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UNIVERSITY OF MICHI

ui

I

15 06308 8243

FROM THE LIBRARY or

Professor Karl Heinrich Rau

or Tue Univensıry or Heiogısera

PRESENTED TO THE UNIVERSITY OF MICHIGAN

Alr. Philo Parsons

or Daraoır

A 526598

5. EOS +677

Die Schre

Urbarmachunge

Grundverbeſſerungen,

oder:

Beichreibung und Erklärung aller Urbarmachungen und Grund-

verbeflerungen, welche die Suͤmpfe, Brüche, Hochmoore, Teiche,

Daiden, Wüflungen, Wälder, Sandfchollen, Dünen, felfigen Gründe, Aecker, Wiefen und Weiden betreffen,

von

Dr. Carl Sprengel, Profeffor der Landwirthfchaft am Collegio Carolino zu Braunſchweig.

Mit ſechs Kupfertafeln. EEE I ... ä ä SIEHE BERNER STE

Leipzig 1838. Berlag von J. A. Baumgärtner.

7-N-%0 mL 2

Rec/lass

Vorrede.

Der uͤberall in Deutſchland jetzt erwachte große Eifer für jedwede Art von Urbarmachung und Grundvoerbeſſe⸗ rung, fo wie der Wunfh, daß ein Werk vorhanden fein möchte, in welchem alles, was biefe wichtigen Ge⸗ genftände betrifft, vereinigt abgehandelt wäre, hat mich heuptfählih veranlaßt , dad vorliegende Bud) zu fhreiben und dem Druce zu übergeben. Wenngleid) nun daffelbe noch manches zu wuͤnſchen übrig lafien dürfte, fo wird man es doch nicht verfennen, daß mein Beftreben ſtets darauf gerichtet war, ben Landwirthen, welche beabfichtigen, Urbarmadyungen oder Grundverbefs ferungen vorzunehmen, ein Werk in die Hände zu lies fern, was ihnen außer einigem Rath aud) noch einige Belehrung darbieten möchte. Das Werk, was vorliegt, bat zwar alle mir bis jeßt zu Gebote ſtehenden Mates rialien erfchöpft, allein da ſich mir in einiger Zeit bie Gelegenheit darbieten wird, recht viele neue zu ſammlen, fo hoffe ich demfelben bald Nachtraͤge folgen laffen zu Eönnen.

Ich muß bekennen, daß mir das Schreiben dies ſes Buches recht viel Vergnügen gewährt hat, denn da in früherer Zeit tie Urbarmachungen und Grund» verbefferungen zu meinen hänfigften und liebften Beſchaͤf⸗ tigungen gehörten und ich bei dieſer Gelegenheit gar

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manche wichtige Erfahrung machte, fo mar e8 fchon Im: mer mein Wunſch, diefelben, anderen zum Nußen auch zu veröffentlihenz dazu Fam, daß ich auf meinen lands wirthſchaftlichen Reiſen fehr viele intereffante Urbars machungen und Grundverbefferungen Fennen lernte, von welchen ich gleichfalls wuͤnſchte, daß fie, als in vieler Hinſicht nahahmungswürbig, zur allgemeineren Kenntnif gelangen möchten. Beim Leſen diefed Werkes wirb man indeß bald wahrnehmen, daß ich daffelbe nicht für An: fänger, fondern nur für Sandwirthe von Erfahrung und reifem Urtheil gefchrieben habe; eine ganz ausführliche oder bis ins Fleinfte Detail gehende Wefchreibung ber abgehandelten Gegenftände hielt id deshalb für übers flüffig, theild wurde id) aber audy durch ben Raum, der mir zugetheilt war, behindert, jeden Eleinen Hand⸗ griff, von welchem freilid gar häufig das Gelingen ber wichtigften landwirthſchaftlichen Dperationen abhängt, aufzuzählen; ich glaubte, daß fidy manches von felbft verſtehe, auch dachte ich immer daran, daß ic) zu Mäns nern rebe, bie dad Weggelaffene aus der eignen Erfahs rung ſchon ergänzen würben; dagegen habe ich mid) bei Dingen, die ich für wichtig hielt und wo es darauf ans kam, ältere Anfichten zu berichtigen ober zu wiederlegen, länger aufgehalten. Zumellen war ih, der Vollſtaͤn⸗ digkeit wegen, genöthigt mich zu wiederholen, was man entfchuldigen wird, wenn man die Befchreibung ber vers ſchiedenen Urbarmachungen eine jebe für ficy betrachtet und bie Zwecke berüdfichtigt, welche ich dabei im Auge hatte. Die Herren Recenfenten werben mir hoͤchſt wahrfcheinlih den Vorwurf machen, daß ih auch hier ber Cheinie wieber zu fehr gehuldigt habe, indeß laffe ih dergleichen Befchuldigungen ruhig über mid) ergeben,

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indem ich der feſten Ueberzeugung lebe, daß es auch hier wieder die Chemie iſt, welche uns den Weg, den wir bei den meiſten Meliorationen einzuſchlagen haben, am richtigſten vorzeichnet. Der Chemie mußte ich um ſo eher ein großes Feld einraͤumen, als ich nur durch ihre Huͤlfe die vielen bei den Grundverbeſſerungen und Ur⸗ barmachungen ſich uns darbietenden raͤthſelhaften Erſchei⸗ nungen völlig naturgemäß erklären konnte; daß man aber vergleichen Erflärungen hier erwarten werde, glaubte id) wohl als gewiß annehmen zu duͤrfen; ich felbft hielt diefelben aber auch für weſentlich nöthig, Indem fie haupts ſaͤchlich dazu dienen, unferen WVerfahrungsarten in allen noch nicht vorgekommenen oder zweifelhaften Fällen eine beftimmte oder fihere Richtung zu geben. Was überhaupt die Chemie anbetrifft, fo lege idy gern das Bekenntniß ab, daß idy früher nicht bloß die Urbars macdungen und Grundverbefferungen, fondern auch bie aanze Landwirthſchaft mit bei weitem größerem Erfolge betrieben haben würde, wenn id) fdyon damals biefe vor⸗ nehmfte aller Natnrwifienfchaften fo gut als jeßt ges kannt hätte. Denke ih an alles das zuruͤck, was oft ganz anders ausfiel, als idy ed mir in den damaligen Anfihten befangen vorftellte, fo münfche ich nichts mehr, al& alle diefe Dinge nody einmal ausführen zu Tönnen, denn dba ich mich jeßt von der Chemie mehr leiten laffen würbe, fo wuͤrde id) mich auch gewiß eines guͤnſtigeren Er⸗ folges zu erfreuen haben. Es ift hier nit der Ort, biefes durch Beiſpiele zu beweifen, bemerklich will id indeß machen, daß andy) Andere, welche mehrere ihrer Tanbs wirthſchaftlichen Operationen nach ben Gefeßen ber Ches mie vollführen, fi) bei weitem beffer als früher ftehen.

Mean wird in diefem Werke mandes in Vor⸗

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ſchlag gebracht und ald nüßlih empfohlen finden, was erft noch der Beſtaͤtigung in der Praris bedarf; fern fei e8 deshalb von mir, meine Ideen und Worfchläge den Sandwirthen, melde Urbarmahnngen unternehmen, aufbringen zu wollen, vielmehr will ich, wie immer, zu Vorſicht und Mißtrauen anrathen; follte jebod) irgend Jemand den Grund oder Ungrund meiner Vorſchlaͤge barthun wollen, fo muß ich bitten, daß er darüber auch comparative Verſuche anftelle, indem nur diefe zu eis nem fidheren Mefultate führen. Im Uebrigen beinerfe ih, daß ſich meine hier mitgetheilten Ideen auf Aehn⸗ lichkeitsverhaͤltniſſe flüßen, daß ed die Ergebniſſe bed Öegeneinanderhaltens und Berechnens mehrerer befanns ter Dinge find, daß ich fie größtentheild aus den Nas turwiſſenſchaften hergeleitet habe und vor allen, daß fie fid) auf meine langjährige Erfahrung gründen, Ich glaube nun wohl gern, daß Mancher bei Leſung derſelben den Kopf fhütteln oder gar laͤcheln wird, indeß bin ich doch auch überzeugt, daß fi mir ınehrere zu Dank verpflichs tet fühlen werben, nachdem fie biefes ober jenes in ben geeigneten tocalitäten verfuht haben. Ein jeber Sands wirth fol fi immer die Frage vorlegen: was koſtet ed und was bringt's ein? aber er fol auch nicht unbe rücfichtigt laffen, daß dad Gelingen einer jeden Opera⸗ tion von ber Art der Ausführung abhängt. Metrachten wir die vielen bei ber Landwirthſchaft jeßt uͤblichen Ge: bräuche, fo dringt fidy und die Ueberzeugung auf, daß die meiften berfelben nur dem Zufalle ihr Dafein zu vers banken haben, gegenwärtig verhält ed fich jedoch Damit ganz anderd, denn die Naturwiſſenſchaften haben uns in den Stand gefeßt, nicht bloß neue Verfahrungsarten su erfinden, fondern aud die Erfolge berfelben ſchon

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im Voraus zu beftimmen, ja faft mit mathematifcher Gewißheit zu berechnen.

Um mid) noch gegen mehrere vielleiht nicht ver⸗ diente Befchultigungen zu verwahren, theild aber auch um noch einige Gegenftänbe zu berühren, die in dem Werke überfehen worden find, möge das folgende Platz finden.

Der Grund, warum ich das Entwäffern der Fels der, Wiefen, Weiden und Sümpfe, fowie die Anlegung der offenen und unterirdifhen Gräben fehr ausführlich abgehandelt habe, fit, daß ich alle diefe Dinge für bie wichtigften Gegenftände bei den Urbarmachungen und Örundverbefferungen halte. Es kommen bei dem Ent: mäfferungegefchäft nun wohl noch mehre Fälle ald bie aufgezählten vor, allein die 24 angegebenen dürften doch die Anhaltspunkte für alle übrigen in ſich fchließen.

Was ih über die Correction des Laufes der Flüffe erwähnt habe, wird ohne Zweifel das Mißfallen fehr vieler Wafferbanmelfter u. ſ. w. erregen, nichts befto weniger ınuß ich bei meinen einmal ausgefprochenen Ans ſichten beharren, da ich nöthigenfalls auch mehrere Bei⸗ ſpiele namhaft machen Eann, welche die Beweiſe liefern, daß man nicht felten Hunderte von Morgen der beften Wieſen durch die Geradelegung ber Fluͤſſe gänzlidy ver: darb. Eollen die Wiefen und Weiden bei dem Durchs ftedhen der Flußkrämmungen ihre vorige Güte behalten, fo tft es durchaus erforderlich, daß man auch Scleufen in ben Fluͤſſen anbringe, damit man mittelſt derfelben das Waffer beliebig darüber Leiten koͤnne; vorher wolle man jeboch berechnen, welche enorme Koften dieſes oft verurſacht.

Ruͤckſichtlich der Deiche oder hohen Daͤmme, die man am Mecre oder an den Strömen erbaut, hat man

nur fehr gern frißt, fons bet, felbft fett wird. 3 man beim Auffchlicken Humus enthielten, wohl in hohe Haufen zufammen anderweitig benußen koͤnne; daß man Feine einzelne tie⸗ indem diefe fonft andy in Sunusfdiht muß alfo von erſchlickt werden fol, gleich chafft werden. nd Verbefferung der Teiche tlaͤuftiger ausgelaffen, als es man wolle dieſes damit ents ht zu meinen Ötedenpferben nicht der Fall fein, wenn Feld zu Verbefferungen dar⸗ s der Erfahrung wüßte, daß Hat man ein Gut in der adt, fo ift es fogar vortheils ı zur Fiſchzucht zu verwen⸗ e Fiſche hier in ber Regel Außer daß man unter oßem Nußen Fiſchteiche hat, 'heilhaft fein, Rrebsteihe ’n; man muß jedoch dabei bes fe ein noch reinered und weis je zu ihrem Gebeihen bebürs Eingeweiden von Xhieren, groß und ſchmackhaft wurden. a5 das Schwemmen ©. 91 u. f. anlangt, id) bemerken, daß daffelbe in nenerer Zeit im '

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noch zu beruͤckſichtigen, daß denſelben auch dasjenige Waſſer ſehr gefaͤhrlich wird, welches uͤber ihre Kappe ftürßt, denn da es hier ein großes Gefaͤlle findet, fo reißt es leicht Löcher und ſpuͤlt endlidy den Deich ganz fort. Ein Haupterforderniß ift ed deshalb, daß die hintere Boͤſchung der Deiche eine recht dichte Mafennarbe habe, da dann das etwa darüber hinfließende Waffer nicht fo leiht Schaden thut. Um die Raſennarbe fters im unverleßten Zuftande zu erhalten, dürfen die Deiche auch nicht mit ſchwerem Viehe beweidet werben,

Zu dem, was ich uͤber die Anlage der Schleuſen bemerkte, fuͤge ich noch hinzu, daß die Erbauungskoſten derſelben gar häufig den Voranſchlag um -Y, uͤberſtei⸗ gen; überhaupt hält es fehr fchwer, fhon im Voraus einen völlig zutreffenden Koſtenanſchlag darüber aufftels len, dba während der Arbeit mandye nicht vorher zu beredynende Fälle einzutreten pflegen.

Die Bildung des Marſchbodens an den Küften des Meeres betreffend, verdient noch bemerkt zu werben, daß diefelbe immer nur da vor ſich geht, wo das Meer⸗ waffer viele Salstheile enthält, denn aus den Baſen der Salze (Kalferde und Talkerde), verbunden mit ber Humusfäure, entfteht nur ber Schlanım, meldyer den feinen Sand und die übrigen im Meerwaſſer fuspens dirten Körper "bindet. Dies ift der Grund, warum an den Küften der Dftfee, als ein weniger Salztheile ent⸗ haltendes Meerwaſſer faft gar kein Seemarfhboden entftehbt. An ber Norbfee bildet er fich, aus leicht eins zufchenden Gründen, am häufigften in großen Buchten oder da, wo der Wellenfchlag und die Strömungen nur ſchwach jind. Man benußt ihn übrigens fhon vor ber Eindeichung ald Weide, da er viele Salzpflanzen her⸗

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vorbringt, die dad Vich nicht nur fehr gern frißt, fons dern fi auch wohl dabei befindet, felbft fett wird.

©. 65 ift angegeben, dafk man beim Auffchlicken folcher Gründe, die fehr viel Humus enthielten, wohl daran. thun, denfelben vorher in hohe Haufen zufammen zu werfen, ba man ihn dann andermeitig benußen koͤnne; dabei ift jedody zu bemerken, daß man Feine einzelne tie fen $öcher ausgraben darf, indem dieſe fonft auch in der Folge bleiben. Die Humusſchicht muß alfo von ber ganzen Fläche, die Aberfhlidt werben fol, gleich tief abgeftodyen oder fortgefchafft werden.

Ueber die Anlage und Werbefferung der Teiche habe ich mich vielleicht weitläuftiger ausgelaſſen, als es Manchem lieb fein dürfte, man wolle diefed Damit ente ſchuldigen, daß bie Fifchzucht zu meinen Steckenpferden gehört; dies wuͤrde jedoch nicht der Fall fein, wenn diefelbe ein weniger großes Feld zu Verbefferungen dar: böte und wenn ich nicht aus der Erfahrung wüßte, daß fie fehr einträglih if. Hat man ein Gut in der Nähe einer voffreihen Stadt, fo ift ed fogar vortheils haft, den allerbeften Boden zur Fiſchzucht zu verwens ben, da große, fhmadhafte Fifche bier in der Regel einen hohen Preis haben. Außer daß man unter diejen Verhältuiffen mit großem Nutzen Fifcjteihe hat, kann e8 nun auch fehr vortheilhaft fein, Krebsteiche ober bergl. Gräben anzulegen; man muß jedoch dabei bes ruͤckſichtigen, daß die Krebfe ein noch reinered und weis cheres Waſſer als die Fifche zu ihrem Gedeihen beduͤr⸗ fen. Ich fütterte fie mit Eingeweiden von Thieren, wobet fie in kurzer Zeit fehr groß nnd ſchmackhaft wurben.

Was das Schwemmen S. 91 u. f. anlangt, fo muß ic) bemerken, daß daffelbe in neuerer Zeit im Luͤ⸗

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ncburgifchen nicht mehr fo häufig als früher angemwender wird. Mean glaubt fich befier dabei zu ftehen, wenn man die vorhandenen fumpfigen Wiefen und Gruͤnde entwäffert und mit Zuhuͤlfenahme von Sand Bewaͤſſe⸗ rungswieſen (mit ſchmalem Ruͤckenbau) darauf anlegt. Den Sand fihiebt man mittelft Handkarren von den angrenzenden Hügeln herbei und zieht den Fuß berfelben dann mit in die Micfe.

Erwaͤgend, daß gute Wiefen unter allen Verhaͤlt⸗ niffen für den Landwirth einen hohen Werth haben, vers breitete id mich ſowohl über die Anlage als über bie Werbefferungen derfelben möglichft weit. Hauptſaͤchlich habe ich mich bemühet, eine richtige Erklärung über die Wirkung des Waſſers beim Wemäffern zu geben, intem man ſich, meiner Anfiht nach, hiervon noch ims mer eine unrichtige Vorftellung macht. Ausfuͤhrlicher und mit mehr Beifpielen belegt, habe ich mich über Dies fen wichtigen Gegenftand in meiner Lehre vom Dinger ausgeſprochen. Ein trefflides Werk über ben ganz sen Wiefenban haben wir Fürzlih aus ber Feder de8 Deren Dr. von Lengerke erhalten.

Alles, was die Verbefferung des Aderlandes betrifft, babe ich gleichfall8 recht ausführlich erörtert und hoffe deshalb nicht aetadelt zu werden. Der Düns gung des Bodens mit Mift, Sauce, Gülle und fon; ftigen vrganifchen Subſtanzen ift jedoch Feiner Erwaͤh⸗ nung gefchehen, indem id) mir dieſes für meine $chre vom Dünger vorbehielt, Die Düngung mit Mergel, Kalk, und überhaupt mit den Minerallörpern, Tonnte ich dagegen nicht füglid weglaffen, da man fie allgemein zu den Örundverbefferungen zählt. Das Capitel von der Merbefferung ded Ackerlandes if natürlich um fe

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größer andgefallen, ald id) darin aud) bie Umfriebiguns gen abgehandelt habe; dieſen Gegenſtand hätte ich aber auch eben fo gut bei den Wiefen oder den Weiden ers Örtern Finnen. Auf das, was ih ©. 210 m. f. über die Werbefferung der Ackerkrume durch den Anbau tiefmurzelnder Gewaͤchſe erwähnt habe, erlaube ich mir den geehrten $efer ganz befonders auſmerkfam zu machen, da es ein Öegenjtand ift, den ich für fehr wichtig halte.

In dem Capitel über die Verbeſſerung der ewigen Viehweiden hätte ih wohl nod die Pflanzenarten. aufzählen FTönnen, die mit Vortheil darauf angefäet- werben, da ich indeß die paßlichen NWeidepflanzen an einigen anderen Drten nenne, fo hielt ich es für übers fluͤſſig.

Ueber die Cultur der Sandſchollen und Duͤ⸗ nen habe ich nur das Weſentlichſte mitgetheilt; wer ſich näher daruͤber belehren will, findet dad Reſte in »von Pannewig Anleitung zum Anbau der Sandfläcen, Marienwerder 1882 «

Die Urbarmahung der Hochmoore habe ich in Betracht ihrer hohen Wichtigkeit fo ausführlich abge⸗ handelt, ald ed nur der Raum geftatten wollte Ich glaube dad ganze Verfahren, was man babei befolgt, zuerſt befchrieben zu haben. Wer über dad XLorfftes hen weitere Belehrung fucht, findet diefe in )»Eiſelen's Anleitung zur Kenntniß bed. Torfwefend, Berlin 1802.

In Betracht, daß die Haideraͤume in vielen $äns dern des nördlichen Deutfchlands nody einen unermeßli⸗ hen Umfang haben, fo wie in Erwägung, daß die Urs barmachung berfelben fehr viele Schwierigkeiten darbietet, habe ich mich gleichfalls fo weitläuftig daruͤber verbreitet,. als es nur immer der Raum zuließ. Gluͤcklich iſt im⸗

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mer derjenige zu nennen, welchem Mergel zu Gchote fieht, da er das wohlfeilſte Mittel zur Verbeſſerung bed Haidebodens darbietet., Man kann den Haideboden nad) der Mergelung fogleih mit Roden beftellen und barunter weißen Klee und Gräfer fäen, und erhält dann Stroh und Futter, woburh Dünger zu fes ner weiteren Verbeſſerung herbeigefchafft wird. Wer alfo beabfichtigt Haiden urbar zu machen, hat vor allem feinen Untergrund durch Exdbohrer auf Mergellager zu unterfuchen; man findet dabei, wenn auch keinen Mers gel, body oft einen fehr guten Lehm, der durchs Ro⸗ ften fehr verbeffert werden kann.

Wenngleich die Urbarmahung ber Brühe ein Ges genftand von hoͤchſter Wichtigkeit ift, fo läßt fie ſich body leicht bewerfftelligen, d. h. ber Bruchboden kann mit leichter Mühe und ohne großen Koftenaufiwand fehr fhnell in das ſchoͤnſte Ackerland verwandelt werben. Aus dieſem Grunde habe id mid denn auch fo menig als möglich dabei aufgchalten. Das Entwäflern bes Bodens ift dabei gewöhnlich bie Hauptſache, wird diefe gut ausgeführt, fo gelingt alles übrige von felbft. Die Entwäfferungsgräben brauchen auf dem Bruchboden zwar Feine ſtarke Boͤſchung zu haben, allein man giebt fie ihnen dennoch gern, da die Grabenwaͤnde dann bis auf die Sohle mit Gras bewachſen, was abgeerntet werben kann. Der Grasnußung wegen giebt man deshalb auch wohl den Gräben zwiſchen ben Feldern und auf Wiefen eine ſtarke Boͤſchung oder legt fie muldenfoͤrmig an.

Bei der Urbarmahung ber Wälder habe ich zwar angegeben, dag man den Waldboden am beften nach den unter den Bäumen machfenden Kräutern und Graͤfern beurtheilen koͤnne, allein da ed gar häufig ber

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Fall tft, daß megen Gefchloffenheit der Baͤume ober wegen bes dichten Schattens Feine Kräuter und Graͤſer Darunter vorkommen, fo hat man natürlih auf diejeni⸗ gen zu achten, melde an ten Raͤndern ber Wälber, oder anf etwaigen Bloͤßen wachſen.

Dem Rafenbrennen habe ich einen verhaͤltniß⸗ mäßig langen Abfchnitt gewidmet, indem ich baffelbe für eine der wichtigſten landwirthfchaftlihen Operatio⸗ nen halte. Wefonders hielt ich es für nöthig, eine dem jeßigen Standpunfte der Chemie angemeffene Theorie über dad Mofenbrennen beizubringen. Man wird zwar fehen, daß diefelbe in vielen Stücken von ber früheren gänzlid, abweicht, indeß wird man fi) and) überzeugen, daß die dabei Statt findenden Erſcheinungen völlig naturges mäß erflärt find; und wiewohl ich ſchon in diefem Werke auf das Unzweideutigfte bewiefen zu haben glaube, daß die Raſenaſche hauptfächlih den angebaueten Pflanzen als Nahrung dient, fo habe ih doch in meiner Düns gerlehre noch ſchlagendere Weweife darüber beigebracht, Auf Moorboten nüßt, dies ſei noch bemerkt, die Raſen⸗ und Humuskohlenaſche den Pflanzen hauptfächlich durch ihren Gehalt an SKiefelerbe, indem diefer Boden felten fo viel Kiefelerde enthält, daß die Pflanzen, beſonders bie großartigen Gewädfe ihr Beduͤrfniß daran befriedigen Fönnten. Die Kiefelerbe der Rafens und Humaskohlen⸗ afche befinder fidy in einen Zuſtande, welche deren Aufs löfung in Waſſer fehr erleichtert, waͤhrend bie Kiefels erde, weldye ald Sand im Moorboben etwa vorkommt, fehr ſchwer im Waſſer loͤslich ift, und deshalb auch den Pflanzen nicht zu gut kommen kann.

Die Verfahrungsarten, welche man bei der Urbar⸗ machung der felſigen Gruͤnde und ſteilen Bergabhaͤnge

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befolgt, habe ih nur in der Kürze berührt, da man fie meift beffer durch Holzanpflanzungen benußt, zumal bei einem Hange nad) Norden die füdlichen Abhänge koͤnnen dagegen ald Weide dienen und find oft vortheilhaft mit Dbftbäumen, befonderd mit Kirfhen zu bepflanzen. Bei fehr ſteilen Vergabhängen muß man oft damit zus frieden fein, wenn fie nur mit Sträuchern bewachſen find, da das Wurzelgefleht derfelben die Erde gegen dad Abſchwemmen ſchuͤtzt. Durch das Xeraffiren Eins nen, wie an feinem Orte gezeigt ijt, die fteilen Bergabs hänge zwar am fchnelliten nußbar gemadyt werben, allein babei hat man doch Immer den Werth des gewonnenen Bodens zu berückfichtigen, da die Koften dieſer Opera⸗ tion immer fehr beträdytlich find.

Da der fandwirth nur die Feld: und Gutswege her- zuftellen und in Ordnung zu halten hat, fo war es nicht nöthig, den Wegbau ausführlicher abzuhandeln als es hier gefchehen ift. Zur Anlegung guter Landſtraßen ift einige Erfahrung und technifche Kenntniß nöthig und wenn ih bier die Verfahrungsarten, welche man babei bes folgt, im Allgemeinen mittheilte, fo gefhah ed, weil fie in der Hauptſache aud) bei den Feld» und Gutswegen ihre Anwendung finden. In der neueren Zeit ift viel ges gen bie Anpflanzung der Bäume an den Wegen geeifert worden und manche vermerfen alle Arten von Bäume an ben Wegen gänzlich, fie gehen aber darin zu weit, denn ein gut gezogener Dbftbaum, wenn er nicht zu nahe aın Wege ſteht, ſchadet deinfelben wenig oder gar nichts. Won ben an ben Wegen gepflanzten Dbftbäumen hat man auch oft einen nicht unbebeutenden Nußen durch ihre Früchte, fo daß dadurch der Schaden, den jie etwa verurfachen, doppelt und dreifach erfeßt wird. Alsdann muß ınan aber auch

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beruͤckſichtigen, daß reinliche und freundliche Anorbnungen an den Wegen bei der Bevölkerung des Landes ben Ord⸗ nungsfinn erweden, und das ift doch auch wohl etwaß werth; bedauern muß ınan ed beshalb, wenn man ficht, daß an den Wegen ſchon vorhandene Dbftbäume aus reis nem Vorurtheil wieder mweggenommen werben !

Den Brüdenbau habe ich fu kurz ald moͤglich abs gehandelt, wer ſich alfo darüber weitere Belchrung vers ſchaffen will, muß dieſe anderwaͤrts ſuchen; man fins det biefelbe in »J. Zamminers Anleitung zur Flaͤ⸗ henaufnahme u. f. w. Darınfladt 1836. In dieſem Werke ift auch eine gute Anleitung zur Erbauung der kleineren Scleufen, fo wie zum Bau der Kunftwicfen befindlich.

Obgleich ich mich uͤber die Arrondirung der Laͤndereien, ſo wie uͤber die Verkoppelung nur ganz kurz ausgelaſſen habe, fo hätte ich doch gewuͤnſcht, recht ausfuͤhrlich daruͤber handeln zu koͤnnen, vielleicht geſchicht dieſes einmal in einer beſonderen kleinen Schrift. Hier will ich jedoch noch das Folgende daruͤber bemerken:

Bon den Xheilungscommiffären iſt ſchon oft der Wunſch auögefprochen worden, daß die Principien fefter geftellt werden möchten, nad) melden bie Gemeine ‚Hut und Weide, die Wuͤſtungen, der Forfigrund, die Brüd)e und Sümpfe, Eurz die noch nicht cultivirten Gründe, fowohl unter fidy als gegen das Aderland, abzufchäßen feien; indem fie unfchlüffig darüber find, ob man den Grund und Boden fo wie er vorliegt, d. h. nach feinem gegenwärtigen Ertrage zu tariren habe, ober ob darauf Ruͤckſicht zu nehmen fei, welchen muthmaßlichen Reins ertrag er nach der Inſtandſetzung geben werde? Ich bin der Meinung, daß man. diefen Gegenftand, obgleih er

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von großer Erheblichkeit ift, doch niemald ganz aufs Keine bringen wird; denn wenngleich ed wohl Nicmand leugnet, daß ein Sumpf, eine Wüftung oder eine Ges meine Hut und Weide großer Verbeſſerungen fähig ift, und ſomit auch einen bei weitem höheren Ertrag als vormals geben muß, fo gehört doch viel Kenntnig und Erfahrung dazu, um ſchon im Voraus zu beftimmen, wie viel die Urbarmachungskoſten berfelben betragen werben, und um wie vicl ber Reinertrag größer als früher fein wird. Wer einen Sumpf oder eine Wüs ſtung ald Theilungsquote übernehmen foll, kann, wenn ihm ber Eünftige beffere Ertrag vorgehalten wird, mit Recht den Beweid fordern, ba ihm aber biefer nicht ſogleich zu liefern ift und auch wohl Niemand !uft hat bie Garantie zu übernehmen, indem dad Gelingen aller Urbarmadungen ſtets von der Art der Ausführung abs hängt, fo muß ber Werth der Wüftungen, Suͤmpfe u. f. mw. aud Immer um Wicked geringer abgefchäßt werben, ald er es in der That iſt. Gelangt nun cin niedrig abgefhäßter Sumpf oder dergl. in tie Hände eines thätigen, einjichtövollen und zugleih bemittelten Landwirthes, fo macht berfelbe fehr bald ein Feld bar; aus, was ſich durch große Fruchtbarkeit auszeichnet und bat natürlid nun von ber Xheilung einen größeren Ge winn, als alle übrigen dabei Interefjirten ihn haben. Die Folge hiervon iſt dann große Usnzufriebenheit, ja viele glauben wohl gar, daß fie übervorcheilt freien. Um beöhalb allen. dergleichen Wormürfen bei Zeiten zu bes gegnen, läßt man das Loos entſcheiden, d. h. man giebt den verfchiedenen Parcellen Ruınmern und läßt diefe von ben bei ber Theilung Intereflirten ziehen. Es find mir jedod auch viele Fälle bekannt, wo ſich einſichtsvolle

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XVII

und betriebſame Landwirthe mit gutem Vorbedacht alle ſchlechten, ſauern oder moorigen Gruͤnde bei einer Ver⸗ koppelung willig zutheilen ließen, ja wo ſie ſelbſt nicht anſtanden ihr beſtes Ackerland dafuͤr hinzugeben, wohl wiſſend, daß der Gewinn, den ſie davon haben wuͤrden, ein ſehr betraͤchtlicher ſein werde und es auch in der That war, indem es nur geringer Mittel bedurfte, um aus dem bisher faſt gar keinen Ertrag gebenden Gruͤn⸗ den das allerfruchtbarſte Ackerland zu machen. Ain haͤufigſten wird bei der Verkoppelung ganzer Feldmar⸗ ken wohl bei der Abſchaͤtzung der Viehweiden gefehlt, da in der Regel Männer damit beauftragt werben, die wohl focalfenntnig, aber auch weiter nichts als dies bes fißen,. Meiner Anfiht nach möchte man dagegen zum Abſchaͤtzen immer nur folhe Männer auswählen, weldye gründliche Bodens und Pflanzenkenner find, bie alfo auch von ber Chemie und Botanik dad Möthige verfiehenz fie muͤſſen felbft Kenner der ganzen Landwirthſchaft fein, da von ihrer Einfiht und ihrem Ermeſſen dad Eünfs tige Wohl und Wehe der VBetheiligten abhängt und überhaupt Keinem, wer es auch fei, bei der Verkoppelung zu nahe getreten werben fol. Betrachten wir einmal bie Abſchaͤtung einer Gemeine Hut und Weide, wie fie jeßt gefhieht, um uns fogleich zu überzeugen, daß man ſehr unvollkommen dabei verfährt: Man unterfucht ben Boden und die Pflanzen nur fo obenhin, fieht zu, ob fie recht grün find und ob fie ein Eräftiged Wachsthum haben; damit begnügt man fi und wendet nun bei des zen Theifung die Wegetations: Scale von Meier an! Dagegen möchte man zuerft den Voden fomohl im Uns tergrunde als in der Oberfläche chemiſch unterfuchen, das

Maflenverhältnig der vorhandenen Pflanzen ausmitteln, ar

XVIII

beruͤckſichtigen, ob viele naͤhrende oder giftige dabei ſind, in welcher Jahreszeit dieſelben vorzuͤglich wachſen (die Agroſtisarten wachſen z. B. hauptſaͤchlich im Herbſt und find dann auch am naͤhrendſten) und überhaupt möchte man erft bie Eigenfchaften aller vorkommenden Gewaͤchſe gehörig würdigen, um hiernach eine grünblide Ab⸗ ſchaͤzung und Theilung der Weide vornehmen zu koͤnnen. Da man nun aber auf Alles viefed Feine Ruͤckſicht nimmt, fo tft davon die natürliche Folge, daß ınchrere Sntereffenten nady erfolgter Theilung oft die arößte Unzufriedenheit laut werben laſſen und das mit Ned. Bei ber Verkoppelung bat man uͤbrigens noch dahin zu fehen, daß alle Intereſſenten ihre Antheile in gleich weiter Entfernung vom Wirthfchaftshofe erhalten, was freilich leichter ausgefproden als ausgeführt ift.

Sn Betreff ver Errichtung neuer Wirthſchaftsge⸗ bände muß ich noch bemerken, daß in der neueren Zeit die Erbauung der Mauern von feftgerammter Erbe in Steinform wieder in Anregung gebracht worben iſt (vergl. die Kunſt⸗ und Gewerbsblaͤtter bed Geſell⸗ fhafter8 18388). Man gebraudht Dazu eine hölzerne Form, die inwendig mit blankem Eiſen ausgekleidet ift, feßt diefelbe unter eine Ramine, die mittelft Stride, wie bie Rammen zum Einſchlagen von Pfählen in bie Höhe gezogen wird, füllt die Form mit nicht zu trock⸗ nem und auch nicht zu feuchten Lehme, bringt darüber einen genau in bie Form paffenden Klo an und laßt auf biefen fo lange die Ramme wirken, bis er nicht mehr tiefer ſinkt. Der fefigerammte Lehm wird hierauf aus der Form genommen, man füßt diefelbe abermals mit Lehm, rammt ihn feft, nimmt ihn heraus und fährt fo fort, bis man bie gewünfcte Anzahl Steine hat.

XIX

Von dieſen laͤnglicht viereckigen Lehmſteinen wird nun die Mauer erbaut, und es ſoll dann das Beſte ſein, weder Moͤrtel noch ſonſt eine Speiſe dazwiſchen zu brin⸗ gen. Die Dauerhaftigkeit von dergleichen Mauern wird zwar ſehr geruͤhmt, allein es ſind Gruͤnde vorhanden, welche hieran zweifeln laſſen. Mehr hat ſich dagegen die Dauerhaftigkeit der Dornſchen Daͤcher bewaͤhrt, vorausgeſetzt naͤmlich, daß man dieſelben mit der gehoͤ⸗ rigen Vorſicht bei trocknem Wetter erbauet. Man giebt ihnen gewoͤhnlich eine ſehr flache Lage, was mir aber bei großen Wirthſchaftsgebaͤuden des Schneedruckes we⸗ gen als unzweckmaͤßig erſcheint. Die nach Dorn er⸗ baueten Daͤcher kommen nicht ſo hoch zu ſtehen als die von Ziegeln, Schiefer, Stroh, Rohr u. ſ. w. herge⸗ ſtellten und erfuͤllen dennoch in jeder Hinſicht ihren Zweck auf das Vollkommenſte. Bekanntlich gebraucht man zu ihrer Anfertigung Latten, Lehm, Gerberlohe und Steinkohlentheer. Sie erſchweren die Gebaͤude weniger als die Ziegeldaͤcher, laſſen weder Regen noch Schnee⸗ geftöber durch, werden nicht von heftigen Winden und Stürmen ruinirt und gerathen durch Flugfener nicht fo leicht in Brand; alles Kigenfchaften, woburdy fie ſich hauptſaͤchlich für Wirthfchaftsgebäude empfehlen. Neuer⸗ lih will man die Dornſchen Dächer noch verbeffert has ben, ob mit Erfolg, muß bie Zukunft lehren. In Schweden gebraucht man jebt aud eine Art Pappe zur Dachbebedung, die fehr dauerhaft und wohlfeil fein fol, ber Himmel mag überhaupt wiſſen, mie weit man ed nod in diefen und ähnlichen Dingen bringen wird, Da wir ja in einem fehr erfinderifchen Zeitalter leben, was wir aber wieder nur der hohen Ausbildung der Natur wiffenfchaften zu verdanken haben. |

XXx

Schließlich will ich noch bemerken, daß ich Vieles von dem, was ih in dem vorliegenden Werke mit: getheilt habe, Feinesweges für etwas Meues auggebe, Dagegen dürfte man aber and) mandyes darin finden, was noch in Feinem anderen Buche fteht. Mein Haupt: beftreben war es, hier dad MWichtigfte von dem Ve: Fannten zufaınmenzuftellen, uno es ſowohl beutlid, und leicht verftändlich zu beſchreiben, als auch eine ridys tige Erklärung darüber zu geben. Das erftere ift mir fchtwerer geworben ald bad leßtere, da ich mid moͤglichſt kurz anszudrüden hatte. Zur beffern Vers ftändlidyPeit habe id; es für nöthig erachtet, bem Werke 6 Kupfertafeln mit vielen Zeichnungen beizufügen, und menn biefelben and) auf keine große Genauigkeit Anſpruch machen, indem ich fie größtentheild aus dem Gedaͤcht⸗ niffe entwerfen mußte, fo bin ich doch überzeugt, daß fie meinem Werke eine größere Brauchbarkeit ertheilen ‚werben.

Braunfhmweig, im October 1838.

Der Berfaffer.

Inhaltsanzeige.

Einleitung

Seite 1

Von der Entmäfferung oder Trodenlegung der Felder, Wiefen, Weiden, Moore und Suͤmpfe mittelfi offener und unter:

irdifher Graͤben Erſter Ball Zweiter Sc . Dritter Fall Bierter Kal Fünfter Fall Sechster Fall Siebenter Fall Achter Fall Neunter Sal . Sehnter Fall Eilfter Fall Iwoͤlfter Fall Dreizehnter Fall Vierzehnter Fall Funfzehnter Fall Sechszehnter Fall Siebenzehnter Fall Achtzehnter Fall Neunzehnter Fall Zwanzigſter Fall

Ein und zwangigfter Fall. Zwei und zwanzigſter Fall Drei und zwanzigſter Fall Vier und zwanzigſter Fall

Bon den Regeln, welde man bei der Anfertigung offener Si.

ben zu befolgen bat

Bon den unterirdifchen oder verdeckten Waſſerzüigen (Fontanellen, Dohlen, Unterdrains) im Allgemeinen . oo.

24

xxii

Von den Regeln, welche bei der Anfertigung der unterirdiſchen Abzüge zu befolgen find ..

Von der Art der Einrichtung der verdeckten Abzuͤge im Belondem 1) Fontanellen von Bruchſteinen . 2) Fontanellen von Schlacken. 2. 8) Fantanellen von grobem Grande... 0. 4) Fontanellen von Feldſteinen .. 5) Bontanellen von gebrannten Badfteinen .

6) Fontanellen von Ho . eo. a . . . N Sontanellen von Rohe . Fe —4 8) Kontanellen von Stroh . . 4 9) Fontanellen von Haidekraut. .. 10) Fontanellen von Brahm Fe 11) Fontanellen von Moos. . . a

12) Fontanellen von Raſenpatzen . 0.

5

SESSEEEINASEES

Don ben zur Anfertigung der untericdifchen Abzüge adtbigen |

Geraͤthſchaften ..

Von der Anfertigung wmeerithiſche ben und Sante

Von der Veränderung oder Gorrection des Laufes ber Fluͤſſe

Bon der Verwahrung, Befeſtigung und Ausbefferung ber Flußufer

Don der Anlage der Daͤmme (Deiche) und Wälle zum Schutz ber Ländereien gegen die Ueberſchwemmungen des Deere, ber Ströme, Fluͤſſe u. f. w.

Von der Anlage der Schleuſen, Sihle, Gandte und > Scäben, behuf Entwäfferung eingedeichter Ländereien

Von der Bildung des Seemarfhbodens und ber Art, wie man derfelben zu Hülfe tommt .

Bon ber Auffhlidung oder Auffhlämmung mitte Fiußwaſſere Von der Anlegung der Fiſchteiche auf magerem, ſchlechtem, zum Getreide⸗ und Futterbau nicht beſonders tauglichem Boden

1) Das Waſſer betreffend, welches zur Anlage eines Teiches dienen ſoll

8) Den Grund und Boden betreſfend welcher zur Anlage der Fiſch⸗ teiche dienen ſoll

8) Das Terrain ober ben Raum. (Zeidjraum) betreffend , Beth zur Anlage von Zeichen benust werben foll .

4) Die Tiefe der Teiche betreffend .

6) Die Lage der Teiche betreffend . 6) Die Zeichgräben und den Fiſchkeſſel ei) Defen 7) Die Teichdaͤmme betreffend

ae B

zıill

8) Die Schleuſen, Biuthbette, Mönche, Ständer, Grunbgerinne, Rechen u. f. w. betreffind . 9) Die Geräthfchaften betreffend, we bei ber Xntage ber Zeich⸗ erforderlich ind . . . 10) Die erfte Behandlung eines neu angelegten Zeichs betreffend Von der Verbeſſerung verwahrloſeter Fiſchteiche. Von der Verwandlung alter Fiſchteiche in Ackerland, Wieſen Weiden u. ſ. w.. Vom Schwemmen oder dem Wegfloͤßen der Hügel mittelft Waſ— ſers in tiefer gelegene Gründe .8.. Von der Verbeſſerung der Wieſen rn 1) Die Entfumpfung der Wiefen betreffend . 0. 9 2) Die Ebnung der Wiefen betreffend. . . 8) Die Senkung oder Vertiefung ber hohen trodenen Bifn betr. 4) Die Schöhung ber Wiefen betreffend 5) Das eberfahren der Wiefen mit Erbe und bie von: ge Grfitung

ber alten Grasnarbe betreffend . eo. 6) Die Berjüngung ber Wiefen betreffend . 7) Das Rafeneinimpfen betreffend . er

8) Das Aufbrechen der Wieſen betreffiind . . 9) Die Dimgung der Wieſen mit Sand, Kall, Weergei, boizaſche, Torfaſche, Seifenſiederaſche, Gyps, Kochſalz u. ſ. w. betreffend 10) Die Duͤngung der Wieſen mit animaliſchen und vegetabluſchen Körpern betreffen. ee. 11) Das Rafenbrennen bee Wicfen betreffend . . . 12) Die Verbefjerung bed Untergrundes der Wiefen betreffend . 18) Das Umpflanzen ber Wiefen mit Hecken betreffend . oo. Bon der Anlage der Bewaͤſſerungswieſen (Riefelwiefn) . . 1) Den Boden betreffend, welcher zur Anlage einer Bewäfferungds wiefe dienen fol . . . 3) Die Lage des Terrains betreffend, af welchem eine Kunſtwiefe angelegt werden ſoll 3) Das Waſſer betreffend, weiches man | ur Beniferung ber Wie. fen zu verwenden gedenkt. . Bon ben allgemeinen Regeln, weide man bei der Xn lage der Zunftwiefen befolgt . . 1) Bon ber Ausführung und Einrichtung des Hangbaues im Befondern 2) Wonder Ausführung und Einrichtung des Rüdenbaues im Befond. a) Schmaler Rüdendau . . . 200. b) Breiter Rüdenbau . . . . . ec) Zufanmengefchter (gemifchter) Bau . . Bon den Geraͤthſchaften, melde bei der Anlegung einer Kunfts wiefe erforderlich ſin.

Eeite

82 83 83 88

xxiv

Don der Bewaͤſſerung ber Wieſen mittelſt Schoͤpfraͤder und Mafchinen Bon der Bewaͤſſerung der Wieſen mittelſt Weberflauung . . Bon der unteriedifchen Bewaͤſſerung der Wiefen 2. Don den Verbefferungen des Aderlanded . . . 2.

1) Bon der Verbefferung ber Aderländereien, bie an Näffe leiden 2) Von der Verbefferung ber Ackerlaͤndereien, bie an Dürre leiden 8) Von ber Verbefferung bes unebenen Ackerlandes durchs Planiren 4) Bon ber Verbefferung ber ungleihen Mifchung ber Ackerkrume 5) Bon der Verbeſſerung einer fehr feichten Aderfeume . a) Vertiefung ber Ackerkrume durch ben gewöhnlichen Pflug b) Vertiefung der Aderkrume mittelft bes Graben . - c) Bertiefung ber Ackerkrume mitteifl bes Gpatpflügen . d) Vertiefung ber Ackerkrume mittelft bes Rajolpflügene . e) Vertiefung der Ackerkrume durchs Rajolen . . . £) Vertiefung der Ackerkrume durchs Miniren . .

6) Von der Verbeſſerung des Ackerlandes durch Wegſchaffung ber etwa vorhandenen Steine .

7) Von der Verbeſſerung des Ackerlondes durch Vermiſchung ſeiner Oberflaͤche mit Mergel, Kalk, Thon, Sand, Humus, Aſche, Gyps, Knochenmehl, Kochſalz u. ſ. w.. ..

a) Verbeſſerung des Ackerlandes durch Merge. b) Verbeſſerung des Ackerlandes durch SE 4 . . . c) Verbefferung des Aderlandes buch Sion . . d) Verbefferung bed Aderlandes dur Sand . . . e) Verbefferung des Ackerlandes buch Sumus . . 5) Berbefferung bes Aderlandıs durch Fanggrubenerbe . g) Verbefferung bed Aderlandes buch Me . - . h) Zerbefferung des Ackerlandes durch Geifenfiederafye . i) Verbefferung bes Ackerlandes durch Sup . . . k) Berbefferung des Aderiandes durch Knochenmehl . 1) Berbefferung des Bodens durch Kochfalz 0.20. m) Berbefferung des Aderlandes durch Minerallörper , die Ammonial, Kali, Natron, Kalk: und Talkerde, Chlor, Salpeterfäure und Phosphorfäure enthalten . oo.

8) Bon der Verbefferung ber Ackerkrume durch ben Anbau tief wurzelnder Gemähfe .

9) Von der Verbefferung bes Ackerlandee, welches durch ein Ueder⸗ maß von leicht in Waſſer loͤslichen Pflanzennahrungsſtoffen un⸗ fruchtbar iſt.

10) Bon der Verbeſſerung der Ackerkrume binſt ichtich ihres Kornd 11) Bon der Virbefferung des Untergrund. . . 12) Bon der Zerbefferung des Aderlandes mittelft umfriedigung

215

XXV

Bon ber Anlage der Herden im Allgemeinen . . Bon der Anlage ber Heden im Beſondern . a) Weißdornheckrkken. b) Schwarzdorn⸗ ( Schlehen) Heden . ec) Weißbuchens (Bagebuchen) Heden . d) Rothtannenheidien . . e) kindenheden .

£) Eichenhecken . g) Weidenheden W h) Acazienhecken. i) Maulbeerhecken.

k) Liguſterhecken.. 1) Berberitzenhecken. m) Stachelbeerhecken n) Stechpalmenhecken..

0) Wachholderhecken..

Von der Anlage der Hecken auf Erdwallen

Von ben Mitteln, wodurch eine alte, verwahrloſete, nit vies len Luͤcken verfehene Dede wieder in eine gute dichte Hecke verwandelt werden kann . .. Von der Anlage der Buſchhecken a Bon ber Anlage ber Knide . . . 235 Von ber Anlage der Erbwälle, bebuf umfriedigung . 2387 Bon ber Anlage ber Erd⸗ und Gteinmauurm . . . 288 2838 289

N) 20 „Q

5 er

a) Erbmauern . . Mauern von Lehm ober Zhon mit Etroh, Subst und bergleichen vermifht . . Mauern von Lehmpasen . . . 240 Mauern von feftgeflampfter Erbe (Pifemauern). . 240 Mauern von feflgrrammtr Errde . 0. 290 b) Steinmauen . . . . . . . . 241

ec) Todte du . . . . 245 18) Bon der Verbefferung bes Aderlandes wittei Strang gen (Shupringe) . . » 20. 213

14) Bon ber Verbefferung des Kertandet, welches bem häufigen Abſchwemmen oder Abflögen unterworfen ft . . - ..245

Den den Verbefferungen ber ewigen Viehmeidten. . '. . 246 Don ber Cultur der Sandfhollen oder Sandeeben . . . 250

1) Bon ber Ebnung ber Sandſchollen . . . 251 2) Von der Anlage der Schugzäune auf den Sandſcholien . 23863 8) Bon der Anlage der Schutzwaͤlle 254

A. Bon der Bedeckung der Sandſchollen mit gehen, Shon, Bere

axVi

gel, Grand, Hafens, Haide⸗ ober Bruchplaggen, Schilf, Quecken, Rabelftreu und Bulk . . » . a) Von ber Bebedung mit Lehm, Thon unb Mergel b) Von ber Bedeckung mit Gran.. c) Ven ber Bedeckung mit Plagge... oo. d) Von ber Bebedung mit Schilf en e) Bon der Bebedung mit Duden . . . f) Bon ber Bedeckung mit Nabeflru . . . 8) Son der Bebedung mit Strauch⸗ ober Reith; -.

B. Von ber Bepflanzung und Anfdung ber Sanbfdhollen mit fogenannten Sandgräfern odır Sanbgwählen . . a) Bon ber Gultur des Sandrockens (Ganbhargrat) .

b) Bon der Cultur des Sanbhefre 00.

c) Bon ber Euftur der Ganbfegge Fe

d) Ron ber Cultur des Binſenwaizens 0.0.

e) Bon der Cultur ber Gräfer unb Kräuter ..

f) Bon der Gultur ber Befenpfrieme und Ginfterarten

g) Bon ber Eultur bes Kelbbeifuße . . . .

C. Bon der Befeftigung der Sandſchollen mittelft der Anpflans zung von Ho . . a

a) Bon ber Eultur ber Kiefer .. . oo.

1) durdy reinen Saamen . ea .

2) durch Aepfel . . . . . . .

8) durch Anpflanzung . . .

b) Von ber Cultur dir PYappeln und Weiden .

e) Von ber Cultur der Birken.

d) Bon der Cultur ber Wachholbern . . oo.

D. Rom Rajolen ber Sanbfchollen . . . j E. Von der Verwandlung ber Sand’hollen in Bewaͤſſerungewieſen F. Von der Bebauung der Sandſchollen mit Feldfruͤchte. a) Von ber Cultur des Rodens . . . . .

b) Bon der Eultur der Erdaͤpfel. ee

-c) Bon ber Eultur der Dirfe .. . . .

- d) Bon ber Sultur des Mais . . ..

e) Bon ber Cultur bes Mohars. . 0. .

£f) Bon ber Cultur der Vietsbobnen ..

8) Von der Eultur ber Kartoffeln . .: 2.

h) Von ber Eultur bes Hopfens . . . .

i) Von der Gultur des Krapps . . ee.

k) Bon der Gultur bes Tabacks. . . . .

1) Bon ber Eultur ber Lucene . . . . .

m) Bon ber Cultur des AderfperaedE

n) Bon der Gultur ber Wolfbohe - : 2. 0.

Seite

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277

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XXVII

Bon der Befeſtigung und Cultur dee Dͤunen Bon der Urbarmachung der Hochmoore rn. 284

1) Bon ber Urbarmachung ber Hochmoore mittelft der Entwaͤſſe⸗ zung und des Brennenn. 0. 288 a) Behuf bes Buhwaizenbaud . . 8 283 b) Bebuf des Rodenbausd . . . . 2923 2) Bon ber Urbarmadung ber Hochmoore mittelft da Rafotens 293 8) Von ber Urbarmachung ber Hochmoore durch Hinwegraͤumung ber ganzen Zorfmafje . 0. 294 Bon den Mitteln, weldye außer bem Sntwäffern, Brennen, Ras jolen unb Hinwegraͤumen ber ganzen Zorfmafle angewendet werben, um ben Hochmoorboden in Cultur zu fen. . 295 a) Bon ber Verbefferung bed Torfbodens dur) Sand 295 b) Bon ber Verbefferung bes Torfbodens durch das leh⸗ mige ober lettige Sröreich bes Untergrunded . . 296 e) Bon ber Verbefferung des Torfbodens durch das mers

gelige Erdreich bed Untergrundes . 297 d) Bon ber Verbefferung des Torfbodens wittelſt kehm und Meg . . . 297

e) Bon ber Verbefferung bes Korfbodens durch Kart . 298 HD) Bon der Verbefferung bes Torfbobens durch Pflanzenafche 298 E) Von der Verbefferung bes Zorfbobens durch Zorfafche 299 b) Bon ber Verbeſſerung bed Torfbodens durch Mift 800 Bon ber VBerbefferung des Torfbodens durch außergewöhnliche Mittel . m . . .. 808 1) Berbefferung w Terfbodens durch Pottaſche . 808 2) Verbeſſerung des Zorfbodens durch Gyps . . 808 &) Verbefferung des Zorfbodens durch Knochenmehl . 204 4) Verbefferung des Zorfbodens durch Kochfalz . 804 5) Berbefferung bed Zorfbodens durch Soda . 804 6) Verbeſſerung des Torfbodens durch geröftete Lehm, £etten und Shon . - . 805 T) Verbefferung des Torfbodens burdh Ammoniakſalze . 805 8) Verbefferung des Zorfbobens durch Salpetr . . 306 9) Verbeſſerung bed Torfbobens durch Comp . . 807 Bon der Art und Weife, wie auf ben dochmooren die Feld⸗ fruͤchte cultivirt werden

. . 807 1) Vom Rodenbu . . . 20. 918 2) Bom Haferbau . . .311 8) Vom Buchwaizenbaau 3811

4) Vom Kartoffelbau . . . 5) Vom Kübnbun 2 2 ee 020. 31 6) Bom Kohlbau . . 0.815

xıxVill

7) Bom Sprech - 2 2 020.0. 816 8) Vom Kobadtu » 2 2 0.0.0. 817 9 Vom Hanfbau ..., 317 10) Vom Sommerruͤbſenbaaaa.. 4231l7 11) Vom Delrettigbau . Er ) 7 { 12) Vom Vietsbohnendbau . . 0000. 818

18) Vom Kürbisbau .. 818 Kon der Art und Welfe, wie auf den Hochmooren bie Wieſen angelegt und behandelt werden.. 819 Bon ber Art und Weiſe, wie auf ben Hochmooren die Bieb⸗ weiden angelegt und behandelt werde 521 Bon der Art und Weife, wie auf ben Hochmooren bie Obfteui⸗ tur betrieben eb > ee a . 822 Von der Art und Welfe, wie man auf den Hodmooren bie Waldbaͤume erzieht 828 Von ber Art und Welfe, wie man uf den Bochmooren ober pflanzungen anlegt . 824 Von der Befeftigung ober Bindung. ber auf ben außgebausten Hochmooren oft entftehenden Mullmehben . . 825 Bon den bei der Urbarmadung und Cultur ber Hodmoore dienenden Geräthfhaften -. 826 Allgemeine Regeln, bie bei ber Ucbarmadung. unb ECultur der Hochmoore zu befolgen fin.. . . 883

1) Die Auswahl der urbar zu machenden Hodhmoore betr. 827 2) Die Entwäfferung der Hochmoore betreffend „. . 828 8) Die Verwandlung des Moostorfs in Erbe betreffend 829 4) Die auf den Hochmooren zu erbauenden Wirthſchafts⸗ gebäude betreffend - . . . . 551 5) Das auf den cultivirten Hochmooren zu haltende Ruk- und Zugvieh betreffend . 2 2. Bil Bom Moorrauch. . 0.0. 883 Bom Zorfftechen und Torfbaggern . ..333

Von ber Urbarmachung der Haiden (Haideraͤum)336 Von den Mitteln, welche bei der Urbarmachung der Haiden ange⸗ wendet werben im Allgemeieenn. 838 1) Bon der Urbarmachung bes Haidebodens mitte der Ber- brennung bed Haibdelrautes und der Düngung mit Kalt . 839 2) Von ber Urbarmachung des Haidebodens mittelft des Ab⸗ plaggens ber Haidenarbe, bed Verbrennens berfelben u. ſ. w. 342 8) Bon ber Urbarmachung bed Haidebodens mittelft des Abplag⸗ gend und der Düngung bes umgepflügten und gut bearbeis teten Bodens mit Sompoft, beftchind aus Plaggen, Mift, Mergel, Kalk, Zorf: und Dolufe - : + 0.0.88

XXIX

Geite 4) Bon ber Urbarmachung bes Haidebodens mittelft der Diergelung 848 5) Von der Urbarmadjung des Haidebodens mittelft des geroͤ⸗ ſteten Lehms und Thon . «N. 849 6) Bon der Urbarmachung des Haidebodens durch Zupätfenahme von Mift und bumusreiher Erde . . 352 7) Von der Urbarmachung des Haidebodens durch Zuyulſenahme außergewoͤhnlicher Mineralkoͤrper .. . 853 8) Von ber Urbarmachung bed Haidebodens mittelft bes Rafolene x. 865 9) Von der Urbarmachung des Haidebodens mittelftd. Spatpflügens 858 10) Bon ber Urbarmahung des Haidebodens mittelft der Ans fäung von Beſenpfriemen. . oo. . . 859 Bon der Urbarmahung der Brüce oder Gruͤnlandsmoore . 361 1) Zon der Urbarmachung ded Bruchbodens mittelft bes Verbren⸗

nens der Grasnarbe. 864 2) Bon der Urbarmachung bes Bruchbobens mitterft der Düngung

mit Sl. . . . 867 8) Bon der Urbarmakhung des Bruchbodens mitteiſt der Düngung

mit Mag .. . . 568 4) Von ber Urbarmadung bes Bruchbedens wittelſt des ueber⸗

fahrens mit Sand und ſonſtiger Erde 870

5) Von ber Verbefierung des Bruchbodens mittelft Anwendung von Holzaſche, Zorfafche, Pottaſche, Soda, Knochenpulver ꝛc. 870 Bon der Urbarmahung der Wiüftungen . : 2 2. 3m

1) Das Ausroden ber alten Baumftsde . . . . 872 2) Das Ausroden und Abfammeln der etwa vorhandenen Steine 374 8) Das Planiren der Wüflunden . . . 874 4) Das Umbreden der Wüftungen und bie fpätere Bearbeitung derfelben . ee 2 0.2 02 + 94 5) Das Rajolen ber Waſtungen ... 376 6) Das Spatpfluͤgen der Wuͤſtungen.. 876 7) Das Umpflügen ber Wüftungen in ſchmale Beete und das Bus pflanzen berfelben mit Kartoffeln . . . 877

8) Das Abplaggen oder Abfchälen ber Wuͤſtungen und bas Ber: miſchen ber Rafennarbe mit Kl . . . . . 877

9) Das Rafendrennen ber Wüftungen oo. 878 10) Das Düngen der Wüftungen mit Holzaſche, Seifenft ederaſche, Knochenpulver, geroͤſteten Thon u. ſw. .. 378

11) Die Urbarmachung der Wuͤſtungen durch das bloße umbrechen 879

12) Die Verwandlung ber Wüftungen in gute Wiehweiden . . 379

Bon der Urbarmahung der Wir . . . 880 1) Bon ber Urbarmadung ber Wälder durch Aubrodung der Burı zeiftöce ohne vorhergegangene Faͤllung des Holzes, Ebnung

bed Bodens, Umpfluͤgen deſſelben u. ſw..38387

iX

Seite 2) Bon ber Urbarmadjung ber Wälder burdy Faͤllung bed Holzes, dem nachherigen Ausroben der Stoͤcke, Umpflügen u. ſ. w. 889 8) Von der Urbarmachung der Wälder mittelft des Rajolens 2c. 889 4) Bon der Utbarmachung ber Wälder mit anfänglicher Benugung des Grund und Bodens zür Weibe 5” 5) Bon ber Urbarmadhung ber Wälber mit anfänglicher Benugung bet wifchen ben befindlichen Bodens zum Getraide⸗

ttergemächsbau 81 6) Son Ye Urbarmadjung ber Kälber buch das Abbrennen de8 ganzen Dolsbeftande . . 891

OD Bon der Benugung bes Walbbodens zum Getraide bau mittelft des Gereutbrennens (Küttisbrennen, Bratebrennen, Kütten, Hackwaldwirthſchaf.. 6383883

Vom Raſenbtennen 805 1) Bom Verbrennen ber Kafen, wenn biefelben in Pflagftreifen oder Stüden auf ber Erde liegen . 5 2) Bom Verbrennen ber Raſen in mit Reishoij u. f. w. ausge füllten Haufen . + 400 8) Vom Verbrennen ber Rafen in Dämmen ober Kandlen . . 405 4) Vom Verbrennen ber Raſen in Kimmn : +. . + 407 Theorie des Rafenbrennene . » . 407

Von der Urbarmahung felfiger Gründe und ſteiler Bergabhänge 418 1) Bon bee Verwandlung felfiger ober ſehr abhängiger Gründe

in gute Weiden . 414

3) Von der Verwandlung feifiger ober ſehr abhängiger Gründe in gute Wiefen . 415

3) Von der Verwandlung felfiger oder ſehr abpängiger Gründe in Eiparfettes und Lucernefiber . . . 0. 416 Vom Terraffiren.. 416

a) Rachtheile, welche aus der gewoͤhnlichen Aderbeftelung der Bergabhänge entfpringen 418

b) Zortheile, weldye durch das Serroffisen der Bergabhänge entſtehen 420

Allgemeine Regeln, welche man beim Serraſiiren der Bergabhaͤnge zu befolgen hat . 424

Bon ber Anlegung und Ausbefferung der Gutswege, Dorfiwege, Feldwege, Bräden und RBußftige . . 429

Allgemeine Regeln, weile man bei ber Anlegung und Ausbefferung ber Wege zu befolgen hat 429

1) Regeln, nach welchen man bei der Anfertigung und Unter⸗ haltung ber Wege von Stein zu verfahren hat . 432

2) Regeln, nach welchen man bei ber Anfertigung und Unter

baltun ber Erdwege zu verfahren bat . . 438

uf Sanpboden . ee 2 0.0. 488

2) Auf Lehm⸗ und Thonboden . . 488

ce) Auf Moor: und Sumpfboben . . . 489

Bon ber Anlage und Unterhaltung der Brüden . 48 Bon der Anlage und Unterhaltung ber Bußfteige . 441

Bon der Verbefferung der Stenzlinien . oo 020.20. 4 Von der Arrondirung der Ländereien . . 442 Bon der Anlage und Einrichtung neuer Wirthfchaftsgebäude 444

Einleitung.

Unter Urbarmahung begreift man im Allgemeinen bie Inftand: fegung eines wuͤſten oder bisher ſchlecht benutzte Srundftüdes in ber Art, dab nun mit Erfolg Pflanzen darauf cultivirt werden koͤn⸗ nen, die ſowohl den Menfchen als Thieren zur angemeffenen Wahr tung dienen. Der Zweck einer jeden Urbarmachung iſt es deshalb, dem Moden einen größern Ertrag ale früher abzugewinnen. Hierbei hat man gewöhnlich zuerft mancherlei Hinderniffe,, welche der beffern Benugung des Grund und Bodens im Wege ftehen, binweg zu raͤu⸗ men, worauf er dann fpäter durch geeignete Mittel entiweder in gu⸗ tes Ackerland oder In eintrigliche Wiefen und Weiden verwandelt wird. Einen Wald madıt man 5. B. dadurch urkar, daß man die Bäume fammt ihren Wurzeln ausrodet, den Boden umpflügt, ruhrt, egget und ihn alsdann mit Früchten beftelit, die einen beffern Ertrag, als das früher hier vorhandene Holz liefen; ein Sumpf wird dadurch urbar gemacht, daß man ihn entwäffert, die Narbe abfchält, brennt, oder andeie geeignete Operationen damit vornimmt, und hiernach den Boden mit Pflanzen bebauet, deren Ertrag größer iſt, als der der früher vorhandenen Sumpfgewächfe.

Unter Grundverbefferungen begreift man dagegen meiſt diejenigen landivirthfchaftlichen Operationen, welche zum Zweck haben, den fhon als Aderland, Wiefe oder Weide benusten Boden dauernd zu verbeffern. Man rajolt oder fpatpflüge ihn deshalb, man überführt ihn mit Mergel, man entwäffert denſelben, terraffirt und planirt ihn, (dafft die etwa vorhandenen Steine und Felsbloͤcke fort, um ihn be: quemer bearbeiten zu können n. m. dergl. Eine Urbarmadung und

Grundverbeſſerung iſt aber in vielen Fällen eines und baffelbe; macht man 3. DB. einen Sumpf urbar, fo iſt damit zugleich die Grundver⸗ beſſerung des Bodens verbunden.

Es giebt eine große Anzahl verſchiedener Utbarmachungen und Grundverbefferungen und viele berfelben find fo einträg« lich, daß fie das darauf verwendete Capital ſchon binnen einigen Jah: ven fammt reichlihen Zinſen zurüderftatten. Bevor man jedoch eine Urbarmachung oder Grundverbefferung unternimmt, muß fie gehörig durchdacht ‘und reiflich überlegt werben. Dan entwirft deshalb einen volftändigen Plan, und fertige Riffe und Modelle darüber an, fofern der Gegenſtand biefe nothwendig macht. Vor allem aber iſt erforberlih, daß man über. die Koften und ben zu hoffenden Ge: winn einen Voranſchlag made, damit man auch fehe, ob bie Aus⸗ gaben, welche man von der Urbarmachung haben wird, mit den Eins nahmen, welche man von ihr erwarten Tann, in einem richtigen Ver⸗ hältniffe fliehen.

Bei einigen Urbarmachungen wirb es erforberlih, dag man, wenn man felbft Feine binreichenden Kenntniffe davon befigt, Männer von Erfahrung zu Mathe zieht. Die Entwäfferung großer Moräfte und Sümpfe, das Graben von Gandien, den Bau bedeutender Schleu⸗ fen u. f. w., muß man ſtets ben Wafferbauverfländigen überlaffen oder ſich dabei doch ihres Rathes bedienen, indem durch ein Feines Ver: fehen leicht ‚großer Schaden entſteht. Diele übrigens fehr nügliche Urbarmachungen mißlangen blos deshalb oft, weil man bei ihrer Ausführung einen einzigen Fehler beging. Die befte Sache mißlingt, wenn fie mangelhaft ausgeführt wird, aber am wenigfien foll derjenige ohne Compaß und Ruder fein, welcher ſich entfchließt,, große Urs barmachungen vorzunehmen, Sie bieten oft große Schwierigkeiten dar, deshalb foll man ſich babei nicht auf zufällige Zurechtweifungen verlaffen, vielmehr mit geböriger Sachkenntniß zum Werke ſchreiten. Das landwirtkfchaftlidhe Gewerbe hat, mehr als jedes andere, einen Öffentlichen Character, gleihfam als würde es auf der Bühne aufge führt. Die Urbarmachungen find es jedoch hauptfächlich, welche die Aufmerkſamkeit ſowohl der Berufenen ald ber Unberufenen auf ſich ziehen; wehe daher dem Landiwirthe, der eine Urbarmachuug unter: nimmt, die nicht durch ben glänzendften Erfolg gekrönt wird. Wo die Zuſchauer viele Menſchen beſchaͤftigt fehen, da ſchlagen fie bie Koften gewöhnlich höher an, als fie es in der That find. Die meiften

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gefallen fi) in der Webertreibung, fo daß das Mißlingen einer Urbar: mahung ſchon fehr oft den Credit eines fonft tüchtigen Landwirthes untergraben hat. Eine mißlungene Urbarmachung dient, auf weit hin, allen denen, welche gern beim Herkoͤmmlichen bleiben, ald Warnungs⸗ zeichen oder Schredbild; man beruft fi auf den Erfolg, ohne bie Sache genauer zu unterfuhen. Faſt möchte es hiernach fcheinen, - als fpräche ich aus eigner Erfahrung, doch nein, obgleich ich fehr viele Urbarmachungen in meinem früheren practifhen Wirkungskreiſe unters nahm, fo waren, wie man im Berlaufe diefes Werkes fehen wich, boch nur wenige Feine darunter, welche ein ungünftiges Mefultat lie⸗ ferten ; ich werde diefelben um fo weniger verſchweigen, als Fehler gerade am belehrendften find. Dagegen habe ich an andern Drten fehr viele große Urbarmahungen ausführen fehen, bie, weil man babei ein un: richtiges Verfahren anmendete, völlig mißlangen; dies ift denn auch der Grund, weshalb ich einen Jeden warne, bei der Ausführung gro: Ber Urbarmahungen auf feiner Hut zu fein... Der Landwirth iſt es hauptſaͤchlich, welcher dad Schickſal hat, bei neuen Unternehmungen mehr getabelt als gelobt zw werben; flcht er deshalb nicht feit, d. h. hängt er von dem Urthell der Menge ab, fo unterlaffe er lieber jede Teuerung, oder nehme fie fo unvermerkt vor, daß fie Fein gro: ßes Auffehen erregt, da er dann nicht zu befürchten braucht, zu den fogenannten gelehrten Deconomen gezählt zu werben, vor welchen bes kanntlich bie fogenannten Praktiker einen nicht zu überwinbenden Widerwillen hegen.

Geftatten es die Verhältnifle, Urbarmachungen oder Grundverbeſſe⸗ rungen vorzunehmen, fo wähle man zuerft diejenigen barunter aus, weiche nicht nur den günftigften Erfolg verfprechen, fondern auch am naͤchſten zur Hand liegen, ba fie dann, worauf es bei neuen Unters nehmungen hauptfächlich ankommt, beffer beauffichtigt werden koͤnnen. Zu den Urbarmahungen, welche in der Regel den größten Gewinn abwerfen, gehört hauptfächlich die Entwäfferung der Sümpfe, das Brennen derfelben, und überhaupt die Urbarmachung eines fehr humus⸗ reichen Bodens. Im Humus ruht in der Regel ein großer Schatz. welcher nur einer geringen Hülfe bedarf, um in bie Hänbe des ratid⸗ nellen Landwirths zu gelangen. Eine Urbarmahung, welche bie dars auf verwandten Koften nur mit 10 pCt. verzinfet, gehört ſchon zu denjenigen, die nicht lohnend genug find; fie muß 80, 40, ja 50 und mehr pCt. Binfen abmwerfen, wenn fie Mühe und Arbeit hinlaͤng⸗

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lich bezahlen fol; dies kann man aber nur von ben humusreichen Bo: denarten erwarten. Gar häufig wird indeß bei ber Auswahl ber Urbarmachungen gefehlt, theils aus Unfennmiß des Bodens, theile weil man ſich ver der vielen Arbeit und den baaren Auslagen ſcheut, theils und hauptſaͤchlich aber, weil man nicht recht weiß, wie man die Sache anzugreifen hat. Sehr oft mühet man fid ab, eine uns fruchtbare Sandſcholle In beffere Cultur zu fegen, füllt die geringften Vertiefungen der Felder mit Erde aus, ober fchafft eine alte Hecke weg, während man den dicht daneben liegenden reichen, aber fumpfigen Moorboden in feiner urfprünglichen Beſchaffenheit laͤßt! Manche Urbarmachungen und Grundverbeſſerungen haͤlt man auch wohl des⸗ halb fuͤr vortheilhaft, weil ſie keine augenblicklichen baaren Ausgaben erfordern; man weiß ſehr häufig die Geſpanne nicht vortheilhafter zu benugen, als Erbe, die von ben Bergen berabgeflößt iſt, ober ſich auf den Anwenden ber Stüde zufammengehäuft hat, wieder über das Feld zu führen, und könnte fie wohl oft bei weiten beffer damit befchäftigen, eine alte, mit Maulwurfshuͤgeln Überfäete Weide umzu⸗ brechen.

Es giebt unter den Verbefferungen des Bodens nun auch folche, welche man allein der Natur uͤberlaſſen muß, ober wobei man ihr doch nur zu Hülfe kommen darf. Dahin gehören vornämlich die Verbefferungen des duͤrren, armen Sandbodens. Das Belle ift es daher, benfelben - ruhen zu laffen, oder ihn allenfalls mie Pflanzen zu befäen, die feiner Beſchaffenheit angemeffen find und ihn allmälig bereichern helfen. Zuweilen befindet ſich jedoch ganz in der Nähe deffelben ein Erdreich (Mergel) , welches die Verbefferung dieſes Bodens noch am erften zuläffig macht. |

In der Regel ift es vortheifhafter, Grundſtuͤcke urbar zu machen, die ſchon zu einem Gute gehören oder Theile deffelben find, als folche in Cultur zu nehmen, wo erſt Gebäude, Zugvieh und Adergeräthe herbeigefchafft werden müffen. Hat man für alle diefe Gegenftände Sorge zu tragen, fo iſt mit der Anfhaffung des Zugvlehes auch immer die des benöthigten erflen Futter verbunden, wodurch natuͤrlich die Auslagen und Vorfchüffe noch bedeutend größer werden. Bei den Grundverbefferungen, die von einem ſchon vorhandenen Gute aus be: fchafft werden, findet man bagegen Gelegenheit, in müffiger Zeit ſowohl Menfchen als Zugvieh gut zu befchäftigen; ae Arbeiten kommen da⸗ durch um Vieles wohlfeiler zu ftehen, und da auch in ber Regel

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nicht viele neue Adergeräthe angefchafft zu werden brauchen, fo Fann man von dem disponiblen Capitale mehr zur Beflteitung bed Tage⸗ lohns verwenden, oder die Urbarmachung in einem größern Maaßſtabe vollführen. Zumeilen zeichen auch die vorhandenen Gebäude bes Gutes hin, um die Ernten der urbar gemachten Grunbftüde aufjus nehmen, und follten fie unzureichend fein, fo kann man das Getreide, weiches es am beften verträgt, in Feimen fegen. Kartoffeln, Rüben und dergleichen bewahrt man in. Haufen mit Stroh und Erde gut zugedeckt auf, und benußt fie zur beffern Ernährung des ſchon vorhan- denen Viehes; wird aber mehr von diefen Früchten gewonnen, als wirtbfchaftlic mit demfelben confumirt werben Bann, fo iſt man nur genoͤthigt, einen neuen Viehſtall zu erbauen. Am Ende ift es bei Zunahme ber Urbarmachungen aber wohl erforderlich, ein ganzes Vorwerk anzulegen; aber auch dieſes iſt wohlfeiler, von einem ſchon vorhandenen Gute ab, herzuftellen, al aus weiter Gerne. Die Errichtung won Gebäuden ift es hauptfächlih, welche eine große Urbarmachung oft fcheitern macht. Man legt fie gewöhnlich gleich fo groß an, als fie erft in der Folge zu fein brauchen. Dadurch entzieht man denn der Urbarmachung nicht nur ein bebeutendes Gas pital, was feine Binfen trägt, ſondern bedarf auch wohl noch bes Geldes, nın die jest noch überflüffigen Gebäude in gutem Stande zu erhalten. Kurz eine Urbarmachung von Grund aus, oder die Anlage eined ganz neuen Gutes auf einer Wuͤſtung u. dgl., ift mit fehr vielen Koſten und Schwierigkeiten verbunden und ſtets unvortheil: bafter, als eine Urbarmachung, die von einem ſchon vorhandenen Gute aus bewerkſtelligt wird,

Eind die Mittel, welche man auf eine Urbarmachung zu ver wenden hat, ſehr gering, fo iſt man natürlich genöthigt, damit ganz im Kleinen anzufangen. Der Reinertrag der erften Urbarmaͤchung kann alsdann zur zweiten, ber Reinertrag dieſer und der erſten zur dritten, der Reinertrag dieſer, der erſten und der zweiten zur vierten Urbarmachung u, ſ. w. verwandt werden. Natürlich waͤchſt hierbei das Urbarmachungscapital fortwaͤhrend an, fo dag mit jedem Jahre mehr, und nach Verlauf von 5 6 Jahren ſchon eine bes deutende Summe angelegt werden kann, ohne daß neue Zuſchuͤſſe er» forderlih waͤren, und wenngleih anfünglid) auch nur zweihunbert Thaler aufgewendet wurden, fo kann diefe Summe in 7 8 Jahren doch ſchon bis zu dem Betrage von 2000 Thaler angewachfen fein,

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vorausgefegt nämlich, daß man nur diejenigen Urbarmahungen unter- nimmt, melde zu den einträglichften und ficheriten gehören, wozu, wie ſchon vorhin bemerkt, das Entwaͤſſern und Brennen der Sümpfe, oder der viel Humus enthaltenden Gründe zu zählen if. Wenn gleich nun die Urbarmachungen oft erft im Kleinen Statt finden müf- fen, fo fol man fie doch wo möglich niemals in einem zu Beinen Maaßſtabe vollführen, denn dadurch wird Zeit verloren, die nicht wieder eingeholt werden kann.

Hat man eine Urbarmachung einmal begonnen, ſo ſoll ſie auch mit allem moͤglichen Nachdrucke vollendet werden, nicht bloß weil bei einer Urbacmachung, die ſich lange hinzoͤgert, das angelegte Capital keine Zinſen traͤgt, ſondern auch, weil bei dem Verzuge an den halb⸗ vollendeten Arbeiten leicht Schaden entſteht, fo z. B. bei Graͤben, Daͤmmen und Schleuſen, die behuf einer großen Entwäfferung oder Bermäfferung angelegt worden find. Hieraus geht befonder& hervor, wie wichtig es ift, einen Voranſchlag zu machen, noch ehe die Urbars madung begonnnen wird, indem man baraus am beften fieht, ob auch das Capital hinreiche, wa® man bazu auetgefegt hat. Muß eine Urbarmachung nicht ganz vollendet aufgegeben werden, fo geht auch oft das ganze ſchon darauf verwendete Capital verloren.

Bei der Ausführung einer Urbarmachung iſt es ferner von ber hoͤchſten Wichtigkeit, daB alle Arbeiten auf eine gute und fachgerechte Weiſe vollführt werden. Große Sparfamkeit iſt dabet ſehr uͤbel angebracht, und oft verliert man dabucch, daB man einige Thaler weniger anlegt als erforderlich gewefen wären, Hunderte. Hauptfächlic iſt dieſes bei ber Anlage von Scyleufen und Dämmen zu berüdfichtigen, bie, wenn fie nicht gut und dauerhaft gebauet find, oft In einem Augenblicke dur) die Gewalt des Waſſers meggeriffen werden. Aber auch bei der Anfertis gung von Gräben und Cunaͤlen, behuf einer Entwäfferung , ſoll man nicht zu fparfam fein; denn hat man fie, um meniger Arbeit zu has ben, nicht gehörig breit gemacht, ober ihnen nicht die nöthige Boͤ⸗ fhung gegeben, fo erfüllen fie_entweber gar nicht Ihren Zweck, oder’ bedürfen, da bie Wände berfelben oft einfchteßen, häufiger Ausbefferungen.

Wegen einer Urbarmachung foll endlich die bisherige Wirthfchaft burchaus eine Störung erleiden; reichen deshalb die früheren Gefpanne und Arbeiter nicht aus, fo muß man bei Zeiten für die Herbeiſchaf⸗ fung fremder forgen. Am menigften foll aber dem bisherigen Aders lande durch eine Urbarmachung der Miſt entzogen werben, benn

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dadurch geräch die ganze Wirtbfchaft in Unordnung. Gluͤcklicherweiſe ift aber zur Inſtandſetung einer Wuͤſtung u. dergl., felten Mift ers forderlich, vielmehr find nur mineralifhe Düngungsmittel nöthig, und fehr häufig auch diefe nicht einmal, falld man nur dafür forgt, dieje⸗ nigen Grundſtuͤcke urbar zu machen, welche viele Pflanzennahrung in fidh bergen, die aber wegen irgend eines Umflandes nicht zur Thaͤtigkeit gelangen konnten.

Abgeſehen von dem großen Genuſſe, welchen es gewaͤhrt, aus einem Sumpfe, einer Wuͤſtung u. dgl. oft ein Feld zu ſchaffen, was mit den berrlichften Fruͤchten prangt, haben die Urbarmachungen auch) noch den großen Nutzen, daß man baburch viel Futter gewinnt, welches ein ſchoͤnes Mäterial zur Düngererzeugung für das bisherige alte Feld» land liefert. Ein urbar gemachter humusreicher Boden bedarf des Miftes oft erfi, wenn er 5 6 reiche Ernten getragen hat, fo, daß mittlerweile auch die alten Aeder durch eine gut ausgewählte Urbar- machung in beffere Kraft gefegt werben Finnen; dies ift in der That oft der Hauptnugen, den man von einer Urbarmachung hat, und kann es felbft anraͤthlich machen, einen Theil des fchlechteren alten Feld⸗ landes unbeftelit liegen zu laffen, um nur mehr Gefpanne und Ars beiter für die Urbarmachung zu gewinnen,

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Bon der Entwäfferung oder Trodenlegung der Felder, Wiefen, Weiden, Moore und Sümpfe, mittelſt offener und unterirdifcher Gräben. |

Die Trodenlegung naſſer Gründe iſt eins derjenigen Verbeſſe⸗ rungsmittel, über beren Nüglichkeit wohl alle Landbwirthe "eins verfianden find. Mäffe ift das Haupthinderniß jeder höheren Bodens benugung, weshalb denn auch bie Ableitung bderfelben allen übrigen Verbefferungen vorangehen muß. Gin naffer, bisher unfruchtbaree Boden wird oft ſchon allein durch die Entwäflerung fruchtbar; ja man Bann breift behaupten, daß fie von allen Operationen, welche ber Landwirt mit dem Boden vorzunehmen pflegt, die allereinträg» lichſte iſt.

Wer mit Erfolg ein in Berggegenden gelegenes naſſes Grundſtuͤck entwäffern wil, muß ſich eine genaue Kenntniß von ber mechas nifhen Bildung ber. Erdrinde verfchaffen, d. h., er muß bie verfchies denen Erdſchichten kennen, aus welchen fie zufammengefegt if. Die Geognoſie giebt hierüber nähere Auskunft, fo daß ihr Stubium zum richtigen Verſtaͤndniß ber bei weitem meiften Verſumpfungen von ber allergrößten Wichtigkeit für den Landwirth ift.

Der Erfolg einer Entwäfferung wird mit von dem Grabe ber Porofität der verfchiedenen Etdſchichten, d. h., von ber Fähigkeit der⸗ felben, dem Waſſer ben Zugang zu geflatten ober zu vermehren, bes dingt; nicht minder ift er aber auch abhängig von der Art, wie das Waffer, welches die Verfumpfung zu Wege bringt, entfteht, und wie e8 von den Höhen oder Bergen herab in die Niederungen der Ebenen gelangt.

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Was die Erdſchichten anbeteifft, bie bei der Entwäfferung berüd, fihtigt werben müffen, fo beftehen dieſelben gewöhnlich aus Lagern der verichiebenfien Materialien, denn wir fehen, baß tim Untergrunde des Bodens Felfen-, Thon, Sand:, Lehm, Mergel:, Grand» und andere Erdſchichten mit einander wechfellagern. Oft find diefe Schich⸗ ten nur dünn, oft haben fie aber auch eine fehr bebeutende Mächtigkeit. Gewöhnlich find fie in einer ſchraͤgen Richtung nad nieberwärts über einander gelagert. Kinige biefer Schichten laffen nun, vermöge ihrer Porofität oder eigenthümlichen Befchaffenheit, das Waſſer leicht durchſickern, während andere daffeibe längs ihrer Oberfläche, ohne daß es diefeibe im minbeften durchdringt, hinleiten, und es den Niederun⸗ gen und Ebenen, bis zu welchen fie fich oft erſtrecken, überliefern. Iſt das Waſſer hier angelangt, fo findet es abermals in den dichten und undurchdringlichen Exdfchichten Hemmungen, fo daß es nun durch ben Drud, der befländig von oben herab wirkt, an denjenigen Stellen als Duelle in die Höhe ſteigt, wo die Erdſchichten poroͤs oder durchlaffend find, in Folge deffen eine Verfumpfung entfteht. Sind dagegen. bie Schichten, wo had Waffer fi) anfammelt, zähe oder undurchdring⸗ lich, fo werden fie von unten auf durch das flageirende Waſſer all mälig aufgeweicht, der Boden leidet fomit an Näffe, iſt kalt, und daher für jede beffere Cultur untauglich.

Sehr Hiufig ift der Boden in ben Vertiefungen und Thälern auch aus dem runde naß, daß das Waſſer, welches als Thau, Regen u. f. w. nieberfält, keinen Abzug findet, und auch, wegen ber eigenthuͤmlichen Befchaffenheit ded Bodens, nicht leicht verbunflet. Dergleichen Näffe entfteht meift auf Thonboden mit geringer Neigung dev Oberfläche, zuweilen aber auch auf Sands und andern Boden⸗ arten, die nahe unter der Oberfläche eine undurchlaffende Letten⸗ ober Thonſchicht enthalten.

An bergigen Gegenden kommen gewöhnlich die meiflen Ber: fumpfungen vor, es fei denn, bag die Felsmaflen, wie 3. B. bie des Kalkes, ſehr zerkluͤftet wären; benn bier find die atmoſphaͤrl⸗ (hen Niederfchläge in der Regel um ein Bedeutendes ftärker, als in den Ebenen. Dos Waſſer durchdringt dort die meiſt poröfe Obers fläche, ſenkt fi in den Riffen und Spalten der Felfen fo lange hin» ab, bis es durch eine undurchbeingliche Schicht, 3. B. Thon, aufges baften wird, fammelt ſich dafeib immer mehr an, bringt allmaͤhlig durch die Deckſchichten bis zur Oberfläche, und bildet fo Quellen,

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wotaus hernach, wenn dieſelben keinen Abflug haben, Suͤmpfe und Moraͤſte entſtehen, oder wodurch ein mit Waſſer uͤberfuͤllter unftucht⸗ barer Boden gebildet wird. Zuweilen findet man aber auch mitten in dergleichen Suͤmpfen einzelne Stellen, die voͤllig trocken ſind, wovon dann Immer die Urſache iſt, daß hier eine Erdſchicht im Untergrumde legt, in welcher das Waſſer einen ungehinderten Abzug‘ findet.

Sehr häufig fließen die Quellen, welche bie Verfumpfang ver⸗ anlaſſen, bei naſſer Wieterung ſtaͤrker als bei trockener; indeß giebt es auch ſolche, die in allen Jahrszeiten gleich viel Waſſer liefern. Die Quellen der erſten Art, die man auh »Hungerquellen« nennt, haben’ meiſt dem in ber Oberfläche eindringenden und ſich Hinziehenden Waſſer ‘ihren Uefprung zu verdanken, während die legteren Ihr Waſſer aus ſehr tiefen: undurchbringlihen Erdſchichten empfangen. Die Quantität des Waſſers aber, welche ſowohl die einen, al& die anderen Quellen ausgebm, hängt von ber Ausdehnung ber undurchdringlichen Erdſchichten des Untergrundes ab; deshalb find denn audı die foges genannten Sumpfquelten, d. h. die Quellen, welche in Thaͤlern und Mieberungen erfcheinen, weit ftärker und regelmaͤßlger in Ihrem Erguffe, als die Quellen, welche in höheren Lagen "uder an den Abs hängen der Berge zum. Vorſchein kommen.

Die unterirdifchen Wafferbehälter Hat man übrigens nicht immer in ‚ber Mähe der Quellen zu fuchen, vielmehr liegen fie oft ſehr weit davon entfernt. "Die Wafferdünfte, welche in hoben Lagen verdichtet werben, forte das Waſſer, welches ale Negen nieberfällt, zieht fich, ehe «6 zu Tage kommt, zmifchen den poröfen Schichten zumeilen meh: tere taufend Schritt hin, oͤfterer aber ſenkt es fih von den Höhen und Bergen fogteich in die naͤchſte Niederung hinab, und kommt bier als Quelle zum Borfchein, die dann entweder fließt, oder nur den Boden durchnaͤßt.

Weit ausgedehnte Länberein, bie an Baͤchen, Fluͤſſen und am Meere liegen, find fehr.oft auch deshalb naß, daß das Waffer bei ho⸗ hem Stande ſeitwaͤrts In den Boden dringt, und von bdiefem dann zurädgebalten wird.

Endlich formen auch haͤufig Fälle vor, daß Gründe, bie, obgleich fie uͤber dem Wafferfpiegei der Umgebung oft zwanzig Buß erhaben find, dennoch an Näffe leiden; zu diefen gehören alle diejenigen Bo⸗ benarten, welche aus einem filgigen Gewebe von noch nicht völlig in Bermwefung übergegangenen Pflanzenreften beſtehen; naͤmlich bie

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Zorfböden. Das Waſſer erhebt fi in ihnen mittelft der Haar: roͤhtchenkraft aus dem naffen Untergrunde bis zur Oberfläche, und fie erlangen baburch oft eine fo fumpfige Beſchaffenheit, daß fie, wenn auch noch die Näffe von oben hinzukommt, für Menfchen und Vieh unzugaͤnglich find.

Ale Srundftäde, welche buch Quell» oder Schichtwaſſer verſumpft werben, laffen fih In 3 Klaſſen theilen. Die erfte Ktaffe begreift diejenigen in fich, mo die Quellen aus dem benachbarten höher gelegenen Terrain in einer regelmäßigen Pinie längs der naffen Oberfläche zu Tage kommen; die Zte ſolche, wo viele Quellen nicht in einer beftimmten Richtung auf der höher gelegenen Laͤnderei, viel mehr auf der ganzen Oberfläche, und befonders gegen die Thäler zu, hervorbrechen, und bier überall einen Gumpfboden bilden; die Ste endlich diejenigen, welche überall viel Quellwaſſer enthalten, jedoch weder von fo großem Umfange find, noch eine fo fumpfige Beſchaffen⸗ beit haben, als die beiden andern Klaſſen.

Da nun fehe viele verſchiedene Fälle vorfommen,, unter welchen Näffe oder eine Verſumpfung entſteht, oder wie ſich Quellen bilden, und man bei Kortfchaffung derfelben eine Menge von Nebenumfländen zu beruͤckſichtigen bit, fo ſollen hier mehrere der wichtigſten Fälle nicht bloß befchrieben, und durch Zeichnungen erläutert, ſondern auch die Mittel angegeben werben; durch welche man am ſicherſten und fchnells flen zum Ziele gelangt.

Um übrigens das Geſchaͤft der Entwäfferung vollkommen verrichten zu Pönnen, hat man zuerft das für dieſelbe nöthige Gefälle, oder die Lage ber Grundſtuͤcke gegen den Horizont zu ermitteln; hiezu dient ein Niwellement. Alsdann muß die Vefchaffenheit, die Ausdehnung, dad Anfteigen und endlich die Mächtigkeit der verfchiedenen Erdſchichten unterfucht werden, indem von allen diefen Umfländen die Wirkung des im Boden befindlihen Waſſers abhängig iſt.

Erſter Fall.

Ueberall, wo Naͤſſe ihren Urfprung auf Bergen ober Hügeln hat, tut man am beften daran, das herabfliefende Waffer oder die Que: fen gänzlich zu unterbrechen oder abzufangen. Am ficherften gefchieht diefe® dadurch, daß man beinahe horizontale Abfangegräben quer an berBergwand Hinzieht, und diefe mit anderen ſchon vorhandes nen Gräben in Verbindung ſetzt, welche das oben abgefangene Waffer

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in einen nahen Bach ober Fluß leiten. Wo die Quellen fih ſchon von felbft einen Ausweg gebahnt haben, ba legt man den Quer⸗ . graben ſtets etwas unterhalb berfelben an. Der freiere Abflug des Waſſers wird aber fehe dadurch befördert, wenn man in die Sohle des Grabens Löcher bohrt (Fig. 1 a. Taf. I.); hierdurch iſt man dann auch verfichert, daß Fein Waſſer unter dem Graben durchziehen kann, um an einer niedrigen Stelle wieder zu Tage zu kommen. Oft durchſenkt man durch dieſe Wohrlöcher gleichzeitig mehrere waſſer⸗ führende Erdſchichten, und fängt dadurch auch dasjenige Waſſer ab, weiches vielleicht tiefer am Abhange bes Berges hervorbricht.

Hat ber Graben, der das Quellwaſſer auffängt, auch Regenwaſſer abzuleiten, fo muß man die Bohrlöcher nicht in der Sohle bes Gra⸗ bens, fondern in ben Seitenwaͤnden deffelben, und zwar 6 Zoll uͤber der Sohle erhaben, anfertigen, da fie fonft von der Erde, welche das Regenwaſſer mit ſich führt, leicht zugefhlämmt werden. Diefe Vorficht ift um fo nöthiger, je weniger Waffer aus den Bohrlöchern in bie Höhe feige, da daffelbe dann nicht Kraft genug beſitzt, um ben hits eingerathenen Schlamm wieder auszumerfen. Die Fig. 2 a. Taf. I zeigt dieſes deutlicher.

Faͤngt man dagegen, wie es häufig geſchieht, eine jede Quelle durch einen von unten nach oben fuͤhrenden Graben ab, ſo verurſacht dieſes nicht nur mehr Koſten, ſondern es ereignet ſich auch wohl, daß die Quellen ſeitwaͤrts einen neuen Ausweg ſuchen, wodurch dann die Graͤben uͤberfluͤſſig werden, ober vergeblich angelegt worden find. Vgl. Fig. 3 u. 4, Taf, I, Die Gräben, welche hier durch die punktics ten 2inien angebeutet find, dürfen alfo, wenn man feinen Zweck am fiherften und wohlfeilften erreichen wil, nit gezogen werden, fondern nur ber Abfangegraben a a a und bie Ableitungsgräben b b.

Zweiter Salt.

Iſt ein Feld zu entwäffern, wo bie Quellen in einer regelmäßigen Linie längs der naffen Oberflähe hervorbrechen, fo ſteckt man die Richtung, wo bie Abfangegräben hinkommen follen, über oder unter der Quellenlinie ab, und fertigt aldbann den Quergraben fo tief an, daß er alles Maler, was in den poroͤſen Erdſchichten binzieht, auffängt. Auch hier wird die Wirkung des Grabens fehr dadurch erhöhet, wenn man in befien Sohle Löcher bohrt.

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Dritter Fall,

Etreicht eine unburdjlaffende Erdfchicht In horizontaler Rich tung durch eine Anhöhe oder einen Berg, und liegt unmittelbar dar: über cine pordfe Erdſchicht, fo pflegen aus derfelben auch auf keiden Seiten des Berges Quellen hervorzubrechen, die dann durch einen Graben, der nur an der einen Eeite des Berges angefertigt wird, abgefangen werden können. Fig. 5 und 6. Taſ. J. Natürlich wird hierdurdy ein Betraͤchtliches an Grabenarbeit erfpart, fo daß bie Gelegenheit, wenn fie vorhanden iſt, nicht verfäumt werden muß.

Bierter Fall.

Kommt Quellwaſſer an mehreren Stellen eines abhängigen Fel⸗ des zu Sage, fo muß man diejenige Quelle auszumitteln fuchen, von welcher die übrigen nur Nebenarme find; denn fängt man die Dauptquelle ab, fo verfiegen bie übrigen von ſelbſt. Am erften fiept man, ob mehrere Eleine Quellen mit einer ftärfern zufammen> hängen, wenn an einer Bergwand Quellen in verfchledener Höhe herr vorbrechen, und die zu umterft gelegenen auch bei trodener Witterung nicht aufhören, Waffer auszugeben. Man mus alddann die Graben: Knie im Niveau der unter ften Quellen ziehen, da hiernach, wenn man benfelben einen ftärkern Abfluß verfchafft hat, alle höher liegenden zu fließen aufhören. Legt man dagegen die Abfangegräben in ber Linie der hoͤchſten Quellen an, und werden fie dann nicht fo tief gemacht, daß ihre Sohle das tiefite Niveau ber Quellen erreicht, was bei fehr abhängiger Lage unmöglich ift, fo wird bloß das Überfließende Waffer der hoͤchſten Quellen abgeleitet, während die unterften beftändig fließend bleiben.

Fuͤnfter Fall.

Oft ſind nun aber auch die am hoͤchſten gelegenen Quellen diejenigen, von welchen die unterſten gebildet oder geſpeiſet werden. Die erſteren fließen dann immer am ſtaͤrkſten, waͤhrend die letzteren nur dasjenige Waſſer erhalten, welches in den poroͤſen Boden zieht, fi) unter der Oberfläche fortbewegt, und wieder da zum Vorſchein fommt, wo es auf eine undurchlaſſende Schicht ſtoͤßt. Diefer Um: fand muß beshalb ſtets beriichfichtigt werden, ehe man zur Anfertis gung ber Abfangegräben fchreitet, indem es, wie hieraus erheflet, duch:

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aus nicht gleichgütttg iſt, ob man biefelben in der Gegend ber unters ſten oder der oberften Quellen macht.

Sechsſter Fall.

Wenn der Boden ſehr anſteigt und viele Erhöhungen darauf vorkommen, die eine untegelmäßige Bildung haben, in Folge beffen oder des anflauenden unterirdifhen Waſſers alddann eine Menge Quellen am Zuße der Erhöhungen zum Vorfchein kommen, fo muͤſſen die Abfangegräben immer über den Quellen auf dem anfteigenden Boden angefertigt werben , alfo nicht da, wo die Feuchtigkeit

zu Rage kommt, und wo der Boden ſtets loder ifl. Legt man das

gegen .bie Gräben in dem feften Boden über den Quellen an, fo wird _ der lofe Boden unterhalb derfelben volllommen troden, vorandgefegt nämlich, daß die Sohle der Gräben fo tief ift, daß fie die undurch⸗ laſſende Schicht, auf welcher fih das Waſſer hinzieht, nicht nur ers reicht, fondern auch noch etwas in diefelbe hineingeht. Beim Anfers tigen der Ableitungsgräben, welche natürlich immer früher al6 die Abfangegräben gemacht werden müffen, un das in denſelben fi ans fammelnde Waffer fortzufhaffen, wird man aber hierin leicht irre ges führt; man leitet gar Häufig die Abfangegräben am oder unter dem Niveau der Quellen bin, was dann den Nachtheil hat, daß, wenn die

‚Quellen, wie es oft gefchieht, höher ausbrechen, der über dem Abfanges

graben befindliche Boden. naß bleibt.

Eiebenter all.

Iſt die Quellenlinie und folglich aud die Richtung, welche ber Abfangegraben haben muß, ſchwer zu ermitteln, was der Fall ift, wenn das unterirdifche Waſſer an der Oberfläche nicht ald Quelle zu Tage kommt, fondern nur von unten auf den Boden durchnäßt, fo entdeckt man fie doc fehr häufig, wenn man den Graben, welcher dad abge fangene Waffer fortzuleiten hat, den Berg hinanzieht. Sobald dann die Quelle in diefem herborbrächt, führt naan ihn nicht weiter, fondern zieht nun ſeitwaͤrts bie Abfangegräben am Ausgange derjenigen Erd⸗ (hicht hin, welche das Waſſer enthält oder der eigentliche Behälter deſſelben iſt. Natürlich leitet man hierbei die Ableitungsgräben "ims mer nad) denjenigen Punkten hin, welche fich befonders durch Naͤſſe auszeihnen, da man dann Hoffnung bat, die Quellen am em au entdeden.

15 Achter alt.

Iſt durch die Waſſerwaage gefunden, daß bie Einie bed anzu⸗ fertigenden Abfangegrabens, wegen Vorhandenſeins von Felſen und Hüͤ⸗ gen, an manchen Orten weit unter dem Nivean einiger Quellen zu liegen kommt, und hat man, nachdem in diefer Richtung gebohrt wor⸗ den ift, ein Waffer gefunden, fo wird es nöthig, kurze Ableitunge- gräben von gleicher Tiefe mit dem Abfangegraben nad den entfernten Quellen binzuführen und alsdann Beine Abfangegräben, die mit dem Ableitungsgraben einen rechten oder flumpfen Winkel bilden, anzufer⸗ tigen. Fig. 7 Taf. 1. Legt man hierbei die Abfangegräben über den Quellen an, fo müffen auch noch tiefe Bohrloͤcher in die Sohle der

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Gräben gemacht werden, bamit durch diefe das Waffer des Untergruns -

des in die Höhe fleigen inne. Tiefe Bohrlöcher find hier um fo nuͤtzlicher al6 man dadurch oft mehrere wafferführende Schichten durchs fentt, und fo auch das Waffer abfängt, welches vielleicht tiefer nach unten zu zum Vorfchein kommt. Fig 8 Taf. 1. Ueberhaupt iſt e6 gewoͤhnlich beſſer, zuerft die oberften Quellen, welche auf einem fehr abhängigen Terrain vorkommen, abzuleiten, da fehr häufig die unterften donn von felbft verfiegen. Die Bohrloͤcher werden in der Sohle des Grabens, 10, 12 bis 15 Fuß von einander entfernt, angebracht. Das Nähere darlber weiter unten.

Neunter Fall.

Haben die Bergs ober die undurchlaffenden Bodenfchichten eine ſenkrechte ober fehr feigere Lage, fo kommen immer’ nur partielle War: feranfammlungen vor, und fie haben alsdann auch ſaͤmmtlich verfchiedene

Yusfläffe, die mit einander nicht in der geringften Verbindung ſtehen.

Hier würde ed deshalb ein ganz fruchtlofes Bemühen fein, wenn man

ſuchte, die fämmtlihen Quellen mittelft eines einzigen Abfangegrabens oder durch einzelne VBohrlöcher zu entfernen. In diefem Falle wird es daher nöthig, einen Hauptgraben in der Thonſchicht anzulegen und in diefem eine jede elle, durch einen Eleinen Zubringes graben zu leiten. Wollte man dagegen längs ber ganzen Quellenlinie einen Abfangegraben anlegen, fo wärbe man oft genoͤthigt fein, durch Felſen oder Hügel zu dringen, und dadurch fo große Koften- haben,

bag fie mit dem Werthe des trocken gelegten Bodens in keinem rich⸗

tigen Verhaͤltniſſe fländen.

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- Zehnter Fall,

Selber, die an ausgedehnten Abhängen liegen und im Untergrunde fehr mächtige alternirende Schichten von Felſen, Grand, Then, Sanb, Letten und Mergel enthalten, find meift an den Stellen, wo bie Thon» und Lettenfchichten vorkommen, naß oder gar fumpfig, während fie da, wo die Grand» und Sandſchichten oder die zerflüfteten Felſen vor handen find, oft an Duͤrre leiden. Um bergleichen Felder troden zu legen, bedarf es fo vieler Abfangegraben, als Abtheilungen von naffen ‚und trodnen Boden vorhanden find,

Eilfter Salt.

Befteht der Gipfel eines Berges oder der hoͤchſte Punkt eines Hügels oder einet Anhöhe aus poröfen Materialien (Sand, Grand und ſtark zerfiüftete Gefteine), fo ſenken fih die atmofphirifchen Mieberfchläge fo tief hinab, bis fie eine unducchlaffende Erdſchicht finden, bier fammeln fie fi) alsdann an, und werden dadurch bis zur Oberflaͤche zurüdgeftauet; fie fließen nun über die undurchlaſſende Schicht ab, und ergießen fi) in die naͤchſtfolgende pordfe Erdſchicht. Auf ſolche Weife kann ein und diefelbe Quelle den ganzen Abhang an allen denjenigen Stellen verfumpfen, wo die thonigen Erdſchichten vorhanden find, und bildet dann, unten in muldenförmigen Vertiefun⸗ - gen angelangt, auch wohl noch einen Sumpf oder Teich, fofern auch bier das Waffer Leinen Abflug hat. Um Abhänge diefer Art von Näffe zu befreien, beginnt man bamit, daß man an dem hoͤchſten Punkte länge. des verfumpften oder nafjen Bodens einen Abfangegra- ben zieht, und das ſich darin anfammelnde Waffer mittelft eines Ab⸗ leitungsgrabens den Berg hinunter ſchafft. Da aber das Regenwaſſer, welches auf der zweiten poröfen Erdſchicht niederfaͤllt, hier verſinkt und da wieder zum Vorſchein kommt, wo bie zweite undurdjlaffende Erd⸗ ſchicht vorhanden ift, fo wird es oft nöthig, dafelbft einen zweiten Abs fangegraben anzufertigen, und fo auch wohl noch einen dritten unb vierten &is zum Fuße der Anhöhe hinab, fo weit ſich Näffe zeigt. Das auf diefe Weiſe abgefangene und zufammengeleitete Waffer ift öft fo beträchtlich, daß es zur Anlage einer Mühle, oder zur Bes wäfferung von Wiefen dienen kann.

Zwoͤlfter Fall. Kommen an Bergabhängen, die unregelmäßige Lagen von durch⸗

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laffenden und unburdlaffenden Erdſchichten enthalten, naffe Stellen. | fogenannte Dungerquellen vor, . bie am beiten erfannt werden, wenn das Held erſt kurz zuvor gepflügt und geegget worden ift, indem fie, wegen ber Näffe, länger eine dunklere Farbe behalten als das übrige Feld, fo laͤßt ſich gerade an biefen Stellen auch fehr gut das Streichen: der undurchlaſſenden Lettens ober Thonſchichten erkennen, ohne nöthig zu haben, Bohrloͤcher zu machen, folglich auch die Rich⸗ tung, weiche bie Abfangegräben haben müffen. Wo nun die undurch⸗ laſſenden Erdſchichten eine wenig geneigte ober faft horizontale Lage haben, und zugleich weit ausgedehnt find, ba koͤnnen fehr viele Quels fen, bie an ber DOberflähe zum Vorfchein kommen, aus einer und berfelben Wafferanfammlung entfpringen, ober mit berfelben in Ders Bindung flehen; fie laſſen fih dann fehr oft dadurch befeitigen, daß man die Berbindung abfchneidet, oder den Hauptwaſſerbehaͤlter an feiner abhängigften Stelle Öffnet und abfliegen läßt. Wo dagegen die undurchlaſſenden Erbfchichten von burchlafjenden oft unterbrochen werben, iſt man genöthigt, die Quellen einzeln, ober mehrere zuſammen, abzuleiten.

Dreizehnter Salt.

Beſteht der Boden eines Abhanges an der Oberfläche aus Thon, ober einer andern undurchlafienden Erde, und find im In⸗ nern abmwechfelnde Lagen von durchlaffenden und unburchlaffenden Erdſchichten vorhanden, fo fammelt ſich bei Regenwetter in den poröfen Materialien oft fo viel Waffer an, daß dadurch bie thonige Ober⸗ fläche des Feldes von unten auf erweicht, und endlich ſumpfig wird. Da nun bie poröfen Erdſchichten nicht mit einander in Verbindung ftehen, fo ift es erforderlich fo viele Abfangegräben anzufertigen, als Sand, ober andere durchlaſſende Erbfchichten vorhanden find. Um jedoch weniger Abfangegräben nöthig zu haben, zieht man auch wohl von ber tiefiten Stelle aus einen Graben in einer folhen Richtung, daß er wo möglich durch mehrere der zwifchenliegenden Sandfchichten forefegt, nämlich im Zickzack (Fig 9 Taf. 1), um dadurch beren Waſſer abzufangen. Sollte aber der Zweck durch dieſen einen Gras ben in einer folchen Richtung noch nicht erreicht worden fein, fo fers tigt man nod) einen zweiten, und auch wohl nody einen britten an. Im Uebrigen muß fi aus der Länge der verichiebenen Gräben ers geben, ob Hinfichtlich der Koften die eine oder di andere Art ber Ent⸗ waͤſſerung ben Vorzug verdient.

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Vierzehnter Fall.

Hat man ein Feld, weiches dadurch an Näffe leider, daß es im Untergrunde eine undurdlaffende Thon ober Lettenfchicht befigt, wäh: rend deffen Oberfläche nur aus dännen, abwecfelnden Lagen von - Sand, Grand und Thon befteht, fo hat man oft nur nöthig, an der niedrigften Stelle ded Feldes einen Graben fo tief zu ziehen, daß deffen Eohle die unterfte Thonſchicht berührt, um dadurch das Feld voͤllig troden zu legen (Fig. 10 Taf.- 1). Natuͤrlich muß biefer Gra⸗ ben dann aber auch bis auf die Sohle ſich feines Waſſers entlebigen koͤnnen.

Funfzehnter Fall.

Zuweilen entſteht ein naſſer Boden an einem Bergabhang auch dadurch, daß eine lockere poroͤſe Erdſchicht in einem Thonlager gleich: ſam eingekeilt iſt. Das Waſſer, was ſich hierbei in der poroͤſen Erdſchicht allmaͤhlig anſammelt, durchnaͤßt dann von unten auf nicht bloß die obere dünne Thondecke (Fig. 11 Taf. I a), ſondern quillt auch da hervor, wo diefelbe zu Ende geht (bei b) und macht fomit den Boden nur noch naͤſſer. In diefem alle hat man dann nicht die oberen Quellen abzufangen, indem hierdurch das Feld nur zum Theil troden werben wuͤrde, fondern bie Thonſchicht muß mittelft eines Srabens am Fuße bed Berges durchbrochen werden, um hier allem _ Waffer, was ſich in der lockeren Erdſchicht angefammelt hat, einen freleren Abfluß zu verfhaffen. Die oberen Quellen verfiegen dann von feldft, und ba das Waſſer im Innern gänzlich fortgefchaffe wird, fo findet nun auch das Aufweichen der Thondecke von unten auf nicht mehr Statt, Sollte die Thondecke jedoch fo ſtark fein, daß fie mit dem Graben am Fuße des Berges nicht durchbrochen werden koͤnnte, ſo muß man durch Bohrloͤcher () zu Huͤlfe kommen.

Sechszehnter Fall.

Befindet ſich ein ſchmales ſumpfiges Terrain zwiſchen zwei Berg⸗ waͤnden, aus denen Quellen hervorbrechen, welche bie Berfumpfung veranlaffen, und haben die Erdſchichten, welche die Waſſerbehaͤlter find, eine Unterlage von Thon, die leicht mit den Erdbohrer zu erreichen iſt, fo hat man felten mehr als einen Abfangegraben mit Bohrlös ern anzufertigen, um dadurch den fumpfigen Grund völlig trocken zu machen, denn das Waffe, welches fi in ber poröfen Erdſchicht

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anfammelt und die Quellen hervorbringt, findet durch die Bohrloͤcher, da es fortwährend einen Drud von oben ausübt. einen Ausweg. und fließt dann durch den Graben ab. Fig. 12 Taf. I,

Siebenzehnter Fall.

Mitunter iſt es auch möglich, einen fumpfigen Boden dadurch zu entwäffern, daß man, das Waffer verfentt. Wenn fi nämlid Regenwaſſer über einer undurdlaffenden Thonſchicht anfammelt, fo wird bafelbft das Land, welchem ed an natürlihem Gefälle fehlt, (Keffe oder muldenförmige Vertiefungen bildet) naß oder fumpfig, da nun dergleichen Stellen oft viel tiefer liegen, als die fie umgeben» den Ländereien, fo würbe die Anfertigung eines tiefen Ableitungsgras bens ſehr Häufig viel höher zu flehen kommen, als dad dadurch troden gelegte Srundftüd werth iſt. Befindet fih dann unter der Thonſchicht em durchlaſſender Boden,” oder ein ſtark zerflüftetes Geſtein (Kalk oder Kreidefelfen), fo fertigt man an ber tiefften Stelle des fumpfigen Terrains einen Graben, der mit feiner Sohle die Thonſchicht erreicht, an, und bohrt Hierauf durch diefe mehrere Löcher fo tief, bid man zur poröfen Schicht oder zum zerkluͤfteten Fels gelangt. Das Waſſer, mus fi) in den Graben anfammielt, zieht nun mittelft ber Bohrlöcher in die Ziefe, und fomit ift auch ber Grund von Näffe befreiet. (Fig. 18 Taf, I) Statt der Bohrlöcher kann man auch einen Schacht buch das Thonlager. treiben, in welchen man alle Abzugsgräben leitet. Den Schacht fület man, um dem Waſſer ſtets einen freien Abzug zu verfhaffen, mit Steinen bis zur Oberfläche herauf an, und zwar un⸗ mittelbar nad, feiner Vollendung, damit Feine Erdtheile hineingerathen, Die Bohrlöcher fuͤllt man dagegen nicht gaͤnzlich mit Steinen aus, fondern deckt zulegt einen dünnen umgekehrten Rafen darüber, um das Hineingerathen von Erde zu verhindern.

Achtzehnter Fall,

Die oberflaͤchliche Näffe der Ländereien, d. h. ſolche, die nicht ans Quellen ſtammt, fondern nur von kurz vorhergegangenem Regen berrührt, befeitige man durch zweckmaͤßig angelegte Ackerbeete, Feld⸗ gräben und Wafferfuchen. Hat man einen thonigen, aber nicht quels ligen Boden zu cultivicen, der nur wenig Gefälle befigt, fo giebt es, um das überfläffige Negenwaffer ſchnell fortzufchaffen, in der That kein beſſeres Drittel, als recht fhmale, 6 8 Jurchen breite, ges

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woölbte Ackerbeete anzulegen. Das überfläffige Maffer fammelt ſich dann nicht nur In den vielen Furchen an, fondern da man durch die Beete dem Lande auch eine größere Oberfläche verfhafft (Fig. 14 Tat.I.) fo verdunftet das Waſſer nun auch ſchneller. Die ſchmalen Ader: beete geroähren: jedoch auch noch vielfältigen andern Naben, von welchen aber bier nicht die Rede fein kann.

Neunzehnter Kalt,

Bisweilen Tann die Oberfläche eines Grundſtuͤckes auch dadurch trockner gemacht werden, daß man den Untergrund auflodert, biefes Auflodern verrichtet man entweber buch den fogenannten Minirer (Minirpflug), oder man rejolt und fpatpflügt den Boden, ba das Waſſer fi dann in den geloderten Untergrund fenkt. Won dies fen Operationen wird, da fie den Grund und Boden auch ncch in ans derer Dinficht verbeffern, welter unten ausführlich gehandelt werben.

Zwanzigfter Fall.

Sind Weideländereien, befonders Schaftriften, an ber Oberfläche zu entwäffern, fo wendet man auch wohl die fogenannte Hohlfur⸗ chen⸗Abzucht an. Diefe befteht darin, daß man zuerft mit einem ſtarken Pfluge an den niedrigſten Stellen der Weide 7 8 Zoll tiefe Furchen zieht, alsdann ſticht man die lodere Erde von der um» gepflügten Furche 3 4 Zoll did ab, und wirft fie entweder aus⸗ einander, oder braucht fie zur Ausgleihung von Unebenheiten ; zu⸗ legt klappt man die Suche wieder zuruͤck, wodurch dann eine female Möhre unter ber Erbe gebildet wird, im welcher das überflüffige Re⸗ genwaffer zieht und abläuft (Fig 1 u. 2 Taf. IL) Diefe Röhren, welche man auf ſolche Welfe, ohne große Koften dadurch zu haben, in bedeutender Menge auf leicht an Näffe leidenden Weiden anlegen ann, und melde beſonders auf Thonboden gute Dienfte thun, werden zwar durch einen ftarten Drud oder durch hineinwachfende Grasmurs zeln oft verftopft, allein fie find auch eben fo ſchnell wieder hergeſtellt, da man fie nur aufjupflägen, zu reinigen, und bann wieder umzu⸗ klappen braucht. |

Ein und zwanzigfier Fall.

Nahe unter der Oberfläche befindliche Möhren fertige man anf Weidelaͤndereien, bie leicht an Näffe leiden, auch durch ben fogenannten

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Maulwurfspflug an, ber Boden muß aber, wenn bie Arbeit volls zogen wird, gerabe recht naß fein, da alsdann die Möhrenwände nicht allein gut fliehen, fonbern der eiferne Cylinder des Pfluges auch Leiche tee in den Boden dringt. Die Fig. 8 Taf. II ſtellt den Pflug dar, während Fig. 4 Taf. II die duch den vorm zugefchdrften eifernen Gylinder gebildete Röhre verfinnlicht, 7

Zwei und zwanzigſter Fall. .

Sind weit ausgedehnte Suͤmpfe und Moraͤſte trocken zu legen, ſo muͤſſen nicht nur alle, aus den benachbarten Huͤgeln und Bergen hieinfließenden Quellen gehoͤrig abgefangen und abgeleitet werden, ſondern in dem Sumpfe ſelbſt iſt auch, je nad der Dertlichkeit deſſelben ein Netz von Graben. anzulegen. Die Suͤmpfe und Mes raͤſte enthalten In des Megel einen tiefen, fehe humusreichen Boden, der das Waſſer gleich einem Schwamme verfhludt, und anhält; je humusreicher beshalb der Boden iſt, um fo mehr Gräben find ers forderlich, das Waſſer abzuzapfen. Sehe oft fließt auch duch ben Sumpf ein Bad} oder Feiner Fluß, der fo wenig Gefälle hat, daß von bier aus der Boden mit Waffer imprägnict, oder zu gewiffen Jahrs⸗ zeiten uͤberſchwemmt wird. Den Bach oder Fluß ſucht man zuerft unterhalb mehr Gefälle zu verfchaffen, was hauptfächlich dadurch ges fhieht, daß man feinen Lauf verkürzt, die Kruͤmmungen durchſticht, oder ihm einen ganz andern Weg durch Grabung eines Canals anweiſet. Alsdann macht man ihn auch tiefer, wo er ben Sumpf duckhfließt. Dver aber, man leitet bie Beineren Entwäfferungsgräben in einen mit dem Fluſſe parallel laufenden Hauptabzugscanal, und dieſen laͤßt man dann weiter unterhalb an derjenigen Stelle in den Fluß aus⸗ münden, two der Wafferfpiegel am niedrigften fteht. Lest man hier nun nod) eine Schleufe in ben Hauptentmäfferungseanal, fo Läßt fich dadurch auch das Waſſer des Fluſſes, fobald es anſchwillt, abhalten, und es findet nun ferner Beine Ueberfhwemmung Etatt, ſofern auch der Fluß bewallet worden ift,

Zumellen ift auch eine Mühle vorhanden, durch welche bie Ver⸗ fumpfung veranlaßt wird, jene muß dann entweder ganz fortgefchafft wers den, ober man umgeht fie mit bem DauptsEntwäfferungsgraben, und leitet denfelben unterhalb der Mühle in den Bach oder Fluß. Auf ſolche Weife gelang «6 mir, einen vor einer Mühle gelegenen nicht unbetraͤchtlichen Sumpf in das fruchtbarfle Aderland zu verwandeln,

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welches durch die beigefuͤgte Zeichnung (Fig. 5 u. 6 Taf. Il) verdeut⸗ licht wird. Die Fig. 6 ſtellt den Sumpf vor der Entwäfferung dar, während Fig. 5 zeigt, wie bie Gräben und fonfligen Einrichtungen, nachdem die Entwäfferung vollbracht iſt, befchaffen find. Bela Fig. 5 mußte das Sumpfwaffer von der rechten auf bie Linke Seite mit telft einer weiten Röhre unter dem Fluſſe burchgeleltet werben, indem bei b bedeutende Hinderniffe vorhanden waren, um auch hier, wie bei ce dad Eumpfmwaffer hinter die Muͤhlraͤder leiten zu können. Anfaͤng⸗ lich glaubte man, die Mühle werde durch biefe Entwaͤſſerung viel Waſſer verlieren, dies war aber nicht der Kal, fie gewann vielmehr, denn das im Sumpfe ftehende Gras und Geftrüppe hielt das Waſſer, fobald es der Müller anftauete, zuruͤck, während es nach ber Entwaͤſſe⸗ rung aus, dem Baffin (k) uad dem Fluſſe, in welchem letztern es, da er beiwallet wurbe, nun auch in ber trocknen Jahrszeit höher binauf geflaut, und folglich angefammelt werben Tonnte, rein ablief. Bei d befanden fich bedeutende Quellen; um: daher dad Waffer ders ſelben nicht für die Mühle zu verlieren, wurden fie bei g in den Fluß geleitet; dies machte einen Heinen Damm e erforderlich, fowie den Graben f, um den Boden vom durchſickernden Waffer zu bes feeien. Die ganze Entwäfferung Eoftete ungefähr 125 Rthlr., wähs rend 14 Morgen bes fchönften Bodens dadurch gewonnen wurden. Zu ähnlichen Entwäfferungen findet ſich fehr häufig Gelegenheit. Auf einer meiner landwirthſchaftlichen Reifen im nordweſtlichen Deutſch⸗ Lande zeigte mir einftmals ein Gut: und Mühlenbefiger einen bes trächttihen Sumpf, mit der Bemerkung, daß er bdenfelben gern in eine Wieſe verwandeln würde, wenn nicht eine einträglihe Mühle darunter läge, bie ein ſchwer zu befeitigendes Hinderniß darboͤte. Ich theilte darauf demfelben meine Anfichten mit, erklärte ihm, wie er bei ber Entwäfferung bed Sumpfes, ohne der Mühle zu fchaden, zu opes tiven habe, und führte meine eigene Erfahrung als Beleg an. Jedoch, der Dann war fehr ungldäubig, und hielt mid hoͤchſt wahr⸗ fheinli für einen jener Landwirthe, die viele unverdauete Ideen zu Tage fördern. Nach Verlauf einiger Jahre führte mich mein Weg wieder bei dem Sumpfe vorbei, und jest ſah ich zu meiner Freude, daß man aus dem ſelben eine ganz vortreffliche Wieſe, ganz auf diefelbe Meife gemacht Hatte, als ich e& Früher in Vorſchlag brachte. Natürlich hatte ich nichts Elligeres zu thun, als dem Beſitzer berfelben einen Beſuch abzuflatten, jedoch ohne ihn an die Worte zu erinnern, bie ich

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früher wegen der Trodenlegung bes Sumpfes an ihn richtete. Das Erfte, was gefchab, mar, mich nach dem alten Mühlteihe zu führen, und wohlgefaͤllig wurde mir nun die ganze Geſchichte der Entwaͤſſe⸗ rung mitgetheilt; von meiner früheren Anleitung dazu war aber nicht die Rede; auch ich ſchwieg daruͤber, und freuete mich nur im Stillen, bag meine Saat auf keinen ganz unfruchtbaren Boden gefallen war! Der gütige Lefer wolle mir diefe Keine Abfchweifung verzeihen, viels leicht IE ihm einmal etwas Aehnliches begegnet.

Drei und zwauzigſter Salt.

Mo Teichwirthſchaft getrieben wird, d. h., wo die Teiche abwech⸗ ſelnd zur Sifhzucht und zum Getreibebau bienen,. oder wo überhaupt viele Zeiche vorhanden find, da beſtehen fehr oft die Ränder derſelben aus fumpfigten Wiefen ober Weiden. Hier kommt «6 nun barauf an, die Zeichränder troden zu legen, ohne bie Teiche deshalb einge⸗ ben laffen zu müffen. Die Art, wie man bei dergleichen Ent wäfferungen verführt, iſt ganz einfach, auch iſt fie mit einem gerins gen Koſtenaufwande verbunden. Fig. 7 Taf. II zeigt den Teich mit feinen fumpfigen Wieſenraͤndern a a a. Fig. B bagegen, wie 'die Gräben und Dämme anzufertigen find, um die Wiefenränder. nicht bloß troden zu legen, fonden auch, wie fie zugleich ges gen das durchſickernde Teichwaſſer gefchäge werden koͤnnen. Die Dämme, nad) dem Innern bes Teichs zu, macht man natürlich von der aus den Gräben genommenen Erde. Kann man aber den Wieſen⸗ grund, rechts vom Reiche gelegen. nicht mittelft des Grabens b ent wöäffern, fo legt man eine Röhre unter den Zufluß bei d an. Eben fo verfährt man, wenn bie linke Seite nicht durch den Graben c zu entwaͤſſern fein ſollte. Dee Wafferfpiegel des Teiche wird hierdurch etwas verringert, will man ihn dagegen vergrößern, fo gräbt man bie niedrigften Stellen aus, und gebraucht bie Erde zur Erhöhung der tieffien Stellen bed Sumpfbodens (denn die Lokalität muß entfcheis den, ob Aderland, Wiefen oder Teiche mehr reinen Gewinn abwerfen). Steht dann das Wafler im Teiche höher als die Wieſe, fo kann eb, mittelft zwedmäßiger Vorrichtungen, auch zur Bewaͤſſerung berfelben dienen. Das höhere Aufflauen des Waſſers im Teiche wirb aber durch die Beuferung am Zufluffe hinauf (ig. 8 aa) möglich.

24 Bier und zwanzigſter Salt.

Soll ein Eumpf urbar gemacht. werden, wo weder Gefälle zur Anlegung von Gräben vorhanden iſt, noch fonft auf irgend eine der bisher betrachteten Arten das Waſſer fortgefihafft werden Bann, fo bleibt kein anderes Mittel übrig, als tiefe breite Gräben zu ziehen, und mit der hieraus erhaltenen Erbe den Übrigen Boden zu erhöhen. Oder aber, man erbauet Mühlen, die durch Wind oder andere Kräfte In Bewegung gefegt werden, fchöpfet damit das Waſſer, mas” zuvor in ein Baſſin zufammengeleitet wird, in die Höhe, und leitet es mittelft Gräben, die auf aufgeworfenen Dämmen angelegt find, fort. Hierauf werde ich meiter unten, wenn von der Einbeichung die Rede fein wird, zuruͤckkommen. i

Bon den Regeln, welche man bei der Anfertigung offener Gräben zu befolgen bat.

Ein jeder Graben foll, damit das Waffer, welches er führt, bis

auf die Sohle ablaufe, ein hinreichende® Gefälle haben, indeß hat man den Gräben, in welchen viel Waffer fließt, weniger Gefälle zu ertbeilen, al& den Gräben, die nur wenig Waffer führen. Fließt naͤm⸗ lich viel Waffer in einem Graben, und hat er dabei ein ſtarkes Ger fälle, fo wird daſſelbe Leicht reißend und beſchaͤdigt dann fowohl die Sohle als die Seitenwände beffelben. Am meiften hat man hierauf zu achten, wenn ber Boben Ioder ift, da dieſer am leichteflen vom Maffer angegriffen und aufgewuͤhlt wird. Beſteht dagegen der Boden aus einen zähen Thone, fo kann ber Graben fchon ein großes Ges fälle haben, ohne vom Waſſer bedeutend befchäbigt zu merden. Iſt ein Waffergraben 2"/, bis 3 Fuß tief und 5—7 Kuß breit, fo reicht ein Gefaͤlle von "/, bis 9, Zoll auf 100 Fuß Länge bin um das Waſſer ſchnell genug abzuführen. Hat er dagegen nur eine Breite von 1 bis 2 Fuß, fo muß er mehr Gefälle haben, denn da er dann nur wenig Waffer führt, fo fließt daſſelbe wegen ber an den Seiten

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erleldenden Reibung zu langfam ab. Das zu langfame Abfließen des Waſſers hat naͤmlich den Nachtheil, daß fi vie Schlamm (oft Eifenoryd) in dem Graben abfegt und Waſſerpflanzen darin entftehen, die den Lauf des Waſſers wohl gänzlich unterbrechen.

Auf einem fehr abhängigen Terrain begegnet man bem zu ſchnel⸗ ten Laufe des Waſſers dadurch, daß man dem Graben viele Ummege machen läßt, ober ihn fchlangenförmig leitet.

Die Breite welche ein Graben, fowohl in der Sohle als an fels nem oberen Rande haben muß, wird natuͤrlich durch die Waflermenge, weiche er in einer beftimmten Zeit abzuführen bat, bedingt. Je mehr Gefaͤlle aber ein Graben, bei einer gewiffen Breite und Tiefe befigt, um fo mehr Waffer wird duch ihn in einer gemwiffen Zeit forte geſchafft. Mair berechnet es nach dem Cubikmaaße, was in einer Se⸗ kunde oder Minute abflleßt, und zieht bie Gefchwindigkeie und bie Tiefe des Waſſers, fowie die Quadratfläche des Grabenprofils dabei In Betracht,

Stets thut man wohl daran, die Gräben, in welchen Waſſer fließt, etwas breiter zu machen, als fie unter den gewöhnlichen Verhälts niffen zu fein brauchen, damit fie auch in außerorbentlichen Fällen, z. B. bei heftigen Gewitterregen das mehrere Waffer ſchnell ableiten Eins nen; denn thun fie es nicht, fo tritt es aus feinen Ufern, verurſacht Ueberſchwemmungen, und ſchadet dadurch nicht bloß den angebauten Früchten, fondern laugt auch bie Düngertheile des Bodens aus.

Gräben, die nur Quelle und Sumpfwaſſer abzuleiten haben, macht man nicht gern breiter, ale 2%, bie 3 Fuß; benn find fie breiter. fo geht zu viel Terrain dadurch verloren. Sie müffen wo möglich mehr Gefälle haben, als Gräben in denen viel Waſſer ges leitet wird, indem fie fonft leicht, verfchlämmen oder ſich Gräfer und Sumpfpflanzen in ihnen anfiedeln, und deshalb fehr oft gereinigt werden muͤſſen.

Die Tiefe, welhe ein Graben an den verfhiedenen Punkten haben muß, wird durch die Wafferwange ausgemittelt ; das ganze vorhandene Gefälle muß aber, damit das Waſſer an der einen Etelle nicht ges ſchwinder als an der andern fließe, auf die ganze Grabenlänge richtig vertheilt werden.

Ein nothwendiges Erforderniß iſt es ferner, den Grabenwaͤnden eine gehörige Abdahung (Boͤſchung, Doffirung) zu geben; auch muͤſ⸗ fen fie weber concay no conver gearbeitet fein, vielmehr eine

v

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moͤglichſt gerade Flaͤche bilden, da fie dann beſſer ſtehen. Gewoͤhnlich macht man aber die Waͤnde der Graͤben, um Terrain und Koſten zu erſparen, zu ſteil, und hat ſie dann, da ſie bei Thauwetter, oder im Fall der Graben einmal viel Waſſer führt, einſchießen, oft autzu⸗ beſſern. Als Megel gilt, bie Grabenwaͤnde um fo ſchraͤger anzuferti⸗ gen, je fanbiger oder loderer das Erdreich if. Ein Graben in einem fehr fandigen Voden muß, wenn beffen Wände gut ſtehen follen, oben fo breit fein, als zwei mal bie Tiefe plus ber Breite der Sohle bee trägt; wäre er folglich in der Sohle 2 Fuß breit, und betrüge deſſen ſenkrechte Tiefe 4 Zuß, fo würde er an feinem oberfien Rande eine Breite von zehn Fuß haben müffen. Hierbei haben dann die Graben⸗ wände eine Abdachung von 45 Grab, bei welcher man kein Einfcie: Ben ober Unterwaſchen derfelben zu befuͤrchten braucht. Auf Thon⸗ boden haben dagegen die Grabenwaͤnde keine fo ſtarke Abdachung nds thig, und es ift hinreichend, wenn fie bier mit dem Horizonte einen Winkel von 55 50° bilden. Am fteilften Eönnen fie auf Moor⸗ boden fein, denn fie ſtehen bier felbft dann noch gut, wenn fie nur eine Abdachung von 70 80° erhalten.

Um verfihert zu fein, daß die Wände eines Grabens an allen Punkten die gehörige Abdachung erhalten, iſt es fehr zweckmaͤßig, den

| Stabenarbeitern ein fogenanntes Doffirbrett in bie Hände zu ges

ben. Daſſelbe befteht aus vier zufammengefügten Brettern, von wels chen bie Seitenbretter gerade die Neigung haben, als fie die Graben» wände erhalten follen (Fig. 9 Taf. II). Die Grabenarbeiter haben bann nur nöthig, die Schablone quer In ben Graben zu flellen, um zu fehen, ob beffen Waͤnde überall die gewuͤnſchte Abbachung befigen. Für ungelibte Grabenarbeiter iſt das Doffiebrett auch In fofern von

Wusen, als ihnen die geraden Seitenbretter, am beften die Fehler

ber Grabenwaͤnde zeigen; meift machen fie bdiefelben conver, zumal

wenn es Accorbarbeiter find, da diefe immer darauf ausgehen, fo we⸗

nig als möglich Erde auszumerfen. | Eine der wichtigften Regeln, bie man bei der Anfertigung ber

Graͤben zu befolgen hat, beſteht nun auch darin, daß man die aus

dem Graben genommene Erde weit genug vom oberen Rande des⸗ felben abwerfe, zumal wenn fie bafelbft fuͤr immer liegen blei⸗ ben fol, Je tiefer der Graben Ift, um fo mehr muß fie vom Rande befielben entfernt fein. Die ausgeworfene Erde uͤbt nänlich beftändig einen Drud aus, und bewirkt fomit, daß, wenn fie zu nahe liegt,

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die Grabenwaͤnde leicht einfchleßen. Dazu komme aber auch, daß bie nahe liegende Erde vom Regenwaſſer wieder in ben Graben gefpült wird, und um fo leichter, je feinkoͤrniger und loderer fie iſt. IR ein Graben 6 Fuß tief, fo folk fie mindeſtens in einem Abflande von 3 Fuß zu liegen kommen. In den bei weiten meiften Faͤllen iſt es jedoch beffer, die aus dem Graben erhaltene Erde gaͤnzlich fortzus fchaffen, thells damit fie Leinen ſchaͤdlichen Drud ausuͤbe, theils damit fie nicht wieder in den Graben gerathe, theild und hauptſaͤchlich aber, damit kein Terrain babucdy verloren gehe. Sehr oft hemmt fie auch den freien Abzug des Regenwaffers und muß dann um fo eher ents fernt werden. Gewoͤhnlich reicht hin, fie mittelft Schaufeln Aber das naͤchſte Land ums auszuwerfen; iſt die Maffe aber zu bebeutend, fo führt man fie mit Handkarren, Sturzlarren oder mit bem weiter unten befchriebenen Mold brette auseinander, und benugt fie zur Außgleihung der weiter gelegenen Bertiefungen und Unebenheiten. Hat man Gräben auf moorigem Boden gezogen, fo wird fie dieſem beim Auseinanderwerfen in fofern fehe nüglih, als fi Sand und Lehm darunter befinden.

Fertigt man Gräben auf einem ſehr trodinen, lofen, feinkoͤrnigen Sandboden an, was nicht felten ber Fall ift, wenn man genöthigt _ mird, einen auß einer fumpfigen Gegend kommenden Graben weiter zu führen, fo ereignet es fich wohl, baß die Grabenwänbe, ungeachtet der ſtarken Abdachung, die man ihnen gegeben bat, dennoch nicht ſtehen. Auch wird hier der Graben fehr oft voll Sand gewehet, und verfagt dann feine Dienfte als Waſſerableiter gänzlih. In diefem Falle bleibt fein anderes Mittel uͤbrig, als die Seitenwände des Grabens entweder mit Raſen aufzubauen, oder Flechtzaͤune und dergleichen darin anzu legen. Damit nun aber auch von der nädften Umgebung kein Sand ' in den Graben wehe. muß man dem Boden baldigft eine Dede zu verfchaffen fuhen, was durch Anfäung geeigneter Pflanzen, oder durch eine Belegung defjelben mit Raſenplaggen gefchieht; überhaupt hat mean bier den fandigen Boden ebenfo zu befeftigen, mie es weiter unten bei der Euttur der Sandwehen und Dünen befchrieben werden wird,

Sina Gräben auf einem ſehr ſumpfigen, loſen, moorigen oder ſchwammigen Grunde anzulegen, ſo macht man ſie nicht gleich ſo tief und breit, als ſie in der Folge ſein muͤſſen, da ihre Waͤnde des vie⸗ len Waſſers wegen, ſehr leicht zuſammenfließen. Erſt nachdem der Boden einen Theil ſeines Waſſers verloren hat, giebt man ihnen die

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erforderliche Tiefe und Breite, Die erfte Anlage biefer Gräben ers fordert aber auch fehr oft Flechtzäune und aͤhnliche Vorrichtungen, um das Zufammenfließen derfelben zu verhindern, und meiſt richtet man babei mir Miſthaken, breiten ſcharfen Haden und hohlen böls zernen Schaufeln, mehr aus, als mit dem gewöhnlichen Gpaten. In der That, es iſt Beine leichte Arbeit in einem mit Waſſer überfülten Moorboden Gräben zu ziehen; die Anlegung einer Schnur ift dabei unmöglich, man giebt ihnen nur die ungefähre Richtung und beffert nad, wenn ber Boden trodner geworben ift.

Damit nım alle Gräben möglichft dollkommen angefertigt werben, ME es gut, ben Grabenarbeitern einen Grabenmeiſter vorzufegen. Die Zunctionen deſſelben beftehen darin, daß er die Grabenlinie nad bee Schnur vorzeichnet, danach fieht, daß die Grabenwaͤnde weder hohl noch gewoͤlbt angefertigt werden, daß der Graben bie gehörige Breite in der Sohle habe, daß er Überall bie verlangte Tiefe beſitze u. dal. mehr. Natuͤrlich wählt man dazu den gefchidkteften unter den Arbeitern aus, und befonders einen foldyen, welcher ein gutes Aus genmaß hat. Sind fehr breite und tiefe Gräben (Canaͤle) anzufertis gen, fo thut man wohl daran, für jede Seite des Canals einen Grabenmeiſter anzuftellen, da einer bee Arbeit nicht vorlommen kann.

Sind nun die Gräben hergeftellt, fo iſt es uneriäßlich, daß fie, wenn fie fortwährend gute Dienfte leiften follen, auch häufig nachger fehen, und die kleinen Schäden, weldye daran entflanden find, - ausge beffert werden. Den meiften Schaden erleiden fie in den erften bei: den Jahren nach ihrer Anfertigung. Es iſt daher nothwendig, daß man alle Gräben, welche behuf einer Entwäfferung angefertigt find, einmal im Fruͤhjahr, und das andere Mal im Herbft. von Grund aus aufcäume. Außerdem mäffen fie aber auch nach jedem heftigen Ges voitterregen nachgefehben werden, denn nirgends entſteht aus einem Heinen Schaden leichter ein großer, als bei Gräben, in denen Waſſer fließt,

Die Werkzeuge, welche zur Anfertigung ber Gräben auf ver: fhiedenen Bodenarten erforberlih find, beftehen in Spaten, mit gerader ſcharfer Schneide, Schaufeln (eiferne und hölzerne Hohl: fhaufeln), Haden (MRobehade, breite Hade mit ſcharfer Schneide und Spitzhacke) Beilen, Brechſtangen, dreizackigen Miſt⸗ haken, Doſſirbrettern, Grabenſchnüren, Viſirſtangen, Mapftöden, Waſſerwaage, Setzwaage und Pfaͤhlen.

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Don den unterirdifchen oder verbedten Waffer- abzügen (Sontanellen, Dohlen, Underdraind) im Allgemeinen.

Es ift noch nicht gar lange, daß die unterirdifchen Abzüge in allgemeineren Gebrauch gefommen find; dern wiewohl es im mittleren Deutſchlande viele verbedite Abzuͤge giebt, die ein ſehr hohes Alter haben, fo fanden fie dody wenig Nachahmung. Erſt von der Zeit an, al& die englifchen oͤkonomiſchen Werke, in welchen viel von ihnen gehandelt wird, und worin Ihre Vorzüge ſehr hervorgehoben werden, ins Deutfche überfege wurden, hat man auch bei uns angefangen, fie häufiger in Anwendung zu bringen. Nirgends werden aber wohl mehr verbedte Abzüge angelegt als in England, da das dortige feuchte Klima fehe viele Wafferableitungen erforderlich macht; natuͤrlich fammelte man bierbei ſehr viele fchägenswerthe Erfahrungen, und da bie Erfah⸗ sung bei der Landwirthſchaft jederzeit höher ſteht als die Wiſſenſchaft, fo thun wir fehr wohl daran, wenn wir die Vorſchriften, welche die Engländer hinfihtlic der Anlegung der Fontanellen geben, und zur Richtſchnur dienen laſſen. Daß fih in ber That die Berfahrungs« arten der Engländer auch bei und bewähren, ſah ih nicht nur an fehe vielen Orten, fondern erfuhr es auch bucch die eigne Praxis, in« ' dem ich vielfältige Gelegenheit hatte, unterichifche Wafferabzüge anzu⸗ legen; bierbei ſammelte ich nun auch mehrere eigne Erfahrungen , die ich ‚in dem Folgenden um fo eher mittheilen werde, als fich manche darunter befinden därften, die von einiger Wichtigkeit find.

Vergleicht man die untericdifchen Abzüge mit den offenen Graͤ⸗ ben, fo bemerkt man ſehr bald, daß erſtere vor letzteren bedeutende Vorzüge haben. Die Hauptvortheite derfelben beſtehen im Folgenden: 1) Da die Gräben, wenn fie bis zu einer gewiſſen Höhe mit Holz, Steinen u. f. w. angefällt find, wieder mit Erde zugeworfen werden, fo geht dadurch für die anzubausnden Fruͤchte fein Tetrain verloren; 3) da fie unter ber Oberfläche bes Geldes hinlaufen, fo find fie nicht, wie die offenen Gräben, ber Beackerung im Wege, und 3) da fie ges- gen das Zuſchlaͤmmen durch Regenwaſſer und bie. Anfisblung von- Pflanzen geſchuͤtzt find, fo beduͤrfen fie nicht der jaͤhrlichen Räumung.

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Die erfte Anlage der unterivdifchen Abzüge erfordert zwar einen groͤ⸗ fern Koftenaufmand, als die der offenen Entwäfferumgsgräben, allein dafuͤr iſt Ihr Mugen auch fo uͤberwiegend, daß dadurch fehr bald das Mehr doppelt und dreifach erfegt wird.

Von den Regeln, welche bei der Anfertigung der unterirdiſchen Abzuͤge zu befolgen ſind.

Wenn die verdeckten Abzüge vollkommen ihren Zweck erfüllen ſol⸗ len, ſo muͤſſen bei ihrer Anlage eine Menge Regeln befolgt werden, die ich in dem Folgenden naͤher eroͤrtern will.

1) Sie dürfen nur ein ſehr geringes Gefälle haben und um fo weniger, je größer die Quantität des Waſſers ift, welches abzuleiten ihnen obliegt, und je loderer ober poröfer der Boden iſt, indem fort das Waſſer die Sohle des Grabens angreift, und hier oder da Ber: fhlämmungen zu Wege bringt, die wohl gar eine gaͤnzliche Verſto⸗ pfung des Material®, worin fih das Waſſer fortbemegen muß, zur Folge hat. An allen Orten, wo das Terrain fehr abhängig ift, mäffen deshalb die verbediten Abzüge, die man beinahe in horizontaler Ridytung anlegt, in offene Gräben, welche das Waffer den Berg hinunterführen, ausmänden. Don diefer Regel darf man unter keiner Bedingung abs weichen, wenn man nicht vergeblich gearbeitet Haben will. Iſt der Boden locker, fo darf die Sohle des Grabens, weicher als unterirdifcher Abs zug dienen fol, auf O Zus Länge hoͤchſtens */, Zoll Gefaͤlle haben; ja es iſt fogar nöthig, daß man ihr, wenn der Zudrang des Waſſers bedeutend iſt, noch weniger Gefaͤlle gebe, fie Tann alddann felbft eine völlig horizontale Lage haben.

2) Um Arbeit, ſowohl beim Anfertigen der Gräben, als beim-

Wiederzuwerfen derfelben, zu erfpaten, möffen fie fo ſchmal als irgend möglich gemacht werden. Dadurch wird dann zugleich bewirkt, daß man weniger Ausfuͤllungsmaterlal (in Steinen, Holz, Serop und dergl. beſtehend), bedarf.

\ 3) Sis -follen, auf quellenrelchen Boden angelegt, Feine über:

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mäßige Länge haben, d. 5. ihr Ausmünbungspunft darf nicht zu weit vom Anfangspunkte entfernt fein, da fie fonft das viele Waſſer, was fi) an ihrem Ausgangepunfte anfammelt, nicht mehr faflen; 200 300 uf iſt die größte Länge, welche man ihnen aeben darf. Hiergegen wird aber oft gefehlt, wovon dann ihre Verſtopfung die unausbleibliche Folge iſt.

4) Die Graͤben zu den unterirdiſchen Abzuͤgen muͤſſen ſtets ſo tief angefertigt werden, daß das Ausfuͤllungsmaterial 18 20 Boll von ber Oberflaͤche entfernt bleibt; es muß fo tief liegen, damit es beim tiefen Pfluͤgen nicht vom Tritte der Zugthiere oder wohl gar vom Pfluge feibft befchädigt werde. Liegt das Ausfüllungsmaterial flach, fo wird es auch durch die tief eindeingenden Mäder der Miſt⸗ und Etntewa⸗ gen befhädigt, und was das Schlimmſte ift, es dringt von oben ab leicht Regenwaſſer "hinein, und mit diefem zugleich Erde, wodurch der Abzug verftopft wird. Da nun das Ausfüllungsmateriat 6 8 Zoll did auf die Sohle des Grabens zu liegen kommt, fo geht daraus hervor, daß die Gräben eine Ziefe von 18 20 +6 8 Boll A 3 Zoll haben müffen. Tiefet macht man fie nicht gern, um Arbeit zu erfparen.

5) Niemals dürfen fih die untericdifchen Abzuͤge durchkreuzen, indem da, wo die eine Ausfüllung mit der andern in Berührung kommt, durch hineingefhlämmte Erde, leicht eine Verſtopfung ents ſteht.

6) Aus dieſem Grunde darf auch kein unterirdifcher Abzug In einen andern unterisdifchen Abzug ansmuͤnden, oder fein Waffer darin ergießen, vielmehr muß ein jeder feinen eignen Ausflug in einem offenen Graben haben. Diefer legtere foll aber auch immer etwas tiefer als der verdedte Abzug fein, damit daraus das Waſſer rein ab: ließe; denn geſchieht es nicht, fo verfiopfen die Exdtheite, welche bei ſtarkem Mafferetguffe aus ben Abzuge hervorkommen, deffen Mündung, und er hört dann gänzlich auf, Waffer auszugeben. Hiergegen wird indeß gar häufig gefehlt, und es ift mit der Grund, warum die uns terirdifchen Abzüge fo oft ihre Dienfte verfagen.

T) Bevor man zur Anfertigung. dev Gräben fchreitet, welche als verdeckte Abzüge dienen follen, muß das Material (Steine, Hol;, Rofenplaggen, Moos u. f. w.), womit fie ausgefüllet werden follen, länge der Grabenlinie beigefahren werben; denn gefchleht es erft nad

Vollendung ber Gräben, fo hit biefes nicht nur viele Unbequemlich⸗ keiten, fondern die Gräben werden auch leicht dabei befchäbdigt.

8) Bel Anfertigung der Gräben muß die obere, gute Erbe an bie eine Seite, und die untere an die andere Seite des Gras bens gelegt werden; dieß hat den Nutzen, daß man beim nachherigen Bumerfen des Graben®, die todte unfruchtbare Erde leichter wieder nach unten bringen kann. Man hat befonders hierauf zu achten, wenn die tragbare Aderfrume nur flach iſt.

9) Iſt der Andrang des Waſſers fehr flark, fo duͤrfen bie Graͤ⸗ ben nicht eher mit Holz, Steinen u. f. w. angefüllt werden, bie das hauptſaͤchlichſte Waffer abgezogen ift, denn geſchieht es früher, ſo fent Een fie fi in den aufgeweihten Boben, und es leiten dann keine Höhlungen oder Zwiſchenraͤume übrig, in welchen fpäter das Waſſer abziehen kann, fo daß Mühe und Arbeit vergeblich aufgewendet find. Am gefährlichften iſt es in diefem Falle, Steine als Ausfüllungsmaterlat anzuwenden, da fie wegen ihrer Schwere am fchneliften verfinken.

