſtens eine Wucherung des Periderms an den Punkten, wo die Laus 105 Wurzelläuſe. Die Reblaus. 148 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurfacht werden ſich zwiſchen den Spalten der Rinde feſtgeſetzt hat. An etwas dünneren Wurzeln tritt eine Hypertrophie der Rinde und ſelbſt des Cambiums ein, wenn der Stich bis in dieſe Gegend reicht, und es bildet ſich ein Höcker, auf welchem das Tier ſitzt. Dabei werden die vom Cambium gebildeten Elemente des Holzkörpers nicht verdickt und verholzen nicht. An den dünnſten jungen Wurzeln aber, die noch im Längenwachstum begriffen ſind, ſetzt ſich die Laus nahe der Wurzelſpitze feſt und bringt hier wurſtförmige Anſchwellungen (Fig. 370) Nodoſitäten genannt, hervor, welche mehr oder weniger nierenförmig gekrümmt ſind und in der Biegung die kleinen Läuſe erkennen laſſen (Fig. 37 B). Durch die Unterſuchungen Cornus ) iſt folgendes feſtgeſtellt worden. Die Bildung dieſer Nodoſitäten beruht auf einer Hypertrophie der Rindenſchicht, durch welche nur die relative Dicke der einzelnen Gewebe, nicht der Grundplan des Baues des Würzel⸗ chens verändert wird. Die Zellen der Rinden- ſchicht werden durch Teilung vermehrt, unter Ablagerung von Stärkemehl in denſelben. Dabei zeigt ſich das Wachstum an der un— mittelbar unter dem Inſekt liegenden Stelle etwas gehemmt, indem die Zellen hier kleiner bleiben, während die ſeitlich und an der gegenüberliegenden Seite befindlichen ſich ſtärker erweitern. Die Hyper⸗ trophie erſtreckt ſich auch bis auf den Centralcylinder des Würzelchens; die Schutzſcheide verliert ihren Charakter, ſie verdoppelt ebenfalls ihre Zellen, und die Elemente der Fibrovaſalbündel erweitern ſich, die Gefäße werden unkenntlich. In dieſem Stadium werden die Würzelchen durch die Gallen noch nicht beſchädigt; letztere ſind ſogar fähig wie normale Wurzeln neue geſunde Seitenwürzelchen zu treiben an der der Biegung gegenüberliegenden Seite, oder es kann auch, wenn die Nodoſität nicht genau terminal an der Wurzelſpitze ſteht, letztere neben ihr ſich weiter verlängern. Ein im erſten Sommer befallener Weinſtock giebt daher auch in ſeinen oberirdiſchen Teilen durch kein äußerliches Merkmal die Krankheit zu erkennen. Erſt im Auguſt, und zwar früher oder ſpäter je nach der von klimatiſchen Verhältniſſen ab- hängigen Geſamtentwickelung des Weinſtockes, erlangen die Nodoſitäten ihre dem Leben der Pflanze ſchädliche Bedeutung dadurch, daß ſie abſterben. In dieſe Periode fällt nämlich an jedem normalen Würzelchen derjenige Prozeß, welcher den Übergang desſelben zur ſtärkeren Wurzeln bezeichnet: die Bildung des ſich abblätternden Periderms. Zwiſchen der Rindenſchicht Fig. 38. Die Reblaus, als geflügelte Laus, ſtark vergrößert. Nach Ritzema Bos. 1) Bull. soc. bot. de Frauce 1875, pag. 290, Compt. rend. LXXXI (1875), pag. 737 und 950. Etudes sur le Phylloxera vastatrix in dem Mém. de l’acad. des sc. Paris 1879. Observations sur le Phylloxera in Compt. rend. 1881. — Von allgemeinen Schriften über die Reblaus ſeien noch ge- nannt: David, die Wurzellaus des Weinſtockes. Wiesbaden 1875. — Rösler, Oſterr. landw. Wochenblatt 1875, Nr. 1. — Moritz, deutſche Obſt- und Garten- zeitung, Nr. 6. — Goethe, Die Phylloxera und ihre Bekämpfung. Wien 1887, und Allgemeine Weinzeitung 1887, pag. 291. 9. Kapitel: Halbflügler 149 und dem Centralcylinder, und zwar aus der äußerſten Zellſchicht des letzteren, unterhalb der Schutzſcheide, entſteht ein neuer Korkring, durch den das ganze außerhalb liegende Gewebe zum Abſterben gebracht und abgeſtoßen wird. An den Anſchwellungen, wo die Schutzſcheide und das darunter liegende Gewebe durch die Reblaus entartet iſt, unterbleibt dieſer Prozeß und da ſomit der Schutz für die inneren Teile fehlt, ſetzt ſich das Abſterben der äußeren Gewebepartien bis in den Centralcylinder fort. Das Gewebe der Anſchwellungen wird unter dem Einfluß der Trockenheit des Hoch— ſommers welk, braun und tot. Die Folge iſt, daß alle mit Nodoſitäten behafteten Würzelchen zu Grunde gehen. Dieſer Verluſt der eigentlich auf— ſaugenden Wurzelorgane iſt der Grund, warum das Abſterben ſich weiter auch auf die ſtärkeren Wurzeln fortſetzt. Das Gewebe derſeben wird braun, faulig, weich und läßt ſich leicht bis auf den Holzkörper ablöſen !). Endlich iſt die ganze Wurzel zerſtört, und der Stock ſtirbt unter Austrocknen ab. Bis zu dieſem Ende vergeht je nach der Heftigkeit des Auftretens der Reb— laus verſchieden lange Zeit. An den Wurzeln der befallenen Stöcke über— wintern die Läuſe. Im nächſten Jahre treibt zwar der Weinſtock, aber die Blätter werden zeitiger gelb, verdorren vom Rande her und fallen ab; die Jahrestriebe werden kümmerlicher, die Trauben gelangen noch ziemlich häufig zur Reife, aber oft färben ſie ſich nicht, bleiben ſauer und bouquetlos. Iſt der Stock im übernächſten Jahre noch lebendig, ſo treibt er nur kurze, ver— krüppelte Loden, kleine, gekräuſelte Blätter, aber Trauben bilden ſich nicht oder reifen nicht. Vor dem völligen Abſterben des Rebſtockes verlaſſen die Läuſe denſelben und wandern auf die Wurzeln der nächſt benachbarten Reben. Wir haben dann im Weinberge einen Reblausherd vor uns, in welchem die äußeren Stöcke noch wenig erkrankt, diejenigen aber, an welchen die Anſteckung ihren Anfang nahm, ſehr krank oder ſchon tot ſind. Die Erkrankung breitet ſich daher immer weiter im Umfange aus, ſo daß die verwüſtelen Plätze von weitem zu erkennen ſind. Die Entwickelung der Reblaus iſt folgende. Die an den Wurzelnentwictelung der lebenden Weibchen legen ohne vorherige Begattung auf den Wurzeln je Reblaus. 30—40 gelbe Eier, aus denen in ſpäteſtens 8 Tagen die Jungen aus— ſchlüpfen, welche ſich ebenfalls an den Wurzeln feſtſaugen und nach etwa 20 Tagen wieder ohne Begattung Eier legen. So können parthenogenetiſch in einem Sommer 6 bis 8 Generationen entſtehen, und eine Altmutter kann hiernach in dieſer Zeit eine Nachkommenſchaft von 30 Millionen haben. Dies kann ſich jahrelang wiederholen, da die Läuſe immer an den Wurzeln ) Millardet (Compt. rend., 29. Juli u. 19. Auguſt 1878) hatte die Meinung ausgeſprochen, daß bei der Reblauskrankheit der für den Weinſtock tödlich werdende faulige Zerſetzungsgrad der Wurzeln immer erſt durch Pilz— mycelien veranlaßt werde, welche ſich an den allein von der Phylloxera ver— urſachten Wurzelgallen am leichteſten anſiedeln. Wenn es nun auch feſtſteht, daß aus den oben dargelegten, von Cornu ermittelten Gründen die Reblaus allein den Tod des Weinſtockes verurſachen kann, ſo dürfte doch wohl eine mit kleinen Wunden behaftete Wurzel für die Angriffe des Wurzelpilzes beſonders empfänglich ſein, und bei der weiten Verbreitung jenes Pilzes (vergl. Bd. II, pag. 363) iſt es nicht undenkbar, daß bei manchen der Reblaus allein zugeſchriebenen Verheerungen eine Komplikation derſelben mit dem Wurzel— pilze vorgelegen hat. 150 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden überwintern. Unter den letzten Bruten im Sommer zeigen ſich aber auch Individuen von etwas verändertem Ausſehen und mit Flügelanſätzen, die Nymphen. Dieſe verlaſſen die Erde, kriechen am Stocke in die Höhe, häuten ſich mehrmals und bekommen zuletzt vier dem Körper platt aufliegende und ihn weit überragende Flügel (Fig. 38). Jetzt ſind dieſe geflügelten Läuſe im ſtande, durch Flug ſich von einem verwüſteten Diſtrikt aus nach andern Stellen, durch Stürme ſogar nach entfernteren Gegenden zu verbreiten. Sie legen nun an die verſchiedenſten Stellen der oberirdiſchen Teile der Reben etwa 4 Eier, welche Geſchlechtsdifferenz haben, d. h. die die größeren von dieſen Eiern liefern ungeflügelte, elwa 0,38 mm lange, 0,15 mm breite, hellgelbe Weibchen, die ſeltener vorkommenden kleineren die ebenfalls ungeflügelten Männchen. Dieſe Geſchlechtsform hat keine Saugborſten, nimmt alſo keine Nahrung zu ſich. Jetzt findet Begattung ſtatt, und jedes Weibchen legt ein einziges großes Winterei in die Zwiſchen⸗ räume, die durch die Abblätterung der Rinde ſich bilden, und ſtirbt an der⸗ ſelben Stelle. Im Frühling entſchlüpft dem Winterei eine ungeflügelte Laus, die nun wieder parthenogenetiſch ſich vermehrt. Auf die weitere Ent- wickelung ſcheint nun die Art der Rebe von Einfluß zu ſein. Die jungen Tiere begeben ſich nach den Blättern und bringen hier die ſogleich zu be— ſchreibenden Blattgallen hervor. Allen Berichten zufolge geſchieht dies aber vorwiegend an amerikaniſchen Rebſorten, an den europäiſchen zwar auch, aber weit ſeltener. In Frankreich (Bordelais, Vaucluſe) kommen die Blatt- gallen ſtellenweiſe reichlich vor, in Deutſchland ſind ſie bis jetzt noch nicht gefunden worden. Aber auch in den Fällen, wo feine Gallen entwickelt werden, ſollen nach Balbiani oberirdiſch lebende Phylloxeren vorhanden jein. Nach Boiteau's)) Beobachtungen ſollen von der erſten Generation nur unvolltommene Gallen auf den Blättern erzeugt werden; in denſelben vermehren ſich die Tiere, und die zweite Generation wendet ſich weiter auf⸗ wärts nach den zur Zeit jüngſten Blättern, auf denen ſich infolgedeſſen ſchneller und zahlreicher Gallen bilden. Die Anlage neuer Gallen wieder⸗ holt ſich mit Erneuerung der Generationen, an amerikaniſchen Sorten bis Mitte Oktober. Dieſe Blattgallen entſtehen als Eindrücke der Blatt⸗ jubſtanz von der oberen Seite aus und werden zu Ausſtülpungen, die an der entgegengeſetzten Seite in Form kleiner, geröteter Warzen erſcheinen. Sie haben an der Oberſeite des Blattes eine kleine Spalte, die mit ſteifen Borſten geſäumt iſt, durch welche der Eingang verſchloſſen wird. Aus den Gallen kommen immer nur ungeflügelte Inſetten. Die erſten der an den Blättern lebenden Generationen ließen ſich nicht mit Erfolg auf die Wurzeln übertragen, dagegen gelang es ſehr leicht mit der fünften. Wo keine Bil- dung von Blattgallen ſtattfindet, ſcheint das dem Winterei entſchlüpfte Junge ſogleich nach den Wurzeln zu wandern. Übrigens iſt die Ab— ſtammung der Blattgallen erzeugenden Generationen von den Wintereiern der Phylloxera auch dadurch erwieſen, daß Zerſtörung dieſer Eier die Bil— dung der Blattgallen im nächſten Frühjahre verhinderte. Daß aber das Stadium der Blattgallenläuſe kein notwendiges Glied im Generationswechſel ) Compt. rend. T. LXXXII, No. 2, 20, 22, LXXXIIL, No. 2, 7, 19 und LXXXIV, No. 24. — Vergl. auch Lichtenſtein, Compt. rend. T. LXXXII, No. 20, LXXXIII, No. 5, und Extrait des Ann. Agronomiques. Paris 1877, ſowie Cornu, Compt. rend. T. LXXVL, pag. 191. 19. Kapitel: Halbflügler 151 der Reblaus iſt, beweiſt auch Rathay's) Beobachtung, daß in Kloſter— neuburg erſt zehn Jahre nach erfolgter Infektion der Weingärten zum erſtenmal das Auftreten der Gallenrebläuſe konſtatiert wurde. Die einzelnen Vitis-Arten haben eine verſchieden große Widerſtands- Widerſtands⸗ fähigkeit gegen die Reblaus. Nach allen bisherigen Erfahrungen ſind die fähigkeit der amerikaniſchen Reben, auf denen die Blattgallen zahlreich gebildet werden, Rebenarten. ungleich widerſtandsfähiger gegen die Wurzelerkrankung als die europäiſchen, auf denen die Blattgallen relativ ſelten ſind. Die Frage, worauf die größere Reſiſtenz der amerikaniſchen Sorten beruht, iſt mehrfach erörtert worden. Es gilt das übrigens nur von gewiſſen Arten, nämlich denjenigen, welche in die Gruppen von Vitis aestivalis und Vitis cordifolia gehören, während die Gruppe der Vitis labrusca nicht widerſtandsfähig iſt. Als abſolut widerſtandsfähig werden bezeichnet folgende Sorten ?): Riparia sauvage, Vitis rupestris, Rupestris Solonis, Huntington, Vitis cordifolia, Cordi— folia rupestris, Vitis Berlandieri, Vitis monticola, Herbemont, York Ma- deira. Dieſe Angaben beziehen ſich auf Beobachtungen in Ungarn. Nach Millardet'ss) Erfahrungen in Frankreich haben ſich als abſolut immun erwieſen: Scupernong, einige Individuen von Riparia, Rupestris, Cinerea, die Hybriden Aramon-Rupestris, Ganzin, Rupestris-Aestivalis de Lezignan. Foéz!) glaubt die Urſache der größeren Reſiſtenz der Vitis aestivalis und cordifolia in der ſchnelleren und vollſtändigeren Verholzung der Wurzeln zu finden, während die europäiſchen Reben, denen ſich darin auch Vitis labrusca nähere, breitere und nicht verholzte Markſtrahlen haben ſollen. Boutins) hat in den Wurzeln der genannten beiden amerikaniſchen Reben einen harz— ähnlichen Stoff in größerer Menge (8% der Trockenſubſtanz) als in Vitis labrusca (6%) und in den franzöſiſchen Reben (4%) gefunden, deſſen größere Menge nach ſeiner Vermutung eine ſchnellere Vernarbung der durch die Nodoſitäten erzeugten Wunden bewirke. Dejardins) ſuchte eine Beziehung zu dem größeren Magneſiagehalte der amerikaniſchen Reben nachzuweiſen, welche davon hundertmal mehr in der Aſche enthalten ſollen als die euro— päiſchen Reben. Nach O. L. Müller?) beſtehen anatomiſche Unterſchiede zwiſchen den widerſtandsfähigen amerikaniſchen und den europaͤiſchen Reben. Der Rindenkörper iſt durchſchnittlich überall gleich dick, aber er beſteht bei den Amerikanern aus kleineren Zellen; ferner ſind die Markſtrahlzellen bei den reſiſtenten Reben ſehr klein oder doch wenigſtens viel dickwandiger als bei den europäiſchen Reben. Die übrigen Gewebeelemente zeigen keinen Unterſchied. Man hat auch die Fähigkeit, ſchneller neue Wurzeln zu bilden als einen Grund der Widerſtandsfähigkeit angeſehen. Die gegenwärtig bekannte Reblauskrankheit it in ihren erſten Au-Verbreitung der zeichen 1863 im ſüdlichen Frankreich beobachtet worden; 1865 brach ſie mit Reblaus. Heftigkeit bei Pujaut unweit Avignon im Rhonetiefland und in Floirac 1) Zool. bot. Gej. 1889, pag. 47. 2) Nach Czèéh, in Weinbau und Weinhandel. Mainz 1889, pag. 160 ff. >) Journ. d'agricult. pratique 1892. ) Compt. rend. T. LXXXIH, No. 25, und LXXXIV, No. 18. ) Compt. rend. T. LXXXII, No. 16. 6) Journ. d. pharm. 1887, pag. 35. ?) Unterſuchungen über den anatom. Bau amerikaniſcher und europäiſcher Rebenwurzeln ꝛc. Kaſchau 1882. Maßregeln gegen die Reblaus. 152 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden bei Bordeaux aus und verbreitete ſich dann mit großer Schnelligkeit. Planchon entdeckte 1868 die Reblaus als Urſache der Krankheit. In der Zoologie war das Inſekt ſchon früher bekannt. So wurde es ſchon 1863 in Treibhäuſern bei London und ſpäter an einigen andern Orten Englands und Irlands gefunden und von Weſtwood Peritymbia vitisana genannt. Und ſchon 1854 hat Aſa Fitch in Amerika das die Blattgallen erzeugende Inſekt beobachtet und Pemphigus vitifoliae genannt; dasſelbe ſoll nach der ziemlich allgemein angenommenen Anſicht identiſch mit der jetzigen Reblaus ſein, wiewohl auch die gegenteilige Meinung ausgeſprochen worden iſt y. Sicher iſt, daß man die Reblaus und ihre Verwüſtungen auch in Nord— amerika kennt. In Frankreich verbreitete ſich die Krankheit von den ge— nannten beiden Infektionscentren aus rapid. Im Rhonethal ging ſie nörd— lich bis Macon und an der Küſte einerſeits bis Narbonne, anderſeits bis Nizza, auch in die Alpen bis nahezu an die obere Grenze des Weinbaues. In dem weſtlichen Infektionsgebiete verbreitete ſie ſich von den Mündungen der Charente und Gironde deutlich nachweisbar den herrſchenden Weſtwinden folgend bis Moifjac am Tarn. Im Jahre 1877 iſt ſie auch im Departement Loir et Cher, alſo an der Nordgrenze des Weinbaues aufgetreten, und in den folgenden Jahren ſind noch immer weitere Departements infiziert worden. Nach offiziellen Angaben waren in Frankreich bis 1877 288000 ha durch die Reblaus zerſtört, weitere 365000 ha bereits von der Krank— heit ergriffen. Bis zum Jahre 1884 bezifferte ſich das zerſtörte Weinland in Frankreich auf 429000 ha. Die ſpätere Statiſtik berichtet, daß von den rund 2500000 ha, welche in Frankreich mit Wein bepflanzt ſind, bis 1888 über die Hälfte, nämlich etwa ca. 1400000 ha von der Phylloxera befallen ſind. Im Departement Vaucluſe betrug z. B. die durchſchnittliche Ernte früher 4— 500000 hl, 1876 nur 49900 hl. Die Krank⸗ heit iſt ferner auch in Italien, auf Korſika, Madeira, Sardinien, in Portugal, in Algier, in Ungarn, in Rußland, und im Kaukaſus, 1886 ſogar im Kaplande aufgetreten; 1868 erſchien ſie in den Weinbergen zu Kloſter— neuburg bei Wien, 1874 bei Genf und bei Bonn, 1876 in Handelsgärtnereien Erfurts, bei Stuttgart, zu Bollweiler im Elſaß u. ſ. w., und ſeitdem ſind bis in die neueſte Zeit in den verſchiedenſten Gegenden Deutſchlands, be— ſonders in Thüringen, Rheinprovinz und andern Rheinländern, ſowie Elſaß— Lothringen, vereinzelte Reblausherde entdeckt worden. Doch hat ſich bisher überall gezeigt, daß in den deutſchen Weinbaudiſtrikten die Reblaus bei weitem nicht mit der Verheerung aufzutreten vermochte, wie in Frankreich, wobei freilich nicht zu vergeſſen iſt, daß durch die energiſchen Gegenmaß— regeln in jedem Falle dieſe Herde gründlich zerſtört worden ſind. Es ſcheinen klimatiſche Verhältniſſe von hervorragendem Einfluß zu ſein; jo hat man auch in Kloſterneuburg bemerkt, daß, nachdem das Übel faſt er— loſchen ſchien, ein warmer Sommer die Reblaus wieder zu erneutem Auf— treten brachte. Die Maßregeln gegen die Reblaus laſſen ſich in folgenden Vor— ſchlägen zuſammenfaſſen, welche die Akademie der Wiſſenſchaften zu Paris dem franzöſiſchen Ackerbau- und Handelsminiſterium in dieſer Angelegenheit gemacht hat. 1. Verbot des Exports von Weinreben aus den von der Krantheit heimgeſuchten Diſtrikten. 2. Verbot der Einfuhr und Pflanzung ) Vergl. Laliman in Compt. rend. LXXXIII, Nr. 5. 9. Kapitel: Halbflügler 153 von kranken Reben in Gegenden, die noch frei von der Krankheit ſind. In Deutſchland ſind in dieſer Beziehung durch die Verordnung des Reichs— kanzlers vom 11. Februar 1873 betreffend das Verbot der Einfuhr von Reben zum Verpflanzen geſorgt. Überdies verbietet die internationale Reblaus⸗Konvention vom 17. September 1878 jede Ein- und Ausfuhr von Pflanzen mit Erdballen. 3. Zerſtörung jeder Angriffsſtelle, ſobald dieſelbe in einer nicht ſchon verwüſteten Gegend ſich zeigt. Das Reichsgeſetz vom 6. März 1875 ermächtigt die Regierung, in allen deutſchen Staaten durch Aufſichtsbehörden die Weinberge überwachen und die zur Zerſtörung der Reblausherde geeigneten Maßnahmen ergreifen zu laſſen. Dieſe Zerſtörung muß in einer ſorgfältigen Ausrodung der Stöcke und ihrer Wurzeln, im Verbrennen der Stöcke ſamt Blättern, Wurzeln und Pfählen an Ort und Stelle und in einer Desinfektion des Bodens beſtehen. 4. Behufs Des— infektion des Bodens der Reblausherde iſt eine lange Reihe von Subſtanzen hinſichtlich ihrer desinfizierenden Kraft der Reblaus gegenüber unterſucht worden; dabei hat ſich am vorteilhafteſten Schwefelkohlenſtoff erwieſen ). Beabſichtigt iſt dabei, durch die Dämpfe des Schwefelkohlenſtoffs die Läuſe zu töten, ohne die Rebwurzel zu vernichten, um auf dieſe Weiſe Weingelände, die zwar infiziert, aber noch nicht zerſtört ſind, retten zu können. Es werden in gleichmäßigen Entfernungen Löcher in die Erde gemacht und in dieſe Schwefelkohlenſtoff, mit Steinkohlentheer vermiſcht, eingebracht. Um die Verdunſtung des ſehr flüchtigen Schwefelkohlenſtoffs langſam erfolgen zu laſſen, hat man auch vorgeſchlagen, Holzwürfel, die mit Sch wefelkohlenſtoff getränkt und mit einem Überzug von Waſſerglas verſehen ſind, in den Boden einzulaſſen. Dieſes Mittel ſcheint ſich aber nicht eingebürgert zu haben; dafür iſt neuerdings die Verlangſamung der Verdunſtung des Schwefelkohlenſtoffes durch Miſchungen desſelben mit Vaſelin im Verhältnis von 1:2 oder 2:3 von Cazeneuve' vorgeſchlagen worden, nachdem ſchon vorher Marion und Gaſtines) Miſchungen des Schwefelkohlenſtoffes mit ſchweren Kohlenölen empfohlen hatten. Man ſoll die Löcher 10 em von der Rebe entfernt und ebenſo tief machen und in jedes 5—6 f Schwefel— kohlenſtoff bringen. In leichten Böden genügen 200 —250 Kk pro ha, in Kalk⸗ und Thonböden muß man bis zu 300 bis 350 k geben; ſelbſt 400 bis 450 k ſollen geſunde Reben nicht beſchädigen. An Stelle des Sa wefel— kohlenſtoffes hat man auch die Sulfocarbonate des Kaliums und Natriums in Anwendung gebracht, weil dieſe in wäſſriger Löſung gegeben werden können, 150— 200 g pro qm; die Koſten belaufen ſich auf 233 Fr. pro ha. Indeſſen hat man doch vielfach bemerkt, daß auch nach An— wendung dieſer Methoden ſich im nächſten Jahre wieder Rebläuſe in ſo behandelten Weinbergen gezeigt haben, was wohl nicht bloß durch die An— nahme einer erneuten Infektion durch Verbreitung der Tiere durch den Wind, ſondern dadurch zu erklären ſein dürfte, daß eine Anzahl Läuſe der Vernichtung entgangen iſt. Ein gutes Vertilgungsmittel der Reblaus im großen beſteht darin, daß das Rebland nach der Weinleſe etwa 40 Tage ) Vergl. Cornu und Mouillefert in Mém. presentes par divers savant à l’acad. des siences de inst. nation. de France, T. XXV, No. 3. 1877. 2) Compt. rend. 1891, pag. 971. 2) Compt. rend. 1891, pag. 1113. 154 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden lang unter Waſſer geſetzt wird, wodurch die Läuſe zu grunde gehen, die Reben aber nicht getötet werden. Selbſtverſtändlich iſt dieſes Mittel nicht an allen Orten anwendbar; man hat aber im ſüdlichen Frankreich an den Ufern des Kanal du Midi ausgedehnte Weingelände mittelſt Kanal— anlagen in dieſer Weiſe behandelt. In Deutſchland wird jetzt bei Auftreten der Reblaus durch Vernichtung der Weinſtöcke ſelbſt vorgegangen. Wo ein Reblausherd entdeckt worden iſt, wird der ganze Weinberg Stock für Stock durch Anſchlagen der Wurzeln auf Vorhandenſein von Rebläuſen unterſucht und auf dieſe Weiſe die ſekundären, äußerlich noch nicht bemerkbar ge— wordenen Herde und die ganze Ausdehnung des Reblausbefalles feſtgeſtellt. Auf dem ganzen infizierten Gelände werden dann ſämtliche Stöcke umge— brochen, mit Petroleum begoſſen und verbrannt; ſodann wird der Boden desinfiziert, indem Löcher in gewiſſen Entfernungen gemacht und in dieſe Schwefelkohlenſtoff gegoſſen wird; der Boden ſelbſt wird dann noch mittelſt Gießkannen mit Petroleum begoſſen. Das Land bleibt auch das folgende Jahr wüſt liegen, um das etwaige Wiederaufkommen einzelner Reben aus den Wurzeln erkennen zu können, welche dann ſorgfältig wieder vernichtet werden. Das Land darf dann eine Reihe von Jahren zwar zu andern Kulturen, aber nicht zum Weinbau benutzt werden. Man geht wohl nicht fehl, wenn man den Grund des Erfolges dieſer Maßregel weniger in einer ſicheren Zerſtörung der Läuſe durch die Desinfektionsmittel ſelbſt, als viel— mehr in einer Aushungerung derſelben wegen Entziehung der Nährpflanze ſucht, ſei es nun, daß diejenigen Läuſe, welche durch die Desinfektionsmittel nicht getroffen ſind, wirklich zu Grunde gehen oder zur Auswanderung als geflügelte Inſekten und zur Infektion andrer Weinberge vertrieben werden. Man hat auch empfohlen, die Wintereier der Reblaus zu zerſtören, und zwar durch Beſtreichen des zwei- bis zehnjährigen Rebholzes mit Theer!) im Winter; auch hat man einen Apparat konſtruiert, um die Rinde auf dem Stocke zu verſengen. Oder man hat zu dem Zwecke eine Abſchwemmung der Reben mit geſättigter Kupferſulfatlöſung („Badigeonnage“) empfohlen 9. Da indes viele Wurzelläuſe ſtändig auf den Wurzeln leben, ſo wäre die Vernichtung der Wintereier allein nur eine halbe Maßregel. Endlich iſt auch noch der Verſuche zu gedenken, wegen der Widerſtandsfähigkeit der amerikaniſchen Vitis-Arten die europäiſchen Reben auf amerikaniſche Wurzeln zu pfropfen. Man hat mit dieſer Methode allerdings in Frankreich Erfolg gehabt. Denn während die amerikaniſchen Reben in Frankreich im Jahre 1881 8904 ha in 17 Departements bedeckten, waren im Jahre 1889 bereits 299801 ha in 44 Departements damit bepflanzts). Indeſſen ſollen ſich gewiſſe Böden, beſonders die kalkreichen und lehmigen, nicht für dieſe Pfropfunterlage eignen; für Deutſchland iſt dieſe Methode bislang noch problematiſch. Auch iſt dieſe Methode noch zu neu, um ein Urteil darüber zu geſtatten, wie lange ſolche Pfröpflinge lebensfähig bleiben; jedenfalls hat man dieſelben vielfach nach 6—8 Jahren zu Grunde gehen ſehen, wiewohl hierbei der Grund in einer nicht tadellos ausgeführten Pfropfung geſucht werden könnte. Einen weiteren Fortſchritt in dieſer ) Nach Balbiani, Compt. rend. 1882, Nr. 14. 2) Nach Perret, Journ. d’agric. prat. 1885, II, pag. 630, und de %a- fitte, daſelbſt, pag. 348 u. 597. 3) Vergl. Tiſſerand, Revue scient. Paris 1890, pag. 214. 9. Kapitel: Halbflügler 155 Methode ſucht neuerdings Millardet!) dadurch zu erreichen, daß er durch Baſtardierung von europäiſchen mit amerikaniſchen Rebenvarietäten ſolche Unterlagen zu gewinnen ſucht, welche mit einer hohen Reſiſtenzfähigkeit gegen die Reblaus eine leichtere Anpaſſungsfähigkeit an den kalkhaltigen Boden verbinden. Unter tauſenden von Verſuchen haben ſich bis ietzt folgende Hybride, welche die erwähnten guten Eigenſchaften in hohem Grade vereinigen, als die zur Pfropfunterlage empfehlenswerteſten ergeben: Cabernet & Rupestris Ganzin, Alicante-Bouchet & Rupestris, Aramon X Riparia, Gros-Colman & Rupestris. Da die Reblaus den leichten, ſandigen Boden nicht liebt, ſo hat man auch Pflanzungen in Sandboden vorge— ſchlagen, was ſelbſtverſtändlich nur da, wo die entſprechenden Bedingungen vorhanden ſind, möglich iſt. Man kann auch in von Reblaus verſeuchten Gebieten auf Böden mit wenigſtens 60% Sandgehalt noch erfolgreich Reben— kultur betreiben. Die Reblaus hat zwar auch natürliche Feinde, wie die Blattlausfreſſer in der Gattung Schwebfliegen (Syrphus), das Marien— käferchen, mehrere Milben, u. dergl.), doch dürfte von dieſen keine nennens— werte Wirkung zu erwarten ſein. 2. Tychea trivialis Pass., eine 1,7 2,2 mm lange, kugelig- An Weizen, eiförmige, gelbe oder orangefarbene Laus, welche an den Wurzeln des Glyceria, Poa Weizens, ſowie von Glyceria, Poa und Festuca vorkommen und die Pflanzen und Festuca. töten ſoll. 3. Schizoneura venusta Hass., 2,5 mm lang, blaßgrün oder rötlich, lebt ebenfalls an den Wurzeln von Weizen, Gerſte, Setaria italica und Poa. 4. Tetraneura ulmi Des. Dieſe blaßrote, weiß bepuderte, in ihrer An Ulmen. geflügelten Generation auf den Ulmenblättern Gallen erzeugende Laus (f. unten S. 156), ſoll von den Ulmengallen aus auf die, Wurzeln von Hafer, Mais, Hirſe, Setaria italica und Lolium perenne übergehen s). Auch die auf Pistacia Lentiscus Blattgallen bildende Laus Anopleura ſoll in einer Wandergeneration auf Wurzeln von Gräſern leben (vergl. S. 162). 5. Tychea Setariae Pass., eine weißliche, eiförmige Laus, welche An Mais und an den Wurzeln des Mais und Salat lebt. Salat. 6. Aphis Zeae Köster, 2 mm lang, blauviolett, in der Jugend rot, lebt an der Urſprungsſtelle der Wurzeln des Mais, welcher dadurch gelbe Blätter bekommt und im Wachstum zurückbleibt oder gänzlich zu Grunde gehen ſoll. — Vergl. auch Aphis Maydis oben S. 141). 7. Schizoneura Grossulariae Sie, mit weißem WahsüberzugAn Stachel- und bedeckt, ſaugt an den Wurzeln der Stachel- und Johannisbeeren). Johannisbeeren. 8. Schizoneura lanigera Zausm., die Blutlaus, iſt, da fie An Apfel- und auch auf den Wurzeln des Apfel- und Birnbaums vorkommt, hier zu nennen Birnbaum. (vergl. unten S. 167). 9. Aphis persicae niger ſoll in Amerika die Wurzeln ſowie die An oberirdiſchen Teile der Pfirſichbäume befallen und großen Schaden in den Vfirſichbaumen. Obſtgärten der öſtlichen Staaten der Union verurſachens). ) Journ. d’agrie. pratique 1892. 5 2) Vergl. Blankenhorn, Compt. rend. T. LXXXV, Nr. 25. 3) Vergl. Lichtenſtein, Compt. rend. 1878, und von Horwath, ref. in Juſt, botan. Jahresb. f. 1885. II, pag. 540. 4) Vergl. Schüle, Vereinsbl. deutſch. Pomologenvereine 1887, pag. 86. 5) Entom. Amer. VI. 1890, refer. in Botan. Centralbl. X LV, pag. 235. An Bohnen, Kohl und Kartoffel. An Melilotus und Salat. An Erdbeeren, Cichorien und Achillea. An Eichen. An Tannen. Blajen= oder Beutelgallen auf Blättern. 156 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden 10. Tychea Phaseoli Pass., eine weiße Laus, welche an den Wurzeln der Bohnen, des Kohls und der Kartoffeln lebt und bisweilen ein Kränkeln zur Folge haben ſoll ). 11. Pemphigus lactucarius Zass., 2,2 mm lang, gelblichweiß, an den Wurzeln von Melilotus und Salat. 12. Rhizobius Sonchi Pass., 2,2—3,4 mm lang, weiß, an den Wurzeln der Erdbeeren, Cichorien und der Achillea Millefolium. 13. Trama Troglodytes Zeyd., 3 mm lang, gelblichweiß, behaart, an den Wurzeln von Achillea Millefolium. 14. Lachnus longirostris, unter der Rinde am Wurzelanlauf mittlerer Eichen. 15. Pemphigus Poschingeri ener, Tannenwurzellaus, eine weiße, wollige Laus, welche bisher nur an den Wurzeln von Abies balsamea und Fraseri im Verſuchsgarten zu Weihenſtephan in Bayern?) und an denjenigen kümmerlich wachſender dreijähriger Pflanzen von Abies pectinata im Verſuchsgarten zu Wageningen in Holland?) gefunden worden iſt. III. Blattläuſe, welche Gallen an Blättern oder Triebſpitzen erzeugen. A. Blaſen- oder Beutelgallen auf Blättern. Manche Blattläuſe ſaugen ſich einzeln an ganz jungen Blättern an, und die Folge iſt, daß dieſe engbegrenzten Stellen allein eine exceſſive Ausdehnung in der Richtung der Blattfläche erleiden, wodurch ſie ſich an der gegenüberliegenden Blattſeite ausſtülpen und zu Beuteln oder Blaſen heranwachſen, welche auf der ſonſt unveränderten Blattfläche aufſitzen und in dem abgeſchloſſenen Innenraume, der nur von der Unterſeite einen engen Eingang hat, die Blattläuſe und ihre Brut beherbergen, oft zugleich mit einer Menge weißen Puders, leerer Häute und beſtäubter Flüſſigkeitströpfchen (Sekret der Blattläuſe). Im Speziellen zeigen dieſe Blaſen- und Beutelgallen wieder Verſchieden— heiten, je nach den Erzeugern und je nach der Nährpflanze. Tetraneura Ulmi 1. Tetraneura Ulmi Z. Rüſtergallenlaus. Dieſe erzeugt an an Ulmen. der Oberſeite der Blätter der Rüſtern aufrecht ſtehende, bis bohnengroße, meiſt dunkelrote, kahle oder ſchwach behaarte Gallen von unregelmäßg ei— bis feulenförmiger, oft etwas gekrümmter Geſtalt, welche auf der Unterſeite des Blattes ihren Eingang haben, der als eine mit weißem Haaxfilz be— deckte Vertiefung kenntlich iſt. Der untere Teil iſt ſtielförmig verdünnt, die Höhlung hier zu einem Kanal verengt, der durch Haarfilz verſtopft iſt. Im Innern des hohlen Beutels leben die Läuſe. Die Wand der Galle iſt im Vergleich mit der normalen Blattfläche abnorm verdickt und von ziemlich feſter, fleiſchiger Beſchaffenheit; die Zellenſchichten des Meſophylls ſind vermehrt und beſtehen aus gleichartigen, ziemlich iſodiametriſchen, ) Vergl. Karſch, Entom. Nachrichten 1885, pag. 353. 2) Entom. Zeitg. 1874, pag. 221, 321. 3) Zeitſchr. f. Pflanzenkrankh. I. 1891, pag. 350. 9. Kapitel: Halbflügler 157 chlorophyllarmen Zellen, deren Saft gewöhnlich gleich dem der Epidermis der Galle gerötet iſt. Fibrovaſalſtränge verlaufen im Gewebe zahlreich in allen Richtungen der Oberfläche und mit einander anaſtomoſierend. Die Epidermis der Innenſeite der Galle, die der ſpaltöffnungsreichen Epidermis der unteren Blattſeite entſpricht, iſt gänzlich ohne Spaltöffnungen. Später ſpringen die Gallen an irgend einer Stelle, nahe der Spitze oder nahe der Baſis, mit einer Spalte klaffend auf, wobei augenſcheinlich Gewebe— ſpannungen des ſehr turgescenten Gewebes eine Rolle ſpielen. Die Gallen ſtehen ſeltener vereinzelt auf einem Blatte und haben dann auf dieſes keinen merkbar ſchädlichen Einfluß. Sehr oft iſt das Blatt mit vielen Gallen beinahe ganz bedeckt. Dann kann auch die ganze Blattmaſſe außer den Gallen ſtärker verdickt ſein, ſtellenweiſe faſt knorpelig brüchig und dabei wohl auch gekräuſelt. Bilden ſich ſchon am ganz jungen Blatt ſehr viel Gallen, ſo bleibt letzteres in ſeinem Wachstum ſo beſchränkt, daß nur wenige Gallen auf ihm Platz haben, und alſo eine wirkliche Blatt— verderbnis eintritt. An manchen Zweigen ſind alle Triebe faſt an jedem Blatte mit Gallen beladen. Die ſtarke Maſſenproduk— tion dieſer Auswüchſe bewirkt, daß ſolche Zweige von ihrer Laſt niedergezogen werden, ein Beweis, daß hier eine bedeutende Hyper— trophie vorliegt. Den erſten Anfang fand ich bald nach dem Ausſchlagen der Knoſpe g Fig. 39 als etwas gelblich grüne, mehr oder minder Ri rötliche Flecke, die an beiden Seiten des Blattes ſichtbar ſind und ſich über mehrere Adermaſchen erſtrecken. Schon in dieſer Periode beginnt die Verdickung der Blattmaſſe, indem hier die Meſophyllzellen ſich teilen, wobei ſie weniger Chlorophyll bilden und oft ihren Zellſaft röten. Dann tritt das ſtärkere interkalare Flächenwachstum ein, wodurch die Blattſtelle ſich zu vertiefen beginnt, und zugleich ſtärkere Haarbildung an der Unterſeite in der vertieften Stelle. Die Ausſackung ſteigert ſich nun immer mehr, wobei zunächſt noch die ganze innere Fläche in der Haar— bildung fortfährt. Beim weiteren Wachstum läßt die Baſis in der Aus— dehnung nach und bildet den engen, ſtielförmigen Eingang, der obere Teil dehnt ſich nach allen Richtungen ſtärker aus und wird zum ſackförmigen Hauptkörper der Galle. Daß das Wachstum nach abwärts abnimmt, läßt ſich daraus erſchließen, daß in der wachſenden Galle die Haare auf der Innenwand nach oben hin immer ſpärlicher werden und über der Mitte der Seitenwände aufhören. Zugleich mit dem Flächenwachstum nimmt auch die Dicke der Gallenwand noch etwas zu. In ganz jungen Gallen findet man die Blattläuſe oft noch nicht, in den weiter ausgebildeten aus— nahmslos. Auch ſpäter, im Juli, wenn die meiſten Gallen ausgebildet und bevölkert ſind, trifft man nicht ſelten alle Stadien zurückgebliebener Gallen, von ſchwach konkaven, bleichgefärbten Stellen an, worin keine Tiere ſich befinden. Auch junge Gallen, in denen die Inſekten geſtorben find, entwickeln ſich nicht weiter. Hieraus ſcheint hervorzugehen, daß zur Gallen von Tetraneura Ulmi auf einem Rüſternblatte. Tetraneura alba an Ulmen. Galle von Tetraneura alba auf 158 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden erſten Bildung der Galle eine vorübergehende Aktion (wahrſcheinlich Saugen) genügt, daß aber zur vollſtändigen Ausbildung der Galle die dauernde An— weſenheit der Läuſe erforderlich iſt. Vielleicht kann daher ein Individuum Veranlaſſung zur Bildung mehrerer Gallen geben, von denen erſt ſpäter welche zu Wohnplätzen ausgewählt werden. Keßler!) faßt die Sache anders auf; er glaubt, daß, wenn durch Störung der Vegetation das Wachstum der Gallen unterbrochen wird, die Tiere die Galle verlaſſen, was mir mit den Thatſachen nicht übereinzuſtimmen ſcheint. Rudow?) erwähnt eines Falles, wo die Rüſternlaus auf benachbarte Feigenbäume in Jena überging. An dieſen brachte ſie keine Gallenbildung hervor, die Blätter wurden nur graugelb oder grauweiß und bekamen ſpäter gelbe Flecke, vertrockneten und fielen ab. Über die Lebensweiſe der Rüſtergallenlaus verdanken wir Keßler (. e.) Aufklärung. Die ſchwarzen, ungeflügelten, 1 mm großen Tiere finden ſich im Frühjahr ſchon an den anſchwellenden Knoſpen der Rüſtern ein und begeben ſich an die jungen Blätter, wo ſie die Gallen hervorrufen. In letzteren häuten ſie ſich, nehmen weiße, dann graugrüne Farbe an, bekommen ſtaubartigen Flaum auf dem Hinterleibe und werden über 2 mm lang. Dann bringen ſie Junge zur Welt, die ſich ebenfalls häuten und nach der letzten Häutung Flügel bekommen. Die geflügelten verlaſſen durch die ent— ſtandene Offnung die Galle nach etwa zwei Monaten. Die verlaſſenen Gallen vertrocknen allmählich. Es wird angegeben, daß die geflügelten Auswanderer auf die Wurzeln von Gräſern ſich begeben (ſ. oben S. 155 u. unten S. 162) und hier wieder ungeflügelte Junge zur Welt bringen. Dieſe ſollen dann wieder eine geflügelte Generation erzeugen, welche ſich wieder nach den Ulmen begiebt wo Geſchlechtstiere erzeugt werden, die die Wintereier an die Rinde ablegen. Aus den verſchiedenen Erfolgen, welche die Anlegung von Theerringen an der Baſis und in verſchiedenen Höhen des Stammes ergab, iſt zu ſchließen, daß die Tiere nicht an den jüngeren Aſten und Zweigen, ſondern zwiſchen den riſſigen Rindenteilen des Stammes und älterer Aſte überwintern, wo ſie auch that— ſächlich von Keßler im Winter gefunden wurden. Zur Bekämpfung iſt alſo Abkratzen, Abbürſten oder Beſtreichen der älteren Rinden— teile mit Kalk- oder Gaswaſſer rätlich. Fig. 40 — 2. Tetraneura alba Aatzd., bringt 488 ebenfalls an den Blättern der Rüſter Beutel- gallen hervor, die aber am Grunde des Blattes an der Mittelrippe ſtehen, wobei dieſe ſelbſt mit in die Bildung hineingezogen oder wenigſtens gekrümmt und verdickt wird. Die Gallen find bis 1½ em einem Rüſternblatte. im Durchmeſſer, von unbeſtimmter Form, mit breiter Baſis ſitzend, ſehr ) Lebensgeſchichte der auf Ulmus campestris vorkommenden Aphiden— Arten ꝛc. Jahresber. d. Ver. f. Naturk. Kaſſel 1878. 2) Zeitſchr. f. Pflanzenkrankh. I. 1891, pag. 295. 9. Kapitel: Halbflügler 159 dickwandig, filzig behaart, grünlich oder rötlich. Der Eingang an der Blatt— unterſeite ſcheint ſpäter durch die Verdickung ſeiner wulſtigen Ränder ver— ſchloſſen zu werden. Die Galle ſpringt zuletzt in großen Spalten und Lappen auf. Die Lebensweiſe und Entwickelung der Tiere iſt nach Keßler (J. c.) dieſelbe wie die der vorigen Art. — Nach Courchet) foll eine ſehr ähnliche Galle, die aber einen bis 2 em hohen kammartig zuſammen— gedrückten Beutel darſtellt, von einer andern Laus, Colopha compressa Koch, veranlaßt werden. 3. Schizoneura lanuginosa Haris, häufig auf unſern einheimi— ſchen Rüſtern, bringt an den Zweigen bis 5 em große blaſenförmige, un— regelmäßig höckerig gewölbte und gefurchte, fein ſammthaarige, blaſſe oder rötliche Gallen hervor, die nur an ſtrauchförmigen Ulmen und an den unteren Aſten der Bäume vorzukommen ſcheinen. Wenn das Blatt noch ziemlich klein iſt, bekommt es in der Nähe ſeiner Baſis neben der Mittelrippe eine Ausſtül— pung, deren Konkavität an der Unterſeite liegt und die ſich ſchon frühzeitig mit ſammt— artiger Behaarung bedeckt. Durch exceſſives Wachstum vergrößert ſie ſich raſch und nimmt eine Größe an, die das ganze Blatt, um das Mehr— fache übertrifft. Denn letzteres vergrößert ſich dann nicht weiter. An der Baſis der Blaſe findet ſich oft noch dieſes klein gebliebene Blatt, ge— wöhnlich zurückgeſchlagen, in— dem die Mittelrippe nahe der Gallenbaſis rückwärts ge— krümmt iſt. Oft verkümmert ; dig. Al. | es aber gänzlich und die Galle Gallen von Schizoneura lanuginosa an ſteht mittelſt des kurzen, eben— Rüſtern. falls verdickten Blattſtieles an der Seite des Zweiges oder ſitzt demſelben unmittelbar an, wenn der kurze Stiel mit in die Gallenbildung hineingezogen iſt. Faſt immer erſtreckt ſich der Einfluß auch auf das nächſte Internodium des Zweiges, indem dieſes ſich mehr oder weniger verdickt, oft ebenfalls mit Haarfilz bedeckt und auffallend kurz bleibt, ſo daß das nächſte Blatt nahe neben dem andern ſteht. Oft iſt auch dieſes und ſelbſt mehrere aufeinander folgende in Gallen umgewandelt, und dann ſtehen mehrere ſolcher Blaſen dicht beiſammen. Bei ſehr frühzeitiger Infektion können wohl auch mehrere ſolcher Gallen an ihrer Baſis verſchmelzen, wobei der junge Sproß das Bindeglied zwiſchen den einzelnen Teilen darſtellt, wie Keßler (. c.) dieſe Gallen beſchreibt; nur darf das nicht als der regelmäßige Fall betrachtet werden. Das interkalare Flächenwachstum der Gallenwand ſchreitet auch ) Etudes sur les galles produites par les Aphidiens. Montpellier 1879. Schizoneura lanuginosa an Ulmen. An Eichen. An Pappeln. 160 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden hier im Scheitelteile am ausgiebigſten fort, nimmt nach der Baſis hin ab, ſo daß die Blaſe im ganzen etwa die Form einer Feige annimmt; ſpäter erweitert ſie ſich nach oben immer unregelmäßiger, indem hier und da Punkte ſtärkeren Wachstums liegen, die wieder ſekundäre Ausſackungen be— dingen; in ſolchen ſitzen inwendig die Läuſe beſonders zahlreich. Die zur Gallenwand verwandelte Blattfläche iſt zwar nicht merklich dicker; aber das Gewebe iſt gleichförmiger parenchymatiſch, ohne die charakteriſtiſche Bildung des Paliſſadengewebes; Gefäßbündel durchziehen es wie in einer Blattfläche anaſtomoſierend. Eigentümlich iſt, daß in der Epidermis der Außenſeite Spaltöffnungen vorkommen, die der normalen Oberſeite des Blattes fehlen, und daß auch auf der Innenſeite Spaltöffnungen ſich befinden, aber viel ſporadiſcher als auf der normalen Unterfeite. Später bekommt die Gallen- wand durch unregelmäßiges Aufſpringen Offnungen, durch welche die Tiere auswandern. Die Gallen bleiben aber auch im Winter an den Zweigen ſitzen; ſie haben dann trockene, braune Beſchaffenheit. Wie ſchon Ratze— burg!) erwähnt, wird der Zweig an der Verdickung, die er an der Anſatz⸗ ſtelle der Galle erleidet, oft knieförmig zur Seite gebogen; noch häufiger wird er über dieſer Stelle ſehr kümmerlich entwickelt und bricht ab, ſo daß im nächſten Jahre neue Zweige unterhalb der Galle getrieben werden, alſo Verzweigungsfehler die Folge ſind. Nach Keßler (J. c.) gilt hinſichtlich des Winteraufenthaltes der Tiere, und ſomit auch hinſichtlich der Bekämpfung dasſelbe, was oben betreffs der Tetraneura Ulmi gejagt wurde. Abſchneiden der ſtark mit Gallen beſetzten Triebe im Sommer dürfte von Erfolg ſein. 4. Acanthochermes Quercus Kolar, lebt in Oſterreich und Frankreich auf der Unterſeite der Eichenblätter, wo die Stelle, an welcher das Tier feſt angeſaugt ſitzt, eine kreisrunde Vertiefung bekommt, welche an der entgegengeſetzten Seite als linſenförmig erhabene, glatte Galle vor— ſpringt. Die ungeflügelte Nymphe begiebt ſich in die Riſſe der Rinde und legt hier Eier, aus denen die geſchlechtlichen Läufe kommen?). 5. Pemphigus populi Cowrch.?) (Pemphigus marsupialis X, erzeugt an den Blättern von Populus nigra und dilatata eine neben der Mittelrippe liegende, große, längliche, rotgefärbte Blaſe, welche ihren ſpalten— förmigen, durch lippenförmige Ränder geſchloſſenen Eingang an der Unter— ſeite des Blattes hat. Die Galle entſteht im Frühling, gleich nach dem Austritt des Blattes aus der Knoſpe, als eine Falte. Die Blattmaſſe iſt an dieſer Stelle durch Vermehrung der Zellſchichten ſtark verdickt, nämlich um das Drei- bis Vierfache der normalen Blattdicke, und von fleiſchig— ſaftiger, faſt knorpeliger Beſchaffenheit; die normale Struktur des Meſo— phylls iſt verſchwunden, das ganze Parenchym beſteht aus rundlichen, chlorophyllarmen Zellen und wird von Gefäßbündeln durchzogen. Die Epidermis der Innenſeite (morphologiſche Unterſeite) iſt ſpaltöffnungslos und mit kurzen, mehrzelligen Haaren beſetzt. 6. Pachypappa vesicalis Aocht), erzeugt an den Blättern der Silberpappel bis wallnußgroße, gelbbraune Blaſen. ) Waldverderbnis II, pag. 262. Taf. 46. 2) Sitzungsber. d. Akadem. d. Wiſſ. Wien 1848, pag. 78. — Vergl. auch Lichtenſtein, Compt. rend. 1876, pag. 1318. 3) Vergl. über dieſe und die folgenden Pappelgallen: Courchet, 1. e. 4) Die Pflanzenläuſe, pag. 273. 9. Kapitel: Halbflügler 161 7. Pemphigus spirotheceae Pass., und P. protospirae Zicht., bewirkt an den Blattſtielen von Populus nigra und dilatata pfropfzieher- oder lockenförmig gewundene Verdickungen, welche die Größe einer kleinen Kirſche erreichen. Sie bilden ſich, indem der Blattſtiel an der betreffenden Stelle bandartig ſich verbreitert, zugleich in ſeiner Maſſe fleiſchig ſich ver— dickt und ungefähr zwei Spiralwindungen beſchreibt, wobei die Ränder ſich dicht aneinander legen, ohne jedoch zu verwachſen, ſo daß man die Locke öffnen kann. Im Innenraum befinden ſich die weißflaumigen Läuſe. Das Blatt ſelbſt wird dadurch nicht merklich geſtört; es bleibt bis gegen den Herbſt hin am Zweige; dann lockern ſich die Windungen der rot gewordenen Galle etwas, um die inzwiſchen entſtandenen geflügelten Tierchen frei zu laſſen, aber nun ſcheinen die Blätter etwas zeitiger als die geſunden abzu— fallen, wenigſtens wirft der Baum immer viele ſolche Blätter ab. 8. Pemphigus vesicarius Zass., ſoll an den Terminalknoſpen der Pappeln blaſige Gallen erzeugen, welche unregelmäßig lappig und mehr— kammerig ſind. 9. Pemphigus bursarius Z., bildet unregelmäßig kugelige mit einer nach unten gebogenen Offnung verſehene Blaſen an den jungen Zweigen der Pappeln. Dieſelben ſind aber nach Bourchet (J. c.) nicht eigentlich Blattgallen, ſondern ſollen als eine Wucherung des Rindengewebes ent— ſtehen, durch welche das Inſekt umwachſen wird. Außerdem erzeugt dieſelbe Laus aber auch an Blattſtielen niedrige, hohle, pyramidenförmige Gallen. Indeſſen wird auch Pemphigus pyriformis Zieht. als Erzeuger birn— förmiger Anſchwellungen der Blattſtiele dicht unterhalb des Blattes ge— nannt. 10. Aphidengallen der Carya-Arten. Auf den Blättern der An nordamerikaniſchen Hickorybäume kommen nach Oſten-Sacken !)) mehrere Carya-Arten. nicht genau beſchriebene Gallen von Pemphigus-Arten vor, nämlich rund— liche oder ovale, bis 13 mm lange an der Mittelrippe, zweitens eine unter— ſeits behaarte, oberſeits taſchenförmig ſich öffnende Verdickung der Blatt— nerven, drittens zwiebelförmige Gallen, welche die Blätter an beiden Seiten oder nur an der Unterſeite überragen, oben konvex oder flach, unten zu— geſpitzt ſind, ferner hahnenſpornförmige Gallen, denen auch an der gegen— überliegenden Seite ein ähnlicher Auswuchs entſpricht, endlich kleine, koniſche, vben ſich öffnende Gallen an der Oberſeite der Blätter (Phylloxera caryae- folia Fichi). II. KHormaphis Hamamelidis, an Hamamelis virginica in Nord- An Hamamelis. amerika, erzeugt nach Oſten-Sacken (J. c.) länglich kegelförmige Gallen auf der Oberſeite der Blätter. 12. Aphidengallen der Pistacia-Arten?). Mehrere Pemphigus- An Arten erzeugen auf den Blättern von Pistacia Terebinthus im Orient ver- Pistacia-Arten. ſchiedene Gallen. Die eine Pemphigus Pistaciae 2, iſt der Urheber der wegen ihres reichen Gehaltes an Gerbſtoffen und Balſam offizinellen und unter dem Namen Terpentingalläpfel oder Carobe di Giuda in den Handel kommenden Gallen, welche hülſenförmig zuſammengefaltete, ver— dickte Blätter darſtellen. Andre bewirken nur Umrollung des Blattrandes » Stettiner entomol. Zeitg. 1861, pag. 421. 2) Vergl. Courchet, Etude sur la groupe des Aphides. Mont- pellier 1878. Frank, Die Krankheiten der Pflanzen. 2. Aufl. III. 11 An Rhus. An Cornus. An Styrax. An Lonicera. Am Weinſtock. 162 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden nach oben Pemphigus pallidus Ders) oder nach unten Pemphigus retroflexus Cowrch.). Pemphigus cornicularis Zass. erzeugt auf derſelben Pflanze bis 15 em lange hornförmige, bisweilen ſchraubig ge- krümmte Gebilde an der Spitze der Zweige. Aus den jungen Blättern von Pistacia vera kommen die wegen ihres Gehaltes an Gerbſtoff offizinellen Bokhara-Gallen, welche länglich oder eiförmig glatt, dünnwandig ſind und eine geräumige Höhlung einſchließen ). — Eine verwandte Laus, Anopleura Lentis ci Zasser., bringt an den Blättern von Pistacia Lentis- cus den Terpenthingalläpfeln ähnliche hülſenförmige Gallen hervor. Bei dieſer Piſtazienlaus haben Courchet (J. e.) und Lichtenſtein?) eine Aus- wanderung auf die Wurzeln andrer Pflanzen, nämlich der Gräſer beobachtet, und wollen dieſe Wandergeneration als ein notwendiges Glied in der Ent— wickelung der Läuſe aufgefaßt wiſſen. Der Entwickelungsgang gliedere ſich wie folgt. Die Laus erzeugt im erſten Entwickelungszuſtande („Fondateur“) die eben genannte Galle; ſpäter verlaſſen die geflügelten „Emigrants“ ihre Geburtsſtätte, um auf die Wurzeln von Gramineen (Bromus sterilis und Hordeum vulgare) überzugehen und hier ungeflügelte „Bourgeonnants“ als dritte Larvenform zu erzeugen, aus denen eine mehr oder minder lange Reihe ungeflügelter Generationen hervorgeht, bis die geflügelten „Pupiferes“ (vierter Larvenzuſtand) erſcheinen, welche die Erde verlaſſen und wieder zum Lentiscus fliegen, wo aus ihren abgelegten Eiern die Männchen und Weib— chen hervorgehen und letztere die befruchteten Eier legen. Dieſe Angaben ſind mit größter Vorſicht aufzunehmen. Daß man dieſe Läuſe im Freien gelegentlich auch an Pflanzenwurzeln findet und daß man ſie auch auf ſolche übertragen kann und ſie hier zur Vermehrung kommen ſieht, beweiſt noch nicht, daß die Tiere regelmäßig in einer beſtimmten Generation notwendig ihre Nährpflanze wechſeln müſſen. 13. Schlechtendalia chinensis 7. Fell, erzeugt an Rhus semia- lata ſowohl die chineſiſchen wie japaniſchen Gallen, welche ziemlich viel— geſtaltig ſind und ſowohl aus einem Blatte als aus einer ganzen Knoſpe zu entſtehen ſcheinen; am Grunde werden ſie von den ausſchlüpfenden ge— flügelten Läuſen verlaſſen durch kleine Löcher). 14. Rhus glabra in Nordamerika zeigt nach Oſten-Sacken (J. e.) nicht ſelten ſchlauch- oder birnförmige, bis 26 mm lange Gallen, welche au der Unterſeite der Blätter längs der Mittelrippe ſtehen. 15. Schizoneura corni Hart,, erzeugt Gallen auf den Rippen der Blattunterſeite von Cornus sanguinea. 16. Astegopteryx styracophila Aarsch., erzeugt nach Tſchirch“) auf Java an den Blütenknoſpen und Achſelſproßſpitzen von Styrax Benzoin große, geſtielte, ſchotenähnliche Gallen. 17. Pemphigus Lonicerae Zarz., erzeugt linſenförmige Gallen auf den Blättern von Lonicera Xylosteum. 18. Zu den Beutelgallen auf Blättern gehören auch die der Reblaus am Weinſtock, worüber oben (S. 150) näheres zu finden iſt. 1) Vergl. Vogl in Lotos 1875, pag. 135. 2) Compt. rend. 1878, pag. 782. 3) Vergl. Hartwich, Arch. d. Pharm. COXXH, pag. 904. ) Berichte d. deutſch. bot. Ges. 1890, pag. 48. 9. Kapitel: Halbflügler 163 B. Triebſpitzendeformationen. Einige Aphiden befallen die Endknoſpen der Stengel und Zweige Zriebipigen- und verurſachen, daß dieſelben, ſtatt zu normalen Trieben auszuwachſen, 1 ſich in ein Gallengebilde verwandeln, woran die Blätter und die Axe zugleich beteiligt ſind und zuſammen eine einzige Galle in Form einer ananasähnlichen Bildung oder eines Blätterſchopfes bilden. 1. Chermes abietis Z. (Chermes viridis Rafzeb.), Fichtenwoll- Fichtenwolllaus. laus. Die Triebe der Fichte werden durch dieſes Tier zu ananas- oder erdbeerähnlichen, zapfenartigen Gallen (Fig. 42 A) umgewandelt. Jede Nadel verbreitert ſich über ihrer Baſis rings— um zu einer fleiſchi⸗ gen Schuppe, und die einzelnen Schup— pen berühren ſich mit ihren Rändern, dadurch kleine Höh— lungen zwiſchen ſich und der ebenfalls fleiſchig werdenden und verkürzt blei— benden Axe des Triebes bildend, worin die Inſekten wohnen. Jede Schuppe iſt daher ein ungefähr vier⸗ eckiges Schild, wel— ches zwei Seiten nach oben, zwei Seiten nach unten hat und auf ſeiner Mitte den unver— änderten Teil der Nadel trägt. Dieſer iſt entweder die ganze normale obere Hälfte der grünen 7 Fig. 42. Ananasförmige Galle der Chermes Abietis an der Fichte in natürlicher Größe (A). B erſter Anfang der Deformation der jungen Nadel durch abnormes Wachs— tum an der Baſis. C etwas ſpäterer Zuſtand, a die grüne normale Spitze der Nadel, b der bleiche Teil, c die ebenfalls bleiche, durch Auswachſen in eine krempenförmige Anſchwellung von b ſich abgrenzende Baſis der Nadel. D die kranke Nadel in weiterer Ausbildung der einzelnen Teile. E Durchſchnittsprofil der Nadel im Zuſtande von D, um die Wachstums— richtungen des Nadelkörpers über feiner Baſis a zu zeigen. Nadel oder nur eine kurze, kaum noch Nadel zu nennende Spitze. Dies hängt ab von der ſpäteren oder früheren Befallung und von dem langſameren oder ſchnelleren Fortſchritt der Gallenbildung während des Ausſchlagens der Knoſpe. Danach richtet es ſich auch, ob an der Spitze der Galle der Trieb als benadelter Sproß durchwächſt, oder ob er als ein kleiner Schopf normal gebildeter Nadeln in ſeiner Entwickelung ſtehen bleibt, oder ob gar nichts von ihm zu ſehen iſt, indem auch die oberſten Nadeln mit in die Gallenbildung hineingezogen ſind. Nicht ſelten iſt die Galle einſeitig, indem die eine Längshälfte des Triebes nicht verdickt iſt und normal gebildete Nadeln trägt oder dieſes nur in einem ſchmalen U- 164 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden Streifen der Fall iſt, der dann in einer Furche liegt, oberhalb deren der Trieb ſich wieder normal fortſetzt, wobei er jedoch meiſt eine Krümmung gegen die verdickte Seite hin macht, weil die ſtärkere Streckung, die er ſo— gleich oberhalb der Galle wieder anzunehmen ſucht, dort durch die letzten zur Galle gehörigen Internodien einſeitig gehemmt wird. Im Frühling ſind die Zäpfchen violett oder purpurrot, fleiſchigſaftig, ſehr harzreich, völlig geſchloſſen; ſie wachſen bis zu 2 em Querdurchmeſſer heran. Später werden ſie hart, holzig, braun, und die Schilder öffnen ſich über jeder Nadel lippenförmig, um die ausgebildeten Tiere frei zu laſſen. Wiewohl auch ältere Bäume nicht verſchont werden, jo find doch 10- bis 20 jährige Fichten dem Angriffe am meiſten ausgeſetzt; dieſe ſind bisweilen über und über mit den Zäpfchen bedeckt. Der Wuchs des Baumes kann dadurch bemerk— lich zurückgeſetzt werden. Denn wenn durch die Galle die Knoſpe unter— drückt wird, ſind Verzweigungsfehler die Folge. Auch brechen die Gallen im Winter leicht ab, wodurch die Zweige verſtümmelt werden und leicht einfaulen. Wenn der Weiterwuchs des Triebes nicht gehindert iſt, ſo bleibt doch die Krummwüchſigkeit desſelben noch Jahre lang ſichtbar, und gar oft werden ſolche Zweige nach einiger Zeit zu Dürrſpießen ). Schon Ratzeburg vermutete, daß bei der Gallenerzeugung unmöglich jedes einzelne Nadel⸗ rudiment von den Saugborſten getroffen werden könne, er meinte, „daß das Tier gewiſſe Gefäßbündel anſticht, und eine abnorme Verteilung der hinzuſtrömenden Säfte verurſacht wird“. Ich habe die Entwickelung der Gallen verfolgt und nachſtehendes gefunden, was ſchon in der vorigen Auflage dieſes Buches, S. 717, mitgeteilt wurde. Schon im erſten Früh⸗ linge, wo die Winterknoſpe noch feſt von den Knoſpenſchuppen umſchloſſen iſt, ſaugt ſich die Altmutter unmittelbar unterhalb der Knoſpe auf der Baſis der unterſten Knoſpenſchuppen an, wächſt zu bedeutender Größe heran und legt die Eier in Haufen neben ſich ab. Bereits in dieſer Zeit, wo in der vollſtändig geſchloſſenen Knoſpe überhaupt noch nichts Animali- ſches zu finden iſt, hat der Anfang der Gallenbildung am jungen Sproſſe begonnen: die Sproßaxe iſt im unteren Teile beträchtlich verdickt, und die jungen Nadeln ſind hier kurz, dick, kegelförmig, blaßgrün oder weiß, ihre Parenchymzellen mit Stärkekörnern vollgepfropft, während die geſunde Knoſpe im gleichen Entwickelungsſtadium eine ſchlanke Axe und linealiſche, grüne Nadeln mit amylumfreien Zellen hat. Im Augenblicke, wo die Knoſpe ſich öffnet, hat jede zur Gallenbildung beſtimmte Nadel etwa das Ausſehen von Fig. 42 B. Die Spitze iſt mehr oder weniger grün, der übrige Teil bleich; auf der Mitte hat die Nadel der Länge nach einen ſchwachen Kiel, der an der Baſis in eine ſanfte, querbreitere, kiſſenartige Erhöhung übergeht. Auch wenn die Knoſpe ſich geöffnet hat, iſt die Sach— lage zunächſt noch dieſelbe. Aber bald kommen die jungen Blattläuſe aus den Eiern und begeben ſich nun ſofort auf die deformierten weißen Nadeln, wo fie ſich bald zwiſchen den Baſalteilen derjelben ſammeln. In dem Stadium, wo die Tiere einwandern, haben die Nadeln bereits die Form von Fig. 42 6. Der obere Teil (a) iſt rein grün, ſeine Epidermis zeigt die gewöhnlichen Reihen von Spaltöffnungen, das Meſophyll iſt chlorophyllhaltig, ſtärkefrei, ) Vergl. Ratzeburg, Forſtinſekten III, pag. 199, und Waldverderbnis, J, pag. 257. Taf. 28. ) Forſtinſekten, III, pag. 197. 9. Kapitel: Halbflügler 165 hat luftführende Intercellulargänge. Ziemlich ſcharf, mit wenigen Zellen— übergängen, ſondert ſich davon der größere, bleiche Unterteil. Dieſer hat keine Spaltöffnungen und ein chlorophyllloſes und ſtärkereiches Parenchym ohne deutliche Intercellulargänge. In der Strecke b iſt die Epidermis oft leicht gerötet und durch Wachs bereift; der unterſte polſterförmig erhöhte Teil e iſt nicht bereift, glänzend, ganz blaß und ſehr weich; ſein Gewebe iſt im Meriſtem— zuſtande. Es iſt hiernach außer Zweifel, daß der gallenbildende Einfluß allein durch den Stich der Altmutter an der Baſis der äußeren Knoſpen⸗ ſchuppen ausgeübt und im Gewebe der Axe in unbekannter Weiſe fort— gepflanzt wird. Damit hängt wohl auch die ſehr häufige einſeitige Bildung der Galle zuſammen. Sobald die kleinen Läuſe am Grunde der Nadeln ſich geſammelt haben, beginnt die Bildung des Gallenraumes. Durch weiteres Wachstum des im Meriſtemzuſtande verbliebenen unteren Teiles der Nadel erhebt ſich die kiſſenförmige Verbreiterung über der Baſis noch weiter, be— ſonders an der Oberſeite der Nadel, bis ſie an die unteren Ränder der beiden zunächſt darüber ſtehenden Nadeln antrifft, während ſie auch ſeitlich die gleichnamigen Teile ihrer Nachbarn erreicht. So werden alle die kleinen Räume, in welchen die Tiere ſitzen, abgeſchloſſen, letztere gleichſam gefangen. An den zur Berührung kommenden Teilen entwickeln die Epi- dermiszellen Papillen, die ſich gegenſeitig zwiſchen einander ſchieben und preſſen. Aber nun wird auch der bewohnte Raum erweitert: einmal da- durch, daß ſchon während des Schließens die unterſte Baſis jeder Nadel ſich ein wenig ſtreckt, in der Folge aber beſonders dadurch, daß die ganze Galle noch eine Zeit lang in allen ihren Teilen ſich vergrößert. Die Rand— wucherungen über der Baſis der Nadeln müſſen dabei, um gegenſeitig im Kontakte zu bleiben, zu breiteren Krempen rings um den Nadelkörper aus— wachſen und werden jo zu den oben beſchriebenen Schildern. Bis Ende Juli behält die Galle dieſe Beſchaffenheit; immer noch beſteht ſie aus dünnwandigen, ſaftigen Zellen, welche viel Stärkekörner und Terpentinöl— tröpfchen enthalten. Im Auguſt, wo das Holzigwerden und das Aufgehen der Galle beginnt, verſchwindet das Stärkemehl aus den Zellen, Terpentinöl bleibt zurück, die Zellmembranen ſind etwas dicker, getüpfelt und verholzt. Das Offnen geſchieht durch das Austrocknen und iſt eine Folge von Gewebe— ſpannung, denn geöffnete Gallen in Waſſer gelegt ſchließen ſich nach einiger Zeit wieder. Bezüglich der Lebensweiſe dieſer Laus iſt zu erwähnen, daß neuerdingsg e bensweiſe und von Zoologen ein Wirtswechſel angenommen wird. Nach Blochmann !)) Generations— ſollen die im Auguſt aus den Fichtengallen ausfliegenden geflügelten Läuſe wechſel der zum Teil auf die Lärche auswandern, wo fie an den Nadeln die alsßichten-Wolllaus. Chermes Laricis (S. 141) bekannten Läuſe vorſtellen, aus deren Eiern eine Generation hervorgeht, welche in den Rindenritzen der Lärche überwintert. Aus den Eiern dieſer ſollen Ende April gelbe, glatte, geflügelte Chermes Laricis kommen, die Ende Mai ausfliegen und auf die Fichte zurückwandern, wo ſie unter dem Namen Chermes obtectus Eier legen, aus denen dann die ſexuelle Generation auskriecht. Die befruchteten Eier derſelben liefern im Spätſommer das überwinternde Tier, welches dann den Cyklus auf der ) Biolog. Centralbl. 1887, pag. 417; Verhandl. naturh.-med. Ver. Heidelberg 1889, pag. 249. Vergl. auch Drey fuß, Zool. Anzeiger 1889, pag. 65, 91. An Cerastium. An Salix. 166 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden Fichte von neuem beginnt. Danach enthielte die Entwickelung einen Zeit— raum von zwei Jahren. Dagegen ſollen die aus ſpät ſich öffnenden Fichten— gallen ausfliegenden Weibchen nicht auf die Lärche überwandern, ſondern ſich an den Nadeln der Fichte feſtſetzen; die Nachkommen dieſer ſollen am Grunde der Knoſpen der Fichte überwintern. Anderſeits hat ſpäter Cholod— kowsky eine Wanderung auf die Zirbelkiefer ſtatt auf die Lärche beob— achtet. Man hat, indem man dieſe Wanderungen für notwendig in den Entwickelungsgang der Fichtenlaus gehörig anſah, deshalb die Unterlaſſung der Anpflanzung von Lärchen in der Nähe der Fichten angeraten. Wenn nun auch ſolche Wanderungen beobachtet ſein mögen, ſo iſt die Frage damit doch noch nicht abgeſchloſſen, und wohl denkbar, daß die Entwickelung dieſer Läuſe auch ohne Wanderung möglich iſt, denn thatſächlich kommt die Fichtenlaus auch in Gegenden vor, wo es weder Lärchen noch Zirbel— kiefern giebt; ſie ſcheint ſo weit wie die Fichte ſelbſt verbreitet zu ſein, ſie geht bis Lappland, und in den Alpen wie im Erzgebirge fand ich die Gallen bis an die obere Fichtengrenze. Jedenfallsſſind aber nach den neueren zoologiſchen Unterſuchungen die Generationsverhältniſſe der Chermes-Arten ſehr kompliziert. Es ſcheint eine Mehrzahl von Arten oder Formen zu geben; aber in demſelben Cyklus ſcheinen getrennte Reihen aufzutreten, deren Entwickelung ſich entweder auf derſelben Pflanze oder unter Wirts— wechſel mit Aus- und Rückwanderung abſpielt. Von Cholodkowsky) werden jetzt von den Fichtenläuſen folgende Arten unterſchieden: a) Chermes abietis Z. (Chermes viridis Aazzed.). Sie kann als Zwiſchenpflanze bewohnen Pinus sylvestris, Pinus Cembra, Larix euro- paea, Abies sibirica. Die Fichtengallen ſind groß, grün, mit roten Mün— dungsrändern. b) Chermes strobilobius X. (Chermes lapponicus C.), be— wohnt Fichte und Abies Engelmanni. Die Fichtengallen ſind kleiner, mehr wachsgelb. c) Chermes coceineus Katgeb., bewohnt Fichte, Abies pectinata, balsamea und sibirica. Die Fichtengallen dieſer Form ſollen vorwiegend in den ruſſiſchen Wäldern vorkommen. d) Chermes sibiricus Ckodd., wandert von der Fichte auf Pinus Cembra, Strobus und sylvestris. Die Fichtengallen haben mehr eine lockere Form und kommen vorwiegend in den ruſſiſchen Wäldern vor. 2. Eine Aphide verwandelt die Triebſpitzen von Cerastium arvense in ovale, lockere Blätterſchöpfe, welche aus verkürzten Internodien und aus lauter breiten, eiförmigen oder länglichen, übereinander liegenden Blättern beſtehen, zwiſchen denen die bis zum Herbſt flügellos bleibenden, hellgrauen Läuſe ſich befinden. Die Pflanzen bleiben infolgedeſſen ganz niedrig, treiben keine Stengel und keine Blüten?). Dieſe Mißbildung darf nicht mit der ahnlichen von Psylla Cerastii erzeugten (pag. 180) verwechſelt werden. 3. Aphis amenticola Xaltenb., ſoll die Kätzchen von Salix alba verunſtalten, indem die Kätzchenſpindel ſich ſtark verdickt und ſtatt Blüten eine Roſette fleiſchiger Blattgebilde entſteht. !) Revue scient. Paris 1890, pag. 304. — Vergl. auch Dreyfuß, Zool. Anz. 1889, pag. 293, und Eckſtein, Zeitſchr. für Forſt- und Jagdw. 1890, pag. 340. 2) Vergl. Thomas in Halliſche Zeitſchr. f. d. geſamten Naturwiſſ. 1877, pag. 377. 9. Kapitel: Halbflügler 167 4. Chermes Taxi Dxckton’), erzeugt an Taxus baccata in England An Taxus. eine Triebſpitzengalle, beſtehend aus S—16 gehäuft ſtehenden, erbſengroßen, kugeligen, ſaftreichen Gallen, die im Frühling entſtehen. IV. Nindenläufe, welche an der Rinde der Holzpflanzen leben und oft Krebs erzeugen. Eine Anzahl Aphiden und wohl auch Schildläuſe (S. 177) lebt Rindenlauſe, ; DR 5 £ AN welche Krebs an der Rinde der Holzpflanzen feſtgeſaugt. Sie ſtechen hier mit ihrem erzeugen. Saugrüſſel bis in die lebenden ſaftigen Gewebe der Rinde. In manchen Fällen iſt der Erfolg nur der, daß die Rindenpartien keine weiteren Veränderungen erleiden, aber doch mehr oder weniger eine Schwächung oder Erkrankung ſolcher Stämmchen oder Zweige eintritt. In andern Fällen werden durch den Angriff ſolcher Rindenläuſe Hypertrophien und abnorme Beſchaffenheiten der Gewebe hervorgerufen, denen ſpäter ein Abſterben dieſer Gewebe und Entſtehung von Wundſtellen folgt, die man allgemein als Krebs, Baumkrebs bezeichnet und die nicht mit den gleichnamigen ähnlichen, aber aus andern Urſachen entſtehenden Krankheiten (Bd. J, S. 207 und Bd. II, S. 461) verwechſelt werden dürfen 1. Schizoneura lanigera Zausm., die Blutlaus oder wollige Yiutlaus, Krebs Apfelrindenlaus. Dieſelbe verurſacht den Krebs der Apfelbäume. der Apfelbäume. Sie lebt an der Rinde der ein- und wenigjährigen Zweige und an Über— wallungsrändern von Wunden des älteren Holzes des Apfelbaumes und einiger nahe verwandten Pyrus-Arten unſrer Gärten und Promenaden, wie Pyrus spectabilis, prunifolia ete. Ihre Geſellſchaften ſitzen reihenweiſe oder in Gruppen und bedecken die Zweige, beſonders die nach unten ge— kehrten Seiten derſelben als klumpige, weiße Flocken. Die unbeweglich feſt— ſitzenden Tiere iind bis 2 mm lang, blattlausähnlich, braunrötlich, mit langer, weißer Wolle bedeckt, und laſſen beim Zerdrücken einen blutroten Fleck zurück. Zwiſchen den Tieren finden ſich auch abgeſtreifte Häute und beſtäubte Honigtröpfchen. Die Rinde jüngerer Zweige und die Überwallungs— ränder bieten allein die geeigneten Bedingungen für das Anſaugen der Läuſe, weil ſie von einer dünnen Korkſchicht bedeckt ſind, durch welche hin— durch der Saugrüſſel das ſaftige Gewebe erreichen kann. Verborkte Rinden— teile älteren Holzes ſind ungeeignet. Prillieux hat durch Eintauchen der Zweige in Ather die Tiere raſch getötet und dann auf Querſchnitten nach— weiſen können, daß der Saugrüſſel der Läuſe bis in das Cambium reicht. Die Folge iſt eine beulenförmige Anſchwellung des Zweiges. Dieſe hat ihren Grund in einer abnormen Thätigkeit der Cambiumſchicht, die ſich in einem ſtärkeren Dickenwachstum des Holzkörpers ausſpricht?). Dabei wird kein normales Holz gebildet, ſondern ein weiches, nicht oder nur wenig ) Transact. Entomol. Soc. London 1886, pag. 323. 2) Die in Rede ſtehenden Veränderungen ſind gleichzeitig von Stoll (in Schenk u. Lürſſen, Mitteil. aus dem Geſamtgebiet der Bot. II, Heft J) und von Prillieux (Bull. de la soc. bot. de France, 1875, pag. 166) unter— ſucht worden. 168 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden Fig. 43. Die Blutlaus (Schizoneura lanigera). A und B Anfang von Krebsbildungen an einjährigen Trieben, B mit weißen wolligen Blut- lauskolonien bedeckt, C junger Zweig an der Unterſeite mit weiß— wolligen Blutlauskolonien bedeckt. D Durchſchnitt durch einen be— fallenen Zweig, a das geſunde Holz, b das weiche, ſchwammige Ge— webe an Stelle des geſunden Holzes; über dieſer Stelle iſt bei e die Rinde bereits aufgeplatzt. E alte geflügelte und junge ungeflügelte Läuſe. F Dieſelben in e. Entwickelungszuſtänden ver— größert. 9. Kapitel: Halbflügler 169 verholztes Gewebe, während die Anordnung der Zellen in radialen Reihen, zwiſchen denen die Markſtrahlen ſtehen, ziemlich deutlich bleibt. Die an Stelle der eigentlichen Holzelemente ſtehenden Zellen ſind wie dieſe in der Längsrichtung geſtreckte, an den Enden etwas verengte, mehr oder weniger weite Zellen, etwa den Gefäßzellen vergleichbar. Nur da, wo das normale Holz in das pathologiſche Gewebe übergeht, ſind noch einzelne dieſer Zellen verholzt und zu weiten Tüpfelgefäßen umgebildet; dann folgen lauter dünn wandige und unverholzte, ſaftführende Zellen. Die Anſchwellung des Zweiges kommt ganz auf Rechnung dieſes in großer u Dr. Menge gebildeten abnor— ET D men Gewebes. Dasſelbe ſetzt ſich an ſeinen Rändern, wo die Holzbildung normal ſtattgefunden, an den ge— ſunden Teil des Holzes an, und die Cambiumſchicht geht ununterbrochen um das Ganze herum. Die Rinde und der Baſt er— leiden dagegen kaum eine Veränderung: ſie ſind nicht merklich dicker als an den geſunden Stellen (Fig. 44 A, B); die abnorm geſtei— gerte Thätigkeit der Cam— biumſchicht richtet ſich alſo ſo gut wie ausſchließlich nach einwärts gegen das Fig. 44. Holz. Auch die Epidermis Anfang der Krebsbildung durch die Blut— und die darunter liegenden laus an jungen Zweigen von Pyrus, im Quer- collenchymatiſchen Zell- durchſchnitt. Die von den Läuſen einſeitig be— ſchichten ſind in der Ge- fallenen Zweige haben an dieſer Seite ſtatt ſchwulſt ebenſo vorhanden, normalen Holzes ein abnormes, nicht verholztes wie im geſunden Teile; Gewebe a gebildet; bei hh das geſunde Holz. desgleichen ſtellen ſich In G hat an dem abnormen Wuchergewebe ſpäter auch die Vorberei— bei ss ſpäter wieder ae begonnen. tungen zur Korkbildung e unter der Epidermis ein. So lange die Tiere, welche die Geſchwülſte äußerlich oft ganz bedecken, darauf angefaugt bleiben, vergrößern ſich die letzteren. Dieſes geſchieht auf doppelte Weiſe: einmal dadurch, daß die Cambiumſchicht in ihrer Thätigkeit fortfährt, zweitens dadurch, daß alle Zellen des abnormen Gewebes bis zu einem gewiſſen Grade ſich erweitern. Durch die Dehnungen, die damit verbunden ſind, werden oft innere Zerreißungen bewirkt: es entſtehen hier und da lange, elliptiſche Spalten, die in radialer Richtung ſtehen und durch Auseinanderweichen der radialen Zellreihen zu Stande kommen. In dem abnormen Gewebe bleibt immer eine Neigung zum Verholzen; einzelne dieſer Zellen bekommen ge— tüpfelte, verholzte Membranen, und ſtellenweiſe bilden ſich ſogar einzelne Stränge verholzter Zellen. Es kann dies ſogar allgemeiner werden, indem — IT 170 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden an der äußeren Grenze des hypertrophierten Gewebes in der Nähe der Cambiumſchicht wieder einzelne Partien oder ſelbſt ein kontinuierliche Zone von Holz erſcheint (Fig. 43 0); dies vielleicht beſonders dann, wenn die Einwirkung der Tiere nachläßt. Da die weitere Verdickung der Beulen oft ungleichmäßig erfolgt, ſo wird auch oft die radiale Anordnung der ſpäter erzeugten Holzbündel geſtört, indem ſie ſich bald in radialer, bald in tan— gentialer Richtung ſchief ſtellen. Die Geſchwülſte haben ziemlich glatte, rötlichgraune oder ſchwach grüne Oberfläche und ſchneiden ſich, da ſie aus unverholztem Gewebe beſtehen, leicht; an abgeſchnittenen Zweigen ſchrumpfen ſie bald merklich zuſammen. Sie haben meiſt ziemlich halbkugelrunde Form; um dünnere Zweige gehen ſie mauchmal rings herum. Oft nehmen ſie auch mehrhöckerige Form an, indem ihr Wachstum ſtellenweiſe ſtärker fortſchreitet. Geſchwülſte bis zu 4 em Größe kommen nicht ſelten vor. Infolge dieſes Wachstumes wird das umgebende Periderm etwas geſprengt, beſonders in der Längsrichtung des Zweiges. Das dadurch entblößte hyper— trophierte Gewebe bedeckt ſich dann mit dünnem Kork und wächſt, indem die Läuſe auf demſelben ſich feſtſetzen, weiter aus der Spalte hervor. Darum nehmen manche Anſchwellungen eine länglich elliptiſche Form an. Nach Aufhören der Vegetation vertrocknen aber dieſe friſchen Höcker leicht, Fig. 45. Alte Krebsſtelle des Apfelbaumes, durch Blutläuſe veranlaßt. Nach Ritzema-Bos. auch der Froſt tötet ſie wohl, und es bilden ſich vertiefte Stellen mit ab- geſtorbenem Gewebe. Am Rande, unter dem aufgeborſtenen Periderm, bleibt das Gewebe oft lebendig, und dort ſetzen ſich die Läuſe an, was ein weiteres Wachstum und neue Wulſtbildung, alſo ein Fortfreſſen des Ge— ſchwüres am Rande zur Folge hat. Auch das ſchon ungleichmäßige Wachs— tum der Beulen, das Hervordrängen neuer Wülſte zwiſchen den alten und am Rande hinter dem aufgeborſtenen Periderm, bewirkt endlich Zerklüftungen der Beulen. An alten Blutlausſtellen zeigen daher die mittleren Teile oft abgeſtorbenes Gewebe, während am Rande ringsum, gleich wie Überwallungs- wülſte immer neue Anſchwellungen ſich bilden. Wir haben dann das eigent— liche, lang fortfreſſende Krebsgeſchwür vor uns (Fig. 45). Ein ganz ähnlicher Zuſtand wird hervorgebracht, wenn die Blutläuſe die Überwallungsränder irgend welcher alten Wunden befallen, beſonders an den Rändern der Aſt⸗ ſchnittflächen des Stammes, an denjenigen des Froſtkrebſes (Bd. I, pag. 207) U. ſ. w., indem hier die Geſchwülſte auf den Überwallungsrändern entſtehen. nnn. 9. Kapitel: Halbflügler 171 Daher kann der Blutlauskrebs auch an älterem Holze ſich zeigen. An letzterem ſind es ferner die kleinen kurzen Zweiglein und die Stammaus— ſchläge, an denen die Geſchwülſte ſich bilden. Dieſe Krebsſtellen ſind offen— har ſchädlicher als gewöhnliche Wunden, welche in regelrechter Weiſe durch Überwallung verheilen, was hier durch das fortwährende Weiterfreſſen der Gallenbildung verhindert wird, und es tritt daher an den Krebsſtellen früher oder ſpäter Wundfäule (I, pag. 106) ein. Die Blutlaus iſt in Europa erſt ſeit Anfang der 40 er Jahre bekannt!); Verbreitung der man nimmt an, daß ſie aus Amerika gekommen iſt. Sie zeigte ſich zuerſt Blutlans in England und Nordfrankreich, trat dann im nördlichen und weſtlichen Deutſchland auf und iſt ſeit Mitte der 80 er Jahre auch bis nach Oſterreich und Süddeutſchland verbreitet. Die Lebensweiſe der Blutlaus iſt nach Glaſer's (J. e.) Beobachtungen Lebensweiſe der folgende. Es überwintern erſtens Ammengeſellſchaften in den vertieften Blutlaus— Stellen der Krebsgeſchwülſte und widerſtehen den ſtärkſten Kältegraden, zweitens Eier, die an den Rinden abgelegt werden und aus denen im Frühlinge die anfangs äußerſt kleinen, lebhaft umherlaufenden Läuſe aus— kommen. Dieſe werden zu Ammen, welche Kolonien gründen und mehrere Generationen hindurch ohne Begattung lebendige Junge gebären. Gegen. den Herbſt erſcheinen geflügelte Tiere, welche fortfliegen und ſich weiter ver— breiten. Es erfolgt jetzt die Paarung, und die Wintereier werden abgelegt. Auch am Boden ſollen nach Gla ſer Ammen überwintern. Die Verbreitung geſchieht außer durch die geflügelten Tiere ohne Zweifel vorwiegend durch den Handel mit Obſt- und Ziergehölzen, inſofern die Stämmchen dieſer Pflanzen ſchon von Blutläuſen befallen ſind; auch durch die Füße der Spechte und Baumläufer, ſowie durch Stürme iſt die Verbreitung möglich. Nach den neueren Unterſuchungen Keßler's? ſoll infolge der ſchuellen Vermehrung der Tiere im Sommer alle 14 Tage eine neue Generation erſcheinen, ſo daß vom 18. Mai bis 12. September bereits 10 Generationen gezählt werden konnten. Die ſpäteren Generationen wandern an andre Stellen und beſonders an junge Zweige, um neue Anſiedelungen zu gründen. Die vom Auguſt an erſcheinenden geflügelten Tiere bringen un— geflügelte, aber geſchlechtliche Individuen hervor, welche gelb oder ſchmutzig grün ausſehen und keine Saugrüſſel beſitzen, alſo nur die Fortpflanzung beſorgen. Das Weibchen legt je ein Ei, aus welchem ſchon in demſelben Herbſte das junge Tier auskommen und in der Krebsſtelle überwintern ſoll. Eine Verbreitung der Blutläuſe durch aktiven Flug nimmt Keßler nicht an, ſondern nur eine ſolche durch unmittelbares Überwandern bei direkter Berührung der Baumzweige, während R. Göthes) den geflügelten Tieren eine hervorragende Bedeutung an der Verbreitung zuſchreibt. Ich habe aber auch nicht finden können, daß die geflügelten Individuen von ihren Flügeln Gebrauch machen, ſondern ſtatt deſſen ſich eher auf den Boden fallen laſſen. ) Vergl. die Notizen bei Ratzeburg, Forſtinſekten III, pag. 222, und Glaſer, Landwirtſchaftliches Ungeziefer. Mannheim 1867, pag. 162 ff, ſowie Prillieux, Ann. de l'inst. nation. agronom. 1877 —78. 2) Die Entwickelungs- und Lebensgeſchichte der Blutlaus. Tageblatt der Naturf.⸗Verſamml. 1884, pag. 95; ſelbſtändig erſchienen, Kaſſel 1885. 3) Deutſche Gärtnerzeitung 1885, pag. 303. 172 JI. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden Nicht nur Keßler (l. c.) ſondern auch H. Göthe) haben beobachtet, daß die Blutlaus auch an die Wurzeln und zwar ſowohl des Apfelbaumes als auch des Birnbaumes geht und hier ebenfalls gallenförmige Anſchwellungen hervorbringt. An den Wurzeln ſtark befallener Bäume ſollen ſich durch Gelbwerden und Abfallen der Blätter im Sommer kenntlich machen; man hat dieſe Gallen an den Wurzeln bis zu 65 em Tiefe im Boden gefunden. Indeſſen ſoll die Birnblutlaus nach H. Götye als eine ſchlankere, 1—1,5 mm große Varietät der Apfelblutlaus zu betrachten ſein. Dieſe Wurzelläuſe ſollen übrigens auch im Herbſt Flügel bekommen und an den oberirdiſchen Teil des Baumes ſich begeben, wo das geflügelte ſchwarzbraune Weibchen Eier legt. Aus dieſen Eiern ſollen ſich kleine, gelbe oder grünliche, rüſſel— loſe Männchen und Weibchen entwickeln. Dieſe ſollen wieder am Baume herabkriechen, und das Weibchen ein Winterei legen, aus welchem im Früh— jahr ein Muttertier hervorkommt. Auch im Boden ſollen ſich dieſe Läuſe von Wurzel zu Wurzel durch Wanderung verbreiten. Daß man indeſſen die Auswanderung auf die Pflanzenwurzel als eine notwendige Phaſe in der Entwickelung der Blutlaus annehmen müſſe, wie es von Lichten— ſtein und Courchet für die Piſtazienläuſe behauptet wird (j. oben S. 162) wäre durchaus unberechtigt. Gegenmittel. Das beſte Vertilgungsmittel iſt Zerdrücken oder Aus⸗ Gegenmittel 8 ; 2 E gegen die bürjten der erſten Anſiedelungen, was ſchon im Winter beginnen kann, Blutlaus. ferner Beſtreichen der Stellen mit Kalkmilch oder Thon, oder beſſer mit einem inſekticiden Mittel. Als ſolche ſind zu empfehlen: das Neßler'ſche Mittel, beſtehend aus 30g Schmierſeife, 2 g Schwefelleber, 32 g Fuſelöl, mit Waſſer auf 11 verdünnt und dann auf 51 aufgefüllt, oder 150 g * Schmierſeife, 200 cem Fuſelöl, 9 g Karbolſäure und 11 Waſſer auf 5 1 Waſſer aufgefüllt; oder die Göld'ſche Tinktur, beſtehend aus 20 g Terpentin in Terpentinöl gelöſt, 20g Schwefelkohlenſtoff und 60 g ſuße Milch. Auch läßt ſich Petroleum oder Leinöl oder eine mit Karbolſäure verſetzte Tabaksbrühe zum Beſtreichen benutzen. Die Bäume ſind dann wiederholt im Sommer zu revidieren und bei etwa noch aufge— tretenen Neuanſiedlungen iſt wieder mu dem Bürſten oder Beſtreichen nach— zuhelfen. Stark befallene Aſte ſind am beſten ganz wegzuſchneiden und zu verbrennen. Gegen die vom Boden aus auftriechenden Tiere empfehlen ſich Theerringe an den Stämmen, auch Auslegen von Moos um die Bäume im Herbſt und Verbrennen desſelben. Die aus fremden Baumſchulen be— zogenen Bäume ſollten vor dem Einpflanzen genau unterſucht werden. Buchenbaumlaus, 2. Lachnus exsiccator X. Zart, die Buchenbaumlaus, ver— Krebs der urſacht nach Hartig) einen Krebs der Rotbuchen, der natürlich von Rotb ich n dem durch Pilze veranlaßten (Bd. II, S. 461) zu unterſcheiden iſt. Dieſe bis 5 mm lange, ſchwärzliche Laus ſaugt ſich am Stamm und an den Zweigen der Rotbuche familienweiſe an und erzeugt eine durch Wucherung des Cambiums eutſtehende, bis 2 dem lange, bis 2 em breite und 1—2 mm dicke Galle, die ähnlich wie der Beutlaustrebs tote Stellen veranlaßt, in deren Umgebung im Folgejahre neue Gallen entſtehen, und wodurch der Tod des Zweiges herbeigeführt werden kann. Es darf damit nicht ver⸗ wechſelt werden die Buchenwolllaus, welche zu den Schildläuſen gehört und daher unten bei dieſen erwähnt iſt. ) Gartenzeitung 1884, pag. 487. ) Sitzungsber. der Naturforſcher-Verſammlung zu Manchen 1877. 9. Kapitel: Halbflügler 173 3. Chermes Piceae Aazed., die Tannen-Rindenlaus, eine ebenfalls weißwollige Aphide, welche nach Ratzeburg) einmal an 60 bis 80 jährigen Weißtannenſtämmen, ſpäter mehrfach forſtlich ſchädlich beobachtet wurde, fand ich auch an einjährigen Sämlingen, an denen ſie ein Ab- ſterben und Abfallen der Rinde der Stengelchen und Verkümmern der Pflänzchen verurſachte. Darüber, daß eine auf Tannen lebende Laus jetzt als Generation der Fichten⸗Wolllaus betrachtet wird, vergl. oben S. 166. 4. Die Kiefern-Rindenläuſe, Lachnus pineti Z, Lachnus Pini Z., Lachnus hyperophilus c, weißwollige Läuſe, welche ſowohl an jungen wie alten Kiefern auf der Rinde der nadeltragenden Zweige ſitzen. Nach meinen Beobachtungen halten die Pflanzen dieſen Be— fall ziemlich lange aus, indeſſen bemerkt man doch bisweilen ſpäter ein Trockenwerden der von den Läuſen befallenen Aſte im ganzen, aber keine eigentlichen Gallen- oder Krebsbildungen. Auch Kiefernläuſe gelten jetzt als Formen der Fichten-Wolllaus (vergl. S. 166). 5. Anisophleba Pini &, lebt ebenfalls auf der Rinde der Kiefer⸗ zweige. 6. Chermes couticalis X, (Chermes Strobi Z. Hart.) findet ſich auf der Rinde jüngerer und ſtärkerer Zweige der Weymuthskiefer und iſt vielleicht mit der vorigen Laus identiſch. Sie gilt jetzt als eine Form der Fichten⸗Wolllaus (S. 166). 7. Anisophleba-, Lachnus- und Chermes-Arten auf Fichten wurden von Rudow) beobachtet. An jungen Bäumchen waren faſt ſämt— liche jungen Triebe von den Läuſen ſo dicht beſetzt, daß man von der Rinde kaum etwas ſah. Dabei waren die Triebe bis um das Dreifache der nor— malen Länge gewachſen und krümmten ſich unregelmäßig, indem die Nadeln unregelmäßig auseinander rückten, die Dicke des Zweiges dagegen in der Entwickelung zurückblieb, keine Verholzung eintrat und der Trieb bald ab— ſtarb, nachdem vorher die Läuſe verſchwunden waren. Infolgedeſſen zeigte ſich noch im Nachjahr der unregelmäßige Wuchs. Für Fichten wird von Altum die Fichtenbaumlaus, Lachnus Piceae Fabr., genannt. 8. Lachnus Lari cis Xoch, ſoll an der Rinde der Lärchen vorkommen. 9. Lachnus Juniperi Z, an der Rinde des Wachholders. B. Die Schildläuſe, Coccina. Die Schildläuſe ſind wie die Blattläuſe ſtändige, ſaugende, ge— ſellig lebende Schmarotzer, die ſich von jenen beſonders dadurch unter— ſcheiden, daß die Weibchen keine Flügel beſitzen, und einen ſchildförmigen, ungegliederten Körper haben, der auf der Pflanze wie aufgewachſen feſt ſitzt. Die Geſtalt iſt entweder halbkugelig aufgeſchwollen oder ganz flach muſchel- oder ſchildförmig, dabei ſind ſie mit ihrem feinen Rüſſel feſtgeſaugt, legen die Eier unter ſich und bleiben unbeweglich darauf ſitzen, bis ſie ſterben. Die Jungen kriechen unter dem Körper der Mutter hervor und verbreiten ſich nach andern Stellen. Die Männchen ſind geflügelt, ) Forſtinſekten, III, pag. 204. 