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RlIHIXrkOVlN/

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DIE

KUNSTDENKMÄLER

DER

RHEINPROVINZ

IM AUFTRAGE DES PROVINZIALVERBANDES

HERAUSGEGEBEN

VON

PAUL CLEMEN

ERSTER BAND

I

I.

DIE KUNSTDENKMÄLER DES KREISES KEMPEN

^

DÜSSEl-DORF DRUCK UND VERLA(; VON L. SCHWANN

1891

Dil-

KUNSTDENKMALER

DES KREISES

K H M P H N

I.M AUFTRAGE

DES PROVI\ZIALVI<:Rim\M3KS 1)I:K kl I l-.I XI'RoX'I XZ

HERAUSGEGEBEN

VON

PAUL CLKMIiN

Mll 4 TAFELN UND 59 AHIULÜUNGEN IM TEXl

^

DCSSKI.DDRl- DRUCK UND VERLAG VON l- SCHWANN

I8'»|

ALLE RECHTE VORBEHALTEN

^

^3f

VORWORT.

Eher als alle anderen lancls( liaftlit h zusaninicn_s^eh<')ngcn Gebiete DeuUsi hiands siiul die (jegendcii, die die lieutige Preussische Rheinprovin/. bilch-n. der kunslgeschitht- li< lien Untersuclunig erschlossen worden. Genau ein Jahrhundert ist vergangen, seitdem Gicoufi KoKsiKK die Augen Europas zuerst auf die Kunstsch.'ltze des Nietlerrheins lenkte: seit den Tagen Försters und (JOETHES ist das Rlieinland iler Mittelpunkt der Kunsthetrachtung und der Kunstforsehung geblieben. Alle Kultur]>eriodcn haben ihre Spuren an den ITcm des Rheims zurüekgela.ssen. An glänzenden Sthöpfungcn aller Stilgattungen, von dm Kai.serpal.'isten der Riinier bis zu dm S<-hkissanlagen tlcs Rokoko und Knipiff. birgt das Rheinland mehr als irgiiid eine andere deutsihc Gegend; über ein \'i»'rt(l der der Preussisehen Monarclue angeh<'>renden Denkinaler konnnt der Kheinpmvinz zu. Als die höihste Verkörperung künstleri.sehen Könnens war der Kdliur Dom si hon dm deutschen Romantikern erschienen; sein AusUiu ward t iiif nationale Angelegenheit, von ihm aus fiel zuerst das Lieht auch auf die übrigen halbverge.ssenen Haudenkmale des Mittelalters mit ihm wuchs die deutMhc

Kiiiistforsi hung. Die Xamcii ihr Gebrüder PoissKRKK, AUüUST Rku IIEX.sn-.RciKRS K\i<i, ScHNA.xsKs, Anton Springers sind unl<isbar mit der Kunsigeschi« hte der Riieinlanch- verknüpft.

Mit dem .illc Hevi")lkerungss( hichten gleiilnn.'lssig durchzielientU-n Inlerev»e i,s! aut h (In Wunsi h na« h \'iT«"ilfcntli« hung und Hes« hreibung iler hervorragemlslen Denk- m.'ller hbendig geworden. Die gross angelegten Publikationen v«»nSuuMcF. H«»l.vsi Kknst ai's'm Weertii, Kranz H»m k sucliten, dem historischen Sinn entgegenknmmeml. zunächst die Sc h.'ltzi' des Mittelalters, zun» Teil hon in lokaler un<l ttnhnis*her rm- grenzung. bekannt /ii ni.n hcn. die z.ahlreichen iler I.«>kalgcjMhichtc sieh widmemlen Ver«ine <li i l'iovin/ liat«n ihnen zur Seite, vor allem die vonnittelalleriichcn Funde zum Gegenstand ihrer Th.'ltigkeit erw.'lhl.nd. Kür die Rheinprovin/ wie für gan« Dtutsi bland waren die historischen Xu>.»mmenh;inge «lurch die Kun.Hlnewhirhle in grossen Linien g«-zeichnel wortleii. .\bei m.in halte vielfach ilo* h «lie Grrnfrn gezogen, ehe das Gebiet vollsUUidig zu übersehen w,ir. Auf die Zeil dei xu».im!

\- 1 VORWORT.

fassenden Werke Hess eine bessere Einsicht von dem, was Not that, die Periode der mühsamen, aber tiefer dringenden Detailforschmig folgen. Es galt nunmehr, überall die künstlerische Thätigkeit der einzelnen kleineren abgeschlossenen Landschaften in allen ihren Höheo-raden, auf allen Gebieten, in allen Zweigen der Technik klar zu legen. Die beschreibenden Inxentarc und Kunststatistiken, die an Stelle der Einteilung nach historischen die Anordnung nach geographischen Gesichtspunkten in den Vordergrund stellten, erschienen hierfür als die geeignetste Form. Aus den Bedürfnissen der Wissen- schaft und der Verwaltung ergaben sich für sie die leitenden Prinzipien.

Die darstellende Kunstgeschichte kann nicht viel mehr als eine Übersicht über die höchsten Punkte einer Richtung geben, sie zeigt die äussersten Spitzen der Leistimo-sfähiskeit und sucht für sie einen Massstab zu finden. Die Aufgabe der Statistik isfes, nachzuweisen, wie tief eine bestimmte künstlerische Strömung in den Volksboden eingesickert ist, ob sie nur flüchtig über das Land eilend hier und da einem Werke die Spur ihres Geistes aufgedrückt hat, oder ob sie alle Herstellungsarten, alle Kunst- zweige sich gleichmässig zu eigen machte, hier nach Alleinherrschaft strebte, oder neben andere Richtungen trat und sie durchsetzte. In letzter Linie kommt es darauf an, die Intensität eines Einflusses, einer Richtung mit mathematischer Sicherheit zahlenmässig festzustellen. Die statistischen Verzeichnisse sind die einzigen Stellen, wo kleinere, unbedeutendere Durchschnittsarbeiten, für die die geschichtliche Betrach- tung keinen Raum hat, wo alle die Erzeugnisse der Kleinkunst ihren Platz und ihre Wertschätzung finden. So werden sie die wahren, weil umfassendsten Museen der künstlerischen Vergangenheit eines Gebietes und zugleich die vollständigsten Samm- lungen von Vorbildern für die praktische Verwertung und das Wiederaufleben einzelner Herstellungs weisen.

Die Behörden des Staates wie die Provinzialverwaltung, die politischen wie die kirchlichen Gemeinden und ihre Leiter haben das lebhafteste Interesse daran, über das Vorhandensein, den Wert und den Zustand aller Denkmäler genauen Aufschluss zu erhalten und in einem ausführlichen Inventar zugleich ein praktisches Handbuch zur Verfügung zu haben, das über alle bei Erhaltung und Herstellung von Denk- mälern in Betracht kommenden Vorfragen ausführlichen Bescheid gewährt. Gegen willkürliche Verschleuderung und Zerstörung bietet das Bestehen eines allgemein zugänglichen Verzeichnisses an sich schon eine gewisse Gewähr. Zur Durchführung der staatlichen Aufsicht über die Denkmäler ist die Statistik die notwendige Vor- bedingung. Gerade in der Rlieinprovinz und bei der Fülle von Kunstwerken aller Art, die sie enthält, stellte sich frühzeitig das Bedürfnis einer staatlichen Fürsorge heraus. Schon Schinkel hat in den Jahren i8i5 und 1816 auf die unwürdige Ver- schleuderung und Beschädigung, auf den ,schmutzigen Handel' mit beweglichen Kunstwerken aufmerksam gemacht. Durch eine Kabinetsordre vom 2 9. Dezember i833 wurde die Universität zu Bonn mit der Konservierung der Altertümer in den Rheinlanden beauftragt. Aber erst der kunstbegeisterte Sinn König Friedrich

VORWORT. VII

Wilhelms IV. s( luif einen wirksamen Schutz der hi.slorischcn und kün>tleriix hcn .>r()numente. Im Jalirc i843 wurde, nachdem .schon 182? (He Bestellung eines eigenen Kon.servator.s für die Rhcinprovinz erwogen worden war. der Geheimrat VON Quast zum Konservator der KunstdenkmJller für den ganzen Umfang der Monarchie ernannt, i853 au< h eine besondere Kommission zur Krforschung und Erhaltung der DenkmJlIer eingesetzt.

Der Gedanke eines Inventars war schon 181 5 von .S( hixkel au-sgesprochcn worden, der eine besondere Berücksichtigung der beweglichen Kunstwerke anempfohlen hatte. Zur Ausführung kam der gleiche Plan al)er zunächst in Frankreich. Hier war im Jahre i834 durch GuizoT das Comite des arLs et monuments, I.S37 »lie Com- mission des monuments historiques eingesetzt worilen. in (hrm Hiinile die F0rs4>rgc für die DenkmUler gelegt wurde. De C.m;.mo.\t hatte in seiner Statistique monumen- tale du Calvados den Plan eines \'erzeichnisses nach geographi-schcn Gesichtspunkten zuerst praktisch durchgeführt. Die späteren franziisischcn, von den einzelnen Depar- tements ausgehenden Publikationen .schlos.sen sich seinem System nicht an, das grosse Inventaire general des richesscs d'art de la France verfolgt wesentlich andere (jrund- s.'itze. In Preussen fand der Gedanke gute .\ufnahme unil Weiterbildung. Mit Be- rufung auf die iranzfisischen Einrichtungen war iiitr s< hou iS42 dem König über die Inventarisation der Denkmäler Vortrag gehalten wonlen, in einem Promemoria vom 6. Mai i846 war Kuc.ler, in einem Bericht vom 10. .\pril iS5i von Quast lebhaft dafür eingetreten.

Der erste praktische Versuch ist dann aber doch erst durch tlie Invcntarisiitjon der Provinz Hcssen-Nas.sau geina» ht worden: im Jahre l87o erschienen die Baudenk- mäler im Regierungsbezirk Kassel, die für ganz Deutschland ilie Reihe der Denk- mälerverzeichniss«- «rrinnetcn und für die nä«hsten Unternehmungen das Vorbild abgaben. Die Verfasser waren der damalige K<">nigl. Baurat von DKHN-Ri»rKKlJSER. der als nachmaliger Konservator die Dun hführung der Inventare auch in anderen Preu.ssis( hen Provinzen zu fr.rdern berufen war. und WiiiiiiM I.oT/, der bereits in seiner zweibändigen Kunsttopographie ilie Grundzüge zur lnventaris;ilion der Denk- mälir ganz Deuts» hiands festgelegt hatte. Das I'r<»gramm der Denkmälerstatistik wurde (laiiii aller bald, zumal dun h KuAN/ Xavkr Kraus erweitert un»l sthflrfer umrissen: er erhob seine Elsa.ss-L<tthringen und den» Grossherzogtum Baden gewitlinelen uni- fa.ssenden Arbeiten aus der Stellung einer rein beschreibenden Aufxnhtun^ durvh die umfassende Heranziehung der ge.st hichtlit hen Überlieferung xur vollen HetleutunK v«)n wissen.si haftlichen (Juellensammlun;.^<n.

Erst spät ist die Rhcinprovinz in den Kreis der Gebiete eingetreten, die aieli eine Übersii ht ihrer Denkmäler /u Ihm hallen U-strebt waren. Nachdem um die Mitlf der siebziger Jahre aul \'erankis.sung der provinniabitändiM hen Verwaltung die ersten Vorbereitungen begonnei\ hatten, veröllentli« hte Paui. I-KIIKKI.I>r 1HH6 im Aufti Ige und nut Unterstützung des Provin/iaKerbantles »ein Bu» h üU-r die Bau-

VIII VORWORT.

und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Koblenz. Der stattliche Band behandelt auf fast achthundert Seiten die dreizehn Kreise, die zu diesem Bezirk gehören. Die knappe, das Wesentliche aber in allen Richtungen berücksichtigende Beschreibung hat von vornherein auf das wichtigste Hülfsmittel, die Illustration, verzichten müssen. Aus \-erschiedenen Gründen ist dem dankenswerten und fleissigen Werk eine Fort- setzung nicht gefolgt. Sein Verfasser hat unterdessen die nach weiteren Gesichts- punkten geplante Beschreibung der Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens im Auftrag der beteiligten Regierungen mit grosser Energie in Angriflf genommen und zum Teil schon glücklich vollendet.

Der berechtigte Wunsch, die Denkmälerstatistik nicht unvollendet zu lassen und ihre Durchführung in fördernden Zusammenhang zu bringen mit der Verfolgung anderer im Interesse der Provinzialgeschichte unternommenen Aufgaben, veranlasste den Landesdirektor der Rheinprovinz, Herrn Geh. Oberregierungsrat Klein, sich in einem Schreiben vom 9. xAugust i887 an die seit dem Sommer des Jahres 1881 bestehende Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde mit der Anfrage zu wenden, ob sie die Fortsetzung des begonnenen Werkes zu übernehmen geneigt sei. Der Vorstand der Gesellschaft hat zwar mit Freuden das dieser in so ehrenvoller Weise angetragene Unternehmen in den Bereich der von ihr in Angriff genommenen zahl- reichen und wichtigen Aufgaben gezogen, sich aber auch nicht verhehlen können, dass der Umfang und die Bedeutung der mit dessen Durchführung verbundenen Arbeiten und Aufwendungen sowohl die völlige Trennung von dem übrigen Geschäfts- kreise der Gesellschaft wie die Heranziehung von ihm nicht angehörigen besonders bewährten Kräften notwendig maclie. Er hat deshalb am 28. Dezember i887 eine eigene, aus seinen Mitgliedern, den Professoren Alfred Dove, jetzt in München, Karl Lamprecht, jetzt in Leipzig, Geh. Justizrat Hugo Loersch und Geh. Regie- rungsrat Heinrich Nissen in Bonn bestehende Kommission für die Denkmälerstatistik eingesetzt und ihr die Befugnis gegeben, sich durch Zuwahl zu ergänzen. Die Kom- mi.ssion hat sich denn auch durch die Herren Professor Karl Justi in Bonn, Appel- lationsgerichtsrat a. D. Dr. August Reichensperger, Domkapitular Alexander Schxütgen, Baumeister Heinrich Wiethase in Köln und Dr. Henry Thode, jetzt in Frankfurt a. M., verstärkt und den unterzeichneten Professor Loersch zum Vor- sitzenden bestellt. Seit ihrer Konstituierung ist sie mit ihrer Auftraggeberin, der Pro- vinzialverwaltung, wie mit allen anderen Behörden in unmittelbaren Verkehr getreten, hat aber über den Fortgang ihrer Thätigkeit in den Jahresberichten der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde regelmässig Rechenschaft abgelegt.

Nachdem sie sich durch bereitwilligst beantwortete Anfragen über die Organi- sation der gleichartigen Unternehmungen in anderen deutschen Staaten und preussi- schen Provinzen genau unterrichtet hatte, stellte die Kommission im Frühjahr 1888 die für die Bearbeitung einer Beschreibung der rheinischen Denkmäler massgebenden Grundsätze und einen Voranschlag der für deren Durchführung ungefähr erforder-

voRWORr. IX

liehen Kosten fest. Der unterdessen in Tli.'itigkeit getretene Provin/.ialausschu-ss erklarte sich in seiner Sitzung vom 24./2 7. September 1888 mit diesem ilim v< )rgelc*gten Pro- gramm einverstanden. Eine geraume Zeit h.it noch die Ausgestaltung der zur V'er- wirklieliung des Planes notwendigen tei hnis< heii Kinric htungen in Ansprucli genommen. Im Frühjahr i89o wurde dann Dr. I'aii. Ci.kmkx mit d<T Bereisung der Pnivin/ zum Zwe( k der Inventarisation und der .\l)fassung des Textes der einzelnen Beschrci- luuigen seitens der Kommission beauftragt. Xa< lulem er zun.'Uhst in den Bibliotheken von Berlin, London und Bonn die bibliogra|)hischen Vorarbeiten für den ganzen Be- rei<li der Provinz, insbe.sondere die Zu.sammenstellung und Si< htung der ebenso umfang- reichen wie zerstreuten Litteratur an MonogTaj)liien und in Zeitschriften erscl>ienen«-n Al)handlungen erledigt hatte, konnte er noch w.'lhrentl der letzten Monate iles Jahres i89o die Arbeiten und Aufnahmen ;in ( >rt und Stelle im Kreise Kempen vollemlen.

Diesen Kreis hatte nämlicli die Kommission .st hon früh als den zun.'uhst zu bearlicitenden bestimmt und hier war au( ii bereits im Laufe des Jahres unter der Leitung des Herrn Baumeisters Wikthask der grössere Teil der notwendigen Auf- nahmen gemacht worden.

Die Kommissitm liat den in allen deuLst hen Denkm.'llervcrzcichnisscn befolgten Grundsatz angenommen, dass die Bearbeitung sich d«-r bestehenden Krei.seinteilung anzuschliessen hat, w.'lhrcnd für die .\nordnung ch-r einzelnen (^rte des Kreises die alphabeti.sche Reihcnfoli^c ma.ssgebend sein soll. Jedem Kreis wir«l eine Beschreibung gewidmet, welche die Kunstdenkmüler aller abgeschlos.senen Stilperioden, als letzter der des Empire, daneben aber auch aiU- Gegenstände von geschithlli» her Bedeutung umfasst, die irgend ( im r der techni.schen Künste ihre Entstehung verilanken, wenn sie auch nicht streng der l)il(lenden Kunst angeluiren, wie dies ja bei ilen meisten der germani.sihen und der lläUte der r'imischen Funde, bei Wallbauten und amleren Befestigung«'!» der l'all i>l. Di« Kreisbe.schn-ibungen haben «l«n Charakter al»grrun- ileter Arbeiten und gelangen getr«'imt zur VenVIfentlichung; jeder einzi-lnen wir»! eint« kurze histori.sch-topographis« he EinU-itung vorau.sgeschi» kt mit Angaben üIkt GriVssc, Lage, Natur und jetzig«- Bev('ilkerungsv«rh;illniss«' «li-s Krei.ses, über die ethn«»gr.iphi- hen wie die ehemaligen kir« hli» hni und |t.iliiis« hen Zu>l.'ln«le und Schicksale seiner einzrliK 11 Teiir, < ndli« h ülxr «-twaig«- beson«l«'r«' kunstges« hichtli« h iH-deulsaine Ver- hJlltniss«- und Beziehungiii. z. B. Fundorte v.m K..hstoiren /u «len Bauten und U-wt-g- li« hen (;i-genst.'ln«l«n, IlamUls- und \'«-rkehrsv«-rh.'lllnis.se, Strassen uml Wege. Kunst- han«lwerkli«h«s u. a. Drei bis füid Krei.sbes« hreibung«-n w«-nlen /u einet« lUmlc vereinigt, «l«r jedesmal ein zusanmi«nh.'lng«-n«les geographisches Gebiet unifas>l. Die Seiten der einz«ln«n Ibll«- wer«len «leshalb am miteren Kan«le mit dur» hlaufemlen Zillern bezeicluut. l)«n hluss jeiles Ban«les sollen nu-hrere Ri-gisler biltlen. Da» ganze \V«rk wird in einer übersichtli« h«-n Darstellung der rheiniMhen KunMg«-s» Imhic und in ein«in Registerban«l mit einer Reihe v«ui Tabellen und Ver«cichni»cn »einen zusammenlassenden Abs« hluss lin«len.

X VORWORT.

Für die Ausgestaltung der Beschreibungen in allen ihren Einzelheiten sind unter Zustimmung der Kommission zwischen den Unterzeichneten, nach Rücksprache und im Einvernehmen mit dem Konservator der Kunstdenkmäler, Herrn Geh. Ober- reffierunsrsrat Persius und den Herren Geh. Hofräten Professor Dr. Anton Springer in Leipzig und Professor Dr. Franz Xaver Kraus in Freiburg i. Br. eine Anzahl von Bestimmungen festgesetzt worden, welche das oben erwähnte Programm genauer umschreiben und dessen Durchführung erst ermöglichen.

Die besonderen Verhältnisse der Rheinprovinz und nicht am wenigsten die er- drückende Fülle der hier erhaltenen Denkmäler machten für die rheinische Publika- tion einige Beschränkungen notwendig, in denen sie zumal von den im Erscheinen begriffenen Werkeji über die Kunstdenkmäler der Grossherzogtümer Baden und Hessen, die im übrigen in erster Reilie, namentlich auch für die äussere Form, als Vorbild gewählt worden sind, abweicht.

Die grosse Zahl der bedeutenderen Bauwerke schliesst eine gleichsam mono- graphische Behandlung des einzelnen im Rahmen der Kreisbeschreibung aus; sie sollen zwar ihrem künstlerischen Werte entsprechend genauer beschrieben werden, ausgedehntere Abliandlungen bleiben aber den rheinischen Zeitschriften vorbehalten. Insbesondere verzichtet unser Unternehmen auf Beschaffung und Abdruck vollstän- diger Bauregesten, sucht vielmehr in der Baugeschichte nur die entscheidenden Momente mit dem gesamten kritischen Apparat klarzulegen.

In der Mitteilung von Inschriften muss gleichfalls eine gewisse Einschränkung stattfinden. Die römischen Inschriften der Provinz sind, abgesehen von zahlreichen zerstreuten nachträglichen Veröffentlichungen, schon einmal in Brambachs Corpus inscriptionum Rhenanarum gesammelt. Wiederholungen erschienen hier umsoweniger am Platze als das Erscheinen des die Rheinlande umfassenden von Zangemeister vorbereiteten Bandes des Corpus inscriptionum Latinarum binnen kurzem bevor- steht. Die altchristlichen Inschriften unseres Gebietes sind in der mustergültigen Sammlung von Kraus vereinigt. Ihnei^ wie den römischen gegenüber darf sich die Denkmälerbeschreibung mit genauen Hinweisen auf die genannten Werke be- gnügen; nur in wichtigen Fällen, wenn eine Inschrift bauliche Anlagen oder beweg- liche Gegenstände zeitlich bestimmt oder ihrer Bedeutung nach kennzeichnet, soll sie ihrem Wortlaute nach wiedergegeben werden. Die mittelalterlichen Inschriften werden im allgemeinen wörtlich mitgeteilt, den späteren, insbesondere den umfang- reichen Grabiaschriften des i7. und 1 8. Jahrhunderts gegenüber muss aber Beschrän- kung eintreten. Ein vollständiger Abdruck ist hier schon aus Rücksicht auf die Fülle des Stoffes ausgeschlossen. Die Sammlung der Inschriften der Stadt Gent in den Graf- en Gedenkschriften der Provincie Gost -Viaenderen umfasst nicht weniger als vier Foliobände; die Inschriften von Köln würden allein uno;efähr den deichen Raum in Anspruch nehmen. So werden denn die späteren Epitaphien je nach Bedürfnis, unter Umständen bis auf die blosse Angabe von Name und Todesdatum

VORWORT. XI

abgekürzt werden; das Massgebende wird hier immer die künstlerische Ausstattung des Grabmales sein.

Auf Wiedergabe des Charakters der Buchstaben von Inschriften durch besonders ausgewühlte Typen ist mit Rücksicht auf die Unzulänglichkeit dieses HülfsmittcLs und die dadurch notwendig bedingte Unvollkommcnheit solcher Versuche günzlich ver- zichtet worden. Dagegen wird überall, wo eine Inschrift Zahlen in rr>mi.schen Zifleni oder in der Form eines Chronostichons enthalt, deren Auflösung in arabLs« licn Ziflern beigefügt. Zur Erleichterung der Orientierung sind die Namen der Künstler und Meister auf allen in den Kreis der Darstellung gezogenen Gebieten und in allen Herstcllungsweisen durchweg in kursiven Typen gesetzt.

Die Invcntarc und die Hilderhand.schriften sind aus ilcr Beschreibung ausge- schieden worden. Die crstercn sollen nach Abschlass des Unternehmens zu einer besonderen Sammlung vereinigt werden. Eine .solche Zu.sammen.stellung wird, abgesehen von ihrer Bedeutung für die Provinzial- und Lokalgcschichte wie für die lateinische Lexikographie und die Terminologie der beweglichen Kunst- und Gebrauchsgegen- stände, von ausserordentli( hem Wert für die Geschichte der mittelalterlichen Privat- wirtschaft und des kirchlichen wie profanen Luxus sein. Die Verwertung der Invcn- tarc in allen diesen Rithlungen, namentlich für die Geschichte der Kleinkünste, zu deren wichtigsten lilterari.schen Quellen sie z.'ihlen, erhei.siht aber ihre Vereinigung und abgeschlossene Bearbeitung.

Bei den Bilderhandschriften würde eine ihrer Bedeutung für die Kunstgeschichte entsprechende Ausführlichkeit in der Be.schrcibung man denke nur an die Biblio- theken von Kr>ln, Düsseldorf, Trier und Koblenz einen allzu grossen Kaum er- fordcin: die \oriu-hmsten dtr biblischen Haiuls( hriften würden keine geringere Breite beanspruchen, als ein ausgedehnter Cyklus von Wanilgem.'llden. Es besteht die Absicht. sämtliche Bilderhandschriften d«T Rheinprovinz in einem besonderen, mit Registern und allen sonstigen Nachweisen versehenen, zweckmässig illustrierten Bande zu vereinigen.

Beide Sanunlungen werden gleii hzeilig und neben der Denkm.llerbeschreibung vorbereitet, die crstere von den beiden l'nterzeiihneten, die zweite von Dr. Cl.KMlis' allein. Im Te.\t der einzelnen Hefte wiril an den entsprechenden Stellen nur eine kurze Venvei.sung auf die.se I'arallelwerke eingefügt.

Nacl» einer Richtung ist dagegen eine Erweiterung durchgeführt worden. In der Angabe der ( )rtslilteratur wird möglichste V.>ll.stamligkeit angestrebt werden. Das ganze Sannnelwerk ist so zugleii h /u einem Kompendium f(\r Bibliographie der IVv- vinzialgesihichte gestallet. Vor allen» sintl aber die han«lschriftlichen Quellen ai»- führli( her als bisher übli( h verfolgt und .ingegeben w<->rden. Diese Nachrichten »uchrn die Aufstellungen über die Rheinischen Archive von LAXll'REfHT uml Il.OKN xu ver- vollständigen und zu ergänzen, insbesondere sinil am h die in den V»»rarlK':tcn mei-M nii ht berü( ksichiigten IMarrarchive herange7.«»gen. Die Urkunden und Aklcnbcsiandc wcidiii kurz angegeben, di«- II.uuIm hrilten knapp rharaklerisicrt.

XII VORWORT.

Die Rechtschreibung aller Ortsnamen ist dem von dem Königlichen Statistischen Bureau 1888 in Berlin herausgegebenen Gemeindelexikon für die Provinz Rheinland entnommen, innerhalb der einzelnen Orte sind die Nachrichten geordnet unter den Rubriken: germanische und römische Funde oder Anlagen, kirchliche Bauten und deren Denkmäler, weltliche Bauten oder bauliche Anlagen und deren Denkmäler. Die erste Abteilung, für die eine unverhältnismässig reiche Litteratur zur Verfügung steht, konnte eine weniger ausführliche Behandlung erfahren als die beiden folgenden Gruppen. Die Statistik schliesst sich hierin den von allen übrigen deutschen Unter- nehmen gleicher Art befolgten Grundsätzen an. Innerhalb der Abteilungen der kirch- lichen und weltlichen Bauten sind die einzelnen Denkmäler alphabetisch angeordnet, so zwar, dass in der ersten dieser beiden Gruppen derjenige kirchliche Bau, mit dem die Anfänge und die älteste Geschichte des Ortes verknüpft sind, in den meisten Fällen also die Pfarrkirche, vorangestellt wird, die übrigen Denkmäler sich in alpha- betischer Folge anschliessen. Es erschien dies umsomehr geboten, als unser Werk keine Übersichten der Ortsgeschichte bringt. Die bedeutsamsten allgemeinen poli- tischen Ereignisse und kulturgeschichtlich wichtigen Thatsachen finden in den Ein- leitungen ihren Platz, die besonderen Begebenheiten der Ortsgeschichte werden nur insoweit berücksichtigt, als sie auf einen Bau Bezug haben, und alsdann mit dessen Geschichte xerknüpft.

Bei der Beschreibung der einzelnen Denkmäler wird der folgende Gang ein- gehalten. Der Angabe der Litteratur wie der gedruckten und handschriftlichen Quellen schliesst sich die Geschichte des Gebäudes an, auf die die Baubeschreibung folgt, die mit der Angabe über Grundform, Material und Grössenverhältnisse beginnt und alsdann von der Schilderung des Äusseren zu der des Inneren übergeht.

Bei kirchlichen Bauten setzt die Beschreibunsf des Äusseren wie des Inneren beim Turm ein und schreitet von diesem zum Chor \or. Von der inneren Ausstat- tung werden zuerst die in festerem, dann die in loserem Zusammenhang mit dem Bau stehenden Gegenstände verzeichnet. Die Reihenfolge ist in allen Fällen die nachstehende: Altäre, Sakramentshäuschen, Chorstühle, Sedilien, Kanzel, Orgel, Tauf- stein, Skulpturen, Gemälde, Leuchter, Eisenarbeiten, dann folgen die Schätze der Sakristeien mit den beiden Abteilungen Gefässe und Paramente; den Beschluss bilden die Glocken. Die Joche und Pfeiler werden vom Westen, von der Ostseite des Turmes an. gezählt, die Stockwerke vom Boden auf, so dass das Erdgeschoss als erstes rechnet. Die Bezeichnungen ,rechts' und ,links' sind vom Beschauer aus gebraucht, nur bei Wappenbeschreibungen im heraldischen Sinne.

Für die Terminologie ist Eindeutigkeit möglichst angestrebt worden. Seltene oder wenig gebräuchliche Fach- und Kunstausdrücke, zumal bei der Beschreibung von Bauten, sind thunlichst vermieden. Die Bezeichnungen des Stiles werden, wo dies nötig erscheint, noch durch eine Angabe über die Zeit der Entstehung ergänzt. Die Beschreibung seihst ist möglichst gedrängt und knapp gefasst, die Angaben sind viel-

VORWORT. XIII

fach im Lapidarstil gehalten: was die Schilderung dadurch an Rundung und Ge- schmeidigkeit verliert, sucht sie durch prägnante Kürze zu ersetzen.

Eine besondere Fürsorge wird einer zweckm.'Lssigen und reichen Illustration zu- gewandt. Wo es angeht, .sollen die Monumente selbst zu Worte kommen. Die GoF.THF.sche Forderung, vcjn den Kunstwerken nur in Gegenwart der Kunstwerke selbst zu reden, ist wenigstens gegenüber den vornehmsten Schc"»pfungen befolgt. Als Grund- satz gilt, womciglich von allen her\orragenden Bauten die Grundrisse zu bringen, bei gleichartigen einen besonders charakteristischen als Typus auszuwählen. In einzelnen Füllen kommen selbst flüchtige Handskizzen zur Ver>*-endung. Jedem Hefte i.st eine Karte beigegeben, welche siimtliche in der Beschreibung aufgeführte Ürtlichkciten und die hauptsächlichen Verkehrswege enthalt. Für die Wiedergabe der Zeich- nungen ist in erster Linie die Zinkhoc-hützung in .\ussicht genommen.

Die typographische Ausstattung, die die grösste Übersichtlichkeit mit niliigcr Gesamtwirkung zu verbinden sucht, liegt in den eq^robten H.'inden der Scnw.vxx- .schen Buchdruckerei zu Düsseldorf und stellt unter der persc'mlichen Leitung des Teilhabers der Pinna. Herrn I'FTtR Fk.\xckkx. Die Anfertigung der Lic htdrui ke ist dem Hofphotographen Herrn ;\x.sklm .SfH.MlT/ in Kr>ln übertragen.

Das Unteniehmcn. dessen oberste wi.ssen.sihaftliche Leitung in dc-n H.'inden des mitunterzeichneten Vorsitzenden der Kommission ruht und auch in Zukunft ver- bleiben wird, erfreut sich, wie mit d.inkbarer Anerkcimung auch an dieser Stelle hervorgehoben sei, ck-r wirksamsten Unterstützung Seitens des Ministeriums der gelsl- lichc-n. Unterrichts- und Meclizinal-.Angclegc-nheilen. Seiner Flxiellenz des Herni OIht- prilsidenten, des Flerni Konservators der Kunslclenkm;ilcT und ;iIIct Hchordc-n «ler Staats- wie- der IVovinzialverwjiltung; \oii tUn geistlichen Behörden Ix-ider Koiifc-x- .sionen und den militürisc hen Autoril.'Uen ist ihm ebenso wie aus PrivatkreLsen InTeit- willigste Fc'irderung in gleichem Maa.sse zu teil gc-worden.

Hei der Bearbeitung cle> Kreises Kempen >ind wir den Herrc-n KreLsMhuI- inspektor Dr. Ki;rssKX in Krefeld und ( iynma.sialdirektor Dr. I*c»ni. in Kem|H*n, tien Herren rfarnrn Frki'UKMIA.m.mi-.k in Kenipen und Dvc k.\ians in Dülken, »Im Herren H11.1..SI.R und ri;ri R Axton Ki.O< kxkr in Kem|K>n, sowie Herrn Maler Rkixkrs in Lobberich für liebenswürdige Unterstützung zu Dank verpflichtet, in erster Linie aber Herrn C'dxrad Kra.\ii.r. der seine aitsgc-zeichnete .S;unmlung mit grcVwlcr Liberalität zur V\'rfügimg stellte und dem Bearbeiter im Kcm|>cner l^imlo ab kun- diger Führer diente. Die Abbildungen Nr. 6. \i, i5. 16, ai aS. 35. 38. 59 uml Tafel IV (Burg zu Kempen) sind Jiac h den Zeichnungen des Hern» HriNRiMi WiKTiiASK. die Abbildungen Nr. 2-5, 45 58 nach den Zeichnungen der Hcrrrn Architekten l'\irr<;ix und Khkri.kix in Kc^ln. die Nrn. 7 -la. i4, i7. 18. ao. a6— a9. 32, 34. 37. 4o. 44 n.ic h den Zeic hnungen und photi>gr;iphiH< hcn Aufnalunrn vun Dr CiiMix. die- Nrn. 33, 36. 39, 4i 43, sowie die Tafeln I -IH nach den Aufnahmm von Herrn Ansmm Sc mmit/ angefertigt. Die- N'orlagen xu Nr. 3o uml 3i wunlen

XIV VORWORT.

vom Central-Gewerbeverein zu Düsseldorf erworben; die Grundrisse Nr. i und i9 sind, der erste von Herrn Architekten von Fisenne zu Meersen (Niederlande), der zweite von Herrn Architekten Hanemann in Münster i. W. freundlichst zur Ver- fügung gestellt wdrden. Die Karte des Kreises Kempen hat Herr Heinrich Küxki.er, Zeiihner im Markscheiderbureau des Ki'hiigl. Oberbergamts zu Bonn, hergestellt.

In einsichtsvoller Würdigung der wissenschaftlichen und praktischen Bedeutung der Denkmälerstatistik und der Forderung, die sie den verschiedensten örtlichen Interessen bringt, hat die Vertretung des Kreises Kempen einen nicht unerheblichen Beitrag zu den Kosten des Druckes der vorliegenden Beschreibung bewilligt.

Bonn, im Juni i89 i.

HUGO LOERSCH. PAUL CLEMEN.

i-:iNLi:iTUi\'(i.

Der Kreis K(ni|Kii hililct (\rn südwcsllirlu-n IVil des Re<;ierui)j?sl)czirks Düssi-I- (linf und wird siidli( li von dem zum l\c<>;ifruiii;sl)e/irk Aaelicii <i:cht"iri<i;c'U Krois Krkflen/, •"isllit li voll den Kreisen ( il;idl);i< li und Crcfeld. ni°°irdli( li \i>n den Kroiscn Mopp» uiul (jeldern und wcstlii Ii vnn der niederl.'indisi lien I'mvinz Liinlmrif lH-<;ren/t. Kr unifasst die St.'idle K('ni])en, Dülken, Siu Iiteln. Kaldenkinhou ncbt-ii 23 Land-.'enicindt'ii mit einer Kin\\i>Iuier/.alil (lS9o) vnn 9i7io Si-elen.

Der Kreis ist aus Stiieken des Kr/.slilVs Ki-In. der HerxKijtiiHK'r Juli« h uiul fieldern und der (irafsiliaft .Moers zusainnien<i[esel/.l. Die Srhitksalc der ein/einen Teile stehen in oni^ster \'erl)indunL; mit d<r Landestjesehiehte jener vier Temti>rien.

Der i^anze Landstrii li i;eht"»rte zum Rihuarisclu-n Mülil^au, der vnu Heesum und l'edem im Xurden l»is Erkelenz und Ilolzweiler im Süd<'n, von Born im Westen bis Süi liteln im < )sien sii li erstret kte, und umfasste von der alten Diö»ese Köln das ganze Dekanat Sü< lileln uiul Teile des Dekanates Geldern, von der DiiVesc I.flttirh ausserdem Teile des Dekanates Süsten-n. Das Ki'«lniselie Dekanat Süehleln U-stand im I.?. Jli. aus den Kirclispiek-n Hoislieim, Dülken, (Irefratli, Hüls, Ken)|H*n, (»eilt. Sü(lil(lii, X'oist; dem Dekanat Süsteren <,'ehr.rten an Morn, Walilniel. linieht inul Lobherieli, das s( Imn im lo. |li. dmi h Kverjjerus von K<'>ln an ili»* l,ütti<lu-r DiiVcst* abjjetreten worden war. Aniern S. Anton und S. (ieorn, Morn. Ura» lit. Ilreyell, Kalden- kirelieii. Waldniel ;,'eli(">rten vorübergeheiul zun» I.üttielier Dekanat WaNsenlKT)*. Hei der (iründuiii:; ties Histunis Koerniond wurden diesem aus den» Roennonder l^)nartier i55'J I.<.l)l>eri( li und lloeholtz. aus dem Dekanat Sürliteln (Irefrath einverleibt. Der südiislli( lie T<il des ( iebietes steht unter dem au« h in «ler Hauth.lti^keit xur (lellun;* kommenden l'.inlluss der Henediktinerabtei Mün« hen-( iladbaeli. «ler Keni|MM», Dolkrn. ( )edl inkoi|)orierl wann. Sü( liteln war «ler .\btei !^. Pantaleon tu Köln ink«»r]n»riert.

Den Mittil|>unkt «les Kulturlebens bildet Kenipi-n. im lahrc 1394 jnir Slnill erholKii, dei liauplorl eines der sieben .\mter des Kölnis» lien Nie<|en»lifls Nur vorüberjrehvnd wird die \ojrtei über Kempen .in die NLirkpraten Von JOlieh und «lic Herren von d<r Mark übertragen. Hrüggen, Dülken uml Süt hleln. und drr wc*lli« hc Zipfel bis naeh Kaldeiikin hell gehören vom Ausgange i\vs iS. Jh. an dem Ilrrxogtum Jülith zu und bleiben in d.s>„ n Mesitz bis zur französis« hrn Invasion *t»n l794. Dülken geht 1 493, Sü« hleln i494 \on ilen (;r.ifen von Moeis an die ller«.-^ von

2 EINLEITUNG.

lülii-h-Bcrg über. Brüggcn bildet seit i544 ein jüliclischcs Amt. Der östliche Teil des Kreises mit dem halben Flecken Hüls gehr>rt der Grafschaft, seit i7o7 dem Fürstentum Moers an, tler nordwestliche Grenzstreifen dem Herzogtum Geldern; er geht mit diesem im i6. ]h. erst in österreichischen, dann in spanischen Besitz über. Am 24. Brumaire HI (i4. November i794) ward das Gebiet des heutigen Kreises von den Franzosen in Besitz genommen und nachmals dem Roerdepartemcnt überwiesen, dem es bis zum Jahre 1 8 1 3 angehr)rte.

Durch vier Jahrhundertc hindurch bildete das Land zwischen Niers und Schwalm, wo vier Gebiete aneinanderstiessen, den Haupttummclplatz der kriegerischen Ereignisse am Niederrhein. Zuerst hatte das Land i358 in dem Streite zwischen dem Herzog v(in Geldern und dem Grafen von Clevc zu leiden; i372 Hess Erzbischof Friedrich von Köiln das Land Kempen durch eine Landwehr und damit x'crbundene Festungs- werke gegen das Crefelder Gebiet abgrenzen. Neunzehn Jahre spfiter unternahm Graf Engelbert \on der Mark seinen berüchtigten Streifzug durch das Kurkr)lnische Land. Bei der Belagerung der Stadt Neuss durch Karl den Kühnen von Burgund, i474. ward das spätere Amt Brüggen im Südwesten des Kreises schwer heimgesucht. Am tiefsten griffen der Truchsessische Krieg und der Hessenkrieg in die wirtschaftlichen Verhältnisse ein. Der Graf Adolph von Moers hatte für den Kurfürsten Gebhard gegen den Erzbischnf Ernst von Bayern Partei ergriffen und erfocht am i 7. November i583 bei Hüls einen glänzenden Sieg. Das Land ward ringsum verwüstet, in den Jahren i585 und i586 im ganzen Gebiet kein Acker besät. Im Jahre i642 fiel der franzfisische Heerführer Jean Baptist Budes, Graf von Guebriant, mit seinen Wei- marischen Truj^pen in Verbindung mit dem Hessischen Oberst Eberstein in das Kril- nische und Jülichsche Gebiet ein. Der General Lamboy ward von ihnen auf der Haide von S. T()nis überfallen und geschlagen. Die Sieger erstürmten Kempen und Ocdt, verbrannten Grefrath und verwüsteten Dülken und Süchteln. Was die Woo-en des dreissigjährigen Krieges an hervorragenden Bauten und Kunstdenkmäiem nicht fortgeschwemmt hatten, das fegten zum grössten Teil die Stürme des spanischen Erb- folgekrieges und des siebenjährigen Krieges liinweg. Kempen wurde im Jahre i7o2 von den Alliierten eingenommen, am 23. Juni i758 die zweite Schlacht auf der Haide vr.n S. Trmis bei Crefeld geschlagen, in der Herzog Ferdinand von Braunschweig über die Franzosen unter Graf Clermont .siebte.

Für die Entfaltung einer reichen Bauthätigkeit bot das an Ort und Stelle zur Verfügung stehende Steinmaterial wenig Mittel. Die tertiären Gruppen sind durchweg durch diluviale Gendl-, Sand- und Lehmlager bedeckt; nur bei Süchteln auf dem linken Ufer der Niers tritt ein ockergelber loser Sandstein von geringer Festigkeit mit marinen Verstemcrungcn zu Tage. Die Landh()lien im Westen des Kreises, nördlich von Brüeffen nach Kaldenkirchcn zu, ein schmaler Streifen, der sich von Rheydt und Gladbach an Dülken vorüber na( h Hinsbeck hinzieht, und der Hülserberg sind mit Diluvium, die Thalflüfhen und Niederungen mit Alluvium bedeckt.

KiNr.F.niJso. j

Am rislli( Ihii Ahli.'ing des aus fJc-n'illcn mit Sand hestclK-nden HülstTlKTf^fs zeigen si< h im/.'ilili^e kleine alte (jruheii, die alxr kein Haumaterial, sondm» in tler Hauptsache nur Hesc liüttungsmaterial ergeben konnten. Das Gerolle bestellt aas weissem Quarz, Quarzit, allen Abwandelungen devonischer Sandsteine und wenigen Stücken Non l'untsandstein. Auf der Hügelkette von Tönisberg finden sich wenige erratische (jranitblöcke, die den l'bergang in (jneis zeigen; sie haben aber eine svstematische Verwendung ni( ht gefunden. Somit war der ganze I^'indstrich nuf die Herstellung von Ba( ksteinen angewiesen, die durcl» die in rei«hster Menge vorliandc-nen Lager von Lehm und Tlion. die bei l'rüggen bis zu 7 Metern anstehen, unterstützt wurde. Diese Ziegelb.'lckereien bestelu-n sclinn im i3. |h. luul errei» l»en in der 2. Hriifte des i5. Jh. ihre grösstc Ausdehnung. Die Mehrzahl der Kem|H'ner Bauten ist aus diesen heimischen Bau.steinen errichtet. Für einzelne Anlagen, so die Kem- pener I'larrkin he, ward Tüll aus der Ferne, zumal .ins Nietiermendig und aus ileni Brohlthal, beschallt, für .Skulpturen fand der Xamurer Blaustein Anwendung.

LITTKRATIJR.

A. ]. BiNTFKi.M und }. H. MooRKX, Die alte und neue F.rzdiöcese K<'ln. in Dekanate eingeteilt, Mainz 1828— i83o, 2 Fi.'lnile (abgekürzt: F. K.i. F. von Rkstorfk. 'rop<igrai>hisch-Statistis( he Beschreibung der Kgl. I'reussischen Kheinprovinzen. Berlin i83o, S. 543. (). VON Mri.M.VNN, Statistik des Regierungsl)ezirks DiKselilorf, Ner- lohn 1864. Bknzkniu-kc, Über l'rovinzialverfassung mit Rücksicht auf Jülich. C'leve, Berg und Mark, Hamm iSi9, I, S. 443. Historisch -Cjeographi.sche Bi*s»hreibunp

des Frzstifts Ki'iln. eine n/.tige Beilag«' zu des Herrn Brs< nixc;s RrdlR-schreibung. Frankfurt i783. Al.ovs .S< h.miiz. M««lizinis» h«' Topographie des .S« hwahu- und Nette- und eines Teilis des Niers-( Jebietes, Viersen l87l. A.C. Bokufck, Gcs« hiclite der I,.'inder ('le\e, .M.nk, [iilith, Duisburg 1800. H. .\l H.FI.T, des« hichte der (Irafen und Herren \i.n .M-mis. Düsseldorf 1 848. J. A. Nl|m»FF. (leilenkwaanlig- heden uit de ge.schiedenis van ( ielderland. »lonr onuitgegeven oorkoiulen opgeheUlerl en bevesligt, Arnheim i83o -1862, 6 B.'ln«l«'. W .\. van Spafs, Oordeelkuntlige

Inleiding toi de Historie v.ni ( leldtrkmd, l'trecht 180I - l8o5, 4 B.'hule. Fk. Nkttks- III IM, (uMhichte d<r Stadt und des .\mt<s ( leidern mit Berücksichtigung der I-indo- gesdiichte, Cieleld 1 86:{. Ders., ( !es( hiclite der .S liulen im allen llcrit«*gtum

(liidein, Düsseldorf 1881. 1'. NoKKl NHFKc.. Beiträge zur I.okalge^c liic l»te «I«*».

Niederrhcins. Viersen l873 1886. 6 B.'lnde. A. Faiinf. Die IhnaMen. Kreihcrrrn

und jel/i-en Crafen von r..»choliz, Köln |857. 4 Rinde. I.. KssFX, Frank rri«h

und dir .Niedi i ihein odei ( usc hii hie von Stadt und Kursl.t.it K«'>ln hoiI dem dn,' j.'lhrigen Kriege- bis /ui französischen ( )kkupation. Köln l855. I. S i: lieatrum

r

4 EINt.KlTUNr,.

Europaouin oclor ausführlirhc uiul wahrhafli^-e Bcsc^hrcibiing aller und jeder denk- würdijxcn Geschichten, so sie sich hin und wieder ii^ tler Welt, fürneniblith aber in Europa und TeutschlanckMi, sowohl im Religion- als Profanwcsen vom Jahre Christi i6i7 zugetragen luit, beschrieben dmth Jon. Pmi.. Abelinum, Franldurt 1662, 2 1 Bände. Schauplatz des Krieges, aufgerichtet in ilen vereinigten Niederlanden durch die Waflen der Könige von Frankreich und England, Kölnisclie und Münsterische Bischöfe, Amsterdam i675, 4 Bände. G. Drouvex, Die Reformation in der Köilnisc hen Kirchenprovinz zur Zeit des Erzbiscliofs und Kurfürsten Hermann V., Grafen zu Wied, Xeu.is 1876, S. 2 76.

ABKÜRZUNGEN

für die lu'iufiger genannten Werke.

Lacomhlet, ÜB. Th. J. Lacomblel, Urkinulenl)iich für die Geschichte des Niederrheins, Düssel- dorf 1840—1857, 4 l?de.

Hinterini u. Mooren, D. C. Binterim u. Mooren, Rheinisch -westfälischer diplomatischer Codex, Mauiz 1830, 2 Bde.

p,. J. _ J.-xhrbUcher des Vereins von Altertumsfreimden im Rheinlande, I (1841) LXXXIX (1800).

Ann. h.V. N. Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein, I (1855) LI (1891).

Wd. Zs. Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst, I (1882) IX (1890).

Nrh. Der Niederrhein. Wochenblatt für niederrheinische Geschichte und Alterthumskunde, 1878, 1879, 1884— 188G.

Nrh. G. _ Niedarrheinischer Geschichtsfreund, I (1879)— VI (1884).

^

AM1:RN SAN Kl' ANTOX.

I'I*AR1\ K I K( 1 1 1{ (lil. s. Aiiti.iiii alili.». S( hi.inki.s, Tlur Aiiu-rn >. Anliiii: prankirch« Nili. (;. i879, S. i5. lliNTKKiM u. MooKiv, K. K. II. S. 55.

Iliiiidscliriftl. Qu. Kin liriirciUcii- und Kc. Iiinm'j>lirn Ikt \.iii i66i an LagtTl)in her \nn i757 an im ITarrarcliiv.

Anun» wird zum crslcn Male im j. i iSS in <Uni Vcr/i-idiiiis tier (iüter- UcMhkhic. crwirlumgiii des Krzl)is< Imfs l'liili|)|) I. \,>u \\(>\n {L. von Lkoehur, (icM-hülUe drr Stadt und Il(rrs( liaft Vlnlln», IJirlin 1.S29. S. io9. -- Skiijkkt/. rrkumh-nhiirli zur Lando- und Rt'< litsgcst lii( litc dis IIiTzogtums \\'cslfal»-n, Arn>lMTi,' I.S54. III, Nr. io72) uikI in IJhcninstinunung damit in dem Kopiar di-s Kr/liis« Imls Sit-gfrird ( Milllifilufigfii aus dem Stadtan liivc V(.n Kuln \II, S. 62, Nr. 54) crwülint. Im J. 1261 wird der erste Pfarrer von Anu-rn, W'illitlm, der Stifter der Kirehe vi>n I.üttelforst. genuniit (HiNTKKi.M u. .MiiOKKX, I). C. I, S, 3l8); das Kirrlienpatmnat uml der Zehnte gclu-n 1267 duK li Xtikauf \(in .\rn<ilil, Herrn zu Niederamern, an das Xanti.sehe Stift üIkt (HiMLKi.M u. .MooKK.v, I). ( '. I, S. 3o8 ). Die Ciründung der l>estehcnden Kirehe gesi liali nach der unten erwähnten Ins« hrift im ]. l49l.

Die Kirihe ist ein dreiseliifliger spätgt»tl»iseli«T Hau mit in «ier Breite tle> i;». Mittels« hilles vorspringendem ('i»«)r un«l dreisttkkigein W'esttunn. Die liehte Ijlif<- l)etrilgt i8.7o m, die Hellte Weite 12,20 in, die liehte Lunge des Chores 8 ni, >• li«lite Weite 6 m. Das Mat«rial «l<s Turmes ist im «t>1«ii und dritten Stinkwerk Ha« kstein. im zweiten Haustein, an r Westseite mit Ziegeln getli« kt. Sehifl" uml Chor sind mit Tullstein aufgeniauert, der sehr verwittert und vielfai h tlun h B;iek- stein ersetzt ist. Die Strebepfeiler hestehen zum gro.ssen Teil au> Zi«'geln, ehenso die ohen-n Ti'iie de> Chores, an dessi-n N«irdseite der Tutf mit Ziegelhilnilern wccliselt. Xordli« h ist eine Sakristei (I\'l. südli« h eine \'orhalle (\') angehaut.

D«r mit einem Mathen I'vramidenda« h eingedeekte Turn» (III) enthalt im ersten Sto« k an der West.seite eini" im Spitzbogen geMhl<»ssene HIenile. die &,is mit horizontalem Sturz ge.sehlossene Portal und «-in einarhsiges Fen>ter ntit I)rei|>,iv> im Masswerk umrahmt. Das zweite und dritte Stoekwerk zeigen auf jetler St'itc «wei spitzhogige einaehsige Hlemlen, der«n oln-re Il.'llften im dritten St« nk von den S ' li')« hern dun hhroehen sind. Diese HIendenverzierung ist typisch ftU viel«' Tunn •' «les Niederrh«'ins, sie kehrt in der glei« hen einfaih.stcn Form ui.d. 1 in S ' Ti'mi.slH-rg, Issum, Swalmen hei Koerinoiul.

Die Turndialle ist llaeh gedeckt und oHhet si« h im Spit/Inigcn f^e^'U tli^ MiHrl- s( hin Die vier SJUih-n sind aus Troinnu-ln zus;nnmenge!K'l/l; »lie liolicn, nuuien. »> Vorspringenden Hasen ohne Tlinlhen imd die einfaehen, »c* h> K.ipil.lle -m»!

spater angefügt. Zu den Seiten des Triumphhogen.s und tle?» lunuiiogen-» 1 si( h Haihs.'iulen. Die einfa« h profiliirt«n Kippen der KreuzgewolU* M't#en pohgonaler K.ipit.ll« hen auf Dreivi«rtelv<lul» lu-n auf. die rnnh UIht den Tr. kapital«!! üiit einer Konsole ahs« hliess«ii. Die Rippen halxM» eine ai

KREIS KEMPEN.

Inschrifci

Pfarrkirche, fast geradlinige Fi)rm erhalten dadurch, dass die Centren der Kreise, welche mit einem Ausschnitt der Peripherie die Rippen bilden, bedeutend unter der von einem Kapital zum andern gezogenen horizontalen Ansatzlinie liegen. Die Seitenschiffe ent- halten je drei grosse im Spitzbogen geschlossene Fenster ohne INIasswerk. Der Chor zeigt nur an den Längsseiten Fenster, unter denen im Spitzbogen geschlossene Blenden die IMauer beleben, die Fenster des Chorabschlusses sind vermauert.

Am Südportal findet sich ein Ge- denkstein eingemauert mit der In- schrift, die sich auf die Erbauung der Kirche bezieht:

ANO DNI l49o IXD EY LACHT WILM I D LIDE IND LESDET DE IRSTEN STEI DOE WAS ID ALSO GESTALT DAT EY MALDER KOGGE ECHT DE HALUE GULDE GALT

Die Linde ist eine Bauernschaft zwi- schen Amern S. Anton und Burgwaldniel. LESDET ist ein Versehen des Steinmetzen und dafür lesbet = Lisbeth zu lesen (ScHLÜNKES, Nrh. G. i879, S. i5). Der angegebene Preis des Roggens {V/^ Gul- den) ist ein ausserordentlich hoher, her- vorgerufen durch die Teuerung der Jahre l49o 1492 (vgl. die ähnlichen Angaben im Chronicon monasterii Campensis ed. Herm. Keussen, Ann.h.V.N. XX, S. 325, und den Bericht im Roten Buch der Stadt Kempen von Goerdt Kessel, Hand- schrift im Kempener Stadtarchiv, A, Nr. 9 ; dazu J. W. Brewer, Vaterländische Chro- nik der Kgl. Preussischen Rheinprovinzen, Köln 1825, I, S. i42). Hochaltar, einfacher barocker Aufbau vom Ende des i7. Jh. Vier marmorierte Holzsäulen mit vergoldeten Kapitalen tragen einen geschweiften, in der Mitte durch- brochenen Giebel, über dem sich die Figur des h. Antonius erhebt. Im Mittelfelde ein dürftiges Ölbild mit der Darstellung Christi am Kreuz.

Südlicher Seitenaltar, wertloser barocker Aufbau. Im Mittelfelde Gemälde der Versuchung des h. Antonius, im oberen Aufsatz die Auferstehung Christi.

Nördlicher Seitenaltar, der Aufbau gleich dem obengenannten. Im Auf- satz Madonna in Wolken, im Mittelfelde Christus nach der Auferstehung Maria Magdalena im Garten erscheinend.

Orgelbühne, inschriftlich von i7i7, mit einfacher h.ilzerner Brüstung. Taufstein aus Granit, einfache Banjckarbeit des i7.Jh., mit halbkugelförmigem Be< ken auf cvlindriscliem Schaft und quadratischer PHnthe.

Altarc.

hl i n i I I f 11

^.n

Fig. 1. Amern S. Anton. Grundriss der Pfarrkirche.

Orgelbiihne. Taubtein.

AMERN SANKT ANTON AMERN SANKT GEORG. 7

Hr.lzfi^rur des li. Aiitoiiiiis ;tin Ch< »reingang, i,25 m hocli. gutes Werk vom prarrkir^l Anfang des l6. Jh. in alter l'«>l\< limniierung. Der Heilige als Greis, mit sorgfältig H«u«.«uf« beliandelten gedrehten Locken und langem Hart, setzt den Stal» in der Rcehten auf eine si( h unter .seinen PYi-ssen krünunende Teufelsgestalt.

Auf dein Kin henlxKJeii : Ihd/fiiiur der Jungfrau Maria, mit weisser Ölfarbe überstrichen, handwerksmässige Arbeit v«>in Knde des i7. Jh.

Glocken. Die grr>sste von i476 mit einer I)arstellung des Gekreuzigten zwisthcn Glocke«. Jrthannes und IMaria in Basrelief und der Inschrift: anno millkno «juatercexte-

.SIMO .SKl'IUAMK.SIMO SKXIO .MKNSIS No\.\ JINII H'KKAT KLSA<JUE «AMPANA. lUX: CUNCTIS tOGNITUM. .M.VKIA NOMKN MKHI [)\TIM, I>i; VKNLO FECIT JOHANNES ME

SIC REKKriT. Fusaque für fusa liec.

Die mittlere von i476 mit der bisihrift: sacer antoni tancrati nostkioue

PATRf)NI VESTRIS PRECTBU.S PRO NOBIS ( HKISTIM SirPPI.ICANTES ANNO .M( ( C CLXXVI.

Die kleinste mit der Inschrift: ai.exius pktit .me kudit anno i756.

Im PI'WRRHAUS hölzerner Opferteller mit dem Haujite Jotuinncs des Pr*trH>ai Tjiufcrs in alter I'olyc hroinierung, trelllic he, mit auffallciidcin K«-alisnuis durchgeführte SVaip»iw«i niederrheinisc hc; Arbeit vom Knde des l5. Jh. Das Hau|it des Täufers mit erstarrten Zügen, geschlossenen Augen, spitzer Nase, hallxillenem .Mund, der unter der krampf- haft heraufgezogenen ( )berlippe die Z.'ihne zeigt, liegt auf einer llaehen S< liüssel von 36 cm im Durchmesser. Cliarakteristisc h ist die Behandlung ehr in einzelnen Strilhnrn zusammengedrehten Haare und des schwarzen Bartes. Kine ühnliihc Arbeit in der S. Christophskirche zu Kc>ermond, in Süc hteln und in Brai ht.

.\uf dem Speicher: Holzfigur des h. Joseph, (iegenstück zu der auf dem Kirc lienboden erw.'iluileii, i,4om hoch, weiss angestrichene Bannkarbeil [i\\v Arme und ein Stück des weiten Mantels fehlen).

AMI'RN SANKT (d'ORC.

TIA K R K 1 l\( II K (lit. s. ( ieorgii m.i. Bintkri.m u. .Mooren. K. K. II. .s. 55. prarfkirck

In d( II |. 1882 l8S4 durch einen ger.'lumigen gothis«hen NeulMU des IJau- nu'isters I'ickel aus Düsseldorf ersetzt. \'on dem .'liieren Bau steht nur ikhI» der dreistc'xkige aus Backsteiiun aufgeführte Turm mit aehtseitigem Helm, wie die Mali- verwandten Turmanlagen zu .S. Tclnisberg, S. Hubert, aii.s der 2. H. iIcs l5. Jli. stammc-iul. Im unteren Stockwerk eine gro.sse spitzbogige Blentle, die tias hxri/ontal gc'sc hlosseiie l'ortal imd das Fenster der Turmvorh.ille enth.'lll, in tleii In-iden ol»rren Gc-sc hossen je zwc-i spitzbogige Blenden mit «inf.ic h pro|ilic-rten .\xen aus B,i« kstrin.

Kanzel mit sec h.sseitigem Geh.'lus«- von i7o7 und ilem Glironosliilu»!» : prar- iUbmI. DIC.i le oMiiI CreatVre (Marc-. W'I, i5i.

Taufstein, einlache Barockarbeil aus Marmor mit se« livicitigem haft und ovalem Becken.

Monstranz von vergoldclem .Silber, 60 cm ho« h, \oiu J. i7l6. D«r hu>- m ••-.» enth;ilt in \ ier Medaillons Darslc-Ilungen der vier Kvangelislen mit i»-" 1, <i ilIh.!. n. D.is c ylindrisc he Glasgch.'luse ist H.mkiert von zwei l'aaren grwn n.

zwischen denen die silbernen .Statuetten von Maria uml Joseph, QhcT dienen die v..n Georg und Sebastian angebraiht sind. .\uf ch-m oberen AufsaU die Halbti^Mu '

7

S KREIS KEMPEN.

PUitkirclie. Vaters mit ilor Woltkusiel, ülier ihm, von zwei Engeln gehalten, eine Krone als Bal- dachin. Als Träger der Hostie dient ein Pelikan, der seine Jungen füttert. Holiiigur. Auf dem Kirehenboden : Pohclu-omierte Holzfigur des h. Sebastian, hand-

wcrksmässige Arbeit des i7.Jh., 9o cm hoeh. Glocken. Glocken. Die grösste von i463 mit der Inschrift: anno domini mcccclxhi.

O 150NK JHESr MlSKRKRlv NOSTRl. VOCOR JHESU.S. FU.SA SUM IN AMER .SANCTI GEORGII.

Darunter in llachem Relief ein Medaillon mit ligurenreicher Kreuzigungsgruppe.

Die kleinere von i4ii mit der Inschrift: EUSA SUM IN amber .sancti georgii

ANNO DO.MINI MCCCCXI. M.\R1A VUCOK.

BOCHOLT.

Burg. BURG BOCHOLT. A. Fahne, Die Dynasten, Freiherren und jetzigen Grafen

von Bocholtz. Beitrag zur alten Geographie, Rechts-, Sitten- und Kulturgeschichte des Xiederrheins, Kriln i857, 4 Bände. Ders., Codex diplomaticus gentis Bochul- tanae, Köln 1860.

•«-■h Ht-J^vy

Fig. 2, Burg Bocholt. SitiiatioiispUn.

Geichichte. Die Bufg Bcjcliolt wird urkundlich zum ersten Male im J. io96 erwähnt

(Xotice histurique sur l'ancien chapitre de chanoinesses nobles de Munsterbilsen, (Jand i848, p. 45) und befand sieh nebst den Dürfern Ober- und Nieder -Bocholtz ständig im Besitz der Familie vcm Bocholtz. Ihre erste Gründung wird mit Wahr- scheinliclikeit mit dem Bau der Kadsstrasse von Aachen nach Nymwegen in Ver- Vjindung gebracht, einer römischen Heerstrasse, die vom Boichberg bei Straelen über Hcrongen, Krickenbeck, Hinsbeck in der Richtung nach Dülken führte (ein-

BOCHOLT.

getragen als Karlsstrasse in der Karte des Kreises (jeldern vim M. iiuyx in Nieukcrk. Vgl. B. J. LXIV, S. 18) und deren Spuren in einer Kntfrrnung \<in 45o m nord- östlich von dir Hurg na< liweishar sinil (vgl. tien Situatinusplan Fig. 2).

Die Hurg war Lehen von (jeltlerfi, wird l326 Hof zu H«»<h«>lt (K.VUNE, OkI. dipl. p. 3')), 1-144 \\'<re {Ci>i\. dipl. p. 6ü), i4.S6 Haus und II'>f zu Hueholi genannt

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Fii:-3. Oiirc llocholl. Kaixilurnt.

((j»d. dipl. p. Si, Vgl. die .\us/.(\ge aus tien (JeUlrisihen Lehcn^regi-Mem von 1J36 l>i» |556 elunda p. .V;).

l'her die Ciründung d<r im« h in den Resten erhaltenen Hauten licRrn kruu-tki Urkundti\ vor. Di«- Kapelle im Kaiserlurm. die InTcit» eine S h<ipfung de* l4. Jh. ist, wirtl erst i5.?l und i67S ^C■..d. dipl. p. lo.? und a3 1 1 genannt.

Die Ihng lie^t in einen» keyselarligen. 300 langen un.l \^c\\w lirritrn Tcmiin- tWMk««.w..f ahsthnill und war ehemals v..n zwei (ir.'lhen und einet l mg untgrlicn. Di«

Uniwallung und der üiuvsere (krähen .sintI auf iler \Ve>t- und SiUJMite n.»c-h v»ill.

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KREIS KEMPEN.

Bur:

Kaiserturm.

Thorbau.

Ständig erhalten und lassen sicli aucli an den beiden anderen Seiten im \ollen Umkreise narhweisen. Der erhaltene Teil des Walles ist auf der H()he abgeplattet und fallt auf den Seiten steil ai). Die alte Burganlage gruppierte sieh, wie aus der alten Abbildung von i646 (Fahne a. a. (). S. 287) hervorgeht, um den erhaltenen Turm B. Der Kaiserturm (Fig. 2 B), mit Unrecht auf Karl den Grossen zurückgeführt (Fahne, Dynasten von Bocholtz I, S. ii6), ist ein Backsteinbau des i4. Jh. in vier Stockwerken, zu denen noch ein nur \on oben zugängliches Kellergewölbe kommt, mit einem quadratischen Grundriss von 7,4 m Seitenlänge und einer Gesammthöhe von 2 1.5 m. Die IMauerstärke des Turmes beträgt im unteren Geschoss 2 m, seine Fundamente sind auf 2 m Höhe durch Tieferlegen des umgebenden Terrains bloss-

gelegt worden. Das erste Stockwerk enthielt die Kapelle (Fig. 3 A), deren Wölbung noch zum Teil erhalten ist: sie bestand in einem Kreuzgewölbe mit ein Stein starken Backsteinkappen zwischen Diagonalrippen aus Nieder- mendiger Tuffstein mit Hohlkehleprofil und rundem Schlussstein. Die darüber liegenden' Stockwerke enthalten grosse Blenden mit rundbogigen Fenster- (»ffiiungen. Den Abschluss des Turmes l)ildet ein vorgekragter Zinnenkranz mit je vier Zinnen auf jeder Seite. Im Südwesten zeigt sich der Ansatz einer Mauer mit Bogenstellung im zweiten Stockwerk.