10) Legt man das Ausfüllungsmaterial in die Gräben, fo muß es Regel fein, nit gegen, fondern mit bem MWafferlauf zu arbeis ten; denn fingt mun da an, wo der Ausflug des Grabens ift, fo ſam⸗ melt fi das Waſſer vor den Fuͤllungsmaterialien an, und erſchwert dadurch gar fehr die Arbeit, zumal wenn dee Andrang des Waſſers bedeutend iſt. |

11) Das Material, womit die Gräben ausgefüllet werden, muß gut und dauerhaft fein, und nur in hoͤchſter Noch darf dasjenige dazu genommen terden, was leicht vergängli iſt. Die Gründe deshalb anzugeben, dürfte überflüffig- fein. Steine find ohne Zweifel am beften zum Füllungsmaterial geeignet, jedoch find Gypsgeſteine jederzeit zu verwerfen, da bekanntlich der. Gyps im Waſſer löslich iſt. Stehen feine Steine zu Gebote, fo muß gruͤnes Holz genommen werben, und unter diefem ift dann das der Erlen und Weiden auszuwählen, da es fih am längften in der Erde hätt, ohne in. Verweſung übers zugeben. Die Anwendung verfäledener Fuͤllungsmaterialien erfors dert nun aber auch immer eine verfchiedene Breite der Gräben, wor⸗ über weiter unten das Nähere angegeben werden foll.

12) Hat man Gräben auszufüllen, die viel Quellwaffer führen, fo muß man es vermeiden, fehr feines Material dazu zu nehmen, indem dieſes nicht fo weite Zwiſchenraͤume laͤßt, um dem Waſſer ſtets einen fielen Abzug zu geflatten. Je flärker daher der Wafferzufluf

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aus den Quellen ift, um fo gröber muß auch das Fuͤllungsmate⸗ rial fein.

13) Sind Quellen abzuleiten, deren Waffererguß ſehr bedeutend if, und follen fie unter der Erde fortgeführt werden, fo reichen hierzu die gewöhnlichen verdeckten Abzuͤge mit hineingemworfenem Fuͤllungs⸗ material nicht aus; in biefem Kalle muͤſſen untericdifche Candle aufs gemäuert werden, von welchen weiter unten die Mede fein wird,

14) Beim Hineinlegen des Fülungsmaterial® in die Gräben bat man befonders dahin zu fehen, daß die alferoberfte Schicht mög» lichſt dicht ſei, damit man nicht Gefahr laufe, baß in ber Folge Erde durchkruͤmele, und fo den Abzug verftopfe. Man legt des⸗ batb das feinſte Material oben auf, und auf dieſes wieder eine bünne Schicht Stroh, Heidekraut, Moos, Queden, Ras fen= und Heideplaggen u. m. dyl., um dadurch alles Hinein« fallen von Erbe unmöglich zu maden. Je fandiger das Erdreich ir befto dichter muß natürlich die oberfte Dede fein.

15) Iſt das Fuͤllungsmaterial in gehöriger Ordnung eimgblegt, fo wird nun zuerft die neben dem Graben liegende unfruchtbare Erde darauf geworfen. Damit fie aber recht dicht zu liegen komme, muß fie fefl getreten werden, und um fo feiter, je fandiger fie iſt. Unters bleibt dieſes, fo ereignet es fich oft, daß bei heftigen Regenguͤſſen Löcher darin entfliehen und Erde in ben Abzug bringt, wodurd; dann eine Verſtopfung herbeigeführt wird. Man kann in ber That in Dies fer Hinficht nicht zu viele Sorgfalt anwenden.

16) Hat man nun aber die Erbe auch noch fo feſt getreten, fo ſenkt fie fih dennoch in der Folge etwas; damit deshalb Feine Vertiefungen an den Etellen entflchen, wo ſich die unterirdifchen Ab» zuͤge befinden, fc häuft man zulegt die gute Erbe etwas darüber an.

17) Endlich muͤſſen die Abzüge auch noch an ihrer Ausmuͤndung gut verwahrt werden; denn fällt hier die Erbe zufammen, fo hören fie um fo eher zu fließen auf, als die Quellen, welche fie abzuleiten haben, nur ſchwach find. Hat man keine Bruchfteine, mit melden der Ausflug am dauerhafteften hergeftellt wird, fo ſchlaͤgt man hölzerne Pfaͤhle ein, und legt darüber ein ſtarkes Querholz, für deffen Er neuerung man bann bei Zeiten forgt.

Es ift nun nicht genug, daß man bie unterirdifchen Abzüge auf das Beſte und volllommenfte anfertige, fie muͤſſen auch fortwährend unter guter Aufficht gehalten werden. Die neu angelegten hat man

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in ihrer ganzen Ränge, nach jedem heftigen Regen zu unterfuchen, und ſogleich die Löcher, welche etwa entftanden find, auszubeffern. Sie find Immer die Folge einer nachlaͤſſigen Arbeit. Laͤßt man deshalb auch die Gräben, welche als Abzüge dienen follen, durch Accorbarbeiter anfertigen, fo muͤſſen fie doch Immer von Zaglöhnern gefüllt und wieder zugeworfen werben. Der Shaden If in der That zu groß, welcher durch eine nachlaͤſſige Anfertigung der Fontanellen entſteht, und Accorbd⸗ - arbeiter find ſtets ſchwer in Ordnung zu halten, Hauptſaͤchlich find fie fleißig an ihrer Ausmündung aufjuriumen, und fieht man hierbei, daß fie gar Bein Waſſer ausgeben, fo tft, wenn biefes nicht von großer Duͤrre berrührt, genau ihr ganzer Lauf zu unterfuchen, um wo möglich bie Stelle außzumitteln, wo eine Verflopfung einge⸗ treten ift, bie dann aufgegraben und ausgebeffert werden muß. Am erften laſſen ſich diefe Etellen an der dunkeln Faͤrbung des Erdreichs erkennen, indem daſſelbe von unten auf angefeuchtet wird. Bei der von Zeit zu Zeit vorzunehmenden Durchſicht der Abzuͤge werden nun wohl manche uͤberſehen; damit dieſes aber weniger der Fall ſel, iſt es zweckmaͤßig, die ſaͤmmtlichen Abzüge auf einem Riſſe, fo wie fie ans gefertigt find, genau zu verzeichnen.

Die Feinde der unterirdiſchen Abzlge find die Erbmäufe und Maulwürfe, denn’ duch das Hineinwühlen von Erde verftopfen fie diefelben oft gänzlich. Sie müffen folglich weggefangen. werben. Alsdann werben fie auch durch bineinwachfende Wurzeln von Bäus men verflopft, diefe darf man be&halb nicht in der Nähe untericdifcher Abzüge dulben.

Die geeignetefte Zeit zur Anfertigung ber unterirdiſchen Abzüge ift jedenfalls der Frühling, einmal meil fi dann, wegen der Winter: feuchtigkeit, die Quellen am beften auffinden laffen; zweitens weil während des Sommers der Boden, welcher über die Fuͤllung zu lie gen kommt, fich gehörig fegt, fo daß man dann um fo weniger zu befürchten braucht, ed werde im Winter eine Verfhlämmung des Abzuges von oben herab Statt finden; und drittens, weil man m Fruͤhjahr ‚am erſten Arbeiter dazu übrig hat.

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Bon der Art der Einrichtung ber verdedten Ab⸗ zuge im Befondern.

Bevor zur Anfertigung der Gräben gefchritten wird, bie als uns terirdiſche Abzüge dienen follm, mittelt man buch eine Setzwage aus, wie tief fie an jeder Stelle fein müffen, wobel man ihrer Sohle gerade nur fo viel Gefälle giebt, als erforberlich ift, um dem darauf fi) unfammelnden Waffer einen fanften Abzug zu verfhaffen. Es verſteht ſich übrigens von felbft, daß man ſchon vorher für ben offenen Ableitungsgraben oder den Punkt geforgt haben muß, worin fie ausmuͤnden ober ihr Waffer ergießen follen.

Die Materialien, deren man ſich am häufigften zur Ausfüllung ber Graͤben bedient, beftehen in 1) Bruhfteinen, 2) Schladen, 8) grobem Grande, 4) Feldſteinen, d. h. Steinen, die auf ben Feldern zerſtreut umher liegen, 5) gebzannten Backſteinen und deren Bruchſtuͤken, 6) Reisholz, 7) Rohe, 8) Stroh, 9) Moos, 10) Heidekraut, 11) Brahm (Befenpfrieme), 12) Stadelgiefter und 13) Rafen. Auf fehr thonigem Boden legt man auch wohl Wafferabzüge an, ohne irgend ein Fuͤllungsma⸗ terial in ben Graben zu thun, wie weiter unten näher befchrieben werden foll.

Da nun bie innere Einrichtung der Sontanellen von der Art des Ausfuͤllungsmaterials, dem ftärkeren oder ſchwaͤcheren Waffers erguffe der Quellen, und von der Belhaffenheit des Bodens bedingt wird, fo fol bier die Anlage der Abzüge, je nach der Anwendung ber einzelnen Fuͤllungsmaterialien beſchrieben, und dabei zugleich bemerkt werden, welche Ruͤckſichten man binfichtli des Bodens und des Waffererguffes der abzuieitenden Quellen zu nehmen hat.

1) Sontanellen von Bruchſteinen. Hat man Bruch⸗ ſtelne in Plattenform zur Ausfüllung der Gräben zu verwenden, fo möäffen diefelben etwas breiter als gewöhnlich angefertigt werben ; denn wenn die Platten auch nur eine Dide von 3 4 Zoll haben, fo würden nicht zwei neben einander aufzurichten fein, um barauf bie dritte legen zu koͤmen, im Ball der Graben in ber Sohle nur bie Breite von 3 Bon: hätte. Da nun au das Waſſer eine Rinne

3 %

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von minbeftens 1 '/, Zoll Weite nöchig hat, fo iſt man gezwungen, dem Graben bei der angenommenen Dicke der Platten in der Sohle eine Breite von 8 10 Zoll zu gehen. Die Dedfleine muͤſſen moͤglichſt dicht am einander fchließen, um das Hineinkruͤmeln von Erde zu verhindern, dagegen brauden die an die Seitenwände des Grabens ſich Iehnenden Platten weniger dicht anemander zu ſte⸗ ben. Natürlich hat man die Steine, ehe fie in den Graben geftellt werden, fo vorzurichten, daß die Dedplatten einen felten Ruhepunkt darauf finden. Man nimmt dabei die geradefte Seite der Eteine nach oben, und drüdt ober gräbt die Spitzen oder edigen Theile ders feiben etwas in den Boden ein, wodurch fie dann auch fefter zu fles ben kommen. Che ber Graben wieber mit Erde zugeworfen wird, belegt man die Platten, mo fie nicht dicht fehließen, mit einer dünnen Schicht Moos, Plaggen, Stroh, Queden u. vergl. Die Aus; fülung der Gräben mit Bruchſteinen in Plattenform iſt beſonders da zu empfehlen, wo der Erguß der Quellen ſehr bedeutend iſt, ja es laſſen ſich hier kaum andere Materialien zur Ausfuͤllung derſelben verwenden, es ſei denn, man gebrauche ſtatt ihrer gebrannte Backſteine. Die beſten Dienſte leiſten die mit Bruchſteinen ausgeſetzten Graͤben

auf einem Boden, ber leicht zuſammenfließt, zu welchen bekanntlich

ber fehe feinkörnige Lehm (Floßlehm) gehört: Fig. 3 Taf. ILL zeige, wie die Steine, nebſt der Dede von Plaggen u. f. w. zu liegen kommen.

Haben die Bruchſteine eine unregelmaͤßige Form, ſo koͤnnen fle nutuͤrlich nicht auf die fo eben beſchriebene Weiſe als Ausfuͤllungs⸗ material verwendet werden; man zerſchlaͤgt ſie alsdann in Stuͤcke, die einen Durchmeſſer von 1, 2 2", Zoll haben, und ſchuͤttet fie In biefem Zuſtande auf die Sohle des Grabens, wobei man jedoch bahin zu fehen hat, daß die didften Steine auf den Grund, und die Beinften oben auf zu liegen kommen, hierdurch verfhafft man nämlich dem Waſſer einen freieren Abflug und bewirkt zugleich, daß Keine Erde in den Wafferlauf kruͤmelt. Die Steinlage maht man 4 5 Boll did, und legt oben auf etwas Stroh, Kartoffelkraut, Queden u. bel. (Fig. 4 Taf. IID. Die mit zerſchlagenen Bruchſteinen ausgefüllten Sontanellen eignen fich bei ſtarkem Waffererguffe der Quellen fowohl für Lehm⸗, ats für Icehmigen Sandboden, auch hat man nur noͤthig ben Gräben in der Sohle eine Breite von 5 6300 zu geben.

2) Sontanellen von Schladen. In bes Naͤhe von

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Huͤttenwerken bieten die Schladen ein fehe ſchoͤnes Material zur Aus⸗ fuͤlung der Gräben dar. Das Zerſchlagen ber größeren Schladenftüde ift aber meift etwas ſchwieriger, als das ber Bruchfteine, es ſei denn, daß die letzteren aus dichtem Kalkflein, oder bergleichen Seldarten bes linden. Im übrigen gilt von ihnen alles das, was fo eben von den zerfchlagmen Bruchfleinen erwähnt wurbe.

3) Kontanellen von grobem Grande. Der grobe Grand ift eins der vorzäglichften Ausfüllungsmateriale verbedter Abzüge, nur muß er mit geböriger Auswahl angewendet‘ werben , b. h. der gröbfte iſt auf die Sohle des Grabens zu ſchuͤtten, während man den feinern ats Dede benupgt. Zu diefem Ende fondert man ihn durch Giebe, oder trennt die bideren Steine von ben kleineren mittelft einer weiten eifernen Harke. Je gröber der Stand iſt, um fo eher Tann er zur Ausfülung derjenigen Gräben bienen, welche viel Quellwaffer abzu⸗ leiten haben, wohingegen der fehr feine Grand aus Gründen, bie nicht weiter entwidelt zu werben brauchen, nur zu Bontanellen verwendet werden kann, bie ſchwach in ihrem Waffererguffe find. Die Gräben, weihe Stand ale Ausfuͤllungsmaterial erhalten, müffen in ber Sohle eine Breite von 4 5 Zoll haben.

4) Hontanellen von Feldſteinen. Liegen viele Steine auf ben Feldern zerſtreut umher, fo läßt fih davon ein fehr vortheile bafter Gebrauch zur Anlegung verbedter Abzüge machen, indem bet: diefer Gelegenheit denn auch die Felder von Steinen gefäubere wer« den; da e6 aber zu mühfam iſt, die Beinen Steine, weiche man zue Dede nöthig hat, zu fammeln, fo gebraucht man dazu groben Grand und fehlt auch diefer, fo macht man fie von Stroh, Heidefraut u. bergl. Kommen aber unter den Seldfteinen folche vor, bie eine bes teächtliche Diele haben, fo müffen fie, ehe man fie in den Graben thut, zerfhlagen werben. Im Webrigen verfährt man wie bei Nr. 2u,3,

5) Sontanellen von gebrannten Badfteinen. Wo es an Bruchſteinen, Grand, Feldſteinen, Holz oder anderen Ausfuͤllungs⸗ materialien fehlt, da gebraucht man auch wohl gebrannte Xhonfleinez man giebt ihnen dann eine Form. daß dadurch beim Erbauen der Fontanellen eine Röhre entficht, (Fig. 5, 6 u. 7 Taf. UL), Sie werben ſehr häufig in England angewendet, vwerurfachen aber bebeu« tende Koften, wenngleich nicht geleugnet werben kann, daß fie ihren Zweck ſehr vollkommen erfüllen, zumal da wo das Quellwaſſer duch Bohrlöcher von unten auf im die Höhe fleigt; auch bedürfen fie, da

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fie dicht an einander ſchließen, keiner Decke von Stroh, Moos u. dgl. Die Steine haben, wenn fie aus einem Stüde beftchen (Fig. 5u.6), bie Breite von 5 6 Zoll, wonach fi) denn auch die Breite des Grabens in der Sohle richten muß. |

Ein fehr guted Ausfüllungsmaterial geben auch bie Stuͤcke der Dachziegel und Mauerfteine ab, welche bei Ziegeleien als. Abfall am die Seite geworfen werben; fie werden beim Einſchuͤtten in die Graͤ⸗ ben wie Bruchfteine behandelt,

6) Fontanellen von Holz. Am häufigften wird wohl das gruͤne Holz zur Ausfuͤllung der Gräben benugt; daß dauerhafteſte if das der Erlen, es hält ſich 60 70 Sabre, und wenn es auch ſchon gänzlich verfault ift, fo bleibt doc, immer eine Roͤhre zuruͤck, in welcher das Waffer noch lange einen guten Abzug findet, zumal wenn der Boben Iehmig oder thonig if. Man nimmt gewöhnlich das Meisholz oder die Zweige ber Bäume dazu, und iſt es fehr fein, fo bindet man dünne Faſchinen daraus, die bergeftalt in die Gräben gelegt werben, daß die eine unten, unb zwei darüber zu liegen kom⸗ men. Che dann Erbe darüber geworfen wird, bebedit man fie noch mit einer dünnen Schicht Plaggen, oder Moos (Fig.8 Taf. III). Sind bie Zweige dagegen 2 3 Zoll did, fo werden fie in Stüde von 3 4 Fuß Länge gehauen, dachfoͤrmig über einander gelegt, bier» auf mit bem feinen Reisholze, und zulezt mit Moos, Quecken und dergleichen bededt (Fig 9 Taf. II). Die Gräben, bei weichen das Meisholz oder die Faſchinen als Fullungsmaterial dienen, müffen in ber Sohle eine Breite von 5— 6 Zoll erhalten. Die Faſchinen, melden man die Stärke von 3 4 Boll giebt, und nur loder mit Meideneuthen in einer Entfernung von 12 Zoll zufammenbindet, wen⸗ det man hauptfählid da mit Nugen an, wo ber Boden aus einem fandigen Lehme oder Iehmigen Sande befteht, indem fie bei ſtarkem Waſſerzufluſſe fehr gut das Verfhlämmen des Abzuges verhindern.

7) Sontanellen von Rohr. Das Rohr fana auf Iehmis gem oder thonigem Boden fehr gut zur Anlage der verdeckten Abzüge dienen, jedody nur. dann, wenn ber MWaffererguß der Quellen nicht ſehr beträchtlich ift, ba es ſich zu dicht padt, um auf einmal viel Waffer durchzulaffen. Man legt es dachfoͤrmig Über einander, ba bann die dickſten heile deffelben auf die Sohle bes Grabens zu lies gen kommen. Es ift Übrigens fehr dauerhaft, und fteht in biefer Hinſicht kaum dem Reisholze nah. Die Gräben, welche damit ans

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gefült werben, brauchen in ber Sohle nur eine Breite yon 2 3 Boll zu haben.

8) Sontanellen von Stroh. Wenn man Stroh ale Aus⸗ fallungsmaterial der verdediten Graͤben gebraucht, ſo nimmt man dazu wo moͤglich das der Bohnen, indem es das beſte iſt; naͤchſt die⸗ ſem folgt bad des Rockens und Weizens. Die letzteren beiden Stroharten legt man jedoch nicht loſe in dem Graben, fondern dreht zuvor Selle daraus, welche 4 5300 im Durchmeffer haben. Dierzu gebraucht man eine Maſchine, ähnlich derjenigen, welcher ſich die Seiler zum Drehen ber Sericke bedienen. Die Strobfelle legt man wie die Faſchinen des Reisholzes, jedoch -jwifchen zwei Rafenpagen, weiche fich mit ihrer Erdſeite an die Grabenwaͤnde lehnen, und bes deckt fie aud mit Raſenſtuͤcken, deren Grasnarbe .nacy inwendig gekehrt it (Fig. 30 Taf. III), Dos Stroh verfault zwar binnen einem Jahre, aber ungeachtet beffen bleibt eine Röhre zurüd, in welcher das Waffer einen guten Abzug finder. Auf Thonboden leiſten die Stroh⸗ fontanellen fehr gute Dienfle, und empfehlen fi au durch ihre Wohifellheit. Da aber die beiden an bie Grabenwaͤnde ſich Ichnenden Raſenpatzen zuſammen eine Dide von 6 Zoll haben, und das Stroh⸗ fett, weiches man dazwiſchen test, 4 Zoll did ift, fo muß der Graben auf ber Sohle eine Breite von mindeftens 10 Zoll haben.

9) Fontanellen von Heidekraut. Das geobflänglichte 1% 23 Fuß lange Heidekrant liefert gleichfalls ein ſehr ſchaͤtzens⸗ werthes Ausfällumgsmateriat für bie verdeckten Abzlıge. Dan bindet düune Faſchinen daraus, und legt biefelben fo im bie Gräben, wie es vorbin bei den Heolzfafchinen befchrieben wurde. Das Heidekraut wiederſteht länger der Verweſung als das Reisholz, und verbient übers al angewendet zu werden, wo bie Gelegenheit dazu vorhanden ifl. Die Gräben brauchen nur 5 Zoll in der Eohle breit zu fein, fo daß die Heidekraut⸗Fontanellen nächft den folgenden vielleicht von ‘allen am wohlfellſten zu fliehen kommen. Sie koͤnnen auf jeder Bodenart eine Anwendung finden, außgenemmen da, wo ber Üaffererguß der Quellen ſchr bedeutend iſt.

30) Fontanellen von Brabm. Der in den Wäldern ſehr haͤufig als Unkraut wachſende Brahm (partiam scoparium) verdient ſowohl wegen ſeiner Dauerhaftigkeit, als auch, well er ziem⸗ lich grobſtaͤnglicht iſt, und einen geraden ſchlanken Wuchs hat, gleich⸗ fallt als Ausfüllungsmaterial angewandt zu werben. Er wird, wie

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mie das Reitholz in dünren Fafıkinen zufammengehunden und fo in die Gräben gelegt. Bei Gräben, die viel Waſſer abzuleiten haben, verbient er feiner Grobflängelichkeit wegen dem Heidekraut vorgezogen zw werben, wozu denn auch nody commt, daß er fit länger als die⸗ ſes im Boden hält. In der That, der Brahm bietet eins der beften Ausfüllungsmaterialien dar, und möchte häufiger als es bisher geſchehen ift, zur Anlegung verdedter Abzüge benugt werben. '

Der ftachlihte Ginſter (Ulex. europaeus) if gleichfalls, wie ber Brahm, als Fuͤllungsmaterial zu benutzen. Man bindet ihn in Safchinen, was aber wegen der vielen daran befindlichen Stachein mit Schwierigkeiten verbunden iſt.

11) Fontanellen von Moos. Wenn Quellen abzuleiten find, deren Waſſererguß gering ift, fo laffen fih auh Moos und Baͤr⸗ lapp (Lycopodium), welches letztere haͤufig in Wäldern waͤchſt, als Fuͤllungsmaterial gebrauchen. Die Sphagnum- und Polytri- chum-Arten eignen ſich am beſten dazu. Sie halten ſich lange im Boden, ohne in Verweſung überzugehen, und .find in vielen Gegenden mit leichter Mühe becbeizufhaffen. Sollen aber. die Fontanellen, die man aus Moos anfertigt, gute Dienfle leiſten, fo darf man Feine zu geringe Menge in den Graben legen, ba es duch das Gewicht ber darüber liegenden Erde fehr zufammengedrädt wird.

12) Hontanellen von Rafenpaken: Sn: Ermangelung eine® befferen Ausfuͤllungsmaterials bedient man fi zur YUnlegung der ungericdifchen Abzüge auch wohl der bloßen Rafenpatzen, jebdoch muͤſſen Disfelben mit vielen Graswurzeln durchwachſen, oder zähe ſein. und von einem thonigen Boden herrühren, fofern die Fantanellen eine Reihe von Fahren gute Dienfte elften ſollen. Beim Gebrauche der Rafenpagen macht man die Gräben in der Sohle 10 Zoll breit, geäbt auf diefer eine 4 5 Zoll tiefe und 3.— 4 Zod breite Rinne aus, reinigt bdiefelbe von der fofen Erde mittelft einer Hohlſchaufel, und bededt fie zulegt mit Rafenpagen dergeflalt, daß die Grußnarbe ; derfelben nach unten zugewandt ift (Fig. 11 Taf. III). Oder aber,. man macht den Graben in der Sohle nur 3 Zoll breit, und druͤckt die Rafenpagen, welchen man die Geſtalt eines ſtumpfen Keiles ge: geben hat, umgekehrt in den Graben (Fig. 12 Taf. il). Matürlich kommen die auf diefe Weile bergeftellten Kontanellen nicht. hoch zu fiehen, daflır haben fie aber auch feine fehr kange Dauer, indeß bes bouptet man, daß fie 2) Jahre lang gute Dienfte thun.

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Zur Erfparniß von Danbarbeit wendet man in England bei der Anfertigung vieler Sontanellen auf Thonboden auch wohl folgendes Berfahren an: Man überzieht mit einer in einem Geftelle laufenden eifernen Scheibe, die 4 Kup im Durchmeffer hält, und am aͤußer⸗ fien Rande 1 301, nad) der. Mitte zu aber 10301 did ift, den durch die Winternäffe aufgeweichten Thonboden, wodurch dann 16 18 Boll tiefe und oben 6—8 Zoll breite Rinnen entftehen, in biefe legt man nun eine duͤnne Zafchine, und wirft darlıber Erde.

Dat man wenig Menſchen zu Gebote, fo bedient man fih bei der Anfertigung dee Gräben, welche zu Kontanellen dienen follen, and) oft des Pfluges. Zu diefem Ende pflügt man in ber Grabenlinie eine tiefe Suche aus, menbet um, und pflügt eine zweite eben fo tiefe Surche nach der andern Seite hin. In der Mitte laͤßt man aber einen Beinen Kamm flehen, der nachher mit einem tief eindrin⸗ genden boppelten Streichbrettspfluge gefpaften und rechte und links ausgemworfen wird; den hierdurch entftebenden Graben läßt man zur legt durch Menfchenhände bis zu ber erforderlichen Tiefe vollends fer tig machen (Fig. 14 Taf. III).

Auf thonigem Boden fertigt man, wie ſchon vorhin erwähnt wurde, au Wafferleitungen an, ohne cin Füllungsmaterial in den Graben zu thun. Die Act und Weife, wie man dabei verfährt, if folgende: Es wird ein Graben gemacht, der in dee Sohle eine Breite von 6—7 Zoll hat; auf diefe legt man einen ‚glatt gearbei⸗ teten Baum von 10 12 Fuß Länge und 6 Zoß’Ducchmeffet an- dem einen, und 5 Zoll Durchmeſſer an dem andern Ende; an das dickſte Ende deffelben befeftige man einen elfernen Ring, und in dies fen bindet man ein ſtarkes Stid. Hierauf ſtreuet man auf den fhon in dem Graben liegenden Baum etwas Sand, wirft daruͤber eine Schicht Thon, tritt dieſelbe fo viel als möglich feſt, zieht nun mitteift des Strickes den Baum fo weit hervor, daß fein ſchwaͤch⸗ ſtes Ende nur noch zwei Fuß zuruͤckbleibt, und wiederholt daffelbe Berfahren nın fo oft, bie ber Graben zu Ende iſt. Das legte, was geſchleht, befteht darin, daB man auch den Übrigen Theil des Grabens wieder voll Erde wirft und feft tritt. Alle, melche eine dergleichen Wafferleitung angelegt haben, verfichern, daß fie fih 20 und mehr Jahre in volltommen gutem Zuftande erhalte. - ebenfalls wird aber dazu erforderlich fein, daß die Wafferleitung wenig Gefälle, und ber Thon eine zähe Beſchaffenheit habe,

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‚Bon den zur Anfertigung der unterirdifchen Abs züge nöthigen Geraͤthſchaften.

Die Antegung dee Gräben, welche man behuf verbediter Abzüge beugen will, erfordert Werkzeuge, die anders gefhnltet find, als dieje⸗ nigen, deren man fich zur Anfertigung ber offenen Gräben bedient. Man bat dazu verfchleden geformte Spaten, Schaufeln, Haden, Brehftangen, Kellen und Bohrinfirumente nee tbig, während die gewöhnlichen Gräben kauin etwas mehr als ein Grabfcheit mit gerader Schneide (damit die Grabenwaͤnde recht glatt gearbeites werden koͤnnen) und eine Hade (In fleinigem Boden) er» fordern. |

1) Spaten. Die Spaten, welche zur Anfertigung der Graͤ⸗ ben dienen, beftehen in dem gewöhnlichen Grabfcheite, in einem anderen, welcher bei einer Länge von 14 Zoll oben einen Fuß und an ber Schneide B Zoll breit iſt, und in-noch einem, ber, bei einer Länge von 14 Zoll, oben 8 Zoll und an der Schneide 3 Zoll mißt - (Fig. 15 u. 16 Taf. III). Beide Spaten müffen etwas hohl fein, damit die Erbe gut barauf liegen bleibe. Hat man aber Gräben ans zufertigen, die in ber Sohle 0 6 Zoll breit fein muͤſſen, fo bes dient man fi) dazu auch breiterer Spaten, überhaupt muͤſſen fie ſtets der Breite ber Gräben angemeflen fein, damit der breitere Spaten zum Herausgraben ber oberen, und ber fchmäfere zum Derausgraben ber unterflen Erde angewendet werben kann. Die Grabenwände find dann mit dem gewöhnlichen Grabſcheite nur noch oberflächlid abs zuſtechen, da fie, weil fie bald wieder zugeworfen werben, nicht fo glatt, als bie der offenen Gräben, zu fein brauchen.

2) Schaufeln. Auch die Schaufeln mäffen, je nach bee Breite, welche die Gräben in der Sohle haben, von verſchiedener Breite fein. Zum Ausfchaufeln der fchmalften, 3 Zoll breiten Gräben bedient man fi einer Hohlſchaufel (Fig. 17 Taf. III), während man zu ben 6 und mehr Zoll in ber Sohle breiten Gräben eine Schaufel mit umgetrempten Kanten braucht (Fig. 18 Taf. III).

3) Kelten. Dan wendet fie an, foferw ber Graben in ber

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Sohle 3 Zoll und noch ſchmaͤler if. Die Erde wird damit zuſam⸗ mengezogen und darauf mit der Shaufel ausgeworfen, indem In einem Graben, der in der Sohle weniger ald 4 Zoll breit If, kein Menſch fiehen, noch viel weniger arbeiten kann. Sie bient zugleich dazu, um die Srabenwände von lofer Erbe zu befreien, und ift in der That bei - der Anfertigung verbediter Abzüge ſehr nuͤtzlich, felbft ein weſentlich erforderliches Inſtrument (Fig 19 Taf. III).

9) Hacken. In ſteinigem oder ſehr zaͤhem Boden hat man zur Anfertigung der Graͤben auch verſchieden geſtaltete Hacken, als: Spitz⸗ hacke und Rodehacke noͤthig, um damit das Erdreich, ehe die Spaten oder Schaufeln angeſetzt werden, aufzuhacken.

5) Brechſtangen. Sehr gute Dienſte leiſten in einem gran⸗ digen oder feinigen Boden bei der Grabenarbeit bie Brecheifen, nue möffen fie ſchwer genug fein, damit fie zugleich durch ihr Ge⸗ wicht beim Hineinſtoßen wirken.

6) Erdbohrer. Die Erdbohrer ſind Inſtrumente, weiche bei Anlegung verdeckter Abzlge durchaus nicht entbehtt werden koͤn⸗ nen; denn durch ein einziges zweckmaͤßig angebrachtes Wohrloch wer⸗ den oft nicht nur mehrere verbediie Abzüge überfihfiig, ſondern das unterichifche Waſſer ift audı ‚häufig ohne biefelben gar wicht zu Tage zu fördern. Der gewöhnliche Erbbohrer beftcht aus einem eifers . nen runden Löffel, von mindeſtens 3 Zoll Durchmeſſer und 14— 16 Zoll Ränge (Fig. 20 Taf Il), und einer 4 Fuß langem eifernen vieredigen Stange, auf welche ber Löffel geſchroben wird (Fig. 21); ift Hann das Loch fo tief gebohrt, daß bie Stange zu Ende geht, fo wieb abermals eine eben fo lange elferne Stange aufgeſchroben, und fo fort, bis das Loch die erforderliche Ztefe hat. Um den Behrer bequem umdrehen zu Eönnen, wird auf die Stange eine verſchiebbar⸗ buch eiferne Kelle feftgehaltene Handhabe (Fig. 23 Taf. IM) geſtekt. Sind Grandſchichten ober Felſen zu durchbohren, fo gebraucht man ſtatt des Loͤffels zuerſt einen Meißet (Fig. 22 Taf. III), ober Bohrinſtrumente, wie fie bei ber Anlegung arteſiſcher Brunnen ange⸗ wendet merden; die Bohrer haben daun, je nach der Haͤrte und Veſchaffen⸗ beit bed Materials, was durchbohtt werben muß, eine ſehr verſchiedene Form. Zum Bohren felbft find drei Menfchen erforderlich; einer derfelben fteht auf den Grabenrändern, und hält bie Stange niche nur perpendicufär, fondern drückt fie auch Immer niederwaͤrts; bie "beiden andern drehen den Bohrer mittelft der Handhabe um, und

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heben Ihn aus, f6Bald ſich der Löffel mit: Erde gefkllt Hat. Die Mer gel beim Bohren muß fein, zur Zeit niemals tiefer einzubringen, als der Löffel Tang iſt, da er ſich font ſeht ſchwer aus dee Erde ziehen laͤßt, und dabet wohl gar abbricht. Will man an einer fehr ſtei⸗ len Bergwand oder dergl. horizontale Löcher bohren, fo bedient man fidy eines Bohrers, welcher auf einem Geftelle ruht, und mittelfl eines Raͤderwerkes umgedreht wird; dergleichen Faͤlle kommen aber fo felten vor, daß eine ſolche Vorrichtung überfläffig If.

Bon der Anfertigung unterirdifcher Röhren und Candle.

Sind bedeutenbe Quellen ober beträchtliche Waſſermaſſen unter ber Erbe fortzuleiten, fo kann dieſes nicht durch verdeckte Abzüge, wie fie in den Fruͤheren beſchtieben wurden, gefchehen, fondern «6 find da⸗ zu Röhren von Thon, Holz, Eifen, ober aufgemauerte Candle erfors derlich. Die Röhren von Khon- werden gebrannt und in einander ges ſchoben, damit fie aber da, wo fie zufammengefügt find, das Waſſer halten, umwickelt man fie mit In Theer getauchter Heede (Werg). Sie muͤſſen fo tief in die Erde zu liegen kommen, daß ber Froſt nicht bineindringen kann, zumal ‚wenn fi) das Waſſer nur langfam in ihnen fortbewegt. Zweckmaͤßig iſt es auch fie mit Thon zu umgeben, und benfelben behutſam feft zu ftampfen, damit fie, feibft wenn fie Bor⸗ ſten bekommen follten, ihre Dienſte nicht verfagen. Die Röhren von Holz beftehen aus Enden von Baumftämmen, durch welche man, dem Kern entlang, weite Löcher gebohrt hat. Am laͤngſten halten fich diejenigen Möhren, welche von Erlenholz find. Man legt fie ganz friſch (grän) in ben Boden, und muͤſſen fie aufbewahrt werben, fo thut man wohl daran, fie in einen Teich zu werfen. Die Zuſammen⸗ fügung der einzelnen Röhren gefchieht mittelſt eiferner, 4 Zoll breiter Ninge, die an beiden Enden zugefchärft find und einen etwas geößern Durchmeffer haben, ale das Loch der Röhre weit iſt; man ſchlaͤgt fie halb in “die ſchon liegende Roͤhre, und treibt auf den hervorragenden

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Theil bes Ringes dann bie folgende Röhre, wodurch eine Verbindung ent» ſteht, die fein Waffer durchlaͤßt. Beſſer als thoͤnerne und hölzerne Röhren find freilich diejenigen, welche man aus Gußeiſen macht, da⸗ für kommen fie aber auch bedeutend höher zu ſtehen. Die thoͤnernen Möhren find aber gleichfalls fehr dauerhaft, vorausgeſetzt, daß fie gut gebrannt find und.aus einem fehlerfreien Thon beftehn, fonft hat man beftändig baran auszubeſſern, indem fie der befländigen Näffe ausgeſetzt, batd muͤrbe werben und zerfallen.

Wenn Röhren nicht hinreichen, um bie Waffermenge, welche: abs zuleiten ift, zu falfen, fo iſt man genöthigt, Candle anfjumauern, Es iſt dazu ein waſſerdichter Mörtel ober Gement erforderlich, Fig. 24, 25, 26 u. 27 Taf. III zeigt die verfchiedene Einrichtung berfelben, Mauerſteine, d. h. gebrannte Backſteine, därfen nur dann dazu verwen» bet werden, wenn fie techt hart gebrannt find (Klinker), da nicht gut gebrannte Eteine in ber Erde liegend, bald zerfallen. Natürlich bat man. alle Möhren und Candle, welche in einem Felde zu liegen kommen, fo tief zu legen, daß fie nicht vom Pfluge berührt werden, Wie man eine Wafferleitung mittelft frifchen Thons anlegt, alfo ohne Röhren, wurde vorhin befchrieben; fie find indeß von kurzer Dauer, und um fo leichter vergaͤnglich, als der Thon nicht fett oder zäbe ift.

Bon ber Veränderung oder Eorrection des Laufes der Fluͤſſe.

Hat ein Fluß einen geraden Lauf, ſo beſchaͤdigt er ſehr ſelten die Ufer; denn nur bei großen Fluͤſſen, ſofern ſie ſich uͤber ihren ge⸗ woͤhnlichen Waſſerſtand erheben, bemerkt man dergleichen Beſchaͤdigun⸗ gen, entweder in Folge des Eisganges, oder der Vermehrung der Waſſermaſſe, die dann ſchneller fließt und reißend wird. Am meiſten leiden aber immer bie Ufer derjenigen Fluͤſſe, welche im Verhaͤltniß der Waſſermaſſe, bie fie abzuführen haben, zu ſchmal find. Züffe weiche einen ſchlangenfoͤrmigen Lauf oder bebeutende Kruͤmmungen ha⸗ ben, befhädigen ihre Ufer, falls fie nicht hinlänglic, verwahrt find.

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dagegen öfteren, womit benn auch gewöhnlich eine Verſandung verbun> den zu fein pflegt. Diefes hat nun gar häufig ſchon die Veranlaſſung dazu gegeben, die Kruͤmmungen der Fluͤſſe zu durchſtechen, unbekuͤm⸗ met darum, 0b aud wohl der Mugen, welcher hierdurch entfland, doppelt und dreifach durch den Schaden, welcher daraus hervorging, aufgeroogen werden möchte. Es giebt aber Menfchen, die es durchaus nicht dulden Binnen, dag ein Bach oder Fluß ſich fehlängelt, und ihr Beftreben iſt flet6 darauf gerichtet, allen einen geraden Lauf anzuwei⸗ fen; fie meinen, ein fehnurgerader Lauf der Slüffe beurkunde eine hohe Stufe der Aders und Wiefencultur, duch einen vielfältig ſich kruͤm⸗ menden Fluß gehe viel Terrain verloren, das Waſſer trete leichter aus feinem Bette und verurfache dadurch oft großen Schaden, die Ufer feien ſchwer in Ordnung zu halten, es entftehen Häufige Ab- druͤche u. dergi. mehr. Wenngleich nun nicht geleugnet werden Bann, daß man allen biefen Nadıtheilen duch bie Geradelegung der Fluͤſſe entgeht, fo darf doch auch nicht unberuͤckſichtigt bleiben, daß dadurch oft Hunderte von Morgen des beiten Wiefenlandes in einen Zufland vers . fegt werben, wobei aller freudige Graswuchs unmöglid iſt; die Wie fen werden nämlich In der Regel danach zu troden. Eine jede Kruͤm⸗ mung im Fluſſe bewirkt eine geringe Aufftauung de6 Waſſers, es haͤlt fi) folglich laͤngere Zeit vor der Krümmung auf, zieht mittlerweile in den Boden, und verforgt fo von unten auf die Grifer mit der zu ihrem üppigen Wachsthume nöthigen Feuchtigkeit. Hat dagegen der Fluß einen geraden Lauf, fo kommt von dem Waffer ſehr wenig oder nichts den Graͤſern zu gute, indem es feitwärtd nur einige Fuß breit den Boden durchnaͤßt. Die Krümmungen bewirken aber auch nodh, daß der Fluß leichter aus feinen Ufern tritt, was freilich die Widers fadyer der ſich fehlängelnden Fluͤſſe tadeln, das Waſſer ergleßt ſich bierbei über die angränzenden Wiefen ober Weiden, fest Schlamm⸗ theile darauf ab, ober duͤngt biefelben ; zugleich verforgt ed aber auch den Boden auf lange bin mit einer gehörigen Menge Feuchtigkeit. Nichts von allen dem findet Statt, wenn dem Fluſſe ein gerader Lauf angewiefen if; alle Düngertheile, die das Waſſer bei ſich "führt, werden dem Meere überliefert, und das Gras, wenn es auch nicht vertrocknet, leidet im hoben Eommer doch oft an Duͤrre, da das Waſſer fortwährend in feinen Ufern gehalten wird. Zumellen werben allerdings die Wiefen und Weiden, fofern die Blüffe viele Kruͤm⸗ mungen haben und nicht beufert find, wohl zuc Unzelt uͤberſchemmt,

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wodurch denn eine ganze Heuernte verloren geht, baflıe waͤchſt aber "in der Folge das Gras auch heffer, fo daß das Creigniß in ber Regel dem Landwirthe mehr zum Nutzen als zum Schaden ges veiche. Alles dieſes erwägen aber bieienigen nicht, welche wohl Waſſer⸗ bauverſtaͤndige find, aber nichts von der Landwicthfchaft verſtehen. Dazu kommt nun noch, daß die Geradelegung eines Fluſſes einen bedeutenden Aufwand an Geld erfordert, und daß deshalb ſchon eine große Menge Deu mehr geerntet werden muß, um die Zinfen des auf: geroendeten Capitals zu dedien. Außerdem geht nun aber aud dabei ſehr viel Terrain verloren, denn bie Erde, welche aus den Durchftichen genommen wird, muß nicht nur einen Plag haben, fondern die Durchs ftiche felbft nehmen viel Fläche hin. Das alte Flußbette iſt dabei gar nicht zu benugen, denn, verfuht man es, bdaffelde mit Erde, welche _ die Durchſtiche hergegeben haben, auszufüllen, fo verurſacht diefes ſtets fo große Koften, daß das dadurch gewonnene Terrain oft dreimal höher bezahlt wird, als ber wahre Werth deſſelben iſt. Beruͤckſichtigt man nun alle diefe Verhäitniffe, fo geht daraus hervor, daß die Gerades legung der Stüffe in den bei weitem meiften Faͤllen ſehr unraͤthlich iſt, und daß man fih nur dann dazu entſchließen darf, wenn bedeutende Berfumpfungen dadurch veranlaßt werben; aber felbft in diefem Falle iſt die größte Vorſicht anzuempfehlen, infofern nämlich, als der Geund und Boden audy in ber Folge noch zur Wieſe oder Weide dienen fol; denn macht man die Durchſtiche zu tief, oder ſenkt man den Waſſer⸗ fpiegel zu fehr, fo wird der Boden danach fo troden, daß er für den Grasbau allen Werth verliert. Das Beſte iſt es daher, den Fluͤſ⸗ fen ihren gekruͤmmten Lauf zu laffen, die Ufer, welche dee Belcyädis gung unterworfen find, mit Slechtzäunen ober Faſchinen, welche in die Ufer gelegt werden, zu verfehen, und ihnen fogenannte Som⸗ merdeiche zu geben, b. h. Beuferungen anzulegen, die nur gegen das Anstreten des Waſſers im Sommer fbüsen. Die Sommers deiche verfieht man dann oberhalb an einigen Stellen mit fogenann» ten Einläffen oder Weberfällen, um das Austreten des ho⸗ den Winterwaffers dadurch regulizen zu Binnen, während man unters waͤrts für Abläffe forgt, d. h. für Stellen, mo. das außgetretene Waffer wieder in den Fluß gelangen kann. Durch Huͤlfe folder Vor⸗ richtungen nehmen felbft die Fruͤchte, als Weizen, Roden und Raps, weihe man auf ben im Winter umter Waſſer gefehten Moden er⸗ baut, keinen Schaden, wie ſolches z. B. an der Wefer von der

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Porta Westphalica an bis unterhalb Hoya jührlih zu ſehen if. Dos Flußwaſſer fegt bier fo viele Düngertheile ab, dag man das Land

fehr felten zu düngen braucht, und auch die ergiebigfien Wiefen und

Weiden bat, Finden hier und dba auch Eleine VBerfandungen Statt, fo kommen fie doch gar nicht in Betracht gegen den großen Nugen, der in Folge der Inundation entſteht. Den Sand kann man durch Hütfe des Moldbrettes (vom welchen weiter unten ausführlicher gehan⸗ beit werden wird) in Haufen fchaffen, und ihn bei gelegener Zeit mwegfahren.

In Fällen, wo die Gerabelegung eines Fluſſes unvermeidlich wird, hat man in den erfien 3 Jahren die Ufer ber Durchſtiche fleis fig nachzufehen und auszubeffeen, da in bdiefer Zeit bie meiften Be⸗ ſchaͤdigungen daran vorzulommen pflegen. |

Von der Verwahrung, Befelligung und Ausbeſſe⸗ rung ber Slußufer.

Schon in dem Vorhergehenden wurde erwähnt, daß an Fluͤſſen, welche neben einem tafchen Laufe auch viele Krümmungen haben, ſehr oft Uferbefhädigungen entſtehen. Die Verwahrung - der Flußufer ift deshalb ein Gegenftand von Wichtigkeit, nicht bloß weil duch das Wegrelßen derſelben Zerrain verloren geht, fondern weil dadurch auch häufig das benachbarte Land uͤberſandet wird, und bei oft wiederkehrenden Befchädigungen, ber Fluß wohl gar einen andern Lauf annimmt,

Am häufigften entflehen zwar die Uferbefhäbigungen bei hohem Waſſerſtande und beim Eisgange, allein fie finden doch auch Statt, wenn zufällig ein in den Fluß gerathener Aft oder Baum am Ufer hängen bieibt; biefer meifet nämlich einen Theil ber Strömung, welche gegen ibn ftöße, ab und der Impuls, ben hierdurch die aliges meine Strömung mehr oder weniger erleidet, leitet nun, die Gegen» ſtroͤmung an das gegenüberliegende Ufer, wo-biefelbe, wenn fie fort»

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während einwirkt, endlich eine Beſchaͤdigung oder Aushählung verurs faht. Um deshalb das Ufer gegen das meitere Einteißen zu fchligen, lege-man oberhalb ber befthädigten Stelle einen Vorbau an, ins dem diefer dann ben Impuls der Gegenftrömung auffängt, und ihn nad der Mitte des Fluſſes zu hinmweifet.

Bei der Anlage jedes Vorbaues (Einbau, Schlacht) muß ſtets bahin gefehen werben, daß er mehrere Fuß meit in das noch unbefchd= digte Ufer greife, damit er hinterwärts nicht vom Waſſer umgangen werde. Die Vorbaue werden bei Strömen aufgemauert, und muͤſſen nad) der Vsafferfeite zu abgeſchraͤgt fein. Sie follen eine fefte und dauerhafte Grundlage haben, und Eönnen nur von denjenigen ans gelegt werden, welche hinreichende Kenntniffe vom Wafferbau befigen. Werden bei großen Fluͤſſen Vorbaue erfordert, fo rammt man eine doppelte Reihe Pfähle ein, und füllt den Zwiſchenraum mit dichtges flampftem Thon aus. Bei kleinen Fluͤſſen und Baͤchen können dages gen die Vorbaue aus einem boppelten Slechtzaune, der mit Thon auss füllt wird, oder aus Faſchinen von Weidenzweigen beftehen.

Die Regel bei der Anlage eines jeden Vorbaues muß fein, daß berfelbe mit dem Laufe des Waffers einen zu flumpfen Winkel bilde; denn ftößt das Waffer rechtminkelig oder ſtumpfwinkelig auf den Vor⸗ bau, fo entfteht nicht nur hinter demfelben ein Waſſerwirbel, der das Ufer aushoͤhlt, fondern er wirkt aud auf die allgemeine Strömung bes Fluſſes fo kräftig ein, dag nun das Waſſer an das gegeinübers liegende Ufer gewieſen wird umd bafelbft neue Befhädigungen hervor: bringe. Gaͤnzlich kann aber diefes bei der Anlage der Vorbaue nicht vermieden werden, To daß es in den meiften Fällen gerathener ift, das NUebel immer da zu entfernen, wo es entftanden if. Man füllet zu dem Ende die befhädigten Stellen mit einem Material aus, welches dee Strömung einen hinreichenden Widerftand leiſtet. Hierzu eignen fih am beften Beine Steine oder grober Grand, Man wirft ihn an die befchädigte Stelle fo lange, bis er aus dem Waſſer hervorragt, indem er beim Hinabgleiten ſich fo ordnet, daß eine ſchraͤge Flaͤche entfteht, wonach) dann das Waſſer dem Ufer ferner Beinen Schaden mehr zuflgen kann. Hat man eine Steine zu Gebote, fo wen: det man bei Meinen Fluͤſſen und Baͤchen zur Ausbefferung der Ufer Meisholz an. Die beſchaͤdigten Stellen werden zuerft 4 6 Fuß weit in das Ufer hinein rein ausgegraben, als)ann wird ber Boden mit einer Schicht Reisholz fo belegt, daß die ſtaͤrkeren non deffelben

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bis an das Waſſer ragen, darauf wird Erbe geworfen, fejtgetreten, und nun aberma:s eine Lage Reisholz gelegt, wieder mit Erde beſchuͤttet und fo fortgefahren, bis man damit einige Fuß über den Waſſerſple⸗ gel erhaben ifte Das Reisholz kommt auf biefe Welfe, da es weit in das Ufer Hineingreift, fehr feit zu liegen und verhindert alle weiter ven Beſchaͤdigungen bdeffelben, zumal wenn man dafür forgt, daß bie hervorragenden Enden nicht gegen, fondern mit dem Laufe dee Waſſers liegen und’ das Holz auch feitgepflädt wird,

Eine Hauptregel muß es übrigens fein, die Ufer der Fluͤſſe und Baͤche nach jedesmaligem großen Waffer genau zu unterfuchen und alle entftandenen Schäden ſogleich auszubeffern, denn nirgends wird aus . einem Beinen Schaden ſchneller ein großer, al6 an ben Flußufern.

Bon der Anlage der Damme (Buukhe) und Wälle zum Schuß der Ländereien gegen die Ueber: Ihwemmungen ded Meered, der Ströme, Fluͤſſe u. f. w.

An ben Ufern ber Ftäffe, oder den Küften des Meeres ift haͤu⸗ fig ein fo außerordentlich fruchtbarer Boden (March) vorhanden, oder bildet fich noch fortwährend dafelbft, daß man Leine Koften [heut um ihn dem periodiſchen Ueberſchwemmungen, denen er meift ausgeſetzt ift, zu entziehen; dies wird dadurch bewirkt, daß man Dämme (Deiche) errichtet, bie, je nach den MWaffermaffen, welche abzuhalten find, eine verfhiebene Höhe und Breite haben. Die merkwuͤrdigſten und ſchoͤn⸗ fien Bauten diefer Art. bat unftceitig Holland aufjumeifen, wo überhaupt alles, was den Waſſerbau anbetrifft, in größter Vollkom⸗ menheit gefunden wird. Wiewohl nun bie Deiche oft eine Höhe von 30 40 Zuß, und eine Stärke von 70 80 Zuß in ber Bafıs haben, fo werden fie dennoch nicht felten von den Wogen de Meere ober den Strömen durchbrochen. und Tauſende von Morgen bes frucht⸗ Barfien dahinter gelegenen Landes, kommen dadurch unter Waffer zu

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ſtehen, wovon dann die Kolge iſt, dag ber Boden, wenn auch nicht für immer, doch für lange. Zeit unfruchtbar wird. Aber nicht allein die Ländereien werden durch die Ueberſchwemmungen des Meer⸗ und Flußwaſſers oft verwäftet, fondern auch Menſchen und Vieh finden gar häufig in den plöglich hereinbrechenden Ziuthen ihr Grab. Das entfeglichfle Beifpiel diefer Art bot im 13. Jahrhunderte Oſtfriesland dar; dort wurde nämlich eine mehrere Quadratmeilen große, dicht bevölkerte Fläche (am Dollart), von den Wogen ded Meeres in wer nig Augenbliden mit Menſchen, Vieh, Gebäuden und Allem verfhluns gen, was Fleiß und Arbeit feit Sahrhunderten zufammengehäuft hatte. Die zu ſchwach aufgeführten Dämme zerrannen während einer Sturm⸗ fluth, und Rettung war unmöglih! Man hat es nicht verfucht bie Dämme wieder herzuftellen, fo daß da, wo vormals blühende Staͤdte und Dörfer flanden, deren Mauerwerk bei niedrigem Waſſer noch deutlich zu erkennen ift, jegt Schiffe ihre Segel entfalten! Sm Jahre 1824 fehtte nicht viel daran, daß fich bei einer Spring: und Sturm» fluch, Ähnliche Ereigniffe an mehreren Stellen der oftfriefifken Kuͤſte wiederholt hätten; ſeitdem find aber dort überall die zu ſchwachen und niedrigen Deiche nicht bloß erhöhet, fondern auch ſtaͤrker gemacht, wodurch den Marfhbewohnern freilich ungeheure Koflen erwachfen find,

Um Deichbrüche moͤglichſt zu verhindern, ift eine fofortige Auss befferung der entflandenen kleinen Schäden nöthig, da felbft ein Maul⸗ wurf6» oder Maufeloc die Beranlaffung zu einem Deichbruche wer⸗ den kann. Wo aber viele und große Deihe vorhanden find, da ſtellt man immer eigene Menfhen zur Beauffihtigung derfelben an, und außerdem wird mehrere Male im Jahre eine allgemeine Deihfhau - von den Behoͤrden vorgenommen.

Die Anlage großer Deiche möchte ſtets den gefchidkteften Waſſerbau⸗ meiftern Üiberlaffen werden, da von ber Dauer bderfelben das Wohl. und Wehe fehr vieler Menfhen abhängig ift. Bei ihrer Errichtung geht man von dem Prinzipe aus, daß der Drud ded ruhigen Waſſers, weiches in einem Gefäße eingefchloffen ift, fih gegen die Wandungen deſſelben verhält, wie feine Tiefe. Ein Damm, aus irgend einem dem Waſſer undurchdringlichen Material erbaut, vermag deshalb, wenn der Ducchfchnitt deffelben ein rechtwinkeliges Dreieck bildet, und beffen ſenkrechte Höhe ‚gleich ift, dee Höhe des Waſſers, weiches eingebeicht werben foll, biefem Waſſer Wiederſtand zu leiften, wie groß auch

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Abrigens die Oberfläche beffelben fein mag, Die Höhe und Stärke der Daͤmme muß' hiernady immer in einem richtigen Berhälts niffe zu der Ziefe und dem Diude des Waſſers, welches fih vor ihnen anfammelt, ftehen. Damit fie aber um fo dauerhafter find, giebt man ihren beiden Seiten eine hinreichende Abdachung, d. b., man macht ihre Baſis um ein beträchtliches breiter, al8 ihre Kappe, in» dem fie dann einer Mauer gleichen, die auf beiden Seiten mit Strebepfeilern verfehen if. Die Dauer und Feſtigkeit der Daͤmme hänge jedoch hauptſaͤchlich von dem Grade der Abdachung der dußeren Seite ab, da dieſe dem. Drude des Waſſers ‚entgegenwirken muß; ift deshalb dieſer legtere fehr groß und iſt auch das Material, woraus der Damm erbauet wird, fehr loder, fo giebt man Ihm eine Abdachung von 50 55°, hat er bagegen keinen bedeutenden Druck auszu⸗ halten, d. h. fteht das Waſſer nicht tief vor dem Damme, und ifl das Material deffelben feft, befteht es nämlich aus Lehm ober Thon, fo genügen 45° Abdachung, da die Wiederſtandskraft eines Dammes gegen den Drud des ſtillſtehenden oder des bewegten Waſſers immer im umgelehrten VBerhältniffe zu deffen Steilheit ſteht. Da die Kraft des Waſſers, die Oberfläche über welche es ruht, oder über welche es firömt, aufzulodern, im ziemlich gleichen Verhaͤltniſſe mit der Steil⸗ beit abnimmt, fo muß aud) die innere Seite bes Dammes recht ſchraͤg fein; bie Wellen rollen dann fanft daran hinauf und verlieren mehr und mehr von ihrer Kraft, je höher fie kommen; ift fie bagegen fell, fo hat fie die ganze Gewalt der Wellen auszuhalten, wird uns termintet und fürzt endlicdy ein. Je loderer daher das Meterial des Damme ift, und je heftiger er von den Wellen getroffen wird, um fo fchräger ift auch die innere Abdachung zu machen. Allen Dim: men, die man aus Sand ober lofem Erdreiche erbauet, Yiebt man, fofern fie einem ſtarken Wellenfchlage ausgefegt find, daher nach der MWafferfeite zu eine Abdahung von 15 20°, während fie, wenn fie aus Thon beftehen, nur eine Abdahung von 35 40° zu ba ben brauhen. Matürlih gehört zur Errichtung von Dämmen mit fo ftarker Abdachung, als hier angenemmen ift, fehr viele Exde, und ihre Erbauung erfordert deshalb bedeutende Koften, dafür find fie aber auch fehr dauerhaft. Die melften alten Dämme, welche man ſowohl am Meere ald an den Strömen findet, haben dagegen eine bei weitem geringere Abdachung, das ift denn aber auch der Grund, warum fie bei hohem Waſſerſtande fehr oft durchbrochen werden.

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Legt man Dämme an Fluͤſſen oder Strömen an, fo muß «8 eine Dauptregel fein, fie. nicht zu nahe an des Ufer zu fegen; denn werden fie fortwährend vom Waffer befpült, fo erfordern fie häufige Ausbefferungen. Geftattet man dagegen dem Flußwaſſer, daß es, wenn es anſchwillt, fich ausbreiten kann, ober giebt man ben Dämmen, wie man ed nennt, gehörig Vorland, fo werden fie vom Waffer nicht nur bei weiter weniger berührt, fondern brauchen auch nicht fo ſtark und hoch zu fein indem das Flußwaffer, wenn ed nicht durch Dämme eingezwängt ift, dann auch Feine fo bedeutende Höhe erreiht. Gar häufig wurde aber ſchon hiergegen gefehlt, man mollte gern fo viel als möglich Sand den periodifchen Ueberſchwemmungen entziehen, und feste ſich dadurch der Gefahr der Deichbrühe aus. In anderer Hinficht bat jedoch das inzwängen der Ströme durch Damme ben Nugen, bag, weil dadurch die Strömung des Waſſers verftärkt wird, nun weniger Verfhlämmungen und Berfandungen im Flußbette entftehen.

Eine fernere Regel muß es bei der Anlage der Dimme fein, benfelben eine möglihft gerade Richtung zu geben, Eleine Kruͤmmun⸗ gen, welche der Fluß macht, werden folglich unberüdfichtigt gelaffen; fharfe Eden muß man möglihft zw vermeiden fuchen, ba fie den Angriffen der Wellen zu ſehr ausgefegt find. Kann man aber nicht umbin, den Damm ploͤtzlich anders zur leiten, fo müffen die Eden, welche dadurch entflehen, durch eingerammte Pfihle gegen das Waffer gefchügt werden,

Die Erde, melde zur Errichtung der Dämme gebraucht wird, nimmt man, um fo wenig als möglich Transportkoften zu haben, von der Oberfläche des am nädıften zu ſchuͤtzenden Terrain, doch darf fie nicht zu nahe am Damme mweggenommen werben, da die Löcher, welche dadurch entftehen, der Haltbarkeit des Dammes Abbruch thun. Die Entfernung muß minbeftens fo viel betragen, ald der Damm in fet: ner. Bafis breit iſt. Am beften iſt es, die Erde von der Waſſerſeite des Dammes zu nehmen, da dann die Rächer von dem Schlamme, welchen das Flußwaſſer beim Austreten mit fih führt, bald wieder ausgefüllt merden. Iſt aber der Fluß ſehr fchmal, fo nimmt man bie Erde vom Ufer deffelben, da er dann zugleich breiter wird.

Dei der Erbauung der Daͤmme hat man hauptfächlich auch das bin zu fehen, daS er in guter Verbindung mit dem unter ihm ruhen⸗ den Boden ſtehe; denn nichts iſt gefährlicher für den Damm, | als wenn ſich das Waſſer zwiſchen ihm und bem alten. Grunde

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durchzieht. Dieſer Gegenftand kommt beſonders bei denjenigen Dims men in Betracht, welche behuf der Fifchtelche angelegt werden. indem dadurch viel Waffer verloren geht, woran es aber den Teichen gewoͤhn⸗ lich im hoben Sommer fehlt. Iſt deshalb der Grund, auf welchen man den Damm errichtet, poroͤs, fo iſt es nöthig, benfelben 2— 3 Fuß tief auszugraben, die Vertiefung mit Thon auszufüllen und darauf weiter zu bauen. Steht zur Erbauung des Dammes nur ein lockereés Erdreich zu Gebote, jo wird es fogar erforderlich, in der Mitte deffelben eine Thonwand, die bis zur Kappe binaufreicht, 2— 3 Zuß tief in ben Boden dringt, und ſich in der ganzen Länge des Dammes fortſetzt, zu errichten, da hierdurch am beften das Durchs filtern des Waffers verhindert wird. Bei ber Anlage der Dämme um ifchteiche, denen es leicht an Waſſer fehlt, wird biefe Thonwand befonders nüglih (Fig. 28 Taf, II).

Dämme, die an Flüffen ober am Meere erbaut werben, müffen wo möglich auf ber Seite, welche dem Waffer zugekehrt iſt, eine ſtarke Thondecke haben, damit fie den Angriffen der Wellen um fo eher Wiederſtand leiſten koͤnnen. Die Waſſerſeite des Dammes darf uͤberhaupt kein ungleich hartes oder zaͤhes Material enthalten, da fie ſonſt durch den Wellenſchlag leicht loͤcherig wird. Iſt die Erde thonig, ſo muß ſie bei der Errichtung des Dammes gut zerkleinert und feſt geſtampft werden, damit keine Hoͤhlungen entſtehen, durch welche ſich das Waſſer ſpaͤter einen Weg bahnen wuͤrde. Sie wird durch Hand⸗ karren, Sturtzkarren oder mittelſt vierraͤdriger Wagen herbeigeführt, und hat man ſehr hohe und breite Dimmen zu erbauen, ſo ladet man fie auch wohl in Kaſten, die auf dern Geſtelle einer Walze ruhen, durch welche legtere dann der Boden nicht nur ſermalme, ſondern auch feſt gedruͤckt wird.

Von Wichtigkeit iſt es nun ferner auch. deß fi die Oberfläche der Daͤmme bald berafe, da hierdurch bie. Erde nicht nur gegen das Abfpülen des Regen⸗, fondern auch des Flußwaſſers gefhügt wird. Die Wellen gleiten auf einer dichten Rafenbede leiht ab, und ſomit {ft die darunter liegende Erde gefhüst. Um die Berafung der- Dämme baldigft zu bewirken, fucht man bei ber Erbauung berfelben‘ diejenige Erde an die Oberfliche zu befommen, welche etwas Humus enthält, da in dieſer das Gras eher Wurzel fchläat; man ebnet fie dann gut, und befäct fie mit einem Gemiſch von Gradfaamen und weißen Klee; das engliſche Raigras eignet fi) Immer am Bellen bazu. Wo

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aber das Erdreich, was zur Errichtung bes Dammes dient, unfrucht⸗ bar ift, und wo es deshalb fehr ſchwer hält Gras darauf fortzubrins gen, da iſt man genoͤthigt die Boͤſchungen des Dammes fowie die Kappe beffelben mit Rafen zu belegen, die freilich oft nur mit großer Mühe berbeigefchafft werden koͤnnen; und da hierbei auch zu beruͤckfichtigen ift, daß der Boden, wo bie Raſen tweggenommen ers den, feiner beften Theile beraubt wirb, fo thut man immer beffer dars an, einen Compoft zu bereiten, hiermit den Damm zu überflreuen, alddann Heu⸗ und Kleeſaamen einzufden und zulegt anzuflopfen. Es ift in der That von großer Wichtigkeit, daß ſich auf der Oberfläche des Dammes ſo ſchnell als möglich eine dichte Graſsnarbe bilde, ins dem biefelbe, wie ſchon vorhin bemerkt, das befte Bindungsmittel der Erde abgiebt, deshalb muß man fich denn auch bie Mühe nicht verbrießen laffen , die junge Grasſaat bei Dürre zu begießen; unb follte fie an einzelnen Stellen in ber Solge kein freudiges Wachsthum zeigen, fo muß man ihe auch noch durch eine Ueberdängung mit Compoft aufzu⸗ beifen ſuchen. Die größten Schwierigkeiten hat es immer, an bene nigen Dämmen eine Rafendedte zu erzeugen, welche oft von den Mee⸗ reswellen befpüit werden, indem die wenigften Graͤſer mit’ dem großen Salzgehalte des Wafferd verträglih find. Am beften kommen noch die bottnifche Binfe (Juncus bottnicus) und das Meerftranderispen« grad (Poa maritima) unter biefen Verhaͤltniſſen fort. Das erfiere Gras bildet auch einen fehr bichten feften Raſen und verbient in Dies fee Hinſicht fogar dem englifchen Raigraſe vorgezogen zu werben. Gelingt e6 aber nicht, auf ber Wafferfeite der Eerdeiche eine Raſen⸗ decke zu bilden, fo bleibt nichts andere® übrig, als diefelbe mit Stroh su beftiden, mit Steinen zu pflaftern oder mit dicht ges flochtenen Horden, bie feft gepflöcdt werden, zu belegen. Die Beftilung erfordert nicht nur viel Stroh, fondern auch fehr viel Arbeit, und haͤlt nur einen Winter, oder hoͤchſtens ", Jahr; im Uebrigen leifter fie vortreffliche Dienfte und wird deshalb auch fehr häufig von den Seemarſchbewohnern Norddeutſchlands in Anwendung gebraht. Man belegt zu dem Ende den Athang des Dammes nad) bee Mafferfeite zu, mit eine 2 3 Zoll diden Schicht Rocken⸗ oder Weizenſtroh, und druͤckt hierauf mit einem eigend® dazu verfer⸗ tigten eifernen Snftrumente, dem fogenannten Strohftider (Fig. 29 Taf. III), welhen man, auf den Knien ſitzend, gegen die Bruft oder den Leib ſtaͤmmt, mehrere in Form eins Geiles zufammenge:

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wundene Steohhalme, alle 8— 9 Zoll, quer über die Strohlage, 3 4 Zell tief in die Erde, wodurch denn nicht nur die letztere, fondern Auch die Strehſeile felbft feft gehalten werden; denn iſt man mit dem Eindrüden des erfien Strohfeiles bis zur Baſis des Dammes gekommen, fo wird in einem Abftande von 8 9 Boll ein zweites Seil eingedrüdt, und fo fort, bis der mit Stroh belegte Damm voͤl⸗ fig beftidt if. Das Ganze Hat, wenn «8 fertig ift, das Anfehen einer geflochtenen Strohmatte (Fig. 20 Taf, III), woburd) die Erde vollkommen gegen die Angriffe dee Wellen gefhügt wird, indem fie eine Oberfläche bildet, auf der das Waſſer fo gut, als auf einer Grasnarbe abgleitet. Seedeiche, welche einem fehr flürmifchen Meere entgegengefegt werden, bepflaftert man, fo dicht als möglich, mit behauenen großen Steinen; fo an ben Küften Hollands und Belgiens. ine bdergleihen Verwahrung ber Deiche kommt fehr hoch zu fiehen, zumal in einem Lande, wo es, wie in Holland, an

Steinen fehlt. Natürlich iſt aber das Steinpflafter die allerbauers

haftefte Befeftigung der Daͤmme.

Buweilen bepflanzt man die Dimme auch mit Blumen, um ben Böfhungen durch das Wurzelgewebe berfelben mehr Feſtigkeit zu geben; alle Erfahrungen haben indeß gelchtt, daß gerade der umgekehrte Fall Statt findet. Die Wurzeln der Bäume lodern die Oberflaͤche der Daͤmme mehr, als fie fie befeftigen, und mas beſonders zu beruͤckſich⸗ tigen ift, die Graßnarbe wird im Schatten der Bäume nicht biche oder bildet kein filziged Gewebe. Mit Bäumen und Sträuchern bes pflanzt man dagegen die Ufer der Slüffe, bie oft dem Waſſer ausgefegt find, zumal da fie mitunter, wie 3. B. die Weiden, einen ſehr bes beutenden Nugen liefern.

Es murde ſchon vorhin erwähnt, daß die Damme einer forgfäls tigen Auffiht bedürfen, damit dem ſo ſchrecklichen Creigniffe eines Deichbruches entgegen gewirkt werde. Nach jedem hohen Wafferflande find fie von allem, was das Waſſer darauf zurüdgelaffen hat, zu reinigen; denn bewegt das folgende Waſſer djefe Gegenftände hin und her, fo entftehen Köder und Unebenheiten auf dem Damme, welde zulegt einen Deichbruch veranlaffen Finnen. Sind aber einmal Löcher entftänden, fo hat man fie fofort mit Rafenftüden auszufüllen und feftzuflampfen. Der Schlamm, welcher ſich abgefegt hat, muß gleich:

falls entfernt werden, dba er bie Grasnarbe erſtickt, auf deren Erhal⸗

tung nicht genug Sorgfalt verwendet werben kann.

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Legt man Fahrſtraßen, wie es häufig der Fall if, auf ben Dei⸗ chen an, fo mäfjen die Seifen oft zugeworfen werden, beffer iſt es aber, diefelben zu pflaflern.

Sehr häufig hat man auch Dimme oder Wälle nöthig, um daB Regen» oder Schneewaſſer, was von Bergen herabfließt, um Felder md Wiefen zu leiten. Man giebt daan benfelben eine ſolche Rich⸗ tung, daß fie das Waſſer, was fich vor ihnen anfammelt, langfam dem Orte zuführen, von wo aus es durch Gräben in einen nahen Bach oder Fluß geleitet wird. Die Stärke und Höhe der Wälle wird natuͤrlich duch die Waſſermaſſen, welche abzuleiten find, bes dinge. Oft bringe das Waffer, welches von hoben Bergen herabſtuͤrzt, Geroͤlle und Gefchiebe mit, es lagert ſich wor den Wällen ab, und muß deshalb, damit das Waſſer nicht zulegt über ben Damm weg⸗ fließe , fortgefchafft werden. Sollten irgendwo Einläffe nöthig fein, fo müffen diefe muldenförmig angelegt und mit Grand und Thon bedeckt, oder mit Steinen gepflaitert werden. Bisweilen bält das herzufließende Waſſer auch fruchtbare Erdtheile in Suspenfion; in dieſem alle leitet man es in große und tiefe Gruben, in foge nannte Erdfänge, damit e8 darin eine zeitlang zur Ruhe kommen

- und die Erdtheile abfegen möge. Sobald ſich dann die Gruben mit Erde gefüllt haben, nimmt man diefelbe heraus, wikft fie in hobe Haufen, und führt fie bei gelegener Zeit über Felder oder Wieſen. Das Waffer, welches aus den Gruben abfließt, gebraucht man, um alle noch darin befindlichen Düngertheile zu benugen, zur Bewaͤſſerung nahe gelegener Wiefen: denn nichts foll der Landwirth umkommen laffen, was zur Bereicherung der Felder und Wieſen bient.

Von der Anlage der Schleufen, Sihle, Gandle und Gräben, behuf Entwäflerung eingedeich- ter Ländereien.

Die meiften eingebeichten ober durch Damme gegen Ueberſchwem⸗ mungen gefchügten Ländereien mäffen nun auch noch durch Gräben,

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Gandle, Sihle oder Schleufen vom: Binnenwaffer, b. b. von denjenigem Waſſer befretet werden, welches von atmofphirifhen Me⸗ berfchlägen und der Durchſickerung berührt; das legtere, was ge⸗ woͤhnlich Grundwaſſer (Köhrmaffer) genannt wird, dringt entweber vom Stuffe oder Deere ab, in die eingebeichten Ländereien, oder aber, es gelangt von entfernten höher gelegenen Orten hierher. Das Grund: waſſer, was meift mit der Höhe des Waſſerſpiegels im Fluſſe ſteigt und fällt, wird, bei fortwährend hohem Waſſerſtande des legtern, den angebauten Fruͤchten oft ſehr verderblich, denn ba bie Gräben und Gandte, welche e8 abzuleiten haben, im Fluſſe ausmänden, fo ift es auch unmoͤglich, daß es abfließen kann, wenn ſich ber Wafferfpirgel deſſelben Immer höher hält, als die Oberfläche der eingedeichten Laͤnde⸗ rein. Damit nun aber feibft bei einer einen Anfchwellung des Fluſſes, ſowie bei jeder Fluth des Meeres das Waſſer nicht in bie Gräben und Candle dringe, welche das Binnenmwaffer- abzuführen ha- ben, find vor den letztern nämlich da, to diefelden dur die Dämme - gehen, Schleufen angebracht, deren Thüren oder Klappen fi von ſelbſt fließen, fo tie das Waffer im Fluſſe oder Meere fleigt, waͤh⸗ vend fie fih duch den Druck des Binnenmwaffers öffnen, wenn das Fluß⸗ oder Meerwaſſer füllt. Die Gräben und Candle entledigen fi dann ihres aufgenommenen Waſſers fo lange, bis der Fluß oder das Meer die Xhüren oder Klappen der Schleufen aufs neue fchließt. Alles geht daher gut, wenn das Meer oder der Fluß zur rechten Zeit fat, wohingegen bie eingebeichten Ländereien verſumpfen, fobald die Schleufenthären lange gefchloffen blelben. Um daher auch in dieſem Bulle das Binnenwaſſer los zu werden, nimmt man Mafferfhöpfmas fhinen zu Hülfe und gebraucht dazu an den bei weitem meiften Orten die Acchimedifhe Schnecke, welche mittelft eines Raͤderwerkes durch Mind in Bewegung gefegt wird. Es giebt an den Serküften, nament: ih in Oſtftiesland und Holland, dergleichen Schöpfmühlen, die 4000 Rthlr. zu erbauen Foften, alsdann aber auch eine ganz außerordentliche Menge Waffer Über die Deiche gießen. Die Schnede liegt ſchraͤg in einem oben offenen Zroge und reicht einige Fuß tief in das auszus (höpfinde Waſſer hinein. Man hebt es dadurch 8 9 Fuß hoch, was gemöhnlich hinreichend iſt, um alles Binnenwaſſer zu gewältigen, oder die eingedeichten Ländereien troden zu halten. Wie vortreff: lich nun aber auch die Echöpfmühlen diefer Art find, fo laffen fie ſich doch immer nur da in Anmendung bringen, wo es nit an Wind

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fehle. alfo hauptſaͤchlich nur in waldloſen flachen Gegenden. Sowohl die Anlage der großen Schleufen und Gandte, als die der Schoͤpfmuͤhlen, muß man ftet3 den MWafferbauverftändigen uͤberlaſſen; denn es gehoͤ⸗ ren viele Kenntniſſe der Hydraulik und Hydroſtatik dazu, um fie gut und dauerhaft zu erbauen.

Den Schleufen giebt man immer eine folche Lage, daß das Meere oder Flußwaſſer fie nicht verfchlämme, vielmehe ben Grund davor rein halte. Auch muß das Waffer, mas ſich aus ihnen ergießt, mwoͤglichſt viel Gefaͤle haben, da dann um fo weniger eine Verſchlaͤm⸗ mmg oder DVerfandung vor ihrem Ausfluffe zu befürchten ſteht. Mittelft der Schleufen Läuft das Waſſer aus den Gandiem ab, wähs rend. in diefe alle Gräben ausmünden, welche die eingedeichten Laͤnde⸗ reien durchkteuzen, und wo möglich im rechten Winkel mit bdenfesben- zuſammenſtoßen mäffen.

Partlelle Wafferanfammlungen befeitigt man durch Paterno⸗ ſterwerke und dergleichen Schoͤpfmaſchinen; ſehr zweckmaͤßig und aͤußerſt einfach aber auch durch große hoͤlzerne Schaufeln, die zwi⸗ ſchen zwei in die: Erde geſchlagene Pfaͤhle an einem Stricke ſchwebend gehalten werben (T'ig. 81 Taf. II). Mittelſt einer ſolchen Schaufel‘ kann in kürzer Zeit von einem Manne, der biefetbe In Bewegung fett, eine große Menge Waſſer ausgefihöpft werben; daneben hat die: ganze Vorrichtung noch den Vortheil, daß fie leicht von einem Orte zum andern zu fchaffen fl.

Durkhflieit ein Bach ober Heiner Fluß bie aingedelchte Länberet, fo leitet man denfelben auf einem Damme bem Meme oder Gtrome zu. Natürlich muß dam das Bette deffelben mit. einem Material audgekleidet fein, reiches das Durchfidlern des Waſſers verhindert. Man gebraucht dazu nicht Thon, dba diefer beim .ettwaigen Austrocknen Riſſe bekommen wuͤrde, ſondern Lehm, der gut durchgearbeltet und in gehoͤriger Stärke feucht aufgetragen wird; Iſt das Waſſer des Baches oder Fluſſes fruchtbar, fo kann es auch. zur Bewaͤſſerung nahe: gelegener Wieſen angewendet werden, ba beffen Spiegel’ oft mehrere: Fuß Aber dem Niveau der eingebeichten Laͤnderelen erhaben iſt.

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Don der Bildung des Seemarfhhbodends und der Art, wie man derfelben zu Hülfe kommt.

An manden Stellen der flachen Seekuͤſten, zumal an benjenigen von Holland und Norddeutſchland, findet die eigenthuͤmliche Erfcheinung Statt, daß das Meerwaſſer, wenn es eine Zeitlang in Ruhe kommt, auf den Sandbänken, dem fogenannten Watt, fehe viele Schlammtheile fallen läßt, während’ fi an andern Orten em weber gar nichts, oder dodh nur Sand und Muſchelſchaalenfragmente daraus niederſchlagen. Die Schlammtheile beftchen größtentheils, ous ſehr feinem, beinahe unfühlbarem Sande, und enthalten - fer» dem Kal, Tale und Alaunerde, Mangan ımb Cifenoryb, Hu⸗ mus, thierifche Mefte und einige Kalte und Natronfalze: Em. an den Küften der Nordſee ſich abgefegter und von mic chemkfch umterftichter Schlamm beſtand aus 59 Proz. Kiefelerde, fehr feinem Quarzſande und einigen Kall⸗ und Natronfilicaten,, 7%, Proz. Alaunerde , 37% Proz. Eifenoryd und Eiſenoxydul, "/, Pros. Manganorydul, 5°/, Pros. kohlenſaurer Kalkerde, 3 Proz. Zalkerde, Y, Proz. phosphorfaurer Kalk⸗ erde, "/; Pooz..Gpps, etwas Kochfalz, 9 Prog. Humus und Humus⸗ fäure und 3 Proz. animalifhen Stoffen.

Ein großer Theil der im Meerſchlamme befindlichen Körper rührt obne Zweifel von ˖ den Exdtheilen her, welche die Fluͤſſe und Ströme dem Meere fortwährend uͤberliefern. Aber die Kalk⸗ und Talkerde ſtammt hauptfählih vom Meerwaſſer ab, denn diefes wirft ſtets nicht nur zerriebene Conchilien, die aus kohlenſaurer Kalkerde befichen, an die Küften, fondern die im Meerwaſſer aufgeldften Kalk: und Talk⸗ erdefalze werden auch durch bie vom Flußwaſſer herbeigeführte und in Löfung befindliche Humusſaͤure zerlegt und fcheiden fih dann, ale bumusfaure Kalk⸗ und bumusfaure Talkerde, da biefelben nur eine geringe Aufloͤslichkeit im Waſſer befigen, mit den übrigen Schlamm theilen aus. Man darf mit der größten Gemißhelt annehmen, daß bie genannten humusfauren Salze bei der Bildung und bem Abs ſatze des Meerfchlammes eine fehr wichtige Rolle fpielen, denn bee ſtaͤrkſte Abfag deffelben, zeige fih immer da, wo das Flußwaſſer, welches in das Meer gelangt, viele Humusjäure in Loͤſung hält. .

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Kommen deshalb auf dem Feſtlande in ber Nähe des Meeres viele “Moore, oder andere viel Humus enthaltende Gründe vor, aus denen während der Sommermonate eine beträchtlihe Menge mit Humus⸗ fäure geſchwaͤngerten Waſſers abfließt, fo ift bie Schlammbildung in dieſer Jahrszeit immer beträchtlicher, al8 in den übrigen Monaten, da alsdann das kühle Waffer nur wenig Dumusfäure aufzulöfen im Stande if. Die animalifhen Theile des Meerfhlammes haben das gegen den im Deere lebenden Thieren ihren Urfprung zu verdanken, und fie find es hauptfädjlich mit, welchen man die fpätere außerordents . lihe Fruchtbarkeit des eingedeichten Schlammes oder Marſchbodens zuzufchreiben bat.

Um nun einen häufigeren Abfag des Meerfhlammes auf den Sandbänten zu veranlaffen, oder um recht bald einen Boden zu.ges winnen, der bei der gewöhnlichen Fluth nicht mehr vom Meerwaffer uͤberſchwemmt werben möge, umgiebt man die Räume, wo fich ber Schlammabfag am ftärkften zeigt, mit niedrigen Dämmen, oder legt ftatt ihrer 3 4 Fuß hohe Zaͤune an, bie aus Weidenruthen ges flochten werden. Zur Bildung der Dimme macht man zueft auf dem Watt, während der Ende, 40 50 Fuß vom fhon vorhandes nen älteren Deiche entfernt, 2 3 oder mehrere Reihen Gräben, die eine Entfernung von 60 80 Fuß unter einander haben und etwa 2 Fuß tief und 4 Fuß breit find; hierauf fertigt man eben fo tiefe und breite Gräben, die erfteren quer durchſchneidend, und 100

20 Zug von einander entfernt an, und zulegt werden die Daͤmme nebſt ihren Einläffen von der aus den Gräben gewonnenen Erde ' gemacht. In diefen ummalleten Bilreden fest fih nun ber Meerſchlamm, da das Waſſer hinter den Dämmen mehr zur Ruhe fommt, in großer Menge ab, fo daß es oft ſchon nach Verlauf eini- ger Donate nöthig wird, neue Gräben und neue Dämme zu errichten. Man legt fie aber diesmal zwiſchen bie zuerft. geniachten an, fo daß dadurch die Vierecke beträchtlich Eleiner werden. Zugleich werden aber auch die alten Gräben aufgeräumt; und da der dem Meere zugemwen: dete Theil der Sandbaͤnke meiſt abhängig ift, fo merden bier dis Daͤmme etwas höher, ald auf dem Übrigen Theile angefertigt, indem man, dadurch bewirkt, daß der Schlammanfag ein gleichmaͤßigeres Niveau bekommt. Hat ſich endlich ber Grund durch den fortwähren« den Schlaimmabfag fo bedeutend erhöht, dag er nicht mehr vom

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Meerwaſſer bei der gewöhnlichen Fluth inumbirt wich, fo umgiebt man ihn mit einem hohen Deiche, der ſich an die aͤlteren ſchließt.

Auf die hier befchriebene Weife verfährt man hauptſaͤchlich an den oldenburgifchen Küften, wo Überhaupt fehr viel für die Gewin⸗ nung neuen Marfchbodens gefchieht., Die Koften, welche dergleichen Anlagen verurfachen, find zwar fehr bedeutend; denn der Magdeb. Morgen kommt dadurch nicht felten auf BO 90 Rechlr. zu. fliehen, allein dafür gewinnt man auch einen Boden, ber hundert und mehr Sabre die reichſten Ernten trägt, ohne daß man nöthig hat ihn zu duͤngen.

Bon der Aufſchlickung oder Aufſchlaͤmmunq mittelft Flußwaſſers.

Liegen, wie es nicht felten ber Kal ift, an Kläffen, die zu ges ' wiffen Jahrszeiten viele Schlammthelle in Suspenfion halten, niedrige, naffe oder moorige, und ein faures, kraftloſes Sutter (meiſt Riedgtaͤ⸗ fer) liefernde Wiefen oder Weiden, fo laſſen ſich diefelben auf eine ſehr leichte Art ganz außerordentlich dadurch verbeffeern, daB man das Slußwaffer, fobald es Schlammtheile bei ſich führt, darüber leitet, und es hintere aufgeworfene Dämme hier fo lange fichen laͤßt, bis ſich alle Schlammthelle zu Boden gefenkt haben Diefe Operation, welche das Auffhliden oder Auffhlämmen genannt wird und melde man willkuͤhtlich, bald in diefer, bald in jener Jahrszeit vornehmen Sonn, findet in vielen Xönbern ihre Anwendung; namentlid hat man dadurch in England eine große Anzahl ſchlechter, fumpfiger Wieſen⸗ gründe in die allerfruchtbarften Felder, Wiefen und Weiden verwan⸗ delt. In Nerddeutſchland kommen die größten und ſchoͤnſten Auf⸗ ſchlikungsanlagen in Oſtftiesland an der Leda vor, und im Herzogthume Braunſchweig befindet fih am Leinefluffe bei Greene eine Anlage der Art, bie gleichfalls Aufmerkſamkeit verdient. Auch die jährlich mittelft Canaͤlen und Schleufen bervorgebrachten Webers

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ſchwemmungen bed Nils in Eguptn find nichts weiter, als fehr großartige Auffchlidungsanlagen.

Ein jeder Boden wird zwar durch die Aufſchlickung verbeffert, allein, am meiften nuͤtzt fie doch ben leichten, trodnen, fandigen Bo⸗ denarten, indem dieſe dadurch nicht bloß mit Düngertheilen, fondern auch mit vieler Feuchtigkeit verforge werden. Die tiefen naſſen Gruͤnde werden, wenn man die Aufſchlickung oft wiederholt, dadurch bedeutend ethoͤhet, und folglich auch trockner, ja es ſind Beiſpiele vor⸗ handen, daß ſich binnen einem Jahre eine Schlammſchicht abſetzte, welche bie Stärke von 12 16 Zoll hatte. '

Die naffen Gründe werden, auch wenn fie durch die Aufſchlickung bedeutend erhöhet find, am vortheilhafteften zum Grasbau benugt, waͤh⸗ vend die hohen trockenen Bodenarten ſich mit größerem Nugen zum Getreidebau verwenden laffen. |

Natürlich hängt die Wirkung der Auffclidung fletd von den ° Stoffen ab, weiche das Waffer, ſobald es in Ruhe kommt, fallen 1äßt, weshalb denn auch alle Zlüffe, die aus gut angebaueten Land: ſtrichen mit Mergel und Lehmboden kommen, einen bei weitem fruchts bareren Schlamm abfegen, ald Fluͤſſe, welche nur magere Sandgegenden bucchfließen. Es kommt dabei indeß nicht allein auf die Körper an, welche das Flußwaſſer in Suspenfion hält, fondern auch auf diejeni⸗ gen Stoffe, welche es im aufgelöften Zuſtande befigt, zu weichen letz⸗ teren namentlich das Kochſalz, der Gops und die Kaliſalze gehoͤren. Das Waſſer zieht naͤmlich mit den in Loͤſung haltenden Koͤrpern in den Boden, und verſorgt denſelben dadurch gleichfalls mit vielen Pflan⸗ zennahrungsmitteln. Dieſer Gegenſtand wird bei der Aufſchlickung meiſt unberuͤckſichtigt gelaſſen, wiewohl er von großer Erheblichkeit iſt.

Bu einer Aufſchlickungsanlage wird erfordert, daß man ben Fluß, an der Stelle, von wo aus die Auffchlidung Statt finden fol, mit einem Wehre verfieht, um mittelft ber dadurch hervorgebrachten Auf flauung das Flußwaſſer ganz oder zum Theil auf die zu erhöhenden Wieſen und Weiden leiten zu können. Buweilen iſt es auch nöthig, den Fluß, vom Wehre ab, nach aufwärts zu, etwas zu bewallen. das mit er fo hoch aufgeflauet werben koͤnne, daß große Waſſermaſſen ſich ſehr ſchnell über den aufzufhlidenden Grund ergießen. Die Bewal— lung und Aufftauung des Fluſſes bis zu einer gewiffen Höhe iſt um fo nöthiger, je weiter die zu befchliddenden Grundſtuͤcke vom Fluſſe entfernt find, denn da nad) dieſen das Waſſer mitteiſt Graͤben oder

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Eandten geleitet werben muß, fo würden bie Schlammtheile fih darin zu Boden fenken, falls das Waſſer einen-fehr trägen Lauf hätte,

Die Ländereien, welche man befhliden will, werden mit 3— 4 Zuß hohen Dämmen umgeben, und mit Einläflen ‚und Auslaͤſſen, vor welchen man Heine Schleuſen anbringt , verfehen. Die Dämme, deren Kappen völlig horizontal fein müffen, fertigt man von der Erde an, die aus den dahinter angelegten Gräben ‚genommen wird. Iſt der Boden fehr abhängig, fo dürfen nicht zu große Räume ummallet ‘werden, da fonft dad Wafler an der einen Stelle ſehr hoch, und an der andern fehr flach zu ftehen kommen würde, was dann, die koſtba⸗ rere Aufführung der Damme nicht zu gedenken, zur Folge hat, bag der Schlammabfag nicht gleichmäßig gef&hieht, indem der Schlamm im Waſſer ſich überall gleich vertheitt befindet. Aber auch noch in anderer Hinſicht ift die Bewallung großer Flächen zu verwerfen. Das Waſſer kommt naͤmlich auf diefen bei windigem Wetter in eine heftige Bewegung, wirft hohe Wellen, wodurch natürlih der Schlammabſatz verhindert wird. Sind die zu befchlidenden Flaͤchen groß, fo dauert es auch fehr lange, um fie mit der nöthigen Menge Waffer zu uͤber⸗ flauen, was dann den Nachtheil hat , daß mittlermeile das fchlamms führende Flußwaſſer verfhwunden iſt. Dazu kommt endlich noch, daß zu lange Zeit dazu gehört, um das Waffer, welches fich feines Schlammes ſchon entledigt hat, wieder abzuleiten, weshalb denn aud) die Aufihlidung großer Flaͤchen nicht fo oft al& die der kleinen wies derholt werden ann. Das befte ift es daher, mehrere Meine 8— 10 Magd. Morgen große neben einanderliegende mit Wällen umgebene Städe zu haben, damit man das ſchlammhaltige Flußwaſſer bald auf dieſes, ‚bald auf jenes, je nach dem Beduͤrfniſſe, leiten koͤnne.

Um an Dämmen zu fparen, giebt man den zu befchlidenden Städen fo viel ald möglich die Quadratform.

"Die Zeit, in welcher fi der Schlamm gänzlih aus dem Waſſer abfegt, hängt jedesmal von ber Zeinheit feiner Theile ab; je feiner biefelben find, defto länger dauert es; oft vergehen nur 12, oft aber auch 24 48 Gtunden darauf; der zuletzt ſich abfegende Schlamm ift übrigens immer der Beſte, indem darunter die meiften humoſen Theile befindlich find. Man muß fich daher mit dem Ablaffen des Waſſers nicht übereilen, wenn man den größten Nugen von der Aufs ſchlickung haben will.

Das- Ablafien des Waſſers muß ˖ganz allmaͤhlig geſchehen, damit

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dafjelbe in Leine zu heftige Bewegung komme, benn dadurch wuͤrde der Schlamm wieder aufgemühlt und fortgeſpuͤlt werden.

Ueberſchlickt man MWiefen, die auch ferner noch gemähet merden follen, fo darf der Schlamm zur Zeit nur 2, Boll did darauf zu liegen formen , zumal wenn berfelbe fehr thonig ift, weil fonft, wenn bie Schlammdecke dider ift, eine Erſtickung der Grasnarbe Statt findet, Bei der Dicke eines halben Zolles durchbrechen aber die Gräfer nicht allein den Schlamm, fondern werden durch felbigen auch verjüngt, ins

‘dem fie neue Seltentriebe und Wurzeln darin ſchlagen.

Die Ueberfhlidung der Wieſen bewirkt endlich noch bie Vertil⸗ gung der Würmer und Inſekten und die etwa vorhandenen Eleinen Uneben⸗ heiten werden allmählig dadurch ausgeglichen. ine von Zeit zu Zeit uͤberſchlickte Wieſe wird fo glatt und eben, daß das Gras fo dicht an der Erde, abgemähet werden Tann, als es der Wurzelſtock bee Pflanzen nur immer erlauben will.

Erhoͤhet man einen fehr humusreichen, niedrigen naffen Wieſen⸗ grund durch eine häufige Auffchlidtung, fo geht natuͤrlich der Humus, diefer für das Pflanzenwachsthum fo wichtige Körper, dabei gänzlich verloren, indem er dann tief vergraben wird. Um deshalb einen Theil bavon zu confervicen, wirft man ihn an einzelne Stellen in hohe Haufen

zufommen, und führt Ihn in ber Folge entweder ganz tveg, ober vers tbeilt ihn uͤber den bereits aufgefhlidten Boden.

Das Ueberfchliden der Wiefen hat Übrigens fehr viel Aehn⸗ lichkeit mit ber Ueberſtauung berfelben, wovon weiter unten. bei. der Anlage des Bewäfferungswiefen die Rede fein wird,

Bon- der Anlegung der Fiſchteiche auf magerem, fchlechtem, zum Getreide: und Futterbau nicht befonderd tauglichem Boden. _

Die drüdenden landwirthſchaftlichen Werhältniffe ber neueren Zeit, d. h. der fortwährend niedrige Stand der Getreibepreife, macht es für jeden Landwirth rathſam, die Production ber Körner

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moͤglichſt zu beſchraͤnken, und dafür den Grund und Boben zur Er: zeugung folher Gegenftände zu verwenden, deren Reinertrag größer ala der der bisher erzieften Früchte ift.. Ich bin der Meinung, daß diefe zum Theil durdy die Anlegung von Sifchteihen bewirkt werden Bann, indem eine gute, mit Sachkenntniß betriebene Fiſchzucht an vielen Orten nicht nur ein fehr einträglicher Wirthſchaftszweig iſt, fondern das Waſſer der Teiche, wie ſogleich näher angegeben werden ſoll, fi auch noch zu mehreren anderen Zwecken vortheilhaft benugen läßt. Vormals waren in den verfchiebenen Gegenden Deutfchlands fehr viele Fifehteiche vorhanden, man verwandelte fie aber, als der Preis bes Getreides immer höher flieg, nach und nach größtentheild in Aderland, Weiden oder Wiefen,, indem man glaubte, daß fie daburd höher zu nugen feien. Der geringe Ertrag, den die Fiſchzucht abwarf, und bier und da auch wohl noch abwirft, rührt indeß zum hell von dem

- fehlerhaften Betriebe derfelben her. Die Sachen haben jegt eine ans

dere Beftalt angenommen, bie Raturwiffenfhaften haben uns naͤmlich nicht nur in den Stand geſetzt, die Fiſchzucht einträglicher zu machen, fondern fie wird auch dadurch wieder nothwendig, daß wir nicht ‚hoffen dürfen, das Getreide werde jemals wieder den vorigen hohen Preis erreichen; denn twiewohl das Beduͤrfniß dieſes Nahrungsmittels durch die vermehrte Bevoͤlkerung außerordentlich geſtiegen iſt, ſo wird es doch auch mehr als noͤthig befriedigt, was wir der taͤglich zunehmenden Cultur der Gemeinheiten und Wuͤſtungen, hauptſaͤchlich aber dem fort:

während größeren, Anbau ber nur ſehr felten mißratpenden

zuzuſchreiben haben.

Unleugbar gewaͤhrt die Fiſchzucht faſt unter allen Verhaͤltniſſen bedeutende Vorthelle, am größten iſt jedoch ihr Reinertrag dann, wenn man ihr denjenigen Grund und Boden zutheilt, der ſich we⸗ gen feiner Duͤrftigkeit oder fonfligen übelen Beſchaffenheit nicht gut zu Aderland, Wiefe ober Weide qualificirt. Die Vortheile, welche die Anlegung ber Fiſchtelche gewährt, find in ber Kürze folgende:

1) Der Landwirth, welcher Fiſchzucht treibt, hat weniger zu

befückhten, daß in feinen Einnahmen jemals ein fo großer Ausfall

Statt finden werde, als in den Einnahmen berjenigen, welche fi nur . auf Aderbau und Viehzucht beſchraͤnken; benn wenn auch wegen Dürre oder Näffe die Feldfruͤchte gänzlich misrathen, fo ſchlaͤgt body . felten die Sifchzucht fehl, falls fie nuc tationell oder mit Umficht bes teieben wird. Der Landwitth, weicher zugleich Fiſchzuͤchter IR, befige

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einen einträglichen und fehr ficheren Wirthſchaftszweig mehr und hat daher auch mehr Ausficht, das Gewerbe, welchem er fi) gewidmet, mit größerem Gewinn zu betreiben.

2) Durch die Anlegung von Fifchteichen laͤßt fi ein magerer imfruchtbarer Boden fehr verbeffern, denn im Waſſer erzeugen ſich nicht bloß Thiere und Pflanzen, die nach ihrem Abflerben einen fruchts baren Mober liefern, fondern durch das in bie Xeiche gelangende Waſſer wird der Boden auch mit vielen anderen Düngerfloffen:verfehen. Fänge man in ben Zeichen alles von den Feldern fließende Waffer auf, fo gebt wenig oder nichts von ihren außgelaugten Düngertheilen verloren; denn es iſt Bedingung einer guten Fiſchzucht, daß bie Leiche nicht immer mit $ifcyen befegt werden, fondern auch abwechſelnd zum Ges treide⸗ und Sutterbau dienen. Der größte Vortheil, ben die Teiche gewähren, befteht deshalb auch mit darin, daß fie Stroh und Körner liefern, bie keinen Aufwand an Miſt erfordern. Das Stroh der Leiche, ſowie da8 Gras, welches fie beim jebesmaligen Ablaſſen Hefern, kommt, in Miſt verwandelt, dem übrigen Aderlande zu Nutze und wird dadurch fo fehr in Kraft gefegt, daß ed nun gleichfalls ı einen größeren Reinertrag liefert.

3) Die Sifchteiche Laffen fich ald Reservoire bes Waſſers benuhen, welches man zur Bewaͤſſerung nahe gelegener Wieſen und ſelbſt Fel⸗ der noͤthig hat. Bleiben alfo auch manche Duͤngertheile, bie von den Feldern abfiammen, im Waffer aufgeldfes, fo kommen ſie doch | nun den Graͤſern der Wiefen zu gut.

4) Die Teiche liefern nicht allein gute Viehtraͤnken, ſoubern koͤnnen auch zum Waſchen der Schafe benutzt werden und endlich

5) Kommen die Teiche der Gaͤnſezucht zu Huͤlfe.

Aus dieſem Allen erhellet, daß der Werth der Teiche ein ſer großer iſt, ja, daß er in vielen Fällen ſelbſt größer iſt, als der des beften Aderlandes. Der Werth der Teiche wird aber meiſt verfannt, dies kann ich um fo mehr behaupten, da id in meinem früheren’ praftifchen Wirkungskreiſe eine fehr ausgedehnte Fiſchzucht oder foges nannte Teichwirthſchaft betrieb, und als mir eine fehr genaue daruͤber geführte doppelte Buchhaltung zeigte, daß felbft ganz mittelmäfige- Zeiche dem guten Aderlande hinfichtlich des Neinertrages vorgezogen iu werden verdienen. Die Fiſchzucht Bann aber auch noch bei weitem: einträglicher gemacht werben, als fie es jetzt fchon ift, man muß die Fiſche aus eben fo behandeln als die uͤbrigen Thiere, die man hält. Fuͤr das

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Vieh im Stalle ober auf der Welbe forgt man, Indem man bemfelben eine teichliche Nahrung Yerfhafft, warum thut man nicht ein Gleiches bei den Fifhen? Diefe Üüberläßt man ganz ſich felbft oder dein Zus falle! Selbſt in einem fleinen Teiche‘ können fehr viele Fiſche gezogen werden, fobald man ihnen nur die geeigneten Nahrungsmittel in binreichender Menge giebt, dies fehen wir 3. B. bei ben Gold» fiihchen, die mag zur Beluftigung in Glasgefißen im Zimmer hält, und da das Futter duch Fiſche ebenfo gut und oft beffer verwerthet wird, als mittelft des Rindviehes oder der Echafe, fo iſt auch kein triftiger Grund vorhanden, der das Füttern der Fifche, als eine Spielerei, wofür es meift ausgegeben wird, erfcheinen läßt. Die Nahrung der Fiſche In den Zeichen befteht hauptfächlih in Würmern, Inſekten und Grasgeſaͤme; aber fie freffen auch Körner, VBiertrefter, Brod, thieriſche Abfälle, gelochte Kartoffeln, Rüben u. berg. Mit alten diefen Subftanzen habe ich die Fifhe, namentlich Schleihe, Barfhe, Karaufben und Hechte in einem Xeiche, der keinen Waſſerzufluß während des Sommers hatte, gefüttert, und brachte fie dadurch in 6 Monaten zu einer Größe, welche fie ohne das Futter nur in 2 3 Sahren erreihen. An Wohlgeſchmack übertrafen fie alle übrigen, unter ben gewöhnlichen Verhältniffen gezogenen Fiſche.

Ehe Aun zur Anlegung eined Teichs gefchritten wird, iſt erfor berlich, daB man genau unterfuche, ob auch der Boden, ben man unter Maffer zu feßen gedenkt, baffelbe halten werde, ob das Waffer aus bem Teiche rein wieder "Abgelaffen werden koͤnne, Indem es eine Haupt: bebingung iſt, daß derfelbe abmechfelnd zur Fifchzucht und zum Ges treidebau diene, ferner, ob der Waſſerzufluß bedeutend genug ift, um ben Zeich zu füllen, und endlich ob das Waffer. ſelbſt eine den Zifchen ſchaͤdliche Beſtandtheile enthalte.

Was den erſten Punkt anbetrifft, ſo laͤßt ſich ein Teich niemals an ſolchen Orten anlegen, wo der Boden ſehr durchlaſſend iſt, es ſei denn, daß man eine ſo große Menge Waſſer zu Gebote habe, um das in die Erde gezogene ſogleich wieder erſetzen zu koͤnnen. Der poröfe Boden wird freilich, wenn fortwährend Waſſer daruͤber ſteht, allmählig dichter, allein er erlangt doch niemals eine fo große Dich⸗

tigkeit, daß dadurch das Derfiegen des Waſſers gänzlich verhindert |

wird. Ein waſſerdurchlaſſender Boden laͤßt fih allerdings dadurch wohl in einen mwafjerdicdhten verwandeln, daß man eine ſtarke Dede von Thon und dergl. daräber bringt; indeß iſt diefes zu koſtbar, um

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davon im Großen einen Gebraudy zu machen. Bei Viehtraͤnken, bie man auf durchlaſſenden Boden. anlegt, wird bagegen die Thondecke, wie weiter unten gezeigt werden fol, ſehr häufig in Anwendung gebracht.

Iſt ein Boden humos oder moorig, fo eignet er ſich gleichfalls nicht zue Anlegung eines Fiſchteiches; er wird dann weit vortheilhafter im eine Wiefe, Weide, oder Aderland verwandelt, wie weiterhin näher

gezeigt werben fol. Der befte Boden zu einem Sifchteiche Ift der

lehmige, thonige und mergelige.

Hinſichtlich des MWafferzufluffes ift zu ermitteln , ob derſelbe ſowohl waͤhrend der trocknen Jahrszeit als auch waͤhrend des Winters Statt finde; denn ein Teich, der einen beſtaͤndigen Zufluß hat, iſt einem ſolchen, in welchen nur zu gewiſſen Jahrszeiten Waſſer fließt, bei weitem vorzuziehen. In dem letzteren nehmen die Fiſche leicht den ſogenannten Modergeſchmack an, nicht zu gedenken, daß ſie auch wohl, wenn das Waſſer in der trocknen Jahrszeit mehr und mehr verdbunftet, entiweder ganz zu Grunde gehen, oder ausgefifcht werden möüffen. Um fchöne Fiſche zw erziehen, ift es gut, wenn die Teiche nicht mehr als 3 4 Fuß Tiefe haben, aber. wenn ‘man fie den Winter über darin laffen will, fo muͤſſen fi) mehrere Stellen barin befinden, wofelbft das Waffer 8 10 Fuß hoch ſteht. Diefe fogenann» ten Winterteihe koͤnnen nur da angelegt werben, wo das Terrain fehr abhängig ift; auch mäffen fie, um ganz ficher zu fein, daß bie Fiſche fit) gut darin halten, während des Winters einen beftändigen Zu⸗ und Abfluß haben.

Bon größtem Einfluffe bei ber Fiſchzucht iſt nun auch die Be⸗ ſchaffenheit des Waſſers. Hält es ſehr viele Salze, ale Gyps, ſaure kohlenſaure Kalk⸗ und Talkerde, Kochſalz, ſaures kohlenſaures Eiſen⸗

oxydul und ſalzſaure Kalk: und Talkerde in Loͤſung, fo iſt es nicht

ſehr tauglich, um Fiſche darin zu ziehen; beſitzt es aber wohl gar Eifens und Kupfervitriol, arfenichte Säure, Schwefelmafferftoff und Phosphorwaſſerſtoff, fo iſt es gar nicht zur Fiſchzucht zu gebrauchen. Daß die legten beiden Stoffe den Fiſchen in der That ſehr ſchaͤdlich find, fehen wir befonder6 beim Flachsrottewaſſer, indem dieſes mit dens felben geſchwaͤngert iſt. Das Waſſer, welches viel Humusfdure und Gärbeftoff in Loͤſung Hält, iſt gleichfalls Bein ſolches worin die Fiſche gut gedeihen, deshalb hat auch das aus Eichenwäldern und Mooren kommende Waſſer fo wenig Werth für die Fiſchzucht. Am beflen

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eignet ſich dasjenige Waſſer zum Bewaͤſſern der Teiche, welches bei Regenwetter aus Staͤdten und Doͤrfern fließt, danach folgt das, was von fruchtbaren Aeckern und Viehweiden kommt, und hier⸗ nach erſt das Quellwaſſer, inſofern naͤmlich, als es nicht zu viele Salze in Loͤſung hält. In dem Waſſer vieler Teiche, bie bes

ruͤhmt find wegen der fchönen Fiſche, weiche fie liefern, fand ich bei.

einer chemifchen Unterfuhung nur Spuren von Gyps, während viele Gewaͤſſer, die nur magere und ſchlechte Fifche hervorbrachten, eine große Menge dieſes Salzes enthielten.

Sol ein Teich nicht allein gute und wohlſchmeckende Fiſche lies fern, fondern follen fie auch beffer als gewoͤhnlich darin wachfen, fo iſt es eine unerläßliche Bedingung, daß: derfelbe, nuchdem er einige Jahre zur Fiſchzucht gedient hat, nun aud) einige Jahre zum Getreides und Futterbau verwendet werde. In der Zhat, wer die Wirkung nicht

aus Erfahrung Eennt, welche dad Umpflügen des Xeichgrundes auf

das nachherige Gedeihen der Fiſche hat, kann fih kaum einen Begriff davon machen. Hauptfählich nüst ed aber ben Karpfen und den fos genannten Grundfiſchen, deren Zucht am häufigfien betrieben wich, was zum Theil darin begründet fein dürfte, das diefelben die fich in ben Boden verkriechenden Würmer und Inſekten, da er gelodert if, nun beffer hervorholen Eönnen. Die von Zeit zu Zeit vorgenommene Beaderung ber Teiche hat aber auch noch einen andern wefentlicyen Mugen, diefer befteht nämlich darin, daß dabei der Boden ausiuftet, oder den Mobergeruch verliert, ber ſich fo leicht den Fiſchen mittheilt und deshalb mande übrigens fehr werthvolle Fiſche im Gefchmade gänzlich verdirbt. Endlich wird durch die Bearbeitung aber auch bes wirkt, daß das Uebermaß des Schlammes oder Humus, welcher den ‚Sifchen ſtets mehr ſchadet als nügt, verfchwindet, indem derfelbe von den angebaueten Pflanzen entroeder aufgezehrt wird, oder während der Zeit, daß ber Reich troden liegt, Luftgeftalt annimmt. Bel der An; lage eines Teiches hat man deshalb hauptfächlich dahin zu fehen, daß bie Schleufen, Mönde, Gerinne und bergi. fo tief zu liegen kommen, daß die völlige Trodenlegung bed Teichs, nachdem derſelbe von Waffer befreit worden ift, bewirkt werden koͤnne. Ein Teich, ber wegen Näffe abwechfelnd niht mit Früchten zu beftelten ift, Hat nur den halben Werth.

In manden Ländern wird zur Anlegung von Zeichen auch noch die Genehmigung der Landesadminiftrationsbehörde erfordert, denn «6

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kommen dabel ſowohl rechtliche als polizeiliche Verhaͤltniſſe in Beruͤck⸗ fichtigung. Wenn der Damm eines großen Teiches bricht, und ein⸗ ganze Gegend ploͤtzlich unter Waſſer geraͤth, ſo wird ſelbſt das Leben der Menſchen und Thiere dadurch gefaͤhrdet, und wenn Teiche zur Zeit des Fiſchens abgelaſſen werden, ſo ereignet es ſich ſehr haͤufig, daß die darunter gelegenen Felder und Wieſen unter Waſſer gerathen.

Sowohl dieſe, als noch mehrere andere Rechtsverhaͤltniſſe muͤſſen des⸗

halb, ehe man zur Anlegung eines Teiches ſchreitet, beruͤckſichtigt und regulirt werden, damit man am Ende nicht Arbeit und Koſten ver⸗ geblich aufgewendet habe.

Nachdem ſo vlel im Allgemeinen uͤber die Anlegung der Teiche erwaͤhnt worden iſt, erfordert es die Wichtigkeit der Sache nun auch, alle einzelnen Gegenſtaͤnde, die bei der Teichanlage eine Beruͤckſichti⸗ gung verdienen, etwas naͤher zu betrachten; jedoch kann hier um ſo weniger eine ganz ausführliche Beſchreibung der Teichanlage geliefert werden, als dieſes nicht bloß fehr viel Raum wegnehmen würde, ſon⸗ dern dabei auch eine Menge von Kenntniffen in der Waſſerbaukunſt vorausgefeht werden müflen. in Teich, den man nach allen Regeln ker Kunſt anlegen will, erfordert in der That die mannigfaltigfien Kenntniffe in der Mathematik, Hpdraulit und Hpdroflatit; denn «6 find Dämme zu errichten, beren Stärke nach bem Waſſerdrucke bes rechnet werden muß; man bat Scleufen, Fluthbette, Sihle, Ständer, Moͤnche, Gerinne, Rechen u, f. w. ans zulegen, deren innere Einrichtung man nicht nur genau kennen muß, fondern es iſt bei bdenfelben auch zu berechnen, welche Weite fie haben muͤſſen, um das abs und zufließende Waſſer ducchzulaffen; es find Teichgraͤben, Freigraͤben, Fiſchkeſſel u. f. w. nöthig, deren Breite, Tiefe und Gefälle duch Nivellements und Berech⸗ nungen ermittelt werden muß; es ift die Waffermaffe, welche über ben Teichgrund zu fiehen kommt, nad) ihrem Cubikinhalte ausfindig zu machen, um daraus erfehen zu können, wie viel Waſſer zufließen muß, um das abfließende und verdunftende zu erfegen, kurz, e& find bei Anlegung eines Teiches fo viele Vorſchriften und Anleitungen erforderlich, daß, wollte man fie alle aufzählen, damit ein ganzes Buch angefüllt werben müßte. Wer deshalb einen Teich von einiger Bedeutung an⸗ legen will, hat daruͤber Belehrung in den Werken zu fuchen, welche diefen Gegenftand ausführlicher behandeln. Unftreitig gehört zu den jenigen Werken, in welchen man die befte Anleitung zur Zeichanlage

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Dies Buch iſt wirktich claffifch und daher ein treuer Rathgeber im der Noth.

1) Das MWaffer betreffend, welhes zur Anlage "eines Teiches dienen ſoll.

Schon im Vorhergehenden wurde erwaͤhnt, daß zur Anlegung eines Fiſchteiches eine hinreichende Menge Waſſer erforderlich ſei. Wenn man Schnees und Regenwaſſer im Herbſt, Winter und Fruͤh⸗ jahr vor Dämmen anfammelt, und ber Boden, über welchem es ſteht, undurchlaffend tft, fo Tann man allerdings dadurch einen Fiſchteich hervorbringen, und ftelft ihn in manchen Ländern auch wirklich dadurch ber, allein dergleichen Teiche haben einen geringen Werth, indem ihr Waffer im Sommer nicht nur oft gänzlich austrodnet, fondern bie Fiſche, bie man darin zieht, auch nicht viel taugm. Das Waſſer, oder die organifchen Refte, welche immer darin aufgelöfet find, gerathen. nämlich in der heißen Jahrszeit in Faͤulniß, und bie Fifhe nehmen dadurch gewöhnlich einen unangenehmen Gefchmad an, ober fterben wohl gar, wenn fih bei der Faͤulniß auch Schmwefelmaflerftoff und Phosphorwafferftcff erzeugen. Die Fiſche verlangen zu Ihrem Leben und Gedeihen, gleich anderen Thieren, aber auch Sauerftoffgas, und fie entziehen es dem Waſſer dadurch, daß fie daffelbe durch ihre Kies men treiben; nun aber enthält Waſſer, in welchem viele organifdye Körper in Faͤulniß übergehen, fehr wenig Sauerfloff, indem alles Eauerftoffgas, welches vom Waſſer aus der Luft angezogen wird, ſich ſehr fehnell mit dem Kohlenftoff der organifchen Reſte zu Kohlenfäure verbindet. Bur Anlegung eines guten Fiſchteichs gehoͤrt deshalb ein beftändiger Zufluß von Quelle oder Flußwaſſer; damit ſoll jedoch nicht gefagt fein, daB man das Schnee: und Megenmaffer, zumal wenn große Teiche gefüllt werden müffen, unbenugt laffen fol, im ®egens theil, man Fann. oft einen fehr vortheilhaften Gebrauch davon machen. Das Quells oder Flußwaſſer muß nur nebenbei. immer zu Gebote fie: hen, bamit man das verdorbene und an dem einen Ende des Teiche abgelaffene durch frifches und an dem andern Ende des Teiche ein« gelaffene Waffer erfegen koͤnne. Unſtreitig hat das Flußwaſſer vor dem Quellwaſſer viele Vorzüge, da es flets organiſche Stoffe bei ſich führt, die den Fiſchen zur Nahrung dienen; follen deshalb bie Fiſche, weiche in einem Teiche leben, der nur durch Quellen gefpeist wich,

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gut machfen, fo iſt e8 durchaus nöthig, fie zu füttern. Welche mineralifchen Subftanzen das Waſſer nicht in zu großer Menge in Löfung halten darf, und welche Stoffe fid) gac nicht darin befinden dürfen, falls die Fiſche gedeihen follen, wurde fchon vorhin angegeben. Das Waſſer, welches aus einem höher gelegenen Teich in einen nies driger gelegenen fließt, hat gleichfalls keinen großen Werth, indem es von den Fifchen des oberen Teiches ſchon erfchöpft worden ift, und nun auch mandye Körper in Löfung hält, die nachtheilig auf bie untern Fiſche wirken, wozu befonders das Eohlenfaure Gas gehört, was von den Fifchen ausgedunftet, wird. Indeß ift diefe® Waſſer, wenn es eine Zeitlang an der Luft gefloffen hat, mwodurcd) ed das Uebermaß dee fhädlichen Körper (dir Kohlenfäure u. f. wo.) verliert and daflıe Sauerſtoff anzieht, immer beffer als gar keins; weshalb es denn auch ſehr oft bei Teichen, die in einem abhaͤngigen Thale angelegt ſind, zehn und mehr Male benutzt wird. Die Qualitaͤt des Waſſers laͤßt ſich zwar aus ſeinem Geruche, ſeinem Geſchmacke, ſeiner Farbe und den darin wachſenden Pflanzen erkennen, allein ſicherer geht man doch, wenn man eine chemiſche Unterſuchung damit vornimmt, wobei denn, um Vergleiche anſtellen zu können, ein anerkannt gutes Waſſer als Norm dienen muß. Im Ganzen müffen wir jedoch bekennen, daß diefeer Gegenftand nah zu wenig wiffenfhaftlih unterfucht morden ift, um ſchon jege mit Zuverläffigkeit etwas darüber fayen zu koͤnnen. Da aber die Erfahrung lehrt, daß ein jeder Fiſch ein ganz eigenthuͤm⸗ liches Waffer liebt, indem z. B. die Forelle ein ganz anderes Waſſer als der Karpfen, und diefer wieder ein anderes als der Schleihe vers langt, fo dürfen wir auch wohl annehmen , daß die Körper, die das Waſſer in Löfung hält, einen mwefentlichen Einfluß auf das Gedeihen der Fiſche ausüben. |

2) Den rund und Boden betreffend, welcher zur An« Lage der Fiſchteiche dienen folt.

Die Erfahrung hat gelehrt, daß es durchaus nicht gleichgültig iſt, weihe Bodenart man zur Anlage eines Fifchteiches verwendet; die Karpfen gedeihen 3. B. da am beften, wo der Boden lehmig ober mergelig ift, während die Forellen nur in Zeichen gejogen werden innen, die einen fandigen oder grandigen Boden haten. Man hat nun wohl behauptet, daß diefe® In dem Umſtande begründet fet. baß die Fiſche Erde als Nahrung zu fi nehmen, und daß die Einen

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biefe, die Andern jene Erdart noͤthig hätten; allein diefe Anſicht if obne Zweifel irrig, denn die Erden, als unorganifche Koͤrper, innen ſehr wenig, ja gar nichts zur Ernährung der Fiſche beitragen. Wahr⸗ ſcheinlicher iſt es dagegen, daß die verſchiedenen Erden in ſofern das Gedeihen ber Fiſche beguͤnſtigen, als in der einen dieſe und in einer andern jene Würmer und Inſekten, welche gerade die verfchledenen Fiſche lieben, oder al6 Nahrung bedürfen, leben. Die meiften Wuͤr⸗ mer und Inſekten erzeugen ſich jedoch ftet in einem Boden, welcher viele thierifche Reſte enthält, deshalb fehen wir denn aud immer, daß die Fifche in denjenigen Zeichen am’ beften wachen, in welche das Waſſer von fehe fruchtbaren Feldern und Weiden fließt, da mit dem⸗ felben dann nicht bloß Lehm: oder Mergeltheile, fonbern auch bie Eperemente ber Hausthiere in die Neihe gelangen. Dazu kommt frei⸗ lih nun audy noch. daß bie Fiſche die Excremente ber Thiere unmittels bar als Nahrung zu fih nehmen. Aus dem Grunde, daß ber Lehm: und Mergelboden ſich zur Karpfenzucht am beiten eignet, darf man nun wohl den Schluß ziehen, daß ein Teich mit fandigem Bor den für dieſe Gifchart ſehr verbefiert werden wird, wenn man ihn mit Lehm oder Mergel überführt; oft hat man biefe6 aber auch nicht noͤ⸗ tbig, da das in den Teich gelaffene Waſſer dieſe Erdarten abfekt. In wiefern ein fehr eifenreicher Boden den Zifchen nuͤtzt oder ſchadet, roiffen wie noch nicht. dagegen ift bekannt, baß ein Kreide: und Kalte boden wenig Werth für die Fiſchzucht hat, und daB ein Boden mit großem Humusgehalte am wenigſten taugt. Weshalb dieſe letztere Bodenart fidy nicht zur Fiſchzucht eignet, erklärt ſich leicht dadurch, boß das Waſſer, welches über Humus ſteht, menig oder gar fein verdichteted Sauerſtoffgas enthält, indem es fogleih von dem Kohlens . floff des Humus angezogen wird, und damit Humusfäure oder Kohlen⸗ fäure liefert, die beide den Fifchen nicht dienlich find. Das Waffer, was über Kreide⸗ und Kalkboden fteht, wird hoͤchſt wahrſcheinlich zu viel faure kohlenſaure Kalkerde In Löfung halten, wodurch es hart wird und dann Beinerlei Fiſchen zufagt.

3) Das Terrain oder den Raum (Zeihraum) betref: fend, welcher zur Anlage von Teichen benugt wars den folt.

Das geelgnetfte Terrain zur Anlage eines Telches iſt Immer bass jenige, welches nur einen geringen Ball hat, indem bei einer fehe

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abhängigen Lage hehe und deshalb auch koſtbar zu erbauende Dämme

erforderlich find, um baducch eine bedeutende Flaͤche unter Waſſer zu ſetzen Man bat deshalb ſtets vorher zu berechnen , ob der Waſſer⸗ fpiegel, dee durch einen höheren Damm gewonnen wird, fo viel werth ift, daß dadurch die Erbauungskoſten des Dammes reichlich gedeckt werden; in breiten ſehr abhängigen Thälern komme in ber Regel bie Errichtung der Dämme zu theuer zu fliehen. Miu man aber in einem febr abhängigen ſchmalen Thale Teiche anlegen, fo ifl es ſtets gerathener, mehrere Eleine flatt eines großen zu haben, denn geht auch etwas mehr Wafferfläche durch die mehreren Damme verloren, fo find body 3. B. drei kleine Daͤmme bei weiten wohlfeiler zu erbauen, als ein fehe hoher und verhältnißmäßig breiter, fofern nämlich durch diefen letztern biefelbe Fläche unter Waffen gefegt werden fol, als durch die drei Beinen Dämme. Die Fig. 1 Taf. IV. zeigt dieſes deutlicher, denn man braucht nur die Quabratflihe de hohen Dammes mit ber ber #leinen ‚zu vergleichen, um augenblidlich zu fehen, daß fehr viel mehr Erde zur Erbauung des erfteren erforderlich iſt. Alsdann iſt auch zu berüdfichtigen,, daß die Waffermaffe, welche dazu gehört, um den Zeichraum vor dem hoben Damme zu füllen, ſehr bedeutend ift, und daB überhaupt das tiefe Waſſer den Fifchen nicht dient. Nur in dem Salle, daß die Zeiche keinen beftändigen Waſſerzufluß haben, kann es

gerathener fein. fehr hohe Daͤmme aufzuführen, denn das davor fies.

bende viele Waſſer trodnet dann im Sommer weniger leicht aus, und wenn es ſich auch bedeutend vermindert, fo verfchwindet es doch nicht fo gänzlich, dab man deshalb genoͤthigt wäre, die Fiſche wegäunehmen, was aber immer bei den Bleinen, mit niedrigen Daͤm⸗ men verfehenen Zeichen erforderlich wird, ba hier das Waſſer, weil es nur flach ſteht, bald gänzlich verdunftet. Ein Teichraum mit ges tingem Abhange ift aber auch befonber deshalb ſchaͤtzenswerth, daß bier das Waffer nicht zu verſchieden hoch den Boden bedeckt, und fo

ein gleichmäßigerer Schlammfag Statt findet, wie ſolches ſchon früs

ber, als von der Auffchlidung die Rede war, auseinandergeſetzt wurde, Kine gleihmäßige Schlammablagerung auf den Teichgrunde nuͤtzt hauptſaͤchlich den in der Folge anzubauenden Früchten, tweshalb es oft fehr zweckdienlich wird, alle im Teichenraum vorkommenden Heinen Hügel abzutragen und damit die Vertiefungen auszufüllen. Hierbei kann dann das Moldbrett fehe vortbeilhaft angewendet werden, oder es laffen fih aud die kleinen Hügel buch Wafler in

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bie Tiefen ſchwemmen, was näher befchrieben werden foll, wenn von der Anlage der Schwemmwieſen die Rede fein wird. Die Erniebris gung der Hügel iſt um fo nüglicher, ald von denfelben aller Schlamm durch den Wellenſchlag abgefpült und den Xiefen zugeführt wird; man fieht deshalb auch immer, daß das auf den Hügeln des Teichgrumdes erbauete Getreide fehr kuͤmmerlich ſteht, mährend es ſich auf ben tiefen Stellen oft lagert.

4) Die Tiefe ber Teiche betreffend.

| Es wurde ſchon vorhin erwähnt, daß unter gleichen Verhältniffen im

tiefen Waffer die Sifche nicht fo gut als im flachen wachſen; der Grund hiervon iſt, daß das tiefe Waſſer durch die Sonnenftrahlen nicht ge: börig erwärmt wird, wovon dann die Kolge ift, daB ſich nun au weniger Würmer und Inſekten, die Nahrung der Fiſche, barin er⸗ zeugen In flachen, d. b. in folchen Zeichen, wo ber Waſſerſtand nur 2— 3 Fuß beträgt, entfteht aber auch mehr Gras, hauptfächlich Mannafchroingel (Festuca fluitans), deffen Saame den Fiſchen, vornehmlich den Karpfen, eine ſehr gedeihliche Nahrung gewährt. Teiche, in denen viel Gras waͤchſt, geben, nachdem fie abgelaffen -find, auch) einen nicht umbedeutenden Ertrag, indem das Gras gefammelt und als Etreu benugt werden kann; dazu kommt noch, daß die Rüdftände des Srafes den Boden büngen. Den flahen Teichen barf es natlırlich niemals an Wafferzufluß fehlen, da fie fonft nicht nur bald austrocknen, fonbern wegen der fldrferen Erwärmung des Waffers, auch die darin befindlichen organiſchen Reſte bald in eine den Fifchen nach⸗ theilige Faͤulniß gerathen. Flache Teiche find dagegen nicht bazu geeignet, um bie Fifche während bes Winter barin zu haben, man befegt fie deshalb entweder mit folchen Fiſchen, die in einem Sommer die erforderliche Größe erlangen ober man bewahrt fie während bes Winters in einem Teiche auf, in welchem das Waſſer vor dem Damme mindeftens 9 Fuß hoch ſteht, da man dann das Erfrieren derfelben nicht zu befuͤrchten braucht, auch wenn der Teich nur wenig Zus und Abflug haben follte, indem man in der Eisdecke befländig offene Löcher hält.

5) Die Lage der Teiche betreffend. -

Die Lage ber anzulegenden Teiche muß fo befchaffen fein, baß fie nicht ben Veberfchwernmungen ausgefegt find, auch felbft dann nicht,

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wenn fie noch eine Eisdedde haben indem die Fiſche dadurch zur Uns zeit In ihrem Winterlager geflört werden. In anderen Jahreszeiten _ ſchwimmen dagegen die Fifhe dem Waffen, was die Schleufen und Rechen überfluthet, entgegen, und geben dadurch verloren, da fie bald ein Raub der Vögel, ober auch wohl der Dienfchen werden. Kann man bie Teiche neben einem Fluſſe anlegen, der duch Schleuſen aufzuſtauen ift, fo ift biefes die allererwänfchtefle Lage, da nun die ſelben, je nach ben Bebürfniffe, mit Waffer verforgt oder davon bes freiet werden koͤnnen. Die Teiche müffen in diefem Falle fo nahe an einander zu liegen kommen, baf ein Damm jedesmal für zwei Zeiche dient (Fig. 2 Taf. IV). Cine dergleihen SEinrichtung der Teiche fann auch als eine Auffhlidungsantage behandelt merben, und der Preis der Fiſche muß dann entfcheiden, ob man fie öfterer zur Fiſchzucht als zum Getreides oder Futerbau zu benugen habe. Bor allen aber möüffen bie Zeiche fo gelegen ſein, daß keine bedeu⸗ tende Erd» und Steinmaffen duch das zufließende Waſſer hineinge⸗ ſchwemmt werden, aus Gründen, deren toeitere Erörterung überfläffig if. Vorhin wurde ſchon bemerkt, daß es zweckmaͤßig fei, jeden Teich fuͤr ſich aus einem Fluſſe oder Bache zu ſpeiſen, alſo wo moͤglich das Waſſer des einen Teichs nicht in einen anderen darunter liegen⸗ ben zu leiten. Liegen deshalb mehrere Teiche in einem abhängigen Thale hinter einander, fo wird es erforderlich, den Zuleitungßgraben an bdenfelben vorbeizuführen und feitwärts Eintäffe zu machen. Diefer Graben kann denn auch dazu dienen, das Üherfläffige Waffer gang um die Zeiche wegzuleiten, und muß Behuf dieſes Zweckes nach den Teis hen zu bewallet fein (Fig. 3 Taf. IV). Ein Beifluß: oder Freie graben iſt Überhaupt allenthalben da erforderlich, wo große Waſſer⸗ maſſen um bie Zeiche wegzuleiten find, theils damit bie Daͤmme nicht brechen, theils damit keine Raubfiſche in die Teiche gelangen, umd theit damit die Fiſche mit dem vielem Waſſer nicht fottſchwimmen oder Schaden nehmen. Berner hat man dahin zu ſehen, daß die ans’ julegenden Zeiche eine fonnige Lage haben. Ein eich, der von alien Seiten mit hohen Bäumen umgeben ift, bat wenig Werth, und Teiche, bie mitten in Wäldern angelegt find, liefern nicht nur ſchlechte Fiſche, fondern bringen auch keine guten Fruͤchte hervor, ſobald man fie beſtellt. Dagegen iſt e6 fehr nüglich, wenn einzelne hohe Bäume an der Mittagsſeite des Teiches fichen, indem auch die Fiſche bis weiten ben Schatten lieben,

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6) Die Teichgraͤben und den Fiſchkeſſel (Stich) betreffend.

Der Boden eines jeden Teiches ift an feinen tiefften Stellen mit Gräben zu verfehen, bamit fid) beim Ablaffen des Waſſers bie Fiſche darin verfammeln und dann leichter ausgefangen werben koͤn⸗ nen. Die Gräben find aber auch nöthig, um den Boden dadurch fo trocken zu machen, daß er in ber Folge zum Getreides oder Futterbau dienen kann. Die Graͤben werden wo moͤglich ſo angelegt, daß ſie auf den Hauptentwäfferungdgraben in einem rechten Winkel zu ſtoßen, was, wie ein Jeder leicht einfehen wird, bie nachherige Beaderung fehr erleichtert. Die Waͤnde der Teichgraͤben müffen, da fie oft 2 3 Jahre lang gänzlid vom Waffer bedeckt find, eine ſtaͤrkere Abdachung haben als alle übrigen Gräben. Man giebt Ihnen min» deſtens eine 1°, füßige Boͤſchung. Die obete Breite des Grabens wird alfo gefunden, wenn man die Tiefe mit 3 multipfieirt und dann zu dem Producte die Breite dee Grabenfohle zähle. Bei einer zwei⸗ füßtgen Boͤſchung multiplicirt man mit 4, und bei einer einfüßigen, wie mir ſchon früher geſehen haben, mie 2. Gräben mit einfüßiger Boͤſchung find aber nit für Teiche tauglich, obwohl man fie häufig mit noch geringerer Boͤſchung findet, Die Gräben muͤſſen meiſt eine Tiefe von 21, 3 Fuß haben, ihr oberer Rand würde deshalb bei . 1%, füßiger Boͤſchung bie Weite von 11 Fuß erhalten, fofern bie Grabenfohle die Breite von 2 Fuß hätte. Damit fie fih nun auch ihres Waſſers völlig entledigen können, iſt es erforderlich, Die Schwellen

der Schleuſen oder die Serinne gehörig tief zu legen.

Teiche, in denen über Winter die Zifche bleiben follen, mäffen vor dem Damme, falls das Waffer nicht 8 9 Fuß hoch fteht, auch einen fogenannten Fiſchkeſſel oder Stich erhalten, d, h. eine gut abgefchrägte Grube yon 50 60 Fuß Limge, 20 0 Fuß Breite und 4 5 Fuß Tiefe. In dieſer Grube nehmen dann bie Fiſche meift ihr Winterlager, und man weiß deshalb fogleich, mo bie Löcher im Eife anzubringen find,’ was übrigens möglichft behutfam geſchehen muß, damit 'die Fiſche nicht aufgefchredt werben, umbers ſchwimmen und mie den Floffen an der Eisdecke feftfrieren. Der Sifchkeffel iſt wegen der höheren Lage dee Schleufenfchwelle oder des Serinnes nice rein abzulafien, und muß deshalb ſehr forgfäftig von den etwa darin verborgenen Raubfiſchen gefäubert werden, im

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Fall der Teich das naͤchſte Jahr abermals zur Fiſchzucht dienen folf. Er wird nah Derlarıf einiger Fahre von Schlamm befteiet. Die Erde, weiche aber das erfte Mal aus dem Fifchkeffel genommen wird, dient mit zur Errichtung des Teichdammes.

Die Gräben müffen, wenn der Teihgrund im Frühjahr befder werden foll, ſchon im Herbft geräumt werden, und der Teich wird dann am beften in 6 8 furdjige Beete gepflügt. Nirgends find die fchmalen Aderbeete mehr an ihrem rechten Orte als in den. Tei⸗ hen. Das Land kann dabei geegget werden, audy wenn es noch fehr naß iſt, indem die Zugthiere (am beften Ochfen) beim Eggen in ben Zurchen geben. Der erfte Hafer kann in den naffen Schlamm ges fäet werden und er legt ſich gar häufig dennoch.

7) Die Teichdaͤmme betreffend.

Die Teichdaͤmme erfordern bei ihrer Erbauung eine ebenfo große Sorgfalt, als die Daͤmme, weiche man dem Meere ımd den Btüffen mtgegenfestz denn fie follen nicht allein dem davorſtehenden Waffer Widerftand leiften, fondern auch fo dicht fein, daß das Durchſickern deffelben möglichft verhindert werde, da dieſes befonders bei Waſſer⸗ mangel einen bedeutenden Nachtheil verurfacht, und aucd den darunter liegenden Ländereien ſchadet, indem es biefelben verſumpft. Zur Ers bauung der Dänmme nimmt man die Erde zu Huͤlfe, welche die auf dem Teichraum bereit® angefertigten Gräben hergegeben haben, alsdann die Erde des Fiſchkeffels, infofern ein folcher 'nothwendig wird, “und endlich die Erde der auf dem Teicheraum etwa vorhandenen Heinen Hügel. Wie tief man die legtern wegzunehmen habe, ergiebt fich aus ben bereits vorhandenen durch Pfähle bezeichneten Längen» und Quer: profilen des Teichraums, durch welche benn auch fchon früher bie Lage ber Teichgraͤben ermittelt wurde. Alle übrige nun nod) bedürftige gute Erde nimmt man, um Transportkoſten zu erfparen, fo viel wie moͤg⸗ lid) in der Nähe des zu errichtenden Dammes. Außer dee Erbe find jur Anlegung des Dammes nun duch fehr viele dichte Raſen erfors derlich, für deren Herbeiſchaffung man bei Zeiten zu forgen hat. Die Rafen innen aber“auch in der Folge nicht entbehrt werden, ba oft biefes oder jenes am Damme auszubefjern iſt, wozu nur die Rafen geeignet find.

Am vorzüglichflen eignet fi) zur Erbauung der Teichdaͤmme ber Lehm, weiher mit 2 3 Prog. Humus vermifcht iſt, folglich der

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in ber oberen. Aderdeume befindliche. Thon kann nicht gut dazu be nugt werden, indem er beim Austrodnen Borſten befommt und bann das Waſſer durchlaͤßt. Sand läßt fih nur in fofern dazu verwen den, ald man auch Thon und viele gute Nafenpagen zu Gebote hat, da von diefen an beiden Seiten des Dammes die Abdahung auf: gemauert werden muß. Der fehr lofe ſchwammige humoſe Boden, ift aber gänzlicy zu verwerfen, da er nicht allein viel Waſſer durchs laͤßt, ſondern von denfelben auch gehoben wird. ine jede Erbe, wels he zur Erbauung von Dämmen dient, foll übrigens frei von Stets nen fein, da fie das Dichtwerden ded Dammes verhindern.

Was die Lage des Dammes anbetrifft, fo muß fie_fo beſchaffen fein, daß, bei der geringften Länge beffelben, die moͤglich präßte Flaͤche unter Waſſer geſetzt werde, da dann viel an den Erbauungskoſten des Dammes giſpart wird. Auch ſoll er wo moͤglich eine ſolche Lage haben, daß die Wellen durch den in der Gegend gefvöhnlich herr⸗ fhenden Wind nicht rechtwinklich auf ihn zu getrieben werden. Die Wellen follen vielmehr den Damm in einem fpigen Winkel berühren, ba fie dann leichter daran abgleiten; leider iſt aber diefes nicht immen, zu erreichen,

‚Die Höhe des Dammes ergiebt ſich aus dem Nivellement und dem Abhange des Raumes, der unter Waſſer geſetzt werden ſoll, wo⸗ bei aber zu beruͤckſichtigen iſt, daß er ſich im Verlaufe eines Jahres

um "/,o ber Höhe, in welcher er angelegt worden ift, fegt, und daß das Waſſer mindeſtens einen Buß von der Oberflaͤche entfernt bleiben, muß. Won ber Höhe des Dammes ift nun wieder die Breite, welche er ſowohl in der Baſis ald auf der Kappe haben muß, abhängig. Ein Damm von guter Erbe erbaut hat aber nur eine. Boͤſchung von 45°. nöthig, iſt er deshalb 4 Fuß hoch, fo erhält er bei einer Breite von 4 Fuß auf der Kappe, in.der Baſis 12 Fuß, bei einer Höhe von 6 Fuß in der Bafis 18 Fuß und auf der Kappe 6 Fuß, bei einer.

. Höhe von 8 Fuß in der Bafis 24 Fuß und auf der Kappe 8 Fuß Breite u. fe w.; meiſt giebt man den Teichdaͤmmen feine fo flarke Boͤſchung, wodurd man ſich aber der Gefahr ber Durchbruͤche aus⸗ ſetzt. Weiß man nun die Höhe und Stärke deg,Dammes, fo uͤßt ſich danach ſehr leicht berechnen, wie viel Cubikfuß Erde man für jeden, laufenden Fuß deſſelben nöchig hat, und ie viel man außer ber aus den Zeichgräben erhaltenen, noch von anderen Drten herbeiſchaffen muß; geröhnlih wird man genöthigt, fie aus dem Zeichraume felbft zu

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nehmen, und fit biefes ber Fall, fo bat man bahin zu fehen, baß ber Boden wegen ber demnaͤchſtigen Beaderung nicht löcherig gegraben werde. Findet man zur Errichtung eines Teichdammes nur fandiges Erdreich, fo if es erforderlich, dem Damme, dafhit er das Waſſer nit durchlaſſe, im Innern eine folhe Thonwand zu geben, wie fie fhon früher bei der Anlage ber Deiche befchrieben wurde. Zu mehrerer Dichtigkeit und Haltbarkeit der Dämme, die von lofer Erde erbauet wers den, fegt man beren Abdahungen auh von Wafenpagen auf und ftampft dahinter noch etwas Thon (Fig. 4 Taf. IV), Die zur Aufführung der Böfchungen dienenden Raſenpatzen müffen von gleicher Dide (3— 4 Boll) fein, fie werden ſchraͤg ausgeſtochen mit der Grasnarbe nach unten gelegt, und recht dicht neben einander in Verband gepackt, wie, wenn man eine Mauer von Steinen ers richtet. Eine jede Rafenfhicht wird alsdann recht feft geflampft, hier _ auf mit’ einer Schaufel geebnet, und darauf abermals eine Schicht Rafen gelegt. In gleicher Höhe mit den Raſen wird nun auch im» mer das innere des Dammes aufgebauet und feitgeflampftl. Ein ans gehaltenes Doffirbrett zeigt, daß die Raſenſchichten nicht zu fehr eins gezogen oder zu weit ausgefegt werben. Der Grund, worauf ber Damm zu flehen kommt, ift ſchon zuvor, damit derfelbe etwas in den Boden greife und fomit das Durchſickern des Waſſers noch mes niger moͤglich ſei, 1L— 2 Fuß tief ausgegraben; follte aber das- Erd⸗ reich fehr fandig fein oder gar aus Humus beftehen, fo muß der fogenannte Dammgraben mehrere Fuß tief ausgeworfen tmerben (Fig. 4 Taf. IV), Giebt die ausgegrabene Erbe ein gutes Material für den Dammbau ab, fo wird fie fpäter wieder mit zu Hülfe ges nommen. Bei der Erbauung ded Dammes iſt nun noch befonders dahin zu fehen, daß die Erde, welche man nach und nach aufträge und feftftampft, eine recht gleihförmige Mifhung habes Sand, Lehm, Thon u. f. m. bürfen alfo nit an einzelnen Stellen zuſammenge⸗ bäuft darin vorlommen. Alsdann fucht man auch die gute tragbare: (humusreiche) Erde möglihft an bie Oberfläche der Boͤſchungen zu bringen, damit fich recht bald eine Grasnarbe erzeuge, die den Damm gegen das Abſchwemmen buch Regenwaſſer zu fhügen hat. Man ebnet zulegt die ganze Oberfläche, rundet bie Kappe etwas ab und füet weißen Klee und Grasſaamen darüber, der angeklopft wird. Fehit es aber ber Oberfläche an guter Erde, fo müflen bie Boͤſchungen fo wie die Kappe mit Rafenplaggen belegt und feftgeftampft werden. . 6

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Stellen, von welchen zu befürchten ſteht, daB fie durch den MWellens flag fehr angegriffen werben, befhättet man mit grobem Grande.

8) Die Schleufen, Sluthbette, Mönche, Ständer, Grund⸗ gerinne, Reben u. ſ. w. ‚betreffend.

Zum Ein» und Ablaffen des Waſſers in Fiſchteiche find Schleu⸗ " fen, Fluthbette, Mönche, u. ſ. w. erforderlich, die man in bie Dämme und Gräben, welche letztere das Waſſer in den Teich zu führen haben, fegt. Sie werden entweder von Holz oder von Steinen erbaut und ihre Weite richtet ſich nad) der Quantität des ab» und einzulaflenden Waſſers. Sie müffen, wie fhon vorhin bemerkt wurde, fo tief gelegt - werben, daß auch das Waſſer ber Teichgräben rein abfließe, und kom⸗ men deshalb vor den Hauptentwäfferungsgraben zu fehen. Je nad dem der Teich groß oder Mein ift, werden Schleufen, Fluthbette, Staͤn⸗ der oder Moͤnche in Anwendung gebracht, da bie einen viel, bie ans deren nur wenig Waſſer durchlaſſen. Beim Sifhen ber Teiche hat man übrigens dahin zu fehen, daß nicht auf einmal zu viel Waffe: abgelaffen werde, Indem fonft die Fiſche nach aufwärts in das zuflic Gende flache Waffer fhwimmen und dafeldft ein Raub der Vögel wer: den. Das zu fehnelle Ablaffen bes Waſſers ſchadet aber aud noch in anderer Hinficht, e8 kommt naͤmlich dadurd die ganze Waffermaffe des Teiches in eine fo heftige Berwegung, daB der Schlanım aufge: wühlt wird und nurf mit fortfließt, während er doch für die folgenden Getreideftuͤchte erhalten werden fol, Damit alfo das Waffer nach und nach abfließe, nimmt man die Schügbretter immer einzeln weg.

Die Conftruction der Schleufen, Fluthbette u. ſ. w. gehört in die Waſſerbaukunſt, wer fie aber in fo weit kennen lernen will, als es bier der Zweck erheifcht, findet eine nähere Beſchreibung daruͤber in dem oben angeführten Werke Hartigs. Sie find immer ein wichtiger Segenftand bei der Teichanlage, und muͤſſen deshalb gut und dauer» haft gebaut werben, Fig. 5 u. 6 Taf. IV fielle eine Schleufe von Holz dar.

Die Rechen, vor bie Fluthbette u. f. w. gefegt, dienen dazu um das Fortſchwimmen der Fiſche zu verhindern, aber fie mäffen auch vorhanden fein, um das Eindringen großer Raubfifhe in ben Teich unmöglich zu mahen. Ihre Weite richter fi) nah dem Zu⸗ und Abfluffe des Waſſers, fowie nach der Größe ber Fiſche, die fich im Teiche befinden. |

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9) Die Geraͤthſchaften betreffend, welche bei der Ans lage ber Teiche erforderlich find,

Zur Anlage eines Teiches find mancherlei Gerächfchaften erforbers lich, als: Rafenfhüppen oder Schälfhaufeln, Spaten, Daden, Handſchlaͤgel und Stampfen, Handfarren, Setz⸗ waage, . Böfhungsmeffer, Viſirkrücken, Bifirftäbe, Maaßſtaͤbe und Schnüre,

10) Die erfie Behandlung eines. neu angelegten Teiche betreffend.

Ein Zeich, der neu angelegt iſt, darf nicht gleich vol Waſſer gelafien werden, damit der Damm Zeit habe fih zw ſetzen; hierauf vergeht länger als ein Jahr, während welcher Zeit er fich denn auch gehörig berafet. Zweckmaͤßig tft es auch, ihn das erfle Mal nicht mit fo viel Waffer zu füllen, als ee in der Folge aufzunehmen hat. Der Damm wird hierbei allmählig fefter und hält dann in ber Folge um fo beffer.

Wie nun ein Teich ferner am zwedimäßtgften zur Fiſchzucht und zum Getreidebau zu benugen ift, gehört in die Xehre von ber Teichwirthſchaft.

Von der Verbeſſerung verwahrloſeter Fiſchteiche.

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Verwahrloſete oder verwilderte Fiſchteiche, d. h. Teiche, in denen viel Schilf und Rohe waͤchſt, in welchen ſich felt Jahrhunderten eine große Menge Moder angehäuft hat, oder bie größtentheils zuge⸗ landet find, d. h. deren Ränder jest aus einem fumpfigen Boden beftehen, während bier früher Waffer und Zifche vorhanden taten, kommen fehr häufig vor, jedoch am meiften da, wo fie nicht abwech⸗ ſelnd zur Fiſchzucht und zum Getreide⸗ und Futterbau dienen, ſondern ſtets mit Waſſer angefuͤllt ſind, oder Jahr ein Jahr aus zur Fiſch⸗ zucht benuzt werden. Der Reinertrag ſolcher Teiche pflegt dann ſehr 6 %

84 gering zu feln, fo daß es wohl mit zu einer ber Hauptaufgaben bes ausübenden Landwirthes gehört, diefelben in beffere Cultur zu fegen, tworäber in dem Folgenden ganz kurz das MWefentlichfte mitgetheilt werden foll.

