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4915 .F74 1862

BX 4915 .F74 1862 Friedrich, J. 1836-1917. Die Lehre des Johann Hus ui ihre Bedeutung f ur die

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bit (Sntiptcflung t>er neueren 3eit.

(Eine fjnbtlitnttottjBrdirtft Dr. Statut grie&ridj*

£>rucf unb Verlag »on ®eorg Qofepl) Sttcm^ 1862.

(Einleitung.

pie ^erfön(idf;feit be$ ^otyann §u$ aiefyt in ber ncucftcn 3ett bie Befonbere 2(ufmerffamfeit nid)t Bfcö ber ©eletyrten, fon* bern audj fceö ^roteftattttfd&en £)eutfd;lanb$ toieber metjr auf ficr). ') « Unb in ber £r;at ift biefetBe eine ©eftalt, eine @rfd)einung in ber ©efd^td^te, toetcfye für $atf;oüfen nicfyt minber aU für bie ^rcteftanten bon ber größten fyiftcrifcfyen SBebeutung ift. 2ln feine ^evfönftcfyfett fnüpfen ftd; Erinnerungen, ton Üjm gingen ©ebanfen, Benmgt ober unBettntfst, aus, toetcfye bon ben unaB* fefyBarften geigen toaren. §u$ ift nid)t blcö ber gerftörer ber mittelalterlichen $irdje unb ein §aupturr;eBer ber fpäteren pro* teftantifcfyeu 9?eformBeroegung, fonbern Bei ber engen SBerBtnbung be$ mittelalterlid)en (Staates mit ber £ird;e aud> ber 23ernid;ter jene^. £>afj man ifm oon Anfang an für einen Vorläufer Sutfycr'S Betrachtete, ift nad; einigen leiten Inn gettnfj eine richtige (Sinftd;t in feine £ct)re; aBer aud; ba$ anbere Moment, feine Politiken ^rincttueu, muffen getoürbigt werben. @d;on „bie acr)t £)octoren", <2) fdjon ba$ (Sonett oon Honftan$, ftf;on Ä. ®u

1) 3)tc Hagem, Seit, fc. 7. Ifcoto. 1861 bringt bie 9?oti$ aus <prag (3. D^o^O f baß bort eine günftt>o<$enf<$rtft unter bem Xitti „$u%" com ^aftor ber Böt)mi[(^*eöangetifc^en ©emeinbe erfreuten »erbe.

2) Respons. ad Script. 8 doctor. Opp. J. Huss. T. I. c. 2. p. 368. seq.

1 *

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giSmunb *) ahnten aucfy in btefer §infi$t bie Tragweite ber fniffittfcfyen Behauptungen; mit bem ricfytigften Sd)arfbu'de f^ric^t fic^> aber barüber £oui3 Btanc aus, wenn er i^n „ben werben* ben ©eift ber mobernen Deootutionen" nennt. @3 galt fein (Streben ber $ir$e nur rem Staate $ugteicfy, barum tag es im ^ntereffe beS teueren nid)t weniger, afä jener, bie f)uffitifd?en 3rrtef)reu mit ber Sittel anzureißen unb bie$ ©efd;äft Bifd)öfen nnb ^rataten, Königen nnb dürften 311 empfehlen.2) ^ßrofeffor §)öffcr in ^ßrag ift unermübütf; in ber (Srforfd;ung nnb 2tuffyeu% nng ber ^nffitifc^en ©efd>icf)te; aber eine £>arfteünng ber £el)re §mffen3 fefytt noef) auf Seite ber ^atfwtifen. 3$ glaube batjer bnrer) gegenwärtige Arbeit eine ßücfe in unferer fattwtifcfyen £ite* ratur au^ufütten. 3)

£)ie £et?re §uffen$ bebingte ba8 Verfahren bes (SoncitS bon (£onftan$ gegen üjn. 9?ur wenn aus biefer wirfücfy feine ©efäfyrüdtfeit, oon ber (Sonett nnb föufer überzeugt waren, er* wiefen werben fann, bann Wirb fid) and; bietet in bem 33erf)at= ten beiber gegen U)n erftären. (£& Wirb fief) babei natürlich auefy fyerauSftetten, in wettern SBerijaftniffe $u Sutfjer ftetjt; aber baS fann, ja muß bereite im Boraus bemerft werben, Wie §itS nod) nic^t bis auf ben $unft £utl)er'3 vorgegangen war, fo barf man bei Beurteilung ber t)uffittfd;en ©efctytctyte aueb nod; nicfyt ben SOlagftaB beS fecf>^er)nten ober gar neunzehnten 3afyrfyunbert$ anlegen. 3ur bz& £m8 fennt man neben mittelalterlicher Kirche unb (Btaat nod) feine anberen firchtid; Wie potitifefy be= red)tigte d?rifttid)e ©etnemben, fo Wenig a(3 bieS g(eid) im %\\* fang ber Deformation ber gafl gewefen War. Senn barum auch

') #öfler, @ef($i<$tfi$ret&er ber fmffit. Bewegung in 33öf>men. II. 1. @. 257.

2) Softer, L c. @. 280 u. 317.

3) 3d) fenne auf @ctte ber Äattyoftfen nur bie £>iffertation: Utrum Hussii doctrina ftierit haeretica et merito ab ecclesia catholica anathe- mate proscripta nec ne? Scripsit Adolphus Cappenberg. Monasterii. 1834. 8ie fd)eint ats 2)iffertotion eine geringe Verbreitung erhalten 3U Ipafren.

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in ganz ©eutfctylanb bie 23egeiftcrung für ba8 fir($üc^e (unb wefy aitd> ftaatlid;c) Sntcrcffe fo getoictyen toar, baß bte ^aji- ftcaticn Böhmens eine für bie ©efammtmad;t 2)eutfd;laub$ faft unauflösbare Aufgabe hntrbe, uub bte <Satf;e bahin tarn, baß man frmn erften 9Jcalc mit beu §äretifcrn einen förmlichen 33er* glcid; eingeben mußte, in keimten ber *ßroteftanti$mu3 fich ju- erft feine äußere greifet! erfampfte: *) fo toat bie3 beef; erft ein Defultat ber fortfdjrcitenbcn ChtttDidlung ber SBerljcUtmffe, Wie man ftd; biefelben aber im 3a$re 1415 noch ntct)t einmal ben* fen fonnte.

21u$ bem bi^er ©efagteu mag leidet erfehen derben, baß bie ljnffitifdt)e 8efrc nicht bloS eine theologifche grage tft, fonbern eben fo fet)r eine polttifd;e genannt werben muß, tt>a$ gerabe bei bereu £arftellung eine eigentümliche @d;U)ierigf eit fceranlafk 316 er nur bte SBehanbfung beS ©egenftaubeä nad; biefen Betben ©efichtspunften tmrb einen ©croinn bieten, um bie wttertoütylten 35erl$ltniffe be$ fünfzehnten 3ahrhnubert8 unb baburd; bie beutfehe Deformation unb aud; uufere je£ige ftrdt>ttdt)e toie poli tifdt)e £age genauer unb in it)rer ©enefi$ 3U erfennen. £>enn gan$ richtig fagt ein (Sorrefponbent ber ungemeinen B^tog (oom 8. 9?ooember) in ^Betreff ber Haltung be£ ungarifchen Uterus: „£)a$ mag fich ber Hierum gefagt fein (äffen: £)a3 re- volutionäre ^ßrineip beS fed^ehnten 3ahrl)unbert$ (ich fage eigentlid; be$ fünfzehnten) unb be$ (SonoentS ftedt h^utage in bem ^ationalität3fd;n)inbel.'' £a$u gibt ein neuerlich erft er* fchieneneS <£d)xtftd)cn oon einem ^roteftanten ben ertoünfdj>teften Kommentar, trenn e$ barin l)eißt: ,,))hd) ein (SnittncflungS* ober SütflöfungSmoment beS £atholicismu# (äffen fie mid) $ur Sprache bringen. (5$ ift bie SBebeutung, bie in ber ©egentoart bie 9c a* tionali tat erlangt. 3a, eS toar ficher eine gefchid)tltche 9con)5 toenbigfeit, baß im Anfange be$ DJcittelalterS bie inelfityfigen Nationen alle unter eine Einheit gebeugt würben. 3e£t aber

!) ©engler in T. 0- a. 1832. <S. 216.

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ift bie gelt gekommen, ba jebe hatten, im 23ctüitgtfctn ber 3u* fammengefyö'rigfeit aller, \tytt (Sigentpmücbfeiten entfalten fann. £)a fte^t bann aber gteidj anf bem erften nnb fyeiügften ©ebietc, anf bem ©ebiete ber Religion ein £inberm§ ber nationalen (Snttoidlung ba. Die fatfyotifcfyc £ird)c f;at ü)ren ©djtrerpuuft in Otom. $fyre ^riefter rennen bafern fie anberS redjte, fa- tfyoi'ifcfye ^ßrteftcr fein trotten , niemals töafcfyafte Deutfd)c fein, bie römifcr)ett Sntereffen teerben ftets mit tt)rer ä$atertanb^ ttebe in Sonflift femmen muffen. Qrbenfo gel)t'S ben fatr)c(tfd>cn £aien." Um nun jebeS §emmnifj für nationale ßntteidtung oen Seite ber $ircr)e gu r)eben, muft „ba$ ^apfttfyum jufammenBre= cr)en. (g$ l)at in ber 23Ubung ber £t\t feinen 23oben mefyr. £)r)ne ba3 ^apfttfyum tft aber bie f atf;cttfc^e £ird;e proteftantifer); ba$ (El)riftetttt)um efme §ierarcr)ie ift ^roteftautiSmuS, benn fjter ift bie £)ierarcf)ie grunbfd£üd) eenücbtet.'' l) Dabei benfe man an einen ^ßaffagüa unb feine ©enoffen , au beren Drohung mit einem Scfnema , trenn ber ^apft ben nationalen ^ntereffen 3taüen3 nicr)t nacfyfomme, an ben herein eines Zfytiteü beS italienifcr)en (SteruS jur 2öieberr)erftettung eines primitiven £atr)o* ücismuS. ü$ roirb fid) geigen , bafj §u3 , trenn aud; ned; md)t mit biefem ftaren Betougtfein , baS nämüd)e £ki oer folgte, bie nä'müdmt Behauptungen, trenn aud; nict)t in unferer mobernen Sprad;e, aitefprad;.

Darauf roirb ficr) aber bie fernere 5ütfgabc ergeben, eon= ftruirenb gu 2öerfe ju ger)en, benn nur fo rann bie £ragtoeitc einer Öe^re eine oettfommeuc Sürbtgung ftnben. Gr8 ift nun atterbingS toal)r, baß §u£ „fein einziges fr/ftematifd; tt)eotegi|rf>ee 2öerf, roe(d;e£ ba$ ©ange feiner religib'fcn 2BeUanfd)anung 311111 ©egenftanb fyä'ttc," fd)rieb; icr) täugne and; nicr)t, ba§ es „in ber £fyat fd;roer ift, eine gufanmtenbangenbe £r)eotegie puffen* Sit geben;" aber tcr) glaube, c# (äffe ficr) aus einer „^icibe batb

') Äatbolicismuci, ^roteftantiemtu* unb eine beut|'d)e 9Jationaffivcfie \). 33. to. £. £etyjig 1861.

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ba, batt bort jcrftreuter ©cbanfen itnb 2(ue|>rüd)e" rcd)t gut btc gfofdfratmng rfncö 2du-iftftel(cr3 ftyftematifirett. greitid) batf man f tcf» iüd)t „barauf bcfdu\inteit" teilen, fie Mo* „^ufammem ^ttftcÖen", fonberti man mufj eben au$ bem jebcematigen 3ufam« menbang unb 3beeng<mg ben rechten ©efyaft ber (Stetten ergeben unb bann ba$ ©(derartige ^ufaiumencrbncu unb tu bie redete Ziehung }u etnanber fefceit.

§. 2.

£)er ^räbcftinatiamSmnö, ^uffntö ^>rinct^.

£)a$ ßfyriftentr/unt mit! afö eine Offenbarung ©etteg be^ griffen werben. Saturn toar and) ton je^er a(3 ein fyarme; tttf$e3 ttanjeS Betrachtet werben unb fetbft bie 3rrfet)rer alle i>em 2(nfange an Ratten fieb bamit befduiftigt, baffetbe aunufueben gegenüber 3)cm, in beffen 33efi^e fid) bie fatt)o(ifd)e £ird)e tt>etß unb glaubt; roeun fie aua) bie gan^e £)et(3öcenomie entfteüteu unb beftruirten, biefeS Streben befeette fie beer)» 2tm meiften tritt biefe (Mdmnung bei ben ^räbeftinatiauifd)en ^erirrungen fyerfcor. £)er ftarre, abfeutte ^rä>eftinatiani3mu3 verträgt fid> einmal nid)t mit beut unioerfetten (5t)arafter be3 £r/riftentr/um3, unb bed) £ermod)ten e$ oft bie ebctfteu ©eifter nid)t in ifyczm Streben, jene §armenic 51t finben. bemfetben $u entgegen, Crrft bnvd) bie ir;iffen|d)aft(id)en sJicfu(tate ton 3\n)rt)unberten gelingt c$, ober üicünc^r toirb e3 gelingen , biefeS ^rebtem ber meg-^ tiebften t'bfung nat)e $u bringen. £)ic &ird)e gibt bafür, icb möd)te fagen, bfofe grobe Umriffe, bereu £urd;füb;rung ber tr)eo^ togifd)en (grfetwötijj über (äffen bleibt. £>ie aber auö ben 3"öcn einer Sfi3$e burd; bie mer?r ober weniger geübte §anb, ben mcfyr ober minber genialen &epf eine Sd;öpfung fcon größerem ober geringerem &3erü), ober gar eine daricatur eutftel)en tarn, fo fann es aud) bem Gnu^eüten bei ber fr/ftematifd)en Chtttoidutug ber fircpd)en \?et)re ergeben, grei(id) füt)rt jefct ber Deumen

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aus tiefen langjährigen Erfahrungen , für} bie fegcnannrc Sd>ule, über manche, toemt and; nid)t alle Glitten fn'iurcg. SDte Erfahrung, n)elct)e man farbolifckrfctt* burcr) bie ©egcnfäue ber Sluguftinianer unb £hemiften, burct) bie kämpfe mit 33aju8 nnb 3anfeniu8, prcteftanttfctyerfettS burct) bie altmählige Grrfenntnir} ton ber Unr)a(tbarfcit ber ^rärcfttnatien£lehre Öutljer'S macbte, ^atte man aber jum großen 2$etl im Mittelalter nccb gu Rift« cr)en, tte&halb e$ nicht jum bertotmbera tft, frettn bamate ned> Mancher fidb ben &et;f an biefen Glitten 3crfd)eüte. So nun rotterfuhr e$ auch £m$.

sJcact) ihm „fear 2ltant in urfprüng(iduT ©erednigfeit Ott* [tauben, aber fo, tag er fpä'ter füntigen rennte". *) Itttb h>trftu$ füntigte er and). £urd) ben gall ber Stamntältern hatte aber bie 2ftenfd$eit bie ©nate »erlernt, 2) turct) bie früher ®o*t ba$ Öeben ber (Seele tear,3) ebenfo bie ^errfcbaft über bie Üftatur, mährenb er felbfr ber te$ £ote$ terfiet.4) SDet -Herpel* roar muthtoillig (petulans) geteerten , intern er au* fetner Unter« roürfigfeit unter bie Seele gefcntmen bie terfinfterte5) Seele burct) Oeibenfcbaftett unb ©etanfen beftürmr.6) ^oct) nodb grBjjere geigen feilte tie Uebertreruttg ter erfreu 33Zenfcr)en haben. i)tacf> Slugufttnu« nämlich behauptet aueb §uS, tie äßenf$$ett fei tttreh ten gall eine „massa perdita" geteerten, bon ber „nur ©ott aüeut trenne".7) „£er allroiffenbe ©Ott nämlich, roel* eher alles nad; 3)caj$ , ©etoidu unb erntete, befttmmte auch, tüte oiele SKenföen fcbliejilict) feiig roerten feilten." s) Diefe ^räbeftination geflieht aber fraft be$ @erbienfte8 Ebrifri,9)

') Explic. in I. ep. Joa. c. 2. Tom. II. p. 329. b. 5) Ctra praedicator. Plznensem. T. I. p. 184. a. 3) De deeimis. T. I. p. 162. a. A) L. c.

5) De trinit. s. T. L p. 131. a.

6) De pace. I. p. 60. b.

7) Explic. i. c. 4. ep. 1. ad Cor. T. II. p. 148. a. b. •) De eccl. I. c. 1. p. 244. a.

') L. c. c. 14. p. 277. a.

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unb „ohne 2utfer/en ber ^ßerfonen in ©ott" *) nnb ift eine erotge,2) nnb jroar fo fehr eroig, baß „e3 unmöglich ift, baj$ ein 23orhergerouj?ter auch nur ein ©lieb ber £ird;e je fein tonnte."3) £)ie Grroigfeit ber ^rabeftination unb bamit bae erutge, unabä'nberlid;e £00$ ber 3)?enfdjen leuchtet jebodt) ein aus jenem famofen $rütcty: ©ott fann nicht ettpaö bon Dauern erfcnnen ober lieben, tote SluguftinuS (6. de Trinit.) fagt: ©ctt fann nicht anfangen ober aufhören etroaS einpfehen, ober einen 5lft beS Sillens ^erüorjurufen. gerner teuftet e3 barauö ein, roeil ©ott unroanbelbar ift nnb enblich fein kennen unb Soften nict)t bon 2lu§en abfängt4) 3n golge biefer ^ßräbe* fttnatton „fd;eiben fid; alle -Httenfchen eigentlich in feiertet Älaf* fen ; bic einen finb nämlich Äinbcr ©otte3 unb bie anberen finb beS Teufels $inber. Unb ba$ ger)t bom erften SD?enfcr)en bis ]um testen hinab."5) £)ie ^ßräbeftination ift eine „©nabe, roeld>e 3u bem natürlichen Sein hinzugefügt toirb"6) unb baS- felbe jenem mr/ftifcf;en $eibe einverleibt, bon bem e$ nidbt mehr getrennt toerben fann.7)

£>a$ ift bie Anficht puffen« bon ber 2ftenfd^ett nad) bem galle, eine 2lnfid;t, in bie er fid? fo hineingelebt ^atte, bie er fo als bie £)auptfad)e betrachtete, baß e$ eigentlich nur noch galt, baS gan^e (Styriftenthum mit feinen Behren bamit, toenn auch in cen äußerlichften unb ge^roungenften Gnnflang gu bringen. So faßt er benn fd)on bie SDZtffion @$rifti in einem eigentümlichen, feinem ^räbeftinatianiemuö enifprecr/enben Sinne auf. „@hriftuS toar (nach *m erften Slugenblid ber Seit ber Bräutigam ber Kirche burch bie ^3rdbefttnation; in ber Söeftättgung ber

') Explic. i. ep. Jac. 1. II. p. 196. a.

2) Disput, adv. indulg. papal. I. p. 226, a; 227. a.

3) De eccl. c. 4. p. 250. a. *) L. c.

6) «pofiille, ^5r. 5. (Sonntag ber ftaften (Judica).

6) Resp. ad scr. M. Stanisl. I. c. 2. p. 335. b.

7) Höfler, l. c. art. 2. 8. 258.

10

dtrgel aber gab er einem £fjeU feiner 93raut ifjre Sftttgtft, nnb fo in ber SBeftätigmtg be$ gerechten 2lbe( nnb anberer £et(igen bis gnr Inkarnation, inbem immer bie nämücfye Verlobung (ber ^räb eftin atton) fortloafyrte , aber in ber ^ncarnatton fd)(o§ er eine gtoette G?§e, ba er einen getotffen fönigtieben £f)ctt ber gatt* gen ®ird?e fd;uf, fteld;cr ob einer beftimmten GrtgentljiimUdjfett d^rift(id;e $ird;e genannt toirb, ba er bamatö atö nnfer güljrer nnb ©efc^geber oertranüd) feine 23rant anfprad;." l) Oben tonrbe fdjon erinnert, bafj £m3 fi*eiüct) bie Sßräbefttnatton nnr fraft be$ ^erbtenfteö (Sfyrifti (virtute meriti Christi) oon (£tt>igfeit ge* f ebenen taffe , tt>a$ afterbingS bem d;rtftfid)en ©etfte nod; ct;cr cntffcricfyt; atfein bie üDftffton ^rifti ift bei tfym, toie es fcfyeint, burd;anS feine nnioerfefte mel)r. Senn er and? noefy fo oft nnb immer bebanptet, bnrd; bie fd;üe^(id;e Unbngfertigf eit gefye ber SO^enfd; gn ©rnnbe,2) ober toegen berfetben gehöre er jn ben 33orbergettmßtett, fo fagt er e$ eben fo oft, bafj fie nnbnfjfertig feien, toett i^nen bie „©nabe ber 23efyarrtid;>feitV) u>etd;e nad> §n3 nid?t$ anbercS atö bie „©mibe", „ber Sehn", „baS $3anb ber ^räbeftination" ift, fetyte. SBotyt „f;at jeber 3ttenfd> 3eit lux SBuße bis 311m legten Slngenbttcf feines £eben$, baS fyeißt, fo (ange er tebt,"4) too^t „hm ©Ott, ba er ber gerecfytefte 9iid;ter ift, ben ülttenfdjen nnr toegen feinet 9ftißoerbienfte$ Oer* bammen;"5) aftetn alt biefe 23erfidjernngcn fommen nicfyt oon gerne ben fatf)ottfd;en £efyren natye, ober geigen tf}atfäd;üdj> ©Ott nicfyt a(S ben Urheber beS SBöfen, ba §n$ bie ^ßräbeftination a(S fo burd;grctfcnb fid; benft, bafj ber $ od? er gefugte gar nie ein ©lieb ber Zeitigen SDhtttcr, ber fatfyoüfdjen $ird;e, fein rann." 3t)m toirb bie £iebe Gtyrtfti nicr)t einmal gn £t)ci(, obgteid; „©ott

') De eccl. c. 2. p. 246. a.

a) 3. 53. de eccl. c. 6. p. 255. b.

3) L. c. I. c. 3. p. 248. a.

') Tract. de tribus dubiis. I. p. 210. b.

5) De eccl. c. 22. p. 310. b.

i I

fo fcfjr bie 2Mt liebte, bag er feinen cingebornen (Sotnt bafyin gab", beim „e$ fei mtmögücf) , bafj er einen 83orljergetott§te« fc fchr Brie feine SBraut; »te fid; fetbft nämlid;, Hebe;" ') fcieüncfyr „fyafüt er jeben ©orljergetiMfjten fo fefyr, wie je nad) bem (elften ®cri<$te. £>cnn ba (Sott oottfommen weift, rDe(d;eö Qrnbe jeber 33or4jergeWW3te netnnen, bagegen wetd;c 33uge ber 23orfyerbeftimmtc, trenn er and; faßt, tfmn nnb wie er iljm ewig wofytgefättig fein werbe, fo (enef/tet ein, bag ©ort jeben (afterl)aften $ori)er&e* ftimmten meljr üebt, a(3 einen $ort)crgeWnßten , er mag fief; in wetd)er temporären ©mibe immer befinben, weil er eben ben ^räbeftinirten im 23efi£ ber ewigen (Seligkeit, ben Sßräöcitcn aber in bem bc# ewigen gcnerS l)aben wüf."2) „©Ott, ber Äönig bc3 Gebens, bon feiner (Seite $mi beibe, ben ^ßräbefttnirten nnb ^räScttcn, als feine Qreatnren liebenb, (iebt bod) ben $rfc beftinirten mel)r, weil er üjm eine größere ©nabe ober ein größere* ©efebenf gewährt, nämtid) baS ewige geben, ba$ öor$ügttcr)er ift als bie blofe ©nabe naet) ber gegenwärtigen ©erecr)tigf"eit" 3) £)iefe 23et)anptnng Wirb im Uebrigen and) baburd) nicfyt entfräftet, baß |)u3 fogar ben s}3räSciten temporär einen ©ered;ten fein tagt; benn es t)at biefe „gegenwärtige ©ered)tigfeit" bod) feinen 2Bertt) für it)n, er gehört tro^bem nid;t ^nr $ird;e, ift trofcbem Q>t)rtfto fd;on betragt , Wie nad; bem testen ©erid;te, nnb „ein ©lieb be$ Teufel« (wenn er and) jur 3eü geredet ift)",4) fo baß and; ber ot)nebie8 einfeitig gepellte @afc wertt> lo3 wirb: „£t)riftn$ war bem ganzen $cenfd;engefd;leci)te, ba£ aggregatio ein 9catnrtorper genannt werben fann, ein 2öol)ltl)äter, fowie für bie gan$e 2ßett, nad) feiner $D?enfct)t)ett n&miiü) , ba bnrd; bie £raft beS geibenS @t)rifti eine gewiffe feennbäre $olt* enbung ber ganzen £ßett wnrbe, nnb fo erzeigt er ber gangen

') L. c. c. 4. p. 250. a. a) L. c. c. 4. p. 250. b.

3) 2>iefe (Srffärung fügte -SpuS rem toovauSgefyetibeu @afce hei in avt. 8. ki £öfl. @. 222.

4) De eccl. c. 4. p. 251. a.

12

9ftenfd$ett eine SBohfthat, toeun er aüe 23erbammte ftraft, t^ettö toegen ihres Unglaubens, theits toegen Sßerstoeiflung, ftatt beren fie baS £nmmu'fche anftreben fottten , theits toegen t> er- meffenen UrtheUS, ftatt beffen fie unfcrem §errn 3efu$ £hriftu$ in Siebe Ratten fchfiegüch anfangen foüen." !) Uefcri* genS offener nnb nn^toeibenttger ^atte fid) §u3 nicht aufrechen tonnen, als too in feinem 23uche „lieber bie £ird)e" nnr bie ^räbeftintrten ^rifti „mtyfrifd)er £eib, beffen SBraut finb, to eiche er au« größter Siebe mit feinem SMute ertönte."2) @S hat nun freilich auch biefer <Sa£ cttt>aö SahreS, allein §uS Oer- mochte es nicht, baSfelbe ohne 33erjerrung toieber^ugeben. @S fangen biefe @ä£e jeboch mit ber noch größeren UnKar^cit beS Mittelalters über bie ^ntenfioitä't unb SBirffamfeit ber ©nabe, über baS SBerhältmfj beS göttlichen (SrfennenS unb SollenS 31t* fammen. £mS hat nur bie testen (^onfequen^en einer berf ehrten <Hic^tung ohne (Scheu ausgebrochen unb mit unerfc^ütterltcf;er ^tanbhafttgfeit bis auf ben (Scheiterhaufen behauptet. @r fennt eigentlich gar feine allgemeine (SrlöfungSgnabe , ber gegenüber jeber üDfanfd) gleichberechtigt unb oon ber er in SBe^ug auf baS §eil gleichbeeinflußt toä're, \tatt ihrer fchafft er oietmehr eine gar nicht ertftivenbe „©uabe ber ^räbeftination."

£)aS mußte oorauSgeftellt toerben, um bie übrigen, oft fo parabor^ Hingenben <Sä£e ber Imffitifchen X^coIoqk oerftehen ju fönnen. Wxt ber ^räbeftinationötheorie hängt aber auf's 3nnigfte bei §uS bie Sehre oon ber Kirche 3ufammen. Sie ift fo ju fagen nur bie metter enttoiefette, ober eigentlich anberS formuürtc ^räbeftinationStehre.

') De eccl. c. 6. p. 255. b; Tom. II. p. 244. a. *) L. c. c. 1. p. 245. a.

13

§. 3.

£)ie Äitcfje ber ^räbeflinirten.

„£)ie ^eilige fatfyofifcbe, baS ^etgt, allgemeine £ircr)e ift bie ©efammtfyeit after gegenwärtigen, früheren unb fünftigen sßräbe- ftinirten." *) £a$ ift ber eigentliche unb roafyre begriff ber lHtffttifcf)en tirtf;e, toie er auefy öfter toieberfefyrt unb bon ifun auf beut (Sonette gu GEonftanj pt SBefraftigung feines Sa£e$, ein ^ßmSciter fönne fein ^3apft fein, Betont toirb.2) „®etn Ort ober irgenb eine menfcfyücr/e ^öa^t ma$t $u einem ©Hebe ber Uniberfatfircr}e, fonbern b(o$ bie göttliche ^räbeftination",3) ober, toie es 23cfjringer commentirt, „fein in bie @inne fatlenbes 3eict)en",4) toa$ aud) §uS f etbft au einer anbem Stelle nafyer Beftimmt, inbem er fagt: „sJ?ier/t 0?aug ber Söürbe, ntc$t menfcr/= ücr)e Söaljl, ntc^t irgenb ein ftxinlict)e^ 3eid?en (beö GfeuS) maef/t $um ©liebe ber $ircfye, roenn fo(cr)e auef) „in ber ^irct)e feien."5) 23ielmer)r „toäre e$ eine grofje Anmaßung, toenu ^emanb o^ne Offenbarung ober gurcfyt behaupten toottte, er fei ein ©lieb ber fertigen $ircr)e ober £rä beftinirt" 6) „£)er §err roeiß tr>or)t (nad^ StuguftinuS), toer bie ©einigen finb, toer ankarrt bis ^ur Ärone ober pr Stamme, er fennt auf feiner £enne ben Seiten unb bie (Spreu, bie (Saat unb ba$ Unfraut, aber ben Uebrigen ift baS unbefannt, toer bie Rauben, toer bie 9?aben finb;"7) „ba ja boef; Dftemanb toeig, ob er beS §affe3 ober ber £iebe

») L. c. c. 1. p. 244. a; 245 b. u. f. ». art. 1. Bei pfter. S. 220; art. 1. @. 244. f.

•j 3. 33. art. 2. 6ei £öfl @. 263. 3) De eccl. c. 3. p. 248.a

*) 23ö^ritiger, Äirc$engef<$i<$te II. 53b. 4. 2tbt#. 2. @. 312.

5) L. c. p. 253. b. ii. art. 5 bei pfTer 246.

6) L. c. c. 5. p. 254. a.

7) L. c. c. 5. p. 255. a.

14

nmrbig fei",1) toenn er aud) Reffen barf, tag er ein ©tieb ber Zeitigen fatfyotifcfyen $ircf;e fei/'2) £)arauS nun ift e$ Bereite f;intängticr) ftar, bag bie eigentliche Äircfje be$ £u$ eine fpäter „unficfytbar" genannte ift.3)

dagegen bringt $u8 fetbft ben Gmttoattb, jeber crbinirtc (Herifer fei ein £r/eif ber Zeitigen SDiuttcr $trc$e unb nnr bie Üftenge feiger CEIerifer fei bie $ird)e «rf avrovo//a(7t«r genannt, fie aber müffe man fpeciett etyren, toeit fonft folgen ioürbe, ba§ bie Triften ifyre Sftutter nidjt feumten. 3a, toemt fie nid^t ge* fannt toctre, nntrbe man feinen fytyxiim geben unb es toiirbe eine große donfufion in ber ftreitenben £ird)e entfielen." *) <So eigentümlich biefer (Stntoanb geftettt ift unb fo feljr btofe %w fict)ten unb fegtetdt) (£infommen$rücf filtert in ir/m jmtt 3fu$brucfe gebraut toerben , benn bie afterbings im SBftttefato beüebte 3benttficintng ber £irct)e mit bem Stents ift feineStoegS gan$ richtig; fo toirb boer) toenigftenS fooiet ftar barauS, fcafj man bem ibeatiftifdjen $ircf)enbegriff be3 §u8 gegenüber ba$ nottuoenbige Moment ber 8icfytbarf'eit betonen ioottte. §u$ erfennt bieS recf)t gut, um fo toicfytiger ift barum feine 2tnÜoort. „£)ie SBraut gfnüfti, fagt er nun, ioetcfje bie ©efammtr/eit ber ^räbefttnirten ift, fei jene $irdje xai ärtovojiiatnav." „£>er (Shüoanb, bafj bann bie (Hnüften t^re SDhtttcr nicf;t erfännten, gette ntcr)t ; beim nnr muffen au$ bem ©tauben u ufere 9)httter erfennen, fotoie nur ja auefy bie trium^ireube &ircbc, Gfyriftnm, feine Butter, bie Sfyoftef mit ben fetigen kugeln unb bieten ^eiligen nur aus bem ©tauben erfennen; im 23aterlcmb toerben toir erft ftar unfere Sftutter mit ifyren eintüten ©fiebern erfennen. bürfe bavum aud) ber ©täubige nicf)t murren, fonbern fief; mit ber S35ar)r^eit erfreuen, toeit bie Zeitige Sftuttter Äircfye ifnn fyier

') Resp. ad Script. M. Steph. Paletz. T. I. p. 325. b. 0 Art. 10 Bei £öfler ©. 222.

3) ©e&ringer, l. c. ©. 315.

4) De eccl. c. 5. p. 254. a. f.

15

auf ber Sanierung nur ungctannt ift, benn barauf ft et? e ba« ^cmcnft bc« et) r ift 1 1 d; e n ©tauben«. £)a« SBcfen ber $rabeftittatton ober bie tiefte, bte ba« §ocf)3eitef'(ctb ift unb baö ©tieb ber Äirdje ben beut be« Xeufet« unterfebeibet, febaut mau t?ier nid)t finnlid& (sensibiliter)." „£)ej$a(b tragen tott bod) au biefe &ird;e unfere @d;utb ab , int cm nur GHjrtftuS jum cberften £>o$ettpriefter traben unb treffen Stenern, toel$e toir au« it)ren Serfen gemäß einem eenfufeu ©tauben für feine Liener ober für Leiter erfennen unb confu« a(« ©lieber (Sfjriftt &or* au$fe|eu , $m Unterhalte be« förper« £em^eratien reiben." „rarau« aber, baß hnr ofwe Offenbarung bte ©tieber be« miy- ftijtyen, ned; fyier ttanbetnben £cibe« ©&riftt uid;t bi«tinct er= tonnen, eutftcfyt feine (Scnfufion in ber ftreitenben SUrd;e."

SMefe „gemeinte" , l) confufc unb unerfannte Iftrdje ber ^räbeftinirten , bei ber §u« a(d ber toafyren freien bleibt , ift ü;m nun „bie Sraut dfyrifti" nad; bem fyofyen Vtebe unb 3faia$ 61., „bie einige £aube" (eant. 6.), ,,ba« ftarfe 2öeib" (<&pxiä))a>. 31.), „bie Königin" nad? bem ^fatmiften, „3^*ufa= Um", „ber £empel be« §errn, ba« §immetreid> unb bie <Stabt be« gregen Lintig«."2) <Sie ift i^m bie „Cnne, Zeitige unb fat^c(ifd;e Hircfye", „ber mtyftifcfye £eib Gfyrifti au« ©Grifte, bem Raupte, unb bem CEottegtum ber ^ßräbeftinirten conftttuirt",3) „beren (Sinfyeit in ber &mf)tit ber ^ßräbcftinatiou befielt , inbem bte ein^ettten ©tieber berfetben ein« ftnb burd; bie ^räbeftination unb tu ber (5inr)ett ber (Setigteit. Qa ber ©egeffloart befielt bann bie <5tnr)eit berfetben aud) in ber be« ©tauben«, ber £u= genben unb ber £iebe."4) „£)iefe Äirc^c umfaßt ferner brei £f;eite, bie trium^irenbe, ftreitcnbe unb fd;(afenbe $ird)c",5)

') De eccl. c. 3. p. 246. b.

2) L. c. c. 1. p. 244. f. De fidei suae elucidat, p. 63. b. etc.

3) Resp. ad scr. M. Stanisl. p. 335. b.

4) De eccl. c. 2. p. 246. a.

5) L. c. p. 245. b. De fld. s. elucid. p. 63. b.

1(3

toooon ficfy bte triumpfyirenbe ttocfy auf bie in golge ber $räbe* ftinatton Betoäfyrten (gngef, bte ftreitenbe auf atte über bte ganje (5rbe verketteten (präbefttnirten) ©lieber1) erftrecft. Unb bteS toäre bie Äattyoltcität ber l)uffitifrf)en $ird?e, toäfjrenb fid^> beren 2lpoftoticität bafyin Beftimmt, ba§ bie Slfcoftet oottfommen im ©eifte gereinigte £l)eite biefer $ird?e finb, tx?eldt)e fie burdj bte £ef)re @f)rifti unb il)r 33tut gepflanzt tyaBen unb nod) burd) tt)re £el)re unb Autorität in ifyren Sßicaren regieren."2) §ieBei barf aBer nie auger 2(cfyt gelaffen derben, bag atte biefe 23egrtffg= Beftimmungen ton SScrnc herein einfeitig finb, fo richtigen 5lnf(ang fie aud) mitunter gu IjaBen fd)einen, ba fie ftd) immer nur auf bie $ird)e ber ^räbeftinirten Begießen. Unb biefen fd)roffen ©egenfafc urgirt §u$ fo fer)r, bag er gerabeju biefer ^irct)e ber 23orf)erBeftimmten eine ®ird)e ber Sßorljergetoußten , eine <§tyna* goge beg Satans, gegenüBerftetfr, unb toeldf;e ber £eiB beö £eufe(S at$ it)reö £>aufcte$ ift, fo baß aucfy atte 23orl)ergen)u§ten ©inen 8eiB ausmalen. a) £)effen äußere gorm ift bie e&ige ^3rä$cien$

1) L. c. p. 245. b.

2) L. c. p. 246. b.

3) De eccl. c. 6. p. 255. f. 2)iefe 3bee ift befonberg in ber „Anatomia membrorum Anticliristi" roeiter unb bis in'S Stbgefc^macftefte auSgefpcnnen. Sftefjrere demente übrigens machen e$ mir tr>aTn^etnli(^r bafj biefe fcon SBraunfelS herausgegebene, fcou Suttyer befrorroortete, aud; in bie Nürnberger ©ammlung ber ©Triften Hüffens aufgenommene @c^rift nicfyt toon §u$ ftamme. 5ttte ©teilen beS §u8, roe^e t>ief>er ge* jogen roerben fönnen (T. I. 232. a; 313. a. b; 118. b; 248. a; 338. b; 271. a: 277. a.), fagen nirgenbs, baß getoiffe Sßürben, ober getoiffe 3nftttute, roie baS $a£fttlmm, atö fo(d^e anticfyrijiticf) ftnb, biefmeljr fefet £>u8 überall bte 95ebingung, roenn ein tyapft fd&Ied&t lebt, baS ^apfrtljum eben gang fcerborben ift, bann ift ber ?ßa^>fi ein 33icar, ein Scfmfer beS 2Intic§rift8, ober fetbji ein 5tntid;rifi. ©erabe bie Snfi$t aber, baß beftimmte SBürben unb 3nftitute, roie ber <ßa£at, (Sarbinatat, 2lrcfyie£iecc£at , (SpiScopaf, SIbbat unb (Sanonicat einerfett«, anbererfeit« bieSürbe berßaifer, ß'dntge, ^eqoge, 2Karfgrafen, ©rafen, Marone unb Stienten at« fotetye anttd?rift(i$ feien, tritt in c. 31 ber „Anatomie ber

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©otteS, ber tt>etg unb orbnet, ba§ afte ^orfyergenmßten otö ©üe^ bor bcS biabo(ifd;en ^eibe^ $ur einigen ©träfe berbammt »erben; beffen innerüd^e Deformität aber ber fd>(iej3(trf>e Unge^orfam ober ®tc(3 , »etetyen bie ^eiligen bie ©dmtb ber fc$flefjftc#eti Utt^ttffertigfett ober bie Sitnbe gegen ben Zeitigen ©eift nennen." Die ©lieber btefeS ÖeibeS nehmen nur an ber 2Bot)ttfyat ber fceunba'ren 93oüenbung ber ganzen 2öe(t burdf; bie (SrtöfungStfyat GDjdfti £f;eÜ, inbem fie nämftdj bie ©träfe be£ etoigen geuerä butben. £>od) fänn man aud) biefen £eib be£ STeufete &ird>e Gfyrifti nennen »egen ber ©cböpfung, SÖofjftljat (ber fecuubä'reu ^otfeubung) unb Gattung, aber ntefyt »egen ber Union bet- riebe. Sie nun. aber bie ^ßrabeftinirten ntc^t at$ fotd^e „fimt* erfannt »erben tonnen, tote bereu $ird)e eine unfid)tbare ift, fo ift e$ aud) bei ben ^retöciten unb ifyrer $ird)e ber galt; feine 2öürbe, fein Qnftitut aU fofcbeö bejetdjnet bereu Präger ober 3Tr)et(uel)mer als ^ßräöcite,

£)ie Stirpe ber ^räbeftinirten nun ift aud; bie ^eilige fatfyo* üfd)e £ird)e, toetct)e bie (5r)rtften unmittelbar uad; beut ©tauben an ben Zeitigen ®eift befennen. Seit fie nämtiefy nad; 2lugu* ftinuS bie ^ödt)fte Kreatur ift, barum »irb fie unmittelbar nad;

©tieber beg 2fatiä)rifl8" offen unb unoerfioten auf. 3ebenfatf8 ftnbet ftd) biefe 9Bef)au!ptung ntrgenb« in biefer SBeife in ben Ü6rigen §u§ jugeb/ö* rigen @d)riften; {ebenfalls roufjte man nid)t3 fcou btefer ©teile auf bem Sonett fcou Sonftan3, üfcerfrau^t nid)t3 berartigeS ans feinen ©d)rtften ausgeben, unb £>u§ fetbft beteuert gegen btefe ibm allerdings juge^ fd)riefcene «nfid)t (£öfter 1. c. 184; 188 f; 201; 228.), baß er fie nie gelehrt, nirgeubS in feinen Sä)rtften gefer/rieben (,,et hoc intelligitur quoad merita et non quoad officia.")- gebort atter 2öanrfcf)etnltrf;=

feit nad) ÜttatttjäuS oon Sanoto 31t; ouö) 53öbringer gäbtt fie md)t unter ben @d)riften be3 auf, unb üfteanber tyrid)t nid?t oon tbr. 3)em roi- berf£rid?t aud:» nidn, ttaS Steph. Dolan. in f. Slntifmfj (Pezii IV. 388.) fa9j*»- papam verum Christi vicarium non solum inobediens con- temnis, sed etiam turpis linguae tuae detractionibus Antichristum esse turpiter et mendacitpr describis."

ftriebrid), 3of)ann $u§. 2

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bcr STrinttät gefegt"1) genügt beut Triften, „mit beut formirten ©tauben unb bev 2(u$bauer a(8 ©(aubenSartiM oon ber fatfjolifcfyen ®tr$e 311 glauben, bajs eine traft beö Serbien- fteS (Stjrifti 3U rettenbe ©emcuifdjaft gläubiger 2>orb/erbeftinnnter fei, roenn er auef; nid;t erfüllte bis auf einen 53icar (Sfyrifti, ben er ats ba$ §ai^t rannte, fam."2)

£)amit ift £u$, n>ie e3 fd)eint, root)( faum hinter ^utfyer mit feiner unficfyt baren £ird)e juriitf geblieben. Sttan fielet, £m8 rennet sum Prüfet Don ber $ird)e nichts Weniger ate bie £nerard;ie. £)ie ©rünbe t)iefür werben fid; un$ batb geigen.

3m Uebrigen barf man jebod; nicr)t roüt)nen, baß §u$ niebt aud) eine ftd)tbare £irct)e rannte, ober a(8 ob biefe ettoa erft aus ber unficr/tbaren hervortreten f elfte, nrie c$ im Cutl)er= tf)itm ber gall fein fott; im ©egentt)eil ift bie fid>tbarc &ird)c eine notr/roenbige 33ebingung für bie unficr)tbare. greilid) t)at für §u8 baö fid)rbare Moment nidjt met)r bie Sßebeutung unb ben 2öertt), tote in ber fati)olifcr>en $ird)e, reo eben nur mittetft beffetben bie neue Kreatur für bie unftd>tbare $ird;e gefct)affen werben fann, ba §u3 feine ^rä'beftination$Ier)re 31t übermäßig betont unb baburd; aud) bie @icbtbarf'eit ber &ird;e Beeinträcr)^ tigt. Allein er ift nodj ntcf)t ganj bis 3U ber ioiftfurlid>cn unb rüdficr)t£(ofen ®d;rifterflä'rung eines £utr)er f ortgef dritten , unb t)at fid; nid;t bis 3U bcr irrationalen unb barum unhaltbaren 2(uffaffung beS gefallenen 93ccnfd;en oerirrt, fo baß biefer gan} ot)ne irgenb eine SDtfitunrhing unb ^etfyeiligung bei bem in it)m fcor* get)enben £>eilspreceffc lea're. 3m ©egcntr)eil glaubt gcrabc §uS barin einen 3rrtfmm ber $ird;e entbedt 311 l)aben, baß fic ben 9)ccnfd)cn nid;t feinen geiftigen Vermögen unb ben gorberungen ber Zeitigen ©cfyrift gan3 cntfpred)enb mit in beffeu £>eU«procefj

') De eccl. c. 1. p, 244. b. De üd. s. eine. p. 63. b. Ex- plic. in V. c. 1. Cor. Tom. II. 151. b. art. 12. HÖH. S, 223 f ; a^ 8. @. 247.

2) De eccl. c. 4. p. 277. a.

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a(ö einen mtttoirfenben gactor tbatfad^lid) aufnehme. Sobalb aber, ober »o ber SWenfdJ neef) in biefer Seife aufgefaßt nrirb, unb nicht ©ort ^(Üe^ etnjtg unb allein in beut „ttloke" feofl* bringt, toenn e$ in bemfetben burd; C^otteö Xfyat nur gutn ©e« fyltßtfeUl fommt, baß loirflid; ©Ott 2ltte$ allein Öjut, ba faiiti fiefy fein SBegriff oon einer rein unfidubaren, fid; felbft genügenden, feineo fidubaren .gcidjcnä bebürftigen ftirefoe bilben, oon einer „geheimen, Ijetttgen ©emeinfc&aft , einem ftiflen ©eiftertumbe", „loctcber toeber gSnb nod; gug b/at, nid;t tytityt unb nid;t fyört, in bem e$ toeber 8e§re, nod; 3ud)t, noc$ SBertoaltung fircfylid)er %abenmittel gibt, atfe btefe $)inge freiließ and; eutbeljrRäj finb, ba bie ©eifter, bereit feiner ctioaS bon bem aubern toeifj, otntefyin nicht anfeinanber nnrfen tonnen, toeber im ©uteu nod) im NBb'fen." ') £)arum ermangelt bie f)uffitifd;e Äircfoe feineSn)eg# eines fiebtbaren Peljr* unb ^ßrieftcrtfyums , nur finb Öetyrer unb föriefter nid;t bie $ird)e, fonberu altein für bie Erbauung ber- [efhen itotfjtoenbig , ba£ Ijeigt, für baS toa$ bie ^rabeftimrten (bie $ird)e) nod; neben unb $u ber ©nabe ber s$räbeftination $u (eiften fyaben; beim aud? „bie Äirdje ber ^räbeftiuirten, bie Prallt ßfyrifti, tpie fie nodt) fnenieben toanbeft, ftet)t in efyebre^ cr)erifcf;en 93e$icljungen umt teufet unb mit bieten ©liebern bc$= felben, fo ba§ fie burd; ^erbrec^en £artieü toenigftenS berberbt ift. Unb bod; toirb fie nie a(3 bie eine 31t umarmenbe 33raut feiig juc 0?ed;ten in bem £ager be3 Bräutigams aufgenemmen, bis fie eine reine ^uugl^n unb auf alle Seife ofyne Ohtn$e( fein nrirb."2) ©ajtt fommt, ba§ „jmn §eü (nidjt ber ©taube aliein, alfo ber inftrumeutate, angeformte ©laube genügt, fonbern) nur ber burd) bie £iebe geformte mit ber Xugenb ber Befyarrlid^eit gepaarte ©(au&e ausreicht", „jener ©laube, ber ba$ guubament ber an= bereu £ugeuben ift, in beuen jebed; gerabe bie $ircfye (ebt (con-

») £ird;e unb £tr$en :c. fr. $. fr. Sölltnaer. @. 26; 29 2) De eccl. c. 2. p. 245. b. f.

2*

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satur);"1) fcenn „baS gunbameut, öon unb in bem juerft bic ^eilige fatfjoltfcfye ®trd£)e gegrünbet tinrb, ift (StjrtftitS, ba3 gun= bamcnt hingegen, h)oburcf> ber ©taube, ber burd) bie Siek totvft"2)

1) L c. c. 8. p. 259. a. b.

2) Ouaestio de credere. T. L p. 211. a. SDiefeS enge SBerbättniß jwifd^en ^väbeftination uub 58 e [Raffen Bett bes menfd)tid)en SBefenS, bie Wbbängigfcit ber Söeftimntung beS einen Momente« fcon ber beS anberen, fo baß jebe Ueberfdjätenng biefeS bie Unterfcfyäfeung jenes bebingt, bat 9JcattbeS, (£om£aratioe ©ömbolif @. 490 f. ftar erfannt unb entfcfyie* ben gegen bie SScrfaffer ber F. C. ausgebrochen, ©eine Sorte finb: „Uebrigens aber mußten and? bie Sßerfaffer ber F. C. , tr-enn es ihnen fo febr um bie 23ebingtbeit beS SBermerfungSbecreteS unb um bie gxatia resistibilis ju tbun toar, ifyre 2inftd)t oon beS 9ftenfd)en freiem SBifteu änbern. Denn foü ber bur$ bie (Srbfünbe berberbte SDrenftf) in geift- lid;en Singen gar fein liberum arbitrium baben, nid)t einmal ats blofe 2>iS£ofitiou jnm ©nten, ober als eine geringe natürliche dm? pföugticfrt'eit für bie ©nabe; foß es ifym gerabeju ton 9Zatnr unmöglicb fein, ber ©nabe einmal nidfyt gu «iberftetyen: nun bann fann bot^ ttof>t barin, baß er ifyr «iberftetyt, nid)t bie Urfacbe feiner ^erbammniß liegen, unb bann fonnen bod) toobl am (Snbe nur bie gebeifert unb feiig «erben, an benett bie ©nabe giefyt, ofyne $u ermüben, an benen fie fid) ats irresistibilis geigt, «äbrenb bie SInbern ungebeffert bleiben, »eil fie an if)uen ermübet? Sott atfo baS $er«erfnngSbecret ein bebingteS fein, bann mußte and) bem ÜDcenfdjen «enigftenS feine facultas applicandi se ad gratiam sugetyvocben unb fo jitgleid) bie iDiogtidtfeit eines momentanen 9cidj>t«iberftef)enS unb bamit ber Gratia resistibilis ftar beranSgeftettt «er* ben, «aS feinestoegs bitrcb bie btofe Behauptung gefd)ebeu ift: etsi Dens hominem non cogit, ut convertatur (qui enim seniper spiritui s. re- sistunt . . . hi non convertuntur), attamen traliit hominem, quem con- vertere decrevit, sie autem eum trabit, ut et intellectu coecato illumi- natus fiat etc. Wm ebenfo burfte eS bann nid;t als ein $rrtlmm fcer^ worfelt «erben, trenn einer gtaubt, quod non sola Dei misericordia et ss. Dei meritum, sed etiam in nobis ipsis aliqua causa Sit electionis divinae, cujus causae ratione Deus nos ad vitam act. elegerit." F. C. p. 621. 821. £ätte man biefe ©infidit in biefeS SBerbäftniß gehabt, fo «ürbe man aber aud> fid;er nid)t in rev Solid, declar. gegen bie ©e^aa^t* ung ber bamaligen „Gpicurä'er", baß bei einer abfoluten Uufa'bigfeit bes

21

@ben bctf ift jebcd) aua) ber <Puuft, bei bem £uö feinem principe fetbft untreu tofrb. @r fiefyt ftcf> uämttä) genötigt, bte ^nconfequcnj $u Begeben, He ton ber tircfye au$gefd;toffenen ^orbergenutgten lieber »egen iftrer g{eid>geartcten unb an fid; aud? 3um £et(c gleid;befäfyigtcn Statut in bic &trd;e aufjunc^ men; attein ba$ ift aud; 2lüe«, babei bleibt £u«, rpte fid; geigen toirb, fielen, ftatt baß er bon biefer 23etrad;tung3U)eije ber menfä> lieben 9htur Bis jur (Statuirung eine« bieg bebingten ^räbeftU nationSbecrete« fertgefef/ritten fteirc. §ier ftanb ifym BefonberS feine irrtbütnlidje 21nfd?auung bort ben Gigeuf duften ©otte« im 2ßege. £r glaubte nun bie aBfotutc ^räbeftination mit ber nid;t aBjuiä'ugnenbcn biblifebeu Berechtigung ber emptrtfct)en $ird;e in welligen Crinflang gebracht gu fyaben, wenn er feinen $ird;enbegriff bafyin Beftimmte, baß „biefelbe eine (Sreatur fei, bft fic unter bem gen)öfmtid>en tarnen bie ^erfammlung aller ©laubigen in (Sutern ©tauben unb ben gn)ötf ©taubenöartifetn (bura) £fyei(nafyme) ift unb in fia) ©utc unb 33öfe faßt." 0 ^emuac^ „gibt c3 ein DierfacfyeS $erljäftm| ber Sßanbcrer gur Zeitigen Butter, ber $ird>e, inbem ü)?anc$e in üjr bem tarnen unb ber 2öirf(td;f'eit nad; finb, h)ie bie präbeftinirten unb (Sfyrifto gefyorfamen $atl)c(ifen, 30^anct)e aber toeber in ber Sirflidtfeit, noa; bem tarnen naefy, tüte bie bor^ergetüupten Reiben; lieber Rubere nur bem tarnen nad;, ttie bie fyeucfyterifcfyen Sßotfyerge* reiften, unb enblid) Rubere in ber Sirfticfyfeit , toenn fie aud; bau tarnen nad? brausen gu fein fdjeinen, tote bie pretbeftintrten Triften, tueldt)c bie «Satrapen beS 2(nticfyrift3 in bem 2lngefid;te ber $ira;e gu berbammen fd;einen." 2) Unb nad? einem anberen

üftenfdjien in getft(icf;en fingen, bagegeit Bei einer aBfohiten ^räbeftinatton ein ^rebigtfyören, b. b. eine ftcbtbare Ätrdr)e ntd)t toeiter notfyroenbig fei erffärt fyaSen, man Ijafce bodf) güfte unb Dljven, um in bie ^3rebigt ju gefyen unb fte ju leeren.

') Quaest. de cred. I. p. 211. a.

a) De eccl. 3. p. 248. a; c. 5. p. 252. a.

22

(5intI;eUnng$grunb britcft bieö £m£ and; fo au$: „Einige, fagt man, finb in ber SHrcfyc Mos nac^ einem nidfytformirten ©tauben, toie bie ocrfyergcnntjjtcn, in 23erbrcd;cn gefeffeften Triften; ober fie finb in ber $ird;e ttur nad; bem ©tanben nnb ber gegen- wärtigen ©nabe , ioie bie geredeten Sßcrfyergetonßten , toe(d;e in ifyr aber nid;t nad; ber 'Jkäbeftination jimt ewigen £ebcn finb. 9inbere bagegen finb in ber Äircf;c b(o$ nad; ber ^ßräbeftination, toie bie nngetanften Äinber ber @l;rtften, ober bie fünftig d;rift^ Ud;cn Reiben ober 3nben; ober naefy bem nicfytgeformten ©tan- ben nnb ber fteäbeßutation , toie bie oväbeftinirten, gegenwärtig gtoar faftertyaften, foätcr aber jur ©nabe ^nrndf'efyrenben Triften. 'Dann gibt c$ and; ©lieber ber $ird;e nad; ber ^räbeftination unb ber gegenwärtigen ©nabe, toie atte anscrwäfytten, @l;riftnm in ben (Sitten nad;at;menben Triften, bie aber immer noefy aus ber fltegenbcn ©nabe faden tonnen. Cmbüd; gehören $ur $trd;e aud; bie in ber ©nabe betätigten ©Heber ber triumpfnrenben &ird;e." l) Klein tre^bem fetgt unmittelbar barauf bie 23et;anpt= nng nnb beren 33cwci#, ba§ bie jüni ©lanben berufenen (33or- fycrgcwnßten) bod; feine ©lieber ber Ätrd;e feien, inbent fie baö l;od;3citüd;e $(eib, ba# bie ^iebe ber ^uäbeftinatien ift, nid;t(;aben.2) (&o nimmt bie ^crtjergcwitßtcn batb in bie $ird;c anf, batb fd;(iegt er fie at$. £)as xufyvt aber Mo3 bafycr, baft er tfyatfäcfyüd; eine bopoettc, eine fid;tbare nnb nnfid;tbarc &ird;c untcrfd;cibet , jebod; jene im $erg(eid; $u biefer bnrd;anö nid;t ^trct)e nennen Witt.

') De eccl. c. 5. p. 252. a. art. 2. 5. £»ftcr ©. 220. 2) L. c. p. 252. b.

23

§. 4.

£)ie ftdjtbnre SUtcfjc fmffntS.

Einige Slnfcfjannitgeit jener gut.

Der Sütebrud ficf>tbare Stirpe" ift freilief; nid)t ge^ laufig; benn toaS ttnr unter ihm ^u berftehen getrennt finb, tft i^m nichts toeniger, als bie Kirche. Seine Kirche tft unb bleibt „bie 53erfammlung aller $räbeftijtirtat", unb auger ihr berbient rridjtS ioabrbaft (vere) biefeu Tanten. 21UerbingS „toerbe bte >^ trcf>e auefi reßtttatito ober mtneupatio genommen, unb bann um- faßt fie bte ^erfammlung ber 33orhergetoujHen, allein ber toafyre unb eigentliche begriff geht nur auf bie ^ßräbeftmirten.'' *) Dod; ift aud) feine fichtbare $ird?e nid)t unfere, nicht bie romifd^ fatbelifche, bielmehr ein anbereS erft bon i^m in ber 33ibel ent* bedtcS unb prafttfeh bnref) fein Söirfen berfuchteS ^nftitut

Den $ampf gegen bie vemtfcr)^fvitt)cftfcr)e Kirche, ber baraue nothhxnbig entfielen mußte, nimmt £m£ bon $tt>ei «Seiten auf, unb }ioar balb bon ber ißibel, balb bon feinem &ird)enbegriff auö. Die Sct)otaftif hatte ihr 2)c cg(id)fteö getrau, um bie Mute* ritdt bcS ^apfteS fo Ijod) als möglich $u erheben. Johann bon Salisburty (f 1182) ^atte noch ben @afc ausgebrochen: „Senn in ber höchften ©etoalt bie geringftc StÜfttr geftattet ift, that= fachlich berjenige, welcher ben ®efe£en borfteht, feinem untere n>orfen, aber bor bem Unerlaubten nur noch me^r befd;rdnft wir?, fo ift alfo aud; bem ?a^fte nur baS ©eringfte erlaubt, toeil ihm eben baS Reifte erlaubt ift." 2) Allein bie italienifchen Geologen, bie 23ettelmÖnd)c unb (lanoniften hatten allmählich nicht bloS baS ^heolegumenon ton ber per fön liehen 3nfaflifci~

') L. c. c. 5. p. 255. a.

2) Jo. Salisberiensis Polycraticus sive de nugis Curialium. lib. 8. c. 23. p. 680.

24

tität beS ^ßa^fte^ gef Raffen unb Biö in'3 äugerfte (Syrern aus* gewonnen, fonbern aud; beffen SO?acf;tfiUXe bis 311m unertragUchften 2(bfotuti#mtt£ gefteigert Man überf d;aue nur bie theofogifd)e KutiDidtung beiber fünfte bom gtyülften bis bieqehnten 3?aljt* Rimbert unb man imrb in bcr borauSgeljenben Behauptung feine Uebertreibung finben. SBcnn man 3. 33. bei 2ttcr\inber bon §)a(eS liest, ü)ie er bie Autorität beS <ßapfte$ fo extrem faßt, baß ihm bie 93ifd)Öfe neben bein $apftc gan§ $n bilden, möchte id) fagen, herabfinfen, ba§ er bics bcfonbcrS auch in feinem DrbenSintcreffe gegenüber laut geworbenen klagen über Verlegungen bifchöfücher 3uriSbictiou burd; bie Menbicanten tr)ut, l) ferner toemt man in ben Kommentaren über bie @enten$en beS £ombarben bie fubtifen DiStinftionen betrachtet r tote roctt nämüd; ber Sßa^ft gehen bürfe unb fonue, bis er fid) ber ©tmonte fdmlbig macht: bann U)irb man erft jene traurige ^eriobe bon Uebergriffen unb Mißbrauchen, jenen fcf)auertid;cu Verfall, ber bie getoatttge 9?e* formreaction tyerborrief, 31t nmrbigen vermögen. £>ag fid) bie fotogen mit bem 23etr>eife befestigten, baß ber $apft „deus mixtus" ober „deus in terris" fei, ift Wofy r^armtofer, alö eS SSMcleff?) unb |>uS auffaßten. Doch anberS »erhält eS fid) jebenfafts mit bem Ütefitltate , bag ber ^apft unb bie Karbinate bie Kirche fein fotften, tote baSfetbe aud; oon ben (Gegnern §uf* fenS behauptet ioorben toar. „gerner, fyeißt es ba, behaupten bie genannten Doftoren in ihrer <Sd;rift: Der ^ßapft ift ba« £)aupt ber romifd)en £ird;e, bereu £eib aber baS Kollegium ber l£örbtnä(e, iubem fte bie wahren Nachfolger beS Slpoftelfürften ^etruS unb beS Kollegiums ber anbcren Styoftef Khrifti in bem firchtichen 2(mte finb, um ^u erlernten unb $u befiniren in jeb- toeber fathoüfchen Materie, biefe betreffenbe ^rrthümer ju

1) Alex. Halesii Summ, theol. part. IV. qu. 32. membr. 4. fol. 453. b; 454. b. sequ.