Von den Gebäuden des jetzigen Gehöftes gehört nur der Thorbau (Fig. 2 A) der älteren Burganlage an, nach der Ausführung der Details ein Werk aus der Mitte des iS.Jh. Er ist an den Kopfseiten in die modernen Ökonomiegebäude eingebaut. Das Material ist Backstein, die Rippen der Kapelle bestehen aus Tuff, an den Ecktürmchen wecliseln Backstein und Mergelstein in Bändern, die Auskragungen der Türmchen und das Pfostenwerk der Fenster des ersten Stockwerkes sind aus Blaustein gefertigt. Der Bau bildet ein Rechteck und enthält zwei Stockwerke mit hohem NN'almdache, an den vier Ecken zeigen sich ausgekragte fensterlose Wachttürmchen mit lujhem, spitzen Dach über doppeltem Fries, wovon der untere ein gespitzter Klee- blattbogenfries mit zierlichem Dreipass. Das Erdgeschoss enthält einen etwa 6 m hrjhen, mit einem Kreuzgewölbe überspannten Raum, der wahrscheinlich gleichfalls als Kapelle diente. Die Rippen und Kämpferkonsolen sind in derber Profilierung, die crsteren mit starker Unterarbeitung hergestellt (Profil b in Fig. 5). Das in a befindliche Wandschränkchen mit .schmiedeeisernem Gitter, umrahmt von zierhchem Tuff^tf-inprofil, diente offenbar zur Aufl)cwahrung der kirchlichen Geräte. Die Durch- fahrt selbst, mit einem Tonnengewölbe von Backstein überdeckt, dessen Scheitel um 7o «in tiefer liegt als der Schlussstein des Kapellengewölbes, enthält in der südwest-

Fig. 4. Burg Bocholt. Thorbau.

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BOCHOLT.

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II

12 KREIS KEMPEN.

Durs liihen Ecke eingebaut das Treppentünmlien mit gemauerten Trittstufen. In der nr.rilliehen Umfassungsmauer befinden sich in i m Höhe drei Schiessscharten mit Ilausteineinrahmung. Das erste Stockwerk besitzt eine durchgehende Holzdecke. Entsprechend der Hr>lienhige des Erdgeschossgewölbes hat der Raum über der Kapelle, tier an der (östlichen Seite die Reste eines Wandkamins enthält, eine geringere Licht- höhe als die beiden über der Durchfahrt gelegenen Räume; von dem einen dieser Räume war tler an der Westseite vurgekragte Aljort zugänglich. Das Dach mit liegender Stuhlkonstruktion aus Eichenholz ninunt im ersten Kniegeschosse einen gros.sen Raum auf, von tiem aus die vier Ecktürmchen zugänglich sind; über der Kehlbalkenlage befindet sich der Speicher. invciiwre. Über die Ausstattung der Burg geben zwei Inventare Aufschluss (gedruckt

Eaiixe, Cod. dipl. p. i7i und 25o), deren erstes i584 die Brüder Egbert und Johann von Bocholtz, deren zweites i7o6 Jean Arnold und Eduard Bernard von Bocholtz aufgenonnnen haben.

BOISHEIM.

Pf.-,r.kirchc. PFARRKIRCHE (tit. s. Petri ap.). Nrh. G. i884, S. 55.

Handschriftl. Qu. Verzeichnis der Reliquien in den Farragines des Gelenius L\, Fol. 332 (Köln, Stadtarchiv). Geschichic. Die ctste Nachricht von der Kirche giebt der zwischen I2 58 und i29i

geschriebene Liber procurationum et petitionum archidiaconi Xantensis (Binterim u. ]\Ioorex, E. K. n, S. 23), der eine capella in Buysschen erwähnt. Eine Eintragung des i6. Jh. bemerkt dazu: Ecclesia sancti Petri in Bousheim incorporata monasterio sancti Pantaleonis, habet communicantes i6o. Abbas sancti Pantaleonis est praesen- tator. Locus pertinet ad castrum Brüggen. Der erste Pfarrer wird im J. i445 genannt. Wenige Jahrzehnte darauf, i487, ward die noch heute stehende Pfarrkirche errichtet, wie die Inschrift über dem Portale des nördlichen Seitenschiffs belehrt:

IM LVR ON.S HERE MCCCCLXXXVII.

Ucschrcibung. Kleiner, dreischiffiger gothischer Bau mit Säulen, vorspringendem Chor und

dreistöckigem Westturm. Das Material des Turmes ist Backstein, an den Seiten- schiffen wechseln Ziegeln mit Tuffsteinbändern. Der mit einem achtseitigen Helm gekrönte Turm zeigt im unteren Stockwerk über dem Portal ein einfaches spitzbogiges Fenster ohne Masswerk, in den beiden anderen Stockwerken je zwei spitzbogige Blenden, im obersten zur Hälfte von den Schalllöchern durchbrochen.

Die vier Säulen des Mittelschiffes sind durch ein einfaches achtseitiges Kapital gekrönt. Die Rippen der Kreuzgewölbe setzen mittelst eines einfach skulptierten Blattkapitäles auf kurzen Dreiviertelssäulen auf, die aber noch oberhalb des genannten Säulenkapitäles mit einer Konsole abbrechen. Die dem Mittelschiff zugekehrten freien Flächen der Scheidemauern sind durch spitzbogige Blenden belebt. Die scharf pro- filierten Rippen am Chor setzen gleichfalls mittelst eines skulptierten Blattkapitäls auf Dreivicrtelssäulen auf, die mit einer Konsole abschliessen. Zwei derselben zeigen ^\'aj)pen haltende, polychromierte Engelsfigürchen, die übrigen grinsende und ver- zerrte Menschenköpfe.

Die Seiten-schiffe enthalten je drei gnjsse einachsige P'enster mit abfallenden Sohlbänken und einfachem Masswerk in Hausteinen.

12

ROISUF.IM.

i3

Sakramcntsh.'iuschcn an der Kvanj^clicnsiito im (lior. xicrli« hc p>tiitMlici' Stcinnietzarhoit von ciiifa» hrr Ki)iistruktii>n, i. 11. dos i5.Jli. Auf (|uadratisrlu'r I'linthc trlul»! si( li tkr zweiseitige, übere» kj;esltlllf, rci< h profilierte S(liaft, auf dem wietlerum ül)ere( k, so dass die Unterll.'u he jjenau auf dii- l'lintlie projiriert ist, das viersfili<;e f leli.'iuse aufsetzt, mit <;ejr|i«-derteii Pfeilern zur Seite des mittleren (jitters, über diesem in Il'xlirelief die Darstellutm des Abendmaliles, bei der die Jünj^er an der vortlemi Seite des Tisches vojjst.'indiii frei lieraus<;earbeitet sind. Die Krönung bilden zwei Wimperj^e mit Dreipassfiillunjj; zwis( hen drei F'ialen. Als Aufsatz erhebt sieh «larflber, wieder ül)ere( k gestellt, ein vierseitiii^er dun hbnx hener Hau, auf jeder Seite <iureh einen Spitzl)Oir(ii al)'jes( blossen, über liem noi h uin vicrseitijjer, in einer Kreuzblume endender Tleiler emporrajjt.

l'ig.fi. nniilieiiii. ririinilrii« iiiut Diirchfchiiilt der ITnrrkirclic.

Kig. 7. lioitheiin. Tauftlcin in dar fterrhircH«.

r^^kuim.

("horstühle, viersitzifj auf jetU-r d»r biiden S»Mten mit llaehin omainrnt ili n ouw^ij Füllungen, die den direkten Cbergan^; von entarteten sp-ltpithis. hen .M..ti\« n /u verstandenen ( )rnan>enten der Frührenaiysan<c zeijjrn. einfa» he Arln-it um «la» J. l5io.

Taufst ein voll Mlauslein in der Turmh.ille. Auf gemauertem rvhmlK«whrn l'nlersatz erhebt sieh «las nuiile M«. ken. das ;in vier knrn'spon« Herenden K* kr« mh bearbeitete, weit hervorsprin;;en<le Köpfe y.eijjt. Der zwiv hen diesen I '■• Teil

des M.mlels enth.'llt in llaehem ikisrelief eini;eralimte Ornamente, Iw^tehei... ....> einem

rohen Kopf mit abstelunden ( »hr«n in Vord«-ransirht. von «lev*en Mum.I .1. t Kinn n,i< h beiden .Seiten missverstandene Akanthusbl.ltter si< h Rl» henirti»; a\- " >•

Sitzende 11 olzfiiiur des h. Petrus aN Pa|»Hl, mitlelmn-vMj.e |»..|y. hn.mierlr Ailwil M. aus ilen tisUn |ai»rzehnten des |6. Jh.. auf einer K«m.H4.le im Ch«»r.

\i

h a u $ c li e n.

l4 KREIS KEMPEN.

i'f.-,rrkir<-he. Dic Dosigiiatio pnst(>r;ituuni in ducatu Juliac et Montium (Binterim u. Mooren,

E. K. II. S. 57) erwähnt ein altarc S. Petri et Sebastiani und ein altare S. Annae.

Pfnrrh.-.,,.. PFARRHAUS. Das alte Gebäude, von dem Pfarrer Goebclinus de Aquila

^j445 i474) im J. i452 gegründet, ein einfacher Backsteinbau mit spitzem Giebel

und Satteldach, ist i889 abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt worden, s. Lucien- S. LUCI P: N K APE LLE , kleiner Backsteinbau mit geschweiftem Giebel, über

k:.peiie. ^^^^ ^j^..^ ^.^ jahreszalil 162?, mit runden Liclitern und kleinem hr)lzernen Dach- reiter. Eine Designatio ecclesiarum parochialium, monasteriorum, sacellorum in districtu christianitatis Suchtclensis \()n Joannes Numerich, Pastor in Boisheim in den Farragines des Gclenius IX, fol. 33 1 (Kr>ln, Stadtarchiv) berichtet: Unum parrochia haec habet sacellum titulo S. Luciae \irginis et martyris, anno 16 16 erectum sed nondum dotatum. lu; Heren- H E I LI G E N HAU S C H E N bei Haus Lr.tsch an der Strasse zwischen Bois-

heim und Brevell, kleiner Backsteinbau des i7.Jh. mit runder Apsis.

Holzfiguren, wertlose hcilzerne Barockskulpturen eines Bischofs und eines leuchter- tratjenden Engels auf dem Altar.

BORN.

pfnrrkirche. PFARRKIRCHE (tit. s. Pctri ap.). Handschriftl. Qu. Liber omnium

redituum pastoratus Bornenis iuxta veterem pergamenum et librum oblongum a d. d. jxistore Luden i696 formatum conscriptus per fr. Jo. Augustinum Francken ord. s. Crucis conventus Brugcnsis anno i793 InDeX pastorVM eX VetVstate enVCLeatVs (i696)

genaues Anniver.sarienverzeichnis von i435 an Urkunden- Kopialbuch von i487 an Liber baptismalis von i77o mit chronikalischen Eintragungen sämtlich im Pfarrarchiv.

Geschichte. Eine unverbürgte und unkritische Überlieferung berichtet, dass im J. 9o4

Ferdinand, ein Sohn des Walfried, in Born eine Kapelle erbaute, die Franko, der 38. Bischof von Lüttich, konsekriert habe (Eintragung im Liber baptismalis mit der .Schlussbemerkung: Supradicta narratio germanica extractus archiv. Leodiensis. Vgl. Neues Kempener Wochenblatt, herausg. von W. Lehnen in S. Hubert l875, 2. Januar.

Nrh. l879, S. i5j. Die Kirche wird zuerst im J. Ii36 erwähnt (Lacomblet, ÜB. IV, Nr. 621: ecclesia in Bomo).

Die ersten Nachrichten über den Bau der jetzt noch stehenden Kirche stammen aus dem Beginn des i5. Jh. Bereits i4i9 (Index pastorum, fol. 3) ist von einer Altar- .stiftung die Rede. Im J. i433 wird an das alte Langhaus zunächst der Chor gebaut und im folgenden Jahre eingeweiht. Erst i45o wird mit dem Neubau des Langhauses begonnen. Die Jahreszahl der Erbauung des Chores geben zwei Chronica consecrationis primordialis chori et altaris summi (Index pastorum, fol. 2): CLaVes regnl CocLorVM sanCtVs petrVs Ibl serVaVIt. ChorVs et aLtare In lionoreM sanCtI i)etrl apostoLI sanCtaeque Vs. barbarae eXtrVebatVr. Beide ergeben i434. Chronik. Im J. i457 ist der Bau vollendet. Seine ausführliche Geschichte giebt die

Chronik im Liber redituum:

.Sciendum, quod a. a nativitate Christi i42i honorabilis d. Henricus Siecht natus de Elmpt receperit residentiam pastoralem in Born de collatione dominorum de Weif- lichoven habentium dominium bonorum de Born, quorum reddituarius ipse pastor diu fuit. Dehinc idem ordinatus officialis fcjraneus et post electus in decanum christianitatis

I4

UURN. l5

ron< ilii \V';iss<iil)(r<;ensis oOk iuiu <lilii;ontrr cxcquens <il)iit a. d. i474 in vifjilia h. Marine Pfairk.rcht Maj^dalcnae. Iluiiis tempore-, si ilirtt a. d. i433, aedificatus fuit ]>riinuin iliorus, iiani ante cliDrus nun fuit, scd altare in nn-dio ccclcsiac summuin allarc fuit. A. auti-in scqufiiti, M ili( «t i434, sollic itantilnis fodrin pastore et iiiaj^istris fabri«ac Gcrliarclo Git'lilcn c-t HcyiiMMc dar Hüten est idcni (lioriis tum altari in cd stanto in hnnorcni s. I'ctri aposioli <t 1). I'arbarae virj^inis et martyris «onsceratus per rcv, patrcni d. Goelxlimim ordinis eremitarum h. Aiiu;u>tini, epi.s(i>j)uni Bur» lilitienscm, in pontifiialilnis

rcv. d. d. Joannis de Hensl)en li vi( ariiim Item a. d. l45o anipliata et renovata

fuit anterior ect lesia. Item a. i456 positum est fundamentum novac tiirris et a. l457 fuit eonsummata. Item a. i496 in profcsto 1). Mar«,'arethac defc«tum fuit tc«tum illius turris per ingentem tempestatem et ijrandinem. quod eadcns super practiictum eliorum illum diruit, inide etiam altare ante cliorum violatum fuit. sed sub fratrc Witltcn» ])astorc reno\atum fuit. Iliin a. i5i2 in vi^ilia \>. Hartholomaei ccmctcriuin violatum fuit per \illanos de CriUlitcn et Lohljcrieli, eo (juod violentcr dctraxerunt suos hostes ad illud ( onfugicntcs suh nie fratrc Adulplu» de Colonia pastorc et domino IVtro Fabri de Xedcrerüchten caijellano. A. autem i5l3 in vi<;ilia bb. Simonis et Juilac rceonciliatum fuit remeterium et eonseeratus fuit chorus cum crelesia et turn et duobas altarit>us, unum in nu-di'i ecciesiae, aliud ad atiuilnnem, prinnnn in honorem s. C'niris, et s.S. Urbani pa])ae et Sebastiani niartyrum, et s. .Xiitcnii eonfes.sori.s, alterum vero ad lionorem beataruin Annac Matris b. .M. v. et Ai;atliae at(|ue l.u«iae vir^inum et martyrum, et s. Christopliori martyris per rev. in Christo i)atrem et d. »I- Kranei.s« um de Cliaicti ordinis minorum, episeopum Chaleedonensem, atcpte rev. d. tl. Kriiardi ile Marcha episcopi Lcodiensis in pontifi('alil)US viearium .... et het dies iledirationis horum aliorunujuc altarium ipso che decheationis eeelesiae, qiiae semper .ser\abitur dominiea post festum nativitatis b. |<iannis Haptistae. Iten> a. l525 sul) fratre Achilpho pastore et maj^istris fal)ri(ae (jerliardo in i,'<n I\a\ de Khnpt et W'ilhehn«» Wolter« fu.sa est ma.vima campana in festo li. Nicolai episcopi et per praedictum pa.storein in festo 1). joannis Kvangelistae sequentc ail honorem I). I'etri apostoli rftn-secrala. Notandum (piod r. d. |\istor Hermes cum licentia altare s. Crucis ante medium rhori utpote superlluuni sustulerit r\ anniliilaverit. et (|ui»lem in maiorem dccoreiu chori et ecciesiae.

Dreischi ffif^er jj;otliis( lur Hau mit l'feilern. vorspringendem Chor und W'esttunn. lU^eJir««.«.»«. I)ic li( lile I..'lnj,'c betr.'ljft 23.3o m, die li( lile Weit«' I0.35 m. die lichte I-Infje des (Imres 7..S0 ni, seine li< lite Weile 6 ni. Der Hau hat einen neuen Mantel aus Tull- steinen erhalt«n, nur der Chor zei^t no« h die alte, vielfa«h jjellickte Haekstein- verkleidun;^. I )as obere Stockwerk des Turnus besteht aus Ziegeln.

I)as Innere zeij^t ein auss«'r^e\vi'ihnlit h breites MittelMhilt imd zwei Seilen- s( liifl'e von verschiedener Hreite. Die vier Kr«'uzj;ew.'i|be ch-s Mittels« hilTes wenlen von sc« hs vierseitigen I'fi-ilern mit ab}jefassten Kanten petraKen. Nacl» dein Millel« s( hilf zu Ireteii iluicn .illr I )iinste \or. auf die mittelst eines einfaehen achtncitigen Kapitals die drei scharf |)rolilierten ( iewiWberippen aufset/en. Da-H Wfslliihe J<i«h Ul schmaler als die iibrii;en, zur Seite des Turmbojjens erhel)en si« Hallipfeiler. Vt»n alten Diensten llankiert.

Die li( hte Weile d<s nörillichen S«-it«nM hiües (von lier Mitte di>s l'f«-iler«« aii'» j;eniessen) beliaj;t l.9o m, iViv «les sütlli« hell l.5o iii. Die net hs Tfeih-r simi an ihn n Süll- und Noidseilt-n ohiu- Ho^ellallsatz bis in die Höhe ilc* (lewöllK-ü ftirtgrföhrt ; Im i der Anlage des Mittels« hilVes wann deinna« h »lie SeitJ'HM hilVe ii«hIi nuhl (tcplanl. Dl d< 1 .Seitenschub \on den l'feihrn nai h «hn .lusM-ren Strel»cn rit.mil ni» hl »luuh

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i6

KREIS KEMPEN.

Altärf.

Marienstatue.

rfr.rrkirche. cincn Bosrou übcrtraocn werden koniUe. ward zwischen innerem Tragpfeiler und rmsserem Strebcpleiler eine feste Wand aufgeführt, die nur (hnch ein spitzbogiges Thor durchbrochen ist, im südHchcn Seitenschiff mit einer Weite \nn 80 cm und von ^lannshr.he. im nrirdlichen Seitenschiff mit einer Weite von 1,20 m und bis zur Hr)he der Kapitale «ler.ffnet. Die Rippen der Kreuzgcwr.lbe setzen in den Seitenschiffen mit kleinen Kapitalen auf kurze Dreiviertel.ssäulen auf, die mit einfachen Konsolen abbrechen, jedes Seitensthilf enthält vier zweiachsige Fenster mit überall verschiedenem

reichen ISIasswerk.

Südlicher Seitenaltar um i65o. Die mittlere Nische mit einem hölzernen Sitzbild der h. Katharina ist von zwei Säulen flankiert, deren Schäfte von Weinreben umflochten sind. Der Aufsatz enthält in der mittleren Nische die polvchromierte Ib)lzfis;ur des h. Nikolaus, zur Seite je eine Karyatide, die den die Kr<)nung bildenden durihbnxhenen Giebel tragen.

Nördlicher Seitenaltar mit einem wertlosen Mittelbilde: Anna Maria unter- richtend, im Aufsatz eine HolzHgur des Täufers Johannes.

Am Choreingano: links eine fast lebens- grosse, neu polychromicrte Marie nstatue, stehend auf der Weltkugel, vor der ein Halb- mond angebracht ist, um den sich eine Schlange ringelt, in der Rechten das Scepter, auf dem linken Arme das Jesukind (restauriert) haltend, gute Arbeit der Kr)lnischen Bildschnitzerschule aus der 1. H. des 16. Jh.

Kanzel, einfache Rokokoarbeit vom Ende des 18. Jh.

Beichtstuhl, Werk der Spätrenaissance mit einfachen Pilasterfüllungen, zu den Seiten der Mittelnische zwei Kar}-atiden.

T a u f s t c i n \( )n N amurer Blaustein (Fig. 8). Auf der quadratischen Plinthe ruht ein von vier Ecksäulchen umgebener starker, kurzer Cylinder, der ein rundes Becken trägt, das an vier korrespondierenden Ecken hervor- tretende menschliche Köjjife zeigt. Die zwischenliegenden Felder sind einfach flach vertieft. Die Form ist txpisch für die Gruppe der niederrheinischen Taufsteine und erhält .sich vom 12. l)is zum i5. Jh. Anhaltspunkte zur Datierung geben der Taufstein zu Aldekerk von 1218 (abgeb. aus'm Weerth, Bildnerei Taf XXII; II, S. i4. Ann. h.V. N. VI, S. i72 nach Urk. im Pfarrarchive zu Aldekerk) und der zu Twisteden von l47l (Urk. im Pfarrarchive). Gleichzeitig mit letzterem ist der Taufstein zu Diikrath. Ähnliche der frühen Zeit zu Leukum, Veen, Menzelen, Grefrath, Kempen, Hönnepel, Wi.ssel, Qualburg, Warbeyen, Zyfflich. Die Taufsteine zu Breyell, Boisheim, Sürhteln ruhen mir auf einem mittleren Cylinder. Die beiden bedeutendsten Exem- plare Vjefinden sich zu Straelen (aus'm Weerth, Bildnerei Taf XXII, i; II, S. i3) und M. -Gladbach (Bock, Rheinlands Kunstdenkmale des Mittelalters I, S. 16). Vgl. Otte, Handbuch der christlichen Kunstarchäologie I, S. 3o7. Rheinische Taufsteine in Abbildungen bei Rüssel Walker, Notes on some Continental churches: Proceedings f»f the Society of antiquaries of Scotland XVIII, p. 49, 73. Ph. Dieffenbach, Über mittelaiterlirhc Taufsteinc: Archiv für hessische Geschichte und Alterthumskunde VI,

Mobiliar.

Taufetein.

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Fig. 8. Born. Taufstein in der Pfarrkirche.

BORN. 1 7

S. 225. Ül)fr (He Luxemburgischen vgl. J. Entilint,, Die ältesten Taufsteine im aposto- Pfarrkirclic lischeii Vikari.it Luxemburg: Puljli(ati<jns de la societe pour la re( herchc des monu- mcnls liistoriqucs tlu Luxembourg i858 u. l859. Diese Form findet sieh, offenbar aus denselben b(lgis( heii Wcrksl.'itten stanmiitul. in Belgien und Xordfrankreii h bis na( h Reims liin. Vgl. Bulletin monumental XXXL p. 59o und Auhkr, Sur des srulptures symboliques des XL et XIL sieeles ebentla XXXLX, p. 53. Sie hat ii\tcr auch ihre Parallele in einer grcssen dun h England verbreiteten Gnippe. Vgl. J. RoMll.l.Y Allen, On the anti(|uity of fonts in Great Britain: Journal of the Briti.sh archac«»- logiral asso(iatioii XLIU. p. i64. F. C. HusEXHirill, On .saeramental fonLs in Norfolk ebenda XIV, p. 5i. II.wn.mi, < )n the < hunh of St. Nicholas anti its aneient fonLs

ebenda XLII, p. 26. J. Al)i:v Rkiton, Specimens of fonts, colleeted from different churehes: Archaeologia XVL p- 335. Ron. Riddkll. Xotiees of fonts in S4otlan«l: Arihaeologia XL P- 106. Ru.sskll W.m.kkr, Scottish baptismal fonts: I'nx «Hilings of the Society of antiquaries of Scotland n. s. IX, ]>. 346. F. A. Palf.v, Ba]>tismal fonLs, London i844. J. Romillv Allen, List of norm;in fonts with figurc .srulpturc in Great Britain: Proceedings of the society of antitjuaries of Scotlanil n. s. \'L p. 449. Die Taufsteinc zu Stiflord, Essex; Belaugh und Draytim, Norfolk; ( »zleworth und Iflery, Cjlouccstershire; East Meon, Ham|>shire /eigen wie der zu Bom die vier E«k- .s.'iulen um die MittelsUule. Vgl. R. (jouciii, I)es(ription of the old fönt in the thunh of E^ast Mcon with .some observations on fonts: Arihaeologia X, p. l83. Genau dasselbe Motiv endli( h auch auf skandinavischen Taufljecken. vgl. N. Nikol.vvskn, Kunst og Ilaandverk fra Norges Forlid, udgivet af Foreningen til norske fortidsmindes- merkers Bevaring, Christiania 1881, I, pl. VI. II. I Iildemr.vnij, Svenska kyrkors funtar: Kgl. \'itterhets Historie och Antiquitets Akademiens Manadsblad \'IIL p. 78. Bi;knil\kI) S.xllv, .Studier i omamentik: .\ntii|uarisk Tidskrift for .Svrrige XL p. 98. - J. KoKNERl'l', ( )m nogle af de gaadefulde Menneske-og DyreskikkeLscr, som fore- konune i vor Middelalilers konst: .Xarbj^ger for nordisk ( Mtlkyntlighed og Historie i87o, p. 222. Vestergöllands Fornminnesförenings Tidskrift IV, p. 28, 55.

In der .Sakristei: .Sp.'itgothisclnr Kehh des i5. Jh., hoch 18 m». v»»n vor- g^Um. goldetem Silber auf einfachem Fuss mit siebenbl.'ltterigc-r Rose.

(iiioriuiM voll i698 aus getriebc-nem Silber, hoch 34 ein niit dem Deckel. Breiter runder Fuss und runder, von einer .Statuette des h. Petrus gekrönter I)etkel mit demselben ( )rn;iinent, bestehend aus Früc htckr.'lnzen und Engc-Iskopfi hen.

Glocken. Die gr<".sscre mit der Inschrift: jomannks peiir KV IIKNRI« fs a ....,,.

TKIICR IR,\rRES MK FECERl'NT .\NNC) l653 \|i HoMtKlAl Mll AC IiIVT IM TRI \l"osTOI I

mnus i:((LEsi.\K tatronl

Die kleinere mit der Inschrift: jKsrs .makia joskpii. < tfR.WiT «i»MMl'NlTAS

TASroRE E. (iERARDIS RIDDERS. IIENRK IS A IRM R ME KKCIT ANNO l657.

S( III.(»SS l;()RN. .\lovs Sc iiMii/. Mccii/.ini.sciu* To|>c»graphie des Schwalm- SckUi» u\\^\ Nettegc-bietcs S. 42.

Nach einer s.igenhaflen l^berlieferung ward 9o3 /u Born m di i .M-iinh ein Kastell gegrilndet \<>n l'i rdinandus. einem Sohne« \N';ilfric|s und C'.lc ilia. .S«liwr.>ler der h. Ililwinelis. Markgr.llin zu Franc imont und Gr.'llin /u Huy (Nth. G. l879. S. l5). Im J. i4l2 wird über die Laleiiree hie des Hofes I^>rn ein Weistuin aurgrn«»mmcn (La(c>miilet, Archiv für die ( lese hie htr (U's Niederrheiiis VH. S. IJ9L Kit» andrrr« des 16. Jh. bei Netteshcim. Heimat |878. 8. a6. Am »A. Augtuit l54a wunic da» .Sc bloss erobert, g.'lnzlic h zerste'trt und nicilergelegt. Hauliehe Rcsic Miul niihl cihaltrn.

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18

KREIS KfeMPE>f.

BRACHT.

Katholische Pfarrkirche.

Beschreibung.

Altäre.

Mobiliar.

Skulpturen.

Ölgemälde. Leuchter.

Monstranz. Chormantel.

KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. b. Mariae v.).

Handschrift 1. Qu. Series pastorum von i466 an im Pfarrarchiv.

Der Ort wird zuerst 1166 erwähnt (Lacomblet, UB. I, Nr. 42i); die Kirche ist i484 erbaut (Jahreszahl an dem i83o eingestürzten Turm).

Stattlicher, dreischiffiger, gothischer Bau mit einer lichten Länge von 37, 80 m, einer Breite von 18,10 m, der Chor 1 3, 60 in lang, 7,9o m breit. Die ursprüngliche Kirche bestand aus Tufif, nach dem Einsturz des Turmes im J. i83o ward der ganze Westteil in Backstein mit teilweiser Benutzung des alten Materials neu aufgeführt. Der neue vierstöckige Turm zeigt die übliche Blendenverzierung. Über dem Chor- schluss ein hölzerner Dachreiter.

Das Innere wird von drei Paaren freistehender achtseitiger Pfeiler getragen, denen am Choreingang und am Turm Halbpfeiler entsprechen. Die Kreuzgewölbe sind durch breite Gurte getrennt. Von den Seitenschiffjochen sind nur die beiden östlichen alt, die anderen nach i83o erneuert. Die zweiaxigen Fenster der Seiten- schiffe wie des Chores zeigen verschiedenes Masswerk. Der aus einem Langjoch und dem Schlussjoch bestehende Chor enthält in letzterem ein gutes Stemgewölbe mit hohlprofilierten Rippen, die auf Konsolen mit hübsch gemeisselten Büsten und Köpfen aufsetzen. Dienste fehlen durchweg.

Hochaltar, guter barocker Holzaufbau. In der von zwei Pilastern und zwei reiche korinthische Kapitale tragenden Säulen umgebenen Mittelnische eine barocke, weiss angestrichene Madonnenstatue auf der Mondsichel, im Aufsatz ein Ölbild mit der Darstellung der Dreieinigkeit, zur Rechten die Holzfigur Josephs, zur Linken die Johannes des Täufers. Das Tabernakel mit dem Pelikan gekrönt.

Barocke Seitenaltäre.

Chorstühle, neunsitzig auf jeder Seite, und Kommunionbank mit ein- fachen Rokokofüllungen.

Kanzel, einfaches Rokokogehäuse, auf dem Baldachin S. Michael mit dem Drachen.

Am dritten nördlichen Pfeiler unter barockem Baldachin eine gute spätgothische Madonnenstatue, 82 cm hoch, auf 38 cm hohem durchbrochenen Unterbau, 2. H. des i5. Jh. Maria hält .sitzend in der Rechten das Szepter, mit der Linken das auf ihrem linken Knie stehende Kind, das in der Linken einen Apfel hält, während es die Rechte segnend erhebt. Die Figur der Mutter, von weichen und schönen Formen, mit reicher Lockenfülle, der Faltenwurf in grossen Motiven behandelt.

Opfer teil er mit dem Haupte Johannes des Täufers, wie in Amern S. Anton (S. 7), überarbeitet, i. H. des 16. Jh.

Zehn ovale Oelgemälde, Kniestücke von Heiligen, in Rokokorahmen.

Messingleuchter mit getriebenen Schilden, 18. Jh.

In der Sakristei: Barocke, die ganze Wand einnehmende geschnitzte Ein- rahmung des Waschbrunnens, i7. Jh.

Rokokomonstranz, 64 cm hoch, behängt mit Trauben und Granaten.

Chormantel, i. H. des i6. Jh., aasgezeichnetes, wertvolles Stück, aus burgun- di.schem Sammetbrokat, mit grossem Granatapfclmuster in rotem geschnittenen Sammet auf Goldgrund. Auf der Kappe die Auferstehung in sorgfältigem Plattstich, darüber

18

BRACnr - BRF.YELL. |9

drei Baldachine in reichstem plastis< hon Üherfanj^stich von Goldfaden. Auf «Irn Katbotitch SUibcn J3 drei Szenen aus der Auferstehunj«iges( hirhte. Für die Kopfe der Lein- *" "' wand^^rund aus[fespart, auf den die Zeichnung aufgen.'lht ist. Dir Clcwflndcr teilweise in Lasurslich, grün mit (ioid, blau mit Silber.

Der erhr)htc Kirchhof ist mit Mauern umgeben unti durch drt-i Thore zu- Kirckitor. gringli( h. In den Kingmauern jetzt geschlossene Sihie.ss.scharten.

PFARRHAUS, südlich der Kin he, früher Rittersitz der Familie von f ifubbcn- pfarrkasB voorst. In dem Hausflur die Portr.'lts sämtlicher Pastoren, beginnend mit ilem ersten Pfarrer Paul S( hlepelen i466, sechszehn ( )lgem.'llde von verschicdenwertiger Ausführung.

EVANGELISCH F. KIRCHE. Die Gemeinde seit i637 mit Kaldcnkirchen e».o,«i. vereinigt (J. A. v. Ri:( KI.i.Vf.ll.VLSKX, Rel<»nnati<>nsge.s( hie hte der iJUidt-r |üli< h. Berg, •'" = ''•• Cleve, Meurs, Elberfeld l87S, I, S. 206), die jetzige Kin he von l699. Einfacher, rechteckiger, fla< hgedeckter Bau, das Portal und die Fenster des Giebels mit uul- profilierter Hausteineinrahmung.

Im Mittelgang ein (irabstein von Namurer Blaustein mit dem Wappen der r.rab*ie«ik Isendom und der In.schrift: dkn hochedklex en wui.c.ehoren iiker wii.i.km phii.i-

HKKT VA l.SKNDORN A HI.OVS HEER TOT HORnilAREX IN<;EXHAEn EX AMERSI.i».

Die SAMMLUNG TER STAPPEN enUi.'ilt eine Reihe vcm Werken der s...i..| Kleinkunst, ein gnthisclu-s Kruzifix, ein gothisches \'< »rtragskreuz, eine R«-Iiquienka|>scl " *'*^' aus versilbertem Kupfi-r von i589 mit tiem gravierten Bild«- der h. Barbara, ein gutes Renaissance-Reli(juiar in Sargfnrm mit reichen Arabeskenfüllungen auf altem Kelchfuss, inii i55o, auf dem Deekel die Kreuzigimg. ausserdem ein Kopfreliquiar, zwei Arm- reliquiare aus S. GercDii in Kr.jn, ru.ssische und slavi.sehe Schnitzereien, einen R<»sen- kranz v<in Jacques Bastien für die Herzogin \on Angouleme und eine gros.se Auswahl von kirchlic:hen Stoffen unil Geweben.

BREVI'I.L.

PFA K k K I RC II I«: (tit. s. I.amberli m.). Der ( )rl wird iiiS zuerst erM.ihnt PU»tkircli<

^lilNTERl.M U. MooKIN. 1). C. I, .S. 80. - La( O-MHEKT. ÜB. l. Nr. 289).

Der .'llteste Teil der Kin he stanunl aus der 2. H. des iS.Jh.. das V<irhanden.s<«in CwffctAti. des Taufst«'ins (s. u.) I.'lsst intle»in darauf s< hlie.s.sen, dass bereits im l3. jh. eine Kapelle im ( >rl bestand.

Dil TniMi gi*ln'irt allein noeh den» B.iu des l5. Jh. .in. Kr erhebt .mi h in »liei BMrlkr«<k««i Stockwerken und tr.'lgt einen achtseitigen Helm. Das Material ist Tuffstein, nur im oberen Stockwerk von breiten /iegelb.'lndcrn durchbrochen. Der unter«- <• - t '■ •'•^t nac h Westen c-ine spitzbogige Mleiide, die d.i.s durc h einen horixontalen Snir.' .o

portal und ein spitzbogiges Fensler mit in Haustein enieuertem ^ t.

In de n beiden oberen Stockwerken je zwei eina.\ige spitxlM»gij;e Hleiulen. im drillen Geschos« zur c »bereu Il.'llfte v. .n d«n Sc hallloi hern durchbrechen.

Die Turmhalle mit einer lic hten Weite von 4,25 m i.st dun h ein K Miil scharfen Diagonahippeii geschlossen, clie- in den Ecken .luf Dr«'i\ien< i >i

lulien, welche- in zwei Drittel der Ib'ihe mit f^' "' -sMlrn ,,i i ■■ ' •• »' 1-

lie he und südliche Wand nehmen zwei grosse \\>v.. . ^.^>- Bleu. n

abgefasst sind.

r

|9

Pfarrkirche.

20 KREIS KEMPEN.

Die Stelle des Langschiffes hat eine moderne, grosse, kahle Backsteinhalle von unglücklichen Verhältnissen mit flacher Decke eingenommen. Orgelbühne. ^ Orgelbühne mit sechs polychromierten Heiligenfiguren in Drittellebensgrösse, handwerksmässigen Barockarbeiten um i7oo. Kanrei. Kanzel, achtseitiges Gehäuse, in den fünf sichtbaren Feldern in reicher Muschel-

umrahmuno- die Brustbilder der Madonna und der Evangelisten mit ihren Symbolen in sauberer Basreliefschnitzerei, das Treppengeländer mit reichen Arabesken in Schnitzerei mit ausgehobenem Grunde, Barockarbeit um i7oo. Taufstein. Taufstein von Blaustein, auf achtseitigem Schaft, der sich über einer quadra-

tischen Plinthe erhebt, Ende des i3. Jh. Das Becken ist gleichfalls achtseitig und zeigt an vier korrespondierenden Seiten vier roh skulptierte Menschenköpfe, über denen der um das Becken herumlaufende vorstehende Rand in Gestalt einer Haube vorgekragt ist (s. Born S. 16).

BRÜGGEN.

Germanische GERMANISCHE FUNDE. Im J. i87o wurden durch Pfarrer Frankeser

^ ""'*'■ an der Strasse nach Roermond, eine Stunde westlich von Brüggen, eine Reihe von Hügeln geöffnet, in denen sich sieben grosse, auf der Drehscheibe geformte bauchige Grabumen mit plattem Fuss, aber ohne Henkel, mit Holzasche und pulverisierten Knochen gefüllt, vorfanden. Ein in der Nähe befindlicher germanischer Begräbnis- platz ,an den Sevenberger' enthält eine grosse Menge von Grabhügeln (M. Buvx, Nrh. i878, S. 47. Schriftliche Mitteilungen des Herrn Pfarrers Frankeser).

In der Nähe der Bauernschaft Oebel zwischen Brüggen und Born befindet sich eine grössere Anhöhe, der Scherbenberg genannt, in dessen Umgebung eine ganze Reihe von Urnen gefunden wurden. Die grösseren Aschenkrüge erreichen die bedeutende Höhe \Tjn 72 cm, haben einen mittleren Durchmesser von 5o, an der Öffnung einen Durchmesser von i3 cm und enden in einer eiförmigen Spitze. Die kleineren neben diesen gefundenen fränkischen Kuirelurnen haben eine Höhe von 16 cm, einen Durchmesser von 20 cm, an der Öffnung einen solchen von 11 cm und sind nur mit der Hand geformt. Eine Reihe von Exemplaren ist i889 in das Museum für Völkerkunde in Berlin gelano^t. Die zuletzt gefundenen Urnen sind auf meine Vermittelung in das Altertumsmuseum zu Kempen gekommen (Kempener Wochen- blatt i89i, 21. Febr.). Eine bei Born gefundene Lanzenspitze gelangte in das Provinzial- museum zu Bonn. Über Funde in der Bauernschaft Haversloh vgl. B. J. XLI, S. i76.

Pfarrkirche. PFARRKIRCHE (tit. s. Nikolai ep.). C. R. Hermanns, Annales canoni-

corum regularium s. Augustini ordinis s. Crucis, ex monumentis authenticis, Herzogen- basch i858. Visitation im Amt Brüggen i533: C. A. Corneliu.s, Geschichte des Mün.steri.schen Aufruhrs, Leipzig i855, I, S. 226.

Handschriftl. Qu. Lagerbuch mit kurzer Chronik und Beschreibung der Pfarrkirche von Pfarrer Frankeser im Pfarrarchiv. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf Urk. von i48i und i49o, Inventar des Klosterbesitzes von i795 (Brüggen, Kreuz- brüder, Nr. 4), darin Nr. 81 der Kirchcnscliatz, Nr. 82 die Altäre, Chorstühle u.a. (vgl. Tu. Ilgex, Rheinisches Archiv, Erg;inzungsheft 11 zur Wd. Zs. S. 65. Wd. Zs. I, S. 3o).

20

BRÜGOEN. 2 I

Die ZU Pllirei» AFarias, des h. Nikolaus und des h. Kreuzes vom Grafen Vinrcnz P von Moers gestiftete Kirche wurde im J. i486 am 24. Mai als Kin h«- des Kreuz- . herrenkiosters eingeweilit (Lacomhlkt, U H. IV, Xr. 432 1. Im J. i754 l»rannte sie bLs auf die .Maliern nieder, der Neubau ward in dm |. i754 i76o durchgeführt. Bei der ersten Organisation des Bistums .Vachen wurde die Kirche zur Succursalpfarr- kirclie für die ganze Bürgermeisterei Iteslinnnt, wobei die ehemalige Pfarrkirche in Born zur abhängigen Hilfskirche ward.

Die Kin he ist ein ein.schiffiger, ehemals gothis. her Bau. Das Material ist Back- n«^hfeib«i.g stein in starker Kalkeinijettung, der Ku.ssboden besteht aus Namurer Steinen und i.st nur an den Seiten etwas gedielt. Auf der Nord- und Südseite befinden sich je .sechs Fen.ster, zwi.schen ihnen einfache, zweimal abgetreppte Strebepfeiler. Der Chor stand ehemals im ( )stcn und ward bei der Restauration zwischen i754 und l76o nadi Westen verlegt, der ehemals geradlinige Abschlu.ss der West.seite bei tlieser Gelegenheit im Inneren lei( ht al)gerundet und an der Ost-seite der Haupteingang angebra( ht. Der nordwestliche Strebei)feiler ist diagonal gestellt, dadurch erweist sich der anstossende Klostertrakt als ursprünglich nicht beabsi« htigt und spaterer Anbau. Bei der Restauration wurden die PY-nstereinrahnumgen zum Teil erneuert und sämtlich im Rundbogen gcschlo.ssen ; anstatt der eingestürzten Kreuzgewölbe erhielt die Kirche ein sehr gedrücktes, fast Haches Tonnengewölbe. Über diesem befindet .siel» ein Speicher mit gedieltem Boden, der Dat listuhl aus Tannenholz trügt das mit Schiefer eingedeckte Dach. Über dem Chor erhebt sich ein einfacher Dachreiter mit Schicfer- de< kung. der Unterl)au birnenfr)rmig. auf diesem ein sechsseitiger ofl'ener .\ufs;itz mit spitzem Dac h. Die Decke hat an den .Seiten .Stui kornamente in Wei.ss mit leichter Randvergoldung, vorwiegend Muschelmotive zeigend, und .sechs Quergurten. Die Inschriften der Quergurten in goldenen Kapitalen bililen zu.sammen ilen Anfang des Ti Deum laudamus, die Inschriften in den an den GurtansiUzen befimilic hen Rokoki»- kartouchen das apostolische Glaubensbekenntnis.

IIc)chaltar. Rokokoaufbau von dunkelbraunem Holz mit reicher Vergoldung. Aiur«. Im Mittelfelde c-in dürftiges ( )|bilil mit Christus am Kreuze zwi.schen Mari.» und Johannes, zur .Seite rechts und links stc-hen je drei S.'lulen mit korinthischen Kapit.llrn. Dc-r Aufsalz zeigt in dem runden Mittelfelde ilas Brustbild Gottvaters, tlarülier ilic Taube in einem Strahlenkranze. Die .Seiteneinfassungen bilden Vasen mit Knicht- guirlandcn. L'bcr dc-n seitlichen Thüren befinden sich die lebensgrc»s.sei» |>olychr«»- mierten Figiinn des h. N'incenz von I'aula und des h. Johann von Ne|H>n»uk. In» Tabernakel eine Nische- für das Kruzili.x. darüber als Krönung iler IVlikan, seine Jungen fütternd.

Xordlic her Seitenaltar mit neuem Mittelbild des h. Nikoiaits (das alte in dir Pfarre) und durchbrochener ( iic-belkrrmung.

Südlicher Seitenaltar mit Madoniienbild, im .\ufl>au (iegeastück «um «»Ihm»- genannteii.

Chorstühle. auf beiden Seilen mit je zwcilf Sitzen unil «war atchn an den c%o4M»kU I..'higsw.'lndcMi und /wc-i an d<i HintcTwand der Seilenalt.'lre .inliegend. Reit he H .sc hnitzc-rei aus gcbc-izlein Kichenholz mit h'>her Rückwand, ilie

vc-rliefle, am oberen und tmlcMeit Knde mit .Mum helwerk versierte li

An den Feldern, die- zwisi hen cU-n /c-hn und den zwei Sit/en vertnitteln. .luf i. ' Seite das Brüggc-ner Wappen. Die .Vrmlehnen sind einfacher iK-handell. Klappsitze, nur die beiden W.ingin reic iier ausgestaltet. Gut knn»m»niertc. exakt und mit leine in N'eisl.'lndnis durc hgcführle .\rbeit vom Kmic des l8. Jh.

3\

KREIS KEMPEN.

Pfarrkirche. Mobiliar.

Orgel.

Kommunionbank zwischen den Seitenaltären, mit Rokokofüllungen.

Kanzel, sechsseitiges Gehäuse und sechsseitiger Baldachin mit reichem durch- brochenen Aufbau.

Orgel mit Orgelbühne, einheitlich komponiert, von sehr glücklichen Massverhält- nissen und vorzüglicher Gesamtwirkung, die durch den kahlen Hintergrund besonders

Fig. 9. Brüggen. Orgelbühne in der Pfarrkirche.

deutlich hervortritt, inschriftlich von i757. Die Bühne füllt den ehemaligen Ostchor und wird von zwei Holzstützen mit abgefassten Kanten getragen. Die Brüstung selbst zeigt rechts und links von dem Orgelkasten je sechs Felder, über diesen auf beiden Seiten eine nach der Mitte aufsteigende Krönung mit reicher Arabeskenornamentik in flachem Relief, deren Hauptmotive üppige, grossblätterige Blüten sind. Der fünf- teilige Orgclkasten mit einem im Halbrund vorspringenden Mittelbau zeigt als Ein- fa-ssung der Pfeifen dieselben Rokokoarabesken (Fig. 9).

22

BRUr.GEN. 23

Zwei Beichtstühle in braunem H<jI/. mit einfachen Rukokoomamcnlen. Pfarrklrd

Bcicliui

Kreuzigungsgruppe in einer seitlichen Nis( he mit modeniem Kruzinxu-s und sknlptw«. sehr stark bewegten unruhigen Holzfiguren der Maria und des Johannes, neupoly- chromierte Barockfiguren des i7. Jh. ifi Zweidrittellebensgrösse.

ROCHUS KAPELLE auf dem Kirchhofe, kleiner gothischer Ziegelbau mit zwei Jochen, i855 schlecht erneuert, die Rippen weggeschlagen, mit geschweiftem Giebel und kleinem hölzernen Dachreiter (vgl. Lagerbuch p. i4).

Im Inneren in einer Nische dürftige Barock figur des h. R<x;hus, dem ein Engel das Gewand über dem Schenkel lüftet.

Das EHEMALIGE KLOSTERGEBÄUDE, im 1 5. Jh. angelegt, em ein- facher, schmuikloser, dreistöckiger Bau mit grossen, im gedrückten Bogen geschlossenen Fenstern, setzt sich rechtwinklig nach Süden an die Kirche. Es enthält zur Zeit in dem niirdlichen Teile das Pfarrhaus, dann das Bürgermeisteramt und die Schulen des Ortes.

Schmiedeeisernes Th<jr mit zwei Flügeln aus der Mitte des l8. Jh. aLs Ab- Thor, schluss des Vorgartens nach der Stra.s.se zu. Vorzügliche Arbeit mit reichen Rokrtko- ornamentcii in verschlungenen Ranken.

BURCi BRCGGEN. Aloys Schmitz, Medizinische T«)pographie des Schwalm- Bnrg. und Nettegebietes S. 42. L. IIkxrk ils, Geschichte der Herdichkeit Lcuth S. 93.

P. N(JKRi:\ni:RC;. (ieschit hte der Pfarreien des Dekanats (Jladbach. Köln l889, S. 64, 98, loi, lo3, i37. i44, i6i. A. F.\hni:. Die Dynasten von Bocholt/. I, S. 27i.

ScHi.ÜNKi;.s, Über B.irn und Brüggen: Nrh. G. l879, S. i4. Wu.hklm Grak VON MlRn.vcH, Zur Territorialgeschichte des Herzogtums Jülich. Düren l874, S. 2$ u. i7.

Die Erbauung des Schlosses zu Brüggen wird auf die Grafen vom Hennegau zurückgeführt, die es 1264 nach vorhergegangener Zerstörung neu aufgeführt h.ltten (Neues Wen henblatt zu Kempen, herau.sgeg. von Wilh. Lehnen in S. Hubert, 2. Januar ,875. -- Nrh. i879, S. i5). Im J. 1299 trügt Walram von Kessel .sein AIUhI. d;is Schloss Brüggen, dem Herzog von Brabant als Lehen auf (Norrexhkr(1 a. a. O. S. 98), aber schon l8 Jahre sp.'Uer ist die Burg Jülichsdier Besitz: im Vertrag ülxrr die Ehe Wilhelms von Jülich mit Gräfin Johanna von Holland werden le chaslicl et la chastellerie de Brügghen et toutes les appenilances et les appcrten;mchcs er^tercm von seinem Vater, dem (trafen Gerhard IX.. über\\iesen (Lacomblet, UB. III," Nr. i6l.

Gr.\k von MlRn.\cH, Zs. d. Aachener Geschichlsver. XII. S. 2l8). Im l4. Jh. bleibt (lie Burg im Besitz der Herzöge von Jüli»h unil (jeKlern (A. Nijhokk. (Jcilenk- waardiglu-den uit de geschiedenis van Gehlerlaiul, .\rnhem i83o. HI. Nr. l9oV Im |. l4o5 wird sie in der Eheberedung zwis« hen Herzog Keinald v«»n Geldern und Jülidi untl Maria von llarcourt als Sicherung einer Widerlage von loooo Kn»nrn bestellt (La(<).miu.i:t, UB. IV. Nr. 36). Sp.'lter befindet sich ilie Burg im Ik-siU ticr Grafen von Moers, i48o giebt sie (iraf Vin« enz von M<»ers an Herzog Wilhelm \t»n Jülich auf i4 Jahre- in Verwahrung (LacüMBLKT, U B. IV, Nr. 4o9); l493 triU er slins ind landl v.m Hiugge an Wilhelm v..n Wied ab. der U-idcs l498 an Wilhelm Hcrx«»R von Jülich verkauft (W. Rn/., Urkunden und Abh.mdlungen zur (M-schi.hte d.- V- 'rr-

rheins, Aachen iH.M. I. S. Il7). Im J. i473 wird Brüggen dun h tlie Gi -cn

Truppen verbrannt, die Burg ausgeplündert und übel nntgen«<mmcn, auch de \-unilc j>ortze entzwev geschossen (Designalion de-.s schaden!«, !K> üurrh die Gcklriü» hcn kriegsvölker den» grafen von Moers und devsen unterthancn im anno i47a 1477 zugefügt worden. Düsseld.»rf, Staat.s;irc hiv. Moer>. K '«en R 74V Von lS44

bis zur hanzösi-schen Besitznahme i794 gehört Stadt und Burg Brüggen ununlcr-

23

24

KREIS KEMPEN.

Burg. brechen dem Herzogtum Jülich an (W. Teschexm acher. Annales Cliviae, Juliae. Montium, Marcae, Westphaliae. Frankfurt i72i. p. 369. Bexzexberg, Über Pro- \-inzialverfassung mit Rücksicht auf Jülich. Cleve, Berg und Mark, Hamm l8i9, I, S. 443 V Der jetzige Eigentümer ist Herr Prinzen in Brüggen. Beschreibung. Die Burg Hegt auf einem fünfseitigen Terrain, das rings von Gräben um-

schlossen ist mid einen weiteren Schutz durch eine um die ganze Burganlage sich herumziehende Umwallmig erhalten hat. Die Festungswerke mit den \orspringenden polygonalen Erdaufschüttungen zum Zwecke der Flankenbestreichung stammen in ihrer noch jetzt erhaltenen Fonn aus dem i7. Jh. Auf der westlichen Höhe zieht sich von a nach b noch der Wallgang hin. der ehemals nach Westen zu durch eine Pallisade oder niedere Aufmauerung geschützt war, in der Bastion a ist noch die Kasematte erhalten, bestehend in einem in nordwestlicher Richtung in die Auf-

Fig. 10. Burg Brüggen. Sicuationsplan.

Tnorturm.

schüttung liineinführenden gemauerten Gang, an den sich rechtwinklig zwei weitere, jetzt zur Hälfte verschüttete Gänge ansetzen (vgl. Fig. lo).

Das Burgterrain war von der südöstlichen Seite aus zugänglich. Auf das ehe- malige Vorhandensein einer Zugbrücke weist noch die an dem Thorturm erhaltene Öffnung für die Rolle hin, über die die eine Kette der Zugbrücke lief.

Der Thorturm A (Fig. il) mit quadratischem Grundriss von 8,iom Seitenlänge zeigt über einem aus Hausteinen aufgeführten, ringsherum führenden Spitzbogenfries ein nur wenig vorspringendes niederes Pyramidendach. Die vier Wandflächen sind durch je eine grosse Blende, mit flachen Blendbogen geschlossen, belebt. Die der Brücke zugewendete Seite zeigt in rechtwinkliger Umrahmung ein spitzbogiges Thor, über dem noch .innerhalb der Blende zwei Fenster durch die Mauer gebrochen sind. Die Rückseite zeigt die gleiche Anordnung, nur fehlt das untere Fenster und die recht- winklige Umrahmung des Thorbogens. Die Durchfahrt ist mit einem stark gedrückten Tonnengewölbe bedeckt, die Seitenwände zeigen in gedrücktem Bogen geschlossene

24

BRUGGEN.

»5

Blenden- Der Thortunn enthält ül>er der Durchfahrt nur ein e mit äitcher

Bai- ' ' !il<»ssene!» Gemach, das v<jn der < KLv.-it«- : 'ie

ein ~ iijii...- i » i.i/vt anstic-^s, dessen Ansätze n<*<.h erliaJlen -,,,•.. <

führte eine grtjsse, mit Haasteiiien eingefaiste Tlmr in diesen - r.

Westlich stösst an den Thortunn A die Rinsmauer, die der ur n

Anlage gemäss das ganze von den Gräben ein. -»ene Terrain um- j^^''

aber nur noch an der Südseite und an der ^Jstseite in der Länge von 8,3o m eriialten ist Sie zeigt zwischen dem Thorturm A und dem längli< hen Wirtw:hafLspeliäudc B

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26 KREIS KEMPEN.

Hurg. \orniittelst des auf der ganzen Innenseite der Ringmauer herumführenden hölzernen ^\'ehrganges zugängig war.

Hauptba... Die eigentliche Burg (Fig ii, D K) bildete ein unregelmässiges Viereck,

bestehend aus zwei grossen Trakten, einem östlichen D und einem westlichen E, die beide zwischen sich den inneren Burghof einschlössen. Den südlichen Abschluss bildete der innere Thorturm G, den nördlichen die ausgedehnte Schlosskirche F. Den östlichen Trakt D flankierten zwei Rundtürme H und J, von denen nur noch der südliche H steht. An der entsprechenden Ecke des Westflügels zeigen sich die Ansätze eines dritten Rundturmes K.

Thorbau. Der Thorbau G, der in der Gestalt eines Risalites über die südliche Mauer

\-orspringt, enthält ein grosses spitzbogiges Portal mit einer lichten Weite von 2,60 m und eine rechtwinkelige Einfassung von einfach profilierten Lisenen. Der Backstein- kem ist mit grossen Hausteinen von grauem Granit mit eingesprengten krystallinischen Quarzen \erkleidet. Ursprünglich erhob sich über dem Portal ein kleiner Turm mit rechteckiffem Grundriss, ^■on dem nur die Maueransätze zur Seite erhalten sind.

Die beiden den Thorbau flankierenden Seitenbauten, die nicht der ersten Anlage entstammen, sondern spätere Einbauten verraten, sind in ihrer Bestimmung nicht mehr vollständig klar. Der westliche Teil ist durch eine Längsmauer in zwei gleich grosse Räume zerlegt, \on denen der der Durchfahrt am nächsten liegende die ziemlich steile Treppe enthielt, die zu der Turmstube in dem Thorbau emporführte. Die der Durchfahrt zugewendete Seite zeigt einen Rundbogenfries aus Ziegelsteinen, unter dem ersten, neben dem Thorbau gelegenen Rundbogen eine Thür mit horizontalem Sturz, die unter der Treppe hindurch zu dem zweiten der genannten schmalen Räume führte, unter dem zweiten Rundbogen eine einaxige Spitzbogenblende.

Osttrakt. Der östliche Trakt D, 26, 7o m lang und 10 m breit, ist dreigeschossig und

mit einem einfachen Walmdache gedeckt. Das erste, zu ebener Erde liegende Stock- werk enthält nördlich einen um neun Stufen erhöhten Raum mit einem Fenster nach dem Hofe, zwei vermauerten nach Norden und einem alten Kamin in Haustein- einfassung. Der anstossende Vorraum bildete ursprünglich die Eingangshalle, zu der von dem Burghof aus der Haupteingang führte. Die darauf folgenden Räume nehmen die ganze Tiefe des Traktes ein ihre Einteilung gehört aber nicht der ursprünglichen Anlage an: die Mittelwand zerschneiclpt einen der Blendbogen der äusseren Mauer. Der kleine quadratische südliche Eckraum dient als Treppenhaus. Die gut erhaltene Treppe aus starken eichenen Bohlen, eine Zimmerarbeit des i7. Jh., führt bis in das dritte Stockwerk hinauf Der Bodenbelag in allen Räumen des Erdgeschosses besteht aus Formsteinen, nur der nördliche Raum enthält eine Holzdiele. Formsleine. Die Formstcinc enthalten zum Teil in Basrelief, das durch einen erhöhten

Rand geschützt ist, eine bildliche Darstellung, vor allem Heiligenfiguren, in scharfer und exakter Pressung, die weit genauer ausgeführt ist, als bei den entsprechenden gepressten Ziegeln aus Holland oder Frankreich, etwa S. Colombe-le-Sens (Br. Bucher, Geschichte der technischen Künste, Stuttgart i875, I, S. i33). Wiederholt kommt die Darstellung des h. Hubertus vor, der vor dem Hirsch mit dem Kruzifix im Geweih kniet. Das besterhaltene Exemplar im Besitz des Herrn Pfarrers Frankeser, ähnliche m Bn>ekmanns Hof bei Wankum, im Haus Gesselt bei Wetten, in der Sammlung Buyx zu Nieukerk, im Besitz des Herrn Chordirektors Aenstoots zu Kevelaer, des Herrn Reich.sfreiherm von Geyr zu Caen bei Straelen. Die gleichen Darstellungen wie auf denen zu Wankum in Formsteinen aus der Burg von Eyckholdt zu Roosteren

26

BRÜOGEN 2?

(Puhlications de la .s(jcicte d an heologic dan.s Ic durhc de Liinbourg XVII, p. 358). Bar« Die ganze Gruppe ist auf die Maasgcgcnd beschrankt.

Die vier grossen durchgehenden Zimmer des zweiten (Jeschcjsscs, die Kur- fürstenzimmer, sind alle sehr hoch und haben grosse Flügelthürcn, die in verblichenen Kokokomalereien den Kurliut zeigen. In sämtlichen Rilumen offene Kamine, die Fenster in tiefen Blenden der Mauer, nach Osten zu mit einer Stärke von l.9o m. Der erste und zweite Raum enthalten nach Westen und Osten je ein, der dritte je zwei Fenster, der vierte nach Westen zwei, nach Osten ein Fen.ster.

Das dritte Stockwerk enthalt na( h Westen einen schmalen Gang, mit sech.s, jetzt zur Hälfte mit Ziegeln versetzten Fensteni. Den übrigen Platz nehmen drei K.'lume von ungleicher Grösse ein, die ersten beiden mit je einem, der dritte mit drei Fenstern nach der Ostseitc. Ks stehen nur noch die steinernen Trennungsmauem \(in zwei Stein Stärke, die hr)lzernen Abschlusswünde nach tlem Gang zu fehlen, ebenso die Decke. Das Dach niit liegender Stuhlkonstruktion aus Eichenholz setzt direkt auf den Umfassungsmauern auf

Der runde Ec kturm II ist aus Backsteinen aufgemauert und enthalt nur als oberstes Stockwerk einen Aufsatz von Maastrichter Mergelsteinen, der ebenso wie das dritte Turmgesdioss innen sechsseitig geschlossen ist. Das Dach in der Gestalt eines Ilachen Kegels ist c-rst im j. i889 als Schutz gegen die Verwitterung aufgesetzt worden. Der Eingang zu dem unteren fensterlosen Stockwerke ist vermauert. Von dem Podest des Trejjpenraumes im zweiten Stcjckwerke führen drei Stufen in das obere Turmgemach, das drei Fenster in dop|H'lt abgestuften Nischen enthalt, die erste im Ruiulbogcn, die beiden anderen im Flachbogen geschlossen. Das oberste Stockwerk zeigt zwei Fenster. F^ine steinerne Wendeltreppe in der M.iuerstarki- er- mittelte ursprünglich den Zugang zu den oberen Stockwerken.

Der westliche Trakt I^ ist nur als Ruine erhalten, die Umfassungsmauern w«»nnik« stehen i\ih]\ bis zur .Miltr des zweiten Stockes. Der Raum zu ebener Erde war sowohl von dem inneren Burghof wie an der abgesc hr.'lgten südwestlichen Ecke durch eine Thür zuganglich. Nach dem Hof zu sind im ersten Stockwerke drei gri»sse Fenster erhalten. Oii'''''"''i'<'''n sind in den» c-rhaltenen südlichen Teile nicht nach- zuweisen. Die Südmauer zeigt an der Innenseite dcippelte Bogenstellungen üIkt- einandcr, die auf zwei versc hiedene Bauzeiten hinwei.sen. Von der hh»s.Nka|H'lle K. die ntirdlii h an E stie.ss, ist nur die südlic he. l,6o n> starke- Mauer erhalten, nur die alteren KatastcTj)lane zeigen n-xh ii vollständigen Grundriss. Bei Ausgrabungen im \\ iiilt I iS9o ergaben sich westlich von de in Trakt F. in der Rie htung nach der King> maucr zu die Fundamente- \oii Ge-bauden, in clei»en m<>glie herw«'i>e nach elen d.il>ei gefundc-ncn Eberknoche-n die Reste eiiuT alten Küchenanlage zu erblie ke-n >ind.

Dem allcste-n Bau von I2()4 gehören die- Trakte D und E mit «l«-m ThorUiu (*/«.!-*•;—. an, die- lusprimglic h wahrsc heinli« h von vier runden Ee ktürnu*n umge-U-n waren. Die beiden Flügel waren nur zweist<'>c kig und lilo-vsen im zweiten GeMhi«s.H mit einem Spitzbogenfries ab. lii »Nr zweiten Bauperiode im l5. Jh.. na« h den Unbilden der |. l47 2 1 47 7. ward .lul d. n 'l'rakt D und den südrislli« hen Ee ktmm ein weitere« (ieschoss aufgese-tzt, zugleich wurde der noulweslliche ktunn ab. » unel an

seiner Stelle die Schlosskapelle errichtet. .\us «lerNtlben Zeit selnu'^ <ii«' .liKvn' Ummaucrung mit dem Tbortmin A und den» Wavs.iturm C /.u «»tanunen. Im t? ]\\ erlitt der B.iu eine durchgreilend«- Umgestaltung: die Fe-nster der U-iilen H wurden erweitert, zum leil neu durch die Mauern gel»ro* hen. die Kaum\etleilun|; ward zum Teil veramlert. (Jleic lueitig wurden «lie aiLvceren Festung>w .llle e't

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28 KREIS KEMPEN.

BURGWALDNIEL.

A,,^ ALTE PFARRKIRCHE (tit. s. Michaelis). Fahne, Die Dynasten von

Pfarrkirche. T-» i w t c tOt Bocholtz I, S. Ibl.