2) Zeitſchr. f. Pflanzenkrankh. I, pag. 288. Tannen- Rindenlaus. Kiefern- Rindenläuſe. An Weymuthskiefer. An Fichten. An Lärchen. An Wachholder. Schildläuſe. Gegenmittel. Schildläuſe, welche keine Gallenbildungen erzeugen. An Fichten. An Kiefern. 174 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden den Weibchen ſehr unähnlich, ohne Rüſſel und ſehr klein, ſie nehmen keine Nahrung zu ſich und machen eine vollkommene Metamorphoſe durch, indem die flügelloſen Larven ſich mit einem Geſpinnſt umgeben und in eine ruhende Puppe umwandeln, während die Weibchen keinen Puppenzuſtand durchmachen. Die Tiere überwintern an ihren Nähr— pflanzen. Sie bewohnen meiſt Holzpflanzen und bedecken die Rinde der jüngeren Zweige, auch die mit dünner Rinde verſehenen Über— wallungsränder und wohl auch die Blätter, beſonders immergrüne, oft zu Tauſenden dicht neben einander fitzend, wodurch ſie den Teilen ein häßliches, grindartiges Ausſehen geben. Sie ſondern, ebenſo wie die Blattläuſe, Honigtau ab. Beſonders ſchädlich find fie aber durch ihr Saugen; je reichlicher die Triebe mit Schildläuſen beſetzt ſind, deſto mehr kränkeln dieſelben und können endlich völlig abſterben. Dabei zeigt ſich in den meiſten Fällen nichts weiter als ein allgemeines Siechtum der befallenen Triebe. An einigen Pflanzen entſteht in— folge des Stiches der Schildläuſe zugleich eine abnorme Sekretion. So ſoll die Gummilack-Schildlaus (Coceus lacca Kerr.) in Oſtindien das Ausfließen des Gummilacks aus Ficus-Arten, die Manna-Schild⸗ laus (Coccus manniparus ZArb.) das Hervorquellen einer Manna aus Tamararix gallica var. mannifera auf dem Sinaigebirge (vergl. Bd. I, S. 59) bewirken. Manche zweigbewohnende Schildläuſe bringen an der Rinde Gewebewucherungen und krebsartige Stellen hervor, und in Neuholland giebt es ſogar einige, welche eigentümliche Gallen erzeugen. Maßregeln gegen die Schildläuſe ſind je nach Umſtänden Abkratzen oder Abbürſten der Tiere von den Zweigen und Stämmen vor dem Auskriechen der Jungen, was bei uns im Freien im Juni und Juli geſchieht, Abſchneiden der befallenen Zweige oder Abwaſchen mit inſekti— ciden Mitteln, wozu dieſelben angewendet werden können, welche bei den Blattläuſen (S. 139) angegeben worden ſind, gegen die rinden— bewohnenden insbeſondere Anſtrich mit Kalk oder Lauge. I. Schildläuſe, welche keine Gallenbildungen erzeugen. Die folgenden Schildläuſe leben auf Blättern und Trieben, an denen fie keine Gewebe- oder Geſtaltsveränderungen, ſondern ein bloßes Erkranken und Abſterben bewirken. I. Lecanium hemieryphum Haun, (Coceus (Lecanium) racemosus Ratz.), Fichtenquirl-Schildlaus, 3—4 mm große, braune, blaſenförmige Tiere auf den Zweigen der Fichte, die dadurch abſterben, bisweilen in ſolcher Menge, daß 3- bis 15 jährige Fichtenbeſtände ſtark gelichtet wurden. 2. Aspidiotus Pini Hartig, Kiefern-Schildlaus, an der Baſis der Kiefernadeln, welche bei ſtarker Befallung dadurch abſterben können. £ 9. Kapitel: Halbflügler 175 3. Aspidiotus Abietis Sh, 1,5—1,8 mm lang, an Fichten⸗ An Fichten. nadeln. 4. Eriopeltis Festucae Zonsc., gelb, langgeſtreckt, in einem aus An Gräjern. wolligen Fäden beſtehenden Sack eingeſchloſſen, ſaugt an Halmen und Blättern von Wieſengräſern. a 5. Westwoodia Hordei Lindem., auf Gerſte und Weizen bei An Gerſte und Odeſſa. Weizen. 6. Coceus (Aspidiotus) Salicis Bowche, Weiden-Schildlaus, An Weiden. 2 mm lang, ſchildförmig, länglich eirund, auf jungen Weidenzweigen, aber auch auf Eſchen und Pappeln. 7. Aleurodes carpini Aoch, eine Mottenſchildlaus, milben- An Sa buchen. artig klein, mit vier weißen Flügeln und vier dunkelroten Augen, be— wohnt niedrige Hainbuchen, wo vom Mai an die ſchildlausartigen Larven und Nymphen einzeln feſt an der Unterſeite der Blätter angeſaugt ſitzen, einen gelben Fleck um ſich erzeugend. Ich fand das Tier 1884 in Schön— brunn bei Wien. 8. Coceus (Lecanium) Ilieis Z., an den Zweigen von Quercus coc- Au Quercus. cifera in Südeuropa, als Kermes- oder Scharlachbeere bekannt, weil ſie rot färben. 9. Coccus lacca ert., Gummilack-Schildlaus, auf Ficus reli- An Ficus. giosa und indica, welche den Schellack liefert. 10. Lecanium ulmi 4er, an Stämmen junger Rüſtern. An Rüſtern. 11. Diaspis pentagona Targ.-7ozz., lebt in Italien auf der Unter- An ſeite der Zweige der Maulbeerbäume!); iſt 1865 zuerſt in der ProvinzMaulbeerbäumen. Como aufgetreten und gegenwärtig weit in Italien verbreitet und ſehr ſchädlich. Man hat Beſtreichen mit alkaliſchen Emulſionen von Erdöl oder Pech empfohlen. 12. Coceus polonica Z., lebt an den Wurzeln von Scleranthus, An Scleranthus, Herniaria, Hieracium ete. und wurde früher unter dem Namen deutſche Herniaria, Cochenille in Deutſchland und Rußland zum Rotfärben benutzt. Hieracium etc. 13. Coccus (Aspidiotus) Echinocacti Boucié., Caktus-Schild- An Cacteen. laus, auf Cacteen, verſchieden von der Cochenille-Schildlaus (Coccus Cacti Z.) auf Opuntien, welche die echte Cochenille liefert. 14. Coccus manniparus Eb, auf Tamarix mannifera, veranlaßt An Tamarix. die Ausſchwitzung des Sinai-Manna. 15. Coceus (Pulvinaria) Vitis Z., Rebenſchildlaus, bis 8 mm Rebenſchildlaus. lang, 5 mm breit, nachenförmig, ſtark gewölbt, rotbraun, ſchwarzfleckig, an jüngerem und älterem Holze der Reben. 16. Lecanium vini Soe., kahnförmig, zuletzt halbkugelig, dunkel— braun, am alten Holze der Reben. 17. Dactylopius Vitis Aue., oval, weich, ſtark weiß bereift, an Blättern und Trieben des Weinſtocks. 18. Aspidiotus Theae und andre Arten, an den Theepflanzen aufun Theepflanzen. Ceylon ſchädlich. 19. Aspidiotus Limoni S., Aspidiotus coceineus Cœnnad, Orangenſchild— und Mytilaspis flavescens Zarg.-7ozz., die Orangenſchildläuſe, läuſe. ) Vergl. Targioni-Tozzetti, Bullet. della soc. entomolog. ital. Florenz 1887, pag. 184; L’Italia agricola 1889, pag. 554, und Bullet. di Notizie agrar. Rom 1891, pag. 186. An Ribes. An Evonymus. An Ahorn. An Birnbaum, Johannis- und Stachelbeeren. Am Kirſchbaum. An Apfelbäumen zc. An Roten. An Pfirſich ꝛc n Kirſchbaum. An Himbeeren. An Erdbeeren. n Kakao-, Cin- don; und Thee— 4 anzen. obinien. 176 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden in Italien, beſonders auf Sicilien den Citrus-Arten ſehr ſchädlich. Es wurden dagegen erfolgreich Beſpritzungen mit Emulſionen von Steinöl in der regenreichen Zeit vorgenommen, wodurch die Citrus-Pflanzen nicht be— ſchädigt wurden ). 20. Aleurodes Ribium Doag7., auf der Blattunterſeite von Ribes nigrum und rubrum. 21. Aspidiotus Evonymi 2 .- Toss., in Italien. 22. Lecanium Aceris Dowche, die Ahorn-Schildlaus, halb— kugelig, knopfförmig, bis 5 mm lang, auf Zweigen junger Ahorne, deuen die Laus ſchädlich werden kann. 23. Lecanium Corni S., 5 mm, faſt kugelig, braun, ſtark punktiert, an Birnbaum, Johannis- und Stachelbeeren. 24. Lecanium Piri Schrk., dem vorigen ähnlich, faſt Birnbaum. 25. Coceus Oxyacanthae ., rundlich, dick, braunrot, am Kirſch⸗ baum. 26. Coccus conchaeformis Gmel, Mies muſchel-Schildlaus, 2 mm lang, rötlichbraun, nach vorn verſchmälert und kommaförmig ge— bogenz vorzüglich auf Apfelbäumen, ſeltener auf Birnbäumen, Miſpel, Weißdorn, Liguſter und wohl noch andern Holzpflanzen. 27. Mytilaspis pomorum 2ce., fommaförmig, von graubrauner Farbe, am Apfelbaum, Birnbaum, Miſpel, Zwetſche, Weinſtock, Sohannis- beere. 28. Coccus (Aspidiotus) Rosae Dozrhe, Roſen-Schildlaus, in Form weißer Fleckchen auf den Aſten und Stämmen der kultivierten Roſen. 29. Coccus (Lecanium) Persicae Schrk., Pfirſich-Schild haus, braun, mit gelblichen Querbinden, zuletzt halbkugelförmig, an den jungen Zweigen der Pfirſichen, Pflaumen- und Maulbeerbäume. 30. Lecanium Prunastri Fus, 1,5 — 4 mm, kugelig, braun, be- reift, am Kirſchbaum. 31. Lecanium Rubi S., faſt kugelig, nußbraun, an Himbeeren. 32. Aleurodes Fragariae Hall., eine Mottenſchildlaus, beide Geſchlechter geflügelt, gleich gebaut, weißlich, eirund, im Larvenzuſtand ſchildlausartig, an den Blättern der Erdbeeren. 33. Holopeltis Antonii, beſchädigt die Kakao- und Cinchona⸗ pflanzungen auf Ceylon), ſowie die Theepflanzungen in Indiens). 34. Lecanium Robiniarum Dog., die Akazienſchildlaus, 0,5 mm groß, lebt auf der Rinde, den Blattſtielen und der unteren Blatt— ſeite der Robinie, zuerſt 1881 von Altum bei Saarlouis entdeckt, be— ſonders neuerdings in Ungarn, namentlich in den Gegenden zwiſchen der Donau und der Theis ſehr ſchädlich !). auf Evonymus japonieus glatt, am 1) Bullett. di Notizie agrarie. Rom 1891, pag. 794. 2) Refer. in Juſt. botan. Jahresb. 1885, II, pag. 586. ) Refer. in Juſt, bot. Jahresb. 1890 II, pag. 186. ) Vergl., Suden, Zeitſchr. f. Forſt- und Jagdw. 1887, pag. 31, und Zeitſchr. f. Pflanzenkrankh. II, 1892, pag. 38. 9. Kapitel: Halbflügler 177 35. Coceus Fraxin i Aaifend. (Chermes Fraxini Xaltenb.), die Eſchen-⸗ An Eſchen. Wollſchildlaus, 1 mm lang, oval, mit weißem Wollüberzug auf Stämmen glattrindiger junger Eſchen und auf den Übermallungsmüllten alter Eſchen. 36. Coccus (Aspidiotus) Nerii Houche, Oleanderſchildlaus, in An Oleander x. den Glashäuſern auf Oleander, Akazien, Palmen ꝛc. 37. Coceus adonidum Z., Kaffeelaus, auf Glashauspflanzen wie An Kaffeepflan- Musa, Cestrum, Coffea etc., in den Tropen der Kaffeekultur ſchädlich. In zen, Musa ꝛc. Kalkutta hat man mit Erfolg Beſpritzungen mit Keroſin-Emulſion (2 Teile Keroſin und 1 Teil Seifenwaſſer) angewendet !). II. Schildläuſe, welche krebsartige Gewebewucherungen erzeugen. Nur die folgenden wenigen Fälle find bekannt, in denen durch Schildläuſe, Schildläuſe Gewebewucherungen der Rinde von Holzpflanzen hervor— ee gebracht werden, wodurch krebsähnliche Stellen entſtehen können, die 7 indeſſen wohl niemals denjenigen Entwickelungsgrad, wie bei der Blut— laus (S. 167), erreichen. 1. Coccus Cambii Acaum., die kleine Eichen-Schildlaus, An Eichen. 1,5 mm lang, gelbgrün, auf der Rinde junger Eichenſtämmchen, die dadurch abſterben können. Verſchieden iſt Coccus Quercus Adaum., die große Eichen⸗Schildlaus, faſt erbſengroß, buntgefleckt, kommt nur in geringer Anzahl vor und macht keine bemerkenswerten krankhaften Veränderungen. Daß durch die erſtgenannte Schildlaus krebsartige Bildungen veranlaßt werden können, iſt ſchon aus einer Angabe Ratzeburg's?) zu ent— nehmen, indem derſelbe berichtet, daß die Laus „an verletzten Eichenrinden— ſtellen, wo das Cambium ſich zu Überwallungen geſtaltet“, ſitzt. Später iſt dieſelbe Schildlaus wohl als Coccus quercicola S. bezeichnet worden, und die Zoologen geben an, daß dieſelbe an Eichenſtämmen pocken— narbenähnliche Eindrücke veranlaßt, indem jede Schildlaus von einem vom grünen Rindengewebe gebildeten Ringwalle umgeben iſt. Von Küſten— macher) iſt das beſtätigt worden. 2. Coccus Fagi Sarensp. (Chermes Fagi Aaltenb.), die Buchen- An Buchen. Wollſchildlaus, linſenförmig, mit weißem Wachsüberzug, bringt nach Hartig“) auf jungen Rotbuchen eine pockenartige Galle in der Rinde unter dem Periderm hervor. Wenn dieſes bis zum Holzkörper fortſchreitet, ſo ſoll ein Aufplatzen der Rinde und eine Bildung rundlicher Krebsſtellen bis zur Größe eines Thalers die Folge ſein. Junge Buchenſaaten können dadurch völlig zerſtört werden. Zu unterſcheiden davon iſt die den Buchen— krebs erzeugende Buchenbaumlaus (ſ. S. 172). 3. Coccus (Lecanium) Mali Surg., 6 mm lang, elliptiſch ſchild-Am Apfelbaum förmig, am Apfelbaum. Göthes) ſah durch den Stich dieſer Schildlaus in der Rinde beſonders um die Baſis von Seitentrieben eine dunkelgrüne Anhäufung von Parenchymzellen entſtehen, welche im Herbſt braun wird. ) Gartenflora 1889, pag. 499. 2) Forſtinſekten, III, pag. 194. 3) Beiträge zur Kenntnis der Gallenbildungen. Pringsheim's Jahrb. f. wiſſ. Votanik XXVI. 1894, pag. 25 und 83 des Separatabzuges. ) Sitzungsber. d. Naturforſcher-Verſamml. zu München 1877. 5) Krebs der Apfelbäume. Berlin u. Leipzig 1877, pag. 23. Frank, Die Krankheiten der Pflanzen. 2. Aufl. III. 12 178 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden Daß indes daraus eine wirkliche Krebsbildung hervorgehen kann, iſt nicht nachgewieſen. Die Tiere legen nach Göthe bis 500 Eier unter ſich. Die Jungen kriechen im Mai an die Blätter, wo ſie ſaugen; ſpäter erſt begeben ſich die weiblichen auf die Zweige. An Eurya. 4. An einer Eurya im botaniſchen Garten zu Leipzig beobachtete ich, wie ſchon in der vorigen Auflage des Buches S. 730 mitgeteilt, krebsartige Gewebewucherungen an den von Schildläuſen beſetzten Stellen des Stammes. Es waren parenchymatiſche Wucherungen der äußerſten Rindenſchichten; ſpäterhin griffen ſie auch tiefer in die Rinde ein, und die Zellen verkorkten. So waren grindige Stellen entſtanden, die aus vielen verſchieden großen Korkwarzen beſtanden; ſtellenweiſe war zwiſchen dieſen die Rinde bis aufs Holz zerriſſen, und dieſe Stellen hatten daher Ahnlichkeit mit dem Krebs. III. Schildläuſe, welche echte Gallen erzeugen. Schildlaus⸗ Nur an neuholländiſchen Eucalyptus-Arten ſind bis jetzt wirkliche t aus durch Schildläuſe erzeugte Gallen auf Blättern und Zweigen bekannt. ee Über dieſe Gallen beſitzen wir Nachrichten durch Schrader) und Signoret?). Eigentümlich iſt, daß die Gallen der männlichen Tiere ver⸗ ſchieden von denen der Weibchen ſind, die gewöhnlich viel größer ſind. 1. Von der Gattung Brachyscelis (Weibchen mit 6 vollſtändigen Beinen) ſoll es 6 Arten geben, die ſich hauptſächlich durch ihre Gallen unterſcheiden. a) Die Männchen von Brachyscelis pileata, ovicola und duplex machen nur 10—12 mm große, röhren- oder trompetenförmige Auswüchſe auf den Blättern mit einer runden Offnung an der Spitze. b) Die Galle des Brachyscelis pileata-Weibchens an den Zweigen iſt dick, ſchlauchförmig, 2—3 em lang und öffnet ſich, indem die obere Hälfte deckelartig abgeht. c) Das Weibchen von Brachyscelis ovicola lebt in einer eiförmigen, bis 2 em großen, mit enger Scheitelmündung verſehenen Galle. d) Die weibliche Galle von Brachyscelis duplex iſt ein an den Zweigen hängender, bis 11 em langer, ſchotenartig abgeplatteter, am Ende mit einer Spalte ſich öffnender Körper, in welchem das fait 3 mm lange Tier lebt. e) Brachyscelis munita macht eine Galle, die mit ihren langen Fäden an der Mündung bis 30 em lang iſt. 2. Von Opisthocelis (Weibchen nur mit 2 langen Hinterbeinen) ſoll das Männchen pyramidale, das Weibchen runde Gallen erzeugen, beide oft auf demſelben Blatte. 3. Die Gattung Ascelis (Weibchen ganz fußlos) bildet kugelige Gallen, welche auf dem Blatte ſitzen und an der Unterſeite die Offnung haben. C. Springläuſe oder Blattflöhe, Psyllodes. Springläuſe, Hierher gehören die Gattung Psylla, Blattfloh, und die mit dieſer Psyllodes. nahe verwandten Gattungen Trioza und Livia. Sie find kräftigen Blattläuſen ähnlich, auch mit 4häutigen Flügeln verſehen, aber beſonders ) Verhandl. d. zool. bot. Geſellſch. Wien, 7. Januar 1863. 2) Ann. de la soc. entomol. de France. 5 ser. T. VI. 1876, pag. 591. 9. Kapitel: Halbflügler 179 durch ihre zum Springen eingerichteten Hinterbeine und ihre durch eine Randader geſäumten, nicht mit Flügelmal verſehenen Vorderflügel von jenen unterſchieden. Sie werden ebenfalls durch ihr Saugen an Pflanzenteilen ſchädlich, wodurch ſie meiſt Gallen erzeugen, über die beſonders von Frauenfeld), Thomas') und Löw?) Mitteilungen gemacht haben. 1. Livia Juncorum Lat. Dieſe bis 3 mm lange Laus verwandelt die Triebe von Juncus lamprocarpus in große Blätterquaſten, die bis 5mm dick und bis 8 em lang werden und zwiſchen deren Blättern man die Larven und geflügelten Tiere zahlreich findet. Dieſe Mißbildung iſt be— ſchrieben worden von Buchenau)), der ſie in mannigfaltigen Formen auf Borkum beobachtete; in der Dresdener Gegend habe ich ſie ebenfalls in den ſtärkſten Graden angetroffen. Entweder betrifft ſie nur die Inflorescenz, oder häufig auch vegetative Seitentriebe, oder den Haupttrieb. Die Ver— änderungen ſind folgende: Jede Längsſtreckung der Axen unterbleibt, dieſe ſind alſo geſtaucht und die Blätter dicht zuſammengedrängt. An den Laubblättern vergrößert ſich der Scheidenteil ganz außerordentlich, er kann bis 5 em lang werden, während die Lamina in allen Graden bis zur Ver— kümmerung kürzer wird. Dazu tritt reiche Sproſſung: in der Achſel jeder Scheide bildet ſich ein neuer geſtauchter, quaſtenförmiger Sproß mit eben— ſolchen Blättern. Man findet alle Übergänge von dem extremen Falle, wo der ganze vegetative Sproß metamorphoſiert iſt und die Quaſte unmittelbar über der Erde oder auf einem nur wenige em hohen Halme ſteht, bis zu dem Falle, wo die Deformation ſich auf die Inflorescenz beſchränkt und der normale Halm unter dem Gewicht der auf ſeiner Spitze ſtehenden Quaſte überhängt. Hier ſind die Deckblätter in derſelben Weiſe umgewandelt und vergrößert und bringen ſtatt Blüten wieder ſolche mißgebildete Laub— ſproſſe. Normale Blütenköpfchen und kranke Sproſſe können in einer In— florescenz vereinigt ſein; und der ſchwächſte Grad iſt der, daß in einer nor— malen Inflorescenz nur ein einzelner Zweig oder ein einzelnes Köpfchen umgewandelt iſt. Bei Juncus supinus fand Buchenau dabei auch halb umgewandelte Blüten, bei denen die Perigonblätter länger und breiter, die Genitalien verkrüppelt ſind, oft auch Sproſſungen in der Achſel der Perigon— blätter und Durchwachſung der Blütenare eintritt. Die Blätterquaſten er— halten durch die mehr oder weniger ſtarke Rötung der Blattſcheiden oft bunte Färbung. 2. Psylla Alni 2, foll an der Unterſeite der Erlenblätter gerſten— korngroße Gallen erzeugen. 3. Psylla venusta erzeugt nach Oſten-Sackens) auf Celtis oceidentalis an der Baſis der Blätter rundliche, an der Seite offene Anſchwellungen, welche ſpäter holzig werden und ſtehen bleiben. 1) Verhandl. d. zool. ⸗bot. Geſellſch. Wien XI, pag. 169; IX, pag. 326, 327; XIX, pag. 905. ) Halliſche Zeitſchr. f. d. geſamten Naturwiſſenſch. 1875, pag. 438. 3) Verhandl. d. zool.⸗bot. Geſellſch. Wien 1876, pag. 187 fl., und 1877, pag. 123 ff. ) Abhandl. des naturw. Ber. Bremen. 1870. II, pag. 390. 5) Stettiner entomol. Zeitg. 1861, pag. 422. 122 An Juncus. An Erlen. An Celtis. An Urtica. An Cerastium. An Polygonum. An Rumex. An Anabasis. An Lorbeerbäumen An Buxus. An Rhamnus. 180 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden 4. Trioza Urticae Z., veranlaßt, daß die Blätter von Urtica ſich runzelig zuſammenziehen. 5. Psylla Cerastii Z. Zu. ), verwandelt die Triebſpitzen von Cerastium tiriviale, vulgatum und semidecandrum, beſonders die Blüten- ſtände in rundliche, bis 2 em dicke Blätterſchöpfe, die dadurch entſtehen, daß die Internodien verkürzt bleiben, daher die Blätter in großer Anzahl dicht beiſammen und aufrecht angedrückt ſtehen. Die Blätter werden breiter, im Umriß mehr gerundet, oft bauchig oder kahnförmig gewölbt. Findet die Einwirkung in der erſten Entwickelung des Triebes ſtatt, ſo bezieht ſie ſich auf die Laubblätter, und der Schopf ſitzt mehr am Boden; geſchieht ſie ſpäter, ſo wandelt ſich nur die Inflorescenz in dieſer Weiſe um, indem die Deckblätter und Kelchblätter ſich vergrößern, die Blumenblätter vergrünen, die Genitalien mehr oder weniger verkrüppeln, auch wohl die Inflorescenzäſte ſich verdicken und verkrümmen. Es giebt alle Übergänge bis zu normalen Inflorescenzen, in denen nur eine oder einige Blüten vergrünen. In den Achſeln der deformierten Blätter findet man die flügelloſen Läuſe mit dem Kopfe nach der Baſis zu angeſaugt. Im Herbſte kommen geflügelte Tiere zum Vorſchein. Thomas?) erwähnt dieſe Krankheit aus den Alpen, der Rhön und dem Thüringer Wald; ich fand ſie im Harz und ſehr verbreitet im oberen Erzgebirge. Eine ähnliche Mißbildung an Cerastium arvense wird durch eine Aphide (ſ. oben S. 166) veranlaßt. 6. Eine Pſyllode in vergrößerten und vergrünten Blüten von Poly- gonum tomentosum nach Hieronymus). 7. Trioza Rumicis Z. Zöw, in deformierten Blüten von Rumex arifolius. 8. Eine Psylla-Larve lebt an Anabasis artieulata auf der ſinaitiſchen Halbinſel; die beiden unterſten gegenſtändigen Blätter der Zweige verwachſen, der Raum dazwiſchen wird durch die durchgehende und noch zu zwei Blätterpaaren auswachſende Axe in zwei Kammern geteilt, deren jede eine Larve enthält. 9. Trioza alacris Hor, auf den jüngeren Blättern der Lorbeer» bäume, welche ſich umrollen und krümmen und hellgelbgrün oder rötlich ſich färben, oder auch nur einzelne runzelige Ausſtülpungen nach der Ober⸗ ſeite zu bekommen; dabei verdickt ſich die Blattſubſtanz und verliert die Differenzierung in Paliſſaden- und Schwammparenchym, indem ſie aus iſodiametriſchen, chlorophyllarmen Zellen beſteht; auch die Epidermis zeigt vergrößerte Zellen und keine Spaltöffnungen. Thomas)), der dieſe Ver⸗ änderungen beſchreibt, berichtet, daß dieſe in Oberitalien bekannte Krank— heit auch in Gotha ſeit einigen Jahren ſich zeigt. 10. Psylla buxi Z., erzeugt roſettenförmige Knoſpendeformationen an Buxus sempervirens. 11. Trioza Walkeri Y. (Trioza Rhamni %.), erzeugt am Rande der Blätter von Rhamnus cathartica eine dicke, fleiſchig-knorpelige, feſt geſchloſſene Rolle. ) Vergl. H. Löw, Stettiner entom. Zeitg. 1847, pag. 344, Taf. I, Fig. 1. 2) Halliſche Zeitſchr. f. d. geſamt. Naturwiſſ. Bd. 46, pag. 446, und Bd. 49, pag. 378. 3) Jahresb. d. ſchleſ. Geſ. f. vaterl. Kult. 1890. ) Gartenflora 1891, pag. 42. 9. Kapitel: Halbflügler 181 12. Psylla cor ni cola Schraa., erzeugt hörnchenförmige Ausſtülpungen der Blattfläche einer Rhamnus-Art in Schangai in China. 13. Psylla Duvauae Sc, erzeugt an Schinus (Duvaua) dependens An Schinus. in Südbraſilien eine blaſenförmige Galle nach Ihering h. 14. Eine Pſyllode bewirkt an Laserpitium Siler, daß die Blättchen en Laserpitium. wellig gebogen und unregelmäßig verkrümmt werden. An Aegopodium ent- ſtehen durch eine Pſyllode flache Ausſtülpungen der Blätter. 15. Psylla Pyri Z., der Birnſauger oder Birnblattfloh. Am Birnbaum. Die etwas über 2 mm langeu, dunkelgelben, ſpäter bräunlichen, uugeflügelten Larven bedecken, dicht an einander gedrängt, die Baſis junger Zweige junger Birnbäume; dadurch krümmen ſich und verkümmern die Zweige; die weitere Folge kann fehlerhafter Wuchs oder ſelbſt gänzliches Eingehen der jungen Bäume ſein; an den Blättern ſollen Blattausſtülpungen entſtehen. Das ge— flügelte und ſpringende Inſekt überwintert unter den Schuppen der Rinde; die Weibchen ſind 3,5 mm lang, ſchmutzig rotgelb, mit braunen Flecken und Binden, weiß beſtaubt, Flügel mit dunkelbraunen Adern; die Männ— chen 2,5 mm lang. Das Weibchen legt im Frühling die Eier an junge Blätter, Zweige ꝛc., die dann wie mit gelbem Staub bedeckt erſcheinen. Die jungen Tiere müſſen von den Zweigen abgeſtreift oder letztere ab— geſchnitten werden; die mit Eiern beſetzten Teile ſind zu verbrennen. Die an der Rinde überwinternden Tiere können hier in geeigneter Weiſe ge— tötet werden. 16. Psy lla piricola Forst, rötlichgelb mit braunen Flecken, Flügel gelblich mit gelben Adern, lebt wie die vorige an den Trieben des Birn— baums und macht dieſelben Beſchädigungen. 17. Psy lla pirisuga Forst., dunkelrot und braun gefärbt, Flüg el hell, mit rötlichen Adern, wie die vorige am Birn- und Apfelbaum. 18. Psylla mali Forst., der Apfelſauger oder Apfelblattfloh, Am Apfelbaum. von derſelben Größe wie der Birnſauger, aber das Männchen grün, mit gelben Flecken oder Streifen, das Weibchen mit rotem Rücken und braunen Streifen, Flügel hell mit gelblichen Adern. Dieſes Inſekt bewirkt am Apelbaum dieſelben Beſchädigungen wie der Birnſauger, es ſcheidet viel waſſerhelle Tropfen ab, welche die Blätter beſchmutzen. Hier ſollen aber nicht Tiere, ſondern die an die Zweige und in die Rindenritzen abgelegten Eier überwintern. 19. Psylla melaneura Forst., ziegelrot, mit rötlichen Adern auf den Flügeln, am Apfelbaum wie der vorige. 20. Psylla Pruni Sc., ſchmutzig dunkelrot mit braunen Binden An Zwetſchen und dunkelbraunen Flügeln, lebt wie die vorigen an Zwetſchen und Kirſchen. und Kirſchen. 21. Psylla Ledi #4, bewirkt Deformationen der Blätter von An Ledum. Ledum palustre. 22. Psy lla Fraxini Z., macht an den Eſchenblättern dicke, auf den An Eichen. Adern gerötete Randrollungen durch Umrollen des Blattrandes nach unten, in allen Übergängen bis zu völlig zuſammengewickelter Blattfläche. Das eeſophyll des umgerollten Teiles iſt verdickt, die Epidermiszellen ſtark ver— größert. 23. Trio za Fediae #örsz., 1,5 cm lang, rot oder braun oder ſchwarz, An Valerianella. Flügel braunrandig, lebt an Valerianella olitoria und deformiert durch 1) Arch. f. Naturgeſch. 1885, pag. 34. An Chrysanthemum. An Lactuca und Hieracium. Cikaden. 182 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden ihr Saugen die Blütenſtände zu rundlichen Knäueln, welche mit der weißen, ſtaubigen Abſonderung des Inſektes bedeckt ſind. 24. Eine Pſyllode in Randrollungen der Blättchen von Chrysanthemum corymbosum nach Hieronymus J. c.). 25. Trio za Chrysanthemi Zöw., auf Chrysanthemum Leucan- themum, bewirkt grübchenförmige Blattausſtülpungen auf der Unterſeite, ſo daß an der Oberſeite puſtelartige Erhabenheiten ſich bilden. 26. Trioza flavipennis Zörsz., erzeugt ebenſolche Blattgallen an Lactuca muralis, Hieracium pilosella, pratense und praealtum. Auch an Aposeris und Leontodon find ſolche Gallen bekannt. D. Zirpen oder Cikaden, Cicadina. Dieſe Inſekten nähern ſich zwar noch durch ihre meiſt geringe Größe den Pflanzenläuſen, weichen aber durch ihre ſchon mehr oder weniger lederartigen, undurchſichtigen Vorderflügel von ihnen ab. Sie haben einen breiten Kopf mit weit entfernten Augen und mit kurzen Fühlern, tragen die vier Flügel dachförmig über den Hinterleib ge— ſchlagen; der Schnabel entſpringt weit unten, ſcheinbar zwiſchen den Vorderbeinen; die hinteren Füße ſind meiſt zum Springen eingerichtet. Auch dieſe Tiere ſaugen Pflanzenſäfte, wodurch manche von ihnen den Pflanzen ſchädlich werden. Zwergceikade am Getreide ꝛc. 1. Jassus sexnototus Zal., die Zwergcifade, 3—3,5 mm lang, gelblich mit ſchwarzen Zeichnungen; der Kopf mit zurückgeſchlagenem Saug⸗ ſchnabel, dunkelroten, punktierten Augen und dreigliedrigen Fühlern; die hinteren Extremitäten ſind Sprungbeine, vermittelſt deren die Tiere bei An- näherung lebhaft fortſpringen. Dieſes Tier ernährt ſich durch Saugen an den Blättern von Gramineen und lebt in den meiſten Jahren in nicht übergroßer Anzahl auf Wieſen, an Waldrändern und ſonſtigen graswüchſigen Stellen auf verſchiedenen Gräſern. Es hat aber Jahre gegeben, wo das Tier in ſo enormer Menge auftrat, daß es in die Getreidefelder einzog und dieſe buchſtäblich verwüſtete. Die erſte Jassus-Epidemie, von welcher wir Kenntnis haben, trat nach den Mitteilungen von Letzner) in Schleſien und der Niederlauſitz im Frühlinge 1863 auf; eine zweite kam 1869 in denſelben Ländern und faſt überall in Schleſien zum Ausbruch, worüber Cohn?) berichtet hat. In beiden Fällen ſcheint die Kalamität immer nur ein Jahr gedauert zu haben. Seitdem iſt von dem Tiere wenigſtens in Deutſchland nichts wieder zu hören geweſen; aber in Böhmen ſoll es 1885 nach einer Mitteilung Nickerle'ss) auf Saatfeldern ſchädlich aufgetreten ſein. Erſt im Jahre 1892 wurde wiederum in Schleſien und in der Niederlauſitz ein maſſenhaftes Erſcheinen des Tieres und große Verheerungen auf den Feldern beobachtet, worauf im Jahre 1893 die Epi— demie daſelbſt abermals auftrat und zugleich auch bis über Sachſen, die 1) Abhandl. d. ſchleſ. Geſellſch. f. vaterl. Kultur 1864. 2) Daſelbſt 1869. f 3) Bericht über die im Jahre 1885 der Landwirtſchaft Böhmens ſchäd— lichen Inſekten. Prag 1886. 9. Kapitel: Halbflügler 183 Mark Brandenburg, Pommern und Weſtpreußen ſich ausbreitete!). Aus andern Ländern ſind bis jetzt Jassus-Epidemien nicht bekannt geworden. Bei allen bisher dageweſenen Epidemien hat man die Erſcheinungen über: einſtimmend wie folgt beobachtet. Die Getreidepflanzen werden in ziemlich jungem Zuſtande befallen und ſind dann oft ganz dicht von Millionen dieſer ſchwarzen flohartigen Inſekten bedeckt. Die Pflänzchen bekommen dann eine rötliche Färbung, werden bald gelb und vertrocknen, ſo daß die befallenen Feldſtriche wie verbrannt ausſehen und oft ſo vernichtet ſind, daß ſie um— gepflügt werden müſſen. Die Rotfärbung der von den Tieren angeſogenen Blätter rührt von dem Auftreten eines rotgefärbten Zellſaftes in den Zellen dieſer Blätter her, ſo lange dieſelben noch am Leben ſind. Dieſelbe Färbung zeigen auch die Gräſer auf den Wieſen ꝛc., die von dieſen Inſekten befallen ſind. Die Verwüſtung der Getreidefelder beginnt vorwiegend von den Rändern her, welche an Wieſen, Wald oder ſonſtige graswüchſige Stellen angrenzen, woraus erſichtlich, daß die Tiere bei enormer Vermehrung aus Nahrungs— mangel in die benachbarten Getreidefelder einziehen; man beobachtet hier, daß ſich die Zerſtörung jtreifen- oder ſtrichweiſe weiter in das Feld hinein verbreitet. Im Frühjahr zeigt ſich das Tier zuerſt auf den Winterſaaten, verläßt dieſe aber, ſobald ſie härter werden, und fällt nun in die angrenzen- den Sommerſaaten, beſonders Hafer und Gerſte ein, wo es den Haupt— ſchaden verurſacht. Auch auf Zucker- und Futterrüben, Kartoffeln, Lupinen, Seradella, Olrettig und Salat ſind im Jahre 1893 die Zwergcikaden hin und wieder übergegangen. Die Lebeus- und Entwickelungsweiſe des Inſekts iſt von mir gelegentlich der letzten Epidemie aufgeklärt worden?). Die Zwergcikade legt keine Wintereier ab, ſondern überwintert als fertiges In— ſekt, indem es ſich beim Herannahen der Kälte unter Erdſchollen ꝛc. ver— kriecht. Es werden zwei Sommergenerationen erzeugt, durch welche ſich die Tiere unter günſtigen Umſtänden enorm vermehren. Die ca. 1 mm langen, gelblichen Eier werden von den Weibchen in die lebenden Getreideblätter und deren Scheiden abgelegt, und zwar unter die Oberhaut derſelben, ſo daß man ſie mit unbewaffnetem Auge von außen ſehen kann, wo ſie oft in großer Menge zerſtreut oder reihenweis nebeneinander liegen. Es iſt bemerkenswert, daß keinerlei Gallenbildung, aber auch keine ſonſtige patho— logiſche Veränderung an den Getreideblättern durch dieſe Eiablage erzeugt wird. Nach wenigen Tagen ſchlüpfen daraus die ungeflügelten Larven aus, die gleich nach dem Auskriechen blaß gefärbt, aber ſchon nach einem Tage ſchwärzlich ausſehen. Sie ſind zunächſt von derſelben Größe wie die Eier, alſo ſehen kleinen Blattläuſen ähnlich, und fangen ſofort an auf den Blättern zu ſaugen und lebhaft zu ſpringen; ſie vollziehen zunächſt mehrere Häutungen, dann bekommen ſie Flügelanſätze, und wenn ſie ihre volle Größe erreicht haben, ſind dieſen Nymphen die Flügel gewachſen und das Inſekt fertig, worüber vom Eierlegen an etwa vier Wochen vergehen. Man findet ſchon im Mai neben erwachſenen geflügelten Tieren, eine Menge Larven und Nymphen, welche von der erſten Generation herrühren. Gegen Mitte Juni werden die Eier der zweiten Generation gelegt, was bis in den Juli hinein dauert, ſo daß die daraus entſtehende Generation im Juli und Auguſt ihre volle Entwickelung erreicht. ) Vergl. Jahresber. d. Sonderausſchuſſes f. Pflanzenſchutz. Arbeiten d. deutſch. Landw. Geſ. V. Berlin 1894, pag. 17. 2) Deutſche Landw. Preſſe. 21. Februar 1894. 184 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden — . — = re = 7 SEE e 2223 EIS BEREIT Fig. 46. Die Zwergeikade (Jassus sexnotatus). A und B erwachſene Cikade in ver— ſchiedener Stellung geſehen. 30 junge, eben aus dem Ei ausgeſchlüpfte Cikade, D 24 Stunden altes, dunkler gewordenes Junge in Form flügelloſer Larven; A bis D in gleicher Vergrößerung. ein Stück Hafer mit Gruppen von Eiern, welche unter der Oberhaut ins Blatt eingeſchoben ſind und ſich dort entwickelt haben, ohne am Blatte irgend eine Veränderung hervorzubringen, wie auchFig. F. bei ſtärkerer Vergrößerung zeigt, wo ff die Lage der Gefäßbündel angiebt, und bei a das Kopfende des Eies direkt an der Epidermis des Blattes frei, der andre Teil des Eies davon bedeckt liegt. Der gelbe Embryo mit dem geſchnabelten Kopfe und roten Augenpunkten ſcheint deutlich durch Eihaut und Blatt hindurch. 9. Kapitel: Halbflügler 185 Die Bekämpfung iſt auf die Zerſtörung der Ausgangspunkte der Zwergcikade, d. h. auf die zuerſt befallenen und mit Eiern belegten Feld— ſtriche zu richten, alſo auf die im Herbſt oder im April und Mai als be— fallen ſich erweiſenden Stellen des Winterroggens oder aber im Juni auf die ſchon ergriffene Sommerung. Die Zerſtörung beſteht im Unterpflügen der ohnedies verdorbenen Pflanzen. Damit iſt alſo vor allen Dingen die Vernichtung der Eier bezweckt. Zum direkten Abfangen der Tiere empfiehlt es ſich, das befallene Stück vor dem Unterpflügen mit einer Fangmaſchine mehrmals zu befahren: zwei leichte hohe Räder werden mit einer langen Axe verbunden; an letzterer befeſtigt hängt ein gleichlanger Streifen eines derben Stoffes, ſo breit, daß die Pflanzen davon geſtreift werden; der Stoff wird mit Raupenleim oder ähnlichem Klebematerial beſtrichen; beim langſamen Überfahren über das befallene Feld kleben die aufſpringenden Tiere maſſenhaft an; das Beſtreichen des Stoffes iſt je nach Bedürfnis zu wiederholen. Auch Beſprengung der befallenen Fläche mit verdünntem Gaswaſſer oder mit proz. Karbolſäurelöſung oder mit Petroleum-Emulſion it empfohlen worden. Cohn beobachtete im Jahre 1869, daß im Sommer zahlreiche Tiere durch einen Pilzbefall (Empusa) vernichtet wurden. Ich habe bei der letzten Epidemie etwas derartiges nicht bemerkt. In einem bei der letzten Epidemie beobachteten Falle ließen ſich im Herbſt auf Stoppelfeldern nach der Ernte durch Kreispflügen die vor dem Pflügen aufſteigenden Cikaden treiben und endlich einkeſſeln, wobei ca. 200 Staare und 500-600 Schwalben auf die Tiere Jagd machten und faſt alle zerſtörten. In einem andern Falle ver— nichtete man die ſo eingekeſſelten Tiere durch Anzünden von Stroh, welches auf der Stelle ausgebreitet worden war. 2. Tettigometraobliqua Jahn., 3,5 — 4,5 mm lang, hell rötlichbraun, An Weizen. mit dunklen Punkten, ſitzt in kleinen Kolonien in der Nähe der Ahre des Weizens. 3. Euacanthus interruptus Z., glänzend ſchwarz, mit gelben Am Hopfen. Zeichnungen, Männchen 5,5 mm, Weibchen 7 mm lang, ſaugt an den Blättern des Hopfens, wodurch dieſe ähnliche Verfärbungen bekommen, wie beim Kupferbrande (S. 37). 4. Cicada septendecim Z., eine ſingende Cikade, welche in Nord. An Eichen. amerika!) beſonders an Eichen lebt. Die Generationen ſollen ſich in 17 jährigen Zwiſchenräumen entwickeln, 1834, 1851, 1868. 5. Typhlocyba vitis K, die Weincicade, im ausgewachſenen, Am Weinſtock. geflügelten Zuſtande 3—5 mm lang, weißgrün oder bräunlich, ſticht die Blätter und Triebe des Weinſtockes an und ſaugt ſie aus, wodurch dieſelben braun und trocken werden ). 6. Cicada haemotodes, die Singcikade, ein 3 em großes Tier, welches in den Weinbergen ſeinen Geſang, ein raſſelndes Pfeifen, aus der Ferne vernehmen läßt, trat 1893 einzeln in Rheinheſſen auf. Das Tier hat Grabfüße und ſchadet den Wurzeln, die Eier werden in die Markröhren des Rebholzes gelegt. Merklicher Schaden iſt nicht beobachtet worden?). ) Botan. Jahresber. 1885, pag. 584. 2) Vergl. R. Göthe, Mitteilungen über den ſchwarzen Brenner ꝛc. Berlin u. Leipzig 1878, pag. 13. 3) Jahresber. d. Sonderausſchuſſes f. Pflanzenſchutz. Arbeiten d. dtſch. Landw. Geſ. V. Berlin 1894, pag. 95. An Roſen. An Himbeeren. Am Kirſchbaum. An Fraxinus. Schaum zirpe. Wanzen. 186 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden 7. Typhlocyba Rosae Z., die Roſencicade, 3,5 mm lang, weiß— lich oder hellgelb, lebt im Frühlinge als kleine Larve, vom Juni bis Oktober als vollkommenes hüpfendes Inſekt an den Blättern der Roſen, Apfelbäume, Linden ꝛc., wird aber ſelten merklich ſchädlich; die Eier werden unter die junge Rinde der Zweige abgelegt, wo ſie überwintern. 8. Typhlocyba smaragdula Zud., 44,5 mm lang, glänzend grün, mit dunklen Zeichnungen, ſaugt an den Blättern der Himbeeren. 9. Typhlocyba tenerrima Z. S., 3,3—3,7 mm lang, gelblichweiß, oft etwas grünlich, mit ſchwärzlicher Mitte des Rückens, ſaugt an Blättern des Kirſchbaumes, wodurch kleine, dunkelbraune Fleckchen auf den Blättern entſtehen. 10. Cicada Orni Z., die Mannacikade, lebt an Fraxinus Ornus und veranlaßt dadurch die Sekretion von Manna (vergl. Bd. I, S. 59). ll. Aphrophora spumaria Z., die Schaumzirpe. Die 10 mm lange, grünlichweiße, mit ſchwarzen Augen verſehene Larve lebt an Weiden und andern Sträuchern ſowie Kräutern auf Wieſen unter einem von ihr ausgeſchiedenen Schaumhäufchen, das man „Kuckucksſpeichel“ nennt. Obgleich ſie viel Saft aus den Pflanzenteilen ſaugt, ſo iſt doch wenigſtens an Holz— pflanzen kein merklicher Schaden daran zu ſehen. Indeſſen beobachtete ich, daß, wenn ſie zahlreich krautartige Pflanzen befällt, wie Galium, Rumex etec., dies ein Verkürztbleiben der Stengelinternodien dieſer Pflanzen zur Folge hat. E. Wanzen. Hierzu gehören größere Inſekten, bei denen die Vorderflügel halb hornig und halb häutig find und dem Körper horizontal aufliegen der Rüſſel entſpringt an der Stirn und liegt in der Ruhe unter der Bruſt eingeſchlagen. Die meiſten verbreiten einen üblen Geruch. Nur wenige Wanzen leben nicht von tieriſcher Nahrung, ſondern ſaugen An Pteris. An Juniperus. An Kiefern. Pflanzenſäfte, aber auch dieſe ſind meiſt wenig ſchädlich. Sie machen durch ihre Stiche viele kleine Wundſtellen in Blätter, Stengel ꝛc., wo— durch die Pflanzen mehr oder weniger beſchädigt werden können; einige bringen auch gallenartige Hypertrophien hervor. 1. Bryocoris pteridis Z., eine kleine Wanze, welche auf den Wedeln von Pteris aquilina lebt und ſchwarze Fleckchen auf den Fiederchen oder wenn dieſe noch jung ſind, Faltungen und Drehungen derſelben ver— anlaßt, nach Rudow. 2. Pentatoma juniperinum Z., gelblichgrün, 10—11 mm lang, bejonders auf Juniperus, iſt aber im Juli 1893 in Bottſchow i. d. Mark auf Rüben gefunden worden, wo ſie zahlreiche Löcher in die Blätter fraß ). 3. Aradus cinnamomeus Haus., die Kiefern-Rindenwanze, 3,5 4,5 mm lang, roſtgelb oder zimmtbraun, lebt unter den Rindenſchuppen der Kiefer und bewirkt bei ſtarkem Auftreten Aufſpringen der Rinde und Harzausfluß, beſonders in 15- bis 20 jährigen Beſtänden. 1) Zeitſchr. f. Pflanzenkrankh. I. 1891, pag. 335. 2) Jahresber. des Sonderausſchuſſ. f. Pflanzenſchutz. Arbeiten d. deutſch. Landw. Geſ. V. 1893, pag. 47. 9. Kapitel: Halbflügler 187 4. Aelia acuminata Z., 11 mm lang, ockergelb, iſt an Ahren und Am Getreide. jungen Körnern des Roggens ſaugend beobachtet worden bei Freienwalde in der Mark ). — Eine andre Art, Aeliatriticiperda, ſoll in derſelben Weiſe auf Gerjten- und Weizenfeldern in Algier ſehr ſchädlich geweſen ſein 2). 5. Colobathristes saccharicida Aarsch., die Stelzenwanze, um Zuckerrohr. macht am Zuckerrohr auf Java Zerſtörungen ). 6. Capsus vandalicus Aoss., die Hopfenwanze, 6 mm lang, An Hopfen. gelblich, ſticht Blätter und Zweige des Hopfens an, veranlaßt bisweilen hexenbeſenartige, buſchige Zweigwucherungen. 7. Lygus campestris verurſachte nach Rudow) an Chenopodium, An Chenopo- Atriplex und Beta Mißbildungen der Blütenſtände, welche infolge der Unter- dium, Atriplex drückung des Längenwachstums der Blütenſtiele und des Geſchloſſenbleibens und Beta. der Blüten zu feſt zuſammengeknäuelten, erbſen- bis haſelnußgroßen Kugeln umgewandelt waren, welche zeitig vertrockneten. 8. Eurydema Pentatoma) oleraceum Z. (Strachia oleracea L.), An Kohl, Raps ıc. die Kohlwanze, 6— 8 mm lang, glänzend dunkelgrün oder blaugrün mit blaßgelben oder roten Zeichnungen, durchbohrt und ſaugt die Blätter des Kohls, Raps, Salat, Spargel, Kartoffel ꝛc. Namentlich auf Kohl und Kohlrüben haben die Wanzen im Sommer 1893 in verſchiedenen Gegenden Deutſchlands großen Schaden gemacht durch Abfreſſen ganzer Felder). 9. Cydnus bicolor Z., 8 mm lang, glänzend ſchwarz mit weißen Flecken, lebt am Kohl wie die vorige. 10. Capsus bipunctatus ., 8 mm lang, gelbgrün mit ſchwarzem Rücken, bohrt Blüten und Früchte des Kopf- und Blumenkohls an, ſo daß dieſe Teile verkümmern. ll. Lopus albomarginatus Zahn, oder die Calocoris-Wanze, Am Weinſtock. 7 mm lang, ſchwärzlich, ſaugt in Frankreich an den jungen Beeren des Weinſtockes, welche dadurch gelb werden und abfallen. Dieſe Wanze iſt ſeit den 80 er Jahren beſonders im Departement Nonne ſehr ſchädlich auf— getreten. Sie legt die weißlichen, während der Überwinterung rojaen Eier in Rindenriſſe und in die Markvertiefung, welche beim Beſchneiden der Reben an der Schnittfläche entſteht, beſonders am Fuße der Stöcke. Zur Ver⸗ tilgung dieſer Wintereier hat man erfolgreich Pyrethrumtinktur mit Schwefel— kohlenſtoff angewendet“). 12. Capsus Pastinacae Fall., 4,5 mm lang, bläulich oder gelblich An Baftinak. grün, ſaugt an den Blättern des Paſtinak. 13. Lygus pratensis Z., iſt an Fuchſien ſchädlich beobachtet worden. An Fuchſien. 14. Tingis Piri Z, dunkelbraun, ſaugt an den jungen Trieben des Am Birnbaum, Birnbaumes, welche dadurch vertrocknen. Man hat dagegen Beſpritzungen mit 1% Löſung von Kaliſeife und Benzin in Waſſer verordnet. 1) Berl. entom. Zeitſchr. 1887, pag. XIX. 2) Compt. rend. 1889, pag. 575. 3) Vergl. Karſch, Entom. Nachr. 1888, pag. 205. 4) Zeitſchr. f. Pflanzenkranh. I. pag. 292. 5) Jahresber. d. Sonderausſchuſſes f. Pflanzenſchutz. Arbeiten d. dtſch. Landw. Geſ. V. Berlin 1894, pag. 79. 6) Vergl. die Arbeiten von Patrigeon und andrer im Refer. in Juſt, botan. Jahresb. 1885, II, pag. 583. An Luzerne. An Melilotus. Am Wundklee. An Kartoffeln. An Teucrium. An Helianthus. Geradflügler. 188 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden 15. Capsus cervinus #ey., 4,5 mm lang, horngelb, ſaugt an den grünen Teilen der Luzerne. 16. Pyrrhocoris marginatus A, 15 mm lang, grau und rot, an Melilotus officinalis in Ungarn. 17. Syrtis crassipes H., 9 mm lang, rojtgelb, am Wundklee. 18. An dem Kraute der Kartoffeln werden durch verſchiedene Wanzen viele kleine braune Stichſtellen hervorgebracht, infolge deren die Blätter mehr oder weniger ſich kräuſeln, nämlich durch Lygaeus Solani Cut, 6 mm lang, grün, Lygaeus eontaminatus #a2., bunt, Lygaeus bi- punetatus Fall., braun mit zwei Punkten auf dem Bruſtſchild, Lygaeus Umbellatorum Fans,, ſchwarz, rot und gelbgeſcheckt, außerdem Eurydema oleraceum (j. oben) und Eurydema ornatum Z., 9—10 mm lang, rot und ſchwarz ). 19. Laceometopus elavicornis Z., lebt in den Blüten von Teucrium Chamaedrys und canum, wo ſie blaſige Auftreibungen der Blüten verurſacht; von von Frauenfeld?) im botaniſchen Garten in Wien beob- achtet. 20. Laccometopus Teueri Zos., in den Blüten von Teucrium montanum, wobei die Blumenkrone allein eine blaſige Auftreibung bildet; von von Frauenfeld?) ebendaſelbſt beobachtet. 21. An Helianthus tuberosus beobachtete Rudows) verſchiedene Blatt— wanzen, Phytocoris, Lygaeus und andre, zuſammen mit Blattläuſen, wo— durch nicht nur die Blätter zuſammenſchrumpften, ſondern auch die Blüten- köpfe geſchloſſen blieben, einen angeſchwollenen Blütenboden, verwachſene Hüllblätter und meiſt bleiche, verſchrumpfte Blumen bekamen. Zehntes Kapitel. Geradflügler, Orthoptera. Die hierher gehörigen Tiere ſind mit Ausnahme der Poduriden lauter kräftige Inſekten, welche durch ihre kauenden Mundteile und durch ihre Flügelbildung charakteriſiert ſind; ſie haben nämlich vier Flügel, von denen die hinteren häutig, die vorderen härter ſind, ohne jedoch in eigentliche Flügeldecken wie bei den Käfern umgebildet zu ſein. Die Geradflügler ſind hauptſächlich oder ausſchließlich Pflanzen— freſſer und richten daher bisweilen an den Pflanzen Zerſtörungen an. Springſchwänze, 1. Die Springſchwänze, Poduriden. Es ſind dies kleine, floh— Poduriden. artige Inſekten, mit einem gedrungenen, kugeligen oder geſtreckten Körper, welcher behaart oder beſchuppt iſt, keine Flügel beſitzt, aber eine bauchſtändige, lange, nach hinten umgeſchlagene Springgabel hat, mittelſt welcher die Tiere ſpringen. Sie nähren ſich hauptſächlich von toten organiſchen Subſtanzen ) Entom. Nachr. XIII, pag. 301 u. 350. 2) Verhandl. d. zool.-bot. Geſell. Wien XI, pag. 168. 3) Zeitſchr. f. Pflanzenkrankh. I. 1891, pag. 296. 11 eÄw0⸗ 4 e ⏑.̃à¼ęͥ Ü .. m r BY r ̃—Ä ̃̃ñ̃X———3.̃ ˙ —²—·-L nn u 10. Kapitel: Geradflügler 189 und kommen daher gewöhnlich auf ſolchem Boden, welcher viel organische Subſtanz enthält, gelegentlich auch als Pflanzenſchädiger vor. Smynthurus Solani Gurt, 2,5 mm lang, dunkel ockerfarben oder rußſchwarz, iſt nach Curtius an Kartoffelblättern freſſend ſchädlich geworden. Vielleicht eine andre Art war es, welche nach der Mitteilung von Ritzema Bos?) 1891 in Holland in einer Kultur der jungen Kiefernkeimpflanzen durch Abfreſſen die Kotyledonen fait ganz vernichtete. In Champignonkulturen in München zerſtörten Poduriden 1893 die Ernte vollkommen; ſie verſchwanden nach guter Austrocknung der Räume in den neuangelegten Zuchten). 2. Forficula aurieularia Z., der Ohrwurm, ein bekanntes, Ohrwurm. 1,5—2 cm langes dunkelbraunes Inſekt mit rotem Kopf und einer Zange am Hinterleib. Dieſe Tiere halten ſich am Tage meiſt in Verſtecken auf, die fie abends verlaſſen, um ihrer Nahrung nachzugehen. Sie ſuchen dann mit Vorliebe ſüße Früchte auf, wie Aprikoſen, Pfirſichen, Zwetſchgen, Pflaumen, Birnen und Apfel, und freſſen Löcher in dieſelben. Auch an Möhren, Zuckerrüben und ähnlichen Wurzeln vergreifen ſie ſich und freſſen auch andre Pflanzenteile in Ermangelung andrer Nahrung. Ich traf im Auguſt 1883 auf der Inſel Helgoland die Ohrwürmer in ſo koloſſaler Ver— mehrung, daß ſie vielfach die Kartoffelſtengel völlig kahl gefreſſen hatten und daß in Gartenhäuſern die Fußböden völlig ſchwarz durch die Tiere be— deckt waren. Gewöhnlich treten ſie nur in beſchränkter Anzahl auf und werden nur in Gärten läſtig. Man fängt ſie, da ſie ſich in Verſtecke zu verkriechen pflegen, leicht durch Auslegen von Stücken von Rohr oder andern hohlen Stengeln, Papierrollen, Drainröhren, umgeſtürzte Blumentöpfe, um— gekehrt aufgeſtellte Körbe, Aufſtecken von Strohwiſchen u. dergl. 3. Gryllotalpa vulgaris Zar., die Maulwurfsgrille odermaulwurfsgrille. Werre. Dieſes bis 5 em lange, dunkelbraune, unterirdiſch lebende Tier, deſſen Vorderbeine als Grabbeine eingerichtet ſind, wird in Gärten und in Saatbeeten der Gehölze, aber bisweilen auch auf Ackern an Getreide und Rüben dadurch ſehr ſchädlich, daß es, obgleich es vorwiegend tieriſcher Nahrung nachgeht, doch den Boden ſtark durchwühlt und auflockert, indem es Gänge in der Nähe der Bodenoberfläche gräbt, wobei es junge Pflänz— chen aushebt und die Wurzeln, ſelbſt diejenigen kräftiger Gemüſepflanzen, durchbeißt. Man fängt ſie leicht in eingegrabenen, mit einem Brette be— deckten Blumentöpfen, und muß ihr Neſt (eine hohle, gerundete, feſte, innen glattwandige Erdſcholle, in welcher ſich zahlreiche Eier befinden), das durch Abſterben und Gelbwerden der über ihm ſtehenden Pflanzen ſich verrät, zerſtören. Die Werre iſt nicht nur in Deutſchland, ſondern auch in Italien“) als ſchädlich bekannt. 4. Locusta vıridissima Z., grünes Heupferd, ein bekanntes, Heupferd. 5 em langes, ganz grünes Inſekt, mit langen, zum Springen eingerichteten Hinterbeinen, die Weibchen mit langer, ſäbelförmiger Legeröhre. Dieſe Tiere ) Farm Insects 1860, pag. 432. 2) Zeitſchr. f. Pflanzenkrankh. I. 1891, pag. 351. 3) Jahresber. d. Sonderausſchuſſes f. Pflanzenſchutz. Arbeiten d. Dtſch. Landw. Geſ. V. Berlin 1894, pag. 83. ) Vergl Comes, Bolletino di Notizie agrarie. Rom 1885, pag. 2026 Heuſchrecken. 190 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden freſſen grüne Pflanzenteile und ſollen manchmal dem Tabak ſchädlich werden, indem ſie Löcher in die Blätter freſſen. 5. Acrydiummigratorium Z., die Wanderheuſchrecke, 4—6,5 cm lang, grünlichgrau, an der Unterſeite fleiſchrot, die Schienen bleich gelbrot, mit blauen Zähnen und einer kielartigen Leiſte am Bruſtſtück, ſowie mehrere verwandte Arten, wie Acrydium aegyptiacum und Acrydium tata- ricum. Dieſe ſchon in der Bibel erwähnten Tiere haben ihre eigentliche Heimat im ſüdöſtlichen Europa, in Kleinaſien, Syrien und der Tartarei. Die erſtgenannte Species iſt aber auch über den größten Teil Europas verbreitet und findet ſich einzeln faſt alljährlich in Deutſchland. Eigentlich gefährlich wird ſie, wenn ſie in ungeheuren Schwärmen, die mehrere Stunden lang ſind, hereinbricht und dann da, wo dieſe niederfallen, in kurzer Zeit Bäume und Felder kahl frißt. Im Orient ſind dieſe Heuſchreckenſchwärme eine gewöhnliche Erſcheinung, aber bisweilen ſind ſolche auch in Deutſchland eingefallen; jo namentlich 1693 und in der Zeit von 1727-1731 und von 1750— 1754; auch in der neueren Zeit haben wiederholt, jo in den Jahren 1803, 1825-27, 1853, 1875 — 76 Züge ſich gezeigt und mehr oder minder Schaden angerichtet. In Algieriſt es diemarokkaniſche Heuſchrecke (Stauro- notus maroccanus 7%225.), welche Verwüſtungen anrichtet, auch bis Cypern geht und ſogar in Ungarn 1888 erſchien, wo fie ſich ſtark vermehrte und in den nächſtfolgenden Jahren wiederum auftrat). Auch in Amerika iſt eine wandernde Heuſchrecke, Aerydium americanum bekannt, welche ihre Züge von Centralamerika nach Mexiko und Kalifornien ausdehnt; ferner die Rocky Mountains-Heuſchrecke. Die Eier der Wanderheuſchrecke werden etwa 500 von jedem Weibchen im Spätſommer einige Centimeter tief in die Erde auf den Fluren gelegt, die betreffenden Plätze ſind an dem Umherliegen toter Heuſchrecken kenntlich. Im nächſten Frühjahr kommen die Tiere aus und beginnen ihren Fraß und bei maſſenhaftem Auftreten ſpäter ihre Wande- rungen. Vorbeugend wäre ſchon im Spätſommer, wenn in einer Gegend ſich einzelne Heuſchrecken zeigen, die dann durch warme Witterung im Eier- legen begünſtigt werden, einzuſchreiten, indem alle Gemeinden das Abſuchen der Felder und Töten der Heuſchrecken in die Hand nehmen. Sind die Eier einmal abgelegt, ſo iſt ihre Vernichtung durch Stürzen der Acker und das Abſuchen der jungen Heuſchrecken im Frühlinge angezeigt; jedoch wird dies immer nur eine halbe Maßregel bleiben. Haben die Heuſchreckennymphen ihr mittleres Alter erreicht, ſo müſſen dieſelben in aufgeworfene Gräben hineingetrieben und darin getötet werden durch Einwerfen und Feſttreten der Erde. Auch Eintreiben von Schweinen, Enten, Gänſen, Hühnern kommt in Betracht. In ſpäterer Periode beginnen ſie, um neues Futter zu ſuchen, ihre Wanderzüge, auf denen ſie nur durch zahlreich aufgebotene Leute mit Sträuchern und Beſen totgeſchlagen oder durch Feuer vertilgt werden können, indem mit Petroleum übergoſſene Stroh- oder Reiſerhaufen angezündet werden. Gegen die großen, durch die Luft ziehenden Schwärme ſind wir natürlich machtlos. Es giebt auch einige nicht wandernde echte Heuſchreckenarten, welche unter Umſtänden durch ihren Fraß auf Gräſern, Getreide und am Laub der Bäume und des Weinſtocks Schaden anrichten, wie es bekannt iſt von ) Vergl. Zeitſchr. f. Pflanzenkrankh. II. 1892, pag. 33. 11. Kapitel: Hautflügler. 191 der italieniſchen Heuſchrecke (Caloptenus italicus Bum. ), von Gom- phocerus (Stenobothrus) pratorum ich), Aerydium stridulum und coerulescens. Elftes Kapitel. Hautflügler, Hymenoptera. Die Hautflügler find durch ihre vier hautartig durchſichtigen und kahlen, mit wenigen Adern durchzogenen Flügel charakteriſiert. Die Mundteile ſind zum Beißen und Kauen eingerichtet. Das Weibchen beſitzt gewöhnlich eine Legeröhre, welche entweder wirklich zum Eierlegen dient oder in einen Giftſtachel umgewandelt iſt. Nur wenige Haut— flügler ſchaden als fertige Inſekten durch ihren Fraß. Die meiſten üben ihren ſchädlichen Einfluß als Larven aus, indem ſie in dieſem Zuſtande teils durch ihren Fraß Pflanzenteile zerſtören, teils Bewohner von Gallen ſind. Als Larven ſind die Hymenopteren ſämtlich gekenn— zeichnet durch das Vorhandenſein eines Kopfes, der mit paarigen Mundteilen ausgeſtattet iſt; im übrigen ſind dieſelben ziemlich ungleich, indem die der gallenbewohnenden Gallweſpen beinloſe Maden ſind, die der Blattweſpen dagegen Raupen, jedoch mit mehr als 16 (meiſt 22) Beinen oder auch mit 8 Beinen. A. Die Weſpen, Vespidae. Die Weſpen ſind anſehnliche Inſekten mit geſtieltem Hinterleib, der in einen Giftſtachel ſich fortſetzt, mit deutlich gebrochenen Fühlern und mit Flügeln, die in der Ruhe über dem Hinterleib der Länge nach zuſammengefaltet ſind. Dieſe Tiere ſchaden nur als fertige Inſekten durch ihren Fraß. 1. Vespa vulgaris Z., die gemeine Weſpe, 16—18 em lang, ſchwarz mit gelben Zeichnungen, ſchadet dadurch, daß ſie die zuckerhaltigen reifen Früchte der Obſtbäume und des Weinſtockes anfrißt; die Weinbeeren werden oft bis auf die Kerne und die Schalen von ihnen aufgefreſſen. Als Gegenmittel ſind ſehr zu empfehlen, Flaſchen mit nicht ſehr weitem Hals, welche zur Hälfte mit Zuckerwaſſer und etwas Wein gefüllt ſind, wo— durch die Tiere angelockt werden und worin ſie in Menge gefangen werden und ertrinken; die Flaſchen ſind zwiſchen den Weinſtöcken auf den Boden zu ſtellen, beziehentlich in den Aſten der Obſtbäume aufzuhängen. Außer— dem ſind die Weſpenneſter zu vertilgen; dieſe werden von dieſer Art vor— wiegend im Erdboden angelegt; man zerſtört ſie durch Eingießen von ) Vergl. Kollar, Verhandl. d. zool.-bot. Geſellſch. Wien 1858, pag. 322 und Jahresber. d. Sonderausſchuſſes f. Pflanzenſchutz. Arbeiten d. dtſch. Landw. Geſ. V. Berlin 1894, pag. 34. Hautflügler. Weſpen. Gemeine Weſpe. Horniſſe. Ameiſen. 192 J. Abjchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden Schwefelkohlenſtoff in die Löcher, worauf dieſe geſchloſſen werden müſſen. Die in Baumhöhlen angelegten können durch Ausbrennen mit Schwefel, die frei an Bäumen hängenden Neſter durch eine brennende Fackel zerſtört werden. 2. Vespa crabro I., die Horniſſe, 2, 4—3 em lang, rotbraun mit roten und gelben Zeichnungen, frißt wie die vorige an den ſüßen Obſt⸗ früchten, ſchadet aber außerdem den Holzpflanzen, beſonders den Forſtgehölzen, dadurch, daß ſie, um das Baumaterial für ihre Neſter zu gewinnen, oder wegen des aufzuleckenden Saftes an Stämmchen und Aſtchen Schälwunden hervorbringen, indem ſie vorzugsweiſe an Eſchen, ſeltener an Weiden, Pappeln, Eichen, Lärchen, Erlen, Birken, Buchen, Linden, Roßkaſtanien und Flieder die Rinde abnagen, wobei man auf den Wundflächen deutlich die Eindrücke der Oberkiefer der Horniſſen bemerkt !). Dies geſchieht vom Juli bis Oktober; die Tiere nagen, ſowohl nach oben wie nach unten vorwärtsrückend, entweder nur kleine Rindenſtückchen ab, die bisweilen nicht einmal bis auf den Splint gehen, oder größere Partien, den Stamm förmlich ſchälend oder ringelnd. Die Folge iſt eine Überwallung der Wundränder, bei Ringelung ein allmähliches Kümmern und Abſterben des Oberſtammes unter kräftiger Triebbildung unterhalb der Wunde. Die Neſter finden ſich hauptſächlich in Baumhöhlen oder frei an Baumäſten, unter Hausdächern ꝛc; fie müfjen ebenfalls zerſtört werden. Übrigens ſollen auch die Blattweſpen Cimbex variabilis Z. und Cimbex lucorum 2. nach Altum? ebenfalls an Buchen und Birken die Rinde ringeln. B. Die Ameiſen, Formicidae. Dieſe bekannten, den Weſpen nächſt verwandten Inſekten, welche an der Erde in großen Staaten beiſammen leben und deren Ar— beiterinnen flügellos ſind, verurſachen neben dem Nutzen, den ſie als Raupenvertilger haben, auch gewiſſe Beſchädigungen an den Pflanzen, die ſich jedoch nur auf Folgendes beſchränken. Auf Wieſen und in Gärten An Obftbäumen. In Baumſtämmen. Auf Wieſen und in Gärten können Ameiſen durch das Aufwühlen des Bodens den Wurzeln der Pflanzen einigermaßen ſchadeu. An Obſtbäumen freſſen die Ameiſen gern zur Zeit der Fruchtreife an den ſüßen Früchten. Müller-Thurgau?) hat auch beobachtetet, daß fie die jungen, gerade hervorbrechender Knoſpen von Quitten-, Birnen-, Apfel- und Aprikoſenbäumen von der Spitze aus abnagen. Sie ſind 'durch Umlegen von Theerringen um die Stämme abzuhalten Die großen ſchwarzen Waldameiſen, Formica ligniperda Zarr., drin- gen nach R. Hartig) oft in Wunden ein, die am Fuße der Baumſtämme ſich befinden, und höhlen das Innere des Stammes von unten an bis zu einigen Metern Höhe aus, ſollen aber bisweilen auch noch völlig geſunde alte Stämme angreifen. Die großen Gänge verlaufen beſonders im Frühjahrsholz, ſo daß 1) Vergl. Ratzeburg, Waldverderbnis II, pag. 276 ff., Taf. 47. = Forſtzoologie III, 2. Abt., pag. 262. 3) Zeitſchr. f. Pflanzenkrankh. II. 1892, pag. 134. ) Zerſetzungserſcheinungen des Holzes. Berlin 1878, pag. 73. 11. Kapitel: Hautflügler 193 die konzentriſchen ſchmalen Herbſtholzſchichten allein übrig bleiben und das Holz raſch weiter ausfault. In derſelben Weiſe beſchädigen die Termiten in den wärmeren Ländern der alten und neuen Welt die Baumſtämme und veranlaſſen dadurch Zer— ſtörungen lebender Bäume. C. Die Holzweſpen, Uroceridae. Die hierher gehörigen Hautflügler ſind durch eine ſäbelförmige olzweſpen. Legeröhre, durch walzenförmigen Hinterleib und durch ungebrochene, viel— gliedrige Fühler ausgezeichnet. Sie bohren in Holz oder Halme Löcher, um die Eier hineinzulegen und werden dadurch ſchädlich. 1. Die echten Holzweſpen, Sirex juveneus Z., beſonders in Kiefern, Echte Holzweſpen. Sirex gigas I., und Sirex spectrum Z., mehr in Fichten, Tannen und Lärchen, einige Arten auch in Laubholz, legen ihre Eier in berindete oder nackte Stellen der Baumſtämme. Die ſechsbeinigen Larven bohren ſich bis zu 10 em tief ins Holz, in geſchlängelten, drehrunden Gängen, welche zu— nächſt von unten nach oben und einwärts verlaufen, dann wieder nach der Außenſeite des Stammes nach außen biegen. Dieſe Gänge werden mit dem Wachstum der Larven allmählich breiter (bis 5 mm) und ſind mit Wurmmehl verſtopft. In einiger Entfernung von der Oberfläche des Stammes erfolgt die Verpuppung, und 2 Jahre, nachdem das Ei abgelegt worden, arbeitet ſich die fertige Weſpe heraus und hinterläßt auf der Rinde ein Flugloch. Die Tiere gehen außer gefällten Stämmen, Bauholz u. dergl. allerdings auch ſtehendes Holz, aber wahrſcheinlich immer nur ſchon kränkelnde (vom Borkenkäfer befallene, geharzte, oder ſonſt verwundete) Stämme an, und befördern deren Abſterben. 2. Cephus pygmaeus Z., Getreidehalmweſpe, 6—8 mm lang, Getreidehalm— ſchwarz, Hinterleib mit citrongelben Binden und Flecken. Dieſe Weſpe machtweſpe in Roggen, folgende Beſchädigung (Fig. 47). Im Getreide, vorzüglich im Roggen Weizen u. Gerſte. und Weizen, ſeltener in der Gerſte, bemerkt man unter den grünen, geſunden Pflanzen kürzere Halme, die zwar ebenfalls grüne Blätter, aber weiße Ahren haben. Dieſe Ahren ſind taub und tot, ebenſo wie das nicht gewachſene Halmende, welches daher meiſt nicht über die Blattſcheiden hervorgetreten iſt. Spaltet man einen ſolchen Halm von unten an auf, ſo findet man die Knoten der Länge nach durchbohrt, hier und da in der Höhlung des Halmes Krümchen zernagten Gewebes und Kot, und an irgend einer Stelle die bis nahe an 1 em lange, fußloſe Larve, weiß mit bräunlichem Kopf, langgeſtreckt, eingezwängt im Innern des Halmes. Die im Frühjahre fliegende Halmweſpe legt von ihrem Vorrat an Eiern je eins in einen Halm, und zwar wird einer der oberſten Knoten angebohrt. Die nach etwa 10 Tagen ausſchlüpfende junge Larve dringt freſſend und wachſend in der Höhle des Halmes immer tiefer, ſo daß der letztere und ſeine Ahre nicht weiter ernährt werden können. Gegen die Erntezeit hat fie ſich im Grunde des Halmes über der Wurzel in einem Gocon ein— geſponnen. Hier ruht ſie bis zum Frühjahre, wo ſie ſich verpuppt, um nach etwa 14 Tagen als Weſpe zum Vorſchein zu kommen. Auch in den Halmen verſchiedener Gräſer lebt die Larve und bewirkt hier dieſelbe Ver— derbnis. Bei ſtarkem Auftreten iſt es ratſam, das Getreide dicht über der Frank, Die Krankheiten der Pflanzen. 2. Aufl. III. 13 194 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden Wurzel zu mähen, indem dann möglichſt viele Larven in dem Stroh bleiben, welches dann zu verbrennen wäre. Durch Abbrennen der Stoppel X u 188 23238 5 2 vw; LE ae EN 87 | Eid: 87 5 335 Zink n BR) Fig. 47. Die Getreidehalmweſpe (Cephus pygmaeus). Unter geſunden Roggenpflanzen a ſtehen kranke b, welche niedriger find und eine gelbe Ahre zeigen. Beim Aufſpalten ſolcher Halme (e etwas ver— größert) findet man die Larve p, das Innere des Halmes ausfreſſend; d die herausgenommene Larve; e die fertige Weſpe, beide zweifach vergrößert. 11. Kapitel: Hautflügler 565 oder tiefes Umpflügen derſelben wären die auf dem Acker verbleibenden Larven zu vernichten. 3. Cephus Arundinis ., 10 mm lang, ſchwarz. Die weiße An Phragmite Larve frißt im Halme von Phragmites communis das Mark aus. 4. Cephus compressus A, Birnzweigweſpe, 6—7 mm lang, An Birnbaum. ſchwarz mit rötlichgelbem Hinterleib. Die 7 mm lange, gelbliche, fußloſe Larve lebt in den einjährigen Trieben des Birnbaumes und veranlaßt Zweigdürre. Die dürren Zweige, welche die Puppen enthalten, müſſen zurückgeſchnitten werden. 5. Selandria candida Z., Roſenbohrblattweſpe. Dieſes nicht zu den Holzweſpen, ſondern bereits zu den Blattweſpen gehörige Inſekt muß hier angeführt werden, weil ſeine Larve ſich in junge, namentlich in üppig wachſende Roſentriebe einbohrt und dieſe dadurch zum Ab— ſterben bringt. Die Larve geht zur Verpuppung in den Boden. In Holland iſt dies Inſekt neuerdings ſchädlich aufgetreten ). D. Die Blattweſpen, Tenth edinidae. Die Blattweſpen haben einen ſitzenden, nicht geſtielten Hinterleib mit kurzem Legebohrer und ungebrochene, vielgliederige Fühler. Ihre Larven ſind meiſtens mit 9 bis 11 Fußpaaren verſehen, mehr oder weniger grünlich gefärbt, daher raupenartig, und werden wegen ihrer Ahnlichkeit mit Schmetterlingsraupen als Afterraupen bezeichnet. Im Zuſtande dieſer Raupen ſind viele Blattweſpen bedeutende Pflanzenfeinde, weil dieſelben ſich meiſt von Blättern, einige auch von Obſtfrüchten nähren, manche leben auch in Blattgallen. Die After— raupen ſpinnen ſich in erwachſenem Zuſtande in einem Cocon auf den Blättern oder in der Erde ein, in welchem ſie gewöhnlich noch lange Zeit verbleiben; erſt wenige Wochen vor dem Ausſchlüpfen des voll— endeten Inſektes verpuppt ſich die Larve. Die Eier werden gewöhnlich in Blätter oder andre Pflanzenteile gelegt, nachdem das Weibchen mit der Legeröhre ein Loch in die Oberhaut geſägt hat. I. Blattweſpen, deren Raupen an Blättern freſſen, aber keine Gallen erzeugen. Die Afterraupen zahlreicher Blattweſpenarten zerfreſſen die Blätter mancher Pflanzen, wobei ſie frei auf denſelben ſich aufhalten, manche innerhalb von Geſpinſten. Sie weiden meiſt die Blätter bis auf die ſtärkeren Rippen ab, gewöhnlich vom Rande aus bogenförmig freſſend, manche Raupen jfelettieren die Blätter, indem fie das Netzwerk der Rippen ſtehen laſſen; wieder andre benagen die Blätter, indem ſie keine Löcher freſſen, ſondern nur den wichtigſten Teil des Blattgewebes von der einen Seite aus abſchaben. Wenige Blattweſpenraupen ) Vergl. Ritzema Bos, Zeitſchr. f. Pflanzenkrankh. I. 1891, pag. 344. 13 * An Roſen. Blattweſpen. Nicht Gallen erzeugende, Blätter freſſende Blattweſpen⸗ raupen. Gemeine Kiefern⸗ blattweſpen. Andre Kiefern- blattweſpen. Kiefern⸗ Geſpinſtweſpen 196 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden minieren in den Blättern, d. h. ſie freſſen das Meſophyll zwiſchen den beiden ſtehen bleibenden Oberhäuten aus. Sie richten oft durch ihre Menge beträchtlichen Schaden an. Bei den meiſten werden wenigſtens zwei Generationen im Jahre gebildet, die zweite macht in der Regel den ſtärkeren Schaden. Die Larven der zweiten Generation über— wintern. Die Raupen werden oft von Schlupfweſpen zerſtört. A. An Nadelhölzern. 1. Lophyrus Pini Z., die gemeine Kiefernblattweſpe. Die 2,5 em lange, gelblichgrüne, graugezeichnete, braunköpfige, 22 beinige Raupe lebt in ganz Europa, nur auf der Kiefer, wo ſie meiſt in Scharen bei einander ſitzt, hauptſächlich die vorjährigen Nadeln, aber meiſt nicht bis auf die Scheide abfrißt. Unterdrücktes junges Holz, freie Feldhölzer, Beſtandränder werden anfangs vorgezogen, ſpäter dringt der Fraß ins Innere der Be— ſtände. Vernichtung von Beſtänden tritt nicht ein, doch können einzelne Bäume bei Kahlfraß abſterben. Das Wiederergrünen geſchieht in demſelben Sommer durch proleptiſche Entwickelung der normalen Knoſpen, liefert aber ſchwächliche Triebe. Meiſt erſcheinen zwei Generationen im Sommer, die erſte fliegt vom Mai bis Juli, die zweite im September und Oktober. Die Weibchen legen ihre 80 bis 120 Eier je 10 bis 20 in eine vorjährige Nadel. Die Raupen der Sommergeneration machen ihre Cocons zwiſchen den Kiefernadeln ꝛc., die der Wintergeneration am Boden unter Moos, ab- gefallenen Nadeln c. Bekämpfung: Sammeln der Raupen durch Anprällen der Bäume oder durch Ableſen und Abſchütteln in den Schonungen, Ein- ſammeln der Cocons im Winter unter dem Moofe!), bei ſtarkem Auftreten Ziehen von Fanggräben um die heimgeſuchten Beſtände. Abſuchen der Cocons durch eingetriebene Hühner ſoll ſich gut bewährt haben. 2. Lophyrus rufus A%g., bis 2 cm lang, rötlichgrau mit rötlich weißen Längsſtreifen und ſchwarzem Kopf, Lophyrus similis Zarz., 3 em lang, dunkelblau oder ſchwarz mit hellen Zeichnungen, Lophyrus pallidus A%g., 2 cm lang, ſchwarz mit gelben und roten Zeichnungen, und Lophyrus virens A%g., bis 2,8 em lang, grasgrün. Dieſe und noch mehrere andre Arten Kiefernblattweſpen haben dieſelbe Lebensweiſe wie die vorige und können denſelben Schaden machen, ſind aber ſeltener. Die letztgenannte hat auch an den Krummholzkiefern auf dem Rieſengebirgs— kamme 1881 einen ſtarken Fraß ausgeübt, woran ſich auch Lophyrus Laricis y., beteiligte. Auch auf Fichten hat man gewiſſe Arten, wie Lophyrus hercyniae Zart, und Lophyrus polytomus Hart,, nadeln— freſſend beobachtet. 3. Lyda pratensis F. (Lyda stellata Chris), Lyda cam- pestris Z., und Lyda erythrocephala Z., die Kiefern-Gejpinit- weſpen. Die achtbeinigen Raupen ſind bei den erſten Arten 2 em lang, bleichgrün, teilweiſe orangegelb, hinter dem Kopf mit dunkelbraunem Fleck, bei der zweiten 1,9 em lang, gelbgrün, bei der dritten 1,5 em lang, aſch⸗ grau mit feinen, dunklen Pünktchen. Dieſe Raupen freſſen ebenfalls die Nadeln der Kiefern, ſowie Weymuthskiefern und Schwarzkiefern, leben aber ) Vergl. Ratzeburg, Forſtinſekten III, pag. 85 ff., u. Waldverderbnis, I, pag. 185 - 187. 11. Kapitel: Hautflügler 197 dabei in einem Geſpinſt, die erſtere einzeln und ohne Kotanſammlung, die letzteren geſellig und das Geſpinſt mit braunen, walzenförmigen Kot— ſtücken erfüllend. Sie freſſen ſowohl vorjährige als diesjährige Nadeln in derſelben Weiſe wie Lophyrus. Wiederergrünung ſoll bisweilen ſchon im Fraßjahre eintreten und außer den Nebenknoſpen auch aus Scheidenknoſpen, die aus den ſtehen gebliebenen Nadelſcheiden kommen, erfolgen. Nach wiederholtem Kahlfraße kann Abſterben eintreten !). Die Eier werden an die Außenſeite der Nadeln feſtgeklebt. Die Raupen überwintern ohne Cocon am Boden, wo ſie ſich im Frühlinge verpuppen. Sie machen nur ſelten größeren Schaden an den Beſtänden. Eintrieb von Schweinen zur Vertilgung der Larven im Boden. 4. Lyda hypotrophica Zart, und Lyda arvensis Fans., die Fichten Fichten⸗Geſpinſtweſpen. Die 2,5—3 em langen, ſchmutziggraugrünen, Geſpinſtweſpen. mit drei verwachſenen Streifen verſehenen, ſpäter mehr bräunlichen Raupen machen wurſtförmige mit Kot erfüllte Geſpinſtballen an den Fichten, deren Nadeln ſie abfreſſen. Überwinterung in der Erde. 5. Nematus (Tenthredo) Abietum Zarz., die Fichtenblatt- Fichtenblatt- weſpe. Die Raupe 1,4 em lang, hellgrün, 20füßig, frißt an 10—20W weſpe. jährigen Fichten im Frühlinge die Knoſpen aus und die Maitriebe kahl, beſonders an den Wipfeln, was bei mehrjährigem Fraß beſenförmige Ver— zweigung zur Folge hat). 6. Nematus Erichsonii Zaräg, die große Lärchenblattweſpe. Larchenblatt- Die bis 2 em langen, grünen, ſpäter grauen Raupen freſſen im Juli und weſpen. Auguſt die Nadeln der Nadelbüſchel der Lärchen ab und legen die Eier unter die aufgeſchlitzte Epidermis der Triebe. Die 11— 15 mm langen, grasgrünen Raupen der kleinen Lärchenblattweſpe, Nematus La- ricis Harlig. und die ebenſo großen, mehr hellgrünen von Nematus Wes— ma sli 7zschd., freſſen erſtere ſchon im Mai, letztere im Juni und Juli die Nadeln der Langtriebe der Lärche. B. An Laubhölzern, insbeſondere Obſtbäumen. I. Hylotoma pullata Zadd., die Birkenblattweſpe. Die 2 em An Birken. langen, gelben, mit ſtahlblauen Längslinien gezeichneten Afterraupen freſſen die Blätter der Birken vollſtändig ab, wodurch die Birken ganz entblättert werden können. Die Eier werden in den Rand der Blätter gelegt. Die Raupe überwintert in einem Cocon am Boden. 2. Dineura rufa Pune. Die Raupen, 1,6 em lang, gelb-graugrün, mit blauſchwarzem Längsſtrich und ſchwarzem Kopf, freſſen ebenfalls an Birkenblättern. 3. Nematus septentrionalis Z. Die 1,4 em langen, gelblichenun Erlen, Birken, oder violettgrünen, ſchwarzköpfigen und ſchwarzfleckigen Raupen freſſen anBuchen, Weiden ꝛc. den Blättern der Erlen, Birken, Weiden und andern Hölzern, gewöhnlich dem Blattrande entlang bis auf die dicken Rippen. Verpuppung im Boden. 4. Dineura alni Z. Die Raupen, 1— 1,2 em lang, grün mit gelber Bruſt und Hinterleibsſpitze und orangegelbem Kopfe, freſſen ebenfalls an Erlenblättern und zwar Löcher, die von der Mittelrippe an zwiſchen den größten Seitenrippen ſich ausdehnen. Verpuppung im Boden. ) Vergl. Ratzeburg, Waldverderb nis, I, pag. 183. 2) Vergl. Ratzeburg, 1. e., pag. 254. 198 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden 5. Cimbex variabilis &. Die grünliche, 22 beinige, große Raupe macht Entblätterungen an Laubholzbeſtänden und Alleebäumen, beſonders Birken, Buchen, Weiden, Erlen, iſt ſelbſt im ſtande junge Laubholzzweige zu ringeln. Die Raupen dieſer und der drei folgenden Arten überwintern in einem großen Cocon. An Weiden. 6. Cimbex lucorum Z. Raupe 2 em lang, ſchön gelb oder bläulich⸗ grün, frißt an Blättern auf Birken, Weiden und Erlen. 7. Nematus Salicis Z., die Weidenblattweſpe. Die bis 2,5 em lange, bläulichgrüne, auf den vorderen und hinteren Leibesringeln orange— gelbe Raupe frißt oft in Menge auf Weiden, beſonders Salix fragilis, alba viminalis, die Blätter bis auf die Rippen und Stiele. Es treten 2 bis 3 Generationen alljährlich auf. Ebenfalls auf Weiden macht denſelben Schaden Nematus virescens Zarz., deren Raupen ganz hellgrün, mit roſafarbigen Rückenſtreifen und 2 em lang find. An Pappeln, 8. Cladius viminalis Zaä, die Pappelnblattweſpe, Raupe Weiden zc. 1,5—2,5 em lang, dunkelgelb, ſtark behaart, auf Pappeln. 9. Cimbex Amerinae ., Raupe 4—5 em lang, bläulichgrün oder graugrün, frißt auf Pappeln, Aſpen und glattblättrigen Weiden. 10. Nematus perspieillaris AZ, die Rüſternblattweſpe, auf Weiden, Pappeln, Rüſtern. An Linden. ll. Selandria annulipes AZ, die Lindenblattweſpe. Die Jem langen, vorne breiteren, von ſchmutzig hellgrünem Schleim bedeckten Raupen nagen auf der Unterſeite der Lindenblätter mit Verſchonung aller Adern die Blattmaſſe ab, die Nageſtellen werden allmählich größer, fließen zuſammen, das Blatt trocknet, bräunt ſich und rollt oder biegt ſich. Die Weſpe hat zwei Generationen und ſchadet ſowohl Bäumen, wie niedrigem Holz; in einem Forſte bei Leipzig ſah ich das faſt allein aus Linde be— ſtehende Unterholz mehrere Jahre überall durch die Raupen laubdürr werden. Wiederausſchlag im Fraßjahre mit höchſtens zweiblättrigen Trieben! jeden⸗ falls nur ſehr partiell und vereinzelt. An Ahorn. 12. Phyllotoma Aceris Xa. Die 6—7 mm lange Raupe miniert große Plätze in den Ahornblättern aus, indem ſie das Meſophyll auffrißt, wodurch weiße Flecke entſtehen. Darin verpuppt ſie ſich in einem linſen⸗ förmigen Cocon, welcher überwintert und im April oder Mai die Blattweſpe ausſchlüpfen läßt, nach Ritzema Bos). An Johannis- u. 13. Nematus ventricosus AZ, die Johannisbeerblattweſpe oder Stachelbeeren. gelbe Stachelbeerblattweſpe. Die 1,5 em langen, grünen und gelb- lichen, ſchwarzwarzigen und ſchwarzköpfigen, 20 beinigen Raupen entblättern Stachel- und Johannisbeerſträucher bis auf die Hauptrippen. Es treten von Anfang Frühling an 2 oder ſelbſt 3 Generationen im Jahre auf; Ver— puppung am Boden in einem Cocon, wodurch die Überwinterung erfolgt. Gegenmittel: Abklopfen der Raupen auf untergehaltene Tücher oder Be— ſtreuen der Sträucher mit Kalk, Ruß oder Holzaſche, Umgraben des Bodens unter den Sträuchern im Herbſte. 14. Nematus consobrinus 2. Vollenh., die Stachelbeerblatt— weſpe. Die Raupe iſt der vorigen ſehr ähnlich, der Kopf iſt grün mit ) Vergl. Ratzeburg, Waldverderbnis. II, pag. 340. 2, Zeitſchr. f. Pflanzenkrankh. II. 1892, pag. 9. 11. Kapitel: Hautflügler 199 ſchwarzen Punkten. Schadet wie die vorige den Stachelbeerblättern. Be— kämpfung ebenſo. 15. An Stachelbeerblättern und zum Teil auch an Johannisbeerblättern freſſen außerdem die mehr oder weniger grünen Afterraupen mehrerer andrer Blattweſpen wie Nematus appendiculatus Bart, Nematus Ribis 505%, Emphytus Grossulariae 7, und Selandria Morio Hb., welche die gleiche Lebensweiſe haben und gegen die auch die gleichen Gegenmittel anzuwenden ſind, wie bei den vorigen Arten. 16. Hylotoma Ros ae Z., die Roſenblattweſpe. Die bläulich— grünen, gelb- und ſchwarzgefleckten, gegen 2 em langen Raupen freſſen die Roſen kahl. Die Eier werden an die Blätter gelegt; es treten meiſt zwei Generationen im Sommer auf. Vertilgung durch Abſchütteln. 17. Blennocampa (Tenthredo) pusilla XI., die kleine Roſen— blatt weſpe. Von den 7 mm langen, 22 beinigen, hellgrünen Raupen werden die Roſenblätter röhrenförmig gerollt und zerfreſſen. 18. Blennocampa alternipes X g. Die 9-10 mm lange, hell— grüne, 22 füßige Raupe mit dunklerem Kopf frißt an Himbeerblättern. 19. Taxonus agrorum all. Die 1,8—1,9 cm lange, hellbläulich— grüne Raupe mit bräunlichem Kopf frißt ebenfalls an Himbeerblättern. 20. Phoenusa Pumilio X g. Die 13 mm lange, grünliche, ſechs— füßige Raupe miniert große braunwerdende Stellen in den Himbeer— blättern aus. Fig. 48. Die Kirſchblattweſpe (Selandria adumbrata), links die ſchuecken— förmige Afterraupe auf einem von ihr befreſſenen Kirſchblatte, rechts die fertige Weſpe. Nach Ritzema Bos. 21. Selandria (Eriocampa) adumbrata . (Selandria limacina Retz.), die ſchwarze Kirſchblattweſpe. Die 1 em langen, nach hinten verſchmälerten, mit ſchwarzem Schleim überzogenen, daher einer Schnecke gleichenden Raupen leben frei auf der Oberſeite der Blätter der Kirſch-, Pflaumen⸗, Schlehen-, Aprikoſen- und Birnbäume ſowie der Miſpeln und nagen die Blätter ab, ſo daß die Oberhaut ſamt dem grünen Blattgewebe aufgezehrt werden und nur die ſich braunfärbende Epidermis der unteren Blattſeite nebſt den Blattnerven übrig bleiben (Fig. 48). Die Raupe über— wintert in einem Cocon an der Erde. Gegenmittel: Beſpritzung mit Tabaks— abkochung, Kalkwaſſer, Seifenwaſſer oder Beſtäuben mit Kalkpulver oder Schwefelpulver. 22. Cladius albipes “., die Kirſchblattweſpe. Die 13mm langen, dichthaarigen, 20-beinigen Raupen ſkelettieren Kirſch- und Himbeer— blätter. Es leben wenigſtens zwei Generationen im Jahre. Überwinterung An Roſen. An Himbeeren. An Kirſchen. An Birnen, Weiß⸗ dorn u. Pflaumen. An Steinobſt. An Eichen ce. An Pteris. An Kohl und an— dern Crueiferen. An Sanguisorba. 200 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden in einem Cocon am Boden. Gegenmittel: Die vorigen, und Umgraben des Bodens im Herbſte. 23. Lyda Piri Schrank (Lyda clypeata XL., Lyda flaviventris Aexz.), die Birngeſpinſtweſpe. Die 2 em lange, ſchmutziggelbe, achtbeinige Raupe frißt in einem Geſpinſt die Blätter des Birnbaumes, Weißdorns und der Pflaumenbäume. Überwinterung am Boden. Die Geſpinſte müſſen zerſtört, der Boden um die Bäume muß umgegraben werden. 24. Lyda nemoralis Z., die Steinobſtgeſpinſtweſpe. Die 2 em langen, grünen, achtbeinigen Raupen leben wie die vorigen in Ge— ſpinſten an Steinobſtgehölzen. Überwinterung am Boden. Gegenmittel dieſelben. 25. Selandria nigrita Za. (Tenthredo nigerrima X), die Eſchenblattweſpe. Die 1½ em lange, grüne Raupe frißt die Blätter der Eſchen bis auf die Stiele; bisweilen in Menge und dann ſehr ſchädlich. Auf Eſche, ſowie auf Ligustrum und Crataegus frißt auch die Raupe von Macrophya punctum album Z. C. An Kräutern. 1. Tenthredo eingulata Zaör., ſchmutziggrün, 22 beinig, frißt an Pteris aquilina. 2. Athalia spinarum Zaör., die Rübenblattweſpe. Die 17mm lange, graugrüne, ſchwärzlichgeſtreifte, 22beinige Raupe frißt, beſonders in der zweiten Generation (Auguſt bis Oktober) die Blätter der angebauten Kohlarten, des Rapſes, Rübſens, Seufs, Rettichs, Meerrettichs, ſowie vom Hederich, Ackerſenf ꝛc. bis auf die Rippen. Die einzelne Raupe frißt nur ein längliches Loch in die Blattfläche; durch die Thätigkeit zahlreicher Raupen kommt es zu einem Skelettieren. Vernichtung durch Eintreiben von Geflügel, Zerſtörung der im Juni befallenen Unkräuter. 3. Ein Tenthredinide in ſpiralig eingerollten Blattſpindeln und in gefalteten Blättchen von Sanguisorba officinalis. II. Blattweſpen, deren Raupen an Blättern oder Zweigen Gallen erzeugen. Gallen erzeugende Die Gallenbildner unter den Blattweſpen leben faſt ſämtlich auf Blattweſpen. den Blättern der Weiden, und auf dieſen Pflanzen kommen auch keine andern Hymenopteren-Gallen vor. Die Weſpen legen ihre Eier mittelſt des Legebohrers ins Innere der ganz jungen Blätter, worauf die Gallen ſich ſchnell entwickeln. Die Bildung derſelben beginnt hier während des Eizuſtandes. Dieſe Cecidien gehören, da die Larvenkammer von Anfang an eine innere, vollſtändig in der Galle eingeſchloſſene Höhlung iſt, zu den Galläpfeln wie die der Cynipiden (ſ. unten S. 203) und beſtehen aus fleiſchig-ſaftigem Parenchym, aber ohne Schutzſchicht (vergl. unten S. 203); damit hängt es zuſammen, daß die Raupen die Gallen bald ausfreſſen und verlaſſen, danach oft auch noch äußer— lich an den Gallen und an den Blättern nagen, worauf ſie zur Ver— puppung (in einem pergamentartigen Cocon) und Überwinterung ſich 11. Kapitel: Hautflügler 201 in die Erde begeben, ſich alſo nicht ſwie die Cynipiden in der Galle ſelbſt verwandeln. 1. Nematus Vallisnerii E (Nematus gallicola este. ), erzeugt Nematus-Gallen die gemeinſte Weidenblattgalle an Salix fragilis, alba, amygdalina, caprea ete,, an Weiden. in der Blattmaſſe ſitzende, auf beiden Seiten vortretende, einer kleinen Bohne ähnliche, dick fleiſchige, oft rotgefärbte Anſchwellungen, welche oft zu mehreren auf einem Blatte und dann in einer Reihe auf jeder Blatt— hälfte gefunden werden. An der Stelle, wo das Ei in das Gewebe des ganz jungen Blattes eingeſchoben worden iſt, geht das geſamte Meſophyll in eine ſehr lebhafte Vermehrung der Zellen über, woran auch die Epidermis durch tangentiale Zellteilungen ſich beteiligt. Es entſteht ein Meriſtem aus kleinen, protoplasmareichen Zellen. Das Gewebe wird hinſichtlich der Zellen— form nicht gleichmäßig: da wo die Teilungen ſehr lebhaft ſind, werden viele enge, polyonale Zellen gebildet; an Stellen, wo die Teilung mit dem Wachstum nicht gleichen Schritt hält, reſultieren mehr geſtreckte, ſchmale Zellenformen, deren längere Axe in radialer Richtung liegt. Solche Stellen finden ſich im Gewebe der Galle oft ohne Regel neben einander. Nach innen gegen die Larvenkammer hin werden die Zellteilungen lebhafter, das Gewebe kleinzelliger, undurchſichtiger. Da keine Schutzſchicht gebildet wird, ſo ſind auch die äußeren Teile der Galle nicht gegen den Fraß des Paraſiten geſchützt. Aber die unzeitige Zerſtörung der Galle wird hier vermieden erſtens dadurch, daß die Gallenwand ſchon eine anſehnliche Erſtarkung erreicht, bevor die Raupe aus dem Ei ſich entwickelt hat, und zweitens dadurch, daß infolge eines höchſt energiſchen Fortganges der Zellenbildung es der Er— ſtarkung der Gallenwand gelingt, den innen ſtattfindenden Fraß eine Zeit lang zu paraliſieren: immer werden nach innen neue papillenförmig ſich vorwölbende Zellen, ſtellenweiſe ganze Gewebewülſte vorgeſchoben. Endlich, wenn die Entwickelung der Raupe ihrer Reife ſich nähert, gewinnt der Fraß die Oberhand, die Raupe zerſtört endlich das ganze Gewebe der Galle bis auf wenige peripheriſche Schichten, und dann findet man auch die Gallen verlaſſen. Die vorſtehende Entwickelungsgeſchichte dieſer Galle habe ich ſchon in der erſten Auflage dieſes Buches, S. 781, gegeben. Später hat Beye— rinck) berichtet, daß die Larve im Juni in den Erdboden zur Verpuppung geht und im Auguſt eine zweite Weſpengeneration liefert, die in jeder Hin— ſicht der erſten gleicht, deren Gallen aber im Herbſt mit den Blättern zu Boden fallen und erſt im nächſten Frühlinge die Weſpe ausſchlüpfen laſſen. In der erſten Generation ſollen Männchen ganz fehlen, in der zweiten in einzelnen Exemplaren vorhanden ſein; beide Generationen ſeien partheno— genetiſcher Fortpflanzung fähig. 