Das Erſte, was man zur Verbeſſerung der vermilderten Fiſch⸗ teiche zu thun hat, beſteht darin, die Grundgerinne oder die Schwel⸗ len der Schleuſen und Fluthbette tiefer zu legen, da ſie meiſt ſo hoch liegen, daß die ſpaͤter anzufertigenden Teichgraͤben das ſich in ihnen anſammelnde Waſſer nicht los werden wuͤrden. Die Hauptabſicht bei der Verbeſſerung der Teiche geht naͤmlich dahin, den Boden trodener zu legen und einige Jahre unter den Pflug zu nehmen. da, tote fhon früher ermähnt wurde, in der Beaderung ber Fifchteiche der Hauptnugen der Teichwirthſchaft beruhet. Natuͤrlich muß ſchon vors her unterhalb der Schleufen ober Grundgerinne für ein binreichendes Gefälle geforgt fein, da fonft die Schwellen und Gerinne wohl ins Maffer zu liegen kommen, baffelbe aber nicht abführen. Sind nun die Schwellen und Gerinne 2—3 Zuß tiefer geſenkt morden. fo fer> tigt man auf dem Teichraume bie nöthige Anzahl Gräben an, und foßten aus der Umgebung ſich Quellen in den Teich ergießen, fo müffen diefe auf irgend eine berjenigen Weiſen abgefangen werden, weiche fchon in dem Fruͤheren befchrieben worden find, Meift enthalten die alten Fifchteiche auch eine bedeptenbe Menge Moder, deffen Merth durch die nächften Umgebungen bedingt wird; man hat oft daran einen bebeutenden Scha&, der befjer als bisher benugt werden Tann; er wird deshalb, fobald er mittelft der Gräben das meifte Waffer verloren hat, herausgefhafft und erhält vorerft feinen Platz auf den Teichdaͤmmen, um fpäter zur Bereitung von Compoft zu dienen ober unmittelbar zur Verbeſſerung ber Felder und Wiefen angewendet wers den zu Finnen. Enthält dagegen der Zeichraum Feine oder nur eine geringe Menge fruchtbaren Schlammes, fo wirft man die aus ben Gräben genommene Exde weit um aus, und fchreitet nun ſobald als möglich zum Umpflägen des Boden. An den Rändern pflegt dieſes durch vorhandene dicke Mohr: und Schilfwurzeln ſehr behindert zu werden, ſo daß man genoͤthigt wird, die Handhacke dabei zu Huͤlfe zu nehmen. Die Wurzeln erhalten ſich lange unzerſetzt im Boden, und ſind fortwaͤhrend der Beackerung im Wege, man thut deshalb ſehr wohl daran, dieſelben, ſobald ſie etwas abgetrocknet ſind, ſammt der daran hängenden Erde in 3 A Fuß hohe Haufen zu

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werfen und zu verbrennen. Die hierbei erhaltene Afche flreut man forgfältig auseinander und verfieht, wenn fie zu did zu liegen kom⸗ men follte, damit auch einige andere heile des Zeichgrundes, da fie ein ganz vortrefflihes Düngungsmittel if, Manche Teiche enthalten nun auch wohl eine große Menge unfruchtbaren fauren Humus, was leiht daran zu erkennen iſt, daß derfelbe Im feuchten Zuftande das Zudmuspapier ſtark roͤthet. In diefem Falle verbrennt man die ganze Dberflihe des Teichraumes auf, die Weife, wie es weiter unten naͤher befchrieben ift, und wiederholt Diefelbe Operation im nichften Jahre oder ſo lange, bis man das. Uebermaß des Humus zerflört hat. Steht, wie es nicht felten der Fall iſt, an benaXeidh: tänden Geftrüppe, fc wird auch dieſes audgerodet, und wenn e& tro: den geworden, verbrannt, kurz, man läßt Fein Mittel unbenutzt, durch welches der vormalige MWafferfpiegel wieberherzuftellen fein dürfte. Eine Düngung mit gebranntem Kalk pflegt auf einem fehr fauren Zeichgrunde Feine anffallende Wirkung hervorzubringen, während Holz: afche ganz vorzügliche, und Seifenfiederafche fehr gute Dienfte leiſten. Die Gründe diefer Erfcheinung findet man in meiner »Lehre vom Dünger« angegeben; fie find nicht auffallend für denjenigen, welcher fich von der Anficht los gemacht hat, daß nur der Humus zur Pflanzens ernährung nöthig fei. Nachdem der Boden durch mehrmaliges Pflü- gen, Eygen und Ruhren burchgeanpeitet worden ift, beſaͤet man ihn mit Hafer, Sommerraps oder Hanf; alle dieſe Früchte pflegen einen auferorbentlihen Ertrag zu geben, felbft wenn der Boden wegen Naͤſſe nur einmal hätte gepflügt werden önnen. Einem Jeden ertheile ich indeß aus Erfahrung noch den Rath, ſchmale, 6— 8 furdige Aderbeete anzulegen, denn, dann kann man die ge: nannten Früchte felbft in den Schlamm fäen und fie gerathen dennoch fehe gut. Beim Eggen der fihmalen Aderbeete geht das Zug: vieh in den Furchen, und Enetet deshalb den Boden nicht feſt, kurz die ſchmalen⸗ Aderbeete find, wenn der Boden noch richt recht trocken fein ſollte, von aͤußerſter Wichtigkeit, und wer bisher ein Keind der felben war, wird nun mit ihnen ausgeföhnt fein. |

Iſt der Teichgrund auf die befchriebene Weiſe behandelt worden, und hat er mehrere Male Getreidefrüchte getragen, fo gebeihen nun auch wieder die Fiſche gut darin.

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Bon der Berwandlung alter Zifchteiche in Ader- land, Wiefen, Weiden u. |. w.

Es innen mehrere Verhältniffe Statt finden, bie es als vor⸗ theilhaft erfcheinen laffen, einen alten Fifchteih gänzlich zu caffiren, und Ihn in befiändiges Aderland, Wiefen oder Weiden zu verwandeln, fo z. B, wenn bie Fiſche einen verhältnifmäßig geringen Preis haben follten, oder ſchwer abzufegen waͤren, wenn man diefelben fehr weit zu verfahren hätte, wenn ſich das Getreide fortwährend in einem verhält, nißmäßig hohen Preis erhielte, wenn der Teichgrund aus einem ſehr reichen Boden beftände, ober wenn er zur Fiſchzucht ganz untauglich wäre (aus lauter Humus beftände), wenn: fi ſchoͤne Bewaͤſſerungs⸗ wiefen daraus herftellen ließen, und die Wirthſchaft Mangel an Heu litte, wenn man verhältnißmäßig zu viele Teiche befäße, wenn die Sifhe wegen fehlerhaften Waffers ein ſehr, fchlechtee Wachsthum zeigten, wenn man den Diebereien zu ſehr ausgefegt wäre (was in der That in manchen Ländern ein großer UWebelftand ift), wenn keine geregelte Betriebsmethode Statt finden könnte, d. h. wenn nicht genug oder gar Leine Laich⸗ und Stredteiche vorhanden wären, oder es an Fiſchhaͤltern (Sifhmagazinen) fehlte, wenn Befagfifche ſchwer zu haben fein follten, und wenn es dem Teiche zumweilen an Waſſer mangelte. Alle biefe und noch mehrere andere ungünftige Verhältniffe wird nun der Fuge und umfichtige Landwirch mit den Vortheilen, die aus ber Teiche wirthſchaft entfpringen, in Vergleichung ftellen, ehe er fich dazu ent» THliest, irgend einen Teich in Acker⸗, Wiefes oder Weideland umzus ändern, indem es bei weiten leichter ifl, einen guten Teich zu ver» berben, als einen foldyen herzuftellen, gleichwie es weniger Mühe macht, ein gutes dauechaftes Gebäude nieberzureißen als ein ſolch⸗s zu erbauen.

Wiewohl nun ein Teichgrund auf manche andere Weiſe, als durch Fiſche ſich nutzen laͤßt, fo iſt es doch durchaus nicht gleichguͤltig, wie dieſes geſchieht, da die eine Benutzungsart hier, die andere dort den groͤßten Reinertrag liefert. In dem Folgenden ſollen die verſchie⸗ denen Benutzungsarten der Reihe nach aufgezaͤhlt und kurz beſchrieben

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werden, wonach es dann einem Sjrden überlaffen bleibt, diejenige aus⸗ zumählen, welche für feine Verhaͤltniſſe die angemeſſendſte ift.

Was den alten Zeihdamm anbetrifft, fo würde es fehr viele Koften verurfachen, wenn man benfelben aus einander fahren oder pla⸗ niren wollte, und dennoch geſchieht es bier und da von folhen, die bei müßiger Zeit ihre Gefpanne und Arbeiter nicht beffer zu beſchaͤf⸗ tigen wiſſen, feine Berechnung darüber anftellen, wie hoch ihnen ein jeder Sefpanntag zu ftehen kommt, oder nicht berüdfichtigen, wie viele Zage fie fchon darauf verwendet haben und noch darauf verwenden müffen, ehe fie mit der Arbeit zu Ende kommen. Es dürfte deshalb wohl immer das Rathſamſte fein, wenigftens den Damm des Teichs, den man eingeben laffen will zu fchonen, zumal ba leicht eine Zeit tommen könnte, wo man ihn gern wieder hätte. Man muß ſtets er⸗ wägen, daß die Erbauung eines Teichdammes ſehr viele Arbeit und Koften verurfacht hat, und daß er nicht fo ſchnell wiederherzuftellen iſt; auch laͤßt er fich recht gut benugen, ohne daß man nöthig hat ihn abzutragen, fo 3. B. gewährt er den Schafen, wegen feiner hohen trockenen Lage eine vortrefflihe Weide; man kann ihn mit Obfikäus men ober Kopfholz bepflanzen, deren Früchte und Laub einigen Nuten liefern, und endlich Läßt er ſich pflügen und mit Getreide befäen, benn dadurch wird der Dichtigkeit der Baſis, worauf es bei Teichdaͤmmen fo fehr ankommt, nicht geſchadet. Unvortheilhaft würde es bagegen fein ihn mit Waldbäumen zu bepflanzen; denn wer hat wohl gern einen Zufluchtort der Vögel u. f. w. mitten in feinen Feldern liegen *). Will man übrigens einen fehr ‚hohen Damm etwas verflädhen, fo ger ſchieht dieſes am leichteſten dadurch, daß man ihn beim Pfluͤgen oͤfte⸗ rer aus einander als zuſammen ackert; die Erde bleibt dann in der Nähe liegen und kann, wenn es nöthig fein folte leicht wieder zus fammengeworfen werben.

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*) Die Bepflanzung der Daͤmme ſolcher Teiche, die nur zur Fiſchzucht dienen, gewährt dagegen manche Vortheile, fofern ndämli das Holz als Buſch benugt wird, indem es bann das Waffer nicht zu fehr befchattet. Das dicht gepflanzte Buſchholz Thüst das Wafler gegen heftige Winde, es hält fi deshalb wärmer, und trägt fomit auch zur Entflehung von Würs mern und Inſekten bei. Außerbem giebt es ſelbſt nody einen bebeutenden Ertrag, ba es wegen der Bodens und übrigen Berhältniffe inımer fehr üppig wäh.

88 Sollen alte Teiche in beftändiges Aderland verwandelt wer⸗ den, fo iſt die völlige Entwäfferung berfelben durch offene ober unters irdifche Gräben bei weitem nöthiger, ald bei Zeichen, bie wman nur abwechfelnd als Aderland nugt, denn bie erftern möüffen fo troden fein, daß fie ſich für jede Frucht eignen, während man bei leßteren im Hafer immer dasjenige Gewaͤchs hat, welches, auch wenn ber Boden noch ſehr naß fein follte, dennoh oft 2 3 Sahre hintereinander fehr gut geräth, zumal wenn man den Boden in fchmale 6 8 Furchen breite Beete zuſammenpfluͤgt. Nach vollendeter Ents mwäfferung ift e8 am zwedmäßigften, den. Zeichgrund während eines ganzen Sommers zu bradypflügen, damit der Boden eine recht homo⸗ gene Miſchung erhalte und gehörig auslufte, oder richtiger, damit durch Anziehung von Sauerftoff die humofen Theile in Berfegung gerathen und das Häufig darin vorkommende Eifenorydul fid) in Eifenoryd ver⸗ wandle. Daneben kann denn auch eine Mergels oder Kalkduͤngung Statt finden; aud hat man während de8 Sommers Zelt genug, die meift wenig Humus enthaltenden Höhen mit dem Schlamme ber Tiefen, und umgekehrt, die tiefen Gründe mit dem fandiger Boden ber Höhen zu verbeffern; und ferner kann man die etwa vorhandenen Rohr: und Schiifwurzeln, wie in dem Schheren fchon befchrieben wor⸗ den ift, verbrennen, fowie dad an den Raͤndern befindlihe Buſchholz ausroden und gleichfalls verbrennen. Kurz es laſſen ſich während diefer Jahrszeit alfe geeigneten Mittel anwenden, um über die ganze Zeichfläche einen gleich guten Boden zu erhalten, und opfert man bas buch auch eine Ernte auf, fo wird fie doch reichlich durch das nach⸗ herige beffere Gerathen der Früchte erfegt. Die erſte Frucht, welche _ man nun nad) biefer Behandlung des Teichgrundes erbaut, Tann, je nach der Kraft und Beſchaffenheit des Bodens, in Raps, Hanf, Bohs nen, Widen, Weizen, Roden oder Hafer beftehen; Gerſte darf man aber noch nicht fäen, weil diefer Frucht die vielleicht noch rohe Bes ſchaffenheit des Bodens am leichteſten nachtheilig wird. Iſt der Unters grund gut, fo kann auch rother Klee unter die Getreidefrucht ausges fäet werden, dem dann eine Gypéduͤngung fehr zu Statten kommt, wie denn Überhaupt dieſes Mineral allen alten Teichgruͤnden ſehr dienlich iſt, da es vom Waſſer aufgelöfet und fortgeführt wurde. Hat man aber feine Hoffnung, daß der vothe Klee gebeihen- werde, fo fäet man unter das Getreide weißen Kiee und Gräfer, und benugt dieſelben entweder zu Deu ober ald Weide, jedoch niemals mit Schafen, ba

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"ein Boden, der fange unter Waffer geflanden hat, anfänglich immer, noch Pflanzen hervorbringt, die dieſer Thierart ſehr nachtheilig find. Sch fah nicht felten, daB ganze Schafheerden dadurdy zu Grunde gingen, daß man fie auf Weiden trieb, die man aus alten Fifchteichen gefchaffen hatte. Will man dagegen die ehemaligen Teichgruͤnde reiht bald in gute Schanfweiden verwandeln, fo laͤßt ſich diefe& am fchnell» fien durch eine Düngung mit Kalt, oder beffer Mergel bewirken, da bierna nicht allein die fchlechten Pflanzen verſchwinden, fondern auch die angefüeten beffer gedeihen und nahrhafter werden. Beſteht ber Teichgrund groͤßtentheils aus vielem unzerfegten Humus, fo ift es das tathfamfte, denfelben, nachdem er durd Gräben gehörig troden geworden ift, zu brennen. Man egget ihn in der-Abficht bei heißer, trodener Witterung mehrere Tage hinter einander fo lange, bis er an der Ober: fläche fo teoden ift, daß er an zu brennen fängt, wenn man etwas brennendes Stroh oder dergl. darauf wirft. Um dann die Verbrei⸗ tung des Feuers über bie ganze Oberfläche ſchnell zu bewirken, wirft man mit eifernen Scaufeln die ſchon brennende Erbe, dem Winde entgegen fchreitend, weit um aus, wonad dann bie ganze Oberfläche bald in Brand geräth. Meift brennt'die Erde hierbei nicht tiefer ale fie durch das Eggen aufgelodert und troden geworden ift, follte jedoch das Feuer an einzelnen Stellen in- den Untergrund dringen, fo hat man Waſſer in die Gräben zu laffen, damit der Boden von hieraus durchnäßt werde; und follte auch hiernach das Feuer nicht ausgehen, fo ift man genöthigt, es duch Begießen mit Waſſer zu erfliden, denn ges ſchieht es nicht, fo glimmt daffelbe oft wochenlang unter der Erde fort, und es entftehen dadurch tiefe Löcher und Unebenheiten. Nach) dem Brennen wird das Land fogleich flach umgepflügt und mit Soms

merraps, Wafferrüben oder Hanf befäet; nach diefen folgt Hafer, und

will man ben Boden dann als MWiefe oder Weide benutzen, fo fäet man unter den Hafer weißen Klee und Lifchgras (Phleum pratense). Hat dann der Boden einige Fahre zur Weide oder MWiefe gedient, fo bricht man ihn wieder um und wiederholt das Brennen, nachdem duch häufiges Eggen die Oberfläche troden genug geworden if. Man beftellt ihn nun abermals einige Jahre hinter einander mit $rüchs ten und wiederholt wo möglich daſſelbe Verfahren fo lange, bis die Humusfdicht nur noch die Stärke von 6 8 Zoll hat. Um nun aber fhon im Voraus zu erfahren, ob Raps, Wafferrüben und Danf nad) dem Brennen gut gedeihen werden, oder um nicht ver:

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gebliche Arbeit und Koſten zu haben, thut man ſehr wohl daran, an meh⸗ teren Stellen bes Zeichgrundes eine Quantität Humus (2— 3 Cubikfuß) wegzunehmen, bdenfelben zu Haus, nachdem er getrocknet worben tft, ju verbrennen, und bie erhaltene Afche auf Kali, Kochſalz und Gyps zu unterfuchen *); denn findet man von diefen Körpern nichts oder nur Spuren vor, fo kann man verfichert fein, daB der Anbau ber genannten Früchte ganz erfolglos fein wird. Die Chemie ift e8 alfo bier wie in fo vielen andern Fällen, welche bern ſich nicht zu vathen wiſſenden Landwirthe ihre hülfreiche Hand barbietet, und weiche ihn lehrt, was für Körper dem vielleicht anſcheinend fruchtbaren Humusboden noch mitgetheilt werden müffen, ehe er mit Erfolg befäet werden kann.

Hatte der urbar zu machende Teich während des Sommers einen bedeuten Waſſerzufluß, fo läßt ſich daraus fehr leicht eine Wiefe her⸗ fielen, die bewäffert werden kann und dann in ber Regel einen großen Heuertrag liefert. Die Localität muß aber entfcheiden, ob ber Ruͤcken⸗ Dangs oder gemifchte Bau anzuwenden ift (vergleiche Wieſenwaͤſſe⸗ rungsanlage). War der Wafferzufluß aber nicht fehr beträchtlich, fo kann man auf dem oberen Theil bes Teichgrundes ein Waſſerreſervoir, welches dann auch als Fifchteich dient, anlegen, während man denuntern Theil deffelben in eine Bewaͤſſerunggswieſe umwandelt. Zur Anlage des Waſſerbehaͤlters muß natärlid ein neuer Damm errichtet werden, wozu man allenfalls die Erde des alten Dammes verwenden Eann. Aber auch ohne Waͤſſerung laͤßt fih aus einem alten Teiche, dem es nicht an Humus fehlt, eine gute Wiefe ſchaffen, nur ift dann nöthig, den Boden mit Körpern zu vermifchen, woran das humofe, unter Waffer lange befindlich geweſene Erdreich in der Regel Mangel leidet. Die Holz» und Seifenfieberafche, oft auch der Mergel, bieten dazu die paßlichften Materialien dar. Im übrigen verfteht es fich von felbft, daß man bie anzuſaͤenden Graͤſer⸗ und Wiefenpflangen, je nach ber Beſchaffenheit des Bodens auszuwählen habe. Der gehörnte Schotens Elee, der weiße Klee, die Rispengräfer, daB Ruchgras, der Wieſenfuchs⸗ ſchwanz, das Raigras und das Liſchgras gehören bekanntlich zu denjenigen Pflanzen, welche ben beften Heuertrag auf feuchtem Boden liefern,

Iſt der Grund des alten Telchs thonig, eifenfchäffig und übers haupt ungefund, fo verführt man damit am beften, wenn man ben

*) Die Anleitung dazu findet man in meiner Bodenkunde.

91 Anbau der Getreidefrüchte möglichft befchräntt, indem felbige bier oft fo ftart befallen, daß ihr Koͤrnerectrag nur fehr gering ausfällt; dagegen cultivirt man mehr Danf, Runfelrüben, Kohl, Stedrüben, Kartoffeln, Wafferrüben, mit einem Worte alle jene Fruͤchte, welche dem Befallen weniger unterworfen find.

Man bat es auch wohl verfuht, Hopfen auf einem alten Teichgrunde zu eultivicen, allein auch biefer ift bem Befallen bier fehr bäufig unterworfen, wenngleih er bis zu einer gewiffen ‘Periode er» ſtaunlich üppig waͤchſt.

Vom Schwemmen oder dem Wegfloͤßen der Huͤgel mittelſt Waſſers in tiefer gelegene Gruͤnde.

Das Schwemmen beſteht darin, daß man die, ein nach allen Seiten ſtark abhaͤngiges Flußthal einſchließenden lehmigen oder ſandi⸗ gen Anhoͤhen, mittelſt hinangeleiteten Waſſers, in die niedrigen, meiſt ſumpfigen Theile des Thales dergeſtalt floͤßt, daß aus den abge⸗ ſchwemmten Huͤgeln, und der mit Erde ausgefuͤllten Niederung eine ebene, etwas abhaͤngige Flaͤche entſteht, die in der Folge als Wieſe dient, da fie durch dem beuferten, früher zum Schwemmen benutzten Graben beriefelt wird. Das Schwemmen iſt eine Operation, mittelft weicher aus duͤrren, unfruchtbaren Sanbhügeln und nuglofen Sümpfen die fruchtbarftien Wiefen gefchaffen werden, und iſt eine , Grundverbeſſerung, die eben fo fehr unfere Bewunderung in Anſpruch nimmt, als fie auch fehr nuͤtzlich und einträglich ift.

Dos Schwemmen mag zuerſt in Toscana angewendet worden fein, aber die Bauern im Lüneburgifhen, Bremenfhen, Berdbenfhen und Osnabruͤckſchen, welche gleichfalls fehr haͤu⸗ fig und ſchon feit langer Zeit ſchwemmen, haben es gewiß nicht von den Italienern gelernt, fondern erfanden es ſelbſt. Hoͤchſt wahrſcheinlich wurden fie durch die Moth dazu geswungen, wie diefe ja fhon fo Häufig die Mutter der Erfindungen war. Die

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- genannten Provinzen find nämlich fehr arm an Wiefen, und da auch der Futterbau wegen der Dürftigbeit des Bodens daſelbſt fehr unſicher ift, fo Fam man auf die dee ſich durchs Schwemmen, mehr Wiefen zu verschaffen. Man muß in der That erflaunen, wenn man fiebt, wie viele vortrefflihe Wiefen ſchon auf diefe Weife im Luͤneburgiſchen hergeſtellt find, und wie ſich jährlich da8 Schwemmen weiter verbreitet. Ob nun nicht die in der legten Zeit fo häufig in den Fluͤſſen und Stroͤmen vorkommenden Verſandungen zum Theil dem Schwemmen zugeſchrieben werden muͤſſen, iſt eine Frage, die wir hier uneroͤrtert laſſen wollen. Dagegen tft gewiß, daß das Schwemmen hauptſaͤchlich diejenige Operation tft, durch deren Hülfe in den genannten Provins zen jegt fo viel Futter gewonnen wird, daß danach der Aderbau wer gen bed nun größeren Düngergewinnes eine ganz andere Geftalt anges nommen hat.

Da ich nicht bloß das Schwemmen fehr oft fah, fondern biefe Operation auch felbft viele Male ausführte, fo glaube ich dadurch in den Stand gefegt worden zu fein, dem Lefer bier eine richtige Be⸗ fhreibung berfelben liefern zu koͤnnen.

Der Bad) oder Fluß, deffen Waffer man fi zum Schwemmen bebienen will, wird mittelft eines Wehres, fo hoc) als möglich im Thale hinauf angelegt, aufgeftauet; alddann leitet man einen Graben, welchem man ein fehr geringes Gefälle giebt, vom Fluſſe oberhalb des Wehres ab, feitwärtd nad) der Höhe hin, die abgeſchwemmt werden foll. Das Schwemmen Fann jedoch erft da beginnen, wo das Waffer, welches man aus diefem Graben wieder nad dem Thale zu leitet, ein fo be: deutendes Gefälle hat, daß es die ihm vorgemorfene Erde der Anhöhen mit fich reißt, und fie der Niederung, die damit erhöbet werden foll, überliefert. - Je beträchtlichen indeß die Waffermaffe ift, die man zum Schwemmen zu Gebote hat, um fo geringer braucht das Gefälle zu fein. Iſt 3. B. der fragliche Zuleitungsgraben in der Sohle 2 Fuß breit, und fließt darin das Waſſer 17/, Fuß hoch, fo iſt es hinreichend wenn die Fläche, welche beim Schwernmen entfteht, ein Gefälle von

ı 1% Zoll auf 16 Fuß Länge hat. Das Schwernmen mit we nigem Waffer zu unternehmen, ift überhaupt nicht vortheilhaft, fheile weit dann die Erbe, die man dem Waſſer vorwirft, nicht weit genug fortgeführt wird, theils und hauptſaͤchlich, weil hierbei die Arbeit nicht fördert. Man ſchwemmt deshalb‘ auch immer in der Jahrszeit, wo die Flüſſe und Bäche in der Regel das meifte Waffer führen, alfo

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im Spätherbft oder Fruͤhjahr; nur hat man fich alsdann zu hüten, den Zuleitungsgraben nicht zu hoch anzulegen, und bie Hügel nicht zu flach abzuſchwemmen, ba fonft bei niedrigem Wafferflande die abge ſchwemmten Flaͤchen nicht bewaͤſſert werden koͤnnen, und ſomit auch der Hauptzweck des Schwemmens unerreicht bleibt. Iſt nun der Zuleitungsgraben a, (Fig. 7 Taf IV.) durch den Hügel bis zu dem Punkte geleitet worden, wo das Schwemmen feinen Anfang nehmen kann, fo gräbt man ducch die Anhöhe, die abgeſchwemmt werden foll, einen zweiten Graben b nad) dem Zhale zu, und giebt demfelben das oben angegebene Gefälle von 1 2 Zoll auf 16 Fuß Ringe. Das Waſſer flürft dann aus dem Buleitungsgraben a in das Thal hinunter und iſt nun im Stande, die Erde, welhe man dem⸗ felben. fortrmährend in Eleinen Mengen vorwirft unb mittelft breiter Hacken beftändig umtuͤhrt, fortzuſchwemmen und unterhalb, wo es mehr zur Ruhe kommt, wieder abzufegen. Der abzufhmwemmende, Boden muß dann beim Kortfhreiten ber Arbeit immer fo tief ausgegraben werden, daß der Wafferlauf in feiner ganzen Länge das angegebene Gefälle behätt, unb damit er ſich auch fortwährend in einer Breite von 3 4 Fuß an berjenigen Seite halte, die abzuſchwemmen ift, fo legt man auf dem bereits erniedrigten oder abgeſchwemmten Grunde einige Faſchinen in ſolcher Richtung, wie e8 bei cc cc (Fig. 7 Taf. IV) bezeichnet ift; hierbei kommt man auch badurd) noch. zu Hülfe, daß man etwas von der: oben losgeſtochenen Erde zwiſchen die Faſchinen wirft, Unter⸗ laͤßt man beides, fo dreitet ſich das Waſſer über den ſchon abge⸗ ſchwemmten Grund weit um aus, und verliert dadurch die Kraft, die Erde dem Thale zu Überliefern, man ſchwemmt dann nicht tief genug und der Boden Bann in der Kolge nicht bewäflert werden, was ja der Hauptzwed if. Sowie man nun mit dem Schwemmen in die Anhöhe allmählig vordringt, fo auch führt man allmählig den Zuleitungs: graben weiter, und bewallet denfelben (Lig. 7 u.8. dd); damit jedoch das Waſſer nicht zu breit ausfließe, folglich an Kraft verliere, ift es erfocderlich, den Wall fo nahe an die Höhe zu legen, daß nur eine 2— 2”, Fuß breite Deffnung bleibt (e). Wald darauf wird es wieder nöthig, die Faſchinen näher an die abzuſchwemmende Wand oder Höhe zu rüden, benn bie Arbeiter find fortwährend befchäftigt, Erde von derfeiben loszuftehen, dem Waffer vorzumerfen und umzurühren. Das Zerruͤhren der etwaigen Erdklumpen darf am wenigften unterbleiben,

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indem dadurch hauptfächlich das Wegſchwemmen der Erdtheile befoͤr⸗ dert wird, zumal wenn fie lehmig oder gar thonig find. Die Arbeiter ziehen dabei immer etwas Erde auf den ſchon erniedrigten oder abges fhwemmten Grund, damit der Schwemmgraben nur. 3 4 Fuß breit bleibe, und fo dicht als möglich an der abzuſchwemmenden Höhe gehalten werde. Auf diefe Weife führt man dann fo lange fort, bis der Hügel verfhwunden, und damit das Thal ausgefüllt worden ift.

Wie tief nun aber ber Boden an allen Punkten abgefhwenmt werden muß, ergiebt fich bei der Arbeit, wenn es nicht ſchon vorher durch ein Nivellement ausgemittelt worden ift, von felbft, indem man, wie ſchon vorhin bemerkt wurde, dem Auleitungsgraben beim Vor⸗ ruͤcken der Arbeit, nur fo wenig Gefälle giebt, daß er eine beinahe horizontale Lage hat, während die Fläche, welche nach dem. Abſchwem⸗ men entfteht, auf 16 Fuß Länge 1 2 Zoll Gefälle befigen muß. Es kommt indeß auch noch darauf an, ſchon vor Anfang des Schwem⸗ mens zu ermitteln, wie viel Cubikfuß Erde das That faßt, indem da= von wieder abhängig iſt, mie weit man mit dem Zuleitungsgraben in den Berg hineingehen Tann, ober wie viel Cubitfuß Erde abges ſchwemmt werden Binnen. Natürlich fucht man, wenn es nicht an Waffer zur Lünftigen Bewäfferung des Schwemms geundes fehlt, fo weit als möglich in den Berg bineinzugehn , ins dem dann mehr Fläche gewonnen wird.

Am Thale felbft ift wenig zu thun, es ſei denn, man be

abfichtige, irgend einen Theil deffelben vorzugemweife zu erhöhen, in diefem Falle umgiebt man den Raum mit einem Damme und leitet da8 Waſſer mittelft ſchräg gelegter Faſchinen dahin (Fig 7 Taf. IV S).

Die Erde fest fih im Thale zuerſt da ab, wo fie Vertiefungen und Löcher findet, und find diefe ausgefüllt, fo verbreitet fie fich gleich- mäßig über die ganze Fläche. Damit aber auch bie feineren lange vom Waſſer in Suspenfion gehaltenen Erdtheile nicht in ben Fluß oder Bach gerathen, wird es nöthig, denfelben zu beufern (Fig. 7 u. 8 g g), denn dadurch fammelt ſich das Waffer, ehe es in den Bach fließt, an, kommt zur Ruhe, und fegt nun auch die meiften fei⸗ nen Theile ab. Iſt jedoch der Boden, der abgeſchwemmt wird, ſehr lehmig, fo führt da6 Waſſer defien Thontheile wohl fiundenweit mit fi fort und feßt fie erft da ab, wo es längere Zeit in Ruhe kommt; unterhalb liegende Mühlen haben von diefen feineren Thontheilen daher

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oft viel zu leiden , weshalb denn auch die Müller die größten Wider facher der Schwemm⸗ wie der Bewäfferungswiefensiinlagen find. Man wird in diefem alle dann meiſt genöthigt, quer durch den Fluß, ehe derfelbe die Mühle erreicht, einen Damm zu ziehn, und das Maffer noch einige Zeit davor zu halten um ed zum Abfag der Thontheile zu nöthigen.

Die Hügel laffen fi nun nicht bloß von einer, fondern auch von beiden Seiten des Thales abſchwemmen (Fig. 9 Taf. IV), Man kann hierbei das alte Flußbette conferviren, indem man es an beiden Seiten bewallet, oder man ſchwemmt es wie Fig. 9 zeigt, ganz zu, und gräbt ſogleich ein neues.

Es laͤßt fi) aber au) die Erde, wenn man nur auf der einen Seite bed Thales ſchwemmt, mittelft über den Fluß gelegter breiter Rinnen auf die andere Seite deffelben ſchaffen. Hierbei leitet

man den Wafferftrom fammt feinen in Suspenfion haltenden Erdthei⸗

len zwiſchen ſchraͤg auf den Boden gelegte Faſchinen bis an bie Rinne, und forgt duch eine am Fluſſe angelegte Bewallung dafür, dag das Waſſer nicht gleich in denfelben fließe, fondern ſich erft über den Boden verbreite (Fig 7 Taf. IV hhb) Mittelſt der Safchinen, die bald hier bald dorthin gelegt werden, kann man Überhaupt der Stroͤ⸗ mung genau den Weg vorfchreiben den fie nehmen foll und nur durch ihre Hülfe wird es möglih, das Erde führende Waſſer nad) 150 200 Schritt entfernten Punkte zu leiten, fo daß fie denn auch bei der Schwemmarbeit eine fehr wichtige Rolle fpielen. Die beften Safhinen find die von WachboldersSträuhern, da fie duch die Nadeln eine fo große Dichtigkeit erlangen, daB wenig oder gar fein Waſſer durchdringt. Man giebt ihnen die Länge von 6 8 Fuß und die Stärke von 10 12 Zoll. Sind fie mit Erde halb verfhlämmt , fo zieht man fie wieder hervor, um fie aufs Neue zur Regulirung des MWafferlaufs zu benugen.

Stehen auf den abzufhmwernmenden Hügeln Bäume oder Stöde, fo hat man nicht nöthig dieſe auszuroden, denn fie fallen bei der Schwemmarbeit von felbft um, da ihre Wurzeln na und nad von Erde entblöße werden, Desgleichen kommen beim Schwemmen alle vorhandenen größern und kleinern Steine zum Vorſchein, fo daß, wenn die Hügel viele Steine enthalten, der abgeſchwemmte Grund oft wie mit Steinen Überfäet erſcheint. Gebüfh, was im Xhale ficht,

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braucht gleichfalis oft nicht ausgerodet zu werben, da es von der auf: geſchwemmten Erbe Überdedt wird.

Eine Regel bat man bei der Schwemmarbeit noch zu befolgen, diefe befteht namlich darin, die obere gute Aderfrume der Hügel nicht dem Waſſer vorzumerfen, fondern fie ‚über den ſchon abgefchwemmiten Grund zu ſchleudern, denn da es ſehr darauf ankommt, auf dem Schwemmgrunde recht bald eine Grasnarbe zu bilden, fo iſt fie na» tuͤrlich zur Entftehung derfelben fehr behilflich.

Sollte das Thal, was man mit Erde vollſchwemmen will, an ‚einzelnen Stellen Mober enthalten, fo wirft man denfelben, che die Schwemmarbeit beginnt, in hohe Haufen, benn entitehen dadurch auch Löcher, fo werden fie boch bald wieder mit Erde zugeſchwemmt. Den Moder breitet man dann fpäter über den aufgeſchwemmten Boden aus, und hat danad) eine fchnellere Benarbung ber Oberfläche zu ges wärtigen. Eben fo kann er zur Bereitung von Compoſt dienen, Unterz läßt man es aber, fo opfert man muthwillig einen Schag auf, da er nicht felten 3— 4 Fuß tief unter den aufgefchwemmten Boden zu liegen fommt.

Se feinee nun der Sand oder Lehm ber abzuflößenden Ans höhen ift, deſto ſchneller fhreitet die Sthivemmarbeit vor. Beſteht der Boden dagegen aus Thon, fo Tann die Operation entiweder gar nicht vorgenommen werden, oder geht nur fehr langfam von Statten, indem der Thon zu lange Zeit bedarf, um vom Waffer aufgeweicht zu werden; bazu kommt denn auch nody, daß fehr wenig ‚bavon im Thale liegen bleibt, da er fich fo lange in Sufpenfion bält, daß man ihn endlid) aus den ummalleten Ziefen abfließen laffen muß.

Nachdem das Schwemmen vollendet ift, fehreitet man zur Ebnung aller etwa noch vorhandenen Vertiefungen und Löcher, wobei das Motdbrett abermald vortrefflihe Dienfte leiftet; alsdann wird ber Grund zur Bemäfferung vorgerichtet, d. h. man verfieht die Oberfläche mit etwas Compoft oder anderer guter Erde *), ebnet alle wieder ges börig, fertigt die Bewaͤſſerungsgrippen an, richtet den fogenannten Hangbau ein, oder macht auch wohl Beete (vergl. die Anlage ber Beroäfferungswiefen) , fäet weißen Klee und Grasfaamen ein und bes

) Im Luͤneburgiſchen bebedit man ben Schwemmgrund meift nur mit bünnen, umgewanbten Heibeplaggen, um dadurch die Oberfläche mit etz was Humus zu verfeben.

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wäffert mittelft deö früheren Schwemmgrabens h (Fig. 8) den Grund anfänglich nur fo ſtark, daß ber Boden feucht genug wird, um bie angefäeten Gtäfer zum Keimen zu bringen. Erſt dann, wenn bie loſe Oberfläche dur das Gras einige Bindigkeit erhalten bat, wird wie gewoͤhnlich geroäffert, und nicht gar lange dauert ed dann, daß, fofern das Waſſer fruchtbar iſt, und das iſt e6 meift, da wo früher Heibekraut, Binfen und Sumpfgräfer vegetirten, nun Wiefen mit den üppigften und fchönften Sräfern prangen! Zumeilen aber erfcheint im Thale, wo ber Boden 3— 4 Zuß hoch aufgeſchwemmt worben iſt, eine außerordentlihe Dienge Duwod (Equisetum), ber ieboch meiſt wieder verſchwindet, ſobald fleißig gewaͤſſert wird.

Von der Verbeſſerung der Wieſen.

Gute Wieſen haben unter allen Wirthſchaftsverhaͤltniſſen einen ſo hohen Werth, daß man ſich nicht genug daruͤber wundern kann, warum in den meiſten Laͤndern ſo wenig fuͤr ihre Verbeſſerung ge⸗ ſchieht. Man hat zwar in der neueren Zeit durch den Kartoffel⸗, Klee: und überhaupt den Futterbau die Wieſen mehr und mehr ent» behren gelernt, allein beffen ungeachtet verdienen fie ed doch nicht, daß fie oft gänzlich verwaiſet bleiben, zumal in einer Zeit, wo alles, was die Landwirthſchaft betrifft, bei weitem vationeller als vormals betries ben wird. Man follte ſtets erwägen, daß gute Wiefen immer einen fiherern Sutterertrag geben, als alle. übrigen angebaueten Pflanzen, indem die Graͤſer am menigfien von der Witterung beeinträchtigt werben; bazu kommt nun noch, baß das Vieh das Gras ober Heu allen übrigen Futterarten vorzieht und auch am beften dabei ges deihet, daß man das Heu bei ber Thierzucht, hauptfächlich bei den Schafen, gar nicht entbehren kann, daß die Wieſen bei guter Pflege ewig dauern , daß fie keine neue Ausfaat und Feine eigentliche Bearbeitung des Bodens erfordern. Die Wiefen haben natürlich einen um fo höheren Werth, je mißlicher der Futter⸗, ober beffer der Klee⸗

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Lucernes und Eſparſettebau ift, denn fie liefern alsdann das Heu für den Winter, und fehr oft auch das Gras was zur Sommerfütterung dient. Wenn Klee, Widen, Spörgel u. f. w. durch Hige, Kälte, Dürre oder durch die Härte des Bodens zu Grunde gegangen find, fo helfen die Wiefen aus! So wahr nun biefes auch iſt, fo ges eing iſt doch die Sorgfalt mit weicher man in den meiften Ländern Deutſchlands die Wieſen behanbelt, ja felbft in Belgien, diefem Mu⸗ ı flerlande aller Adercultur, werden die Miefen nicht fo gepflegt al& es wohl zu wuͤnſchen wäre. Der Grund hiervon beruht theils in Uns kenntniß, theils in einer irrigen Anficht de6 Wieſenwerthes. Es giebt unleugbar fehr viele Werhäftniffe, die den Aufbruch, der Wieſen oder ihre Verwandlung in Aderland vortbeilhaft machen, allein da, wo man fie einmal bat und haben muß, moͤchte man ſich audy ihre beffere Cultur angelegen fein laffen. In fehr vielen Fällen würde es unvor: theilhaft fein, bie Wieſen zu vermehren, aber es giebt auch eben fo viele und nft noch mehr Faͤlle, wo es fehlerhaft fein würde, ihre Anzahl zu verringern, ja melft bärfte es rathſam fein, noch mehr Wieſen, ale man ſchon hat, anzulegen, indem bie Wieſen ſtets die fihetfte Stüge der Viehzucht und des Aderbaues find und es auch bleiben werden. Schlechte Wiefen find aber des Beſitzers Schande, verurfachen der Viehzucht oft großen Nachtheil und Fallen, infofern fie häufig mit Mift gebüngt werden muͤſſen, wohl gar dem Aderbau zu Laſt, da fie dann niemals fo viel Dünger wieder liefern als fie gekoflet haben; der Mift kann, auf ben Ader gebracht, dann höher genust werben. Segt man oft nur eine Wieſe in beffere Cultur, fo wer: ben oft mehrere andere dadurch entbehrlich gemacht, da biefe eine dann eben fo viel und wohl mehr Heu liefert, als früher alle zufammen genommen gaben. Es kommt alfo weniger auf die Anzahl ber Wiefen an al6 auf ihre Güte, und hat man an Heu übrig, fo iſt dies reiner Gewinn.

Der Mittel, wodurch die Wiefen verbeffert werden Können, giebt es gar viele, in dem Folgenden follen fie aufgezählt und nähere bes ſchrieben werben.

1) Die Entfumpfung ber Wiefen betreffend.

Obgleich bie meiften und beften Wiefenpflangen keine übermäs ßige Näffe vertragen, fo erforbern fie boch zu ihrem Gedelhen mehr Feuchtigkeit als die Pflanzen, welche man auf ben Selbern cultlvirt;

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dieß fol denn auch das leitende Princip bei ber Trockenlegung der Wieſen, durch offene ober verdeckte Gräben, infofern biefelben erforbers li wären, fein. Eine Wieſe, die bisher einen guten Heuertrag Ties ferte, wird dadurch oft gänzlich verdorben, daß man ihr bie Keuchtige Leit zu ſehr entzieht, die Gräfer verflümmern, und mar fie vors ber zweifchürtg, fo kann fie nach der Entwäfferung, oft Faum einmal gemähet werden,‘ wie dieſes in dem Fruͤheren fchon hinlaͤnglich aus» einandergefegt worden ift. Auf welche Weiſe die Xrodenlegung ber fumpfigen Ländereien, und folglich auch der fumpfigen Wiefen mittetft offener und verbedter Abzüge zu bemerkfteligen fei, war gleichfalls (don ein Gegenftand der früheren Erörterung; es ift deshalb nur noch nöthig zu bemerfen, daß man den Gräben, durch melche bie Wieſen entfumpft werden, wo möglidy eine ſolche Einrichtung giebt, daß bet trodener Witterung das Waffer darin angeftauet werden Tann, und daß man fie, um den Boden nicht zu troden zu machen, nicht gern tiefer als 2— 2, Fuß anlegt.

2) Die Ebnung ber Wiefen betreffend.

Zu einer guten Wieſe gehört, daß fie eine möglichft ebene Ober: fläche bilde, denn in ben Vertiefungen finden fidy ftets Schlechte, nah⸗ eungslofe oder ſchaͤdliche Pflanzen ein, während auf den Hligeln bie Sräfer vertrocknen, und flatt ihrer Moofe und andere fchlechte Pflan⸗ zen erfcheinen. Cine unebene Tiefe laͤßt ſich aber auch nicht glatt abmähen. Sol eine fehr unegale Wiefe vollkommen geebnet ters den, fo erfordert dieſes fehr viel Arbeit, denn es gelingt nicht anders, als wenn man’ den fämmtlichen Rafen abftiht und ihn an die Selte legt, alsdann die Hügel in die Vertiefungen ſchafft, hierauf planirt, die Raſen wieder daruͤber dedit, und endlich feſt flampft.

Bevor man zur Ebnung einer Wieſe ſchreitet, bat man bie ‚ganze Fläche nad) allen Richtungen ſowohl in der Länge als in ber Quere zu nivellicen und‘ durch Pfähle zu bezeichnen, um wie viel fie bier erhöhet und dort erniedrigt werden muß. Natürlich wird hierbei das noͤthige Gefälle beruͤckſichtigt, und auch der cubifche Inhalt der Erbe berechnet, damit während der Arbeit weder Mangel noch Ueber⸗ fluß daran entſtehe. Der Kopf der eingefchlagenen Pfähle dient beim planiren als Anhaltspunkt, weshalb fie auf den Hügeln in eingegra: bene Löcher zu flehen kommen. Zwiſchen je zwei Pfählen wird die Höhe, die der Boden haben muß durch bie Satzwage oder durch eine . 7*

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ſtraff angezogene dünne Schnur ausgemittelt. Man beginnt mit ber Arbeit an diefer-oder jener Seite, flicht aber zur Zeit nicht mehr Raſen ab, als nadı Verlauf von 8 10 Tagen wieder auf den geebne: ten Boden gedeckt werden koͤnnen, ba fonft die Grasnarbe Schaten leidet, zumal wenn bie Arbeit ſpaͤt Im Fruͤhjahr vorgenommen wird. Beim Abftechen der Rafen, was nach der Schnur geſchieht, gebraucht man bie Rafenfchaufel und das fehr zweckmaͤßig eingerichtete Siegen⸗ fhe Wieſenbeil (vergl. Bewäfferungsmiefenanlage), mit welchem man an der Schnur entlang in den Boden haut. Die Raſennarbe muß überall gleich did (2 33Zo0ll), in Streifen von 1'/, Fuß Breite und 12 15 Fuß Länge, abgeftohen und dann aufgerollt merben, wobei bie Grasnarbe, damit fie nicht bricht, und weil, hierbei das Auf: rollen bequemer vollführt werden kann, nad, inwendig kommt. Die Raſentollen fest man nun fo lange an die Seite, biß ber entblößte Boden völlig geebnet ift, breitet fie alddann, dicht an einander fchlies ßend, wieder darüber aus, und flampft fie zulegt etwas feſt. Das Gras waͤchſt auf diefe Weiſe ſchnell wieder an, und kann, felbft wenn die Arbeit auch fpät Im Fruͤhjahr unternommen wird, noch in dem naͤm⸗ lichen Jahre gemähet werden. Wir werden auf dieſen Gegenfland noch einmal zuruͤckkommen, wenn vom Kunftwiefenbau bie Rede fein wird.

Von: großem Nugen ift nun auch, wenh man etwas von der guten, dicht unter dem Rafen figenden Erbe über die Rafen, die ſchon gelegt worden find, ſtreut, und eine noch beffere Wirkung bringt es hervor, wenn man flatt ber Erde Compoft nimmt, indem dadurch das etwa vorhandene Moos erftidt wird, und der Wurzelſtock der Gras: pflanzen neue Zriebe in ber obenauf liegenden Erde macht.

Das gewöhnliche Verfahren beim Abflechen ber Rafen ift, daß man bdiefelben in hohe Haufen fo lange zufammeniegt, bis fie wieder auf den geebneten Boden gededit werben; dieſes bat aber den Nach⸗ theit, baß die Grasnarbe der unterften Raſen wo nicht völlig erſtickt, doch Teiche Schaden nimmt. | "

Bei der Ebnung der Wiefen auf bie hier befchriebene Art, bie immer einen bebeutenden Nugen gewährt, wenn man bie Wiefen aud) nachher gut behandelt, kommt ed hauptfächlic darauf an, bie Grade narbe eher dicker als bünner wie angegeben, abzuftechen, theils damit die Wurzeln ber Pflanzen nicht zu ſehr verlegt werden, theils unb bauptfächlich, damit ber obere gute humusreiche Boden bie gehörige Stärke behalte. Berner hat man dahin zu fehen, daß, wenn hohe

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Hügel abgetragen find, hier der todte unfruchtbare Boden, vor dem Aufdeden der Graßnarbe, noch mit etwas guter humusreicher Erbe überfchüittet werde, da dann die abgeſtochenen Graswurzeln beim Laͤn⸗ gerwerden eine angemeffene Nahrung finden. Die fruchtbare Erde der Vertiefungen ift deshalb gegen die unfruchtbare Erde der Hügel aus⸗ zutaufchen, denn gefchieht es nicht, fo waͤchſt das Gras ‘auf ben ehes maltgen Hügeln in der Folge flets kuͤmmerlich. Wo viele Erde auf zutragen iſt, hat man endlich noch zu beruͤckſichtigen, daß fie fich nad) einiger Zeit etwas ſenkt; file muß deshalb hier etwas aufgehäuft wers den, und um fo mehr, je tiefer die Stelle vorher war, bamit man in der Folge eine völlig ebene Flaͤche erhalte,

Sind auf einer Wiefe nur geringe Vertiefungen vorhanden, fo laffen ſich dieſelben allmälig dadurch ausgleichen, daß man jaͤhrlich et» was gute Erde über das Gras fireut, denn ift die Schiht nur . Zoll did, fo wählt das Gras hindurch. |

Eine Wiefe iſt fehr Häufig auch dadurch uneben, daß alte Mauls wurföhaufen barauf vortommen, die meift die Mefter der Amelfen find. Das befte, was man bier thun kann, if, die Haufen, dem Boden gleich, abzuftechen, ımd einen Compoſt daraus zu bereiten der. dann fpäter Über die ganze Wiefe ausgebreitet wird, Zugleich fäet man weißen Klee und Grasſaamen ein und egget tuͤchtig. Sind aber die Haufen nur einzeln vorhanden, fo plaggt oder ſticht man bie Raſen ab, wirft die Erbe aus einander, bedt bie Rafen wieder dar⸗ über und tritt fie fe

Sollte nl ober Bufh auf ber Wiefe fteben, fo wird es außgerodet und die etwa entftandenen Löcher find dann mit herbei: gefchaffter Erde auszufüllen.

3) Die Senkung oder Vertiefung der hoben, trodes nen Wiefen betreffend.

Eine hohe trodene Wieſe, von der zuvor die Nafennarbe an die Seite geſchofft worden ift, fo tief abzugraben, daß danach ber Bor den bie Feuchtigkeit beffer Hält, Fann nur in dem Kalle nüslich fein, wenn bie wegzunehmende Erde fo fruchtbat iſt, daß fie ſich zur Ber: befferung fehr dfirftiger Ländereien eignet, oder man Erbe ald Streu» material in den Rindviehſtaͤllen benugt. In diefer legten Hinſicht kommt natürlih eine Wieſe ſehr zu Stätten, die in ber Nähe des Wirthfhaftshofes liegt, da dann viel an Fuhren erfpart wich,

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Die Senkung ber Wiefen muß übrigens ſtets mit großer Vorficht ges fcheben, denn leicht erniedrigt man fie zu ſtark. Ich fah oft, daß danach eine erftaunliche Menge Binfen zum Vorſchein kamen, und daß auch fehr viele Moofe erfchienen, die nur durch eine Öftere Düne . gung mit Afche und Jauche wieder vertilgt werden konnten.

4) Die Erhöhung der Wieſen betreffend.

Wieſen, die zu tief und naß liegen, oder zu moorig find, um gute Gräfer hervorbringen zu koͤnnen und ſich aud nicht gut ents voäffern laffen, find auf zweifache Art zu erhöhen, trodener, und fos mit auch zum Graswuchs gefchickter zu machen; nämlid, entweder da⸗ duch, daB man die Raſen abfticht, alddann Erbe darüber führt, dies felbe ebnet und nun die Rafen wieder daruͤber deckt; ober daß man parallel neben" einander hinlaufende tiefe und breite Gräben anfertigt und die daraus erhaltene Erde zur Erhöhung des übrigen Theiles ber Wieſe gebraucht,

Zum allmähligen Erhöhen fumpfiger Wiefen bedient man ſich des Quarzſandes oder einer Erde, die fehr fandig iſt. Die Stärke, in welcher fie über den Boden zu liegen kommen muß,’ beträgt 3 4 Zoll. Man nimmt die Arbeit im Winter, wenn der Boben ges froren ift, vor, fireuet den Sand gut auseinander und Überläßt nun bie Wiefe ganz fich ſelbſt. Dev Sand ſenkt fih allmälig in den ſchwammigen Boden und das Gras waͤchſt durch. Nach "einigen Jah⸗ ten wird das Erdüberfahren wiederholt und fo, lange fortgefegt, bis bie Wieſe hoch genug und ein guter Gradffäım erfchienen if. Sol dagegen die Wiefe mit einem Male erhöhet werden, fo führt man im Winter den Sand ober die Erbe in Reihen darauf, flicht alsdann im Fruͤhjahr die Rafen ab, wirft auf den entblößten Boden bie herbeigefahrene Erbe, und dedt zulegt ben dick abgeflochenen Raſen barüber. Beide Verfahrungsarten Sollten immer nur da angewendet werden, two die Zrodenlegung des Grundes unmöglich ift, indem fie nicht nur fehr hoch zu ftehen kommen, fondern auch keinen ganz aus: gezeichneten Erfolg haben. -

5) Das Ueberfahren der Wiefen mit Erbe und bie völlige Erftidung der alten Örasnarbesbetreffend.

Das Ueberfahren der Wieſen mit paßlicher Erde bringt ſtets bie ausgezeithnetfte Wirkung hervor, wenn der Boden moorig und zu vor

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troden gelegt worden iſt. Dan erftidt duch diefe Operation die alte, immer aus fchlechten Gräfern beftehende Narbe völlig, und erzeugt eine neue, durch Anſaͤung guter Gräfer und Miefenpflanzen.

Was die Erde anbetrifft, fo iſt es durchaus nicht gleichgültig, welche Art man zum Ueberfahren ber Wiefen benugt. Der Thon ift z. B. gänzlid unbrauchbar, und nicht viel beffer ift die fehr eifenreiche Erde und der magere Lehm. Sand, ein fandiger Lehm, und noch mebr eine mit bumofen Theilen verfehene Adererde, eignet ſich am bes ſten dazu, indem in biefer legtern die angefäeten Gräfer gleich anfangs am beften forttommen. Dem moorigen Boden fehlt ed, um gute Gtaͤſer hervorbringen zu können nicht nur an, Kiefelerde, ſondern auch immer an Kall; beide Körper erhält er aber duch den Sand oder die lehmige Erde, denn kein Lehm und Sand, wenn wir den feinen Duarzfand ausnehmen, ift frei von Kali, indem fletd Koͤrnchen von Seldfpath, Glimmer u, f. w., darin vorkommen, die Kali chemiſch mit Kiefelerde verbunden enthalten. Diefe Verbindung wird aber entweder durch Einwirkung der atmoſphaͤriſchen Kohlenfäure, oder durch die im Boden befindlihe Humusjäure zerfegt, wobei dann kohlenſaures oder bumusfaures Kali entfliehen, welche nun, da fie im Waffer loͤslich find, den Pflanzen zu gut kommen. Je mehr Glimmer⸗ und Feldſpath⸗ Koͤrnchen der Lehm oder Sand enthält, defto beffer eignet er fich zur Berbefferung des moorigen Wiefenbobens; es iſt folglich durchaus nicht gleichgültig, weldhe Art Sand oder Erbe man zum Ueberfahren bes moorigen —— anwendet, und dennoch legt man meiſt kein großes Gewicht dara

Das Ueberfahrkn des humoſen ſchwammigen Bodens mit Erde hat aber auch noch einen andern Nutzen, er wird naͤmlich durch das Gewicht der obenaufliegenden Erde dichter und geraͤth in eine ſchnelleke Berfegung, ober es enfteht Pflanzennahrung, welche dann fpäter den angefäeten Öräfern, wenn fie mit ihren Wurzeln tiefer dringen, zu Statten kommt. Aus diefem Grunde darf denn auch die aufgeführte Erde keine fo dide Schicht bilden, daß die Graswurzeln nicht im Stande wären den humofen Boden zu eyzeihen. 4 5 Zoll ift das hoͤchſte was man ihr geben darf, wozu etwa 2500 Rheinlaͤndiſche Cubikfuß Erde für den Magdeburger Morgen hinreichen.

Hat man 'die Erde über die moorige, zuvor entroäfferte Wiefe gefahren, fo breitet man fie gleichmäßig aus, egget tuͤchtig, pflügt und beſaͤet fie fogleih mit einem Gemenge aus Widen und Hafer

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beftehend ; durhber ſtreuet man aber auch zugleich bie für biefen Boden geeigneten Wiefengräfer und Kleearten, als Liſchgras, Wieſenfuchs⸗

ſchwanz, Wafferrispengras, Schwingelgräfer, gehörnten Schootenklee und

weißen Klee. Zuletzt wird gewalzt. Das Widengemenge: laͤßt man nicht zu Reife kommen, fondern mähet e8 grün ab. Zum beflern Wachsthum der Gräfer trägt e6 dann fehr viel bei, wenn man bie neue Wieſe mit Vieh behuͤtet, was auch uͤber Nacht darauf bleibt, jedoch darf das Beweiden nur bei trockener Witterung Statt finden. Desgleichen wird der Graswuchs ſehr befoͤrdert, wenn man etwas Compoſt daruͤber ſtreut, den man aus der moorigen Erde bereitet, die bei Ziehung der Graͤben gewonnen wurde.

Haben die Gräfer mit ihren tief eindringenden Wurzeln den mit Erbe überfahrenen humofen Wiefenboben erfhöpft, haben fie bes fonberd die Nahrungsftoffe aufgezehrt, welche durch bie Verweſung ber

“alten Grasnarbe entfichen, fo wird eine Düngung ber Wiefe mit

Miſt oder Compoft erforderlich, wenn ber Graswuchs auch ferner noch

uͤppig bleiben ſoll, denn auch die aufgefahrene Erde enthaͤlt nichts mehr von denjenigen Koͤrpern, welche die Pflanzen als nothwendige Nahrung beduͤrfen. Der Miſt verſorgt die Graͤſer und uͤbrigen Wie⸗ ſenpflanzen mit ſtickſtoffhaltigen Körpern, ſowie mir Kalk, Kali⸗ Nas tron» und Talkerdeſalzen, wodurch aufs Neue beren Gebeihen möglich wird; dies iſt hier die Wirkung des Miftes, und feine andere; denn daß er ihnen nicht durch den daraus entflehenden Humus nüst, fehen tote daraus, daß unter der aufgefahrenen Erbe, welche letztere ſich in⸗ zwiſchen immer tiefer fenkt, ein ſehr mächtige® Lager von Humus bes findlich iſt, in welches die Pflanzen bereits ihre Wurzeln getrieben haben. Aber aud) die Säure (Humusfäure), welche das Humuslager enthält, kann nicht bie Urſache der eingetretenen Unfruchtbarkeit fein, denn rührte fie hiervon her, fo hätten die Graͤſer in den erſten Jah⸗ ven nach der Erbüberführung gerade am ſchlechteſten wachfen muͤſſen, was fie aber nicht thaten, indem der eben troden gelegte humoſe Bo⸗ den ſtets mehr Humusfäure enthält, als derfelbe Boden fpäter. Die Düngung mit Mift muß, wie jede andere Düngung, wiederholt wer⸗ ben, falls der Heuertrag derfelbe bleiben fol, und wenn man aud fagt, das Düngen der. Wiefen mit Miſt ſei eine Melioration, die in fid) das Beduͤrfniß einer unauegefegten Erneuerung trage, fo läßt ſich dafjelbe von jeder anderen Düngung gleichfalls behaupten. Die Wirs fung bed Mergels, Kalkes, Gypſes, Knochenmehles u. ſ. w. läßt

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immer nach, nur nicht ſo ſchnell als die des Miſtes, da dieſer letztere durch Salze duͤngt, die leicht im Waſſer löslich find, während die ges nannten Mineralien bie Pflanzen mit Nahrungsftoffen verforgen, welche ſich fehr ſchwer in Waſſer oder in flliffiger Humus⸗ und Koh⸗ lenſaͤure loͤſen.

Die beſte Jahrszeit zum Ueberfahren der trocken gelegten moo⸗ rigen Wieſen mit Erde, iſt der Herbſt, da dann dieſelbe waͤhrend des Winters nicht nur ihre Rohheit verliert, ſondern auch mit Atmoſphaͤri⸗ lien geſchwaͤngert wird, die ſpaͤter den jungen Graspflanzen zur Nah⸗ rung dienen. Sollte der Boden fo los und ſchwammig fein, daß die Karren oder Wagen tief einfinfen, fo verfieht man bie Mäder mit 6—7 Boll breiten Selgen, ohne jedoch dieſelben mit eifernen Reifen zu umgeben. In Ermangelung der: breiten Mäder wird man gend» thigt, das Erdefahren fo lange zu verfchteben, bis der Boden ges froren ift.

Alle mit Erde Überfahrenen Wiefen müffen nım aber auch ger gen etwaige Ueberſchwemmungen geſchuͤtzt werden, denn da das Waffer die Pflanzennahrungsftoffe des Bodens auslaugt, fo ift ein kuͤmmer⸗ licher Graswuchs die natürliche Folge davon, nicht zu gedenken, daß der Untergrund durch die Ueberſchwemmungen auch übermäßig mit Waſſer angefällt wird und erkältet, was, bis auf den gehörnten Scho⸗ tenklee und das Wafferrispengras, den angefäeten Pflanzen zum großen Nachtheil gereicht.

6) Die Verjüngung ber Wiefen betreffend.

Eine Wiefe laͤßt fi, mie man es nennt, verjüngen, wenn man fie ganz dünn (%/, 1 Zoll did) mit guter Erde, oder noch beffer mit Compoft Überfireutz denn danach verfchwinden die Moofe, Flechten und andere ſchaͤdliche Pflanzen, während der Wurzelſtock der guten Gräfer in die Übergeftreuete Erde neue Seitentriebe madıt. Es findet fomit eine Vervielfältigung des Grafes Statt, und ber Boden überzieht fi) danach mit fo vielen jungen Grastrieben, daß auch nicht ber Meinfte Ste zu erkennen ift, wo nicht Gras vorhanden wäre, Hauptfählich erfcheint danach in großer Menge das fogenannte Unters gras, und jeder Landwirt) weiß, welhen Werth bdiefes den Miefen giebt, kurz das Verjuͤngen tft eine Operation, welche häufiger anges wendet zu werden verdient, als es bisher der Fall geweſen ift; recht gründlich iſt es zuerft von Pohl befchrieben worden. Mit dem

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größten Mupen wird es auf Wieſen angewendet, die troden find und fhon einen Stamm guter Gräfer haben, folglich auf den Feldwieſen, d. b. den Wieſen, die zwifchen den Feldern zerftreut umber liegen. Man unternimmt es im Herbft, Vorwinter oder zeitigem Fruͤhjahr und hat dann gleidy im naͤchſten Sommer eine reichlichere Deu» und Grummeternte zu gemwärtigen. Der. Erfolg des Verjüngens iſt natürs ih um fo größer, je reicher die Eıde oder der Compoſt an Pflanzen: nahrungsmitteln tft. Den legteren bereitet man deshalb aus alten Grabenrändern, Moorerde, Torfmull, Heide: und Rafenplaggen, Etra-

Benerde, Bauſchutt, Scheuernabfall, Unkraͤutern, Kartoffelkraut, Rapsſtroh,

Mergel, Kalk, Holzaſche, Torfafhe, Zeihfhlamm, Gyps, Kochſalz, Mift u. f. w. hält ihn mit Waffer, oder beſſer mit Jauche ſtets in gehörig feuchten Zuftande, arbeitet ihn einige Male im Sommer um, zerhackt dabei alle gröberen Theile recht forgfältig, um eine möglichft homogen gemifchte Maffe zu erhalten, und vertheilt ihn, wenn er 8 9 Monät in den Haufen gelegen hat, recht gleichmäßig über den Wiefengrund. Nach einiger Zeit uͤberzieht man ihn mehrere Male mit einer Buſchegge, walzt und recht zulegt die noch unzerfegten Pflanzentheile und dergleichen ab. Das Gras durchbricht, fo wie die Mitterung wärmer wird, hauptfächlich wenn ein warmer Regen fällt,

ſehr bald die. Dede, und zeigt duch ein ſchoͤnes Grün, wie wohl ihm

die Düngung befommt. Moofe, Flechten und‘ andere ſchlechte Pflan: zen find dadurch erfticht, oder verfchminden, weil fie mit den Körpern, die gerade den Gräfern nügen, unverträglic find. In der That, die Operation der MWiefenverjüngung hat einen fo ausgezeichneten Erfolg, daß. wer fie einmal ausführt, es niemals unterlaffen wird, fie weiter fortzufegen. Die Wirkung dauert 4 5 Jahr, mozu noch kommt, daB das Gras dabei nicht fo vergelbt, als dies gewöhnlich nach einer Düngung der Wiefen mit Mift oder gefaultem Harn der Fall iſt. Eine andere Verjüngungsart bemooster humusreicher Wiefen'be: fleht darin, daß man fie dünn (1 1’/% Zoll did) abſchaͤlt, den Ra: fen ummenbet, ihn dicht aneinanderfchliegend wieder auf den Boden dedt, und, damit er feft aufjuliegen komme, mehrere Dale mit einer ſchweren Walze Üüberzieht. Ale diefe Arbeiten nimmt man im Herbſt vor, und füet im Frühjahr dann auch wohl etwas weißen Klee und Gras ein. Das alte Gras wächft theild wieder durch, theild erſchei⸗ nen von früher ausgefallenen Eaamen eine Menge junger Graspflan⸗ zen auf der nun in Faͤulniß uͤbergehenden Rafennarbe. Streuet man

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dann fpäter auch etwas Gompoft darüber, fo iſt die Operation flets von dem außgezeichnetften Erfolge begleitet. Sie wird häufig im füd: lihen Holſtein angemwenbet.

T) Das Rafeneinimpfen betreffend.

Es fol hier nicht die Rede fein von jener Rafeneinimpfung, wie man fie wohl in England anwendet, und die darin befleht, daß man in einem gewiffen Abftande vieredige Rafenplaggen regelmäßig auf einen zuvor gepflügten und geeggeten Boden legt und dann feft ftampft, fondern von einer Impfungsart des Raſens, die bei meltem wohlfeiler und einfacher als bie genannte iſt. Das Verfahren, wel: ches dabei beobadıtet wird, ift folgendes: Man zerſtoͤßt im Herbfte, mittelft eine® kreuzfoͤrmigen fcharfen Eifens, dünn abgefhälte Raſen in fo eine, wenn auch unregelmäßige Stüde, daß fie nur noch die Größe von 1—1”/, Quadratzoll behalten, ſtreuet hierauf diefelben über den zuvor gepflügten und glattgerechten Boden fo di, daß auf etwa 14— 16 Quadratzoll ein Raſenſtuͤckchen zu liegen kommt, und überzieht zulegt das Feld mit einer fchweren Matze, indem dadurch die Raſenſtuͤckchen in den lockern Boden gedruͤckt werden; fie wachen, mögen fie auch zu liegen kommen wie fie wollen. bald an, und wurde . zugleich etwas Gras» und Kleeſaamen eingefäet, fo hat man [dom im, naͤchſten Sahre die Freude einen ſchoͤnen grünen Raſenteppich zu erbliden. Ich babe diefe Operation mehrere Male felbft angemendet und fann fie als ſehr praftifch empfehlen. Das Einzige, was ihr entgegenfteht, ift, da man, um 12— 14 Morgen Wiefen anzulegen, die Mafennarbe eines Morgens abfhälen und zerflampfen muß; man nimmt fie deshalb von einer Wiefe, welche mit Mift gedüngt und aufgebrochen werden foll, überhaupt von einem folchen Boden, der eine tiefe fruchtbare Ackerkrume befigt.

8) Das Aufbrechen der Wieſen betreffend.

Sofern eine Wieſe ſehr uneben iſt, ſchlechte, nahrungsloſe, dem Viehe ſogar ſchaͤdliche Pflanzen traͤgt, oder mit vielen Mooſen und Flechten bewachſen iſt kann es ſehr zweckmaͤßig ſein, dieſelbe, nach⸗ dem ſie gehoͤrig entwaͤſſert worden, aufzubrechen und einige Jahre mit Fruͤchten zu bebauen, indem die ſchlechten Pflanzen hiernach verſchwin⸗ den und der Boden mittelſt Pflug, Hacken und Egge geebnet wird. Die erſte Frucht, mit welcher man -eine aufgebrochene Wieſe beſtellt

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pflegt Hafer zu fein. den man auf eine Furche fäet; es hält aber fehr ſchwer, durchs Sagen der zihen Grasnarbe fo viel Krume zu be» kommen, daß der Hafer gut keimt, deshalb habe id es Immer fehr vortheilhaft gefunden, den Boden doppelt zu pflügen, d. h. zwei Pflüge in derfelben Furche gehen zu laffen, da hierbei das Feld, wenn das Pflügen vor Winter gefchieht, eine fo ſchoͤne Krume erhält, als habe es fchon lange zu Aderland gedient. Mit dem erften Pfluge, der ein fehr fcharfes, flach ſtehendes Schaar haben muß, pflügt man die Srasnarbe 2 2',, Zoll did um, während der andere in ders felben Zurche gehende Pflug den unter der Grasnarbe befindlichen bumusreichen Boden 1%, 2 300 tief hervorholt und Ihn über die Rafenfurche wirft." Nach dieſem Doppelpflügen, was im Herbfte ges fchieht, laͤßt man das Feld ruhig bis zum Frühjahr liegen, egget als⸗ dann, walzt, fdet den Dafer, pflügt denfelben ganz flach unter und eoget zulegt. In der Regel gebeihet der auf diefe Weiſe beftellte Hafer vortrefflih, da er feine Nahrung, wenn auch nit im Humus, doch in der fhon In Faͤulniß Übergehenden Rafennarbe findet. Nah dem Hafer können Kartoffeln folgen, oder man bauet zuerft Kartof⸗ feln und hiernach Hafer, und fäet unter biefen fegteren Graͤſer und Klee, womit man den Boden wieder zur Wiefe liegen läßt. Auch die Kartoffeln pflegen wie ber Hafer einen außerorbentlichen Ertrag auf einem alten aufgebrochenen Wiefenboden zu geben, befonder6 wenn ders felbe fhon im Herbſt doppelt gepflügt wurde. Ste brauchen entweder gar nicht, oder doch nur einmal mit der Hand bearbeitet zu werben, da die faulende Grasnarbe den Boden loder genug hält, und auch die gewöhnlichen Aderunkräuter, als Heberich, Queden u. ſ. w. fehlen. Duck) das Aufbrechen alter Wiefen und das Velden des Bodens mit Getreide gewinnt man viel Stroh und Körner, ohne Aufwand an Mift, dies ift denn auc der Grund, warum man mit diefer Opera⸗ tion fchon ſehr oft einen Mißbrauch getrieben hat. Man erfchöpft den Boden durch den Getreidebau und befäet ihn hierauf mit Sräfern und Klee, die nun, flatt daß fie einen beffern Ertrag als bie früher verhandenen MWiefengräfer geben follten, einen bei weitem fchlechtern liefern. Möge man auch nur eine Frucht von einer aufgebrochenen Wieſe nehmen, Immer wird dadurd der Boden feiner Krafte beraubt, und es iſt daher unmöglich, daß bie angefäeten Gräfer beffer als bie früheren gedeihen, falls man nicht Mift, Compoſt und andere ben Boden wirklich bereichernde Düngungsmittel zu Hülfe nimmt. Die

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angefäeten Gräfer gedeihen mitunter, wenn man nur ein bis zwei. Fruͤchte von den aufgebrochenen Wiefen genommen bat, in den erflen beiden Jahren wohl etwas beffer als früher, da von: der ‚alten Gras» narbe noch etwas übrig iſt, und in Faͤulniß übergeht, allein bald wach⸗ fen fie fo kuͤmmerlich, daß es oft nicht dee Mühe lohnt fie zu maͤhen. Aus diefem allen folgt nun, daß eine alte Wiefe nur dann aufge brochen und mit Krüchten beftellt werden fol, wenn man gleichzeitig auch eine Düngung anwendet, die aber nicht in Kalk beftehen darf, da der Boden hierdurch nicht dasjenige wiedererhaͤlt, was ihm burch die Früchte entzogen worden iſt, fondern am beften Mift iſt, da dies fer den Boden mit allen jenen Subftanzen verfieht, welche ſowohl die Graͤſer als die auf den Feldern angebaueten Fruͤchte zur Nahrung bedürfen.

Das Aufbrehen ber emtwäfferten moorigen Wiefen wird auch wohl gleichzeitig mit dem Erduͤberfahren angewendet, oder unmittelbar nad) demfelben, allein das Pflügen ift dann ſehr ſchwer zu befchiden, fo daß man immer beffer daran thut, zuerft den Wiefenboden aufjus bredyen und biernady die Erde aufzufahren; gefchieht erſteres im Herbſt und letzteres im Winter, fo flodt die Rafennarbe bis zum Suni bins länglich, um fie nachher durch oͤfteres Pflügen, Ruhren und Eggen gleichmäßig mit der aufgefahtnen Erde vermifchen zu Finnen. Der Erfolg dieſer Operation ift meift ſehr günflig und um fo günftiger, je beffer die Exde iſt, d. h. je mehr fie den Boden mit denjenigen Körpern verforgt, woran er Mangel leidet. Ein fandiger Mergel, oder wenn man biefen nicht hat, Sand und Mergel, pflegen bier die beften Dienfte zu leiften. Die ganze Operation wird indeß, wenn man fie genauer betrachtet, auf gut Gluͤck unternommen , fos fein man nicht zuvor den humoſen Wieſenboden, ſowie die aufzufah⸗ tenden Erdarten einer chemiſchen Analyfe unterworfen hat, indem nur ans diefer im Voraus zu erfehen ift, ob die letzteren das enthalten, was dem erfleren fehlt. In der That, die chemifche Unterfuchung, wenn fie gut ausgeführt wird, liefert uns bier, wie ich aus Erfahrung fagen Bann, ein Reſultat, was an mathematifhe Genauigkeit grenzt, Ein mit Erde Üüberfahrener und aufgebrochener mooriger Wiefenboden kann mit Raps, Kartoffeln, Hafer, und überhaupt mit den meiften Fruͤchten beftellt werben, da fie fämmelih einen reichen Ertrag zu geben pflegen. Der Raps geräth indeß am beften, wenn man aud) gleichzeitig eine Düngung mit Pferde: ober Scafmift anwendet, da

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der Boden hierdurch die ihm in der Regel fehlenden, für ben Maps aber ſehr michtigen ftidftoffhaleigen Körper erthält. In der Folge tft aber cine wiederholte Miftvüngung unerläßlih, wenn die angefäeten Graͤſer gut gedeihen follen.

8) Die Düngung der Wiefen mit Sand, Kalk, Mergel, Holzafhe, Totfaſche, Seifenſiederaſche, Gyps, Kochſalz u. ſ. w. betreffend.

‚Mineralifhe Duͤngungsmittel nutzen ben Wieſen oft mehr als Miſi und andere animaliſche oder vegetabiliſche Duͤngungsmittel, we⸗ nigſtens zeigen fie ſich in der Kegel nachhaltiger als dieſe, und ters den deshalb auch mohl zu den Srundverbefferungen ber Wieſen gezählt, ob mit Recht, wollen wir dahin geftelit fein laſſen. Hauptſaͤchlich kommt in Betracht, das das Vieh das Futter, was nach den ers fteren gewachſen ift, viel Lieber frifl. Der Mift bewirkt fehr leicht ein zu fehmelgerifches Wachthum der Wiefenpflanzen, fie vergelben am . Boden und werden dann, da fie hierbei einen uͤblen Geruch unb Ges ſchmack annehmen, vom Viehe verſchmaͤht, nicht fo iſt es bei der An⸗ wendung mineraliſcher Duͤngungsmittel. Vorhin iſt indeß ſchon be⸗ merkt, daß ein Compoſt, der aus mineraliſchen, vegetabiliſchen und animaliſchen Körpern beſtehe, der beſte Wieſenduͤnger ſei; die Gründe dieſer Erſcheinung findet man in meiner Duͤngerlehre beim Compoſt angegeben, wie uͤberhaupt dort naͤher entwickelt worden iſt, auf welche Weiſe die hier aufgezaͤhlten mineraliſchen Körper als Duͤngungsmitiel wirken.

a) Der Sand thut beſonders auf ſolchen Wieſen eine gute Wirkung, deren Boden fehr humusreich, loofe und ſchwammartig iſt, denn bier. fehlt demfelben die zum Gedeihen der Gräfer nöthige Menge Kiefelerde, fowie eine binlängliche Feſtigkeit. Der Eand führt aber auch eine ſchnellere Zerfegung der bumofen Theile herbei, indem er diefelben in nähere Berührung mit einander bringt; er wirft mithin nicht bloß als Nahrungsmittel fondern er nugt den Gräfern auch auf mechaniſche Weife. Die gewoͤhnliche Meinung Ift jedoch, daß er nur in legter Beziehung nuge, allein diefe Anficht beruht auf einer unrich⸗ tigen Vorftellung über die Ernährung der Pflanzen. Der Sand wirkt wie ſchon vorhin bemerkt wurde, ald Düngungsmittel um fo beffer, je mehr Kali⸗, Kalk⸗, Talk- und Natronfillcate er enthält; hierauf möchte er vor der Anwendung chemiſch unterfudht werden, bamit man

111 immer ben beften auswaͤhlen inne. Um bie Grasnarbe nicht gu erſticken, fireut man ihn nicht dider als 1 L/ Zoll auf, und wiederholt diefelbe Operation nad) einigen Jahren.

b) Der Mergel wirkt auf moorigen Wiefen um fo beffer je fandiger er ift, da er dann die für die Gräfer fo michtige Kiefelerde in ſich fchließt. Die Klees und Wickenarten erfchelnen hauptſaͤchlich danach, wenn er viel phoßphorfaure und fchmefelfaure Kalk: und Talk⸗ erde nebft Kalifilicaten enthält. Je leichter er an der Luft zerfällt, um fo ſchneller wirkt er; durchs Eggen kommt man hierbei zu Huͤlfe. Der Mergel wird bier und da auch im geroͤſtete n Zuftande, als Wieſen⸗ Dünger angewendet und meift mit dem beften Erfolge. Der Grund - biefer Erſcheinung beruhet darin, daß durch die Hige die Katifilicate aufgefchloffen werden, und Ammoniak durch Bermittelung bed barin vorhandenen Eifenorpduls entfleht. Die Eohlenfaure Kalk⸗ und Talk⸗ erde des Mergels verbindet fid) mit der im Bode vorhandenen Hu: musfäure und es entftehen zwei Salze, die bei der Ernährung der Pflanzen eine wichtige Rolle fpielen. Aber man muß nicht glauben, daß ein mit Mergel gedüngter. fehr humusreicher faurer Boden bald feine Säure verliere, im Gegentheil, ich fah ſehr oft, daß derfelbe noch nach vier Fahren fehr fauer reagirte, wiemohl auf dem Magd. Morgen 30 40000 Pfd. eines Mergeld geführt waren, der 20 25 Proz. Kalk⸗ und Talkerde enthielt, dennoch, war der Gras: und Kleewuchs vortrefflih. Der Wiefenmergel wirkt meift beffer als ber fteinige Mergel, denn er enthält'nicht bloß mineraliſche Körper, fondern auch oft die Weberrefte von Thieren Mufcheln).

c) Der Kalk als Wiefendänger hat einen gringen Werth, fofern er nicht gebrannt iſt; im gebrannten Zuftande bringt er aber Die Humuskohle und die Pflanzenrefte zur fchnelleren Zerfegung, und ſchafft fomit gemiffermaßen Pflanzennahrungsftoffe, da dieſelben in der Humustohle wie In den Pflanzenreften dhemiſch gebunden find. Er trägt, wie hieraus folgt, zur Erſchoͤpfung des Bodens bei, da er felbft den Pflanzen nichts als Kalkerde barzubieten hat. Die Wirs tung des Kalkes bleibt deshalb oft gänzlid aus, infofern nämlich, als er Leine Humuskohle und Pflanzenrefte zu zerfegen mehr vorfin⸗ det. Daher die Widerfprüdhe Uber die Wirkung der Kalkduͤngung fowohl auf Wiefen als auf Aedern.

d) Die Holzafhe gehört zu den beiten Verbefferungsmitteln der Wieſen, hauptſaͤchlich derjenigen, welche viel Humus enthalten

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aber nicht deshalb, weil fie die Säuren des Bodens abflumpft, denn dazu fehlt e8 ihr an der binreichenden Menge Bafen, fondern weil fie alle mineralifchen Körper in fich fchließt, welche bie Pflanzen als Nah⸗ rung bedürfen. Ein fehr faurer Wiefenboden bleibt nah der Düns gung mit Holzafche nach wie vor fauer, aber dennoch findet ein fehr üppige Pflanzenmahsthum Statt. Die gewöhnlihe Meinung if freilih, daB fie die Säure des Bodens neutralifice, aber diefe Be⸗ bauptung beruht auf einer Borausfegung, die nicht durch das Erperis ment beftätigt wird.

e) Die Torfaſche if infofern ein gutes Wiefenverbefferungs> mittel, als fie Gyps, Kodhfalz, phosphorfaure Kalk und Talkerde ent hätt; fie iſt aber noch beffer, wenn fie, wie es oft der Fall ift, auch fhwefelfaure® Kali befist. An eine Neutralifation der Säure des Bodens kann bei ber Düngung mit Torfaſche noch weniger, als bei der mit Holzafche gedacht werden, da fie gar häufig keine kohlenſaure Kalk⸗ und Talkerde führte. Bisweilen enthält die Zorfafhe auch Schmefeleifen, und wirkt dann, in geringen Diengen angervendet, gleichfalls gut ale Wiefenverbefferungsmittel.

f) Die Seifenfiederafche gehört befanntlich zu den beften MWiefendüngerarten. Ihr Werth beruhet in ihrem Gehalte an Kalk, Spps, phosphorfaurer Kalk» und Talkerde und Kali. Der Kalk neus tralifirt freilich etwas von der vorhandenen Säure des Bodens, allein immer bleibt derfelbe nach der Düngung mit Seifenfieberafche ſehr fauer und wie könnte es bei der geringen Menge, die angewendet wird, auch ander6 fein? alfo aud hier reicht die bisherige Erklärungsart nicht aus. Die Seifenſiederaſche ift Übrigens tie die Holzafche das befte Vertilgungsmittel des Moofes und der Binfen.

g) Der Gyps iſt hier ein vortrefflihes Düngungsmittel ber Tiefen, während er dort auf ihnen angewendet, gar keine Wirkung bervorbringt; er verhält fi alfo auf den Miefen eben fo wie auf den Aedern, d. h. er nügt nur ba, wo der Boden Mangel an bdiefem Minerale leidet, übrigens alle Körper enthält, welche zur Entftehung einer volllommenen Pflanze gehören. Das wirkende Princip des Gypſes iſt ohne Zweifel der Schwefel, wenigſtens dürfen wir dieſes daraus folgern, daß viele andere ſchwefelſaure Salze, als das ſchwefel⸗ ſaure Eiſen, die ſchwefelſaure Alaunerde, die ſchwefelſaure Talkerde u. ſ. w. ſich ganz dem Gppfe ähnlich verhalten. Allen kleeattigen

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Gewaͤchſen der Wiefen nugt die Gypsdüngung hauptſaͤchlich, und fie erſcheinen danach in größter Menge und Ueppigkeit.

bh) Das Kochſalz und bie Salinenabfälle Heben befonders für diejenigen Wiefen ein gutes Düngungsmittel ab, deren Sutter das Vieh nicht gern genießt. Man muß in der That erflaunen, wenn ' man fieht, mit weicher Begierde das Vieh das Gras, was es früher verfchmähte, feißt, fobald dazu mit Kochſalz gebüngt wurde. Alte Wieſen, deren Heu für Schanfe beftimmt ift, möchte man jährlich mit etwas Kochſalz duͤngen (mas leicht auszuführen ift, da 50. Pfd. für den Magdeb. Morgen hinreichend find), indem‘ es ihnen bann befonders gut bekommt. Der Dorn» und Pfannenftein büngt hauptſaͤchlich durch feinen großen Gehalt an Gyps.

3) Der Eifenvitriol und die eifenvitriothattigen Wis neralien, als Braunkohlen und Steinkohlenafche, wirken wie der Gyps, man muß fie aber wegen der leichten Auflöstichkeit des Vitriolg in Waffen ſtets in geringer Menge anwenden, fonft [haben fie mehr als fie nügen.

k) Das Knochenmehl zeigt fi auf Wiefen nur dann fehe gänftig, wenn der Boden alle zum Pflanzenwachsthum erforderlichen Körper bis auf die phosphorfaure Kalkerde, oder ein anderes phosphors ſaures Salz enthält, denn fo wie der Schwefel das büngende Princip des Gypſes iſt, fo iſt es hauptfächlich ber Phosphor beim Knochenmehl; der Stickſtoff der Knorpel fpielt nur eine untergeordnete MRolle, da ee in zu geringer Menge darin vorkommt, um einen fehr bedeutenden Einfluß auf die Vegetation ausüben zu können.

10) Die Düngung der Wiefen mit animaliſchen und vegetabilifhen Körpern betreffend.

Das Düngen ber Wieſen mit animalifchen und vegetabilifchen Körpern wird zwar nicht zu den Örundverbefferungen gezählt, da beren Wirkungen nihe nur ſchnell vorübergehen, ſondern auch keine wefentliche Veränderung in ber phufifchen Befchaffenheit des Bodens beroorbringen; allein fireng genommen gehört dann auch da Mers geln nicht zu den Grundverbeſſerungen, indem auch dieſes den Bo⸗ den nur für eine gewiſſe Seit phnfifch verbeffert, zumal wenn der Mergel groͤßtentheils ans Kalt beſteht. Wenngleich bier nun die Stenzen der Grundverbefferungen ſchwer auszumitteln find, und übers al die fcharfen Grenzen fehlen bürften, fo mollen wir uns doch an

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den früheren Begriff halten, und bitten deshalb, das Bolgende nur als eine Heine Zugabe: zu betrachten.

a) Dee Mift fol niemals in fo großer Menge auf die Wiefen gebracht werden, daß danadı der Graswuchs ſehr ſchwelgeriſch iſt, denn hierbei legt es fich, wird am Boden gelb, fautt, und fchabet dann dem Viehe mehr als es ihm nugt. Die Düngertheile, die da6 Gras nicht confumiren kann, werben vom Regenwaſſer ausgelaugt, verſchwinden, und fomit entficht aus der flarten Düngung mit Miſt ein doppelter Schaden. Die Regel fol fein, die Wiefen zur Zeit nuc mit wenig Mift, zu verfehen, daflır aber deſto Öfterer; wo indeß die Gelegenheit zur Gompoftbereitung vorhanden iſt, und wo waͤre ſie wohl nicht vor⸗ handen? da ſoll man niemals Miſt auf die Wieſen bringen.

b) Harn, Miſtiauche und Güͤlle ſtehen zwar in vielen Gegenden als Wiefendängungsmittel oben an; allein wenn man bie Sache genauer betrachtet, fo verdienen fie nicht da® Lob, was man ihnen ertheil. Dan hat nämlich in diefen Düngungsmitteln immer eine große Menge Waffen, was für die Pflanzen voh feinem weſentli⸗ hen Nutzen ift, auf das Gelb zu fchaffen. Es dürfte deshalb immer das Befte fein, den Ham und bie Miftiauche zur Bereitung von Compoſt zu verwenden, indem dabei das Waſſer verdunſtet und bie eigentlich duͤngenden Theile zuruͤckbleiben. Dazu kommt noch, daß es ſchwer hält, die fluͤſſſgen Ereremente gleichmaͤßig uͤber bie Wieſen zu vertheilen. Bringt auch das Duͤngen mit Guͤlle einen bedeutenden Mugen hervor, fo erwaͤge man dagegen, daß In den Waſſer, weiches zur Sültebereitung dient, oft eine bebeutende Menge Kochfalz, Gyps, phos⸗ phorfaure Kalkerde, Talkerde, Kali alles düngende Koͤrper in Loͤſung befindlich find; dieſe Körper kann man aber dem Boden auf eine wohlfeilere Weife als durch das Wafferfahren mittheilen.

Pferch oder Hordelager eignet ſich hauptſaͤchlich für Hobe, teockene, bemooste Wiefen, nur waͤchſt das Gras meift büfchelweife ſehr üppig danach. Durch eine Düngung mit Compoft kann man dergleichen Wiefen mehr nugen.

d) Oelkuche npulver möchte häufiger, als es gefchieht, auf hohe trockene Wiefen angewendet werden; man hat fi) aber zu huͤten, auf einmal nicht mehr davon- zu nehmen, als 7 8 Cine, per Magp. Morgen; dieſe Quantität bringe fchon einen üppigen Graswuchs hervor.

e) Kartoffellraut und Queden im Herbft auf die Wiefen

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geftreue und im Srühjahr wieder abgerecht, erzeugen gleichfalls ein ſchoͤnes Gras und vertilgen zugleich das Moos.

11) Das Rafendbrennen der Wiefen betreffend.

Das Verbrennen dee Grasnarbe entwäfferter bumusreicher, mit Moos, Binfen und ſchlechten Pflanzen bewachſener Wiefengründe ift unflreitig eine Operation, mittelft welcher fich diefelben ſehr leicht und ſchnell in beffere Cultur fegen laſſen; ba aber das Mafenbrennen aud) auf allen Wüflungen mit großem Erfolge angewendet werden kann und es hier wie bort ganz auf biefelbe Weife in Ausführung gebracht wird, fo werde ich, um nicht nöthig zu haben, mich zu wiederholen, dem Rafendrennen einen eignen Abfchnitt widmen, und ed dann ganz ausführlich befchreiben, zumal da ich es oft, und ganz im Großen, ſtets mit dem glänzenbften Erfolge angetvendet babe.

12) Die DVerbefferung bes Untergrundes der Wiefen betreffend.

Es kommen bier und da wohl Wiefen vor, welche im Untergrunbe ſehr viel Rafeneifenftein enthalten, der, wenn er der Oberfläche zu nahe liegt, ſtets nachtheilig auf den Graswuchs wirkt, follen bes: halb dergleichen Wiefen radical verbeffert werden, fo bleibt nichts aus ders übrig, als den Raſeneiſenſtein herauszubrechen und die Köcher, welche dadurch entſtehen, wieder mit guter Erbe uuszufüllen. Die Arbeit wird reichlich bezahlt, wenn man Gelegenheit hat, das Mine: ral an Eifenfchmelzereien zu verkaufen, oft iſt es aber auch fo hatt, bag es als Bauſtein benutzt werden Bann. Damit fih num der Ra⸗ feneifenftein nicht wieder aufs Neue erzeuge, iſt es erforderlich, das eifenführende Quellwaſſer abzufangen; er bildet ſich nämlich auf ganz ähnliche Weiſe wie der Kalktuff.

13) Das Umpflanzen ber Wiefen mit Heden betreffend,

In rauhen Lagen und Palten Klimaten Tann ed von Nutzen fein, die Wiefen mit Heden zu umgeben, denn dadurch wirb in Falten Nächten das Gras gegen das Exfrieren geſchuͤzt. Sol indeß ber bes abfichtigte Zweck auf das Vollkommenſte erreicht werden, fo duͤrfen bie Räume, welche man mit Heden umpflanzt, feine bedeutende Größe baben. Die Wurzeln der Hedenbäume fangen zwar ben Boden aus,

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mworuntee natürlich dee Graswuchs leidet, auch trodnet das Gras . beim Heumachen In fehr gefhligter Tage nicht gut, allein ungeachtet beffen gemährt das Umpflanzen der Wieſen mit Dede manche an«

dere Vortheile.

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Bon der Anlage der Bewaͤſſerungswieſen (Rieſelwieſen).

Das Bewaͤſſern oder Ueberrieſeln der Wieſen iſt zwar uralt, aber erſt in der neuern Zeit hat man in Deutſchland demſelben diejenige Aufmerkſamkeit gewidmet, welche es in einem ſo hohen Grade ver⸗ dient. Fruͤher beſchraͤnkte man ſich darauf, das Waſſer mittelſt Fur⸗ chen auf die hoͤchſten Stellen der Wieſen zu leiten, und es dann, nachdem es ſich meiſt ſehr unregelmäßig über. die Grasnarbe ergoffen hatte, durch andere in den Vertiefungen angebrachte Furchen wieder abzufuͤhren (wilde Waͤſſerung); gegenwaͤrtig kommt man aber der beſſe⸗ ren und gleichmaͤßigeren Vertheilung des Waſſers uͤber die ganze Wieſenoberflaͤche dadurch zu Huͤlfe, daß man den Boden in Beete legt (Ruͤckenbau), oder Ihm eine gleichmäßige Abdachung giebt (Hangbau). Es kommen zwar viele Wiefen vor, mo dad Terrain der Wäfferung fo

günftig ift, daß man bie wilde Berieſelung einführen, oder wo fie fehen vorhanden, beibehalten Tann, allein in ben bei weitem mel ſten Faͤllen wird man doch beffer daran thun, fogenannte Kunftwies fen (Rüdens und Hangbau) anzulegen. Im Siegenſchen und Lüneburgifchen hat man es unftreitig in der Kunft, Berieſelungs⸗ wieſen anzulegen, am weiteften gebracht, weshalb wir denn audy vors zugsweiſe das Verfahren, welches man in diefen Rindern befolgt, etwas näher betrachten wollen, bevor wir indeß dazu fchreiten, dürfte es zweck⸗ mäßig fein, Einige& über die Wieſenbewaͤſſerungsanlagen im Age meinen voraus zuſchicken.

1) Den Boden betreffend, welcher zur Anlage eine Bewäfferungswiefe dienen foll.

Was den Boden anbetrifft, welchen man zur Anlage einer Be⸗

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wäfferungswiefe mit Eünftlihem Bau zu verwenden gedenkt, fo komme derfelbe hierbei weniger in Betracht, als bei irgend einer anderen Grundverbefferung, derin obgleich es nicht in Abrede geftellt werben kann, baß die. eine Bodenart fich beffer als die andere zum Bewaͤſſern eig» net, fo fol doch das Gras dem Boden hauptfächlidy durch das Maffer abgezwungen werden. Im Ganzen genommen geht nun wohl aus ber Natur der Sache hervor: je frhlechter das Waffer ift, defto beffer muß der Boden fein, falls man voh der Bewäfferung einigen Nugen haben: will; dagegen kann der Boden aus dem allerunfruchtbarften Erbreiche beftehen und liefert dennoch einen bedeutenden Grasertrag, fofern man nur im Stande ift, ihn mit recht vielem und gutem Waſſer in jeder beliebigen Zeit zu verfehen. Bel gutem unb vielem Waſſer zeigt fih indeß immer derjenige Boden ber Bewaͤſſerung am günfkigften, welcher einen burchlaffenden Untergrund hat und auch oben mehr fandig als thonig iſt; dieſes erklärt ſich leicht daraus, daß er alsdann viel Waffer verfchludt, und mit demfelben natuͤrlich auch viele aufgelößte mineralifche Pflangennahrungsftoffe erhält. Selbſt der fchlechtefte Woor«, Sands und Grandboden giebt aus dem Grunde, bag er viel Waſſer durchläßt und die darin aufgelößten Körper zum Theil zurüdpätt *), bei reichlicher Wäfferung einen größeren Ertrag, als der Lehm: und Diergelboben, da diefer legtere bei weitem wenigerem Waſſer den Durchgang geflattet. Nach diefer Erklärung müßte ben geringften Nutzen von ber Bewäfferung bee Thonboden haben, und in der That, die Erfahrung hat überall gezeigt, daß felbft die forgfältigfte Bewaͤſſerung nit im Stande ift, ihn im Ertrage dem lofen Sands boden gleich zu ftellen. Die größere oder geringere Porofität des Bo⸗ dens bedingt, wie hieraus hervorgeht, nun auch die Quantitaͤt des zur Rieſelung bedürftigen Waſſers, was bei der Anlage einer Waͤſſe⸗ rungswieſe nie außer Acht gelaffen werben darf.

2) Die Lage des Zerrains betreffend, auf welhem eine Kunftwiefe angelegt werden foll, |

Eine jede Wieſe, welche in eine kuͤnſtliche Bewaͤſſerungswieſe umgewandelt werden ſoll, muß mindeſtens ſo viel Gefaͤlle haben, daß zwiſchen dem Hauptzuleitungs⸗ und Hauptableitungsgraben fo

*) Hiervon kann man ſich leicht durch einen Verſuch im Kleinen * Übergeugen.

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viel entwickelt werden Tann, als nöthig iſt, um alles Waffer, was zur Beräfferung gedient hat, auch voliftändig wieder ableiten zu können z denn Waſſer, was auf einer Wiefe flehen bleibt, wirkt ſehr nachtheis tig auf den Graswuchs; es verhindert nämlich Ken freien Buteitt des atmofphärifhen Sauerftoffs zu den Wurzein der Pflanzen, bewirkt bald Faͤuiniß und bringt fomit den Untergang aller guten Wiefengräs fer hervor. Eine Wieſe, die zur Bewäfferung eingerichtet werden foll, kann Übrigens vorher ducdy Gräben niemals zu troden gelegt worden fein, denn je trodner der Boden ift, um fo mehr Waffer verſchluckt er, und um fo mehr nimmt er auch an Fruchtbarkeit zu, nur darf \ es dann nicht an Waffer fehlen, um es zu jeber bellebigen Zeit in

reichlicher Menge auf die Wieſe laffen zu können.

8) Das Waffer betreffend, welches man zur Bewäffe rung ber Wiefen zu verwenden gedenkt.

Bevor man Hand an eine projectitte Wieſenwaͤſſerung legt, Hat man vor Allem bie Quantität und Qualitaͤt des zu Gebote fiehenden Waſſers zu unterfuchen; denn eine Wiefe, die gut und voll fländig beroäffert werben folk, erfordert nicht nur fehr viel Waffer, fon. dern e8 muß baffelbe auch die erforderliche Güte haben, fofern die Miefelung von Nugen fein fol. Die Menge des benöthigten Waffers läßt fih annähernd durch Rechnung finden, da man weiß, daß zur Bewaͤſſerung einer gewiffen Fläche dieſer ober jener Bodenart jedesmal eine geroiffe Anzahl Cubikfuß Waſſer erforderlich ift, wobel man aber, damit man fieht, ob auch die berechnete Waffermaffe wirklich binceiche, immer wohl daran thut, die Anlage nicht gleich fo groß zu machen, ale fie in der Folge werden foll. Die Güte des Waffers kann dage⸗ gen, wenn nicht ſchon Erfahrungen daruͤber vorliegen, am ficherften durch eine chemiſche Unterfuchung ausgemittelt werden, und wenn man auch behauptet, daß die Chemie, obgleih fie wohl Leiterin bei Bes urthellung des eigenthümlichen Werthe® des anzumendenden Waſſers fein Eönne, fie doch nicht immer das Wie der Wirkungsart zu ers klaͤren im Stande fei, fo ift doc) meiner Meberzeugung nach diefe Ans fiht durchaus irrig. Die Wirkungsart des Waſſers erktärt ſich naͤm⸗ (ih ganz einfach aus den in Köfung und Sufpenfion befindlichen Koͤr⸗ pern, verglichen mit ben chemiſchen Beftandtheilen des zu bewäffernden Bodens und den Stoffen, welche die guten Wiefenpflanzgen als Nah: rung bedürfen. Hieraus folgt mithin, baß der Werth des Rieſelwaſſers

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meift ein relativer. iſt; fo z. B. bat das Maffer, welches außer mehr reren andern Körpern auch viele Kiefelerde in Löfung hält, fr dem Moorboden einen befonderd hohen Werth, da es dieſer Bobenart. im: mer an derjenigen Menge Kiefelerde fehlt, welche zum üppigen Wachs⸗ tum der Graͤfer gehört; fo ift ferner dab Waffen, welches vielen Gyps in Löfung hält, für alle Bodenarten fehr ſchaͤtzenswerth, bie Mangel an biefem Minerale leiden, indem bekanntlich der Gyps ein außerordentliches Beförderungsmittel des Wachsthums aller Eleeartigen Gewäcfe ift; fo wirkt das Waſſer, welches mit vieler faurer kohlen⸗ faurer Kalk» und Talkerde beladen ift, auf allen Bobenarten fehr guͤn⸗ flig, welde arm an Kalk: und Talkerde find, da die meiſten guten Wiefenpflanzen von beiden Körpern fehe viel als Nahrung bedürfen; fo nust das viel Kali führende Quellwaſſer hauptfächlich den humo⸗ fen Bobdenarten, da alle Kleearten, fowie die beften Wiefenpflanzen, viel Kali zu ihree chemifhen Conftitution bebärfen, der Boden In ber Regel aber nur Spuren davon zu enthalten pflege u.m., bergl. Sowohl die Erfahrung als die chemifche Analpfe hat mir übrigens gezeigt, daß in ben meiften Willen dasjenige Waſſer zum Beriefeln mit am taugs Lichften iſt, welches außer Kalk, Talk, Kali, Gyps, Kochſalz u. f. w. auch viele Koblenfäure In Loͤſung hält, diefe Erſcheinung erklärt ſich fehr leicht dadurch, daß die Pflanzen biefen Etoff mit ihren Wurzeln und Blaͤttern zu ſich nehmen, und der Koblenfloff dem Gewichte nad den Hauptbeſtandtheil ber Pflanzen ausmacht. Das befte Waſſer iſt jedoch immer dasjenige, was aufer den genannten Körpern auch viele ſtickſtoffhaltige organifche Reſte ober dergleichen mineralifche Subſtanzen (Satpeter u. f. mw.) enthält, woraus wir recht deutlich fehen, welche wichtige Rolle der Stidftoff bei der Ernaͤhrung der Pflanzen fpielt, Während nun alle diefe Waͤſſer einen bald geringeren, bald größeren Werth Haben, fo taugt dagegen das durch Humusfäure gelb gefärbte Moorwaffer gar nicht zum Berieſeln, aber nicht bloß deshalb. daß es einige den Pflanzen fhädliche Körper (Eifen und Saͤuren) in Loͤ⸗ fung enthält, fondern weil e8 auch ſehr arm an pflanzenernährenden mineralifchen Theilen ift; denn bie chemifche Unterfuhung hat mir oft gezeigt, daß nur Spuren von Kochſalz, Gyps, Kalt und Talk barin sorlommen, während ihm einer der wichtigften Köcper, das Kalt, gänz> lich fehlt.

Wenn ich nun einerfeits, auf Verſuche und Erfahrungen geflügt, dehaupte, daß die chemifche Analpfe uns den wahren Werth und bie

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Mirkungsart des Kleſelwaſſers zur Genuͤge Eennen lehrt, fo gebe Ich andererfeits boch auch gern zw, daß bie jebedmalige gründliche Erfor⸗ fchung dieſes Gegenftandes zu ben nicht ganz leichten Aufgaben des Randwirthes und Chemikers gehört. Das gewoͤhnlichſte iſt, von ben in den Quellen, Baͤchen oder Fluͤſſen wachfenden Pflanzen auf die Güte des Waſſers zu fchließen, und diefes giebt aud) in den meiften Fällen einen ziemlich fichern Anhaltspunkt. Wachſen z. B. in dem Waſſer viele Conferven, Bahbunge, Brunnentreffe, Mannafhmwingel, Wafferrispengras, Wafferfhierling, Wafferranuntel, Schilf u. ſ. w., fo,hält man fid überzeugt, - baß es zur Miefenwäfferung fehr geeignet fei, kommen dagegen viele Riedgräfer, Binfen, Dumod und gar keine Conferven darin vor, ſo ſchließt man daraus, daß es einen bedeutenden Werth als Rieſelwaſſer habe, ift es aber endlich frei von allen Pflanzen, fo glaubt man hierin die Gewißheit zu finden, daB ed gar nicht zum Bewaͤſſern angewendet werden dürfe,

Man behauptet aud) wohl, daß kaltes Quellwaſſer nicht zum Bewaͤſſern der Wieſen geeignet fei, allein auch diefe Anficht iſt irrig, denn Waffe, was aus der Erbe hervordringt, befigt immer eine Wärme von 9—10° Reaum., iſt alfo nicht fo Ealt, daß es dem Pflanzen nachtheilig werben Kann, da fonft das oft bei weitem Fältere Regenwaſſer denfelben gleichfalls ſchaden müßte. Der, wahre Grund, weshalb das kalte oder friſche Quellwaffer den Pflanzen wohl ſchaͤdlich wird, iſt, daß es fehr oft Eohlenfaures Eifen: und Manganoxydul in Löfung hält, welche Körper auf die Vegetation ſtets nachtheilig wirken, fih) aber als Eifens und Manganorpbhpdrat ausfcheiden, und folglid nun nicht mehr in die Pflanzen übergehen Eönnen, wenn das Waſſer eine Zeitlang an der Luft fließt, oder wenn man will, fi erwärmet. Ich Eenne fehr viele Fälle, wo das aus der Erde hervordringende alte Quellwaffer mit großem Nugen fogleich zum Bewaͤſſern ber - Miefen angewendet wird, aber ic) fand auch in diefem Waffer niemals Eohlenfaures Eifen und? Mangan, dagegen immer fehr viel Gppe, Kochſalz, Kali, Kiefelerde, Kohlenfäure u, f. w. Das Nähere über diefen Gegenftand. findet man in meins Lehre vom Dünger.

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Ron den allgemeinen Megeln, welche man bei der Ans Tage der Kunftwiefen befolgt.

Wird eine gewöhnliche Wiefe in eine zu bemäffernde fogenannte Kunftwiefe verwandelt, fo gefchieht dieſes, mie ſchon vorhin bes merft wurde, entweder daducch, daB man den Boden in ſchmale ges mölbte Beete (Ruͤcken) zufammenbringt, oder demfelben eine möglichft ebene, aber ſtark abhängige Lage giebt (Hangbau). Die erfte Einrich⸗ tung findet allenthalben ‘da ihre Anwendung, wo ed dem Xerrain an natürlihem Gefälle fehlt, wohingegen das zweite Verfahren da in Ausführung gebracht wird, mo der Boden fehr abhängig ifl. Bei der einen wie bei ber andern Eintihtung hat man bie Erbe bald hier-, bald dorthin“ zu fchaffen, um ber Oberfläche die gewuͤnſchte Ferm zu geben; je mehr man deshalb den Bauplan der vorhandenen Oberfläche anpaßt, d. h. je tweniger man die Wieſe durchs Auf» und. Abtragen von Erde verändert, defto mohlfeiler Eommt die neue Einrichtung oder die Kunftwiefe zu ſtehen. ine Regel iſt es daher, den Baus plan fo einzurichten, daß In der Wieſe fetbft fo nahe ale möglich nebeneinander, fih Auf: und Abtrag mit einander ausgleichen, und

daß weder fehlende Erde von auswärts herbeigeſchafft, noch Üüberflüfs

fige nach auswärts hingefchafft zu werden braucht.

Hat eine natürlihe Wiefe fo viel Gefille, daB ed. der Länge beträgt, alfo auf 3 Fuß 1 Zoll, fo wählt man immer den Hangbau, zumal wenn wenig MWaffer zu Gebote ftehen ſollte, da zur Bemäfferung der Rüden immer mehr Waffer erfordert mird, al& zu der einer ebenen aber abhängigen Flaͤche; auch fommt in Betracht, daß ſich die legtere Länger feucht hält. Hat dagegen die Wieſe viele fumpfige Etellen und dabei ein geringes Gefälle, fo wendet man, wie

ſchon vorhin bemerkt, den Rücken bau an,und macht die Beete dann

um ſo ſchmaͤler und gewoͤlbter, je naſſer der Boden iſt. Die ſchmalen

Ruͤcken erfordern aber, da das Waſſer, was zur Berieſelung auf dem

Kamme hineingeleitet wird, bald die Suchen erreicht, fehr viel Waffer, fo daß man oft genäthige wid. breitere Rüden anzulegen, es fel denn, die Lage der Wieſe wäre fo befchaffen, daß fi daß abfliegende Waſſer unferwärts noch eine und mehrere Male benugen ließe.

Da es num viele Wiefen giebt, die theils eben, theils fehr ab⸗ hängig find, fo richtet man bier den Dangbau und dert den

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ſchmalen oder breiten Rüdenbau ein; das Wafler, welches dann oberhalb zur Bewäfferung des Hanges gedient bat, wirb unterhaib zur Bewäfferung der Rüden oder Beete benugt. Diefe Einrichtung nennt man den gemifchten ober zufammengefesten Bau.

Bel der Anlage der Rüden iſt es von Wichtigkeit, denfelben feine zu bedeutende Länge zu geben, da die auf ber Mitte des Beetes anzulsgenden langen Müdengrippen oder Bewäfferungsfurden ſehr viel Mühe und Aufmerkſamkeit erfordern um fie immer in denjenigem Buftande zu erhalten, daß fie an allen ihren Punkten das Waſſer gleichmäßig über das Beet ersießen. Der Bau langer Rüden iſt auch meift koſtbarer als der der kurzen, ba die Erde zu ihrer Er⸗ bauung oft weit berbeigefhafft werden muß. Iſt man jedoch der Dertlichlelt wegen gezwungen, fie fehr lang zu machen, fo giebt man ihnen auf 12 Fuß Länge ’/,. Boll Gefälle, und fest dan fpäter beim Bewäffern die Rüdengrippe an einzelnen Stellen, wenn das Waffer zu ſchnell nad) dem Ende hinſtroͤmen follte, bis auf ein viertel, halb, oder drei viertel mit einem Raſenpaten ober mittelſt kleiner Schutz⸗ bretter zu. Das Beſte ift es immer, die Rüden nur 80 90 Fuß lang zu machen und dem Kamme, worauf bie Bewaͤſſerungsgrippe bingeleitet wird, eine völlig horizontale Lage zu geben.

Da das Gras auf Bewäfferungswiefen mit ſtarkem Gefälle erfah⸗ rungsmaͤßig immer beffer waͤchſt, als auf Wiefen mit geringem Ge fälle, fo fann man ben Beeten nicht leicht eine zu ſtarke Woͤlbung geben. Hierbei find aber die größeren Koften eines ſtark gewölbten Baues in Anfchlag zu bringen, fowie, daß zur Bewaͤſſerung der an dern Selten fehr abhängigen Beete mehr Waffer erforderlich iſt, als zu denjenigen, die flach gebauet find. Der rund, weshalb das Gras auf einem jlarken Abhange beffer waͤchſt, als auf einem geringen, dürfte fein, daß dort das Rieſelwaſſer nirgends ftehen bleibt, daß das Waſſer beim ſchnelleren Darliber-Dinlaufen, oder bei ber heftigeren Bewegung, die es erleidet, den im verbdichteten Zuſtande enthaltenden Sauerſtoff, Stidftoff und Kohlenfäure Leichter fahren läßt und an die Pflanzen abgiebt *), und endlich, daß biefelben mit einer größeren Denge Luft

*) Daß Wafler, ober eine andere Fluͤſſigkeit, welche Kohlegfäure im ver: bichteten Zuſtande enthält, bei heftiger Bewegung biefelbe als Gas ausgiebt, fehen wir beim &cyütteln oder Umruͤhren von Bier, Champagner, Gelterfer Waſſer u. ſ. w. in einem Glaſe.

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umgeben find. Vielleicht wird aber aud durch die fehnellere Bewegung (Reibung) ded Waſſers Electricitaͤt erzeugt, die dann gleichfalls das Ihrige zum beſſern Wahsthum der Pflanzen beitragen muß,

Eine fernere Rüdfiht, welche man bei ber Anlage einer Kunſt⸗ wiefe zu nehmen hat, iſt, daß der Graben, mittelft welchem das Waſſer nach der zu bewaͤſſernden Wieſe geleitet wird, ſo viel als moͤglich uͤber der Wieſenflaͤche erhaben liegen muß, da man dann die ganze Niederung beffer deherrſcht. Die hohe Lage iſt um fo nöthiger, als man oft mit Waffer mwäffert, was viele Schlammtheile enthält, wos bei fih die Wieſe allmählig erhöhet, und man fie dann, wenn fie nicht tief genug liege, endlich gar nicht mehr bewaͤſſern kann, oder genoͤthigt ift, fie wieber umzubauen.

Möge man nun au die Hang: ober NRüdenbewäfferung auf einer Wiefe einrichten, immer wirb es nothwendig, die alte Raſennarbe zuvor abzuſchaͤlen, theild damit man bie darunter liegende Erbe beffer in die gewuͤnſchte Form bringen koͤnne, theils und hauptſaͤchlich, um die Grasnarbe nicht zu verlieren, da fie, fobald man der Oberfläche bie gehörige Geſtalt gegeben hat, gleich wieder über die Erde gedeckt wird, um auch ferner noch das Gras für die Senfe zu liefern. Das Beſte ift, die Narbe abzurolien. Man fpannt zu dem Ende eine Schnur über den Wiefengrund, haut mit einem Belle, dem Sie⸗ genſchen Wiefenbeite (Fig. 10 u. 11 Taf. IV), daran entlang 3 4 300 tief in den Boden, sieht abermals die Schnur 12-— 14 Zoll von dem erften Diebe entfernt, haut wieder daran herunter und ſticht nun nad und nad) rechtwinklicht gegen‘ den Dieb mit einer fharfen Schaufel (Fig. 12u.13 Taf. IV) die Raſennarbe überall recht genau, 2—2”/, Bol did, ab. Alle 14 15 Fuß lang macht man einen Querbieb, fo daß man hierdurch Rafenftüde von 14 Zoll Breite, 2% Zoll Die und 15 Zuß Länge erhält; dieſe rollt man nun auf und wälzt fie immer dahin, wo fie in der Folge bei der Erdarbeit nicht im Wege liegen. Hat man bann ber Oberfläche die nöthige Form gegeben, fo fledt man duch den Mittelpunkt der Raſenrolle einen ſtarken Stab, trägt fie nach den Stellen bin, wo ber Boden mit Mafen bedeckt werden foll, rollt fie hier ab, und fchiebt die Schwarten mittelft einer Gabel fo dicht als möglih an einander. Zu diefem Aufs und Abrollen iſt jedoch, wenn es gelingen fol, erforderlich, daß bie‘ Mafen recht zähe find; mo folglich dieſes nicht der Fall iſt, wird man genöthigt, biefelben In Stüden von 14 15 Zoll Beeiti und

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Länge abzuftehen und In Haufen aufjufhichten. Das Auf und Wiederabrollen der Nafennarbe hat aber gegen das Abftechen in vier edige Srüde den Vortheil, day ſich die Miefe, die damit belegt wird, ſchneller wieder fchlteßt und vernarbt; und da ſich die Raſenſchwarten beim Aufrollen, ohne zu zerreifen, etwas ausdehnen, fo hat man am Ende Rafen übrig, während beim Quadratſtich oft nicht genug zum Ueberdedten des gebaueten Bodens vorhanden find, zumal wenn man fehe hoch gemwölbte Beete anlegt, da hierdurch die Oberfläche, im Vers - gleih zur Grundfläche, richt unbedeutend vergrößert wird.

Die Regel bei jedem Kunſtwieſenbau muß ferner fein, diejenigen Stellen, welche am meiften abgetragen werden müffen, gleichzeitig mit denjenigen in Arbeit zu nehmen, welche am ſtaͤrkſten zu erhöhen find, Indem dann nah Beendigung der ganzen Arbeit am wenigften Erde zu fehlen oder übrig zu fein pflegt. Wie tief jedoch die höhe: ren Stellen abzutragen und wie hoch die niedrigen aufzutras gen find, fo daß fih das Material der erfteren mit dem Bedarf der (egteren ausgleicht, ift immer fehr ſchwierig auszumitteln; ganz gemau läßt es fich allerdings durch flereometrifche Berechnungen finden, allein ' einige Uebung macht biefe überflüffig. Ein gutes Augenmaß reicht meift hin; auch teifft man bei größeren Flaͤchen immer die Einrich⸗ tung, fih auf einem geriffen Theil der Anlage die Gelegenheit zu teferviren, unbefchadet des Zweckes, nach Umftänden duch Höherlegen der Beete oder ded Hanges mehr Erde unterbringen oder durch Wie: drigerfegen derfelben mit weniger ausreichen zu koͤnnen Befolgt man- nur die vorhin angegebene Hegel, fo wird man den etwaigen Mangel oder Ueberfluß an Erde bald gewahr und kann dann früh genug bie erforberlihen Maßregeln ergreifen. -

Bon größter Wichtigkeit für das Lünftige Überall gleich gute Wachsthum ber Gräfer iſt es nun auch, daß man bei ber Anlage von Kunftwiefen den unmittelbar unter der Grasnarbe befindlichen, meiſt 6 8 Boll mächtigen humusreihen Boden nicht fortfehaffe und ihn ‚allein zur Erhöhung der Tiefen verwende. Iſt alfo irgendwo aufzutragen, fo muß dies mittelft der tiefer Legenden Erdſchichten der Hügel ges ſchehen, während bie humusreiche Erde der zu erhöhenden und zu er: niedrigenden Stellen fo lange an die Seite geworfen wirb, mit einem Worte: man hat beftändig dahin zu fehen, baß der humusrelche Boden nicht\ vergraben werde, fondern gleichmäßig dick Über die ganze Wieſen⸗ flädye verteilt bleibe oder zu liegen komme. lm ſich aber die Arbeit

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dierdel zu erleichtern, gräbt man ben Untergrund der Bügel jebesmal von etwa , Quadratruthe bis auf die erforderliche Tiefe weg, wirft bie humusreiche Erbe von der daneben liegenden "/, Quadratruthe dar⸗ über , gräbt von biefer wieder den Untergrund aus und führt fo fort, bis der Hügel erniedrigt if. Wo aufgetragen wird, muß dagegen das berbeigefchaffte Material nicht eher aufgefchüttet werben, bid die Dumme erbe abgeftochen und über die früher herbeigefchaffte Huͤgelerde geworfen ift. Nirgends ift man wohl in dieſer Hinficht forgfamer als im Sie» genfchen, wohingegen man im Lüneburgifchen wenig oder gar keine Rädfihet darauf nimmt, was den größten Zabel verdient, ba die Graͤſer mit ihren Wurzeln 10 12 Zoll tief in den Boden bringen, falls fie angemefjene Nahrung darin antreffin. Bei der Ans lage der Beete oder Rüden, wo die ganze obere Erde der Wiefe noch mehr bin und ber gearbeitet wird, als bei der Einrichtung der Hang⸗ bewäfferung, findet man oft Gelegenheit, bie zwedimäfigften Erdmiſchun⸗ gen vorzunehmen; es laſſen ſich nämlich die fandigen Stellen mit Lehm u. f. w. und umgekehrt, die lehmigen mit Sand u. ſ. w “vers befjeen, was immer ſehr günftig auf den künftigen Graswuchs wirkt und reichlich die Arbeit lohnt.

Endlich gilt auch noch die Regel allen Grippen und Gräben, die nicht tiefer als 6 Zoll find, fenkiechte Winde zu geben, es fel denn, der Boden märe fehr ſandig. Sind fie dagegen tiefer, fo erhalten fie eine geringe Abdachung. Man madıt die Srippen 5 10 Zoll breit und 4 5 Zoll tief, theild um bei diefer geringen Breite mehr Wiefenfläche für den Graswuchs zu gewinnen, theild um durch die Tiefe zu verhindern, daß fie fi) beim Bewaͤſſern nicht fo leicht verfhlämmen.

1) Bon der Ausführung und Einrihtung des Hangs baues im Befondern.

Iſt der Hanptzuleitungegraben aa (Fig. 14 Taf. IV) angefertigt, fo beflimmt man den Punkt c p ald die Sohle des oberen Verthei⸗ Iungegräbchense und hiernach den Punkt f als mittlere Sohle des Abzugsgrabens. Alsdann bildet man mittelft der Setzwaage in vögig horizontaler Lage die obere Höhenlinie 1 k und bie untere qft durch Einſchlagen von Pfählen in einer Entfernung von 12 Fuß. Da wo das Terrain zu hoch iſt, hat man Löcher einzugraben und fchlägt die Pfaͤhle, welche oben.eine glatte Flaͤche haben muͤſſen, fo tief ein,

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daß fle im Niveau zu flehen Sommen, wo dagegen die Wieſenflaͤche tiefer liegt, tagen bie Pfähle, um mwafferwägig zu fliehen, über dem Boden hervor. Hierauf mißt man die Breite I q und kt, welde der Hang belommt (In Fig. 14 find dies 72-Kuß Rheinlaͤndiſch) und theilt diefelbe in 15 18 Zuß breite Tafeln oder Rabatten m mm. Zwiſchen den in den Linien 1 q und kt entfernten Pfaͤh⸗ len werden hiernach mittelft Viſirſtaͤben (vergl. die Beſchreibung der zum MWiefenbau nöthigen Inſtrumente) die mittleren Pfühle 0000 und nnun eingerichtet und in gleicher Weiſe wird damit, fo wie ber Kortfcheitt des Baues es erfordert, fortgefahren, oder auch gleich anfangs Aber ben ganzen Hang vollendet; das letztere iſt jedoch wer niger anzurathen, dba während der Arbeit manche Pfähle zufaͤllig aus ihrer richtigen Stellung kommen, auch iſt es um fo weniger nöthig, als die feften Punkte in der Linie Ix und gt immer zus Norm dienen.

Das Gefälle bed fertig gebaueten Hanged zeigt bie Profilzeich · nung Fig. 15, waͤhrend die punktirte Linie dieſer Figur die Oberflaͤche des Hanges, wie ſie vorher etwa war, andeutet. Der 72 Fuß breite Hang hat 2 Fuß Gefälle, folglich “,, der Länge und iſt in vier Tafeln oder Rabatten, je 18 Fuß breit, eingetheilt,

Der Hauptzuleitungsgraben a a ift 3 Fuß breit, 1%, Buß tief und bat in feiner ganzen Länge (192 Fuß) ein Gefälle von 4 Zoll. Der Damm bbb (Fig. 14 u. 15): ift 3 Fuß breit. Der Abzugs« graben q ft tft bei q einen Fuß breit und */, Fuß tief, bei t 2 Kup breit und einen Fuß tief und hat auf.12 Fuß , Boll Gefälle, folgs fi in feiner ganzen Länge (192 Fuß) 4 Boll.

Damit nun die künftigen Wäfferungsgrippen m m m (Fig. 14) voͤllig horizontal zu liegen: tommen, muß dad Gefälle des Abzugsgra⸗ bens £ nur dem Abhange der unteren Zafel gegeben werden, wie fol ches die Profilzeihnung Fig 16 deutlicher zeigt. Um biefes Gefälle durch Pfähle zus bezeichnen, ſchlaͤgt man neben den Pfahl bei t noch einen zweiten, und zwar 4 Zoll tiefer ein. Mittelſt letzteren unb des Dfahles bei q wird neben jeden in der Linie q t fchon befindlichen Dfahle ein zweiter eingerichtet, fo daß alle, außer dem bei q, niedri⸗ ger zu ftehen kommen. Diefe Pfähle dienen bann dazu, um danach bie unterfte Tafel bis vor die unterfte horizontal laufende Grippe rich⸗ tig bauen zu koͤnnen.

Nachdem dieſe Einrichtung vollendet iſt, beginnt man damit, ben

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‚Rafen in der Art, als es vorhin befdgeieben wurde, zwiſchen den Li⸗

nien nr und kt (rechts) abzuflechen und aufzurollen, ober, wenn der⸗ felbe zum Aufrofen nicht zähe genug fein follte, in vieredigen Stuͤcken abzuftehen. Die Rollen oder bie Raſenſtuͤcke werben nah k m t über die Graͤnze niedergelegt. Kaͤme nun bei 1 (oben linke) die großte

Erhöhung, und bei k (oben rechts) die größte Vertiefung vor, fo

wird gleichzeitig an beiden Punkten mit dee Arbeit angefingen. Bel k gräbt man die obere humusreiche Erde fo weit ab, als es ber hier eingefchlagene Pfahl geftattet, dadurch entfteht dann eine Bertiefung. Dei 1 ladet man gleichzeitig den Untergrund und die obere humus⸗ reiche Exde, um erft einen Anfang zu befommen, in zweirädrige Hand⸗ karren und fchafft fie in die Vertiefung bei K. Dat nun der Boden eine 9 Zoll mächtige humusreiche Schicht, und iſt die Erde auf etwa %, QDuabratruthe bei k fon fo body aufgefüllt, dag nur noch 9 Zoll an berjenigen Höhe fehlen, welche die vier, das Viereck k m nn umgebenden Pfähle beftimmen, fo wird die humusreiche Erbe (Dammerde) von dem an die aufgefüllte Stelle angrenzenden Theile abgegraben und auf die erftere geworfen. Auf die durch dieſes Abgraben von Dammerde entblößte Stelle wird nun abermald Unter grundserde von 1 gebracht und auf diefe Weile das ganze Viereck

"*kmnn aufgetragen oder bdergeftalt umgegraben, daß eine gehörige

dide Schicht Dammerde obenauf zu liegen kommt. Hiernach wird eine Schnur über die 4 Pfähle fomohl ins Kreuz als in der Länge umd Quere außgefpannt, wobei man dann leicht bemerkt, wo zu viel ober zu wenig Erde vorhanden iſt; fie wird mit Hacken und Rechen guet zerkleinert, möglichft geebnet, alfobald mit den an der Seite liegenden Mafen bedeckt und feft getreten. Auf biefelbe Weife wird nun ein Viereck nach dem andern vollendet, wo aber ſchon vorher durch Pfaͤhle alles genau bezeichnet iſt, da können auch bei mehreren Vierecken viele Arbeiter zugleich befchäftige werden. Mit Handfchlägeln, die aus einer 2 Zoll diden eichenen Bohle angefertigt werden und 14 Zoll lang und 10 Zoll breit find, wird zulegt, fo wie einige Vierecke fertig find, - der Rafen der neuen Wieſenflaͤche möglichft eben gefchlagen. Was noch den Punkt betrifft, wo abgetragen wird (üben links bei 1), fo nimmt man hier den Untergrund 9 301 tiefer weg, als bie das Viereck lo mo umgebenden Pfähle anzeigen; ift dies auf etwa !;, Qua» dratruthe geſchehen, fo wird von dem diefe erniedrigte Stelle begrins jenden Theile die Dammerde abgegraben, und auf erflere geworfen,

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hierauf erniedrigt man wieder dig von Dammerbe entblößte Stelle. durch Wegnehmen des Untergrundes, fchafft ihn dahin. we man feiner zus Erhöhung bedarf, hier nach k, und führt damit fo lange fort, bis das ganze Viereck erniedrigt iſt, worauf es zulegt, nachdem die Oberflaͤche nach ber darüber susgefpannten Schnur geebnet worden, mit Raſen bedeckt wird.

Wenn nun der ganze Abhang geebnet und wieber mit Raſen belegt ift, fo fchreitet man zur Anfertigung mehrerer Bewaͤſſe⸗ tungegrippen, dena die Erfahrung hat gelehrt, dag, wenn man den ganzen Abhang nur buch eime oben vorhandene Grippe berosffert, dies Leinen günfligen Erfolg hat. Es find deshalb bei der angenommenen Breite des Danges von 72 Fuß nod 3 mittlere Stippen mem (Fig. 14 Taf IV) nöthig. Hiernach werben bie fogenannten Zuleitungsgrippen dd angefertigt, denn dadurch foll Gelegenheit gegeben werben, auch die unteren Tafeln nach Belie⸗ ben mit friſchem Waſſer verfshen zu Eönnen, fofern die oberen Ta⸗ feln daffelbe- nicht mehr bedürfen, was häufig der Fall if. Mittelſt Rafenpagen, die bei e vorgelegt werben, kann dann ber Wafferlauf beliebig regulirt werben. Zuletzt find dann noch die Einlafgräb» hen 888, bie buch ben Damm bhb gehen, zu machen; fie find 5 Zoll breit, und ihre Sohle Eommt nach oben bin 6 Zoll höher ale

die Sohle des Hauptzuleitungsgrabens zu liegen. Bemerkt man nun im Derlaufe mehrerer Jahre, daß unterhalb dee Grippen der Wiefengrund fi) erhöbet, was fletd erfolgt, wenn man, oft mit fchlammführendem Waffer wiffert, fo legt man die Gtippen 2 3 Fuß nach aufwärts, und nach Verlauf von abermals einigen Jahren wieder mehrere Fuß nach unterwärtd, wobel dann der Wieſengrund fortwährend eine ebene Fläche behält.

2) Von der Ausführung und Einrihtung des Rüden» baues im Befondern.

ea) Schmaler Rüdenbau.

Im Vorhergehenden iſt ſchon erwähnt worden, unter welchen Verhaͤltniſſen der ſchmale Ruͤckenbau angewendet wird, und welche Vorzuͤge er vor dem breiten habe. Die Fig. 1 Taf. V ſtellt einen im Siegenſchen uͤblichen ſchmalen Rüdenbau dar, auch iſt bie folgende Beſchreihung der Anlage größtentheils einen Werke entiehnt,

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was Über den dortigen Kunftwiefenbau r br gruͤndlich handelt, nämlich: 2Die Siegenfhe Kunftwiefex von VBorländer,

Der Zuleitungsgraben a und der Damm b (Fig.:1 Taf. V) werben eben fo, wie es bereits beim Hangbau angegeben iſt, con» ſtruirt. hi ift der fogenannte Verrheilungsgraben, welcher völlig horizontal 1%, Fuß breit und 5 Zoll tief angelegt wird, ddd | find die Rüdengrippen; eee die Entwäfferungsgrippen und fder Hauptableitungsgraben. Sol der ſchmale Ruͤckenbau angewendet werden, fo theilt man die £inien h ı und k 1 in die Anzahl der Rüden ein, die man haben will. Sie werden je nach den Umſtaͤn⸗ den 15 25 Fuß breit gemacht, fo daß eine jede Seite des Ruͤckens T/,. 12”/, breit if. Sn Fig. 1 bat jeder Rüden 24 Fuß Breite während derfeibe 72 Fuß lang iſt. Angenommen nun, zwiſchen und dd läge die alte Wieſe bedeutend höher als in der Mitte und gegen die Buchftaben e e hin, fo müffen in der Linie hi in der Ent» fernung von 12 Fuß Löcher gegraben, und in jedes ein Pfahl, alle jebod fo tief Im gleichen Niveau, eingefchlagen werden, daß ber Ders theilungsgraben hoch genug liegt, um damit die ganze WWiefenfläche beherefchen zu koͤnnen und bie ſaͤmmtlichen Rüden eine ſolche Lage erhalten, daß Auf» und Abtrag fich möglichft mit einander ausgleichen. Alsdann wird der Hauptableitungsgraben k 1 eingerichtet, und zwar auf diefelde Weife ald es bereits beim Hangbau befchrieben worden; er wird 3 Fuß breit und 1’% tief gemacht, und erhält auf feine ganze Länge 6 Boll Fall. Das Gefälle von h i bis k 1 beträgt 12 308, Die zwiſchen den Rüden liegenden Entwäfferungsgrippen erhalten ein Gefälle von 5 Zoll und die noch übrigen 7 Boll Gefälle werden vom Vertheilungsgraben hi bis zum Anfange der Enttwäfferungsgrippen m (was eine Entfemung von 6 Fuß beträgt) einem Dange zugetheitt, der die Form eines ſehr ſtumpfwinkeligen Dreieds hat, wie ſolches die Fig. 1 bei o m o verdeutlicht. Nachdem nun die Tiefe des Anfangs - punftes der Entwäfferungsgrippe m p beſtimmt ift, wird mittelft Vifirftäben zwifchen den Punkten p und m diefe Grippe bergeftalt abgepfählt, daB auf jede 12 Fuß Entfernung ein Pfahl zu fichen fommt ; «8 wird deshalb neben den Pfahl bei n ein zweiter Pfahl geſetzt, welcher 12 Zoll länger als diefer ift. biernady wird die Nüdens höhe bis zum Pfahle o gebildet, indem man. alle 12 Fuß einen Pfahl fo tief einſchlaͤgt, daß dieſelben mit den Pfählen bei n und o ein gleiches Niveau haben. Auf diefe Weife wird nun zu allen Rüden und

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Entwaͤſſerungsgrippen fortgeſchritten. Die Höhe ber Rüden kommt mithin völlig horizontal zu liegen, mährend ihre Seiten nah dem Ende zu ein etwas ſtaͤrkeres Gefälle als zu Anfang haben, nämlich um fo viel, als das Gefaͤlle der Entwäfjerungsgrippe beträgt (d Zoll), oder mit anderen Worten: die Ruͤckengrippe ift bei m 7 Zoll über der Bewaͤſſerungsgrippe erhaben, während fie bei g 12 Zoll höher als diefe liegt.

Das ganze Gefälle, welches man dem Hauptableltungsgraben k 1 (hier auf einer Länge von 144 Fuß) giebt, beträgt, wie fhon vorhin bemerkt, 6 Zoll; er erhält daffelbe ohne weitere Beziehung auf die Ruͤcken⸗ oder Entwäfferungsgrippen. Man fegt, um die Grabenfohle zu beftimmen, neben den Pfahl bei 1 einen zweiten, der 6 Boll tiefer als diefer fleht, und richtet mit Viſirſtaͤben die uͤbrigen Pfühle bie zu k ein, indem man bei jeden Pfahl oder ale 12 Fuß einen zweiten niedriger einfchläge. Nachdem biefe Einrichtung getroffen ift, wird der Bau der Rüden auf Ähnliche Weife, als es vorhin beim Hangbau befchrieben wurde, ausgeführt; da aber angenommen wird, daß zwi⸗ fhen hi und dd die Erniebrigung ober ber Abtrag, und nah ee bin der meifte Auftrag Statt findet, fo wird jedesmal ein ganzer Rüden in Arbeit genommen, ja es kann felbft nöthig werben, gleich: zeitig zwei Rüden vorzunehmen. Was die Rafennarbe der alten Wiefe anbetrifft, fo wirh diefe, von der Linie o g nach der Linie mk und von o g nad m p hin, aufgerollt, fo daß die fämmtlichen Raſenrollen von der Bemäflerungsgrippe nad) der Entwäfferungegrippe rechtwinkelicht bergab zu Itegen kommen, von wo aus fie dann fpiter, wenn die Beete aufgetragen und geebnet find, wieder ruͤckwaͤrts abges sollt werden. Den Rüdenköpfen, von der Rüdengrippe an bis zum Abzugegraben hin, giebt man die Korm eines abgerundeten fehr ſtumpf⸗ winkligen Dreiecks, wie ſolches aus der Zeihnung (p g p) deutlicher zu erfehen if. Bei der bier angenommenen Höhe oder Woͤlbung der Rüden hört die Ruͤckengrippe 3 4 Fuß vom Abzugsgraben ent» fernt auf, find dagegen die Rüden höher, fo muß die Entfernung mehr betragen. |

Bei Anfertigung der mit ihrer Baſis bis an den Zubringe- graben hi floßenden, vorhingenannten ſtumpfwinkligen Dreiecke o m o fpannt man eine Schnur vom Punkte m bi8 anf ben Pfahl, der ihm gegenüber im Bubringegraben fteht, und hiernach von o zu 0, von o und o nach m.

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Sind nun bie Rüden nebft ihren Köpfen und den Dreieden, die fich zreifchen je zwei Rüden befinden, überall mit Rafen belegt und feftgefchlagen, fo fchreitet man zur Anfertigung: der Bes und Entwaͤſſerungsgrippen. Die Bewaͤſſerungsgrippen 1, welde auf der Mitte des Ruͤckens nah der Schnur angefertigt werden, erhalten bei o, ihrem Anfangspuntte, 10 301, und bei g, ihrem Endpunkte, 5 Zoll Breite, dagegen eine durchgängige Ziefe von 4 Zoll, Die Entwäffes rungsgrippen e, gleichfalls nad) der Schnur angefertigt und die Örenze zwiſchen je zwei Rüden bildend, erhalten bei p, ihrer Ausmündung, 9 Zoll Breite und 5 Boll Ziefe, und bei m, ihrem Anfangspunkte, 4 Zoll Breite und 4 Boll Tiefe, und haben folglich auf 66 Fuß Länge 1 Zoll Gefälle. Es tft leicht erklaͤrlich warum die Grippen an ben verfchiedenen Punkten auc eine verfchiedene Breite haben müffen, die Bewäfferungsgrippen führen nämlich bei ihrem Anfange und die Ents wäfferungsgrippen an ihrem Ende dad meifte Waffer. Nach dem Unter: ſchiede der Breite, welche zwifchen der oberen und unteren Grippe Statt findet, könnte man mun wohl folgern, daß der IOte Theil des Waffers, was zur Beriefelung dient, in den Boden ziehen werde, allein dieſes ift in der That nicht der Fall, denn obgleich die Entwäfferungs- grippen ſchmaͤler als die Bewäfferungsgrippen find, fo koͤnnen fie ˖ doch vermöge des ihnen gegebenen Gefälle eben fo viel Waffer abführen, als aus den horizontal liegenden Beroäfferungsgrippen über die Seiten der Rüden rieſelt.

Durch Fig. 2 u. 3 Taf. V find die Profile der Rüden von der Linie AB und ber Linie CD dargeftelit, wobei jedoch ber Hoͤhenmaß⸗ ſtab 5 Mal größer, als der Längenmaßflab angenommen ift.

b) Breiter Rüdenban.

Der breite Rüdenbau iſt durch die Fig. 4 u.5 Taf V verfinnliht. Der Zuteitungsgraben a (Fig. 3) ift 4 Fuß breit, 1), Fuß tief und bat auf 12 Fuß Länge "/, Zoll Gefälle. Der Damm, weicher an diefem Graben entlang läuft, ift in der Baſis Z Fuß breit, Die Einläffe (Einlaßgraͤbchen) b b find 1 Fuß breit. Der horizontal Iiegende Zuleitungegraben c c hat 2 Fuß Breite und ?/, Fuß Tiefe, , Die Nüdengeippen (Beroäfferungsgrippen) find am Anfange 18 Bol und am Kopfe p 12 Zoll breit und durchweg 5 Bol tiefs fie haben die Länge von 108 Fuß und 1 Zoll Gefälle. Die ganze Breite des Ruͤckens betraͤgt 72 Fuß, folglich iſt jeder Abhang nah links und

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vechtq 86 Fuß breit, Da es nun fehr ſchwer hält, bei dieſer Breitedie Seiten gut zu uͤberrieſeln, fo iſt auf der Mitte jeder Seitenfliche noch eine borizontallaufende Bewaͤſſerunasgrippe e e angebracht, und in biefe find ‘von der Ruͤckengrippe aus, zwei Buleitungsgrippen Im geleitet. Die Dimenfionen der letten beiden Grippen find biefelben . wie fie beim Bangbau angegeben wurden. Die Sntwäfferunges grippen ff erhalten an dee Raſenkante 3 Zoll. In der Sohle 5 Zoll Gefälle, da fie bei h 4 Zoll, bei i aber 6 Boll tief find. Ihre Breite iſt bei h 8 Zoll und bei i 12 Zol Das Gefälte. weiche der Hauptableitungsgraben g erhält, bleibt, wie beim ſchmalen Rüdens baue, hinſichtlich des Banes der Rüden unberuͤckſichtigt. Im Uebri⸗ gen geht das Verfahren, was bei der Einrichtung und Abwaͤgung der breiten Ruͤcken angewendet wird, aus den beim Hang» und ſchma⸗ len Ruͤckenbau ſchon mitgetheilten Regeln hervor. Auch «hier wer⸗ den die zwiſchen je zwei Beeten am Zubringegraben ſich befindenden ſtumpfwinkeligen Dreiede i h k in einen regelmäßigen, gut zu bes toäffernden Abhang gebracht; desgleichen werden die dreiedigen Rüden» koͤpfe o po im Hange abgerundet.

Edhemals hielt man es für noͤthig den Rüden einige Gefaͤlle gu geben, gegenwärtig iſt man aber überzeugt, daß dies völlig übers fläffig ſei; das Gefälle emtftcht gewoͤhnlich von felbft, denn da ber Kopf der Rüden derjenige Theil ift, welcher den meiſten Auftrag ers. hätt, fo erniedrigt ee ſich auch Hier meiſt fo ſtark, daß man fpäter genoͤthigt wird, die Bemäfferungsgrippen mit Rafenftreifen zu ummallen, fofeen das Waffer überall gleichmäßig ſtark Über das Beet riefen fol, was, wie ſchon oft bemerkt, durchaus erforderlich iſt. Nur den fehr langen Beeten giebt man ein geringes Gefälle, wie ſchon vorhin angegeben wurde.

Sehr oft kann man nun au bei einer Kunftwiefenaniage den Ableltungsgraben für eine barunterliegende oder unmittelbar baranftoßende ganz ähnliche Anlage nicht nur bei ſchmalen, fondern auch bei breiten Rüden, wieder als Zubringegraben benußen, In dieſem Falle wird derfelbe gleich breit-und horizontal wie der oberfte Bubringegraben angelegt. Man bat die allgemeine Erfahrung gemant, daß fich das Waſſer in diefem Graben für die neue Bemäfferung wie» der Eräftige ober verbeffere; in Abrede tft indeß nicht zu fielen, dab «8 ſchon viele feiner, die Pflanzen ernährenden, in Laoͤſung haltenden mineralifchen und oft auch organifchen Theile bei der erflen Benugung verloren hat. Jene Erſcheinung bürfte fi auf folgende Weiße

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erklaͤren laffen. Wenn das Waffer bei feinem raſchen Laufe über die Rüden bin, das Kohlenſaure⸗, Stilftoff und Sauerftoffgas, mas es immer im verbichteten Zuſtande enthält, guößtentheils verloren bat, fo Jieht «6, ſo⸗ bald e8 in Ruhe kommt, oder noch mehr, wenn ed ganz langfam in den Gräben oder Grippen fließt, da ſich die Waſſerpartikelchen dann über einander hinwaͤlzen und fomit immer neue Theile an die Ober⸗ flaͤche kommen, wieder Koblenfdure, Sauerftoff und Stidftoff aus der Luft an*) und wird dadurch befruchtet, indem die genannten Körper im Waſſer gelöfet, den Pflanzen leichter zur Nahrung dienen, alt wenn fie fih im Iuftförmigen Zuffande (in der Atmofphäre) befinden. Je raſcher deshalb das Waſſer bei der Riefelung über den Rafen hin⸗ gefloffen ift, um fo nöthiger wird es, daß «6, wenn e6 zur Bewaͤſſe⸗ rung, wieder tauglich werden foll, nun eine zeitlang ganz langfam fließe, da gerade bei der feüheren heftigen Bewegung die Kohlenfüure u. f. w. am leichteften Luftgefialt annimmt. Niemals wird aber das Waſſer wieder fo gut, ale es zu Anfange war, denn während feines Laufes über die Graſsnarbe bin , hat es, wie fchon vorhin des

merkt, auch viele feiner in Loͤſung baltenden mineralifchen Körper an bie Pflanzen ober den Boden abgegeben, bemerkt man dethalb, daß es nach wie vor ganz dleſelben Dienfte leiſtet, fo ann man ſich aud überzeugt halten, daß es während feines Laufe Quellwaſſer auſgenom⸗ men bat, welches gerade biefenigen mineralifhen Körper in Loͤſung hieit, die das Rieſelwaſſer fruͤher an die Pflanzen abgab. Dieſe auf

die Naturwiſſenſchaften ſich ftägende Erklaͤrung ſtimmt völlig mit der Erfahrung überein, und duͤrfte deshalb über eine Erſcheinung Licht verbreiten, bie ſchon lange der Gegenftand der Eroͤrterungen ge

weſen iſt; kennen wir aber einmal von irgend einer Erſcheinung ge:

nau die Urfachen, fo find wir audy im Stande für die ganze Zukunft unfer Verfahren danach zu regeln. '

ec) Bufammengefesgter (gemifhter) Ban.

Wird auf ein und berfeiben Wiefe der Hang» und Ruͤcken⸗ ban eingerichtet, und dabei daſſelbe Waſſer bald zur Bewaͤſſerung der Rüden, bald zu der des Honges benußt, fo nennt man diefed, wie ſchon vorhin bemerkt, den zufammengefegten oder ges

d

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miſchten Bau. Der zufammengefegte Bau wird nicht ſowohl durdy die Quantität des Wafferd, was zu Gebote ſteht, bedingt, als vielmehr durch die Oberfläche des Wiefengrundes; denn auf einem fehr abhäns gigen Terrain würde es fehr unvortheilhaft fein, den Ruͤckenbau anzus legen, während auf einem beinahe horizontal liegenden Stunde es ſehr viele Koften verurfachen würde, einen ftarten Bang herzuftellen, Hat man deshalb auch über ſehr viel Waffer zu verfügen. fo wird es doch immer gerathener fein, auf einem fehr unegalen Wiefengrunde, je nad) der Dertlichkeit, bier den Hang: und dort den Rüdenbau anzulegen. Iſt wenig MWaffer zur Bewaͤſſerung vorhanden, fo laͤßt ſich daffelbe bei diefer Einrichtung oft zehms und mehrere Male benugen, wobei es dann freilich zuerft immer beffere Dienfte als zulegt leiſtet, zumal wenn es viele düngende Körper in Sufpenfion halt, da ſich biefe bei der erſten Benugung faft gänzlid auf der Grasnarbe abfegen.

Sm Siegenſchen wird von manchen Wiefenbefigern behauptet, daß es vortheilhaft fei, alle MM 30 Jahre die Kunſtwieſen um zu⸗ bauen, d. h. ben Raſen abzuſchaͤlen, darauf den Boden tief um» zugraben, ihn wieder in die gehörige Form zu bringen, und dann mit Raſen zu belegen; hiernach fol nämlich das Gras bei weitem beffer als früher wachſen. Es Kann. gar nicht in Abrede geſtellt werden, daß dieſes Verfahren fehr oft einen wirklichen Mugen gewähren muß, näms lich auf ſolchen Bodenarten, die kene homogene Mifhung haben, oder thonig und eifenfhäffig (ungefund) find, denn beim Umarbeiten tom: men bie verſchiedenen Erdthelle beffer durch einander, was alle Pflan⸗ zen und folglidy auch die Gräfer lieben.

Es iſt im Siegenſchen auch Regel, alle Kunfts und Bewoäͤſſe⸗ rungswieſen das eine Dal in der Ränge nnd das andere Mal in des Quere zu mähen; denn wenn das Mähen auch noch fo gut vollführt wird, fo bleibt beim Ausbau doch immer ein Heiner Graskamm fie- ben; in welhem fih bie Schlammtheile, die das Waffer bei fich führt, abfegen,, und fo eine budelige Oberfläche heruochringen, bie in dee

Folge nice gehörig beriefelt werben kann.

. Bisher haben wir das Verfahren betrachtet, welches man feit etwa:3D Zahren im Siegenfchen bei Anlegung ber Kunſtwieſen befolgt,

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es ift, wie man gefehen haben wird, fe volllommen, daß es wohl kaum verbeffert werden kann; aus allen Ländern Deutſchlands wandert man deshalb nah Siegen, um bafelbft den Wieſenbau auf feiner böchfien Stufe der Ausbildung kennen zu lernen, denn aud in der weitern Pflege ber Kunftwiefen bat man es dafelbfi zu einer Voll: kommenheit gebracht, wie fie wohl nicht Leiche am andern Orten gefuns den werden bürfte. Die Siegener Wiefenbaumesifter wandern aber auch Icon feit längerer Zeit in fremde Länder, um auch dahin ben Kunftwiefenbau zu verpflanzen. So vortrefflih nun auch bie Wiefenanlagen im Siegenſchen find, fo kommen. ihnen doch bie Luͤne⸗ burgiſchen in vieler Hinſicht gleich, ja, was das Schwemmen, oder

Schaffen ganz neuer Wiefen anbetrifft, fo findet man biefes nit gends beffer als im Lüneburgifchen; dazu kommt noch, daß daB Ders fahren, welches man bier bei ber Anlage der Kunftwiefen befolgt, viel einfacher als im Siegenſchen iſt. Der Lüneburger Wiefenbaumeifter gebraucht bei feinem Baue nichts weiter als Spaten, Plaggenhaue, Schiebkarse, Miftforke, Harke, Handſchlaͤgel, Schnur und Maaßſtab Statt der Setzwaage bedient er ſich „role man ſogleich ſehen wird, meiſt des Waffers, und beugt —* alten Jerthuͤmern bei der Anlage auf das Sicherſte vor. Da nun der Luͤneburger weniger kuͤnſt⸗ lich baut, als der Siegener, ſo kommt ihm ſeine Anlage auch nicht ſo hoch zu ſtehen, ja man kann dreiſt behaupten, daß im Allgemeinen der Kunſtwieſenbau im Siegenſchen /, höher als im Lüneburgifchen zu fiehen kommt; denn verwendet ber Lüneburger auch oft 100 350 Rthlr. auf den Magdeb. Morgen, fo rührt viefed bloß daher, daß er auch angrenzende Sandhligel, bie mit ber Schiebkarre wegge⸗ fahren werden, in die neue Wiefe zieht. Nichts ift im Limeburgiſchen überrafchender, als von einem unfruchtbaren duͤrren Heidehuͤgel aus eine im Thale liegende bewäfferte, und mit dem ſchoͤnſten Grün prangende Kunſtwieſe zu ſehen, ja oft kann man ben einen Fuß in das üppigfte Gras fegen, während das andere noch auf dem aller uns fruchtbarſten Sande ruht. Das Verfahren, welches man im Lüs neburgiſchen bei deg Anlage der Kunſtwieſen anwendet, iſt in der Kürze daB folgende:

Zuerſt führt man den Hauptzuleitungsgraben aus dem mittelſt eines Wehres aufgeſtaueten Bache oder kleinen Fluſſe an die Wieſe, oder dahin, wo der Kunſtban (immer nur Ruͤckenbau) Statt finden fol, alsdann: fertigt man den Zubelngegraben an, leitet

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ſogleich Waffer hinein und beufert ihn an beiden Selten, wo er bie Ver⸗ tiefungen dee Wiefe ducchfchneibet, oder wo unterwärts das Terrain fo abhängig iſt, daß das Waſſer, falls es nicht gefhähe, ablaufen wuͤrde. Die Höhe der. Beuferung oder das Aufftauen des Woſſers in biefens Graben, richtet fih nun nach der Dertlichleit, und ein ges übtes Auge erkennt fehr bald, ob ſich bei Anlage der Beete Auftcag und Abteag mit einander ausgleichen werden; bemerkt man, daß der Abtrag nicht Hinreicht, um bie Beete fo hoch aufzuführen, als das Waſſer im Graben aufgeflauet ift, (denn fie follen von bier aus bea waffert werden) fo fentt man daſſelbe durch Ablaſſen; ſieht man ba» gegen, daß Abtrag oder Erde übrig bleiben würde, fo wird der Graben höher beufert ımd auch das Waſſer höher darin angelaffen. Der auf diefe Weiſe feſtgeſetzte Waſſerſtand wird dann mährend der Arbeit im⸗ mes im gleichen Niveau gehalten. und giebt fo ben ſicherſten Anhalts⸗ punkt für die Höhe aller rechtwinklicht auf den Zubeingegraben zu floßenden Beete oder Rüden ab. Hiernach fertigt man den Ablel⸗ tungegtaben an, und leitet gleichfalls Waffer hinein, fo zwar, daß dieſes fortwährend 9 12 Boll, (je nachdem die Berte eine größere oder ‚geringere Woͤlbung . haben follen) höher als im Zubringegraben ſteht; es ‚giebt die Norm für die Ziefe aller zwiſchen den Ruͤcken ſpaͤter anzulegenden Entwäflerungsgrippen ab. Alsbann merken, alle 20 24 Zus om Zubringegraben entlang, rechtwinklich auf demſelden zuſtoßend, die Bermäfferungsgrippen angelsgt; da wo das Terrain zu niedrig ift, führt man Dämme auf, und benutzt dazu die Erde der größten Haͤhen, die vorher abgeplagget werden; auf dieſen Däm- men fertigt man nun ‚völlig horizontal die Beruäfferungsgrippen an, und laͤßt gleichfalls Wafler hinein, um .bei der ferneren Arbeit feine Fehler zu begehen. . Darauf werden die Entwäffernugsgrippen, fo wie die Arbeit vorfchreitet, gemacht, man laͤßt fie aus dem Ableitungegraben vol Waſſer und dieſes dient num wisber bei ber Mölbung oder der Abdachung, die man den Seltenwänden der Beete zu geben bat, ale Norm, kurz Überall wird das Waſſer ſtatt ber Geb: wage auf die einfachſte Weife benugt, um dep Bau der Rüden kunſtgetecht auszuführen, Die Raſen, weldhe man von ber Wieſe, fo wie es eben dad Dorfchreiten der Arbeit erfordert, abplaggt, lege man in Beine Haufen und deckt fie fpäter auf die bereits niit Me: und Entwäfferungsgrippen verfehenen glatt gerechten Beete, wobei man in⸗ def nicht genau darauf fieht, daß fie nahe aueinanderſchlißen, tritt fr

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137 etwas feit, giebt alsdann den Entwäfferungsgrippen und dem Ableitungsgraben ein geringes Gefaͤlle, laͤßt hierauf fo viel Waffer über den neuen Wiefengrand, daß der Boden tuͤchtig burchnäßt wich und ſchlaͤgt endlich nach 24 Stunden. den Boden mit Handſchlaͤgeln fo glatt und fell, daß er nach Verlauf einiger Wochen nun anhaltender beriefelt werden kann. Die Köpfe der Beete werben im Lüneburgifchen auf diefeibe Weiſe wie im Siegenſchen abgerundet, aber bie Dreiede, weiche dert am Aubringegraben angefertigt werben, kennt man im Lüneburgifchen nicht; man führt die Entwäfferungsgrippen näher an ben Zubringer und waͤſſert von der Rüdenseippe aus. Uebrigens fängt man aud) im Lüneburgifchen, role ſich diefes von ſelbſt verſteht, mit dem Bau der Beete da zuerſt an, wo der größte Auf⸗ und Abtrag nöchig iſt, während man die guößten Hügel gleich anfungs dazu bes nubt, um in den Riederungen die Dämme zu erbauen, auf welchen bie kuͤnftigen Bewaͤſſerungegrippen bingeleitet werden Bei biefer hier

. Eurz befdwriebenen. im Luͤneburgiſchen üblichen Bauart ber Rüden ober .