Geschichte. Eine parochia de Nyle besteht bereits 1262 (Binterim u. Mooren, D. C. I,

S. 292). Die Zeit der Erbauung der jetzigen Kirche, i377, giebt die am nordöstUchen Strebepfeiler des Chores eingemauerte sehr verwitterte Inschrifttafel: anno domini MCCCLXXVii .... Die Designatio pastoratuum in ducatu Juliae aus dem 16. Jh. (Binterim u. Mooren, E. K. II, S. 54) nennt als Collatoren Decan und Kapitel zu Jülich und erwähnt einen Marien- und einen Sebastiansaltar. Beschreibung. Dreischiffigcr gothischer Backsteinbau mit vorspringendem Chor und dreistöckigem

in achtseitisen Helm auslaufenden Westturm. Die lichte Länge beträgt 24,5o m, die lichte Weite i3,3o m. Das zweite und dritte Stockwerk zeigt auf jeder Seite je zwei spitzbogige Fenster, die am zweiten Stocke mit Ziegeln versetzt sind. Die drei mit Kreuzgewölben überspannten Joche des Mittelschiffes tragen vier einfache Rundsäulen. In Chor und Mittelschiff setzen die Rippen auf kurzen und plumpen Dreiviertelssäulen auf. in den Seitenschiffen auf Konsolen. Die Scheidemauern enthalten an den dem Mittelschiff zugewendeten Seiten ähnlich wie in Dülken niedrige spitzbogige Blenden. Altäre. Hochaltar, barocker Aufbau um 1680 (aus einem Kloster in Roermond her-

stammend). Über den seitlichen Thüren fliegende Engelsgestalten. Das Tabernakel und das Mittelbild befinden sich in der neuen Pfarrkirche.

Altar im südlichen Seitenschiff, Aufbau in den Formen der spätesten Renais- sance mit leise anklingenden Barockmotiven um i65o. Zur Seite je zwei cannelierte Holzsäulen mit vergoldeten Kapitalen. Im oberen Aufsatz eine Heiligenfigur in einer Nische; das Mittelbild fehlt. Skulpturen. Lcbcnsgrosse Holzfiguren der Madonna und S. Michaels am Eingang des

Chors, mit weisser Ölfarbe überstrichene barocke Arbeiten des 18. Jh. in lebhafter Bewegung. Leuchter. Messingcnc Wandleuchter mit getriebener Platte von i77o und i783.

Weihrauchfass. Wcihtauch fass Eus getriebenem Kupfer, Arbeit des i7. Jh. mit einfachen

Guirlandenomamenten.

Über den verschwundenen Grabstein eines Herrn von Bocholtz vgl. Fahne, Bocholtz IV, S. io4. Neue NEUE PFARRKIRCHE, dreischiffigcr gothischer Neubau von Heinrich

Wiethase, begonnen am 29. September i878, vollendet am i. Mai i883. Altare. Hochaltar (interimistisch) mit dem Mittelbilde des Hochaltars der alten Pfarr-

kirche: Darstellung Jesus im Tempel, wertlose Malerei um i7oo in lebensgrossen Figuren. Seitenaltar (interimistisch) mit lebensgrosser Holzstatue des h. Joseph. Dieser in reicher, lebhaft flatternder Gewandung, in der Linken einen Lilienzweig tragend, mit der Rechten das auf seiner Schulter fast frei schwebende Jesuskind stützend. Gute Arbeit v(jm Ende des i7. Jh. mit feiner Behandlung der beiden Köpfe. choritühie. Chorstülile, viersitzig auf beiden Seiten, einfache Barockarbeit mit Engels-

küpfchen an den Armlehnen. Kru/ifixus. Hfilzcmer Kruzifixus, gut gearbeiteter lebensgrosser Körper mit tief herab-

hängendem Haupt und schmerzlichem Ausdruck, zwischen 1680 und i7oo.

28

BURGWALDNIEU

29

In der Sakristei: Gothische Monstranz aus vergoldetem SillKT, gute Gold- schmiedcarbeit des i5. Jh. Auf sechsseitigem Vush erhebt sich der Schaft mit Knauf, der auf den sechs runden Kni'ipfen den Namen juicsus tr'lgt. Zur Seite des Glas- zylinders stehen zwei Engel mit Spru* hh.'indern. Die Krönung bildet ein Haidat hin mit h.'ingendiin Gitterwerk, auf dem wieder ein sechsseitiger Aufsatz sich erhebt. d<»r unter dein zierlich durchbrochenen Helm eine Figur der Madonna zeigt.

Gothischer Kelch aus vergoldetem Silber, Arbeit dc^ i5. Jh. E^ine scch.sseitigc Rose trügt einen sechs.seitigen S( haft und Knauf mit runden, vieqia.ssgezierten Knöpfen.

Kasel und zwei Leviten rocke, aus Seide, mit gri>ssblumigen eingewebten Arabesken, deren Motive Nelke und Tulpe bilden, auf blauem (irundc, reich mit Gokiborden besetzt, Arbeit des l7.Jh.

EVANGELISCH K KIRCHE, einschifiiger nüchterner Saalbau des i7. Jh. mit einer li( liten Länge von l 2,3o ni. eimr lichten \\'eite von 7, 80 m, mit llachcr v«»n drei Querbalken durchzogener Decke.

Einfache Kanzel, an den .sechs Seiten des Ge- häuses mit rundbojiiiien Blenden zwischen Kcks.'iulchen.

SEBASTIANS KAPELLE am Nordeingang des Ortes, kleiner Backsteinbau mit dreiseitigem Chor- abschlu.ss und kleinem hrilzemen Dachreiter; die lichte L.'ingc betrügt 8,1 5 m, die lichte Weite 4,6o m.

Über dem Portal befmdet sich eine Inschrifttafel, die die Zeil der Erbauung angiebt: anno i635 deo m

SAI.VATORI JKSU CHRISTO PIIUSgUK .SKHASTIANC)

IN HONORKM l'KR R. I). JOANNK.M m'DKNM'.M DKCANCM KT I'ASTORK.M I.OC I SAC KI.I.L'.M HOC K.X TIORCM C AIHO- I.KORU.M OHLATI.S KRKCTLM KST. Darunter: RKNOV. ANNO l856.

Gute sp.'ltgothische Holzfiguren der Heiligen Roc hus und Sebastian, mit einem Überzug von weisser Ölfarbe überdeckt, beide 85 ein hoch, charak- teristische Arbeiten de-r letzten J:dir/ehnt<' des l5. Jh.. in den Nischen zur .Seile des Allars. l)ic- nackte Jüng- lingsgestalt des Sebastian, mit Pfeilen besteckt, ist an

einen Baum gefesselt, Rochus entblcissl mit der K«'e hten die Wunde auf dem rtvhlcn Schenkc-I. Be-ide l-iguren zeigen scharfe Kalten in den bans« h igen gesteiften (Jc- w.'lndern. die- Kc'ple. besonders cIct des Ko< luis mit den langen gedrehten I>H-krn. sind gut durchgearbeitet.

(iruppe der h. .\nn;i und Maria, den Leu Im. im c iin>ti .luf dem Srhnssr hallend, sp.'ilgolhise he. S5 < hohe, mit weivser nlf.irbe übers« hmierte .S< hnit/orci (vgl. Eig. 12). Beide- Erauc-n in bausehige-r G«>w.nulung. deren i-i kii: 'je-liriK hene Fallen eine-n wirkungsvo||e-n Hintergrund für die ruhigen Linien «l hnam>> .iltgeUMi.

.\nM.i mit einem olleMien Buch in der H.cnd. Nach einer freundli« hon MillriUing \oii Steph.in Beis.scl ein Ancla« htsbild für die am Niederrhein int l5. Jh. haulij^t' V'cr- c-hrung der li. .\nna, dci .M.idoim.i und des leidenden Krh'VierH. Auf iler ROcksioilr flach behandelt.

K.\riI.\rS, frei gelegener kleiner B.ic ksteinbau nnt W .Im.» le h A" ■'• F;n,ailc in Eisenkl.unmern die Jahresz.dil i7:^>. .\n den hmied. 11 Welt. 11 die

Inschrift: anno i783.

Fig. 12. nurrvoUnUL Di« H. Abm iinJ Maria mit J«m {.«iehnaoi CkriMi.

kap«

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3o

KREIS KEMPEN.

Befestigung. BEFESTIGUNG. Reste der Mauer in dem Jansenschen Gehöft. Der Mauer-

kiirpcr zeigt einen starken Kern aus Gusswerk mit Backsteinmantel nach beiden Seiten. Niei. Der Rittersitz NIEL oder Waldniel (das Burgwaldniel ist aus dem franzö-

sischen bourg entstanden) lag 4oo Schritt nördlich vom Flecken und war wie Gasten- donk, Ingenhoven und Bocholt rings mit Gräben umgeben (Fahne a. a. O. I, S. i8i). Die Insel, auf der das Herrenhaus lag, war auf einer steinernen Brücke zugänglich. Der Rittersitz, der i58o zuerst als im Besitz des Geschlechtes von Bocholt befindlich erwähnt wird (Fahne, Cod. diplom. gentis Bocholtanae II, S. 54, 69) und Sattellehen des Amtes Brüggen war, ist vor 60 Jahren abgetragen worden.

DILCKRATH.

P f .-» r r k i r c h e. Geschichte.

Beschreibung.

Altäre.

Mobiliar

Orgelbühne.

Taufstein.

PFARRKIRCHE (tit. s. Gertrudis abb.).

Die Designatio pastoratuum in ducatu Juliae et Montium (Binterim u. Mooren, E. K. II, S. 56) berichtet: Die Kirche ist mit den altaribus s. Huberti et s. Katharinae dem Kreuzbrüderconvent zu Brüggen incorporirt, und wird von einem Pater draus deservirt.

Die Erbauungszeit der jetzigen Kirche, i46o, ergiebt sich aus der ganz verwitterten und fast unleserlichen reliefierten Inschrift, die jetzt im Inneren des Treppentürmchens eingemauert ist und auf der nur noch die Jahreszahl zu erkennen ist : anno mcccclx.

Dreischiffiger gothischer Backsteinbau mit Säulen als Stützen, vorspringendem Chörchen und dreistöckigem Westturm mit achtseitiger Haube und kleinem Treppen- turm an der Südseite. Die lichte Länge beträgt i5,3o, die lichte Breite lo,85 m, die lichte Länge des Chores 6,10, seine lichte Weite 5 m. Der Westturm zeigt in den beiden oberen Stockwerken das oft wiederkehrende Motiv der zwei spitzbogigen Blenden in der einfachsten Form, selbst ohne Abfassung der Kanten. Die vier Säulen des Mittelschiffes, denen am Triumphbogen Dreiviertelssäulen, am Turmeingang Halb- pfeiler entsprechen, entbehren völlig der Basis und haben einfache runde Kapitale. Im Chor sitzen die Rippen auf kurzen plumpen Halbsäulchen auf, die mit Konsolen abschliessen. Die Fenster der Seitenschiffe sind zweiachsig mit altem Masswerk.

Hf)chaltar, barf)ck, Anfang des 18. Jh., mit dem wertlosen Mittelbilde der Himmelfahrt, im Aufsatz Gottvater.

Südlicher Seiten alt ar mit dem Bilde der h. Katharina im Mittelfelde, im Aufsatz Maria.

Nördlicher Seitenaltar mit dem sehr beschädigten Bilde des h. Hubertus in bischfiflicher Tracht, neben ihm der Hirsch mit dem Kruzifix im Geweih. Im Aufsatz Christus. Beide Altäre gleichzeitig mit dem Hochaltar.

Kanzel mit sechsseitigem Gehäuse und Baldachin und Kommunionbank, wertlose Barockarbeiten der gleichen Zeit.

Orgelbühne durch alle drei Schiffe durchgehend mit hölzerner Brüstung, die in quadrati.schen Feldern gutes spätgothisches Ma.sswerk enthält, die einzelnen Fül- lungen durchweg verschieden, vorwiegend mit Fischblasenmotiven, Arbeit vom Ende des iS.Jh.

Taufstein aus Blaustein, 1,16 m hoch, gute spätgothische Steinmetzarbeit vom Ende des i5. Jh. Auf einer vierseitigen Plinthe erhebt sich ein achtseitiger sehr reich prfjfilicrter Schaft mit mittlerem Knauf, über ihm das achtseitige Becken, das an vier

So

DILCKRATH _ ÜÜt.KKN. 3|

korrespondierenden Seiten über den vier Ecken der Plinthe vier scharf gc- pfarrkirc meisselte bartlose vorspringende Köpfe zeigt (vgl. Schneider im Korrespondenzblatt des Gesamtvereins der Deutschen Gesch.- u. Altertumsvereine XII, S. 55 u. Born S. l6).

Ilolzstatuettc der Madonna am zwiitcn n<.rdli(lien Pfeiler, neu ixilychro- sv..,- mierte Schnitzerei vom Anfang des i6. Jh. Maria mit einem l.'lnglii luii .tltli« lien Gesicht und feinen Zügen h.'ilt in der R«( litcn das Szepter, mit der Linken da.s auf- fallend kleine Kind, das die Weltkugel trügt.

Auf dem Kin henbi>den: Gute H<dzstatue eines AposteLs, .s< hmal.s< hulterigc Figur, stark beschädigt, die Anne fehlen; vom Ende des i5. Jh.

Holzstatue des h. Hubertus, 95 cm hn< h, han(lwerksm.'l.ssigc, charakltrl«»>«- Arbeit der gleichen Zeit in alter Polychroinierung. Die Darstellung ist ik(.n<»graphis4h wichtig: der Heilige erscheint in Bi.sc hofstrac ht, in der Linken ein Buch haltend, auf dem der Hirsch liegt. Die gleiche sehr .seltene Darstellung auf dem Bilde ties Meisters von Werden in der Nationalgallerie zu London (Nr. 2 5o).

Rolle und wertlo.sc Barockfiguren der Heiligen Joseph, Petrus und Paulu.s.

Glocken. Die gn'isste mit ganz unregelm.'Lssig gegos.sener und unleserlicher Glo<fc«m. Inschrift in gothischcn Majuskeln vom Ende- des 1 4. oder Anfang des i5. Jh.

Die zweite mit dc-r Inschrift: .s. .m.vki.v s. hi'UERTE .s. c.mh.vrin.v i'.xtkoni

ORATE PRO NOmS. ANXf) l667.

Die kleinste i6i7 von Conrad Janssen gegos.sen.

dülki:n.

P. NoRRENHKRf » Chronik der Stadt Dülken, Beitrüge zur I.okalgesc hi« hte des UiimaiM Niederrheins III, Viersen i874. Dazu Ann. h. \'. N. .\.\\l. S. 44 1. A. Kaiink,

Kurze Stadtgeschichte bei ü. von Müi..mann, Statistik von Düvscldorf S. 4lo. - De( KER, Zur Chronik der Stadt Dülken: Nrh. i878. S. 54. 59. - L. Henruhs. Die Narreiiakadeiiiic- von Dülken: Nrh. i878, S. l93. Ein Blatt aus tier Geschichte der NarrenakacUniic-: I Iciiiialskunde |879, S. 79. Vgl. auch Cari. pKrRAsc il und joll. W. Bki;\vi;r, Dc-r Narreiiorden zu Cleve nebst ciiuT historisc hm Iterülirung \ers«hic- dener .'IhnlichcT Verbrüderungen, besonders der berittenen Akademie zu DolkiMt. Kr>ln 1827. - Plan der Ec\stung Dülken im J. i6o9 bc-i P. Norreniiekci a.a.O. Beil.

IL B»")T'k;er. Di«")cesan- und Gaugrenzen Norddeut.sc hiands, Halle |875. I. S. jo.

Hanclsc hriftl. (,)ii. Kleine Chronik der Stadt von i758 l799 im IM.irrarrhivc.

Verzeichnis ellii her Bc-gcbciihciten, Unglücksfalle. Kr.inkheiten vi»m J. i79o von Peter Patets Amaverpe.s. Manuskript im Bc-sit/ von W. .S< Inindeli-n in ( Ktemith (vgl. Heimat i875. S. 60). Heinrich Dvc k.mans, Chronik der Pf.irre und Pf.irr- kin he zu Dülken. i87.? (sehr ausführlich) im Pfarrarchiv.

RÖMISCH I'. 1- C .\' I ) E. Die Roinerstra.«i.se von Straelen nach (ilndUich i»! R«Bit«k< bei Dülken als Koiiiiiumalweg crnciurt. N.i< h I^ibU-rich /u kennzeichnet »ich »ler Kiesdamni uiilcr dir Boclenll.'lrhe dun h dünne Streifen in den Feldern, l»ei H«Mhi>lt tritt die .Stra.sse als .Karlsstrasse* zu Tage (J. S< IINUDER. Rörniv he H. n

zwischen Maas und Rhein: B. J. LXIV, S. 18. Der^., Die allen Heer- und it.i.i.i. U-

wege der ( li-rmani'ii, Ivuner und Fr.mken \', S. 18; VII, S. 7).

PFA R R K 1 R( H E (tit. s. Crnelii m.). Vgl, NoRRENUKRii a. a. O. S. 8a loa pu*fiu«k

Über die Pfarre: Nrh. G. VI, S. 56. H1NTERI.M u. Mih^RKS. K. K. II. S. to. 53.

3i

32 KREIS KEMPEN.

Pfarrkirche.— Über die Gerechtsame und Regalien des Xantischen Kapitels in Dülken i332: BiXTERiM u. MooREX, D. C. II, S. i58. Series pastorum Dülkensium in P. Ropertz, Quellen und Beiträge zur Geschichte der Benediktinerabtei München-Gladbach S. i57.

Die Beziehungen der Abtei Gladbach zur Pfarre Dülken ebenda S. 32 7.

Handschriftl. Qu. Chronik von Heinrich Dyckmans. Kopialbuch des Notars Wilhelm Stade: Urkunden \-on i352 an mit Ausführungen über das Ver- hältnis der Pfarre zur Abtei Gladbach, geschrieben 1 594 1 598. Extractus docu- mentorum, welche in der alten Kamp in der Pfarrkirche zu Dülken bewahrlich auf- behalten sind, de anno i693. Specificatio utensilium prout et consecratorum altarium parrochialis ecclesiae s. Udalrici in Dülken, genaues Inventar vom J. 1 698. Renten- buch der Vicarie s. Crucis. Sämtlich im Pfarrarchiv zu Dülken. Über die vor- handenen Urkunden besteht ein altes Verzeichnis von i693 (Urk. Nr. 47 des Archivs, Verzeichnis derer Briefschaften, welche in der alten Kamp in den Kirchen zu Dülken bewahret werden, aus Commission dess wohl ehrwürdigen Herrn Augustini Lefebue Landdechandten und pastoris revidiert amio i693), ein neueres von H. Dyckmans. Kirchenrechnungen vom J. i57 2 an. Rentenbuch der Vicarie s. Catharinae im Besitze des Herrn Decker in Dülken. Die oben S. i4 angeführte Designatio ecclesiarum von Fr. Joannes Numerich in den Farragines des Gelenius IX, fol. 33o (Köln, Stadt archiv). Designatio sacrarum reliquiarum, quae in ecclesia christianitatis Suchtelensis asservantur, exhibita rev. d. vicario in spiritualibus generali Joanni Gelenio per Fr. |o.\XNEM Numerich pastorem in Boisheim decanum Suchtelensem mense Augusto Anno 1627 ebenda IX, fol. 332. Geschichte. Eine Kirche bestand in Dülken bereits Ii35, in welchem Jahre der Gladbacher

Erster Bau. j^y^^ Walter dem neuseirründeten Nonnenkloster Neuwerk einen Teil des Zehnten überträgt (Lacomblet, UB. I, Nr. 3 20); die parochiani de Dülken werden 4o Jahre später in einer Urkunde des Dülkener Stadtarchivs genannt (Ropertz, Quellen und Beiträge S. 200, vgl. Norrenberg a. a. O. S. 12, Anm. 3); I243 wird der erste Pfarrer von Dülken erwähnt (Eckertz u. Roever, Die Benediktinerabtei München-Gladbach, Köln i853, S. i54), von hier aus wird I245 das Hospital zu Neu.ss gestiftet (Ann. h. V. N. XXXV, S. 62). Der Turm der älteren Kirche diente zugleich als Wacht- und Wehrturm und war als solcher von Herzog Walram von Limburg errichtet worden. In der Sühne der Gräfin Richardis vcni Jülich und ihrer Söhne mit dem Kölner Erz- bischof Sigfrid von Westerburg vom i4. Oktober 12 79 heisst es: Item dux Limburgensis deponet munitionem turris ecclesie de Dulkene, quam ipse et sui officiati fecerunt (Lacomblet, UB. II, Nr. 73o).

Am 16. März i352 ward auf den Antrag des Abtes Wilhelm von Uranien die Pfarrkirche der Benediktinerabtei München-Gladbach inkorporiert (Lacomblet, UB. III, Nr. 5o9. Joannes Wilmius, Narratio rerum Kempensium, Handschrift im Pfarr- archiv zu Kempen S. i7. Vgl. auch Binterim u. Mooren, E. K. I, S. 25o. D. C. II, S. 2 29. Ropertz, Quellen und Beiträge S. 2 7o. Kopie der Revision der gleichzeitigen Kirchenrevenüen im Index litterarum des Gladbacher Klosterarchivs im Düsseldorfer Staatsarchiv). Zweiter Bau. Dic jetzige Kirchc, auf einer kleinen natürlichen Anhöhe inmitten des Ortes,

also wohl auf dem Platze der alten Kirchc gelegen, befand sich schon i453 im Bau (Vermächtnis von 4o oberländ. rhein. (julden für den Bau der Kirche von i453 im Pfarrarrhivj und ist am weissen Sonntag (29. März) des J. i478 eingeweiht. Nach einem Abla.ssVjrief (Orig. im Pfarrarchiv, Urk. Nr. i), den der Weihbischof Heinrich von Köln am 5. April i478 der Kirche, quo per nos consecrata existit, ausstellte, war diese

32

DULKEN.

5S

den Hfiligcn Komclius und Ulrich geweiht. Die Auw hmü» kun^ hegann noch im Pfairwireb seihen Jahre (Urk. Nr. 2 u. 3 im Pfarrarrhiv: Die Bischöfe Jak(»hu.s von TuÄculum und Gwillermiis von Ostia gew.'ihren denen, die zur Au.sschmikkung der Kin he heitragci», einen hundertjährigen Ahlass). IniJ. i593 stürzte da.s Glockengewrijhe ein und niusstc wiederhergestellt werden (Narhrieht in einer Urk. ül>er i\cn Verkauf der I{os|)italka|)cllc Nom 3. l'"(i)r. \593). Im J. i723 ward die Kirche dun h einen Hrand bcsi-hildigl, der

l^---^

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Kig. 13. DülWtn. rinirWir. I»- t ■.r.mJri»» und Quer»«:hnlll.

das Dach und die oIk-h- Ilalfle des Turnjes zcrslörle. ClKTlridion dir S»hililr- rung im R. nthu. he .1. 1 Viearie S. Cauis (l'farrarrhiv): i7a3. |9. Junii. 4o domu» et

tm

mulla horr.a «um «•( » lesia parnnhiali et turri in rinerr» rotlatta. ila ul n- ligni tarn turris ([uam ce« U-siae r«tnai»sil. Canjp.inae h.piif.i. lao sunt ••; (onsumtum «st (üher denselhen Hrand Na«hii. ht in» Kentenluuh «Irr \ S. Calharinae). Der i'iirm ist \1 2') \>vu'\{s wi.-derliergeMellt; l7'>*> am ? Frhnwr »ml die Turmhauhe dun h einen Orkan ahgewcht und er>l l8a7 wicnlrr .1. t iHruiwl

1875, S. 60).

3J

34 KREIS KEMPEN.

Pfnrrkirche. Die Kirchc ist dreischiffig mit grossem, das Mittelschiff fortsetzenden Chor und

Beschreibung, ^[j^^jyy Tumi xou quadratischem Grundriss in der Mitte der Westfac^ade. Die Hchte Liino-e beträst 2S.3o m, tlie lichte Weite i5,5o m. Das Material ist stark verwitterter Tufl'stein, an den Strebepfeilern und über den Fenstern, an den Aussenmauern schon früher mit Backsteinen notdürftig ausgeflickt, der Turm besteht ganz aus Backstein (^aus'm Werth, Bildnerei II, S. 2). Turm. Der sich in vier Stockwerken aufbauende Turm ist mit einer Haube bedeckt,

die aus einer \-iereckigen Pyramide in eine achtseitige Spitze übergeht, an der Nord- seite erhebt sich bis zur Höhe des dritten Stockwerkes das Treppenhaus in Gestalt eines schmalen vorspringenden Pfeilers. Der Unterbau zeigt an der Westseite eine durchgehende spitzbogige Blende, in welche unten die Turmthür, zugleich die Haupt- pforte der Kirche, gleichfalls im Spitzbogen geschlossen, oben eine einfache Fenster- öffnung von derselben Breite gebrochen ist. Im zweiten Stock zwei spitzbogige Blenden ohne Masswerk und mit einfachster Profilierung, im dritten und vierten je zwei Blenden, die durch einen mittleren Pfosten von Hausteinen, der in einfachstes Masswerk ausläuft, getrennt werden.

Die Pultdächer der Seitenschiffe setzen hart unter dem unteren Rande des Sattel- daches, welches das Mittelschiff bedeckt, an. Die Strebepfeiler sind dreimal abgetreppt, die Mauer ist unter den Fensteröffnungen durch zwei horizontale Bänder verziert. Auf dem Dache des Mittelschiffes über dem Choreingang ein einfacher Dachreiter. Die Strebepfeiler des Chores krönten kleine stark verwitterte Sandsteinfiguren von Hunden, welche einen Schild zwischen den Pfoten hielten. Reste davon im Pfarrgarten.

Inneres. Das Innere der Kirche ist von grosser Einfachheit. Die Turmhalle, die an

der Nordseite eine, an der Südseite zwei spitzbogige Blenden zeigt, ist durch ein Kreuzgewölbe mit grossem offenen Mittelring geschlossen, dessen Rippen in den Ecken auf kleinen Blattkonsolen aufsetzen.

Ein hoher Spitzbogen mit einer lichten Weite von 3,1 o m, durch ein modernes Eisengitter abgeschlossen, führt nach dem Mittelschiff Es besteht aus vier recht- winkeligen Jochen mit Kreuzgewcilben, die Non drei Paaren Rundsäulen getragen werden, mit hohen achtseitigen Basen, auf einer viereckigen, durchaus nicht vor- springenden Plinthe ruhend. Das erste und das vierte Joch ist zur Zeit durch ein Tonnengewölbe ersetzt worden. Die Rippen der Gewölbe des Mittelschiffes ruhen vermittelst kleiner skulptierter Blattkapitäle auf kurzen Dreiviertelssciulen, die an dem Übergang der Säulen in die einfach profilierten Arkadenbögen roh abgeschlagen sind. Der Übergang erfolgt ohne jede Vermittelung durch ein eingefügtes Zierglied. Die Nebenschiffe enthalten je vier Kreuzgewölbe, deren Rippen an den Säulen auf einer einfachen fünfseitigen Konsole ruhen, während sie an den Aussenmauern vermittelst skulptierter Blattkapitäle auf Dreiviertelssäulen aufsitzen, die in halber Höhe abbrechen, mit einem Menschenkopf als Konsole, wo der Abschluss erhalten ist. Die Gliederung der Seitenwände ist sehr einfach. Sic geschieht durch flache Pilaster, vor deren Mitte die erwähnten Dreiviertelssäulchen treten. Die Fenster, im Spitzbogen geschlossen und ohne Gliederung, nur mit abgeschrägten Gewänden und abfallenden Sohlbänken, treten in die Mitte der so gebildeten vier Felder. Unter ihnen läuft eine horizon- tale Lisene hin, unter die wieder eine im Flachbogen geschlossene Blende tritt. Nur die westlichen Schmalseiten der Nebenschiffe zeigen je ein vermauertes Fenster mit Mittelpfosten und Masswerk aus Fischblasenmotiven.

Neubau, Die Kirche wird gegenwärtig vf)n Osten her abgebrochen und durch einen

geräumigen Neubau von Heinrich Wiethase ersetzt, der in dem Chor, dem Querschifif

34

DULKEN.

35

und zwei Jochen des auf fünf S( liifTe berechneten I-anghauses bereits vollendet Ist. Pfarrkire Die schwierige Aufgabe, die dur< h die Beschranktheit des zur Verfügung stehenden Raumes gesrhaffcn war. hat (Um h den geradlinigen Abschiuss des Chores einr g«-niale i.(isung gefunden; nach Norden tritt dem Quersrhifl'e, das auf ilieser Seite im Inncni die Orgcllnihne birgt, ein reicher Portalbau vor.

Altüre, sämtlich neu. Aia»e

In der K»msekrati<»nsurkunde genannt der Horhaltar. Marienaltar, Kreuzalt;ir, Katharinenaitar, Petrusaltar, Margarethenaltar, Jakobusaltar. Die Designatio pasto- ratum in ducatu Juliae et Abmtium (Bixtkri.m u. .Moork.v. K. K. II. S. 53) nennt ausserdem n«^)ch einen Sebastianusaltar.

Der Maricnaltar wurde i674 illuminiert von Meister /</// iK-m Maler 7-on Diilkett (Rentenbrief der Pfarrei im Pfarrart hive), aber i792 mit einem neuen BiUlc geschmückt, das sich notli im n<"irdlichen Querarm befindet und die Darbringiuig Christi im Tempel darstellt in fast leben.sgrossen Figuren; der altcSimeon von beachtenswerter Schiinheit in Haltung und Fal- tenwurf, aber stark verwaschen und beschädigt.

Der Katharinenaitar stand an der Tistlichen Ab- schlusswand des südlic hen Sei- tenschifles und enthielt zwischen zwei Barocksäulen ein gleich grosses Cjemälde von l7l8 mit einer Darstellung der Kreuz- abnahme. Darüber eine kleinere Anbetung der du i K<">nige. die letztere noch erhalten in der Taufkapellc-. Die Anlipendien der beiden All.'ire trugen auf LeinwancI gt-malt einen ."Spruch mit dem ("hrniiikon i77l.

Im norillichen (Juerarm belindel sich, otlenbar von» gleichen Künstler, unlcn A.\N«) i7i8 ('. c. !•". bezeichnet, eine Darstellung des Mahles Christi, xu th-sst-n Füsmmi die grosse Sünderin kniet, bei den l'liaris,'lern. Kbeiula ein kleineres Hilil. Maria am l''usse des Kreuzes, Anfang des iS. Jh., wertlos.

l)ic- im iMarrarchiv c-rhaltene Xeic hnung des alten Chores viun J. I6«J ^'«•l^t den (hol dun h c anccili abgeschlossen, in denen sich rechts und links vom Krru/* altar, der in der .Mitte vor dic-sen .Srhranken l;ig, je eine ThOr ölVnetr. Die alle ( )rgelbühne bef.ind sich im Wcsliii und erstreckte sich durch alle drei lulle.

Sakramentshäuschen von Sandstein hinter dem neuen IliMhalinr. RUtr und zierliche Arbeit vom Knde des i 5. )h.. durch Blitz best h.ldigt und le-ie hl resklaurirrl. Zur Seite des mit einem ( iitter ge.sci»lovse-nen ( iehäuses e'rlu'lMMi sieh reie priifilierte Säulen- büiidcl. den oberen ;\bsc hhiss bildet ein F.selsrüc ken xwis« hen «wei Fialen. Don l'nler- salz sc hmih kt. .ähnlich wie in Boisheim, eine Datxlellung ' "* ' ' '' " '**

rclief; Christus sitzt mit seinen Jüngern um die längliche sc' •>•

in dein liuciilar von 1698: In eadem ec t le*sia reperilin ai , aple e.xtruc tum pro absc ondendis et ree ondenelis lam iwuri» vjim« tiunin » Irtn»

Fig. 14. Dillken. Taurtlcin in Jei rheiLävhc.

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36

KREIS KEMPEN.

breitrandigen Pilgerhut.

Pfarrkirche, pore belli. H(X- in tabernaculci est repositum argenteum ciborium cum Capsula argentea corporali benedicto provisa, in qua s. cucharistia reservatur pro infirmis civitatensibus. Dieses Ciborium ist dasselbe, welches noch jetzt für die Krankenprovisur in der Stadt gebraucht wirtl. T.iufstein. Taufstein in der Tauf kapeile (dem ersten Joche des nördlichen Seitenschiffes),

spätijothischc Arbeit aus dem Ende des i5. Jh., aus Sandstein, übermalt. Auf einer quadratischen Plinthe erhebt sich ein achtseitiger Schaft mit dickem Knauf und kleiner achtseitiger Kuppe, alles einfach profiliert. Der Messingaufsatz ist modern. Inventar von i698: Item in fine ecclesiae reperitur fons baptismalis bene occlusus et obser- vatus (Fig. i4). Holzfiguren. Holzfigurcu in den Seitenschiffen : S. Jakobus und S. Antonius, um i5oo, mit

scharf ausgeprägten, harten Formen, Jakobus mit gutem bärtigen Kopf unter dem

Die Heiligen Sebastianus, Donatus, Agatha, Cäcilia, Eligius, Severinus, ba- rock, Ende des l7. Jh., mit weissem Öl- farbenüberzug und leichter Vergoldung. S. Barbara, barock, Ende des i7. Jh., mit alter Polychromierung.

Lebensgrosse Gruppe der h. Anna mit Maria, um 1680 i7oo, auf reich- geschnitzter Rokokokonsole von braunem Holz mit vergoldeten Zierraten im nörd- lichen Seitenschiffe. Die Mutter Anna als würdige Matrone, in der linken Hand ein offenes Buch haltend, belehrt das Kind Maria, das fromm die Hände über die Brust kreuzend sich an sie schmiegt. Sehr reich in der Gewandung, mit feinem Motive im Faltenwurf durch das seitwärts gestellte rechte Spielbein Annas, aber etwas unruhig in der Gesamtwirkung. Alte Polychromierung, die Gewänder weiss mit goldenen Säumen. Leuchter. M 6 ttcn 1 euch t er , spätgothisch, schmiedeeisern, auf drei Füssen, mit dreieckigem

Lichteraufsatz und Pult, in den einfachsten Formen, in der Tauf kapeile (Fig. 1 5 ergänzt). Acht Wandleuchter, barock, von Messing, mit einfachen getriebenen Schildern. Von verschwundenen Gegenständen erwähnt das Inventar von i698 noch: Item a latere summi altaris reperitur magnum confessionale et in choro repe- riuntur sex stalla spectantia ad dom. pastorem, sacellanum et tres beneficiatos vicarios et custodem. Item reperiuntur sedilia pro magistratu et consulibus, item receptaculum pro expositis reliquiis. Ausserdem genannt: In medio choro pendula lampas, retro summum altare Organum (vgl. Dyckmans, Chronik S. i9), tres coronae ex cupro, pen- dula statua b. Virginis in medio navis ecclesiae. Holzfiguren. In dcr Sakristei: Holzstatuette der Madonna, 36 cm hoch, Anfang des

i5. Jh.: Maria, mit offenem reichen Haar, das unter dem Stirnreif auf die Seite ge- strichen auf die schmalen abfallenden Schultern herabsinkt, hält mit beiden Armen das völlig bekleidete Kind, das in einem Buche liest. Die Gewandung zeigt reichen, leicht eckigen Faltenwurf mit grossen Motiven. Die Rückseite ist flach behandelt.

Fig. 15. Dülken. Meltenleuchter in der Pfarrkirche.

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DÜLKEN.

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Hulzfigur des h. Cornelius, des Tatrons der Kirche, nur während der Oktave in der Kin he aufgestellt, in ein Drittel-LebensgMsM-, gute aber charakt«r! neu poly< liroinierte Arbeit der I. H. des i6. Jh. mit spit/.«-rn Oesirht und hniai>-ti S< hultern.

Wasserkanne in (jelbguss aus dem i7. Jh.. bau« higer Kexsel mit zwt-i AusHu-vs- rühren, in rohe Kiipfe endigend, mit haii)rundem Hi-nkel, an dessen Enden sieh ruhe m<liinli«h(^ Köpfe behnden. Ganz ühniiehe Kessel, wahrseheinlieh aus derseU>en Fabrik stammend, in einer grossen Zahl von Kirchen des Niederrheins, so zu Winnekend«)nk, Twisteden, Leuth, Kevelaer. Die krugartige bauchige F"orm komnU zuerst an einem Weilikessel des l6. Jh. in S. Cunibert zu K<>ln vor (Fr. Boc k, Das heilige K<>ln Taf. XIII, 48).

Monstranz, spütgothisch, aus vergoldetem Silber, zur Seite des Glasgehauses mit den Figuren der Patrone Ulrich und Cornelius, über der Kuppel mit der Figur der Madonna in Silber geschmückt. Erwähnt im Inventar vim l698: monstrantia deaurata et debite ornata, (juae reposita est in sununo altari in tabenificulo deaurato (das letztere nicht mehr erhalten).

Ciborium, in Rokokoformen. \on Silber, innen vergoldet, inschriftlich von i793

Kasel mit aufgenähten Streifen, i. H. des i6. Jh. Der Lüngsstreifen iler \'order- seite zeigt eine Kolner Borde mit den zweimal wiederkehrenden Namen in gothLschen Minuskeln: jhksus, m.vri.v; das Kreuz der Rückseite enthalt die Darstellung Christi am Kreuze, über ihm Gottvater in Wolken, um ihn vier Engel, in Kelchen d.'is Blut auffangend, am Fusse des Kreuzes die zusammenbrechentle Maria, von Johannes gestützt. Am unteren Rande erscheint tue Ilalbfigur einer anbetentlen weiblichen Gestalt, wahrst heinlich der (jeberin. Die Figuren sind rot «-ingefa.vst. nur tlie Kopfe in Applikation lu-rgestellt. Der C]rund zeigt reiche plastisch wirkende Stickerei mit Gtjidnulen in Cberfangsti« ii.

Kasel mit aufgen.'lhten Streifen, i. 11. des l6. Jh. In «lern Kreuz der Rückseite ein in der Mitt<' <lurchgczogcner Balken, von dem nach beiden Seiten Ranken mit fein stilisii-rten Blüten ausg«'hen; die Cirunilformen der Blüten bilden Fuchsien uml Glockenblumen. In der Mitte Christus am Kreuz, am F'usse ein Wap|K*n. Auf der Vorderseite ein L.'lngsstreifen mit dems«'ll)en ( )rnament. D.izu gehörig und gleichzeitig zwei Dalmatiken mit aufgen.'lhten Streifen aus Kölner Borde.

(blocken. Auf jeder wiederholt sich die Inschrift: ALEXIfS PETIT EN llENKUis SEYNEN zooN hkhhkn .\ii( h (.e(K)ten anno i78o.

Ausserdem tr.'lgt tlie grösstc ilie Inschriften: l) aVres DVM soxItans TANGO Cor (;r.\tIa tanclvi- C<)i:Lk.stIs (jVae Vos In pIa Vota trahat (i78o>. a) ixxtR

MKYN GELKUl) MOKK IK HKKKNNl MKN <i<)HSI)IKNST KN MET I.EVEN'iFNI).

Die mittlere: oValso VDaI.rICVs sIt nosikr I\'(ils aMICVs (i78o>. Die kleinste: La\'Dis DonaiI RE.st)No, o\l i\I.«.\ra pfI-Lat. PRtiTrr.AT InDIükn'as pR()si:LVr()S(.)iiK sImi'L (i78o).

Im D.nliKiter zwei kleine (ilo«ken. Die grössere mit den IiiMhnflcn:

l) JACÜU CLÄREN IN KOI.N GOSS MK II ANNO l785. i) AD LAUHEM Dtl

Die klein.-re milden Inschriften: l) IksVs MarIa Ioskph HAS aeDk-s (. rVCe sI(;natas iVLiiVRi; prothiant (i774). 2) ai.fxiis pktit mk kkmt.

Eine KRFr/KArKI.I.E und eine M arim k apelle bef.indrn sich au^M-rh.ilb der Stadt. Beide werden in dem Inventar von l698 genannt: Extra oppitlum -»unl duo s.u eli.i «•( ( lesiae parro« hi.ili incorporata. uH>ote s. Crucis et ». VirgintM M.irur, in (|uibus reperiuntur duo alt^iria cum portatilibus cunvenientcr «»mala. Dir rr>.tcrr, »rhon

Pfarrkif

Gcf»k

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38 KREIS KEMPEN.

Kreiij. i45o in der Stiftung Arnold Gruitcrs erwähnt (Norrenberg a. a. O. S. 88), wurde

kapeile. ^.^^^^ ^^^g ,^^^ uiugebaut (Ablassbrief des Weilibischofs Heinrich \on Köln von i478

für die, qui pro aedificatione domus sanctae crucis extra portam laboraverint) und am

28. Juni i5oo von dem Generalvikar Theodoricus, Bischof von Cyrene, geweiht (Urk.

im Pfarrarchiv Nr. 6). Sie lag ,baussen an der Steinenportzen', i838 abgebrochen.

Erste Die jNIARIEN KAPELLE ,vor der Lindenportzen' wird schon in einer Rent-

kaVcHe! vcrsclireibung von i42 2 erwähnt; im Hessenkriege ist sie ,in undergangk kommen und gantz ruinirt', ward aber wieder aufgebaut und erst i847 abgebrochen.

Zweite Eine ZWEITE INIARIEN KAPELLE lag am Ende des Pastoratsgartens auf der

k.nVeHe. Klostergasse. Sie wurde 1625 gegründet (Gelenius, Farragines IX, fol. 33o), i734 im Achteck erneuert mit Schieferdach und kleinem Dachreiter, der eine Schelle barg mit der Inschrift: bartholomaeus cunder goss mich i76o. In einer Nische im Innern

HüLzhgur. befand sich hinter einem Gitter vom J. i 763 eine Holzstatuette der Madonna, welche nach dem Abbruch der Kapelle in der neuen von Wiethase erbauten Marien- kapelle auf dem Altar ihren Platz fand. Gute Arbeit des i5. Jh., 9o cm hoch, poly- chromiert. Der runde Kopf mit sehr schmalem Gesichtchen, weichen Wangen, aber energisch modelliertem Kinnbuckel, wird von reichen offenen Haaren umgeben, die unter der Stirne hervorquellen und auf die schmalen Schultern herabfallen. Die Rechte hält das Szepter, die Linke ist halb erhoben. Pfarrhaus. PFARRHAUS (vgl. Nrh. G. n, S. 56. Norrenberg a.a.O. S.9i. Binterim

u. Mooren, E. K. II, S. 53). Der alte ,Widdenhof' lag mit der Fronte nach der Kirche zu, mehrere Stufen führten zu der Erhöhung empor, auf der die Kirche errichtet war; 1668 wurde der zweite, i863 der dritte Neul)au aufgeführt.

HoUfigur. In der Pfarre eine kleine 3o cm hohe Mariastatuette (Holz), neu poly-

chromierte gute Arbeit des i5.Jh. Die Mutter mit Krone, in reicher Gewandung, das

Kind halbnackt, spielend, in der linken Hand eine Traube haltend. Ebendort die

Halbfigur des h. Cornelius aus Eichenholz, handwerk.smässige Arbeit vom 16. Jh.

Kreuzherren. KREUZHERRENKLOSTER. H an d s ch r i f 1 1. Qu. 46 Urk. von i479 1766,

k 1 o s t e r.

Akten über die Güter vom iS.Jh. an, darunter Grenzabsteckung des Klosterhofes i7o8 i7i5 im Staatsarchiv zu Düsseldorf (Dülken, Kanonie, R i).

Das Kloster wurde i479 vom Grafen Vincenz von Mors errichtet (Joannes WiLMius, Narratio rerum Kempensium, Handschrift im Pfarrarchiv zu Kempen p. 57: i479 Vincentius comes a Mors et Sawerden monasterium Cruciferorum Dulkenae .... abbatis Gladbacensis d. Wilhelmi Roever venia, cui parrochiae cura commissa erat, fundavit et fere indotatum reliquit, cui comiti Dulkensis civitas subiecta erat) mit Erlaubnis des Dülkener Pastors (Fahne, Cod. dipl. gentis Bocholtanae Nr. 59, S. 78. Geleniu.s, Farragines VIII, fol. 397) und des Generalvikars des Kölner Erzbischofs Ruprecht. Die Klosterkirche ward schon i49i eingeweiht. Das Konsekrations- instrument (Dokumentenbuch des Klosters im Pfarrarchiv) nennt fünf Altäre, der Liber procurationum et petiti(jnum archidiaconi Xantensis (Binterim u. Mooren, E. K. II, S. 2o) nur einen. Der Bau des Konventes, der gleichzeitig in Angriff genommen war, ist schon am 1 2. Juli i496 durch einen fürchteriichen Orkan zerstört worden (Doku- mentenbuch: i496 in profesto s. Margarethae circa sextam horam vespertinam repente a septentrione orta est terribilis tempestas cum terribili tonitruo, quod aliquot ecclesias et turres evertit, horrea et aedificia prostravit, arbores radicitus evulsit, ubi et nova domas Crucigerorum funditus corruit), so dass ein Neubau notwendig wurde. Die französische Regierung schenkte Terrain und Gebäude der Gemeinde, die es zu Vikarieen und einer Elementarschule umgestaltete. Die Kirche brannte i872 ab.

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DÜLKEN GREFRATH. 39

STADTBEFESTIGUNGEX. Die- ganze Stadt war Kiule des i4.Jh. mit B.. ciiur Kiii<,Miiau(r iiiiif^fhcii wtjrdcn, aus ilcr runde, na« h innen olTene Türme vor- '*"'"■ sprangin (Nokkkniu-.k«; a. a. ( ). S. 64) ; \valirs( lieinli« h rührt der Au>l*au der Bof. --ti- gung von Graf Friedrich \im Moers her. Die Stadt wirtl schon l4o5 als tirmata \iii.i genannt (Lacomulet, UB. IV, Nr. 36). Die drei Tlir»re, die Lindenpfortc, die Steinen- pforte und die Brink- oder Bruchpforte waren dureh Ciraben, Wall, Mauern und rallisadcn verbunden. Zwi.sehcn den Thoren befanden sie h mehrere Tünne, l568 zwölf, i6o9 .s( hon neun/.elin. Krhalten ist von den Türmen nur ein einziger, der Cjefangencn- turm, von der Ringmauer sleiien nur Reste im Südwesten und Südosten der Wall- strasse. Tünne wie Mauer bestanden aus Bac ksteinen.

RATHAUS, einfaclier Bau des i.S. Jh. Die Hausthür zeigt zierliche Rokoko- Raihai fülkiiigcn mit Muse lu Iniotiw n, darüber ein Fenster mit geschwungenem sehmie«le- eiscrnen Gitter. An den Thüren und Treppen im Hausilur gleichfalls hülische Rukokoornamente.

Im Rathause: Tri ii kliecher von Messing, bei den SchüfTensitzungen gebraucht, Tfiakt»cci mit dem eingravierten Wappen von Dülken (Lc'iwe einen Turm in ilen I'ranken hal- tcncl) und der Inschrift: 1662 i. c.

.Stad tsiegc'l voi\ .Sillier, milleist eines Scharniers an c-inem .\nhiinger l>efej»ligt, Su4liai«| mil dem Wappen der Slaell und tlc-r Jaiireszaii! l634.

i'R I \' AT HÄUSER. Backsteinbauten mil abgetreppten Gieln-In und verzierten Pri»«i Fü.senankern, Lange Stras.se 10 1. io3.

Backsteinbau mit geschweifte-m Giebel von i752, Blauensteinstrassc l5.

In dem Hause Fe ke der Gasstrasse und Langen Stra.sse in viereckiger Nische Skaiptw unter Cilas eine gute gothische Pieta des i5. Jh., aus Holz, neu polvc hromiert. in halber Lebensgrc")sse. Maria mit Selileiertuch um das Kinn und einer Art Benediktinerinnen- haube li.'ilt den Leie linam ilires Soiines e|uer auf dein Sc ho.ss, mit ihrer Linken er- greift sie C'iiristi Linke, des.sen Rechte schlaff herabhängt. Die nackten Fonnen sind hart und eckig wiedergegeben.

.\ii der abgeschrägten Ecke der Pfarrhofsmauer nach der Mo.seLstnisse zu in einer Nische eine kleine rohe Holzfigur, Maria nut Kinil. ilürflige |)o|yclin»miertc Arbeil des 16. lli. auf .Samlsteinkttnsole.

(;ri:fraiii.

I'F.\RR Kl R( HK (bis. Laure utii m.j. P. NoRRKsnERr,. Geschichte der Herr- pr»rikit< lic hkeil (irefralh. Beitrage zur Lokalgese hie hte des Niech-rrheins, IV, Viersen lSS5 Über die Pfaire- vgl. Xrh. G. 1882, S. 56. Fr. Ni;i IEMIELM. (iesthichle der S huirn im .ilteii Ibrzoglum (icldern S. 7oo.

1 1 .iiiilsi hriftl. (^)u. Kcntbüclur und .\mtsret hnungen di> Amtes Krirkenbrt.k im l'idvinziakirchiv zu Arnheim.

Eine Kirche zu CJrefrath wird bereits ')H ciwahnt ^IJlNrtRlM u. M»H»Kr.x. G*^h. K. K I. S. 253. - Faiisi:. Die Dvnasten von Bocholt/ I. S. a8n. In den J ii77 und I2i9 wird sie in \'eTbinclung mit tier .\btei Kn«*« li'-'- •'■ " •■••> -ix'» •'• < iVif^« Honorius 111. iie-bst amlerc-n (iute-in auch den Besitz, von de Grcvcnroile . . . ccclesiam cum pertinenliis suis ccjulirnumuH. Au» dem CharluLir

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4o

KREIS KEMPEN.

Beschreibung.

Turm.

Pf.-.rrkirche. aer Abtoi im Staatsarchiv zu Düsseldorf, p. 9). Da in der ii55 von Friedrich I. aus- gestellten Bestätigungsurkunde der Knechtstedener Besitzungen Grefrath noch nicht genannt ist ^Lac-omblet, UB. I, Nr. 384), so fällt der Erwerb dieses Patronates zwischen IT 53 und I2i9. Das letztere Jahr giebt eine Handhabe für die Datierung des ältesten Bauteiles. Die ältere Grefrather Kirche war \crmutlich eine Gründung des Geschlechtes vtm Greverode, das um die gleiche Zeit urkundlich zuerst auftritt (Lacomblet, U B. II, Nr. 96), und das einen Zweig der grossen Familie von Wachtendonk und Krieken- beck bildete (nach Ausweis des Wappens bei Fahne, Geschichte der Grafen, jetzigen Fürsten zu Salm - Reifferscheid, Köln i858, II, S. i92). In dem Kampfe zwischen Herzog Adolf von Jülich-Berg und Graf Arnold von Egmond ward Grefrath i424 von den Jülichern überfallen und niedergebrannt (Norrenbercj a. a. O. S. 26). Wahr- scheinlich verbrannte damals auch die Kirche, von der nur der Turm stehen blieb denn der Neubau von Schiff und Chor stammen aus der Mitte des i5. Jh. Der Brand des Dorfes während des Hessenkrieges im J. i642 Hess die Kirche unversehrt (E. VON Schaumburg, Ann. h. V. N. XXXVIII, S. 72. Nettesheim, Geschichte der Stadt Geldern S. 4i6. Eingabe der Landstände an den Generalgouverneur im Gräflich Hoensbroech sehen Archiv zu Schloss Haag).

Dreischiffiger gothischer Bau mit östlichem Chor von der Breite des Mittel- Schiffes, anstossender Sakristei und in die Mitte der Westfa^ade eingebautem Turm.

Der Turm stammt allein noch von der älteren Kirche, deren Erbauung kurz vor I2i9 fällt. Er erhebt sich in vier Stockwerken und besteht aus Tuffsteinquadern, nur die Einfassung des Portals und die Säulen der Fenster im oberen Stockwerk sind aus Hausteinen gefertigt. Das Westportal ist im Rundbogen geschlossen und zeigt in den Gewänden je eine freistehende Rundsäule auf Basis mit Eckblatt und mit einfachem Würfelkapitäl, die sich über dem Kämpfer in einem Rundstab fortsetzt. Das Tympanon ist durch einen einfachen Sturz geschlossen und ohne jede Verzierung. An den Nord- und Südseiten des unteren Stocks zeigt der Turm nach den anstossen- den Jochen der Seitenschiffe zu eine Verzierung durch Rundbogenfries. Dieser bildet auch das Verzierungsmotiv für die drei oberen Stockwerke, im zweiten und vierten Geschoss ist er durch eine mittlere Lisene unterbrochen. Die Glockenstube hat einfache, romanische, gekuppelte Fenster, die trennende Mittelsäule zeigt einfaches Würfelkapitäl mit Kämpfer.

Das Mittelschiff und das nördliche Seitenschiff sind beide gleich hoch und aus Tuffstein aufgemauert, das rechte Seitenschiff ist bedeutend niedriger, die dadurch ent- standenen Felder der Scheidemauern über den Arkaden sind mit modernen Wand- malereien geschmückt. Die Stützen sind Säulen, nur die beiden östlichen achtseitige Pfeiler. Die Rippen der Kreuzgew(")lbe setzen an den Säulen und Pfeilern auf ein- fachen Kämpfergesimsen auf, welche durch vier übereinander vorgekragte Platten gebildet werden, in dem nördlichen Seitenschiffe auf einer herabgeführten Dreiviertels- säule, im südlichen auf zwei Dreiviertelssäulen, die zur Seite eines Pilasters treten, der sich in einem das Seitenschiff überspannenden Quergurt fortsetzt. Im nördlichen Seitenschiff zweiachsige Fenster mit sauberem gothischen Masswerk. Im Chor setzen die Rippen ebenso wie im nördlichen Seitenschiff auf Dreiviertelssäulen auf.

Altäre sämtlich neu.

Holzfigur einer thronenden Maria im südlichen Seitenschiff auf gothischem Unterbau, gute neu polychromierte Arbeit der i. H. des i5. Jh. Auf einem hohen, mit einem E.selsrücken und zwei Fialen abgeschlossenen Thron sitzt Maria steif en face, die langen Locken, die das feine Antlitz umrahmen, unter der Krone an den Schläfen

Altare. Madonnenbild.

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CREFRATH - HÜLS.

4l

zurüc kgestrirlien, mit Ihn hrr Rrust und s< htnalcn Imltcrn, das Szepter in der Rwhtcn. Pf»rri Auf ilirrni linken Knie steht im lanpen Hemd« hcn das Kin<l, mit der reihten Han<l (las Kitin (l<-r Mutter liebkosend.

Kino Reihe messingener Wandlcuch ttr mit getriebenen S< hijclen aus der Ufchtt 2. II. des l8. Jh.

Vor dem südli( hcn Nehensehiff befindet si( h eine, jetzt restaurierte, uiit einem Kreuzgewölbe überdeckte kleine Vurhallr. an ihrer südlii hen Aussenwand in einer Ni.sche eine ganz ruhe Kreuzigungsgruppe aus dem Anfang des l8. Jh. HoUftgor

Auf dem Kir« hlmf einige IIa« he schmiedeeiserne G ra bk reuze in guter S hmietie- «irabkr« techiiik aus dem Anfang des iS. Jh.

KANON I KENSTI FT. ImJ. ii77 überweist Or.'lfin .Meidis v..n M.ilba« h K.ooo.k zum Seelenheile ihres Gatten, des Grafen Albert, die Kirche zu (Jrefrath zur (Jrümhing *"'*' eines Kanoniken- Kollegiums und schenkt dazu Hofe in den Kirch.spielen ( irefrath und Niirvenich, zu Poll, Lutlendurf, Dernau und ( )berwinter (L.\< omhi.et, U B. I, Nr. 462). Ks ist zweifelhaft, oi) die Stiftung zur Ausführung gekonunen (XoRRENnERti a. a. O. S. l5), bauliche Reste liegen nicht vor. Hintkki.m u. .Moorkx, K. K. I, S. 87 berichten von einer Pjnweiliung der Kin he im J. llS5, verwei hseln aber d;is (Jrefrath im Kreise Kempen mit dem gleii hnamigeii < )rte im Kreise Neuss. Auch die aus dem gleiclien Jahre stammenden Berichte über \\'under in einer Kirche zu (irevennle (Aeg. Gelemus, Vinde.x libertatis ecciesiasticae et s. Martyr Engelbertus archiepis4-opus ( oloniensis, Ki'Ün i633, p. 265) beziehen si( h auf das Neasser Grefrath (vgl. darUlK-r Kremek, Akad. Beitrage III, S. 58). Au< h von der schon ijSo erwähnten « uria. (|ue di( itur Byrkc (Lacomblet, U B. II, Nr. 358), die noeh jetzt in den» Hirkhof im Kirchspiel Grefrath fortbesteht, haben sich keinerlei iUtere Baulichkeiten erhalten.

HÜLS.

Hkr.m.wn Keussen, Geschichtliche Rüikblicke auf tlie nflchste L'm. Crefelds, Crefeld i867. Ders., Der Hülserberg unti seine Umgebung. CrefcKi i5a<. Über dir I'farre: Nrh. G. 1880, S. 32; i884, S. 63.

II andschriftl. (Ju. Kurze Gemeiiulechronik im Bürgermeisterei.imt (Acta Fach G, C'onv. i). Designatio ecciesiarum in distrit tu christianitatis Suchtclonsi» in d«ii Farragines des Gelenmi^s IX, fo|. 33o (Köln, Stadtarcluv).

Fragment ties alten I.agi'rbuches aul Papier mit Nachrichten von lSa8 an, gr- .srhriebeii 1 600 I.ilier aiiniversariorum et redituum pastoralium sub manu r. il.

Wii.uKi.Mi Di: Ulis (|uoi)d.iiii pastoris in Hüls « irca a. i5o7 «'l sul) manu r. d. IIksrK'I L()i;s(ii;Ns tiita a. 1 58o pastoris cons« riplus beide im TLirrar« hiv.

Ansii hteii. 1. Kopie einer Ansicht des ( )rtes aus thr \'ogel|M'rs|H"klivc in der .\rl einer Kaite mit genauer .\ngabe der I.okalit.lten aus der I. H. tics l6. Jh. im Bürgermeisteramt: Abri.ss des Fletkens Hüls, wie auch der Burg, wie es dainahb \\»r 3 4oo Jahren g«baut worden.

2. Stich Von Fr. HoüLniu K<i l583. tlie Bel.igerung von lUils* ilai^lellmd

Nr. 239, Nr. 625 des ganzen Werkes nach dem \'erzeichnis von F. MfLLiR im Navorscher 1860, p. 21).

3. Stich von i642; Conllictus intcr l.aml>oiano> et GallovimarirnM^ ,\bbilduni:? des Trellens zwisi hen ihr Kaiserjit lien und Wcimari.H» h-fratu«>kiMl»en Ann-

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42 KREIS KEMPEN.

1 7. Jan. 1 642, wiedergegeben in: Schauplatz des gegenwärtigen Kriegs durch accurate Plans von tlen wichtigsten Bataillen und Belagerungen, Nürnberg i758, II, zu pl. 26. Zuijleich erschienen als Beilage zum Crefelder Geschäfts- und Unterhaltungsblatt i758. Zur Ergänzung heranzuziehen der Plan ,de slacht geshiet by Hückelsmey' im Besitz des G\-nniasiums zu Kempen und der Plan im Theatrum Eurupaeum IV, p. 818.

4. Stich von Wenceslaus Hollar, darstellend die Belagerung von Hüls i645 (Vgl. |. |. INIerlo, Wenceslaus Hollar und sein Aufenthalt zu Köln in den J. i632 bis i636: Ann. h.V. N. XXXIII, S. i7o. G. Parthey, Wenzel Hollar, Beschreibendes Verzeichnis seiner Kupferstiche, Berlin i853, 8. 11 5, Nr. 556). Pf.irrkirche. PFARRKIRCHE (tit. s. Cyriaci m.). Bartels, Vorträge über die sinnbild-

liche Bedeutunir der christlichen Kirchen und ihrer Bauformen. Mit besonderer Beziehung auf die neue Pfarrkirche zu Hüls. Hüls i872. Geschichte. Die Geschiclite der Kirche ist mit der Geschichte des Geschlechtes von Hüls

eng verknüpft, die erste kirchliche iVnlage war ein Oratorium in Castro Hüls (Binterim u. Mooren, E. K. I, S. 2 So). Der Ort erscheint zum ersten Male im J. 1 144 (Binterim u. Mooren, D. C. I, S. I25). Im J. 11 88 wird zuerst das Geschlecht de Hulsa genannt (Binterim u. Mooren, D. C. I, S. i57 Lacomblet, UB. I, Nr. 5i4), dessen Glieder 1242 (Binterim u. Mooren, D. C. II, S. 27) als milites erscheinen.

Eine Kirche bestand in Hüls bereits I2 25 : in diesem Jahre ist Rudolphus sacerdos de Hülse Zeuge in einer Kölner Urkunde (Binterim u. Mooren, D. C. I, S. 186). Der zwischen 1258 und I29i abgefasste Liber procurationum et petitionum archi- diaconi Xantensis l)erichtet: Hülse filia ex Kempen, ecclesia s. Cyriaci, habet com- municantes 7oo. De Hüls armigeri praesentant. Praepositus Xantensis instituit. Rector habet partem decimarum (Binterim u. Mooren, E. K. II, S. i9); i37i wird bereits ein pastor ecclesiae in Hüls genannt (Urkundensammlung des Protonotars Jansen im PfiLrrarchi\- zu Kempen p. i3).

Die zweite Kirche wurde am 4. April i434 eingeweiht (Binterim u. Mooren, D. C. II, S. 339; vgl. Nrh. G. 1880, S. 32). J. Wilmius, Narratio rerum Kempensium (Pfarrarchiv zu Kempen) p. 29, berichtet: i434 ecclesia parrochialis in Hüls ipsa dominica, qua cantatur Quasi modo geniti infantes, consecrata est a Wilhelmo Dei gratia episcopo Albicastrensi, suffraganeo et vicario generali Theodorici archiepiscopi. Nach einer Eintragung im Lagerbuche p. 2S wurde die dedicatio ecclesiae indessen am ersten Sonntag des September gefeiert. Der Turm stürzte, vermutlich infolge der Drangsale, die der Ort nach der Schlacht auf der S. Tönishaide erlitten hatte (E. von Schaumburg, Die Schlacht auf der S. Tönishaide am i7. Jan. i642: Ann. h.V. N. XXXVIII, S. 5o) ein, 1660 erteilte Kurfürst Max Heinrich die Erlaubnis, 25 Morgen Gemeindeland zur Wiederherstellung der Pfarrkirche zu veräussern (Gemeindechronik), 1662 war der Turm noch nicht vollendet (Lentzen, Heimat i875, S. 4o).

Schon während des Truchsessischen Krieges wurde die Kirche i583 ausgeplündert und ihrer Schätze beraubt. Die Belagerten rissen die Heiligenbilder aus der Kirche, banden sie auf ein lahmes Pferd und trieben dies dem feindlichen Lager zu (Eyzinger, Der historischen Relationen erster Teil, Ausgabe von i592, S. 28. Isselt, De hello Coloniensi, Köln l584, p. 4ii). Deschreibung. Die jctzt durch einen geräumigen Neubau von Heinrich Wiethase ersetzte Kirche

(Fig. 16) war von besonderem Interesse durch ihren eigentümlichen Grundriss. Die vier Joche des Mittelschiffes I waren von ungleicher Länge, die Seitenschiff joche setzten sich ganz unregelmässig an das Mittelschiff" an. Auffallend klein war der nur aus einem Schlussjoch bestehende Chor II. Die Pfeilerbündel, bestehend aus einem Kern, vier

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HÜLS,

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alten und vier junf,Mn r)i<nst<ii, /.eisten den Kinlliiss Xantens. Südli« h des Tumu-s III prarrk!r< lag (in rcrlitwinkrligtr Anbau \', tl<r im untt-rt-n Kaunie das Sprit/.i-nhaas, im ( »U-r- gcs( lioss die Schule entliirlt. Nordlii h stiess an das S«-Mti-ns(hirt' rin zweisti'x kigi-r Kapelk-nlKiu IV, dessen (Jbergcsdioss als Betraum für die Nonnen diente und durch einen oflenen (Jang iiiil der nordristlit h von der Kirche gelegenen Klüse VI (s. u.) verbunden war. Südlich von dein Kirchhof lag die Küsterei VII, westlii li das alte Gastiiaus zur K-.m \III. \c.m ehr Kirche ist nur der Turm stehen geMieln-n, der jedcjch einen neuen Mantel erhallen hat.

Fig. 16. lliiU. Grunclr!» der P&rrkirch«.

Alt. 'Ire modern. Auf dem Josephsaltar im sOHlichrn Seitenschifl tlrri hand* wcrksm.'lssige und wertlose Kiguren, in Kinhall>leben>gri'»vse, dick mit (»ICi!..- nln». strichcti. aus der 2. II. des i7. Jh.: S.Joseph, S. Cvriakus. S. Joliann vim N ersten iniden aus Hol/, die letztere aus Thon.

l>i' larraglnes des ( Iivl-ENll'S IX. fol. 393. nennen \ier AUarr. geweiht tlrn Heiligen Cvriakus, Sehastianus, Antonius uml der h. Jungfrau. In den Familirn| <li r Familie Klockner (im Besitz des Herrn V. A. KKwkncr in Kempen IK loi. lüi wird unter di-m ]. l6o4 noch ein S. I.iki»l»sallar erwähnt.

S.i k ra men tsli.'l uschen. gute gothisc he Arbc-it in Siindstein ms .If» \!iii.- A, > l5. Jh., hinter dein ;\ltar eingemauert. Da-» re» l«twmkiline. mit v- eisernen Gitter verschlossene Gehäuse, von gut prohlierlen rfeilcm n

"Ukr

4.?

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KREIS KEMPEN.

Gemälde.

Gefässe.

Pfarrkirche, sich iiacli obcii iu Fialen fortsetzen; den Abschluss bildet ein Eselsrücken unter ihm INIasswerk mit Fischblasenmoti\en. Kaiuei. Kanzel, plumpe Barockarbeit des i7.Jh., teilweise erneuert.

Orgel. Orgelkasten von i784, einfaches geschnitztes Holzgehäuse mit geschwungenen

Rokükoguirlanden. Skulpturen. Holzfigur dcs sitzcudeu Christus, nur mit einem Schurz bekleidet, der

Körper eckig, die Arme dürr, in der Rechten die Rute, mit gut behandeltem Haar und Bart, Arbeit des i6. Jh.