2. Nematus vesicator Dremi bringt an Salix purpurea eine eben— falls in der Blattmaſſe liegende, beiderſeits vorſtehende, aber mehr platt— gedrückte, einer großen Saubohne ähnliche, bis 1,5 em breite Galle hervor, welche die ganze Breite zwiſchen der Mittelrippe und dem unbedeckt bleiben— den Blattrand einnimmt, beide von einander treibend. Auch an Salis retusa. 3. Nematus gallarum Zarlig. Die erbſengroßen oder etwas größeren kugelrunden Gallen ſitzen mit ſchmaler Baſis auf der unteren Blattſeite ) Botan. Zeitg. 1888, pag. 1. 202 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beihädigung., welche d. Tiere verurfacht werden einzeln oder in großer Anzahl und werden ebenfalls zeitig ausgefreſſen. Sie finden ſich meiſt an Salix purpurea, wo ſie kahl ſind. Ebenſolche Gallen fand ich an Salix caprea, cinerea und aurita, wo ſie wie die Blätter behaart ſind; doch könnten dieſe vielleicht zur folgenden Art gehöreu. Auch an Salix reticulata, daphnoides, nigricans, repens. 4. Nematus peduneuli Zarzg, ſoll auf Salix pentandra, caprea und aurita rundliche, hellgrüne, behaarte Gallen an Blattſtielen und Blättern hervorbringen. 5. Nematus angustus Zaräg, bringt an Salix viminalis eine An- ſchwellung des Markes der Zweige hervor, die äußerlich als ſchwache Ver— dickung ſichtbar iſt und im Innern einen braunen Cocon enthält. Oberhalb der Fraßſtelle ſtirbt die Rute ab. 6. Nematus medullaris Zaräg, bringt ähnliche holzige, aber bis nußgroße Zweiggallen an Salix alba, fragilis, amygdalina, pentandra, aurita hervor. 7. Außerdem wurden von Hieronymus ) folgende Blattweſpengallen an Weiden erwähnt. Nematus bellus Zaad., auf Salix aurita und einerea, Nematus ischnocerus 2 ½ s., auf Salix Lapponum und retusa, und Nematus herbaceae Can., an Salix herbacea. Gallen an 8. Athalia abdominalis X., erzeugt einkammerige, längliche An— Clematis. ſchwellungen der jungen Zweige, Blattſtiele und Blattrippen von Cle- matis recta. III. Blattweſpen, deren Raupen in jungen Obſtfrüchten freſſen. Ooſtfrüchte zer— Von folgenden Blattweſpen bohren ſich die Raupen in die jungen ſtörende Blatt. Früchte und fallen mit den ausgefreſſenen, noch kleinen, unreifen Früchten, weſpenraupen. 1 N r F : 2 2 welche man an der mit einem Kotklümpchen oder einer Gummithräne verſchloſſenen Offnung erkennt, zur Erde, wo ſie dieſelben verlaſſen und in der Erde in einem Cocon überwintern und ſich verpuppen. In Pflaumen 1. Selandria (Hoplocampa) fulvicornis AZ, die Pflaumenſäge— und Zwetſchen. weſpe, die gelblichweiße, 20 beinige Raupe lebt in Pflaumen und Zwetſchen. Die Eier werden an die Blüten gelegt; die jungen Raupen bohren ſich in die hanfkorngroßen jungen Früchte ein; nach 3 bis 4 Wochen fallen dieſe noch unausgewachſen ab und enthalten die Larve. Vertilgung durch Aufleſen der abgefallenen Früchte, Umgraben des Bodens. Zur Blütezeit laſſen ſich bei kühlem Wetter die trägen Weſpen auf einem daruntergelegten Tuche durch Klopfen von den Bäumen ſammeln. Beſpritzen mit Hollunderblüten— abſud zur Blütezeit ſoll die Weſpen von den Blüten abhalten. Nach den Mitteilungen von Ritzema Bos), nach welchen in Holland die Weſpe der Pflaumenkultur viel Schaden thut, ſollen folgende Varietäten gänzlich oder größtenteils verſchont geblieben ſein: Schweinspflaumen, Early pro— lifie, blaue Roggenpflaumen, Aprikoſenpflaumen, Katharinenpflaumen. ) Jahresb. d. ſchleſ. Gef. f. vaterl. Kult. 1890. 2) Zeitſchr. f. Pflaumenkrankh. I. 1891, pag. 343. 11. Kapitel: Hautflügler 203 2. Selandria (Hoplocampa) testudinea X., die Apfelſäge⸗ weſpe. Die der vorigen ähnliche Raupe ſoll bisweilen in unreifen Apfeln vorkommen. Vertilgung dieſelbe. E. Die Gallweſpen, Cynipidae. Die Gallweſpen ſind ziemlich kleine Weſpen mit ſehr kurzem, geſtieltem Hinterleib, mit Legebohrer und mit ungebrochenen, viel— gliedrigen Fühlern. Alle pflanzenbewohnenden Gallweſpen erzeugen Gallen. Die Weibchen legen mittelſt des Legebohrers die Eier an die Oberfläche oder ins Innere der Pflanzengewebe und erzeugen da— durch einen Reiz, welcher einen abnorm großen Zufluß von aſſi— miliertem Pflanzenſtoffe und die Entſtehung einer Galle zur Folge hat, in welcher die fußloſen Larven ſich entwickeln und bis zur Umwandlung in das vollendete Inſekt verborgen bleiben. Die Cynipidengallen gehören ihrem morphologiſchen Charakter nach ſämtlich zu derjenigen Art von Gecidien, die wir oben bei den Dipteren (S. 99) ſchon als Galläpfel gekennzeichnet haben, d. h. ſie ſind endogene, ringsum geſchloſſene Neubildungen. Dabei zeigen aber dieſe Galläpfel hinſichtlich der Pflanzenteile, an denen ſie vorkommen, und hinſichtlich der Geſtalt, der äußeren Ausſtattung und beſonders des anatomiſchen Baues einen großen Reichtum an Formen. Für die Pflanze ſelbſt ſind dieſe Gallen im allgemeinen nicht von bemerkbarem Schaden, wenn die Galle nicht gerade aus der Umwandlung eines ſolchen Pflanzenteiles hervorgeht, welcher für die ganze Entwickelung der Pflanze von weſentlicher Bedeutung iſt. Aber die auf Blättern ſitzenden Cynipidengallen ſtören im allgemeinen das betreffende Blatt in ſeiner Entwickelung und Lebensfähigkeit nicht, und üben auch auf die Pflanze ſelbſt keine er— kennbare ſchädliche Rückwirkung aus. Von dem anatomiſchen Baue der Cynipidengallen hat zuerſt Lacaze-Duthiersy viele Beſchreibungen gegeben. Man kann bei den Cynipidengallen. meiſten dieſer Gallen, beſonders bei den Blattgallen, folgende drei Gewebe unterſcheiden, in welche ſich das urſprüngliche Meriſtem, aus dem die Galle hervorgeht, differenziert. 1. Die Außenſchicht, beſtehend aus der Epider— mis, die bisweilen durch eine Korkſchicht verſtärkt iſt, und aus einer darunter liegenden mehr oder minder mächtigen Schicht weichwandiger Parenchymzellen von übrigens ſehr mannigfaltiger Beſchaffenheit. 2. Die Hartſchicht oder Schutzſchicht, couche protectrice Lacaze-Duthier's, eine aus verholzten, ſehr dickwandigen, punktierten Sclerenchymzellen beſtehende Schicht von wech— ſelnder Mächtigkeit. 3. Die Innenſchicht, das Gallenmark, oder die Nährſchicht, couche alimentaire Lacaze-Duthiers', eine aus zart wandigen, kleinen, mit trübem Protoplasmainhalt erfüllten, alſo eiweiß— reichen Parenchymzellen beſtehende, mehr oder minder mächtige, die Larven— ) Ann. des sc. nat. 3. ser. T. XIX, pag. 273 fl. In Apfeln. Gallweſpen. Bau der Pflanzenſtoffe in den Cynlpiden— gallen. Entwickelungs⸗ geſchichte der Gallen. 204 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden kammer auskleidende Schicht, welche von der Larve allmählich verzehrt wird, zum Teil wohl auch allmählich in Beſtandteile der Schutzſchicht ſich umwandelt. Die Unterſcheidung dieſer drei Gewebe iſt nicht bloß in ana— tomiſcher, ſondern vorzüglich auch in phyſiologiſcher Beziehung, inſofern als die Gallen Ernährungs- und Schutzorgane des in ihnen lebenden Paraſiten ſind, gerechtfertigt. Die von Lacaze-Duthiers noch benannten Schichten couche sous-epidermique, couche spongieuse ete. bedeuten nur einzelne Zonen des oben als Außenſchicht bezeichneten Teiles mit Rückſicht auf die Zellformen, die aber bei den verſchiedenen Gallen außerordentlich mannig— faltig ſind und daher keine allgemein anwendbare Bezeichnungen geſtatten. Die Fibrovaſalſtränge der Blattgallen ſind Fortſetzungen der benachbarten Nerven des Blattes und verlaufen meiſt unter Verzweigungen und Anaſto— moſen in der Außenſchicht. In den Stengelgallen ſind die Fibrovaſal— ſtränge die urſpünglichen des Stengels. Meiſt erſtarken ſie nur unbedeu— tend, ſtellen dünne Bündel weniger Spiralgefäßzellen dar. In Gallen, welche nur kurze Zeit funktionieren (vom Paraſiten bald wieder verlaſſen werden) kann die Schutzſchicht ganz fehlen, Außen- und Innenſchicht grenzen dann an einander oder ſind wegen ihrer ähnlichen Beſchaffenheit nicht differenziert. Auffallend iſt in den Cynipidengallen der reiche Gehalt an aſſimi— lierten Stoffen, welche von der Pflanze erzeugt und in der Galle nieder— gelegt werden. Es bezieht ſich das namentlich auf Gerbſtoff, Stärkemehl, Dralate und Eiweißſtoffe; die letzteren beſonders in der Nährſchicht der Gallen. Nach den vergleichenden Unterſuchungen Küſtenmacher's) kommen die drei erſtgenannten Stoffe ſehr verbreitet auch in andern Gallen, außer Cynipiden— gallen vor, und es ſoll kein ſpezifiſcher Unterſchied des Gallengerbſtoffes von dem normalen Gerbſtoff der übrigen Pflanzenteile auffindbar ſein, während man ſonſt einen ſpezifiſchen pathologiſchen Gerbſtoff in den Gallen annahm. Über die Entwickelungsgeſchichte dieſer Gallen liegen Beobachtungen vor, welche von Prillieux?) an den Blattgallen von Spathegaster vesi- catrix, Spathegaster baccarum und Andricus curvator gemacht worden ſind, ſowie diejenigen, welche ich ſowohl an den Blattgallen von Cynips Reaumurii als auch an den von Cynips terminalis und Cynips foecunda- trix verurſachten Knoſpengallen angeſtellt und bereits in der erſten Auflage dieſes Buches S. 766 beſchrieben habe. Hiernach beſteht der erſte Anfang dieſer Gallen darin, daß das Gewebe in der Umgebung der Stelle, an welche das Ei gelegt worden iſt und an welcher ſich die Larve entwickelt, in ein Teilungsgewebe (Meriſtem) übergeht. An den Blättern iſt dies immer das Meſophyll, beziehentlich das Parenchym der Blattrippen, an den Stengeln iſt es das Mark oder das geſamte Grundparenchym, das heißt Mark, Markſtrahlen und teilweiſe die Rinde, indem oft ohne beſtimmte Regel die Eier in dieſe Gewebe verteilt werden, ſo daß auch die urſprüng— lich kreisförmige Anordnung der Fibrovaſalſtränge in Unordnung kommen kann, was durch ſpätere Verzweigungen derſelben ſich noch ſteigert. Über— haupt werden ſchon frühzeitig die in der nächſten Nähe der Gallenanlage befindlichen Leitungsorgane verſtärkt, was mit dem Bedürfnis erhöhter ) Beiträge zur Kenntnis d. Gallenbildungen, Pringsheim's Jahrb. f. wiſſ. Botanik XXVI. 1894. 2) Ann. des sc. nat. 6 ser. T. III, pag. 113 fl. 11. Kapitel: Hautflügler 205 Nährſtoffzufuhr aus der Pflanze nach der Galle zuſammenhängt. In vielen Fällen wird das Ei wohl unzweifelhaft ins Innere der Gewebe eingeſchoben; indes kommt nach Beyerinck) doch auch in andern Fällen keine Ver— wundung vor, indem das Ei auf der Oberfläche eines entwickelungsfähigen Gewebes niedergelegt und dann von dem letzteren durch Wachstum umwallt und eingeſchloſſen wird. Auch Küſtenmacher (J. e.) teilt dies beſtätigende Beobachtungen mit. Durch Wachstum jenes Meriſtems entſteht der Gallen— körper, der an den Blättern bald als eine Verdickung der ganzen Blatt— maſſe nach beiden Seiten hervortritt (innere Gallen nach Lacaze-Duthiers! Einteilung), bald nur an der einen Blattſeite hervorwächſt (äußere Galle Lacaze-Duthiers), an Stengeln durch Verkürztbleiben, aber ſtarke Ver— dickung des infizierten Stengelſtückes meiſt im ganzen Umfange desſelben zu ſtande kommt. Da das Dickenwachstum vorwiegend innere Gewebe betrifft, ſo behält die Galle an ihrer Oberfläche meiſt auch die urſprüngliche Epi— dermis und die an dieſe zunächſt angrenzenden Zellenſchichten, nur werden dieſelben durch Zellteilungen in der Richtung der Oberfläche entſprechend der Vergrößerung der Galle ausgedehnt. Dagegen kann ſich auch bei Gallen, die aus dem Innern hervorwachſen, aus den urſprünglichen Me— riſtemkörper auch die neue Epidermis der Galle differenzieren. Zugleich können eigentümliche neue Haarbildungen, beziehentlich vermehrte Bildung von Blättern an der Oberfläche der Galle eintreten. Manche Cynipiden legen nur an eine einzige Stelle ein Ei; die Galle enthält dann im Centrum eine einzige Höhlung, in welcher die Larve lebt. Andre pflegen viele Eier an eine Stelle, jedoch jedes an einen beſonderen Punkt zu legen; dann befinden ſich in der Galle zahlreiche Larvenkammern. Als Beiſpiel zur Erläuterung der Entwickelung dieſer Gallen wähle Beiſpiel einer ich nach meinen Unterſuchungen die oft zu Hunderten auf der UnterſeiteGallen-Entwicke— der Eichenblätter befindlichen, zierlichen, hemdenknopfförmigen Gallen der lungsgeſchichte. Cynips Reaumurü (Fig. 50 c). Sie entſtehen Anfang Juli auf den nahezu erwachſenen Blättern. Wenn noch kaum eine äußere Anſchwellung des Blattes den Ort des abgelegten Eies verrät, iſt ſchon das Meſophyll rings um die in der Mitte liegende kleine, die junge Larve bergende Höhle in lebhafte Zellteilung übergegangen Fig. 49 A); das Gewebe hat den Charakter eines Meriſtems angenommen. Die an der Oberſeite liegende Stichſtelle iſt durch Vernarbungsgewebe verwachſen, welches bisweilen noch zu erkennen iſt (Fig. 49 Aw). Relativ wenig find die unter der Epidermis der Oberſeite (o) gelegenen Paliſſadenzellen durch Zellteilungen betroffen; ſie haben ſich vorwiegend durch Querſcheidewände geteilt. Vielmehr iſt hauptſächlich die nach der Blattunterſeite (u) gelegene Hälfte des Meſophylls meriſtematiſch geworden, was jchon zeitig eine ſchwache Erhebung der Ober— fläche an dieſer Seite zur Folge hat. Dieſelbe tritt dann bald ſtärker hervor als ein fonveres Polſter, an deſſen Rande die Epidermis durchriſſen wird, ſo daß an dieſer Stelle der Galle eine Neubildung von Epidermis aus inneren Zellen eintreten muß (Fig. 49 Be). Das hervorgewachſene Polſter, welches anfangs aus der ſcharf unterſchiedenen Epidermis und im übrigen nur aus Meriſtem beſteht, iſt der Anfang der eigentlichen Galle. Dieſer Körper erſtarkt nun beträchtlich und nimmt die abgeplattete Form ) Beobachtungen über die erſten Entwickelungsphaſen einiger Cynipiden— gallen, Amſterdam 1882. 206 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden der Galle an. Während die Larve ſich aus dem Blatte ins Innere des Auswuchſes zieht, indem es ſeine Höhle durch Fraß nach dorthin erweitert, beginnt die Gewebedifferenzierung der Galle, welche durch Fig. 49 C ver deutlicht wird ) Eine ſchließlich aus dickwandigen, poröſen Sclerenchym— zellen beſtehende Schutzſchicht ss umſchließt eine aus dünnwandigen, mit trübem Inhalt verſehenen Zellen beſtehende Nährſchicht mit der Larvenkammer. Umgeben iſt ſie von der Außenſchicht, welche aus einem ziemlich groß— zelligen, reich mit Stärkekörnern erfüllten Parenchym, ſtark cuticulariſierten, mit roter Inhaltsmaſſe erfüllten Epidermiszellen und an der Scheitelfläche aus einer unter der Epidermis ſoeben ſich bildenden Korkſchicht beſteht. Eine innere Zone der Außenſchicht, welche an die Seiten der Schutzſchicht angrenzt, behält noch Meriſtemcharakter; ſie bewirkt das allmähliche weitere DR: SEC N S ISA DE 8 N e N 125 3 I 8 . 10 In 1 0 U 2 Fig. 49. Entwickelung der Galläpfel des Neuroterus (Cynips) Reaumurii auf den Blättern von Quercus pedunculata. A eriter Anfang, B nächſtes Stadium, ( junger Gallapfel, u Unterſeite, o Oberſeite des Blattes, e Epidermis. w Vernarbungsgewebe an der Stichſtelle der Weſpe. s Schutzſchicht der Galle, innerhalb dieſer Schicht das Mark mit der Larvenkammer. p ſtärkeführendes Parenchym der Außenſchicht. k Fibrovaſalſtrang. Wachstum der Galle in die Breite, und in ihr entſtehen auch Fibrovaſal— ſtränge (Fig. 49 CF), welche Fortſetzungen derjenigen des Blattes ſind. An der fertigen Galle hat ſich der ganze Körper, und mit ihm ſämtliche Gewebe beträchtlich in die Breite ausgedehnt; die Larvenkammer liegt jetzt, wie es durch die Anlage der Schutzſchicht vorgeſchrieben iſt, als eine ſchmale 1) Den Bau der fertigen Galle beſchrieb ſchon Lacaze-Duthiers, l. e, pag. 315 ff., u. Taf. 18, Fig. 5— 9. 11. Kapitel: Hautflügler 207 Hö hlung in querer Richtung. Jetzt iſt auch die eigentümliche Haarbeklei— dung der Galle vollendet. Dieſelbe beginnt zeitig am unteren Rande derſelben und ſchreitet allmählich bis an den Rand der Scheitelfläche hinauf. Sie beſteht aus ſtarken, einfachen Haaren, welche alle gegen die Baſis der Galle hin gekrümmt find (vergl. Fig. 49 C). Die von Prillieux angeſtellten entwickelungsgeſchichtlichen Unter- Entwickelungs- ſuchungen zeigen, daß der eben beſchriebene Entwickelungsgang ſich im geſchichtlich ab— allgemeinen auch bei andern Eichenblattgallen wiederfindet. Abweichungenweichende Gallen. kommen inſofern vor, als bei der ebenfalls äußerlich an einer Seite des Blattes vortretenden kugelförmigen Galle von Spathegaster baccarum auch die Epidermiszellen des Blattes in vielmals wiederholte Teilung in tangentialer Richtung übergehen und dadurch ein Gewebe von 6 bis 8 Zell— ſchichten bilden, welches gegen 30 mal ſo dick als die normale Epidermis wird und mit zur Bildung der Außenſchicht beiträgt. Auch die Galle von Spathegaster vesicatrix, welche eine innere iſt, d. h. auf beiden Blatt— ſeiten hervorragt, hat nach Prillieux dieſelbe Entwickelungsgeſchichte; auch bei dieſer beteiligt ſich die Epidermis durch tangentiale Teilungen, wodurch die Epidermis zu 2—3 Zellſchichten wird; Bildung einer Schutz ſchicht unterbleibt hier. Die dritte von Pril lieux unterſuchte Galle, die von Andricus (Cynips) eurvator Hart,, iſt inſofern abweichend, als in dem großen Hohlraum der ſtets neben einem Blattnerv ſtehenden Galle entweder frei oder der Innenſeite ihrer Wand leicht angeheftet eine kleine, nieren— förmige Innengalle ſich befindet, welche die Larve enthält. Sie wird in ähnlicher Weiſe wie die vorigen angelegt, aber frühzeitig hört der aus Schutzſchicht und Mark beſtehende Kern auf ſich zu vergrößern und wird zur Innengalle, während die Außenſchicht weiter wächſt, ſo daß eine Zerreißung eintritt und ein Hohlraum ſich bildet, in welchem die Innengalle liegt. Die Außenſchicht bildet endlich an ihrer Innenſeite eine Art neuer Schutzſchicht von dickwandigen, punktierten Zellen. Die Gallweſpen ſchwärmen meiſt im Frühjahr und legen in dieſer Lebensweiſe der Zeit ihre Eier in die Pflanzenteile ab. Bei dieſem Akt iſt die Erzeugerin Gallweſpen. der Roſenbedeguare, Rhodites Rosae Z., von Adler!) beobachtet worden. Das Tierchen ſucht die Knopen oder die Spitze eines Roſentriebes auf; hier ſenkt es die Hinterleibsſpitze tief zwiſchen die noch unentfalteten Blätter; die Bauchſpalte öffnet ſich klaffend, indem das große pflugſcharförmige letzte Segment nach abwärts gezogen wird, darauf tritt raſch der bis dahin im Hinterleibe verborgene Legeſtachel hervor und dringt ein, um die Gegend des Vegetationspunktes zu erreichen. Dabei arbeitet die Weſpe mit ſicht— barer Anſtrengung 24 bis 48 Stunden lang, 40 bis 50 und mehr Eier legend. Wie jedoch Pasclavszky?) beobachtete, werden nicht der Vegetationspunkt ſelbſt, ſondern immer nur die Stiele oder Hauptrippen der Blätter mit Eiern belegt; und zwar werden die Eier in die Epidermis gelegt; die Larven kriechen ſpäter in das innere Gewebe. Auch die eichen— bewohnenden Gallweſpen legen ihre Eier meiſt ſchon in die Knoſpe, und die Galle entwickelt ſich erſt mehr oder weniger lange Zeit nach dem Aus— ſchlagen der letzteren. Die Gallenbildung ſcheint bei allen Gallweſpen erſt zu beginnen, wenn die Larven den Eiern entſchlüpft ſind und daher wohl 1) Deutſche entomolog. Zeitſchr. 1877. J, pag. 209 ff. 2) Botan. Centralbl. 1883, XIII, pag. 338. Inquilinen. Cynipidengallen auf Eichen. 208 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden mehr eine Wirkung der Lebensaktionen der Larven zu ſein. Alle Cynipiden verpuppen ſich in den Gallen und die meiſten überwintern auch in den— ſelben, während dieſe noch auf der Pflanze ſich befinden oder abgefallen ſind. Sie überwintern in den Gallen entweder als Larve und verpuppen ſich erſt im Frühjahr, oder (da der Puppenzuſtand nur kurze Zeit dauert) als vollkommenes Inſekt. Das letztere verläßt die Galle, indem es ſich ein kreisrundes Loch nagt. Einige bringen den Winter an geſchützten Orten außerhalb der Galle zu. Von manchen Cynipiden ſind nur Weibchen bekannt, und es iſt beſonders von Adler (J. c.) nachgewieſen, daß manche parthenogenetiſch Eier legen. Außerdem find wir durch Adler (J. e.) über einen höchſt eigentümlichen Generationswechſel einiger Gallweſpen auf— geklärt, der auch mit einem Dimorphismus ihrer Gallen verbunden iſt, indem die beiden Gallweſpengenerationen auch zwei verſchiedene Gallen erzeugen, die man bisher für diejenigen zweier verſchiedener Cynipiden gehalten hat. Die linſenförmigen Gallen des Neuroterus laeviusculus Schenck, bilden ſich auf den Eichenblättern im Juli. Die Weſpen ſchlüpfen Ende des Winters aus ihnen aus und legen ſchon im März ihre Eier in die Knoſpen, und zwar in jede nur ein oder wenige, wobei der Lege— ſtachel um die Schuppen der Knoſpe herum eindringt. Es bilden ſich dann ſchon im Mai einzeln oder zu wenigen auf einem Blatte kugelige, weiche, in der Blattmaſſe liegende und beiderſeits vorragende Gallen, aus welchen die total verſchiedene Gallweſpe Spathegaster albipes Scherck bereits im Juli ausfliegt. Dieſe begiebt ſich auf die noch nicht ausgewachſenen Blätter und legt hier ihre Eier ab, worauf ſich oft zu hundert und mehr auf einem Blatte die Linſengallen entwickeln, welche wieder dem Neuroterus das Daſein geben. Letzterer it die Wintergeneration, welche nur in weiblichen Tieren vorkommt und im Frühjahre die Eier parthenogenetiſch abſetzt, während Spathegaster die jeruelle Sommergeneration iſt. Dieſes eine Beiſpiel des Generations- und Gallenwechſels mag hier genügen. Wir führen unten die bisher bekannten Fälle ſolcher Zuſammengehörigkeit verſchiedener Eichengallen auf. Sehr häufig legen fremde Weſpen, die nicht ſelbſt Gallenbildner ſind, teils gewiſſe Cynipiden, teils Schlupfweſpen, ihre Eier in die Gallen, wo ſich ihre Larven auf Koſten der letzteren und vielleicht auch von den Larven des Gallenbildners ernähren. Oft erhält man daher aus den Gallen ſtatt des letzteren nur dieſe ſogenannten Einmieter oder Inquilinen. J. Cynipidengallen an Eichen. Es giebt keine Pflanzengattung, welche an Cynipidengallen ſo reich wäre, wie die Eiche. Am genaueſten bekannt ſind die Gallen der euro— päiſchen Eichenarten. Unter dieſen kommen die allermeiſten auf den mitteleuropäiſchen Eichenarten vor!): dieſelben dürften ſich über den ganzen ) Die erſten Beſchreibungen dieſer Gallen gaben Malpighi, De Gallis in Opera omnia, London 1687, T. I. und Réaumur, Mém. pour servir a P’hist. des Insectes, T. 3, IX u. XII. Man vergl. beſonders Hartig in Germar's Magazin f. d. Entomol. I u. II., Schenck, Naſſauiſche Eyni- piden und ihre Gallen in Jahrb. des Ver. f. Naturk. im Herzogt. Naſſau. 11. Kapitel: Hautflügler 209 Verbreitungsbezirk dieſer Eichen erſtrecken; auch ſind ſie zum größten Teile in England gefunden worden!). Auf den orientalifchen Eichenarten finden ſich andre Gallen als auf den mitteleuropäiſchen. Auch die nordameri— kaniſchen Eichen find ſehr reich an Cynipidengallen; nach Oſten-Sacken)), dem wir einige Kenntniſſe darüber verdanken, hat jede der etwa 30 Eichen— arten, die in den Vereinigten Staaten einheimiſch ſind, ihre eigenen Gallen, die von den europäiſchen verſchieden ſind; Czech?) fand an einer kaliforni— ſchen Eiche 6 Cynipidengallen, von denen zwei mit europäiſchen überein— ſtimmen. Die im Folgenden aufge— zählten Gallen beziehen ſich, wo nichts andres angegeben iſt, auf die mittel— europäiſchen Eichen (Quercus sessili— flora, pedunculata und pubescens); doch kommen viele dieſer Gallen auch auf den ſüdeuropäiſchen Eichenarten vor. l. Cynips (Dryophanta) Blattgallen an seutellaris Od. (Cynips folii mitteleuropät- Hartig). Bis über 2 mm große, ſchen Eichen. kugelrunde, im Herbſt auf der Unter- ſeite der Blätter unſrer Eichen an den Seitenrippen ſitzende, gelbliche, oft rotbäckige, ſchwammig weiche und ſaftige Galläpfel (Fig. 50a), welche im Centrum eine einzige kleine Larvenkammer enthalten und aus einem gleich der Epidermis gerbſtoff— reichen Parenchym beſtehen. Die Zellen desſelben ſind in radialer Richtung etwas geſtreckt, nehmen nach innen an Größe ab, ſind dünnwandig mit Ausnahme der innerſten engiten, Fig. 50. welche zum Teil dicke, getüpfelte Mem— braunen haben und eine ſehr dünne Schutzſchicht um die Larvenkammer darſtellen. Gefäßbündel durchziehen das Parenchym in verſchiedenen Rich— Cynipidengallen aufEichenblättern. a von Cypnis seutellaris, b von Cy- nips divisa, c von Neuroterus Reau— murii, d von Neuroterus Malpighii, e von Biorhiza renum, f von Neu- Natürliche Größe. roterus ostreus. tungen, unter Verzweigung und Ana— ſtomoſierung; die Epidermis iſt ſtark cuticulariſiert. Die Weſpe überwintert 1862, 1863., Giraud, in Verh. d. zool. bot. Geſ. Wien. 1859, pag. 337 ff., L. Mayr, Mitteleuropäiſche Eichengallen. Wien 1871, die Genera der gallenbewohnenden Cynipiden. Wien 1881, und die europäiſchen Arten der gallenbewohnenden Cynipiden. Wien 1882. ) Nach Ormerod, refer. in Juſt, Bot. Jahresber. f. 1877, pag. 497. 2) Stettiner entomol. Zeitg. 1861, pag. 405 ff. 3) Bot. Zeitg. 1875, pag. 322. Frant, Die Krantheiten der Pflanzen. 2. Aufl. III. 14 210 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden in der Galle auf dem abgefallenen Laub. Sie kommt nur in weiblichen Individuen vor, welche parthenogenetiſch Eier legen, aus denen die ſexuelle Sommerform Spathegaster Taschenbergi Schlechtend. hervorgeht, welche ſamtartig behaarte Gallen erzeugt, die aus Knoſpen ſich entwickeln. 2. Cynips (Dryophanta) longiventris Harig. Blattgallen, denen der erſtgenannten Weſpe ähnlich, aber nicht viel über 3 mm groß, härter und oft mit roten, kreisförmigen Binden !). Ebenfalls an unſern Eichen, aber ſeltener. Die geſchlechtliche Generation ſoll Spathegaster similis ſein. 3. Cynips divisa Zarlig. Gallen auf den Mittel- und Seitenrippen der Blattunterſeite, kugelig, 5—6 mm groß, hart, glatt, glänzend, gelblich oder rot, einkammerig?), oft in großer Anzahl auf einem Blatte (Fig. 50 b). Die Weſpe im Frühjahr. Nach Adler iſt dies die agame Form zu Spathe- gaster verrucosa (j. unten.) 4. Cynips (Dryophanta) agama Zarzg. Gallen mit den vorigen häufig zuſammen vorkommend, denſelben ſehr ähnlich, aber nur 2 bis 3 mm groß. 5. Cynips (Dryophanta) disticha Harig. Auf der unteren Blattſeite ſitzende, 2—5 mm große, abgeſtutzt kegelförmige oder faſt walzige, oben eingedrückte, harte, durch eine horizontale Scheidewand zweifächerige, nur im untern Fache bewohnte Gallen, im Herbſt. 6. Biorhiza (Trigonaspis) renum artig. Auf den Seiten⸗ rippen der Blattunterſeite ſitzende, I—3 mm große, nierenförmig⸗xundliche, harte, dünnwandige, glänzende, gelbe oder rötliche, reif abfallende Gallen (Fig. 50 e), im Herbſt. 7. Neuroterus ostreus Zaräg (Andricus ostreus G.). Die Galle ſitzt unterſeits an der Mittelrippe, iſt 2—3 mm groß und beiteht aus einer der Länge nach muſchelartig geſpaltenen, häutigen Außenſchicht, in welcher die länglichrunde, gelbe, harte, dünnwandige, einkammerige Innen— galle ſich befindet, welche ſpäter herausfällt (Fig. 50 f) und meiſt von In⸗ quilinen bewohnt iſt. Nach Küſtenmacher (J. c.) wird das Ei in den Xylemteil des Holzes der Rippen gelegt, die eigentliche Innengalle ent⸗ wickelt ſich aus dem noch im Procambiumzuſtande befindlichen Xylem, während die klappenförmige Außenſchicht aus dem Phloämteil hervorwächſt. 8. Neuroterus Malpighii Hartig (Neuroterus lenticularis O.). Gallen linſenförmig, kreisrund, 5—4 mm im Durchmeſſer, am Rande flach, in der Mitte mit nabelförmiger Erhöhung, mit kurzen, rotbraunen Haaren bedeckt, in der Mitte der Baſis mit kleiner Stelle anſitzend (Fig. 50 d), auf der Unterſeite des Blattes, ſeltener auf der Oberſeite des Blattes, oft in großer Anzahl, im Herbſt reif. Die Weſpe erſcheint im Frühjahr, legt die Eier im März in die Knoſpen, worauf ſich nach Adler als geſchlechtliche Sommergeneration Spathegaster baccarum Z. ent wickelt, deſſen oben (S. 207) erwähnte, kugelige, 4—8 mm große, in der Blattmaſſe ſitzende und unterſeits vortretende, auch an den männlichen Kätzchen ſich bildende, ſehr weiche, ſaftige Galle ſchon im Mai entwickelt iſt und nach wenigen Wochen von der fertigen Weſpe verlaſſen wird. ) Vergl. Lacaze-Duthiers, 1. e., pag. 303. 2) Vergl. Lucaze-Duthiers, 1. e., pag. 301. 11. Kapitel: Hautflügler 211 9. Ne uroterus laeviuseulus S. Gallen der Wintergeneration denen der vorigen ſehr ähnlich, aber an der Baſis gewölbt und kahl. Die Gallen der Sommergeneration ſind die von Neuroterus albipes Senf, bis 3 mm groß, länglichrund, hellgrün, auf der Blattoberſeite etwas hervor— ragend. 10. Neuroterus (Cynips) Reaumurii artis (Neuroterus numismatis Olis.). Die oben beſchriebenen, ungefähr 2 mm großen, hemdenknopfförmigen, mit ringförmigem, ſeidenartig behaartem Wulſt am Rande verſehenen, oft zu mehr als 100 auf der Unterſeite des Blattes ſitzenden Gallen (Fig 500), die im Herbſt reif ſind. Die zugehörige Geſchlechtsform iſt nach Adler Spathegaster vesicatrix Schlecht., deren Gallen eine etwa 4 mm breite Ver— dickung der Blattmaſſe daritellen. 11. Andrieus curvator Harig. Die oben (S. 207) erwähnte, 4-5 mm große, dünnwandige, und in ihrer Höhlung eine Innengalle bergende, auf beiden Blattſeiten ziemlich gleich halbkugelig vorragende Galle, welche an dem eingezogenen Blattrande, neben der Mittel- oder Seitenrippe ſich bildet und um welche das Blatt zuſammengezogen und gekrümmt iſt. Die Galle iſt im Mai reif. Die Weſpe iſt die ſexuelle Form von Andrieus collaris (ſ. unten S. 216). 12. Neuroterus tricolor art., erzeugt meiſt an der Unterſeite der Blätter ca. 5 mm große, ſaftige, entweder faſt weiße, mit langen, ein— zelligen, weißen oder roten Haaren beſetzte oder auch faſt unbehaarte Gallen. Die zugehörige agame Form iſt Neuroterus fumipennis Zart. — Küjten- macher (J. c.) unterſcheidet noch zwei ähnliche Gallen, deren Weſpen er als Andricus pseudostreus und Dryophanta pseudodisticha bezeichnet. Sie find der Baccarum-Galle ähnlich. Die erſtere wird aber zur Reife gelb und ſchrumpft nicht ein, wie dieſe, fie iſt nur 4 mm groß. Die andre iſt zur Reife mehr grauweißlich, ſchrumpft nach dem Ausfliegen der Weſpe ſtark ein und wird bis 10 mm im Durchmeſſer. 13. Andricus testaceipes Hartig erzeugt eine Anſchwellung des Blattſtieles oder der Blattrippen (Fig. 54 A), mit einer erweiterten Mark— höhle, in welcher die Larvenkammer ſich befindet. Dies iſt nach Adler die ſexuelle Sommergeneration zu der agamen Generation der Cynips Sie— boldi in den Wurzelgallen (ſ. unten S. 219). 14. Andricus cocciferae Zichz., erzeugt an den Blättern und Blattſtielen von Quercus coccifera in Südfrankreich ſiegellackrote Gallen, ſowie ebendaſelbſt Andrieus ilieis ZL, an den Blättern von Quercus ilex grüne Gallen, nach Lichtenſtein ). 15. Auf Quercus cerris ſind nach Giraud?) mehrere Blattgallen bekannt geworden, und zwar von: a) 8 lanuginosus 2 5 Galle auf der Unterſeite des Blattes, 4— 5 mm, etwas breiter als hoch und mit feinen Haaren bekleidet. b) Neuroterus saltans G., Galle unterſeits neben der Mittelrippe, ähnlich der von Neuroterus ostreus, 2 mm lang. c) Neuroterus minutulus Gir., Galle auf den Seitennerven an der Unterſeite, ſtecknadelkopfgroß, rund oder wenig abgeplattet, mit warziger Oberfläche. 1) Ann. de la soc. entom. de France 1877. Bull. entom. pag. CII. 2) Verhandl. d. zool. -bot. Geſ. Wien 1859, pag. 337 ff. 14* Blattgallen an Quercus cocci- fera. Blattgallen an Quercus cerris. Blattgallen an nordamerikani⸗ ſchen Eichen. Knoſpengallen von Cynips terminalis. 212 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden d) Andrieus Cydoniae G’r., Galle am Blattſtiel und an den Zweigen, unregelmäßig rund, quittenähnlich, filzig, mit mehreren Larven— kammern; das befallene Blatt meiſt faltig zuſammengezogen. e) Andricus multiplicatus 6, Galle der vorigen ſehr ähnlich, aber ganz von Blattfalten umhüllt und ſpäter reifend als jene. f) Andricus nitidus ., Galle auf der Blattunterſeite, 4 6 mm, genau rund, mit kurzen, glänzenden Haaren bekleidet, und mit einer einzigen Larvenkammer. g) Spathegaster nervosus 6, Galle am Blattrande, johannis— beergroß, von ſchwammiger Beſchaffenheit, einkammerig. 16. An den nordamerikaniſchen Eichen ſind beſonders von Oſten— Sacken (J. c.) viele Blattgallen von Cynipiden beſchrieben worden, und zwar: a) Cynips quercus pisum Ye, an Quereus alba auf der Unter— ſeite des Blattes eine rundliche, mit einer harten, holzigen, netzförmigen Oberfläche verſehene Galle. b) Cynips quereus tubicola ©. S., an Quercus obtusiloba, Gallen zu 30—40 dicht beiſammen auf der Blattunterſeite, cylindriſch, röhrenförmig, an der Außenſeite mit zahlreichen, kirſchroten Stacheln. c) Cynips quereus celebs O. S., an Quercus rubra, Galle am Blattrande, als Fortſetzung einer Seitenrippe, geſtielt, ſpindelförmig, hellgrün. d) Cynips quercus lanae Hu, an Quereus alba, dicht wollige haſel- und wallnußgroße Auswüchſe an der Unterſeite der Mittelrippe, welche viele Larvenkammern enthalten. e) Cynips quercus verrucarum O. S., veranlaßt kleinere, rund— liche, warzenförmige, wollige Auswüchſe an Quereus obtusiloba. f) Cynips quercus palustris 0. S., an quereus palustris, Galle im Frühlinge an den jungen Blättern, kugelrund, an beiden Blattſeiten vorragend, hohl und mit einem weißlichen, frei in der Höhle befindlichen Kern. g) Cynips quercus futilis O. S., an Quercus alba, der vorigen ähnliche, aber kleinere Gallen mit mehreren Kernen. — Ahnliche kleine, nur wenige Millimeter große Gallen ſind noch von mehreren nordamerikaniſchen Gallweſpen an andern Eichenarten bekannt. h) Cynips quercus nigrae O. S., an Quercus nigra. Dieſe Galle iſt eine häutige Anſchwellung der Mittelrippe mit vielen Larvenkammern. i) Cynips confluens Harris, erzeugt auf Quercus rubra eine ſehr häufige kugelrunde, derjenigen der Cynips seutellaris ſehr ähnliche Galle von ſchwammiger Subſtanz auf der Blattunterſeite. 17. Cynips (Andricus) terminalis Zaräg. Aus einer End- oder Seitenknoſpe der Eichenzweige entſteht im Frühlinge ſtatt eines belaubten Sproſſes eine ſchwammige, bleiche oder rotbäckige, apfelförmige Galle (Fig. 51), bisweilen von der Größe eines Kartoffelknollen, mit dem ſie auch morphologiſch inſofern übereinſtimmt, als ſie das vergrößerte Axenorgan iſt, an welchem die Blattbildung vollſtändig unterdrückt iſt, und nur am Grunde noch Knoſpenſchuppen ſitzen. Durch ungleichmäßiges Wachstum wird der Körper mehr oder weniger längsrippig oder ſogar gelappt. Auch ſind oft mehrere Knoſpen zugleich in Gallen umgewandelt, letztere ſitzen dann traubig beiſammen. Die Oberfläche iſt glatt, die Epidermis ſpaltöffnungs— los. Das Parenchym iſt mächtig entwickelt, ſchwammig wegen großer luft— 11. Kapitel: Hautflügler 213 haltiger Intercellularen, die durch eine ſtellenweiſe faſt ſternförmige Geſtalt der Zellen erzeugt werden; die Zellen ſind chlorophylllos. Von der Baſis aus durchziehen Gefäßbündel anaſtomoſierend und in verſchiedenen Rich— tungen laufend das Parenchym. Letzteres iſt durchſäet von den zahlreichen, kleinen Larvenkammern !). Dieje ſind anfangs runde Neſter von interſtitien— loſem, meriſtematiſchem Parenchym, in der Mitte mit einer die Larve ein— ſchließenden Höhlung. Sie ſind von Fibrovaſalſträngen umzogen, welche auch in das Meriſtem ſich verlieren. Aus letzterem entſteht ſpäter eine die Kammerwand bildende Schicht dickwandiger, verholzter Sclerenchymzellen. Fig. 51. A Wurzelgalle auf Eichen, woraus die Biorhiza aptera kommt; a leere Galle mit Flugloch. B Knoſpengalle, aus der die geſchlechtliche Cynips terminalis kommt; b Längsdurchſchnitt durch eine ſolche Galle mit zahlreichen Larvenkammern. Nach Adler. Die Weſpe erſcheint im Juni und Juli. Die Gallen bleiben an den Zweigen bis zum andern Frühjahr; nach Verſchwinden des ſchwammigen Gewebes ſind dann nur die dicht beiſammenſtehenden, durchlöcherten, holzigen Larven⸗ kammern vorhanden. Andrieus terminalis iſt nach Adler und Beyerind die geſchlechtliche Sommergeneration; als pathenogenetiſch ſich fortpflanzende Wintergeneration ſoll dazu die unten (S. 219) genannte Biorhiza aptera gehören. — Ahnlich ſcheint die Galle zu ſein, welche in Nordamerika Cynips quercus batatas Fitch an Quercus alba erzeugt. 18. Cynips Kollari Be. Die Gallen beginnen ſich jchon vor dem Winter zu entwickeln und find im Frühjahr reif, befinden fich an der Stelle einer Winterknoſpe oder kommen neben derſelben hervor, die dann ſtets verkümmert. Sie entſtehen ebenfalls als eine mächtige Anſchwellung des Axenorganes der Knoſpe, ſind faſt genau kugelrund und bis 2 em im Durchmeſſer (denen der Cynips scutellaris ſehr ähnlich), glatt, braungelb, faſt ganz aus ſchwammigem, von dünnen Gefäßbündeln durchzogenen Ge— ) Vergl. Lacaze-Duthiers, 1. e., pag. 330. Taf. 18, Fig. 16, 17. Knoſpengallen von Cynips Kollari. 214 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beihädigung., welche d. Tiere verurſacht werden webe beſtehend und im Centrum mit einer runden, holzigen Larvenkammer 9. Gewöhnlich ſind die meiſten Knoſpen eines Zweiges in dieſer Weiſe de— formiert. leppo⸗Galläpfel 19. Cynips tinetoria Z. it die Veranlaſſerin der offizinellen an Quercus Aleppo-Galläpfel oder Levantiſchen en welche in Klein⸗ infectoria. aſien und der Türkei an Quercus infectoria vorkom- men, als 2—3 em große, kugelige, an den Seiten und an den Spitzen der Zweige ſitzende Gallen, von den vorigen durch größere Härte und höckerige Oberfläche un⸗ terſchieden. Knoſpengalle 20. Cy nips foecun- von Cynips datrix Hartig, verwandelt foecundatrix. die End- und Seitenknoſpen in eine bis 2,5 em lange, artiſchokenförmige Galle, wel- che im Gegenſatz zu den vorigen mit einer mächtigen Entwickelung von Knoſpen⸗ ſchuppen verbunden iſt (Fig. 52). Statt zu nor⸗ malen Winterknoſpen ſich auszubilden, vergrößern ſich die infizierten Knoſpen raſch. Sie fahren dann in der Bil— dung von Knoſpenſchuppen fort, d. h. es werden keine Laubblätter, ſondern nur die Nebenblätter derſelben in veränderter Form und Größe gebildet, und zwar kommt deren eine ungewöhnlich große Zahl zur Entwickelung. Die Axe der Knoſpe nimmt Fig. 52. nämlich mehr eine napfe Artiſchokenförmige Knoſpengalle von Cy- förmige, an die Eichelcupula nips toecundatrix auf Quercus pedunculata. erinnernde Form an. Die A Durchſchnitt durch eine Galle, zeigt von Mitte, in welcher ſich die den vergrößerten Schuppen umgeben die eigent— eigentliche Galle befindet, iſt liche Innengalle mit der Larvenkammer unter etwas wallartig von der in dem Scheitel. B Durchſchnitt durch eine reife die Breite entwickelten Are Innengalle, ſchwach vergrößert, Gaufeinander umgeben, und dieſer ganze folgende Formen der Schuppenblätter der Galle, 5 N e a—f von außen nach innen. Axenwall mit dichtſtehenden, dachziegelförmig übereinander liegenden Schuppenblättern beſetzt (Fig. 52 A). Letztere find ziemlich dicht behaart; die aͤußeren haben breit eirunde Form, ) Vergl. Lacaze-Duthiers, 1. c., pag. 291. Taf. 16, Fig. 1—7. * 11. Kapitel: Hautflügler 239 die dann folgenden ſind immer länger und ſchmäler: die inneren nehmen noch mehr an Breite, aber auch an Länge ab (Fig. 520). Die eigentliche Galle iſt der verwandelte Vegetationskegel der Axe. Das Ei wird in dieſen Kegel gelegt. Über dieſer Stelle hört der Vegetationspunkt auf thätig zu ſein, ſeine Zellen werden zu Dauerzellen, indem ſie ſich vergrößern und ſtark verdickte, gebräunte Membranen bekommen. Dagegen bleibt der von unten an die Stelle der Eiablage angrenzende Teil meriſtematiſch; durch ſeine Zellteilungen wird allmählich die Larvenkammer erweitert und abgerundet und der ſie enthaltende Teil des Vegetationskegels zu einem etwas cylin— driſchen, eichelförmigen Körper verlängert, welcher nur im oberen Teile die Larvenkammer enthält, im übrigen maſſiv iſt und aus einem weiten, parenchymatiſchen Mark und einer grünen Rinde beſteht, beide von aufſteigenden Fibrovaſalſträngen geſchie— den und eine Zeit lang in ihren Zell— teilungen fortfahrend, wodurch die Galle ſich vergrößert. Trotz des ſtarken Wachstums erzeugt dieſer Vegetationskegel keine Blatt— bildungen. Letztere beginnen erſt unterhalb der eigentlichen Galle, und zwar fährt dieſe Region noch lange in der Erzeugung neuer Blattanlagen fort, wenn jene ſchon anſehn— liche Größe erreicht hat. Nun erfährt die Galle ihre letzte Veränderung: bisher cylin— driſch mit kegelförmigem Scheitel, bekommt ſie in der Höhe, wo das meriſtematiſche Ge— webe an das Dauergewebe des Scheitels ! angrenzt, in einer ringförmigen Zone eine Fig. 53. wallartige Wucherung des grünen Rinden⸗ 4 Knoſpengalle von Andrieus gewebes, welche ſich immer weiter erhebt inflator, bei B Längsſchnitt. und endlich den ſpitzen Vegetationskegel 0 drei Gallen x der dazu ge- überwallt, jo daß die Galle zuletzt am Scheitel hörigen agamen Generation Cy- einen kleinen Krater hat, welcher von dem nips globuli, D reife, daraus Vegetationskegel fait ausgefüllt iſt (Fig. gelöſte Innengalle, 73 der 53B). In den Rindenwall ſetzen ſich die natürlichen Größe. Nach Adler. Fibrovaſalſtränge fort. Inzwiſchen hat die entwickelte Larve den größten Teil des Markes der Galle ausgefreſſen; das ganze übrige Parenchym des Markes und der Rinde bräunt ſich und ver— holzt. Die reife Galle fällt leicht zwiſchen den Schuppen heraus. Nach Mayr gehört zu dieſer Gallweſpe als Geſchlechtsgeneration Cynips pilosa Aal,, welche im Mai an den männlichen Kätzchen von Quercus pedunculata 2 mm lange, ſpitz eiförmige, behaarte Gallen erzeugt. 21. Andricus inflator Harig. Hier wird die infizierte Knoſpe zwar als belaubter Sproß ausgetrieben, aber dieſer bildet ganz oder an ſeinem Ende eine keulenförmige, aus verkürzten Internodien beſtehende, aber meiſt normale Laubblätter tragende, bis 2 em lange, bis 1 em dicke kohlrübenähnliche Anſchwellung (Fig. 534). Der Länge nach durchſchnitten, zeigt ſich dieſelbe an ihrer Spitze durch eine dünne Schale, die ſpäter durch— brochen wird, verſchloſſen; darunter geht eine röhrenförmige Aushöhlung bis in die Mitte; auf dem Grunde derſelben halb eingeſenkt ſitzt eine läng— Knoſpengalle von Andricus inflator. Andre Knoſpen⸗ gallen an mittel- europäiſchen Eichen. 216 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden lichrunde, hirſekorngroße, korkigholzige Innengalle Fig. 533). Die An- ſchwellung beſteht aus ſtark entwickeltem Rindengewebe; aber der maſſive Unterteil enthält in der Mitte eine ſehr dicke Holzmaſſe, von welcher aus ſich Holzſtränge in den röhrenförmigen Oberteil fortſetzen. Später wird die Oberfläche der Galle ganz der des Zweiges ähnlich; auf ihr ſitzen Blätter und meiſt auch wohlgebildete Knoſpen in den Achſeln derſelben; und in dieſer Form erhält ſich die Galle bis zum nächſten Frühjahr. Die aus dieſen Gallen ausſchlüpfenden Weibchen erzeugen die kugeligen Knoſpengallen der Cynips globuli (ſ. unten). — Auf nordamerikaniſchen Eichen giebt es ähnliche Anſchwellungen der Zweigſpitzen, z. B. die von Öynips quereus phellos O. S. an Quercus phellos. 22. Knoſpengallen an mitteleuropäiſchen Eichen ſind außer den ſchon genannten noch von folgenden Gallweſpen bekannt: a) Cynips globuli Harig, 2—6 mm groß, kugelig, und von den Knoſpenſchuppen umgeben, halb in der Knoſpe ſteckend, zu Andrieus inflator gehörig (Fig. 53 C). b) Cynips autumnalis Zaräg, bis 4 mm groß, rundlich oder länglich, an der Baſis von den Knoſpenſchuppen umgeben, im Herbſt heraus— fallend. c) Cynips collaris Harlig, wenig über 2 mm groß, eiförmig, ſpitz, holzig, unter der Spitze gürtelförmig eingedrückt und oben etwas aus der Knoſpe ragend. d) Andrieus solitarius Zozs. (Cynips ferruginea Hartig) ſpindel⸗ oder kegelförmig, bis 7 im lang, holzig und nur an der Baſis mit Spuren von Knoſpenſchuppen verſehen . e) Cynips caliciformis 6, in der Achſel der Blätter, rund, hart, holzig, und an der Oberfläche gefeldert, ähnlich einer geſchloſſenen Eichel— cupula. f) Cynips polycera Gir., 12—15 mm hoch, umgekehrt kegelförmig, mit der Baſis in der Blattachſel neben der Knoſpe inſeriert, am Scheitel mit hörnchenförmigen Auswüchſen verſehen und einkammerig. g) Cynips glutinosa Gir., an den Seiten- und Endknoſpen, kirſchen— groß, am Scheitel mit einer Vertiefung, in welcher ein klebriges Sekret ausgeſchwitzt wird, mit einer Larvenkammer an der Baſis, von Czech (J. c.) auch an einer kaliforniſchen Eiche beobachtet. h) Cynips conglomerata Gir., traubig gehäuft um die Knoſpen ſitzend, bis olivengroß und nahe unter einem vorſpringenden Höcker mit einer Larvenkammer. i) Spathegaster aprilinus , die Galle entwickelt ſich an Quercus pubescens ſchon, wenn die Knoſpen kaum geöffnet ſind, als ein runder, mit verkümmerten Blättern beſetzter, zwiſchen den Knoſpenſchuppen hervorwachſender Körper mit mehreren Larvenkammern, welche ſehr bald verlaſſen werden. k) Cynips callidoma Harig, auf Quercus peduneulata und pu- bescens eine bis 15 mm lange ſpindelförmige, längsrippige, auf langem Stiele aus den Knoſpen hervorragende behaarte Galle im Juni. l) Cynips Hedwigia Aösterm., von Küſtenmacher (. e.) be 1) Mit dieſer iſt vielleicht die von Lacaze-Duthiers, J. e., pag. 310 Taf. 17, Fig. 4—6 beſchriebene Galle identiſch. 11. Kapitel: Hautflügler 217 Berlin an Quercus peduneulata beobachtet. Die aus den Knoſpen auf kurzem Stielchen ſich erhebende, grüne, kugelrunde, ca. 8 mm dicke Halle ſieht wegen der zahlreichen koniſchen Dornen, mit denen ſie bedeckt iſt, einer Frucht von Aesculus ähnlich. m) Eine unbekannte Cynipide erzeugt nach Solla!) in Toscana an den Triebſpitzen von Quercus sessiliflora meiſt zu 4 beiſammenſtehende Gallen, welche mit mehreren kegelförmigen zugeſpitzten Höckern beſetzt und licht holzgelbe Farbe hat. n) Spathegaster(Dryophanta) verrucosus Schal. Walzenförmige, bis 8 mm lange und 3 mm dicke, grünlichgelbe, häufig rot angelaufene Gallen, welche in der Blattknoſpe ſich befinden, ſtehen am Ende des Mittel- nervs oder der größeren Seitennerven eines mehr oder weniger verkümmerten Blattes. Gehört als Geſchlechtsgeneration zu Cynips divisa. 23. Auf Quercus cerris werden nach Giraud (. c.) Knoſpengallensnoſpengallen an von Andricus burgundus Gir., verurſacht, welche zu 10—15 aus einer Quercus cerris. Knoſpe entſpringen, hirſekorngroß, eiförmig, einkammerig ſind. 24. Auch auf nordamerikaniſchen Eichen giebt es nach Oſten-Sacken Kuoſpengallen (J. c.) einige, wahrſcheinlich aus Knoſpen hervorgegangene Gallen, wie die nordamerikani— kugelrunden, korkigen, einkammerigen Gallen von Cynips quereus globu- ſcher Eichen. lus Hitch an Quercus alba, ferner eine ſpindelförmige, gerade oder gekrümmte, einkammerige Galle an Quercus falcata, die durch Cynips quereus ficus Fitch erzeugten blajenartigen, hellbraunen, dicht um den Zweig zuſammen— gepreßten Gallen an Quercus alba, und die an derſelben Eiche vorkommen— den, von Cynips seminator Harris veranlaßten, wolligen, roſenroten Gallen, welche den Zweig umgeben und eine Menge Kerne enthalten. An einer kaliforniſchen Eiche kommt nach Czech (J. c.) eine an Stelle der Knoſpe ſtehende, geſtielte, runde, bis 6em im Durchmeſſer große, glatte Galle mit mehreren Larvenkammern vor. 25. An den männlichen Blütenkätzchen der Eichen kommen außer den®allen an männ— Seite 210 erwähnten Gallen von Spathegaster baccarum noch folgende vor: lichen Kätzchen. a) Andricus quadrilineatus Haris, ovale, 4—6 mm lange, kahle, gerippte Gallen. b) Cynips seminationis C. 4—6 mm lange, geſtielte, ſpindelförmigen, unter dem Ende mit einem weißen Haarkranz verſehene Gallen. c) Andricus amenti Gir., an den männlichen Kätzchen von Quercus pubescens hirſekorngroße, eiförmige Gallen. d) Andricus aestivalis ., erzeugt an Quereus cerris an den männlichen Blüten in verſchiedener Anzahl angehäuft, die becherförmigen Gallen. e) Andricus grossulariae % ), traubenartig gruppierte, johannis— beergroße Gallen. ) Spathegaster glanduliformis Gir. An Quereus cerris ent— ſteht durch Umwandlung einer weiblichen Blüte eine einer jungen Eichel ähnliche Galle mit mehreren Larvenkammern, welche ſchon entwickelt iſt, wenn die Früchte noch ſehr klein ſind. g) Von einer unbekannten Cynipide veranlaßt iſt eine von Solla°) an ſüdlichen Formen von Quercus sessiliflora aus Toscana beſchriebene .) Zeitſchr. f. Pflanzenkraukh. II. 1892, pag. 323. 2) Zeitſchr. f. Pflanzenkrankh. II. 1892, pag. 321. . 3) Vergl. Giraud in Verhandl. d. zool. Geſellſch. Wien. 1859, pag. 356 fl. 218 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden Galle, welche an den Zweigſpitzen ſitzt und wahrſcheinlich durch Umbildung einer weiblichen Blüte entſtanden iſt: ein verdickter, haubenartig die Trieb— ſpitze bedeckender Körper von chokoladebrauner Farbe und infolge einer klebrigen Subſtanz an der Oberfläche glänzend, trägt auf dem Scheitel durch eine Einſchnürung abgegrenzt einen tellerförmigen, flachen, am Rande ungleich geſägten Aufſatz, welcher vielleicht aus den Perigongipfeln hervor— gegangen iſt. Die Galle enthält eine Larvenkammer, die dem Innern des Fruchtknotens entſprechen dürfte, das Flugloch liegt in der Einſchnürung am Scheitel. Gallen an Eichel- 26. Die offizinellen Knoppern find die in Ungarn und Süddeutſch— früchten. land durch Cynips calicis Aazzöd. an Quereus pedunculata erzeugten, zwiſchen der Eichel und dem Becher an einer Seite hervorwachſenden, mit ihrer Axe rechtwinkelig auf der Axe der Eichel ſtehenden, holzigen, eckigen und höckerigen Gallen mit einer einzigen Larbenkammer. — An Quercus cerris finden ſich ebenfalls zwiſchen der Cupula und der Nuß entſpringende in einem Eindruck der letzteren ſitzende, imehrkammerige, verſchieden geitaltete Gallen, welche von Andricus glandium Gir. herrühren.!) — Auch nordamerikaniſche Eichen, wie Quercus Prinus und verwandte Arten haben nach Riley?) aus dem Fruchtnäpfchen entſpringende Gallen. Stamm- und 27. Cynips truncicola Gr. Die Galle ſitzt am Stamme von Zweiggallen. Quercus pubescens, iſt rund, erbſengroß, hart, an der Oberfläche durch Riſſe in regelmäßige eckige Felder geteilt, einkammerig. 28. Andricus cortieis Harig. Ju Überwallungswülſten alter Eichenſtämme eingeſenkt bildet ſich die bis über 6 mm hohe, 3 mm breite, becherförmige Galle, deren kreisförmige Mündung anfangs verſchloſſen iſt, ſpäter von der Weſpe durchbohrt wird. Sie ſitzt mit ſpitz zulaufendem Stiele in der Rinde, ſo daß nur der Rand wenig hervorragt. 29. An Quercus cerris erzeugt nach Giraud (J. c.) Cynips cerri- cola Gir. einzeln oder gruppenweiſe um die Zweige ſtehende erbſen- bis nußgroße, kurzgeſtielte Gallen mit ein oder zwei Kammern, und Dryo- cosmus cerriphilus Gir. eine knotige, die ganze Peripherie der Zweige oder der Stämmchen umgebende Anſchwellung, auf welcher zahlreiche kleine, runde oder ſpindelförmige, einkammerige Gallen dicht ſtehen. 30. Cynips rhizomae Harig. Die Galle iſt derjenigen der Cynips corticis ähnlich, aber mehr kegelförmig, etwa 2 mm vorragend und in die Rinde des Wurzelſtockes, beſonders junger Eichen, eingeſenkt, teils dicht über dem Boden, teils in der Erde. 31. Cynips subterranea erzeugt eine ähnliche Galle an den untere irdiſchen Teilen von Quercus pubescens. 32. Cynips (Aphilothrix) radieis 4. Die Galle ſitzt an den Wurzeln alter Eichen, unter der Erde oder an deren Oberfläche, und ſtellt eine mehrere Centimeter große, unregelmäßig rundliche, dem Holze ein— gewachſene, außen borkig riſſige, ſehr harte Anſchwellung dar, welche zahl— reiche, kugelrunde Larvenkammern enthält?). Nach Adler iſt es eine Wintergeneration, deren Weſpen im Frühjahr erſcheinen und deren Sommergeneration der Andricus noduli Zarzg iſt, deſſen Galle ſich im Wurzelgallen. ) Vergl. Giraud, J. c., pag. 355. 2) Refer. in Juſt, bot. Jahrsber. f. 1877, pag. 498. 3) Vergl. Lacaze-Duthiers, I. e., pag. 328, Taf. 19, Fig. 1— 3. 11. Kapitel: Hautflügler 219 Holze junger Eichentriebe ſowie der Blattſtiele bildet, als äußerlich vor— tretende kleine Beulen, wodurch die Teile krüppelig werden. 33. Cynips (Aphilothrix) Sieboldi artis (Cynips corticalis Hartig). Dieienigen der Cynips rhizomae ähnliche Gallen, welche am Wurzelanlauf junger Eichenſtämmchen oder an dünnen Zweigen, meiſt haufenweiſe dicht über der Erde in den Riſſen der Rinde ſitzen, kegelförmig, 4—5 mm groß, mit tiefen Längsfurchen verſehen ſind (Fig. 54 B. C). Nach Adler gehört dazu als Sommer— generation Andricus testaceipes Hartig (ſ. oben S. 211). 34. Cynips serotina G., erzeugt an den Wurzeln von Quercus sessiliflora und pubescens hanfkorn— bis kirſchkerngroße, mit zahlreichen Fäden bedeckte Gallen, die meiſt in Mehrzahl zu einer Maſſe vereinigt vorkommen. 35. Biorhiza aptera Z., die zu Andricus terminalis (ſ. S. 212) gehörige Wintergeneration, bildet an den dünnen Wurzelzweigen der Eiche unter der Erde traubenförmig bei— ſammen ſtehende bis nußgroße Gallen mit riſſiger Rinde und holziger Schale um jede Larvenkammer (Fig. 51 Y. 36. Trigonaspismegaptera Przr., deren Gallen aus Seiten— und Adventivknoſpen des unteren Stammteiles und der Wurzeln junger IR Eichen ſich entwickeln. Dieſe find kugel— Fig. 54. rund, 5—6 mm groß, weich, ſaftig, A. Blattgallen X der geſchlecht— roſenrot, einkammerig; fie entwickeln lichen Generation Andrieus testa- fit; im April, die Weſpe entſchlüpft eeipes. B Gallen der dazu ge⸗ aus ihnen ſchon im Mai, um dann Da Agenten Senerolign 05 Beh en 5 5 ieboldi am Wurzelanlauf junger die Wintergalleuform auf den Blättern, Eichenſtämmchen, teils leer, teils d. h. die von Biorhiza renum bewohnt; C Längsſchnitt durch ſolche (S. 210) zu erzeugen. Es ſind dies Gallen. Nach Adler und Ritzema wohl dieſelben Wurzel- und Stamm— Bos. gallen, die von Freyhold!) ſchon an jungen, ſogar einjährigen Eichenſämlingen deren Wachstum ſtark benach— teiligend gefunden hat. II. Cynipidengallen an Roſen. 1. Rhodites Rosae Z., die Roſengallweſpe, die Erzeugerin der Cynipidengallen ſogen. Bedeguare, Roſenſchwämme oder Schlafäpfel an Rosa ca- an Roſen. nina. Dieſelben ſtehen an den Spitzen der Triebe, erreichen 3—5 em und mehr Durchmeſſer und ſehen wegen der langen, grünen oder roten Faſern, mit denen ſie dicht beſetzt ſind, einem Moosbüſchel ähnlich. Sie entſtehen ) Sitzungsber. d. bot. Ver. d. Prov. Brandenburg, 26. Mai 1876. 220 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beihädigung., welche d. Tiere verurſacht werden aus mehreren, aufeinanderfolgenden Internodien, welche verkürzt bleiben und deren Blätter mehr oder weniger verkümmern. Sie beſtehen aus vielen traubig beiſammen ſtehenden Anſchwellungen des Zweiges, welche viele rund— liche, von einer harten, holzigen Schutzſchicht ausgekleidete Larvenkammern enthalten!). Die moosartigen Faſern ſind Auswüchſe der Oberfläche, welche ſchon in den jüngſten Zuſtänden der Galle entſtehen und mit dem weiteren Wachstum derſelben ſich vergrößern und vermehren. Sie haben nicht den Charakter eigentlicher Haare, ſind auch den Roſenſtacheln nicht analog, ſondern enthalten, obgleich ſie dünner als letztere ſind, in ihrer Mitte ein Gefäßbündel und beſtehen im übrigen aus Parenchym. Sie ſind mono⸗ podial verzweigt, die Zweige rechtwinkelig abſtehend, kürzer und dünner als der Hauptſtamm; die Form einer ſolchen Faſer iſt daher dem Thallus einer Bartflechte am nächſten zu vergleichen. Überdies tragen die Faſern auch einfache, einzellige, zerſtreut ſtehende Haare. Wie Adler und Pas— clavszky (ſiehe S. 207) beobachtet haben, legt die Weſpe ihre Eier an den Spitzen noch wachſender Roſentriebe oder in den Knoſpen und zwar nach Beyerinck's ?) Beobachtungen an die Oberfläche des jungen Gewebes. Man findet auch kleinere moosartige Wucherungen mit einer oder wenigen Larvenkammern, bisweilen an einem der dem Bedeguar unmittelbar voran⸗ gehenden Blätter. Die Bedeguare ſind im Herbſte reif und bleiben den Winter über an den Zweigen; die Weſpen erſcheinen aus ihnen im Frühjahr. 2. Rhodites orthospinae Deyerinck, erzeugt an Rosa rubiginosa ebenfalls eine dem Bedeguar der vorigen Weſpe entſprechende Galle, die aber glatt iſt, nämlich ſtatt der moosähnlichen Wucherungen gerade, koniſche, bis 5 um lange Dornen trägt, welche häufig reihenweiſe ſtehen. Sie ijt von Beyerinck (J. c.) von der vorigen unterſchieden worden, während ſie früher von Mayr und anderen mit unter der vorigen beſchrieben wurde ), doch hatte man auch ſchon in dieſen glatten Bedeguaren eine neue Art, Rhodites Mayri*), angenommen. 3. Rhodites spinosissimae C., bringt an den Blättern von tosa canina und andern wilden Roſenarten ſehr variable Gallen hervor. Dieſelben ſind glatte, grüne oder rothe, halbholzige Geſchwülſte an der Blattſpindel oder an den Blättchen. An letzteren treten ſie oft als 3—5 mm große, linſenförmige oder kugelige, beide Blattſeiten überragende An— ſchwellungen auf, deren jede eine Larvenkammer enthält. Wenn aber viele Einzelgallen zuſammenfließen und ſich bedeutend vergrößern, ſo werden die einzelnen Blättchen total deformiert und bilden zuſammen eine einem Kuh— euter vergleichbare Geſchwulſt, deren einzelne Teile bis 2 em Durchmeſſer erreichen und als Reſte der Blattfläche nur hin und wieder ſchmale, ge— zähnte, grüne Blattſäume oder Stacheln zeigen. Mehrere aufeinander folgende Blätter können dieſe Deformation erleiden; die Internodien, obgleich ſelbſt keine Gallen tragend, ſind dann ſo verkürzt, daß die verwandelten Blätter 1) Vergl. Lacaze-Duthiers, 1. c., pag. 324, Taf. 18, Fig. 14, 15. 2) Beobachtungen über die erſten Entwickelungsphaſen einiger Cynipiden— Gallen. Amſterdam 1882., pag. 164. ) Schenk, 1. c., pag. 245. ) R. von Schlechtendal im Jahresber. der Ver. f. Naturk. zu Zwickau. 1876. Refer. in Juſt., bot. Jahrber. f. 1877, pag. 498. 11. Kapitel: Hautflügler 221 dicht bei einander ſtehen und ein Komplex von Gallen entſteht, der bis 5 em im Durchmeſſer haben kann. Auch an den Kelchen und Früchten kommt die Galle vor. 4. Rhodites Eglanteriae Zarlig, erzeugt die ziemlich kugelrunden, glatten, bleichen, oft rotbäckigen, 2— 6 mm großen, mit ſchmalem Grunde meiſt auf der Unterſeite der Blättchen oder an den Blattſtielen oder an den Kelchen der Rosa canina, rubiginosa und vieler anderer Roſenarten ſitzen— den, einkammerigen, mit einer Schutzſchicht verſehenen, bisweilen auch ſtachel— förmige Auswüchſe tragenden Gallen ). Ebenſolche finden ſich auf Rosa centifolia, und dieſe ſollen durch Rhodites centifoliae Zaräg er: zeugt werden. Die Eier werden hier nach Beyerind (J. c.) und Küſten— macher (J. c.) durch einen Stich ins innere Gewebe abgelegt. Die Galle entſteht nach dieſen Autoren durch Zellteilung des Phlozms des Gefäß— bündels und der Meſophyllzellen, welche die Wundwandung bilden, und durch die jungen Zellen wird das Ei nach außen durch ein ſich ſchließendes Gallendach überwölbt, in welchem ſich dann eine neue Epidermis, Gefäß— bündel, Schutzſchicht und zu innerſt eine Nährſchicht differenzieren. 5. Rhodites rosarum Gir., ebenfalls an wilden Roſen. Die Gallen ſind den vorigen ähnlich, aber etwas größer und härter, oft mit mehreren ſtachelförmigen Auswüchſen beſetzt und ohne Schutzchicht. 6. In Nordamerika kommen nach Oſten-Sacken? auf den Roſen ebenfalls verſchiedene Cynipidengallen vor. Von den rundlichen oder läng— lichen Anſchwellungen an den Zweigen, welche eine Cynips tuberculosa O. §., und von den unregelmäßigen, holzigen Gallen des Stammes, welche eine Cynips dichloceros Harris verurſachen ſoll, iſt aus der mangelhaften Be— ſchreibung nicht zu entnehmen, ob ſie mit unſerer Nr. 3 vollkommen iden— tiſch ſind. Ferner wird eine mit Nr. 5 übereinſtimmende Galle erwähnt, deren Erzeugerin aber Cynips bicolor Harris genannt wird. Ein kleiner Bedeguar iſt einmal gefunden worden. Endlich ſoll eine Cynips semipicea Harris an den Wurzeln der Roſe rundliche, holzige, warzenartige Auswüchſe erzeugen. III. Hymenopterocecidien an andern Pflanzen. J. Eurytoma Hordei Hal. Die als „Knotenwurm“ bezeichnete Am Roggen. Larve lebt am unteren Ende des Roggenhalmes in runden oder elliptiſchen feſten Anſchwellungen über dem zweiten oder dritten Knoten; in der Höhlung dieſer Gallen befindet ſich die ovale, 3,5 —4 mm lange, gelblichweiße, fuß— loſe Larve. Infolge dieſer Gallenbildungen ſollen die Ahren in ihrer Entwickelung zurückbleiben und entweder gar keine oder nur kümmerlich ausgebildete Körner bringens). Die Krankheit wurde bisher nur in Nord— amerika und in Rußland beobachtet. Die Stoppeln müſſen umgepflügt oder verbrannt werden. — Eine andere Weſpenart Eurytoma albinervis Zind., ſoll ebenfalls in Rußland innerhalb der Roggenhalme freſſen. ) Vergl. Lacaze-Duthiers, 1. c., pag. 320, Taf. 18, Fig. 10-13. epa 415. ) Vergl. Kirchner, Krankheiten und Beſchädigungen unſrer landw. Kulturpfl., pag. 31. 222 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden An Festuca. 2. Eine Isosoma- Art erzeugt länglich-ſpindelförmige, harte An⸗ ſchwellungen mit einer Larvenkammer an den Halmen von Festuca glauca oberhalb des Knotens des oberen Blattes nach Hieronymus ). An Stipa und 3. Eine Isosoma-Art erzeugt an Stipa pennata ſpindelförmige, zwei— Triticum. oder dreiflüglige Anſchwellungen der abnorm verlängerten Blütenſtands— aren, und an Stipa tortilis glatte Anſchwellungen daſelbſt, nach Hierony— mus (J. c.). — Verwandt dürfte der Erzeuger einer in verdickten und verkürzten Triebſpitzen beſtehenden Galle jein, welche ich an Triticum cani- num am Müggelſee bei Berlin und an Triticum junceum auf Helgoland fand. 4. Aulax Rhoeadis Harig be wirkt eine Anſchwellung der Kapſel von Papaver Rhoeas, welche von der mehr— kammerigen Galle ganz ausgefüllt wird; dieſelbe entſteht aus einer Wucherung der Scheidewände. 5. Aulax minor Hartig erzeugt in den kaum vergrößerten Kapſeln von Papa- ver Rhoeas kleine, kugelige, den Scheide— wänden angewachſene Gallen ?). 6. Bathyaspis Aceris Forst., erzeugt kugelige, kahle, glatte Gallen auf Fig. 55. den Blattrippen von Acer Pseudoplatanus Galle von Diastrophus Rubi und platanoides. An Potentilla, an einem Brombeerſtengel. A die 7. Aulax Potentillae A, ver⸗ ganze Galle, eine Krümmung. des anlaßt kugelige oder längliche, bis em Stengels ee lere r dicke, holzige, mehrkammerige Anſchwellun⸗ 55 Sten ee 1 der 9 g d gen an den Ausläufern und Blattſtielen ſelben, in welchem 6 Larvenkammern von Potentilla reptans. Er zu ſehen find. 8. Diastrophus Mayri Aeinh., erzeugt ähnliche Gallen an den Stengeln von Potentilla argentea und canescens°ı. An Brombeer- u. 9. Diastrophus Rubi Zarzg, erzeugt an den Stengeln unſrer Brom- Himbeer⸗ beer- und Himbeerſträucher eine 3- 8 em lange, bis J em dicke, glatte An- ſträuchern. ſchwellung, die oft ſtark gekrümmt iſt (Fig. 55). Dieſelbe enthält zahlreiche runde Larvenkammern, welche um das bedeutend erweiterte Stengelmark in dem Holzringe liegen, ſo daß ſie mehr oder weniger weit in das Mark hineinragen; jede iſt von einer holzigen Schutzſchicht umgeben. Die Weſpe fliegt im nächſten Frühjahr. — Eine ähnliche Galle ſcheint nach Oſten— Sacken-) an dem nordamerikaniſchen Rubus villosus vorzukommen. An Prunus. 10. Eine Tenthredinide erzeugt Blattrandrollungen an Prunus spinosa nach von Schledhtendal?). An Genista.. 11. Eine Tenthredinidenlarve erzeugt an Genista tinctoria kleine, flache, lichtgrüne Blaſengallen nach von Schlechtendal (J. c.). An Papaver An Acer. 1) Jahresb. d. ſchleſ. Gef. f. vaterl. Kult. 1890. 2) Vergl. Mayr, Europäiſche Cynipidengallen. Wien 1876. 3) Vergl. Verhandl. d. zool.-bot. Geſ. Wien 1876. Sitzungsber., pag. 11. 5) J. c., pag. 415. 5) Jahresber. d. Ver. f. Naturk. Zwickau 1885. 11. Kapitel: Hautflügler 223 12. Diastrophus Glechomae artig. An den Blättern, Blatt- An Glechoma. ſtielen, Stengeln und achſelſtändigen Zweigen von Glechoma hederacea fleiſchigſaftige, ungefähr runde, behaarte, bis über 1 em große Galläpfel mit meiſt einer Larvenkammer in der Mitte. Die ausgebildete Weſpe über— wintert in der Galle. Küſtenmacher (J. c.) hat über die Entwickelung der Galle folgendes ermittelt. Die Eier werden im Frühlinge an die Ober— fläche der ganz jungen Blätter in der Knoſpe gelegt, mehrere in jede Knoſpe; binnen 4 Wochen iſt die Galle fertig erwachſen. An der Stelle, wo die aus dem Ei ausgekommene Larve liegt, verdickt ſich das Blatt durch Zellteilungen in allen ſeinen Geweben, und es entſteht rings um die Larve ein Wall von Gewebe, welcher ſich über dem Tiere ſchließt, wäh— rend letzteres durch Aus— bauchung der Unterlage in dieſe hineinſinkt. Das Gallen- gewebe nimmt dann bald die Differenzierung in eine Epidermis mit Spaltöffnun⸗ gen und Trichomen, in Chlorophyllgewebe, Schutz— ſchicht mit Gefäßbündel, inneres großzelliges Paren— chym und zu innerſt in eine Nährſchicht an. 13. Aulax salviae Gir., erzeugt eine Galle, die aus kugeligen, bis erbſen— großen Anſchwellungen der Fig. 56. Früchtchen von Salvia offiei- Gallen von Aulax Hieracii an Hieracium nalis beſteht, die vom blei- murorum. A Gallen im Blütenſtande. B Galle benden Kelche umgeben ſind. unmittelbar über dem Wurzelſtock an Stelle 14 Selandria Kylo- des Stengels, nur ein Wurzelblatt iſt voll⸗ An Lonicera. stei Ci, erzeugt an bon kommen entwickelt. G Durchſchnitt durch die b 5 x Galle, zeigt das ſchwammige Gewebe, in cera coerulea und Xylosteum welchem zerſtreut viele runde, holzige, hohle eine Hypertrophie des Mar— Larvenkammern ſich befinden. kes und der Rinde! ). 15. Aulax Hieracii Dozche, bringt an den Stengeln mehrerer An Hieracium. Hieracium-Arten, am häufigſten an Hieracium murorum und Hieracium sylvaticum eine ungefähr kugelige, bis 2 em im Durchmeſſer große, mehr oder weniger dicht behaarte Galle hervor (Fig. 56). Dieſe beſteht aus dem weißen, ſchwammigen, ſtark vergrößerten Stengelmarke, in welchem zahlreiche runde Larvenkammern, jede von holziger Schutzſchicht umgeben, bis in die Mitte zerſtreut liegen, und wobei die Gefäßbündel durch Verſchiebung und An Salvia. 1) Vergl. Thomas, Verhdl. d. bot. Ver. Brandenburg 1888, pag. XXIV 224 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden durch Verzweigung regelloſe Stellung haben. Häufig ſteht die Galle un- mittelbar unter dem Blütenſtande, und dann kommen die Köpfchen oft zur normalen Entwickelung (Fig. 564); oder fie ſteht am blättertragenden Teile des Stengels, beſteht dann aus verkürzten Internodien und trägt mehrere Blätter dicht beiſammen; oder endlich ſie bildet ſich unmittelbar über den Wurzelblättern, ſtatt des Stengels hat die Pflanze dann nur eine große Galle, die von einem oder einigen normal gebildeten Wurzelblättern ernährt wird (Fig. 56 B). An Scorzonera. 16. Aulax Scorzonerae Gir., bildet eine ähnliche Galle an Scor- zonera humilis und Scorzonera austriaca. An Hypochaeris. 17. Aula x hypochaeridis Aiefer, bildet eine ſpindelförmige Stengel— anſchwellung an Hypochaeris radicata. An Tragopodon. 18. Aulax Tragopoginis Z., in ebenſolchen Gallen an Trago- pogon pratensis. An Centaurea. 19. Diastrophus Scabiosae ., bildet eine den vorigen ganz ähnliche Galle an den Stengeln von Centaurea Scabiosa. 20. Aulax Jaceae Schenk, joll an den Blütenköpfchen von Centaurea Jacea eine ähnliche Anſchwellung erzeugen. An Pteris. 21. Eine ſpindelförmige, etwas gekrümmte Anſchwellung der Wedel— baſis von Pteris aquilina, der Galle von Diastrophus Rubi ähnlich, rührt wahrſcheinlich auch von einer Cynipide her ). Feigenweſpen 22. Die Feigenweſpen, welche an den verſchiedenen Ficus-Arten ihre Eier in die Blüten legen, übergehen wir hier, weil ihr Einfluß auf die Pflanzen nichts Pathologiſches hat, vielmehr hier eine für die Befruch— tung der Feigen notwendige Symbioſe vorliegt, die mit der Befruchtung der Blüten durch Inſekten am nächſten zu vergleichen iſt. Zwölftes Kapitel. Schmetterlinge, Lepidoptera. Schmetterlinge. Die Schmetterlinge, d. h. die mit vier von ſtaubähnlichen Schüpp⸗ chen bedeckten Flügeln verſehenen Inſekten, ſind allein im Larven— zuſtande (als Raupen) den Pflanzen ſchädlich. Die Schmetterlingsraupen ſind durch deutlichen Kopf mit kauenden Freßwerkzeugen und durch nie unter 6 und nie über s Beine gekennzeichnet, ſie verwandeln ſich in eine Puppe mit horniger Haut, welche oft in einen Cocon einge— ſponnen iſt und aus welchem nach wenigen Wochen oder nach Über— winterung im nächſten Jahre der fertige Schmetterling hervorkommt. Die allermeiſten Schmetterlingsraupen wirken durch ihren Fraß un— mittelbar zerſtörend, nur wenige ſind Gallenbilder. 1) Vergl. Schenk, 1. c., pag. 249. 12. Kapitel: Schmetterlinge 225 I. Schmetterlingsraupen, welche unterirdiſche Pflanzenteile zerſtören. Die Raupen folgender Schmetterlinge leben immer, oder doch Schmetterlings: vorwiegend, unterirdiſch und zerſtören oder beſchädigen durch ihren Fraß arch Ka, die Wurzeln oder andre unterirdiſche Pflanzenteile. Pflanzenteilen. 1. Agrotis segetum W. V., die Winterſaateule. Die bis Die Erdraupe 5 em lange, erdfarbig graue, ſtellenweiſe etwas grünliche Raupe iſt unter der Winterſaat⸗ dem Namen Erdraupe als ſehr ſchädliches Inſekt bekannt. Sie hält ſich eule. im Erdboden auf und wird beim Graben oder Pflügen gefunden, wobei ſie ſich zuſammenzurollen pflegt. Die Erdraupen leben ſowohl in Gärten als auch auf Ackerfeldern und freſſen die Wurzeln der jungen Getreide— pflanzen, des Raps, Kohls, Tabaks und allerhand Gartenpflanzen, nament— lich freſſen ſie auch die Kartoffeln, Kohlrüben, Waſſerrüben, Futterrüben, und Zuckerrüben an, indem ſie mehr oder weniger tiefe Löcher hineinbohren. Finden ſie unterirdiſch wenig Nahrung, ſo greifen ſie Stengel und Blätter über der Erde an, ſie beißen dann an den jungen Getreidepflanzen oder in Gärten an allerhand Gemüſen und Blumenpflanzen die Blätter oder die ganzen Pflänzchen ab. Auch in Saatkämpen von Fichten, Lärchen ꝛc. find ſie ſchädigend beobachtet worden. Da ſie aber nur nachts aus der Erde kommen, ſo findet man auf den angefreſſenen Pflanzen bei Tage den Thäter nicht. Der Falter iſt faſt 2 em lang und hat aſchgraue oder bräun— liche Vorderflügel und beim Männchen ſchneeweiße, beim Weibchen bräun— lichgraue Hinterflügel. Seine Flugzeit dehnt ſich von Ende Mai bis gegen den Auguſt und ſelbſt noch bis in den September aus. Dieſe Eulen fliegen am Abend. Das Weibchen legt die Eier je nach der Flugzeit, doch iſt die Hauptlegezeit im Auguſt. Die Eier werden einzeln an der Erd— bodenoberfläche gelegt, die nach ein bis zwei Wochen auskommenden jungen Raupen ſind bis zum Winter halb erwachſen und machen daher ſchon an den Winterſaaten, an den Rüben und Kartoffeln Schaden, um im Früh— linge weiter zu freſſen an den Winterfrüchten und beſonders an den auf— keimenden Saatkartoffeln, an den jungen Rübenpflanzen und an andern Sommerpflanzen. Behufs Überwinterung ziehen ſich die Erdraupen tiefer in den Boden hinein; manche überwintern auch bereits als Puppen; die meiſten jedoch verpuppen ſich erſt im Frühling oder Sommer, und daher die ungleiche Flugzeit. Dieſe, ſowie die andern unten erwähnten Arten Erdraupen ſind auf der nördlichen Halbkugel in einem Gürtel von dem 64. bis 40. Breitegrade verbreitet von Nordamerika, über Europa bis Aſien. Auch ſoll Agrotis segetum auf Ceylon vorkommen und dort den Kaffeeplantagen ſchädlich geweſen ſein. Gegenmittel. Sind Erdraupen im Acker vorhanden, ſo findet man ſie bei der Herbſtbeſtellung in Menge und kann ſie hinter dem Pfluge auf— leſen laſſen; auch werden ſie dabei von Krähen, Staren, Wiedehopfen und Bachſtelzen gefreſſen; auch Spitzmäuſe und Maulwürfe zählen zu ihren natürlichen Feinden. Auch beim Aufroden der Rüben laſſen ſich die Erd⸗ raupen ſammeln, da ſie manchmal zu ein oder mehreren Individuen unter jeder Rübe ſich finden. In ſolchen Kulturen, wo die Tiere nachts an den Pflanzen über der Erde freſſen, kann man ſie bei Laternenſchein abſammeln; wenigſtens in Gärten dürfte dies ausführbar ſein. Eine möglichſt ſpäte Beſtellung der Winterſaat entrückt die letztere allerdings dem Herbſtangriff der Raupen, da dieſe ſich um dieſe Zeit ſchon zur Winterruhe begeben. Iſt Frank, Die Krankheiten der Pflanzen. 2. Aufl. III. 15 Andre Arten Erdraupen. Am Hopfen. An Achillea. Die Grasmotten. Schmetterlings- 226 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden eine Herbſtſaat durch Erdraupen zerſtört, jo muß fie ohnedies umgepflügt und neu geſät werden. 2. Mehrere andere Arten von Agrotis werden im Raupen⸗ zuſtande ebenfalls als Erdraupen bezeichnet; fie haben die gleiche Lebens— weiſe und ihr Schaden iſt von der gleichen Art wie bei der vorigen Spezies. Auch find fie im Raupen- und Schmetterlingszuſtand den vorigen ſehr ähnlich. Es ſind dies: a) Agrotis exclamationis Z. Die Raupe iſt etwas kleiner und mehr gelblich-braun, kommt bisweilen mit der vorigen zuſammen vor auf Ackern. b) Agrotis Tritieci Z. Die Raupe iſt etwas länger als 3 cm, ſchmutzig blaugrau bis olivengrün, oft ins Gelbliche ſpielend, ſchadet Haupt- ſächlich nach der Überwinterung auf Ackern. c) Agrotis ravida W. V., Raupe iſt etwas größer als vorige, ſchmutzig braun, beſonders am Getreide und an Gräſern, aber ſelten. Ebenfalls ſelten und für Getreide ſchädlich find Agrotis nigricans Z. und Agrotis corticea n. d) Agrotis vestigialis V., Kiefernjaateule Die 3—4 cm lange, erdgraue Raupe zerſtört im Frühlinge die Wurzeln junger Kiefern⸗ pflanzen und junger Lärchen. e) Agrotis erassa und aquilina, in Italien in Weinbergen, auch an Getreide und Gemüſepflanzen ſchädlich. 3. Hepialus Humuli Z., der Hopfenwurzelſpinner. Die 4,8 em lange, ſchmutzig gelbweiße, braunköpfige Raupe zernagt die ſtärkeren Wurzeln des Hopfens ſowie der Möhren und höhlt ſie aus, in der Zeit vom Auguſt bis April. Sie verpuppen ſich in der Erde, und im Juni und Juli fliegt der Falter, der ſeine Eier an die Pflanzen legt. Die be- fallenen Pflanzen ſind auszuroden und durch neue zu erſetzen. 4. Grapholitha Petiverella, 2. Die Raupen freſſen zur Blüte zeit an den Wurzeln von Achillea Millefolium. 5. Crambus b., Grasmotten. Die Raupchen mehrerer Arten dieſer Motten leben innerhalb von Röhrchen, die mit Erdteilchen bedeckt ſind, an Graswurzeln und Maiswurzeln. II. Schmetterlingsraupen, welche die Blätter oder Triebe durch Abfreſſen zerſtören. Ungemein groß iſt die Zahl derjenigen Schmetterlinge, deren raupen, welche Raupen die grünen Teile der Pflanzen, vorwiegend die Laubblätter die Blätter abfreſſen. und die ganzen blättertragenden Triebe in der gröbſten Weiſe zer— tören, indem ſie entweder den ganzen Blattkörper oder das grüne j ganz 9 Die Nonne an Nadelhölzern. Gewebe desſelben unter Zurücklaſſung von Blattrippen und Blatt⸗ ſtielen völlig auffreſſen, bisweilen nur das Blattgewebe von der Ober— ſeite aus abſchaben, ſo daß die Epidermis der Unterſeite und die Rippen ſtehen bleiben. A. An Nadelhölzern. 1. Liparis oder Bombyx Monacha Z., die Nonne, eins der ſchädlichſten Forſtinſekten. Die bis 4,5 em langen, ſtark behaarten, rötlich⸗ r 12. Kapitel: Schmetterlinge 227 grauen, mit dunkler, einen länglichen, hellen Fleck einſchließender Rücken⸗ binde verſehenen Raupen freſſen die Nadeln der Kiefer und Fichte ab, greifen aber auch allerhand Laubhölzer an, wo fie an ſolcheſ gelangen. Die Eier werden in traubenförmigen Gruppen zu 20 bis 50 Stück unter die Rinde gelegt und überwintern. Die ausgekommenen Räupchen ſitzen zuerſt familienweiſe an der Rinde und begeben ſich dann nach dem Laube. An den hochſtämmigen Bäumen geht daher der Fraß von unten nach oben, am Unterholz, welches von den herabgefallenen Raupen befallen wird, von oben nach unten, und endigt mit mehr oder minder vollſtändiger Ent— laubung. Die Verpuppung geſchieht im Juli unten an den Stämmen, worauf die nur nachts fliegenden Schmetterlinge mit weißen, ſchwarzfleckigen Flügeln erſcheinen. Die Wiederbelaubung der Fichte tritt nach Kahlfraß durch die Nonne erſt im nächſten Jahre ein. Die Fichte bildet im erſten Jahre nach Nonnenfraß an den neuen Trieben meiſt zwar ziemlich lange, aber ſehr ſparſam ſtehende Nadeln, im nachfolgenden Jahre bekommt ſie Bürſtentriebe, d. h. mit ſehr kurzen und ſehr dicht ſtehenden Nadeln bürſten— förmig bekleidete Triebe, wie ſie auch unter andern ungünſtigen Einflüſſen u ſehen ſind, und erſt in den nächſten Jahren kommen wieder Nadeln von normaler Länge, die aber zunächſt auch noch ſparſamer als gewöhn— lich ſtehen !). Die Kiefer entwickelt die neuen Triebe aus ihren normalen Knoſpen, die durch den Fraß nicht verletzt werden; der Trieb zeigt zwar nicht immer, aber bisweilen eine eigentümliche Form, die Ratzeburg als Pinſeltrieb bezeichnet?). Es ſind dies meiſt aus den Endknoſpen der entnadelten Zweige proleptiſch entwickelte, ganz verkürzte Triebe, die mit einfachen, lanzettlich-linealiſchen Nadeln beginnen, hin- und wieder auch Doppelnadeln zeigen und im Centrum der Knoſpe ovale, grüne Blättchen haben. Zweige, welche total kahl gefreſſen ſind, zeigen eine geſchwächte Vegetationskraft und gehen endlich allmählich unter Dünnwerden zu Grunde. Wenn die Fichte nach Nonnenfraß auf dieſe Weiſe den Gipfel— trieb eingebüßt hat, ſo entwickelt ſie unter der Bruchſtelle einen Quirl von zahlreichen Zweigen, die wie Polypenarme ausſehen; auch an den weiter zurückliegenden Zweigquirlen kommen noch mehr Knoſpen her⸗ vor, ſo daß jeder Quirl Triebe von verſchiedenem Alter hat, an denen die Nadeln meiſt abnorm geringe Größe haben. Auch die verletzten Wipfel alter Bäume haben Ahnlichkeit mit den polypenartigen Zweigen, nur daß meiſt ein oder zwei der Zweige ſich beſtreben, ſenkrecht zu wachſen und die andern zu überwipfeln s). Die Holzbildung der verletzten Zweige ſinkt be— deutend, und auch im Baumſtamme tritt die Abnahme der Jahresringe ſehr ſtark und plötzlich auf und hält noch in den folgenden Jahren an)). Die Nonne meidet die höheren Gebirgslagen und die nördlichiten Gegenden Deutſchlands. Ihr Fraß zeigt ſich über einzelne Reviere oder Beſtände verbreitet und hat an dieſen gewöhnlich eine dreijährige Dauer, wenn nicht inzwiſchen neue Schwärme aus andern Gegenden eintreffen, in welchem Falle der Fraß länger dauert. Im dritten Fraßjahre iſt die Menge der Raupen unbeſchreiblich groß und die Verwüſtung iſt oft entſetzlich. ) Ratzeburg, Waldverderbnis I, pag. 232. 2) 1. c., pag. 146, Taf. 6, Fig. 6. 1. e., pag. 232. 4) 1. c., pag. 234. 15* Der Kiefern- ſpinner. 228 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden Aber ſie werden dann durch Vögel, die ihnen nachſtellen, und ganz be— ſonders durch Epizoatien, die unter ihnen ausbrechen, namentlich durch die in ihnen lebenden Larven der Tachinen und Ichneumonen und wahrſchein— lich auch durch paraſitiſche Pilze der Isaria-Form von Cordyceps militaris und Bacterium monachae dezimiert. Es hat zwei große Nonnenfraß— perioden gegeben: in den Jahren 1835 —41 in Thüringen ꝛc. und in den Jahren 1852—55 in Preußen, Schleſien, Polen, Rußland, auch in der jüngſten Zeit hat es in verſchiedenen Gegenden Deutſchlands, beſonders in Oberbayern, großen Nonnenfraß gegeben ). Gegenmittel. Eierſammeln während des Herbſtes und Winters durch Entfernen der Borke an den Stämmen bis zur Höhe von 7 Fuß, ſowie Töten der jungen Räupchen an den Stämmen im April und Mai. Beides geſchieht durch Arbeiter, welche in einer Linie formiert die Beſtände durchgehen. In dem auf eine Nonnenraupenkalamität folgenden Frühlinge iſt es nützlich, die Stämme in Höhe von 8—9 Fuß mit Leim- oder Teer⸗ ringen zu belegen, um die aufſteigenden Räupchen abzufangen, nach der Me— thode, wie beim Kiefernſpinner angegeben. Das von Harz und v. Miller?) zur Vertilgung empfohlene Antinonnin (S. 10), welches in Löſung von 1: 500 die Nonnenraupen tötet, läßt ſich im großen wegen der Unerſchwing— lichkeit der Koſten für Waſſerbeſchaffung und Aufſpritzung nicht anwenden. Neuerdings iſt von v. Gehren?) der Vorſchlag gemacht worden, die Nonnen zu vertilgen durch Impfungen mit Kulturen des Bacterium mo- nachae, welches eine ähnliche Seuche unter den Nonnenraupen veranlaßt, wie die Schlaffſucht unter den Seidenraupen. Über die Brauchbarkeit des Mittels muß die Zukunft entſcheiden. Von Wichtigkeit ſind die Vor— beugungsmaßregeln: möglichſt ſind gemiſchte Beſtände anzulegen, recht— zeitige Erkennung der Anfänge des Fraßes und Iſolierung der noch un— angegriffenen Beſtände durch Demarkationslinien, indem in einer Breite von ca. 60 m das Unterholz herausgeſchlagen und die Stämme in Bruſt⸗ höhe geleimt und Fanggräben hergeſtellt werden. 2. Gastropacha oder Bombyx Pini Z., der Kiefernſpinner oder Spinner, ſehr ſchädlich in den Kiefernforſten. Die aſchgrauen, braun⸗ gefleckten, vorn mit zwei ſtahlblauen Nackeneinſchnitten gezeichneten Raupen entnadeln die Kiefern vom April an und verpuppen ſich Ende Juni in einem wattenartigen Geſpinſt zwiſchen den Spitzen der Zweige. Der im Juli erſcheinende Falter mit grauen, mit brauner Querbinde gezierten Vorderflügeln legt die Eier an Stämme und Aſtchen; die Ende September oder Anfang Auguſt auskommenden Raupen verkriechen ſich im Mooſe, um im Frühlinge die Bäume zu beſteigen. Wenn die Kiefer durch den Kiefern- ſpinner kahl gefreſſen iſt, ſo äußern ſich die letzten Anſtrengungen der Pflanze im Fraßjahre in der proleptiſchen Entwickelung einzelner Seiten— knoſpen zu eigentümlichen Trieben, Roſetten, wie fie Ratzeburg) genannt hat. Es ſind ganz kurz bleibende Triebe, welche dicht ſtehende, verkürzte und breite, geſägte, einfache Nadeln tragen, in deren Achſeln bis— weilen Nadelpaare erſcheinen (Fig. 57). Sie können zu einem Sproß aus— 1) Forſtwirtſch. Centralbl. 