2) ©. Thom. Waldensis Doctrinale antiquit. fldei catli. eccl. ed. Blianciotti. T. I. lib. 2. art. 3. r. 50. p. 508. sq.

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corrigiren nnb reinigen, nnb in aller berartigen Materie für alle hinten nnb alle ©laubige (Serge 311 trogen. Denn für bic Regierung ber 61 ird) c anf ber ganzen (*rbe muß cS immer feld)c effenfunbige toaljre }cad>felger in einem fcfcr)en Amte beS Apeftel^ fürften Petrus nnb beS GetlegiumS ber anberen Apeftcl (£ljriftt geben; boef> fann cS feine aubere fo befebaffene ütad>felger auf (Srben geben, ned; fönnen irgenbtüo anbere gefunben werben, atö ber ^pabfr, baS §attfct, unb baS (üellegium ber (Sarbinäle, ber Öeib ber remifchen $ irdje." l) Damit haben tt>ir übrigens eine ®runbanfd;auung ber 3eit. 2öir Riffen, lote toett eS burd? bie auSfcbliepIidje Regierung biefer „>iircbe" gefemmen toac, mir fennen, in trclchc §anbe atterbingS thatfäcblid; mitunter bie ab* fehlte Oberleitung ber £ird;e gegeben mürbe, tüte ^apft unb (Jarbinäle, roelcf>e oft ned) übcrbieS als Knaben ober Jünglinge faum irgenb eine Befähigung burd; 2Biffenfd;aft unb Greife ber Erfahrung Ratten , nad) gamilieu* unb sDcationairüd'ftd)teu bic firebüd^en Angelegenheiten teuften unb erbneten.

Tie Qnnfeitigfett biefer 2urfd?auung, bie 9cad;)theile, h)eld)c fie ber Sird;e gebraut, bie 2Buuben, U)c(d>e fie ifyc gef dalagen, ttmrben jebed) fd;>en ber §us bemerft unb $ur (Sprache gebrad;t. „Äenrab ben ©eluhaufen, ber Vertreter eines GencilS jur §eb* ung beS Schisma , hatte bereits 1391 beu Straftat getrieben, ber ihm Berühmtheit berfebaffte unb ben' engen Begriff ber £ird)c als einee (SeüegS beS ^a^fteS nnb ber (Sarbinäle erweitern feilte." 2) Die 9tefermcenctlien unb Otefermfreunbe mit ihrem ®a§e, baS (Sencit ftehe über bem Zapfte, beabfichtigten baS Ocämüche. 3) Darum fanb es baS (Sonett bon @onftan$ für

') De eccl. c. 13. p. 273; covrefter fhtbet ftcfy biefe ©teile: Resp. ad scr. M. Stanisl. c. 2. p. 334. b. f. aud) Aug. Triumph., al. de Ancona (7 1328) in Summa de potest. ecclesiae (epistola nuneupatoria ejus operis ad Joan. XXII. P.).

2) Softer, SRu£red?t b. $fal$. ^. 401 f. ap. Mart, hist. II. Bebtrab, ©erfon. @. 121

' 3) Softer, ©efcbi^ti'c^reiber 1. c. XXII. sq.

20

notfytoenbig jur SBerbammmtg beS brennten ljufftttfcfyen 2lrttfe(S, toorauS tnbtreft folgen fonnte, ba§ bie £arbinäle allein bie offc* neu nnb toafyren 9cacr/folger beS £otlegium$ bei* anberen 2tyoftel griffet (neben Petrus) feien, bie SBemerfung beizufügen: „burd/ bie SBerbammimg biefeS 2lrttfcl$ toirb aber nicfyt ber 2lnfd)auung 9kum gegeben, bafj bie (Earbiuäle, ntcfyt bie $ifd)i>fe, ber Styoftel ^a^folger feien." •) Sir l)aben e$ alfo Ijier, nm es fnr^ nnb mit.bem geläufigen tarnen 31t fagen, mit bem erlremften tffifc palftyftem" 3U tfmn. glaube nnn 3tt>tfc^en Betben ^tyftcmen, bem tyäpaU unb (SpiScopalftyftem, in ber Dritte toerbe bie 2Bat?r^ r/eit liegen. ©ctt>tg ift e$ toenigftenS eine übertriebene Söeljaupt* nng, ba§ bie bifd;ö'flicf>e ©etoalt „total" bon ber päpftlicr/en be* rioire, 51t fagen, ber 2Mfd)of „Ijabe nid? tö, toaS nicfyt de jure ber Obere Oßapft) fyinmegnefnnen fönne, über beffen §iun)eg= nalmie aber nitf;t geurtljeilt werben bürfe." 2) @3 ift barnm and; fein unparteitfd;e8, burd; ©allicaniSmuS etroa (jcrfcorgerufc* ne$ Urzeit 23offuet'S, roenn er fagt: „@$ übrigt nnr nod? ben ©inionrf 31t elitären, baß bie 33tfd>öfe bom 9fömifd;en £>or/en= priefter tt)rc äftacfyt nnb 3uri$biction 3m öeifye nehmen, fo baft fie 3n einer allgemeinen ^r;nobe bereinigt nidjts gegen bie Sfihtr* 3ef nnb Duelle it)rcr Autorität vermögen, fonbern nnr toie 9?ätb)e 3nge3ogen finb, nnb bie Äraft eines leereres in (Sachen be$ ©tauben«, Urie in anberen fingen, in bie Wlütyt be$ römifd;cn 23ifcf;of3 gelegt fei. £)iefe (Srfinbung fällt bon fetbft fer/on bcS* Ijaih, meil fie in ben erften 3aljrljunberten unerhört, im breije^nteu in bie Geologie eingeflickt 3U roerben anfing, nad;bem mau mm- lid) meift lieber mit £r)ilofopf)ifcr)cn unb p©är ben fdjtecfytcften $ernunftfd)lüffen agiren, als bie $äter 3U ^?att) gießen tuollte."3)

') „Per condeinnationein hujus articuli non datur iiitellfgi, quod Cardinalels, non Episcopi, succedant apostolis/' IDiefe sBemcrfung finbet fid; bei to. b. £arbt Tom. IV. p. 400 natf; Cod. Vind. et Brunsv.

*) Alex. Haies. 1. c. f. 450}. Durand, a. s. Porciano i. Senfe Iii). 4. dist. 24. qu. 5. fei. 313. p. 1. n. 5.

3) Defensio declar. Cleri Gallic. Pars IL lib. 8. c. 11. p, 73.

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2£a$ bagegen bie 23cn?ci£füt)rung beS £mS betrifft, fo ift fie nicfytä weniger ate treffenb, feine Argumente finb tyaufig nur obcrfKid;(icf)cr Kultur, feine Zitate olmc Otücfftcfyt auf bcren 3U [ammenfyaug unb baburcf; mobifieirte 33ebeutung oietf ad) jufam= mengefyauft. (5r ftcfyt in biefer §infid)t feiueSioeg« über ber flachen, oft toenig ftid;t)a(tigen SMateftif feiner ,3ett. 3$ tteiß, baß id; I)ier anberer 2lnftd;t bin, al« proteftantifd;e Scf;riftfteüer, bie ba rühmen 31t fotfcn glauben, rote „ber ©<$arffttm unb bie $raft feine« ©eifte«, bie £etd)tigfeit, mit toela)er er it)n bor 3e= bcrinamtS Lütgen ,$u entroicfeln nutzte, bie große 5k(efenfyeit, %iv mal in ber ^eiligen @d)rift, bie geftigfeit unb nüchterne GEonfc-- quen$, mit n>etd)er er ein ganzes Aftern bon ^efyrfat^cn gettenb madjte, ifmt eine große Ucbcrlegen^eit über feine SlmtSbrüber unb 3eitgenoffcu ocrfcfyafften unb bie Capelle batb fo fet)r in 5luf = nannte brauten, baß fie bie Staffen be3 fidt) fyermbrängeuben %$oU fe$ nid)t aufzunehmen oermoa)te." ') Wkin id; behaupte, ffm* bert für ein Sftal bcu ^eioeiS für mein Urzeit liefern 31t fönncn.

Gebenfalte, meinten«, faun ber ^apft nicf;t infallibel fein; ba« loavc eine 33cfyauptung, bie nicfet blo$ falfd), fonbcrn aurf; blaSpfyciuifd; toare, beim bann nntrbe er aua; toie GtfjrtftuS n\u fünblia; fein. Allein toeld)c Umoafyrfycit ift offeufuubtger, ba ber 2tyoftcl $etru8 aua) naa) ber eenbuug be8 Zeitigen ©ciftc« irrte?"-) ,,$ermutlmug$nxife (opinative) tarnt ber SOccnfd?

2ftan ttergf. baju be§ (Savb. Ag:uirre Defensio cathedrae s. Petri; P. Franc. Leytam, S. J. (Lusitani), Impenetrabilis pontificiae dignitatis elypeus, unb man toirb fid) bon ber SBafyrfyeit ber iöoffitet'fc^en Sebai^t- ung, n6ev3engen f'öunen. 9?od) mefyr gelangt man aber 3n biefer Uefcer* jeugung, trenn man bie ©d)olaftif auf biefe fragen anftebt. Stuf bem (Sonett t?on Orient brachte oefonberS bie f}>antfd)e Nation tiefen (Sin- toanb bes 23offuet jur @:prad)e. „^Beiträge jur fird)l. unb £otit. ®e* fd;id?te." I. 33b. Nr. 111.

l) ^ersog , Sftealenctycloipäbie ber ^voteft. £f)eotogte s. v. ,,£ue" i^reß(er).

*) Disput, adv. indulg. pap. I. p. 232. b.

28

ben Hutten glauben, tr»etf ^ßaoft unb (Surie au« Unfenntntß ber Safyrfjeit getäufd;t fterben fönnen; bemt taufet ben *ßapft ber®ctotnn unb er toirb getäufdjt au« Umoiffenfyeit'' ') tlebrigen« gcfie^t^m« fcfbft &u, ba§ bie perfönüctye ^ufatübifität be« ^atofte« batnalä feinc«iocg« allgemein angenommen ober geteert toorben fei. Wlit befonberer greube brücft er bem &octor (Stanislaus o. £mim feinen &anf au«, „ioetf er geioagt, 31t fagen unb }it fcbreiben, bie ^ßerfoncn ber köpfte unb Gtarbinäfe fönnen fdStoer irren unb 00m rechten ©tauben abfaften." 2) dagegen „finb atte, hx(d;e bie WUfyt be« Zapfte« fo ergeben, baß fie fagen, er tonne ofyne @tf;ulb tfmn, tt>a« er ioolle, unb Ijabe ifmt Üftiemanb 31t fagen, toarum er bie« tf)ut, lügenhafte @tf;n)äfeer, bie ba« Sßolf unfere« §>crrn 3efu Qtfyrifti ocrfüfyren." <2o „fei ber @fcru« belehrt unb tcfyre toieberum, ber ^ßapft fei toeber ®ott, nod) Sttenfd), fonbern ein gemifebter ober irbtfdjer ©Ott (Deus mixtus-terrenus) ; er tonne mir eine frembe^acfye geben unb id; toerbe fieser fein; er fönne einen 3Mfdjof ofyneUr* faä;e abfegen, gegen ben ^^eftet, gegen (gib, (Mübbe unb üftatur* recfyt bi«peufiren, unb bod) fyabe 9ciemanb p fragen, toarum tfyuft bu bie«? beuu er fönne erlaubter Seife fagen: Sic volo, sie jubeo, sit pro ratione voluntas, unb fo ift er unfünb^ ücfy; ferner fönne er aud? feine (Simonie begeben, toeif afle« ifym gehöre unb er be«f)a(b nad> ©efaüen mit ifjm fd)aUen unb matten fönne." 4) $n einem ^Briefe, ben er an feine Slntjanger

') De eccl. c. 8. p. 260. a.

*) Resp. ad scr. M. Stanisl. c. 9. p. 356. b.

3) De eccl. c. 15. p. 280. b. f.

4) L. c. c. 16. p. 286. a. 2ütf bie 3ured)rtt)eifung , rcefcf;e £118 burd) Steplianus Dolanensis (Antihussus, Pezii thesaur. aneed. IV. p. 367) trurbe, artete er nidjt. Dbfd)on bortfyeiftt: Proinde et Papae et suis de- cretis credimus, quae nec contra fidem catholicam, nec contra salutein et bonos evangelicos mores perhibentur fidelium" fo verharrte er bo<$ auf feiner 2Inftd)t, tote er and; immer gegen ben Safyu fäm^fen jn mtiffen gfaubt, baß man an ben ^apft glauben

in 53ö'r)men oon Gonftanj au$ fd;rieb, glaubte er bat)er, ba$ (Son- ett oon CSenftans fei buref) bie 2lbfe£ung be3 $apfte$ ncö XXIII. fetner eigenen £et)re untreu geworben. Unb aller- btflg« fyatte er einigen Gebein für ftd; in mannen magtofen Uebertretbungen ber tßfenipotenj unb „abfoluten SDZonarc^ic" be3 $aj>fte$, in bem man alles 31t fet)r centraüfirte j atiein gerabe bte 2Ibfet|ung biefeS ^apfteö t)atte il)n nüchterner macben unb felbft »er Uebertreibungen ^urüdtjalten fetten, etart beffen ruft er mit einem getoiffen «SiegeSjubet aus : „Sißt, fie t)aben Ur- eigenes £>au»t ats einen &erjcr oerbammt. 9cun verantwortet eud), it)r ^ßrebiger, bie it)r »rebigt, ber ^apft fei ein irbifd)er @ett, er renne niebt fünbigen, er fönne niebt eimenie treiben, er fei baS £>aupt ber gefammten Zeitigen $ircr)e, bie er außer- erbentüd; gut regiere, er fei bag £>eq ber Zeitigen £ircr)e, bie er getftig näfyre, er fei ber 5?orn, barau$ alte Wlafyt unb ©üte fliege , er fei bie kernte ber £ircbe, er fei bie mafetfefe flucbtftätte unb ju tr)m müffe jeber §t)rift feine 3ufluc^t nehmen. (5t, jefct ift bieS ßaupt abgef et) lagen, ber irbifcr)e ©ort gebunben, ber <Sünbe angefragt, ber 33orn ift auSgetrednet, bie eonne ift

müffe. Xieier ^vnbum toirb öfter im fünfjebnten ^afn-bunberte, 3. iß. bei SSeffef, befam^ft. <5« genüge bie SBemerhtng be8 Steph. Dol. 1. c. barüfcer ju boren: ,,De prima ergo quaestione, si videl. in Papam cre- dendum est, an non , quam Magister ille multis scripturarum testimo- niis comprobat negative, ne qua quam nobis ineumbit contra- dictio, tum quod illius indaginem ad primordia literarum alphabeti apostolico symbolo adhuc pueruli in scholis didicerimus; et tandem pro- vecii etiam aliorum doctorum dictis et symbolis noverimus, et sanetam quidem ecclesiam eath. vel Papam esse crediderimus: non tarnen, nisi in unum Deum Patrem omnipotentem, et inJesum Christum filium ejus unicum D. X. et in spiritum s. . . . Tum etiam, etsi non in Papam credamus. tarnen esse Papam credimus, verum J. Chr. vicarium tempo- raliter, et b. Petri apost. et aliorum suorum sequacium legitimum suc- cessorem." p. 397. c. 9: ,.Et ideo nos, qui fideles sumus non in Papam credimus; sed Papam credimus Vicarium verum esse J. Chr. D. N. . . . "

30

iHTftnftcrt, ba« $er$ auSgeriffen, bie 3uffoc$tftätte ift au« Soft* uifc entflogen unb eingefperrt, bamit ^ciemanb ntefyr $u ifyr 3u^ ffttebt nehmen fönne. (Sein eigene« (Sonett Ijat ib/n ber ^efccrei 6ef#tt&tgt, rocit er Stoffe, 33i«tf;ümer unb anbere ^frihtben öetfauft* ') derartige 2lnftcfjten unb Uebertrcibungen motten nun unter bem (HeruS, ber olniebte« an fetner Ueberbübung litt, unb unter beut SBolfe int Umtaufe fein; aber bie S^cäfogett, felbft biejenigen, hxtcfye bie £a>ftücbe äftaebt fo f;od^ luie ntögücb ergeben, muffen uur Ijtegegen in @dnt£ nehmen, „@cgen dttäft unb iöiüigfett, Söaln^eit unb Zeitige ecb/rift unb bamit gegen ba« sJcaturrecr/t fann ber $apft feine üJftanbate geben/' fagte s^(er. t\ <pate«. 2) Unb toenu audj behauptet tourbe, „ob er

1) äWifon?ec , Briefe be3 $ob. |>u$, au« bem fcebm. Urtext überfefct. ?eiftjig 1849. 6. »rief. @. 18 f.

2) L c. fol. 454. b. u. 453. b. Contra. £efyr gut beseitet unb T'afjt bie £ebve fiter Hefen ^unft ber tyan. ©efanbte ^argaö am römifeben £ofe bei ber grage, ob bie SRefibenftflid&t ber ^rätaten gött= tieften 9ted)te8 fei, jufammen. 3n einem offtcielten 33erid;t au Sftyi* üpp II. d.d. Roma a 4. de Mayo de 1562 jagt er: „Solo hay que considerar (que es lo que turba a muebos [i^iitglieber be« (Sonetts ton Xrieut] y bace medrosos a olros), si este dereebo divino seria dis- pensable o no, en que suelo distinguir (y es la mesma verdad y doctrina de saneto Thomas en el proposito^ que bay dos maneras de derecho divino, uno que toca a articulos de la fee y sacramentos, y esto es indispensable, ni jamas se altero, ni podra en una sola joia. si el Papa y todo el mundo se juntasen, porque les esta de- negado; pero bay otro dereebo divino (expreso, o deducido por con- clusiun necesaria que, como be diebo, tiene el mismo efecto) tocante al buen gobierno de la Iglesia y que tiene aquella mira (como es esto de la residencia y otros cosas, que se podria expresar), el cual de la utilidad o oecesidad de la mesma Iglesia, cuando tanto preponderase, se puede dispensar, o por mejor decir declarar (que otro nombre que declaracion no quadra en esta materia) . . . con ser cierto que la in- justa dispensacion en este caso, o por mejor decir disipacion ni excu- saria al dispensante, ni al dispensado, en cuanto a Dios, como deeimos en el voto y otras cosas por atravesarse la obügacion de dereebo di-

31

gut ober fcfrtecbt urtfyeift, er toirb oon SHiemanb gerietet, oon Oiiemanb getabett," toeber nä'mtitf; bom&atfer, nod; t>om gangen G£(eru$, ueef) oon ben Königen, nod) bom&otfe Unvb ber oberfte ,V)ohcprtcftcr gerichtet loerbcn", fo ift eben bainit fefton an$ge- fproeben, baß aöerbingS ber Sßa|>ft ungerecht berföfyren tonne, aber Uber i f> 1 1 1 ftefye fein ©ericr/t$r/of, roenu ntdr)t bie päpftücfte Ober* getoalt überhaupt tttufortfd) derben foll. £cnn „e£ fei unmög= tief), baft ber ^ßapft fetbft einen anbereu Siebter ober Oberen ober lir^apft ober fieb ©tetd;en anfftetten tonne, fotoie and; ber tri^ mtarifdje ®ott ittct)t über fid; einen anberen ®ott conftituiren fönne; e# fei ferner unmöglid), bag er im gälte ber §ärefie rao Sonett über fidt> als Siebter fyabe, toeit er naefy ber 9?ecbt^ f euren 3, loann er incorrigibel ift, ein btofer $rh>ate nnb geringer at$ ieber fatfyotifcbe (Steriler ift." „2öo aber ber ^apft ettoas oerbrid;t, roirb er met)r bei ©Ott aU anberS geftraft roerben." "Ron Unfünbticr/fcit roegen (Srtanbnifj jegtieber Sittrur, überhaupt oon Stüfür, oon ^id;toerpf(icr)tung gur $ttect)enfd;aft, oon 6traf* (ofigfeit beS ^ßapftes roar atfo nie unter ben £t)eotogen bie iftebe, unb toenn fte ir)n auet) einen deus mixtus ober terrenus nannten. l)

Der ^Sapft nnb bie ßarbinäte tonnen jeboct) unmögücr) bie $trtf;e fein, beim „naer) ben 2(u$fprücr/en getoiffer £)oCtoren ift

vino, por nias quo el Papa lo quisiese hacer, si bien aca en el fuero exterior se pasaria con ello, no habiendo quien compeliese." (,,$3ei= trage \nx fivdil. u. pottt. ©efe^iebte.'' I. p. 424 f.) freilief) Ifift ftcf> nidrt ivvi'cnweigeu, baß man bamate einen gav etgentl)ümtid)en unb wetten SBe* griff baben tyatte, n>a8 atteS ,,al buen gobierno de la Iglesia" gebore nnb ge)d)ebeit tnüjfe. ,,Cosi la pienezza della pode.stä anche nel Papa esser limitata da' suoi cancelli. in questo proposito niolto egli usci de' cancelli." Fr. Beaquer, SBifd). fc. 9)cer3. Pallavic. Istoria del Conc. di Trento. T. IV. lib. 19. c. 6. n. 5. p. 367.

') -Das frurbe -£m3 and) 'oon feinen ©eguern gefagt. <go beiftt bei Stepb. Dol. Antibuss. c. 9. (1. c. p. 395): Non habentibus fidem rectam, non habentibus auetoritatem ordinariam, mandantibus fidei cath., saluti et bonis moribus obnoxia, non expedit obedire."

52

ber ^ßapft ba$ §au^t ber römifdjen ®tr$e, bereu £eib aber ba$ Kollegium ber (Sarbinalc; allein ^ßapft unb (Sarbinäle finb Bei Settern nid;t bie ©efammtljett aller <ßräbefthürten.'' l) gerner „fann bie ®trcfye, »elcr/e ber mr;ftifd)e Öeib (Sfjrifti tff, nicfyt oer- bammt »erben, ba (Sr)rtftu6 3ttattlj. 16. fagt: SCuf biefen gelfen tt>tü id) meine ®ird)e Bauen unb bie Pforten ber §ötle »erben ntcr)t^ gegen fte bermögen." £)arau$ folgt atfo, ba$ (£arbinal^ collegtum tonne, »enn es »irfltcfy ber £eib ber $ird)e ift, nicr/t berbammt »erben; ba aber biefe Solgerung falfcfy, ober 3um »e- nigften für bie Doctoren ^»eifclfyaft tft, fo folgt, bag fie in jenem fünfte galfcfyeS ober 3»eifelr/afteS boctrinell als 2Bal?reS an- festen, £)e8gletd)en ift baS (£arbinalScollegium ent»eber ber »aljre ober fingirte £eib ber Zeitigen römifcfyen ®ird?e. 9£a<$ ben doctoren baS erftere, folglich ift jenes Kollegium $ur ©lorie pra'befttnirt ; ba aber bie £)octoren über bie ^räbeftination jenes Kollegiums feine Offenbarung fyaben, fo Ratten fie bemnadjj auefy nietyt behaupten follen, „baSfelbe fei ber£eib beteiligen römifcfyen ®ircfye." „£)te ^eilige tircfye mit ir/rem Raupte ift naefy Sfaguftin eine gan^ anbere, als bie ber £)octoren, bie olme ®dt)rift fagen, ber £eib ber ^eiligen römifdjen £irc^e fei baS @arbinalScollegium, für baS übrigens gut »äre, »enn beffeu Steile nur ©lieber ber ^eiligen $ird)e 3efu (Efyrifti »ären." a)

§. 5. (gortfefeung.) £)ie Stellung ^etri.

£)er ^3a^ft unb bie (Sarbiuäle finb alfo bie Ätrcfye nicfyt in

bem ®inne, »ie bie ®egner beS §uS fie faßten. @S fragt ftd;

nun junäc^ft, »elcfye Autorität f treibt benu £mS überhaupt bem

Zapfte $u, ober Ijat berfelbe Don ßfyriftuS gar feine befonbere

') Steph. Dolan. Dialog. Yolatilis. c. 5. Pezii thes. 1. c. p. 451. *) De eccl. c. 14. p. 27G. a. b.

33

$otfmad)t erhalten ? Um bie 2(nfid)t ^uffen'ö in biefem fünfte näljer fettneti 31t lernen, gc^e id> am befteu auf feine Crrffärung ber daf|ifcf)cn ©tette attatty. 16, 16 ff. ein. Mein fn'er tritt uns fogteid; eine aau.$ anbcre 2(nfd)auung entgegen. „(5$ fcbctnt, fagt er, md) ben Sßortcn bc3 §errn, bie $ird?e roerbe auf eine fvcrietfe Sfikifc für $fie genommen, n>e(tf;c nach feiner Sfaferfteljung auf il)m burd; ©tauben unb fcoftenbete ©nabe aufzubauen finb. 'Denn ,31t ^ßetruS, ber bie (Stelle ber Untoerfa(fird;e bertritt unb biefen ©tauten befennt: „bu bift (SfyriftuS, ber (Sofyu be$ (eben bigen ©otteS", fagte er: ©eüg bift bu (Simon, (Sofyn be$ 3ona. Tao fonunt aber Gerrits unb ber ganzen f trd;e 3m Unb toegen bicfcS fo Karen unb feften 33efeuutniffe8 fagt bie $etra 3um Gerrits : „Unb id; fage bir, bu bift Petrus, b. 1)., 33efenner ber magren ^etra, bie GfyriftuS ift, unb auf biefe <ßetra, meldte bu befannt fyaft, b. fy., auf mid;, ttritt tety meine ®trd)e burdj feften ©tauben unb fcottenbete ©nabe bauen, b. l).f bie 23erfamm(ung ber ^räbeftiuirten , toetcfje nad; ber Arbeit gur ©(orte beftimmt finb. Dc^afb derben auefy bie Pforten ber §ötfe nid;t§ gegen fie vermögen.'' !) „Die ^ßäpfte beulen freiüdj in ifyren 2lu8* fpriid/en biefe ©rette, „auf biefen gelfen öriü id; meine £ircr)e kauen", bermafjcn, baß fie barau£ bebuetren luotten, baß fie biefe ']3etra2) feien, ober ba3 gunbament, auf bem bie $ircbe ftet)e, fotoie auf Petrus, 3U bem gefagt warb: „bu bift Petrus." ftum ^erftanbniffe be$ SBortes bes §errn mujü aber bemerft derben,

') L. c. c. 7. p. 257. a. Tom. II. p. 145. b. *) Stephan. Dolan. erklärte 9Jiattb. 16, 18. (1. c. p. 375. c. 3) fo: ,,Et nescis, quia obedientia est non solum cujuscunque Status recti- licans regula, sed et totius s. matris eeclesiae incolume, verum et sta- bile fundamentum, dicente Domino: „tu es Petrus,, et super hanc pe- tram (a qua tu Petrus diceris, obediens sc. et stabilis) aedificabo eccl. ineam: et portae inferi . . . non praevalebunt adversus eam." Tolle lianc petram, de qua Apostolus: Petra autem erat Christus . . . tolle hoc fundamentum; ubi superaedifleatio? ubi struetura? et non potius de- struetio? Unb eknfo in feinem Dialog. Vo Ja Ulis p. 451. griebrief), Oo^onn -£>u3. 3

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ba« gunbament ber Kirche, bon bem gegrünbet toirb, toirb burd) „ich toill bauen" be^eic^net, ba« auf foelche«, burd; „auf biefe ^etra", enblich ba« tooburch, burch „bu bift @hnftu«, ber ^ofm be« tebcnbigen ©orte«." Gfyriftu« ift alfo ba« gunbament ber ®ird;e, ber ba 3eh- 15 fagt: „O^ue mich tonnt ihr nicht« thun", ohne mich, ba« erfte unb oor$üglichfte gunbament. grünbet uub erbaut jebod) Ghriftu« feine ®ircfye auf ftch at« bie ^ßetra, iubem er fie bi«£onirt, bamtt fie feine Gebert höre unb erfülle, benn bann bermögen bie Pforten ber §blle nicf>t« gegen fie. Da« Nämliche fagt auch ber ^oftet Sßaufos 1. <5or. 3: „(Sin anbere« gunbament fann Niemanb legen, außer bem toelche« gelegt ift (SfyriftuS 3efu«;" unb 1. £or~ 10: „bte "»Petra aber ift G>fjriftu3." greilich Begegnen toir auch tyier ber oberflächlichen unb einfeitigen Argumentation §uffen'«, inbem er ber Kirche (Schulb geben tDttl, fie betrad;te *>ßetru« ober beffen Nachfolger, ben $apft, al« ba« erfte gunbamcnt, ba« GEljrtftuS allein ift unb auf ba« auch, vorüber nie ein 3^eif^ obwaltete, "ißetru« ober beffen Nachfolger gebaut ift. „Uub fo, meint er, ift toeber ^aulu«, noch ^ßetru«, nod; ein anberer außer Ghnftu« ba« erfte gunbament, ober §aupt ber Kirche;" ') alterbing« richtig; aber biefe Wahrheit beburfte nicht erft puffen'«, um enbüch ber 9Jcenfd;heit jum 25enntßtfein gebraut $u derben.

Nicht auber« behält fid; mit ber @rflä'rung be« §u« über bie anbere ctaffifc^e Stelle: „3dj ioilt btr bie ©d;lüffcl be« Himmelreich« geben;" benn auch in ihr ift feine Nebe ba= bon, baß ^Petru« eine feiner ^erfon allein gutommenbe $ollmad;t erhalten f)aU, auch h^ bertritt er bie ganje ftrettenbe &ird;e. „$n ber Herfen ^etri, führt er au«, fagte (£hriftu« ber gan^ gen ftreitenben Kirche." Die burd; bie (Sd;lüffel erteilte 33cü= mad;t befteht aber nur barin, „bie <8ünben $u btnben unb $u löfen." Die 8d>lüffel nun, toelche fid) in einen ber Wfodjt be«

') De eccl. c. 9. p. 260. b. Replica ctra Angl. Jo. Stokes. T. I. p. 138. a. b. Explic. J. H. in i. c. t. Cor. T. II. p. 135. a; 145. a. art. 9. bei $öfl. @. 247 f.

J5

UrtfyeitS unb einen anbevn ber 2Biffenfdjaft tb/eiten, tonnen nur eine inftnuuentate ©eroatt übertragen. Die ©efammtooftmadjt beö iirieftcrtfjumö ift inftrumentat, um bem 9#enfd;en bie Zljüxc, roetcb/c (ibriftnS ift, $u öffnen, ober um bem Untergebenen (a subdito) ba$ £immetretcr; $u oerf abließen, ift ber bem Petrus unb ben Ruberen gegebene ^djlüffet ber töircfye, rote baS au8 SWattt}. 18 Har roirb, roo ber §etfanb fagt: Saldier;, ia) fage eudj, roa$ ifyr auf Arbeit binben roerbet, ift aud) gebunben im vnmmel unb roaS ttjr auf (Srben töfen roerbet, ift aua) gelöft im Gimmel;" ebenfo au8 3ot). 20: „(Empfanget ben fettigen ©eifr, meieren ib/r bie ©ttnben nachäffet, benen- finb fie nad)getaffen, unb rocteben ifjr fie Behaftet, benen finb fie behalten. 3)catt^. 16 aber ift bem v}3etruS unb ber Äirct)e in ib/in gefagt: 2Ba3 bn binben roirft u. f. ro. 3>urd; biefe 2öorte roürben nun aus fanget an @inficr/t biete Triften gefeb/redt, fo baß fie fidt) fffat>tfd> fürd;ten, anbere bagegen (äffen fia) baburd; täufd;en, fo baß fie in Urnen über bie sIftad)toottfommenr/eit präfumiren." 'Mein fie be$ier/en fid? bto$ auf bie 33ußgcroa(t unb fetbft biefe ift für ben 23üßer roor/ttb/ätig bab/in befd)ranft, baß ein priefter* lieber $?ißbraud; berfetben niä;t ju fürchten ift, ba biefer oon ©ett feine Stporobation ermatte. *) SGßo roaren benn bie <Scr/tüffe(, afö bie ^ftpftm 3'oljcmna ba$ Sßa^ftt^um ftd; angemaßt tyatte? §atte fie ntcfyt bie ftreitenbe $ircr/e naa) ib/ren bap befähigten ©Hebern? „£)arau$ teuftet ein, baß aus ber f;eiügften Autorität »It/rifti: £)ir gebe id; bie <Sd;tüffe( beS $unme(reid)e8 u. f. ro. nid;t beroiefen roirb, baß er bieS bem Petrus allein, ober bem römifd;en 23ifcr/ofe allein fagte; aud? brtttenS nicr/t, baß ber rb'mifcb/e §o(;eoriefter baS §auot ber ftreitenben $irct/e, ba£ ^eq, bie Ouetfe, ber unoerfiegbare, ober geroiffe, fixere 33orn, ja bie in jeglicher §infid;t $um Unterrid;ten unb @rteud;ten ju^ reidbenbe 3uflud;t$ftätte fei; benn ba$ ift ber ganzen ftreitenben $ird)e unb folglich jebem roafjren Styoftel (5r/rifti, ^riefter ober

') De eccl. c. 10. p. 266. a. f.

3*

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33ifd)of, gefagt, ber burd; eoangelifebeS £eben unb Doctrin bie firdje £I?rifti in feinen ©fiebern Wulf am erteucbtet." Uebrt* genS beweift bie$ aud) bie ©teile im tctjten §ai>itet Staunte ntcf>t ; bcnn, meint §u$, „icfy gebe fd;on ju, baß ^etruS burd; bie Sorte: „Seibe meine ©cbafe," fittgirtar bie Seibe ber <Sd;afe erhielt; aftein nur wegen be3 ^rärogatioS ber heftigen £iebe, womit er GlniftuS geliebt ^atte. DeSfyatb beftanb feine Seibe aud) in bem Sorte be3 (*oangeimm$ nnb bem 33eifpie(e Zeitigen SanbetS;" „icfy gebe ferner aud? 31t, baß (HniftuS 311 ^etmS generaliter et indefinite, aber nid)t geueraliter distri- butive fagte: Seibe meine ®d;afe; benn ^ßetruS l)ätte ja nid)t atte ©d)afe burcfy bie Croangeüfatiou nnb ba$ 33cifrnet feinet £eben$ reiben tonnen. Orr toetbete aber and) tijatfadpd) nicbt atte, Weit 31t liefen Weber ba$ Sort feiner ^ßrebigt, nod; feinet SanbefS unmittelbar ober mittelbar fam, fonbern nur einige ©cbafe au§ bem §anfe 3frae(8 (act. 2.), nMdje er burd; pro* ^etifd)e Sorte 3W 23uße 3urüdrief, bann einige in 2(utiod)ien nnb enbltd) $u ^om; atfo feineSWegS atte, oieünefyr nur bicfe unb jene, wetcfye ßf)riftu3 3U feiner ^rebigt gottüd) beftimmt t)atte." Sofort überlebt uns @u$ aud) jebeS ^roeif ef^ (wenn e$ nid;t fdjon 3U ftar in feinen Sorten tage), baß er toeber für v~)3etru$, nod) für feinen D?acbfotger, ben $apft, einen $ritnat ber 3uriebiction , ober für festeren aud) nur ber (Hn*e, im Sinne fyabe. „Sowie atfo, fat)rt er weiter 3U argumentiren fort, nidu folgt: $etru3 weibete bie Sd>afe &f)riftt, beSfyatb weitete er alle, eben fo wenig: Der römifd)e £>ot)ern*iefter ift §irte ber Schafe dfyrifti, atfo weibet er aUe/ *)

„Daß a(fo nacb jenen Sorten be3 (£0ange(ium3 : 5Tuf btefe $etra Witt icfy meine Äircfye bauen, @(jriftit$ beabficfytigte , auf bie ^erfon beS Petrus bie gan^e ftreitenbe Hird)e 3U bauen, bem wiberfpriebt ber ©taube be£ QroangetiumS fammt ber (irpofttion be$ 2luguftinu3 unb ber Vernunft. Denn auf bie ^etra, bie

') Resp. ad scr. M. Stanisl. c. 7. p. 352. f.

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GfjriftuS tft unb oon ber $etru$ boefy fetbft erft feine geftigfeit erfyietr, tooltte <3f;rtfrn^ feine Äircfye bauen, ba er, nid)t betrug, baä §auot linb Sintbamettt ber ganjen £ird)e ift." „Söeit aber bie einzige, fettige unb allgemeine $ircf)e bie 23erfammümg afler )U rettenben ^rabeftinirten nnb (üfyriftuS aüein beren §au£t, fonnc in ifjr bie toürbtgftc Herfen tft, ttyr nnb ifyren ©Hebern 33etr>cgung nnb (Sinn für ba$ £eben ber ©nabe übertragenb: fo ift offenbar, ba§ ^Petru^ mcfyt baS §au£t ber fettigen fvitr)o(tfcf)en ftircfye toar nnb ift; er regierte fie toeber gatt$, noef) ging er ifjr ganfl an SSMirbe oor, noefy fear er beren Bräutigam." „$Benn aber <5f)rtftii^ ben ^ßctruö naef) fief) boefy atö Häuptling nnb §ir= teil anfftettte,. tag ber ©runb baoon in ber ^3räeminen5 feiner für bie Regierung ber $ird)e geeigneten £ugenben, beren befen^ berS brei toören, in benen er fief; an^3eicf;nete, näm(icf) ber @tanbe, bie T)emntf) nnb £iebe. £>a jebod) atte mora(ifd)en £ugenben in genere innig oerbunben finb, fo tjatte offenbar ^erruS in jeber ©attnng oon £ugenben eine getoiffe freiem inen 5." r,33er^ möge feines ©taubenS erlieft er einmal bie Saft ber ^ra'feftur ber $ircf)e (burc3^ ba$ ^rebigtamt), bann ben Primat beS %nv teS (primatum offlcii) ber (Scftfüffet, beffen 33ebentnng fdjon oben erörtert tourbe." „Deefjatb tetrb nadj §ieronr;muS (Se^aö audt) nicfyt §aupt (!), fonbern ^3etru$ ober geftigfeit inter^re* tirt." ©ematf ben 2Iu3fprüd?en Gfyrifti über bie £)emutfy (Sttattty. 11; 20; 23. Sftarc. 10. £uc. 22.) übte fie ißetruS aucf> (act. 8; 9; 10; 15; ©al 2), nnb baS ift gteid^ falte eine Majorität beSfetben. Crbenfo tjatte er eine größere £iebe at$ bie übrigen Stiftet. Sonacfa erftart fid) bie ^räfef^ tur ^etri auö feinem ©tauben, feiner £>emutf? unb £iebe. l)

(£0 empfing ^etruS feine befonbere Qunebiction unb 9)cadjr, fein Primat beftanb nur in ber ^rä'eminen^ feiner Stugenben (^rebigt unb Zeitiger 2Banbet); oietme^r fturbe atten Slpoftem fcon GEtyriftuS gteiefye $ca$tOoüfommenf)eit jum^inben unbSöfen

') De eccl. c. 9. p. 262. ff.

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mtb für atfeS ©eiftttcbe jugetijettt. $ätte ber §et(anb ben Styefteux nicht bie befagre $cacf)tocÜ/femmenheit gegeben, fo fcr)iene es nict/t oorfid;tig geb/anbett, fie fc fcCitartfcr) zur Regelung fo entfernter ^reoinzen zu fenben. ßs traf fid) and) niebt, baß bie übrigen Surftet ^etruö oon ihren 'pretoinjen aus zu 0?atr) zogen, als ob oon ihm bie ganze päofttidje 2Qcacf>t netr/toenbig ernannte; im ©egenthett fagt ^autuS bezeidmenb, baß jene bie etroaS, ja bie Säulen ber £ird;e |it fein febienen, ihm nichts übertrugen ((Sfol 2.), unb bag er bem ÄethaS in 5Xntiect>ien in'« @efid>t roiberftanb, roeit er £abet oerbiente. gerner r)atte ^erruS auch barnm feine ausgezeichnetere 93?ac^t, toeü er 33 1 f cf; o f ber föfc* mer roar. (Stanislaus möge ba^er nur beroeifen,. baß Bantus feine Autorität unb 2Mmad)t oon Sßetruö als oon bem Raupte unb Gerzen, ber Cuette unb bem SBorne mit ber (Eminenz ber DJcachtooiTfcmmenheit über ade anberen Slooftet, roie (qualem et quantam) fie feiner ber 9(oofte( befaß, empfing, bann toirb fein Argument beer) einigen Schein eines fetten erreichen." Stüein ^ßetruS fragte es nicht einmal (act. 1.) an bie Stelle beS 3ubaS einen Ruberen in'S Crpieccpat aufzunehmen, fonbern betete roie unb mit ben übrigen Sfycftetn, ber §m möge bie 2Baht leiten. 3ct) mac^e §t€t nochmals auf bie häufige (sinfettigf eit ber huffitifd;en Argumentation anfmerffam. ^cb bin ber Anficht, bei irgenb einer Stcüc müßten locht aüe in berfetben enthaltenen Momente, afie Umftäube in'S Auge gefaßt unb getoürbigt frer- ben. SDcittefft biefer roiUfürtichcu 33e^anb(ung ber Schrift fiubet er freiüd; auch bei bem Apoftekoncil (act. 15.) feinen Verzug beS Petrus, btefaiehr urthette nach ihm QaccbuS ebenfo ober noch mehr als ^etruS, unb nad; ben Sorten jenes Geföfteße nicht ^erruS, fonbern es tyi$c: „hierauf gefiel es ben Aoeftcln unb Acltcftcn beS 23o(feS (?).mit ber Kirche." 2Bie fönutc cnb tich Petrus auch nur eine höhere Wfofyt befeffen f)töw, ba ihn fegar bie Apeftel, locld;e in 3crufalem maren, mit Johannes nach Samaria fanbten? „Schließlid; toirb nun emuefen fein, roie bcrTecter (Stanislaus) nicht beroeifen tarn, baß öon ?etruS

39

ric eroberen Hpoftel ibre Sßoümad^t erhielten, fo aud) nicfyt, bog biefelbe bot! bem römifdien Apebcpriefter bie anbeten 3Mfcb,cfe empfangen müffen. (§r pngtrt atfo b(e$, betetet aber ntrf;t reu ^iMlmad^tauSfluj? au$ bem Raupte, bem Zapfte." ')

§. 6. (gortfefcung.)

5Rac$ ben borau$gel)enben 2tu$ftt§rungen gab es unter ben Sfyofteln feinen netlnvenbig bererBBaren Primat be$ $?ed?t# unb ber Crbre. xHllc Styoftel ftanben einanber an Stutorität gteid;, atte feilten fid; in ben gemetnfcfraftücben SBeruf, ber „nie ein anberer toax als bttref) bie ^aebfotge ber bitten (2r)rtftt bie >Ürd>e pi lehren, bie 2)cenfcf)en 311 taufen, bie $ranfen 3U Reifen ramonen aufzutreiben, baS Cpfer beS SeibeS Gfyrifti bargu&rin* gen unb ric aufgetragene 2?etfmacf)t $um ^ortf)eit ber Sird;e ii&erafl $u üben.'' 2) Unb biefe 9?egierungSform ber $ird)e ofyne ein ficbtbareS §au£t, fcen bem atte abhängig toären, bon bem atte bifd;cflid)e Autorität beribirte , beftanb bis auf (Sonftantin, atfo breifyunbert 3a^re taug; „beim ber $aifer fe£te nad) brei= Rimbert ^afyren ben ^3apft ein, ber ats remifeber §cfyepriefter ben anbem §of)epri eftern bis gur f'aiferüd;en ^cfyenfung Sftitge; noffe toar, unb nur burd) beS .QaifcrS Autorität ats £aupt 31t fyerrfeben anfing." 3) „denftantin Ijiett bafür unb befaßt um baS 3afyr 301, baft ber cberfte 5Btfcf>cf bon alten Sßapft genannt »erben fcüe , unb in gotge ber Dotation erftarfte aud> jener OJame."4) £benfo fanb Qonftantin 301 für gut, befaßt, befeftfeg unb beftimntte, ba§ ber rÖmifd;e 53ifd;cf atte faiferücfyen ©etoanbe

') Resp. c. i. p. 314. f.

2) De eccl. c. 15. p. 279. a. b.

3) L. c. n. p. 280. a. ,.Ecce, quod Papae praefectio et institutio a Caesaris potentia emanavit, quae non potest Dei potentiam limitare."

4) L. c. c. 13. p. 274. b.

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bereit er fich a(S fyeihrifcfyer ßaifcr bcbiente, tragen foüe," fo bafj „er, trenn er bem £eben (5r)riftt nnb ber 5(pcfte( entgegen* gefegt roanbelt, mehr (Statthafter beS SaifcrS atö beS §cf?c= priefterS 3efu <2f>riftt ift." *)

3Mefe Behauptungen toieberljofte §u$ and? auf bem (Sonette oon Gcnftairv 3U ^cm 2(rtifet: „bie papftücbe SBürbe r>at bom Äatfer unter ben Römern ihren Urforung," erftärtc er, „biefe 'prooefition finbet ftdt) nirf;t in bem 33iicf)(ein (de ecclesia), bod) ift ttahr, bafj bie jpäpftttc^e 2£ürbc nad; ihrem zeitlichen dominium, ihrem Ornate, ihrem U eberragen ber anbeven ^3 1 f er) c f e (quoad suprapositionem) unb ber Unterwerfung ber übrigen Kirchen aus bem ^ribtteg bee SaiferS GEonftanttn unb nac^er beS 'ißfyecaS entfprungen ift £)iefe3 ^riotteg über= trug bie nicä'ntfcbc ^t;nobe bem römifeben Bifchof, bamit tote ber Saifer bor ben übrigen Königen, fo ber rbmtfcbe Bifcfjof ber ben übrigen 33ifcr/öfen g(eicf;fam ber erftc genannt toerbe. 2xc\y bem bat bie päpftücbc Sföürbe ir)rcn Urforung unmittelbar oom ^errn Qfefuä GljrifiuS." 2) „3cf> fage nanttid; fo: Be$üg= (ich bc3 äuBeren CntateS unb ber $eitttcbeit GHttcr, welche bei- drehe übertragen Würben, bamit fic eine päpftücbe 33>itrbe fei, hat jte ihren Urfprnng bont Äaifer (Sonftantiu, roa# [pater anef) anbere £atfer betätigten. 2(ber bezüglich ber geiftlicben 5lbmi- niftratton unb bes 2(mte3, geifttich bie tfirebe :u regieren, Ijat eine f c T et) e SBürbe unmittelbar oom £>errn 3;efn Ghrifti ihren Urfprung ;" 3) allein „ber oft muffe bie (Srcettenj feiner SÖürbe bemiitr/ig unb ofmc ben ^omo berbienen," fügt er eben ba bei, um bem faofttfntm ofytte Weiteres jebe ^Berechtigung auf einen 2(nfprud), eine oon CEt)riftn^ mit beftimmten 9ted)ten ausgestattete 3nftitution 31t fein, $u nehmen. 3m @egenthett bie grogartige ©efct)idt)te bee ^aofttr/umS Ijat fidt) auf einer uncr)iiftlicr)en

') Resp. c. 2. p. 337. b. f.

2) Art. 18. £i>fl. 227; art. 21. 25. 1. c. 229.

*) Art. 12. bei £'öfl. 249.

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fttttttten be$ fyeibnifcfjen tfaifer« Genftantin ffttgefefet, riefet fetbft t)at atö eine Hege 5D?cnfef)enfafcmng feinen ?{nfrrucb auf (Rettung unb $efkmb in ber £ird;e.

£ennocf) frricf)t f)u$ rem ^arft atö einem ^cacr/fotger $etrt # ber bie s2lmt£geu\itt $etri babe unb übe, allein ße i ft enrac gatq anbercS, afö bic f'atf;elifcf»c Mircbe (efyrt. „SSeit ber ©icar bic Stelle bc$ Oberen, febreibt fQtö, Don bem er bte $kartat$geto«ft empfing, vertreten ttrnj}, fc ift es nctfytrenbig, bafj er unmittelbarer bemjenigen , beffen Stettc er vertritt, in [einen Herten cottfortn fei, beim anwerben! fotrb bic ©etratt in ifjm vereitelt £)arau$ nun geftaftet fict) fotgenbeS 2lrgu* ment: ©er ÜDfcttfö ift Jette« gftear, beffen Stctfc er vertritt unb reu bem er eine rreettratorifebe (Metratt gefefcmafjtgertoetfe über- remmt. Allein üftiemanb tanu trabrbaft Gfyrifti ober ^etri Stelle vertreten, trenn er Ujttt nietet in beu Sitten nachfolgt, ba cS feine anbere toef en t (teuere "Dtacfrfefge gibt, unb er niebt anbete ton (£*tt eine rrcimraterifcbe Gktralt erljäft. Senacf) hnrb $tt biefem 33tcartat ettwrfeftg Konformität ber Sitten unb anbererfeitS bte Autorität bc3 3>nftttmrenben erferbert." £)ier ft>ricf)t §u$ ein $rind$ aus, ba# uns atterbingS ntd>t me^r unerwartet erfebeint. !©aS anbere« a(3 Hofe Konformität ber Sitten unb £ugcnbcn feilten jtttti SStcar fetri machen föunen, trenn btefer fetbft nur bnreh fie einen Primat befaß unb bie £ircf)e regierte? g$o$er fettte ber $arft eine größere fircblidje SDfrutyt überfommen fyaoen, trenn fie bech *ßetru8 fetbft nicht übergeben warb?1) 2(uf bem Kendl ron Konftan^ bemerfte £ug $n btefer Stelle, bag er ba8 nur „besügtid) bc$ 93erbtenfte$ unb £etme$, ber barauS folgen

') De eccl. c. 14. p. 277. a. art. 10. £öfler. 218. Cappenberg. L c. p. 39: ..Primatus ieritur seu prineipium unitatis eccle;iae in papa manifestatom Hnssio non nisi primitia virtualis seu summa auetoritas personae soli, non muneri adnexa videtur. quae quidem alternis viribus succumbit. quandoquidem modo hic modo iüe alius alio die virtuti- bus antecellit nec hominibus sed soli Deo manifesta est."

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fottte, jeboch ntdf>t folgt", meine, „nicBt aber besüglich beS 2ün* te$." Sttan fragte ihn, imb jebenfattS mit boüem fechte: „2£o in feinem S3?ud;e (de ecclesia) biefe ©toffe ftehe?" §u$ gefteht nnn fetbft, in feinem Suche „über bie &ird)e" uirgenbS, mohf aber in C 2. contra Mag. Palecz." *) Sldein roenn man erroas näher jttftdjt, fo berfteht er bcrt eben fo toenig eine 3uri£= bictionSgetoait nnb rebncirt fid? alles anf einen moraüfcr/en (Sin* fluß. „^at-ft bezeichnet bei ib/m jenen geiftüchen 33ifd)of, ber am höchften nnb äfynücfyften bie Stelle Gbrifti roie ^ßetruS nad) ber Himmelfahrt berfier/t." tiefer Stellvertreter (E^rifti nnb Diatf^ feiger $etri ift aber nicr)t gerabe immer ber römifche 53ifchof, nicht gerabe an 9?om gebunben; benn „toenn jebe Herfen *ßapft genannt hmrbe, tpetct)e bie oeeibentatifche £ird)e als römifeben 3Mfcf)of annimmt, um in ftircbenangelegenheiten cberfte (Sntfcbeib* ung in geben nnb ben ©laubigen feinen bitten bor^ufchreiben, fo. roäre bie$ ein SDctgbraucr) be3 £erminu£, roei£ barnach ber Safl eingeräumt werben mügte, baß ber rofyefte i'aie unb ein 2Beib (^ät-frin Johanna) , ober ein ^äretifer unb 3(nticbrift Sßapft nmrbe."2) So fteüt fidr) immer mehr fyerauS, batf §uffen bie Autorität be$ ^ßapfteS feine objectibe Süntegcftatt, toie bie beg ^riefterthuineS, unberfümmert buref) bie Subjectioität, fon= bern nur ber (Sutffafj ber Subjectioität ift. 3)aS ^apfttfm™ fotf atfo niebt in einem an fid? bon bem meraüfcfyen 253ertt)e, ber etr/tfeben Xücbttgfeit feinet £räger$ unabhängigen 3(mt be= fter)en, fonbern nur bie morattfcr/eSftacbt be3 jeweilig tugenbhafteften 23tfcbofe8 fein. 3ft barum ber (fogenannte) ^apft auch mit ben £ugenben $etri gefchmücft, „bann ift er ohne 3^eifet *m ^a^' rer 33tcar 3efu Ghrifti, effenfunbig ©Ott unb ben Sftenfcbcn, toenigftenä nach ^em äußeren SenfuatnrtheUe." 3)

Demgemäß tarnt £uö gar nicht gur Orinficbt gefangen, bafj

') Art. 15. £öfl. 250. ^gf. ba$u art. 4. 1. c. 259. l) De eccl. c. 13. p. 274. a. ■) L. c. c. 14. p. 277. a. f.

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man beim fapftc $toifd?en morafifd^er Sürbigfeit unb 2lmtecba taftcr unterfd;etbcn, baf? „ber %^\t, toetut er and) bbfe unb oor= (jergctoujjt fei, bc^fyalb bod) ^au^l ber 5c ircf>e fein fbnue." „Sic wäre er ba$ ^>oitpt ber ftrcitcuben ftirebe, ja bereu forpcrlidjefc (fid;tbaree) 2paupt, ba er nid;t einmal ©lieb berfetben tft? £>enn to&re er letztere* , bann toürbe er and; ein ©lieb Gfyrifti fein, ^inge als felcOeö GHjrifto burd) bie ©nabe ber ^räbeftinarion unb bie gegenwärtige ©nabe an unb toäre Grin ©eift mit ©ott. Ober nnfet ifyt niebt, baj? berjeuige, toetd^er bem SBu^toeibc anfängt, (Sin ßeifc mit il)m feto?" J)

3n biefer ^cfdjränft^eit ber Gnnfidit begreift er ferner nicfyr, umc ber $aj>ft ben Xitel „£>eiligfeit", fyeiligfter Sßatcr" führen tonne, berfclbc nid;t feiner Herfen, fenbern feinem 2(mte juge-' febrieben derben folle. „Senn „fjeiligfter 33atev" 2lmt$titel ift, fo möge ber ^orfpiegler bod) gufeljen , ob benn aud) 3;uba£ ^cariotfy f)eiligfter 23ifd>of ttar, ba (SfyriftuS bon ifym fagte, baft er ein Xeufel fei." „<Soll *ßapft ber 9came beS 2lmte$ fein, fo folgt, bafj jener fd)led;te unb borfyergehmgte ^abft feinem Slmte nad) ber fjeiligfte, folglid; au$ ber befte fei. £)a aber t>iiemanb bem 2lmte nad) ber befte fein fann, olme baß er baS- felbe am beften ausübt, fo folgt, bag ber f$led)te unb borf)er= genntßre $a£ft bennod) fein 2tmt am beften ausübt. Qnbem er bies jebod) nid;t bermag, toenn er nicfyt moralifd) gut ift, ba ber £eilanb SDiatt^. 12 fagt: Sie fonnt ifyr ©uteS reben, ba ifn* böfe feib? fo mug ber fcf)Iedt>te unb borf?ergenui£te ^abft 3u gleicher 3eit moralifcfy gut fein." Unb gan$ begreiflich. GrS Befielt ja baS 5lmt be£ s]$a£fte3 nur im „Sorte ^eiliger ^rebigt, ber £)octrin unb befonberS beS 33eifpiel3;" e$ ift felbft nur ein moralifd;er Hinflug, $apft fein „@ad;e beS ^erbicnfteS" ober aud) moralifdj leben, tute ift bafyer mögtid), baft ein Un* moralifdjer sugleid; moralifd), ba« f?eißt, $apft fein fonnte? „Grs fei überhaupt fonberbar, toarmn man xitcr)t alle 33ifd;öfe

') Resp. ad sei M. Steph. Palecz. p. 322. a. f.

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„f?etfigfte SBätev" nenne, ba fie boc^ fpeciftfcfy ba«fe(be $mt mit bcm Zapfte, \vk alle Styoftet mit *ßemt8, bemalten."1) (Sine etgentfnnnitcfye Ironie 6dr/idfat«! £u$ ntug es in feinem pefternben Grefes überfein, baß gerabe fein au« einem Briefe be« sßapfte« Tregor M. enthobene« ©tat ihn fefl&ft toibertegt. ©reger ncmificfy nennt ben 23if(fyof, an ben er gegen ben Zitd „unieerfetter 23ifd;of" fd;reibt, ttdmt $eifigtett;" 2) allein ba« beengt §u« in feinem totttfürlictyen ©ebraud) ber Später nicfyt. @r Witt nicfyt fefyen, unb erjftirt nicfyt. 3U Sonftattg, teo er überhaupt mand)e« burd? 3ft>eibeutige ^Beübungen unb (Srftar* nngen be« eerbäcfytigen @f)ara!ter« 31t enttebigen fud)t, fagt er: „3a id) teeift feinen ©ritnb, tearum idj ben ^ßapft ben fyciügften nennen feilte, ba tym ausreichen bnrfte, frenn id) tt)n fyeitig nenne n. f. to. (Sfyrtftum nenne id; it?at)rr)aft ben §etügften;'/3) „id> läugne nic^t, eie(mel)r billige icr;, bafj bic miniftertette pctyft^ lic^e SÖ&ürbe auf (Srben unter allen anbern minifterieüen Würben bie fyeiligfte fei; fie jebodr) heiligt nicht ben SD?enfd;en, fenbern ba« gute £ebcn",4) unrebltch ben tathelifen bie 21nfid;t unterfc^ie* benb, al8 ob fie ben ^apft fraft feine« Intte« perfönlid; Zeitig fein ließen, toätjrenb fie gerabe gegen £m«, beibe« ftreng unb genau an«cinanberhaltenb, ftet« ba« ©egentheil behauptet hatten, §u« aber biefen Unterfcbieb nicht 31t faffen vermochte.

Sie ©egner puffen« machten nocl; einen SBerfud;, ihn eon ber 9tctfytr>enbigfeit ber Autorität be« ^3afcfte« 3U über3eugen, tnbcm fie nämlich fcon ben fichtbaren TOtgliebern ber fircfyc auf ein fid;tbare« §aufct berfelben fd;lcffeu. „Crange au« ben ge= nannten Soctoren behaupten, ba§ ber ^ßafcft, nidjt fo @hriftu«, ba« (fichtbare) förperurf;e §ait£t ber ftreitcnbeu £ird;c fei, ba« immer bei ber $ircr)e bleiben muffe. Siefen bleibt aber $u be^

') De eccl. c. 12. p. 273. a; Resp. ad Paletz. p. 322. b. *) De eccl. c. 12. p. 273. a.

3) Art. 6. £öft. 260.

4) Art. 26. $BfUt @. 230.