Beete, geben die neuen Wiefen, falls dus Kleſelwaſſet gut und hinlaͤng⸗ lich vorhanden if, ohne alle weitere Düngung mit Mif u. f. w in dei Echnitten per Magdeburger Morgen nicht felten 50 Char. Heu und Grummet, ja, ed kommen einzelne Faͤlle vor, wo man fchon über 60 Cini. vom Morgen erntete!

Die Kunftwiefen erfordery, im erften Jahre nach ihrer Erbauung mancherlei Ausbefferungen, denn bie und da finden Eleine Senkungen Statt, die wieder erhöhet werden muͤſſen. Ganz; befonders kebürfen aber die Köpfe der Rüden, da hier ber meifte Auftrag von Erde ges hab, einer Nachhuͤlfe, hier muͤſſen die Grippen oft. bewfert werben, damit das Waſſer fi gleichmäßig über den Raſen ergiefe. Zuweilen ift auch eine Grippe oder ein Graͤbchen zu eng gerathen, fie fafien dann dad Waſſar nicht, und muͤſſen erweitert werben. Ein großer Vebeiftaud iſt ed, wenn eine Kunſtwieſe mit Rindvieh beweidet wich, denn diefeß zertritt die Grippen und Gräben dergeftalt. daß man fehe viel mit ihrer Wieberherfielung zu thun hats wo möglich follen fie deshalb, nur mit Schafen behuͤtet werden. Uebrigens verficht es fich von feibft, daß jährlich alle Gräben und Grippen gefäubert werben müffen, wobei befonders da6 Wieſenbei!, mit weldiem man an der, ben Brippen entlang geſpannten Schnur haut, gut Dienfte leiſtet.

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Bon den Geräthichaften, welche bei der Anlegung einer Kunſtwieſe erforderlich ſind.

Die mancherlei Geraͤthſchaften, welche man bei Anlegung der Kunſtwieſen bedarf, beftchen In Canalwaage, Setzwaage, Nivellirkreuz Bifiefteb, Viſirkreuz), Schiebkarre, Wiefenbeit, Raſenmeſſer, Stech⸗ ſchuͤppe, Spaten, Miſtgabel, Rechen, Haden, Schnur, Pfähle und Mapftab. \

1) Die Canalwaage dient zum Abmägen längerer Strecken. Ihre Einrichtung ift bekannt, zweckmaͤßig iſt es jedoch, wenn die Glab⸗ röhren, welche man in ihren Schenteln befeftigt, von recht bännem ‚Safe find, weil fonft, ſobald daffelbe dick iſt, das darin befindliche blau gefärbte Waſſer eine concave Oberfläche bildet und das genaue Vifiten dann unmoͤglich ift. Ich habe e8 immer ſehr zweckmaͤßig gefunden, ſtatt ber Glasroͤhren weiße Medizingiäfer mit durchſtoßenem Boden In die Rehrenſchenkel zu kitten, da diefe beim Weitertengen des Inſtrumentes fi‘) dann auch mit einem Stöpfel verſchließen Laffen und fo das Ver ſchuͤtten des gefärbten Waſſers verhindert wird.

2) Die Setzwaage, welche auß der befannten Bleiwaage und einer 18 Fuß langen, recht gerabe gearbeiteten Latte befteht, dient bazu, um die Pfaͤhle waſſerwaͤgig einzufchlagen. Es ift, um Irrthuͤ⸗ mer zu vermeiden, indeß erforderlich, die Bleiwaage bei jeder Station umzudrehen; will man 3. B. von einem gegebenen Punkte nad) Often zu In einer gewiffen Entfernung einen zweiten Punkt genau waſſer⸗ wägig beflimmen, fo muß, . wenn auf der erflen Station bie Seite, woran das Senkblel hängt, nach Süden zugewendet iſt, dieſelbe bei ber zweiten Station nad Norden zugelehrt fein, indem ſich die etwaigen Fehler dadurch ‚ausgleichen. - Bel windigem Wetter darf das Abwaͤgen mit der Setzwaagge aber gar nicht vorgenommen werben, überhaupt muß man bie Arbeit. immer zwei Dal vornehmen, un ges wiß zu fein, keine Fehler begangen zu haben.

3) Das Nivellirkreuz Fig: 6 Taf. V, wird aus Holz gemacht. Man muß davon brei haben, die genau glei lang find (8 Zuß). Das obere Querbrett wird bes beffern Erkennens wegen auf der einen

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Seite fchwarz und auf ber andern weiß angeſtrichen. Mit diefem einfachen Inſtrumente laffen fich fehr bequem und ficher alle mittleren Punkte einrichen, die man zwifchen dem oberen Vertheilungsgraben und dem unten Abzugegraben aufzuſuchen hat. &ie koͤnnen auch dazu benugt werden, um fowohl eine gewiſſe Reigung gegen den Ho⸗ rizont, als auch eine Horizontallinie weiter zu bringen. Nur muß: man feine zu langen Diftanceen nehmen, da fonft die oberen Kanten der Herizomtalbrettchen nicht genau genug zu erkennen find, Es find Drei Dann bei der Operation erforderlih. Will man z. B. zwifchen kt (Fig. 14 Taf. IV) die mittleren Pfähle m m m einrichten, ſo ſtellt ein Mann ein Vifickreug auf den Pfapl t und dreht die weiße Seite des Brettes nah k zu, während ein anberer ein Viſirkreuz auf den Punkt k ftelt und die weiße Seite nach. t zumendet, Nun mißt ber dritte Hann 18 Fuß von t nad k zu ab, wird hierauf von den’ beiden anderen in die Linie t k eingerichtet, und fehlägt zunächft t bei‘ m einen Pfahl, aber nicht tief ein, da er fi) dann, wenn es erfor derlich fein follte, Leichter wieder herausziehen laͤßt. Hierauf fegt dies fer Mann bei m fein Viſickreuz auf den neuen Pfahl und dreht nad) t zu die ſchwarze Seite des Vrettes. Die beiden bei t und k flehen: gebuͤckt hinter ihren Kreuzen, während fih der Mann bei m zur Seite des Kreuzes ſtellt; dabei müffen die Querbrettchen immer in möglichft horizontaler Lage gehalten werden. Sehen nun die beiden bei k und t ftehenden Männer, daß der Pfahl m noch zu hoch ftcht, fo rufen fie fih zu. um wie viel er ungefähre noch zu hoc) iſt, wor⸗ auf dann der. Mann bei m, der mit einem hölzernen Hammer ver». fehen fein muß, dem neuen Pfahl fo viel Schläge giebt, bid man von t oder k aus erkennt, daß er richtig ſteht. Auf: gleiche Weiſe wird nun von einem Punkte zum andern fortgefahten. Soll eine horizon⸗ tale, fallende oder fleigende Linie weiter gebracht werden, und find wert die Linie beflimmende Punkte gegeben, fo ftellen zwei Männer auf jedem biefer Punkte ein Viſirkreuz, ber deitte Mann geht bar "gegen vorwärts, fchlägt einen neuen Pfahl ein, und läßt ihn auf bie beſchriebene Weife vom erſten Punkte aus einrichten, alsdann wirb vom zweiten über den britten, dee vierte Punkt gebildet u. f. f.

4 Das Wiefenbeit (Fig. 10 Taf. IV, die Seitenanficht und Fig 11 die des Profils) dient fowohl dazu die Raſen, bie abgeſtochen und aufgerollt werden, einzubauen, ald auch um, wie ſchon beſchrieben, damit die Grippen Herzufielen: Die auf der. Rüskfeite des

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Beils angebrachte Hacke, giebt dem Beile die erforderliche Schwere, ba es hierbei leichter ſenkrecht in den Mafen gehauen werden kann. Es muß recht fharf und gut verſtaͤhlt fein. '

5) Die Stehfhüppe (Fig. 12 Taf. IV die Seitenanſicht und Fig. 13 die Anſicht von oben) wird von den Siegenern gebraucht, um damit die meiſten Arbeiten beim Kunſtwieſenbau zu vollfuͤhren. Sie dient zum flachen Abſtechen der Raſen, wird neben dem Wieſen⸗ beile zum Anfertigen und Reinigen der Grippen benutzt, und iſt hauptſaͤchlich dasjenige Inſtrument, mit welchem die wegzuſchaffende Erde in die Handkarren geladen wird. Sie muß gleichfalls verſtaͤhlt und recht ſcharf fein.

6) Das Raſenmeſſer (Fig 13 a Taf. IV) wird hauptfäche

uch in England bei der Anfertigung der Grippen gebraucht; es iſt

ſeitwaͤrts mit einem Eiſen verſehen, mittelſt welchem es der Schnur entlang eingetreten wird. Die übrigen erforderlichen Geraͤthſchaften beduͤrfen keiner beſon⸗ deren Einrihtung. Die Rechen find von Eiſen. Die Wehte, Schleufen, Gerinne, Schugbretter u. dgl., melde

bei einer Kunftwiefenanlage erforderlich find, bedürfen keiner weiteren "

Beſchreibung, da ihre Einrichtung Jedermann bekannt iſt.

Von der Bewaͤſſerung der Wieſen mittelſt Schoͤpf⸗ raͤder und Maſchinen.

Im Fraͤnkiſchen, Luͤneburgiſchen, Savoyen u. ſ. w. wird fehr haͤufig das Waſſer mittelſt Schoͤpfraͤder, die man in einem 6 8 Fuß tief unter dem Niveau der Wieſe fließenden, nicht duch Wehre aufzuftauenden Fluß, feht, gehoben, und hierauf zum Bewaͤſſern des Wiefengrundes gebraucht. Ein italleniſches Schöpfead iſt durch Fig. 7 Tat. V dargeſtellt. Es hat die Einrichtung, daß es mittelft eines bes ſchwerten Hebels, der fih auf einem Hypomochlium bewegt, hoͤher ober niedriger geſtellt, oder ganz aus dem Waſſer gehoben werden kann, was beſonders in unſerm Klima, wegen des Gefrieren des

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Waſſers im Winter von Ruben fein dürfte. Anderwärts nimmt man Die Rider den Winter uͤber auseinander, Geitwärts am Rande der . 12 16 Fuß im Durchmeſſer haltenden Schöpfräder find entweber Beine Raften oder Eimer, die das Waffer aus dem Fluſſe fchönfen und in «eine inne ausgießen, angebracht, von wo aus ed dann weiter auf die Wiefe geleitet wird. In Spanien und mehreren andern füdlichen Rändern, wo das Waſſer für Selder und Wiefen noch nöthiger ats bei un iſt, fegt man die Schöpfräder auch durch Thiere in Beroegung. Alle Schöpfräder find indeß nur ein Nothbehelf, denn wiewohl «8 im Grunde einerlei ift, ob das Waffer- durch einen Gras ben hergeleitet oder durch eine Mafchine herbeigefchafft wird, fo itefeen fie doch flet6 eine zu geringe Menge Waſſer und möchten des⸗ Halb durch andere zweckmaͤßigere Mafchinen erfegt werden. Wo das Geuermaterial nicht zu theuer ift, würde ohne Bweifel eine Dampf» mafchine von 5—20 Pferdekraft, die dann nebenbei auch noch zu andern Zweden benugt werden fünnte, die beten Dienfte leiften, zu⸗ mal wenn das Waffer noch tiefer als 6— 8 Fuß unter der Wieſen⸗ oberflaͤche flöffe. Sol ein gewoͤhnliches Schoͤpfrad nicht gar zu we⸗ nig Waffer heben, fo muß der Fluß fchon einen ziemlich rafchen Lauf baben; bei einer Dampfmaſchine kommt natürlich diefer gar nicht in Betracht. Die Anlage eine Dampfmafchine behuf Bewäfferung würde um fo vortbeilhafter fein, je fruchtbarer das Flußwaſſer, und je größer die zu bemäffernde Wiefe wäre. In ber That, eine Dampf maſchine gleichzeitig als Bewaͤſſerungsmaſchine, Mahtmühle, Delmühle, Saͤgemuͤhle, Drefhmühle u. f. w. benust, dürfte an manchen Drten | mit großem Mugen zu erbauen fein, hauptſaͤchlich aber unterhalb gros fer Städte, wo bei jedem heftigen Regenguffe das fruchtbarfte Waſſer unbenugt wegfließtt Welche außerordentliche Wirkung da® aus den Städten abfliegende Waffer bei der Wiefentewäfferung thut, kann man za Dorigni bei Lauſanne fehen, hier wird naͤmlich eine Wieſe, "Die mit dem Waſſer beriefele wird, was aus der genannten Stadt bei Regenwetter fließt, 6 7 Mal im Jahre gemähet, und giebt per Magdeb. Morgen wohl 90 100 Etnr H:u und Grummet.

Man bat es auch wohl verfuht, die Wiefen mitteilt einer Wafferfhnede, die durch Wind in Bewegung geſetzt wird, zu bewäffern, dabei ereignete es ſich aber oft, daß der Wind’ fehlte, wenn ‚gerade die Bewäfferung am nöthigften war. Das hätte man freilich vorausfehen können.

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Auch der hydrauliſche Widder ift ſchon zur Wiefenwaͤſſe⸗ rung benugt worden, indeß ohne günftigen Erfolg, da die Mafchine wohl im Kleinen, aber nicht gut im Großen auszuführen iſt. Mit einer ' Dampfmafchine kann die Wäfferung nah einem fehr großen Maß ftabe zu jeder beliebigen Zeit vorgenommen werden, und da hierbei auch viel erwärmtes Waſſer gewonnen wird, fo dürfte der Nugen no größer fein, als er vorhin ſchon angedeutet wurde, denn durch warmes Waffer muß der Graswuchs auch in den kalten Jahrszeiten bes fördert werben, wie es die Wintsrwiefen in der Lombardei ‚zeigen. Wie manche große unfruchtbare Sandflaͤche, die in der Nähe der Fluͤſſe liegt, könnte mittelft einer Dampfmafchine in die allerfruchtbarfte Wieſe umgefchaffen werden! Zu großen landwirthfchaftlichen Unter⸗ nehmungen fehle aber meiſt der Sinn, und wohl noch mehr die Kennt niß; das find die Gründe, warum die Gapitalien fo oft zu weniger einträglichen Dingen verwendet werben,

Von der Bewällerung der Wiefen mittelit Ueberſtauung.

Die Ueberſtauung der Wieſen beſteht darin, daß man dieſelben auf einmal ganz unter Waſſer ſetzt und daſſelbe willkuͤhrlich wieder ablaͤßt und den Boden trocken legt. Sie wurde vormals haͤufiger als gegenwaͤrtig angewendet, denn man hat ſich uͤberzeugt, daß, ob⸗ gleich wohl viel Gras danach waͤchſt, daffelbe doch von geringer Quali⸗ tät iſt. Die beften Wiefengräfer vertragen es nicht, daß fie, wie dies ſes bei der Ueberſtauung der Fall ift, Tage-, Wochen, oder gar Mos natelang unter Waffer gefegt werden. Man hat zwar an den meiften Drten bafür die Beriefelung der Wiefen, bei weldyer die edelſten Pflan⸗ gen ausbauern, eingeführt; allein ed kommen doc, viele Bälle vor, wo das planmäßige perlodifhe Ueberftauen der Wiefen aud) jegt noch manche Vortheile gewähren wuͤrde, zu biefen gehört voͤrnaͤmlich: 1) die Pflanzen find gegen die Einwirkung ber Kälte gefhügt, ſobald

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fie umter Waſſer ſtehen, das Ueberſtauen nutzt deshalb hauptſaͤchlich den Graͤfern, die auf einem ſehr humusreichen Boden wachſen, ba bin fer im Winter leicht auffriert und dann die Wurzeln zerreißen ober Schaden nehmen; 2) durch den Druck des Waſſers wird der zu lofe Boden feit, weshalb das Ueberſtauen auch vorzüglich dem fehr humus⸗ reihen Boden nutzt; 3) das Waſſer fegt während der Ueberflauung viele duͤngende heile ab, und kommt deshalb der Auffchlidung, wenn auch nicht gleich, doch ziemlich nahe; 4) es verſchwinden danach alle Moofe und Klechten, fowie noch viele andere fchädliche Wieſenpflanzen; 5) alles den Wieſen fchädlich werdende Ungeziefer wird badurdy vers tilgt unb 6) erfordert die Anlage zum Ueberflauen Leinen großen Koſten⸗ aufwand.

Die Operation hat indeß nur dann einen guͤnſtigen Erfolg, wenn ſie dem Boden, dem. Klima, dern Waſſer und den Pflanzen angemeſſen vorge⸗ nommen wird; Moorwaſſer taugt 3.3. nicht zum Ueberftauen, und eben fo wenig vertragen es die Pflanzen, wenn fie zu einer Zeit lange unter Waſſer fliehen, da ihre Vegetution beginnt, oder wo fie in vollem Wachsthum begriffen find, indem die Wurzeln gerade dann des Zus tritte® des atmoſphaͤriſchen Sauerſtoffes am meiften bedürfen, Um daher den Pflanzen immer neuen Eauerftoff zuzuführen, thut man - wohl baran, fortrmährend etwas Waffer zu» und abfließen zu laffen. Unter diefen Verhaͤltniſſen koͤnnen feibft die Winterfaaten, wie biefes ſchon früher bemerkt wurde, im Frühjahr Wochenlang unter Wuaſſer ftehen, auch halten fih dann die edelften Wiefenpflanzen beffer.

Was den Boden anbelangt, auf welchem das Weberftauen den größten Nutzen fchafft, fo iſt dieſes unftreitig der ſchwammige und bee ſehr durchlaſſende; der erflere wird nämlich, wie fchon erwähnt, dadurch fefter, während ber letztere dadurch mit vielen duͤngenden Stoffen, geſchwaͤngert wird. Am wenigften darf der MWiefengrund, wel⸗ hen man zu Überflauen gedenkt, einen undurchlaſſenden Untergrund baben, und Boden, der fehr thonig iſt, qualificire fi) gleichfalls nicht gut dazu. Der grandige, oder ſehr fandige fogenannte higige Boden ift dagegen derjenige, welchem die Ueberſtauung am zuträglichften iſt.

Das Klima betreffend, darf wohl unbedingt angenommen werben, daß bie Operation der Ueberflauung einen um fo größern Nugen ger währe. je trodener und heißer baffelbe ift.

Dom Waſſer gilt daffelbe. was ſchon früher hinſichtlich der Ries ſelung bemerkt wurde. Mit dem Waſſer, was viele Salze (befonders

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Kochſalz und falzfaure Talkerde) in Loͤſung hält, muß man fehe vor fichtig fein; denn fo großen Nugen die Pflanzen auch von diefem Waſſer haben, wenn es nur Eurze Zeit auf der Wieſe fteht, fo ſchaͤdlich wird es ihnen dagegen, wenn -fie lange bamit bedeckt bleiben. Das Waffer, was im Herbſt und Frühjahr von fruchtbaren Feidern oder aus Staͤd⸗ tm und Dörfern fließt, iſt jedenfalls das befle zum Weberflauen der Wirfen.

Soll die Operation die beften Dienfte Leiften, fo iſt erforderlich, daß der Wiefengrund eine ziemlicy vonagesechte Oberfläche oder doch einen bedeutenden Kal babe, denn bei ſtarkem Gefälle kann nur mittelft hoch aufgeworfener Dämme eine bedeutende Fläche umter Waſſer gefegt werden, wobei aber immer der Uebelftand eintritt, daß das Waſſer vor dem Damme fehr Hoch fteht, während es, weiter nach aufwärts zu den Boden nur eben bedeckt. Große Exrhabenheiten fol Eeine gute Wieſe haben, und folglich auch diejenige nicht, auf welcher man das Ueberftauen anzuwenden denkt, fie müffen deshalb abgetragen und in die Vertiefungen gebracht werden, oder können dazu bienen, um damit die Wiefe zu ummallen, fehle aber die Erde zur Ummallung, fo wird biefelbe mit einem Graben. umgeben und bie daraus ges nommene Erde dann zudem Damme benugt. Hat dagegen der Wiefen- grund eine beinahe horkzontale Lage, fo bedarf es zu feiner Ummwallung weiter nichts als eines mit dem Pfluge hoch zufammengepflügten Beetet. Iſt das Terrain bald body bald niedrig, fo muß jeder Theil für ſich mit einem Malle umgeben und überfiauet werden Damit endlich das Moffer ſich nicht nur ſchnell über die Wieſe verbreite, fondern auch der Boden, nachdem daſſelbe aus der Bewallung abgelaſſen iſt, bald wieder troden werde, muß der Wiefengrund mit einer hinlaͤng⸗ lichen Menge Gräben und Grippen durdfchnitten fein. Bei einer hinlaͤnglichen Menge von Gräben kann ſelbſt ein Wiefengrund mit Mugen uͤberſtauet werden, der einen unduechlaffenden Untergrund bat und ſehr eifenfhäffig if. Die übrigen Einrichtungen gehen aus bem hervor, was früher über daB Aufſchlicken erwähnt wurde, mit wel» der Operation das Ueberftauen der Wieſen auch die größte Aehnlich Leit hat, ober vielmehr daſſelbe If. Die meiften Etauwiefen tom: men im Muͤnſterſchen vor, wo die Waſſermuͤller die Gerechtigkeit baben, über Winter (vom November bis Mäız) das Waffer auf den vor den Mühlen gelegenen Wiefen aufzuftauen; bier findet auch dee oben engeführte Fall Statt, naͤmlich, daß fortwährend etwas Waſſer ab»

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und zufließt, fo daß bie dortigen Staumiefen nicht nur vieles, - fondern auch fehr gutes nahrhaftes Gras liefen. Man wendet übrigens das Ueberſtauen nicht nur im Winter, fondern auch im Fruͤh⸗ jahr und mitten im Sommer nach ber Heuernte an; natuͤrlich darf man dann die Wiefen nur 12 36 Etunden unter Waſſer fegen. Ehen fo wenig iſt das Ueberftauen vorzunehmen, wenn das Gras (dom ziemlich berangewachfen ift, da hierbei die Blaͤtter mit Schlamm uͤberdeckt werden würden.

Bon der unterirdifchen Bewaͤſſerung der Wiefen.

Die unterirdifche oder anftauende Bewäfferung ber Miefen befteht darin, den Boden von unten flatt von oben her mit Maffer zu verfehen. Man umgiebt zu diefem Ende die Wiefe mit einem offenen Graben und bucchzieht fie mit mehreren verbedten Gräben, bie mit dem Hauptmwaffergraben in Verbindung ſtehen. Liegt der Miefengrund horizontal, fo braucht man nur das Waffer in den offenen Graben zu laffen, von wo aus es dann in bie untericdis fhen Gräben tritt, und fo den Boden allmälig anfeuchtet; iſt der Boden dagegen abhängig, fo verfchließt man die untern Enden ber verdeckten Abzlge, und laͤßt das Waffer an ihrem oberen Ende ein, bat ſich dann der Boden gehörig angefeuchtet, fo Öffnet man ihr untered Ende wieder, und laͤßt das Waffer abfliefen. ine dergleichen Beräfferung ann felbft dann noch vorgenommen werden, wenn das Gras ſchon fehr lang if. Sie wird in der Lombardei und, mie ich gefehen habe, auch zu Hofwyl in der Schweiz angewenbet, ſteht aber der Rieſelung und Ueberſtauung ſehr nach.

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Bon den Berbefferungen des Aderlanded.

Es gehört wohl zu den fehr feltenen Fällen, daß Aderländereien vorhanden find, die auf bie eine oder die andere Art ſich nicht ſollten verbeffern laffiens denn bald iſt ihr Boden kalt, zu naß oder zu troden, bald iſt er zu thonig, fandig, Ealkig, humusarm oder bus musteich, bald hat er ein zu grobes oder ein zu feine Kom, bald fehlt ihm bie für die Pflanzen fo wichtige Homogeneität, bald ift der Untergrund zu durchlaſſend oder nicht durchlaſſend genug, bald 'ift die Oberflaͤche zu uneben umd hat kein hinreichendes Gefälle, bald enthält die Aderkrume fo viele große und Heine Steine, baß deren Bearbei⸗ tung fehr ſchwierig wird oder die Pflanzenwurzeln ſich nicht gehörig darin ausdehnen können, kurz, betrachten wir unfere Aderländereien genauer, fo werben wir immer fehen, daß fie an größern oder kleine⸗ ven Fehlern leiden, Daneben werden wir aber auch finden, daß fie meift ſehr verbeffert werden können. In dem Folgenden wollen wir die am bäufigften vorkommenden Fehler des Ackerlandes der Reihe nach aufzäh: Ien, zugleich aber auch die Mittel angeben, durch welche ſich biefelben, wenn auch nicht immer gänzlich, doch größtentheils befeitigen laffen.

)) Von ber Verbefferung ber Aderländerelen, bie an Mäffe leiden.

Obgleich die Näffe zu den Hauptfehlern des Aderlandes gehört,

| fo ift e8 doch noch bei weiten ſchlimmer, wenn der Boden an Dürre

- leidet, da leichter das Waſſer unfhädlih gemacht werden kann, als

fih ein ſehr trodner Boden In einen feuchten verwandeln laͤßt.

Die Näffe des Aderlandes rührt von mehreren Urfachen her.

1) von Quellen, 2) von einem undurdlaffenden Untergrunde, 8) von

einer zu großen twafferanhaltenden Kraft des Erdteichs und A) vom

Srundwaſſer, oder dem Waſſer, waͤs von benachbarten Fluͤſſen, Seen,

Teichen u. f. w. in den Untergrund flaut. In dem Fruͤheren iſt

[bon erörtert worden, wie die von Quellen hetruͤhrende Naͤſſe fort-

geichafft werden koͤnne, audy wie man zu verfahren habe, wenn ber Untergrund umbuschlaffend ſei, wobei ich nochmals bemerkte, baß bie -

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fhmalen 4 - 8 furchigen Aderbeete (Bifange) mit bie beflen Dienfle leiſten. Was das Grundwaffer anbetrifft, fo bleibt es immer das Rathſamſte, den Wafferfpiegel der Seen, Zeihe u. f. w. zu ſenken, oder, wo dieſes nicht ‚möglich ift, gleichfalls fchmale gewölbte Beete anzulegen, oder tiefe, breite, parallel neben einander binlaufende Gtaͤ⸗ ben zu ziehen und mit ber daraus erhaltenen Erbe den übrigen Boden zu erhöhen. Iſt dagegen das Aderland wegen großer wafferanhals tender Kraft des Erdreiches naß, wie beim Thon und Letten, fo hat man bdaffelbe mit Erdarten (Sand unb Kalk) zu vermifchen, welche die wafferanhaltende Kraft mildern, oder man pflügt es gleichfalls in ſchmale Beete, und forget überhaupt dafür, daß es fo kurze Zeit als möglih in ber Breite liege, denn wenn man bem überflüffigen Waſſer Gelegenheit verfhafft, in den vielen Beetfurchen abzuzies ben, fo nimmt das Erdreich nicht fo viel Waffer auf, ale es aufneh⸗ men fann, und leidet folglich dann auch nicht fo leicht an Naͤſſe. Dei der Aderung in ſchmalen Beeten verfhafft man aber auch bem naſſen Boden eine größere Oberfläche, von welcher hauptſaͤchlich wit die Wafferverdbunftung abhängig iſt, und endlich bleibt hierbei ber Boden, da das Zugvieh beim Eggen in den Furchen geht, lockerer, unter welchen Verhältniffen er dann gleichfalls da8 aufgenommene Waſſer durch die Verdunftung ‚früher verliert.

2) Bon ber Berbefferung der Aderländereien, die an Dütre leiden.

Da die Pflanzen die Nahrungsftoffe des Bodens nur mittelft des Waſſers zu fih nehmen, fo ift es einleuctend, daß ein Feld, weldyem es oft an Seuchtigkeit fehlt, nur ſehr wenig Werth für die ungebaueten Srüchte haben kann. Es giebt drei Fälle, welche die Urs ſache der Dürre find: 1) ein leicht durchlaſſender Untergrund flehe zu nahe unter der Oberfläche, 2) die Aderkrume hält das Waſſer nicht fange genug an, .und ruht Über einem ziemlich durchlaſſenden Unter⸗ grunde und 3) das Feld iſt den Sonnenflrahlen zu fehr ausgefegt.

Die Dürre des Feldes, welche von einem ſehr durchlaſſenden Untergrunde, als von Grand oder grobem Sande herrührt, in welchem die Feuchtigkeit ſich mittelft der Haartoͤhrchenkraft nicht wieder in bie. Höhe zieht, ift ein Uebel, dem nur ſchwer abzubelfen ſteht. Das Einzige. was bier gefchehen ann, Ift, daß man Thon 3— 4 Zof dick auf das Feld führt, und denſelben 2 3 Fuß tief unter rajolt,

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jedoch bergeftalt, baß er im Urtergrunds eine zuſammenhaͤngende Schicht bilde, denn kommen Rüden darin vor, fo fucht das Waſſer diefe auf, ſenkt fich ſchnell tiefer, und die Oberfläche leidet nach wie vor an Duͤrre. Die ganze Operation ift indes fo Eoftbar, daß fie mit Mugen nicht leicht im Großen ausgeführt werden kann, da der Magdeb. Dlorgen, auch wenn der Thon ganz nahe zur Hand liegen follte, auf 45 50 Rihlr. zu flchen kommt. Hat man dagegen in der Nähe der an Dürre leidenden Grand: odes Sandfelder Waffer, was man zu jeber beliebigen Zeit drauf leiten kann, fo laſſen fie fih dadurch eben fo fehr im Ertrage erhöhen, als dies bei den an Feuchtigkeit leidenden fondigen Wiefen der Fall ifl. Das merkwürbigfte Beiſpiel diefer Art kommt in Deutfhland in der Nähe Wiens. vor, naͤmlich zu Therefienfeld; dort bemäflert man einen fehr unfrudhtbaren Stand» boden mehrere Dale im Sommer, und bewirkt dadurch, daß er bie reichten Ernten an Mais, Kartoffeln u.f.w. giebt. Ja, man erntet feitbem man waͤſſert ?/, mehr al8 früher. Die Felder werden dazu in Bifange gepfläge, in deren Furchen man das Waffer leitet. Ste müffen folglich möglichft horizontal liegen; wo dieſes aber nicht zu bewirken ift, da flauet man das Waffer In den Furchen auf. Auch in Dommern hat man In der neueren Zeit ähnliche Bewaͤſſerungen ganz im Großen auf därrem Sandboden mit dem ausgezeichnetften Erfolge angelegt, und eine fchon feit langer Zeit beſtehende Bewaͤſſerung ber Felder findet fih zu Wernigerode am Harz. Bekanntlich gehört bie Bewäfferung der Selder in ben heißen Klimaten, 5. B. Spanien, Stalien, dem füdlichen Tyrof u. ſ. w. zu ben ganz gewöhnlichen Vers fahrungeweifen.

Die Wäfferung ber Felder nugt natuͤrlich, wie bei den Wiefen um fo beffer, je mehr mineralifhe Pflanzennahrungsſtoffe das Waſſer in Loͤſung hält, und alle, was früher in diefer Hinficht bei der Wie⸗ fenbewäflerung erwähnt wurde, iſt auch auf die Felder zu beziehen.

Im zweiten alle, wo bie Oberfläche des Feldes das Waſſer nicht lange genug anhält, und auch der Untergrund ziemlich durch⸗ laſſend tft, laͤßt ſich das Uebel dadurch heben, daß man die Aderfrume mit Lehm, ober beffer mit thonigem Mergel und humusreicher Erbe vermiſcht; daß man fie von Zeit zu Zeit auflodert, indem fie als⸗ bann Feuchtigkeit aus ber Luft anzieht, und daß man ba6 Feld mit einzeln ſtehenden fogmannten Schattenbäumen hbepflanzt. Der Boden, welcher Feuchtigkeit aus der Luft mittelft der Aufloderung

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anziehen fol, muß aber ſchon einige Thon⸗ Humus⸗ oder Eifentheile enthalten; da nur diefe Körper, nicht aber der Quarzſand, und fei er auch noch fo fein, die hyproskopiſche Eigenſchaft befigen. Beſteht deshalb ein Boden bloß aus Sand, fo wird er durch die Auflockerung nur noch trodener ; man überläße diefen am beften fo lange ald moͤg⸗ li) der Ruhe, benuße ihn als Schafwelde und bepflanzt ihn aud) wohl mit Schattenbäumen, falls man es nicht gerathener finden folte, ihn gänzlich mit Kiefern zu befäen,

Im dritten Falle, wo das zu ſtark einwirkende Sonnenlicht die

Uecſache der oberflaͤchlichen Dürre ift, fo bei allen nah Süden ſtark

abhängigen Feldern, laͤßt ſich ein anderes Mittel ergreifen als ‚Pflanzen zu cultiviren, die mit ihren Wurzeln tief in den Unters grund dringen ober man pflanzt gleihfalls Schattenbäume an. Durch die fehr tief mit ihren Wurzeln eindringenden Pflanzen, als Lucerne und Efparfette, läßt fi aucd der Boden, welcher wegen eines ſehr durchlaffenden Untergrundes an Dürre leidet, häufig noch am befien benugen.

3) Bon der Verbefferung des unebenen Aderlandes durchs Planiren.

Füͤr Felder die nicht in ſchmale Beete, ſondern in ber Flaͤche oder in ſehr breite Stuͤcke geackert werden, iſt es von Wichtigkeit, daß ihre Oberflaͤche nicht loͤcherig oder uneben ſei, da ſonſt das Waſſer, was ſich in den Vertiefungen anſammelt und hier einige Zeit ſtehen bleibt, den Pflanzen großen Nachtheil bringt. Kine völlige Ebnung des Aderlandes iſt um fo nöthiger, je tboniger die Oberfläche und je un« durchlaffender der Untergrund if. Nirgends nimmt man wohl auf die Ausgleihung aller Unebenheiten, die auf den Aedern vorkommen, mehr Bedacht, ald im Altenburgifhen. Die Dertiefungen werben dort entweder mit Erde ausgefüllt, die man von andern Orten weg⸗ nimmt, oder man bringt, wie bei ber Ebnung ber Wiefen, die Hligel der Felder in die Vertiefungen. Eehr gute Dienfte leiſtet hierbei das fon mehrere Male genannte Moldbrett (Fig. 8 Taf. V); biefes Inſtrument ift eigentlich weiter nichts als eine große Schaufel, vor weiche zwei Pferde gefpannt werden Man fährt damit yegen bie durch tiefes Pflügen zuvor aufgeloderte Erde der Hügel, hebt die Handhabe a etwas in die Höhe, fo daß die Schneide in den Boden dringt, treibt die Pferde ſtark an, damit ſich eine hinlängliche

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Menge Erde in die Schaufel fchiebe, läßt alsdann die Handhabe fal⸗ len, fhleift nun bi6 zu dem Punkte hin, mo der Auftrag gefchehen foR und Fipt, hier angelangt, das Motpbrett, die Handhabe wieder er greifend und mährend "die Pferde immer im Gange, bleiben, ſchnell über. Auf diefe Weife ſchafft man binnen kurzer Zeit eine außerors bentlihe Dienge Erde von den Hügeln in die Vertiefungen, während die eleihmäßigere Vertheilung derfelben dann noch den Menfchenhänden überlaffen bleiv. .Die Breite des Moldbrettes ift 4 5 Juf; vorne iſt es wie ein hoͤlzerner Sputen mit Cifen befdjlagen oder vers ſtahlt. Die untere auf dem Boden bingleitende Seite ift wegen der ſonſt ſehr ſchnellen Abnugung mit einigen eifernen "Schienen benagelt. Die Hafen a a, worin die Stricke gebunden werden, an denen die Pferde ziehen, nlüffen weder zu meit nach der Schneide noch nad binten zu befeftigt fein, da fonft, wenn der richtige Punkt nicht getroffen ift, das Inſtrument fchleht geht. An die Sterge oder der Handhabe ift ein Strid gebunden, um damit das Moldbrett, nachdem es waͤh⸗ rend des Ganges der Pferde uͤbergekippt ift, ſchnell wieder zuruͤckreißen zu innen. Die übrige Einrichtung des Inſtrumentes, deffen richtiger Gebrauch erft einige Uebung erfordert, geht aus der Zeichnung hervor. Man hat ſchon verfucht, es hier und da einzuführen, verwarf es jes doch bald wieder als unbrauchbar; daſſelbe Schidfal erleiden bekannt: lich viele andere oft fehr nüsliche Aderinftrumente. Der Hauptgrund, weshalb der Verſuch mißglädte, mar mohl, daß man verfäumte, den Boden zuvor durchs Pfluͤgen aufjulodern,

Eofern auf einem Felde nur geringe Unebenheiten vorkommen, laffen ſich dieſelben fehr gut dadurch ausgleichen, daß man häufig kreuz und quer ruhrt oder haaft, da ſich hierbei die vom Haaken fort- geſchobene Erde in den Vertiefungen abfegt. Auch durch häufiges Rundeggen oder Eggen bald nach dieſer, bald nach jener Richtung, laͤßt ſich die Oberfläche des Feldes ebnen, zumal mern die Zinken ſo kurz ſind, daß die Eggebalken auf der Erde hinſchleifen. Die Linie, welche beim Rundeggen beſchrieben wird, iſt Fig. 9 Taf. V abgebildet. Es werden bekanntlich dabei 4— 6 Pferde hinter einander gefpannt, fo zwar, daß das zweite Pferd an die Egge des erften, das britte Pferd an bie Egge des zweiten u. f. f. mit einem Stricke ges bunden ift.

Die allgemeine Regel bei der Ebnung der Felder muß übrigens fein, die Hügel nicht don aller guten Erde zu entbloͤßen, und eben ſo

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wenig bie Ackerktume der Vertiefungen zu body mit unfruchtbarer Erde zu überdeden. Dan bat folglich wie bei der Ebnung ber Wie⸗ fen darauf Bedacht zu nehmen, daß. die ganze Oberfläche des Geldes eine gleichmäßige Schicht guter, tragbarer Erde behalte; follte aber an diefer oder jener Stelle der unfruchtbare Boden zu flah zu liegen fommen, fo muß durch Ueberfahren mit Mergel, Moder oder guter Erde nachgeholfen werden.

4) Bon der Verbefferung der ungleihen Miſchung ber Ackerkrume.

Erwaͤgt man, daß die angebaueten Pflanzen, hauptſaͤchlich die Getreidearten, in einer gleichmaͤßig gemiſchten Erde bei weitem beſſer wachſen, als in einem Boden, deſſen Beſtandtheile keine gleichfoͤrmige Miſchung haben, ſo leuchtet ein, daß es zu den weſentlichſten Verbeſſerungen des Ackerlandes gehoͤren muß, demſelben auf irgend eine Weiſe die moͤglich vollkommenſte Homogeneitaͤt zu verſchaffen. Iſt die Verſchiedenheit in der Miſchung nur gering, findet ſich z. B. das Eiſen nur in kleinen Adern oder Punkten ausgeſondert, oder ſind der grobe Sand oder die Humustheile in dem einen Erdkloße in etwas größerer Menge als in dem andern angehäuft. fo läßt fi) dem Uebel am beften durch eine fleifige Bearbeitung, hauptfächlich durch häufiges uhren und Eggen nad) verfchiedenen Richtungen abhelfen (worin denn auch mit der Dauptnugen der reinen Breche befteht). Sind dagegen die Verfchiedenheiten in der Erdmifhung bedeutender. kommt 3. B. an der einen Stelle nur Thon vor, wihrend an einer andern bloß Sand befindlich iſt, ſo bleibt nichts anderes uͤbrig, als auf die thonigen Stellen Sand, und auf die ſandigen Thon zu fuͤhren Um aber eine den Beduͤrfniſſen der Pflanzen ſtets angemeſſene Miſchung der Ackererde bewerkſtelligen zu koͤnnen, wird durchaus erfordert, daß man eine ge⸗ naue Kenntniß von den Eigenſchaften der verſchiedenen Erdarten bes ſitze. Ich habe dieſen Gegenſtand in meiner vor Kurzem erſchienenen Bodenkunde ausführlich abgehandelt, fo daß ich mir erlauben kann, den geehrten Lefer auf jenes Werk zu verweiſen.

Hat man Erde, welche zur Verbeſſerung eines fehlerhaften Vodens dienen foll, über die Oberfläche des Feldes gefahren, fo iſt nathrlih nun auch noch ihre möglich innigſte Vermiſchung mit der Aderiume nöthig; dies geſchieht am beflen babucch, daß man den Acker wihrend des Sommers recht oft pflügt, euhrt, walzt nud egget,

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meift will man aber nicht gen eine Frucht aufopfern, und ber Er⸗ folg der Operation iſt dann nicht fo ale er wohl hätte fein können, Da id auf diefen Gegenftand weiter unten nod einmal zuruͤckkommen werde, fo verfpare ich das, mas noch darüber bemerkt zu werden ver⸗ dient, bis dahin.

5) Bon der Berbefferung einer fehr feihten Adertrume,

Auf einem Felde, was nur eine feihte, 3 4 Boll maͤchtige Ackerkrume hat, gedeihen, wie die allgemeine Erfahrung lehrt, die an» gebaneten Pflanzen, hauptfächlic die Gerealien niemals fo gut, als auf einem Ader, der biß zu der Tiefe von 10 12 Zoll biefelbe Miſchung beſitzt. Nichts: ift wohl natürlicher als dies, die Pflanzen finden nämlich, in einer tiefen Krume mehr Nahrung als In einer feihten, dringen mit ihren Wurzeln mehr perpenbicular in den Boden und find fomit einander nicht im Wachsthume Hinderlih. Aus biefem Grunde ftehen die Pflanzen auf einem Felde mit tiefer Krume nun auch dichter, ohne fich jedoch zu legen, da ihre Wurzeln tiefer im Boden haften, in welchem fie niht nur mehr Nahrung, fondern auch) mehr MWaffer als in der feihten Krume finden. Da es nun für das Gedeihen der Gewaͤchſe von großer Wichtigkeit iſt, daß fie einen recht tiefen Boden unter fich haben, fo geht daraus hervor, eine wie weſent⸗ liche Verbefferung der Ader erfährt, wenn man feine etwaige feichte Krume in eine tiefe verwandelt. Die Ausführung diefer Operation ift indeß mit vielen Schwierigkeiten verbunden, und erfordert, vote fo: gleich näher gezeigt werden foll, ſtets die größte Vorfiht und Auf merkſamkeit. Es giebt fünf Mittel, wodurch die Ackerkrume vertieft ‚werden kann, nämlich 1) durch das gewöhnliche Pfluͤgen, 2) durchs Graben, 3) mittelft des Epatpflügens, 4) durch das Rajolpfluͤgen, 5) durchs Rajolen und 6) durchs Miniren. Wir wollen diefe ver: ſchiedenen Operationen jede einzeln für ſich mäher betrachten.

1) Bertiefung der Ackkerkrume buch den gewöhnli— ben Pflug Gewöhnlich raͤth man an, die Aderkrume nur dann durchs Pflügen zu vertiefen, wenn man dem Lande auch mehr Mift als früher zukommen laffen Eönne, indeß zeigen fehr viele Erfahrun⸗ gen, zu denen id) auch die meinigen zählen Eann, daß felbft ohne ftärkere Miftdüngung anzuwenden, die Vertiefung der Ackerkrume In vielen Fällen ſehr nüglih if. Unmittelbar unter der Adeskrume

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befindet fit) meiſt eine harte, für bie Getreidewurzeln ſchwer zu durchdringende Schicht, wird dieſe aber mit dem Pfluge durchbrochen, ſo koͤnnen die Wurzeln nun leichter in den Untergrund bringen, und Nahrung daraus hervorholen; denn baß fie dieſes thun, iſt gar nicht in Zweifel zu ziehen, wenn man erwägt, daß z. B. der Weizen 1% 2 Fuß lange Wurzeln treibt und die Minerafien zur chemis ſchen Gonftitution der Pflanzen gehören. Natürlich darf die Humus enthaltende Erde der Oberfläche nicht fo tief vergraben werden, daß die Wurzeln gar nicht im Stande wären, biefelbe zu erreichen.

Die Vertiefung der Ackerkrume durchs Pflügen hat freilich auch ſchon oft den allerungänfligftien Erfolg gehabt, allein wo dieſes der Fall war, da beging man dem Fehler, das Land gleich, nachdem e# gepflüget worden war, mit Fruͤchten zu beflellen. Nur da, wo der Bos dem fehr wenig Eifen und Mangan enthält, kann diefes gefchehen, je reicher er dagegen unmittelbar unter ber alten Ackerkrume an beis den Körpern iſt, um fo länger muß man nad) dem tiefen Pflügen mit der Ausfaat der Schchte warten. Der Boden der untern Schich⸗ ten enthält naͤmlich das Eifen und Mangan größtentheild im orpdu« litten Zuftande, und ba es in diefem Zuflande ſehr leicht den Pflanzen nachteilig wird, fo darf die Beftellung der Früchte nicht eher Start finden, als bis durch eine häufige Luftausfegung das Eifen und Man: gan ſich höher oxydirt haben; hierauf kann aber wohl ein volles Jahr und auch nody länger vergehen, falls man den Boden nachher wenig

pjlügt, egget und walzt.

2) Vertiefung der Ackerkrume mittelfi des Grabens. Da beim gewöhnlichen Graben mit dem Spaten der Boden 8— 9 Zoll tief umgearbeitet wird, während man ihn beim gewöhnlichen Pflügen nur 4 5 Boll tief wendet, fo dient die Anwendung de& Grabſcheites, flatt des Pfluges, auch ſtets zur Vertiefung der Ackerktume. Beim Graben wird der Boden bei weitem vollkommener gelodert und gemifcht al6 beim Pflügen, fo daß, unter übrigen glei⸗ hen Verhaͤltniſſen, die Früchte bei der erſten Operation auch in der Regel beffer als bei der zweiten gedeihen; hiervon habe ich mich fehr oft durch Verſuche überzeugt, und viele Landwirthe werden mit mir dieſelbe Erfahrung gemacht haben. Ein Feld, was man umgegraben hat, wird gewöhnlich nicht geegget, fondern nur gerecht, es bleibt deehalb lockerer, und ba bierbei der Zutritt bes atmofphärifchen Sauer Hoffe zu den Wurzeln eher möglich if, und ſich diefelben nun auch nad

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allen Richtungen Leichter ausdehnen koͤnnen, fo iſt biefes ohne Zweifel der alleinige Grund, warum bie Fruͤchte auf gegrabenem Lande immer beffer als auf gepflügtem wachen. Je thoniger der Boden ift, um fo beſ⸗ fere Dienfte muß hiernady das Graben eines Feldes leiften, und in ber That, die allgemeine Erfahrung hat gelehrt, daß fich dieſes in der Wirk: lichkeit beftätigt. Beim Graben wird jeder Erdkloß gehörig zerkleinert, während beim Pfluͤgen des thonigen Bodens meiſt Schollen entftehen; diefe müffen dann durd die Egge zerkleinert werden, wobei aber ber Boden von den Zugthieren wieber feft getreten wird, in einmaliges Umgraben des thonigen Bodens lodert denfelben oft beffer, als ein 2 Imaliges Pflügen, und da nun au die Früchte nach der erflen Operation Immer beffee als nach der zweiten wachſen, fo kann es, wo ed nicht an Menfchenhänden fehlt, rathſam fein, bdiefe Bodenart ſtets umgraben ftatt umpflügen zu laffen. Am erſten hat man feine Zuflucht zum Grabfcheit zu nehmen, wenn der thonige Boden au fehr viele Steine enthält, da dann mittelft des Pfluges, wenn bie Aderkrume vertieft werden foll, gar nichts auszurichten iſt. Die Steine müffen dabei auch wohl mit Zuhllfenehmen der Hade losgebrochen und fpäter fortgefchafft werden. Sol die Aderkrume eines Feldes mittelft bes Grabfcheited um einige Zoll vertieft werden, fo muß es fiets im Herbft gefchehen, während man fie erft im naͤchſten Frühjahr mit Srüchten beftellt, da die herauf gebradyte unfruchtbare Erde durch Einwirtung von Luft und Froſt erft ihre ſogenannte Rohheit ver⸗ loren haben muß.

Auf humusreichem trockenen Sandboden, der fehr eiſenſchuͤſſig iſt, bildet ſich haͤufig unterhalb der Ackerkrume eine dünne feſte Borke, die aus Eiſenoxpdul, Thon, Sand und Humusfäure beſteht. Man ſchont fie ſorgfaͤltig beim Pfluͤgen oder Graben, fo in Norfolk, da ſie den Nutzen hat, daß ſie die Duͤngertheile und die Feuchtigkeit in der Ackerkrume zurüuͤckhaͤlt.

3) Vertiefung der Ackerkrume mittelſt des Spat⸗

pflügens. Das Spatpflügen iſt eine Operation, bei welcher der Boden tiefer als durch das gewöhnliche Pfluͤgen und Graben umge: arbeitet wird; denn es beſteht darin, daß man 10 12 mit Spaten verfehene Arbeiter auf einen Pflug vertheilt, dieſelben aus ber fhon gezogenen 6 8 Zoll tiefen Furche noch einen 10— 12 Zoll tiefen Stich thun, und benfelben auf das ſchon umgepflägte Land werfen laͤßt, fo daß hierdurch der Boden bis zu der Tiefe von

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16 2% 300 umgearbeitet wird. Die Arbeiter werden aber hierbei: auch angewiefen, alle etwa vortommenden fehr verſchiedenen Erdarten, ale Thon, Sand, Humus u. f. m. weit um auszumerfen, ba man zugleich eine moͤglichſt gleichförmige Mifhung des Bodens bewirken voill, indem hierin hauptfächlich mit ber Nugen des Spatpflügens befteht. Es zeigt ſich befonders zuträglich auf alfen Bodenarten, deren Unter: grund reich an Eifen ift, oder wohl gar Rafeneifenftein enthält. Dieſes Mineral, nicht tief im Untergrunde ruhend, wirkt naͤmlich auf das Wachsthum aller Pflanzen hoͤchſt nachtheilig, kommt es dagegen an die Luft zu Iiegen, fo wird, wie diefes die Belgier, Holläns der, Luͤne burger u.f.ro. bezeugen, die Ackerkrume dadurch verbeffert. Der Grund diefer Erfcheinung ift daß der tief liegendeRafeneifen: fein ſtets viel Eifenorpbul enthält, welches fich in Humus⸗ und Kohlenfäure auflöfet und dann die Pflanzen mit mehr Eifen verforgt als fie verihnlihen koͤnnen; wird dagegen das Mineral an die Ober: fläche gebracht , fo zerfällt e8 zu Pulver, zieht Feuchtigkeit aus ber Luft an, das Eifenorpdul orydirt ſich höher, und loͤſet fi) dann nicht mehr in Koblenfäure und nur noch fehr wenig in Humus'äure auf; zugleich entſteht mittelft Zerfegung des Waſſers, unter Zutritt des atmoſphaͤriſchen Stidftoffs, auch Ammoniak, von welchem Koͤr⸗ per dann hauptſaͤchlich die duͤngende Eigenfchaft des Raſeneiſenſteins herruͤhrt. Das Spatpfluͤgen hat außer dem Nutzen der Vertiefung der Ackerkrume auch noch den Vortheil. daß dabei die Wurzelunkraͤuter (befonder® Quecken) tief vergraben und erſtickt werden, daß alle in der Alerkeume befindlihe Samenunfräuter (hauptſaͤchlich Hederich) vers Shwinden, daß fi) der Boden mehrere Jahte fehr loder hält, daß er eine größere Menge Waſſer aufnimmt und daſſelbe länger anhält, und hauptfählih, daß dadurch mehrere, bisher den Pflanzenmwurzeln unzugaͤnglich geweſene mineralifche Nahrungsftoffe an die Oberflädje oder in den Bereich der flachwurzelnden Geroächfe gelangen. Soll ein Seld gefpatpflügt werden, fo ift die befte Jahrszeit dazu der Herbft; man ſtreuet dann während des Winters Mift darliber und beftellt es im Scühjahe mit Kartoffeln, die hiernach in der Megel einen ſehr bebeus tenden Ertrag geben, zumal wenn man dazu auch noch mit Moder oder humusreicher Erde gebüngt hat. Das Spatpflügen wird am haͤnfigſte in Belgien, Holland, dem Lüneburgifhen, Osnabrückſchen, und überhaupt im norbweftlihen Deutfchland, auf allen leichten Bodenarten angewendet, die veller- Unkraut find

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wohl Stroh aber keine Körner liefern, Mafeneifenftein im Untergeunde enthalten, unb überhaupt dauernd verbeffert werden ſollen; es iſt im. der That eine Operation, die ihres bedeutenden Nutzens wegen, haͤu⸗ figer als bisher in Anwendung gebracht werden moͤchte.

4) Vertiefung der Adertrume mittelft des Rajols pflügens. Sofern die Ackerkrume über 12 Zoll vertieft werden fol und man diefes durch den Pflug bewerfitelligen will, laͤßt man in berfelben Furche zwei Pflüge hinter einander gehen. Mit dem eriten Pfluge wird dann der Boden 7 8 Zoll tief umgepflügt, wäh- vend man mit dem zweiten den Untergrund bis zu der Tiefe von 15 20 Zoll bervorholt und ihn über die erfte Sucche wirft. Damit der hinterſte Pflug die Arbeit gut verrickte ift erforderlih, daß ſo⸗ wohl deſſen Streihbrett als deſſen Schaar anders als gewöhnlich con⸗ ftruiet fei, das Schaar muß nämlich ſchmal, und das Streichbrett ges ſchwungen fein, indem der Pflug dann nicht nur tief eindringt, fon dern auch den heraufgeholten Boden gut über bie erſte Furche deckt. Zugleich muß er aber auch bei weitem flärfer als der erſte Pflug ge: baut und mit vielem Eifen befchlagen fein, denn ber Untergrund ent haͤlt gar Häufig Steine, die er lo6zubrechen und an die Oberfläche zu

- bringen bat. Je nachdem viele oder wenig Steine im lntergrunde vorkommen, läßt man einen oder zwei mit Haden, Spaten und Hebe⸗ bäumen verfehene Menſchen neben den Pfluge hergeben, damit fie die dem Pfluge im Wege figenden Steine ſogleich herausgraben können. Man thut immer wohl daran, den hinterften Pflug mit 4 ſtarken Ochſen ftatt mit Pferden zu befpannen, da diefelben cher fill fteben, wenn der . Pflug auf ein unuͤberwindliches Hinderniß ftößt, und deshalb nicht fo leicht zerbricht. Niemals foll man aber bigige oder junge Pferde zum Rajolpfluͤgen gebrauchen, da diefe den Pflug alle Augenblid zerbrechen. Beim Rajolpflügen bleibt die Erde beinahe auf der» fetten Stelle liegen ober verändert ihre Lage nur in fofern, als bie oberfte nach Unten und die unterfls nah Oben zu liegen kommt; es finder alfo hierbei kein Durcheinanderarbeiten der verfchiedenen Erb: arten Statt. Beim Spatpflügen wird dagegen die Erbe je nach dem Beduͤrfniſſe bald hier bald dorthin geworfen, oder die ſchlechte wird mit der guten und fo umgekehrt vermifcht; erwägt man nun aud noch, daß der hinterfte Pflug 3— 4 Pferde oder Ochſen, 2 Mann zum Fuͤhren und Halten, und einen bis zwei Mann zum Steinaus⸗ brechen erfordert, fo leuchtet ein, daß das Spatpflügen in ben bei

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weitem melften Fällen bem Butt an zu werben vers dient. Iſt der Untergrund abet fehr fteinig. fo kann die legte Operation gar nicht angewendet werden. Im Uebrigen bat man beim Rajol⸗ pflügen biefeiben Vorſichtsmaßregeln zu beobachten als beim Spat⸗ pflügen oder Überhaupt bei der Vertiefung der Ackerkrume.

5) Vertiefung der Adertrume durchs Rajolen. Das fogenannte Rajoien, was mit dem Sputen und der Schaufel und, wenn das Erdreich fieinig oder fehr thonig iſt, auch mit der Hade volführt wird, befteht darin, daß man den Boden 2— 3 Fuß tief umarbeitet und auflodert. Das fehr tiefe Rajolen bis zu 5 Fuß findet nur in Gaͤr⸗ ten und bei Hopfenanlagen Statt, wohingegen man bis zu der Tiefe von 3 Fuß zu den meiften Fruͤchten rajolen kann. Dan verfährt dabei auf folgende Weiſe. An dem einen Ende des Feldes wird nach ber Schnur ein Graben mit faft fteilen Wänden in der Tlefe gemacht bis zu welcher der Boden umgearbeitet werden ſoll; bie Breite des Grabens muß mindeftens fo viel betragen als deffen Tiefe. Ale Erde weiche man aus bemfelben erhäft, fährt man fogleich nach ber entges gengefegten Seite des Feldes, da fie hier zur Ausfuͤllung des zuletzt entftehenden Grabens dienen muß. Iſt nun der Graben vollendet, fo wird dicht daneben nach der Eeite hin, welche rejolt werden fol, in ber Breite, welche der Graben hat, die oberfte Erde weggenommen und auf die Sohle des Grabens gethan, daruͤber wirft man dann wieber die Erde, welche tiefer herausgenommen wird, und fährt fe fort, bis die Tiefe des früheren Grabens erreicht iſt; hierdurch entſteht folglich ein zweiter Graben, während der erſte zugemorfen ifl. Alt dann wird der zweite Graben mit der Erde eines neuen dritten eben fo tiefen und breiten Grabens zugeworfen und fo fortgefahren, bie man ans Ende bed Feldes gekommen if. Während der Arheit feibft wird alle Erde, welche von ber übrigen fehr abweicht, weitumaus⸗ geworfen, bamit der tajolte Boden eine recht gieihmäßige Mifkung erhalte; follte aber der Untergrund fo viel fchlechte (eifenfhüffige) Erde enthalten, daß, braͤchte man fie fämmtlih an die Oberfläche, dadurch der Boden fehr unfruchtbar werden wuͤrde, fo thut man die Erde der Ackerkrume nicht ſaͤmmtlich auf die Sohle des Grabens, fondern wirft etwas davon auf den heraus gegrabenen Untergrund, oder forgt dafür, daß an der Oberfläche auch ein Theil der guten Erde bleibe, Enthält dagegen der Untergrund beſſern Boden als die Oberfläche, fo bringt man legtere gänzlich in den Untergrund. Die größern Steine, welche

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fi vorfinden, wirft man In die Oberfläche, um fie fpäter fortfchaffen zu können. Diefe große Vehtiefung des Bodens mittelft des Spatens kommt, wie leicht erfichelich ift, bei weitem höher zu ftchen als bie geringere, bei welcher man gleichzeitig den Plug und Spaten ges braucht; die letzte Art der DBertiefung reiht auch für die meiſten auf ben Feldern gebaueten Früchte hin, weshalb das [ehr tiefe Rajolen mit dem Spaten eine Operation ift, die nur in gewiffen Füllen mit Nutzen angewendet werden kann. Am beften eignet fie fih, wie wie weiter unten ſehen werden, bei der Urbarmahung von Wüftungen ; ba, wenn ein Boden tief umgearbeitet wird, die etwa vorhandenen Loͤcher und Unebenheiten gut ausgeglichen, und die verfchiedenen Erd⸗ arten volllommner unter einander gemifcht werden koͤnnen.

6) Vertiefung der Aderkrume durchs Miniren. Sf der Boden unmittelbar unter der Aderfrume fo dicht und feſt, daß bie Wurzeln der Pflanzen nicht in die tieferen Erdſchichten dringen Pina nen, um bie dafelbft vorhandenen mineralifhen Nahrungsftoffe hervor⸗ zuholen, oder iſt ein an und für ſich ſchon feuchter Boden bier fo ſtark gefchloffen, daß das Regenwaſſer darüber fliehen bleibt, fo thut man wohl daran, ihn zu minirten, d. bh. die unter ber Ackerkrume ſitzende undurchdringliche Schicht mitteljt eines Pfluges dem fogenannten Mintrer (Fig. 10 Taf. V) in der Pflugfurche aufs zulodern, ohne bdiefelbe jedoch an die Oberflähe zu bringen. Da das Inſtrument den Boden 4 6 Zoll tief auflodert, und hierbei oft ein bedeutender Widerftand zu Üüberwältigen iſt, auch häufig Steine im Wege fisen, fo muß es ſtark und dauerhaft gearbeitet fein; damit aber das Echaar a noch weniger zerbrechen ober ſich verbiegen möge, HNiſt es zweckmaͤßig, vor dem Bügel der Pflugkette flatt des gewähnlis hen eifernen Nagels oder Bolzens einen hölzernen Nagel b zu fieden, da dann, wenn das Schaar gegen einen Stein zu figen komint, erſterer eher als das legtere bricht, Sobald dieſer Fall eins getreten iſt, hebt man das Inſtrument aus dem Boden, erſetzt den zerbrochenen Nagel durch einen neuen, und pfluͤgt hinter dem Steine welter, während ein Mann denſelben aus dem Boden graͤbt und ihn auf die Oberfläche wirft. Dieſelbe Vorrichtung kann man nun och bei allen Mäderpflügen, mit welden das Land fehr tief umges brochen wird, anbringen, da man dann weniger zu befürchten bat, daß ber Pflugbaum ober andere Theile des Pfluges zerbrochen werben. Dos dreisdige gut verſtahlte Schaan des Minirers muß 8— 9 Zoll

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beit fein, indem es jedesmal bie Sohle fe Pflugfurche aufzulockern bat. Das Inſtrument erfordert 2 Z3 Pferde oder beſſer Ochſen zur Anſpannung, und wird vorzüglich im Herbſt, wenn der Boden feucht if, da es dann leichter einbringt, angerwendet. Die beflen Dienfte leiſtet das Miniren auf allen Bodenarten, die unter der Adertiume fehe eifenfhüffig find, Indem daduch dem Sauerſtoffe der Luft ber Zutritt erleichtert wird, und das Eiſenoxydul fi dann höher orpdirt. Das Miniren möhte auf eifenfhüffigen Bobdenarten dem tiefen Ums pflügen beffelben jedesmal ein Jahr vorausgehen, da das heraufgepflügte -Eifen den angebaueten Fruͤchten dann weniger fchaden wuͤrde.

6) Von der Verbefferung des Aderlandes buch Weg: ſchaffung der etwa vorhandenen Steine

Wenn man erwägt, daß große, in der Ackerkrume befindliche Steine der Beaderung fehr im Wege find, gar häufig das Zerbiechen der Pflüge, Haaken, Eggen u. [. tw. verurſachen, die Ausdehnung der Pflanzenwurzeln behindern, und an ber Stelle, wo bie Oberfläche des Feldes mit einem Steine bedeckt ift, wohl beffer eine Pflanze ftände, fo iſt es einleuchtend, daß das Kortfchaffen oder Abfammeln der vorhandenen Steine zu den weſentlichſten und dauerndſten Ver⸗ befferungen des Aderlanded gehört. Das Ablefen der Steine muß jedoch, der Kofibarkeit wegen, meift auf diejenigen befchränkt bleiben, welche größer als ein Hühnerel find, es fei bean, daß man Gelegenheit babe, die Heineren Steine zu unterirdiſchen Abzlgen oder zur Chanfs firung von Wegen zu benugen. So zwedimäßig nun auch im Allge⸗ meinen das Abfammeln der Steine von den Aeckern ift, fo giett es doch ſehr viele Bälle, wo es hoͤchſt unvortheilhaft fein wuͤrde, dieſelben ſaͤmmtlich fortzufchaffen, nämlich dann, wenn die Eteine ben Pflan⸗ sen zur Nahrung dienende Körper enthaltın, der Ackerktume diefelben aber gänzlich fehlen, oder doch nur in fehr geringer Menge darin vors kommen, denn da bie Steine allmaͤhlig verwittern, oder in Erde zer⸗ fallen, fo werden auch alle jene Körper den Pflanzen nah und nach zugaͤnglich. Hiernach würde es ſehr fehlerhaft fein, wenn man bie häufig im Sandboden der Diluvialformation vortommenden abgerundeten Gneis⸗, Syenit⸗ und Granitſteine gänzlich abfammelte, da der Feld⸗ fpath und Glimmer diefer Steine bei feiner Verwitterung Den Boden mis Kali, Natron, Kal: und Talkerde verforgt, alfo mit vier Körpern, werau der Eandboden des Dilnviums in der Megel Mangel leldet,

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wiewohl diefelben zu den mefentlichften Nahrungsmitteln der angebaurten Pflanzen gehören. Aehnlich verhaͤlt es fih nun auch mit vielen uns bern. Steinarten, befonders find aber diejenigen von Wichtigkeit, weiche zu ben Seldfpathgefteinen gehören, da der Boden mittelſt derfelben das bei der Vegetation eine fo wichtige Role fpielende Kali erhaͤlt. Will man baher das Ackerland durch das Abfammeln der Steine nicht vers fchlechtern, fo ift erforderlich, daß man ſowohl die chemiſchen Beſtand⸗ theile des Bodens, als die der Steine Eenne, indem man nur dann eine gehörige Auswahl darunter treffen Tann. Ale zum Quarz⸗ geſchlechte gehörenden Steine Eönnen unbedenklich ganz fortgefchafft ‚werden, theild weil fie faft gar nicht verwittern, theild und haupt: ſaͤchlich, weil fie nur aus der im Boden meilt in hinreichender Menge vorhandenen Kiefelerbe beftehen. Bon ben Kali, Natron, Kal: und Talkerde führenden Steinen, mödte man dagegen immer nur das Uebermaß fortfchaffen, zumal wenn die Adererde arm an diefen Koͤr⸗ pern iſt. Am erfien koͤnnen diejenigen Heineren und größeren ‚Steine gänzlich abgefammelt werden, welche im Untergrunde des KBobens die anftehende Felsart conflituiren, denn enthalten fie auh Sub⸗ tanzen die den Pflanzen zur angemeffenen Nahrung dienen, fo wich bie Ackerkrume dody meift hinlänglid, von unten auf bamit verforge. ' Daß in der That die Steine, wenn fie zerfallen, ber Vegetation durch ihre Beftandtheite nügen, geht nicht nur unwiderleglich aus ben chemis (hen Beftandtheilen der Pflanzen hervor, fondern wird auch noch duch andere Erfcheinungen bewiefen; fo 3. B. hat bie Erfah⸗ rung gelehrt, daß ein Sanbboden, welcher viel Granite, Gneis⸗ und Spenitgerölle enthält, unter Übrigens gleihen Verhaͤltniſſen, immer beffere Früchte hervorbringt als ein nur aus Quarzkoͤrnern beſtehender Boden, und eben fo hat man fhon mehrere Male beobachtet, daß ein Feld, von welchem fehr forgfältig die Steine abgeſammelt wurben, fi num nicht mehr fo fruchtbar als früher zeigte. Man glaubte dann, die Pflanzen feien durch das Abfammeln der Steine ihres Schupet beraubt worden, der Boden habe mittelft der Steine Feuchtigkeit aus ber Luft angezogen u. m. dergl. während das weniger gute Wachsſthum dee Pflanzen doc) wohl hauptſaͤchlich darin begründet war. daß fie jest Mangel an ben Körpern litten, welche fie früher ducc das Werwittern ber Steipe erhielten. Indeß laͤßt ſich auch nicht Idugnen, baß bie Eteine den Pflanzen zumellen audy noch auf andere Weiſe, aid duch ihre Beftandtheile nügen, wenngleich diefer Mugen meift nur ein ſeht

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geringer fein dürfte; bie dunkel gefirbten Steine erwärmen z. B. ben Boden dadurch, dag fie die Sonnenftrahlen zerlegen; einige wenige andere Steine ziehen Feuchtigkeit aus der Luft an und theilen biefelbe dann dem Beden mit, noch andere verhindern, auf der Oberfläche liegend, das fehr ſchnelle Austrodnen des Bodens, wieder andere ſchuͤtzen bie Erdtheile gegen die Angriffe des Windes oder verhindern das Wegwehen berfeiben, und enbtich gewähren die obenauf liegenden Steine in raus ben Klimaten den jungen Saaten auch mohl einigen Schug.

Die großen Steine werben, um fie leichter fortfchaffen zu Binnen, zuvor mittelſt Pulver zerfpreugt. Mehrere cryſtalliniſche Gefteine koͤnnen aber auch durch Huͤlfe des Feuers zerkleinert werden. Man bedecht fie zu biefem Ende mic Reisholz, zündet daſſelbe an, befprengt fie noch heiß mit kaltem Waſſer und zerfchlägt fie gleich darauf mit großen Hämmern. Das Zerfprengen mit Pulver iſt immer mit gro⸗ fer Gefahr verbunden, wenn man es auf bie gewöhnliche Weife vers richtet, fchüttet man bagegen ſtatt bed Lehms, der feft auf die Ladung getrieben wird und wobei gerade ber Schuß fo leicht los geht, trock⸗ nen Sand anf das Pulver, fo wirb der Zweck eben fo vollkommen erreicht, falls die Löcher nur tief genug. gebohrt worden find.

Beim Fortfchaffen fehr großer Steine bedient man ſich des foges nannten Steinwagens (Fig. Il Taf. V). Ein aus zwei ſtarken Balken beftehender und durch zwei Querriegel verbundener Rahmen bängt an einigen Kettengliedern unter den Achfen eines Wagens und wird, wenn man die Steine darauf laden will, von ber Hinterachfe los gemacht, mittelft eines Hebebaumes b zieht man dann den beladenen and wieder eingehenkten Rahmen in die Höhe, bindet den Baum auf dee Vorderachſe feſt, und macht ihn hernach, an Ort und Stelle ans gelangt, beim Abladen der Steine wieder los.

Haben die großen, im Lande figenden Steine keinen bedeutenden Werth, fo verfendt man fie auch an Dre und Stelle fo tief, daß fie - der Beackerung nicht mehr im Wege find. Zu dieſem Ende graͤbt man neben dem Steinen tiefe Löcher und waͤlzt fie mittelft Hebe⸗ baͤumen hinein; fie muͤſſen indeß fo tief verfenkt werben, daß die dar⸗

‚Über zu legen kommende Erde die Mächtigkeit von 2 Fuß befißt,

denn iſt fie flaͤcher, fo leiden bie daruͤber flehenden Früchte leicht an

Duͤrre; befjer bleibt es deshalb immer ,- fie gänzlih vom Lande zu

ſchaffen, denn Binnen fie auch zu weiter nichts gebraucht werden, fo

laſſen ſich doch ſehr vortheilhaft Mauern davon errichten, die zur 11

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Scheldung der Feldſchlaͤge und Koppeln dienen, und daun bei ber Beweidung der Felder ehe zu Statten kommen, da fie die Früchte gegen den Anlauf des Viehes ſchuͤtzen.

Es leidet übrigens wohl einen Zweifel, daß auch ale an Kali, Natron, Kalle und Talkerde reichen Steine auf manchen Bobenarten fehr gut als Düngungsmittel benutzt werden Einnen , natürlich nicht fo wie fie find, fondern Am fein gepulverten Zuſtande, was durch zweckmaͤßige Mafchinen bewerkſtelligt werden müßte. Kleine Verſuche, die ich In diefer Hinſicht mit mehreren Gefleinen anflelite, fielen fo günftig ans, daß ich daraus wohl folgern darf, die Sache werde fi auch im Großen mit Mugen ausführen lafien.

T) Bon der Verbefferung des Aderlandes durch Vers mifhung feiner Oberflähe mie Mergel, Kalk, Thon, Sand, Humus, Afche, Gyps, Knochenmehl, Kochſalz u. f. w.

Da es Thatſache ift, daß die von uns angebaut werdenden Gewaͤchſe, forwie die Pflanzen überhaupt, zu ihrer volllommenen Ente wickelung nicht bloß ein günftige® Klima und eine gute phofiiche Bes ſchaffenheit des Bodens, ſondern aud) eine ganz eigenthümliche chemis ſche Gonftitution des Erdrelchs erfordern, d. h. zu Ihrem Gedelhen eis nen Boden verlangen, der bald mehr bald weniger den Wurzeln zugängliche Kleſel⸗, Kalte, Talk⸗ und Alaunerde, Eifen und Man: ganopyd, Kalt, Natron, Chlor, Phosphorfäure, Schwefelfäure, Humus⸗ fäure und ſtickſtoffhaltige Körper enthält, indem dieſes alles Stoffe. find, welche zur Nahrung der Pflanzen gehören, und das eine Gewaͤchs oft diefen, das andere dagegen oft jenen im größerer ober geringerer Menge zu feiner volltommenften Ausbildung bedarf, fo geht hleraus hervor, daß die Adererden, da fie fehr felten in ber Natur fo zufam: mengefegt vorlommen, als es bie Pflanzen erfordern, fehe verbefiert werden muͤſſen, wern man ihnen die Körper. woran. fie vlelleicht Man⸗ gel leiden, in einem ſolchen Verhaͤltniſſe kuͤnſtlich mittheilt, daß Dadurch ein Gemiſch entfteht, welches den Anforderungen der Culturpflanzen in jeder Art Genuͤge leifte. Um nun aber hierbei, wie es fo leicht und oft gefchieht, Keine Gehler zu begehen, um nicht etwa Subſtanzen auf den Ader zu bringen, die nicht allein nutzlos ober uͤberfluͤſſig find, ſondern auch wohl gar ſchaͤdlich wirken, ift erforderlich, daß man ſowohl bie Beduͤrfniſſe des verfchiedenen angebausen Pflanzen, als aud genau

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die Weftandiheile de6 Bodens und ber Materialien, womit man. den: ſetden zu verbeffern denkt, krane. Die Art und Weile, wie man zu dieſer Kenntniß gelangte, iſt zwar etwas fchwierig und mit einiger Arbeit und Mühe verbunden, dagegen aber nicht koſtbar, und fo sweerläffig und fücher, daß fie uns ſogleich in ben Stand fegs. fchon tm Voraus alled das zu beredinen, was wir, wenn wir auf die ges wöhnikhe. Weiſe verfahren, erſt durch Jahrelang fortgeſetzte Verſuche ergruͤnden koͤnnen. Sch habe .fehe ausführlich über dieſe Gegenſtaͤnde in meiner » Chemie für Landwirthe, in meiner >Bodenfunde« und Im meiner > Lehre vom Dünger < gehandelt, fe daß ich, um mich nicht zu wiederhoien, den geebrten Lefer bitten muß, alles darauf bezügliche in den genannten drei Werken nadyzulefen. Im Uebrigen bemerke ih noch, daß ich mich täglich mehr von der Nichtigkeit meiner darin aufgeſtellten Säge überzeuge, und daß ich bis jegt noch nicht ein eins ziges Mal genöthigt gewefen bin, von meiner Xheorie, binfichtlich der Pfanzenernährang, auch mur im Geringſten abzuweichen. Fern fei es jedoch von mir, behaupten zu wollen, als können fie bucchaus keine Mopificationen erleiden, im Gegentheil bin ich überzeugt, daß, wenn es e⸗eſt mehreren Landwirtben und Naturforſchern gefallen follte, meine Lehren einer grändtichen Präfmg zu unterwerfen, mehrere derfelben, wenn 'aud nicht als unrichtig, doch ald den Gegenfland nicht völlig ergrändend befunden werden dürften. Man wolle nur. immer beruͤckſich⸗ tigen, daß ich zur Anftellung ber vielen Verſuche, welche meinen Theorien zu Grunde liegen, ſehr beſchraͤnkte Mittel befaß, and daß ich hoͤchſtwahrſcheinlich etwas Vollſtaͤndigerrs geleiftet haben wuͤrde, wenn mir dabei eine eigene Deconomie zu Gebote geſtanden haͤtte. Am beilen würde man wohl den Grund oder-Ungrund meiner Anſich⸗ tem über. die Pflanzenernährumg in den mit einer eigenen Deconomie verſehenen landwirthſchaftlichen Lehranſtalten nachweiſen können, da man voraudfegen darf, daß hier alle die Maͤnner vereinigt fein werden, weiche Keuntniß genug befiken, um darliber auf bie Naturwiſſenſchaften ſich lügende <omparative Werfuche anzuftellen. Mögen fie deshalb im Namen. der Wiffenfchaft bierau aufgefordert fein, zumal da es fich um einen Segenftand handelt, der auch für die Praxis einen under rechen baren Mugen haben kann.

: a) Verbeſſerung des Ackerlandes durch Mergel. Die Düngung der Gelder mit Mergel, obgleich ſchon ſeit Jahrhunderten im Gebrauch, if! doch erſt in den letzten Decennten: ini fe großer Ausdehnung

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angewendet tworben als wohl nie zuvor. Man hat durch bie Mexgelung an vielen Orten die Ernten verdoppelt und verdreifacht, ja Unglaub⸗ Uqhes iſt ſchon dadurch geleiſtet worden, denn wo man fruͤher mar Moden und Buchweizen erbauen konnte, da erzielt man jetzt wit Haͤlfe des Mergels in größter Ueppigkeit die edelſten Fruͤchte, als Klee, Lucerne, Erbſen, Bohnen, Flachs, Raps u. ſ. w. Es find ſchen

ſehr viele Theorien über die Wirkung des Mergels aulgellellt worden . und bie meiften laufen darauf hinaus, daß der Kalt deſſelben beriemige Körper fei, von welchem feine Hauptwirkung herrähres dieſe Behauptung ift aber durchaus irrig, da man oft von dem Ealkreihften Mergel gar Beine Wirkung wahrnimmt. Sowohl in meiner Chemie als aud in meiner Duͤngerlehre glaube ich auf da6 Ueberzeugendſte nachgewieſen

zu haben, daß man bie düngende Wirkung des Mergels mehreren

feiner Veſtandtheile zuzuſchrelben habe, und daß er ſehr häufig durch feinen Gehalt an Gpps, Knochenerde, Kochſalz und Talkerde bei weis tem kraͤftiger wirke als durch die kohlenſaure Kallerbe. Der Mergel hätte die Landwirthe ſchon laͤngſt überzeugen follen, weich eine wichtige Hole die mineraliſchen Körper bei der Ernährung der Pflongen fpielem , ungeachtet defien betrachten fie die meiſten noch als Mei mittel, wozu fie aber um fo weniger berechtigt find, als wir gerabe die Beſtandtheile des Mergels in den Pflanzen, bie man danach er⸗ baut, wieder finden.

Der Mergel ift bekanntlich ein Mineral, welches zwar größten thells aus einem Gemenge von Thon und kohlenſaurer Kalk» erde beſteht, allein die meiſten Dergelarten enthalten doch auch geringe Mengen von Kali, Gyps, Kochſalz, Talkerde, phosphorfaurer Kalkerde, Mangan: und Eiſenoryd. Es glebt indes auch Mergelarten, in weis chen kohlig⸗ bituminoͤſe helle und Humus befinblich find, wovan fie eine geaue, braune ober ſchwarze Farbe haben, Auch ber Quariz⸗ fand iſt ein nicht feltener Beſtandtheil desjenigen Mergels, ber in der Aduvials und Diluvialformation vostommt Gr iſt bad flrinig, bald erdig und findet ſich ſowohl als anſtehendes Gebirge wie auch im aufgeſchwemmten Lande, hier nahe, dort tief unter der Mberflaͤche liegend.

Brauſet der Mergel mit Saͤuren (Eſſig⸗, Schwefel⸗ Salz⸗ oder Salpeterſaͤure) uͤbergoſſen, ſtark auf, ſo haͤlt man ſich überzeugt, daß derſelbe von vorzuͤglicher Güte ſei, allein dieſes Kennzeichen iſt fahr. truͤglich, denn es zeigt nur, daß der Mergel fahr. veich an. kehleuſaurxen

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Salzen iſt, unter denen ſich aud wohl das Eohlenfaure Eiſenoxydul, ein den Pflanzen leicht ſchaͤdlich werdender Körper befindet. Gehe viele Berfuche haben mir gezeigt, daß ein guter Mergel, d. h. ein Mergel der den meiften Bobenarten zufagt, außer der Tohlenfauren Kalkerde auch ſtets mehr ober weniger Gyps, Kochſalz, phosphorſaure Kalkerde, Talkerde und Kali enthält; dies find aber gerabe bie Rörper, woran. bie meiften Adererden Mangel leiden, wiewohl fie zu ven nothwendigſter Nahrungsmitteln der Pflanzen gehören. Da fi nun alle diefe Subſtanzen bed Mergels nicht darin erkennen laffen, fo find wir, wenn wie und von der Güte beffelben fchon vor feiner Anwendung in Kenntniß fegen wollen genoͤthigt, Ihn einer chemifchen Unterfuchung zu unterwerfen. Analnficen wir alebann auch den Boden, worauf wir ben fraglichen Mergel anzuwenden gedenken, fo tönnen wir weiter daraus folgern, wie viel davon auf eine. gewiſſe Fläche Ackerland ans gewendet werben muß, um eines günftigen Erfolge gewiß zu fein, und wie lange er etwa durch feine chemifchen Beſtandtheile das Wachs: dem der angebaneten Pflanzen befördern heifen wird. Die meiflen. Adererben enthalten. jedod; gewöhnlich eine fehr geringe Menge von der

bei der Vegetation eine fo wichtige Rolle fpielenden Kalkerde, fo daß

die kalkreichen Mergelarten auch immer einige Wirkung zei⸗ gen, follten fie übrigens aud nur Spuren von ben vorhin genaunten kraͤftiger wirkenden Körpern enthalten. Als Regel kann man annehmen, daß derjenige Mergel am ſchnellſten und auffallendftien das Pflanzen wachsthum befördert, welcher bie meiften leicht in Waſſer loͤslichen Stoffe befigt; aus dieſem Grunde darf man denn auch von einem Mergel, der 3. B. viel Sal peter enthält, nur 80 100 Cubiifufß auf den Magdeburger Morgen anwenden, wenn man nicht Lagerges treide Haben wii; ein ſolcher Fall kommt 3. B. im Lüueburgifchen vor. Nach einem Mergel, weicher viele leicht in Waſſer loͤsliche Koͤr⸗ per, als Gyps, Kochſalz, Kaliſalze u. ſ. m. enthält, pflegen beſonders Diejenigen Pflanzen ſehr gut zu wachſen, deren Natur es iſt, mit ihren Wurzeln tief in den Boden zu dringen (Lucerne, Klee, Bohnen x.);

J dieſe Erſcheinung erklaͤrt ſich dadurch, daß das Megenwaffer, falls ber

Boden locker iſt, die leicht Löslichen Körper ſchnell in den Untergrund wäfche, woſelbſt fie dann von den Pflanzenmurzeln aufgenommen wer⸗ den, Im Ganzen genommen Binnen wir uns jedoch verfichert halten, daß der Werth des Mergels von den Beftandtheilen des Bodens, den man damit Bingen will, abhängig iſt, fo daß derfelbe Mergel für biefen

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Boden :oft einen großen Werch hat, sährend..er für einem anderen gar . feinen befist, wie ſolches denn auch am wielen Orten durch hie Erfahrung befiktigt wird.

Meift zeigt fi ber Margel, weicher in ben unten. Seiten, bee Mergeliager des aufgeſchwemmten Landes vordommt wirkfamer als der der oberen. Der Grund hiervon iſt, daß das Tage waffer die. leicht Iöslichen Körper deſſelben auslaugt md tiefere im Untergrunde wieder abſetzt. Go fehen wir 3. B. fehr häufig, daß in den. Eleinen Riffen und Höhlungen ber unteren Sthichten ſich Gypé abgefegt bat, während Die oberen ganz. leer davon find. Hieraus folge natürlich, daß, wer feinen Boden mit Mergel verbefteen will, den⸗ felben mögtichft tief aus dem Untergrunde hervorhalen muß, wienn⸗ gleich die Koſten der Mergelung dadurch auch etwas hoͤher zu ſtehen kommen ſollten. Die Frage, ob ber untere ober obere Mergel: heſſer ſei, kann indeß nur gründlich durch bie Genifhe Analyfe ensphhben werben. 1

Iſt der Mergel mit einer dicken Schicht Hanne Iebedt, er liegt er naß und unter einer mit Bifen und Humusé flark- vermifchtee Oberfläche Wieſenmergel, Muſchelmetgel), fo enthält :er ſchr haͤußg fo ‚viel. Eiſenoxpdul/ daß er dadurch den Maonzen ſchadet. Das Wor⸗ kommen des Eiſenoxyduls im Mergel laͤßt fich leicht dacan erkennen, daß er. an der Luft liegend, eine gelbe ober gelbbraune Farbe annimmt (Verwandlung des Eifenorphulhpbratss in Eiſenoxpohodrat). Wendet man dergl. Mergel an, fo.muß man ihn jedesmal recht :lange- (%, Jahr) im ausgebreiteren Zuflande auf der Oberfläche des Feldes liegen laſſen, damit ſich das Eiſenorpdul durch Anziehung. dr6. atmos ſphaͤriſchen Sauerftoffs höher orpdire, da es alddann den Pflanzen weiter Eeinen Schaden zufügen Tann. Ich habe hierkber mehrere: Erfahrungen gemacht, die das Erwaͤhnte volllommen beflätigen, fo daß ich nicht genug davor warnen kann, ben viel Eiſenoxodul haltigen Mergel fogleich untersupfikgen oder das Land - bald us der: Berge lung mit Fruͤchten zu befden. -

Zuweilen wirkt ber Mergel nicht eher ſehr kraͤftig, ale bis eine Düngung. mit Mift Statt gefunden hatz zwei Urſachen Lingen / dieſer Erfheinung zum Grunde, der Boden enthält entweder nicht genug Humusfäure, die fi dann erft aus den Pflanzenteſten des Miftes durch die Verweſung erzeugen muß, ober dem Mergel und Boden zufammengenommen fehlt ed an irgend einen Körper, welden bie

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%

Pflanzen als Nahrung bebürfen, der dann gleichfalls‘ erſt Durch ben MIR binzulommen muß. Diefer Körver kann nun in Stickſtoff, Gype, Kali, Kochſalz, Talkerde u. ſ. w. beflehen, oder fie können auch ins» gefammt dem Boden fehlen. Eine chemiſche Analyfe giebt uns hier über immer ben ſicherſten Aufſchluß. Soll überhaupt der Mergel eine gute Wirkung thun, fo darf es dem Boden niht an Humusfäure fehlen, da diefe das Auflöfungsmittel der den Pflanzen zur Nahrung Dienenden Kalk⸗ und Talkerde iſt. Die Humuskohle nugt hier nichts.

Der Mergel iſt nun aber nicht allein ein Pflanzennahrungsmittel, fondern wirkt auch noch auf mancherlei andere Weiſe günftig auf die Begetation ein. Die Wirkung des Mergels ift jeboch verfchleden, je nach den verfchiedenen Bodenarten, auf welden er angewendet wird, und iſt ungefähr bie folgende: der zähe, naffe und Ealte Thonboden wird buch den Mergel, wenn er fehr kalkreich iſt (60 70 und mehr put. enthält), bedeutend loderer und teodener; diefelbe Wirkung bringt auf diefem Boden aber auch der fandige Mergel hervor, ja dies fer verdient dem Kallmergel felbft noch vorgezogen zu werden. Der teodene lofe Sandboden wird dagegen duch den Mergel, fofern ee thonig iſt, fehler, feuchter und bindiger. Den lofen, moorigen, ſehr ſauern Humusboden macht er gleichfalls fefter, flumpft allmaͤ⸗ lig durch ſeine Kalkerde das Uebermaß der Saͤure ab, verſorgt ihn mit Kieſelerde und bringt die humoſen Theile deſſelben zur ſchnelleren Zerſetzung. Den Haideboden nutzt er hauptſaͤchlich dadurch, daß er deſſen kohlig⸗harzige Theile aufloͤſet, zumal wenn er ſehr kalkreich iſt. Den heißen Kalk: ober Kreideboden macht der Thonmergel feschter,, aber er verbefjert Ihn auch chemifch duch feinen Kiefelerdes gehalt. Alten Bobenarten endlich, die viele Humuskohle enthalten, wird er beſonders dadurch nüglich, daß er die Kohle disponirt, fih in Hu⸗ muöfäuce zu verwandeln ; er fchafft bier folglich Pflangennahrung. Die Thontheile des Mergels halten fih am längften im Ader, weil fie am unauflöstichften im Waffer find und am wenigften zur Nahrung der Pflanzen dienen. Die Kalk⸗ und Talkerde verſchwinden dagegen ſchen leichter, nicht nur weit fie in der Kohlen⸗ und Humusfdure des Bodens aufloͤslich find und dann vom Waffer ausgelaugt werden, fons dern auch, weil fie zur Nahrung der angebaueten Pflanzen dienen. Am allerfchneliften gehen aber mehrere feiner Salze verloren, theils weil fie nur im geringer Menge darin vorlommen, theild weil fie leicht In Waſſer loͤslich find und theils weil fie von den angebauten Pflanzen

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ſtark in Anſpruch genommen werden. Die Salze, welche das Waſſer am leichteſten aufloͤſet, verſchwinden -natuͤrlich zuerſt, weshalb denn auch die Wirkung mancher Mergelarten, ſofern ſie hauptſaͤchlich durch dieſe Salze duͤngen, ſehr ſchnell nachlaͤßt. Durch einen thonigen Mer⸗ gel wird hiernach der loſe trockene Sandboden in phyſiſcher Hin⸗ ficht faſt für immer verbeſſert, während der kalkige Mergel den Thou⸗ boden nur eine zeitlang in einen beffern Zuſtand verſetzt. Am haͤu⸗ figften hat man aber die Mergelung auf den humusreichen Bodenarten zu wiederholen, da fehr viel Kalk- und Talkerde durch die Dumuss und Kohlenfäure aufgelöfet und fortgeführt werden. Die Wirkung des Mergels als Duͤngungs⸗ und Berfegungsmittel, die wohl zu unter⸗ fcheiden ift von der Wirkung die er in phufifcher Hinficht. ausuͤbt, bauert folglich ſehr verfchieden Lange, denn fie ift abhängig, erſt ens von der Quantität feiner eigenen Pflanzennahrungsftoffe (Kalk, Talk, Chlor, Ras - tron, Kali, Phosphorfäure und Schwefelfäure); zweitens von ber Menge der im Boden befindlichen Nahrungsftoffe, hauptſaͤchlich Humus⸗ tohle, da er hieran viel zu zerfegen findet; Drittens von ber Art der danach angebaueten Ftuͤchte, indem die eine Feucht die Beſtand⸗ theile des Mergels mehr als die andere in Anſpruch nimmt; viertens von bem Feuchtigkeitszuſtande des Bodens, da, wenn berfelbe oft an Naͤſſe leidet, die am Fräftigften duͤngenden Theile des Mergels fehr bald ausgelaugt werden; fünftens vom Untergrunde, denn iſt biefer ſehr durchlaffend, fo werden die Hauptdüngerftoffe des Mergels gleich falls fehr bald vom Waffer ausgelaugt; [eh sftens hängt die Dauer feiner Wirkung ale Düngungsmittel von dee Menge ber im Boden befindlichen Kiefelerde, oder dem fehr feinkörnigen Quarzſande ab, in dem ſich die Kalk: und Talkerde des Mergels mit ber Kiefelerde des Bodens nah und nad) chemiſch zu Körpern verbinden, die, weil fie nicht im Waſſer töstich find, auch nicht den Pflanzen zur Nahrung dienen Eönnen und endlich hängt fiebentes die fihneflere oder langſa⸗ mere Wirkung von feiner phyſiſchen Beſchaffenheit ab, da ein pulver⸗ förmiger Mergel bei weitem ftärker auf die Bodenbeſtandtheile wirkt, und auch fchneller von den Pflanzen aufgezehrt wird als ein fleiniger, nur ganz allmählig in Erbe zerfallender. Alles dieſes und noch meh⸗ reres Andere über die Wirkungsart bes Mergels ſindet man in. mei⸗ ner Düngerlehre näher auseinander geſetzt.

Ein fo vortreffliches Werbefferungsmittel ber. Megel am auch iſt, ſo kann man ben Boden durch ein zu ſtarkes und oft wiederholtes

169 . Mergeln doch auch voͤllig entkraͤften. einge ber kalkreiche Mergel auf einmal mehr Humustheile zur Zerſehung, als die Pflanzen con⸗ ſumiten koͤnnen, fo bat dieſes den Nachtheil, daß fie ſich nutzlos vers fluͤchtigen oder vom Waſſer ausgelaugt werden. Aus dieſem Grunde iſt denn auch das Mergeln ſchon oft in Mißeredit gekommen.

Der Mergel liegt gewöhnlich unter einer Dede von Thon, Lehm, Sand und dergl. vergraben, die natuͤrlich vor feiner Benutzung erſt abgeräumt werten muß. Den Abraum kann man oft mit Vortheil zur Auffüllung niedrige Stellen oder zum Ueberfahren mooriger, entz waͤfſerter Wiefengründe gebrauchen ; wo aber weder zu bem Einen noch zu dem Andern die Gelegenheit vorhanden iſt, da wirft man ihn an die Stelle, wo bereits der Mergel weggenommen wurde. Der Mergsigrube giebt man immer eine folche Einrichtung, daß fie eine bequeme Ein» und Ausfahrt hat, und iſt das Mergellager fehr maͤch⸗ tig, fo legt man fie terraſſenfoͤrmig an, Zugleich ſorgt man für einen binlänglichen Abzug des etwaigen Quell⸗ und Tagewaſſers. Iſt der Merger nur erbig, aber doch dicht und feft, fo laͤßt fi zum Loshres chen der Maſſe fehr vortheilhaft eine ſchwere dreizackige eiferne Babel gebrauchen, die man in den Boden ſtoͤßt; iſt er dagegen fleinig, fo find Spishaden und dergl. Inftrumente erforberlich.

Die befte Jahrszeit zum Mergein iſt der Sommer oder Winter, wer der Boden gefroren ift, da man dann mehr aufladen kann; durch Einwirkung des Froſtes wird der Mergel aber auch am fchneltften zum Berfallen gebradyt, indem bad gefrierende Waffer die Mergeltheile aus; einander treibt; ein abwechfelndes Aufthauen und Gefrieren iſt befons ders wirkſam, indem er dadurch in Pulver verwandelt wird und ſich dann leichter mit der Aderkrume vermifchen laͤßt. Man ladet ihn auf dem Felde in Meine Haufen ab; laͤßt ihn darin 4 5 Wochen rubig liegen, zerſchlaͤgt alsdann die Stüde, die noch nicht zerfallen find, mit der Miſtgabel und fireuet ihn hierauf recht gleichmäßig über ben Acker aus. Nach Verlauf mehrerer Tage fucht man ibn durch mehrmaliges Eggen und Walzen noch beffer zu zerfleinern, pflägt ihn- bei trokener Witterung flah (2— 3 Zoll tief) unter und egget abermals, ba er, wenn er fo innig als möglich mit der Aderkrume vermifibe wird, bie beften Dienfte leiflet; die Kalktheile des Mer⸗ geld muͤſſen nämlich) mit ben kohligen Theilen des Humus in Bericheung kennmen, um zerfegend barauf einwirken zu koͤnnen, auch iſt es, wie ſchon früher erwähnt wurde, von Wichtigkeit, daß bie

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Wurzeln der Pflanzen einen moͤglichſt homogen gemiſchten Boden finden. Ehe man das gemergelte Feld mit Früchten beftelit, wird es bei troddener Witterung dann noh 2 3 Mal unb zwar Immer et» was tiefer als das erſte Mal gepflügt. Auf diefe Weife moͤcher man wenigſtens immer verfahren, wenn man ben größten Nugen vom Mer⸗ get haben will, zumal bei thonigem, häufig begnuͤgt man fi aber damit, das gemirgelte Rand, um keine Krucht aufzuopfern, nur einmal zu pflügen. Die Erfahrung hat gelehrt, daß die Wirkung ded Mer⸗ gels um fo größer iſt, je länger man ihn ausgebreitet auf der Ober⸗ fläche bes Feldes liegen laͤßt. Der Grund diefer Erfheinung iſt mit, daß bie meiſten Mergelarten mehr oder weniger Eifen- und Manganorydul enthalten, weldye Körper den Pflanzen leicht fchädlich werden; bei ihrer höheren Orydation an der Luft entſteht aber auch ein fehr Eräftig duͤngen⸗ der Körper, nämlih Ammoniak, Durch Verſuche, die ich hierüber ans ſtellte, bin Ich von diefem Vorgange auf das Vollkommenſte überzeugt worden. Daß aber der Miergel, welcher fehe viel Eiſenoxvdul enthält, niemals gleich nad dem Ausſtreuen ımtergeflüge werden darf, wenn ee nicht großen Schaden verurſachen fol, babe ich ſchon vorhin bemerkt. Ueber die auf eine gewiffe Flaͤche zu bringende Quantität Mergel laſſen ſich keine beftimmte Regeln angeben. Je kalkreicher und puls verförmiger er ifl, um fo weniger pflegt man bavon zur Beit anzu⸗ wenden, allein da der Mergel nicht bloß durch die Kalkerde düngt, fondern meiſt auch durch mehrere andere feiner Beſtandtheile, fo kann es felbft nüplic fein ben ſehr kalkreichen Mergel, im Fall er mehrere andere kraͤftig duͤngende Körper nuc in geringer Menge enthätt, ſtark aufzufahren. Soll aber durch den Mergel ein Boden phyſiſch verbeffert werden, fo find jedesmal große Quantitaͤten dazu erforderlih, Au manchen Orten twendet man auf den Magdeburger Morgen oft nur 80 100 Rheinlaͤndiſche Cubikfuß an und bewirkt dadurch ſchon Wunder, während man anderwärts 1000 1200 Gubitfuß nöthig bat, um .eine aͤhnliche Wirkung hervorzubringen Gerade dieſes iſt es ‚nun, was und ben überzeugenbften Beweis liefert, daß der Mergel das Pflanzenwahsthum nicht allein durch die Kalkerde beflcbert, wenngleich Died Immer nod) die Meinung ber meiften Landwirthe iſt. Eben fo wenig laͤßt ſich auch mit Sicherheit etwas darüber angeben, wie oft man das Mergeln der Felder zu wiederholen habe, um fie in Kraft zu erhalten, indem bie Dauer feiner Wirkung von

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den vorhin angegebenen Urſachen abhaͤngt (EB giebt. Bodenauen, bei denen man genöthigt ift, die Mergelung alle 6-—9 Jahr zu wieder⸗ beien, mährend andere vorkommen, die nur alle 20 25 Jahre ge⸗ mergelt 'su-meeben brauchen. Daß aber auch die Selber, welche ges mergelt werben find, in.ber Düngung mit Mift nicht vernadiiffige werben dürfen, iſt eine fo allgemein anerfannte Thatſache, daß es Kberfläffig fein wuͤrde, wenn ich noch weiter etwas daruͤber erwähnen wohte; nur die Gründe, weshalb die Miſtduͤngung neben ver Mer« gelung nuͤtzlich iſt, will ich Hier Eurz angeben: der Miſt verforge ben Boden bei feiner Berwefung mit Humusſaͤure, Ammoniak ober ſtiekſteffhaltigen Körpern, fowie mit allen jenen Stoffen, die fchuell von den Pflanzen aufgegehrt oder vom Waſſer ausgelaugt werden. Ein Boden iſt nun aber nicht anders fruchtbar, als wenn die Plans zen alle Stoffe, die fie zur Nahrung bedürfen, in e'ner hinreis enden Menge vorfinden. Der Miſt enthätt jedoch eine fo geringe Menge mineralifcher Koͤrper, daß fie dem Vedürfniffe der Pflanzen allen nicht genügen, fie erhalten fie dann durch den Mergel, fe daß Mergel und DER gemeinfchaftlich auf ben Ader gebracht, das Plans zenwachſsthum immer beffer befördern, als wenn beide einzeln in. An« wendung kommen. Belm Kalle verhält es ſich andere.

MWenngleich der Mergel den meiſten angebauten Pflanzen fehr zuäräglich iſt, fo begänftigt er das Wachſthum mancher berfelben body ganz vorzüglich, zu dieſen letztern gehören Klee, Lucene, Bohnen, Erbfen, Flachs, Kartoffeln und Maps. Gebr merkwuͤrdig iſt es, daß er den Wolfsbohnen, obgleid, diefe doch zu ben kleeartigen Gewaͤchſen gehoͤren, gar nichts nut, vielmehr demfelben fogar ſchadet; es fcheint, ala wenn: dieſes Gewaͤchs durch den Wergel zu wbele Kalkerde erhielte. De Wolfsbohne ift jedoch nicht die einzige kleeartige Pflanze, weiche mit dem Kalke unvertraͤglich ifl, denn auch Trifolium arvense und 'Irifotium flexuosum gedeihen eben fo wenig auf Kalt» ats auf Mergelboden. Im Ganzen genommen iſt aber der Wergel den Heeartigen Gewaͤchſen um fo dienlicher, je mehr Kali, Kochfalz, Gype, phoſphorſcatre Kalle und Talkerde er enthält, da dieſes Softe ſi ſind, welche zu deren Hauptnahrungẽmitteln gehoͤren.

.un Dimgt man ein Gelb mit Mergel, fo tat dieſes zur Folge: va vie Unlniater danach verſchwinden, 5 B. die Quecken und ale. Graͤſer, während. andere uͤppiger darnach wachen, fo Die mitte rue, der Mohn u. f. w. Wird deshalb Leine wichtige Fruchefelge nach

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Wurzeln der Pflanzen einen moͤglichſt homogen gemifchten oben finden. Ehe man das gemergelte Feid mit Fraͤchten beftelit, wird eo bei trodener Witterung dann noch 2-3 Mal und zwar immer et» was tiefer als das erfte Mal gepflügt. Auf diefe Weile moͤchte man wenigftens Immer verfahren, wenn man ben größten Rugen vom ers get haben will, zumal bei thonigem, häufig begnuͤgt man ſich aher damit, das gemergelte Land, um keine Frucht aufzuopfern, nur einmal zu pflügen. Die Erfahrung hat gelehrt, daß die Wirkung bed Mer⸗ gels um fo größer iſt, je länger man ihn ausgebreitet auf der Ober fläche bes Feldes liegen laͤßt. Der Grund diefer Erfcheinung iſt mit, daß bie meiften Mergelarten mehr oder weniger Eifen« und. Mangunorgeut enthalten, welche Körper den Pflanzen leicht ſchaͤdlich werden; bei ihrer höheren Oxydation an der Luft entſteht aber auch ein fehr kraͤftig bängen- der Körper, nämlih Ammoniak, Durch Werfuche, die ich hierüber au⸗ ſtellte, bin ich von dieſem Worgange auf das Vollkommenſte überzeugt worden. Daß aber der Mergel, welcher ſehr viel Etfenorybul enthält, niemals gleich nach dem Ausſtreuen untergeflügt werden darf, wenn er nicht großen Schaden verurſachen fol, babe ich fchon vorhin bemerkt. , Ueber die auf eine gewiffe Fläche zu beingende Duantität Mergel laſſen fich keine beftimmte Regeln angeben. Je kalkreicher und puls verförmiger er iſt, um fo weniger pflegt man davon zur Zeit anzu⸗ wenden, allein da der Mergel nicht blog durch die Kalkerde büngt, fondern meiſt andy burdy mehrere andere feiner Beſtandtheile, fo kann es felbft nüglich fein ben fehr kalkreichen Mergel, im Fall er rmehrere andere Präftig düngende Körper nur in geringer Menge enthält, ſtark aufzufahren. Soll aber durch den Mergel ein Boden phufifch verbeffert werden, fo find jedesmal große Duantitäten dazu erforderlih. Au manchen Orten wendet man auf den Magdeburger Morgen oft nur 80 100 Rheinlaͤndiſche Eubikfuß an und bewirkt dadurch fchon Wunder, während man anderwärts 1000 1200 Cubikfuß noͤthig bat, um eine aͤhnliche Wirkung hervorzubringen Gerade dieſes iſt es nun, was und ben uͤberzeugendſten Beweis liefert, daß der Mergel das Pflanzenwahschum nicht allein durch die Kalkerde befdsbert, wenngleich dies immer noch die Meinung ber meiften Landwirche iſt. Eben fo wenig laͤßt fi auch mit Sicherheit etwas darüber angeben, wie oft man das Mergeln der Feider zu wiederholen habe, um fie in Kraft zu erhalten, indem bie Dauer feine: Wickung von

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ben vorhin angegebenen Urſachen abhaͤngt. Es giebt Bodenarten, bei deuen man genoͤthigt iſt, die Mergelung alle 6— 9 Jahr zu wieder⸗ holen, waͤhrend andere vorkommen, die nur alle WM 25 Jahre ges mergelt zu werden brauchen. Daß aber auch bie Felder, welche ge⸗ mergelt werden find, in ber Duͤngung mit. Mift nicht vernadpiffige werden dürfen, ift eine fo allgemein anerkannte Thatſache, daß r& überfiiifig fein wuͤrde, wenn ich noch weiter etwas barhber erwähnen weilte; nur bie Gründe, weshalb die Miſtbuͤngung neben ber Mer⸗ gelung nüglih iſt, will ich hier kurz angeben: der Miſt verforge den Boden bei feiner Verweſung mie Humusſaͤure, Ammoniak obere ſtieſteffhaltigen Körpern, ſowie mit allen jenen Gtoffen, bie fchnelt von den Pflanzen aufgezehrt oder vom Waſſer ausgelaugt werben. Ein Boden iſt nun aber nicht anders fruchtbar, als wenn die Pflans gen alle Stoffe, die fie zur Nahrung bedürfen, in e'ner hinrei⸗ enden Menge vorfinden. Der Miſt enthält jedoch eine fo geringe Menge mineralifcher Körper, daB fie dem Beduͤrfnifſe der Pflanzen allein nicht genügen, fie erhalten fie dann burd den Mergel, fo daß Mergel und Miſt gemeinfhaftlich auf ben Adler gebracht, das Pflan⸗ zenwachsthum immer beffer befördern, atld wenn beide einzeln in An« wendung tommen. Beim Kalle verhält es ſich anders.

Wenngleich der Mergei den meiſten angebauten Pflanzen ſehr zuträglich If, fo begunftigt er das Wachsſsthum mancher bderfelben body: gang vorzüglich, zu diefen letztern gehören Klee, Lucerne, Bohnen, Erbſen, Flachs, Kartoffeln und Raps. Gehr merkwürdig iſt es, daß er den Molfsbohnen, obgleich diefe doch zu den kleeartigen Gewaͤchſen gehoͤren, gar nichts nut, vielmehr demfelben fogar ſchadet; es fcheint, als wenn dieſes Gewaͤchs durch den Mergel zu viele Kalkerde erhlelte. Die Wotfsbohne iſt jedoch nicht die einzige kleeartige Pflanze, welche mie dem Kalle unvertäglih ifl, denn auch Trifolium arvense und 'Trifotium llexuosum gedeihen eben fo wenig auf Kalls ale anf Mergelboden. Im Ganzen genommen iſt «aber der Mergel ben Peeartigen Gewaͤchſen um fo dienlicher, je mehr Kalt, Kochſalz, Gype photphorſatre Kalle und Xalkerde er enthält, da biefed Sof find, weiche zu deren Dauptnahrungsmtittein gehören.

1, Bängt man ein Feld mit Mergel, fo hat dieſos zur Folge, daß vie: Unborater danach verfchwinden, 3. B. die Quecken und ale. Graͤſer, während. andere uͤppiger barnadı machen, fo Die wiide Erve, ver Mohn u. ſ. w. Wird deshalb Leine richtige Fruchtfolge nach

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ber Mergelung inne gehalten, fo uͤberzieht fi der Acker ſehr oft mit einer großen Menge Unkraut, wodurch dann bie Mergelung ſchon fehe häufig in Ablen Ruf gekommen iſt. Webrigens fehen wir auch aus dieſer Erſcheinung, daß das Gedeihen ber wildwachſenden Pflanzen eben fo gut als das der angebaueten, von ben mineraliſchen Beſtand⸗ theilen des Bodens abhaͤngig iſt.

b) Verbeſſerung des Ackerlandes durch Kalk. Der Kalk, weicher ſchon ſeit langer Zeit zur Verbeſſerung der Felder angewendet wird, kommt In der Natur in ſteiniger und erdiger Geſtalt vor. As Stein bildet er ſehr oft die hoͤchſten Gebirge. Der reine

Kalk beficht ans etwa 44 Pros. Kohlenſaͤure und 56 Proz. Katberbe; .

da num die Kohlenfäure aus ungefähr 28 Proz. Kohlenſtoff und 72 Proz. Sauerftoff beſteht, fo folge hieraus, daß in 100 Pfd. Kalkſtein 12 Pfd. Kohle enthalten find. Berechnet man hiernach, wie vie Mund Kohlenſtoff, die hauptſaͤchlichſte Pflangennahrung, in einem Kalk⸗ gebirge von 1000 Fuß Höhe und 10,000 Zuß Länge und Brelte ent« halten find, fo fieht man ein, daß es zur Entflehung von Pflanzen niemals an Kohlenſtoff fehlen duͤrfte. Auf welche Weiſe übrigens bie Kohlenſaͤnre bes Kalkes in Freiheit gelangt, findet man in meiner Chemie und Bedenkunde angegeben.

Die meiften in der Natur vorlommenden Kalkſteinarten find nicht chemifh rein, denn fie enthalten nur 90 96 Pro; koh⸗ lenſaure Kalkerde, während bie übrigen 4— 10 Proz. aus Kiefelerde, Talkerde, Alaunerde, Eifenoryden, Manganoryden, Spuren von Gypé, Kochſalz und phosphorſaurer Kalkerde beftchen. Diefer letzte Körper beträgt in manchen Kalkſteinarten oft 1— 2 Proz. Durch Bitumen . und Kohle find manche Kalkfleinarten auch grau, braun, ſelbſt ſchwarz gefärbt. Man wendet ben Kalk gewoͤhnlich im gebrannten Zuflande als Düngungemittel an, benn nur in einigen Ländern, 5.8. in Eng land, dient ber erdige Kalk ober bie Kreide auch ungebrannt zur Bo⸗ denverbefierung, wird dann aber in bei weitem größere Menge als der gebrannte Kalk angewendet. ,

Win man einen richtigen Gebrauch vom Kalte machen, fo muß men auch mit allen feinen Eigenfchaften bekannt fein. Das Folgende wird dies dentlicher zeigen: Durch das Brennen verliert der Kalk feine Kohlenfäure, indem biefelbe Luftgeftalt annimmt; der Kalk wird hier⸗ durch Atenb, d. h. er erlangt die Eigenſchaft, alle organifden Reſte, mit weichen er in Berührung kommt, zu zerfegen und deren Clement⸗

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auf eine andere Weiſe zu ordnen; kommt ex beshalb mit ben humoſen Theilen des Bodens in Berührung, fo zerfekt er diefe gleichfalls und ſchafft dadurch gewiffermaßen den Pflanzen Nahrung; er bisponirt nämlid den Humus fih In Humusſaͤure zu verwandeln, mit welcher er nun felbft eine Verbindung eingeht, und ſammt bdiefer dann den Pflanzen, da der humusſaure Kalk in Waſſer loͤslich iſt, zur Nahe eng dient. Hauptſaͤchlich iſt der Kalk in dieſer Hinſicht für alle Bodenarten fehr geeignet, welche viel Humuskohle enthalten, ba dieſer Körper wegen feiner Unauflöslichleit im Waſſer den Pflanzen gar feine Nahrung giebt, durch Einwirkung des gebrannten Kalkes erzeugt fich aber fehr bald Humusfäure daraus. Der gebrannte Kalt verbindet ſich chemisch mit Waſſer, erhitzt fi dabei und zerfällt in ein umenbdiich feines Pulver, Diefe Eigenfchaft des gebrannten Kalkes tonmt bei beffen Vermiſchung mit der Aderkrume ſehr zu Statten, und wich. wie fogleich näher gezeigt werben fol, auch ſtets benutzt Liegt der mit Waſſer fchon chemifch verbundene Kalt an der Luft, fo giebt er die Kohlenſaͤure berfelben an, verliert in demfelben Maße das Waſſer und verwandelt ſich wieder in gewöhnlichen kohlenſauren ober fogenannten milden Kalk; da er num in biefem Zuſtande niche mehr fo träftig als früher die organiſchen Reſte zerſett, fo folgt daraus, dag man ihn moͤgüchſt ſchnell mit dem Boden vermifchen muß, zumal wenn viel Humuskohle darin befindlich fein ſollte. Die organifcen Mefte des Bodens pflegen auch etwas Stickſtoff zu enthalten, fo baf bei deren Zerſetung sin wenig Ammoniak entſteht; hierdurch wich denn die Wirkung der Kalkduͤngung, da das Ammoniak ein kraͤftiges Bes fücherungsmittel der Wegetation iſt, bebeutenb erhoͤhet. Oft enthält dee Humus aber auch keinen Stidfoff, jo daß es ſich hierdurch mit fehe gut erklaͤren Läßt wie es zugeht, daß bie Anwendung des Kalkes ‚anf manchem Moorboben faſt ganz nutzlos iſt. Der gebraunte Kalk IE in 750 Thellen Waſſer loͤslich, zeguet es deshalb bald nach ſei⸗ nee Anwendung, fo wird er mittelft des Waſſers durch bie ganze Adertrume verbreitet und kommt baburdy auf das Wehftändigfie mit den humoſen Theilen derfelben in Berührung. Der Tohlenfaure Kalt iſt dagegen fo gut wie gar nicht im Waſſer Idslih, umd da er auch keine genden Gigenfchaften befigt, fo erhellet daraus zur Genuͤge, wie wichtig es fei, ihn fo lange als möglich im dsenden Buftande zu schalten; dies wird babucch bewirkt, dag man ihn recht ſchaell wit der Acerkyume vermiſcht ober bei Luft entzieht.

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:Die Wermifhung mit ber Ackerkrume darf indeß alemals "bei Regenwetter vorgenommen werden, ba er fonft mit dem Sande ber Ackererde einen Mörtel liefert, und fidy Überhaupt nie gut beamit vermifchen läßt, indem er bei Näffe leicht breiartig wird.

Wenngleich nun der Kalt das Wachechum der Pflanzen ſchon dadurch ſehr wefentlich befördert, daß er Nahrung für fie aus den organifchen Reften der Ackerkrume ſchafft, fo dient er ihnen, wid ſchon vorhin bemerkt, doch auch zur Nahrung, freilich nicht im Agenden BZuſtande, denn da corrödirt: er die Pflanzengefüße, fondern in Verbin⸗ . dung mit Humusfaͤure ober Kohlenfäure, als humusſaurer und ſaurer kohlenfaurer Koll, Daß die Kalkerde in der That ein wefentiiches Nahrungsmittel aller angebaueten Pflanzen iſt, ſehen wir untee ans dern auch daraus, daß die Kalkduͤngung auf Bodenarten mit ſehr geringem Kalkgehalte ſtets die beften Dienfte leiſtet. Man behauptet meift, daß der Kalk durch die Neutraflfation der Humusſaͤure des mooti⸗ gen oder fogenannten fauern Bodens den Pflanzen hauptſuͤchlich niche; Verfuche haden mir uber gezeigt, daß ein, durch 13%, Proz Hamus⸗ ſaͤure fhark fauer reagivender und noch 32 Pros. Humus enthaltender Haideboden, nachdem er mit 4500 Pfd. Aetzkalk per Magdeb. Morgen geböngt war, noch nad vier Zahren eben fo fauer als zu Ans fange reagirte, deffen ungeachtet aber febr ſchoͤne Sutoffein , Bafer und Klee hervorbrachte.

* Man findet audy angegeben, daß der gebrannte Kalt beſonders das busch den Pflanzen Nutzen fchaffe, daB er Kohlenfäure aus der Luft anziehe, und diefe dann immer twieder an die Wurzeln abgebe; biefe Annahme fügt ſich aber anf kein einziges Eyperiment und ift, weil auch Beine Analogie zu Grunde liegt, wie man zu fagen pflegt, rein aus der Luft gegriffen. Geſetzt indeß, die Pflanzenwurzeln bemächtis gen fich der Kohlenſaͤure des Kalkes, fo koͤnnen fie diefes doch nr dann than, wenn fie eine andere Säure bafkr abgeben, da nun aber diefe eben fo viel amd mehr Kobienftoff enthält als bie Kohlenfaͤure des Kalked, fo iſt es unmöglich, daß die Pflanzen Mugen von derſelden haben koͤmen; dazu kommt denn noch, daß, wenn die. Kalkerde ſich einmal mit. einer von ben Wurzeln ausgefchiedenen Säure verbunden : bat, fie nun auch nicht mehr im. Stande iſt, Kohlenſaͤure anzusiehen. Die Theorie über die Koklenfäureentziehung wurde uͤbrigens, was wohl‘ zu merken Ifl, zu einer Zeit erfonnen, wo man beim Manzenwachſthume noch alles vom Kohlenſtoff, Wafferfloff, Sauerſtoff und Stickſtoff

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abhängig machen wollte. Mann weilte confequemt bleiben und mußte feine Zuflucht nun zu einer Hypotheſe nehmen, die allen chemiſchen Ges ſetzen zuwider läuft. Im Ganzen genommen, können wir annehmen, daß der Kalk immer da am beften wirkt, wo es dem Boden and nicht an den übrigen zur chemiſchen Gonftitution ber Pflanzen nöthigen Stoffen fehlt, während er da am wenigften nuͤtzt, wo der Boden ſchon genug ('/, Proz.) Kalkerde enthält,

Obgleich nun wohl der Kalk in den meiften Fällen ein vorteffliches Mittel zur Bodenverbeſſerung abgiebt, fo dauert feine Wirkung doch nur eine Reihe von Jahren, denn er wird von den Pflanzen aufge⸗ zehrt, vom Waſſer ausgelaugt und geht mit der Kiefslerde eine Ver⸗ bindung zu einem fogenannten Silicate ein, von weichem die Pflangen weiter keinen Rugen haben, da es im Waſſer unaufioͤslich iſt. Die Düngung mit Kalt muß wie die mit Mergel wiederholt werben und natuͤrlich um fo eber, je weniger man bavon das Mal zuvor angewen⸗ bet bat. Hier düngt man alle 12, bert alle 15 18 Jahr mit. Kalt. Die leichten Bodenarten bedürfen zur Zeit nicht mehr als 508 Pfd. per Magdeb. Morgen, während die ſchweren 1 2000 Pfo. und mehr erfortern. Wo man alle 6 9 Jahre daB Land mit Kalk düngt, da nimmt man auf leichten Bodenarten gewoͤhnlich dad Seche⸗ bis Neunfache der Getreideeinfant. Bel der Winterfeucht wirft. man das Kalkpulver über das gepflügte Feld und egget es dann mit ber Saat ein, während man es bei der Sommerfrucht (Erhfen, Biden u. fe w.) über das fchon befdete und geeggete Geld oder auch auf bie ſchon aufgelaufenen Fruͤchte freut. Der thonige Boden wird zwar durch den Kalk gelockert, jedoch nur in dem Falle, daß die Quantität, weiche man aufführt, bedeutend ift; auf fehr thonigem Boden find dazu mindeſtens 6 7000 Pfr. per Magbeb. Morgen erforderlich.

Eine ſehr wichtige Eigenfchaft des Kalkes beſteht noch darin, daß er die Srüchte eher zur Reife bringt; für Felder, die unter einem rauhen kalten Klima liegen, iſt dieſes ein Gegenfland, der ſehr die Beachtung verdient. Verſuche, die ich in diefer Hinficht anſtellte, zeigten mir, daß nur mit fehr wenig Kalk gedüngt zu werben braucht, um Das fer, Buchweizen, Kartoffeln u. f. w. 8 10 Tage fruͤher als gewoͤhn⸗ Ich zum Reifen zu dringen, Die Pflanzen feinen durch die Aufs nahme von mehr Kalk in einen Zufland verfege zu werden, bei wel⸗ dem fie ſich ſchneller entwideln, denn daß ber Boden duch den Kalk erwärmt werde, ift eben fo wenig anzunehmen, als bei der Düngung

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mie Miſt, obwohl es die gewöͤhnllche Meinung iſt. Der bumofe Boden wird zwar durch die Düngung mit Kalkihaͤtiger, aber mit dieſer Thaͤtigkeit IfE nicht die Entwidelung von fo viel Wärme verbunden, baß deshalb die Pflanzen früher zur Reife gelangen könnten. Won allen biefen Eigenfchaften des Kalkes kann nun der Landwirth einen vor theilhaften Gebrauch machen, aber er kann auch bie Düngung mit Kalk ſehr leicht übertreiben. Der Kalk zerfegt naͤmlich alle humoſen Theile des Bodens bei weiten ſchneller als der Mergel, und wenn dann bie daraus entflandenen Körper nicht ‚im bdemfelben Maße von ben Pflanzen aufgenommen werben, was aber bei einer fehe großen Menge derſelben unmöglich ift, fo verfllichtigen fie fi) ober werben von Regenwaffer ausgelaugt. Der Kalt wirkt befonders loͤſend auf den alten Humus des Bodens, da man aber diefen als ein Magazin

für Faͤlle der Noth zu betrachten hat, fo iſt es einleuchtend, daß die

Kalkduͤngung ſtets mit der gehörigen Vorſicht angewendet werben muß. -Yächtern iſt die Düngung mit Kalk meift unterfagt, aus Furcht, fie möchten dadurch dem Ader bie Kräfte bis auf bie legten Autheile ent» jiehen, und in ber That, die Furcht iſt nicht ungegründet, ba ein Feld durch eine oft wiederholte Kalkdängung von Humus gänzlich er» fhöpft werden kann.

Beſonders wohlthätig zeigt ſich die Kalkdüngung auf allen naflen, ſehr eifenfchäffigen Bodenarten, da er hier die ſchaͤdliche Wirkung bes

Eifens aufhebt. Man darf jedoch nicht glauben, daß die Düngung -

mit Kalk ſtets von einem gänftigen Erfolge begleitet fein werbe, benn er wirkt nur dann ſehr gut, wenn ber Boden keinen Mangel an irgend einem zum Pflangenwachöthum nöthigen Stoffe leidet. Er kann folglich viel Humus enthalten und dennoch iſt bie Kalkduͤngung ganz erfolglos, fofeen ihm 3. B. das Kali fehlt, wie biefes alle Hochmoorculturen am überzeugendfien lehren. Ein Feld, welches mic Kalk gebüngt wird, möchte übrigens niemal® gleichzeitig mie Miſt gedängt werben, benn ber agende Kalk bewirkt, daß das Ammoniak des Miftes leicht Luftgeſtalt annimmt.

Nach einer Kalkduͤngung verſchwinden manche Unkräuter, wäh: rend mehrere andere in groͤßerer Menge eiſcheinen. Man nimmt zwar an, daß der Kalk die Samen der Unkraͤuter toͤdte, allein dieſe Meinung iſt nur zum Theil richtig; der wahre Grund des ers ſchwindens iſt, daß wenn auch der Same keimt, die nachherigen

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Marnzen doch ausgehen, da fie gezwungen find, über ihr Bedurfniß Kalk zu ſich zu nehmen.

Endtich giebt der Kalk auch ein vortreffliches Mittel ab, um das Aderland von Würmern und Inſekten zu befreien. Um dieſes zu bewirken. muß er aber fo Ägend als möglich und in nicht zu geringer Menge mit dem Boden vermifcht werden, da er nur dann feine ganze Kraft auf die Zerflörung ter Thiere aͤußern kann. Regenwuͤrmer, Schnecken, Engerlinge u. f. w. thun den Saaten oft fo vielen Schaden, daß fehon deshalb eine Düngumg mit Kalk fehr nuͤtzlich wird,

Die Früchte, welche in der Regel nach der Kalkduͤngung am beften gerathen, find Erbſen, Widen, Bohnen, Klee, Lucerne, Kartoffeln, Kaps, Welzen, Rocken, Gerſte und Hafer. Das Getreide, welches nach Kalk erbauet wird, zeichnet fi) durch Diünnhütfigkeit und großes Gewicht aus, und erzeugte der Ader früher viel Gras, fo fehlt es nad; der Kalkdüngung faft gänzlih. Mehrere rechnen diefes zu ben Nachtheilen der Kalkduͤngung, es find indeß nur diejenigen, welche lieber ein futterreiches Stroh, als viele und getwichtige Körner ernten, oder nicht gern Kutter für das Vieh erbauen. Alle Pflanzen, zu bes nen man mit Kalt gedlingt hat, frifit das Vieh nicht nur lieber, fons been gedeihet auch beffer dabei. Wendet man den Kalk zu Oeffruͤch⸗ ten (Raps u, dergi.) an, fo darf der Ader nicht gleich nach dem Aufbringen deffelben befäet werden, da die Delgebenden Saamen am leichteften durch den Kalk ihre Keimkraft verlieren. Am haͤufigſten dimgt man die reine Brache mit Kalk, was auch unſtreitig das Zweck⸗ mäßigfte ift, da er bier auf das Vollkommenſte mit der Aderkrume vermifdzt werden kann, umd dann auch die Würmer, die Inſekten uiid das Unkrautsgeſaͤme am irſten toͤdtet.

Bet der Anwendung des Kalkes als Bobdenverbefferungsmittel iſt noch zu bemerken, daß man fi niemals des Kalkes bedienen darf, welcher ſehr reich an Talkerde (Dolomit) iſt, indem dieſer, wie die Er⸗ fahrung in England gelehrt hat, mehr ſchaͤdlich als nuͤtzlich wirkt. Eine zuvor angeftelfte chemifche Analyſe kann uns hierüber den fichers ften Aufſchluß ertheilen.

Das Berfahren, welches man beim Düngen des Kalkes anwendet, ift folgendes:

1) Man macht in der Nähe des zu duͤngenden Feldes von dem friſch gebrannten Kalle, am beften in der warmen Jahrszeit alfo im Mat, Juni, Sul oder Auguf— große Haufen und begießt dieſe mit

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fo viel Waffer, daB ber Kat dadurch in Pulver zerfält. Die Quan: titaͤt Waſſer, welche dazu erforderlich ift, erfährt man aus dem chemi« fhen Beftande des Kalkerdehydrates; da nun der Kalk ſich mit etwa 25 Proz. Waffer chemiſch zu Hydrat verbindet. fo hat man, bem Ges wichte nach, den vierten Theil des Kalkes noͤthig. Beim Begießen mit Waffer werben aber immer die unten im Haufen liegenden Städe von den oberen gefhägt, deshalb the man immer wohl daran , bie Haufen mehr breit als hoc zu machen, und aud etwas meht Waſſer, ale vielleicht erforberlich ift, zu nehmen. Sobald nun ber Kalk zerfallen if, was unter Entwickelung von Bige, Dampf und Aufblaͤhen gefchieht, abet man ihn in hinten offene, niedrige zweiraͤ⸗ drige Karren und führt ihn aufs Feld, woſelbſt er mitteift Schaufeln, glei vom Kaſten aus, bei windſtillem Wetter recht gleichmäßig Über den ſchon gepflügten und geeggeten Boden ausgeftreuet wird. Unmit⸗ telbar darauf wird geegget, um ihn zuerft mit der oberen Schicht der Aderkrume zu vermifchen. Es pflegen zwar noch immer einige Beine Stuͤcke unter dem Kalte befindlich zu fein, allein diefe zerfallen binnen 2 Stunden gleihfals in Pulver, da fie ſowohl aus der Luft als aus dem Boden Waffer anziehen. Nachdem das Feld gergget ifl, wird es flah (2 3 Zoll tief) umgepflügt und biernach abermals tüchtig geegget, damit bie aller vollftändigfte Vertheilung des Kal Les Statt finden möge. Das Pflügen wird dann zur Saat nody einmal wiederholt und zwar etwas tiefer als das erfte Mat.

2) Man ladet den feifch gebrannten Kalk reihenweiſe auf dem Selbe in Eleine Haufen ab und bedeckt dieſelben ſogleich mit einer 3— 4 300 diden Schicht Erde und auch wohl noch mit einer Stroh⸗ haube, um das Megenmwaffer abzuhalten. In diefen Haufen bleibe nun ber Kalk fo lange liegen, bis er in Pulver zerfallen iſt (worauf, wenn ed nicht vegnet, wohl 3— 4 Wochen vergehen), denn er ziehe nicht bloß Feuchtigkeit durch die Erddecke an, fondern verforgt ſich das mit auch von unten auf. Hiernach arbeitet man bie Haufen mit der darüber und unmittelbar darunter liegenden Erbe gut durch und ſtreuet das Gemenge gleichmäßig Über das fchon gepflägte und geeggete Land aus, Im übrigen verfährt man wie bei der erfien Methode. Da aber ber Kalk bei biefer Behandlung nicht gänzlid von der atmosphäs riſchen Luft ausgefchloffen bleibt, indem die Erddecke beim Löfchen Riſſe bekommt, fo verforgt er ſich auch zum Thell wieder mit Kohlen: fäure und ift dann nicht fo wirkfam als der auf die erfie Weife

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bereitete. Ungeachtet deſſen iſt dieſes Derfahren das gebräuchlichfte und hat den Vortheil, daß dabei eine recht gleichmäßige Verbreitung des Kalkes über den Ader Statt finden ann, und daß man dabei des Waſſerbeifahrens überhoben ift.

3) Man beingt einen Theil Kalk ſchichtweiſe mit 3, 4 5 Theifen humusreicher Erde in einen conifhen Haufen, befprengt denfeiben gut mie Waffer, det Rafen und auch wohl eine mit Erde überfchüttete Strohhaube daruͤber (um die Luft und das Regenwaffer abzuhalten), und laͤßt ihn damit ruhig 4 5 Wochen flehen; hierauf führt man das Gemenge, was eigentlich ein Compoſt ift, über das Feld, ſtreuet es gut auseinander und verfährt Übrigens mit dem Lande wie vorhin. Bei diefer Methode bleibt der Kalt nicht nur in feiner ganzen Kraft, fondern es entfteht auch zugleich humusfaurer Kalk, ein vortreffliches Beförderungsmittel der Vegetation; nur Schade, daß man nicht überall fo viel humusreiche Erde hat, als dazu erforderlich iſt.

Was das Brennen bed Kalkes anbetrifft, fo erfordert dieſes im- mer einige Uebung, denn er darf weder zu ſtark noch zu ſchwach ges brannt werben, da er im erſtern Falle verglafet und ſich dann nicht loͤſcht und in Pulver zerfällt, während er im zweiten nicht aͤtzend wird oder die Kohlenfäure behält. Das Brennen wird in verfchieden ges formte Defen (&elds oder Gplinderöfen) vorgenommen und man ges braucht dazu als Brennmateriat Holz, Zorf oder Steinkohlen. * Wilt man Kreide, die oft in erdiger Geſtalt gefunden wird, zum Kalkbren⸗ nen benugen, fo bädt man vorher Ziegel daraus. Meiſt wird fie aber im ungebrannten Zuftande angewendet, dann aber in bedeutend größe: ver Menge al® der gebrannte Kalk, fo in England, Frankreich u.f. mw.

c) VBerbefferung des Aderlandes duch Then. Der Thon, größtentheil® aus einer chemifhen Berbindung von Kieſel⸗ und Alaunerbe beflchend, bient in feiner natüclihen Belchaffenheit zur Verbefferung des Sand: und Moorbodens; den erfteren ertheilt er mehr Bindigkeit, vergrößert deſſen waſſerhaltende Kraft und verhindert die zu ſchnelle Berfegung und Verflüchtigung der in ihm befindlichen organtfchen Mefte (des Humus), während er den zweiten feſt macht, die beſſere Berfegung feiner humofen Theile bewirkt und ihn mit Sie: felerde verforgt, woran er meift Mangel leidet. Die innige Vermis (hung ded Thons und Sandes iſt mit vielen Schwierigkeiten verbuns den, ja von vielen wird fogar behauptet, fie gelinge gar nicht, was indeß darin begründet iſt, daß man dabei auf eine unrichtige Weiſe

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verfährt. Soll die Vermiſchung gut erfolgen, fo ift durchaus erfore berlich, dab der Thon zuvor recht vollfiändig gepulvert werde, was nur bei trodener Witterung duch Egge, Walze und hölzerne Hämmer bewerkſtelligt werden kann. Am beften ift es immer, den Thon vor Minter über ein breifch liegendes Sandfeld zu fahren, denfelben gleich darauf zu fireuen und ihn fo über Winter, der Einwirkung des Fro⸗ ſtes auszufegen, da er dann duch das aufgenommene und geftierende Waſſer ſchon etwas aus einander getrieben wird. Beim nadıherigen Zerpnivern des Thons bedient man fih einer Walze, die ſechs ober achtedig iſt, da diefe beffer wirft. Die Eggen wendet man dagegen von Zeit zu Zeit um und überfchleift da6 Feld damit; find dann noch einzelne Klöße vorhanden, fo muͤſſen dieſe mit hölzernen Hämmern zerfchlagen werden. Das erfle Unterpflügen bes Thons darf nicht tiefer als 2 Zoll gefchehen, wonach dann bei nicht zu trok⸗ Eener ober naffer Witterung abermals geegget, geſchleift und gewalzt wird, das zweite, dritte und vierte Mal wird immer etwas tiefer gepflügt und wieder geegget und gewalzt. Ein mit Thon Üüberfahrener und auf diefe Meife behandelter Sandboden läßt nur noch wenige Thonſtuücke ers Eennen und was durch die Bearbeitung nicht vollbracht werden Fann. gelingt doch endlich der Zeit, Ic hatte Gelegenheit, einen flerilsn Sandboden, der kaum Rocken hervorbrachte, ſehr ſtark mit Thon befahren und auf die angegebene Art behandeln zu ſehen, nach 10 12 Jahren glich er einem Lehmboden und trug nun Gerſte Die Vermischung des Thons mit Sand gelingt indeß bei weitem leichter, wenn man ihn zuvor fchichtweife mit Mift in einen hohen Haufen legt. biefen mehrere Male umarbeitet und ihn nach Verlauf eines Jahres tiber das Feld führt. Will man den Thon zur Verl efferung dee Moorbodens anwenden, fo thut man wohl daran, ihn erſt mit der Moorerde fchichtweife In hohe Haufen zu fegen und mehrere Male umzuarbeiten; überhaupt aber gelingt bei dieſer Bobenart die Ver⸗ mifhung mit Thon ſchon leichter ‚aid beim Sande. Wiewohl nun der reine Thon den Boden ſchon phyſiſch und chemifch verheffert fo wirkt derfelbe doch noch bei weiten beffer, wenn er auch eiwas (3 4 Proz.) Kalkerde, Talkerde, Gyps, Kali, Kochſalz und phosphorſaure Salze enthält, denn dann führt man dem Boden mittelft des Thons auch noch mehrere andere wichtige Pflanzennah⸗ rungsſtoffe zu.

In der neueren Zeit wird in Deutfhland aud der gebrannte

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oder geröftete Thon und Lehm mit gutem Erfolge zur Verbefferung des Aderlandes angewendet, wihrend man ihn in Schottland und Ir land ſchon feit Langer Zeit zum Düngen benugt. Am wirkfams ſten zeigt er fi auf Thon⸗ und Haideboden. Den naſſen Thonbo⸗ den lockert er und macht ihn trockener, da er im gebrannten und gut zerkleinerten Zuſtande wie der Sand wirkt; den Haideboden verbeſſert er dagegen groͤßtentheils auf chemiſche Weiſe; das Roͤſten des Thons lockert naͤmlich die darin befindlichen Silicate, als die des Kalkes, Talkesé, Kalis und Natrons auf, worauf ſich dann die genannten Baſen mit der Humusſaͤure des Bodens zu humusſauren Salzen verbinden und den Pflanzen zur angemeflenen Nahrung dienen, was ihnen aber, al& fie noch mit der Kiefelerde verbunden waren, wegen ihrer Unaufiöstichkeit in Waſſer nicht möglih war. Wendet man, wie es häufig gefchieht, den geröfteten und gut zerkleinerten Thon zur Verbefferung de Sandbodens an, fo ertheilt er diefem nicht nur eine größere mwafferhaltende Kraft und Bindigkeit, fondern verforgt ihn auch mit Körpern woran diefer Boden in der Regel Mangel leidet. Dazu kommt nun aber auch, daß fi, wie mir eigens daruͤber angeftellte Berfuche gezeigt haben, im gebrannten Thone, fofern er Eifen- und Manganorydul enthält, was ſtets der Fall zu fein pflest, Ammo⸗ nia® erzeugt, wodurch natürlich die duͤngende Eigenfchaft beffeiben bedeutend gefteigert wird. Das Ammoniak entfteht bei der höheren " Dppdation des Eifens und Mangans auf Koften des Waſſers unter Zutritt des atmofphärifchen Stickſtoffs und verbindet fich mit der Humuss fäure des Bodens zu humusfaurem Ammoniak. Dieferhalb fehen wir denn auch immer, daß fich die Düngung mit gebranntem Thon ba am wirkfamften zeigt, wo der Boden viel Humusfäure und ber ges brannte Thon viel Eifen» und Manganorpdul enthält. Noch wirkfamer iſt der Thon, wenn er auch etwas Eohlenfaure Kalk⸗ und Talkerde, Gyps, Kochſalz und phosphorſaure Salze befist, da er in diefem Kalle den Boden mit allen zum Pflanzenwachsthum erforderlichen mineralis ſchen Körpern verforge. Natuͤrlich kann uns nur die chemifche Analyfe- hierüber den genügendften Auffchluß geben. Auf fehr humusreichen Bodenarten Bann die Diingung mit gebranntem Thon eine ganze Reihe von Jahren die ergiebigften Ernten zu Wege bringen, niemals wird aber die von den Pflanzen confumirte, fo wichtige Humusfäure . da: durch erſetzt, und da der Boden duch den Thon auch oft nicht ges nug von den übrigen zum Pflanzenwachſthum nöthigen mineralifchen

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Stoffen, als Gyps, Kochſalz, phosphorfaure Salze u. ſ. w. erhält, fo ift won Zeit zu Zeit eine Düngung mit Mift erforderlich, da diefer die genannten Stoffe enthalt und fo den Pflanzen nutzt, was feeitih von Vielen noch nicht anerkannt wird. Verſuche, die ich feit einigen Jahren über die Düngung mit gebranntem Thon anſtelle, haben mir gezeigt, daß er hauptſaͤchlich den Kleewuchs befördert. Das Brennen oder Röften des Thons oder auch Lehms, welcher zur Verbeſſerung bed Aderlandes dienen foll, geihieht in Meilern oder in eigens dazu erbauten Defen. Man gräbt dazu den Thon, um ihn nahe bei der Hand zu haben, wo moͤglich aus dem Unter grunde ber Felder hervor und nimmt hauptfächlich denjenigen dazu, weldyen man bei Anfertigung von Abzugsgraͤben erhält, wo aber ber Untergrund kein paßlichee Material enthält ift man genöthigt, ihn aus ber Ferne herbeizufchaffen, woburd dann die Operation um ein Be⸗ beutenbes höher zu fliehen kommt. Das Brennen des Thons in Meilern gefhieht auf folgende Weife: Zuerft legt man im März oder April Ereisfösmig auf den Boden eine Thonlage von 1 Fuß Stärke und 8 10 Fuß im Durchmeſſer; auf biefe flellt man nun dach⸗ foͤrmig gegeneinander 4— 5 Stud 8—9 Fuß lange, und 6— 7 Zoll dicke Holzfcheite, füllt den innen Raum mit allerlei Brennmaterial, als Reisholz, Dornen, Ginfter, Torf, trodene Haideplaggen, Kartoffel» ficch u. ſ. w. an, errichtet hierauf bis beinahe zur Spige hinauf, rund um ben Holzhaufen, eine 2— 3 Fuß bide lockere Mauer von dem nur etwas abgetrodneten Thon, und bebedt zulegt bie Spike des Haufens mit Torf, trodenen Rafens oder Haideplaggen, Ameifen: haufen und bergl. Der Meiler bleibt auf diefe Meife bergeftellt, 14 Zage bis drei Wochen ruhig flehen, damit der Thon noch etwas austrodnen möge. Alsdann fihreitet man zum Brennen, d. h. man zündet zuerſt das im Innern befindliche Reisholz mittelft Zugloͤcher an, und verjchließt diefelben glei) darauf wieder mit Rafen oder Thon, denn das Holz foll nur ganz allmählig verbrennen, damit ſich in ben Swifchenräumen des Thons recht viel Muß abfege. Hat das Feuer nun die oben auf dem Daufen liegenden Rafen, den Torf u. f. w. ergriffen, fo wirft man immer neue Rafen und Torf darüber, zugleich aber auch Zhon, wenn die Flamme zu fehr uͤberhand nehmen follte, oder man facht das Feuer durch hinzugeworfene Rafen und Torf an, nenn ed zu erſticken droht, während man es buch Thon dämpft, falls es zu ſtark um ſich greift. Sollte jedoch das Feuer ausgehen

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wollen, fo ftidht man, um ber Luft Zuteitt zu verfchaffen, mit einem zugefpigten runden Pfahle Löcher durch die Thonwand und verfchließt fe wieder, fobald die Gluth zu ſtark werden follte. Bricht endlich bie Flamme an mehreren Stellen aus ber Mauer hervor, fo führt man um die erfle eine zweite auf, flößt dann die erſte behutfam ein, wirft auf die Spige des Haufens wieder Torf und trodene Raſen und verfährt überhaupt beim Brennen biefer zweiten Thonmauer eben fo, als man bei der erſten verfuhr. Sind endlich alle Rafen, Torf u. dergl. verbrannt, fo ftößt man den ganzen Haufen zufammen, das mit auch derjenige Thon noch der Hitze ausgefeht werde, welcher ihr bisher entgangen iſt. Sobald ſich dann die Maffe etwas abgekühlt bat, zerſchlaͤgt man die bartgebrannten Thonftäde mit Haden oder Haͤmmern und führt alle wohl zerkleinert über das bereits gepflügte Feld, wo es aber nicht untergeadert, fondern nur mit ber Saat eins geegget wird; die Erfahrung hat nämlich gelehrt, daB der gebrannte Thon dann am beften büngt, wenn er mit der Luft in Beruͤhtung bleibt, was ſich ſehr gut dadurd erklären läßt, dab das Ammoniak dur unter Zuteitt des atmofphärifchen Stichftoffs entſtehen Tann. Zum Brennen ded Thons mittelft eined Ofens mauert man einen Canal von 2 3 Fuß Breite, 3—4 Fuß Höhe und 18— 20 Fuß Länge dergeflalt auf, daß derſelbe 2—3 Zuß tief in ber Erde liegt, während ee J 2 Fuß darüber hervorragt. Born und hinten bleibt ee offen, nicht nur, damit das Brennmaterial, was in Holz, Torf, Reifig u. dergl. beſteht, hineingeftedt werden. koͤnne, fondern das auch ein gehöriger Luftzug State finde. Die etwas gewoͤlbte Dberfläche des Kanals verfieht man mit 2 8 Zoll breiten und eben fo weit von einander entfernten Oeffnungen, wodurch eine Art Roft gebildet wird, und an ber vorberen Seite des Canals errichtet man eine Mauer, bie etwas breiter und einige Fuß höher als der Canal it; fie dient dazu, um den Thon, der 2—- 2%, Fuß did auf dem Canal oder dem Roſte angehäuft wird, gegen den zu ſtarken Luft zug zu fhüben. Wenn nun das Brennmaterial im Innern des Canals angezuͤndet worden ift, fo dringen Rauch und Hige durch die oberen Deffnungen in den Thon, wodurch bderfelbe gerade in denjeni> gen Zuſtand verfegt wird, in welchem er fih am beften zum Düngen eignet, d. h. er iſt weder zu ſtark nody zw ſchwach gebrannt und zugleih mit vielen Rußtheilen durchdrungen, da ſich die Flamme von vorn ganz allmählig nach hinten zu verbreitet, Sobald das

Feuer erlofchen ift, nimmt man ben Thon hinweg, füllt ben Ganal mit neuem Brennmaterial, legt feifhen Thon auf den Roſt, zündet an und verfährt ganz fo wie das erſte Mat. Auf diefe Weife kann mittelft eines Ofens täglich eine große Quantität Thon - geröftet merden, der, nachdem er gut zerkleinert worden ift, fogleidh über das Feld gefahren wird. Man gebraucht zum Roͤſten des Thons mittelft eines Ofens bei weitem weniger Brenumaterial, als in ben vorhin beſchriebenen Meilern, hat dann aber den Thon weiter zu tians⸗ portiren, da das Brennen im Ofen nicht auf dem Felde ſelbſt, ſon⸗ dern nur in deſſen Naͤhe vorgenommen werden kann.

Die im Canal befindliche, mit etwas durchgekruͤmeltem Thon vermiſchte Aſche wendet man am beſten fuͤr ſich auf Wieſen oder ſehr humusreichen Feldern an. Die Guͤte derſelben haͤngt natuͤrlich vom Brennmaterial ab; fie iſt vorzüglich, wenn man harte Hoͤlzer benutzt, wohingegen fie einen geringen Werth hat, fofern man Tannen⸗ oder Kiefernholz anwendet; mo aber dad Brennmaterial fehr theuer ift, da dürfte die Düngung mit geröfletem Thone überall nicht nuͤtz⸗ lich fein. .