Pieta aus Holz, polychromierte wertlose Arbeit des i7. Jh., in der Vorhalle.

In der Sakristei : Vlämisches Gemälde des i7. Jh. mit der Darstellung der Ent- hauptung Johannes des Täufers.

Silbernes Reliquiar in Kreuzform, 3i cm hoch, Anfang des iS. Jh. Der Fuss mit einfacher sechsblätteriger Rose, der Rand durchbrochen, die Kreuzarme um das Mittel- medaillon mit Krabben besetzt.

Reliquiar aus Silber, 28 cm hoch, i5. Jh., auf sechsseitigem Fuss, ein cylindrisches Glas- gehäuse mit Zinnenkrönung, über der sich eine Turmspitze erhebt.

Trinkbecher, aus Messing getrieben, 2 1 cm hoch, niederrheinische Arbeit aus den letzten Jahrzehnten des 16. Jh., mit vorzüg- lichen Renaissancemotiven, der Mantel in drei ziemlich symmetrisch behandelte Teile zerlegt, deren Mittelfeld eine Früchtegruppe zeigt (Fig. i7).

Monstranz, hoch 68 cm, von i698, mit herzförmigem Gehäuse, aus getriebenem Sil- ber, zum Teil vergoldet, mit den Figuren Gottvaters und Marias, zur Seite je ein rauchfassschwingender Engel.

Leuchter von i7o6 in getriebenem Silber.

Monstranz von i75o mit getriebenem Fuss, das Gehäuse herzförmig, mit den ge- triebenen Figuren Gottvaters und der Heiligen Cyriacus und Antonius, ohne Wert. Rokokokelch mit reichen, getriebenen Ornamenten von i787. Zwei weitere Kelche auf sehr breiten Füssen, mit getriebenen Rokoko- omamenten bedeckt. Gewänder. Chormantel des 16. Jh. mit Granatapfelmuster in reichem Blätterkranze, grünes

Dessin auf grauem Grunde mit Goldfäden in Überfangstich.

Eine Kasel und zwei Levitenröcke aus Rips mit reicher Seidenstickerei des 18. Jh. Glocken. Glocken. Die grösste mit der Inschrift: s. cyriaco servio de illustratibus

ET GENEROSIS DOMINIS ET COMMUNITATE HULSEN.SIUM REPARATA ANNO l647. PETRUS

HEMOXY .ME FECIT. Darunter ein sehr fein modellierter Fries mit reichem Renaissance- omament in leichtem, gefälligem Relief. Über den Guss vgl. Lentzen, Heimat i875, S.4o.

Fig. 17. Hüls. Trinkbecher in der Pfarrkirche.

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HÜLS.

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Cicilic klotiri kircbi

Ccackicki

Die mittlere modern. Die kleinste mit den Bildern der Heiliycii Evrardas und PUrtkltt Nikolaus und unleserlicher, sclilei lit j^eformter Inschrift vom Ende des |4. Jh.

F. K. VON Mr;f<i.\f;, Ges( :hi( hte der Hurgen, Rittergüter, Ahteien und Klr>.stcr in den Kheiulanden, Köln i833, VII, S. 55, erw.'lhnt die (irabsteinc des 1622 den l9. April verstorbenen Engelbert von Eyl, Herrn zu (iastendunck und seiner 16 18 den 2. Mnrz verstorbenen (iattin Elisabetha geb. ob dem Berge beide nicht mehr vorhanden.

CÄCI LI EN KLOSTER KIRCHE. Ilandsc hriftl. Qu. Im StaaLsanhiv zu Düsseldorf: i67 Urk. (64 Urig.) von i378 i75i. Kopiar, begonnen i545, Il9 Blatter (B. 9i). Anniversar des Olcilienklosters, Kalendarium und Xekn .l.^gium mit Flintragungen vom 16. Jh. an (A. i45). Memorienbuch des CflcilienkMnvenLs von 1666 (A. i79).

Das Kloster wurde l468 gestiftet und v. im K«>lner Erzbi.sihnf Rupert bestätigt (J. WiL.Mil'.s, Narratio rcrum Kempensium p. 4o: i468 sub Rupert«» arehiepbicopo Coloniensi fundatum est monasterium Hül.sense S. Caeciliae C'onvcnt dictum ab eoque archiepi.sropo confirmatum. Die Urk. bei Bintkrim u. Moorks, D. C. II, S. 4i3).

Einsrhiffiger spätgiithistluT Bau mit vier Kreuzgewrilbeii und rinem Stemgew'.UM' Hei.htf im Clior, die stliarf pmlilicrten Ri])i)en setzen auf kurzen Dreivifrtel.s,s,'lulen auf, die mit einer Konsole abs( hlicsscn. An die Westseite stösst eine quadratische niedrige \'orhallc. Die Kirche enthalt nixh ihre ganze reiche, einheitlich thircligc-führtc Barockausstattung von i7i3 1736, die besonders in der Orgelbühne ein künstlerisches En.semble gewahrt.

Das Datum der Vollendung giebt die Inschrift mit dem Chronostichon: sf.ftIis In DIk C.vxT.MiliA'R tIhI Dr.o .sVpkr IVDRI.v IVstIciae tV.vk. ex ps.m.m. 118 {i736).

ll(i( hallar, barocker grosser Aufbau vnn i652 (Kopiar B. 9 ad ann. l652). Das Mittelbild, eine schlechte freie Kopie der /\'///>*7/jr sc hen Kreuzabnalune. umgeU-n rcchl.«i und links Je zwei gewundene Säulen, die einen geschweiften. durchbr«K-henen Gicl)cl tragen. Über den Thüren rechts und links hc'ilzenie Baldachine, auf der Evanpelicn- seite mit der Figur des h. Antonius, auf der Epistelseite mit dc-r des h Fran/.i>ku.s.

Ni'irdlic her .Seitenaltar mit Figur der Madonna.

Südlicher Seitcnaltar mit Figur des h. Joseph, beides einfache B;iriK.-k> arbeiten mmm .\nfang des 18. Jh.

Kanzel mit l-rcitreppe, das (Jeh.'luse wie das Treppengeländer mit reichen barocken Schnitzereien bcdeikt.

Die ( )rgc-lbüh ne, die zugleich als .S.'lngcTbühnc- und I !••» h* Imr lür die .^» huotorn Orc«iuiM dient, füllt die beiden wcsllie lun Joe he der Kirche und ruht auf Rundpfeileni mit brcitauslacle-nden Kampicrkapit.'llen. die geclrüc kte. mit weivMii Stuc kornamenten Utlet kte Krc-uzgew«'ilbe tragen. Dc-n Abs« hluss n.ic h Osi«-n zu bildet eine Balustrade in rrichcr H«»lzschnitzerei, die rechts und links v«in dci ehe Mitte einnehmenden Orjjrl je vier l'elcler zeigt, in ihrem unteren Teil mit EngeUkc'ipfc lien in Basrelief, im olnTen, «wei Drittel der ll,'i<h«- einnehmenden Teil mit dure hbr«H henen AralK~sken. die xu^lei« h ein (iittii ersetzen und de 11 Durchblick auf den Hochaltar gestatten. Der OrccI- kästen steht auf einem hohen Aufs.dz. der nach ( Kle-n neun Felder in drn Krihrn aufwc-ist, deren untere mit F.ngeKkopfc lu-n. die beiden oberen mit .KraU-^ken in \\i\s- relief gese hmüi kt sind: das Hauptmotiv des ( »rn.imenles bildet hier wie an der Tri- büne ein üppiges, gewiuulenes. entartete'S AkanthusblatI mit starken Stielen. Da» Material ist i>raungebeizle8 Eiche-nholz.

All««.

KbbmI.

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46 KREIS KEMPEN.

Pfarrkirche. All dcr Nonl- undSüdscite auf der Orgelbühne die Chorstühle, aul jeder

Chorstühle, g^^i^g 7^^.pi Reihen, mit reicher Rückwand und hohen Armlehnen. Die Füllung der Rückwand ist flach und zeigt nur oben zierlich geschnitzte Rokokoornamente, als Kon- solenstützen der Klappsitze dienen Engelsköipfchen. Die Wandverkleidung setzt sich an der Westseite als Einrahmung der Thür fort, zu deren Seiten zurückgeschlagene ^^^rhänge in Holzschnitzerei nachgeahmt sind ein wenig gelungenes, in den Falten erstarrt und steif wirkendes Motiv , die Krönung bildet eine Uhr, mit der Jahreszahl i7i3. Über der Thür an der Südwand die Zahl i739. Skulpturen. Holzfigur der h. Cäcilia, lebensgrosse Arbeit des i8. Jh., mit weisser Ölfarbe

übermalt, in der rechten Hand die Palme, in der linken die Orgel. Kleine Holzfigur Marias, i8. Jh. Gemälde. In der Vorhalle einige Ölbilder: dürftige Kopie einer Beweinung des Leich-

nams Christi aus der Schule va7i Dycks; der Jesusknabe mit dem kleinen Johannes in offener Landschaft spielend, wertloses holländisches Bild des i7. Jh. Grabstein. Im Chor Grabstein aus Namurer Granit, in der Mitte Medaillon mit Vierpass,

darin ein Kelch. Darunter die Inschrift: dominus goeitfridus then buysschen DE KEMPE PASTOR HUius CONVENTUS i342. Auf derselben Platte später eingemeisselt:

AXXO ^^IDCLXXVIII 3. NOVEMBRIS OBIIT ADMIRANDUS ET RELIGIOSISSIMUS DOMINUS PATER FRATER JOANNES CONRAD JVIRSENSIS ORDINIS TERTIARIARUM PER PROVINCIAM RHENANAM QUONDAM PROVINCIALIS DIGNISSIMUS NEC NON QUINQUAGENARIUS PATER COXFESSARIUS AC RESTAURATOR HUIUS CONVENTUS VIGILENTISSIMUS. REQUIESCAT IX FACE. AMEN".

Messingplatte. Unter der westlichen Säulenreihe der Eingang zur Gruft, bedeckt mit einer

grossen Messingplatte, deren obere Hälfte in reliefierten Buchstaben der Grund ist au.sgehoben die Inschrift trägt: sepultura religiosarum tertiae regulae B. FRANZISCI CONVENTUS s. CAECILIAE, Während die untere Hälfte einen Totenkopf zeigt mit der Unterschrift: requiescant in face. Kloster v.d. KLOSTER VON DER VERKÜNDIGUNG MARIA. H. Keussen,

^Ma"r'ia.'^' Das Kloster von der Verkündigung Maria in Hüls: Heimat i876, S. 79.

Handschriftl. Qu. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: i84Urk. von i324 i7o6. -^ Akten von i657 an.

Das Kloster, das im Gegensatz zu dem Cäcilienkonvent die Klause hiess, wurde l398 von Gertrud von Limburs: und Ottilie von Goch o;estiftet. Das nord()Stlich von der Kirche gelegene Hauptgebäude (VI in Fig. i6) ist zum Teil abgerissen, nur die Wirtschaftsgebäude sind erhalten. Kapelle. KAPELLE nordr)stlich von Hüls, halbwegs nach Tönisberg, kleiner Ziegelbau

von i695, mit gutem schmiedeeisernen Kreuz über dem Portal imd der Inschrift auf dem Holzbaiken der inneren Thür: i695 ist diese capel zu ehren der h. drev- faltigkeitt und mariae gebautt. he opffert danckopffer und bittet im nahmen jesus und maria die flnad desz h. geistes, ohn die gnad kan kein gudtes werck verreicht werden und kein sunder bekert werden, mirackell.

Re- BEFESTIGUNGEN. Der Ort wurde im Truchses.sischen Kriege vom Grafen

'Adolf von Moers und Neuenar aufs sUirkstc befestigt und diente bei dem Treffen am i7. Nov. i583 der Truchsessischen Partei gegen den Kurfürsten Ernst von Bayern als Stützpunkt (H. S. von Aepex, Geschichte des fränkischen Rheinufers I, S. 73. Fr. Nettesheim, Beiträge zur Geschichte des ehemaligen Amtes Kempen: Heimat i876, S. I. Keussen, Der Hülserberg S. 3i. J. H. Hennes, Der Kampf um das

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HÜLS.

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Erzstift K<)Iii zur Zeit des Kurfürsten GeMianI Trucliscss uiul Rrast von Baieni, K«j|n B«. t878, S. I i7. E. PoDi.ix H, (jcschirhte der Erzdiörese Köln. Mainz i879, S. 4o7. '••"«"■• Lkntzex, Die Pfarrgemeinde S. Tonis S. 53). Am 27. August 1621 ward ck-r Ort v..in Manjuis Sjjinola besetzt (handschriftlit he Notizen des I'asli.rs Pktkcs Faukitr-s zu Fisclu'ln).

Die aus dem 16. Jh. stammende Ansieht des Ortes im Hürgcrmeistereiamt zeigt keine hohen Aussenmauem, sondern nur einen inneren Ring um den Kirchhof, der demnach wohl als Reduit zu dienen hatte, au.sserdem vier Thore, die Brück-Pnrt, die Port nach Briicker Ilofcn, die Miill»r-Port, die Port nach der Moi-rsstrasse. Es Ist demnach anzunehmen, chi.ss vor l583 kein Mauerring bestand. Die Abliildung von l642 (s. o. Ansichten Nr. 3) zeigt dagegen den Ort rings mit Mauern umgebm und mit vier kleinen Rundtürmen befestigt. Reste haben si< h nicht erhalten.

BURC} HÜLS. Jos. Str.vxge, Beitrage zur Genealogie der adeligen Gc- Bur«. schlccliter, K<)In 1S66, III, S. 34, Keu.ssex, Der Hülserberg S. 35.

Ein Rittersitz bestand in Hüls st hrm im 12. ]h. Im i 5. Jh., innerhalb der ersten c«Mhicl>i grossen und schöpferischen Periode des Backsteinbaus am Niederrhein, scheint ein Neubau stattgefunden zu haben. Die Burg stellte einen umfangreiclicii K>>iii- ple.x mit drei Türmen dar (Gemeinde- chronik im Bürgermeistereiamt). Die Ab- biltlung auf der ültesten Ansicht Nr. I (Fig. 18) zeigt in der Mitte einen vier- eckigen Bergfried mit vierseitigem Pvra- midendac h, reclits daneben den zwei- stöckigen Palas, links die Schlosskapelle. \'.'n\ /.wiiui IidIh rTurm ist in den Mauer- ring hineingezf»gen, neben dem H;iupt- tlior liegt ein Wirtschaftsgebäude.

In den (. i583 und i584 ward die Burg, die mmh ( Irafen von Moers niu befestigt worden, wiederholt btsth--- •" uml erstürmt. Im Ile.ssenkriege l64o i642 wurde das liniere dun li die len

Truppen verwüstet (Tiieatrum Europ.ieuni 1\. p. Si9). i673 und l689 endlich Ffucr in tlif lUng gelegt, die seil diesc-r Zeit in Trünunc-rn liegt. Die Farn»j»im*s de* (iKi.KNiiis berichten: llum Im um natur.i satis forteni tem]M>re belli contra (iebhnnluni Truc hsesium a|)ostatanj gc-sti comes Alpeiisis ad infestanilos Kempens«»s vallo «-t militari praesidio nuinivit. Supren\um dominium tc-mporale est ele«toris Colonien ' mi-

iioiiuii I lulsc iisiiMii liiica exlinc ta, miiioiis iuiisdii tionis pars ad «.■•••;'■- \. . .. um-h clevoluta est, c|ui iiilcgi.im plateam dominantur, arcis et allodialiuni li' - inli-r n«»n

minus cpiam chiodec im ecpiites <livis.i. cpii per ocrononunn arcfin regunt. »\"gl Mate- rialien zur Moerser (leschichte; Heimat lK78, S. ao.)

I'.rhalteii siml iiiii dii ste zweier rechtwinkelig an«inander>li»!wrn«ler Maiion» au« Bac kstein und das Fragment eines Turmes mit «juadratischen» Grundriv. xuiMhen GrAltcii hinter der alten Kaplanei, An der nach de in Ort /u ' n Mauer iM tint'iral»- o

stein eingcin.uiert mit dein Wappen der Hae-s und der In •; IM J Mk ' v-^ii-i» iiikiv

l563 \-\-\- DIN 26. Ulli IST e IIKIsniLlI eiEMeiKlUS l>KK H»HI Hit-

IKo.MMIK (a)|)TII\KI»r HAIS. HIRK AV lUM-S/ VSti W.M.HKt K. SKISKS AI.TKKH IM 7a

l'ND IN IHM im; 46. JAIK cdlNI llias KKIIKN «iKI.H'T. I»>VS SKKI. tit>TT «iSAI»T. AUlS.

Fig. 18. Burg liül« mich einer /«ichnunc Jr« <'• '^

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48 KREIS KEMPEN.

KALDENKIRCHEN.

Kurze Stadtgeschichte von A. Fahne bei O. von Mülmann, Statistik des Regie- runosbezirks Düsseldorf S. 42 9. L. Henrichs, Geschichte der Herrhchkeit Leuth, Kempen i8S5, S. i5, 37, 66, i48, i7i, 2i3, 294. A.Schmitz, Medizinische Topo- graphie des Schwahii- und Nettegebietes, Viersen i87i, S. 6i.

Handschriftl. Qu. Kurze Ortschronik im Stadtarchiv von Bürgermeister Delhees, i863. Pläne. Pläne: Karte des Ortes aus dem J. i795, von Matthias Ewalds gefertigt,

mit Angabe der IMauern und Wälle und der fünf Bastionen zur Flankenbestreichung. Eine zweite Karte von i8i5. Ölbild mit Darstellung der alten Kirche von Karl Seibcis in der Sammlung des Herrn Rennefeld in Kaldenkirchen. Römische RÖMISCHE FUNDE. Von der römischen Heerstrasse zwischen Köln und

Xanten zweigt sich bei Venlo eine Seitenstrasse ab, die über Kaldenkirchen nach Neuss führt. Ein zweiter Strassenarm, der nach J. Schneider (Neue Forschungen über die Rf'mierstrassen zwischen Maas und Rhein: B. J. LXXHI, S. 4. Neue Forschungen über die Rcmierstrassen auf der linken Rheinseite: B. J. LXXXI, S. 2. Die alten Heer- und Handelswege der Germanen, Römer und Franken V, S. i8; VH, S. 7) von Kaldenkirchen über Brüggen und Niederkrüchten nach Asbeck führte, ist nicht genügend bezeugt : zwischen Niederkrüchten und Kaldenkirchen ist kein Strassenrest nachweisbar, römische Fundstätten sind und zwar seitab von der Strassenlinie erst von Nieder- krüchten an bekannt. Katholische K AT H O LIS C H E P FA R R K I R C H E. Die Kirche wird urkundlich zuerst

1* f 3 rrWirchc»

1272 erwähnt. Sie war .später zugleich Klosterkirche des 1628 von Herzog Wolfgang Geschichte. WjU^elm voii JüUcli gegi'üudeten Brigittenkonvents, der aus einem Mönchs- und einem Nonnenkloster bestand und erst unter Napoleon aufgehoben wurde. Der Prior des Klosters war zugleich Pfarrer. Der jetzige Bau stammt aus der 2. H. des i5. Jh. (De- signatio pastoratuum in ducatu Juliae et Montium bei Binterim u. Mooren, E. K. H, S. 57) und ward wahrscheinlich nach der Verwüstung des Landes durch Karl den Kühnen i473 (L. J. E. Keuller, Geschiedenis en beschryving van Venloo, Venlo i843, p. 34) neu erbaut. Im J. i543 hatte der Ort durch das auf der Haide von Venlo lagernde 4oooo Mann starke Heer Karls V. zu leiden (H. Adrianus van Meerbeeck, Chronycke van de gansche werelt ende sonderlinghe van de seventhien Nederlanden van den tyd des keizers Caroli V. af MD tot het jaer onses Heeren MDCXX p. i3i. Geldenisches Wochenblatt i832, Nr. 29). Beschreibung Drciscliiffiger gotliischcr Bau mit einer lichten Länge von 26,20 m, einer lichten

Weite von 18,60 m. Das Material ist Backstein, nur am Turm wechselt er bis zur halben Höhe mit Bändern von Tuffstein.

Der Turm III enthält im ersten Stockwerk über dem durch einen horizontalen Sturz geschlossenen Portal ein Fenster mit einfachem Masswerk. Im zweiten und dritten Geschoss befinden sich zwei einfache spitzbogige Blenden, die des dritten Stockwerkes zweiaxig mit stark verwittertem Masswerk. An der Südseite ein Treppen- turm in Gestalt eines rechtwinkeligen Pfeilers mit abgefa.ssten Kanten. Den Helm bildet eine vierseitige Pyramide, die in eine achtseitige Spitze übergeführt ist.

Die vier Pfeiler des Mittelschiffes I haben im Grundriss die Gestalt von zwei durcheinandergescliobenen Rechtecken mit abgeschrägten Kanten und vier Ecksäulchen,

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KAr.r)KNKIRCIIKN

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die Kreii/<(f\vi'ill)c im Mittrlsc hill wie in den IjcIiIcu niedrigeren NebenstliifTen zeigen Pfarrkif hnitr Gurte und .s( liiiiaU- S( liarf proHliirte I)ia<;<inalri|>|>en. I)«t ("ln»r II ' ' am AliS( liluss und an d«T südlichen Liln^swand je drei Fenster mit alffriiligen .>• iiuMiiLen (das letzte der Südseite vermauert). I)ie Kippen setzen sieli im ClioralTM lilitss in DreiviertelssJiuN lien fort, im Clmrliause sind diese über den Cliorstülilen in liallH-r II<>lie al)<;es( lilaj^en. Das l65o umjjfebaute m'irdlielie Seitensihill (die Jahresz;ilil in Kisenankern an der Aussenseitc) hat die doppelte Breite des süilliehen und lialle Ixi der Anlage drei ruMdbo<;ij^e Fenster erhalten. Krst in neuerer Zeit sind iliesc dun h si)itzlii);^ii5e Fenster ersetzt worden ( Fii;. l9).

Hixiiaitar. banx ker Holzaufliau um l7oo. Das Mittel) »ild st«-llt di«* Anln-tung Ali der Hirten dar; iiber der Mitteli;ruppe ersi heint (j<>tt\attr. d«r Himmel •"•nnet sieli, und aus (hu Wolken seliwebt eine Schar jul)ilierend«r Kn<;el nietler. Der olM-re Auf- satz enthält zwisi lu ii je zwei gi-wundenen .Säulen das lüld iler in Wolken thronenden Maria. Als Absehluss iibir dem durehbroc lu-nen (iiebel dient die (jestalt Christi mit

üfnltfHf

Fig. 19. KaMi-iikirrlicn. nriinilrN« «Irr Vnih. I'frtrtkiri-hc.

Sze|)trr und F.rdkuixel. Iber d«ii Tliinen auf der Kvanpeliensj-ite m. i>. ■l\el»n»mierte li l)cns;,'rosse Fij^ur des li. Clemens, auf tier F.|)islelseite die des h. .\u^ustinus.

Nördli» lnr Seitenaltar mit i,'uter polyehrouiierter Marorklij-ur der Ma»lt»nn.» in »ler milth-ren Nis« he uml dem von zwei Hri^itttnnonnen verehrten Kruzilixus im Aut

Siidli« her Seitenallai mit wtrtlosi-r Kreuzij;un;'sj;rupp<'; beitie All.Tre Rlenh- zeiti;^ mit dem I h lehalt.ir.

Die aus dem i^. |h. slammen<l«- Desij^natio pastoratuum m »U»« .ilu I i

Montuun (r.iMikiM u. .Mooui n, Iv K II, S. $1 ) erw.'lhnt nelun dem Ki. .•/... ...i

einen Kalhariiienaltar.

Sakr.imentshäus. h.n im Chor an die Mauer pelelml. mh OIhtm hmierte Vi Ailuil v..m h.iide des i7. Jh. Ober «hin mitth-ren verfilterten (lehauHf x^i-hen zwei .Säulen die Darstellung dt i (»phrunn Isaak< in ^a^relief. in dem halbtmiden Abs. hluss zwei KnK«l. ein Tälelehen halt.iul. Cnterhalb »W-^ C.ehnu l «Um h

Konsole, die eine mod«rnc- I |«rz-|esu-.M.itue tränt, verde« kt. ein «wi-iles tu l : Abra- ham iiiil Isaak zur ( )|>rerstätte wandernd.

( horstühle mit Klappsitzen, n.iii/ einfache nartMkarl»oil"» ^"i» «^«'^^

( hji« Ibühn«- nnt einla« her jlrüslunn. die drei .S, luMe dun I. loses \\«rk d«r Spälrenaivs;inre aus d«r Mitte «h> l7. Jh.. weiv» la« kiert. in Felder «lie Hiustbilder Christi uml der awöjl A|».»>tel einm-^'Ut. hamUrrk

« 49

«-«.

So KREIS KEMPEN.

rarrkir che. Ölbilder voiu Ende des i7.Jh. An der Brüstung in einem Medaillon die Inschrift:

Den Reichsgraff von Spee zu Altenhoff. Becken. Taufbcckcn aus Messing getrieben von i793; auf dem Knauf des Deckels,

um den sich eine Schlange windet, die Darstellung der Taufe Christi tlurch Johannes in gegossenen VoUfigurcn.

Weihwasserbecken in der Turmhalle von i7i7. ioizfiguren. Zwei Holzfigurcu der h. Jungfrau und eines bärtigen Heiligen oder Apostels,

lebenssirosse Barockarbeiten mit sehr' reichem Faltenwurf von mässi<rer Sorgfalt in der Ausführung, aber in Pose und Gewandung \'on einer gewissen künstlerischen Freiheit und Ungezwungenheit.

Polychromierte Holzfiguren der Heiligen Lambcrtus, Joseph, Katharina, wert- lose Barockarbeiten. iasinnlereien. Reste vou Glasmalereien im nrirdlichen Seitenschiff mit Darstellung der

h. Brigitta, um i 7oo. Gerässe. In der Sakristei: Silberne Monstranz auf reich getriebenem Fusse mit run-

dem, von einem Strahlenkranze umgebenen Gehäuse; unter diesem Maria mit dem Kinde, zur Seite je ein Engel, darüber unter dem die Krönung l)ildendcn Baldachin die Gestalt Gottvaters mit der Taube. Am Fusse die Zahl i663.

Silbernes Ciborium auf rundem Fuss mit vergoldeter Kuppe und geti'iebenem Deckel.

Ovaler silberner Teller für zwei kleine Messkännchen. Die (h'ci genannten Gefässe sind von ein und demselben Meister hergestellt und zeigen sämtlich das gleiche Ornament in gut getriebener Arbeit, das aus Fruchtranken und Engelskr>pfchen be- steht. Die Vertiefungen für die Pollen auf dem Teller enthalten die erste ein Wappen mit nach links fliegendem Adler, mit einer Palme im Schnabel, darüfjer die Buchstaben W K, die zweite eine längere Inschrift, die besagt, dass D. Wilhelmus Kramer Colo- niensis, iurium candidatus, i667 den Teller gestiftet.

Zwei Rokokokrf)nen aus getriebenem Silber für Maria und den Jesusknaben.

Zwei Rokokokelche aus vergoldetem Silber mit grossen Füssen in getriebener Arbeit.

Eine Rokokomonstranz aus versilbertem und vergoldetem Kupfer, jetzt als Reli-

quiar dienend mit einer kleinen Reliquie des h. Clemens im Gehäuse.

Glocken. Glocken. Die grösste von i425 mit der Inschrift: anno domini mccccxxv

IN OCTOBRI FACTA EST HAEC CAMPANA QUAE VOCATUR MARIA A MAGISTRO GODEFRIDO DE BINTUM (HINTUM?).

Die zweite von i426 mit der Inschrift: anno domini mccccxxvi in octava

PETRI ET PAULI APOSTOLORUM. SANCTA KATHARINA VOCOR ET SANCTA SUM.

Die kleinste i444 gegossen und 1816 umgeschmolzen.

Ehemaliges KLOSTERGEBÄUDE, jetzt Pfarrhaus und Kaplanei.

Die Designatio pastoratuum in ducätu Juliae et Montium (Binterim u. Mooren, E. K. II, S. 57) berichtet über die ErVjauung: Ist dem Brigittiner convent daselbst incor])orirt und ist der ])rior convcntus zugleich mit pastor. Reditus omnes sunt in- corpf.rati a serenissimf) Wolfgang Wilhelm duce anno 1628, da dass kloster gebauet ist. Die.selbe Jahreszahl in Eisenankern an der dem Pfarrhof zugewendeten Seite. Die ganze Anlage besteht aus drei in derselben Flucht liegenden Baulichkeiten, die mit ficr Pfarrkirche durch einen schmalen Trakt, der rechtwinkelig an die mittelste ansetzt und in der Hauptaxe des Mittelschiffes liegt, verbunden sind. Die südliche dieser drei Baulichkeiten, i663 errichtet, ist das heutige Pfarrhaus, das nur in dem Umbau von i844 erhalten ist. Der mittlere Teil zeigt nach Westen noch drei spitz-

5c

Kir.

KEMPEN. 5 t

b(»<(igc Blciulcn zwisdien den wenig vorspringenden Strebepfeilern. Der nördliche Kio»t< Teil endlidi ciithiilt die Kaplanei. Der Verbindungstrakt zeigt nach der Nordscite *•'•*"' zu sieben Rundijogcnfenstcr, jetzt zum grossen Teil vermauert, von (h-neii zwei noch in Backstein eine Entartung von sp.'itgothisc liem Masswerk enthalten (Fig. l9).

RVANGP:LISCHE KIRCIIK. F:ine (;es.hiihte der Kinhc cnthaUen in F.r.r II. S. VAN Al.l'EX, Predigt zum huntlertjahrigen Jubelfeste der Einweiliung der evange- lis( h-reforniic-rtcii Kin lic in l!ia( lit. Crefeld l799. J. .\. v. KK<Kl,lxr;n.\usEX, Refor- mationsgeschichte dtr E.'indcr |iili( ii. Berg, Cleve, Mcurs, Ell>erfeld l8lS, I, S. 206. Die erste Nachricht von einer reformierten Gemeinde in Kald<-nkin hen stammt aas dem J. i577. Die alle Kin he brannte am .^i.nktnber i67o ab, der Neubau ward i67 2 vollen(U-t.

Einfacher Saalliau aus Backstein mit gesc hweiftem (iiel^el in IIausteineinfas.sung und neuem hriizerncii Dachreiter. Über der Thür auf einer ovalen Tafel in leii liter C'artoucheneinrahnumg die Inschrift: soi.ii's i)i;i TRii'Nifs rii.oKi.xK ecc-i.F-SIAK IX

ms IOC IS KIIOK.MArAK < ONVKNTinUS SA( RIS AKDKS DKDK ATA ANNCI .MIM I. XXII.

KEMPI'N.

Ilriii IM tf:r S< noi.l.EN (Pseudonym für j. .Mooren), Über tlie pjitstehung der litt .Stadt Kempen nebst einer kleinen Lokalchronik, K<'>ln 1S2J. - J. Mih)REX, Narh- rii hten über Thomas a Kcni|)is nebst einem Anhange- von meistens noch ungedruckten Urkunden, Crcreld iS55. Dazu Kurrespiindenzblatt des ( iesamtvereins der deuts« hrii Gesi hii hts- und .Mtcrtunisvereiiie \', S. S4. H. S. van .\l.n:N, Geschichte des fr^n-

kisc hc-n Klieinufers, K<">ln 1S02, S. 73. A. J. Dorsch, Statistic|ue du dc'-partemcnt tk* la Koer, Kciln iSol, p. 74. !•". \(>n Ki:sroRii", Ti ip< igraphi.sch-Slatistisc l»e Bes«hri*i-

bung der Kl;!. I'nussisehen Kheinprovinzc-n, Berlin l83o. S. 544. Kurzer Abrivs der

Stadtgeschichte bei Orio v. Mri..MANN, Statistik des Kcgierungsbe/irks Dilvseld«>rf I. S. 43o. ('.}. B«"n III K, Gc-rmania sacra, I.cip/ig iS74, I. S. 4i9. Peter .Av Ki.«"»( KNi K, l.cben des Kempc-iier .\rztes und .\pt>ihekers Dr. ( >tto Ileinri« h Din« .«■ •- berg, Kempc-n iSSS, mit zwei Anh.'lngen ziu Kempener Stadlges« hie hie.

(.)uedlen. Nic-clerrhc-inisches Gedicht didaktischen Inhalti>s IUkt Keni|M'n aus dem i7. Jh.: .Nili. lS79, S. |37. Ein lateini.sehes (iedicht Über Keni|M-n U>i M\Rllxr> IIenric.h'i/ a Sprevesdorik, ,\re hidiiieeeseos Goloniensis desc riptio lii.Htori«c>-n«M Kr.ln i7lo, p. iiS. Kitte isc hall des .\mles Kempen in I.\« ci.mhi.kt, Archiv frtr du-

lleschic hlc- des Nic-derrhe-ins N. E. I. .S. 474. Kempener Chronik v«in» J. i<"

Heimat I.S76. S. 2o3; I.S77, S. 2. J. P. I.ent/EN. .Xus dem Tairebuc he de?. .'^ .. . Heinrich Ric-dt zu .S. Hubeit. /ur Chronik von Kem|>en und .S. Ilubi-rt: Nfh i77S > 1.;

/ur .'lusseren und inneren Geschichte: Er. Neitesiieim. \ «ur

Gesc hi( hie der Stadt und des ehemaligen .\mlc"s Kem|)en von l58a— 1673: Heimat 1876, S. 1. I )ers., Berit hl über die Eroberung tier Stadl Kem|NMi |643: Heimat

1876. S. i39. Iber die- frühere .Siaellrc«gierung vgl. Ann. h. V. N. XX.WHI. S l57

J.Mooren, Gesc hie hlliches übc-r Kempen und C Nrh. I.S79, S. 61 . ■'

73, I 10. Ki.c'^c knir. Kempc-n beim Beginn cler U. MOii.iu..n: KmuH-ncr Ko .--

bl.ill iS8(>, Nr. 35 4o. N'^l. Inlellij>en/bl.ill für dc-n Kreis Kein|Hn und d. >s. n Cm- gebung i836, Nr. 44 H. Kempciu-r Ptili/eietrdnung von l547: Heini.it 1

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5i

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52

KREIS KEMPEN.

Lilteratiir.

Hand, schriftl. Qu.

Fr. Nettesheim, Geschichte der Scliulcn im alten Herzogtum Geldern, Düssel- dorf i879, S. 3i6 ff. H. Keussen, Materialien zur Geschichte des Kempener Schulwesens: Heimat iS77. S. i7o, i74, i78, 182, i9o, i95, 201. Schullchrer Peter Louwart: Heimat l877, S. 79. Schulordnung für das Gymnasium xon Kempen \-om J. 1666: Heimat i877, S. 64. L. Henrichs, Die Michaelsbruderschaft zu Kempen: Nrh. i878, S. 21, 25. Über Kempener Münzen: v. Ledebur, Allgemeines Archiv für die Geschichtskunde des Preussischen Staates IX, S. 254.

Über die nächste Umgebung der Stadt: M. Buyx, Die untere Niers- gegend und ihre Donken, Geldern i867, S. i7. Ders., Topographische Mittheilungen: Nrh. G. 1880. S. 36. L. Henrichs, By sunter Cloas Boom: Nrh. G. 1880, S. 85. Ders., Eine Streitigkeit zwischen Kempen und AVachtendonk: Nrli. G. 1880, S. 7 7.

Zur Geschichte der gewerblichen Thätigkeit: SroRf K in den Bemer- kuno-en der Ko-1. Pfälzischen phvs.-(")konomischen Gesellschaft von i775. Beckmann, Ökonom.-phys. Bibliothek VH, S. 42i. Zurhoven u. Franz, Gedanken zur Auf- nahme und Beförderung der Handlung und der damit in Verbindung stehenden Gewerbe in den Kurkcilnischen Ländern, Köln i786, S. 4i.

Handschriftl. Qu. Im Stadtarchiv zu Kempen: Das rote Buch der Stadt Kempen, 16 Pergamentblätter kl. fol. aus der Mitte des i5. Jh., bezeichnet: Liber oppidi Kempen de diversis materiis, iuribus, consuetudinibus et statutis eiusdem. Der I. Teil enthält an historischen Nachrichten in Nr. i die alte Grenze des Landes Kempen, Nr. 4 des Erzbischofs von Köln Recht, Nr. i5 den Krieg zwischen Geldern und Cleve; im 2. Teil Nr. 6 die Nachricht über die Residenzpflicht des Pfarrers bei seiner Kirche (vgl. J. W. Brewer in der \'aterländischen Chronik der Kgl. Preussischen Rheinprovinzen, Ki'>\n i835, I, S. 34i, 432; II, S. 5i i). Das goldene Buch der Stadt Kempen, i635 \'on Goerüt Kessel zusammengestellt, bezeichnet: Observata quaedam concernentia der Landt-Rechnungh und dessen Anklebungen mit Stadtchronik am Eingang. Das Ratsbuch von 1602, i83 Blätter kl. fol., bezeichnet: Liber senatus huius civitatis Kempensis. Die Urkundenbestände des Archives (2000 Urk. von 1233 an, die älteste in deutscher Sprache von i374) .sind durch Hermann Keussen muster- gültig inventarisiert. Stadtrechnungen von i653 ab, Ratsprotokolle von 1624 ab, Bruderschaftsrechnungen mit der Mitte de.> i5.Jh. beginnend, Honschaftsrechnungen von 1425 ab (Wd. Zs. I, S. 367).

Im Stadtarchiv zu Köln: Die Farragines der Gebrüder Gelenius aus Kempen, des älteren Johannes (i585 i63i) und des jüngeren Aegidius (i595 1656), enthalten eine Reihe v<m Nachrichten zur Geschichte Kempens (vgl. L. Ennen in der Allgemeinen deutschen Biographie VIII, S. 535. Cardauns, Einleitung zu den Kölner Chroniken in den deutschen St;idtechroniken XII, p. LXXXV. S. De Greck, Leben und Wirken von Aegidius Gelenius aus Kempen, Köln i835. Franz X. v. Wegele, Geschichte der deutschen Historiographie seit dem Auftreten des Humanismus, Mündien i885, S. 4o8. Nrh. G. i883, S. 9i. Über die Farragines besonders J. W. Brewer, Vaterländische Chronik der Kgl. Preussischen Rheinprovinzen I, S. 263. ^ Inhaltsverzei<-hnis zu den Farragines von Peter Fuchs in den Mittheilungen aus dem Stadtarchiv von Kfiln IX, S. i4i). Rentenverzeichnis der Kanonie Corpus Chri.sti in Köln aus der 2. H. des 16. Jh. mit Nachrichten über die Besitzungen in Kemjjc-n (L. KfjRrii in den Mittheilungen aus dem Stadtarchiv von K(")ln XV, S. 89).

Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: Urkunden von i386 an und Akten des Fran- ziskanessenkonvonts zu S. Anna, Akten zur Geschichte der Pfarrkirche (s. u.); vgl. Ilgen, Kh'inisches Archiv, Ergänzungsheft II zur Wd. Zs. S. 88.

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KKMI'KN.

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Ansirhtcn u. IM.'inc. l. P'cder- zci< limin;; auf einem eingehefteten I3latt in den FarragiMes des AlXilDlUS Gki.KXIUS X, f«il. (6 (K<iln. Stadt- archiv): (he Stadt von dem \\';ill \. «r dem Petersthor aus geselu-n, mit den Namen der Hau|)tu;el).'iude (Fig. 20).

2. Adki.akus Kkk nifs. (nihi lii- sc he C'liriinik, Leipzig 161 l. p. l.

3. Al)l>ildung (K's Slag l>ij IliikcN- ni(\ , (lerS(hla<lit vom l 7. [anuar i642 /wisrhcii dem ( irafeii v<in (iuiliriant und dein Orafen vi>n Laml)o\-. Mit hollänchscher und fran/('>sisther Kr- kl.'irung, gr. fol. In (Ur Satnmiung A. VAN Sioi.K /u Rotterdam (F. Mn.i.KK, Heretleneerde Besc hrijving van Xederlandst he I listorie|)laten, Amstenhim i863. I. j). 2611.

4. Stich von Amkmiam Air.KV auf dem Titelblatt von Apologia iles Hrzstiffts Collen wider lU'irgcrmeisti- ren und Ralits do/en Haupt Statt Colin, Honn i664.

5. S( hauplat/. des gi'gen\v;irtigen Kriegs dun h ae«urale Tlans von diu \vi( htigsten Hataillfi\ und Belagerun- gen, Nürnberg l75S, II. laf. 2?.

G. Ansieht der Sladl \. .n Iv l<'i,v u. I''. M. 1 lisi i:k in Sleindru« k von iS4o.

7. I.ilhographie \on W'i ni:K u. I)i;( ki:ks in KTtln von iS5S mit An- sicht der I'farrkirc he.

S. (Iruppenbild d«r wichtigsten (ieb.'lude um I Srio \.>n |{. K MiM.

C KR MANISCH K F C N I ) K. \'gl. .\ldekerk, S. Ilubeil und \Va« h- tendoiik in den Kunsidenkm.ilein des Kieises (leldern. In der N.'lhe Von Kempen wurde eine bronzene i leidvelk.uine mit engem Hals, hon ges< hwung«'nem I b iikel imd schna- bellt.rmigem .\u>guss gefunden ( K. VON 'ri«"ti.rs( 11. l'"und>t.itistik tiet vorromischen .Met.ill/.eit im Khein- gebiete. StiHlgart I SH4. S. 64).

K \ rih >l Ix 11 !•, ri- AK K- K I K( II l-, (tit. b. Mari.ie v.l. Fkan/

Astichim

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KREIS KEMPEN.

Pfarricirch. LItteratur.

Geschichte.

, Bock, Die Restauration der Pfarrkirche zu Kempen: Kölner Domblatt i879, Nr. i67, i68. y. INIooREN, Nachrichten über Thomas a Kempis S. 2 5. LoTZ, Kunst- topographie Deutschlands I, S. 3 20. L. Henrichs, Beiträge zur niederrheinischen Kirchengeschichtc: Nrh. G. i884, S. 63. Die Pfarrer von Kempen: Beiblatt zur Kr>lnischen Zeitung 1824, 18. Juli. Series pastorum Kempensium vom J. 1200 an von Cornelius Kirchratii i798 zusammengestellt in Peter Ropertz, Quellen und Beiträge zur Geschichte der Benediktinerabtei des h. Vitus in München -Gladbach, Bonn i877, S. i59. Die Beziehungen der Abtei Gladbach zu der Pfarre Kempen, ebenda S. 32 3.

Handschrift!. Qu. Narratio historica rerum Kempensium rudi penecillo adum- brata per r. d. Joannem Wilmium vicarium ac patria Kempensem etc. manuscriptis illius excerpta a. r. p. Modesto Heiners ordinis fr. fr. minorum s. patris Francisci conventualium patria itidem Kempensi i766. Papierhandschrift von 5o Blättern, i879 aus dem Besitz der Familie Ludowigs in das Pfarrarchiv übergegangen. Wichtige Quelle für die Baugeschichte der kirchlichen Gebäude Kempens von Wilmius i655 (nach Gelenius, Farragines H, fol. 181) aus den Kirchenrechnungen zusammen- gestellt (citiert: W). Von demselben Wilmius erwähnen Binterim^ u. Mooren, D. C. I, S. 7o, und J. Mooren, Nachrichten über Thomas a Kempis S. 4, Anm. 5, zwei andere INIanuskripte: Farragines rerum Kempensium und Libri IV rerum Kempensium, die anscheinend nicht erhalten sind. Liber variorum instrumentorum, testamen- torum, beneficiorum, vicariarum, officiorum, fundationum et dotationum tarn ecclesiae nostrae Kempensis quam vicinarum ecclesiarum rapsodiae et farraginis instar variarum rerum Kempensium notitiam exhibens congestus et descriptus anno i74o a me Joan. Arxoldo Jansen vicario s. Martini Kempensis (im Pfarrarchiv). Kopialbuch mit sorg- fältigen notariell beglaubigten Urkundenabschriften (citiert: J). Inventar der Kirche vom J. 1627, bezeichnet: Sancti thesauri descriptio in den Farragines des Gelenius IX, fol. 3 1 9. Ein zweites Exemplar, mit der Abschrift des Gelenius übereinstimmend, aber bezeichnet als Quarta et postrema sancti thesauri descriptio im Staatsarchiv zu Düsseldorf (Kempen, Kirche, R. 1). Das Inventar wird in den Sammlungen der rheinischen Inventare zum Abdruck gelangen. Reliquienverzeichnis der Kirche, Abschrift tms dem Liber indulgentiarum von i54i, 1627 durch den Pfarrer Gode- fridus angefertigt, in den Farragines des Gelenius IX, fol. 3 16.

Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: Drei Konvolute Akten (bez. Kempen, Kirche, R. I ), enthaltend ein Verzeichnis der pastores sive rectores ecclesiae Kempensis von i3i9 an. Quaedam antiquae observationes, statuta et iura spectantia ad ecclesiam Kempensem et praelatum Gladbacensem. Kopiar mit Abschriften von Altarfunda- tionen um i5oo. Ein Heft von 7 Bl. Pap. mit Beschreibungen der einzelnen Altäre.

Verhandlungen in Betreff des Patronats der Pfarrkirche zwischen Erzbischof und Abtei Gladbach. Geschichte der Pfarrkirche aus dem 18. Jh. Abschriften von 123 Urkunden von i324 i48o im Kopiar des Cistercienserklosters Kamp (Kamp, Pfarrarchiv).

Kempen wird bereits um 89o in dem ältesten Heberegister der Abtei Werden als Campunni genannt (Lacomblet, Archiv für die Geschichte des Niederrheins II, S. 220.

A. TiBUS, Gründungsgeschichte der Stifter, Pfarrkirchen, Klöster und Kapellen im alten Bistum Münster, Münster i885, I, S. 32 7). Im J. io73 verleiht der Erzbischof Anno II. von Köln seinem Kapellan Heinrich von Essen ein Benefizium zu Kempen (Lacomblet, UB. I, Nr. 21 7. H. A. Erhard, Regesta historiae Westfaliae I, Nr. II 32). Das ist die erste Nachricht über eine kirchliche Einrichtung. Schon

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KEMPEN.

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Ki({. 21. Kcm|i«n. Grumlrtii ü«t rCirtklr<rh».

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KRKIS KEMPEN.

Pfarrkirche.

Erste Hauperiode.

Zweite Uauperiode.

Dritte Bauperiode.

12 jähre sixitor wird chis KirrhspRl iKimcntlich aufgeführt: P^rzbischof Sigewin schenkt der Abtei Gladbach loSS den Novalzehnlen infra Campaniensis ecclcsie terminum (Lacomblet I, Nr. 238. Ropert/, Quellen und Beiträge S. i83); iii6 wird eine parrochia Campaniae genannt (L.^co.mblet I, Nr. 280).

Ül)er die Gründung der jetzigen Pfarrkirche liegt keine urkundliche Notiz vor. Wii.Mir.s p. 3 berichtet, der Grundstein sei um 1200 gelegt worden. Mit dieser Angabe stimmt die Untersuchung der Reste des älteren Baues vollständig überein, so dass in der That das j. 1200 als ungefährer Zeitpunkt der Gründung hingestellt werden kann. Die Kirche ward wahrscheinlich rasch vollendet. Im J. 1260 erteilt Erzbischof Konrad \-on Hochstaden ein Re\-ersale über die Residenzpflicht der Pfarrer von Kempen bei ihrer Pfarrkirche (Binterim u. Mooren, D. C. I, S. 283; vgl. auch Rotes Buch der Stadt Kempen p. 2 9). Diese älteste Pfarrkirche war ein einschiffiger roma- nischer Bau mit einfachem Westturm (Ansicht möglicherweise im ältesten Stadtsiegel: Endrulat, Niederrheinische Städtesiegel Taf VIII, Nr. 9.)

Gegen Ende des i3. Jh. schon wurde ein Neubau notwendig. Erzbischof Sieg- fried von Westerburg erteilte I294 Kempen Stadtrecht, nachdem der Ort eine neue Befestigung erhalten hatte. Der erweiterten Machtstellung sollte auch eine prächtigere Pfarrkirche entsprechen. Aus demselben Jahre stammt eine Urkunde (Binterim u. JMooREN, D. C. I, S. 383. Ropertz, Quellen und Beiträge S. 2 29), die die Ver- teilung der Lasten beim Bau zwischen dem Pfarrer und dem Abt zu Gladbach regelt: sie wurde wahrscheinlich durch den notwendigen Neubau veranlasst. Im J. i3i6 wird der Frühniessaltar in der Kirche errichtet, der schon i3o5 gestiftet war (Binterim u. Mooren, D. C. II, S. 63, io5). Dieser aber nahm die Stelle des jetzigen Hochaltars ein: der Chor musste demnach im J. 1 3 1 6 vollendet sein. Der Umstand, dass man mit der Errichtung des Altars elf Jahre zögerte, scheint darauf hinzuweisen, dass man die Ferticfstellumr des neuen Chorhauses abwartete. Die stilistische Untersuchunjr weist zudem auf die gleiche Zeit.

Im J. i3i9 schon wird der Katharinenaltar gestiftet (W. p. 9. J.Mooren, Nachrichten über Thomas von Kempen S. 26, Anm. 1) und im J. i32o wird die Pfarr- kirche vom Köjlncr Erzbischof Heinrich von Virneburg der Abtei Gladbach, die das Patronat schon inne hatte, feierlich inkorporiert (Binterim u. Mooren, D. C. II, S. 129, i3o, i32, i35, i36 vgl. W. p. 16. Ropertz, Quellen und Beiträge S. 245). Diese Inkorporation scheint' den Schluss des Neubaus zu bezeichnen.

Eine dritte Bauperiode erschien für die Kirche in den J. i453 l46o. Zunächst empfing sie ihren neuen Bodenbelag aus bläulichem Marmor von Namur, der zu dreien Malen in 98 Wagenladungen vt)n Venlo beschafft ward. W. p. 36: i457 pastore Johainic Beck ecclesiae nostrae pavimentum, quadratis latericiis lapidibus Stratum antca, iisdemque caeruleis Namurcensibus exornatum est, submissis una vice Venlfjnam triginta duobus vehiculis et vehibus cum 112 equis; pristini sane et humi- lioris pa\imenti huius rudera crustacjue nie in suffusicjne sepulchrorum \idisse memini. Eodem anno iterum pro afferendis Namurcensibus lapidibus, (juibus hodie Stratum est tempium, aurigae cnm quinquaginta vehiculis et 75 equis Venlonam missi sunt. Eodem tempore quidam Christianus Altgolt faljcr lignarius campanili conficiendo insudavit. l458 iterum Venlonam missi sunt sedecim vehicula cum 47 equis pro lapidibus ad- ferendis, quibus sternenda erat ecclesia.

Der eigentliche Umbau erfolgte im J. i46o unter Johann von Willich. W. p. 3o: Anno i46o sub pastore Johanne de Willich ecclesia Kempensis in hanc, quam modo representat, formam e.xerexit multunujuc augmcnti acccpit, fornices humiliores clcva-

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KKMI'KN.

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tioresque f;i< tar sunt, antchar cnini ecrlcsia luiniilior arrtiorquc erat: prout fitmicf?« Pfarffcirch« versus platcam s. IV-lri adliui liuiniliorcs satis dcinonstrant. ('oiuinnarutn rapitclla lux: tempore, a. scilicet l45.3, uti et ahsides iiiaurati sunt. Im J. |464 ist «liest* letzte Bauperiude abgeschlossen. W. |». 39: i464 ■•< l<siu nostra Keiupeiisb» in liunc, quem

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Viii 3'J. Kciii|irn. Wctlfavuilr ilrr l'fnrrkirvhc.

m..d.. rsliiini, exur^ens >pl«nd<>rem lil>eralilate parriN liiaii<>ruin mutuiu pMiiiov-rrc t ii|)i<iitiuni e«< lesiae labiitan» in |>i..mplu lial»uil 34 in.ildra triliei cl «MtKinntM ntaldia siliginis.

rnniiltclliiir lilirvst >i('h an dieMii NeulMU eine /eil de«. WrUcifcr» i»' und |>i.ii liiv.illiT Ausst.iltun^; «In Knili«-; «li«- Annalen «U-> NNiInmi- f^ u' last in j««l« in jaln von «iiuin mmn KiniHt\v«"ik. «I.i> ihr xuRew« mlet u Ktinpi-nsium pietas, sajjt «r p. 56 zum j. i479. et er^ja Deuni lUvotio |.«

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5S

KREIS KEMPEN.

Bau der Sakristei.

Pfarrkirche, ecdcsiac promdvcndac ardor, ut nemo huic seculo valedicens moriensque, cuiuscunque sortis et conditionis fuisset, eandera ecclesiam indotatam relinqueret.

Im }. i482 wird an Stelle der alten kleinen Sakristei, der späteren INIichaels- kapelle, die neue geräumige an der Evangelienseite des Chores gebaut. W. p. 58: i482 acdiles ccclesiae fuerunt Petrus Amplonii, Arnoldus Figgeler et Petrus Paes, qui dictü anno CapcUam iurisdictionis Moersensis pagum profecti procurarunt tophum (sie) lapidem (Denkstein) pro exstruendo novo sacrario, quod hoc anno a quodam de Vic

äiiMifg^fitei-MJtsatezr

Li I' ii I) 1. 1> I. I, I. I, j^

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Fig. 23. Kempen. Südliche SeiteiKinsicht der Pfarrkirche.

Zerstörungen.

auspieatum perficitur; antiquum enim sacrarium extitit saccllum nunc s. Michaelis dictum angustum niniis, quod po.sito altari dotatum primo a. i494 a Petro Juthuys et Hilla uxore, dcmum ctiam a Ludoli^ho in Valle, qui domum suam s. Michaeli legavit. Im J. i49o wird die neue Siikristei eingeweiht (W. p. 6i).

In der Periode der Reformationsversuchc des Kölner Erzbischofs Piermann V. von Wied hatte auch Kempen unter dem Vantlalismus der Bilderstürmer zu leiden. Eine Reihe der Altäre ist wahrscheinlich schon damals zu Grunde gegangen. Auf seiner Rei.sc von Worms nach den Niederlanden Hess Karl V. am t5. August l545 den Erz-

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KEMPEN

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hischof zu sich rufen und unterwarf sein Vorteilen dein härtesten Tadel, indem er PfarrkUchi unter anderem auch den V(jrwurf gegen ihn erliul), dass zu Kempen ebens«» wie zu Linz Bilder zersti'irt WDrdcn seien (Dkol'VKN', Die Refomiation in (h-r K "'Ulis« lien Kirchenpnninz zur Zeit des Krzbischofs Hermann V., (irafen zu W'ied, Xruv> |S76, S. 280. ■■ Fk. NEriKSiiKiM, Gesehichtc der Schulen im alten Herzogtum (ieldern S. 248. Vgl. auch J. .\. NljiioKK, Bijdragen vuur vaderlands<lic gesehiedcnü en oudlicidkunde V, p. 20S).

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Fi«. 24. Kempen. Nönllich« Scitm ...... In iler l'fjiMWit»;h«.

Keuersl>rünsle in den J. l6o5 un«l 1610 bedingen einen trilwri-MMi Nt-uUiu «Ir» Turnus, der si< h alter auf HrgHuzuiig il« s Hol/werkcü Ik-jm lir.lnkl <\V. p. 89).

Die Kirtlu- ist ein tireisi hifliger Hau mit eingeUuitrm dri ' vnrspringendem ('Imr und herumg«-f»»hrt<"m siehenteiligen Chmi L.'lnge belr.'lgt 5.^20 m. die lichte \V«-ile 23. S m. die lichte I-1n^< .1 sciiu- lichte Weite lS.7 m. die- lichte Weite des Turmc-^ 5.7 m. D- ^^^t^n.ll i-t durchweg Tullstein. die l''enslereint.i.vsungcii sind aus Ilaunlrin ^ In «Irr

Restaurationspericdc v«.n l85o -I.S60 ward die Verkleidung nun Teil rmciurl. %.'r

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s < 11 I. •« |6 m.

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6o KREIS KEMI'KN.

Pfarrkirche, allein dcr Wostgicbcl. tlic jMkiiaclskapclle und der neben ihr stehende Giebel am süilliehen Scitenschifr, am nrirdliehen Seitenschiff die Giebelstellungen und die Tauf- kapelle, am Chor die Sakristei und der nelien ihr liegende Treppenturm.

Die ilrei in der historisehen iMitcrsucliung festgestellten Bauperioden lassen sich auch an dem Geb;"iude sc>lbst nachweisen. Dem ersten romanischen Bau um 1200 Turm. gehören der Turm und die Pfeiler des Älittelschiffes an. Der Turm (Fig. 22), bis zum Dachansatz 27, 3o, bis zum Turmknopf So m hoch, erhebt sich auf quadratischem Grundriss in \-ier durch Gurtgesimse voneinander getrennten Stockwerken von ver- schiedener Höhe. Das untere Stockwerk ist an der Westseite durch einen Rund- bogenfries abgeschlossen. Das rundbogige Turmportal wirtl xon je zwei Rundsäulen mit einf HJu-n ^\'ür^elkapitäIcn in den Gewänden tkinkiert. Das zweite Geschoss zeigt drei mit doppelteni Rundbogen geschlossene Blenden, die mittelste ist von einem gekuppelten Rundbogenfenster mit abgeschrägter Sohlbank und einfacher Mittelsäule durchbrochen. Das dritte Geschoss weist die gleiche Gliederung wie das zweite auf, im vierten sind die Blenden noch etwas verbreitert und oben durch einen Rund- bogenfries von je \ner Bogen abgeschlossen. Sie enthalten auf jeder Seite drei ge- kuppelte Rundbogenfenster mit einfacher Mittelsäule. Die vier Giebel enthalten je zwei gekuppelte Fenster und darüber ein einfaches Rundfenster. Die frühgothische Form des Hauptbogens bezeichnet die vier Giebelaufsätze als Ergänzungsbauten der zweiten Periode um den Schluss des i3. Jh. Äusseres. Die südHclie Seitenansicht (Fig. 23) zeigt neben dem Westturm zwei schmale

Joche mit einachsigen Fenstern, nach Osten zu fünf zweiachsige Fenster, im Haupt- bogen mit tlem Vierpass verziert. Unter dem vierten Fenster ist ein spitzl)ogiges Port.il angebracht, das durch Lisencn eine rechtwinkelige Unn'ahmung erhalten hat. Die Tliür ist durch einen horizontalen Sturz geschlossen, im T}'mpanon reiches Mass- werk mit doppeltem Vierpass in sorgfältiger Hausteinarbeit. Die ncirdliche Seiten- ansicht (Fig. 24) zeichnet sich durch die Giebelstellungen über den einzelnen Jochen aus, auf denen sämtlich Satteldächer aufsetzen. Diese Giebelstellungen finden sich, noch dazu mit der gleichen Blendenverzierung, am Nordschifif der Pfarrkirche zu Goch wieder, an Ijeiden Seitenschiffen der Pfurkirche zu Rheinbach, aber auch ausserhalb des Rlieinlandcs zu Magdeburg.

Romanischer Die romauische Anlasje von 1200 bestand aus einem wahrscheinlich einschiffigen

Bau. -n r

bau mit dem vorspringenden Westturm. Die Gurte der Kreuzgewölbe ruhten auf Halbi)feilern, die mit einem skulpticrten Kämpfergesims abschlössen. Der Umstand, da.ss die romani.schen Kapitale an den jetzigen Pfeilerparen nur nach dem Mittelschiß" zu ausgemeisselt sind, macht es h(')cl)st wahrscheinlich, dass zur Zeit des ersten Baues keine freistehenden l'feiler vorhanden waren. Der Annahme einer drcischiffigen roniani.schen Anlage steht auch die ausserordentlich geringe H(")he des alten Mittel- sciiiffes entgegen. Endlich spricht das Vorhandensein eines Rundbogenfrieses an den Aus.senseiten der jetzigen Scheidemauern (sichtbar im Dachstuhl des nördlichen Seiten- schiffes) dafür, dass diese Scheidemauern ursprünglich die Aussenmauern darstellten.

Bei der Umwandlung der einschiffigen Kirche in eine dreischiflige während der zweiten Bauperiode wurden, ähnlich wie in Weeze, die Aussenmauern zwischen den Halbpfeilcrn weggeschlagen und diese dafür mit einer äusseren Vorlage versehen.

Zugleich ergab sich für den Neubau die Notwendigkeit, das Mittelschiff" zu erhöhen. Man brach darum die alten Gewi'ilbe aus und setzte auf die stchengeblie- f)encn n^nianischcn Pfeiler noch einen Aufsatz, brachte in den Ecken nach dem Mittelschiff zu je einen alten Dienst an und setzte auf das romanische Pfeilerkapitäl

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KKMI'EN.

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gleirlifalls eine Dreiviertflss.'iulo, so dass mmmohr n.'u h dorn Mittels« liifl" zu dem |M>ly- Pfarrkireh« <;(»naliii Pfeiler drei Dreiviertelss.'iulen vortraten, die mit j;ntlii.s<lieu gemeisselteii Blatt- ka|)it.'il( heil alis( lilnsseii. Auf iliiu-n ruhen die sehr srhmalen und an den Kanten ahf^efasslen Queri:;urte inid die l)ia<jnnalripi)en der Kreuzgewölbe des Mitteln liifTi-s.

Zugleii h mit der Krlmhuiig des Miltelsc hilles ward der Neuliau des südlichen SoJK^i" Sei tenschi ff<'s in Angrill genommen. Die südliehe Vorlage der Pfeiler wurde in hall)er Holie aligesehlagen und in die K( ken, entsprechend dem MitteLs<liifl', alte Dienste gesetzt, die in (Nr ll'.lic der romaniscjien Kapitale des Mittels« hifTes mit skulptierteii Plaltkapitäli lien enden. Der zwi.s( heii ihnen stehen gehliebene Teil «Ij-s Pfeilers ward an den Kanten al)ges(hrägt und «lirekt mit «hin (^)u«rgurt verl»un«len, während die alten Dii-iiste die Diagonalripp«-n tragen. .\n d«-r Siulseil«- «les Sciten- s( hitli-s zeigt sich eine ganz «-iitsprec heiidc Glieilerung «1er Aussenwaml duoh i im n Pilaster mit zwei allen Diensten.

V'tii 2^ Kcmprii. Qiiertt'hnili der Pfarrkirche.

Der diitt(ii P.iuperiode gj-hiMt einllit h «l;is n.ir«lli«he Seitj-nsehiff uixl «Irr Chorumg.ing an. I.« tzt«rir wunh- um «las innere Preshyteriuni als Vtrl.'lngenin): der XeiiellM hille forlgj-lülirt.

Di« l'feiler sind in ihrer g.inzen Hohe na« h «Um nonllu hen mii« n>» lutl /u er- halten inid iii( ht aligesi hl.igt-n. |)«n Kreuzg«'wöll>«-n fehl«-n «lie (Jurte. Di«' Kir"- •■ setzen an ihn PUilern auf einlachen KonsoUn auf. an «l«-r nönlliclu-n Auo.M'nn auf einer Dnivi«-rt«*lss.'lule. die mit «-imin einfa« lun skulptierlen Kapit.1l al»M h: Nur an d< in \ieiltii l'lrijcr und d«in eiitspr«-« luMuU-n Ilalhpfeiler am Tunu. fiiulen si« h als Ir.i^t I d«r !)iagonalripp«n glei« hfalls kurze, in IkiIIht II<M>o altpr?- hlagrnc I )r«-iviertelss.'luleii.

Die .S« h«idemau«-rn sin«l über «l«n .\rkailen na« h «lern n n mii u. m

MilleJMhilf glei. h hohen .S-itens. hilh- /u von spit/b.n:ig«'n K«-n«.i. . " ■>»"»«•

Itio.hen. w.'lhren«l «lie ihn«n geg«'n(U>erli«"gen«len nur spiub«>gigr Mau«' •».

Das Il..h«nverh.illnis «kr «Irei S. hille führt «li-r l^)uer>« hnilt iFijt. 7$) vi»r. In »lern

6l

62

KREIS KEMPEN.

Chor.

Hochaltar.

Pfarrkirche, letzten Jochc vor tleui Chorumgang sind die Scheidemaucrn über den Arkaden heraus- gebrochen: das JMittelschift'joch vertritt hier mit den anstossenden Seitenschiftjochen das Querseliiff. Der Längsgurt setzt an dem n(")rdHchen ersten Chorpfeiler mit einer kleinen Konsole auf, während er am entsiirechendcn südlichen Chorpfciler in die Pfeilervorlage verläuft. Das dies Querschifif westlich begrenzende vierte Pfeilerpaar zeigt im Durchschnitt wie in den Absätzen der Gurte und der Dreiviertelssäulen die grössten Unregelmässigkeiten. Offenbar schloss mit ihm das ursprüngliche romanische Langhaus ab (Fig. 21).

Der Chor besteht aus dem rechtwinkeligen Chorhaus, dem aus fünf Seiten des Achtecks gebildeten, mit einem Sterngewölbe überdeckten Chorabschluss und dem siebenteiligen Chorumgang, dessen drei ("istliche Teile gleichfalls mit Sterngewölben versehen sind. Den Pfeilerbündeln treten nach dem Hochchor zu je drei alte Dienste vor, die mit Blattkapitälen geknhit sind und sich direkt in den Rippen fortsetzen. Im Chorumgang ruhen die Rippen gleichfalls auf Dreiviertelssäulcn, die nur an den Aussenmauern zur Seite der als Pilaster sich fortsetzenden Gurte bis zum Boden hinabgeführt sind, während sie an den Pfeilern untl an den Mittelpfosten der drei östlichen Teile in halber Höhe abbrechen (Fig. 21).