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toetfert, meint §ud, bag ber <ßapft §aupt ($aupt = bad §aupt ßljriftuö) ber fettigen Kirche fei, wad fic aber nod) nidjt be= liefen haben; ferner bag @hriftud md;t f etbft bad förderliche £>aupt ber ftreitenben £ird;e fei, ba bod; (SljnftuS eine förper* lid;e Herfen, Weil Sftenfd; , ift; §au|pt ber ftreitenben fircfye wenigftend ift er nnb ald göttliche ^erfon ift er fogar alte £age bid an'd @nbe ber Seit bei berf elften gegenwärtig. Senn er nun noch ä^nttd^ burd; bie ©nabe feineu £eib facrameutal nnb geiftig feiner $ird;e jum (äffen gibt, tote ift und bann biefer Bräutigam, SöeJ^er ba« §aupt ber &ird)e ift, nid;t gegenwärtig gcr, ald ber ^apft, ben oou und 3Weihunbert Tanten trennen, ohnmächtig und burd; fid; (Sinn unb Bewegung, wad 2lutt bed £>aupte$ ift, einzuflößen." !) 5lucf; ber SDcag. Stauidlaud ü>fO $ud auf biefent Segc bekommen. So argumeuttrt er baruui: „£)a bie (55efanuntt)eit ber mr/ftifd;en <Sd;afe dljrtfti menfd;lid) fid;tbar oerfchrt, bebarf unb erforbert fie in ihren burd; ben (Erbfreid oertheilten <Subjecten aud; eine ben menfd;lid;en 23er= haltniffen eutfpred;eube, fichtbare Erleuchtung in aller unb jeber Materie, im fathotifd^fird;lid;en unb cf)riftlid?eu £eben Unter weifuug, $ergewiffermtg, Leitung unb SSeibe, folglid; eine gewiffe unb fidlere, namentlich fid;tbare ,3ufluchtdftätte, ^0 fcag in 9?icf)td mangelhafte, foubern nach a^en Beziehungen ^ureichenbe gormat= ^rineip $um (Meuchteu unb meufd;lid; fid;tbaren Uuterwetfen ber ganzen ©cfammtheit in jeber fird;(id;eu unb d;riftlid;en Materie ruht." §at aber bie §Bt<mt (Shnfti Wirflid) unb unabweidbar biefed 33ebürfnig, wad Übrigend §hriftud unenblich beffer Weig unb uneublid; beffer an^uorbuen oermag, ald irgenb (Einer aud und ben ginger 31t regen, fo ift bod; fehr flar, bag er thatfäd^ (ich eine folche fichtbare 3uflud)tdftätte angeorbnet habe. £>a nun, wie fcr)on weiter oben gezeigt würbe, §ud oou feiner auf bem Zapfte bafirenben infalliblen firchlichen ^nftitution weig infallibel, weil fie bagu ben Betftanb @otted, bed heiligen ©ei=

') De eccl. c. 13. p. 276. a.

ftes f)at: fo ift au d; feine 5lnttoort nidjt unerwartet, bag nämttd; bod; feine foldje 3uftud;t$ftatte at$ fidbtbareS §aupt, £>er$, Quefle unb SBorn, ba$ f;eigt fein $apft, tote ber £)octor will, auger bem ©orte (Sfyrifto , nadj jeber £)infid;t guretd^enb fein tonne. £)urcfy bie Hnnafyme einer folgen gän$Kicfy jureidfyenben 3ufluc$t$ftätte Würbe man übrigen« nod; bie ^ncontoentenj be^ gelten, bafj man neben (Sfyrifto eine anbere 3uffacfyt«ftätte feilte, bie ntdjt nur in nichts ermangelte, fonberu fogar naefy jeber Söejie^ung tote (SJjriftuS gum Regieren unb (Srteudjten ber ®ird;e genügte." ') Unb boefy beburf teu bie Styoftel bon feiner ^roötnj aus eine« 9?ecurfe$ an ^etruS, bietmefyr Ratten fte, wie er, beu gleiten Auftrag, alte SBitffer ju lehren, unb fannten feine anbere ^eftriftion ifyrer 3uri3biftion, a($ ifyre eigene 3n^ fuffteienj."2) „3cfy geftefye jebod; %u, ber ©ott (5§rtftuö oer= orbnete feiner 23raut, ber ®ird;e, eine fixere, gubertä'fftge, unb nad) jeber 23e$iel;ung auStaugeube 3uftucWtätte feine SQcenfd^eit närntid)." „Gr$ fdjabet inbeffen nid)t, ift oietmefyr fefyr bortfyciifyaft für bie ®ird>e ©fjriftt,. baß biefe jureictyenbe 3uf(ud;t3ftätte, nämttd} bie -tDcenfd^eit (Sfyrifti, nid;t ficfytbar bei feiner 23raut, ber berwittweten ftreitenben ßircfye oerfefyre, ba er fetbft $u feinen Jüngern unb fo gu atfen fotgenben ©laubigen fagte (3^. 16.): ift gut für cud>, bag id> gef;e. £)enu menn td; nid;t fortgebe, Wirb ber ^aractet nicfyt gu eud; fommen; getje id; aber fort, toerbe id; ifyu eud; fd;icfen. @o fcf;eu bie ©täubigen, fein längerer förderlicher unb fid;tbarcr 2lufeutf;att auf (Srben Wäre für fie fd;äbüd) gewefen. SÄftag nun etwa ein ©taubiger juftimmeu ober gtauben, ber 5lufentf;aft beS pornp* f;aften ^apfteS in ber fird;e (EfyHfti möd;te biefer tli|lic$er fein ate ber ßfyrifti felbft? £)a aber nad; bem ©rauben ßf;riftu$ nid;t lügen unb fünbigeu fann, bagegen ber 'ßapft tetd;t mit beut breifacfyen geiftigen geinbe bemadett wirb, fo ift aud; aus bem

') Resp. ad scr. M. Stanisl. c. 5. p. 347. a. b. •) L. c.

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©tauben f(ar, baß ber „boctrinafe" Huf enthalt dfyrifti unenbtid; beffer roäre, at6 irgenb einer »on einer fotdjen guftucfrtSftä'tte, mic fie ber £)oetor fingirt." UeberbieS ift gur $erf;ütung oon 3rrtfyümern nnb <Sä)t$men beregte fid)tbare 3uf(ud)t3ftätte eben fo wenig unbebingt notfyiüeubig, ba gerabe bie Zapfte bie Urfacfyen waren, ba§ ^rrrfutm in bte Äircfye eingefädelt unb biefefbc burd> @<$i$men jerriffen würbe. £fyatfacf)üd) bebürfe exibüdt) bte $ird;e feinet folgen förpcrücfyen §aupteS, ba fie ja oft 3af?re fang wä'fyrenb ber @ebi$öacan$en ober wie unter ber ^ßäpftin 3obanna t)aupt(o^ war, l) unb man bod) unterbeffen fetig Wer* ben fonnte. 2)

„Sonad; ergibt fid) af$ 9?efu(tat, bag aud; fein gunfen oon (Schein oorfyanben fei, ate ob ©in bie ftircfye in ben geift* (id;en fingen lettenbeS £aupt unbebingt notfywenbig fei, unb aU ob ba3fe(6e immerwäfyrenb bei ber ftreiteuben $ircfye fcerweiten müßte, eS iooüte beim ein Ungläubiger bie fyäretifcfye Meinung liegen, bie ftreitenbe Stirere bebürfe unumgänglich tyier eine ftets Meibenbe (grabt unb l)abe nid;t oielmet)r eine fünftige $u fu= ct)en." 3) Unb ju (£onfran$ glaubt er bem (Sonette bemerHid; machen 31t fotfen, bafj ja fetbft feine geljre bittige, bag „ein fotd)e3 forperüd;eS §aupt nid;t immer unbebingt notfjwenbtg ba fein unb mit ber ftreiteuben $ird)e oerfet)ren müffe, ba Wir bod; aud) jefet (nad; Slbfefeung Sofyann'S XXIII.) fein fo(ct>eö fjaben, meintest* nur ben §errn 3efu8 GtjriftuS." 4)

') L. c. p. 348. f.

2) 3u Sonftanj gegen $0$, Sßtffo, $8|f. 196.

3) T. I. p. 346. b.

4) Art. 3. Pfl, 236. f.

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§. 7. (gortfefcung.) &ic römtfcfje Äircfje.

Sotyf fd;n>erfid> bebarf c8 meljr eine« fangen 33eroeifeS, baß nad) £mffen'S £efjre and; bie rönttfcf;e &ird;e feinen befonberen SBorjug oor ben übrigen ®ird;en f)aben fann. Unb obfd;ett bie £ird;e „röntifd;e £ird;e" genannt ioerbe, fc beruht bte$ anf ganj anberen ©rünben. „Senn aud) bie d;rtftficf;e $irdje ton 3>ubaa if;ren Anfang nafnn, toerot bann in 3erufafem ba3 §aupt ber yf treffe, SfyriftuS, gemartert tmtrbe: fo ift fic bod) vernünftiger Seife sufofge einer gemiffen ^präemittett$ röntifebe leitete ge- nannt roorben. GEtnntaf, toeft ßfyriftttS uutjjte, bag bie SSÖffer toegen be$ Unglaubens ber 3uben bem römtfetyen 9teid)e ein$n* pfropfen feien (dlöm. 11.), bann toeif bort eine größere 9In$atjf üDiarttyrer trinm^irte, afö in einer anberen <©tabt, benn roo ein Dtatfdj geboren roirb nnb rufmireid? triumpljirt, oon ba nimmt er feinen Tanten; enbfid; bamit erfannt toerbe, nid;t ber Ort ober baö 2(tter, fonbern ber formtrtc ©faube griinbe bie $ird;e (Sfyrifti, inbem biefefbe nacb Herfen nnb $eit früher in ben elften 2i£eu mar." fteinestoegis barf jebod; „bie römifd;e $ird;e für sßapft nnb Gtarbiuäfe, tote fie immer befdjaffen fein nnb too fie immer ioofmen mögen, in gittern ober fd)ted;tem Sattbef, ge^ nominell »erben; ebenfo toeuig für ben Sßapft alfein. Diefe bei- ben festen 33ebentnngen oon römifd/er $ird;e finb oon ben (Scho- laren l/erauSgebeuteft toorben."

„Senn bafjer bie römifd;e tfirdje einen Primat nnb eine Siirbe in 93e$ug auf (55 o tt über äffen anbero iärd;en fyat, fo leuchtet ein, ba§ fie bann bie ganje ftreiteube Üird>e (ber %xa* beftintrten) ift, bie ©ott mefyr liebt ate irgenb einen ^beii ber* fetben." !) tur$, „too ©ute finb (fctyliejjt er fieb ber ©toffe

l) De occl. c. 7. i». 257. f.

4!)

ad deeret. 21. dist. Argumentum an), ba finbet ficfy bie romifd;e $ircfye, unb nad; biefem Argumente fyaben bie ©lau^ bigeu ^oUen ©(aubcn glitt! ßrfennen, too bie römifcbe Äircbe fei." ') ßbenfo oerf(ad;t ift in ber £eljre £uffeu'0 ber 2üt«brud „apofro(iftf>er StufyL" 2Benu bie £)octoren gegen £m« befyaitp= ten, bag „bem apoftcüfdjeu §>ttt$fc ber römtfcfyen &ird;e (nnb ben Prälaten) bie Untergebenen in meiern unb 3eg(ia)em gefyor= cfyen raüffen, fefern nid)t pur ©ute« oerboten ober pur 53ö'fe« befohlen toirb, fonbern nur ettoa« ^nbifferente«:" fo nimmt £m« bem oon $orne alle ®raft, ba er unter „apoftolifcfyer @tufy(" etma« gan$ anbere« oerfte^t. „lieber ilm foreeben $ie(e, befon= ber« bie Ganoniften, fo äftanebe«, aber toa« er fei, toiffen fie bod> nicfyt." „Slpoftoüfcber ©tufyl tann ba« £eben eine« tfyatfaa?ncf> ba« £eben eine« Slpoftel« füfyrenben $rie* fter« feigen, fotoie (Stufyf be«2(pofte(« ba« £eben be« 2(pofte(« ift." „Slpoftolifcfyer ©tu§l ift ferner, toa« flatfceber SDcofi«. tiefer ift aber toeber SDfofe«, noefy ein tyofjer, ferner ober ftet* nerner ®i£ iDcofi«, toie eine« oorft^enben Stticfyter«, nod; bie <&iy- nagoge, fonbern bie Autorität ba« $o(f $u teuren unb $u rieten. Darnach ift bann ber apoftolifcfje @tit^ bie Autorität ixx (efyren nnb ju rid;ten naa) GDjrtftt ©efe£, ba« bie 2lpofte( (ehrten; auf üjm muffen toeife unb gotte«fürd?tige Männer fi£en, in benen bie 2öafyrfyeit fyerrfcfyt unb ber ©ei^ fremb ift." „Sirf* üd> fi^t baf;er auf bem $atfyeber $öiofi« ober ^3e tri, toer in ber Slutori tat ber fjeiügen ®a?rift gut (ebt unb lefyrt, nid)t« grembartige« $um ®efe£e fügt unb nicfyt oon bem $atf;eber ©emittn fud)t." £>a« ift aber feine«- roeg« bei ber römifeben £urie ber gatf, „bie ber ®i£ be« (Sa- tan«, nicfyt §fyrifti ift, inbem mau bort nad) feinem eigenen £e- ben auf bem $at!)eber ber $efti(eu$ fi£t." *

9?äfyer auf bie ftrcfyüdjen $ed?ä(tniffe angetoanbt lägt fidj „apoftoüfcfyer @tufy(" bafn'n beftimmen, bafj er „bie Autorität

') L. c.

4

fei bae ©efefc Ootte^ }u (ehren, ober bas ®efchlecht ficf> folgen- bev Seifiger ^Stfle ober ^ifeböfe, baS SBorforge trifft, wie ee auf bie größere Crbre (Rottes unb barauf benft, was nüfelidher für bie heilige Kirche, beilfamer für bte ^orgefe^ten unb Unter- gebenen ift, inbem c$ nicht ben Unwürbigen bor^ebt, ben Taug- licheren ^urücffett, ohne Prüfung Gincm baä Watt beä (Gewinnes, ber v£crwanbtfcbaft ober irgenb einer perfönlichen 3une^uni3 wegen befebränft." ')

Welche 3?ebeutung Wirb nach all bem ber ^aoft noch als Lehrer in ber Kirche haben tonnen? Serben feine Fullen unb (fonftitutionen , feine SDcanbate unb Xecrete eine oerhinbenbe Sraft befifcen? Ta§ öon feiner bcrfonlicben 3nfaÜibilität te* s]?aoftes hei §uS bie Oiebe fei, fahen wir herein ; in 33e$ug auf feine üfrutbait aber ftellt $)H0 folgenben Ganon auf: „Der gläubige Schüler (Ehrifti Httfj üöerbenfen unb erwägen, wie oom $apfte ein Ottanbat ausfließt, oh e* austrücflid? ein DJfonbat eineö Oiocftel* ober bes (^efefces C£r)rifti, ober oh es ein Junba- ment in letzterem habe. §at er biee barin erfannt, muß er ehrerbietig mir bemüthig einem foleben üftanbate gehorchen. Senn er aber in Sahrheit erfennt, bap ee bem Kantate ober ^Hathc (Ehrifti entgegenfteht, ober $um ^iacbthcilc ber Kirche aus- schlägt, bann muß er fühn wibcrftef)en , bamit er fich nicht bes Verbrechens burch 3utfimmun3 fdC>uibig mache."2)

xUchnüch oerhält ee fich mit ber (ircommunication unb Suepcnfion. Tic tircommunication ift nach £ms3) eine oicr- fache. 1) ^luefdhtiiB t>on ber Xbeilnafyme an ber göttlich wohl- gefällig machenden (*nabe; 2) oon ber würbigen Tbeilnalmte an ben 2aframentcn; 3) toon ber an ben 2uffragien, welche bae ewige l'eben oorhereiten; cnblich 4) öffentlicher Sluefchlup

') De ercl. c. 18. p. 291 ff*.

7) L. c. |». 293 b : 298. a.

p. 360. a u. f. ir.

') L. r. p. 310. f. $S#er, 187 ad ft. 1 4^

Rosp. ad *cr M. StanN c. 11

i

von bem 23erfel)re mit ben Triften nad) ber Gtenfttt eiuee gcift* lieben ober n>eltli<$en 9fid)terS. £ie brci erftcn 2(rten von Krcommunicatiouen ücü^ie^en ficf> nur burd? eine £ebfiinbe." ') „£)e$fyatb hm nie ein 9ff($ter ^emanb fo erccmmuniciren, wenn biefer ftdj nicfyt felbft burcfy ein $$erbrecben berget tjecem- municirt",2) ober „toenn ber 9?ic^tcr nicfyt vorder n>eig, 3emanb fei oon ©ott ercommitnicirt." (Sagt barum audj> ber ^apft fd)(ed)tfyin categorifd?: exeommunicamus, fo ift e$ niebt eben baburd; aud> fd)on bei ©ott gefdt)et)en. 3)

Kanon tautet £mffen$ 2(nftd)t über bie Krcontmuni= cation: „diejenigen, toetebe toegen ber K£communication ber sDcenfcben Cpapft unb Prälaten) ein Ujnen oon ©ott öoqugs-- toeife unb bringenb aufgegebenes Sßerf (roie ^rebigen, ^rebigt frören) untertaffen, finb ercommitnicirt (oon ©Ott);" beun „man muffe ©ott („nadj bem 2lu*fprud) beö ^eiligen ©eifteS") mefyr gefyordjeu, als ben Sftenfcfyen." K$ gebe nämücb eine boppette K^commuuication, eine verborgene unb eine offen t unb ige. Krftere beftefye barin, baft ber SD^enfdt) baburd? vom mpftifcfyen £eibe Kbriftt unb fomit von ©ott getrennt toirb, toaS bnrcfy bie £ob^ fiinbe gefdn'e^t." „£)ie offenfunbige fann toieber in eine offen* funbig göttliche unb offenfunbig menfcMicfye geseilt werben. 3ene ift WUtfy. 25. burd? ,,©ef;t, tfyr 23erbammte!" mtöge« brüeft; burd) biefe ftöjjt ein Arafat ober eine Kommunität geredet ober ungerecht einen 9ftenfd)en aus ber Kommunität ber £ircf>e." „2(btaffen vom göttüdmt SDianböt« gtefjt Krcontmunicatiou von Seite ©otteS nad) fteb. SBirb burd; Krcoinmunication ber sJDtenfc$en ein fotdjes Staffen verfangt, unb tfyatfäcbticfy bewirft, fo toirb man von ©ott ercommitnicirt; fotgtid? muß mau trot ber menfd;tid)en Krcontmunication bie ättanbate ©otteS erfüllen,"

1) aud) £öfler, 198. a. 1414.

2) £effer, 190. a. 1412.

3) Resp. ad scr. 8 doctor.

4*

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ba3 ^etgt, trofc Unterfagung ber ^rebigt prebigen u. f. to., ba* mit man bor (Bett nid)t fünbige. l)

Dt* anbeut nun gezeigt rourbe, tote ben fci^er f eftge^ hattenen £ird>enbegriff umftieft, bie ganje taufenbjäbrige fem* ftruetion ber Kirche ate eine auf fatfehen gunbamenten aufgeführte bernicf)ten |ud>te: fo mirb e$ nothtoenbig, bod; narf) feinem £u-denbegriffe, fetner tocbenoe^iffung }u fragen. §u$fcbmci= c^ette fid), einen gan$ anberen, aber richtigen 9?tB bog« in ber (Schrift entbedt 311 haften.

§. 8.

Hüffens Äircfjcnorgonifartoiu

£)ie ^^ecrie ftingt oft beffer unb unverfänglicher, atö fic fid) in ber Durchführung belrafyrt. (So glaubte aud> £>u# ben s13(an }u einem Sftetftermerfe gefunben jn haoen. (h* metute, er miiffe e3 ate feine Aufgabe töfen, „Sin bom ©efefce Gfyrifti etn= trächtig regußtteS 2>o(f $u [Waffen, bag nicht bureb bie antb ebrifttteben Gonftituttonen bethört ober bon ßhrifto getrennt, fonbern (auter burd; ba$ ©efefc (Shrifti mit ber burd; baefetbe ar-probirten ©etoofmfyeit be3 33otfe$ regiert loerbe; unter ifnn fotlte bann ein reiner, nach bem (Soangeüum 3efu (ibrifti (e= benber, ^omp, ©et1, unb 2(uSf(toeifungen 'oeraebtenber ßlentfJ (eben, ba3 SBolf fe(6ft aber ate ftrettenbe Kirche lauter nach feu nen oon ®ott geordneten 23eftanbtbctfen conftituirt fein."2) Der §ei(anb fefbft hatte nach biefem ^tane a(3 bem beften unb jtoetf* nuiBtgften feine &ircbe eingerichtet

2tuo feinem ®efängmffe 31t (ionftan^ fdreibt §u$ noch: „bereits befteht eine glaubige dhriftenheit ohne ißtyfl , einen

') Defens. quorund. artic. J. Wicl. i. 1. actu. T. I. p. 180 II*. *) De eccl. c. 17. p. 288. a.

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puren Ottcnfcben, bie *$efmfl Oir)riftum jmn Raupte b/at, ba3 fie am beften regiert, 311m ^er^cn , ba$ fie befebt, inbem eS ba$ Öefccn ber ©nabe gibt; $ur Cuettc, bie fie bereäffert burd) bie fieben ©aben be£ fettigen ©eifteS; jum 33erne, in ben afle ©tiabenftröme piepen; $ur jureicr/enbften 3llPltc()rtfftdtte, 311 ^cr ieb (Henbcr reeurrirc, feft f/offenb , bajs fie mir in ber Leitung, s?Mcbung nnb .spütfe nid;t ermangeln reerbc." *) Senige 3at)re längerer (Jrfa^rnng Ratten §uffen geigen rennen, tote gebred;iicr/, veic menfebttd) fein 2Berf icar, roie fel'bft bie menfd^iebe 9ftacr)t ber 33arenc nnb sperren, ti?eld>e er in bem ncinttic^en ^Briefe |itr $ertr)eibigung berfefben aufruft nnb bie biefem 3xufc tXHfiftliti) treu folgten, feine >lircr)e ntdf)t Oer bem Scbid'fate eines 2)cen^ febenreerfes fcr/u£en kennten.

3Wan behauptete: „girr bie Regierung ber .Qircfye auf ber ganzen Crrbe fei es abfelut netfneenbig , ba§ immer berartige (larbimifc afö befannte unb reab/rc ^caebfefger für jenes 2lmt beS ?(pcftcifürften unb ber anberen 2(eeftc( toorfjcmben feien." Slber baS „abfehtt hotljtoeitbta,* befagt toeber een Seite ©etteS, ber rte tfirebe regiert, eine ©etegentüd)feit , ba er aud; ofme fo(d?e ^ad)fo(ger bie auf ber ga^en Grrbe jerftreute £trd;e regieren fann, ned; ton «Seite ber £ircbe, ba fie ebenfo reet)t oott t)eiü* gen ^ßrieftern er)ne jene 3ree(f Ciarbinäte regiert werben renne. (5iue fetd)e Regierung r)atte faftifet) bie erften brei 3ai)rr)unberte unb fefert nad) ber §imme(fat)rt ©grifft ftatt. 9)can muffe etwa jenes ,,abfelut nerr/toenbig" als eine fetebe ^ett)reenbigfeit f offen, roeldje ber §ettcmb (Üftattt). 18.) meint, reenn er fagt: „(5S ift netr)roenbig , ba£ Hergerniffe femmen" u. f. ro. 3}od) reaS (jter £mS ned; a(S eine allenfalls meglicr)e 3tegieruugSferm ber $ird)e ber een feinen ©egnern behaupteten gegenüberstellt, „bie ber allmächtige ©ett aud) reieber umänbern fann, reenn anberS ntcf)t bie 9)cact)t beS taiferS, eines 9ttenfcr)en, ber- ieft unb Garbinäle inftituirte, bie 2ftad)t ©otteS timitireu

') Ep. Jo. H. 19. 1. p. 81. b.

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feilte" !) baS ift bereits auf bem GEonctf fcon *ßifa tfyat* fäd;lid) burd;gefül;rt roorben, ba ade Grra&ifdjöfe, <ßatriard;en unb SMfcfyöfe, toelcfye auf bemfetben erfatmten unb befd)loffen, baß ®regor XII. als ftörettfer $u oerbammen fei, loafyre Sflnfy folger ber Styoftel toaren unb ncd; ftnb, obgleich fie ntdf>t ^ßapft unb (Sarbmäfe iuaren. „3ttan feilte übrigen« für immer biefe sJkgicrungSform beibehalten, benn es märe cbangelifd;e SeiSfyeit, bag alle Sßrieftev Zeitig unb unmittelbar burd; b;n einzigen §ol)cpriefter, bcn £>errn 3efum £f;riftum, regutirt feien, mar es pr ,3e^ Styoftet, als bie ®ird;e toud;S, unb biefe Meinung ftimmt mit ber @ct>x*tf t überein." §uS macbt nod; einen «Stritt unb ift bei ber ®(eicfyfyeit ber 23ifd;öfe mit ben Grießem, „äftan muß bie ©rän^e ber SBoömacfyt unb beS s21mteS, bamit ber äftuüfter nidt)t auf 2lbh>ege abfd;nxife, sieben," ^ebt er an; „aber feine anbere, als jene, tr>eld;e (£fyriftuS an* orbnete. £)a nämlidj (SfyriftuS allmäd;tig, allmiffenb unb fyöcfyft n>ol;ltr>c-llenb ift, fo feuchtet ein, baß er nctfymenbig uncorrigir* bare Sfnorbmingen treffe. damals aber in ber primitiven ftirdje t)atte er nur ÜDiaconen (?) unb ^riefter angeorbnet, n>o übrigens aud; ^riefter eben baSfelbc maS Söifdt>of toar, tote tpieront;muS fagt nnb bie Briefe an £ituS unb £tmotl;euS geigen."2)

Stuf bem (Sonette blieb er bei biefer 21nfid;t ftefyen. <So äußerte er bort: „Unb icfy fage, baß bie £ird;e $ur ,geit ber Styoftel unenbltd; bcffer regiert nntrbe als je^t, unb n>aS ftel;t Grifte im Sege, baß er biefelbe nid;t beffer ofyne fold;e motu ftröfe ^äupter, mie fie je£t ba finb, regieren follte burd; feine mafyrfyaftigen @d;üler, unb fiel)! jetjt Ijabcu mir fein felcfyeS §aupt, unb berf? I>ört ßfyriftuS nid;t auf, feine $ircfyc $u lei= ten."3) „(5s mare aud; gar nid;t $um oeruutubern, mcnn ber allmächtige ©ott biefeu Sßapft ba mit biefen (Sarbiualeu ftcrbeu

') De eccl. c. 15. p. 278 ff.

2) De eccl. p. 281. a. b.

3) Art. 4 lt. f>. #tffi. 204 f.

t«|e (mortificans) unb i^tien attd; bae etoige Veben, falle- fie e$ berbienen, gäbe, unb bann geftattete, baß feine ftircfye nad; ber nr|>tünglid;cn Drbnung auf (Svbcn einte jene SCngetn ftreite unb regiert toerbe, n>ie fie regiert nmrbe, toen« er fie auerbnetc nad; feinem iubefcetiblen (Stefefee, inbein er U;r 23ifd;efc unb Sßrtefter gebe, roetd;c burd; Geangelifatieu , ©ebet unb 23eitytel ^eiligen Gebens beftänbig bie @d>afe Gfyrifti reeibeten; benu ba& trrnr baS ben d^rifto beftimmte 2lmt $etri." J)

„£>er tealjre 9?acr)fotgcr ^etri, fagt fms, I>at freiließ bie tird)lid;e ©etoalr, geredet ju urteilen, (Srceffe unb 9tad;lciffig= feiten, (gi'tnben unb 2>erbred;en, äkleibigungcn unb Ujtgere$tig* feiten 51t rad;cu unb 51t ftrafen; gefd;tr<eige aber, baß bie$ bem Zapfte allein ^uftanbc, int (^cgentt;eil biefe ©erealt traben aud; bie anberett ^rtefter beö £>errn, teenn man aud; auf ben $apft au$ bernünftiger Urfacfye unb unter ^uftimmung ber $ird;e eine erweitertere übertrug." 3)ie eigentlid;c unb toat;re $ird;enecr= faffung glaubt aber §us nad; ^falm 44 (pro patribus nati sunt tibi filii) barin finben 31t fetten, beiß bem §errn Styoftel unb nad; if;nen Zeitige 5Bifd;öfc unb ^rieftcr geberen reurbeu, tecld;e er als* Surften auf ben Streit ebangelifd;er ©cnxilt, 31t rid;ten anf ber ganzen (Srbe, ftellte."2) SDiefe cbangelifcfye toalt befiel „nad; ben Serien ßfyrifti" ^ßetruS nid;t me^r als bie übrigen heftet unb bereu ftelleertretenben sJiad;felger , unb ift feine ble$ auf bie eine eber anbere Grebins Befcfyranite, fen= bern über bie gatije (Srbe autfgebefynte 3uti$bictiott« 2Bcr bie meiften Helfer fervertid; auffud;t, 31t Grifte burd; ^rebigt mit 5Bcrt unb ^eifpiel befe^rt eber im ©laubeu (fides formata, eine anbere fennt §u3 nid;t als eine d;riftlid;e) beftä'rft, ber l;at aud; bie größte unb au3gebet;ntefte 3uri$bictton. 9?id;t bte$ ^etrit^ unb $aufa8, fenbern alte Sfyeftel, fetoie bereu $tcare, fittb bie @d;ulbiger aller üftenfdjeu , um tlmen auf bie beftc

l) De eccl. c. 15. p. '281. b.

a) Rcsp. ad scr. 8 docl. c. 11. p. 390. b.

56

Seife su nüfcen. Äeine&oegS barf bafyer ber SBifc^of ober SRecter einer ^ßarticutarfircfje bem 23olfe einer anberen Pfarrei ober £>iöcefe nicfyt nü^en ober jum gortfd;ritte oerfyetfen, fonbern im gatfe, too er r)cffen bürfte, ber ®ird;e mefyr ju nü^en nnb (Sfyrifto mefyr $u gefoüen, mu§ er feine Pfarrei oertaffen nnb anberen, too er mefyr 23ortfyeit ftiften loürbe, fid; nmfonft anfd^ietfen. @o traten bie Stpoftet. 2lber toefye! biefe aooftotifd;e D^eget fyat bie ©ier nad) £embora(icn gebrod)en nnb bie fingirten SStcare ber 2tycftel oerfefyren baS (SoaugeUum in ©elbcoltecten. Unb fo grünbet ber ©ei$ beS ©ettnuneS ioegen ©rciusen ber ^unSbicticu, bereit Urfprung oon bem Raupte ber römifcfyen durie ftammt." !) Qctyalh fte((t £u3 aud; mitunter allen (grnfteö an s#abft nnb (Sarbinate ba£ 2(nfinnen, toenn fie toafyre 9?ad)fotger ber 2(pofrel fein tootten, fo fotten fie ebenfalls in eilte Seit gelten nnb ba$ (goangetium oerfunbigen; unb unter beu Stnffagepunften be$ ^Ditct)aet be QaufiS 1414 finbet fid) toirHicr) einer, in nxtcfyem £)u# befcfyutbigt toirb, burd; feine Defenforen unb ©önner ober burd) üjn fetfrft feien mehrere otme fcäojttidje ober eqbifcfyöflid^c Qnftitution in Pfarreien eingebrungen unb regierten fie tauge.'2) £>er ^rima§ biefer Unioerfatfird;e iinirbe bann ß^riftuS fein, fo bajj fie ^roei £)äur?ter fyatte, £fyrifti 30?enfrf>r;ett unb ®ott= fyeit, bagegen trürbe bie Leitung ber ^articutarfirdjen brei £>aup= tern sufommen, Qrfyrifti üDtenfd^eit, ©ottfyeit unb beu oon ©Ott ifyncn jur Regierung gefegten £)anpttingcn. a) sßrcbigcn, ^eten, (Sacramcnteu fpenben, «Stubium ber Zeitigen «Schrift unb gute# 33eifpiet geben toären bie fünf 5(mt$pf(icfyteu beö ^ricfterS, 4) toobei nidjt $u überfein, ba§, toenn aud) gutes ^eifpiet unb (Stubium ber Zeitigen Sd;rift am ^rieftet fefyr h)ünfd;en£ftcrtf)e ßigenfcfyaften unb fogar aud; ^piefyteu für it;n finb, biefe bennod?

') Resp. ad scr. M. Stanisl. c. 5. p. 348.

2) £efl. 204; 206.

*) De occl. c. 4. p. 240. b.

') Do 5 offle. sacerdot. T. I. p. 101.

57

mcfyt mit ?lmtsteiftungen oertoed?felt werben bürfen. £>u$ Iben* tificirt fyier aber in ber ungeeignetften Seife Amtötciftungen mit bfofer, balb größerer, balb geringerer ^cvfönftdjer Xüct)ttgfett unb Amtsbefäfyigung. 3m* Ausübung bc« ^rcbtgtainte« bebarf übrigen« ber ^riefter unb £)iacon ntd;t erft eine fbecietfc Grrfaubnife ober eenbnng be$ bon ©ott über bie farttcutarftrcfye gefegten s33ifd;ofe$; tie Crbinatien gibt baju bie boftfte Autorifirung oon Seite beS 33ifd;ofe$. l) „Sic nad; gefd>(offcner Crfye bie ©arten ofrne be- f rubere Crrfaubnift be$ <ßabfte$ ober 23ifd)cfe$ erlaubt f(eifct)ücf) fömber jeugen rennen, fo fennen aud; bie ^riefter unb Diaconen Mirri) göttüdben 3U3 (instinetu Dei) mittetft bc$ (SbangeüumS crlauHcnoeifc gcifttid)e 8inber ^eugen." ©ort nimmt bie eine roie bie anbete Beugung et)ne befonbere päbftüd;e ober bifd)eflicf)e (Stfau&nifj gfeid) roor)(gefättig auf. (£& fei {ebenfalls fcfyttmnter, beu Saamen bes Sorte« ©orte« nid;t $ttjttlaffen ober $u er* [tiefen, als ben fleifct)licr)en Saamen; fei alfo aud; beffer, jenen auS.juftreuen unb auftunefymen, bamit burd) tt)n <Sör)ne ©etteS gezeugt werben, als ben (Saamen, burd; ben $inber be« gleifct)eö »erben. „Sic£)elbab unb äftebab, auf rr>e(cr)en ber ©eift rutjte, ertaubter Seife prepr)e$citen , einte SftofeS barum $u fragen (üiumeri 11), ebenfo fann ber bemütt)ige ^rieftet ßfyrifti, auf bem ber ©eift be$ §errn rul)t, et)ne bie (Srlaubnifi be« ^ßajpfte« ober 33ifd;ofeö natf^uf ud)en , ertaubt bem $olfe ba$ Sort ©et- te3 prebigeu. Unb möchten bed) barin bie Prälaten beu ©eift Sfteft« befi^en ! 9tted;ten 'ßabft unb 23ifd;öfc bie Zeitige 93e* gierbe biefeö Scanne« unb grcunbeS ©otte« t)aben! fie mürben bann fieber ben bemütt)igen £iacenen unb ^rieftern gtyttfti ba£ (Sbangelium 3efu @t;rifti $u prebigen uicr)t berbieten." Uebrigen« „roenn ber ^eilige ©eift $efu ßtyrifti einen SDtacon ober ^rieftet inftigirt, bebarf e$ fdjon barum feiner befonberen Crrlaubnig be$ Zapfte« ober 23ifd;efe$, roeil ber Aufmunterung be8 ^eiligen ©eifte« met)r Äraft 3ufommr, als bem eon 9)?enfd;eu

') Defens. quorund. artic. 143. a.

58

erfunbenett papftlichen ober bifchöflid;en Verbote. @S tft alfo bem inftigirenben ©eifte i^riftt unfehlbar mehr 31t gehord;en, tüte bteö bie apoftoftfcfye 9?egel forbert" Unb bie s]h*ebigtgabe ber be mittat gen ^rtefter tft ja eine befonbere ©abe ©otte£, tnbem fie „aus fpeciellem ©efcbenfe ©otteS bte tenntmg nnb benSDhtth ber (Soangelifation haben." ')

9?id)t mtnber fyufbtgt einer bcfonberen ümfi#t über ben (Smpfang be3 ^eiligen ©eifteS mittelft ber Drbination. @r gibt atterbhtgS #u, baß bie Styoftel burd? bie Sorte (Shrifti: „(Smfefangct ben ^eiligen ©eift" biefen toirflid; empfingen; altein belegen erhalten ihn bod) nicht fofort alle (Elerifer, 311 toeld;en bei ber GEonfecratton bie $ifd;öfe a1mlid;e Sorte fpred;en; benn in ihrer ©etoalt fei ber ^eilige ©eift nicht in ber Seife, ba§ fie if)n geben fonnten toent fie trollen. ®cr heilige ©eift toarb int Uebrigen 00m £eilanb feinett ©d;ülcrn ba^tt gegeben, bamit fie mit bem grieben ßhrifti, ber bie in ben £ugcnben gegrünbete nnb gefeftetc 9?uhe be£ ©etfteS tft, hinaufgingen, beut ^ßotfe ba3 Sort©otte3 31t prebigen."2) SDiefe 2fcftift puffen % nac^ ber bie $u Orbinirenben bttrd; baS ©acrament ber Seihe, ba3 er nid;t läugnet, ntdt)t immer unb fogleid; ben Zeitigen ©eift empfangen, toirb nod; bnrd; eine anbere Stelle beftättgt. $n feiner ^ßoftille fagt er nämlich : „(Sin 23ifd;of tauf ruebt bie 311 Seihenbcn attblafen unb fprechen: nehmet hin ben heiligen ©eift; aber barum geflieht es nicht gleid; alfo, toie fie fprcd;en." 3)

©er Glems ber empirifd)en $ird;e t;atte nad; Jpuä übrigens ben heiligen ©eift nicht. mochte, fagt er barum, gern

oen bem ©octor ben SBetoetä für feine Honfequcii} ijöxm: C5t)riftu«ö fagte ju feinen 3ü»9cru: (Empfanget ben Zeitigen ©eift, alfo fagte er e$ attd; fo sunt Zapfte unb feinen (Sarbiualcn. Unb bafj er c$ bod) 31t ihnen gefagt h^tte! 3>ann emfingen fie neun*

') L. c. p. 142 f. art. 15. a. 1412.

'*) Resp. ad scr. M. Stanisl. c. 7. p. 352.

*) vJ>oftil(c, %h. Quastmodogenftti. Sßfctttgcr. I. c. ©. 5ti0.

59

•(Ter) best tjetftgtn ©eift, ber »on ifmen ben bcfcn ©eift , ben ®etft be$ ©eijeö unb be$ Leibes bannte nnb in fie ben fiebern geftafttgett führte, namlicr) ber SBeiSfyeit nnb @inficr)t, beS 9?att)e$ nnb ber ©rärfe, ber 2Biffcnftf;afr, grömmigfeit nnb gnrcfyt; fie uuirbcn natf) ber @itte ber Styoftcf in ©mibe (eben nnb in De- muri), ?trmutr) unb ©ebntb bem 33otfe baS föattgeftttm prebt* gen."1) (So aber l)abcn fie biefen ©eift nicf)t, obg(etct) fie or- binirr finb , unb bannt auct) niä)t ba$ 9teci)t 31t prebigen; tr)re ^rebigt ift eine Ufurpation, roenn fct)ou ©ort „burct) bicfetbc ein nntrbigeS unb reinem S5?erf bottbringen" fanu unb mag.2) Denn jener Diacon unb ^ricfter ift ein Ufurpatcr be$ $rebigt> amteS, ber enorm, ober bem ©efef^e @l)rifti entgegen tebenb, Ober- au Ignorant tm ©efet^e ©orteS, ober auö ©eroinnfucfyt unb au$ eitlem QEIjrgaJe prebigr. Ser aber bem ©efe£e ßt)rifti conform tebr, aus aufrichtiger Siebe, für bie reine (£t)re ©otteS, baS eigene unb bc$ iladjffen §cit, nict)t £ügen, citte unb apocrtypfye Dinge, melmet)r ba# ©efe£ GEtjnftt unb bie Sel)re ber Zeitigen Doctoren prebigt, ber barf in ber £>cit ber 9?otr), roenn ber 33ifcr)of unb ^apft e3 baran ermangeln (äffen, ober $ur «Steuer ber ^ßrebigten ber ftöretfter ober £ügenprebiger (ba$ t)eiBt bee bamatigen (5(eru63) als fotcber (ba$ tjeifjt nact) ber in 9?ebe ftet)enben 2Tr)efc ot)ne (Senbung be$ ^a^fteö ober 23ifct)ofe3) *>re-- bigen, ofntebag er fiel) baburct) einer Urfurpariou fcbulbig machte, ober ein Broeifcl entftänbe, ob er bon ©ott gefanbt fei. Die unf i et) tb arc unb göttliche <Senbung ift aber boct) voeit beffer afS bie fid)tbare unb menfct)ltct)e."4)

2llfo „toer baS ©efefc @t)rifti unb bie getjren ber rjeiligen Doctoren prebigt" , ift bon ©ott gefanbt. 3n biefen äöorten liegt biet. 2Öer fagt uns benn, bafj irgenb einer, jumal orme

') Resp. ad scr. Stanisl. c. 7. p. 352.

2) T. I. p. 167. a.

3) Resp. ad scr. M. Stanisl. p. 336. f.

') Defensio quorund. art. p. 143. b. art. 23. £öfT. 229.

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menfd;tid)e ättiffien , atfe er)ne bie Seftatigung ber bicfyerigeft- Öeljrer m ber £ircfye , ba3 ©efe£ GHjrifti unb bie £cfyre ber f^etügen £>ecteren fer)re? Wein bier fei ein beseeltes ©efefc 3U unterfcfyeiben, ein öffcnttid^eö unb pribateS; jenes ift ba$ ben ben ^etügen Tätern gefcfyriebene unb betätigte, it>ie baä ber (Sa* neuen, biefeS hingegen ift burdj> ben ,3U9 Seifigen ©eifteS in'3 $cr$ gef cfyricben unb biefe SRifffon ben ©ett allein tarn niebt bureb ein Statut gebnnben foerben, bebarf aber autf> nid;t be$ 23emeife$ ber Sunber; beim eS gebe gtoetextei ^rebiger, ^rebiger (2t)riftt unb ^3rebiger beg SlnticfyriftS. £)ie erfteren feigen GEfyrifto nad; im Seben unb teuren ba$ ^e(f in ber 2£aJ)rfyeit; bie (enteren hingegen finb berberbren Linnes, ber* teerfen im ©tauben, ttiberfpä'nftig gegen bie ^afyrfyeit unb trei= ben bur$ erbicfytete 9?eben mit bem 5£e(fe aus ©ei} 2Bucber= gefd;ä'fte. Diefe finb e3 aber and), atfc bie ^rebiger be3 2(uticbrift3, teetd>e SBunber ttirfen unb teirfen Serben, ba ber £)cüanb fagt (9ttattf;. 24): es toerben ^ßfeubec^riften unb <)3fcubepretf>eteu erftefyen, bie grege 3e^en m^ Söunber tf)un teerben, fe baß aud; bie ^ueerftäbtten, trenn eg möglid) ttäre, in ben Srrtfnun funetnge^egen derben med;ten." l) (5c finben fid) tngenbr/afte unb (afterljafte ^rfu'tter Gtfyrifti. 3ene mu§ man rote (5r)riftum fetbft Ijeren, beim ifyrc SBerte finb 2Berte be$ ©eifteS be£ Rarere; biefe aber finb in ber Zfyat ^cbüter be3 2(ntid)rift3 , toeebatb auf fie audj nur in bem $u leeren ift, n>a$ fie nacr> bem ©e> fefce Gfyrifti berfebreiben. 2) „(56 ift barum auef) burebantf fein genügenber 33eieeiegrunb , baß biefer eber jener ^riefter eber Tiacen ben ©ett $um preeigen gefanbt fei, freit er SBunbcr tfmt, aber ebenfe teenig, ba§ er niebt ben ©ett gefanbt fei, loci! er feine 2£unber tbue, fenbern bie Safjrfyeit betauten, bie ©e-

') Defensio p. 144. a. Explic. J. H. i. I. C. 1. ad Cor. Tom. II. p. 138. a.

') Ouaestio M. J. H. disputata ab eo 1412 de indulg. Joa. XXIII. T. I. p. 230. b.

Iii

rccfytigfctt tfnm , bie 3Be£t unb beu 9?u$m berad^ten , bie 33c- fd>inrofung bcmütljig ertragen , baS finb für einen ^riefter ober Diacon bie f>inreid;enbeu 3eugniffe, bamit er, mit ber Äenntnijj be« ©efefce* ®otte$ auSgerüftct, frei baS (Soangelium g&rtftt prebige, rceil er als feiger oon ©ott gefanbt tft Sie trotten fie alfo prebtgen, toenn fie nid)t oon ®ett gefanbt finb?" *) „äöenn bafar ber ^aoft ober ein Prälat einem fo bi^onirten ^riefter baS "»ßrebigen »erbietet, fo barf er nid;t gefyord)en."2)

Allein mit ber $erftd;erung , batf ba« (Kriterium für bic s?rebigcr Gljrifti bie SBerfünbigung ber SßaWeit unb bie 9?ad;= folge 3efn fei, ift, fo oft eS audj £uS noefy an anberen Orten nneberfyolt, nichts ÜcäfyereS beftimmt, ba er boefy nad) bem 23or- auSgefyenben bie bisher angenommene Se^rautorität oenoirft, in ber einmütigen Stimme be$ englifc^en, franjöfifcfyen unb hefy mifcfyen (ElerjtS ni$t im geringften ein Kriterium bafür liegt, ba§ 3emanb ($3tcleff) ein £>äretifer fei.3) Oft bergleidjt §u$ ben ^ßapft unb bie (iarbinälefammt ben 6b'^mifcfeen £>octoren, überhaupt bann bie 33tfd^öfe als £el)rautoritat in ber Äircfye gerabeju mit ben ipofyepricftern , ^rieftern unb ^arifäern $u ^erufalem, beueu GfyriftuS nid;t geljorcfote, mit ber SDtage, toelcfyer fid? Da= niel, DcicobcmuS unb ber Räuber am trenne tmberfefcten , mit ben ©elefyrteu, toelcfyen Hatr)artna nid)t nachgab u. f. n>. £)ie 3fyoftef tonnten nad> Sluguftin unb Söeba, obfebon fie beu ^eiligen ©eift empfangen Ratten, in §ärefie oerfalleu; ber *ßapft mit ben (Sarbinälen, unb audj unfere £)octoren baju genommen, feilten bieS nid>t tonnen? 2Öenn fidj aber DcieobemuS unb ßfyriftuS ben Apotyeprieftern, ^rieftern unb ^arifäern toiberfe^ten, mußten fie boef) irgenb eine Autorität, einen 9rtd)ter fyabeu, auf ben fie fiefy berufen unb u>oburc§ fie bie Legalität ifyrer Oppofition

1) Defensio. p. 145. f.

2) De eccl. c. 20. art. 23. Pffet 254.

3) T. I. p. 136. b; 188. a.

02

Bereifen tonnten. Unb bieS toar ntc^tö cmbereS als ba$ ©e* fefc lex judex, unb ba$ toiü and; unfere gartet juin $Rid;= ter Ijaben." l)

§. 9. gortfetjuug.

£>ie fjetlige (Sdjrift unb beten SBebeutung in ber f)ufft= ttfdjen Äird)e.

„£)a$ ®efe£ ober bie 33ibel, bie atö ibentifd) nimmt, ift berftficfyter, loelcfyer am gered?tefteu richtet , ba e$ nid>t anberS urteilt als ®ctt, ber gered)tefte Dftcfyrer." (E^riftu^ fagte 31t ben §ol)eprieftern unb ^arifaew, $u ben @(f)riftgele^rten unb 3u- ben: (Srforfcbet bie ©giften, fic ftnb es, bie 3C"8IU§ mir geben (Qofy. 5). Sollte alfo (SfyriftuS, bag bie (Schrift bie 3uben, toeldje uicfyt an ilm glaubten, berurtfyeilte? fieser toollte er es. Sie nun bie £)octoren toollen, ba§ bie (Scbrift nid)t 9ticfyterm fei, fo toollen fie, baft mau tljnen glaube, toaS fie immer verurteilen, fei berurtfyeilt, unb toaS fie betätigen , fei beftätigt."2) Mein „baS ®efe£ (Sfatfü ift baS $urei($enbft gut Regierung ber ftreitenben $ird)e notfyttenbige, beut nichts In'nju^ gefügt, oon bem nichts genommen »erben barf. (§S reicht alfo an unb für fid) $ur Regierung ber ftreitenben Äircfye aus."3) Ellies Uebrige, ioaS gehalten unb geglaubt »erben foll unb muß, alle ^articulargefet^e 4) fiub erjriicite ober implicite in ber 3Mbel enthalten. @o ift baS canonifcfye $Ked;t baS bou (einem ober bon) ben Prälaten iuftituirte unb promulgirte ©efefc, um bie

') De eccl. c. 16. p. 284. a. b. *) De eccl. p. 284.

3) De BUfficientia legis Chr. ad regend, eccl. T. I. p. 56. b De eccl. 279. a.

') T. I. 58. a; 50. b. f.

63

Gebettet! bind) l>ciltge Regeln in ©ctyranfeu $u galten. DJian fanu aucb a(3 mit bem eoangetifdjcn ^edjte communis drcnb betrachten , tute bie ©taubenSartifct, roe(d)e auf |et* [igen Stynoben ober (Soncitien erptanirt rourben. SBie nämücb cbenbcrfelbe DJtenfd) in ben Leibern ober in ben fein (S# rennen bebingenben Siccibenjen oerfebieben erfd)eint, fo ift ebenba#fe(bc croige ©efe£ ober ebenbiefetbe eroige 2£ar)rt)eit im (ioangelinm implicite ober oerbeeft unb burd; bie ®ircr)e nachher anbei**, aber niebt ttnberft>recr)enb erplanirt roorben, roie bie£ burd) ben ©tauben, ben wir befennen, erfyeüt. l) £)arnacb muffen bie Sattesten unb pralatifcfyen SO^anbate bcurtt)eiit unb je nadt) bem gewonnenen Urtbeite gehalten ober migaebtet roerben. 2) „$n ber b/eiligen 2dmft finbet fid) alle« ^üfeu'cfye, in it)r t)at ©Ott ben ©tauben in ooüftem SDhngc niebergetegt;" 3) aber sJ)cancbe$ ttn'rb uns in ifyr unbeftimmt, üftancfyeä beftimmt geboten; Üftan? ebe« enthält fie v$p§tite, sDcand;e3 impücite. £>a$ Kriterium bafür ift, ob ein oernünftiger ©runb ober ein 9?u£en ber ftrei* tenben Strebe bafür fpreebe. Q)t bie« tridjt ber gatf, bann ent^ bält bie Zeitige <Sdjrift roeber im- noer) erpü'cite ein gegebene« ©ebot," 4) roie ftcf) bie« bei ber „n'rdrticben Obebien$" roirftieb $eigt, inbem „fie eine reine (srfinbung ber ^riefter ber ÄircBe außer ber ausbrüdlicben Autorität ber (Scbrift ift. 9?ur bie fpiritueüe Obebien^ ift bie rein uad) bem ©cfe£e ©otte« oer^ pfliebtenbe; unter it)r lebten (SljriftttS unb bie ^tyäftet, unter tt)r muffen aber aud; bie einzelnen (Et)riftett (eben." 5)

T)arau3 feiten ftd> nun für §u3 fotgenbe ^ä£e ab: „3$

') De- derimis. T. I. p. 159. b. 5) T. I. p. 299. b; 391. a.

3) Resp. ad scr. 8 doctor. c. 2. p. 369. a.

4) De eccl. c. 19. p. 297. b.

5) L. c. c. 17. p. 290. b. 3U Eotiflaiig befttmmt £it6 biefen @a£ fcafmt, baß er barimtev fcerftefye, h>a3 bie <priefter ofme unb außer aus* brtttfttdjer Autorität ber ecfyrift unb gegen ba§ ©efe£ ©otteg erorfcttant befehlt Cart. 20. £öft. 253), roa8 im ©tnne jpuffen'3 baä 92ämücr>e auöfagt.

64

bef ernte, bag id) nichts, als sunt §eile fchled)thüt nothtoenbigen (kauften glauben, Ratten, prebigen unb behaupten roill, toenn ich bafür n\d)t biefe theologtfche £)emonftration ^abe; £)aS fagt bie heilige Od^rift erplicite ober implicite, alfo ift es als ©laubenS^ fafe 31t glauben, gu Ratten unb £u behaupten." ') Ober: „ber (Sln'ift muß fid; im ©lauben auf bie £)iScuffion folgenber brei Wahrheiten füllen, nämlich auf bte tu ber Wahrheit e^ücite gegebene Wahrheit, ferner auf bte ton betn (Sinne ernannte (a sensu cognita) unb enblid; anf bie oon ber infalliblen S3er* nunft herausgearbeitete, gür biefe breifache Wahrheit muß man lieber ben £ob erleiben, als aus «Schmeichelei ein 33eneftcium er- langen. 2) Unb anberStoo nimmt §us noch *m viertes Kriterium ber Wahrheit auf, nämlich „bie (fpecielle) Offenbarung (reve- latione tradita)." 3)

£)ajj jeboch burd) biefe <Sä£e unb Behauptungen nicht ge- nügt fein tonne, begriff man jur £tit £>uffenS fo gut, als toir barüber ootlfommen im deinen finb. Wie fann bie (Schrift als competenter, gureichenber 9rid;ter aufgeteilt »erben? tt>ic fann fte an unb für fich urtheilen? „£)ie heilige (Schrift ift ja eine unbefeelte (inanimata, leblofe) (Sache, unb fprid)t nid;t burch fich (per se non loquitur), fyelt (Stephen $alee puffen mit ootlftem 9?ed>te entgegen. Allein barüber gab fich eoens falls feinen 3lluftonen fyn; baS begriff er recht gut, baß bie heilige (Schrift als ein tobteS, leblofeS 23ud; nicht ausreichen fömte. „Wer 3toeifelt, guter 53orfpiegler, entgegnet er barum ^alec, bafj bie fettige (Schrift and; eine belebte (Sad;e fei, bie burd; fich unb toahr fpriebt? §aft bu loohl gelefen, bajs bie ge^ hetltgtefte (Sd;rift bei 30$. 10, 55. f. (bie Stelle gan3 falfcb lefenb) fagt: Unb eS fann bie heilige (Schrift nid;t geltfft toerben, welchen (quem ftatt quam) ber $ater heiligte unb in bie Welt

') Resp. ad scr. 8 doct. 1. c. 2) Replica T. I. p. 135. b.

■) Resp. ad scr. M. Stanisl. p. 332. a. cf. ep. Huss. ad Steph. Dolanens. Autilmssus c. 1. ap. Pezii thesaur. aneod. T. IV. p. 305.

Hl

fd;id'tc? Set|t bu uidjt, Heber SSorfptegter, baß bic t?ei(ige Schrift ba$ 33 nd) be« Öebcn« burd; fidj urtfjcitcnb ift? Söcnn bie Bernau tcr , ober bic gcfd;ricbcncn Öucfyfta&en, ober bic ausge- fragten (Styaractcrc, wctd;e bu Zeitige @d;rift neunft, eine itnfce* feelte ©ad;e finb, fo bift bu aud;, bic cigcnttid)e £ad;c üerfic^ renb, wie ein $rcb# toon biefer 31t ben btofen £cid}cn «üb £er* minen juriUfgefctyritten. ift aber aud; f extf dt) , ba§ bic fyeittgc 3d;rift uid;t werbe nrtljettcn tonnen, ba bie ge^etftgtefte <Sd;rift, bie nid;t gelijft derben fatttt, wetdjeu ber 33ater fyeiligte uub in bie 2Bett fanbte, fidler werbe urfljetfeti tonnen, ja am £age beS fdjticfjticfyen ©eriebr« jeben 9D2c«frf>e«, ben geredeten jitnt etüigcn Öeben, ben ungerechten $ur ©efyenna, urtfyetten wirb. Unb biefe« Urtfycit ber Zeitigen Sd&rtfi Wirb eine anberc befeette fyeitige ^d;rift beseitigen bie Zeitigen ©ottc«, wctcfye bie oem ©etfte be$ tebenbigen ©ettc« gefd;ricbencn 9?ad;bitbcr Gfyriftt ftnb." „Uebrigen« gtaube id), ber SStorftnegter werbe ntd>t täugnen, baß bie tjeitige @d>rift, wetd;e bie oem Zeitigen ©eifte beut $?enfd;en eingegebene SIÖar)r r)ei t ift, meljr ba« menfctyttdje Urteil leiten muß, at« ein Sftenfd;, ber oernetmtbar wrtfydU, ba btefer bod; nadj jener unb nid)t anber« Wirffam urttjeUen barf. £>e$$a«3 muß fid> infoweit ber SDcenfd; im 2Bege be« ©tauben« unb ber Xugenb einem 9?id;ter unterwerfen, inwieweit btefer fo nad; ber ©d;rift, in ber ein ^rrtfmm unmöglich ift, urteilt, unb bann wetten wir aud/ bem apoftotifd;cn Stufyte, b. fy., bem Zapfte unb ben (Sarbtuctfcn, bie ber $orfoiegter „apoftotifd;er ^tufyt" nennt, aber aud; jebem 9)?enfd;en, ber uns nad; bem ©efefce ©orte« t>eurtt)eiten Witt, unterwerfen." !)

3u feiner Söorrebe 51t ben fieben canonifd;en ©riefen 8) fprtdjt bann £mS feine 5(nfid;t oon ber Zeitigen (Schrift ned; umftänbtidjer unb beftimmter au«, <Sie ift namtid; eine „ttnge* fd;affeue" unb „gefcfyaffene." „£)ie ungefd;affenc @d;rift ift jene,

') Resp. ad scr. M. Steph. Palecz. p. 327. a. b. a) Praefatio M. J. H. in 7 ep. canon. T. MF. p. 168. f. griebrid), Sodann $u*. 5

tüetd^e nicf>t geföft Serben famt (3ofj. 7.), loo offenbar bte Safyr= t;eit ntcfyt oott imferer fitnfttid) au« £intenfiguren nnb STobten^ Rauten jufammengefügteu ©djvtft ftmd;t, toed fie ja täglich burcb bie SUutftfer getb'ft derben fomtc, unb ifyr attd; feine jpediguug unb^enbung in bte Seit ^nfomme; ') aud) ift biefe (Schrift nicfyt bte in Sorten gefprod;ene, ba fie mit ber 2lu«fprad;e anf- rören, fonbern ba« 33ud) be« £eben«, in ba« 2ttte« eingetragen toirb, ba loefentüd) (intrinsecus) bie 9?ebe, ja ba« Sort ©orte« ift . . . 2tüe Sefett finb (Sin Sort, ba« als (Sbict fcem $aifer 2(uguftuS ausging, bamit ber ganjc (SrbfreiS befd;ricbett toerbe. (8uc. 2.) (Ss ging, fage icf), basSoit nacf) feiner ewigen 3engung oom ®aifer, ©ott bent 5>ater, au«, banttt burd) ba«= felbe in feiner ^ertoirftidmng (in effectu) ber ganje (Srbfrei« in feiner 33efd;iebent)eit (clistinctim) befd;rieben unb für fid) ein- ^e(n (sigillatim) jebe Kreatur in it)re (Srifteu^etfe oerfetjt werbe, bie oor ifyrer (Schöpfung ba« fd>önfte Sein t)atte, toeit biefe« Sein £eben in ©ott (nact) 3ot). 1.) war." SIu§er biefer wtge* fd)affenen Sdjrift unb bem Sorte, ba« g(eifd) geworben, gibt es aber nod) eine anbere mit bem ginger ©otte« gefcbriebene (Exod. 32.). £)er ginger ©orte« ift jebod; ber Zeitige ©eift, in bem ber §err bie £)ä'monen austrieb; bemjufotgc bie ^eilige ©cf>rtft ber Sinn (sensus) be« ^eiligen ©eifte«, ber bie fatfyo- (ifd;e Safyrt)eit a(« gorm fein ntuj}, Wolter bann (aequivoüe) aud) bie Qfyaraftcre Zeitig genannt werben, toctcbe nad) bem £tte- ratfinn genommen gteid)fam bie Materie finb, toät)renb ber geiftige (Sinn, b. %, ber be« Zeitigen ©eifte« gleicfrfam bie gorm ift. £)er (Sinn be« ^eiligen ©eifte« ober bie Sat)rl)eit, bie burd; bie ßt)araftere be^eidmet wirb, ift eigentlich bie l)eUtge %Sft\% wetd)e burd) feinen (Sttrßuß oerfcilfcbt werben famt, weit fie uti oertitgbar oom Zeitigen ©eifte unb oon ber Sai)rfycit Qfefu (Styriftt, ber nid)t getaufd)t toerben, aber aud; ntcfyt felbft tä'ufduMt fomt, oorgetragen mürbe." Slüerbing« tobtet ber 33ud&fta6e ober bie

') 3Ba« man nerf) beut 511 jTa.qc auf Seite ttx inoteftanteu bedanktet.

Zeitige (ungcfcbaffene unb gefd^affene) 3dn*iftr aber nur bieje- nigen, n>el($e bereu yuTrfcftaft über fid) nicfU anerfemten tuoüen.

Taintt bat nun fctoar §u$ bie Zeitige @c$rift in ifyrer tue* fenttttfen SBejieljttitg $u bereu Urheber, bem Zeitigen (Reifte, ,u [äffen unb |U beftimmen gefucfyt. Grä ift toaljr, bie Zeitige Schrift verlangt beu fettigen ©eift abfoüit notfymenbig 31t ir^rcr (5rf(är ung unb ihrem ^erftaubuiffe. Darum tefyrt aud) bie fatf)oüfcf>e £ird;c, t^ag ber Zeitige ©eift ftetS bis an'3 (£nbe mit ifyr fein muffe unb fei. %Mn fo richtig §u$ bamü gefefyen, er gerät!; auf Qrrnxge, fobatb er baran gefyt ju beftimmen, tüte ber fyei^ lu\c ©eift bei ber £ird>e Meibe unb biefetbe bie 2öar)rfyeit, ben Sinti ber Zeitigen ®dn*ift ergebe unb tefyre. Die fatbotifd)e ttirebe fyat ein £et)raint, burd) baS atö fein Organ ber Zeitige ©eift unfehlbar bie Sa^rfyeit (efjrt; *) allein gcrabe biefeS im* fefylbare £efn*amt rt>ar puffen ber größte Dorn im 2(uge; er tmrb, er mu§ fid) barum eine anbere 33atnt breeben.

„©etegentüd), geftetjt £m$, fonnen mittetft ber <2d)rift §ä= retifer werben." 2) „Sie aber muß ein jeber fcon un$ (ben 2tpofte(n), ba er in feiner s]3robur5 aüein ftefjt, fcerfaln'en, n>enn ein 3^?^ ^ einer !ird)üd;en Materie, b. f)., in ber Dcetrin ber ^eiligen £ird)e entftanbe? fragt fiefy §u$ felbft. 51 tletn btefe grage fyat ber Sperr fetbft getöft, toenn aud) nid)t burd) ein fiebt- bares, fircfyüd;>e$ unb burefy beu Zeitigen ©eift geleitetet £e§ramt, inbem er feinen Styoftefn fagte: „2ßa3 ibr ben $ater in meinem Hainen bitten toerbet, toirb er eud) geben.'' §l)rtftu3 beutete

') ©auj gut briieft bieg <&ttpfy. 3)etau. tu f. Dialog, volatil. c. 16. 1. c. p. 478 aus, wenn erfaßt: „Eqoidem sanctaruni scripturarum veritas el ecclesiasticae potestatis per Cliristum institnta auetoritas de uno et eodem fönte vivo et torrente s. Spiritus emanavit. Ouae quidem duo, etsi vocabulis dissonant, ad unura tarnen pariter effectu, quod ununi est neces^arium. consonant, ut videlicet scriptura s. potestatem instrnat H dirigat; at vero intbrmata chavitate potestas rebelies comprimat, pios erigat, et communis virtutis justitiae ministerio possit et aodeat favore vel odio postpositis, exequi veritatem/'

J) Replica. I. p. 138. a.