Ruͤckſichtlich der Quantität des gebrannten Thons, welche man zur Bedüngung einer gewiſſen Släcye, bedarf ift zu bemerken, daß dieſelbe theil& vom Boden, theils von dee Befchaffenheit des Thons abhängt. Je thoniger der Boden ift, deſto mehr iſt davon erforderlich, wenn er auch phyſiſch dadurch verbeffert werden fol. Derſelbe Fall findet beim Sandboden Statt; denn auch dieſer Boden erlangt dur den geröfleten Thon eine beffere phyſiſche Beſchaffenheit, indem felbft der ſtark gebrannte Thon nad) und nach zerfällt und ſich dann innig mit dem Sande vermifht. Die chemiſchen Beſtandtheile des gebrann« ten Thons fommen, wenn es fi um die Quantität handelt, die man anzuwenden hat, nun gleichfalls in Betracht, und»vorhin habe ih fhon bemerkt, daß es gut fei wenn derſelbe außer etwas kohlenſauter Kalterde, Gyps, Kochſalz und phosphorfauren Salzen auch recht viel Eifens und Manganoxyd enthalte, indem fi) dann viel Ammoniak in ihm erzeuge. Don befonderer Wichtigkeit iſt ed aber, wenn ber Thon veih an Kiefelkali und Kiefelnatron ift, da Kali und Natron zu den wichtigſten Pflanzennahrungsmitteln gehören Um einen Mag⸗ beburger Morgen Feldland gut mit geröftetem Thon zu bedängen, find 6— 900 Rheintändifhe Cubikfuß erforderlich; zuviel kann überhaupt

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nicht leicht angewendet werden, wohl aber leicht zu wenig, da er bei weitem nicht ſo kraͤftig wirkt als der Mergel oder Kalt. Soll er die Fruchtbarkeit des Bodens erhöhen, fo ift durchaus erforderlich, daß es demſelben nicht an Humus fehle, ba die Humusfäure das Mittel ift, wodurch die mineralifchen Körper des Thons aufgelöfet und in die Pflanzen Übergeführt werden; dies iſt denn auch der Grund, weshalb ſich die Düngung mit gebranntem Thon auf Haideboden, da diefer immer viel Humus enthält, fo wirkfam zeigt, und weshalb fie auf humusarmen Boden „mie ich aus darüber angeſtellten Verſuchen ges ſehen habe, faft ganz nutzlos iſt.

Ein Haupterfordernig ber der Düngung mit geröftetem Thon iſt mach, ihn im gut zerfieinerten Zuſtande über das Land zu ſtreuen, da die Dumusfäure des Bodens dann beffer darauf einwirken kann; man hat ihn deshalb fchon in Pulvergefialt angewendet und dann die befte Wirs fung davon wahrgenommon. Sogar die aus Thon gebrannten Ziegel diingen, wenn fie in einen pulverförmigen Zuſtand verfegt werden, fo gut, daß es fih wohl der Mühe lohnte, die Abfälle der Ziegeleien- durch Mafchinen zu zermalmen und zur Verbefferung des Thonbodene anzumenden.

d) Verbefferung des Ackerlandes duch Sand. Mits

teift des Sandes laſſen fich mehrere Bodenarten auf lange Zeit hins

J aus bedeutend verbeſſern denn derſelbe beſteht aus Koͤrpern, die weder ſchnell von den Pflanzen aufgezehrt, noch leicht vom Waſſer ausge⸗

‚laugt werden. Namentlich find es die Thon⸗, Humus⸗ und Kreide⸗

| bodenarten, welchen er am meiften nut, da er diefelben nicht allein | phnfifch, fondern auch chemiſch verbeffert. Der größere oder geringere Nugen, ben die Felder von der Ueberfuͤhrung mit Sand haben, hängt.

jedoch), wie beim Mergel, Kalt und Thon, von beffen chemifcher Conftitution oder von feinen Beſtandtheilen ab. Gewöhnlich nennt

man Sand an Erdreich, welches aus‘ Kleinen abgerundeten Quarz»

koͤrnern befteht, unterſucht man indeß denfelben genauer, fo findet man barumter auch meiſt mehr oder weniger Körner von Feldſpath, Glimmer

und überhaupt Fragmente folcher Mineralien, die außer Kiefelerde (der Hauptbeftandtheil ber Quarzkoͤrner) auch Kalt, Talk, Kali, Natron

u. f. w. enthalten. Bon ber Quantität diefer mit ben Quarzkoͤrnern vermifchten Mineralfragmente hänge nun hauptſaͤchlich der Merth des

Sandes als Bodenverbefferungsmittel ab, ba diefelben mit der Zeit ver

wittern und den Pflanzen dann Kalk, Talk, Kali und Natron liefern,

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Um daher über die Guͤte des Sandes eine richtige Kenntniß zu erlan⸗ gen, ift man genöthigt, ihn einer chemifchen Unterfuhung zu unters werfen; findet man, wie es häufig dee Fall iſt, mittelſt derſelben 5—6 Proz Kalt, Tall, Kali und Narton, fo kann man verfichert fein, daß er fehr viel zur Verbeſſerung aller genannten Bobenarten beitragen werde, befteht er dagegen nur aus Kiefelerde nebſt wenig Eifenorpb und Alaumerde, fo verbeffert er den Thonboden bloß mecha⸗ niſch, während er die Humus> und Kreidebobenarten, da biefelben oft Mangel am Kiefelerde leiden, auch chemiſch verbeffert. Was den Thonboden anbetrifft, fo wich derfelbe durch den Sand nicht allein gelodert, fondern auch in fofern verbeſſert, als er die wafferhaltenbe Kraft deſſelben vermindert. Die Vermiſchung des Bandes mit dem Thonboden gelingt immer beffer als die des Zhons mit Sandboden, inde& darf auch hierbei die Quantität des auf einmal anzumendenden Sandes nicht zu beträchtlich fein. Am beiten geht die Vermiſchung vor.fih, menn man fie theitweife der Natur überläße, d. h. wenn man den Sand über ein zur Weide dienendes Thonfeld fireuet (”/, bis Y/, Boll did) und daffelde nun nody mehrere Jahre als Weide benugt; der Sand wirb dann nicht nur vom Regenwaſſer nad) und nach in den Boden gefpült, fondern auch vom Viehe eingetreten. Das erfte Aufbrechen des Weidelandes gefchieht hiernach fehr flach und man befäet es auf eine Furche mit Hafer; nach diefem folgen mie Mift gedüngte und fleißig bearbeitete Kartoffeln, woburd dann eine fo innige Dermifhung des Sandes mit dem Thone erfolgt, als fie nur gewünfcht werden kann. In einigen Ländern fireuet man den Sand, womit man den Thonboden verbefjern will, erſt in die Viehſtaͤlle und führt ihn hierauf ſammt dem eigentlichen Miſte über das Feld. Auf diefe. Weife kann man fehr ſtrengen Thonboden almählig in einem Lehmboden verwandeln, zumal wenn der Sand auch einige Muſchel⸗ fhalenfragmente, wie an den Meereskuͤſten enthält.

Eol der Sand zur Verbefferung eine Bodens dienen, der übers reich an Humus ift, fo erreicht man. feinen Zweck am beften dadurch, daß man ihn gleichfalls zu der Zeit Aber das Feld ſtreuet, wo daſſelbe als Weide benuge wird; der Sand ſenkt ſich dann ver moͤge feines großen fpecfifchen Gewichtes nicht nur in ben Boden, fondern wird auch durch das Regenwaſſer binelngewafchen und durch das Weidevieh eingetreten. Der humusreihe Boden laͤßt ſich we⸗ ‚gen ſeiner Kruͤmlichkeit überhaupt mit dem Sande ſehr leicht

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vermifchen,, fo daß auf einmal. große Quantitaͤten zur Verbeſſerung deffelben angewendet werden koͤnnen. Bel weitem befiere Dienfte als der Sand Leiftet indeß auf diefem Boden der Lehm, flieht deshalb kein Mergel zu Gebote, welcher dem Lehm jedenfalld noch vorgezogen zu werden verhient, fo ift e8 immer zweckmaͤßiger, ſtatt des Sandes Lehm zu nehmen. Auch zur Berbefferung des Kreidebodens iſt ber Lehm beffer als der Sand geeignet, da er denfelben nicht nur chemiſch, fondern auch fehr wefentlih phyſiſch verbefiert. Der Kreideboden trodnet zu ſchnell aus, was durch eine ſtarke Auffuhr von Lehm ober Thon verhindert wird. Es fehlt ihm auch meiſt an Eifen, Mangan, Kiefel- und Alaunerde, welche Körper ee dann gleichfalls buch die Vers milhung mit Thon oder Lehm erhält. Es kommen bie darin befindlichen organifhen Reſte ſchneller zur Zerſetzung, als es den Pflanzen zuträgs lich if, die AUaunerde und das Eifen des Thons ober Lehms verzös gern dieſes jedoch. Kurz der Sand nugt dem Kreideboden nicht fo viel als der Lehm und Thon, immer aber behält der erſtere für dieſen Boden noch einen großen Werth, wenngleich er von mehreren andes ven Körpern übertroffen wird. Die Sandauffuhe kommt bei gleicher Duantität in der Regel wohlfeiler al6 die des Mergeld und Thons zu fiehen, denn er ift nicht bloß Leichter aufzuladen,. fondern auch meift trodener. Die Menge des jedesmal anzuwendenden Sandes richtet ſich Übrigens nach der Befchaffenheit des Bodens, man bringt auf den Magbeb. Morgen 600 Rheinlaͤndiſche Cubikfuß, uber man wendet auch 1200 Cubikfuß an.

e) VBerbefferung des Aderlanbes buch Humus ober bumusreihe Erde (Moder, Schlamm). Den Namen >Dumus« bat bekanntlich fchon feit längerer Zeit der braune oder fchwarzbraune pulverfoͤrmige Rüdftand erhalten, welcher entfleht, wenn organifche Körper (Pflanzen und Thiere) in Faͤulniß und Verweſung übergehen. Der Humus des Bodens uͤbt zwar auf das Gedeihen ber angebaueten Gewaͤchſe einen fehr großen Einfluß aus, allein eine fo wichtige Rolle er auch beim Anbau gewiſſer Pflanzen fpielt, fo überfhägt man ihn gar häufig doch auch; dies wird befonders dadurch bewiefen, daß es mehrere Bodenarten giebt, die, obgleich fie oft nicht über "/, Proz. Humus enthalten, dennoch die fhönften Gewaͤchſe hervorbringen. Zu den Pflanzen, welche mit einem ſehr humusarmen Boden vorlieb nehmen, gehören jedoch immer nur folche, deren Natur es ift, mit ihren Wurzeln tief in den Untergrund zu dringen, als Lucerne, Efparfette,

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. Rainfarn, Feidbeifuß, Dafenbrahm (Sjartium) u. f. w., benn wenn

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fie aud) keinen Humus zue Nahrung bedürfen, fo haben fie zu ihrem Gedeihen doch die Stoffe nöthig, welche meift in der Tiefe verborgen find, als Kodıfalz, Gyps, Kallfalze u. f. w. Daß in der That der Humus zum Gebeihen aller unferer Guiturpflangen: weniger erfordert wird, ald man gewöhnlich glaubt, geht noch aus vielen anderen Er⸗ ſcheinungen hervor. Düngt man z. B. einen fehr humusarmen Bes den, einen Boden, der kaum Proz. Dumus enthält, mit Oel⸗ £uhenpulver, Horn, Blut, Miſtjauche, gefaultem Urin u. ſ. w., alfo mit Körpern, die Beinen Humus enthalten, und In

: welchen auch, während fie am Eräftigften mitten, fehr wenig oder gar

kein Humus entftcht, fo wachſen die Pflanzen dennoch ſtets ſehr fhwelgerifd) danach. Anderentheils fehen wie nun aber auch fehr haͤu⸗

. fig, daS die aller humusreichſten nicht mehr an Näffe leidenden Bo»

denarten (Moorboden ) fehr kuͤmmerlich wachfende Pflanzen hervor⸗ Bringen, waͤhrend fie doch, wenn vom Humus allein das Gedeihen derfelben abhinge, fehr üppig vegetlren müßten. Man fchiebt alsdann die Schuld auf die Säure. des Bodens, oder glaubt, daß der kohlen⸗ artige Buftand des Humus die. Urfache ber Unftuchtbarkeit fe, duͤngt nun mit Kalt, um die Säure zu neutralificen und bie Kohle zur Zer⸗ fegung zu bringen, aber ungeachtet deffen wachfen die Pflanzen nad) wie vor fehr kuͤmmerlich, oder doch nur um ein Weniges beffer als früher, Somohl aus dieſen ald nody aus mehreren anderen Erſchei⸗ nungen der Art hätte man nun ſchon längft die Ueberzeugung ges winnen follen, daß der Humus kein fo wichtiger Körper ift, ald man uns glauben machen will, und daß überhunpt: die bisherige Lehre vom Humus aus fehe vielen Widerfprüchen beſteht. Man hält indeß die

“alte Anſicht noch immer feft, denn täglich fiehe man, daß fie aus

den ‚älteren Werken in die neueren und neueften wandert, was freilich flr die landwirthſchaftlichen Schriftftellee manche Bequemlich⸗ Leit hat, woburd aber meber bie Wiffenfchaft noch bie Praris auch nur um einen einzigen Schritt weiter gefördert wird. Es iſt in der That ſehr auffallend, wie eine Lehre, die eben fo wenig naturgemäß

als richtig in ihren Schlußfolgen ft, fi) bat fo lange behaupten

tönnen und noch fortwährend behauptet, wie ein Lehrgebäube, was auf fo feichten Giuͤnden ruht, nicht ſchon laͤngſt zuſammengefallen iſt. Die Sache erklaͤrt ſich neh am erſten, wenn man erwaͤgt, daß die Vorſtellungen und Meinungen, welche man von der Pflanzen⸗

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ernäbrung hat, fehr irrig find, und daß bie Verfuche, morauf bie alte Lehre ſich hauptſaͤchlich ſtuͤtzt, Höchft mangelhaft angeftellt wurden, fo daß wir durchaus nicht berechtigt find, das feit etwa 25 Jahren darüber Behauptete als eine unwiderlegliche Wahrheit gelten. zu taffen. Es würde überflüffig fein, wenn ich das, was ich in meiner »Ehemie« und » Düngeriehte« vom Humus erwähnt habe, hier noch einmal wiederholen weilte, demerklich will ich jedoch machen, daß ih - mid, immer mehr von der’ Richtigkeit meiner früher ausgefprochenen Anfichten Überzeuge, und daß ich, obwohl ich den Humus für einen ſehr wichtigen Koͤrper der Aderkrume halte, doch mehr und mehr zu der Weberzeugung gelange, die Pflanzen können ihn quch wohl entbebren. Duch den Humus oder eine humus⸗ reihe Erde laͤßt ſich das humusarme Aderland ungeachtet deffen ſehr weſentlich verbeſſern, wie in dem Folgenden näher gezeigt werden ſoll.

Der in der Nature vorfommende Humus befigt eine fehr ver- fchiebene Beſchaffenheit, indem diefelbe ſowohl von feiner Entſtehungs⸗ weiſe als auch von der Art der Pflanzen, moraus er ſich bildete, abs bängig iſt. Der eine Humus zeigt ſich als Bobdenverbefferungsmittel fehe wirkfam, während der andere nicht nur ganz nutzlos, fondern fogar oft ſchaͤdlich ift. Der befte Humus iſt immer derjenige, welcher viele ſtickſtoffhaltige Körper enthält und weicher Feim Berbrennen eine Afche Liefert, die reich an Kati, Natron, Kalk: und Talkerde, Schwe⸗ felfäure, Phosphorſaͤute und Chlor iſt, natürlich kann ſich ein folcher Humus nur aus Pflanzen bilden, in welchen wir diefe Körper finden, Wollen wir und deshalb über die Güte des Humus ſchon im Vor⸗ aus in Kenntniß ſetzen, fo find wir genoͤthigt, ihn einer chemifchen Unterfuhung zu unterwerfen. Beim Humus ober den humusreichen Erden hat man jedoch zu berieffichtigen, daß felbft der ſchlechteſte, durch eine gehörige Behandlung, d. h. durdy eine richtige Vermiſchung mit gewiſſen Körpern und längeres Liegenlaffen in hohen Haufen, ſehr verbeffert, ja fogar in den aller vorzüglichften Humus verwandelt wer: den kann. Die Körper, welche man zur Verbeſſerung des fchlechten Humus anwendet, ;und wobei man dann den fogenannten Gompoft (Miſchduͤnger) erhaͤlt, find hauptſaͤchlich Kalk, Mergel, Ealireiche Holz⸗

aſche, Mift, (befonders Schafe und Pferdemifl, wegen des fidy in gro⸗ Ber Dienge daraus entwidelnden Ammoniaks), abgefaulter, oder noch » beſſer, feifcher Harn und Miftjauche.

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Zu den Humusarten, weiche Für ſich angewendet den geringſten, ja oft gar Beinen Nuten leiſten, gehört Hauptfählih der Haibes humus; man’ fest ihn deshalb auch in ben Gegenden, wo man ſich feiner zur Verbeſſerung bes Bodens bedtent (Norbdeutfchland) ſtets mit Mift vermifht in Haufen, oder fireuet ihn (als Haideplaggen) dem Vlehe unter. Der Haidehumus für ſich wirkt befonders aus dem Grunde richt günitig auf das Pflanzenwachsthum, weil er viel Harz und Humuskohle enthält, die ſowohl durch bie Erhitzung, melde in den Haufen Statt findet, als auch durch das Ammoniak, was ſich ans dem Mifte entwickelt, aufgefchloffen oder zerfegt werben muͤſſen. Uber auch der Humus, welcher an naffen oder fortwährend mit Waffer bedediten Drten vorkommt, eignet fi im unvermifchten Zuſtande nicht befonders gut zur Bobenverbefferung, theild weil er fehr oft eine große Menge Eiſenoxydul enthält, wodurch er den Pflanzen ſehr ſchaͤdlich wird, theild weil er zu viele Humusfäure und Humuskohle befigt, theils weil er noch mit zu vielen unzerſetzten Pflangenreften ver miſcht iſt und theils weil er durch das Waſſer feine beften Dün- gertheile (die Leicht Lößlichen Salze) verloren hat. Das legte ift es ganz befonders, was ihn werthlos, unb daher feine Vermiſchung mit andern Körpern nothwendig madıt. Dagegen kann aller Humus, welcher troden liegt, Kleearten und gute füße Gräfer hervorbringt, ſogleich im unvermifchten Zuftande auf das Land gefahren werden, ba er größtentheil® aus fogenannten mildem Humus, d. h. aus bus musfauren Salzen befteht, nur wenig oder gar kein Eifen: und Man» ganorpdul enthält, und meiſt reich an leicht in Waſſer löslichen Sal⸗ zen if. Wachfen auf dem Humus feine Pflanzen, aus welchen man auf feinen Werth fließen Bann, fo bietet das blaue Lackmuspapier ein gutes Mittel dar, um die Cigenfchaften -deffefben einigermaßen kennen zu lernen; färbt. er baffelbe roth, fo enthält er viel freie Humusfäure , duch welchen Körper er den .angebauten Pflanzen leicht Schaden zufuͤgt. Auch die Farbe, weiche der Hu⸗ mus bat, giebt ein ficheres Kennzeichen fiines Merthe ab; der ſchwaͤrzeſte Humus enthält naͤmlich die meiſte Kohle, von welcher aber die Pflanzen, als Nahrungsmittel betrachtet, voenig ober gar keinen Mugen haben, da fie im Waſſer unaufloͤscich iſt. Will man deshalb dergleichen Humus zur Bobenverbefferung anmenden, fo ift durchaus erforberlich, daB er zuvor mit gebranntem Kalt oder kalireicher Holzafche vermifcht, ein Jahr lang in Haufen gebracht und einige *

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Male umgearbeitet werde. Ein ferneres Äußeres Kennzeichen des Hus mus ift, daß er, wenn er tioden mit einem glatten harten Körper (dem Fingernagel) geftichen, glänzend wird, viel Harz oder Wachs enthält, wodurch er fowohl der Einwirkung der Luft, als den damit vermifchten Körpern lange wiederſteht (Haidehumus). Endlich laͤßt ſich die Guͤte des Humus auch ſehr gut aus ſeinem Geruche erkennen. Der fruchtbare Humus riecht wie gute Gartenerde, waͤhrend der ſaure und kohlenartige im angefeuchteten Zuſtande einen ganz eigenthuͤmlichen ſauern, zufammenztehenden Geruch beſitzt. Bisweilen enthält der Hu⸗ mus auch einen Koͤrper, der, wenn man ihn in großer Menge auf das Feld fuͤhrt, die groͤßte Unfruchtbarkeit deſſelben zur Folge hat; dies iſt der Eiſenvitriol. Laugt man dieſen Humus mit Waſſer aus und ſetzt etwas Gallaͤpfel⸗Tinctur zu, ſo entſteht ſogleich eine ſchwarzblaue Färbung der Fluͤſſigkeit, es bildet ſich Dinte. Soll der Humus welcher viel Eiſenvitriol enthaͤlt, zur Verbeſſerung des Bodens angewendet werden, ſo muß er erſt immer in einem Haufen laͤngere Zeit mit Kalk vermiſcht liegen und mehrere Male umgearbei⸗ tet werden da dann ber Eiſenvitriol eine Zerſetzung erleidet und ſtatt feiner ſchwefelſaure Kalkerde oder Gyps entſteht. Die chemiſche Anas Infe lehrt uns jederzeit die bier berührten Eigenfhaften des Hu⸗ mus am beften kennen, fie giebt uns ſtets den ficherften Aufſchluß, fo wie ben beften Leitfaden zur zweckdienlichen Anwendung beffelben. Ohne diefelbe find wir, um eine Fehler zu begehen oder Schuden zu erleiden, genöthigt, erſt Düngerverfuche- anzuftellen, gelangen aber deffen ungeachtet felten zu einem völlig zuverläffigen Reſultate. Handelt es fich befonderd darum, einen Boden mit mehr Humus⸗ fäure zu verforgen, fo muß man dazu wo möglich einen foldhen Hu⸗ mus auswählen, der beim Verbrennen fehr wenig Rüdftand läßt, in: dem fi) dann die Humusfäure bei feiner weiteren Serfegung aus den verbrennlichen heilen bildet. Die meiften Humusarten, wenn wir den Torf ausnehmen , liefern aber beim Werbrennen eine ziemliche Menge Afche ober mineralifhe Theile, oft BO Proz., duch die fie dann wohl eben fo gut, ja oft beffer als duch die humoſen Xheile düngen; dies leuchtet zwar vielen nicht ein, tft aber dennoch völlig gegründet, da die Aſche aus Kalk, Talk, Kali, Chlor, Natron, Schwefelſaͤure und Phosphorfäure, alfo den wichtigften Pflanzennahr wngsmitteln zu beflehen pflegt. Humus, welcher thonig iſt, eignet ſich aus Gründen, die nicht weiter entwidelt zu werben brauchen, am

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beften zur Verbeſſerung des leichten Sandboͤdens, währen der mit Sand gemiſchte dem Thonboden am meiften zufagt.

Da der Humus ſehr verfchieden zufammengefegt ift, fo laͤßt fi) auch nichts Beſtimmtes über die Quantität, welche zur Beduͤn⸗ gung einer gewiſſen Fläche angewendet werden muß, fagen. Es ift meift hinreichend, wenn die Quantität fo groß ift, daB dadurch bie Ackerkrume bei einer Tiefe von 6 Zoll um Y, 1 Proz. wirklichen Humus bereichert wird; dazu koͤnnen nun. je nach den größeren oder geringeren Gehalte der Erde an verbrennlichen Theilen, als dem wirt: lichen Humus, bald mehr bald weniger Ladungen per Morgen noͤ⸗ thig fein; will man aber hierüber völlig. ins Klare kommen, fo ift das Düngermaterial auf feinen Humusgehalt hemifh zu unterfuchen, . wozu man bie Anleitung in meiner Bodenkunde findet. Man findet bei der chemifchen Unterfuhung oft, daß die Erde nicht fo humusreich ift, al8 man dem Anfehen nad früher wohl glaubte. Gewöhnlich. wird angegeben, man folle fo viel von der Erde anwenden, daß bie Aderkrume dadurch mit 2 Proz. Humus verfehen werde, alldin ent: hält das Material außer dem wirklichen Humus auch noch andere düngende Stoffe, fo ik Proz. ſchon hinreichend, fehlen ihm diele aber, fo kann fo viel aufgefahren werden, daß 4 Pros. Humus beträgt und der Boden bringt dennoch Feine fehr ausgezeichneten Früchte hervor. Die Humuslager, weiche man bier und da in ben Vertiefungen der lehmigen und mergeligen Felder antcifft, pflegen die meiften kraͤftig düngenden mineralifhen Körper zu enthalten, indem fie fammt den Miſttheilen von den Zeldern mit dem Regenwaſſer hin: einfloffen, und ſich feit Jahrhunderten dafelbfi anhaͤuften; von derglei⸗ ‚hen Moder braucht man deshalb verhältnigmäßig fehr wenig aufzu⸗ fahren, um einen guten Erfolg zu fehen. Je fruchtbarer überhaupt die Felder find, um fo fruchtbarer ift auch der in den Sinken ſich vorfins dende Moder. Die auf fandigen Feldmarken vorkommenden Berties fungen pflegen deöhalb einen fauren Eohlenartigen Humus zu enthalten, denn das Waffer fpult nur Sand zwiſchen den Humus, ber weder die Säure deſſelben neutraliſitt und die Kohle zerfegt, noch ihn mit vielen Eräftig düngenden mineralifhen Körpern verfieht. Führt man von diefem Moder auch noch fo große Mengen auf das Feld, fo if dennoch det Erfolg nur fehr gering. Man thut daher fehr wohl daran, ihn zuvor mit Kalk, Mergel, Holzaſche, Gyps u. f. w. zu vermi« ſchen, damit er dadurch die fehlenden mineralifhen Subſtanzen erhalte.

198 zur befferen Zerſetzung gelange und in milden Humus verwandelt werde. Das Befahren ber Felder mit humusreicher Erbe, bie in ben Vertiefungen ber Selder vorkommt, wurde vormals fehr häufig in Holſtein anges wendet, ſeltdem aber die Humuslager erfchöpft find, duͤngt man mit Mergel, der num um fo beſſer wirkt, als er noch vielen verkohlten Humus vom Mober herftammend, im Boden findet. Der Mergel wirft, beiläufig gefagt, in Holflein aber auch deshalb fo vorzüglich, weil er dis alte Grasnarbe zerftört, in welcher ſich die beften Kräfte des Bodens angehäuft haben und fomit ben ©etreibefrüchten entzogen worden find. Bekanntlich geht das Beftreben des Holfleinifchen Lands wirthes dahin, die Grasnarbe nicht gänzlich zu zerflören, man pfluͤgt beshalb zu ben Getreidefrüchten nur wenig, damit da& Geld, wenn es wieder zur Weide liegen bleibt, ſich ſchnell mit einer Rafennarbe übers sieben möge.

Am allervorzuglichften eignet ſich zur Verbefferung des Aderlandes wohl biejenige humusreiche Erbe, welche in Zeichen befindlich ift, die einen ftarken Zufluß von Waffer haben, weldes aus Staͤdten und Dörfern, oder von großen Viehweiden und fruchtbaren Feldern kommt; dieſer Teichſchlamm duͤngt aber mehr durch bie mineralifchen und antmalifhen als dur die humoſen Theile, denn er emthält von letzteren oft kaum 5 Proz Er ift am wirkſamſten, wenn der Teich Leinen Abfluß bat, dba dann die Leicht loͤslichen Koͤr⸗ per und Salze, die gerade am Eräftigften büngen, nicht verloren ge⸗ ben. Um den Schlamm aus ben Zeichen zu fchaffen, wird zuerft das Waſſer abgelaffen und der Grund mit einigen Gräben zum beſſern Austrodnen des Schlammes durchzogen, wobel oft Wafferfchneden, Pumpen u. ſ. w. zu Hülfe genommen werden muͤſſen. Mittelſt Schiebkarren wird hierauf der Schlamm, um fpäter nach dem Kelde gefahren werden zu Eönnen, auf das Ufer gefchafft, wozu Gerüfte (Boͤcke) und damit die Arbeiter nicht ausgleiten, quer mit Latten bes nagelte, aber in der Mitte eine Gleiſe gelaffene Bretter nöchig find. Um noh weniger der Gefahr des Ausgleitens und Herunterfallens ausgeſetzt zu fein, werden bie Bretter, auf welchen ber Schlamm bingefhoben wird, mit Sand beftreuet oder bie Arbeiter befeftigen unter die Schuhfohlen eiferne Stacheln. Das Ausmodern ber Teiche wird natürlich in der trodenften und waͤrmſten Jahrszeit vorgenommen, ann aber der Schlamm durch Gräben gänzlih von Waffer befreit werden, fo nimmt man die Arbeit auch wohl im Winter vor und

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ladet denfelben dann gleich auf Wagen oder Sturzfarren, um ihn nad dem Felde zu ſchaffen. Das Ausbringen des Schlammes im Sons mer zieht übrigens den Arbeitern, wegen der ſich haͤufig entwidelnden ſtickenden Safe, oft Fieber zu, was aber weniger der Fall iſt bei gus ter Koft und reichlichem Brannteweintrinten. Enthält ber Teichſchlamm viele unzerfegte Pflanzenrefte, oder gar Eiſenoxydul, fo läßt man ihn, ehe er aufs Feld gefahren wird, eine zeitlang in Haufen liegen unb arbeitet diefelben mehrere Male um, damit die Luft darauf einwirken möge.

Hat man den Moder, Schlamm oder die humusreiche Erde auf das Feld gefahren, fo muß fie ſogleich auseinander geſtreuet und fo wie fie etwas abgetrodnet iſt, durch Egge und Walze zerkieinert wer⸗ den, damit fpäter durch oͤfteres Pflügen und Eggen eine recht innige Bermifhung mit der Ackerktume Statt finden ann. Enthält die Erde viel Eifenopydul, was nur durch eine chemiſche Unterfuhung zu ermitteln ift, fo muß fie recht lange (6— 8 Wochen) auf der Obere fläche des Feldes Liegen bleiben, oder doc nur ganz flach imtergepflügt werden, damit fortwährend der Sauerftoff der Luft darauf einwirken koͤnne. Gewöhnlich glaubt man, der Moder verliere durch das laͤn⸗ gere Liegenlaffen an der Luft die Säure, es findet aber gerade das Gegentheil Statt, denn durch den Zutritt des Sauerftoffs bildet fich aus den humoſen heilen deffelben nody mehr Sure (Humuefäure). Dias befte iſt e8 wohl, den Moder oder die humusreiche Erde auf diejenigen Felder zu fahren, welche zur Weide dienen, da fie hier durch Walze und Egge am vollfommenften gepulvert werden kann und fomit auch ihre etwaigen uͤblen Eigenfchaften bald verliert. Das Gras wählt, falls man fie nicht zu did aufgefahren hat, nicht allein gut hindurch, fondern die Erbe wird vom Meideviche auch ſchon etwas in ben Boden getreten. Iſt der Moder fehr Humusreich, fo darf man Ihn jedoch nicht eher mit Walze und Egge bearbeiten, als bie die Weide⸗ gräfer etwas herangewachſen find, da er fonft im ausgetrodneten Zus flande leichte vom Winde weggetridn wird. Ich fprehe bier aus eigener Erfahrung, denn als ich einſtmals im Fruͤhjahr eine junge ſchwache Rodenfaat mit ſehr bumusreihem Moder Überdüngte und denfelben bald nachher mit der Walze Überzog, wurde im März von mehreren nad) einunderfolgenden beftigen Winden faft der ſaͤmmtliche Moder weggewehet. In der Folge walzte id) nun natürlicy bie übers büngten Rodenfanten nicht eher, als bie die Pflanzen fo hoch waren,

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daß fie den Moter gegen den Wind ſchuͤtzten. Das Walzen war übrigens erforderlich, um den fehr trodnen fandigen Boden mit dem Humus in beffere Verbindung zu bringen, ober dem Roden Ge: legenheit zu verfchaffen, Wurzeln in den Mober zu treiben, was ders felbe dann auch jedesmal that. Iſt der Moder thonig, fo führt man ihn auf das Feld, welches im Sommer gebraacht werden

fol, da dann bie befte Vermifchung mit der Aderkrume möglich

wird. Im Ganzen denommen, läßt ſich aber ber Schlamm oder Moder bei weitens leichter mit dem Boden mifhen ald der Mergel, Thon oder Sand, ba er eine ber Adererde ſchon aͤhnlichere Beſchaffen⸗ beit hat. . j

Es wäre wohl der Mühe werth, den Mober, von melchem die Erfahrung gelchrt bat, daß es durch das längere Liegentaffen in hohen Haufen fehr verbeffert wird, einmal mikroskopiſch auf Infur fionsthierhen zu unterſuchen; ber unter Waſſer oder fehr naß liegende Moder enthält oft eine zahllofe Menge diefer Xhiere, die, wenn fie in dem Haufen ſterben und in Faͤulniß übergehen, wohl etwas zur Verbefferung des Moders beitragen koͤnnten. Aus den Ins fuſionsthierchen mag ſich aber audy das Ammoniak bilden, welches man erhält, wenn man einige Moderarten für fi, oder mit Kalt vermifcht, der trodnen Deftillation unterwirft. Auch dürfte der Ges ruch nad) verbrannten Federn, welchen manche Mobderarten beim Ver⸗ brennen entwideln. von Infuſionsthierchen herrühren; kurz diefer Ge⸗ genftand verdient näher unterficcht zu werden, ba es einen praltifchen Mugen haben duͤrfte.

Auf wie lange ein Feld durch das Weberfahren mit humusreicher Erde, Moder oder Schlamm verbeffert wird, hängt wie beim Mergel, von den Beltundtheilen des Moders, von der Befchaffenheit des Bo⸗ den® und von der Art der danach angebauten Früchte ab. Ein -thos niger Moder verbeffert den fterilen Sandboden indeß für immer, denn wird auch der Humus des Moders von den Pflanzen aufgezehrt, fo bleibe doch der Thon zuruͤck, der den Sand fortwährend in einem beffern phyſiſchen Zuſtande erhält. Nach dem Moder wachen haupts fächlih die Gräfer gut, fo daß man ihn am vortheilhafteflen da an» wendet, wo das Aderland abwechfelnd zur Weide dient. Ex hält den Boden feuchter, indem der Humus von allen Bodenbeſtandtheilen dad meifte Waſſergas aus der Luft anzieht. Feuchtigkeit iſt nun aber

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zum Gedeihender Graͤſer ein unumgängliche® Erforderniß. Ein gemos dertes Sandfeld verquedt aus diefem Grunde aber auch leicht und ein Ichmiger Boden bringt nad) dem Modern in naffen Jahren eine große Menge Windhalm ( Agrostis) hervor, was jedoch durch eine gleichzeitige Düngung mit Kalk oder Mergel verhindert werben kann, wie denn uͤberhaupt da6 Mergein und Modern gemeinfchaftlic anges wendet, ſtets von einem ausgezeichneten Erfolge begleitet iſt, zumal wenn der Mober fehr ſauer, kohlig und torfig iſt, oder noch viele. uns zerſetzte Pflanzenreſte enthält. Die gleichzeitige Anwendung des Kalkes bat aber audy noch den großen Nugen, daß dadurch das etwa im Moder befindliche Eiſenorydul dis ponirt wird, ſich fehneller in Eiſenoryd zu verwandeln, worüber Ich durch eigen angeftellte Berfuche belehrt worden bin. Noch verdient bemerkt zu werden, daß nach manchen Moberarten eine erſtaunliche Menge Unkraut, befonders Floͤhkraut (Polygonum) und Dielde (Atriplex) wählt; bergleihen Moder muß entweder mit Kalk vermifcht, lange in Haufen liegen und oft umgearbeitet werben, ober man wendet ihn zum Ueberbüngen ber Ländereien an, die zue Weide dienen, ba dann alle6 Unkraut zum Keimen kommt und vom Vieh abgefreffen ober zertreten wird.

S) Verbefferung des Aderlandes durch Fanggruben⸗ erde. Wo der Aderbau mit Fleiß und Sorgfalt betrieben wird, lei⸗ tet man bad Waffer, weiches bei Regengüffen von abhängigen Fel⸗ dern und Wegen fließt, in tiefe Gruben, damit es darin die mie fich führenden Erds und Düngertheile abfehen möge. Sind dann bie Gruben vol, fo wirft man bie Erde daneben in Haufen und führt fie fpäter über ba6 Feld. Dergleichen Schlammfänge verbienen über: all da angelegt zu werden, two die Gelegenheit vorhanden ift, indem man dadurch eine große Menge vortrefflicher Erde gewinnt.

g) Verbefferung des Ackerlandes durch Aſche. Auch bie Afchen der verfchiedenen Brennmaterialien al® des Holzes, Torfes, der Brauns und Gteinkohlen u. f. w. bürfen wir wohl mit allem Rechte zu den Körpern zählen, wodurch das Ackerland auf lange Beit gar fehr verheffert werben kann; es giebt wiele Beifpiele, wo bie Wir⸗ kung der Ajchebängung noh nah 30 Jahren fichtbar war. Der Werth, den bie verfchledenen Afchenrten als WBobenverbefferungsmittel haben, ift wie beim Mergel, Thon, Sand und Moder, ſtets von ihren chemiſchen Beſtandtheilen abhängig; die eine Afche verbeffert den Bo⸗ ben ganz außerordentlich, während die andere oft ohne allen Nutzen

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daruͤber geſtreuet wird. Unterwerfen wir bie Afchen, welche das Pflan- zenwohsthum am meiften begünfligen und deren Wirkungen oft an das Wunderbare grenzen, einer chemifhe Analyſe, fo finden wir ims ner, daß fie fehr reich an Gyps, Eohlenfaurem Kali, Kochfalz, phos⸗ phorfaurer Kalk⸗ und phosphorfaurer Talkerde find, unterſuchen wir dagegen die keine büngenben Eigenſchaften befigenden Aſchen, fo ſehen wir, daß fie nur aus Kieſel⸗ und Alaunerde, Eiſen⸗ und Manganoryd (Koͤrper, woran ber Boden am wenigſten Mangel leidet) und Spuren von Kalk⸗ und Talkerde beſtehen. Die Erfahrung lehrt, daß bie viel von den zuerſt genannten Körpern enthaltenden Afchen ihre Dienfte feibfi auf ſehr humusarmen Bodenarten nicht vwerfagen, der vorhin aufgefiellte Seas, die Pflanzen können den Humus allenfalls entbehren, duͤrfte alfo hierin eine abermalige Beftätigung finden.

Die krautartigen Gewaͤchſe, als Kartoffeins, Rapb-, Bohnens und Mohnſtroh, Ginſter, Karren u. f. m. liefern die wirkfamfte Afche, aber dieſelbe enthält auch elle jene Stoffe in großer Menge, wovon der Boden oft nur Spuren beſitzt. Alsdann folgt die Afche mehrerer harter und weicher Holzarten; das Holz der Kiefer und ber Tanne iſt jedoch hiervon auszufchliefen, ba es aus Mangel an Kali, Kalf u. ſ. w. eine als Dhngungsmittel wenig Werth habende Afche liefert. Diernad folgt die Afche der ſchweren ſchwarzen und braunen Zorfars ten, indem fie meift reich an fchwefelfaurer, phosphorfaurer und koh⸗ lenſaurer Kalkerde iſt und zuweilen auch etwas fchwefelfaured Kali und Kodyfalz enthält, fo daß Me den Gyps bei der Düngung nicht nur erſetzen kann, fonbern biefem aud wohl vorgezogen zu werben verdient. Mach dee Afche bes ſchwarzen Torfs folgt bie des leichten, gelben, noch viele unzerfegte Pflanzenreſte (Moos) enthaltenden, denn ba fie größtentheils aus Kiefelerde beftcht und nur wenig Gyps und phos⸗ phorfaure Kalkerde befigt, auch gar kein Kalt enthält, fo kann fie nur einen fehr geringen Werth als Bodenverbefferungsmittel haben. Manche Torfaſchenarten enthalten auch wohl fo viel Eiſenoxyd, daß fie dadurch ganz roth gefärbt find; dergleichen Afchen pflegen in der Regel einen fehe geringen Werth zu haben, ja fie werden durch das viele Eifen den Pflanzen felbft ſchaͤdlich. Wieder andere Zorfafchen giebt es, in weichen Schwefeleifen und Eifenvittiot vorkommt, wodurch fie in fehr geringer Menge angervendet, dad Pflanzenwachsthum außerorbentlich be: fördern, während große Quantitäten derfelben die Vegetation gänzlich) vernichten. Endlich kommt auch Torfaſche vor, bie Schwefelcalcium

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enthäft, dutch welches fie, in friſchem Zuſtande angewendet, ben Pflanzen wohl Schaden zufügen kann. In Holland und Belgien, wo die Düngung mit Torfaſche im allgemeinen Gebrauch If, fhägt man den Werth derfelben meift nad ihrer Farbe und ihrem Gewicht; bie weiße fehr Leichte Torfaſche hält man für die befte, allein biefe Kenn⸗ zeichen find ſehr truͤglich.

Den geringften Werth als Düngungsmittel haben von allen Afchen die der Braun⸗ und Steinkohlen (e6 fei denn, baß fie Schwe⸗ feleifen oder Eiſenvitriol enthielten, wodurch fie, wenn bavon geringe Mengen auf die Pflanzen oder das Land geſtreuet werben, wie ber Gyps wirken) da fie größtentheils aus Kiefelerde, Alaunerde, Eiſen⸗ oxyd und Manganoxyd beftchen und nur Spuren von Kalls und Talkerde enthalten. Sowohl biefe, als die fchlechten Torfaſchenarten eignen fich dagegen fehe gut zur phyſiſchen Verbeſſerung des naffen, fixengen Thonbodens, da fie Ihn Iodern und feine waſſerhaltende Kraft vermindern. Selten ſtehen aber fo bedeutende Quantitäten zu Gebote, daß fih davon ein Gebrauch im Großen machen ließe.

Außer dag man bie Afche des Holzes und der Erautartigen Ger waͤchſe friſch anwendet, wird fie auch fehr Häufig, ja wohl am meiften im ausgelaugten Zuſtande (Bleicheraſche, Seifenſiederaſche und Pottaſcheſiedereiabfaͤlle) benußt, worüber man weiter unten das Nähere angegeben findet. .

Was die Wirkungsart ber Afche bes Holzes und ber Frautartigen Pflanzen anbetrifft, fo beſteht diefe zum Theil darin, daß das kohlenſaure Kali berfelben den Humus des Bodens zerfegt und ihn den Pflanzen» wurzeln zugänglicher macht ; dabei verbindet fich die im Humus ſchon befindliche oder erſt baraus entflehende Humusſaͤure mit dem Kali zu einem das Pflanzenwachstbum ganz vorzüglich beförbeenden Körper, dem humusfauren Kali. In gleicher Weife, wenn auch weniger kraͤf⸗ tig, wirkt nun auch bie in der Afche vorhandene Kalk» und Talkerde, wobei bumusfauce Kalle und humusſaure Talkerde entfliehen. Ale übrigen Körper der Aſche, als das Kocfalz, der Gyps, das ſchwe⸗ felfaure Kali, die phosphorfaure Kalk⸗ und Talkerde u. f. w. dienen dagegen den Pflanzen unmittelbar zur Nahrung, ba fie ‚weber eine Zerſetzung erleiden, noch zu irgend einer im Boden die Weranlaffung geben. ie werben entweber vom reinen Waſſer ober von ſolchem aufgelöfet, mas mit Humusfäure oder Kohlenſaͤure gefchwängert ift und gehen dann In die Wurzeln über,

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Die Torfafchen wirken auf dei Humus des Bodens, da ihnen das kohlenſaure Kali gänzlich fehle, nur durch die kohlenſaure Kalk⸗ und Talkerde, von welchen Körpern fie aber Häufig nur geringe Mengen enthalten. Alle übrigen Beſtandtheile der Zorfafchen verhalten fich Dagegen völlig Indifferent, gelangen aber durch Huͤlfe des reinen ober des mit Kohlen: und Humusſaͤure beſchwaͤngerten Waſſers gleichfalls in die Pflanzenwurzeln.

Die Braunkohlen⸗ und Suiinkohlenaſchen aͤußern auf die Boden⸗ beſtandtheile gar keinen Einfluß, und da die Stoffe, woraus ſie be⸗ ſtehen, ſich auch ſehr ſchwer in Waſſer loͤſen, fo erklaͤrt es ſich hier⸗ durch, weshalb fie eine fo geringe Wirkung thun, beſonders ba es dem oben nicht an den Körpern zu fehlen pflegt, ‚bie auch die Des ſtandtheile der Afche find.

Gewoͤhnlich erklärt man die außerordentlich günflige Wirkung, welche die Kraut⸗ und Holzaſche auf allen ſehr ſauren, humusreichen, uns fruchtbaren Bodenarten hervorbringt dadurch, daß fie dieſelben entfäure; dieſes iſt jedoch bei der Menge, welche man anzuwenden pfiegt, in der That nicht der Fall. Ich ſah z. B., daß ein ſehr ſaurer humus⸗ reicher Boden, den ich mit 1200 Pfd. Buchenholzaſche per Magd. Morgen duͤngte, nach Verlauf von drei Fahren noch eben fo ſauer als früher reagirte, aber deſſen ungeachtet brachte er fehr fchöne Früchte - aller Art, feibft Kiee hervor. Berechnet man bei einem Humusgehalte der Aderkrume von nuc 15 Proz. die Menge des Katie und Kalkes, weiche nöthig ift,, um alle Bumusfäure des Bodens zu neutralificen, fo ergiebt fi, daß dazu viele taufend Pfund Aſche per Morgen erforr derlich fein wuͤrden.

Wil man die verfchiedenen Afchenarten in ihrer vollen Kraft ers halten, fo iſt erforderlich, daB man fie an einem vor Regen gefchügten Drte aufbewahre, denn dba fie viele Salze enthalten, die leicht im Waſſer Iöslich find, fo würden gerade die beften Düngertheile, wenn man fie nicht der Einwirkung der Naͤſſe entzöge, verloren gehen.

Die Anwendung der Holzafche findet in der Art Statt, daß man fie nicht .umterpflügt, fondern nur obenauf fireuet und dann mit ber Saat einegget. Died Verfahren hat den Nugen, daß das kohlenſaure Kalt, wegen feiner leichten Löslichkeit im Waſſer, nicht zu ſchnell in den Untergrund zieht, vielmehr auf feinem Wege durch die Aders feume mit dem Humus in beffere Beruͤhrung gelangt.

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Durch bie Holzaſche wird am meiften das Wachethum ber Kar toffeln, Bohnen, Exbfen und Wilden, des Mapfes, Leine und Klees beföcbert; was fich leicht dadurch erklären laͤßt, daß alle diefe Gewaͤchſe viel Kalt, Schwefelſaͤure, Phosphorſaͤure, Chlor u. f. vo. als Nahrung bedinfen. Man gebraucht fie deshalb auch haͤufig zum Ueberbüngen berfelben, wendet dann aber nicht zu große Mengen auf einmal an.

Alte Pflanzen, zu welchen mit Holzafhe geduͤngt worden iſt, werden vom Vieh nicht bloß fehr gern gefreſſen, fondern es gedeiht dabei au gut. In trodenen Jahren iſt die Wirkung der Holzafche fehr gering , ja fie verbrennt, wie man es nennt, die Pflanzen auch wohl, indem danız bie Teiche loͤslichen Körper im zu concentrirten Zu⸗ flande in die Pflanzen übergehen; man thut daher wohl, fie ſchon vor Winter oder ganz zeitig im Frühjahr über das Feld zu fireum.

- Hinfihtlih der Quantitaͤt welche man anzumenden bat, iſt zu bemerken, daß der humusreiche Boden die meiſte Holzaſche verträgt, während der Leichte Sandboden am wenigften bedarf. Man firmet 6 1200 Pfd. auf den Magd. Morgen und kann dann annehmen, daß ihre Wirkung 8— 12 Jahre und länger dauert. Am meiften nutzt fie den Bodenarten, die unter einem rauhen Falten Klima legen, ba bier die organifchen Reſte fo langſam in Zerfegung übergehen, daß bie Pflanzen Eeinen wefentlichen Nugen davon haben. &te beförbert hier die Thaͤtigkeit des Vodens ober fchafft aus dem Humus mehr Dflanzennahrung.

Age Torfaſchen, die hauptfächlich durch ihren Gehalt an Gyps, zu guten Düngungsmitteln werben, fireuet man auf die Oberflaͤche bed Feldes oder über bie ſchon vegetirenden Pflanzen, da baun das Regenwaſſer den Gyps, ber in 450 Theilen Waſſer Idsttc if, am beſten in der Ackerkrume verbreitet. Noch nöthiger iſt es, diejenige Torfafche auf die Oberfläche des Feldes zu bringen, welche durch Eiſen⸗ vitriol (ſchwefelſaures Eifenorydul) düngt, denn pflügte man biefe tief in den Boden, fo wärde wegen ber fehr leichten Loͤslichteit des Sal⸗ zes, davon bald gar nichts mehr im Bereiche der Wurzeln bieiben. Zorfafche, welche dagegen reich an kohlenſaurer und phosphorfautee Kalk⸗ und Talkerde Ift, muß man recht Innig mit ber Ackerkrume ver mifhen, da diefe Körper nur in dem Sale den Pflanzen zu Gute . fommen, wenn fie ſich in fläffiger Humusfäure und Koblenfänce aufs gelöfet haben. . Hierdurch wird es erklaͤrlich, warum die Einen den Nach ertheilen, man folle die Zorfafchen obenauf flreuen, während bie

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Andern behaupten, es fei das Beſte, fie mit der Aderkrume zu vermifchen. Die Quantität dee anzuwenbenden Torfaſche richtet ſich nach ihren Beſtandtheilen; iſt fie reich an Gyps, fo find oft nur 500 Pfr. per Morgen nöthig, enthaͤlt fie dagegen wenig Gyps, da⸗ für aber mehr phosphorfaure Kalkerde, fo find 10 1200 Pe. er⸗ forderiih, um einen günfligen Erfolg wahrzunehmen. on iheen Beftandtheilen ift nun aber aud) die Dauer ihrer Wirkung abhängig.

Die Braun» und Steinkohlenaſchen endlich fucht man, inſofern fie zur Lockerung des naffen ſchweren Thonbodens dienen follen, wie den and durch fieißiges Pflägen und Eggen recht gleichmäßig in der Ackerkrume zu vertheilen; enthalten fie Dagegen Schwefeleiſen (aus welchem fi) Eifenvitriot durch Anziehung von Sauerſtoff bildet) oder Eiſenvitriol, fo mäffen fie gleichfalls über das Feld oder bie Pflanzew geſtreut werben, und man hat ſich dann, wie fehon vorhin bemerkt, zu hüten, zur Zeit nicht zu viel davon anzumenben.

In einigen Gegenden bed noͤrdlichen Deutſchlands duͤngt man auch auf die Weife mit Xorfafche, daß man bie obere Schicht der Hochmoore, welche aus einem ſchwarzen Humus beflcht, der ſich durch die Verweſung des daſelbſt wachſenden Haidekrautes gebildet hat, 2-— 3 Zoll dick über das Feld führt, hiernach daſſelbe bei trockenem Wetter, ſo lange mit leichten Eggen bearbeitet, bis der Humus trocken iſt und ihn zulezt bei etwas windigem Wetter anzuͤndet. Die Aſche wird alsdann flach untergepfluͤgt und das. Felb mit Moden beſaͤet, der in der Folge durch Reinheit und ſchoͤnes Wachethum ſich auszeichnet. Mittelft der Hige, welche beim Verbrennen der Torfſubſtanz (Scholl erde) entfleht, werben nicht bloß die Samen der Unkraͤuter, ſondern auch alle Inſekten und Wuͤrmer getoͤdtet. Die Hitze duͤrfte aber auch ſehr guͤnſtig auf die Bodenbeſtandtheile wirken, auch wird ſich hoͤchſt⸗ wahrſcheinlich Ammoniak erzeugen.

Von den Aſchenarten, die zur Verbeſſerung des Ackerlandes dienen, kommen beſonders noch diejenigen in Betracht, welche man als Abfall beim KBleichen‘ der Leinwand, beim Pottafchefieden und bei der Selfefabrikation erhätt, da fie‘ ſowohl ihrer Wohlfeilheit als auch ihrer Wirkſamkeit wegen ſehr häufige Anwendung finden.

Die Afche der Bleichereien und SPotafchefiedereien (Aeſcher) hat durch die Behandlung mit Waſſer beinahe das fämmtliche kohlenſaure Kali, das Kochſalz, daB fchmefelfaure Kali und einen großen Theil des tn ihr befindlichen Gypſes verloren, und beficht beöhalb nur noch aus

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photphorfaucer und kohlenſaurer Kalk⸗ und Talkerde, Kleſel⸗ unb Alaun⸗ erde, Mangan⸗ und Eiſenoxyd, etwas Gyps, Spuren von Kali (größe tentheils mit Kiefelerbe zum Gilicate verbunden) und wenig Kochfalz. Wegen ihres geringen Gehaltes an leicht 1dBlichen Salzen kann fie deohalb in großer Menge angewendet werden, ohne daß biefe® den Pflanzen Nachtheil veruirfacht, ja es ift fogar noͤthig, fie in betraͤcht⸗ licher Menge (2 3000 Pfund per Magdeb. Morgen) auf bas Feld zu fireuen, wenn fie gleich anfänglich eine ſehr auffallende Wir: kung heroorbringen foll, da fie dann den Pflanzen hauptſaͤchlich durch ihren Gyps⸗, Kalls und Kochfalzgehalt nutzt. In der Folge beförs dert fie dagegen bie Wegetation mehr durch bie kohlenſaure und phoß» phorfaure Kalle und Talkerde. WBerüdfichtigen wie aber, daß beibe Körper nur in geringer Menge in flüffiger Kohlen» und Humusfäure loͤslich find, fo wird hierdurch erflärlih, weshalb bie Wirkung bes Aeſchers oft länger als 15— 20 Jahre dauert. Hauptſaͤchlich beguͤn⸗ fligt fie das Wachsthum der Heeartigen Gewaͤchſe, des Weizens, Dafers, des Rapfes und der Kartoffeln, da alle diefe Pflanzen viele phosphorfaure Kalks .und Talkerde ale Nahrung bebürfen. Früher Kaubte man wohl, die ausgelaugte Holzaſche enthalte einen noch unbekannten Körper, wodurch fie das Pflanzenwahsthum fo fehr befördere, die neuere Chemie hat uns indeß gelehrt, daß fie nur aus ben vorhin genannten Stoffen befteht, und da wir auch fehen, daß diefe, für fich angewendet, fehr gute Düngungsmittel find, fo haben wir niche noͤthig anzunehmen ; die büngende Eigenſchaft ber Aſche ruͤhre von einem noch unbekannten Koͤrper her.

Die Seifenſiederaſche aus ausgelaugter Holzaſche, vieler kohlen⸗ ſaurer Kalkerde und gewoͤhnlich noch aus etwas aͤtzender Kalkerde be⸗ ſtehend, wird von den Aſchenarten am haͤufigſten zur Verbeſſerung des Ackerlandes angewendet. Obgleich fie ſich Überall ſehr wirkfam zeigt, ſo werden doch hauptſaͤchlich diejenigen Bodenarten dadurch verbeſſert, welche ſehr wenig Kalkerde enthalten. Sie wirkt durch ihren großen Kalkgehalt auch auf den Humus des Bodens zerſetzend, was natuͤrlich die beiden vorhin genannten Aſchenarten, wegen ber geringen Menge Kalkerde, die fie enthalten, in einem bei weitem geringeren Grade hun. Wird in den Seifenfiebereien ſtatt ber Holzaſche, wie FB jcht häufig geſchieht, kohlenſautes Natron (Soda) genommen, fo beſteht bie Seifenſiederaſche blos aus aͤtzender und kohlenſaurer Kalkerde, und hat dann keinen größern Werth als ber gebrannte Kalk, ba ihr num

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die phespherfauren Salze, das Kali und der Gypé fehlen; dies hat man beim Ankauf derfeiben wohl zu beruͤckſichtigen. Mehrere landwirthſchaftliche Schriftſteller behaupten, die Geifenflederafche fei hauptſaͤchlich wegen ihres großen Gehaltes an Kali ein fo vortreffliches Düngungsmittel, allein dieſes ift ein arger Irtrthum, denn fie enthält nur puren dieſes Körpers und kann davon auch nur wenig enthals ten, da das Gemiſch, welches man aus gebrannter Kalk⸗ und Holz aſche bereitet, lange wit Waſſer ausgelaugt wird. Eine mehrmals wiedecholte dyemifche Unterfuchung der Seifenfieberafche hat mir gezeigt, daß fie kaum */, Prog. Kali enthält, auch iſt daffelbe größtentheile mit Kiefelerde chemiſch verbunden. Ihre Wirkung rührt hauptfächtich von der darin befindlichen phosphorſauren, kohlenſauren und ſchwefel⸗ ſauren Kalle und Talkerde her, während das Kali, Kochſalz und die Kiefelerde derſelben eine ſehr untergeordmete Rolle fpielen. Soll fie deshalb eine auffallende Wirkung bervorbringen, fo hat man bavon- immer große Mengen anzuwenden (3-— 4000 Pfund per Magdeb. Morgen), alsdann verbeffert fie den Boden aber auch 10 12 Jahre lang. Man freut fie gut zerkleinert, entweder über die ſchon wach fenden Pflanzen oder egget fie, was wohl beſſer ift, mit der Saat em. Am meiften nugt fie den zur Famille der Leguminoſen gehörenden Pflanzen, und wählt der rothe Rise nach einer Düngung mit Gypé auch nicht beffer als früher, fo leiſtet ihm doch fehr oft bie Geifens ſiederaſche ſehr weſentliche Dienfte, da er mittelſt bee Holzafche, die dem Boden oft fehlende phosphorſaure Kalk⸗ und Talkerde erhaͤlt. Auf eine andere Weiſe dieſes erklaͤren zu wollen, wuͤrde vergeblich fein, die Düngung mit Knochen beflätigt es ja auch.

1) Berbefferung des Aderlandes durch Gyps. Die Düngung des Bodens mit Gyps (aus Kalkeide und Gchwefelfäure beftehend ) . liefert fchon feit langer Zeit dem Überzeugendften Beweis, daß ſelbſt fehe geringe Mengen mineraliſcher Körper im Stande find, denfelben für gewiffe Pflanzen ſehr fruchtbar zu machen, und obgleich man ben Gyps immer ned) als ein bloßes Reizmittel der Vegetation betrachtet, fo kann doch nicht geläugnet werben, daß er, da wir Gyps in allen angebaueten Pflanzen finden, benfelben auch ze Nahrung diene. Hat man ein Feld mit Gyps gebüngt, fo nimmt bie Frucht⸗ barkeit deffeiben ganz genau in dem Verhaͤltniſſe wieder ab, als er von den Pflanzen aufgezehrt oder vom Waſſer außgelaugt wird, von welcher Thatſache ich mic, feit mehreren Jahren durch eigens daruͤber anges

204 ſtellte Verſuche überzeugte. Wäre ber Gyps ein bloßes Reizmittel für. bie Pflanzen, fo Bönnte man wohl annehmen, er müßte ſich überall gleich, wirkſam zeigen, nun aber fehen wir, daß er auf vielem Boden⸗ arten ohne allen Mugen angewendet wird; unterſucht man dann Ders gleihen WBobenarten chemifch, fo findet man immer mehr Gyps barin, als man ihnen mitgethellc hs. Man kann hier zwar fagen, da des Reiz mittels genug vorhanden war, fo wurde bie Hinzufuͤgung yon noch mebrem überflüffig; allein ba auch viele andere mineraliſche Körper, als Ammoniak⸗, Kalir, Natron⸗ und Talkerdeſalze bem Gypſe aͤhnlich wirken, ſo muß man zuletzt alle Duͤngerarten fuͤr Reizmittel halten, ſelbſt den völlig abgefaulten Rindviehharn nicht ausgenemmen, da auch diefer nur aus fogenannten mineralifchen Stoffen in Waſſer aufs gelöst beſteht. Möge jedoch der Streit auf ſich beruhen und halten wir uns an bie Thatfache, daß der Gyps eins ber beſten Mittel iſt, um den an Schwefelſaͤure armen Boden fruchtbar zu machen, denn daß es die Schwefelſaͤute iſt, welcher wir ſein duͤngendes oder reizendes Vermoͤgen zuzuſchreiben haben, ſehen wir auch bei mehreren anderen ſchwefelſauren Salzen, indem dieſelben dem Gypſe nicht nur gleich, ſondern oft noch beſſer als dieſer wirken, Am auffallendſten zeigt ſich die Wirkung des Gypſes bei den kleeartigen Gewaͤchſen; oft will der Sandboden weder Lucerne noch rothen Klee tragen, bringt denſelben aber ſogleich in größter Ueppigkeit hervor, wenn man ihn mit Gyps ober einem fehr gypsreichen Mergel duͤngt. Aber au bag Wachs⸗ thum aller Pflanzen mit Ereusförmigen Blumen (Kohl, Raps, Rüben n. f. mw.) begünftigt er, indem auch biefe zu ihrer chemifchen Conſti⸗ tution viel Schwefel bedürfen. Die Gebrauchtart des Gypſes ift, ihn im gebrannten und recht fein gepulverten Zuſtande über die ſchon vegetirenden und noch bethaueten Pflanzen zu ſtreuen; ficherer verfährt man aber, wenn man ihn fon im Herbfi oder Machwinter über das Land färt, da er dann vom Waſſer aufgelöfet den Pflanzens murzeln näher gebracht wird; je thomiger der Boden ift, um fo nuͤtz⸗ licher zeigt fich diefeb Verfahren. Neuerlich hat man ihn aud mit ausgezeichnetem Erfolge über das Land gefireuet, weiches mit "Pferd geduͤngt wurde; es wird dann mit biefem flach untergepflägt. Der Gyps erleidet hierbei disch das fih aus den Schafercrementen ente widelnde Ammoniak eine Zerfegung, fo zwar, daß kohlenſaurer Kalt unb fehwefelfaures Ammoniak entfleht; da nun das legtere fehr leicht im Waſſer loͤslich ift, fo kommt die Schwefelfäute dadurch den Pflanzen

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ſchneller zu Gute, Diefelbe befchleunigte Wirkung des Gypſes findet Statt, wenn man ihn in den Viehſtaͤllen oder Düngergruben mit dem Mifte vermiſcht, da er dann gleichfalls, und zwar noch vollſtaͤndiger in ſchwefelſaures Ammoniak verwandelt. wird. Eben fo nuͤtzlich dürfte es auch fein, Gyps in die Jauchegruben zu ſchuͤtten und von Zeit zu Beit umzuruͤhren; wie bean Aberhaupt die thieriſchen Eecremente durch ben Zufag mehrerer minerallfchen Körper, als Elfeneitiol, Holzaſche, Alaun, Kochſalz, Soda, Pottafche, Salinenabfälte u. f. w., ſehr ver⸗ beffert werden können. In Linden, wo der. Gyps aus weiter - Kerne herbei geführt werben muß, wodurch er natuͤrlich ſehr vertheuert wird, koͤnnte man ihn vielleicht auch mit Vortheil buch die Wermis fhung von Vitrioloͤl und Kalk oder Mergel kuͤnſtlich derciten, indem 100 Pfund Vitrioloͤl ungefähr 200 Pfund Gyps liefern; den Kalt

oder Mergel hat man oft umfonft, während bie 100 Pfund Vitrioloͤl nur 6 7 Bebte. zu koſten pflegen. Die Düngung mit Gyps würde, wenn man 100 Pfund auf den Magdeb. Morgen rechnet, hier bet zwar auf 3 Rthir. zu ſtehen kommen, allein man muß doc auch beruͤckſichtigen, daß der einmal in den Pflanzen vorhandene Gyps durch Verfütterung berfelben oder mittelft des Miſtes immer wieber ei« ner neuen Degetation zu Gute: fommt. Körper, woran der Boden großen Mangel leidet, aber den Pflanzen unentbehrlich find, Sinnen überhaupt nicht: leicht zu themer erfauft werden, indem fie in einem beſtaͤndigen Kreislaufe bleiben; denn gebt davon auch etwas in die - Koͤrner und im bie thierifhen Körper Über, oder wirb auch ein wenig . vom Regenwaſſer ausgelaugt, fo kommt doch der größte hell derſelben mittelft des Miftes in den Boden zuräd. Die Wirkung des Gypſes dauert, wenn man 80 80 Pfund per Magdeb. Morgen anwendet und Öfter Pflanzen danach erbauet, die viel Gyps zu ſich nehmen, ale Wicken, Kiee, Flache, Bohnen, Raps und Erbſen, auf fandigen Lehm⸗ boden 4 5 Jahre; auf Thonboden hält er dagegen längere, auf lehmigem Sandboden kürzere Zeit an. Da aber immer etwas Gyps im Regenwaſſer aufgelöfet vom Ader fließt, oder in die Tiefe zieht, bis zu welcher keine Pflanzenwurzeln hinabdringen, fo ift es beffer zur Zeit weniger Gyps zu nehmen, baflır aber defto oͤfterer damit zu duͤngen; daffelbe gile von alten Übrigen Körpern, die Teiche im Waſſer loͤrlich find. Man erleidet in der That oft großen Verluſt an Duͤn⸗ gerfloff, wenn man nicht nach dieſer Megel verfährt. Auf die Beſtandtheile bed Bodens wirkt er nicht zerfegend ober loͤſend, erleidet

206 | aber ſelbſt eine Entmifkung bei ber Gegenwart von viel Ammoniaf oder freiee Humusſaͤure; die Humasſaͤure ſetzt die Schwefelſaͤure des Gypſes in Freiheit, fo daß er auf fehr bumusreichem Boden dann eher ſchaͤdlich als nüglih wirkt. Sin mehreren landwirthſchaft⸗ Ullchen Lehrbuͤchern findet man angegeben, der Gyps ziehe Waſſer aus der Luft an, und da er felbiges dann an den Moden abgebe, fo fei dies die Daupturfache feiner befruchtenden Eigenſchaſt. Diefe Be⸗ hauptung iſt jedoch durchaus ungegründet,, denn hat ſich der Gyps wieder mit den durchs Brennen verlorenen 21”, Pros Waffer hemifc verbunden, fo zieht er ferner kein Waſſer mehr an, wovon fig ein Jeder leicht mittelſt Waage und Gewicht, ducch einen kleinen comparativen Verfuch überzeugen kann. Man wird fehen, daß die mit Gyps gemifchte Erde nicht mehr wiegt, vorausgefegt nämlich, daß dem Gypfe keine zerfliehlichen Salze, als ſalzſaure Kalkerde ıc. beigemifcht find.

x) Verbefferung des Aderlandes duch Knochen⸗ mehl. Die Beftandtheile des jetzt häufig zur Verbeſſerung des Acker⸗ landes dienenden Knochenmehls (buch Mühlen zerpulverte Thier⸗ knochen) find hauptfächlich phosphorfaure Kalkerde (Rnochenerde) und ſtickſtoffreiche Gallerte ober Knorpel; außerdem beftcht es aus etwas Talkerde, Kocfalz, flußſaurer Kalkerde (Fluorcalcium), Gett und ſehr geringen Mengen noch einiger anderer aber wenig in Betracht kom⸗ mender Körper: Die Knochenerde und die Knorpel find die Stoffe, buch weiche das Knochenmehl hauptfählih zum Duͤngungs⸗ oder Bodenverbefferungsmittel wird; in der erfleren ſcheint vornaͤmlich bie Poosphorfäure das wirkende Princip zu fein, während bei der letztern dee Stickſtoff e8 ohne Zweifel if, von welchem die Pflanzen fo gros Gen Nugen haben, wenigfiens dürfen wir diefes daraus fchließen, daß alle Ammoniak» und falpeterfauren Salze gleichfalls mittelft des Stick⸗ ſtoffs das Pflanzenwachsthum auf eine erflaunungswürdige Weife bee fördern. In Deutfchland find die Meinungen Über die Knochen» dbüngung noch fehr getheilt: die Einen behaupten nämlich wenig Nuz⸗ jen davon gehabt zu haben, während bie Andern fagen, die Wirkung derfelben fei außerordentlih gewefen. So oft ich das Kaochenmehl jur Düngung anıwendete, fo oft leiftete es auch die allervortrefflichſten Dienfte, ausgenofnnen auf fehr humusreichem Heideboden, wo es fo gut wie gar nit wirkte, obgleich ih pro Magdeb. Morgen 1200 - Pfand anmendete. Diefe hoͤchſt auffallende Erſcheinung kann ich mir bie jegt noch nicht genügend erklären, hoffe aber daruͤber bald ins

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Klare zu kommen, da ich deshalb wiederholte Werfuche angeflellt habe. Ich ſah noch ganz kuͤrzlich Rocken, der auf einem fandigen Lehm⸗ boden fland und zu welchem man mit Knochenmehl gebüngt hatte (1200 Pfund per Magdeb. Morgen) im Mai fo üppig wachſen, daß man ihn von dem übrigen fchon in einer Entfernung von 500 Schritt unterfcheiden konnte. Häufig, ja in den meiſten Fällen ſcheint das Knochenmehl nur deöhalb keine Wirkung zu thin, weil der Bo⸗ ben fchon phosphorfaure Kalkerde, oder ein anderes phosphorfaures Salz (phosphorfaure Alaunerde, phosphorfaures Eiſen) genug enthaͤlt, und fo mag es fi) denn auch wohl mit dem fo eben erwähnten Hai: deboden verhalten, indem derfelbe gewoͤhnlich reich an phosphorfaurem Eifen if. Wenn man aber in Medienburg ſehr wenig oder gar keine Wirkung von der Knochenmehldüngung wahrnahm, fo mag biefes daher rühren, daß bem dortigen Boden fchon genug phosphorſaure Kalkerde durch die Mergelung mitgetheilt wurdes denn da der melfte Mergel 3), dis 1 Pro;. phosphorfaure Kalkerde enthält, fo führt man dem Boden, wenn 80.000 Pfund Mergel per Magdeb. Morgen ans gewendet werden, 800 Pfund phosphorfaure Kalferde oder Knochen⸗ erde zu. Um fich ſchon im Voraus zu belehren, "0b die Anochen« mebldüngung von Nugen fein werde, hat man ben Boden, auf welchen man fie anzuwenden gebenkt, chemiſch auf phosphorfaue Ealze zu unterfuchen, wozu ich die Anleitung in meiner Bodenkunde gegeben babe; thut man es nicht, fo geht die Zeit mit Verſuchen auf dem Felde verloren, und am Ende erhält man ungeachtet deſſen wohl ned) kein ganz zuverläffiges Reſultat. Je feiner die Knochen gepulvert find. defto ſchneller und beffer wirken fie, denn dann Löfet ſich die phosphorfaure Kalkerde leichter in der flüffigen Kohlen und Humus⸗ fäure des Bodens auf; diefed find nämlich die beiden Körper, mittetft welcher fie in die Pflanzenwurzeln übergeführt wird. Man fireuet das Knochenpulver gewöhnlich über das Feld und egget es mit der Saat ein; es wirkt aber immer beffer zu Winters als zu Som: merfrühten, da es bei den erften nicht an Feuchtigkeit zur Aufloͤ⸗ . fung fehle. In trodnen Jahren hat man wegen Mangel bes Auf: Löfungsmittel® deshalb oft gar keinen Nutzen von der Düngung mit Knochenmehl gehabt. In England fireuet man «6 auch häufig in die Rillen, worin die Samen der Wafferrüben (Turnips)_ gefäet werden. Sehr zweckmaͤßig dürfte es auch fein, das Knochenpulver in die Viehſtaͤlle oder Düngergruben zu fireuen und mit dem Mifte aufs

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Feld zu fahren. Thonige Bodenarten erfordern per Magdeb. Morgen 16 1800 Pfund Knocdyenpulver, während die leichteren, fandigen nur 8 900 Pfund bevürfen. Die Wirkung befjelben dauert dann 5— 6 Jahr und wohl noch länger, jedoch duͤngt es zulegt weniger auffallend. Es wirkt nicht zerfegend auf die organifchen Reſte des Bodens es fei deun, baß fi) aus bem Knorpel etwas Ammoniak erzeugte es bürfte dagegen felbft eine Zerfegung durch das etwa im Ber ben fchon vorhandene Ammoniak erleiden, wobel phosphorfaures Ants moniaf, ein ſehr kraͤftiges Befoͤrderungsmittel ber Vegetation, entſteht. Diefe Zerfegung wird ohne Zweifel auch Statt finden, wenn man es in die Harms oder Dängergruben bringt, fo daß man dann eined güns fligen Erfolges um fo gewiſſer fein kann.

1) Berbefferung des Aderlandes durch Kochſalz. Das Kochſalz, aus Chlor und Natrium beftebend, gehört, wie ſchon fehe viele Verſuche gezeigt haben, gleichfalls zu den Körpern, mittelfl welcher das Aderland ſehr wefentlich verbeffert werben kann, nur muß man ſich wegen der leichten Löslichkeit deſſelben hüten, zur Zeit niemals zu große Mengen anzuwenden, da fonft das Land, flatt feucht» bare zu werden, nur unfruchtbarer wird; 60 70 Pfund per Magdeb. Morgen genügen in dem Falle, daß man bad Geld mit Halm⸗Getreide beftellt, während da6 Doppelte genommen werben kann, wenn man damit zu Maps, Flachs, Bohnen, Erbſen und den Erdgewaͤchſen duͤngt. Das Kochſalz wirkt, wie alle mineras liſchen Körper jedoch nur dann ſehr günftig auf das Pflanzenwachs⸗ tum, wenn ber Boden großen Mangel daran leidet, was fehr ſchnell durch eine chemifche Unterfuhung auszumitteln ift. Ale Pflan= zen, zu welchen man mit Kochſalz gedüngt hat, werden vom Viehe nit nur mit großer Begierde gefteffen, fondern es nimmt danach auch an Geſundheit und Wohlbeleibtheit zu; das Rindvieh erhält ba> nad ein glatte®, glänzendes Haar, während die Wolle der Schafe dadurch mehr Elafticität und Stärke (nicht Dide) erhält. Sollte deshalb die Düngung mit Kochſalz auch keine größere Maffe Sutter erzeugen, fo befigt daſſelbe doch eine befjere Qualität, movon fih ein Jeder ſehr leicht duch einen comparativen Verſuch überzeugen kann. Wer uͤberhaupt geſehen hat, wie gut dem Viehe der Genuß der ſogenank⸗ ten Salzpflanzen (an den Kuͤſten des Meeres wachſend) bekommt, wird nicht daran zweifeln, daß bie Düngung mit Kochſalz ſehr viel

sur Verbeſſerung des Futters beitragen muß. Schafweiden - möchte -

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man ſtets mit einer geringen Menge Kochſalz überftreuen, zumal ba, wo bie Thiere leicht an der Faͤule leiden. Auf die Beflandtheile des Bodens wirkt das Rochfalz nicht zerfegend, dagegen kann e& wohl, felbft eime Zerfegung erleiden, wenn. ber Boden vielen kohlenſauren Kalk enthält, da ſich dann kohlenſaures Natron und falgfaurer Kalk (Chlor⸗ calcium) bilden. Die Wirkung des Kochfalzes iſt bei ber Menge, die man anwenden darf, ſchnell vorübergehend, und um fo ſchnel⸗ Ier, je durchlaſſender der Boden iſt, indeß habe ih mich durch Vers ſuche überzeugt, daß 60 Pfund per Magdeb, Morgen auf lehmigem Sande noch nach drei Jahren einigen Einfluß auf das Wachsthum der Pflanzen äußerten. Will man. das Kochſalz nicht für ſich anwen⸗ den, fo fann man: es wie den Gypo mit dem Mifle in den Vieh—⸗ ſtaͤllen, den Dünger: und Jauchegruben vermifhen. Fuͤr fih auge wendet fleeuet man es über das Keld und Überläßt e8 dem Regenwaſſer, bafjelbe in dem Boden zu fpülen. Auf Heideboden wirkt es ſchaͤdlich.

m) Berbefferung des Aderlandes durch Minerals Pörper, die Ammoniak, Kali, Natron, Kalle und Tallerde, Chlor, Salpeterfäure und Phosphorfäure enthalten. Da alle hier genannten Körper zu den Nahrungsmit⸗ teln der Pflanzen gehören, fo kann ein Boden, der Mangel an dens felben leidet, auch ſehr verbeffert werden, wenn man fie ihm kuͤnſtlich mittheilt. Es grenzt in des That an bas Wunderbare, wie fhmeif die Salpeterarten auf das beſſere Gedeiben des Getreides wirken, und um mie Vieles der Klee, die. Widen, die Bohnen a. f, w. nik Anwendung des [hwefelfauren Ammoniaks, ſchwefelſauren Natrons und [hwefeliauren Kalis beffer wachfen. Wo deshalb . die Gelegenheit vorhanden ift, fi) dieſelben mwohlfell zu verſchaffen oder ſelbſt zu bereiten, da benuße man fie, jedoch wende man fie fire, mit der gehörigen Vorſicht an, da Das Uebermaß keit nachtheilig wirdz 60, 80 bis 100 Pfund per Magheb. Morgen find meift hinceichend, und wii man fie nicht für fich anwenden, fo fee man fie einem aus. Moder, Kat, Mit, Unkraut u. f. w. beſtehenden Compoſt zu, ins dem dieſer dann zur Ueberbüngung der Eanten dienen kann, und man nun weniger zu befücchten braucht, den Pflanzen zu fchaben oder fie gar zu tödten. Ich habe diefen hoͤchſt wichtigen, aber bisher neh wenig von ben Landwirthen beachteten Gegenſtand in meine Düngeriehre näher erärtert, fo daß ich, um mic, nicht zu wiederholen, den geehtten Leſer barauf verweilen muß, Zu den Körpern, weiche

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die genannten Stoffe enthalten, gehören Übrigens unter anderen ber Eiſenvitriol, der Rus, der Alaun, das In chemiſchen Fabriken oft ſehr wohlfeil zu habende ſchwefelſaure Natron, die Lauge der Geifenfieder, die Knochen, der Harn der Menfhen, das Seeſalz, die Salpeter⸗ plantagen⸗ Erde, der Bauſchutt, der jetzt ſehr wohlfell zu dabende chiliſche Natronſalpeter u. ſ. w., u. ſ. w.

8) Verbeſſerung der Ackerkrume buch den Anbau tief wurzelnder Gewädfe

Man hat ſchon vielfältig die Erfahrung gemacht, daß ſelbſt das allerunftuchtbatſte Aderland bedeutend an Fruchtbarkeit zunimmt, wenn e8 längere Zeit bindurd Bäume trägt, ober ‚mit Pflanzen bes bauet wird, die mit ihren Wurzeln tief in dem Untergrund wachen. Diefe Erfcheinung erklärt fich fehr gut dadurch, daß die Nahrungs⸗ ftoffe, welche bie tieferen Erdfchichten enthalten, von ben Wurzeln aufs genommen werden, und fi in den oberen hellen der Pflanzen, dem Gtamme, den Zweigen und Blättern anhaͤufen, daß die Blätter bie Koblenfäure ber Atmofphäre anziehen und den Kohlenſtoff bei ſich bes halten, und daß dann, wenn bie Pflanzen gaͤnzlich oder theilweife ab⸗ fterben und in Verweſung übergehen, die Oberfläche mit vielen Stoffen bereichert wird, welche früher fomohl im Untergrunde Als in der Atmo⸗ fobäre befinblih waren. Durch die Verweſung der auf dem Boden fallenden Bitter u. f. w. entfteht der allbekannte Humus, ein Ges miſch aus Humusfdure, Humuslohle und allen den mineralifhen Stoffen beftehend, die früher zur chemiſchen Gonftitution ber Blätter u. f. w. gehörten; allein auch ſchon während des Wachschums der Pflanzen werben mehrere Stoffe, ald Kali, Natron und Kalt von ihr nen ausgefchieden, die dann vom Regenwaſſer abgefpült, gleichfalls in bie Oberfläche des Bodens gelangen, fo daß diefelbe fortwährend nicht nur reicher an Humus, ſondern aud an mineralifchen Stoffen wird,

Bu den Pflanzen, mittelft weicher ſich die Oberflähe am ſchnell⸗ fien bereichern läßt, umd weiche je nach der Beſchaffenheit des Bodens ju dem Ende auch fchon cultivirt werden, gehören außer den Bäumen, bie Efparfette, die Lucerne, der rothe Klee (denn auch dieſer treibt, wie id) durch Nachgrabungen belehrt worden bin, über fünf Fuß lange "Wurzeln in den Untergrund), die Lupine, die Bohnen, der Gpörgel, bie Beſenpfrieme (Spartium), der Stachelginſter (Ulex) und noch mehrere andere Pflanzen, welche mit iheen Wurzeln um vieles tiefer

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in ben Boden dringen als bie Halmgetreidearten. Durch den Anbau aller dieſer Pflanzen werden nun aber nicht allein die im Untergrunde _ befindlichen, bisher ungenugt gebliebenen Nahrungsftoffe an die Ober fläche gebracht, fondern die Pflanzen ſelbſt gewaͤhren auch wohl noch den Nutzen, daB fie fich verfüttern ober auf andere Weiſe benutzen laſſen, fo daß es in. der That Faum ein wohlfeileres Mittel giebt, die Oberflaͤche des Feldes zu verbeffern, als ber Anbau tief wurzeinder Gewaͤchſe. Soll ein mageree Sandboden bereichert werben, To befäet man ihn mit Befenpfrieme, Lucerne, Lupinen, Ginfter oder Spörgel, banbelt es fidy dagegen darum, einen mageren Kalk, Kreide⸗ oder Mergels boden zu verbeffern, fo bebauet man ihn mit Efparfette oder Lucerne und pflügt dann entweder diefe Pflanzen gehn unter, ober verfüttert fin, um hernach den davon erhaltenen Dünger dem Lande mitzutheiten. Aber auch in dem Kalle, daß man bie Pflanzen aberntgt, und nichts davon dem Boden zurhdgiebt, wird derfelbs dennoch dadurch verbeffert, bean es fallen während des Wachſthums ber Pflanzen nicht nur viele Blätter ab, fondern dem Lande verbleiben auch ‚alle Wurzeln; dies. ift der Grund, weshalb ein altes Kucernes und Efparfettefeld nad dem Aufbruche, ohne alle weitere Düngung, ftets einige reiche Halm⸗ getreideernten liefert. Daffelbe fehen wir, wenn das Feld eine Weihe von Fahren Befenpfrieme oder Ginſter hervorgebracht hat. Je länger nun bie Pflanzen ausdauern, d. h. je länger ihr Leben mährt, defto ſchaͤtzenswerther find fie für den beabfichtigten Zweck, ba bann die öftere Ausſaat und bie Beſtellungskoſten erfpart werden; und kann men fie auch nicht an Drt und Stelle unterpflügen, fo laffen fie fich doch aberiten und gerade dahin bringen, wo der Boden der Aufhüͤlfe am bebürftigften iſt. Erwaͤgen wir diefes, fo bürften der, vom Vieh verfehmähten, bekanntlich aber zur Verbefferung des duͤrftigen Sande bodens je&t häufig dienenden Lupine, mehrere andere Pflanzen nicht nur gleich zu ſetzen, fondern auch fogar vorzuziehen frin. Zuerſt I ed der Rainfarn (Tanaceium vulgare), welcher der Bodenverbreſſe⸗ ng wegen im Großen angebaut zu werben verdient, da er nicht allein viele Jahre auöbauert, fondern auch eine bei weitem größere Maſſe Kraut als bie Lupine giebt. Ein von mir hierüber angeflellter Verfuch lieferte folgende Refultate: der Magdeb. Morgen eines ſehr mageren lehmigen Sandbedens gab in zwei Schnitten 29,000 Pfund grünes Rainfarnkraut, während von den fehr fchön ſtehenden Lupinen beffelben Bodens nur 13,000 Pfund Blätter und Seingel erfolgten. 14

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Das Rainfarnkraut war fhon zwei Fuß lang, als die Lupinen erſt bie Länge einiger Zolle erreicht hatten. Man kann folglich annehmen dag ein Morgen Rainfarn fo viel. Düngermaterial, ats zwei Morgen Lupinen liefert. Daß aber das Kraut des erfleen eben fo viel Werth bat als das der Iegtern, fcheint dadurch beiwiefen zu werben, daß bie Fruͤchte nach den untergebrachten Rainfarnkraute eben fo gut, ja beffer als nach den Lupinen fanden. Einen nod höheren Werth, ald der Mainfarn in diefer Hinficht hat, dürfte die kuͤrzlich eingeführte Boulette (Echinops bannaticus) haben, Indem fie vom Morgen wohl 40,000 - Pfund grünes Kraut liefern möchte und aud ein ſehr gutes Mich futter zu fein fcheint, Verſuche, weiche ich in der neueren Zeit mit diefer Pflanze anflellte, lieferten außerordentlih günftige Mefultate; :fie laͤßt ſich nämlich Teiche euitivicen, nimmt mit einem mageren lehmigen Sandboden vorlieb, erreicht ſchon Anfangs Mat die Höhe von zwei Fuſt, wird überhaupt 6 Fuß hoch, ift ſehr biätterreih, kann zwei Mal gefchnitten werben, treibt ihre Wurzeln 4 8 Fuß tief in ben Untergrund, leidet nicht durch Duͤrre, verträgt den ſtaͤrkſten Winterfroſt und wird nicht von Inſekten angegriffen. Kurz bie Boulette oder Kugeldieſtel ſcheint ein Gewaͤchs zu fein, weiches, was bie Bodenver⸗ beſſerung anbetrifft, alen übrigen vorgezogen zu werden verdient; und ſollte es ſich auch ferner beftätigen, daß fie, gleich dem übrigen Dieſtel⸗ arten, gern vom Viehe gefteffen wird, fo wüßte ich nicht, welche Pflanze «6 mehr als dieſe verdiente, im Großen angebaut zu werden. Erndblich iſt auch der gemeine Beifuß (Artemisia vulgaris) ein Ges waͤchs, durch welches ſich die wichtigften im Untergrunde ſehr zerſtreut vorkommenden Mineralkoͤrper in der Oberflaͤche anhaͤufen laſſen, was dadurch bewieſen wicd, daß deſſen Kraut beim KWerbrenuen eine Aſche Iefert, die fehr reich an Chlor, Phosphoriäure, Schwefelſaͤure, Kali, Natron, Kalk⸗ und Talkerde if. Dazu kommt nun aber auch, daß wegen feiner großen Maſſe organifcher Theile, weiche die des Maine farns übertreffen dürfte, eine beträchtliche Wenge Humus aus ihn entfichen wird, und daß er mehrere Jahre ausdauert. Wom Bich wird freilih der gemeine Beifuß eben fo wenig als der Rainfarn gefcefjen, allein dies tft auch mit der bei weitem weniger Krautmaſſe liefernde Eupine der Fall. Am beften wähft der Beifuß auf gewiſſen Band» und Lehmbodenarten und giebt dann ein fehr fichered Kennzei⸗ den ab, daß auch die Lucerne hier gut gedeihen werde.

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9) Bon der Verbeſſerung des Aderlandes, welches buch ein Uebermaß von leicht in Waffer loͤslichen Pflanzennahrungsfloffen unfruchtbar if,

Ein Boden kann fehr unfruchtkar fein, und iſt e8 in ber That auch oft, wenn er ein Uebermaß eines ober auch mehrerer leicht in Waffer Iöslichen Pflanzennahrungsfloffe enthält; fo z. B. iſt er fehr unfruchtbar, wenn viel Kochfalz, Eiſenvitriol oder falzſaure Talkerde darin vortommen. Die Mittel, die man anwenden kann, um derglei⸗ Ken Bobenarten zu verbefiern. beftehen darin, daß man fie der Waſ⸗ ferauslaugung unterwirft, dag man Eubflanzen damit vermifcht, durch weiche die leicht Löslichen Körper in ſchwer loͤsliche verwandelt werden, und daß man Pflanzen barauf anbauet, weiche nicht nur mit den leicht östlichen Stoffen verträglich find, fondern dieſelben auch in gror Ber Menge als Nahrung bedürfen. Den Eiſenvitriolreichen Boden fann man deshalb radical durch eine Düngung mit Kate verbeffern, indern alddann der ſchwer loͤsliche Gyps entfleht; den zu viel Humus⸗ fäure enthaltenden durch Mergel oder Kalk, da hierdurch die Humus⸗ fäure gewiffermaßen niedergefchlagen wird. Alle falzfauren Salze müffen dagegen entweder durch die Mafferauslaugung aus bem Boden gefhafft werden (mas man der Natur überläßt, und nur dafür forgt, daß feine neuen Salze hinzukommen), oder man entfernt fie durch ben Anbau geraiffer Pflanzen (Galzpflanzen) als Tamarix, Salicornia, Salſola u. ſ. w. Dee Fall, daß ein Boden durch ein Uebermaß von freier Humusſaͤure unfruchtbar iſt, kommt ſehr haͤufig vor, wohingegen es feltener iſt, daß deſſen Unfruchtbarkeit von einer zu großen Menge leicht loͤslicher Salze herruͤhrt. Am haͤufigſten teeffen wir dergleichen Bodenarten in der Naͤhe des Meeres und der Salzquellen.

10) Bon der Verbeſſerung der Ackerkrume hinſichtlich ihres Korn,

Eine Ackerktume Bann die vollkommenſte chemiſche Gonftitution befigen und tft dennoch nicht fehr fruchtbar, weil fie entweder ein zu feines ober ein zu grobes Korn hat; im erften Falle geräth fie nämlich bei Regenwetter in einen breiartigen Zuſtand und wird dann beim Austrodnen fo dicht und feft, daB die Wurzeln fich nicht gehörig ausdehnen koͤnnen und auch nicht mit ber zu ihrem Leben fo noth: wendigen Luft in Verbindung bleiben, was ſtets ben allernachtheiligften

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Einfluß auf das Gedelhen der Pflanzen hats im zweiten alle koͤnnen ſich gleichfalls die Wurzein nicht ungehindert ausbreiten, indem fie ‚jeden Augenblid auf undurchdeinglihe Körper (groben Sand und dergleichen) ſtoßen; hierzu kommt aber auch noch, daß ein grob: koͤrniger Boden fehr leicht austrodnet und deshalb nicht das Mittel behält, durch welches fich bie Pflanzen mit Nahrung verforgen. Aus dieſem Allen folgt natuͤrlich, daß man eine zu feinkörnige Aderfrume fehr verbeffern kann, wenn man fie mit grobkörniger Erde vermifcht, während fi ber fehr grobkoͤrnigen Ackerkrume eine bei weiten beffere phyſiſche Beſchaffenheit geben laͤßt, wenn man fie mit feinkörniger Erde mengt. Enthält die zu diefem Zwecke verwendete Erde nun aber auch nody Körper, woran die Aderkrume vielleicht Mangel leidet, dann um fo beſſer, indem fie num zugleich auch chemifch verbeffert wird. Die bei der Vermiſchung der Ackerkrume mit grober oder feiner Erbe Statt findenden Manipulationen find diefelben, welche ſchon früher, als vom Düngen mit Thon und Sand die Rede war, befchrieben wurden, Man Eann, fo hoch diefe Operation auch zu ſtehen kommen

mag, body annehmen, daß fie eine Verbefferung bes Aderlandes für immer ift.

11) Bon der Verbefferung bes Untergrunbes.

Der Untergrund kann dadurch fehlerhaft fein, daß er zu naß oder zu durchlaſſend iſt, daß er für die Wurzeln eine zu große Dichtigkeit beſitzt, daß er Körper enthält, die den tiefiwurzeinden Pflanzen ſchaͤdlich werden, und daß er Mangel an Stoffen leidet, die zur Nahrung aller berjenigen Pflanzen gehören, deren Natur es ift, tief in den Boden zu dringen. Nur wie dem legten Uebel abzuhelfen ift, babe ich hier näher zu erörtern, da von den übrigen ſchon gehandelt wurde, ald vom Rajolen, Miniren, Entwäffern u. f. w. die Rede war. Es giebt zwei Mittel, wodurch ſich dem Untergrunde bie Körper mitthellen laffen, woran er Mangel leidet; das erfte boficht darin, daß man fie mit der Oberfläche mifcht und dieſe bann durchs Rajolen, Spatpflügen oder Rajolpflügen in die Tiefe bringt. Zuweilen hat aber auch ſchon die Ackerkrume eine den tiefwurzelnden Pflanzen angemeffene Difhung, fo daß man fie ſogleich in den Untergrund bringen und dann durch geeignete Körper ben heraufgebrachten unfruchtbaren Boden verbeffeen kann. Das zweite Mittel Iäßt fid) anwenden, wenn ber Untergrund durch die leicht loͤslichen Salze des Kali, Natrons, Kalkes und Talkes

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zu verbeffern if; man fireuet diefe bann auf bie Oberfläche des Feldes, plügt und überläßt es nun dem Regenwaſſer, fie weiter indie Tiefe zu fpülen. Immer aber bleibt «6 eine der ſchwierigſten Aufgaben, einen Untergrund herzuſtellen, der den tiefrourzelnden Pflanzen genügt, und wenn dies folche find, deren Wurzeln 5 6 Fuß lang werben, fo gelingt e6 nur dann, wenn ber Boden durchlaſſend ift und man Körper anwenden Bann, die leiht vom Regenwaſſer aufgelöfet werben.

12) Bon der Berbefferung des Aderlandes mittelft Umfriedigung. \

Die Umfeiebigung ber Felder gehört, wie aus dem Nachfolgenden erhellen wird, zu den ſehr wichtigen Grundverbeſſerungen. Wan bes dient fich, je nach den Ortsverhaͤltniſſen, dazu ber Heden aus ver ſchiedenen Holz⸗ und Straucharten befichend und unter ber Scheere gehalten; der Buſchhecken, d. h. buſchig aufgetvachfener Bäume ; der fogenannten Knicke, aus Bäumen gebildet, deren Zweige zum Theil niedergebogen und eingeflochten werden; der Erdwaͤlle, mit darauf gepflanzten Buſchhecken, Scheechecken und Knicken; bee bloßen Erdwälle; dee Mauern aus Steinen oder Erbe erbaugt und ber todten Zäune

Den größten Nutzen von allen Einfriedigungen gewähren zwar vie Hecken, Buſchhecken und Knicke; allein es giebt auch meh⸗ rere Faͤlle wo das Vorhandenſein derſelben durchaus nicht wuͤnſchens⸗

werth iſt, und wo fie mehr Schaden als Nutzen verurſachen. Wir wvollen deshalb zwoͤrderſt ſowohl ihre Vortheile als Nachtheile etwas naͤher betrachten, damit ein Jeder ſich um ſo eher fuͤr oder wider die Anlage derſelben entſcheiden könne *).

Die Vortheile, welche aus des Umfriedigung der Ackerlaͤndereien mittelft Hecken entfichen, find folgende: 1) Sowohl bie erfte Anlage als auch die fernere Unterhaltung der Heden kommt verhältnigmäßig bei weiten wohlfeiler als jede andere Art der Umfriedigung zu flehen. 2) Die Heden ſelbſt geben einen jährlichen Nugen an Brenn: und Geſchircholz (das letztere von einzeln fliehen gelafienen Bdumen) fowie

*) Kein Bolk Hält auf die Umfriebigung der Ländereien mit Hecken wohl mehr als die Engländer. Rah J. Ginclaie pflanzte ein Gutsbefiger in Sqhottland, Ramens Ferber, nach und nach 6 Millionen Stuͤck junge Weiß⸗

dornen in Hecken, deren ganze Länge 50 deutſche Meilen betrug.

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an Konnenbändern, Ruthen zu Korbmacherarbeit, Peitſchen⸗ und Spatzierſtoͤcken u. m. dergl. *). 8) Xreibt man das Vieh ruf mit Gräfern und Klee befäete Felder, fo gewähren hier die Heden, mie überhaupt jede Art der Beftledigung, ſehr viele Bequemlichkeit und Sicherheit, was weiter auseinander zu fegen überfläfiig iſt. 4) Das Weidevieh befindet fich auf Feldern, die mit Deden umgeben find, wohler, hat bei rauher Witterung mehr Schug, wird weniger geftört, und kann auch über Nacht auf der Weide bleiben, was bekanntlich ſehr viel zur Werbefferung des Bodens beiträgt. In England bat man die Erfahrung gemacht, daß auf 50 Morgen Weideland in fünf Koppeln getheilt und mit Heden umgeben, fo viel Wieh ernährt wers - den kann, ale auf 60 Morgen befielben Landes ohne Jeden. 5) Die Selber, welche beftellt find, werben durch Hecken, zumal durch bie von Weißdornen, gegen bie Beſchaͤdigungen ber Menfchen und des Viehes gefhügt. 6) Hohe Hecken ſchuͤtzen ſowohl bad Land als die E gegen die austrodnenden rauhen Oft: und Nordwinde, was von befonderer Wichtigkeit if, wenn ber Boben aus Sand oder Gtand beficht und einen ſehr bucchlaffenden Untergtund bat. Nicht minder brechen die Hecken bie Gewalt der Winde, wolche ben Fruͤchten beim Derannahen ihrer Reife oft großen Schaden thun, und wodurch nas mentlih ber Tabad, Mais und Weisen, die Gerſte und ber Maps ſehr oft verwüftee werden. 7) Die Früchte finden auf mit Hecken umgebenen Feldern, hauptſaͤchlich wenn Liefelben auf Erddaͤmme ges pflanzt find, Schug gegen bie Fruͤhjahrsnachtfroͤſte, deun Berſuche haben gezeigt, daß die Luft auf den mit Hecken umgebenen Feldern oft um mehrere Grade wärmer als auf freiem Felde ift, wozu freilich gehört, daß die mit Heden umgebenen Koppeln nicht bie ‚Größe von 12 15 Morgen überfleigen, endlich koͤnnen 8) die Hecken auch auf Laub genugt werden, was man durch Kinder, Frauen und alte fhwächliche Leute einfammeln läßt, und welches dann ben Schafen im Minter zur vortrefflihen Nahrung bient.

Den Vortheilen ber Heden koͤnnen nun folgenbe Moechtdeile ders felden entgegengefegt werden: 1) Sie nehm einen beträchtlichen Raum hinweg. zumal wenn fie auf Erdwaͤlle gepflanzt find, an welchen auf einer ober auf beiden Seiten Gräben hinlaufen; hierdurch ſchmaͤlern

f

% Sn manchen Ländern ift bad Heckenholz das einzige Brennmaterial, was man hat.

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ffe un ein Bedentendes ben Ertrag der Ackerlaͤnbereien und um, fo mehr, aid das Brenn und Nutzholz, was-fit liefern, nur einen ges ringen Werch hats 7) Sie entiichen mittelft ihrer Wurzeln,falls Me Graͤben fehlen; dem Lande viele Kraͤfte, ſo daß die Fruͤchte In der Naéche der Hecken immer un Vieles ſchlechter ats af dem übrigen Felbe firhen. 3 Werden die Hecken ſehr Hoch gezogen (Buſchheckun⸗ nide), fo fBaben-fie den angebaueten Ftuͤchten auchdurch ihren Schatten und Tropfenfal. 4) Die Wurzeln ber nicht mit. Gräben: eingefaßten Hecken ſind der Bearbeitung des Feldes hinbertih, :&) Ein Äl'pidten Heden duichſchnittenes Feld macht viele Umwendung beim: Muͤgen und Eggen naͤthig, fo daß die ⸗Dearbeitung bes Landes dadurch verihruert wied. 0) Die Hecken Bienen dem Ungeziefer aller Art zum: ſichern Aufenthalesorte. 7) Bet Schneegeſtoͤber haͤuft ſich der Schner oft in beträchtlichen Maſſen um bie Hecken an und ſchadet dann beim allmaͤhſigen Schmelzen den angedaueten Wintetfeuͤchten. 8) In naffen Jahren verhindern fie nicht nur das Abtrodnen: des Bobens, ſondern bewirken auch, daß die abgeemteten Fruͤchte, Heu und dergl., ſchwer teodnen und das Getreide Leine audwaͤchſt. 9) Da: bie Hecken ben- Luftzug verhindern, fo ſchießt daB Getreide auf den mit Deden ums gebenen Feldern fchlaff In die Höhe und lagert fi dann: bei Regen⸗ wetter, und endlih 10) finden ſich die Aderfchneden auf den mit. Hecken durchſchnittenen Feldern oft in großer Menge en, indem dadurch der Boden, was die Schnecken lieben, beſtaͤndig Fendt gehalten wird. Ans der Aufzählung aller dieſer Nachthelle send -MWorcheile der Heden geht. nun hervor, daß fie ſich hauptſaͤchlich für dichenigen Ländereien eignen, welche trocken find oder unter einen rauhen, Lalten, windigen Klima Wegen. Bei der Antage der Hecken hat man indeß ſtets zu erwaͤgen, daß durch einen einzigen Vortheil oft alle ihre Nachtheile aufgewogen wer⸗ den. Am haͤufigſten findet man fie angewendet, wo der Boden fans bin tft und wo Weidewirthſchaft getrieben mid, Indem fie bier einen ganz umverfennbaren Nupen haben theiftein, Medlenburg x.).

1) Von ber Anlage ber Hecken im Yulgemeinen.

Zur Anlage der Heden laſſen ſich ſeht viele Baum’ und Strauch⸗ arten benugen, bie gebraͤuchlichſten find jedoch die Weiß: und Schwarz⸗ dornen, die Weiß⸗ und Rothbuchen. die Ahornatten, die Eichen, Roth⸗ tannen, Lerchen, Birken, Erlen, Linden, Vogelbeeren, Acazien, Weiden, Pappeln, Haſſeln, Diaulderren (weiße), DBerberigen, Stachelbesren,

Ss

-

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Hagebutten unb wilben Moſen, ber kiguſter, der Hartriegel, bie Stechpalme (Höfen) und der Stecheigtafter. Wiewohl nun alle dieſe Baum und Stranucharten zur Anlage der Hecken dienen koͤnnen, ſo muß ea bach die erſte Regel fein, dazu ſtets ſolche auszumählen, bie dem Klima und Boden angemeſſen find; man wuͤrde z. B. niemals eine dichte ‚Dede erziehen, weun man fie auf einen duͤrten Sandboden oder in einem rauhen Kuma und in hoher Lage aus Weißdornen anlegte, und eben fo wenig haͤtte man Hoffnung, eine allen. Anfor⸗ derungen genuͤgende Umfriedigung zu bekommen, wenn man auf Kalb: und Kreibeboben bazu die Birken wählte. ÜDie zweite Regel muß fein, niemals eine Hecke, die unter ber Schere gahalten wird, aus. ger mifchten ober mehreren Holzarten zu bilden, derm wie gut der Paben auch fein mag, fo Bringt er doch felten Pflanzen von entgegengeſetzter Natur in gleicher Site und Vollkommenheit hervor. Eine Dede anus verfchiedenen Holzarten beflebend, hat immer ein ungleiches

Wehsthum, fo daß fie bald fehlerhaft wird und Läden bekommt, bie, wenn die eine oder die andere Holzart mehr und mehr das Ueberge⸗ wicht erhält, immer deutlicher hervortreten. Andere ift es dagegen mit den Bufhheden, die ſtets aus mehreren Holzarten angelegt werben , indem es bei dieſen einer bee Hauptzwecke iff, viel Brenn» holz von ihnen zu erhalten. Eine fernere Regel iſt «6, den Boden, anf weichem die Dedenbäume und Gteäucher gepflanzt werden follen, gut vorzubereiten. Das befte ift es, den Streif, worauf bie Hede zu ſtehen komme, ein Jahr zuvor in einer Breite von vier Fuß 2— 3 Fuß tief zu tajolen und bei. diefer Gelegenheit auch eine gehörige Vermiſchung der Erde vorzunehmen, da dann die Wurzeln in „ber Tiefe angemefiene Nahrung finden und die Hedenpflänzlinge auch nicht fo viel von den Unkräutern zu leiden haben, Sollte aber der Boden fehr mager fein, fo muß der rajolte Streif zuvor geduͤngt und ein Jahr mit Kartoffeln beftellg werben, Weiter hat man dahin zu fehen daß die zur Hedenanlage beflimmten Pflinzlinge gefund und nicht zu jung find; die 5 6 jährigen. Baͤumchen find nicht fo vielen Zufaͤllen unterworfen, als die 1,2, und Zjährigen, und liefern des⸗ halb gefhminder eine bichtere und bauerbaftere Dede. Alsdann bat . man dafür zu ſorgen, daß bie Anpflanzung- ber Hedenbäume in ber dazu paßlichſten Jahrszeit vorgenommen werde, was unflceitig der Spätherbft ift. Bevor die Pflanzung beginnt, find die aus der Samens [hule genommenen Pflänzlinge an ben Wurzeln und Stamme zu

ic

J 219 beſchneilden und auch zu ſortiren. Das Beſchneiden ber Pflaͤnz⸗ Unge an den unterm Theilen "muß mit größter Vorſicht geſchehen; man. verſchont dabel mögfichft die feinen Wurzeln, Indem es nur dieſe find,. welde dem Baͤumchen Nahrung zuführen... Den Stamm fchneis det man dagegen fo welt ab, daß er nur 2 3 Boll Über der Erbe bewwortagt; er treibt dann nahe am Baden 2, 3 4 Lobden und bie‘ Hecke wird dadurch fpäter fehr dicht. Das Gortiren hat den Nutzen, daß dis Pflaͤnglinge, wenn fie von gleicher Größe und Stärke neben einander geſetzt werden, nun auch Im Wachsthum gleichen Schritt mit einander halten; keiner entzieht der Erde. mehr Nahrung ale der andere und folglich ift da6 Wachsſsthum aller Staͤmmchen auch gleich⸗ fünmig. und regelmäßig, fo daß die Hecke fehr bald zum undurchdring⸗ Uchen Zaune wird. Pflanze man dagegen bie Heinen Pflanzen mit den großen vermifht aus, fo uͤberwachſen die ſtaͤrkſten bald bie ſchwaͤchſten, und die Hecke bekoͤmmt Läden, da die fhwachen Pflanzen endlich ganz verkruͤppeln. Die ſtaͤrkſten Pflanzen werden immer dahin gefegt, wo der Boden am magerften ift, während man die ſchwaͤchſten auf diejenigen Stellen der Hedentinie bringt, welche daß befte Erdreich enthalten, .da. dann eine gleichförmigere Dede entficht, zumal wenn man die fhwahen Pflanzen auch in der Kolge noch durch gute Pflege im Wachsthum unterftügt. In den folgenden vier Jahren ift es nun zur Erziehung einer guten Hede unerläßliche Bedingung, den Bo⸗ den von, allen Unfräutern rein zu halten, denfelben durchs Hacken oft zu lockern und auch noch mit guter Erde zu bedecken, falls er zu mager fein follte. Die Bäumchen ſchlagen darin neue Wurzeln, treiben am Boden viele Loden aus, und die Hede wird in der Folge um fo dichter. Sie darf micht eher befchnitten werden, als bis die Haupt⸗ ſtaͤmme eine Höhe von A—5 Fuß erreiht haben. Das erfte Bas fhneiden beſchraͤnkt man jedoch bloß auf die Seitenaͤſte, fo zwar, dag die nahe am Boden fihenden nur ganz wenig oder gar nicht, die hoͤ⸗ ber fißenden dagegen immer flärker abgeflugt werden. Die Hede er haͤlt daducch eine fpige Form, -und wird, wenn man biefes jährlich im Yuguft wiederholt, dabei immer dichter, Indem die obern Aeſte bie untern, immer neu audjaylagenden nicht erfliden. Ste gleicht in vol⸗ fee Belaubung dann einer grünen Wand, und ift fo dicht, daß ſelbſt Fleinere Thiere nicht hindurchdringen können. Giebt man, dagegen den Seiten der Hecke durch das Befchneiden gerade Wände, oder flugt mon ihre Zweige wohl gar fo ab, daß fie oben breiter als

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unten ft, fo bewirkt dieſes, daß nahe am Boden Küdten entfichen, da bier die Achte. bald gaͤnzlich adfterben. Erſt dann, wenn bie Hecke die gemänfchte Höhe erreicht hat, wird auch Ihre Spige befchnitten.

Sollten ungeachtet aller angewendeten Mühe in der Heckenlinie einzelne Pflänzlinge gleich im erften Jahre ober. balb nachher ausge⸗ ben,. fo hat man diefe, damit keine Luͤcken entfliehen, natürlich zu ec» gänzen. Zuweilen ift ein ſchlechtes Erdreich bie Urſache des Abſter⸗ bens der jungen Hedenpflanzen, man muß biefe® bann fortfähaffen. und ein befieres an die Gtelle bringen ober es durch gute Erde zu ver⸗ beffern ſuchen.

Um die Dichtigkeit einer Hecke zu —— biegt man: in den erſten Jahren auch wohl einzelne Loden detſelben um und bindet fie; damit fie in der ihnen gegebenen horizontalen Lüge fortwachſen mögen, feft; diefe Operation Ift indeß überflüffig, fofern die Heckenbaͤumchen geſund find, nicht zu weit von einander entfernt auf einem gut zube⸗ reiteten Boben ſtehen und jährlih regelrecht befchnitten werden, ins bem dann von felbft eine unduckhbringlihe Heckenwand entſteht. Das Beſchneiden muß, wie ſchon vorhin bemerkt, ſtets fo vorge⸗ nommen werden, baß dabei die Hede unterhalb etwas . breiter ale oben iſt.

2) Bon ber Anlage ber Heden Im Beſondern.

In Erwägung, daß man bei der Anlage der Hecken, die unter der Scheere gehalten werden, je nach den dazu dienenden Holz⸗ und Straucharten, ein etwas abweichendes Verfahren beobachtet, wird es er⸗ forderlich, die verſchiedenen Heckenarten einzeln adzuhandeln.

a) Weißdornhecken. Die Hecken von Weißdornen nehmen unſtreitig unter allen Umfriedigungen der Felder den erſten Platz ein; denn ſie ſind wegen ihrer vielen verworren durch einander wachſenden Zweige und der großen Menge Dornen ſehr ſchwer oder gar nicht zu durchdringen, wuchein mit ihren Wurzeln nicht weit in das Land und haben eine mehr als hundertjaͤhrige Dauer. Daneben beſitzen bie Weißdornbecken ein ſehr gefaͤlliges Anfehen und find fetbft fchön zu nennen, wenn man, tie e8 3. B. in der Nähe von Hamburg und Altona geſchicht, einige wilde Roſen (Rosa canina, Rosa villosa und :Rosa rubiginosa) dazwiſchen gepflanzt hat. Da die Weißdornen bie allervorzuͤglichſten Hecken Tiefen, fo hat man es fehr zu bedauern, daß fie nicht auf allen Bodenarten und nicht in jeder Lage gedeihen.

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Am befien. wachlen fie in der Ebene auf einem lehmigen , mergeligen oder thonigen Boden, zumal wenn berfelbe auch reich an Humus iſt; ja man findet Hier ‚nicht felten Weißdernhecken in ber ‚Höhe. von 9-10 Zus, und von einer ſolchen Dichtpeit, daß kaum ein Vogel durchfchlüpfen kann (Gaͤtten bei Hildesheim, Iufel Venedig genannt). Dagegen liefern die Hecken der Weißdornen beim jährlichen Beſchnei⸗ den febr wenig Holz, und Binnen, ihser vielen Stadeln wegen, auch nicht gut auf Laub genugt werben, fo daß ihre Nebennugung eine fehr geringe iſt. |

Die Sämtinge, welche man zur Anlage der Weißdornhecken ger braucht, findet man in manden Ländern in hinteichender Menge in den Waldungen. Meiſt werden fie aber in einer eigenen Samenſchule erjogen. Dan thut zu dem Ende die reifen Weißdornbeeren in Töpfe, fegt diefelben an einen warmen Drt, am beften in Pferdemift, und feuchtet die Beeren, damit das Fleiſch derſelben in Faͤulniß übergeben, und ihre harten Kerne bald aufipeinzen mögen, mehrere Male mit Waſſer an. Diefe fo behandelten Beeren ſaͤet man alddann im zeitis gen Fruͤhjahr auf einen gut zubereiteten Boden in 1 1", Zoll - tiefe und 1, 2 Fuß von einander entfernte Rillen und bedeckt fie auch. wohl nach mit etwas Flachsſchaͤbe, theils um die Maͤuſe das von abzuhalten, theild um badurd das Austroduen des Bodens zu verhindern, hauptſaͤchlich aber um dadurch zu bewirken, daß fid das Land nicht mit Unkraut Äberziehe. Die Kerne kommen hierbei bald zum Keimen, während fie, wenn man fie im gewöhnlichen Zuftande fäet; wohl zwei Jahr und darüber in der Erde liegen und folglich auch fehe lange der Gefahr des Ausfrefiens und Verderbens ausgefegt find. Sobald nun die jungen Pflanzen die Dede durchbrochen haben, wers den fie gegätet und fleißig behadt. Sie bleiben dann noch 3 Jahr in dee Samenſchule fichen, während welcher Zeit der Boden flet6 rein von Unkraut gehalten und durch Haden oft gelodert werden muß. We fie zu dicht ſtehen, verduͤnnt man fie, damit lauter Eräftige Pflanzen entfichen koͤnnen. Beim nachhherigen Ausheben der Saͤmlinge hat man dahin fehen, daß fie moͤglichſt viele feine Wurzeln behalten, ins dem nur diefe dem jungen Baume die Nahrungstheile des Bodens zu: führen. Die dideren, längeren Wurzeln werden, bevor man die Sims linge in bie Dedenlinie fest, etwas abgeftupt, wohingegen man den Stamm fo weit abfchneivet, daß er nur noch die Ringe von 5 6 Zoll behält, Mehrere laffen den Stamm aber au 1%, 2 Zuf

222 lang, unb fchneiben ihn, nachdem der Sämling zwei: Jahre in ber Hede geftanden hat, 4 Zoll hoch Über der Erbe ab. Der Boben, auf welchem man die Hede pflanzen will, muß: ſchon ein Jahr vorher im einer Breite von 4 Fuß 1'/, 2 Buß tief umgegraben, gehüngt und mit Hackfruͤchten beftellt werden, Indem bie. Sänlinge, wenn man. fie auf einen tief geloderten und gut durchduͤngten Boden pflanzt, To kraͤftig wachfen, daß fie fon ‚binnen einigen Jahren eine hohe und dichte Hede liefern, während fie, wenn man fie auf ben cohm Boden fegt, erft in 8— 9 Jahren bis zur Hede erwachſen. Sofern bie Hecke nur aus einer Reihe Bäumen beftehen foll, werben die Saͤmlinge .6— 830 von einander entfernt gepflanzt, will 'man fie dagegen aus zwei Reihen bilden, die einen Abfland von 8 Zoll unter ſich haben, fo fegt man, fie in eine Entfernung von 12 16 Zoll, dann aber in Berband. Die Pflanzung gefchieht am beften im Herbfl. Zum Schutze der jungen Pflanzen errichtet man vor denfelben einen leichten Baun von horizontalen Ratten an Pfähle befeftige, oder faßt fie auf einer oder auch auf beiden Seiten mit einem Graben ein, ber In der Folge wieder zugeworfen wird, Auch fest man die Saͤmlinge, um fie zu fügen, wohl auf einen zuvor angefertigten Damm, der von der Erbe gebildet wird, die man aus einem ober aus zwei parallel neben einander hin laufenden Gräben erhält; hiervon wird weiter unten aus⸗ führlicher gehandelt werden. Zum ferneren Gebeihen dev jungen Hedenpflanzen ift nun durchaus erforderlich, daß man den Boden, fo breit als er das erſte Mat umgegraben wurde, während des Sommers einige Male aufhade, auch alles Unkraut, welches fich zwiſchen den Pflanzen angefiedelt hat, vertilge. Meift wachen aus jedem 3 4 Zoll Über "der Erbe hervorragenden Sämlinge 4 5 Loben hervor, die man, wie fchon früher erwähnt, am beften nicht eher befchneibdet, als bis fie die Höhe erreicht haben, bis zu welcher man bie Hede er» ziehen will. Hierauf pflegen, wenn biefelbe 6 Fuß hoch werden folt, je nach der Kraft des Bodens 3— 5 Jahre zu vergehen. Während diefer Zeit forget man nun aber audı immer für die Lederung und Reinigung des Bodens, Beim nachherigen Beſchneiden giebt man der Hede eine etwas fpigige Form oder fehräg anlanfende Wände; hiervon war zwar fchon vorhin bie Rede, indeß ift der Gegenſtand von einer - ſolchen Wichtigkeit, daB es nicht überflüffig fein dürfte, nocd einmal darauf zuruͤckzukommen. Cine, Hede die nahe über der Erd 2-2”, Fuß, und oben 1%, 2 Zuß breit ift, wird Immer dichter als eine

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fotche fein, die oben und unten biefelbe Breite hat; mißt fie dagegen unten 2 Fuß und oben 3 Fuß, fo wird man immer findew, daß fie am Boden viele Lüden bat.

Um des Pflanzens der Sämlinge Überhoben zu fein, wirb von Mehreren angerathen, die Beeren der Weißdornen gleih an Ort und Stelle auf den gut zubereiteten Boden in die Hedenlinie. zu fäen. Bei Licht betrachtet , iſt dieſes Verfahren jedoch meniger vortheilhaft als man Anfangs wohl zu glauben geneigt fein dürfte. Die Gründe dagegen find folgende: 1) An ben Etellen, wo der Boden fchlecht if, bleiben die Pflanzen Elein und die Dede wird dann unegal; ſetzt man dagegen die Saͤmlinge aus der Pflanzſchule in die Hedenlinie, fo nimmt man auf den fchlechten Stellen imnier bie flärkften Pflanzen, wodurch dann die Hede eher einerlei Höhe und Breite erlangt. 2) Die Beeren geben bald an biefer, bald an jener Stelle gar nicht auf, und 3) find. die jungen Pflanzen ‚bei weiten leichter in einer Samenfchule als auf freiem Felde zu erziehen und gegen Befhädigungen zu ſchuͤtzen. Kurz das Pflanzen der Saͤmlinge gewährt bei der Dedenanlage mehr Sicherheit als das Saͤen der Beeren, fo daß das Erſtere, wiewohl es etwas höher als das Letztere zu fichen kommt, dennoch vorgesögen zu werden verdient.

b) Schwarzdorn⸗ (Schlehen) Herden. Obgleich die Schwarzdornen den Welßdorn bei der Hedenanlage um Vieles nach⸗ fiehen, fo find fie doch in fo fern ſchaͤtzenswerth, als fie ſowohl auf einem fleinigen, mageren, ſchlechten Boden, als auch in hoher Lage ‚gut fortlommen. Dagegen laſſen fie ſich wesen ihres fchnellen Wuch⸗ ſes ſehr ſchwer unter der Scheere halten und wucdern roeit in das Land hinein. Die Pflänzlinge erzieht man entweder aus den Beeren oder man benutzt dazu die Ausläufer älterer Heden. Sie find leicht fortzubringm und haben eine beinahe eben fo lange Dauer als bie Welßdornen. Auf Laub kann man fie gar nicht nugen und das Holz laͤßt ſich, der vielen Dornen wegen nicht gut handhaben. Im Grunde möchte man fie, da es nicht an andern Holzarten fehlt, die gleichfalls auf fchlechtem Boben gut fortlommen, gar nicht zur Anlage von Heden verwenden; am beflen eignen fie ſich noch zu breiten Buſch⸗ hecken, die auf einem Erdwalle fliehen und zu beiden Seiten mit Graͤ⸗ ben eingefaßt find. Aus ihren Beeren macht man bekanntuich den Schlehenwein.

c) Weißbuchen⸗ (Bagebuge) Heden. Die Woahbache

e

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gehärt zu denjenigen Holzarten, welche mit die: warzligkithflen Hecken tiefen; fie wird auch oft. daziı henust, und. dient gewoͤhnlich zu Hecken um Gärten, da fie fih zu einer dichten graͤnen Wand erzishen: läßt, und viele Jahre ausbauert. Die Zweige, melde nur langfam wachſen, find ſehr biätterreich, fo daß die Weißbuchenheden auch eine.gute Ne⸗ bennutzung auf Laub geben. Hinſichtlich des Bodens iſt zu bemerken, daß. fie zwar den Lehm⸗ und Mergelboben lieben, jedoch auch ſehr gut auf feuchten ‚Sande. forttommen. Die Pflänzlinge erzieht man in ber Samenſchule ader verfchafft fie ſich ans Wäldern. Die Hecken dev Weißbuchen werden im Auguſt befchnitten und liefern bei diefee Gelegenheit eine große Menge ſchaͤtzenswerthes Laub.

Auch die Rothbuche kann zur Anlage von Heden benugt werben, fleht jedoch der Weißbuche um Vieles nad).

d) Rothtannenhecken. In rauhen alimaten und auf Berg⸗ laͤndereien verdienen die Hecken von Rothtannen allen übrigen vorge⸗ zogen zu werden; denn ſie laſſen ſich gut unter der Scheere halten. werden dabei ſeht dicht, Haben nichts von den Angriffen des Viehes zw leiden, kommen leicht fort und befigen eine ſehr lange Ausdauer. Man fegt die in einer Samenſchule ergogenen, oder aus dem Walbe genommenen Pflanzen mit einem Beinen Ballen in bie Hedenlinis (in einer ober zwei Reihen), unb nimmt ihnen den Gipfel nicht eher, als biß fie die Höhe von 4 5 Fuß erreicht haben. Gleichzeitig werden al6dann auch die Seitenaͤſte abgeflugt, wa® man in der Solge jährlich zu wiederholen hat. Ihre Mebennugung kommt nicht in

Betracht, da fich die abgefchnittenen Zweige nur als Streumaterial

gebrauchen laffen. Daffelbe gilt von ben Hecken des Lerchenbaums.

e) Lindenheden. Da die Linden ſehr gut das. Befchneiden vertragen, die jungen Zweige berfelben gut eimgeflochten werden koͤnnen und ſich aus ihnen deshalb auch eine dichte Hecke bilben laͤßt, da. fie ferner auf den meiften Bodenarten, ausgenommen bem Modrboden, nicht nur gut wachſen, fondern auc) eine lange Dauer haben, und da fie endlich beim jährlichen Beſchneiden viel fchönes, fehr nahrhaftes Laub liefern, fo gehören fie unftreitig zu denjenigen Holzarten, tweldıe man vorzugemeife zur Anlage der Hecken benugen möchte. Die Pflaͤnze linge erzicht man, wo fis nicht in Wäldern zu haben find, in einer Samenſchule. Zu bemerken ift noch, daß fich die Linde durch einen ſehr Eräftigen Stodausfhlag auszeichnet und deshalb. auch ſehr haͤu⸗ fig zu den meiter unten befcgriebenen Buſchhecken angewendet wird.

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Die Winterlinde liefert übrigens bei weitem beffere Heden als bie breitblaͤttrige Sommerlinde,

$) Eichenhecken. Mitteift der Eichen laſſen ſich fehr fehöne dichte Hecken erziehen, fofern der Boden, worauf man fie pflanzt, lehmig und thonig iſt, oder aus einem feuchten, humusreichen Sande beſteht. Sie treiben jährlich kraͤftige lange Loden, die, falls die Dede an irgend einer Stelle nicht dicht genug fein follte, nieder gebogen und in einander geflocten werden koͤnnen. Die Pflänzlinge erzieht man, wo fie nicht in Wäldern zu haben find, in einer Samen» faule, oder legt die Eicheln gleich in den gut zubereiteten Boden der Hedenliniee Beim jährlichen Beſchneiden liefern biefeiben - eine Bedeutende Quantität von den Schafen fehr gern gefreffenes Laub. Mit größerem Nutzen werden jedoch bie Eichen, wie weiter unten ges zeigt werben wird, zur Anlage von Bufchheden benugt.

g) Weidenheden. Die verfchiedenen Arten der Weiden, welche zur Anlage von unter der Scheere gehaltenen Hecken dienen, find meift Salix alba, Salix viminalis, Salix Helix und Salix caprea. Die Weiden eignen fih zu Heden hauptſaͤchlich nur für bie feuchten, humusreichen Bodenarten. Es genügt hier meiſt auf einer Heckerlingslade die Weidenruthen in 3—4 Zoll lange Stüde zu zerfchneis den, biefelben auf der Heckenlinie in eine 3 Zoll tiefe Rinne zu legen und gänzlid mit Erde zu bedecken, wo fie bann noch in demfelben Fahre Wurzeln und viel Loden treiben, fofern der Boden rein von Unkraut gehalten wird. Auch ſteckt man wohl 3 4 Fuß lange Weidenreiſer 4— 5 Zoll tief fhräg in den Boden, fo zwar, daß fie ſich durchkreuzen, (Fig. 1 Taf. VI) und bindet fie, damit das Ganze mehr Halt bekomme, am oberften Kreuze mit Baſt oder Weiden zus fammen. Die Reifer treiben nun ſenkrecht Loden in die Höhe, die dann fammt den Hauptflämmen einen undurchdringlichen Zaun bilden, zumal wenn fie hier und ba auch eingeflochten werben. As Neben nutzung liefern die Weidenhecken jährlich Ruthen zu Korbmacherarbeiten und eine große Dienge Laub, was für die Schafe ein gutes Winter⸗ futter iſt. Es giebt Gegenden, wo man von einer 100 Fuß langen Weldenhecke (Salix viminalis) jährlich für 5 Rihlr. und darüber Korbmacherruthen verfauft, fo daß fie eine fehe bedeutende Neben⸗ nutung geben; dazu kommt noch, daß ihre erfle Anlage nur ge⸗ tinge Koften verurfacht, und daß fie fhon In einigen Jahren auf das Boktunmuenfi ideen Zweck erfüllen, Mit Vedenſten moen heſſert

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man aud wohl bie Lüden alter Heden aus. In Buſchhecken ger pflanzt liefern fie ſehr fchöne Zonnenbänder.

bh) Acazienhecken. Aus ber Acasie laſſen ſich beſonders auf fehr fandigen, trockenen Bobenarten mit Vortheil gute Hecken erziehen. Man färt zu dem Ende die Samen glei in die Heckenlinie oder erzieht bie Pflänzlinge auf befonderen Samenbeeten; das Erſtere vers dient indeß vorgezogen zu werben, da bie jungen Acazien leicht aufzu⸗ bringen find und man ben Samen, feiner Wohlfeilheit wegen, fo did fäen kann, daß die Pflanzen, wenn auch viele berfelben ausgehen ſoll⸗ ten, dennoch nahe genug beiſammen ſtehen. Die Acazienhedden empfebten ſich durch ihre Undurchdringlichkeit, durch ihre ſehr ſchnelles Wachs⸗ thum, und durch das vlele ſehr ſchoͤne Laub, was man von ihnen bei der zweimal jaͤhrlich vorzunehmenden tuͤchtigen Beſchneidung erhält, Die Heckenbaͤume werden jedoch am Boden leicht kahl und muͤſſen deshalb dicht genug ſtehen, damit keine Luͤcken erfolgen. So gute Heden die Acazien nun aud liefern, fo haben fie doch die Untugend, mit ihren Wurzeln weit in das Land zu wuchern, und werden dann diefelben beim Pfluͤgen verletzt, fo treiben fie uͤberal Loden hervor, zu: mal wenn man fie ſtark unter ber Scheere hätt; fie werben dadurch zum wahren Unkraute. Das befte iſt es baber, die Acazienhecken zu beiden Seiten mit ſchmalen Gräben einzufaffen und die Sohle derfeiben von Zeit zu Zelt umzugraben, bamit bierbei alle unter den Gräben durchgewachſene Wurzeln abgeflochen werden. Statt ber Acazien bat man in neuerer Belt auch verſucht, die Gleditschia als Hecken⸗ baum zu benußen ; fie foll ſich ſehr gut dazu eignen, hauptfächlich we⸗ gen ihrer flärkeren Dornen, auch weil fie nicht fo lange Schöflinge als die Acazie macht.

i) Mautbeerheden (Morus alba), Der Maufbeerbaum, ſelbſt auf leichten Sandboden gut fortlommend, bat die Eigenfchaft, ſtrauch⸗ artig zu wachſen; denn wenn man es verfucht, ihn als Hocflamm zu ziehen, fo treibt er jährlich aus dem Gtamme hunderte von Loden hervor; hieraus darf man wohl folgern, daß er eine gute dichte ‚Dede liefern werde, was auch In ber That ber Fall iſt, fofern er nur vegels recht befchnitten wird. Der Maulbeerbaum ift unentbehrlich bei ber @eibenraupenzucht,, bie, wie uns befonders Herr von Tauͤrk gelehrt bat, zationeli betrieben, auch in Norddeutſchland ſehr einträglich iſt. Die Heden der Maulbeeren koͤnnen nun fehr gut für die Selden⸗ raupen das benöchigte Butter liefern, und gewähren dadurch eine

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Mebennugung, wie wohl kaum eine andere Hede. Man leſe barüber >Durgers Meife duch : Oberitalien.« Die Maulbeerpflaͤnz⸗ linge möffen in einer Samenfchule erzogen werben, indeß gelingt es, wie ich aus eigens daruͤber angeftellten Verſuchen geſehen habe, auch ſehr gut, fie durch Stedlinge fortzupflanzen, was um fo nuͤtzlicher iſt, als die Kernausſaat häufig mißräch, und überhaupt die Baͤumchen ſeht langſam wachen. Die in der Samenſchule erzogenen Bäumdyen werden beim Verpflanzen fo weit abgefchnitten, daß fie nur noch 2—3 Buß lang find. Um eine.auh am Boden recht dichte Hede zu bes kommen, werden einzelne Zweige niebergebogen und eingeflochten.

k) Ligufterhede (Rainweide, Ligustrum vulgare), Ob⸗ gleich der Ligufter nicht zu einem ſtarken Baume erwihit, fo liefert er dennoch eine fehr dichte und fchön befaubte Dede. Auf eine Ne⸗ bennugung, was das Laub anbetrifft, ift indeß Feine Rechnung zu maden, da biefes von allen Vieharten gaͤnzlich verfchmähet wird. Aus diefem Grunde eignet fih der Ligufter auch ſehr gut zu Helden, die man an Viehtriften anlegt. Er nimmt mit einem ſehr mageren Boden vorlieb und laͤßt fih durch Ableger, Stediinge, Murzeifhößlinge und Samen vermehren. Man ftedt am beften die Zweige im Herbfl, wenn die Blätter abgefallen find, %, Fuß tief in die umgegrabene Erde und fchneidet fie fo weit ab, daß nur noch drei Augen Über dem Boden hervorragen. Die jungen Schoͤß⸗ linge mäffen anfänglih an einen Lattenzaun feſt gebunden werden; fie können au fehr gut, wie die Weiden, zu Korbmacherarbeit bes must werben.

I) Berberigenhbeden. Es gab einmal eine Zeit, wo alle In ber Nähe der Gelder vorhandenen Berberigenhedlen ausgerodet wurden, da man glaubte, daß 'fie die Urfache des Roſtigwerdens oder Befals . lens des Getreides fein. Viele glauben auch noch daran, aber ohne allen hinrelhenden Grund, da genaue Unterfuchungen leicht wahrneh⸗ men laffen, daß der Blattpilz, welcher auf den Berberigen waͤchſt, ein ganz andere Gewaͤchs als das iſt, welches die Urſache des fogenannten VBetaiens iſt, indeß fchaden die Berberigenheden in ber That dem nahe ſtehenden Getreide. Die VBerberige, auf den meiften Bodenarten gut forttommend, liefert Übrigens eine fehr fhöne Dede, nur hat man von ihr Beinen bedeutenden Nebennutzen, da fie beim Befchneiden we⸗ nig Holz und auch Eeine Blaͤtter fiefert, bie das Vieh gern frißt. Man kann die Pflänzlinge der Beritzen aus ihren Kernen erziehen,

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“die man im Herbſt in eine Samenfchule füet. Auch laſſen fie ſich durh Stedlinge und Wurzelſchoͤßlinge vermehren.

mn) Stadhelbeerheden. Die- Stachelbeeren liefern auf Sands _ und Lehmboden wegen ihrer vielen Dornen gleidfaliß. eine ſehr gute Hede, und geben anfänglich durch ihre Beeren eine gute Nebennugung, fpäter aber artet der Strauch aus, und die früher fehr ſchoͤnen Bee⸗ ten werden Eeln und unfhmadhaft, e6 fei denn, man halte den Ne den in der Naͤhe der Dede immer rein von Wurzelunkraut, und dünge ab und an mit guter Exde, Mift oder Holzaſche. Die Stachelbeeren find bekanntlich fehr feiht durch Stedlinge und Wurzelſchoͤßlinge zu vermehren; man muß aber immer eine ſolche Sorte wählen, die. aufs rechtſtehende Zweige bat, wenn man eine dichte Hede davon erziehen will. Sie muͤſſen ſtack unter der Scheere gehalten und ſtets fe bes ſchnitten werben, daß fie oben fpig zulaufen.

n) Stehpalmen:Heden. (Hülfen Ilex aquifolium) Die Stechpalme verlangt zu ihrem Gedeihen einen Boden, der nit kalk⸗ reich iſt, er muß dagegen viel Kall, Eifen und Mangan enthalten; daher gelingt es denn auch felten ober niemals, auf Kalk: und Mer: gelboden eine gute Hülfenhede zu erziehen. Man erjicht die jungen Pflanzen aus den Kernen in einer Samenfdule. Wiewohl die Huͤl⸗ fenheden, wenn ihnen ber Boden günftig ift, dicht find und ein ſehr ſchoͤnes Anfehn haben, mas auch im Winter der Fall iſt, da fie ihre Biätter behalten, fo ereignet es fich doch nicht ſelten, daß ſie bis auf die Wurzel vom Froſte getoͤdtet werden. Sie wachen zwar ſehr lang⸗ ſam, haben dagegen aber eine mehr als hundertjaͤhrige Dauer. Eine beſondere Nebennutzung geben ſie nicht, da das Laub, der Stacheln wegen, nicht vom Vieh gefreffen wird, und auch der Holzabfall beins Beſchneiden fo gering lit, daß er nicht einmal den Arbeitslohn deckt.

o) Wahholderheden (Iuniperus communis). Auf kalkigen, oder ſandigen, kieſigen, ſehr trockenen Bodenarten kann es vortheilhaft fein, eine Hecke von Wachholdern anzulegen, hauptſaͤchlich ihrer beden⸗ tenden Nebennutzung wegen, denn befanntlih dienen die Wachholder⸗ beeren, die erft im zweiten Jahre nach der Bluͤthe reif werden, gue Bereitung des Genevers. Es werden davon aus den Hannoverſchen Sandgegenden jaͤhrlich fehr bedeutende Quantitäten nah Holland verkauft Gut unter ber Schere gehalten liefern fie eine ſehr bichee, lange ausdauernde Hede und die Nadeln werden im Winter auch von

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den Schafen gern gefceſſen. Man erziche die Pilänzlinge aus ben Beeren in einer Samenſchule.

Außer den genannnten Holz: und Straucharten innen nun noch zu ben unter der Schere gehaltenen Hecken benugt werben, ber grüne. Spindelſtrauch (Evonymus europaeus), der rothe Hartriegel (Cornus sanıguinea) der Feldahorn (Acer campestre), ber Stachelginfier (Ulex europaens), der bornige Faulbeerſtrauch (Ruamnus cathartlicus), der gemeine Sanddorn (Hippophae rhamnoides), ber gemeine Eiben» baum (Taxus baccata! und der lieber (Samıbucus nigra), Vom Stachelginſter ift zu bemerken, daß er zu ſeinem Gedeihen einen ganz eigenthbämlichen Boden (fandigen Lehm oder lehmigen Sand) erfordert, und daß er im Winter. obgleich bei uns einheimifch, dennoch oft bis auf die Murzei erfiiert. zumal wenn man ihn, wie es oft gefchieht, auf einem Erdwalle außfäet.

In der neueren Zeit hat man auf fehr fandigem Beben auch bie Mops Raftante mit Nupen zu Hecken angewendet; bie Samen werben der Dedenlinie entlang In 1 oder 2 Reihen gelegt und in ber Folge hält man bie daraus entfiehenden Baͤume gut unter bee Scheere. Auch iſt der fpanifhe lieder (Siringa vulgaris) als Hek⸗ kenbaum In fo fern zu empfehlen, als er einen fehr bichten Zaun liefert,

Bon ber Anlage der Heden auf Erdwaͤlle.

Pflanze man Heden auf Erbwälle, welche legteren mit einem

oder mit zwei parallel neben einander binlaufenden Gräben . eingefaßt find, fo bewirkt man dadurch gleichzeitig eine Abwäfferung bes Feldes, verhindert, daß die Wurzeln ber Hedenbäume nicht in das bemachbarte Aders oder Weldeland bringen und verfchafft der Dede ſelbſt mehr Schup gegen Beſchaͤdigungen. Um das Gebeihen folher Deden zu fihern, iſt es von Wichtigkeit, den Erdwall weder a ſchmal noch zu hoch zu machen, indem derſelbe bei Duͤrre fonft

zu ſtark austrodinet und dann ein kuͤmmerliches Wachsſsthum der Hedens

biume davon die unausbleibliche Folge if. Ein zu fchmaler Damm

bietet der Hecke aber andy nicht genug Nahrung dar, zumal wenn bie

unter den Gräben hinwachſenden Wurzeln durch das öftere‘ Räumen

derſelben abgeftochen werden. Je fandiger und drmer der Boden iſt, deſto breiter muß deshalb der Erdwall fein; man giebt ihm hier bei

einge Höhe von 3 4 Fuß eine mittlere Breite von 8 10 Fuß

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während er auf Iehmigen ober thonigen Bobenarten bei. berfeiben Höhe nur eine mittlere Breite von 4 5 Fuß zu haben braucht. Durch die den Erbwällen zu gebende Höhe und Breite wird nun aud die Xiefe und Breite ber Gräben bedingt, Indem fie das Material zur Anfer⸗ tigung derſelben herzugeben haben; und ba ein Wall, weicher auf beis ben Seiten mit Gräben eingefaßt iſt, nicht allzu nahe an die Graben⸗ tänder gefegt werden darf, da er biefelben fonft eindruͤckt, fo geht hler⸗ aus auch der Abftand hervor, den bie Gräben unter fi) haben muͤſ⸗ fen. Nicht minder kommt dabei in Betracht, daß der Erdwall, falls er nicht einfchießen fol, je nad der Beſchaffenheit des Erdreichs eine geringere oder größere Abbachung haben muß, fo daß auch hier: duch die Entfernung beflimmet wird, in welcher man bie Gräben zu ziehen hat. Bei Anfertigung der Erdwaͤlle bat man befonders dıbin zu feben, daß die befte Erde der Graͤben in die Mitte des Walles zu liegen komme, ba hier meiſt ber kuͤnftige Standort der Hedenbäume iſt; und ſollte der Boden ſehr mager fein, fo legt man die tragbare Erde der Oberflaͤche, welche unter dem Wall zu liegen kommen würde, vor Anfertigung ber Gräben an die Seite, ‘um fie fpäter auf die Mitte des Walles werfen zu Binnen. Iſt dagegen ber Grund, auf welchem ber Exrbivall angelegt wird, mit Gras oder Heide⸗ kraut bewachſen, fo benugt man den größten Theil der vorhandenen Mafen zur Bildung feiner Seitenwände, da bdiefe dann nicht nur beffer ftehen, fondern aud) das Außtrodnen des Erdwalles verhindern. In den Heidegegenden bes nördlichen Deutfchlands legt man die Hedenpflänzlinge, die hier immer aus 3 4jährigen Birken beftchen, beim Erbauen ber Wälle mit ihren Wurzeln zwifchen eine Deiderafen- ſchicht; die Pflänzlinge, denen man weder bie Wurzeln noch die Zweige abftugt, befommen hierbei zwar eine horizontale Lage, allein fie wach⸗ fen ſchon im zweiten Jahre ſenkrecht in die Höhe, und da fie von der einen Selte durch den Graben und von der anderen durch den Wal gefhäst find, fo iſt ihr Gedeihen auch in der Folge fehr gefi- hert (Fig. 2 Taf. VI). Dergleichen Hecken haͤlt man jedoch nicht unter ber Scheere, ſondern biegt, um ihnen mehr Dichtigkeit zu geben, nur einzelne Zweige nieder, und bindet diefelben feit ober flechtet fie ein. Nach Verlauf mehrerer Jahre werden dann audy wohl bie ſaͤmmtlichen Hedenbäume nahe über der Erde abgehauen, damit man mittelft des Stockausſchlages eine neue Hede bilden kͤnne. Zuweilen pflanzt man auch bie Hedenbäume auf einen Abſatz, melden man

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bean Erdwalle gegeben bat (tig. 3 Taf. VI). Diefes Verfahren ift befonderö da zu empfehlen, wo ber Boden troden iſt oder mo ber Erdwall die Richtungen von Abend nah Morgen bat, indem dann der noch etwas hervorragende Wall, den jungen Pflanzen Schug gegen Die brennenden Sonnenfltahlen gewährt. Fig. 4 Taf. VI fielt den Erdwall ſammt der Dede das, wenn er auf jeder Seite mit Gräben eingefaßt if, Fig. 5 Taf. VI dagegen ben Erdwall mit einem Graben.

Bon ben Mitteln, wodurch eine alte, verwahrlofete, mit vielen Lücken verſehene Hecke wieder in eine gute dichte Hecke verwanbelt werben Tann.

Es giebt eine große Menge alter Deden, die in Folge früherer fehlerhafter Behandlung, oder aus irgend fonfl einem Grunde, eine ſehr fchlechte, ihrem Zwecke durchaus nicht entfprechende Beſchaffenheit haben, denn fie find entweder unten kahl und nicht dicht, haben eine ungleiche Hoͤhe und Breite, find oben zu buſchig, oder es befinden fidy auch ganze Lüden darin, die dann mit Dornen, Pfühlen und bergleis chen jährlich ausgebeffert werben muͤſſen. Dergleichen Heden laſſen fi) auf mehrfache Weiſe, wenn auch nicht immer ganz volllommen her⸗ ſtellen, doc, bergeftalt verbeffern, daß fie ihrem früheren Zuſtande gar wicht mehr ähnlich fehen. Die Mittel, deren man ſich bei der Aus⸗ befferung alter Heden bebient, find folgende: Man haut die alte ſchad⸗ bafte Hecke dicht über dee Erde ab, fall man erwarten Bann, daß überall ein Eräftiger Stodlausfchlag entfliehen werde, und bildet dann aus den jungen oben, unter Befolgung ber früher angegebenen Des gein, die neue Hecke. Iſt ein Feld, was abwechfelnd zum Getreibes bau und zur Weihe dient, mit einer alten fehlerhaften Dede umgeben, fo nimmt man das Abhauen berfelben in dem Jahre vor, wo bie Weide aufgebrochen wird, und fucht dann waͤhrend ber Zeit, daß der Getreidebau auf dem Felde Statt findet, die junge Dede fo weit heran ju ziehen, daß fie ihren Zweck erfüllen kann, fobald das Land wieder zur Weide dient. Finden ſich nur Beine Sehlftellen in der Dede, fo können diefe durch einige niedergebogene und eingeflochtene Zweige aus» ‚gebefjert werben, kommen dagegen größere Lüden vor, fo hat man biefe beim Abhauen der alten Hedenbäume fogleih mit jüngeren Stämmen zu befegen, zuvor aber den Boben zwei Fuß tief umzugraben, bamit die Wurzeln der alten Bäume ben jungen Pflanzen nicht die Nah⸗ tung entziehen ober ihr Aufflommen verhindern. Sollten aber bie nengepflanzten Heckenbaͤume beim Miederiegen des Selbes zur Weide

noch des Schutzes bebürfen, fo bat man einen Zaun von Heiz bavor zu fegen. Geftatten es bie Vechätmiffe nicht, eine alte ſchadhafte Dede gänzlih abzubauen, fo pflanzt man nach vorhergegangenem tiefen Um⸗ graben die jungen Hedienbäume in die Lüden, und haut dann 8 - A Fuß zu beiden Seiten berfelben die Hede ab, da hierdurch die Pflänzlinge mehr Luft und Licht bekommen, und fomit ihr Aufkommen befördert _ wird. Am fiherften verfährt man jebody bei des Ausbeſſerung ber £üden, wenn man von einigen Zweigen ber zunddft ſtehenden alten Hedenbiums Abſenker macht. Zu dieſem Ende gräbt man den Boden da, wo bie Lüden find, gleichfalls tief um, hauet mehrere Aefte ber rechts und links flehenden alten Hedenbäume, oder fie ſelbſt etwas ein, um fie bequem bis auf ben Boden nieberbiegen zu können, pfloͤckt fie dicht an ber Erbe feſt, und bedeckt die feinen Zweige berfelben on mehreren Stellen mit ”/, Fuß dicken umgewendeten Raſen bergeftalt, daß nur noch die Spigen hervorſtehen. Die vom alten Stamme ans fänglich noch ernährten Zweige ſchlagen unter den Rafen bald Wurzeln,

waͤhrend ſich ihre Spigen in die Höhe richten und zu Bäumen erwachfen,

was noch ſchneller gefchieht, wenn man einige der alten benadjbarten Hedenbiume dicht an der Erde abhauet. Es giebt in der That fein leichteres und ficheres Mittel, die Luͤcken mit jungen Bäunten zu ber fegen als diefes, und außer England wird es häufig in Weſtphalen angewendet. Selbft die Wurzeln der alten Hedenbäume koͤnnen dazu bienen, um bie Lüden mit jungen Baͤumen auszufüllen; man ent- biößt deshalb Im zeitigen Fruͤhjahr die Wurzeln, melde die Dide

eines Singers haben, von Erde, zieht fie hervor, und ſchneidet fie einen

Zoll hoch üher dem Boden ab, worauf fie dann im barauf folgenden

Sommer mehrere Loden außtreiben. '

Ein anderes Berfahren, alte ſchadhafte Hecken auszubeffern ober zu verjüngen, befteht darin, daß man etwa ben dritten Theil der Hedenbäume 6- 300 body über dem Boden abhauet, daB man ein an» deres Drittel der Bäume fo hoch abfägt, als die Hecke fein fol (4 5 Fuß), und daß man zuletzt bie noch Übrigen Baͤume umbiegt und an bie abgefägten Stämme bindet (Fig. 6 Tal. VI). Die Stoͤcke, welche nahe am Boden abgehauen find, treiben dann eine Menge Schoͤßlinge, wodurch die Hede unten bicht wird, während die niedergebogenen Bäume biefelbe oben in einen undurchdring⸗ lichen Zaun verwandeln. Bedeutende Lüden müͤſſen aber gleichfalls auch hier durch Ableger oder junge Bäume ausgefüllt werden. (Ein

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GBaupterforderniß bei ber Wiederherſtellung alter verwahrloſeter Hecken iſt es nun aber auch, alle darin vorkommenden ſchaͤdlichen Pflanzen, as Brombeeren, Gelsblatt, Brahm u. f. w. auszuroden, und den Boden in der Nähe der Hedenbäume umzuhacken, überhaupt rein von Unkraut zu halten.

Will man einzelne Bäume in einer Hede zu Gefchiciholz fibers halten, fo mäffen diefe fo body ausgefchneltelt werden, daß ihre Kronen mindeſtens 15 —M Zub über der Hede hervorragen, da fie fonft, wenn fie niedriger find, den Hedenbäumen durd Ihren Schatten bes beutenden Schaden zufügen; immer aber haben die Hecken durch den Tropfenfall der uͤbergehaltenen Bäume zu teiden, fo daß es beſſer if, gar keine in derfelben zu ziehen.

Von ber Anlage der Bufchheden.