1890, Heft 6. 2) Münchener Allgem. Zeitung, 27. April 1892. 3) Zeitſchr. f. Forſt⸗ u. Jagdweſen 1892, pag. 499. ) I. c. I, pag. 136. E 12. Kapitel: Schmetterlinge 229 wachen, an welchem dann die primären Nadeln nach oben verſchwinden, während die normalen Nadelpaare wieder auftreten; alſo ein Verhalten, welches mit dem der Kiefernkeimpflanzen übereinſtimmt. Meiſt aber ver— trocknen nach einiger Zeit dieſe Roſetten wieder. Gegenmittel: a) Sammeln der Raupen im Winterlager, was im Herbſt vor Eintritt von Froſt und Schnee vorzunehmen iſt und über deſſen Zweckmäßigkeit man ſich vorher durch Probeſammeln unterrichtet. b) Abklopfen der Raupen im Frühjahr und Sommer durch Anprällen mittelſt einer Klopfkeule, wobei die Raupen vom Boden abgeſammelt oder auf untergebreiteten Segeln aufgefangen werden. c) Ziehen von Iſolier⸗ gräben um die angeſteckten Orte, um darin die wegen Nahrungs— mangel auswandernden Raupen zu fangen, oder wo örtliche Ver— hältniſſe die Anlage von Gräben erſchweren, Auslegen auf dem Boden befeſtigter Leimſtangen. d) Anlegen von Theerringen an den Stämmen, um die aus dem Winterlager aufſteigenden Rau— pen zu fangen. Zu dieſem Zweck werden bis ſpäteſtens Ende Fe— bruar ſämtliche Stämme des Be— ſtandes in Bruſthöhe gerötet, 7 d. h. es wird die rauhe Borke Fig. 57. ſoweit abgeputzt. daß 1 minde- Eine aus einer Seitenknoſpe hervorge— ſtens 3 em breiter rötlicher, ge. gangene Roſette einer Kiefer nach dem glätteter Ring entſteht, der dann Fraß des Kiefernſpinners. Wenig ver⸗ mit Theer oder Raupenleim be— größert. Nach Ratzeburg. ſtrichen wird. Zu dieſem Behufe trägt der Arbeiter an einem Tragband einen Leimkaſten und ſtreicht den Leim mittelſt eines Holzſpatels auf. Oder man verwendet Leimringmaſchinen, welche aus einem vom Arbeiter getragenen Behältnis zur Aufnahme des Leims beſtehen und ein Mundſtück haben, aus welchem der Arbeiter, während er die Maſchinen auf dem Rötering herumführt, den Austritt der nötigen Leimmenge bewirkt. Dieſe Maſchinen ſind nach dem Prinzipe des Schlauches, der Spritze oder der Quetſche gebaut. e) Da die Kiefern— ſpinner Laubholz verſchmähen, ſo iſt als Vorbeugungsmittel rätlich, den Kiefernbeſtand mit einem Mantel von Eichen, Buchen oder Birken zu um— geben, größere Beſtände durch ſolche Laubholzbänder zu zerlegen. k) Zu den wirkſamſten natürlichen Feinden gehören Ichneumonen und Tachinen. Bei ſtarkem Befall durch dieſe Inſekten iſt das Abſammeln der Raupen lieber zu unterlaſſen. 3. Cnethocampa oder Gastropacha pinivora 27., die Raupen Der Kiefernpro- des Kiefernprozeſſionsſpinners, denen der Gastropacha processionea zeſſionsſpinner. (S. 235) ähnlich, aber nur auf Kiefern lebend, bis 3 em lang, bräunlichgrau, gelbgrau geſprenkelt, auf dem Rücken mit orangegelb geſäumten ſchwarzen Flecken, bringen Entnadelung hervor, beſonders an mittelwüchſigem Holze. Sie freſſen vom Juni an, immer in ſchmalen Zügen weiter wanbernd, und gehen zur Verpuppung und Überwinterung in die Erde. 230 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden Der Pinien⸗Pro⸗ 4. Cnethocampa pityocampa S., die ſchwarzen, wenig behaarten zeſſionsſpinner. Raupen des Pinien-Prozeſſionsſpinners ſind in Frankreich und im Mittelmeergebiet durch ihren Fraß den ſüdlichen Kiefernarten oft gefährlich. Die Raupen überwintern in großen, weißen Neſtern an den Kronen⸗ zweigen. Die Kieferneule. 5. Noctua oder Trachea piniperda E., die Forleule oder Kieferneule. Die 4 em lange, warzenloſe und unbehaarte, grün und weißgeſtreifte Raupe lebt namentlich in Norddeutſchland und befällt beſonders Stangenhölzer der Kiefer. Sie frißt vom April an, indem ſie an den ſich entwickelnden Maitrieben die jungen Nadeln nahe der Baſis anbeißt, ſodaß die abgebiſſenen Nadeln abfallen und Harztropfen aus den verwundeten Trieben herausfließen. Die älteren Raupen greifen auch ältere Nadeln an. Im Juli kriechen ſie von den Stämmen ab und ver⸗ puppen ſich unter Moos, wo die Puppe überwintert. Im März bis Mitte April fliegt die 1,5 em lange, rötlich-graue, auf den Vorderflügeln mit hellen Zackenlinien und Flecken gezeichnete Eule und klebt ihre Eier zu 6—8 oder mehr an die vorjährigen Nadeln. Nicht ſelten werden die Kiefern durch dieſe Raupen völlig kahl gefreſſen, letztere bedecken im ſchlimmſten Falle die Stämme ſo dicht, daß dieſe wie grün angeſtrichen ausſehen; der Wiederausſchlag der kahlgefreſſenen Kiefer erfolgt je nachdem der Fraß ſpäter oder zeitiger eingetreten iſt, entweder erſt im Nachjahre oder ſchon in demſelben Sommer ). Die Wiederergrünung geſchieht meiſtens durch ſogen. Scheidenknoſpen (Bd. I, S. 98), d. h. durch Ausbildung der ſonſt un⸗ entwickelt bleibenden Knoſpenanlage, welche ſich auf jedem Nadelzweiglein zwiſchen dem Nadelpaare befindet. Sehr häufig hat der Forleulenfraß ein Dürrwerden und Abſterben der Zweige zur Folge; bald ſind es die unteren Zweige, bald der Wipfel. Dieſe reichliche Bildung trockner Zweige, ſogenannter Spieße, rührt daher, daß die Scheidenknoſpen, die hier in ungewöhnlich großer Menge ſich bilden, die Nahrung an ſich ziehen und gleichwohl ſpäter alle abſterben, ſo daß der ganze Trieb mit abſtirbt. Es giebt dann Spieße, die ſchon vollſtändig dürr ſind, ferner ſolche, um welche noch einzelne Scheidentriebe buſchig ſtehen, und endlich ſolche, an denen die gewöhnlichen Quirlknoſpen noch getrieben worden ſind. Der Wipfel erhält durch die Spieße eine gedrückte Geſtalt. Von den unter dem Spieß auftretenden Erſatzzweigen hängt es ab, wie tief derſelbe ab— ſtirbt, da jene ihm die Nahrung entziehen. Sie erreichen dann ſchneller oder langſamer die Lotrichtung oder gehen wohl auch wieder verloren, und dann übernimmt ein andrer Quirlzweig die Stelle des Gipfeltriebes. Für das ſpätere Alter können daraus ſeltſame Krümmungen des Stammes oder der Aſte ſich ergeben, wie ſie Ratzeburg bildlich dargeſtellt hat). Da der Fraß gewöhnlich zeitig eintritt, ſo bleibt der im Fraßjahre gebildete Jahresring des Holzes ſehr ſchmal )). Gegenmittel. Vertilgung der Puppen im Winterlager durch Abſammeln oder durch Eintreiben von Schweinen oder Hühnern. Sammeln der Raupen 1) Vergl. Ratzeburg, Waldverderbnis I. pag. 155. 2) Vergl. Ratzeburg, die Nachkrankheiten und die Reproduktion der Kiefer nach dem Fraß der Forleule. Berlin 1862 und Waldverderbnis I, pag. 154 ff., Tafel 7—11. ) Ratzeburg, Waldverberbnis I, pag. 160. 12. Kapitel: Schmetterlinge 231 durch Anprällen oder in Fanggräben, wenn dieſelben nach andern Orten wandern, wie beim Kiefernſpinner. Wegen des Überhandnehmens der natürlichen Feinde, nämlich der Schlupfweſpen, Raupenfliegen und gewiſſer paraſitiſcher Pilze dauert eine Raupenkalamität ſelten länger als 2 Jahre. 6. Geometra oder Fidonia piniaria Z., der Kiefern- oderder Kiefern- oder Fichtenſpanner. Der 1,4 em lange, braune, mit hellgelben Flecken ge- Fichtenſpanner. zeichnete Falter fliegt gewöhnlich im Mai und legt die Eier zu 6—8 Stück an den Nadeln ab. Die 3 em langen, grünen, mit gelben und weißlichen Längsſtreifen gezeichneten Raupen auf der Kiefer, ſelten auf der Fichte, freſſen namentlich in Stangenhölzern vom Juli an an den ſchon erſtarkten dies⸗ und vorjährigen Nadeln, wodurch ſie auf der Fläche der Nadel eine beſchabte, ſpäter oft harzende Spalte erzeugen, was ein Gelbfleckigwerden oder vollſtändige Bräunung und Abfallen der Nadelzweiglein und ſomit bisweilen Entlaubung zur Folge hat. Wegen des ſpäten Fraßes tritt hier der Wiederausſchlag erſt im nächſten Jahre ein. Die neuen Triebe ent— wickeln ſich aus den normalen Knoſpen, die durch den Fraß nicht verletzt werden. Auch iſt wegen des ſpäten Fraßes der Jahresring des Holzes im Raupenjahre ziemlich unverändert, aber der des Nachjahres zeigt ſich tief gejunfen‘). Die Raupen laſſen ſich im September an einem Faden zur Erde hinab zur Verpuppung und Überwinterung unter Moos und müſſen dann durch Eintreiben von Schweinen vertilgt werden. 7. Geometra liturata CZ, der blaugraue Kiefernſpanner. Andre Arten Die Raupe iſt 2,5— 2,7 em lang, den vorigen ähnlich, durch grünlich-weißen, Kiefernſpanner. rotpunktierten Kopf unterſchieden, frißt bisweilen mit der vorigen zugleich, iſt aber viel ſeltener. Dasſelbe gilt von der 2,5—3 em langen, gelb- oder graubraunen oder weißlich⸗-grauen Raupe des gebänderten Kiefern— ſpanners, Geometra prosapiaria . 8. Tortrix pinicolana, der Lärchenwickler, ſchon ſeit 1856 und Der Lärchen— auch Ende der 80er Jahre wieder in der Schweiz, wo die Raupen die wickler. Lärchen teilweiſe kahlfreſſen, was ſich von ferne an einem Röten der Wipfel kenntlich macht. Gewöhnlich tritt Wiederbelaubung in demſelben Jahre ein. Der Wickler ſoll nach ungefähr je 10 Jahren maſſenhaft auf- treten ?). 9. Tortrix detella CZ (Tortrix hereyniana C.), der Fichten neſt- Der Fichtenneft- wickler. Die kleinen Räupchen dieſer und anderer ähnlicher Arten wickler. (Tortrix piceana, pygmaeana, Hartigiana) verſpinnen an den Fichten und Tannen, beſonders am jüngeren Holze, mehrere Nadeln zu einem kleinen, mit Kotſtückchen durchwebten Neſtchen und freſſen dieſelben aus, verletzen auch wohl den Trieb. Im Spätherbſt laſſen ſie ſich zur Verpuppung und Überwinterung zur Erde nieder. 10. Orgyia selenitica E., die 3—3,5 em lange, ſchwarze, dicht An Larchen. ſchwarzgrau behaarte Raupe iſt ſehr polyphag, frißt aber bisweilen auf niedrigen Lärchen und auf Laubhölzern. 11. Tortrix histrionana #702, der Fichtentriebwickler. Dieder Fichtentrieb— grasgrüne, braunköpfige, bis 1,6 em lange Raupe frißt an den vorjährigen wickler. Fichtentrieben die Nadeln in einem Geſpinſte, wo ſie ſich auch verpuppt. ) Vergl. Ratzeburg, Waldverderbnis I., pag. 170—177. 2) Vergl. Coaz, Mitteil. d. naturf. Geſ. Bern 1889, pag. V, und 1890, pag. XI. 232 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden Der Tannen- 12. Tortrix murinana n., und Tortrix rufimitrana Sch., der Triebwickler. Tannen-Triebwickler. Die grünlichen Räupchen, welche bei erſteren ſchwarzköpfig und bis 21 mm lang, bei letzteren rotköpfig und bis 9g mm lang ſind, befreſſen im Frühlinge die Nadeln und die Oberhaut der neuen Triebe in den Kronen älterer und mittlerer Tannen, wo ſie ſich röhren— förmige Geſpinſte machen. B. An Laubhölzern, beſonders an Obſtbäumen. Der kleine Froſt⸗ 1. Cheimatobia (Aeidalia) brumata Z., der kleine Froſt— ſpanner an Dbft- ſpanner. Die bis 2,5 em langen, gelblichgrünen, grünköpfigen Raupen bohren bäumen ze. ſich im Frühjahre beim Aufbrechen der Knoſpen der Obſtbäume und vieler Laubhölzer in dieſe ein und freſſen ſie aus, jo daß Blätter und Blüten nicht zur Entwickelung kommen, verzehren ſpäter auch Blätter, ſo daß die Bäume entlaubt werden; auch freſſen ſie die jungen Früchte an. Mitte Juni laſſen ſich die Raupen an einem Faden herab, um ſich in der Erde zu verpuppen. Der 7—8 mm lange, graubraune, weißſchuppige Falter fliegt erſt im November oder Dezember. Doch erſcheinen manche ſchon im Oktober, andre verſpäten ſich bis zum Februar. Das flugunfähige Weibchen erklimmt dann die Bäume und legt die kleinen Eierchen einzeln frei an die Knoſpen und Zweiglein, wo dieſelben überwintern. Außer dieſer für die Obſtbäume ſchädlichſten Art giebt es noch folgende Andre Arten aber ſeltener vorkommende Froſtſpannerarten, welche ganz dieſelbe Lebens— Froſtſpanner. weiſe haben: a) Fidonia defoliaria Z., der große Froſtſpanner. Raupe bis 3 em lang, mit rotbraunem Rücken. Der Falter fliegt im Oktober und November. b) Fidonia aurantiaria Zn. Raupe 2— 2,2 em lang, rötlichgelb. Der Falter im November. e) Fidonia progemmaria ., Raupe 3 em, bräunlichgelb mit dunkler Zeichnung. Der Falter im Februar oder März. d) Fidonia aescularia 7reischke. Raupe 2 em lang, weißlichgrün. Falter im März. Lebt mehr auf andern Laubhölzern als Obſtbäumen. e) Cheimatolia boreata n., der Buchen-Froſtſpanner, dem kleinen Froſtſpanner als Falter und Raupe ſehr ähnlich; doch ſind die Raupen ſchwarzköpfig und freſſen an Buchen und Birken. Gegenmittel. Außer Umgraben der Erde um die Bäume im Spät— ſommer iſt das wichtigſte Mittel die Anlegung von Teerringen oder Ringen mit Brumataleim an den Stämmen in Bruſthöhe. Die Ringe ſind aus ſtarkem Papier, Leder oder aus Stanniol zu verfertigen und müſſen feſt anliegen (allzu rauhe Rinde iſt vorher zu glätten), damit zwiſchen Band und Stamm kein Weg bleibt. Rezepte für einen andern guten Froſtſpanner⸗ leim: 1 k Harz, 600 gr Schweineſchmalz, 550 gr Stearinöl. Man muß damit bereits Mitte Oktober beginnen und durch Erneuerung des Anſtrichs dafür Sorge tragen, daß derſelbe klebrige Beſchaffenheit ſo lange behält, als die Weibchen die Stämme erklimmen. Dieſelben werden dann alle auf den Ringen zurückgehalten. Aus der obigen Angabe der Flugzeit bei den verſchiedenen Froſtſpannerarten iſt zu erſehen, zu welcher Zeit die Teerringe notwendig ſind. Der Goldafter 2. Liparis oder Porthesia chrysorrhoea Z., der Goldafter, an Obſt⸗ und ſowohl ein ſchädliches Obſtgarten- als auch Forſtinſekt. Die bis 3,6 em Laubbäumen. 12. Kapitel: Schmetterlinge 233 langen, ſchwarzgrauen, braunbehaarten, mit roten Längslinien und weißen Seitenflecken gezeichneten Raupen ſkelettieren die Blätter und überſpinnen ſie mit einem feinen Seidenüberzuge. Sie befallen Pflaumen-, Birn- und Apfelbäume, Eichen, Buchen und andre Laubhölzer. Im Juli legt der ſchneeweiße, mit roſtfarbig gelber Hinterleibsſpitze verſehene Falter 200— 300 Eier an die Unterſeite der Blätter. Dieſe mit Haaren bedeckten Eier bilden ein gelbes Schwammhäufchen. Die Raupen überwintern in den unter ſich und mit dem Zweige verſponnenen und zu einem Knäuel zuſammengezogenen Blättern, den ſogen. großen Raupenneſtern; dieſe müſſen im Winter abgeſchnitten und verbrannt werden. Außerdem iſt auch das Abſuchen der ſchwammigen Eierhäufchen im Sommer ratſam. 3% Liparis auriflua J. (Liparis similis Hs.), der Schwan. Der Schwan Dem vorigen ſehr ähnlich, nur iſt die Behaarung der Hinterleibſpitze mehr ebenda. goldgelb. Die Raupe hat ganz die gleiche Lebensweiſe wie die vorige, aber ſie macht keine Winterneſter, ſondern zerſtreut ſich und überwintert einzeln in Rindenriſſen. Als Gegenmittel kommt alſo hier nur das Abſuchen der ſchwammigen Eierhäufchen in Betracht. 4. Pieris oder Pontia Crataegi I., der Baumweißling. Die Der Baumweiß⸗ 3,6—3,8 em langen, ſchwarzköpfigen, braunrot oder rotgelb geſtreiften, be- ling ebenda. haarten Raupen, welche auf Obſtbäumen, auch Vogelbeeren, Schwarzdorn, Weißdorn leben, richten denſelben Schaden au und haben dieſelbe Lebens— weiſe wie die vorigen. Der ganz weiße, nur an den Flügeln ſchwarz be— randete Falter legt im Juni die goldgelben Eier als kleine Kuchen auf die Blätter. Die Raupen überwintern in Geſpinſten, die oft nur aus einem Blatte beſtehen, den ſogenannten kleinen Raupenneſtern, die ebenfalls abgeſchnitten und verbrannt werden müſſen. 5. Gastropacha neustria Z., der Ringelſpinner. Von den Der Ringel— 5— 5,5 em langen, blau, rot, gelb und weiß geſtreiften, behaarten Raupen, ſpinner ebenda. welche geſellig in ſtarken Geſpinſten leben, werden Obſtbäume, zuweilen auch Wald— bäume, entblättert. Die um die Aſtchen geklebten Eierringel (Fig. 58), welche von Fig. 58. dem ockergelben, braunen, mit roten Quer- Eier des Ringelſpinners, um einen bändern gezierten Falter im Juli abge— Zweig gelegt. legt werden und hier überwintern und aus denen im Frühjahr die Raupen kommen, müſſen abgeſchnitten, die Neſter etwa durch Abbrennen vertilgt werden. 6. Vanessa poychloros Z., der große Fuchs. Die bis 4 emder große Fuchs langen, purpurſchwarzen, mit fleiſchfarbigen, verzweigten Dornen beſetzten ebenda. Raupen freſſen die Blätter der Obſtbäume, Pappeln, Weiden, Ulmen. Der braune, mit ſchwarzen Flecken und am Rande mit blauen Flecken gezeichnete Falter legt im Frühlinge die Eierhäufchen an die Aſte. 7. Liparis oder Bombyx dispar Z. (Ocneria dispar Sc.), der Der Schwamm— Schwammſpinner. Die bis 5 em langen, aſchgrauen, mit 3 gelblichen ſpinner ebenda. Längsſtreifen gezeichneten und mit in zwei Reihen ſtehenden, borſtenhaarigen, teils blau, teils rot gefärbten Knopfwarzen verſehenen Raupen freſſen die Blätter der verſchiedenſten Laubhölzer, wie Obſtbäume, Roſen, Pappeln, Eichen, Buchen, Linden, Rüſtern, Ahorn ꝛc., und verſchonen ſelbſt Nadelholz nicht. Der 4—4,5 em lange, ſchmutzig weiße Falter fliegt vorzugsweiſe nachts. Die Eier werden an die Baumſtämme, beziehentlich in Mauerritzen ꝛc. Der Blaukopf an Obſt⸗ und andern Laub⸗ bäumen. Der Aprikoſen⸗ ſpinner ebenda. Die Aprikoſen⸗ eule. Geſpinſtmotten an Obſtbäumen und andern Laubhölzern. Die Obſtblattſchabe an Obſtbäumen. Andre Sackräup⸗ chen an Obſt⸗ u. Laubbäumen. An Apfel- und Birnbaum 234 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden zu 300—500 gelegt und mit gelblichgrauen Haaren bedeckt, ſo daß ein ſolches Eierhäufchen einem Stückchen Schwamm gleicht. Die Eier über wintern, die Räupchen kriechen im nächſten Frühjahr aus. Abſammeln der Eierhäufchen zur Winterzeit durch Abkratzen mit einem Meſſer in einen Sack, um ſie zu verbrennen. Bei Verſäumung dieſer Maßregel Zerdrücken der jungen Räupchen im Frühjahr durch Abreiben der Stämme mit einem Lappen. 8. Diloba oder Episema (Noctua) coeruleocephala Z., der Blaukopf. Die 3,5—4 em langen, bläulichgrünen, mit borſtenhaarigen ſchwarzen Wärzchen beſetzten, blauköpfigen Raupen freſſen die Blätter der Obſtbäume, beſonders der Pflaumen, auch an Schwarz, Weißdorn ꝛc., ver⸗ puppen ſich in Geſpinſten an Bäumen. Der graue, braungezeichnete Falter klebt die Eier im Herbſt einzeln an Stämme und Aſte. 9. Orgyia antiqua Z., der Aprikoſenſpinner. Die bis 4 cm lange, ſchwarze oder graue Raupe, welche Pinſel ſchwarzer, geknöpfter Haare trägt, nährt ſich von Blättern der Obſtbäume und andrer Laub⸗ hölzer. Doch ſind auch Beſchädigungen von Kiefern und Fichten beobachtet worden. Im Juli legt das Weibchen auf den Cocon einen Eierhaufen, welcher überwintert. 10. Acronyeta tridens V. V., die Aprikoſeneule. Die 3,5 cm lange, dichtbehaarte, ſamtſchwarze Raupe entblättert bisweilen die Aprikoſen, Pfirſichen, junge Apfelbäumchen, ſowie Weiden. Die Puppe überwintert. II. Hyponomeuta, die Geſpinſtmotten. Wenn die Blätter der Obſtbäume, ſowie der Vogelbeeren, des Schwarzdorns, von Prunus Padus ac. durch ein dichtes, weißes Geſpinſt zuſammengehalten und bis auf die Rippen abgefreſſen ſind, ſo ſind die Thäter häufig die ungefähr 2 em langen Raupen der genannten Motten, von denen eine Anzahl ſehr ähnlicher Arten unterſchieden wird, als ſchädlichſte die Hyponomeuta malinella Zell. auf dem Apfelbaum und Hyponomeuta cognatella Y, auf Evo- nymus, Rhamnus und Eichen. Aus den in der Nähe der Knoſpen ab- gelegten Eiern kriechen im Herbſt die Raupen aus, die jedoch erſt im Frühlinge auffallend werden. Die Geſpinſte müſſen vernichtet werden durch Abſchneiden oder durch Beräuchern. 12. Coleophora hemerobiella S., die Obſtblattſchabe. Die höchſtens 8 mm langen Räupchen ſtecken in einem cylindriſchen Säck— chen, mit welchem ſie auf den Blättern ſtehen, und freſſen hier das grüne Blattgewebe der Obſtbäume von der Oberſeite aus, ſo daß nur die Rippen und die Epidermis der Unterſeite ſtehen bleiben. Die 5,5 mm lange, grau⸗ bräunliche Motte legt im Juni und Juli die Eier an die Knoſpen. Die ſchon im Herbſt auskommenden Räupchen überwintern in ihrem Sacke und fangen im Frühlinge zeitig an zu freſſen. 13. Von den Sackräupchen verſchiedener andrer Coleophora- Arten werden in derſelben Weiſe noch ſchädlich beſonders Coleophora gryphi- pennella Z. auf Roſen, Coleophora nigricella SA. auf Pflaumen, Schlehen, Weißdorn, Birke, Ulme, Hajel ꝛc., Cole ophora serenella Dup. auf Colutea, Cytisus ete, Coleophora palliatella 2, und Coleophora anatipenella 2. auf Kirſchbäumen. 14. Teras variegana Sch. Das grüngelbe Räupchen lebt und frißt zwiſchen zwei zuſammengeleimten Blättern des Apfelbaumes und Birn- baumes. 12. Kapitel: Schmetterlinge 235 15. Swammerdamia pirella . Die ſchwefelgelbe Raupe ziehtAn verſchiedenen das Blatt des Apfel-, Kirſch- und Pflaumenbaumes durch Geſpinſt nach Obſtbäumen. oben hohl zuſammen und nagt an der Oberſeite. Dasſelbe thut die gelbe Raupe von Simaethis pariana C. 16. Ornix petiolella /rey. Das Räupchen macht am Apfel- und Am Apfel- und Birnbaum eine Blatttaſche, indem es die beiden Blatthälften längs der Birnbaum. Mittelrippe zuſammenklappt. 17. Ornix guttea Zw. Die Raupe macht an den Apfelblättern eineum Apfelbaum. Taſche durch Umklappen des Blattrandes. Das gleiche thut die Raupe von Gelechia rhombella. 18. Teras comparana #2. und einige andre Raupen leben in zu. An Himbeer- ſammengezogenen Blättern der Zweigſpitzen des Himbeerſtrauches. ſträuchern. 19. Chimabacche fagella 72. Das weiße Räupchen lebt zwiſchen zwei flach verhefteten Blättern der Himbeeren. 20. Euplexia lucipara Z. Die nackte, cylindriſche Raupe lebt in einem umgeſchlagenen Blattrand der Himbeerblätter. Dasſelbe gilt von Syrichthus Sao 25. 21. Gonphorao derasa ZL. Die pomeranzengelbe Raupe lebt in zuſammengerollten Blättern des Himbeerſtrauches. Dasſelbe gilt von Thyatira Batis 4. 22. Zerene oder Abraxas grossulariata Z., der Stachelbe er-Der Stachelbeer— ſpanner. Durch die oben weißen und ſchwarzfleckigen, unten gelben Raupen ſpanner. werden die Stachel- und Johannisbeerſträucher entlaubt. Die Raupen über⸗ wintern an der Rinde und im abgefallenen Laub und richten beſonders im Frühlinge Verheerungen au. Gegenmittel: Abklopfen der Raupen. 23. Halias oder Fidonia wavaria Z.,, der Johannisbeerſpanner. Der Johannis- Ahnlichen Schaden machen an den Jobannisbeerſträuchern die bläulich- beerſpanner. grünen, weiß und gelb geſtreiften, ſchwarzpunktierten Raupen des genannten Falters, die aber erſt im Frühjahre das Ei verlaſſen und ſich in der Erde verpuppen. 24. Tortrix oder Pyralis Pilleriana Zubn., der Springwurm- Der Spring— wickler. Die bis 2,5 em langen, grünlichgelben, ſchwarzköpfigen Raupen wurmwickler am leben im Frühlinge und im Anfange des Sommers in zuſammengeſponnenen Weinſtock. Rebenblättern, Blüten und Träubchen, und verzehren dieſelben; die Raupe ſchnellt ſich fort und heißt deshalb Springwurm. Der 7 mm lange, grüne oder ockergelbe, mit roſtfarbenen Querbinden gezeichnete Falter iſt beſonders in Süddeutſchland, in den Rheingegenden und in Frankreich häufig. Im Juli und Auguſt legt er die Eier in flachen Häufchen auf die Rebenblätter. Die bald auskommenden Raupen überwintern in einem grauweißen Cocon an der Rinde des Stammes und an den Pfählen und Latten, und gehen im Mai an die Blätter, um den Fraß zu beginnen. Sie verpuppen ſich im Juli in den vertrockneten Blättern. Gegenmittel: Vernichtung der Eierhäufchen auf den Blättern von Mitte Juli an, Zerdrücken der Raupen zwiſchen den Blättern, Fangen des nach Sonnenuntergang fliegenden Falters durch Anzünden von Lämpchen in den Weinbergen (vergl. unten Trauben— wickler). Entfernung des geſchlagenen Holzes vor dem Frühjahr aus den Weinbergen und deren Nähe. 25. Cnethocampa oder Gastropacha processionea L., der Der Prozeſſions— Prozeſſionsſpinner. Durch Entlaubung der Eichen werden die be-ipinneran Eichen. ſonders im weſtlichen Deutſchland heimiſchen, bis 3 em langen, lang be— An Eichen, Birken ꝛc. An Eichen und Weiden. An Eichen, Buchen ıc. Grüne Eichen⸗ wickler an Eichen. An Eichen. Buchenſpinner an Buchen. An Buchen und Eichen. Au Buchen, Haſeln ac. 236 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden haarten, grauen, mit rötlichbraunen Warzen beſetzten ſogenannten Pro— zeſſionsraupen ſehr ſchädlich. Sie ziehen nach Sonnenuntergang in ge— ordneten Zügen nach andern Bäumen weiter. Der 1,5 em lange, hell bräunlichgraue Schmetterling legt Ende Auguſt oder Anfang September die Eier in Häufchen bis zu 200 Stück an die Rinde der Eichenſtämme, wo dieſelben überwintern. Die großen, gemeinſchaftlichen Geſpinſtneſter, in denen die Raupen am Tage leben und die gemeinſchaftlichen Geſpinſtballen, in denen ſie ſich im Juli oder Auguſt verpuppen, müſſen durch Abbrennen zerſtört werden. 26. Pygaera bucephala Z., der Mondvogel. Die bis 5,5 em langen, grünen, mit ſchwarzen und gelben Längsbinden und orangeroten Gürteln gezeichnete und behaarte Raupe frißt die Blätter der Eichen, Birken, Haſeln, Weiden, Pappeln und Roſen. Überwinterung im Puppenzuſtand im Boden. Abklopfen der Raupen. 27. Orthosiacruda W. V., die Eichbuſcheule. Die kahlen, grünen, 2,7—3,3 em langen Raupen freſſen im Mai an den Eichen- und Weiden- knoſpen. Überwinterung als Puppe. 28. Teras ferrugana W. V., der roſtgelbe Eichenwickler. Die kleinen, grünen Räupchen leben im Sommer an Eichen, Buchen, Birken, Erlen zwiſchen zuſammengewickelten Blättern, wo ſie ſich auch verpuppen. Überwinterung als Schmetterling unter abgefallenen Blättern. Der Eichen⸗ triebzünsler, Phyeis tumidella . iſt dem genannten in Lebens⸗ weiſe und Beſchädigung gleich. 29. Tortrix viridana Z., der grüne Eichenwickler. Die 1½ em langen, dunkelgrünen, ſchwarzköpfigen Raupen freſſen im Frühjahr die Knoſpen und jungen Blätter und Blüten der Eichen und können ſogar erwachſene Bäume kahl freſſen. Sie verpuppen ſich im Juni am Baume oder an der Erde, die Ende Juni erſcheinende, 8 mm lange, hellgrüne Motte legt an den Knoſpen die Eier, aus denen im nächſten Frühjahr die Räup⸗ chen erſcheinen. Wegen des zeitig ſtattfindenden Fraßes belaubt ſich die Eiche nach Kahlfraß durch dieſe Raupen in demſelben Jahre von neuem. 30. Liparis detrita E., (Ocneria detrita Sch.). Die 2—3 em lange gelblichgraue, blaugrau geſtreifte Raupe dieſes kleinen grauen Falters frißt bisweilen auf jungen Eichenkulturen. 31. Orgyia oder Dasychira pudibunda Z., der Rotſchwanz oder Buchenſpinner. Die bis 3,5 em langen, rötlichen oder grünlichen, mit vier bürſtenartigen Haarpinſeln auf den mittleren und einem roten Pinſel auf dem letzten Ringel verſehenen Raupen kommen auf verſchiedenen Laub- hölzern, beſonders verheerend auf der Buche vor, freſſen im Juni anfangs nur ſkelettierend, ſpäter die ganzen Blätter zerſtörend und kommen im Oktober zur Verpuppung und Überwinterung von den Bäumen herab, zu welcher Zeit ſie vertilgt werden müſſen. Aus der im Moos verborgenen Puppe kommt im Frühlinge der bräunlichgraue, dunkelgezeichnete Falter, welcher die weißen Eier einzeln an Baumrinde legt. 32. Halias prusinana Z., der Buchen-Kahnſpinner. Die 3 em lange, gelbgrüne, gelbgeringelte Raupe frißt beſonders im Sommer an Buchen und Eichen. 33. Demas (Noctua) Coryli Z., die Spinnereule. Die 3—4 cm langen, hell rotbraunen, ſchwarz gezeichneten, mit behaarten Warzen ver— ſehenen Raupen freſſen an Buche, Haſel, Birke, Weißbuche, Eiche ꝛc. 12. Kapitel: Schmetterlinge 237 34. Cabera pusaria Z., der kleine Birkenſpanner. Die grün⸗ An Birken. liche oder bräunliche, 2,6 mm lange, mit zwei feinen Spitzen am Hinterleib Erlen rc. verſehene Spannerraupe lebt im Mai und Juni an Birken, Erlen, Haſeln, Eſchen ꝛc. Verpuppung im Boden. 35. Amphidasys betularia Z., der große Birfenjpanner.gn verſchiedenen Die 5—5,5 em lange, dunkelgrünlichgraue, ſtark warzige, nicht mit Spitzen Laubhölzern. am Hinterleib verſehene Spannerraupe frißt vom Juli bis Oktober die Blätter der verſchiedenſten Laubhölzer, am liebſten der Birken. Verpuppung im Boden. 36. Liparis Salieis Z., der Weidenſpinner. Weiden und geidenſpinner an Pappeln werden von den 4,5—4,7 em langen, braungrauen, auf dem Weiden und Rücken mit einer Reihe gelber oder weißer Flecke verſehenen Raupen Pappeln. des atlasweißen Falters entblättert. Die an die Stämme oder Blätter ge⸗ legten, einem Schwamme ähnlichen Eierneſter, aus denen ſchon im Herbſt die ſpäter überwinternden Raupen auskommen, müſſen vertilgt werden. 37. Halias chlorana ., die Weidenhalmeule. Eine kleine An Weiden. gelblich-grüne Raupe, frißt im Sommer in zuſammengewickelten und an⸗ einandergeſponnenen Weidenblättern, beſonders an Salix viminalis und pentandra. Abſchneiden der zuſammengerollten Blätterbündel. 38. Acronyeta (Noctua) Aceris W. V., die Ahorneule. Die 4 An Ahorn zc. bis 5 em lange, rötlichgelbe, ſtark weißbehaarte Raupe, frißt im Juli und Auguſt bisweilen Roßkaſtanien, Ahorne oder Eichen kahl. Die Eier werden in Rindenritzen gelegt. Überwinterung der Puppen in der Rinde oder am Grunde der Stämme. 39. Gastropacha lanestris Z., der Kirſchen- oder Birkenneſt- An Kirſchbaum, ſpinner. Die 4-5 em lange, ſtark behaarte, rotbraun und gelblihweiß- Birken rc. gefleckte Raupe frißt im Mai und Juni an Kirſchbäumen, Birken, Linden, Weiden. Die Eier werden in ein aus Haaren verfertigtes Neſt an die Spitzen der Zweige gelegt. Überwinterung als Puppen. Die Eierneiter müſſen abgeſchnitten und verbrannt werden. C. An krautartigen Pflanzen. 1. Agrotis segetum . J, und andre Arten Erdraupen, welche Erdraupen. vorwiegend unterirdiſche Pflanzenteile freſſen und deshalb ſchon S. 225 behandelt ſind, greifen auch die Blätter über der Erde an. 2. Orobena frumentalis Z., der Saatzünsler. Die 2,5 em lange, An Winter— blaßgelbe Raupe ſoll bisweilen im Frühjahr an der Wintergetreideſaat getreideſaat. freſſen. 3. Neuronia popularis 2, die Lolcheule. Die 5 em lange, glänzend braune, mit helleren Längslinien durchzogene Raupe frißt im Frühlinge die unteren Blätter der Gräſer und beißt die Halme unten an, ſo daß die oberen Teile abſterben. Der Fraß findet nachts ſtatt. Ver— puppung im Juli im Boden. Von Ende Juli an fliegt der 1,8— 1,9 em lange, rötlichbraune, weißfleckige Schmetterling und legt die Eier tief ins Gras; die Räupchen überwintern. Eintreiben von Schweinen oder Hühnern, Abſuchen der Raupen bei Laternenſchein. 4. Chara eas graminis Z., die Graseule. Die Raupe iſt der vorigen ſehr ähnlich, aber mehr grau, und ſchädigt ganz in derſelben Weiſe. Die Lebensweiſe und Bekämpfung iſt auch dieſelbe. An Gräſern. An Gräſern. An Gräſern und andern Pflanzen. Die Gammaeule an verſchiedenen Krautgewächien. Die Erbjeneule an verſchiedenen Leguminoſen. Die Flohkrauteule an verſchiedenen Krautgewächſen. Weißlinge an verſchiedenen Cruciferen. 238 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d Tiere verurſacht werden 5. Hadena mono glypha ., die Graswurzeleule. Die 4,3 em langen, grau oder rötlich-grauweiß glänzenden Raupen greifen die Wieſengräſer im April und Mai ſtark an, indem ſie Blätter und Halme an der Baſis zerbeißen. Der 2 em lange, gelbbraun und weiß— gefleckte Schmetterling legt die Eier Ende Juli, Anfang Auguſt an die Baſis der Grashalme; die Räupchen überwintern. 6. Naenia typica Z., die Flechtweideneule. Die 4,5—5 cm lange, nach vorn verdünnte, ſchwarzbraune, mit vier weißlichen Längslinien gezeichnete Raupe frißt im Frühjahre an den verſchiedenſten Pflanzen, wie Gräſern und andern wildwachſenden Pflanzen, auch an allerhand Holz— gewächſen. Der 2 em lange, graubraune, gelblich gefleckte Schmetterling fliegt vom Juni bis Auguſt. Die Räupchen überwintern. 7. Plusia gamma Z., die Gammaeule oder Ypſiloneule. Ein hervorragend ſchädlicher Schmetterling. Die 2—3 em langen, bläulich grünen, hellgeſtreiften Raupen freſſen die Blätter von Wicken, Klee, Flachs, Zuckerrüben, Erbſen, Bohnen, Raps, Rübſen, Kohl, Kürbiſſen, Hanf, Buch⸗ weizen, ſogar Kartoffeln, von allerhand Blumenpflanzen, auch von Unkräutern, wie Hederich ꝛc. ab, beſonders im Juli und Auguſt; Getreide ſcheinen ſie zu verſchmähen, aus dieſem freſſen ſie nur die Unkräuter, wie z. B. Diſteln, heraus. Die Raupe verpuppt ſich an den Pflanzen, worauf der 2 em lange, dunkelgraue, rötlich und hell und dunkel marmorierte, auf den Vorder— flügeln mit einem y gezeichnete Falter nach 2—3 Wochen auskommt. Derſelbe legt die etwa 400 Eier einzeln an die Blätter der Pflanzen. Die überwinterung geſchieht im halbwüchſigen Raupenzuſtand, zum Teil viel- leicht auch als Puppe oder Schmetterling. Es ſind Fälle bekannt, daß dieſe Raupen als Landplage auftraten, Felder, Wieſen und Gärten verheerten, wobei ſie nach der Verwüſtung von Feld zu Feld weiter zogen, ſo im Sommer 1879 im ganzen weſtlichen Europa, beſonders ſtark im Jahre 1829 in der holländiſchen Provinz Groningen. Gegenmittel: Abſammeln der Raupen, Eintreiben von Hühnern, Ziehen von Iſoliergräben um die befallenen Stellen. Zu den natürlichen Feinden gehören namentlich die Stare und die ſpitzſchnäbeligen Sänger, auch Laufkäfer; ferner Raupen⸗ fliegen und gewiſſe auf Raupen paraſitierende Pilze, die bei ſtarker Vermehrung dieſer Inſekten erſcheinen. 8. Mamestra Pisi Z, die Erbſeneule. Die ca. 4,5 em lange, braunrote, gelbgeſtreifte Raupe frißt Erbſen, Wicken, Bohnen, Klee und verſchiedene Unkräuter ſowie auch Holzpflanzen ab. Aus der in der Erde verpuppten Raupe kommt im Frühjahr der 1,4 em lange, hell rotbraune, bläulich grau gezeichnete Falter und legt die Eier einzeln an die Pflanzen ab. 9. Mamestra Persicariae Z., die Flohkrauteule. In der Lebensweiſe und in der Schädigung ſtimmt überein die faſt ebenſo große grüne bis braungrüne Raupe dieſes Schmetterlings, welche außer Un— kräutern Spinat, Salat, Möhren, Rüben, Erbſen, Bohnen, Tabak, Hanf, Georginen, Aſtern dc. befällt. 10. Pieris, die Weißlinge. Wir unterſcheiden die Arten: a) Pieris Brassicae Z., den großen Kohlweißling, deſſen Raupen 3 em lang, grüngeib oder ſchwefelgelb, ſchwarzpunktiert und gelbgeſtreift ſind, b) Pieris rapae ., den kleinen Kohlweißling, deſſen Raupen 2,6 em lang, mehr ſchmutzig grün mit gelber Längslinie gezeichnet und ſammetartig ſind, und c) Pieris Napi Z., den Rübſaat- oder 12. Kapitel: Schmetterlinge 239 Heckenweißling, deſſen Raupen ſogroß wie die des vorigen, mattgrün, an den Seiten heller ſind. Die Raupen aller drei Arten, von denen die dritte die ſeltenſte iſt, freſſen die Blätter der Kohlarten, des Raps, Rübſens Rettichs, Senfs, auch der Kapuzinerkreſſe und der Reſeda bis auf die ſtärkeren Rippen ab und machen daher in Gemüſegärten oft großen Schaden. Zu dieſen Raupen gehören die bekannten großen weißen Schmetterlinge mit etwas ſchwarzer Zeichnung. Dieſelben legen im Mai ihre goldgelben Eier an die Unterſeite der Blätter; aus ihnen kommen in 14 Tagen die Raupen, die aber jetzt noch nicht ſehr ſchädlich werden, da ſie in nicht großer Anzahl und mehr an wildwachſenden Cruciferen vor— kommen. Sie verpuppen ſich ſchon Ende Juni und es fliegt im Juli die zweite Generation der Kohlweißlinge, aus deren Eiern nun die Raupen kommen, welche im Spätſommer meiſt ſo großen Schaden machen. Im Anfange des Herbſtes verpuppen ſich dieſe Raupen; an Gebäuden, Mauern, Zäunen, Baumſtämmen ſind die Puppen feſtgeklebt, weshalb die Zer— ſtörungen, die dieſe Tiere anrichten, in der Nähe bewohnter Orte größer zu ſein pflegen als auf entlegenen freien Feldern. Gegenmittel: Zer— ſtörung der überwinternden Puppen, Zerdrücken der Eier und der jungen, ſchwärzlichen Räupchen. Umpflanzen der Kohläcker mit einigen Hanfpflanzen ſoll die Kohlweißlinge abhalten. Die Raupen und Puppen werden bis— weilen von Schlupfweſpen zerſtört; ſolche kranke Raupen, die mehr gebräunt ausſehen, ſollte man beim Abraupen ſchonen, um die Feinde zu erhalten. Auch bei vielem Regen ſterben zahlreiche Raupen. b 11. Mamesta oleracea Z., die Gemüſeeule. Die bis 4 em lange, G 5 i a 3 = ; 2 ; „„ Gemüſeeule an graue bis olivengrüne, ſchwarzpunktierte Raupe zerſtört in derſelben Weiſeg ohlarten, Salat wie die vorige Kohlarten, Salat, Spargel. Die 1,8 em lange, dunkel- und Spargel. rotbraune, mit einem weißberandeten, ſchwarzen Fleckchen gezeichnete Eule, welche nur nachts fliegt, erſcheint auch in zwei Generationen. Die Eier werden einzeln an die Blätter gelegt. Die in der Erde überwinternden Puppen, aus denen im Mai der Schmetterling kommt, müſſen durch Um— pflügen zerſtört werden. 12. Mamestra Brassicae Z., die Kohleule. Die 4—5 em lange, die Kohleule an bis 7 mm dicke, gelblich graugrüne, mit dunkler Rückenlinie gezeichnete Brassica Arten Raupe, der ſogen. Herzwurm, durchlöchert in Form von Gängen dieund Runkelrüben. aneinander liegenden Blätter von Kraut, Kohl, Blumenkohl, Runkelrüben, in deren Herz die Raupe ſich aufhält. Die Eule hat glänzend braune, gelblich und ſchwarz marmorierte und gezeichnete Flügel. Lebensweiſe dieſelbe wie bei der vorigen. Durch Umpflügen müſſen die in der Erde überwinternden Puppen vertilgt werden. 13. Acronycta Rumicis Z., die Ampfereule. Die bis 3 em Die Ampfereule langen, ſchwarzen, mit roten und weißen Flecken und mit lang behaarten an Kohl. Warzen verſehenen Raupen freſſen am Kohl und an den verſchiedenſten andern Kräutern, auch an Holzgewächſen. Lebensweiſe wie vorher. 14. Botys forficalis Z., der Kohlzünsler. Von den höchſtens Der Kohlzünsler 2 em langen, gelbgrünen Raupen werden die Blätter der verſchiedenſten an Crueiferen. Kohlarten und der wildwachſenden Cruciferen beſchädigt. Lebensweiſe wie vorher. 15. Plutella erueiferarum ZeZ., die Kohlſchabe. Die nur 7 mmdie Kohlſchabe an langen, ſchön grünen Räupchen ſchaden oft an den Kohlarten. Sie hat den Kohlarten. An Spargel ıc. 240 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beihädigung., welche d. Tiere verurſacht werden auch zwei Generationen, von denen wiederum die zweite am ſchädlichſten iſt. Überwinterung als Puppen. 16. Mamestra Chenopodii W. J. Die Raupe beſchädigt in Holland den Spargel, manchmal ganze Felder kahl freſſend, geht auch auf angren⸗ zende Felder mit Waſſerrüben über. An Umbelliferen. 17. Papilio Machaon Z., der Schwalbenſchwanz. Die Blätter An Kartoffeln. An Hopfen ꝛc. An Paſtinak. An Erdbeeren. Minier⸗Raupen in Blättern. und die Stiele der Dolden der Möhren, des Fenchels, Dills, der Peterſilie, Sellerie, der Paſtinak und andrer Umbelliferen werden von den 4—5 cm langen, grünlichen, ſamtſchwarz geringelten Raupen dieſes gelben, ſchwarz gefleckten Schmetterlings abgefreſſen, welcher ebenfalls in zwei Genera⸗ tionen erſcheint. 18. Acherontia atropos ., der Totenkopfſchwärmer. Von der bis über 10 em langen, dicken, grünlichgelben, am Hinterende gehörnten Raupe werden im Sommer bisweilen Kartoffelblätter und andre Pflanzen angegriffen, aber wenig beſchädigt, da die Raupe ziemlich vereinzelt lebt. 19. Hypena rostralis Z., der Hopfenzünsler. Von der 2 em langen, blaßgrünen, ſchwarzpunktierten Springraupe werden im Juni die Blätter des Hopfens, der Brenneſſeln ꝛc. ſkelettiert. Verpuppung im Juli in einem grauen Geſpinſt an den Blättern oder am Boden. Der im Auguſt erſcheinende Falter erzeugt noch eine zweite Generation, die als Schmetterling in Scheunen und andern Gebäuden überwintert. 20. Gracilaria fidella Xen. Die gelbweiße Raupe frißt im September in dütenförmig eingerollten Blattſpitzen des Hopfens. 21. Chauliodus chaerophyllellus 52 Die gelblichgrünen Räupchen ſchaben die Blätter der Paſtinaken an der Unterſeite ab. 22. Psyche viciella S Die in einem 18 mm langen Sack ſteckenden Raupen freſſen an den Blättern der Erdbeeren. 23. Lampronia praelat ella %%. Die Sackraupe lebt ebenſo wie die vorige an den Erdbeerpflanzen. III. Schmetterlingsraupen, welche in Blättern minieren. Es giebt zahlreiche kleine Schmetterlinge, deren Räupchen, ebenſo wie wir es ſchon von den Larven einiger Zweiflügler kennen gelernt haben, ſich ins Innere der Blätter einbohren, und, indem ſie die Epi— dermis beider Blattſeiten unverſehrt laſſen, nur das Meſophyll auf- zehren. Solche ausgefreſſene Minen ſind nur mit Kot erfüllt. Dieſe Minier-Raupen freſſen entweder nach allen Richtungen, wodurch das Blatt an gewiſſen Stellen oder total ſackförmig ausgehöhlt wird, oder ſie bewegen ſich während des Fraßes immer nur vorwärts und machen alſo Minengänge von der Breite ihres Körpers. Dieſe verlaufen meiſt in geſchlängelten Linien durch das Blatt. Es ſind meiſtens kleine Motten, deren Räupchen in dieſer Weiſe die Blätter beſchädigen; dieſe Räupchen halten ſich entweder innerhalb der Minen auf; diejenigen der Futteralmotten dagegen leben in einem ſelbſtverfertigten Futteral auf der Oberfläche des Blattes, in welches ſie ſich jedesmal zurückziehen, nachdem ſie im Blattgewebe minierend gefreſſen haben. Die Raupen 12. Kapitel: Schmetterlinge 241 verlaſſen zuletzt das Blatt, um ſich zu verpuppen. Wenn ein großer Theil des Blattes ausminiert iſt, ſo kommt dies einer völligen Auf— zehrung desſelben gleich (Bd. I. S. 149). 1. Coleophora laricinella 2echst. Die Lärchennadelmotte. An Lärchen. Die kleinen, 4,5 mm langen Räupchen minieren die Nadeln der Lärche voll— ſtändig hohl, ſo daß die Epidermis als bleiches, leeres und zuſammen— ſchrumpfendes Röhrchen zurückbleibt, und bewirken dadurch eine vollſtändige Nadelverderbnis, beſonders an 15- bis 30 jährigen Bäumen. Die Ent- wickelung der Motte iſt zweijährig !). Im Mai werden die Eier an die Nadeln gelegt. Die Raupen bohren ſich in die erwachſenen Nadeln ein und verlaſſen, in einem ſelbſtverfertigten Futteral ſteckend, dieſelben im Sep— tember, überwintern an den Aſten und Rinden und kriechen im Frühjahr ſchon in die noch kaum halb hervorgekommenen Nadeln. Dann verpuppen fie ſich in einem neuen Säckchen, und die aſchgraue, 3 mm lange Motte fliegt im Mai oder Juni. Abſchneiden und Verbrennen beſetzter Zweig— ſpitzen. 2. Tinea piniariella ZeZ, die Kiefernadelmotte. Die Räup- An Kiefern. chen minieren in den Kiefernadeln abwärts freſſend bis nahe zur Scheide, die Mine mit dem Kote ausfüllend. Sie verpuppt ſich zwiſchen mehreren zuſammengeſponnenen Kiefernadeln ). g 3. Elachista complanella ., die Eichenminiermotte. Das An Eichen. 6,5 mm lange, gelbliche Räupchen miniert im Innern der Eichenblätter, wodurch dieſe weißliche, im Umriß rundliche, aufgeblaſene Stellen bekommen. Das Räupchen überwintert in dieſen Blättern, die 4 mm lange, rötlich gelbbraune Motte fliegt im Mai und Juni. 4. Elachista (Lyonettia) Clerkella I., die Obſtlaubminier-An Obſtbäumen. motte. Die Räupchen minieren geſchlängelte, allmählich breiter werdende Gänge im Frühlinge in den Blättern der verſchiedenſten Obſtbäume, auch der Birken und andrer Bäume. In demſelben Jahre tritt noch eine zweite Generation auf. Im Herbſt werden die Eier an die Knoſpen gelegt und überwintern. 5. Verſchiedene andre Miniermotten auf Obſtbäumen. Die Räupchen machen entweder geſchlängelte Gänge an der Blattoberſeite, wie die von Nepticula malella , pomella Vaugh., oxyacanthella St. H., desperatella Hey, aöneella Hb., Pini Clig, prunetorum Szt. ete. oder fleckenförmige Minen, wie Lithocolletis corylifoliella Hw., eydoniella He, cerasicolella Z. S., pomifoliella ed., Cemiostoma scitella Zell, Ornix petiolella Zeyd., Lyonettia 2 prunifoliella ., Tischeria gaunacella Diab. ete., ſowie die aus— wendig in einem Futteral ſteckenden Sackräupchen von Coleophora palliatella Z2., nigricella S, hemerobiella Sc., paripen- nella Zei, flavipennella Z. K. etc. 6. Ineurvaria pectinea Zw. Die Räupchen machen auf den Am Apfelbaum. Blättern des Apfelbaumes meiſt zahlreich beiſammenſtehende, rotbraune Minen und ſchneiden dieſelben ſpäter heraus, ſo daß viele rundliche Löcher entſtehen. ) Vergl. Ratzeburg, Waldverderbnis, Bd. II, pag. 59 ff. 2) Vergl. Altum, Zeitſchr. f. Forſt- u. Jagdw. 1887, pag. 692. Frank, Die Krankheiten der Pflanzen. 2. Aufl. III. 16 Am Nußbaum. An Erdbeeren. An Himbeeren. Am Weinſtock. Am Kaffeebaum. An Syringa etc. An Luzerne, Wicken und Lotus. An Eſparſette. An Anthyllis. und Lathyrus. An Lotus. An Lathyrus. An Poterium. An Achillea. An Hopfen. An Gramineen. Raupen fraß in 242 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden 7. Gracilaria juglandella Vn. Die gelblichgrünen Räupchen minieren in den Blättern des Nußbaumes. 8. Nepticula fragariella Zeyd., dulcella Heyn., inae qualis Hein., arcuatella Hey., Miniermotten. Die Räupchen machen ge— ſchlängelte Minen in den Erdbeerblättern. 9. Nepticula splendidissimella Z. S. Das gelbliche Räupchen macht lange, geſchlängelte Minen in den Himbeerblättern. Dasſelbe thun diejenigen von Tischeria marginea Haro. 10. Antispila Rivillei S. Z. Die kleinen Räupchen machen rund⸗ liche Minen in den Blättern des Weinſtocks; die Minen werden ſpäter herausgeſchnitten. In Südfrankreich und Italien. 11. Cemiostomacoffeellum. Auf den Blättern des Kaffeebaumes werden durch die Minierraupe dieſes kleinen Falters kranke Flecke erzeugt, die in Caracas Mancha di hierro (Roſtflecken) genannt werden ). 12. Gracillaria syringella Zabr. Die Raupe miniert die Blätter von Syringa vulgaris aus, ſo daß dieſe mitten im Sommer ſich blaſig zuſammenziehen, braun werden und verderben. Die Raupe greift auch Liguſter und Eſchen an. 13. Lithocolletis Bremiella H und Lithocolletis insigni- tella Zell. Die gelblichen Räupchen minieren in den Blättchen der Luzerne, der Wicken und von Lotus. 14. Coleophora onobrychiella 2%, und Coleophora vulpe- cula Du. Die Sackräupchen minieren in den Blättern der Eſparſette. 15. Anacampsis anthyllidella 7. Die Räupchen minieren in den Blättern von Anthyllis Vulneraria und Lathyrus. 16. Coleophora diseordella Zell. Die Sackräupchen minieren in den Blättchen von Lotus. 17. Cemiostoma Wailesella &. Die Räupchen machen geſchlän⸗ gelte Minen in den Blättern von Lathyrus. 18. Nepticula Poterii 5%, und Nepticula geminella minieren in den Blättern von Poterium Sanguisorba. 19. Coleophora Millefolii 2. Die Sackräupchen minieren in den Blättern von Achillea Millefolium. 20. Cosmopteryx eximia Zw. die Hopfenminiermotte, macht linienförmige, äſtige Minen in den Hopfenblättern. 21. Coleophora lixella ZeZ. und Coleophora ornatipennella Zb. Die Sackräupchen minieren in Blättern verſchiedener Gräſer. 22. Elachista pollinariella Zed. und Elachista pullicomella Zell. Die Räupchen minieren im Frühjahr in den Blättern von Avena flavescens und andrer Gräſer von der Spitze aus. — Auch in den Blättern des Schilfrohres minieren Elachista-Arten. IV. Schmetterlingsraupen, welche im Innern von Stengeln, jungen Trieben oder Knoſpen freſſen. An Holzpflanzen ſowie an Gramineenhalmen kommen derartige Stengeln und Beſchädigungen vor, welche durch folgende Schmetterlingsraupen ver— Knoſpen. anlaßt werden. 1) Vergl. Ernſt in Bot. Zeitg. 1876, pag. 31. 12. Kapitel: Schmetterlinge 243 A. An Nadelbäumen. 1. Retinia oder Tortrix oder Coceyx Buolina H.,, der Kiefern- An Kiefern. triebwickler. Die ca. 7 mm langen Räupchen bohren meiſt an 10 bis 15jährigen Kiefern in die Endknoſpe über dem oberſten Knoſpenquirl feine Löchelchen, worauf der hervorkommende Frühjahrstrieb entweder ganz ab— ſtirbt, oder, weil er zunächſt umknickt aber dann weiterwächſt, an der an— geſtochenen Stelle ſich Sförmig oder poſthornförmig krümmt, am Knie etwas verdickt iſt und oft viele Scheidentriebe bildet. Der 8 mm lange, rötlich orangefarbene, mit ſilberweißen Querbinden gezeichnete Falter fliegt im Juli. Die Räupchen überwintern. 2. Retinia oder Tortrix turionana Z., der Kiefernknoſpen— wickler. Die Räupchen befallen ebenfalls die Endknoſpe junger Kiefern über dem Quirl, freſſen dieſe aber ganz aus, jo daß ſie nicht austreibt. Lebensweiſe wie vorher. 3. Retinia oder Tortrix duplana Z., der Kiefernquirlwickler. Dieſe Räupchen freſſen den zarten Maitrieb der Kiefer von oben an völlig aus, ſo daß er abwelkt und ganz abfällt. Lebensweiſe wie vorher. 4. Retinia oder Tortrix resin ana Aazed., der Harzgallenwickler, deſſen Raupe unter dem Knoſpenquirl der Kiefer frißt, wodurch eine Ver— dickung des Zweiges und auf derſelben ein Harzausfluß veranlaßt wird, der im zweiten Jahre die Größe einer kleinen Pflaume erreicht (Harzgalle), worauf der darüber ſtehende Endtrieb vertrocknet. Der kleine, graue Schmetterling ſetzt im Mai und Juni ſeine Eier an die Knoſpen ab, die auskommenden Räupchen dringen ſogleich in die Rinde der Zweige ein, überwintern darin, um im zweiten Jahre weiter zu freſſen; nach der zweiten Überwinterung verpuppt ſich die Raupe im April. 5. Tortrix nigricana Z. Sch, der Tannenknoſpenwickler. An Weißtannen Die Raupe frißt die Knoſpen der Weißtannen hohl. und Fichten. 6. Tinea illuminatella Ze, die Fichtenknoſpenmotte. Das Räupchen frißt die Seitenknoſpen und die Terminalknoſpen der Fichte aus. 7. Tinea abietella, die Tannenmotte. Die Raupe zerſtört den Gipfeltrieb der Tanne und Fichte, indem ſie in der Gipfelknoſpe und auch wohl darunter frißt, ſo daß die Knoſpen oder jungen Triebe abſterben, oder zerſtört auch die Zapfen. 8. Tinea laevigatella Z. S., die Lärchentriebmotte. Eine An Leärchen. 6—7 mm lange, ſchmutzig hellgraue, rötliche Raupe frißt vom Auguſt bis zum nächſten Mai im Innern der jungen Triebe der Lärche mit Kot er— füllte Längsgänge. Die kleine, ſilbergraue Motte fliegt Anfang Juni. B. An Laub⸗ und Obſtbäumen. 1. Grapholitha variegana Zr. der graue Knoſpenwickler. An Obit- und Das 1,5 em lange, bräunlich-grüne Räupchen frißt die Knoſpen der Obſt- Laubbäumen. bäume, ſowie der Birken ꝛc., unmittelbar vor der Zeit, wo ſie ſich zu öffnen beginnen, aus, und macht dadurch die Entwickelung derſelben unmöglich. Die Verpuppung geſchieht in der Knoſpe. Die Eier werden im Sommer an die Knoſpen gelegt und überwintern dort. 2. Grapholitha ocellana W. F., der rote Knoſpenwickler. Die rotbraune, 1,5 em lange Raupe zerſtört das Innere der Blüten und Blattknoſpen des Apfelbaumes und andrer Laubbäume. Auch die jungen 16* An Weiden. An Kirſch⸗, Pflaumen⸗ und Pfirſichbäumen. An Eichen. An Salix und Sambucus. An Johannis⸗ beeren. Am Himmbeer⸗ ſtrauch, An Eſche. Am Roggen. An Hirſe, Mais ꝛc. An Gräſern und Weizen. 244 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurfacht werden Obſtfrüchte werden von dieſer und den verwandten Arten benagt. Lebens⸗ weiſe wie bei vorigem. 3. Grapholitha pruniana 23. Die ſchmutziggrünen Räupchen machen denſelben Schaden wie die vorigen an den Kirſchbäumen. Auch noch einige andre Wicklerarten ſind bekannt, welche den gleichen Schaden an Obſtbäumen machen. 4. Argyresthia pygmaeella un., die Weidenknoſpenmotte. Das kleine, ſchmutzig weiße Räupchen höhlt die Knoſpen der Weiden aus. 5. Anarsia lineatella Zell. Das kaſtanienbraune Räupchen frißt im Marke der Triebe des Kirſch-, Pflaumen- und Pfirſichbaumes, ſo daß dieſe ſich verbiegen und die Blätter welken laſſen, nagt aber auch an den Früchten. 6. Tinea lutipinella z. Die grauen, kahlen, 1 cm langen Räup⸗ chen freſſen im Frühjahr die Knoſpen der Eichen aus. 7. Gortyna (Noctua) ochracea Zön., die Markeule. Die 3 bis 3,5 em lange, fleiſchrote, braunköpfige Raupe frißt über der Erde im Marke vieler krautartiger Pflanzen mit ſtarken Stengeln, wie Kletten, Diſteln, Baldrian ꝛc., aber auch in den Maitrieben von Salix viminalis und in Sambucus, und verpuppt ſich auch darin. 8. Incurvaria capitella Z. Die gelblichen Räupchen bohren ſich in die Knoſpen und in das Mark der Zweige der Johannisbeeren. 9. Butalis variella 72. Die Räupchen bohren die jungen Triebe des Himbeerſtrauches an. 10. Tinea curtiss ella Don. (Prays curtisellus Don.), die Eſchen— zwieſelmotte. Die 1—1,5 mm großen Räupchen bohren ſich im Herbſte, nachdem die erſte Generation in den Blättern der Eſche miniert hat, in die Gipfelknoſpe der Zweige ein und ſetzen darin den Fraß im Frühjahr fort, jo daß der Höhentrieb vereitelt wird und Zwieſelbildung eintritt ). C. An Kräutern und Halmgewächſen. 1. Pyralis secalis Z., der Roggenzünsler. Die etwa 1 em lange, nach vorn und hinten verſchmälerte, grüne, braungeſtreifte Raupe findet ſich bisweilen im Juni in den Roggenhalmen und frißt dieſe inwendig aus, infolgedeſſen die Ahren mehr oder weniger zwiſchen den Blattſcheiden verborgen bleiben, weiß werden und keine Körner bringen. 2. Botys nubilalis ., der Hirſezünsler. Die 1 em lange, grau⸗ braune Raupe frißt im Innern der Halme der Hirſe und des Mais, ſowie auch des Hanfs und Hopfens, wodurch dieſe gelb werden und an den Knoten umknicken. Die Raupe dringt bis gegen die Wurzel vor, wo ſie ſich ver— puppt, verhält ſich alſo ganz ſo wie die Halmweſpe (S. 193). Im Juli des nächſten Jahres erſcheint der Falter und ſetzt ſeine Eier auf die Halme ab. Gegenmittel: Stürzen und Abbrennen der Stoppel. 3. Luperina didyma Ser., die Gras- oder Weizenhalmeule. Die 2,6 em lange, dünn ſpulförmige, glänzend hellgrüne, rotgeſtreifte Raupe, höhlt die Halme der Gräſer und des Weizens aus, wodurch die Blätter vertrocknen und die Pflanzen leicht abſterben. Die Raupe überwintert im Jugendzuſtande und fährt im nächſten Jahre mit ihrem Fraß fort. Die bräunliche oder ockergelbe Eule fliegt im Juli. ) Vergl. Borgmann, Zeitſchr. f. Forſt- u. Jagdw. 1887, pag. 689. 12. Kapitel: Schmetterlinge 245 4. Anerastia lotella ., der Graszünsler. Die 1,6 cm lange, An Weizen und beinfarbige, behaarte Raupe ſoll bisweilen im April und Mai im Innern Roggen. der Weizen- und Roggenhalme freſſen. 5. Im Innern der Halme des Schilfrohres freſſen verſchiedene Am Schilfrohr. Schmetterlingsraupen, nämlich die ſchlanken, gelblich-weißen Raupen von Nonagria geminipuncta Hutch., und die mehr bläulich-grauen von Nonagria neurica ., die zarten, ſchmutzig-weißen Raupen mit Rücken⸗ linie von Leucania impudens ., Leucania impura ., und Leucania obsoleta #., jowie die Räupchen der Motten Chilo phrag- mitellus Z. und Chilo eicatricellus 77. 6. In den Halmen und Trieben des Zuckerrohrs freſſen folgende Am Zuckerrohr. Raupen nach Krüger): a) Diatraea striatilis Se., veranlaßt die Stengelbohrerkrank— heit, indem die Raupen in den unteren und mittleren, meiſt ſchon von den Blattſcheiden befreiten Internodien des Rohres freſſen, wodurch die Pflanzen leicht an der betreffenden Stelle vom Winde gebrochen werden. b) Grapholitha schistaceana Se., dringt von unten in den Stengel bis zur Triebſpitze ein und zerſtört dieſe. c) Chilo infuscatellus S, durchbohrt in der Höhe der Terminal- knoſpe die Blattſcheide. d) Seirpophaga intecta Snell, dringt in einiger Höhe über der Erde in die Endknoſpe von oben her durch die jungen, aufgerollten Blätter ein und zerſtört die Endknoſpe, infolgedeſſen die ſeitlichen Augen aus— wachſen. 7. Acrolepia asse ctella Zell. Die gelb-grünen Räupchen freſſen in An Zwiebeln. Stengeln und Blättern der Zwiebelpflanze und der Porree Gänge. 8. Hydroecia micacea. Die Raupe dieſer Eule, welche gewöhnlich An Kartoffeln. an Gräſern und Melde vorkommt, wurde 1893 in Schleswig-Holſtein in den unteren Teilen von Kartoffelſtengeln bohrend gefunden, beſonders an frühen Sorten ). V. Schmetterlingsraupen, welche in der Rinde und im Holze der Bäume freſſen. Die Raupen einiger Schmetterlinge bohren in der Rinde oder im Raupenfraß in Holze der Stämme und Zweige Gänge, welche mehr oder weniger mit Rinde und Holz Kot gefüllt ſind, beziehentlich Harz austreten laſſen und das Abſterben 5 der umliegenden Rinde zur Folge haben, was das Vertrocknen des Stammes über der Fraßſtelle, wenn dieſe den Stamm umkreiſt, nach ſich ziehen kann. 1. Phycis oder Tinea sylvestrella KaE̊., die Kiefermotte. An Kiefern. Die Raupen greifen ſowohl geſunde, als auch kränkelnde Kiefern junger bis haubarer Beſtände an, die kränkelnden beſonders nahe an alten, dürren Wipfeln, und bohren ſich in die Rinde ein, am liebſten an den Aſtquirlen. ) Berichte d. Verſuchsſt. f. Zuckerrohr in Weſtjava. Dresden 1890, pag. 50. 2) Vergl. von Schilling, Prakt. Ratgeber im Obſt- u. Gartenbau 1893, pag. 342. An Fichten. An Lärchen. An Obſtbäumen. 246 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden Dieſe Stellen verändern ſich dann krankhaft; ſie erſcheinen von außen grindig, d. h. ſie zeigen braune bis ſchwarze, gekrümmt abſtehende Borken— ſchuppen und Harzpuſteln. Dieſer Baumſchaden, über den Ratzeburg!) berichtet, wird gewöhnlich mit den vieldeutigen Ausdrücken Krebs oder Brand, oder Räude, in Böhmen, wo er beſonders bekannt iſt, bei den Deutſchen mit Schörbel, bei den Czechen mit Kozor bezeichnet. In der Rinde ſind von den Raupen Gänge gefreſſen; ſie iſt hier braun, trocken, brüchig und verharzt. An dieſen Stellen iſt wahrſcheinlich auch die Cam— biumſchicht affiziert und unthätig. Es werden daher dieſe Stellen von der Seite her durch bogenförmige Holzſchichten überwallt. Nicht bloß in dieſen Überwallungsſchichten tritt Harzbildung auf, ſondern auch an dem Stamm— ſtück unterhalb des Quirles, und zwar mehrere Jahresringe weit rückwärts, ſo daß alſo das Verharzen in früheren Jahresringen nachträglich eintritt. Über der Fraßſtelle iſt die Rinde ungewöhnlich ſtark und ſaftig, auch das Holz oft verdickt, offenbar die gewöhnlichen Erſcheinungen über einer Stammwunde. In der Regel ſoll aber endlich der Wipfel über der Fraß— ſtelle abſterben, und an den gelben Nadeln, die er bekommt, die Krankheit ſchon von der Ferne erkennbar ſein. Die Raupe frißt auch in den Zapfen der Kiefer, Seekiefer und Fichte. 2. Grapholitha oder Tortrix pactolona zA. und Tortrix du- plicana Zez. (Tortrix dorsana Z2.), der Fichten rindenwickler. Die II mm langen, blaßrötlichen Räupchen bohren ſich am liebſten an den Quirlen junger Fichten zwiſchen den Aſten in die Rinde ein, was ſich durch Ausfließen von Harzthränen verrät; ſpäter treten ſchnupftabakähnliche Kot— klümpchen zu Tage. Über der Fraßſtelle bildet ſich oft eine Wulſt, in welcher die Jahresringe verdickt find und reichlich Harzgänge ſich bilden). Umklammert die Fraßſtelle den Stamm, ſo iſt die Folge Rotwerden und Abſterben des Wipfels über der Wunde. Gegenmittel: Ausreißen und Verbrennen der befallenen Stämme; Antheeren der beſetzten Quirlſtellen, um die Puppen zu töten. In derſelben Weiſe ſchaden an Fichten Tortrix coniferana Ka. und Tortrix cosmophorana Zr. 3. Grapholitha oder Tortrix Zebeana Aatzeb., der Lärchen— rindenwickler. Die 2 em lange, bräunlich-graue Raupe frißt in den Aſtachſeln der Zweige und Wipfel der Lärchen, beſonders jüngerer 4 bis 16jähriger Stämmchen, in Rinde und Holz, und bewirkt Ausfluß von Harz, welches mit Kot und Wurmmehl zuſammen daſelbſt ſich zu einer Harzbeule anſammelt, wobei zugleich eine Anſchwellung der Rinde und des Holzes an dieſer Stelle entſteht und im Holze vermehrte und vergrößerte Harzfanäle ſowie auch in der Rinde weite Harzlücken ſich bilden. Umgiebt eine ſolche Stelle mehr als die halbe Peripherie, jo ſtirbt der Zweig darüber ab ). Der 15 mm ſpannende Schmetterling fliegt Ende Mai und legt die Eier ver— einzelt an die Zweige. Die Raupen freſſen während zweier Sommer, die Generation iſt zweijährig. 4. Grapholitha Woeberiana ., der Obſtrindenwickler. Die Raupe bohrt Gänge im Splint der Pflaumen-, Aprikoſen-, Pfirſich⸗ und Mandelbäume und verpuppt ſich in denſelben. An dieſen Stellen zeigt ſich ) Waldverderbnis, Bd. I, pag. 197 ff., Taf. 18. 2) Ratzeburg, 1. e. Bd. I, pag. 262. 3) Vergl. Ratzeburg, Waldverderbnis II, pag. 68 ff., Taf. 40. 12. Kapitel: Schmetterlinge 247 äußerlich Bohrmehl, Abſterben der Rinde, Gummifluß und Krebsbildung. Die Eier werden an der Rinde abgeſetzt. Gegenmittel: Lehmanſtrich der Stämme. 5. Sesia myopaeformis %., der Apfelbaumglasflügler. Die wachsgelbe, rötlich angeflogene Raupe lebt im Splinte der Apfel-, Birne, Zwetſchgen- und Aprikoſenbäume. Gegenmittel wie vorher. 6. Cossus ligniperda Z., der Weidenbohrer. Die 8—10 em An Weiden und lange, dunkelrote oder ſchwärzliche Raupe (rote Holzraupe), bohrt in allenanderen Bäumen. Richtungen durch das Holz bis zu fingerdicke, nach außen mündende Löcher in den Stämmen und ſtärkeren Aſten der Weiden, ſowie andrer Laubbäume, auch der Lärchen und auch der Obſtbäume. Der Stamm kann, wenn viel Raupen ſich im Innern aufhalten, innerlich gänzlich zerſtört werden. Die Raupe braucht 3— 5 Jahre für ihre Entwickelung. Sie verpuppt ſich nahe unter der Oberfläche des Stammes; der im Juni erſcheinende, 4 em lange, braun⸗graue, ſchwarz gegitterte Falter legt die Eier an Rindenriſſe in den Splint ab. Als Gegenmittel hat man empfohlen, in die Bohrlöcher etwas Schwefelkohlenſtoff einzuträufeln und dann die Wunde mit Lehm zuzuſtreichen. 7. Cossus Aesculi ., die 3,5 —4 em lange, gelbe, ſchwarzpunktierte An Obſt- und Raupe (gelbe Holzraupe) beſchädigt in gleicher Weiſe, aber wegen geringerer Laubbäumen. Häufigkeit minder ſtark als die vorige, beſonders jüngere Stämme von allerhand Laubhölzern und Obſtbäumen. 8. Sesia apiformis Z., die 3,5—4 em lange, ſchmutzig bräunlich- An Pappeln. weiße Raupe bohrt im Holze des unteren Teiles des Stammes der Pappeln, iſt beſonders jüngeren Bäumen ſehr ſchädlich. 9. Sesia formicaeformis Zasp., in den Zweigen der Sali Arten. An Salix. 10. Sesia culiciformis Z., in Rinde und Maſern der ar auch An Birken. an Stöcken und Aſtſtumpfen der Birke. 11. Sesia spheciformis W. V., in Erlenſtöcken. An Erlen. 12. Sesia tipuliformis ., die Raupe lebt in den Markhöhlen dera Stachel- und Stachel⸗ und Johannisbeerſträucher und wird an den mit Wurmmehl ver— Maucher klebten Bohrlöchern erkannt. 13. Sesia (Bembecia) hyalaeformis Z., die Raupe lebt iman Himbeer- und Wurzelſtock der Himbeer- und Brombeerſträucher, in deren Stengeln ſie Brombeer— emporſteigt. Abſchneiden der befallenen Schoſſe. ſträuchern. VI. Schmetterlingsraupen, welche Blüten, Früchte oder Samen zerſtören. Solche Beſchädigungen kommen ſowohl an Halmfrüchten undgaupenfraß an Kräutern, als auch an Bäumen, beſonders Obſtbäumen, vor. Blüten, Früchten und Samen. A. An Holzgewächſen. 1. Thyeis elutella An., der Kiefernſamen-Zünsler. Diezn Kiefernſamen. Raupe höhlt die geernteten Kiefernſamen aus und verſpinnt ſie zu kleinen, mit Kotkrümeln gemiſchten Häufchen. 2. Tortrix grossana He., der Buchelnwickler, und Tortrix In Eicheln und splendana Hon., der Eichelnwickler, belegen die Bucheln, beziehent- Bucheln. lich die Eicheln mit Eiern, die Räupchen freſſen ſich ein und bewirken, daß die genannten Früchte wurmſtichig werden und vorzeitig abfallen. Die Raupen bohren ſich heraus und überwintern in einem Geſpinſt. In Ahornſamen. In Apfeln und Birnen. In Pflaumen und Aprikoſen. Am Weinſtock. 248 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden 3. Tinea sericopeza ZZ, miniert in den Samen des Ahorn. 4. Carpocapsa pomonella Z., der Apfelwickler. Wenn Apfel und Birnen vor der Reife runde, mit Raupenkot erfüllte Löcher zeigen, „wurmſtichig“ ſind, wie man ſich ausdrückt, und abfallen, ſo enthalten ſie die rötlichweißen, mit rotbraunem Kopfe verſehenen, 1,5 em langen, ſo— genannten Obſtmaden, die Raupen des genannten Schmetterlings, welche ſpäter die Frucht verlaſſen, an der Erde oder an der Rinde überwintern und ſich verpuppen und im Frühjahr den 1 cm langen Schmetterling mit grauen oder dunkelbraunen Flügeln und ſcharzgeſäumtem, rotem Fleck liefern, welcher die Eier an die jungen Früchte abſetzt. Bekämpfung: Be— ſtreichen [dev Rinden im Mai mit Lehm oder Kalk, ſorgfältiges Sammeln und Entfernen des wurmſtichigen Fallobſtes. Zum Fangen der Raupen wird von Göthe vorgeſchlagen, um die Stämme Ringe aus Holzwolle, mit einem Ring Strohpapier darüber feſtgebunden, zu legen, worin die Raupen zur Verpuppung ſchreiten und mit dieſen vernichtet werden können h. Viele kleine, inſektenfreſſende Vögel vertilgen die überwinternden Räupchen. 5. Carpocapsa funebrana ., der Pflaumenwickler. In derſelben Weiſe wie die vorige beſchädigt die Raupe dieſes Schmetterlings, die Pflaumenmade, die Pflaumen, bisweilen auch die Aprikoſen. Lebens— weiſe und Bekämpfung die gleiche. 6. Conchylis ambignella 7». und Conchylis reliquana Ar. (Grapholitha botrana /. V.,) der Traubenwickler. Die Rebenblüten ſind von Mitte Mai bis Mitte Juni durch ein Geſpinſt zuſammengeſponnen, worin durchſchnittlich 12 mm lange, anfangs rotbraune, ſpäter fleiſchfarbene Räupchen, Heuwurm genannt, leben und die Blüten zerſtören. Die Räupchen der zweitgenannten Art ſind nur 9 mm lang, ſchmutzig grün. Von Ende Auguſt bis September erſcheint zum zweitenmale die Raupe, jetzt Sauerwurm genannt, an den Trauben, wo ſie ſich durch ein nahe am Stiele gemachtes Loch in die Beeren einfrißt und dieſe durch Fäden zu— ſammenzieht, jo daß die Beeren faulen und ſchimmeln (Fig. 59). Als Sauerwurm frißt die Raupe auch an Johannisbeeren, Berberitze, Faulbaum, Liguſter ꝛc. Der Sauerwurm verläßt zuletzt die Trauben, um an Pfählen, in der Rinde oder am Boden im dürren Laub ſich zu verpuppen. Aus der überwinterten Puppe erſcheint im April der 5 mm lange Falter, welcher bei der erſten Art gelbweiße, mit ſchwarzer Querbinde gezeichnete Vorderflügel, bei der zweiten Art roſtfarbige, grau marmorierte Vorderflügel hat. Der Schmetter— ling legt ſeine weißen, glänzenden Eierchen in die Rebenblüten. Daraus entſteht der Heuwurm. Die Verpuppung des letzteren liefert im Juni und Juli zum zweitenmale den Falter, der nun ſeine Eier an die Trauben legt, und aus dieſen Eiern kommt der Sauerwurm. Gegenmittel. Einfangen der fliegenden Motten (als Beginn der Flugzeit iſt aus vieljährigen Beobachtungen durchſchnittlich der 17. Mai ermittelt), entweder mittelſt Mottenfächern, das ſind mit Klebſtoff beſtrichene, 25 cm breite, 30 em lange Drahtgitter, an einem Stiel befeſtigt, mit denen die Weinberge durchgegangen werden unter Anklopfen an die Stöcke, oder Aufſtellen von Lämpchen in den Weinbergen zur Nachtzeit: gewöhnliche hohe Gläſer, nach Art der Nachtlämpchen hergerichtet (halb mit Waſſer ) Jahresber. des Sonderausſchuſſes f. Pflanzenſchutz. Arb eiten der deutſch. Landw. Geſ. V. Berlin 1893, pag. 87. 12. Kapitel: Schmetterlinge 249 und DI gefüllt und mit einem auf einem Korkſchwimmer ſitzenden Nacht⸗ licht) werden auf weiße Steingutteller geſtellt, in denen ſich mit etwas Ol bedecktes Waſſer befindet, worin die anfliegenden Motten maſſenhaft ſich fangen. Das Verlöſchen durch den Wind wird verhütet A einen Blech— deckel, an den drei Blechſtreifen genietet find, durch die er in beliebiger Höhe über der Offnung der Gläſer gehalten werden kann ). Auch hat man das mühſamere Mittel empfoh— len ?), die Raupen zwiſchen den Blüten der Reben mittelſt einer langen Nadel oder einer Pinzette zu töten. Beſonders empfehlenswert iſt das Ableſen und Ausſchneiden der vom Sauerwurm befallenen Beeren und Trauben— äſtchen im Auguſt und Anfang September; bei der Weinleſe ſind die befallenen Trauben— teile von den geſunden zu trennen, da die Qualität des Weines durch die befallenen Beeren verringert wird. Vor dem Frühjahr iſt das geſchnittene Holz aus dem Weinberg und aus deſſen Nähe zu entfernen, das alte Rebholz und die Pfähle ſind abzubürſten. Nicht ohne Erfolg ſcheint auch das Abfangen der Puppen zu ſein, indem man zwiſchen Rebe yes und Pfahl Lappen als künſtliche Niſträume Fig. 59. anbringt, in denen dann zahlreiche Puppen Der Sauerwurm an den gefunden werden. Dufour?) hat gegen 80 Weintrauben. verſchiedene Inſekticide gegen den Trauben— wickler geprüft; ſie ſind faſt alle fehlgeſchlagen; am beſten bewährte ſich noch perſiſches Inſektenpulver in einer Beigabe von 1—1,5 Prozent zu einer 3—65 proz. Seifenlöſung, womit vor Beginn der Blüte beſpritzt wurde. 7. In den reiferen Schoten von Mimosa in Alexandrien lebt nach An Mimosa. von Frauenfeld) eine Schmetterlingsraupe, welche die Samen ausfrißt. B. An Kräutern und Halmgewächſen. 1. Hadena basilinea W. V., die Queckeneule. Die ungefährancetreideähren. 3 em lange, braun-graue, mit 3 weißlichen Längslinien gezeichnete Raupe nährt ſich in der Regel nur von Gräſern, geht aber bei zahlreichem Vor— kommen auch an das Getreide und frißt bisweilen die jungen Körner des— ſelben zwiſchen, den Spelzen aus, wird dann auch mit eingeerntet und verläßt nach Überwinterung die Scheune, um ſich in der Erde zu ver— puppen. Im Mai und Juni erſcheint der 2 em lange Schmetterling mit lederbraunen Vorderflügeln und glänzend gelbbraunen Hinterflügeln. Gegen— mittel: ſofortiger Ausdruſch des Getreides. Auch die Körner des Mais ſollen von dieſen Raupen angegriffen werden. ) Vergl. Weinbau und Weinhandel. Mainz 1890, pag. 205. 2) L’Italia agricola. Piacenza 1891, pag. 174. ) Chronique agricole du Canton de Vaud 1892. Refer. in Zeitſchr. f. Pflanzenkrankh. II, 1892, pag. 173. ) Verhandl. d. zool.⸗bot. Geſellſch. Wien V, pag. 151. 250 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden Weißer Korn⸗ 2. Tinea granella Z., die Korn motte oder weißer Kornwurm. wurm in Getrei- Das 7—10 mm lange, weiße Räupchen beſchädigt im Sommer das auf dekörnern. den Kornſpeichern liegende Getreide, indem es in Getreidekörner der ver— ſchiedenſten Art ſich einfrißt, dieſe aneinander ſpinnt, wobei eine große Kotmaſſe ſich zwiſchen den Körnern befindet. Die kleine, ſilberfarbige, dunkelgezeichnete Motte legt die Eier an das aufgeſpeicherte Getreide ab. Die Verpuppung geſchieht im Herbſt in Cocons an den Balken, Brettern und Mauern. Gegenmittel: Zerſtörung der Cocons an den Wänden und Fußböden der Speicher. Getreidemotte in 3. Sitotroga cerealella A., die franzöſiſche Getreidemotte. Getreidekörnern. Das 7 mm lange, weiße Räupchen frißt auf dem Speicher in den Getreide- körnern, ohne dieſe zuſammenzuſpinnen und mit Kot zu bekleben. Die Motte iſt in Frankreich häufiger als in Deutſchland und Oſterreich; ſie legt die Eier von Mai bis Juli an die Körner. Die Verpuppung findet in den Körnern ſtatt. 4. Coleophora caespitiella Zell, Die Raupe lebt in einem 5—6mm langen, weißen, walzenförmigen Ge— ſpinſtſack, welcher auf den Kapjelu von Juncus squarrosus ſitzt, deren Samen die Raupe ausfrißt. 5. Conchylis epiliniana Zeller, der Flachsknotenwickler. Die 6—7 mm langen Räupchen ver- zehren im Innern der Kapſeln des Flachs die Samen und verpuppen ſich auch daſelbſt. Der im Sommer er— cheinende hellgelbliche Falter legt die Eier in die Blüten ſpät entwickelter Leinpflanzen; dieſe zweite Generation überwintert in den Kapſeln im Puppen⸗ zuſtande. 6. Botys margaritalis, der Rapszinsler oder Rübſaatpfeifer. Die bis 20 mm langen, gelbgrünen, längsſtreifigen Raupen verſpinnen die Schoten des Raps und anderer Cruci— feren durch Fäden untereinander, durch— löchern ſie, ſo daß dieſelben wie eine Der Rübſaatpfeifer (Botys marga- Nöte Nee 1221 We 1000 ritalis). Raupe und Puppe nebſt Samen. erwinterung im dom verſponnenen und in Löchern ange- Verpuppung im Frühjahr. Der gelbe, freſſenen Rapsſchoten. roſtfarbig gezeichnete Schmetterling legt die Eier im Juni und Juli an die Pflanzen. Vertilgung durch Abſuchen der Raupen. Kümmelſchabe an 7. Depressaria nervosa Hau, die Kümmelſchabe, und mehrere Umbelliferen. andere Depressaria-Arten. Die 1,5 em langen, olivengrünen, gelbgeſtreiften Raupen umſpinnen die Blüten und jungen Früchte des Kümmels, der Möhren und anderer Umbelliferen und verzehren dieſe Teile. Zum Zwecke der Ver— puppung nagen ſie ſich im oberen Teile des Stengels eine Höhlung. Die rötlid)- An Juncus. Am Flachs. — Rübſaatpfeifer an Grueiferen. Fig. 60. 12. Kapitel: Schmetterlinge 251 graubraune Motte überwintert als ſolche und legt die Eier im Frühlinge an die Pflanzen. Es iſt Zerſtörung von Kümmelkulturen beobachtet worden, die infolgedeſſen umgepflügt werden mußten !). Kühn?) empfiehlt die befallenen Pflanzen auszuraufen, bei totalem Befall das Feld umzubrechen und vorher die Stengel abzumähen und zu verbrennen, jedoch erſt dann, wenn die Räupchen in den Stengel gekrochen ſind; um die Eier an den Blättern zu zerſtören, ſollen die Pflanzen im Frühling mit Schafen abgehütet werden. 8. Grapholitha nebritana Treischke, der rehfarbene Erbſen- An Erbjen. wickler und Grapholitha dorsana E., der mondfleckige Erbſen— wickler. Wenn man beim Offnen der grünen Hülſen der Erbſen die Samen angefreſſen ſieht, ſo finden ſich darin als Thäter die ungefähr 6— 7 mm langen, bleichgrünen Räupchen des erſtgenannten, oder die 14 mm langen, orangegelben Räupchen des letzteren. Die Raupe verpuppt ſich in der Erde, der im Frühjahre ſich entwickelnde braune, weißgezeichnete Falter legt die Eier an die junge Hülſe ab, wo die auskommenden Räupchen ſich in die Hülſe einbohren. Vertilgung durch tiefes Umpflügen nach der Ernte. 9. Coleophora melilotel la S,. Die Sackräupchen freſſen an den An Melilotus. Samen von Melilotus. 10. Cledeobia angustalis 5% /. Die Raupe frißt in einem röhren- An Lotus. förmigen Geſpinſt in den Blüten von Lotus. Dasſelbe thut Pempelia semirubella Sc. 11. Botryotropha affinis Dougl. Die Raupe frißt in den Blüten An Anthyllis. und Früchten von Anthyllis Vulneraria. 12. Grapholitha gentiana Z2. und Grapholitha sellana An Karden. Ab. Die Räupchen freſſen in den Fruchtköpfen der Karden. 13. Conchylis roseana Zw. Die Raupe frißt an den Früchtchen der Karden. 14. Coleophora argentula Z. Das Sackräupchen frißt an den An Achillea. Blüten von Achillea Millefolium. 15. Grapholitha conterminana 7. K. Die rötlich-graue Raupe An Salat. frißt die Blütenköpfchen des Salat aus. VII. Schmetterlingsraupen, welche Gallen erzeugen. Die von Kleinſchmetterlingen herrührenden Gallen ſind meiſt An— eee ſchwellungen von Stengeln oder Zweigen, ſeltener von Früchten. In h dieſen Gallen lebt die Raupe. Das Ei wird an den Pflanzenteil ab— gelegt, und die Raupe bohrt ſich dann in denſelben, worauf erſt die Gallenbildung beginnt. 1. Gelechia caulige nella S Die Raupe lebt nach Briſchkes) An Silene. in angeſchwollenen Stengelinternodien von Silene nutans. 2. Die Nüßchen von Polygonum avieulare fand von Frauenfeld) bei An Polygonum. Ercſi an der Donau zu 9— 10 mm langen, harten, holzigen Spindeln an— geſchwollen mit einer einfachen, eine Schmetterlingsraupe enthaltenden Höhlung. ) Vergl. Karſch, Berliner Entom. Zeitg. XXX, pag. XIX. 2) Entomol. Nachrichten XIV, pag. 347. 3 Entomol. Zeitg. 1876, pag. 68. I. e. XIX, pag. 936. An Salix. An Populus An Tamarisken. An Capparis. Am Weinſtock. An Schinus. An Epilobium. An Scabiosa. An Artemisia. 25 2 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden 3. Grapholitha Servillana 2. Die Raupe wurde von Briſchke (J. c.) in der hohlen Markröhre beulenförmiger Zweigſpitzen von Salix daphnoides am Oſtſeeſtrande gefunden. Kommt auch an Salix caprea vor nach von Schlechtendalh. 4. Eine unbekannte Mikrolepidoptere ſoll eine Blattſtielgalle an Populus dilatata erzeugen, nach von Schlechtendal (. c.) 5. Auf den Tamarisken der ſinaitiſchen Halbinſel fand von Frauen— feld? folgende Gallen: Eine von der Raupe einer Grapholitha er- zeugte erbſen- bis über 25 mm große, unregelmäßige Anſchwellung an den Zweigſpitzen von Tamarix articulata. Sie beſteht aus einer ſchwammigen Wucherung des Gewebes, in welcher das Räupchen Gänge höhlt und ſich daſelbſt verwandelt. Zweitens eine durch die Raupe von Gelechia sinaica verurſachte, 12— 13 mm lange, 6—8 mm dicke, bauchige, riſſig rauhe An— ſchwellung der holzigen Zweige von Tamarix gallica, wobei der Holzeylinder intakt, nur die Rinde ringsum aufgetrieben iſt. Von mehreren andern an dieſen Pflanzen beobachteten Gallen ſind die Gallenbildner unbekannt. 6. An Capparis aegyptiaca knollige, harte, holzige Anſchwellungen der Zweige, im Innern mit Höhlungen, die von der Raupe eines unbeſtimmten Schmetterlings bewohnt ſind, nach von Frauenfeld). 7. An den Stämmen der Reben ſoll in der Provinz Meſſina 1875 eine Gallenbildung beobachtet worden ſein, wobei ſich nuß- bis apfelgroße, holzige Gallen an den Stämmen befinden und bisweilen den ganzen Um— fang derſelben einnehmen, infolgedeſſen die Stöcke kränkelten und gelbe Blätter bekamen, ohne daß eine andre Urſache zu finden geweſen wäre. In den Gallen wurde eine 1,2—1,3 em lange Larve gefunden, von welcher vermutet wurde, daß fie einem Schmetterling angehört). 8. Cecidoses eremita %., bringt an Schinus dependens in Südbraſilien eine holzige Zweiganſchwellung hervor, welche ſich durch einen aus der Gallenwand herausfallenden Pfropfen öffnet, nach Iherings). 9. Laverna deconella 8, in Stengelanſchweuungen von Epi- lobium angustifolium nach von Schlechtendal (. c.) 10. Alueita grammodactyla 2z¼. legt nach Ragonoté) das Ei an die Stengel von Scabiosa suaveolens, die Raupe dringt ein, der Stengel bleibt kurz und wird zu einer erbſengroßen, eiförmigen, purpur— roten Anſchwellung. II. Cochilus hilarana Z. Schaeff., erzeugt an der Baſis der Stengel der Artemisia campestris eine lange, ſpindelförmige Anſchwellung, in welcher die II mm lange Raupe lebt). ) Jahresber. des Ver. f. Naturk. Zwickau 1885. 2) Verhandl. d. zool.-bot. Geſellſch. Wien IX, pag. 319. 3) 1. c., pag. 329. ) Vergl. Sorauer, Pflanzenkrankheiten. 2. Aufl. I, pag. 762. 5, Arch. f. Naturgeſch. 1885, pag. 34. 6) Ann. soc. entom. 1877. Bulletin entom., pag. CXXXVII. ) Vergl. Laboulbène in Ann. soc. entom. 1856, pag. 33. 13. Kapitel: Käfer 253 Dreizehntes Kapitel. Käfer, Coleoptera. Die Käfer, alſo die mit hornigen Vorderflügeln (Flügeldecken? Käfer. verſehenen und mit kauenden Mundwerkzeugen verſehenen Inſekten, welche ebenfalls eine vollkommene Metamorphoſe durchmachen, ſchaden den Pflanzen durch ihren Fraß, den hier nicht nur die Larven, weil dieſe auch beißende Mundwerkzeuge beſitzen, ausführen, ſondern vielfach auch die vollkommenen Inſekten. Es giebt aber auch eine Anzahl Käfer, welche Gallen erzeugen. I. Käfer, welche die Wurzeln und andre unterirdiſche Pflanzenteile zerſtören. Cs handelt ſich hier um Käfer, welche entweder beſtändig oder Kaferfraß an wenigſtens im Larvenzuſtande im Erdboden leben und meiſt nur als Aan Larven die unterirdiſchen Pflanzenteile angreifen. ; 1. Die Engerlinge, d. ſ. die Larven des Maikäfers (Melolontha, Die Engerlinge. vulgaris Z.), die beinahe für alle unſre Pflanzen gefährlich ſind, nicht bloß für die landwirtſchaftlichen und Gartenpflanzen, indem vom Getreide, Bohnen, Klee, Kohl, Salat ꝛc. die Wurzeln abgefreſſen und Kartoffeln, Rüben. Zwiebeln angenagt werden, ſondern auch für junge Holzpflanzen in den Baumſchulen und in den Forſtkulturen, wo ſowohl Laub- als Nadelholz angegriffen wird. Mit Gras beſtandene Felder und Weiden ſehen vergelbt oder wie verbrannt aus. Die Maikäfer legen ihre Eier im Frühjahre in die Erde, 12—30 beiſammen; dazu wählen ſie am liebſten humusreichen Boden und ziehen grasbewachſene Stellen, namentlich Wieſen, andern Orten vor. Im zweiten Sommer zerſtreuen ſich die Larven in der Erde fortwandernd nach allen Seiten, und im dritten oder vierten Sommer wirb ihr Fraß an den Wurzeln bemerklich, weil ſie dann erwachſen ſind, nämlich 4 em lang, weißlich, gerunzelt und mit braunrotem Kopf verſehen. Sie verpuppen ſich im Herbſt oder nächſten Frühjahr, worauf der Käfer erſcheint, der dann am Laub der Bäume frißt (ſ. unten). Der Maikäfer lebt alſo die längſte Zeit als Larve, und zwar drei bis vier Jahre. Darum ſind alle drei bis vier Jahre Maikäferjahre, wo die Käfer in Maſſen er— ſcheinen, und zu einer wirklichen Landplage werden, während ſie in den Zwiſchenjahren nur vereinzelt auftreten. In Norddeutſchland herrſcht die vierjährige Flugperiode, während ſie in ſüdlichen und weſtlichen Ländern eine dreijährige iſt. Die Flugjahre ſind jedoch in verſchiedenen, ſelbſt nahe benachbarten Gegenden verſchieden. Unter den Gegenmitteln iſt das vor— züglichſte der Maikäferfang im großen, wobei das gemeinſchaftliche Vor— gehen aller beteiligten Gemeinden und Grundbeſitzer von größter Bedeutung iſt. Die Käfer pflegen abends umherzufliegen, tags über ſitzen ſie ruhig an den Bäumen und ſind in den Morgenſtunden am trägſten. Das Abſuchen muß alſo in den Morgenſtunden vorgenommen werden und kann bei trübem, kühlem Wetter wohl auch den ganzen Tag durch Kinder oder Weiber geſchehen, welche die Käfer in Säcken oder Krügen ſammeln. Durch angemeſſene Preiſe können möglichſt viele Leute zum Maikäferfange ver— Larven andrer Laubkäfer. 254 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beihädigung., welche d. Tiere verurſacht werden anlaßt werden. Die geſammelten Käfermaſſen ſind wegen ihres hohen Stickſtoffgehaltes als Düngemittel, ſowie als Futter für Schweine oder Hühner zu verwerten. Zur möglichſt wohlfeilen Tötung der Tiere empfiehlt ſich ſtatt heißen Waſſers, Schwefelkohlenſtoff, von welchem man in leere Petroleumfäſſer, in die man die Säcke mit den Käfern gebracht hat, etwa 70 cem gießt und dann die Fäſſer ſchließt. Zur Dungbereitung ſind die toten Käfer mit Erde und gelöſchtem Kalk zu kompoſtieren. Als Futter für Schweine ſind die Käfer mit dem fünffachen Gewicht Kartoffeln zu vermiſchen, für Geflügel am beſten im gemahlenen Zuſtande mit Mehl vermengt. Man muß die Maikäferjagd gleich beim Auskommen der erſten Maikäfer beginnen und womöglich 6 bis 8 mal wiederholen, indem man die Feldgebüſche, in den Forſten die 4- bis 6jährigen Schonungen ableſen, die ſchüttelbaren (beſonders freiſtehenden und an Beſtandrändern ſtehenden) Bäume durch kurze Erſchütterung ſchütteln oder anprällen, die Aſte größerer Bäume mit Stangen oder Haken anſchlagen oder erſchüttern läßt. Andre Mittel gegen die Engerlinge ſind das Ableſen derſelben hinter dem Pfluge, auch das Aufſuchen derſelben auf ſolchen Grasländereien, wo ſie maſſenhaft vorhanden ſind, indem man die Grasnarbe abhebt. Über⸗ ſchwemmungen der von Engerlingen bewohnten Felder haben zur Winters- zeit nichts genützt, weil da die Larven tief im Boden ruhen; dagegen wurden ſie im Sommer, wo ſie ſich nahe der Bodenoberfläche aufhalten, durch Uberſchwemmungen maſſenhaft getötet. Die natürlichen Feinde der Enger⸗ linge und Maikäfer find die Maulwürfe, Spitzmäuſe, Fledermäuſe, Krähen, Stare, Sperlinge, Eulen, ſowie Schweine, Hühner und Enten. Nach einer Notiz!) ſoll es möglich ſein, Hunde zu dreſſieren, Engerlinge zu freſſen und zu dieſem Zwecke hinter dem Pfluge zu folgen. Bei Nahrungsmangel freſſen die Engerlinge ſich gegenſeitig auf, und zwar die großen, älteren, die kleineren, jüngeren. Jüngſt iſt ein Mittel vorgeſchlagen worden, welches darin beſteht, durch einen Schmarotzerpilz, Botrytis tenella, künſtlich Epidemien unter den Engerlingen zu erzeugen. Mit einem Pulver, welches in Tuben in den Handel gebracht wurde, und welches aus Mehl beſteht, mit welchem die Sporen des auch auf lebloſer Unterlage gedeihenden Pilzes vermiſcht ſind, ſollen lebende Engerlinge bepudert werden und dann in den Boden ausgeſetzt werden, damit ſie erkranken und die übrigen Engerlinge im Erdboden anſtecken. Von Dufour? und mir angeſtellte Verſuche haben jedoch ergeben, daß das Mittel wegen äußerſt geringer anſteckender Wirkung den gehegten Erwartungen nicht entſpricht. 