. 5*

68

ifjnen atfo an, in ®(aubcn$$tt>eifc(n fetten fte ben 33ater bitten, bamit er fte in benfelben feite. So traten and; fofort bie 2(pcftet (aet. 1.). l) £)o« ?uim(td)c fagt and) 3aco&ii$: „Senn Giner fcon Gud> Seiefycit braucht, erbitte er fie ben ©ort." $)teä8ct& fyeit gibt in toibrigen galten tfyren Gmtfafttgen bie 9?ege( ber 3bit* toort. „Me ruft bie 28cief)cit," nnb „toetdjer Xfyer trollte fid; nicfyt $ur Anrufung beS fettigen ©eifteS unb ber eingebernen Seifert ergeben, ba fte bod; nach Qacebitä bie Gin^elncn $H $u ficf> ruft?" „3rrt Giner, fo femme er sunt Sege ber Seie- fyeit: tefy bin ber Seg, bic 2Ba$r$eit, ba£ Reben; ift Cititcr gc- taufet, bie Safyrfyeit ift nid;t ferne; toanbett Giner in ber gin- ftermjj unb bebarf er ber SctSfyeit, er verfange fie oen ®otr, unb n>er aud) ber Sei^eit bebürftig fein möge, er gefye gut Quelle ber Sei^eit, Grifte felbft." 2)

SDcan fiefjt, §u3 $iefyt bie Unfefylbarfeir, bie nad) ber fvitr)o= üfcfyen ßeljre bem ganzen GrptScopat a(3 beut Ofeprüfcntanten ber in ben ^ßarticutarfircbeu eerr/anbenen tfdjrtrabitien (toeoeu man freitid; $ur 3eit £>uffene in ber Xfyeorie toenig i>rarf>) jufommt, auf bie einzelnen bie £irdje auSmacfyenbcit Subjccte. Gr fpriebt bem 3nbioibua(i*mu$ in ber autfgcbefmtcften Seife ba* 2Bort, inbem er aud; bie V'aien mit kräftiger GMetcbbcrecbtigung fyeran- jie^t. „£>er geiftige Qttenfd) beurteilt %tirtf b. {)., er entfiel« bet e3 burd> einen %H ber Vernunft, unb mit biefent Urtfjeite muß unbebingt netfnoenbtg aueb ber fcaic bie Sfikrfe feine* $>er= gefegten bettrtr/eiten, fetoie ^auhtS bie Serfe fkrri tabetnb be* urtfyeitte" (Gal. 2.). 3) „£er 5Böfe hingegen (aud; ber böfe $tf<$of nur $a$ft) barf ben geiftigen 9Jcenfcben, ber buref) ben (Seift tebt, niebt beurtfyeitett." 4) „Ucberfyaufct feilen bie Untergebenen bic literae auf ifyre Safyrfycit unb ^ationabUität gemäß ber fertigen (Schrift anfeilen, unb fo erlernten, n>a3 bernünfrigettoeifc \u tbun fei.

') Resp. ad scr. M. Stanfcl. r. 5. p. 347. b.

') Praefat. etc. IF. p. 1G9.

3) Resp. ad scr. 8 doct. 390. b.

4) Explic. c. I c. ad Cor. T. II. p. 142. I».

00

Tatf iuarc fein in fernen Solgen unttfcerfelj&arcr 3rrÜjum, brachte nicf;t 93ettmrrung in bie gange SQ&eft, fonbern barau« fönute nur ^alnf)cit unb ©cred;tigf'cit entfpringeu. dürfte übrigens bicS iitcM gcfd)cf;cn, fo toürben bie Untergebenen bon beut ©ebraudje be« SBemunfturt^eilä au3gcfd;tof fcn." l) „^arum fei gc= pviefen ©Ott ber 33atcr uufcrcS §errn 3cfu Ctfyrifti, ber ben ©cg ber 3Bar)rI;ctt ben 2Beifeu unb klugen berbarg, unb ben einfältigen Oaten unb geringen ^rieftern offenbarte, bie e8 t>oi*3tcI;cn mefyr ©ort a($ ben üXtfcnfcf)eu 31t gel)ord)en, ben tyvä* taten jebodj tnfotoett gct)ord?en, a(6 jene 2Iftc mit it)ren ltmftän= ben oernüuftig auf bie Erbauung 3m* ^acfyfotge 3;efu ßfyrifti 3uritcfgcfüt)rt werben tonnen." 2) „Ser überhaupt bie Treben ^fuifti Prt unb tfntt, ift fc tueifc unb feft begrünbet auf ber $etra, (2t)rifto, baß ilm fein Stubjunt unb feine £eftürc in §ä= refie bernwfefn fann."

£>er (e£te ©runb ift aber aud? t)ier ba$ 33anb ber ^rä= b eftin at ton. 2öa$ bermag bie §ärcfie gegen bie Sirene ber ^räbeftinirten, toefdje ber §cUanb auf fid; grünbete, fo baß bie gan3e Oftacfyt beS STeufetö fte nid;t bewältigen fann? 92ad; 3ot). 10. fanu Dtiemanb feine @d)afe aus feiner unb feinet Katers §anb entreißen, alfo toirb auet) „nicr)t bie £eftüre bon SBücfyern biefe ed;afe burd) fjärefte aus ©otteS §anb reißen." 3) „@agt boct) ber mit tiefer ©pecutatton in bie ©ott^ett bringenbe 3>of;anne$ (1, 3of;. 5.): ©er au« ©Ott ift, fünbigt niebt, ja fann ni*t fünbigen, ioeif Um feine ©eburt (generatio) erteilt ; affo toer aus ®ott ift, t)äretifirt nid;t, ja fann ntcf;t fyäretifiren; beim tonnten bie aus ©ott finb roirfüd; burd; ©tubium bon irgenb

') Resp. ad scr. 8 doct. 370. b. f. art. 32. £cff. 233. f., foo er jroar bie Tifttnction anbringt, er tyrecfyc babnrd; feineörregö bem £aien ba8 „Urzeit berechtigter SnriSbiction" 31t; allein fyat, genau betrachtet, feine SSebentung.

?) De eccl. c. 21. p. 306. b. art. 28. $9f(. 230.

3) Replica, 1. c. 138. a.

70

einem 33ucfje Ijäretifd) Werben, fo todre bae 2£crt beg 3o§anne$

v?iacbbem auf fetcf>e 2£eife §u§ bem (Spiecopat, unter bem 3Stete bbrfyergetoufjt unb bann cfme ben „©eift bcr 2$af)rfyeit" fein formten, 2) ba$ unfehlbare Scfjramt entgegen, glaubt er ben* noef) ein fctcbeS innerhalb bcr SHrcbe ber ^räbeftinirten, bem nrr/ftifcf>cn Seite Gfyrifti ftatuiren 51t muffen, bureb tvtö fret) bie mr)ftifcr)e gorm bicfeS Körpers aueftriebt. „Vie mtyftifcr/e gorm oeefetben ift nämüd) bie 23? ei^ t) ci t unb bas SSJifftn ©ctteS mit ben übrigen ©aben be£ Zeitigen ©eütee, buref) bie gläubigen ecb/üter Gtljrifti, treidle natürtieb ©lieber ebenbeefetben mtyfttfcbcn Seibetf finb unb bie Serge für ta$2(mt (Erjrifti traben (b. t). bie ^riefter), fraft ib/rer (^eteatt (potesta- tive) bureb baS 9£ort ©otteS bie ©tieber beS SeibeS (grifft beurteilen, gemät) cer genannten ©a&en irrige ?3caterien befci= tigen unb bie fatbcüfct)en aufrecht erhalten, fc bar} ber mtyftifcbe buret) bie ©nabe ber ^räbefttnatien ocrbuubene Seib (Efyrifti in ber Siebe nacb bcr gegenwärtigen ©ereebtigfeit $unirnmt." 3) £acurd? ift bie Aufgabe ber ^riefter, roie ee £msi febeinen reiü, niebt febr erfebroert; beim ,,Gbriftu£ oertangt niebte ton bem Üftenfcben ats bie Siebe unb rie iUhttet m ifyr, rretd>e jcrccf> aüe ton bem ©efe£e (Ebrifti auf's Gncrgifcbfte geteert werben. Xe^atb genügt ba$ ®efe§ and; gut Regierung, rcoburcr) jene nctfywenbig (debite) gewonnen werben." 4) „2otltc übrigen^ eine (Scbwierigfeit in ^Betreff ber £3abrbeit oenttürt werben, fo werreu fie merft cnoägen, was ber ©taube ber Scbrift in bie= fem fünfte fagt, unb was ber ©taube in jener Materie ber> nirte, gtauben fie ats ©taubenSartifet. 2öenn aber ber ©taube ber Scfjrift fid? naa) feinem X^cite über biefetbe aueforacr), fo

') L. c. 138. b. - art, 2. £öfl. 245. a) Tract. de tribus dubiis. I. p. 209. b. 3) Resp. ad scr. M. Stanisl. c. 3. p. 341. a *) De suffic. legis p. 59. a.

71

(äffen fti biefelbe aU eine fo($e, bie fie nicht weiter angebt, mir ftreiteu nidu, tveteber ST^ett ftecr/t fyabe. 33on bet ^cbauptung reo größeren Sbeil* bet Streitenben bangt aber nid;t£ ab." ') Daranä ergibt fid) beim aueb bet Sinn bet §Be$au$tung §uffen'$: „er fei getotfj ano bet Scbrift unb ber Autorität bet Äircbe," 2) inbem ifym bie Autorität nichts anberes ift, als „bie ^nformirung bei Apcfrel nnb fotgenben £>ei(igen burd) ben ^eiligen Greift," 3) b. fy., beseitigen ^erfonett, toetc^c bnref) ifyre Seite geigten, bag fie toaljre Sduiter <2 f>itftt unb ^rateftintrtc feien, bie eBenbeäljatö and) bie äBa$r$eit erfannteu mtb lehrten. Scnaeb, glaube id), mag £)tt$ fetbft feine Öefyre am heften in fclgenben Säfcen jnfftmmenf offen« „£i)riftit$ ift ba$ sureicbenbfte jpaupt, wie er rreilmttbert 3>a$re unb Darüber bewies, a(3 feine HirAe bUtfytc; fein ©efefc aber ba$ tmrffamfte jur Söeftimm* ung fiutlieber Angelegenheiten, ba c$ ©ort 31t biefem Qhtbe gab. Tenu £briftue ermangelt feiner $ird)e mit feinem @efc£e niebt ,nr Regierung, inbem betote ^rieftet bem 33otfe ba$ ©efe^ nad) bei Vefyre ber Zeitigen Werteren mtuiftriren, tr>etd;e biefe naeb beut 3u3e ^ Zeitigen ©etfteS vortrugen, roie bieS oon ben £>et* (igen Auguftinite, ynercnr/inutf, ©regorinS unb 2(mbrefitt3 offen* funbig ift. <Sie hwrben ber $itcbe &ur 53e(ef>rung (ad doctrinam) gegeben. 3^ bebaute be^atb fittm, in wetebem fünfte biefe fcter Tcetoren 3ufamincnftiinmeit, in beut f'ann ber $apft fammt feinen £arbtna(en erlaubter Söetfe baS ©egentfyeU bem 33ctfe nid?t befiniren. (Sbenfo tterfyatt e$ ftd) mit ben anbereu £)et = (igen, toie 3o$anne8 (Sljröfoftonuts, 3o$amte6 £)ama$ceutt$, rieiiDftue «Xreopagita, bie bureb ben beitigen @eift betest bie &ircfye Gfyrifti mit ifyrer Si)feufd;aft unb iljren bitten evlcudr)= teren." 4) (3fynen, ben aus ben Herfen confut? erfannten

1) Disput, aclv. indulg. I. 233. a. f.

2) De sanguine Chr. I. p. 194. b.

3) L. c. p. 197. a.

A) De eccl. c. 15. p. 279. b. De sacr. corp. et sanqu. Dom. I. 47. a; 48. a. c. 2.

72

Odjrern unb Stenern Ghrifti finb bann aud; Xemroratien $u reichen. !)

2(bgcfchen Don ber Gmtftettitttg ber fathotifeben yebre, als 06 ißapft unb Garbinä'te baS dlcdjt fid; beilegten, gegen ben Kon- sensus unanimis ber £ird;cnoä'ter tefintren gn tonnen ober 511 bürfen ,* X?at £mS fid) bacurd) aUcrciugS eine objectioe Sterin gefegt nnb eine 2U*t Xrabition beibehalten. £)aburd; allem toar eS aber and; puffen möglich geworben, fo biete ber firebttchen Behren in fein Snftcnt aufzunehmen. Xcunodj ift cS bie tixfy Hebe Vcfyre ton ber £rabition nicht mcfyr, and; fie mußte ittttet bem unroibcrftehüd;cn ^ruefe feine* ^rä>cftinatiauiSntus crlie^ gen. 3Benn ba^er £>U8 auf bie fettigen £)octorcn ned) ein ®e= uncf>t (egt, fc ift e$ nicht tut fatf;ctifd;cit, foubern i?ic(mcr)r in protcftautifd;cm Sinne. ')

So bin id; benn roieber bei beut fünfte angelangt fcon beut ich ausgegangen tt>ar, baß nämlich in ber ^itff itif cf>en £ef;rc 2UteS nur bie Sircbc ber ^räbeftinirten fei. 5lud; bie Scbrift gehört ihnen ausfcbltejstidj; bie ^orhcrgcioufHcn reiben entfernt niebt au bereu 33crftänbnij$ hin, ba fte ja bie eigentliche ^ibet, ben Gkift ber Wahrheit ntcf>t erfenneu , atfo auch niebt haben föuncn. 3ch gehe nun 31t ben roiduigften Vcr/rcu ber üirene ber ^räbeftinirtcu über unb unterfuebe $una$ft, toic fte fid> ras 33erhältni§ bcS Sftenfchen 3111* ©nabe benfe.

§. 10.

$3erf)öltnif* ber SSorhergenutf ten unb SBorherbfftimmten $ur ®nabc im 5Ulgemeinen.

Schon früher fat) id; mid; bcranlajH, barattf aufmerffam 311 machen, baß feine h^ unb ba fo febarf nur grell l;in gefteüte ^räbeftinationStcr/re, als ob fein ^orhcrgcnntßtcr (tyieb

') L c. c. 5. p. 254. a. f.

2) Bergt bvigcgcit $er}tg'4 SReateiicpelepätic, I. r. & 333.

73

ber Mircfyc fein tonne, für ifm bie Crrlbfuug ct^entücf; gar ntcf>t criftirc, titelt ftreitg burchfüfyrcn tonnte, ohne in nod? größere (iellifiencn ;u geraden. §uö crf'anntc bic mcnfd)(iri;e Statut jcbcnfalltf beffer als i'uther, boefy nid)t in ihrer ganzen ©ebetrt* uug; toirb aber in bem 9icd;tfcrtiguug^roceffc ein gactor über- ober mrterfchafct, fo erhalten totr anf ber einen (Seite ben ^pda^ giattfömttö, anf ber (ruberen ben ^räbeftinatianiSmuS. 2üt£ bie fem attcrbiugS fd)nucrigcn ^robteme tonnte aud) £uS ftd) nid)t herauSfinben; er berfiet bei beffen Ööfung in ben ffräbefthta* tiantemu«,

£)urch ben ^rcibcftinatiauiSmuS erlitt aber baS 3D2enfd;cn- gcfcr)tcd>t oon Norrie eine gan$ anbere (Stellung jitr GrrlöfungS* gnabe, obfd;on beffen mehr ober weniger confcqncnte ^Durchführung ioieber ocrfd;iebene 9cüancirungeu unter ben 'Jkabcftinatianern notfjtoettbig inbotmren toirb. Cr$ f?anbctt ftch nun Ijier barum, im Sittgemeinen anzugeben, roie fid; §u£ bicS SBcrhaltnifj bad;te. 3d) hm mich bafür auf bie §§. 2, 3 unb 9 biefer Arbeit be^ rufen, ba bort fd;ou SDcancheS antieipirt »erben mußte.

£)aS bie (Seligfeit toef entlich bebingenbe unb 31t tyx be= befä'higcnbe unb bered;tigenbe Moment 6eftet)t in ber „@nabe", bem „Seim", bem „25anbe ber ^ßräbeftination'', in bem „hoch- ^citlid^u bleibe", wctdjeS eben lieber nur bie „Siebe ber $rabe* fttnation" ift. £)iefe ^ßräbeftination, 31t ber ber SDcenfch olme attc unb jebe 0?ücfftcr)t auf fein perfenlichcS Verhalten bon (Steig* feit burd) ©otte$ bitten beftiinmt roirb, berbinbet mit bem mty» ftifeben £cibe (3t)riftt unb biefem fo feft unb fo innig, baß feine Trennung mehr möglich ift. ') ©er ^räbeftitiirte , bem ©ort „31t feinem natürlichen (Sein nod) bie ©nabe ber ^räbeftination barüJber hinzugegeben", dt)nücr) ber gratia superaddita bei ben «Stammüttern, fanu, »eil er ein (Sd)af Ghrifti ift, burd; nid;t3, felbft nidjt burd? bie 93catf)t be£ £cufe(3, burd; feine §ärefic me^r aus feiner unb feines 2>ater$ §anb entriffen »erben.

') P. 421. a. T. 1.

74

Senn barum ber Sßrdbeftintrte nod) fc fc^r fallt, tote 3. 5*. $etru$, menn er fetbft in £obfünben oerfinft, toaS nadj> £ut« atterbtngS auf ©ette ber ^rab eftin irteu toirfftd;e Sünben fein fcden: ba8 33anb ber *ßräbeftinarion hält itm bed;, „bie Siebe berfefben fann ibm nie ermangeln",1) ba§ er in feiner ©ünbe beharren ioerbe; er toirb, ja id; fage, er muß fid) f<$(tegltcfy be* teuren. £)arau$ wirb ftar, ba§ botf> bie Sünbe, auch bie £eb* fünbe, für ben ^ßräbeftmirten nid;t mehr bie ootte 33ebeutung r)abe; traft ber „touqel^aften ©nabe",2) ber ^räbeftinatiou näm^ tid; , fann fie nie für ben SfaSertoSfyCten it)ren ganjen Grinfdtß äußern. X)ie Stnhäufung ber £obfünben bringt itm ntd>t in ben Staub ber 23erftocfuttg ober ber Sünbe gegen ben Zeitigen ©etft, loa« b(o£ ben ^ßräöciten borbc(;atten unb bereu §auotfdm(b ift; im ©egentfyeü atte Sünben unb Safter, rr>e(cf)e nur mögüd; finb, machen ben ^ßräbeftinirten in ben klugen ©ette« nicht ju einem ©egenftanb be« §affe«, er WM {§n m^ rcr per W*bc* ftmation, „aus ber er nie fättt unb nach ber er ftet« tu ber ®nabe unb gerecht mar",3) trofcbem mehr ats ben rechtfebaffen^ ften ^ßräSciten, für ben er afä fctd;en eioig nur §>aB ^at. Schon baruad) ift bie Sünbe für ben 23erf?erbeftünmten mehr nur Sd)ein, menn man aud) nicf)t bie 5(nlocnbmtg, meiere §u3 oon I. .J1^- ö.j „Ser au« ©ort ift, fünbigt nicht , ja tarnt nid;t fünbigen", macht, urgiren toiü.

(Sine „rabicate @nabe" oon fo mcfentüd;en getgen fe^t, eigentlich genommen , eine rabicate $erftf)iebcnheit ber Naturen (ober tmügftenS eine rabicat oerfd;iebcne iBeftimntt^eit bevfetben) ooraus. §u$ fcheint bie« toirfttcf) im Sinne gehabt $u ^aben. Da« geht au« feiner ^Befestigung be« @innutrfe« t>croor, bag ber 23orhergetoußte, toenn er in ber Siebe ftefyt, temporär toenigften« biefe« 93anb (ber Siebe) unb folglich bie (Einigung mit ©jrifto ^abe; ber tafterhafte ^räbeftinirte hingegen entbehre biefe« ©an*

') ©. audj art. 2. 3. #'dfl. 245. 2) De eccl. c. 4. p. 251. b. ») L c. - art. 4. $BfL 221.

1

75

be$ unb bamit autf» ber (Sinigung mit (S^rifto." „£ie (5inficf>t in tiefet ©erljaftnif?, erffärt fief? barauf §u£, gewährt ba$ hu- midum fluens nnb humiduin radicale im menfd)ticfKn 5ter per. ßbenfo gebe e# namfieb im mtyftifcfyen £etbe £f)riftt eine ©nabe naef) bev gegenwärtigen ©ered;tigfcit unb eine boftenbetc ©nabe. Sic 2Ibfonbernugcn buref) ba$ humidum fluens mo^ mentan unb äußevücl) angefpüft (adnata) , niebt in eine innere bauernbe 5$erbinbiing (continuata) gebracht Werben, wegen ber $3erfcf)iebenf)eit ber Naturen; fo t»err)d(t c$ ftd) aud) mit ben ©fiebern bc£ Teufel, gefegt fic (tnb aucf; für eine £ät na($ bcr tjegentoärtigen ©nabe außerttcr) angefpüft. 2Ufcin bie ^rabeftiuirten , trenn fic aud? jeitweifig ber ffiefjenben ©nabe betäubt feien, r/aben boeb, bie rabicafc, bon ber fic niebt fyer= auffallen fönnen. l) Unb fo fyabcn bie fd>on geredeten sßrctbeftt* nirten eine boppefte ©nabe unb finb mit einem bereiten 33anbc gebunbeu." ,J) (Sin anbereS ©feicr/nift £mffene ift auf ber kernte fiegenber Seijen unb Spreu. Sie Seijen nie Spreu, unb Spreu nie Seijen werben fann, fo ift e3 bon 23orne unmögfid), ba§ ber ^räScitc ein ^ßrä'beftinirter (unb umgefer/rt) werben fönne;"3) ber 23orl?ergewuBtc ift in bcr SHrcbe, rociö ber Spei* djief, baö ^fyfegma, bie Crrcremente in bem menfcr/ttd;en £eibe „aus bem ßeibe auejufüfn-enber Stoff;."4)

So ergibt fid) benn aud) bie Steffung ber ^orr/ergewufeten in ber Äirrf;e unb jnr ©nabe. Sie wad;fen unb friften il)r INrfetn tt)ic bie Spreu buref) unb mit beut Seijen, nehmen affo bie ^cben gebeuben ©nabenmittef ber 23orr/ergewu§tcn in ftd) auf unb ermatten fid; baburd;, fönnen fogar fraft biefer jeitweife ge~- recfyt fein; aflein ifyre Dfotut fönnen fie nie oerfäugnen, aue Spreu fönnen fie nie Seijen werben. So gerate §u£ bind;

') Art. 9. §ö[I. 222: Haec propositio vera est in sensu eomposito.

2) De eccl. 251. a. b.

3) L. c. c. 5. p. 253. b.

4) L. c. c. 3. p. 247. b; 248. a.

71)

ben SBaljn, bie bibüfdjen ©teid;ntffe in allen and; ben flein* ften 3ngen nrgiren 31t müffen, in eine fo f d^iefe ©tettung, bag er fcon^orne bie toorfyergeümfjten nnb borfyerbeftimmtcn SWenfc^en t>erfcr)iebcn natnrirt fein lägt, jenen bie pcinücf;e nnb öer^toetf* UmgSfcottc Sage antocist, fie fönnen nnb fotten gerecht werben, nnb fönnen nnb fetten es lieber nid)t.

Die ©uabe Efyrifti muß ben fnnbigen 9Jknfd;en ber massa perdita 31t einer „nenen Kreatur" umfdjaffen. Deßfyatb inn§ fie in itm eingeben, itm in ben ©runbttermögen feines SefenS erf äffen nnb bnrd;bringen , ifym eine neue 9?ttf;ritug geben nnb neues geben einf;aud)cn. Das gelingt berfetben auf ©nmb ber ©nabe ber ^ßrabeftination tooßfornmeti; bei ben SBortjergehmjjten aber in Ermangelung jener ntcfyt; bei biefeu fommt es nur 31t einem Slnfafc, einem 33erfud;e. „Die ^erbinbung bcS Körpers ber $ird>e mit bem Raupte ßfyrifto, fagt barüber £mS, ift feine förperticfye, fonbern bie geiftige ©nabe ber *ßrabcfrination, inbem bann GfyriftuS burd) bie ©nabe ber gegenwärtigen ©ered;ttgfeit, mittetft ber er in ber £ird?e uub bereu ©Hebern toetmt, biefe 3itr Erlangung beS £ebenS ber ©Torte leitet." l)

§. 11.

£>er SRed)tfertta,una,6procefL

Sftur erft tfutfyer fud>te baS neue 23etrad;rungSmoment beS 9ftenfd)en als eiuen Hto£ u. f. hx beim 9?ed;tfertiguugSprccc|ie in bie Geologie cin3ufüt)ren, fc bafj ©ott SllteS attein ttmn mujä uub besiegen ber SO^eufd; fyöd;ftcnS glauben barf , baß ©ott ettooS in tfjm tfnte. $d; fage t?öd;fteuS glauben barf, Weil aud; biefer ©taube nidjtS 9^enfcr)üc^e^ au fid) tjaben feil uub barf, foubern freiließ unerflärlid; reine £l)at ©ettes fein muß, um ja 5ülcS, n>aS irgenb bie leifefte ©pur fcon mcnfd;ltrf;cr 33c- tfycitigung traben tonnte, auf's 2leugftttd;fte au8$ufd>lief;en. Des*

') t. 1. p. 321. a.

77

fjalb nafym ßirtljet an, bag ber 9D?enfd; abfoUtt ju einer 2ftit- toirftutg ober aud; mir pafftoeti ^Beseitigung bei feiner Ofccbt- fcrtigung unfähig fei. Sr Ijat bap feine gciftigen Gräfte int gatfc Stbam'S oertorcn, eine tfcf;rc, nx(d;c fogar bnrd) bic (ion corbicnformct 53eicnntniß bcr ortfyoboren £ntf)crancr ') tourbc. Slbcr and) in ben nad) (nti)crifd>cn Gegriffen ©crecfytfcrttgtcn bleibt bie ©nabe nur in einem gan$ äi$jjerttc$cti SSerljäftmffe, bic ©ercd^tigfcit S^rifti toirb it)m nitf;t 3U eigen, fonbern bloö ä'nScrüd; ton ©Ott angerechnet, fo ba§ ®nnbe nnb ©credrtigfeit, eine bis auf £utfyer unerhörte Ch*fd)einung, neben cinanber beftefycn tonnen, h)ci( eben bic <Snnbe in bem einer ttotfftänbigcn 9iegc nerirnng auö bem Staube ber ©i'tnbc $tt einer „nenen (Sreatur" unfähigen toefentüd) fcerberbten 9)2enfd;en nnr ^ngebedt, fcon ©ott nid)t gefehlt derben toitt. 3d) finbe für bie ganje Stfed)tfcrtig= ungtftefyre Vutf)er'S, nnb ba3 ift bic ßnvmt ber (utf)erifd)en Öefyre, feinen beseidjnenberen 2IuSbrud, ai$ ©ott „briidt eben ein Singe ,$u" , ober fct)aut bei bem fünbigen 90?enfd)en bnrd; bic ginger. üÖton toeig unb loieS erft iüngft lieber tton (Seite ber ^rote* ftanten fclbft nad;, toa$ bic tutl)erifcf>en £f)eo(ogen oon biefem „gunbament ber eoange(ifd)en Äircbc", „oon biefem l'ebeuäuero, mit bem ftefteljt nnb fällt", t)attcn, „baj3 bie neueren ütt^ertfe^en

') 2(ud) bie Suben gfauben fid? gegen eine bevartige SBebaubtuug ober Sehe berroabren nnb lieber bie (irbfüube fetbft (ängnen $u müffen. 3n ber fcon ben Sftafcfc. 2. Stein nnb Dr. ^ormfteeber herausgegebenen ßettfdjrift „bcr ^ettagabenb," 1859. ,,$öriefe über riäuöfit^e (Srsiefyuug b$n Dr. ^ormfted)er. 1. 33r. ©. 125. beißt eS: ,,Apter , lieber C£ar(, ruft baä 3 übe 11 tf) um un« 31t: (§3 gibt für ben ü)?eufcf;eu feine (5rb* fünbe, feine 9iatur ift nidjt für a f ( e CSttigfeit berborben, fonbern er befitfU bie oottfoinmene fittlid)e ^5 r e t ^> e 1 1 f bnrd; fie fanu er fowoM ein (Enget atS ein teufet toerbeu, foroobt $ur ©tufe bes 2"bier§, ja fogar aus S0tangel au einem ^nftinft, nod; tiefer binabfinfen, ober fiefy junt Gimmel ergeben unb baö (Sbenbttb ©otte§, nad; roetdbem er gefebaffeu rourbe, in feinem (Srbenbafein für fid^ unb feine lUngebuug barftetfen." äftan fiebt unb muß bebauern, baß bier Dr. ^ormftedicr nur bie bvoteftautifebe, nicfyt aud) bie fatbctifdje £ebre berüefftebtigt.

78

Geologen fämmtticfy bie £etjre SutljerS unb ber fr/mbotifd)en 23üdr/er »ertäugnen, fämmtticf) ben §auptartiM bon ber guge^ rechneten ©ered)ttgfeit enttueber gerabe^u preisgeben ober in ba$ ©egentfyeit bon bem, toaS bte Deformation getoottt, umbeuten." ') @3 ift barum eine getoattige fyiftorifd;e Öüge, toenn man biefe$ „gunbament, biefen £auptnerb" bafyin beftimmt: „9cid)t3 fyat für ben ÜJttenfcfyen einen 2öertt), nid)t$ fann itm geregt unb fetig machen, rca$ nicfyt burefy fein inneres tjinburdjgegangen ift. 9cur (StjriftnS, fo to ei t er mir innerlich geworben ift, fann mid) ertofen unb mit ©ott oerfotmeu." öutfyerunb bie Gtoncorbien* formet fennen für bie geiftticf;en £)inge unb ^(ngetegenfyeiten gar fein inneres beS 9)cenfd;en , nad) itmen ift e3 aofotut unmögtid), bag @f;riftu$ bem $cenfd)en innertid) toerben fonne. 2) £)a$ ift bie fatf?ottfd;e 8e$re, aber freitieft nid)t in ber entfteüten Seife, toie bieg bie proteftantifd;en fmnbotifd;en 23üd;er ttntn, unb bie ^roteftanten ümen nod; fyeut 3U £age obtigat nacb$ufyrecfyeu ge= ioofyut fiub. £)afyer rüfyrt übrigens auf (Seite ber ^ßroteftanten au$ ba$ ifmen unerflärftetye Dätfyfet, toenn fie (toie SD?attt)e§,

') tird)e unb Äirdjen, «ßa^fitbum unb $tvd)enftaat. £ifr.*poItt. 23e* tvacf;tuugeu ö. 3. 3. t>. Söttinger. 1861. ©. 427. ff.

2) Savt 9Jcattfyeg (proteft. Pfarrer) fagt barüfrer in fetner ,,Q[om= Baratt Den (Symbolt!" @. 414: ,,3n bem stauben, bag <Sl?rifti ©e* red)tigfett buvd; 3ure^ttuug unfere ©ere d; 1 1 g fett toevbe, febeu bie Äatbotifen md)t« attbere«, als eine bem fittHcfjen 93 erouß tf c in toi* berftrebenbe 2lbf uvbitä't. Absurdum seil, esse, sicut Osius inquit, dicere alicujus rei formam esse, quae ipsi rei non insit. Ut, si dicam, parietem esse album albedine, quae vesti meae inhaereat, non parieti, vel Ciceronem esse fortein fortitudine, quae non ipsi, sed Achillis animo inhaereat. Unb (Sfyemnit,}, bev biefen (Siitroanb tu feinem Examen f. 209 enuälmt, rueiß barauf md)U $u antworten, als bajj er aus bev Wfofoptyte t>ercjet>oft fei, bte nid)t tuefter geböte; Baut aber (im ,,©e* genf«| bc3 Äatftoliciämus." @. 257) fud>t itjn baburd) ju befettigen, bafe er ben red)tfertigeuben ©tauben |u §ttfe nimmt nnb Hm (gan$ gegen unfere fnmboftfdjen 83üdjer) als ein bem SDtenfcfjen infjärirenbeö sJ>rinci|>, af« einen habitus barfteflt, burd) ben bev 2Äenf<$ bev ^etenj nad) geregt fei (atfo aud) eine fjabitueUe ©ercdjttgfeit)."

71)

I. c 188.) im $3iberfprud;c gegen bie fo oft über ben ®au)o- üä&mil loiebcrhottcu tUT(äumberifd;cn ^Behauptungen in it)ren fnmoolifdmt Stenern fet)eit r bafj fidj im ®atljoftct$mu8 eine „bem f<$ft<$ten (ifym allein?!) Skrftanb meljr jufagenbe %\\}\djt oou bei SDteitfcfyen Statur, oon feiner fÜHbtgctt ©erber&tijeit nnb oon feiner an eine fortgehenbe $eiftgimg getopften 9?cd?tfertigung geltenb macht", ba§ „bie ^atljottfen oon bent ^ioeeß ber S3efet)r^ nng in it)ren ftmibo(ifd;en 93ücbern ftynergiftifd), nicht peta* giauifd; reben" (@. 463), \vk „ber Ehrbegriff ber fathotifchen sihxbc nach ber gaffung ffyctc fhmbo(ifd>en SSuc^er afterbingS nicht ben ©ortenrf oevtient, bafj er (Sfnüfti SBerbtenft gan$ in ©chatten ftette, bie Sitabljaftigfeit ber menfehüchen Statur ju fehr biffimu* live nnb ee btoä auf eine äußere SöerffjeiUgfeit abgefehen habe, n>te er oft unb ftarf genug fyeroorfyebe , ba§ bie ©nabe ©otte3 in d^rtfto bei allen unferen guten Herfen bod) immer ber te£te (Srnnb unferer Rechtfertigung unb (Seltgfett bleibe unb baß ofme bie jn&orfommenbe unb mittoirfenbe §ü(fe be$ Zeitigen (Seiftet Rtcmanb ftcb nahrhaft beffern fönne, aud) uod) förmlicher at£ ber irrige auf innere 23efferung bringt, inbem er biefe mit jitr SBebtngnng ber ©efigfett macht" (ß. 190). Um biefeS Räthfet, toetcheS eine, tüte man ficht, aufrichtigere gorfcb* ung fd;uf, $u löfen , fah man fid) gtt erftä'reu gelungen, „in biefer feiner befferen gaffung erfcfycine er (ber" fat^ottfe^e ^et)rbe* griff) erft in ben £)ecreten be$ tribentinifchen (SoncttS;* J) aüein aud) bie3 ift toibertegt.2)

bürfte bie Semerfung genügen, bafj bie Red?tfertigung^ tf^eorie §uffen3 ooUfominen Uiijoltfd) fei, n>ien)oh( mau bie$ bei i^m, bem abfohlten ^rabeftinatianer, nicht erwarten foflte. 2ßa§ tarnt beim bei bem abfohlten £)ecrete bie Rechtfertigung noch anbeveS fein , ate btoS eine ä'ugere Reinigung, ba ben abfohlt ^räbeftinirten bie ©ünbe ja nicht au# ber Öiebe ber ^räbefti^

') statte, 1 c. @. 190.

2) Sommer, bie fcortribenttnifefte fatbol. £fyeo(oa,te. -- 3$ felbft fuc&te einen Settrag baju in meinem „3obann Steffel" 31t tiefem.

80

nation herausreißen, biefe ©runbbcftimmung feine« <Sein« ntd>t eerrnid;ten famt? 2ße$u bagegen bei bem ^ßrägcttcn bie 9fcc$t« fertigung, ba er in gotge ber Rid;t^räbcftiuatten abfetut -un* möglich mefy ein ^ra'beftinirtcr »erben tonnte, toett außer ben ^rabefttnirten deiner jur (Seligkeit getaugt? £)od; ift hier tute fd;en früher feemerft »urbe, eine gtüdOcr/e 3>nconfcquen$ an ber s£eibcha(tung bieje« @<$eme$ oon Rechtfertigung ©d;utb. Um im Uebrigeu bic fathotifdje £chre in biefem fünfte gegenüber ftereottyp geworbenen 23erbäd;ttgungen eiuerfeit« in (Sdjufc $u nehmen, anbererfeit« bie ^bentität ber ®ird;en(ef)re fcor ber Re- formation mit ben £)ecreten be« §onci(« bon Orient 31t geigen, gehe idj rtäljer auf §uffen« Sehre ein, bie, »a« nid;t überfcT;cn »erben barf, nicr/t ben geringften Sfaftoß erregte, »ä'hrenb £m« ebenfo»enig eine Dv^ofttion in biefem ße^r^unfte für nöthig fanb.

2tt« bie bc»irfenbe unb gina^ltrfadje unferer Rechtfertigung fce$eid;net £m« 3efum Ghriftum. „begreife, fagt er, baß GnjriftaS unfere $öet«heit, ©ered;tig!cit , .peitigung unb ßrtöfung in ber ^rebigt (in praedicatione) nad; ber Ur fache ift, benn er ift bie Bewirf enbe unb (5nb = Urf ad;e unferer (Srtöfung, Heiligung, Sßei^eit unb ®ered)tigfeit." ') £)icr nun »a're et»a ein $uttft, »0 man, unb bietteid;t mit einigem Schein, ba« Lieblingsthema ber *ßroteftanten anbringen fb'nnte, baß nämlich bor ber Rcfor^ matton ba« SBcrbicnft (Hjrifti gefdjmälert »erben fei unb aud; §u« nöthig fanb, „in ber M;re ben ber 9tcd;tfertiguug ber fal* fd)en Sßerbienftlichfcit feiner 3e^ gegenüber 2Ulc« auf bic ®mt* benfraft ©ottes prü<f|iiftiljreit** Gs$ ift bie« einmal burch bie ftnnboüfd)cn s33üd;er proteftantifeber (Styl geworben, eb in Satyr* fyeit eber nicht, barum fümmert mau fid) nid;t »eiter. £ui« behauptet nun atferbing« barauf ab^ielcnb, mau fteße ben $apft, ba man Um sunt Raupte unb gunbament ber SÜ\\i)c erhebe, lihrifte, ber allein ba« §aupt fei, gleid? unb and) als primären

') Explic. in [. C. 1. Cor. T. II. p. 139. b. Trid. de justif. c. 7

bcr,it Conc.

si

©nabenfpenber tyfa« itnb eine anbere SBeljattyrung ^uffen'S ift, bajj bie ^rtefter nte^t autfycntifd; , fonbew nur miuiftcrictt bie ®naben crtfyciten uub fcme$ti>eg$ olme bic bott ©ott borget gefc$e$ene ^a&ttttatton „auf bie 3Ma$p§emie be$ prctfumtu&fen ^riefterS m vertrauen fei, looburd) er bie (Sinfftfttgen glauben machen Witt, toauu er immer fage, id) gebe bir boflften SRac^afj t)0it<Sd)uft> itnb ©träfe, bann gefeite es fefort;" ') ober: „©ort l;abc beut ^rieftet alö feinem $iear attc Slftton uad; Büfett (ad extra) comnumicirt (ftd; baS ©Ott eigene 2Öcrf ufurpirenb)." a) 3d; ätttloerte auf ben erftcu Sßunft: (Sinmat, £mS fagt nie, roenn er oon ber Rechtfertigung fprid;t, baß fyier ber ^apft als §aupt ber $ircf;e gleirf; £$rifto ftefye; bann ffitgi>erpe$ §uS total bie ftrcfyttdjc Sc^re oon bem *ßat>ft a(S §aupt ber &irc$e, ber es gar nie einfiel unter bem Zapfte als $ird)enf;aupte baS primäre, f irdjen grünbenbe, (Mbfung beloirfenbe uub cutt$etr« tifcf; übermittcinbc §aupt, baS nur (SljriftuS ift, 31t oerftetycu, nie ben s13apft in biefer 33e$teljmtg an bic (Stette (Sljriftt ju feigen; otetmefyr f'aun ber *ßapft fecunbärcS uub miuifterietteS ®irc$en* fyaupt nur fein, iocun er oon dfyrifto, bem primären Raupte uub guubamente ber $ircf;e, uub oon beffen ©eifte, bie Beibe bis an'S Gntbe Bei ber $ircf;e fein ioerben, gehalten uub getragen toirb. 3) £)ie 23cfyauptung §uffcu'S finbet fief; aud; nirgeubs in einer gteicfyjeitiaen Sd)rift, uub fetbft bie aus ben Triften fei* ncr ©egner jebenfatts a(S bie treffeubften ausgesogenen (Stetten fagen bieS nid&t aus. ($S ift baS Mos ein bia(e!tifcf;cS $txmp fti'uf, (Senfequenptactyeret $uffcu'S aus ben ©äfceu feiner ©egner, bcfouberS aus bem bamals ettoaS über Imnbcrt 3tö1jre alten uub nie allgemein angenommenen £f)coiogumcnon oon ber pcrföulid)eu 3nfattibilität bcS ^apfteS, bem oottfommcucn Ibtaffe, ben er, um es Ijier frf;ou ju bemerken, ntcfjt oerftcfyt ober ocrftcfycu Witt,

') Disput, adv. indulg. 224. b. 2) L. c.

*) basu Steph. Dol. (1. c.) oteit §. 5. ©. 23. 9?ote 3.

82

unb enbüch aus bem <Sa£e, bag ber Sßa^ft oon Riemanb ge* richtet »erben fonne, toobei er freiließ bie betrübet fcorhanbenen erfauternbeu ©(offen nicht ju berüdfichtigen beliebt. (Sbenfo Der* ^ätt es ftch mit ber jrueiten Behauptung. (£ut$efae Sßrebtgcr unb aud; £heo(egen mögen etn>a tu ihren fcholaftifchen ©ptfe* finbigfeiten afterbingS ^u toeit gegangen fein, baS tarnt fein; aber einzelne Gttertfer, Geologen unb fogar © deuten machen eben nad) fatholifcher Sehre noch nidjt bie $ird)e. UebrigenS toirb fid) toeiter unten (Buße unb ^Maft) geigen, bag ipuS fe(6ft ausfagt, bieS fei nicht £el)re ber $irdj>e, nicht £ehre ber Zapfte.

Senn man nicht bei ben Schriften ber Späretifer fte^en bteibt, nicht b(oS aus ihnen bie £ehre ber Kirche unb ber £f?ec= (ogen fennen (erneu nüft, foubern fid) ben SDcuth unb ein offenes, ungetrübtes 2ütge für bie tfyeotogifcfyen (Sr^eugniffe ber anberen (Seite betoahrt: fo ift nichts (eichter a(S bie Unwahrheit berar^ tiger Behauptungen ein^ufe^en. 3d> erinnere nur au bie £fyat- fache, bag fid) burd; bie gan^e ^eriobe ber Schofaftif bis gum Honcit ton Orient bie Streitfrage über baS Berha'ltniß ber menfd)* liefen ^^ätigfeit jnr göttlichen bei ber 2lbfe(ution ht^teht. 2$aS aber ftreitig ift, tarnt unmöglich allgemeine Doctrin oer >Tbeo(ogen, Ce^re ber SHrcfye fein. £mS mußte, ober tonnte toenigftenS oon ber M(age toiffen, foelche fein £ehrer Valbert oon Böhmen gegen ^einrid; oon Otytha 1371 bor ber päpftlichen ßurie erho^ ben hatte. Unter ben iuquirirten 2lrtifeln befanb fid) aud) einer über bie Rechtfertigung, b. h-r toie fich in ihr ©otteS unb beS ^riefterS 3Tb;dttgf'eit 511 einanber Verhalten. §eiurich ton Dtytha tertheibigt fid; burd; feine §efte, toorin er „gefügt auf ben hei- (igen 2UtguftinuS juoörberft ben Sa£ ftreng burchgeführt hatte: Solus Dens potest impium vere justificare. Denn bie Rechtfertigung beS 9)2enf d;eu a(S peccatorum abolitio unb gratiae largitio ift ettoaS nod; rr>ett §öf;ereS unb ©röfjereS, als felbft bie Schöpfung unb lebiglich ©otteS £har-" Daraus a(S niebt beftrittenem gunbamcnta(fa^e leitet bann Heinrich ben Sa^ ab, „eS ift baher ein gefahrlicher 3rrt§u»l, 3U fagen, bafe

33

bei ber £oSfpred;ung fcon ben ©ihtben bem Urteile <55otte§ baS Urtfyeit bes ^ricfterS oo vi; ergebe." 93ctt 2Bitf)clm i>on Slujrerre fagt er, „®ott ift eS, ber bie Höfling Beginnt, inbem er rie ©c^ulb unb bie etoige ©träfe erlagt; ber $rtefter ift es, ber fie ooUenbct, burd; Auflegung ber Späube vermöge ber tSc^tiiffel- aetoalt." (iutblid; erflärt £)eutric$, baß „er in feinen Grrläuter* nngen \vtm ^etruS ÖombarbuS vorgetragen fyabe: als (Sott ber- gebe (SfyriftuS bie Sünbeu aus eigener itraft nnb 83oflraad)t (autoritative), als Sftenfcfy per moduni excellentiae, bie s]3riefter oergeben fie als Liener orer äöerfseuge (mi- nisterialiter).'' Unb rote »erlieft fidb ber ^3apft mit feiner (iurte 31t biefen 2lüeS auf (Bett juriidfufyrenbeu ^ä£en? $erur= tfyeitte er fie als fyäretifcf/, toetf er ettoa in feiner angemaßten Autorität beeinträchtigt fei? Verbannte er fie burd} fein Urteil aus ben §örfälen ber Unioerfi täten ? 9cid?>t im ©ertugften. 9ftan gab fie ber £)iScuffion oötlig frei, benn „nad? bem ©ebanfen^ gang beS SßerfafferS finb fie (mit noefy anberen ^ä£en) tfjeils mafyr, tfyeilS probabel, unb nicfjt ^cirettfet) ober irrig, jumal, ba fie auf fcfyulmäßige Seife ^um 3toede roiffenfd;afttid)er Erörterung Innficbtlicb iljreS gür ober 2öiber abgefaßt finb." l) sJ0can ftefyt, roetcf; toeiter (Spielraum, roelcfye 9?ebefreit;eit ben Uuioerfitäten eingeräumt, roie aber bie fcon §uS als $ircfyenlefyre bekämpften

') T. Q. a. 1859. 1. £ft. @. 57. ff. Cf. Steph. Dolan. Dialog. Volatil. c. 9. O- c. p. 459. f.): ,,In Domino confldo Semper. . . Legi ego hoc de haereticis, qui, dum sunt in ecclesiis membra putrida, men- tiuntur se Christum habere, atque ab unius ecelesiae verae matris ube- ribus alios avertere atque abripere moliuntur, et ad se attrahere vo- lunt affirmantes, quod apud se sit Christus; et quasi pie studiose- que adinonentes, ut ad eos transeundo transmigremus in Christum, quasi solum apud eos et cum eis sit Christus, et nequaquam apud flde- les catholicos . . . Scio ego, quia mons est Christus, imo mons est in vertice montium. Ad quid ergo transmigrabo ad haereticos, qui soli visu suo sibi videntur habere Christum? Non faciam. Numquid divisus est Christus? Aut forte multi sunt Christi? absit. Unus est Chri- stus caput ecelesiae, qui est via, veritas et vita.

6*

84

Sdutuneinungen burcbauS nicht Öcf;rc ber ^ircBc ftaren. ed;on biefc ?ef)re bcS ^einrid) fcoit Dtytha an ber Uniocrfität 'präg, bie §u$ in attcm nad)rcbct, bereit üBeraft burd) £)cutfd;(anb in 2(B* fd;riften gcfcr)e^ene $?erBreitung im fünfzehnten Qafyrfntnbcrt, tfn'c 33eurtheüuug oen Seite be$ pä>ftüd;en etu^eS feilten bie ^ro^ teftanten in biefen fünften nt einer anberen lleBeqcugung Brin= gen, toemt toir and; nicht (ange Oor 2itther in bem leerere (Sugen'3 IV., toeldjeS er an bie 3accbiten rid)tctc, bie veßre ber tfirebe au$gcfored;cn fänben. 2tobrüdüch l)c\$t e3 ba: „Uner- fd;itttcrüd) gtaubt, befennt nnb lehrt bie Zeitige rb'mtfchc SUvcße, Oiicmanb, auS einem tarnte nnb $öeib je empfangen, tiutrbe tton ber £>errfd)aft be3 £eufetg Befreit, toenn nid;t burch ba§ 33er^ bienft be$ Heilders 3U)ifd;en ©ott nnb ben SOcenfchen, unfereS §errn 3efu ßfyrifnV

„@hriftu3, fagt mm ferner, ficht nid)t auf bie Herfen, fonbern gibt feine ©nabe ofme Unterfdn'eb in 23e$ug auf Ort, 3eid)en unb £age; er toeift feinen oon feinem ©efet^c $urücf, fonbern ruft jeben, bamit er a(3 Arbeiter „fein fügeS^od; unb feine (eid;te 33ürbe" auf fid; nehme." a) „@ott fann aBer feine ©uabe nur bem baju gasigen geben," 2) nur bem, ben er oor^ ^er hap fällig macht. £)a nämtidj ber @hrift bitten nur burd) ^rebigen, 33ctcn unb ^erbienfte für ir)n CmoerBen Befangen tarn, fo bleibt immer noch üBrig, bag ©etteS §abitttation, toetd^e er aBer nach beö 9)cenfd;en 23erbienft fcelfyeht, oorau^gehe." 3) „Denn bie ©nabe mufc unBebingt neth>oenbig berauschen, toeit fie ba3 ^ßrmety fotoohl be3 DJcinifteriumS in ben Qtodcrn, af$ auch ^ §anbetn3 in ben £aien ift." 4) Diefe ©nabe Beginnt aBer mittetft ber ^rebigt burch'S $)ort auf bie Seetcn traft be$ 9ftenfchen $u toirfeu. „£)a$ Sort bc3 s]?rcbigcri<, ber jut

') Explic. i. ep. Jac. c. 1. T. II. p. 19.3. a.

a) Disput, tdv. intlulp. 221. a. Ctra Bull. Papae. 237. a.

') L. c. 214. b.

4) Resp. ad scr. M. Stanisl. 311. h.

Beugung nnb üftäljrung be$ Rottes burd& baä 85ort beö Bebens geföuft ift, ift ein gAmffeJ bom le&cnbigen (Sorte) abgefdmte ten cc> äRateriate unb fyat in firf) eine getoiffe Saamenfraft, bie oon Oben gur f)erborl>rtttgung ber neuen Greatnv gegeben hrifb; aber e$ ift fein ätotiftl, f^M cr fertr aufCT ^er ©timme unb ber ^cclcnfraft abfoCnt notijteenbig innevlid; ber toafpet vehrer benSBerftanb ertcud;tcu unb bic Söafyrfyeit geigen muffe." l)

') Resp. ad scr. 8 doct. 380. b. SDie lutfier. l'cfcre tautet hin- gegen gang aubero. 3ta Uebereinftinunuinj mit ber (Soncorbienfoimef, bie ,,fid) nidu bon bei x'tuüdit trennen fann, baß ber 9)Jeufd) burd> bie (Srb fiiubc baä liberum arbitrium in spiritualibus , b. h. bic Äraft beö freien Sillens 311 geijtln$en Regungen unb frommen Stfttonert/ güujlicfy, auch bei $0 teuft n ad>, berloren &a6e, nnb meint, toenit ber Sitte biet ettoaS mttmirfe unter bem 93eiflanb ber ©uabe, fo tluie er baö nur au« ben neuen bon beut heiligen ©uifte burd; bie ©nabenroirf'ung beö göttlichen 93?orteS tym mitgefljeiiteu Greiften" . . . „beim bon Statur fei ber Wltnfä ad bonuin prorsus corruptus et mortuus, ebne ein günfteht geifttidjer Gräfte, unb fegar in g?eirtbf$aft mit ©Ott, unb baber fehle feinem JBtlleu au alter Saba ci tat für baS ©ute, bie Gräfte beSfeteen in spirituali- bus feien gauft berforen, and) ber Sßotenft nad) nidjt mehr borbanbeu (äJcatttyeö I. c. 5. 337 I'.) tu Uebereiuftimmung mit ber (loucorbien- feriuet, fage itf;, tautet fte nad) (Sfyemnitj: Examen concil. Trid. Pars I. p. 135 f. alfo: ,,Ex bis et aliis multis Scripturae testimoniis mani- festissimum est, gratiam Dei in non renalis ante conversionem seu re- novaiioneni nun invenire dvva,uiv, aliquam vim, aut faculta- tem aliquam, sive ligatam sive alten ua tarn, quod ad motus vel actiones spirituales pertinet: sed invenire 1. adwaplav, privatio- nem defectus et carentiam; 2. Vitiosum habitum et depravationein in mente, voluntate et corde, quod attinet ad ineboandas et efficiendäs vere spirituales actiones. 3. Gratiam in conversione seu renovatione non ita operari, quasi reliqua sit facultas quaedam ad spiri- tualia in corrupta bac natura ex prima nativitate insita et inbaerens, quae peccati quidem laqueis ita sit constricta et altenuata, ut nisi per gratiam Dei excitetur et confirmetur, non possit in actum prodire. Quando vero accedat gratia excitans et adjuvans, tunc natu- ralem illam dvvaaiv progredi ad eflicacem actum, ut possit coneipere motus et elicere actiones spirituales. Ita quidem Ponüftcii sentiunt et docent. Sed Scriptura . . . tradit, quod spiritus sanetus in illis quos

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£>en ^ßrocej} ber Rechtfertigung erflärt £u$ f of ort mit ben ungtoeibeutigften unb präctfeften Sorten. S3ei ber Grrftä'rung bei- stelle 3acoüi (4, 8): „Wafyt euch ©ott, fo roirb er fid> euch nahen," fagt er: „Dem fdt)eint Johannes (1.) burch bie Sorte «w roiberfprechen: „barin ift bie Siebe, nid;t als ob toir il)n ge^ liebt hätten, fonbern toett er uns g u c r f t geliebt hat." Sir tonnen un$ alfo ©ott nicr/t nahen, roenn er fetbft un$ nicr/t ^ erft naht. Sie fann alfo 3>acofcu$ fagen: 9^ar)et euch ©ott, unb er roirb fic^> euer; nahen? £)ie Söfung ergibt fiel) barauS: Sieben ift 3emanb roob/l motten. Senn nun ber 2Ift ber gött- ticken Siebe, tote er in ©Ott felbft ift, betrachtet roirb, fo get>t er als ein eroiger allem 3eitlid;en oorauS. Unb oon biefem (Stanbpimft aus fpridt)t 3ob/. h 33etracr)tet man hingegen ben zeitlichen @ffeft biefer (eroigen) Siebe, fo geht einer (aliquis) oon ©ott, ein anberer (alins) com 9ttenfcr/en au$. Sie näm= (ich ©ott burch einen allgemein eu Hinflug alles 31t fid; als bem legten £wk ber 9?atur roenbet, fo roenbet er aud; burch einen geiftigen Gh'nflufj (influxu spiritnali) bie menfct)licr)e sJ2atur gu fid; als beut übernatürlichen £>kte. tiefer geiftige Gh'nfluj? ift jeboch ntd;t etwa eine t)abituet[e ©nabe, fonbern eine göttliche 53etoegung ober ein göttlicher 3US (instinetns) , burch ben er ben 9ttenfd;en ntm o erbi enftttcf; en ©uten bewegt. Unb tie- fen 3ug oerroeigert er Sftiemanb, fo lange er im gegenwärtigen Seben roeitt; allein bie 9}?enfcr)en »erhalten fid; gu ihm berfchie- ben. Grinige folgen ihm unb bisponiren ficr) 3m* r)vi6ttneHen ©nabe de congruo, benen bann, roenn fie bisponirt finb, ©ott feine t>abituene ©nabe gum tocrbienftlidjen §anbeln gibt. Slnbere freilid; roiberftehen bem göttlichen SWr m<0 ^ixb

vult convertere primum ineipiat pravitatem illam, quam quoad motus et actiones spirituales in mente et voluntate non renata iuvenil, mortificare et auferre: deinde ineipiat operari et donare novam vim, facultatem et effleaciam in mente, voluntate et corde ad inchoandas et efficiendas actiones spirituales."

ihnen mit •JieefH bte fyabitueüe (Staate oenoeigcrt. 2ltfo gcfyt auauifrteiulid; bie DiSpofition jur ©nabe de congruo ton @eite beä keimten ber 53erteilmng bcr habituellen ©nabc bon «Seite ©otteö oorautf. 3>a$ nun ift ber ©tttti beS „9caf)et eud) ©ott unb er hMrb fid) endr) nafyen." 2I6er bicfer DiSpofition de con- gruo, fügt er necbmatö bei, gefjt ber göttliche ^nftinft ober bie 99ctoC0tttig $ufct berbienftücfyen ©Uten (bonum meritorium) oorauö; benn aus fid) fann fid> bie menfcpcfye 9catur nid)t er= beben." »)

Diefe <2tette, fo Har fte aucf> ift, tonnte bieüeid)t bod) noeb ;u einigelt ^it|UHU-ftänbniffen 2tn(a§ geben; atiein £mS fprtct)t f tcf> über biefe £cf)re an fc bieten Orten unb fo beftimmt aus, bag ein gefjtget?en gar niebt mög(tcr) ift „Die ©nabe, füfyrt er anber$n?o au3,2) ift ein oon ©ott pur umfonft gegebenes, gei= ftigeä ©efebenf, tooburd? fid; ber üDcenfcb; jur lufnafyme ber loofytgefatfig mad?enben ©nabe borbereitet. 9)can nennt fie gratia gratis data unb fie ift nad; bem ßinconienfer ber gute Sßiöe ©ottes, naefy bem er uns ioaS mir nicf>t berbienten geben tritt, barait toxx uns burd) bie ©abe toofyt befinben, nid;t aber bannt rein ©eber barauö ettoas $um 23ortfyeite ertoacr/fc. 8ftan nennt bann bie ©nabe bie gorm (b. fy. ba$ £eben gebenbe ^3rinchp), burd? bie bie bernünftige Greatur ©ott mof/tgefäftig fyeifet. Sie füfjrt aud? beu tarnen gratia infusa, oariirt je naefy bem größeren ober geringeren SScrbtenft be£ 9)cenfd)en unb ift breifad?: nämlid; ^uoorf'ommenb, beglettenb ober mittoirf enb, 3) unb bottenbenb. £)urd) bie ^uborfommenbe ©nabe toirft ©ott juerft natürlich baS berbienftüdje 2öerf gteicfyfam at$ ber 2öan= berer (at$ ob er ber SBanberer ioä're); 4) buref) bie mttmirfenbe ober begteitenbe ©nabe r)anbett er nur mit bem berbienfttid;

') Explic. i. ep. Jac. c. 4. T. II. p. 220. b.

2) Explic. i. 1. c. 1. Cor. II. 132. a.

3) De deeimis I. p. 167. a. Resp. ad scr. 8. doct, 389. a.

4) ,,Secundum quam Deus prius naturaliter agit opus meritorium quasi viator."

88

Sirfcnbcn mit (coagit); bnrd; bie ttottcnbenbc t>cü6rutgt er aftitcü ba$ fd;ücgUdf; erlangte 33crbienft. £)icfe brcifad;c ©nabe I>at bcr 5fyoftel 1. Gor. 15. im ©innc, nxnn er faßt: £Htrd; ©otteS ©nabe bin id;, toa$ id; bin bie crftc; feine ©nabe iuar in mir nid)t nmuirf'fam gciocfen bie jtoette; nnb feine ©nabe bfcibt immer in mir bie britte. Dbglctd; man jtoat bie toohtgcfatttg mad;cnbe ©nabe bnrd; ©ottcS ©cfd;enf afä t&ixl* famcltrfad;c (cfficientcr) t;at, fo befi^t man fic bod; nur bnrd; bcn 3nftiinmcnben freien SßiHcn, tote Sluguftiti faßt: ber bid; ofync btd; fd;nf, nnrb bid; md;t ot;nc bid; rechtfertigen. <Sie J;angt na'mttd; fcon breien Sßebingcnbcn ab: fcon ©ott aU bem prineipattter SÖirfcnbcn, tion ber umfenft gegebenen nnb ben freien Sitten erregenben ©nabe nnb cnbttdj fcon bem freien Sitten afö bem ,3nftimmcnbcn."