Die Buſchhecken beftehen aus mehreren gemifchten oder ungemifchs ten Holzarten, womit in einem 5 10 Fuß breiten Streifen die Zel- der umpflanzt find. Sie werden alle 7 12 Jahre entweder nahe am Boden oder 2 3 Fuß davon entfernt, abgehauen, damit aus den Stoͤcken recht viele Loden ausſchlagen und dadurch eine möglichft dichte, burfchige, undurchdringliche Umfriedigung entftehen möge. Ein Beſchnei⸗

den der Bäume während des Wachsthums findet dabei nicht Statt,

um aber die Umfrledigung recht unduchdringlich zu machen, biegt man hier und da wohl einige junge Bäume nieder, und bindet fie an die benachbarten fell. Die Buſchhecken aus mehreren Holzarten beftchend, trifft man am häufigften an, da die Erfahrung gelehit hat, dag die verfchledenen Dölzer, im Gemenge aultivirt, nicht nur am beften wach⸗ fen, fondern auch die größte Holzmaſſe liefern, was ſtets einer der Hauptzwecke der Bufchheden ift. Es giebt jedoch auch Gegenden, wo man fie nur aus einer Holzart bildet, fo 5. B. im Waslande Belgiens, in⸗ dem fie hier blos aus Erlen beftehen. Das Gewoͤhnlichſte ift, die Bufcibeden auf breite Dämme zu pflanzen, die aus der Erde von zwei neben einınder hinlaufenden Gräben angefertigt werden. Die Gräben dienen alddann zugleich zur Entwäfferung des Feldes, fügen die Buſchhecke gegen den Anlauf des Viehes und verhindern, wenn fie von Zeit zu Zeit geräumt werden, das Eindringen der Heckenwurzeln in das benachbarte Weide: oder Aderland. Bon größter Wichtigkeit md die Buſchhecken in holzarmen Gegenden, da man von Ihnen nicht mur das benäthigte Brennholz, fondern auch fehr ſchoͤnes Baus und

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Geſchirtholz erhält; zu welchem Ende man bin unb wieder eine aus⸗ gefchneitelte Eiche, Efche und Rüfter, ober einen Ahornbaum "aufwachfen läßt. Außerdem liefern bie Buſchhecken nun auch oft noch einen bes deutenden Nutzen durch Zonnenbänder und Borke. Zu ben erſteren benutzt man bie Daffeln, Weiden, Efchen und Eichen, während die Vorke bios von Eichen und Erlen genommen wird; obgleich bie Birken, Pappeln und Weiden ſich gleichfalls fehr gut dazu qualificiten. Alsdann koͤn⸗ nen die Buſchhecken auch zur Gewinnung von Laub dienen, was in futterarmen Gegenden ein Gegenftand von nicht geringer Erheblichkeit if, Man fchneidet deshalb die aͤnßern am ſtaͤrkſten belaubten kleinen Zweige ber Buſchhecken im Auguft ab, bindet fie, wenn das Laub etwas abgetrocknet ft, in Beine Bunde zufammen und ftellt fie gegen» einander gelehnt fo lange auf, bis das Laub troden genug if, um eine - gefahren werden zu Binnen. Endlich laſſen ſich einige Strauch⸗ und Holzarten ber Buſchhecken auch auf ihre Früchte nugen, zumal wenn fie zehn bis zwölf Jahre ſtehn bleiben, che fie abgeholzt werben, oder wenn man viele Bäume, fo Vogelbeeren, Eichen, Buchen und Haffeln uͤberhaͤlt.

Da die Buſchhecken zehn und mehrere Fuß hoch werben, ehe man fie abhauet, fo ſchuͤtzen fie das Land und die Früchte gegen beftige Minde und rauhe, Ealte Luft noch beffer, als bie unter der Echeem gehaltenen Hecken. Dagegen nehmen fie viel Raum weg, ſchaden dem nahe ſtehenden Fruͤchten durch den Zropfenfall und Schatten, erſchwe⸗ ten in naffen Sahren gar fehr die Beflelung und Ernte, und gewaͤh⸗ ven den Vögeln und Ungeziefer aller Art noch einen ficheren Bus ' fluchtsort als die gewöhnlichen Deden; ungeachtet beffen hält man fie in manchen ändern, fo 3.3. im Waslande, für durchaus unentbehrs ih. In jenem, durch hohe Adercultur fo außerordentlich ſich außzeichs nendem Lande pflanzt man alle 20 25 Fuß in bie Erlenbuſchhecken eine Eiche, Platane oder Ulme, hauet die Erlen, hauptſaͤchlich der Vorke wegen, alle 5 6 Jahre ab und verwendet in der Zolge bie . errvachfenen, fortwährend ausgefchneitelten Eichen u. f. w. zu Baus und Geſchirrholz, was dann wegen ber. freien Einwirkung von Luft unb Licht vortrefflich iſt.

Die Holzarten, welche bei Anlegung der Baſchheden zu waͤhlen ſind, werden, wie bei allen uͤbrigen Hecken, durch den Boden bedingt; am liebſten nimmt man aber dazu die durch einen kraͤftigen Stock⸗ ausſchlag ſich auszeichnenden Hölzer, als Eichen, Hainbuchen, Birken,

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Ahorn, Efchen, Pappeln, Weiden, Ulmen, Haffeln x., theils damit fie eine gute, dichte Umfriedigung abgeben, theild damit man viele Holzmaffe von ihnen erhalte. Ale genannten Holzarten werden auf den Erdwall gemifcht in mehrere Reihen ausgepflanzt, ober man ſetzt fie auch unregelmäßig dahin. In der Folge etwa entfichende Laden befegt man wieder durch Abfenker, was während bed ganzen Jahres felbft dann gefchehen Tann, wenn die Zweige ſchon völlig belaubt find. Wid man Kiefern, wie es häufig in den Heldes und Sandgegenden geſchieht, zu Buſchhecken benugen, fo füet man den Samen derfelben auf den oben etwas muldenförmig vertieften Erdwall, und läßt fie dann 10 bis 15 Jahr, oder fo lange ſtehen, bis fie unten kahl wers ben. Nachdem fie abgeholzt find, bitbet man bie Buſchhecke von Bir⸗ ten, indem man deren Samen [chon einige Fahre zuvor ausgeſtreuet hat. In Sebirgegegenden kann auch die Kanne zur Buſchhecke gebraucht werden; man zieht unter Ihnen dann junge Buchen, die, wenn bie Tannen weggenommen find, nun al6 Buſchhecke dienen. Unftreitig verdienen die Bufchhedien den Hecken, bie man unter ber Scheere hält, in manchen Localitäten vorgezogen zu werden, am nüglichften zeigen fie fi den hoch und troden gelegenen Feldern; hier kommen fie in ihren Wirkungen den Schugtingen, wovon weiter unten die Rebe fein wird, beinahe gleich, denn biefe halten wegen ihrer heträchtlicheren Höhe und Breite die rauhen, kalten Winde noch beſſer ab.

Bon ber Anlage der Knide.

Knicke nennt man im nördlichen Deutſchland meiſt bie Heden, welche aus zum Theil niedergebogenen oder eingelnidten Zeigen und Hedenbäumen beftehen, und welche man, ohne daß fie jemals mit der Scheete beſchnitten werden, von Zeit zu Zeit dicht an ber Erbe ab» hauet, um aus den Stodausfchlägen aufs Neue einen Anid zu bilden, Die Knide finden ihre meifte Anwendung in Gegenden, wo das Ader land abwechfelnd zum Getreidebau und zur Viehweide benutzt wird, fo in Medtenturg und Heften. Wenngleich fie hauptſaͤchlich zur Einfrie⸗ digung der Felder dienen, fo geben fie doc auch eine bedeutenbe Neben» nußung an Brennbolz. Das meifte erhält'man auf leichten Bobenarten von denjenigen Aniden, weiche aus Hafieln mit einer geringen Bei⸗ mifhung von Hainduchen, Birken und Eichen beſtehen; benn diefe geben bei einem fiebenjährigen Umtrlebe, db. h. wenn fie alle fieben . Jahre abgehauen werden, von 60 Fuß Dedenlänge wohl 30 Eubikfuß

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Holzmaffe, fo daß fie auch im Stande find, auf Gütern von einigem Umfange den ganzen jährlichen Bedarf an Brennholz zu liefern. | Die Art des Holzes, welches man zur Anlage der Knicke benußt, richtet ſich zwar nach der Beſchaffenheit des Bodens und Klimas, jeboch verwendet man am liebften diejenigen Hölzer dazu, weiche nicht nur eine gute Umfeledigung liefen, fondern fi) auch durch einen Eräftigen Etodausfchlag auszeichnen; hierzu gehören vornaͤmbich die Ahorn, Eichen, Weiden, Pappeln, Linden, Birken, Hainbuchen und Haſſeln. Alte diefe Holzarten pflanzt man im Gemenge in der Dedens linie aus, unb follten in der Folge Irgendwo Läden durch das Aus⸗ gehen von Bäumen entftehen, fo kann man diefe dadurch am beflem wieder ausfüllen, daß man Abſenker macht.

Das Verfahren, welches bei der erften Anlage eines Knickes bes obachtet wird, iſt folgendesr Man pflanzt In einer Entfernung von 8 9 Boll die 4 Sjaͤhrigen Baͤumchen auf einen Erdwall, ber mit zwei parallel neben einander hinlaufenden Gräben eingefaßt iſt, und laͤßt fie 5 6 Jahr ruhig fliehen. Alsdann hadt man die Baͤune 6 300 hoch über der Erde ab, läßt aber alle 4— 5 Fuß einem Baume bie Höhe von 4 Buß, während alle 10 12 Fuß ein Baum gaͤnz⸗ lich verſchont bleibt; kommen aber an den Stellen, wo die Blume 4 Fuß hoch Über der Erde abgehauen werden, Beine Eräftigen Stämme vor, fo fhlägt man daſelbſt gräne Weidenpfähte ein. Nun haut man die gänzlich verfhonten Blume, um fie gut niederbiegen zu koͤnnen, einmal nahe am Boden und noch einmal 1 1, Fuß davon ent fernt etwas ein, biegt fie, damit fie nicht abbrechen, nad ber entgegene geſetzten Richtung um, und flechtet zuletzt die Zweige derſelben zwiſchen die 4 Fuß hoch abgehauenen Bäume fefl. Binnen einigen Jahren entſteht alsdann ein unburdbringliher Zaun, da ſowehl aus ben 6 Zoll, wie aus den 4 Fuß hoch abgehauenen Bäumen eine Menge Schoͤßlinge hervortreiten. Die bier befchriebene Operation wird jedes⸗

mal wieder vorgenommen wenn das Band zur Weide liegen bleiben ſoll,

‚indem der Knie während diefer Zeit ba6 Vieh vom Ducchbrechen in die benachbarten mit Getreide befleten Selber abzuhalten bat. Wirb dann die Weide aufgebrochen, fo haut man ben Knick ab, läßt nun die Schößlinge, fo lange das Feld Getreidefrüchte trägt, wild aufſchießen und bildet, wenn wieder die Reihe an die Weide kommt, abermals den Knick daraus. Durch dicſes beftänbige, alle 7 12 Jahr wiederholte Abhauen der Knicke werden gewiſſermaßen bie. Blume derſelben Immer

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verjuͤngt, fo daß fie auch fehr lange ausdauen. Wan ann übrigens die Knicke, wenn man. will, auch auf Laub benußen, zumal in dem Fahre, wo fie gänzlich abgehauen werden. Die Gräben, womit der Erdwall. auf weichen der Knick flebt, eingefaßt ift, hat man, for kald da6 Feld zum Gerreidebau dient, gut aufzutaͤumen theils um die unter den Gräben durchgewachſenen Wurzeln abzuilechen, theils um dem Waſſer einen hinteichenden Abzug zu verfchaffen. Die aus den Gräben genommene Erde wirft man hierbei auf den Wall, da, fie die Hedenbäume mit neuer Nahrung verforgt, und man nun um fo weniger ein kuͤmmerliches Wachsſsthum derfelben zu befütchten braucht.

Bon der Anlage ber Erbwälle, behuf’der Umfriedigung.

Sofern ein bloßer Erdwall zur Umfriedigung der Felder dienen ſoll, muß berfelbe, um möglichft feinen Zweck zu erfüllen, nicht nur gehörig hoch, fondern auch mit ziemlich fteilen Wänden verfehen, und an einer oder auch an beiden Seiten mit breiten Gräben, die meift das Material zur Aufführung des Walles liefern, eingefaßt fein. Sei ein Erdwall aber auch noch fo gut hergeftellt, fo leiftet er, binfichtlich der Umfriedigung, doch niemals fo gute Dienfte als eine Dede. Zur Anfertigung eines Erdwalls mit beinahe fenkrehten Wänden hat man auf allen leichten, fandigen Bodenarten eine große Menge Rafens pagen noͤthig, denn nur mittelft dieſer wird «8 möglich, ihm eine dauernde Feſtigkeit zu geben, indem man davon die Seltenwinde aufe fegt, und fo das Einrutſchen derfelben verhindert; ift folglich der Bo⸗ den nicht mit einer dichten alten Grasnarbe bewachen, fo ift die Er⸗ richtung eines guten Erdwalles unaueführbar, es fei denn, man habe Gelegenheit, die dazu erforderlichen Raſen von einer benachbarten Weide zu nehmen, wodurd dann aber der Boden, der die Rafen her⸗ giebt, oft völlig unfruchtbar wird. Bor Anfertigung der Gräben wird der Etreif, auf welchem der Erdwall zu fiehen kommt, von Rafen entbiößt, man fticht biefelben in einen Fuß großen Stüden fo tief ab, als fie noch einen guten Zufammenhang haben, und giebt ihnen dabei von zwei Selten eine etwas fdyräge Korm, fo wie einerlel Die, da dieſes fehr viel zum leiten Aufbau der Wallwaͤnde hust. Dafietbe gefchieht nun mit den Raſen, die an der Stelle fiken. wo die Gräben hinkommen, indem auch diefe zur Errichtung dee Wallminde dienen. Bum Einhauen und Abftechen der Raſen gebraucht man dies feiben Inſtrumente, beren bei der Anlage der B.waͤſſerungswieſen

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Erwähnung gefhah. Den Erbwall bat man immer fo zu ſetzen, daß er noch einen Fuß von ben Gräben entfernt bleibt, denn gefchieht e& nicht, fo drückt ee leicht die Seitenwände der Gräben ein. Um diefes noch mehr zu verhindern, iſt e6 auch zweckmaͤßig, die Raſen in der Breite von L— 1, Fuß am Grabentande unverlegt zu. laffen. Die tief aus den Gräben beroorgeholte, meift fehr unfruchtbare Erbe wirft man in die Mitte des Erdwalles, während bie obere fruchtbare Erde binter die Rafen geftampft wird, Hierdurch bewirkt man, daß das Gras beffer auf dem Erdwalle waͤchſt, wodurch er nicht nur mehr Feſtigkeit erhäit, fondern auch noch eine Mebennugung giebt. Bei leh⸗ migen ober thonigen Bodenarten braucht man meniger Sorgfalt auf die Errichtung der Erdmwälle zu verwenden, indem das Erdreich, wenn es feucht zufammengebracht und feflgetreten wird, auch ohne die Rafenwände ſteht; man forgt dann nuc dafür, daß die gute tragbare Erde der Gräben an die Oberfläche des Wales .zu liegen kommt, beſaͤet hierauf das Ganze mit Srasfamen und Elopft denfelben zulegt mit einem Brette etwas an.

Von ber Anlage ber Erd: und Steinmauern.

Bei der Anlage bee Mauern von Erde oder Steinen kommt in Betracht, daß fie fehe wenig Raum wegnehmen , daß fie, fofern fie nicht zu hoch find, den benachbarten Früchten Beinen Schaden zufügen, daß fie, fobald fie von Steinen erbaut werben, eine bedeutenden jaͤhr⸗ lichen Unterhaltungskoften verurfadhen, daß fie von allen Einfriedigun. gen die dichteften find, felbft den Hafen und Kaninchen ben Zugang verwehren, baß fie dem Ungeziefer Keinen Zufluctsort geftatten, und endlich, daß fie eine große Unvergänglichkeit befigen. Dagegen tommt die erfte Anlage der Steinmauern fehr hoch zu ſtehen, zumal wenn man fie mit Kalk aufmanert; auch hat man Feine Nebennutzung von ihnen, es fei denn, man erziehe an ihrer Südfeite Obſt.

a) Erdmanern. Man bitdet die Erdmauern 1) von Raſen⸗ yagen, 2) von naffen Lehm und Thon mit einer Belmifhung von Stroh, Heldekraut und dergl. 3) von Lehmpagen, 4) von feſtge⸗ flampfter Erde (Pife-Mauern) und 5) von feſtgetammter Erde. Die Raſenmauſern haben von allen Erbmauern die geringfte Dauer, und da ihre jährliche Ausbefferung unmöglich ift, fo können fie nur für einige Sabre dienen; fie liefern dann aber einen vorteefflihen Dünger, da die Rafen in Faͤulniß übergehen. Man benutzt zu ihrer Anlage die Rafen aus ber Naͤhe, ſticht diefelben in regelmäßige viereckige Srüde

und ‚packt fie in Verband dicht zufammen, wobel das Benetzen derſel⸗ ben mit Waffen fehr gute Dienſte leiftet. Je thoniger der Boden ift, weicher die Raſen bergiebt , defto Länger halten ſich die Raſenmauern, fie dauern dann 12 15 Jahre und wohl noch länger.

Mauern von. Lehm oder Thon mit Stroh, Halbe traut u. dergl. vermifht. Um Mauern von Lehm oder Thon auf: juführen, durchknetet man eine verhältnigmäßige Menge deffelden nit Stroh, zerfhnittenem Haidekraut und dergl, legt die teigige Maſſe an den Drt, wo die Mauer aufgeführt werden foll, zwiſchen zwei 5 6 Fuß lange uud 10 12 Boll breite, durch zwei ober drei Querriegel in einer Entfernung von 2 Fuß zufammengehaltene Bretter, und druͤckt dies ſelbe in ben fo hergeftellten Kaften feſt. Hierauf entfernt man die Bretter und befeftige fie wieder auf ber Lehmſchicht, wenn diefeibe etwas abges trodnet iſt, alddann trägt man bie zweite, und fo fort auch die uͤbri⸗ gen Schichten auf, bis die Dauer die gewuͤnſchte Höhe hat. Iſt bie Mauer in ihrer ganzen Länge fertig, fo wird fie dadurch geebnet, daß man fie mit Waſſer benetzt und mit einem Brette abreibt. Obenauf legt man Steinplatten, Dachziegel oder Latten mit Schindeln benagelt. Dos Dach muß aber zu beiden Seiten etwas überfichen, damit die Dauer um fo ‚weniger vom Regenwaſſer befhädigt werde, Soll die Mauer mit Kal angeftrichen werden, wodurch fie noch mebe der Witterung Trotz bietet, und ein gefälligere® Anfehen erhält, fo muß dieſes gleich nach dem Abreiben, ober wenn der Lehm noch feucht iſt, geſchehen. Dergieihen Lehmmauern findet man Häufig in Belgien, und hier und ba dienen fie aud in Deutihland zur Errichtung von Wirthſchaftsgebaͤuden, die dadurch ſehr wohlfeil zu fichen kommen, und außer einer langen Dauer auch noch den Nutzen haben, daß die Luft darin im Winter warm, und im Sommer kuͤhl iſt. Oft findet man den bazu dienlichen Lehm oder Thon an Ort und Stelle, wos durch dans ihre Erbauung noh um Vieles leichter zu befchaffen ift. Die Arbeit muß natürlich in der trodenften und wärmften Jahrszeit vorgenommen werden. Legt man anf folde Weiſe erbauete Lehm» manern mit Sorgfalt an, fo haben fie eine fehr ange Dauer, und eine um fo längere, je thoniger das Erdreich iſt. Die aus ſtrengem Thon erbaueten veibt man angefeuchtet mit Lehm ab, da fie beim Austroduen viele Riffe und Boͤrſten befommen. Kann man das Fundament der Thon» und Lehmmauern von Steinen aufführen, bann um fo beſſer, da fie num von unten auf Beine Feuchtigkeit einfaugen.

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Bei der Errichtung terfelben hat man noch bahn zu fehen, daß fie lothrecht zu ſtehen kommen, auch, daß fie bie Breite von mindeſtens 2 Zuß haben, indem fie dann, wenn mit der Zeit auch etwas Lehm vom Regenwaſſer abgeſpuͤlt wird, nocd lange die erforderliche Stärke behalten. Das Abfpülen wird indeß befonders durch das beigemengte Stroh verhindert, man darf deshalb dem Lehme oder Thone nicht zu wenig beimifchen.

Mauern von Lehmpatzen. Zum Erbauen ber Mauern von Zehmpagen muß man fi ſtets folder bedienen, die aus Lehm, mit zerhadtem Stroh vermifcht, angefertigt find, da dieſes dem Lehme nicht nur mehr Zuſammenhang giebt, fondern ihn auch gegen das Res genwaſſer ſchuͤtzt. Die Mauern von Lehmpaten erbauet, kommen - theurer als die fo eben befchriebenen zu ſtehen, und da fie auch feine längere Daͤuer haben, fo verdienen fie im Grunde Beine Anwendung.

Mauern von feftgeflampfter Erbe (Pife- Mauern). Die fogenannten Piſe⸗Mauern eignen fih mehr für ein’ trodenes als feuchtes Klima; auch müffen fie, wenn fie eine lange Dauer haben follen, jedenfalls mit einer weit Überhängenden Bedachung verfehen fein. Die Erde zu den Pifes Mauern muß aus Lehm oder Thon mit '/, feinem Grande vermifcht, beftehen; auch iſt erforderlich, daß man fie zuvor etwas trodine und durch ein weites Sieb gehen Laffe, damit fie nicht nur. alle gröberen Steine verliere, fondern aub eine recht gleichförmige Miſchung erhalte, zulegt wird fie mit ſehr wenig Waſſer angefeuchtet und durchgearbeitet. Dieje fo vorbereitete Erde wird nun in einen ähbnlihen Kaften, wie er oben bei den Lehm» mauern befchrieben wurde, an der Stelle, wo die Mauer zu flchen fommen fol, fehichtweife mit unten platten, und 3 4 Zoll im Durchmeſſer haltenden Pfählen feftgeflampft. Das Stampfen muß fo lange fortgefegt werden, bis die Erbe oben feuchter wird. Soll überhaupt die ganze Arbeit gelingen, fo darf jede Schicht, die aufges tragen und fefigeftampft wird, nicht dider ald 8 10 Zoll fein. Der Piſebau muß immer bei trodnem Wetter vorgenommen werden und iſt fchon deshalb ſchwer auszuführen.

Mauern von feflgerammter Erbe. Die Erde wird dazu wie bei den Pife Mauern vorbereitet. Alsdann thut man fie in einen Kaſten von ſtarken eichenen Bohlen, der 2 Fuß Länge, eben fo ‚viel Breite und 1% 2 Fuß Höhe bat. Hierauf ſtoͤßt man fie mit einem Rammwerke feft, und führt dann mit biefer fo erhaltenen feſten Maſſe

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ober den -Pifefteinen die Dauer auf, wobei man Kalkmoͤttel, oder beffer Lehm zu Huͤlfe nimmt. Das hier befchriebene Verfahren verdient dem eigentlihen Piſeban in mander Hinſicht fogar vorgezogen zu werden, denn es kommt wegen ber Arbeit mit Mafchinen nicht nur wohlfeiler zu ſtehen, fondern gewaͤhrt auch mehr Sicherheit, da man die Pifes Steine lange genug vorher bereiten Fann, um zu fehen, ob fie aud die nöthige Feftigkelt oder Dauer haben. Jedenfalls müffen nun auch die Mauern, welhe man von Pifefteinen aufführt, mit einer weit uͤber⸗ hängenden Bedachung verfehen fein aber ungeachtet deffen brödeln fie bei anhaltend naffer Witterung leiht ab, da ein Anwurf von Kalt oder Mörtel ſchwer darauf haftet; am nieiften iſt dies ber Fall, wenn die feucht gewordenen Mauern im Winter gefrieren und wieder aufs thauen. Erwaͤgt man nun, daß die Pifes Mauern in unferem Klima Peine befondere Haltbarkeit haben, fo bürften fie gänzlich zu verwerfen, und flatt ihrer die Mauern, welche man aus- Thon mit Stroh vermifche, erbauet vorzuziehen fein.

b) Steinmauern, Die Steinmauern laffen fid als Umfrie⸗ digungen haupefählih an folchen Drten mit Vortheil anlegen, wo auf den Feldern viele große und kleine Steine umher liegen, indem dann, wenn man bdiefelben zur Errihtung der Mauern benugt, auch die Selder von Steinen befreiet werden. Zuweilen iſt aber auch bie Gelegenheit vorhanden, dazu folche Steine zu verwenden, die man aus Steinbruͤchen erhält. Die letztern find um fo beffer, je ſchiefriger ihre Structur iſt, da man fie dann, ohne Mörtel anzuwenden, nur auf einander zu paden, und die rauhe Mauer, bamit die Steine noch fes fler zu liegen kommen, unten etwas breiter als oben zu machen braucht. Sind Dagegen die Steine, von melden man die Mauer errictet, abgerundet, fo müffen die Zwiſchenraͤume ſtets mit Moes, oder in Ermangelung bdeffelben mit Erde ausgefüllt werben, da fie dann gleich⸗ falls fo feft liegen, daß ihr Ausfallen unmöglich ft, zumal, wenn mon die Wände der Mauer recht fihräg aufführt. Zeralcichen mit Huͤlfe von Erde erbauete Steinmauern finder man fehr Lunftreich angefertigt im Lüneburgifhen, Mecklenburgiſchen mb Hols fleintfhen. Sind aber die Steine, welche man dazu verwendet, ſehr Mein, fo tirft man, um ihnen mehr Halt zu geben, hinter bie Mauer auch wohl einen ſchraͤg anlaufenden Erdwall (Fig 8 Taf. VI.).

An England wendet man, behuf Umfriedigung fleiniger Berg⸗ weiben, mit Borthell auch oft eine Art Mauer an, die man ben

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Galloway⸗Damm nennt. Man legt zu dieſem Enbe bie. Steine In - der Breite von 2, Buß regelmäßig und dicht bis zu dee Höhe vom 2 Fuß etwas fihräg auf einander, ohne jeboch diefelben mit Mörtel ‚zu verbinden, bedeckt fie alsdann mit einer Lage Gteinplatten, die auf jeder Seite 3—.4 Boll vortragen, und legt auf biefe wieber eine Schicht unbehauener runder Steine, fo, daß dieſelben zwar feſt über- einander liegen, aber doch fo viele Zwiſchenraͤume behalten, daß der Wind leicht durchſtreichen kann. Diele lodere obere Schicht der Dauer er⸗ hebt ſich gewöhnlich über den regelmäßigen Theil derſelben 3 Fuß, nimmt aber nad) oben zu immer mehr .ab, bis fie ſich zuletzt in einer Breite von 9 10 Zoll endigt. Es iſt Thatſache, daß fih das Weidevieh nicht gern biefer Art Mauer nähert, noch weniger verſucht, daruͤber hinwegzuſpringen; hoͤchſt wahtſcheinlich wicd es nicht blos durch das baufaͤllige Ausſehen der Mauer, ſondern auch durch ihren, bei windigem Wetter Statt findenden pfeifenden Ton zuruͤckgeſchreckt. Eine andere Art Mauer fertigt man in England auf ſteinigen Feldern in folgender Weiſe an: Man ſtellt einen Bretterkaſten von verhält. nißmaͤßiger Höhe und Weite, nachdem zuvor ein guter Grund ausge: graben: worben iſt, in der Richtung der aufzuführenden Mauer, füllt - denfelben mit den von dem Felde zufammengelefenen Eleinen und gec» Gen Steinen an und gießt nun fo viel Kalkmörtel darüber, als bins teichend it, um alle Awifchenrdume der Mauer auszufüllen. Der Kaften bieibt hiernach fo Lange fliehen, biß’der Mörtel feſt genug ge worden ift, worauf im Sommer bei warmer trodener Witterung zwei Tage vergehen, alsdann nimmt man ihn weg, ruͤckt ihn in berfelben Linie weiter, jedoch fo, daß er noch auf bie Mauer, weiche eben vollene bet ift, etwas uͤbergreift, und füllt ihn abermals mit Steinen an. Yuf folche Art vollendet man nun nad) und nach bie ganye Mauer und erhält dadurch eine fehr dauerhafte und wenn ber Kalk nicht gar zu theuer if, auch eine ſehr wohlfeile Umfriebigung. Daß übrigens die Mauern von behauenen oder gebrannten Steinen mit Mörtel aufgeführt, bie Längfte Dauer haben, bedarf Feiner weitern Erwähnung, dafür kommen fie aber auch um Vieles höher als die hier befchriebenen zu ſtehen.

Bei ber Erbauung aller Arten von Steinmauern bat man num noch befonder® dahin zu fehen, daß das Fundament berfelben gut und dauerhaft fel; die dickſten Steine werben dechalb auf. den Boden ger lege und damit fie fih nicht verſchieben koͤnnen, läßt man fie auch noch 10 12 Zoll tief in den loderen Boden greifen, d. h. man

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fertige vor der Errichtung ber Mauer ein Stäbchen an, welches bie angegebene Tiefe befist.

Es ift kaum nöthig zu bemerken, daß ſowohl die Mauern #6 die Hecken und Erdwaͤlle zum Eins und Ausgehen auch mit Schlagbäumen, Thorwegen und dergleichen verfeben fein muͤſſen.

c) Todte Zäune. Se nennt man bekanntlich die ſehr ver ſchledenartig angelegten Umfriedigungen der Felder mistelft trockenem Holze. Man benutzt dazu Pfaͤhle, Stangen, Latten, Dornen, Wels denreiſig u. ſ. w. Die todten Zaͤune find immer nur ein Nothbehelf, und da fie auch eine große Menge Holz conſumiren, fo möchten fie

nirgends angewendet werden, wo die Gelegenheit vorhanden ift, flat

ihrer einen Erdwall, eine Dede ober eine Mauer anzulegen. Sie find fo allgemein befannt, daß es umnöthig tft, etwas Über ihre Eins richtung zu bemerken. |

13) Bon der Verbefferung bed Aderlandes mittelſt Schirmpflanzungen (Schusringe).

Wo große Landfltiche vorkommen, die häufig lange anhalten rauhen -oder heftig wehenden Winden ausgeſetzt find, fo daß dadurch nit nur die Feldfrüchte, fondern auch das auf den Weiden befinds liche Vieh bedeutend leidet, da genügt es nicht als Schutz, nur Hecken, Erdwaͤlle und Mauern zu haben, in biefem Kalle find Maſſen oder Streifen von Waldbiumen ober fogenannte Schirmpflangungen (Schutzringe) erforderlich, indem biefelben nicht blos die Gewalt der Winde beffer brechen, fondern auch das Klima, was bier in ber Regel alt und troden zu fein pflegt, milder und feuchter maden; die allges meine Erfahrung bat nämlich gelehrt, bag da, wo viele Waldbaͤume vorhanden find, mehr Regen füllt ald in waldarmen Gegenden, wes⸗ halb denn auch umgekehrt ein feuchte Klima durch das Ausroden der vorhandenen Wälder in ein fehr trocknes verwandelt werben kann, und leider fchon oft darin verwandelt worden ift: Zu den Vortheilen, welche die Schirmpflanzungen gewähren, gehört indeß auch noch, daß fie bie Hige im Sommer mildern, dba das Waffer, was die Baumblaͤtter forte ‚während ausdunften, chemifch die Wärme bindet; alsdann liefern fie viel Brenn» und Nutzholz, und wenn man will, auch Laub zur Fuͤt⸗ teeung,bee Schafe; dagegen find mit ihnen alle jene Nachthelle vers bunden, weiche auch den Heden zur Laſt fallen, indeß gereichen fie ben

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angebaueten Fruͤchten in den geeigneten Lagen bri weitem mehr zum Nugen als zum Schaden. Den größten Nugen gewähren ſich unſtrel⸗ tig an denjenigen Orten, wo der Boden leicht an Dürre leidet, ja hier find fie, wenn die Fruͤchte niche jährlich durch die austrocknenden Minde zu Grunde gehen follen, ganz unentbehrlich.

Man giebt den Schtiempflanzungen meiſt eine folche Lage, daß fie die Heftigften Winde quer ducchfchneiden. In bergigen Gegenden müffen fie aber auch oft eine fehr unregelmäßige Geſtalt erhalten und zumeilen wird es erforderlich, daß man fie guͤrtelfoͤrmig anlegt; über baupt müffen fie immer dee Lage und den Zwecken, bie man da mit erreichen will, angepaßt werden, fo daß ſich auch Leine beftimmten Megeln über die Ihnen zu gebende Richtung vorfchreiben laffen. Auch über die Breite, die man den Schirmpflanzungen zu geben hat, laͤßt fih nichts Beſtimmtes fagen; diefe muß ſich naͤmllch gleichfalls nach den Dertlichkelten richten; 'man macht fie, je nad den Erforder⸗ niſſen, 25 50 Fuß breit, d. h., man bepflanzt mit den paßlichen Holzarten einen Streifen Land, ber bie jedesmal erforderliche Breite hat.

Zur Anlegung der Schutztinge benugt man vorzüglich ſolche Holzarten die ſchnellwuͤchſig find und viele ſtark belaubte Aeſte haben. In niedrigen Lagen waͤhlt man dazu Pappeln, Weiden, Bu⸗ chen, Eſchen u. ſ. w. Akazien koͤnnen am wentgften dazu dienen, ba ihr Holz zu bruͤchig iſt, oder nicht der Gewalt der Winde wiederſteht. Wo es aber darauf ankommt, das ganze Jahr hindurch einen guten Schutz zu haben, da pflanzt man die immer gruͤnen Nadelhoͤlzer an; haupt⸗ fachlich find dazu die Tannen und Fichten geeignet, indem fie, wenn man fie nicht zu dicht pflanzt, bi6 an dem Boden voll Aefte und Nas dein fiten. Bu mehrerer Dichtheit dee Schutzringe pflanzt man auch wohl Sträucher, denen der Tropfenfall und chatten nicht ſchaͤdlich wird, umter bie hochwachſenden Bäume, dahin gehören Haffeln, Holunder, Eberefhen u. f. w. Eine fehr dichte Schirmpflanzung er⸗ hält man auch, wenn man bie Randbäume von Zeit zu Zeit ab- baut, Indem dann ein ſtark belaubter, und daher viel Schutz gebender Stockausſchlag entfleht. Da in der Nähe der Schimmpflanzungen wegen Mangel an Luft und Licht, ober wegen bee in das Feld drin⸗ genden Wurzeln felten bie Getreibefrlichte gedeihen, fo ift es das Zweck⸗ mäßigfte, zu beiden Seiten derfelben einen 10 12 Fuß beriten

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Strelfen ganz undebaut liegen zu laſſen und denſelben als Weide zu Denugen.

Zuweilen iſt es auch fehe nuͤtzlich, Baͤume zum Shut ber Wirtbfhaftsgebäude anzupflanzen. Der Wind zerfchlägt nämlich fehr oft Thuͤren und Shore, richtet große Verwuͤſtungen an den Dächern en, treibt das Stroh auf dem Hofe umher, und fegt beim Ausbruch von Kemer fehr ſchnell alle Gebäude in Brand. Den beften Schug gewährt eine dreifache Reihe von Fichten oder Tannen, die im Win: tec mit einem großen geftornen Ballen angepflangt werden koͤnnen.

14) Bon der Verbefferung des Aderlanbes, weldhes dem häufigen Abfhwemmen oder Abflößen unterworfen iſt.

Selber, die aus Sand oder feinkoͤrnigem Lehm beftehen und an Bergabhaͤngen liegen, find bei heftigen Regengüffen gar ſehr dem Abſchwemmen unterworfen, wodurch fie natürli bedeutenden Schaden nehmen, da hierbei oft große Stellen die ganze Acker⸗ &rume mit allem darauf ſtehenden Fruͤchten verlieren, während am Fuße der Berge der Boden damit Überfchüttet wird. Das ficherfte Mittel, diefem Uebel vorzubauen, befteht unftreitig im Terraſſiren, Indem man dabei aus dem Hange mehrere ebene Flaͤchen bildet. Das Zertaffiren, von weichem weiter unten ausführlicher gehandelt werben ſoll, iſt indeß eine Operation, die ſehr hoch zu ſtehen kommt, ba viele Erdarbeiten damit verbunden find; man wendet deshalb gewoͤhnlich ein wohlfeileres Verfahren an, was gleichfalls den Zweck, wenn auch nicht fo, volikommen, erfüllt; ber Hang wird nämlich In fhmale 6 8 furchige Aderbeete gepflügt, die in fchräger Nichtung den Berg binanlaufen. Durch die hierbei entfiehenden vielen Beetfurchen wird natürlich das Waſſer verhindert, fih In großen Maſſen zw vereinigen, unb Tann dann nicht reifenb werden, zumal wenn man babei auch noch durch Gräben und Dämme an ben geeigneten Stellen zu Hülfe kommt. Wie außerordentlich Die ſchmalen Aderbeete dem Abflögen entgegen wirken, davon kann man fich in allen Berggegenben Überzeugen, denn biee werben, wo man ſchmale Beete hat, fehr felten die Aecker abge⸗ ſchwemmt, wihrend es fi auf Feldern, die man in breite Stüde oder in einer Flaͤche bearbeitet, fehr oft ereignet. Die fchmalen Aders beete find an Bergabhängen auch noch in anderer Dinfihf von gro» Gem Nugen, was weiter auseinander zu fegen hier nicht der Ort iſt. Ihre Anlage erfordert, wenn gleich einige Geſchicklichkeit, doch Keine

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große Kunſt, fo daB man Fs {hrer auch uͤberall ba bedienen möchte, wo man das Abflößen ber Felder zu befürchten hat.

- Bon den Berbefierungen der ewigen Viehweiden.

Es giebe nicht felten Ländereien, bie den größten Reinertrag bet einer immerwährenden Benugung als Viehweide geben; denn wenn es auch im Allgemeinen vorthelihafe ift, das Weideland abwechſelnd mit Getreidefruͤchten zu beftellen, fo Bann daffetbe dazu doch oft zu felfig oder zw fleinig, zu abhängig, zu troden oder zu kraftlos fen, auch Tann es wohl für die Getreldefruͤchte eine zu flache Ackerktume enthalten. Dergieichen Rändereien, welche fortwährend bemweider, alfo nier mals unter den Pflug genommen werben, nennt man ewige Wet» dben.e Sie laſſen ſich auf die mannigfaltigfte Weife verbeffern; denn zuweilen find fie an einzelnen Stellen: ſeht fumpfig, Naben meiſt viele Unebenheiten, find gar häufig mit Geſtraͤuchen bewachſen, bedürfen ges woͤhnlich des Schuges mittelft Heden u dergl., find nicht felten mit vielen Steinen bedeckt, bringen meift fihlechte, nahrnngslofe Pflanzen ober viel Moos hervor, trodnen häufig durch die brennenden Sonnen» ſtrahlen fehr aus, enthalten ftet einen Boden, dem es an geriffen Pflanzennahrungsftoffen fehlt und befiten endlich fehr oft Bein Maffer zum Zränfen des Viehes. In dem Folgenden follen die Mittel, mo: durch diefen Uebelftänden am beſten abzuhelſen iſt, ‚näher beſchtieben werden.

Leiden die Vlehwelden an einzelnen Stellen an Näſſe, und ruͤhrt diefelbe von Quellen her, fo hat man dieſelben durch untericdifche Gräben abzuleiten; man führt alddann das Waſſer In ansgegrabene Leiche, um nun entweder aus diefen das Vieh zu kränken, ober das angeſammelte Waffer zur Beriefelung ber trodnen Stellen zu benugen. Zuwellen iſt aber auch der Zufluß bes Waſſers fo betrichte lich, daß die Teiche zur Fifchzuct dienen koͤnnen, damit fie jeboch das Waffer out halten, oder nicht die Beranlaffung zu neuen Ders fumpfungen find, hat man fie mit einer dicken Thondecke auszuftelden. ˖

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An der abhingigfien Seite giebt man den Waſſerbehaͤltern einen ho⸗ ben Damm, indem es darauf ankommt, recht viel Waffer darin anzu⸗ fammein, da diefed für die heiße Jahrszeit zur Bewäffernng ber trok⸗ kenen Stellen. aufgefpart werden muß.

Befinden fi) auf der Weide viele Unebenheiten ober kleine Höder (oft von Maufwürfen herrüheend), fo werden biefe entweder mit dem Wiefenhobel oder mit dee Hand fortgeſchafft. Sie dienen an Dit und Etelle zur Bereitung von Compoſt (aus Mergel, Kalk, Are, Mift und den abgeftohenen Rufen beſtehend), welcher dann, nachdem er gut bucchgefault und einigemale umzearbeitet worben Ifl, zur Ueberdüngung der ganzen Weide benutzt wird. Gleichzeitig wer⸗ den dann auch gute Graͤſer, weißer Klee und dergl. eingeſaͤet, und wenn bierauf die Weide recht ſcharf geegget und zuletzt gewal zt wird, fo verſchwindet das Moos nebſt alien ſchlechten Wiefengeäfern, und beſſere, nahrungsteichere Pflanzen nehmen ihre Stelle ein. Größere Vertiefungen hat man dagegen mit guter Erde auszufüllen und bamit in Seiner Vertiefung das Waſſer fichen bielbe, find bier dann noch die nötigen Gräben und Wafferfurchen zu ziehen.

Sollten Geſtraͤuche, Dornen und dergl. auf den Weiden flehen, fo werben diefe ausgerodet und fpäter, wenn fie troden find, in Haus fen geworfen und verbrannt. Die dabei erhaltene Aſche wird alsdann entweder duͤnn umausgeflreut, oder zur Bereitung des Compoſts benust.

Sind dagegen die Weiden den Winden ſehr exponict, fo hat man fie mit vielen Hecken oder aud mit Schugringen zu umgeben. Die Einſchließung ber Weiden mittelft Hoden, Mauern und dergl. in meh⸗ tere Abtheilungen, bat noch einen andern Nugen, man Eann dann nämlich das Vieh auc über Nacht auf den Welden laſſen, wodurch fie ſehr verbeffert werden; zugleich wird es hierdurch auch möglich, das Vieh beffer zuſammen zu. halten, und Ihm erfi dann «ine andere Abtheilung ber Weide einzuräumen, wenn es die frühere kahl abgefreffen - hat. Sind die Weiden nicht eng begrenzt, fo ſchweift das Vieh, in: mer nad) befferem Butter ſuchend, weit umher und zertritt dabei viel Grab, liegen dagegen die Hecken nahe an einander, fo haͤlt es fi rubiger, da ed nun ben Raum und das Futter, welches ihm darauf zu Gebote ſteht, bald Eennen lernt. Eine Dauptregel muß es alfo auch hier fein, Leine zu große Weidekoppeln anzulegen, Indem auf dee ſelben Flaͤche dann mehr Thiere ernährt werden koͤnnen.

Wo Steine auf einer ewigen Viehweide umherliegen ober halb

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im Boden figen, da kann natürlich Fein Gras wachſen; es iſt des⸗ balb eine mwefentliche Verbeſſerung derfelben, wenn man fie abfammelt und in großen Haufen zufammenmirft, ober Befriebigungs » Mauern davon errichtet. Bringen die ewigen Weiden, wie es gewoͤhnlich ber Salt iſt, viel -- Moos und ſchlechte nahrungslofe Pflanzen hervor, tragen fie beſonders Seins Gewaͤchſe, die zur Samilie ber Leguminofen gehören, fo darf man dar⸗ aus den ſicheren Schluß ziehen, daß der Boden Mangel an gewiſſen Dflanzennahrungsftoffen leide. Gewoͤhnlich fehle ihm die Kalk» und Talkerde, der Gyps und das Kochſalz, und man kann dann nichts B ffered chum, als den Weidegrund mit Mergel zu überficeuen, bee reich an diefen Körpern if. Zumellen bringe aber auch ſchon die Düngung mit Kalk oder Gyps eine ausgezeichnete Wirkung hervor, ſowie man gleichfalls vom Ueberſtreuen mit Kochſalz oder noch beffer mit Afche in den bei weiten meiften Faͤllen einen guten Erfolg erwars ten barf. An Humus fehlt es dagegen den ewigen Weiden niemals, weshalb denn auch die mineralifhen Düngungsmittel (Kalt, Mexgel, Holzafche), da fie den Humus zur befferen Zerfegung bringen, oder zur Pilanzennahrung vorbereiten, meiſt von guter Wirkung find. Enthalten die Weiden einen fehe durchlaffenden trodenen Boden und find fie obendrein auch noch den Sonnenftrahlen fehr erponict, was befonder& bei einer nah Süden geneigten Laye der Sal ift, fo vertrodnen darauf im hohen Sommer die Pflanzen oft fo gänzlich, baß das Dich gar keine Nahrung mehr auf ihnen findet. Das beſte Mittel, diefem Uebel zu begegnen, ift, die Weide mit einzelnen Bäumen, fogenannten Schattenbaͤumen, zu bepflanzgen, da dann die Sonnenſtrahlen nicht bi8 auf den Boden dringen innen, unb nun berfelbe feuchter bleibe. Man benutzt dazu. fees ſolche Holzarten, beren Natur es ift, mit ihren Wurzeln tief in den Boden zu -wachlen, da dee Oberfläche dann ‚gleichfalls weniger die Beuchtigkeit entzogen wird, Eichen, Ulmen und Weisbuchen qualificiven. ſich am beften bazu; auch können diefe Holzarten, wenn fie im Auguft ihre Dienfle als Schattenbaͤume verrichtet haben, dann noch auf Laub benugt werden, Man zieht die Bäume 9 10 Fuß hoc, behandelt fie immer als Kopfholz, und theilt die ganze Pflanzung in 5—7 Schläge, fo daß die Zweige derfeiben alle 5— 7 Bahr abgehauen werben. Als Kopf holz geben nämlich bie genannten Blume nicht nur den dichteſten Schatten, fondern auch das meifte Laub. Die Entfernung, in welder

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fie von, einander gepflanzt werben muͤſſen, xichtet fich nad; ber Be⸗ ſchaffenheit des Bodens,je trockener naͤmlich derfelbe ifl, deſto dichter ſetzt man fie in den Reihen, indem fie dann uͤberall hin ihren Schat⸗ ten zu verbreiten haben. Man. findet die mit Kopfholz bes pꝓflauzten Viehweiden nicht felten im noͤrdlichen Deutfchlande, und die Erfahcung . bat bier gelehrt, daß dies die beſte Benutzung des trochnen, unfentbaren Bodens ift, da man dann von der Weide nicht aun mehr Gras, fondern auch zugleich Laub und Meiäholz erhält. . Die; Baͤum⸗ werden In dem Alter von 10 12 Jabreh auf die Vieh⸗ weide gefegt, und um in den erften Jahren gegen das Vieh geſchuͤtzt zu fein, mit Dornen verwahrt. . Statt der Waldbiume kann mar. num aber auch Ob ſtbaͤume, vorsüglih fanre Kirſchen, auf die ewigen Weiden pflanzen, und der Mugen, ben man bietvon Dit, iſt dann wohl noch größer.

Einer Weide, die mit Rindvieh benugt wird, darf es, wenn bies ſes darauf gedeihen foll, niemals an gutem Trinkwaſſer fehlen, auf Schafweiden ift es dagegen weniger oder gar nicht noͤthig. Iſt die Gegend bergig oder fehr hügelig, fo läßt ſich das fehlende Waſſer oft duch -artefifche Brunnen herbeiſchaffen, wo dieſes aber nicht angeht, ba muß man feine Zuflubt zu kuͤnſtlichen Wafferbehältern nehmen. Diefe werden auf folgende Weife angelegt: Man graͤbt muldenförmig ein rundes, im Durchmeſſer 40 - 50 Fuß haltendes Loch dergeftalt aus, daß es in der Mitte 7 8 Fuß tief ilt, alsdann bededit man den Grund mit einer Shiht Thon oder Lehm von ber Dicke eines Fußes, feuchtet denfelben an und ſchlaͤgt ihn möglich feft. Auf diefe Thonſchicht thut man nun eine zwei Zoll dicke Schicht ungelöfchten Kalk, Hierauf kommt wieder eine Thonſchicht von einem Fuß Dide zu liegen, die wie die erfte angefeuchtet und feft gefchlagen toird. Zuletzt hättet man Aber den Thon fo did groben Grand, daß das Vieh, welches fpiter in den Teich geht, nicht durth die oberfte Thon: und Kalkſchicht treten, oder den Grund nicht beſchaͤdigen kann, der bas Verfenten des hineingeleiteten Regenwaſſers zu verhindern hat, Dee Waſſerbehaͤlter tft nach feiner Vollendung in der Mitte noch 5— 6 Fuß tief, während er einen Durchmeſſer von 34 35 Fuß bes

hält. Die Wafferbehätter hat man übrigens ſtets In den Vertiefun: gen anzulegen, damit fie fi bei jedem heftigen Regen mit Waſſer füllen; auch iſt dahin zu fehen, daß fie nad ber Vollendung recht bald voll Maffer laufen, da fonft bie Thondecke durch Einmwiekung

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ber Luft und Sonne riffig wirb, was natuͤrlich das Verfirgen des fpäter bineingelongenden Waſſors zur Folge haben würde. Hat man aber Beine Ansficht, dab fich die Wehälter bald mit Waſſer fällen, fo muͤſſen fie mit Stroh oder Mift bededit werben, um badurch das Austrocknen ober Riffigwerden des Thons zu verhindern. Da es ohne Zweifel der Kalk tft, weicher ben Behaͤlter waſſerdicht erhaͤlt, ſo muß derfelbe auf der unteren Thonſchicht recht regelmäßig und gleichſoͤrmig ausge⸗ breitet werden, Viehtraͤnken, die man auch noch fo vorſichtig mit Thon aueſchlaͤgt, halten ſelten das Waſſer, waͤhrend diejenigen, welchen man zwiſchen zwei Thonſchichten eine Lage Kalk giebt, ſelbſt auf dem poröfeften Boden ſtets wafferdicht find. Der alleinige Grund hiervon duͤrfte fein, daß die gende Eigenſchaft des Kalkes die Würmer abhält, die Thonſchicht zu durchbohren. Damit nun aud) die Ränder ber kuͤnſtlichen Vlehtraͤnken nicht vom Vieh befchädige werden, fo beſchuͤttet man fie gleichfalls mit einer Grandſchicht. .

Bon ber Eultur der Sandſchollen oder Sandwehen.

Sowohl im nördlihen Deutfchlande als auch In vielen andern Ländern, namentlich im nordweftlihen Frankreich, in Irland, Preußen, Dänemark, Polen und Holland trifft man fehr häufig weit ausge, dehnte flache Hügel oder große wellenförmige Landſtriche an, die oft bis zu einer beträchtlichen Tiefe beinahe aus lauter fehr feinköfnigem oder flaubigem Quarzfande *) beſtehen, und durchaus frei von Steinen find. Sie leiden fehr an Dürre, werden meift vom Winde in beftindiger Bes wegung gehalten, und haben deshalb faft gar Feine Pflanzendecke über fich.

Man nennt fie »Sandſchollen, « ober auch SSandwehen,«

) Eine chemiſche unterſuchung deſſelben zeigte mir, daß er meiſt beſteht aus 98/ Proz. Kleſelerde, Y, Proz. Alaunerde, Y, Proz. Eiſenoxyd, Yo Prog Kalls und Talkerde und Yo Prat. Mangan, Phoephorſaure, Schwefelſaͤure, Ghioe, Natron und Kali.

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fofern der Wind mit ihnen fein Spliel treidt. Da num derglei⸗ chen Gandflaͤchen nicht allein gar Leinen Nugen geben, fondern auch den angrenzenden Aedern, Wieſen und Weiden oft fehr verderblich werden, indem fie von heftigen Winden aufgewählt, allmaͤlig weiter fetten »mwandern« imb dabei alles, was ihnen in den Weg formt, bergeftalt mit Sand uͤberſchuͤtten, daß binnen Eurzer Zeit der fendyebarfle Boden Im eine giähende Sandwüſte verwandelt wird; fo leuchtet «8 ein, wie näglith und nethwendig es iſt, dem Berwehen des Sandes durch geeignete Mittel Schranken zu ſetzen, zugleich aber auch Berfahrungkẽarten in Anwendung zu bringen, bei welchen ber bisher voRig nußtofe Boden einigen Ertrag zu geben verfpeicht, oder bei der nen es möglich wird, ihn mit nutzbaren Pflanzen zu bebauen.

Die Mittel, deren man fih zur Befefligung oder Bindung der Sandſchollen bedient, muͤſſen, falls fie von einem guten Erfolge bes gleitet fein ſollen, ſtets mit großer Umficht und Sorgfalt angewendet werden; gar häufig beging man aber dabei fo arge Fehler, daß Mühe und Kofler verloren wurden. "Bevor man zue Qultue der Sand: ſchollen ſchreitet, find erft einige Vorarbeiten nöchig, man hat fie naͤmlich zu ebnen und dann, wenn diefe® gefchehen, Zäune (Goupirzänne) oder

Waͤlle zu errichten, hinter welchen dee leicht bewegliche Sand Schutz

gegen die heftigen Winde findet, oder zur Ruhe kommt, ba ſich dann felbſt der ſterilſte Sand bald mit einer Pflanzendede, und wären «6 anfinglich auch nur Moofe und Flechten, überzieht. Der Schutz⸗ zaͤnne oder Erdwaͤlle bedarf es jedoch nict, wenn die Sandſchollen mit- Thon, Lehm, Mergel, Piaggen, Grand oder Strauchhofz uͤberdeckt wer⸗

den, da diefe Materialien allein ſchon Im Stande find, den Sand ge⸗

gen die Einwirkung des Windes zu fhüsen; fie find allenfalls nur da nöthte, wo das Dedmaterial, wie am fehr abhängigen Etellen durch Megen abgefpült, oder durch Winde nad und nach fortgewehet mird,

1) Von der Ebnung der Sandfhollen. Die Ebnung dee Eandfchoflen kann ſich nur auf Aktragung der Meinen, ſcharfkan⸗ tigen Hügel, an welchen der Blind leicht Zerftörungen ausübt, auf die Abbachung abgeriffener Bergabhaͤnge, auf das Ausfüllen tief ausgemes beter enger Schluchten und auf das Ebenfchleifen wellenförmiger $täs chen beſchraͤnken, ba eine völlige Ebnung theils unausführbar, theils überfluͤſſig iſt. Man Nann dabei meiſt den Wind zu Hüͤlfe nehmen; ed wirb naͤmtich die Oberfläche der Erhöhungen durch Inſtrumente aufge⸗ lockert, wonach dann der Wind won ſelbſt den Sand in die Vertiefungen

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wehet und ablagert. Sind dagegen enge Schluchten vorhanden, ‚bie . am leichteften von den Winden angegriffen werben und beshatb zu fortbauernden Sandwehen Weranlaffung geben, fo hat man im Grunde berfeiben einen, oder nach Eafonderniß auch „mehrere Querzäune binters einander zu ſezen; der Wind wehet und lagert dann bald Sand in Maffen vor denſelben ab und uͤberdeckt diefeiben zuletzt; nachdem bie, ſes erfolgt ift, werden abermals" Zäune in berfelfen Richtung geſetzt und auch dieſe der Berfandung Preis gegeben, was dann fo oft wie⸗ derholt wird, bis die Schlucht gaͤnzlich zugeſandet If; zuletzt wird bie Bufchättung mit einem Dedimaterial verfehen, um fie auch für: die Folgezeit zue Ruhe zu bringen. Zur Ebnung großer wallenfoͤrmiger Sandflähen kann man ſich ſohr vortheilhaft des Moldbrettes bes dienen. | |

2) Von ber Anlage ber Shugzdäune auf den Sand⸗ ſchollen. Die Schugzäune, welche nach vollendeter Cbuung auf den Sandſchollen zu errichten find, duͤrfen nicht zu nahe an einander fies ben, denn: da in Zukunft der Raum zwifchen denfelben. Pflanzen tragen ſoll, fo würden felbige nicht genug Luft und Licht behalten, auch wöücde im Sommer die Hige zwiſchen den zu eng, flehenden Zaͤunen fo groß werden, DaB dabei alle angefäeten ober angepflanzten Gewaͤchſe zu Grunde gehen müßten. Die Zäune beftchen in Außen Umfaffungss und inneren Fang⸗ ober Coupirzaͤunen. Erſtere dienen hauptſaͤch⸗ lich dazu, um, das Vieh abzuhalten, oder das Befahren und Betreten bee Sandfhollen zu verhindern, Indem jebe Verlegung. ber ſchwach be⸗ narbten Oberfläche dem Winde Zugang verfchaffen, .und fomit auch der eben beruhigte Sand voteder in Bewegung fommen wuͤrde. Sie brauchen nur aus Latten zu beflehen, follen fie jedoch auf der Wind⸗ feite auch zum Schuß des Sandes dienen, fo müflen fie diefelbe Con⸗ ſtruction als die Coupirzäune haben, diefe werden nämlich aus Strauchs holz gebildet, welches man zwiſchen tief in die Erde gefchlagenen Pfähs ten, moͤglichſt dich, zumal nahe am Boden, einzuflechten hat. Die Pfähle der Zäune macht man, der längeren Dauer wegen, wo moͤg⸗ li von gefpaltenem Eichenholze, ober von viel Harz enthaltenden alten Kiefern, während man zum Flechtſtrauch am befien 6 10. jührige junge Kiefew nimmt, da diefe nicht blos lange dauern, fonbern ſich mittelſt desfeiben auch ein recht dichter Zaun herſtellen läßt. Reicht aber das vorhandene Nadelholz zur Bildung der Zaͤune nicht, bin, fo fertige man wenigfiens den unteren, hell derfelben davon an, indem

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dieſer wegen des Durchwehens bes Sandes möglih dicht fein muf, amd bildet dann den oberen Thell aus Weidenreiſig. Ganz obenauf befeftigt man ‚Hopfenflangen uber dicke Hefte, um das Aufſpringen des Reisholzes zu verbinden, and zuleht fegt man an beiden Seiten ber Bäune Strebepfähte, damit fie nicht vom Winde umgewehet werben. Was die Höhe der Zdune anbetrifft, fo muß diefeibe in der Ebene 3 31, Fuß betragen, während man fie in den Schluchten 4, 5 Fuß hoch zu machen bat.

Bon Wichtigkeit iſt es nund aber auch, den Zaͤunen eine ihrem Zwecke entfprehende Stellung zu geben. Zuerſt muͤſſen diefelben da⸗ bin gefege werben , von mo bie Windfirömung kommt, worauf man dann mit thnen weiter abwärts ruͤckt⸗ Aledann müfen fie mit ihren Endpunkten nicht mitten in der Sandſcholle abbrechen, vielmehr ihren Ausgand da haben, wo diefelbe aufhört, indem fonft die Winde den Sand in Wirbeln um den Zaun herumtreiben. Schlleßen ſich dieſelben das gegen an Bergabhaͤnge, fo hat man fie 2— 8 Ruthen von ihrem Ende immer mehr zu erniebrigen, da fonft, wenn dieſes nicht geſchiebt, leicht Auswehungen bei den Anſchlußpunkten entſtehen. Ferner hat man fie nicht an ſolchen Stellen zu errichten, wo fie durch nabe das binteriiegende höhere Punkte beherrfcht werden, da ohnehin das Strei⸗ chen der Winde hier ſchon gehemmt iſt. Eben fo wenig müffen fie nun auc fo niedrig zu flehen kommen, daß das von ihnen zu bee ſchuͤtzende Terrain in faſt gleihen Niveau mit der oberen Zaunhöhe, öder wohl noch höher Liegt, ba fonft der Wind datuͤber hin wegſtreicht und fie fomit von gar keiner Wirkfamkeit find. Hauptfählic iſt bei der Errichtung der Zaͤune aber auch dahin zu fehen daß fie nicht recht⸗ winklicht den berrfchenden Winden entgegengeftellt werden, denn das durch entſteht der große Nachtheil, daß fie, weil hierbei der Gewalt der Winde ihre ganze Flaͤche dargeboten wird, leicht umgeſtuͤrzt werden, auch bat man zu berüdfichtigen, daß bei biefer Stellung bie Selten⸗ winde ſtets nachtheilig auf das zu fchügende Kerrain wirken. Am beften iſt es daher, den Coupirzaͤunen eine ſolche Richtung zu geben, daß fie mit den herrſchenden Winden einen flumpfen Winkel bilden, Endlich dürfen fie, wie ſchon vorhin bemerkt, nicht zu nahe neben eine ander geſtellt werden, wie weit jedoch die Entfernung fein muß, das wirb durch die Dertlichleit bedingt; es kann erforderlich fein, daß fie nur DM Schritt von einander entfernt find, während es auch viele Fälle giebt, wo nur alle 50 100 Schritt ein Zaun errichtet zu werden

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Braucht, An menden Orten find die Zaͤune auch ganz nutzlos, nämlich ba wo die Winde veranlaßt werden, den Saud hoch in bie Luft zu führen; bier bleibe nichts anderes uͤbrig, als Didmittel, ie .Piaggen, Buſchholz und dergl. beftehend, anzuwenden. Ohne Dedung ber Fläche bringt Uberhaupt bie alleinige Ertichtung von Coupirzaͤunen ben Sand nicht zus völligen Beruhigung, fehle deshalb das Deck⸗ material fo fehr, daß bie ganze Flaͤche nicht damit belegt werben Tanz, fo muß diefes wenigſtens vor und hinter jedem Zaune In einem Streifen von 1— 2 Ruthen Breite gefchehen, zumal da berfelbe ohne diefe Maßregel leicht ganz zugewehet wird,

8) Bon der Anlage der Schupmälle. In Ermangelung von Buſchholz zur Errichtung ber Zäune ift man genoͤthigt, feine Zufludt: zu Schuprediien zu nehmen. Das Verfahren, welches man bei Anlegung derfelben heobadhtet, ift das folgende: Man ftedt Reiſer von Holz, Strohwiſche, Befenpfrieme, Haidektaut und andere ähnliche

Materialien in einer Reihe Licht neben einander in den Sand, der bes

feftige oder zur Ruhe gebracht werden fell, und läßt diefelden durch Sand Überwehen. Auf diefe fo entfiandene erfte Erhöhung fledt man dann abermals Reifig oder dergleichen, und iſt auch dieſes mit Sand überfdyüttet, fo wiederholt man daſſelbe Verfahren fo fange, bis ber Damm die gewuͤnſchte Höhe erreiche hat. Hlernach iſt der durch Huͤlfe des Windes gebildete Wal fogleih mit Eandgräfern (Arundo arenaria oder Elymus arenarius) zu bepflanzen, damit er nicht wies der vom Winde auseinander götrieben werde; oder aber man ſetzt Weiden» oder Pappelfiedlinge darauf, die dann, wenn fie anwachſen, ihm die nöthige Bindigkeit geben; uͤberhaupt iſt es aber. erforderlich, ihn gegen alle künftigen Befchädigungen zu fchligen, da fonft das da⸗ binterliegende Terrain leicht verfandet wird.

Nachdem die Sanbfchollen geebnet find, und ihnen der erſte noͤ⸗ thige Schuß duch Zäune oder Daͤmme verfehafft worden iſt, koͤnnen nun die weiteren Mittel zur völligen Bindung derieiben in Anwen⸗ dung gebracht werden; die folgenden find am gebräudlichften.

1) Man bededt die Sandihollen mit Lehm, Thon, Mergel, Grand, Raſen⸗, Haide⸗ oder Bruchplaggen, Schilf, Queden, Nabel⸗ ſtreu ober Reisholz, befdet oder. bepflanzt fie und benutzt fie in der Folge ale Weide oder Wald. '

2) Man bepflanze oder befäet fie ohne Dede mit Graͤſern und

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feihen Gewaͤchſen, die mit dem ſterilen Sande vortieb nehmen und benugt fie in Zukunft ale Weide.

3) Man bepflanzt oder beſaͤet fie mit Holz, und benutzt je ai

4) Man rojolt diefelben und bebauet fie nachher mit gzeidfruͤchten

5) Dan legt, wo die Gelegenheit dazu vorhanden iſt, Berieſe fungeriefen darauf an, und endlich

6) Man beftelte fie mit Feldfruͤchten, nachdem fie duch Miſt, Gompoft x. In Kraft gefent worden find. -

A. Bon der Bededung ber Sandfhollen mit Lehm, Thon, Mergel, Grand, Rafen:, Haide⸗ oder Bruch⸗ plaggen, Schilf, Queden, Nadelfireu und Buſchholz.

- Die Belegung der Sandfchollen mit ben genannt:n Materialien geſchieht hauptſaͤchlich in dee Abficht, um den trocknen, leicht bewege lichen Sand gegen die Einmwirkungen der Winde und Sonnenftraplen zu fehüsen, da er fih dann eher mit Pflanzen Überzieht, die entweder ane gefäet. werden oder von ſelbſt erſcheinen.

a) Bon der Bededung mir Lehm, Thon und Mergel, Eind Lehm, Thon, Mergel und andere Bindigkeiten genug befigende Erdarten in der Mühe zu haben, fo können diefelben mir Nugen zur Bedeckung ader Bindung des leicht durch Wind bewegten Sandes vers wandt werden, da fie denfelten zugleich phyſiſch und chemifch auch dere geſtalt verbeffern, daß er nun mit Vortheil zum Anbau mancher Felde fruͤchte oder zue Vichwelde dienen kann; und wenngleich diefe Opes ration bedeutende Koflen verurfacht, und der Grund und Boden ges wiffermaßen dadurch erſt erfauft wird, fo muß man doch berädfichtigen, daß diefe radicale Befeftigung des Sandes auch den benachbarten Laͤn⸗ bereien zu Gute kommt, indem diefelben dadurch gegen alle weiteren Berfandungen gefhüst find. Das Ueberfahren der Sandfcollen mit Lehm u. ſ. w. iſt bei feuchter Witterung oder im Winter vorzunehs men, und die Dede muß, wenn ber Erfolg günftig fein fol, mindes ſtens die Stärke von 3—4 300 haben, Durch Egge und Walze giebt man ihre die noͤthige Ebnung und Dichtheit, und befket fie julegt mit angemeffenen Graͤſern und Kräutern; auch Überläßt man wohl die Benarbung der Natur, was freilich dann fehr lange dauert. Am beſten gelingt fie, wenn man außer dem Lehme, Thone oder

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Mergel, aud etwas humudreiche Erbe als Dede anwente. Es braucht wohl nicht bemerkt zu werden, daß eine durch Lehm oder Ahen befeftigte Sandſcholle nicht fobald unter den Pflug genommen werden

darf, und um fo weniger, je dünner die Dede tft, da fonft ſehr leicht |

sine Sandwehe wieder daraus entfliehen würde. - Dan foll fie aud niemals mit ſchwerem Vlehe beweiden, ba dieſes die Dede bald durchs treten würde. Es müffen nur Schafe darauf getrieben werden und auch diefe nicht zu anhaltend, da fonft das Gras, wenn «6 zu Eahl

abgefreffen wird, wegen Magerkeit des Bodens leicht ausgeht. Die j

Arten der anzufäenden Gräfer und Kräuter follen weiter unten anges geben werden.

b) Bon derBededung mit Grand. Daß auch der Grand ein fehr gutes DRittel abgiebt, uns ben feinen Sand gegen dad Ders wehen zu fhügen, lehrt an vielen Orten der Augenfchein. ja die Dede draucht nur 1— 2 Zoll mächtig zu fein, um dem Winde allen Zus gang zu verwehren. Fehlen folglicy Lehm, Mergel und Thon, fo kann auh Grand mit gutem Erfolge zur Befefligung der Sandſchollen dienen. Eine Benarbung der Oberflihe ift bei der Granddede freitich nicht möglich, fo daß die Sandſcholle, falls fie einen Nutzen geben follen, mit Holz bepflanzt werden muß ; biefes kommt aber auch) fehr gut darauf fort, zumal wenn man Kiefern dazu mählt.

c) Bon der Bededung mit Plaggen. Wen Plaggen von Mafen, Halde und Bruch zu Gebote fiehen, der hat biefe zur Bededung der Sandfhollen dem Thone, Lehme, Mergel und Grande vorzuziehen, denn fie binden nicht allein den Sand gut, ſon⸗ dern verfehen ihn auch mit dem für die nachher darauf zu cultivirenden Pflanzen fo wichtigen Humus. Die Rafenplaggen find in dieſer

Hinfiht wegen des milden Humus die beften, hierauf folgen die des

Bruchbodens.

Bedeckt man eine Sandfholle mit 2 3 Zoll dicken und 1 1% D Fus großen Plaggen, fo iſt es durchaus nicht erforderlich, daß fie genau an einander ſchließen, und ſollten dabet auch 6— 8 Zoll weite Zwiſchenraͤume bleiben, ſo wird der unbededte Sand doch nicht vom Winde meggetrieben. In die ZImifchenräume kann man nun Kiefern pflanzen oder fäen, oder fie Finnen auch zur Anfaat paßlicher Gräfer u. ſ. w. dienen.’ welche legtere dann fpäter zur Weide benupt werden. Daß auf diefe Weife eine ſterile Sandſcholle bald im Cultur zu fegen fey, bebarf keines weiteren Beweifes, nur Schade, daß

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bie guten Plaggen nicht überall zu haben find und daß der Boden, welcher diefelben herzugeben hat, ſehr viel darunter leider.

d) Bon ber Bebedung mit Schilf. ‚Die Bedeckung einee Sandſcholle mit Schilf gefchteht auf die Weife, daß man das⸗ felbe dünn neben einander über den Boden breitet, barauf Stangen

legt und diefe mie Pflöden befeſtigt. Der Gebrauch des Schiifs kann natürlich immer nur ſehr befchränkt fein, auch bat die Dede keinen großen Werth, da fie bald in Faͤulniß übergeht und wenig Humus zuruͤck läßt. Will man eine Ausfaat von Graͤſern u. dergl. auf den Sandſchollen vornehmen, fo kann dieſes nicht eher gefchehen, als bis der größte Theil des Schilfs verfault iſt, theils weil der Saame erſt dann zur Erde ges langen kann, theils well erſt Pflanzennahrung entflanden fein muß.

e) Bon der Bededung mit Queden. Die frifchen Wurzeln der Queden werden zur Bindung einer Sandfholle nicht auf die Oberfläche derfelben geworfen und hier liegen gelaffen, fondern 3 4 Zoll tief untergepflägt; fie wachſen dann größtentheil® an, kommen aber nur kuͤmmerlich fort und geben fo dem Boden einige Bin⸗

digkeit. Zum freudigen Wachsthum der Queden gehört Feuchtigkeit und Humus, woran aber eine Sandbfcholle meift großen Mangel leidet; aus diefem Grunde ift e8 denn auch unmöglich, daß bie Queden den Boden dergeſtalt überziehen, daß fie den Schafen eine reichlihe Weide darzu⸗ bieten vermoͤchten. Sie Eönnen übrigens, wo ein guter Aderbau getries ben wird, immer nur eine fehr befchränkte Anmwenbung finden, denn hier find fie entweder gar nicht, oder doch nur in ſehr geringer Menge vorhanden. Mit mehr Nugen dürften die Wurzeln bes Honiggraſes anzumenden fein.

$) Von der Bededung mit Nadelſtreu. Wenn «6 darauf ankommt eine flüchtige Sandſcholle recht ſchnell zu beruhigen, fo laͤßt fi) hierzu auch die Nadelſtreu, fowie man fie In Wäldern unter den Bäumen zufammenredht, fehr gut gebrauchen, wuͤnſcht man dagegen recht bald eine Ausfaat von Graͤſern und bergl. vorzunehs men, fo wird dieſes durch die Nadelſtreu verhindert, da fie mindeſtens 2 Zoll di über den Boden zu liegen kommen muß; man bat dann mit der Ausſaat fo lange zu marten, bis die Streu größtentheil® ver⸗ fault if, was unter Zurhdiaffung einer ziemlich ſtarken Humusſchicht in 5— 6 Jahren erfolgt. Um einen Morgen mit Streu zu über decken, find mindeftens von 20 Morgen Wald die Nadeln nöthig, fo daß das Deckmaterial niemals fehr im Großen angewendet werden kann.

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g) Von der Bededung der Sandfhollen mit Strauch⸗ oder MReisholz. Das Reisholz als Dede unbenarbter Sandſchollen verdient in den meiften Fällen den übrigen Dedmitteln vorgezogen zu werben, zumal wenn man dazu Zweige von Kiefern oder Tannen anwenden kann, denn dieſes hat nicht allein eine lange Dauer, fondern ſchuͤtzt den Sand auch fehe gut gegen daB Verwehen und ift dee Erzeugung einer Grasnarbe fürderlih, da es den Boden ſowohl gegen die brennenden Sonnenſtrahlen ſchuͤtzt, als ihn auch bei feiner nad) und nad) erfolgenden Verweſung mit einer dünnen Humus⸗ bedde verficht, Die Bedeckung der Sandfchollen mit Kiefernreiss holz darf indeß nicht zu dicht gefchehen, da fonft die darunter vegetis renden Pflanzen, welche entweder von felbft erfcheinen ober angefäet werben, nicht Luft und Licht genug haben. 8-10 vierfpännige Fu: ber Kiefernceifig find erforberlih, um den Boden gerade fo zu bededen, daß er hinreichend gefhügt if, und auch die Benarbung gut von Statten geht. Man nimmt dazu bie platten, faͤcherfoͤrmig gewach⸗ fenen Seitenzweige alter Tannen⸗ oder Kiefernbäume, da fidy mit dies fen die befte Dede herſtellen laͤßt. Sie muͤſſen nad Art der Dach⸗ "ziegel einige Zolle über einander greifen, und damit fie nicht vom - Winde in die Höhe gehoben werden, bat man die Spigen windab: wärtd zu legen, Den Anfang mit der Bebedung macht man an der Dft: oder Süboflfeite der Sandſcholle und legt dabei die Zweige im⸗ mer reihenweiſe. Sind Coupirzaͤune vorhanden, die jedoch bei etwas bichter Belegung ganz Überflüffig werden, fo braucht die Dedung, des Schuges wegen, eıft 6 8 Fuß abwärts von denfelben anzufangen, ba fo weit der Schug der Zäune reiht An fehr dem Winde außges fegten Stellen kam zu mehrerer Sicherheit das Reisholz auch feſt gepflöc werden, ober aber, man ſteckt das dicke Ende deffelben ſchraͤg in den Boden. Soll eine Sandſcholle in Zukunft Kiefern tragen, fo iſt es ſehr zweckmaͤßig, Reisholz als Dede zu nehmen, an weichem viele Apfel figen, indem dann bie Beſaamung ganz von felbft erfolgt und auch gut gebeihet, da die jungen Kiefern unter dem Reisholze Schutz gegen die Sonne und bie Verfandung finden.

Außer den hier genannten Materialien Eönnen nun noch mehrere andere als Dedmittel benuge werden ; dahin gehören hauptfächlich Beſenpfrieme (Spartium scoparium), Rohr, langes Haidekraut, Poſt (Ledum palustre) und Geibermyrthe (Myrica gale), indem fie ſehr häufig in denjenigen Gegenden wild wachſen, in welchen auch bie

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Sandſchollen und Sandwehen vorlommen; fie flehen indeß ſaͤmmtlich

- dem Kieferneeifig um Vieles nach, muͤſſen aber doch oft genommen werben, da «8 auch wohl an Kieferwaldungen fehlt.

B. Bon der Bepflanzung und Anfdung der Sand» ſchollen mit fogenannten Sandgräfern oder Sand» gewaͤchſen.

In Ermangelung von Material zur Bedrdkumg dee unbenarbten

Sandſchollen iſt man genöthigt diefelben mit Pflanzen zu befäen ober |

zu beſetzen, welche gut auf einem trodenen, bürftigen Boden fort» kommen; dee größte Theil der Sandgewächfe gedeihet auf den Sand⸗

fhollen jedody nur in dem Falle, daß eine hinreichende Menge Cou⸗

pirzäune vorhanden find, ba diefe bem Sande erſt ben Hauptſchutz ges ben müffen. Zu den Pflanzen, welche am beflen auf den Sandfchols len voachfen, gehören 1. der Sandroden (Arundo arenaria), 2. ber Sandhafer (Elymus arenarius), 3. die Sandſegge (Carex arenaria) und 4. der Binfenwaizen (Triticum junceum). Außer diefen Pflanzen koͤnnen nun auf den Sandfchollen, wenn man im Stande ift, ihnen eine Dede von Reisholz und Compoft zu geben, mit Erfolg noch angefärt werden: 1. Goldhafer (Avena flavescens), 2. Schafſchwingel (Fe- stuca ovina), 8, knolliges Riſpengras (Poa bulbosa), 4. weiches Honiggras (Holcus mollis),. 5. Bodsbart (Aira canescens), 6. Hirſe⸗ gras (Panicum viride, Panicum verticillatum und Panicum sanguinale), 7. Grasnelke (Statice armeria), 8. Scafrapungel (Jasione montana), 9. Habichtäfraut (Hieracium Pilosella), . 10. wilder Thymian (Tbymus Serpillum), 11. Sand Wegetritt (Plantago arenaria), 12, Lämmerfalot (Lapsana pusilla), 13. Vo- gelfiaue (Ornithopus perpusillus), 14. Glockenblume (Campanula Rapunculus und Camıpanula rotundifolia), 15. Aderwinde Con- volvulus arvensis), 16 Hungerbiume (Draba verna), 17. Ginfter (Genista anglica und Genista pilosa), 18. Befenpftieme (Spartium scoparium) und 19. Feld⸗Beifuß (Artemisia campestris),, Affe diefe Gewaͤchſe geben, was wichtig ift, auch den Schafen eine gute Nahrung, ſo daß die Sandſchollen, wenn fie fich erfl hinlaͤng⸗ lid benarbt Haben, beweidet werben koͤnnen.

a) Bon ber Eultur des Sandrockens (Sandhargras, Arundo arenaria), Der Ganbroden iſt ohne Zieeifel ‘von allen Sandgewächfen babjenige, mittelft welchem ˖ſich die Leicht beweglichen,

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ftaubartigen , fehr trockenen Sandſchollen am fiherfien und fehneüften befeftigen laffen. Der Sandroden hat die vorzuͤgliche Eigenſchaft, daß er, wenn fi) auch fortwährend neuer Sand um feine Stängel ‚obla gert, doch nicht im Wachsthume leidet, er waͤchſt vielmehr gerade dann am beften, und treibt alljährlich mit new belebter Kraft aus der Sanddecke hervor, wobei er nach oben zu immer junge Wurzelauss triebe macht. Auf dieſe Weife wird mit ber wachſenden Erhöhung ber Sandhuͤgel das, was früher Halm war, nun zur Wurzel, die endlich eine Länge von 20 30 Zuß erreicht, und da fie gleichzeitig auch viele Saferrourzeln bekommt, fo befeftigt fie felbft die fleilfien Sandberge duch dad Wurzelgewebe bergeflalt, daß diefelben nun ben heftigſten Winden Trotz zu bieten vermögen.

Was den Anbau des Sandrodens befonders noch empfiehlt, ift, baß ex fich leicht durch Anpflanzung vermehren läßt, daß er ſich außer⸗ ordentlich beflaubet, und daß er keines fehr bedeutenden Schuges mit» teift Zäune bedarf. In der That, der Sandroden ift hinſichtlich der Defeftigung der Sandſchollen oder Sandwehen ein unſchaͤtzbares Ges waͤchs, was aber bei weitem noch nicht die allgemeine Anerkennung findet, welche es verdient. |

Der Anbau des Sandrodens kann ſowohl durch Saamen als durch Pflänglinge geſchehen; das letztere verdient jedoch vorgezogen zu werden, da der Saame auf den von Winden bewegten Sandſchollen leicht zu tief unter die Erde zu liegen kommt, und dann nicht auf> seht. Den Saamen erhält man durchs Dreſchen der im Auguft reif gewordenen Riſpen. Dan fdet ibn im Juni in das flach umges pflügte Land und egget. In 4 6 Wochen kommen dann die juns gen Pflanzen zum Vorſchein, die ſich aber erſt im dritten und vierten Jahre gut beftauden. Wil man ben Sandroden verpflanzen, fo nimmt man dazu 4 Gjährige Stauden und zertheilt diefeiben, fofern fie fehr bufchig gewachfen fein follten. Gut iſt es, daß die Pflaͤnzlinge eine 10 12 300 lange Wurzel haben , deshalb muß man fie ausgra⸗ ben. Die Pflanzung wird im Herbft oder Fruͤhjahr vorgenommen, wobei man darauf zu achten hat, daß die Wurzeln nicht zu lange der Luft erponirt find. Man fegt die Pflanzen in Reihen, fo zwar, daß eine jede 2— 2), Buß von einander entfernt im Verband zu fliehen fommt. Die Pflanzung bleibt hierauf ganz ſich felbft Üiberlaffen. Als Pflanzſchule benugt man eine Stelle, die gegen ben Wind geſchuͤtzt iſt. Die Blätter und Stängel des Sandrodens werben 2 3 Fuß

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lang und koͤnnen, falls man es nicht gerathener findet, fie der beffern Sandablagerung wegen flehen zu laffen, zu Streumaterial dienen. Als Futter haben fie feinen Werth, da fie zu hart und troden find. Die Megel ift, in eine Sondrodencultur niemals das Vieh zu treiben, denn ba die Pflanze Beinen dichten Rafen bildet, kaum */, des Grundes uͤberzieht, fo wird bie übrige nur etwas benarbte Oberfläche dadurch zu ſehr verletzt.

b) Bon der Eultur des Sandhafers (Elymus are- narıus), Wenn fit) der Sandroden hauptfählih zur Bindung aller vom Winde fehr bewegten: Sandſchollen eignet, fo kann dagegen ber Sandhafer mit größerem Nugen zur gänzlichen Befeftigung des Bo⸗ dens "dienen, oder zur Bindung derjenigen Sandfchollen benugt werden, welche fi ſchon mehr im ruhigen Zuftande befinden, da es zu feinem Gedeihen nicht, wie ber Sandroden, des Aufwehens des feifhen Sandes bedarf. Was die Eultur des Sandhafers anbes trifft, fo verführt man dabei in gleicher Weiſe als bei der des Sand⸗ rodens, Die Pflanzung iſt auch hier der Saat vorzuziehen, indeß gelingt die Iegtere recht gut in etwas gefhügter Lage, und wird im Mai oder Juni vorgenommen. Der Saame geht in 3—4 Wochen auf, wihrend die Pflanzen im dritten und vierten Jahre zum ers fegen am tauglichften find. Man pflanzt fie bei einer Entfernung von 2 2, Zuß in Verband.

In Holland befefttget man die. Sanbhaferpflänzlinge wohl an Holunde: und Weidenruthen, und legt fie mit diefen Inden Sand.

Die Blaͤtter und Stengel werden vom Viehe nichg gern gefreffen and innen deshalb nur ald Streumaterlal dienen; am beiten iſt «6 aber, fie gar nicht abzumähen, zumal ba die Maffe, welche man das von erhält, nicht beträchtlich, ift. Eine Beweidung der Sandhafer⸗ pflanzung muß gleichfalls aus den Gründen, melde beim Sandrocken änyegeßen wurden, unterbleiben,

m.) Bon’ der Enltur der Sandſegge (Garex atenaria)- Dr Sandfepge bat die Eigenſchaft, mit ihren weit umausgehenden auedenattigen Wurzeln nahe unter der Oberfläche zu bleiben, und eignet fi) deſhalb nice zur Befefticang der Sandſsollen, auf welden noch Üh ſtarkes Ueberwehen Stätte findet; mo: fie gedeihen Toll, muß ber Sand ſchon einigermaßen ſtehend oder gebunden fein. Die Ans Wlanzeäg - ber Sandſegge gefchieht am Zwecmaͤßlgſten mittelft ihrer Warjzeln;' man zerfchmeiber Wiefolden in Sthde, fo zwar, daß jedes

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Städ noch einen Knoten, aus melden neue Wurzeln hervorbrechen, behält. Die Wurzelenden legt man im Srühjahr in 3— 4300 tiefe innen, ſchuͤttet alsdann biefelben zu und tritt oder walzt fie fell. Auf biefe Weife gepflanzt, wachfen die Wurzelenden gut an und überziehen fehe bald den Boden, jedoch liefern fie niemals einen dichten Raſen, fo daß die Pflangung nur mit großer Vorſicht als Schafweide bes nutzt werben darf, Die Weide wird indeg mit jedem Jahre dichter und fefter, da fih auc andere Pflanzen in bemfelben Maße einzus finden pflegen, als der Humusgehalt des Bodens waͤchſt.

d) Bon der Cultur des Binfenwaizens (Triticum junceum), Der Binfenwalzen iſt zwar noch nicht häufig behuf ber Sandſchollenbindung angewendet, allein alles laͤßt erwarten, daß er fich eben fo gut und wohl noch beffer als die Sanbfegge dazu eignen werde, Er kommt wildwachfend auf dem fteriiften Sande vor, ift mehrjaͤhrig und gegen das Leberwehen mit Sand ziemlich unempfindild).

e) Bon der Cultur der Gräfer und Kräutern Ale (von Nr. 1 bis Nr. 16) vorhin genannten Graͤſer und Kräuter ges beihen auf den Sandſchollen nur unter dem anfänglichen Schuge von Dedreifig, ſowle bei der Ueberduͤngung des Bodens mit Compoſt (aus humus reicher Erde, Lehm, Mergel und Miſt beflshend). Wer es Das gegen, verfucht, fie auf flüchtigem, nit befhattetem und geſchuͤtztem Sande auszufden, der wird in den meiften Fällen Mühe und Koften vergeblich aufwenden. Hauptfächlich iſt es von ben Graͤſern das weiche Honiggras, mas auf ben brennenden loſen Sande am beſten gedeihet, waͤhrend der Bocksbart mit dem duͤrftigſten Boden vertraͤglich iſt. Der Golbhafer, ein ſchoͤnes Futtergras, muß dagegen, wie das knollige Riſpengras und. der Schafſchwingel, fhen- Humus vorfinden; und wenn die Dirfegräfer auch nur einjährige Pflanzen, find, fo gehören fie doch zu denjenigen, welche ſich am leichteſten einſamen und eine ‚gute Schafweide liefern. Die Gräfer innen nun entweder fün ſich, oder auch im Gemenge mit ben Übrigen Kräutern ausgefäet werben. Haupt⸗ ſaͤchlich verdient dabei die Vogelklaue Berbdfichtigung, da ſie ſich [chem als ein Gewaͤchs bewaͤhrt hat lin Portugal), was nicht allein mit ſehr duͤrftigem trodenem Boden vorlieb nimmt, ſondern auch begierig von den Schafen gefreſſen wird. Aber auch der müde Thywian iſt nicht zu Überfehen, da man Ihn auf allem zur Ruhe gekommenen Sands ſchollen oft in großer Menge findet, Er. bietet .den ‚Schofen chi ſehr gefunde Nahrung dar, sand liefert auch. ven Bienen viel. Gong.

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Alsdann find die Graßnelke, der Schafcapunzel und die Glockenblume Gewaͤchſe, welche alle Beachtung verdienen, nicht blos weil fie von ben Schafen gern gefreffen werden, ſondern auch perennirend find und lange Wurzeln in den Boden treiben. Daffelbe gilt von der Aderwinde, dem Sandwegetritt und dem Habichtökraute. Die einzige Schwie⸗ rigkeit, weiche ſich bei der Cultur aller diefer ſeht ſchaͤtzbaren Sandpflans sen dbarbietet, ift Die Derbeifchaffung des Saamens; es bleibt nichts übrig, als die Selbſterziehung. Man fäe denfelben auf die bereits geebneten und mit Compoſt überfahrenen Sandſchollen, ſchleife ihn mit einer Bufchs egge ein, walze und bedede darauf den Soden ziemlich bicht mit Kies fernreisholz, bamit die Saamen zum Kelmen kommen und nachher die jungen Pflanzen Schug vor den brennenden Sonnenftrahlen has ben. Gegen den Herbſt, wenn mehr Regen fällt, kann das Meisholz wieder weggenonmen werben; aber erft im naͤchſten Fruͤhjahre darf die Beweidung der angefäeten Fläche Statt finden; dabei hat man ſich jedoch ſtets zu hüten, daß die mühfam getwonnene Gras⸗ und Kraͤu⸗ ternarbe nicht durch die Klauen der Thiere, welche jebenfalld nur in Schafen beftehen dürfen zerftört werde. Die bier in Vor⸗ ſchlag gebrachte Culturmethode der Sandfchollen ftügt fich zwar auf feine eigens daruͤber angeftellten Verſuche, allein es ift wohl keinem Zweifel unterworfen, daß fie ſich bewähren wird, da fie auf viele in der Natur beobadytete Erſcheinungen baſirt iſt; hauptſaͤchlich wird aber ihe Gelingen dadurch. verbürgt, daß wir alle hier genannten Pflanzen auf dem ſterilſten Sande im wilden Zuftande antreffen,

f) Bon der Eultur der Beſenpfrieme und Gin⸗ flerarten (Sparlium und Genista), Obgleich biefe Gewächfe auf ſehr magerem trodenem Flugſande oft in großer Menge wild wach⸗ fend vorkommen, fo iſt «8, fo viel mic bekannt, doch noch nicht ver: fucht worden, fie zut Cultur ber Sandſchollen zu benugen; id zweifle indeß Leinen Augenblid daran, baß ihre Anbau hier nicht nur möglich, fondern auch nuͤtzlich iſt, nur wird man, wenn er gelingen fol, ein geeignetes Verfahren dabei anzuwenden "haben. Somohl bie Befenpfeirme ats die Binfterarten wachen mit ihren Wurzeln 7 8 Fuß tief in den Boden und Binnen deshalb nicht an Dürre und auch nicht fo leicht an Nahrung leiden, ald bie flachwurzelnden Sandpflan⸗ zen; fie dauern fehr lange aus, fie wachſen buſchicht und gewähren fomit dem Sande Schub; die Gräfer und Kräuter gedeihen unter ihrem Schatten, und endlid geben fie auch ben Schafen eine: gute

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Nahrung. Erwaͤgen wir nun, daß fie mehrere :vortreffliche Eigenſchaf⸗ ten befigen, fo fände wohl zu wuͤnſchen, daß man es wenigſtens eins mal verfuchte, fie auf den Sandſchollen anzubauen. Die Art und Weiſe, wie man babei zu verfahren hätte, dürfte die folgende fein muͤſſen: Man ziehe in einer Entfernung von 1 1", Fuß flache Rillen, fireue etwas Compoft hinein, fäe den leicht zu gewinnenden Saamen darüber, ſchleife die Rillen fo weit zu, daß die Saamen eine Dede Erde von 1 300 Stärke über fih haben und bedecke hiernach ben Boden mit Kiefern-Reisholz auf die bekannte Art; gut möchte ed aber fein, daffelbe zwei Sommer hindurch liegen zu laſſen. Die Ril⸗ len möüffen aus bekannten Gründen die Richtung von Suͤdweſt nad) _ Nordoſt haben. Gteichzeitig mit dem Ginfter und Befenpfriem könnte man nun auch Gräfer und andere Pflanzen zur Weide anfden. Man wird mic nicht einwenden, daß diefes unausführbare Theorien find, wenn man erwägt, baß ich mit den Sandſchollen und aud mit der Natur der in Vorſchlag gebrachten Pflanzen befannt bin.

g) Bon der Cultur des Feldbeifußes (Artemisia campestris), Wenn man an vielen Orten wahrnimmt, daß der Feld⸗ beifuß auf dem Slugfande wild wählt, und zwar nicht fümmerlich, fondern meift fehr üppig, fo muß man zu der Ueberzeugung gelangen, dag er auch des Anbaues auf den Sandſchollen würdig ift, zumal ba er tief in den Boden bringt, lange ausdauert, ſich außerordentlich beflaus det, unter feinen Schatten die niedrigen Pflanzen auflommen laͤßt und gern von den Schafen gefteffen wird. Man kann ihn für ſich, ober beffer mit andern paßlichen Gräfern und Kräutern audfden, wie denn überhaupt eine duͤrre Sandfcholle immer mit recht vielen Pflans zenarten befiet werden möchte, indem dann, wenn bas eine Gewaͤchs nicht geräth, wohl das andere gut fortlommt; und man auch zu ers wägen hat, daß das Weidevieh immer frifche, faftige Pflanzen vorfins den muß, was aber nur ber Kal ift, wenn man Pflanzenarten mit einander ausſaͤet, die in verfchiedenen Zeiten ihre höchfte Entwidelung erreichen.

Wenngleich nun die hier aufgezählten Pflanzen in zweifacher Hinſicht nüglich find, indem fie nicht nur ihren Zweck als Bindungs- mittel der Sandfchollen erfüllen, fondern fi) auch noch zur Nahrung :ber Thiere benugen laſſen, fo giebt es außer ihnen doch auch ſolche, weiche gar keinen Werth als Sutter haben, dafuͤr aber um fo ſchaͤtzens⸗ werther, ruͤckſichtlich ihrer Eigenfhaft, find, den flüchtigen trockenen

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Sand zu binden; dahin gehören vornaͤmlich die Koͤnigskerze (Ver-. bascum Thapsus), der Dauerpfeffer (Sedum acre und Sedum sexangulare) und das Ruhrktaut (Gnaphalium dioicum und Guaphalium arenarium), Iſt seine Sandfcholle Nur einiger maßen zur Ruhe gekommen , fo erbiidt man darauf auch bald nach⸗ ber den Mauerpfeffer und das Ruhrkraut, als Beweis, daß es fith, wohl: der Mühe lohnte, ihrer Vermehrung durch die Ausfant zu Hülfe zu tommen. Bon allen Pflanzen erſcheinen indeß auf einer durch Zäune und Strauch geſchuͤtzten Sandſcholle zuerit die Knopfflechtenarten, als das Rennthiermoos (Genomyce rangiferina, Cenomyce neglecta, Cenomyce uncialis und Cenowyce alicornis) und das Frühlings. hun gerbluͤmchen (Hungerkraut) (Draba verna). Die Knopfflechten⸗ arten halten ſich auch In der Folge auf den Sandſchollen, indem. fie fogleich jede leere Stelle einnehmen. Sie gewähren ben Schafen ins Winter und Fruͤhjahr, fo wie bei jeder naffen Witterung, nicht blos eine vortreffliche Nahrung, fondern verhindern durch ihren Bitterſtoff auch das Faulfreffen derfeiben; dazu kommt noch, daß fie den Boden feucht halten, fehr viel zur Bildung einer Dumusdede beitragen, und fomit auch Nahrung für die größeren Pflanzen ſchaffen. Da folglich die Kopfflechtenarten zu den fehr ſchaͤtzenswerthen Pflanzen ber Sands ſchollen gehören, fo dürfte es auch zweckmaͤßig fein, für Ihre Vermehrung zu forgen; biefe koͤnnte darin beftehen. daß man fie im Vorwinter an Drten, wo fie in großer Menge wachen, zuſammenrechte und über die nadten Stellen der Sandſchollen freute. Daß es außer ben [chem befannten Mitteln noch mehrere andere giebt, wodurch ber fterile Sand der Schollen nugbar gemacht werben kann, wird wohl Niemand be: fireiten wollen, eins derfelben dürfte num hoͤchſt wahrſcheinlich in biefen unfcheinbaren Pflaͤnzchen liegen. In der That, wer den Werth, ben bie Flechtenarten für die Sandſchollen haben, richtig wuͤrdigt, wird das bier in Vorſchlag Gebrachte fuͤr keine leere Speculation halten.

C. Von der Befeſtigung der Sandſchollen mittelſt der . Anpflanzung von Holz.

Unlaͤugbar bietet das Holz unter allen Verhaͤltniſſen wohl das befte Mittel dar, um eine Sanbfcholle ohne bedeutenden Koftenaufs wand zu binden und in Cultur zu fegen. Dem beweglichen Sande wich durch das Holz gleich vom erfien Anfange an- bis weit im die Bußunft hinein auf eine Weiſe Schutz und Ruhe verſchafft, wie

wohl nicht Teicht durch ein anderes Mittel. Unter dem Schutze der Bäume erzeugt ſich aus den abgefallenen Blättern, Nadeln, Rinden,

Beinen Zweigen u. ſ. w. ſehr bald eine Humusdecke, die dann nicht °

bios zum befferen Wachſthume des Holzes felbft fehr vieles beiträgt, ſondern aud) den Boden zur fpäteren Eultur der Selbfrüchte geſchickter mucht; denn wiewohl eine duͤrre Sandfcholle in der Regel am beiten durch Holz genugt wird, fo kann es doch auch rathfam fein, den his« berigen Wald in Aderland zu verwandeln.

Das Holz felb einer Sandſcholle giebt fhon nach Verlauf von 8 10 Jahren einigen Nugen, denn e6 muß, wenn es gut gedeihen fol, auch hier durchforſtet werben; aber e6 erfordert ein auf den Sandſchollen angelegter Wald auch Leine weitere Nachhuͤlfe. Zu allem diefen kommt nun noch, daß erfahrungsmäßig durch Anlegung won Wäldern, das Klima, was da, wo viele große Sandſchollen vors Banden find, ſtets trocken, kalt und windig zu fein pflegt, verbeffert wich, denn ed wird dadurch milder und feuchter.

Zu den Holzarten, welche mit dem beflen Erfolge auf ben Sandſchollen ceultivirt werben können, gehören I) die Kiefern, 2) die Pappeln und Weiden, 3) die Birken und 4) bie Wachholdern. Die Acazien, welche gleichfalls ſchon oft zur Sandſchollenbefeſtigung in Vorſchlag gebracht worden find, müffen dagegen verworfen werben, ba fie ein fehr brüchige® Holz haben, und deshalb ben Winden nicht Trotz bieten; am erſten möchten fie noch mit den’ Kiefern zufammen ausgeſaͤet gebeihen.

a) Von ber Eultur der Kiefer (Pinus sylvestris), Er⸗ fahrung bat gelehrt, daß die Kiefer unter allen auf den Sandſchollen gu cultivivenden ‚Holzarten es verdient, den erften Platz einzunehmen. Die Eigenſchaften, wodurch fie fi vor den übrigen Waldbaͤumen fehr vortheilhaft auszeichnet, beftehen im Folgenden: 1) Sie dringt mit ihrer Pfablwurzel fehr tief in ben Boden, -währenb die übrigen Wurzeln ganz nahe an der Öberfläce bleiben, und da ihr deshalb weder die Beuchtigkeit, noch die Nahrungefloffe der Aderkrume und des Untergrundes entgehen, fo kommt fie aud ſehr gut auf einem magern , trocknen Boden fort. 2) Ste iſt das ganze Fahr hindurch mit Nabeln oder den Organen verfehen, mittelſt melcher fie ſſich die Nahrungsftoffe der Luft (Kohlenfäure) aneignet. 3) Sie hat ein zu vielen Gegenftänden brauchbares ſehr elaſtiſches Holz und wird daher ‚nicht leicht von Stuͤtmen abgebrochen; noch weniger wird fie wegen

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ihrer ſtarken und langen Pfahlwurzel leicht umgewehet. 4) Sie wirft altjaͤhrlich eine große Menge Nadeln, kleine Zweige u. dergl. ab und erzeugt deshalb in kurzer Zeit eine ſtarke Humusdecke. 8) Sie beſchattet den Boden ſehr dicht und verhindert dadurch das Aus⸗ ttocknen deſſelben, und endlich 6) iſt fie in der Jugend leichter auf⸗ zubtingen, als alle übrigen Holzarten. Der einzige Nachtheil, welcher mit ihrem Anbau verbunden ift, befteht darin, daß ihre Nadeln zus weilen von den Raupen abgefteffen werben, wonach fie dann gewoͤhn⸗ lich ausgeht. Auf den Sandſchollen kann ſie auf dreifache Weiſe euktivirt werden, naͤmlich durch reinen Saamen, durch Kiefernaͤpfel und durch Pflaͤnzlinge; bevor man aber die eine oder die andere Cul⸗ turmethode wählt, muß das Terrain fchon geebnet und mit Coupirs zaͤunen verfehen fein. | 1) Bom Anbau der Kiefern mittelft reinen Saas mens. Die Eultur mittelft des reinen Saamens gelingt bei den Kies fern jederzeit am beſten, ſo daß man im Grunde auch niemals die beiden andern Verfahrungsarten in Anwendung bringen möchte. Man fürt den Saamen Ende März ober Anfangs April (bei trodnem Wet⸗ tee Nachmittags) in die frifhen, 10 12 Zoll tiefen, mit dem Pfluge oder der Hand unten fpis angefertigen 2— 2", Fuß von einanber entfernten, und ber Sonnenftrahlen wegen wo möglich von Weſten nad Oſten zu laufende Furchen *), die aber auf hügeligem Terrain nicht zu viel Fall haben dürfen, ba fonft der Saame bei Regenguͤſſen leicht fortgefpult wird. Zur Beſaͤung eines Magdeb. Morgens gebrauht man 8 9 Pfund Saamen, der der gleichmaͤ⸗ Bigeren Bertheilung wegen am beflen mit einer Maſchine zu fäen iſt. Hiernach uͤberdeckt man fofort die ganze Flaͤche mit Kiefernreifig, theils damit der Boden nicht zu flark austrodne, theils damit bie Voͤgel den Saamen nicht verzehren. Fehlt «8 aber an Dedreifig, fo ſteckt man bloß. an die Furchen Meine Zweig und biegt biefeiben fo weit Darüber nieder, - daß fie in einem Winkel von 30° zu ftehen kommen. Beim. Ueberdecken der ganzen Flaͤche brauchen die Zeige mu 6—-B Boll. übereinander zu greifen, ba fie hierbei fchon fo feft gu Siegen kommen, baß ihnen der Wind nichts anhaben Bann. Be finden :fi jedoch in der Culturflaͤche ſteile Dügel, fo muß bier das

see! Fig dJurchenziehen kann mit Ruten der doppelte Streichbrettspflug ungewendet werden.

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Deckreiſig etwas dichter zu Liegen kommen; auch kann man es, damit ed weniger vom Winde fortgetrieben wird, mit den abgehauenen Ens ben etwas in ben Band fieden, ober mit InYdie Erde getriebenen Haken befefligen. Man beginnt die Dedung an der oͤſtlichen Seite und fährt, wie fehon vorhin angegeben wurde, damit reihenweiſe nach Weſten zu fort. Das Deckreiſig bleibt ſo lanze liegen, bie es in: lich verfauft iſt.

2) Vom Anbau der Kiefern mittelſt Aepfel. PR fäet die Kiefernäpfel entweder über die Flaͤche, oder fertigt Furchen an, in welche man biefelben firent; haben ſich dann die Aepfel bei heißem Sonnenſchein geöffnet, fo überzieht man die Fläche mehrere Male mit einer Bufchegge, während in den Kurchen mit einer Harke oder einem flumpfen Beſen bin und her gerührt wird, damit ber Saame ber Aepfel ausfallen möge. Ein großer Theil bleibe aber befien ungeachtet darin figen, zumal bei naffer Witterung, wo fie "leichte duch Sand verflopft werden. Dazu kommt nun noch, daß der Saame auf ber Flaͤche nicht gut keimt, und daß er in ben Furchen gleichfalls größtentheil® nicht aufgeht, da er beim Hin» and Herruͤhten zu tief unter die Erde zu liegen kommt, Es giebt nody mehrere andere Gründe, welche die Ausſaat der Aepfel unräthlich erfchels nen laffen ; bauptfächlich iſt fie aber deshalb zu verwerfen, weil der Boden dabei zu ſtark austrodnet, denn er kann nicht bedeckt werben, da bie Aepfel, um ſich zu öffnen, der Sonne ausgefegt fein müffen.

3) Vom Anbau der Kiefer mittelit Anpflanzgung. Das Pflanzen der jungen Kiefern kann nur in dem Falle mit yutem Erfolg vorgenommen werden, daß die Sandfcholle Feuchtigkeit von un> ten auf erhält. Dan nimmt dazu Pflänzlinge von 8— 10 Zoll Hoͤhe; auch follen fie auf einem ſchlechten Boden erzogen fein, da die bes guten auf der Sandfcholle nur verfümmern. Man hebt die Pflaͤnz⸗ linge wo möglich mit dem Ballen aus und ſetzt ſie in die zuvor ans gefertigten Löcher; bleibt aber beim Ausheben keine Erde an den Wurzeln hängen, fo müffen fie, wenn fie gut minachfen follen, an⸗ gefchlämmt werden. Am ficherfien ift es, die Pflanzung im zeitigem Fruͤhjahr vorzunehmen. Deſſen ungeachtet bleibt fie unſichet und if zugleich fehr Eoftbar. Die Reihen, in weiche bie. jungen, Altfern zu ſtehen tommen, müffen 3— 3", Fuß Entfernung haben,

Da bie Kiefern hauptſaͤchlich mit in der Abficht angebaus werben, bag ſich eine Humusdede auf ber Sandſcholle bildg,; fo. perſteht es

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ſich von feibft, daß niemals Nabelftreu umter ihnen gerecht werben darf. Bel dereinfliger Faͤllung des Holzes iſt es auch unbebingte Megel, den Anhieb nicht an derjenigen Seite zu beginnen, von wo die herifchenden Winde wehen, da diefes das Miederftärzen vieler Bäume bei Stuͤrmen zur Folge hat und dann, wenn der Boden wies der geöffnet iſt, leicht eine Sandwehe entſteht. Zweckmaͤßiger bleibt es aber immer, nicht die Schlag: , fondern die Plaͤnter⸗ und Femel⸗ wirthſchaft auf den Sandfchollen anzumenden, da man bann niemals der Gefahr des Umſtuͤrzens vieler Bäume auf einmal ausgeſetzt iſt. b) Bon der Kultur der Pappeln und Weiden. os wohl die Pappein als bie Weiden wachen auf den Sandſchollen nur dann fehr gut, wenn der Untergrund feucht iſt; den trodenften Boden verträgt noch die Zitterpappel (Efpe, Populus Iremula), Man kann diefelbe durch Stedtinge und Pflänzlinge cultiviren, nur muß man fi) hüten, zu den Stedlingen keine Wurzelfhößlinge zu nehmen, da diefe Bäume liefern, die bald kernfaul werben. Die Bitterpappel, wie überhaupt alle Pappels und Weidenarten, kann man auch alle 9 12 Jahr dicht Über der Erde abbauen, wonach fie dann einen fehr dicht belaubten Stodausfchlag und viele Wurzelfchößlinge bekommen, die zur Vermehrung dee Humusdede mehr Material liefern als die hochftämmigen Bäume; niemals kommen jedoch die Laubhoͤlzer in ber Humußerzeugung den Nabdelhölzern gleih. Wegen der vielen Wur⸗ zelſchoͤßlinge, welche die Zitterpappel macht, eignet fie ſich vorzüglich zur DBefegung der Hügel, indem fie dadurch den Boden gegen bie Angriffe der heftigen Winde fügt. Die Weiden haben infofern einen bedeutenden Werth für die Sandfchollen, als mittelft berfelben das Derwehen bes Sandes ſchnell gehemmt merden kann, fie wachſen zwar kuͤmmerlich, laffen ſich aber leicht durch Stedlinge und eins gepflügtes Meiholz fortbringen; das legtere gefchieht auf folgende Weife : Man nimmt 1 2 Jahr altes Kopfholz. befreiet daffelbe auf der einen Seite von allen Nebenzweigen und legt es beim Pflügen dergeftalt in die Furchen, daß der Hauptzweig dicht auf die Pflug⸗ Sohle zu liegen kommt, während bie figengelaffenen Nebenzweige aus der Erde bervorsagen. Diefe fo eingepflügten Weidenzweige ſchlagen, auch wenn die Witterung fehr troden iſt, faſt ſaͤmmtlich Wurzeln und geben durch ihse Schößlinge der Sandſcholle einen ſolchen Schug, daß bald kein Verwehen des Sandes mehr Statt finde. Man lege in einer Entfernung von 20— 30 Fuß davon Streifen an, die

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8— 10 Zuß breit find und befäet fpäter die Zwiſchentaͤume mit Kie fern, bie dann wegen des nun geniefenden Schuges gut fortlommen. An Orten, die ben Winden fehr erponirt find, werden die Streifen näher an einander gelegt. Die Sandkehlen und Rüden der Schollen müffen, als die Orte, von melden bie Verſandung ausgeht, natuͤrlich zuerft mit dem Weidenreiſig oder den Stedlingen verfehen werden. Goupirzäune und Bededungen find dabei ganz überflüffig, wodurch ſich dieſes Verfahren beſonders empfiehlt. Zu den Meidenarten, die ſich vorzüglich zu dieſer Culturmethode auf den Sandſchollen eignen, ger hören: Salix fragilis, S, fusca, 8, alba, S, argentea und S, ci- nerea. Die letztere läßt ſich jedoch auch fehr gut durch Stecklinge fortpflanzen, riecht an der Erde hin, giebt deshalb unterhalb den beften Schuß und arbeitet fih, wenn fie mit Sand uͤberwehet ift, bald wieder durch; fie verdient deshalb ben übrigen vorgezogen zu werben.

Die Cultur ber Weiden und Pappeln mittelſt Stedlinge ift bis jetzt die gebräuchlichfte, fol fie aber gut gelingen, ſo darf das Holz dazu nicht von alten Franken Stämmen genommen werben, auch bürfen die Stedlingsreifer nicht zu did fein; am beften gehen fie au, wenn man fie von jungen Eräftigen Stämmen nimmt und wenn fie die Stärke von Y— %/, Boll haben. Man fcpneidet fie von den Bäumen kurz vor oder bei Eintritt des Saftes, und legt fie dann wo möglich ſogleich in den Boden; ift man aber genoͤthigt, fie lange außerhalb defjelben zu laſſen, fo fest man fie halb ins Waffer und fhüst den daraus hervorragenden hell gegen die Sonnenſtrah⸗ len. Die Länge der Stedlingsreifer muß 1— 2 Fuß betragen, find fie aber dem Uebermehen mit Sand fchr audgefest, fo macht man fie etwas länger. Man legt fie reiheumelfe fo tief in die Erde, daß fie noch 5—10 Zoll daraus hervorragen; zu biefem Ende Sffnet man den Boden mit dem Grabſcheit und giebt ihnen eine von Mit⸗ tag nach Mitternacht etwas geneigte Stellung, ba fie dann beffer ans wachen und mehr Schößlinge austreiben. Niemals fol man fie aber in den Boden fteden, denn wenn ſich dabei, wie es meift ber Fall if, der Baſt vom Holze löfet, fo gehen fie niht an- Nachdem fie eingefegt find, tritt man fie fell.

0) Bon der Eultur der Birken. Sind die Sandfchollen ſehr beweglich, fo Finnen die Birken nicht füglich darauf angebaust werden, denn fie bilden Keine ſolche Dedung, daß fie vermöchten bem

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Sande Schutz gegen heftige Winde zu gewähren. Aus dem Saamen laſſen fie fih auf den duͤrren Sandſchollen near unter dem Schutz von Kiefernreifig erziehen. Zum Pflanzen darf: man keine Birken nehmen, die ſchon weiße Rinde haben, ba dieſe nicht gut angehen, in einem Alter von 3— 4 Jahren eignen fie fih zum Berpflanzen am beften. Haben fi 3—4 Jahr geftanden, fo fehneibet man fie dicht Über ber Erde ab, denn fie bewurzeln ſich dann beſſer und mas» hen einen dichten, den Sand mehr ſchuͤtzenden Stodausfchlag,

d) Bon der Eultur der Wachholdern (Juniperus com- munis), Mit Wacholdern laſſen ſich mit gutem Erfolge nur bie jenigen Sandfſchollen bepflanzen, wo der beffere Untergrund nicht zu tief unter dem Flugſande vergraben liege. Die Pflanzung erforbert aber anfänglic) Coupirzaͤune. Wan erzieht die Pflänzlinge in einer Saamenfbule aus den Beeren und verfegt fie in dem Alter von 3— 4 Jahren. Sie verbeffern den Boden duch ihren beträchtlichen Nadelfall und Einnen auch auf Beeren benugt werden; nur Schade, daß ſie ſo langſam wachſen.

Wenngleich nun die hier aufgezaͤhlten Holzarter am beſten zur Bepflanzung der Sandſchollen geeignet ſind, ſo laſſen ſich doch auch noch mehrere andere in dem Falle darauf anbauen, daß ſie einen guten Untergrund haben, indem dann die Wurzeln der Baͤume dieſen bald aufſuchen; namentlich gehoͤren hiezu die Erlen, Eichen, Tannen und Buchen. Auch mehrere Straͤucher giebt es, die, wenn der Un⸗ tergrund gut iſt, auf den Sandſchollen gedeihen, es ſind die Berbe⸗ eigen, die Haſſeln und hauptſaͤchlich der Sand⸗Kreuzdorn (Hippophae Rhamnoides),

D. Vom Rajolen der Sandfiollen.

Im Ball die Sandſchollen einen Untergrund enthalten, der aus gutem Boden befteht, können fie, wenn derfeibe durchs Rajolen zu erreichen iſt, mittelſt diefee Operation fehe verbeffert werden, denn dadurch bringt man den verfandeten guten Boden wieder an bie Ober⸗

flaͤche, während man den Fiugfand in den Untergrund wirft. Die

Tiefe, bis zu welcher rajolt werden muß , richtet fih nad) der Dice der Sanddecke. Der gute Boden, ber beim Rajolen obenauf zw lies gen’ kommt, fol mindeſtens 6— 8 Zoll maͤchtig fein, und wenn men Getreide darauf anbauen will, muß er eine noch größere Maͤch⸗ tigkeit befigen, ba fenft die cultivitten Pflanzen bei Dürte vertrockaen.

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Der Werth des Bodens kann nur allein entfcheiben , ob das Rajolen auch mis Nutzen verbunden fein wird, denn es M eine Arbeit, die Ammer fehe hoch zu ftehen Eommt.

E. Bon der Verwandlung der Sandſchollen in Bes waͤſſerungswieſen.

Findet ſich Gelegenheit, auf einer Sandſcholle eine Bewaͤſſerungs⸗ wieſe anzulegen, ſo bedarf es aller weiteren Culturmittel nicht, da durch hinlaͤngliches und gutes Waſſer ſelbſt der ſterilſte Sand in die ſchoͤnſte Wieſe verwandelt werden kann. Es iſt uͤberfluͤſſig, hierüber weiter etwas zu erwaͤhnen, da ſchon im Fruͤheren dieſer Gegenſtand hinlaͤnglich eroͤrtert worden iſt.

F. Von ber Bebauung der Sandſchollen mit Felb- fruͤchten.

Obſchon e6 Regel fein muß, eine Sandſcholle nicht mit Feld⸗ fruͤchten zu bebauen, ſondern mit Holz oder Weidegtaͤſern zu bes nutzen, indem durch die Auflockerung des Bodens oft eine Sand⸗ wehe entſteht, und die Feldfruͤchte bei eintretender Duͤrre leicht zu Grunde gehen, ſo giebt es doch auch viele Faͤlle, wo der Anbau der Feld fruͤchte das Vortheilhafteſte iſt, zumal wenn man diejenigen dazu auswaͤhlt, welche vermögen, der Trockniß lange Trotz zu bieten; zu diefen Getzaͤchſen gehören vornämiih Roden, Erdäpfel, Mais, Hirfe, Mohar, Vietsbohnen, Kartoffeln, weiße Ruͤ⸗ ben, Aderfpergel, Lucerne, Hopfen, Zabad, Krapp und Wolfsbohnen. Kine Hauptbedingung beim Anbau der Feld⸗ fruͤchte auf Sandfchollen ift es jedoch, daß es nicht an Mitt, Jauche und Compoft fehle, indem durch diefe Materiallen dem Boden die Srüchte geriffermaßen abgezwungen werden müffen. Es foll bier kurz die Art und Weife, wie man die genannten Früchte, um ihr Gedeihen möglihft zu ſichern, auf den Sundfchollen zu cultiviren hat, angegeben werben.

a) Bon der Eultur bes Rockens. Unter allm Fruͤchten, die ſich auf den Sandfchollen mit gutem Erfolge anbauen laffen, ſteht dev Roden oben an, denn ihm kommt die MWinterfeuchtigkeit zu gut. Es erregt in der That Erftaunen, wenn man oft den fchönften Rok⸗ Een auf einem Boden erblidt, der bis zu einer Tiefe von 30 40 Fuß nur aus trocknem Flugſande befteht; fo an den Ufern ber Emb

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und im Holläindifhen. Man büngt indeß dazu jährlich, ober doch alle 2 Jahr mit Plaggenmift (Compost), fo daß die Oberfläche ber Sandſchollen duch den Humus ſchon ganz dunkel gefärbt ift. Der Roden wird dann ohne Unterbrechung cultivirt, ja es giebt Källe, wo man ihn feit 100 und mehr Jahren auf derfelben Stelle fäete. Die eins zige Abweichung befteht darin, daß die Rodenfioppel zuweilen mit Spörgel befäet wird und daß man benfelben abmähet, abmeidet oder grün unterpflägt. Unkraͤuter kommen unter diefem Roden, vie man wohl glauben möchte, nicht vor, benn dazu iſt der Moden zu troden. Bedingung ift aber, daß der Moden auf den Sandſchollen fo früh gefiet werde, daß er Zeit habe, den Boden vor Eintritt des Winters dicht zu überziehen; befolgt man diefe Regel nicht, fo thun ihm die Winde vielen Schaden, ja er wird wohl ſammt der Ackerkrume gaͤnzlich fortgewehet. Man pfluͤgt die Saat flach unter, oft aber auch ‚nicht. j

b) Bon der Eultur der Erdäpfet (Topinambour, He- lianthus tuberosus), Naͤchſt dem Roden find die Erdäpfel des An⸗ baues am wuͤrdigſten, indem fie durch ihe hohes biätterreiches Kraut auch den Boden gegen das Verwehen fügen. Wie gut fie in bee _ That auf den alierfteritften Sandfchollen gedeihen, davon kann man fi im Elſaß an den Ufern des Rheins überzeugen, wofelbft fie ſchon lange angebauet werden, Die Topinambour entfprechen überhaupt allen Anforderungen, die man an ein fogenanntes Sandgewaͤchs zu machen bat, denn fie leiden weder durch Dürre, noch durch bie größte Son⸗ nenhitze, da fie mit ihren breiten und vielen Blättern nicht nur bie Wafferbünfte der Luft anziehen, fondern mittelft ihrer tief eindringen- den Wurzeln ſich auch die legten Anthelle der Bodenfeuchtigkeit an⸗ zueignen wiffen. Außerdem befigen fie nun aber aud die gute Eis genfchaft, daß Ihre Knollen von allen Biehgattungen fehr gern gefreffen werden und daß ihre Blaͤtter und theild auch ihre Stengel den Schafen zur Nahrung dienen innen. Im Ertrage Äbertreffen fie auf den Sandfchollen ſtets die Kartoffeln, fo daß bier kaum ein Fut⸗ tergewaͤchs vorhanden fein dürfte, was ihnen an die Seite gefegt werden kann. Am beften gerathen fie bei der Lochbüngung, d. 6. bei derjenigen Culturmethode, wo ber Mift, ober beffer der Compoſt in bie Löcher gethan wird, worin auch die Knollen gepflanzt werben. Megen des lofen Bodens ber Sandfchollen erfordern fie während ihres Wachsſthums kaum eine Bearbeitung. Bekanntlich kann man auch

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die Anolten Aber Winter im Lande laflen, wodurch ſich ihr Anbau befonbers noch empfiehlt. Um: die Sandfchollen am fchnelliten durch - den Anbau der Exrbäpfel in Gultur zu fegen, erntet man ihr Kraut nicht ab, fondern freut es in die Furche und pflügt es unter; giebt man dann dem Lande auch etwas Mift, ober beffer Gompoft, fo kann man jährlich auf berfelben Stelle Zompinambour erbauen ; man läßt dann fo viel Knollen im Boden, als zur Saat nöthig find.

c) Von der Eultur der Hirſe. Wenn zu Hirſe flart mit Compoſt gedüngt wird, fo kann man mit ziemlicher Sicherheit darauf rechnen, daß fie auf den Sandſchollen gut gedeihen werde, benn fie gehört gleichfalls zu den Gewaͤchſen, welche die größte Dürre und Dige vertragen. Sie leidet auf den Sandfchollen weder durch Naͤſſe noch von Unkräutern, wodurch fie auf anderen Bodenarten fo „leicht zu Grunde gerichtet wird, Man kann fie im grünen Zuſtande aud mit dem Vieh verfürtern. Soll fie Saamen bringen, fo muß eine jede Pflanze mindeftens 3-30U von der andern entfernt fliehen; aus diefem Grunde eignet fie fih denn auch fehr gut zur Reihencultur.

d) Bon der Cultur des Mais. Daß der Mais bei guter Düngung gleihfalls ein Gewaͤchs ift, welches mit günftigem - Erfolge auf den Sandfchollen ceultivirt werden kann, ‚wird in vielen Ländern bewiefen. Er holt, was hier fehr wichtig ift, mit feinen tief in den Untergrund dringenden Wurzeln die Nahrung und Feuchtigkeit hervor, und dba er aud mit feinen breiten Blättern viel Feuchtigkeit aus ber Luft anzieht, fo iſt der Schaden, ben ihm eine anhaltend trodne Witterung zufügt, niemals fehr bedeutend. Die Lochdüngung fügt ihm auf dem ſterllen Slugfande am beften zu; oder aber man thut den Dünger (Compoft) in mit dem Pfluge gezogene Furchen, füet darüber den Mais und fchleift nun mit einer umgekehrten Egge dar⸗ über bin, fo zwar, daß noch eine Dertiefung bleibt, In welche das Thau⸗ und Megenwaffer zufammenfließen kann. Auf dieſelbe Weife werden auf ben Sandſchollen auch am vortheilhafteften bie Kartoffeln, Zopinambour, weißen Rüben, Hirfe, der Mohar, die Vietöbohnen und der Taback cultivirt. ine Bearbeitung während des Wachs⸗ thums iſt beim Mais kaum erforderlich,

e) Bon ber Eultur des Mohars' (Holcus Sorghum). Der Mohar iſt in Deutſchland ein wenig bekanntes Gewaͤchs, wies wohl er auf fehe duͤrrem Sandboden überall angebaut zu werden ver: dient. Er iſt anfängliih ein Bleines, unſcheinbares, der Hirfe od

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dem Mais ähnliches Pflänzchen, was aber bei großer Hige und Dürre Im Auguft und September fehr ſchnell die Höhe von 6—7 Fuß er» reiht. und dann ſehr biätterreich if. Die Wurzeln dringen 3— 4 Fuß tief in den Boden, was hier ein Gegenſtand von hoher Wich⸗ tigkeie if. Der Ertrag des Mohars an Saamen ift bedeutender, als bei ber Hirfe, nur Schade, daß er Im nördlichen Deutfchlande nicht in jedem Jahre zur Reife kommt; denn er verlangt bazu noch mehr Wärme als der Mais; ereignet ſich diefer Fall, fo muß man ben Saamen aus dem Süden kommen laffen. In Stalien fchägt man den Mehar im grünen Zuſtande als ein vortreffliches Pferdefutter. Die Reihencultur ift, nad) meinen mehrmals damit angeftellten Vers fuchen, der breitwäürfigen Saat vorzuziehen, aber eine jede Pflanze erfordert zu ihrem Gebeihen mindeſtens 1—1% DE Raum. Man fäet ihn Anfangs Mai.

f) Bon der Eultur der Vietsbohnen, Schminkboh⸗ nen (Faseolus nanus), Da die Vietöbohne zu den Gewaͤchſen ger bört, weldhe gegen große Dürre und Hitze ſehr unempfindlich find, fo laͤßt fie fih auch mit Nutzen auf den Sandfchollen cultiviren; fie erfordert indeß viel Miſt und wird häufig von den Fruͤhjahrsnacht⸗ fröften zerſtoͤrt, da fie aber fehr ſchnell wählt und bald zur Meife gelangt, fa kann fie bis Anfangs Juni nacgepflanzt werden. An Abſatz iſt nicht Leiche Mangel, indem fie zur, häufigen Koſt der Ma⸗ trofen dient. Dee Preis dee Vietsbohnen ift meiſt 3 Mat fo hoch als der des Rockens, während fie oft einen eben fo großen Körnerers trag als biefer geben. Das Stroh wird vom Rindviehe verfchmäht und auch nicht gern von den Schafen gefreffen.

g) Bon der Eultur der Kartoffeln. Den den Kartof felnarten gerathen am beften auf den Sanbfchollen die Vieh⸗ ober Sutterfartoffeln,, fie muͤſſen aber, wenn fie einen guten Ertrag geben ſollen, 5—6 300 tief in den Boden zu liegen kommen und fiets fo cultivirt werden, als ed vorhin beim Maid angegeben wurde. Ein Behaden und Behäufeln iſt bier nicht nur uͤberfluͤſſig, fondern fogar ſchaͤdlich. Den beften Ertrag geben fie bei der Düngung mit humus⸗ teichem Compoſt.

h) Bon der Eultur des Hopfen Der Hopfen wirb zwar gewöhnlich in feuchten Gruͤnden angebaut, allein er geräth doch auch vortrefflich auf den allertrodenften Sandhügeln, ſofern nur die richtige Culturmethode dabei angewendet wird. Den Beweis darüber

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findet man in der Mheinpfalz. Die -Sandfchollen hatten bier, wie faſt überall, gar keinen Werth, ſeitdem man aber lernte fie mit Hopfen zu bebauen, find fie Im Prelfe bedeutend geftiegen. Der Hopfen der Sandſchollen wuͤrzt beffer als der des tiefen Bodens, auch bes faͤllt er darauf nicht fo leicht. Man vajolt dazu den Boden 5— 6 Fuß tief und bringt auf den Grund 3 Mal fo vie Mit, als man ge woͤhnlich anzuwenden pflegt. Die Hopfencultur kann folglidy auf dem Sandfhollen nur bei Miſtuͤderfluß in Ausführung gebracht werden, alsdann iſt fie aber auch fehr einträglich.

i) Von der Eultur des Krapps. Bei reichlicher Duͤn⸗ gung läßt fi, wie es viele Beiſpiele im Elſaß lehren, der Krapp auch auf den duͤrreſten Sandſchollen cultiviren. Der Boden wird dazu 17/, 2 Zuß tief rajolt und der Untergrund reichlich mit Mift verſehen.

k) Bon der Cultur des Tabade. Wie gut der Taback anf dem trodenftien Sandboden gedeihet, bavon Bann man fih in vielen Gegenden Deutſchlands überzeugen; freilich gehört dazu eine große Menge Mift, ja man kann kaum zuviel davon anwenden. _

1) Bon der Cultur der Lucerne. Vormals glaubte man, die Lucerne komme nur auf einem Boden gut fort, der reichlich mit Cohlenfaurer Kalkerde verfehen fei, neuere Erfahrungen haben indeß gelehrt, daß berfelbe nur Spuren davon zu enthalten braucht. Ein bei weitem wichtigerer Körper für bie Lucerne ift dagegen der Gyps; duͤngt man beshalb damit den Boden, der Leine Lucerne tragen wi, ober führt man ihm denfelben mittelft eines gypsreichen Mergels zu, fo ift das Gedeihen der Lucerne beinahe immer ſicher. Der Gyps loͤſet ſich nämlih im Waffer auf, zieht damit in die Tiefe und vers forget nun die hier befinblihen Wurzeln mit einem Nahrungsmittel, an welches da8 freudige Wachsthum der Rucerne hauptſaͤchlich geknüpft zu fein ſcheint. Daß fie wenigftene unter dieſen Verhaͤltniſſen fehr gut auf den fandigften Bodenarten forttömmt, kann man in der Rheins pfalz, in den Marken, im Braunfhweigifchen, Im Hannoverfhen und noch in mehren anderen Ländern ſehen. Zum erften Auflommen der Lucene muß jedoch die Ackerktume etwas Humus enthalten, fie iſt deshalb nur in dem Kalle auf den Sandſchollen zu cultiviren, daß man biefelben mit Compoſt duͤngt. Vielleicht dürfte es auch rathfam fein, den Boden, zum Schub gegen die Sonnenflrahlen, anfing: lich mit Kiefernreisholz zu bedecken. Die Lucene iſt, es kann

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nicht oft genug wiederholt werden, für den trodnen Sand ein Ges wäh von der allergrößten Wichtigkeit, aber man begreift es erſt, wie es ihr moͤglich wird, auf einem Boden zu gedeihen, der bis zu der Tiefe von 15— 20 Fuß aus lauter Flugſand befteht, wenn man erwägt, daß fie beinahe eben fo tief mit ihren Wurzeln dringt und dadurch ihre Nahrung auf einem großen Umkreiſe zufammenfucht. Ein Beifpiel diefer Art bietet ſich täglich meinen Augen dar, fo daß ich einem Jeden, welcher eine Sandſcholle cultiviren will, wenigſtens su einem Verſuche im Kleinen ratbe. Iſt doch der Sandroden und Sandhafer zu großen Ehren bei der Cultur der Sandſchollen gefommen, warum koͤnnte baffelbe nicht aud mit der Rucerne oder einer andern nupbareren Pflanze der Gall fein?

m) Bon ber Cultur des Aderfpergels. Bekanntlich iſt der Aderfpergel ein Gewaͤchs, welches nur auf Sandboden gebeihet, indeß darf es bdemfelben nicht gänzlih an Humus fehlen. Trockne Witterung ſchadet ihm dagegen weniger, er begnügt fi mit dem naͤchtlichen Thau, und waͤchſt deshalb hauptfächlih gut im Herbſt. Mer mit dem beiten Erfolge Spergel auf den Sandſchollen cultiviren will, dänge dazu mit wenig Compoſt und fie ihn erſt im Auguft. Man pflüge ihn, um ben Boden abzutühlen und mit Humus zu verforgen, dann unter und laffe biernady Roden folgen. Durch öftere® Ausfien und Unterpflügen des Spergels verfhafft man dem armen Sandboden ben für denfelben fo wichtigen Humus, aber nur durch eine gleichzeitige Düngung mit Lehm, Thon oder Mergel wird berfelbe für längere Zeit gebunden.

n) Bon der Eultur der Wolfsbohne, Lupine (Lupinus albus). Die weiße Lupine ift in Deutfchland erft in der neueren Zeit auf fehr bürftigem Sandboden angebauet und zur Gründüngung bes nugt worden; unſtreitig gehört fie aber zu den Pflanzen , welche, ba fie ſeht fegensreih auf die beſſere Benutzung der Sandſchollen eins wirken, «6 mebr wie viele andere verbienen, bad ihr Anbau weiter ausgedehnt würde. Sie treibt ihre Wurzeln mehrere Fuß tief in den Boden und holt damit Feuchtigkeit und Nahrung hervor, während fie mit ihren vielen Blättern die Stoffe der Luft zu fih nimmt. Aus dieſem Grunde ift fie aber auch weniger abhängig von der Wit⸗ terung unb den Beſtandtheilen der Oberfläche, was bei ihrem Anbau auf den Sandſchollen ein Gegenſtand von großer Erxheblichkeit iſt. Sowohl bei der Lupine, als bei der Lucerne und bem Mohar findet

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überhaupt alles das feine Anwendung, was früher ber die Verbeſ⸗ ferung des Aderlandes durch tiefmwurzelnde Gewächfe erwähnt worden iſt.

Was den Buchwaizen betrifft, fo eignet ſich diefer am aller wenigſten für die Sandfchollen, da er, wenn er gebeihen foll, mindeſtens 2 Prog. alten Humus im Boden finden muß. Man kann ihn deshalb mit Erfolg nur auf denjenigen Sandſchollen culs tiviren, die ducch den Anbau ber Kiefern, oder auf fonft eine Art ſchon reichlih mit Humus verfehen worden find.

Bevor ich dieſes Gapitel ſchließe, mögen noch einige allgemeine Regeln , welche bei der Cultur der Sandſchollen zu beobathten - find, und welche zum Theil ſchon berührt wurden, einen Platz finden.

1) Wer groge Sandfehollen zu cultiviren gedenkt, eniwerfe vors ber einen allgemeinen Dperationsplan. Die Localität muß natürlich entfcheiden, für welche der hier angegebenen Culturmethoden man fich zu entfcheiden hat. Beim Boranfchlage der Koften iſt auch ſtets ‚eine Eumme behuf der Nachbeſſerungen audzumwerfen, ba bei keiner Srundverbefferung leichter unvorhergefehene Faͤlle eintreten, als gerade kei diefer. Ueberhaupt nehme man dabei auf alles das Be⸗ dacht, was in der Einleitung dieſes Werkes tiber die Uebarmatgangen im Allgemeinen bemerkt wurde.

2) Hat man eine Sandmehe duch irgend ein Mittel zur Ruhe gebracht oder gebunden, fo fuche man nun auch fie möglichft vor aller und jeder Befhädigung zu bewahren. Das Wundwerden bes Bobene ift ed hauptſaͤchlich, wovor man fich bei flürmifchen Wer⸗ ter zu fuͤrchten hat, denn ſehr leicht wird dann der Sand vom Winde tief aufgewuͤhlt und weit umhergetrieben. Das Uebel nimmt ſtuͤndlich an Umfang zu, bis man zuletzt gar nicht mehr im Stande iſt, ihm Einhalt zu thun. In Rußland entſtehen zuweilen auf dem ſehr feintdenigen fogenannten ſchwarzen Boden , falls derſelbe fehr. ausge trocknet iſt, Erd⸗Wehen, bie dann aber der Umgebung weniger verderblich werben al8 die Sandmwehen, da der in Bewegung geſetzte Boden ſich durch große Fruchtbarkeit auszeichnet.

3) Iſt irgendwo ein Loch in der Sandſcholle durch Wind ent- ftanden; fo bedecke man daffelbe fofort mit Raſen⸗ oder Haldeplaggen, und laſſe biefelben auf den noc nicht verlegten Theil etwas über: greifen. Ueberhaupt beffere man jede Beſchaͤdigung an ben Coupirzaͤu⸗ nen, Erdwaͤllen und Deckmateriallen ſogleich aus, da ſenſt leicht gro⸗ bee Schaden entſteht.

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4) Eine mit Holz, Straͤuchern, Gräfern und Kräutern ange bauete Sandſcholle nehme mun nicht eher unter den Pflug, bis fi) eine ſtarke Humusdede darauf erzeugt, bie man fie mit Mergel, Lehm, Thon oder Compoft überfahren, oder bis man ihr fo viel. Mift zugewendet hat, daß man verſichert fein kann, die darauf anges baueten Fruͤchte werden nun auch gebeihen. Das Mißrathen der Früchte bat nämlih oft das Entftehen einer Sandwehe zur Folge, da bie Wurzelruͤckſtaͤnde oder die Pflanzen feloft dem Boden keinen hinrei⸗ enden Schug gewähren.

5) Iſt eine Sandfcholle mit Gras und Kräutern befäet, fo barf fie mur in fehe beſchraͤnktem Maße beweidet werben, theils damit das Vieh duch das zu häufige Betreten den Boden nicht wund mache, theil® damit die angefieten Pflanzen nicht zu .viel durch das Eahle Abnagen leiden. Niemals dürfen aber die Sandſchollen beweis bet twerden, welche nur mit Eandroden oder Sandhafer bepflanzt find, indem diefe beiden Gewaͤchſe, wie ſchon Früher bemerkt, feinen bichten Rafen bilden; bie Blößen darauf find nur mit Moofen unb Flechten bewathfen, die aber dem darunter befindlichen Iofen Sand nicht gegen das Eintreten ber Thiere, und wären es auch nur Schafe, zu fhügen vermögen, fo daß denn ber Boden wund wird und ihn hiernach die Winde in Bewegung fegen. .

6) Den Sandhafer oder Sandroden hat man, wenn man ihn als Streumaterial benugen will, ſtets fehr hoch abzumähen, bamit die Stoppein ben etwa in Bewegung kommenden Sand aufhalten koͤnnen. Am beften ift es jedoch, man unterläße das Abmähen ganz, da der Schaden, welchen man dadurch der Sandfcholle leicht zufägt, nicht duch den Nugen aufgemwogen wird, welchen man von der ges ringen Menge Streumaterial hat.

7) Man befchränke ſich bei der Gultur der Geldfrüchte auf den Sandſchollen hauptſaͤchlich auf diejenigen, welche nicht bloß am füchers ſten gedeihen, Sondern dem Boben auch den beften Schug gewähren; Roden, Topinambour, Spergel, Vietsbohnen, Hirſe und Lucerne bürfs ten wohl ben Vorzug verdienen. Erſt durch Verſuche im Kleinen hat man ausjumitteln, welches Gewaͤchs ber Localität am angemeffenften. iſt, da durch die Befchaffenheit des Sandes und dergl. bald dieſes bald

jenes Gewaͤche mehr begünftigt wird.

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Ton der Befefligung und Eultur der Dünen.

Die Sandberge und Sandfchollen, welche fih häufig an den Küften der Deere befinden, die den Wells, Nordwefle, Nord⸗ umd Nordoftwinden ausgefegt find, und welche bier noch täglich dadurch entftehen , daß der von den Meereswellen ausgerworfene Sand, nach⸗ dem er trocken geworben iſt, durch die Seewinde landeinwaͤrts gewe⸗ bet void, nennt man Dünen.« An manden Küften entſteht, wie früher erwähnt wurbe, aber auch ein fehr fruchtbare Marfchboden, namentlich da, wo Fluͤſſe und Bäche in das Meer fließen, die viel Humusfäure führen und wo dad Meerwaffer ſeht falzreich ift, wie an den Küften der Norbfee, indem fi dann ein Schlamm erzeugt, welcher ben feinen Sand bindet,

Die Dünen, aus fehr feinkoͤrnigem Sande beftehend, fhreiten, bem Saandſchollen des Binnenlandes gleih, fortwährend weiter 2w an⸗ dern« indem fie von anhaltenden’ und heftigen Winden in beftändiger Bewegung erhalten werben. Da fie nun hierbei alles, was auf ihrem Wege liegt, felbft Städte und Dörfer nicht ausgenommen, tief mit Sand überfhätten, fo erhellet daraus, von welcher Wichtigkeit es iſt, die geeigneten Mittel zu ihrer Bindung anzuwenden, hauptſaͤchlich ſich folder zu bedienen, von benen man voransfegen barf, daß fie zw gleich die ſterilen Sandflächen zu irgend einer dereinfligen Benugung vorbereiten.

Im Ganzen genommen müffen bei der Befeſtigung und Gultur ber Dünen zwar alle jene Hauptregeln ihre Anwendung finden, welde man auch bei den Sandfchollen befolgt, allein da die phpfifche und chemiſche Vefchaffenheit des Dünenfandes eine etwas andere, als bis des Sandes im Binnenlande ift, da ferner das Seewaſſer und bie Ausdbäünftungen des Meeres einen bebeutenden Einfluß auf alle benach⸗ barten Gewaͤchſe ausüben, da die Stürme am Meere bei weitem heftiger als im SBinnenlande find, und ba. endlich die Temperatur am Meerſtrande oft ploͤtzlich wechfelt, und dadurch den Gulturen oft gto⸗ Ger Echaten zugefügt wird, fo wird es erforderlich, fie manchen Mo⸗ dificationen zu unterwerfen. Wer alfo auch mit bem Sandfhollenbau im Allgemeinen bekannt iſt, verficht doch noch nicht den Duͤnenbau

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echt zweckmaͤßig auszuführen, hierzu gehört erft laͤngere Erfahrung unb forgfame Beobachtung alter obmwaltenden Umftände, fofern - nicht große Koften und Mühe vergeblich aufgeiwendet werden follen. Man thut deshalb immer wohl daran, beim Dünenbau einen Sachverſtaͤndigen zu Rathe zu ziehen zumal da es noch mehr als beim Bau der Sand⸗ ſchollen erferderlich ift, nach einem wohl durchdachten Plane zu operis ven; bier muß ſtets im Großen gearbeitet werben, fofern das Werk gelingen foll; Beine vereinzelte Anlagen find ohne dauernden Erfolg, und machen das Uebel wohl nor ärger. | Die erſte Vorbereitung beim Bau der Dünen beficht, wie bei den Saudſchollen, in dee Ebnuna, ja fie iſt hier ganz unerläftich, Ins dena die große Heftigkeit des Winde und das unregelmaͤßige Anprallen derfelben ‚alle hervorragenden Gegenflände bei weitem flärker ale im Binnenlande angreift. Am zweckmaͤßigſten Ift e8, wenn die Dünens- fläche eine gelinde Abbachung gegen da6 Meer hin hat, und fich gleiche. mäßig ohne Unterbrechung längs ber Küfte hinzieht; kann beshalb bie Ebnung ohne zu großen Koftenaufwand auf biefe Weife bewerkſtelligt werden, dann um ſo beſſer, da nun alle weiteren Anlagen um ſo beſſer gelingen. Tiefe Schluchten und Ausrifſe bat man auf bie früher bei den Sandſchollen beſchriebene Weife auszufüllen, wäh: rend die fchroffen Köpfe ber Dünen mit Zuhälfenahme des Windes abgerundet werben müflen. Die Errichtung von Coupirzäunen ift beim Duͤnenbau im Allgemeinen nicht zu ’empfehlen, da fie von den Stuͤrmen leicht niedergedruͤckt, oder bald mit Sand Überfchüttet wer⸗ den; theils laſſen fie ſich aber audy aus dem Grunde oft nicht ercichs ten, daß man am Meerſtrande kein Material dazu hat; duch andere zweckmaͤßige Vorrichtungen werden fie auch meift entbehrlich gemacht. Bon größerer Wichtigkeit iſt e6 dagegen, daß man auf die Bildung von Schugdünen oder Wordänen fein Augenmef rihte. Man ſteckt zu diefem Ende der Linie entlang, wo ein Schutzdamm gebildet werben foll, Reiſer dicht neben einander In den Sand, oder errichtet dafelbft leichte Zäune. Der Wind treibt nım bald den Sand dagegen, ber aber, da er einen Anhaltspunkte findet, bier Itegen bleibt und end» lich die Hoͤhe des Baumes ober ber Reiſer erreicht. Auf diefen erften Eandräden ſteckt man nun abermals Meifer, ober bepflanzt ihn mit Sandroden. Dee Sand lagert fi von neuem ab, und nah 3—4 Jahren hat dann die fo gebildete Vorduͤne die gewuͤnſchte Höhe erreicht,

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die nuͤn, ſammt dem nad) dem Meere zu gelegenen abhängigen Theile dem fogenannten Borlan be, mit Sandroden bepflanzt wird.

Im Allgemeinen bat man bei der Bildung ber Vorduͤnen die folgeriden Regeln zu beobachten: 1) Sie müffen nicht zu nah und niche . zu weit vom Meerſttande entfernt fen und ta moͤglichſt paralleler

Richtung mir demſelben fortlaufen, 2) fie möäffen fanft anlaufen und -

keine Unebenheiten haben; kommen folglich dergl. darauf vor, fo hat man fie zu ebnen (am beften buch Hülfe des Moldbrettes), 3) fie dürfen nicht zu niedrig fein, da fie fonft bei hochgehender See und ſtarkem Mellenfchlage das bahinterliegende Land nicht zu fügen ver mögen, 4) fie dürfen auch nicht zu hoch fein, indem fie ſonſt den Stuͤr⸗ men zu fehr erponirt find umd abgewehet werden; das befte tft, wenn fie 16— 20 Fuß über dem Meeresſpiegel echaben find, und endlich 5) muß man fie nad) ber Seefeite zu ſtets mit Sandrocken bepflans

3, ba die Feſtigkelt ihres Fußes dadurch gefichert wird; wo aber bee

Sandroden, des großen Salzgehaltes des Meerwaſſers wegen, nicht mehr fortlommt, da hat man ihn durch andere Gewaͤchſe, als Salfolas und Salicornia: Arten, ober durch die eigentlihen Salzpflanzen zu er: gaͤnzen. Ein Haupterfotderniß iſt es nun aber auch, jede etwa vom Sturme oder den Meereswellen angerichtete Beſchaͤdigung ber Vor⸗ duͤnen augenblicklich auszubeſſern, da das Uebel ſonſt ſchnell um ſich greift und ihm dann nur mit großen Koſten Einhalt gethan werden kann. J

Eben fo wenig, als die Errichtung von Coupirzaͤmmen auf ben Vorduͤnen von Nutzen iſt, eben fo wenig bat auch die Belegung des Sandes mit Dedreifig einen guten Erfolg. da’ «8: von den heftl⸗ gen Stürmen bald aufgeriffen und fortgetrieben wird, es ſei denn, man befeftige ed an: dem Boden durch quer daruͤber gelegte Stangen und tief in die Erde gefchlagene Hakenz aber wenn dieſes auch moͤg⸗ lich iſt, fo fehle. es doch meiſt an hinlaͤnglichem Strauchholz zur Bedeckung der Duͤnenflaͤche. Das wohlfellſte und beſte Mittel zur Befeſtigung des Duͤnenfandes bietet Immer der Sandtocken bar, und wenngleich die Aupflanzung und Anſaͤung geeigneter Holzarten mehr Dauer verfpriht, fo gebt doch mittelſt derfelben bie Befeſtigung zu langfam vor fi, zumal bei unguͤnſtiger Witterung ober wegen übier Sinflüffe des Klimas. Der Sandroden vegetirt dagegen auf dem vons Winde bewegten Sande vortrefflih, und findet auf den Dänen um fo mehr einen guten Stanbort, als diefelben gerade von benjenis

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gen Körpern geringe Mengen enthalten, welche zum guten Gebeiben des Sandrodens fehr weſentlich beittagen, naͤmlich Seeſalze. Eiñe mit Sandrocken bepflanzte Düne nimmt zwar fortwährend an Höhe zu, allein in demfelden Maße wird auch der Sandroden länger, denn wenn fich der herbeigeroehte Sand im Schutze der Pflanze ablagert und endlich diefelbe ganz uͤberdeckt, fo bauert es doch nicht lange, baß fie die Sanddecke durchbricht und freudig wieder fortwächft; dabei entfles ben aber auch zugleich eine große Menge fehr lange lebender Wurzeln, die dem Hügel eine Feftigkelt geben, wie keine andere Pflanze. Die Anpflanzung des Sandrodens wird auf den Dünen eben fo vorgenoms - men, als auf den Sandſchollen des Binnenlandes. Am zwedimäßig- ſten iſt es, die Pflänzlinge in Reihen zu fegen, und die Sconte im⸗ merden herrfhenden Winden entgegen zu ftellen. Zwifchen die Reis ben des Sandrockens fegt man auh wohl 10 12 Zoll hoch aus bem Boden hervorragende Reihen von Weidenftedlingen, fo zwar, daß bies felben in den Reihen 3 4 Zoll von einander entfernt ftehen, waͤh⸗ rend die Reihen ſelbſt einen Abfland von 10 12 Fuß unter fich baben. Indeß koͤnnen die Weidenftedlinge bis auf die hoͤchſten Kup⸗ pen der Dünen gänzlich entbehit werden, fofern man nur die Sand⸗ rockenteihen nahe genug beifammen legt und auch die Pflanzen in den Reihen ſelbſt dicht: genug fegt; dazu gehören dann freilich fehr viele Pflänzlinge, die man ſich aber durch Anſaat an einer gefchüsten Stelle . hinter dee Düne erziehen kann. Außer, dem Sandroden verdienen nun allerdings dee Sandhafer und der Binfenwalzen bei ber Anpflanzung der Dünen mohl eine Berhdfihtigung, beide Pflanzen firhen jebody dem Gaudroden um. Vieles nah, fo dag man auch Immer zu leßterem oder zum baltifchen Sandrohr greifen moͤchte.

- Mi man, was immer zu wünfchen Ift, Holz auf den Dünen erbauen, fo kann dieſes nur hinter den Vorduͤnen gefchehen, indem die Ausfanten auf ber Vorderſeite derfelben zu viel durch die Winde leiden, auch wohl nachher die jungen Pflanzen buch die Seeluft zu ſehr beeinträdgtigt werben, oder gar erfrieren. Auf der zwel⸗ ten und dritten, Duͤnenteihe gedeiht das Holz bagegen ſchon beffer, doc immer nur dann, wenn bie Saat gut mit Dedreifig belegt wird, Die Kiefer ift gleichfalls auf den Dünen dasjenige Holz, weiche am befien darauf fortlommt; die Gultur derfelben wird ganz fo, wie auf den Sandſchollen, vollzogen. Die feuchten Gründe, deren es zwifchen hen Dünen oft eine Menge giebt, Bann man aber vortheilhafter

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, mit Erin, Beiden, Pappeln und andern Laubholzarten bepflanzen. In Holland rühmt man auch den Holunder (Sambucus) zur Ans pflanzung, vornaͤmlich folcher Stellen, die einen falzigen Boden ent⸗ balten, indem er hiermit ſehr verträglich ſei und eine fo grofe Menge Wurzelſchoͤßlinge bilde,’ wie kein anderer Strauch In Dänes mare erblidt man auf den vormals ſterilen Dünen jege die herrliche fien Wälder nit nur aus Kiefern, fondern auch aus vielen Laub» bölzern beſtehend; alsdann aber auch Kartoffeln, Rüben und andere Culturpflanzen, die fehr üppig wachſen.