Hochaltar. Schon i47o wird ein Annenaltar von Katharina Krevels in Kempen gegründet (W. ]:>. 4i. Abschrift der fundatio in den Farragines des Gei.enius VHI, fol. 425). In den ersten Jahrzehnten des 16. Jh. erschien der Bruder- schaft S. Anna ein neues Altarwerk notwendig. Man wandte sich deshalb nach Ant- werpen und schloss am 11. August l5l3 mit dem Schilderer Adrian von Overbeck einen Vertrag über Lieferung eines grossen Flügelaltars ab. Schnitzereien und Ge- mälde stammen aus der gleichen Werkstatt (H. Keussen, Der Meister des Schreins am Hauptaltare in der Pfarrkirche zu Kempen: Ann. h. V. N. XXV, S. 2o5). Die Bruderschaft zahlte dem Meister für das Werk den hohen Preis von 3oo Goldgulden. Der Vertrag setzt den Plan für das Kunstwerk bis ins einzelne fest, der aber in dem unteren Streifen des Mittelschrankes nicht genau eingehalten wurde, und bestimmt \'or allem in der ikonographisch wichtigen Beschreibung genau die mittlere Szene: Der voyth sali inhaldende syn dr}'e j^iarcken. In dem yrsten sali stain d\e gebuerte Cristi, in dem zweyden dat hoichtzyt Epiphanie domini, dye heyllige dry koenyngen, und in dem derden parcke dat hoichtyt purificationis Marie zo duytsch genant lichtmisse. Item mydden in der taeffell benedcn in dem vo\'th der stam Jesse up eyme sessell myt seess propheten umb sich und in d}'e kro}ssen zwclff koen}'ngcn und in dat middell sanct Annen gesiecht. Item in i\ye rechte syde sali stain versmaden\'ss der offerhandt Joachim und vyer parcken in dye kro^-ssen, zo der l\'ncker s\'den sali stain deylongh des goytz sanct Annen ouch myt vyer parcken in d\'e kroyssen ver- bildet und verzyrt na der hystorien. Item baven up dye taeffell kretzden na uyth- wvsrmgh der taeffell myt verbildongh der baitschafft Marie und sanct Annen myt yren drye mannen. Item dye blader van bynnen sullen syn verzyrt aen beyden syden up l)latvverck allen na der hystorien und van bu\-ten up sali stain dat ganze ordell.

Im J. i529 ward derselbe Meister berufen, den Josephsaltar in Kempen zu fertigen, der dann 1662 auf kurfürstlichen Befehl nach Kaiserswerth überführt wurde und dort verschollen ist. In den Verzeichnissen der S. Lukasgilde zu Antwerpen wird der Maler im J. 1 5o8 als Adriacn va>i Overbcchc. scildere, im J. 1622 als Lehrer der Maler Jeronimns und (ioyvaert van Royc genannt (Ph. Rc^mrouts en Th. van Lerius, De Liggeren en andre historische archieven der Antwerpsche Sint Lucas- gilde, Antwerpen i872, I, p. 69, loi). Das Werk Meister Adrians steht unter der

Kontrakt.

Antwerpenrr Schiilwerke.

7»fe! I

Krmpni. I'lüirrlliildti vmn Allarwcrkr Atlri.iHH von Ovrrlv«-. l

in tirr I'l.irrkii' ■■

KEMPKN.

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j^ossen Zalil Aiitwcrpcner AlUire, mit denen in der i. II. des l6. Jl». der Nietierrliein Pfarrktrcki überschwemmt wurde, in erster Linie. In Hannen bei Juli« li, in Cadear, in jQliih. Cleve, Ileimba« li, Sierstorll", Zül|)i( !i, Münsterniaifeld, Linnieh, Sflcliteln (s. u.) sind noeh Altäre erhalten, die s.'imtlii h aus Antwerpener Werkstätten staninu-n, in Trier, Clauscn, Dinslaken .'ihnli( he aus Hrüsselcr Werkstätten (MOxZENnF.R(iKR, Zur Kenntnis und Würdifrunj; der mittelalteriic hen Altäre DeuLsrhIands S. l49). Die fabriknins-si^c Herstelluni; dieser ausgedehnten Werke bezeugt ni( ht nur die Wietlerh<»lunj» tlersellwn stereotypen Szenen im Mittels« hrank, vor allem des liaumes Josse mit den vier pT«>sscn Propheten (< harakteristis( h zwei Kin/.cKinuren im Museum zu K<^hi), sondern aurh der Umstand, dass die (Jemälile der Allarllügel in genauen Koj)ien wiederlioli aas- geführt wurden: so iiai>en di«,' Flügel vom Kreuzaltar in Cranenburg ihr genau ent- si)reehen(lcs Gegenstück in zwei Tafeln der Sammlung des Hemi Sul»regens l'ietz in Münster. Ein äusseres Erkennungs- zeichen dieser (]rupi)e besteht in der auf der Rückseite oder dem Kusse der Figuren eingebrannten Antwer|)ener Marke, einer lla<hen ausgestreckten Hand, die sich au( h auf kleini-ren Darstellungen, so auf einem Schnitzwerk der Sannnlung Kra- mer in Kempen, rindet, l-'ür die stilistis« he Untersu( hung kommen als besonders charaktcristisi h in erster Linie in l'.e- traiht: der ,\gilo|pliusaltar im Dom zu Kohl, der Kem])cner Ibx haltar sowie iler Märlyreraltar in Xanten (Sr. I5i;issi:i„ Geschieht«' der .\usstaltung der Kinhe des h. X'iktor in .\anl«-n. l''r«'iburg i8S7. .S. 75, 85). \'i<\\ «Iniiscliicn .Meister wie der letzlere stammt au< li «in .\ll;n in «h-r Kinhe zu Slraelen.

Der Altars« hrank enthält l<.l- g«n(l«' S/eii< II (vgl. di«- Skizze Fig. 26):

1. Im liinlei-Munde unter einen» Hahla« hin ruiu-nd («-hn.-. ans dessen l.entlm ein iii.il htiger n.iumstamm lu-rauswächst. th-r si. h an «U-r Decke verzweigt Kmlil* und links von ihm im N'onleigrunde je zwei der gmssen l*n«plieten in rei« lier Ge- waiuhmg mit phantaslis« lun K«»pfbede« kungen, Sjtru« libamler in «Im IlAnden. Der Maum zi«ht si. h in zw«i Asten auseinan«ler un«I unnahmt das gaiue ».l»crr MitteirrUI. in dl n /w«ig«n sitz«n «li«- N'ertreti-r d«r zwölf St.'lnnm- Juila.

2. Di.- luilig.- Sipp«-. in d.r Mitte Maria un.l Ann.i. »lern Kimlr auf «lern Sli.i.wr der MuH«r « im- Tiaub«- r«-i« h»n«l. Ol)er die Kückeidelute der IJank iK-up-n mi li «wei zuMhauen«l«- Alt«-. Im \'..rd«rgrun.U- re. Iits und links je eine Krau, »lie S l»we^.lem Marias, mit .1« m kl. inen j.ik..bus un«l Johannes, neln-n ilinen ihre Gatten Al|>heit<> uml /ebedaeus. Zwis« l»«n ihnen eine genreh.dte Szene: eine Gruppe von Hin " ''c lUigi-lball spieh-n, «in ni«-«Urrlieinisches Spi.l. eine Verbinthmg v..nGriH|uet und . --..mL

.V \'«-rm.'lhlung M.irias mit J.»si-ph. \. Thron.-n«)«- M.iri.i unt«r rei« hem Ikdila« lun.

5. |...i«him un«l Anna im Tempel ihre Opfer darl>rins''i»d. j«»athim ein Unim. seine Gallin zwei Tauben.

Vis. 3f». Kein|>cn. Atifri«* de* Huchnllnr« in tirr Pbrrkircli«.

4li>rw:kt«ak.

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C)4 KKl'.IS KEMPEN.

Pfarrkirche. 6. Anna reicht Almosen Bettlern und Krüppeln, hinter ihr ein Diener, der aus

einem Kästchen Brode verteilt. Flügel. Innenseite der Flügel:

1. Anna kniet im Vordergründe links vor einem Baume, in dessen oberen Ästen in \\'iiuU'ln gewickelt ihr Kind liegt, von links oben schwebt ein Engel herab. Im Hintergrunde zwei Mönche.

2. Die h. Anna steht unter einem Thorbogen in eifriger Unterredung mit einem ältlichen Manne: im Umstände hinter ihnen ihr Gatte.

3. Joachim und Anna werden durch den Hohepriester vor dem Thorbogen des Tempels getraut (Anordnung wie im Sposalizio). Tafel I.

4. Die h. Anna ruht schlummernd auf einem Teppich in offener Halle. Hinter ihr erscheint ein Engel, der sie auf ein Traumbild hinweist: das Kreuz und die Passionswerkzeuge.

5. Interieurszene. Vor Christus, der eben aus einem ge()ffneten Gemach heraus- getreten, hat sich Anna auf die Knie geworfen und küsst ihm die nackten Füsse. Zur Rechten steht anbetend Maria. Tafel I.

6. Tod der h. Anna. Die Heilige ist im Inneren eines Hauses zusammen- gebrochen, hinter ihr kniet Maria, sie stützend, eine zweite Maria rechts neben ihr. Christus im Hintergründe aufgerichtet, die Rechte erhebend, umgeben von fünf seiner Apostel.

Jedes der sechs Bilder zeigt am oberen Rande einen ornamentalen Abschluss mit kleinen runden Eckmedaillons, die einzelne Szenen aus dem Leben der Heiligen darstellen.

Aussenseite der Flügel: Die sechs Felder bilden zusammen eine einzige grosse Darstellung tles jüngsten Gerichtes, des ,ganzen ordell', wie der Vertrag sagt. In der Mitte schwebt in einer Glorie Christus, auf der Erdkugel thronend, von seinem ]\Iunde gehen Schwert und Lilie aus. Über ihm ein Engel mit dem Kreuz, rechts neben ihm eine Gruppe von Engeln mit der Säule und den übrigen Passionswerk- zeugen. Etwas tiefer links auf Wolken eine Gruppe von weiblichen Heiligen, rechts eine Gruppe von mäinilichen Heiligen, in Anbetung versunken. Zwischen ihnen }>osaunenblasende Engel. Der untere Raum ist gefüllt durch die Darstellung der Auferstehenden, links die Erl(")Sten, die Hände anljetend erhoben, von einem Engel geleitet, rechts die Verdammten, in tiefster Verzweiflung abgewandt, am Rande von einem Teufel in den Hiillenrachcn hinabgestossen. Im Hintergrunde brennende Stadt mit fliehenden Menschen.

Die Rückwand zeigt zehn grosse, gut erhaltene Bilder:

1. Flucht nach Ägypten.

2. Beschneidung Christi.

3. Anbetung der Könige.

4. Darstellung im Tempel.

5. Verkündigung.

6. Besuch Marias bei Elisabeth.

7. Geburt Christi.

8 lo. Die drei letzten Felder bilden zusammen eine einzige Darstellung der heiligen Sippe. In der Mitte Anna und Maria mit dem Jesuskinde, die erstere dem letzteren einen Apfel reichend, über die Banklehne gebeugt vier bärtige Männer, die drei Gatten der Anna, Joachim, KIeo])has und Salomo, und der Gatte Marias, Joseph, zur Linken die zweite Maria, ihre vier Kinder Jakobus den Jüngeren, Joseph, Symon,

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KEMHKN. 65

Judas helehrcncl, zur Rechten die dritte Maria mit ihren beiden Kindern, Jakobus Pf.rrkireh«. dem Älteren und Joharmes. Über die Lehnen ihrer Sitze beugen sich ihre (iatten Alphaeus und Zebedaeus. Die Szene giebt eine der reichsten Ausgestaltungen der heiligen Sippen im engsten Ansehluss an die Legenda aurea des Jacobls i». \'«»ra- GINE (Loml)ardi(a liist(jria aurea, Ausg. von l483, c. 126. DuRAXOUS, Kationale divinorum officiorum I. VII, e. 10, 35). Diese Genealogie bietet am genauesten die Ins( hrift auf dem Wohlgemuthsclien Altar der Marienkirche zu Zwickau (R. Steche, Beschreibende Darstellung der Alteren Bau- und Kunstdenkmüler des Königreicks Sachsen, Dresden i889, XII, S. io5):

ANNA SOLET DICI TRES CONCEPISSK MARIAS. yUAS GEXUERE VIRI JOACHIM, CLEOrHAS, SALüMOQUE. HAS DUXERE VIR] JOSEPH, ALl'HECS, 7.EHEDAEUS. PRIMA I'ARIT ( HRISTUM, JACOBUM SECCNDA MINOREM ET JOSEPH lUSTUM FEPERIT CUM SYMONE JUDAM, TERTIA MAIOREM JACOBUM ERATREMQUE JOHANNEM.

Vgl. Alwin Schiti.tz, Ikonograjjliisdie Studien über die Sippe der h. Jungfrau: Anzeiger des (Germanischen Museums i87o, .S. 3l3. Ders. im Neuen Archiv für Sachsische Geschichte und Altertumskunde XI, S. i7l. Henry Thode, Die Malcr- schule von Nürnberg im i4. u. i5. Jh., Krankfurt a. M. i89i, S. 127.

Die Schnitzarbeit des MitteLschrankes besteht aus einzelnen freigearbeiteten Fi- wardig««. gureii und Gruj)pen. Die Gewandung ist sehr reidi unil festlich, tue Falten bauschen sich in ein wenig eikigen Brüchen auf dem Boden. Die (iruppierung i.st durchweg klar. Von besonderer Sclu'uiheit in Anonimmg und .Ausführung ist die heilige Sip|H*, bei

der auch tlie Frauenköpfc einen wei<hen. lieblichen Charakter atmen. Die Seiter- •■'•n

5 und 6 sind durih sehr rei« he tlurchbroehene gitterartige Baldachine al>ge> ... n.

Die künstlerisch beileuteiideren Malereien enthalten die Innen.seiten der Flügel. Die Färbung ist sehr warm und von grosser Leuchtkraft, ohne grell zu werden, mit \ iel LokaIt<")nen, besonders einem reichen Ri>t. Die si blanken uml (hnh vollrn Figuren mit kli'inen Kcipfeii sinil in phantasti.sche Kostüme gehüllt, tlie in reichen Falten heral>- sinken, als Kopfbedeckungen dienen zum Teil Turbane. Die Anhiteklur in

allen konstruktiven Ti-iK-n noch den Charaktt-r der Gothik, nur die Portale unu 1 u.i-ur sind mit Renaissame-( )riiamenten und -Füllungen versehen; über dem Thi>rlx »gen auf dem Hilde der Vermahlung Joachims und .\nnas Putten mit (juirlanilcn. In der Behandlung der .\rchiteklur zeigen ilie Tafeln gros.se Verwamltsihaft mit den Ge- mälden aus der Legende des h. R<»ehus in Saint-Ja« ques zu Antwer|H'n. Anna sellwt erscheint auf d«in liiik«-n Flügel durchweg jugendlidi. in reichem n^en Gewand mit weiten Ärmeln, etwas dekolletiert, mit kleiner weisser Haube; auf «hin nt hten Flflgrl als Matrone, in weitem faltigen .Mantel, mit einer turl)anarligen Haube und einem S( hieiertut h. Genau das gleit he KoNtiün unti ilie gleichen ZUge zeii-t di. Vuti.i .luf dem Felde 6 des Mittelschrankes (bei d«r Restauration unri« htig p ein Beweis nn In für <lie Ft-rtigintg des .Mtars» hrankes mid der Flügel durch ein und den.selben M«ister. Die .Malereien der .Nu.vsenseiten der Flügel nind ein wenig matter und gebleichter in ihr l'.'lrbung. Die sorgfältig gezeit hneten nai kten K^qn-r im Vonlrr« gründe sind mit ziendichem Realisnuis ilargestellt, die Fr.iuen mit vollen, wi " " " n l'ornien, die M.'lnner mit unverh.'titnisnt.'lssig l.mgem ( >brrkor|x'r und ««laiken > .ni>... u.

(iei.rgs- inul \iktors.iltar im >üdlit hen Seitenv hill (Fig. il XHI». Der r.».>.«wiiM erste Georgsaltar wird 1.M6 von J.ikob Heim<«n«. gt-sliftet t\V p 18 J. p. jSV d. neue vlamis» he .\ltar st.innnl aus der i. H. des i6. Jh. .M ^ (Zur I

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66 KREIS KEMPEN.

Pfarrkirche, der mittelalterlichen Altäre Deutschlands S. i49) erklärt das Werk gleichfalls für die Arbeit einer Antwerpener Fabrik. Sein Charakter weicht indessen von den sonstigen Antwerpener Arbeiten stark ab: der Altarschrein zeigt grosse Verwandtschaft mit dem Schrein in der INIarienkapelle auf der Haide bei Elmpt (Kreis Erkelenz). Die Schnitz- arbeit ist handwerksmässig, die untersetzten Figuren sind mit einer gewissen Sauberkeit durchgeführt, aber trocken und mit ausdruckslosen Köpfen, der ganzen Darstellung fehlen die x\ccente und lebhaften Bewegungen. Die Gemälde der Flügel (beide Seiten von der gleichen Hand) zeichnen ' sich aus durch starke Betonung der den weiten Hintergrund füllenden Landschaft, die Figuren zeigen kräftige Bewegung und eigen- tümlich geschwungene Gliedmassen, besonders in den fast säbelbeinigen Unterschenkeln; das Kolorit ist warm leuchtend mit Vorliebe für rot.

Der Altarschrank (Taf. H) enthält folgende Szenen:

1. Grosse Kreuzigungsgruppe in zwei Gründen übereinander. Oben Christus am Kreuz zwischen den Schachern, um den Fuss des Kreuzes vier Reiter. Im Vorder- grunde rechts zwei Knechte, um den Rock Christi würfelnd, links zwei weitere in Streit geraten sich prügelnd. Darunter Maria mit Johannes, vor ihr knieend Veronika, ihr das Schweisstuch mit dem Angesicht Christi zeigend. Zur Rechten zwei Kriegsknechte.

2. Heilige Sippe. In der Mitte auf einer Bank Anna und Maria mit dem Kinde, hinter der Lehne und zur Seite fünf Alte. Im Vordergrunde rechts und links die beiden anderen Marien, ihre Kinder unterrichtend. Zwischen ihnen eine Gruppe von drei singenden Engeln.

3. Geburt Christi. Maria kniet anbetend vor dem auf der Erde liegenden Kinde, auf der anderen Seite ein Engel. Im Umstand eine Gruppe anbetender und erstaunt zuschauender Hirten. Den Hintergrund schliesst die Stallwand ab: durch ein viereckiges Fenster blickt ein schwarzbärtiger, schwarzgelockter Kopf unter breitem Barett, angeblich ein Portrait des Künstlers.

4. Beschneidung. Maria hält das schreiende Kind auf den Armen über dem Tisch, ihr gegenüber der Hohepriester mit einer Brille auf der Nase.

5. Tod Marias. Sie liegt verscheidend im Hintergrunde auf ihrer Bettstatt aus- gestreckt, einer der Jünger drückt ihr die Sterbekerze in die Hand.

6. Begräbnis Marias. Auf offener Bahre wird die Tote von den Jüngern ge- tragen, vor und hinter der Bahre Kerzen- und Palmenträger. Ein barhäuptiger, bar- beiniger Knecht stürzt im Vordergrunde zu Boden; seine Hände, mit denen er das Leichentuch herabzuzerren und zu stehlen versucht, sind an diesem hängen geblieben.

Die Gemälde auf den Flügeln stellen Szenen aus dem Leben einer ganzen Reihe von Heiligen dar, der h. h. Viktor, Georg, Sebastian, Rochus, Antonius, ohne dass auffallenderweise eine bestimmte Ordnung oder Regelmässigkeit in der Auswahl ein- gehalten wäre. Es ist nicht unmöglich, dass die beiden Flügel aus zwei Altären zu- sammengefügt worden sind.

Die auf den Innenseiten dargestellten Szenen aus dem Leben der h. Sebastian und Rochus sind :

1. Der h. Sebastian Almosen verteilend.

2. Der h. Rochus im Wald vor Piacenza krank und mit Pestbeulen bedeckt niedergesunken.

3. Der h. Rochus in Rom die Pestkranken pflegend.

4. Der h. Sebastian enthauptet.

Auf den Aussenseiten die folgenden Szenen (die vier langen Felder sind hier in Streifen, die mittleren in drei, die äusseren in zwei, zerlegt):

66

Tafel II.

Kriu|nii. ( icurph- Ulm \ iKt"i>.iu,ii 11) cicr l*farrkin In-

KEMI'KN.

67

Zu <»l)crst: I. u. 2. S. Georg und S. \'ikti)r, Eiii/xlgestalten. Die Heiligen in EisenrQstung mit liolicn Specrfalincn.

In der zweiten Reihe:

3. Der h. Sebastian vor der Klosterpforte.

4. Der h. Antonius mit dem Kinsiedler in einer Felsenlndilc.

5. Der h. Sebastian vor Diokletian (oder S. Viktor vor Maximian-").

6. Der h. Sebastian nackt an einen Baum uefesselt und mit I'feilen bcsch<>ssen. Zu Unterst:

7. Der h. Sebastian Almosen verteilend (Fig. 27).

P r> r r k i r c k c

Fig. 27. Kempen. Vom GeorgmUar in der Pfarrkirche.

S. I )(i li. Anloiiius in seiner Zelle vom Teulel versucht. 9. Dir li. Sebastian \on ( ;e\vai»pneten überfallen.

lo. Der li. . "-Sebastian \<>i ilen (I«"»t/.enaltar geführt.

Antoniusaltar im n.'.rdlic hen .Seitens« hilf (vgl. die Ski/./e l-ig. aS. I -M \U». A»ia».»^u«. Zurrst l4.S4 durch Heinrich /inn Uoll und Theodor de Via gestiftet »W p. ^S. J. p. 79). CilllNUs in den Farrai;in<> \III, fol. 43l nennt aU «lic IlciH-- d. n. n er geweiht. S. Iluberlus. S. .\ntonius, .'^. I„Mnbertii.H, (lutes Werk der .\ hule um i54o. Di<' .S< hnit/.ereien sind in der Anortlnung »Irr .Sxrncn und (iruppicnmg nicht übermas,sig ges« hickt; besonders dir Iwitlcn minieren ol»rrrn F' Itoicn duiih dii' Notwentligkeit einer Vorderansi«ht für die Kour Si hwierigkeit«n, «li»- nicht ganz überwunden sind. Die Fi reiche Cicwaiulung gehüllt, mit w«'ichen, nit ht mehr inkig gcoi m n. .u- ii.

|l I tu ii< '

67

68

KREIS KEMPEN.

Pfarrkirche, arbeiteten Falten. Der über die rechte Schulter geworfene Mantel fällt in starken sternförmigen Falten zu Boden. Ungewöhnlich reich sind die zierlichen durch- brochenen gothischen Baldachine, die in Gestalt von doppelten in stumpfen Winkeln aneinander 2:estellten Gittern den oberen Abschluss verkleiden. Wie bei dem Mär- tvreraltar in Xanten sind sie zu tief heruntergezogen, wodurch die Figuren selbst gediückt erscheinen.

Der Altarschrank enthält in neu polychromierten Schnitzereien die folgenden Szenen :

1. Eine Gruppe von Heiden, um ein vergoldetes Götzenbild auf hoher Säule versammelt, unter ihnen der h. Antonius.

2. Szene aus der Christenverfolgung: Enthauptung von Gläubigen.

3. Der h. Antonius wird in einer Kirche zum Bischof geweiht. Um ihn stehen hohe geistliche Würdenträger.

4. Tod des h. Antonius. Ihn um- geben klagende und betende Geist- liche.

5. Der Heilige predigend. Im Vor- dergrund eine grosse Schar von Hörern, zwei Frauen auf Stühlen.

6. Der Heilige von Kriegsknechten gefesselt.

7. Der Heilige seine erste Messe celebrierend.

8. Der Heilige an Bettler und Krüppel Almosen austeilend.

Die Flügel enthalten sechszehn Szenen aus dem Leben des h. An- tonius. Die Gemälde sind im Ton sehr einheitlich gehalten, ein bräun- licher Ton herrscht im Vordergrunde vor, ein blaugrüner im Hintergrunde. Unter den Lokalfarben fehlt das leuchtende Rot vollständig. Die Farben sind dünn und flüssig auf den Kreidegrund der Holz- tafeln aufgetragen. Die Figuren sind in reiche Gewänder gehüllt, die Mäntel bewegt mit flatteniden Zipfeln, der Kopfschmuck zeigt ausgesprochen niederländische Formen. Die Köpfe sind gut und fein charakterisiert, die Finger etwas geschwungen. In der Architektur herrschen Renaissahceformen vor, die Putti über dem Portal in 4, der Brunnenaufsatz in 6 sind direkt nach guten Vorlagen kopiert. Die einzelnen Szenen smd nicht sämtlich ikonographisch zu deuten. Die Legenden des Heiligen nach Athanasius (Acta SS. Jan. II, p. 120) und nach Jacobus de Voragine (Lombardica historia aurea, i483, c. XXI, B) erläutern nicht alle Darstellungen. Die Szenen der Aussen- und Innenseiten der Flügel sind mit denen des Altarschrankes kombiniert: die Legende beginnt mit Szene 7 der Innenseiten. Hier nimmt der h. Antonius als Jüngling vr,n seinem Vater Abschied, in 8 bittet er vor dem Thor eines Klosters bei dem Abt um Einlass und Aufnahme. Auf den Innenseiten ist in i, 2, 3 und 5 die Erzählung von dem Transport der Leiche des h. Antonius dargestellt, die erst zu Lande und dann zu Wasser weiter befördert wird.

Fig. 28. Kempen. Aufriss des Antoniusaltars in der Pfarrkirche.

68

KEMPEN.

69

Sakramentshäuschen von Sandstein am zweiten Pfeiler des Chores auf der Pfarrkirck«

Evangclienseite (Abbildung bei Statz u. Uxgewitter, GothLsdics Musterbucli, i856, Taf. 1.37, r38. Aus'm Wef.rth, Kildncni Taf. XXII, 4; II, S. i6). Im J. i46i von Meister h'onrafi von //er IlalUti aus K'iln für d«-n Preis vdm 3oo Mark gef« * * \V. p. 38: i46i aediles Petrus Ploeiius, Petrus de Via, et Omradus ter Steven m

d. Joanne de C'f)sveldia Coloniam ])roferti sunt rurando novo tabemaculo \- lus

sacramenti, (juod hodic habemus, illudque inito contractu cum quodani Conrado von der Hallen pro trecentis marcis fieri ( urarunt. Sequenti vero anno Petnus de Via Coloniam rediens dictum tabenuiculum iam paratum levibus ex abiei stniminc

repletis frustulatim imponit et navigio Novesium devehi fecit. Ostiola ciUMlein tai>er- ii.'K uli fi-rrca pendunt et exaequant octuginta ({uatuor libras.

Der untere Aufbau wird durch einen fünfseitigeii mas.siven Pfeiler gebild« ;

dessen Seitenlläi hen auf Konsolen fünf kleine 35 «m hohe Samlsteinfiguren von Hei- ligen stehen. Vor die K( k( ii treten freistehende Pfeiler, oben durch Spit/.l>ogen ver- bunden. l)ie drei vorderen Felder des fünfseitigen Gehäuses /.eigen hölzerne Thüren mit Eisenbeschl.'igen, die mittlere in der unteren Hälfte ein durchbrcKhenes (jittcr. An den vier freien Eckpfeileni sind Statuetten angebracht, ebenso in der Mitte der zwei freien Felder. Die Eckpfeiler .setzen sich als F'ialen fort, iler luftige zwelstrM kigc Aufsatz, wiederum fünfseitig, aber zweinuil übereck gestellt, zeigt an den Seiten StrelK'- pfeiler und Strebebogen und als Absthluss eine reichverzierte Kreuzblume. In den drei Wimpergen über den drei .S( hrankthüren unter Spitzbogen die thronenden Ge- stalten von Maria, Petrus luid Paulus, hinter den freien Strebepfeilen» Figuren von musizierenden Engeln. Das architektonische Gerüst ist sorgfältig und e.xakt chirch- geführt, die Pfeiler und Bog«'n nii h prufiliert, die mittelmässigen Santlsteinfigiirchen frei ausgearbeitet und angestiftet.

Chorstühle, zu beiden Seiten des Chorhau.ses zwis<hen dem er>iten und zweiten Pfeiler, 4. 20 m lang, aus Eicheidiolz ges« hnilzt, im J. l493 für tlie Summe von 220 (iulden von /n/iatiues Gnilrr gefertigt. W. p. 62: l493 Sedilia sjiconlotum < liori Mostri a [oanne Grulero perfecta posila sunt, cui de capitali ducentorum et 20 flon-noruni sununa annuam pensionem in prae.sentia pastoris, vicarionnn el ma- gistratus aediles sti|)ulati sunt ad pl«-nariam usque Solutionen». (Vgl. KöhuMhe Volk<- zeitung vom i4. ;\ugusl i89o.)

Durch di«- .Silninlieit der Verhältnisse und die- SKf'"'«;'- Nusfühnuig der nii hl überrei« hen < )rn;imente steht das (Jestühl unt»r den nie. in-n Arlwiten in der

vordersten Reihe. .\ni iiäi listen konunen ihm die einfai heren Chonitühle von Straelen (vgl. Kunstdenkmäler d( s Kreise.s (ieldeni) uml im Minoritenkl«>ster ix\ Clcvc (AI's'm W'li-KTM, Hildnerei Taf VIII, 1 6); die letzteren wie die zu Hoppard in <ler K kin he (Stat/ u. IIn(;i:\vitti:k. Gothisc Ins Musterbuch Taf. CLXXXVH, C'I.XX.W lii. 2 5) und in der Stiftskirch«- zu ( Murwesel (ClI. Rua.FNHA« II. Dir Chor '" S-* .Mittelalters; Miitheilungen d<r K. K. ('entralk<tn>missi<>n zur Erhaltung d. . male \' III. .S. 220, Fig. 18) überlr«ll«n das Kempeiier Gestühl dun h den ! \\\

ihr Details, erreichen es .iber kaum in <ler feinen Abwägunjj der Vei

Das Gestühl besteht .luf beiden .'-ieiten au« r)«>p|><'lreihen, die hinlrrr luit »n Iw» die vorden- lünf Sitze (Fig. 21). Der arclütektoni.Hche Aufbau i.il auf U'iilrn S«'ilrn derselbe, nur das Hildwerk ist verschie«len. Die Hinterwände lK->tehi-n aus dun h- bn« henem St.d>w«rk, das durch Fialen, «lie hinter jitler .\ii ' ' ilrr

Mreile der Sitze «ntspret hend g«gli<dert ist. Der rei« h.- - ' . ; «vi!

vorgekragt. Die m idii hen W.uigenslücke der hinteren ^ <• an «lir

Sakni

UUnckcBb

OtorMAkl«

69

7o RRtlS keMp£N.

Pfarrkirche. Chorpfeiler an. Die ganze Fläche der inneren Seiten ist durch einen reich verzierten, mit Krabben geschmückten Spitzbogen eingerahmt, der mit einer Kreuzblume abschliesst. Das so begrenzte Feld enthält vier Heiligengestalten in ganzer Figur in einem weich behandelten Basrelief: auf der Evangelienseite Hubertus als Bischof mit Buch und Stab, \-ou dem Hirsch begleitet, und Kornelius mit Hörn und pedum rectum, auf der Epistelseite Gregorius mit pedum rectum und Buch und Hieronymus mit dem Löwen. Zwischen den einzelnen Sitzen erheben sich reichgeschnitzte Armstützen, die obere Schultedehne mit einem Kapital, auf der schräg ansteigenden Kante allerlei kleine karrikierte Gestalten, Mönche, Bauern und Affen in hockenden und kauernden Stelluno-en. Die Wan^enstücke der vorderen Sitzreihen zeigen an ihren Aussenseiten unter einem Rundbogen auf der Evangelienseite die Gestalten der Heiligen Viktor in Eisenrüstung mit Fahne und Schild und Antonius mit dem gefesselten Drachen, auf der Epistelseite Augustinus und Ambrosius. Über diesen Wangenstücken ist als Ab- schluss eine Gruppe von je zwei geflügelten Engeln angebracht, die in faltiger, knitteriger Gewandung knieend Schilde zwischen sich halten, zweimal mit dem Kempener Wappen, zweimal mit den Passionswerkzeugen.

Die reichste Ausgestaltung haben die Konsolen der Klappsitze erfahren. Meister Griiter hat hier seinen derben rheinländischen Witz ungezügelt spielen lassen und mit einer überreichen Phantasie neben einer Reihe harmloser Szenen einige beissende, oft etwas täppische Satiren auf die Geistlichkeit zusammengeschnitzt. Für die Erklärung und Deutung der einzelnen Gruppen ist die Tierfabel zu Hülfe zu rufen.

An der hinteren Reihe des Gestühls der Evangelienseite finden sich folgende Szenen: eine alte Frau vor dem Backofen; ein Bauer, der mit dem Dreschflegel auf Eier losschlägt (eine Satirc auf das , Eierdreschen', das Einsammeln der Eier zur Fastenzeit durch die Landpfarrer) ; der Fuchs zu Gaste beim Storch, der bequem aus dem enghalsigen Gefässe trinkt; eine Katze zwischen vier Mäusen; der Fuchs den Enten predigend; ein Adler als Schildhalter.

An der hinteren Reihe des Gestühls der Epistelseite die folgenden Szenen: ein Pelikan seine Jungen aus seiner Brust speisend ; eine vornehme Frau mit einem Wasser- gefäss; ein Greif mit einem Schild: lateinisches Kreuz, belegt mit fünf Halbmonden; zwei Hunde sich einen Knochen streitig machend; ein Fischer mit einem Fischkorb im Wasser stehend; ein Fischer ein volles Fischnetz aus dem Wasser ziehend.

Die Konsolen der vorderen Sitzreihe zeigen auf der Evangelienseite eine Katze; einen Affen; einen bärtigen hässlichen Kopf, der die Zunge herausstreckt; Storch und Fuchs aus flacher Schüssel speisend; den Fuchs in einem Buche lesend; auf der Epistelseite einen beladenen Esel mit dem Rosenkranz; einen Bauern, der Rosen aus einem Sack auswirft, die von Schweinen gefressen werden; eine Sirene; eine Frau am Spinnrocken; den Fuchs mit den Enten im Wasser. CeWiranten- Drcisitzigcr Cclebr a 11 1 cus tuh 1 (Abb. aus'm Weerth, Bildnerei Taf. XXHI,

Fig. I, la, ib, ic; II, S. i7), aus Eichenholz geschnitzt, 2,3o m breit, 3,9o m hoch, zwischen dem zweiten und dritten Pfeiler auf der Epistelseite des Chores angebracht (Fig. 2i). Im J. i486 aus städtischen Mitteln und wahrscheinlich gleichfalls von Johannes Gruler gefertigt. Das Werk ist eine der glänzendsten Schöpfungen der niederrheinischen Holzschnitzerei vom Ende des i5. Jh., gleich hoch stehend durch die originelle Anlage von Sitz und Baldachin wie durch die unter den erhaltenen Werken nicht wieder erreichte Feinheit in der Ausführung. Die Ornamente sind in anmutigem Schwung gezeichnet, zierlich und leicht ausgeführt, der vorgekragte Teil des Baldadiins f:iii Meisterwerk auch in konstruktiver Hinsicht. (Taf III.)

7o

Tafel III.

Kciiipm. Ccl('lir;iiitrii>ttiltl in cU*i l'l.irrkiu lu-.

ICF.Ml'F->J. 7 I

Den oberen Teil der hinteren Wand bildet ein durrhhrochenes Stabwerk mit prarrkircb« reicher Fcnsterarchitektur, der untere ist mit im Kundbogen gcschlcjssencn Füllungen verziert, die, .'ihiilit h wie die Rückw.'inde der Chorstühle zu Kaikar, eine Narliahmung von Tei)i)i< heil dun h punzierte Musterung des Holzes enthalten. Cber den Ann- lelincn erheben siih je zwei frei aufstei^M-nde gewundene, in der Mitte mit einem Knoten verseliene S.'iulen, die den lialda« hin tragen, der weit narli vom ausl.ldt und in der feinsten dun hl)ro( henen Arbeit reiehstt-n Schmuck zeigt. Der über dem mittleren Sitz bcfintiliche Teil des Baldachins springt im Dreieck vor, die xier so entstehenden unteren Abschlüsse sind mit ciiuin Ksel.srücken geschl«>sscn, der sich nach oben über dem Ilorizontalgesims in einer reichen Kreuzblume fortsetzt. Der Bogen selbst ist auf seiner oberen Seite mit frei behandelten grossen, üppigen Krablnrn besetzt, an seiner unteren Seite zeigt er vier Nasen, die in Knosj)en «nler Kreuz- blumen auslauft II und denn Verl)in(lungsbrigen wieder mit zwei kleinen im Klee- blatt auslaufendiii \asen verziert sind. l'ber den fünf Kc kpfeilem reiihe Fialen, vor ihnen auf K<»nsolen unter kleinen Baldachinen fünf m.'hinliche (Jeslalten mit Musikin^t^mll(•llt(■ll, unter ilmi n KiihIm l)ii\i(l mit tier Harfe. D<ii .\i»sch!u.ss des mittelsten nicht auf einer Süule lastenden freien Pfeilers bildet der schweb<'nde Engel jnit dein Kciiipener Wappenschild, dessen Gestalt in ihrer vornehm l.1.ssigen und un- gezwungenen, aber doch ausserordentlich fein abgemessenen Bewegung unil in <ler reichen, in grossen Faltenmotiven sii h bewegenden ( icwan«lung einen natürlichen Ab- schluss des vorspringenden Baldachins bildet. Die Mittelfeliler der beiden seitlichen Wangenstücke zeigen in Basrelief die (iestalten von Chri.stus mit ilem Bu< he in der Linken und \<.ii I'ctrus mit Buch unil Schlüsseln, l'ber ihnen auf beiden Seilen ein Wappenschild, das ein Kreuz enth.'ilt, belegt mit dem .Schild iles Kc'ilner Krzbi-sehofs IIeriii;mii I\'. \ciii Hessen, rntcr den Figuren l.'iufl die Inschrift hin: .\xxi) DSl .MC c ( ( I x.x.wi (nitht l446, wie AI:s'.M Wikkih gelesen hat).

' Die dem Chorumgange zugekehrte- Rückwand zeigt gleichfalls reiche Ver/ie- rungen. ;\uc h nach dieser Seite sj)ringt der Baldachin weit vor und m hli«->st mit einem ( littc-rwe-rk ab. \'e)n den vier gedrehten S.'iulen iler Kückwanii .steigen Kip|M>n auf, welche' dl in vorspringenden Teil des Balclae hins .seinen architektonischen Chanikler ge-ben. i )ie Rückwand ehr eigentlichen Sitze zeigt in ganz llaeiiem, sehr seharf umrisseiieii Relief in (i.in mittelsten der clrc-i Felder das Kreuz mit ilen l'aviions- werkzeugc-n. links an einem Riemen aulge-h.'lngl das Wap|)cn von Keni|K*n. recht» das des genannten Krzbisc hofs, in der glc-ic h«-n Wei.se b»'leNtigt gt*<lacht. I)ann»ter die abgekürzten Inschriften \um \ oi-piki ki Mnxsis und \km\ .\k< llitn««« c»n

COI.ONIKNSIS.

Taufstein von Namunr Marmor. Arbeit des |3. jl». in tIer Taufkai>elle (AW». Taa^Mi». AUs'.M WM Kill. l'.ileliieT.i Taf. X.XIII. 4; H. S. l9). ll. r einer vi. ■> IMinthe

erhebt sich der ae ht.seitige- Schaft, das runde Becken tragend, tla.s an \k'I k m-

dierenden Seiten ül»er aufgeklappten, einmal gciippte-n Bl.ltlirn. roh x-

lose mense hliehe Kc">plc- tr.'lgt. Die zwischen ihnen liegenden Felder .- !»-

n-liefs gefüllt, zwei mit ciiuin I.owenpaar, d.is nur je einen Kopf ha», d.is drittr mit einem einzelnen Li"iwc-n, das vierte mit einem Dr.ic hen mit g< (Vgl. oben .S. 16.) Cianz ent.sprec hend das Becken im Bi-sitjs von llerni }u\i\is S huh- in. II hei /u W ennelskiii hell.

Orgelkasten auf der Orgelbühne über der .S. Ml. haelska|Kll.v A. I Die Oi««l.

neue Orgel in der katholischen Pfarrkirche zu Kem|Mii. erb.iut von Kr V^ k.

I^eriiht mit gese hie htlie hen .Xnmerkungen K<'ln |876. W. I.riiKI., (le»«h.-.. '

7i

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KREIS KEMPEN.

Pfarrkirche. Renaissance in Deutschland II, S. 449. Abbildungen von Details im Westdeutschen Gewerbeblatt II, i884, Taf. 5. Aufriss unten Fig. 29, Details Fig. 3o u. 3i.

Eine Orgel wird in der Pfarrkirche bereits i5o3 erwähnt (W. p. 64); im J. i539 wird zu einem Neubau geschritten, der durch einen auswärtigen Orgelbauer Vitus aus- geführt wird und zwar an Ort und Stelle: Meister Veit errichtete seine Werkstätte in dem Jungfrauenkloster. W. p. 79: i539 in computu mentio fit novi organi et in alium locum translationis eiusdem in locum commodiorem, cum hucusque situm positumque fuerit supra sacellum s. Michaelis. Huius novi organi conficiendi gratia Vitus quidam Kempenam venit et in monasterio virginum egit ad eins consummationem ibique fistulas tubosque plumbeos conflavit. Perfecto organo aediles Glabacum et ad mona- sterium Campense et s. Nicolai non longe a Novesio (miserunt), ut peritis istorum locorum organistis experimentum novi nostri organi sumerent. Dederunt postmodum magistro Vito tradito iam organo 34 daleros, 26 florenos aureos et 7 florenos com-

munes. Cum vero in immensum excrevisset organi novi pretium, pacto inter se inito consules, praetor, alii in propria persona equis singulas rusticorum villas obierunt, stipis et elemosynae coUigendae gratia, ut horum muni- ficentia et liberalitate novi organi expensae nimium ex- tensae exsolverent. Ante tarnen positionem novi organi tcmplum dealbatum est i54i sumptu i9 florenorum a quodam cive Venlonensi.

Der noch erhaltene hölzerne Orgelkasten mit der vorderen Reihe der Pfeifen ist eines der hervorragendsten dekorativen Werke der Frührenaissance am Niederrhein, sowohl in der reinen Führung der Umrisslinien und den Verhältnissen des sorgfältig abgestuften und kunstvoll gegliederten Aufbaus wie in der Zeichnung und Aus- führung der Füllungen, die ohne Überladung die reichste ornamentale Phantasie verraten. Der eigentliche Orgel- kasten ruht auf einem 2,7o m hohen Untersatze, der viermal in Längsfelder zerlegt ist, mit einer Reihe von Querteilungen. Jede Füllung ist für sich gearbeitet und dann als Verkleidung auf das Gerüst geheftet worden. Die Rahmen sind breit genug, um die Zeichnung jedes einzelnen Feldes für sich zur Geltung kommen zu lassen, und doch wieder nicht so breit, um den organischen Zusammenhang zu zerreissen. Die Mitte der Füllungen bildet ein Medaillon mit dem frei herausgearbeiteten Kopf eines Mannes oder einer Frau; die Arabesken selbst sind nur in flachem Relief mit scharfen Konturen gehalten. Eine entsprechende Verzierung zeigen die Pilaster. Die Köpfe .sind paarweise der mittleren Axe zugewandt (Fig. 3o).

Der obere Aufbau zeigt eine reichere Gliederung im Grundriss: der mittlere Teil springt im Halbrund vor, die seitlichen Abschlüsse bilden übereck gestellte Risalite. Dem mittleren halbrunden Erker dient eine Konsole als Träger, die aus drei sich bäumenden Pferden gebildet wird (Fig. 3o), die Erker stützt je ein reich verzierter bärtiger Kopf (Fig. 3i). Alle Gesimse sind ausserordentlich reich pro- filiert und mit feinem Verständnis geschwungen. Als abschliessende Brüstung dienen wiederum horizontale Felder, wie die einzelnen Pilaster mit Flachomamentcn verziert.

Auf einem der Balken des Gerüstes findet sich die Marke:

Fig. 29. Kempen. Aufriss der Orgel in der Pfarrkirche.

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KEMPEN.

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s< IiiikiIm luiltcri«!; mit ;ihiT sorj^liilli^f

Steinfigur des h. Christoph am zweiten Xordpfciler des Mittelschiffes in Pf.rrkirekr. (iDppelter Lebensgrr.sse (¥\^. 21. XVIII), gute Arbeit aus der zweiten Bauix;riiKle der sk«i|K»r. Kirche, Ende des i4. Jh. Der Htihge steht auf einen Baumstamm gestützt mit nackten Beinen in dem von Fi.s( heu und Sinnen h.lcbten Wasser, auf seiner St huUer d;is Jesuskind hallj knieend, in der hnkcn Han<l (he Erdkugel, dii- Rechte erhebend, mit flattern- dem Gewand. Die (iestalt ist zicmli«

lla( her Brust.

dun hgearbcitct, Ix-sonders in den ausdru( ksvollcn Xügtii dis schrmcn langbiirtigen Kupfes. An der gleichzeitigen Steinkon- .sole i.st ein .schwebender lockiger Engel angebracht, der einen .S( hild hält mit dem l)luten<len Herz und Il.'inden und Füssen mit den N.'igelmalen (B.mdki, Organ für christliche Kunst \ni, S. 76).

Sp.ntg..th. Ilolzstatuc der Madonna, ziemlich steife- und hölzerne Arbeit aus der Mitte des l5. Jh. auf dem Altar der Taufkapelle, neu polvchro- miert und in di n Ki'ipfi-u stark überarbeitet.

(Iruppe der li. Anna, neu polychrnmierte handwc-rks- mt'l.ssige und harte- IIolzsc hnitze- rei vom Ende des iS.JIi. in Drc-i- viertellc-ben.sgn'tsse, indem imnl- lichen Seitenschill neben dem Turme. Das auf dem Schos.se der Mutter slelu-nde Kind i>l nur mit c-iner Wiiulel bekleidet, es h.'llt in der Linken eine Traube, in der Ree liten eine Be-ere.

II iil / I in 111 ei. h. I'r t Mi^, iie u |>e>h ehromiert und am K<>pl Überarbeiteies lue htiges .Silzbild viim Ende des l5. Jh. aus dem alte-n l'elersllmr.

Wandgemälde an der Xemlseile des Clieiruni der sc hw.irzen /eie Imung und in eler l'ntermalun^ .1..

Ki( 30. Kempen neutU von d«r Org«! ia d*r l'bithitcW.

M.lIK .■ ill ( inui

werksm.'lssige Eeistimgeii vem» Ende ejes i5. Jh. Du* NunU-n -»uul in den !• Mc)rtel hineingepresst. Sechs Ileiligengestalten neiHMicinandcr: S, Fninxi<tkiUi. S. K ein Bischof mit Huch und Slal». S. Elisabeth, vitwu B<-lller kloiiicnd. ein Kran

nui u) M*.d4

U

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KREIS KEMPEN.

f^fnrrkirche.mit Buch uud Stab, S. Hugo (?), vor ihm knieend der Donator mit unleserlichem Spruchband.

Kronleuchter. Kronlcuchter vom Ende des i5. Jh. (Abb. aus'm Weerth Taf. XXII, 5; II,

S, i6. Otte, Handbuch der christlichen Kunstarchäologie I, S. 160). Über den von der mittleren Halbkugel auslaufenden acht schmiedeeisernen mit Blattwerk ver- zierten Armen, an deren Enden acht hölzerne gelockte Engelsgestalten als Leuchter- träger angebracht sind, erhebt sich der Aufbau, der nach beiden Seiten ein hölzernes 1,28 m hohes Madonnenbild zeigt die beiden Figuren sind mit dem Rücken aneinander gelehnt und durch einen Strahlenkranz getrennt mit langen fliessenden Locken, reichem, in schönen Falten herabfallenden Mantel, die Figur noch schmal- schulterig, mit kleinen gedrechselten Brüsten. Über ihr schweben, an der Stange

Fig. 31. Kempen. Konsolen von der Orgel in der Pfarrkirche.

Oliter.

Epilaphium

befestigt, zwei weitere Engelsfiguren, die eine Krone halten. Ganz entsprechend sind die Muttergottesleuchter zu Kaikar, vor i5io von Heinrich Bernd/s gefertigt (Wolff, Die Nikolaikirche zu Kaikar Taf. XLIV), zu Erkelenz (Organ für christliche Kunst 1861, S. 22?), zu Ratzeburg (Statz u. Ungewitter, Gothisches Musterbuch Taf. 216); auch der grcsse, i489 von Gert Bulsifik gefertigte Radleuchter zu Vreden (v. Hefner- Altexeck, Eisenwerke oder Ornamentik der Schmiedekunst des Mittelalters und der Renaisance, 1861, Taf. 34 36) gehört zu dieser Gruppe.

Schmiedeeisernes Gitter an der Brüstung der jetzigen Sängerbühne über der Sakristei (Fig. 32), einfache aber fein stilisierte Arbeit von schöner Zeichnung, im J. i463 von Peler von Slraelen gefertigt. W. p. 39: Anno i463 cancelli ferrei prope aediculam venerabilis sacramenti a Pctro quodam Stralensi facti sunt.

Epitaphium des i634 verstorbenen Ratsherrn Tilmann Haffmans im Mittelschiff an der Turmvorhalle. In der oberen Hälfte ein Gemälde, Christus am Kreuz, Maria, Johannes und Maria Magdalena darstellend. Am Fusse die Stiftcrinschrift: ponebat

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KKMPEN'.

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hJk P^ Jh^ ^^^u^ ^

MOKRICNS IIMUS R. D. JOANKES HAFFMAXS S. T. B. HUIUS ALTARIS SALVATORIS RFXTOR Pf.rrkireli«

ANNO 1661. Zur Seite die Wappen der Ehegatten.

Diesem Kpitaphiinn gegenüher an der Turnivorlialle Oll.ild mit Darstellung lU-^ «.roui^«. im I'rofil nac h rechts \>>t einem Altar knieenden, leic ht ergrauten Thomas a Kempis mit (1(1 l'ntersthrift: Thomas a kkmi'Is canonicus regularis oniiT asxo i47i 25. jui.ii. VDii /■'/<///: Kesscici 1629 gemalt. W. p. 94: i629 (ommunihus tutius rom- immitatis e.xpcnsis curavimus tres imagines Thi»n>ae de Keinpi.s |)opuIaris niistri Col«»- niae fieri ad taiiti viri niemoriam ron.servandani, ({uarum una in arce nostra vLsitur, altera in curia, tertia in ecc lesia jiarnx hiali pretio 80 imperialium pirtore Fnincisto Kcsselcr. (Vgl. unten.)

Im Chorumgang liinter dem .\ltar (irahstein des am 20. I)c/.cml)cT i7l6 ver- r.,.i.„-:- storhenen Pastors Rverhardus Nakatenus ord. S. Menedieti mit einem Kelch in Mcd.iill..ii- umraiimung als einzigem S< hnuH k. (\'gl. Neerojogium Ciladhaeensc II. e«l. KcKf.RTZ: Ann. h. V. N. VIII, S. 211.)

In der Sakristei: Monstranz von vergoldet«'m Sill)er, 80 <m hoth, v«>- 'iait«ii»rr.

liclie Arluit um i4oo (Al)l». aus'.m \Vi:i-ktii Tai". .\.\II. Fig. 7; II, S. i^.. Ciik \\ S( ii.MiDr, Kin iienmr.hcl und Utensilien des iMillelalters in den I)iö(cs«'n KTiln, Trier und iMünsler, l85l. I. 4, Tal. Willi. .Vuf dem Fuss, dessen (jrun<lriss eine vierseitige Ko.se mit eingefügtem (Quadrat liildet, erhebt sieh der seeh.s.seitigc Schaft mit sechsseitigem, durch Ko- .setten verzierlc-n Knauf Zu den Sc-itc-n «les ( jlascvlinders, der aus einer V'ergitlirung auf- steigt unci mit einem Zinnenkranze alisc hliesst. erhehen sich zwei trcistchciidc-, in l'ialc 11 endende- Strel)epfeilcr, die duri h e inen Strchehogen mit der Kreinung des (jeh.'luses, durch ein ( litte i aus Slahwerk mit des.sen Fuss verhuntlen sind.

V\n-x dem verbindenden ('litte-r je- ein leue htertrage-nclrr F.nge i. /«is. n< n e|en Pfrilcrn l'elrus und Paulus. De-i in vie-r sieh ve-rjiinge-nden Ste« k\ve-rki-n aufsteigi ndr Auf'<«.il/ se hlie.ssl mit einen» Kruzi(i.\us, unle-r ihm belind«'t sieh tlir Figur «Icr .Ma«le>niia. lieft-r noch weitere kleine- I Uiligenhgüre hen. I > i> Inventar von l6a7 erwähnt auvser »Irr beschriebenen ihmIi vier we-itere, als deren Meister magister lir Oftit dt Jemuiltm angegeben wird.

C'ibe.irium von vergolde-tein SillH-r. 46 ein hoch, nut erne-uertem FiLvs . Arbeit vom Anfing des i5. Jh. (Abb. AI s'.M Wfikth Taf. XXII. 6; II. S. 16V l». u See hsse-itige-n Aulsatz auf .see hsse-iligejn .Si h.ift kroul ein Kru/itixu.s «uiMhen M..»ii und |ohannes. Sechs nuisizii-rende Kngel stehen über den sechs ken in Icl« Zinneiilürme hc-n, ihn- in e|e 1 .Mitte zusammensle»vsenden Flügel bilden ilic Sirei lies architektonischen Aufbaus.

Ciborium aus vergoUleten» Silber in getriebener Arliril. Jlcm hi»h. Dei ! zeigt eine- sec hsbl.'ltlerige Kose; jeiles einzelne tief MLltter enthalt eine h.'" ' formige Ausbauchung mit den D.irstellungen der Matlonn.t und \on fünf \' Der Deckel sc hliesst mit cinc-r r«-ie lun Hlume in '■^ill--! luv. bniili. Ii \u^u .\\\\ dc-m Pastor Arnoldus Muserus gesc lu-nkt.

Kelch aus vergolde>tem Silber. .'2«m Ihm h, vom Kmir de» l5. Jh. (Al»l». A \Vi-:i-:kiii '\'a\. .\.\II. ioi .\uf d«in an dir Basis a jour «lunhl»r»K honen aih'

I iir. TJ. Kem|>cii. S ••••-- '--l «cm«« Gilltr in (irr I

<?

76

KREIS KEMPEN.

Pf.-.rrkirche. Fuss erhebt sich der achtseitige Schaft mit den Leidenswerkzeugen am Aufsatz und den ciselierten aufgelöteten Figuren von acht 2 cm hohen Apostehi mit ihren Sym- bolen am ]Mittelknauf.

Kelch aus vergoldetem Silber, 21 cm hoch (Abb. bei Chr. Schmidt, Kirchen- möbel und Utensilien aus dem Mittelalter I, Taf. X), spätgothische Arbeit vom Anfang des 16. Jh. Auf einem der Blätter der sechsseitigen Rose ist aufgestiftet eine erhaben gearbeitete Kreuzigungsgruppe; die übrigen Blätter enthalten in sorgfältigen Gravuren eine Maria mit Kind auf der Mondsichel, Christus vor dem Kreuze stehend, umgeben

Fig. 33. Kempen. Pectorale in der Pfarrkirche.

Pectorale.

von den Leidenswerkzeugen, Antonius mit dem Schweine, die zwei letzten Felder nur Arabesken mit Putten.

Kelch von vergoldetem Silber, 24 cm hoch, in einfachen Formen, von i5o3. Neben dem Weihekreuz auf dem Fuss die Inschrift: memoria domini johannis hon SACERDOTis DE KEMPis AC PARENTUM .suoRUM COLLATORUM. An der unteren Seite um den Rand hinlaufend: anno a nativitate domini millesimo quingentesimo TERCio ME KiERi FECiT IN MENSE MAYO. Zu dem Kclch gehört eine alte Patene mit dem gleichen signaculum am Rande.

Pectorale aus stark vergoldetem Silber, mit einem Durchmesser von i6,5 cm, vorzügliche Arbeit vom Ende des 16. Jh. (Fig. 33). Die Umrahmung bildet eine sechs- seitige Rose, deren innere Bogen mit äusserst sorgfältig gearbeiteten Arabesken gefüllt sind; df-n Mittelpunkt eines jeden Bogenfeldes bildet ein Putto, der Arme und Beine

76

KEMPEN. 77

weit auseinanderspreizt. Das mittlere tiefliegende Medaillon enthalt in matt vergoldeter, Pfarrkirche. getriebener Arbeit eine Darstellung des Gekreuzigten, links neben ihm eine klagende Frau in tiefster Verzweiflung mit nackter Hrust, verzerrten Zügen und fl!' ' i

Haaren wohl eher das klagende- Jerusal<-m als Maria . re< hts «-in Mann, .i- i mit der Rechten nadi Christus emjxirweist.

Trinkbecher von Silber, innen vergoldet, i6 cm hoch, wertvolle Arbeit aas der Tn>kUckcf. 2. H. des i5.Jh. (.\l.b. .Ms'.M Wekrth, Taf. XXII, 9; II. S. i6). Das Stück erweist sich unbedingt als Originalarbeit. Der sechsseitige Fuss des Bechers ist durchbrochen, mit (Jitterwerk und Zinnenkrönung versehen, an drei Ecken erheben sich kleine Fi drei hockende Bauern mit Fahnen und Schilden dienen als Tr.'lger des ( irOlsst-s. Dn Mantel ist mit geistreich und keck ausgeführten (jravuren verziert, die in iler Mitte durch ein Band mit der Inschrift: j.\.ssi'ek, saxta Maria, Melchior, Balthasar, in zwei Streifen getrennt werden. Der obere enthalt in Arabesken eine Kule und zwei nackte Knaben, von denen der eine mit rincm Bogt-n einen Hasen s<-hies.st. wahrend der andere mit einer Keule einen Alfen angreift. In der unteren Abteilung Maria mit (Um Kinde, vor ihr die drei Könige, von denen der vorderste sich auf das Knie niedergelassen hat, an sie sii h anschliessend eine CIruppe von drei Knechten, eiulli( h Ochs und Esel (unrichtige Erklärung bei AUs'.M W'ekrth a. a. O.). Auf dem Fusse findet sich die Inschrift: her.ma.nls .mcedael aiteker.

Kette von vergoldetem Silber aus der 2. H. des l5. Jh., wahrs« heinlich Ursprung- K*«" li( h ein Schützenabzeichen, trellliche Goldschmiedearbeit von ausserster Feinheil der Durchführung. (Katalog der kunsthistorischen Ausstellung zu K<">ln i876, Nr. 6o6.) Sie besteht aus sieben durdi Scharniere verbundenen Gliedern. Jedes zeigt auf einem flachen Grund drei parallele Äste, aus denen völlig frei gearbeiteti's und fein motlel-

licrtcs Eichenlaul; herauswa<hst. mit nur leicht stilisierten, krabbenartig umge? m

Hl.'iltern. Das mit zwei Ketten l)efestigte Mittelstück zeigt als Kern einen , u

Edelstein in erhöhter viereckiger Fassung, von sechs kleinen in runder Fassung um- geben, darüber in Strahlenmandorla Maria mit dem Kind uiul dem Szepter in der Einken, zur Seite re< hts und links ein leuchtertragender Engel. Der durch ein Ketldien befestigte Anhaiigir besteht aus einer Silberplatte, an iler kleine Bommeln hangen und auf die tlie Gestalt dcN h. Michael aufgelötet ist. iler breitbeinig auf ilem Drachen steht, am linken Arm den .S hild. in der Rechten ein rii-sig»-s < » >• n .s( hwingend (S. Michael war Patron der Schützen \-'ii K.inpen />. des .\ t

Geschichtsvereins XII, S. lio, Anm. l).

Das Inventar von 162? erwähnt uoi h eine R<-ihe weiterer Gold- und Sill*cr- arbt iten. darunter sechs Kopfrelicjuiare, ein .\rmrelic|uiar und elf ihecae argenteac mit kelic|nic'n.

Kasel auf rotem S.munet mit tncitcii goiuklen Mnilc n. lUc aui lUi Ni-: ..-.»j«

Ncite und dem Rücken <in Gabelkreu/ l>ilden. hervorragemle .XrU-il in fein-t- führung vom Ende- dc-s i5. Jh.. die Kopfe in A|)plikalion. die Gew.lnd.r tn 1 der Grund in l'berfaiigslic h mit ( Joldfaden (zum Teil restauriert; di. um Stirifcn

wuicifii 1)( i dieser Gelegenheit unrichtig 7.u.H;unm«-nge>et/ll. Die Vorderwilr rnthall untereinander Maria mit Kind. I'etrus. Katharina, auf tien Kreu/armen IVlru» und Paulus, die Rückseite- in der Mitte «lie gross«- pr.i« htvolle DanttrllutiK tlrr tirburt C'hri.sli. Die- beiden unter dieser Szene befmdlit hen Ge>lallen lind niihl gmau «u bestimmc-n. oben wohl S. Klara, unten S. St«*phanus

Kasel auf rote-r .^-^e-ide mit bunten, von Silt. itit/. n ringrf.iN-trn Strrifrn und Stickereien aus dem Ei\cle des l5. Jh. Der sehr I und*. a

77

78 KREIS KEMPEN.

Pfarrkirche, der Vorderseite zeigt untereinander die Gestalten von Petrus, Katharina, Paulus; das Kreuz der Rückseite auf dem Stamm zu oberst Christus mit der Weltkugel, die Rechte erhoben, darunter Maria mit dem nackten Kinde, Hieronymus mit dem Löwen und Barbara mit dem Turm; der linke Kreuzarm Johannes mit dem Kelch, der rechte Paulus mit dem Schwert. Die Technik der Gewänder ist Plattstich, die Fäden sind eng aneinander gedrängt und etwas verfilzt, der Grund ist in Überfangstich hergestellt aus vertikalen mit roter Seide angehefteten Goldfäden.

Kasel und zwei Levitenröcke von i629. Die Kasel aus purpurnem Sammet mit einem von Goldlitzen eingefassten Kreuz, auf dem in der Mitte Christus mit der Erdkugel in der Linken dargestellt ist ; ihm zur Seite zwei Wappen, die auch auf den beiden Levitenröcken wiederkehren. Der eine der letzteren zeigt in Plattstich gestickt die Halbfigur des Petrus mit den Schlüsseln, der andere die des Johannes mit Kelch und Schlange. Auf der Kasel die Inschrift: pa bl hf 1629.

Chormantel des i7. Jh. aus Purpursammet auf einem Grunde von kreuzweise durchflochtenen Goldfäden, aus dem die Ornamente herausgeschoren sind, so dass nur die Blumen und Ranken im Sammet stehen geblieben sind, während als Grund überall das Gold sichtbar ist. Glocken. Glocken. J. E. Rudolph, Verzeichnis der der Pfarrkirche zu Kempen bei

Herstellung der S. Katharina- und S. Barbara-Glocke erwachsenen Kosten: Nrh. i879, S. 38, 42, 46, 5i. Maasse und Gewicht der einzelnen Glocken: Nrh. G. 1882, S. 87. Die älteren Glocken sind bis auf eine bei dem fürchterlichen Brand von 16 10 zu gründe gegangen. W. p. 59: i487 campanarum ecclesiae nostrae maxima contribuen- tibus singulis stannum, plumbum, lebetes, aurichalcum, siliginem etiam et triticum, una cum minima fusa est; item malleus campanae maioris exaequans bis mille libras et 29, campana vero 9ooo, minor campana 3ooo.

Die grösste der Glocken hat die Inschriften: i) godfrit tinckelmeyer hat

MICH GEGOSSEN ANNO l7l5 DURCH DAS FEUER BIN ICH GEFLOSSEN. 2) FULMINA PELLO. JOSEPH SÜM DICTUS. POPULUM VOCO. 3) ANNO QUO JOSEPH CLEMENS PATRIAE

REDiiT. Gemeint ist Kurfürst Joseph Klemens von Köln, der i7o2 nach Frankreich gegangen war: Kaufmann in den Ann. h. V. N. XXIV, S. i ff.

Die zweite von i4o8 hat die Inschrift: anno domini mccccviii circa festum

ASSUMPCIONIS GLORIOSAE BEATAE MARIAE VIRGINIS fusa SUM et VOCOR MARIA.

Die dritte: i) petrus legros malmundarius fecit. 2) fusa sum cultui

DIVINO ET BEATAE VIRGINIS CATHARINAE. 3) VIrgInI CaTHARINAE fVsA sVM

CVLtVI DIVIno (i786). Um den oberen Rand herum läuft eine in feinem ReHef durchgearbeitete Hirschjagd.