(&$ übrigt nod; ein Moment hervorzuheben, toortn näintid; baS fccrbienftüd;e ©nte fcor bcr 33crteihnng bcr habitnetten toohtgefattig mad;cnbcn ©nabe bcftcfyc, ober ioas benn £>u8 für eine SDftnmrfung beS Sftenfchen verlange. £)ie Stnüoort tautet fur$: „ben ©tanben an (H;riftnm, benn er ift ber bcn Ungcrcd^ ten red;tfertigenbe ©tanbe. ©(anben aber ift ein gcn>iffc3 getftU ge$ hinübergehen auf @ttt>a$, ia>eil ©tauben an (£itoa$ ein 2trc ben ober ©ct;en bnrd) ©taube nnb Siebe nm fetner uütten nad; jenem (5tft>a# ift." ') <2d;ou „ber begriff ttott Religion enthalte in fid; als nnfentnd;c3 Moment bie Gattung bcr ©ebote; bie $Migion habe nämtict; gnjet n)cfcntüd;c Momente, einmal 216* tocnbnng bon ber ©ünbc, bann einen tugendhaften Sföanbct." s) £)a$ ift aber ntgteid; bie t>ou bem <2ünber ate unertäßtief^e 93c bingnng bon Johannes bem Käufer, Sßetvuö nnb nad; Vncatf imm (gerefft* verlangte $n§e. „X)cr Ungerechte mitfj öiigf üben, inbem er bon §cr3eu atte begangenen @ünbcn bereut (dolendo),

') De credere. I. 211. a.: „credere in aliquid est Öde et dilectioni proplcr se in illud tendere et ift."

?) Explic. i. ep. Jac. c. 2. II. 194. a.

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uidn ntcbr ftHtbigen h>itt nnb toürbtge jjrüd^te ber 9$ufje tt;ut." „Oivicb ircin £afeel fttnbigte Sßetrnfl &tt§e, bann bic Taufe an itiit littest öerftraej er ba$ (55cfd;cnf be« heiligen ©eiftco." ') Tieo StteB toerbe ned; befräftigt burd; 3ac. 2, 14 ff. Tonn ba fei c$ umoibcrtcglid) au^gefpreeben : „SEBte ber xHriuc mrf>t Mtrd) ba£ Hofe SBott ber SBarm^crgtgfett crquid't toetbe, fo ttnrb aueb ber btofe ©IcmBe („sola fides") iud>t retten." „£)cr ®I<m&e, roctcfycr ntd)t burd) bic Sieb« traft, ift tobt/' itftb biefet ©taube ift tett tu f i cf> , tocil er mit beut ^rinety be« Vebcn*, ber Siebe, mrf;t fccrbunbcu ift; benu bic gernt be$ ©tauben*, biircfc bic berfetbe betebt nnrb, ift bie Vtcbc." reut ©tauben folgen uanttict) ftm 2(ftc, ein innerer gtaubcii, ttitb ein Saferer gute* Wirten burd; ©tauben." 2) „(Seine |>auj>ta&ftc$i bri'td't übrigens 3;ac^nl^ in bem ©a|e aus: Wie ber Mörpcr etnte ben ©eift tobt ift, fo aud) ber ©taube einte bie göerfe, a(8 ob er fagc: @o finb Sitte burd; bie Sßerfe be8 ©taubcn$ gcrcd)tfcrtigt, ba ber Mofc ©taube md;t rechtfertigt, tocit tme ber Körper etme ben ©eift, ber jenem ba3 £cbcn gibt, tobt, b. fy., total erfterben ift (emortuuni, e gibt eine SSerftärf* ung, bewerft £>uö), fo ber ©taube otme bic Söcrfe, b. fy. efmc bic sx>iebe, toetd)e baS £cben ber ©eck ift." 3) „Grs gibt je^tl Strtcu fcon ©tauben, atteitt oon ifmen gehören nur bic brei tes- ten pttti fatr/otifd;cn ©tauben; bic ad;te 2trt ber §abituo bce formirteu ©taub cnS, ioooou es 9?öin. 1 b/eißt, ber ©eted^te lebt au* beut ©tauben; bic neunte ber 2(ft be$ ©tauben*, oen loetrtent ?luguftinu* fagt: ber ©taube ift glauben, ö>a$ btt nicfyt fieb/ft; cnblid; bic jelmte %vt ba$ ©taubeutfobjeet fetbft, tute bic ©taubcnöartifct, roctd;e nad) bem Sitten aftamfdjctt ©tauben*be- feuntniffe „fat§otifd;cr ©taube" fceijseu." 3)er ' „unfermirte

') Resp. ad scr. 8 doct. 385.

'*) Explic. i Jac. c. 2. 205. a. b.

3) L. c. 208. a. art. 13. Hön. 224.

90

©taube" aber ift bie fiebente 21rt unb gehört folglich gar mc$t meljr gutn fau)ctifd;en ©tauben." !)

£u$ fennt barum aucfy feinen anberen begriff bom ©tau^ ben, als baß er gteid) Sieben, (Sfyrifto fangen, buref) ©tauben Sieben fei. „^Demjenigen, ber an ben glaubt, tuelcber ben Un- gerechten geregt mad;t, toirb ber ®lanhc $ur ©erecfytigfeit ange- rennet. 2Ba3 ift aber an ifm glauben? £)urcfy ©tauben Sie- ben, burefy ©tauben nad? ifym ©efyen unb feinen ©tiebern einge= fördert werben. £)a£ ift ber ©taube, beu ©ett bon uns ber- langt; aud) bte teufet glauben bem ©otte, aber nicfyt an ©ott, toeit fie nicfyt ben burd) bie Siebe toirfenben ©tauben fyaben." 2)

■Die Serfe be« ©lauben« muffen aber natürlich nid;t mtum* ga'ngtid; notfytoenbig fct)on bor ber ^ed)tfertigung at$ äußere fyer= bortreten, fenbern nur „mnn bie ©elegenfyeit jum §anbeln ge= boten ift;" s) ober nad) ber ©toffe „toeun ber 9)tenfd; $eit 311m .^anbeut f?at, loirb er nid;t au« bem ©tauben allein gerecht; toamt aber an £tit baju gebricht, bann reicht ber ©taube allein 31t, toie e8 3. 33. beim Räuber am ^reuje ber galt toar. 2ltfo toenn £eit jum §anbeln geboten ift, bann fann toeber ber ©laube attein, no$ bie Söerfc allein oljne ©lauben retten, fon* bern beibe jufammen finb in biefem gälte jumal gum ipeile unb 3ur ©erecfytigfeit abfolut uotlnoenbig. £)enn einmal ift ber ©taube oljne bie Seile tobt unb bann ioieberum ift e$ ofyne ©taube unmöglich ©ott 31t gefallen."4) «So biel erfie^t man {ebenfalls barauS, baß bie SBerfe feimartig unb naefy ber Intention notfy* toenbig bereit« im ©tauben befd;loffen fein muffen, ioaS aber Sut^er auf'3 £>artnädigfte taugnen 3U müffen glaubte,

liefen ©ebanfen forid)t £mS aud) in einer anberen, gan$ eigenu)ümtid;en ^Beübung au«, baß nämlid) „ber geformte ©laube

') De credere. I. 210. b. f.

2) 3. 23. T. I. 208. b; 38. •; 44. b; 62. b; 211. a; 259. b: 270. a.

3) T. II. 205. a. ') L. c. 207. b. f.

91

bie Ätrcfyc begrünbe;" l) ein ©ebanfe, auf ben h)ir fpäter ttneber ^iirütffommen müffen, iubem er ein äufjcrft belangreiches unb fe(gcnfd;n)crei8 ^rineip für feine £efyre baburd) auSgefpredjen hat.

^ced) ntüffen ü)ir bie ßehre ^mffcnS auf bie 2Birfungen ber Rechtfertigung aufehen. 2lud; fyev befennt er fid; JU ber fat^o^ üfd;eu Vehre. „Die Rechtfertigung, fagt er, toetche bie aftibe @abe beg Zeitigen ©eifteä" a) unb „baran ^u erfennen ift, bafc unfer inneres botl ber Siebe ift," 3) reinigt ben innerer 93e= madetung, inbetbirt alfe totale Rachtaffung ber (Sünben; 4) benn „bie eüube trennt @ott ben ber (Seete," bereu lieben er burd) bie ©nabe ift , ö) unb verbannt alte ©erecr/tigfeit aus beut iU?cnfd;en." fi) griebe, ber „auf bie £ugenben gegrünbete Ruhe" unb „bie (Srfüttung ber ©ebete ®ette3 ift/' beftefyt nicht neben bein Verbrechen. 7) „Die Siebe bebedt nicht bie im Oftenfcben 5itrüdb(eibenben Sünben, ba unmögtid; Siebe unb £obfünbe ju* gteid; im 9fteufd;en fein fönnen."8) „Ungcrecbtigfeit unb Siebe finb einanber bireft entgegengefe^t, fo bag eines bon beiben im Sftenfchen fein muß; ift aber bag eine in ihm, bann fehlt ba$ attbere unb umgefehrt." 9) „Die Rechtfertigung entfernt alfo bie @cr/uib, überbringt bie ©nabe, befeitigt aber nid;t ben 3u"^err welcher bie Neigung jur @ünbe" 10) aber noch nicr/t^ünbe ift,11) foubern 3U biefer erft burd; bie 3«ftimmung beS freien Sillens roirb. 12)

') De eccl. 258. b; 263. a; 321. b. T. HF. 145. b; 206. a.

2) Resp. ad scr. 8 doct. 388. a.

3) T. II. 341. a.

') T. L 376. b; 40. b: 121. b. (ep. 12. u. 13.); 167. b; 266. b; 267. a. T. II. 131. b. s) T. I. 162. a.

6) T. I. 164. a.

7) T. I. 65. b.

8) T. II. 231. a.

9) T. I. 161. a.

10) T. II. 131. b.

") T. I. 40. b; 41. a; 45. b. l2) T. II. 151. b; 242. a.

92

3)aö nun toärc bie „crfte 9?cd;tfcrttgung (justificatio prima), bte begtnnenbe ©erec^tigfett unb Rechtfertigung, bttrd) bic aus beut Ungerechten ein ©ererbter ttürb bte erfte SÖctöcgung burd; bte ©nabc Don ben gaftern tjimueg 31t ben Xugeubcn. @ic femmt beu ÜBefe^rfen jur $Q\t bei* S&efeljrung 31t. £)ann gibt es aber aud; ned; eine fortfd^reitenbe ©cred^tigfeit, inbem ber ©credite bon Jugeub 311 £ugenb fortgebt; cublitf; eine bcUenbete, roeburd) 3;cntanb geregt unb tu ben Sfcugenben boßenbet toirb, fo baß er aus SBerbienft itntntttelüar jur SBeloljnrotg bev Seftgfeit, tuetd/e ber ttcfyx ber ©crcd;ttgfeit ift, gelaugt." *) <2o „eru>äd;ft bte f)offtfung auf @eltg!ctt bloS aus ber ®nabe unb bem33crbteuftc," -) „erlangen bte SSMcbcrgcbcrncu bte Crrbfd;aft nur burd; bie@nabc unb ben freien SBitfcu," a) tnbem „ber 9)ccnfd; burd; bie Hebung ber (Mete ©ottcö in ber ©nabe bcö ©eifte« lebt." 4) turj, „bic Siebe ift g(cid;fant bas Zitate, toer aus iljr fällt, fällt aus beut geben ber ©nabc." 5)

©er <©tanb beö ®ci*crf}teii unb beS ©ünberS,

(&o fefyr tft £>us oon ber krittligen Xilgttng aller ^i'tnbe im Staffen burd; bic Rechtfertigung überzeugt, fo unberträglicty erfd;eiueu ifym bie Vicbe unb bte ©ünbe>, bie ©ere$tigfeit unb Ungcrcd;tigreit, baß er fegar jur 23c(;au|>tung fortgebt, „bie gange 2Seife bes geben« in ber tfiebe ift tugenb^aft, bic gange Seife be$ geben« außer ber Siebe hingegen laftcrfyaft." 6) „£)a$ ©Ute de genere genügt ni$t, cS muß attd; gut (bene) gefd;cl;cn.

l) T. II. 127. 1).

*) T. I. 5t 1. c. 5.

') T. II. 237. b.

') T. 1. 45. a; 46. b.

5) T. II. 1(J(J. b; 33S. b.

") T. I. 297. b.

93

9f?tc$t$ gefd&ielft aber öow 3Wenf($en gut, auger toaä er in ber Viebc tljut." l) 9tccf; fdf;veffcr ftettt $u$ tiefen ©ebanfen in fotgenben @afc£ö fn'n: „Senn bie £obfüubc bie SRahtr inficirt, fo boc$ nerf) eoirenter ben gangen 9Robu$ unb baä Sccibeng ber* fetten, fo bog, trenn ba$ Beben be$ SOfceufdjen ungerecht ift, autf; jebe £>anbfang besfetben lingered&t ift, weil er angeregt lebt, ba er niefu anbejrä §anbett, als er lebt." „Senn $etrn$ ifn* geredet ift, fo fi'tnbißt er forttoäljrenb, »öS er immer u)un mag, fc^lafen ober effen, ober »etc^eö de genere gute jfikr! immer." Cappenberg fagt baruber: Quod vero homo in peccatum mor- tale illapsus ne minimam quidem rem bene agere valeat, sed quidquid peragat, etiamsi nullius per se pretii sit, male faciat, alterum eumque gravissimnm involvit errorem, qui non tantum ecelesiae doctrinae, conscientiae christianae atque historiae adversatur, sed ipsam tollit libertatem: cuique enim catholicam fidem professo persnasnm est, in omni peccatoruin regeneratione gratiae divinae humanam accurrere voluntatem. cum et Hussii sententia soli Deo in peccatoribus operandum sit evulsa omni radice, qnae bonae est indolis. Hominem renasci et in sanetitatem ac justi- tiam, qua fuit ipse nee non protoparentes, anteqnam pec- catum commiserant, restitui, minime vero omnino novas et alias animi facultates a Deo ereari, cum Christo recon- ciliamur, ecclesia cath. tradit." 2) $tf; gtaube, er fielet fjier ut fcfm\ir$, trenn iefy ntd)t fagen fott, fatfd), iubem er puffen MNtrcb ben freien Jöifteu täugnen lägt, 5(uef; §cinricf; oon Otytlja fyarte eine äfmttcbe 33ef)aufctung aufgeftetft. (Sein fcd)fter 5a^ lautete: „Ob 3emanb, ber in einer £obfünbc befangen fei, in einem fort fi'tnbigc, Si'tubc auf Situbc fyaufenb? @etne (Snt* febeibung tautet bejabenb unb ftüfct fief; auf ben G3runbfa^, baß ein ®ofef)cr fortti\ifn*enb ba$ erfte unb fyöcbftc ®ebot: £)u fottft

') T. I. 307. a. *j L. c. p. 34.

94

®ott beuten §errn Heben it. f. ro. übertrete. Siefen erfte unb höcbfte ©ebot $u Raiten, ift ber Sftenfd; unter aßen Umftänben *e&ßiä)t&, totil in ihm ba$ ganje ©tttengefel^ enthalten ift. §3 gibt toeber eine roahre £iebe $u ©ort ofme triebe $um 9?ächften, noch eine toafyre ^äcbftenüebe olme £iebe $u ©ort, unb in jebem einzelnen ©ebote ift biefeS ^öd>fte Sittengefe^ fd;ou oorau£gefe£t. 2Öer nun in einer Xobfünbe beengen ift, erfiitft roeber ben einen noch ben anberen STfyetf biefeS ©efe£e$, fonbern toirb oietmefyr ber £ned>t ber Sünbe. 2öa3 er in biefem guftembe auch tt)utr fei e3, ba§ er bie canomfcfyen £ag$eiten betet, ober ein anbereS gutes 3Berf oerrichtet, er fünbigt immer nod). „3)od) behaupte id) barum nicr/t, ba§ er biefe# guten 2Öerfe3 roe^ gen fünbige, er fünbigt oietmefyr roeniger, alö toenn er e$ unterliege; fonbern belegen fünbigt er, roeü er in ber Uebertretung be3 göttlichen ©efe£e8 beharrt, unb roeit er bie (ifyxz, bie er ©Ott $u erroeifen fcfmtbig ift, ber drea- tnr ertoeift, bie er mehr üebt afö ©ott; ja er begebt geiftigerroeife ©öfeenbienft unb bient beut Mammon, inbem er ben £)ienft ©otteS fahren läßt." ') £)iefer Safe tourbe oon ber päofttic^en denfur in 3(oignon frei gegeben.

3dj fann. mir nad? ber oben entroidclten 9?ed;tfertigung^ tt)eorie unmöglich benf'en, bag £ut3 in biefen Salden I)ier jene roieber aufgeben foüte. DcirgenbS laugnet er ben freien SöiÜen, im ©egent^eit ^ä(t er tr)n überall, foroeit es fein s13räbeftinatia- niSmuS nur immer }u(äßt, aufredet. £3 ift mir auch nicht redjt begreiflich, toarum in ihnen bie greiheit beö 9}2enfcf>en, oie£0£ög= üebfeit einer menfchüd)en Goncurren$ $ur göttlichen X^ätigfeit im 9?echtferttgung3proceffe getäugnet derben, unb baburdj bie ^orfnoenbigfeit gegeben fein fotfc, ba§ 3ur Siebergeburt bei £Ü2cnfd;en biefem neue unb anbere Seetenf'räfte eingefebaffen unir- ben. SÖtfr fcheint, atö ob £m£ fyev ben freien äöiüen recht fehr,

') T. 0- 1- c. @. 77. r

05

\a nur $u fefjr betone, bag aber Gappenberg ein Moment babei überfafy. §uffenS 8f$re hierüber ift nümlitf) fetgenbe.

„9)?an fpridit Wn guten unb fd;tecbtcn Serien de genere, toaä man bie ©tt&ftang ober SÄatur be3 morattfdj ©uten ober ©bfen nennt, t-a^ jebod? ntdjt bie Umftänbe begreift, toctcfye bureb ficf> bie üttatur f o I cf) c r £)anbtungen in bie ©attung ber genb ober beS Vafter^ oerfe^en, roie Sttmofengeben unb einen üftenfcfyen tettcu. ^Betbeö faun gut ober bös gefcr)et)en je nad? ^erfdiiebenbcit ber Urfacbe ober Intention be$ £)anbetnben." x) iir uült bamit fageu: „Senn bie Intention bie rechte ift, fo ift ber gange (Sompter. ber fotgenben £>anbtungen gereebt, trenn aber rtcfei be oon ber ©ered)ttgfeit abgebt, bann ift ber (Sommer ber fotgenben aud) de genere guten §anbtungen ungereebt. Senn man bagegen bemerft, ba§ ber Sünber bann ungerecht Seib unb Beck fyabe, fo ift bieS atferbingS roafyr, ba bie äÖat?rt)ett bod) fagte, roer feine @eete liebt, inbem er fie gegen bie ©ered?tigfeit lieben tritt, ber oerüert fie." gerner „oerlangt ©ort oon bem lOtenfcfyen, batf er nur in ber ©nabe Raubte, biefer r/anbett aber außer ifyr, toeit er in ber £obfünbe ift, atfo anberS ats er fott." „3eber ©ünber $ief)t mit Sitten in feiner Siebe bem etoigen ©ute irgenb ein jeitticfyeS ©ut oor unb bient eben baburef) bem 3eitticfyeu, toeit er fiel) ifym nad; feiner f)Öd)ften ^otenj, ber SiüenSfraft, unterwirft."2) §u$ argumentirt atfo ge= rabe aus bem freien Sitten fyerauS; ber Xobfünber tritt in ber 3ünbe bleiben, tritt gegen ©ort fein, tritt gegen ©ort r/aubeht, to itt bie ju roltbringenben ^anbtungen xtifyt nad) ben göttlichen s^orfd)riften ooü^ietyen. £>ie$ $erfyä(tui§, biefe fcbtedjte Qnten* tum, biefeS gegen ©ott Dppofition mad)en, unb in ifyr oer^arren Sotten, ^b'rt aber bod; jebenfatfs auf, wenn er auf ben 9?ed)t= fertigungSproceß eingeben, atfo feine ©ppofition unb ba3 fyart= nädige 33ert)arren in if?r änbern tritt unb fcfyon anfängt gereebt

') T. I. 297. a. art. 30. £öfl. 231. f. 0 T. I. 161. a.

96

p werben, g$ ift alfo &öcS auf ein freit« SBollen unb wellen geftetft, aber feine Siebe oen Weilen Hüffen unb ntd;t anberS kennen.

Söemt id) nid;t irre, liegt baS galfd;e ber 33el;ait£tuug fmffettö,, abgefefyen t»en beut &\tf;tfertigungSproceffc, barin, baß er burd) ben Staub tri ber Süubc bie ^nteutien fo utobifictrt unb 6eftintmt fein (aßt, baß ber Sitnber, fo lange er in ber Si'tube bleiben kpttt, mdjtS @uteS tlmn, nid)t einmal iuteubiren ftfnne, einte baß es fcott jeneta Hillen fo iufieirt würbe, baß es and) feine Qualität blofer meralifdjer ©üte oerüert. 2BaS bei §uS nid;t bie Qualität bcS d;riftlid; ©uten f;at, ift bÖS unb Sünbe; er Weiß uid;tS oou einem Hofen moraliter bonum.

^cinrid; üou Dtyttya Ijatte feinem @a$e bod) nod; eine ■äMbetuttg beigegeben, ben in ber Stobfitnbe oollbrad;ten guten Söerfen nur bie fie d;riftlid) oollenbenbc Qualität ber i'iebe abgefprod;cn. 9cad; ifym finb btefe SÖevfe gut, wenn and; ber- }enige, ber fie tfyut, fünbigt, toetf er fie als £obfünbcr tlntt; fie bilrfen nicf;t untcrlaffen werben, eben weil fie gut finb. (£8 ift bieS heiter nid;ts, als wenn 3. 33. gelehrt Wirb, ber ^rieftet in ber Xobfiutbe fünbigt, fo oft er einen prieftcrttcfyen 3(ft fcoüfcrtngt, ebglcid; biefer baburd; nid;t ungtltig ober böfe Wirb. 53ei §uS hingegen finb and; bie Scrfe beS £obfüubcrS fofort „(aftcr- f;aft." ') £)ap trägt §uS feine Säfee aus ber Sd;ule fycvauS ht'S £eben unb fud;t fie in Hirdje unb Staat burd^uf ül)rcn ; unb auf biefem ©ebiete nehmen fie alsbalb einen revolutionären ß$a* rafter au. N?tad; ifmen verlangt er pm geredeten 33efitj, förteg« füfn-en, 2) SluSübett jeber aftaeftt unb Ü)ertd;tSbarfeit ;{) ben ®na benftanb, inbem il;m jaste tut etaatSlcbcu 4) ibentifd) mit juste

') De eccl. c. 19: „Ulterius nolandum, quod divido immediata humanorum operum est, quod vel sunt virtuosa ve\ triciosa.*4 *) T. [. 393. b; 395. a. 3) T. f. 359. b. f.

') ..Ktiam secundum jura bumana."

97

in bcr 9?ed)tfertigung$tehre, affo gleich justificatus, geworben ift. „£)ie poütifcfye grage, fagt er, muß gerabe fo bemeffen derben.'' ') £>er üttenfch verfällt burd) bie £obfünbe unb ba$ Bleibentoottcn in if;r in eine gan$ ungerechte Sphäre „nad; göttlichem unb menfcf)(idjem fechte." „S83emt er ungerecht (ebt, hat er auch ' Seefe unb £ebcn ungerecht." 2)

^ebenfalls toar bie ^ird;e im WitUUÜn unb bie Unioer^ fität $ari$ gegen bie ftaatliche unb potttifd)e Setbftftänbigfeit oiet Beffer gefinnt a($ §u3, inbem fie tueit entfernt toaren, bie Sttoral fo fefjr gu urgiren, ba§ burch fie potitifche unb jurifttf dt)e Sefbftftänbigfeit aufgehoben toorben n)äre. „Sßßtr fehlen afte, fagt bie Unioerfität oon <ßari3, unb bie Regierung mürbe fehr unficher unb unbeftänbig toerben, ioenn man fie auf bie ^räbe^ ftination unb bie ÖieBe grünben tooflte." 3)

2InberStoo4) fcheint £m3 feiner Behauptung einen anberen Sinn geben ju tooften, inbem er fie auf SBcrbicnft unb Unoer^ bienft im chriftftchen (Sinne antoenbet „£)er gute Baum fönne feine flechten grüchte bringen, ber frfrtechte feine guten; biefer 9fa$fpru<$ (nach £«ttg«i aufgefaßt gilt er oon bem 9ften* fchen, beu oerbienftfichen ober unoerbienftüchen Söerfen in sensu composito) ift n>ahr, ber gute Slftenfd) fann feine wtöerbienft* (ichen SÖßerfe thun." Man £u$ forbert eben fcon bem Sttenfchen nur berbienftfiche Serfe unb außer ihnen ha* nid^tö mehr eine Berechtigung, toeif es ben Stempel ber Sünbe an fich trägt, (afterhaft, unfirchttd; unb unchriftfich tft (Erhebt man fich aber lieber aus ber £obfüube unb tritt man toieber in ben Staub ber ©nabe, fo lebt ba$ früher befeffene, burch bie £ob*

•) T. I. 161. b. *) T. I 160. a.

3) Softer ©. 242.

4) T. I. 393. b. Qfriebrid), Oofjann £u§.

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fünbe verlorene 9t echt lieber auf, !) ioelche (Srhebung burch bie Suoorfoutmcnbe unb Ijelfettbe ®nabe geflieht. 2)

58 öl) ring er glaubt biefe Hnfic^t £mffen£ als eine tiefere gaffung unb 2lnfd?auung rechtfertigen ya tonnen. „$can ficht (fagt er): e$ toar bie$ oon §u£ in auguftinifcfyer 5lnfc^auung gef proben oon bem ©nabenftanb be$ ^enfcben als einer burcf) alles burd;fd;(agenbeu ©nabenric^tung beS ©emüthS auf baS ©ute. £)en empirifcfjen Stanbpunft einnehmenb bemerkte ^in= gegen b'^ilfy: „Unb boch fagt bie ^eilige (Schrift, bag toir alle füubigen, unb toieberum: fo ttrir fagen, bag toir leine Sünbe ^aben, fo Betrügen toir uns felbft, barauS toürbe nun folgen, (nach hufftfcher &onfequen$) bag roir immer fünbigen." 3) ßbenfo äußert fid) 9?eanber, ber noch beifügt: „2Benn nun £mS h^r mit Sluguftin unb ^ooinian ben in ber 3bee unb bem ^rincio begrünbeten unoermittelten ©egenfa£ allein Ijerfcorgeljo* ben hatte, fo hielt fich hingegen b'Slillty an baS (£m£irifche, ben GEhriften, toie er fich in ber (^rfcheinung barftellt, infofern ihm baS Sünbige noch auflebt." 4) Allein man überfehe nur nicht, bafj gerabe £mS felbft fein ^3rincio auf bie emoirif che Kirche unb ben empirifchen ^taat unabläffig übertrug, unb eben baburd) beffen biffocialen Q>harafter in feiner unberhüdteften 33lÖ§e bar- ftellte, bag ferner §uS bamit auf's SfMfte gegen baS @ebot ber ^achftenliebe oerftteß, inbem es 3ur unerträglichften Splitter = rid;terei xu f. to. oeranlaffen mugte, fo bag es fich alfo auch a^ unmoralifch ertoieS. „£)iefe &hre als bie Floxal überftür3enb ift gerabe Don moralifcher Seite nichtstoürbig, toeil fie eine un^ abläfftge Selbfterhebung, ein fteteS 23eurtheilen unb 33erurtheilen beS TOcbften mit ftd; führt, in tinffenfd)aftticher 23c$iehung aber gänjlid; haltungSloS, rein toiülürlich unb jcbes tieferen ©runbes

') T. I. 166. b.

2) T. I. 167. a.

3) L. c. ©. 458.

4) L. c. @. 463.

tiy

entbc(n-cnb, ja fic jerftört gerabe^u bcn ßern ber tf;riftücben 2öe(t= orbnung unb bient becf>ftenö a($ 3eu3ltiß / ^ie getoefyutitf) ei» cfrtrem ba$ anbete fcr&omift, fo bie Uufittücftfeit ber £e\t bie magtofc Betonung ber SRoraL" !) (gin $rmcip, eine 3bee aber, bereit (ifyaraftcr ein toefentüd) biffoctater unb unmovafifdjer ift, tarnt geling nidjt gefunb unb richtig fein.

@3 ioar barunt nur ein fixerer £aft, h)enn biefer Qrrtfyum fcfyon (cor £>u$) in ^$ari$ beworfen unb toieberrufen mürbe, unb befonberS toenn er ton ber £obfünbe aus angefeuert nnrb; benn e3 fei niebt abfohlt notfyroenbig, bag b.erjenige melier ber ®nabe entbehrt, beftä'nbig unb ^on Beuern fünbigt, roenn er and? beftänbig in ber @ünbe bleiben foflte." 2)

§. 13.

SDie <Sacramente im ungemeinen.

®a« ^rieftertbum.

3uerft mag bie oon angenommene 3afyl ber @ae*a* mente unfere Slufmerffamfett auf fid) ^iefjen. SBöfyrtnger 3) be- Ijanptet gerabe$u: „28ir triff en nidjt einmal ob er bie mittel* atterüd^e ©tefcenjaljl anerkannte; gtoar nad) Slnbeutmtgen in ben ifym jugefcfyriebenen eregetifd;en Herfen febeint bieg ber gaü $u fein; jeboefy in feinen eigentlichen tfyeetogifd;en Arbeiten finbet fid) nichts beftimmteS hierüber; bie 53uge, Pen ber er fenft fo riel fpriebt, nennt er nur oorübergefyenb einmal ein ^acrament, oon ben anbeten fpricfyt er nidt>t ; in bem ©utad)ten feiner ©eg- ner Dom $at;re 1413 ift, ioie roir Riffen, unter ben ©riinben ber (Spaltung aud? ber genannt, bag bie £mffifd)en in 33e$ug auf bie (Sacramente anberS bähten als ber fatijeftfcfye Klerus."

') §öf(er, 1. c. 319. f.

2) ^öfler, 243. art. 22. £öfl. 253. f.

3) L. c. @. 558.

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tiefer einjtge Sa£ liefert einen oottftänbigen 33etoeiS bon ber fu'ftorifchen ©enauigfeit unb guoerla'ffigfeit Söö^rtnger'ö.

Slbgefeljen baoon, baß £mS an bieten Stetten ganj unk* ftinnnt oon ben Sacramenten überhaupt, ohne irgenb eines aus* 3unehmen ober $u fäugnen, fpricht, unb man fcfyon barauS fd^tic* gen bürfte, baß er bie (Siebenmal?! annehme: fo ^at er bieg auch „in feinen eigentlichen theologifchen Arbeiten" auf's 93eftimmtefte ausgebrochen. 9?id)t nur nennt er mehr als einmal bie söujje gerabe^u ein Sacrament *) unb inbirect, inbem er oon Sacra= menten fprechenb a(S ißeifpiefe auch bie 33uge aufführt,2) fon- bern er gibt auch beren $ahf auf fieben an.3)

($S hanbett fidb hier inSbefonbere barum, bie Öehre §uffenS auf bie Dbjectioität ber Sacramente, baS opus operatum an- gufehen. SJttan gelohnte ftch auf (Seite ber ^roteftanten, mit bem Schfagtoorte „opus operatum" einen begriff gu oerbinben, toie es in ber fathoüfchen Kirche nie gefchah. Sftan meint, ber $athoüf tootte bamit fagen, er brauche beim (£mpfange ber Sa* cramente fid) gar feiner fubjectioeu Grmpfängüchfeit gu bezeigen. 3ch r)aBe mich bereits in meiner «Schrift „Johann Söeffef" barüber auSgefprochen unb befonberS baranf ^tngeti>iefen, bag fchon bie einfache SBemerfung, bag boch Rechtfertigung unb Sa* cramentenempfang sufammenfatten, auf's Htarfte geige, toie un= toahr jene Meinung fei. 33ei ber Rechtfertigung, behaupten bie <ßroteftanten, bedangen bie tathofifen ju groge fubjectioe Zfyfc tigfeit, toerben fie pelagianifch, ober $um minbeften femi= petagianifch, ober f t>ner gifttf dt) ; bei bem Sacramentenem* pfange bebnrfe es feines fubjectioeu ©efyobenfeinS, überhaupt fei* ner fubjectioeu 33etheitigung, fo baß biefe Öer>re ben <ßroteftan* ten a(S eine „fittttch oerberbtiche" erfcheint. RirgenbS, glaube ich, 3*18* Unfähigfeit ber ^roteftanteu , bie fathottfdjc

!) 3. 93. T. I. 386. a; 217. a gretc^ jtoetmal. *) 3. ®. T. L 265. b; 270. a. 3) T. I. 271. b; 272. a.

101

Cefyre vorurteilsfrei ju betrachten, mehr, als gerate in tiefem "fünfte, ffftem fann nnb witt fid; von afthergebrad;ten 83orur- theden niebt foefageu. fathettfdmt SHrcbe gibt feine Rechtfertigung of)ne ©acrament (natürlich im orbentttchen Scge). (53 fann barum and; bei ben ©acramenten von feiner abfefuten ^affioität bef 9)cenfchen bie 9?ebe fein. Vielmehr foft burch ba# opus operatum bie Cbjectivitä't ber göttlichen ®nabe feftgehatten, nnb oerhiubert trerben, bie Sirfungen bef ^acra= mente gan$ in baS ©ubjectioe herabziehen, nnb ben 2Öahn jn nähren, aU bcfränb.cn ttcfef&en MoS in einem logifd; mcraftfd;en ßrffefte, in ben menf($K($ett (Gefühlen, Betrachtungen nnb Gmt* fcMüffen, bie bei ihrem (Empfange, ettoa tote beim 2(nb(ide eines ©emcdreS, ba3 ßhrtfrum ben &eibenben barfteüt, angeregt toer= ben ober bem Crmvfange vorangehen. SMefe menfehliche Zfyäti$* feit ift, bei ben 31t taufenben ftinbern aufgenommen, nethttenbig; aüein fie ift niefit bie in bem 8acramente verheißene göttliche ©nabe, nnb verbient biefelbe aud; nicht. " l)

§uf fch(ie§t fid; nun in biefem fünfte gan} ber £ef;re ber Kirche an. „3n ben Sacramenten fehe man anberef, a(£ man barunter begreife;" 2) „burch fie gefchehe bie $ted;tfertigung," 3) unb fie feien „bie Urfachen unferer Heiligung (causae nostrae sanetificationis), ivosu fie aber ihre $raft auf bem £ooe 3efu fchövfen." 4) £eun, fagt er in Beziehung auf bie £aufe, „burd) ric Berührung mit feinem gfeifche gab er bem Gaffer eine rege* nerirenbe Sraft unb burch feine Xaufe macht er bie SQtenfchen 3u feinen ©liebem." „23on ber Chtcbariftie, tvie von ber £aufe unb bem(Ehrifma mu§ man Riffen unb fefthatten, baß bie gött^ I tdt) e &raft in ihnen tvirfe, unb bag biefe nur mehr bon gött= ücher unb nicht menfehücher ^Birffamfeit ift." 5) ^eftoegen ift

') WtyU*, @9m&oaf. 1832. 6. 192. f. J) T. I. 204. a. 3) T. II. 131. b. ') T. II. 236. a. s) T. I. 167. a.

102

aud> £u8 fetne8h>eg8 bie ber (ScMaftd getoörjnftcfye Söejeic^nung : sacramentnm et non res, sacramentum et res, res et non sacramentum fremb, ja er Beruft fid) babei fogar auf £t)o^ maS fcon 21 quin. l) Sftttii Beruht aber gerabe btefe Stcrmino* togte ber $ird)e (nad) §m$) einerfeirö auf beut opus opera- tum, anbercrfett^ auf ber fubjectisen ©ispofiticu be£ Grmpfangerö (digne ober indigne acced.), frag £)u3 bei ber Stoufe burrf) bie fdf>ctaftifdr)e SBejeicfynitng gibt, ber (Empfänger bürfc feinen obex fetten, 2) bei ber 53u§e burd) bie nctr/frenbigen 33ebtngungeu ber Sßeicb/te, 9?eue unb toürbigen grüßte ber 23uge.

T)k (Sacramentenfpenbung fommt aber nur bem Sßrtefter fxaft feiner SBSei^egetuaft" jtt, „bie jene fpirituefte ©err>a(t ift, toe(dr)e ber ©eifttidje $ur SDftniftrirung ber ^acramente ber $ird)c fyat, um fid) unb ben £aien fpirituetten 9cu^en gu f Raffen. Ü)a* t)in gehört nun bie ©etoaft ber denfecraricn , Slbfolution unb epenbung ber übrigen (Sacramente." greüid) gibt es aud; eine *ftnriruette ©etoatt, treibe bie ^riefter mit ben übrigen ©lau* bigen gemeinfam t)aben, fie beftet)t jebocr) nur bariu „fid) unb feine ©rüber auf bem 2Bege be$ 33ater6 ©jriftuä burcr) ficbc= soften Stabe! nad; bem bie geiftigen Serfe ber ^arm^eqigfeit be$eicr)nenben SBerfe ju leiten." 3) ~3?ebenfaK$ ift bie Folgerung beS Wlid). be (laufig ntct)t aue ben Herfen puffen« afö feine £et)re errreisbar. $ctd)aet f daliegt nämüct) bärauS, bafj bie £d)ü- ferinen §)uffene in *ßrag bie (5ucr)ariftic au« bem £abernafcl rauben unb fid; felbft cemmuniciren, §uo t)abc gelehrt, au et) anbere a(e bie ^riefter rennten bie Saerameute fpeubeu. 4)

„(S$ gehört $itm fatt)otifd>en ©taufte», baß jecer rite Dt btntrtcr ^riefter (Sfyrtfti bie t)tnretd;cnbc ©etoaü t)at, bie ifnn ptfiefyenben 2acramcnte 311 überbringen, unb folgltd; and; ben

') T. I. 207. a.

*) T. t 385. a; 386. a.

3) T. I. p. 265. b.

4) £öffcr, 203.

103

trahrbaft Wangen ben ber ©öttbe 3a abfcUMren." ') Senn ramm and) „GfyriftuS in ^pctruS ber ganzen 5lird;e bie <Sd;(uffel c-ec öiinuicU\ b. fy. bie ©ctratt bie Sünbcn JU binbcn ober $u (Öfen gab, fe folgt aber bodj nod; tttd^t barauS, bafj icbe ^ßerfon jener ilird;e er)ne Untcrfd;ieb bie @d;Iuffet f)abc, fenbern nur, ba^ fie bie gange ^irebe nad? tr)rcn cin^efnen bafür I>efdf?tgten ÜHtebcrn fyabe." 2) 5ht bie ^ßriefter ift ber Genfer; pm Crm* bfang ber eacramentc gerptefen, if)nen muß er feine (Sünben bct'ennen, trenn er ben ifmen ic^gefprod^en werben tritt, benn fie fabelt bie Sacramentc in ft)ro ©etratt, „fie bürfen traft it)rer ämtSgetoalt bie Saeramcnte ber £ircf)c ber £aien, trenn fie b/a^ bitueü fünbtgt, ent^ier/en, trcil e$ jum 2Imte be£ (HeruS GP)rifti gehört, bie Saevamcutc ben tfaien, afö ber bie (betraft ba^u f)at, ju miuiftrircn.'' 3) ©tcicbröofyt fanu audj fein, baft ein £0fcnf<$ boefy and) ofme müuHid;e 33eid;t bei einem ^3riefter ge= rettet trerbe. Den 33etrei# b/aben irir (bei £ue. 16) an bem ^ubüeau, ber nur fagt: ©rtt fei mir (Sünber gnäbig, unb er trar gereeb/t, ferner an ben Katern be$ alten ©efe£e$, an ben tleineu Äinbern, «Stummen unb Xauben bon ©eburt, ben getratt= fam ßrmorbeten, ben 23ctrcb/neru ber SBüften unb ben d)rift(icr/cu befangenen unter ben Reiben; benn fie berbammen 31t trotten, trärc bod? eine rermeffene unb teufüfer/c ©ottloftgfett" 4)

ift aber aud; eine MaSbfycmifd;e Untriffen^eit, mit ber fo fcfytr ad)e ^riefter fid; ba$ ©ort atteiu eigene Seil (ber 2lbfo= lutton) anmaßen, gilt fie bürfte bie CrrfcuutuiB unumgängUd; nctl)trenbig fein, trie einerfeitS SD^ancb/C ren ber Sab/rfyeit ab* geirrt traren, treit fie übertäubt eine 5(fticn ber Kreatur babei Uugueten (tric bieg auS 9. Metaph. commento sept. Har ttnrb)> anbere hingegen gotteStafterifd) 3ugegeben Ratten, baß

') T. I. 270. a. c. 10.

2) T. I. 260. a.

3) T. I. 150. a. 191. a. b.

4) T. 1. 210. a. b.

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®ott \f)T af$ feinem 23icar aüe 2lftion nad> Stufen mitge- teilt Ijabe." *) £er Sßriefter ^at atfo eine 3(ftion frei ben Sacramenten, unb fie ift bie be$ 9)cinifterium3 berfetben; benn „obgleich ber DJcenfd) bie ©nabe nic^t gibt, fo miniftrirt er bod) bie <Sacramente, bamit ber Untergebene gemätf ben (Gütern ber @nabe getenft roerbe." 2)

§ier begegnen tovt aber nod; einer anberen @c$totertgfeit 3$ erörterte bereits früher, tote £>u8 aüe3, roa$ in bem ©taube ber £obfünbe gefcfyiefjt, a($ @änbe unb tafterfyaft anfd;aue, tote man fcgar öeben unb Sßefifc, 3uri$biction unb $3ürbe nur un= gerecht, un eigentlich unb ufurpatorifd) befifce, fo baß atfo ber s]3aoft, 2Mfcf>of, Sßrdlat in ber Xobfünbe toeber <ßaoft, nod) 2Mfcbof ober ^ßratat fei.<; ecbon feine ©egner, toie ^ßatec,3) Ratten barauS bie £onfequen$ $u $ief)en nid)t untertaffen, fcmit behauptet §u$, ber fcMedjte $aj>ft, 23tfc6of ober ^ratat fönne bie Sacra» mente nict)t gittig fpenben. Unb um ^fo nteljr glaubten fie fid; im 9ted)te, ba §u£ überbieS fidj be£ nadt fyingefteüten unb ber* urteilten roideffitifcben Batyü annahm: „$Öenn ein iöifd>of ober ^3ri efter in einer Xobfünbe ftefyt, orbinirt, confecrirt, tauft er nidjr." 4) 5(üein £>u$ antwortet bem ^$a(ec: „3$ gebe 3U, bog ein fdt)(ecf)ter v13apft, 33ifc^of, ^ßrätat, ober ^riefter ein unn>ür= big er Liener ber ©acramente ift, burd) ben @ott tauft, ober confecrirt, ober anberenüe }um 33ertr)eife feiner $ircb/e roirfr." ©erabe „barauS erfyeüt bie 9ttacr/t ©ottes, baß er burd; einen utittmrbigen unb unreinen Liener ein febr nuirrigeä unb reinee 33}erf , wie Xaufc, 2tbfotution unb ßonfecration boöbrtngt* „Söenn au* v13riefter , $apfi unb 23ifd)of in ber Sobfnnbe in bem fünbigt, roaS er aud> immer tfmu trotte, bie Sacrainente tt>elcr)e fie in tiefem ©tanbe ber eünbe miniftriren, nüfcen bort

') T. I. 224. b.

*) T. I. 265. b.

3) T. I. 319.

•) T. I. 167. a. b.

103

ber 8ird;e fyintöngttcfj rite, ba fie ntdr>t aus eigener, fonbern (Statte* ftraft biefefben ooübringen." „d6¥jttlciv, baß, toenn Crtner (nad) bem ©cfagten) nicfyt tottrbig 2Mfd)of ober *ßricftcr ift, er auefy uidjt nntrbig cenfecrirt ober tauft." £)a$ fott aber ber oierte totdeffitifcfye <Sa£ fagen, l) toäljrenb e$ bodj offenbar bie größte llebcrtreibung ift, baß „id; beSfyatb toetf id) ^riefter mit bem Sfrnte 31t confecriren getoorben bin über atte Gntget unb ^enfeben err)öt)t fei; benn obfcfyon id) in einem berartigen 2Imte ftetye, f'anu id; bod) ein teufet unb mit 3uba8 etoig oerbammt fein." 2) 23ielmel)r muß man glauben, baß fotoofyt ber gute atö ber fd;(cd)te ^rtefter cenfecrirt, toemt er ben red;ten ©tauben 00m Zeitigen ^acramente unb bie 3ntention fyat, fo ju ttjun, toie (£fyriftu3 oorfd;rieb, unb bann bie Sorte in ber Sfteffe naefy ber Slnorbnung ber &ird)e fpricfyt; b. fy., fraft ber facramentaten Sorte mad)t ber ^riefter minifteriaüter, baß unter ber 23rob3* geftatt ber toafyre £eib (Sfyrifti fei unb är)nttdt) unter ber SeinS^ geftatt fein ioafyreS 2Mut." „®an$ beutttefy fagen bte beiben fettigen unb boqüglid^en i'efyrer ber Hird)e, baß burd) ben fdjted)* ten Diener in ben ^acramenten baS Sort unb bie $raft beg §ei(anbe£ toirfe." 3)

@benfo oertfyeibigte fid) £)u£ 1409 gegen bie Anfrage beS ^rottytoa, atö ob er gefagt fyabe, ber ^ßrtefter in ber £obfünbe fönne nict)t ba$ e^rtoürbige ©acrament be$ Körpers Gfyrifti oott= bringen unb bie übrigen (Sacramente barreicfyen, inbem er be* t)au^tet, „atfeg 23olf, ba3 meine ^ßrebigteu befud)r, toeiß, baß id; ba3 ©egentfycit prebigte, nämüd) ber gute ioie ber fcf>Iect)te ^rieftet conficire ba$ «Sacrament, unb e3 gefct)er)e 00m guten nicr)t mefyr atö oom fd;ted)ten, toeit bie göttliche $raft burd? ben fd)(ed)ten unb guten ttnrft." 4) 3m 3al)re 1412 bemerft er mit taconifd)er

') T. I. 166. b. ff.

2) T. II. 512. b.

3) T. I. 48. b.

4) §öft. 183.

106

^ür^e gegen bie nämftdje 2lnHage beö 9fticfyae( be GEaufiS: „@r* fegen;" nnb baS 9cämüd;e behauptet er 1414 gegen ^rettyloa, 3c^ann ^ßefb, ben ^rebtger ^ßaufo« bei <2ft. (EaftulnS, gegen ben fftrfar Sendet ben Söobierab (bag ber ^riefter in ber £eb^ fünbe nic^t abfo(oire). ') 33er bem (Eonctfe fetbft führte er feine 23ertfyeibtgung mit ber näinlid;en Söefyauptuug, ba§ er nämltd) nnr gefagt l)abe, nid;t toürbig fönne ein fotcfyer bie <Sacramente foenben, toofür er fid; auf feine Resp. adv. scr. Palecz c. 2. berief. 2)

Dbfcfyon nun §u$ fetbft feinen <Safe: $ein %i$)t, fein ©iföof/ fein Oxalat in ber £obfünbe tft $apft, ©if$&f, s13rä(at, in ber angegebenen Seife befd;ränfte , fo tft berfelbe beefy nod; nid?t oettftänbig aufgehellt @r mußte nod) mc^r in dm legen, ba er auf ifym fo fyartnädig tieftest; er mußte nod) eine anbere Söebeutung für ü)n Reiben, ba er dm oft fo fcfyroff nnb bid;t neben obige @ä£e fteüt „®eiu SBtfctyof nnb ^ßrätat in ber £ob=; fünbe tft tpar)rr)aft unb gerecht ein fetter, fonbern nur benrJta men nad) unb burdj Ufurpatien für biefe >$eit (pro tarne), frei( ©ott eine fo befeffene Sürbe, ober ein fo erlangtes 2lmt nid;t afcfcrebirt." £)octy nidjt btoS ber *ßapft unb bie SBifcfyöfe, fon= bern aud) bie ^ßriefter fyabeu iljt 2lmt, ifyreSBürbe in ber £eb= fünbe nid;t toaljr^aft; „fie fiub Diebe nnb Oniuber," „feine toafyren unb offenen SBicate (Efyrifti, oielmefyr SBicavc unb £dm (er be$ 2(ntid;rift3." Q»n tiefen unb auberen SBenbungcn para-- efyrafirt £m3 häufig feinen ^at^. TOein er fann ficber nidjtä 23efremcenbe# mefyr fyaben, toenu tove bie entundetten (Sä^e feiner Öefyre überbliden. 3d; toieS Bereite nad;, bog $apft, ©tföof Prälat fein, überhaupt eine .^uricriction in ber tfirebe Ijaben unb üben bei £u$ iüct>t6 weiter aft bte moralifctye Wwfyt ber ^hrebigt burd; ba« Sort ber Safyrljcit unb gute« SBeifoiel fei nnb bafj uad) ifym gerabe bartn bie tvat;rc apoftettfd;e 3iad;folgc

') L. c. 188; 193; 196; 198; 202. *) L. c. 213.

107

ttcge; beim baö Schrämt ttnirbe ben Styoftetn t>or 2lttcm unb 311* evft aufgetragen, unb ebenfo fotfren fie ba$ Ötc^t auf bem £eud^ ter, bic Stabt auf bem 23erge, ba$ @al$ ber (Srbe fein; bam erhielten fie ben ^eiligen ©eift. 2luf ber anbereu «Seite ift bic fatljottfcfye &ird)e fraft unb in golge beS $erbienfte$ in bem formhrten ©tauben begrünbet unb e$ ift für bie Kirche nad; ihren einzelnen ©tiebern im 33crbienfte (grifft bie iUcbe, b. h- ber in ben Serfeii (ebenbige ©taube, jur Seligfeit ebenfo toefentlicfyc ^ebiugungen als bie ©nabc, toe(d;c bam im Sacramente ge= fVenbct toirb. Tarum muffen nun audj ber ^3apft, bie SBifcfyöfe unb ^riefter, um ben Softem frafyrfyaft nachzufolgen, tote biefc buref; ihre ^rebigt unb ihren Se&enStoanbel bie ^ircfycngüeber beeinfhigen , bamit fie ^ur Öiebe entflammt derben unb in ihr ausharren. Qnn ettangetifcher ^ßrebiger ^rag'S fcor §u3, 3o= fjanneS, ber ^rebiger ber £)eutfchen bei ©ft. ©attuS, hatte fchon ben Sa£ ausgebrochen , beffen fid) je£t §u$ in feiner lieber ^ ftüqung bemächtigte unb bi$ fat'S (Srtrem fortführte, bftfj nämlich „^ur SBefräfttgung unb ^um 9iacf)brud ber <ßrebigt in bem ^re* biger bie „^erfeftibilttät" ber SOBcrfe fein müffc. Tie 9DZenfcr)en glauben mehr mit ben 2(ugeu als mit ben Ohren." *) (53 ge* höre baher, meint £mS, $u ben priefterlidmi 21 3 pflichten ftüjjer unb neben bem Sacramenteufyenbcu ebenfo it>ef entlich ^rebigen, bcftänbigcS 23eten, Stubtum ber heiügen Schrift unb gutes 33eifpiel. 2cbt nun aber ein ^rieftet ober ^Bifcbof in einer £cr-füiibc, fo ift es, ba er taburef; oon ©ott gänjlid; getrennt ift, uninögticb, ba§ er tiefen (fubjectioen) Zfyxi fetneö ^riefter- rlnunS erfülle. @r fann nunmehr nur nod; Sacramentc f^>en= ben, als benjenigeu Ztyxi feines 2lnttc3, ioobei er mit bem mo= raltfcben @inftu§ feiner eigenen ^ßerfon nid;tS, fonbern ©ott nur turd; ihn als feinen Liener toirft unb bie objectioe ©nabe über= gibt. 9?irgenbS tritt übrigens bie fcon bem ^rieftet unbeein=

l) §tftcr. ^ctit. Blätter. 45. 33b. ©. 980.

108

flußte Dbjectioität ber facramentl'icfycn ®nabe, ba$ opus opera- tum mef)r fyeroor, al$ gcrabe fyier.

Die 9?tcf>ttgfett meiner Argumentation ') mögen nocfy fot* genbe §uffenS jeigett. „Senn affo, fagt er, ber ^ßabft au$ertocu)tt unb gut ift, fo baß e$ feinen beffern SJcann unter bem d)rtftlicfyen 23otfe gibt, bann ift er unter if)m aud) ber |)et* ügfte unb ber gute £)irt unb ba$ |)aupt einer fo großen An$afy(, afä er burcfy ba$ 33etfptet feinet Gebens unb baS Sort feiner Dectrin regiert." 2) ®o füfyrt er ©ratian (2 quaest. 2) ju feinem an: „ber 9came macfyt ntcr)t 3um23tfcfyof, fonbern

ba$ £eben." „üftögen barunt bie SSäljler gut ober fd)(ed;t ttcuV fen, ben SBerfen beS ©etoä'^rten muffen toir glauben; benn je reid)ücr)er unb 0 erbten früher (Siner $um Söortljetf ber $ircfye arbeitet, befto umfaffenbere ©etoaft fyat er oon ©ort baju." 3) „Der $aoft unb bie (Sarbindte feilen bod; bie Dcctrin unb ba3 33eifpie( be$ ^eiligen Sebent ber Styoftef geigen unb e3 totrb fid> aus bem Effecte bie ifynen oon ©Ott gegebene ©etoalt ertoeifen," 4) „aus bem bie ©laubigen aud> erfennen muffen, ob ber ^ßapft mit ben (£arbinäten ba$ ©al^ ber (Srbe unb baS £id)t auf bem £eucfyter fei." 5) <Bo nun begreift fid), n>ie mir toenigftenS fcfyeint, baß bie^ßä'pfte, 2Mfd)öfe, ^rätaten i^rc $uri^ bietton burd) bie Stobfünbe »edieren 'tonnen, ja muffen, unb toie „biefetbe, baburd) baß fie fid; toieber oon ber @ünbe jur ©nabc ergeben, oermöge ber ©nabe ©otteS juriitferljaften toerbe." 6) 2ütd? burefy bie 5kt)auotuug £>uffen$ auf bem Soncite, baß er atfe fold;e <8ä£e bafyitt befd;rattfte unb befd;ränfe, fyinftcfjtttcty be£ 23erbienfte$ unb Oer ©ort feien fie nid;t toar)rt)aft unb toürbtg

') $gf. 91 e an ber, SMlgem. ©efdjicfyte ber <$r. Religion n. Äircfye.

VL 11. Xbt. 1852. ©. 328. f.

s) T. I. 323. a.

3) T. [. 339. b. Art. 1. #öfl. 262.

4) T. I. 351. a.

5) T. I. 352. a.

«) T. I. 319. b. f.

109

^apft, Prälaten, ober £)irten, fyinficfytütf; be$ 2lmte$ unb ber Weüutng ber Sfteufcfyen aber finb fie fcfyon Zapfte, ^rätaten unb tßriefter" ') totrb meine bisherige Darlegung ntdt)t umgcftoften, tmm man nur beamtet, n>a£ §u$ unter „Sunt" beS spapfteö unb ^öi[dt)ofe6 fcerftefyt, unb toie er e$ unmittelbar barauf unb in bem ncunttcfyen 5lrttfet nod) auf bic <2acramentenfpenbung befdf;ränft.

3Xn biefer treffe mag nun aud) jener @a£ £mffen3 am beften oerftanben toerben, in n>etcf)em er fagt: „Die fimoniftifcfyen ©eiftticfyen, unb toenn fie audj befennen, ba§ fie ©ort fenuen, biefeS jebocr) burct; ir)re Saaten läugnen unb folgttdt) nicr)t an ©ott glauben, benfen toie ungläubige @öt)ne ungläubig oon ben fieben «Sacramenten ber $ircr)e, oon ben @d)iuffe(n, Remtern, (Senfuren, ©itten, Zeremonien unb Zeitigen £acr)en ber $irdj>e, oon ber $eret)rung ber Reliquien, oon ben ^nbutgen^en unb Drben."2) 3ct) fud^te bereits bar3utt)un, tote §u$ feinen an- bereu fatt)o(ifcr)en ©tauben ate ben burd) bie Siebe formirten fenne, roie atfo ^u ben Ungläubigen auct) bie in ber £obfünbe ^tefyenbeu $är)ten, roie bie f at^ottfc^e $irct)e ton @eite ber 9tten= fcr)en auf bem burcr) bie Siebe formirten ©tauben beruhe. §ier nun roenbet §u8 feinen @afc auf bie iaftert)aften ®eiftüd)en an. 8ie befennen gtoar mit bem 9)?unbe ©ort, faftifcr) jebocr) täugnen fie Um; ü)re §anblung3rocife $eigt, ba§ fie bem bocr) fetbft nidt)t gtauben; fie oeracr)ten ben tarnen ©otteS, freudigen feinen (Ser)n, r)anbetn gotttoS gegen baS ®efe£ ©&rtftt, ba ber r)eiüge £)ieront^ mu$ fage: bie ^riefter, roe(cr)e bie (§ucr)ariftte bienen unb ba$ 53htt be$ £>errn feinen Göttern oertr)ei(en, r)aube(n gotttoS gegen ßljriftt ©efe£, inbem fie toär)nen, bie (£ucr)ariftie machen bie Sorte be$ SBetenben, ntd;t beffen Sebeu, e$ fei nur baS fotenne ©ebet, nicr)t aucr) bie 33erbtenfte be$ ^ßriefterS notr)toenbig, unb bocr) Reifte e$: ber ^riefter, toie er immer bemacfett fei, ger)e nicr)t baran

l) Art. 4. £öff. 259.

*) «gl. Art. 13. £öfl. 224.

110

®ott ©aben 31t Bringen. Gntblidj behalten ficfy foldfje Sßvtefter btaSpf;cmifcr/ gen bie äftajcftät ©otteS." ') §icr mufj id& aucf> §u3 in @<$ufc nehmen, h)enn er bie Söefyauprung oor bem (Sou* eile mit ben Korten unrerftüfet: „@o ungläubig benfen btejeni* gen, toeld;e oon ber formirten Siebe abfallen unb für biefe $eit einen erftorbenen ©lauben Ijaben." 2lllerbing$ fyatte jebocr) audfj ba3 §ouci( Sttedjt, toenn e$ fragte: „Unb h)o fteljt ba$ in bei* nein 33ud;e?" beuu gerabe an biefer ©teile hatte er e$ triebt auSbrüdlid; attSgefprodr/ett, aber in ber £b;at „toirb es gut au« ben im 33uc£>e angeführten 2Ku£fprüd)en ber ^eiligen entnommen", toie £m3 aud; entgegnete. 2)

Unb toenn §u# fagt, „für ftd; fuSpeubirt ©ort jeben oerbred)erifd;en Prälaten Oom 3)ienfte ober tote, fo lange er aftuetl im Verbrechen ift, toeil er eben burcr) feinen gall in bie £obfünbe fünbigt in allem, toa$ er aud? tlmn möge, unb folglid; oon @ott ir)m oerboten toirb, auf bag er nicht fo Ijanble, ba$ heißt alfo, oon ©ort oou jenem 2lmte fuSpettbirt toirb;" fo foll bamit bod> feitteSroegS gefagt fein, ba§ er gar nid;t mehr ba$ SDftmfterium ber (Sacramente leiften föntte, fonbern ©ott roill e$ „tticr/t fo", ba$ ^eigt, untoürbig, oon ir)m geleiftet haben, grei* lid; 3ät)lt §u$ bann fogar folcr)e ©ünben auf, toie Ungetjorfam gegen ©ott, Vernachläffigung ber ^rebigten, SMebftahl, (Ehebruch, Slergerniß, Soweit be# 9ftunbe$, ioo$u Süge, Blasphemie, fal* fd^e6 3ettpi£, Sfteineib, betrug, Vcrläumbung, eitle hieben, $ertoüufd;ung, fcr)mät)licr}e Stteben unb anbereS gebore, unb oer* langt ernftlicr) aud; eine ©uSpenfton buret) gute ober fcfylecfyte Liener;3) allein oon einer Ungültigkeit ber oon ihnen gefpenbeten ©acramente toetf er md>t$. 3er) tarnt barum aud) in fetner (Srflärung pt donftanj feine 23efcr)öntgung feiner £et)re feben, roeutt er fagt: „£)a ©uspenbiren in bem in Sttcbe fteheiiteii

') t. 1. 271. b. f.

») Art. 11. £öfl. 248. f.

») T. I. 312. b.

111

Zljcma ein Verbieten bcS SDtintfteriumS ober irgenb eine« ®ute8 toegen eittcö 83erbre$ett$ ift, ober, wie man im neueren 9rccbte fagt, ein Unterlagen beSfelben, fo ift offenbar au>:> ben eben au- geführten ^ebrifrfteflen , ba§ ©ort ben 33crbvcc^erifdf;cn »erbiete, im SBerfcrecfyen ba$ 2Imt auszuüben, uub fo fueoenbire er fie oom heiligen SImte, ba$ fie nacb bem ©ebote ©otteö olme ^erbrec^en ausüben muffen. $öcfye benen, roelc^e loiffentltd; im Sßerbredjen ben £)ienft beS §errn 3;efu ©Grifft üben, bann nämftcfy fünbigen fie burd? bie Unterfaffung, inbem fie bie 23u§e oerfefnebeu, un- roürbig, unerlaubt unb ©ort mißfällig ba$ 3lmt ausüben." l)

Ueberfyauot nafjm <pu8 feine (Sacramentenleb/re richtig aus ber fatfyolifcr/eu $ird;e herüber, nur, meint er, bie le^te Delung fei oon ben Sloofteln eingefe^t toorben.-) 2(u$ ifyr foft unb brauet nur noefy feine £eb;re über bie 33u§e b/eroorgefyoben ju toercen; bie ibm fo oft <Sdmlb gegebene ßntftettung ber £eb/re oon ber Grucbariftie ift toeber in feinen (Schriften, nod) in feinen 23ertl?eibigungen gegen bie treffenben 5lnf(ageartife( ^u ertoeifen.