Bon der Urbarmachung der Hochmoore.

Bevor ich zur Beſchreibung diefes wichtigen Gegenſtandes ſchreite, ſei es mir erlaubt zu bemerken, daß, obgleich ich die Cultur der Hochmoore niemals ſelbſt betrieb, ich doch dieſelbe genau kenne; und da ich zu allen Jahreszeiten Reifen in die Moorcolonien unternahm, fo hatte ich auch Gelegenheit, mich durch den Augenfchein darüber zu belehren.

Hochmoore werden im nörblihen Deutfhlande bie Torf⸗ moore genannt, auf welchen größtentheild nur Haidekraut (Erica vul- garis und E, Tetralix) wädhft, die nah der Mitte zu eine Woͤl⸗ bung haben und oft 15— 20 Fuß über die benachbarten Ländereien erbaben. find. Diefes ift in der Art ihrer Blildung begründet; es vegetirten nämlich in der Vorzeit auf dem Moore viele Pflanzen, zus legt hauptſaͤchlich Moofe (Sphagnum -Arten), die wegen Näffe und anderer Urſachen nicht gänzlich in Verweſung übergingen und fo« mit ein beftinbige® Aufwachſen oder Sicherheben der Xorfmaffe be: wirkten. Ihrer Erxhabenheit wegen hat man ihnen denn aud ben Kamen >Hohmoore gegeben. Sie entftanden im Verlaufe vieler Sahrhunderte und entflehen vor unferen Augen noch jetzt. Ein Sumpf, ein fogenanntes Bruc oder ein Gruͤnlandsmoor bilder fih, wenn es ber Natur überlaffen bleibt, nach und nach zum Hochmoore aus. Als Beihen, daB das Moor nicht weiter aufs waͤchſt, wenigftens nicht fehr merklich, dient das Erſcheinen bes Haide⸗ krautes. Ein Hochmoor dehnt fi) dagegen, auch wenn eb nicht mehr aufs

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waͤchſt, weites aus, denn es iſt an den Rändern ſtets naß und begünftigt deshalb hier die Entftehfung neuer Sumpfgewaͤchſe; daher fommt es denn auch, daß es zuweilen Beine Hügel uͤberſchreitet *). Die ausgebildeten Hochmoore haben oft eine Tiefe von 20 50 Zuß, fo daß ſie dei einigem Umfange einen unermeßlihen Schatz an Brenns material, zugleich aber auch einen eben fo großen an Pflanzennah⸗ rungßfloffen enthalten, denn die Zorfmaffe, richtig’ behandelt, verwandelt ſich zufegt in einen fchönen, fruchtbaren Humus. Meift ruher der Torf der Hochmoore auf einem undurchlaffenden Thon und Letten; in Gebirgsgegenden aber aud auf Granit, Gneis, Sye⸗ nit u. f. w. Selten findet man Mergel ober Kalk als Unterlage, den erfieren am bäufigften in der Nähe des Meeres. Der lettige Untergrund iſt gewöhnlich reih an Glimmerſchuͤppchen und Feldſpath⸗ koͤrnern, was für die Gultur dee Hochmoore, wie weiter unten ges zeigt werden ſoll, von aͤußerſter Michtigkeit iſt.

In den unterften Schichten der Hochmoore findet man eine ſchluͤp⸗ frige ſchwarze Maffe (Pechtorf), zumellen jedoch auch halb verweſetes Schilf und Rohr (Dargtorf); darauf folgt höher ein ſchwarzer Torf, im welchem noch einige Pflangenrefle zu erkennen find; über diefem liegt brauner Torf, der. noch viele unverwefete Pflanzenrefte enthält, und endlich beſteht der oberfte Torf aus einem dichten Gewebe von Pflans zen, meift Moofen, die nur fehr wenig in Verweſung übergegangen find. Die Dede aber, welche über diefem oberften, meift gelben, Torfe liegt und welche oft 6—8 Zoll maͤchtig iſt, befteht aus einem ſchwarz⸗ braunen Humus, welcher ſich durch die Verweſung des feit Jahrhun⸗ derten auf .dem Hochmoote wachſenden Haidekrautes und einigen anderen Pflanzen, als Andromeda, Heidelbeeren, Rauſchbeeren (Em- petrum), Blaugras (Melica caerulea), Rafenfimfe (Scirpus caespitosus), Moorbinfe (Juncus squarrosus), Wiefenwolle (Erio- u phorum), Flechten u. f. w. gebildet hat; fie wird von den Moor» anbauen »Schollerde« genannt. Ihre chemiſchen Beftandtheile find 10 12 Proz. Wachsharz, 830 40 Proz. Humusfäure, 40 30 Proz. Humuslohle, wenig Quarzfand, Eifenorpde, Manganorpde und Alaunerde. Beim Berbrennen liefert fie viel Afche, die aus Quarz

*), Wer über die Entflehung ber Hochmoore meine Anſicht Eennen zu lernen wuͤnſcht, ben erſuche ich basjenige nadyzulefen, was ich barüber. in den Mögliner Annalen B. XIX, 9. 2. bemerkt babe,

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fand, Riefelerde, Alaun⸗ Kalk- und Talkerde, phosphocſautem Cifen, phosphorfaurer Kalkerbe, wenig Gyps, Kochſalz und Manganoryd bes

ſteht. Die Schollerde fpielt bei ber Urbarmachung ber Hochmoare, .

wie weiter unten gezeigt werben. wird, eine ſehr wichtige Rolle, wes⸗ halb ich es für nöchig hielt, ihre chemifchen Beſtandtheile anzugeben. Noch verdient bemerkt zu werden, daß im Untergrunde der mei- ften Hochmoore die Ueberrefte vieler von Nordweſt nah Suͤdoſt nies dergeſtreckten Bäume Liegen und daß man darunter fehr deutlich Eis hen, Birken, Erlen, Weiden, Espen und Zannen erkennt, Auch moblerhaltene Holzkohlen finden ſich bier, fowie zum Theil an der Oberflaͤche verkohlte Baumftänme, was zum Beweife dient, daß ba, wo fich jest die Zorflager befinden, in der grauen Vorzeit Wälder vorhanden waren, die durd, Stürme oder durch euer zerftört wurden.

"Die Urbarmachung ber Hochmoore iſt unftteitig ein Gegenſtand von hoher Wichtigkeit, hauptſaͤchlich für Norddeutſchland, Dolland, Dänemark, Schottland, Preußen und einige Provinzen Rußlands, da in, allen diefen Ländern noch unermeßlich große Hochmoore vors kommen, die urbar gemacht werdeh koͤnnen. Sowohl in Holland, als in Hannover, find aber auch ſchon viele Hochmoote vorhanden, die vor langer Zeit und auch noch neuerdings urbar gemacht wurden, auch fchreitet man jährli mit ihrer Cultur weiter vor, da biefelbe, wenn fie mit Umſicht, Kenntniß und binreihendem Capital unternommen wird, einen fehr bedeutenden Gewinn abwirft. Auf den im Königreiche Hannover cultioirten Hochmooren wohnen fon mehr als 12000 Menſchen.

Ein theils ſchon cultivirtes, theild nody In der Urbarmachung begriffenes Hochmoor bietet einen hoͤchſt Intereffanten und merkwuͤr⸗ digen Anblid dar, denn man fieht bier dichte neben den Flaͤchen, welche noch mit braunem, oft fehr hohem Haldekraute bededt find, Felder, auf denen die fchönften Getreidefrüchte, Futterkräuter und Wieſengraͤſer prangen; und wenn da, wo bie Urdarmachung bes ginnt, die Anbauer noch in Hütten von Torf, Erde, Lehm, einigen Holzfparten, Stroh und Haidekraut erbaut wohnen, fo fieht man fie an Orten, wo bie Cultur des Moores ſchon feit langer Zeit befteht, ganz gemaͤchlich in ſchoͤn erbauten Häufern leben. Als größten Reichthum haben die jüngften Mooranbauer oder die neuen Coloniften nur einige Eleine dürftige Kühe, ein Paar Schafe und einige Ferkel aufjumelfen, während die Älteren Anbauer fih im Beſitze von fehr ſtattlichem Rind:

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viehe, Pferden, Schweinen, ſchoͤnen Adergeräthen und Vorraͤthen aller Art befinden; natuͤrlich iſt dies ein mächtiger Antrieb für alle fih auf dem Hochmoore anfiedelnden und oft mehrere Sahre in ber größten Dürftigkeit lebenden Menſchen; fie wiflen, daß die jegt wohl⸗ babenden Anbauer vor Zeiten gleichfalls arm und dürftig waren, und verfolgen daher mit grängenlofer Ausdauer und Beharrlichkeit ihr vor⸗ geftedtes Ziel, und wenn auch mancher von ihnen in den erſten Jah⸗ ten unterliegt, fo laffen fi doch im Ganzen genommen nur wenige dadurch bewegen, von ihrer Unternehmung abzufichn. Was jebach Die Anbauer hauptfächlich zu ausdauernder Thaͤtigkeit anfpornt, if bie geriffe Ausſicht auf Zorfabfag, der auch mitunter ziemlich leicht bee werkſtelligt werden kann, zumal wenn Kanäle, die mit Schiffen zw befahren find, das Moor durchſchneiden. Ueberall wo dieſe Verhaͤlt⸗ niffe Statt finden, da blühen die Woorcolonien, während fie da. we der Zorfabfag ſchwierig iſt, fehr oft zu Grunde gehen. Bei einem gu⸗ ten und fihern Zorfabfag Lönnen natürlich die Coloniften diejenigen Ürbeitsftunden, melche ihnen der Aderbau übrig laͤßt, auf den Torfe fi verwenden, wodurch fie ſich gleih anfangs das zur Urbarmachung des Moorbodens nöthige Bettiebscapital verfchaffen. in bedeutender Torfabfag wirkt aber auch noch in anderer Hinficht fehr günftig auf die Moorcultur, nämlich gerade an denjenigen Stellen, wofelbfl der Torf faft gänzlich binweggeräumt ift, Bann nun der einträglichfte Ges treides, Wieſen⸗ und Qutterbau getrieben werden, wohingegen’ er da, wo die Zorffubflang noch fümmtlid vorhanden ift, immer fehr mißs lich bleibt, zumal in naffen Jahren, da der Torf die Feuchtigkeit gleich einem Schwamme verfhludt und lange anhält. Sol folglich die Utbarmachung eines Hochmoores recht bald und ficher gelingen, fo forge man vor allen Dingen für einen reichlichen Abfag des Torfes, und kann davon nict genug an benachbarte Städte verkauft werben, fo lege man Glashütten, Ziegelbiinnereien und andere viel Brennmas terial confumirende Fabriken an. Wie wichtig es in der That bei der Urbarmahung der Hochmoore ift, die lofe Zorffubftanz fo fehnell als möglich fortzufchaffen, 'um zu dem untern, beffern Boden zu gelans gen, erkennt ein jeder Moorcoloniſt; man hat fie deshalb, um fie auf einmal los zu werden, fhon duch Hülfe hineingeleiteten Waſſers weggeſchwemmt (Schottland), was freilich nur unter ganz befonberen Verhältniffen Nahahmung verdient. Die gaͤnzliche Fortſchaffung der Zorffubflanz, fo wie die Bebauung des darunter liegenden guten

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Bodens, kann natuͤrlich nur in dem Falle geſchehen, daß das Hoch⸗ moor mit hinreichend tiefen Entwaͤſſerungẽgraͤben verſehen iſt. Der Hauptentwaͤſſerungegraben oder Kanal muß deshalb nicht nur die ei⸗ gentliche Torfſubſtanz ducchfchneiden, fondern fo tief fein, daß er 1% 2 Zuß in den feften fandigen, lettigen oder thonigen Untergrund dringt. Ueberall wo man diefe Regel befoigte, da geht es jetzt mit der Moor⸗ cultur vortvefflich, während fie felten ober niemals ganz vollftändig gelingt, oder doch häufigen Unfällen unterworfen ift, wo die Gräben nicht bis in den felten Untergrund greifen. Durch die mehr ober weniger vollkommene Entwäfferung der Hochmoore wird hauptſaͤchlich Ihre Lünftige Benugungsart bedingt ; find fie nur oberflächlich entwäffert, fo findet hauptfählih der Buchwaizenbau darauf ‚Statt, wozu man brennt; find fie dagegen tiefer vom Waſſer befreit, fo erbauet man darauf außer dem Buchwaizen auch Roden, jedoch ohne Mift dazu anzuwenden, ober man ſchafft, nachdem der Torf zum Theil abge flohen worden ift, den lettigen oder fandigen Untergrund durchs Rajt⸗ ken herauf, um alsdann mit Zublilfenahme vor Mift hierauf Früchte zu erbauen; bei völliger Entwäfferung endlich fucht man den Torf gänze lich fortzufchaffen, um den darunter liegenden guten Boden als Acker⸗ land, Wiefe oder Weide zu benugen. Hat man Mift, fo erbauet man auch wohl auf dem nod) nicht völlig entwaͤſſerten Boden Kar⸗ toffein, Rüben und Kohl; niemals aber Gerſte, da biefe hier nicht gedeihete. Nachdem fo viel im Allgemeinen über die Hochmoore vor ausgeſchickt ift, können wie nun die verfchledenen Urbärmachungemes thoben ein wenig näher betrachten.

1) Bon der Urbarmahung der Hochmoore mittetft der oberfiählichen Entwäfferung und des Brennen,

a) Behuf des Buchwaizenbaues.

Um auf den Dochmooren mit Erfolg Buchwaizen erbauen zu koͤnnen, bedarf es Eeiner Vorrichtungen , die bedeutende Koften verur: ſachen, und da berfelbe ohne Aufwand von Mift auch recht gut ges deihet, zuweilen felbft einen außerordentlihen Ertrag an Koͤrnern giebt, fo wird die Urbarmahung der Hochmoore, um Buchwaizen darauf zu cultiviren, audy am häufigften angewendet. Das Erſte, 1006 in biefer Abficht gefchieht, befteht darin, daß man einen 4—5 Fuß tiefen, mit gehörigem Kalle verfehenen, Hauptentwäfferungesgras ben bis zu der Stelle leitet, auf weicher Buchwalzen erbaut werden

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fol, Hierauf werden in einer Entfernung von 80 100 Fuß par- allel neben einander binlaufende und rechtwinklich in den Hauptgra⸗ ben ausmündende Gräben gezogen, welchen man eine Ziefe von brei, und eine Breite von 3°/, Fuß giebt, und zuletzt fertigt man, um DE Entroäfferung zu vollenden, zehn bi6 zwanzig Fuß von einander ent⸗ fernt 1°, Buß breite und 1), 2 Fuß tiefe tippen an, fo zwar, daß fie rechtwinklich auf die 3%, Fuß breiten Gräben ftoßen und ihr Waſſer darin ergießen. Die Anfertigung und nftanderhaltung fo vieler Gräben und Grippen kommt durchaus nicht hoch zu flehen, da bes Boden fo loder iſt, daß die Arbeit Leicht befchafft werden kann; ed find jedoch dazu recht fcharfe Spaten nöthig, um damit daß filzige Gewebe der Torfmaſſe leicht durchſtechen zu koͤnnen. Die vielen. Graͤ⸗ ben und Grippen find indeß auch unerläßlich, indem fonft dee ſchwam⸗ mine Boden nicht die dem Buchwaizen nöthige Trockenheit erlangen würde. Eine ſtarke Abdachung brauden Übrigens weder die ſchmalen, noch die breiten Gräben zu haben, da die filzige Torfmaſſe Fein Einſchie⸗ Gen der Grabenwände befürchten läßt, Dat man die Gräben und Grippen während des Sommers vollendet , jo fihreitet man nun im Herbfi zum Umhaden der Haidekrautnarbe Vorher wird jedoch das Haidekraut, wenn es ſehr lang fein follte, abgebrannt, oder man mäbet es ab und benust es als Streumaterial, Das letztere kann ins deß nicht gebilligt werben, da die Haidekrautaſche wegen ihres Kali⸗ gebaltes fehr wefentlich nöthig zum Gedeihen des anzubauenden Buchs waizene if. Das Umbaden. gefhicht gewöhnlich mittelſt 10 12 Bol breiter eiferner Handhaden in der Ziefe von 6— 8 Zoll, oder To tief, als die Schollerde figt, was auch Leicht zw bewerkſtelligen ift, ba ſich die Schollerde in Stüuden von JD Fuß Größe leicht von dem darunter figenden Moostorf loͤſet. Die Arbeit kann indeß auch mit einem gut conflruirten Pfluge verrichtet werben, wobei man ben Pfer⸗ den, damit fie nicht in den. Boden finken, hölzerne Schuhe unter die‘ Süße bindet. Während des Winters werden dann bie umgehadten Schollen durdy Einwirkung des Froſtes mürbe, ſollten fie jedoch im Fruͤh⸗ jahr noch fehr-zähe fein, fo bearbeitet man fie abermals mit der Hands hade, indeß nur oberflählih, um Kıume zu befommen. Alsdann gebraucht man die Eggen, diefelben müffen aber leicht fein, damit die Schollen nicht wieber umgerifien werden. Das Eggen wird Yun bei trocknem Wetter fo lange wiederholt, bis die Oberfläche fo trocken ift, daß fie, wenn man bei etwas windizem Wetter Feuer darauf wirft, 19

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zu brennen anfängt. Um dann bie ganze Oberfläche des Geldes in

Brand zu feßen, zündet man zuerft den Boden mit Stroh oder bren« nendem Torf an der Sekte, welche vom Winde abwärts liegt, an und ſtreuet hierauf mit eiſernen Schaufeln, dem Winde immer entgegen ſchreitend, die brennende Erde weiter um aus. Auf dieſe Weiſe wird nun das Feuer ſehr ſchnell uͤber die ganze Oberflaͤche verbreitet, und um ſo ſchneller, je windiger es iſt. Man verrichtet uͤberhaupt das Brennen am liebften bei recht windigem Wetter, theils um die Ar⸗ beit zu fördern, theilß weil man die Erfahrung gemacht hat, daß es die beiten Dienfte bei flarker Dige leiſtet; dabei wird freilich etwas Aſche verweht, aber dieſe achtet man nicht. Auch fieht man es gem, wenn beim Brennen viele Kohlen entftehen, da dieſe duͤngen, und in der That, man hat Recht, denn Verſuche haben mir gezeigt, daß fih in den Kohlen fehr bald Ammoniak erzeugt. In die noch heiße Aſche färt man nun fofort den Buchwaizen und egget zuletzt ein wenig. Das hier befchriebene Verfahren des Brennens iſt zmar das ge braͤuchlichſte, allein in naffen Jahren iſt man genöthigt, feine Zu: flucht zu einem andern zu nehmen: man richtet nämlich alddann zwei Schollenſtuͤcke gegen einander. auf und laͤßt fie in dieſer Stellung fo lange, bis fie äußerlich fo trodten find, daB fie leicht Feuer fangen. Das Brennen wird natürlich hierdurch ſehr vertheuert und des⸗ halb nur im aͤußerſten Nothfalle angewendet; überhaupt iſt naſſes Wetter ein großes Hinderniß bei der Moorcultur, fo daß, wenn meh> tere naffe Jahre hinter einander folgen, die neuen Dooranbauer meift verarmen, da fie fi dann auch nicht durch das “erden und Trocknen des Torfs ernähren koͤnnen.

Das Brennen des Bodens, welcher einmal Buchwaizen getragen hat, wird nicht allein im naͤchſten, ſondern auch in den drei oder vier folgenden Jahren wiederholt, oder ſo lange fortgeſetzt, bis die Schollerde ſammt den Reſten des Haidekrauts gaͤnzlich verbrannt iſt. Das Feuer dringt gewoͤhnlich nur 1-- 1, Zoll tief in den Beben. war deshalb die Schollerbedede anfänglid 7 8 Zoll mächtig, fo hätt fie 5—6 Jahre zum Brennen von Die Manipulationen Beim Brennen bleiben diefelben, da aber der Boden im zweiten und den folgenden Jahren ſchon mürber ift, fo gebraucht man jest zum Um⸗ hacken deſſelben eiferne, mit langen Baden verfehene Haren , oder man bedient fih nah Umfkinden eines flach gehenden Pfluges oder auch wohl der Egge. Nach dem jedeßmaligen Brennen wird das Fld

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nun and) jedesmal mit Buchwaijen beſaͤet. Den größten Ertrag pflegt er im zweiten und dritten Jahre zu geben, da der Boden durd) das Öftere Brennen und Bearbeiten immer mürber und milder wird, Zus legt aber, wenn man keine Schollerde mehr zu verbrennen hat, giebt ee kaum die Ausfaat wieder, möge man auch noch fo viel von dem unter der Schollerde fitenden Moostorfe verbrennen; dies iſt in ber That eine fehr merkwürdige Exfcheinung und zeigte fehr deutlich, daß der Boden durch. den Öftern Anbau des Buchwaizens Körper verloren haben muß, welche zu deſſen Gedeihen unumgänglich nöthig find. Der Boden ift noch 'reih an Humus oder beficht nur aus Humus, er ift milde, enthält kein Unkraut, leidet nicht an übermäßiger Näffe und befindet fidy überhaupt in einem fo günftigen phyſiſchen Zuflande, daß man wohl erwarten könnte, der Buchwaizen mäffe ganz vortreffe lich darauf gerathen, aber bennoch iſt diefes nicht ber Sal; man ift

genöthigt, ihn oft 20 40 Jahre liegen zu laffen, wenn ohne Mift mit Erfolg nur 1—2 Jahr Buchwaizen darauf cultivirt werden ſoll, es muß ſich naͤmlich erſt wieder Haidekraut darauf erzeugt has ben. Viele chemiſche Unterſuchungen, die ich mit dem ausgebauten Moorboden anſtellte, zeigten mir nun, daß er in reichlicher Menge noch alle im Buchwaizen befindlihen Körper bis auf das Kali enthielt, woraus ic, denn ſchloß, daß man den unfruchtbar gewordenen Boden nur mit Pottafche zu büngen brauche, um ihn wieder zum Buchwai⸗ zenbau geſchickt zu machen. Ich hatte mich nicht geirct, denn als ich einftmals einem Mooranbauer Pottaſche zur Düngung feines erfchöpfe ten Bodens mitthellte, erBlärte mir derfelbe im naͤchſten Jahte, daß er ſehr Lörnerreichen Buchwaizen danach erbaut habe; aber auch meh⸗ rere andere, von mir felbfi im Kleinen darüber angeftellte Verſuche lieferten diefelben Reſultate. Das Kali, was der Buchwalzen bes darf, findet er in der Afche des Haidekrautes und der Schollerde, daher kommt es denn auch, daB er nur fo lange auf dem Moorbo⸗ den gedeihet, als noch Schollerde und Haidekrautruͤckſtaͤnde zu vers brennen find. Die Aſche des unter der Schollerde liegenden Moos⸗ torfes enthält dagegen nicht eine Spur Kali, fo dab das Verbrennen deffelben ganz nutzlos feyn muß, und es auch in der That iſt. Gaͤbe man dagegen dem Boden das Stroh des Buchwaizens, fo wie es ift, oder in Dünger verwandelt, wieder zuruͤk, fo würbe er natuͤtlich bei weitem Länger mit dieſer Frucht bebaut werden Eönnen, denn wenn auch durch die Buchwaizenkörner etwas Kali verloren geht, fo iſt doch

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das meilte davon im Stroh befindlich; allein dieſes geſchieht wicht, indem ein Moorboden, auf welchen man ben Budwalzenbau mit Hülfe des Brennens betreibe, niemals mie Miſt gedüngt wird, Da num das hier befchriebene Moorbrennen die völlige Erſchoͤpfung des Bos dens zur Folge hat, fo flände wohl zu wuͤnſchen, daß es keine fo ausgedehnte Anwendung mehr finden möchte. Man trifft ſchon Taufende von Morgen auf den Bochmooten an, bie von allen Pflan- zen entbloͤßt find, und endlich wird es, wenn man Beine Mittel anmendet, um ben erfehöpften Boden wieder in Kraft zu fegen. dahin kommen, baß er gar nicht mehr zu nugen iſt. Durch welche Dit: tel er fich wieder in Stand fegen laffen bürfte, davon ſoll weiter uns ten die Rebe fein. Zuvellen, wenn bee Buchwaizen nicht mehr gedeihen will, fäet man nach dem Brennen Roden oder Hafer, der aber gleichfals kaum die Beſtellungskoſten bezahle. Auch ein Gemiſch von Hafer und Bud waizen wird gefäet, indeß auch dieſes giebt einen fehr geringen Ertrag. '

b) Behuf des Rodenbaues.

Der Rocken gebeihet auf dem Hochmoorboden ohne Mift ziemlich gut, wenn man zuvor den oberfien Moostorf weggeſchafft hat und zugleich die Entwäfferungsgräben etwas tiefer ald zum Buchwai⸗ zenban angefertigt worden find. Man fieht daher leicht ein, daß nur bei einem bedeutenden Torfabſatz diefe Gulturmethode in Anwendung kom⸗ men kann fo daß fie denn auch niemals von einiger Erheblichkeit iſt. Es wird zum Moden auf diefelbe Art. als zum Buchwaizen, gebrannt; das Brennen iſt hiet jedod etwas ſchwieriger zu volführen, da bie braune Torfſubſtanz, auch wenn fie noch fo troden iſt, nicht fo gut als die gelbe ober moofige brennt Man fer den Roden 2— 3 Mat, ober fo lange nach einander, bis er die Beftellungskoften nicht mehr bezahlt; da aber, wenn er gedeihen foll, jedesmal dazu gebrannt werden muß, fo ift immer ein trodner Herbft noͤthig. Wil der Moden nicht mehr fort, fo fäet man nun wohl einige Male Bud: malzen, der aber ſtets fehr kuͤmmerlich oder bei weitem nicht fo gut, als der in der gedrannten Schollerde erbaute, wählt. Der Grund - hiervon iſt ohne Zweifel, daß der braune Torf nur Epuren von Kati enthätt, aber auch biefe önnten nicht darin vorhanden fein, würde nicht die Schollerde beim Stechen des Mooſstorfs zuruͤckgeworfen; in jener Zeit enthält biefelbe, oder vielmehr das darin befindliche Halde⸗

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kraut, zwar viel Kali, allein da das Kraut in Faͤulniß geräth, fo wird aus das Kali vom Megenwaffer größtentheild ausgelaugt. Kann man Übrigens dem aus dem braunen Torf entflandenen Boben, wenn er keinen Moden mehr tragen will, Dift geben, fo waͤchſt derſelbe bei weitem beffer, als der Moden, welchen man in der Erde bauet, bie fich aus dem Moostorf gebildet hat; in diefer letztern geben bei Miſt⸗ dangung dagegen die Kartoffeln einen größern Ertrag. Im Ganzen wird ſehr viel Moden auf den ſchon lange cultivirten Hochmooren nah Miſt gebaut, jedoch meift auf denn Lande, welches nad) dem öftern Brennen keinen Buchwaizen mehr tragen will.

2) Bon der Urbarmahung der Hochmoore mittelfl bes Rajolens.

Obwohl dieſe Art der Urbarmachung ſehr oft angewendet wird, ſo findet fie doch immer nur in ſehr beſchraͤnktem Maße Statt, da ihre Ausführung mit fehr bedeutenden KRoften verbunden iſt. Sie kann natürlich ihre Anmendung bles da finden, tb bdie- Torfmaſſe Feine große Mächtigkeit hat, oder wo fie [chen fo weit abgeſtochen iſt, daß fie nur noh 3— 4 Fuß mißt; man ſucht nämlich durchs Rajolen ben lettigen, fandigen oder Ichmigen Untergrund zu erreichen, der dann über den in den Untergrund geworfenen Torf gethan wird. Um nun aber audy bei der Arbeit nicht zu fehr durch den Wafferandrang behindert zu werden, if erforderlich, daß die Entwaͤſſerungsgraͤ⸗ ben mindeſtens bis auf den feften Untergrund reihen. Cine Haupt⸗ segel beim Mojelen ift, daß der Lehm. Sand ober Ketten 1’, bi6 2 Fuß did über die Zorfmaffe zu liegen komme, indem Die Pflanzen fobald fie mit ihren Wurzeln den Zorf berühren, ſehr kuͤm⸗ merlich wachen, zumal wenn #8 ber moofige ift. Das Rajolen hat immer den beflen Erfolg , wenn der heraufgehrachte Boden Glimmer⸗ ſchuͤpphen uud Feldſpathkoͤrner enthält, denn er bringt dann nach einer Miſtdungung felbft Erbſen, Kliee Gerſte und Waizen hervor; baftiht ee dagegen aus teinem Quarzſfande, fo kann er nur durch eine oft wiederholte Düngung mit Mit in Cultur gefegt werben. Ehe baher zum Rajolen gefchritten wird, bat man genau den Untergrund zu uns terſuchen. Meiſt liegt auch unmittelbar über dem feflen Untergrunde eine dünne Erdſchicht, die nicht aus Torf, fondern aus Humus be ſteht, diefe wird bann mit dem Sande oder Letten an bie Oberfläche gebracht, da fie fehr viel zur Fruchtbarkeit bes neuen Bodens beiträgt.

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3) Bon der Urbarmachung der Hochmoore durch Hin: wegräumung der ganzen Torfmaſſe.

"Die Cultur der Hochmoore nad Hinwegraͤumung der ganzen Torfmaffe gelingt zwar ſtets am beften, allein da hierzu ein guter Korfahfag nöthig iſt, und die Arbeit fi nur durch den verkauften Torf bezahle, fo ſchreitet ſie auf den meiſten Hochmooren nur lang⸗ ſam vor, und um fo langſamer natürlich, je mächtiger das Torflager ift. Da nun aber Die Zorfmaffe nur In dem Falle gänzlich hinweggeraͤumt werden kann, wenn das Waſſer bed Untergrundes nicht mehr hinders lich ift, fo muͤſſen die Entwäfferungsgräben auch fo tief fein, daß fie 2 Fuß in den feften Untergrund reichen; fie müffen um fo mehr biefe Tiefe haben, als der Boden, welcher in der Folge zu Aders land, Miefe ober Melde benugt werden fol, nicht an Mäffe leiden darf. Beim Torfſtechen entfteht immer einiger Abfall, und da man dabei auch die Echollerde an die Seite wirft, fo bilder fi) daraus in der Folge eine fo dicke Humusſchicht, als fie nur immer nöthig if, um den Grund entweder als Aderland und Miefe, oder als Melde zu benugen. War jedoch der Zorfabfall fehr bedeutend und hatte auch die Schollerde eine beträchtliche Stärke, fo wird die Humusſchicht zu did und man verbrennt dann einen Theil derfelben fehr zweckmaͤ⸗ fig. Hiernach wird ber Boden geebnet und. mit Gras und weißem Klee befäet, fofen er als Weide oder Wiefe dienen fol, was am bäufigften der Fall iſt; will man ihn dagegen mit Getreidefrüchten ober Futtergewaͤchſen befteilen, fo wird er nach dem Brennen und Ebnen fo tief umgepflägt, daß etwas vom fandigen oder lettigen Uns tergrunde herauflommt. Durch mehrmaliges Pflägen und Eggen fucht man dann dem Boden eine recht gieihförmige Mifhung zu geben, büngt mit Mift und beſaͤet ihn hierauf mit jeder beliebigen Frucht. Dat der neue Boden längere Zeit zur Wieſe oder Weide gedient, fo findet ſich ſtets Moos ein; man nimmt ihn aledann ein Paar Fahre unter den Pflug, färt zuerſt Hafer oder Flachs und Läßt bier» nad) Kartoffeln und nad diefen Roden oder Gerfle folgen, alsdann dinge man das Feld mit Mift, ſaͤet Moden oder Hafer, darunter Gräfer und weißen Klee, und läßt es nun wieder zur Welde oder Wieſe liegen.

Die hier beſchriebenen drei Urbarmahungemetheben findet man in ihrer Anwendung auf fehr vielen hollaͤndiſchen, hannoverſchen und

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oldenburgifchen Hochmooren. Am naͤchſten bei den Coloniften - Woh> nungen, die gewöhnlich nicht weit vom Dauptentwäfferungsgraben oder Ganale erbaut find, liegen die Felder, welche entweder ganz von Torf entbloͤßt find, oder welche man rajolt hat; fie tragen Gartenfruͤchte, Obſtbaͤume, Klee, Erbſen, Flachs, Gerſte, Waizen, Hafer, Kartof⸗ feln und überhaupt die meiſten Fruͤchte. welche man auch anders waͤrts erbauet, oder ſie werden als Wieſe und Weide benutzt. Weiter von der Wohnung entfernt ſieht man die von Moostorf befreiten Felder, auf welchen obne Mift nah dem Brennen Moden erbaut wird. Noch welterhin kommen die Aecker vor, welche noch allen Torf befigen und welche man, nachdem fie mit Buchwalzen ausges bauet wurden, faſt alljährlih dünge und mit Moden und Kartoffeln beftellt. Hinter diefen liegen wieder die Flächen, bie, nachdem man fie durchs Brennen und den Buchwaizenbau erfhöpft hat der Ruhe Überlaffen bleiben, und endlich trifft man am dußerften Ende der Befisung die Gründe an, auf welchen nad dem jährlichen Bren⸗ nen dee Buchwaizenbau getrieben wird, ober welche noch mit Haide⸗ kraut bewachfen find. Mit jedem Jahre ruͤcken denn die verfchiedenen Eulturen weiter nach ber Grenze zu, bis man zulent, wenn ber ' Torf gaͤnzlich abgeſtochen iſt, nur noch folche Felder findet, welche anfänglich blos in der Nähe der Wohnungen vorfamen; darauf’ vers gehen indeß oft mehr als 200 Jahre, da «8, wie ſchon früher bes merkt, vom Korfabfage, fowie von der Größe der Slächen abhängt, wie bald fie vom Torfe entbloͤßt find.

&

Bon den Mitteln, welche außerdem Entwäffern, Bren nen, Rajolen und Hinwegräumen der ganzen Torf—⸗ maffe angewenbet werden, um den Hocdhmoorbos den in Cuttur zu fegen.

. ‚Die Mittel, deren man ſich außer dem bisher genannten bedient, um den Hochmoorboden in befiere Cultur zu fegen, find nicht zahls - weich, wenngleich nicht in Abrede geftellt werben kann, daß es noch mehrere giebt, Die mit fehr günftigem Erfolge eine Anwendung finden koͤnnten; ſowohl dieſe als jene follen bier der ‚Reihe nach näher bes ſchrieben werden. '

a) Bon der Berbefferung bes Torfbodens durch Sand Der Sand wird von ſehr vielen Goloniften zur Verbeſſe⸗ ung des Torfbodens angewendet, jedoch nicht in reinem Zuflande

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ſondern ſtets in Vermiſchung mit thieriſchen Eperementen; man ˖ ge braucht ihn naͤmlich in allen Viehſtaͤllen als Streumaterlal „und führt hernady den Sandmiſt auf die Kelder, welche zum Rockenbau . dienen, aber noch) den fämmtlichen Torf enthalten und buch das Öftere Brennen und den Buchmwalzenbau erfchöpft worden find. Der Sand thut bier außerordentlich gute Dienſte, zumal wenn er feinkoͤrnig und et was Ichmig iſt, denn er bringt dann nicht nur den gelben Moos torf zur ſchnelleren Zerfegung (verwandelt ihn m Humus), fondern verbeffert den Zorfboden auch phyſiſch und chemiſch, da er aus Kies felerde nebft wenig Kali, Kalk⸗, Talk- und Alaunerde befleht, folg⸗ lich Körper enthält, woran der Boden großen Mangel leidet. Man gräbt ihn aus dem Untergrunde, oder nimmt ihn von den eftva im Moore vorkommenden Sandhügeln. Daß Übrigens der Sand, auch für fi) angewendet, gute Dienfte leiſten würde , iſt nicht In Zweifel zu ziehen.

b) Bon ber VBerbefferung des Torfbodens durd das lehmige oder lettige Erdreich des Untergrundes. ' Im Untergrunde fehr vieler Hochmoore iſt ein Erdreich befindlich, welches aus biäufihem Lerten oder Lehm mit vielen Glimmerſchuͤppchen und Felbſpathkoͤrnern gemifcht beftebt; e6 wird von den Mooranbauern, ſobald fie erft die Wirkung deffelben als Bodenverbeſſerungsmit⸗ tel kennen gelernt haben, frhr hoch geachtet, finder nınn es daher bei Ziehung von tiefen Gräben und Canaͤlen, fo legt man es forgfältig an bie Seite, um es fpäter über den Torfboden zu bringen. rt: halb diefer Ketten eine fo gute Wirkung hervotbringt, erklaͤrt ſich aus dem Sali:, Natron⸗, Kalk⸗ und Talkgehalte des Glimmers und, Feld: frathes, wiewohl auch nicht geleugnet werden kann, daß er den ſehr lockern Torfboden zugleich phyſiſch verbeffert. Wo der Torf ſchon gänzlich hin⸗ weggeraͤumt ift, gräbt man das lettige Erdreich auch wohl in der Ab» fitht hervor, um es über dem Boden, der aus dem gelben Torfe ent» ftanden iſt, zu bringen, da gerabe diefer fo arm an mineratifchen Bu ſtandtheilen iſt, daß er unmoͤglich einen guten Standort flr die an Hebnuiten Pflanzen abgeben ann. Am wirkſamſten zeigt fidy der' Bett ten 'jeboch in Verbindung mit Miſt angewender, mas. fehr matuͤrlich if, da der Ieutere den Pflanzen auch Gyps, Kocfalz', ſtickſtoff⸗ und phospherhaltige Körper darzubieten hat; ihr Gedeihen iſt jetzt volls kommen gefihert, da fie num alle zur Nahrung beoiteftigen Stoffe im Boden- finden.

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e) Bon der Verbefferung des Torfbodens burd) das mergelige Erdreich des Untergrundes. Nicht weit voh den Küften des Meeres ruhen die Hochmoore zumeilen über einem maͤchtigen Rager von Muſcheümergel, ober einem Erdreiche, wel- es aus 40-50 Proz. fchr feinem Quarzfande, 30 40 Pros. kohlenſaurer Kalkerde (Muſchelſchalen⸗Fragmente), etwas Gyps, Koch⸗ ſalz, Kali, Alaunerde, Eiſen und Knochenerde beſteht; wo dieſes der Fall iſt, da wird es, ſobald das Torflager nicht gar zu maͤchtig iſt, hervorgegraben und zur Verbeſſerung des Torfbodens angewendet. Man fertigt zu dem Ende in einer Entfernung von 20 30 Fuß breite parallel neben einander hinlaufende Gräben an, wirft den daraus ers haltenen Torf Über die Oberfläche des Bodens, holt mun auch ben tiefer liegenden Mufchelmergel hervor und vertheilt ihn gleichfalls Aber das Feld; hiernach ebnet man dad Ganze, duͤngt mit Mift und giebt dem Sande eine Brachbearbeitung. Der Erfolg diefer Operation ift qunz aufterordentlih, denn der früher hoͤchſt unfruchtbare Torfboden bringt nun Früchte aller und jedes Art im größter Ueppigkeit hervor, Zuweilen räumt man ben Torf auch gänzlih hinweg und läßt nur die untere, fhthpfeige, humusreihe Maſſe figen, wirft aledunn den bervorgegratenen Mufchelmergel 3— 4 Zoll did über die Oberfläche, ebnet, befäet den Boden mit Gras und Klee und benutzt ihn, nach⸗ dem er entwaͤſſert iſt als Wieſe oder Weide Es braucht wohl nicht bemerkt zu werden, daß auch dieſe Operation von einem fehr günftis gen Erfolge begleitet tft. Mitunter iſt es auch wohl der Fall, daß neben dem Muſcheimergel ein 'thoniges, viel Eiſenvittiol enthaltendes Erdreich llegt, wo diefes in Maſſe auf das Feld kommt, du wächl anfänglich tweder Gras noch Getraide, fpäter aber wird der’ Eiſenvi ttiol durch die Kalkerde des Mergels zerſetzt und es enefteht Ku wonach der Boden dann gleihfalis fruchtbar wird.

hVon der Verbefferung des Torfbodens mfererit Lehm und Mergel. Sewohl die Meergels ale Lehdialten werden mit großen Nutzen zur Verbeſſerung bes Torfbodens ange tbendet und wirken ’uhr‘ beffer, je mehr fie ven den Körpern ent? halten, de dem Boden entweder gänzlich fehlen, ceder wovon er nile Spuren befigt; dazu gehören hauptſaͤchlich Kali, Natron, Kalk, Si Kieſelerde, Schwefelfiure und Chlor. Die Wirkung des Lehms md Mergels Yft jeboch bei weitem ausgezeichneter, wenn ber Boden . ach gleichzeitig mie Miſt gedüngt wird, da’ ihn dieſer mir ſtlekſtoff⸗

—78 Körpern, wovon er immer nur Spuren enthält, verfieht. Wbht die Art der Anwendung des Mergels und Lehms brauct weis ter nichts erwähnt zu werden, da fie in dem Fruͤheren (don hinlaͤng⸗ lich erörtert worden iſt; es finde jeßoch hier noch die Bemerkung Dias, daß ſowohl der Lehm, als der erdige Mergel, die torfige Subflanz bei weitem eher in Humus verwandeln, als ber Kalk, da erſtere die ſchwammige Maffe befjer als der letztere zufammendrüden, was nöthig iſt, wenn fie in Verweſung übergehen fol.

c) Bon der Berbefferung des Torfbobdens durch Kult. Wenngleih duch eine Düngung mit Kalk bie filjige Sub⸗ flanz bed Moorbobens nad) und nach in Humus verwandelt wird, fo machfen die angebauten Pflanzen, wie die Erfahrung gelehrt Hat, body niemals uͤppig danach. Der Grund biefer Erſcheinung ift, daß buch den Kalk der Boden nicht diejenigen Stoffe erhält, woran er immer Mangel leidet, zumal wenn es ber Boden ift, welcher fich aus dem obern Moostorf gebildet hat. Der Mergel und ſelbſt ber Lehm find deshalb dem Kalle bei der Werbefierung bes Torfbodens ſtets vorzuziehen, wie unglaublich dieſes auch Manchem fein dürfte; es kommt bier in ber That nicht ſowohl auf ein Abflumpfen der vielen Säure, als vielmehr darauf an, daß er die ihm mangelnden Minerals Eörper erhalte. Der Kalk befteht nur aus einem Köcper, welcher den Dflanzen Nahrung. giebt, während der Lehm und befonder& ber Mer⸗ gel oft 10 folder Körper enthält.

f) Bon der Verbefferung des Zorfbodens durch Pflanzenaſche. Die Holzaſche, und überhaupt bie Aſche aller kalireichen Gewaͤchſe, gehört, wie ſolches eine mehr als bunbertfältige Erfahrung gezeigt hat, zu den beſten MVerbefferungsmitteln des Torf bodens, haupiſaͤchlich desjenigen, weldyer fit) aus dem Moostorfe ges büdet hat. Die Beſtandtheile der Aſche haben ſchon Pflanzen, wenngieid anderen Arten, zur Nahrung gedient, deshalb iſt es leicht erklaͤrlich, wie es zugeht, daß fie auch das Wachſthum der auf dem Moore cultivirten Pflanzen fehr befördern. Die Aſche dient jedoch nicht bios den Gewaͤchſen zur Nahrung, fondern fie vermanbeit auch noch bie Torf⸗ ſubſtanz in Pflangennabrung. Da nun aber das Kali der Aſche bie Hauptrolle bei der Düngung fpielt, fo hat man fi wo möglich im⸗ mer folcher Pflanzenaſchen zu bedienen, bie fehr kalireich find. Die anzuwendende Quantitaͤt ber Aſche kann nicht leichte gu groß fein, in⸗ deß iſt es immer beſſer, auf einmal nicht zu viel davon zu nehmen,

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da das Kali wegen feiner leichten Loͤslichkeit im Waſſer balb ausgelaugt und in den Untergrund geführt wird. Ein fo vortreff⸗ liches Berbefierungsmittel des Torfbodens die Pflanzenafhe nun auch ift, fo kann von ihr doch immer nur ein ſehr beſchraͤnkter Gebrauch gemacht werden, nicht well fie zu theuer iſt, fondern weil es meiſt daran fehlt; es giebt indeß dafür ein Erfakmittel, wovon weiter unten,

eg) Von der Verbefferung des Torfbodens durch Torfaſche. Dan wendet die Torfaſche auf den Hochmooren nicht blos auf die früher befchriebene Welfe (durch Verbrennen der Ober⸗ fläche) an, fondern duͤngt auch noch für fih mit ihr ſowohl die Wie⸗ fen und Weiden, als die Aecker. Die Ale, welde grau von Sarbe ift, Hält man flr die befle; bier und da giebt man jedoch auch der vöthlichen den Vorzug Natürlich hängt die Güte derſelben nicht von der Farbe, fondern von ihren chemiſchen Beflandtheilen ab; die rothe enthält viel Eifen, was meift ſchaͤdlich wirkt; fie kann da» neben aber auch viel Gypé, phosphoufaure Kalkerde, Zatkerde, fchwe> felfaures Kali und Kochſalz enthalten und iſt dann ungeachtet des Eiſens ein vortreffliches Düngungsmittel, Die wirkfamfie Afche er» haͤlt man durchs Verbrennen der Schollerde und des unterflen ſchwar⸗ zen Zorfs, wohingegen der Meostorf eine Afche liefert, die ald Duͤn⸗ gungsmittel gar keinen Werth hat.

Wer fi große Mengen Torfaſche zum beilebigen Gebrauch verfhaffen will, verbrennt den balbtrodnen Torf in hoben, eylinderförmigen Defen. Man wirft dabei den Torf von oben auf den im dem Ofen ſchon buennenden. und zieht dann immer die durch⸗ gefallene Aſche unter bem Mofte hervor. Es fände fehe zu wuͤnſchen, bag man eine Preßmaſchine erfänbe, womit ber feifch geſtechene Toef fo weit vom Waſſer ſchnell befteit werben könnte, daß er, in den eplinderförmigen Ofen gethan, fogleich zu besumen, aufinge. Den Torf blos dee Afche wegen zu verbrennen, wird zwar Manchem als eine entfegliche Wergendung des Brennmaterials erfcheinen, allein we Tau⸗ fende von Morgen eines 10, 20, 30, ja 50 Fuß tiefen Torflagers vers handen find, da adıtet man des Torf ale Bremumaterial fehr gering und nur in fofern, als er Arbeit zum Stechen und Trocknen erfordert; man ergreift gern die Belegenheis, ihn auf eine wohlfeile Weiſe los zu wer⸗ den, da er ja ein Haupthinderniß der beſſern Wodencultue iſt. Die Torfaſche der Heerde und Defen benust man meiſt als Wieſen⸗

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bünger , zuweilen bringt man fie aber auch mit dem’ Miſte vermiſcht auf die Aecker. |

hY Von. der Verbefferung des Torfbodens durd Miſt. Kaum follte man es glauben, daß der Mift oder die thicrifchen Ereremente bei der Cultur des Torfbodens, eines Bodens, der fo ceich an Humns ift, eine eben ‘fo wichtige Rolle, als bei der aller übrigen Bodenarten fp:elen, und dennoch verhält ſich dieſes wirklich fo. Vom Mangel an Mift ruͤhrte fchon oft das Mißlingen der Moorculturen ber und dem Miſtmangel wird man es noch lange zuzufchreiben ba» ben, daß ſehr viele Hochmoore untebauet liegen bleiben. Es Hält nicht ſchwer, hiervon die Gründe anzugeben, denn man’ braucht nur die Bebhrfniffe der angebaueten Pflanzen und die Beflandtheite des Zorfbodens und des Miſtes zu berudfichtigen, um fogleidy einzufehen, daß der letztere bie langen mit Kali, Ratron, Chlor, Schwefel und hauptſaͤchlich mie Stickſtoff zu verforgen hat, indem ber Zorfboben von bdiefen Körpern entweder gar nichts, oder nur aͤußerſt geringe Mengen enthält. Es wäre nun wohl moͤglich, daß der Mift fi entbehren ließe, naͤmlich wenn man ftatt feinee Subflanzen an: wendete, die gleichfalls die Fünf genannten Stoffe enthalten; und in der That, die Erfahrung hat, wie weiter unten näher angegeben werden foll, ſchon gelehrt, daß der Mift bei der Cultur bes Hochs moorbodens nicht unumgänglich noͤthig if. Am wichtigften iſt derfetbe bei der Merbefferung. des obenauf liegenden Moostorfes, theils weil gerade dieſer Torf den größten Mangel an den genannten fünf Stoffen leidet, thells weil ier ihn zur ſchnelleren Verwandlung

in Humus bisponivt. Diefes.iagtere iſt wirklich von höherer Wich⸗

es

tigkeit,‘ als man woht glauben möchte. Der Moostorf, fo wie et auf den Hodnfoorem vorkommt, euthaͤlt nämlich fo gut wie gar feine vorbereitete Plangennahrang z;benn. ec beftsht nur aus halb zerfegten Pflarizenvoften. Dev Mil, in Verbindung mit der Bearbeitung, vers wandett die obere braungelbs filsige: Zorfanaffe binnen 3— 4 Jah⸗ ten in einen lodern fehb humusreichen Phrunugen 1:Noden, während der Sand allein angewendet, biefed Außerfi:::langfam bewirkt. Am ſchnellſten geht jedoch die Torfmaſſe ie Humus über, wenn man fie gleichzeitig mit MIR und Lehm oder Erdmergel vermiſcht. Es muß bierbei noch berbdficktigt werden, daß fich der nur mit Mift gebüngte Hochmoorbeden attjährii "um ein Bedentendes verringert, oder viel von feiner Maffe verliert, wovon der Grund iſt, daß fih

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bei der Verwandlung der Torfſubſtanz in Humus fehr viel Kohlen fäuce und Waffen erzeugen, welche beide Luftgeflalt annehmen. &og deshalb die Ackerkrume fortwährend biefelbe Tiefe behalten, fo tft man genoͤthigt, jährlich etwas Torf hervorzupflügen, damit derſelbe, in Humus verwandelt, das Derlorengegangene erfege. Auf folche Weiſe muß natürlich die Michtigkeit eines urbargemachten und oft mit Miſt gebimgten Torflagers mit jedem Jahre abnehmen, vieles ift in der That aber auch der Fall, denn wo noch vor 70 80 Jahren eine 4-5 Zuß mächtige Torfſchicht vorhanden war, ba holt man gegen wärtig mit dem Pfluge fchon den feſten Untergrund hervor, Der jährlichen bedeutenden Verminderung des Humus laſſen fich jedoch ſehr leicht Schranken ſetzen, naͤmlich dadurch, daß man Lehm, Thon oder Mergel mit dem Boden miſcht, denn durch die Bafen dieſer Körper wird der Humus oder vielmehr die Humusfäure chemifch gebunden, wodurd dann auch deren fchnelle Berfegung in Waffer und Sohlen fäure verhindert wird. Wenn ulfo einerfeit6 der Miſt und Lehm den Moostorf zur baldigen Berfegung in Humusſaͤur⸗ disponiren, fo binden fi? legtere andererfeit® doc aud wieder; Eurz, ter Miſt und Lehm, oder beſſer Mergel gemeinfchaftlich auf dem Torfdoden anwens bet, der wird hiervon Immer den meilten Nugen haben, da er dann nicht blos den Boden phyſiſch verbeffert, fondern ihm auch alle Köre . „per zuführt, die zum üppigen Wachſsthum der angebaueten Pflanzen erforderlih find. Auf allen cultivirten Hochmooren hat man die Erfahrung gemacht, daß ber Mift der Schafe dem des Minds viehes vorgezogen zu werben verdient; dieſes erklaͤrt ſich fehr leicht das durch, daß der Schafmift reich an Ammoniak ift, welches nicht blos die Pflanzen mit dem fo wichtigen Stickſtoff verfieht, fondern auch mit dee Dumusfäure eine Verbindung eingeht, die, wie mit mehrere eigene darüber angefteiite Verſuche gezeigt haben, zu den allervorzuͤg⸗ lichſten Pflanzennahrungsmitteln gehört.

Es wurde ſchon vorhin erwaͤhnt, daß ſich die Mooranbauer zur Auffangung der thieriſchen Excremente ſehr oft des Sandes bedienen; dles hat einen zweifachen Nutzen, einmal wird auf biefe Weife dee Torfboden mit Sand verfehen, wodurch er bindiger wird und- die für die Pflanzen unentbehrliche Kieſelerde erhält, und zweitens wird dabei mehr Stroh für die Fütterung bes Viches ers übrige, Wird Rindviehmift angekauft, fo bringt man biefen mit Eand gemiſcht erft in Haufen und fliht ihn den Sommer über

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mehrere Male um. Mitunter bringt man auch den Rindviehmiſt mit Rafenplaggen (mo möglich von Iehmigem Boden) In Haufen und büngt mit biefem Compoſt den Zorfboden zu Kartoffeln, die danach ſehr ſchoͤn wachſen.

Außer dem Sande ſtreut man in die Viehſtaͤlle nun auch Torf⸗ abfall, Haideplaggen und die obere Erde derjenigen Felder, die ſchon mehrere Male gebrannt und durch Buchwaizen⸗ oder Rockenbau gaͤnz⸗ lich erſhoͤpft worden find. Dieſes letzte Streumacerlal ſchaͤtzt man auf den Mooren ſehr hoch, da der Miſt, welcher dabei gewonnen wird, ſich ſehr wirkſam zeigt. Die vorzuͤgliche Wirkung dieſes Miſtes kann man der Aſche zuſchreiben, welche ſich noch im Boden vom fruͤheren Brennen her befindet, denn obgleich fie fein Kali mehr ent⸗ hält, fo iſt fie doch noch reich an andern Stoffen, - die den Pflans gen zur Nahrung dienen, namentlih enthält fie viel Kalle, Talk⸗ und Kiefelerde. Endlich fireut man auch oft durchs Brennen halb in Aſche verwandelte Schollerde ein; es iſt leicht begreiflich, warum fie gleichfalls einen fehr wirkfamen Diff liefert und weshalb dies Streumaterial allen uͤbrigen vorgezogen wird.

Hinſichtlich der Anwendung des Miſtes iſt zu bemerken, daß derſelbe zur Zeit niemals in bedeutender Menge aufgeführt werden darf, nicht ſowohl weil die Früchte danach zu ſchwelgeriſch wachſen, als vielmehr, weil der Dünger fehr leicht vom Regen ausgelaugt wird und deshalb ſchon im naͤchſten Jahre keine auffallende Wirkung mehr hervotbringt. Dan düngt deshalb den Torfboden am zweckmaͤßigſten jährlich und führt dann auf den Magd. Morg. nicht mehr als 5— 6000 Pfund. '

Auf allen Hochmooren hat man übrigens die Erfahrung gemacht, daß der Mift, weicher bei der Verfütterung zugetauften Sutter ges wonnen wird, ſich bei weiten wirkfamer als der Mift zeigt, den man von felbft gewonnenem Sutter erhält. Diefe Erfheinung dürfte ſich dadurch erklären laſſen, daß das fremde zugelaufte Sutter in der Re⸗ gel ſtickſtoffreicher als das des eigenen Bodens iſt, fo daß mithin bee Mift des erfteren auch mehr Stickſtoff als der de letztern ent⸗ balten muß, was für die Pflanzen, die auf dem ftidfloffarnen Torfboden cultiviet werden, natärlich von dee größten Wichtigkeit fein muß. Jedoch dürfte der Mift des zugekauften Futters auch mehr Kali, Kocfalz, Gyps, Kalk, Phosphor u. f. w. befigen,

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welche Stoffe dann gleichfalls das Ihrige zum beſſern Gebeihen ber auf dem Moorboden cuftivirten Pflanzen beitragen muͤſſen. -

Bon der Verbefferung des Zorfbodens durch aufßerges woͤhnliche Mittel.

Wenngleih man biöher nur durch Hülfe des Sanbes, Lettens, Mergeis, Kalkes, Miftes und der Holzs und Torfaſche den Totfboden in beffere Cultur feßte, fo können doch auch mit großem Nutzen noch mehrere andere Körper dazu verwendet werden. Der Analogie nach hat man hierzu vorzüglich folche auszumählen, melde einen ober beſſer mehrere Stoffe enthalten, die, obgleih zur Pflanzennahrung erforderlich, doch dem Boden fehlen oder nur in fehr geringer Menge darin befindlich find. Die hauptfächlichfien dürften fein: die "Pott afche, der Gyps, das Knochenpulver, das Kochfalz, die Soda, ber geröftete Lehm und Thon, die Ammoniakfalze und die Salpeterarten. In dem Folgenden fol ganz kurz das Verfahren, welches man bei ihrer Anmendung theils fchon befolgt, theild noch zu befolgen haben dürfte, angegeben werden.

1) Verbefferung des Torfbodens durch Pottaſche. Die Pottafhe iſt kein fo theures Düngungsmittel, ald man wohl glauben möchte, denn die 100 Pfund pflegen nur 8-9 TDhaler zu koften; da nun 70 80 Pfund pr. Magd. Morg. ſchon eine recht gute Düngung find, fo koͤmmt fie nur auf 6—7 Thaler zu flchen, was in der That fehr wenig ift, da ihre Wi:kung 3— 4 Jahre ans halt. Am beſten dürfte e6 fein, im Frühjahr die Pottaſche fchichtweife mit Zorferde in einen Haufen zu bringen, denfelben alle 4—5 Wo⸗ hen umzuarbeiten und das Gemifch immer feucht zu halten, worauf es dann im Herbſt oder beſſer im naͤchſten Fruͤhjahr auf dad Feld gebracht und mit der Saat untergeegget werben könnte. Beim Zuſammen⸗ mifchen ber Pottafche mit Torferde erzeugt fih Humusfaures Kali. Die Pottafhetüngung iſt befonder6 in dem Kalle fehr wichtig, daß der Zorfboden duch den Buchwalzenbau erfhöpft worden iſt, da er dann nur noch Spuren dieſes für die Pflanzen fo wichtigen Körpers enthält. Was fie hier leiftet, wurde fchon vorhin bemerkt,

2) Berbefferung des Torfbodens duch Gyps Da mehrere Torfarten, ober die Aſche derfeiben, ſchon fehr viel Gyps enthalten, fo fann er ald Düngungsmittel nicht unbedingt empfohs Im werden; denn wollte man dem Boden einen Körper mittheilen,

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ben er ſchon in hinreichender Menge befist, fo würde biefes nicht nur Überfläffig,, fondern auch ald eine Verſchwendung zu betrachten fein. Sollte der Boden dagegen Mangel an Gyps leiden, fo wende man ihn auf bie befannte Weife an.

3) Verbefferung des Zorfbodens duch Knochen⸗ pulver. Da es dem Zorfboden in der Regel nicht an Phosphore fäure fehlt, fo wirkt das Knochenpulver nur durch feine Kalkerde und duch die flifloffeeihe Knorpel. Die Menge der Kalkerde, weiche man durch eine Düngung von 12— 15 Gentnec Anochenpulver per Magd. Morg. auf das Land bringt, iſt indeß zu gering, als daß fir eine ſehr auffallende Wirkung hervorbringen Eönnte; mehr nüßt das .. gegen bie Knorpel, da fchon eine geringe Menge Stickſtoff das Pflan⸗ zenwachſsthum auf eine ganz erflaunliche Weiſe befördert. Die befte Anwendung des Knochenpulvers ift, daB man es zuvor mit wenig Torferde ſchichtweiſe in einen Haufen fegt,. diefen fortwährend feucht bält und von Zeit zu Beit. umarbeitet. Nachdem das Gemiſch in Gaͤh⸗ rung gekommen iſt, werauf im Sommer 12 14 Wochen vergeben, wird es über das Land geflreut und mit der Saat eingeegget. Bei der Gährung erzeugt fid) aus ber Knorpel Ammoniak und biefes liefert wieder mit der Humusfäure - der Zorferde Humusfaures Ammoniak, mweldes ſich, wie mir Verſuche gezeigt haben, .noch nah 4 Jahren ſehr wirkfam zeigt.

4) VBerbefferung des Torfbodens durch Kochſalz. Bei der- Anwendung des Kochſalzes muß man, wie ich durch Verfuche belehrt worden bin, ſehr vorfihtig fein, da 60 70 Pfund pex Magdeb. Morgen zu viel find, wenn der Boden fihon etwas Kochz ſalz enthält. Ic rathe deshalb erſt zu Verfuchen im Kleinen, um die gerade erforderliche Quantitit auszumitteln. Die Anwendung bed Kochfalzes iſt fehr einfah, man freut e6 über den Boden, wonach es dann durch das Regenwaſſer bald in die tiefern Erdfchichten ges fpält wird. Es braucht nicht rein zu fein und man kann eben fo gut das fogenannte ſchwatze Salz als das Seeſalz dazu benußen.

5) VBerbefferung des Zorfbodens duch Soda. Ver fuhe im Seinen haben mir gezeigt, daß die Soda (Fohlenfaure® Natron) zu den vorzüglichiten WVerbefferiingsmitteln des Zorfbodene gehört; und da fie nicht theurer als die Pottaſche zu fein pflegt, man auch nur nöthig hat, auf den Magd. Morg. 70 80 Pfund anzuwenden, fo läßt fi die Düngung mit ihr recht gut im Großen

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ausführen, zumal da fir 2—3 Jahre wirft, und wie die Pottafche auch nicht hemifch rein zu fein brauht. Die Art der Zubereitung und Anwendung iſt fo, wie es vorhin bei der Pottaſche befchrieben wurde. Das Gemifc wird über den Boden geſtreut und mit der Saat eingeegget. Im Haufen erzeugt fih Humusfaures Nas tron, was, wie ich aus darüber angeftellten Verfuchen gefehen, bes ſonders der Buchwaizen liebt. | 6) Verbefferung des Torfbodens duch geräfteten Lehm, Ketten und Thon. In der neueren Zeit tft aud der geröftete Lehm, Letten und Thon mit fehr giädtihem Erfolge zur Verbefferung d:6 Hochmoorbodens angewendet worden; und in der That für den Zorfboden eignet fi) das fragliche Düngungsmittel mit am beften, denn das Brennmaterial, was dazu gehört, iſt hier nicht nur nahe zur Hand und daneben auch: fehr wohlfell, fondern meift findet ſich auch der dazu paßliche Lehm, Letten oder Thon im Uns tergeunde, fo daß, er nad deſſen Entwäfferung nur hervorge⸗ graben zu werden braucht. Auf dem Hochmoorboden muß die Wir⸗ Eung bed geröfteten Lehms, Lettens oder Thons immer beffer ald auf jedee andern Bodenart fein, ba die Humusfiure, mittelft welcher die Beltandtheile dieſes Düngungsmittel® den Pflanzen zugeführt werden, in binreihender Menge vorhanden iſt; alsdann iſt aber aud zu beridfihtigen, daß das Ammoniak, was fih im geröfteten Thone uf. w. erzeugt, für den ſtickſtoffarmen Torfboden ein Körper von hos ber Wichtigkeit if. Es wäre daher wohl möglih, daß die Düngung mit gebranntem Thon, in Verbindung mit der Pottafches und Soda» büngung , alle thierifhen Excremente auf dem Hochmoorboden ents bebrlich machte, ja felbft die Pottafche und Soba dürften überflüfftg fein, falls der Letten oder Thon viele Glimmerſchuͤppchen und Feld⸗ ſpathfragmente enthielte, da dieſe immer reih an Kali und Natron find. Zur befferen Wirkung des geröfteten Lehms und Thons wird e8 ſehr viel beitragen, wenn er vor der Anwendung recht fein gepuls vert wird, indem feine Beſtandtheile dann leichter von ber Hu⸗ musſaͤure aufgelöfet werden. Wie viel man davon auf einer getwiffen Fläche anzuwenden bat, wird nur durch Verſuche audgemittelt werden innen, über 40 Fuder per Magd. Morg. dürfte aber felten erfor⸗ derlich fein. Die Art des Thonbrennens iſt weiter unten angegeben. T) Verbefferung des Korfbodens burh Ammoniak falze. Da auf dem Zorfboden das Pflanzenwachsthum durch das N

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Eohlenfaure, effigfaure, phosrhorſaure, ſchwefelſaure, Talpeterfaure und humusfaure Ammoniak auf eine Weiſe befördert wird, die in Er ftaunen fegt, fo hat man es fehr zu bedauern, daß mehrere dieſer Salze In großen Staͤdten nicht fabriemäßig bereitet werben, um fie weithin an die Mooranbauer zu verlaufen. In einee Stadt, die 20,000 Einwohner hat, könnte man täglich aus dem Urine derfelben minde⸗ ftens 2000 Pfund kohlenſaures Ammoniak und andere Salze bereiten, welche für bie Mooranbauer einen Werth von 100 Thaler haben wuͤrden, da nur 90 100 Pfund zur Beduͤngung eined Morgens erfordert werden. Wir find in Deutfchland indeß noch lange nicht dahin gefom- men, um einzufehen, welch ein ungeheures Düngercapitat jährlich in den Städten verloren geht; nur ber, welcher Belgien Eennt, weiß dies gehörig zu würdigen! Die Anwendung ber Ammonlaffalze iſt übrigens mit feinen Schwierigkeiten verbunden, ba man fie im Fruͤhjahr nur über die grünenden Saaten zu fireuen braucht, oder dem Coms pofte zufegen .Lann. Der Torfboden erhält dur die Ammoniakfalze den für ihn fo Außerft wichtigen Stidftoff.

8) Verbefferung des Torfbodens buch Salpeter. Es gehört nicht mehr zu den unausführbaren Dingen, den Zorfboden auch durch Salpeter ertragdfähiger zu machen; feit einigen Jahren nämlich, werden ganze Schiffsladungen voll Natronfalpeter aus Chiti nah Europa gebracht, fo daß die 100 Pfund diefes koͤſt⸗ lihen Düngungemittel® in Hamburg fchon für 5—6 Thaler zu ers halten find. Streut man im Frühjahr 60, 70 80 Pfund gut gepulverten Natronfalpeter per Morgen über die grünenden Saaten, fo glautt man ein Baubermittel angewendet zu haben, denn ſchon nad) wenigen Tagen werden die bisher gelben, ſchwaͤchlichen Pflanzen dunkelgrün und zeichnen ſich auch In der Folge immer mehr durch ein außerordentlich uͤppiges Wachsthum aus. Zu den Beſtandtheilen des Natronſalpeters gehört bekanntlich der Stickſtoff und dieſes ift wieder der Körper, welcher das Wunder auf dem Torf⸗ wie auf jedem andern Boden hervorbringt; man darf hieran um fo weniger zweifeln, als auch ber Kalie, Kalte, Talk⸗ und Ammoniaffalpeter dem Natsonfals peter aͤhnlich wirken, der Ammoniaffalpeter übertrifft den legten fogar noch, was fehr natürlich iſt, da nicht bloß die Säure, fondern auch bie Baſis dieſes Salzes Stickſtoff enthält. Aufdem an Kali und Natron armen Zorfboden dürfte jedoch der Kali» und Nattonſalpeter eine größere Wirkung hervorbringen.

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9) Verbefferung des Torfbodens buch Compoſt, She den Torfboden kann man einen fehr Eräftig düngenden Com⸗ poft bereiten, wenn man dazu Materialien benutzt, melde alle bie Stoffe enthalten, woran der Boden Mangel leidet. Man freut fie entweder täglich in die Viehſtaͤlle, oder vermiſcht fie außerhalb des Etalles mit dem Mift; das erftere dürfte jedoch den Vorzug verdienen, da das Dieb durch das Treten die eingefireuten Materialien gut mit ‚ben Srerementen vermifcht. Befindet fih Hinter dem Vieh noch ein Raum, in welchen der Mift von Zeit zu Beit geworfen wird, bann um fo beffer, da bierbei eine noch gleichfoͤrmigere Mifhung. die bei der Sompoftbereltung fo wichtig iſt, erfolge. Ich werde fpäter auf diefen Gegenſtand noch einmal zurüdfommen.

Es ift kaum noͤthig, die Materialien namhaft zu machen, melde zur Gompofibereitung die geeignetfien find, da fie fich von felbft aus dem ergeben, was ich fo eben Über die Verbefferungsmittel des Zorfs bodens bemerkt habe. Die wichtigſten find unſtreitig die thierifchen Errremente, dee Sand, die Pflanzens und Xorfafche, der Mergel. der Letten und Lehm, das Knochenpulver, die Pottafche, die Soda, dee geröftete Thon und der Kalk. Das Mengenverhältniß aller biefer mit einander zu mifchenden Materialien muß fo befchaffen fein, daß der Boden mittelft des Compoſtes weder zu viel noch zu wenig von einem Körper erhält. Der Sand, Lehm, Mergel und geröftete Thon werden dem Compoft in größter Menge zugefegt, denn dee Morgen fol davon 15 20 Fuder erhalten, mährend bie leicht loͤslichen Salze, als Pottafche, Eoda u. f. w. in bem Verhältniffe beigemifcht werden, baf davon auf ben Morgen 20— 40 Pfund kommen. Die Beimifhung des Mifte muß dagegen in der Menge gefchehen, daß der Morgen davon 8 4 Fuder erhält; indeß wird die Quantitaͤt beffelben hauptſaͤchlich durch die Menge des dem Viehe eingeſtreueten Torfabfalles, der Torferde und Heidepla ggen bedingt. Dieſe Streumate⸗ rialien ſpielen uͤberhaupt eine ſehr wichtige Rolle bei der Compoſtbe⸗ reitung, da fie die Humusſaͤure enthalten, welche fi) mit dem Am⸗ moniak des Miftes, dem zugefekten Kalt, Mergel, bee Pottafhe und Soda zu den fo wichtigen humusfaurm Salzen verbindet.

Von ber Art und Weife, wie auf ben Hodhmooten die Seldfräcte cultivirt werden.

Der Anbau ber Früchte auf dem eigentlichen Hochmoorboden op*

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muß, wenn es mit Erfolg gefchehen foll, etwas anders als auf den übrigen Bodenarten betrieben werden, deshalb dürfte es nicht übers . füffig fein, Hier das Weſentlichſte davon mitzutheilen.

Zu den Fruͤchten, weldye auf dem aus der Verweſung bes Moos⸗ torfes entflandenen Boten mit gutem Erfolge angebauet werden können, gehören Roden, Hafer, Buchwalzen, Rüben, Kartoffeln, Hanf, Oel⸗ rettig, Sommerrübfen, Kohl, Spörgel, Kürbis, Vietsbohnen und Zar bad. Alte übrigen Früchte, namentlih Bohnen, Erbſen, Widen, Walzen, Gerfte, Raps, Runkelruͤben, Flachs, rother Klee, Möhren u, f. w. gedeihen auf dem Hochmoorboden nicht, fofern man nur mit Mift dünge, dagegen wachſen fie, wie ſolches ſchon durch eine, mehrjährige Erfahrung im Großen beftätigt wird, ſogleich ſehr gut, wenn man ben vorhin befchriebenen oder einen Ähnlichen Compoſt, Mergei, Lehm und überhaupt bie mineralifchen Düngungsmittel in binteidiender Menge anwendet.

1) Bom Rodenbau. Der Rodm geräth auf dem fehr lofen, fa nur aus Humus beftehenden Torfboden gang vortrefflih; denn er erreicht hier nicht nur bie Höhe von 6—7 Zuß, fondern liefert - aud) viele Körner, jedoch niemals fo viel, als ein Mergels ober Lehmboden; auch find dieſelben etwas dickhuͤlſig. Bemerkenswerth ift übrigens, daß felbft der ſehr üppig ſtehende Roden fih felten auf dem Torfboden legt, wodurch die Behauptung, das Legen der Fruͤchte ruͤhre mit von der Loderheit des Bodens her, binlänglidy widerlegt wird. Der Hoden auf den Hochmoorew leidet niemals durch Queken; dieſes Gewaͤchs kommt bier, was in der That fehr merk» würdig ift, gar nicht fort, ja man findet kaum eine Beine Queken wurzel auf Seldern, die 20 Jahre und länger mit Roden bebauet wurden. Dagegen hat er viel von der Kornblume, Schafgarbe, dem weichen Honiggrafe und ber tauben Neſſel zu leiden. Man [det ben Rocken, wie [om früher erwähnt, nicht allein auf Felder, die jährlich gebrannt werden, fondern bringt ihn auch auf Aeder, bie früher gebrannt wurden und nun jährlid etwa 6000 Pfund Mift erhalten. Nur diefer Roden zeichnet ſich durch fein uͤppiges Wachs⸗ thum aus, während ber auf dem blos gebrannten Lande cuitivirte meift fehr kuͤmmerlich wählt. Erbaut man Roden auf Zeldern, bie Eeinen Mift erhalten, fo trugen bdiefe zwei bis drei Mal nach ber Urbar⸗ machung Buchweizen, zu welchem jedesmal gebrannt wurbe. Hier⸗ nad) füet man beun 4 6 mal nacheinander oder fo lange Moden,

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bie Stroh and Körner nicht mehr die Einfaat und Arbeit bezahlen. Eultivirt man ihn dagegen auf Feldern, die jährlich mit Mift geduͤngt werden, wobel in der Megel daB Brennen unterbleibt,, fo läßt man ihn 20 und mehr Sabre nacheinander folgen, ohne baß diefes einen ſehr weſentlichen Einfluß auf feinen Körner und. Steohertrag hätte. Zu feinem vorzüglichen Gedeihen iſt jedoch durchaus erforderlich, daß auf dem Felde fon mehreee Mile das Brennen Statt gefunden babe, wie denn überhaupt zum Gedeihen aller auf dem Hochmoore anyebaueten Früchte das vorangegangene mehrmallge Brennen eine unerläßliche Bedingung if. Will aber endlich der Rocken nicht mehe. gedeihen, - fo beſaͤet man das Feld einmal mit Buchwaizen, der meift geän abgefüttert wird, da er zu üppig ins Kraut wählt, am gute Körner bringen zu koͤnnen. Der Buchwaizen flellt das dem Rocken guͤnſtige Mengenverdaͤltniß der Bodenbeſtandtheile wieder her, denn böchft wahrfcheintich enthält er nach der häufigen Düngung mit Miſt . zu viel Kali, was aber vom Buchwalzen fehr ſtark in Anſpruch genommen wird. Die befle Vorfrucht für den Moden iſt überhaupt der Buchwaizen; nad) Kartoffeln geräch er dagegen felten oder nies mals ganz vorzüglich, hoͤchſt wahrſcheinlich wegen der fpäten Beſtellung. Auch nach Hafer gedeiht er nicht. Zum Gebeihen des Rockens gehört nun aber noch, daß man ſtets die felbfigemonnene Saat nehme; eine Wechfelung derfelben ift, wie die allgemeine Erfahrung gelehrt bat-, immer mit großem Berluft in den erflen Jahren verbunden ; der feemde Roden muß fit auf dem Hochmoore erſt acelimatifiet haben, bevor er einen guten Ertrag ſowohl an Koͤrnern ald an Stroh geben kann. Ich babe es verfucht, den Moorrocken auf lehmigem Sand⸗ boden zu cultiviren; der Erfolg war gleichfalls ungünftig, denn er geriet bei weitem nicht fo gut, als der von der auf Sandboden ges wonnenen Saat; im Zten Jahre wieder ausgefäst gab er indeß dem übrigen Roden nichts mehr nah. Wo ber Torfboden gut ent» wäffert iſt, da fäet man den Roden nicht vor Anfang Dctobers, auf allen Mooren dagegen, welche leicht an Naͤſſe leiden ober nicht volls tommen entwäffert find, wird die Ausfaat ſchon im Anfange Sep⸗ tembers vorgenommen ; bier muß er ſich nämlidy vor Winter fo ſtark beflauden, daß er im Fruͤhjahr nicht fo viel duch das Auffrieren keidet. Damit jeboch die frühe Saat auf den mit Mift (oft Sand» mift) gebüngten Feldern unter ber Schneedecke nicht verfaule (denn fie wächft Hier ſehr üppig und gleicht oft einer dichten Wieſe), bes

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huͤtet man fie ſowohl im Herbſt ats Winter mie Schafen, Schwei⸗ nen und Rindvieh, oder man mähet fie im Herbft auch wohl ab. Das Abmelden im Herbft hat meift den Nachtheil, daß danach der Boden im Fruͤhjahr ſtaͤrker auffelert, denn da er durch das Betreten vom Vieh feft oder dicht wird, fo quillt ex nachher bei eintretender Noaͤſſe nun um fo flärker auf, mas benn der Saat zum großen Schaden gereiht. Im Frühjahr, wenn Leine Nauırfröfte mehr zu befürchten find , wird die aufgefrorne Saat, um fie wieder mit dem Boden In Verbindung zu bringen, mit einer Walze Überzogen; man bedient fich dazu einer 6 oder Bedigen, da fih vor einer runden der Boden mellenförmig in die Höhe fehiebt, zumal wenn bdiefelbe einen kleknen Durcchmefier hat. Im Herbft wird dagegen die Rocken⸗ faat niemals gewalzt, weil man belehrt worben iſt, daß der Boden danach ſtaͤrker auffriert. Das Unterpflügen der Saat fchüst nicht ger gen das Auffrieren; allein das Ueberſtreuen im Winter mit Sand tft ein fehr gutes Mittel dagegen. Eine ftart aufgefcorne Saat bringt man jedoch dadurch am beften wieder mit dem Boden in Verbindung, daß man eine Heerde Schafe darüber treibt. Hier und da brennt man auch wohl den Boden, worauf der Mift fihon untergepflügt worden ift, vor der Einſaat des Rockens, was einen fehr günftigen Erfolg bat, fofern das Brennen gelingt; es mißglädt nämlid, oft und vers urſacht dann großen Schaden, indem, menn der Beden fehr audges trodnet ift, wohl die ganze Ackerkrume fammt dem fon unterges pflügten Mift verbrennt. Beſſer würde es deshalb unftreitig fein, wenn man bie Rodenftoppel fo lange eggete, bis die Oberfläche troden ift, hierauf brennte, alsdann düngte und nun den Moden fäete; übrigens verfährt man dabei eben fo, als beim Brennen zu Buchs waizen. Endlich iſt es eine nothmendige Bedingung zum guten Gedeihen des Rockens, daß der Boden immer eine 8—9 Bol tiefe Adertrume behalte, da nun biefe, wie fhon früher bemerkt, fort» während dadurch ſchwaͤcher wird, daß ſich viel Humus verfluͤchtigt, fo ift man genoͤthlgt, jaͤhrlich etwas von dem darunterfigenden Moostorf beraufzupflägen, Der Rocken der Hochmoore ift, wie ſchon vorhin erwähnt, diehälfig, hat eine dunklere Farbe als der Moden des Lehm⸗ und Santbodens und liefert kein vorzügliches Brod; hoͤchſt wahr⸗ fheinlih, weil deffen Gehalt an Kleber gering ift, denn zur Bil⸗ dung dieſes Körpers iſt viel Stidftoff nöthig, woran aber, wie ſchon oft bemerkt, der Torfboden großen Mangel leidet,

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2) Vom Haferbam. Der Haferbau if auf allen urbarge⸗ machten Hochmooren nur von ſehr geringer -Bedeutung, da er einen eben fo ſchlechten Ertrag an Stroh ats an Körnern giebt. Nies mals fah ich auf den Hochmooren ein Feld, welches ſchoͤnen Hafer trug, dagegen ſehr haͤufig folchen, der kaum gemähet werden konnte. Er artet leidt aus, was der befte Beweis iſt, daB er auf dem Hochs moorboden keinen angemeffenen Eandort findet. Dies ift in der That ſehr auffallend, da doch der Hafer auf den fehr humusreichen Boden⸗ arten, dem foyenannten Brudboden, mit am beften gedeihet. Dem Torfboden müffen folglich Stoffe fehlen, die der Hafer zu feiner volls tommenen Ausbildung bedarf, denn die phyfifche Beſchaffenheit deſſelben iſt ihm hier eben ſo guͤnſtig, als ſie es ihm auf dem Bruchboden iſt. Der Hafer enthaͤlt als chemiſche Beſtandtheile ſehr viel Kieſelerde, Kali, Kalk⸗ Kalk: und Alaunerde, daran leidet aber der Torfboden großen Mangel, während der Bruchboden meift reicher daran iſt; dies dü:fte alfo der Grund fein, weshalb der Hafer nicht auf dem Torfboden geräth. Beſtaͤtigt wird dies noch mehr dadurch, daß nad) der Düngung mit Mergel oder Compoft , der reich an den genannten Körpern iſt, der Hafer ſogleich vortrefflih waͤchſt. Saͤet man auf dem Hodys moorboden Hafer, fo wird dazu gebrannt. Er erfhöpft nach der all⸗ gemeinen Erfahrung dee Moorantauer den Boden von allen Früchten mit am melften, was gleichfalls ein Grund feines wenigen Anbaues iſt.

3) Vom Buhmalzenbau. Ueber den auf den Hochmooren betriebenen Buchwalzenbau ift ſchon im Vordergehenden das Meifte mitgerhellt worden, fo daß e6 nur noch nötbig iſt, hier das Fehlende nachzuholen. Der Buchmalzen ift für alle Mooranbauer die wichtigfte Frucht, denn mit feinem Anbau beginnt meift die Cultur eines uufgebro> henen Hohmoors. Er verſchafft den Goloniften die erften Körner zum eignen Lebensunterhalt, das erfte Futter fuͤr das Vieh und auch die eıfle Geldeinnahme, fofern kein Zorfoerkauf Statt find Einige ergietige Buchwaizenernten fegen den neuen Anbauer Avid Mohls fand, während mehrere hintereinander folgende Mißernten ihn oft zum Bettler machen! Dom Buchwalzenbau hänge da6 Wohl und Weh der meiften Coloniften ab, weshalb man es fehr zu beflagen bat, daß derſelbe fo häufig dem gänzlihen Mißrathen unterworfen iſt; am erften iſt dieſes in alten, naffen Fahren der Fall; fehr häufig wird er aber auch durch fpäte Nachtfroͤſte zerftört, die auf den Hochs mooren fich bei weitem häufiger als an andern Orten ereignen.

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Unexlaͤßliche Bedingung Ift ed, zum Wuchwaizen jedesmal zu brennen; es wird. zwar bis Johanni fortgefegt, allein man erhält von der fpäten Saat niemals fo viele Körner, als von ber früheren.

Auf einigen Hochmooren fäet man den Buchwalzen nad bem erften Umbruch der Haidefrautnarbe zwei Jahr hintereinander, laͤßt bierauf das Land ein Jahr ruhen und bauet nun wieder 3 —4 Jahr hintereinander Buchwaizen, wonad dann ber Boden fo gänzlich et» fhöpft ift, daß er nur noch Honiggras und etwas Keinen Sauer⸗ ampfer bervorbringt. Dieſer ausgebaute Boden wird nun, fo viel es der Miftvorrach geftattet, geduͤngt und mit Rocken befäet, bes dann ohne Unterbrehung viele Jahre lang bei Anwendung jährlider ſchwacher Mifldängung bier cultioirt wird. Was dagegen nicht mit Mift gedüngt werden kann, bleibt ſich felbft überlaffen, und wird nit eher mieber gebrannt und mit Buchwalzen beſaͤet, als bis fich eige Haidelrautnarbe darauf gebildet hat, wozu aber, wenn das Torf⸗ lager ſehr mächtig iſt, 50 60 Jahre erforderlich find, während fie fi) auf den nur 8—10 Fuß tiefen Hochmooren [don nah 12—15 Jahren erzeugt. Das häufige Erfcheinen des Haidekrautes iſt unerläßlich, bevor der Buchwaizen wieder gefäet werden kann, da es bemfels ben das ihm unentbehrliche Kali zu liefern bat. Das Haidekraut dringt nämlich mit feinen Wurzeln tief in ben Untergrund und holt daraus das hier oft ſehr fparfam vorhandene Kali hervor; da nun aber auch das Haidekraut diefen Körper in großer Menge zu ſei⸗ nem Gebeihen bedarf, fo iſt davon die Folge, daß es meiſt kuͤmmer⸗ lich wächft, woraus denn wieder folgt, daß, wenn es verbrannt wird, nun aud) ber Buchwaizen nicht mehr fo gut als früher vegetiren kann- Man follte dagegen glauben, daß, wenn man nur ben Torfboden all⸗ jährlich tiefer umhadte und brennte, nun auch der Buchwaizen gerathen werde, bie allgemeine Erfahrung hat indeß gelehrt, daß die Aſche des Moostorfs nicht im Stande iſt, weber ihn noch fonft ein angebaue⸗ tes Gewaͤchs auch nur einigermaßen gut hervorzubringen, gewiß nur aus dem Grunde, daß fie gar kein Kali enthält, denn alle’ Übrigen mineralifchen Körper, bie wir im Buchmwalzen finden, befigt fie im großer Menge.

Wo der Boden fo weit erſchoͤpft iſt, daß er keinen Buchwaizen mehr hervotbringt, da ſaͤet man auch wohl ein Gemenge von Hafer, Spörgel und Buchwaizen. Es geräth jedoch ſtets ſchlecht und wird im Winter mit dem Rindvieh verfüttert.

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Die Wechſelung der Saat wirb beim Buchwalizen mie beim Roden von den meiften Mooranbauern verworfen; man fäet deshalb nur denjenigen Buchwaizen aus, weicher vom Torfboden hervorgebracht worden if. Ich babe es verfucht, Moorbuchwaizen auf lehmigem Sandboden auszufden; anfänglich blieb er gegen den der eigenen Saat fehr zurüd und hatte eine etwas dunklere Farbe, beim Derans nahen der Bluͤthe überholte er ihn jedoch und ſtand zulegt um ein Bedeutendes beffer; im zweiten Jahre war kein Unterfchled mehr ſichtbar. Die vom Torfboden bervorgebrahhten Buchwaizenkoͤrner find mebr abgerundet, meblreiher und haben eine bei weitem dunklere Sarbe, als die vom Sandboden hervorgebradhten.

Ein häufiger den Moorbuchwaizen betreffender Unfall befteht, wie bereit6 erreähnt, im Erfrieren deffelben; dieſes ereignet ſich fogar noch im Auguſt. Am erflen erfriert ee auf ben Feldern, wo die Schollerde ſchon groͤßtentheils ducc; oͤfteres Brennen zerftört worden iſt, ex greift Hier mit feinen Wurzeln in den darunter liegenden Moostorf und geräith dadurch in einen kraͤnklichen Zufland. Am wenig» ſten erfriert er dagegen auf den Xedern, die man mit Sand übers ſtreut. Der Grund des häufigen Erfrierens ift ohne Zweifel, daß der rauhe, bunlelgefärbte, feuchte, humoſe Boden allen andern bunfels gefärkten rauhen Körpern gleich über Nacht nicht nur fehr viel Waͤrme ausſtrahlt, ſondern daß er auch eben fo viel und vielleicht noch mehr Waͤrme mit dem verbunftenden Waffer verliert; iſt er dagegen mit Sand bebedt, fo verſchwindet nicht allein die rauhe, dunkle Ober⸗ - fläche, fondern der Sand an ſich hat auch bie Eigenſchaft, daß er

die am Tage aufgenommene Waͤrme nur ſehr langſam wieder fahren

laͤßt. So ſehr nun auch die Sanddecke den Buchwaizen gegen das Erfrieren ſchuͤtzt, fo laͤßt ſich doch im Großen kein Gebrauch davon machen; denn wie waͤre es wohl moͤglich, ſehr große mit Buchwaizen beſaͤete Flaͤchen in kurzer Zeit mit Sand zu uͤberſtrenen? Man bat auch wohl behauptet, daß der Buchwaizen auf den Mooren nicht erfriere, wenn man in Ealten fternhellen Nächten die Grippen und Gräben vol Waſſer laffe. Es Liegen jedoch noch nicht genug Erfah⸗ tungen vor, um hierüber etwas Zuvsrliffiges fagen zu können. Das Waſſer ſtrahlt allerdings über Nache fehr viel Wärme aus und das durch koͤnnte benn auch wohl ber - Buchwalzen gegen das Erfrieren gefhügt werden. Mit befferem Erfolge dürfte er bagegen durch Rauch vor dem Erfrieren zu bewahren fein, da man ja auch den

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Wein und die Obftbtächen In Meintändern, 3. B. im Mainthale,'

durch Rauch gegen das Erfrleren fügt. Auf den Mooren wide bie Raucherzeugung nicht theuer zu flehen kommen und ſich auch leicht in Großen ausführen laffen, da das Brennmateriul ganz nahe zur Hand if. Man muͤßte Torf der Raucherzeugung wegen in Haufen verbrennen, oder man koͤnnte den benachbarten Boden, falls er troden genug wäre, an der Windfelte des Feldes anzlınden. Irre ih nicht, fo bat man zwar ſchon Verſuche hierüber’ angeftellt, allein fie fielen nicht günftig aus, vielleicht nur deshalb, weil man bei der Ausführung Fehler beging. Gin Verfahren, urſpruͤnglich auch noch fo gut, gelingt doch nie, fofern e8 ungefchidten Händen anvers traut wird; welcher Landwirth follte diefes nicht ſchon erlebt haben?!

4) Bom Kartoffeibau. Zu den Fruͤchten, weldhe auf dem Hochmoorboden mit am vorzüglichfter geratben, gehören auch die Kar⸗ toffeln, jedoch gedeihen fie nur in dem alle fehe gut, daß ſtark mie Mift zu ihnen gebüngt wird. Möge der Boten auch noch fo gut und oft gebrannt und bearbeitet worden fein, fo geben fie ohne Mift body kaum die Einfaar wieder. Dies iſt wirklich ſehr auffals lend, befonders für alle diejenigen, welche gewohnt find, hauptſaͤch⸗ lich nah dem Humusgehalte des Bodens die Kraft oder Ertragsfühigs keit deffelben zu fchägen. Wiewohl nun die Kartoffeln ſtets Mift zu ihrem. Gedeihen verlangen, fo iſt ed doch durchaus nicht gleichgüls tig, welche Art Mift man ihnen giebt, fie wachſen naͤmlich, mie ich aus darliber eingezogenen Erkundigungen erfahren habe, nach demje⸗ nigen am beften, welchen man bei der Verfütterung und Einſtreuung kalireichet Pflanzen erhält. Daß das Kali wirklich eine fehr wichtige Rolle beim Kartoffelnbau auf dem Torfboden fpielt, fieht man aud) recht deutlich bei der Düngung mit Buchwaizenkaff; die Mooran⸗ bauer Oſtfrieslands bepflanzen nämlich die Stellen der Felder, auf welchen fie den Buchwaizen gedrofhen haben und worauf das Kaff, was nach meinen Unterfuhen fehr viel Kali enthält, liegen bleibt, ſtets mit Kartoffeln, die hier nicht nur einen außerordentlichen Ertrag geben, fondern auch ſehr wohlfhmedend find.

Der Boden, welcher zum erften Mule mit Kartoffeln bepflanzt werden foll und welcher naaı dem Brennen fhon mehrere Male mit Buchwaizen, Roden oder Hafer beftelit wurde, wird tief (in der Regel 10 Zoll) umgepflügt, wobei dann. da man ihn bisher nur 5—6 Zoll tief pflägte, fehr viel noch nicht zergangener filziges. Moostorf an die

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Dberfiäche komme; aͤlsdann wird er geegget. Die Kartoffeln pflanzt: man in mit einem Spaten anyefertigte Löcher und wirft in diefe auch den Mift. Später werden die Kartoffeln weder behackt, noch dehaͤuft, da die Loderheit des Bodens diefes überflüffig macht. Der heranfe' gepflügte Moosterf erleidet unter dem Schatten der Kartoffeln etne' bafdige Zerfegung und verwandelt fi zum Theil in Humus. Oft wird er aber auch, nachdem die Kartoffeln ſchon gepflanzt find, bei trocknem Wetter Angesündet und dadurdy größtentheils zu Aſche vers brannt. Felder, die einmal Kartoffeln getragen Haben, werden nach Verlauf einigee Jahre abermals damit bepflanzt, da file mehr als alfe Übrigen Früchte die Eigenfchaft haben, den filzigen Moostorf in Humus zu verwandeln, was ſehr wichtig ift, da der Moostorf dem Gedeihen aller Früchte hauptſaͤchlich im Wege fteht. Da nun durch die Kartoffeln mit am ſchnellſten der torfige Boden in Humus, oder eine lockere, ſchwarzbraune, den Pflanzen Nahrung gebende Erde vers wundelt wird, fo baut man fie audy wohl als erſte Frucht auf dem friſch umgehackten Hochmoorkoden, düngt dazu mit Miſt and Torfaſche oder brennt. Hiernach laͤßt man im zweiten Jahre abermals mir Miſt geduͤngte Kartoffeln folgen, wonach denn Rocken folgt, der, wenn auch nicht ganz vorzüglich, doch ziemlich gut auf dem Hochmoorboden nach Kartoffeln wähft. Zu dieſer Culturmethode tft jedoch fo viel‘ Miſt erforderlich, daß man fie immer nur im Kleinen anwendet. Der Buchmaizen bleibt deshalb ſtets die Frucht, mittelft welcher dir‘ Hodymoordoden am häufigften in Cultur gefeßt wird, er iſt es aber' audr, wodurch man ihn durhaus erfchöpft. |

5) Vom Rübenbau Die Waſſerruͤben gerathen auf dem Korfvoden gleichfalls nur in dem Falle, daß dazu reichlich mit Miſt gedüngt wird; auch erfordern fie einen tiefen, ſchon aus Humus be: flehenden Boden, denn erreichen fie den unter der Aderfrume befind- lihen Moostorf, fo wachfen fie fehr kuͤmmerlich. Dan fäet fit ges möhnlich in die Stoppeln des gedüngten Nodınd. Eie wachen zwar ſehr üppig ins Kraut, befommen aber niemals dide Wurzeln, hoͤchſt wahrſcheinlich, weil der Beden Mangel an feuerfeften Beſtandtheilen leidet,

6) Vom Kohlbau. Bon den Kohlarten kommt nur ber Blaͤtterkohl (grüner und brauner) auf dem Hochmoorboden gut fort; denn der welße erhätt felten gute fefte Köpfe. Ex verlangt viel Miſt und einen tiefen fon aus Humus beftehenden Boden. Am beften

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gebeihet er nach Miſt, der bei Sanbelnfireuung gewonnen wird. Die Biltter des hohen braunen und grünen Kohls dienen mährend des Sommers und Herbited dem Rindvieh und Schweinen zur Nabrung und duch das befländige Abblatten erreicht er oft bie Höhe von 56 Fuß. Man erbaut ihn jährlich auf demfelben Felde und duͤngt auch jedesmal bazu. Zuweilen laßt man dem braunen Koble fruͤch⸗ reifende Kartoffein ober Malruͤben (eine Art weiße Rüben) vorangehen. Da Übrigens ber Blaͤtterkohl fehe viel Miſt erfordert, fo wird ec nur im Kleinen angebaut. Er verlangt hauptfächlich zu feinem Gebeihen die Salze des Miſtes, fo daB derfelte, wenn man dem Boden bdiefe Körper auf eine andere Weiſe mittheilte, hoͤchſt wahrfcheintich emtbehrt werden koͤnnte; ein ſtick ſtoffreiches Düngungsmittel (Knochenpulver, Salpeter, gebrannter Thon u. dgl.) duͤrfte jedoch gleichfalls zum uͤp⸗ pigen Wachsthum des Kohls erforderlich ſein, da die Kohlblaͤtter viel Pflanzeneiweiß enthalten.

7 Vom Spoͤrgelbau. Wenngleich der Spoͤrgel auf dem

Hochmoerboden keinen ganz vorzuͤglichen Ertrag giebt, indem er ein Gewaͤchs ift, was unter andern auch viel Kalt, Kochſalz u. f. w. als Nahrung bedarf, fo gehört er doch zu den Pflanzen, die immer noch am beten darauf forttommen. Man fer ihn theils in die Stoppel des gebüngten Rockens, theild dahin, wo zu Buchwaizen gebrannt worden iſt, thells aber auch unter geduͤngte weiße Ruͤben; bier wird er, fobald er in Bluͤthe getreten iſt, ausgerauft, während die Rüben ftchen bleiben, um fpäter geerntet zu werden. So nadıs theilig der Spörgel ben Getreidefrüchten audy wird, wenn er als Uns kraut darunter erſcheint, fo wenig ſchadet er dagegen den Rüben, im Gegentbeil ſcheint er fie im Wachsthum zu begünfligen; auch duͤrfte er fie gegen die Erdfloͤhe fügen, die es freilich auf dem Hochmoor⸗ boden fehr felten giebt. Iſt die Witterung feucht, fo erhält man oft zwei Schnitte von ihm; ſteht er dagegen bürftig, wie es meiſt auf dem gebrannten Lande ber Fa iſt, fo wird er ausgerauft. Das Land, wo Spörgel gefäet ift, wird, um ihn recht dicht am Boden abmähen zu können, gemalt. Er artet anf den Hochmooren leicht in Unkraut aus und ſchadet dann gar fehr dem Roden, Buchmaizen und Hafer. Nirgends braucht man ihn zur grünen Düngung, ots gleich die Mooranbauer fehr gut deſſen Verwendung bazu "innen; man bat es ohne den allergeringfien Erfolg verſucht. Der grüne

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Spoͤrgel bringt in den Boden zwar mehr Humus, aber bavon beſitzt er ohnehin ſchon viel zu viel.

Buwellen ſaͤet man den Spoͤrgel, um bie Futtermaſſe zu ver⸗ mehren, mit Buchmalzen gemiſcht in die Stoppeln des geduͤngten Rockens aus. Für fidy füet man den Buchwaizen hier deshalb niche, weil er durch frühzeitige Nachtfroͤſte oft getödter wird, theils gefchieht es aber auch, um die ſchlechten Gigenfchaften. des Buchwaizens durch die guten des Spoͤrgels zu mildern.

8) Vom Tabacksbau. Keil einer reichlichen Miftdängung waͤchſt der Tabad auf dem Hochmoorboden fo fchön, als man es nur wuͤnſchen kann, felbft in dem Falle, daß der Mosstorf nur 6—7 Bol von der Oberflaͤche entfernt liegt. Der Tabadsbau möchte jedody gar nicht auf dem Moore betrieben werden, da tie Blätter dem Boden fehr viel Kali entziehen, folglich einen Körper daraus entfernen, der bei der Cultur des Hochmoors/ von größter Erheblich- keit iſt. Wer dagegen mit Holzaſche oder mit Pottaſche düngt, wird immerhin viel Taback anbauen bürfen.

9), Vom Hanfbaue Der Hanf erreicht auf dem ſtark mie Miſt geduͤngten Hochmootboden zwar eine Länge von 10—12 Aug, liefert jedoch niemals fehr haltbaren Baſt, ſofetn man dabei nicht Sand, oder befjer den lettigen Untergrund als Dünger zu Hülfe genommen bat. Man benugt zum Hanfbaue fortwährend biefelben Felder und duͤngt fie jährlich ſchwach mit Mift. Ohne Zweifel wuͤrden aud bier manche mineralifhe Düngungsmittel den Miſt, wo nicht ganz emtbehrlich machen, doch weniger oft deffen Anwendung erheifchen,

10) Bom Sommerräbfenbau, Bei reichlicher Miſtduͤn⸗ gung und tiefer Ackerktume, d. h. bei 12—14 zoͤuiger Entfernung des Moostorfes von ber Oberfläche, erbaut man au wohl Som» merräbfen auf den Hochmooren, indeß giebt er niemals einen reis hm Ertrag und möchte daher für Immer ausgeſchloſſen bieiten. Die Düngung mit Zorfafche iſt nuplos, denn auc des Mübfen iſt eine Pflanze, die, außer mehreren andern Minsrallörpern, viel Kati zur Nahrung bedarf.

11) Vom Delrettigban. Der Delrettig gebeihet ſchon beffer auf den Hochmooren als der Sommerrübfen, jedod gleichfalls nur unter der Bedingung, daß das Zeld- reichlich mie Miſt geduͤngt wird. Blöher wurde er jedoch in zw geringer Menge angebaut, um ein bes Rimmtes Urtheil über die Eintraͤglichkeit beffelben abgeben zu können.

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12) Bom Wietsbohmenbau, Fehlte es auf ben Hochmeoren nicht ſo ſehr an Miſt und faͤnden daſelbſt nicht ſo haͤufig Nachtfroͤſte Statt, ſo wuͤrde der Anbau der Vietsbohnen ohne Zweifel ſehr ein⸗ träglich fein, denn fie gerathen ſelbſt bei einer flachen Ackerkrume, ohne Vermiſchung bed Zorfbodens mit Sand, Lehm oder Letten und ohne eine fleißige Bearbeitung während ihres Wachsthums vortrefflih. Was ben Miſt anbeteifft, fo wird man biefen hoͤchſt mahrfceiniich durch geeignete Mineralkoͤrper, hoͤchſt wahrſcheinlich durch Holzaſche theilweiſe erſetzen koͤnnen.

13) Bom Kuͤrbisbau. Der Kürbis kann mit allem Recht zu den Gewaͤchſen gezählt werben, die auf dem Torfboden bei reich: licher Düngung am allervorzüglickfien gerathen; man muß es deshalb recht fehr bedauern, daß er fo Häufig durch Nachtfroͤſte vernichtet wird. Das Gewoͤhnlichſte ift, ihn unter Kartoffeln auszupflangen und die Frucht mit Schweinen zu verfüttern, jedoch dient fie auch, in Mitch gekocht, zur menſchlichen Nahrung.

Aus dem bisher Erwähnten geht hervor, daß ber Hochmoor⸗ boden unter den gewöhnlichen Verhältniffen nur mit einer Beinen Anzahl Pflanzen: bebaut werden Bann, indeß iſt es mehr als wahre ſcheinlich, daß noch einige andere mit Erfolg ſich werden barauf cul⸗ tiviren laſſen, zumal wenn man ſolche dazu ausmwählt, die mit ihren Wurzeln nahe an der Oberfläche bleiben; dazu dürften gehören erſtens: die Pfeffermuͤnze, melde ein fehr einträgliched Handelsgewaͤchs ift und zweitens das Fingerkraut, oder die Haideder (Tormentilla erecta L.), deren Enolige Wurzeln viel Gerbeftoff enthalten und ein vortreffliches Drittel zum Gerben des Leders abgeben, fo in Island. Selbſt die Heidels und Preißelsbeere (Vaccinium Myıtillus und V. Vitis idaes) dirften den Anbau lohnen, zumal die letztere, da fio eine als Compot ſeht beliebte Frucht trägt und. häufig nach Eng: land ausgeführt wird, während die Heidelbreren in Hamburg, Bre⸗ men u. ſ. m. gar häufig zum Rothfaͤrben des Weißweines dienen! Man wolle mid wegen biefes wohlgemeinten Rathes nicht tadelm, vielmehr erwägen, daß es ſich hier um die beffere Benutzung eine® Bodens handelt, welcher ber Cultur die größten Hinderniffe barbietet. Bauet man doch ſchon mehrere bei uns wildwachſende Pflanzen ober wohl gar Unfräuter mit großem Erfolge an, z. B. Moͤhren, Pe finalen, Cichorien, Kümmel, Gichtberren (Ribes nigrum), (bei Tournai) und Spörgel, warum nun nicht auch Tormentill, Preifelöbeeren

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u. ſ. w.? Und iſt der rothe Klee, des eine fo gemaltige Revolution in der Landwirthſchaft hervorgehradyt hat, nicht aud eine Pflanze, Die wild auf unferen Wieſen wählt?! Bei Manchen finde #8 dagegen vielleicht mehr Beifall, wenn ih ein auslaͤndiſches Gewaͤchs, die Himelapas Gerfte, den Rieſenklee, den Rieſenkehl oder dergl. zum Anbau auf den Hochmooren empföhles allein dies thue ich nicht, ine dem ich überzeugt bin, baß durch die Culiur unferer wildwachfenden, an das Klima gersöhnten Pflanzen mehr gewonnen wird, vie ich denn Überhaupt der Meinung bin, daß die Landwirthe dereinft noch große Vottheile von dem Anbau folder Gewaͤchſe haben werden, bie fie jegt mit Geringfhägung oder gar Verachtung betrachten!

Bon der Are und Welfe, wie auf den Dohmocren die MWiefen angelegt und behandelt werden.

So wenig ſchwer es bilt, eine gute Wiefe auf dem Hodmoare berzuftellen,, wenn der Torf gaͤnzlich hinmeggeräumt worden ift, fo ſchwierig iſt es Dagegen, bdiefelbe da anzulegen, mo der Moos⸗ torf noch ſaͤmmtlich oder gröftentheild vorhanden iſt, Inden aufs die Graͤſer und Wiejenpflangen einen Boden verlangen , der ihnen aufre Humus und Stickſtoff noch viele mineraliſche Körper, namentlih eine binreihende Menge Kiefelerde, Kali, Gyps, Kochſalz u. f. m. dar⸗ zubieten hat.

Die Anlegung der Wiefen auf den behuf des Torfſtichs voll⸗ fländig entwaͤſſerten Hochmooren gelingt niemuld, wenn das Moos» torflager völlig unverlegt bleibt, indem dann die Graͤſer ſehr leibt an Dürre leiden Man erniedrigt deshalb den Boden durch Abgrabung eines Theiles Moostorfes um 2, 3— 4 Fuß, wirft dabei die Schollerde über den figengebliebenen Mooetorf, ebnet das Ganze, führt Sand darüber, duͤngt mit Schollerdeaſche, Torfaſche und? Miſt und ſaͤet nun Graͤſer (Deufaamen), felbft rothen Klee ein, welcher letztere jedoch ſchon im zweiten Jahre wieder verfhwindet, Natürlich werden nur durch den Zorfabfag die jährlihen Wieſenanlagen bedingt, fo daß man da, wo biefer gering iſt, auch nur wenig Wiefen findet. Die Pflanzen, welche am beiten auf den nad dieſer Weife hergeſtell⸗ ten Wiefen forttommen, find: Ruchgras (Anihoxantlıum odora- tum), Honiggras (Holcus lanatus), Windhalm (Agrostis alba; A. vulgasis und A. siolonifera), Rispengrasarten (Poa pratensis, P. nemoralis), Liſchgras (Phleum pratense), gehoͤrnter Schootenklee

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(Lotus eorniculatis) und weißer Kiee (Trifol, repens); fie müffen jedoch jährlich mit Afche und Mift am beften dem bei Einftreuung von Sand gewonnenen überdüngt werden, wenn nicht Binſen, Miedgräfer, Moofe und das fo fchädlihe Moraſt⸗ und Sumpf Labs traut (Galium uliginosum und G, palustre) erfheinen follen. In Betracht, daß die Wiefengräfer auf den Hochmooren ſehr viel durch das Auffrieren de6 Bodens leiden, kann das Ueberführen deffelben mit Sand nicht Teiche zu oft vorgenommen werden. in Kalk: und Kalireicher Lehm thut freilich noch beffere Dienfte, indem man dem Boden dann auch die uͤbrigen ihm fehlenden Mineralkoͤrper mittheilt.

Win man Wiefen auf den Hocmooren anlegen, obne vorher einen Xheil des Moostorf6 weggenommen zu haben, fo dürfen die Entwäfferungsgräben nicht tief fein, da der Boden fonft zu trocken werden würde, es fei denn, man koͤnnte das Waſſer beliebig in den Gräben und Grippen anſtauen. Sie erfordern gleichfalls viel MIR, Afche und Sand, oder beffer Ketten und Lehm,

Zumeilen findet fi aud Gelegenheit, die Hochmoorwiefen zu bewaͤſſern; iſt das Waffer gut, d. h. enthält es Kochfalz, Kalk, Tall, Kolifalze u. f. w. In Löfung, fo bringt es, ohne alle weitere Mift- düngung,, den allerüppigften Graswuchs hervor, enthält es dagegen viel Humusfäure oder wohl gar humus⸗ und kohlenſaures Eifens und Manganopydul, fo verfhwinden danach die guten Graͤſer in kur⸗ zer Zeit, und es erfheinen ftatt ihrer dann Riedgraͤſer, Binſen, Moofe, die vorbingenannten Labkrautarten und Blaugras (Melica coerulea), Am fchmwerften ift es, die Binſen (Junci) abzuhalten, da fie duch die Düngung mit Torfafche fogar noch im Wachsthum begünftigt werden. Die allervorzüglichite Pflanze für bie Hochmoor: wieſen ift unflreitig der gehörnte Schotenklee, nur Schade, daß er hoͤchſtens 5 Jahr ausdauert, indeß faamt er fich leicht ein.

Auf manden Hocdmooren benugt man aud einen früher ges brannten an den Grippen liegenden 10— 12 Fuß breiten Etrelfen Land ale Wiefe, da diefelbe aber weder mie Mift noch mit Aſche und dergl. geduͤngt wird, fo ſteht das Gras darauf fehr kuͤmmerlich, meift ift e6 Blaugras, was ohne angeſaͤet worden zu fein erfcheint. Das Vieh friße es nur ungern.

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Von ber Art und Welfe, wie auf den Hohmooren die Viehweiden angelegt und behandelt werden.

Man legt auf den Hochmooren nur an foldhen Stellen Vieh⸗ weiben an, wo der Torf gänzlich ader doch groͤßtentheils hinwegge⸗ räumt worden iſt; denn der Boden, welcher aus der Zerſetzung.des Moostorfs entſteht, eignet fich nicht dazu, da er eine zu fehlerhafte chemiſche Gonftitution hat, um gute Gräfer bervorbringen zu können.

Sind die Entwäfferungsgräten wegen mangelnden Gefaͤlles nicht | fo tief anzufertigen, daß fie bis in ben feflen Untergrund greifen, fo nimmt man den Torf fo weit weg, dab er noh 11, —2 Fuß über dem Wufferfpiegel bervorragt, dringen die Gräben dagegen bis in den Untergrund, fo wird aller brauchbare Torf fortgefchafft und nur der Abfall nebft der Schollerde bleiben liegen, damit es dem Boden in der Kolge nicht an Humus fehle; hierauf wird der Grund geebnet, wobei man die größten Torf: und Schollerdeſtuͤcke an die Seite ſtellt, um fie, fobald fie troden find, zu Afche zu verbrennen, die dann umauögeflreuet wird; danach befäet man das Ganze mit Gras und weißem Kiee, egget und walzt. Sollte biernach der Graswuchs noch nicht fo befchaffen fein, al6 man es wuͤnſcht, fo büngt man im Herbfl mit Mift und Torfaſche und wiederholt diefes jährlich fo lange, bis der Stamm der Gräfer gut und dicht ift. Bleibt das Wich während der Nacht auf den Weiden, fo brauche man felten mehr als einmal dem Graswuchfe durch Miſt aufjuhelfen, wirb es dagegen Nachts in ben Stall genommen, fo finden fi) bald Mooſe und fchlechte Wie⸗ fenpflanzen ein, und man iſt dann, um eine gute Melde zu haben, genöthigt, fie jährlih mit Stallmiſt zu düngen. Endlich aber Übers ziehe fich felbft die beſte Weide mit Moos, Binfen u. dgl. Kann man diefe dann nicht durch Torfaſche, Sand, Mift u. f. w. vertilgen, fo nimmt man die Weide einige Sahre unter den Pflug. Zuerſt befäet . man fie mit Flachs oder Hafer, hiernach folgen Kartoffeln und danach im dritten Jahre mic Mift gedüngter Roden oder Gerfte, worunter man wieder Gras (Heuſamen) und weißen Kiee zur Weide fäet. Die Pflans in, welche auf den Weiden am beften fortlommen, find Poa- und Agrostis-Arten, Liſchgras, Wieſenfuchsſchwanz (Alopecurus praten- sis), Schwingelarten (Festuca elatior und F. pratensis), Ruch⸗ gta, gehörnter Schotenkiee und weißer Klee. Sehr oft finden fich auch die Ranunkel⸗ oder Hahnenfußarten ein, was bie Weiden im Werthe fehr

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herabfegt, zumal, wenn viel brennender Hahnenfuß (Ranunculus Flammula ) darunter iſt. Die Weiden pflegen in biefem Falle zu feucht zu fein, weshalb dann wo moͤglich bie Gräben vertieft wer⸗ ben muͤſſen. Ä

In Oſtfriesland gebrauht man zum Ueberbüngen ber Moorweis den, auf welchen ſich Moofe und andere ſchlechte Miefenpflanzen eine gefunden haben, ſehr häufig den Schlick, der durd) bie Fluth des Meeres in die Fluͤſſe getrieben wird und welden man dann während der Ebbe daraus bervorholt. Bevor man jedoch den Schlick Über bie Weiden ſtreuet, bringt man ihn ein Jahr lang in Paufen, und um denfelben recht gleichmäßig zu zertheilen und gut zu jerpulvern, überzieht man die damit gebüngten Weiden mittelft einer Buſchegge. Die Wirkung dieſes Schlickes ift ganz außerordentlich, denn es fin. den fi die edelſten Weidepflanzen, als Kuͤmmel, Apatgien, Löwen» zahn, Wiefenplatterbfe u. f. w. danach ein. ine chemifche Unterfus chung bat mir gezeigt, daß er aus viel feinem Quarzſande, etwas phosphorfaurer und ſchwefelſaurer Kalkerde, Kochſalz, falzfaurem Kati ſchwefelſaurem Natron, humusfaurer Kalk⸗, Talk⸗ und Alaunerde und ſtickſtoffhaltigen organifhen Reſten beſteht; bierduch erhalten wir einen guten Fingerzeig, wie auch, ohne gerade Stallmiſt anzuwenden, die Weiden in guten Stand gefegt werden Binnen.

Um auch den durch6 Brennen und den öftern Buchwalzenbau beinahe erſchoͤpften Boden ald Weide zu benugen, bleidt nicht Anderes übrig, als das welche Honiggras (Holcus mollis) und den Eleinen Saueram⸗ pfer (Rumex Acetosella) anzufden Weide Pflanzen finden ſich aber auch oft von felbft ein und dienen dann als Beweis, daß der Boden noch einige Kräfte hat. Der eine Sauerampfer wird von den Moore anbauern als Weidepflanze fehr gefhägt, fo daß man ed gern ficht, wenn er von felbft erfcheint.

Bonder Art und Weife, wie auf ben Hochmooren bie Obſteultur betrieben wird.

Die Obſtbaͤume wachſen auf dem aus ber Zerfegung des Moos⸗ torfes und der verbrannten Schollerde entflandenen Boden, fofern ber: felbe ſchon öfter mit Miſt gedüngt worden ift, anfänglich zwar ziem⸗ ih üppig, allein fie erreichen darauf doch böchftens ein Alter von 25 bie 30 Jahren, auch tragen fie, was bemerkenswerth ift, ſehr feiten Fruͤchte. Beſſer gebeihen fie dagegen, wenn der Torfboden mit Lehm

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Sand und Fetten vermifht wird, ober wenn man biefe Erdarten in die Löcher, worin die Bäume zu ftchen kommen, thut. Hier, ans fehen wir alfo, daß bie Minerallörper auch den Obfibiumen, . allen übrigen Pflanzen gleich, unentbehrlich find. Dan pflanzt fie, um wo möglich den Moostorf nicht zu berühren, ganz flach, ober wirft einen Heinen Hügel Erde zufammen, auf welchen man fie fegt. Sie wachfen alddann mit ihren Wurzeln, da Ihnen der DMoostorf keine Nahrung darzubieten hat, nahe unter der Oberfläche hin, leiden deshalb aber auch fehr oft durch den Froſt; um biefes zu verhindern, bedeckt man fie ringsum mit Torferde. Da nun die Obftbäume auf dem eigentlichen Hochmoorboden fein fonderliche® Gedeihen haben, fo pflanzt man fie meiftens audy nur dahin, wo der Torf gänzlich weggeraͤumt worden ift, oder wo man den fandigen oder lettigen Untergrund durchs Rajolen heraufgebraht hat. Am beiten gerathen auf dem Torfboden noch die Zwetſchen. Wie leicht uͤbrigens die Obſt⸗ bäume auf dem Torfboden angehen , iſt daraus erfichtlich, daB fie das Verpflanzen fogar in der Blüchezeit vertragen, man fchlämmt fie, dann aber ai.

Von der Art und Weife, wie man auf den Hochmooren die Waldbäume erzieht.

Auf einem entiwäfferten Hochmoorboden kommen im Allgemeinen die Waldbäume, welche mit ihren Wurzeln nahe an ber Oberfläde bleiben, am beften fort, denn da der Moostorf Eeine Nahrung für fie enthält, fo muͤſſen fie im ber Schollerde bleiben. Die vorzüglich- ſten Fr für den Moorboden find die Kiefern, Fichten, Birken,

Erlen, pen und Überefchen. Die Kiefern und Fichten werben jes doch ſchoß im vierzigften Sabre rothfaul und die übrigen Holz arten haben verhältnigmäßig eine eben fo kurze Lebensdauer. @ichen, Weiden, Eichen und Buchen zeigen auf dem Hochmoorboden ſtets ein ſehr kuͤmmerliches Wahsıhum, woraus hervorgehen dürfte, daß alle Holzarten, die eine kallreiche Afche licfern, gar nicht auf dem Moor⸗ boden angebaut werden möchten; der Grund hiervon liegt ſehr nahe, Kaͤmen die Holzarten, deren Laub ein vorzügliches Futter abgiebt, auf dem Hochmoorboden gut fort, fo koͤnnte dadurch ber oft eintres tenden Sutternoth abgeholfen werden , jegt aber iſt Leine große Rech⸗ nung darauf zu machen, da das Birken⸗, Ebereſchen⸗ und Erlenlaub nur ein fchlechtes Futter if. Es giebt noch eine Holzart, - 21”

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die vorzuͤglich den Hochmoorboden zu lieben ſcheint, dies iſt der Wallnußbaum. Die Ebereſchen koͤnnte man der Fruͤchte wegen anbauen, da dieſe nicht blos den Schafen und dem Feder⸗ vieh eine gute Nahrung geben, ſondern auch einen vortrefflichen Branntewein liefern.

Die Anpflanzungen und Ausſaaten der Waldbaͤume gehen uͤbrk⸗ gens nirgends leichter an, als auf dem feuchten Hochmoorboden; man braucht nur die Haidenarbe umzuhacken und den Kiefer⸗ und Birken⸗ ſamen einzuſaͤen, um binnen kutzer Zeit einen dichten Wald zu has ben. Das Holz waͤchſt fehr ſchnell, wird aber, da die Wurzeln an der Oberfläche bleiben , leicht von Stürmen umgewehet.

Bonder Art und Weife, wie man aufden Hohmooren Mohrpflanzungen anlegt.

Wenn ein Hochmoor des Waſſers wegen nicht vollſtaͤndig vom Torf befreit werden Bann, fo hat man noch im Rohr ein gutes Mittel, um den naffen oder fumpfigen Boden auf eine ſehr vortheithafte Weiſe zu benugen, denn bekanntlich liefert daffelbe nicht nur ein vortreffliches Material zur Bededung der Dächer, fondern wird im jungen Zus flande auf der Hechfellade zerfchnitten, auch gern von den Pferden und bem Rindviehe gefreſſen. Das Rohr (Arundo Phragmites L, u. A. Calamagrostis L.) waͤchſt jedoch niemals über dem Moos: torfe, fondern nur da, wo es mit feinen Wurzeln in den feften leh⸗ migen , lettigen oder fandigen Untergrund dringen kann; foll e6 des⸗ halb mit Erfolg auf den Hochmooren angebaut werden, fo muß der Moostorf und ber größte Theil des‘ braunen Torfs erft fortgefchafft fein, alsdann ift es aber auch eine Pflanze, mittelft welcher { Grund und Boden höher genug werden kann, als durch irgend ee andere in dieſer Lage.

Die Rohrpflanzungen werden auf breierlei Weiſe angelegt: 1) Man graͤbt im Frühjahr die Wurgelausläufer alter Rohrpflanzen aus dem Boden, zerfchneidet fie in B— 10 Zoll lange Stuͤcke, fo zwar, daß ein jedes Städ in bes Mitte ein Auge bat, und legt bie felben in Rinnen, bie 3 Zoll Tiefe haben und einen Fuß von einander “entfernt find. Die Wurzelzafern, die man beim Ausgraben forgfältig zu ſchonen hat, müffen dabei nach unten gerichtet fein; hierauf wirft man bie Rinnen voll Erbe und tritt ben Boden feſt; das Uebrige ann man der Natur überlaffen, da bie Pflanzung fo gut gedeihet⸗

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daß fie keiner weiten Pflege bedarf. 2) Man ſchneidet Im September die reifen Samentispen ber Rohrhalme ab, nimmt davon 2 3 Stil zufammen, umklebt fie mit einem fauftgroßen Ballen Lehm und lege die Ballen ſogleich einen Fuß von einander entfernt reihens weife in den feuchten ober nafien Boden, worauf dann im nächften Fruͤhjahr die Samen aufgehen. Da nun die legte Methode Beinahe eben ſo viel Sicherheit als die erfte gewährt, fo kann man von beiden Ges brauch machen; das Rispenauslegen muß jedoch öfter getwählt werden, da man nicht immer den Wurzelausläufern beitommen kann ; hat man aber nur erft einige Mohrpflanzungen auf dieſe Weife hergeſtellt, fo koͤnnen die Älteren immer die Wurzelauslaͤufer fr bie jüngeren liefern. 3) Man dreifht den Samen ber. reifen Rispen ab, fiet Ihn fogleich über den naffen etwas geebneten Boden und Überzieht denfelben mit einer Enge. Bei’ biefer Icgten Methode geht man jedoch niemals fo ſicher, alö bei der erſten und zweiten.

Bon der Befefligung oder Bindung ber auf ben ausge⸗ baueten Hohmooren oft entſtehenden Mullwehen.

Wenn man die Hochmoore eine Reihe von Jahren brennt und , mit Buchwaizen, Moden oder Hafer bebauet, fo entfieht aus dem obern. Moostorfe und ben Reften ber Schollerde eine ſchwarzbraune, ſehr lodere, leichte Subſtanz, weiche die Mooranbauer »Torfmull« nennen. Diefer Torfmull überzieht ſich, da er durch den vftern Ans bau der Früchte gänzlich erſchoͤpft ift, fehr langſam mit’ einer Pflans zendecke, trocknet er deshalb im Winter (bei Blachfroft) oder Som⸗ mer flach aus, fo wird er von heftigen Winden in Bewegung gefest und «6 —* daraus eine ſogenannte » Mullwehec, die den benachbatten Ländereien dadurch oft ſchaͤdlich wird, daß fich ber uns fruchtbare, fortgewehete Torfmull darauf ablagert, fo im Hannos verfhen. Es iſt daher von Widtigkelt, den Torfmull der Hoch⸗ moore glei dem Sand der Sandfchollen zu binden. Am beften ges ſchieht dies durch das weiche Honiggra® (Holcus mollis), indem «6 dasjenige Gewaͤchs iſt, welches noch am erſten auf dem unfruchtbas ren Boben fortkommt, auch eignet es fih um fo mehr dazu, als es eine quedenartige Wurzel bat, mittelft weicher es bem lodern Boden Bindung giebt. Dan fäet es im Früͤhjahr auß, egget den Samen ein und Überzieht das Feld hierauf mit einer Walze. Das Mittel ift wohlfeil, Leicht auszuführen, verfehle niemals feinen Zweck und

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empfiehlt ſich auch dadurch noch, daß das Brad den Schafen eine Meide, wenngleih eine fehr fchlechte, darbletet. Kann man nicht gleich Samen herbeifchaffen, fo find bie Mullwehen an den ſchlimmſten Stellen mit Halbeplaggen zu uͤberdecken, oder aber man errichtet hier und da, wie auf den Sanbſchollen, Zäune. Die Wullwehen würs den natürlich niemals entſtehen, wenn man bei Zeiten für bie Ans fäung des Honiggrafes forgte, iſt man daher gendthigt, den Boden wegen gänzlicher Erſchoͤpfung liegen zu laffen, fo möchte man auch jedesmal das fragliche Gras unter die legte Frucht ſaͤen.

Bon den bei ber Urbarmahung und Cultur ber Hochmoore dienenden Geräthfchaften.

Da der Korfboben fehr oder ift, Leine Steine enthält und nice an den Seräthfchaften Eleben bleibe, fo iſt ex auch leicht zu bearbei⸗ ten und erfordert deshalb Kein einziges ſehr ſtark gebautes Aderinfirus ment, e8 ſei denn ber Pflug, mit welchem man zum erfien Mal die Haldenarbe umbricht. Won den Heinen Mooranbauern wirb diefe aber, wie ſchon früher bemerkt, ſtets mit ber Hand umgehadt. Iſt das erſte Umbrechen des Moores gefchehen, fo braucht der Pflug in der Folge nur mit einem Pferde oder Ochfen befpannt zu werben, felbfl wenn man bis zu der Tiefe von 8 10 300 pflügt. Eben fo leicht if num auch das Eggen zu vollführen, denn Klöße, Schollen und zähe Wur⸗ zelunkräuter giebt es auf dem Moore nicht, ſobald die Halbenarbe vers brannt iſt. Die Eggen brauchen deshalb gleichfalls nicht ſtark zu fein.

Mas den Pfing bettifft, fo wird man fih zum erſten Ums brechen der Haidenarbe ohne Zweifel eines gut conftruirten zäderlofen Pfluges (Schwingpflug) bedienen innen, denn da die Oberflaͤche duch, einzelne Moos⸗ und Haidebulte ſeht uneben iſt, fo kann ber Raͤderpflug entweder gar keine, oder doch nur eine unvollkommene ‚Anwendung finden, Das Streihbrett muß gut geſchwungen und von Eifen fen, während man das Schaar und Sech möglihft ſcharf zu balten hat. Vor allem muß jedoch dem Pflugkörper bie gehörige Länge gegeben werben, indem der Gang des Pfluged dann fleter und fiherer if. Sum gewöhnlichen Pflügen iſt nur ein leicht gebaueter Dflug erforderlich.

Die Eggen bürfen nicht fchwer fein, da fie ſonſt zu tief in den Boden finken. Hauptfächlich ſollen diejenigen kein große® Gewicht

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haben, mit weichen man die 6 8 Zoll tief umgebrochene Haidenarbe egget, denn fie muß nur oberhalb zerriffen und aufgelodert werben, um fie nach dem Trocknen 1%, 23 300 tief verbrennen zu koͤnnen.

Die Walzen müffen, wie fchon früher bemerkt, G⸗ oder Bedig fein und, damit fie gut wirken, einen Durchmeſſer von 1%, 2 Fuß bei einer Länge von 6 Fuß haben.

Die Ackerwagen find mit Rädern zu verfehen, bie 6- 8 300 breite Felgen haben, auch follen dieſelben nicht mit Eifen befchlagen fein, da fie dann beſſer über den ofen Torfboden weggehen; breite Mäder find eine durchaus nothwendige Bedingung bei der Moorcultur, da obne diefelben kaum bie halbe Laſt auf den Wagen gelaben were den kann.

Jauchetonnen werden bei ber Mooreultur nicht erfordert, da es nicht an Streumatesialien (Haidekraut, Toefmull, Schollerde und Plagsen) fehlt, um den Harn der Thiere gut auffangen zu Eins nen; er wirb auch immer am zwedimäßigfien benugt, wenn man ihn in Haufen mit den genannten Ötreumaterlallen vermifcht, ba er dann den Humus verbeffert, oder die Pflanzenrefte zue ſchnellern Berfegung bringt.

Inſtrumente zum Bearbeiten der Kartoffeln u. f. w. können gleichfalls entbehrt werden, da der Boden feiner Lockerheit wegen keiner Bearbeitung während des Wachethums derſelben bebarf, Kurz keine Bodenart erfordert weniger Aderinfirumente, als ber Tocfboden.

Allgemeine Regeln, die bei der Urbarmachung und Cultur der Hochmoore zu befolgen find.

1) Die Auswahl ber urbar zu makhenden Hoch⸗ moore betreffend. Da fih nice alle Hochmoore zur Urbars machung glei gut qualificiven, fo muß man zuerst diejenigen bazu auswählen, deren Cultur aller Wahrfcheinlichkeit nach vom günftigften Erfolg begleitet fein wird. Am beften eignen fi zur Urbarmachung bie flachen Hochmoore, d. h. diejenigen, auf welchen das Torflager keine große Mächtigkeit bat, da hier nicht allein ber fämmtliche Torf fchnels lex fortgefchafft werden kann, fondern auch die Entwäfferungslofen fih nicht fo Hoch belaufen. Die flachen Hochmoore liefern aber auch. meiſt den beflen Soden, indem manche Stoffe des Untergrundes ſich

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mittelſt der Haarroͤhrchenkraſt bis anf die Oberfläche erheben, fo das Kalt. Ob der urbar zu machende Hochmoorboden ſich mehr oder weniger ben anzubauenden Pflanzen günftig zeigen werde, erkennt man aber auch aus der Maͤchtigkeit der. über dem Moostorf Legenden Schollerde , je bier nämlich die Schicht derfeiben ift, deſto mehr Ausfiche iſt vor , handen, In der Folge einen fruchtbaren Boden zu erhälten. Alsdann geben auch die vorhandenen Pflanzen ein gutes Erkennungszeichen hinſichtlich der künftigen. Fruchtbarkeit des Hochmoorbodens ab; iſt z. B. viel dichtes, hohes Haidekraut vorhanden, fo darf man mit echt erwarten, der Boden werde nach der Ubarmarchung auch gute Fruͤchte hervorbringen, denn das viele Haldekraut liefert beim Ver⸗ brennen auch viele Aſche, die reich an Kali und mehreren anderen Körpern iſt, welche nicht bios günftig auf die Zerfegung des Torfet wirken, fondern auch den angebaueten Pflanzen zur Nahrung dienen. Den beften Boden, befonders für den Buchwaizen, liefern bies jenigen Hochmoore, weldye außer bem Haldekraute auch viel Gas gel (Myrica Gale) und Porſt (Ledum palustre) bervorbringen, da beide Gewaͤchſe noch reicher an Kali und anderen pflanzenernaͤhren⸗ ben Mineralkörpern , als die Haide, find. Endlih fol man auch zuerfl diejenigen Hochmoore urbar machen, welche fich durch fruchtbare® Bach⸗ und Flußwaſſer bewäffern laffen, da hier nichts weiter nöthig iſt, als die Oberfläche zu verbrennen und ben Grund zur Bewaͤſſe⸗ rung borzurichten. 2) Die Entwäfferung der Hohmoore betreffend. Die Regeln, welche man im Allgemeinen bei der Entwäfferung :naffer oder fumpfiger Orte zu befolgen bat, find fon in dem Fruͤhern an gegeben worden, bier bleibt daher nur noch Einiges- über das zw bemerken, was bie Entwäfjerung der Hochmoore insbefondere betrifft. 1) Iſt es der Sal, daß im Untergrunde des Moers Quellen entfprins gen, die fi) am beutlichften dadurch zu erkennen geben, daß das bare über liegende Torflager etwas aufgetrieben und naͤſſer als an dem übrigen Stellen ift, fo wird es erforderlich, diefe Quellen durch eigens dahin geleitete Gräben abzufangen. 2) Da bie Urbarmadung eines großen Hochmoors in ber Regel nur fehr langfam vorzuſchreiten pflegt, fo würde es unzwedmäßig fein, wenn man zur Zeit mehr bavon entwäfferte, als in den naͤchſten Jahren in Cultur gefegt wer den Eann, denn ba durch das Abzapfen des Waſſers dem Sauer⸗ floffe der Luft freieres Zutritt verfchafft wird, fo wärbe dieſes zur

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Folge haben, daß fich ein großer Theil ber Eohligen Torfſubſtanz in Koblenfäure u, f. w. verwandelte und Luftgeflalt annehme. 3) Wo möglih muß die Entwäfferung auf folhe Weiſe bewerkſtel⸗ gt werben, dbaf das Wafler in den Gräben und Grippen angeflaut werden kann, indem fich dann nicht allein ba6 zu tiefe Abbrennen ber Zorffubftang leichter verhindern laͤßt, fondern auch die Feuchtigkeit, ı welche zur Zerfekung ded Moos» und Faſertorfs fo weſentlich noͤthig iR, in hinreichender Menge dem Zorfboden mitzutheilen ft; haupt ſaͤchlich if «6 den Moostorf, welcher der Berfegung ſehr hartnaͤckig . widerficht, und ber fidy weder bei zu viel, noch bei zu wenig Feuch⸗ tigkeit in Humus verwandelt. 4) Iſt es ‚möglich, von einem Fluffe aus einen schiffbaren Canal durch dad Moor zu ziehen, fo fol man diefe Gelögenheit nicht unbenugt laffen, da hierdurch der Torf⸗ abfag in entfernte Gegenden fehr erleichtert und fomit auch das ſchnelle Fortſchreiten des Moorcultur in mehrfacher Hinficht fehr befördert wird,

8) Die Verwandlung des Moostorfs in Erde bes treffend. Obgleich hierüber ſchon in dem Fruͤheren Mehreres er⸗ waͤhnt wurde, ſo iſt der Gegenſtand doch zu wichtig, um es als überfläffig betrachten zu koͤnnen, noch einmal und zwar ausführlicher darauf zuräd zu tommen: Da die Hochmoore in ben meiften Faͤllen nur ſehr langfam gänzlich von Torf entblößt werden koͤnnen (mobel nur bie nolllommenfie Urbarmachung berfeiben mögli wird), man alſo genoͤthigt ift, die obere Schicht zu cultiviren, fo iſt es natuͤrlich von größter Wichtigkeit, alle Mittel aufzubieten, um die Verwandlung bed den Pflanzen keine Nahrung gebeuden Moostorfs in Erde fo fchnell "und volftändig als moͤglich zu bewerfflelligen, da nur dann anf das Gedeien der angebaueten Früchte zw rechnen if. Ein Haupterforderniß zur fchnellen Werwandiung des Moostorfes in Erde iſt, daß derfeibe weder zu trocken nod zu naß fel, indem bie Ders wefüng aller otganiſchen Reſte nur bei einem gewiſſen Grade von Feuch⸗ tigkeit. gut von Starten geht; die gehörige Feuchthaltung kann aber nur dadurch erreicht werden, daß man eine Vorrichtung trifft, wo⸗ durch ſich das Waſſer in den Gräben und Grippen nah Gefallen auffauen läßt. Alsdann trägt es zur Berfegung des Moostotfs [ehr viel bei, wenn bieüber dem Moostorf liegente Schollerbe, fammt bem , darauf fiehenden Haidekraute geößtentheils verbrannt wird, da bie hierbei entfichende Aſche aus Körpern (Kali, Kalk, Talk, Alaunerde und Eifenosyd) beſteht, bie das Halb zergangene Moos bes Torfs zur Berfegung in Humus

fäure disponiren; man wendet daher mit gutem (Erfolge das mehrma⸗ lige Verbrennen der durch Pflügen und Eggen troden gemuadten Dberflähe an. Ein ferneres Mittel, den Moostorf ſchnell zur Ber feßung zu bringen, befteht in der Bearbeitung beffelben ; hierdurch wird naͤmlich dem Sauerftoff der Luft, der bei der Verweſung aller organis fhen Refte eine Hauptrolle fpielte, ein freierer Zutritt verfchafft, theils und hauptſaͤchlich werben aber auch die Dloosrefte dadurch in eine inni⸗ gere Berührung mit einander gebracht, denn, fo wie fie im Zorfe vorkommen, ftellen fie ein lockeres, viele Heine Bwifchenräume enthals tendes Gewebe bar. Das Zerreißen und Voneinanderttennen bed Moofes wird am beſten dur oͤfteres Eggen bewirkt. Weiter wirb bie Verwandlung In Erde fehr beförbert, wenn die zerriffene und ges loderte Torfmaſſe von Zeit zu Zeit mit einer recht fchweren Walze überzogen wird, da hierdurch, die Moostheile in eine innigere Beruͤh⸗ rung mit einander kommen, wodurch deren Zerfegung oder Verweſung, allen organifchen Stoffen gleich, fehr beſchleunigt wird. Ein fehr gutes Mittel, dag Dichtwerden ber Zorfmaffe zu bewirken, und folglich die Berfegung derſelben herbeizuführen, bietet aber auch das Weberfahren mit Sand dar, wlewohl eine noch beffere Wirkung das Weberfahren mit Lehm und Letten Leiftet, da diefe Materialien nicht blos den Bo⸗ den zufammendrüden, ſondern auch Körper, naͤmlich etwas Kalt, Kalk⸗, Talk⸗, und Alaunerde enthalten, bie chemiſch auf die ˖ Zer⸗ ſetzung des halbzergangenen Mooſes wirken. Am allerwitkſamſten zei⸗ gen ſich aber hinſichtlich der Zerſezung der Mergel, der Kalk und die Holzafhe, da die Kalkerde und das Kali diefer Subſtanzen das Moos am Eräftigfien angreifen. Endlich giebt auch ber Miſt, haupt⸗ ſaͤchlich derjenige, welcher viel Ammoniak entwidelt, ein gutes Mittel ab; um den Torf bald in Erbe zu verwandeln, indem dad Ammoniat die Moosreſte ebenfalls disponirt, fih in Humusfdure zu verwan⸗ bein. Die Mittel, wodurch folglich ber obere Moostorf bald In Exbe verwandelt werden kann, find die Feuchtigkeit, die Aſche der Scholl» erde, die fleißige Bearbeitung durch die Enge, das Walzen, der Sand, der Lehm, der Mergel, der Kalk, die Holzafche und ber Miſt. Wen⸗ bete man alle biefe Mittel gemeinfchaftlid an, was aber fehr hoch zum ftehen kommen würbe, fo müßte die Zerfegung bed Moeostorfs in eine fruchtbare Erde ſchon in einem Jahre erfolgen, es Läßt fich jeboch fehr felten von allen genannten Mitteln Gebrauch machen, fo daß man ſich 6106 auf diejenigen beſchraͤnken muß, welche bie wohlfeilſten

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ſind, und man kann dann zufrieden fein, wenn der beabſichtigte Zweck in 3— 4 Jahren erreicht wird.

5) Die auf den Hohmooren zu erbauenden Wirth» fhaftsgebäude betreffend. Kin Hochmoor, welches 20 und mehr Fuß mächtig iſt, ſenkt fi, wenn ed entwäffert iſt, nach und nad um mehrere Fuße, was bei der Erbauung von Wirthſchaftsgebaͤuden wohl beruͤckſichtigt werden muß. Sie duͤrfen niemals ſchwerfaͤllig, viel⸗ mehr ganz leicht und niedrig gebaut ſein, damit man ſie, wenn ſie ſich an dieſer oder jener Seite ſenken. leicht wieder in die gehörige Stel⸗ lung bıingen Sinne. Auf eingerammte Pfähle darf man fie nicht ſetzen, da fie fonft, wenn fi) dee Torfgrund ſenkt, hoch Über denſel⸗ ben erhaben fein wärden.

6) Das auf den cutltivirten Hochmooren zu hats tende Nutz- und Zugvieh betreffend. Es würde fehr feh⸗ terhaft fein, wenn man auf den Hochmooren Vieh halten wollte, was zu feinem Unterhalte fehr viel und fehr nahrhaftes gutes Futter bes darf. Das ſchwere Marfchvieh, die edlen fpanifchen Schafe und große Pferde und Bugochfen haben auf den Hochmooren fo lange kein Ge beihen , als noch die Früchte Uber dem Moodtorf cultivirt werden müfe fen; erſt dann, wenn die Torfmaffe gänzlich, hinweggeraͤumt ift, kann man großes, edles Vieh halten, da es fi) nun mit Pflanzen ernaͤh⸗ sen läßt, die, weil man fie auf einem beſſern Boden erbaut, auch naͤhrender find; bie dahin alfo muß man fi auf das kleine Heide⸗ vieh, grobe Schafe und Lleine Pferde und Zug⸗Ochſen beſchraͤnken; das ſchwere Zugvieh iſt um fo weniger zu halten, ale es bei ber Bearbeitung des Feldes ſehr tief in dem lofen Boden tritt, ſelbſt wenn man ihm hölzerne Schuhe unter die Hufe bindet. Am fchwierigr fien wird die Haltung des Viehes den Moorcoloniſten, die blos auf das Hochmoor befchränkt find, in den erſten Jahren ihrer Anfiedlung, indem fie dann noch nichts weiter als Buchwaizen erbauen. Heu⸗ und Strohankauf werden hier unerläßlih und gerade dieſes ift die Kippe, woran fo viele Mooranbauer fcheitern. Die Viehhaltung ift auf den Hochmooren ein nothiwendigere® Webel als irgend fonft wo, da bei der Bebauung bed Bodens mit Setreibefrüchten gar bald ber. Zeit punkt eintritt, daB ohne Mift Leine Frucht mehr gedeihen will. Die neuen Mooranbauer hätten in der That mit bei weitem weni⸗ geren Schwierigkeiten zu kaͤmpfen, wenn fie-Eein Vieh des Miftes - wegen zu halten brauchten, fo wie aber bie Cultur ber Hochmoore jegt

betrieben wird, iſt derfelben in ben erften Jahren ganz unentbehr« lih und nur dann wird man auch ohne Mift längere Zeit ſehr fchöne Fruͤchte auf dem Torfboden erbauen, wenn man die Düngungsmittel, von welchen früher die Rede war, in Anwendung bringt; die Bes weife dafür find, wenn auch erft im Kleinen, doch ſchon in mehreren Orten geliefert worden.

Bom Moorraud.

Werben auf ben Hochmooren Zaufende von Morgen zu Buchwaizen gebrannt, fo entfleht, wie man fidy leicht vorfiellen kann, ein fo ungeheurer Rauch, daß dadurch die Sonne verfinftert wird oder nur noch als eine gluͤhende Kugel erfheint. Oft dauert biefer Zuftand 2 .— 3 Wochen, und da der Rauch mellenweit alles umhuͤllet, was unterhalb des Wins des liegt, fo find deshalb von Stadt» und Landbewohnern ſchon viele Beſchwerden geführt worden. Der Moorraud) hat in ber That etwas ſehr Umangenehmes, fo daß es fehr natürlih ift, wenn die beim Moorbrennen nicht beibeiligten Menſchen die bitterfien Klagen laut werben lafien. Seit mehreren Jahren giebt man nun auch dem Moorrauch Schuld, daß er die milde, warme Fruͤhlingsluft ſehr ſchnell in eine rauhe und Ealte verwandle, ja, daß er ſogar den Regen vers treibe. Wenn gleich das erftere ſich mehr und mehr beftätigen bürfte, fo möchte das legtere doch weniger ber Kal fein, denn gar häufig bat es fih ſchon ereignet, daß während bed Brennens ein fo heftiger Regen fiel, dag dadurch alle brennenden Moore augenblicklich ausge⸗ töfcht wurden. Da indeß durch den fich bis in die Wolken erhebens ben Rauch fehr gut deren elektriſche Materie abgeleitet werden ann, fo wäre es auch wohl möglih, daß, da bie elektrifhe Materie bei ber Regenbildung eine wichtige Rolle fpielt, fib dann die Wels en, flatt Regen zu fpenden, in Dunft auflöften. Obwohl der fragliche Gegenftand fhon in mehreren Schriften verhandelt wurde und man auch in Weftphalen ſchon eigene Beobachtungen darüber angefteilt hat, fo tft er doch noch nicht aufs Reine gebracht worden. Bor mebr als 100 Jahren, denn fo lange wird ſchon 'zu Buch⸗ malzen gebrannt, behauptete man auch, der Moorraudy fchade den Bluͤthen der Obfibäume, ber Eichen u f. w. Alles biefes möchte nun näher unterſucht werben, denn follte es ſich wirklich beflätigen, daß der Moorrauch dee Nachbarfchaft in mehrfacher Hinſicht ſchaͤdlich wird, fo wuͤrde es Leine Ungerechtigkeit fein. wenn man das Moorbren⸗

nen in bie gehörigen Schranken miele, fo unangenehm dieſes auch den Mooraͤnbauern fein duͤrfte. Ob auch im Herbſt, wo häufig zu Roden gebrannt wird, der Moorraudy einen Einfluß aufıden Gang der Witterung ausübt, darüber möchten gieihfalis genaue Beobach- tungen anzuftellen fein. Webrigens wird man hierbei den Heerrauch nicht

mit dem Moorraudy zu verwechfeln haben, doch dürfte zu unterfuchen

fein, ob der erftere nicht durch legteen herbeigeführt wird?

In Schottland und Irland gerathen bei anhaltendem Regenwet⸗ - ter die an Abhängen liegenden Hochmoore oft in Bewegung. ins der merkwuͤrdigſten Beiſpiele diefer Art fand am 8. Juli 1821 bei Zulamore in Irland flatt und wird folgendermaßen befchrieben: Man ſpuͤrte anfänglich eine flarte Bewegung auf dem Moore und mehrere Stunden weit hin fhien da8 Innere der Erde in einem gewaltigen Auftuhr zu fein. ‚Die Erfhütterung war mit einem flarken, fernen Donnergetöfe begleitet. Hiernach öffnete fi in der Gegend von Kils nalady die Erde und es kam ein ſtarker Etrom einer ſchwarzen mooa rigen Maffe zum Borfchein, die unter gewaltigen Getöfe fih reißend weiter flürste. Binnen einer Viertelftunde waren 600 Morgen des angebauten Moores verwüftet, Alles was dem Etrome im Wege ftand, feloft Häufer und Bäume wurden mit fortgeriffen. Die Oberfläche des Stromes gewährte den Anblick des flat in Gaͤhrung begriffinen Biers und an einigen Stellen hatte er die Ziefe von 60 Zub. Man glaubte zuerſt, er rolle nur oben bin, allein es zeigte fich ſeht bald, daß der Boden tief aufgewuͤhlt und große Maffen Erdreichs wohl 20 Fuß weit bin gefchleudert wurden. Dreitaufend Menfhen waren befchäftigt, dem Strom einen 7 Fuß heben Damm entgegenzufegen, allein vergeblich, denn er durchbrach ihn und flürzte ſich bei Turbe⸗Kilruſh ins atlantifche Meer!

Vom Torfflehen und Torfbaggern.

Da mit der Urbarmachung ber Hochmoore gewöhnlich das Torf Rechen und Torfbaggern verbunden iſt, fo wird es nöthig fein, bier das Wefentlichfte davon mitzutheilen:

Das Torfſtechen, was mit einem 14 15 Zoll langen und 6 8 Zoll breiten zweifchneidigen fehr ſcharfen Spaten ge ſchieht, kann nur in dem Falle recht voliftändig ausgeführt werden, daß das Hochmoor mit Gräben verfehen ift, die bi6 auf den feften Un» tergrund reichen und einen guten Abflug haben, da in felbtge das Waſſer geleitet werden muß, was fih in den Torfgruben afammelt.