2. Melolontha Fullo Z., der Walker. Die Larve dieſes großen Maikäfers lebt wie die vorige in der Erde, aber nur einzeln und im Sandboden, ſchadet namentlich den Kiefernwurzeln und den Dünengräſern. 3. Rhizotrogus solstitialis Z., der Brachkäfer, ein 1,5—1,7 mm langer, einem kleinen Maikäfer ähnelnder, aber hellbrauner Käfer. Die Larve ähnelt einer halb erwachſenen Maikäferlarve und benagt Wurzeln von Getreide, Mais, Klee ꝛc. Die Lebensweiſe iſt die gleiche, wie die des Maikäfers, doch iſt die Dauer des Larvenzuſtandes nur 1 oder 2 Jahre. 4. Phyllopertha horticola Z., der Garten laubkäfer, 8—10 cm lang, von der Geſtalt eines kleinen Maikäfers, glänzend ſchwarzgrün, mit ) Chronique agricole du canton de Vaud 1892, pag. 413. 2) Zeitſchr. f. Pflanzenkrankh. II, 1892, pag. 2. 13. Kapitel: Käfer 255 gelbbraunen Flügeldecken und weich behaart. Die Larve frißt bisweilen an den Wurzeln des Kohls, Klees, der Gräſer und des Getreides und andrer Pflanzen. 5. Oryetes nasicornis Z., die Nashornkäfer. Die großen, Larven des Nas— weißlichen, braunköpfigen Larven dieſes bekannten Käfers find als an den hornkafers. Wurzeln des Weinſtockes freſſend, ſchädlich gefunden worden ). 6. Die Drahtwürmer oder die Larven der Saatſchnellkäfer Drahtwürmer. (Agriotes). Die etwa 1½ em langen, lebhaft gelben und glänzenden, den bekannten Mehlwürmern ſehr ähnlichen Lar— N ven leben im Erdboden und ſind deshalb ſehr gefährlich, weil ſie mehrere Jahre lang (bis 5 Jahre) im Boden zubringen, ehe ſie ſich verpuppen, und weil ſie ſehr gefräßig ſind, wobei ſie zwar auch Humus und fau— lende Pflanzenteile, doch mit Vorliebe lebende Pflanzen angehen, während der Käfer, Schnellfäfer oder Schmied genannt (weil der langgeſtreckte, bräunlich-graue Käfer durch einen ſtielartigen Fortſatz an der Vorder— bruſt und eine entſprechende Grube am Vorderrande der Mittelbruſt befähigt iſt, mit knipſendem Ton in die Höhe zu ſchnellen, wenn er auf dem Rücken liegt und auf die Beine kommen will), die Pflanzen nicht beſchädigt. Die Käfer begatten ſich im Frühjahre, und während des Sommers werden die Eier in den Erdboden gelegt und zwar auf bindigen Boden, beſonders ſolchen, der Gras oder Kleeland iſt, während in einen durch Hackfruchtbau bearbeiteten Boden keine Eier gelegt werden. Die Draht— würmer halten ſich im Boden auf und gehen hier nach einander jede Frucht an, die ſich ihnen während ihrer Entwickelungszeit dar— bietet. Namentlich alle Getreidearten ſind dieſer Beſchädigung ausgeſetzt. Man be— merkt dieſelbe an der Winterſaat im Oktober 5 und November, bei der Sommerſaat in War. DI dem entſprechenden Entwickelungszuſtande. 115 eee Getreidepflanze, Die jungen Pflänzchen erſcheinen welk und ei a durch einen Drahtwurm a EHE angefreſſen, daher abiterbend, krank, legen ji um und laſſen ſich leicht B eine ſolche bei a abgebiſſen meiſt ohne die Wurzel herausziehen, denn G der Drahtwurm in natür- ſie ſind oberhalb der Körner, ſoweit der licher Größe. Trieb ſich in der Erde befindet, angefreſſen oder ganz durchbiſſen (an den mit a bezeichneten Stellen von Fig. 61A und B). Diejenigen Getreidepflänzchen, an denen der Drahtwurm nur Wurzeln ab— gefreſſen, aber nicht den Trieb ſelbſt angegriffen hat, bleiben am Leben. Den Thäter ſelbſt findet man oft nicht mehr an den verdorbenen Pflanzen. ) Vergl. Perroncito in Ann. dell. acad. d’Agric. di Torino 1887. Die wichtigſten Drahtwürmer⸗ Arten. Mittel gegen Drahtwürmer. 256 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden Es entſtehen auf dieſe Weiſe oft große Verheerungen in den Getreideſaaten. Auch an Raps, Flachs, Klee, Hopfen, an vielen Gemüſe- und Blumen⸗ pflanzen, ſelbſt an Holzpflanzen können Drahtwürmer die Wurzeln freſſen und töten hier namentlich auch die jüngeren Pflanzen, wenn deren Pfahl— wurzel beſchädigt worden iſt. Die Drahtwürmer lieben vor allem die fleiſchigen unterirdiſchen Pflanzenteile, wie Kartoffeln, Rüben, Turnips, Möhren, Topinambur; ſie benagen dieſe Teile von außen; in die Kartoffeln, ſowohl in die ausgelegten Saatknollen, als auch ſpäter in die neuen Knollen, bohren ſie Gänge von etwa 2— 4 mm Weite, welche durch ein Loch nach außen münden und wohl auch in den Stengeln ein Stück auf— wärts führen. Infolgedeſſen kann das Aufgehen der geſäeten Kartoffeln verhindert werden. Man kennt etwa 150 Arten Schnellkäfer, die alle in ihrem Larven⸗ zuſtande überaus ähnlich und nur als Käfer zu unterſcheiden ſind. Die meiſten Arten aber ſind den Pflanzen unſchädlich, weil die Larven von modernder, vegetabiliſcher Subſtanz leben. Von denen, welche als Pflanzen⸗ freſſer ſich erwieſen haben, ſind folgende Arten die wichtigſten. a) Agriotes lineatus Z., hauptſächlich den Getreidearten und andern Ackerbaupflanzen ſchädlich; auch an Eichelſaaten. b) Agriotes obscurus 2, desgleichen, aber auch in Gemüſe— gärten. c) Agriotes sputator Z. in Gemüſegärten ſchädlich. d) Athous hirtus Z2sz., iſt an Rüben ſchädigend angetroffen worden. e) Athous haemorrhoidalis Z., beſonders in Blumengärten, auch am Raps ſchädlich. f) Lacon murinus Z., frißt namentlich in Gemüſegärten an Salat, Cichorie, Möhren, Zwiebeln, Kohl, Topinambur, desgleichen in Blumen— gärten an Nelken, Lobelien, Georginen ꝛc., aber auch Wurzeln von Rofen- ſtöcken, Obſtbäumen und verſchiedenen Gartenſträuchern, ſelbſt an Wald— bäumen. g) Athous subfuscus Mud, nagt an den Wurzeln von Buchen, Eichen, Birken. h) Sericosomus marginatus Z., desgleichen, an jungen Holz— pflanzen, wie Fichten ꝛc. i) Corymbites aeneus Z., die Larve frißt in Kartoffelknollen und im Grunde der Kartoffelſtengel, auch Tabakwurzeln, Getreidehalme ), ſowie auch Eichelſaaten und Nadelholzſaaten. k) Athous niger Z., und Melanotus rufipes Hs, an Tabak. Gegenmittel: Da die Drahtwürmer lockeres Erdreich bevorzugen, ſo hat man die Befeſtigung des Bodens durch Walzen angeraten. Und da ſie nur innerhalb des Bodens leben und nur die in der Erde befind— lichen Teile der Pflanze durchbeißen, ſo würde ein oberflächliches Unter— bringen der Saat vorteilhafter ſein, weil dann nur Wurzeln, aber nicht der im Boden verborgene Trieb beſchädigt werden können. Allein unbedingt ſicherer Erfolg iſt hiervon nicht zu erwarten. Dagegen hat es ſich bewährt, die Tiere dadurch zu fangen, daß man vor oder gleichzeitig mit der Beſtellung 1) Juſt, Entomol. Nachr. XIII, pag. 348, und Wochenbl. des landw. Ver. in Großh. Baden 1887, pag, 283, und Karſch, Berl. entom. Zeitſchr. 1887, N 13. Kapitel: Käfer 257 Kartoffelſtücke in angemeſſenen Diſtanzen auslegen läßt, in welche ſich die Tiere mit Vorliebe hineinziehen, wodurch ſie von der jungen Saat ſo lange abgelenkt werden, bis dieſe der Beſchädigungsgefahr entwachſen iſt. Durch Aufleſen dieſes Kartoffelköders nach einem oder einigen Tagen kann man die darin befindlichen Drahtwürmer fangen. Übrigens haben die Draht— würmer ihre natürlichen Feinde in den Vögeln, wie Krähen, Stare, Bach— ſtelzen, welche dieſe Larven ſehr gern freſſen. 7. Ot iorhynchus niger Fabr., ein 8— 12 mm langer, ſchwarzer An Fichten. Rüſſelkäfer, deſſen ſchmutzig weiße, glänzende Larve an den zarten Wurzeln junger Fichtenpflanzen frißt, wodurch die Pflanzen gelbe, dann rotwerdende Nadeln bekommen und ſchließlich vertrocknen. Ebenſo beſchädigt auch die Larve von Otiorhynchus ovatus Z., die jungen Fichten. 8. Apogonia destructor Aodus'), ein 810 mm langer Käfer, An Zuckerrohr deſſen engerlingähnliche, 14 mm lange Larve die Wurzeln des Zuckerrohres und Mais. und Mais in Java durch ihren Fraß beſchädigt. 9. Opatrum intermedium Zäsch., und Pedinus femoralis Z.An Getreide und Die walzenförmigen Larven beider Käfer, die erſtere 15—16 mm lang, die Tabak. letztere bis 22 mm lang, ſollen die Körner des ausgeſäeten Sommerweizens und Sommerroggens und andern Sommergetreides noch vor der Keimung inwendig ausfreſſen, auch die Wurzeln des Tabaks beſchädigen, beſonders in Mittelrußland ). 10. Coprophilus striatulus Z. Dieſe Staphylinide, welche ſich An Mais. wie die andern Arten dieſer Käferfamilie in der Regel von andern Inſekten, Aas, Dung oder faulenden Pflanzen nährt, hat in einem von Ritzema Bos) berichteten Falle infolge ſtarker Vermehrung auch lebende Pflanzen angegriffen, indem ſie die ausgeſäeten Maiskörner aushöhlte und dadurch das Nichtkeimen der Körner oder das baldige Abſterben der jungen Pflanzen verurſachte. 11. Atomaria linearis 8% ., der MooSfnopffäfer. Das Umm An Zucker- und lange, dunkelbraune Käferchen und ſeine Larve freſſen die Keime der geſäeten Runkelrüben. Runkelrüben und Zuckerrüben, ſo daß die Samen nicht aufgehen, oder ſie nagen an den Keimpflänzchen die Wurzeln und Stengelchen unter den Kotyledonen ab, ſoweit dieſe Teile ſich im Erdboden befinden; infolgedeſſen fallen die Keimpflänzchen um und zeigen dieſelbe Erſcheinung“), welche man Wurzel— brand oder ſchwarze Beine nennt, und die auch von verſchiedenen paraſitiſchen Pilzen (Band II, S. 89) verurſacht werden kann. An den älteren Rübenpflanzen freſſen die Käferchen auch an den Blättern, können aber dadurch meiſt nicht mehr viel Schaden anrichten. Der Käfer wird beſonders da ſchädlich, wo mehrere Jahre hintereinander auf demſelben Acker Rüben gebaut werden. Es iſt alſo möglichſt Rübenbau im Fruchtwechſel zu betreiben. Durch dichte Saat ſind möglichſt viele geſunde Pflanzen zu er— zielen. Da das erſtarkte Rübenpflänzchen weniger gefährdet iſt, ſo empfiehlt ſich Ausflanzung der in Saatbeeten gekeimten Rüben. ) Mededelingen van het Proefstation Oosst-Java Soerabaja 1891. 2) Vergl. Linde mann, Entom. Nachrichten 1887, pag. 241. 3) Tieriſche Schädlinge und Nützlinge, pag. 251. 4) Vergl. Cohn. Der Landwirt, 1870, pag. 222, und Kühn, über das Schwarzwerden der Wurzeln junger Rübenpflanzen. Deutſche Zuckerinduſtrie 1885, pag. 258 und 852. Frank, Di Krankheiten der Pflanzen. 2. Aufl. III. 17 258 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden Am Mohn. 12. Coeliodes fuliginosus Marsı., der Mohnwurzelrüßler, nagt als 4—5 mm lange, beinloſe, weiße, braunköpfige Larve an den Wurzeln des Mohns, der infolgedeſſen abſtirbt. Am Klee. 13. Hylesinus (Hylastes) Trifolii M., der Kleewurzelkäfer, lebt als 1,5 mm große, beinloje, weißliche, braunköpfige Larve im Innern der Pfahlwurzel des Klees, wo dieſelbe ſich verpuppt und als Puppe überwintert. Die Kleeſtöcke ſterben ab. Der 1,5— 2,25 mm lange, pech— braune Käfer lebt auf dem Klee und legt ſeine Eier in den Wurzelſtock. An Lupinen. 14. Sitones griseus. Die weißen Larven dieſes Rüſſelkäfers fand ich im Juli 1893 in einigen Gegenden Pommerns und der Neumark an den Wurzeln der weißen Lupinen derartig freſſend, daß die Pflanzen morgenweiſe abitarben. Mitte Juli verpuppten ſich die Larven 1—2 cm tief im Boden; Anfang Auguſt erſchienen die fertigen Käfer ). Am Hopfen. 15. Plinthus porcatus 2, ein 12—14 mm langer pechſchwarzer, graugelb beſchuppter Rüſſelkäfer, welcher 1893 und 1894 im Sennthale in Steiermark den Hopfen durch Fraß in den Wurzeln und Stöcken beſchädigte. II. Käfer, welche die Blätter oder Triebe durch Abfreſſen zerſtören. Blatter freſſende Es giebt zahlreiche Käfer, welche als Larven oder fertige Käfer Käfer. die Blätter ganz auffreſſen oder benagen oder durchlöchern oder ſkelettieren. A. An Nadelhölzern. An Kiefern. 1. Brachyderes incanus Z., der Kurzhalskäfer, ein 7—S mm langer, ſchwarzbrauner Rüſſelkäfer, welcher im Mai und Juni die Kiefern- nadeln benagt, ſo daß ſie braun werden. Die Bäume erholen ſich jedoch danach wieder. 2. Cneorhinus geminatus E, der Kugelrüſſelkäfer, 6—8 mm lang, ſchwarz, befrißt an 1— 7jährigen Kiefern die Nadeln und die End— knoſpen. An Fichten und 3. Metallites mollis Ce. und Metallites atomarius ., Lärchen. der Nadelholz-Metallrüſſelkäfer, ſchwarz oder bräunlich, auf dem Rücken grün beſchuppt, erſterer 5— 7 mm, letzterer 4— 5 mm lang, freſſen an den Nadeln und jungen Trieben der Fichten und Lärchen. B. An Laubhölzern. Maikäfer an I. Melolontha vulgaris Z., der Maikäfer, welcher im Frühjahr Laubhölzern. als Käfer das junge Laub der Birken, Buchen, Eicheln, Pappeln, Weiden, Obſtbäume u. ſ. w. verzehrt und bei zahlreichem Erſcheinen Bäume kahl frißt (. S. 253). Brachkäfer 2. Rhizotrogus solstitialis Z., der Brachkäfer, frißt als Käfer ebenda. am Laub verſchiedener Bäume (vergl. S. 254). Gartenlaubfäfer 3. Phyllopertha horticola L, der Gartenlaubfäfer, frißt als ebenda. Käfer am Laub und an jungen Früchten verſchiedener Bäume am liebſten an Eichen, auch an Obſtbäumen und Roſen. ) Jahresber. d. Sonderausſchuſſes f. Pflanzenſchutz. Arbeiten d. deutſch. Landw. Geſ V., Berlin 1894, pag. 74. 13. Kapitel: Käfer 259 4. Chrysomela, die Blattfäfer, von denen über 130 europäiſche Blattkäfer an Arten auf Laubhölzern vorkommen. Sie fliegen im Frühjahr und legenLaubhölzern u ihre Eier an die Blätter, wo die geſtreckten, ſechsbeinigen, warzigen Larven Nadelhölzern. im Sommer ihren Fraß beginnen; im Herbſt verpuppen ſie ſich und die Käfer freſſen dann an den Blättern weiter. Sie überwintern in der Erde. Ihr Fraß iſt dadurch ausgezeichnet, daß er auf der Blattfläche beginnt und durch Zerſtörung der grünen Blattmaſſe mit Ausnahme der Rippen und Adern die Blätter vollſtändig, oft auf das feinſte jfelettiert. Sie finden ſich vorzüglich auf Geſträuchen, an Stockausſchlägen und jungen Pflanzen, ſind daher in Saaten und Pflanzungen ſehr ſchädlich, beſonders Chrysomela (Lina) Tremulae F. auf Zitterpappeln und Purpurweiden, Chrysomela (Lina) Populi Z. auf Pappeln, Chrysomela (Galeruca) Ami Z. auf Erlen, Chrysomela (Phratora) vitellinae Z. und Chrysomela (Galeruca) Capreae Z. auf Weiden, Galeruca anthomelaena 5. auf Rüſtern, Galeruca pinicola Duti., und Cryptocephalus Pini Z. auf den Nadeln der gemeinen Kiefer und der Seekiefer, Luperus rufipes 72. und Luperus flavipes Z. an Obſtbäumen, Galeruca Viburni han Viburnum Opulus, und andre. Vertilgung durch Abklopfen der Käfer in ausgeſpannte Fangſchirme. 5. Haltica Erucae Ov., der Eichenerdfloh, ein 5,5 mm langer, Eichenerdfloh. blaugrün metalliſch glänzender, ſpringender Blattkäfer, welcher im Frühling als Käfer, ſpäter als Larve die Blätter des Eichenſchälholzes ſkelettiert. Die Käfer überwintern in Stammritzen und unter Moos, ſind bisweilen in Holland, auch in einigen Gegenden Deutſchlands ſchädlich geworden. Abklopfen der Käfer in einem untergehaltenen Fangſchirm. 6. Lytta vesicatoria 7, die ſpaniſche Fliege. Der 1—2 enSpaniſche Fliege große, ſmaragdgrüne Käfer entwickelt ſich in der Erde, erſcheint im Juni auf an Eſchen. verſchiedenen Laubhölzern, beſonders jungen Eſchen, welche er oft kahl frißt. 7. Strophosomus coryli Z., der Haſelkäfer, ein 4,5—5,5 mm Verſchiedene langer ſchwarzer, mit grauen Schuppen bedeckter Rüſſelkäfer, auf Haſeln, Rüſſelkäfer an Birken, Buchen, Eichen, auch auf jungen Fichten ſchädlich. Laub- und Obſt⸗ 8. Polydrosus undatus Z., cervinus G., sericeus S, bäumen. micans F., die Laubholz-Metallrüſſelkäfer, 5—8 mm lange, ſchwarze, grün metalliſch ſchimmernde Rüſſelkäfer, welche Blätter und Knoſpen verſchiedener Laub- und Obſtbäume zerſtören. 9. Apion pomonae Z., das Obſtſpitzmäuschen, ein 3,5 mm langer, birnenförmiger, auf dem Rücken himmelblauer Rüſſelkäfer, der im Frühling an den Trieben der Obſtbäume, auch an jungen Buchen— blättern frißt. 10. Phyllobius argent atus Z., der Blattnager, ein 5 mm langer, metalliſch grün beſchuppter Rüſſelkäfer, der an den Blättern der Birken, Buchen und Eichen frißt. 11. Phyllolius oblongus Z., A mm lang, grau behaart, und Phyllobius Piri Z., 5,5 6,5 mm lang, mit fupferfarbigem Schimmer, ſchaden beide bisweilen an Obſtbäumen aller Arten. Dieſe und andre Arten kommen auch an andern Laubhölzern vor; Phyllobius calcaratus an Himbeeren. 12. Magdalis pruni Z., ein 3,5 mm langer, mattſchwarzer Rüſſel— käfer, welcher im Frühling die Oberhaut der Blätter der verſchiedenen Obſtbäume und der Roſen abſchabt. Die Larven entwickeln ſich unter der Rinde der Stämme und Zweige. 17* Eichenblattroll- käfer. An Eſchen. Am Weinſtock und Obſtbäumen. An Pappeln. An Birken, Erlen ıc. Birnbaumzweig mit einer Blattrolle von Rhyn- dann ein Ei. 260 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden 13. Apoderus Coryli Z., derz'Haſelrüſſelkäfer, ein 6 mm langer, auf dem Rücken korallenroter Rüſſelkäfer. Das Weibchen rollt die Blätter der Haſeln und andrer Laubhölzer zuſammen, um das Ei hinein— zulegen, worauf die Larve in der Rolle ſich entwickelt. Die Tiere ver— wenden hier ſtets nur den Endabſchnitt eines Blattes zur Herſtellung der Rolle, nachdem ſie denſelben vorher durch einen Einſchnitt von dem Baſal— ſtücke des Blattes abgetrennt haben. 14. Attelabus cureulionoides Z., der Eichenblattrollkäfer, 5 mm lang, auf dem Rücken lackrot, rollt wie der vorige die Blätter der Eichen und echten Kaſtanie. 15. Cionus Fraxini De Geer, frißt an den Eſchenblättern unter Vermeidung der Rippen und Stehenlaſſen der Epidermis der Oberſeite. 16. Rhynchites betuleti Zaör. (Rhynchites Alni Mill.), ein 5,5 bis 5 mm langer, ne oder goldgrün glänzender Rüſſelkäfer, = 0 befrißt die Knoſpen und Blätter der Reben und macht manchmal ganze Weinberge kahl, beſonders am Rhein. Im Mai und Juni hält er ſich meiſt auf Obſtbäumen, Birken und andern Bäumen auf und geht dann auf den Weinſtock. Auf jenen Bäumen wie auch auf dem Weinſtock macht er aus Blättern cigar— renähnliche Rollen, indem er erſt den Blattſtiel oder den Zweig anſticht, ſo daß die Blätter ſchlaff werden, wo— rauf er ſie mit Leichtigkeit rollt und zuſammenklebt 0 (Fig. 62). In das Innere Fig. 62. der Rolle legt der Käfer 1 2 Die ausfom- chites betuleti. mende Larve frißt das Innere der Rolle aus und verläßt ſchließlich die meiſt abgefallene Rolle, um ſich 3 bis 4 cm tief im Boden zu verpuppen. Im Auguſt oder September entwickelt ſich der Käfer, den Winter über bleibt er in einem Verſteck am Boden und ſorgt im nächſten Frühjahr wieder für ſeine Brut. Als Gegen— mittel iſt zu empfehlen das Abſammeln der Wickel und der leicht erkenn— baren Käfer bei gutem, aber möglichſt kühlem Wetter, was in allen Gemarkungen, auf Gemeindekoſten ausgeführt, nach zweijährigem Vorgehen auffallenden Erfolg erzielte. 17. Rhynchites Populi Z., der Pappeelnſtecher, dem vorigen ſehr ähnlich, 6 mm lang, goldig-grün, lebt auf den Pappeln, beſonders Populus tremula, aus deren Blättern er ebenſolche cigarrenförmige Wickel macht. 18. Rhynchites Betulae Z., der Birkenſtecher, 5 mm lang, ſchwarz, auf Birken, Erlen, Buchen, Hainbuchen, Haſeln, deſſen Blätter er ebenſo wickelt, wie die vorigen. 13. Kapitel: Käfer 261 19. Rhynchites alliariae GyZ, der Bla ttrippenſtecher, 3 bis An Eichen und 3,5 mm lang, ſchwarz mit Metallglanz, nagt an den jungen Trieben der Obſtbäumen. Eichen und Obſtbäume, und da das Weibchen die Eier in den Blattſtiel an der Stelle legt, wo dieſer in die Mittelrippe übergeht, ſo fallen ſpäter die verdorrten Blätter ab; die Larven entwickeln ſich dann an der betreffenden Stelle der Mittelrippe. 20. Otiorhynchus Germ.. die Ohrrüßler oder Dickmaulrüßler.An Obſtbäumen, Rüſſelkäfer mit kurzem, an der Spitze ausgerandetem, an beiden Seiten Weinſtock ꝛc. lappig erweiterten Rüſſel. Die Eier werden in den Erdboden gelegt, wo die Larven an Wurzeln nagen und ſich gegen den Herbſt verpuppen. Im Frühling erſcheinen die Käfer, welche an Knoſpen, Blättern und Zweigen verſchiedener Gartenpflanzen freſſen. Am häufigſten ſind: a) Ot iorhynchus Ligustici Z., 9— 12,5 mm lang, ſchwarz, grau beſchuppt, ſchädlich an den Trieben des Weinſtockes, Pfirſich, Hopfen, Spargel ac. b) Otiorhynchus sulcatus 2, 10 mm lang, ſchwarz mit grau— gelben Flecken, am Weinſtock, Erdbeeren und verſchiedenen Blumenpflanzen. c) Otiorhynehus raueus #2., 6,8 mm lang, ſchwarz, mit weiß— grauem, braungeflecktem Überzuge, am Weinſtock, Obſtbäumen, Runkelrüben. d) Otiorhynchus picipes Z2., 6,8 — 7, mm lang, pechbraun, weiß⸗grau beſchuppt, am Weinſtock, Obſtbäumen, Himbeeren. 21. Arten der Rüſſelkäfer⸗-Gattung Polydrosus freſſen an ver- Am Weinſtock. ſchiedenen Laubhölzern die Blätter. Neuerdings wurden der ca. 5 mm lange, graue Polydrosus Iris und Polydrosus (Metallites) margi- natus bei Weißenburg im Elſaß ſowie im Rheingau im April und Mai an den Knoſpen und jungen Blättern des Weinſtockes freſſend gefunden ). Es ließ ſich in einem Falle nachweiſen, daß der Käfer infolge Beſeitigung benachbarter Eichenhecken auf den Weinſtock überwanderte. 22. Haltica ampelophaga Gxer., ein 4,5 — 5 mm langer, metalliſch grün glänzender Erdflohkäfer, welcher in Südeuropa, Frankreich und England am Weinſtock Löcher in die Blätter frißt. 23. Anomala aönea Deg., der Reben laubkäfer, ein 10-17 mm langer, meiſt grüner Laubkäfer, welcher an den Blättern des Weinſtockes frißt 2). 24. Anis oplia adjecta Zrichs., ein 11,5 13,5 mm langer, dunkel erzfarbiger Laubkäfer mit rötlich-gelben Flügeldecken. In Südeuropa am Weinſtock. 25. Eumolpus oder Bromius vitis Z., der Rebenfallkäfer, ein 4,5—5,6 mm langer, ſchwarzer, mit rotbraunen Flügeldecken verſehener, zu den Chryſomeliden gehöriger Käfer, ſchabt die Blätter des Weinſtockes ſtreifenförmig ab und durchlöchert ſie in derſelben Form, nagt auch eben— ſolche Streifen an den Zweigen und Ranken. Er läßt ſich bei Erſchütterung ſofort herabfallen und muß durch Abſchöpfen gefangen werden. 1) Jahresber. des Sonderausſchuſſes f. Pflanzenſchutz. Jahrb. d. deutſch. Landw. Geſ. 1893, pag. 435, und Arbeiten d. deutſch. Landw.⸗Geſ. V. 1894, pag. 96. 2) Vergl. Jatta und Savaſtano, Anomala Vitis in Bollett. della soc., di Naturalisti in Napoli 1887, pag. 112. Getreidelaufkäfer am Getreide. Getreidehähnchen an Getreide und Gräſern. Am Spargel An Lilien. Kohlerdfloh. 262 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden C. An krautartigen Pflanzen. 1. Zabrus gibbus 2, der Getreidelaufkäfer, ein bis 1,5 em langer, mattſchwarzer, an der Bauchſeite dunkelbrauner Käfer, welcher am Tage unter Erdſchollen und Steinen ſich aufhält, nachts gern an den Getreidehalmen emporklettert und an den Ahren und jungen Körnern frißt. Schädlicher iſt den jüngeren Getreidepflanzen die 2—2,5 em lange, etwa 3 mm breite Larve mit breitem, ſchwarzem Kopf, braunem Rücken und hellen Seiten und Bauch, weil ſie die Blätter vom Grunde an zerknetet, ſo daß nur die Rippen ſtehen bleiben, und oft das ganze Pflänzchen vom Boden an ſo ſtark beſchädigt, daß es zu Grunde geht. Die Larve braucht drei Jahre für ihre Entwickelung und ſchadet daher während einer langen Zeit, ſowohl im Oktober als auch im Frühlinge. Die Angriffe gehen ge— wöhnlich von den Rändern der Acker aus. Der im Juni erſcheinende Käfer legt die Eier in die Erde. Er ſoll im öſtlichen Deutſchland häufiger ſein als im weſtlichen. Auch im Modeneſiſchen iſt neuerdings ein Getreide— laufkäfer (Zabrus tenebrioides G63.) auf dem Getreide ſehr ſchädlich auf— getreten). Die Beſchädigungen pflegen auch nur auf einige Jahre be— ſchränkt zu ſein. Gegenmittel: Sammeln der Käfer an den Ahren des Abends; Vernichtung der Larven durch Abſammeln; nach tieferem Um— pflügen einer zerſtörten Getreideſaat muß eine Nicht-Halmfrucht folgen ?). 2. Crioceris cyanella Z. und melanopa Z, die Getreide— hähnchen, 4,5 mm große, blaugrüne Käfer, welche gleich ihren ſechsfüßigen Larven die Oberhaut der Blätter der Gräſer und der Getreidearten in langen Streifen abſchaben, ſo daß dieſe gelbe Stellen bekommen. 3. Crioceris Asparagi Z., das Spargelhähnchen 5,5 mm groß, braungrün, mit rotem Halsſchild, frißt gleich wie ſeine Larve die Blätter des Spargels, ſo daß die Stengel bisweilen ganz kahl ſind. Die rotgelbe, ſchwarzpunktierte Crioceris 12 punctata Z., ebenfalls an den Spargel— blättern, in der zweiten Generation in den Beeren des Spargels. Auch noch mehrere andre Urioceris-Arten freſſen am Spargel. Als Vertilgungs— mittel hat ſich mehrmals wiederholtes Beſpritzen mit 10 proz. Amylokarbol⸗ löſung bewährt? ). 4. Crioceris merdigera Z., das Lilienhähnchen, 7—8 mm lang, ſchwarz, mit ſcharlachrotem Halsſchild und Flügeldecken, frißt auf Lilien und verwandten Liliaceen. 5. Haltica oleracea Z., der Kohlerdfloh, 4—5,5 mm lang, blaugrün, metalliſch glänzend, ebenfalls ſpringend, frißt im Frühlinge an verſchiedenen Cruciferen, wie Kohl, Raps, Rettig, Radieschen, Leindötter, Levkoien ꝛc., und zwar an jungen Pflanzen, vorzüglich an Keimpflanzen die Kotyledonen und die Knoſpen; die Käfer legen dann die Eier an die Pflanzen, und die ausgewachſenen, 6 mm langen, ſchwarzbraunen und be— haarten Larven verpuppen ſich im Boden. Es können bis zu 3 oder 4 Generationen im Sommer ſich folgen. Als Gegenmittel empfehlen ſich: ) Vergl. Targioni-Tozetti, Bollettino di Notizie agrarie. 1891, Nr 2 2) Vergl. Kühn, Zeitſchr. d. landw. Centralv. der Prov. Sachſen 1869. Nr. 7 3) Jahresber. d. Sonderausſchuſſes f. Pflanzenſchutz. Jahrb. der deutſch. Landw. Geſ. 1893, pag. 426. 13. Kapitel: Käfer 263 dichte Saat, Beförderung einer raſchen Entwickelung durch zweckmäßige Düngung und Bodenbearbeitung, Beſeitigung der Unkräuter aus der Familie der Cruciferen. Nur im kleinen anwendbar als Vertilgungsmittel ſind die Erdflohmaſchinen; ſie beſtehen aus einem mit Teer überſtrichenen Brett— chen, welches quer über das Feld hergezogen wird, ſo daß die aufgeſcheuchten Erdflöhe darauf kleben bleiben. Auslegen von Hobelſpähnen, die mit Teer getränkt ſind, kann ebenſo wirken. Durch Beſtreuen der Pflanzen im Morgentau mit Holzaſche oder Kalkpulver oder durch Beſpritzen mit Wermutabkochung ſollen die Pflanzen beſchützt werden; die Tiere werden aber dadurch wohl nur verſcheucht. 6. Haltica nemorum Z., der gelbgeſtreifte Erdfloh, 2,5 bis Andre Erdflöhe 3 mm lang, ſchwarz mit einem geraden, gleichbreiten, gelben Längsſtreif an Eruciferen. auf jeder Flügeldecke. Die aus den Winterverſtecken kommenden Käfer freſſen im Frühlinge an den verſchiedenſten Cruciferen, namentlich Kohl, Raps, Senf, Kreſſe, Rettich ꝛc., beſonders die Keimpflanzen, auch am Mais. Die Eier werden einzeln in die Blätter gelegt, und die 5 mm lange, gelb— lich⸗weiße, braunköpfige, ſchwach behaarte Larve miniert in der Blattſubſtanz einen allmählich breiter werdenden, weißen, mit Kot erfüllten Gang. Sie verpuppt ſich jpäter im Boden. Bekämpfung wie vorher. 7. Haltica armoraciae Aoch. 33,5 mm lang, ſchwarz, mit gelben, ſchwarz gerandeten Flügeldecken am Meerrettich. 8. Haltica Cruciferae Goes, 2,3 — 3 mm lang, metalliſch blau oder grün, ebendaſelbſt. 9. Haltica atra ., 2— 2,8 mm lang, ganz ſchwarz, ebendaſelbſt. 10. Haltica Rubi 2%, kaum 2 mm lang, glänzend ſchwarz, an den es leichen 15 Blättern der Erdbeeren und Himbeeren. Onder 11. Haltica vittula K., 1,8 —2,3 mm lang, mit faſt geradem, Desgleichen am ſchmalem, gelbem Längsſtreif, in Schweden und in Rußland auf jungen Getreide. Getreideſaaten. 12. Haltica sinuata 58% %., 2— 2,5 mm lang, mit einem vorn und Desgleichen am hinten gebogenen, gelben Längsſtreif, am Tabak. Tabak. 13. Haltica rufipes ., ein 2,8 mm langer Erdflohkäfer, gelbrot, Desgleichen an mit grünen oder blauen Flügeldecken, frißt Löcher in die Blätter der ErbſenErbſen u. Bohnen. uud Bohnen. 14. Haltica Euphorbiae S., 1,5—2 mm lang, dunkel erzgrün, Desgleichen am glänzend, frißt am Lein. Lein. 15. Chaetocnema concinna Mech., ein 1,7—2,6 mm langer, Desgleichen am bronzefarbiger Erdflohkäfer, frißt Löcher in die jungen Blätter des Hopfens. Hopfen. 16. Psylliodes affinis %., 2— 2,5 mm lang, gelbbraun, Unter- Desgleichen an ſeite ſchwarz, Halsſchild rötlich. Dieſer Erdfloh kommt an verſchiedenen Kartoffeln. Pflanzen vor; in der Rheinpfalz befraß er 1892 auf einigen Ackern das Kartoffellaub ſo ſtark, daß Blatt für Blatt verdarb und abfiel. 17. Cassida nebulosa J., der Schildkäfer. Dieſe Käfer leben Schildkäfer an gewöhnlich auf den Blüten der Chenopodium- und Atriplex-Arten, gehen Rüben. aber bei maſſenhaftem Auftreten auf die Zucker- und Futterrüben über, wo ſie Löcher in die Blätter freſſen und ſchließlich die Blätter ganz auf— zehren, wodurch ſie in den Rüben großen Schaden machen. Die Käfer überwintern im Erdboden und unter abgefallenem Laub; die Eier werden in Häufchen auf die Unterſeite der Blätter gelegt. Die Larven ſind läng— lich oval, hellgrün, am Rande mit weißen Dornen, hinten mit einer Aaskäfer an Rüben. Desgleichen an Rüben, Raps und Getreide. 264 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchaͤdigung., welche d. Tiere verurſacht werden Schwanzgabel verſehen. Sie kleben ſich an den Blättern feſt und verpuppen ſich hier; aus der Puppe kommt nach 8 Tagen der 5—7 mm lange, 2—5 mm breite, hellbraune, ſchwarzfleckige, oft metallglänzende Käfer, der von einem vorſtehend berandeten Rückenſchilde wie eine Schildkröte bedeckt iſt. Man findet oft an demſelben Blatte Larven und Käfer zuſammen freſſen. Je nach der Witterung können eine bis drei Generationen ſich folgen. Gegen— mittel: Eintreiben von Hühnern oder Enten in die Rübenſchläge; tiefes Umpflügen des Bodens nach der Ernte, wenn der Käfer da war; im Frühling Reviſion, eventuell Vernichtung der befallenen Chenopodium- und Atriplex- Pflanzen, die als Unkräuter in Gemengſaaten ꝛc. wachſen. — Einige andre Arten von Cassida ſind an Spergula arvensis, Achillea Millefolium ete. gefunden worden. 18. Silpha atrata Z., der ſchwarze Aaskäfer. Bisweilen er— ſcheint im Mai an den Zucker- und Runkelrüben die 9— 13 mm lange, N ſchwarze, aus 12 nach hinten kleiner werdenden Ringen beſtehende, ſehr lebendige Larve (Fig. 63) in ungeheuren Nengen, die mit Gefräßigkeit die jungen Pflänzchen au fzehrt und in die größeren Blätter Löcher frißt. Der Aaskäfer Fig. 63. überwintert als Käfer und legt im Larve des ſchwarzen Aaskäfers. Frühlinge Eier, aus denen jene Larven hervorgehen. Dieſe entwickeln ſich raſch und gehen im Juni behufs Verwandlung in den Käfer in die Erde. Da die Larven eigentlich von toten Tieren ſich nähren und vermutlich nur wegen Nahrungsmangel bei maſſenhaftem Auftreten zu pflanzlicher Koſt gezwungen werden, ſo iſt ratſam, wenn das Inſekt ſich in bedenk— lichem Grade zeigt, zur betreffenden Zeit Fangſchüſſeln, die mit Fleiſch— abfällen, Gedärmen u. dergl. gefüllt ſind, ſtellenweiſe zwiſchen die Rüben in die Erde einzuſetzen in gleichem Niveau mit dem Boden und ſie mit Stroh zu bedecken, wodurch ſich die Larven in Menge fangen laſſen. Auch Eintreiben von Hühnern oder Enten. Nach Hollrung!) joll Beſprengen des Laubes mit Schwefelkohlenſtoff nichts genutzt haben, dagegen erwies ſich ein Begießen der Pflanzen mit einer Löſung von 200 gr Schweinfurter Grün in 100 1 Waſſer zur Vertilgung des Inſektes erfolgreich. Die recht— zeitige Entfernung des immerhin ſtarken Giftes von den Pflanzen wird von den atmoſphäriſchen Niederſchlägen erwartet. 19. Silpha opaca Z,, dem vorigen ſehr ähnlich, ſoll auch an Rüben vorkommen, hat namentlich im Pas-de-Calais große Verwüſtungen an— gerichtet?), iſt in Holland auch an Raps ſchädlich auftretends) und neuer- dings auch im Elſaß an Rüben gefunden worden ). 20. Silpha retieulata E., ſoll im Mai und Juni außer an Rüben an Getreideblättern freſſend gefunden worden jein?). 1) Jahresber. d. Verſuchsſtat. f. Nematodenvertilgung. Halle 1891. 2) Vergl. Giard, Rev. scient. 1888, pag. 60, 92. 3) Ritzema Bos, 1. c., pag. 255. 4) Jahresbericht d. Sonderausſchuſſes f. Pflanzenſchutz. Jahrb. d. deutſch. Landw. Geſ. 1893, pag. 415. 5) Heß, Entom. Nachrichten 1885, pag. 9. 13. Kapitel: Käfer 265 21. Cleonus suleirostris Z., der Hohlrüßler, ein 13 mm Hohlrüßler an langer, grauer Rüſſelkäfer, welcher bisweilen die Blätter der Runkelrüben Runkelrüben. durchlöchert und befrißt. Auch einige nah verwandte andre Arten dieſer Käfergattung machen dieſen Schaden; jo in Rußland Cleonus uerainensis und betavorus, durch welche 1886 1200 ha in 10—15 Tagen verwüſtet wurden und man die Käfer durch Kinder ſammeln ließ ). 22. Sitones lineatus Z., der Graurüßler oder Blattrand- Blattrandkäfer käfer, ein 3—5 mm langer, grauer Rüſſelkäfer, welcher im Frühling die an Leguminoſen. jungen Blätter der Ackerbohnen, Erbſen und des Klees am Rande zerfrißt, ſo daß ſie wie gekerbt ausſehen. Ganz junge Pflanzen können dadurch ein— gehen. Die weiße, braunköpfige Larve lebt im Boden und nagt an den Wurzeln der nämlichen Pflanzen. Der ſehr ähnliche Sinotes tibialis Hot, macht denſelben Schaden. Vertilgung durch Abſchöpfen. Verhütung durch richtigen Fruchtwechſel. 23. Sitones griseus 25., ein 5,7 6,8 mm langer, ſchwarzer, dunkel Rüſſeltafer an braun beſchuppter Rüſſelkäfer, frißt an den Blättern und Trieben der jungen Lupinen. und älteren Pflanzen der Lupinen-Arten. Er lebt nach Ritzema-Bos?) urſprünglich auf Beſenginſter, von dem er auf Lupinen übergeht. a 24. Lixus Myagri O4, ein 9—12,5 mm langer, ſchwarzer Rüſſel- Desgleichen am käfer, welcher durch ſeinen Fraß den Kohl beſchädigt. Kohl. 25. Phytonomus murinus ., Phytonomus Meles 23., und Desgleichen an Phytonomus nigrirostris 2, 6,2, beziehentlich 4 und 3,5 mm lange, Klee und Luzerne. ſchwarze oder pechbraune Rüſſelkäfer, deren grünliche Larven die jungen Blätter des Rotklees und der Luzerne ſkelettieren und ſich am Stengel in einem jeidenartigen Geſpinſt einpuppen. Abſchöpfen der Käfer von den Pflanzen. 26. Tanymecus palliatus 25., ein Rüſſelkäfer, welcher bei Magde- Desgleichen an burg ꝛc. auf Cichorienpflanzen, ſowie auf verſchiedenen Hülſenfrüchten und Cichorie xc. Futtergewächſen die Blätter junger Pflanzen abfreſſend beobachtet worden ijt?). 27. Arten der Gattung Otiorhynchus (vergl. oben unter Laubhölzer Nr. 20) freſſen auch an Blättern krautartiger Pflanzen. 28. Molytes coronatus Z., ein 10— 12,5 mm langer, ſchwarzer, Desgleichen an auf dem Halsſchild gelb beſchuppter Rüſſelkäfer, frißt Löcher in die Blätter Kunkelrüben und der Runkelrüben und der Möhren. Möhren. 29. Hypera variabilis, ein Rüſſelkäfer, wurde im Juli 1892 in Desgleichen an einem Garten in Neu-Roſow bei Colbizow in Pommern das Kartoffellaub Kartoffeln. ſowie die Blätter der Bohnen, Kohlrüben und Himbeeren zerſtörend ge— funden). 30. Epilachna oder Coccinella globosa ZZ, der Filzkugel-Dergitztugeltäfer käfer, ein 3— 4 mm langes, halbkugelrundes, roſtrotes, meiſt ſchwarz ge- an Klee ac. flecktes Marienkäferchen, das gleich ſeiner ovalen, gelblich weißen, ſchwarz— punktierten Larve die Blätter der Kleearten und der Luzerne ſkelettiert oder bis auf die Blattſtiele und Stengel frißt. Auch an Kartoffeln beob— achtet). Vertilgung durch Abſchöpfen. 1) Refer. in Juſt botan. Jahresb. 1886, Bd. II, pag. 370. 2) Zeitſchr. f. Pflanzenkrankh. Bd. I 1891, pag. 338. 3) Deutſche landw. Preſſe 1891, pag. 407. ) Jahresber. d. Sonderausſchuſſes f. Pflanzeuſchutz. Jahrb. d. deutſch. Landw. Geſ. 1893, pag. 418, 422, 425, 432. 5) Gaunersdorfer in Oſterr. landw. Wochenbl. 1888, pag. 215. Coloradokäfer an Kartoffeln. Andre Blattkäfer an Kartoffeln, Cruciferen, Luzerne ꝛc 266 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden 31. Chrysomela oder Doryphora oder Leptinotarsa decem- lineata, der Coloradokäfer, em lang, mit elf ſchwarzen Längsſtreifen auf den lichtgelben Flügeldecken, iſt im nordamerikaniſchen Felſengebirge auf Solanum rostratum einheimiſch, dann aber auch auf die Kartoffel übergegangen und hat ſich auf dieſer ſeit 1859 ausgehend von dem Staate Colorado oſtwärts fortſchreitend über den größten Teil der vereinigten Staaten verbreitet, wo er die großartigſten Verwüſtungen anrichtet. Die Befürchtung, daß er in Europa feſten Fuß faſſen wird, hat ſich nicht beſtätigt. Durch den Verkehr mit Amerika iſt der Käfer 1877 nach Europa eingeſchleppt worden und war bei Mühlheim am Rhein und bei Schildau in der Provinz Sachſen, ſpäter nochmals im Kreiſe Torgau unter ſtarker Vermehrung in den Kar— toffeln aufgetreten, hatte ſich auch 1887 im Juli in Lohe, Kr. Meppen, auf zwei ca. 26 a großen und einem dritten entfernten Felde gezeigt, iſt jedoch überall durch die energiſchen Gegenmaßregeln vernichtet worden . Der Käfer überwintert im Boden. Die Eier werden in Häufchen auf die Blätter gelegt. Die dicken, 12 mm langen, orangegelben, ſchwarzköpfigen Larven freſſen gleich den Käfern. Die Verpuppung geſchieht im Boden; es können bis drei Generationen im einem Sommer auftreten. Die Ver— tilgung muß beim erſten Erſcheinen des Käfers vorgenommen werden durch möglichſt vollſtändiges Abſammeln der Tiere, Ausgraben und Vernichten der ganzen Pflanzen und Begießen der befallen geweſenen Stellen mit Petroleum und Anzünden desſelben. In Amerika hat man mit gutem Erfolge eine Löſung von Schweinfurter Grün in Waſſer auf die Pflanzen aufgeſpritzt. 32. Chrysomela (Adimonia oder Galeruc a) tanaceti, ein 8 mm langer, ſchwarzer Blattkäfer, fraß im Juli 1892 in Steinheide auf dem Thüringer Wald das Kartoffellaub gänzlich ab. Dasſelbe geſchah 1893 in Mittelfranken, wo mehrere hundert Hektar Kartoffeläcker zu 3 bis 10 Prozent beſchädigt wurden. Die Tiere fraßen im Mai und Juni als Larven auf den Wieſen und gingen als Käfer Mitte Juni auf die Kartoffeln und auch auf Rüben, Hopfen und Wieſengräſer. Die Käfer wurden vielfach abgeleſen, Ende Juni, Anfang Juli verſchwanden fie von jelbit?). 33. Colaspidema Sophiae frißt im Larven- wie Käferzuſtande an verſchiedenen wildwachſenden Cruciferen und iſt nach Ritzema Bos?) in den Jahren 1890 und 1891 im nördlichen Holland von Ackerſenf auf den kultivierten Senf übergegangen und dieſem ſehr ſchädlich geworden. 34. Colaspidema atrum 0. Die 7—8 mm langen, glatten, ſchwärzlichen Larven dieſes ſchwarzen Blattkäfers ſollen in Süd-Frankreich durch Abfreſſen der Luzerne ſehr geſchadet haben)). 35. Phae don Cochleariae 5., ein 3,4—3,8 mm langer, blauer Blattkäfer, welcher an verſchiedenen, wildwachſenden Cruciferen frißt, und beſonders dem Meerrettich, ſowie in Holland nach Ritzema Bos (. e.) 1) Vergl. Karſch, Entomol. Nachrichten 1887, pag. 323. 2, Jahresber. d Sonderausſchuſſes f. Pflanzenſchutz. Jahrb. d. deutſch. Landw. Geſ. 1893, pag. 418, und Arbeiten d. deutſch. Landw. Gef. V, Berlin 1894, pag. 55, 60 und 83. 3) Zeitſchr. f. Pflanzenkranh. I. 1891, pag. 341, und Landw. Verſuchsſtat. 1884, pag. 85. ) Journ. d’agrie. prat. 1885, I, pag. 923, und II, pag. 104. 13. Kapitel: Käfer 267 dem Senf ſehr ſchädlich wird. In derſelben Weiſe ſchadet in England Phaedon Armoraciae Z., auf der Senfpflanze. 36. Entomoscelis Adonidis ?aZ., ein 7—9 mm langer, gelbroter, ſchwarzgezeichneter Blattkäfer, welcher gleich feiner dunkelgrünlich-braunen Larve die Blätter von Raps und Rübſen abfrißt. 37. Gastrophysa Raphani ., ein 4,5 mm langer, oberſeits hell— oder goldgrüner Blattkäfer, welcher die Blätter des Rettichs ſkelettiert. III. Käfer, welche in Blättern minieren. Die Larven einiger Käfer minieren in den Blättern gleich gewiſſen Miniertäfer. Raupen und Fliegenmaden, d. h. ſie machen in der Blattmaſſe, indem ſie das Meſophyll verzehren und die beiden Oberhäute unverſehrt laſſen, Höhlen oder Gänge. Hierher gehört die Gattung der Springrüſſelkäfer oder Minier- käfer (Orchestes). Die ungefähr 2,5 mm langen Käfer können ſpringen. Sie überwintern als Käfer, freſſen im Frühjahr an den Blättern, um dann die Eier in die Blätter zu legen, wo die Larven die eben bezeichnete Be— ſchädigung anrichten. Es giebt 34 europäiſche Arten auf verſchiedenen Pflanzen, z. B. Orchestes Fagi an Rotbuchen, Orchestes Quercus an Eichen, Orchestes Ulmi an Rüſtern, Orchestes Alni an Erlen, Pappeln und Rüſtern, Orchestes Populi an Weiden und Pappeln, Orchestes Loni- cerae an Lonicera xylosteum etc. Von dem blattminierenden Fraß gewiſſer Erdfloh-Larven iſt oben S. 263 die Rede geweſen. IV. Käfer, welche im Innern von Kräuterſtengeln freſſen. Die Eier der betreffenden Käfer werden in die jungen Stengel In Kräuter- gelegt, die Larven verzehren das Mark derſelben, wodurch die Pflanzenſtengeln freſſende in verſchiedener Weiſe erkranken. 155 1. Calamobius gracilis (Crew, der Getreidebocdfäfer, 6 bis Im Getreide. 11, mm lang, ſchwarz, Fühler länger als der Körper. In Frankreich ſoll die Larve dieſes Käfers dicht unter der Ahre des Weizens, Roggens und der Gerſte den Halm von innen her benagen, ſo daß die Ahre abbricht. Die Larve zieht ſich bis 5—8 em über dem Boden in den Halm hinab. Die Stoppeln ſind zu vernichten. 2. Aphanisticus Krügeri & . Die Larve dieſer Bupreſtide legt Im Zuckerrohr. nach Ritzema Bos) 'ein Ei an die Unterſeite des Blattes des Zucker— rohres; die auskommende Larve frißt in breiten Windungen im Zellgewebe der Blattunterſeite und verpuppt ſich daſelbſt in einer kleinen Erhöhung der Blattfläche. a 3. Baridius chloris Z., der Raps-Mauszahnrüßler. Die bis Im Raps. über 6 mm langen, fußloſen Raupen freſſen in den Stengeln des Rapſes von einer Zweigachſel aus bis in die Strünke herab das Mark aus. Der glänzend grüne, 4 mm lange Rüſſelkäfer legt die Eier vielleicht ſowohl vor, als nach dem Winter in die Blattachſeln der Winterſaat. Infolge des Fraßes krümmt ſich oft der Stengel unregelmäßig und ſchwillt abnorm an. ) Refer. in Juſt, bot. Jahresber. 1890, II, pag. 195. Im Kohl ıc. Mapserdfloh im Raps. Im Hafer. In Anthriscus und Kohl. Im Klee. In Onopordon. 268 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden Die Pflanzen entwickeln ſich zwar, werden aber zeitiger gelb und notreif, brechen auch leicht um; auch bleiben die befallenen Pflanzen überhaupt viel kleiner und kümmerlicher. Die Larven verpuppen ſich in den ſtehenbleibenden Rapsſtrünken, die daher ausgerauft und verbrannt werden müſſen. 4 Baridius picinus Germ., der ſchwarze Mauszahnrüßler, 4 mm lang, glänzend ſchwarz. Die Larve macht denjelben Schaden am Kopf- und Blumenkohl, wie die vorige. Bekämpfung dieſelbe. 5. Baridius Lepidii Määll., der Kreſſen-Mauszahnrüßler, 3,5 mm lang, mit blauem Rücken. Die Larve ſchadet in gleicher Weiſe an Blumenkohl und an der Gartenkreſſe. 6. Psylliodes chrysocephalus Z., der Rapserdfloh. Ein 4 mm langer, glänzend ſchwarzbrauner Blattkäfer mit dicken Schenkeln, daher mit Springfähigkeit, zeigt ſich ſchon vom März an auf den Winter— rapspflanzen, macht aber als Käfer weniger Schaden als die Larve. Im Herbſt werden an den jungen Winterrapsſaaten die Eier an die Baſis der Blattſtiele gelegt. Die 5—6 mm lange, ſchmutzigweiße, ſchwarzköpfige Larve bohrt ſich in den Blattſtiel oder auch in den Stengel ein, ſo daß das Blatt abreißt, und überwintert, um im Frühlinge den Fraß fortzuſetzen und dann nach ein- oder zweiwöchentlichem Puppenzuſtande im Erdboden als Käfer zu erſcheinen. Die beſchädigten Rapspflänzchen ſehen dann im Frühjahr aus als wären ſie erfroren. Meiſt ſterben ſolche Pflanzen ganz ab; einzelne können aus dem unteren Teile des ſtehen gebliebenen Stengels neue Seitentriebe machen. Doch werden dieſe dann oft wieder befallene, indem die zuerſt auskommenden Käfer eine zweite Generation erzeugen, deren Larve in den Stengeln frißt, ſo daß dieſe ſpäter umknicken und wie zertreten ausſehen. Die Käfer dieſer zweiten Generation legen die Eier an die Winterſaaten ab. Es iſt immer ratſam, befallenen Winterraps im Frühjahr unterzupflügen, aber nicht Sommerraps nachzuſäen, ſondern eine andre Sommerfrucht, weil der erſtere wieder den Erdflöhen zum Opfer fallen würde. Bisweilen wird der ſehr früh geſäete Winterraps weniger beſchädigt, weil er weiter entwickelt und widerſtandsfähiger iſt; aber auch ſehr jpäte Saat kann nützen, weil dann die Käfer ſchon anderwärts Unter: kommen geſucht haben. 7. Haltica ferruginea Sc., hellgelb, 2,6 mm lang. Die 4 mm langen, ſchmutzig weißgrauen, braunköpfigen Larven höhlen an der jungen Haferſaat über dem Wurzelknoten die Hälmchen aus, ſo daß die Pflanzen gelb werden und vertrocknen. 8. Lixus paraplecticus Z., ein 13,5—16 mm langer, grau und gelb beſtäubter Rüſſelkäfer, deſſen Larve im Innern der Stengel von An- thriscus Cerefolium frißt, ebenſo wie Lixus Myagri 0, in den Stengeln des Kohls vorkommen ſoll. 9. Apion senieulum ., und Apion virens Zst Die kleinen, wulſtigen, fußloſen Larven dieſer Rüſſelkäferchen freſſen im Innern der Stengel des Rotklees, desgleichen diejenigen von Apion Meliloti . und Apion tenue Ar. in den Stengeln von Melilotus. 10. Lixus pollinosus . Die Larve frißt Gänge im Marke von Onopordon acanthium, verpuppt ſich und überwintert daſelbſt ). ) Vergl. von Frauenfeld, I. c. XIII, pag. 1229. 13. Kapitel: Käfer 269 V. Käfer, welche die Triebe von Holzpflanzen beſchädigen. Manche Käfer beſchädigen die jungen oder älteren Zweige der Käferfraß in Holzpflanzen dadurch, daß ſie oder ihre Larven die Markröhre ausfreſſen oder daß ſie auswendig die Zweige anſtechen oder die Rinde von ihnen abnagen, was gewöhnlich Ab— ſterben der Zweige zur Folge hat. Man vergleiche jedoch auch die unten unter Holzkäfer und Borken— käfer behandelten Beſchädigungen, von denen ſich die hier aufge— zählten zum Teil nicht beſtimmt abgrenzen laſſen. I. Hylesinus piniperda JL. und Hylesinus minor Hartig, der große und der kleine Kiefern— markkäfer. Die bis 4,5 mm langen, braunen Käfer bohren ſich Ende Juli beſonders an Rand— bäumen in die 1- bis Zjährigen Triebe der erwachſenen Kiefern und freſſen deren Markröhre aus (Fig. 64 links), ſo daß dieſelben im Herbſt ab— brechen und der Waldboden oft wie beſäet mit dieſen Abbrüchen iſt. Der Käfer wird deshalb auch der „Waldgärtner“ genannt. Durch dieſes Beſchneiden der Triebe erhält die Kiefer ſehr mannigfaltige Baum— formen. Die Krone wird entweder ringsum beſchnitten oder nur an einzelnen Stellen, ſo daß ſie lückig wird, oder nur der Gipfeltrieb wird abgefreſſen. Im letzteren Falle bilden ſich unter der Bruchſtelle Scheidenknoſpentriebe, die aber nach und nach wieder verkümmern, in— dem einer der Quirläſte die Nahrung an ſich zieht und ſtärker aufwärts treibt. Oft verunglückt dieſer wieder und es findet ſich dafür ein andrer tieferer. Dadurch entſtehen teils noch ſchwach grünende, teils ganz trockene Beſen, die bald den Wipfel ſelbſt bilden, bald an der Baſis des ſpäter zum Wipfel ausgebil— deten Aſtes ſtehen. Durch wieder— — . 1 f N Su) Kal Fig. 64. Stück eines Kiefernſtammes, ſtark ver— kleinert; oben mit Gängen von Hy- lesinus minor, unten mit ſolchen von Hylesinus piniperda; die beiden Käfer in natürlicher Größe da— neben. Links eine vom Waldgärtner ausgehöhlte Triebſpitze der Kiefer. Nach Ritzema Bos. Zweigen der Holzpflanzen. Der Kiefernmark— käfer. Der große braune Kiefernrüſſel⸗ käfer. 270 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden kehrenden Wettſtreit können ſich ſolche Punkte wiederholen. Es kommen dadurch mannigfaltig veränderte Baumformen zu ſtande, die auf der ſchönen Taf. 4 im 1. Bande von Ratzeburg's Waldverderbnis zuſammengeſtellt ſind und zu deren Charakteriſtik wir den Autor hier ſelbſt reden laſſen: „Man kann in der Formveränderung der Schirmfläche bald ſtumpfere, bald ſpitzere Kegel, bald mehr gerupfte, beſenförmige, aufgelöſte, bald ganz geſchloſſene Mäntel unterſcheiden, aus welchen letzteren dann nur ver— einzelte Zweige wie Telegraphenarme, bald ganz bebuſcht, bald langſtielig hervorragen. Ich habe geglaubt, indem ich ihnen Namen gab, an andre Nadelholzgattungen erinnern zu müſſen und habe die gedrückteſten mit Weißtannen, die lang gezogenen mit Cypreſſen, und die in der Mitte ſtehenden mit Fichten verglichen. Sehr lang und dünn hervorragende Wipfel ſehen von weitem wie Thürme (Minarets) aus. Demnach wäre die Fichten⸗ und Tannen -Form wohl die häufigſte, die Cypreſſenbildung die ſeltenſte: ſie möchte auch wohl am erſten in dem geſchloſſenen Teil des Beſtandes, wo die Kiefern recht lange beſchnitten wurden, vorkommen, während die Tannenformen an den Rändern herrſcht oder auch unter Laub— holz.“ — Wenn der angebohrte Trieb am Leben bleibt, ſo bildet ſich eine Überwallung, welche den Kanal ausfüllt, und der Trieb ſchwillt zur Keule an. Die über der Anſchwellung befindlichen Knoſpen entwickeln ſich zunächſt mit verkürzten Nadeln; erſt im nächſtfolgenden Jahre kommen wieder nor- male Nadeln !). Anfang Winters bohren ſich die Käfer über der Wurzel durch die Rinde bis in den Splint ein, um hier zu überwintern. Im Früh⸗ linge brüten die beiden Käferarten in ſtehenden oder geſchlagenen Kiefern— ſtämmen ähnlich wie Borkenkäfer, der erſtere Lotgänge machend, an deren Enden ein Loch im Splinte die Wiege der Puppe darſtellt, der andre zwei— armige Wagegänge anlegend und mehr in der Rinde ſich verpuppend (Fig. 64 rechts), worauf im Juli der Waldgärtner erſcheint. Vertilgung mittelſt Fangbäumen (ſ. unten Borkenkäfer). 2. Hylobius Abietis Z. oder Hylobius Pin ia. (CureulioPini L.) der große braune Kiefernrüſſelkäfer, 10-12 mm lang, tief rotbraun bis ſchwarzbraun, ſticht die ein- und wenigjährigen Triebe der Kiefer an, die dadurch zahlreiche Stichſtellen mit Harzerguß bekommen und infolgedeſſen über dieſen Stellen oft vertrocknen. Der Käfer greift Pflanzen vom ver— ſchiedenſten Alter meiſt nur am Gipfeltrieb, aber auch an den Quirlzweigen an; in den Kieferuſchonungen ſieht man daher durch ihn die ganze Geſtalt des Wipfels verändert, und zwar in drei verſchiedenen Formen, die Ratze— burg) charakteriſiert als „Langwipfel“, d. h. von mehr geſtreckter Form, weil Quirlzweige verloren gegangen und nur wenig Scheidenknoſpen ent- wickelt ſind, „Kugelwipfel“, von mehr runder Geſtalt, weil viele Seiten— und Scheidenknoſpen Triebe gebildet haben, und „Beſenwipfel“, die infolge ungemein reichlicher und dichtſtehender Scheidenknoſpentriebe mehr ein hexenbeſenförmiges Ausſehen haben. Die Eier werden in Stöcke und Wurzeln gefällter Kiefern und Fichten gelegt, die fußloſe Larve bohrt ſich durch die Rinde in den Splint und ſteigt der Länge der Wurzeln nach abwärts. Die Eier, welche im Mai bis Juni gelegt worden ſind, geben die Puppen im September bis Oktober, den Käfer im Oktober bis No— ) Ratzeburg, Waldverderbnis I, pag. 175. 2) 1. c. I, pag. 117, u. Tafel 1 a. 13. Kapitel: Käfer 271 vember. Die erſt im Juli und Auguſt gelegten Eier geben eine über- winternde Larve, Verpuppung im Juni und den Käfer im Juli und Auguſt, welcher dann an der Erde überwintert und erſt im folgenden Jahre ſeinen ſchädlichen Fraß an Nadelhölzern beginnt‘). Bekämpfung: Fangen der Käfer in einzelnen, zum Fangen ſtehen gelaſſenen Stöcken und Wurzeln, Sammeln der Käfer in Fanggräben oder Fanglöchern, die im Frühling anzulegen ſind, oder mittelſt Fangbündeln (friſche Reiſigbündel), die man auf kahlen Waldſtellen niederlegt, oder mittelſt mit der Baſtſeite gegen die Erde ge— legten Rinden (Fangrinden), da die Käfer nur zu Fuß ſich fortbewegen. 3. Pissodes notatus E., der kleine braune Kiefernrüſſelkäfer, der kleine braune 6,5 mm lang, dunkel rötlich⸗braun, mit hellem Filz bedeckt, in der Lebensweiſe Kiefernrüſſel— vom vorigen abweichend, inſofern als die Eier in den unteren Quirlen 4- bis käfer. 15 jähriger Kiefern oder in die Zapfen gelegt werden, worin die Larven unter der Rinde geſchlängelte Gänge freſſen, in denen ſie ſich verpuppen, und aus denen der fertige Käfer durch ein großes, kreisrundes Loch in der Rinde entſchlüpft. Die Pflanzen gehen dadurch unter Rötlichwerden der Nadeln ein. Von den Zapfen wird bisweilen -/ der Ernte verdorben. Der Käfer fliegt meiſt im Herbſt und überwintert am Grunde der Stämme ein— gebohrt. Die angegriffenen Stämme müſſen im Juli, wo ſie den Käfer noch enthalten, ausgegraben und verbrannt werden. 4. Pissodes hereyniae Zrös., 5 mm lang, ſchwarz, mit weißen Andre Rüſſel— Zeichnungen, macht in den Fichten denſelben Schaden wie der vorige; be- und Borkenkäfer ſonders im Harz und im Erzgebirge, wo er ſelbſt kräftige alte Fichten- der Cruciferen. beſtände zerſtört hat. 5. Pissodes piniphilus Abet, 5 mm lang, rötlichbraun, weiß behaart, ſchadet ebenſo an Kiefernſtangen, ſelten. 6. Pissodes Pini Z. oder Pissodes abietis XE, 8 mm lang, rot⸗gelblich behaart, an Fichten, Kiefern und andern Nadelhölzern. 7. Pissodes Piceae A., 9—10 mm lang, in ſtärkeren Weißtannen. 8. Magdalis violacea Z. und Magdalis memnonia Zald., zwei Rüſſelkäfer, erſterer 3,5— 4,8 mm lang, blau, letzterer 4— 7 mm lang, ſchwarz, zerſtören die Zweige der Kiefer im Alter von 3—10 Jahren, indem ſie in den oberen Quirlen in der Rinde und in der Markröhre freſſen. 9. Anthonomus varians Zayk., ein 3 mm langer, braun-roter Rüſſelkäfer, legt ſeine Eier in die Knoſpen der Kiefern, wodurch dieſe ver— trocknen, oder einen ſchmächtigen, gekrümmten Trieb liefern, in Rußland ). 10. Cleonus turbatus Fahis. Der weiße Kiefernrüſſelkäfer, 11-12 mm lang, ſchwarz, mit hellgrauen Härchen, lebt wie der große braune Rüſſelkäfer beſonders in Kiefernſchlägen und geht in die angrenzenden Kulturen, wo er die Kiefernäſtchen benagt. Er wird ebenfalls in den Fang— gräben gefangen. ur Otiorhynchus niger Zaör. (Otiorhynchus ater Hs.), der große ſchwarze Rüſſelkäfer. Die Larve nagt an den Fichten- und 1) Vergl. über die Entwickelung des Käfers: von Oppen, Zeitſchr. f. Forſt⸗ u. Jagdweſen 1885, pag. 81 u. 141; Biedermann, daſelbſt, pag. 593, und Altum, daſelbſt, pag. 219. 2) Köppen, die ſchädlichen Inſekten Rußlands. Petersburg 1880, pag. 227. An Eichen. An Obſtbäumen. An Eichen ıc. Am Weinſtock. 272 J. Abſchn itt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werde Lärchenwurzeln, der ca. 9 mm lange, ſchwarze, unbehaarte Käfer frißt an jungen Nadelholzpflanzen die Rinde dicht über der Wurzel. 12. Ot iorhynchus ovatus Z., deſſen Larve an Wurzeln frißt, be— nagt als Käfer die Rinde junger Fichtenpflanzen dicht über der Erde. 13. Hylesinus ater Z., ein 4— 4,5 mm langer, ſchwarzer, walzen— förmiger Baſtkäfer, der als Larve an Wurzeln und Stöcken wie die Borken— käfer lebt, indes als Käfer ſchadet, indem er die Rinde junger Kiefern am unteren Teile der Stämmchen benagt, wodurch grindiger Harzausfluß ent- ſteht und die Pflanzen unter Gelbwerden der Nadeln eingehen. 14. Hylesinus cunicularis , 3,5 - 4,5 mm lang, dem vorigen ſehr ähnlich und von gleicher Lebensweiſe, aber an der Fichte. 15. Hylesinus attenuatus E., 2—2,5 mm lang, pechbraun, und der dieſem äußerſt ähnliche, aber 2,5 — 3 mm lange Hylesinusangustatus Host., leben in derſelben Weiſe an Kiefern, letzterer auch an Fichten. 16. Strophosomus Coryli Zaör., ein 4—4,5 mm langer, dicht grau beſchuppter Rüſſelkäfer, benagt die Rinde junger Fichten, auch der Eichen ꝛc. 17. Strophosomus obesus Mars., dem vorigen ſehr ähnlich, ſchadet ebenſo an Kiefernkulturen, auch an Eichen. 18. Cneorhinus plagiatus S, ein 5—6 mm langer, bräunlicher, an der Seite grau beſchuppter Rüſſelkäfer, frißt ebenſo an jungen Kiefern. 19. Otiorhynchus singularis Z. (Otiorhynchus picipes Fabr.), 6—7 mm lang, dunkelrotbraun, aber dicht beſchuppt, frißt an den Trieben junger Eichen. 20. Rhynchites conicus %., der Zweigabſtecher, ein 3 mm langer, dunkelblauer, kurzhaariger Rüſſelkäfer, legt die Eier in die Spitzen der jungen, noch weichen Triebe der meiſten Obſtbäume, und beißt dann den betreffenden Trieb weiter unten durch, ſo daß derſelbe umbricht und ab— fällt. Die Larve nährt ſich vom Marke des Triebes und geht zur Ver— puppung in die Erde. Der Käfer ſelbſt bohrt im Frühlinge an Blüten, Blättern und Fruchtanfätzen. Bekämpfung: Sammeln und Zerſtören der abgebiſſenen Zweige, Vertilgung der Käfer durch Anprällen und Abſchütteln. Es giebt noch einige andre Rhynchites-Arten, welche in gleicher Weiſe die Obſtbäume beſchädigen. 21. Telephorus obscurus Z., der Eichenweichkäfer, ein 9 bis 12 mm langer, ſchwarzer Käfer mit rotberandetem Halsſchild, welcher vor— wiegend von Juſekten lebt, beſchädigt im Frühlinge die jungen Triebe der Eiche, indem er ſie einige Zoll unter der Spitze anfrißt, um den Saft zu ſaugen, worauf dieſelben abſterben. Ebenſo ſchadet Telephorus lividus J. an Eichen-, Apfel- und Kirſchbaumtrieben und Knoſpen. 22. Lethrus cephalotes Z2., 20 mm lang, kohlſchwarz, kommt in Ungarn, Bulgarien, Rußland vor, wo er die Knoſpen und Triebe des Wein— ſtockes abſchneidet und in ſeine Erdlöcher trägt. Er verzehrt jedoch auch Gräſer, Löwenzahn und andre Pflanzen. Neuerdings iſt er auch in Baden gefunden worden ). ) Jahresb. d. Sonderausſchuſſes f. Pflanzenſchutz. Jahrb. d. deutſch. Landw. Geſ. 1893, pag. 435. 13. Kapitel: Käfer 273 VI. Käfer, welche das Holz der Bäume zerftören. Es handelt ſich hier um meiſt ziemlich große, größtenteils zu den das Solz der Bockkäfern gehörige Käfer, welche ihre Eier an die Rinde der Stämme saume zerftören- und Aſte der Holzpflanzen legen, deren Larven aber ſich in das Holz de Käfer. einbohren und dasſelbe durchwühlen, indem ſie darin Gänge freſſen und ſich in den Gängen verpuppen. — Vergl. aber auch den vorigen Abſchnitt, ſowie im folgenden die eigentlichen Borkenkäfer. 1. Callidium luridum Z., der Fichtenbockkäfer, 10—15 mm In Fichten. lang, mit gelbbraunen oder ſchwarzen Flügeldecken, legt die Eier im Juli und Auguſt in die Rinde ziemlich alter Fichten, worauf die Larve das erſte Jahr in der Rinde, im zweiten Jahre im Holze frißt. Die angegriffenen Bäume zeigen ſtarken Harzausfluß und Welkwerden der Nadeln. Die ſelben müſſen gefällt und abgefahren werden. In der gleichen Weiſe ſchaden ebenfalls den Fichten die beiden Bockkäfer Lamia sartor Fabr. und Lamia sutor Z., erſterer 26 — 32, letzterer 16—25 mm lang. 2. Lamia fasciculata De Geer, der Kiefernzweigbock, 5 bis In Kiefern. 6,5 mm lang, deſſen Larve im Holze ſchwacher Kiefernſtämme und Aſte bohrt. 3. Cryptorhynchus lapathi Z., der Erlenrüſſelkäfer. Der In Erlen, 7 mm lange, ſchwarze oder dunkelbraune weißbeſchuppte Käfer legt die Eier Birken ꝛc. an 2⸗ bis 4jährige und noch ältere (bis 20 jährige) Loden ſowie an Aſte junger Erlen, Birken, Weiden und Pappeln. Die Larve nagt zunächſt unter der Rinde und geht dann in einem gerade aufſteigenden Gange ins Holz. An der Fraßſtelle iſt die Rinde mißfarbig und aufgebläht, ſpäter aufgeplatzt, und daſelbſt befindet ſich eine Offnung, an welcher braunes Wurmmehl hängt. Die Puppe überwintert meiſt in den Gängen. Die durchwühlten Stämme und Zweige werden dürr; die Pflanzen treiben danach am Boden neue Ausſchläge. Die befallenen Pflanzen ſind abzutreiben. 4. Cerambyx heros F. (Cerambyx cerdo Z.), der Eichenbockkäfer, In Eichen. 4½ em groß, ſchwarz, mit ſchwarzbraunen Flügeldecken. Die koloſſale Larve durchfrißt das Eichenholz nach allen Richtungen in fingerdicken Gängen. 5. Oberea (Saperda) linearis Z., der Haſelnbockkäfer. Der im In Haſeln. Mai und Juni fliegende, 10—12 mm lange, ſchwarze, gelb-beinige Käfer legt ſeine Eier an die jungen Triebe der Haſeln, an denen dann die zwei Jahre lang freſſende Larve ſich in die Markhöhle einbohrt und freſſend bis in den zwei- oder dreijährigen Trieb herabbohrt, worauf die Zweigſpitzen ſchnell verderben. 6. Oberea oculata Z., der Weidenbock, 15—18 mm lang, aſch- In Weiden. grau, am Bauch und Halsſchild rötlich. Die Larve macht ähnliche Be— ſchädigungen wie die des vorigen an den ein- und zweijährigen Weiden— zweigen. 7. Lamia textor Z., der Weberbock, 14—20 mm lang, ſchwarz. In Weiden, Die Larve lebt ebenfalls in Weiden, Aſpen und andern weichen Laubhölzern Alpen ꝛc. und iſt in Korbweidenhegern ſchädlich geworden. 8. Aromia moschata Z., der Moſchusbockkäfer, 2—3 em lang, metalliſch⸗grün, mit bläulichen oder kupferrötlichen Flügeldecken. Die Larven ſchaden im Holze der Kopfweiden. Frant, Die Krankheiten der Pflanzen. 2. Aufl. III. 18 In Pappeln und Aſpen. In Crataegus. In Ahorn. In Roßkaſtanien ꝛc. 274 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden 9. Saperda Carcharias Z., der große Pappelbockkäfer, 2,5 bis 3 em lang, graugelb, ſchwarz punktiert, die Weibchen faſt ockergelb. Die gelblich-weiße, 3—4 em lange, ca. 8 mm dicke Larve lebt in Stämmen der Pappeln und Zitterpappeln, die nicht über 20 Jahre alt ſind, und durch— wühlt das Holz bis auf den Kern mit Gängen ſo ſtark, daß die Stämme leicht umbrechen. Zu den Gängen führt dicht über der Erde ein großes Loch, vor welchem Holzſpähnchen liegen. Die Käfer kommen nach 2 Jahren zum Vorſchein. 10. Saperda populnea I., der kleine Bappelbodfäfer oder Aſpenbock, 10— 12 mm lang, gelblich-grau, mit gelben Zeichnungen. Die Larven bewohnen wenigjährige Stämmchen und Zweige der Aſpen und Pappeln, freſſen im erſten Jahre im Splint und ſteigen im zweiten Jahre in einem geraden Gange in der Markröhre aufwärts, um ſich dann zu verpuppen. Die Stelle iſt äußerlich durch eine Anſchwellung des Stämmchens markiert, und daſelbſt iſt ſpäter das runde Flugloch zu bemerken. ll. Saperda Fayi ſoll in Amerika an den Aſten und Stämmen von Crataegus Crusgalli und tomentosa knorrige Anſchwellungen veranlaſſen 9. 12. Cerambyx dilatatus ZAazze., der Ahornbodfäfer. Die Larve macht in den erwachſenen Ahornſtämmen von einer durchhöhlten Rindenſtelle aus in der Rinde einen Gang aufwärts, welcher dann ins Holz ſchief aufwärts führt, bis 1 em dick iſt und zuletzt einen Haken bildend in die Wiege übergeht, die nach unten gekehrt iſt. Die Bohrlöcher verwallen allmählich, ſind aber bei reichlichem Auftreten für den Wipfel tödlich Y. 13. Callidium variabile Z., 12—15 mm lang, wechſelnd in der Farbe, lebt als Larve unter der Rinde von Roßkaſtanien, Eichen, Buchen und Kirſchbäumen. VII. Käfer, welche unter der Rinde der Bäume Gänge freſſen. In der Rinde der Es giebt eine Anzahl Käfer, welche an den Baumſtämmen in der Bäume freſſendeRinde und im Cambium Gänge bohren, infolgedeſſen die bedeckende Borkenkäfer und Bupreſtiden. 9 fange der Beſchädigung entweder bald abſtirbt, oder doch eine Zeit lang kränkelt. Die Käfer, welche dieſen Schaden machen, find vor— inde abſtirbt und vertrocknet und der Baum ſelbſt je nach dem Um⸗ wiegend kleinere Arten, welche auch zoologiſch in eine gemeinſchaftliche Gruppe, die ſogenannten Borkenkäfer gehören, indeſſen giebt es doch auch einige Prachtkäfer oder Bupreſtiden (Agrilus-Arten), welche in der gleichen Weiſe die Holzpflanzen beſchädigen. Fraßformen. Die Borkenkäfer fliegen im Frühjahre den Bäumen an, Männchen und Weibchen bohren ſich ein und nagen zunächſt eine größere Höhlung. Von dieſer aus werden die ſogenannten Muttergänge gefreſſen (vergl. Fig. 65). Bei manchen Borkenkäfern laufen dieſelben in lotrechter Richtung und werden dann Lotgänge, genannt. Dieſe haben außer dem Bohrloche ge— wöhnlich noch 2 bis 4 Offnungen (Luftlöcher). Rechts und links an den Seiten des Mutterganges beißt das Weibchen ein Löchelchen, in welches das 1) Botan. Jahresb. 1880, pag. 723. 2) Vergl. Ratzeburg, Waldverderbnis II, pag. 299. 13. Kapitel: Käfer 275 Ei gelegt wird. Die aus den Eiern kommenden Larven freſſen nun recht— oder ſpitzwinkelig vom Muttergange abgehende Gänge (Larvengänge), in deren breiter werdendem Ende, der ſogenannten Wiege, die Larve ſich verpuppt. Die fertigen Käfer verlaſſen die Wiege durch ein Flugloch, welches ſie durch die Borke nach außen freſſen. Andere Borkenkäferarten legen die Muttergänge in wagerechter oder wenig ſchiefer Richtung an (Wagegänge). Sowohl die Lotgänge wie die Wagegänge können einarmig oder zwei— armig ſein, je nachdem ſie vom Bohrloche aus nur in einer oder in zwei entgegengeſetzten Richtungen laufen. Ferner giebt es auch Borkenkäfer, welche mehrere ſternförmig auseinanderlaufende Muttergänge, ſogenannte Sterngänge machen. Bei manchen Borkenkäfern kann man keine einzelnen ig. 65. ga Fichtenrinde mit Borkenkäferfraß. Innenfläche eines vom Splinte abgenommenen Rindenſtückes, an der rechten Seite ein Lotgang mit einigen Luftlöchern und faſt rechtwinkelig abgehenden Larvengängen vom großen Fichtenborkenkäfer, an den übrigen Stellen die Sterngänge des kleinen Fichtenborkenkäfers. Nach Ratzeburg. Gänge unter der Rinde unterſcheiden, ſondern ſieht nur einen gemeinſchaft— lichen Fraßraum. Wenige Borkenkäfer bohren ins Holz, wie Bostrichus lineatus, der in allen Nadelhölzern vorkommt und ſich gleich durch die Rinde mehrere Centimeter tief ins Holz frißt und hier die Gänge um die Jahresringe herum anlegt, welche, da die Höhlung an der Seite derſelben, worin die Larve frißt, nicht größer als die Puppe wird, das Ausſehen einer Leiter bekommen (Leitergänge). Dieſe ſowie einige andre Arten, die im Holze leben, können vielleicht nur jüngeren Hölzern verderblich werden, während die rindenbewohnenden Borkenkäfer die ſchädlichſten ſind. Die Folgen des Fraßes ſind je nach der Heftigkeit des Angriffes ſehr ver— ſchieden: entweder ſtirbt der Baum noch in demſelben Jahre ab, wobei die Nadeln bei den Coniferen rot werden oder wohl auch ſehr ſchnell, noch grün, abfallen, oder auch noch bis zum Winter grün am Baum bleiben, 18* 276 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden die Borkenſchuppen etwas abblättern und auch oft Harzfluß eintritt; oder der Baum kann bei nicht zu heftigen Angriffen noch Jahre lang fortleben. Bei Laubbäumen kommen nach Borkenkäferfraß ebenſo verſchiedene Grade der Erkrankung vor; bei langſamem Verlaufe tritt Bildung ſpärlicherer Triebe und mangelhaftere Belaubung ein und endlich ſchlägt der Baum im Frühjahr nicht wieder aus, weil er tot iſt; die Rinde an den Fraß— ſtellen iſt abgeſtorben und fällt oft in großen Stücken von den Stämmen ab, z. B. bei den Rüſtern. Die inneren Vorgänge, beſonders das Verhalten der Cambiumſchicht bei Borkenkäferfraß, habe ich an einer Rüſter nach einem minder heftigen Angriff, bei welchem der Baum noch am Leben ge— blieben war, unterſucht, und bereits in der erſten Auflage dieſes Buches, S. 68 beſchrieben. Der erſte Fraß hatte im Frühjahr 1876 ſtattgefunden, ohne den Tod zu bewirken. Bis zum Sommer 1877 hatte ein erneuerter Fraß den Baum getötet, der nun gefällt und auf die Verhältniſſe des Vor— jahres unterſucht werden konnte. Im Frühjahr 1876 waren an vielen, aber iſolierten, durch intakte Partien getrennten Stellen die Gänge angelegt worden: kurze Lotgänge mit etwas divergierend abgehenden Larvengängen. Dieſelben gingen meiſt bis zur Cambiumſchicht, ſo daß ſogar auf dem Splint oft eine Spur der Figuren der Gänge zu ſehen war. Die Cambium⸗ ſchicht war nur in dem Bereiche wo ein Muttergang mit ſeinen Larven- gängen angelegt worden war, abgeſtorben. Der Baum konnte in dieſem Sommer nur einen ungewöhnlich dünnen Holzring bilden; dieſer war aber an den eben bezeichneten Stellen unterbrochen. Die Unterbrechungen waren überall elliptiſche oder etwas eckige oder ſternförmige Stellen von derſelben Ausdehnung, die ein vollſtändiger Gang mit Larvengängen einnimmt, nicht ſelten ſogar noch die Spuren der letzteren auf dem nicht bedeckten Holz des Jahres 1875 zeigend (Fig. 66). Die eine jede ſolche Stelle umgebenden Ränder der neuen Splintlage zeigten ſich gegen die Wunde hin konvex und mit neuer Rinde überzogen: es waren alſo unter der alten Stammrinde gebildete kleine Überwallungsſchichten, welche die verwundeten Holzpartien wieder zu überziehen trachteten. Man ſieht daraus, wie nach einem nicht letalen Borkenkäferangriff der Holzzuwachs vermindert, in welchem Umfange die Cambiumſchicht getötet wird und wie eine Heilung ſich anbahnt. Mög⸗ licherweiſe rühren auch die ſogenannten Markflecke oder Braunketten im Holze von im Cambium oder Jungholz angelegten Fraßgängen hierher gehöriger Käferlarven her. Man verſteht darunter mehr oder weniger bräunliche Neſter parenchymatiſcher, dickwandiger, poröſer Zellen mitten im normalen Holzkörper, wo ſie daher die Struktur des Markes zeigen. Kienitz!) vermutet darin Fraßgänge, welche durch einen von dem um— gebenen cambialen Gewebe ausgehenden Zellbildungsprozeß mit ſolchem parenchymatiſchen Gewebe ausgefüllt worden find. Für die Betulaceen, Salix und Sorbus hält Kienitz eine Dipterenlarve für den Veranlaſſer. Nun ſind aber im Cambium freſſende Dipteren, die ſich anders verhaltende Cecidomyia saliciperda (S. 109) und die rote Made der Roſen (S. 115) abgerechnet, nicht bekannt, während der Fraß der im folgenden aufgezählten Käfer und Käferlarven, wenn er nur an vereinzelten Stellen eines Stammes und ohne tödliche Folgen auftritt, ſehr wohl einen zur Bildung von Mark— flecken führenden Heilungsprozeß veranlaſſen könnte. Umfangreichere An- 1) Die Entſtehung der Markflecke. Bot. Centralbl. 1883. XIV, pag. 21. 13. Kapitel: Käfer griffe der Borkenkäfer werden tödlich, großen Strecken zum Abſterben bringen. käfer in einem Baum iſt äußer⸗ lich an den in der Rinde vor— handenen Bohrlöchern und dem daraus hervorgekomme— nen Bohrmehl, bei den Nadel— bäumen auch an deu ausge— floſſenen Harztropfen zu er— kennen. Um den Borkenkäferfraß zu verhüten, muß man alles geſchlagene Holz ſowie nament— lich Wind⸗ und Schneebrüche aus dem Walde entfernen, auch möglichſt für Erziehung geſunder Beſtände ſorgen, da vorwiegend kränkliche Bäume befallen werden. Die Ver— tilgung der Käfer geſchieht durch frühes Schlagen und Wegräumen der Wurmbäume oder wenn letztere in zu großen Maſſen vorhanden find, we- nigſtens dadurch, daß die Stämme entrindet und die Rinden verbrannt werden, ſo— wie durch Werfen von Fang— bäumen, in welche die Käfer in Menge einziehen. A. Unter der Rinde lebende Borkenkäfer. 1. Bostrichus typo- graphus Z., der große oder achtzähnige Fichtenbor— kenkäfer 6 mm lang, braun bis ſchwarz, mit 8 Zähnen am Hinterende, in den Fichten, ausnahmsweiſe auch in Lär— chen. Er iſt kenntlich an ſeinen 5 — 10 em langen Lotgängen mit 2 bis 4 Luftlöchern und zahlreichen ziemlich wagerecht verlaufenden Larvengängen (Fig. 65). Er iſt einer der ſchädlichſten, indem er große Beſtände verwüſten kann. Die von ihm bewirkte Krankheit wird Trocknis, Baumtrock— 277 weil ſie Cambium und Rinde auf Die Anweſenheit der echten Borken⸗ Fig. 66. Rüſter, nad) überſtandenem Borfenfäfer- fraß in Heilung begriffen, A Partie des Stammes; die Rinde rr größtenteils ab— genommen, um die nach dem Fraß gebildete jüngſte Splintſchicht ! zu zeigen, welche die 5 Fraßwunden zu überwallen ſucht, auf denen das alte dunkle Holz (noch entblößt iſt und ſtellenweis noch Spuren der Gänge erkennen läßt. Etwas verkleinert. B Durch⸗ ſchnitt des Stammes an einer Stelle, wo Fraß ſtattgefunden hat und die jüngſte Splintſchicht die ÜUberwallung beginnt. Dieſer Splintring des Fraßjahres 1876 durch große Schwäche hervorſtechend. Nur in der Rinde. Vorwiegend in Fichten. Vorwiegend in Kiefern. 278 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchaͤdigung., welche d. Tiere verurſacht werden nis oder Wurmtrocknis genannt. Der Käfer geht ſowohl lebendes als abgeſtorbenes Holz (Klaftern, Brunnenröhren, Schnee- und Windbrüche und dergl.) an. Unter den ſtehenden Bäumen werden nach Ratzeburg) anfäng- lich kranke den gefunden vorgezogen; und zwar werden beſonders 80 bis 100 jährige Stämme, weniger gern ſolche unter 50 Jahren, zuletzt aber ſelbſt die ſchwächſten Stangenhölzer befallen. Schon 1783 wurden im Harz durch ihn über 2 Millionen Stämme von der Wurmtrocknis ergriffen; auch in den andern deutſchen Gebirgen iſt er bekannt und hat mehrfach in großem Maßſtabe Schaden angerichtet. — Sehr ähnlich und früher damit verwechſelt find Tomicus amitinus B, welcher außer Fichten auch Kiefern, Knieholz, Lärchen und Tannen angeht; und Tomicus Cembrae Heer,, in der Arve. Die Fraßfiguren ſind denen des Fichtenborkenkäfers faſt gleich. 2. Bostrichus chalcographus Z., der kleine oder ſechszaͤhnige Fichtenborkenkäfer, 2—2,5 mm lang, hell rötlich-braun, glänzend, mit 6 Zähnen, in den Fichten, durch Sterngänge (Fig. 65) kenntlich, meiſt mit dem vorigen zuſammen, doch bevorzugt er mehr die mit dünnerer Rinde bekleideten oberen Stammteile und die Aſte. 3. Bostrichus Abietis Aa, 1 mm lang, dunkelbraun, kurz behaart, frißt an Fichten, macht aber nur einen gemeinſchaftlichen Fraß— raum, an welchem meiſt keine einzelnen Gänge zu unterſcheiden ſind, und greift auch mehr die ſchon von andern Inſekten befallenen Stämme an. 4. Hylesinus palliatus GyZ, der braune Fichtenbaſtkäfer, 3 mm lang, gelb- oder rotbraun, frißt ein- oder zweiarmige, aber nur 1,5—5 mm lange Lotgänge an Fichten, Tannen, Kiefern und Lärchen, aber nur an ſchon von andern Inſekten angegangenen Stämmen. 5. Hylesinus poly graphus Z., der doppeläugige Fichtenbaſt— käfer, 3 mm lang, ſchwarz- oder gelbbraun, grau behaart, macht ein- oder zweiarmige, 2,5—4,5 em lange Wegegänge namentlich in jungen Fichten— bäumen. 6. Hylesinus micans g., der große Fichtenbaſtkäfer, 7 mm lang, ſchwarz⸗braun bis braun-gelb, greift die Fichten, und zwar mehr als 30 jährige am unterſten Stammteile bis zu den Wurzeln an und frißt bis handgroße gemeinſchaftliche Fraßräume, ohne unterſcheidbare Gänge. Er tritt ſtellenweiſe ſehr ſchädlich auf. Die angegriffenen Stämme find um: zuhauen und die Stöcke zu roden. 7. Bostrichus stenographus D. (Tomicus sexdentatus Boerz.), der große Kiefernborkenkäfer, 6,5—7,5 mm lang, heller oder dunkler braun, macht in der Kiefer einarmige Lotgänge, welche 50—40 em lang und faſt 4 mm breit find. Er greift ältere Bäume an, vorzugsweiſe ſchon gefällte Stämme. 8. Hylesinus ater ?ayA., der ſchwarze Kiefernbaſtkäfer, 4,5 mm lang, ſchwarz, macht in der Kiefer einarmige Lotgänge, die nur ſelten über 5 em lang, 3—4 mm breit ſind, und dicht ſtehende Larvengänge, vorzugs— weiſe in jungen, 3—8 jährigen Stämmen, nahe über der Bodenoberfläche. Abfangen des Käfers mittelſt armdicker Aſte oder Stämme, die in den Boden eingeſtellt worden ſind. 9. Hylesinus piniperda Z., der große Kiefernmarkkäfer, vergl. oben S. 269 und Fig. 64. Er macht in der Kiefer einarmige Lot⸗ ) Forſtinſekten I, pag. 139 ff. 13. Kapitel: Käfer 279 gänge, welche 8 em lang, 2 mm weit ſind und dichtſtehende, bis 8 em lange Larvengäuge. 10. Hylesinus minor Harig, der kleine Kiefernmarkkäfer, vergl. oben S. 269 und Fig. 64. Er macht in die Kiefer zweiarmige Wagegänge, jeder Arm höchſtens 5 em lang, und kurze Larvengänge. 11. Bostrichus pithyographus Aa. (Tomicus mierographus Gyd.), der kleine Kieferborfenfäfer, 2,5 mm lang, heller oder dunkler braun, macht etwas ſchief verlaufende, zweiarmige Wagegänge, jeder Arm nur 3 em lang, in Kiefern, Fichten und Weißtannen, nur ſelten ſchädlich. 12. Bostrichus bidens F. (Tomicus bidentatus Bst.), der z wei— zähnige Kiefernborkenkäfer, 2—2,5 mm lang, am Flügeldeckenende mit nach unten gekrümmtem Zahn, macht in jüngeren, nicht über 30 jährigen Kiefern, ſeltener in Fichten und Lärchen, desgleichen in Pinus montana, ſowie im Knieholz, in Pinus laricio, Pinus Pinaster und Pinus Cembra Sterngänge, mit 5—7, bis 9 em langen Armen, die bis in den Splint reichen. Der Käfer kann in jüngeren Beſtänden großen Schaden machen. Auf denſelben Nadelhölzern kommen auch die nahe verwandten Arten Tomieus quadridens ., und Tomicus bistridentatus Zichh. vor. 13. Hylesinus minimus E., der kleinſte Kiefernbaſtkäfer, l mm lang, ſchwarz⸗grau, in Kiefern, meiſt in jungen Bäumen, oft mit vorigem zuſammen, macht 3—4armige Sterngänge, die bis 10 em lang ſind. 14. Bostrichus acuminatus GyZ., der ſechszähnige Kiefern— borkenkäfer, 3 mm lang, mit drei Zähnen am Flügeldeckenrande, kommt nur in mehr als 30 jährigen Kiefern vor, wo er drei- bis fünfarmige Sterngänge macht, welche bis 8 em lang ſind. 15. Bostrichus proximus ich., 3—4 mm lang, pechſchwarz, grau behaart, mit roſtbraunen Beinen, macht an Kiefern Sterngänge, die jedoch nur aus 2 bis 4 Gängen beſtehen, welche der Stammaxe parallel nach oben und unten gerichtet ſind und bis 10 em lang werden. 16. Bostrichus Laricis Z. Katz., der vielzähnige Borkenkäfer, 3,5 bis 4 mm lang, macht an dickeren wie dünneren Kiefernſtämmen, aber auch an Lärchen, Fichten und Tannen einen 1,5—2,5 em langen Lotgang, von welchem aus die Larven einen gemeinſchaftlichen Fraßraum nagen, ohne unterſcheidbare Larvengänge. 17. Chrysobothrys Solieri Za?., eine Bupreſtide, 1— 1,2 em lang, dunkel kupferfarben, zerſtört im Larvenzuſtande ſchwache Stangen und Stämmchen der Kiefer durch geſchlängelte, immer breiter werdende Gänge zwiſchen Holz und Rinde und verpuppt ſich im Holze. Daſelbſt lebt auch die Larve von Buprestis quadripunctata Z. 18. Bostrichus pusillus GyZ., der kleine Fichtenb orfenfäfer, 1 mm lang, ſchwärzlich, mit dunkelbraunen Flügeldecken, macht wirr durcheinander laufende, kaum unterſcheidbare Gänge in der Rinde von Lärchen, auch von Fichten und Tannen. 19. Hylesinus glabrat us Ze. (Hylesinus decumanus Z.), 4,5—5 mm lang, pechbraun, lebt in den Gebirgen in Fichten und Zirbelkiefern und macht wenig ſcharf ausgeprägte Fraßfiguren mit Lotgängen und wirren Larven— gängen. 20. Bostrichus curvidens Germ., der krummzähnige Tannen— borfenfäfer, 2—2,5 mm lang, pechſchwarz, braun-gelb behaart, in den In Lärchen, Tannen, Fichten ıc. Vorwiegend in Eichen. In Hainbuchen. In Birken. In Ulmen. 280 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden Weißtannen, wo er doppelarmige Wagegänge macht, die gewöhnlich ſchräg am Stamme verlaufen. Er befällt gewöhnlich zuerſt den Gipfel des Baumes, welcher dann von oben her abſtirbt, geht aber lieber gefällte und kränkelnde als ſtehende und geſunde Stämme an. Er iſt auch an Fichten und Lärchen gefunden worden. 21. Bostrichus Piceae Aae b., der gekörnte Tannenborfen- käfer, 1,5—2 mm lang, ſchmutzig gelb, oft mit vorigem zuſammen in der Rinde der Weißtannen, macht aber einen gemeinſamen Fraßraum, ohne unterſcheidbare Gänge und nur nadelſtichgroße Fluglöcher. 22. Eecoptogaster intricatus X,, der Eichenſplintkäfer, 3,5 mm lang, dunkelbraun oder ſchwarz, im Aſtholze und in jungen Stämmen der Eichen, wo er Wagegänge von 2,5—3 em Länge und 2 mm Weite macht mit 20 bis 40 Larvengängen. Er verurſacht ein Abſterben der jungen Eichen. 23. Bostrichus villosus Z., der langhaarige Eichenborken— käfer, 3 wm lang, rot⸗braun, mit langen, fahlen Haaren, macht unter der Rinde der Eichen 5—8 em lange Wagegänge, iſt aber ſelten ſchädlich. 24. Agrilus (Buprestis) viridis %u, der grüne Prachtkäfer, macht geſchlängelte, ſich oft kreuzende Gänge in der Rinde der Eichen und Buchen, aber auch der Erlen, Birken, Aſpen, Linden und Roſen, und legt die Wiege in einer kleinen Splinthöhle an; ſchädlich. In Eichen kommen auch noch einige andre Arten vor, wie Agrilus elongatus Zt., angustulatus ¼., pannonicus Pier, subauratus Ged2., ſowie Chrysobothrys affinis Zabr., welche alle die gleiche Lebensweiſe haben. 25. Agrilus bifasciatus 0%. Die Larve frißt unter der Rinde im Splinte der Eichenzweige einen den Zweig ringelnden Gang, wodurch der darüber ſtehende Teil abſtirbt; beſonders an Steineichen und Korkeichen in Frankreich und Elſaß. 26. Scolytus Carpini Kae, 3—3,5 mm lang, pechſchwarz, macht Wagegänge in alten anbrüchigen Hainbuchen. 27. Eccoptogaster destruetor (Scolytus Ratzeburgi u,, der Birkenſplintkäfer, 5—6,5 mm lang, glänzend ſchwarz, macht in alten Birkenſtämmen bis 8 em lange, 2,5 mm breite Lotgänge mit mehreren Luft— löchern. 28. Eccoptogaster Scolytus Aarzed. (Scolytus Geoffroyi Goeze), der große Ulmenjplintfäfer, 5 mm lang, ſchwarz, mit braunen Flügel⸗ decken, in Rüſtern, beſonders in Anlagen und an Straßen, macht einarmige Lotgänge, welche wenigſtens 2,5 mm breit und 2,5 em lang, ſelten länger ſind, mit zahlreichen, bis 10 em langen Larvengängen, deren Wiege teilweiſe bis in den Splint reicht (Fig. 669. Die im Mai und Juni erſcheinenden Käfer legen die Eier meiſt in ſchon kränkelnde Bäume; die Larven bleiben während des Winters in den Gängen und verpuppen ſich im April bis Mai. Die angegriffenen Bäume ſind im Winter zu fällen, die benachbarten im Frühjahr durch Anſtrich mit Tabaksextrakt, welcher mit Rindsblut, Kalk und Kuhmiſt zu einem Brei gemengt iſt, zu ſchützen. 29. Eecoptogaster multistriatus Marsh., der kleine Ulmen— ſplintkäfer, bis 3,5 mm lang, mit dem vorigen in der Lebensweiſe ganz gleich, macht 4 cm lange, nur 1,5 mm breite Lotgänge mit noch zahlreicheren Larvengängen als der vorige, mehr an jüngeren Rüſtern. 30. Hylesinus Kraat zei Eicſil. und Hylesinus vittatus F, 2 mm lang, pechbraun, machen zweiarmige Wagegänge in Rüſtern. 13. Kapitel: Käfer 281 31. Tomicus (Bostrichus) bispinus Di., macht unregelmäßige In Clematis. Gänge in Clematis vitalba. 