§. 14.

£)a6 SBufjfactament.

2Öir fa^en, toie burd>greifenbe gofgeu bie (Sünbe für ben 2ften[d?en nad> §u$ ^aben foll, roie burd) fie xudt)t blo$ ber ©nabenftanb, fonbern alles, roa$ ber üBtafcty ift unb Jjat, feine ganje (Ertftcn^ nid)t bloS feine moralifcfje ©üte, fonbern ebenfo feine pofittfcfye unb juribifd;e Stellung unb ^Berechtigung Oerloren unb gänjlicb oernid?tet roerbe, n>äf?renb boeb feine 33eftimmung „fraft beS ©efe£e$ ber 9catur tft, in ber reinen ©nabe $u be= fteljett, in roeld;er allein er nad) ber @ünbe nod) feine Stiften) fyat."2) ^onad) ift ber (Stanb beS <Sünber$ ber untroftlic^fte,

') Art. 33. £öfl. 234. f.

2) T. II. 231. a.

3) T. f. 161. a.

112

ben man fid) benfen fann, aud) für beffen irbtfdt)e unb foctal* |»ttttfc$e Stellung; er t)at fein ^ecr)t unb feinen Sfafprucfc, 9ftad;t unb Stürbe, fegar fein £eben berhnrft. Unb beer) fennte §ue nicf)t raugnen, baß fc biete 9ftenfcr/en tr)atfad>Iid; , aue ben t>er^ fcfyiebenfren ©tauben unb Würben, in ber Xobfünbe gebunben Hegen. ift rr)m barum ein bringenbe* 53ebürfnirj ein bittet ^u r)aben, um aus biefem 3uftani>e M lieber ergeben unb em^ porrtcr)reu $u tonnen.

£ie3 gefcr)ier)t nun, inbem ficr) ber Sünber oon ber £ob* fünbe „oennöge ter ©nabe ©ottes" „toieber gur ©nabe ©ottee ergebt",1) bie ir)m burefy bie 53uge gereift toirb atö „bas Littel ber 9?üdfer)r $ur greunbfcr)aft ©ottes." £)a$u ift bann nett> toenbig, baß ber DJ^exifcr) „ben ooqügttcbften 2(r$t fuebe, or)ne ben ein Ruberer niebt fetten fann unb ber ber ©ort 3efu$ §r)riftu3 fetbft ift; er r)eitt bie Sünber unb oerorbnete Urnen eine t)eüige SDtebicin, bie 23uj3e."

„£)ie coflftanbtge 23urje umfaßt aber naä) ben £>octoren brei £r)ei(e, bie 9teue, 23eicr)t unb ©enugtr)uung", „toae aucr) in ben Korten bee £>errn liegt : 2öenn ber ©otttofe 23urje tr)ut oon feinen 2fttffetr)aten", nänriiet) buret) Scr)mer$ ^umat über aüe, burdj baß 33efenntni§ atter unb bie ©enugtfmnng für aüe, „fo toerbe id; biefer unetngebenf fein", baß r)eißt, in $3e3ug auf 33erbainmung unb Sßerfjängung oon Strafe, toenn er 53ufje tt)ut, bie ausreicht."2) „Qn ber Seete bee £obfünbere ift Scfyutb, loirc bie ©nabe oerborben ober b/ört fie auf, fo baß berfetbc ba^ bnref; ber Strafe ber etoigen ^erbammnng oerfaüen ift, toewi er niebt Sßugc tr)nt; benn to>er in biefer 3d;ntb ber)arvt, torirb Den bem Umgänge mit ben in ber ©nabe SBaubelnben auSgc^ fcr)(offcn. Zerf) fann er ats ftettungsmittef bie SBuge r)aben, cureb toetd;e bie 8cr)utb getilgt, bie ©nabe überbraebr, ba$ 93anb ber 93crbantmung gebrochen, ber sJ#enfd) mit ber ätr$e toieber

') T. L 319. b. f. 5) T. L 46. b.

113

geeinigt totrb. riefe ©ufe oollenbet fid? aber in ber 9reue, $eid;t ttnb ©emigtljiwng." l)

lieber Helene Belehrt uns nun £m$, tag „fic ber innerfte >>eneiiv|ri>iner} fei, ben ber 9)2enfcf) über feine Süuben l)at unb bei größer ift, txne toenn er bie ^reicbtfyümer ber 3£elt, ben guten tarnen ober feine greunbe verloren fyätte." l) „(Sie fdjltefee ferner als bie £raurigfeit unb ber tolle Scfmter} über bie be= gangenc ^ünbc nottnoenbig ba3 SOftgfallcn an ber ^ünbe ein, toelcbe begangen hntrbe unb begangen toerben tonne",3) ,rfie fei ein Beniner} bcS ^peqenS über bie begangenen Sünben unb 511= g(ei$ ber 23orfa£, biefe $u bereuenben <2ünben ni$t me^r be- ge^en loollen, alfo Scfjmerj über unb §üten oor ben ©ün« ben." „(Sv5 fb'nne aber ein 93?enfdr) an fetner @eelc burefjaue uicf)t geseilt werben, ioenn er auefy nur eine £ocfünbe in fiefy }itrücf behalten unb nur für bie auberen 53ufte tfutn toollte; benu bie oon ben Xobfünben gefcblagenen SBunben Rängen in bem Oer- tounbeten 9)^enfcben fo ^ufammen, ba§ ntcr)t bie eine gehoben, bie anbere $urücfgetaffen werben fönne, toeSbalb es unumgänglich notfyioenbig für bie eünber ift, oon allen Süntcu }itmal bureb bie 23ufje gefügt ;tt werben."4)

£)ie fo beftimmte $reue genüge im Dcotfyfalle allerbingS jum ipeile;5) allein auger bemfelben muß als fetter Zfyit bieSSeicbt fun$ufoutmen, „bie ein $3efenntni§ feiner Sünben oor ©ort unb rem ^riefter ift. £)iefe mu§ ferner flar unb oollftänbig fein, oollftänbig, inbember 23eict)tenbe nict)t irgenb eine v2ünbe roiffentlidf) oerberge." „greilii) bürfte bei bem allgegenwärtigen ^fnüftue bie 9teue genügen, aber bennoeb ift baS Sacrament ber 53uße gang uncrläßlitf), wenn c3 aud> ot)ne oorauSgct)cnbe 9?eue ntd>t^

*) T. I. 266. b.

2) T. I. 46. b.

3) T. I. 266. b.

4) T. I. 46. a. 217. a.

5) T. I. 266, b. Jriebridj, 3of)ann §u§.

114

nü£en toirb, fo bag e$ eine Xrjorfyeit märe, toottte ein ^ßriefter ofme darüber erhaltene Offenbarung beftimmen , ba§ bie 23u§e (baS ^acrament) ober ein anbereS (Sacrantent, bem Empfänger }itm £eUe nüfce. £eeba(b jagen toeife ^ßrieftcr nicf)t gerare^u, ber 58eicr)tenbe fei oon ben Sünben gelöst, fonbern nur unter ber 33ebingung, toenn berjenige, toeteber fie bereut, niebt weiter fünbigen Witt , auf ©ottee 33annr/eqigfeit vertraut unb in fünft ©otteS ©ebote balten nnü." £esba(b niüffen bie ^viefter naefy 3lrt §brifti ben 2?üjser ^um Scbmer} über feine Sünben, Vertrauen auf bie ©nabe unb }um Eitlen niebt mebr pt fün= bigen anleiten, weit eben nur unter 33orau$fefeung biefer 2ße= bingungen 2(bfotution ton allen eünben gegeben werbe." l) £ben balnn fprid^t er fic£> $u §onftan$ aus, „ber 2Ibfotution müffe 1) 9?eue, 2) ber SSUle niebt mefyr }u fünbigen, 3) toaljre 53eicbt unb 4) bie Hoffnung auf ^aebtaffung oorausgefjen." 2) £a$u betont §u8 f?aufig unb nacborücfücb, niebt ber s$riefter, fonbern ©ott (äffe naef) unb gebe ben $um Sünbennacfjtaffe netfurenbigen Seifigen ©oft, ber ^Priefter fei btefer Sftinifter,3) bennocf> aber a(3 fotcfyer netbtoenbig unb-nur tfym, niebt aüen ©tiebern ber &ircbe fter/e bie minifterieüe 2tbfotutionSgen>a(t }u. „£ie ©etoalt be$ eünbennacbtaffeS, toetebe ©Ott aüen Crnoacbfenen gab, bat einen gan$ anberen Gbarafter , ift eine cbriftücbe Vfltyi , bereu Erfüllung er jebem unter ber Strafe ter 23erbammung bei 3Katt$. 6 gebot, intern er fagt: SBenn ifyr ben $)?enfcben ifyre Lünten oeqetfyet, toirb ber $>ater eueb aucf> bie eurigen fcer= Seifyen. 2Benn ifyr aber ben 9)?enfcf>en nicfyt oer$eif)t, wirb aueb eueb ter 33ater eure Sünben nic^t oer$eiben." 4)

2ttterbing$ wirft Stephan £o(anenfiä in feinem 2(ntil?uffe ♦puffen oor, er babe bie Wcbtnotr/toenbigfeit ber münblicben

') T. I. 217. a.

') Art. 15. ö'cfl. 226.

3) T. I. 377; 378; 382; 387 f.

4) T. I. 377. b.

33et$te bei einem ^riefter unb bie 3ure^cnl^e^t ^er ^eue 9e" reibest gelehrt, Zitate ber Söätcr, befonberö be$ GfyrtyfoftomuS, in feinen 53otf$prcbigtcn a(S 33eh)eifc angeführt, „tooburd; er mehreren Caien bie £)reiftigfeit eingab, baß fie fagten : SÖogu ferner einem fterbtid;eu ^ßrtefter Beichten, toenn ö>ir reuigen .'per- jettS bern oBerftcu ^ßriefter, bem allmächtigen ©ott allein beid^ tcu?" !) Mein biefe £efyre, bie, nebenbei gefagt, Stefan fo fcf)led)t ate nur möglid? toar, nnberlegt, finbet ftcfy bon §u$ nirgcnbS in feinen Scbriften vorgetragen , nirgenbä bertfyeibigt. 2Bir ^abcu in einer befouberen ('(einen 9(61janbfang,a) toefcfye gegen Stefan gerietet ift, bie (Sitate unb gan$e SöetoeiSfüljrnng borliegen, unb in ifyr ift fein Scbluß; £)arau$ erfjeltt, e$ fönne 3;emanb aud> o^ne munbttcr)e 23eid>t bei einem fterblicfyen ^riefter gerettet tterben, toie bieS bei ben flehten ®inbern unb im 9cotfy= falle außer Steife! ift. £>aß ü)m bie Scfyulb gegebene £efjre nidj>t imputirt toerben bürfe, fann auefy fd;on barauS erfd?loffen »erben, baß fid> bie ganje 23ett>ei3füljruug be3 Stefan für ba$ 23ußfacrament, aud; bie Sßeicfyt, bei £m£ nneberfinbet

„£)er britte bie 23uße complerirenbc £l)eit ift enblicf) bie ©enugtfmung, burd; bie ber Sünber ©ort ©enüge leiften muffe, unb fie felbft gerfatfe toieber in brei Strien: SBeten, Saften unb 2llmofeugcbem"3) „£)er römtfd)e §ofyepriefter fonne allerbingS ben toafydjaft Reuigen unb 93eid;tenben bon ber Sdjmlb unb Strafe ber 53erbammung abfoloiren, nict)t aber bon aller (Strafe ber Reinigung, toenn ntcr)t ber 33üger genügtet. T)iefe ©enug= tlntung mag fidt) aber berfd)iebeuartig boll$iefyeu, enttoeber burd; einen großen ©cfymerj be$ ©eiftcS, ober burd) gaften, 33eten unb 2tfmofengeben, ober aud; burd; einen ©Ott befänftigenben Effect, ber ©ott me^r gefiele unb feiner SSraut, ber $ird?e, mefyr

') L. c. p. 397. seq. c. 10—12.

2) Tract. de 3 dubüs factis in Holomutz. a. 1412. T. I. p. 208 ff.

3) T. I. 47. a.

8*

Hb

nü^te." *) 3n ber Söuge »erben nämticfy nidjt gugteicfy mit ben ^ötfenftrafen aud? bie beS $?einigung$orte$ nacfygefaffen, tote in ber £cmfe; „m ifjr, ber feiten £aufe , ift ber ©trafnadjlaf* ntd)t fo uniberfeft, toeit fie brei £fyeite fyat, 9?eue, 23eid;t unb ©enugtfyuung. (58 ftefyt barum feft, bag ein Weniger unb 33eid)< tenber bennod) bie große Strafe be$ ^urgatoriumS gu befielen fyabe, gefegt er tr)ut nicfyt genug. Unb tiefen Unterfdneb ba fyäft bie $ird;e 3tDtfc^en ber £attfe unb ber ^öugc feft, fo ba§ fie ben eben erft ©etauften feine (SatiSfaction be$ SÖerfes auf* (egr, tooty aber in ber SBetcfyt mit »orauSgefyenber 9?eue nacfy öucaS 3: „£fyut toürbige grüßte ber 23uge."2)

«Sotoeit toar man in ber ®ircfye tote in ber @c$ule einig über ba$ SBujjfacrament, altem hieran reiften ftd; nodj eine Uttenge ttjeotogifcfyer ©dmtf ragen , an benen ja bie @c^o(afttf fo retefy unb unerfd)öpflid) toar. ©erabe bei biefem (Sacramente geigt fiefy fo redj>t ba$ (Streben ber (Scfyotaftif , toie e$ 93aur geid;net, inbem er fagt: „£)iefe £ef)re (oon ben Sacramenten) ertn'ett in ber fcfyolaftifdjen ^eriobe eine fe^r große (Weiterung. Materiell tourbe gtoar audf) In'er oon ber <Sd;otaftif nichts SfteueS probucirt, aber es gab l)ier fo SSieteS, toaS burd? beu anattyfirenben unb unterfcfyetbenben , orbnenben unb ft^ftemati* firenben ©eift ber ©cf^olaftif erft in bie redete gorm unb in ben 3ufammen^ang be$ ©äugen gu bringen toar."3) (5$ geigt ficf> barum in ben (Sentenzen unb Kommentaren gu benfetben, in ben (Summen ber fd>o(afttfdjen Xfyeotogen ein reiches Öeben unb (5r= toagen, eine rege Verlegung ^tx übertommenen ®ird/entef)re in tfjre Momente unb ^Betrachtung berfelben naefy atten leiten, eine unermübticfye $ergteid;ung ber XfyiU mit einanber unb in 9?ütf* fid)t auf baS einheitliche ©ange be3 (StyftemS ; ein unaufhörliches fragen unb (Sintoenben , Hnttoorten unb Sibertegen fitcf;t bie

») T. r. 387. b. J) T. I. 386. a.

3) Sebrb. ber #rifH. 2>ogmengeftf;id;>te. §. 86. 192.

117

(Srfcnntnifj be£ £>ogma'S fetter $u förbern unb beffen 3nt)att $u burd)bringen. (Sine fo(d;e grage, toe(d)e bie ©cf>otaftif be= fd?ä'ftigte unb burcfy baS Gtoncit bon Orient theittoeife beantwortet nntrbe, ift baß Sßerljättnifj ber pricftertid)en Stbfotution ber göttlichen. ©eljt jene biefev, ober biefe jener oorauS? £)ie ^eotogen gaben barauf ganj oerfchiebene Antworten , tocUjrenb fie bie £ird;e atS eine offene, tüte Bei §einrich bon Dtytha , fo je£t bei §116, behanbetn 3U fetten glaubte.

§u8 nun reifte fid) jenen ^eotogen an, bie bie priefterücfye Stbfotutton ber göttlichen erft nad;fotgen taffen, unb loir muffen ihm fo gut tute jenen feine Stuftet barüber geftatten. (§8 Oer- btent auc^ unfere 5tnerfennung , toenn er gegen unvernünftige ©eiftüche nur ben unterften ©rab oon 9^act>taggeir>att ben $rie* ftern jufprach. Orr unterfd)eibet nämttd) „eine oberfte ober aut^eit- ttfd;e, ©ott attein jufommenbe, eine mittlere ober fubauu)entifd;e, bem 3ftenfd)en (S^rtfto gebühren be, enbticr) eine unterfte ober mi* nifteriette, bem rite miniftrirenben ^ßrtefter utftehenbe ^ünbennad;* taggerüatt. Unb tote bie Sttenfc^eit CS^riftt unb ber SMenft be8 ^ßriefterS ©ott, beffen Wlafyt unb §aubetn (agentiam) boraug* oertaugt, fo bie mitttere unb unterfte Dcacftfaggetoatt ben ur= fäd)tid) oorauSgehenben ©ünbennachtafj ©otteS", unb nach ber anbeten SBejiefyuncjStöeife „bie minifterieüe bie autr)enttfcr)e unb fubauthenttfd)e.'' „SJcittetft biefer Unterfd;eibung !önne man bie 2tu8fpritche ber Zeitigen leidet bereinbaren, toenn ber eine fagt, ber ^riefter habe feine D^ac^taggerpatt ber <Sünben, ber anbere, er h^be eine fotd;e." l) „£ue taugtic^eu ^ßrtefter üben aber biefe minifterieüe (Sünbennachtaggetoatt au« burefy ben £)ienft ber Xaufe unb ber anberen (Sacramente, burd; bie ^ßrebtgt be8 2Borte8 ©ottes, guten Stau), Zeitige« ©ebet ober bag Seiftet Zeitigen Sebent;"2) aber freilich „abfoibirt jefct toeber ^ßa^ft, noch 33ifchof, ober ein anberer Arafat burd) kaufen, ^rebigen,

') T. I. 377. f. lt. öfter. art. 15. £bfi. 225. *) L. c.

118

23eten, fonbern beffen überbrüffig ooftfüfyren fie bieS auf ifyren £ anbeten. " r)

So ift bie 2IMaugnung puffen« in ber 33itpt^ecrte eigene ücr; nur gegen jene irrige 33el)auptung gerietet, bafj c$ „in bes ^apfteS ober ^riefterS Wlatyt ftelje, auf toetcfye Seife erholte $u binben ober p (öfen, unb baß eo ipso aud) fo im Jphmnef gebunben ober getönt fei."2)

SBBo^I (äugnet er eine anbere 2lbfotution, toie er fie nennt; allein fie füfyrt uns auf feine £er;re fcom Waffe.

§. 15, ©er Slblaf.

Der 5J6tag toar in unferer ^eriobe 3U ginan^oteratienen tyerafcgetoürbigt korben , äfmticr; bem 3(n(efyen= unb Actientoefen in ter ©egenroart. gür bie güfyrung oon bauten unb bie 33c- fcfjaffung oon Dotirung oon Stiftungen, für Dedung ber Kriegs* loften gegen dürfen, §aretifer unb geinbe beS HirdjenftaateS u. f. \i\ brachte man baS ©etb burdj bte 2(usfd?reibung oon STMäffen auf. 2ößatt bergefije mir biefe 33ergteidmng , bereu 2Baf)rr/eit teiber nicfyt getä'ugnet werben fann. Die 23ötfer beS fünfzehnten 3ar/rfyunbertS betrachteten fie nicfyt anbere granfreic$ unb 95ö^ men festen burefy ü)re Deformation bem ©cfyranfett, Deutfd;lanb butbete mit oerfyattenem ©rotte unb unter ftetem Etagen unb ^roteftireu biefe ,,(Mberfd)öfcfung'' burd; bie Gurie. Die ©efcfucfyte überliefert uns 3*r>ei @rf Meinungen aus jener $eit. 3ur Ded'ung beS DeficitS irgenb eines Staates ober überhaupt pr Aufbringung augerorbenttid;er unb nid)t fetten orbentüd^et StaatSauSgaben toenbete man fid) in ter ftegcl mit rem giut; fttgften Crrfofge uad) Wem, um oon ba oft jahrelange Knteeif'

') T. [. 382. a; 385 b. etc. *) T. r. 230. a.

119

nno.cn auf £ird)en*3efynte" unb Cnufoinmcn jw erhalten. l) £)ie anbere (irfebeinung ü>ar, baß man für bie außerorbentüd?en StuS- (agen dt$m'$ fetber 2(blaffc ausfebrieb. Sftittrfft ifyrer nntrben Serfeefcürau'S errietet, §eere gegen dürfen, $ävettf'er, c^commu^ nicirtc unb Ijartnätfig loibcrfoenftigc gitrfteu gefammelt unb ge~- fübrt, ber ^iretyenftaat gefdnüjt unb ocrtfycibigt. Um bcnfelben einen guten Erfolg $u fid;ern, lourben fie mit befonber$ günftigen 33ebingungen ertaffen, bafj aubere untevbeffen nicfyt loirffam, ge= trüffermaßen nid;t offen , bereu ßourS auf 9M( f)erabgefunf"en fein fottte. @$ rufyte bie$ freiließ auf bem <Staat3gcbanfen beS $)citte(atterg, bei' burd) unb burd) ein reügiöfer unb fatb)oüfd;er mar, auf bem baburd) gair5 auberS forinuürten internationalen ^ed)te,2) unb infoferne ftnb aud; biefe @rfd;einungen in ber mittelalterlichen &ircf;engefdncf;te nicht ^u mißbilligen. %ücin je mefyr biefe 2Infcf;auung burd) bie nationalen Oieaftionen unb Crntfrembungcu fd;n>anb, je mef)r man bei bem Verfahren ber ^äpfte ben fyöfyercu £md faum $u entbetien oermocfyte, 3) befto ungeeigneter mußte fief) biefe 9?egierung3marjme ^erau^ftetlen.

') <So fcertangte bie§ granfreid; ned; 1563 jugleid; mit einem ^dm? ten auf bie gan$e (Sbriftenf;eit. @. ^Beiträge $ur fird)L it. poi. ©efcf/id;te. I. 53b. no. 151; 153.

*) gerfter, Der <Staat3gebanfe bes äftittctalierS. ©reifercatbe 1861. 6. 19 ff. ©utjot, bie d;ri|H. tircfje jc. jc Naumburg 1862. ©. 39 ff.

3) ,,5tfom reurbe eine 2£ed>felbanf unb ein 3} er fieigerungScrt, reo man nicht ettta auf ben Job eines ^frünbebefi^erä roartete, fonbern bei feinen Mutten Gr^ectanjen fcerfaufte, biefe roieber jnrncfnabm unb mittetft befenberer (Efaufeht neu terfaufte. Setbft bie Sßefdjränfnngen btefeö Verfahrens bieuten $u neuem ©ercinne. 3n 2)eutf^fanb , 9301)* men :c. jc. eiferten bie ©tmoben gegen 21u$teir>ung fcon @elb auf 3™)™ unb bezeichnete man biefeS als fträflicf/eu 2Bud;er. 3n 9^m tiuirbe ber« felbe offen getrieben; bie befd;räuften ^nfdjauungen beö Serben« über ©etbfcerfebr batte ber @üben tängft abgeftreift, unb überließ jenem, fid? barüber $u ärgern (©erabe hierin erweiterten fidt) aber bie 2(nfd;auungen be8 Horbens, roaS bann natürlich aud) eine anbere ^nfcbauitng jener rett* giöfen Littel für (Erreichung ber ©elcintereffen herbeiführte). £>a aber

£>a« ift audj , trenn §u« fagt, fcon ben $anjleien au« abfoloiren jefet ^Sapft, 2Mfcr/öfe unb Prälaten. SDtan barf fu'er atterbing« ntd)t ju f<$tt>ar$ feljen, aber aud; nid;t« überfein trotten. ift eine £fyatfad)e, bie ntd;t au« ber ©cfcfyidjte fnn= roeggeläugnet irerben fann, bajj einerfeit« bie Surften attmär/lig mit gierigen unb lufternen Augen nad; bem ©ute unb (Stnferc* men ber £trc$e flauten, lieber ofyne (gtfau&mfj |ttt Verfügung r/aben, al« immer erft barum Betteln trollten; anbetet* feit« bitbete fid) eine getraltige 9?eaftton gegen bie nad; SHom fltegenben firdjftdjen (Steuern unb A61aggelber unter Surften, (Sleru« unb Weitem oom ©tanbpunfte materieller unb nationaler 3ntereffen, roeld;e fie nid)t mein* roie früher oou ben ^ärften mittelft jener (Oelber geförbert anfa^en unb geförbert teiffen roottten, foroie unter ben £f)eologen au« tr)eofcgifcr)en ©rünben. ,3ule£t fafj man auf beiben leiten tf)atfäcr/üd? in ben Abiäffen blofe ©elbft-eculationen für ben ^d)a£ ber apoftolifdjen Cammer. (5« fam babei }u ben eigentr/ümlicbften Argumentationen für unb roiber; allein nid)t« muß babei mer/r befremben, al« baß man nidjt einmal bie üftatur be« Abiaffe«, ba« roa« er oerleifyen feilte, faunte. l) 9)2an t)atte barüber nod; nid;t« bogmatifefc) £efinirte«, aber aud) ntd;t bie r;iftorifd)e Ginftcr/t in beffeu 3ufammeiü)ang mit ben Gnnricfytungeu ber primitiven $ircfc)e, fo baß man öfter« bie Behauptungen r/ören tarnt , erft burd) SBonifa^ VIII. ober and; bie ^cbolaftifer be« brennten 3aljrl)unbert$ feien fie ge^ febaffen roorben, bie ^eilige (Schrift, bie ^eiligen SBäter unb an? bere §eilige fennen fie nicf)t.2)

bie ftrc61id;en SÖiirben unb ^frünbeu ©egenftanb ber vgpeculatiou ge»o* beit toareu, l/crte nid;t Mos alles ^flicfytgefüfyl auf, fonberu bie |rf;mti^ijlfte $atifu$t, luetdje jfapftal unb 3tnfcn roieber T)eraii«5ufd>Kia,eu gebaute, trat bei benen f>ert»or, n>efd;e baä 6>aQ ber (Srbe fein feilten." £öffer: 9iuprec$t je. 2C. @. 116.

') ©. 3oft. Söeffel. §. 2G. <g. 231 ff.

*) loh. Hus. T. I 233. a.

121

2ütd; £m$ mu§te fcbon um fetner übernommenen 5?efor matorenrotfe wiüen gegen biefeg 2lbfa§tt>cfen feine Stimme ergeben. $a, gcrabc neben feinen nationalen 33eftrebungen muffte if)m ber ?lblaß, treiben ^ßatft ^ofyanu XXIII. befutfS eine« förettföttgeä unb $ut ^ertfyeirigung be$ $trd)enftaate3 gegen ®önig ÖabietauS ton Neapel auefd;rieb, 33eran(affung $u feinem Auftreten geben. üKtrgettbti jcigt übrigens £m$ me^r als eben in ber SBc^anbfung biefer grage eine Wirflid)e, ober WcnigftenS err)eudt)e(te Untoiffen* fyetr. (Seine ©rünbe jeugen nid)t bloö bon großem 9Qcißoerftänb= ntffe ber grage, fonbern aud; bon gewaltigem Langel an fafi jeber tl)eotogifd;en (Einfielt. 3ug(eicf) toirb fid; aber auefy als uuumftößticfyer beweis fyeraueftetten , baß man bon Seite ber Zapfte beim boefy ntcr)t fo mit (Srrfyeihtng ber Slbläffe »erfuhr, tote man proteftantifd;erfcit3 ofyne SöcttereS ben Sorten imtfyerS unb ber ft;mbüüfct)en 23ücf)er nachbetet.

3$ fteüe ben Sa£ §uffenö borauS, in bem er bie ©ewatt ber ^riefter bafn'n beftimmt, baß »fie bie 23ollmad)t fyaben, bie tr>vir)rr)aft 23üßenben (vere poenitentes) bon Sdjmtb unb Strafe fretsufbred^em" *) 9cun gefreut §uS fetbft, baß e3 in ben WUcip bullen fyeiße, nur benjenigen werben bie ttötäffe ^u £fyeit, wetd)e reuig finb unb beichten,2) wa3 aud) bie in £uffen3 Serfe auf- genommenen 2(btaßbutten ^o^anneS XXIII. jur ©enüge nadj^ weifen.3) äftan foüte alfo bod) erwarten, baß bamit puffen genügt wäre, atiein bem ift ni$t fo. „(5$ fei eine große 3n= conbentenj, baß in ber 23utte gar feine (SrWafmung babon ge=

') T. I. 216. b.

0 T. I. 235. b. - 385. a.

3) T. I. 212. ff. ..Nos de omnipotentis Dei misericordia, ac bea- torum Petri et Pauli Apostolorum ejus auetoritate confisi et illa quam nobis licet insufficientibus meritis Deus ligandi atque solvendi divinitus contulit potestatem, omnibus vere poenilentibus et confessis, qui hujusmodi laborum salutiferae crucis signo suseepto , in personis propriis subierint et expensis , illam peccatorum suorum , de quibus corde contriti et ore confessi fuerint, veniam indulgemus . . ."

122

fcfyefye, ba$ 23otf fotte ftcfy oor ben <Sünben Ritten, ober gut (eben, auger bag e$ bort r/eige: beu 23eid?tenben unb Reumürf/t^ gew; bag ferner toeber 23eten, nod) Sßerfe ber grömmigf'eit, nod) ^rebigen unb Üfteffetefen eine (Stelle in ber 23utte tyaben, fonbern bloö ba3 ©etb für bie Subulgenseu." ') Unb bocfy füfyrt ber Reformator auf bei* anberen (Seite roieber 23efd;rocrbe barüber, bag „bte mobernen ^rätatcn unb ^önitentiare oiet gaften unb bereit unb anbere ^Betätigungen beut Sßotfe auflegen", „toelcfyen oom untergebenen 53otfe nicfyt golge gu teiften fei, ba ja Qifyrifti $cd) füg unb beffen 33ürbe leicht fei." '2) SXber natürlich; £ni£ fann fid) nicfyt borfteüen, bag 33eifteuer oon (Mb $u $reu$$ügen (aud) gegen bie dürfen) unb $u anberen fird)ücr/en Unterner/in= ungen aud) ein gutes 2Öerf, ein 23eten, gaften unb 3(tmofen^ geben traft ber guten ^Mention fein tonne. (Sr fiefyt babei bie £>eqen ber 2(blagfucf/enben fo fyart unb Mt an roie baS ®e(b, baS fie übergeben. £)ag bieg mitunter unb oft oieücidjt oor= fommen mod;te, mag fein; ba$ roar aber Uebertretung einerfeits ber SKblagprebtger , anbererfeitö ber 2lbiagfud;enben. £)ag biefe in llnbugfertigfeit befyarrenb burd) bie blofe Uebergabe be$ ©et* be$ ben Slbfag gewannen, ift nirgenbS in einer 2(blagbufte ge* fagt, unb r>at §mS in aft feineu aufgebraßten oermeintlid?en ^nconoenien^eu unb ^rrtfyümern im Slblagroefen nirgenbS nad> getoiefen; oiehnc^r fagt ber ^apft auSbriufüd) „ben toafyrfyaft Reuigen unb 23eid;tenben" , unb oertfyeibigt §u$ $u ßonftan^ feinen Slrtifei 15 mit Berufung barauf, „e$ fei £r/atfad)e, bag ber 'JSapft immer bei ber 2ibfotution Reue unb 33eicfyt oorau^ fe£t, ja toenn ber 2(bfotution3brief einem tfafterfjaften gegeben roirb, ber au3einauber$u(egenbe Umftanbe oerfd;nMcg, fo »erbe gefagt, eo facto gelte ein berartig erfd)üd;ener Slbfodtttoiiebncf nichts." a) Rid;t minber fatfd; toärc bie 2(ufitf;t, alä ob aüe

') T. I. 235. a. I). ') T. I. 301. b. 3) £3fl. 225.

123

^tieftet bei ber 2lbfelution gan$ nad;läffig t>crfa^ren feien; beim an ber nämlichen ©teile fnebt £m« feine 23ertheibigung burd) bie gegenteilige Behauptung 31t Betoerfftettigeti: „33iele ^riefter, fagt er, abfeloiren ja bie 23eid;teuben nirf;t, ba fie größere 33er-- brechen au« ©d;am verbergen, ober toäfyrenb fie beizten, feine 9?eue fyaben." ($« fann beßhatb nur böswillige SBerläumbung fein, wenn man in biefen Sorten jugleid) ba« ©egentfyetf liest, and? bie ^ t et) t rcuniütt)igen , h)eun fie nur Beichten mit bem SJhmbe unb @etb geben , fetten ben Slblaß gewinnen; ober wer ba« ®elb gibt, mu§ abfolut nothwenbig, mag er wahrhaft reu* mittag fein ober nidjt, ben 2lbla§ gewinnen. Qä) begreife bei biefen unb ähnlichen ^ertäumbuugen nie, wie man je fo breift fein fennte unb burfte, ben $atholifen bei fo f(ar liegenben Sorten folgen Unfinn in'« ©eficht gu fd;leubern.

Dabei hat aber §u« aud; einen anberen begriff oon 2lblaß. Seit in ben 2lbtaßbutten ^eigt: Nachlaß atter ©ünben unb ©trafen, fo ift ihm ber 5lbtag ohne ^(üdfic^t barauf, baß auch $reue unb 23eid^t im Boraus unb bamit alfo nothwenbig 9?ad^ laß ber ©ünben unb ewigen ©trafen als abfolut nethwenbige ^orbebiuguugen für Erlangung eine« SlbtaffeS geforbert werben, ^ad^laß oon ©ünben, ewigen unb 3eitlid;en ©trafen ^ugtetet), ber „Hofe Nachlaß oon gettttdt)er ©träfe ift nur theils oon ben £fyeo(ogen, theils oon ben (Sanoniften herausgepreßt unb 2lblaß getauft worben." l) 23on bem teueren, alfo oon bem eigentlichen „3(blaffe" , fpricfyt er auch in all feinen ©c^riften nicht weiter, unb als ihm Michael be (SaufiS 1412 oorhielt, er lehre, bie oom $afcft ober 33tfct)ofe verliehenen Ablage nü^en nichts, fo antwortete er: „Gnne£üge. Sann ber ^ßapft ober 23ifd)of einen Reuigen abfotoirt, bann gibt er ihm minifteriett ^nbulgenj ber ©ünben, aber bie ©elbabläffe, welche man oerfauft, haben in ber ©chrift feine ©teile."2)

') T. I. p. 216. b. 2) äftfL 188.

124

£)amit oerbinbet fic^> bei §uS ferner bie Anficht, als ob bie ^äpfte burd) eine h)ißfürlid;e unb aus eigener Sttacht ge- fd;et)ene (5rtr)et(ung eines oottfommenen TOaffeS bie für bie £\u fünft unumftö§ticf)e 2tntoeifung unb Berechtigung geben tooflen, nac^ bem £obe atsbalb in ben £)immet unge^iubert eingeben 31t bürfen. *) 3)eSfyatb mit§ ber ^)3apft auc^ für bie jitfünftigen (Sünben 2tbta§ ertr)eilen, obwofy er in feinen 23ntten baS (Segen* tljeit fagt, b. t)., £uS fyat bie nötige theotogifd)e <5infid>t nicht, bie Sorte beS ^ßa^fteö 31t begreifen, atfo fann biefer auch gar nid;t anberS a(S §uS meinen. „(SS fyüft nicht«, ift bie finge Bemerfung ©uffenS, baß ber Slbtag btoS auf bie oergan= gene (Sünbe, nicht auch auf fünftige tautet, beim toer fann eine fo große gafyrt rein oon ber <2ünbe überfielen? ja e3 toäre gar nicht mögüdh, baß einer mit biefem ©tauben (rein oon ber@ünbe ^u bleiben) jene ga^rt anfangen fönnte." 2) §ier begegnen toir £mS bei einer unoergteidhüd;en £afttf, burch bie er übrigens, toenu icf) nicht irre, zugleich baS fyiftorifche 33e= hntßtfein oemürrt fyat, inbem man, obfchon faftifd? baS ©egen= fheit oon ben ^äoften auSgefprod;en unb geteert lourbe, in §uffenS 53ahn trat unb fyartnädig bis in bie neuefte 3eit DOn einem Slbtaffe ber 3ufünftigen «Sünben fpracf).

yiad) biefen Erörterungen f'önnen bie übrigen fyiefyer ge^ö= rigeu @ä£e £mffenS teid)t getoürbigt toerben. 3nbem er unter Stbtaß nichts toetter oerftefyt als bie Buße, fo bringt er aucfy bie gan^e Sefyre oon berfetben I)ier ^ur ©prac^e, immer mit ©etten* Rieben auf bie päpftüchen Slnmaßungen, wie fid; §uS biefetben in gotge jenes !2)ft§oerftänbniff es einbitbete, untermifd)t. „Es fönne atterbingS ber ^riefter einen tpal)rl)aft Reuigen oon ©cbutb unb Strafe freifpred;en, benn es fönne ber ^ßriefter facramentat ben 33eid;tenben ats einen 2tbfotoirten auftoeifen, toeit biefer fo fchr oon 9?eue ^erfnirfc^t ift, baß er, wenn er fterbcn foüte, ohne

■) 3- 33- I- 227. a. J) T. I. 230 a.

125

©träfe im 9?einigung«orte in'« 93aterfanb gelangte." „£)ennodj fotten bie ^rieftet* nid;t unter biefer gorm (oon Sünbe unb Strafe) abfotoiren unb aucfy bie $u 2tbfo(oirenben ba« mctyt fiteben, n>enu es nid;t fpeeiett geoffenbart ift." „SOBürbc im Uebrigen ber SBtcar (Sfyrifti eine fo(d?e Slbfohttion ofyue fpecietfe Sfteoetatiou prätcnbircn, fo ntügte er ©efatjr laufen, in eine gotte«Iäfterifd)e ßttge gu verfallen. 3ur ^e^e gehöre fe^r notfyfaeubig ba« 33ttfj= facrament, foim'e $u biefem jene als $orbebingung. (£8 tüäre bcöfyalb tr)öricr/t Den einem "ißriefter, ofnte Offenbarung barüber beftimmen gu motten, ba« Sacrament ber SBufje ober ein anbere« @acramcnt r/abe bem (Smpfänger gum §ette genügt." „Sotcbe 3nbu(gen$en gibt aber ^iemaub als ®ott, unb au$ er nur ben bafür £)i«ponirten," unb „bie ^nbutgeng feine« Zapfte« ober 2Mfcbofe« nüfct ^emanb, auger in toie roeit er fidj> ood)er bei ©ott bagu bisponirte, toeit fie eben ©ort gibt;" ate ob ber ^ßapft unb bie 33tfdr)öfe ifyre ^IBtäffe ben Unttmrbigen gugefpro^ eben f)ätten!

2(ud) für bie bei ben 9lMäffen oorf'ommenben 3^^eftimm'' uugen mangelt ifym an bem rechten $erftänbniffe; er toei§ uid;t, baft fie noefy au« ber alten SBugbiScipün Ijerrnfyren unb ber Hbtaft oon fo unb fo oteten £agen unb $aljren ber £)auer ber früheren canonifd;en (Strafen entfprtdjt. £>e8ljafl> behauptet er, „bie ^riefter GEljriftt tyaben leine ©eroatt ^nbittgen^en nad) einer beftimmten 3^ittänge gu geben, roenn fie ifynen nid)t befon= ber« geoffenbart mürbe." !) £)ie söeicfytoäter unb ^önitentiare roiffen mie bieSüube, fo bie 9?eue be« 93eitf;tenben mdjt; ebenfo menig bie Scbtoere ber Sünbe, folglich fonnen fie aber auc$ ntdr)t bie Ouantttät ber ooin Sünber abä'qnat für fein $ergefyen gu ertragenben Strafe erlernten. Onte SReoetatiou ift atfo allen loanbernben $rtefter» unmöglich, nur eine« einzigen äftenfcfyen $erbre$en präci« für eine genaue ©enugt^uung ab^ufc^d^en, ba ifmen jumal auety nid)t funb ift, lote fc^toer fie ber atttoiffenbe

l) T. I. 216. f.

©ett wäge unb unter welchen Umftdnben jener Oftenfcb baefetbe Begangen hat." „TarauS leuchte ferner aucf) ein, ba§ eine größere Sicherheit fei, wenn bie Beichtväter fietne ftatt gre§e Strafen aufbürbcn, inbem fie ben Beicbtenben ermahnen, auf ©c-ttes Barmljeqigfeit }u vertrauen, feine Sünben $u bereuen, nicht weiter fünbigen }u Wellen unb entlieh hefergt $u fein, für feine Sünben genug^utbun." !)

Batn man freilich einmal, wieöuS jU thun beliebte, über bie in cen 2lblaßbuüen enthaltenen netbwenrigen Beringungen btnwegüeht, bann muß ee allerb ings „ate etwae gurcbtbareS unb eine fcbauerltcbe (Gefahr in ©etteeläfterung $u verfallen erfcfcei* nen, wenn man fagt, ich gehe unb bewillige bir fcottften ütacfc* laß aüer reiner Lünten, t. h., ten Sünbe unb Strafe; benn ben heiligen ©ein unb Nachlaß aüer Sünben gehen fei ibentifch, weil fie Sitte göttlicher Üftacbt finb." -j So mag er bann ferner glauben, etwas gewaltig ©ewiebtigee gefagt $u haben, wenn er gegen tie Bifcbcre beclamirt , „c* würbe eine Jfyorljeit fein, wellte fich ein blinter Bifcbcf unbegrünbbare unb unglaubbare Tinge au* fich anmaßen; benn Wie groß auch ein Bifcbef Gbriiti fein mag, er fann ^iemanb abfelinren, in wie weit er nicht reuig unb bei ©ett abfelr>irt ift." 3) £ie* wußte man in bertfirebe fc gut wie £m*; wenn man auch rie priefterlicbe ©e= Walt noch fc hoch trie* unb nach (Ebrnfoftemu* bie Kirche mach* tiger al* ben Simmel nannte, 4) man vergaß babei bodj nie, raß „bte gNttfee« unb l'öfegewatt ©ett allein zugehört, wenn man eigentlich fprechen unb bie Sache an fich betrachten will, unb gewiffermaßen mitwirfenc ben ^Heftern." 5)

„£ccb ift e* auch bem ^apfte nicht ^uftehenb, ohne Cffem

•) T. I. 390. a. ') T. I. 223. b. *) T. I. 225. a.

*) Alex, von Haies Summ, theol. p. IV. qu. 23. m^mbr. V Resol. fol. 352

5) L. c. membr. III. Resol. fol. a')l

bannig jebem im $crgai ,3erfnirfcbten unb 33eicbtenben tcUften ^acbtajj ber (Lünten ton Scbutb unb Strafe 31t geben, weit anper Otene unb 33eicf>t je nad) Cua(ität unb Cuantität ber Scbutb aueb bie Cuatität unb Cuantität ber Strafe unb un- gleite gute grüßte geforbert werben. So mag 3cmanb nod) fo reuig beichten, toenn er frembee ©ut, bttf er reftituiren fann, pstM befyätt, totffe er boeb niefit ton ber Sünbe abfoWrt* •)

2Bic immer unb überall begegnen n>ir übrigens autfi fyier bem buffitifcfjen tfyeotegifcbeu ^rincit ber ^räteftinarion; fie bittet eigent(id) ein £)auptbebenfen §uffen$ gegen ben ÄMafj. £>a fonne „ber i*atft 23ie(e ton Scbutt unb Strafe abfottiren, ttettfe (oe^uforeeben aber ©ott niebt gcfctlej* „einem Verberge- nuipten gibt ©ott feine 3nbutgen$." „ßnttteber toeife ber $apft ober niebt, ob feine 5Ibfotuticn eine ftafyre unb legitime fei. Seife er nicfyr, fo ift e$ Anmaßung unb tueiferinifeber Stet',, $u fyanbetn, ate ob er toiffe; toenn er aber tteift, bann müffe er aud> ttiffen, ba§ ben oon ibm 2(bfoltirten @ott febon oor ber Sett ^Beginn $ur ®(orie träreftinirte, n?a3 aber ©ottee gefyeiinfter ittatfyfcbtutf fei." 2) „£er ^Patft toiffe aber olme Offenbarung ton 9ftemant, niebt einmat oon fieb fetbft, ob er 00m §errn träbeftinirt fei; ift er aber oorfjergetoupt, fo fönnen ifnn feiere (tätftücfye) 3nbutgen^n }ur Setigfeit gegen bie ettige 5lnorbnung ©otteS nichts nü^en. 3öenn atfo utebt einmal ber terfyergenmjste ^aoft fid) fetbft fotcfje 3ntu(gen$en oerfebaffen fann, fo ift e$ bod) etibent, ba§ tiefe überhaupt berbäcbtig finb, unb bajs oiete Zapfte, ioe(cf>e s#bläffe ertbeitten, oerbammt finb, nnberf triebt bem ©tauben niebt im ©eringften." 3) „©egen ben etoigen Söefcbhn} be$ 2>ater$ fann toeber ber ^apft, nodj §fjriftu$ bei 3»emanb £)i$penfation eintreten (offen, nod> ^nbulgenjen ge- ben." 4) „£>er $apft fonnte ^öd&ftenö ton jenem, beffen 53ev=

') T. I. 225. b.

*) T. I. 227. a.

3) T. I. 228. b.

4) T. I. 229. b.

128

bienfte er als ©Ott wobtgefäüige fennt, fagen, wenn bu baS er* füüt fyaft, Wirb bir ©ott nach beinern Sofyfgefaüen vergelten; aber nach welcbem SDtafe? Hefe HenntniB referoirt fid^ ©ort." „(Ein folchcS 23erfprechen fönnte jeboch jeber aus bem 33o(fe einem ^egücben geben, tüte eS ja gewiß ift, baß jeber ^erbamm* ter bekommenen y?cacßra§ fyabtn würbe, wenn er eines folgen bei @ott würbig unb bafür taugüd) Untre; benn anberS wirb er auch ofme $weifet toegen ber Gonceffion beS ^Bicare ^ßetri nicht mehr unb nicbt weniger 'äbtiß f)aben." ') Sie fönnte überhaupt ber $apft eine folche S0Zadt)t haben, ba §uS ffgfau6t unb aus ber ^duuft wei§, ber ^a^ft bürfe nicbt einmal für bie ^cacbfaffung aüer 2üncen beten, ba eS nach L 3ch- & eine 2ünbe pim Xobe gibt, für bie ^ciemanb beten fett; er fei nur gehalten, für aüe gegenwärtig unb ^ufunftig ju Stfettenben gu beten." 2) &ucf> aus bem Sorte: „SaS sl$etruS banb ober loSte auf @rben, fei im £)imme( gebunben ober getöSt, fotgt nicbt, alfo binbct ober löet rcr i\ipfi riefen ober jenen;" benn feineewegS „prajubiäre ©ott um ber Grrbebung ber päoftücfyen Sftacht Willen feiner ©e* redjtigfeit, was jeboch ber galt wäre, wenn ber $apft wirflich jene ©ewalt hatte."3) betrachtet man freilich lieber biefe Säfce unb erwägt man, Wie £uS fykv nicbt eigentlich oom ^blaffe, fonbern nur üon bem bußfacramente fpric^t, fo möchte atterbingS ber Steife! gerechtfertigt fein, ob benn £mS eS wirflich fo emft mit bem bujsfacramente meine, als oben bargeftellt würbe. 2Ulein wir begegnen eben aud? fykv ber 3"confequen3 §uffenS, in ber er abfolute vT3räceftination unb freien Sitten neben einanber ftettt.

Unb nun fommt §uS nod; }u golgerungen, welche bis heute ben ^rotcftanten geläufig finb. „§abe ber ^apft wirflich bie $ttacfyt Dcachlap oon Sunbe unb (Strafe $u geben, bann fönne er auc^ ^ Segfeuer vernichten, wenn er jebem (Sterbcnbcn ber

1) T. I. 229. a.

2) T. I. 379. a.

3) T. I. 227. b.

129

:)uuic bat unb beichtet, üoii 2ünbc nnb 3rfutfb (oöfpräcbe; betn ftättbe nurOtetb ober 9lad^(d§igf eil entgegen, rann mürben aber freilich aitcf; nüt beut gegfeuer bie SBigtfte», Stobtenmeffen, »tofen, 3a§rtage, @nffragien unb &eftänbtgen ßontmemorattonen aufboren, bie Dotationen öcn Äapeöen nnb (Srricfytung ton >iloftern unb Sittären für fotd;c Stenden umfonft fein." „2(bcr gerabe biefegotgen würben ben (SleruS nid;t wenig beunruhigen." „SBenn mau übrigens fagt, ber ^a^ft fonne fie nur an« fcernünf- tigen ©rünben »erleiden, wenn er nä'mUd; bekämpft werbe, ober ©e(b braud;e; bann bürfen in ber Zfyat bie ©laubigen beten, bamit er bef'ampft Werbe unb ©e(b bebürfe, weil er bann ben Scfyatj ber $ird?e ben ©taubigen gum §ei(e eröffnet." l) 3 m Uebrigen fei ber ^apft jur ^aebftentiebe öer* pf(id;tet, er möge beSfyalb bod; feinen 33ruber mit feinem SIMaffe oom geiftigen Stöbe erretten unb ntcf)t ber ^erbammung über= (äffen." 2)

Damit tft bie geljre twm ^blaffe nacf> £m3 im ^((gemeinen bargefteltt, unb icfy glaube behaupten $u bürfen, baj? er mit ifyr fefjr neben ba$ £kl fcfwft. (Sie bient jeboefy trefftief) gur 2Biber* (egung mancher über ba$ 2lb(aßwefen curftreuben uralten $er* laumbimgen, was um fo mel?r®ewtcfyt Jjaben bürfte, atö fie Don einem gewig für baS ^ntereffe ber £irdj>e fetyr unparteiifcbeu ©ewäfyrSmann f'ommt. @o müffen fetbft bie ©egner ber Sal?r= fyeit 3eugnt6 geben.

§. 16.

Die ®emeinfcf)aft ber ^eiligen. Die ^eiligen = unb ^eliquientjerefjrung.

£>u$ tft ein eifriger ^Befenuer ber ©emeinfdj>aft ber Zeitigen unb nod; im ©efangniffe $u ßonftanj fcfyretbt er, „id? i;abe nod;

') T. I. 229. a. b. 2) T. I. 228. b. ^riebridj, 3ofjann §u§. 9

130

Hoffnung, ber allmä'drtige ©ort fann micfj um bcr 33erbtenfte ber ^eiligen Willen ifyren Rauben entreißen." l) „Sie jebwcbeä ©lieb beS oollfommenen menfd^licben S'örpcrä eines {eben anbcren an ifmi bebarf, fo ift aucf> jebe$ ©lieb beg mt>ftifd>eit ®ör£ä?S Gfyrifti etneö {eben anbcren beefclSen benötigt; unb tote bie ©lieber be$ meufdulcbeu ßribeS für einauber 6cfergt finb , fo muffen c$ auef) bie beS tntyftifcfyen £eibe§ (Efnifti fein, bannt fie gute gortfebritte machen gemäB ben ©aben in ber ©nabe be« §errn Qt\u Qfyrifti. (Snblid) muffen fie rote bie leibtiduui ©lieber aud) mitleiben unb ftd) mitfreuen, wenn diu ©lieb Ceu bet ober jic§ freut." 2) 3}a3 nun ift ein 5lrti(el be£ ©laubenS unb auef) £>uS glaubt an ilm, 3) inbem er barunter oerfrebt, ba§ „bie strebe oie ©emeinfcfyaft ber Unterftüt^ung unb bcr Siebe nad? ityren ^tr>ei feilen, ber trium^irenben unb ftreitenben Sirdje fytt«

£)ocfy auef) In'er verfolgt §u$ fein cigentfnunlicbcS <Sd)idfal, aud) biefer 2Irtif'el Wirb ilnn $ur darifatnr burefy feinen $ra* beftinattani3mu3; benn an biefer ©emeinfd)aft ber ^eiligen fönnen nur bie ^rabeftinirten £fyeil fyaben, fo ba§ ber s}3apft uid)t einmal für bie nicfyt ju ^ettenben (^rä^citen) beten barf, was un$ jebod; fd?on aus bem 2fuöbrude mt)ftifdt)er £eib," auf ben allein jene ©emeinfd;aft belogen Wirb, flar fein türfte. „sDcau fagt nur besfyalb ©emcinfcfyaft bcr ^eiligen, weil alle $um ewigen Seben ^ßräbeftinirten tu einem iiö'rper, einem ©eifte, einem Serrn, einem ©ort 2*ater, in ber £aufe unb <peffnung, in ben Sacramentcn, im 23anbe unb in ber Unterftü^ung ber Viebc mit einauber cominuniciren (<5^t>ef. 4; 1. Gor. 3.)" „£)ic ©cmeiu= fcfyaft bcr ^eiligen ift bie £fyeilnafmtc an ben ©iitern, todty allen ©licbcrn bc$ mr/ftifeben £eibe$ GHjrifti, wenn fie in rcr ©nabe finb, suftefyt, fo bafj jeber gercd;tcr ^räbeftiuirter

') T. I. 88. a. ep. 35. •) T. I. 336. a. 3) T. I. 62. a.

1.11

in reinuth mit bem $fa(mifteu fageti fonn: „3$ bin aller tfyeitfyaftig bie bid) fürchten uttb beiuc ©ebetc Ratten."

DaranG folgt bann and), ba§ „bie Zeitigen im ^atcrtaube bie r tv> äfften in ber ftreitenben &trdje uuterftütHm uub fic^> ftfcer bereu ©ltjje uub bcrbienftticbcS £ebcn freuen." „$)ie nodj bienieben toanbernben Seligen (^räbeftinirten) untcrftüfcen ferner bureb ibre (lebete, gaften, 2ttmofeu lutb aubere fjeilige 2öerfe bie bcü'ige fdUafenbe Slirdbc, bannt fte fcon ben Strafen ber Reinigung befreit fcfmeUcr tn'S 53atertanb betfefet merben." „üDtöge baber ber §err, ruft er feinen ©eguern 511, beuen tfyre Sdudb üeqeifyen, ftct&e mir naebfagen unb uaebfagteu, geheim uub effenttteb, ba§ idj bie Suffragicu ber fettigen in 33cutg auf bie ftrcitenbe unb triuinpbtrenbe Äircbe fä'ugne." Unb im 33er= laufe biefer Schrift bemerft er, toemi ein Zeitiger, noeb in (äf* (t<$e Sünbcn fcerftridter üDrcnfcf) bei dfniftuS ben anberen, ja bie gange ftreirenbe tfird>e bureb frommet ©ebet unterftittjen tarn, mer mochte bann bie tfyöriditc 33ef)auptung toagen, ba§ ber bei Cit)rtftuö in ber ©forte Icbcnbe bie$ niebt tonnte", unb ruft bierauf sJftarta „afä ©etftanb uub Mittlerin unb getoifferma§cn Urfa^e ber vItfenfdi>n>erbung , bce £eiben3 unb ber 2lufcrftebung (Sfyfifti unb fofgüdf) be3 ganzen ßeites aller ju 3?cttenben" an1) Üttaria, bie „uad; ifyrem Solme für bao Otteufebenge^ fcblecbt utr Rettung baS erfte SOceotum geworben ift, bie Sieben berfteüerin beS $ceufd>engefd)led;)t3 , bie opferte bc3 Rimmels, weil ©otteSgebä'rerin, bie §errin ber öngel, ofme bereu Suffiw gium unmöglich ein Süuber gerettet »erben f'aun."-)

Die $tetiquienüerefn*ung erfennt £u3 oollfommeu au, eifert aber gegen ben in feiner 3^it aüerbingei oerfcmincnbeu Spfcifjbraiuty, baß „bie teilte bureb bie ^Reltqutcuoeref^rung auegeraubt" toürben, benn „bie Reliquien ber Zeitigen feien niebt 311m ©clbgeaünufte 311 er^onireu." ©egen fofdjen Sftißbraud) beruft er fict) auf

l) T. I. 64. 245. b. *) T. I. 184. b.|

9*

3nnocen$ HL, glaubt aber babei inSbefonbere nad; 5lugufttnu$ unb £>terontymu$ cinfd/ärfcn 31t foflen, bie OMiquteuoerefyruug fei feineStoegS ju oerad)ten, fonbern fefyr empfcfyfcnötoertfy , nur biirfe man ntd;t oergeffcn, n>ie SlugufttnuS (Hb. 2. ad Julian.) fage , baß (Styriftuä atfein bie ©ünbeu ^imoegntmmt. l) Senn barum puffen ber SBortourf gemacht totrb, als ob er bie 9Mi* quienoerefn-ung gefäugnet fyättt, fo bqkljt fid> bieS \\id)t auf bie tfetyre, fonbern nur mefyr auf bie babei ftattfinbeuben 3föiP?ätt<$e, inbem mdaugbar bie §abfucfyt unb ©elbgier bamats and; fatfe^er Reliquien fiefy 31t ifyrer SBefriebigung bebient fyatte.2)

Ii 17.

Revolutionäre (Elemente ber ßefyre $ujTen§ in 33e$ng auf bie Ätrdje,

3ur (Genüge iourbe bereite nacfygetoiefen, toie §u$ bie gan^e Seftefyenbe Äircfyeuorbuung atö eine göttüd;e (augnete unb über

') t. 1 236. b.

2) Steph. Dolan. Antihuss. c. 5. 1. c. p. 381 f. : Revertere, rever- tere Huska Mag. sie in altis volitans, ut intueamuir te. Ecce tua et tuorum praedicatio! vencratio ne in sanetorum o'ssium juxta ri- tum ecclesiae s. cum tu i s reprobas dicens , quod s. Wenceslaus modico martyrio, i. e., f'ratricidio regnum promeruit martyrii: et hie cum aliis sanetis, quos sacerdotes et monacbi praedicant, habent unius saneti multa capita, multa brachia, et di versa ossa , quae utique non sanetorum sed vilium cadaverum esse potius reputantur. Cujus exem- plum aeeipe Mag., quid (actum fuerit publice in ecclesia fratrum Car- melitarum , quae vocatur in arena, Pragensis civitatis. Ibidem enim spdente aliquo fratre cum reliquiis et quibusdam monstrantiis, et ad Cabricam ecclesiae mendicante, accesit quidam tuae sortis diseipulus; et cum sedenti diceret: quid bie agis frater? quo respondenfce : cum reliquiis e\pecto beneficium eleemosynarum. At ille per superbiam: mentiris, inquit, esse sanetorum reliquias; ossa mortuorum cadaveruni Ii ic retines, et Cbristianos deeipis, cupide mendicando. Quo dicto tam- quam equus insolens pede repedans evertit mensam ad terram cum reliquiis."

133

bcn Raufen flieg. £)ier fyabcu mir ned) beffcn Äff crmplane in 3?e$ug auf ba$ 3?cr^a(tnip ^mifeben &ircbc ttttt Staat uf e Singe ]u faffen, mobei eer 3lücm ueebmafo barauf aufmerffam gemacht zerren muß, ba§ er ber £)icrardne ben ^epf ben $tyft abgefdrtagen, unb fo nur rie eii^ctnen ^Mfcbbfe unb ^rieftcr bem Staate gc^cnübcrftcr^en feüten. Ü2un führte icb feben eben bie Säfce bes fnis bureb, nad) meteben berjenige, mefeber eine gctt= tiebe 9)ciffien in fid; $u feüren mabne unb fid> anberen an mß? ralifcb cm löertfye Verlegen bünfe , fieb über allen @cborfam gegen feine 23orgefcfcte, fetbft über ©reommunteatienen unb Sus* eenfienen binmegfefcen bürfe; nad) melcbcn ferner feiner, ber in einer £obfünbc ift, ein 23ifd>ef ober Prälat, feneern ein blefer Ufureator fei. Cr* täfet fid) nun niebt teid>t benfen, roelcbeö SHrcbenregiment f»tei* 3U Staube gefommen fein meebte, um fo mehr, tt)enn mir ned) Die anbere ^e^auttung ermagen, ba§ ten tfaien bie 23eurtbeitung ihrer Oberen uubebingt anheimgegeben unb je een beren 9?efuttate if>r ©efyorfam ober Ungehorfain ab^ gängig fein fette, mürbe fid» mebl biefetbe Crrfdieinung ge* $eigt haben, ate ljuntert 3a^re fpatcr , ba Durber bie DJitffien puffend in £eutfcb(anb aufnahm unb mit ben ndmticbcn ®runb= f&gen in 33tgug auf Autorität bie irrte refermiren $it tonnen glaubte. Stttein hiev, möcbte ich jagen , mar §u3 oon Anfang an föärfer bltcfenb ats Suther, unb lieg er fieb nicht mie tiefer erft bureb bie D3tadr)t ber Utnftänbe )U einem Scbrttte Urningen, an bem ber ^vcreftaiitienuic nert beute taborirt unb über ben er befonberS in ber ©egenmart jammert unb ftagt. £)uö h^tte cen i*erne bem Batenfömg ras £errefticnercdn über ren QfeuS ^ugefereeben.