Die vierte: i) petrus legros fecit. 2) fVsa sVM CVLtVI DIVIno et honorI sanCtae barbarae VIrgInIs (i787). Zwei kleinere Schellen von i574 und 1688. Verschwundene Ausscr den drei noch jetzt erhaltenen Altären enthielt die Pfarrkirche eine ganze

Reihe weiterer, über deren Stiftung in der Urkundensammlung des Protonotars Jansen und der Chronik von Joannes Wilmius genaue Nachrichten vorliegen und deren Stelle sich noch mit Hilfe eines zu Anfang dieses Jh. aufgenommenen Grundrisses der Kirche nachweisen lässt. Ihre ursprünglichen Plätze sind in den grossen Plan (Fig. 21) ein- gezeichnet. Der Georgs- und Antoniusaltar haben erst bei der letzten Restauration den Platz gefunden, den sie jetzt einnehmen. Die alte Aufstellung war die folgende:

1. Hochaltar (s. o.).

2. Ambo mit Georgs- und Viktorsaltar (s. o.).

78

KKMPEN. 79

3. Maricnaltar (altarc Mariac virj^inis). Pfarrkirck«.

4. Maricnaltar (sacellum Mariac virgiiiis). \V. p. 69: l5i7 dciparac vir Mariac uniro patrono Kcinpcnsium .sacellum una cum iholo fomicem ecciesiac vertiic tangcntc instar clcgantissiinn (so) pyrainidis cxstruitur, ncncalogianri Christi t " *.i t-i varicgatc) (jpcrc scctis ex lapidc imait^iiiilnis cxliiln-ns a Joanne von dcnSti... ....■■ tum

et propensioncm civium in candcm deiparani manifeste denionstrans.

5. Sebastians- und Martinsaltar. Zuerst i393 erwilhnt, die Nachricht interc-ssant durili den Namen des Erbauers der Burj^. N\'. p. 24: l393 vixit Kcmpcnc Joannes Hundt ( ellerarius, magnus bencfactor altaris s. Sebastiani, qui archiepiscopi Friderici gratia ecclesiae nostrac custos factus est i39l. Inj J. l46o ein neuer Altar gestiftet (W. p. 3i. - J.p.87).

6. Drcikönigealtar, i458 von ArnoUl l'acs gestiftet (W. p. 36. J. p. 87).

7. Katharincnaltar, i3l9 gestiftet (s. o.) von Wilhclmus de Uranien (W. p. 9. - MooKK.v, Na( hrichten über Thomas a Kempis S. 26, Anm. i. Aktenkonvolut R. l im Staatsarchiv zu Düsseldorf fol. l46), l353 die Stiftung erneut (Antiquae «»liser- vationes im Staatsarchiv zu Dässeldorf fol. 2).

8. Laurentius- inid Hcndiardu.saltar, l488 gestiftet (W. p. 60. S. I). 5), naih J. p. i49 schon 1483.

9. .\nncnaltar (s. o.).

10. Josci)hsaltar.

1 1. Anloniusaltar (s. <j.).

12. Michaels- und (ieorgsaltar, i346 gestiftet [W. |). iS. S. 1). 8) s.o.

13. Nikolausaltar, i339 dun h Henricus de Willich gestiftet (W. p. |7): nach J. p. 2ii bestand schon vorher ein glci( lur an derselben Stelle.

i4. Johannesaltar, i4l9 von Jcjhannes de Siberg gi-stiftet (W. p. 28. J. p. 3o zu l42 I ).

i5. I'ctrus- untl Jodokusaltar. i464 gestiftet {W. p. i464). Im j. i5i7 w.ird ein Mild des h. Rochus darauf angebracht (W. p. 7oV

16. .Salvatoraltar, I .S 1 5 gestiftet von Tctrus IIille|)ut, grosser .\lt.iil>au mit * liildcrn dir h. h. Maria, .Stba.stian, Antonius (\V. p. 67. -- S. I). 6). Der SliftungM .. . üiiininsiimmcnd lui J. p. i79 (zum J. i5i8) uiul (iKLKNMi's VIII, fol. 387. Neu fundiert 1668 (Kundatiu secundaria s. Salvatoris 1668 im Staatsarchiv /u DiLsscUlorf. Kiiiip( II Kir< he K. 1 . 9).

i7. I'.rasnui.saltar, 1 .'>o8 gegründet (J. p. 162. S. I). 5).

Die Chronik il«-s Wii.Mirs «iithall neben den .\achri«-|itrn ttl»cr die Aluirr Vw%cii»yJt— noih eine ganze Reihe interes.santer Notizen zur Kunst- und Kün>' hiclile ■■

uiitcigcgangeiu- Werkt- in der IMarrkirche. Sie vervollsl.'lmligen d.i-« i-ud v.in ucm im \5. jli. hcrrs« lundcn Wc-lteifer, tlie .Na«hbargemein«len ilurch pruiikv""- V----* .o>ii«.^. der l'larrkin hl- zu überlrellen. Von besoiulerem Wert siiul am h tl 1

über die Ihrkunft der Künstler und tlie Angabe der Preise, die im Verein mit dfin Krgebnis d. 1 Kssener. .Xantener. Kalk.inr. ( leldernM-heii Kit hnungrn einen K hluss auf <1< II iiialeriellen Wert dir Kunstwerke am Niinlerrhein ge^en den .\u-»- gang des \S. jh. gestatten. Die \vichtig>l«n sind tlie folgeiuien:

W. p. 36. i457 monile argenteiim auro olMluctum. quo m

cxoiiialur t i-rtis anni teniporibus. .piorum et bonorum civium pr-

sluilio procurante joaime \*ieman aedili t onlectum est. Item «

theca seu nioustrantia ecclesiae noslrae submini.Ntrato ar»;ento a fabre ;

79

So KREIS KEMPEN.

Pfarrkirche. 1 46o acdilcs ecclcsiac Kcinpensis fuerunt Petrus Ploenis, Petrus de Via, Con-

radus ter Stegen, qui suggestum seu ambonem ecclesiae nostrae curarunt novum; cura- runt ctiam in choro pulpitum illud, quo ludi magistri et studiosi impositis libris et cantando sacro utuntur.

p. 4o. i465 vixit Joannes von den Hagh, medicinae doctor, cuius beneficio possidenius argenteum thuribulum i477 donatum.

i468 imao-o Salvatoris, quae quotannis ascensionem Domini repraesentat fornicem ecclesiae penetrans, in sacrario posita una cum duobus angelis a quodam sculptore Tremoniensi facta est.

p. 5i. i474 Joanne ab Arsen pastore lege lapideam imaginem deiparae vir- ijinis in columella ante chorum pensilem stantem una cum duobus regibus exsculptam ab Henrico Hau, dolendum tertium e regibus desideravi. Eodem anno summum altare ecclesiae nostrae aliquanto altius positum elevatumque a quodam magistro Wintero Riiremondensi, et cum hac ratione nova consecratione egeret, aediles domi- cellum in Hüls pro consecrando sollicitarunt.

p. 56. i477 argenteum, quod ecclesia nostra habet thuribulum, beneficio Joannis ab Hagen, doctoris medicinae, patria Kempen, ad sororem sanctimonialem Kempenae \i\entem transmissum est, quae illud ecclesiae nostrae nomine fratris obtulit.

p. 59. Anno i487 tres reges in choro nostro cum deiparae imagine columnis affixi svmt. Item columellae aeneae cum annexo aeneo apparatu pendentes viginti quinque centenaria ante summum altare collocatae sunt.

p. 66. i5i3 aediles fuerunt Henricus in gen Sittart, Henricus ten Haeff, et Godefridus Pannings, quorum industria studioque chori pensilis prima fundamenta jacta fuerunt a quodam Joanne vom Stein cui pro positione primi lapidis duos aureos florenos dederunt, lapides duodecim vehiculis Berca attulerunt, opus sane visendum et non parum ornamenti concilians ecclesiae nostrae, sed dolendum, quod sit desti- tutum circa a. i758.

p. 67. i5i4, quo pastoratum administrabat adhuc Adamus Hermanni, Cochlea illa lapidea, qua supra bibliothecam iuxta altare s. Sebastiani ascenditur, facta est. Eodem a. in coemeterio nostro Hierusalem uti %'ocatur cum imagine crucifixi et duorum latronum constructa est, quo mutilatis malitia temporum imaginibus renovata est circa a. d. i624, contribuente summam 5o dalerorum Henrico Seibertz cive. Eodem a. pro perficiendo choro pensili lapides Berca allati sunt.

p. 73. i52o cancelli aenei chori b. Virginis a quodam Arnoldo Trajectensi fusi sunt, quo a. et ostia ferrea chori nostri Novesii fabricata sunt.

i52 2 candelabrum illud ferreum e testudine dependens prope altare Catharinae, cui imponitur candela Agathae Novesii factum est. Eodem anno a quodam magistro Joanne Novesii facta sunt ostiola illa ferrea chori b. Virginis artificiosissima admodum commendantia suum magistrum, quibus occluduntur reliquiae ecclesiae nostrae.

p. 74. Anno i522 elaborata sunt illa reliquiarum capita pectore tenus extantia, quae in summis festivitatibus ad summum altare deferri solita.

p. 8o. i542 calix insignis s. Salvatoris altaris, quo modo utitur Joannes Hoff- mannus, Coloniae factus est.

p. 92. 1626 die 2 4. Martii in quadragesima suggestum ecclesiae Kempensis a pristina sua columna, cui altare s. Salvatoris imminet, turrim versus alteri columnae affixum est.

Das grüne Buch der Stadt im Stadtarchiv erwähnt p. i4o noch: In choro ecclesiae supra ianuam ferream suspensa cernitur tabula lignca ostendens duo cornua

80

KKMPEN. gl

cervorum in nigro colore cum Corona supra insij^jc prominente, et inscription«- iTi-ii .i.li pfarrkirck«. der 1 666 verst(jrbcnen Frau Margaretha geb. v. Myrba» h, Wittib von N

P:VANGKLISCHE PFARRKIRCHE. G. Dkouvex. Die Ref..rmati.,n in Et..(«l

der Kr.lnisfhen Kirrhenprovinz. Neuss i876, S. 279. Pf»rrkirefc..

Schon i546 erscheint in Kempen «in evangelischer Prediger (L. F.SSKS, (be- schichte der Stadt Köhi IV', S. 552), i575 wini der erste rcgelnul-ssige GottcMÜenst gehalten, l58l der erste Pfarrer Johann Tonsor genannt (J. A. vox RKrKLix<;n.\rsKX. Reformationsgeschichte der L.'lnder Jüli( li, Berg, Cleve, Ell)erfel«I l8l8. I, S. 225). Die jetzige Kir( he ist ein cinfach«'r llachgedci kter Saall)au vom J. l845.

Kelch von einfachster Becherform mit der Ins<hrift: [jkr ho( hkih " ' ""KXF. Kelch.

IIKKR flKORG RKI\H.\RT WIUKRHOI.T VON WFIDKNMOVEX I TRSTI-K H h ilFR

OHKRSTER und r.OUVERNKLR y.V KK.MPEN VERKURT DIESEN nE( HER DER EX'ANOE- LISCHEN GEMEINDE DASELBSTEN ANNo l645.

FRANZISKANERKIRCHE. Vgl. J. Dr.vken, Grimdungsg«-^« hichtc des Fr...uk...f. Franziskancrklosters zu Kemj)en: Nrh. l878, S. Il5, 1 19. Ders., Gruiulsteinlegung zum Wiederaufbau des Franziskanerklosters: Nrh. (]. i879, S. 57

Hands( iiriftl. Qu. De e.xordio primoque adventu r. r. ))alrun> l'r.tm im anonim de observanlia Kcmjx'nae eorumque sucie-ssu inonasteriiijue fundatione primaeva in der Urkundensamnilung des Protonotars Jansen p. 7l4 ^im Pfarrarchiv). Vgl. auch Parochiae decanatus Suchtelensis monasteria in den Farragines des Gki.EXHTS IX, fol. .338 (Kciln, Stadtarchiv).

Schon 1624 hatte Nikolaus Falver sein Wohnhaus auf der Petersstra.sse tien G^^iikin«. Franziskamrn von Venio vermacht. Im folgenden Jahre schlos.sen die Hrdensleute einen Vertrag mit einem latonuis Ij'onurtliis Anlhoninniis. der den Neubau an tler Hurgstrasse errichten sollt«-: i63o konnten sie dort ihn-n Einzug halten. Im J. l63l wurde der (Grundstein zur Kin he g«legt. Im J. l64o am Tage iler En''- ■■>i>">i' - joiiaiincs des Tüufers (29. August) könnt«- di«- Kirche in (n-genwarl des 1 und der Grafen von Salm und Fürstenberg eingeweiht werden durch tIen BiMlutf von Osnabrück. Diis Klo.ster wurde i746 fa.st g.'lnzli« h zerst«Vt, s«» dass l748 ein NcuUiu notwendig war. Den Cirundstein legte der Kurfürst Klem«-ns Augu-st. An tier ! die in die Fundaniente eingebett«-t ward, b«-fan«l sich «li«- Instlirift: kkrDIx a.\D\ .•» I)V.\ iiaVakIae feCkrat. («»ns^irVCiVM Vkro VIX Ai-n.\s DEsrRVX»;RAT. CLeiMens aVgVstVs DVX ha\'arIae pairIae ki geniIs N«»srR\K patkk .•..k.-l.»- sIVs erIgeh.m seDente heneDICio Xllll. CiirIstI In ierrIs VIiakI.. franCIsCo I. Caesare aVoVsto et tiieresIa hVnoarIak kkiiIna tiiorI <

Di« Kirdu- liesteht aus ein«-m Langhaus mit sechs »ehr breiten, wrni« liefen. Wucktrt—t von Kr«-uzgew«"tlben überspannten Jiulu-n un«l schmalerem v«»rspringemlcn Irr

mit < in< III Kn-uzgew«'i|be un«l einem fünfseitigen Sterngewolb«- gevhlovM-n i^' Hin v«)n i637 hatte Gewölbe beses.sen. ileren Rippen auf Konsolen luhlen iti

«Ici /erstfiruiig sc h«-int «las Gew.ilbe eingestürzt zu sein. Die n«-ue i- -t .1 soinil dem |. i74H .m. B«'i «li«'s«-m l'njbau wunien an «len S<it< n l'ilasler angebra« ht, «li«- mit PlV'ilerkapit.'llen mit weit auslademlen V. und .luf «l«-n«-n luui die- ursprüngli« hi-n Konsolen gleich Kämpfern MUrn.

An dt 1 \\'««st.seile ein gn)ss«'s Mittel- und xwei kleine S«'itcnfrnstrr. auf ilrm SaH«-l«la«h zwei kUine Da« breiter. Am Giebel in Eisenankem die In A. IX l6J7

- «li« Kirch«- gebort d«-nuia« h in ihren Gnnulmauetn n.nh t! Darunl«-r die Jahreszahl der Restauration: l747. Da> KI«»?«tergelMii.!. m um. «li-. ii< «h-

81

8:

KREIS KEMPEN.

Franziskaner kirche.

Altäre.

Skulpturen.

Gemälde.

Paramente.

H e i I i K i; e i s t Ica pelle.

-in ein Lehrerseminar verwandelt ist, entstammt durchweg dem i8. Jh. ; es enthält um einen quadratischen Hof einen nüchternen Kreuzgang mit gedrückten rippenlosen Kreuzo-ewölben auf einfachen Konsolen.

Die innere Ausstattung stammt fast ohne Ausnahme aus der Zeit des Neu- baus im J. i748.

Hochaltar. Grosser barocker Aufbau in braungebeiztem Holz. In der Mittel- nische eine lebensgrosse Statue der h. Katharina, eine tüchtige Leistung der nieder- rheinischen Barockskulptur. Die Heilige, den gekrönten Kopf nach links gewandt, hält in der Linken die Märtyrerpalme, in der Rechten ein Schwert; die reiche Ge- wandung, der stark vergoldete Mantel kommen in der stürmischen Beweguno;, durch die sich der flatternde Stoff über dem vorgesetzten linken Spielbein aufbauscht, gut zur \\'irkung. Lii oberen Aufsatz zwischen zwei Säulen ein dürftiges Ölbild mit der Verkündigung Maria, darüber ein Medaillon mit der Darstellung des heiligen Geistes. Die drei Stockwerke werden von je zwei holzgeschnitzten Figuren flankiert, zu unterst Franziskus und Vincenz von Paula, im zweiten Geschoss Maria und Antonius, zu oberst zwei Engel; als Krönung des Ganzen dient die bärtige Halbfigur Gottvaters mit der Weltkugel. Auf der Mensa erhebt sich ein reiches Barocktabernakel, dessen Abschluss ein Pelikan bildet.

Seitenaltäre, einfachere Barockarbeiten aus braunem Holz mit Vergoldung.

Orgel bühne mit geschweifter, reich mit Schnitzarbeit verzierter Brüstung.

Steinfiguren der Madonna und des h. Johann von Nepomuk am Triumph- bogen, polychromierte Arbeiten vom Ende des i7.Jh.

Kalvarienberg:, barocke tüchtiije Schnitzerei auf e-rossem Fuss mit Barock- konsole in braunem Holz mit teil weiser Vergoldung.

In der Sakristei: Dürftiges Portrait eines Kölner Kurfürsten, Ölbild aus dem i8. Jh.

Kasel mit alten Streifenstickereien des i6. Jh. auf neuem lila Sammet. Den Längsstreifen der Vorderseite bildet eine Kölner Borde mit drei Wappenschildern untereinander, die das Lamm mit der Kreuzesfahne, die Martersäule mit dem Ruten- liündcl und den ungenjlhten Rock enthalten, dazwischen die Inschriften: ecce agnus 15EI MARIA JHESUS. Das Kreuz der Rückseite zeigt auf einem Grund, der aus Goldfäden in Überfangstich besteht, in der Mitte Christus am Kreuze, am Fusse des Kreuzes die zusammenbrechende Maria, von Johannes gestützt. Darunter Anna, auf ihrem Arm Maria mit dem Kinde haltend. Der Körper des Kruzifixus und die Köpfe der übrigen Personen sind in Applikativarbeit aufgenäht, die Zeichnung ist mit feinen Seidenfäden hineingestickt.

Kasel des i8. Jh. mit weissem von sehr reicher Goldborde umsäumten Kreuz, in der Mitte ein Medaillon mit einer Strahlensonne auf einem Grund von roter Seide.

Zwei Kelchvela des i8. Jh. aus roter Seide mit in Überfangstich aufgenähten Goldranken.

Eine Reihe von Kasein und Chormänteln des i8. Jh. mit Blumenornamenten.

Antependium für den Hochaltar, Mitte des i8. Jh., auf Grund von rotem Sammet. Das von breiter Goldspitze umgebene Mittelfeld enthält in der Mitte eine Stickerei, die Madonna auf der Mondsichel vor einer Strahlensonne darstellend. Die Arbeit ist von vorzüglicher Durchführung und trefflich erhalten, die Zeichnung der in Lasurstickerei mit Gold- und Silberfäden verzierten Gewänder ausserordentlich sorgfältig.

HEILIGGEISTKAPELLE. Das Hospital ward im J. i42i durch Hermann und Arnold von Brochhusen gegründet. Der Tenor fuiidationis findet sich in der

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K KM PEN. 83

Urkundonsamiiiliiiig dis I'rotfmotars Janskn (Kt-mpen, Pfarrarrhiv, s.o.) p. 46 - ' ■! i H«lHfe«i«i. p. 56: |)ra(s«iitati(> F"ri(kri( i Brodui.sen ad altarc hospitali.s, p. 57: bulla indulg. u ****

liospitalis s. Spiritus K(.nii)cnac dataruni). Vgl. Bintkrim u. M(mjren, D. C. II, S. 328. WiL.Miu.s nennt im Gegensatz hitr/.u den Joannes v«>n Bro«hhu.scn als Stifter, p. 20: l374 Kenipene vi.xit Arnoldus Brorhhusius civis, pater Joannis fundatoris hospitalLs, qui de( imas, (|ua.s rcctorcs hospitali.s hodie possident, Joanni filio vendidit; p. 23: i384 vi.xit I). Joannes de .\tiradt prorurator euriae Coldniensis patria Kempen.Ms, niagnus l)enefa< tor lio.sj)italis Kenipensis.

Erhalten i.st v(»n der gesamten Hospitalanlage nur die Heiliggeist kaprilc, die zur Zeit mit dem Gasthof von Keuter verbunden ist, ein eins« hiffiger g<>thi.s4 her Backsteinbau mit einfachen Strebepfeilern. Das Iimere durch eine eingefügte Decke in zwei Stockwerke getrennt, von denen das obere Jetzt als Six'isesaal dient zeigt zwei Kreuzjochc untl ein einfaches Stenigewölbe im C'horal)schlu.ss. Die stark hervortretenden einfach profilierten Rii^pcn setzen mit runden Kapitalen auf Dreiviertel.s.sUulen auf.

K R KUZK APK LLM, fünfzehn Minuten siulöstlich von Kempen. Chor die Kr«ui. (irundsteinlegung im J. 1608 beri« htet \\'ii..\iiL'.s in der Xarratio rerum Keni[K'nsiuni G««ch»ciM«. p. 89: 1608 ]>rimum lapidem .sacelli extra portam s. Petri ad cruces dicti |>osuinm.s ( uius extruendi fere i)rimarius autor fuit Joannes Wilmius ii.Julii. Vgl. StatiLs i|uini|ue parochialium ccclesiarum in districtu Kempen ail decanatum Suchtelensem s|)cctantium in den Farragincs des Geleniis I.\. ful. 324, mit dem Zusatz, <la.ss die Kap<*llc zwar erbaut, aber noch nicht geweiht und dutiert sei. Die \'ollendung des Baas und die Weilie s<heint erst im J. l639 stattgefunden zu haben nach <l«-r Stiftungsins* hrifi in der Vorhalle, die Heinrich Ing«-nholt als Stifter nennt: R. D. hknru is istiKNlloi.T

KKMI'ENSIS S. THKOI.. I.K EN TI.V TUS CANONICITS S. ANUREAE COLOXIAE MORT. ANSI» .Ml)( XXXI.X HOC PIETATIS .M0NI;MKNTLM I'oNI EECIT.

Einschiffiger kleiner Hacksteinbau mit halbrund«-r .Xpsis, westlicher Vorhallo und kliinc in Die breiter auf dem Sattelckn h. Die Hache Holzdecke mit den an den Kanten aiigefassten L.'lngs- und (,)u«fbalkcn ist mit einer leichten Stui kverkleitlung bcticxkt und zeigt auf chii Malken vergoldete Rosetten.

l'icta in Sandstein, gut«-, neu |>oly<hromiorte .\rbeit vom .\nf.ing «le?» l5. Jh. auf clciii .'\ltar. Maria in ein Drittellebensgr<'>sse, den vc»n dem weivsen S. »il. i. ttn. h umrahmtc-n Kopf gesc-nkt, li.'llt auf ihrem .S(h«>s.se tien steifen Lei«.hn.im Der hnuTzlic he Ausdru« k in «hin zartg«'s« hnittenen Kopf der Madonna wl frin ciiiphinclc n lim! das Nackte, b«.s()iul«-rs di«- Kxtremit.'Uen und Gelenke, gut studiert.

Kleine- (;ru|)pe der Bes« hnoidung ("hrisli. |>oly« hnuniertc Sihnitierri in Ki«h«-nholz. 73 c ni h«i« h, 59 «in breit, vom Kiule «les l5. Jh. ÜImt tlein »|»atgolhi»« hrn Abschluss noch c-im- ( ic-nr«-szene: ein Müller, seinen Küel zur .Mühle treibend.

Seths (Jlask.'lslc-ii mit Ueli«|uien in Perlen- un«l Flitterstickrrei

In der Hleinl«- an d«-r westlichen Giebelseite ein«- |x>lv« hroniiertr K •••

giuppc-, bestehend .lus «Ulli Kruzifixus. Maria uiul Johann«-- !■ b

figuren v<>n 1660. i>\\uv künstleris«hen Wert. I)arunt«*r die 1 uirTKT »CK

(.OKI l'E.S(IIER rXIl SEINEN .SOHN PETER PE.St HER WEU HK DIKSKN VOHIHtl'W MIT DEN INdESET/TEN ( Kl'( IKIX »11.1)1 AI'EERK UTEN I.A.VSKS ANS«» I660.

S. I'l- IKRSKI KCIl K MiNTERIM U. M«m»RKX. K. K. I. S. 244

WM Kill, niiclii.ivi S. XV. Anm. 7'^. J. P. Lkst/fn. H ' '

«i.is K«-mi)en«i l.iiid. DüvseUlorf l89o. I. S. I. Der»., Iluni.it l8;5. ^. &•

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KREIS KEMPEN.

S. Peters- kirche. Geschichte.

Die eine halbe Stunde südöstlich von der Stadt gelegene Peterskirche gilt als der älteste kirchliche Bau des Kempener Landes und wird allgemein als karolingisch bezeichnet, ohne dass hierfür ein historischer oder aus der Technik des Mauerbaues geschöpfter Beweisgrund vorgebracht werden könnte. Die älteren Chronisten der Stadt nennen sie zum Unterschied von der Pfarrkirche antiqua ecclesia, und Wilmius bemerkt in seinen verloren gegangenen Farragines rerum Kempensium circa initium zu der Aufführung einer Campaniensis ecclesia in der Urkunde des Erzbischofs Siegwin von Köln vom J. io85: per hanc vero Campaniensem ecclesiam intelligo antiquam illam s. Petri extra pomerium civitatis adhuc sitam in ampla camporum planitie, quae ci\-itati et ecclesiae modernae et nomen dedit et originem circa annum 1200 (Bin- TERiM u. Mooren, D. C. I, S. 7i). Die erste namentliche Erwähnung ist eine Ein- tragung in dem liber redituum von i492, in dem ein Arnkinus in den Birkenpasch de curia de\astata apud capellam s. Petri aufgeführt wird. Die Kirche erfuhr im J. 1610 emen teilweisen Neubau, nachdem der Blitz den Turm und den vorderen Teil

Fig. 34. Kempen. Grundriss von S. Peter.

des Schiffes zerstört hatte (W. p. 89). Über die Dotierung der Kapelle vgl. Status quinque parochialium ecclesiarum in districtu Kempen ad decanatum Suchtelensem spectantium in den Farragines des Geleniu.s IX, fol. 324 (Köln, Stadtarchiv). Beschreibung Fundamentierung und Mauerverband geben keinen Beweis für den karolingischen

Ursprung ab. Binterim u. Mooren, E. K. I, S. 244 berichten, dass die Kirche ohne Fundamente nur auf der Oberfläche der Erde erbaut sei. Das ist ein Irrtum: die Kirche besitzt Fundamente, nur freilich sehr wenig tiefgeführte.

Sie besteht nur aus einem Langhaus mit geradlinig abgeschlossenem Chor und südlich ansto.ssender Tauf kapeile. Ihre Hellte Länge beträgt l5,9o m, die lichte Weite 4,60 m, die lichte Länge des Chores 4,5o m. Die Taufkapelle hat eine lichte Länge vr)ii 5,80 m und eine lichte Weite von 3,35 m.

Der älteste Teil der aus Tuffsteinquadern aufgebauten Kirche ist der vierseitige Chor, der an den Aussenseiten als einzigen Schmuck einen rundherum geführten Rundbogen fri es aufweist. Dieser ganze Teil geht nicht über das 12. Jh. zurück. Gegen da.s Ende des i4. Jh. erfuhr die Kirche, die zunächst wohl ein einschiffiger romanischer Bau mit viereckigem Westturm war, eine gründliche Umgestaltung. Das Chorhaus ward eingewölbt und das Baptisterium angebaut. In den Ecken des Chores und

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KF.MPKN. 85

nel>en dem vorsprinj^ondcn Triumpliho^'cn wur(l«-n Sflulch«!! aas (jranii i ;■ •. tlic

die Rippen des einfac lien Kreu/gev\<»ll)es Ira^jeii. Die Taufkapelle B nffm \. -r .. j^fgen das Langhaus mit einem spitzbogigen Portal und einem spit/lj<jgigcn FenNt. r ifir westlicher Teil ist mit einem Kreuzgewölbe, der östliche mit einem anregt i n

Sterngewölbe überspannt. Das Portal an dem Westgi<-bel der Kirt hc ist im Rund- bogen geschlossen. Auf dem Satteldach ein kleiner Dachreiter mit hölzernem Gluckcn- stuhl und geschweiftem Dach.

Vor der Kin he an der Westseite erhob sich die ,Gerii htsstubc*. in ihrer Irt/ttn (;<•- v.. ■■ nachweisbaren Gestalt aas dem Umbau von i6io stammend, eine aasseronlentli» li interessante und für die Landesge.schichte wie die Kechtsgeschi« htc gleich merkwürdige Anlage, die leider der Barbarei unseres Jh. zum Dpfer gefallen und l873 aligebrochen wortlen ist. Sie bestand aus einem fast quadratischen zweistöckigen Gebilude C mit einer lichten LUnge von 5 m und einer lichten Weite von 4,4o m. Die Fundamente sind noch sichtbar (Fig. 34). Die eigentliche Gcrichtsstube ward durch das F>d- geschoss dargestellt, das eine (lache Balkendecke hatte, an der Westseite ein Portal mit Hausteinein fa.ssung und einem hmiedeei.sernen Gitter im oberen Teile der Thür, zur Seite zwei grosse; fast ijuadratische Fenster, die mit vierkantigen hölzernen Stalwn verstellt waren. Das vorgekragt»- und mit Querbalken abgesteifte Obergeschcjss zeigte an der Giebelseite eine Bretterverschalung und zwei kleine mit Holzl.lden pcschl«>sscnr Fcaster (nach Angaben von Herrn P. A. Kl<"»ckner in Kempen).

Altar mit wertlosem Barockaufsatz um i7oo. In weisslackierter Holzumrahmung aiim. eine Darstellung des Fisc hfangs Petri. über den Seitenthüren in halber Lcln-nsgrössc die holzgeschnilzten Figuren von Antonius und Ktx hus.

Sandsteinfigur des h. Petrus an der Nordseite des Triun>phlK»gens. hand- SkaittowM. wcrksmü.ssige Arbeit aus der i. II. des i6. jlt.

An der Südseite des Triumphbogens als GegeiustOck rohe und grobe Baruck- figur der Madonna.

Die Hache Decke mit hervorstehenden Querbalken i.sl mit ari haiMcrenden mnclcmen Malereien bedeckt.

Vers(h wunde nc K löste ran lagen : F K A N Z ISK A N ESSKN KLn^TT 10 .v-

S. ANNA. Han<ls( hriftl. Qu. Im Staat.sarchive zu Düsseldorf: l5a Urkunden von l.^S6 \1 2S. Akten über Besitz und \'ernu">gen von 1688 an

Kal(ii(l;iiiuiii ui\d Necrologiuni mit .Miinorienbuch (A. l94) vom Knile iles l5. Jh.. fortgcsilzt bis i77o, am F.nde fol. 49 angefügt eine kleine Chronik ties Konvents von

verschiedenen Il.'lnden mit Nachrichten über die Alt.lre. - In der I ^

zu Kassc-I: Cod. 4" 55. Bullae- papales in gratiam conventus s, Ann.i- m i\. .nj-. Colon, diot . (vgl. An luv der Gesells« haft für .lltere deutsch«- Geschic liLskunde VI. S. 3o5).

Au.ssc-r cic-m Franziskanerklostc-r inul dem Hospii.il best.md in Kein|H*n niKh

ein Nonnenkloster S. Anna, das im J. i476 gestiftet ward. W. p. 4a: 147 1 vixit K(nip( IKK in iiionaslerio virginum Henricus v«»n Levden mon.islerii dicti jKiler, qui poliorem iii..nastcrii p.iiti ni fundavit et ere.xit, all.ita ex Ilollandia. quac ci |v>- libc-ralitale pioruni nunierosa pec unia. Im J. l579 brannte es ' (Ni-;i nsiiiiM, lleimal lS76. S. i.?o). Di«- Karnwlitervnt«r au> ... i.i. .1. .. Kin lihof «in Uesidcnzhaus. die Dominikan«-r .ins K.ilk.cr i" - -t. »i. > ii» .t. r V. c-bendasclbsl n«« h die- PredigerbrücU-r aus We^el, «In- M. «

Haus im ker (P. A. Ki.O( knkk. K«-u>pen beim B<-ginn der K' m: K-

Kreisblatt 1886. Nr. 35— 4o).

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86 KREIS KEMPEN.

Nikolaus- An dem Hauptwege zwischen Kempen und Wachtendonk stand eine NIKO-

kapeiie. LAUS KAPELLE (L. Henrichs, Nachrichten über die ehemaUge Nikolauskapelle:

Heimat i876, S. i69), nahe bei dem Hause des Wirtes Claasen a. d. Schloot. Heinrich

vanVelde verkauft schon I2 96 das Patronat an Arnold Herrn zu Wachtendonk; i583

wird die Kapelle profaniert, 1602 niedergerissen (Fahne, Geschichte der Kölnischen»

Jülich sehen und Bergischen Geschlechter I, S. 433. Nettesheim, Verzeichnis der

Kriegsschäden in Stadt und Amt Kempen i582 1673: Heimat i876, S. 7).

Stadtbefesti- STAD T B EF EST I G U N GE N. Pet. Ant. Klöckner, Leben des Kempener

gungen. j^^.^^^,^ ^^^^^^ Apothekcrs Dr. Otto Heinrich Dinckelberg, Kempen i889, Anhang H.

Die neuen Kempener Strassennamen S. 89. J. Mooren, Ellenstrasse und Ellenthor

zu Kempen: Nrh. i879, S. 55.

Handschriftl. Qu. Stadtgrabenprotokoll im Stadtarchiv (I, 2). Geschichte. Im |. 1294 am 3. November erklärt Erzbischof Siefried von Köln Kempen, dessen

Bewohner schon 1188 eine bürgerliche Gemeinde bildeten (Binterim u. Mooren, D. C. I, S. i55), zur Stadt, nachdem die Bewohner den Ort auf seinen Befehl befestigt hatten. Die Urkunde lobt den Eifer der Erbauer: homines nostros de Kempene, quos in oppidi seu munitionis ibidem structura, quam de novo fieri mandavimus, quam plurimum invenimus ferventes ultra suarum etiam virium facultatem (Lacomblet, ÜB. IV, Nr. 677).

Gleichwohl wird noch in den ersten Jalirzehnten des folgenden Jh. von einer weiteren Bauthätigkeit berichtet; i3i9 erlaubt der Kölner Erzbischof Heinrich den Schöffen und Bürgern zu Kempen auf vier Jahre von den feilen Waren eine Accise zu erheben, um deren Ertrag zum Ausbau der dortigen Festungswerke zu verwenden, ad ipsius oppidi nostri murorumque et fossarum, turrium et portarum structura m et emendationem (Binterim u. Mooren, D. C. II, S. I2 7).

Eine Erweiterung erhielt die Stadtbefestigung durch Erzbischof Kuno von Falken- stein (i368 i37o), der vier Türme in die Ringmauer einfügte. Das goldene Buch von Goerdt Kessel fol. na berichtet: Herr bischoff Cuno von Falckenstein hatt ahn die statt Kempen vier langer thurm auff eine form bawn lassen, alss nemblich ein tuschen der Kühe- und Engerportzen, sehr nach ahn der Engerportzen der Hoger Thum, den andrem tuschen der Enger- und Petersportzen der Langer Thorn, der dritter heischt Groutes Thorn. Der vierter ist gelegen ahn der Kuheportzen, achter dem convent.

Hinter der Mauer zog sich ein doppelter Graben; die Escarpe des inneren Walles, der die zinnenlose Mauer trug, war mit Pallisaden besetzt. Die Urkunden scheiden extremum fossatum, den sog. Seidergraben, und medivun fossatum (J. Mooren, Nachrichten über Thomas a Kempis S. i7). Die Zeichnung bei Gelenius zeigt die Engelportz (so) und die Ellenportz als einfache viereckige Mauertürme, nur die erstere mit reicherer Dacharchitektur. Wie der Bericht des goldenen Buches über den Umbau der Burg im J. i634 ausweist, befanden sich am Enger- und am Peters- thor Zugbrücken.

Im i4. Jh. übt die friedfertige Stimmung der Bewohner Kempen war i365 dem Landfriedensbunde beigetreten (Mittheilungen aus dena Kölner Stadtarchiv VII, S. 39, Nr. 2434) auch eine Rückwirkung aus auf die Verwaltung der Befestigungs- anlagen: i372 erhält die Stadt die Erlaubnis, innerhalb der Ummauerung auf dem Walle selbst eine Windmühle anzulegen (Binterim u. Mooren, D. C. II, S. 281) (s. u.), und i379 wird die Erlaubnis erteilt, die Gemeindegründc zu bepflanzen (Bin- terim u. Mooren, D. C. II, S. 287).

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KKMI'KN. g7

Eine Beschreibung der Befestigungen gieU das alte didaktisclic Gedicht üJ)crs..d,j,,f,..; Kempen (Nrli. (). i879, S. i37): '""-

Da haben sie mauern umh die sladt gefuehrt.

Mit vier pforten beschlossen, wie einer Stadt gebuehrt.

Die pforten stellen nach den vier haupt-winden,

Vor jeder pftjrt steht eine schoene linden.

Jedes thr>r wird mit vier pforten beschlossen.

Eine auf/.iehnde brück ist noch darzwischen,

Die schiess-pforten haben sie daneben.

Mit ketten unil schlösser die pforten uml)geben.

Zwei wasser-graben umbgebcn die Stadt,

Zwischen denen sie einen guten wall hat.

Die pforten seynd hoch und schoen aulfgesc-tzt.

Dass allen dcnnen fuerbey geheiuleii die äugen ergoetzt.

Schoen thuerm in den inauren aufgefuehrt sevnd,

Wovon (in .schrecken .solt haben der feyndt.

Xa( li der Niederlage der Kaiserlichen bei S.Tr»nis warti Kempen vom 3l. Januar

bis 7. Februar l642 durch die Hessi.sch-französischen Tnippen heftig beschovsen. Die

Mauerstreckc zwischen dein Ellen- und dem IVtcrsthor wurde niedergelegt iT' ' n

Kuro])aeum IV', p. 8l9). Die Stadt ward am 7. Februar eingenommen unti \...... .. t

(Ann. h.V. N. XXXVIII. S. So. Heimat iS75, S. 3. Nrh. (/ iSS.v S. iSo.

!.. i'.NXKN', Frankreich und der Niederrhein, K<'>ln l859. I, S. 123).

Im iS. Jli. nichnii si« h die Klagen ül>er den V'c-rfall der Befestigungen. Da» Stadtgrabenprotokoll (Stadtarchiv. I, 2) berichtet im J. l76o von dem Hinstürzen der Mauern, im [. i772 droht der Taubenturm zwischen Engerj)«irl und dem kurfünttlichen Schloss mit Finfali. Xwisi hen l772 und i79owircl der innere VVa.viergral>en .c. ' "■

(.'\kten im Staatsarchiv zu Dü.sseldorf. Kempen R. 2. 4.). Thore, Hefotiguii».

und Mauern verschwinden von der Mitte dc-s vorigen Jh. al> allmählich.

Erhalten ist von di n Befestigungen das K li HTM ( iR. das Itcreits im J. l37o K«kili*r. in (Itiii Bericht über die B.iuth.'ltigkeit Kunos von Falkenstein genannt wird. Seine hc-utige (i(>stalt c-rhiell es wahrscheinlich aber c-rst unter Frietlrich von S;iru"erden gleichzeitig nnt dt r l*"rbaiunig der Burg, Die Form der Eckpfeiler, deren rn litwinke- ligiT (Irimdriss dun h l'cnclmtifs in das Polygon übergeführt wird und die (»«"^talt (liorr l'cndi iitifs, die sii h in derselben Ausbilclung an dem ( Klpfeiler der Burg \iii- liiidc'ii: alles das ist ein so seltc-iics Motiv, d.iss man sie li ver.inlas^l sieht, an ein und dc-nselben Baumeister in bc-iden F.'llU-n, also au« h liier an /o/hinn llumil, xii denken. Die (jestalt der wenigen l'rofile spricht gleichfalls für da» Ende und nicht fftr den Anl.ing dc-s 1 l. |li.

Den Zugang zu dem zweiten Stockwerk vernntlelle eine mmi Thür, die in der Miuerst.irke mit sechs .Stufen zu der ThorstulK' cuij- iiuiui 1

Tliür schloss sich wahrscheinli« h ursprünglich an den \\'< ' •■• ■" •'■ ^ '' '

der Ringmauer in der Hohe des zweiten 'I'urmgev li"^

ist durchweg in gutem Zustande und von grosser !■

Fcnsterollnungen durch die- im Inneren lic-genden breiten und liefen Blenden

erleii htcrt. Die Stadtverwaltung beabsichtigt, den interii«Minlen B.iu xu erhallen und

ihn. ähnlich wie« das llahnenth..r in Köln, da» Mai '.»r in Aachen, «u einem

( icb.'Uidc" zu gestalten, das dem reichen Ht.tdtisc hen .\i> nu > ' ' " u . y.

tümersanimlung der Stadt als ein würdiger uiul sicherer Ault ........j,

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KREIS KEMPEN.

Kuh t hör. Die Eckpfeiler schliessen jetzt knapp über den Pendentifs mit einem modernen

niedrio-en Zinnenkranze ab. Ursprünglich erhob sich hier wohl noch ein viertes Ge- schoss mit achtseitigen Ecktürmchen, die wahrscheinlich mit Gussnasen versehen waren (vgl. den Rekonstruktionsentwurf von H. Wiethnsc, Fig. 35). Zwischen den Eck- türmchen würde dann entweder ein vierseitiges Pyramidendach oder ein Satteldach mit Staffelgiebeln an Stirn- und Rückseite anzunehmen sein.

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Fig. 35. Kempen. Grundriss und Aufriss des Kuhthors.

Skulpturen. An (Icr Rückscite nach der Stadt zu, rechts und links vom Thorbogen zwei

Nischen. Die erste enthält eine handwerksmässige, ganz mit Ölfarbe verkleisterte Kreuzigungsgruppe des i7. ]h. in einfacher barocker Umrahmung, die zweite in Spätrenaissancerahmen unter einer Glastafel eine neu polychromierte Pieta vom Ausgange des i5. Jh. ohne Wert.

Der aus Backsteinen aufgeführte Thorturm bildet ein Rechteck mit einer lichten Länge von 7,6o m und einer lichten Weite von 4,3o m. Die Gesamthöhe des erhal- tenen Teiles beträgt l3,2o m. Nach der Stirnseite und den beiden Flankenmauern springen an den Ecken viereckige Pfeiler vor, deren Grundriss durch Pendentifs in der Höhe des dritten Stockwerkes in das Achteck übergeführt wird. Die Einfahrt

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KKMPEN. 89

zeigt auf beiden Seiten ein spitzbo^ipcs Thor mit IIau.stcinoinfa?»Miiiy umi i>i ■lur- n Kühikor. ein Haches Barksteingewölbe geschlossen. Die Seitetnnaiiern simi durch im Flath- bogen geschlossene Nischen geghedert.

Das zweite und dritte Turingeschoss enthalten je einen grossen rethtwinkclicfn. Immt» jetzt durch eingefügte QuerwJlnde dunhsclinittenen Kaum, im Lichten 8,20 m I.. . 5 III l)reit, der untere mit einer flachen Decke, deren Balken auf steincnten Krag- steinen ruhen : die Dc^cke des oberen bildet die Verschalung der direkt auf den Mauern aufliegenden Dac hbinderbalken des Da« hstuhles. Nach der Stirnseite der Rückwand zu enthalten die genannten R.'Sume tiefe Rundbogenblenden, die .n. kleinen viereckigen Fenster cinschliessen.

Von dem PF.TF^RSTHDR steht nur not h ein Teil des äusseren Thorcs. da> »" ••"'

erst im J. i522 von dem Stadtmagistrat erbaut worden war (tfr Schch.i.F-X a. a. (> S. 287. A. Fahne bei von Mülm.vxn, Statistik von Düsseldorfs. 43, unric htig i422). niUnlich der eine llankierende Rundturm. Wie die übrigen Thore bestand auch dieses aus zwei Thorbefestigungen, zwischen denen der innere Graben floss. Erhalten ist der linke aus Backsteinen aufgeführte Rundturm (mit unrc^gelmJissigem Grundri.v«>, der (inen modernen Aufsatz erhalten hat. Kine vollständige Ansicht des alten Thoro giebt der Prospekt bei Gki.K.MU.S (Fig. 20). Inschrift am Thore: 'v i.im J.VR UXS IIKKRKN' .MVCXXII.

STADTMÜIIJ.K auf rill. IM Rundturm der Befestigung, bereits i372 (Bintkkim Si«ai««kU. u. Mooren, D. C. II, S. 281) angelegt, l58l neu gebaut (Akten im StaaLs;irchiv zu Düsseldorf. Kempen K. 21. Der leicht verjüngte turmarlige Aufbau di-s Mühlrn- gehüuses ruht auf riiiriu niedrigen Barksteintunn von betrilrhtlichem l'mfang und ganz bedeutender Mauerst.'irke. Der Stadtseite zu ein im SpitzlM)gen gi-sch' Portal, darüber ein vt'illig verwittertes Relief, das unter zwei spitzlM>gigen Nischen .«'i Figuren zeigt. Auf der rechten Seite stös.st daran ein sechsseitiges Treppenlünnchcn.

I.AXDWFIIR. Das Kempener Land ward von Erzbischof Friedrich I IL \t)n L»«4w«».f Köln dun h eine- Landwehr gegi-n das Krefeldcr Gc-biet abgegrenzt: l372 erklärt der Krzbischof, da.ss die lantwere ind slosse, die gegraven ind gemacht synt tuvschcn den landen van Kempen ind van Creyvelt, zum Gebrauc h und S< hutz des Kitteni Johann v(.n Moers dienen .solle (LAtoMlu.trr, ÜB. III. Nr. 72o). Der Wall ist an einigen Stellen no( li in ilrr Kic htung von Bovc-s Hof im Norden bis xum Mauserfeld J>ci Fischelii im Süden nac hwei.sbar (J. P. Lkst/kn, Beitrage zur GeMhithle der Sladi

und Ileirlidikeit Crefeld. Fi.sc heln l8S5. S. 6, 8). Im Norden und »Kien r - »»

di«- Grenze des Kurk«.lnisi hen .\mtes hin. die gleichfalls durch eme I-mdwi l\r wuicle. Über die Zeil der Kntstehung der letzteren i.sl ni« hLs U'kannt: wa entstand sie gleichfalls im l4. Jh. Sie beginnt an der Nient oU-rhaU» der Nicpnlommrr Miilile, zieht sich l.'lngs des Wac htendonker Gebietes auf Niculasbaum fu. föhrt v»»in Donkhof (Iure h das grosse Bruch bis zur rnnbrtUk, von hier langTi di-> Kl: '>

an der Bauernschaft Benrad vorbei bis zur Tackheide. Si^ i dort auf die ':

K.in|)ener Landwehr. Die Il.iuptdun hg.lnge waren Ni. .... ..um. '•■ ■''- '

v. .n Wachtendonk n.K h Kempen, ll.>renmev von .M'l- l-- 'l- i' " h b »

von Moers nach Kempen, früher /iiglei( h Kempenei "'n führten

2*) Wege durch die Landwehr hindurch (HamLschr. Nc»»i«en vcn M. HfVX im Arthiv des bist. Ver. zu Geldern).

\\[- U(i Dl. Murg zu Kempen: Baidki. Organ für chrtMli. he KunM IX. 1 ■••••

S. 78. Fu. Bock, Die Ruine des ehemaligen kurfürstlic l»cn S-ht««»« tu Ken>|KU

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9o

KREIS KEMPEN.

Burg.

ebenda X, 1860. S. 97. Lotz, Kunsttopographie Deutschlands I, S. 32o. Hein- rich Schürmann im S.Jahresbericht des Gymnasium Thomaeum zu Kempen i864, S. 26, 2 7. J. Mooren, Nachricht über Thomas a Kempis S. 18. Zur Geschichte des Erbauers der Kempener Burg, Johann Hundt: Heimat i878, S. 3i.

Handschrift!. Qu. Goerdt Ke.ssel, Das goldene Buch der Stadt Kempen, i635, cap. 4, fol. 12a: Von dem Schloss oder Borg zu Kempen. Über Geschichte des Baus, Erwerb und Restauration genaue Akten im Gymnasialarchiv zu Kempen, Acta Fach 2 5, Nr. 1, Nr. 11.

Ansichten und Pläne. Die älteste Ansicht auf dem Prospekte bei Gelenius (Fig. 20). Lithographie von A. Wefer.s mit Aufnahme der Burg zwischen i85i und

Fig. 36. Kempen. Ansicht der Burg.

1861. Zeichnung von H. Wiethase aus dem J. i858 in Baudris Organ für christliche Kunst X, Taf. zu S. io8. Alter Grundriss von dem Stadtgeometer um i78o im Stadtarchiv (B. 8). Geschichte. Der Grundstein zu der Burg ward bereits i3i6 durch Erzbischof Heinrich von

Vimeburg gelegt (i3o8 nach der Hist.-geograph. Beschreibung des Erzstiftes Köln, Frankfurt a. M. i793, S. iii). Eine urkundliche Notiz Hegt über die Gründimg nicht vor, nur Goerdt Kes.sel und Joannes Wilmius berichten die Thatsache in ihren handschriftlichen Chroniken. Jedenfalls ist der Bau nicht durchgeführt worden, son- dern ,eine Zeitlang unverfertigt stehen geblieben' (Kessel a. a. O.); der Neubau am P>nde des i4. Jh. war zugleich eine Neugründung nach einheitlichem Plane.

Genaue Nachricht über diese Bauperiode giebt die Inschrift auf der bronzenen Tafel, die ehemals im Burghofe eingemauert war, dann in die Sammlung Peter Floh

9o

KKMI'KN. 9l

uihI aus dieser in die Sammlung des KcinpencT Altcrluinsvcreins ^s. u.) ubcrgmg. i>u- Bur(. lautet in sechs leoninischen Ilexaineteni: latctuHt.

M SEMKL ET TKR C XON'IS X V SEMEL HJLE

I'RINXIPIO MAJI lUBET HOC CASTRUM FABRICARI

PRESUL MAGNIFICUS AORII'PIXE KREr)ERICUS

DE SARWARO NATUS VALEAT SINE FINE BEATUS

QUATUOR HOC ANNIS OPUS EXPI.ET CURA JOHANXIS

HL'XT DICTI. f HRISTK DA SIT FELIX LOcrs ISTE.

Die Insilirift lindet sieh sehfui in den Farrapnes d«'s f}Ei.ENirs II, fol. i8l. in der Scries pastorum (Staatsarehiv zu Düsseldorf), im Museum Alftcrianum XLVII, fol. 9i (Köln, Stadtarchiv). Der erste Vers hat bi.sher regelm.1.s8ig zu Mi.s.sileutungen Anla.ss gegeben. Sehern Gelenius nennt ihn diffuilis et duri inteliectus. Kr wie Reis (Die bronzene Gedenktafel des Burgbaus zu Kempen: B. J. XIA'I, S. II 9, l76) lasen das sechste Wort , minus', Binii;ri.\i u. Mooren, D. C. II, S. 3o4 Anm. ^nnLs*. und kamen dadurch zu falsc her Datierung. Ks lautet aber .nonis' (festgestellt durch PoHI. im Kempiner Wochenblatt iS^o, Xr. 33). Die Form noiüs steht liier für iionies. noniens (Xel)enformen für novies, noviens) auf Grund der im S|).'ltlateinijichcn häufigen Verschmelzung des ,ie' zu ,i' nach vorhergehenden Kon.sonanten. So crgiebl sich für dt n Beginn des Baus unter Friedri« h III., Graf von Sarwerden (l37o l4l4), die Jahreszalil i396, für die Vollendung j4oo.

GoERDT Kessel giebt im Gi>kl<'nen Bui h eine metrische Cl>crtragung der In.sihrift: Im jähr tausend drev humlert sechszehn

Anfangs Meys, soll man diess recht verstehn Bis« hotl zu Collen Frederich von Sarwarl Gebohren von hohen gr.'lfllichen art Liess zu Kiiii|)(ii bawen eine v.'lste borgh Jan Hundt in vier jähren sond«'r sorgh Hatt dass werck bracht zu einen guten »•mit \'nd solches befohh-n in Gottes h.'lndt.

W. p. 22 nennt, «hin h seine unri« htige Lesart der Ihm hrift verführt, ilas I i <S.i ils (l;is |ahr der Krbauung.

Der Maumeister />//r/«// //um// war bereits l39l auf Kmpfehlung des Kr/blsi hof» zum Küster d.r l'iarrkin he zu Kempen ernannt wonlen (HlNTERLM u. Mimjrkn. D. C II, S. 3o3. W. p. 24). und ward später SthuUheiss und Kellner der St;nlt; M-in

Testament vom \3. M.ii \\\3 befindet si« h nocli im Stadtarchiv (L'rk. Rep. p. l9>.

Am ausführlichNien berichtet über den lUirgbau und die weiteren Sthiiljwle tie» Geb.'ludes das golden«- Bu< h «ler Sta«lt K«inpeJi fol. 12a:

'/a\ derselben zeitt ist zu K«inpen d«vs bischoMs Fretlrri» li«« keller- mlcr ralh- meister gewesen einer geiiandt Johann Iluntll, weh her hall die Inirgli nufgeUiwt in vier jaln«n un«l hatt sol« hen baw .luff einen d«>nnenitag ab «•». Dicwn hcrni

llnn.li iiii.l <l«ss bi.s.hoHs Frederi« lis v.m Sar^art wapfen Mehel auff der fürnirf portzen und binnen auff «ler b«)rg lünlVmahl ahn - m in einen -»lern

g«haw«n, nenili« h «in re« ht krt-utz. be«l«-ut «las stifli « •m« n. u.ih.m. -'■ ••

ein«Mi «lubbeln adler, wi«- au« h «las Konus« h«- n-i« h führet. U-drui »

o«l«r «l«r gratis« haflt SarNvatt«r w.ipllen. auf! «ler |>.»rt/e ahn . " >•>

«inen stein ein huiult b««l«ut herrn J«ihann HuiuIIj* waplfen.

W«ile ab«r genull«- b..rgh nach verl.iulf virler jähre wie in stall, s«hi bawl«.ss uiul verwust gewessen. seimi um «lii^ellK; l»c> dv» h.- l.-

'>!

••■iMrickl

92 KREIS KEMPEN.

Burg. wurdio-sten, durchlauchtigsten kurfürsten und herrn Ferdinand! von Bayern, erzbischoff zu Collen durch den hochedelgebohrnen herrn Constantinum von Neiskirchen genandt Nyvenheims churfürstlichen geheimen rahdt und obristen Stallmeister, drost und ampt- mann zu Kempen, mercklich restaurirt, gebessert und wider den feindt mitt geschütz, auftziehende brücke alsoh der Enger- und Petersportzen anno i634 und sonst anderer notturftt versehen, also bey diesen hochbedrübten gefähriichen zeiten dess Schwe- dischen auffruhrs und Verderbs glücklich erredt und erhalten worden. Umbau. Schon vor der genannten Restauration von l634 hatte die Burg im J. i569

eine Erweiterung erfahren: i569 Hess Kurfürst Salentin von Isenburg den Turm, der den äusseren Zugang zur Stadt bildet, wieder herstellen und brachte dort sein Wappen an. Bei den Neubauten und Reparaturen hatte das Kempener Land Frondienste zu leisten (vgl. Lentzen, Die Pfarrgemeinde S. Tonis S. 26).

Der Umbau von i634 betraf ausser den Verteidigungsbauten die Hauptfagade der Burg: sämtliche Fenster wurden erweitert und mit einer Einfassung von behauenen Steinen versehen. Diese Massnahme, die gerade dem Hauptbau seinen Befestigungs- charakter nahm und ihn in einen kurfürstlichen Palast umwandelte, spricht dafür, dass die von Kessel erwähnten Befestigungsanlagen sich ausser der Anbringung der Zug- brücke auf den äusseren Mauerring beschränkten, insbesondere auf die im Nordwesten gelegene Bastion, die den gefährlichsten Punkt der ganzen Stadtbefestigung darstellte, zugleich aber auch eine vollständige Seitenbestreichung ermöglichte. Gedicht. Das didaktische Gedicht über Kempen (Nrh. i879, S. i38) giebt eine genauere

Beschreibung der Burg:

Es ist mit Wassergraben rundt umbgeben,

Zwei feste bollwerck liegen dabeneben.

Ein halber mondt liegt hinten dem schloss,

Euer allen feyndlichen gewaltsamen anstoss.

Die pforten des Schlosses seynd gar fest,

Die mauern seynd aufgefuehrt aufs best.

Der bauw des Schlosses is ausswendig gantz füerstlich,

Dem feind zu widerstehen sehr fuertrefflich.

Mueh und kosten seynd nit daran gesparth,

Darumb diss schloss gar koestlich wardt. Der halbe Mond, den Kessel erwähnt, ist die schon genannte Bastion. Sie ward l634 als solche ausgebaut (C im Situationsplan Fig. 37), sie bestand aber schon früher in Gestalt einer Barbakane, die auf der damals weit kleineren Insel die Westseite der Burg schirmte. Die starke Befestigung der Burg durch die drei Eck- türme an der Süd- und Ostseite und das völlige Fehlen solcher Schutzmittel an der nordwestlichen Seite beweisen, dass diese Barbakane D bereits in der ursprünglichen Anlage geplant war.

Die Burg diente dem Schultheiss für Stadt und Amt Kempen, der gleichzeitig kurfürstlicher Kellner war, als Wohnung bis zur französischen Invasion. Im J. i8o7 ging sie an den Herrn Peter von Lövenich über, der im Inneren sämtliche Unter- schläge und Decken herausnehmen und die beiden nordwärts gelegenen Seitenflügel abbrechen Hess. Im J. i85l zerstörte endlich ein Brand das Dach und das meiste noch erhaltene Holzwerk. Restauration. Um dem l855 zum vollständigen Gymnasium erhobenen Progymnasium eine

würdige Heimstätte zu bereiten, ward die Ruine i857 für 8000 Thaler von dem letzten Besitzer, Peter Floh, angekauft und in den J. 1861 1863 einer durchgreifenden Restau-

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KK.MPEN.

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Kr

ration unter Leitung des Regierunpsbaurates Krüger in Düsseldorf unlcmrjrfen, nach- Barg. dem schon vorher der Oberst a. I). SchnitzUr und Heinrich Wiethose Rekonstruktionif entwürfe ausgearbeitet hatten.

Der i569 erneuerte Tliortluirin (F im Situati<>nsplan Fig. 37) wurde 1868 abge- brochen trotz des Widerspruches ties (jeneralkonsrrvators v. Quast, angeblich weil er durch den Abbruc der daran gelehnten Gebflude baufällig gewonlcn sei. Es war ein zweistrxkiger Bau mit Pyramidendat h und vier runden vtirgekragten Kcktümit licn mit hohen KegeldUchem, .'ihnlich wie der Thurturm von Bo<holt. Die einzige Abbildung hat si( h auf dem Prospekt bei Gei.KN'II'S erhalten (Fig. 20).

Die Kem|)ener Burg steht unter den profanen Backsteinbauten am .Nmurruem K. .^ in erster Linie. Im Kreise Kempen vermag nur ein einziger Bau, das Schli»ss zu Brüggen, an Umfang mit ihr zu wetteifern, sie übertrifft jenes aber bei weitem dunli die Einheitlichkeit der Anlage. Wie Moylantl, Linn, Ringenberg, Lechcnit h (F. E. V. Mkring, Geschichte der Burgen, Kittergüter, Abteien und Kliister in den Rheinlan- den, Köln l833, I, S.68), stellte die Burg ein von Türmen flan- kiertes Kastell dar. Die An- cjrdnung der Türme und der Gräben gleicht dem Schema der holl.'lndi.schen Burgen, so Wyk zu Duurstede, Coulster, Meerestein, Montfort (Anti- <|uitates Belgicae of Neder- landsche Oudtheden. Amster- dam i733, j). i59, i9o), Evcr- ghem (Jo. Bi..\i:iT, Theatrum urbium Belgiae regiae, Köln i659. I), Ilelmond (Het ver- heerlykt Nederland of Kabinet van hel(lendags( he gezigten, Amsterdam l745, I. pl. 2).

Die Burg bildete ursprünglich das Centrum einer gr<>weren B<'f«-stiijunjr*.inl.ij;f WikMiA— g. W i( bei Brüggen und Gastendonk waren, dem Mangel an Terrainerh.-hungen Rr« luuing tragend, di. \\as.serl.'lufe des Stadtgebietes in das F«>rtilikation.'wyslem gr/ngcn. umgal» dir Burg ein doppelter Grabengürtel, von denen tier innere tiefe '"

mit aulgemamrten Seitenwinden not h vorhanden, der .lu.viere im Norden i><>'i

no< h genau zu verfolgen ist. Nordwestlii h sprang als Invl -li.- s,vnt.t ,\\\ P».isii..n erweiterte Barbakane vor.

Den Zugang zu dem Burgvorh»if vermittelte tier Thorlurm F. an ilen h UM.I links grössere Wirts« hafts- und Slallgebnude. die enil |867 abgebriHhcn wui- ans« blossen (im Plan Fig. 37 weil s(hrafhert). Das Plateau A war nach SOilcii un.l O.sten voll Mau«rn unigeben. an d«r sü«lwestlichen F.. ke rrh«ib »ich ein halbrunder Turm K. dessen Reste n«Kh erhalten sin«l.

Dies.i Vorhof «li«-nt«- im 16. un«l l7. Jh, /n-l. i. I. .Is V. is.iii.niliinu-M.L- ward unter «lem Nu.vsbaume im l7.Jh. das K«ii'i ii( htzbou«h von «Um vogt^eding des amptz Kem|Hn.

Kig. 37. K«in|>«n. SiluBlioiuptaB d«r Rute

en tu K

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KREIS KEMPEN.

Burg uflF (lern schlosz under dem nussbaum uff der platzen daselbst. Protokoll von 1621. Vgl. ]. W. Brewer, Vaterländische Chronik der Kgl. Preussischen Rheinprovinzen I, S. 52 6). H.iuptbau. Der mittlere Hauptbau, die eigentliche Burg, die zugleich Bollwerk und Palas,

wie die Anlage der Säle beweist, vom iV.Jh. ab lediglich Palastbau war, besteht aus zwei rechtwinkelig aufeinanderstossenden Haupttrakten von verschiedener Länge mit drei Hankierenden Rundtürmen (Nr. VH, XVI, XVH des Grundrisses Fig. 38), die mehr als halbkreisförmig an den Ecken hervortreten.

Der vorspringende Portalturm HI, der ursprünglich ein vierseitiges Pyramiden- dach trug, ist jetzt durch einen neuen Staffelgiebel mit spitzbogigen Blenden geschlossen.

-> [ I I f f [ f ^J^±44=

Fig. 38. Kempen. Grundriss der Burg.

Eine ähnliche Belebung erhielt die äussere Mauerfläche des zweiten kürzeren Haupt- flügels in Gestalt eines viereckigen vorspringenden Pfeilers, der ursprünglich eine Wendeltreppe in sich aufnahm. Ebenso wie beim Kuhthor (s. o.) ist das Viereck durch Pendentifs in das Achteck übergeführt, das durch einen Spitzbogenfries eine einfache Verzierung erhalten hat.

Die jetzt auf vier Bogen ruhende Brücke bestand ursprünglich aus dem mittleren Türmchen I, dessen Fundamente noch in Gestalt eines vorspringenden Pfeilers er- halten sind und der Brücke H, deren letzter Bogen jedoch für die Zugbrücke frei- gela.ssen war. Vor dem J. i634 führte allem Anschein nach die steinerne Brücke ohne Unterbrechung über den Graben.

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KEMI'KN 95

Die drei Tu rinn zeigen ein einfaches Kranzpesiins mit Spitzlx>);rn.stcllungrn in Barg. Ilauslciii. Nur das Kraii/gesinis an dem südöstlichen Turm XVII war mit Maihi- Tw»c. coulis, einer fortlaufenden Peclmasenreihe versehen, ausserdem hatten hier die Spitz- bogen (rine Verzierung dunh eingefügte Nasen erhalten. Die ur^prünglic he F..nn d«s Abs( hlusses und der D;l( her ist nii ht genau nachzuweisen. Wahrscheinlirh alnr trug das Kranzgesims einen Zinnenkranz, innerhalb dess«-n das kegelförmige Dach .nifsti. - Dass das letztere vorhanden war. geht mit Sicherheit aus der Abbildung l)ci ( . hervor. Die phantastische Form, die aber hier der Z<i« hn<r den D.1c hen» gegelMii. I.'isst als zweifelhaft erscheinen, ob über das steinenu- Kranzgesims ntwh ein hölzenier Wehrgang gesetzt war. Rüstlot her, die auf einen solchen deuten würden, wurden Iwi der Restauration nicht vorgefunden; doch scheint der Umstand, dass nur der Tunn XVII mit einem und noch dazu iku.sserst schmalen, gleichsam nur ornanu-ntalen steinernen Pechnasenkranze verschen war, auf eine Kinri( htung für ln'ilzenje Wehrg.'inge an allen drei Türnuii hinzuweisen. Di«- bei der R«'stauration noch in Verl.lngerung des jetzigrn Daches an den Ecktürmen \ll uiul .W'II sit htbaren GiebelansAtze la.s.sen auf einen gleichen h<"ilzen)cn W'i-hrgang an ihr H;iuptfa«,ade .s« hlie.s.sen.

Die Teile XI, XII. .XIII. XI\'. X\'III des (]rundri.s.ses (Fig. J») .MUtl ni< itt nu hr vorhanden und bereits dur» h l'eter von LiAenich abgebrochen worden; der Kalastf-r- plan von iTSo im Stadtarchiv zeigt sie aber noch im ( jruiulrisse. \'on ilem .s,i.il- artigen Raum XIV war 1861 noch die sehr starke Xordmauer erhalten, von der jetzt noch ein abgetrep|)ter Ansatz steht. Der dunh ein mi)den>es ThorgeUlude ersetzte vierseitige Turm XVHI xcrmitteitf lii n Zutritt zu der Harbakane, der wieder auf liiier l'rüc ke erfolgte, über deren Form nichts sicheres festzustellen i.st.