32. Bostrichus Tiliae Gy2., macht in der Linde doppelarmige Wage— gänge. Daſelbſt findet ſich auch die Bupreſtide Agrilus auricollis Afese. 33. Hylesinus Hederae Schmidt, in Epheuſtämmen. 34. Hylesinus Spartii Aral, macht unter der Rinde Spartium, Ulex und Cytisus laburnum Gabelgänge. 35. Hylesinus Fraxini E., der kleine Eſchenbaſtkäfer, 3,25 bis 3,5 mm lang, ſchwarz, mit bräuulich-gelber Wolle bekleidet, macht in Eſchen zweiarmige Wagegänge (Fig. 67), die bis 10 em lang werden können, zahlreiche gedrängt ſtehende 5 kurze Larvengänge haben 5 und bis in den Splint 5 reichen. Infolgedeſſen be— ginnt das Laub des ſo angegriffenen Baumes im Juli zu verwelken. Nach Henſchel ) ſoll dieſer Käfer in der Rinde der Eſche an der Baſis eines Zweiges oder einer Knoſpe etwa N 2 cm lange Gänge behufs | Überwinterung machen. Von dieſenÜberwinterungs— gängen, die alſo nicht mit den Brutgängen zu ver— wechſeln ſind, ſoll eine Rindenwucherung anheben, welche alljährlich an der Peripherie weiter greift und dasjenige hervorbringt, was man als Rindenroſen an den Eſchenſtämmen bezeichnet. 36. Hylesinus crenatus Z., der große Eſchenbaſtkäfer, 5 mm lang, ſchwarz oder pechbraun, faſt kahl, macht an Eſchen einarmige, höchſtens 2,5 em lange und 5 mm breite Wagegänge in die Rinde. von \ N -_ Ze Zi = = 0 0 | UN 60 ll) - I 67. Zweiarmige Wagegänge in der Rinde der Eſche von Hylesinus Fraxini. Nach Ritzema Bos. gi N 7 1 0 il Ba N 0 In der Linde. In Epheu. In Spartium, Ulex u. Cytisus. Sn Eichen. 37. Eccoptogaster (Scolytus) Pruni Katz., der Pflaumen: Zu verſchiedenen baumſplintkäfer, 4 mm lang, glänzendſchwarz, macht unter der Rinde Obſtbäumen. von Pflaumen- und Birnbäumen etwa 2,5 em lang Lotgänge mit zierlich geſchlängelten Larvengängen. Die Käfer legen die Eier im Mai, die Larven verpuppen ſich im September und erſcheinen erſt im April des nächſten Jahres als Käfer. Da dieſer Käfer lebende Bäume vorzieht, jo nützen hier Fangbäume nichts. Die Bohrlöcher ſind im Frühling mit Teer oder Wachs zu ſchließen. Schutz der Stämme durch Beſtreichen mit dem beim Ulmenkäfer erwähnten Anſtrich. 38. Eecoptogaster (Scolytus) rugulosus X., der Obſt— baumſplintkäfer, 2½ —3 mm lang, ſchwarz, mit rötlich-braunen Beinen, macht unter der Rinde der Aſte der Pflaumenbäume, ſelten der Apfel- und Birnbäume 2,5—3 em lange, kaum 2 mm breite Lotgänge, welche ſamt den Larvengängen tief in den Splint hineingehen. 39. Eecoptogaster Pyri KaE., der Birnbaumjfplintfäfer, 4 mm lang, ſchwarzbraun, macht unter der Rinde der Apfel- und Birn— 1) Centralbl. f. d. geſ. Forſtweſen 1880, pag. 514. Im Dlbaum. Im Feigenbaum. Im Maulbeerbaum. In Rinde und Holz. In Koniferen. 282 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werde bäume bis 5,5 em lange Wagegänge mit ſehr zuſammengedrängten Larven— gängen, deren Ende in den Splint eindringt. Lebensweiſe und Bekämpfung dieſer beiden Arten ebenſo wie bei E. Pruni. 40. Magdalis Pruni Z., ein 3—3,5 mm langer, mattſchwarzer Rüſſelkäfer, deſſen fußloſe Larven unter der Rinde der verſchiedenſten Obſt— bäume etwas geſchlängelte Gänge machen ſollen. Der Käfer frißt an N Blättern der Obſtbäume (ſ. oben S. 259). 41. Saperda scalaris Z., ein 13 mm langer, grün- und ſchwarzfleckiger Borkenkäfer, deſſen fußloſe Larve unter der Rinde der Kirſch- und Nußbäume geſchlän— gelte Gänge frißt. 42. Agrilus-Larven wur⸗ den an Birnbäumen unter der Rinde der Stämme geſchlängelte Gänge freſſend in Steglitz bei Berlin beobachtet 9. 43. Hylesinus oleiper- da Fabr., lebt in Italien unter der Rinde und bis zum Splint des Olbaums, wo auch Hylesi- nus Fraxini vorkommt. 44. Tomicus (Bostrichus) Ficus Zr., im Feigenbaum. h 45. Tomieus (Bostrichus) EEE Mori Au., im Maulbeerbaum. B. Im Holze lebende Borfen- J käfer. J 1. Bostrichus lineatus u, 8 W 00. der Nutzholzborken— 1 Mm” = J N \ käfer, 3,5 mm lang, dunkel⸗ —ſ• %% ET TNNNN braun oder ſchwarz, mit einigen i 0 —v j u m gelben Längsstreifen, im Holze I 000 W IN) Haller Nadelbäume, allerdings vor: Fig. 68. zugsweiſe am gefällten Holze, Gänge von Bostrichus lineatus in Kiefern- iſt aber auch an lebenden, be⸗ holz, im Quer- und Längsſchnitt; in natür- ſonders jüngeren Stämmen ſehr licher Größe. Nach Ritzema-Bos. ſchädlich. Er bohrt enge, ſchwarz— wandige Gänge, welche bis 10 em tief wagerecht in den Stamm hineingehen und dann leiterförmige, ſenkrecht auf dem Muttergange ſtehende, alſo den Jahresringen folgende, aber ſehr kurze Larvengänge (Fig. 68) haben (vergl. oben S. 275). Man erkennt die Anweſenheit des Käfers an den 1½ —1½ mm großen Bohrlöchern. Die Gänge werden im Frühlinge gebohrt, die Verpuppung erfolgt im Juni oder Juli, und im Auguſt erſcheint der Käfer. ) Vergl. Karſch in Entom. Nachr. 1890, pag. 219. 13. Kapitel: Käfer 283 2. Tomieus (Bostrichus) signatus Z. dem vorigen äußerſt ähn-In verſchiedenen lich und früher mit ihm verwechſelt, lebt in verſchiedenen Laubhölzern; Laubhölzern. ſeine Larvengänge gehen meiſt ſchräg durch die Jahresringe und erſtrecken ſich oft tiefer als bis zum Splint. 3. Bostrichus monographus 2, der Eichenholzborkenkäfer, 2,5—3 mm lang, macht in der Eiche ähnliche Gänge wie die vorigen, meiſt von dem ähnlichen etwas kleineren Bostrichus dryographus Zr., begleitet, der eben ſolche Gänge macht. Beide Käfer greifen nur ältere Eichen, oft umgehauene Stämme an. Die Flugzeit iſt im April. Die Käfer ſchlüpfen im Sommer aus, überwintern oder legen wieder Eier, ſo daß Larven im Holze den Winter zubringen. 4. Bostrichus domesticus Z., der Buchenholzborkenkäfer, 3 mm lang, Hals ſchwarz, Flügeldecken ſchmutzig gelb-braun, macht ähnliche Leitergänge wie die vorigen im Holze kränkelnder oder abſterbender Buchen. 5. Bostrichus dispar AA., der ungleiche Borkenkäfer 2 bis 3 mm lang, ganz ſchwarz, mit rötlich-gelbbraunen Fühlern und Beinen, lebt in verſchiedenen Laubhölzern und beſonders in Obſtbäumen, wo er Leiter— gänge macht, mit wagerechtem Muttergange und einigen ziemlich langen Larvengängen. Auch im Holze des Weinſtocks tritt er auf. Bekämpfung wie beim Pflaumenbaumſplintkäfer. 6. Bostrichus Saxesini XaE., dem vorigen ähnlich, 2,5 mm lang, ſchlanker, ebenfalls in Obſtbäumen, aber auch in allerhand Laubbäumen, ſelten. VIII. Käfer, welche die Blüten zerſtören. Folgende Käfer, welche an den Blüten freſſen und meiſt auch ihregrütenzerftörende Eier in dieſelben legen, die dann von den Larven ebenfalls aus- Käfer. gefreſſen werden, vereiteln die Blütenbildung. 1. Anisoplia fruticola F., das Roggenkäferchen, ein 10 bis Am Roggen xc. 12 mm langer, bronzefarbig-dunkelgrüner Laubkäfer, welcher ſich in der Erde entwickelt und im Mai und Juni die Blüten des Roggens bis auf die Spindel abnagt. Vertilgung durch Abſammeln. Noch einige andre Arten dieſer Gattung machen den gleichen Schaden, jo Anisoplia austriaca Host., 13 16 mm lang, mit rötlich-braunen Flügeldecken, in Südrußland ſehr gefährlich; Anisoplia agricola ., mit ſchwarzem Kreuz auf den Flügeldecken, in Süddeutſchland; Anisoplia tempestiva Zrihs., 12 bis 13,5 em lang, Flügeldecken mit weißfilzigem Fleck, in Weſt- und Südeuropa und in Ungarn, an Weizen und Gerſte ). 2. Meligethes aeneus F., der Rapsglanzkäfer. Im April Am Raps und oder Mai erſcheint auf blühendem Raps und Rübſen, ſowie andern Cruci- Rübſen. feren in Menge ein 1,5—2,2 mm großes, ziemlich viereckiges Käferchen von ſchwarzer Farbe mit metalliſch-grünem Glanz, welches ziemlich lebhaft umher— läuft und fliegt und durch ſeinen Fraß die Blüten zerſtört, indem es be— ſonders die Staubgefäße verzehrt und gern ins Innere der noch geſchloſſenen Blütenknoſpen ſich bohrt, deren Entwickelung es dann verhindert. Daſelbſt finden ſich gleichzeitig auch oft die 2 bis höchſtens 4 mm langen, weißlichen, ſchwarzköpfigen Larven dieſes Käfers, welche ſich an dem Zerſtörungswerk ) Refer. in Juſt, botan. Jahresb. II, pag. 580. Apion-Arten an Klee, Wicken und Obſtbäumen. An Salix. Am Apfelbaum. 284 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden mit beteiligen. Später macht ſich die Folge des Fraßes an den trocknen, ſchotenloſen Spitzen der Rapsſtengel bemerklich. Auch im Sommerrübſen kann der Käfer erſcheinen. Nachdem die Larven in 4—5 Wochen ſich ent: wickelt haben, während welcher Zeit ſie von Blüte zu Blüte, ſelbſt auf die jungen Früchte ſich begeben, gehen ſie im Juni in den Boden herab, wo fie flach unter der Oberfläche ſich verpuppen; nach 12— 16 Tagen, Ende Juni oder Anfang Juli, kommen die Käfer zum Vorſchein. Dieſe können nun dem Sommerrübſen, Leindotter oder anderen Cruciferen ſchädlich werden, pflanzen ſich aber den Sommer über nicht mehr fort; ſie überwintern in der Erde und kommen im nächſten Frühjahre zum Vorſchein. Ein erfolg— reiches und gut anwendbares Gegenmittel giebt es nicht. Wo die Pflanzen weit genug ſtehen, um durchgangen werden zu können, laſſen ſich allerdings durch Abklopfen in Leinwandſäcke die Käfer in großen Maſſen ſammeln, und es würde dies, frühzeitig, d. h. noch bevor die Eier abgeſetzt ſind, und wiederholt ausgeführt, den Käfer ſtark vermindern. Wenn die Rapsblüte gleichmäßig und raſch verläuft, iſt der Schaden geringer, als wenn die Pflanzen lange in Blüte ſtehen. Naſſe und windige Witterung iſt den eierlegenden Weibchen und der Entwickelung der Larve nachteilig. Die wildwachſenden Cruciferen, beſonders Ackerſenf, ſind möglichſt auszurotten. — Mit dieſem Glanzkäfer zuſammen kommt häufig eine andre Art vor, Meligethes viridescens E,, welcher durch grünlich-blaue Farbe ſich unterſcheidet. 3. Apion, die Spitzmäuschen. Es giebt zahlreiche Arten dieſer kleinen Rüſſelkäfer, welche ihre Eier in den mit dem Rüſſel gemachten Löchern in die Fruchtknoten der Blüten oder jungen Früchte legen, wodurch dieſe verderben. Am bekannteſten ſind Apion apricans Zst, das Rotkleeſpitzmäuschen, 2,5 mm lang, ſchwarz, in den Blüten des Klees, Apion craccae n., das Wickenſpitzmäuschen, 2—3 mm lang, ſchwarz, fein behaart, in den jungen Wickenſchoten, Apion Pomonae Grm., 4 mm lang, ſchwarzblau, an den Blüten der Obſtbäume. 4. Omias mollicomus, die Larve lebt in männlichen Blütenkätzchen von Salix alba, welche ſich dadurch krümmen und bräunen, nach Briſchke . 5. Dorytomus Tremulae. Die Larve verunſtaltet die weiblichen Bluͤtenkätzchen von Salix caprea, nach Briſchke ). 6. Anthonomus pomorum Z., der Apfelblütenſtecher. Wenn die Blüten des Apfelbaumes nicht vollkommen aus den Knoſpen ſich ent- falten, ſondern die Blumenblätter geſchloſſen behalten und braun und trocken werden laſſen, wie durch Froſt oder Hitze verdorben (daher Brenner genannt), jo iſt daran dieſer 4 mm lange, braune, roſtrotbeinige, lang— ſchnabelige Rüſſelkäfer ſchuld, deſſen Larve oder Puppe in der verdorbenen Vlüte zu finden iſt, und welcher Ende Mai durch ein Loch, welches er in die Blüte frißt, als fertiger Käfer herauskommt. Letzterer, welcher ſich den Sommer über noch von Apfelblättern nährt, überwintert unter Steinen, Baumrinden, in dem Moos- und Flechtenanhang der Baumſtämme und legt im Frühjahr beim Aufgehen der Knoſpen je ein Ei in dieſe, aus welchem bald die Larve hervorgeht, welche die Blüte verdirbt. Es kann dadurch ein bedeutender Ausfall in der Obſternte bedingt werden, da jedes Weibchen bis 30 Eier legt. ) Schrift. d. naturf. Geſ. Danzig 1890, pag. 8. 13. Kapitel: Käfer 285 Eine gründliche Ausrottung des Käfers wäre nur zu erhoffen, wenn man die zur Blütezeit des Apfelbaumes leicht kenntlichen befallenen Blüten, in denen der Käfer zunächſt > noch eingeſchloſſen iſt, ableſen und verbrennen laſſen würde. Abkratzen von Moos und Flech— ten von den Stämmen und Beſtreichen mit Kalk im Herbſt wird auch hier nützlich ſein. Auch iſt Abſchütteln und Töten des Käfers zu Anfang Mai vor dem Ablegen der Eier empfohlen worden. 7. Anthonomus Piri Koll., der Birnblütenſtecher, macht denſelben Schaden an den Birnblüten. 8. Anthonomus Rubi Host., der Himbeerſtecher, lebt ebenſo in den Blüten der Himbeeren, Brombeeren und Erdbeeren. 9. Anthonomus dru— parum Z., lebt ebenſo in den Blüten der Pfirſichen, Kirſchen Fig. 69. 11 e e 4 ſch Vom fenen verdorbene IX. Käfer, welche Früchte oder Samen zerſtören. Die im Folgenden aufgezählten Käfer legen ihre Eier in junge Früchte und Früchte oder Samen, in denen dann die Larven ſich entwickeln, was eine Verderbnis dieſer Teile oder eine erhebliche Verletzung der Samen f zur Folge hat. 1. Calandra granaria Z., der Kornkäfer oder ſchwarze Korn- Der ſchwarze wurm, ein 4 mm langer, dunkelbrauner bis ſchwarzer Rüſſelkäfer, lebt in Kornwurm am den Getreideſpeichern, wo das Weibchen im Frühling die Eier in die Getreide. Getreidekörner legt, gewöhnlich an der Stelle, wo der Keim liegt. Die fußloſe, weiße Larve bohrt ſich dann weiter in das Korn ein, bleibt in demſelben Korn, das ſie gänzlich aushöhlt, und verpuppt ſich darin; im Juli kommt der Käfer aus und erzeugt noch eine zweite Generation unter denſelben Beſchädigungen. Der Käfer geht Roggen, Weizen, Hafer und Mais an. Da die Käfer dumpfe, feuchte Luft lieben, ſo iſt der Speicher möglichſt für Luft und Licht zugänglich zu machen. Vor dem Einbringen der Körner ſind die Scheuern zu leeren und zu reinigen. In befallenen Scheuern ſind die Wände mit einem mit etwas Karbolſäure gemiſchten Kalküberzuge zu bedecken, Fugen und Ritzen zu verſtreichen. Im Frühjahre und im Juli iſt das aufgeſpeicherte Getreide öfters um— zuſchaufeln, weil dadurch die eierlegenden Käfer verſcheucht werden. Durch Dörren befallener Körner im Backofen laſſen fi) die darin enthaltenen Inſekten töten. Am Birnbaum. An Himbeeren, Brombeeren und Erdbeeren. An Prunus-Arten. Am Reis. Am Mais. An Palmen. An Kiefernzapfen. An Haſelnüſſen. An Eicheln. An Kaſtanien. Am Raps und andernCruciferen Am Mohn. An Apfel und Birnen. 286 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden 2. Calandra Oryzae Z., der Reiskäfer oder Reiswurm, etwas kleiner als der vorige, beſchädigt in Südeuropa ſowie in Indien die Reis— körner in derſelben Weiſe, nämlich auch nur in den Speichern. Von den Hülſen umſchloſſene Reiskörner ſollen von den Angriffen unberührt bleiben. Der Käfer geht auch Weizen und Gerſte an. 3. Anobium paniceum Z., die 4 mm langen, gekrümmten, weißen Maden dieſes Käfers ſollen bisweilen die geernteten Maiskörner innen ausfreſſen. 4. Silvanus surinamensis 9,7. Die den vorigen ähnlichen Larven ſollen aus Surinam verſchleppt, in England durch Ausfreſſen der geernteten Maiskörner Schaden gemacht haben. 5. Cocotrypus dactyliperda %. Die Weibchen legen 1 bis 2 Eier in die jungen Dattelfrüchte, auch in die Früchte andrer Palmen in Algier und Tunis. Die Larven freſſen das Innere der inzwiſchen gebildeten Frucht aus, an welcher die gefreſſenen Löcher inzwiſchen ver— wachſen ſind. Die fertigen Käfer ſchlüpfen bald ſchon vor der Reife, bald erſt nach derſelben oder erſt im nächſten Jahre aus den Datteln aus ). 6. Pissodes validirostris G34. (Pissodes strobili Aeadib.), ein kleiner, brauner, vielleicht mit Pissodes notatus identiſcher Rüſſelkäfer, welcher in Kiefernzapfen brütet und die Samen zerſtört. 7. Balaninus nucum Z., der Haſelnußbohrer, ein7 —Smm langer, ſchwarzer, dicht aſchgrau behaarter Rüſſelkäfer, der ſeine Eier im Juni und Juli in die jungen Haſelnüſſe ablegt, in denen die fußloſe Larve ſich ent— wickelt und die dann verdorben werden und zeitig abfallen. Überwinterung im Boden. Die abgefallenen Nüſſe müſſen im Sommer geſammelt und verbrannt werden. 8. Balaninus glandium Mam, und Balaninus tesselatus Fourc., die Eichelrüßler, beſchädigen in derſelben Weiſe die Eicheln. 9. Balaninus Elephas 34. zerjtört die Samen der echten Kaſtanie. 10. Ceuthorhynchus assimilis Germ., der Raps verborgen— rüßler, ein 3 mm großer, matt ſchwarzer, grau behaarter Rüſſelkäfer, welcher im Frühling auf blühendem Raps und andern Cruciferen frißt, dann aber ſeine Eier in die jungen Samen der Schoten des Rapſes legt, wodurch dieſe zeitig gelb werden und meiſt keine Samen bringen. Die darin lebende fußloſe Larve geht ſpäter, indem ſie die kranke Schote durchbohrt, zur Verpuppung in die Erde. Der Käfer erſcheint nach 3 Wochen und kann noch eine zweite Generation erzeugen, wenn dann noch geeignete Schoten ſich finden. 11. Balaninus Brassicae ., 1,5—1,7 mm lang, ſchwarz, ſoll in Frankreich Löcher in die Schoten des Raps und Rübſens bohren, um die Samen zu freſſen. 12. Ceuthohrynchus macula alba e, der weißfleckige Verborgenrüßler, dem Rapsverborgenrüßler ähnlich, aber 4— 4,5 mm lang, mit roſtroten Füßen und Fühlern, und von gleicher Lebensweiſe, be— ſchädigt in ähnlicher Weiſe die Mohnköpfe. 13. Rhynchites Bacchus Z., der Apfelſtecher, ein 6 mm langer kupfer⸗ oder grünsroter Rüſſelkäfer, legt im Frühjahr je ein Ei in die jungen Apfel und Birnen, in denen die fußloſe, gerunzelte Larve ſich entwickelt, und ) Vergl. Decaux, Revue sc. nat. Paris 1890, pag. 1038. 13. Kapitel: Käfer 287 die dann unreif abfallen. Die Verpuppung und Überwinterung geſchieht in der Erde. Die abgefallenen Früchte ſind zu vertilgen. 14. Rhynchites eupreus 2, der Pflaumenbohrer, ein 4,5 mm An Pflaumen, langer, dem vorigen ähnlicher und in der Lebensweiſe gleicher Rüſſelkäfer, Kirſchen ze. der dieſelben Beſchädigungen wie jener an den Pflaumen, Kirſchen und Vogelbeeren anrichtet und ebenſo zu vertilgen iſt. Der Käfer beißt, nachdem er das Ei in die junge Frucht gelegt hat, den Fruchtſtiel durch, ſo daß die erſtere abfällt. 15. Byturus fumatus Z, und tomentosus Z., die Himbeer» An Himbeeren käfer. Die ſogen. Himbeermaden, d. ſ. die 5—6 mm langen, ſechs- und Erdbeeren. füßigen, dunkelgelben Larven dieſer ſchwarzbraunen, mit keulenförmigen Fühlern verſehenen, 4 mm langen Käfer freſſen die reifen Himbeeren und Brombeeren aus oder machen ſie wenigſtens ungenießbar. Verpuppung und Überwinterung an der Rinde. Gegenmittel: Abklopfen des Käfers im Frühjahr am Morgen oder an kühlen Tagen. 16. Bruchus Z., die Samenkäfer, gedrungene, breit eiförmige, faltSamentäfer an viereckige Käfer, deren Rüſſel ſo kurz iſt, daß ſie kaum für Rüſſelkäfer er- Papilionaceen. kannt werden. Sie ſind hauptſächlich den Samen an Papilionaceen ſchäd— lich. Die Weibchen legen die Eier einzeln an die jungen Früchte. Die Larve frißt in den jungen Samen, und in dem zuletzt von ihr bewohnten reifen Samen frißt ſie einen Teil desſelben aus und verpuppt a b. 55 ſich darin; aus dem geernteten reifen Samen ſchlüpft der Käfer aus, indem er ein kreis— rundes, 2—2 ½ mm breites Loch macht, von welchem die Fig. 70. Samenſchale als runder Deckel Die Samenkäfer (Bruchus). a der ver- abgehoben wird (Fig. 70). Die größerte Rüſſelkäfer, b eine Bohne, e eine Keimfähigkeit der angebohrten Erbſe mit dem vom Käfer gefreſſenen run— Samen iſt nicht immer zerſtört, den Loch in natürlicher Größe. Nach Nord— wenigſtens dann nicht, wenn linger. nur die Kotyledonen verletzt find, während jenes natürlich der Fall iſt, wenn der Embryo beſchaͤdigt iſt. Das Ausſchlüpfen der fertigen Käfer aus den Samen tritt oft ſchon im Herbſt bald nach der Ernte ein, es kann ſich aber auch verzögern bis gegen das Frühjahr. Je nachdem kommen die Käfer zum Teil mit der Saat, zum Teil aus ihren Verſtecken auf den Böden ꝛc., wo ſie den Winter verbracht haben, nach den Feldern und ſetzen hier nach ihrer Begattung die Eier wieder an die jungen Hülſen ab. Man kann die Käfer entweder dadurch loswerden, daß man ganz neues, reines Saatgut bezieht, wobei allerdings vermieden werden muß, die eigenen zuletzt geernteten Körner in den Aufbewahrungsräumen zu erhalten, oder dadurch, daß man die eigenen käferhaltigen Körner ſogleich nach der Ernte einem Darrprozeß im Backofen unterwirft. Da nämlich die trocknen Erbſen— ſamen eine Erwärmung bis zu 70° C. vertragen, ohne ihre Keimfähigkeit zu verlieren, ſo kann man die Käfer töten, wenn man die trockenreifen Samen einige Stunden lang einer trockenen Erwärmung ausſetzt, wobei 50—60° C. genügen. Man hat auch Behandlung der Körner 10 Minuten lang mit Schwefelkohlenſtoff in einem geſchloſſenen Gefäß vorgeſchlagen 288 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Befhädigung., welche d. Tiere verurfacht werden Andre Käfer in Papilionaceen⸗ ſamen. In Kaffeebohnen. Käfergallen. (50 cem auf 1 hl), worauf die Samen an der Luft ausgebreitet werden ſollen, damit der Schwefelkohlenſtoff verdunſtet. Wir führen folgende wichtigeren Arten an: a) Bruchus Pisi Z., der Erbſenkäfer, 4,5 bis 5 mm lang, ſchwarz, mit brauner, weißfleckiger Behaarung, in den Erbſen häufig, in manchen Jahren und Gegenden viel Schaden machend. b) Bruchus rufimanus Schörh., der Bohnenkäfer, 3,5—4 mm lang, und ſchmäler als der vorige, ſonſt ihm ſehr ähnlich, in den Samen von Vicia Faba. c) Bruchus granarius ?ay2., der gemeine Samenkäfer, 3,5 mm lang, glänzend ſchwarz, mit weißen Zeichnungen, in den Samen von Vieia Faba, sativa und Lathyrus-Arten. d) Bruchus Lentis 2h, 3—3,5 mm lang, ſchwarz, mit braunem Filz, nicht mit einem Zähnchen an den Seiten des Halsſchildes, wie die übrigen Arten, in den Samen der Linſen. e) Bruchus villosus Fa., 2— 2,5 mm lang, ſchwarz, grau behaart in Samen der Robinia und des Spartium. 17. Apion vorax Zsz., 2,2—2,8 mm lang, ſchwarz, grau behaart. Die zuſammengerollte, gelbköpfige Larve dieſer und einiger andrer Apion- Arten frißt ebenfalls im Innern der Samen der Erbſen und Linſen. 18. Tychius quinquepunctatus Z., ein 3—3,7 mm langer, mit kupferglänzenden Schüppchen bedeckter Rüſſelkäfer, deſſen 4 mm lange, dicke weißlich⸗gelbe Larve ebenfalls in Erbſenſamen frißt. 19. Balaninus Pisi Cs,, ein 3,4 mm langer, rotbrauner Rüſſelkäfer, deſſen Larven in den Samen der Felderbſen frißt. 20. In Kaffeebohnen ſind verſchiedene Käfer gefunden worden, nämlich Araeocerus Coffeae Z., Thaneroclerus Buqueti Sun., und Alphitobius mauritanicus Z., nach Everts ). X. Käfer, welche Gallen erzeugen. Die Käfergallen entſtehen durch Einlegen der Eier in das innere Gewebe der Pflanzenteile; ſie ſind immer Anſchwellungen mit einer vollkommen geſchloſſenen inneren Larvenkammer. Es ſind lauter Rüſſelkäfer, von welchen ſolche Gallen bekannt ſind. An Brassica und Raph anus. J. Ceuthorhynchus suleicollis Gy2, der Kohlgallenrüſſel— käfer, 3 mm lang, mattſchwarz. Die bis 6,5 mm lange, fußloſe Larve lebt in Gallen am Wurzelhalſe aller Arten von Brassica, wie Raps, Rübſen, Kohl, Blumenkohl, Steckrüben, ſowie der Arten von Raphanus. Die Gallen ſind ungefähr halbkugelige Beulen, welche den Durchmeſſer des Wurzelhalſes erreichen oder übertreffen, bei den rübenbildenden Arten eine ſchiefe, einſeitig verdickte Form der Rübe bedingen und einzeln oder in Mehrzahl an einer Pflanze vorkommen (Fig. 71). Sie entſtehen durch eine Hypertrophie der Wurzelrinde. Der Käfer bohrt dieſelbe mit ſeinem Rüſſel nahe unter der Wurzelblattroſette an und ſchiebt dann ein Ei in das Ge- webe. In der Folge, jedoch wie es mir geſchienen hat, nicht eher, als bis die Larve aus dem Ei ſich entwickelt hat, tritt eine lebhafte Zellteilung in ) Refer. in Juſt, botan. Jahresb. 1885, II, pag. 580. 13. Kapitel: Käfer 289 dem parenchymatiſchen Gewebe rings um den Paraſiten ein, wodurch eine Verdickung dieſer Stelle der Wurzel bewirkt wird, welche immer mehr zu- nimmt. Jede Galle iſt ganz aus vermehrtem Rindenparenchym gebildet und enthält im Centrum einen runden, von der Larve eingenommenen Hohl- raum. Das geſamte Parenchym der Galle zeigt Zellteilungen in allen Richtungen. Dies erſtreckt ſich auch bis in das Cambium. Die Folge iſt, daß auch der Holzcylinder an dieſer Stelle einſeitig merklich ſtärker in die Dicke wächſt, ohne daß ſonſt in ſeiner Struktur eine Ab⸗ normität zu bemerken wäre (Fig. 710). Rings um die Larvenkammer iſt die Zelltei⸗ lung des Rindenparenchyms am lebhafteſten; es liegt hier eine Zone kleinzelligen me— riſtematiſchen Gewebes, durch deſſen Zellbildungen der Ge— webeverluſt, den die von innen her freſſende Larve bewirkt, zum Teil wieder erſetzt wird; ſpäterhin über- holt aber das größer wer— dende Tier dieſen Prozeß, nr S es frißt die Galle ziemlich ganz hohl und bahnt ſich endlich ein Loch als Aus— gang, um ſich in der Erde zu verpuppen. Dies geſchieht zur Zeit der Ernte, und zwar kurz vorher oder erſt nachher an den ſtehen ge— bliebenen Strünken. Die⸗ jenigen, deren Eier in den Winterraps gelegt worden ſind, überwintern in dieſem als Larve; die in die Som— merfrucht gelegten Eier ent- Fig. 71. Wurzelgallen des Kohlgallenrüſſelkäfers (Ceuthorhynchus suleicollis) am Wurzelhals des Raps. A eine mit Gallen beſetzte Stelle; s Baſis des Stengels mit den Narben der Wurzelblätter. B Durchſchnitt durch den Wurzelhals einer jungen Rapspflanze mit dem Anfang der Gallenbildung, die ſich als Anſchwellung der Rinde um die Höhle k dar— ſtellt, in welche das Ei gelegt worden iſt. ( Durchſchnitt durch einen erwachſenen Raps- ſtengel mit zwei jetzt ziemlich hohl gefreſſenen Gallen kk, unter denen auch eine Hypertro— phie des Holzkörpers durch ſtärkeres Dicken⸗ wachstum deutlich iſt. Wenig vergrößert. wickeln ſich in demſelben Sommer. Auf das Wachstum der oberirdiſchen Teile haben die Gallen keinen beſonders nachteiligen Einfluß; denn Gallen finden ſich ſelbſt an gut ent— wickeltem Raps ſehr häufig. Der Baridius Lepidii , den Heeger) als Veranlaſſer eben ſolcher Gallen an Kohlarten und andern Cruciferen bezeichnet, iſt vielleicht nur ein zufälliger Bewohner der Gallen, wenn er, wie ſeine andern Gattungsgenoſſen, in den Stengeln der genannten Pflanzen frißt (j. oben S. 268). 2. Ceuthorhynchus contractus Marsh, bildet ähnliche Gallenan Thlaspi fund an Thlaspi arvense, perfoliatum und Sinapis arvensis. Sinapis. 5) Sitzungsber. d. k. k. Akad. d. Wiſſenſch. Wien 1855, pag. 28. Frank, Die Krankheiten der Pflanzen. 2. Aufl. III. 19 Un Berteroa. An Draba. An Senebiera. An Hutchinsia. An Rumex. An Silene. An Trifolium. An Melilotus. An Coronilla. An Vicia, Trifo- lium etc. An Plantago. An Teucrium, Origanum, Lami- um und Betonica. An Linaria. 290 I. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden 3. Gymnetron Alyssi Zaimh. Eine ganz ähnliche erbſengroße An— ſchwellung wird am Wurzelhalſe von Berteroa incana durch die Larve dieſes Käfer erzeugt, die ſich in der Erde verpuppt, nach von Heimhoffen ). 4. Ceuthorhynchus Drabae bildet nach Zaboulbene?) eine An⸗ ſchwellung über der Wurzelblattroſette von Draba verna. 5. Am Grunde der Blattroſette von Senebiera nilotica fand von Frauenfelds) erbſengroße Anſchwellungen mit einer Käferlarve. 6. Eine Käfergalle als einſeitige runde Stengelanſchwellung unterhalb der Blattroſette von Hutchinsia alpina. 7. Apion frumentarium J. erzeugt Wurzelgallen an Rumex Ace- tosella. 8. Sibynes gallicolus 6%. Die Larve lebt nach Giraud“) in Stengeln von Silene otites, die daſelbſt 4 bis 5 mal dicker werden und eine ringsumgehende, glatte Anſchwellung bilden, welche die Larve ſpäter ver— läßt, um in der Erde ſich zu verpuppen. 9. Eine Käferlarve lebt nach von Frauenfelds) auf Trifolium pra- tense in einer karminroten, fleiſchigen Anſchwellung des Stengels und der Achſelknoſpe, welche von dem Nebenblatte umhüllt iſt. Eine Käfergalle im Stengel nahe der Wurzel erwähnt Liebels) bei Trifolium aureum. 10. Tychius polylineatus ., in eiförmigen Knoſpengallen in den Blattachſeln von Trifolium arvense, nach Hieronymus). 11. Tychius erassirostris A’rsch., erzeugt eine Längsfaltung und Anſchwellung der Blättchen von Melilotus albus nach Miks). 12. Eine ähnliche Käfergalle findet ſich an der Wurzel von Coronilla scorpioides 9). 13. Käferlarven aus der Gattung Apion kommen nach von Frauenfeld) in geſchloſſen bleibenden Blüten von Vicia, Trifolium, Malva, Rumex vor. 14. Mecinus collaris Grw., erzeugt eine 1018 mm lange jpindel- förmige Verdickung des Stengels von Plantago maritima und major unter- halb oder innerhalb der Ahre, als eine hohle, blaſige Auftreibung mitten im Stengel 1). 15. Tomieus Kaltenbachii Sa., ein Borkenkäfer, welcher feine Eier in Stengel von Teucrium scorodonia, Origanum vulgare, Lamium album und Betonica officinalis legt, wodurch Gallen erzeugt werden 12). 16. Gymnetron pilosum G., in einer ſpindelförmigen Stengel— anſchwellung von Linaria minor nach Hieronymus !). 1) Verhandl. d. zool.⸗bot. Geſellſch. Wien V, pag. 525. 2) Ann. soc. entom. 1856. Bull. entom. LXXXV. 3) Verhandl. d. zool.⸗bot. Geſellſch. Wien V, pag. 151. 5) Verhandl. d. zool.⸗bot. Geſ. Wien XI, pag. 491. Taf. XVII. Fig. 7. ) I. e., pag. 1177. 6) Entom. Nachr. 1889, pag. 297. 7) Jahresb. d. ſchleſ. Geſ. f. vaterl. Kult. 1890. 8) Wiener entomol. Zeitg. 1885, pag. 289. 9) Vergl. von Frauenfeld, I. c. XII, pag. 1176. 9:1. eV Pag; Id, 11) Vergl. von Frauenfeld, J. c. XII, pag. 1176. 12) Vergl. Buddeberg, Jahrb. des Naſſauiſchen Ver. f. Naturk. XXXIII u. 13) Jahresber. d. ſchleſ. Geſ. f. vaterl. Kult. 1890. 14. Kapitel: Die ſchädlichen Wirbeltiere 291 17. Gymnetron Linariae az. erzeugt an den Wurzeln von Linaria vulgaris kleine, kugelige Auswüchſe ). 18. Gymnetron noctis st. erzeugt auf Linaria genistifolia eine Blütenanſchwellung, welche vom unteren Teile der geſchloſſen bleibenden und nicht abfallenden Corolle und dem ebenfalls angeſchwollenen Kelch ge— bildet wird ). 19. Gymnetron villosulus Sl. Die Larve erzeugt eine blaſige An ſchwellung der Kapſel von Veronica anagallis, wobei die Corolle normal abfällt. An Veronica. 20. Gymnetron Campanulae Z. Je 3—4 Käferlarven leben in bis An Campanula haſelnußgroßen Auftreibungen der Früchte von Campanula Trachelium und und Phyteuma. von Phyteuma 2). Vierzehntes Kapitel. Die ſchädlichen Wirbeltiere. Unter den Vögeln ſchaden den Pflanzen: 1. Der Sperling (Fringilla domestica und montana) durch Ab-Schadliche Vögel. freſſen der jungen Saaten auf Ackern und in Gärten und Verzehren der Körner der auf dem Felde ſtehenden Getreideähren und andrer Feld⸗ und Gartenpflanzen. 2. Der Fink (Fringilla coelebs und montifringilla) durch Abbeißen der Kotyledonen an jungen Nadel- und Laubholzſaaten. 3. Der Fichten- und Kiefernkreuzſchnabel (Loxia curvi- rostra und pityopsittacus), weil er die Nadelholzzapfen öffnet und die Samen ausfrißt. 4. Der Auerhahn (Tetrao urogallus) durch Abbeißen der Knoſpen von Kiefern, Fichten und Buchen, beſonders in Pflanzungen und Saaten. 5. Die Krähe (Corvus frugilegus), wiewohl als Vertilger ſchäd— licher Inſekten überwiegend nützlich, doch wegen des Verzehrens keimen— der Getreidepflanzen und milchreifer Körner in den Getreideähren und ſonſtiger Körnerfrüchte auch ſchädlich. 6. Der Star (Sturnus vulgaris), überwiegend nützlich, ſchadet nur in Obſtplantagen zur Kirſchenzeit durch Abbeißen der Kirſchen. 7. Die Spechte (Picus), zwar als Vertilger ſchädlicher Forſtinſekten nützlich, doch anderſeits ſchädlich, weil ſie oft, beſonders der Bunt— ſpecht, auch die Kiefernzapfen aufhacken, um die Samen auszufreſſen, und weil alle Spechte durch ihr Meißeln an den Baumſtämmen Verletzungen hervorbringen, denn ſie machen ihre Bruthöhlen nicht immer an ſchon vorhandenen Faulſtellen, ſondern wählen dazu auch oft lebende Bäume. ) Vergl. von Frauenfeld, 1. e. XI, pag. 162, u. XIII, pag. 1223. 2) I. c. XIII, pag. 1229. 19 * Sperling. Fink. Kreuzſchnabel. Auerhahn. Krähe. Star. Spechte. Schädliche Säugetiere. Wildſchwein. Rotwild und Damwild. Reh. Haſen und Kaninchen. 292 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden Von Säugetieren ſind folgende als Pflanzenfeinde zu nennen: 1. Das Wildſchwein, weil es in den Wäldern den Boden und die Baumwurzeln aufwühlt, auf Fruchtfeldern Kartoffeln, Rüben, Möhren und dergl. herauswühlt. 2. Das Rotwild und das Damwild iſt beſonders in den Forſten ſehr ſchädlich. Hier beſteht der Schaden erſtens in dem Verbeißen der Knoſpen und jungen Triebe faſt aller Holzarten. Die Erſcheinung ſelbſt und die Folgen für die Pflanzen ſind bereits im 1. Bande S. 125 behandelt worden. Zweitens beſchädigen die Hirſche die Baumſtämme durch das Schälen der Rinde und durch das mit dem Gehörn aus— geführte Fegen; bezüglich dieſer Verwundungen und der Reaktionen der Pflanzen dagegen iſt ebenfalls auf Band J, S. 141 zu verweiſen. Landwirtſchaftlich iſt das Rot- und Damwild ſchädlich, weil es auf die Ackerfelder auszutreten und dort an Kohl, Erbſen, Bohnen, Klee, Lupinen, jungem Getreide 2c. zu äſen liebt, wobei es oft mehr durch das Zertreten der Ackergewächſe als durch die Aſung ſelbſt ſchadet; aber es holt auch Kartoffeln, Rüben ꝛc. mit den Vorderläufen aus dem Boden heraus. Der beſte Schutz iſt Eingattern der Schonungen, Gärten und Ackerflächen. 3. Das Reh ſchadet in den Forſten ebenfalls durch Verbeißen (Bd. I, S. 125), beſonders den Eichen, Ulmen, Eichen, Ahornen ꝛc., ſowie Kiefern und Tannen, aber nicht durch Schälen. Landwirtſchaft⸗ lich macht es eben ſolchen Schaden wie das Rotwild. 4. Die Haſen ſowie die Kaninchen verbeißen junge Gehölze, wobei die abgebiſſenen Zweiglein eine ſchiefe, aber vollkommen glatte Fläche zeigen, alſo wie abgeſchnitten ausſehen. Zweitens nagen dieſe Tiere meiſt im Winter die Rinde von den Stämmen vieler Laubhölzer, beſonders auch der Obſtbäume ab; auch Robinien und Goldregen lieben ſie. Dabei ſind die Spuren der horizontal eingreifenden und ſtellen— weiſe auch das Holz verletzenden Nagezähne für Haſen und Kaninchen charakteriſtiſch. Es werden Sträucher bis zu etwa 5 em Stärke an- gegangen; die Höhe, bis zu welcher geſchält wird, erſtreckt ſich bis zu 0,6 m, je nach der Höhe des gefallenen Schnees. Bäume, die an Straßen und andern nicht umzäunten Orten ſtehen, können durch Bekleidung des Stammes mit Dornreiſig, oder durch Anſtrich mit einem Gemiſch aus Rindsblut und Asa foetida geſchützt werden. Auch landwirtſchaftlich ſchadet der Haſe, weil er allerlei Kohlpflanzen, Raps, Rübſen, Klee, junge Getreidepflanzen und allerhand angebaute Futter— pflanzen frißt. Das Kaninchen ſchadet außerdem durch ſein Wühlen im Boden und iſt daher beſonders in den Dünen den zur Befeſtigung des Sandes angebauten Gräſern nachteilig, indem es die Wurzelſtöcke aus dem Boden wühlt. 14. Kapitel: Die ſchädlichen Wirbelthiere 293 5. Der Biber vermag ſchenkeldicke Stämme (beſonders Weiden), Biber. die er zu ſeinen Bauen bedarf, zu fällen, indem er ſie von allen Seiten bis zur Mitte durchnagt. 6. Die Waſſerratte oder Wühlratte (Arvicola amphibius Z.) Waſſerratte. unterminiert vom Waſſer aus den Boden nach allen Seiten, um die Pflanzenwurzeln, namentlich die der Gehölze, zu erreichen, welche ſie zerſtört und an denen ſie bis armſtarke Wurzeln abfrißt. Auch auf Ackerfeldern ſchaden ſie durch das Aufwühlen des Bodens, ähnlich wie die Maulwürfe. Man vertilgt ſie durch Auslegen von Gift, Aufſtellen von Fiſchreuſen vor den Uferlöchern oder von Maulwurfseiſen in den Gängen. 7. Die Waldwühlmaus (Arvicola glareolus Schred.) wird in Waldwühlmaus. den Forſten ſchädlich durch das Schälen der Stämme. Sie ſchält die Stämme bis zu 2 m Höhe und ſchabt nur die Rinde ab, am liebſten an 3= bis Sjährigen Lärchen. 8. Die Feldmaus (Arvicola arvalis Z.) und die im gleicherseldmaus, Ader- Weiſe aber in ſchwächerem Grade ſchädliche Ackermaus (Aryicolamaus und unter 8 ’ 1 De 5 irdiſche Wühl⸗ agrestis L.), und unterirdiſche Wühlmaus (Arvicola subterranea maus de Selys). Die erſtere wird wegen ihrer überaus ſtarken Vermehrung leicht zu einer Plage für den Ackerbau; doch treten nur nach gewiſſen Zwiſchenräumen Mäuſejahre auf, weil in einem jeden ſolchen Jahre die meiſten Mäuſe durch Hungersnot oder Krankheiten zu Grunde gehen. Und weil die zahlreichen Mäuſekadaver und Exkremente einen guten Dünger liefern, ſo iſt gewöhnlich das auf ein Mäuſejahr folgende Jahr ein fruchtbares. Wenn eine Mäuſeplage auftritt, ſo iſt der Acker— boden oft wie ein Schwamm durchlöchert durch die gewühlten Gänge, die Wieſen ganz durchwühlt und die Graspflanzen entwurzelt. Auf den Ackerfeldern freſſen ſie alle Getreidearten, Hülſenfrüchte, auch Kar— toffeln, Rüben, Möhren ꝛc., ihr Schaden tritt daher hier beſonders im Spätſommer und Herbſt hervor. Sehr ſchädlich iſt die Feldmaus auch der Forſtkultur, namentlich in jungen Schonungen, wo ſie die verſchiedenen Laubhölzer, am liebſten Buchen angeht, indem ſie die Stämmchen unten meiſt ganz, weiter nach oben nur teilweiſe entrindet und dabei auch Teile des Holzkörpers mit abnagt. Die Bekämpfungsmittel der Feldmäuſe liegen erſtens in der Mittel gegen Schonung ihrer natürlichen Feinde (Wieſel, Iltiſſe, Igel, Spitzmäuſe, Mäuſe. Eulen, Buſſarde, Turmfalken), zweitens in direkten Vertilgungsmitteln, welche in der ganzen Gegend möglichſt allgemein angewendet werden müſſen. Unter den verſchiedenen empfohlenen Vertilgungsmitteln ſteht das Giftlegen obenan. Dazu kann man benutzen: 1. Phosphor. Es werden mit Hilfe von Mehl Phosphorbrei oder Phosphorpillen angefertigt; in den Brei ge— tauchte Strohalmſtückchen legt man in die Mäuſelöcher auf dem Felde. 2) Strychnin. Neuerdings werden vielfach Weizenkörner, die mit Strychnin vergiftet ſind, und von denen etwas in die Mäuſelöcher eingeſchüttet wird, Waldmaus. Brandmaus und Zwergmaus. Hamſter. Haſelmaus. Eichhörnchen. 294 J. Abſchnitt: Krankheiten u. Beſchädigung., welche d. Tiere verurſacht werden mit Erfolg zur Vertilgung der Mäuſe angewendet. 3) Der Löffler'ſche Mäuſebacillus. Dieſer Spaltpilz iſt der Erreger des Mäuſetyphus, einer anſteckenden Seuche der Mäuſe. Nachdem es Löffler gelungen war, dieſen Spaltpilz künſtlich zu züchten, hat man ſolche Bakterienkulturen im großen dargeſtellt und benutzt ſie zur Mäuſevertilgung auf den Feldern, indem Brotſtücke, mit ſolcher Bakterien-Kulturmaſſe beſtrichen, ausgelegt werden. Den Fällen, wo dieſes Mittel angeblich gewirkt haben ſoll, ſtehen andre gegenüber, in denen man keinen Erfolg bemerkt hat. Unter Verhältniſſen, wo es nicht auf gleichzeitige Schonung der Pflanzen ankommt, können die Mäuſe vertilgt werden durch Bearbeitung des Bodens mit Walzen oder Stachelwalzen, wodurch viele Mäuſe erdrückt, beziehentlich aufgeſpießt werden. 9. Die Waldmaus (Mus sylvaticus Z.), zu den echten, d. h. mit langem, beſchupptem Schwanz begabten Mäuſen gehörig, aus— ſchließlich der Forſtwirtſchaft ſchädlich, indem ſie vorwiegend im Walde lebt, wo ſie aber nicht wie die andern Mäuſe ſchält, ſondern Baum— ſamen, aber auch Knoſpen der Bäume und junge Keimpflanzen von Eichen und Buchen frißt. 10. Die Brandmaus (Mus agrarius Hall.) und die Zwerg— maus (Mus minutus Z2¼.), ebenfalls echte, lange und ſchuppen— ſchwänzige Mäuſe, ſchaden auf den Fruchtfeldern durch Freſſen von Getreidekörnern und andern Sämereien. 11. Der Hamſter, auf Ackerfeldern ſchädlich, weil er Körner, beſonders Weizen, Erbſen, Bohnen, auch ſonſtige Getreidekörner, ſowie junge Getreidepflanzen, Wurzeln, Rüben 2c. frißt. 12. Die Haſelmaus (Myoxus avellanarius Z.) kann dadurch ſchädlich werden, daß ſie Stämmchen und Aſte der Buchen, Birken ꝛc. ringelt, d. h. in Form von Ringen oder Spiralen entrindet. 13. Die Eichhörnchen ſchaden in den Forſten erſtens, weil ſie Fichten- und Kiefernzapfen freſſen, in welchem Falle man den Wald— boden bedeckt findet mit abgebiſſenen Zapfen, an denen alle bis auf einige an der Spitze befindliche Schuppen abgebiſſen ſind; zweitens weil ſie an Buchen- und Eichenkeimpflanzen die Kotyledonen verzehren; drittens weil ſie der Knoſpen wegen den Wipfel junger Fichten und Tannen abbeißen (die auf den Boden geworfenen abgebiſſenen Zweig— lein dürfen nicht mit den natürlichen Abſprüngen, Bd. I, S. 127, ver- wechſelt werden), und viertens weil ſie in den Kronen junger Kiefern und Lärchen Entrindung hervorbringen, indem ſie übereinſtimmend mit der Richtung, in der ſie zu klettern pflegen, den Stamm in einer Spirallinie entrinden bis auf den Splint, auf welchem die Zahnſpuren ſichtbar ſind, bisweilen auch nur an einzelnen Stellen. Bei den Kiefern ſchwillt danach die Baſis des Zweigquirles über der Wunde an, und ebenſo verdickt ſich der untere Rand des ſtehen gebliebenen Spiralſtreifens der Rinde auffallend ſtärker unter Bildung von Ausſackungen und II. Abſchnitt: Krankheiten ohne nachweisbare äußere Urſachen 295 Narben, ſo daß der Stamm dem ſchönſten phyſiologiſchen Ringelungs— präparate nicht nachſteht!). Das entblößte alte Holz verkient. Die endliche Folge mag wohl Abſterben des Wipfels ſein. 14. Der Maulwurf wird, obwohl er als Inſektenvertilger vor— wiegend nützlich iſt, doch auf Ackern, Wieſen und in Gärten deshalb ſchädlich, weil er beim Aufwerfen der Erdhaufen Pflanzen entwurzelt oder doch die Wurzeln beſchädigt, was namentlich für ſolche Pflanzen, die wie der Flachs nur eine Pfahlwurzel beſitzen und nach der Zer— ſtörung der letzteren nicht leicht durch Nebenwurzeln ſich bewurzeln können, ſehr nachteilig, meiſt tödlich iſt. II. Abſchnitt. Krankheiten ohne nachweisbare äußere Urſache. Es giebt eine Anzahl von Pflanzenkrankheiten, für welche ſich keine in der Außenwelt liegende Urſache angeben läßt, und welche daher in die vorigen Abſchnitte dieſes Werkes nicht eingereiht werden konnten. Sie ſollen daher hier ihre Stelle finden. Eine in der Außenwelt liegende Urſache giebt es überhaupt nicht für— diejenigen Abnormitäten, welche durch erbliche Übertragung von der Mutterpflanze auf die Nachkommen gelangt ſind. Auf einer Vererbung beruhen ja alle normalen Eigenſchaften der Pflanzen, welche in den ſpecifiſchen Merkmalen der Geſtaltung, des Baues und der chemiſchen Beſchaffenheiten jeder Pflanzenart ausgeſprochen ſind. Aber das Weſen der Vererbung ſchließt keineswegs aus, daß auch ſolche Eigenſchaften von der Mutter auf die Nachkommen übergehen können, welche als etwas Abnormes und an und für ſich Krankhaftes gelten müſſen. Und thatſächlich kommt ſo etwas vielfach in der Natur vor. Solche ab— norme Eigenſchaften ſind der betreffenden Pflanzenſpecies nicht ur— ſprünglich eigen geweſen, ſie ſind aber auch nicht durch äußere Faktoren hervorgerufen worden, ſondern ſpontan entſtanden. Ihre Entſtehung fällt unter die Erſcheinung des Variierens der Pflanzen, worunter wir das Auftreten neuer, an den Eltern noch nicht vorhandener Merkmale an einigen der Nachkommen verſtehen. Solche neue Merkmale können aber dann vererbt und dadurch mehr oder weniger konſtant werden, worauf bekanntlich die Entſtehung der Varietäten und Raſſen beruht. Und 1) Vergl. Ratzeburg, Waldverderbnis, I, pag. 209, Taf. 19, und I, pag. 79. Maulwurf. Vererbung von Krankheiten. Unbefannte äußere Kranf- heitsurſachen. Folgen unge— nügender Reife. 296 II. Abſchnitt: Krankheiten ohne nachweisbare äußere Urſachen ſomit ſind denn die auf dieſem Wege hervorgehenden Abnormitäten der Pflanzen, ſowohl was ihre erſte Entſtehung als auch ihre Ver— erbung anlangt, entſchieden auf innere, d. h. in der Pflanzennatur ſelbſt liegende Urſachen zurückzuführen. Man kann alſo in ſolchen Fällen von pathologiſchen, beziehentlich teratologiſchen Raſſen reden, je nachdem die abnorme Eigenſchaft mehr auf den Bau oder die Stoffbildungsthätigkeit oder mehr nur auf die äußere Geſtalt der Pflanze ſich bezieht. Bei einer andern Reihe von Krankheiten iſt eine Entſtehung durch ein ſpontanes Variieren und durch Vererbung nicht oder doch nicht mit Sicherheit anzunehmen, ſondern es ſcheinen wohl eher irgend welche äußeren Faktoren die Urſache zu ſein, doch weiß man nicht, welcher Art die letzteren ſind, und man iſt daher auch vorläufig noch nicht in der Lage, dieſen Krankheiten einen beſtimmten Platz in dem Syſtem der auf bekannten äußeren Urſachen beruhenden Pflanzenkrankheiten anzuweiſen. Wir werden alſo in dieſem letzten Abſchnitte auch die— jenigen Krankheiten, deren Urſachen überhaupt noch unbekannt ſind und welche alſo in den vorhergehenden Abſchnitten nicht beſprochen worden ſind, zuſammenſtellen. Am naturgemäßeſten ordnen wir dieſe Krankheiten ihrer Natur nach, inſofern als es entweder abnorme Stoffbildungen oder abnorme Gewebebildungen oder abnorme äußere Geſtaltsverhältniſſe ſind. Außer dieſen ſind aber hier auch noch zu beſprechen diejenigen Pflanzen— krankheiten, welche ſich als unmittelbare Folgen ungenügender Reife oder zu hohen Alters erweiſen. Erſtes Kapitel. Folgen ungenügender Reife. Es gilt im allgemeinen die Regel, daß die Samen der Pflanzen nur erſt von dem Zeitpunkte an zu keimen und eine neue Pflanze zu liefern vermögen, wenn ſie reif geworden ſind, zu welcher Zeit ſie ja von ſelbſt ſich von der Mutterpflanze trennen. In dieſem voll— ſtändigſten Reifegrade enthält der Samen den fertig ausgebildeten Embryo und den zur Keimung erforderlichen Vorrat an Reſerveſtoffen, während der Waſſergehalt eines ſo vollſtändig reifen Samens ſich ſehr bedeutend vermindert hat. Nun können aber doch auch unreife Samen keimen, wenn nur der Embryo in ſeinen weſentlichen Organen bereits gebildet und wenigſtens ein kleiner Teil von Reſerveſtoffen vorhanden iſt; thatſäch lich bildet ſich ja der Embryo ſchon verhältnismäßig früh, 2. Kapitel: Folgen zu hohen Alters 297 und die ſpäteren Reifungsſtadien beſtehen mehr in der allmählichen Anſammlung der Reſervenährſtoffe im Samen. Nichtsdeſtoweniger reſultieren aus ſolchen halbreifen Samen Pflanzen, welche ſchwächlicher ſind und eine größere Sterblichkeit zeigen als die aus vollkommen ge— reiften Samen hervorgegangenen. Beſonders hat Hoſäus )) in Bezug auf das Getreide ſolche vergleichende Verſuche mit verſchiedenen Reife— ſtadien der Körner gemacht. Es wurde dabei gefunden, daß ſelbſt Körner, die noch eine grüne, dickhäutige Schale und einen breiigen Inhalt beſitzen und deren Volumen beim Trocknen ſich auf die Hälfte reduziert, noch Pflanzen zu liefern im ſtande ſind, und daß man ſogar kräftige normale Pflanzen daraus erhalten kann, wenn man ſie unter ſehr günſtigen Bedingungen wachſen läßt; aber es zeigte ſich, daß die Pflanzen aus unreifem Saatgute eine geringere Widerſtands— fähigkeit und ungleich größere Sterblichkeit beſitzen. Bei vielen andern Pflanzen dürfte ſich im unreifen Zuſtande der Samen eine noch viel größere Verminderung der Entwickelungsfähigkeit ergeben, ſobald ſie hierauf näher geprüft werden ſollten. Zweites Kapitel. Folgen zu hohen Alters. Auch bei den Pflanzen kann ein hohes Alter unmittelbar Urſachezolgen zu hohen von Krankheit oder Siechtum werden, und zwar in einem zweifachen Alters. Sinne, nämlich inſofern die Samen mit zunehmendem Alter ihre Keimfähigkeit verlieren, und zweitens betreffs einiger Fälle, wo bei ſehr alten Bäumen ein Siechtum eintritt, welches vielleicht für eine unmittelbare Folge zu hohen Alters gedeutet werden könnte. Was den erſten Punkt anlangt, jo it ja die Thatſache bekannt, daß die Dauer, während welcher die Samen ihre Keimfähigkeit behalten, je nach Species eine ſehr ungleiche iſt. Die Behandlung dieſes Gegen— ſtandes gehört mehr in die Phyſiologie, und es iſt hier nur hervor— zuheben, daß aus Samen von hohem Alter, wenn überhaupt, doch ſchwächliche und langſam wachſende Pflanzen hervorgehen, Was das Siechtum der alten Bäume anlangt, ſo iſt dieſes jeden- Siechtum der falls zum allergrößten Teile auf beſtimmte äußere Einwirkungen und alten Bäume. nicht auf innere, im Organismus der Pflanze ſelbſt liegende Faktoren zurückzuführen, alſo inſofern nicht hierher gehörig. Die mit der Reihe der Jahre ſich mehrenden mechaniſchen Eingriffe der Witterungs— 1) Deutſche landwirtſch. Preſſe 1875, Nr. 4. 298 II. Abſchnitt: Krankheiten ohne nachweisbare äußere Urſachen verhältniſſe und andre Verwundungen, welche zum allmählichen Hohl— werden des Stammes alter Bäume führen, ſind ja hierbei die ge— wöhnlichen Todesurſachen. Von dieſen kann hier nicht die Rede ſein; ſie ſind am gehörigen Orte im erſten Bande beſprochen worden. Wohl aber läge der Gedanke nahe, eine in der Pflanze ſelbſt liegende Altersſchwäche als Krankheitsurſache zu vermuten, da, wo bei Bäumen auch ohne nachweisbare äußere Störungen mit Erreichung eines ge— wiſſen Alters ein allmähliches Abſterben der Aſte und Rückgang in der neuen Zweigbildung eintritt. Siechtum der Py- Ein ſolcher Fall könnte vielleicht in dem ſeit etwas über 10 Jahren ramidenpappeln. auffallend gewordenen Siechtum der Pyramidenpappeln vorliegen. In den verſchiedenſten Gegenden zeigt auf einmal dieſe bekanntlich als Alleebaum überall vorhandene Pappel ein auffallend häufiges Abſterben der Zweigſpitzen, beſonders in den oberſten Teilen des Baumes. Eine wiſſenſchaftliche Aufklärung iſt bis jetzt darüber noch nicht erfolgt, obwohl ſchon ſehr verſchiedene Meinungen darüber vorgebracht worden ſind; meiſtens hat man darin die Folge von Froſtwirkungen ſehen wollen“); wieder andre wollten paraſitäre Pilze dafür verantwortlich machen?); auch an Einwirkung atmoſphäriſcher Elektrizität hat man gedacht. Hausknecht)) macht zur Erklärung als Froſtwirkung die Beobachtung geltend, daß das Abſterben ſich faſt nur in Flußthälern und Niederungen, nicht in höheren Lagen zeigt. Daß Populus pyramidalis froſtempfindlich iſt, geht nach Pertſch!) daraus hervor, daß dieſe Pappel in Petersburg nicht mehr fortkommt, während andre Populus-Arten daſelbſt noch gut gedeihen. Derſelbe Beobachter will in Nord-, Weſt- und Mitteldeutſchland wahrgenommen haben, daß die Länge der abgeſtorbenen Zweigſpitzen der Pyramidenpappel immer geringer wird, je mehr man nach Süden kommt. Auch Sorauers) neigt ſich zu der Anſicht, daß es ſich hier um Froſtbeſchädigungen handelt. Wenn man nun auch zugiebt, daß die letzteren hierbei eine Rolle ſpielen dürften, ſo würde doch noch immer unbeantwortet ſein, warum gerade dieſer Baum hierbei ſo auffallend empfindlicher als andre Bäume ſich verhält, und die Vermutung, daß in der Pyramidenpappel eine ſpezifiſche Urſache hierfür liegt, bleibt beſtehen. Wenn man bedenkt, daß Populus dilatata bei uns ſo gut wie nur in alten Exemplaren vorhanden iſt, indem dieſe ja faſt alle aus jeuer Zeit ſtammen, wo die Verwendung dieſes Baumes als Alleebaum Mode war, wovon man ja längſt zurückgekommen iſt, ſo iſt doch wohl zu erwarten, daß nun allmählich die Zeit herankommen muß, wo dieſer Baum bei uns allmählich ausſterben wird. Man wäre deshalb immer noch nicht gezwungen, eine wahre Altersſchwäche der Bäume an— zunehmen, es ließen ſich Faktoren denken, welche hier mittelbar zur Urſache ) Gartenzeitung 1883, pag. 389, und 1884, pag. 13. 2) Vergl. Roſtrup, Tillaegtil Nationaltitende. Kopenhagen, 13. No- vember 1883, und Vuillemin, Compt. rend. 25. März 1889, und Revue mycol. 1892, pag. 22. 3) Refer. in Botan. Centralbl. 1884, pag. 275. 4) Deutſche Gärtnerzeitung 1884. Nr. 10. 5) Pflanzenkrankheiten, 2. Aufl. I, pag. 437. 3. Kapitel: Abnorme Stoffbildungen 299 eines Siechtums werden. Es iſt bekannt, daß die Pappel ausjaugend auf die Nährſtoffe des Bodens wirkt; es wäre alſo denkbar, daß ſie mit den Jahren ihren Standort endlich ſo ſehr ausgenutzt hat, daß ſie ſelbſt unter mangelhafter Ernährung leidet, woraus dann auch vielleicht ein für Froſt empfindlicherer Zuſtand reſultieren könnte. Drittes Kapitel. Abnorme Stoffbildungen. IJ. Bleichſucht, Gelbſucht, Panachierung. Es handelt ſich hier um Krankheiten, welche auf einer Verhinderungstsrungderchlo— oder Störung der Chlorophyllbildung beruhen und alſo darin be- ophyllbildung. ſtehen, daß normal grün gefärbte Pflanzenteile weiß oder gelb aus— ſehen. Wir haben im erſten Bande eine ganze Anzahl von äußeren Faktoren als Bedingungen der Chlorophyllbildung kennen gelernt und geſehen, daß Mangel an Licht (S. 154), ungeeignete Temperatur (S. 224), Kohlenſäurereichtum der Luft (S. 307) oder Eiſenmangel (S. 289) das Unterbleiben der Ergrünung der Pflanzen verurſachen können. Nun kommen aber ſolche Erkrankungen auch bisweilen da vor, wo alle dieſe Bedingungen erfüllt ſind und wo alſo eine innere oder eine noch unbekannte äußere Urſache vorhanden ſein muß. In den meiſten Fällen ſind dieſe Erſcheinungen unzweifelhaft als Variationen in dem oben (S. 295) erläuterten Sinne zu betrachten; es handelt ſich um ein ſpontanes Unterbleiben der Bildung des grünen Chlorophyllfarb— ſtoffes, und die Erſcheinung ſteht ganz auf der gleichen Linie wie das ſpon— tane Unterbleiben der Bildung der Blütenfarben bei den weißblütigen Varietäten der Pflanzen, deren Stammformen bunte Blüten beſitzen. Es ſcheinen aber doch auch Fälle vorzukommen, wo eine Bleich- oder Gelbſucht nicht den Charakter eines ſpontanen Variierens hat, ſondern wo irgend ein ungünſtiger Einfluß des Bodens die Veranlaſſung iſt, wenn auch der letztere noch nicht genügend erkannt iſt und jedenfalls nicht unter den oben bezeichneten bekannten Faktoren der Chlorophyll— bildung zu ſuchen iſt. Dieſe Fälle ſind unten namhaft gemacht. Als Bleichſucht (chlorosis) oder als Gelbſucht (ieterus) be- Bleichſucht und zeichnet man dieſe Krankheiten, je nachdem die Farbe des nicht er- Gelbſucht. grünten Pflanzenteiles eine mehr weiße oder eine gelbe iſt. Indeſſen läßt ſich zwiſchen beiden Zuſtänden keine Grenze finden, denn es kommen alle Übergänge in der Färbung vom reinſten Weiß bis zum Quittegelb vor. Dementſprechend iſt auch die mikroſkopiſche Beſchaffenheit der Zellen der betreffenden Gewebe. In den mehr gelbſüchtigen Teilen finden wir an Stelle der normalen Chlorophyllkörner Chromatophoren, die jedoch mehr einen gelben Farbenton beſitzen und deren Zahl in der Zelle Panachierung. 300 II. Abſchnitt: Krankheiten ohne nachweisbare äußere Urſachen auch geringer iſt als die der Chlorophyllkörner in den grünen Blättern. Die Färbung dieſer bleichen Chlorophyllkörner kann bis zu faſt völliger Farbloſigkeit gehen, und je reiner weiß der Pflanzenteil ausſieht, deſto weniger iſt ſelbſt von ſolchen Chromatophoren zu finden; das Proto— plasma nimmt ſchließlich die Beſchaffenheit einer ganz dünnen gleich— mäßigen Wandauskleidung an, welche den waſſerhellen Zellſaft, der faſt den alleinigen Zellinhalt ausmacht, umkleidet, ſo daß ſolche Zellen eben ganz farblos ſind. Es geht alſo mit der Gelb- und Bleichſucht eine Verminderung des protoplasmatiſchen Zellinhalts Hand in Hand. Daraus iſt ſchon zu ſchließen, daß ſolche Pflanzenteile ärmer an organiſcher Subſtanz, und insbeſondere auch ärmer an Stickſtoff ſein werden. Übereinſtimmend damit find die Ergebniſſe der von Church!) angeſtellten chemiſchen Analyſe panachierter Blätter von Acer Negundo, Ilex aquifolium und Hedera Helix. So zeigten z. B. von Acer Ne— gundo in Prozenten: 8 weiße grüne Blätter Wa N 2 72,70 Organiſche Subſtanz . . 15,15 24,22 Sitaer ten at 22 ZUM ENTER 05 3,08 Und in der Zuſammenſetzung der Aſche nähern fich nach jenen Analyſen die panachierten Blätter den jüngſten Stadien der normalen Blätter, d. h. ſie enthalten verhältnismäßig mehr Kali und Phosphor— ſäure und verhältnismäßig weniger Kalk als dieſe. Das Fehlen der grünen Farbe iſt natürlich für die Pflanze von viel größerer Bedeutung als dasjenige irgend eines andern Pflanzen— farbſtoffes, und darin liegt hauptſächlich mit der pathologiſche Charakter der in Rede ſtehenden Erſcheinungen. Während wir z. B. die Weiß— blütigkeit normal buntblühender Pflanzen nicht als etwas Krankhaftes anſehen können, iſt dies bei der Weißblättrigkeit voll berechtigt. Denn da die Chlorophyllkörner die Organe für die Aſſimilation der Kohlen— ſäure ſind, ſo iſt klar, daß eine ſonſt grüne Pflanze, welche total bleichſüchtig iſt, keine neue organiſche Subſtanz erzeugen kann, und dies auch um ſo weniger thun wird, ein je größerer Teil ihrer ſonſt grünen Organe bleich- oder gelbſüchtig iſt. Alle ſolche Pflanzen mit bleichen Blättern zeigen daher einen entſprechend mangelhaften Er— nährungszuſtand und erreichen kein hohes Alter; beſonders ſchnell er— folgt das Abſterben ſolcher Pflanzen, welche in ſämtlichen Blättern gleichmäßig gelb- oder bleichſüchtig ſind. Panachierung (variegatio) oder partielle Chloroſe. Von vielen Pflanzen, monokotyledonen wie dikotyledonen Kräutern und Holzgewächſen, ) Gardener's Chronicle 1877, II, pag. 586. 3. Kapitel: Abnorme Stoffbildungen 301 giebt es Varietäten mit Blättern, die man panachiert, gebändert oder geſprenkelt nennt, weil ſie nur teilweiſe mit Streifen, Flecken oder Punkten von weißer oder gelber oder von beiden Farben zugleich gezeichnet, im übrigen aber grün ſind. Bei manchen Pflanzen kommen noch weitere Farbennuancen hinzu durch gleichzeitiges Auftreten roter Zellſäfte in gewiſſen Zellen, wodurch dann das erzeugt wird, was die Gärtner Buntblättrig— keit nennen. Das Bandgras (Phalaris arundinacea), Calla aethio- pica, Pelargonium Abutilon ſind bekannte Beiſpiele von Pflanzen, die häufig panachierte Blätter bekommen. Doch darf man vielleicht behaupten, daß alle Pflanzen durch darauf gerichtete Kultur zur Panachierung zu bringen ſind. Da hier das Blatt zum Teil Chorophyll enthält, ſo ſind ſolche Pflanzen lebens- und entwickelungsfähig, aber einen gewiſſen Schwächezuſtand verraten ſie immerhin: ſolche Blätter ſind hinfälliger, vertragen weniger die Kälte, die Pflanzen wachſen langſam, blühen weniger, treiben, wenn ſie vermehrt werden ſollen, ſchwer Wurzeln 2c. Man hat ſchon längſt gewußt, daß die Panachierung bei der Vermehrung durch Stecklinge oder beim Pfropfen ſich mit fortpflanzt. Aber Morren!) hat von einer Reihe andrer Pflanzen auch die Erblichkeit der Panachierung bei der Fortpflanzung durch Samen nachgewieſen. Die Keimpflanzen ſind dabei geſund: Kotyledonen und die erſten Laubblätter rein grün, dann erit kommen gefleckte Blätter und mit dem Alter nimmt die Panachierung zu. Über das Weſen der Krankheit verbreitet der bemerkenswerte Umſtand einiges Licht, daß die Krankheit durch Pfropfung auf geſunde Individuen übertragbar, alſo anſteckend iſt. Nach den von Meyen?) gegebenen Notizen war ſchon im Jahre 1700 die Beobachtung gemacht worden, daß, wenn ein Zweig Jasmin mit geſprenkelten Blättern auf ein geſundes Stämmchen desfelben Jasmin gepfropft wird, auch die übrigen, oberhalb und unterhalb des Pfropfreiſes ſitzenden Zweige geſprenkelte Blätter bekommen. Nach Morren?) iſt dieſer Verſuch mit dem gleichen Erfolge in mehreren hundert Fällen mit geflecktem Abutilon Thompsoni gemacht worden, von welchem Pfropfenreiſer auf grünes Abutilon strietum, venosum und vexillarium geſetzt wurden. Selbſt wenn das Pfropfreis nicht anſchlug, fol die Übertragung erfolgt ſein, ja es habe dazu ſchon das Einſetzen eines Blattſtieles eines panachierten Blattes in die Rinde genügt. Bouch é!) iſt die Übertragung der Panachierung auf rein grüne Individuen auch mit panachiertem Evonymus japonicus gelungen. Auch von Lindemuths) ſind ſolche Verſuche gemacht worden. Anderſeits kann aber doch, wie alle Pflanzen— züchter behaupten, dieſe Abnormität durch gewiſſe äußere Verhältniſſe befördert und durch die umgekehrten vermindert oder gehoben werden. Am meiſten hat man Ausſicht, panachierte Formen zu erhalten bei dürftigen Samen, ungünſtiger Ernährung, ſehr feuchtem Boden und geringer Beleuchtung; wo man kalte Witterung als einflußreich bezeichnete, da hat es ſich wahrſcheinlich um die andre durch Temperaturverhältniſſe bedingte !) Heredite de la Panachure. Bruxelles 1865, pag. 7. 2) Pflanzenpathologie, pag. 288. 3) Contagion de la Panachures. Bruxelles 1869, pag. 5 des Separat— abzuges. ) Sitzungsber. d. Geſ. naturforſch. Freunde zu Berlin, 17. Juli 1876, 5) Landwirtſch. Jahrb. 1878, Heft 6. Bleichſüchtige Sproſſe. 302 II. Abſchnitt: Krankheiten ohne nachweisbare äußere Urſachen Chloroſe gehandelt. Vielfach gelingt es auch, panachierte Pflanzen wieder zur Bildung rein grüner Blätter zu veranlaſſen durch Umſetzen in gute, recht nahrhafte Erde ). Allein die große Standhaftigkeit, mit der in der Regel dieſe Abnormitäten, wenn ſie einmal eingetreten ſind, beibehalten werden, und insbeſondere die konſtatierte Erblichkeit derſelben, verweiſen mit Beſtimmtheit dieſelben ins Gebiet der. Variationen. 2. Total bleichſüchtige Sproſſe übrigens normal grüner Pflanzen. Schell?) hat an Pelargonium zonale und Rhamnus Frangula zwiſchen grünen Zweigen vollſtändig chlorotiſche beobachtet, welche keine Spur von Chlorophyllkörnern, wohl aber eine größere Menge Stärkemehl enthielten. Die Blätter waren im übrigen normal, Licht- und Wärmeverhältniſſe waren günſtige, Begießen oder Beſtreichen der Blätter mit Eiſenſalzen heilten die Krankheiten nicht. Ich beobachtete mehrmals an erwachſenen Roßkaſtienbäumen mit grüner Laubkrone an der Seite des Stammes Ausſchläge in Form völlig weißblätteriger Sproſſe. An dem einen hatte ſeltſamer Weiſe ein Blatt an einer einzigen Stelle einen nur wenige Millimeter großen rein grünen Fleck. In einem Falle wurde mir berichtet, daß der Stamm ſchon ſeit einiger Zeit alljährlich an derſelben Stelle bleiche Ausſchläge gebracht hatte Die jetzt häuſig kultivierten Zierſträucher mit panachierten Blättern ſcheinen beſonders leicht einzelne Sproſſe ganz chlorotiſch zu entwickeln. Auch an Cupreſſineen unſrer Gärten, z. B. Chamaecyparis plumosa, wo oft einzelne Nadeln ganz weiß oder weiß und grün ſind, werden bisweilen einzelne Sprößchen ganz chlorotiſch Trotzdem, daß hier Bleichſucht an Pflanzen vorkommt, welche im übrigen Teile grün gefärbt ſind, könnte doch auch in einzelnen ſolchen Fällen Eiſenmangel die Urſache ſein. Denn Sachss) konnte an Kugel— akazien, welche einzelne Aſte mit ganz weißen Blättern bekommen hatten, die letzteren zum Ergrünen bringen, wenn er gerade unterhalb dieſer Aſte eine Eiſenchloridlöſung durch ein Bohrloch in das Stammholz einführte. Es ſcheint alſo in dieſen Fällen in der Pflanze ſelbſt eine Veränderung vorgegangen zu ſein, welche es den im aufiteigenden Saftſtrom enthaltenen kleinen Eiſenmengen unmöglich machte, bis zu den in der Entfaltung begriffenen Blättern zu gelangen. Totale Bleichſucht 3. Totale Bleichſucht oder Gelbſucht der ganzen Pflanze. oder Gelbſucht. Schon Meyent) beobachtete einen gelbſüchtigen Cactus triangularis, der trotz der beſten Pflege und der verſchiedenſten Heilungsverſuche mit der größten Hartnäckigkeit feine Krankheit fünf Jahre lang behielt. Carriè res) berichtet über Sämlinge panachierter Pflanzen, von denen manche total bleich oder gelbſüchtig geworden waren und deren Krankheit durch Feine Pflege ſich heilen ließ; jo von panachiertem Ilex, Acer Negundo und Phor- mium. Ich ſah von zwei Kirſchſämlingen, die in einem und demſelben Topfe wuchſen, den einen normal grün, den andern rein weiß; die Ent— ) Vergl. Meyen, 1. c. pag. 287. Bouché, J. e. pag. 67. Ernſt, Botan. Zeitg. 1876, pag. 37. ) Refer. in Juſt, botan, Jahresber. für 1876, pag. 926. ) Naturwiſſ. Rundſchau I 1886, pag. 257. *) Pflanzenpathologie, pag. 266. ) Revue horticole 1876, pag. 8. Refer. in Juſt botan. Jahresber. für 1876, pag. 1244. r 3. Kapitel: Abnorme Stoffbildungen 303 wickelung des letzteren ſtockte, nachdem er eine Anzahl ſolcher Blätter ge— bildet hatte, und er ging endlich ein. Denn ganz ohne Chlorophyll können ja dieſe Pflanzen ſich nicht ernähren. Auch Bouché!) hat von Eichen, Buchen und Roßkaſtanien chlorotiſche Sämlinge beobachtet. Bei Ausſaaten von Obſtſorten verſchiedener Art hat Sorauer?) dieſelben Beobachtungen an vereinzelten Sämlingen gemacht. Der Umſtand, daß hier in einem und demſelben Erdboden dicht nebeneinander ſtehend grüne und ganz chlorotiſche Pflanzen wachſen, beweiſt, daß weder in den Nährſtoffen, noch in ſonſtigen äußeren Faktoren die Urſache dieſer Bleichſucht liegen kann. Knops) hat es wohl zuerſt ausgeſprochen und experimentell begründet, daß es auch eine Bleich⸗ und Gelbſucht giebt, welche trotz Anweſenheit von Eiſen und trotz günſtiger Temperatur auftritt; er erhielt bisweilen in Kulturen, bei welchen Eiſen in der Nährſtofflöſung vorhanden war, chlorotiſche oder ikteriſche Pflanzen und zeigte, daß dieſe kranken Pflanzen wirklich Eiſen enthalten. Eine totale Gelbſucht kommt auch manchmal an größeren, älteren Pflanzen vor, beſonders an Holzpflanzen, wo unter einer Mehrzahl bei— ſammen wachſender Individuen einzelne oder mehrere nebeneinander ſtehende, durch eine mehr gelbgrüne, oder gelbe Farbe ſämtlicher Blätter auffallen, während die übrigen normal grüne Farbe haben. Dieſe Gelbſucht ſcheint vielleicht nicht einmal jedes Jahr konſtant aufzutreten, da es ſonſt kaum erklärlich wäre, daß die betreffenden Pflanzen ſo alt im Holze werden konnten, wie es oft thatſächlich der Fall iſt. Man hat oft Gelegenheit, dieſe Erſcheinung zu beobachten; ſo in den Pflanzkämpen, in den Anpflanzungen von Gehölzen an Böſchungen von Straßen und Eiſenbahnen und ganz be— ſonders bei der Gelbſucht der Reben. Im letzteren Falle handelt es ſich um kleinere oder größere Plätze in den Weinbergen, auf denen ſämt— liche Rebſtöcke mehr gelbgrüne, manche faſt völlig gelbe oder ſogar beinahe bleiche Blätter zeigen, die dann im Laufe des Sommers mehr oder weniger abſterben und braun werden. Bei ſchwachem Erkrankungsgrade bleiben die Trauben klein, die Beeren ſchrumpfen und fallen ab; bei hochgradiger Er— krankung, namentlich wenn dieſelbe jedes Jahr wieder eintritt, geht das Rebholz und ſchließlich der ganze Stock zu Grunde; es entſtehen dann Fehlſtellen in den Weinbergen, die denen ähnlich ſind, welche die Reblaus verurſacht. Letztere iſt jedoch hierbei nicht beteiligt. Ebenſowenig laſſen ſich andre Paraſiten mit Sicherheit nachweiſen. Zwar hat Fucdelt) bei der von ihm im Rheingau beobachteten und Gelbſucht des Weinſtocks ge— nannten Krankheit auf den kranken Blättern ſolcher Reben einen Conidien— trägerpilz, Spicularia Ieterus Zucbel genannt, gefunden und ihn für die Urſache der Krankheit angeſprochen. Es iſt jedoch von ihm nichts zur Be— gründung dieſer Behauptung beigebracht worden, und es iſt viel wahr— ſcheinlicher, daß dieſer Pilz nur ein Saprophyt iſt, der ſich gelegentlich auf dem abgeſtorbenen Laube anſiedelt. In den Weinbaugegenden am Rhein kommt dieſe Krankheit ziemlich häufig vor, und nach dem, was ich dort darüber beobachtet habe, kann ich der Fuckel'ſchen Anſicht nicht beipflichten, ſondern muß annehmen, daß die Urſache in ungünſtigen Bodenverhältniſſen ) Sitzungsber. d. Geſ. naturforſch. Freunde zu Berlin. 17. Juli 1871. 2) Handbuch der Pflanzenkrankheiten. 2. Aufl. I, pag. 196. 3) Berichte d. kgl. ſächſ. Gef. d. Wiſſenſch. 6. Februar 1869, pag. 5. ) Symbolae mycologicae, pag. 359. Gelbſucht der Reben. 304 II. Abſchnitt: Krankheiten ohne nachweisbare äußere Urſachen liegt, vielleicht in dem Vorhandenſein undurchläſſiger Bodenſchichten in einer gewiſſen Tiefe, wodurch dem Sauerſtoffbedürfnis der Wurzeln nicht Genüge geleiſtet wird oder irgend ein andrer die Wurzelthätigteit ſtörender Einfluß geſchaffen wird. Denn ich bemerkte, daß in derſelben Ausdehnung, welche die gelbſüchtigen Weinſtöcke einnahmen, auch andre, beſonders tief- wurzelige Pflanzen, namentlich Convolvulus arvensis, ebenfalls gelb- oder bleichſüchtig geworden waren. Worin die im Boden liegende Urſache der Gelbſucht der Reben beſteht, darauf iſt noch keine befriedigende und überein— ſtimmende Antwort gefunden worden. Bei einem von E. Schulze! unterſuchten Falle ergab die Analyſe hinſichtlich der Bodenzuſammenſetzung annähernd dasſelbe Reſultat bei den mit kranken, wie bei den mit geſunden Stöcken beſetzten Böden, während der Kaligehalt der Blätter und des Reb— holzes der kranken Stöcke nur halb ſo groß war wie der der geſunden, die dagegen umgekehrt ärmer an Kalk und Magneſia ſich erwieſen. Es iſt damit freilich nichts weiter als eine veränderte Ernährungsthätigkeit der kranken Pflanze erwieſen. Durch Düngung mit Jauche ſoll die Krankheit vermindert oder geheilt worden ſein. Eine von Mach und Kürmann?) angeſtellte Unterſuchung bezog ſich auf die Weinberge Südtirols, wo in dem kühlen, naſſen Sommer 1876 vielfach das Gelbwerden der Weinblätter auftrat. Sie ergab folgendes: Bei dicht nebeneinander ſtehenden Stöcken betrug der Waſſergehalt der gelben Blätter 77,97 Prozent, derjenige der halbgelben 76,99 Prozent, und derjenige der grünen Blätter 73,17 Prozent. Ferner ergab ſich ein relativ größerer Gehalt an organiſcher Subſtanz und an Stickſtoff in der Trockenſubſtanz der grünen Blätter; umgekehrt ein relativer Reichtum an Aſchenbeſtandteilen in den gelbſüchtigen Blättern, der bei der Kieſelſäure ſogar 23,4 Prozent in den gelben, 1,65 Prozent in den grünen Blättern betrug; dagegen wiederum ein geringerer Kaligehalt in den gelben Blättern. Die Gelbſucht kam namentlich in alten, lange Zeit nicht gedüngten Pflanzungen ſowie auf Kalkböden vor und beſonders an den Stellen, wo der Boden mit Waſſer überſättigt war. Auch hier ſoll Begießen mit Jauche günſtig gewirkt haben, während Düngung mit Eiſen— vitriol ohne Erfolg war, was alſo beweiſt, daß hier die auf Eiſenmangel beruhende Bleichſucht nicht vorlag. Widerſprechend mit den vorhergehenden Angaben ſind die Analyſen von Rotondi und Galimberti?), nach denen die gelben Blätter zwar weniger Trockenſubſtanz beſaßen, in der letzteren aber mehr Stickſtoff, Aſche, Phosphorſäure, Kali und Natron enthielten. Es wurden Düngungen gemacht; aber im folgenden Jahre, welches trockner war, zeigte ſich nur ſchwache Gelbſucht und kein Unterſchied der gedüngten von den ungedüngten Exemplaren. Nach allem dürften alſo bei der hier beſprochenen Gelbſucht wohl Störungen der Wurzelthätigkeit als Urſache anzunehmen ſein, und vielleicht giebt es verſchiedene Arten ſolcher Störungen, welche dieſen Erfolg nach ſich ziehen, ſo daß alſo die Gelbſucht das Symptom verſchiedenartiger Erkrankungen der Wurzeln oder Störungen ihrer Thätig- keiten ſein könnte. ) Refer. in Centralbl. f. Agrikulturchemie 1872, pag. 99. 2) Über die Gelbſucht der Reben. Centralbl. f. Agrikulturchemie 1877, pag. 58. ) Refer. in Centralbl. f. Agrikulturchemie 1879, pag. 876. 3. Kapitel: Abnorme Stoffbildungen 305 Hier wäre auch die Gelbſucht der Pfirſichbäume zu erwähnen, Gelbſucht der welche in Nordamerika ſeit den letzten 20 Jahren in hohem Grade die Pffrſichbäume. Pfirſichkultur ſchädigt. Anfangs nur auf einzelne ſchmale Küſtenſtriche vom atlantiſchen Ocean beſchränkt, hat ſie ſich jetzt über weite Territorien ver— breitet und macht den Pfirſichbau unlohnend. Die Pfirſichbäume zeigen dort vom 6. bis 10. Jahre ab kein geſundes Wachstum mehr, indem ſie dann von der Kälte und von der Gelbſucht leiden. Nach den Mitteilungen von E. F. Smith und Burill) iſt die Krankheit durch Veredelung von Baum zu Baum übertragbar, alſo anſteckend. Die Vermutung, daß Paraſiten die Urſache ſeien, hat ſich indeſſen nicht begründen laſſen; es wurden zwar Bakterien in ſolchen Bäumen gefunden, doch ließ ſich durch— aus nicht erweiſen, daß dieſelben in irgend einer Beziehung zur Krankheit ſtehen. Nach Maynard) ſollen ſich bei unpaſſender Nährſtoffzufuhr un— trügliche Zeichen der Gelbſucht einſtellen, während bei zuſagender Ernährung die Bäume 15 20 Jahre hindurch geſund ſich erhalten. Zu ſtarke und zu ſpäte Gabe ſtickſtoffhaltigen Düngers ſoll beſonders zu einer unvollſtändigen Reife des Holzes Veranlaſſung geben, welches dann durch die Winterkälte beſchädigt wird und worauf ſich im nächſten Jahre Gelbſucht einſtellt. Nach E. F. Smith?) hat die Krankheit folgende charakteriſtiſche Merkmale. Die Früchte werden vorzeitig (14 Tage bis 3 Wochen früher) reif und zeigen dabei eine eigentümliche Rotfleckigkeit; im erſten Krankheitsjahre ſind ſie noch von normaler Größe, ſpäter werden ſie klein, geſchmacklos oder bitter. Die Veränderung tritt zunächſt an einzelnen Aſten auf. Stellenweiſe be— ginnt das Laub gelbgrün zu werden, und durch vorzeitige Entwickelung von Winterknoſpen, von ſchlafenden und Adventivknoſpen wachſen ſchwäch— liche, bleiche Sproſſe hervor. Im folgenden Jahre erſcheint die Frühjahrs- belaubung gelblich oder rötlich-grün, die neuen Triebe verkümmern und die Blätter rollen und krümmen ſich; namentlich im Herbſt tritt die charak— teriſtiſch vermehrte Sproßbildung ein; nach 2—5 Jahren, vom erſten Erkrankungsjahre an, ſterben die Bäume. Das Ausſchneiden der erſten kranken Aſte verhinderte den ſpäteren Ausbruch der Krankheit an derſelben Pflanze nicht. Als „Roſettenkrankheit“ unterſcheidet Smith davon eine Erkrankungsform, welche ſchneller verläuft und gewöhnlich ſchon in 6 Monaten den Baum zerſtört; im Frühjahre wachſen viele Knoſpen ſowie ſchlafende Augen aus, aber nicht zu normalen Trieben, ſondern zu Roſetten, indem ſie kurz bleiben und wiederholte Seitenſproſſen treiben, die ſich wiederum ſo verhalten und wobei die Blätter ebenfalls ſchon im Frühjahr gelb werden, ſich an den Rändern einrollen, durch eine Starrheit der Mittelrippe ſich ſteif erweiſen und leicht abfallen oder vertrocknen; die Früchte fallen hier wegen der Laubverderbnis ſchon unreif ab. Auch dieſe Erkrankung iſt durch Okulierung übertragbar. Die Wurzeln der roſetten— kranken Bäume zeigen jtarfe Gummibildung. ) Report of the chief of the Sect. of Veget. Pathol. for the year 1889. Waſhington 1890. 2) Experiment Station Record. II, Nr. 3. Waſhington, Oktober 1890. ) U. S. Departement of agric. Division of veget. Pathol. Waſhington 1891. Frank, Die Krankheiten der Pflanzen. 2. Aufl. III. 20 Rotbrenner oder Laubrauſch des Weinſtockes. Mal nero oder Schwarzwerden der Holzpflanzen. 306 II. Abſchnitt: Krankheiten ohne nachweisbare äußere Urſachen II. Der Rotbrenner oder Laubrauſch des Weinſtockes. Während bei der Gelb- oder Bleichſucht der Blätter das abnorme Kolorit ſchon von der Entſtehung der betreffenden Blätter an vorhanden iſt, handelt es ſich bei der hier genannten Krankheit um eine krankhafte Verfärbung, welche erſt im Sommer an den bis dahin ganz normalen Blättern ſich einſtellt. Es ſind in der Regel ſämtliche Blätter eines Stockes, wenigſtens diejenigen, welche ſchon ſeit dem Vorſommer in Thätigkeit ſich befinden, und oft iſt es der ganze Weinberg, deſſen ſämtliche Stöcke die Erſcheinung zeigen, daß die Blätter von den Rändern aus und in der Nähe des Blattſtieles abzuſterben beginnen, wobei vor dem Abſterben eine Rotfärbung der betreffenden Stellen eintritt. Bisweilen geht dieſe Farbe auch in grau oder ſchwärzlich über, was dann als Laubrauſch bezeichnet wird. Es handelt ſich hier um die gewöhnliche Rötung von Zellgeweben, welche auf der Entſtehung eines roten Farb- ſtoffes in den Zellſäften beruht, wie ſie ſo häufig dem Abſterben der betreffenden Gewebe vorausgeht; die ſonſtigen auftretenden Farben⸗ veränderungen ſind die gewöhnlichen, welche für abgeſtorbene Blätter charakteriſtiſch ſind. Von irgend welchen Paraſiten iſt dabei abſolut nichts zu finden. Die Folge des allgemeinen zeitigen Abſterbens des Laubes bei dieſer Krankheit kann mangelhafte Ausbildung der Trauben und ſelbſt eine Schwächung des Stockes für das nächſte Jahr ſein. Harte Sorten, wie Clevner, ſchwarzer Burgunder, Elblinger, ſollen am meiſten leiden. Die Urſache iſt vorläufig noch nicht aufgeklärt. Die Meinungen gehen dahin, daß große Trockenheit und Bodenerſchöpfung dabei eine Rolle ſpielen ). III. Das Mal nero oder Schwarzwerden der Holzpflanzen. Wir ſtellen hier einige, ihrer Urſachen nach noch ſehr wenig er— forſchte Krankheiten zuſammen, bei welchen das Auftreten von ſchwarzen Streifen und Flecken auf den Zweigen, Blattſtielen und Blattrippen charakteriſtiſch iſt und wo manche Forſcher eine abnorm geſteigerte Bil- dung von Gerbſtoffen, andre eine der Gummoſis am nächſten ſtehende Veränderung annehmen und wobei paraſitäre Urſachen bald angenommen, bald beſtritten worden ſind, indes doch immer noch viel Wahrſcheinlich— Mal nero des Weinſtockes. keit für ſich haben. 1. Das Mal nero des Weinſtockes. Dieſe beſonders in Süditalien und auf Sicilien auftretende Krankheit beſteht nach Cugini? in dem Er- 1) Vergl. Weckler, Pomolog. Monatshefte 1885, pag. 51. 2) Ricerche sul Mal nero della Vite. Refer. in Botan. Centralbl. 1881, Bd. VIII, pag. 147. Nuovo indagini sul Mal nero della Vite. Bologna 1882. Il Mal nero della Vite. Florenz 1883. 3. Kapitel: Abnorme Stoffbildungen 307 ſcheinen ſchwarzer Streifen und Flecke auf den Zweigen, Blattſtielen, Blatt⸗ rippen, Ranken und Traubenſtielen, wobei auch im Frühjahr die Entwickelung der Knoſpen geſtört oder verhindert wird. Dieſe Flecke erinnern an die durch Gloeosporium ampelophagum hervorgebrachten des ſchwarzen Brenner (Bd. II, S. 374), aber ſie erſtreckten ſich tief in die Gewebe, ſogar bis auf das Kernholz im Stamme, und in den Parenchymzellen der erkrankten Teile findet man das Lumen mehr oder weniger mit gelbbraunen Körnchen er— füllt. Letztere ſollen nach Pirotta ) Gerbſtoffreaktion zeigen und direkt durch Umwandlung von Stärkekörnern entſtehen, während Comes?) dieſe Körnchen für Gummi, das mit Tannin getränkt iſt, hält, und die Krankheit daher als eine Gummoſe (I, S. 51) aufgefaßt wiſſen will, indem er eine gummöſe Degeneration der Stärkekörner und der Zellwände annimmt. Comes hält ſtarke und plötzliche Temperaturſchwankungen für die Urſache; die Krankheit trete daher auf feuchtem Boden in Niederungen und an den Mittagslagen auf und nehme an den Hügeln hinauf und an der Nordſeite ab. Auch Cugini) ſchließt ſich der Anſicht an, daß klimatiſche und Standorts— verhältniſſe die Krankheit bedingen. 2. Das Schwarzwerden oder die Tintenkrankheit der echten Zintenfranfheit Kaſtanie. Dies iſt eine ebenfalls in Italien vorkommende Erkrankung der echten der Wurzeln und der Stammbaſis, wobei die Pflanzen welke und gelbe Blätter Kaſtanie. und kleinere Früchte bekommen, und wobei ſich in den Zellen wiederum Konkretionen von Körnern mit Tanninreaktion finden). Die Analyſe der Pflanze zeigt Mangel an Kali und Phosphorſäure, aber bedeutende Zu— nahme von Eijenoryd. Man hat hier an den Wurzeln vorkommende Pilze in Beziehung zu der Krankheit gebracht, was ſchon deshalb zur Vorſicht mahnen muß, weil die Cupuliferen konſtant ihre Wurzeln als Mykorhizen verpilzt zeigen. 3. Das Schwarzwerden der Nußbäume, eine von Savaſtanos) Schwarzwerden erwähnte, ebenfalls in Italien auftretende Krankheit, von welcher nur die der Nußbäume. dem Strande zunächſt wachſenden Exemplare, nicht die mehr landeinwärts vorkommenden ergriffen werden und welche ſich in Schwarzwerden der Wurzeln und in Form ſchwarzer Flecke im Parenchym oder längs der Rippen der Blätter ſowie in der Fruchthülle zeigt. Savaſtano hält die Krankheit der vorigen für ähnlich oder vielleicht mit ihr identiſch, führt ſie aber auf Gummibildung zurück. ) Primi studii sul Mal nero o Mal della Spacco nelle viti. Refer. in Botan. Jahresber. 1882. 2) Refer. in Botan. Jahresber. 1882, 1887, II, pag. 335. 3) L'Agricoltura pratica. Florenz 1886. Nr. 1718. ) Vergl. Gibelli, La Malattia del Castagno ete. Refer. in Botan. Jahresber. 1879 II, pag. 375. 5) Annuario della R. Scola super. d’Agricolt. in Portiei IV. Neapel 1885. Refer. in Botan. Jahresb. 1885. II, pag. 494. 