©in unbefannier (Gegner begegnete ihm mit bem (Sinteurfe, „er eernicr/te babureb ba« sl?rieftertbum in feiner Crhvc unb grei* heit", ein Grinhntrf, ber gan$ richtig bie unabfehbaren Setgen bezeichnete, puffen aber feineemegS $ur 23efinnung bringen fennte. 3m Öegentheit beharrte er barauf , „er fei bureb rie ^eilige Schrift, aber befenberö burd) bie ^?er)re unb bie £)ant(ungemeife

134

ber 2tyoftet $um Ungefyorfam gegen bie Oberen McfyvL" ') Gtni^ ftuS tjabe baburd), ba§ er Käufer nnb $erfäufer aus bem£enp pet trieb , ben Königen nnb Herren be$ roett(id;en 2lrme$ baS 33eifpie( gegeben, ba§ fie bor Gittern bie 33e3fyeit be$ (Stents 3iicf>- tigen nnb bie §ärefie ber «Simonie ausrotten müßten, benn nad) (SfyrtyfeftemuS fei ber £cnig tote baS £>aupt in ber &ird)c (ut caput in ecelesia) nnb (SfyriftuS fei, a(3 er bamatS in 3ernfa-= lern ein3og, rcie ein £enig empfangen werben." „£)cr 93etoei3 für biefe f £ t cf? t ergebe fiefy au3 bem ©efet^e ber l^iebe ©etteS, inbem fie bie gegen itm verübten llnbitten rächen. Qagti fei ifyncn nad; bem heftet (9?öm. 13.) bie 9ftad;t gegeben , benn anßerbcm würben fie berrätfyerifd) nnb bnrefy ,3ufünimun9 fun; bigen. Gr3 fyeifje (23. qn. 3.): Ser ben $erfcfyrten iiubcrftefyen nnb fie bernnrren fömte nnb e$ nicfyt tt)uo, ber begünftige beren Qmpietät. SDa nnn Wenige nnb toettüer/e §erren, Liener ©ettes finb, ba$u ba8 (Scfrtoert tragen nnb £ribnt empfangen , um an ben tlebeltfyä'tern 9faeb/e $it nefnnen, bie ^riefter aber jeber menfa> tid;en ßreatnr um C^cttcö toiüe« unterwerfen fein muffen, ober bem Könige als ber fycroorragcubften ((Ereatur) , ober ben §er* Sögen als beffen Sftiffi, fecil es fo naefy Petrus ber Sitte ©otteS ift: fo fotgt, baß bie Könige, gürften unb tt>c(tlid;cn §crren fo ^anbetu müffen, bamit fie nicfyt buret; ^liftimmen £t;eünet)mcr an bem ^erbrec^en werben. £)ie ^riefter jebed; müffen hierin ben Wenigen unterworfen fein, bamit fie nid;t aus Ungefyerfam nod; berbammuugswürbiger werben, als bie gürften unb Herren bureb bie ^uftimmung." „©ott fefyenft bem ftönig oeüftänbig bie 23ewadnmg beS 9?eict>e^ , atfo aud;, was 31t beffen £rintt? gehört, benn fonft berftridte er ben fttfntg in ba8 ^cetj. fceS Jen fets. SWtttt tautet bie 3uftimmung ut ter öffentlich gegen ©ott ben ben frieftern oerübteu Unbitt auf $ernid;tung bec Wciri.K\ bes Königs 23erbammung unb ©ottes Sdunarf), bagegen bie

') Kpist. Huss. ap. Steph. Dolan. Antihuss. c. 1. in Pez. theserof. p. 365.

Uutcrbrürfitng öffentlicher Unbill auf beS 3?ctcf;c$ Sc^u^ unb Kräftigung unb auf be$$itaig$ Rettung unb (5f;rc; barum muß bct .^önig oor 2I(lem auf bereu Untcrbrütfung benfen." „(Sfyri- ftuS, ber toetfeftc ®öuig übertrug beut Söntg ober gürften bte Gewalt, ba$ S^eidt) nach feinem ©efe^e gw regieren, alfo auch bte nothioenbige ©etoalt e$ 31t oertheibigen; ba nun aber mit ©etealt gegen bte fchlechten ^ßrtefter etnjuf erretten $ur Regierung oeä 9?eid;e$ fefjr nothteenbig ift, fo hat ber $önig oon ©ott aud) bte 9ftad;t bap." <Se befagen £ttu$ unb 23efpafiau bot! ©ott bic ©etualt, gegen bie ^riefter in ^erufalcnt etnjufc^rciten, fo tf)at ^aifer Kart, $ömg eon Böhmen; fo teerten 2(ttguftinu3, ©regoriuS ber ©roße unb ^apft See IV. 9hm med;te freilid; ber total cremte ©erid;t#ftanb be$ (SteruS, toie er jut £tit §uf* fenö anerfannt unb eingeräumt tear , für ben (&taüt, bei ber großen SOt äffe oon ©eiftlichen, manche nad;theilige gotgen haben, toie überhaupt baö Gr$emttenentt>efen ben immer größeren Sßerfatt ber fircfyltdjen 3u<ht herbeiführte unb , id; mochte fagen , bie eigentliche ®ttype lear, an ber alle 9teformatiengeerfuche fdt)eitern mugtett. 2öcil c# burch bie £attfenbe eon ^3rieilegten unb (£rem* tiouett unmöglich gemacht war , eon Oben in berartige eremte Greife einzugreifen, tear e3 ebenfo unmöglich , oon ba 31t einer Reform ber ganzen $ird;e burrhjugreifen. ^ebenfalls ift es aber unrichtig, teemt §u$ beör)a(6 , „toeil ein fold;er freier @erid;t^ ftanb ein Schleier, teomit bie ^ßrtefter ihre Bosheit umhüllen", überhaupt „eine bem (Siems fct>äb(tcr>e greiheit" fei, baS gänzliche dorreftionSrecht in allen galten unb Vergehen , auch ben rein geiftlichen , Königen , gürften unb toeltltd;en ©reßen $ufericht T)aß §u3 aber bieS teirflid) beabftd;tigte , ja baß er ben nach hunbert fahren fo eerha'ngnißeoll geworbenen ^xx%\ cujus regio, illius religio toollte, toirb fich beutlich im golgenben her aufteilen.

3?n ber Entgegnung auf ben Einte ttrf feinet 2Btberfa<$er8 legt uns fmö feine Anficht fo flar unb un^toeibeutig auSeinan- ber, baß unmöglich ift, ihm eine anbere unterschieben. „Es

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tft fein 3toeife0 fd)(ed)ten ©eiftüd;en ben £em*

pet profanirem" $lun fyat nad) obiger Darlegung §uö gcrabe an beut SSerfa^ren 6$rifti gegen bie £empelfcf?änber ba3 Gtor* refticnerecfyt bcr toettücr/en gitrftett gegen bie fd>tccf)tcn ßtmfct ttacbgeroiefen. @$ fragt fid) alfo , toer finb bie ben Xempcf profanirenben fcftfecbten ©eifdidum? §u3 antwortet fofort : „Tie eoucubinarifd;en ^riefter nnb furj alle, roc(d;e in einer Stob* fiinbe ftcr; aftucll befinbcn, toeit fie nidjt bloS gotte3rauberifd;e SBerlefcer unb Scf>änber beS materiellen £empel$ finb, fonbern and) be$ geiftigeu, ber bie (Seele tft, in bem ber Seifige ©eift ftofmen foü", alfo „alle ungereer/te, ungültige, geizige, ftolge nnb e^r= fücbtige *ßriefter." dagegen Wären bie guten ^riefter , rDc(d;e be3 <Scr/u£e3 be3 £önig$ imb ber roeltlicb/en Herren roürbig u\v reu, nnb mit betten nnb buref) bie fie bie $ird;e regieren folltcn, bie „bemühen* (l)uffittfd;en) ^riefter , toefd;e „intern 3Mfd)ofe unger/orfam fein bürfen, roemt er ettöaä befielt, tua$ tttd;t im ©efe^e ©ottcS fteljt." Unb roir töiffen bereite , roooon £)ue glaubte, bafj es ntcfyt int ©efe£e ©otteS fteb/e, ba§ e3 „unab* änberlicr/er Sitte be3 §errn fei, in* beut ben ^rieftern gefolgt werben muffe",1) wie biel er bie fcMecfcteu s]3riefter gegen ba$ ©efe£ ©ottee aus blofer §abfud?t unb Crbrgei} imb anbeten fd;lintmen 9)?otioen teuren lieg.

äftan toarf §u$ oor, er oerleite bae 93olf jwm Ungeborfam unb gur 3rreoeren$ gegen ^apft, Prälaten unb ben GKentti über- haupt. £m3 bewerft bagegen einfad), ba8 fei eine 8üge, bajjj er unb bie Peinigen baS $olf oerfü^rten, ba fie ntdjt bie ?lbjicbt Ratten, ba$felBe beut wahren ©efyorfam 31t entfremren, aber eti folle ein SBofl fein, einträchtig 00m ©efe£e ©otteo regiert, fei- ner fetten rie anticfyriftüeben (fonftitutionen baofelbe niebt 6e tb/bren unb oon (Sf^rifto trennen, fonbern rein ba« tiefen ebrifti mit ber aue ciefem approbtrten ©ewebnl;ett be$ $ofte6 bie

') Die gan$e bi?^erige (Svcrtmuig fiubet ftd> in loa. Uns rtra orrult. adversar. T. I. 168. seq.

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$errföftft führen. Crnblicb brebigen fic, bafj bic ftreitcnbe 5iircf>c rein nad) ben bom £>errn oerorbneten 3Tr)citcn gemifd>t fein fette, nämtiefy aus ben frieftern Gfyrifti, welche (auter fein ©c* f c 15 baltcn, aue ben hernehmen ber Seit, loci du- $nr £)att* ung ber 23erorbnung ßfyrifti fingen, unb au3 beut Volte, treues beiben erften Reiten nad) bem @efe£e @ettce bieuen fett." ') 1409 erftärte fidt) £m3 gegen $rotyfea in rer mmiu t$en 2ad;>e, er fyabe nie fcanbatöS geprebigt. (£t toerbe übrigens gegen bie 33erbred;en bee QüerttS (trefc aller Verbote; jprebtgen, unb er beffc e3 aud; auf bem Sonette tfnttt $u f önnen ; er f)abe bas SSoö nict)t bon beut beiügett ©ci)erfame $itrütfgc$egcn , fon= fern nur oon bem unerlaubten , bannt ben Prälaten unb Pfarrern nidn int Scfttecbten gefycrd^c." 2) 2Ba8 jebed; feine *ßrebtgten enthielten, fogt er unS fetbft (in feiner 2(uttocrt auf eine Vefcfyutbigung beö äSicfy. be (Sauft* 1412). Ü)ie Vetmtcn ndmüd\ toetebe fid; an VMcteff'3 ßefjren Ratten, feien mdjt t?ärc= tifdj, benn feiner bon Unten bertijetbige fyartnädig einen ber t?ei* (igen Schrift entgegengefe^ten 3rrtlutm, 3) überhaupt fei Sielen „ein guter Gbrift" getoefen,4) unb feine 2lrtifef feien toat?r bis auf ben bon ber ßuebariftie. „Unb mirftid; jtnb biete baoon toafyr, beftätigt §tte , unb er fbmte ttid;t in bie Verbamnuma, afler ftiminen; bed? toette er auet) nid)t behaupten, baß atte toatn* feien, benn einige tourben fatfdt) oon bem Sttag. 3- £>uber aus* geigen."5) Scbcn oerfetgten £)us unb bie Seinigen bie ünten tticfyt beiftimmenben ^riefter unb Caiett ^ßrag'S unb Vefymen'S,6) unb fürchtete man eine fttrd)tbare feit (Eenftantin nie mefyr er* (ebte Verfolgung in Vefymen ttnb gan$ £eutfd)tanb, wenn §uö ^uritdfebren bürftc, ba er beftänbig bie l'aiett gegen ben dteruö

') T. I. 288. a.

2) £&fL 185.

3) (WL 190.

4) $&f£ 195. a. 1414.

5) $3$. 196 f.

6) 03fL 206.

138

auf&efete,1) unb fie fcgar aufgeforbert t;abe , „feine ©eaner mit bem materiellen ©cfytoerte nad; bem 33eifpiele 9ftofi3 nteberp* fcblagen." £)ieS leimt <pu8 $h)ar mit einer Berufung auf ben SIboftel in einer fe^r atoeibeutigeu Slnttoort ab, „er prebigte näm* lief) bie giftet oon bem §elm beS feiles unb bem (Scherte, n>ie ber 2lpoftel fagt, bamit fie fid) alle mit bemfelbeu gürten unb bie ebaugelifd;e Söafyrfyeit bertfyeibigeu", er fyabe fogar fyw zugefügt, „bamit mid> aber meine geinbc nicfyt fangen, fo rebe id) ntcfyt bon einem materiellen €>$toerte , fonbern bon bem, bas ba« Söort Rottes ift." Mein bag iondt bemerfte it>m mit 9ted)t, toarnrn er benn ^u feinem £fyema bie Stelle SttofiS anführte, unb fogleicf) am anberen borgen an berfdjiebe* neu Orten 3nttmattonen 31t bemerken toaren.2) Sttan fjatte bem aud; fcbon ben glüdlid;ften ©riff pr beliebten ($ttaufcen$* änberung, toie fyäter im l'uu)eru)ume gemacht, ba nid;t bloS bie fremben £)oftoren, fonbern aud; bie ber eigenen Nation feinet* toegen unb nad; feiner Slnorbnnng bertrieben unb oerbanut iour= ben, toaS aucfy nicfyt ioiberlegen fonnte, benn er laugnet nur, baß e$ feinettoegen gefd;af), er fei bamals gar nid;t in ^ßrag getöefen.3) SSJenu §u3 (nad) ber ©leffe) sugibt, baß „bie offene funbigen §äretifer burd; bie H'ircfye junt ©lauben gelungen werben muffen, bamit fie nad) ber SBaljrljett ßfyriftum unb fein @efe£ bef'ennen , loeil man fie, obglcid; nur ber Sollenbe glauben föuue, bod> $u förderlichen Elften $u fingen bermöge, toelcfye jum (glauben lod'en",4) fo ift feine grage mefyr, tea$ §u# toollte, wenn mau §«raaf nod; feineu Ungefyorfam gegen alle geiftticfyen 33orgefcfcten in ^rtoägung jieljt. Unb fd;on 1414 fagt Üttid;. be (SaufiS, toie gwffenä „(Schülerinnen" ba« 9^cd;t ber inbioibueücn Interpretation ber 33ibcl oerftanben unb praftifdj

') L. c.

2) £cft. 216.

') $&fl. 217.

') T. [. 309. b.

130

übten , intern ftc „bei 2?ernxigcrnng ber (Semmunien au« beut Sacrarium bie Gntchariftic raubten unb f icf> fetbft commu= nicirtcn." !)

DJtan muß fid; babei erinnern , hnc unerträglich ben Böhmen unb fetbft &öuig Sendet crfrf;icn, toetd) ein Sdnmbflerf für ifyrc Ücaticnatehrc ihnen bünfte, baß keimten r)drcttfcf> fein fettte. @d;en ftanben i&crtheibigung puffen« unb natürlich auch feiner £ehre bie bör)mtfcf)en ©rogcti bereit , unb §>u« fann auf bereu Sftvidjt unb Sitten pochen ; toenn er tootttc, fyä'tten bei* ®önig oen Böhmen unb ber $aifer ihn ntdr)t nacl) CSonftau} fingen tonnen; Urnen aber, ben toeltlufyeti bebmifeben ©regen, nxlche bereite für Qnrtrofcttng ber Slnerfennung puffen« brohenbe 33eranftattungen mad;ten , empfahl er bie gertfefcung feinet Serfc« an.2) £>attc übrigen« aud; §u« nach feiner drlförüng Oer bem (Sonette3) »erlangt, ein §äretifer müffc au« ber Zeitigen @cf;rtft unb bnrd; au« ihr hergenommene ©rünbc toftruiri toerben, unb toenn er auf feine Seife oon feinen thümern abfte^cu töeUt, bann fage er feine«toeg«, bag ein fefcher nic^t auch förderlich geftraft toerben bürfe (nnetoohf er bie« $cr= fahren in feinen ©djriften mifjBtöigt fyatte gleich bem ber tyfa rifaer, n)eld)e Ghviftum an flatus auslieferten): fo ift biefe SBebtngitng nod; feine unüberftcigttd;e £d;ranfe, um nicht nach Stttfür in <ftetigion«toechfel ooqugehen. 3>n ber unumttmn* benften Seife fprid;t er fid> in einem Briefe an bie Lohmen, feine „üebeu §erren unb 93?eifter" auö. 2ütf feine Seife, fd)en um ber materiellen 3ntereffen mitten, fetten fie fid? ben Schein eine« tefcer« geben unb ettoa toiberrufen, vielmehr fetten fie auf ihrer Anficht beharren unb ber £ift ber ^riefter be« 2(ntid;rift« bi« an ba« @nbe au« Siebe $u ®ett toiberftehen

') £öfl. 203.

*) m- 218.

3) $8fl. art. 18. 251. f.

140

unb fid; nicfct in ber 2(u$üBung ü)re$ ®otte$bienfte$ Beirren raffen. !)

gür §u3 ftanb e8 im ©efe^e ©otteS, ba§ fein £obfünbcr Söifdjof ober Sßrätat fein, ba§ er a(3 fofcf)er nichts ©utcS unb XugenbljafteS , fonbern nur 33öfe3 unb Caftcr^afteö tfyun f ernte, baburd) jebe3 9red;t auf @rjften3, auf eine feciale unb pch'tifd;e Stellung eigentlich bertturft unb aufgebort fyaBe Befi^fafug ju

') 9Jcicf'oirec, 4. 23rief. ©. 13. f.: „3cb 5tttef erträgt boretß, treibe große UnbiU ©ott gefd;ier/t, benn man tuiU fein beüigeö 335 ort unter brfitfen, eine bem göttlichen SBortc bienttd;e Äapette tticberretßctl ilttb rem SSolfe in feinem geile tref;ren. (Srträgt 311m Ruberen bie 53 e= ft^tmfcfung, treld;e (Surem £anbe , (Surer hatten , (Surem @efd>(ed>t trüb erfahrt; ,$um ©ritten erträgt bie $er( äumbung unb ^d;mad;, tretcfye (Sud; of;ne aüe§ 3krfd;ulDen jugefügt toivb, Srroägt |ttnt hievten, aber mit gutem 9)cutb, trie (Sud) ber Teufel nad;fteUt unb Der 2tnti<$vtfi Die 3^^ne fletfdr)t, aber fdjabeu fott er (Sucb fo trentg, roie ein angefetteter -punb , trenn 3b*" greuitbe ber Saf;rbeit bleibt .... (Srroägt ferner, baß ein 2tbfd;rour fo riet bebeutet , atS bie SBabrbeit feines ©tauben* reriäugneu. 23er obf^toört rertäugnet fo eutreeber ben magren ©tauben, ben er batte, ober $e£erei unb Irrglauben . . . SBijjt barnm , trenn 3br abfd;roören trürbet, kpie fte es in tf>rem Briefe verlangen, fo roürbet 3fyr entweber (Suren toabren ©fauberi a£f$tt>5ren , ober eine Äefeerei, einen 3rrgtauben, gerabe aU roemt3br fcor bem 21 bf ü)trur Äefcei unb 3vrgfäubige getrefen träret. 3bi* fcf»t aber bod; ein, baß fte (Sud; in jenem Briefe atö $e£er betrad;ten unb treüen, 3^r fotft bie Äefceret abfdnrören, Der 3br nad; beren SSef/auptung sugetbau feib. 2öa3 bättet 3br baüon? ©aß, trenn 3emanb abfer/trüre, beffen ftiqb 0 b e r o r e u n b b a r 0 b g e f d; m ä b t »erben f e n u t e , baß e3 einen $e£er gum 55 a t e v ober $*"eunbe gehabt. 3br t;ättet baron , Daß man etnft 3ebem rou (Sucf/, treteber abgefd;treren , mit 9?cd)t ronreifen fonnte: 3)u bift ein Äefeer getrefen unb fjaft abg efdnr ore n, Du bift barum meiner ntdit trnrbig . . .* „§>iefe$ Stttefl erträgt troH, bie SSkbrbeit unb ben dlnfym ©otteß im Äuge babenb, lebt ebrbar, reiben ftebt attß ütebe ju ©ott bis an ba« (SuDe ber Sift beö 2tutid?rift . . . 2)teS treibe id; (Sud;, ba U$ ntdit ^erföulid; )U (Sud; fentmen Faun, baf Quä) bie ^riefter be§ 2lntid)rift bei ber Ausübung Sttret ©otteöbienftco in Gurem 55or^aben nid;t beirren."

141

fei», bafj ctße$, toaö er ift unb ^at, ben (Sharafter Bfofcr Ufur* ßaticti an ftd; trogt „2ltte8, toag fd;(ed;t befeffen toirb, ift fremb , fd;(echt befi^t man aber, n>a# man fcMecnt ge&rau<$t;" allein „ber Ungerechte tarnt gar ntcfytS gebrauchen, ohne baß er e8 eben ungerecht, ober oiclmchr mißbraucht."') Unb bantit (inb mir bei ber oou offen geprebigten @äariarifation

angekommen. „5Benu alfo ber dleruS feine jettfkfyen ®üter habituell mißbraucht, fagt er, fo tonnen bie loeltltchen §erren nad) ihrem 33 e(i eben (ad arbitrium suum) ber üfegcl ber Siebe gemäß oon bem fo erbred; er ifch (ebenben Glems bie §eit= (utyen (initcr nehmen; benn bann befit^t berfelbe nad; ber fct)on gefagten Hllcgation feine seitlichen ©üter nid;t gerecht, tuohl aber bie tt)eltlid;eu Herren, toenn fie nach ber Sttegel ber Siebe vorgehen, ba ja ben (gerechten 2ltte3 gehört, hne ber SCpcftet (1. £or. 3.) fagt: 5l(Ie^ gehört eud;; unb ebenfo 23. qu. 7. cap. 1; )ftüd) göttüd;em 9?ed;te ift (Sigeuthum ber ©e=

rechten."2) toirb fich im Verlaufe geigen, welchen begriff §u3 toon ber Siebe ber Surften fich gebilbet ^atte unb toie fie am (Snbe nid>t3 toeiter toar, als bie Siebe nad; bem £ird;en* gute. £er ^apft als Ghnfti $icar, ebenfo bie 33ifd;öfe unb ^riefter muffen ba$ Seben Gttjrifii nachahmen , G>hriftu$ lebte aber in Slrmuth;3) barf barum auch ber ^apft feine rcelt= liehe § er rfchaft anftreben, auch nicht unter bem $>orh)aube, als ob er bie 2lbftd;t fyahz, mittelft ihrer frei unb ruhig tote- Petrus bie $ird;e (Sljrifti 3u regieren, unb bamit ber ©egner ©otteS unb ber Kirche unterbrüdt werbe. 2öaS gegen ben Göttien unb bie ^norbnung ©otteS ift, ift ®ünbe. 2Bill nun ber ^apft feine weltliche §errfchaft reftauriren, fo ift baS gegen bie $rmuth C2:^r ift t , alfo fünbigt er in tiefem etreben, fowie aud) baS 23olf, welches ihn babei unter=

') T. I. 161. a; 148. b.

2) T. I. 148. b.

3) Art, 3. &öit. 220.

142

Pfet."4) Sdjon beSfyatb fotften bie ioettüdjen Herren bem (Ste* nt$ feine gett(tdf;en 23efi£ungen nehmen, mit er bann bem armen £)errn nad; ber Scfyrift gleichförmig toürbe.

„&$ gibt eine Sttadjt ber £fyatfad)e nnb eine 9fta$t beö 9?ed)te$ (qiuieclam potentia facti et quaedam juris). Sfttmmt man an, ba§ ber £öuig factifd; bem fd?ted;ten GteruS feine £empora(ien nehmen, unb ba§ bereit Chttjiefntug für bie ©eift(id)cn ©etegenljeit mürbe bie 3Öe(t 31t oerlaffen unb ein re* tigiöfeS Streben nad) ©ort $n beginnen, loettf^ergaft oon jebem, ber nid;t buret) bie £emporaücn erbünbet ift, atö mögüct) augefet)en robb: fo ift ffar, bag ber ®önig ein gute$ 2Bei1 de genere tt)ut. 3ebe$ felc^e^ Serf tonne aber aud; gut gef ebenen, unb fo oermag ber $b'nig fraft ber 3)?ac^t ber £t)atfad;e gut bein (Sterns feine ©üter $u nehmen . . ., toenn aud) uns bummen 9ftenfd)en biefeS tt>egeu unferer finbifdjen 33ünbr)e4t ats fd;abenbriugeub erfct)etnt.'' 2) Soüte man nid;t glauben, unfere neueften fraiqöfifa^en unb itatienifd;eu StaatSfünfttcr , einen ^3. ^ßaffaglia u. f. io. $u frören ? 3) 2Ba$ finb bie faits aecom- plis, bie £)eclamatiouen be$ ^affagtia uoer) 92eue3?

£m3 f'euut übrigens nod) oiete anbere !Dringttcb' unb 9iü£- üd^eitSgrüube, au$ benen bie Sacularifatton geboten erfd;einr. So fagt er, „9?iemanb barf 9?eid;tt)ümer fyaben, auger inwiefern fie %u bem 2lmt, toetdjieS it)m oon ©ott angetoiefen ift, förberticr) finb, fonad) muß ber (Stents bie 9?eid)ttn"uuer, im gatlc bag fie i|n in feinem tote t)iubern, entfernen." „2Öenn bie toettücfyen gerren e3 in it)rer 9ftad)t (potestative) r)aben fotteu, bem @(e^ ru$ ßt)rifti ben nott)ioenbigen Unterhalt buret) oernünftige 3U= meffung oonXemporatien, toetebe fie it)m $u übertragen gehalten finto, ju oerfdjaffen, fo fotgt, ba§ erlaubter Seife in it)rer 9)?ad;t tiegt, fid) ber önt^iefning unb £)iu$ugabe oon £entporaticn 311 bebie-

*) T. 1. 226. b. *) T. I. 151. b.

3) ^iftor.^otit. S3(ötter. 48. 53b. 9. £ft. @; 7GO.

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neu, je nad;beut e$ biellmftattbe oevnüuftiger Seife cr^eifc^en." ') „Tie 3^entcu finb otmcbicS Mofe SMmofcu,"2) „bie j£ewj>o* raüeu ber ®eiftüd)en btofe ©tipenbien ber Öaien für bie, toetcfyc toürbtg arbeiten motten, Deäfyatb fyaben aud; bie Catcn bie ®e^ toaft, bem (SteruS bie Xemporafien $u geben, ober, tuenn er Ija* &ttuett fünbigt, $u entfliegen, rote ber (SferuS fyiiüoieber bie ®e* n>alt Befifct, ben f;abttueü füttbigettben ßaien bie (Sacramente ber firebe jn entfliegen*" „Die toettücfyen §crreu bürfen ja fraft if?re$ Dominium^ über bie ßaien biefe, ttenn fie oerbred?en[cb finb, nnb je nad> bereit 33erbrccbcn, burd) Segnafjme ber %txa* jporafien (trafen. Da nun bie ©eifttid;en nad; 9vÖm. 13 eben* falte um Dominium ber toettftcfyen §erren untergeben finb, fo fönnen fie fraft Hjrer ©ematt, toeun e3 bie ©imfce ber (Sfertrer erfordern foüte, fieburefy (Sntyetmng ifyrer Xemporatien flüchtigen, ,,ß) „Das 9?ecr>t ber (Sorreftton be$ üerborbenen G(eru3 burd) (2on= fiScatton feiner Xemporafien gehört übrigens 31t ben Regalien ber Könige unb dürften, beun aufcerbem fönnten bie bodj> fo fünbigen ©eift(id;en Stteicfye unb beren $Ötf'er oernid;teu, of)ue ba§ ümeu bie Könige toiberftefyen bürften. (Snttoeber feien bie ©eiftücfyen §erren ber Grinfimfte unb 3eitüd;en ©üter, toelcbe ber fönig ifyuen fcfyenfte, ober ntcfyt. Senn ja, bann finb fie oon bem größeren Steile unfereS Reicks (sBö^meu) §erren unb bem fönige nicfyt unterworfen, inbem fie ben britten ober vierten £fyeit unfere$ 9retcr)eö inne tyaben. Senn aber nicf>t, tote bie Zeitigen tooften, toefcfye ba fagen, ba§ fie niebt Herren, fonbern nur ^rocuratoren ber Irmen feien, bann ift ber fönig §err jener ©üter unb er fann fie aud; ben fünbigenben <2(ertfern entsiegelt." 4) „f önige, gürften unb toeitücfye Herren finb ferner jur brüberticfyen 3wrecr)trDetfung gehalten. sJ(itn fann

') T. I. 150. a. s) T. I. 156. a. 3) T. I. 150. a. <) T. I. 151. b. f.

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ein (Herifer fiel) eines fo(d)en Verbrechens fdmfbig machen, bag bie finge Segnahme ber £enrporaüen bic roirffamfte Brüberücfte 3urechtroeifung toäre. @S fann barnm ber gall eintreten, baß bie roeUUchen Herren fogar nad) bem ®efe£e (£$rifti ba$u gehalten f-inb. Dagegen Reifen aud) feine pctyftüchen DiS- penfen, ^rtütfegten nnb ^emtionen, roeit ein Qfyrift nicht roün= fd)en fann, ba§ ber SJ3 1 c a r (Styriftt bürde) feine £rabi^ tionen bie Ausübung beS ®efe£eS (£^rifti habere nnb bte roettücr/en ßerren oou ber für bte Kirche oortheU= haften Gtorreftton abmatte." „Unb nach wahrer Cogif unb SD? eta p fyftf folgt offenbar, bag König nnb §erren bieS nac^ ihrer SÖtttfür (ihrem (Srmeffen) muffen tb/un fönnen, benn fonft roürben fie eS eben gar nicht thun fönnen; and; barf baS Qrrmeffen beS ^apfteS, ber (Sqbtfchöfe nnb ®cifttid;en nicht bggtt abgekartet kerben, roett in biefem gafte roeber ber Zottig fcon '-Böhmen, noch bie Magnaten roettüche §erreu roäreu." l)

„Der König oon ^Böhmen ober ber Kaifer, roettn er bie Kird;e botirt, burfte roeber, nod; fonnte er bieS gnr (sntnerbung unb 33crfd;(echterung feines Meiches. Deshalb fonnte er fie nicht unbebingt, fonbern nur unter ber SBebtngmtg botirett, bafj fie nicht §erren biefer ©Itter feien unb bafj ber König ihnen biefe(= ben roieber entgehen tonne."

Unb nun geht er aud; auf bie grage über, ob bem ^apfte baS (SigcntfmmSrecht unmittelbar ober bireft auf bie Kirchengüler 3nftehe, eine Behauptung, welche t^iet ju beut päpftttchen 23er = fahren im Stetfenbefe^cn u. f. ro. bamats beigetragen fottc. Mein „bann roäre ber König nicht mehr König oon gang 23b> men, ba mehr als ber oierte Xfytil beS Königreichs an bie tobte §anb beooloirte, ja es roäre bei ben täglich road;fenben SBefifc* uugen beS (5leruS, roahrcnb fich bic ber Marone unb bitter unb anberen Seitlichen immer mehr verringern, (eicht ber gall uieg (ich, bafc alles SBefifcthum an bie (Sterifer beS Königrcid;S 33öh=

') T. I. 154. b.

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inen bebolbtrte. £)ann toirb juglcicfy baö Dominium unferctf ®öntg$ nnb ber Marone, nnb folgüd; ba# $iegaücnrcd;t erlbfdjen, ba bic Crtcrifcv txci$ ifjrcv 53crbrcd)en nnb bc$ 9)2i§braud)3 tfyrer ^3efi%iiitgeti $um &a#tljett bcö ©taateg oon jcber 3uri3feictten reo ©önigS frei fein iooüen." !) „2)arum ift nntcr atten @ttri* bert bei ben Oberen unfereä Königreichs Söitfjmen am meiften $u fürchten bftube grömmigfeit, fatfrf>e Sarmfycqigt'ett nnb jufttm* incnbc Untertaffung tfyeifS aus 9cad;iäffigfcit, ttjeite, roa$ frf;en ba$ <^auberijaftefte toäre, roenn bie 3uftiutmung jnm SBerbrecfyen berfauft nnb ungerecht bureb ba« 9I(mofen be3 GteruS ber geinb (ibrtfti ocrtfycibigt roirb." 2) "Diad^ biefer 2lnfpracr/e an ba$ Hüffen ber roettüdjeu §crren, biefer Aufmunterung ju einer £fyat, „ju ber biefetben nnb ccnfeqnent alte £aien fefyr geneigt finb," 3) fefyft für fie nur nod) bie grage: ßlad) roe(d;em ©efe^e fyaben mutfyroifltge, frot^e, fd)ütyfrige unb burd; überfü'tffigen 23efik be^ reicherte ©eiftticfye £emporaticn 311m 9tad;t^ei(e ifyrcS ©taubes nnb ber ganzen ftreitenben Hircfye in §änben, roäfyrenb bie n>e(t(tcfyen Patrone verarmen, fo ba§ fie bon Langel gebrüeft gum (Steden, 23ebrücfen ber Untergebenen, Ausrauben Ruberer gelungen unb öfter gum £ügen genötigt roerben?"4) Dabei brauchte man otynefun nur bon ber $ird)e au Gtljriftirö ober ®ott 31t appettiren, um bann ungefef/eut afteS gegen bie $ird?e tfmn 3U bürfen.5) 1412 besfjatb bon Ü0H<$äel be QauftS angefragt, er (etyre, bie 2Mtttd)en bürften ben (Sterilem tfyre jeitüd^en ®ütcr neunten unb es fei baS fogar berbtenftüd;, fommt h)ie geroölmttcr/ feine üjm fdj« geläufige Sfartoort: Gr lügt. Mein feine 2$ertr/eibigung lägt bteSBefdjul* bigung bod; in tfrem $ted;te befielen. „£)bg(eid; id) fagte, ent^

') T. I. 153. a.

2) T. i. 154. a.

3) §tffL 207.

*) T. I. 150. a. 5) £öfl. art. 21-253. ftriebrid), aofyamt £u$.

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gegnet er, roemt bie ^riefter nicht gut (eben tootfen, fonbern offen ein fd^ecfyteg £eben fiteren, tüte biejenigen, tt)e(d)e (Soncubinen öffentlich unterhalten, mit SBürfefa ffcieten, uub wenn fie fid^> auf bie (Ermahnung be3 Patrons ober ber ^ßarocfytanen nicht beffern wollen, bann tonnen fie nach ber $lage beim £)iö- cefanbifchof unb bei fortgefetjtem fct)tec^texi Selben ihnen bie Renten ^orent^atten, bamit fie ihr Seben beffern. Kotten fie übrigens nicht, fo feilen fie bicfelben ben Ernten geben unb nicht offene gctnbe unfereS §errn $efu (Sfyrifti ernähren." l)

<&o mochte §u3 glauben, ben ^ßlan ju einem großen Serie entworfen fyaben, bie (lorreftion unb Deformation be3 GlcruS unb bamit aud; ber $ird;e follte ben gitrften uub weltlichen §erren gufter)en. ©ie Ratten bie nämliche (Stfenntniß ber heis (igen (Schrift unb beS ©efe^eS ©ottes, toie ber (SleruS felbft, hätten bie ®d;riftgemäßheit ber gorberungen, (Gebote unb Behren be$ (Sleru§ gu unterfud;en unb ihm nur in bem als fchriftgemäß (kannten 31t folgen; fdj>iene ifmen ettoa8 gegen Schrift unb @efe£, bann Ratten fie nicht bloS ba3 9?ecf>t bem (Stents nicht $u ge^or= chen, fonbern fogar bie Pflicht bentfelben fich 31t h>iberfe£en unb bie richtige, b. h- ihre inbioibuelle (Sinficht in bie Schrift burd)= $ufe£en. 33etmf3 biefer (£orreftion unb Deformation feüten fte na'c^ i^rem (Srmeffen gegen bie ©eiftlichfeit mit ©äcularifatiou ihres 23efi£e3 oorgehen, mietoohl biefe auch °^ne genannten ©ruub $um Sohle beS Staates, ,$ur Bereicherung beS Königs unb ber toettüd;eu ©roßen burd)geführt rocrben bürfe unb müffe.

<So fehr fich §uS burch biefe Sehren bamalS unb auch jefct nod) greunbe unb Verehrer erwerben mag, fo feiet ift gewiß, burd; feine ^roclamatiou ber 2ftad/t ber £hatfache gegen über ben unmäßig großen Bedungen beS (HcruS I)at er nicht Mos bie Ded; ^begriffe beS mittelalterliche« @taate$ über SBeßfc verwirrt, ja üernid^tet, fonbern ben intttclaltertid;cn Staat fclbft jerfefct unb aufgelöst, ba er einen ber itm eenftitiüreubcn Steile

') W 189.

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8on$ß($ au$ fetner ifym Bieber unbcbingt $ucrfannten reduticbcn Stellung tränkte. Unrecbt fann nie iKcdu fein nur teerten, loemt and) an bem 5kfi£ftanb ber£ird>e oerübt ftirb; Jebet* faflS ift e$ eine gan$ abfonberiid)e ÜXtforat, in ber 9?ecbteoer* Übungen für gute s2Berfe erftärt werben. „3ft We burd) bie Arbeit oon Qatjrr/unberten feftgettaebfene unb erganifirte Jpterardne fo (etd)t um$ufto§en, fyängt fie niebt mit ben eurepäifeben 23er = fyattniffen, befenberS feit 1815 eng Rammen?" fragte mau tut« (angft bie nad) tutffitiftfem $la»e oerfabrenben Staatsmänner iMemontS. ') Um tt>ie feiet met/r gatt bieS aber oen ber IjuffU tilgen 3c't fc°n bem mittetatterliduMt Staate, ber ted> fo red>t unb eigeutUcb auf bie §icrard>ie gebaut toar! £od? niebt ba* bureb allein erfebeint £mS reootutienär, er fyat bie $eime reue* lutienärer 33etoegungen in ben Staat fetbft geworfen.

§. 18.

Revolutionäre Elemente ber &ef)re $uffen$ in $5e$ua, auf ben (Staat.

£m$ räumte ben gürften unb toettücr/en ©rodelt bebeutenbe vl*errecbte ein, fie feilten, fo fd)eint es, eine abfe(utiftifd;e iDcacbt fiaben, auefy bie #Migion foflte $um pfeffert ber Regierung ge= bereu. Mehl e$ fdjeutt aud) bteS. $Öemt man bie s13rinctpien ÖuffenS näb/er betrautet, tnebefenbere nrie er ben Sa£: deiner ift reeltlid>er $err, fo tauge er in einer Xebfiiube ift, bis in'S &leinfte burcbfüfyrt, n>ie ein felcber nicfyt b(e$ nichts $>crbienft= tid>e£, feubern aud) feine riebtertiebe ipanbtung, überhaupt -JcicbtS ocrridUen fann, roa$ ifym fraft feiner feciaten unb peüttfcben Stellung $ufemmt, n?ie „er nur bem tarnen nacb, aus btefer ^nätenfieit reeftlid^er §err fei/' fein tRedr)t }um £eben Ijabe unb mit beffett ^ertoirfung aud) feines jum^errf^ett:* fe muß man bemt becb feben febr fürd>ten, bag biefe Xf)eerie, btcfcö Staats^

') 21. ^gemein. 3tg., 15. 9?oto. 1861. 3. 5201.

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ibccit auch in bie 2ötrfttcf)fett übergefe^t toerben mochte, um fo mehr als ©ue bk& bei beut Glems felbft fd)on oerfucht I)atte, ltnb ficb mit potitifcben ^Phantaficn nicht wobt fielen tagt; biefe ©a$e aber tourben funrcidcn, f elften fie mit GEonfequenj burd^ geführt merben, bic gange 9Dccnfd;heit ftatt $tt oerbinben, in einem fortgefegten ^ertttdtungefriege aufzureiben. 3>oct) nur muffen feine Vefu-e oellenbs betrachten nnb bann utg(eicr) [eben, tote fie feine >$eit auffaßte nnb begriff, daraus tiürb firf; baS ficherfte Urtheil gewinnen (äffen.

„$Ba$ ber Ungerechte gebraust, fcr)x*t nun §us roeiter, tft eBeti baburd) ungerecht gebraucht (5$ tft alfo auch unntcglid\ baß ber Ungerechte über 3entanb fyxxfät, ofme baf? er ungerecht ben-fde ober oiclmcbr tmanntfirc, ba er fid) ungerecht fremben ®utc$ bemächtigt, ^ee^atb tft Dciemanb geregt mettücber £>crr, tautet ber beftä'nbige Refrain, fo fange er in ber £obfünbe ift." ©er fidS bnrd; bie £ebfitube 31t einem @tta»en ber zeitlichen Tinge, ja ber 3ünbc, eine* geringeren 2ßefen$, als irgenb eine Kreatur ift, macht, fann boct) fieber fein §errfcr)er über (Srea* tnren fein, teenigftens feine eigentliche £errfchaft ausüben (pecca- tor ut hujusmodi nulli creatnrae proprie dominatur). (Sitten ©eleg bafür gibt bie Zeitige Schrift in bent 23eifpiet be« toou ©ott ocrrccrfcncn Königs Sani. ,,2öeltlicr)e roie ©eiftliche, rcenn fie fcbledt (eben, fiub bloä burdt) Ufurpatton §erren, Surften, ^rataten." (*$ mag bies puffen fetbft ju gefährlich gefchienen haben, tr>cet)at6 er feinen ^Behauptungen bie Spitze roieber ab- brechen 31t fönnett glaubt, rcenn er fagt, „©ort approbirt tt>cr)t bie Regierung ber SBöfen in ^Beutg auf ba$ äußerlich unb pofitio Sürft jein, toie bie gerechte Strafe unb bett errungenen Goethe ü; aber baö Styrannifiren a^probtrt er nie;" ba aber ber Xcbfünber, alfo ber Ungerechte nur tyranniftren fann, fo betrachtet §u3 legitime Surften, toenn fie in ber Xobfünbe fein feilten, glctd; ben Inhabern interintiftifcher burd; bic Resolution momentan eingefefeter Regierungen. J)ier nwfj man fid beer) fragen, welchem dürften ober mcltlid;cn $errn unter einem fo

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Meisten 93effe neef; roofyl fein mochte? Senn jeber grürft, ber in eine Stebfifnbe fällt, notljtojenfrig baburd^ Kranit ift, feine 9$egierung$re$te eigentlich verliert unb nur als Ufuvpatcr in reu Augen feine« Stades bafteljt, toefdfreS $olf »ürbe nid)t batfe tiefe, 6a(b jene @$tta$e feinet gürften auffrntren, \u Xobfüu* ben ftein^eüt unb ihn als einen SDjrännen oom Ztymu ftcßcu? SWan bürfte aüerbings mit einigem ©runbe ^iegegen geftenb machen, baj? £m3 biefe (Sä£e att$fpri<$t, inbem er bie 35erfyä(t= niffe oom Stanbpunfte @otre£ au$ betrachtet; allein man Der* geffe nur nicht, bag baä tyolt einer fold;en §Beira<$tung$tt>eife unfähig fei. UebrtgcnS sollte §u$ ben ^öbclhaufen aud; nid;t auf biefe ibcelle §öhe ber Betrachtung uuo ^Beurteilung poü* tiftyer 23erhctltniffe erhoben Hüffen ; oiclmeb/r war e3 ihm bafcei red;t eigentlich um bie 5Birf'tid;feit $u tfjnn, baä ocrmeintlicbe 3beal foflte fd;on in bie 3Birflid;feit überfragen. 3" biefer Abfid;t fagt er, „bie ßügen unb Scr/retfmittel ber Reiben, bie Argumentationen ber (Schüler beS Antid;rift3 bürfen nid;t im 2ßege ftehen, baß bie (Söhne ©otteS, burch ©otteö ©eift geleitet, ben Anfchreiben ber Zapfte, £aifer, Könige ober gürften nur bann gehorchen, roenn unb in toie roeit fie mit bem ^Bitten bee höchfteu ^ßrtefterS unb mächtigften Königs, wtfereS $errn 3>efu (£fyrifti, $ufammenftimmen. £arum müffen bie ©laubigen barauf ad)ten unb regen ©eifteö forgfaltig biScuttren, ob bie Aufd)reiben ber Zapfte unb gürften ettoaS bem ©efetje (Shrifti (Sntgegenge* fe$te$ befehlen. (Sollten fie 31t biefer fefentttniß getaugt fein, bann muffen fie bis auf ben Xob loiberftehen unb bürfen auf feine $3eife gehorchen." *) £>abei beherzige man, roetche Aniren= bung £mS fetbft biefem principe auch gegenüber ber weltlichen Regierung gab,2) unb man wirb faum abfeheu tonnen, welches ftaatlid;e,gufammenleben hier noch möglich fein follte. <So faßte aber auch bie «Sache bie gan3e bamalige Seit auger §u8 unb

') T. l 369. b.

') Antihuss. c. 5. p. 380.

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feinen Sfotj&ngern auf. Die Unioerfität %m$ bemerft bagu: „(Sin üerberbttd;er, fcanbatöfer 3rrtlmm, ioelcfyer atte Rebellion, allen Ungefyorfam unb Slufruljr, enbücf> ben glud> dfyam'S nad) ftd; gielje." (Sbeufo bemerfen bie ^arifcr (^rofefferen), „bag fein ^räSciter toaf^rer ^a^ft, ober §err, ober Prälat ift," ift ein ^rrtfntm im ©tauben unb in ben (Sitten, mehrmals fcfyon gegen bie Sinnen ben Qljcn, bie Söalbenfer unb bie 23egarben oerbammt; bie nnbefonnene SBeljauptwng biefeS 3rru)um3 ift ferner aufrüln'erif d;, fcanbaloS, berberblicfy unb gum 2luf* rufyr gegen jegliches menfd;lid;e ©taatStoef en auSfc^la* genb, ba Sßiemanb ioeift, ob er ber £iebe ober beS §affe£ tonx- big fei. SBir aüe oerftogen tu Vielem unb bafyer lonrbc bie £>errfd;aft äugevft ungetoig unb unbeftänbig, hnnn fie auf bie ^rabeftination ober Siebe begrünbet hntrbc, unb mit Unrecht ptte Petrus befohlen, bag bie «Sflaoen tfyren §erren, aud) ben fd;limmen, Untertan fein follen." „Der ttäut* lid)e 3rrtfnmt fei aber in bem ©a£e auSgefprodicn, bafj feiner ber in einer £ebfünbe fid; befinbe, froburefy er nid;t ®lieb (Sfyrtfti, fonbern beS Teufels ift, ioafyrer ^apft, ober Prälat, ober £>err fein fömte." 2) «Sonad; geigte fid; and) Wofy ©igiSmunb nid;t „als ben leicfytfinnigen $lmn,u toenn er §uS auf (entere 33e^ fyauptung antwortet: „3ofyanneS £ms! 9ciemanb lebt efme 23er = brechen!"3) Senige, aber umfaffenbc unb bie £fyeorie £ntffenS fd)arf begeidmenbe Sorte. itebrigenS fprad;en fct)on 1414 bie £f)atfad;>en auf's ßoibentefte ans, toeld;e grüd;te oen bcr£fyeorie §mffenS gu ertoarten feien. @d)on 1414 toaren „in ^rag unb im Königreiche 33öljmen biele Kirchen unb ©eiftlicfyc faftifd; tt)rer meiften ©ütcr beraubt/' 4) „fagen @inbringUnge auf ben Pfarreien," 5) „ttmrben ©etfttid;e gefcfylagen, anbere übel unb

') £öf(. 243. a) £off. 242.

3) #öfl. art. 1. 207.

4) £öfl. 204; 207.

5) #öfi. 206.

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unciniMv bemäntelt, ßaten a,ctörtct, toetyrenb anbere bi% freute alo Verbannte fycrumftreickn.'' ')

%ud) baä (Sonett f;at biefe &nf<$anung ausgebrochen, inr-cm e$ fagt: ,,(5inigc ber genannten Söndufionen unb ^ropofitienen * finb euttveber fatfd;, irrig, fcanbatcS, uuoefonnen, aufrühre* rifdj, ben grieben ber $ird;c fterenb, bie f trd;fid?e 3uri3= biction entneroenb, ungefunb, gegen bie Zeitige Schrift, bie att* gemeine ®irdje nnb bie 53eftimmung ber fjeiügcn SBater jufam* mengefteüt ober anbere finb gcrabe^n fyärettfcr)." 2) Unb merfumrbig proteftirt §u$ in feiner 5(nttt>ert barauf nur gegen bie Steten, bajj feine 'jßropofitienen „fa(fd), irrig, ober fyaretiftf? fein" fottten, vttfo fttßfdjteetgenb bereit a u f r ü f; r er i f cf) en Gfyarafter Sugc&enb.

($3 fragt ftdj nun, koeCc^e 33ebcutung bie 8etjre§uffen$ für bie 2(ufd;auung bom ©taate fyatte? Denn es tagt fid) nid;t (äugneu, ntcr)t erft auf £utfyer ift biefe 23ctt>cgung $urüc%ttfe|en, fenberu tfyr Datum reicfyt bis auf §u£. £)ier muffen nun jtoei Momente, gtüet (Seiten unterfd;iebcn toerbem §u$ felbft natf; feiner eigenen 2(ufd;auung moüte ben <&taat reügiöfer, d)riftlid;cr, fatfyelifd;er, a£ö fe(6ft im Mittelalter fcon Semanb toar be* fympkt toorben. 33ei ifym ift öffentliche Staat$gercd)tigteit glctd) ber ©ered;tigfcit beö ÜWenf d;en bor ©Ott unb ofyne biefe ©eredj* tigfeit im tfycoiogifd)cn (Sinuc ift aud) jene ungerecht, Mos ufnr* patcrifd;e *ßrätenfion. 23on biefer Seite aus Betrachtet ftetyt atfo

') Antihuss. c. 5. 383. u. c. IG. p. 417. Gilbert Stephan bie $oU gen ber ^uffitifd^en £eljre folgenbcrmagen: ,,Ex qua et pene sola causa aguntur haec, quae sequuntur. Primo crassa et manifesta inobedientia per eosdem: deinde tarn in Ciero quam in promiscui sexus populo confusio, divortia, dissensiones, litigia. animositates, verbositates, odiosae et ventosae disputationes, inimicitiae, animorum distractiones , turba- tiones, multarum noxarum occasiones, cauteriatae conscientiae pallia- tiones; et non solum in finitimorum Bohemiae districtuum terris ex- teris. sed et in remotissimis. ut praedicitur, alienigenarum niundi par- tibus scandalum devolvitur inauditum."

2) 36. m. £öft. 238. f.

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£ms im bireetcn (Megenfat^c $u bcn ncitcftcii ©iaatSanjcfyaMtngen, nad; betten fid; bev «Staat alles d?riftlid;cn ScfenS 31t cntfctta^ gen f;abc, bamit bei* reine DechtSftaat fiel; conftituirc. 2lber bie anbete Seite ift e3, bie bcfonbcrS heroorgefehrt ttitb »erfolgt mürbe, bie alfe auef; mit befonberer ^ufmcrf'famfcit betrautet werben mug. $3aS görfter in feinem „ber ©taatSgebanfe bcS DDittctalterS" bem 2LMcbcrcrn)ad)en ber fkffif^en ©tobten nnb ber Deformation $ufd;reibt, hatte feine Söurjeltt nnb fteime bc= reitS in ber böhmifd)eu Deformation; fie burdjbradj „bie gorm nnb ben Inhalt beS feften trabitioncllen ©ebäubeS ber fc^olafti- fd;en Schlußfolgerungen, bnrd; fie würben bie ©eifter gcloft bon ber treffet ber Autorität unb fonnten nnn, ioie £nthcr fagt, «>ie* ber frei auf ciuanber planen. £)ie feinften fragen beS öffent* lid;cn 2£efenS tourben feit ber (böhmifd;en unb frait$ö|ifd;cn) Deformation ^raftifd; mid>tig alles 33ernitfyen ift feitbem ocr= geblid;, fie in baS äfttyftertttm jm'ücfyitftuiiien.'' l) £)aS läjjt fid; atlerbingS nid;t läugnen, baS ift eine umintftöjjltcfyc hiftorifd;c Wahrheit, bie Unioerfität ^SariS, $L SigiSmunb, baS (Sonal 31t (Eonftanj ahnten cS unb StephanuS IManeufiS gibt in ber oben beregten Stelle ben 33clcg bajtt, toie nicht Mos in unb um ^binnen, fonbern aud; bis in bie fernfteu t'änber biefer gunfe, gleich einem clcftrifd;en, bie bamalige Seit burd^udt unb in bcn ©eiftern gejitubet ^ätte; cS tagt fid; ferner nid;t läugnen, ber burd; baS d;riftlid;c 9J?t;fterittm geheiligte unb gefeftete OVl;orfam mürbe feitbem biefer 5Beil;e unb biefes §altmml'res beraubt, ber ©cf;orfam jebem 3ubioibuum anheimgegeben, als feine felbft= eigenfte Sad;e oon feinem dafürhalten abhängig gemacht. Dur möge man nicht bergeffen, baß aubere, mic £ouiS $knc, biefe ßöfung ber ©eiftcr oon ber geffel ber Autorität revolutionär unb §>uS „ben nxrbcubcn ®eift ber mobernen Devolutionen" nennen.

£iefe 23cmcgung ber (Seiftet ol;nc baS sD?t;fterium ift uod;

') g&rfler, l. c. 6. 31. f.

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nicfyt (inbe. Sic ift über ben unerträglichen 2ftfo(uti$ttiit$, fewie über Resolutionen ^ititoeggcf d^r ttten mtb ftdjt fyeutc auf ber einen Seite am 43auc ber ccnftttutiencdcn 9?ctf;teftaatcn, auf ber anberen an beut, ber auf bem ftcd;te ber £fyatfad;cu , auf ten faits aecomplis aufgeführt werben foft. 5öie baucrfyaft fic fein, ob fie un3 wirftid), wie gewid;tige Stimmen behaupten, uuabfcfybarcn potttifd;cu Verwirrungen unb 9icoo(utioucn cutge-- gcngefüfyrt, was man nad; ifynen nod; erftnben mag, wirb bic 3ufunft $eigen, bie Vergangenheit hingegen toetft auf £m£ a(3 ben tnteücftueüen Urheber atfeS beffen, Wa3 auf biefem ©ebiete burefy bic Reibungen ber religiös* cntfcffeltcn unb bom 9)ft;fterium emaueiptrten ©eiftcr 31t £agc geförbert würbe. „£>a3 toaste 3ic(" ift uoc^ nic^t erreicht , unb „wirb nicfyt erreicht werben, wenn man nicfyt feftf)ä(t, Was fd;en im 9ttittcta(tcr ber 2(bt (Sngc^ bert au$gefprod;cn fjat: ©Uidüd; ift ber &taat, Wenn 2ltte tu ben gemeinfamen 3ntcreffcn gered/t, flug, mäßig, ftanbfyaft (eben: mäßig im ©lud, ftanbfyaft im Ungtüd, ftug im ,3wcifcfyaf teu, gerecht in Gittern unb 3ebem." l) Unb wirfüd) unter biefen $3ebingungen glaube icfj auefj an bie 3uhtnft eines 9?ed)tsftaatc$, atiein nie, baß bie Vöffer ftcfy auf biefen Stanbtmnft empor- fd;wingen unb auf itjm ftd) ermatten, unb $war emporfd;wingen ofyne baS 9)tyfterium, was audr) oon jpr0ieftaattf<$er Seite in jüngfter 3eit mit atfer (Sntfd;icbenf)eit Ijerborgefwben warb. B) ^ebenfalls aber bürfte fo x>iet feftftefyen, bie Priorität ber @nt= feffetung ber Sfebotution gehört nid)t 8utfyer, fonbern §uS $u.

£)ie näd;ften gotgen ber Ijuffitifcfyen Bewegung unter ben Stäben waren nun freiließ ber potitifd)en grei^cit ntcfyt fefyr güuftig, fo wenig alö baS £uttycrtfmnt , 3) bietmcfyr führten fie $ur „2Utfrid;tung einer 2(be(3mad;t in ben beibeu f(abifd;cn

') ftörfter, 1. c. 3) ©utset, 1. c.

3) Ätrdfje unb Äir^en, $a£fu^um unb £trc$enftaat , ben 3. 3. 3. 2)öuutgei\ ©. 93 ff.

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Dreieben, neben n>etd;er ba$ tönigtfmm fo toenig als bie Volfö; freifyett befielen tonnten." „£)te 9ticf>tung ber ^otntfd;en Sßoiitti blieb toergugStoeife Sßb^men gugetvanbt nnb baS (Streben beg 2lbel3 auf bie Verminbernng be$ (SinfluffeS ber ©eiftttdjfeit ge^ richtet, toeld;e allein nod) einen £)amm toiber bte 5lllmad;t be$ erfteren gebilbet hatte. (Stritt für (Schritt bitbete ftch jefet biefe auf ben Reichstagen bon 1450, 1459, 1468 immer toeiter ans. 9tad;bem auf bem testen feftgcfcfct ftorben toar, bag $tt bem Reichstage nicht btoS bte Reid;Sbeamten unb 33ifd;Öfe, foubern auch gtoei 2lbgcorbnete (£anbbotcn) aus jebcm polmfdjen £anbe beigeben Serben falte« \ tonnte ber tönig ohne 3ufttmmung biefer 2lbgeorbueten nichts mehr befd;ließen; batb ertaugten fie bie fegislatioe toie bie ereatttoe ©ctoaft, toätjreub nad; ber an* beren (Seite tn'n befd;loffen umrbe (1505), bafj ber 9M;tabctige (plebejo genere natus) bei (Strafe ber Verbannung unb £on= ftScation ber ©üter oou atteu fyUjmn geiftlidjen 2öürbeu aus- gcfchloffen fein follte. 2llS ein anberes ©efe£ ben dauern nur einen @otm in bie <Sd;ule 31t fd;ideu gemattete, toaren 2lrnuttl; unb UntDiffetit)ett (5rbtt;eit beS nicberen (StanbcS, burd; bte Ver- mefyrung ber Stacht beS Rcid;StageS ben Höingen bte Unm% tid;feit pm (Srbthetle geworben, baS Vefte beS £anbeS nmllich 51t beforgen; ber ßleruS t;atte ftch mit bem 2lbel ibentifictrt unb ftanb fo auf bem fünfte, bie Qftfceffen, toeld;e er 31t toahrcu hatte, biefem ju opfern; eine allgemeine Umfetjr ber £)inge mußte erfolgen. £)er (Streit ber (Stäube, toeld;er an alten (Snbett (ht= ropa'S entbrannt toar, im äöeften jur Vermehrung ber fönig* lid;eu 9ttad;t biente, ^atte im Often, als bie antictericatifd;en ©rnnbfäfce beS §uffitiSmuS fid) gur polittfd;en (Währung gefeilten, gu einer fo flägltc^eu (^eftaltttng beS öffentlichen Gebens gefügt $ätte in Böhmen nicht ©eorg ^ßobiebrab bie ,3üget ber fönig* lid)en Wlatyt ftärfer angezogen (1457—1471) unb in ber langen Reihe theils perfönlid) fd;toacher, theils burd; Vcrhä'ltniffc otm= mäd;ttger tönige oon Senkel bis gcrbinanb I. (1378—1527) eine tootylttycttigc 2lufrid;tttng ber töniglicheu 3)iarf;t ocrf ud;t,

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33bfmicn lintrbe, a(* ut ben betben reHgiöfen ^auptyartctcn jid) fett 1452 bie bbfmiifdjen trüber a(« britte gartet gefeilten, oietfeicf>t nod) fyeiltoferen äuftänbai a(« 'polen auSgefefet getoefen fein/ 0 $)a$ ioar bie £)urd)füf)rung ber Dreiteilung be«$ol^ fe« nad? ber 8el)re £mffen«. £>er §err f eC6ft follte berorbnet fyaben, ba§ feine £ird;e au« brei Reifen fcermifcfyt fein fotle, namlid; au« ben ^ßrieftern, toeld?e (anter fein @efe£ galten muffen, au« ben Sßornefymen (nobiles) ber SBBelt, toeld;e $ur §altung ber 23ererbmmg @fyrifti jtoingen, unb au« beut 23olfe, welche« Reiben erften feilen nad; bem ©efe£e ©otte« bieuen muß. 2) Unb toirfn'd) Ratten bie böf;mifd;en gaten „eine 2lbel«; r)errfdt>aft aufgerichtet, in meiner fid; fd;on 1529 ba« National-' vermögen fo unberljältnitfmägig gruftrirte, baß bie ©üter be« §erren= unb Ofttterftanbe« (in ben23eft£ ber Hird;engüter Ratten fie fid) gleichfalls gefegt, benn ber @leru« foüte lauter nad; bem ©efe^e, atfo aud) in apoftolifdjer 2lrmutl;, (eben) auf fünf SDftllte* nen <Sd)od fcöljmtfcher ©reffen angcfd;lagen lourben, bie ber (Stäbte auf nur eine Million acbtmatfntuberttaufenb , Bei ber 'eteuer$afy(uug aber bie treibte fo biet Ahlten al« bie £>errcn, bereu ©runboermögen allein auf ^toei 9Jcillionen oicrmaÜ)unbcrt; taufenb @d)ocf berechnet ttmrbe, bie Dritter aber, loeld;e auf $toei üDftlfionen fed^matfmnberttaufenb <Scfyod angef plagen ttntrben, am toenigften entrichteten." 3) 2Wein ba« ioar eben nur bie „ättacfyt ber £hatfac$e," tüte £m« fagte, ober bie SDcacfjt ber©e- toalt, fie fonnte momentan burd? bie ©etoalt ber ^Baffen burd^ geführt unb auch eine 3eit lang feftgehalten derben, allein bie i'ogif ber burch £m« in bie 2Belt geftreuten 3been lieft fich burch feine üö?ad)t mehr erbrüefen unb erftiefen; toie ba« @oncil ju (Sonftang, fo fcfyeiterten noch 2llle an bem $erfucfye fie $u binben.