Der innere liurghof I.\ (\gl. che Rekonstruktionszeichnung von lluntuli »«»<••"«- Wnlliasc Taf. IV) zeigte- eine .Scheidung der langen Rüe kwand des l.lngeren Haupt- Hügels durch einen wenig vorspringenden Mittelturm, der jetzt an .seine-m «»b« n i> Abschluss eine Verzierung dure h einen .Sjiitzbogenfries erhalten hat. Neln-n ihm fand sie h im ersten Stock der Kapellenraum des .Shlos.ses. dessen Aj»sis als Alt.ir- nisc hc- zur Aufnalnne der Mensa in che- Mauertiefe eingelassen war. Kin eina\ jetzt vermauertes spitzbogiges Fensler mit Pfosten aus Ilauste'inen und Vierjvivs bi! die einzige Lic htiWfnung. Östlich von dem vorspringenden Ke klürme hen ' sprüngiich eine odene \'orhalle. über de-r sich der vorgekragte zw«-it«- St"- k m Die- Mauer des letzteren bestand tiur aus Fachwerk, so dass walirMluinü« h .m. > Ilolzstützen als Twiger anzunehmen sind.

Das Innere zeigt je-tzt durchweg neue Kaumeinteilung fi\r die Zwctkc »If!» '■"•••• (lynmasiums. Hei dem l'n>bau wurden v.m den alten Mauern, die dir aiKM^ninlrnl- lic he St.'lrke von 2,5o - 2,7o m halten, 7o 95 cm im Innern .1' ohne- die l'csligkeit /u i>eeintr.'U htige-n, m*'Vglie h w.ir;

der Aussenfrctnten neue F.infassungeii aus gute-m Wcikmi m, ».n... 1..1 ..<■ .■. . .,.,....- fronten i\ur mit cinfac hen Schmiegen und Cementgliederung lnTge«.lelll wunlen. Dir W'endellrci.pcn. cheinals in der MauerstArke neben dem Kaum VI und in dem liehen Wandpfeiler emporführend. mussten gleichfalls weichen.

Krhallcii blieb die- Kinf.ihrl mit de-m altc<n Cewe-MU-. eibw..hl i\\ maucr«

nicht genau rechtwinkelig gc-gen die Fronlmauer stehen. D in einer vicn-c kigen Einfassung aus Haustein, in «ler mn h ilo

Kelten der Zugbrücke sichtbar sind. Die- Einfahrt ist vi.n «>». t^.- ...j, 1

auf Konsolen ruhenden Rippen übersp.innt und ..||n.-l *i' »« n-«. h dem Hnfr ni wiederum in .im m Spii/t in D. r I l.im'tllilL'e I c-nthu-lt ui

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Wt.

96 KREIS KEMPEN.

Burg. einen «gössen durchgehenden Raum links von der Einfahrt, den Rittersaal V, der mit dem Eckturm VII in Verbindung stand. Dieser ist wie die übrigen zwei Türme noch in der alten Mauerstärke vorhanden, die im Erdgeschoss 2,4o m, im obersten Stock- werk 2,2 5 m beträgt. Rechts von der Einfahrt befand sich nur ein einfacher, fast quadratischer Raum VI. Ein zweiter grosser durchgehender Saal VIII nahm den kleineren Hauptflügel ein der Umstand, dass die 1861 hier ausgebrochenen Quer- wände in die Aussenmauern nicht eingebunden waren, spricht für ihre spätere Ein- setzung. Der anstossende Eckturm XVII hat nur eine Mauerstärke von i,4o m im oberen Stockwerk, während der Eckturm XVI, der übereinander zwei runde mit einem Kuppelgewölbe geschlossene Turmzimmer enthält, eine Mauerstärke von 2,1 5 m im unteren, von 2 m in den oberen Geschossen aufweist. Den Zutritt zu den oberen Stockwerken vermittelt bei den Ecktürmen eine in der Mauerstärke befindliche steile und enge Wendeltreppe, die bei dem Turm XVI nur eine lichte Weite von 65 m besitzt. Die Keller zeigen in sehr starker Konstruktion Flachgewölbe, die noch zum grossen Teil erhalten sind.

Rathaus. Das RATHAUS ist ein schmuckloser Backsteinbau aus den Jahren i747 1749

(TER Schollen a. a. O. S. So. Akten wegen erbauung des dassigen gerichts- und Statthauses im Staatsarchiv zu Düsseldorf, Kempen R. 2). Die dem Marktplatze zugewendete Fa9ade enthält im Erdgeschoss eine offene Halle, von vier starken auf- gemauerten Pfeilern mit groben Basen getragen. Unter ihr befindet sich noch jetzt die Stadtwage, die bereits in einer Urkunde von i537 vorkommt (Kopie im Grünen Buch des Stadtarchivs p. io7).

Waisenhaus. Das WAISENHAUS am Hessenring ist das frühere Amtsgebäude, das schon

auf dem Prospekt bei Gelenius erscheint. Ein stattlicher Backsteinbau mit Eckver- klammerung von Hausteinen, Staffelgiebeln und grossen Fenstern mit steinernen Kreuzen. Nach der Ölstrasse zu ist die Ecke für eine Nische abgeschrägt, die jetzt durch eine moderne Figur eingenommen wird.

Haus Veidt. HAUS VELDT zwischen Kempen und Aldekerk. Jo.s. Strange, Beiträge

zur Genealogie der adeligen Geschlechter, Köln 1866, XII, S. 27. Clave von BouHABEN, Zur Geschichte des Hauses Velde: Heimatskunde 1880, S. i43. Die Burg, im i4. Jh. zuerst im Besitz des Johann von Honslaer genannt van den Velde (Museum Alfterianum foL 66, Köln, Stadtarchiv), wird schon i48o von Wilmius als castrum dirutum erwähnt. Sie war nacheinander Eigentum der Weyenhorst, Hemmerich, Vel- brück. Aldenbrück, Wyckrath, Fürstenberg. Von ihr steht nur noch der Rest eines in Backstein aufgeführten Thorturmes, der über der im Steinbogen geschlossenen Durchfahrt eine Turmstube mit grossem vierseitigen Fenster nach der Aussenseite hatte. Neben dem Thorturm sind zur Rechten nur noch die Ansätze eines in der gleichen Flucht stehenden Traktes sichtbar. Über dem Thor die Wappen der Aldenbrück und Vlcjdorp mit der Beischrift : R V A G V (Rütger von Aldenbrück genannt Velbrück) WSM V (Walburgis Sibylla Maria Vlodorp) i577. Eine Kapelle ward hier schon i442 von Johannes von Veldt gegründet. W. p. 3i : i442 nobilis dominus Joannes a Feit in proprio suo peculio fundoque in honorem deipare virginis et s. Gregorii exstruxit sacellum in eoque fundavit, pro conservatione missarum et sustentatione unius sacer- dotis dedit predium ten Holt iuxta s. Petrum cum suis appendicibus.

Im J. i444 wird die Kapelle geweiht (J. p. 36i; vgl. Binterim u. Mooren, D. C. II, S. 343, 345, 346). Bereits im J. i453 ist ein Neubau notwendig. W. p. 35: l453 studio Joannis vrm Hembergh militis et Lovis von Wienhorst knab vom wapen

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Tafel IV.

Kempen. Rekonstruktion des Burghofes.

KKMI'KN. ')i

sarclluiu in X'cldt iiostro malitioso tempore exiisuin restauratum, qui et p;itroi)i eius Hau* VcMu (li( untur. Meister CV/r/s/ian Allgotz '\:X der Baumeister des Turmes (BiNTERiM u.

Mooren, D. C. II, S. 38 1).

PFAKR II. \rs. Im Besitz des Herrn Pfarrers Frcmlonhammer: kleine Gruppe pr»rrknat. (Irr Verm.'ihlun«? Marias mit Joseph, die zwxselien zwei weiteren Penumcn dem Hohenpriester knieen, gute pojychromierte und reich vergoldete nicderrhcinls» he

Ilf.lzschnitzerei vom Anfang des 16. Jh.

.SAMMLUNG DKS KUNST- UNI) ALTKRTUMSVF.REIN.>. inv m s. stelciu \Va( hstum hegritrene Sammlung, die eine Reihe tre(lli«her Stü« ke enth.llt. i^t «lo a interimistisch in einem Saale des Rathauses untergel)ra( ht, der aher nur die Auf'stelluiiL''*"*" eines kleinen Teiles ge.stattet. Spilter soll das Kuhthor mit seinen gerilumigen O geschossen die Sanunlung aufnehmen. Das klein«' Museum enth.llt zunflchst eine Zusammenstellung der st.'idti.schcn Alterthümer, die ültesten Urkunden, Rechnungin und Siegel, eine Kollektion V(m Münzen und Siegcistempeln. Von besonderem Inter- esse sin<l die sei hs Ratsherrenkrüge, tri-fTli« he Zinnkrüge um 1600 mit dem K< ' Wa])pen in l)unteii P'arhen auf dem Hat hen Bauche, und die Abzeiciu'n «ler S< ....w- ..- gilden des Kempener Landes, ajs .'iltestes das Abzeichen der Schmalbn »icher H«>n- schaft von i596 njit einem Vogel als Anhänger. Die wertvolle Bronzet;ifel von l4oo mit der ( iründungsinsthrift der Burg ist schon oben (S. 9o) erw.lhnt worden. Fr nunische und romanische Altertümer, eine Flachschale von terra .sigillata vom B<"'ni Hof bei Kempen, zwei grosse germanis« he (irabumen aus Brüggen (S. 20). Km»- kleine Kollektion \,,\\ Waffen, Helleb.irden, .Xrmbrüsten, (iewehren. Pist«»len. sjw nischen SturmhaulMii. Sodann eine Reihe guter Kichennu-ubh-s des 16. und l7. Jh. Zunächst eine grosse Kredenz aus iler 1. H. des l7.Jh., im <)lH'rNt<Kk mit drei, im Untersto( k mit zwei Thüren und gewundenen Kt ksilulchen und Füllungen aus |ii»licrtem sdiwarzen und l.r.uim 11 Ib.lz. Kin geschnitzter Schrank um l6oo. ol)en mit iwci Thüren und i-inem mittleren, mit :\rabesken gefüllten vertieften Fehle. Ein 1,60 ni iicilur .\ufsatzs( hrank aus Haus .Mih-nhof hv'x Kempen mit ges» bmt^U u Füllungen um 1600. Drei Truh«-n um i65o. charakteristische Arl>eiten. ' mit zwei l'eldern und rei( h verziertem .Millelpilasl«r, die P.inneaux nut F" in .\r;iliesken. Kin schwerer eichener Ballentisch mn l65o. gevhnit

Unler d( II Un-m.'llden eine Reihe von Bildnissen, /.um Teil Uar>>telhi! historisdi bekannter l'ersr.nlii hkeiten. .\u> tien» Haus .Ahh'nhof eine Reihe \im acht l'ortr.'ils. die .'llteslen mit dii» .\ufschrift«-n:

1. \I)I<I\N I>l MKIVN VON lU.ANt KHVOKRT OHIIT .\. l63a »I. UARTII AITT. 64.

2. j. II. VON .MKKr.l.K NAT. 21. JfSIl 1 68 1 . DKI'KX ANNO l7a8. TISXIT Al> VIVIM Litios /)'

.V (( )hne Namen) NATirs AN.so l687 nt.v 2V \i«.i-.sij. i»n-it i an.m» lii» riwn \i> \ ivii.M /.Utas li.

■\. »., J. NAIl'.S DIN 9. NOV. 1687. I'INXM dt liorgttli ^^^" «7j3.

Sod.inn die Bildnisse von mehreren (ieistlichen uml i> «l.irunlrr K

fürst Klenuns August, ni«-derl.lntlische Portr.lt.H iles i7. Jh.

Das b««hut«nd,ste Stück ist da.s grosse Pi»rlrni des Thomas a Kemi // Kfssfiti im I i629 gentalt (W. p. 94). »las (iegenMOck i\\ dem in (oImii S. 75) belimllichen. D.is 3.30X1.3$ gnwise den 1

kurzem i>i.ininii X'ollbart und braunen I.o< ken. mit ' '

Figur in olleiK 1 Landsch.ifl sit/.entl. im Hinti-rgrund /.«••uc. u!< in-- >- .,

98 KREIS KEMPEN.

Sammlung clic Linke auf einem Buch. Ein zweites Bild der Sammlung giebt Thomas in höherem und Au"er-" Alter wieder, das milde Antlitz von kurzem weissen Bart und spärlichem weissen Haar «"'"^''^ ■■''"*• umrahmt. Weitere Porträts des Thomas mit der Stadt Kempen im Hintergrunde im Privatbesitz zu Kempen und im Museum zu Kciln, aus der Sammlung Wallraf stam- mend. Inwieweit die Darstellungen authentische Porträts sind, ist nicht nachzuweisen. Hundert Jahre nach seinem Tode erst erwähnt ein Franz von Tholen, vita Thomae c. 12 ein Bildnis, nach dem wohl der Stich bei Henr. Prower, Biographia Thomae a Kempis, Aachen 1682, gefertigt ist. Im J. t569 Hess der Prior des S. Agnetenberges, Cuperinus, ein Bild des Thomas anfertigen (Heribert Rosweidus, Annales ad vitam Thomae p. 121). Ob Thomas a Kempis thatsächlich der Verfasser der imitatio Christi sei, ist bekanntlich durchaus fraglich. Dass ein Thomas von Kempen existiert habe, ist unzweifelhaft (zuerst bestritten in der Ausgabe von Jodocus Badius Ascensius, Paris i520, c. II, 4; c. V, 2) und durch die Untersuchungen Moorens und Klöckners über die Kempener Grundstücke genau festgestellt (vgl. Ann. h. V. N. XXXVIII, S. i48). Auch die Nachricht, dass zwei Männer namens Th'omas in Zwolle gelebt (so Johannes Butzbach im Auctarium in librum Joh. Trithemii de scriptoribus ecclesiasticis), ändert hieran nichts (Braun in den Ann. h. V. N. XI, S. i95. Mooren ebenda XIII, S. 238. Ders., Über den jetzigen Stand der Frage nach dem Verfasser der imitatio: Nrh. G. 1880, S. i). Aber im i5. Jh. erscheinen nur i4 Ausgaben mit seinem Namen, 46 ohne diesen (über die Ausgaben jetzt gegen 3ooo vgl. Augustin DE Backer, Essai bibliographique sur le livre de imitatione Christi, Lüttich i864. E. Fromm, Die Ausgaben der imitatio Christi in der Kölner Stadtbibliothek: Veröffent- lichungen der Kölner Stadtbibliothek II). Für Thomas werden angeführt die Äusse- rungen im Chronicon Windeshemense des Johannes Busch und im Catalogus scrip- torum ecclesiasticorum des Johann Trithemius. Aber gerade im ersteren, c. XXI, p. 346, wird Thomas nur als Abschreiber erwähnt. Die Handschriften sprechen eben- falls nicht von der Autorschaft. Der Kodex von Kirchheim, der den Namen des Thomas trägt, ist nicht i42 5 geschrieben: diese Notiz findet sich nur auf einem an- geklebten Papierstreifen. Das Gaesdonker Manuskript hat überhaupt nie den Namen des Thomas getragen, das Autographon Antwerpiense nennt Thomas nur als Ab- schreiber. Mehr als 20 berühmte Namen sind als Verfasser genannt worden. Für Thomas entscheiden sich vor allem Karl Hirsche, Prolegomena zu einer neuen Ausgabe der imitatio Christi, Hamburg i873. O. A. Spitzen, Thomas a Kempis als schrejver der navolging van Christus, Utrecht 1881. Victor Becker, L'auteur de l'imitation et les documents neerlandais, Haag 1882. Keppler, Der Verfasser der Nachfolge Christi: Tübinger Theologische Quartalsschrift LXII, 1888, S. 48. Für den Benediktinerabt Gersen neben Wolfsgruber noch J. P. A. Madden, Lettres d'un bibho- graphe 6. serie, Paris 1886, p. 264. Aber die Handschriften sprechen dagegen: der Cod. Aronensis (Bibl. nat. in Turin), der Cod. Bobbiensis (Cod. lat. i3598 der Bibl. nat. zu Paris), der Cod. Parmensis (Cod. 121, Kais. Bibl. St. Petersburg), der Cod. Romanus (Vallicelliana B. i35), die ihn als Autor nennen, stammen sämtlich erst aus dem i5. Jh. (H. Denifle, Kridsche Bemerkungen zur Gersen - Kempisfrage : Zs. für katholische Theologie VI, S. 692). Dass Gersen als Abt in S. Stephan zu Vercelli gelebt, ist überhaupt erst im l7.Jh. behauptet worden (Agostino della Chiesa, Historia chrono- logica ep. et abbat. Pedemcmt., i684, p. 29 1. In seinem späteren Werke Corona reale di Savoia, i657, \). 210, erwähnt er ihn überhaupt nicht). Ist so Gersen abgewiesen, bleiben doch Gerson der Kanzler und andere noch als Bewerber zurück. Die Streit- frage ist vor der Hand noch unentschieden. Vgl. noch A. Ruland, Der Streit über

98

KKMPKN.

99

Kraa«r.

Sckt*äkaw

(Uli Verfasser der iinitatin im i8. Jli. in DcuLschland : Scrapcum l86l, S. 273. -.«»i-tir

N. C. KiST, Thomas a Kempis: KiSTcn Rovaards, Arthief v. Kcrkel.Gcschifdenis XIV, ,' |). i93. W. Moi.i,, Kerkgescliiedcnis van Ncderland voor de hcrvomiing, L'trctht '""*'*''""■ i87i, II, p. 372. L. J. GuENKBAUi.T, Nouvclles recherches sur le vcritablc autmir (Ir Tiniitation: Revue an liei)l<»friqvie V, p. 3i5. Stimmen aus Maria I^'iarh X, S. iji. Fromm, Zur Sln-itfra-^e über den Verfasser de imitatii»ne Christi: Zs. für K--- ' - geschichtet X, l888, S. 58. Ders., Vier Hiuher von der Xaihfolcr Christi: I'.i theoU)gisrhcr KLnssiker XXIV, (iotha |889. Kinleitunj^.

S A M .M L U X ( ; CONRAD K R A .M K K Kine der bedeutendsten und rei. h- sten I'rivat.sanimUu><;en (U-s Xiederrlx-ins, (He auf den Gebieten der «inianicnlalcn und rif(ürli( hen Holzskulplur zur Zeit (h-n ersten Ranj; unter allen .S.immlunt^en der Khrin- ])ri)vinz einninnnt. Sie entli.'ilt fast durehwe^ Stücke ersten Ranges. N.'lnitlicli der nieder- rheinischen Kunst angehTirend. Von besonden-r Bedeutung ist die gros.>e K<>lleL' von reichges( linit/.ten Schränken, die di«' Ausbildung die.srs Zweiges des Kunstgewi (iure li zwei falirhunderte hindurch vorführt. Darunter die beiden besten Werke Meisters Ton liocliolt. Hier werden nur die hervorragenderen Werke genannt.

1. Gothis<lirr K ir( henschrank aas der Ai)tei Gladbach, um l5oo. Zwei grosse Flügelthüren mit achtzehn Feldeni. die Füllungen in gothischen mit RiMetten besetzten riemenartigen StnMfcn dun h .\ushebung des (Grundes hcrgi-steilt, .schmale alte Risenbes<lil;ige.

2. Renaissanccschrank aus der N.'lhe v<in («refrath. um i6oo, in /».i«-; Stockwerken, das obere mit drei, das untere mit zwei Thflren. Im i>l)eren Stinkst die gut ausgeführten nall)(iguri'n der vier Kvangelisten als Karyatiden, nn ilen ge- schweiften Sockeln allerlei Symbole. Die oberen Füllungen zeigen rci«hr Kartouclirn mit einem Kopf im Mittehnedaillon.

3. Ki< hener kleiner sj).'! tgothisrher .Schr.ink aus der K.irll früher in der Sammlung des Malers Meinertzhagen zu Ki«ln. Die athi t . m- .nm- li( h wie bei Nr. I ; alte Kisenbe.schl.'lge.

4. l5o( liolter Schrank aus der Werkstatt von B<H-liolt zwlsi-hen l57o in zwei Stockwerken, das cber«- mit ilrei, das untere mit zwei ThOren. Clianikter- istisch für (Icn Meister sind dit* llalbfiginen von Satyren und nackten Men^« lien aU Karvatid«'n in geistreicher Zeichmmg un«l weicher Ausführung. Die unteren ThQrrn zerfallen eine j«'de in drei mit syinmetrischen FülliMii;«n \«Tsehene I* "' n mittlere der oberen l'anneaux cnlh.'llt einen hild nut euu-r von «-ineni Icn Hausmarke und den Ihu hslaben TM.

5. Moc holter Schrank von dem gleichen Meister, ins« hriftli« h ^"m lS7*>. ii» drei Stoi kwerkcii. Dir Karvatiden werilen wie«i«T «lurch nackte II unti I .Irin II .luch Fr.iucn vorkummen; die kc»ke l'hant^iMJe dei» Kun-iIrTH «kl«' hart die ( irenze ties Obs« i^ien. Di«- l'anneaux mit \' i Grund uml M mcdailJMii mit Ki'pf In dem Mittelfeld ein Wap|M"n. ai> ' Miinii und cim- Ma< kt<- Krau. Heide .S« hranke sin«! I'ra« h«-...

(). Fi« hener hrank zwi.s« hen l55o l56o. au% der I Doppelthiu-, eine je<h' mit zwei Wappen mit Vinierhelm. nehr «hütkter llclmzier un«l frei ornament.d behamleller Wapix-ndi' \

pilastern Rank«-nfüllung(*n.

7. Gothis« her eichener St«»IlenHclirank au?» Wa< n«sitze dir Schenk von Xi«I«-ggen (Fig. 39), I' «Ii«' beiden Thürcn «l«"s K;i>.t«-ns nnt «lur«ld>i ■■. ■•

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100

KREIS KEMPEN.

Samnihu.g Teil verzinnten Eisenbeschlägen. Links ein Scliild mit nach links springendem Kr.imer. L^j^^.^j^^ rcchts ein Schild mit drei Hörnern. Zwei einfachere Exemplare im Kunst- gewerbemuseum zu Düsseldorf.

8. Gothischer Schrank, zwischen i48o i5oo, mit durchbrochenen Füllungen auf rotem und blauen Grunde, die Motive der schön geschwungenen stilisierten Ranken sind Weinreben mit Trauben. An den Seiten einfache Fugen.

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Fig. 39. Kempen. Sammlung Kramer. Gothischer Stollenschrank.

9. Stollenschrank aus Eichenholz, aus Gut Langenfeld bei Wachtendonk, um i54o, der freistehende Kasten in zwei Geschossen auf reich geschnitzten Eck- pfeilern, die Panneaux in flachem Relief mit scharfer Konturierung ausgeführt, das mittelste Feld mit einem Kopf in einem Kranze.

10. Kleines Humpenschränkchen aus Köln um i55o.

11. Humpenschrank aus der Aachener Gegend, zwischen i54o i55o, die Panneaux vertieft mit flachen Kcipfen im Mittelmedaillon.

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KEMPEN

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12. Schmuckk.'lstchcn aus der allen Bur^ in Kempen, ehemals im Besitz Saaaiaac der P'amilie von Hirt/, vorzügliche Schnitzerei in Buchenholz v<»m Ai'^"-"' ''■ - •' "• '•"•'• in rechteckige PY-Idcr geteilt, in die je ein jf''''''ssercr Wap|)en.s< hild

iiincriiall) eines Dreipasses mit reichem I^iubwerk je zwei kleinere. Auf den Seilen- schildchen zweimal amok. \'^l. Ausstellung der kunstgewerblichen Altertümer in Düsseldorf 1880, Nr. io58.

13. Gothische Bank aus Bocholt, .Schnitzarbeit des l5. Jh. aua 1 >U. Die Rückwand mit zehn vers( hietlenen Küllung<*n, eine mit den drei Lcparden- k'ipfeii, dem Bocholter Wappen.

i4. Mad«)nna aus dunklem Nu.ssbaumholz. Teil eines cnglis*-lien GravM--. svui^u«» Maria auf den Stufen eines Altares knieend, mit abfallenden 5><-hultem. Die < . Wandung mit scharfen Brüchen, vorzügliches Stück zwischen l38o unil l4oo.

i5. Kreuzigungsgruppe in Ilolzkasten um l5oo (|)hot. v«>n Kühlen in M. Gladbach).

1 6. Das K ö I n i s c h e W a p p e n von zwei knieenden gelockten Engeln in rei- cher bauschiger Gewandung gehalten (Fig. 4o), zierliches Werk vom Enile des l5. Jh.

17. .S. Damianus in halber Le- bensgrössc, mit einer Kappe auf dem lockigen Haupt, mit Buch und Büch.se, ii) langem Mantel, etwas handwerk.s- m.'issigc und tUnhtige Arbeit d<r K''>lner .Schule um i48o.

18. Madonna, vorzüglit hes Werk der Kalkarer S( hule um l48o l5oo, auf dem linken .\rni das nai ktc Kind mit (int T Traube, tlie Gestalt zierlich geschwungen, auf der rechten Seite gut Studiertc Gewandm« »tive.

i9. Jakobus und Hart holom.nus. Statuetten der gleichen Zeit und gleichen

S(hule.

20. Maria, gute und ( har.ikteri.stis« he St hnil/erei der Alteren Kolnu* hen .St hule zwisthen i4oo i42o. Die Mad<»nna sitzt »tcif aufreiht, auf ihmn linken Knie das Kind nnl d«r Erdkugel in der Linken, tlie Rechte segnend erhclicnil. iVr iinv«rh.'lltnism.'lssig lange uml schmale OberkörjMT durch einen Leihnnk mit > eckigen Falten verhüllt.

;i. S.Christoph. K«>lner ;\rbeit um i5oo, nut tier K gestützt, mit der Linken den Mant«l .lufr.iHeml. auf ^

22. /w<'i Engel als Leu» hier hal ter. niedeti n. i.n-. des l5. Ib.. schl.inke gr.izitise Gesl.dlen mit .lulgerii bt- t- n gros.ser Freiheit in «ler Krlin<huig und in der Li .Schi">ld»eit (phot. von Kühlen).

23. u. 24. .S. Helena und ein heiliger Abt. gute Werke der KalLirri um i520. von tüditiger uml sorgs.imer Dur» hführung (Kig ■♦« ""*• "♦•'> ^**'- *^"** Stellung iler kunstgi-werblichen Altertümer in I)iLv*el»|orl 1880, S. I»4.

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KREIS KEMPEN.

Sammlung K r a m e r.

25. H. Anna selbdritt (Fig. 42). Charakteristische tüchtige Kalkarer Schnitz- arbeit um i46o i48o.

26. Drcifaltigkeitsgruppe aus Anholt (Westfalen), gute Schnitzerei um i5oo, von besonderer Sorgfalt in der P'arbebehandlung. Die Darstellung ikonographisch interessant: Gottvater stehend hält in den Armen den Leichnam des Sohnes, auf dessen Hals die Taube sitzt.

27. S. Katharina, kleine Figur aus Nussbaumholz, zwischen i4oo und i42o, mit Schwert und Rad, meisterhaft in der Ausführung.

28. H. Anna selbdritt, um i48o, vortrefflich und bei der geringen Grösse bewunderungswürdig durchgeführtes Stück.

Fig. 41 43. Kempen. Sammlung Kramer. Holzskulpturen der Kalkarer Schule.

29. Englischer Gruss, Kölner Schnitzerei zwischen i48o und.iSoo (Fig. 44). Die auffallend auseinander gerückten Figuren in Haltung und Bewegung sorgfältig gegeneinander abgewogen.

30. S. Brigitta, um l5oo, Kempener Schnitzerei, etwas nüchterner und in der Behandlung etwas strenger als die Kalkarer Figuren.

Gemälde. 3i.u. 32. Zwei Bilder der älteren Kölnischen Scliule um i42o, Holz, S.Katha-

rina und S. Barbara en face auf rotem Grunde, schmaLschulterige ätherische Figuren mit dünnen zugespitzten Händchen.

33. S. Hieronymus und S. x\ugustinus. Von einem oberdeutschen Meister.

34. Kreuzigung auf Holz, tüchtiges Bild der Kölnischen Schule um i48o, dem Meisler der Lyversberger Passion nahestehend, mit reichem landschaftlichen Hinter- grunde. Im Vordergrunde Christus am Kreuz zwischen den zwei Schachern, links die zusammenbrechende Maria von Johannes gestützt, rechts Maria Magdalena knieend.

I02

KEMPKN.

io3

Im Inkarnat herrscht ein warmer brilunlU her Tun vor. Köpfe wie H.lmk- sind v..i. feiner Zei( hnung.

. .^5. A II iH-tunp; der Könige auf Holz, niedcrlilndiM h. Reicher bndM.haftli.h.r und an hitcktonischer Hintergrund, auf einem Tilaster die Zahl i536.

36. u. .37. Porträts des Köhier Katslurrn Matth.'lus Dui.sterlo und der Katharina Jabadi, von //// ran .Um aus dem J. i588. (iut ausgeführte BruslhiKIcr. in den ol)eren E( ken die Wappen der Dargestellton. Vgl. J. J. Merlü in den Ann »■ '^" V IX, S. i4.

Ausserdem eine Auswahl von Rüstungen und Waffen. ¥An grosser HamLv h aus der Sammlung Nikolaus Zimmermann in Köln (vgl. den HEBERLE'schcn Katal-n^-

Kraacr.

Fig. 44 Kempen. änmmlunK Krämer. Koglikchvr («ruM.

voll |8.?3, Nr. 124, S. 8), getriebene kupferne W.uulU-uelitcr. Kinc reiche S.unmlung geschlillener (ll.'l.ser, Siegburger, Freihener, Na.H.s;mer, Kaerener Krflgr fdicKrcthrncr piiot. Voll Kühlen'.

.S;\.M M l.r .\( i II 1'. 1. 1..\ KR. Unter vielen wertlo>en Mildern: Matlonn.! auf ^. der Mondsit hei, auf tiein linken .\rtn das Kind, in •'< r o. htin lt. 411.! iin t> Vi.f. I in einer Mandorla auf (ioMgrund, in ilen Kcki-n \ Talelbild um 1 .Soo.

Madonna auf iler Mondsichel vor einem Sirahlenkran mit tirm na« kirn

Kinde auf «lem ret ht«-n .\rm. den» Szepter in iler Linken, ulwn m Wt.l tivatrr

und Christus /wis( hen Kngeln. ("lUteü ni«"«lerrheinis. he-. Mild um l5lo.

Niederrheinisihes Triptychon vom .Anfang d- ' " ' "^ '-ing Wott

in Kohl, mit reichem lands« haltlichen und .n. h 1 In «Irr

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Io4 KREIS KEMPEN.

Hellner.

Sammlung ]Mitte die Anbetung der drei Könige, auf dem rechten Flügel die Beschneidung, auf dem linken die Anbetung der Hirten.

Zwei handwerksmässige kölnische Bilder des i6. Jh. : Abendmahl und Kreuzigung.

Christus und der ungläubige Thomas in lebensgrossen Halbfiguren. Gutes vlämisches Werk vom Anfang des i7.Jh.

LOBBERICH.

Pfarrkirche. PFARRKIRCHE (tit. s. Sebastiani m.). A. Fahne, Geschichte der ver-

schiedenen Geschlechter Bocholtz, Köln i863, I, S. Ii5, 281. Fr. Nettesheim, Geschichte der Schulen im alten Herzogtum Geldern S. 7o2.

Handschriftl. Qu. Pastores huius ecclesiae ab anno millesimo quingentesimo vigesimo quinto, mit kleiner Chronik, geschrieben i752 durch A. H. Buckhuys Fundatio der processie tot de nieuw opgerichte seven statien by het dorp Lobberich Catalogus pastorum Register der Kirchenrechnungen und Bruderschaften von i7oi sämtlich im Pfarrarchiv. Geschichte. Das Kirchspiel von Lobberich ist eines der ältesten im Kreise Kempen. Der

lebhafte Verkehr zwischen Köln, Aachen, Xanten, Maastricht begünstigte das rasche Aufblühen des Ortes: schon vor dem Regierungsantritt des Erzbischofs Evergerus im J. 985 war der Kirchenverband von Lobberich so bevölkert, dass Grefrath als Tochterkirche abgezweigt werden musste (Fahne a. a. O. I, S. 281). Die Mutter- kirche mit Venlo und Tegelen trat der Erzbischof an das Bistum Lüttich ab (Liber de fundatione et abbatibus monasterii s. Viti in Gladbach c. XXI bei Fahne a. a. O. III, S. 6). Das Patronat lag in den Händen des Frauenklosters Halem (Haien an der Gete, im Quartier von Löwen), ward von diesem an die Grafen von Molbach und von der letzten Gräfin Alveradis an die Abtei Knechtsteden abgetreten (Nijhoff, Gedenkwaardigheden I, p. 24o).

Die Kirche stammt in ihren ältesten Teilen aus der 2. H. des iS.Jh. Der Umstand, dass der Catalogus pastorum mit dem J. i483 beginnt, macht es wahr- scheinlich, dass sie kurz vorher vollendet worden ist. Am 10. Juni i642 wurde Dorf und Kirche von den Hessen gestürmt: der Pfarrer und die übrigen Geistlichen retteten sich auf den Turm (Henrichs, Geschichte der Herrlichkeit Leuth S. i7i. Nettesheim, Geschichte von Geldern S. 4i7). Beschreibung. Dic Kirche, ein dreischiffiger gothischer Hallenbau mit abgewalmten Seitenschiff-

dächern und eingebautem westlichen Turm liegt am Südende des Ortes auf einem etwas erhöhten Plateau, das nach Süden, dem Haus Ingenhoven zu, stärker abfällt als nach dem Orte zu. Die lichte Länge beträgt 29,5 m, die lichte Weite i9 m, die lichte Länge des Chores 11, 5 m, seine hchte Weite 7,2 m (Fig. 45).

Die Anordnung des Grundrisses, der Aufbau und das Material weisen ihr drei verschiedene Bauperioden zu. Der älteste Teil (im Grundriss schwarz ausgefüllt) besteht aus Chor mit südlich anstossender Sakristei, Kreuzschiff" und Mittelschiff, das ausser der Vierung nach Westen nur noch ein einziges Joch aufwies, und ist durchaus aus Tuffsteinwerk aufgemauert, die Birnstabrippen der Kreuzgewölbe bestehen gleich- falls aus Tuffstein. Die Strebepfeiler am südlichen Kreuzarme sind abweichend von denen an der Nordseite diagonal gestellt. Die achtseitigen Pfeiler sind durch ein einfaches Gesims abgeschlossen, über dem die Rippen aufsetzen.

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I.OlUiKKK H.

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P>st nach F('rti;(sl(lluii^ (licscs Teiles, der iti die Mitte «le?» l5. Jl». /vi -• wurde, und zwar noch in der 2. Hälfte desselben JalirliunderLs, mit dem Bau <! geschi )ssigen Turmes begonnen, der in seinen Umfassungen dunhweg aiw l- besteht. In den Ijeiden oberen Stockwerken je zwei spit/bogigr lilenden, jede durch

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Ki|{. 49. I •■Mx-ri. I>. rfurrLirtlir. ('.riiixUi» iinil I>«uU«.

/Av.i A.liMii in drei I.ichi. i /. tlei;t mit /ierli. hem un.l U-i dm .ii,...t.„r. I?t. n.l. n

v.rs« liiedenen M. isswerk. Kür die Abdet kun>;en. ( iesimne uml .1

Hogeiibl.nilen sind TuHwerksteine zur Verwendung gekommi-n. u.llirrn'

der Bogenblenden aus Kormst«inen mit Wrehvl von TuH>lein und i

gestellt ist. .\u der Süds«-ite leimt si» h da.«» aU-HM-n

das im li.n.nn <ine achtseitige WendeUiege \: ,1. l.umU.u» li^j. -IJ. Lti r-

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KREIS KEMPEN.

Pfarrkirche. Über einem Spitzbogenfries erhebt sich die Turmhaube, die aus einer vierseitigen Pyramide in eine achtseitige Spitze übergeführt ist (Fig. 47).

Endlich wurden, wahrscheinHch im i7. Jh., an der Süd- und Nordseite noch je zwei Seitenschiff) ochc angebaut, deren Umfassungen und Gewölberippen aus Back- stein, deren Gesimse und Abdeckungen aus Tuffstein bestehen. Die kleinen Ein- gangshallen an den beiden seitlichen Portalen sind Erneuerungen der jüngsten Zeit. Im J. i7io ward die Kirche einer durchgreifenden Renovation unterzogen. Beim Einbau der Orgel mit Sängertribüne in den Turm ward das Kreuzgewölbe in der Höhe des Mittelschiffes durch eine flache Decke ersetzt, zur selben Zeit erhielt der Chor eine flache Decke, die ebenso wie die Chorwände eine Stuckverkleidung " in barocken Füllungen aufweist. Der Catalogus pastorum berichtet: i7io templum,

ScKnittuA-B Fig. 46. Lobberich. Pfarrkirche. Querschnitt und Masswerke.

tabernaculum, cathedra, omnes statuae cum trabe maioris crucifixi renovata et ornata sunt ex oblatis et expensis, sicut in sequenti chronico videndum est. Altare. Hochaltar, barocker Holzaufbau von i652 (Eintragung im Catalogus pastorum:

Anno i652, residcntiae meae decimo nono, loco duorum altarium iuxta se positorum de consensu supcricjrum amotorum unum novum exstrui ad honorem b. Virginis ex pio legato Immiliae Schiffers, quod a. d. i652 in vigiliis s. Jacobi [24. Juli] consecravit episcopus Andreas Crouser). Zwischen je zwei Säulen in der mittleren Nische eine Holzfigur der Madonna, über ihr zwei Engel mit einer Krone. Die Krönung des Ganzen bildet ein Baldachin, von dem Strahlen ausgehen; unter ihm erscheint, von Engelsköpfchen umgeben, Gottvater mit Szepter und Weltkugel. Über den Seiten- thüren S. Joseph und S. Sebastian, stark bewegte polychromierte Holzfiguren. Auf dem Antependium mit grossblumigen Ornamenten in Handstickerei die Inschrift: maria

MAROARETHA FREIFREULEIN VON UND ZU BOCHOLTZ ANNO l738. Ein VisitationS-

protokoll des Krieckenbecker Dechanten von i7o9 ijcrichtet über die Altäre in der

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I.OBKKRICIi

io7

Kirche: Kcdcsia siil, paln.rinio s. Schastuuu naiHi aiMiia iru; suinnum» in I. s. Scbastiani, secunduin in h.Vir^inis dolor. .sac, U-rlium in honorem s. Antonii t.. dcdicatuni (R Xorkknukrc;, Beitrage zur Lokalj^e.v hi( htr (hs \i. ,1, rr!.. ins IV S

Pfartkirck«.

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4 O.

Fi(. 47. Lolilierich. Kirch«. Südlich« S«ii«Mn*khl.

Sildlit her .*^f i I ena ll .i r mit l«-lirn>j;r«»HJirr •» '•■• ^^ ■•••'' •■ - '• V

in «in Hm h vt-rliclt. neU-n ilim nein Attrihiil, das " winl M linii i4S3 «TW.'lhnt (K.MINK, Codex dip|omM»i<n«»

Nördlicher Seitenaltar mit leix-n rr lloUfigur «li-r M.ui>>iiiM

niil einem Schwert in der Urust. M.in«l\verk' unil wcrll«»*«' I" -n

vom .\nlang des iS. Jh.

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KREIS KEMPEN.

Pfarrkirchi

Kanzel und Orgelbühne.

Taufstein.

Skulpturen.

Melallkreuz.

Kanzel und Orgelbühnc, einfache Barockarbeiten von i7io (nach der citierten Notiz des Catalogus pastorum).

Taufstein vom Ende des i3. Jh. in der Taufkapelle im südlichen Seitenschiffe, jetzt auf einem Grabstein stehend und mit der einen Seite in die südliche Turmwand eingemauert (Fig. 45). Den Unterbau bildet der Sockel und Schaftstumpf einer n^nanischen Säule, der Aufsatz besteht aus einem Becken, das im Inneren zu einer Halbkugel ausgehöhlt ist, im Äusseren ein regelmässiges Achteck mit vier hauben- bedeckten Köpfen unter dem oberen Gesimse zeigt (Fig. 48). Das Material ist Blau- stein. Nach den Ansätzen von vier runden Ecksäul- chen auf den Eckblättern, die die quadratische Plinthe in die Wulst überleiten, ver- mutet Fahne (Die Dyna- sten von Bocholtz I, S. 1 16), dass der ursprüngliche Un- terbau aus einer mensa bestanden, deren quadra- tische Platte von dem run- den Schaft und vier darum

gestellten Säulchen getra-

gen worden

ähnlich

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6— sei, wie die Taufsteine zu Zül- pich und zu Termonde und Hedelgham bei Brüssel (vgl. die Rekonstruktions- zeichnung bei Fahne a. a. O. Fig. 3).

Holzgeschnitzte Pieta, vortreffliche gothische Ar- beit vom Ende des i4. Jh., 7o cm hoch, mit alter, zum Teil abgeblätterter Poly- chromierung, im nördlichen Seitenschiff neben dem Ma- rienaltar: Maria, mit dem Schleiertuch um den Kopf, in reichem Mantel mit sehr strengem, harten und eckigen Gefältel, hält auf den Knieen den erstarrten Leichnam ihres Sohnes, dessen Kopf nach vorn gewendet ist, während die Hände steif übereinander gelegt sind.

Im Pfarrhaus: Bemalte Holzgruppe der h. Anna selbdritt, spätgothische Arbeit der Mitte des i5. Jh., 7o cm hoch. Neben der Mutter Anna, die in der Linken ein Buch, in der Rechten einen Apfel hält, sitzt die gekrönte Maria mit dem Kinde auf dem Schosse. Schmächtige Figuren mit abfallenden Schultern, in der weichlichen, nur in den Brüchen eckigen Gewandung einige feine Motive.

Romanisches Metallkreuz des 12. Jh., 2 9 cm hoch, 24 cm breit, mit Zellen- email, das zum grossen Teil ausgefallen ist, die Zeichnung etwas roh und unbeholfen. In dem mittleren Medaillon das Lamm mit der Umschrift: t agnus dei, an den vier

P'ig. 48. Lobberich. Taufstein in der Pfarrkirche.

108

LOBBERICH,

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lUklk«.

ClMfc««.

E(kcn die vier Evangolistciisyml.ulc. Dit- Rückseite zeigt auf den U-iden Querannen pr>rt. Johannes und Maria, an dein i.bercn Ende die Halbfij^uren von S«>I und Luna.

In der Sakristei: (iotliisrher Kelch des l5. Jh., in den einfachsten Formen mit sechsfacher Kose, der Fuss a j<»ur chirchhrorhen.

Kel( h mit getriebenen Baro( kornamenten voin Anfang des l8. Jh.

Thür zum Chor mit der Jahreszahl 1660 und einfa« hsten Bap» ^ <■•"'""•••.— •■

Schrank von i674 aus braungebeiztem Hol/, mit einfachsteti I

Beiclitsluhl von i766.

Im (atalogus pastorum eine Keilie von Notizen ülwr Kasein. Kelche, M<»n- stranzen, di«- kirchlichen (icfiissc zum grr>s.sten Teil ilurch Pfarrer Kültger l7ll i7a4 angeschafft.

F.MIXK a. a. ( ). 1\', S. 9i, erw.'ilmt einen Cirabstein von .\rnt von B«Mlii(|t/ unti seiner Vr.ni Marg. von Hus( hfclt + i5.?5 .ils in der Kio In- b.(iii<lliili >r ;..» nii hl

melir vorhandi-n.

(J!o< ken. Die grössere mit d«n Insciirifl«n : i) sVsCIi'K I)ErRKC*ATl«»XKM

l'n|'\'|,I |\I. 2) AIK.XIUS PKTIT .ME FKCIT l769. 3) .\ KUI.fiURE ET TEMI'EST.VTE PER I.NTKR( ES.SIONE.M S.VXCTI .SEB.XSTI.VNI I.IHKR.X XOS t)<>.\IINE.

Die mittlere mit den Insdiriften: l) .M.E.XIUS l'trriT .ME EECIT l769. 2} aVk Matiu DkI sVCCVrk iILIIs. Darunter «in Madonm-nbiltl.

Die kleinste von l3*J7, tlie älteste im Kreise Kempen, mit iler InMhrill: .v.vso I)<).\riNI M( (CXCVII H.\N( NOX .MOIfl.VE ( AIMAS TIHI SAXCTE nEMC.Vf (s..).

Die gn'isste Cj locke war l645 z«Tschlagen (FAirXE a. a. '' I. ■- -• > < und iH-mb l73i durch Meister Jean I'ttil mu gegossen wordi-n (Faiine, C'«k.I. dipluni. gcnl. Ho.Ik.II p. 266. Nr. 58l).

I )( r K 1 l\ ( 1 1 1 1 ( ) !■' war ursprünglich vollständig und ist zum Teil ninh jcUt KUclik»(. mit Mauern unigc-beii. die zugleich Befestigungszwecken dienten. Südlich vom ('h<»r erhebt sich hier das Leichenh.'lusc hen . ein einfacher B.ic k>teihl>au mit W ' ' ' aus Schic-fer. Der C'atalogus pastorum berichtet: .\nno l648 :uic tum fuit <■-' nostrum versus oc c iclc-ntcm et posl ])auc as septimanas benedic tum |M*r rcv ' l'i>iitanuni pastorem, excepto loco pro pueris mtn baptizatis ilepul.; marium Ingc-idioll et angulum. cpio conlluit acpia ex cocmiterio et delUiit |K*r foninien. cpiod ot in nuiro c neiniterii.

I'. R K.M I r.\( ; I'. aiit cl( III Wege nach Boisheim am Südend«- des Ort lac hc-r und nü< litciin r Kapellcnb.iu des iS. |h.. an dem das Inn< hniic-deeiscrneii ( iitter die Jahreszahl l747. Auf der Altamu-nsa cm< rohe, grob bciiialle Kreuzigungsgruppc- aus iler Mitte* di- '^ "• •" ■•■ •■ S. Franziskus, rechts S. \'ini en/ v..m l'.iul.i. bem.dte II 1

Dreiviertellebensgrösse.

Das IIACIKI.K R Fl'/ am Weslende des Dorfes wml «hon l6ij ak CWrn«- H«t*ik»t«iw zeichen genannt (Ehekontrakt zwischen Arnold von HiH'holU und MariA xtn > bei Fahne, Cod. dipl. mi. p. 186) und war l64o jm> b urwonlrn

Kcrken Bocc k t««i l..ibberich p. l7: jahrli« hs mehr und lu ' kleinerl worden), da.ss es einer Erneuerung bedurfte- D

des 17.JI1.. darin «in grosser, l,5o m hoher ||o|/kru<it.

cluK hgerilliili'in K«">rper.

l'l- .\ K R 11 Ars. Batksleinbau \"m Anfin- des t? |h . tft4r «!tm »» !'• be.s« h.'ldigt imd erneuert. |863 umgebaut. Di

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KREIS KEMPEN.

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Fig. 49. Haus Ingenhoven. Orundriss und Querschnitt I lO

LOBBERICH.

III

Ha«» l«g«*liov<

G««<k>

riditcn über den Hau: Vcncrahilis patcr Mathüis Meier SurhtcIcnsLs iKUitor huiu» Pfarrkaa«. ecdesiae, qui in iiiitii» suae realis possessionis incemiiutn sustinuit, postea verr» rccu- pcratis viribus locum pastoralcm praeter i|Mam domum variLs aedifirits auxit, harn (•< ( lesiam lau(labilit(,T rexit ab a. 1608 usque ad a. 1622. l7o6 acdifieatum ot in domo pastorali versus < ulinam ex fuiidainento novum frontlspiriuin - l7ll -l724 1 licodorus Rüt^erus ( uravit niaini'i f^ parle rcstaur.iri trc tum di)iiius n.i<,t. ir.ill«. iiti rt novam ])ortain lapideam exstrui.

HAUS INC;KM1()VKN. A. Kahm. Die Dynasten von I^HhoIl/. I. S. iiT. 288. (jenealojrie der Inj;enhoveii bei L. Mknrkhs, Gesehirlite <Icr Mcrrliehkcit Lcutli S. 2 1.3.

Der Kiltersilz lugenhoven. in den l'rkunden meist nur ,der Hof genannt, weil er der erste Sitz in der Herrlichkeit Lobberich war, empfing seinen Namen durth Kontraktion aus ,In ^in (dem) Hove'.

Kr wird zuerst im J. i4o3 in den Lehens- rcgi.stcrn des Herzogtums Geldern genannt (Kxtract uyt den Icen register des vorstendoms (ielre ende graflscap Zütjjhi'n begin- nende mit den jaere i326 folio 65: Kyncn hoofr ach- ter der kerken toi |,ol)lic- reck gelegen tut ccnen dienstmans leenre« hti-n by (jocdert van Hoi( holt on- fangen anno l4o.V Aus dem Lehnsbu» In- im Ar- chiv zu Arnheim. I''.\iiNi., Codex diplomaticus gentis Iio( holtanae I, p. 44). Kine genaue Aufz.'lhlung der Grenzen geben die (Jel-

drisdien I.ehensaklen in Arnlieim in der Kehens.s|>eeirikali<in. dir Johann ^■•" n.-l...ti am iS. ( )klobir l53S ülnrrei» hte. als er nai h dem T.kU- sein«-> Urinier» » Lehen empfing. Der Sitz blieb bis an das Kntlr d«-s vorinen Jahrhiinder!« im 1 derer von lio. h-lt. An. Karfreitag l58l erNlürnite Hans Phihpp. Ki •••n II'

sa« hs, ()b«rst d<r ho||.'lndis( hen Truppen, ilas Haus Ingenh«>vrn und li' b.'lude anzünd.n (K.MiNK a. a. ( >. I. S. a8a). 1'

Befreiung des gefangenen jelis von Hin höh/ in .\i ••• '«» " •"

der untere Teil d«s H.iuptbaues stammt indessen n«- ..

Die llurg kig eh.-mals auf einer künMli. hen !■>- '•-" ♦".rf^lvnt »M>k.,

umg« Im n und mit dem süilw«-sllich ansjossemleti

eine Mrüt ke v«-rbunden. Scittlem letxtcrcH vom I hwundcii »I,

(Ir.'llMU ausgefitllt worden; der einzige ninh vorhandene W .> «

vom Kittersit/.e zu einem Tei« verwendet ^Fig. 5ol.

Flg. 90. Haut lnc«nho<r«n. SiiiMiioM|>bM.

I I I

112

KREIS KEMPEN,

Haus I n g e n h o V e n.

Der Bau bildet ein unresrelmässiges Viereck mit der grössten Länge von 20, 5 m, der grössten Breite von i9 m. Das Material ist Backstein, die vier Dachecktürmchen ruhen auf Tuftsteinauskragungen, die roten Sandsteineinfassungen, welche die Fenster an den Aussenseiten haben, stammen von dem Umbau im J. 1866. Der ersten Bau- periode lies 16. jh. gehören an der fast quadratische zweistöckige Hauptbau und die Frontmauer mit i^ii.'-n beiden flankierenden Rundtürmchen. Die alte Ostmauer führte wahrscheinlich mitten durch den jetzigen niedrigen Osttrakt hindurch. Diese beiden «■"istlic-hcn Flügel (im Grundriss Fig. 49 schraffiert) sind im J. 1866 angebaut worden.

Der Hauptbau zeigt nach Westen in jedem Stock drei, nach Süden in jedem Stock zwei grosse Fenster mit modernen Steinkreuzen. Der Zugang geschieht von dem Hof aus von Norden vermittelst einer kleinen Terasse, zu der fünf Stufen empor-

Fig. 51 Hfliis Ingenhoven. Detail von der Eingangshalle. Fig. 52. Haus Ingenhoven. Details vom Portal.

führen, und von Osten aus. Das in der Mitte der Ostseite gelegene Treppenhaus ist ganz in Eichenholz in moderner kunstgerechter Zimmerkonstruktion erbaut.

Die zwischen den beiden Rundtürmchen gelegene Eingangshalle zeigt eine alte Holzkonstruktion, der obere Teil ist nach dem Hofe zu ein wenig vorgekragt und ruht auf abgesteiften kurzen Schrägbalken. Die Kanten der horizontalen Balken sind leicht abgcfasst (vgl. Fig. 5i).

Das Portal, das von der Hofterasse in das Treppenhaus führt, ist im Rund- bf)gcn geschlossen und rechts und links in den Gewänden von zwei aus achtseitigem hohen Sockel herauswachsenden Säulchen umgeben, die sich oben in einem Rund- stab fortsetzen. Den Bogen selbst umgiebt noch ein zweites unterschnittenes Gesims, das beiderseits auf achtseitigen Konsolen ruht, deren Stützen durch gut skulptierte Menschenköpfe gebildet werden. Über der Thür findet sich ein Täfelchen eingemauert mit der Jahreszahl i544, den Scheitel des Bogens schmückt ein Wappen, der Schild halbiert, rechts die drei Leopardenk<)pfe (Bocholt), links ein Querbalken (Fig. Sa).

I 12

LOBBERICH.

ii3

Die drei an fler Westseite gelegenen Zimmer, zwei in dem quadratischen Haupt- Hsat bau, das dritte in dem Vcrl)iii(liingstrakt zwischen letztcrem und dem nord K( ktunii, zeigen säintlii h fla< lic I)o< ken mit ahgefassten Querl»alken. tue n

allen, mit Rusetti-n verzierten Ki)ns<ilen ruhen. Unter den Zinunem doi Hau; :

lie<i;en <fewi')lhte Keller. Aus dem südwestliehen Zinuner führt eine Tliür in den Ki L- turm, der zur Ka])elle eingeric htet ist, mit na« h Westen gerichtetem Altar (Fig. 49).

Im Inneren: Zwei l'drtr.'lts, Brustbilder auf I^inwand aus «lern l8. Jh., dar- Pottrtw. stellend eine reieligekleiilete fürstlii he Frau und einen jugendlichen Prinzen, nelMrn dem eine Krone liegt, deuLsche Arbeiten ohni- künstlerischen Wert, im S .ilc.

Zwei dürftige und wertlose Marienbilder derselben Zeit in der Ka|K-in .

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Fig. &3. Mbiii inKenhoTCii. Auwclil

l'M.er die n..«li im iS. Jh. im ll.iu> Ingrnhnven belintlliclie». ..».».. i. ».... i»i.,.i, Mobiliargegensl.'lnde und Kunstwerke geben zwei Inventare A bei l'AilNi:. (\n\. di|»l..m. g<nt. H.Mliultan.ic p. a5o. tT2). dir am io. 1' durcii |...in Arnold und K.luar«! Hernard /u H.MhoIlz uml am J. April l748 dunh <!< n l'reilierrn \<>\\ Mirbach .lufgenommen wurden.

SAMMM NC DKS MAI KK.S J. KKINKRS. Schrank in I ni.dciiheinist he Aibeit um i65o, /weigeH«h«»H.Hig. olien dreitrilig, mit .^.

l'ilasl<-rn.

Zwei unb.ni.lte 1 1 o| z I iguren. Johannes uml Maria, in Au.mhtun.. uHr tt r.«,,.,,

Auffassung gl.i« li .uis.^e/eichnele Arbeiten des l5. Jh t «^-m h" h

r«-i« h geloi klem Ilaupl, erhebt beitle ll.lnde mil

Maria, das Ilaupl nut dem Si hleiertu» h übenlcckl. h.nll in ilcr

ein liM-h. m

ii3

1 i4 KREIS KEMPEN.

Sammlung der Linken ein Buch. Die Gewandung in grossen Zügen gehalten, die Fähen zum j. Reiners. ^^.^ ^jgf m-^t^^j-arbeitet. Charakteristisch die scharf umrissenen Augen und die beiden Querschnitte am Ansätze des Nasenrückens.

Holzgruppe der h. Anna selbdritt, 36 cm hoch, unbedeutende polychro- mierte Arbeit des iS.Jh. Gemälde. Ncbcn einer Reihe minderwertiger Gemälde zu nennen: ein guter Quinten

Massvs, Holz, 62 x So cm gross. Brustbild eines graubärtigen Philosophen in rotem Gewände in seiner Zelle, das Haupt auf den rechten Arm gestützt, mit dem Finger der Linken auf einen Totenkopf tupfend, xor ilnn auf dem Pult ein aufgeschlagenes Buch, im Fenster eine Sanduhr, über ihm ein Schildchen mit der Inschrift: homo BULLA. Auf dem Blattrande des Buches bezeichnet: Mafsys. Sehr warmes Kolorit, die Hände und der Kopf gut gezeichnet, ziemlich energische, aber glatte Behand- luno;. Vorzüglich erhalten.

Porträt der Königin Marie Antoinette, Leinwand, 65 x 76 cm gross, bezeichnet am Rande unten links: /. Louis David i79o. Vorzügliches Brustbild in tief aus- geschnittener grüner Taille, mit rosigem Inkarnat. Das Bild befand sich i89o auf der Porträtausstellung in Brüssel (Catalogue p. 3i, Nr. 56).

Grosse figurenreiche holländische Kirmes, Leinwand, i89xi2cm gross, be- zeichnet Joost Com. Droochsloot (f 1666 zu Utrecht, vgl. über ihn J. B. Nordhoff, Beil. zur Münchener Allgem. Zeitung 1882, Nr. 66, S. 969).

Tafelbild auf Holz, 5ixi5i cm gross, mit Darstellung der Einzelfiguren Christi und sieben seiner Apostel mit ihren Symbolen, in Vorderansicht, auf farbigem Grund, hart in der Zeichnung mit eckigem Faltenwurf; niederrheinisches Werk des i5. Jh.

LÜTTELFORST.

j'f.Trrkirche. PFARRKIRCHE (tit. s. Jacobi mai.). Die Pfarre wird I255 von Wilhelm,

dem Pfarrer von Niederamern, gegründet und dotiert (Binterim u. Mooren, D. C. I, S. 248, 3 18). Der Lütticher Archidiakon bestimmt drei Jahre darauf die pfarrlichen Gerechtsame der Kapelle und gewährt ihr ausdrücklich das Recht des cimeterium und baptismum (D. C. I, S. 263). Im J. 126? verkauft Arnold, Herr zu Niederamern, das Kirchenpatronat zu Lüttelforst an das Stift Xanten (D. C. I, S. 3o8).

Im J. 1802 wurde die alte Kapelle, die bisher auf dem Kirchhofe stand, abge- brochen und etwas tiefer nach der Strasse zu die neue Kirche errichtet aus einer Stiftung der Frau Anna Katharina Mühlenberg.

Beschreibung. Die jctzigc Kirclic ist ein Backsteinbau mit Satteldach und kleinem Dachreiter.

Wenig vorspringende Pilaster mit jonischen Kapitalen tragen die schmalen Gurte der

flachen Decke. Die Verkleidung des Inneren ist durchaus noch in Rokokoformen

gehalten, die sich hier mit barocken Motiven vermischt bis in das i9. Jh. erhalten.

Altar. Der Hochaltar zeigt einen Aufbau, den rechts und links je drei Säulen mit

vergoldeten Kapitalen tragen. Im Mittelbild eine Kreuzigung, darüber ein Schild mit

dem Monogramm A. c. M. B. Über den seitlichen Thüren in Dreiviertellebensgrös.se

wertlose Holzfiguren: Vincenz von Paula und Johann von Nepomuk.

Kommunionbank mit sehr reichem, durchbrochenen Gitter.

•^"«i- Kanzel mit sechsseitigem Gehäuse ; an den vier sichtbaren Seiten unter Bogen,

die durch gewundene; Säulen getrennt werden, die Holzfisjuren der vier Evangelisten.

n4

LÜTTELFORSr MÜHLHAUSEN'.

iiS

Ein reicher sechsseitiger Baldachin bildet den Schalldeckcl: sc<h.H*Engflthcn trafen Pfarrhirck« den niitticren freien Aufbau, über dem sich die Figur S. MirluicU mit dem I)r:i' erhebt. Der Grund ist braun mit Vergoldung, <Iie Figuren sind w- '

Einfädle Wandbekleidung mit Rokok« »fallungen im I^'ingsihiil.

Marit-ntlirDn im I.angs( hilf, sehr rei< he hnit/arU-it aus ''-■' ^!tu^• d«^ kUnmr.> .m. iS. Jh., v<»n grosser Freiheit in Erlimlung und AuOtau. aber handwerl ■' Vü—

führuMg (aus der allen Kapelle). Über dem Thron erhebt sich ein gx- .

mit hängendem Troddelwerk. Die seitlii lu-n Aufs.'ltze werden tlunii BlumenkörlM' gebildet.

Über dem l'ortal in Ni.s( he kleine llol/ligur de>> h.Jakobu> nul i'il^erliut. Bu« h lloM««. und S( luvert, |)o!\ < hri luiierte teilwei.se erneuerte Arbeit um l5oo.

MÜlil.lIAUSl.N

K.M'KLLK. im J. i767 erbaut. einfa<her einschiffiger Backsteinbau mit tli. fi.r k>b*iu. verputzter Ho|/,de< ke, der Westgiebel geschweift mit einer Ni.s«he. auf ileii da« li ein Inszenier Da< breiter.

HAUS (;KNANES, eine halbe Stuntle sad.>.tli«h von Mühlhauscn Das im |. i6i5 (Insdirift in Eisenankern am (liebe!) erbaute S«hlrBvs»hrn diente tlen

V V ft^

ii5

ii6

KREIS KEMPEN.

Haus G en.T nes.

Kellner Kurfürsten zeitweilig als Jagdaufenthalt und befindet sich jetzt im Besitz des Herrn Schniedders. Das Gehöft (Fig. 55) ist rundum von Wassergräben umgeben, die noch fast vollständig erhalten sind. Es zerfällt in das östliche freiliegende Herren- haus, den Wirtschaftshof, der aus drei rechtwinkelig aneinanderstossenden Flügeln be- steht, und den Vorhof, der gleichfalls von Gräben umschlossen ist (die Gebäude auf diesem sind abgerissen). Das ziemlich verfallene zweigeschossige Herrenhaus

ZimorVi jiiiTSrücK

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Fig. 55. H.nus Genanes. Grundriss und Details.

zur Zeit unbewohnt zeichnet sich vor den übrigen gleichzeitigen Backstein- bauten des Kreises durch den malerischen Aufbau aus. Das Material ist Backstein, die Fenstereinfassungen bestehen aus Haustein. Von Interesse ist die Behandlung der Details, des kleinen Backsteinfrieses am Giebel und der Blendarkaden (Fig. 55 A). Der ausserordentlich klare und regelmässige Grundriss zeigt einen Wechsel der Scheide- wände im oberen Stockwerke. Im Inneren Porträts Kölner Kurfürsten, Ölgemälde des i8. Jh. ohne Wert.

OEDT.

Pfarrkirche

Geschichte.

PFARRKIRCHE (tit. s.Viti m.). Fr. Verres, Das Patnmat von Oedt: Nrh. G. 1882, S. 97. Nrh. G. t884, S. 63. G. Eckert/ und K. Noever, Die Benediktiner- abtei M.Gladbach, Kr)ln i853, S. i43. Kirchrath, Series pastorum Udanorum bei Ropertz, Quellen und Beiträge zur Geschichte der Benediktinerabtei in München- Gladbach, S. i55. Ein Verzeichnis der Reliquien in den Farragines des Geleniu.s IX, fol. 332 (Köln, Stadtarchiv).

Eine Kirche in Oedt wird bereits im J. ii7o genannt (Ropertz a. a. O. S. i92.

Lacomblet, UB. I, Nr. 438); i32o wird sie genauer bezeichnet als in der Nähe

des Bruches liegend; i392 wird als erster curator capellae ein Hermannus genannt

116

OEDT.

ii7

(BiNTKRiM und Mooren-, E. K. I, S. 249). Von diesem Jahre an lauft eine ununter- pr.rrkirch«.

brocliciie Reihe von Pfarrernainen bis zur Gejjenwart. ,

Von einer Kilialsuhjektioii unter Kempen finck-n siel» k«'ine örtlichen N do( h l)eri( htet der über proc urati«»imm et petilionum aniiidiaeoni Xan»-' i

i3. Jh. ausdriukli« h : Udc fiha c.x Kempen, e<« lesia saneti Viti, habet 4oo. Habet euchari.stiam, bapti.sterium et «•oemit<Tium et non inunctioncm. Rector habet comi)ctentiam de certi.s aj?ris, 60 Jlorenos annue. E.st ad collationcm cl insti- Uitioiiciii ])astoris in Kempen (Himkkim u. Moorkx, ¥.. K. II, S. l9). Die Kinhe liefet auf dem (irunde eines (iutes der Abtei (iladbarh, war mithin frOher Hofk.i- Über die Beziehungen von Oedt zu Gladba« h vgl. E< kkrtz u. Nokvk.r a.a.O. S. it. Koi'KRTZ a. a. O. S. 325. Wei.stum der Orundherrliehkeit der Abtei von Glad- bach l554: L.\comblet, An luv für die Geschichte des Niederrheins VI, 5.48».

Die Pfarrkirche gelnirt drei verschiedenen Bauzeiten at>. Der Turm. Mittels« hiff und Chor dem Anfang des l5. Jh.. dA nördliche Seitcn.s«hiff wahrscheinlich «h-ssen Ende; das südliche dtiii 16. Jh., ebenso wie die beiden J<H;he zur Seite des Turmes.