20* 308 II. Abſchnitt: Krankheiten ohne nachweisbare äußere Urſachen Viertes Kapitel. Abnorme Gewebebildungen. Abnormechewebe— Als Folgen von Verwundungen oder als ſolche von Eingriffen bildungen. paraſitärer Feinde haben wir vielfach Störungen oder krankhafte Ver— änderungen der Gewebebildung kennen gelernt. Es giebt aber einige Fälle, wo dergleichen auftreten, ohne daß eine jener Veranlaſſungen vorhanden oder nachweisbar wäre, und von dieſen iſt an vorliegender Stelle zu reden. Viele derſelben laſſen ſich als abnorme Korf- bildungen charakteriſieren; wir ſehen an der Oberfläche von Pflanzen— teilen Bildung und wuchernde Vermehrung von Korkzellen eintreten an Stellen, wo dies im normalen Zuſtande nicht der Fall iſt, und ohne daß die Veranlaſſung dazu erkennbar wäre. Zur Orientierung darüber, was an der normalen Pflanze der Kork bedeutet und wie er als ein natürliches Wundheilmittel fungiert, vergleiche man Band J, Seite 61. In andern Fällen handelt es ſich um Wucherungen des Grund— gewebes, nämlich der Rindenzellen der Stengel oder der Meſophyllzellen der Blätter. Endlich ſind auch gewiſſe abnorme Holzbildungen zu erwähnen. Korkwucherungen I. Korkwucherungen auf Blättern. An vielen Pflanzen erſcheinen auf Blättern. bisweilen auf den grünen Blättern Korkwucherungen von brauner oder grauer Farbe, je nach den Pflanzenarten bald in Form kleiner Höcker, bald in Form von Streifen von größerer oder geringerer Ausdehnung, bisweilen parallel neben den Nerven ſich erſtreckend. Aus den von Bachmann!) darüber an- geſtellten Unterſuchungen ergiebt ſich folgendes: Es handelt ſich dabei keineswegs um eine Bildung von Wundkork, denn es geht keine Verwundung voraus, vielmehr werden dieſe Bildungen ſchon zeitig im jüngeren Blatte angelegt. Bei dickblättrigen immergrünen Pflanzen, wo dieſe Erſcheinung beſonders häufig iſt, werden die erſten Anfänge als gelbliche Punkte des Blattes gefunden. Dieſe beſtehen darin, daß meiſt in der ſubepidermalen Zellſchicht beginnend die zur Korkzellbildung führende Zellteilung im Innern des Blattgewebes vor ſich geht. Dabei iſt entweder das ſich bildende Kork— meriſtem parallel zur Blattfläche orientiert oder es vertieft ſich in Form einer uhrglasförmig eingeſenkten Zone in das Blattinnere. Beides kann auf demſelben Blatte ſtattfinden. Die in das Blatt hineingreifenden Kork— bildungen können bis zur Entſtehung von Löchern fortſch reiten, welche das ganze Blatt durchbohren, indem dann die Korkwucherungen zuletzt quer durch das Blatt gehende Hohlcylinder darſtellen. Es bezieht ſich dies beſonders auf Ilex, Camellia, Eucalyptus, Peperomia, Ruscus, Clivia, Pandanus, Vanilla, Zamia ete. Auch auf den Blättern von Koniferen ſind Korkwucherungen beobachtet worden, jo bei Araucaria, Cryptomeria, Sciadopytis, Dammara, Sequoja. Solche Korkwucherungen finden ſich nicht bei allen Exemplaren in gleicher Menge, auch nicht auf allen Blättern ) Pringsheim's Jahrb. f. wiſſenſch. Bot. 1880 XII, pag. 191. D 4. Kapitel: Abnorme Gewebebildungen 309 derſelben Pflanze in gleichem Grade, ſind auch nicht in allen Jahren gleich häufig. Welche Veranlaſſung ihnen zu Grunde liegt, iſt unbekannt. Für die von Sorauer!) ausgeſprochene Anſicht, daß in erſter Linie Feuchtigkeit zu den äußeren Urſachen zu rechnen ſei, iſt kein Beweis beigebracht worden. Einen Fall von übermäßiger Korkwucherung auf Blättern beobachtete Sorauer (l. c.) bei Ribes Grossularia und bezeichnete denſelben als Korkſucht. Die betreffenden Sträucher ſtanden an einer tiefgelegenen Stelle des Proskauer Gartens und zeigten manchmal vollkommen graublättrige Zweiggruppen, indem auf den Blättern entweder zwei flügelartig aus— gebreitete querriſſige Korkpolſter zu beiden Seiten zwiſchen Mittel- und Seitennerv oder inſelartige, ſtrichförmige Korkpolſter vorhanden waren, während der Blattrand ſo gut wie frei davon war. Die Früchte zeigten keine Korkwucherungen, blieben aber an den ganzen Stöcken auffallend klein. Dieſe Korkwucherungen nahmen ihren Anfang in dem Paliſſaden— parenchym, deſſen Zellen ſchon frühzeitig die Epidermis ſprengten, dann an der Spitze ſich verbreiterten, worauf ſich in ihnen und ſpäter auch in tiefer liegendem Gewebe Korkzellbildung einſtellte. Im darauf folgenden Jahre erzeugten dieſelben Stöcke wieder geſundes Laub. II. Der Schorf der Kartoffelknollen. Wir haben dieſe Krank- Schorf der heit bereits an andrer Stelle dieſes Buches erwähnt: in Band I, S. 104 Kartoffelknollen. it fie als eine lokale Wundfäule charakteriſiert worden, und es mag auf das dort Geſagte verwieſen ſein, weil dort von dem Ausſehen der Krankheit die Rede war. Die eigentlichen Urſachen ſind, wie dort auch ſchon angedeutet wurde, bis jetzt nicht befriedigend aufgeklärt. Auch unter den paraſitären Krankheiten mußte der Kartoffelſchorf in Band II, S. 25, erwähnt werden, weil mehrere Autoren denſelben als durch paraſitiſche Pilze verurſacht erklärten. Nach neueren, in meinem Inſtitute begonnenen Unterſuchungen, die jedoch noch nicht zum Abſchluß gekommen ſind, ſcheinen niedere Organismen bei der Erzeugung des Schorfes beteiligt zu fein, da man durch Steriliſierung des Erdbodens den Schorf verhindern kann. Jedoch hat ſich ein wirklicher Paraſitismus nicht nachweiſen laſſen, ſo daß noch nicht klar iſt, wie etwaige Organismen an der Erkrankung des Lenticellengewebes, von welchem der Schorf ausgeht, beteiligt ſind. Es mag hier bemerkt werden, daß außer den in Band II ſchon behandelten Paraſiten, die man als Urheber von Kartoffelſchorf angeſprochen hat, noch ein vermeintlicher Pilz damit in Beziehung gebracht worden iſt ſchon 1842 von Wallroth, wie aus einem Citat bei Sorauer?) zu entnehmen it. Der als Erysiphe subterranea bezeichnete Pilz iſt indeſſen jo ungenügend beſchrieben worden, daß ſich über ſeine Natur und ſeine Stellung im Pilz— ſyſteme keine Klarheit gewinnen läßt, vor allen Dingen aber auch für die Annahme, daß er ein Paraſit und die Urſache des Schorfes wäre, kein Beweis zu finden iſt. Wenn etwas, was ich bei Kartoffelſchorf neuerdings ſelbſt beobachtet habe, mit dem Wallroth'ſchen Mikrob identiſch iſt, ſo könnte dieſes am erſten an die rätjelhafte Spongospora (Band II, ©. 18) erinnern, welche Brunchorſt als Veranlaſſer des Schorfes betrachtet; doch habe ich an meinem Material bis jetzt nicht die Überzeugung gewinnen ) Pflanzenkrankheiten, 2. Aufl. I, I. e., pag. 228. 2) 1. c., pag. 230. 310 II. Abſchnitt: Krankheiten ohne nachweisbare änßere Urſachen können, daß es ſich um einen paraſitären Organismus handelt. Weiteres muß ich ſpäteren Veröffentlichungen vorbehalten. Es muß ſomit der Kartoffelſchorf auch unter den Pflanzenkrankheiten erwähnt werden, welche nicht auf paraſitären Urſachen beruhen, und zwar unter denjenigen, über deren Urſachen wir noch im Unklaren ſind. Im folgenden ſollen die Beobachtungen zuſammengeſtellt werden, welche man über die Veranlaſſung zur Entſtehung des Schorfes bisher gemacht hat. Es wurde ſchon an der erſterwähnten Stelle darauf hingewieſen, daß zuerſt Schacht) die Lenticellen des Kartoffelknollens als die Ausgangs— punkte der Schorfſtellen erklärt hat. Unter Lenticellen oder Rindenporen verſteht man an und für ſich normale Bildungen der Pflanze, welche gewöhnlich an den mit einer Korkſchicht überzogenen Teilen und zwar in der Korkſchicht ſelbſt ſich befinden, wo ſie zur Unterhaltung des Gas— austauſches der Pflanze dienen und alſo die Rolle der Spaltöffnungen ſpielen. In der Korkhaut der meiſten Holzpflanzen ſind es regelmäßig vorhandene normale Organe. Ob ſie bei der Kartoffel im normalen Zuſtande ſchon vorhanden ſind, iſt aus Schacht's Angaben nicht beſtimmt zu erſehen; derſelbe ſcheint anzunehmen, daß ſie erſt infolge der Einwirkung größerer Feuchtigkeit entſtehen. Thatſache iſt, daß an der normalen jungen Kartoffel die Lenticellen, wenn auch für das bloße Auge noch wenig deutlich, vorhanden ſind, daß dagegen, wenn die Kartoffeln längere Zeit in feuchte Luft gebracht werden, oder wenn man Waſſerkulturen mit ihnen macht, dieſe Korkwarzen viel ſtärker hervortreten?), wie denn auch an den Zweigen der Holzpflanzen im Waſſer die Lenticellen ſich zu großen, hervortretenden, weißen Polſtern vergrößern, infolge geſteigerter Vermehrung der Füllzellen, aus welchen die Lenticellen beſtehen. Der gewöhnlichen Regel nach entſtehen, wenigſtens bei den meiſten Holzpflanzen, die Lenticellen unterhalb der Spaltöffnungen?). Daß auch an den Kartoffel- knollen die Lenticellen unter den Spaltöffnungen ihre Entſtehung nehmen, wird von Caspary) und Stapfs) angegeben. Auch eine ſtarke Lenticellen⸗ wucherung, welche unter den erwähnten Umſtänden bis zur Bildung mehl— weißer, über die Oberfläche hervortretender Zellhäufchen fortſchreiten kann, iſt an ſich noch kein Schorf, aber fie kann dazu werden, wenn dieſe Füll- zellen mehr oder weniger zerſtört werden; es bilden ſich dann eben jene ſchüſſelförmig vertieften, mit vermoderten Zellreſten erfüllten Stellen der Kartoffeln, die man als Schorf bezeichnet. Daß dieſe Schorfſtellen aus Lenticellen hervorgegangen ſein können, dafür ſpricht auch die anatomiſche Struktur des unter denſelben liegenden Zellgewebes, welche derjenigen entſpricht, wie ſie thatſächlich unter den Lenticellen zu finden iſt. Während unter dem glatten Teile der Kartoffelſchale die kleinen, inhaltsarmen Zellen, welche das ſogenannte Korkcambium an der Innenſeite der gewöhnlichen 1) Bericht ꝛc. über die Kartoffelpflanze und deren Krankheiten. Berlin 1855, pag. 24. 2) Vergl. Nobbe, Verſuchsſtationen 1864, pag. 58. 3) Vergl. Stahl, Entwickelungsgeſchichte und Anatomie der Lenticellen. Botan. Zeitg. 1873, Nr. 36. 4) Refer. in Botan. Zeitg. 1857, pag. 116. 5) Centralbl. f. Agrikulturchemie 1879, pag. 714. 4. Kapitel: Abnorme Gewebebildungen 311 Korkhaut darſtellen, nur wenige Zelllagen bilden, an welche ſich innen ſogleich die Stärkemehl führenden Zellen anſchließen, finden wir unter den Schorfſtellen, beſonders unter den jungen Stadien derſelben einen größeren Komplex kleiner, unregelmäßiger, inhaltsarmer Zellen, welcher tiefer in das Innere des Knollens hineinreicht, und auch das umgebende Gewebe iſt ſtärkefrei oder jtärfearm, jo daß man unter den Schorfitellen erſt in einer etwas größeren Tiefe das ſtärkehaltige Gewebe erreicht. Jener Komplex inhaltsarmer, kleiner, unregelmäßiger Zellen entſpricht den Füllzellen einer Lenticelle. Bei ſtarker Schorfigkeit ſchreitet das Abſterben des Gewebes bis in dieſe meriſtematiſchen Zellen fort, und es tritt dann oft die gewöhnliche Reaktion gegen eine von der Oberfläche ausgehende Wundfäule ein, daß nämlich unterhalb dieſes Punktes, alſo noch tiefer im Innern, ein neues Korkcambium ſich zu bilden ſucht, um die kranke Stelle durch eine Schicht von Wundkork abzugrenzen; bevor ſie fertig gebildet iſt, kann ſie aber auch ſchon von den vordringenden Zerſetzungserſcheinungen zerſtört ſein; es kommt dann zu dem Kampfe zwiſchen Zerſetzungserſcheinungen und natürlichen Heilungsverſuchen, von deſſen Ausgange das mehr oder weniger tiefe Fortſchreiten und Umſichgreifen des Schorfes abhängt, worauf ſchon Bd. I, S. 106, hingewieſen wurde. Was die Veranlaſſungen zur Entſtehung des Kartoffelſchorfs anlaugt, Veranlaſſungen jo find dieſelben nach den zahlreichen darüber vorliegenden Erfahrungen des Kartoffel- ſehr mannigfaltiger Art, woraus ſchon deutlich genug hervorgeht, wie ſchorfs. wenig wir noch über die eigentlichen Urſachen des Schorfes wiſſen: Es werden folgende Faktoren angegeben: a) Näſſe des Erdbodens. Dieſe wird unter den möglichen Ver— anlaſſungen des Kartoffelſchorfes ſchon von Schacht (J. e.) und Caspary (I. c.) angenommen. Ich habe folgenden Verſuch gemacht, welcher auf das klarſte zeigt, daß in der That dieſer Faktor allein den Schorf veranlaſſen kann. Es wurden auf einem Sandboden zwei nebeneinander liegende, ganz gleiche Parzellen mit derſelben Kartoffelſorte beſäet, die eine Parzelle aber trocken gehalten, ſo daß ſie nur die natürlichen Niederſchläge bekam, die andre täglich gleich ſtark begoſſen, gleichgültig ob es regnete oder nicht. Die Kartoffeln, welche auf dem naſſen Stück geerntet wurden, waren alle hochgradig ſchorfig, die des trocknen Stückes jo gut wie ſchorffrei. Schacht ſucht die Erklärung für dieſe Wirkung überflüſſiger Feuchtigkeit darin, daß er annimmt, das unter den Lenticellen liegende Gewebe der Kartoffel ſei ſchlechter als durch die eigentliche Korkſchicht gegen eindringendes Waſſer geſchützt und letzteres veranlaſſe daher das Abſterben und die Zerſetzung jenes Gewebes. b) Mergelung des Bodens. Bereits Schacht (J. c.) konnte be— richten, daß die Landwirte die Erfahrung gemacht haben, daß Mergelung der Böden Veranlaſſung zum Schorfigwerden der Kartoffeln iſt, daß jedoch nur der gelb gefärbte Mergel, welcher alſo Eiſenoxyduloxyd enthält, dieſe Wirkung hat, nicht der helle Mergel, in welchem nur Eifenoryd vorkommt Dieſe Wahrnehmung iſt auch jpäter!) und bis in die neueſte Zeit von Landwirten, die ſich beſonders mit Kartoffelbau beſchäftigen, beſtätigt worden, jo daß hier zweifellos keine zufällige Beziehung vorliegt, wofür es jedoch noch an einer Erklärung fehlt. Daß Kalk allein die Schuld nicht ) Der Landwirt 1875, pag. 352. Lohkrankheit. 312 II. Abſchnitt: Krankheiten ohne nachweisbare äußere Urſachen haben kann, geht ſowohl aus dem oben Angeführten, als auch aus einem Verſuche Heiden's) hervor, wonach auf einem jungfräulichen Boden, der in 10 Jahren 6 mal eine ſtarke Kalkdüngung (36 Centner pro Acker) erhalten hatte und dann in friſcher Kalkdüngung Kartoffeln trug, gänzlich ſchorffreie Knollen lieferte. Eine andre intereſſante, ebenfalls wiederholt gemachte Beobachtung über das Auftreten des Schorfs nach Mergelung geht dahin, daß im erſten Jahre nach dem Mergeln die Krankheit noch nicht erſcheint, erſt in den folgenden Jahren immer ſtärker hervortritt, um dann etwa nach 10 Jahren allmählich wieder zu verjchwinden?). Auch will man beobachtet haben, daß wenn der Mergel vor Winter gefahren und mit der Ackerkrume gehörig vermiſcht wurde, kein Schorf aufgetreten ſeis). Nach Dudjteint) ſoll gegen das Auftreten des Schorfes auf friſch gemergeltem Sandboden Ammoniak- und Chiliſalpeterdüngung nichts, Kainit (3 Centner pro Morgen) nicht viel, wohl aber Phosphorſäure-Düngung geholfen haben, indem bei Anwendung von 3 Centner Thomasſchlacke, 2 Centner Kainit und ½ Centner ſchwefelſaurem Ammoniak kein oder nur ſehr wenig Schorf auftrat. e) Düngung mit organiſchem Stickſtoff. Schon von Schacht (. c.) und von Späterens) wird erwähnt, daß Düngung mit Kloakenkot oder Straßenkehricht, ſowie mit friſchem tieriſchem Dung oder mit Jauche, namentlich bei dünnſchaligen Sorten, den Schorf hervorbringe. d) Einwirkung von Ammoniak. Nach C. Krause) follen bei einem Verſuche in einem faſt reinen, mit Aſchedüngung verſehenen Quarz- ſand ſchorfige Kartoffeln am reichlichſten aufgetreten fein, wenn demſelben Torfpulver beigemengt und Stickſtoff als Ammoniak zugeſetzt wurde, während Stickſtoff in Form von Salpeterſäure, oder Quarzſand ohne Düngung oder bloß mit Aſche, ſelbſt wenn Torf beigemengt war, keine ſchorfigen Kartoffeln ergab. Es muß vorläufig dahingeſtellt bleiben, ob man dieſe Beobachtung zur Erklärung der Schorfbildung bei Gegenwart von eiſen— haltigem Mergel verwerten kann, indem man etwa an eine Freimachung von Ammoniak aus Humus durch den Kalk und an eine Hemmung der Salpeterbildung durch Eiſen denken möchte. III. Als vohkrankheit iſt eine Erkrankung der diesjährigen Triebe von Holzpflanzen, beſonders der Kirſchen bezeichnet worden, welche in einer abnorm geſteigerten Wucherung der Lenticellen beſteht. Nach der von Sorauer) gegebenen Beſchreibung trat die Krankheit an kräftigen Baum— ſchulſtämmen auf, an deren einjährigem Triebe im September in der unteren Hälfte die Korkhaut geſchlitzt oder in weiten, klaffenden Längsriſſen auseinander getrieben war und darunter ein ockergelbes, ſammtartig aus— ſehendes Gewebe zu Tage trat, welches nach dem Trockenwerden abſtäubte und die Finger beim Berühren gelb färbte. An dieſen Stellen waren die 1) Allgem. Hopfenzeitung 1882, pag. 295. ) Landw. Zeitg. f. Weſtfalen und Lippe 1864, pag. 106. >, Fühling's landw. Zeitg. 1871, pag. 391. ) Refer. in Centralbl. f. Agrikulturchemie 1888, pag. 191. >) Der Landwirt 1875, pag. 319, 352 und Janowski, refer. in Centralbl. f. Agrikulturchemie 1876 J, pag. 430. 6) Mechanik der Knollenbildung. Flora 1877, pag. 125. 1) Botan. Zeitg. 1889, Nr. 11. 4. Kapitel: Abnorme Gewebebildungen 313 Zweige bereits entblättert, nach der Spitze hin ſaßen noch geſunde Blätter und gleichzeitig nahmen dort die aufgeriſſenen Stellen ab oder es zeigten ſich nur aufgetriebene, aber noch nicht aufgeriſſene Rindenſtellen. Die Auf— treibungen erwieſen ſich als Lenticellenpolſter, durch deren Wucherung die normale, primäre Korklage geſprengt wurde. Dieſe Wucherungen beſtanden ſelten aus lauter rundlichen Füllzellen, wie ſie für die Lenticellen charak— teriſtiſch ſind; meiſt waren ſie mehrſchichtig, indem nicht alle Zellen als Füllkork ausgebildet wurden, ſondern etagenweiſe Lagen von tafelförmigen Korkzellen, wie bei der normalen Korkbildung nach innen fortſchreitend, ent— ſtanden und wobei die Tafelkorklamellen die Trennungsſchicht zwiſchen zwei Füllkorkmaſſen bildeten. Sorauer glaubt dieſe Wucherungen aus einem erhöhten Gewebeturgor erklären zu müſſen, welcher in Folge der Ver— minderung der Tranſpiration wegen des vorzeitigen Abfalles des Laubes entſtanden ſei. IV. Blatt- und Rindenauftreibungen. Von den KorfwucherungenBlatt- und Rin— ſind wohl zu unterſcheiden gewiſſe hügelartige Auftreibungen auf dendenauftreibungen. Blättern oder auf den Zweigen, welche nicht aus Kork beſtehen, ſondern auf einer Wucherung der Meſophyllzellen des Blattes oder der Rindenzellen beruhen, indem dieſelben ſich ſchlauchförmig ſtrecken und oft unter Sprengung der Epidermis, beziehentlich der Korkſchicht, als eine callusartige Gewebe— maſſe hervortreten. Sorauer!) beſchreibt ſolche Blattauftreibungen bei im Warmhauſe ſtehenden Dracaena, Cassia, Acacia, wo es die Paliſſaden— zellen und manchmal auch noch tiefer liegende Schichten des Meſophylls ſind, welche ſich bis zur Schlauchform verlängern und dann wohl auch noch durch Querwände ſich teilen können und dabei ziemlich dicht aneinander gepreßt ſtehen. Zugleich verlieren die ſich ſtreckendeu Meſophyllzellen das Chlorophyll und werden endlich ganz farblos oder ſind nur mit wenigen, kleinen, gelblichen Körnern verſehen Darum wird die kegelförmige Auf— treibung auf ihrer Spitze allmählich gelb; dort reißt ſie zuletzt auf und zeigt zwiſchen den daſelbſt befindlichen, am ſtärkſten geſtreckten Meſophyll— zellen eine trichterförmige Vertiefung. Soweit die ſchlauchförmig verlängerten Zellen frei hervortreten, ſchwellen ihre Enden etwas keulenförmig an, ver— dicken und bräunen zuletzt ihre Wandungen mehr oder minder tief abwärts, wodurch dann die Auftreibung braune Färbung annimmt. Infolge des geſteigerten Wachstums, welches mit dieſen Auftreibungen an der Oberſeite des Blattes verbunden iſt, krümmen ſich bei Cassia die Fiederchen mit ihren Rändern nach unten gegen einander; auf der Blattunterſeite kommen ſeltener ſolche Auftreibungen vor. Ahnliche Erſcheinungen beſchreibt Sorauer) auch an Aralia, Panax, Hedera und Camellia. Auch an einem einzelnen Weinſtocke, der in einem Weinhauſe in der Nähe der warmen Heizungsröhren ſtand, beobachtete Sorauers) im September nach dem Abernten der Trauben Auftreibungen an der Unterſeite der Blätter, beſonders in der Nähe der Nerven und am reichlichſten nahe der Blatt— baſis; dieſelben ſtimmten in ihrem Baue im weſentlichen mit den be— ſchriebenen überein; die im Centrum der Auftreibung befindlichen Zellen ) 1. c., pag. 222. 2) Forſchungen a. d. Geb. d. Agrikulturphyſik 1886, pag. 387. 3) Pflanzenkrankheiten, 2. Aufl. I, pag. 224, und Forſchungen a. d. Geb. d. Agrikulturphyſik 1890, pag. 90. Waſſerſucht von Ribes. 314 II. Abſchnitt: Krankheiten ohne nachweisbare äußere Urſachen waren am längſten und ſtanden genau ſentrecht zur Oberfläche des Blattes, die ſeitlich anſtoßenden ſtanden mehr fächerartig ſchief und waren allmählich kürzer und breiter; Schwinden des Chlorophylls war auch hier eingetreten. Die Blätter zeigten daher ein marmoriertes Ausſehen, das durch gelbliche, dem bloßen Auge drüſig erſcheinende Erhabenheiten bedingt wurde. Die Warzen an den Beeren- und Traubenſtielen des Weinſtockes zieht Sorauer auch hierher; doch ſollen dieſe zum Teil als Lenticellen-Wucherungen auf treten. Hieran ſchließen ſich wohl auch noch folgende Erſcheinungen. Bei Ampelopsis hederacea beobachtete Tomaſchekt) perlenartige Erhaben— heiten auf jungen Zweigen, Blattſtielen und Blattrippen, ſowie an der Außenſeite der Nebenblätter. Sie bildeten ſich unter den Spaltöffnungen durch Wachstum und Vermehrung der an die Atemhöhle angrenzenden Meſophyllzellen. Auch an Kartoffelblättern hat man warzenartige Aus— wüchſe, die denen auf den Weinblättern ähnlich find, gefunden?). Sorauers) beſchreibt ferner das Auftreten von Längsſchwielen an Stengeln und Zweigen von Lavatera trimestris und Malope grandiflora, auf der Sonnenſeite, hervorgerufen durch eine radiale und tangentiale Streckung der zwiſchen zwei Baſtbündeln liegenden chlorophyllführenden Parenchymzellen, die dadurch bogenförmig ſich nach außen wölben, worauf bisweilen unter der ſo gelockerten Stelle ſogar der Holzkörper die Struktur eines weitmaſchigen Parenchyms annimmt; ferner ein Aufreißen der Stengelrinde bei Acacia durch ſchlauch— artige Streckung der zwiſchen Epidermis und Baſtbündeln liegenden Rinden- zellen; endlich bei Pandanus javanicus eine Zellwucherung unter Schwinden des Chlorophylls im Innern des Blattes, ohne äußere Auftreibung, nur unter Gelbfleckigwerden des Blattes. Später hat Sorauer)) ebenſolche, in Form von gelben Punkten beginnende, knotenähnliche Erhabenheiten auf der Unterſeite der Blätter des Gummibaumes beſchrieben unter der Bezeichnung Knotenſucht. Sie gehen aus Wucherungen der Schwamm— parenchymzellen hervor, wobei dieſe ihr Chlorophyll verlieren und ſich ſchlauchförmig ſtrecken ähnlich wie Paliſſadenzellen. Die Erſcheinung ſoll im Herbſt und Winter auftreten, wenn die Pflanzen ſtark gegoſſen und ſehr warm gehalten werden; wenn die Pflanzen kühler, heller und trockner geſtellt wurden, ſollen die neuen Blätter geſund geblieben ſein. Auch an Yucca fand Sorauer bei feuchtem Standorte ſolche Streckungen der Meſophyllzellen, wodurch ſich ſchwielenartige, elliptiſche, gelbe Stellen in den Blättern bildeten. Hieran ſchließt ſich auch die von den Gärtnern Waſſerſucht genannte Erkrankung der Triebe von Ribes aureum, welche Species oft als Unter— lage zur Veredlung mit Stachel- und Johannisbeeren benutzt wird. Nach Sorauer?) beſteht die Krankheit in beulenförmigen Rindenauftreibungen, welche bald klein, bald bis 6 em lang ſein können, einſeitig am Stamme oder ringsum ſtehen und am häufigſten am zwei- oder mehrjährigen Trieben auftreten, welche dann kränkeln, aber auch an einjährigen Trieben ) über pathogene Emergenzen auf Ampelopsis hederacea. Oſterr. Botan. Zeitg. 1879, pag. 87. 2) Nach Maſters, Gard. Chron. 1878 I, pag. 802. 3) Pflanzenkrankheiten, 2. Aufl. I, pag. 227. ) Prakt. Ratgeber f. Obſt- und Gartenbau 1890, Nr. 4 u. 10. 5) Pflanzenkrankheiten, 2. Aufl. I, pag. 233. 4. Kapitel: Abnorme Gewebebildungen 315 vorkommen, welche dann infolgedeſſen abſterben. Die Geſchwulſt zeigt unter der geſprengten Oberhaut hervorquellend ein ſchwammig-weiches, callusähn- liches Gewebe, entſtanden durch ſchlauchförmige Verlängerung der zwiſchen den Baſtzellgruppen liegenden Rindenzellen, zwiſchen denen ſich weite Zwiſchen— räume gebildet haben, und wobei die verlängerten Zellen inhaltsarm und waſſerreich find. In ſehr intenſiven Fällen kann die ſchlauchförmige Streckung der Zellen bis in die Cambiumſchicht reichen, und dann bekommt auch das Holz von dieſer Zeit an auf dieſer Stelle eine veränderte Struktur, indem es aus dünnwandigen, parenchymatöſen Zellen zuſammengeſetzt er— ſcheint. Dieſes ſchwammige Gewebe der Rindenauftreibung ſchrumpft wegen ſeiner lockeren, waſſerreichen Beſchaffenheit bei trockner Luft bald zu einer braunen, mürben Maſſe zuſammen, welche dem Holzkörper aufgelagert iſt oder den bei Trockenheit ſich zurückrollenden äußeren Rindenlappen anhaftet. Auch was Sorauer) Rindenkrebs bei Roſen genannt hat, iſt ein Rindenkrebs bei Aufplatzen der Rinde der vorjährigen Triebe, wobei unter den Rindenfetzen Roſen. helllederfarbige, körnig⸗ſchwielige Wucherungen des Rindengewebes ſich er— heben und wodurch einzelne Zweige ganz abſterben können. Der Anfang zu dieſer Veränderung ſoll ſchon bei der erſten Entwickelung des Zweiges gegeben ſein, indem unterhalb dieſer Stellen vom Markkörper ausgehend 2 bis 4 ſehr breite, weiche Markſtrahlen zu finden ſind, welche im normalen Holze nicht zu bemerken ſind; am Ende eines derartig erweiterten Mark— ſtrahles ſoll ſich bisweilen die Anlage einer Adventivknoſpe wahrnehmen laſſen, während in andern Fällen der Markſtrahl direkt in das Wucher— gewebe der Rinde übergehe. Für alle dieſe Blatt⸗ und Rindenauftreibungen ſucht Sorauer (J. c.) Vermutete Ur- die Erklärung in einem Waſſerüberſchuß an den betreffenden Stellen derſachen der Blatt— Pflanzen, durch welchen ein größerer Turgor und damit eine ſtärkere und Rinden— Streckung der Parenchymzellen hervorgebracht werde. Daß alle genannten auftreibungen. Erſcheinungen auf dieſe Weiſe erklärt werden müſſen, dafür iſt noch kein Beweis beigebracht. Für die Waſſerſucht von Ribes iſt dieſe Erklärung allerdings plauſibel, wenn man bedenkt, daß die zur Veredlung vorbereiteten Stämmchen von Ribes gut bewürzelt ſind, dagegen nicht genügend Zweige und Augen beſitzen, deren Entwickelung einen entſprechenden Verbrauch des aufgenommenen Waſſers ermöglichen könnte, zumal da man nach Sorauer durch reichliches Gießen und ſchnelles Antreiben gut bewurzelter Exemplare im Warmhauſe das Auftreten dieſer Wucherungen ſehr befördern kann. Auch ſieht man bei manchen andern Pflanzen, beſonders häufig an Phaseolus, wenn ſie in Waſſerkulturen oder in ſehr feuchtem Sande gezogen werden, ein Aufplatzen der Rinde an unteren Stengelteilen infolge von Streckung und Wucherung der Rindenzellen (vergl. auch Band J. Seite 259). V. Abnorme Holzbildungen. An den Holzpflanzen kommen ver- Abnorme Holz— ſchiedene abnorme Gebilde vor, welche in einer vermehrten Erzeugung von bildungen. Holz beſtehen und ſich meiſtens äußerlich als lokale Verdickungen der Stämme oder Wurzeln kennzeichnen, bei denen aber kein paraſitärer Organismus und meiſt auch keine Verwundung als Veranlaſſung ſich erkennen laͤßt, ſo daß für ihre Entſtehung bis jetzt überhaupt keine oder wenigſtens keine genügende Erklärung zu finden iſt. Wir ſtellen hierher folgende verſchiedene Er— ſcheinungen. 1) Prakt. Ratgeber f. Obſt⸗ u. Gartenbau 1890, pag. 4. 316 II. Abſchnitt: Krankheiten ohne nachweisbare äußere Urſachen Maſerkröpfe. Urſache der Maſer⸗ fropfbildung. 1. Die Maſerkröpfe. Man verſteht darunter mehr oder minder umfangreiche, kropfförmige Anſchwellungen an der Seite der Stämme oder der Wurzeln bei den verſchiedenſten Holzpflanzen. Dieſe Anſchwellungen beſtehen zum weſentlichen Teile aus Holz, ſind aber ebenfalls mit Rinde, beziehentlich mit Borke bedeckt und wachſen wie alle holzigen Axen durch Vermittelung einer Cambiumſchicht in die Dicke, welche wie gewöhnlich zwiſchen Rinde und Holz liegt. Stets iſt das Holz der Maſerkröpfe von derjenigen Struktur, welche man Maſerholz nennt und welche ſchon Bd. I. S. 80, beſchrieben worden iſt, wo wir dieſe Struktur auch als für dasjenige Holz charakteriſtiſch kennen gelernt haben, welches in den nach Verwundungen entſtehenden Überwallungen gebildet wird. Wir haben dort geſehen, daß das Maſerholz in einem geſchlängelten Verlauf der Holzbündel um die un— gewöhnlich breiten und kurzen Markſtrahlen beſteht. Darum ſind die Maſer⸗ kröpfe auch mit einer außen grindartig unregelmäßig zerriſſenen, kleinſchuppigen Borke bedeckt, was ſich aus der ebenfalls maſerigen Struktur der ſekundären Rinde mit ihren Baſtbündeln erklärt. Ihr Wachstum geſchieht nach allen Richtungen hin, ſo daß ſie im allgemeinen ihre beulen- oder kropfförmige Geſtalt beibehalten, doch dürfte immer das Wachstum am unteren Rande das ſtärkſte ſein, worin der abwärts gehende Strom der Nährſtoffe ſich geltend macht. Mit zunehmendem Alter werden dieſe Auswüchſe immer größer und erreichen nicht ſelten ungeheure Dimenſionen, ſo daß ihr Umfang ſelbſt den des Stammes, an welchem ſie ſitzen, übertreffen kann; und bis— weilen umzieht ein Maſerkropf mehr als die Hälfte, ja mitunter als eine zuſammenhängende Maſſe den ganzen Umfang des Stammes. Große Maſerkröpfe bedeuten für die übrigen Teile eines Baumes eine Entziehung von Nahrung, da dieſe Auswüchſe ſelbſt gewöhnlich nicht belaubt ſind und ihr Nahrungsmaterial aus dem Stamme beziehen. In der That zeigen auch Bäume, welche ungewöhnlich große Maſerkröpfe ernähren, in den übrigen Teilen eine minder kräftige Vegetation, was jedoch dem Baume nicht geradezu tödlich iſt, denn er kann auch mit einem ungewöhnlich großen Maſerkropf ſehr alt werden. Es iſt jedenfalls ein ſeltenes Ereignis, wie Meyen !)) eines erwähnt, wo eine 55 jährige Eſche infolge einer ſeit 50 bis 52 Jahren beſtandenen Maſerbildung abgeſtorben war, weil dieſe den ganzen Stamm umzog und eine Unterbrechung der abſteigenden Nahrung bedingte, gerade ſo wie ein Ringelſchnitt. Die Linde bekommt ſehr häufig an der Seite ihres Stammes, beſonders nach dem Schnitt oder Hieb, z. B. wenn Waſſer⸗ reiſer abgeſchnitten worden ſind, Maſerkröpfe, deren Bildung durch die reichliche Entwickelung von Adventivknoſpen, zu welchen die Linde geneigt iſt, befördert wird, weshalb bei dieſem Baume die Maſerkröpfe oft ganz mit Adventivknoſpen und Zweigen überſäet ſind. Auch Birken, Rüſtern, Pappeln, Erlen, Eichen, Ahorne zeigen die Erſcheinung nicht ſelten. Auch an der Baſis des Stammes und an den Wurzelanläufen können Maſerkröpfe ent— ſtehen; ſie ruhen dann als eine unförmige Maſſe auf dem Boden und zum Teil in demſelben und ſind an einer Seite dem Stamme angewachſen. Über die eigentliche Urſache der Maſerkropfbildung ſind wir noch nicht aufgeklärt. Wegen ihres ſtarken Wachstums erweiſen ſich die Maſerkröpfe als Hypertrophien; in der That iſt nicht bloß die Holzbildung gefördert, meiſt iſt auch die Rinde derſelben dicker als die normale Rinde; die vielen 1) I. e., pag. 91. 4. Kapitel: Abnorme Gewebebildungen 317 dicken Markſtrahlen des Maferholzes find im Winter reich an Stärkemehl, oft haben die Maſerkröpfe die Neigung, eine reichliche Brut von Adventiv— knoſpen zu erzeugen; alles dies zeigt, daß dieſe Gebilde wie Anziehungs— punkte für plaſtiſche Nährſtoffe in der Pflanze wirken, und doch iſt hier kein paraſitärer Organismus zu finden, welcher eine ſolche Reizwirkung ausüben könnte, wie es ſonſt bei paraſitären Hypertrophien der Fall iſt. Eine bloße mechaniſche Stauung in der Wanderung der aſſimilierten Stoffe anzunehmen, kann meiſtens keine genügende Erklärung abgeben. Allerdings nehmen bisweilen Maſerkröpfe ihren Ausgangspunkt von Überwallungen von Wundrändern; mitunter ſcheint eine Anhäufung von Adventivknoſpen— brut der Anfang zur Maſerkropfbildung zu ſein. Aber in andern Fällen be— ginnt der Maſerkropf an Stellen, wo nichts von alledem zu finden iſt. Ich habe ſchon in der vorigen Auflage dieſes Buches Seite 132 darüber be— richtet, daß ich an der Eſche, bei welcher Maſerkröpfe ſehr häufig vorkommen, die Entſtehung dieſer Bildung auf den früheſten erreichbaren Anfang zurück— verfolgt habe. Die Ausgangspunkte dürften immer kleine Verwundungen des Periderms ſein, die mir einigemale Rißſtellen über einer Lenticelle (Korkwarze) zu ſein ſchienen. Die Folge iſt dann ſehr bald, daß zwiſchen den vertrockneten Rändern der zerriſſenen äußeren Rindenſchicht ein kleiner hellbrauner Wulſt als eine lebende Neubildung ſich hervorſchiebt. Die Form desſelben richtet ſich nach derjenigen der Wunde: entweder iſt er ein gerundetes Knöllchen oder eine längliche Schwiele; nicht ſelten brechen auch gleich mehrere traubenartig umeinander gehäufte Knöllchen aus der Tiefe der Wunde hervor!). Wenn dieſelben nur erſt etwa mm weit über die Wunde hervorgetreten ſind, beſtehen ſie nur aus Rinde und Baſt, nicht aus Holz: ſie ſind eine Hypertrophie der Rinde. Außerlich ſind ſie von einem jungen Periderm umzogen. Sie entſpringen in der ſekundären Rinde. Die Zellen der letzteren haben ſich hier, nachdem das neue Periderm unter der Wunde konſtituiert war, unter demſelben ſo ſtark durch tangential ge— richtete Teilungen vermehrt, daß eine von dem neuen Periderm umgebene hervortretende Gewebewulſt gebildet worden iſt, in welcher die Parenchym— zellen in radialen Reihen liegen. Dieſes parenchymatiſche Rindengewebe bildet den Hauptbeſtandteil dieſer Rindenwülſte. Außerdem liegen in ihrem Grunde und in der Nähe der Baſtgruppen des Stammes harte, hornartige Gewebekomplexe: den Baſtfaſern ähnliche, äußerſt dickwandige Zellen, aber kurz und faſt iſodiametriſch, Stein- oder Sclerenchymzellen von ungewöhnlicher Größe mit faſt bis zum Verſchwinden des Lumens verdickten Membranen mit Tüpfelkanälen. Die nächſte Veränderung iſt die, daß nun auch der Holzkörper des Stammes genau an derſelben Stelle mit in die Hypertrophie hineingezogen wird, indem ganz dieſelbe Vermehrung der Zellen auch in der Cambiumſchicht Platz greift. Der Holzkörper ſpringt unterhalb des Rindenwulſtes bogenförmig vor, und dringt immer mehr und mehr in denſelben ein, was alſo einfach nur darauf beruht, daß die Zahl der abgelagerten Holzzellen an dieſer Stelle vermehrt iſt. Von Adventiv— knoſpen iſt alſo hier beſtimmt nichts zu finden, und das Holz des Maſer— ) Vielleicht ſind dieſe Bildungen identiſch mit den von Ratzeburg Rindenroſen genannten Wundſtellen an Eſchen, von denen er eine Abbildung (J. c. II, pag. 275) giebt, ohne jedoch ſonſt etwas Genaueres über fie mitzu— teilen. 318 II. Abſchnitt: Krankheiten ohne nachweisbare äußere Urſachen Wurzelkröpfe der Apfel⸗ und Birn⸗ bäume. kropfes ſteht nicht bloß anatomiſch mit dem Holzkörper des Stammes im Zuſammenhang, ſondern nimmt auch entwickelungsgeſchichtlich von demſelben ſeinen Anfang. Eine den Maſerkröpfen am nächſten ſtehende Bildung ſind die Wurzel— kröpfe der Apfel- und Birnbäume. Sie finden ſich vorzugsweiſe am Wurzelhalſe, auch an unterirdiſchen Teilen von Stammorganen der jungen Bäumchen der Baumſchulen, und kommen im allgemeinen etwa in der Größe einer Haſelnuß oder Wallnuß, doch auch in Fauſt- bis Menſchenkopf⸗ größe vor. Pflanzen mit ſo großen Wurzelkröpfen zeigen auch ein ſchwächeres Wachstum des Stammes und der Aſte, was wohl damit zuſammenhängt, daß die Kröpfe ein bedeutendes Nahrungsquantum abſorbieren. Dieſe Kröpfe, welche eine der Wurzel gleiche Farbe beſitzen, beſtehen aus lauter aufeinandergehäuften und aus einander hervorgehenden, etwa halbkugeligen Anſchwellungen, wodurch die Oberfläche ein unregelmäßig perlenartiges oder warziges Ausſehen erhält. Nach Sorauer) findet man an noch ſehr kleinen Anſchwellungen, wie ſie an den feinſten Wurzeläſten vorkommen, daß die Ausgangsſtelle des Wurzelkropfes eine Verletzung des Holzeylinders der Wurzel im erſten Jahre iſt, um welche ſich dann Überwallungen mit maſeriger Holzſtruktur gelegt haben; aber auch ohne Verletzungen ſcheinen dieſe Gebilde entſtehen zu können, denn Sorauer beobachtete auch ſehr ſtarke keilförmige Markſtrahlverbreiterungen im erſten und zweiten Sahres- ringe des Wurzelkörpers als Anfänge, wobei ohne wahrnehmbare Verletzung um dieſe Parenchymkeile ein maſeriger Verlauf der angrenzenden Holzbündel auftrat. Zugleich erſcheinen in der üppig entwickelten Rinde der Anſchwellungen nach Sorauer einzelne Gruppen kleinerer protoplasmareicher Zellen, welche Herde von Zellvermehrungen darſtellen. Manche dieſer Gruppen beſtehen aus ziemlich gleich großen Zellen und laſſen in ihrer Peripherie eine Zone von Meriſtem erkennen; einige der innerhalb dieſer Zone befindlichen Zellen bilden ſich allmählich zu weiten, porös verdickten Elementen um, wodurch der erſte Anfang eines rindenſtändigen Holzkörpers entſteht, ähnlich wie bei den unten beſchriebenen Maſerknollen. Andre dieſer kleinzelligen Gruppen zeigen deutlich eine in Zellvermehrung bleibende Kuppe und ſtellen die An— lagen von endogenen Knoſpen dar, welche früher oder ſpäter die Rinde durchbrechen können. Sorauer ſah daraus beim Einſetzen ſolcher Exem— plare in eine Nährlöſung im warmen Zimmer Ende März grüne, ſpitz kegel— förmige Knoſpen mit kleinen Blattanlagen und unverhältnismäßig großen Achſelknoſpen hervorwachſen. Ich habe dieſe Wurzelkröpfe auf das etwaige Vorhandenſein von Paraſiten wiederholt unterſucht und kann Sorauer's Angabe beſtätigen, daß von ſolchen abſolut nichts aufzufinden iſt. Welche Urſache den kleinen Verwundungen zu Grunde liegt, die man als Ausgangs— punkte dieſer Anſchwellungen im Holzeylinder der jungen Wurzel findet, iſt nicht aufgeklärt. Sorauer vermutet die Veranlaſſung zur Bildung der Wurzelkröpfe in der Behandlung der Wildlinge beim Verpflanzen in den Baumſchuleu. Wenn die Gräben oder Löcher zu flach ſind, um den Wurzeln die natürliche ſenkrechte Richtung zu geſtatten, ſo werden die Pflanzen in den Boden hineingedrückt, damit die Stammbaſis in die gewünſchte Tiefe kommt, und die Wurzeläſte werden dann geſtaucht und verbogen. Wenn die Wurzeln dabei ſehr kurze, knieartig ſcharfe Biegungen ausführen müſſen, 1) 1. c. I, pag. 740. 4. Kapitel: Abnorme Gewebebildungen 319 ſo ſeien ſowohl innere Verletzungen zu erwarten als auch Anhäufung plaſti— ſcher Nährſtoffe, die auf ihrer Wanderung von oben an dieſer Stelle auf— gehalten werden und die Einleitung zu Neubildungen daſelbſt geben. Daß dies die Entſtehung und das vieljährige Fortwachſen der Wurzelkröpfe ge— nügend zu erklären vermöchte, will mir indeſſen nicht einleuchten. Übrigens entſtehen ſolche Wurzelkröpfe auch an Pflanzen, welche lange Zeit ihren Standort unverändert innegehabt haben, von neuem an den jungen Wurzeln. Ich beobachtete auch ebenſolche Wurzelkröpfe an Pflaumenbäumen in Berlin. Sie gleichen morphologiſch und anatomiſch denjenigen der Apfel⸗ und Birnbäume. Hier find auch die Zweiganſchwellungen von Ribes zu er- 3weig— wähnen, welche zuerſt von Waffer!) beobachtet wurden und die ich auch anſchwellungen in Gärten von Berlin, beſonders an Ribes nigrum gefunden habe. An don Ribes. den wenigjährigen Trieben bilden ſich oft in ſolcher Menge, daß jene ganz verunſtaltet ausſehen, ſchwarze oder braune, unregelmäßig höckrige oder perlartig gehäufte Tumoren, die bis mehrmals größeren Durchmeſſer als die Zweige ſelbſt erreichen. Ich habe vergeblich nach Paraſiten geſucht. Wakker charakteriſirt die Erſcheinung als Wurzelſucht (rhizomania), indem er ſie als eine Bildung zahlreicher Adventivwurzeln an den Zweigen auf— faßt, wobei die abnormen Wurzeln entweder gar nicht die Rinde durch— brechen oder doch bald nach dem Durchbruch abſterben, wodurch eine leichte, kegelförmige Erhebung gebildet wird, was ſich dann mehrmals wiederholen kann. Indeſſen giebt Sorauer?), welcher ſpäter dieſe Gebilde unterſuchte, nichts von Wurzel- oder Knoſpenbildung in ihnen an; vielmehr fand er als die erſten Anfänge an der Baſis der diesjährigen Zweige im Herbſte nach dem Blattfall äußerſt kleine, dem bloßen Auge lenticellenartig er— ſcheinende Wärzchen, welche hervorgehen aus einer Wucherung von Mark— ſtrahlen, über welchen infolge der Zellvermehrung die Cambiumſchicht ſteil auswärts ſteigt. Es bildet ſich ein zunächſt noch in der Rinde liegendes kegelförmiges Wuchergewebe, über welches ſich auch die Cambiumſchicht fortſetzt. Das Gewebe des Wucherkegels differenziert ſich ſchließlich in einen durch Holzelemente getrennten Mark- und Rindenkörper; der Holzring be— ſteht aus netzförmig verdickten Gefäßzellen. In den nächſten Jahren ſtirbt die Spitzenregion des Wucherkegels gleich den darüber liegenden Rinden— zellen des Zweiges ab, und danach treibt der Wucherkegel unterhalb ſeiner Spitze Seitenſproſſungen, welche gleichen Bau- und Wachstumsmodus wie der Mutterkegel haben. Dieſe ſind es, welche als perlenartige Buckel über die Zweigoberfläche hervortreten. Indem ſich dieſer Vorgang lange Zeit wiederholt, wachſen dieſe Sproſſungen allmählich zu größeren Geſchwülſten heran. Wegen der fortgeſetzten Bildung von Wuchergewebe und fort— geſetztem Wiederabſterben eines Teils desſelben will Sor auer dieſe Gebilde als Krebs bezeichnet wiſſen. Als Veranlaſſung zu dieſer Markſtrahl— wucherung läßt ſich durchaus keine Verwundung nachweiſen; die erſten Anfänge dazu ſind ſchon in dem jugendlichen Holzcylinder der diesjährigen Knoſpen zu erkennen, indem nach Sorauer hier und da ein Markſtrahl durch etwas größere Breite auffällt; auch die Fortſetzung desſelben als ) Archives Néerlandaises. T. XXIII., refer. in Journ. of Mycology. Waſhington 1889, pag. 226. 2) Zeitſchr. f. Pflanzenkrankheiten I, 1891, pag. 77. Zapfenförmige Erhöhungen auf Baumſtämmen. Wurzelkniee von Taxodium. 320 II. Abſchnitt: Krankheiten ohne nachweisbare äußere Urſachen Phlosmſtrahl in die Rinde zeigt bereits eine Neigung zu ſtärkerem Wachs— tum, indem er nicht kegelförmig in der Rinde endigt, ſondern ſeine breiteſte Seite nach der Peripherie richtet. Die Erklärung dieſer Erſcheinung ſucht Sorauer in einer „Dispoſition des Individuums zur leichten Bildung von Wuchergewebe“; die veranlaſſende Urſache ſoll hier in Verletzungen des Wurzelkörpers gelegen haben, weil die betreffenden Ribes-Exemplare aus der Zerteilung eines älteren Stockes gewonnen und verpflanzt worden waren. Einen Beweis, daß die Sache darauf beruht, iſt er ſchuldig ge— blieben. 2. Die zapfenförmigen Erhöhungen, welche bisweilen auf den Wurzelanläufen ſowie an manchen Stellen des Stammes ſich zeigen, ſchließen ſich den Maſerkröpfen nahe an. Sie beſtehen aus einem Holzkern von ebenfalls kegelförmiger Geſtalt, welcher mit ſeiner Baſis unmittelbar dem Splint aufſitzt, deſſen äußere Holzſchichten ſich auch über jenen fort— ſetzen und einen maſerig gewundenen Verlauf zeigen. Nach dem, was ich davon geſehen habe, kann ich die Anſicht Ratzeburg's), welcher ſie an Rüſtern beobachtete, daß ſie „aus Aſtchen ihren Urſprung nehmen, welche überwallen, entweder nachdem ſie abgebrochen waren oder ſchon während der trägen Entwickelung derſelben“, beſtimmt beſtätigen. Sie ſind übrigens nicht immer genau kegelförmig, bisweilen auch mehr halb— rund, buckelig oder ſonſt unregelmäßig, und es iſt nicht unwahrſcheinlich, daß unter Umſtänden wirkliche Maſerkröpfe aus ihnen ſich entwickeln. 3. Die Wurzelkniee von Taxodium. Auf den Wurzeln der mexikaniſchen Cypreſſe bilden ſich Kniee, welche in Knollenform, bis zu I/; mm Höhe über die Erde hervorragen und dem Boden eines Cypreſſen— ſumpfes das Ausſehen eines mit Stalaktiten bedeckten Bodens einer Tropfſteinhöhle geben ſollen. Auch bei uns zeigt der Baum dieſe Bildung, jedoch ſoviel ich geſehen und gehört habe, immer nur auf naſſem Boden, nicht auf trockenem. Da wo eine ungefähr horizontal ſtreichende Wurzel eine Biegung abwärts macht, ſchwillt die zenithwärts gekehrte Seite des Knies knollenförmig an. An einer ungefähr zwanzigjährigen Wurzel aus dem alten botaniſchen Garten Leipzigs fand ich, daß wie ſchon Göppert?) ausgeſprochen hat, der Knollen keine ſekundär dem Holze aufſitzende Bildung iſt, ſonderu nur durch excentriſches Wachstum des Holzkörpers zu ſtande kommt, indem jeder Jahresring des Holzes an der zenithwärts liegenden Seite mehrmals breiter iſt als an der andern Seite, dort durchſchnittlich 1 em, hier 1—2 mm. Das Holz des Knollens iſt maſerig, während es in dem nicht verdickten Wurzelteil längsfaſerig iſt. Ob die Veranlaſſung zu dieſem abnormen Wachstum in einem paraſitiſchen Einfluß zu ſuchen iſt, wiſſen wir nicht. In der Rinde wuchern allerdings, wie ich ſchon in der vorigen Auflage dieſes Buches S. 653 gejagt habe, äußerſt feine Pilzfäden, welche in den äußeren, ſich braun färbenden Teilen der Rinde am reichlichſten vorhanden ſind, aber auch in die inneren Lagen derſelben ſich erſtrecfken. Sie wachſen vorzugsweiſe in den Membranen der Zellen, und zwar in den verſchiedenſten Richtungen ſich krümmend, ſich verzweigend und ſich kreuzend, ſtellenweiſe auch ſich locker verflechtend, aber nirgends eine Spur von Sporenbildung zeigend. Bei dem häufigen Vorkommen ) Waldverderbnis II, pag. 265. 2) Über die Folgen äußerer Verletzungen der Bäume, pag. 8. 4. Kapitel: Abnorme Gewebebilduugen 321 von Wurzelpilzen bei den Koniferen, wo ſie ja vielfach in einer konſtanten ſymbiotiſchen Beziehung ſtehen, iſt es jedoch unentſchieden, ob es ſich hier um eine paraſitäre Bildung handelt. Ahnliche, aber noch großartigere Erſcheinungen ſind die Zapfen auf Zapfen auf den den Wurzeln der Sonneratia in den Mangrove-Wäldern der Carolinen !), Wurzeln der die ſich in jo großer Zahl bilden können, daß ſie zu zimmerartigen, vertikalen Sonneratia. Wänden zuſammenſchließen. 4. Die Maſerknollen oder Knollenmaſern unterſcheiden ſich Maſerknollen. von den Maſerkröpfen ſchon dadurch, daß ſie gewöhnlich nur Flintenkugel— bis Taubeneigröße erreichen, faſt vollkommen kugelrunde Geſtalt beſitzen und meiſt beſtändig in der Rinde des Stammes ſtecken, alſo ziemlich ver— borgen bleiben, vor allen Dingen aber auch entwickelungsgeſchichtlich, indem ihr Holzkörper nicht genetiſch mit dem Stammholze zuſammenhängt, ſondern unabhängig von der Cambiumſchicht des letzteren in der ſekundären Rinde entſteht. Sie ſind vielleicht bei den meiſten Laubhölzern zu finden, nicht jelten an Pappeln; bei Kiefern, Fichten und Tannen von Göppert?), bei Lärchen an Überwallungen von Ratzeburg?) gefunden. Bei gusländiſchen Bäumen find fie beobachtet worden von Savaftano‘) am Olbaum, wo ſie nicht mit den von Bakterien bewohnten Knoten (Bd. II, S. 27) zu ver— wechſeln ſind, und von Tſchirchs) in den Chinarinden. Sie ſtecken, wie erwähnt, anfangs in der Rinde des Stammes; ſpäter treten ſie mehr hervor, teils infolge ihres Wachstumes, teils infolge des Hinausrückens der Borke, von welcher ſie mitgenommen werden. Sie ſind ringsum von eigener Rinde umgeben, welche anſehnliche Dicke hat und an der Ober— fläche eine ziemlich grobriſſige, in kleine, dicke Schuppen oder Bröckel ſich zerteilende Borke bildet oder bei glattrindigen Bäumen, wie Weißbuchen, glatte Oberfläche hat. Die Holzkörper, die ſie einſchließen, ſtellen glatte Holzkugeln dar, die man leicht aus ihrer eigenen Rinde und aus der— jenigen des Stammes herausſchälen kann. Dieſe Kugeln ſind maſſiv und ſtets ausgeprägt maſerig: ihre ganze Oberfläche zeigt ſchöne Maſeraugen mit zierlich zwiſchen dieſen ſich durchſchlängelnden Linien; dieſelbe Zeichnung beſitzt die Innenfläche der Rinde der Knollen. Es kommen auch traubig zuſammengeſetzte Maſerknollen vor, indem einer dem andern aufſitzt. Wenn man Maſerknollen aus der Rinde des Stammes ausbricht, ſo zeigen ſie ſtets an ihrer hinteren Seite, welche am tiefſten in der ſekundären Rinde geſeſſen hatte, eine friſche Bruchſtelle: die Rinde des Knollens iſt hier unterbrochen, eine Stelle der Holzkugel meiſt ſichtbar. An dieſem Punkte ſteht alſo der Maſerknollen mit dem unterliegenden Gewebe des Stammes in organiſcher Verbindung und erhält von dort aus die Nahrung aus der Rinde des Stammes zugeführt. Sehr häufig, aber nicht immer, hat die Holzkugel an dieſer Stelle einen, ſeltener mehrere kegelförmige, ſpitze Fort— ſätze, welche am tiefſten in die Gewebe des Stammes eindringen. Die Holzſchichten der Kugel ſetzen ſich auch, und zwar ebenfalls unter maſeriger ) Kittlitz, Vegetationsanſichten, Tafel 5. 2) Über die Folgen äußerer Verletzungen der Bäume, pag. 4. MI. e., pag. 74. Taf. 41. ) Compt. rend. Dezember 1886. 5) Naturforſcher⸗Verſamml. Wiesbaden 1887. Frank, Die Krankheiten der Pflanzen. 2. Aufl. III. 21 322 II.-Abſchnitt: „Krankheiten ohne nachweisbare äußere Urſachen Zeichnung, auffdiefe Zapfen fort. Nach Göppert) follen die Knollen mit den Holzlagen des Stammes in Verbindung ſtehen und durch Abbrechen einzelner aus Adventivknoſpen hervorſproſſenden Aſtchen und Umlagerung des Cambiums in dieſer Form entſtehen. Dieſelbe Meinung finden wir bei Trécul)); bei der Hainbuche ſollen fie aus ruhenden Adventivknoſpen entſtehen, wenn dieſe nach einer längeren Reihe von Jahren dadurch ab— geſtorben ſind, daß ihr Zuſammenhang mit dem Holzkörper des Stammes aufgehoben worden iſt, indem die neuen Holzſchichten des Stammes zwiſchen beide Teile ſich einſchieben und ſo ein Abreißen des Fibrovaſal⸗ körpers der Knoſpe vom Stammholze bewirkt wird; der dann in der Rinde iſoliert liegende Fibrovaſalkörper der Knoſpe ſoll nun fortfahren, neue eigene Holz- und Rindenlagen zu bilden und dadurch den Maſer— knollen zu erzeugen. Bei der Rotbuche ſollen nach Th. Hartig?) die Knollen in derſelben Weiſe entſtehen, und zwar ſollen es hier ſchlafende Knoſpen, alſo die vom einjährigen Trieb herſtammenden, aber ruhend bleibenden Seitenknoſpen ſein, von denen die Knollen ihre Entſtehung ableiten. Auch R. Hartig) pflichtet dieſer Anſicht bei. Dagegen laſſen andre Schriftſteller dieſe Knollen in der Rinde ohne Zuſammenhang mit dem Holzkörper des Stammes entſtehen. So bemerkt Ratzeburgs) aus⸗ drücklich, daß die von ihm unterſuchten Lärchenmaſerknollen mit ihrem kleinen Holzſtiel nicht bis ins Holz reichen und letzteres an dieſen Bildungen unbeteiligt ſei. Auch verſichert Roßmäßlers), daß die Knollen von Sorbus aueuparia nur in der Rinde ſitzen und nicht mit dem Holzkörper zuſammenhängen. Für denſelben Baum wird dies von Gernetz) beſtätigt. Derſelbe fand die erſten Anfänge als 0,5 mm große, noch ganz in der Rinde eingeſenkte Knöllchen, welche keinen Zuſammenhang mit einer Knoſpe erkennen ließen und auch vom Holzkörper vollſtändig getrennt waren. Sie zeigten auf dem Durchſchnitt einen oder mehrere Mittelpunkte, um welche ſich ein Holzkörper angeſetzt hatte, der zu innerſt aus parenchyma⸗ tiſchen Zellen beſtand, die aber nach außen ſich immer mehr in Gefäßbündel und Markſtrahlzellen mit maſerigem Verlaufe differenzierten; der Holzkörper war rings umgeben von einer eigenen Cambiumſchicht und eigener Rinde. Das jüngſte Entwickelungsſtadium, welches ich mir an einem Laubholz verſchaffen konnte, war, wie ich ſchon in voriger Auflage S. 131 berichtet habe, eine ſenfkorngroße Holzkugel, die von einer faſt ebenſo dicken Rinde umgeben war, welche an der gegen die Oberfläche des Stammes gekehrten Seite bereits äußerlich borkig zu werden anfing. Der Knollen ruhte mit dem hinteren Ende in der lebenden ſekundären Rinde des Stammes, und dieſes Ende war noch 5 mm von der Cambiumſchicht des letzteren entfernt, dazwiſchen befand ſich nur regelmäßiges Rindengewebe, keine Spur einer Verbindung mit der Cambium- oder Splintſchicht. Auch an älteren ) 1. c., pag. 4. 2) Ann. des sc. nat. 3. ser. Botan. T. XX, 1853, pag. 65. 3) Naturgeſch. d. forſtl. Kulturpfl. Deutſchlands, Berlin 1852, pag. 176. 4) Lehrbuch der Baumkrankheiten. 2. Aufl., pag. 211. ) I. c. IL pag. 74. 6) Verſuch einer anatom. Charakteriſtik des Holzkörpers ꝛc. Tharander Jahrb. 1847, IV, pag. 208. 7) Über die Rindenknollen von Sorbus aucuparia. Moskau 1860. 5. Kapitel: Abnorme Geſtaltsverhältniſſe 323 Knollen konnte ich noch konſtatieren, daß ihr Holzzäpfchen nicht bis in den Splint reicht. Es macht den Eindruck, als wenn dasſelbe von dem Knollen aus erſt allmählich gegen den Splint hinwachſe. Vielleicht ſteht damit auch der Umſtand im Zuſammenhange, daß manche Knollen mehrere nebeneinander ſtehende ſolche Fortſätze haben; jo zähle ich an einem 2 cm dicken Maſerknollen 15 ſehr ſpitze Fortſätze, von denen einige erſt in der Nähe ihrer Spitzen wieder in mehrere ſich teilen. Inzwiſchen hat Sorauer)) eine weitere Beſtätigung der Entſtehung der Maſerknollen aus der Rinde gegeben. Auf dem Querſchnitt von Knollen aus der Rinde des Apfelbaumes ſah er, daß dieſelben einen oder mehrere Kerne aufweiſen, welche aus Hartbaſtbündeln mit einigen Parenchymzelleu beſtehen; rings um dieſelben befindet ſich ein aus verholzten Parenchymzellen beſtehendes Gewebe, welches, je weiter vom Kern entfernt, immer deutlicher Gefäße, Holzparenchym und Markſtrahlzellen unterſcheiden läßt, ſo daß immer mehr ein der Species entſprechend gebauter Holzkörper, der mittelſt eigener Cambiumſchicht wächſt, aber iſoliert in der Rinde liegt, ſich ergiebt. Danach würde alſo die Entſtehung dieſer Maſerknollen ſo zu erklären ſein, daß rings um Gruppen von Baſtzellen eine Zellvermehrung der angrenzenden Rindenzellen beginnt, wodurch ein Meriſtem geſchaffen wird, aus welchem die zuerſt ſich bildenden verholzten Zellen und endlich auch die Cambium— ſchicht des Maſerknollens hervorgehen. Möglicherweiſe ſind alſo zwei ver— ſchiedene Entſtehungsarten der Maſerknollen anzunehmen: einerſeits aus ruhenden Knoſpen nach den Meinungen früherer Beobachter, anderſeits als direkte Neubildungen aus den Geweben der Rinde. Auch Krick?) nimmt in einer jüngſt erſchienenen Arbeit für die Rindenknollen der Rotbuche beide Arten der Entſtehung an. Fünftes Kapitel. Abnorme Geſtaltsverhältniſſe. Abweichungen von der normalen Geſtalt der Pflanze dürfen zwar im allgemeinen auch als Krankheitserſcheinungen gelten. Denn wir haben unter den durch paraſitiſche Pilze und durch paraſitiſche Tiere veranlaßten Krankheiten ſehr viele kennen gelernt, die gerade in ver— änderten Geſtaltsbildungen ihre charakteriſtiſchen Symptome haben. Aber es kommen auch viele Abweichungen von der normalen Geſtalt vor, welche durch keine nachweisbare Urſache bedingt ſind, ſondern anſcheinend zufällig und völlig regellos, oft nur an einem einzigen Individuum oder ſelbſt nur an einem einzigen Organ eines Individuums ſich zeigen, ohne daß man das letztere als krank bezeichnen könnte. Es ſind hier die ſogenannten Monſtroſitäten, Mißbildungen oder 9) 1. c. I, pag. 727. 2) Über die Rindenknollen der Rotbuche. Bibliotheca botanica. Heft 25. 1891. 21* Monſtroſitäten oder Bildungs- abweichungen. Verbänderungen. 324 II. Abſchnitt: Krankheiten ohne nachweisbare äußere Urſachen Bildungsabweichungen gemeint. Dieſelben haben für die Morpho⸗ logie ein beſonderes Intereſſe und bilden darum von jeher den Gegen— ſtand einer eigenen botaniſchen Disziplin, welche Teratologie genannt wird und füglich auch als eine von der Pathologie abzuzweigende Wiſſenſchaft für ſich behandelt zu werden verdient. Wir werden daher auch in dieſem Buche auf die Teratologie nicht näher eingehen, um ſo weniger, als bei dem Umfang, den dieſelbe in der neueren Zeit gewonnen hat, eine Behandlung dieſer Wiſſenſchaft den Umfang unſeres Buches um ein ſehr Bedeutendes vergrößern würde. Wir begnügen uns damit, die wichtigſten Arten der Bildungsabweichungen ohne paraſitäre Urſache hier nur kurz zu charakteriſieren. A. Mikbildungen vegetativer Organe. 1. Verbänderungen (kaseiatio- nes) der Stengel oder diejenigen Verunſtaltungen, bei denen der Sten⸗ gel in einer Richtung ſeines Quer- ſchnittes bedeutend vergrößert iſt, alſo eine bandförmig abgeplattete Geſtalt hat. Daß fie Folgen eines Übermaßes von Nahrungsſtoffen ſind, beweiſt der Umſtand, daß ſie beſonders an Stock— ausſchlägen, desgleichen bei Kräutern oft dann auftreten, wenn dieſe einen Teil ihrer Triebe verloren haben, z. B. durch Abmähen, Abweiden, durch Ab— treten an Wegen ꝛc. Nach den in der Litteratur vorhandenen zahlreichen Be- ſchreibungen darf man annehmen, daß fait alle Pflanzen bei ſolchen Gelegen⸗ heiten verbänderte Stengel bekommen können, und es würde überflüſſig ſein, hier eine Aufzählung ſolcher Fälle zu geben, zumal da bei Moquin⸗Tan⸗ Fig. 72. don!) und Maſters ) eine große Aus- Verbänderter Stengel einer Erle, wahl davon zu finden iſt. Die gröbere mit biſchofsſtabförmig gekrümmtem anatomiſche Struktur verbänderter Sten- Ende und mehreren verbreiterten End- gel zeigt meiſt ein der Form des Sten— knoſpen. Von den Blättern ſind nur gels entſprechend breit gezogenes Mark die Anſaßzſtellen gezeichnet. Bei a (Fig. 72a), umgeben von den Fibro⸗ plattete Ma N 800 Ei vaſalbündeln, die dan 1 Ring, ſondern ein mit der Oberfläche des un 1 n Holz⸗ Stengels gleichlaufendes, ringsum von einer gleich dicken Rinde umbültes 1) Pflanzenteratologie, pag. 132» 2) Vegetable Teratology. London 1869, pag. 11— 21. 5. Kapitel: Abnorme Geſtaltsverhältniſſe 325 Syſtem bilden, in welchem jedoch die Markſtrahlen oft von ungewöhn— licher Breite ſind. Der Scheitel der Verbänderung trägt eine Reihe end— ſtändiger Knoſpen; doch hat man auch an verbänderten Kiefern eine einzige in die Breite gezogene Knoſpe auf dem Scheitel beobachtet. Häufig iſt an dem oberen breiteſten Ende das Längenwachstum an dem einen Rande viel ſtärker als am andern. Die Faſciation iſt dann biſchoftsſtabförmig gekrümmt (Fig. 72). Bisweilen iſt die Energie des Wachstums ſo ſtark, daß der hohle, verbänderte Stengel aufplatzt und ſich ſpaltet, worauf die Stücke durch Gewebeſpannung ſich nach außen konkav krümmen (3. B. bei Taraxacum officinale). Die Verbänderungen entſtehen entweder durch Verbreiterung des Stammſcheitels, indem das Wachstum desſelben, anſtatt in allen Richtungen des Querſchnittes gleichmäßig zu er— folgen, in einer dieſer Richtungen überwiegt, und durch Bildung neuer Vegetationspunkte auf dem verbreiterten Scheitel. Dieſe Art der Entſtehung liegt der weitaus größeren Mehrzahl der Verbänderungen zu Grunde. Verbänderungen können aber auch entſtehen durch Verwachſenſein mehrerer Axen, die im normalen Zuſtande getrennt ſind, wobei nicht an ein Verwachſen urſprünglich getrennter Teile gedacht werden darf, ſondern an ein vereinigtes Auftreten der nahe bei einander angelegten Vegetations— punkte mehrerer Sproſſe. In dem verbänderten Stück haben hier die Axen auch getrennte, beſondere Fibrovaſalbündelſyſteme und Markhöhlen, nur die Epidermis nebſt wenig Rinde verbindet ſie; ſtellenweiſe kann dieſe Kommiſſur zerriſſen und das Band in mehrere Stücke geſondert ſein. Die kammförmigen Verbänderungen ſind bei manchen Pflanzen erblich, indem ſie ſich durch Samen fortpflanzen laſſen, wofür der Hahnenkamm (Celosia eristata) das bekannteſte Beiſpiel iſt. Daß andre gewöhnliche Ver— änderungen nicht erblich ſind, hat Godron!) an einem Verſuch erwieſen. 2. Zwangsdrehungen oder Torſionen, d. ſ. ſpiralige Drehungen der Stengel um ihre Axe, wobei die geraden Längsriefen der Oberfläche zu Spiralen werden. Bisweilen kommt dieſe Mißbildung ohne ſonſtige Deformität vor. Gewöhnlich aber zeigt der Stengel an dem gedrehten Teile zugleich eine ſtarke Anſchwellung. Die mit ſtarker Auftreibung und Verkürztbleiben des Stengels verbundene Drehung iſt wiederholt an Vale- riana, Galium und Dipsacus beobachtet worden?). Die Blattſtellung geht dabei aus der gegen- oder quirlſtändigen in eine ſpiralige über, und die Baſen ſämtlicher aufeinanderfolgenden Blätter ſind oft durch niedrige Rand— ausbreitungen zuſammengeheftet. Die Spirale wird durch die Drehung des Stengels mehr und mehr zur ſenkrechten Reihe aufgerichtet. 3. Knollige Anſchwellungen. Verſchieden von den Maſerkröpfen der Holzpflanzen ſind knollige Anſchwellungen an mehr krautigen Pflanzen oder Pflanzenteilen, weil ſie weſentlich aus ſaftigem Grundgewebe beſtehen und die Fibrovaſalſtränge nur einen untergeordneten Beſtandteil in ihnen ausmachen. ) Melanges de tératologie végétale. Mém. soc. des sc. nat. de Cher- bourg. T. XVI, pag. 17 des Separatabzuges. 2) Vergl. Moquin⸗Tandon, I. c., pag. 165. Maſters, I. e., pag. 319 bis 325. A. Braun, Bot. Zeitg. 1873, Nr. Ju. 2. Magnus, Sitzungs— ber. d. bot. Ver. d. Prov. Brandenburg, XIX, pag. 118 ff. H. de Vries, Berichte d. deutſch.⸗bot. Geſ. 1889, pag. 291 und 1894, pag. 25 und Prings— heim's Jahrb. f. wiſſ. Bot. Bd. 23. 1891, pag. 13. Zwangs- drehungen. Knollige Anſchwellungen. Andre Abnormi⸗ täten der Stengel⸗ bildung. Durchwachſen der Kartoffeln. 326 II. Abſchnitt: Krankheiten ohne nachweisbare äußere Urſachen Hierzu zu rechnen wäre eine der paraſitären Kohlhernie (Bd. II, S. 15) ſehr ähnliche Mißbildung an Wrucken, welche Caspary) zuerſt beſchrieben hat, knollige Auswüchſe aus der Seite der Rübe, auf denen Knoſpen ſitzen, die ſich zu einem verkürzt bleibenden und auch mißgebildeten Blätter tragenden Sproß entwickeln. Die Anſchwellung beſteht aus vermehrtem Grundgewebe, welches durch ein unter der Oberfläche gelegenes Meriſtem wächſt und auch Fibrovaſalſtränge von unregelmäßigem Verlaufe einſchließt. Von der Kohl— hernie iſt dieſe Mißbildung beſtimmt verſchieden durch das Fehlen der charakteriſtiſchen Plasmodiophora in den Zellen des Grundgewebes, wie ich ſchon in der erſten Auflage dieſes Werkes, Seite 240, nach meinen in Leipzig gemachten Beobachtungen berichtet habe. Caſpary hat aus den Laub— ſproſſen ſolcher Wrucken wieder neue und ſamentragende Individuen gewonnen und dabei beobachtet, daß dieſe Mißbildung durch die Samen erblich ſich fortpflanzen läßt, wodurch zugleich eine Beſtätigung des nicht paraſitären Charakters dieſer Form der Kohlhernie geliefert wird. An Sämlingen von Ardisia crenulata, die aus einer Leipziger Gärtnerei ſtammten, beobachtete ich, wie bereits in der erſten Auflage, Seite 241, mit⸗ geteilt, in der Achſel faſt jedes der unterſten Blätter ſtatt der Knoſpe, und zum Teil auch an Stelle der Terminalknoſpe, ein bis 6mm im Durch— meſſer großes rundliches Knöllchen, an welchem meiſt nichts von einer Knoſpe zu ſehen war. Die Mißbildung war für die Pflänzchen von eigentümlichem Nachteil, denn obgleich ſie am Leben blieben, kamen ſie nicht empor; die Entwickelung ſtockte vollſtändig. Nach ſechsmonatlicher Dauer zeigte ſich an den eingewurzelten Pflänzchen nicht das geringſte Wachstum des Stengels; nur die Knöllchen wuchſen langſam in allen Richtungen, wobei ſie oft an der Oberfläche unter Korkbildung mehr oder weniger aufſprangen; eins, welches mit der Erde in Berührung war, trieb am Scheitel langſam eine Knoſpe. Paraſiten waren nicht zu finden. Die Knöllchen beſtehen vorwiegend aus einem normalen Parenchym, ähnlich demjenigen der vegetativen Organe der Ardisia überhaupt, und in dieſem verlaufen ſchwache Fibrovaſalſtränge. 4. Andre Abnormitäten der Stengelbildung. Wir ſtellen hier einige Fälle von Mißbildungen zuſammen, welche unter den vorigen nicht einzubegreifen ſind und von denen ſich auch noch nicht mit Sicherheit eine beſtimmte Urſache angeben läßt. a) Das Durchwachſen der Kartoffeln, wo ſchon an der Mutterpflanze die Augen des Knollens zu Trieben auswachſen, die entweder dünn und ge— ſtreckt ſind und Blätter bilden, oder unmittelbar wieder zu kleinen Knollen (Kindelbildung) anſchwellen. Dieſe Erſcheinung zeigt ſich, wenn am Ende der Vegetationsperiode der Kartoffelpflanze durch erhöhte Feuchtigkeit die Lebensthätigkeit wieder neu angeregt wird. Kühn?) fand, daß die Knollen durch Kindelbildung nicht ärmer an Stärkemehl werden, daß alſo das letztere von den noch vorhandenen Blattorganen neu gebildet und in dem neuen Knollen abgelagert iſt, daß dagegen, wenn das Kraut ſchon ganz abgeſtorben iſt, die Kindelbildung auf Koſten des Stärkegehaltes des Mutterknollens geſchieht. Letzteres iſt auch der Fall, wenn die Kartoffeln in den Kellern austreiben, wobei die aus den Augen ſich entwickelnden Triebe oft die Neigung haben, ) Eine Wrucke (Brassica Napus) mit Laubſproſſen aus knolligem Wurzelausſchlag. Schriften d. Phyſ. Okon. Geſellſch. Königsberg 1873, pag. 109, Tafel XIV. 2) Zeitſchr. d. landw. Centralver. d. Prov. Sachſen 1868, pag. 322. 5. Kapitel: Abnorme Geſtaltsverhältniſſe 327 durch reichliche Knoſpenbildung ſich ſtark zu verzweigen und auch bisweilen zu kleinen Knollen anſchwellen, die man mitunter ſogar innerhalb des alten Knollen gefunden hat, wenn ein Auge nach einwärts getrieben hatte. b) Die Fadenkrankheit der Kartoffel. Dieſe Krankheit beſteht Fadenkrankheit darin, daß die Augen der Kartoffelknollen ſich nicht normal ausbilden, der Kartoffel. ſondern zu ſchlanken, bindfadendünnen Stengeln auswachſen, was mehr oder weniger ſchon vor der Ausſaat im Keller geſchieht und wobei manch— mal die Stengelchen an den Spitzen wieder zu kleinen Knöllchen anſchwellen. Sind Kartoffeln, welche zu dieſer Fadenkrankheit neigen, ausgeſäet, ſo können die ſchwachen Triebe nicht an die Bodenoberfläche kommen und die Knollen verderben dann meiſt unter Fäulniserſcheinungen. Die Krankheit iſt ſeit längerer Zeit von Gagnaire!) in Frankreich beobachtet worden in Gegenden mit großen Trockenperioden im Sommer. Sorauer) hat ſie auch aus der Gegend von Wien erhalten und gefunden, daß Stecklinge ſolcher fadenkranker Knollen auch unter günſtigen Feuchtigkeitsverhältniſſen wiederum Pflanzen liefern, welche die Sucht, fadendünne Stolonen zu treiben, haben, und überhaupt ſchwächlicher ſich entwickeln und weniger Trocken— ſubſtanz produzieren als Stecklinge geſunder Knollen. So rauer glaubt die Krankheit als eine Art Notreife der Knollen, hervorgerufen durch vorzeitig eintretende Trockenheit, ſei es infolge der Witterung, ſei es infolge zu ober— flächlicher Lage der Knollen, anſehen zu müſſen. 5. Verwachſungen. Die Entwickelungsgeſchichte kennt nur wenig Fälle Verwaſchſungen. wahrer Verwachſungen junger Teile, welche iſoliert angelegt waren; bei den meiſten ſogenannten Verwachſungen treten die Teile ſchon als ein vereinigtes Organ hervor oder ſie erſcheinen nur in der erſten Anlage iſoliert, indem frühzeitig die zwiſchen ihnen befindliche Partie an dem Hervorwachſen teilnimmt. Ber: wachſungen der Axen können ſowohl zwiſchen Haupt- und Seitenaxen, als auch zwiſchen zwei benachbarten Seitenaxen, wenn dieſe in abnormer Stellung ſehr nahe beieinander angelegt ſind, eintreten. Auch an Blättern kommen Ver— wachſungen vor; es können Lappen oder Teile geſpaltener oder zuſammengeſetzter Blätter oder zwei ganze benachbarte Laubblätter ſich mehr oder weniger mit einander vereinigen. Dies kann auf folgende Arten geſchehen. Am häufigſten ſind die Blätter an den Rändern vom Grunde an in der ganzen Länge oder unter Freibleiben der oberen Teile vereinigt, ſeltener am Grunde geſondert und nur an den Spitzen verwachſen. Oder ſie ſind Fläche auf Fläche aufeinander gewachſen, entweder ſo, daß die untere Seite des einen mit der oberen Seite des andern zuſammenhängt (Agave), oder ſo, daß Stiele und Mittel— rippen der Zwillingsblätter ſich vereinigen, wobei ſie bald mit ihren Unter— ſeiten, bald mit ihren Oberſeiten einander zugekehrt ſind. Kotyledonen kommen ebenfalls mit ihren Stielen oder noch höher hinauf verwachſen vor. 6. Dichotomie oder gabelförmige Teilung normal einfacher Axen. Dichotomie. Wir faſſen unter dieſer Bezeichnung diejenigen Erſcheinungen zuſammen, wo die Are, ſtatt normal einfach zu fein, an irgend einer Stelle ſich in zwei Axen teilt, welche meiſt einen ſehr ſpitzen Winkel mit einander bilden, einander faſt ganz gleich und gerade ſo gebildet ſind, wie es die einfache Axe über der Gabelungsſtelle geweſen ſein würde. Man darf ſolche Gabelungen wohl mit größter Wahrſcheinlichkeit auf eine Teilung des terminalen Vegetations- 1) Centralbl. f. Agrikulturchemie 1873, Nr. 10. 2) Pflanzenkrankheiten. 2. Aufl. I, pag. 98. Kräuſelung der Blätter. 328 II. Abſchnitt: Krankheiten ohne nachweisbare äußere Urſachen punktes zurückführen, in welchem Falle alſo der ſtrenge morphologiſche Be— griff der Dichotomie vorliegen würde. Sie kommen an vegetativen Axen nicht ſelten, z. B. bisweilen am Weinſtock vor. Aber auch an Blütenſtänden kommt dies vor; es zeigt ſich dann eine doppelte Ahre oder Traube, z. B. bei Plantago, Reseda, Digitalis. 7. Kräuſelung der Blätter (erispatio). Es iſt eine ſehr häufige Er- ſcheinung, daß die Blattfläche eines Blattes, anſtatt normal eben zu ſein, ſich kräuſelt. Dies beruht immer darauf, daß das eigentliche Meſophyll durch ſein interkalares Wachstum ſich ſtärker ausdehnt als die das Meſophyll durchziehenden Rippen und Nerven und die das ganze Blatt einſäumenden Randnerven, ſo daß die Blattmaſſe zwiſchen denſelben notwendig blaſige Ausſackungen nach oben oder unten hin bilden muß. Da es hierbei nur auf den relativen Unterſchied der Wachstumsintenſität von Meſophyll und Rippen ankommt, ſo muß die Kräuſelung ſowohl dann eintreten, wenn das Meſophyll abſolut ſtärker und länger wächſt als im normalen Zuſtande, als auch dann, wenn die Rippen abſolut ſchwächer und kürzere Zeit als normal wachſen, alſo hinter dem gewöhnlichen Wachstum des Meſophylls zurück— bleiben. Die Kräuſelung iſt nun vielfach keine pathologiſche Erſcheinung, wie ſogenannte krausblätterige Varietäten zahlreicher Pflanzen beweiſen, bei denen dieſe Blattbeſchaffenheit ein konſtantes Merkmal aller Blätter iſt, welche dabei im übrigen völlig normal ſind und normal funktionieren. Aber es giebt auch viele Fälle, wo die Kräuſelung des Blattes pathologiſch iſt, und wo man von Kräuſelkrankheit zu reden berechtigt iſt. Daß ſolche Kräuſelkrankheiten vielfach durch paraſitäre Urſachen hervorgerufen werden, haben wir in den früheren Abſchnitten kennen gelernt; beſonders die Exoascus-Arten unter den Pilzen und die Blattläuſe unter den Tieren ſind Urheber ſolcher Kräuſelungen, welche dementſprechend auch nur lokal, an einzelnen Blättern der Pflanze auftreten und gewöhnlich auch mit einer pathologiſchen Veränderung der Gewebe, insbeſondere meiſt mit Verminderung des Chlorophyllgehaltes und infolgedeſſen mit Störungen der normalen Funktion des Blattes verbunden ſind. Solche paraſitäre Kräuſelkrankheiten ſind hier auszuſchließen. Indeſſen wäre hier doch nochmals die Kräuſel— krankheit der Kartoffel zu erwähnen. Denn obwohl wir dieſelbe (Bd. II, S. 300) als durch einen paraſitiſchen Pilz veranlaßt kennen gelernt haben, liegen doch auch Angaben vor, nach welchen es eine Erkrankung der Kartoffelpflanze von den gleichen Symptomen auch ohne paraſitäre Ein- wirkung geben ſoll. Die Krankheit beſteht, wie am früheren Orte ſchon be— ſchrieben wurde, darin, daß die im Frühlinge aufwachſenden Triebe der Pflanze in ihrer Totalität ſich verändert zeigen: ſie haben nicht das friſche, ſaftige Grün der geſunden, und alle ihre Blätter ſind eigentümlich gekräuſelt, indem der Hauptblattſtiel ſich ungenügend ſtreckt und ſich nach unten biegt oder faſt einrollt, wobei er oft eine glasartige Sprödigkeit zeigt; zugleich ſind auch die einzelnen Blattabſchnitte ebenfalls wegen ungenügender Streckung ihrer Stiele und Rippen gefaltet und hin- und hergebogen. Nach einiger Zeit bekommen die Blätter, Stiele und Stengel braune Flecke, welche mit einer Bräunung der Epidermiszellen beginnen, worauf auch das tiefer liegende Gewebe ſich bräunt. Solche kräuſelkranke Triebe ſterben gewöhnlich früh ab, und derartige Pflanzen zeigen keinen oder nur ſpärlichen Knollen- anſatz. Es mag hier daran erinnert werden, daß bei der pilzlichen Kräufel- krankheit eine zweijährige Periode angenommen wird, und daß die kranken 5. Kapitel: Abnorme Geſtaltsverhäͤltniſſe 329 Pflanzen in der zweiten Generation aus Mangel an Knollenanſatz zu Grunde gehen. Nun liegen aber vielfach Erfahrungen vor, wonach bei Verwendung von Knollen kräuſelkranker Pflanzen als Saatgut immer noch zum Teil gute Ernten gemacht wurden, alſo das Ausſterben der Stöcke nicht regel— mäßig eintrat. Dreijch!) ſäete möglichſt gleich groß gewählte, geſunde wie kranke Knollen einer ſehr zur Kräuſelkrankheit geneigten Sorte in lehmigen Sandboden mit Stalldung gleich gedüngt. Das von kräuſelkranken Stöcken entnommene Saatgut ergab geſunde und kranke Stöcke, und zwar 69,9 Pro— zent Kranke bei großen Knollen und 93,9 Prozent Kranke bei kleinen Knollen. Dagegen ergab das von geſunden Stöcken ſtammende Saatgut 52 Prozent Kranke bei großen Knollen und 45,4 Prozent Kranke bei kleinen Knollen. Die kräuſelkranken Pflanzen zeigten ſich gegen Phytophthora infestans viel weniger widerſtandsfähig als die geſunden. Es hat jedoch in ſolchen Fällen keine mykologiſche Unterſuchung der kranken Pflanzen ſtattgefunden, durch welche die Abweſenheit von Pilzen bewieſen worden wäre. Die Frage, ob es Kräuſelkrankheit der Kartoffeln auch ohne paraſitäre Urſache gebe, iſt alſo noch unentſchieden. 8. Abnorme Vervielfältigung der Blattorgane. Wenn an Vervielfältigung der Stelle, wo ein Blatt oder ein Blättchen in einem zuſammengeſetztender Blattorgane. Fig. 74. Pleophyllie des Blattes von Tri- folium repens, vierblättriges Klee— Fig. 73. blatt. An Stelle des linken ſeit⸗ Pleophyllie bei Lamium album. lichen Foliolum zwei Blättchen mit Das vordere Blatt normal, an vollſtändig geſonderter Lamina, aber Stelle des gegenſtändigen anderen auf gemeinſamem Stielchen. Das Blattes zwei Blätter. Endblättchen in der Hälfte der La— mina verdoppelt. Blatte ſtehen ſollte, deren zwei oder mehrere vorhanden ſind, ſo bezeichnet man dieſe Abweichung als Pleophyllie. Der erſtgenannte Fall wird durch unſre Fig. 73, der letztgenannte, zu welchem z. B. die bekannte Erſcheinung der vier- und mehrblättrigen Kleeblätter gehört, durch unſre Fig. 74 ver— ) Centralbl. f. Agrikulturchemie 1880, pag. 437. — Vergl. auch Ohmi— chen, Deutſche landw. Preſſe 1875, pag. 459, und Schnorrenpfeil, Der Landwirt, 1876, pag. 79. Mißbildungen 330 II. Abſchnitt: Krankheiten ohne nachweisbare äußere Urſachen anſchaulicht. Wenn dagegen die Zahl der Glieder eines Blattwirtels ver— mehrt iſt, ſo ſpricht man von Polyphyllie. Dieſer Fall tritt beſonders häufig in der Form ein, daß bei Pflanzen, deren Blätter gegenſtändig ſind, ſtatt der Blattpaare dreigliedrige Quirle erſcheinen, z. B. bei Syringa, Cornus ete. Auch der Fall gehört hierher, wo die Keimlinge von Dikoty— ledonen abnormer Weiſe drei ſtatt zwei Kotyledonen aufweiſen. B. Mißbildungen der reproduktiven Organe. An den Blüten und Blütenſtänden kommen die häufigſten und mannig— der reproduttiven faltigſten Monſtroſitäten vor. Sie laſſen ſich nach der im Nachſtehenden Organe. Vor- und rück⸗ gegebenen Überſicht einteilen ). I. Veränderung der Metamorphoſe. Die verſchiedene Ausbildungsform, welche das Blatt im Blütenſtande ſchreitende Meta- und in den Blüten ſelbſt annimmt, bezeichnet man bekanntlich in der morphoſe. Phyllodie. Morphologie als Meta— morphoſe. Wenn ſich nun ein Blatt in eine andre Metamorphoſenſtufe um— gewandelt zeigt, als es an der Stelle, die das Blatt einnimmt, in nor— malem Zuſtande zu ſein pflegt, ſo ſpricht man von einer vorſchreitenden, be— ziehentlich rückſchreitenden Metamorphoſe, je nach— dem die Umwandlung in eine morphologiſch höhere oder in eine tiefere Aus— bildungsform ſich voll- zogen hat. Fälle von vorſchrei— tender Metamorphoſe liegen vor, wenn Kelch— Piſtillodie beim Mohn, faſt ſämtliche das Piſtill blätter der Blüten die umgebende Staubgefäße ſind in kleine Piſtille ver— Form von Blumenblät- wandelt. tern, oder Blumenblätter diejenige von Staubgefäßen annehmen, oder wenn Perigon- oder Blumen- blätter oder Staubgefäße mehr oder weniger in Carpelle oder Piſtille ſich umwandeln, indem Samenknoſpen an ihnen auftreten oder ſelbſt vollſtändige kleine Piſtille aus ihnen werden (Fig. 75). Viel häufiger iſt die rückſchreitende Metamorphoſe. Sie tritt in folgenden Erſcheinungen auf. 1. Verlaubung oder Phyllodie, oder die Rückbildung von Hoch— blättern oder Blütenblättern in grüne, chlorophyllhaltige, den Laubblättern ) Für das nähere Studium der Blüten-Mißbildungen iſt auf die Lehr— bücher der Teratologie, insbeſondere auf Moquin-Tandon und Maſters, ſowie auf Penzig, Pflanzenteratologie, Genua 1890, zu verweiſen. 5. Kapitel: Abnorme Geſtaltsverhältniſſe der Species mehr oder weniger ähnliche Blatiorgane. alſo die Deckblätter des Blütenſtandes, be— ſonders bei kätzchen-, ähren-, köpfchen- oder riſpenförmigen Blütenſtänden der verſchieden— ſten Pflanzen zeigen nicht ſelten Verlaubung unter gleichzeitiger Unterdrückung der Blüten— bildung. Hierher gehört auch die Erſcheinung, die man am Hopfen die Gelte, das Blind— ſein oder die Lupelbildung nennt, wobei aus den weiblichen Kätzchen große, flattrige, dunkelgrüne Gebilde werden, indem die Deck— blätter mehr und mehr die Beſchaffenheit von Laubblättern annehmen, womit auch eine Verringerung der Qualität des Hopfens ver— bunden iſt. Feuchte Jahre und ſtarke Stick— ſtoffdüngungen ſollen dieſe Mißbildung bes günſtigen. Phyllodie der Blütenblätter kann in allen Formationen der Blüte eintreten, aber meiſtens kommt ſie nur in einer einzigen zur Geltung, während die an— dern normal gebildet oder nur ſchwach verlaubt, häufiger mehr oder weniger fehlgeſchlagen ſind. Daher iſt meiſt mit der Ver— laubung irgend eines Blüten— teiles auch Unfruchtbarkeit ver— bunden. Es können aber auch ſämtliche Blattorgane der Blüte in laubartige Blätter ſich ver— wandeln, was eine vollſtändige Auflöſ ung der Blüte zur Folge hat. Dieſen Fall bezeichnet man als Antholyſe, Chlo— ranthie oder Vergrünung. Von den einzelnen Blütenblät— tern ſind es die Kelchblätter, welche beſonders leicht zur Ver— laubung neigen. Aber manch— mal ſind es die Blumenblätter, 331 Die Hochblätter, Fig. 76. Phyllodie der Blumen⸗ krone von Primula chinen- sis. Nach Cramer. Fig. 77. die am ſtärkſten vergrünen und in echte kleine Laubblätter um— gewandelt erſcheinen (Fig. 76). Verlaubung der Staubgefäße kommt ſelten vor. Dagegen iſt Phyllodie des Piſtills nicht ſel— ten. Das letztere löſt ſich dabei mehr oder weniger in ſo viel getrennte Blätter auf, als ſolche Vergrünte Blüten mit Phyllodie des Piſtills von Trifolium repens. A aus dem Piſtill iſt ein geſtieltes Laubblatt ge— worden, an welchem nur das Endblättchen g ausgebildet iſt. Zugleich ſind zwei der Kelchabſchnitte ss laubartig. Nach Cas— pary. B ſchwächerer Grad, wo das Piſtill zu einem ſchmalen kahnförmigen Blatt ſich geöffnet hat, an deſſen Rande zwei Rudi— mente von Samenknoſpen. Nach Cramer. Sepalodie. Petalodie. 332 an der Bildung desſelben im betreffenden Falle beteiligt ſind. II. Abſchnitt: Krankheiten ohne nachweisbare äußere Urſachen Die Um⸗ wandlung des Carpells kann dabei faſt vollſtändig die charakteriſtiſche Form des Laubblattes der betreffenden Species erreichen, wie das z. B. bei Vergrünungen der Blüten des Klees nicht ſelten vorkommt (Fig. 77). Mit der Vergrünung des Piſtills kann ſogar eine Phyllodie der Samenknoſpen verbunden ſein, indem die letzteren in kleine, grüne Blattorgane verwandelt erſcheinen (Fig. 78), Fälle, welche für die Morphologie beſonderes Intereſſe haben, weil ſie für die morphologiſche Deutung der Samenknoſpen ver— A Fig. 78. Vergrünte Blüte mit Phyllodie der Samenknoſpen von Trifolium repens. A aus dem Kelche ragt das blattartig offene Carpell, an den Rändern desſelben bei a—g Samenknoſpen in verſchiedenen Graden der Verlaubung. B eine der ſtärkſt metamor— phoſierten Samenknoſpen, etwas mehr ver— größert, ein grünes Blättchen, von Ge— fäßbündeln b und d durchzogen, darſtellend. Bei k der Reit des Knoſpenkernes. Nach Caspary. wertbar ſind. 2. Sepalodie oder Um⸗ wandlung in Kelchblätter kommt bisweilen an den Blumenblättern vor. 3. Petalodie oder Umwand— lung in Blumenblätter kommt ſehr häufig an den Staubgefäßen und an den Garpellen vor und be— dingt die Erſcheinung der Fül— lung der Blüten (anthoplerosis); nicht ſelten findet dabei auch eine Vermehrung von in Blumenblätter ſich umwandelnden Organe ſtatt. Vollſtändig gefüllte Blüten, d. h. ſolche, in denen Staubgefäße und Carpelle petaloid geworden ſind, ſind ſelbſtverſtändlich ſteril; die unter den Zierpflanzen beliebten Formen mit gefüllten Blüten wer- den auf vegetativem Wege ver— mehrt. Füllung der Blüten kommt beſonders leicht an ſolchen Arten zu ſtande, deren Blüten zahlreiche Staubgefäße beſitzen, wie Roſaceen Pomaceen, Amygdalaceen, Myr— taceen, Ranunculaceen, Papavera— ceen ꝛc. Aber ſie tritt auch an Blüten mit begrenzter Gliederzahl des Andröceums ein. Dann findet entweder Vermehrung der petaloid werdenden Glieder ſtatt, wie be— ſonders bei Dianthus, Tulipa und Lilium; oder dieſe unterbleibt und die Blüte zeigt dann nur eine zweite Blumenkrone innerhalb der normalen, wie es bei Primula, Datura ꝛc. vorkommt. Übrigens kann Füllung der Blüten auch durch Sproſſung der Blütenaxe (ſ. unten) entſtehen. Die verſchiedene Art und Weiſe, in welcher die Teile des Staubgefäßes an der Umwandlung in ein Blumenblatt beteiligt ſein können, wird aus unſern Fig. 79 und 80 erſichtlich. 5. Kapitel: Abnorme Geſtaltsverhältniſſe 333 4. Staminodie oder Umwandlung in Staubgefäße als rückſchreitende Staminodie. Metamorphoſe an den Carpellen tritt mitunter bei halbgefüllten Blüten, aber auch ohne gleichzeitige Füllung ein, im ganzen aber verhältnismäßig ſelten. Zu den abnormen Metamorphoſen gehören auch diejenigen Erſcheinungen, wo in eingeſchlechtigen Blüten die Geſchlechtsorgane die Ausbildung des andern Geſchlechts annehmen. Sie ſind weniger genau als vor- und rück— ſchreitende Metamorphoſe zu charakteriſieren und können paſſender als Heterogamie bezeichnet werden. Dieſes Verhältnis tritt zunächſt in der Form auf, daß da, wo männliche und weibliche Inflorescenzen von ver— ſchiedenem morphologiſchen Aufbau und verſchiedener Stellung vorhanden ſind, die eine Inflorescenz zum Teil die Beſchaffenheit der andern annimmt. So kommen bisweilen beim Mais in den männlichen Riſpen eine Anzahl Heterogamie. Fig. 79. Petalodie der Staubgefäße aus einer Fig. 80. gefüllten Rosa centifolia. A eine Form, wo der blattförmige Teil hauptſächlich von der Anthere herrührt. B Petalodie ſowohl vom Filament, als von der Anthere Petalodie der Staubgefäße von Fuch- sia, unter Umwandlung der Antheren in blumenblattartige Ausbreitungen. A ſchwächſter Grad, wo die Anthere nur ausgehend; nur ein Pollenſack am Rande noch erhalten. C Petalodie nur vom Filament herrührend, an deſſen Spitze die vollſtändige Anthere faſt unverändert. unverändert. weiblicher Blüten vor, auch wohl umgekehrt einzelne männliche an den Kolben; an den Spitzen der männlichen Riſpen des Hopfens hat man weibliche Zapfen, desgleichen an weiblichem Hanf aus den Achſeln der unteren Blätter der Zweige männliche Blütenbüſchel beobachtet. Ein andrer Fall iſt der, wo die Inflorescenz ihren Bildungstypus beibehält und nur die Sexualorgane einzelner oder auch aller Blüten fi in das andre Ge— ſchlecht umwandeln oder durch dieſes ſubſtituiert find. So können bei Car- pinus Betulus in den normalen dreilappigen Hüllen der weiblichen Inflores— cenzen ftatt der weiblichen Blüte eine Anzahl Staubgefaͤße ſtehen (Fig. Sl), wie ſie ſonſt nur in den Achſeln der Schuppen der männlichen Kätzchen vorkommen. Bei Salix fand ich ſowohl eine Umwandlung der Staub— gefäße in Carpelle, als auch des Piſtills in Staubgefäße vor. Wegen des Näheren ſei auf die umſtehenden Abbildungen (Fig. 82) und deren Er— klärungen verwieſen. Endlich iſt der Fall zu unterſcheiden, wo in einer normal eingeſchlechtigen Blüte zu dem bleibenden Sexualorgan das ſonſt etwas unförmig iſt. B und © ſtärkere Grade; die allmähliche Verblattung der Antheren deutlich ſichtbar. Staubfäden Vermehrung der Glieder einer Blüte. Sproſſung 334 II. Abſchnitt: Krankheiten ohne nachweisbare äußere Urſachen fehlende andre hinzutritt, die Blüte alſo hermophrodit wird, wodurch unter Umſtänden ebenfalls Diöcie in Monöcie übergehen kann. Hierher gehören die androgynen Zapfen der Koniferen, bei denen die Deckblätter der Frucht— ſchuppen ſich in Antheren verwandeln. Zwitterblüten ſind auch in den Kätzchen von Salix fragilis und von Populus tremula beobachtet worden. II. Abnorme Vermehrung der Glieder einer Blüte. Eine Vermehrung der Glieder in den Blütenblattkreiſen oder eine Polyphyllie tritt ungemein häufig und zwar unter verſchiedenen Ver— hältniſſen ein. Wohl in allen Pflanzenfamilien kommt die Erſcheinung vor, daß bei ſonſt normaler Ausbildung der Blüten die Gliederzahl der Blatt— kreiſe um eins, oder um mehr als eins vermehrt iſt, bald durchgängig in allen Formationen der Blüte, bald nur in einigen, namentlich im Andröceum oder Gynäceum. Derartige Blüten werden als meta— ſchematiſche bezeichnet, weil bei ihnen der Plan des Blütendiagramms durch die veränderten Zahlen— verhältniſſe ein andrer geworden iſt. Oft ſind aber mit der Polyphyllie noch andre Mißbildungen der Blüte vereinigt. Die Anzahl der Blätter einer Blüte kann ſich aber auch dadurch vermehren, daß die Blütenblattkreiſe in größerer Zahl gebildet werden, welcher Fall als Pleotaxie bezeichnet wird. Eine Vermehrung der Wirtelglieder des Perigons oder der Corolle findet namentlich oft bei den gefüllten Blüten ſtatt, wobei natürlich von der auf Um- wandlung von Staubgefäßen beruhenden Vermehrung jener Organe abzuſehen iſt (S. 332). Fig. 81. III. Sproſſung (Proliferatio). Heterogamie der Weiß— Man verſteht darunter alle diejenigen Erſcheinun— buche. In den Hüllen gen, bei denen die Axe eines Blütenſtandes oder der weiblichen Inflores- einer Blüte abnorme terminale oder ſeitliche Sproſſe cenz Staubgefäße ſtatt hervorbringt. Wir unterſcheiden demgemäß a) Durch Sproſſung des Blütenſtandes. Durchwachſung. der weiblichen Blüte. wachſung (Diaphysis), auch wohl End- oder Mittelſproſſung genannt, wenn der Vegetations— punkt einer Axe, welcher im normalen Zuſtande durch die Bildung eines Blütenſtandes oder einer Blüte unterdrückt iſt, feine Thätigkeit wieder aufnimmt, b) Achſelſproſſung (Ecblastesis), wenn in den Achſeln von Blättern des Blütenſtandes oder der Blüten eine Sproßbildung ſtatt— findet, welche im normalen Zuſtande daſelbſt nicht vorhanden iſt. Je nach der Form, in welcher die neue Sproſſung auftritt, ergeben ſich mannigfaltige Erſcheinungen. 