') Hefter. @. XXVI. f. 5) T. I. 288. a.

3) £öfl. XLI. ytafy einer etgen&änbigeix 2tuf3eid^nmtg be$ oberfteu Äanalerg öon 9?eufyau3.

156

ilnb gerabe fie ffnb c8, tucld)c bic ^ßotitif bcr neueren unb neue* ften 3eit beftimmen.

^eter bon 3}?(abenetr)tc3 modjte ben ^Berten bc3 GEarbU natö bon (Sambrafy : genügte btr (£m$) ntc^t, ben gctftticf>cn <Stanb gering 3U fd;ä£cn, nein bu tt>agteft burd; beiue (Schriften unb Dogmen auefy ben fÖniglid;en <Stanb unb bic Röntge aus iljrem $ange 31t ftoßen" bie 53cmertung mad;en, „er tooflte baburef) mefjr bie Seitlichen gegen ilm aufbringen/' !) benn er fannte nod; nid?t bie n>eitauötragenben geigen ber eben erft entfcffelten, autoritatSlofen Vernunft; benn bie ©eifter muß* ien fid? biefer greifyeit unb be$ ©djaltcS ber lmffitifd;eu $btm erft betrugt werben, Daß man biefe 33emerfung nod; l)eute (itfcanber, $Ör;ringcr) nad;fpridj>t, nad;bem bie (£onfequen$cu bie* fer $rinctyten unaufhaltbar ifyre potitifd;en grüßte getragen unb ftd; and; Banner, toie gouiS SBlanc, barüber autfgefprod;eu ffte ben, feilte man uicf/t metjr ertearten.

§. 19.

S5crracf)tmigen über bn6 Skrl)ältni£ ber ße^re br6 £uö 51t ber ßutfjerö.

lieber bie unieerfall)iftorifd;c 33ebeutung be$ £wffiti$mu$ fagt §efler: „Dem JpuffitiSmuS barf eine feiere uid;t abgcfprecfyeu werben, tomn biefe aud; in anberen fünften Hegen bürfte ate worin man fie meiftenS fud;t Diejenige fird;lid;e Orbnung bcr Dinge, in reelcr/er flerus (s]3apft unb (Sarbmäle) unb ®u$e ibentifefy rearen, unb bie £aien fo biel als nicr/t gerechnet ömr* ben, rear fo gerealtig eingewurzelt, baß, wenn eine größere unb freiere ßntteidlung, afö fie ba$ SDfcittelafter gcfcfyen, aufremmen fottte, bieS nur auf bem 2Bege eines geteatrfamen 53rud;e$ meglicfy toat. galt aud) fjter lieber ber alte ®afc: oportet

') Art. 1. £öfl. 257.

157

haeresfes esse/ l) „3Me muberfaftjiftortfitye 93ebeutung (ag aber in ber (Snoeiterung bc$ Begriffs ber Kirche, bctt §u$ nicht ^(eö auf $ä$ft unb (Sarbiuatc bcfd;ränft tutffctt tootftc; in bem 33ruc$e bcr rtertcaten UcbcrmacM int (lg cm ei neu unb beut <5in* treten einer gebietcrifd;cn Sftothtoenbigfeit, eineÜieform am Raupte unb beu ©liebem nicht b(o$ 31t beginnen, fonbern burd;$uführen, ober ber 2öicbcrcrneuerung äfnt(td)er fciettcid)t uod; furchtbarerer Sccncu fid;cr p fein." 2j 9ta möge babei nidt)t überfein n>er= ben, bafj biefer ®ampf nicht b(o# ber ©e(tenbmad;ung be3 taicatcu (5fcmcntc3 in bcr Strebe, fonbern auch be3 rfericaten überhaupt galt; benn nid)t ber QiteruS in feiner ©efammtljett toar bie$ird;e, fonbern mau fyat es fo toeit auf bie Sm'^e 31t treiben gehmgt, baß fie gteid? ^apft unb (Sarbinctfen, ober eigentlich nur gleich bem Zapfte, ber „potentialiter bie ganje ftirche" ift, fein fotfre; auc^ bei (SpiSccpat toar bou biefem engen unb engften Ätrdjen* begriffe auSgefdjteffen, unb too^u brauchte man i^n auch aU ein Moment bcSfetben aufzunehmen? „Da$ Regiment ber $ird>e ift ein burdjauS monardnfcheS; bcr göttliche SBeiftanb, ba3 ©e^ fdjenf ber Unfehlbarkeit bcr- (5utfd;eibung bon ©taubenS* unb Sittenangelegenheiten, ad' ba3 reicht hin, um bie menfehüche ©ebred;iichfeit i^red Oberhauptes $u unterftüfcen , unb bie S23et= mifdmng unb Mäßigung biefes ^Regiments burd) eine ariftocratifd;e ober bemoeratifche ©etoatt ift überftüffig, ja f chäbüd;." 3) W\t 9?echt bertoeift § oft er jum SBetoeife für ba$ Umficb* greifen I>uffitifd&er Qbeen unb 2lnfid;ten barauf, baß „auch in 33e$ug auf ba$ bisherige SSerhättnig ber Staffen $u ben jenigen Stäuben, bie im ©enuffe ber politifd;en fechte ftdt> befanben, eine tocithintragenbc 23eränberung [ich hinzugeben beginne," 4) baß „bon biefem 2(ugenbüde an über bie ctericate Orbnung ber

•) pft. XL.

2) £üfi. xlii.

3) Sofit, ©efdjtdjte be§ Sonetts to. (Sonflanj. @. 326. ') VciL XLII. f.

158

Dinge, welche ihren SBefi^ftanb unb i^re ungeheueren Rechte mit enblofen @efe£en oerwahrt hatte, baS (Schwert gezwungen, unb berfelbc (Streit ben 23ö(fern gegenüber eröffnet war, rt>e(ct)er auf ber £)öf)e beS Mittelalter« 3tr>tfcr)en Surften unb Zapften ge- wütfyet hatte." £>amit ift ber rechte ^unft bezeichnet, baS racterifticon ber fotgenben £zit bis gur Stunbe unb btetteicht auf noch lange herausgehoben, ber Moment beftimmt, bon wo fidt> eine neue Aera ber firchengefchicbre $u gefta(ten begann. 33on ber £tit beS §uS ftammt jene Dppofition ber Öaientoelt gegen ben Uterus, we(d)e fich einerfeitS in ber öer)re burd) ben ^3ro= teftantiSmuS, anbererfeirS in ben redlichen 23erhä(tniffen burcb bie ©äcularifationen unb ben fich gegenwärtig erhebenben Rechts^ ftaat ihre ooftftänbige (Smanctyatton erfcmtyft.

($S tagt ftd; nicht (äugneu , bafj bie 33auernaufftänbe in 23ourgeS in granfreid), im Stfoin^u , in Ungarn, bie Scenen in Magbeburg unb ^affau, bie Sarbinal Julian kern SBaöfer (Sonett anzeigte, baS Stuftreten beS Johann 23ehm, ober beS §änSliu oon ^tftau^aufen im 28üqburgifchen (1474) gort^ fe^ungen beS *puffitiSmuS waren ; bcf§ fich fo im betttfdjen deiche bie fogenannte „böhmifche <3itte (mos bohemiens) Bilbete, natu* (ich fich cm ben (Gütern beS §(eruS unb ber Kirche $u Oergreifen, „au *ßerfonen ber Pfaffen großen §ochmut treiben unb fie furefu^ Bar oerftümmeln," ba§ ber Aufenthalt ber fränfifchen SBarone in ']3rag Bei ber Krönung SmbWigS I. (1505) unb ber Anblid ber Welche, welche ber Böhmifche Abel mit ben ©ütern ber ßirdje geraubt hatte, in jenen eine gleiche 93egierbe erwachen ließ, bie bann einige $ahre ftäter mittetft beS RitterbunbeS Befriebigt werben foüte. „95Öhmtfd;e ®efd;enfe (dona bohemica)" nannte Stomas Münder bie oon Seite ÖuujerS bem beutfehen Abel als föber oorgehalteucn &irchengüter;" „wenn ben ©elbforbcrungru beS ^apfteS nicht abgeholfen werbe, fonne (eiebt eine Verfolgung über alle ^riefter, ober, wie in Böhmen, ein aKgemciuer Pfau oon ber römifd?cn £ird;c entftchen," fagte man 1510 auf bau Reichstage $u Augsburg. „3m ®an$en aBer wirb mau immer

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nneber ß!t 3T^vitfad>e ^urüdfebren , bat? bie Buffittfc6cit £ef>ren w niebt toaren, Cetebe befenbercu 2üif(ang fanden, fenbern bie buffitifeben Xfjaten, eine ^uffaffung, toetebe jcbcnfattS bie be^ rühmte etette aus bem Briefe be$ ßarb. 3uttan 511m Stufe* punfte fjat." ')

Sni eben biefem @runbe febeint mir aber aueb ber £nfji« ttsmuS nur eines fcen ben fielen (dementen getoefen }u fein, toef$t* baS 3aJ>rfmnbert unauf^altfcim Ml ,u bem @rabe ber TiiijüicifTMiQ fe meebte icb bie Stimmung ber 33e(fer neu* neu trieb, tre fie fieb bem ^eroattigen, febeinbar atte Qntercffen befriebigenben 33etfemanne ^ut^er in bie dritte warfen. 3)flB ^at-fttbum fear i>on feiner unwefentüdum , aber fdnmnbetuben ^c(tttfd>en §cr)e l)erabcjefunfen pi bem ^erf^euge nationaler tyo* ütif. £)ie ©efangenfebaft ber $atfte in Eignen batte fie in bie öänbe ber franjefifcfjen Könige gegeben; bort in itoigtton fettten fie toobt niebt in bie fran.$efifcf>e ^ctitif fieb mebr inifcfcen, aber ibr frü^ercö (betriebt $u ©unften biefer gegenüber ben anberen belfern gettenb mad>en. £er ©tan$ bc$ ÖofeS, bie Un$aljt cen Dienern unb Söflingen aüer Uxt , ©eiftücben n?ie £aien, fettte ben anberen belfern neeb auf eine $eit verbergen, in tr>e(ct)e pclitifebe Ofjnmacbt bie väpftücbe DJtad^t fcerfunfen fei. Sitte Wettn bon Steuern unb Staden würben netbroenbig unb enennen, um bie sBebürfmffe 31t beden, trebureb aber ber ^ßapft niebt meljr ab? Scbirm gegen bie 23ebrütfung getreu fettste, fcieimefjr fetbft bie Keffer bebrüdte. Die nicbt=frair5cfifcben 3?ctfer fügten batb, baß bae ^apfttbum in Eignen fcon feiner fatfjotifeben etettung in naticnat=f ran$efifcben sl$arti cutariSmuS terfunfen war. Scben 1338 gaben bie beutfeben dburfürften 3U Orenfe ba3 eiguat nationaler Oveacticn. Um aber ba$ ^apfttbum immer mefyr in ben etttfetttgen i\mtculariemnö fefr5ubannen, tourbe bie I0iebr$ar)( ber Garbinäle aus ber remanifeben Nation eretrt, fe ba§ e$ biefer kidbt war, jebem Gtarbinal einer anberen

■) £öff. 1. c

160

Nation Bei ber ^apfttoafyf bie @rciufifce gu geben, eben „toeit er von anberer Nation toar."1) §atte man nun nnrfTich bie theo* (ogtfd;e ßonfcqueu$mad;erci Big ju bem @ctfce fortgeführt, baß ber ^a^ft unb bte (Jarbinäte, ober eigentlich ber $a^ft altein bie $ird;e fei , hatte man bie Wlafyt beS ^ßapfteS nnrfüch als eine aBfctute 31t Begreifen gelernt, fo n>ar atfo bie romanifche hatten aflein jene, toetche faftifd; baS 9?ed;t befaß, bie ®ird)e $u tragen nnb aus fich bie $ircf>engüeber 31t geBen, bemuad; auch bte Be^ vorpgtere Nation su fein. £Me übrigen Nationen, befonberS bie bcutfc^e, fottten nur bie Beftänbtgen unb immer mehr fteigcubeu (Mbfteuern au bie romanifdje (eiften, atte Eingriffe in fircBtiche 9red;tc ats bem Zapfte fraft feiner abführten ^(enipotens red;t(id; guftchenb butben, ben ^frünben- unb ©tcflenhanbet, ben Sucher auf ©runb geift(id;er <Sad?en ruhig hinnehmen, toä'hrenb ihnen fetBft ber Sucher, baS ^eißt $apita(auSieihen auf 3hifen, atfo auch em größerer Sluffchnmng ber ^nbuftrie unb bes §anbets, ttrtc es in ben rcmanifchen £änbern ber gart toar, ftrcng fcer* Boten toar.2) £)te allgemeine unb in fchaubererregenber Seife um fich greifenbe 33erfd;techterung ber ©itten beS Uterus mad;te ber fogenaunten $trd)e toenig ober nxnigftenS feine ernftliche (Sorge, vielmehr nntrbe fie gerabe burch baS Verfahren ber Surie Begünfttgt unb Beförbert. @o . toar es natürlid; , bag ein toenu aud; nod; einigermaßen verhaltener Untoilfe, ein mä'djrtigeS ©rotten bie nicht romanif eben Nationen Überrommen mußte, (Snbtid) Bc* glüdte bie romanifd;e Nation, eben burch baS Vermeintliche 9?ed;t ber ®ird;e auSfd)ließüd; ben 'ißapft geben $u bürfen, bie CEhriften^ heit mit bem Befannten, fo unheilvollen ©cr/iSma.

£)urd; bicfeS hntrbc bie Verrohrung in ber ßlnuftenheit nur nod? mehr , ja Bis auf's £)öd;fte gefteigert. @S hobelte fich um nid)ts weniger, ats roer $apft fei, roo ober oB überhaupt

*) aiflor.^orit. Blätter. 45. 53b. @. 896.

a) ©. £Vöfl. 9ffu^r. t\ b. $f(g. <B. 116. £tft.^o(it. ötätt«. 5öb. 46. 8. 4. 6. 7.

161

ein fofcf>er mirf'üd) epftire. @iu allgemeiner ^cetf>fcf>ret butefc bebte He gange Sljriftroljeit SBer feilte aber Abhilfe treffen? SBpii ben Zapften glaubte jeber im Otedjte fein, jeber fid) be^ bannten ut bürfen; bon ben Gtarbinalen mar nicf>tö 31t erwarten. Ter fegenannten £irtt?e Cßapft unb Garbinate; je£t eigentürf) ben brei &ird;en) gebraa) an gutem ^Bitten, beut liebet ein (*nbe 3U maefyen, unb bodt) mar bie $ermirrung unmögücb auf langer ju ertragen. Sitte ebteren ©emittier befestigte ber ®e~- banfe, tote Dtettung unb §i(fc au£ biefem Sirrfate derben möd)te, in melebeS bie $ird>e ber particulariftifcfye National t- tätenf cfcmtnbef geftüqt fyatte. (53 tft eine tiefernfte (5rfcf)cin= ung , baß man gerabe in biefer 3e^ SBettenbe erwartete unb fogar in ben ^ßä^ften unb beut (HeruS bte ^feubopropfyeten unb ben 2Xnttcf>vtft erbttden, l) ja ^apfttfyum, darbinatar, <$p& copat, ^rätatur einerfeitS, £atfer= unb $önigtfmm, überhaupt bie abeligen Drangftufen anbererfeitS a(3 gerabe^u antidmftüebe Remter unb Stäube be$eidmen fonnte.2) 2luf biefer bangen Stimmung ber gtit rut)te aud; £mffen3 ßefyre bon ber Beübung burd) ©Ott , baß bie SBunber gur ^Beglaubigung nid;t geforbert »erben könnten , benn fte gehören in ben testen Seite» , metdje aber }e|t offen ba finb, ben *ßfenbopro$jeren ju.

(Sonrab bon ©einkaufen madte einen Anlauf, um ben« engen begriff bon $ird?e ju burd?6red;en unb babura; eine fo abfetut notfymenbig gemorbene £emperirung bes ^äpftltdt)en 2Ib= fotutiSmuS anjubcujnen; attein bon größerer Sid;tigfeit mürben $mei anbere (5rfd>einungen, meiere bie 3eintmftanbc fyerborriefen. 3m Dften unb heften bon ©eutfcWanb, in ^3rag unb ^ßartS, ben Betben bamafö geiftig regfamften Uniberfttä'ten, bitbeten fidt> jtoei Sr>fteme, me(d>e ba$ fünftelntte ^afyrfyunbert unb bte Sfte* formbemegung beöfetBen leiteten baS fyuffitifd;e unb foge- nannte gerfonianifd)e. 3ene$ mürbe foeben bon mir ge$eia>

1) £tfh>r.« \>ol. SBfätter. 46. 93b. @. 97. f.

2) Anatomia membrorum Antichr. opp. Hussii, T. I. p. 423 ff.

ftriebrief), 3of)cmn £uS, \\

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net unb e$ fteflte fid? heraus, ba§ es baS ^apfttfmm atö fctd^eö für eine fdfdje AuSbilbung eines fatf erliefen 3:nftituts txffiktt (totefteit unb ob bieS mit ben Behauptungen ber §oftheologen ^ubmig'S beS Bar/ern sufammenhing, l) mag bahingeftellt bleiben. 3n puffen« Sßerf en . finbet fid) barüber feine Inbeututtg), über^ haupt mit feiner ^räbeftinatiottStheorte bie ganje emmrtfdf)C £ivtf)e über ben §aufeu ftoßen wollte. £)ie gerf oniauifebe Xf^ccrie hingegen hielt p>at an bem *ßapat als einer göttlichen 3nftitution feft; allein gegenüber ber Befdj>ränfung beS Stittytn* begriff auf ben ^ßapft (unb bie @arbinale) in bem allein alle Pienipotenz in abfolutefter Uttgebunbettheit , auch bie perfönliche 3nf altibilitat culminiren follte, gegenüber einer barauS entftan- betten furchtbaren Stllfürherrfchaft unb Berhnrrung in ber $irct)e, angefichts beS Schisma, alfo breier fogenannren Kirchen, oon betten jebe bie berührte Pienipotenz in fich aüein befreit Sollte, ba nutzte fid) bie unumgangltd/e 9cothtoenbig!eit für ben anberett, aber eigentlid) auSgefd;loffeneu Zfytii ber Kirche, 3una'd;ft für ben (SpiScopat unb ben übrigen QleruS, ^erauöfteHen, fich feiner Stellung unb fechte gegenüber ber pä'pftlichen WiUd)t betrugt $u werben. <So begann man in granfreich, Paris boran, bie päpftlid)e dlla&t $toar als eine göttliche anzuerkennen, aber beren Umfang gu unterfuchen, um fte in bie rechten (Schranken nueber einjutDetfeit. ffllan fam befannttid; $u bem 9?efuttate , baS fid) in bem (Schlagworte ber 3eit concentrtrte, bie Kirche ober baS allgemeine (Soncil ftehe über bem Zapfte. £)urch toiffen festliche &ebuctionen, glatt^ettbe ®efanbtfd)aften fuchte man gürfteu unb Bölfer für ben @a£ unb für bie Berufung ber ganzen $ird;e, baS heißt eines (SoucilS gu gewinnen.

Sohl fprach unb trat ber berühmte 9?ed)tSgelehrte Pietro b'^ncorano auf bem ßoncile 31t pifa ben Beweis an, in geift* liehe Angelegenheiten l^be Weber Ruprecht noch fonft ein Welt;

') ©engler, Ü6er SletteaS 5ty(mu3 in feiner üBeteutung für bie beutle sJJed;tfigetcf;id;te. Srlangeit. 1860. Z. 16.

163

tid)er §crr ftd; etnjamtfd&en, inbem fo bcr bie ^ivd>e mit bem ßfcru« (aud; fd)ou ein gcrtfd;ritt !) ibentificirenbe &ird)en begriff bcr fpäteren <Scf>o(aftif feinen §öf;c^>unft erreichte; aüein faftifd? beftanb in granfreitf; bereite eine anbere Xfycorie unb $ra-gi$; ber $önig fcon granfreid) tfjat fcfyon längft ba« ©egentfycit nnb bnrfte ungcfcfyent tfyuu, £önig ®art fcon granfreid) fyatte be= reit« erftärt: „2öeit bie ©eiftfteben bie ®trd?e 31t ©runbe riefy* teten, müßten bie SBeltficfeeu ftdt> ifyrer annehmen/' ') 9)can felje bie fran}cftfd;e £fyeotcgie auf biefe grageu au, unb man finbet, baß fte ifyr „gunbament" in ber öctugnung ber perfönttd?en 3nfaütbifttät unb bamit ber abfoluten §errfd)aft be« Sßa^fteö fonb 2) unb an bte @teöe jener ben tfyeetogifcfyen gacuttaten, ben Prälaten, Sicenttaten unb £)octoren ber 'tfyeotogifcfyen gacu^ taten, enbtid) „jebem ber in ber fjeüigen ©cfyrift Ijätt&ng* üd; befefyrt ift unb bte Unterfd; eibung ber (55 eift er tyat," ein £typofitton$rec$t gegen ben $apft imfpradj, wenn er gegen bie fettige (Schrift beftntrt ^aben foflte. Gebern, toa« er aud) f et, cfnte $tüdftd)t auf (Stetfung unb 2öürbe, jebem mcfytautort* firten (Suifäftigett, menn er nur in ber ^eiligen @dt)iuft bezaubert ifr, ftefyt in casu doctrinali in einem fotcfjen gafte ein größere« ®en)id)t 31t, a(« bem Zapfte, benn ber fettigen @d)rift ift meljr 31t glauben, a(« bem ^apfte; ja ein fotcfyer (Sinfättiger müßte ftd> fogar einem doncite tüiberfe^en, wenn er fafye, mie nad; feiner SOcajcrität, fei au« 33o«fyeit, fei au« 39noran<5, öcm @t>ange(ium abroetd;en ftotte.3) £)a« War ba« wegen ber 23o«* fyeit unb ^gneranj be« (Stent« gelegte gunbament, ba« bie £fjeorie be« $önig« unb dteru« fcon graufretd) , an bie fid; aud; balb £)eutfd)(aub anfd;toß. @ie fiegte in ben 9teformconci(ien , in beneu ftd) bie ganje (Sfyriftcnfyeit , nid;t b(o« ber (Heru« gegen bie drduftttität be« ^apfttfmm« bäumte; fte war e«, bie jene

') £Bff.f dhipx. b. Wh ©. 44L

2) grtebric^, Sodann 28effeL &. 101.

3) L. c. @. 257 ff.

164

mit ber £öfung ber nämlichen Aufgabe fich befchä'ftigenbe £ehre £uffen$ als fefcertfdh bejeidjnete. £)urd; biefeS Vorgehen ^atte aber biefe Qrrtoeiterung be3 firmen begriff« gugleid; eine, tote e$ fcheint, genügenbe Sfyprobatton erhalten unb fid) bie Grrfaubmß errungen, int Schooße ber Kirche gu beftehen. £)iefe 3:^atfad>e ift {ebenfalls bon größerer SBebeutmtg, als ioettn bie Zapfte felbft burd) Ghrbettetmtg fconDbebienj mittelft ^erfchtoeubung oon grei* Reiten unb fenft ungewohnten ©naben au 53ifd;Öfe, gürftcn unb Unioerfitäten btefe, alfo auch bie £aten, gur (Sntfd^cib* ung in getftlichen 2lnge(egeur)etten sogen, ') ober toenn gar ©regor auf feinem (£onäle 31t @itnbale, atfo ber ^ßapft felbft, ben $01*=^ |dt)tag machen tonnte, „bie Schlichtung unb Beilegung beS großen $ird)euftreite£, ber bie d;rtftliche 2Öelt betoegte, ben ßaien über* (äffen gu toollen; bie Könige D?upred;r, SigiSmunb unb ÖabiSlauS möchten felbft über ben Ort eine« (EoncilS beftimmeu." 2)

Senn man nun jenen gerfonianifcfyen Sa£ betrachtet, fo beruht er freilich auf bem allzeit in ber ^trct)e fcorhanbenen unb gelehrten, baß ber ^apft „gegen Otecht unb SBilligteit , Wahrheit unb r>et(ige Schrift unb bamit gegen ba$ Sftaturrecht", „gegen fatholifd;en ©lauben, gegen £>eil unb gute ebangelifche @itte ber ©laubigen feine Oftanbate geben" fonne.3) Allein in ber bama* (igen 3eit M man biete liebergriffe unb 9Jcißbräuche bon bem ^ßapfte in feiner ertremen Stellung ausgehen , tt>eld;e bie gange (Shrtftenheit an ben Sftanb eine« furchtbaren 2tbgrunbe$ ge* fuhrt hatten, baß man auch biefen gang natürlichen, an fich unb in anberett 3etten unfchulbigen Sa£ in'« Streut hinauSbeutete, uttb gum germent einer neuen baS ^ahrhunbert betocgeuben Dichtung machte.

£)agu hatte bie 9? ationalifirung beS *ßapftt1)um$ tu unaufhaltfamer (Sonfequeng führen müffen, gu einer ^eaction,

l) £öfl., $ii£re$t je @. 444. 3) £öfl. t c. «. 443. 3) <§. oben §. 4.

165

bie atterbtttgG auf ber breiten 33afi3 ber föatfyolieität ber $ird;e in unbefdn'änftefter Seife in ber ganzen (Sljrtftenfyeif gruubgelegt war, 311 einer Ncaftion , bie fid) aueb baburd; auSfprad? , baß man beftiinmte, alle brei, fpftter alle jeljii Qafyre folle fid; bie gan$c @fn*iftenl)eit gu einer Nepräfentation auf einem allgemeinen Gtonctfe ^ufammenfinben. 5(((eiu fclbft auf ben (Soncttien fennte man bie Nationalitäten ntd;t fcerläugnen , ben (Sfyarafter ber $atfyolicität ber $ird)c, roie fie über ben Nationalitäten fielen muß, nid?t feftfyalten. Die ftrenge @efd)iebenfyeit nnb bie Neib* ungen ber SanbSmanufcfyaften, roie fie an ben Unioerfitäten jener 3eit ftattfyatten, mußten auefy auf bie ßoncilien oerpflan$t »erben ; bie Nationen feilten als fold)e ftimmen, unb ju (Sonftanj mußte eS bie frainofifcfye Nation „als ootlenbete £fyatfad?e au3fpred)en: Da3 ^apfttfmm gehöre ben gran^ofen , . toie ba3 Neid) ben Deutfdjen." *) (5in neuer (Stoff nationaler Gnitfrembung!

2(l3 aber bie extremen 53efrrebungen ber Neformconcilien an bem Siberftanbe ber ^äpfte fcfyeiterten, als bie Neform an §auot unb ©liebern roieber oerfd;oben unb tjutauSgejög'ert rourbe, ba glaubten bie einzelnen Nationen einfeitig unb für fiefy $ur Nefor= mation oorgefjen $u muffen. 9Nan befd)(oß in granfreieb, tute in Dcutfcfylanb, fid) an bie 33efcfyftiffe be3 @oncil6 galten unb ber übergroßen, in ifyrem Drude burd) bie Neniten,} natürlich immer fühlbarer roerbenben päpftlicfyen 3uri3biction fteuern tOQÜtn, loäfyrenb in SBöljmen bie ©äfyrung be£ §)uffiti3muö als ein ganj eigenes, oon $orne l?äretifd)eS nationales 53crgefyen gegen baS ^apfttljum unb ben Verfall ber $ud;t unter bem £le= ruS fortbau erte unb fiefy immer mefyr confolibirte. Die Nefor^ mation granh*eid;S fcoll^eg fid) 1437 burd) bie ^ublication ber Pragmatiken ©anetion, iooburd) ben Uebergriffen ber ^äpfte in granfretd) eine ©djranfe ge$ogen mar; unb an ifyr fyiett man mit großer 3äfyigfeit feft, „bie gallitanifcfyen greüjeiten" finb nur beren neue Promulgation» Daburcfy roaren bie franjöfifcfyen

') £tftor.*!poUt. Blätter l. c. ©. 877.

166

£beologeu ftaatögefefelicr) ettterfettS gehalten« anbererfeits geftf;üfct, il)re gerfonianifd;e S^eorte feftju^alten unb 31t berttjetbigett, cffent- üd) unb offiriell über ben Umfang ber pajpftfi<$en <3^en>alt unb 3nfaOUrifttät , fotoie über bie 2Q£iprau$e in ber ®ir$e unb Qurie ju berfyanbeln unb ,$u bt^uttren, ') unb t c^> ftefye \üd)t an 3U behaupten, bag gerabe fu'erin, in biefer eigenen Deforma= tien, ein Sffioment liegt, tooburd; granf'reicr/ ton bcm Deforma* ttonSfturm be3 fecr^elmteu 3ar/rlninbcrt3 meljr als anbere Van ber oerfdr/ont blieb.

3n ^eutfd)(anb tt>ar e$ ben Zapften gelungen, bie energifdK T)urc^füi;rung jenes @ntfd;luffe3, toie e3 in graufreid) gefd;ef)en toar, 311 terr/inbern unb fid; ifyren Hinflug unb ifyre Wlad)t lie- ber 3U fiebern. ^Dte gutmütige, lange jufefyenbe beutfc(;e Nation liefe fidt) burd; biplomatifd)e ®unftgriffe ton iln*em 23orl?aben abbringen, unb e$ bauerte nid)t fefyr lange unb ton Dom aus oerfnfyr man mit ber alten Düdfid;tSlofigfeit; alle $cifebraud>e traten nad; toie oor fyertor, an burcfygreifeube Reform bad;tc man ton ©eite ber s]3äpfte zeitig unb gegen baS (Snbe beS fünf- zehnten unb im Anfang beS fccf/S$elmten 3afyrlmnbert$ gar ntct>t mefyr. 3>e Weniger man aber bie Zapfte tt)rcr eigentltd;en Auf- gabe, ber Deformation unb tortfyeilfyaften Leitung ber &ird;e, nacfyfommeu fafy, je mer/r fiefy ^cntfcblanb nur als baS £anb päpftK$er $ßiüfürl;errfcbaft unb ton tto beftänbig unter ben oerfd)iebenften Titeln baS ©elb nad; Dom fliegen follte, betrad;^ ten lernte, je mefyr es ir/m 3 um 33eiou6tfein lam, baß feine §#a= tton ton jenen nur terad;tet (nationem nostram contemnere et prorsus exhaurire videtur) unb als eine barbarifd)c befyan* belt toerbe (exeogitantur mille modi , quibus Rom. Sedes aurum ex nobis [tamquam ex barbarisj subtili extrahit iiigeiiio): eine befto größere (Sntfrcntbung unb Dcaftion mußte fid; verbreiten. $on beut unfd;äfebarftcn Scrtfye für bie $ird;en- gefd;icfyte ift gerabe in biefer ^e^ie^img bie <2cr/rift beS 2leneaS

') Bulaei, liisloria universit. Paris. T. V. a. 14G4. @. 666.

Iii?

Styfoütö „93on reu Sitten rcutfcManrc" , in bet er gegen oic im Tanten beS (5$urfürften bon äJiainj burety Martin £D?atyer über •Kein beigebrachten Etagen bie obcrfladutd^ftc , nur nod) ntcfjr erbitternoe SBerttyeibigung ber üurtc fuljrt.

Deutfctylanbä Staat«* uub £ird;enteben belegte ficf> in ben ftanen Sctyranfen beö geubaüuef enS. ') Sie jence auf beu agrarifcfyen 23erfyättniffen ftcf> jura öcfyenSftaate aufgebaut hatte, fc f;ervfd;tcn in beu agrarifcfyen Gebieten bei; Äirck toie im Staate bie fettbaten 23er()dttniffe, fefbft in bic fird)üd>cn Remter toareu fic eiugcbrungen; bie gange frierardjte war bnrd) reu 8e$en$eib $u (Sutern fangen anemanbergegftebert. Unb biefe nationalen £rfd)cinungcn unb @tieberungen bce Staatötoefen« hatten fid? ber 2(rt auch in ber &trc$e eingeniftet, bajjj man in iijx {in Deutfc^(anb) auf bie nämücfye Seife beu UnterfcMco ber Stäube auf'3 Ijartnäcfigfte feftb/iett. Wte höheren unb rei* ekren Remter unb $frünben gehörten bem 2lbe(, gewöhnlich ber treffenben ©egeub, er hatte fraft feiner (Geburt 2fafj>rudj barauf, toährenb bie bürgerlichen Söhne fid> utetjt aufjufdnoingen t>er= mögen, fie jiub nur ber arbettleiftenbe Zfyü, ber feine t)öc^)fte Stufe in bem gBeihbtfchofSamte erfangt l)atte. 2luch burch bie Softer |og fid) biefer Stänbeunterfchteb hinburch, auch ba ge- borten bie reicheren Abteien beul Woel, bie SBettetfföfter beu nie- bereu Stäuben. Uno oarauö trar $um Zfoit jene Stflfür in Oer ^fritubenoerlei^ung ohne $tüdftd;>t auf £eben unb SBiffen* fdt)aft gekommen , toetd;e im fünfzehnten 3ahrhunbert eine ber traurigften (£rfd;einungen ift, jener Sittenverfall be3 Q>(eru$, tr-elcher ftcr) gattj natürlich begreift, ba ja in jener ,geit bas ganje ftx*cr)tid>e gfatt erfüüt fct)etncn mußte, wenn nur nichts bie £ehenemafchtue 31t fprengen oerfuchte, ftdt> atfeS in bem feu* baten ©ehorfame bewegte. Der 2lbel felbft betrachtete bie geift*

') Sgl. SSiu). Äteffefbacfi, ber ®ang beS Seftbanbete unb bie (Snttoiiffong be3 eurcpäifdjen Sölferle&enS im äRtttetafte*. ©tuttg. 1860. (Sbenfo Thomassin, Yetus et nova ecclesiae disciplina.

168

liefen Pfrünbeu mit feinem anbeten Inge afä anbere $ätrfano* nialgüter, feine geiftlid;eu ©lieber Ratten in ber Oregel nnr bie nieberen Seiten ober gar feinen geiftlicb/en dtyarat'tcr unb ber (Zölibat mar burd) ein anbereS Surrogat öerfc^merjfcar gemacht.

3m £eb;enftaare b/atte ber Bürger* unb §anbel$ftanb all* mär/lig fid; polttifcfye 9?ed;te in erringen unb baä frühere $er= b/ältnig ber Staube berrüden begonnen. 3>in fünfzehnten 3ar/rr/uubert fefyen nur fie überall im Kampfe mit Gittern unb ©rafen, Siebten, 33ifd;öfen unb (Satteln liegen; politifd;e 23erecT)* tigung mellten fie fid) erfampfen. >Daburcr/ rourbe ber natio= nal unb feubal geworbene (Siems in biefe 53ern)irrnngen hineingezogen, unb je mein: er gegen bie Bürger feine alten le^en^l>errtid;en 9ted;te unb Privilegien ^u erhalten unb bertfyeU bigen ftrebte, befto me^r muffte Um aud? ber §afj be3 Söürger* ftanbeä treffen , unb biefer ifm bei fetner fittticr/en unb finffen* fd)aftlid;en $eriommenr/eit nur meljr al$ eine politifd>e Korporation betrachten lernen. £>a$u fommt nod) eine feb/r tincf>tige 33e* trad;tuug. „3e^t oerlangte ber neu belebte 2Beltoerfer/r in immer fteigenbem Sttaße bie 33cif Raffung bou ©olb unb Silber." „Seil aber bem bermefyrten Sebarf an (Sbelmetallen burefy ben Bergbau ntct)t in bem erforberten 3D?a§e entfprod;en werben feuure,' fo flieg je^t ber 2öeru) be3 baaren ©elbeS, ober bie gürfteu griffen bei bem 23aarumlanfe i^rer Räuber 3U $cün$berfd;lecr/tcruugen. 3>n granfreid; , (Snglanb , Deutf erlaub , ben 9tieberlanbeu unb «Spanien mürbe um biefe 3cit baS ©elb burd;meg geringer au3* geprägt." ^efcbel ^at e3 in einem oortrefflid;en Sluffafcc über bie Sertfyfdjtoanfungen ber (Sbelmetalle (53ierteljat)refd;rift3tr. 04) nacfygennefen , ba§ bis jur dntbedung 2lmernV$ ber Vorrat!) Don ©olb unb Silber in (Suropa in fornoafyrenber Slbnatyme be= griffen toar. (Im Ghtbe be$ öier^e^nten 3ar/rtntnbcrt3 betrug ber europäifd;e ^etallfd^ toafyrfd^einlid; noef) boppett fo biet als am (Snbe be$ folgenben. „©letcb^citig", fagt ber genannte ScfyriftfteÜer, „beobad;ten mir ein franffyafteä Sud;en nad) neuen ©olbtäubern ober naefy ber cfyemifd;en gorntel

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\m Darftclluug ber cblen Sttctallc, wäfjrenb bie groß* tcff yjfänner jene£ ^ahrhuubertö fcon ®olbburft |U X^attn gebrängt werben. £)fme Ärittf hat man it)re 9tto* tifce ber gemcinften §abfud;t gleid;gefte(lt, währenb bocfy gfeid;fam nnr ber 3nftinft e$ war, weld;er bie eurcpäifdmt Völler trieb, fid^> ber unbehaglichen tfage be$ erfcr/öpften Söaarfcfjafceg $u ent= reißen." ') £)er §anbel hatte bamals überhaupt eine ungeheuere Sdtöbetniung nnb 53ebentung erlangt, bie £)anbel$ftäbte eine Wladjt unb einen 9?etd)thum [ich errungen, weöon fid> gürften unb 2lbel in feiner Verarmung nicht fetten abhängig machen, {ebenfalls aber fehr beengt fitsten mußten. „Xer Surft, (ehrte $ubem ber berühmte fahler ber ^arifer Uniberfttät, Johannes ®erfon, t)at fein 23olf nach 3nnen unb Slufjen in feinen fechten 51t fchü^en, unb biefeS ®d;u£eö Wegen unterwirft fid) ihm baS Sßolf unb letftet ihm (Stedorf am. Sßerte^t ein gürft biefe Pflicht, hat er gleid;. einem £r/rannen nur ba$ eigene Qntereffe im 21uge, unb bemüht er fid) etwa gar, jebe fräftige (Sntwidlung beg gciftigen unb bürgerlichen £eben£ be3 33 oTf $u hemmen, fo barf fich $eber auf geeignete Seife biefer ^rannet wiberfe^en, fobalb nur burd; ben Siberftanb bie Sage be$ @taa= teö nicht berfchlimmert werbe." u) $>te beutfchen (Ehurfürften hatten in ber 21bfe£ung f önig 2Ben$el'3 ba$ 9Mm(icbe gelehrt.

Sie aber auf bem ftaatltcben ©ebiete ber Bürger* unb allmählig aud) ber 33auernftanb fich $u fühlen unb größere polt* tijd;e fechte $u erftreiten anfing, fc warb e$ auch auf bem fird^ (id;en. 2lud) Ijter beginnt fich eine Bewegung burd; £)eutfcf)lanb (unb granfreich) funb^ugeben. Wxt gerechtem Unmuth fieht ber bürgerliche QleruS ben berborbenen, nichtsthuenben abeligen an, ber alle höheren unb einträglicheren Stellen inne hatte unb jebeS Einbringen ber ^Bürgerlichen angelegentltd;ft unb auf alle Seife fernzuhalten fiteste. Unb bech War ber bürgerliche allein ber

') £ieffeI6a<$, 1. c. @. 236. f. *J $lfL, dlu\>x. ic. ®. 171.

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arbeitenbe £fyeil unb toa$ fid) rtocf> an SBUbitng unb ©eletjrfam* feit im (Steru^ fanb, gehörte ifym $u. £)e$fyalb muffen in %ie reicheren Abteien, um erft toieber einige ($e(eljrfamfeit in ifyncn l)eimifcf) $u machen, ^Bürgerliche aufgenommen werben. ') £>er pä'pftltd)e ©tuljl begüuftigte aber gerabe ben abeligen ßleruS; benn baburd) glaubte er je£t ba8 priefterticbe Stnfe^cn ftü£en, frdftigen unb erhalten $u muffen. 2) £)a$ frühere Ijofje Sfafdjen beö (Sterin, fein groger poütifcfycr Grinftuf, bie tiefe (ürfyrfurd;t ber Völler allenthalben bor ilnn, baö etiles rührte aber nid;t oon ber holten ober abeligen ©eburt, fuq oon ber (Singlieberung in ben £efyenSftaat, fonberu baljer, baß er fittlirf; unb tinffenfcf;aft(tc^ über bem 23 olle, über ben Nationen ftanb. $e£t toar e3 auberS geworben, mit bem SeljenStoefen in ber $ird)e toar ber (SleruS fittlidj unb toiffenfcfyaftlid; tief unb bis ^um 23otfe ober gar nodj tiefer gefunfen, ja im ©egeutfyeil, bie Voller, bie £aien erhoben fid) mit einem Uebergetoid)te n>iff enfc^af ttid;en unb gelehrten fefyeuS in ben §umaniften toeit über ben n)iffenfd;aftüd)cn Staub be3 (Siems, ftatt biefeS führten bie Satcn jefet ba$ große Sort unb fceljerrfctyten bie Literatur. S&äljrenb ber UleruS efmmäd;tig geworben toar, bie £aiengelefn*famfeit in bie rechte Scfyranfe unb auf ben richtigen Seg ju führen, tourbe er oiclmefyr ber ©eget>* ftanb beS (Spottes unb Reimes ber laicalen (Mehrten unb ganj natürlich aud) beS ApaffeS nid)t bloS biefer, fonberu aud? be$ Golfes, je toeiter ber Humanismus um fid) griff unb je me^r man ifyn aucf) für ba$ 33o(f populär $u machen bm§ie, ber UleruS bagegen fiefy in ben f'raft jener früheren übernationalen Stellung erlangten großen politifd)en ^ecfyten unb greifyeiten unb toie in Deutfcfylanb in einem ungeheueren tute mau fagte bie 9fotio« nalintereffen beeinträc^tigenbem 9tei$tfntm ju behaupten fucfyte. 3)

') ©gl. 3. 25. Särf, SBefdjreibung ber äRamifcr. ber ©ifctiotyef 31t Samberg, 2. 33b. @. XXX. l) SteneaS ©tylto. I. c.

3) @. baju bie Behauptungen puffen«. §. IG.

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Ufte bicfc Srfc^ehmngett, 9ftd^tutigen unb Strömungen be« fünfzehnten 3o§rhnnbert$ muffen reid)üd; eru>ogen werben, um btefe« mit feinen nationalen Deactionen unb bie SWögüd^fctt ber Deformation £uu)erg $u begreifen. Die beutfd;c hatten fing au, fid; aft' beffen beimißt 311 werben; bie -Kamen eines SDtetfti 23?at;er unb ©regor §cimburg bürgen bafür. Die beutfcfye Nation, fagt SDcatyer, einft bie §errin unb Königin ber Söett, ift jefct burd) ba$ Sluöfaugeftyftem ber Curie in fraglichen fanget ge=^ ftürjt, Sttagb unb tributpflichtig geworben; feit bieten fahren bejammert fie U)r 2oo& unb trauert fie ob ihrer Strmuth. Slber nun finb unfere „Dptimaten" gteid)fam aus beut (Schlummer erro ac^ tr nun beratfjen fie, mit irercr)en Mitteln btefer nationalen Kalamität, meiere bie romn- nifetje Station über fte brachte, e r n f 1 1 1 dt) begegnet unb biefeS frembe $od; gätt^ttcf) abgef dt) ix 1 1 e 1 1 toerben fönne. (£3 ift befc^toffeu, man miß bie alte greiheit toieber erf'ämpfen. Die (£onftan$*93afeter Dichtung mar noch nicht oertaufen, noch ba$ ganje ^aljrhunbert ^inburdt) finben fid; Anhänger berfelben, fogenannte ßoucitiiften unb ^ragmatifer, bie alten Sttißbräuche beftanben nod> fort. i)Zatürtidt)errr>eife mußten fict) barum aud) atte ©ebitbete unb ©efefyrte, atte Uuioerfitaten unb gürfren unter bem Gnnfluffe it)rer §ofjuriften mit ben brennenben Sragen, toetcfye bie ücation fo nahe berührten, befestigen.

©erabc jet^t mürben bie Unioerfitäten, an betten ohnehin große Debefreiheit ^errfebte, in Deutf ct)tanb $afytreid;er, unb beren naturtichfteS 06ject mußten bie fird;üd)en S3err)ättniffe fd;on be$= b)afb bieten, toeit fie fid) rr>iffenfdt)aftUdt) barüber in'ö Deine unb au$einanber$ufe£en Ratten. (Sin neues miffenfcfyaftttcf>e$ Clement r)atte fidt) geftenb gemacht, baS große Sort unb Uebergemicfyt an ben Unioerfitäten an fict) geriffen ber Humanismus, bie ßaien* gelehrfamfeit. Die Vertreter beSf etben maren bon Anfang an tu Obbofition mit ber ^chotafttf getreten unb bezweifelten nicht fetten auch beren theotogifchc Defuttate. Sttan rooltre felbft, man mottte bon 23orne, mau wollte bie ^tbel mit §ilfe

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ber neuen ^radbenfenntniß unb ©etefyrfamfeit critifd) nnb auf bie fcfyotaftifcfyen Öefyren anfeilen. <So entftanb eine 2lrt lateate Geologie unb roenn fie fid) and) nur sunäcbft mit ber 23efpred)-- ung ber pctyftticfyen -:D?ad)tooftfommenr/eit unb bem Ibtaß be= fd;ä'ftigte. 2tn biefer (aicaten £fyeo(ogie, bie nad; ben gerfonia- nifcfyen ^rinennen erlaubt roar, unb burd) bie Umftänbe immer gebotener ttmrbe, nafmt naturgemäß in feiner gfrt audj ber in feinen ©anbefäintereffen burd; bie geiftfief/en Abgaben an ben reiben @teru$ unb nadj> 9fom, foroie burd) bie Slbtäffe befenberö berührte ^anbete- unb 23ürgerftanb ben regften 2lntfyeiL 9iicr/t Mos bie gürften unb Unioerfttaten nehmen 2(ergerniß unb Stnftoß an ber 23ertunbigung be3 IbtaffeS betmfs ber £reu3$üge, fenbern bie §anbet3ftäbte, toie Dürnberg, oertoeigern fefort fyartuäcftg bie (£r(aubniß ^ur Ibtaßoerfünbigung fetbft, je mefyr man fcon 9?om aug fortfuhr, aüe @imoenbungen unb klagen ber Deutfdjen mit ber größten £eid;tfertigfeit jurüdpioeifen.

Die legten ^äpfte be3 fünfzehnten ^afyrfyunbertS unb bie beS angefyenben fec^^ge^nten verflochten ficf> immer mefyr in bie ^Potitif Staffens, waren metjr auf bie 53egrünbung einer $m$* macr/t l) a(6 auf eine fegen3reid)e Regierung ber allgemeinen ®ird)e bebaut, nur um ben mögticfyft großen Zufluß oon (Mb* fummen mittefft 2lnroetfungen auf firc^Iic^e Stetten unb ©naben beforgt @o erfcr)ien bie fonft fo r)er)r gehaltene pa'pftttd)e 30cact)t immer me^r nur als eine potitifcfye, für bereu ^ntereffen bie übrigen Nationen, unb befonber$ bie beutfdje, bie «Steuern ^ar)ten fottten. Die fo bringenb geworbene, aftfeitig als notfytoenbig

') £ofti, 1. c. ©. 570. „Die fonforbate, bev fogenaunte jftepoti«* ntuS bev ISctyfte, unb alte menfd;(id;eit ©dnra'cfyen, bie an einigen 9?a<$* folgern be8 fyetügen ^etrus beweint treiben, er f cremen fo ben 2htgen beS aufmerffamen 23eobad)terä nur als bie traurigen Söirfungen ber naä) bem fran^öfifc^en 23eiftie( ©cvfon'« unb feiner ©enoffeu fceranftafteteit 9iefor men !" 9?ur roirb ber aufmerffaiue $eobad)ter nid)t biefen atteS in bie @dnü)e fd;ieben rooflen, fonbern ben Mißgriffen ber (Surie gerabe fo fefo roenn nic^t nod; mcfyr @d;utb beimeffen müffen.

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cmetfannte Reform bcr ßirdje würbe , wie e$ fdjeinen mußte, mit einem gewiffen Tro^c nicht bcrücfficf>ttgt ; benn „bie fpätcren 13a>fte wn s]>au( II. bi£ Abrian VI. öexgajjen über ben Ita- lienern beu ^fctyft, über ihre gamilienbaube bie Richten eines allgemeinen £cnfer3 ber ßhriftenheit unb bejubelten bie allge^ meinen Angelegenheiten ber C^rtftenfyeit in ähnlicher Seife wie bie y^uffiten oon befd;ränft nationalem 'Stanbpitufte au3." ') ©reger bon §ciinburg, einer ber geiftig begabteften, ge= letyrteften unb cinffuBreid>ften Üftanner fetner 3eit faßt feine %\v fdjauung enblich in folgenbe Sorte gufamrnen: „ber ^ßa^ft macht gegen un$ ben sJ3rece§, weil Wir feine ttyrannifcfye ^errfdjaft nicht ertragen, unfer burd; unfere unb unferer Sßoraltern ed;Weiß unb 331ut errungenes Vermögen nidt)t pr 33efriebigung feiner Sollüfte hergeben wollen. @iue §errfd)aft tote über @f laben Will er über uu3 ausüben. $ned;t3fimt unb $ned?t$btenft ift e$, was er bon uns forbert, nicht finblid;e @fyrfurcr/t. Sahrlich, jeber Genfer) bon gefunbem Skrftanb muß batb einfehen, wo ber *ßapft mit feinen fdjweren ©rpreffungen hinaus Will!" £)ie ©Triften Seffet'ö eines ber fyeroorragenbften Geologen bon gadj, aber Öaten geteerter beS fünfzehnten ^ahrhunberts, ber ftd> gerabe biefe fragen beS SahrhuubertS ju feiner befonberen Aufgabe ge= fe£t jtte unb mit einer großen Anzahl bon (Mehrten btefelben in fd;riftlichem unb müublichem Verfahre berhanbelte, geigen auf's SUarfte, toie weit bie ©ährung in beu ©emüthern ber beutfd)eit Nation gebieten war. (Sin Stents, fagt er, beffen Öeben fo au* ftößig ift, baß er mehr burd) fein 23eiftnel jerftört, als burch fein Sort erbaut, ift nicht %u ertragen, weil er nicht mehr auf bem (Stuhle OttofiS, fonbern ber ^eftifenj fi^t. £)ie Unterwerf- ung beS53olfeS unter ben (JleruS beruhe auf einem freiwilligen (nicht etwa burch fcubalen ©ehorfam ju ergtoingenben) Aft, in Anbetracht ber Urfacben unb beS 9cu£enS auf einem ^aft $wi= fchen beiben. Erfüllt aber ber (Sontrahirenbe (QtoruS) bie 23e=

*) W. p. XLII.

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bnigungen ntctyt, bann ift ber $aft getönt x) 9?iemanb beftrutre aber mehr bie $trche, als ein fcerborbener £teruS, ihm zu roiber^ fter/eu, finb baffer afte Triften bis 3U ben ^Bauern fyxah ber= bunben, beim es gebe feine ©etoatt a(S $ur Erbauung. 2) 2Benn beShatt) 3emanb mit bem ©tauben ber ®ird;e übereinftimmt, ift es nid; t nctfytoenbtg, b ag er mit beren Dberfyanpte, bem ^apfte, communicire, man fonne fic^ biefe SBerbinbung mit bem £>berl)anpte aud; aufgehoben benfen, roie bteö mit ben fdn'Sntattfcr/cn @ried)en ber gafl fei, nnb bod) fetig derben. £)iefe ^in^eit ber $ircr)e ift für baS §ei( nur eine accibentate, feine abfotut nothtücnbige. 3) <So toar bie taicate 2;^ectogie bes fünfzehnten 3ahrr)unbertS bis $u bem ©ebanfen an ein <gtf;t$ma fortgef djvittm, nnb barin mußte fie fogar burch Er* fcheinungen, n>eldt)e iu^erbinbung mit bem pctyftüd;en §ofe [tauben, bcftarft roerbeu. 3tn biefem trieben [ich nämlich „eine ÜttgaUjJ oou £itu(irten, 33ifd^öfett unb Erjbtfcr/b'fen ohne IMöcefeu unb o^ne geiftüd;e Verrichtung" ^cvnrn, unb fotd;e toaren es, toetd;c in ber §uf[iren$eit für ®etb fcr)iSmatifche ^riefter reihten.4) £)ie nämliche Drohung mit einem ®d?iSma fprach man 1510, atfo einige £)ecenuien nad; bem £obc 2Beffc(S, fcbon auf bem Reichstage m Augsburg unb nicht mehr in theotogifdjen Erörterungen aus.

@o reifte bie beutfche Nation immer mehr burch eine eigene

') 3of>ann Söeffel, ©. 275.

a) L. c. 273. Wxdjt bie §ä'vefie allein , jagt barum im fedr>efmteu ^ai)i1)unbert (1562) ^ranc. be (Sorbotta tu einem Briefe an Äönig Sß&i* lip\> II., jonbertt eben fo fefyr bie fd;led;te Regierung ber $ ircfye tternicfytet bie 9?eügion. ,,La religion cristiana . . . csta en la major necesidad, que nunca estubo, porque no menos destruye la religion la mala gobernacion, que la heregia, y porque cuanto mas esloy en estas partes, mas conozco esta falta . . . todo el mal que hay en estas partes, ha nascido por faltas que hay en obispos y clerigos y frailes . . . Beiträge jur fircf>I. u. polit. ©efcfncfyte. I. ©. 42G.

3) L. c. ©. 255. f.

4) $5fJ., Wufx. >C. ©. 1.17.

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unb fclbftftanbige 93eloegung unb ßntnniffttng (beim fie backte nie ]. V. an ba* fjänjfittye Vangucn unb Aufgeben bc3 Primate« tote rntv) pj jenem föerfe heran, tuc(d;c^ Vutfyer pj fc^affen ben iBeruf in fid> fitste. Sftan ftnbct t&öfyl bertoanbte ©ebanfen, v 3k ^oifeben gßeffel unb £ni£, atfein bie (^runblagen fiub ganj i^erfcfnetcne, trenn autf; beibe $?cfermbctoegiingcn, bie fyuffitifck unb beutfd;e, oon einer taxieren inneren üöefferuug junädjft beS (SIewS unb babnrdj aud> ber Koffer baS §eü erwarten, unb feuad) gu Cutter in biametralem ©egenfafc fter/en, iubem gerabe btefer oon ber Reform buref) innere Vefferung als eine mi mögliche abfielt £)tefer ©egenfafc, ja btefer fd)reienbe iCnrerforud) nun, ben Öutfyer gu ter gangen Vergangenheit hiU ber, möchte als baö auffaßenbftc 9taü)fcl in ber neueren ©efd>id>te ber£ird;e unb Sftenfd^eit erfd;einen; aüeiu an u)eologifcf)e Gom^ binatieuen geweint, fonute ftcfy eine Station aud) ju bem etoig benhourbigeu ©eftanbniffe eines oölligeu 33anferotte3 au allem fittlid;eu Vermögen Oer flehen. £)a3 fyattnäcftge Stammen ber Gturte unb beS (Stents gegen jebe ernftlid)e Dteform, bie tiefe moralifcfye SBerfunfenljeii beSfelben fyatte faftifd) toenig^ ftenS unb im Voraus für bie ^ec^tmägigfeit ber §errfd)aft beS Öaftcrö eine Sanction gegeben, ber (HeruS fyatte burd) fein £e* ben eigentlid) fd)on Oer £u£fyer gepvebigt, mir fönnen bie (Gebote uid)t erfüllen, glauben aber bod; fid;er burd) baS Verbienft (Sfyrifti felig 31t toerben. Öutfyer entbed'te nun ned) bie biblifcfye gönnet bafür, unb maS Sunber, loenn ifun bie tief oerlefcte Nation $utn Xfyeil jttftef, ba er ciuerfeits ben natienaten &tän& uugen oon (Seite ber romanifd)en Nation ein ßnbe mad;te, cm* bererfeits aber bie ©etoiffen beS tafterfjaften GleruS Beruhigte, iubem er gerabe üfre tfafterfyaftigfeit als notfyrcenbig aus ber Sibet beloteS; bem Volfe fetbft aber nutzte biefe neue Öe^re ber greifyett beS Gebens ntd)t miuber fd)tneid;elu unb bie früher be- fyauptetc unb fo energifd; oertangte Reform ber Sitten beS GleruS als eine unbillige unb unbiblifcfje gerberuug überfein laffen. £)te beutfer/e Station fyatte am längfteu 5ioifd)eu ben eiufeitigen 9?e*

176

formattonen be§ §nffiti£mu# unb ©atttcamämuS bei* ertremen Verborbenl)ett be$ GtleruS nacfygcfefjen, am (dngftcn auf bem 33o= ben beö 9^cd;teö alle 3>nftau$eu nnb Operationen nnb ^rotefte fcurdbgemacfyt nnb erhoben, mit Abfall nnb bem 33eif*piet beö §ufftti$mu8 gebrofyt, nm auf gefeilterem 2Bege eine Reform ber Iird;e $u benmlen. Umfonft; festen uumöglidj, eine Vefferung bmtf^ufefcen, alle §ebel toaren oergebenS angefe^t, e3 fjatte ben 3faf(§eui, ate od toirfücf) bie moralifdjen Gräfte ben Sttenfctyen ba$u festen, din ftetner (Stritt unb bie £fyeorie tfutfyerö mar gegeben nnb $ugleidj> audj beriefen.

X)te SlugSbnrger 5lügemetne 3etag braebte unlängft fol* genbe 92acf>ricr;t : „3n Sonftan^ ift man bef'anntlid) eifrig befd;äf^ tigt, ein fd)on in ben breiiger ^a^ren projeftirteS £>cnlmal für <pu$ p errieten. Wlan mill ben ^la^ bort mo er ben £ob erlitten genau auSgemittett fjaben unb ba$ mit ber 21u3füfyrung betraute domite fyat bie bittet $u bem £\Mdc bereite fyerbei-- gefebafft." •) 9)cöcfyte mir gelungen fein, menigftenS einen Beitrag jur SluSmittelung jene« £5rte3 geliefert ju fyaben, mcl< cfyen er in ber ©efcfncfyie beS (SfyriftentlmmS unb ber polittfdjen t$ntmidlnng @urofca'3 einnimmt unb für beffen Vertretung er ben geuertob erlitt, ^ebenfalls bürfte aud; für Victor dmamsel unb bie 2Jiä'nner ber faits aecomplis eine @fyrenfad;>e fein, puffen mit einem Monumente ju bebenfen unb etma an ber Muriner Unioerfität einen eigenen &atfyeber für bie 3nterpre- tation ber £taat3red;tsleln*e £>uffen$ gu errid;ten.

') ScUa^e *. 19. fto*. 1861. ©. 5271.

3 n Ij a 1 1.

Seite

§•

L

3

§.

2.

2)er ^räbeftiuattaniSmu«, -öuffens ^rinctp

7

§.

3.

2)ie Ätrcfje ber ^räbefttnirten . . . .

13

§.

4.

£>ie ftcfitbare Ätrcfte puffen«. Siutge Slnfcßauungen jener 3ett

23

§.

5.

(gortfefeung.) 2>ie Stellung ^etri

32

§.

6.

(ftortfefeung.) Da« TCafcfttnum

39

§.

7.

(gortfefeung.) 3)ie rcmifc^e $trcf)e

48

§.

8.

puffen« $ird)enorganifatien

52

§.

9.

(gortfet^ung.) Xk ^eilige Scfyrift uub beren iöebeutung in

62

§.

10.

SBerbärtniß ber SBorfjergeroufcteit unb $orr>erI>efttmmten 3ur

72

§.

11.

2)er 9?ec6tfertigung3£roi'e§

76

§.

12.

2)er @tanb be3 ©eredjten unb beS SünberS

92

§.

13.

2)ie Sacramente im Allgemeinen. 3)a§ sJ3rieftertbum

99

§.

14.

3)a« Sufcfacrament *

111

8.

«3*

15.

2)er 5lb(aß

118

§•

16.

25ie ©emeinfcfjaft ber ^eiligen. 35te ^eiligen * unb 9telU

129

§•

17.

Revolutionäre Elemente ber £ef»re £uffen8 in ^öejng auf

132

§•

18.

Revolutionäre Elemente ber 8e$re §uffen8 in 33ejug auf

ben (Staat

147

§•

19.

23etracf)tungen über ba« SerficUtnitj ber £eke beS $u8 gu

156

ftriebrid), 3of)ann £u3.

12

Date Due

-

1

BW2117.F91

Die Lehre des Johann Hus und ihre

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1012 00072 2894