Dreischiffiger gothischer Hallenbau mit ClK»r in der Breite des MittelMhiffe?», BckWo^m«. anslossender Sakristei und eingebautem Westturm. Das Material ist Tuir^lrin, am Clior stark verwittert, am nr)rdli«hen Seitens( hilf sind von tireiviertel Höhe der Fenster an die Mauern in Backstein weitergeführt. Das südliihe .Seitens« hilT und die beiden westlichen Joihe der Seitenschifle sind ganz aus Back-steinen aufgeführt. Die gemauerten Pf«'iler, deren (irundriss durch zwei dunheinandergeschola-ne Kechtet-kc gebildet wird, tragen ein rund heruujgeführtes K.'lmpfergesinjs. Die Kreu. zeigen scharf profilierte Rippen, im südlichen Seitenschiff fehh-n diese vi»! Im Chor an den beiden L.'lngsseiten zwei Nischen, tlie genau dem ersten, w. i

|(iilie entsprechen. Die Rippen setzen auf kurzen, rast h abbrechemlen Dien.-;... ....•

Hoihaltar, kleines Barorkwerk um i7oo. In iler mittlen» mit einer MoMiui geschlossenen Ni.sche ein Kruzilix, als Krönung des .\ufbaues ilas I^unm.

Nördli« her Seitenaltar mit Ölbild des i7. Jh., darstelleml die Knth..untun.j der li. Katluirina, in den Lüften zwei Engel mit Krone und Palm/wfiv

Südlit her Seiten.il t.ir mit roh«-m ÖlbiUI Christi am Kreu . hen Maru

und Johannes, mit Maria Magdalena, die tien Kreuzfuss umklammert halt, laut der Slifterinschrift am Kusse von 1666. In <len Earragines de* Gki.KNII'S IX, fol. j' Stadtarchiv), werilen vier Alinre genannt. .M.iria. .\nna, Katharina, Vitat geu.

Chorstühle in i)r.iuii( ni llo|z, bannk, viersitzig, mit «len Inschriften:

.\ut (Irr l'.pistelseite:

l.xVDirVR

h;sVs Cur Ist Vs

In Ai-nKKNVM

VtrrR.N kVokVk (i69J).

.\\\\ der Evangelienseite:

I.aVri-niIVs st nKölM RS

\iin\tl\i: (iI.aDiiaCknms rhI.I«;I«»^Vs

iiVIN's iCCI.fsIak i'vroCiiVs

»MisVIi ^i74o>.

K.in/t 1, b.irock. mit se«hsseitigem C.rhr^use \n den >

II. H.isrelief ges. hnit/t die KniesKWke de. trn mit ihrrn '«-n. an «Irr

llint« iw.inil Chri.stus mit dem I..imm. an den» »eil»

■^.iMn.

LTiMtfMi

I I I

ii8

KREIS KEMPEN.

Pfarrkirch e, Holzfigur.

Ölgemälde.

Gewänder.

Pfarrhaus.

Burg.

Hulzfigur des h. Vitus, neben ilim der Löwe, Barockarbeit des i7.Jh., am zweiten südliehen Pfeiler.

Ölbilder des i7. ]h. im Chor mit den lebensgrossen Bruststücken Marias und Christi mit der Weltkugel.

Kasel und zwei Levitenröcke, die Stäbe mit Stickereien auf Silberbrokat, auf der Kasel Älaria \'on Engeln umgeben, auf der einen Dalmatika S. Stephanus und S. Laurentius, auf der anderen S. Vitus und S. Servatius. x\uf allen dreien die

Inschrift: servatius abbas 1 747 (Servatius van den Bergh, Abt zu Gladbach, starb am i7. Mai i75o).

Geschichte.

PFARRHAUS mit ge- schweiftem Giebel und der Lischrift i657. Eine Nische in der Giebelwand enthält die rohe kleine Figur des h. Vitus mit Löwe und Kir- chenmodell. Die Designatio ecclesiarum in districtu chri- stianitatis Suchtelensis in den Farragines des Gelenius IX, fol. 33 o, erwähnt zwei Kapel- len: In hac parrochia duo sunt Sacra oratoriola, quorum tituli ignoti.

BURG OEDT. Fr. Verres, Beiträge zur Ge- schichte des Amtes Oedt: Nrh. G. 1882, S. 65.

Der Ort wird zum ersten Male ii7o im Zusammen- hang mit der Abtei Gladbach genannt (Ropertz, Quellen zur Geschichte der Abtei Gladbach S. 216). Wann die Burg gegründet worden, die als Grenzfestung gegen Gel- dern und Jülich den Eingang in das Kempener Land und damit in das Kölnische Gebiet schirmte, ist nicht nachzuweisen. Wahrscheinlich war sie in die lange natür- liche Befestigungslinie hineingezogen, die durch die Nicrs gebildet wird. Der Boden, der sich nach dem Fluss zu senkte, bildet sumpfige, früher fast unzugängliche Brüche und Niederungen. Schon der Name wird auf das wasserreiche Terrain zurückgeführt (Ohugschläger, Ann. h. V. N. XXI, S. 160. M. H. a Strevesdorff, Archi- dioecesecjs Coloniensis descriptio historiccj poctica, Kciln 1 74o, p. 118: Uda enim loca sunt, altae crassaeque paludes).

Die Burg wird zum ersten Male im J. i3i3 im Besitz Dietrichs von Kleve, genannt Luf, erwähnt, der am 16. Juli dieses Jahres sein ca.strum Ude dem Erzbischof

^ig. 56. Biirg'Oedt. Turn

118

OEDr.

ii9

Fi(f. 57. Hiir« Oe<lt. (iriiiulrint iiikI Aiifrisa des Ttirinci.

st;ill( iixl vcrsitrj;t havfii'

l477 Voll den Ki">Iiiitii ^rNtilrinl (C'.\Kl>.\i'Ns,

Kr.IiHT (■hn.iiikrii III, S. .S46).

I'.iiif liillii;f Hrscliicssuiij; im«! trilwcisi" ZiTsti'iriin^; erfuhr ilas S«lili»s.s |642 nach iUt S(hia(hl aiil ticr S. Tiinisltaith' «hin h ilie Tnipixii des ( Irmrals Rusrn (K. V. ScMAfM- mjK<; hl (hii Ann. Ii. V. N. XWVIII. S. 7a. L. Enni;n, Kr.inkri'irli un«l «irr NifiliT- rhcin, K<'>hi iS5'>, I. S. 124. Tlu-atrum Kur.>|)a«imi. Krankfurt 1663 IV. p. 81 9.1 7\\ /.\v«'icn Malen, «la.s «'rst«« Mal «lur« h «lie K.i lit luMi. \vi«'«ler venlr.'lnj-t, ^elan^•l^•n «lii- II«-h- .sis( heil Truppen in ihn Mesil/. «I«'> .S«IiIi»!im*s. I5ei ilin Ml .\i>zu^ licss ilcr Ht's.siMlu- Anführrr

Heinrich von Vimf•hu^^,' al> < iticnhaus auftragt \\ Bi.ET, ÜB. III, Nr. 123). Na.h der K- ■•■■.-. :..,.

Chronik von i499 (C.\ri>.vl'ns, Kölner < (. HF

S. 672) i.st .sie im J. l334 neu erbaut. Dietri« hs . Elze heiratet (inlart v..n Juli« h, den Herrn zu Bcrgheini. dessen Tochter J<.lantc verkauft am 3. N«>vcmlxrr l348 die Herrli« hkeit zu Oedt an k\v\\ Markgrafen Wilhelm von Jülidi. In der Urkunde werilen nanuntli« h auf- geführt uiul getrennt .die bürg, dat vurburge, «lat «loqi zu Oedc' (L-VcoMHi-ET, ÜB. III, Nr. 462). .S«hon i349 geht sie an den Erzbischof v«m K«"»ln ül>cr (Erhhokk. Materialien zur geistli« hen un«l weltli« hcn Stiiti.stik des nietlerrheini.s« hen und westfäli.st hen Kreises II, S. 572. H. .S. vo.N- Ai.l'KX, (ies« hichte des fr.'lnki.v h«-n Rhein- ufers I, S. 73. W. (;rak v«)X Mikh.v« ii. /s. d<r» Aathener Ge.schithtsvereins XII, .S. 223 ff.). Im ' ' ' ''• ernennt Erzbis« hof Krietiri« h III. «len Johann v«»n i scheiil zu seinem Amtmann in Oedt (FAHXt:, (k*!H-hichtc der Oafen zu Salm-Reifferschcid, Berlin l829, II, Ur- kundenbueh S. 201 1

Im l5. Jh. befiiult i ,nu h «ler Bau m venia' Tm

Zust.iiule: Erzbis« hof Rupretht löst «las Sm—s v«.n Ileinrith VT. von Neersen, weil, wie er l>emcrkt, .die bunh ind sl«tss Üede vervellig ind abuwiih wirt, imi ouch wegen der wililen leuffe in diesen landen nit gcnuichsam noch na notturfft ntit luyden in anilm bcstaillt is'. Am 12. Februar l475 übergiebt er sie für 25oo oberl.'lntÜM In- rlu-ini.s« he ( JuKlen an «len T Johann von .Salm-Rein'en>t hei«lt unter iler l>< <

,«lat .s\' tiatselve >I<in«> mi! Iii\ilrii tir. ix.iiuliii in,;

gereytsihafft allzyt na noit- turlll wail b«-- Di«' Burg wir«!

B«rg.

9 *

•^41

»lO

J20 KREIS KEMPEN.

Burg. Rabenhaupt die Befestigungswerke sprengen und das Schloss zerstören (Nrh. G. 1882, S. 180). Es ist nie wieder aufgebaut worden.

Beschreibung. Erhalten ist nur ein etwa 2 i m hoher runder Backsteinturm, dessen Durchmesser

im Licliten im unteren Stockwerke 5 m beträgt (Fig. 56 und 57). Am oberen Rande schmückt ihn ein Spitzbogenfries aus Backsteinen auf abgestuften, stark ausladenden Krao-steinen \-on Trachvt. Das untere der fünf Geschosse hat eine Mauerstärke von 2 m. Im zweiten Stockwerk ist noch der grösste Teil eines gothischen spitzbogigen Kuppelgewölbes erhalten. Die oberen Stockwerke hatten sämtlich flache Decken, im vierten zeigen sich die Bruchstücke eines Wandkamins, sorgfältig aus Tuffstein gearbeitet, mit vorzüglich behandelten Profilen (Fig. 58). Auf der Westseite befindet sich im dritten Geschoss eine grosse Thüröffnung, mit Kragsteinen an den Seiten, die in einen anstossenden Trakt führte, dessen Giebelansatz am Turm noch sichtbar ist. Erhalten ist nur ein Maueransatz in der Höhe von 8 m nach Westen hin, der eine Rundbogenblende im unteren Stockwerk zeigt. Westlich liegt noch ein kärglicher Mauerrest in einer Flucht mit dem genannten Ansatz. Haus HAUSSTEINFUNDER, 3 km südwestlich von Kempen gelegen. Das

^'^ '"•""" '^"'zweistöckige Herrenhaus ist nach den am Hauptgiebel befindlichen Steinwappen mit Inschrifttafel im J. i556 von Thederich van der Part und Anna van Neerhauft, der Anbau offenbar im 1 7. Jh. errichtet. Das erstere, durch breite Gräben vom Wirt- schaftshofe getrennt, zeigt einen hohen Hauptgiebel in Ziegelrohbau mit sparsamer Verwendung von fein profilierten Sandsteingliederungen. Zur weiteren Ausschmückung dienen ein wenig vorgekragter kleiner Erker und drei vortretende kräftig modellierte Köpfe. Die Umrisslinien des Giebeldreiecks sind durch übereckgestellte Pfeilerchen hergestellt, die Abtreppungen zwischen ihnen durch eine geschweifte Rollschicht in halben Eselsrücken geschieden. Die grossen, mit sichtbaren Entlastungsbögen überdeckten Fenster enthalten steinerne Kreuze, ursprünglich in der oberen Abteilung mit festsitzender Bleiverglasung, in der unteren mit nach aussen aufzuschlagenden profilierten Holzläden. Das hohe Satteldach ist in schrägen Reihen gedeckt. Die alte Einrichtung des Hauses ist nur noch in dem geräumigen Flur mit eichener Wendeltreppe und der hohen Küche erhalten.

SANKT HUBERT.

Germanische GERMANISCHE FUNDE. (M. BuYX, Funde römischer und germanischer

^""''*" Altertümer: Nrh. G. i878, S. iii.) Auf einer Anhöhe im Kliedtbruch bei S. Hubert, westlich vom Hülserberg, südlich von Lookdick, genannt die Lonje, wurden Bruch- stücke von Thongefässen gefunden, die auf einen germanischen Begräbnisplatz hindeuten.

Pfarrkirche. PFARRKIRCHE (tit. s. Hubcrti ep.). P. Norrenberg, Die Kapelle und

spätere Pfarrkirche in S. Hubert: Heimat i875, S. 89. J. P. Lentzen, Zur Geschichte von S. Hubert: Nrh. G. i879, S. 47, 5o. W. Lehnen, Eine Episode aus der Ge- schichte der Kirche zu S. Hubert: Heimat i876, S. 34. J. P. Lentzen, Zur Ge- schichte der Pfarre: Heimatskunde i879, S. 58.

Handschriftl. Qu. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf (Kempen, Kirchensachen, ad R. 1): Fundatio altarium und Dismembrationsgesuch der Kirche; Grundriss der Kirche aus dem 18. Jh.

120

SANKT HUBERT. IJI

Die Kinhe von S. IIul>trt stdit ;iul «.itu-in »*•• h-, Morien ( ji-iiu-iii(icj;ruiiil niii- pr- fassciulcii Asyl, (las l446 dun li drii Kölner Krzl)isi h»»f ThnKloric h von " ' " '"

ward (BiNTKKiM u. Mookkn, D. C. II, S. 382). Da» Trrrain, das in d< t . .. Kockinlihaff genannt wird, heisst noch jetzt so. Über die (iründune: Wii \! Narraticj reriun K( tnpensiuin (Kempen, Pfarranliiv) p. 3l.

Die Verli.'lltnissc und Oerec htsaine der Kapelle setzt l45o Johann von IJ« I'farrcr zu Kempen, fest (Bintikim u. Moorkx, D. C. II, S. 384: ra|H-lla . . a<l honorem Dei <,'enitri( is Mariae sanetorunujue Huherti, Antonii, Conielii. lUri «lu.im plurimum aliorum san<toruin . . . en-« ta et dedieata extitit). Da» Ke» lil haplistcrium, eoemiterium, der sepultura wird ausdrüeklit h verweij;ert. Im J. i. ; lindel bereits eine ?>neuerunj^ statt (Xorkknhkk«;. Heimat l875, S. 89), in <lt r IMmi..!. l)ei HiNTKKi.M u. .MooRKN, D. C. II, S. 39l wird neben der eaixrlla en» ahnt cn S. Iluperti cum suis structuris, aedifieiis.

Erst i524 wird (l( r Bau dt s Turmes in Anj^iH" j»en«Mnmen (W. p. 75: l524 turris saneti Hubert! extra eivitatem Kempensem sita cxstrui »iK'pta est a qutxl.im (Virislinnn latomo, ubi referunt ceclesiae istius eomputus, angulares jjrandi lapidcs Novesii jirocurarunt). Der Bau zog sich dunh mehrere Jalire hin, n«« n ir>i klagen di(' magislri fal>ri( ae, dass sie den Turm l)egonnen. aber ilen Hau nicht h.lltrn zu Knde führen kiiimcn (Bintkrim u. .Moorkx, D. C. II, S. 458). Krsl am i.t>ktolMr l79o ward die Kapelle zu einer Pfarrkirche erhobt-n.

\'i>ii der iiltcM Kirclic steht nur notli der Turm, tias Werk des Meisters ChristiiiH IWtcktmkM«. von i524. Di(; i846 neu angefügte Kinhe ist nach .*süilen orientiert, S4i thuM ticr ^""^ Turm jetzt si» li an das westliciie SeitenschifF anlehnt. Kr erhebt sieh in drei Stink- werken. das Material ist durdiweg Bai kstein, die Haube b«'st<'l>t aus einer . ' ' ' •.

!^pitze, die aus der vierseitigen I'yrann<U- übergeführt ist. Im untersten . <.

findet sich ein einfaches spitzbogiges Portal, das zweit«- un»l dritte .*sl«Kkw«'rk rrv^.n je zwei zweiaxige s|iitzbogige Blenden, die Pfosten aus Backstein aufgemaut : untere Turmiialie ist an il< n l.i ken abgcst hrflgt unti enthalt I )reiviertcl»»aulen. die ehemals die Diagonalrippen eines Kreuzgew«">lbes trugen.

.Mt.'lre sämtlich neu. Der Rest «les Hochaltars, ein schic« htes Bild des h. Ilu« aiu««. bertus, der in Lebensgn'i.sse vor dem Hirs«h kniet, rohe Arbeit i\vs l7. P Hdrt

sicli in stark besch.'ldigtem Zustande in einer Nische lies <i>tlichen Seiten

.Nac hrichten über die alten .Ml.'ln-: Im j. l463 wir«! ein S. Vit' '

allar «rw.'lhnt ( L'rk. von» 3 2. .Xpril l463 im Pfarrarchiv xu S. I

ein Mi( haelsaltar (Heimat iS76, S. l9), l520 in einer Hewill d.-^ Krnip-

Past<irs Kngilbert Krkt I die (lewohnheit beri« htet. am .*^. Liuren'

bild herumzutragen (P. NoRRi sin rü, Heimat l875, S. 89).

(Hbiider samtlicher .\posl«l in 1 )reivierlellel»ens. m der

rohe und stark verbli« hene ;\rl)eiten «les |8. Jh.

(Iliuk«- mit thr Ins«hrift: ans«» imimim i.-<c.> s\n, a i.miiah>>\ <.v»».«.

JoIIWNI.S VO(<»K.

I >ie übrig«!! neu.

KAIlKIKtK bei .S. Ilubeii Inschriii ..i..ii... *....k.i

\ I R \( Uli; Kiixi N n\rhR

i;r virimini min iiroi» so s.M'kk

wi:nn kr NU in kcuit fSD u.vit

KRii.tii IHR Ki:iN (;i-;Rsr wovon iiikk m.\n iu

I 22

KREIS KEMPEN.

G:,stendonk. RITTERSITZ GASTENDONK. F. E. von Mering, Geschichte der Burgen,

Ritterjiüter, Abteien und Klöster in den Rheinlanden, Köln 1 884, VII, S. 52. Herm. Keussen, Zur Geschichte der Burgen am Niederrhein: Heimat i875, S. 37. M. BuYX, Die untere Niersgegend und ihre Donken, Geldern i867, S. i8. Clave- BouHABEN, Der Rittersitz Gastendonk. Historische Darstellung. i886. Geschichte. Der Rittersitz befand sich schon im i4. Jh. im Besitz der Ritter von Eyll.

Im ]. i348 werden Heinrich von Alpen und Sander von Eyll gemeinschaftlich mit ihm belehnt. Im J. 162? geht er über an Konstantin von Neukirchen, genannt Nievenheim, den Gemahl der Johanna Irmgard von Eyll, 1681 an Max Franz Roist von Weerst, 1682 schon an Franz Heinrich von Hennerich, i7o7 an Andreas von Francken-Sierstorf Zur Zeit befindet sich das Gut im Besitz der Familie von Clave- Bouhaben.

Beschreibung. Das Schloss besteht aus zwei Teilen, der älteren Vorburg, die mit den Wirt-

schaftsgebäuden verbunden ist, und dem modernen herrschaftlichen Wohnhaus. Die aus- Backsteinen aufgeführte Vorburg besteht aus einem länglichen, mittleren, von zwei vorspringenden viereckigen Ecktürmen flankierten Trakt, an den sich recht- winkelig zwei kürzere Seitenflügel anschliessen. Der in der Mitte des Haupttraktes gelegene Thorturm zeigt nach aussen und dem Innenhof zu einen Staffelgiebel. Sein Satteldach trägt einen kleinen Dachreiter mit offenem hölzernen Glockenstuhl. Der Rittersitz ist noch ringsum von den Gräben umgeben, über die dem Thorturm gegen- über eine von zwei Bogen getragene Brücke führt. Die Vorburg enthielt ursprüng- lich nur nach dem Hofe zu grössere Fensteröffnungen, nach den äusseren Angriffs- seiten nur im ersten Stock schiessschartenartige schmale Lichter.

SANKT TONIS.

Pfarrkirche. PFARRKIRCHE (tit. s. Comelü p. m.). J. P. Lentzen, Historische Wan-

derungen durch das Kempener Land I. Geschichte der Pfarrgemeinde S. Tonis, Düsseldorf i89o. J. Cremer, Die Entstehung von S. Tonis: Nrh. G. 1880, S. 112.

Über che Pfarre: Nrh. G. i884, S. 64. Simons, Über den Ausbau des Kirch- turms zu S. Tonis. Ein Beitrag zur Topographie des Kreises Kempen, Crefeld i849.

G. EcKERTZ u. K. NoEVER, Die Benediktinerabtei M.Gladbach, Köln i853, S. i43.

Handschriftl. Qu. Tagebuch des Rektors Laurentius Hall (i766 1794) im Pfarrarchiv. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf Nachrichten über die Kollation (Kem- pen, Kirchensachen R. 1). Geschichte. Im J. i38o erteilt der Kölner Erzbischof Friedrich von Saarwerden die Erlaubnis,

auf der öden Haide im südlichen Teile der Kleinen Honnschaft (1188 Osterverd, l38o locus dictus Osterhaide), auf einem Platze, wo ein Bild des h. Antonius gefunden worden, eine Kapelle zu bauen (capella una cum altari et cemeterio erigi ac de novo fundari: Binterim u. Mooren, D. C. II, S. 2 89. Grünes Buch im Stadtarchiv zu Kempen p. 62). Nach Wilmius, Narratio rerum Kempensium p. 2, erhielt die Kapelle damals auch das Recht des baptisma. Erst i454 wurde sie gänzHch von Kempen los- gelöst. Der i483 erbaute Turm stürzte i585 zur Zeit des Truchsessischen Krieges ein und zerschmetterte die westlichen Pfeiler und einen Teil des Gewölbes (W. p. 86). Das J. 161 9 Vjrachte einen Neubau, aber schon i642 wurde nach der Schlacht auf der

122

SANKT TONIS.

123

S. Tönishaide der Ort pcplüiidtTt, Kir< hc ricl^^t Tumi iit liraiul A. Pf*r»kir<k«.

aufgeführte Turm erhielt ein stumpfes Nutdath au.s roten Zieyrhi, «n« , lönlscr .-"uij-j.

Der heute stellende Hau ( Fig. 59) stammt in d«-ii (Jrui"ln' "ii-rn au» clcr 2 M i-.-^ >..-.» —- des i5. Jli., die Wcstpfeiler siiul aus der Zeit narh l585, <■ •• und Tumi

dir Periode na« h i642. Von {ler ülteren Kapelle von l38o sind tlOrftiRc Reste an der Nordseite sichtbar. Der dreistöckige Turm IV zeigt in den In-idcn olK-rrn Stockwerken je zwei gro.sse rundl«)gige Hlentlen, die im zweiten <- *'ci

Flg. B9. S. Toni«. Grundrlt* d«r i^farrklrch«

l'Cnsld nix ninand» r. im drillen zwei «»'kuppelte Fenster nrlK-nrin.uulrr w

NcIkm (1<iii iurm liegt. wi<- in Hüls, ein Kaum V. der al>

dient. .\n das ausged«hnle dreis« liifÜge I.angh.ni> dir 1'

s.hlit'sst sich .1.1 Ch-'i II. neben ihm «lie SaktiMei III ..u.

.Ics Kir.hholes. d. i v..n .len Hauserreilu-n wie -••« i«" ' '-'

wir.l, mit vi.-r Ilaupl/.ug.'lngen.

Am Turme di<- Inschriften: .NNNo nsi Mc»«tixxxni 1

l>\i,ll IS DIvSKN TOKRKN ANClEI.ACiT [l483. Mal .< I

Nii:m;K(.i:iAi i.KN,

I : <

124 KREIS KEMPEN.

Pfarrkirche. ANXl) DNI l6l9 DEN l8. APRIL HABEN D. FRANZISCUS SCHEEM PASTOR UND

SE.MPTEICHE KIRCHENMEISTER DEN ERSTEN STEIN WIEDER AN DIESEN KIRCHENTHURM GELEGT.

Grabstein. Ein Grabstein der i63o verstorbenen Margaretha von Bocholt (Fahne, Die

Dvnasten von Bocholt IV, S. 98) ist nicht mehr vorhanden. Be- BEFESTIGUNGEN. Im Jahre i6o7 wurde der Marktflecken von den

festigungen. j^-. ^.^.^.^j^ ^^^j^ ^y^^H^ Graben und Thoren befestigt (Lentzen S. i5, 35); der Kölner Kurfürst Ferdinand legte ihnen die Verpflichtung auf, diese in gutem verteidigungs- fähifen Zustande zu erhalten. Drei Thore durchbrachen die Wälle, das Krefelder Thor, das Neusser Thor und das Niederthor an der Kempener Strasse. Die Wälle wurden i78i vollständig geschleift. Landwehr. Bei ,Schicks-Baum' durchschneidet die Strasse zwischen S. Tonis und Krefeld

eine wahrscheinlich im i5. jh. angelegte Landwehr, bestehend aus Wall und Graben (J. P. Lentzen, Beiträge zur Geschichte der Stadt und Herrlichkeit Crefeld, Fischein i885, S. 7).

Breydendonk. Vou dcm schou i373 erwähnten Hof Breydendonk bei S. Tonis (M. BuYX,

Die untere Niersgegend und ihre Donken, Geldern i867, S. i7), der noch als Breimeshof besteht, haben sich keine älteren Baulichkeiten erhalten.

Ve r s l e y 1

SCHAAG.

Pfarrkirche. PFARRKIRCHE (tit. s. Aunac). Moderner dreischiffiger Bau, am lo. Juli i865

eingeweiht. Der Ort war früher Filiale von Breyell und ist erst 1 8o3 abgetrennt worden. Sammlung SAMMLUNG DES PFARRERS VERSTEYL. Madonnenstatuette aus Sons-

beck, 47 cm hoch, in neuer Polychromierung, gute und interessante niederrheinische Schnitzarbeit des iS.Jh. Maria, sehr schmalschulterig und engbrüstig, mit vorgebogenem Unterleibe und ausgebogener linken Hüfte, langen auf den Rücken herabflutenden Locken und bis auf den Boden fallenden Ärmeln, steht auf dem Drachen, mit dem linken Arm das Kind, das mit einem Apfel spielt, an sich drückend, in der Rechten ein Szepter.

Eine Reihe guter holländischer Landschaften des 1 7. Jh. mit fein abgetöntem bräunlichen Vordergrunde, in der Art des Roclof de Vries und Jan van der Meer und einzelne Genrebilder, darunter ein guter God/ried Schalcken: ein Mädchen mit einer Kerze, die ein Bube, der sich über seine Schulter beugt, auszublasen sucht.

SÜCHTELN.

P. NoRRENBERG, Geschichte der Stadt Süchteln. Beiträge zur Lokalgeschichte des Niederrheins II, Viersen i874. Vgl. Kölnische Volkszeitung i874, Nr. i42; Crefelder Zeitung i874, Nr. 55. Ders., Geschichte der Pfarreien des Dekanats M.Gladbach, Köln i889, S. 5i, 84, 120, 2o9, 259, 3oo. (Dumont, Geschichte der Pfarreien der Erzdiöcese Köln XXI). Binterim u. Mooren, E. K. I, S. 237.

124

SÜCHTELN.

Tlaiulschriftl. Qu. .^lalula i a|<uuii Mn lil(lrii>is von iSiii tl>iNTF.RIM u. .'• K. K. II, S. 322;. Im Stad tar< liiv (iinj;r.inlnrt) LiUcralien v<.n i423 an, Vcn»aiiuii-- aktc'ii voll 1800 an.

KATIIOLI.^CÜL i'F.\RKKlK( IIK (tit. s. CIcmcntis m.). Ober dir r«'"

Nrli. (;. i884, S. 64.

Han(ls( iiriftl. Qu. KcnUnluK drr AUci S. Pnntaleon, OkI. Bohks j14 .l.r K«)iii(r|. Bibliothek zu Hcrliii. I)i-sijriiatio ccclesianim parofhiaiium, iin.i, sa(ellorum in distric tu ( hristianitatis Suthtelcnsis cxccpta pariM-liia Kfiii|H'iisi cxl. anno 162? in Au<,nisto per nie Fk.Jo.xxxkm Ni;mkrich pa.storetn in BoLslu'itn. clcranum Su( litelensein in den Farraj;ines des Gki.EXIUS IX, f«il. 33o (Köln, SUitlLinhiv 1 Desi>;natio sarraruni relicpiiaruni, (juae in eeclesia chri.slinnitati.s Suihtrli-nHiH a>Mr- vantur, e.xhibita rev. tl. virario in spiritualibus generali Joanni ( ielenio jH-r Fk. J"«^ ^ ' " NlJ.MKRKH nicnse Augusto anno 162? el)enda IX. fol. ii2. I'arr<Mliiae d-

Suclitelensis, mona.stcria, .sarclla ebenda IX, fol. 338.

Die (Gründung der I'farre wird .iiif die Orafin Innj^ard von SQrhtcIn zurQi k> r.««(k. gefüiirt, die zwi.sehen 1082 und 1121 ihre Herrs« liaft der Abtei S. I'antaltHtn ver- machte (die Urk. im Nekrolfig von S. Pantale<m: Si.oet, ( KirkondcnlMM'k I, Nr. Lacomhi.et, Uli. I, Nr. 242. Norkknukrj., Dekanat M.GIadlKit h S. 258. V|;l. auch v.\N Sp.vkn, Historie van (klderkind, Utre« ht l8l4, II. C<kI. dipl., p. 16). und di-ren Namen mit dem iler gleit hnamigen (irlUin von Aspe), einer TtnUter (mkü/««*. der Stilterin der Kin ho zu Rees, zu tier Figur der h. Irmgard inler Innentrud äu- sanunengeschmolzen worden ist (vgl. I)ki>i:ru n. i.'l)er die h. InngiirtlU: Ann. h. V. N. I, S. 64). Die Fintragung in dem liber memorianun von Ke«*» (Lac ouiu.KT. UH. I, S. io9, Anm.), die Irmgardis als .Sutphaniensi.s bezeielinet, i.st iH-rrils unter dem F.indusse der Vers( hmelzung entstanden. Die (JrfUin v<in Rees (die Nat h- richten l)ei TKsriiKNMACiHK, .\nnales (liviae, Juli.»e. Montium. Mari-ae. \Ve>t: ' ' -.

Frankfurt i72i, p. 497. .\. v,\n Si.k hikniiurst, XI\' Hoeken van de li.

Oesc hiedenisseii, Aridieim l654, V. p. 60. beziehen sit h nur auf ilieüe) i>t um etwa 60 Jahre jünger als die (Ir.'llin von .Süehteln und sclum «lamm lilentiuil au». '■'

Dil Irrtümer i Jon ANNK.s Moi.anus, Natales .^Ninrtorum Helgii. Ij^'kwen 1 fol. i92b (Ii.i.KN'iu.s, de magnitudine C'oloniae. Köln l64S, I, p. 7l, »35, 365, 37J und n.M h \)i NoKi., D.r Dom zu K.'.ln. Köln lS34. <>.(<' « '1. H. llMir/.

I.ibcn ilci h. Irmgardis. Neuss l847. S. 43, sind hiernarli xu vviIk v^rn.

Die Legende von einer einzigen (ir.'Uin Irmg.irdis von Rees und ^ si( h zuerst in einem l523 zu Köln gedruekten Hüi hiein .Kyne m !»■ Ilystorie von der l'.dler und heiliger Jimflern S. Imv'olt «l««' jt w. -it van Xutphen' in den Farragines des (Iki.KNM's XI. fol. .^

hatte darnai h .sonderliche lietltcn zo ihren armen vn-l '***» *»»d

sie h «in /.eilt lank in dat kirsp«ll van Su« ht«-len mit der wt>n< ''n, in \'

kirs|)«ll scy gemerkt hat lo« lun .solitarium, ein heimli« I

«lar sey tagliih g«inc k ihr «lev«»tie zu thun. vp ilat wy ntl vu^iutiii vuku .>«•»* iMKf;, Dekanat M.Cilailb.i« h S. So).

Di«- «-rst«- historis.h verbürgte Na«hri« ht <''■■ •.",. .r|i, hc R. . I.ii v..n

taleon in Sü« hteln stanunt aus «lern J. 1 133 [\.\> IV, N-

namens Knwslus winl aber erst 11 ao (Histkrim u. Mimirk«, I). " «««•ilesia Suth«-Ie zu«'rst 1246 genannt (D. C. I, S. atS. I.A« oMH' in wi I. liem |ahre «ler K<'ln«r Kr/bis« liof Konrad vim H«««l dir K

120

KREIS KEMPEN.

iM.irrkirche. denen von Niederembt und Elsdorf der Abtei S. Pantaleon inkorporiert, was Inno-

cenz III. am 9. Oktober 1248 bestätigte (vgl. Cardauns, Konrad von Hostaden, S. 121).

A'on der ältesten Kirche ist nichts mehr vorhanden.

Neubau. Ein Neubau fand Ende des iS.Jh. statt. Die Zeit (i48i) ist genau bestimmt

durch die Inschrift auf tlem Sturz über dem Portal des Turmes (Nrh. i885, S. 78):

IM JARE OXS HEREN MCCCCLXXXI OP SANCTI AMBRO.SI [4. April] DACH DOE WART DER ERSTE STEIN GELACHT.

Das Langhaus und der Chor wurden wahrscheinlich nicht viel später vollendet. In den J. i855 1856 wurden ein neuer Chor vmd Kreuzarme angebaut. Als dann am i9. Oktober i856 das Langhaus einstürzte, war die Gemeinde auch zu dessen Neubau genötigt, der i858 vollendet ward (Norrenberg, Dekanat Gladbach S. 245). Beschreibung. Dcr Turm, durcluvcg aus Tuffstein errichtet, zeigt im ersten Stockwerk an der

Turm. Westseite eine spitzbogigc Blende, die unten das durch einen Eselsrücken geschlossene Hauptportal enthält, zu dem vier Stufen hinaufführen. Das Tympanon wird durch JNIasswerk in Hausteinen mit Fischblasenmotiven gefüllt, seinen Abschluss findet es in einem horizontalen Sturz mit der schon angeführten Inschrift (erneuert, der alte, mitten durchgebrochene Sturz ist in dem südlichen Seitenschiff eingemauert). Die obere Hälfte der Blende nimmt ein zweiaxiges spitzbogiges Fenster ein mit Pfosten und Masswerk aus Haustein. Die beiden oberen Stockwerke sind beide ein wenig eingerückt und enthalten auf jeder der fast quadratischen Seiten drei spitzbogige Blenden mit einem Mittclpfosten und einer Querteilung. Im dritten Stockwerk ist die obere Hälfte der Blenden für die Lichter und Schalllöcher des Glockenstuhles tlurchbrochen. Auf der Südseite springt der Treppenturm in Gestalt eines Pfeilers mit rechteckigem Grundrisse vor, seine südliche Seite zeigt die gleiche Verzierung durch Mauerblenden. Hochaltar. Hochaltar mit altem Schrank, aber neuem Aufsatz von Cramer in Kempen

und neu<remalten Flü<>;eln von Whidhnnscii. Der Schrank ist in sieben Feldern mit Holzschnitzereien gefüllt: stark bewegte aber durch die übermässige Fältelung in der Gewandung unruhige und ziemlich handwerksmässige Arbeit aus der 2. H. des i5. Jh. mit untersetzten, aber nicht plumpen Figuren und reichen, spätgothischen durch- brochenen Baldachinen als Abschluss. Das grössere Mittelfeld enthält übereinander drei Szenen. Zu unterst den liegenden Jesse, aus dessen Brust ein starker Stamm aufwächst, umgeben \-on den vier grossen Propheten mit abenteuerlichen Kopf- bedeckungen, Spruchbänder in der Hand. Die Darstellung zeigt grosse Ähnlichkeit mit der identischen auf dem Hochaltar der Pfarrkirche zu Kempen. Der Baum Jesse rankt sich als Einrahmung um die beiden oberen Szenen, in seinen Ästen sitzen die Vertreter der zwölf Stämme Juda. Die mittelste Gruppe stellt Christus am Kreuze zwischen den Schachern dar, am Fusse des Kreuzes links die zusammenbrechende Maria, von Johannes gestützt, zwischen zwei Frauen, rechts zwei Kriegsknechte, um den Rock des Gekreuzigten würfelnd. Im Hintergrunde eine Schar von fünf Reitern. Die Krönung des Mittelfeldes bildet die Gestalt der thronenden Maria mit dem Kinde. Die beiden Seitenstücke enthalten je drei Szenen, eine gr(")ssere in der oberen Reihe, in der unteren von links nach rechts die Verkündigung, der Besuch Mariens bei Elisabeth, die Beschneidung, die Darstellung im Tempel. Auf den Füssen einzeljier der Figuren die eingebrannte Hand, das Zeichen der Zugehörigkeit zur Schule von Antwerpen (s. o. S. 63).

Im 16. Jh. erwähnt: ein Katharinenaltar, ein Sebastiansaltar, ein Kreuzaltar, ein Nikoiausaltar (Bix-ierim u. Mooren, E. K. II, S. 54).

126

SÜCHTELN.

is7

.S;ikramrnt.shnu.s( Ihm im Chor, Kupjc Ucs l>tiin Ln»l>au zcnitortcn allen 'rahcriiakcls. Rim lits uii«l links davftn cin^jrinaiurrt

Zwei llnizrelicfs mit den Darslcllun;,'«'n d«s h. Klenirns. dir R.- ' ' '

IIaii|)l eines vor ilmi knieenden Mönches le^^end. und des li. I'antali ..n : Schnitzereien in härtestem Ki« henholz um i5oo.

Hdlzfiirurcn d. r Ikili;;cn Sebastian, Klemons, Joseph. Clrilia. Ii-I- m-

l)oly(hromiertc Arbeiten aus der 2. II. des i7. Jh. von handwerk.smns.M«er AaifOhning.

Beichtstuhl mit hübschen, einfallen Renai-ssancefüllunpen. ungerahr um i65o.

In der Sakristei: Opferteller mit IIau|)t JohannLs de» Tflufcn». Irefllichi' niederrluinische Schnitzarbeit um 1 5oo in aller l'olychromi»'runj;: die Ijder QIkt dir j;ebro< henen Au<,M'n herab;,'esunkcn. der Mund halb offen, <lie H.-utre in di« kcn Str.'ihnen herabfallend. Ahnlii he Arbeiten in Aimm S Anti.n t,, ^ 7». Bnitht (o. S. i8), Xanten, Roermond.

Gcfass für die heiligen Öle in Silber, Anfang des i6. Jh., auf Favs mit jkh h»- scitigcr Rose.

Kel( h in vergoldetiin Silber von i782, auf jn'*»sscm sehr reit h f»etricl>rncn Fuss mit vier Medaillons.

Krankenkreuz von i76.? mit in Silber i,'etriel>i mui Knuifi.xus umi \rr;;-'iuitiii

l)aro( ki-n Im kstücken.

(blocken. Die gnisste von i463 mit der In.sihrift: siT n'omfs rMtMlSl ptvi.

DIf TI .M ANNO DOMINI MCCCCLXII. JESUS. M.\RI.\. VtM (>R ( I.KMKNS. Auf dem M

in Medaillon eine (ij^urenreiche Kreuzi^un>;sj;rup|)e in leichtem H;i.'irrlirf, un<. verziertes sp.'Ugothisches Kreuz.

Di«' zweitgrösste mit il«t Inschrift: .M.KXIUS KT PFrrRl'S PKTIT MK »' .\NNo l762.

Die dritte mit der Inschrift: IIMI'okk. .\. K. n. KoM.WI .VN'ToNii SAt>ii a St(||||;i.X KKCr. i:( ( I.KSIAK S. IKM<i.\KI»IS IX MONIK. I'KTRI'S KU eis i^.» \

iK.Mr;\Ki)is i69o. Darunter: f rtriRfs \ trikr mk fkcit f.

Die kleinste n>it dci Inschrift: .M.EXIIS Kr l'KTRl'S l'trriT MK Kl'llKRrXT AN

Im I'IAKRIIAI'SK Hecken des alten TaufstoinH. jclxl aU W, Iroi; ImiuiI/1, mhe .Arbeit des i.v Jh.. etwas .'liier als «lie .ihnliihcn 1 iJorn, Hoisheim (o. S. i3, l6). Das kreisrunde Hecken «-igt in I t nnr

rahmun^' diiri h eint* einfache Ranke mit her/.fi'trmi^en Hl.lltern und «1- :>

Trauben, an den vier korrespondierenden Kcken rolu- mens« hlii h<- rs hlitzteii. weit aufj^t-rissenen Aum'n, tiarunter d--'- die Stumpf- •'• l'ntersatzes.

1'. \ .\.\( j l'J.i .■»( II I-. KIK( HK. Kine refonnirrtr Crmelmlr W •»

Sü( hteln seil dem J. 1565 (Nt>KKKsnKR<i, SOchteln,

UM siN, Reformationsjjest hit hte tier Liniler Jolit h. I I

I.S7.S. 1. S. 202), die jetzt bestehemle Kin he ward rn»t I00'> erlMul. bau mit rec hiwinkeli^em (iruntlriss, /.wei Fenslern an >' an tien Längsseiten. Die Jahres/ahl l669 tIer I..'lngsseiten. l'ber einer der beitlen Tlu... Kr IMU'S Kit l.l-SIAK Ri;Kt)KMAlAK KSin s \r KO 1669 l'KT. V. FAI.nRlfK KII'SIUM I'ASHIRI

KI ADAMo iii.KN SKNn»Riiu's. Über der anderen 1 •« auf «lir •■

Kin lie be/.ilj;liches (lebet.

<H^nt««m.

C^tUm.

iZL^ i..

ITvsaf »t

!.'<

128

KREIS KEMPEN.

Irmgardis- kapelle.

Geschichte.

Beschreibung.

Alt.-ir.

Skulpturen.

Gemälde.

Glasfenster.

Schelle.

Brunnen.

Stationen.

Be- fest i g u II g e

IRMG ARD ISK APELLE auf dem Heiligenberg, südwestlich von Süchteln. Sluvter, Irmgardis, Gräfin von Aspel: Nrh. G. 1881, S. i, 2 5. Süchteln Hülffsberg oder der ohnweit dem Flecken Süchtelen durch Wunder-Gnaden weit bekannter so o-enannter Heiligenberg, zu finden bei dermahligen Berg-Cr)stern i75i. Leben der h. Irmgardis, Gräfin von Zütphen, Gebieterin von Süchteln, jetzt Patronin auf dem Heiligenberge daselbst (o. J.). J. Koppen, Das Apfclt()rtchen auf dem Heiligenberg bei Süchteln: Nrh. G. 1880, S. i58.

Die Kapelle wird nicht vor t59i erwähnt (vgl. Binterim u. Mooren, E. K. H, S. 21). über eine Gründung durch die Aspeler oder Süchteier Gräfin liegen keinerlei Urkunden vor. Der Heiligenberg wird auf der einen Seite als Geburtsort, auf der anderen als letzte Zufluchtsstätte der Heiligen genannt (Suysken in den Acta Sanc- torum, Sept. II, 2 7i, 2 74. P. Merssaie, De electorum eccle.siasticorum archiepisco- porum Coloniensium origine et successione, Köln i736, p. iio). Binterim u. Mooren D. C. I, S. 237, drucken ohne Quellenangabe, wahrscheinlich aus einem Über memo- riarum den folgenden Bericht über die Erbauung der Kapelle ab: Capeila s. Irm- gardis prope Süchtelen monasterio s. Pantaleonis est incorporata uti patet ex trans- sumpto curiae archidiacon. ecclesiae Xantens. i599 extradito. Fuit 'in hoc loco olim par\ ulum et angustum sacellum, sed ob frequentia miracula et ad augmentum devo- tionis populi erga s. Irmgardem r. d. Aegidius abbas s. Pantaleonis circa annum i663 curavit aedificari novum sacellum magis amplum et firmum, quod hodiedum visitur, qui et reparavit fonticulum s. Irmgardis ibidem in monte, quem accomodari fecit ex lapidibus sectis seu molaribus.

Die i663 neu erbaute Kapelle ist ein Backsteinbau mit dreiseitigem Chorab- schluss, geschweiftem Giebel und kleiner Vorhalle. In der Giebelwand befindet sich eine grosse im Spitzbogen geschlossene Nische für ein Kruzifix. Der Vorraum trägt die Jahreszahl i664 und die Zahl i864 als Zeitpunkt einer Restauration. Das Schiff hat eine flache Stuckdecke, an dem Triumphbogen findet sich die Jahreszahl i664. Die drei Innenseiten des Chorabschlusses zeigen keine Fenster, sondern nur im Rundbogen geschlossene Blenden.

Barockaltar aus der 2. H. des i7. Jh. mit roher Figur der h. Irmgardis.

Holzfiguren Marias und Barbaras, wertlose Arbeiten derselben Zeit.

Ölbilder des i7. Jh. mit Darstellungen der hh. Irmgardis, Rosa und Walpurgis.

Glasfenster mit hübschen ornamentalen Malereien in Gestalt von Wappen und einzelnen runden Medaillons mit sorgfältig gezeichneten Szenen; unter den Wappen die Namen der Schenkgeber, des Freiherrn von Wachtendonk i665, des Freiherrn zu Rollingen i665, des Reichsgrafen zu Hoensbroech i696, des Herrn von Schaesberg i665.

In dem kleinen lir)lzcrnen Dachreiter eine Schelle mit der Inschrift: IrM- garDIs EGO baptIzata patrona CapeLLae In rVptVra et febrI (i7i4).

Am Südabhang des Berges der Irmgard isbrunnen in spitzbogiger Fassung ohne jede Verzierung.

Zwischen Süchteln und dem Heiligenberg Stationen mit mittelmässigen Dar- stellungen in Basreliefs hinter Vergitterung, um i7oo. Den Abschluss bildet ein steinernes Kreuz auf dem Heiligenberge mit der Jahreszahl i7o6.

BEFESTIGUNGEN. Schcm in der i4o5 geschlo.ssenen Eheverabredung '■ zwischen Herzog Rcinold und Maria von Harcourt wird Süchteln unter den zum Schlosse Grevenbroich geluirenden Befestigungen aufgeführt und zu den Höfen ge- rechnet, die durch Mauer und Wall geschützt und befestigt seien (Norrenberg,

128

SÜCHTELN - TONISBERC; _ VORST. | a9

SiKlitdn S. 58). Bis zum Kndc des i6. Jli. bc.stamlcn zwei Tliorc, di r

Jclilispf.irl/' und die- .Lcullipfortz', i592 wird die .Xcuwc Fort// erlxtui vwm Si

Ileinrlrh. Die- Krönung des Tliures bildete ein .WafFenstein'. .-ine W:.- ' '

.'ihnlicli der nodi an dem BürKermeLstereiamt iMÜndlii li.n, dir «n,

Meister, Ä/aff/ii,is Mrlilers. ausgeliauen liatte. Süchtcin wurde l642 v..n »Irn W

einj,M!n..mmeii und ge|)lün(lert (Thcatrum Eun.paeum IV. p. 8l9. KsskS. K

reidi und der Nictierrliein I, S. I24). Im i7.Jli. Ixit Süchtcin volUuindi« «Im Ai.

einer kleinen Flachlandfestung: vor den Mauern zi»gen si»h n«Hh «i ,

liin, die einen Wall eiuM lilossen. der sieh zwischen den einzelnen Th«.r.ii /u i

erweiterte: so werden erwühnt das Naircrsrondel. das (ieyrenn.ndel. das «•

Erhalten ist von all den Festungswerken ausser den Spuren der Wnlle >.

nur das letzte der erhauten Thore, ilie l792 unter Bürgermeister Daniel» neu errirluitr

V'iersener Portz, über dem Thore befindet sie h die von dem Alteren Tlu.r Maniniendr

Figur des h. Klemens von i78o.

RATIlArS, einfai her Backsteinbau des l8. Jh.. an «Ici NouImUc lucrt

eine lalel luil lieni \\'a|)pt-n von Sü« hteln in Basrelief un<l «ler In<M hrilt i:?üa.

V

Kftlha««.

'rONlSHI-.RC.

T'FA R R K I R( II F (tit. s. Antonii abb.). Im J. i53o ward die Tfarre /u T..ni>- p lurg Von Aldckerk abgetrennt (Urk. 4597 des Iloen.sbrueehs« hen An hix^ "• <- -^ Haag); die Kinhe ist wahrsi heinlit h zur gleichen Zeit erbaut. Was Im i673 geplündert (die kirc h auHgesehlagen. alle unsere ornanienten d:.r;iu.>ui b(*niiinni< \. IIiNUKiis. I.i i(|i 11 dis ()l)eri|uartiers (k-ldern l672-~l679: Nrh. l878, S. 6).

Finfaeher eins« hilTiger Backsteinbau ties |6, Jh. mit tirei- Clmr.i

und ilreistt'ickigem Westlurm mit niedrigem aeht.seitigi-n Helm. ii\<- Sto< kwi-rki- des 'I'urmes. der vollst.'lndig dem zu S. Hubert gleicht, h. wiederkehrenden zwei spitzbogigen Blenden mit zwei h- n >."i' I' abgefassten Kanten. Das I^ings« hilf zeigt drei rechtet kige K:

liegende II ( liirtcii, der Chorab.schhiss ein Sterngewölbe. Die Htharr pri*hlier1eii kii setzen im (hör an! kurze I)reiviertelss.'lulen auf, die zur Hälfte

.\lt.ir, ganz roher Barockaufbau vom Fnde ile« l7. Jh. nnl d«iii M' der liininielfahrt zwischen kannelierten S.'Uilen, ül>cr den ScilenlhOrrn die ' gc'M hnilztc-n Figuren der hh. .Antonius und Sebastian.

In der Turmhallc- grosses Triptyc hon. di«- ganze Sndw.md .ui>ftiM. tul. ! werksm.'lssige Malc-rc-i dc-s i7.Jh.. in der Mitte eine gtoxM- K dc-in linken l'lügel die Kreuztragung. auf dem reihlen die Kp

\ic r messingene W'a ncllcut hier vom Knde den iH. Jh. nnl dem im ( In >i .

X'OR.SI'.

PFAUKKl R<HE (tit. s. CKJehanlil. Bimimim u M«- rctti

Nrh. (;. 1884. S. 64. (I. Kt KkRT/ u. K. K«»»vm. Die I

bac h .S. Ui7.

I-''»

I.10

KREIS KEMPEN.

Iieschreibung.

pfnrrkirche. Nach Gelexius, De admiranda magnitudine Coloniac, Köln i645, p. 45, schon

Geschichie. ^.^„j^ Erzbischof Friedrich I. (gestorben ii3i) gestiftet und mit den ReUquien des h. Gothard beschenkt. Die erste Urkunde von I2 59, in der eine Pfarrkapelle erwähnt wird (BiNTERiM u. Mooren, D. C. I, S. 267), erscheint verdächtig. Wilmius, Narratio rerum Kempensium, berichtet p. 2: Ecclesia Vorstensis separata a matrice Kempensi a. d. i3io consentiente abbate Gladbacensi; p. 2 1 : i38o archiepiscopus Friedericus de Sarwarden exorienti tunc parrochiae in Vorst ius coemeterii eiusque consecrationis dedit. Erst i559 erhielt Vorst einen Taufstein und alle Rechte einer Pfarrkirche (BiNTERiM u. Mooren, E. K. I, S. 260). Im J. i477 wird ein Marienaltar erwähnt (BiNTERiM u. Mooren, D. C. II, S. 456); in den Farragines des Gelenius IX, fol. 3o8, 324 (Köln, Stadtarchiv), ausserdem Altäre s. Jacobi, s. Gothardi, s. Catharinae.

Einschiffiger gothischer Tuffsteinbau des i5. Jh. mit romanischem Westturm und im 1 6. Jh. angefügtem nördlichen niedrigen Seitenschiff" aus Backstein. Die lichte Länge beträgt 33, 80 m, die lichte Breite ii,4om. Der dreistöckige Turm zeigt die einfachen Formen vom Ende des i3. Jh., in den beiden Obergeschossen Rundbogenfriese, durch schmale Pilaster getrennt, im unteren Stockwerk ein von einer spitzbogigen Blende umschlossenes Portal. Zw^ei Wendeltreppen, die eine in der Mauer des Turmes, die andere gleichfalls in der Mauerstärke an der südwestlichen Ecke des Langhauses auf- steigend, führen zu dem Glockenstuhl. SüdHch sind an das Langhaus eine Kapelle und ein Windfang angebaut. Der Mantel des Baus überall stark verwittert.

Das Innere scheint im 16. Jh. zerstört worden zu sein. Bei dem Neubau ward die Nordwand herausgeschlagen, so dass nur die Pfeiler stehen blieben, die Vorlagen erhielten. Die Kreuzgewölbe der vier Joche sind nicht durch Gurte getrennt. Im Chor setzen die Rippen auf herabgeführten Drei\-iertelssäulchen auf. Die Zeit der Restauration geben zwei Jahreszahlen: i593 auf einem der in das Langhaus ein- frezocenen Balken, 1608 auf einem der Schlusssteine.

Jakobus-, Marien- und Gothardusaltar, schlechte Rokokoaufsätze.

Kommunionbank und Chor stuhle, viersitzig auf beiden Seiten, Rokoko- arbeiten ohne Wert.

Kanzel, zierliches Werk von i774 mit überladenem Baldachin. Das sechsseitige, unten bauchig ausladende Gehäuse, die durchbrochene Treppe mit feinem Verständnis durch hübsche Rokokomotive verziert.

Lebensgrosser Kruzifixus, steife Arbeit um i5oo, neu polychromiert.

Pieta, spätgothische steife und handwerksmässige Holzfigur des 16. Jh.

Barock figuren der Heiligen Sebastian, Joseph, Augustinus, Matthias.

Gemälde (altes Altarbild), Himmelfahrt Maria, gutes, aber ganz verblichenes Blatt mit fast lebensgrossen Gestalten.

Dreifacher messingener Wandarmleuchter mit durchbrochenem Schild, 18. Jh.

Messingener Lavabokessel in Gelbguss, 16. Jh., ähnlich wie in Winnecken- donk, Dülkcn und anderwärts in der Sakristei.

Epitaph von Blaustein, dick mit Ölfarbe überstrichen, im Chor. Zwischen zwei Karyatiden mit den Wappen der Asselt und Hompesch in Basrelief eine Kreuzigung, am Fuss Maria Magdalena, zur Linken ein Ritter mit seiner Gemahlin. Darunter die In.schrift: anno domini i559 sterf Wolter van as.selt toer dunck op sinte severis dagti [Januar 8]. anno i559 dem 24. apkilis sterf katrina van hom- pesch GENANT VAN ASSFLT. GOT SI ON (so).

Altare. Mobiliar.

Skulpturen.

Gemälde.

Leuchter. L,->vabokessel.

Epitaph.

i3o

-■^-ntm

VORST. 1 3 ,

Glocken. Die grösste von 1627 mit der liL>.el»r»[t; fl'sa viillkmmo

TKSIMO VlGliSIMO SKrilMÜ A ÜUOHL'S EMIXIK> I.OlM>WK() HROUCKAK. S. l'ETRLs Hills CAMPANAE PATRONUS. S. PKTRK ORA PRO XOBIS.

Die zweite mit der Inselirift: FUSA ANNO millesimo sexcentE-SIMo vi.,rst\f..

SEiniMO. S. f.OTHARins IIUIUS ECCLF-SIAE PATRONUS. S. GOTHARDR ORA PR.

Dii; vifiKsiMo MiN'sis .MAii 162?. CLAUDIUS PLUMRE. Darunter ein Stcm|)cl mit: üKocHAK. AU.MONi). Zwei weitere von l849.

HAUS BRP:MPT, im Ort selbst gelegen, früher im He^ilz der S|H-e und ht^mpv Hrempt ( i44o wird Sihert Spede genannt: Mu-seum Alfterianum 66, Köln. "-

jetzt Herrn Srhmitz gehörig. Das Herrmiiaus, von O.'lhen '• ' '■■ ■•

weise auf einem durch künstliche Aufschüttung l.edeutend n u

zweistcickigen Hauptturm tritt ein Thorturm mit s( hmalem. spitzlx^gem Portal, dir pjngangshaile mit einer Tonne überwölht. Die Raumeinteilung stammt aus tiem l8. Jh.

H.\US NEERSDONK. einfacher zwcistr.ckigcr Back.steinhau mit sirU-n N«««. Fenstern Fnmt, auf sehr hohem Unterhau, ganz von (Iral>cn umgeben, an zwei korrespondierenden E( ken dreist."« kige Türme mit h.'.|zenu-r Haulx?. An der Haupt- front in Eisenklammern die Zahl i667. Auf einer Wetterfahne die Zahl l775. Jetzt im Besitz des Herrn Berger zu V'enlo.

In zweien der Parterrezinuucr (iobelin.s, tüchtige deuLst he Arbeiten der l. H. des 18. Jh., das gleiche Dessin wie in .Schloss Haag bei Geldern mit landv haftlichen Darstellungen.

HAUS RAEDT. H. Keusskn, Zur Geschichte der Burgen am Nietlerrhein: R»«*!. Heimat l875, S. 25. Der Sitz befand sich zuerst in tien Hanilen der von K i477 ward Johaiui von Raiile mit ihm belehnt , kam dann an ilie ^' '

i596 an die Herren von Nievenheim genannt Neukinhcf 'Ti' ^ i

Büllingcn, denen es noch heute gehi">rt.

Das Herrenhaus, ein zweist«"»« kiger Bau der l. H. tU-s «7. Jh., mit gi-su-h»-! : Giebeln und cinini Vorbau. Ii<'j;t iiuiiitten des niKli xur H.tlftc von NN umgebenen Burgterrains. Südwestlich davon liegt ganz frei ein zwei^' seitiger Turm. An einem kleinen südlichen Ecklurm in Kisenankem ilie j

Au.sser den genannten Rittersitzen befanden sich in der Nahe >"ii . Edelsitz ( jennepi'rhof, si hon i44o im Besitz iles Erbk.'lnuneri-'^ V'»>i \"i> '' erw.'llmt ((Jrünes Buch der Stadt Kenjpen S. iJ^K tler Etj;enli I.( li. II (KioirssKN, Heimat i876, S. 2o5; i877. S. i5), uml da» H.i nk. im

16. |h. im Itcsil/. (1(1 .Nsselt, von iliesen an die NVeyenhi»r<it gekommen S. i.V)). Altere Baulichkeiten simi von diesen Höfen nicht erhalten. N\ ihnen der Sitz dir Herren de Foreslo war, die sthon laJl .Mooui N, I). ( II, S. 22, vgl. Gi:i.E.\ius, Karragine?» H. fol. |4.,

*v»

KREIS KEMPEN. KAK 1 K.

iSi

\ii

I

I. C)rts\'er7XMchnis.

Aniern Sankt Anton Amem Sankt Georg Bocholt, Hurg . Boisheiin . .

Born

Born, Schloss . . . .

Bracht

Brenipt, Maus . . Breyendonk, llnf . .

Breyell

BrUggen

BrUggen, Burg . . . .

Burgw:il(lniel

iJilckrath

Donk, Haus

DUlken . Etgenhuf

Gastendunk, Schloss (ienancs, llaus Gciiiirpcrhof . . Grcfralh

Seile

5

Hüls .

7

Huli, Burg .

8

Ingenhoven, Hau»

\\>

Kaldenkirchen

11

Kempen . . .

17

Kempen, Burg

18

Lobberich .

131

Luitelforst

124

Mtlhlhnuüen

i;i

Neersdonk, llnu*

Oedt .

28

Ocdl. Biirt^

28

Kaedt, llnu'. .

80

Soukt Hubert

i:U

Sankt Tonis

:.. 1

Schaag

181

Suchtein .

122

Sieinfunder, Hau«

llfj

Tonitbcrg

IHl

Vekll. Hau.

89

V..r»t . .

i:

111

1-«

114 II'. 181 llrt

ISI

1." i : j

124 124

'. .'' ' l.

11. S.iiiiinluii«'in.

lii-lincr in Kempen .

Krämer, (nnrad in Kempen . . .

Kunst- und AltcrtuniHvcrcin in Kempen

S«ii«

|l' I K. , r,^, J. lU 1

UU In M

n7 Vrr»lr.

1.'4

|3S

i36

KREIS KEMPEN.

IIL Abbildungen im Text.

Fig.

2

Fig.

3

Fig.

4

Fig.

5

Fig.

6

Fig.

7

Fig.

8

Fig.

9

Fig.

10

Fig.

11

Fig.

12

Seite

Fig. ]. Amern S.Anton, Grundriss der

Pfarrkirche 6

Burg Bocholt, Situationsplan . 8

Burg Bocholt, Kaiserturm .... 9

Burg Bocholt, Thorbau 10

Burg Bocholt, Grundriss, Durch- schnitt und Details des Thorbaus 11 ßoisheim, Grundriss und Durch- schnitt der Pfarrkirche 13

Boisheim, Taufstein in der Pfarr- kirche 13

Born, Taufstein in der Pfarrkirche 16 Brüggen, Orgelbühne in der

Pfarrkirche 22

Burg Brüggen, Situationsplan . . 24

Burg Brüggen, Grundriss 25

Burgwaldnlel, die h. Anna und Maria mit dem Leichnam Christi in der Sebastianskapelle 29

Fig. 13. Dülken, Grundriss und Quer- schnitt der Pfarrkirche 33

Fig. 14. Dülken, Taufstein in der Pfarr- kirche 35

F'ig. 15. Dülken, Mettenleuchter in der Pfarr- kirche 36

Fig. 16. Hüls, Grundriss der Pfarrkirche 4.3

Fig. 17. Hüls, Trinkbecher in der Pfarrkirche 44

Fig. 18. Burg Hüls nach einer Zeichnung

des 16. Jh 47

Fig. 19. Kaldenkirchen, Grundriss der

kath. Pfarrkirche 49

Fig. 20. Kempen, Abbildung von Kempen

bei Aegidius Gelenius 53

Fig. 21. Kempen, Grundriss der Pfarrkirche 55

Fig. 22. Kempen, Westfacade der Pfarr- kirche 57

Fig. 23. Kempen, südliche Seitenansicht

der Pfarrkirche 58

Fig. 24. Kempen, nördliche Seitenansicht

der Pfarrkirche 59

Fig. 25. Kempen, Querschnitt der Pfarr- kirche 61

Seite Fig. 26. Kempen, Aufriss des Hochaltars

in der Pfarrkirche 63

Fig. 27. Kempen, vom Georgsaltar in der

Pfarrkirche 67

Fig. 28. Kempen, Aufriss des Antoniusaltars

in der Pfarrkirche 68

Fig. 29. Kempen, Aufriss der Orgel in der

Pfarrkirche 72

Fig. 30. Kempen, Details von der Orgel

in der Pfarrkirche 73

Fig. 31. Kempen, Konsolen von der Orgel

in der Pfarrkirche 74

Fig. 32. Kempen, schmiedeeisernes Gitter

in der Pfarrkirche 75

Fig. 33. Kempen, Pectorale in der Pfarr- kirche 76

Fig. 34. Kempen, Grundriss von S. Peter 84 Fig. 35. Kempen, Grundriss und Aufriss

des Kuhthors 88

» Fig. 36. Kempen, Ansicht der Burg ... 90

Fig. 37. Kempen, Situationsplan der Burg 93

Fig. 38. Kempen, Grundriss der Burg . . 94

Fig. 39. Kempen, Gothischer Stollenschrank

in der Sammlung Kramer .... 100

Fig. 40. Kempen, das Kölnische Wappen

in der Sammlung Kramer .... 101

Fig. 41 43. Kempen, Holzskulpturen der Kalkarer Schule in der Sammlung Kramer 102

Fig. 44. Kempen, Englischer Gruss in der

Sammlung Kramer 103

Fig. 45. Lobberich, Grundriss u. Details

der Pfarrkirche 105

Fig. 46. Lobberich, Querschnitt und Mass- werke der Pfarrkirche 106

Fig. 47. Lobberich, Südliche Seitenansicht

der Pfarrkirche 107

Fig. 48. Lobberich, Taufstein in der Pfarr- kirche 108

Fig. 49. Haus Ingenhoven, Grundriss

und Querschnitt 110

Fig. 50. Haus Ingenhoven, .Situationsplan. 111

i36

VEk/EICHNISSE. l37

Seite I

Fig. öl. Haus Ingeiihovcii, Detail von der I Fig. 5?». Haus Genane«, Gnindm» u. I'«-'

Killgangshalle 112 I Fig. 56. Burg Oedt, Turm . . i -

Fig. 52. Maus Ingenhoven, Details vom Kig. 57. Burg Oedt, Gnindri^s und Aufrn»

I''>rtal 112 des Turme» 1!

Fig. 53. Haus Ingenhoven, .\nsicht . ll.S Fig. 58. Burg Oedt. Knmii> M'

Fig. 54. Haus (Jenanes, Ansicht ... 11.') Fig. 59. S.Tönis, Grundriu d. I'farrktrchc 123

1\". Tatrln.

S«ilc

Tafel I. Kempen, Fjllgelhilder v. Altar- Tafel III. Kempen, Cclebranlen»iuhl in der

werke Adrians von Overbcck in Pfarrkirche 70

der Pfarrkirche 62 Tafel IV. Kempener Burghof, Kckon»lnik-

Tafel II. Kempen, Georgs- u. Viktorsaltar tion iHi

in der Pfarrkirche

/^•^r ^ ••

\M

Papier von J. W. ZANDERS in B.Gladbach.

Lichtdrucke von Anselm Schmitz, Hofphotograph in Köhi.

Phototypien von G. Meisenbach & Co. in München.

Autotypien von Angerer & Güschl in Wien.

Druck von L. Schwann in Düsseldorf.

0

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N CloMn, Paul

6879 Die ^krjiler des

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