1. Sproſſung des Blütenſtandes. a) Durchwachſung. Wenn der Vegetationspunkt der Hauptaxe einer Inflorescenz, anſtatt wie gewöhn— lich ſeine Thätigkeit einzuſtellen und die Inflorescenz abzuſchließen, weiter wächſt, ſo erſcheint über der letzteren ein neuer Sproß. Dieſer bildet ſich bisweilen ſogleich wieder als Blütenſtand aus, jo daß zwei Blütenftände übereinander ſtehen. 5. Kapitel: Abnorme Geſtaltsverhaältniſſe 335 Häufiger bildet der durchwachſende Sproß überhaupt nur Laubblätter. Ein ſolcher verhält ſich entweder den normalen Laubſproſſen ähnlich und wächſt an der Pflanze ebenſo wie dieſe weiter. Oder er hat die Neigung ſich zu bewurzeln und wächſt leicht zu einer neuen Pflanze heran, wenn er mit feuchter Unterlage ſich in Berührung befindet. Oder er iſt ſogar zu Fig. 82. Heterogamie der Salix babylonica. A Übergangsbildungen der Blüten in einem Kätzchen, welches unten aus männlichen, nach oben aus weiblichen Blüten beſtand. Überall das Deckblatt und die dahinterſtehende Blüte; du die vordere und die hintere Honigdrüſe. a—e fortſchreitende Folge von Blüten von unten nach oben. a zeigt bei n am Scheitel einer Anthere ſchon An— deutung einer Narbe mit Papillen. In b und e die beiden Staubgefäße in ſtärkerer Piſtillodie mit deutlichſter Narbenbildung n. In d von beiden Körpern nur der eine als Piſtill gebildet, der andre p rudimentär; aber das ausge— bildete Piſtill, weil nur aus einem Blatte hervorgegangen, nur mit einer ein fach geteilten Narbe. In e ein vollkommenes, bimeres Piſtill, daher auch mit doppelter geſpaltener Narbe. B Ebenſolche Übergangsbildungen eines unten weiblichen, oben männlichen Kätzchens. Bedeutung der Buchſtaben dieſelbe. Bei b das Piſtill zur Hälfte in ſeine beiden Carpelle aufgelöſt. In e und d nur ein, in e zwei ausgebildete Staubblätter, mit deutlich begonnener Antherenbildung, und bei un noch mit Reſten von Narben. einer wirklichen Brutknoſpe (Bulbille) ausgebildet, welche ſich von ſelbſt ablöſt, auf dem Boden Wurzeln ſchlägt und zu einem neuen Individuum ſich entwickelt. Dieſe Erſcheinung iſt daher einer der verſchiedenartigen Fälle die man als Lebendiggebären (Viviparie) bezeichnet (ſ. unten). Von den ſogenannten viviparen Gräſern gehören faſt nur die bei Poa bulbosa vorkommenden Verhältniſſe hierher. Die bemerkenswerteſten Zu— ſtände der Ahrchen find in Fig. 83 dargeſtellt. Die Hüllſpelzen (dd) ſind ausnahmslos normal gebildet. Fig. A und B find die eigentlich lebendig Achſelſproſſung des Blüten⸗ ſtandes. 336 II. Abſchnitt: Krankheiten ohne nachweisbare äußere Urſachen gebärenden Ahrchen, welche eine wirkliche Bulbille mit zwiebelartig ange— ſchwollenen Blattſcheiden entwickeln. Bei A finden wir nur die erſte Deck— ſpelze b. normal, wiewohl ohne Vorſpelze und ohne eine Spur einer Blüte in der Achſel, die zweite Deckſpelze be bereits als unterſtes ſcheidenförmig erweitertes Blatt der Bulbille, nach oben bereits ein Blatthäutchen und eine kleine Laubſpreite tragend, ebenfalls ohne Vorſpelze und ohne Blütenteile; die dritte Deckſpelze bz als zweites Laubblatt der Bulbille, deſſen Scheide den eigentlich zwiebelartig verdickten Teil derſelben bildet, in welchem die Endknoſpe verborgen iſt. Während hier faſt vollſtändige Metamorphoſe des ganzen Ahrchens ſtattgefunden hat, nä= hert ſich Fig. B ſchon mehr der eigentlichen Diaphyſis. Wir finden die erſte und die zweite Deckſpelze b. und by faſt normal, jedoch eben— falls ohne Vorſpelze und ohne Blütenteile in der Achſel, und erſt die dritte bz iſt zu einem ſcheidenförmigen erſten Blatte der Bulbille ge worden, deren nächſt⸗ Fig. 83. folgendes als Laubblatt Lebendig gebärende, Ahrchen (A und B) und mit zwiebelig Ye Durchwachſung des Ahrens (0) von Poa bul- Baſis erſcheint. Eine bosa. dd Hüllſpelzen, b. erſte, be zweite, b, dritte vollſtändige Durchwach— Deckſpelze. Erklärung im Texte. ſung zeigt endlich Fig. C, f jedoch nicht mit vivi— parem Charakter. Dieſes Ahrchen iſt ganz analog demjenigen in Fig. B, nur mit dem Unterſchiede, daß die Ahrchenaxe an der Spitze nicht in eine Zwiebel, ſondern in einen kleinen, mit Knoten und geſtreckten Internodien verſehenen Halm ausgeht, deſſen nicht zwiebelartig verdickte Blätter die Blattſtellung der Spelzen fortſetzen und welcher mit einer kleinen Riſpe mit meiſt wiederum viviparen Ahrchen endigt. Dieſelbe Diaphyſis des Ahrchens, ebenfalls in mehr oder minder bulbillenartiger Form, fand ich auch an Festuca duriuscula im Rieſengebirge. Auch die alpinen Poa-Arten zeigen mitunter durchwachſende Ahrchen; doch iſt bei ihnen die eigentliche Vivi— parie davon verſchieden, denn ſie gehört, wie auch bei den übrigen vivi— paren Gräſern, zu den chlorantiſchen und durchwachſenden Blüten (ſ. unten). b) Achſelſproſſung des Blütenſtandes, d. h. das Auftreten ab— normer Sproſſungen aus den Achſeln der Deckblätter eines Blütenſtandes. Am häufigſten entwickeln ſich dieſe Sproſſe zu Inflorescenzen, die derjenigen, an welcher ſie entſtanden, ähnlich ſind. So bilden ſich z. B. bei Gramineen unregelmäßig zuſammengeſetzte Ahren: an der Stelle einiger Ahrchen ſteht eine kleine Ahre, aus mehreren zweizeilig geordneten Ahrchen zuſammen— geſetzt; bei Lolium perenne kommt das nicht ſelten vor. Die Varietät Triticum vulgare compositum hat eine in analoger Weiſe doppelt zuſammen— geſetzte Ahre. n 5. Kapitel: Abnorme Geſtaltsverhältniſſe 337 2. Sproſſung der Blüten. a) Mittelſproſſung oder Durch- - Sproffung der wachſung (Diaphysis), wobei die Blütenaxe an ihrer Spitze unter neuer Blüten. Blattbildung weiter wächſt. Das Produkt der Durchwachſung iſt bald eine Durchwachſung Blüte, bald ein Blütenſtand, bald ein Laubſproß. Das gewöhnlichſte Bei— ſpiel ſind Roſen, an denen Durchwachſung in allen dieſen drei Formen vorkommt. Die Mittelſproſſung kann ſich auch wiederholen, ſo daß z. B. aus der zweiten Blüte eine dritte hervorkommt ꝛc. Mit Durchwachſung iſt bisweilen ein Fehlſchlagen gewiſſer Teile der Blüte verbunden. Oder es tritt zugleich in der Blüte rückſchrei— tende Metamorphoſe (S. 330) ein. Wenn letzteres der Fall iſt, ſo werden bereits Blätter der Blüte ſelbſt zu Blättern der Sproſſung umgewandelt. Hier iſt auch der ſproſſenden Früchte zu gedenken, die dadurch zu ſtande kommen, daß in Blüten, welche diaphytiſch ſind, ſich trotzdem die ein— zelnen Fruchtknoten mehr oder weni— ger zu Früchten ausbilden. So iſt beſonders an Birnen beobachtet wor— den, daß aus dem Innern der Frucht zwiſchen der mehr oder weniger aus— einandertretenden Krone der Kelch— blätter, die dabei bisweilen vermehrt und etwas vergrößert ſind, ein be— blätterter Sproß oder häufiger eine zweite Birne entſpringt, aus dieſer wohl noch eine dritte; und ſelbſt noch weitere Sproſſungen ſind beobachtet worden. Wenn die mit der Durchwach— ſung verbundene Metamorphoſe der Blütenblätter ſchon in tieferen Re— gionen der Blüte beginnt, alſo die letztere ganz durch einen Laubſproß erſetzt iſt, und dieſer leicht Wurzel ſchlägt oder von ſelbſt abfällt und am Boden ſich bewurzelt, ſo daß auf dieſe Weiſe eine Vermehrung ſtatt— findet, ſo nennt man die Erſcheinung Lebendiggebären (Vi viparie). Ein ſolcher Sproß, hier Brutknoſpe oder Bulbille genannt, iſt entweder ganz aus Fig. 84. Durchwachſung der Blüte der Möhre. Zwichen den verlaubten Carpellen der Blüte A tritt die durchwachſende Blü-gebendiggebären. tenaxe hervor, um bei B eine zweite Blüte zu bilden, deren Carpelle a und b ebenfalls vergrünt ſind und zwiſchen ſich ſowohl eine abermalige Diaphyſis in Geſtalt einer geſtielten Einzelblüte, als auch eine aus der Achſel von b entſpringende kräftigere Achſelſproſſung, welche die Form eines vierblütigen Döldchens ange— nommen hat, hervortreten laſſen. Nach Cramer. zwiebelartig verdickten Niederblättern oder aus Laubblättern mit zwiebelartig fleiſchigen Scheiden gebildet, von denen die entwickelungsfähige Knoſpe umgeben iſt. Gewiſſe Pflanzenarten zeigen dieſe Erſcheinung häufiger als die normale Blüten— bildung oder entwickeln ſogar regelmäßig außer Blüten ſolche Brutknoſpen, Frank, Die Krankheiten der Pflanzen. 2. Aufl. III. 22 Sproſſende Früchte. Achſelſproſſung der Blüten. Verwachſung der Blüten. Verwachſung der Früchte. 338 II. Abſchnitt: Krankheiten ohne nachweisbare äußere Urſachen wie Polygonum viviparum, mehrere Arten von Allium, beſonders Allium oleraceum, vineale, Scorodoprasum, Ophioscorodon ete., auch Arten von Gagea. Dieſe Fälle dürfen ſomit weniger als pathologiſche Zuſtände betrachtet werden, ſchließen ſich vielmehr dem regelmäßigen Vorkommen von Brutknoſpen an vegetativen Teilen gewiſſer andrer Pflanzen an. Wohl aber kommen abnorme Fälle dieſer Art beſonders unter den Gräſern vor. An reich ſproſſenden Blütenſtänden von Phleum pratense, welche zum Teil viele dichte Büſche von Laubknoſpen trugen, von denen manche in kleine Hälmchen ausgewachſen waren, fand ich unzweifelhaft die Blüte des hier einblütigen Ahrchens in den Laubſproß umgewandelt (Fig. 84), welcher am Grunde noch von Deck- und Vorſpelze eingeſchloſſen war; die letztere zarthäutig und nicht größer als ſonſt, die erſtere im unteren Teile ſcheidig, im oberen mehr oder weniger vergrößert. b) Achſelſproſſung der Blüten (Ee— blastesis). Die Entwickelung von Sproſſen aus den Achſeln von Blütenblättern iſt von / der Mittelſproſſung durch die ſeitliche Stel— Fig. 85. lung an der Blütenaxe zu unterſcheiden; das Lebendiggebärendes Ahrchen von Phleum pratense. d d Hüllſpelzen. pi Deckſpelze, p. Vorſpelze, zwiſchen beiden die aus der Umwandlung der Blüte hervorgegangene Brutknoſpe. tutterblatt läßt ſich aber nicht immer ſicher bezeichnen wegen der häufigen Verſchiebungen und wegen der dichten Stellung der Blätter. Durch Ecblaſteſis können auch gefüllte Blüten entſtehen, indem in den Achſeln der Perigonblätter oder Blumenblätter dicht be— blätterte Sprößchen mit unentwickelter Axe ſitzen, deren Blätter alle dem Mutterblatte ähnlich ſind, ſo daß die ganze Blüte eine dichte blattreiche Roſette bildet; ſolches iſt bei Roſen und Kirſch— blüten beobachtet. Eigentümlich iſt das Vorkommen von Blütenknoſpen an der Außen⸗ ſeite des unterſtändigen Fruchtknotens in der Achſel daſelbſt aufgetretener, ſchmaler Deckblättchen bei Prismatocarpus und Philadelphus und ähnlich bei Opuntia. IV. Verwachſungen und Trennungen. J. Verwachſung der Blüten (Synanthie) findet meiſt zwiſchen je zwei, ſeltener zwiſchen mehr als zwei Blüten ſtatt, welche nebeneinander an einer gemeinſchaftlichen Axe ſitzen. Die Verwachſung kann entweder nur eine äußerliche ſein, indem die Blüten nur mit ihren äußeren Hüllen zuſammenhängen, oder ſie iſt vollſtändig. Im letzteren Falle ſchließen ſich gewöhnlich die Blüten mit ihren homologen Teilen aneinander; indem die Blütenaxen verſchmelzen, treten Kelch mit Kelch, Blumenkrone mit Blumen- krone, Andröceum mit Andröceum, Gynäceum mit Gynäceum in Ver⸗ bindung, wobei die Piſtille getrennt oder verwachſen ſein können, ſo daß das Ganze im allgemeinen wie eine Blüte, aber von größerem Umfange und vermehrter Zahl der Wirtelglieder erſcheint. 2. Verwachſung der Früchte (Syncarpie) rührt in vielen Fällen von Synanthien her, wenn ſich die Piſtille ſolcher Doppelblüten zu 5. Kapitel: Abnorme Geſtaltsverhältniſſe 339 Früchten entwickeln. Häufig handelt es ſich um Verbindungen von zwei Früchten, bisweilen aber auch von mehreren (3. B. 9 Erdbeeren in einem Kelche). Die verwachſenen Früchte ſind einander gleich oder die eine iſt kleiner. Bald ſtehen die Früchte, z. B. bei Apfeln, nur auf gemeinſamem Stiel und ſind nur ſeitlich oder nur mit ihren Grundflächen an einander gewachſen, wodurch ſie eine ſchiefe Richtung bekommen. Die Verſchmelzung kann aber auch vollſtändiger ſein, ſo daß das Ganze ausſieht, wie eine einzige Frucht, die aber größer als gewöhnlich iſt. Die Fächer und oberſtändigen Kelche ſolcher Doppelfrüchte können dabei noch getrennt bleiben oder ebenfalls mit einander zuſammenhängen. Verwachſung der Früchte tritt aber auch ein, ohne daß ſynanthiſche Blü— ten die Urſache ſind, nämlich dadurch, daß die Früchte nahe bei einander ſtehen und infolge der Zunahme ihres Umfanges ſich aneinander drücken. Dabei kann ſogar der Stiel der einen angewachſenen Frucht verküm— mern und letztere wird dann durch die Frucht, mit der ſie ver- wachſen iſt, mit ernährt; man findet an ihrer Baſis die Narbe des früheren Stieles. An Apfeln und Kirſchen ſind die hier be— ſchriebenen Erſcheinungen beſon— ders häufig beobachtet worden. die Trennung der Blumenkrone einer unter verſtehen wir das Frei⸗ Glockenblume in 5 Blumenblätter. werden ſolcher Organe, welche Nach Maſters. der Regel nach verwachſen ſind. Die Trennungen kommen ſehr häufig im Gefolge der rückſchreitenden Meta— morphoſe in den Blüten vor, beſonders bei Füllungen und Chloranthien, und beziehen ſich meiſt auf im normalen Zuſtande verwachſene Blätter eines und desſelben Quirles. Beſonders häufig ſehen wir verwachſen— blättrige Perigone, Kelche und Blumenkronen (Fig. 86) mehr oder weniger in ihre Blätter getrennt. 22* Trennungen. Regiſter. Aaskäfer 264. Abies 91 116 156, ſ. auch Fichte und Tanne. Abkochung von Hollunderblüten 10; A. von Quaſſia 10; A. von Wer⸗ mut 10. Abnorme Geſtaltsverhältniſſe 323; A. Gewebebildungen 308; A. Holzbil— dungen 508 315; A. Korkbildungen 308; A. Sekretion 174; A. Stoff⸗ bildungen 299. Abnormitäten der Stengelbildung 326. Abraxas grossulariata 235. Abutilon 301. Acacia 313 314. Acanthochermes Quercus 160. Acarocecidien 39. Acer 42 49 52 57 75 97 99 139 222 300 302, ſ. auch Ahorn. Aceraceen 144. Acherontia atropos 240. Achillea 34 63 69 71 90 105 115 128 131 146 156 226 242 251 264. 1 ſproſſung 334; A. der Blüten 338; A. des Blütenſtandes 336. Kerdalıa brumata 232. Acidia Heraclei 94. Ackerbohne 37 94 auch Vicia. Ackermaus 293. Ackerſchnecke 35. Ackerſenf 17 200. Acrolepia assectella 245. Acronycia Aceris 237; 239; A. tridens 234. Acrydium aegyptiacum 190; A. ameri- canum 190; A. coerulescens 191; A. migratorium 190; A. stridulum 191; A. tataricum 190. 133 145 265, f. A. Rumieis Adimonia tanaceti 266. Aegopodium 98 181. Alchen 12% Alghenkrantheit der Hyacinthen 28; A. der Speiſe zwiebeln 28; A. des Roggens 25; A. Krankheiten 13. Aelia acuminata 187; A. triticiperda 187. Apfel 129 189 203 248 286 339. Aesculus 49 104, ſ. auch Roßkaſtanie. Afterraupen 195. Agave 327. Agrilus auricollis 281; 280; A. viridis 280. Agriotes lineatus 256; 256; A. sputator 256. Agromyza carbonaria 94; A. frontalis 94; A. graminis 93; A. laminata 93; A.lateralis 93; A. minuta 94; A. nigripes 94; A. pusilla 94; A. Rubi 94; A. Schineri 109; A. scutellata 94; A. Spiraeae 94; A. strigata 94; A. Trifolii 94; A. Viciae 94. Agrostemma 17. Agrostis 33. Agrotis aquilina 226; A. corticea 226; A. crassa 226; A. exclama- tionis 226; A. nigricans 226; A. ravida 226; A. segetum 225 237; A. Tritici 226; A. vestigialis 226. Ahorn 198 233 237 248 274 292 316, j. auch Acer. Ahornbockkäfer 274. Ahorneule 237. Ahorn-Schildlaus 176. Ajuga 62. Akazie 177 302, ſ. auch Robinie. Akazienſchildlaus 176. A. bifasciatus A. obseurus Regiſter 341 Alchemilla 61. Aleppo⸗Galläpfel 214. Aleurodes carpini 175; A. Fragariae 176; A. Ribium 176. Allium 31 338, f. auch Zwiebel. Alnus 49 56 96 118, ſ. auch Erle. Alozabkochung 10. Alpenroſen 61, ſ. auch Rhododendron. Alphitobius mauritanicus 288. Alte Bäume 297. Alucita grammodactyla 252. Ameiſe 139 192. Ampelopsis 314. Ampfereule 239. Amphidasys betularia 237. Amygdalaceen 23 145. Amygdalus 49, ſ. auch Mandelbaum. Amylokarbol 10. Anabasis 180. Anacampsis anthyllidella 242. Ananasgallen 121. Ananaskrankheit der Nelken 30. Anarsia lineatella 244. Anchusa 70. Andricus aestivalis 217; A. amenti 217; A. burgundus 217; A. coc- eiterae 211; A. cortieis 218; A. curvator 207 211; A. Cydoniae 212; A. glandium 218; A. grossulariae 217; A. ilicis 211; A. inflator 215; A. multiplicatus 212; A. nitidus 212; A. ostreus210; A. pseudostreus 211; A. quadrilineatus 217; A. terminalis 212; A. testaceipes 211. Androsace 68. Anemone 98. Anerastia lotella 245. Angelica 23. Anguillula Dipsaei 30; A. Tritiei 31. Anguilluliden 12. Anisophleba 173; A. Pini 173. Anisoplia adjecta 261; A. agricola 283; A. austriaca 283; A. fruti- cola 283; A. tempestiva 283. Anobium paniceum 286. Anomala aönea 261. Anopleura Lentisci 162. Anſchwellungen, knollige 325. Anthemis 128 131. Autholyſe 331. Anthomyia antiqua 87; A. Brassicae 88; A. coaretata 85; A. conformis 93; A. floralis 89; A. funesta 90; A. furcata 88; A. gnava 89; A. Lactucae 131; A. nigritorsis 94; A. platura 88; A. radicum 89; A. Ratzeburgii 87; A. ruficeps 87; A. trimaculata 89. Anthonomus druparum 285; A. Piri 285; A. pomorum 284; A. Rubi 285 4 varansı 271. Anthoplerosis 332. Anthriscus 268. Anthyllis 242 251, ſ. auch Wundklee. Anthoxanthum 31. Antinonnin 10. Antispila Rivillei 242. Apfelbäume, Krebs der 167; A., Wurzel kröpfe der 318. Apfelbaum 61 94 98 145 176 177 181 186 234 235 243 284 323, f. auch Pirus. Apfelbaumglasflügler 247. Apfelblattfloh 181. Apfelblattlaus 145. Apfelblütenſtecher 284. Apfelrindenlans 167. Apfelſägeweſpe 203. Apfelſauger 181. Apfelſtecher 286. Apfelwickler 248. Aphanisticus Krügeri 267. Aphelenchus Fragariae 33; rodis 33. Aphidina 135. Aphilothrix radicis 218; A. Sieboldi 219. A. Orme- Aphis 140; A. Aceris 144; A. Achilleàae 146 A. amenticola 166; A. Anthrisci 144; A. Arun- dinis 141; A. Avenae 141; A. Bras- sicae 143; A. Cannabis 143; A. Capreae 144; A. Cerasi 145; A. Craccae 145; A. craccivora 145; A. Dianthi 143 146; A. Erysimi 143; Evonymi 144; A. gallarum 146; A. Genistae 144; A. Glyceriae 141; A. grossulariae 144; A. Hederae 144; A. Helichrysi 146; A. Humuli 143;. A. Insititiae 145; A. Intybi 146; A. Lactucae 146; A. Lilü 141; A. Loti 146; A. Mali 145; A. Maydis 141; A. Medicaginis 146; A. oblonga 141; A. ochropus 146; A. Oxyacanthae 145; A. Pa- paveris 143 144 145 146; A. Persicae 145; A. persicae niger 155; A. Picridis 146; A. piraria 145; A. Piri 145; A. Plantaginis 144; A. Pruni 145; A. Rapaęe 146 A. Ribis 144; A. Rosae 146; A Rumieis 143 146; A. saliceti 142 342 Regiſter A. Scabiosae 146; A. Solani 146; A. Sorbi 145; A. Tiliae 144; A. Urticaria 144; A. Viburni 146; A. Vitellinae 142; A. Vitis 144; A. Xylostei 146; A. Zeae 159. Aphrophora spumaria 186. Apion apricans 284; A. craccae 284; A. frumentarium 290; A. Meliloti 268; A. pomonae 259 284; A. seniculum 268; A. tenue 268; A. virens 268; A. vorax 288. Apoderus Coryli 260. Apogonia destructor 257. Aposeris 182. Aprikoſe 189 199 234 248. Aprikoſenbanm 145. Aprikoſeneule 234. Aprikoſenſpinner 234. Aquilegia 64. Arabis 60 69 123. Aradus einnamomeus 186. Araeocerus Coffeae 288. Aralia 313. Araliaceen 144. Araucaria 308. Ardisia 326. Argyresthia pygmaeella 244. Aricia Betae 94; A. Spinaciae 94. Aristolochia 23 57 61 125. Ariſtolochiaceen 23. Aromia moschata 273. Arrhenatherum 17. Artemisia 65 71 75 105 115 121 128 131 146 252. Arve 278. Arvicola 293. Ascelis 178. Asclepiadaceen 23. Asclepias 23. Asiphum populi 143. Aſpe 273 274 280, ſ. auch Zitterpappel und Populus. Aſpenbock 274. Asperula 70 123. Asphondylia Coronillae 114; A. Cytisi 114; A. Genistae 114; A. Grossu- lariae 129; A. Hornigi 127; A. Mayeri 130; A. melanops 130; A. Pimpinellae 129; A. prunorum 114: A. Sarothamni 119; A. tubi- cola 114; A. Umbellatarum 129; A. Verbasei 127. Aspidiotus Abietis 175; A. coccineus Nerii 177; A. Pini 174; A. Rosae 176; A. Salieis 175; A. Theae 175. Aspidium 98. Asplenium 34 98. Aſſeln 36. Astegopteryx styracophila 162. Aster 131 238. Astragalus 98 126 127. Asynapta lugubris 126. Athalia abdominalis 202; A. spinarum 200. Athous haemorrhoidalis 256; A. hirtus 256; A. niger 256; A. subfuscus 256. Atomaria linearis 257. Atragene 60. Atriplex 17 138 187 263. Attelabus eureulionoides 260. Auerhahn 291. Auftreten der ſchädlichen Tiere 5. Aulax Hieracii 223; A. hypochaeridis 224; A. Jaceae 224; A. minor 222; A. Potentillae 222; A. Rhoeadis 222; A. Salviae 223; A. Scorzonerae 224; A. Tragopoginis 224. Aurantiaceen 144. Auszehrung 1. Außenſchicht der Galläpfel 102. Avena 242, ſ. auch Hafer. Baccharis 121. Bacterium monachae 228. Bäume, alte 297. Balaninus Brassicae 286; B. Elephas 286; B. glandium 286; B. nucum 286; B. Pisi 288; B. tesselatus 286. Balggeſchwülſte 51. Balsamina 23. Balſaminaceen 23. Bandgras 301. Barbaraea 121. Baridius chloris 267; B. Lepidii 268 289; L. pieinus 268. Bartsia 62. Bathyaspis Aceris 222. Baumfrebs 167. Baumtrodnis 277. Baumweißling 233. Bedeguare 219. Beine, ſchwarze 257. Bekämpfung der ſchädlichen Tiere 7. Bellidiastrum 63. Bellis 43 131. Bembecia hyalaeformis 247. Berberidaceen 22. 175; A. Echinocacti 175; A. Evo- | Berberis oder Berberize 22 98 111 129. nymi 176; A. Limoni 175; A. | Berteroa 290. r Regiſter Beſchädigung von Früchten 128. Beta 17 187 j. auch Rübe, Runkelrübe, Zuckerrübe. Betonia 50 69 70 290. Betula 50 56 67 96 104, j. auch Birke. Betulaceen 276. Beutelgallen 51 99 156. Biber 293. Bibio hortulanus 90. Bildungsabweichungen 324. Biorhiza aptera 219; B. renum 210. Birke 141 192 197 198 234 236 237 243 247 256 258 259 260 273 280 294 316, ſ. auch Betula. Birkenblattweſpe 197. Birkenneſtſpinner 237. Birkenſpanner 237. Birkenſplintkäfer 280. Birkenſtecher 260. Birnbäume, Pockenkrankheit der 74. Birnbäume, Wurzelkröpfe der 318. Birnbaum 23 41 97 145 172 176 181 187 195 199 200 234 235 282 285, ſ. auch Pirus. Birnbaumſplintkäfer 281. Birnblattfloh 181. Birnblütenſtecher 285. Birne 129 189 248 286. Birngallmücke 129. Birngeſpinnſtweſpe 200. Birnſauger 181. Birntrauermücke 129. Birnzweigweſpe 195. Blätter, Faltungen der 58 94. Blätter, Filzkrankheiten der 43. Blätterknöpfe 117. Blätter, Kräuſelung der 328. Blätter, Pockenkrankheit der 73. Blätter, Rollungen der 58 94. Blätterroſen 117. Blättertaſchen 116. Blaſenfüßer 131. Blaſenfuß 133. Blaſengallen 156. Blattauftreibungen 313. Blattdürre 36. Blattflöhe 178. Blattformen, Veränderung der 63. Blattkäfer 259. Blattläuſe 135. Blattminierer 92. Blattnager 259. Blattorgane, Vervielfältigung der 329. Blattrandkäfer 265. Blattrippenſtecher 261. Blattweſpe 195. | 343 Blaukopf 234. Bleichſucht 299 302. Blennocampa alternipes 199; B. pu- silla 199. Blindſein des Hopfens 331. Blüten, Achſelſproſſung der 338. Blüten, Füllung der 332. Blüten, gefüllte 332 334 338. Blütenknoſpen, Deformation von 124. Blüten, metaſchematiſche 334. Blüten, Sproſſung der 337. Blütenſtand, Achſelſproſſung des 336. Blütenſtand, Sproſſung des 334. Blüten, Vergrünung der 66. Blüten, Verwachſung der 338. Blumenkohl 239 288. Blumenkohlkrankheit d. Erdbeerpflanze 33. Blutlaus 155 167. Bohne 91 15652388253 263 292 294, ſ. auch Vicia und Phaseolus. Bohnenkäfer 288. Bohnenlaus 145. Bohrfliege 131. Bokhara-Galle 162. Bombyx dispar 233; B. Monacha 226; B. Pini 228. Borkenkäfer 274. Bostrichus Abietis 278; B. acuminatus 279; B. bidens 279; B. bispinus 281; B. chalcographus 278; B. eur- videns 279; B. dispar 283; B. do- mesticus 283; B. dryographus 283; B. Fleus 282 B Dare 27 B lineatus 282; B. monographus 283; B. Mori 282; B. Piceae 280; B. pithyographus 279; P. proximus 279; B. pusillus 279; B. quadri- punctata 279; B. Saxeseni 283; B. signatus 283; B. stenographus 278; B. Tiliae 281; B. typographus 277; B. villosus 280. Botryotropha affinis 251. Botrytis tenella 254. Botys forficalis 239; B. margaritalis 250; B. nubilalis 244. Brachkäfer 254 258. Brachyderes incanus 258. Brachyscelis 178. Brandmaus 294. Brassica 17 23 288, ſ. auch Raps, Rübſen, Kohl. Braunketten 276. Brenner 284. Brenneſſel 240, ſ. auch Urtica. Brombeeren oder Brombeerſtrauch 138 222 247 285, ſ. auch Rubus. DE 2: 344 Regiſter Bromius vitis 261. Bromus 33 69 93 140 162. Bruchus 287; B. granarius 288; B. Lentis 288; B. Pisi 288; B. rufi- manus 288; B. villosus 288. Brumataleim 232. Brutknoſpe 337. Bryocoris pteridis 186. Bryonia 120 128. Buche 98 142 192 198 233 236 247 256 258 259 260 274 280 283 291 293 294 303, ſ. auch Fagus. Buchenbaumlaus 172. Buchen⸗Froſtſpanner 232. Buchengallmücke 100 103. Buchenholzborkenkäfer 283. Buchen⸗Kahnſpinner 236. Buchenſpinner 236. Buchenwickler 247. Buchen-Wollſchildlaus 177. Buchweizen 238. Buchweizen, Stockkrankheit des 29. Bulbille 337. Buntblättrigkeit 301. Buntſpecht 291. Bupleurum 119. Bupreſtiden 274. Buprestis viridis 280. Butalis variella 244. Buxus 68 180. Byturus fumatus 287; B. tomentosus 287. Cabera pusaria 237. Cacteen 175. Cactus 302. Caktus⸗Schildlaus 175. Calamintha 69. Calamobius gracilis 267. Calandra granaria 285 286. Calla 301. Callidium luridum 273; C. variabile 274. Callipterus oblongus 141. Callistemon 105. Calocoris-Wanze 187. Caloptenus italicus 191. Camelina 69. Camellia 308 313. Campanula 43 63 71 120 127 291, f. auch Glockenblume. Capparis 252. Capsella 31 43 68 69. Capsus bipunctatus 187; C. cervinus 188; ©. Pastinacae 187; C. vanda- licus 187. C. Oryzae Caydamine 60 125. Carduus 71. Carex 107 128. Carobe di Giuda 161. Carphotricha guttularis 90. Carpinus 57 59 98 104 333, ſ. auch Hainbuche. Carpocapsa funebrana 248; C. pomo- nella 248. Carum 65 70 112, j. auch Kümmel. Carya 104 161. Cassia 313. Cassida nebulosa 263. Cattleya 88. Cecidium 2. Cecidomyia abietiperda 106; C. acer erispans 97; C. Aceris 104; C. acrophila 98; C. affinis 96; C. Alni 96; C. alpina 119; C. annulipes 103; C. Aparines 120; C. Artemisiae 121; C. Asperulae 123; C. bacca- rum 115; C. betuleti 96; C. betu- licola 96; C. brachyntera 91; C. Brassicae 128; C. Bryoniae 120; C. Bupleuri 119; C. bursaria 99; C. capensis 119; C. Cardaminis 125; C. Carpini 104; C. cerasi 119; C. cerealis 85; C. Cerris 104; C. Chrysopsidis 121; C. eireinans 104; C. Cirsii 131; C. elausilia 96; C. clavifex 118; C. corrugans 97; C. Crataegi 119; C. destructor 81; C. dubia 109; C. Engstfeldii 97; C. Epilobii 125; C. erianeae 119; C. Ericae 120; C. Ericae scopariae 120; C. erieina 120; C. Euphorbiae 119; C. filicina 96; C. Fischeri 107; C. floriperda 125; C. florum 128; C. floseulorum 126; C. Frauenfeldi 119; C. Galeobdolontis 117; C. Galii 123; C. genisticola 120; C. Giraudi 98; C. Glechomae 117; C. Gleditschiae 98; C. griseocollis 104; C. heterobia 118; C. Hieracii 105; C. Hyperiei 116; C. hypogaea 115; C. inclusa 107; C. Inulae 115; C. iteobia 118; C. iteophila 118; C. juniperina 116; C. Karschi 109; C. Kellneri 117; C. Klugi 109; C. la- miicola 115; C. lathyricola 120; C. Leontodontis 105; C. Lothar ingiae 116; C. Loti 126; C. loticola 119; C. Lychnidis 125; C. marginem torquens 96; C. nigra 129; C. oeno- phila 104; C. oleae 105; C. Ono- brychidis 97; C. Ononidis 130; C. Z Regiſter Orobi 98; C. Papaveris 128; C. parvula 128; C. Peinei 97; C. pen- nicornis 125; C. Periclymeni 98; C. persicariae 96; C. Phragmitis 107; C. Phyteumatis 127; C. piceae 07; O. Pini 92; C. piricola 129; C. plicatrix 97; C. populeti 96; C. Potentillae 126; C. Pruni 99; C. pseudacaciae 98; C. pustulans 97; 1; €. Quereus 118; C. Raphanistri 125: C. Reaumuri 99; C. Robiniae 98; C. rosariae 117; C. rosarum 97; C. Salicariae 119; C. salicina 109; C. saliciperda 109; C. Salicis 107; C. salicis-batatas 109; C. saliciscornu 118; C. San- guisorbae 97; C. Scabiosae 120; C. scutellata 107; C. secalina 81; C. serotina 119; C. similis 126; C. Sisymbrii 121; C. Solidaginis 121; C. Sonchi 105; C. Stachydis 98 117; C. Stellariae 116; C. strobi 124; C. Syngenesiae 128; C. Taraxaci 105; C. Taxi 117; C. terminalis 118; C. Thomasiana 97; C. Thymi 120; C. thymicola 120; C. tiliacea 104; C. tiliamvolens 97; C. tortrix 97; C Trachelii 120; C. Trifolii 98; C. Tritici 124; C. tuberculi 114; C. tubifex 128; C. ulmariae 105; C Urticae 104; C. Verbasci 127; C Veronicae 116; C. Viciae 98; C Violae 125; C. Virgaurea 121; C viscariae 119. Cecidophyces 43. Ceeidoses eremita 252. Celosia 325. Celsia 127. Celtis 72 179. Cemiostoma coffeellum 242; C. seitella 241; C. Wailesella 242. Centhranthus 43. Centaurea 31 71 75 105 131 224, Cephaloneon 51. Cephus Arundinis 195; C. compressus 195; C. pygmaeus 193. Cerambyx cerdo 273; C. dilatatus 274; C. heros 273. Cerastium 68 116 166 180. Cestrum 177. Ceuthorhynchus assimilis 286; C. con- tractus 289; C. Drabae 290; C. ma- cula alba 286; C. suleicollis 288. Chaetocnema concinna 263. Chamaecyparis 302. Champignon 189. 245 Charaeas graminis 237. Chauliodus chaerophyllellus 240. Cheimatobia boreata 232; C. brumata 232. Chelidonium 143. Chenopodiaceen 22 Chenopodium 17 187 263. Chermes abietis 163 166; C. Cembrae 141; C. coccineus 166; C. cortiealis 173, CG. Fagi 177; C. Fraxini 177; C. lapponicus 166; C. Larieis 141 165; C. obtectus 165; C. pectinatae 141; C. Piceae 141 173; C. sibiri- cus 166; C. Strobi 173; C. strobi- lobius 166; C. Taxi 167; C. viridis 163 166. Chilo cicatricellus 245; C. infuscatellus 245; C. phragmitellus 245. Chimabacche fagella 235 Chinabaum 321, ſ. auch Cinchona. Chloranthie 331. Chlorophyllbildung, Störung der 299. Chlorops glabra 90; C. Herpinii 85; C lineata 85; C. strigula 85; C. taeniopus 83. Chlorosis 299. Chondrilla 69 71. Chrysanthemum 65 94 115 121 128 131 182. Chrysobothrys affinis 280; C. Solieri 279. Chrysomela 259; C. decemlineata 266; C. tanaceti 266. Chrysomia formosa 90. Chrysopsis 121. g Cicada haemotodes 185; C. Orni 186; C. septendecim 185. Cicadina 182. Cichorie oder Cichorium 24 94 146 156 256 265. Cikaden 182. Cimbex Amerinae 198; C. lucorum 192 198; C. variabilis 192 198. Cinchona 176, ſ. auch Chinabaum. Cionus Fraxini 260. Cirsium 71 131. Citrus 144 176. Cladius albipes 199; C. viminalis 198. Cledeobia angustalis 251. Cleigastra flavipes 87. Clematis 22 34 59 68 125 202 281. Cleonus suleirostris 265; C. turbatus 271; C. ucrainensis 265. Clinopodium 69. Clinorhyncha Tanaceti 131; C. Mille- folii 131; M. Chrysanthemi 131. 346 Regiſter Clivia 308. Cneorhinus geminatus 258; C. plagi- atus 272. Cnethocampa pinivora 229; C. pityo- campa 230; C. processionea 235. Coceina 173. Coceinella globosa 265. Coccinelliden 139. Coccus adonidum 177; C. Cacti 175; C. Cambii 177; C. conchaeformis 176; C. Echinocachi 175; C. Fagi 177; C. Fraxini 177; C. Ilicis 175; C. lacca 175; C. Mali 177; C. man- niparus 175; C. Nerii 177; C. Oxy- acanthae 176; C. Persicae 176; C. polonica 175; C. quercicola 177; C. Quercus 177; C. racemosus 174; C. Rosae 176; C. Salicis 175; C. Vitis 175. Coceyx Buoliana 243. Cochenille 175; C. deutſche 175; C. Schildlaus 175. Cochilus hilarana 252. Cocotrypus dactylipcrda 286. Coeliodes fuliginosus 258. Coffea 177, ſ. auch Kaffeebaum. Colaspidema atrum 266; C. Sophiae 266. Coleophora 234; C. argentula 251; C. caespitiella 250; C. discordella 242; C. hemerobiella 234; C. lari- einella 241; C. lixella 242; C. meli- lotella 251; C. Millefolii 242; C. onobrychiella 242; C ornatipennella 242; C. palliatella 241; C. vulpe- cula 242. Coleoptera 253. Coleus 23. Colobathristes saccharieida 187. Colopha compressa 159. Coloradokäfer 266. Colutea 234. Compoſiten 17 24. Conchylis ambignella 248; C. epilini- ana 250; C. reliquana 248; C. rose- ana 251. Coniferen 141 282 308. Convolvulus 62 304. Coprophilus striatulus 257. Cordyceps 228. Cordylura apicalis 115. Cornus 105 162. Coronilla 65 114 290. Corvus 291. Corylus 22 40 43 66 125, ſ. auch Haſel. Corymbites aeneus 256. Cosmopteryx eximia 242. Cossus Aesculi 247; C. ligniperda 247. Cotoneaster 74 75. Crambus 226. Craſſulaceen 23. Crataegus 48 61 68 105 119 126 138 200 274, ſ. auch Weißdorn. Crepis 71 131. Crioceris Asparagi 262; C. cyanella 262; C. melanopa 262; C. merdigera 262; C. 12 punctata 262. Crispatio 328. Gruciferen 17 23 121 143 239 250 262 263 266 284 286. Cryptomeria 308. Cryptorhynchus lapathi 273. Cucurbitaceen 24. Cupressus 66. Cupuliferen 22. Cureulio Pini 270. Cyclamen 23. Cydnus bicolor 187. Cydonia 74, ſ. auch Quitte. Cynipidae 203. Cynipidengallen 203; C. an Eichen 208; C. an Roſen 219. Cynips agama 210; C. autumnalis 216; C. batatas 213; C. bicolor 221; C. caliciformis 216; C. calicis 218; C. callidoma 216; C. cerricola 218; C. collaris 216; C. confluens 212; C. conglomerata 216; C. corticalis 219; C. dichloceros 221; C. disticha 210; C. divisa 210; C. ferruginea 216; C. foecundatrix 214; C. folii 209; C. globuli 216; C. glutinosa 216; C. Hedwigia 216; C. Kollari 213; C. longiventris 210; C. pilosa 215; C. polycera 216; C. quercus coelebs 212; C. quereus ficus 217; C. quereus futilis 212; C. quereus globulus 217; C. quereus lanae 212; C. quercus nigrae 212; C. quereus palustris 212; C. quereus phellos 216; C. quereus pisum 212; C. quercus tubicola 212; C. quercus verrucarum 212; C. radieis 218; C. Reaumurii 205 211; C. rhizomae 218; C. scutellaris 209; C. semina- tionis 217; C. seminator 217; C. semipicea 221; C. serotina 219; C. Sieboldi 219; C. solitarius 216; C. subterranea 218; C. terminalis 212; C. tinctoria 214; C. truncicola 218; C. tuberculosa 221. . Regiſter Cytisus 65 68 114 130 234 281, f. auch Goldregen. Dactylis 93 140. Dactylopius Vitis 175. Dacus Oleae 130. Dammara 308. Damwild 292. Dasychira pudibunda 236. Dasyneura crista galli 127. Dattel 286. Datura 332. Daucus 70 112 129, ſ. auch Möhre. Deformation von Blütenknoſpen 124; D. von Früchten 73 Demas Coryli 256. Dendrobium 88. Depressaria nervosa 250. Deutſche Cochenille 175. Deverra 114. Dianthus 332, ſ. auch Nelke. Diaphysis 334 337. Diapsis pentagona 175. Diastrophus Glechomae 223; D. Mayri 222; D. Rubi 222; D. Scabiosae 224. Diatraea striatilis 245. Dichotomie 327. Dickmaulrüßler 261. Didymodon 34. Digitalis 328. Dill 94 144 240. Diloba coeruleocephala 234. Dineura alni 197; D. rufa 197. Dinkel 93. Diplosis acerplicans 97; D. anthobia 126; D. anthonoma 126; D. auran- tiaca 124; D. Barbichi 119; D. betu- lina 104; D. botularia 98; D.brachyn- tera 91; D. Caryae 104; D. Centau- reae 105; D. Cerasi 97; D. corylina 125; D. dryobia 96; D. dryophila 96; D. equestris 84; D. flava 125; D. glo- buli 103; D. Heraclei 97; D. Lina- riae 120; D. Lonicerearum 127; D. Loti 126; D. marsupialis 97; D. mediterranea 120; D. Molluginis 120; D. ochracea 128; D. oculiperda 115; D. oleisuga 115; D. Phyllyreae FPini 92; D. Pisi 130; D. pulchripes 130; D. Pulsatillae 125; D. quereina 118; D. quinquenotata 125; D. ruderalis 123; D. Rumieis 125; D. scoparii 114; D. Siebelii 96; D. Tamaricis 112; D. tiliarum 112; D. Traili 125; D. tremulae 103; D. Tritici 124; D. Valerianae 127. | 347 Diplotaxis 125. Dipfaceen 24. Dipsacus 24 31 146 325, ſ. auch Kar⸗ den. Diptera 76. Dipterocecidien 77. Diſtel 238, ſ. auch Carduus und Cirsium. Dodartia 23. Doppelblüte 338. Doppelfrüchte 339. Doryenium 61 130. Doryphora decemlineata 266. Dorytomus Tremulae 284. Draba 65 290. Dracaena 22 313. Drahtwürmer 255. Drosophila flaveola 94; D. graminum 8 5 Dryas 34. Dryocosmus cerriphilus 218. Dryophanta agama 210; D. disticha 210; D. longiventris 210; D. pseu- dodisticha 211; D. scutellaris 209; D. verrucosa 217. Durchwachſen der Kartoffeln 326. Durchwachſung 334 337. Duvaua 181. Echlastesis 334 338. Echium 70 126 127. Eecoptogaster destructor 280; E. in- tricatus 280; F. multistriatus 280; E. Pruni 281; E. Pyri 281; E. ru- gulosus 281; E. Scolytus 280. Eichbuſcheule 236. Eiche 98 142 156 160 177 185 192 209 233 234 235 236 237 241 244 247 256 258 259 260 261 267 272 273 274 280 283 286 292 294 316, ſ. auch Quercus. Eichelnwickler 247. Eichelrüßler 286. Eichenblattrollkäfer 260. Eichenbockkäfer 273. Eichenborkenkäfer 280. Eichen, Cynipidengallen an 208. Eichenerdfloh 259. Eichenholzborkenkäfer 283. Eichenkolbenläuſe 142. Eichenminiermotte 241. Eichenſchildlaus 177. Eichenſplintkäfer 280. Eichentriebzünsler 236. Eichenweichkäfer 272. Eichenwickler 236. Eichhörnchen 294. Einmieter 208. 348 Regiiter Eifenmadige Möhre 90. Elachista Clerkella 241; E. com- planella 241; E. pollinariella 242; E. pullicomella 242. Elymus 22. Emphytus Grossulariae 199. Emulſionen von Petroleum 10; E. von Schwefelkohlenſtoff 10. Endſproſſung 334. Engerlinge 253. Entomoscelis Adonidis 267. Epheu 144 281, ſ. auch Hedera. Fpidosis cerealis 85. Epilachna globosa 265. Epilobium 61 125 252. Episema coeruleocephala 234. Erbje 17 37 94 130 145 238 251 263 265 288 292 294, ſ. auch Pisum. Erbſenblattlaus 145. Erbſeneule 238. Erbſenkäfer 288. Erbſenmücke 130. Erbſenwickler 251. Erdbeere 35 144 156 176 240 242 261 263 285 287 339, ſ. auch Fragaria. Erdbeerpflanzen, Blumenkohlkrankheit der 33. Erdfloh 263 267. Erdraupen 225 226 237. Erhöhungen, zapfenförmige 320. Erica 120. Erineum 44; E. acerinum 49; E. alneum 49; E. alnigenum 50; E. betulinum 50; E. Bildungen 43; E. fagineum 48; E. ilicinum 48; E. impressum 48; E. Juglandis 47; E. luteolum 49; E. Menthae 50; E. nervale 47; E. nervisequum 48; E. Oxyacanthae 48; E. Padi 49; E. platanoideum 49; E. populinum 50; E. Poterii 50; E. Pseudo- platani 49; E.-purpureum 50; E. pyrinum 48; E. quereinum 48; E. roseum 50; E. sorbeum 48; E. tiliaceum 47. Eriocampa adumbrata 199. Eriopeltis Festucae 175. Erle 179 192 197 198 236 237 247 259 260 267 273 280 316 324, ſ. auch Alnus. Erlenrüſſelkäfer 273. Ervum 17 98, ſ. auch Linſe. Eryngium 112. Eſche 146 175 181 192 200 237 242 244 259 260 281 292 316 317, f. auch Fraxinus. Eſchenbaſtkäfer 281. Eſchenblattweſpe 200. Eſchen-Wollſchildlaus 177. Eſchenzwieſelmotte 244. Esparſette 145 242, ſ. auch Onobrychis. Euacanthus interruptus 185. Eucalyptus 178 308. Eucharis 29 38. Eumerus lunulatus 88. Eumolpus vitis 261. Euphorbia 43 61 119. Euphrasia 69. Euplexia lucipara 235. Eurya 178. Eurydema olexaceum 187 ornatum 188. Eurytoma albinervis 221; E. Hordei 221. Evonymus 49 60 144 176 234 301. Fadenkrankheit der Kartoffel 327. Fagus 48 59 67, 1. auch Buche. Fahrbarer Hühnerſtall 9. Falcaria 33. Faltung 136; F. der Blätter 58 94. Fangapparate 9. Fang der ſchädlichen Tiere 8. Fanggräben 9. Fangpflanzen 11 18. Farne 34. Fasciationes 324. Fedia 43. Fegen 292. Feigenbaum 282. Feigenweſpe 224. Feinde der ſchädlichen Tiere 6 11. Feldhühnerhaus 8. Feldmaus 293. Fenchel 90 144 240. Festuca 33 69 155 222 336. Ficus 22 175 224. Fichte 37 92 106 107 124 163 166 173 174 175 193 196 197 225 227 231 234 243 256 257 258 259 271 272 273 277 278 279 291 294 321, ſ. auch Abies. Fichtenbaſtkäfer 278. Fichtenbaumlaus 173. Fichtenblattweſpe 197. Fichtenbockkäfer 273. Fichtenborkenkäfer 277 278 279. Fichten⸗Geſpinnſtweſpe 197. Fichtenknoſpenmotte 243. Fichtenkreuzſchnabel 291. Fichtenneſtwickler 231. Fichtenquirlſchildlaus 174. Fichtenrindenwickler 246. 188; E. Regiſter 349 Fichtenſpanner 231. Fichtentriebwickler 231. Fichtenwolllaus 163. Fidonia aescularia 232; F. auran- tiaria 232; F. defoliaria 232; F. piniaria 231; F. progemmaria 232; F. wavaria 235. Filzkrankheiten der Blätter 43. Filzkugelkäfer 265. Fink 291. Flachs 119 134 238 250, j. auch Lein. Flachsblaſenfuß 134. Flachsknotenwickler 250. Flax seed 82. Flechtweideneule 238. Flieder 192, ſ. auch Syringa. Fliegen 76. Fliegengallen 77. Fliege, ſchwarze 134; F. ſpaniſche 259. Flohkrauteule 238. Forficula auricularia 189. Forleule 230. Formica ligniperda 192. Formicidae 192. Fragaria 57, ſ. auch Erdbeere. Fraxinus 37 58 62 72 98 138 186, ſ. auch Eſche. Fringilla 291. Frit 80. Fritfliegen 78 128. Froſtſpanner 232. Früchte, Beſchädigungen von 128; F. Deformation von 73; F. ſproſſende 337; F. Verwachſung der 338. Fuchsia oder Fuchſie 187 333. Füllung der Blüten 332. Futterrübe 183 225 263. Gabelförmige Teilung 327. Gagea 338. Galeobdolon 117. Galeruca 259; G. tanaceti 266. Galium 63 70 120 123 127 186 325. Galläpfel 99 203. | Galläpfel, Außenſchicht der, 102; G. Hartſchicht der 102; G. levantiſche 214; G. Schutzſchicht der 102. Galle 2. Gallenbildung 3. Gallenmark 102. Gallmilben 38. Gallweſpe 203. Galtonia 29. Gammaeule 238. Gartenbohne 36 37, ſ. auch Phaseolus. Gartenhaarmücke 90. Gartenkreſſe 17 268. Gelbſucht 299 302; Gartenlaubkäfer 254 258. Gastropacha lanestris 237; G. neus- tria 233; G. Pini 228; G. pini- vora 229; G. processionea 235. Gastrophysa Raphani 267. Gefüllte Blüten 332 334 338. G. der Pfirfich- bäume 305; G. der Reben 303. e cauligenella 251; G. sinaica 252. Gelte des Hopfen 331. Gemüſeeule 239. Genista 68 98 114 120 130 222. Gentiana 70. Geometra liturata 231; G. piniaria 231; G. prosapiaria 231. Georgine 238 256. Gradflügler 188. Geraniaceen 144. Geranium 31 50 60 68 112. Gerſte 17 78 83 85 91 93 124 125 133 138 141 155 175 183 187 193 283 286, ſ. auch Hordeum. Geſpinnſtmotte 234. Geſtaltsverhältniſſe, abnorme 323. Getreide 35 81 92 140 182 189 190 225 226 237 238 249 253 254 255 256 257 262 263 264 267 285 291 292 293 294. Getreideblaſenfuß 133. Getreideblattlaus 140. Getreideblumenfliege 85. Getreidebockkäfer 267. Getreidefliegen 77. Getreidehähnchen 262. Getreidehalmweſpe 193. Getreidelaufkäfer 262. Getreidemotte 250. Getreidemücken 77. Getreideſchänder 85. Getreideverwüſter 81. Geum 50. { Gewebebildungen, abnorme 308. Gicht des Weizens 83. Gichtkorn 31. Gipspulver 10. Glechia rhombella 235. Glechoma 99 117 127 223. Gleditschia 98. Glyceria 141 155. Glyphina Betulae 141. Glockenblume 339, ſ. auch Campanula. Gnaphalium 131 Goldafter 232. Goldregen 292, ſ. auch Cytisus. Gomphocerus pratorum 191. 350 Regiſter Gonophora derasa 235. Gortyna ochracea 244. Grossypium 23. Gracilaria fidella 240. Gracilaria juglandella 242; G. gella 242. Gräſer 85 91 92 124 175 190 226 237 238 244 249 255 262 266 292, ſ. auch Gramineen. Gramineen 22 81 140 182 342 236 ſ. auch Gräſer. Grapholitha botrana 248, G. conter- minana 251; G. dorsana 251; G. gentianana 251; G. nebritana 251; G. ocellana 243; G. pactolona 246; G. Petiverella 226; G. pruniana 244; G. schistaceana 245; G. sel- lana 251; G. Servillana 252; G. variegana 243; G. Woeberiana 246; G. Zebeana 246. Graseule 237. Grashalmeule 244. Grasmotten 226. Graswurzeleule 238. Graszünsler 245. Graurüßler 265. Grundgewebe, Wucherungen des 308. Gryllotalpa vulgaris 189. Gummibaum 314. Gummilack-Schildlaus 175. Gurke 24 34 35 37 94 134. Gymnetron Alyssi 290; C. Campa- nulae 291; G. Linariae 291; G. noctis 291; G. pilosum 290; G. villosum 291. Hadena basilinea 249; H. glypha 238. ee 17 78 91 93 138 140 141 155 183 268, j. aud) Avena. Haferblattlaus 141. Hafer, Stockkrankheit des 27. Hainbuche 175 260 280, ſ. auch Car- pinus. Halbflügler 134. Halias chlorana 237; H. prusinana 236; H. wavaria 235. Halmfliege 83. Haltica ampelophaga 261; H. armo- raciae 263; H. atra 263; H. Cruei- ferae 263; H. Erucae 259; H. Euphorbiae 263; H. ferrugine 268; H. nemorum 2633 H. oleracea 262; H. Rubi 263; H. rufipes 263; H. sinuata 2633 H. vittula 263. Hamamelis 104 161. Hamſter 294. syrin- mono- Hanf 17 37 94 143 238 244 333 Hartſchicht der Galläpfel 102. Harzgalle 243. Harzgallenwickler 243. Haſel 234 236 237 260 273 286, f. auch Corylus. Haſelkäfer 259. Haſelmaus 294. Haſelnbockkäfer 273. Haſelnußbohrer 286. Haſelrüſſelkäfer 260. Haſen 292. Hautflügler 191. Heckenweißling 239. Hedera 300 313, ſiehe auch Epheu. Hederich 17 200 238. Helianthemum 68. Helianthus 131 188, ſ. auch Sonnen⸗ blume. Heliconia 22. Heliothrips Dracaenae 134; H.haemor- rhoidalis 134. Helix 35. Hermerocallis 125. Hemiptera 134. Hepialus Humuli 226. Heracleum 97. Herniaria 175. Herzwurm 239. Heſſenfliege 81. Heterodera 13; H. javanica 22; H. radicicola 19; H. Schachtii 13. Heterogamie 333. Heteropeza transmarina 105. Heupferd 189. Heuſchrecke 1905 H. italieniſche 191; H. marokkaniſche 190. Heuwurm 248. Hibiscus 23. Hieracium 34 63 71 105 117 131 175 182 223. Himbeere oder Himbeerſtrauch 94 97 138 144 176 186 199 222 235 242 244 247 259 261 263 285 287, f. auch Rubus. Himbeerkäfer 287. Himbeermade 287. Himbeerſtecher 285. Hippocrepis 61. Hippopha& 61 Hirſche 292. Hirſe 141 155 244. Hirſezinsler 244. Hohlrüßler 265. Holcus 31 84 140. Hollunder 133, j. auch Sambucus. Regiſter Hollunderblaſenfuß 133. Hollunderblüten, Abkochung von 10. Holopeltis Antonii 176. Holzaſche 10. Holzbildungen, abnorme 308 315. Holzkäfer 273. Holzkugeln 321. Holzpflanzen, Schwarzwerden der 306. Holzraupe 247. Holzweſpe 193. Homogyne 75. Honigtau 137 138 174. Hopfen 37 94 143 185 187 226 240 242 244 258 261 263 266 333. Hopfenblattlaus 143. Hopfen, Blindſein des 331; H., Gelte des 331; H., Lupelbildung des 331. Hopfenminiermotte 242. Hopfenwanze 187. Hopfenwurzelſpinner 226. Hopfenzinsler 240. Hoplocampa fulvicornis 202; H. testu- dinea 203. Hordeum 162. Hormaphis Hamamelidis 161. Hormomyia Abrotani 105; H. bubo- niae 114; H. capreae 100 102; H. corni 105; H. Fagi 103; H. Fischeri 107; E. graminicola 86; H. juniperina 116; H. Millefolii 105; H. palearum 128; H. piligera 103; H. Poae 86; H Ptarmicae 128; H. rubra 104. Horniſſe 192. Hühnerſtall, fahrbarer 9. Hülſenfrüchte 293. Hutchinsia 290. Hyacinthen, Alchenkrankheit H. Ringelkrankheit der 28. Hyacinthus 38. Hydrellia griseola 93. Hydroecia micacea 245. Hylastes Trifolii 258. Hylemyia coarctata 85. Hylesinus angustatus 272; H. ater 272 278; H. attenuatus 272; H. erenatus 281; H. cunicularis 272; H. decumanus 279; H. Fraxini 281; H. glabratus 279; H. Hederae 281; H. Kraatzi 280; H. micans 278; H. minimus 279; H. minor 269 279; H. oleiperda 282; H. palliatus 278; H. piniperda 269 278; H. poly- graphus 278; H. Spartii 281; H. Trifolii 258; H. vittatus 280. Hylobius Abietis 270; H. Pini 270. der 28; 351 Hylotoma pullata 197; H. Rosae 199. Hymenoperta 191. Hyhena rostralis 240; H. variabilis 265. Hypericum 60 116 119. Hypnum 31 34. Hypochaeris 224. Hyponomeuta 234. Hyssopus 23. Jassus sexnototus 182. Icterus 299. Ilex 300 302 308. e capitella 244; I. pectinea 241. Inquilinen 208. Inſektenöl 10. Inſekteupulver 10, Inſektentötende Mittel 9. Inſekticide 9. Inula 115 1271 131 Johannisbeerblattlaus 144. Johannisbeerblattweſpe 198. Johannisbeere oder Johannisbeer— ſtrauch 137 155 176 198 235 244 247, ſ. auch Ribes. Johannisbeerſpanner 235. Isatis 17. Isosoma 222. Juglans 47 57, ſ. auch Nußbaum und Wallnußbaum. Julus 76. Juncus 179 250. Juniperus 73 116 141 Wachholder. Italieniſche Heuſchrecke 191. Käfer 253. Käfergallen 288. Kaffeebaum 23 225 242. Kaffeebohne 288. Kaffeelaus 177. Kakao 176. Kalkpulver 10. Kalkſtreuen 9. Kaninchen 292. Kapuzinerkreſſe 239. Karden 251, ſ. auch Dipsacus. Kardenälchen 30. Kardenköpfe, Kernfäule der 30. Kartoffel 23 88 91 94 143 146 156 183 187 188 189 225 238 240 245 253 256 263 265 266 292 293 314, ſ. auch Solanum; K., Durchwachſen der 326; K., Fadenkrankheit der 327; K., Kräuſelkrankheit der 328; K., Wurmfäule der 30. Kartoffelknollen, Schorf der 309. 186, ſ. auch 352 Regiſter Kaſtanie 260 286; K., Schwarzwerden der 307; K., Tintenkrankheit der 307. Kaulbrand des Weizens 31. Keimfähigkeit 297. Kerbel 94. Kermesbeere 175. Kernfäule der Kardenköpfe 30. Kiefer 37 75 87 91 92 173 174 186 189 193 196 226 227 228 229 230 231 234 241 243 245 258 259 269 270 271 272 273 278 279 286 291 292 294 321 ſ. auch Pinus. Kiefernadelmotte 241. Kiefernbaſtkäfer 278 279. Kiefernblattweſpe 196. Kiefernborkenkäfer 278 279. Kieferneule 230. Kiefern-Geſpinnſtweſpen 196. Kiefernharzgallmücke 92. Kiefernknoſpenwickler 243. Kiefernkreuzſchnabel 291. Kieferumarkkäfer 269 278 279. Kiefernmotte 245. Kiefernprozeſſionsſpinner 229. Kiefernquirlwickler 243. Kiefernrindenläuſe 173. Kiefernrindenwanze 186. Kiefernrüſſelkäfer 270 271. Kiefernſaateule 226. Kiefernſamenzünsler 247. Kiefernſcheidengallmücke 91. Kiefernſchildlaus 174. Kiefernſpanner 231. Kiefernſpinner 228. Kieferntriebwickler 243. Kiefernzweigbock 273. Kindelbildung 326. Kirſchbaum oder Kirſche 97 129 137 145 176 181 186 199 234 237 274 282 287 291 338 339, ſ. auch Pru- nus, Kirſchblattlaus 145. Kirſchblattweſpe 199. Kirſchenfliege 129. Kirſchenmade 129. Kirſchenneſtſpinner 237. Klee 35 37 91 145 253 254 255 258 265 268 284 292, ſ. auch Trifolium; K., Stockkrankheit des 29. Kleeblätter, vierblättrige 329. Kleewurzelkäfer 258. Knieholz 91 278. Knollenmaſern 321. Knollige Anſchwellungen 325. Knoſpenanſchwellungen 65. Knoſpenwickler 243. Knoten des Roggens 25. Knotenwurm 221. Koch's Flüſſigkeit 10. Koeleria 33. Kohl 17 88 89 90 91 94 128 143 156 187 200 225 238 239 253 255 256 262 263 265 268 288 292, |. auch Brassica. Kohlblattlaus 143. Kohlerdfloh 262. Kohleule 239. Kohlfliege 88. Kohlgallenrüſſelkäfer 288. Kohlgallenmücke 128. Kohlrübe 17 225. Kohlſchabe 239. Kohlſchnake 91. Kohlwanze 187. Kohlweißling 238. Kohlzünsler 239. Kompoſiten 131 146. Koniferen, ſ. Coniferen. Korkbildungen, abnorme 308. Korkwucherungen 308. Kornkäfer 285. Kornmotte 250. Kornwurm, roter 85; K. ſchwarzer 285; K. weißer 250. Krähe 291. Kräuſelkrankheit 328; K. der Kartoffel 328 Kräuſelung 136; K. der Blätter 328. Krankheiten, Vererbung von 295. Krebs 167 177; K. der Apfelbäume 167; K. der Rotbuchen 172. Kreſſe 263. Kreſſenmauszahnrüßler 268. Kreuzſchnabel 291. Kropf des Roggens 25. Krüppelkrankheit der Speiſezwiebeln 28. Krummholzkiefer 196. Kümmel 23 90 250, ſ. auch Carum, Kümmelſchabe 250. Kürbis 35 37 238. Kuckucksſpeichel 186. Kugelrüſſelkäfer 258. Kupferbrand 37. Kurzhalskäfer 258. Labiaten 23. Laccometopus Teucri 188. Lachnus exsiccator 172; L. Fagi 142; L. hyperophilus 173; L. juglandicola 144; L. Juglandis 144; L. Juniperi 141 173; L. Laricis 173; L. longi- 188 al clavicornis Regiſter 353 rostris 156; L. Piceae 173; L. pineti 1%; ini 173. Lacon murinus 256. Lactuca 24 131 182, j. auch Salat. Lärche 87 117 165 173 192 193 19% 225 226 231 241 243 246 247 258 278 279 293 294 322. Lärchenblattweſpe 197. Lärchennadelmotte 241. Lärchenrindenwickler 246. Lärchentriebmotte 243. Lärchenwickler 231. Lärchenwolllaus 141. Lamia fasciculata 273; L. sartor 273; L. sutor 273; L. textor 273. Lamium 17 115 120 127 290 329. Lampronia praelatella 240. Lappa 131. Larvengänge 275. Laserpitium 181. Lasiops oceulta 90. Lasioptera Arundinis 107; L. berbe- rina 111; L. carbonaria 119; L. carophila 112; L. Eryngii 112; L. flexuosa 107; L. juniperina 116; L. lignicola 114; L. pieta 112; L. populnea 103; L. Rubi 112; L. Sal- viae 127; L. Sarothamni 130; L. Solidaginis 115; L. Vitis 112. Lathyrus 17 61 98 120 126 134 242 288, f. auch Platterbſe. Laubholz⸗Metallrüſſelkäfer 259. Laubrauſch des Weinſtockes 306. Laurus 69, ſ. auch Lorbeerbaum. Lavatera 60 314. Laverna deconella 252. Lebendiggebären 335 337. Lecanium Aceris 176; L. Corni 176; L. hemieryphum 174; L. IIicis 175; L. Mali 177; L. Persicae 176; L. Piri 176; L. Prunastri 176. L. Ro- biniarum 176; L. Rubi 176; L. ulmi 175; L. vini 175. Ledum 181. Leguminoſen 17 37 265. Lein 263, ſ. auch Flachs. Leindötter 262 284. Leitergänge 275. Leontodon 24 34 105 131 182. Leontopodium 34. Lepidoptera 224. Leptinotarsa decemlineata 266. Lethrus cephalotes 272. Leucania impudens 245; L. impura 245; L. obsoleta 245. Levantiſche Galläpfel 214. Levkoie 262. Liguſter oder Ligustrum 127 176 200 242. Liliaceen 22 141 262. Lilie oder Lilium 141 262 332. Lilienhähnchen 262. Limax 35. Linaria 120 290 291. Linde 37 42 46 57 97 98 104 133 144 186 192 198 233 237 280 281 316, ſ. auch Tilia. Lindenblattweſpe 198. Linſe 145 288, ſ. auch Ervum. Lipara lucens 125; L. similis 125. Liparis auriflua 233; L. chrysorhoea 232; L. detrita 236; L. dispar 233; L. Monacha 226; L. Salicis 237; L. similis 233. Liriodendron 104. Lithocolletis Bremiella 242; L. cory- lifoliella 241; L. insignitella 242. Livia Juncorum 179. Lixus Myagri 265 268; L. parapleeti- cus 268; L. pollinosus 268. Lobelie 256. Locusta viridissima 189. Löffler'ſcher Mäuſebacillus 294. Lohkrankheit 312. Lolcheule 237. Lolium 93 155 336. Lonicera 62 65 98 127 130 146 162 223 267. Lophyrus hereyniae 196; L. Larieis 196; L. pallidus 196; L. Pini 196; L. polytomus 196; L. rufus 196; L. similis 196; L. virens 196. Lopus albomarginatus 187. Lorbeerbaum 180, ſ. auch Laurus. Lotgänge 274. Lotus 23 61 64 70 119 126 130 145 146 242 251. Loxia 291. Lupelbildung des Hopfens 331. Luperina didyma 244. Luperus 259. Lupine oder Lupinus 17 90 183 258 265 292. Lupinenfliege 90. Luzerne 29 94 146 188 242 265 266, ſ. auch Medicago. Lychnis 119 125. Lyeium 75. Lyda arvensis 197; L. campestris 196; C. clypeata 200; L. erythroce- phala 196; L. flaviventris 200; L. hypotrophica 197; L. nemoralis Frank, Die Krankheiten der Pflanzen. 2. Aufl. III. 23 354 Regiſter 200; L. Piri 200; L. pratensis 196; L. stellata 196. Lygaeus bipunctatus 188; L. conta- minatus 188; L. Solani 188; L. Umbellatorum 188. Lygus campestris 187; L. pratensis 187. Lyonettia Clerkella 241; L. prunifoli- ella 241. Lysimachia 62. Lyſol 10. Lythrum 119. Lytta vesicatoria 259. Macrophya punctum album 200. Maden 76. Made, rote 115. Mäuſe 293. Magdalis memnonia 271; M. 259 282; M. violacea 271. Maikäfer 253 258. Mais 22 36 141 155 226 244 254 257 286 333. Mal nero 306; M. des Weinſtockes 306. Malope 314. Malva 290. Malvaceen 23. Mamestra Brassicae 239; M. Cheno- podii 240; M. oleracea 239; M. Per- sicae 238; M. Pisi 238. Mancha di hierro 242. Mandelbaum 246, ſ. auch Amygdalus. Manna 186. Mannacikade 186. Marienkäferchen 155. tarfeule 244. Markfflecke 276. Marokkaniſche Heuſchrecke 190. Maſerknollen 321. Maſerkröpfe 316. Matricaria 131. Maulbeerbaum 175 176 282. Maulwurf 295. Maulwurfsgrille 189. Mauszahnrüßler 268. Mecinus collaris 290. Medicago 23 65 98 119 126, ſ. auch Luzerne. Meerrettich 94 143 200 263 266. Mehltau 136 138. Melaleuca 119. Melandrium 125. Melanotus rufipes 256. Meligethes aeneus 283; M. viridescens 284. Melilotus 23 70 156 188 251 268 290, ſ. auch Steinklee. pruni Melolontha Fullo 254; M. vulgaris 253 258. Melone 24. Mentha 50 70 127. Merodon Narcissi 88. Meromyza americana 124; M. salta- trix 93. Mespilus 48, ſ. auch Miſpel. Metallites atomarius 258; M. mollis 258. tetamorphoje, rückſchreitende 3303 M. vorſchreitende 330. Metaſchematiſche Blüten 334. Miesmuſchel-Schildlaus 176. Milben 36. tilbengallen 39. Milbenſpinne 36. Mimosa 249. Minierkäfer 267. tiniermotte 241. Minierraupe 240. Miſpel 176 199, j. auch Mespilus. Mißbildungen 323. Mittelſproſſung 334 337. Mittel, inſektentötende 9. Möhre 94 144 145 189 238 240 250 256 265 292 293 337, ſ. auch Daueus. Möhren, eiſenmadige 90. Möhrenfliege 90. Mohn 145 258 286 330, ſ. auch Pa- paver. . Mohngallmücke 128. Mohnwurzelrüßler 258. Mohrrübe 23, ſ. auch Möhre. Molytes coronatus 265. Mondfliege 88. Mondvogel 236. Monſtroſitäten 323. Moosknopfkäfer 257. Moraceen 22. Moſchusbockkäfer 273. Mottenſchildlaus 175 176. Mücken 76. Muraltia 114. Mus 294. Musa 22 37 177. Muſaceen 22. Muttergänge 274. Myagrum 43. Myosotis 31. Myoxus 294. Mytilaspis flavescens 175; M. pomo- rum 176. Nacktſchnecken 35. Nadelholz-Metallrüſſelkäfer 258. Naenia typica 238. Regiſter 35 Naphtalin 11. Narciſſe oder Naxeissus 29 88. Narciſſenfliege 88. Nashoinkäfer 255. Nasturtium 121. Nelke 89 256, j. auch Dianthus. Nelken, Ananaskrankheit der 30. Nematus Abietum 197; N. angustus 202; N. appendiculatus 198; N. bellus 202; N. consobrinus 198; N. Erichsonii 197; N. gallarum 201; N. gallicola 201; N. herbaceae 202; N. ischnocerus 202; N. Larieis 197; N. medullaris 202; N. pedunculi 202; N. perspicillaris 198; N. Ribis 199; N. Salicis 198; N. septentrio- nalis 197; N. Vallisnerii 201; N. ventricosus 198; N. vesicator 201; N. virescens 198; N. Wesmaßäli 197. Nepeta 98. Nepticula fragariella 241; N. geminella 242; N. malella 241; N. Poterii 242; N. splendidissimella 242. Neßler's Flüſſigkeiten 10. Neuronia popularis 237. Neuroterus albipes 211; N. laeviuscu- lus 208 211; N. lanuginosus 211; N. lentieularis 210; N. Malpighii 210; N. minutulus 211; N. numis- matis 211; N. ostreus 210; N. Reau- Miri 211; N. saltans 211; N. tricolor 211. Niſtkäſten 11. Nitrobenzin 11. Noctua Aceris 237; N. coeruleoce- phala 234; N. Coryli 236; N. och- racea 244; N. piniperda 230. Nodoſitäten 148. Nonagria geminipuncta 245; N. neu- rica 245. Nonne 226. Notommata 12. Nützliche Vögel II. Nußbäume, Schwarzwerden der 307. Nußbaum 144 242 282, |. auch Wall⸗ nußbaum und Juglans. Nutzholzborkenkäfer 282. Oberea linearis 273; O. oculata 273. Obſtbäume 37 191 192 232 233 234 235 241 243 244 246 247 256 258 259 260 261 272 281 282 283 284 292. Obſtbaumſplintkäfer 281. Obſtblattſchabe 234. Obſtlaubminiermotte 241. Obſtmade 248. Or Obſtrindenwickler 246. Obſtſpitzmäuschen 259. Oeneria detrita 236; O. dispar 233. Odontoglossum 33. Olbaum 105 115 282 321, j. auch Olive. Olmohn 94. Olrettig 183. Ohrrüßler 261. Ohrwurm 189. Okuliermade 115. Oleander 177. Oleanderſchildlaus 177. Olive 130, ſ. auch Olbaum. Olivenfliege 130. Omias mollicomus 284. Oniscus 36. Onobrychis 23 65 98, j. auch Eſpar⸗ ſette. Ononis 130. Onopordon 131 268. Opatrum intermedium 257. Opisthocelis 178. Opomyza florum 85. Opuntia 338. Orangen 129. Orangenſchildläuſe 175. Orchestes 267. Orchideen 88. Orgyia antiqua 234; O. pudibunda 256; O. selenitica 231. Origanum 65 69 70 127 290. Orlaya 70. Ornithopus 23 61 70, ſ. auch Sera⸗ della. Ornix guttea 235; O. petiolella 235 241. Orobena frumentalis 237. Orobus 98. Orthoptera 188. Orthosia eruda 236. Oryctes nasicornis 255. Oseinis frit 78 128; O. pusilla 78; 0. vindicata 85. Otiorhynchus 265; O. ater 271; 0. Ligustici 261; O. niger 257 271; O. ovatus 257 272; O. pieipes 261 272; O. raucus 261; O. singularis 272; O. sulcatus 261. Oxalis 60. Pachypappa vesicalis 160. Paederota 70. Palme 177 286. Panachierung 299 300. Panax 313: Pandanus 308 314. 28˙ 356 Regiſter Papaver 128 222, ſ. auch Mohn. Papaveraceen 17 143. Papilio Machaon 240. Papilionaceen 23 145 287. Pappel 142 175 192 198 233 236 237 247 258 259 267 273 274 316 321, j. aud) Populus. Pappelbockkäfer 274. Pappelnblattweſpe 198. Pappelnſtecher 260. Passerina 119. Passiflora 23. Paſſifloraceen 23. Pastinaca oder Paſtinak 23 70 90 94 129 144 187 240. Pathologiſche Raſſen 296. Pedicularis 62. Pedinus fermoralis 257. Pelargonie oder Pelargonium 144 301 302. Pempelia semirubella 251. Pemphigus 147; P. affinis 142; P. Bumeliae 146; P. bursarius 161; P. cornicularis 162; P. laetucarius 156; P. Lonicerae 162; P. marsupialis 160; P. nidificus 146; P. pallidus 162; P. Pistaciae 161; P. populi 160; P. Poschingeri 156; P. pro- tospirae 161; P. pyriformis 161; P. retroflexus 162; P. spirotheceae 161; P. vesicarius 161; P. vitifoliae 152. Pentatoma juniperinum 186; P. olera- ceum 187. Peperomia 308. Peritymbia vitisana 152. Petglodie 332. Petasites 131. Peterſilie 144 240. Petroleum 10. Petroleum, Emulſionen von 10. Peucedanum 70. Pfirſich oder Pfirſichbaum 23 145 15 176 189 234 261. Pfirſichbäume, Gelbſucht der 305. Pfirſichblattlaus 145. Pfirſichſchildlaus 176. Pflanzenläuſe 135. Pflaume oder Pflaumenbaum 145 176 189 199 200 202 234 248 287. Pflaumenbäume, Wurzelkröpfe der 319. Pflaumenbaumſplintkäfer 281. Pflaumenbohrer 287. Pflaumengallmücke 126. Pflaumenmade 248. Pflaumenſägeweſpe 202. Pflaumenwickler 248. on Phaedon Armoraciae 267; P. Cochle- ariae 266. Phalaris 301. Phaseolus 17 23 37, ſ. auch Bohne. Philadelphus 338. Phleum 17 33 87 93 338, ſ. auch Ti⸗ mothegras. Phlomis 131. Phloeothrips frumentaria 133; P. Lu- casseni 134. Phoenusa Pumilio 199. Phormium 302. Phorodon Humuli 143. Phragmites 66 93 94 107 125 141 195, ſ. auch Schilfrohr. Phyeis elutella 247; P. sylvestrella 245; P. tumidella 236. Phylica 119. Phyllaphis Fagi 142. Phyllerium 44. Phyllobius argentatus 259; P. calca- ratus 259; P. oblongus 259; P. Piri 259. Phyllocoptes 43. Phyllodie 330. Phyllopertha horticola 254 258. Phyllotoma Aceris 198. Phylloxera 147; P. caryaefolia 161; P. coccinea 142; P. florentina 142; P. punctata 142; P. Quercus 142; P. spinulosa 142; P. vastatrix 147. Phyllyrea 105. Physopoda 131. Phyteuma 127 291. Phytomyza affinis 94; P. albiceps 94; P. annulipes 115; P. atra 93 94; P. cinereiformis 93; P. fallaciosa 94; P. femoralis 94; P. geniculata 94; P. Milii 93; P. obscurella 94; P. Pisi 94; P. ruficornis 94. Phytonomus Meles 265; P. murinus 265; P. nigrirostris 265. Phytoptocecidien 39. Phytoptus 38 43; P. piri 74; P. vitis 49 Picus 291. Pieris Brassicae 238; P. Crataegi 233; P. Napi 238; P. rapae 238. Pimpinella 65 70 112 125 129. Pinien⸗Prozeſſionsſpinner 230. Pinſeltrieb 227. Pinus 91 92 141 166 279, ſ. auch Kiefer. Piophila Apii 90. Pirus, ſ. Pyrus. Pissodes abietis 271; P. hereyniae 271; P. notatus 271; P. Piceae 271; P. Regiſter 357 Pini 271; P. piniphilus 271; P. strobili 286; P. validirostris 286. Pistacia 61 161. Plantaginaceen 23. Plantago 23 31 62 290 328. Platterbſe 37, ſ. auch Lathyrus. Platyparea poeciloptera 88. Plectranthus 23. Pleophyllie 329. Pleotaxie 334. Plinthus porcatus 258. Plusia gamma 238. Plutella cruciferarum 239. Poa 22 31 33 84 86 93 141 155 335 336. Pocken 73. Pockenkrankheit der Birnbäume 74; P. der Blätter 73. Podagra des Weizens 83. Poduriden 188. Polydesmus 76. Polydrosus 259 261. Polygala 68 69. Polygonum 31 96 180 251 338. Polyphyllie 330 334. Pomaceen 23 74 145. Pontia Crataegi 233. Populus 50 57 59 68 72 96 103 109 160 161 252 260 298 334, ſ. auch Pappel. Porree 245. Porthesia chrysorhoea 232. Potentilla 50 65 68 73 126 222. Poterium 50 119 242. Prachtkäfer 274 280. Prays curtisellus 244. Primula 331 332. Primulaceen 23. Prismatocarpus 338. Prociphilus bumeliae 146. Proliferatio 334. Prozeſſionsraupen 236. Prozeſſionsſpinner 235. Prunella 69. Prunus 42 49 52 58 75 97 114 119 126 143 222 234 285, ſ. auch Kirſch⸗, Pflaumen⸗ und Zwetſchgenbaum. Psila Rosae 90. Psyche viciella 240. Psylla Alni 179; P. buxi 180; P. Ce- rastii 180; P. cornicola 181; P. Duvauae 181; P. Fraxini 181; P. Ledi 181; P. mali 181; P. mela- neura 181; P. piricola 181; P. pi- risuga 181; P. Pruni 181; P. Pyri 181; P. venusta 179. Psylliodes affinis 263; P. chrysoce- phalus 268. Psyllodes 178. Pteris 96 186 200 224. Pulicaria 71. Pulsatilla 125. Pulvinaria vitis 175. Punica 61. Pygaera bucephala 236. Pyralis Pilleriana 235; P. secalis 244. Pyramidenpappeln, Siechtum der 298. Pyrethrum 10. Pyrola 126. Pyrrhocoris marginatus 188. Pyrus 48 72 74 167, ſ. auch Apfel- und Birnbaum. Quaſſia, Abkochung von 10. Quecke 22. Queckeneule 249. Quercus 48 69 96 99 104 118 175. Quitte 145, ſ. auch Cydonia. Radenkorn 31. Radieschen 89 262. Radieschenfliege 89. Rädertiere 12. Ranunculaceen 22. Ranunculus 31 125. Raphanus 111 125 288, ſ. auch Rettich. Raps 17 89 94 128 143 187 200 225 238 239 250 256 262 263 267 268 283 286 288, ſ. auch Brassica. Rapserdfloh 268. Rapsglanzkäfer 283. Raps⸗Mauszahnrüßler 267. Rapsverborgenrüßler 286. Rapszinsler 250. Raſſen, pathologiſche 296; R. teratolo— giſche 296. Raupe 224. Raupenneſter 233. Rebenfallkäfer 261. Reben, Gelbſucht der 303. Rebenlaubkäfer 261. Rebenſchildlaus 175. Reblaus 147 162. Reh 292. Reife, ungenügende 296. Reis 286. Reiskäfer 286. Reiswurm 286. Reseda 239 328. Retinia Buoliana 243; R. duplana 243; R. resinana 243; R. turionana 243. Rettich 17 89 94 143 200 239 262 263 267, ſ. auch Raphanus. 358 Rettichfliege 89. Rhamnus 180 234 302. Rhinanthus 127. Rhizobius 147; R. Sonchi 156. Rhizoglyphus Robini 38. Rhizotrogus solstitialis 254 258. Rhodites centifoliae 221; R. Eglan- teriae 221; R. Mayri 220; R. orthospinae 220; R. Rosae 207 219; R. rosarum 221; R. spinosissimae 220. Rhododendron 70 120, ſ. auch Alpen- roſen. Rhus 162. Rhynchites alliariae; 261; R. Alni 260; R Bacchus 286; R. Betulae 260; R. betuleti 260; R. conieus 272; R. cupreus 287; R. Populi 260. Ribes 61 68 125 176 309 314, ſ. auch Johannisbeere und Stachelbeere. Ribeſiaceen 144. Ribes, Zweiganſchwellungen von 319. Rindenauftreibungen 313. Rindengallen 75. Rindenläuſe 167. Rindenroſen 281. Ringelkrankheit der Hyacinthen 28. Ringelſpinner 233. Robinia oder Robinie 98 176 288 292, j. auch Akazie. Rocky⸗Mountains⸗Heuſchrecke 190. Roggen 78 85 91 92 93 124 125 133 141 187 193 221 244 245 283; R. Alchenkrankheit des 25; R. Knoten des 25; R. Kropf des 25; R. Stock des 25; R. Strockkrankheit des 25. Roggenkäferchen 283. Roggenzünsler 244. Rollung 136. Rollungen der Blätter 58 94. Rosa oder Roſe 37 61 97 115 129 133 145 176 186 195 199 219 233 236 256 258 259 280 315 333 338. Roſaceen 144. Roſenblattweſpe 199. Roſenbohrblattweſpe 195. Roſencikade 186. Roſen, Cynipidengallen an 219. Roſengallweſpe 219. Roſen⸗Schildlaus 176. Roſenſchwämme 219. Roſetten 228. Rosmarinus 105. Roßkaſtanie 37 192 237 274 303, ſ. auch Aesculus. Regiſter Rotbrenner des Weinſtockes 306. Rotbuche 103 177 267 322, ſ. auch Buche und Fagus. Rotbuchen, Krebs der 172. Rote Made 115. Roter Kornwurm 85. Rote Spinne 36. Rotklee 94, ſ. auch Klee und Trifolium. Rotkleeſpitzenmäuschen 284. Rotſchwanz 236. Rotwild 292. Rubia 62. Rubiaceen 23. Rubus 49 58 61 112, ſ. auch Brom⸗ beere und Himbeere. Rübe 90 143 145 189 238 253 256 266 292 293 294, ſ. auch Beta. Rübenälchen 13. Rübenblattweſpe 200. Rübenmüdigkeit 15. Rübennematode 13. Rübſaatpfeifer 250. Rübſaatweißling 238. Rübſen 17 128 200 238 239 267 283 286 288, ſ. auch Brassica. Rückſchreitende Metamorphoſe 330. Rüſſelkäfer, ſchwarzer 271. Rüſter 75 175 198 259 267 316 320, j. auch Ulme und Ulmus. Rüſtergallenlaus 156. Rüſternblattweſpe 198. Rumex 125 180 186 290. Runkelfliege 93. Runkelrübe 37 93 239 257 261 264 265, ſ. auch Beta. Ruscus 308. Saatſchnellkäfer 255. Saatzünsler 237. Sackgeſchwülſte 51. Sackräupchen 234. Säugetiere 292. Salat 145 146 155 156 183 187 238 239 251 253 256, ſ. auch Lactuca. Salix 42 57 59 71 96 98 102 107 109 117 128 142 166 201 247 252 276 284 333 334, ſ. auch Weide. Salvia 23 50 127 223. Sambucus 63 69 127 244, ſ. auch Hol⸗ lunder. Sanguisorba 97 200. Samenkäfer 287. Saperda Carcharias 274; S. Fayi 274; S. linearis 273; S. populnea 274; S. scalaris 282. Sarcoptes 39. Sarothamnus 72 119 126. Regiſter 359 Sattelfliege 84. Sauerwurm 248. Saxifraga 68 125 129. Scabiosa 64 71 120 252. Schädliche Tiere, Auftreten der 5; Sch. T., Bekämpfung der 7; Sch. T., Fang der 8; ſch. T., Feinde der 6 11. Schälen 292. Schalotte 87 88. Schalottenfliege 88. Scharlachbeere 175. Schaumzirpe 186. Schildkäfer 263. Schildläuſe 173. Schilfrohr 242 245, ſ. auch Phragmites. Schinus 181 252. Schizomyia galiorum 127. Schizoneura 147; S. comi 162; 8. Grossulariae 155; S. lanigera 155 167; S. lanuginosa 159; S. Ulmi 143; S. venusta 155. Schlafäpfel 219. Schlechtendalia chinensis 162. Schlehenbaum 199, ſ. auch Schwarz⸗ dorn. Schmetterlinge 224. Schmetterlingsgallen 251. Schnecken 35. Schnirkelſchnecken 35. Schorf der Kartoffelknollen 309. Schutzſchicht der Galläpfel 102. Schwalbenſchwanz 240. Schwan 233. Schwarzdorn 233 234, j. auch Schlehen— baum. Schwarze Beine 257. Schwarze Fliege 134. Schwarzer Kornwurm 285. Schwarzer Rüſſelkäfer 271. Schwarzkiefer 87 196. Schwarzwerden der Holzpflanzen 306; Sch. der Kaſtanie 307; Sch. der Nußbäume 307. Schwebfliegen 139 155. Schwefelkalium 10. Schwefelkohlenſtoff 10; ſionen von 10. Schweinfurter Grün 10. Sciadopitys 308. Seiara Piri 129. Scilla 29. Seirpophaga intecta 245. Scleranthus 175. Scolytus Carpini 280; S. Geoffroyi 280; S. Pruni 281; S. Ratzeburgi 280; S. rugulosus 281. Sch. Emul⸗ Scorzonera 105 224. Scrofulariaceen 23. Scrophularia 127. Scutellaria 51. Sedum 23 68. Seekiefer 92 259. Seifenwaſſer 10. Sekretion, abnorme 174. Selaginella 106. Selandria adumbrata 199; S. annu- lipes 198; S. candida 195; S. ful- vicornis 202; S. limacina 199; S. Morio 199; S. nigrita 200; 8. testudinea 203; S. Xylostei 223. Sellerie 17 90 94 144 240; Selleriefliege 90. Sempervivum 23 65 68. Senebiera 112 290. Senecio 121 131. Genf 17 143 200 239 263 266 267, ſ. auch Sinapis. Sepalodie 332. Sequoja 308. Seradella 183, ſ. auch Ornithopus. Sericosomus marginatus 256. Serratula 131. Seseli 70. Sesia apiformis 247; S. culiciformis 247; S. formicaeformis 247; S. hyalaefor- mis 247; S. myopaeformis 247; S. spheciformis 247; S. tipuliformis 247. Setaria 155. Sibynes gallicolus 290. Siechtum der Pyramidenpappeln 298. Silberpappel 160. Silene 116 119 125 251 290. Silpha atrata 264; S. opaca 264; 8. reticulata 264. Silvanus surinamensis 286. Simaethis pariana 235. Sinai⸗Manna 175. Sinapsis 289, j. auch Senf. Singcikade 185. Siphonella pumilionis 85. Siphonophora 140; S. Achilleae 146; S. cerealis 140; S. Chelidonii 143; S. Fragariae 144; S. Millefolii 146; S. Pelargonii 144; S. Rapae 143; S. ribicola 144; S. Rosae 145; S. Rubi 144; S. Serratulae 146; S. Sonchi 146; S. Ulmariae 145; S. Viciae 145. Sirex 193. Siymbrium 43 64 121 123. Sitones griseus 258 265; S. lineatus 265; S. tibialis 265. 360 Sitotroga cerealella 250. Smynthurus Solani 189. Soja 23. Solanaceen 17 23. Solanum 23 70 266, ſ. auch Kartoffel. Solidago 71 98 105 115 121 128 131. Sonchus 24 31 105 131. Sonnenblume 94. Sonneratia 321. Sorbus 48 74 98 138 1457276 322, f. auch Vogelbeere. Sorgho 141. Spaniſche Fliege 259. Spargel 88 143 145 187 239 240 261. 262. Spargelfliege 88. Spargelhähnchen 262. Spartium 61 114 130 145 281 288. Spathegaster albipes 208; S. aprilinus 216; S. baccarum 207 210; 8. glanduliformis 217; S. nervosus 211; S. Taschenbergi 210; S. ver- rucosus 217; S. vesicatrix 207 211. Specht 291. hi Speiſezwiebeln, Alchenkrankheit der 28; S. Krüppelkrankheit der 28. Spelz 85. Spergula 31 264. Sperling 291. Spicularia 303. Spilographa Cerasi 129. Spinat 17 22 94 143 238. Spinner 228. Spinnereule 236. Spinne, rote 36. Spiraea 97 105 137. Spitzmäuschen 284. Springläuſe 178. Springrüſſelkäfer 267. Springſchwänze 188. Springwurm 235. Springwurmwickler 235. Sproſſende Früchte 337. Sproſſung 334; S. der Blüten 337; S. des Blütenſtandes 334. Stachelbeerblattlaus 144. Stachelbeerblattweſpe 198. Stachelbeere oder Stachelbeerſtrauch 129 155 176 198 235 247, ſ. auch Ribes. Stachelbeerſpanner 235. Stachys 98 117 120. Staehelina 75. Staminodie 333. Star 291. Stauronotus maroccanus 190. Regiſter Steckrübe 288. Steinklee 94, ſ. auch Melilotus. Steinobſtgeſpinnſtweſpe 200. Stellaria 17 59 116. Stelzenwanze 187. Stengelälchen 24. Stengelbildung, Abnormitäten der 326. Stengelgallen 106. Stenobothrus pratorum 191. Sterngänge 275. Stipa 51 222. Stockälchen 24. Stock des Roggens 25. Stockkrankheit 24; S. des Buch⸗ weizens 29; S. des Hafers 27; S. des Klees 29; S. des Roggens 25. Störung der Chlorophyllbildung 299. Stoffbildungen, abnorme 299. Strachia oleracea 187. Strelitzia 22. Strophosomus obesus 272. Strychninweizen 9. Sturnus 291. Styrax 162. Swammerdamia pirella 235. Symphytum 126 131. Synanthie 338. Syncarpie 338. Syrichthus Sao 235. Syringa 41 69 242, ſ. auch Flieder. Syrphus 155. Syrtis crassipes 188. Tabak 36 134 146 225 238 256 257 263. Tabakabkochung 10. Tabakpulver 10. Tabaksblaſenfuß 134. Tamariske oder Tamarix 112 175 252. Tanacetum 63 131. Tanne 92 141 193 231 232 278 292 294 321, ſ. auch Weißtanne und Abies. Tannenborkenkäfer 279 280. Tannenknoſpenwickler 243. Tannenmotte 243. Tannenrindenlaus 173. Tannen-⸗Triebwickler 232. Tannenwurzellaus 156. Tanymecus palliatus 265. Taphrina 44. Taraxacum 24 63 65 105 131 325. Tarsonemus 51. Taſchengallen 51. Tauſendfüßer 75. Taxodium, Wurzelknie von 320. coryli 259 272; 8. Regiſter 361 Taxonus agrorum 199. Taxus 66 117 167. Teerringe 232. Teilung, gabelförmige 327. Telephorus lividus 272; T. obscurus 272. Tenthredinidae 195. Tenthredo Abietum 197; T. eingu- lata 200; T. nigerrima 200; T pusilla 199. Teras comparana 235; T. ferrugana 236; T. variegana 234. Teratologie 324. Teratologiſche Raſſen 296. Termiten 193. Terpentingalläpfel 161. Tetraneura alba 158; T. ulmi 155 156. Tetranychus telarius 36. Tetrao 291. Tettigometra obliqua 185. Teuricum 65 127 188 290. Thalietrum 129. Thaneroclerus Buqueti 288. Theepflanze 175 176. Theerringe 9. Thesium 69. Thlaspi 289. Thrips 133; T. antennata 133; T. cerealium 133; T. haemorrhoidalis 134; T. Kollari 134; T. Lini 134; T. rufa 133; T. Sacchari 134; T. Sambuci 133; T. secalina 133; T. Tabaci 134. Thuya 141. Thyatira Batis 235. Thymus 68 120. Tilia 47 52 60 112, ſ. auch Linde. Timothegras 133, ſ. auch Phleum. Tinea abietella 243; T. curtissella 244; T. granella 250; T. illuminatella 243; T. laevigatella 243; T. luti- pinella 244; T. piniariella 241; T. sericopeza 248; T. sylvestrella 245. Tingis Piri 187. Tintenkrankheit der Kaſtanie 307. Tipula cerealis 85; T. crocata 91; T. melanoceras 91; T. oleracea 91; T. pratensis 91. Tischeria gaunacella ginea 242. Tönnchen 76. Tofieldia 59. Tomieus amitinus 278; T. bidentatus 279; T. bispinus 281; T. bistriden- tatus 279; T. Cembrae 278; T. 241; T. mar- Ficus 282; T. Kaltenbachii 290; T. micrographus 279; T. Mori 282; T. quadridens 279; T. sexdentatus 278; T. signatus 283. Topinambur 94 256. Torilis 70 129. Torſionen 325. Tortrix Buoliana 243; T. coniferana 246; T. cosmophorana 246; T. detella 231; T. dorsana 246; T. duplana 243; T. duplicana 246; T. grossana 247; T. Hartigiana 231; T. hercyniana 231; T. histrionana 231; T. murinana 232; T. nigri- cana 243; T. pactolona 246; T. piceana 231; T. Pilleriana 235; T. pinicolana 231; T. pygmaeana 231; T. resinana 243; T. rufimitrana 232; T. splendana 247; T. turio- nana 243; T. viridana 236; T. Zebeana 246. Totenkopfſchwärmer 240. Toxoptera aurantii 144; T. graminum 141. Trachea piniperda 230. Tragopogon 131 224. Trama 147; T. Troglodytes 156. Traubenwickler 248. Trennungen 339. Triebſpitzendeformationen 65 116 165 Trifolium 17 23 61 65 70 98 126 146 290 331 332, ſ. auch Klee. Trigonaspis megaptera 219; T. renum 210. Trioza alacris 180; T. Chrysanthemi 182; T. Fediae 181; T. flavipennis 182; T. Rhamni 180; T. Rumieis 180; T. Urticae 180; T. Walkeri 180. Triticum 222 336, j. auch Weizen. Trocknis 277. Trypeta 131; T. alternata 129; T. an- tica 129; T. Artemisiae 94; T. Cerasi 129; T. femoralis 1313 T. fulmi- nans 88; T. ludens 129; T. Mei- geni 129; T. oleae 130; T. pomo- nella 129. Tulipa 332. Turnips 256. Tychea 147; T. Phaseoli 156; T. Setariae 155; T. trivialis 155. Tychius erassirostris 290; T. polyli- neatus 290; T. quinquepunctatus 288. Tylenchus 24; T. Agrostidis 33; T. Allii 28; T. Askenasyi 31; T. de- 362 vastatrix 24; T. Havensteinii 29; T. Hordei 17; Hyacinthi 29; T. Millefolii 34; T. Phalaridis 32; J. sandens 31. Typhlocyba Rosae 186; T. smaragdula 186; T. tenerrima 186; T. vitis 185. Ulex 281. Ulme oder Ulmus 57 143 155 156 158 159 233 234 280 292, ſ. auch Rüſter. Ulmenſplintkäfer 280. Umbelliferen 17 23 112 144 240 250. Ungenügende Reife 296. Uroceridae 193. Urtica 104 180, ſ. auch Brenneſſel. Vaccinium 61. Vacuna Betulae 41; V. Dryophila 142. Valeriana 43 65 127 325. Valerianella 43 94 181. Vanessa polychloros 233. Vanilla 308. Variegatio 300. Variieren 295. Vaucheria 12. Veilchen 22, ſ. auch Viola. Veränderung der Blattformen 63. Verbänderungen 324. Verbascum 120 127. Verbeißen 292. Vererbung von Krankheiten 295. Vergrünung 331; V. der Blüten 66, Verlaubung 330. Veronica 50 69 70 116 126 291. Vertilgungsmittel 8. Vervielfältigung der Blattorgane 329. Verwachſung der Blüten 338; V. der Früchte 338. Verwachſungen 327. Vespa crabro 192; V. vulgaris 191. Vespidae 191. Viburnum 23 50 58 99 105 127 137 146 259. Vicia 31 61 98 126 145 288 290, f. auch Wicke. Vierblättrige Kleeblätter 329. Vinca 62. Viola 60 96 125, ſ. auch Veilchen. Violaceen 22. Vitaceen 23. Vitis 49 112, ſ. auch Weinſtock. Viviparie 335 337. Vögel 291; V. nützliche 11. Vogelbeere 233 234 287, ſ. auch Sorbus. Vogelwicke 94. Vorbeugungsmittel 7. Vorſchreitende Metamorphoſe 330 Regiſter Wachholder 173, ſ. auch Juniperus. Wagegänge 275. Waldameiſe 192. Waldgärtner 269. Waldmaus 294. Waldwühlmaus 293. Walker 254. Wallnußbaum 75, ſ. auch Nußbaum und Juglans. Wanderheuſchrecke 190. Wanzen 186. Waſſerratte 293. Waſſerrübe 225 240. Waſſerſucht 314. Weberbock 273. Weide 37 175 186 192 197 198 233 234 236 237 244 247 258 259 267 273 293, ſ. auch Salix. Weidenblattweſpe 198. Weidenbock 273. Weidenbohrer 247. Weidenhalmeule 237. Weidenholzgallmücke 109. Weidenknoſpenmotte 244. Weidenroſen 117. Weiden⸗Schildlaus 175. Weidenſpinner 237. Weidenzweiggallmücke 107. Weincikade 185. Weinmilbe 49. Weinſtock 23 35 37 40 41 44 47 104 134 144 162 175 179 185 187 190 191 235 242 248 252 255 260 261 272 283 313, ſ. auch e a0r Laubrauſch des 306; W., Mal nero des 306; W., Rotbrenner des 306. Weißblättrigkeit 300. Weißbuche 236 321. Weißdorn 129 145 176 200 233 234, ſ. auch Crataegus. Weißer Kornwurm 250. Weißklee 94, ſ. auch Klee und Trifolium. Weißling 238. Weißtanne 173 243 271 279 280, f. auch Tanne und Abies. Weizen 78 83 84 85 91 93 124 125 133 138 141 155 175 185 187 193 244 245 283 286 294, ſ. auch Tri- ticum; W., Gicht des 83; W., Kaul⸗ brand des 31; W., Podagra des 83. Weizenälchen 31. Weizengallmücke 124. Weizenhalmeule 244. Wermuth, Abkochung von 10. Weſpe 191. Westwoodia Hordei 175. Regiſter Weymuthskiefer 87 173 196. Wicke 94 145 238 242 284, f. auch Vicia. Wickenblattlaus 145. Wickenſpitzmäuschen 284. Wiege 275. Wieſenfliege 85. Wieſenſchnake 91. Wildſchwein 292. Winterſaateule 225. Wirbeltiere 291. Wrucke 326. Wucherungen des Grundgewebes 308. Wühlmaus 293. Wühlratte 293. Wundklee 94 188, ſ. auch Anthyllis. Wurmfäule 90; Wurmfäule der Kar— toffel 30. Wurmtrocknis 278. Wurzelälchen 19. Wurzelbrand 257. Wurzelfliege 89. Wurzelgallen 19. Wurzelkniee von Taxodium 320. Wurzelkröpfe der Apfelbäume 318; W. der Birnbäume 3183 W. der Pflaumenbäume 319. 3263 Wurzelläuſe 147. Ypſiloneule 238. Yucca 314. Zabrus gibbus 262; Z. tenebrioides 262. Zamia 308. Zapfenförmige Erhöhungen 320. Zerene grossulariata 235. Zirpen 182. Zirbelkiefer 166 279. Zitterpappel 259, ſ. auch Aſpe und Populus. Zoocecidium 2. Zuckerrohr 22 134 187 245 257 267. Zuckerrüben 22 37 93 183 189 225 238 257 263 264, ſ. auch Rübe und Beta. Zwangsdrehungen 325. Zweiflügler 76. Zweigabſtecher 272. Zweiganſchwellungen von Ribes 319. Zwergcikade 182. Zwergmaus 294. Zwetſchgen 99 145 176 181 189 202, ſ. auch Prunus. Zwiebel 87 88 245 253 256, ſ. auch Allium. Zwiebelfliege 87. Berichtigung. Seite 173, Zeile 18 von oben lies corticalis ſtatt couticalis. „ 233, „ 13 von unten lies polychloros ſtatt poychloros. „ 243, „ 2 von oben lies Buoliana ſtatt Buolina. „ 247, „ 8 von unten lies Phyeis ſtatt Thyeis. „ 271, Zweite Marginalie lies Koniferen ſtatt Cruciferen. SB Frank, Albert Bernhard 601 7 2 Aufl, 1895 Bd.3 FRANK, AB, Fo AUTHOR Die krankheiten der TITLE pflanzen. Vol. III. DATE € f er 22 —— — — — = re 8 N eee 1 ER . ü > Bau 2875 8 5 sc NVE 1 6 io Ii 80 „i 60 „6 . 32D . „55 0 M3 SOd JIHS Ave Ny Q | 2 ae RR, | M3IASNMOG IAV ıLN * 75 . un RAT — er 1; 1 . N EN 2 ur 9 SER = 3 En Bu * ex Hrn 19 unte, ien Art Mun. 7 1 e, NAH A EL 27 5 — = 0 177 HER 12771575 . 5 ER 1 1255 ; ir rn *. + * * Nein — Eu EN! Nenn A