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Fehlen bie noͤthigen Gräben, fo wird durch ben Andrang bes Waſſers die Arbeit fehr behindert, auch iſt es ohne diefelben ganz unmöglich, den Torf bis auf den feften Untergrund wegzunehmen, was body ſtets gefchehen möchte, dba es meift der befte, ſchwerſte oder die meiſte Higkraft befigende Torf ift, der im Grunde der Moore liegt. Der Torf befteht hier gewöhnlich aus einer ſchwarzen, kohligen, viel Harz, aber wenig Pflanzenrefte enthaltenden Maſſe, die beim Aus⸗ trocknen oft der Stein» oder Braunkohle aͤhnlich wird, während bie obern Schichten des Torfs immer loderer und Lofer werden (Faſer⸗ torf), bis fie zulegt, oder ganz oben in ben leichten, auf dem Waſſer fhwimmenden und wenig Hiäkraft Befigenden Moostorf übergehen.. Das Zorffiehen nimmt feinen Anfang beim Entwäfferungsgraben. Die Arbeiter find zuerſt bemüht, eine perpendiculäre Wand durch Wegnahme der Zorfmaffe zu bilden; hierauf flechen fie mit dem Spaten in einer Entfernung von 12 14 Bol hinter der Wand entlang perpendiculär in das Torflager fo tief ein, als es die Länge des Spatens geftattet (16 1830); alsdann hauen fie, im Graben, oder, wenn das Zorflager fehr mächtig ift, auf einem Abfage ſtehend, mit der Seitenfchneide des Spatens etwa in fußweiter Entfernung durch die zuvor von Haidekraut befcelete Schollerde und hierauf fahren fie mit dem Spaten an der Stelle, mo der Moostorf anfängt, unter der Schollerde in horizontaler Richtung fo weit bin, bis fie den per« pendiculaͤren Einftih berühren. Die laͤnglicht vieredigen Stuͤcken Schollerde, welche auf dieſe Weiſe auf den Spaten liegend entſtehen, werfen ſie ſogleich hinter ſich, weil die Schollerde als Brennma⸗ terial unbrauchbar iſt. Der nun von Schollerde entbloͤßte Moostorf, wird jetzt auf dieſelbe Weiſe, als die Schollerde, nach und nach tiefer abgeſtochen, nur mit dem Unterſchiede, daß jeder einzelne Torf, der durch die Einhiebe eine Breite von 7 8 Boll, durch den Ho⸗ rigontalftih eine Dide-von 4 5 Zoll und durch die Perpendicu⸗ tärftiche eine Länge von 12 14 Zoll erhält, auf das Ufer ges mworfen wird. Bier ladet ihn nun ein anderer Arbeiter auf eine Schiebkarre und führt Ihn zum vorher von Haidekraut befteieten und geebneten Xrodenplage. Dafelbft angelangt, wird ec auf die Erbe ges legt, fo zwar, daß zwiſchen je zwei Toͤrfe, wegen beffern Trocknent und nachherigen Ummendens, ein Eeiner Raum bleibt. Die Torf⸗ ftecyer, mittlerweile biß zum ſchwarzen Torf gelommen, halten ein und fangen mit einer neuen Bank wieder von oben wie daß erſte Mal an,

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da der unterfie Torf nicht in fo große Stüde als ber oberfte geſto⸗ hen werden kann, denn theils zerbricht er fehr leicht wegen des ges ringen Bufammendanges, theils trocknet berfelbe in großen Stuͤcken zu fehr aus. Er wird deshalb fpäter für ſich in kleine Stuͤcken geftos chen und nach einer andern Geite des Trockenplatzes geſchafft. Sind nun die Toͤrfe ziemlich abgetrodinet, fo werden fie umgemwendet und dabei auf die hohe Kante geftellt; fpäter fegt man fie dann In kleine Hau: fen, fo zwar, daß immer 2 Törfe in einiger Entfernung über Kreuz zu liegen fommen. In diefen Haufen, weldhe die Höhe von 3— 4 Fuß erhalten, bleiben die Toͤrfe 2— 3 Wochen ruhig ftehen ,. hier: nach werden fie umgefegt, wobei die, welche früher unten lagen, oben auf kommen. Nach abermals 2—3 Wochen pflegen dann die Toͤrfe fo troden zu fein, daß fie in große, bachförmige ober oben ſpitze Haufen gepadt werden koͤnnen; beſſer iſt es jedoch, fie unter luf⸗ tige Schoppen zu bringen, denn find fie dann auch noch etwas feucht, fo trodnen fie bier doch bald fo gänzlich aus, daß fie in der Folge ein gute® Brennmaterial abgeben. In neuerer Zeit hat man es auch verfucht, den größten Theil des Waſſers aus des feuchten Torf⸗ maffe durch Preßmafhinen zu entfernen, wodurd natürlich nicht nur viel Zeit beim Trocknen gewonnen wird, fondern man nun auch nicht nöthig bat, den Torf In vegelmäßige Stüde zu ſtechen. Durchs Prefs fen bringt man aber auch zugleih das Brennmaterial in einen klei⸗ nen Raum, fo daß eb nun möglich wird, eine größere Dige durch den Torf bervorzubeingen. Daß beim Faſer⸗ und Moostorf das Prefien der feuchten Maffe fih mit Nugen wird anwenden faffen, ift wohl feinem Zweifel unterworfen, ob aber auch der ſchwarze Feine Pflanzenrefte mehr enthaltende Torf fi) dazu eignet, möchte erſt durch Verſuche zu entfcheiden fein. '

Hat die Torfmaſſe keinen ſolchen Zuſammenhang, daß bie Torf flüde daraus durchs Stechen gebildet werden können, fo iſt man ge: noͤthigt fie zu »baggerne«, d. h. man bringt fie auf einen mit Bret⸗ tern bededten Platz, feuchtet fie mit Waſſer an, ſtreuet auch mohl Kiefernadein, kuiz zerfchnittenes, Haidefraut. und dergleichen darüber, um ihr mehr Bufammenhang zu geben, und läßt das Ganze mittelft Pferden durcheinander treten; hierauf freicht man die weiche homo⸗ gene Maffe wie Ziegelfleine in Formen und trodnet biefe alsdann, was freilich fehr langſam geht. Der -WBüggertorf iſt in der Regel beſſer, als der geftochene Zorf, da er meiſt aus einer Zubflan; bes

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fteht, die viel Kohle und Erdharz enthält und deshalb viel Hige gibt. Diefe Subftanz liegt immer auf dem Grunde der Hochmoore und ift deßhalb ſchwierig hervorzuſchaffen, aber Schade wäre es, fie unbenugt zu laflen.

Bon der Urbarmahung der Haiden Ä (Haideräume).

Wenn bedeutende Flächen größtentheild mit Haidekraut (Erica vulgaris) bewachſen find, fo werden biefelben Haiden genannt. Die Haiden tommen mehr in nördlichen als im füdlihen Ländern vor, wenigſtens diejenigen, auf weldhen die gemeine Haide waͤchſt. Am bäufigften trifft man fie im nördlichen Deutfchlande, in Dines mark, Schweden, Norwegen, Holland, Schottland und Irland an; bier haben fie oft eine Ausdehnung von’ mehreren TI Meilen (Lünes burger Haide). Sie bieten, da fie eine braune Farbe haben, ' faft zu allen Sahreszeiten einen fehr traurigen Anblick dar, denn nur im Mai, wenn bie jungen Blätter hervorbrechen, erfcheinen fie grünlich, waͤh⸗ tend fie im September nach) dem Aufblüben der lieblichen Beinen Bluͤthen einen roͤthlichen Schimmer annehmen. Am oͤdeſten erſchei⸗ nen fie gerade im Eommer, wenn alle Webrige mit dem lebhafteften Grün bekleidet iſt. Betritt man in diefer Jahreszeit eine große Haide, fo glaubt man das Bild der größten Unfruchtbarkeit zu. erbliden ; Alles rings umher fcheint verbrannt und erflorden zu fein und den⸗ ‚noch lebt nicht blos die Haide, fondern ſchafft auch noch für kom⸗ mende Pflanzengefchlechter bie Mittel zu deren Wachsthum herbei; fie lie⸗ fert nämlich nit nur Humus, fondern: fördert auch, da fie mit ih⸗ ten Wurzeln tief in den Untergrund dringt, die hier verborgenen Dflanzennahrungsftoffe auf die Oberfläche. Das Daidekraut wird ins deß von ben Meiften verfannt und für ein ſchlechtes Gewaͤchs ger halten; dies iſt es aber nicht, vielmehr gehört es zu den ſchaͤtzenswer⸗ theſten, die uns die Vorſehung geſchenkt hat. Wenn die Haide nicht wäre, von welcher Pflanze ſonſt duͤrften wir es wohl erwarten, daß fie und

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ohne weiteres Zuthun behuͤlflich fein werde, ſelbſt dem allerunfcuchte barften Boden einigen Nuten abzugewinnen ?! Sie giebt dem Rind« vieh und Schafen im Sommer und Winter Nahrung, wenngleich eine Pürftige, fie liefert Streumaterial und Humus zur Miflbereitung für edlere Krüchte, fie bietet den Bienen vielen Honig dar, und endlich befipt fie auch ein fo kraͤftiges Leben, daß fie weder durch Vibe, noch durch die ſtrengſte Kaͤlte leidet. | Ein Boden, auf welchem feit Jahrhunderten das Haldekraut vege⸗ tirte, enthält an der Oberfläche eine ſchwarzbraune, 6 8 Zoll maͤch⸗ tige Schicht, die größtentheild aus Humus von einer ganz eigenthuͤm⸗ lichen Beſchaffenheit befteht, und, ſehr viel Aehnlichkeit mit der über dem Moostorf der Hochmoore liegenden Schotlerde hat, indem auch diefe, wie wir früher gefehen haben, dem Haidekraut ihre Entflehung zw verdanken hat, Gehe häufig trifft man aber auch große Haide⸗ räume an, wo die Humusſchicht kaum 2— 3 Zoll mächtig ift, und wo daB Haldekraut nur kuͤmmerlich waͤchſt; bergieihen Haiden bienten dann entweder feit undenkliher Zeit zuc Gewinnung von Streuma⸗ teriat, d. h. zum Plaggens und Haidehlebe, oder ver Boden iſt im.Uuters geunde fo mager und fchlecht, daß nun auch wegen bed kuͤmmerlichen Wachsthums der Haide keine ſtarke Humusſchicht. entflehen konnte. Der Humus der Haide iſt ganz eigenthuͤmlich zuſammengeſetzt, und zeichnet ſich duch Eigenfchaften aus, wie wir fie bei Eeiner andern Hus musart bemerken; überall hat er aber diefelde Zufummenfegung; denn unterſuchen wir den Haldbehumus aus Holland und den aus Poms mern, fo finden wir in beiden faſt einerlei Beſtandtheile. Nichts iſt natürlicher al6 dies, da er fih hier wie dort größtentheile aus dem Daidefraute bildete und außerdem noch die Subſtanzen enthält, weiche ſich als atmosphärifher Staub auf den Halderäumen niebers ſenkten. Die Haupteigenihaft des Haldehumus befteht darin, daß. er in feinem natärlichen Zuftande nicht eine einzige unferer Entturs ' pflunzen hervorbringt, und daß er auch nur wenige wildwachſende Pflanzene arten traͤgt, man findet nämlich neben den Halbefraut nur Tormen⸗ tilt, Blaugras, Haidriedgras (Carex ericetorum, C. pi- lulifera, C, dioica und C. praecox), Preißeisbeere, Raufch beere, Bärlapp, Sonnenthau, englifhen Binfter, Kopf⸗ balde, Rennthiermoos und einige andere Pflanzen wachen. Der Grund, daß der Haldehumus fi) nicht zur Culture unferer Feldfruͤchte eignet, liegt vornaͤmlich in feinen großen Gehalt an Humuskohle und 22

f

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Harz, von welchen beiden Körpern er meift 40 50. Pfd. enthaͤtt; alsbann rührt feine Unfruchtbarkeit aber auch vom Mangel mehreren pPflanzennahrungsmittel her; denn er Ift befonders arm an Stickſtoff⸗ baltigen Körpern, Gyps, Kali u. f. w. Was die Humuskohle bes teiffe, fo birgt Ddiefelbe zwar noch viele Pflanzennahrungsftoffe in fich, allein fie Lönnen nicht zur Wirkſamkeit gelangen, da die Kohle dur das Harz, was oft 12 Pfd. berrägt, gegen die Einwirkung des ath⸗ mosphärifchen Sauerſtoffs geſchuͤtzt wird, und fomit auch keine Ber: fegung etleidet, wodurch fie befähigt wuͤrde, den Pflanzen zur Nah⸗ ung zu dienen. Hiernach dürfte folglich die Cultur oder Fruchtbar machung ded Haidebodens hauptfächlich darin beſtehen müffen, diejenl: gen Mittel in Anwendung zu bringen, von welden man erwarten darf, daß fie nicht blos eine Berfegung des Harzes und der Humus ˖ kohle bewirken werden, fonbern and) zugleich die Körper in den Boden bringen, woran ee Mangel leidet. Wir werden aber auch weiter uns ten fehen, daß alle Mittel, die man zue Verbeſſerung des Haidelandes anwendet, hierauf berechnet find, und daß deshalb der Kalk, der Mergel, die Holzaſche und der Miſt angewendet werden, um ihn jum Anbau der Fruͤchte in Stand zu fegen, womit man jebody auch gleich» zeitig eine. flelßige Bearbeitung verbindet.

Obgleich nun die 6 8 Boll mächtige Dede des gefchonten Haldelandes Immer aus Haibehumus, dem etwas Sand und Thontheile beigemifcht find, befteht, fo hat body der Untergrund meiſt eine fehr verfchledene Bufammenfegung; man findet nämlich hier oft Sand, Sand, Lehm, Letten und Thon, niemals aber in den obern Schichten ein mergeliged Erdreich, wiewohl dieſes fehr häufig tiefer im Untergrunde vorkommt, und dann auch oft zur Verbefferung der Dberflähe angewendet wird. Im Untergeunbe fehr vieler Haiben trifft man aber auch Mafeneifenflein, ober einen Lehm un Sand an, ber ſehr reich an Eiſenorpden iſt.

Von den Mitteln, welche bei der Urbarmachung der Haiden angewendet werden, im Allgemeinen.

Die Mittel, deren man ſich bei der Urbarmachung der Haiden bedient, muͤſſen wie bei allen übrigen Urbarmachungen ſtets den Localpverhaͤlt⸗ niffen angepaßt werben, fie muͤſſen ſich nach bee Beſchaffenheit des Untergrundes, nach ben Kräften, welche zu Gebote fliehen, nad der früheren Benutzungsweiſe der Halden und nad ber Lage berfeiben

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richten. ine» Hauptregel muß es jeboh fein, die Urbarmas

dung nicht zu bereiten , das heißt, der umgebrochene und mit dies ſem oder jenem Düngungsmittel verfehene Haldeboden darf nicht zu . fruͤh mit Fruͤchten beftelle werden. Die Vorarbeiten, welche viel: leicht noch noͤthig find, beitehen im Abräumen von an der Übers fläche liegenden Steinen, im Entwäffern etwaiger ſumpfiger Stellen und im Ausroden von Buſch und Geſtripp. Die Meinen und gro⸗ Gen Steine, weldye auf manchen Halden in außerorbentlicher Menge vorkommen und aus den mannigfaltigften Varietäten vdn Granit, Syenit, Gneis, Quarzfeld u. f. m. beftchen, können, wie ſchon fruͤ⸗ ber bemerkt, zur Errichtuug von Befriedigungsmauern, oder auch zur Erbauung von Wirthſchaftsgebaͤuden dienen; wo aber Feldſpathhaltige Sefteine (Granit u. f. w.) in uͤbergroßer Menge vorhanden find, da wird man fie vieleicht mit Vortheil auf Kati nutzen koͤnnen. (Durch Bes handlung des Steinpulvers mit Schwefelfäure u, f. w.)

Die Mittel, welche man bei der Urbarmachung ber Haibde⸗ räume am meiften in Anwendung bringt, find folgende: 1) Man brennt das Haidekraut ab, pfluͤgt alsddann den Boden flah um und düngt mit Kalt, 2) Man plaggt die Haibenarbe ab, febt von den Plag⸗ gem Haufen und verbrennt dieſelben. 8) Man plaggt die Halbe: narbe ab, macht von den Plaggen in Verbindung mit Miſt, Mer⸗ gel und Kalk einen Compoſt, pflügt den. Ader um und düngt ihn hier⸗ auf mit dem Miſchduͤnger. A) Man pflägt den Boden um und blingt ihn mit Mergel. 5) Man pflüge den Boden um und büngt ihn mit geröfteten Lehm, Thon oder Mergel. 6) Ran pfluͤgt den Bo⸗ den um und büngt ihn mit Miſt, und humusreicher Erbe. 7) Man rajolt und duͤngt mie Mift, Mergel und Eompoft. 8) Man ſpatpflͤgt oder rajolpfluͤgt und duͤngt mit Mergel, Miſt u. ſ. w. 9) Man’ bricht ihn tief um und beſaͤet ihn mit Brahm. 10) Man beſaͤet oder bepflanzt ihn mit Holz. Da ich nun die meiſten dieſer Eulturmetho⸗ den theils ſelbſt ausgeführt Habe, theils oft habe ausführen ſehen, ſd bin id) auch im Stande, eine richtige Befchreibung davon zu liefern. 3) Von der Urbarmahung des Hatdebodens mittelſt

ber Verbrennung des Haidekrauté und der Düns gung mit Kalt, J Dieſe Art Urbarmachung kann nur auf Haideraͤumen an⸗ gewendet werben, welche mit 1 1%, Fuß hohem Halbe: kraute bewachfen find, da fonft, werm das Kraut Lürzer iſt, das 2 *

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Feuer leicht ausgeht oder fich nicht von Haidekraut, zu Haidekraͤutſtaude fortpflant Man nimmt das Abbrennen (Schwenden) in der ttocken⸗ fien Jahreszeit (Maͤrz und April) vor, umgiebt aber zuvor das Grundſtuͤck mit, eingm flachen, 3 4 Fuß breiten Graben, oder haut von einem 5 6 Fuß breiten Streifen die Paggen ab, damit. das Feuer nur fo weit vordringe, als es beabſichtigt wird; ungeachtet befe fen muß es unter gehäriger Aufſicht gehalten und gut geleitet werben, indem fonft leicht große Flaͤchen in Brand gerathen und dadurch bedeu⸗ tender Schaden geſchieht. Man zündet täglicy Reine groͤßere Fläche an, als umgepflügt werden kann, denn müßte die Aſche lange an der Oberflaͤche liegen bleiben und trete unter der Beit fehr windiges Wet⸗ ter ein, fo würde das koͤſtliche Düngungsmittel weit meggeweht wer⸗ den. Das Anzünden des Haidekrautes gefhieht ducch brennende Stroh oder Fackeln, wobei man dem Winde entgegen fchreitet; ſoll⸗ ten aber zulegt einzelne Stellen dem Feuer entgangen fein, fo hat man diefe nachzuholen. Hierauf wird fofort zum flachen Umpflügen der Haldenarbe geſchritten; denn je heißer die Afche In den Boden kommt, defto Ecäftiger wirkt fie auf den Lohligsharzigen Haidehumus ein, Nach einigen Tagen wird geegget, wobei nun viele Haidekraut⸗ wurzeln an die Oberfläche kommen. Man läßt diefelden fo lange an ber Luft liegen, bis fie trocken find, bringt fie alsdann in Beine Haus fen, zuͤndet felbige an; , wirft die Aſche gut, auseinander, ſtreut p. Magd. Morg. 1000 4000. Pfd. gebraunten und mit Waſſet zum Zerfallen gebrachten Kalk darüber, pfluͤgt (quer) 34 Zoll tief und egget nach eigigen Zagen. Hierbei kommen nun abermale Hai⸗ befrautwurzeln zum Vorſchein; man läßt fie tioden werden, ver⸗ brennt fie wieder in Haufen und freut: die Afche gut auseinander. Man pflägt jegt zum dritten Dale quer und zwar etwas tiefer als bie erſten beiden Male, egget und laͤßt nun den Boden 3—4 Wochen. ruhig liegen. Vor Winter pflüge man dann noch einmal in ber Ziefe von 5 6 Boll, egget aber das Feld nicht, Im Fruͤhiahr wird es nun zuerfl recht ſcharf geegget, alsddann 5 6 ZoU zief ums gepflügt und mit Buch waizen oder Raubafer befdet. Beide Sruͤchte pflegen ein gutes Gebeihen zu haben und ein um fo befjeres, je lehmiger der Boden iſt und je mehr Öräfer-unter dem Haidekraute vorfamen.. Nach dem Hafer, ober. befjer Buchwaizen, läßt man Rocken folgen, zu welchem wo moͤglich mit, etwas Miſt, und waͤten es auch au, 8000. Pfd. m Morg. gedüngt ‚erben muß. Unter bem

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Hoden merden Im zeltigen Fruͤhjahr weißer Klee Und paſſende Graͤ⸗ ſer und Kraͤuter, als Schafſchwingel, Lieſchgras, engliſches Raigras, Blebernelle, Kümmel, Schafgarbe u. ſ. mw. geſaͤet, womit denn das Feld 3 4 Jahr zur Weide für Schafe oder Riadvieh liegen bleibt. Nach der Zeit wird es zu Hafer oder Buchwalzen aufgebrochen und dann mit Kartoffeln, bie gut gebüngt und fleißig bearbeitet werden müffen, beſtellt; hiernach tft nun der Boben in völlig artbaren Zus fland geſetzt und die Beſchaffenheit des Landes, ob lehmig oder ſan⸗ dig, beſtimmt dann weiter, welche Fruchtfolge man darauf In Zukunft anzuwenden hat.

Es bleibt mic jetzt noch uͤbrig, die Wirkung der Haidekrautaſche und des Kalkes zu erklaͤren, denn kennt man, von einer landwirth⸗ ſchaftlichen Operation genau den Zuſammenhang aller dabei Statt fins denden Erſcheinungen und weiß man warum ber Erfolg nur fo und nicht anders fein kann, fo ift man auch eher im Stande, fie auf das volllommenfte auszuführen. Nah den hemifhen Unterfuchungen, die ich anftellte, erfolgen beim Verbrennen von 100,000 Pfd. trodnem Haidekraute 2000 Pfd. Aſche, beftehend aus 100 Pfd. Kati, 200 Pro. Natron, 540 Pd. Kalkerde, 170 Pfd. Talkerde, 40 Pfd. Alaun⸗ erde, 50 Pro. Eifenorpd, 90 Pfd. Manganoryd, 600 Pfd. Kiefelerde, 110 Pf. Schwefelfäure, 10 Pfd. Phosphorfäure und 90 Pfd. Chlor. Nehmen wir num auch an, daß von einem Magd. Morg. das Halı dekraut ſammt feinen Wurzeln 15,000 Pfd. wiege (mas fchon fehr viel ift), fo wuͤrde durch die gänzliche Verbrennung beffelben ber Morgen doch erft 15 Pfd. Kalt, 30 Pd. Natron, 81 Pfo. Kalk⸗ erde, 35 Pfd. Talkerde, 6 Pfd. Alaunerde, 7 Pfd. Eifenorpd, 14Pfd. Manganoryd, 90 Pfd. Kiefelerde, 17 Pfd. Scwefelfäure, 7 Pb. Dhosphorfäure und 14 Pfd. Chlor erhalten. Obgleich nun wohl das Kalt und Nateon, bie Kalk⸗ und Talkerde, die Schwefel- und Phos⸗ phorfäure, fo wie das Chlor, fehr Eräftig duͤngende Körper find, fo ift doch die Quantität, welche davon mittelft der Afche in den Bo⸗ den kommt, zu gering, als daf man erwarten koͤnnte, die Pflanzen werben einen fehr bedeutenden Nutzen haben. Noch weniger kann aber die geringe Menge Aſche ſehr zerfegend auf den Haldehumus wirken, fo daB man genoͤthigt fl, einen großen Theil der Wirkung der beim Verbrennen des Haidekroutes entſtehenden Hitze zuzu⸗ ſchrelben. Die Wirkung der Aſcheduͤngung iſt indeß niemals groß, denn laͤßt man den Kalk weg, ſo fieht man, daß nur im erſten

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und zwelten Jahre die Früchte etwas beſſer wachſen. Die Düngung mit Kalk muß durchaus hinzukommen, wenn der Haideboden dauernd verbeſſert werden ſoll, indem es nur ber Kalk tft, welcher bie viele Pflanzennahrungsſtoffe enthaltende Humuskohle zur Zerſetzung bringt, oder fie den Pflanzen gugänglicher. macht, wozu denn freilich auch noch kommt, daß der Haldeboden durch die Kalkduͤnqung mit der ihm feh⸗ lenden, aber für die Vegetation fehr wichtigen Kalkerde verforge wich, Im Webrigen glaube man nicht, daß durch den Kalk die viele Humus⸗ fäure bes Haidebodens völlig abgeflumpft oder neutraiffirt werde, bean obgleich ich 5000 Pfd. Kalk auf den Magd. Morg. brachte, fo rea⸗ girte derfelbe nach Verlauf von 4 Jahren body noch beinahe eben fo ſauer, als vor ber Kalkduͤngung; aber ungeachtet deſſen brachte er fehr ſchoͤnen rothen Klee, Hafer und Kartoffeln bervor.

b) Bon ber Urbarmahung bed Haidebodens mittel fl des Abplaggen® der Haidenarbe, des Verbrennen berfelben u, ſ. w.

Enthält der Haideboden eine 7 8 Boll mächtige Schicht Hu⸗ mus, fo iſt es ſehr zweckmaͤßig, einen Theil davon in Aſche zu vers wandeln ober zu verbrennen, ba ber viele Humus ben anzubauenden Fruͤchten eher ſchaͤdlich als nüglich wird. Durch das Verbrennen bes Haidehumus werben num aber auch die minetaliſchen Körper der Kohle bloß gelegt, und innen dann nebft ben mineralifchen Stoffen des zus glei) damit verbrannten Haibekrautes zur Wirkung kommen. Um das Verbrennen des Haidehumus leicht bewerkftelligen zu koͤnnen, wird die Heidekrautnarbe 1Y, 2 Boll did mit der fogenannten Plaggen» twide (Plaggenhaue) abgehauen, da derfelbe alddann durch das Wur⸗ jelgervebe zufammengehalten wird, und nun fammt diefem beffer verbrannt werden Bann; follte aber das Kraut fo lang fein, daß es daB Ab⸗ bauen fehr hinderte, fo muß es zuvor abgemähet oder abgebrannt wer den. Statt ber Plaggentwide bedient man fih zum Abfchälen ber Narbe auch wohl eines fcharfen recht feicht gehenden Pfluges und hauet alsdann bie Pflugfurchen mit der Handhacke In Stuͤcke von 1— 1% Fuß Länge Die durch das Abplaggen ober auf die legte Art erhaltenen Sthde der Haidekrautnarbe werden nun zum Austrod: nen je 2 gegen einander geftellt, worauf fie dann fpäter in Eleine Hau⸗ fen, die inwendig hohl find, zufammengefegt und angezündet werden (die

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ausfuͤhrlichere Beſchreibung dieſer Operation beim Raſenbrennen). Die noch heiße Aſche wird nun gut auseinandergezogen und ſogleich flach un⸗ tergepfluͤgt; nach einigen Tagen egget man dann recht ſcharf, pfluͤgt bierauf quer etwas tiefer als das erſte Mol, egget wieder recht tuͤch⸗ tig und pfluͤgt vor Winter noch einmal bis zu der Tiefe von 6—7 Boll oder doch fo tief, daß dabei etwas von dem unter dem Haide⸗ humus ruhenden Sande ober Zehme herauf kommt. Das Land bleibt fo über Winter in der rauhen Furche liegen, wird dann Im zeitigen Fruͤhjahr ſcharf gergget und hierauf In einer Tiefe von 4—5 Zoll zur Saat gepflägt.

Oft düngt man ben gebranuten Boden auch mit Mergel, was denn natürlich einen noch günftigern Erfolg hat, und ſollte man aud) nur einige Fuder p. Morg. augewenbet haben,

Die Früchte, womit man den auf biefe Weiſe urbargemachten Böden beftelit, koͤnnen Buchwaizen, Kartoffeln, Hafer und weiße Müs ben fein. Die Kartoffeln verdienen in fofern ben Vorzuz, als man dadurch Gelegenheit erhält, dem neuen Boden durch die Bearbeitung eine noch homogenere Miſchung zu ertheilen; aud werben babei bie noch rohen Theile des Erdreichs der Luft mehr ausgefegt und folg: lich milder; bauptfächlih bewirkt man aber dadurch, daß fich das ſchaͤdliche Eiſenorydul, was ber Haidehumus ſtets enthält, In das unſchaͤd⸗ liche Eiſenoxpd verwandelt. Damit nun aber durch die Kartoffeln dem Boden nicht zu viele feiner Fräftig duͤngenden mineralifchen Körs per entzoden werden, iſt es durchaus erforderlich, das Kartoffelkraut auf dem Lande zu laſſen. Nah den Kartoffeln und Rüden Iäßt man Hafer folgm, nach dem Buchwaizen und Hafer dagegen Roden und fäet darunter weißen Klee und bie dem Boden angemeffenen Gräfer und Kräus ter, womit daB Selb dann 2 3 Jahr zur Weide liegen bleibt. Nach dem Aufbruch, der Meide büngt man, wenn Hafer oder Moden vors angingen, zu Kartoffeln, bearbeitet diefelben recht fleißig wieder und bebaut nun ferner das Feld in einer richtigen Reihefolge mit denjenis gen Früchten, die des Befchaffenheit ded Bodens und den übrigen Wirthſchaftsverhaͤltniſſen angemeffen find.

Ich füge dieſem Allen noch meine Anfihten Aber bie Wirkungs⸗ art dee Haidenarbe⸗Aſche hinzu, da fie von ben bisherigen ſehr abwei- hen. Man glaubt befannelich, bie Afche neutralifiredie Säure bes Bo⸗ dent und zerfege durch den Kalk und das Kali, was fie enthalte, ben Eohligen

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Humus der Haldeerbe; dies iſt aber durchaus nicht der Fall, denn die beim Verbrennen der Haideerde (aus Haidelrautwurzein und Hai⸗ dehumus befichend) erhaltene Afche ift nach meiner damit vorgenom⸗ menen chemiſchen Unterfuhung auf eine Weiſe zufanımengefegt, daß es ihre unmöglich iſt, Iöfend auf den zurädhieibenden Humus zu wirken, wiewohl ‚ber Boben eine ‚beträchtlihe Menge davon erhält, denn es erfolgen, wenn man die Daldenarbe 1'/, 2 Zell did abfhält,

gegen 14,000 Pfd. Aſche vom Magd. Morg. Die Afche beſtehe

nämlich, in 100,000 Gewichtstheilen, aus 92.943 Xiefelerde und Quarzſand, 1,585 Alaunerde, 2,050 Eifenorpd, 0,170 Manganorpp, 1,346 Kalkerde, 0,480 Talkerde, 0,105 Kali, 0,060 Natron, 0.825 Schwefelſdͤure, 0,402 Phosphorfdure und 0,040 Chlor, Das Kalt und Natron, die Kalk» und Talkerde, als die Körper, welhe nun

wohl zerfegend auf den Humus wirken koͤnnten, vermögen dieſes jedoch

nicht, da fie mit Phosphorfäure, Schroefelfäure, Chlor und Kiefelerde zu

- Galzen verbunden find, welche die Humuskohle nicht angreifen. Eben fo wenig koͤnnen nun aber auch die Bafen der Afche die Säure de8 Bo⸗ dens neutralifiren, da fie fchon mit Säuren gefättigt find. Die Beſtand⸗ theite der Afche müffen deßhalb hauptſaͤchlich als Nahrungsmittel wirken, was auch um fo wahrſcheinlicher iſt, als der Morgen bei 14,000 Pro. Afche nur 188 Pd. Kalt, 67 Pfd. Talkerde, 14 Pfd. Kali, 8 Pfd. Na: ton, 115 Pfd. Schwefelfäure (mit Kali und Kalkerde verbun- den) 56 Pfd. Phosphorfäure (mit Kalkerde und Eiſenoxypd verbun⸗ den) und 5 Pfd. Chlor (mit Natron verbunden) erhält. Unterſucht man den mit der Aſche vermiſchten Haideboden nach Verlauf mehrerer Jahre, fo ſieht max zwar, daß er noch eben fo ſauer als früher rea⸗ girt, allein er hat doch durch die Beſtandtheile der Aſche, beſonders durch die Alaunerde, Kieſelerde und das Eiſenoxyd derſelben, eine Be⸗ ſchaffenheit angenommen, die weſentlich verſchieden von der fruͤheren iſt, denn er iſt lockerer und die noch übrige Humuskohle iſt in der Zerſetzung begriffen, da der Sauerſtoff der Luft nun freieren Zutritt erhalten hat; natuͤrlich trug die Bearbeitung des Bodens gleichfalls das Ihrige dazu bei.

Da nun der Halbeboden durch dad Verbrennen der Halbenarbe in den Stand gefegt wird, aus eigenen Kräften Fruͤchte hervor⸗ zubringen,, fo gebt daraus hervor, daß von biefer Culturmethode ein Öfterer Gebrauch ale bisher gemacht werden möchte. Sie eignet fih aus leicht zu eutwickelnden Gründen jeboch nur für biejenigen Hai⸗

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den, welche niemals dem Öfteren Plaggen⸗ oder Haidekrauthiebe unterwor⸗ fen wurden. Vom beflen Erfolge ift fie, wie ich aus eigener Erfah⸗ zung weiß, hauptſaͤchlich ruf folben Stellen begleitet, wo außer ber Daide auch Borſtengras, Riedgraͤſer, Tormentill und Ginſter wachfen, wo ferner die Humusſchicht die Maͤchtigkeit von 8 9 Boll hat, und wo endlich der Boden im Untergrunde aus Lehm oder lehmigem Sande beftcht. Zu berüdfichtigen ift dabei nun aber noch, daß der Boden nach dem Brennen nicht zu ſtark duch Getraidefrüchte anges griffen werden darf, eben weil er fie nur aus eigener, Kraft hervor» zubringen het. Eine Düngung mit Mift, Mergelu, ſ. w. wird um fo eher nöthig, als der Kalks, Talk⸗, Kalt:, Natron⸗, Chlors, Schwefelfäures und Phosphorfäuregehatt der Afche nur gering If.

3) Von der Ucbarmahung des Haidebodens mittetft bes Abplaggen® und der Düngung-des umgepflüg« ten und gut bearbeiteten Bodens mit Compoft, beftehend aus Plaggen, Mifl, Mergel, Kalk, Torf: und Holzaſche.

Die Urbarmachung des Haidebodens in diefer Art wird der fo eben befchtiebenen von allen vorgezogen, welche glauben, daß durch bie Verbrennung der Haidenarbe viele Pflanzennahrungsfloffe verloren geben ; indeß ift diefe Befürchtung meift ungegründet, da hauptfäkhlic nur ber Kohlenſtoff dabei eingebüßt wird , wovon aber ber Haideboden ger wöhnlic mehr als hinreichend befigts folte indeß ber Haideboden nur eine ſchwache Humusſchicht enthalten, was wohl ber Fall ift, wenn er feit langer Zeit zum Plaggenhiebe diente, fo würde es ſehr unräthli fein deffen Narbe zu verbrennen da ber Boden dann nicht mehr die nöthige Menge (Koblenftoff) im Humus behielte; im dies ſem Falle würde es alfo vorzugiehen fein, die Plaggen mit Miſt, Mer» gel u. f. w. vermifcht in Haufen zu bringen oder einen Gompoft daraus zu bereiten, indem der kohlige Humus des Haidebodens darin die befte Zerfegung erleidet und dann zuc Düngung des umgepflügten Bodens dienen Tann. Außer dem Kohlenſtoff gehen beim Verbrennen der Hals denarbe in ben Eleinen Haufen, wie fie vorhin befchrieben wurden, nun freis lich auch bie ſtickſtoffhaltigen Körper des Humus verloren, was allerdings nicht unberuͤckſichtigt zu laffen ift, da der Stickſtoff, wie wir wiffen, eine ſehr wichtige Rolle bei der Ernährung der Pflanzen fpielt, allein es erzeugt ſich Dagegen auch wieber in der Afche ein ſtickſtoffhalti⸗

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ger Körper naͤmlich Ammoniak, fo daß dasſenige, was bein Wer: breunen der Narbe an Stickſtoff verloren geht, auf biefe Weiſe doppelt wieder gewonnen werden bürfte. Jedoch wir wollen dieſen Gegenſtand näher beleuchten, wenn vom Rafenbrennen die Rede fein wird.

Das Verfahren, welches man bei der fraglichen Urbarmachungsart des Haidebodens anwendet, und welches ſich, wie fchon erwähnt, haupt⸗ fächlih für diejentgen Halderaͤume eignet, die arm an Humus find, indem fie felt langer Zeit dem Plaggen⸗ oder Halbehlebe (sur Ges winnung von Streumaterlal) unterworfen waren, iſt in der Kürze das folgende. Man haut im zeitigen Fruͤhjahr bie Haldekcautnarbe mit ber fogenannten Twicke in dee Dide von 1— 1”/, Boll ab, ober gebraucht zum Abſchaͤlen derfelben einen feicht gehenden Pflug. Alsdann bringt man die Haibenacde ſchichtweiſe mie Mift, Mergel, Kalk, Holzaſche, Torfaſche, Selfenfiederafhe u. f. w. in 4 8 Fuß hohe und 1—2 D) Ruthen große Haufen, begießt biefelben, der beffern Faͤulniß we⸗ gen, wenn es nicht regnen follte, tuͤchtig mit Waſſer und laͤßt fie 6-8 Wochen ruhig ftehen, hierauf arbeit man bie Haufen um, bringt das. was biöher unten lag, nad) oben, zerhadt alles möglich ein, fegt davon abermals Haufen in der angegeben Höhe auf nnd begießt diefetben, falls die Erde troden fein ſollte, zulegt wieder mie MWaffer (beſſer mit Miftjauche). Die Haufen bleiben nochmals 6 8 Wochen flehen, werden barauf wieder umgearbeitet und nun fo lange ſtehen gelaffen, bis man fie Anfangs September aus: einander fährt, Während ded Sommers wird nun aber auch ber von der Heidenacbe befrelete Boden recht oft und forgfältig mit Pflug, Haaken und Egge bearbeitet, damit er bis zu ber Tiefe von 6 Zoll eine recht gleichförmige Miſchung erhalte und feine Mohheit durch die Öftere Luftausfegung verloren gebe. Der Compoft wird recht gleichmäßig Über den Meubruc, vertheilt, alsdann mit der Egge bearbeitet und num flach untergepflüge und geegget. Nah 14 Tagen wird endlih des Acker 4 5 Zoll tief zur Saat gepflägt md mit Moden beſaͤet. Das ganze Verfahren ift, wie man leicht ſehen wird, etwas koſtbar, allein ber Erfolg iſt dafuͤr auch glänzend, tenn der Rocken ſteht danach fo rein und bit und hat eine fo gleichmaͤßige Länge In Stroh und Achren, daß er kaum etwas zu wuͤnſchen übrig läßt. Dem Moden läßt man dann Buchwalzen, Erb⸗ fen oder Widen folgen, biefen wieder Noden und hierunter fdet man

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weißen Ktee und Gräfer, womit das Land einige Fahre ale Weide Hegen bleibt,

Was die Materialien berrifft, weiche man mit ber Haldektaut⸗ narbe in bie Haufen bringt, fo ift daruͤber noch das Folgende zu bes merken: 1) Miſt. Am beften iſt dazu der: Schaf: und Pferbemift geeignet, indem er nicht bloß durch das viele fih aus ihm ent widelnde Ammoniat laͤſend auf den Haidehumus wirkt, fonbern auch den Boden mit dem fo wichtigen Stickſtoff verficht. Man fegt dem Compoft foviel davon zu, daB auf den Magd. Morg. minbeftens 10000 Pre. fommen. 2) Mergel. Man nimmt wo möglich

einen recht viele Kalk» und Talkerde, Gyps, Kochſalz und Knochen⸗

erde enthaltenden Mergel, folite er aber nur wenig Gyps und Koch⸗ ſalz enthalten, fo iſt e8 gut, dem Compoſt diefe beiden Körper für fich zuzufegen ; vielleicht fteht aber auch Torfaſche zu Gebote, bie fehr gyps⸗ reich if. Die Quantität des anzumendenden Mergels, muß fich nad) feinem größeren oder geringeren Kalkgehalte richten. Man nimmt 10, 20 bis 30 Zuder p. Magd. Morg.; bei 30 Prog. Kalk find 10 Fuder à 2000 Pfd. hinreichend. 3) Kalle Mom gebrannten Kalke fege man dem Compoft fo viel zu, daß auf den Magb, Morg. 500 bis 1000 Pd. kommen. Man möge übrigens nicht glauben, daß, weil der Mergel Kalk enthält, ber Zuſat des gebrannten Kalkes überflüffig fel, er ift es nicht, da er den Eohligen Humus bei weis tem beſſer als der kohlenſaure Kalk des Mergeld angreift. Oft ift freilich der Kalk zu theuer, um einen Gebrauch dävon machen zu können. 4) Holzaſche. Die Holzaſche wirkt beſonders zerſetzend auf den Haidehumus, und möchte deßhalb bei der Bereitung des Com⸗ pofle® um fo weniger wegbleiben, als fie auch viele duͤngende Koͤryer, nämlich Kalt, Gyps, Knochenerde, Kochſalz u. f.w. enthält. Es wird ben Compoſt fo viel zugefeht, daß davon auf den Magd. Morg. 5 600 Pfü kommen. 5) Torfaſche. Sie iſt befonders wegen ihres Gypsgehaltes zu beruͤckſichtigen; man wendet fo viel davon an, bag auf den Magd. Morg. 4—500 Pfo. kommen, 6) Seifen ſie deraſche. Sie macht ben Kalkzufag entbehrlich, fobald man fie friſch anwendet, ba fie dann noch viel Aetzkalk enthält.

Damit man die Haidenarbe nice zu weit zu fahren habe, macht man bie Compoftoaufen nicht zu groß; auch fege man fie ig eine Linie, damit fie bei ber Bearbeitung des Feldes während bes Sommers ide im Wege ſtehen. ' Endlich darf es niemals ver»

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ſaͤnmt werben, die Haufen gehörig feucht zu halten, da ohne Waſſer keine vol.ftindige Zerfeßung der Haidenarbe erfolgt; es würde gan; und gar der eigentliche Aweck der Operation verfehlte werden, wenn man hierauf nicht Bedacht nehmen wollte. _ Durch das nahe Zufammens bringen der Haldenarbe mit dem Mifte, Mergel u. f. w. will man deren fehnellere Zerfegung und Auflöfung bewirken und biefe erfolge guh in der That, wenn man die gegebenen Vorfchriften befolgt. In den Gompofthaufen entfleht durch die chemiſchen Zerfegungen und Berbindungen viel Wärme, und diefe dient dann mieder dazu, eine noch fehnellere und beffere Zerſetzung des Haldehumus hervorzu⸗ beingen. Die Berfegung wird jedoch auch durch die oͤſtere Auf lockerung des Compoſts befördert, ba dann der Sauerſtoff der Luft, der gleichfalls eine wichtige Rolle dabei fpielt, freieren Zutritt erhalt.

4) Bon ber Urbarmadhung bes Haidebodens mittelſt der Mergelung.

Am bäufigften werden jest wohl in Rocbbeutfchland bie Haide⸗ eäume durch Hülfe des Mergels in Culture geſetzt, da dieſes am leiteften ganz im Großen auszuführen iſt und auch meiſt fehr gläns zende Mefultate liefert. Die Hauptfache dabei iſt, dag man einen echt ‘guten Mergel habe, d. 5. einen Mergel, der reich an Kalkerde und allen ben Körpern iſt, woran ber Haideboden Mangel leidet. Oft ift ed aber auch ſchon Hinreichend, daß der Mergel nur aus Kalk: und Talkerde nebft wenig Thon beftche, nämlich in fofern, als ſchon der Boden alle fonfligen zum Pflanzenwachsthum nöthigen Stoffe befigt. Es giebt eine Mergelart im Lüneburgifchen, von welcher ſchon ’— 8000 Pfd. p. Magd. Morg. hinreichen, um dem Hatdeboden eine große Fruchtbarkeit zu ertheilen. Diefer Mergel befteht nady meiner damit vorgenommenen chemifchen Unterfahung in 100,000 Gewidtstheilen aus: 85,444 kohlenfaurer Kalkerde, 1,255 Eohlenfaurer Talkerde, 0,412 Alaunerde 4,219 Eifenorpb und Eifenorydul, 0.006 Manganoryd, 5,564 Kiefelerde und Quarzſand, 0,026 Kochſalz, 0,066 Gpps, 0.052 Kali und Natron, 2,328 phosphorfaurer Kalkerde (Knochenerde), 0,328 Humusfäure und fticftoffhaltigen organtfchen Körper, 0,300 Erd: harz und etwas Salpeter. Daß diefer Mergel feine ausgezeichnete Wirkung mit den flidfloffhaltigen Körpern ber -Rnothenerbe und bem Galpeter zu verdanken babe, darf um fo mehr als gewiß angenom⸗

men werbett, ba ein aubeter, gleichfalls im Lnebürgifdyen vorkom⸗ mender Mergel bei einem Gehalte von I6 Proz. kohlenſaurer Kalkerde, über keiner Knochenerde, Salpeter und ſtickſtoffhaltigen Koͤrpetn, ſeht wenig zur Verbeſſerung des Haidebodens beiträgt, false er in derſel⸗ ben Duantität angemendet wird,

Das Gewöhntihe iſt 30 60 tauſend Pfd. eines erdigen, 20 30 Proz. kohlenſauren Kalk enthaltenden Mergels auf benz Magd. Morg. anzuwenden, wodurch denn auch ber Boden phyſiſch ſehr verbeffert wird. Das Werfahrrn, mad man dabei beobachtet, ift ganz einfach, man pflägt nämlich den Haideboden. det früher meift zum Plaggenhiebe benust wurde, 4 5 Bol tief um, ſtreut den. Mergel Darüber, vermiſcht denfelden während des Sommers durch haͤu⸗ figes Flach⸗ und Kiefpflügen, Haaken (Ruhren) und Eggen mit dem Boden und beſaͤet ihn darauf mit Rocken, und darunter weißen Klee. In der Folge wird der auf diefe Weiſe urbargemachte Daideboden zum alten Ackerlande gezogen, und nad) ben Reyein eines guten Fruchtwechſels beſtellt; iſt er .niche zu troden und war die Aufs fuhr des Mergels beträchtlich, ſo trägt er nun alle Fruͤchte, nament⸗ lich auch fehr fhönen Walzen, Hape, Ktee, Bohnen u. f. wm. Es ift in der That zum Erſtaunen, wie fchnell der unfruchtbarfte Haides boden durch den Miergel in das fchönfte Aderland verwandelt wird.

5) Bon der Urbarmahung des Haidebodens mittelft des geröfteten Lehms und Thons.

Die Urbarmachung des Haidebodens mit Zuhülfenahme von ges roͤſtetem Lehm und Thon iſt erſt in der neuern Zeit verfucht worden, und hat jedesmal einen fo gänfligen Erfolg gehabt, daß man fie, wo kein Mergel zu Gebote ſteht, Überall in Anwendung bringen mödıte. Der geröftete Lehm oder Than kann den Mergel zum Theil wohl er⸗ fegen, denn enthält er auch nicht fo viel Kalk⸗ und Talkerde, fo ber fige ec von den übrigen Pflanzennahrungsmitteln, als Gyps, Kocfalz u, ſ. w. doch oft eben ſo viel und wohl noch mehr als der Mergel; dazu kommt nun aber noch, daß ſich im geroͤſteten Lehme ober Thone— duch Zerſetzung von Waſſer, mittelſt des vorhandenen Gifenorybuls, ' viel Ammoniak erzeugt, was dann theil® loͤſend auf den kohligen Hu⸗ mus wirkt, hauptſaͤchlich aber die Pflanzen mit Stidftoff verforge. Das Verfahren beim Lehm⸗ oder Thonbrennen iſt zwar fchen früher ange» geben, allein am leichtefien iſt es doch an folchen Orten auszuführen, wo

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man Torf hat. Das Verfahren, welches man bier befolgt, if ganz einfach; man legt naͤmlich zuerſt auf den Boden eine Schicht Torf in der Stärke von B— 10 Zell, darüber eine Lage Lehm von 1 —1% Fuß Dide, je nach der Trodenheit oder Näffe des Wet ters und des Material, und fährt nun mit dieſen abmedhfelnden Schichten von Torf und Lehm fo lange fort, bis der Haufen, dem

man eine runde Form giebt, die Höhe von 12 15 Zuß erreicht

bat. Die Torfſchichten müffen ſich babei nun aber auch an eine in ber Mitte bed Haufens erbauete und auf bee unterflen Torfſchicht tu⸗ bende hohle Säule von Torf fchlleßen, während in der untern Torf⸗ ſchicht 2 4 Luftloͤcher angebracht werben, um den Luftzug von außen in den hohlen Raum zu unterhalten. Fig. II, Taf. Vl. Iſt der Haus fen fertig, fo wird von oben Feuer bineingebradht, worauf dann obne weitere Nachhälfe in B8—12 Stunden alter Torf verbrannt und ber Lehm hinreichend geröfter if. Wo man dem Lehm oder Thon zum Brennen aus dem Untergrunde der Haiden hervorgraben kann, ba ift nathrlich die Operation bei weitem wohlfeiler zu dewerkſtelligen, als ba, wo man benfelben erfl aus der Kerne berbeifchaffen muß. Nach dem Brennen zerfchläge man den Lehm mit Hämmeen obet bergl. im echt kleine Stuͤcke und führt ihn über den durch Pflug und Egge fhon vorbereiteten Haidegrund fo ſtark, dab 30 bie 70,000 Pfd. auf den Magd. Morg. kommen; bieranf pflüge man ihn möglichft flach unter und befäet bad Feld mit Moden, der danach zum Er⸗ ſtaunen gut geräth. In die Rodenfloppel können dann noch Buch⸗ walzen oder Spörgel gefäet werden, die beide eine beträchtliche Maſſe Sutter liefern, indem der Buchwaizen oft 2 Zuß hoch wird. Nach dem Buchwalzen folgt nun wieder Rocken mit untergefäetem weißen Klee. Ein anderes Verfahren, den Haldeboden mit geröftetem Lehm zu büngen, beſteht in Folgendem. Der Hatbeboben wird 4-5 Zoll tief umgepflägt, darauf mit dem Scarificator bearbeitet und tüchtig geegget. Alsdaun wird reihenweiſe der Lehm in Haufen von 9 10 Cubit⸗ Fuß Inhalt Über das Feld gefahren; iſt nun derſelbe abgetrodnet, fo bringt man ihn bei trocknem Wetter in Legelförmige Haufen, macht in der Mitte derfelben eine Vertiefung, thut In diefe die auf dem Lande umherliegenden trodinen Haldeſchollen, bedeckt den ganzem . Haufen noch mit trocknen Haibeplaggen und zuͤndet zuletzt bie Haufen an; find dann bie Plaggen und Haideſchollen verbrannt, fo

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vermiſcht man bie Afche berfelben mit dem geroͤſteten Lehm, wirft ihn auseinander , pflügt feicht unter und befäet das Feld mit Moden,

Der geröftete Lehm, welcher im Oldenburgiſchen mis gutem Erfolge zur Düngung bed Haidebodens bient, befteht nach meines damit vorgenommenen chemiſchen Unterfuhung in 100,000 Gewichts⸗ theilen aus 96,186 Kiefelerde und Quarzfand, 1,872 Aluunerde, 1,408 Eifenorpd, Eifenorydul und Manganoxyd, 0.064 Kalkerde, 0,175 Talk⸗ erde, 0,008 Phosphorfäure, 0,190 Scwefelfäure, 0,005 Chlor und 0,092 Kali und Natron.

- Ein anderer in Oſtfriesland mit ganz ausgezeichnetem Erfolge in-geröftetem Zuftande angewandter Lehm befteht dagegen in 100,000 Gewichtstheilen, aus 87,219 Kiefelerde und Quarzfand, 4,200 Alaun⸗ erde, 5,200 Eiſenoxyd nebit etwas Phosphorfäure , 0,310 Mangan» oxyd, 0,320 Kalkerde, 0,380 Talkerde, 0,130 Kati, 0,274 Natron, 0,965 Schwefelfäure, 0,002 Chlor und 1,000 Humusſaͤure. Noch ein anderer dafeibft mit gutem Erfolge im geröfteten Zuſtande anges wendeter Lehm befteht in 100,000 Gewichtstheilen, aus 95.190 Kiefelerde und Quarzſand, 2,520 Alaunerde, 1,460 Eiſenorxyd, 0,048 Manganoıyd , 0 336 Kalkerde, 0,125 Talkerde 0,072 Kati, 0,180 Natron, 0,034 Phosphorfäure, 0,020 Schwefelfäure und 0,015 Chlor. Das Kali und Natron ift zwar in diefen 3 Lehm: und Zhonarten chemifch mit Kiefelerde verbunden, allein durch das Roͤ⸗ fien wird die Verbindung loderer, fo daß ſich die Humusſaͤure des Bodens dann leichter mit dem Kali und Natron verbinden kann. Am wirkfamften zeigt fi übrigens immer derjenige Lehm und Thon, wel⸗ cher fehr reich an Eifen ift, der Grund hiervon dürfte fein, daß ſich in die⸗ fem Falle auch viel Ammoniak bildet. Statt des Lehms und Thons bat man fogar ſchon Rafeneifenftein im geröfteten Zuflande mit fehr gluͤcklichem Erfolge zur Düngung des Haideboden® angewendet, was gleichfalls dafür ſpricht, daß das Eifen des Lehms eine Hauptrolle bei der Düngung fpielt, naͤmlich duch die Ammoniakbildung. Auch der eifenteiche Mergel wird aus diefem Grunde mit großem Nutzen vor feiner Anwendung erſt gebrannt, und’ fegt man hierbei das Bren⸗ nen lange genug fort, fo bringe man dadurch auch Aetzkalk in den Boden, wodurch dann bie Wirkung deſſelben noch bedeutend verftärkt wird.

Den mit geroͤſtetem Lehm ober Thon geduͤngten Haideboden hat man nun aber auch bald mit Miſt zu verfehen und man darf hoͤchſtens

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drei Ernten danach nehmen. Das Beſte iſt immer, den Haideboden, nachdem er mit dem geröfteten Lehme gebüngt worden, mit Roden zu befäen, dieſem Buchwaizen folgen zu laffen und darunter torifen Kiee und Graͤſer zu ſaͤen, womit daB Feld dann einige Fahre als . Weide llegen bleibt.

6) Bon ber Urbarmachung des Haidebodens durch Zu⸗ hülfenahme von Miſt und humusreicher Erde.

Haideraͤume, die ſehr atm an Humus find, weil man fie felt un⸗ denklichen Zeiten zur Gewinnung von Plaggen behuf Streumaterials benutzte, find ſehr ſchwierig und nur mit bedeutenden Koften in Cul⸗ tur zu fegen, denn ed kann nur mit Zuhllfenahme von Mift und guter humusreicher Erde geſchehen; indeß können auch Halde⸗ plaggen dabei benugt werden und⸗ es ift dann gut, diefelben, ehe man fie dem Miſte zufegt, In hohe Haufen zufammen zu paden, denn fie er» higen fih dann und der Haldehumus erleidet eine Zerfegung oder verliert feine üblen Eigenſchaften früher. In einen noch beffern Etand kommen indeß die hHumusarmen Halderäume, wenn man fie gleichzeitig ober vor⸗ und naͤchher aud mit Holzafhe, Zorfafche, Mergel und Kalk duͤngt, denn ein Boden, welcher wie der oft abgeplaggete Haideboden Mangel an Humus leitet, iſt in der Negel auch fehe arm an Kalls erde, Talkerde, Gyps, Knochenerde, Kali u. f. w. Wendet man dagegen ben Mit und die Humusreiche Erde nur allein an, fo werden dadurch dem -Haldeboden nur geringe Mengen biefer Körper mitgetheltt, fo daß man die Düngung mit felbigen oft wiederholen muß, wenn bie Pflanzen davon die erforderliche Quantität vorfinden follen. Da nun aber der humusarme Haideboden jedenfalls einen bedeutenden Aufwand von Mift erfordert, um in gute Eultur zu fommen, fo nimmt man ihn aud immer nur dann vor, wenn man dem alten Aderlande ohne Gefahr einen Theil Mift entziehen Kann. Auh hier muß der Auftrud des Haidebodend und die fleißige Bearbeitung beffelben während des Sommers dasjenige fein, was zuerft vorzunehmen iſt, denn ein je dev Neubruch iſt nicht blos ſehr ungleich gemifht, fondern bes figt auch meift Körper, die auf das Pflanzenwachſsthum hoͤchſt nach theiltg wirken; beim Hafdeboden iſt dieſes ganz befonders ber Fall. denn iſt er auh arm an Humus, fo enthält er doch ſtets eine detraͤcht⸗ liche Menge Eifenorpdul, was fich aber bei einer fleißigen Bearbeitung in dad ben Pflanzen nicht ſchaͤdlich ‚werdende Eifenerpd verwandelt.

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Um nun mit fo wenig Miſt als moͤglich ausjureichen, dabei doch aber, fogleih ein Gewaͤchs zu cultiviren, was bei reichlicher Einſtreuung viel Miſt wieder giebt, bepflanzt man den unter den Pflug genomme» nen Haldegrund zuerft mit Kartoffeln und bringt ben Mift, oder ‚beffee den aus Mift und humusreicher Erde beftehenden Compoſt in die Furchen, worin aud) die Kartoffeln zu liegen fommen. Wo möglich wendet man hierbei ben Mift der Schafe und Pferde an, ba derfelbe viel Ammoniak entwidelt, welches Iöfend und zerfegend auf den Immer no in geringer Menge im Boden vorhandenen Tohlig: - barzigen Haidehumus wirkt. Kann man dem Compoft nun auch noch Zorfafche, Holzafche, Kalk, Seifenfiederafche, Knochenpulver, Rafen, Unkraͤuter, Scheurenabfall u. dergl. zufegen, dann um fo beffer, ins dem hiernach die Kartoffeln, auch wenn man nur bie halbe Quan⸗ tität Dünger anwendet, einen fo reichlichen Ertrag geben, baß er nicht viel geringer al& der auf gut gebüngtem Aderlande iſt. Nach ben Kar toffeln werden Buchwaizen oder Roden und darunter Klee, Graͤſer und Kräuter gefäet, womit das Feld mehrere Jahre zur Weide liegen bleibt, um fo nad und nad zu Kräften zu kommen. Alsdann befdet man es mit Rocken, düngt wo möglich dazu mit Schafpferch, wenn auch nur ſchwach, bauet in bie Modenftoppel Spörgel oder Buchwaizen, pflügt diefen unter und laͤßt abermals Moden folgen, unter welchen man wieder Weidegraͤſer fäet; das Land dient nun einige Jahre als Weide und wird barauf mit Roden, zu welchem ſchwach gepferht iſt, befäet ; in die Stoppel kommt Spörgel zum Unterpflügen, und hiernach folgen aufs Neue mit Compoſt gedüngte Kartoffeln, die nun fchon einen bei weitem reichlihern Ertrag als das erſte Mal geben. Die Frucht⸗ folge muß bann immer fo gewählt werden, daß ſie die Bereicherung des Bodens herbeifuͤhrt; man nimmt in 9 Jahren hoͤchſtens 3 Getraide⸗ fruͤchte, einmal Kartoffeln, und 5 Jahre Weide; z. B.: 1) Kartoffeln geduͤngt mit Compoſt; 2) Rocken, 3) Weide, 4) Weide, 5) Rocken mit Pferch geduͤngt, 6), 7) und 8) Weide, 9) Moden mit Pferch oder, Mift gebüngt; in die Stoppel Spoͤrgel, Rüben oder Buchwaizen geſaͤet.

8) Von der Urbarmahung des Haidebodens mit dur. hülfenahme außergemöhnliher Mineralkörper.

. ».- .. Mehrjährige Verfuche im Großen *) haben e8 außer allen Zwei⸗

*) Vergl. des Cam. Conſ. Stuͤrenburg's Bericht über Stürenburgshof in 23

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fel gefeßt, daß der Haideboden durch Zuhülfenahme mehrerer, früher noch nicht benugter Mineraltörper gleichfalls fehr ſchnell In einen trags baren Zufland verfegt werden ann. Zu diefen Wineralien gehören namentlich Pottaſche, Soda, fchmefelfaure Talkerde, ſchwefelſaures Natron, Kochſalz, Gyp6, Natronſalpeter und Knochenmehl. Alle bdieſe Subſtanzen werden nun aber nicht abgefondert dem Boden mit: getheilt, fondern täglich in angemeffener Menge dem Mifte beigemifcht, welcher kei Einftreuung von Plaggen oder humusreicher Erde erfolgt. Sie gähren dann, was fehr wichtig ift, mit dieſem durch und es entftehen Verbindungen, tie fie gerade den Affimitationsfräften der Pflanzen angemeffen find. Die Zufäge müffen nur gering fein und es reicht meift hin, wenn man dem Plaggenmiſte fo viel beis mifcht, daß auf den Magdeb. Morgen 20 30 Pfund Pottaſche, 20-30 Pfund Soda, 40 50 Pfund ſchwefelſaute Talkerde, 30 40 Pfund Kochſalz oder Seeſalz, 50 60 Pfund Gyyps, 0 40 Pfund ſalpeterſaures Natron (Natronſalpeter) und 3 400 Pfund Knochenmehl kommen. Dieſe ſaͤmmtlichen Subſtanzen keſten, ba fie nicht chemiſch rein zu fein brauchen, etwa 14— 15 Xhater, was in der That nicht zu viel ift, da fie, wenn fie unter 5 Fudern Plaggenmiſt befindlich find, diefen fo ſehr verbefiern, daß deffen Wir tung 10 Fudern guten Stallmiſt gleihy kommt. Der Nugen der mineraliſchen Zufäge iſt jedoch noch größer, wenn man das Hals defand ein Jahr zuvor mit geröftetem Lehm, Thon oder Mergel buͤngt, oder etwas gebrannten Kalk anwendet, denn dadurch wird befien kohliger Humus zur Zerſetzung gebracht, was nicht durch die mineras liſchen Zufäge geſchieht, da felbige entweder gar nicht darauf einwir⸗ ken (Kochſalz, Gyps, Knochenerde, falpeterfaures Natron und ſchwe⸗ felſaure Talkerde), oder nicht mehr darauf einwirken koͤnnen, weil ſie ſchon mit der Humusſaͤure des Plaggenmiſtes eine Verbindung ein⸗ gegangen. find (Pottaſche und Soda). Bu bemerken iſt übrigens noch, daß ſich die anzumendenden Quantitäten der verfchledenen Zur füge nicht ganz genau beflimmen laffen, indem fie durch die cdhemi: (hen Beſtandtheile des unter dem Haidehumus ruhenden Bodens bes dingt werden, enthielte 3. B. derfelbe viele Talkerde, fo würde es un» nüg fein, wenn man ihm nody mehr Talkerde beimiſchte; in der

der von mie rebigirten Eand« und Forſtwirthſchaftlichen Zeitſchrift B. 2 und B. 4, |

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Regel leidet aber der Haideboden an ben Stoffen, welche die Zufäge enthalten, Mangel , fo daß fie auch meift mit großem Nutzen ans gewendet werden; hauptfächlich iſt es der Natronfalpeter, welcher nies mals mweggelaffen werden möchte, ba er den Boden mit Stxidftoff, woran es demfelben fo fehr fehlt, verforgtz; es fchabet deshalb auch nicht, wenn man die Quantität des Natronfalpetere verboppelt ober gar verdreifacht, im Gegentheil es nüßt, denn die Pflanzen wachfen banadı uns fo viel beffer, daß man 2 Fuder Mift weniger auf den Morgen bringen kann, ohne daß diefes einen geringeren Extrag dee Früchte zur Folge hätte. Vormals war die Anwendung des Natronſalpeters wegen feis nes hoben Preifes im Großen unausführbar, feltdem aber der Chilifche + Matronfalpeter in den Serftäbten pro Centner 5—6 Thaler Eoftet, ſteht dem Gebrauce defjelben nichts mehr im Wege; vorziglih Bann man ihn da mit Nugen anwenden, wo es an thierifhen Excremen ten fehlt, denn diefe haben huuptfächlich durch ihren Stickſtoff für ben Haibeboden einen fo hohen Werth; alle übrigen Körper, durch weiche die Ereremente das Pflanzenwahsthum befördern, Tann man dagegen dem Boden bei weitem wohlfeller durch die vorhin genannten Mineralien mittheilen.

Den Mift, welcher unter dem Viehe mit den mineralifchen Zus fügen vermifcht wird, wendet man am vortheilhafteften zu Kartoffeln sder Topinambour an und thut ihn in die Furchen, in welche die Knollen gelegt werden. Sie wachſen danach außerordentlich uͤppig ind Kraut, geben einen großen Ertrag und liefern fomit twieder das Dias terial zuc Gewinnung eines fehr Eräftig wirkenden Dünger, da vin großer Theil der angewendeten Diineralien in die Knollen und daß Kraut beider Pflanzen übergeht. Nach den Kartoffeln Lift man danke Rocden mit untergefäeten Weidegraͤſern folgen.

8) Von ber Urbarmahung des Haldebodens mitten des Rajolens u. f. w.

Das Rajolen eines Haidebobens, ber unter der Humusdecke cine ſehr ungleiche Miſchung Hat, viel Eifenorpb oder gar Raſeneiſenſtein, wie es oft der Fall zu fein pflegt, enthält, ober ſehr uneben ift, wird, obgleich dieſe Operation bedeutende Koften verurfacht, doch faſt allges mein als das Mittel betrachtet, durch welches derfelbe, wenn auch nicht am ſchnellſten, doch am nachhaltigften in Cultur gefegt werden Tann, Gmöhntic geſchieht bad Rajolen des Haldebodens bis zu der Tiefe

23"

v⸗

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von 2— 2/, Fuß, was auch Immer hinreichend iſt, wenn man bie getoöhnlichen Früchte darauf cultiviren will, fol dagegen der Haideboden Lucerne tragen, fo iſt «8 nicht zu viel, wenn man ihn 4—5 Fuß tief umarbeite, Man wirft dabei die ganze Humusbede in den Uns tergrund, während man alle eifenreihe Erde bed Untergrundes, bes fonder& aber ben etwa vorhandenen Nafeneifenftein, fo viel ald möglich auf die Oberfläche bringt. Zugleich ſucht man babet aud) dem oberen Bos den eine recht gleichförmige Miſchung zu geben. Obwohl es nun ſehr nuͤtzlich und nothwendig iſt, die eifenreiche Erde, fo wie den Rafen: eifenftein beim Rajolen an die Oberfläche zu bringen, ba biefelben im Untergrunde liegend bie tiefeindringenden Pflanzenwurzeln tödten, fo kann es doch nicht gutgeheißen werden, den Haidehumus gänzlich zu ver»

‚graben, Indem er beim Pflanzenwahsthum eine zu wichtige Rolle

fpielt. In dem Fruͤheren iſt auch ſchon gegeigt worden, daß et ſich durch geeignete Mittel in einen milden, fruchtbaten Humus verwandeln Käßt, fo daß es wirklich als eine Verſchwendung betrachtet werden muß, wenn man ihn den Pflanzen durch das tiefe Eingraben gänzlich ent⸗ sieht. Ein Haideboden, ber 2—2"/, Fuß tief rajolt worden, er⸗ fordert, da ber Haidehumus hierbei aus dem Bereich dee Wurzeln gebracht wird, um tragbar zu werden, ſehr viel Mi, Compoft und dergl., indem er nur dadurch mit der nöthigen Menge Humus

“wieder verforge werben kann; bieibt dagegen beim Rajolen ein

Theil dee Haideerde an der Oberfläche, fo läßt fi der Boden, falls man auch noch bie geeigneten mineralifhen Düngungsmittel, als Kalk, Mergel ober Holzafhe anwendet, mit bei weitem wenigerem Miſt in gute Cultur zu fegen, denn dann hat man nur nöthig, fo viel davon anzumenden, baß der Boden die hinreichende Menge Stids ſtoff erhätt.

Das Rajolen des Haidebodens iſt übrigens ganz unerlaͤßlich, wenn nahe unter der Oberfläche deffelben Rafeneifenftein vorfommt, denn weder Miſt und Mergel noch Kalk und fonftige Dängungsmittel fchlagen Darauf an, wenh man benfelben ungeftört Tiegen laͤßt. Der Rafens " eifenflein, im Untergrumbe befindlich, fft ein wahres Gift, während er an bie Oberfläche gebracht fi in ein Dlngungsmittel verwandelt, Um eine vergeblichen Koften zu haben, muß deshalb ein jeber Halde⸗ grund, ehe etwas weiter damit vorgenommen wird, auf Rafeneiſen⸗ flein unterfucht werden. Wenn man fragt, weshalb der Raſeneiſenſtein im Untergrumde Tiegend fo nachteilig auf das Planzenwachſthum

857.

wirkte, fo läßt fi) darauf antworten, es chbre von feinem vielen Ei⸗ ſenoxydul her, was ſich in der Kohlen» und Humusſaͤute, die aus ber Aderkrume in die Tiefe ziehen, auflöfe und dann die Pflanzen mit . mehr Eiſen verforge, als fie verähnlichen innen. Der Grund aber, warum ber Wafeneifenftein, an die Oberfläche gebracht, nicht nur nicht ſchaͤdlich wirkt, .fondern fogar ganz augenfcheinlich bad Pflanzen» machsthbun befördert, befleht darin, daß ſich das Eiſenoxydul in Eis fenoryd vertvandelt, was nun nicht mehr In Kohlenfäure und nur noch febe wenig in Humusfäure löslich iſt und daß fich zugleich Ammoniak darin erzeugt, Die Bildung dieſes Iegtern überaus Eräftigen Befoͤr⸗ Derungsmittel& ber Degetation kann von zwei Urfachen herruͤhren; einmal kann es dadurch entfliehen, daß Waſſer vom Eifenorydul bei deſſen höherer Oxydation zerlegt wird, wobei fi dann der Waſſerſtoff deffelben mit dem Stickſtoff der Atmofphäre zu Ammoniak verbindet, und zweitens Eann .ed fich aus den Reſten der im Raſeneiſenſtein befindlichen Infuſionsthierchen entwideln; da nämlich neuere miles ſtopiſche Unterfuchungen gezeigt haben, daß manche Mafeneifenfleine eine außerordentliche Menge Panzer von Infufionsthierhen enthalten, ſo iſt es mehr als wahrſcheinlich, daß auch noch die Stidfloffhaltigen

Reſte der eigentlichen Körper dieſer Thiere darin vorhanden fein wer⸗ den, bei deren Faͤulniß dann das Ammoniak entſteht. Ueberall, wo man den giftigen Raſeneiſenſtein aus der Tiefe an die Oberflaͤche brachte, hat man wahrgenommen, daß er duͤngt; und wiewohl dieſe merkwuͤrdige Erſcheinung bisher ein Raͤthſel war, ſo wird ſie doch nun durch das ſo eben Erwaͤhnte hinlaͤnglich erklaͤrt.

Nachdem der Haideboden rajolt iſt, muß er mit Miſt, Compoſt, Torfaſche u. ſ. w. geduͤngt werden. Als erſte Frucht pflanzt man nun Kartoffeln, die man, um den Boden recht fleißig bearbeiten und der Luft ausſetzen zu koͤnnen, wohl noch einmal darauf anbauet, Nah den gebüngten Kartoffeln folgen Erxbfen, dann Roden und überhaupt bie Fruͤchte, welche ber Beſchaffenheit des Bodens und den angewendeten Düngungsmitteln entfprechen. Die Vortheile, welche in Folge des Rajolens entfiehen, find übrigens biefelben, welche in dem Fruüheren fhon entwidelt wurben. Ein Boden, ber einmal rajolt ift, ann in Zukunft immer wieder mit Nuben rajolt, oder doch wenig⸗ ſtens gefpatpflügt werden, dad Wiederholen bes Rajolens dürfte fogar nothivendig fein, da manche Düngerftoffe, naͤmlich die leicht lößlichen Sale, fih mit dem Waſſer bald in ben geloderten Untergrund fen»

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ten umd dadurch aus dem Bereich der flachwurzeinden Gewaͤchſe kommen.

9) Von der Urbarmahung des Haidebodens mittelft bes Spatpflügens u. f. w.

Ein ungleih gemifchter, oder Rafeneifenftein im Untergrimde entbaftender Haibeboden wird auch durch das Spatpflügen fehr verbeffert, jedoch niemals fo vollkommen, als durdy das Majolen; das Webelfte ift, daß er mittelft bes Sparpflligens nicht fo tief umgearbeitet werben kann, um erwarten zu Binnen, der Rafeneifenftein werde dadurch vollſtaͤndig aus dem Untergrunde kommen; deffenungeadhtet iſt man wegen Mangel an Menfhenhänden oft genöthigt, das Spatpfluͤgen ſtatt des Rajolens anzuwenden. Es wird immer auf die Weiſe vors genommen, als es in dem Fruͤheren bei der Verbeſſerung des Acker⸗ landes beſchrieben wurde, jedoch duͤrfte es zweckmaͤßiger ſein, ein anderes Verfahren dabei zu befolgen, da bei dem gewoͤhnlichen der Haldehumus zu tief unter die Erde kommt, um auf die Verbeſſerung beffelben durch Miſt, Mergel, Kalt, Afche und geröfteten Lehm ober Thon noch einwirken zu Finnen. Man würde deshalb waͤhrend ber Arbeit zuerft den Haidehumus 3— 4 Zoll tief abſtechen und über das bereits umgepflügte Land legen, hierauf mit dem Pfluge eine Surche von 10 Zoll Tiefe (einbegriffen der ſchon abgeftorhenen 4 308) sieben, und alsdann noch 8 Zoll tief die Erbe aus der Sohle ber Surche hervorgraben und über die zuletzt umgepflügte Furche werfen möüffen; fände fich aber hierbei Rafeneifenftein, fo hätte man diefen gang obenauf zu legen. Der Boden würde auf diefe Weife 18 Zoll tief umgearbeitet,, ber größte Theil des Humus bliebe an ber Oberflaͤche und der Rafeneifenftein käme aus dem Untergrunde hervor. Die Ars beit wuͤrde freilich durch den doppelten Stich etwas vertheuert wer⸗ ben, dafür bliebe aber auch der zum Pflangenwahsthum fo unents behrlihe Humus an der Oberfläche und koͤnnte dann, durch geeignete Mittel verbeffert, zur Nahrung der Pflanzen dienen. Spatpflügt man ben Haideboden dagegen auf die gewöhnliche Weife, fo ift wie beim gewoͤhnlichen Rajolen der Boden durch Miſt und Compoft erft wie der mit einer hinreichenden Menge Humus zu verfehen, was immer eine ſchwierige Aufgabe ift.

‚Bel der Urbarmahung der Haiden wird auch wohl das Rajob⸗ pflügen angewendet, allein biefe Operation verbient Eeine Nachah⸗

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mung, ba bierbei eine gehörige Vermifchung des Bodens unmöglich if und auch der Humus ber Oberfläche zu tief in den Untergrund kommt.

10) Bon der Urbarmahung des Haidebodens mittelft der Anfdung von Befenpfrieme (Spartium Scoparium).

Duch Anfäung von Befenpfrieme, oder Brahm werden ſehr oft in Belgien die Haideraͤume in Cultur gefegt. Es vergehen zwar mehrere Jahre darauf, ehe man zum Ziele gelangt, dafür komme aber auch das Verfahren nicht theuer zu fliehen und eignet ſich haupt⸗ fächlich für Gegenden, wo es an allen Mitteln zur Verbeſſerung des Haidehumus, als an Mergel, Kalk, Aſche, Mift u. f. w. fehle. Die Art und Welfe, wie man dabei verfährt, ift in der Kürze die fols gende. Man pflügt den Haidegtund 5—6 Zoll tief um, bearbeitet ihn noch einige Male und befäet ihn Hierauf mit dem Saamen des Brahms. Wenn alsdann die Pflanzung die Höhe von 2-3 Fuß erreicht bat, fo benugt man fie als Schafweide, denn unter dem Scupe des Brahms finden ſich allmählig einige kuͤmmerlich wachfende Graͤfer und Kräuter ein; mit jedem Jahre wird indeß die Weide beffer, da durch den Blätterabfall de6 Brahms die Oberfläche mit Stoffen bes reichert wird, woran fie bisher Mangel litt. Hat dann die Brahmpflan⸗ sung 8— 10 Jahre zur Weide gedient, ſelbſt mitten im Winter, wo die Schafe secht gern die Spigen ber Stauden freffen, fo werden die oft 5-6 Fuß hohen Buͤſche fammt den dickſten Wurzeln ausge rodet, auf dem Lande umbergeworfen und fo large liegen gelaffen, bis fie troden find, alsdann verbrennt man fie, fireut die Afche gut aus⸗ einander, pflügt und befäet das Land mit Moden, der nun auch fehr gut danach zu gedeihen pflegt, da der Boden während der 10 Jahre durch den Biätterabfali de6 Brahms nicht nur zu Kräften gekommen iſt, fondern mittelft der Aſche aud einen vortrefflihen Dünger erhält, Der Brahım treibt nämlich feine Wurzeln tief in den Boden, ſucht damit alle weit umberliegenden nitneralifen Rahrungsfloffe, beſonders die Kalk» und Talkerde, das Kali und Kochſalz, den Gyps und bie Knochenerde zuſammen, haͤuft fie während feines Wachſthums In den Erängeln und vielen Zweigen an und überliefert fie endlich in Afche verwandelt der Oberfläche der Bodens; er dient fomit, wie alle tiefs wurzelnden Pflanzen, den Gewaͤchſen, deren Wurzeln nur in ber Obers fläche bieiben ; zugleich erſchoͤpft er aber auch ben Untergrund, was indeß nicht In Wetracht kommt, da man von ben Düngertheilen, bie

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tief im Boden verborgen find, doc Beinen Nutzen hat. Daß aufer dem Brahm noch mehrere andere Pflanzen im diefer Art ſich werben benutzen laffen, wird ein Jeder Leicht einfehen, der Brahm verdient ins deß den Vorzug, da er auf ben meiften Bodenarten nicht nur gut gebeihet, fondern au den Thieren zur Nahrung dient. Man baut bier und da auch wohl den Stachelginſter (Ulex europaeus) an,

> am bie Halden dadurch urbar zu machen, allein ba er bei weitem

leichter durch dem Froſt vernichtet wird als ber Brahm, fo ift es im⸗ mer befier, diefen legten zu fden, ein fo gutes Pferdefutter ber Sta⸗ helginfter im zerquetfchten Zuftande auch fein mag.

"Dies find die Hauptmittel, durch welche fidy der Haideboden In gutes Aderland verwandeln läßt; will man ihn dagegen zur Holz» zucht oder als Wald benugen, mas in vielen Faͤllen gleichfalls fehr nuͤtzlich ſein kann, ſo beſaͤet oder bepflanzt man ihn mit Kiefern, Lerchen oder Birken, da dieſe Holzarten am beſten darauf fort⸗ kommen. Die Birke, noch mehr aber die Lerche, unterdruͤckt das Haidekraut ſo ſehr, daß man in einer Lerchenpflanzung nach 10 Jah⸗ ren kaum ein Haidepflaͤnzchen mehr erblickt, wie ſolches im Osna⸗ bruͤckſchen zu ſehen iſt.

Schließlich erlaube ich mir noch ein Mittel in Vorſchlag zu bringen, durch welches der Haideboden, fo wie er-tft, d. h. ohne alle weitere Vorbereitung, ſich auch fehr gut dürfte nugen laſſen, naͤm⸗ lich duch den Anbau der Tormentillwurzel (Tormentilla erecta). Die Tormentill waͤchſt überall unter dem Haidekraute wild, es wird deshalb nur der Umbruch des Bodens, die Ansfaat und eine geringe Pflege beim Anbau dieſes Gewaͤchſes nöthig fein. Der Nugen, wel⸗ chen man nun aber von der Tormentill haben koͤnnte, befteht darin, daß man, wie in Island, ihre Enollige Wurzel zum Gerben des Leders verwenden müßte. Daß die Tormentillwurzel in der That ein ganz vor⸗ treffliches Material zum Gerben liefert, ift auch ſchon In Schiefien be wiefen worden. Nach meinen bamit vorgenommenen Verſuchen im Kleinen erreichen die Enolligen Wurzeln in zwei Jahren die Dide eines Daumens und 100 Pfund biefer Knollen enthalten 34 Pfund Gerbeftoff, folglich bei weitem mehr als bie Eichenborke und bie Minde mehrerer anderer Holzarten. Höchft wahrſcheinlich wird ber Magd. Morg. ale 8 Jahre einen Ertrag von 10—15 Gentne Knollen geben, die nach ihrem Gerbeftoffgehalte zu urtheilen wohl den Werth von 20 Thaler haben dürften. Dazu kommt num aber noch,

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bag die Blaͤtter der Zormentill recht gern von den Seues geliefert werden. Man wuͤrde die Pflanzen in Reihen culle Raſen in da fie dann leichter von Unkraut rein gehalten werden 'ibeltet und Knollen würde man aber zu trodnen und wie ben Sumag Ruta

ver zu verwandeln haben, da ſich hiernach ber Gerbeftoff von, Ente durch Waſſer ertrahiren läßt. ger ,

Bon der Urbarmahung ber Brüche oder Gruͤnlandsmoore.

Bruͤche oder Gruͤnlandsmoore beißen bie ſumpfigen Orte, deren Oberflaͤche aus einer mehr oder weniger maͤchtigen Schicht eines ſchwarzen oder ſchwarzbraunen, im trockenen Zuſtande meiſt pulverfoͤrmi⸗ gen Humus beſteht, waͤhrend ſich im Untergrunde derſelben Thon, Let⸗ ten oder ein anderes undurchlaſſendes Erdreich befindet. Die Gruͤn⸗ landemoore oder- Brüche unterfcheiden fi) von den Hochmooren haupts ſaͤchlich dadurch, daß fie niemals Haidekraut hervorbringen, fondern in der Regel mit Binfen, Simfen, Schmielen, Seggen, Meofen, Wollgras, Kuopfgras und andern grünen Sumpfgewaͤchſen bewachſen find, wovon fie auch ihren Namen erhalten haben. Sie enthalten zwar. einen eigentlihen Torf, doch meift einen Humus, ber gebaggert und in Pagen getrodnet ein gutes Brennmaterial abgiebt. Am haͤu⸗ figſten kommen die Bruͤche in den Sandgegenden Norddeutſchlands an Fluͤſſen und Baͤchen oder in Vertiefungen vor, ja es giebt hier Brüche, die mehrere DI Meilen groß find. Der Bruchboden reagirt, auch wenn er ſchon urbar gemacht iſt, durch feinen großen Gehalt an freier Humusſaͤure ſehr ſauer, bringt aber, bei richtiger Be⸗ handlung, deſſenungeachtet ſehr ſchoͤne Fruͤchte hervor. Ich habe meh⸗ tere Bruchbodenarten, unter andern auch ben des berühmten über 8 (Meilen großen Drömlings (in der Altmark gelegen) chemiſch ımteefuht und fand, daß 100,000 Gewichtstheile beffelben ent bieten 21,350 Gewichtstheile Humusfäure und 64,886 Gewichta- theile halbzerſetzte holzige Theile und Humuskohle. 100,000 Pfund

vo.

en beim Berbrennen 13,764 Pf. Kiefelerde und Quarzſand. 46

benutzen lag 3 2 UB Talkerde, 763 Alaunerde, deß den 3 Er, 0 Schwefelſaͤure (mit Kalle gebeihes = 3 2 sphorfäure (mit Kalkerde und bier * => =? fäure (mit Kalk⸗ und Talk⸗ y.?* 6 auch einige Stickſtoffhal⸗

or, daß diefer Bruchboden ne Mllanze gehört; deffen ungeachtet .zoat, al6 bis durchs Brennen ein großer Theil ... ın Afche verwandelt iſt. Das Feuer muß erſt die im Bes sen ruhenden Kräfte erregen. es legt die Mineralien bloß, indem ber Kohlenſtoff, der fie umhuͤllet, dadurch zerftöct wird. Ein anderer von mir unterfuchter in der Nähe Braunſchweigs vorkommender Bruchboden enthielt dagegen nur 11 Proz. Humusfäure und 20 Proz. Humustohle, während die Afche deffelben in 100,000 Gewichtstheilen ans 92 Gewichtstheilen Kali, 16 Kochſalz, E05 Kalkerde, 270 Talk erde, 5006 Alaunerde, 6,200 Eifenommd, 185 Phosphorfäure (mit Eifenorpd und Ka:kerde verbunden), 544 Schwefelfäure (mit Kalk: erde und Kalt verbunden). 2,388 Kohle und 83,574 Quarzfand und Kleſelerde befanden. Natürlich hängen die hemifhen Beflandtbeile des Bruchbodens mit von den Umgebungen ab, denn werden von den nahegelegenen Ländereien u. f. w. duch Wegen: und Flußwaſſer oft Sand, Lehm, Mergel und Thon hineingeſchwemmt, fo iſt auch dee Humus des Bruchbodens mit mehr oder menigeren Erdtheilen vermifht; Hiervon hängt nun aber wieder die Fruchtbarkeit, die ee nach der Urbarmachung zeige, ab; je mehr Thon⸗ und Mergel⸗ theile der Boden enthält, deſto fruchtbater, je mehr Sand er dagegen befigt, deſto unfruchtbarer pflegt er zu fein.

Unftreitig belohnen die Brüche die Koften, welche man auf ihre Cultur verwendet, von allen Urbarmachungen am beiten, denn fie ents halten einen großen Schatz an Humus, der nur geringer Mittel bedarf, um meift in den allerergiebigfien und fruchtbarften Boden verwan⸗ delt zu werden. Ich fprehe bier aus eigener, mehrjähriger Erfabs eung und will zur Beſtaͤtigung dieſes ein Beiſpiel mittheilen, was zwar außerordentlich iſt, jedoch noch nicht zu den glängendften gehört, die mir während meiner dconomifchen Praxis vorgefommen find: Eine 33 Mood. Morg. große fumpfige Wiefe mit Bruchboden, welche

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bisher jährlih 200 Centner eines ſchlechten, Tauern Heues geliefert batt?, wurde entwäffere, mit dem Pfluge abgefchält, die Raſen in Haufen verbrannt , der Boden mit der Afche gut durchgearbeitet und bierauf mit Kartoffeln, weißen Rüben, Kobl und Ruta bage beftellt. Die ſaͤmmtlichen Koften der Urbarmahung, das Ent⸗ wäffern , die Gefpannarbeiten (das Pferd täglih zu 12 Ggr. ges rechnet), das Meisholz zum Brennen, das Pflanzen, Saͤen, bie Ernte der Früchte u. f. w. betrugen 369 Thlr. 16 Ggr. Dagegen wurden geerntet 224,000 Pfund Rutabage, 86,400 Pfund weiße Rüben, 18,000 Pfund Kartoffein, 420 Schod Weißkohlkoͤpfe und fo viel Kohle und Rübenblätter, daß 50 Stud Milchkuͤhe 4 Wochen lang vollſtaͤndig damit ernährt werden Eonnten. Berechnet man nun den Ertrag aller diefer Fruͤchte ganz mäßig zu Belde, fo ergiebt ſich, daß. fie einen Werih von 650 Thie. hatten ; hiervon 370 Thir. für die Urbarmahung und 80 Thir. für das ehemalige ſchlechte Heu: abs gezogen , bietbt gegen früher ein Mehrertrag von 200 Thlr. Sm zweiten Sabre wurde ber. urbargemachte Boden mit Hafer beſaͤet; er

Rand bis zum Koͤrneranſatz außerordentlich ſchoͤn, befiel dann aber .

ſehr ſtark und gab deshalb nur 14,500 Pfund Haferkoͤrner und 30,000 Pfund Stroh mit fehr viel rothem Klee, der unter den Hafer gefhet worden war, vermifht. Beides zu Gelde angefchlagen hatte einen Werth von 200 Thlr., fo daß nach Abzug ber Beſtellungskoſten gegen früher ein Mehrertrag von 120 Thlr. blieb. Im dritten Jahre trug das Feld rothen Klee; man konnte nichts Schoͤneres ſehen; er wurde drei Mal gemaͤhet und gab pro Magd. Morg. 52 Centner Heu; von 32 Morg. folglich 1664 Gentner; mäßig zu Gelde gerechnet 550 Thlr., mithin gegen früher einen Mehrertrag von 470 Thlr.! Im vierten Jahre fand fih unter dem rothen Klee viel Gras ein, zum Theil erfror er aber auch; der Morgen gab nur noch 30 Gentn. Han. Im fünften Jahre wurde das Land wieder mit Hafer beſtellt. ber dieſes Mat bei weiten beffer als der erfte gerieth; alsdann diente ed wieder zur Wiefe, das Gras ftand nun zwar noch fehr gut, allein mit jedem Jahre nahm ber Ertrag ab, da weiter Fein Dünger ans gewendet wurde, was allerdings hätte gefchehen follen.

Um nun fon im Voraus mit Gewißheit über die künftige Extra: 8: fähigkeit eines urbar zu machenden Bruchbodens urtheilen zu koͤnnen, hauptſaͤchlich aber um zu ſehen, ob vielleicht ber Boden an irgend einem Körper Mangel leide, iſt es ſehr zweckmaͤßig, beufelben einer

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recht genauen chemiſchen Analyſe zu unterwerfen, ba man ihm dann die etwa fehlenden Körper während der Urbarmachung noch mittheilen kann und der gute Erfolg derſelben dadurch mehr geſichert wird. Man findet vielleicht, daß der Boden oder die Aſche deſſelben alle Pflanzennahrungsſtoffe bis auf den Gyps in hinreichender Menge be⸗ figt und kann dann natuͤrlich nichts Beſſeres thun, als ihm den Gyps noch kuͤnſtlich mitzutheilen. Der vorhin befchriebe Drömlingsbeden enthält offenbar zu wenig Kiefelerbe, es würde deshalb ſehr nuͤtzlich fein, wenn man ihn mit Sand, außer mit ber eigenen Afche, düngte, Der Bruchboden bei Braunfchweig befigt dagegen zu wenig Koch⸗ falg und Kalkerde umd wird deshalb gewiß fehr vortheilhaft mit beiden Körpern verfehen. werben koͤnnen, auch wenn man einen großen Theil bes Humus In Afche verwandelte,

Die Mittel, welche bei der Urbarmachung bes Bruchbodens nach vorhergegangener Entwäfferung am haͤufigſten angemendet werben, find 1) das Verbrennen ber Grasnarbe oder das Maſenbrennen; 2) die Düngung mit Kalk; 3) bie Düngung mit Lehm und Mergel; 4) das Ueberfahren des Bodens mit Sand oder Erde und 5) bas Düngen mit Gyps, Holzafche und noch mehreren anderen Minetal⸗ koͤrpern.

Was uͤbrigens die Entwaͤſſerung der Bruͤche betrifft, ſo hat man ſich hauptſaͤchlich davor zu hüten, den Boden nicht zu trocken zu machen, zumal wenn er faft aus lauter kohligem Humus befteht, indem gerabe dieſe Art Humus, fofern er niche feucht tft, fiy der Vegetation ſehr unglnftig zeigt. Iſt es irgend möglich, fo giebt man ben Entwäffe rungsgräben die Einrichtung, daß bei trodnem Wetter dad Waſſer fo hoch darin angelaffen werden kann, daß der Spiegel beffelben nur 2—2'/, Zuß unter dee Oberfläche des Bodens fleht, da dann ber Boden gerade fo viel Waffer anzieht, als nöthig iſt, daß bie Fruͤchte die gehörige Menge Beuchtigkeit erhalten.

1) Bon der Urbarmadhung bes Bruchbodens mittelfl des Verbrennen der Grasnarbe.

Iſt der troden gelegte Bruchboden nicht mit Gebuͤſch, ſondern mit einer dichten Grasnarbe bewachſen, fo laͤßt er ſich unftreltig am fhnelljten und wohlfeilſten durch das Abfchäien und Brennen in Cultur fegen. Ein troden gelegter Brucboden beige zwar malt ber Zeit auch wohl von felbft beffere Graͤſer hervor, allein dies dauert

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doch fo lange, daß «8 nicht rathſam iſt, ibn noch ferner der Natur zu überlaffen.. Schneller erfcheinen jedoch bie beffern MWiefenpflanzen, wenn man ihn mit feuchtbarem Waſſer bewaͤſſert.

Die nach dem Verbrennen des Raſens erbaueten Fruͤchte wach⸗ fen bei weitem beffer, als nad) jeder anderen in Anwendung gebradye ten Culturmethode, zumal wenn man gleichzeitig mit Kalk düngt, da dieſer den halbverkohlten Humus de6 Bodens noch fehneller zuc Berfegung bringt und in Pflanzennahrung verwandelt. Dagegen läßt fi nicht in Adrede ftellen, daß der Boden, fo fruchtbar er auch nach diefee Operation wird, doch bald in den. Zuſtand großes Unfruchtbars keit berabjinkt, wenn man, ohne mit Mift zu duͤngen mehrere Jahre hintereinander Setraidefrüchte darauf cultivirt. Mit dem Verbrennen der Srasnarbe ober dem Raſenbrennen kann deshalb ein großer Mißbrauch getrieben werden.‘ Immer aber bleibe die Wirkung des Brennens beim Bruchboden noch nach mehreren Jahren fichtbar, während fie anf den Hochmooren ſchon nad) einem einzigen Jahre verſchwindet. Ohne Zweifel rührt diefeb daher, daß die Torf» oder Schollerdeaſche ſehr arm an leicht in Waſſer loͤslichen Salzen ift, wohingegen die Aſche der Bruchbodennarbe reih an fchwefelfaurem Kali, Gyps, phosphorſau⸗ zer Kalkerde, Kochſalz und Talferdefalzen zu fein pflegt; jemehr fie von diefen Körpern enthält, defto länger dauert natürlich auch die Wirkung,

Das Rafendrennen gefchieht entroeder auf bie Weife, daß man die 3 B Zoll tief umgepflügte oder umgehadte troden gewordene Grasvarbe an der Erbe liegend anzuͤndet, oder daß man die getrock⸗ neten Rafenflüde in Haufen zufanynenlegt und diefe dann, in Brand fest. Um bie erfte, auch mohlfeilere Methode anwenden zu. innen, mus der Boden ſehr humusreich fein, weil ohne dieſes das Feuer ſich nicht von Rafen zu Rafen fortpflanzen würde. Alles übrige hierzu Sehörige findet man weiterhin bei der Beſchreibung des Raſen⸗ brennens angegeben. Sind dagegen die Kafenhaufen verbrannt, fo fireut man die Afche auseinander und arbeitet fie, wie dieſes ſchon früher be⸗ fihrieben wurde, mit dem humusreichen Bruchboden gut dur, dir danach eine fo milde und lockere Befchaffenheit erlangt, als babe ex

fhon lange zu Aderland gedient. Man niramt das Verbrennen ber Graenarbe entweder im Fruͤh⸗ jahr ober im Sommer und. Herbſt vor, Erlaubt es die Witterung, das rennen vor Anfang Juni's zu beendigen, fo kann man das Feld nech mit Weiß Kohl und Mutabaga (ichipehifce Kohlruͤben) bepflanı

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jen, bie beide in der Regel außerordentlich. üppig- zu wachfen pflegen; kann man dagegen mit dem Brennen nicht vor Ausgangs Juli fertig werden, fo iſt man genöthigt, das Feld mit weißen Rüben zu befden, die dann gleichfalls einen ſehr großen Ertrag geben. Man thut ſtets wohl daran, alle drei Früchte auf 2%, Fuß von einander entfernte, mit dem doppelten Gtreichbrettöpfluge angefertigte und mit einer leichten Walze überfahrene Dämmen zu cultivi⸗ ten, da fie dann die Afche und ben guten Boden ganz in der Nähe haben. Altes Land, was nun noch im Auguſt, September und Detober gebrannt wird, egget man ſcharf, pflügt, fhügt den Boden auf alle mögliche Weife gegen Näffe, da fonft die beflen Theile der Afche ausgelaugt werden würden, und beftellt e8 im naͤchſten Frühjahr mit Sommerraps, oder andern Früchten, die dem Bruchboden angemeffen find, als Hafer, Widen, Kartoffeln, Kohl, Rüben, Gerfte, Hanf, Sommerrübfen, Sommermwaizen, Sommerfpelj u. f. w. Im Droͤm⸗ linge fäet man auch wohl 2 Mal Sommerraps hintereinander, laͤßt hiernach Hafer folgen und fäet unter diefen Lifchgra®, womit der Bo⸗ den zur Wieſe liegen bleibt. Der Raps und Hafer erreichen die Höhe von 4 5 Fuß, und geben auch einen großen Ertrag an Körs nern, aber das Lifchgras will nicht recht gedeihen, was fehr natür= lich ift, da durch 2 Raps⸗ und eine Haferernte der Boden alle Eräfs tig düngenden Salze der Afche verloren hat. Zum Theil dürfte das ſchlechte Wachsthum des Grafes aber auch wohl daher ruͤhren, daß, "wie ih ſchon vorhin bemerkte, die Afche des fraglichen Bruchbobeng, wiewohl er biß zu der Tiefe von B— 9 Zoll gebrannt wird, zu wes nig Kieſelerde enthält, oder daß der Drömlingeboden überhaupt von diefem den Graͤſern fo nöthigen Körper eine zu geringe Menge ber fist. Das Belte iſt es wohl bei den meiften Bruchbodenarten, dies felben im erften Jahre nah dem Brennen mit einem Futtergewaͤchſe (Rüben, Kohl, Wien u. dergl.) zu beſtellen, danach eine Sommers getraidefrucdht folgen zu laſſen, unter diefe weißen Klee, Lotas und paffende Graͤſer zu ſaͤen, dieſelben 1 2 Jauhr zu beweiden und hier⸗ auf das Land als Wieſe zu benutzen. Mit Winterfruͤchten kann man den urbargemachten und gebrannten ſehr humusreichen Bruchboden nicht eher ganz ſicher beſtellen, als bis man demfelbeg mit Lehm, Mergel oder Sand uͤberfahren hat; denn hierdurch muß er erſt die dieſen Brüchz ten nörhigen Eigenſchaften erlangen. Durch die Beimiſchung der ges nannten Materialien, ſo wie durch Kalt, erlangt der gebranntd Brüch

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boden auch oft erft diejenige Fruchtbarkeit, deren er uͤberhaupt fählg if.» Eine genaue chemiſche Unterfuhung kann uns übrigens nur den zuverläffigften Auffhluß darüber geben, wie viel und welche Körper es eigentlich find, die dem Boden mitgetheilt werden müffen, damit er ben höchften Grad der Fruchtbarkeit erreiche; ohne dieſe Unterfuhung wird das Vermiſchen mit Lehm, Sand u. f. w. immer nur auf gut Gtäd unternommen. Hat man em Bruch urbar zu madıen, welches mit Erlen, Weiden und dergl. dicht bewachſen ift und ſomit keine sähe Grasnatbe enthält, fo muß man, wenn au hier das Wera brennen eines Theiles Humus Statt finden fol, das Hol; ausroden, den Boden ebnen, ihn mit Gras befden und einige Fahre als Miefe benutzen, da dann ein dichter Raſen entftcht, der abgefchätt und nun in Haufen fammt dern baran hängenden Humus verbrannt werden kann.

2) Bon der Urbarmahung des Bruhbodens mitteift der Düngung mit Kat.

Ein benarbter Bruchboden, weldhen man durch Hüͤlfe des Kalte iu Cultur fegen will, wird 6 8 Zoll tief umgepflügt, alsdann p. Magd. Motg mit 1 2000 Pfd. gebranntem Kalt überftreut, hierauf oberflaͤchlich mit Scarificatoren, Eprtirpatoren und Eggen bearbeitet und zulegt mit Fruͤchten beſaͤet Bei diefem Berführen kommt e6 jedoch, wenn es gelingen fol, bauptfädhlih darauf an, daß ba6 Umbrechen des Bodens moͤglichſt volftändig gefdiche, Die Grasnarbe muß völlig umgewendet werden, da ohne dies die’ weis tere oberflächlihe Wearbeltung ded Bodens unmöglih iſt Es wird bazu ein ganz eigenthämlich conftruirter Pflug erfordert, denn er muß die 12—14 Zoll breiten Furchen gut wenden und dabel auch in der erforderlichen Ziefe gehen. Hat man feinen folhen Pflug, fo iſt es das Beſte, 2 Pfluͤge hintereinander gehen zu laffen; mit dem erften Pfluge [hält man dann die Grasnarbe ab, während man mit drm zweiten den darunter figenden Boden heranfpflüge, und damit diefes recht vollfommen audgeführt werde, iſt es gut, dem Streichbrette den fogenannten Streichhaken anzuhängen. Die Arbeit ges lingt jedoch uur In dem Falle, daß der Boden frei von Baummurs zein iſt. Bei dieſer Culthurmethode geräth bie untergepfluͤgte Gras⸗

narbe nach und ‘nad in Faͤulniß und dient dann den angebauten

Fruͤchten zur Nahrung, wihrend der Kalk die Humuskohle und die etwa noch vorhandenen Pflanzenrefte zur Zerſetzung bringe, nebenbei

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aber Auch mit der im Bruchboben befindlichen Humusfäure eine Bere bindung eingeht, bie das Wachsthum der Pflanzen fehr befördert. Miele find der Meinung , daß das Umbrechen des Bruchkodens und das Dingen beffelben. mit Kalt dem Nafenbrennen vorzuziehen fe; fie behaupten, durch das legtere gehe viel verloren, denn es werden babei eine. große Menge Pflanzennahrungsftoffe zerfiört und verflüchs tigt; allein dem ift nicht fo, denn es geht dabei nur Kohlenfloff verloren, an welchem ber Bruchboden Seinen Mangel leidet; das Raſenbren⸗ nen wirkt, wie weiterhin näher gezeigt werden fol, aber auch noch auf andere Weiſe ſehr wohlthätig auf den unfruchtbaren Bruchboden, fo daß es ſtets dem bloßen, Umbrechen ber Grasnarbe und dem Düns gen mit Kalk vorzuziehen ift, möge das letztere an manchen Orten, naͤmlich da wo der Kalk wohlfeil iſt, auch weniger Koſten verurſa⸗ hen. Verbrennt man die oft ſehr filzige Grasnarbe, fo ſteht der vol: Eommenften Bearbeitung des Bodens nichts mehr im Wege, und ſollte man es nöthig finden, fo fann man auch noch fogleich ober ein Fahr fpäter die Düngung mit Kalk anwenden,

Die Früchte, welhe man bei der hier befchriebenen Culturme⸗ thode im erften Jahre anbaut, koͤnnen nun, je nach der Beſchaffenheit des Bodens, beſtehen in Hafer, Sommerwalzen, Eommerraps, . Soms merrübfen, Widen, Kartoffeln, Koh u, ſ. w. Enthält indeß der Boden noch viele unzerſetzte Pflanzentefte, bat er eintorfähnlices An⸗ ſehen, und iſt er obendrein noch nicht völlig troden, fo nimmt man 08 erſte Frucht am liebſten Hafer, Wicken oder Sommerrübfen ; ift er. dagegen troden, milde und bädt er beim Anfeuchten etwas zufammen, fo innen mit Erfolg Hanf, Tabak und Sommerwaijen darauf tultivirt werben. Das Haupterforderniß iſt jedoch, auch hier, daß man den urbargemadıten Boden nit durch zu viele hintereinans der folgende Getraidefruͤchte erfhöpfe, fondern ihn, damit er in Kraft bleibe, recht bald mehrere Jahre lang ald Weide benuge.

3) Von der Urbarmachung des Brüchbodens mittelſt der Düngung mie Mergel.

Die Düngung. des tief Amgebrochenen Bruchbydens mit einem guten Mergel, d. h. einem Mergel, der aus mehreren den Pflanzen zur Nahrung dienenden Körpern. befteht, leiſtet in der Regel beffere Dienfte, al6 die Düngung mit Kalk, und komme meiftentheils auch wohlfels ler als diefe zu ſtehen. Man. verführt dabei eben fo „ale bei ber

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Kalkduͤngung. Die Kalkerde des Mergels ftumpft gleichfalls einen großen Theil der im Boden befindlihen Saͤure ab, bringt aber auch zugieich die Humuskohle und die etwa noch vorhandenen Pflanzenreſte zur Zerſetzung, wenn gleich nicht fo ſchnell als der Kalk. Der Mer⸗ gel wirkt, da er immer in größerer Quantität als bee Kalk ange⸗ wendet wird, nachhaltiger, zumal wenn er auch viel Talkerde, Kochſalz, Gyps u f. w. enthält, Am beften wirkt jedoch ein Mergel, welcher teih an Kiefelerde ift, Da der Bruchboden an diefem Körper immer den größten Mangel leidet. Nach einer ſtarken Düngung mit Der: gel kann der Boden mit jeder beite bigen Frucht, deshalb auch mit Minterfrüchten bebaut werden, fo daß, wer die Wahl zwiſchen Kalk und Mergel hat, immer den letztern anwenden möchte; felbft der Lehm ift dem Kalle vorzuziehen, falls es demfelben nicht am Kali, Kochfalz, phosphorfauren und fchwefelfauren Salzen fehlt. Mergel und Lehm wirken um fo beffer, je ſchwaͤrzer, lofer und pulverförmiger der Bruch⸗ boden iſt, da fie ihn dann auch phyſiſch verbeffern.

Den Mergel wendet man, wie den Kalk, zur Inſtandſetzung des, Bruchbodens auch wohl gleichzeitig mit dem Raſenbrennen an, oder man freut ihm Über die Grasnarbe und pflügt ihn mit derſel⸗ ben flach unter, indeß hat dieſes Eeinen fonderlichen Erfolg. Der Kalk wirkt auf diefe Weife angewenbst dagegen beffer, indem er fehr viel zur fchnelleren Zerfegung ber zaͤhen Grasnarbe, mit welcher er num in unmittelbare Berührung kommt, beiträgt. Endlich flreut man den Kalt, Mergel und Lehm, ohne zu pflügen, auch wohl über die Grass narbe des Bruchbodens, um dadurch befiere Pflanzen hervorzuloden, was auch meiſt fehr gut gelingt, wenn gleich erft nad) Verlauf einis ger Jahre. "

Ueber die Quantität de Mergels, welche p. Magd. Morg. ans zumenden ift, läßt fih nichts Beſtimmtes angeben, da fie ſowohl durch die Reichhattigkeit des Minerals, als auch durch die chemifchen Beſtand⸗ theile des Bodens bedingt wird, Es koͤnnen das eine Mal p. Magd. Morg. 12,000 Pfd. hinreichend ſein, waͤhrend man das andere Mal genoͤthigt iſt, 60, 000 1Pfd. und mehr anzuwenden. Beim Kalke laͤßt fich dagegen die Quantitaͤt ſchon eher beſtimmen, ba man von dem⸗ felben weiß, daß er in der Megel Über 90 Proz. Kalkerde enthält. Es werben, je nachdem viel oder wenig im Boden zu zerſetzen ift, 1600 4000 Pfd. p. Magd. Morg. erfordert, weniger aber, wenn gleiche zeitig da6 Verbrennen der Grasnarbe Sta:t findet.

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5) Bon ber Urbarmahung des Bruchbodens mittel des Weberfahrens mit Sand oder fonftiger Erde. Altes was früher, p. 102 u. f, über die Verbeſſerung moori⸗ ger Wieſen mittelft Sand und Erde gefagt worden iſt, findet auch bier feine Anwenbung. Das Weberfahren mit Erde leiſtet hauptſaͤch⸗ lich in dem Falle gute Dienſte, daß der Bruchboden ſehr locker iſt und viele unzerſetzte Pflanzenreſte enthaͤlt; er wird dadurch zuſammen⸗ gedruͤckt und alles geraͤth dann in eine ſchnellere Zerſetzung. Fehlt die Erddecke, fo hebt ſich der Boden bei Naͤſſe oder er quillt auf, indem die Humusthelle oder Pflanzenrefte duch das aufgenommene Waſſer von einander getrennt werden, verdunftet dann die Feuch⸗ tigkeit, fo bleiben die Humustheile in ihrer angenommenen Lage unb gehen nun, weil die Berührung fehlt, nicht in Zerfegung über; iſt dagegen eine ſchwere Erddecke vorhanden, fo werden fie durdy felbige, aud wenn fie fi) von einander getrennt haben follten, wieder zuſam⸗ mengedrüdt.

5) Bon ber Verbefferung des Bruhbodens mittelſt Anwendung von Holzaſche, Torfaſche, Pottaſche, Soda, Knohenpulveru. f. w.

Es iſt unnoͤthig, das Verfahren, welches man bei Anwendung dieſer Mineralkörper byfolgt, bier näher zu befchteiben, da es aanz baffelbe ift, welches fchon früher angegeben wurde, als von der Ber: befferung mooriger Wiefen und der Urbarmachung der Hochmoore und Haiden mittelft diefer Körper die Mede war.

Schließlich fei noch bemerkt, daß die Ränder der Brüche, da fie bier immer einen andern Boden als In ber Mitte haben, bei ber Urbarmachung auch ganz anders behandelt werden muͤſſen; meift find fie fandig und werden bei der Entwäfferung dann fo troden, daß fie nur mit großer Mühe in gutes Aderland zu verwandeln find,

Auf einem Bruchboden verfhmwinden nah der Xrodenlegung befs felben die meiſten bisher vorhanden gemefenen Pflanzen, während ans dere in deren Stelle treten; fo 3. DB. erfcheint fehr oft auf den troß: kenſten Stellen das Haidekraut und Blaugras (Melica caerulea), wo früher nur Sumpfgewäcfe vegetitten. Mehrere diefer Pflanzen bil⸗ den eine dichte Narbe und kommen dann beim fpäteren Rafenbrennen ſehr zu Statten, zumal da die Pflanzen wohl felbft eine kraͤftig büngende Afche liefern.

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Bon der Urbarmachung der Wuͤſtungen.

Sowohl größere als kleinere Flaͤchen, die überall erkennen lafs fen, daß der Grund und Boden durchaus vernachläffige wird und weichen man es auf den erſten Blick anfieht, daß ein jeder nur dar⸗ auf ausging denfelben fo viel als möglich zu nehmen, ohne ihnen das Ullergeringfte daflıc wieder zu geben, nennt mon »Wuͤſtungen«. Eine Wuͤſtung, gewoͤhnlich audı ein Gemeingut (Gemeine Hut und Weide) bietet vielen Stoff zu den verfchiedenartigfien Betrachtungen dar, dem Landwirthe aber, welcher regen Sinn für jedwede Verbeſſerung hat, bringt fie das Blut in Wallung! Betrachtet man die leider nur zu häufig vorlommenden Wüftungen genauer, fo fieht man darauf Löcher, aus denen Sand, Grand, Lehm, Thon oder Erde gegrabın wurde, Stellen, von welchen man bie Rafen abgeflochen oder abges plagget bat; Maulwurfshuͤgel und Amelfenhaufen,, die nach und nach zu Beinen Hügeln empor gewachſen find, größere und Eleinere Steine, die auf der Oberfläche zerftreut umher liegen oder halb in der Erde figen, einzelne Bäume, die umzuftürzen drohen, Baumflöde, die halb verfault noch im Boden fteden, Dornen, Stachelginfter und Ge⸗ firippe allee Art, was das weidende Vieh verlegt, ober demfelben die Mole ausreißt, Farrenkraͤuter, Kletten, Difteln, Wolfsmilch u. f w., welche den Graſswuchs unterdrüden, ohne felbft Nahrung zu geben, fumpfige Stelien,, bie faure, giftige oder nabrungslofe Pflanzen hers vordringen, Pläge auf welchen bes durchlaffenden Untergtundes wegen bie Pflanzen vertrodnen, kurz auf Wüflungen erblidt man laus ter Gegenftände, die es deutlich erkennen laffen, daß fie einen fehr geringen Ertrag geben und daß fie entweder fehr viele, ober nur einen fehr nachläffigen und indolenten Herrn haben !

Um eine Wüftung gut, oder in jedem Betracht vollkommen ur⸗ bar zu machen, find, wie aus dem Erwaͤhnten leicht erfichtlich iſt, eine Menge Kenntniffe erforderlich, ja man kann dreiſt behaupten, daß die Urbarmachung einer Wäftung, fo wie fie bier ganz kurz befchries ben ift, zu den ſchwierigſten Aufgaben des Landwirthes gehört. Hier ann er es am beutlichfien zeigen, ob er einen practifchen Blick bes fige, denn er hat die beften und wohlfeilften Mittel bei der nuf- ſehr mannigfaltige Weife urbar zu machenden Flaͤche auszuwaͤhlen,

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bier findet er , Gelegenheit, den Beweis zu liefern, daß er den Bo: den richtig zu fchägen verſtehe, Inden oft auf einem Eleinen Raume die verſchiedenſten Bodenarten zu verbeffern find, und hier kann er es endlich bethätigen, da& er auch im Stande fel, die Erfolge feiner Unters nehmungen ſchon im Voraus ganz ficher zu berechnen, was aber wahrlich nicht fo Teiche iſt, da die Verhaͤltniſſe oft fehe verwidelt find. Bel

der Urbarmachung einer Wuͤſtung müflen nicht allein viele der in dem’

Fruͤhern ſchon befchriebenen Mittel angewendet werden, denn man hat einen oft gänzlich erfhöpften Boden in Kraft zu fegen, denfelben zu rajolen, zu fpatpflügen, zu planiten, zu brennen, zu miniten, zu ents

wäffern und zu bewäffern, Steine zu fprengen und auszutoden, Heke

ten und Mauern zu errichten, mit Mergel, Kalt, Aſche und dergl zu duͤngen, fondern es find dabei auch oft nody einige andere Opera tionen, von welchen bisher noch nicht die Mede war, ale bis Aus» soden der Stöde und das Zerrafjiren, in Anwendung zu bringen, das mit aus einer Wüftung ein fruchtbarer Adler, Wiefe oder Weide werde. Wenngleich es nun nickt zu leugnen iſt, daß die Urbarma⸗ chung einer Wuͤſtung viel Nachdenken, Mühe, Arbeit und Koſten vers urfacht, und wiewohl es ſich auch fehr oft ereignet, daß bie Binfen der letzteren nicht fehr reichlich durch den Ertrag der Fruͤcht gededt werben, fo wird doch gemiß ein Jeder, welcher fhon einmal eine Wüs ſtung in ein fruchtbares Feld verwandelte, mit mir darüber einverſtanden fein, daß das Gefühl, was man dabei empfindet, ein wahrhaft bes feligendes ift; bat man alfo audy nicht immer einen großen Geldue winn von ber Unternehmung zu hoffen, fo gewährt fie doch ſtets einen großen Genuß dem Beifte.

Das Folgende wird in der Kürze bie Mittel enthalten, welche am bäufigften bei der Urbar machung ber Wiſtungen in Anwendung ge: gebracht werden.

1) Das Ausroden der alten Baumftöke (Stufen) und des Geftrippes. Die Urbarmahung einer Wuͤſtung muß damit beginnen, alle alten, etwa vorhandenen Wurzel⸗ ſtoͤcke auszuroden, da diefelben jede Bearbeitung unmoͤglich machen. Sind deren viele vorhanden und iſt der Boden uuch ſehr loͤ⸗ cherig oder uneben, fo thut man immer wohl baran, das ganze Grundſtuͤck zu rajolen; denn man kann daffelbe dann nicht bioß am vollkommenſten und zmedmäßigften ebenen und bie gehörigen Erd, miſchungen, wie fie In dem Fruͤheren beſchrieben wurden, vor⸗

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nebmen fondern gelangt auch bei der Arbeit mittelft der Rajolgräben am beflen unter die Etöde zur Pfahlwurzel, der bei dem gewoͤhn⸗ chen Ausroden der Stöde immer ſehr fchwierig beizukommen iſt. Zugleidy erhält man durch das Rajolen aber auch die beite Gelegen: beit, die dicken Seitenwurzeln der Stöde,.f6 wie die etwa vorhandes nen Steine, aus dem Boden zu ſchaffen. Sehr wefentlihe Dienfte beim Ausroden der GStöde leiſtet ein Tanner Hebebaum, ber vorn einen ſtarken eifernen Hafen hat und auf einer Are befeflige if, worauf zwei niedrige Mäder fen. (Fig. 8 Taf. VL.) Mon fhiebt die Räder an den Stock heran, befefligt den Haken an einer Wurzel oder an dem Stocke ſelbſt und zieht oder drüdt alshann den Hebel nieder. Am wirkſamſten zeigt fih dieſer Radhebel beim Ausroden kteiner Stoͤcke, die damit, auch ohne daß zuvor die Pfahl: wurzel abyehauen wird, berausgeriffen werden Binnen. Sollten die außgerodeten Stöde fo groß fein, daß fie nicht gut zu handhaben find, fo zerfprenge man fie mit Pulver, wobei man mit Nusen die Sprengfhraube (Fig. 10. Tal. VI.) gebrauchten kann. Man dohrt zuvor von oben aus ein Loch in die Mitte oder den Kern des Stodes, fchüttet etwas Pulver in daffelbe und fchraubt nun bie mit einer feinen Röhre im Mittelpunkte verfehene Sprengſchraube recht feſt ſo tief hinein, daß fie da® Pulver berührt; hierauf giebt man bie Roͤhre der Sprengſchraube vol Pulver, fo zwar, daß es -mit bem unten im Bohrloche befindlichen In guter Verbindung fleht, und zündet dann das Pulver auf bie bekannte Weiſe, mittelft eines Stuͤckchen Schwam: mes, damit man Zeit habe ſich zu entfernen, an. Die ausgerodeten alten Stöde und diden Wurzeln derfelben pflegen wenig Werth . 116 Brennmaterial zu haben, man thut daher am beiten, diefelben, nadı= dem fie troden geworden und von der anhängenden Erde befreit find, in Haufen zu verbrennen und die Afche über diejenigen Stellen ber Wuͤſtung zu freuen, wo man verfihert fein kann, fie werde daſelbſt die mefentlichften Dienfte Leiften. Nähft den Stöden find die Dornen, das Geſtrippe und allıd etwa vorhandene Buſchwerk auszus voden. Man benupt e8 am vortheilhafteften zum Anzünden ber viels leicht fpäter zu verbrennenden Rafennarbe und haut es zu biefem Ende in 2 Fuß lange Stücke, die in Keine Bunde sufammengebuns den werden. Alle beim Ausroden der Etöde und des Geftrippes entflandenen Löcher muͤſſen hiernach geebnet werden, wobei man ſich zu hüten bat, die obere gute Exbe nicht zu verfchätten.

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2) Das Ausroden und Abfammeln der etwa vor— bandenen Steine Die Steine, welche an der Oberfläche liegen oder zum Theil aus der Erde hervorragen, werden, nachdem bie größten mit Pulver zetfprengt find, entweder fogleih von ber Wuͤſtung gefchafft, ober man wirft fie vorläufig in große Haufen zufammen, um fie fpäter abzufahren. Das Befte ift jedoch, fi am bie Ränder der Wuͤſtung zu fchaffen, damit fie daſelbſt zur Errich⸗ tung von Mauern dienen Eönnen. Ein Theil der Steine bient aber auch vielleicht als Fuͤllmaterial bei den unterirdifhen Abzuͤgen, denn bie Entwäfferung der etwaigen fumpfigen oder naffen Stellen muß allen Übrigen Arbeiten vorangegangen fein. Um große Steine bequem fortzubringen, bedient man fich des früh: befchriebenen Steinwagens. Die Löcher, welche nah Wegnahme der großen Steine entfichen, merden wie die der Stöde voll Erde gemorfen.

3 Das Planiren der Wüftungen Nachdem ber Grund von Steinen und Gröden befreit ift, fchreitet man zum Ebnen der Oberflähe. Die Bertiefungen un® Löcher füllt man mit der Erde der Hügel aus, wobei man wieder "die Vorſicht gebraucht, feine gute, humusreiche Erde in den Untergrund zu werfen. Die Ameifenhaufen und alten Maulmurfshägel ftiht man ab, bringt fie gut zerfleinert mit Kalt, Mergel oder Mift vermifcht in große Hau⸗ fen, laͤßt ſie ein Jahr lang liegen, arbeitet die Haufen einige Male . um und fireuet die durchgefaulte Erbe alsdann auf diejenigen Stellen ber Wüftung, welche den fchlechteften und magerften Boden haben.

4) Das Umbrechen der Wüftungen und die fpätere Bearbeitung derſelben. Das Umpflägen ber Wäftungen ift eine Arbeit, die große Kraftanftrengung erfordert, denn ber Bo⸗ ben iſt meiftentheil® nicht nur fehr dicht und feſt, fondern die darin eft noch befindlichen Steine und Wurzeln bieten dem Pfluge auch viele Hinderniffe dar. Der Pflug, deffen man ſich zum Umbruch bedient, kann nicht Leicht zu flart gebaut fein. Dan befpaunt ihn mit Dchfen und laͤßt neben dem Pfluge einige Arbeiter mit Haden, Arten und Spaten verfehen, hergeben, um wo moͤglich fogleich bie Im Wege fisenden Baummurzeln und Steine an die Geite fehaffen u koͤnnen. Das erſte Umbrechen wird immer In det Xiefe von 8-9 Zoll vorgenommen, damit man beim folgenden Pflügen nie mal® wieder auf Steine und Wurzeln ſtoße. Mac dem Umbrecen bleibt der Boden 4-6 Wochen ruhig liegen, hierauf wird er mit

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ſchweren Eggen bearbeitet und 14 Tage fpäter quer gepflägt, voozu man am zwedimäßigfien den Ruhthaken nimmt, da er den Boden beſſer als der Pflug durcheinander wuͤhlt. Alsdann egget man wieder und nimmt nun nad und nad die Berbefferung der vorkommenden verfchiedenen Bodenarten vor, benn da fi dieſe wegen ber vor⸗ bergegangenen Bearbeitung jege deutlich erkennen lafien, fo iſt man auch im Stande, das hier oft fanbige, dort oft lehmige, wieder an einer anderen Stelle oft thonige und noch an einer andern Stelle wohl gar moorige Erdreich mit den jedesmal angemefjenen Etdarten zu vermifchen. Auf diefe Verbafferung des meiſt fehr ungleihen Bodens der Wuͤſtungen bat man eine ganz befondere Sorgfalt zu verwenden; «8 ſchadet nichts, wenn darauf auch mehrere Jahre vergehen; niemals ſell man ſich babei übereilen und das Grundſtuͤck nicht eher mit Früchten beftellen, als bis man überall einen möglichft gleichen Bo⸗ den bergeftellt hat. Das Pflügen, Egyen und Ruhten wird während dieſer Zeit fleißig fortgefegt, um auch die vollfommenfie Vermiſchung ber aufgefahrenen Erden zu bewirken. Endlih iſt es ſehr nuͤtzlich, den urbar gemachten Boden auch mit Mergel oder Kalk zu düngen, damit der fohlige Humus und die etwa noch vorhandenen Pflanzens vefte zur befferen Zerſezung kommen. Düngt man dann auch nod) mit Mift, fo if nah 3— 5 Jahren der Boden fo weit in Cultur geſetzt, daß er nun fehe fchöne Früchte tragen kann.

Man wird Leicht erkennen , daß dad bier befchriebene Verfahren viele Koften verurfacht, allein will man eine Wüflung mit ſehr uns gleihem und fehr verfchiedenartigem Boden in eine recht nachhaltige gute Cultur fegen, fo iſt es jedenfalls das wohlfeilfte und beſte. Verwendet man auf bie Sinftandfegung von bdergleihen Wüfungen mehrere Sabre, fo Einnen die Erdarbeiten und Fuhren immer In einer Zeit vorgenommen werden, wo man fonft nicht weiter mit ben Ges fpaunen und Arbeitern zu thun hat, wodurch natürlich viel gewonnen wird; fchafft man dagegen wegen der Urbarmachung eigene Gefpanne und Arbeiter an, fo fallen die Unterhaltungskoſten derſelben ihr allein zur Laſt; und lift man dem umgebrochenen Boden einige Jahre Zeit, um gehörig zw faulen, ober feine Rohheit zu verlieren, fo ift auch mit größeren Sicherheit darauf zu rechnen, baß er nun beffere Früchte hervorbringen werbe, mithin geht auch in biefer Hinfiht nichts babel verloren, wenn man ihn nicht gleich im erften oder zweiten Jahre mit Früchten beſtellt. In der That, es giebt nichts Fehlerhafteres,

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als fi bei der Utbarmachung der Wuͤſtungen zu uͤbereilen. Man fol durchaus nicht in kutzer Zeit das erzwingen wollen, was jebenfaßs mebrere Jahre erfordert, denn fonft müffen meiſt große Opfer gebracht werben. Mer Jangfam bei dergleichen Urbarmachungen vorfchreitet, ges langt gleichfalls zum Ziele, und zwar ſtets wehlfeller und ficherer als derjenige, welcher babei einen großen Zulauf nimmt,

5) Das Rajolen der Wüftungen. Iſt der Boben ber Wuͤſtungen fehr uneben, ober fommen viele Steine, Baumftubben, Geſtrippe, Domen, Barren u. f. w. darauf vor, fo if es wohl daB Beſte, denſelben zw rajolen; durchaus noͤthig iſt es aber. wenn ſich im Untergrunde Rafeneiſenſtein befinden ſollte. Hält man Eins gegen das Andere, fo bürfte das 1, 2, Fuß tiefe Rajolen der Wäftungen felbft in den meiften Fällen dA Bearbei⸗ tung mit Pflug, Haken und Egge vorzuziehen fein„ denn wenn das erftere auch 20 25 Thaler per Magd. Morg. koſtet, To läßt fi mittelft deffelben doch der Boden auf einmal fo tief und vollkommen lodern und mifchen, wie es durch ein 7 Bmaliges Pflügen, Ruh⸗ ten und Eggen gar nicht möglich iſt; nicht zu gedenken, daß in der Folge auch die Früchte auf dem rajolten Lande ſtets beſſer als auf dem gepflügten wachen. Im Uebrigen hat man auch hier darauf zu halten, daß der gute, mit Humus verfehene Boden nicht gänzlich in den Untergrund vergraben werbes Ob nachher das vajolte Land mie Kalt, Mergel oder Miſt zu verfehen fet, daruͤber muß die Beſchaf⸗ fenheit des Bodens entfcheiben; das eine ober das andere Duͤngungs⸗ mittel wird jedenfalls mit großem Nugen angewendet werden koͤnnen. Die Fruͤchte, welche auf den rajolten Wuͤſtungen zuerft am beften gerathen, find Kartoffeln, Möhren, Hirſe und überhaupt alle Pflan⸗ zen die mit ihren Wurzeln tief in den Boden dringen. In ber Folge find dann die anzubauenden Früchte nach der Befchaffenheit des Bodens auszuwählen; ber rothe Klee, die Erbfen und Bohnen pflegen bier vorzüglich zu gedeihen, der vothe Klee jeboch nicht, wenn der Boden fehr eiſenreich if.

6) Das Spatpflägen ber Wüfkungen. Das Spat⸗ pflügen ann nur auf folhen Wüflungen vorgenommen werben, die Beine zu unebene Oberfläche haben; macht man aber Ger "brauch davon, fo hat man ſtets babin zu ſehen, daB nicht aller obere Boden in den Untergrund komme, es möchte immer auf die früher

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befchriebene Weiſe mitteilt des Doppelftihes, alfo nit auf bie gewöhnliche Weiſe, vorgenommen werben.

D Das Umpflügen der Wüfungen in [male Beete und das Bepflanzen derfelben mit Kartoffeln, Sofern eine Wuͤſtung ziemlich eben ift und eine fehr zähe Gras⸗ narbe bat, kann fie, nach dem Ausroden des Geſtrippes mb dee Dornen, nach dem Entfernen der Steine u. f. w. auch wohl mit Nugen in ſechsſsfurchige Beete 3— 4 Boll tief umgepflügt und mit Kartoffeln bepflanzt werden. Ban legt dann die Pflanz » Kars toffeln auf die umgeweüdete Narbe, bewirft diefeiben aus den 2 Zuß breiten Beetfurchen nur gerade mit fo wel Erde, als nöthig IR, um fie zum Keimen zu bringen und. wiederholt das Bewerfen mit Erbe aus ven Furchen noch einmal, wenn das Kraut einzelner Kartoffeln dbe Linge von 2 Zoll urreiche hat. Im zweiten Jahre egget- man das Rand, um die Beetfurchen zuzuſchleifen, quer, pfluͤgt auseln«

- ander, fo daß da, wo fehhee die Surhm waren, nun die Mittels

täden der Beete hinkommen, legt abermald Kartoffeln auf die fchom siemlich verrottete Grasnarbe und bewirft fie auch dieſes Mai mit aus den Beetfurchen genommener Erde. Der Ertrag, den bie auf dieſe Weiſe beftellten Kartoffeln geben, At in der Regel ſehr anfehns lich, zugleich wird aber auch %% des Bodens tief umgearbeitet, ſo daß das Verfahren, da es manches Gute hat, auch wohl nachgeahmt zu werden verdient, nur darf man babei nicht vergefien, daß zwei Kartoffeinernten den Boden ſehr angreifen umd daß er deshalb bald nachher gebüngt werden muß,

8) Das Abplaggen oder Abfadlen ver Wüfum gen und das Vermiſchen der .Rafennarbe mit Kalk, Eine nur felten in Anwendung kommende ;Art der Urbarmachung beſteht darin, daß man die Mafennarbe der Wäflungen ſammt den etwa darauf vorkommenden Ameifenbaufen abflidht und abe plagget, felbige mit Kalt und zumeilen auch mit etwas Miſt ſchirht⸗ weife vermifht in große Haufen fest und eine Zeitlang liegen: IA. Was dern Kalk anbetrifft, fo kann er. dem Haufen kaum in zu gros fer Menge beigemifcht werden, denn nirgends findet derſelbe mehr zu jerfegen und zu verbeffern, als auf dem Voden eine Wuͤſtung. Der abgcplaggete und vielleicht auch Hier and da. geebnete Grund wird während der Zeit gut bearbeitet, und wenn dann bie Rafen und Amei⸗ fenhaufen meiſt verrottet find, wobel man durch Umſtechen und Ber

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baden zu Hütfe Fommt, fo fährt man fie wieder umaus unb pfluͤgt den Boden nod) ehe man das Feld. befäet einige Mäle damit durd. Natürlich verurſacht das Abfchälen und das Zufammenbeingen der Nas fen in Haufen fo mie das wieder auseinander führen ˖ derſelben, ſeht viel Arbeit, jedoch erreicht man dadurch, daB ber Boden unterbeß vollſtaͤndig bearbeitet werden Bann, da die Hafen nicht im Wege find. Man kann nach diefer Operation’ jede Sucht, infofern fie dem Bo⸗ den angemeffen ift, bauen, vorzüglich gedrihen danach fehe gut die Hirfe, die Kartoffeln und der Hafer.

9) Das Rafenbrennen der Wüftungen. Das Ver Brennen ber auf den Wüftungen befindlichen Rafennarbe hateinen fo günfligen Erfolg, daB es, wo nur irgend möglid immer angervendet werben möchte, es ift indeß nur da gut auszuführen, wo nicht zu viel Geftrippe und Steine vorlommen. Man verbrennt bie mit ber Plag⸗ genhaue I—1!/, Zoll did abgefchäfte Mafennarbe entweder in Leinen Haufen, ober man det fie über auf bie Erde in Reihen gelegtes Reisholz (wozu man auch alles vorhandene Geftrippe verwenden fann) und zündet diefes dann an; beide Methoden find weiter unten, wo "vom Raſenbrennen ausführlich die Mede Aft, näger befchrieben. Iſt der Boden lächerig, fo errichtet man die WBrennhaufen auf den ebenften Stellen und zündet fie nicht ehe an, bis man mit ben Huͤgeln bie Löcher ausgefuͤllt hat. Die beim Verbrennen ‘der Raſenhaufen erhal tene Afche wird, nachdem fie gut auseinander gezogen tft, flah un⸗ tergepflügt, und 'will man dann, was fehe anzurathen iſt, auch noch eine Düngung mit Kalk anwenden, fo ſtreut man denfelben über den umgepflügten Boden, egget und’ pfluͤgt und egget, che man bad Feld befäet, nun noch einige Male. Der Boden hat hiernach das Anſe⸗ ben eines fchon fange in Cultur gewefenen Feldes und jede Frucht ges rath darauf; am beften iſt es aber, ihn im erften Sabre mit weißen Müben zu befäen und dann Hafer mit untergefäetem weißen Kiee und Weidegraͤſer folgen zu Taffen, denn man darf ihm niemals zu viele Fruͤchte abnehmen, dba er leicht :eefchöpft wird.

10) Das Düngen der Wüftungen mit Holzafde, GSeifenfiederafhe, Knohenpulner,ıgeröftetem Thon u. fe w. Allee: was über dieſen Gegenfland bei der Urbarma⸗ hung bee Haiden, Bruͤche und Hochmoore erwähnt worden iſt, fin: det auch bier feine Anwendung. Der Boden der Wüftungen läßt ſich gleichfalls gar fehr dadurch verbeſſern, aber welches von biefen

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Düngungsmitteln mie dem größten Nutzen anzumenben iſt, barlıber ent ſcheidet nur ber hemifche Beftand des Bodens; man wird ſtets vers geblihe Verfuhe machen, wenn man diefen nicht genau kennt, waͤh⸗ rend man ſogleich das Wichtige trifft, fobald man weiß, an welchem mineralifhen Körper dee Boden Mangel leidet. Das Rafenbrennen. follte aber, auch twenn man bie fraglichen mineralifchen Düngungsmit: tel anwendet, niemals außgefchloffen werden, benn es iſt diejenige Dperation , durch welche der Boden am fchneüften in artbaren Zu: ftand kommt, es iſt zwar thener, allein die danach gebaueten Fruͤchte bez ahlen reichlich die gehabten Koften.

. 11) Die Urbarmahung der Wuſtungen durch bag bloße Umbrehen Das gewöhnlichfte Verfahren bei der Urs barmachung der Wüftungen tft, daß man den Boden, nachdem er von Geftiippe (mas verbrannt wird), alten Baumſtoͤcken, Steinm und Näffe befreit worden, und nachdem man die tiefften Löcher mit dee Erde der Hügel ausgefüllt hat, 3— 4 Zoll tief umgepflügt, ihn, nachdem die Rafennarbe in Faͤulniß gerathen iſt (was man das ran erkennt, daß viel junges Gras darauf ausfchliägt), mit Hafer be: fäet und ſcharf egget. Dieſer fo beftelite Hafer pflege aber felten einen reichlichen Ertrag zu geben. Im folgenden Jahre wird dann der Boden, theil® um die Vertiefungen auszugleichen, theils um ihn gut zu mifhen, nach allen Richtungen mehrere Wale gepfluͤgt jedes⸗ mal recht lange geeget, und wieder mit Hafer befdet, der dann ſchon einen beffern Ertrag als der erfte Hafer giebt; hiernach wird nun das Geld gedüngt und mit Kartoffeln bepflangt.

12) Die Verwandlung ber Wüftungen in gute Viehweiden. Um eine Wäftung in eine gute Viehweide zu verroandeln, wird fie zuerſt, wenn’ es nöthig fein follte, vollkom⸗ men entwäffert, von Steinen befreit, das Geftrippe, die Dornen u. f. w, unter der Erde abgehauen und verbrannt, die Afche gut“ auseinander geftreut und nun mit Kalk, Mergel, Seifenfiederafche oder Holzafche geduͤngt; follten dann, wie es meift ber Fall iſt, die Wurzeln des Geſtrippes während des Sommers wieder ausfclagen, fo mähet man die Schößlinge, fo lange fie noch -jung find, ſammt den Dornen, Difteln, Kletten, Sarrenkräutern u. f. mw. mehrere Male ab. Aber auch die vorhandenen Ameifenhaufen entfernt man, bringt fie gut zerkleinert mit Kalt in Haufen, laßt fie darin fo lange bis fie verrottet find, und ſtreut barauf das Gemiſch Über die Oberfläche, bes

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ſondere dahin, wo der Graswuchs kuͤmmerlich iff; zugfeih fäet man weißen Klee und gute Gräfer ein und egget. Nach und nach fucht man dann auch noch die Unebenheiten zu entfernen und bat hiernach ein Grundſtuͤck gewonnen, was jedem anderen hinſichtlich des Ertrags an die Seite geſetzt werden kann.

Aus dieſem Allen iſt nun erſichtlich, daß es der Mittel und Wege, wodurch eine Wuͤſtung in Cultur zu ſetzen iſt, ſehr viele giebt; es waͤre daher ſehr thoͤricht, wenn man nur ein einziges als das allein Beſte empfehlen wollte. Bei der Urbarmachung der Wuͤſtungen ſpre⸗ chen, wie bei jeder andern landmirthfchaftlichen Operation, ſtets bie Zocalverhältniffe mit und wer diefe unberuͤckſichtigt laͤßt, kann nicht auf den Namen eines rationellen Landwirthes Anfprüch machen.

Wuͤſtungen, welhe an fleilen Abhängen liegen, werden als- Meide meift am beften benugt, will man fie aber in Ackerland ver wandeln, fo ift das Zerraffiren des Bodens erforberlich; hiervon iſt weiter unten ausführlicher bie Rede.

Bon der Urbarmachung der Wälder.

Wenn man Wälder aus rodet und den Grund und Boden in Ader« land , Weiden ober Wiefen verwandelt, fo nennt man biefes die Urs barmachung berfelben; in dem Fruͤhern haben wir jedoch auch das Bepflanzen der Sandfhollen, Dünen und Haiden mit Holz zu den Urbarmahungen oder Grundverbefferungen gezählt, fo daß der Begriff, " welchen man mit bem Worte >Urbarmahung« verbindet, hier⸗ durch in einige Verwirrung geräth.

Gewoͤhnlich glaubt man, daß ein alter Wald einen reichen Bo» den enthalte, und daß er ſich deshalb auch mit Vortheil in ſchoͤnes Ackerland u. ſ. w. verwandeln laffe. Wenn gleich e8 nun wohl im AH: gemeinen richtig ift, daß ein alter Waldboden viele Kräfte in ſich birgt und fomit auch wohl im Stande ft, ſchoͤne Früchte hervorzubringen, fo kommen doch auch fehr häufig Säle vor, wo die Wälder nur mit großem Echaben urbar gemacht wurden, indem der Boden, obgleid

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er mie fehr ſchoͤnen Bäumen bewachſen war, dennoch fehr ſchlechtes Getraide hervorbrachte. Erwaͤgen wir beshalb, daß die Verwandlung dee Wälder in Aderland u. f. w, ſtets große Koften verurfache, und daß die Ausrodung des Holzes zuweilen auch in fofern fhabet, nis dadurch das Klima verfchlechtert wird, für mande Felder der Schutz verloren geht und wohl gar ein fehr fühlbarer Mangel an Bau: und Brennholz daraus entfteht, fo hat man, ehe man zur Ausrodung eines Waldes fchreitet, genau zu unterfuchen, ob fi aud der Boden zum Getraide⸗ und Futterbau eigne, ob die Koflen mit dem zu hoffenden

Gewinn im richtigen Verhättniffe flehen werden und ob daB Entfers

nen eines Waldes auch wohl ungänflig auf das Klima u. f. w. wire Een Einne. Ich fpreche hier aus eigner Erfahrung und geftehe es zur Warnung Anderer fehr gern, daß ich zu Anfange meines practifchen Wirkungskreiſes auch in dieſer Hinſicht mehrere Fehler beging: ich glaubte, daß, wenn das Holz eines Waldes ſehr ſchoͤn ftehe und ſich unter den Bäumen eine ſtarke Humusſchicht gebildet habe, nun auch für gewiß annehmen zu Binnen, der Boden werde fehr gutes Aderland liefern ; indes ich täufhte mich gar oft, denn die Früchte, weiche ih auf dem urbargemadıten Waldboden cultivirte, entſprachen durchaus meinen Erwartungen nicht. Nach der Zeit hatte ih häufig Gelegenheit zu ſehen, daß auch Andere in ähnlicher Weife ſich irrten; Hunderte von Xhalern fah ih auf die Urbarmahung der Wälder ver wenden, ohne daß diefed den allergeringften Nutzen gehabt hätte, ja es entfland gar häufig ein großer Verluft daraus, zumal wenn man dabei. auch noch dem alten Aderlande den Dünger und die Arbeits» kraͤfte entzog.

Einen großen Fehler begeht man nad meinen Erfahrungen immer, wenn man allein aus dem üppigen Wachsſthum der Bäume auf die Tauglichkeit des Bodens zum Getraideban ſchließt. Bei der Bes getation des Holzes hat man zu berüdfichtigen,, daß ſich daſſelbe ganz anderd als das Getraide verhält, und daß es auch ganz anders auf bie Bodenbeftanotheile wirkt. Die Bäume befchatten den Boden und halten ihn fomit auch feucht und loder, fie durchdringen ihn mit ihe ren holzigen und diden Wurzeln. leicht und nehmen weniger Scha⸗

ben von den im Boden befindlichen giftigen Stoffen ,. denn da fie -

fi fehr weit ausdehnen, fo kommen fie auch mit den ihnen zus träglichen Nahrungsmitteln in Beruͤhrung, fie floßen felbft die ſchaͤd⸗ lihen Körper leichter ab, oder ſcheiden das ihnen nicht Zufagende frü-

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ber als die Wurzeln der Übrigen Pflanzen aus, ba fie Eräftiger organiſirt find, fie holen aus bei weitem größerer Tiefe, und fei der Boden auch gran> dig, lettig, thonig oder naß, die Nahrungsftoffe hervor und überliefern fie den Stamme, Asften und Blättern. Die Bäume find aber auch dem Wechſel der Witterung nicht fo ſehr unterworfen, werden nicht fo leicht von den Unkraͤutern unterdrüdt, nehmen mittelft ihrer vielen Blätter mehr Nahrungsſtoffe, (Kohlenfiure und Stickſtoff) aus der Luft zu ſich, genießen, (wegen des jaͤhrlchien Blaͤtterabfalles), zum hundertſten Male das, was, ihnen fihon neun und neunzig Dal und Öfterer zur Nahe rung diente und zehren im Fall der Noth audı wohl ein Mal von den, was fie in ihrem Innern aufgefpeihert haben. Wie wejentlich verfchieden find davon in aller diefer Hinſicht die jährlich gefäeten und abgeernteten Getraidefrüchte und Futterpflanzen!? Der Boden muß, wenn diefe gut gedeihen follen, gefund, troden, homogen ge» mifht, loder, rein von Unkraut und in voller Kraft fein. Die Bäume, zumal die Eichen und Zannen gedeihen bis zu einem gemif: fen Alter ſelbſt fhön auf einem ungefunden, alten Boden oder da, wo im Untergrunde das Waſſer ſtockt, wo er ſehr eiſenſchuͤſſig ift, oder wohl gar Rafeneifenftein enthält, wihrend das Getraide und die Futterkraͤuter hier felten oder niemals gut fortlommen.

Wollen wir und deshalb fo viel al möglich Gewißheit daruͤber vers ſchaffen, ob ‚ein Waldboden gutes Aderland liefern werde, fo haben wir weniger auf den Holzwuchs und auf den unter den Bäumen befind: lichen Humus zu achten, als auf mehrere andere Gegenflände; damit fol jedoch nicht gefagt fein, daß wir beides gänzlich unberüdfichtige laſſen &önnen, denn wo das Holz ſchlecht und kuͤmmerlich waͤchſt und wo die Oberfläche bed Bodens wenig Humus enthält, da iſt auch wenig Hoffnung vorhanden, daß die Getraidefrüchte gut gedeihen ters den. Ein Boden, der kräftig gewachſene Baͤume mit” glatter Rinde * heroorbringt, wird im Allgemeinen beffere Früchte tragen, als ein Bo⸗ den, auf welchen Bäume ftehen, die vor der Zeit wipfeltroden werden, rothfaul find und langes Moos tragen. Aber au die Baumarten bat man zu berüdfichtigen; denn im Ganzen genommen liefern bie Mälder, welche aus Buchen, Ahoın, Ulmen, Linden, Eſchen, Wei: den und Haffeln beftehen, einen beffern Boden als diejenigen, weiche nur Eichen, Birken, Tannen oder wohl gar Kiefern enthalten, Bor allen hat man die Befchuffenbeit de6 Bodens ſewohl an der Oberfläche als im Untergrunde zu unterfüchen. Der lehmige oder mergelige

383 | Waldboden giebt immer befiere® Land, ald ber fandige, gesndig‘, thos nige und eifenfhüffige, und ebenfo qualificitt fich der feuchte, tiefe Boden beffer dazu, als der feichte mit einem undurclaffenden Unters grunde verſehene. Die fiherfte Auskunft erhält man jedoch über bie Dautlification de Waldbodens zu Aderland dadurch, daB man ihn gleichzeitig auc einer recht genauen chemifchen Unterfuchung umters wirft, denn einem anfcheinend guten Boden fehlen doch oft die wich⸗ tigften Pflangennahrungsfloffe. Eins ber fiherfien Kennzeichen über die Zauglickeit des Waldbodens zu Aderländ bieten nun aber aud) die unter den Bäumen wachfenden Pflanzen dar. finden mir viele Widen: und Kleearten, üppig wachſende fogghante fühe Grüfer, Roß⸗ neffelarten (Stachys), Klebnelke (Lychnis), Waldlabkraut (Galium sylvaticum!}, Hain: Merzblume (Anemone nemorosa), Neffen (Ur- lica), Diefteln, Waldrapüngel (Phyteuma spicatum), Knabenkraut⸗ arten (Orchis), Ketten, Belladonna, türkifhe Lilie (Lilium mar- tagen), Lungenkraut (Pulmonarie), Kälberkropf (Chaerophylium) und überhaupt die Doldengewaͤchſe, Waldkreuzkraut (Senecio sylve- stris), Srauenmantel, (Alchemilla), Girfh (Aegopodium Podagra- ria). neffelblättrige Glockenblume (Canıpanula Trachelium), Mal: _ ven, Helmkraut (Corydalis), Waldkohl (Turritis glabr :), Waldnefs fel (Galeıbdolon), Erdbeeren, Nachtſchatten, Schtüffelblumen, Wald meifter (Asperula), Maiblumen, Eoldruthe (Solidago), Karben (Dip- sacus) und im Herbſte viele Pilze, (die ein ſicheres Kennzeichen abgeben, daß der Humus reih an Stidftoff, Schwefel und Phos⸗ pbor ift,) fo fünnen wir uns überzeugt hatten, ber Waldboden werde fehr gutes Aderland geben; fehen wir dagegen wenig oder gar feine von ben genannten Pflanzen, dagegen viel Haidekraut, Poſt (Ledum palustre), Preiffeld « und Kronsbeeren, Riedgräfer, Binſen, Gänfe: fingetktaut (Potentilla anserina), kleinen Knötrig (Polygonum mi- nus II.), Tormentill, Gundermann (Glechoma hederacea), kriechende Eifimachie (Lysimachia Nummularia), Xreßpenarten (Bromus), Windhalmarten (Agrostis), Faͤrbegiuſter (Genista tinctoria), und befonders viel Bärmoos (Polytrichon), fo koͤnnen wir mit ziemlicher Gewißheit annehmen, daB der Waldboden ein vorzüglicyes Aders land liefern werde, infofeen wir ihn nicht mit Kalk, oder beffer mit Mergel düngen.

Eine Driturfache des ſchlechten Gedelhens der Getraidefruͤchte auf einem alten Watdboden, ift es aud wohl, daß das Holz dem Bo⸗

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den. die Körper zu fehr entzogen. und in fich angehäuft hat, weiche auch für das Getralde oder die Übrigen angebaueten Früchte unentbehrlich find, namentlich gehören hierzu dad Kali, der Gyps, das Kochſalz und bie phoßphorfauren Salze; je aͤrmer deshalb der Boden an dies fen Körpern iſt, um fo weniger darf man erwarten, der Walbboden werde gutes Aderland liefern. Am wenigften eignen ſich jeboch dies jenigen Wälder zur Urbarmachung, aus welchen oft das Laub, die Nadeln oder die fogenannte Waldſtreu behuf Einſtreuung genommen wurde; denn kommt bann auch unter den Bäumen eine ftarfe Schicht Humus vor, fo iſt derſelbe doch fehr kraftlos, d. h. er enchält we⸗ nig ober nicht von den Minerallörpern, welche die angebauten Fruͤchte zur Nahrung bedürfen, als Kali, Natron, Kalb, Talk, Schwefel, Phos⸗ phor und Chlor.

Kieferns und auch Birkenwilder bie einen trocknen loſen Sande boden fowohl an der Oberfläche als im Untergrunde haben, möchte man immer nur unter der Bedingung zu Aderland machen, daß man daffelbe nachher reichlich mit Mift, Mergel oder Lehm düngen kann, denn wenn aud auf der Oberfläche des Bodens eine oft 4 5 Zoll ſtarke Schicht Humus liegt, fo iſt derfelbe doch fo unfruchtbar oder traͤge, daß er nicht einmal Buchwaizen und Spörgel, viel weniger denn Rok⸗ ten und andere Früchte hervorzubringen vermag. Der Noden, womit man den neuen, während eines ganzen Jahres fleißig bearbeiteten, aber ' nicht gebüngten Boden diefer Art befäet, flicht ſchon vor Winter größs temtheil6 ab und das, was von den kraͤnklichen gelben Pflanzen durch den Winter kommt, wähft fo kuͤmmerlich, daß es kaum gemähet werben Tann. Wenn nun gleich duch Mift, Mergel und Lehm der fandige, vielen Tohligen Humus enthaltende Waldboden in gute Cultur geſetzt werden kann, fo thut man in der Megel doch beffer daran, ihn fortwäh: rend zur Holzzucht zu benugen, da er hierbei einen größeren Reinertrag ale beim Getraide: und Kutterbau zu geben pflegt. Noch menis niger vortheilhaft ift es, die Wälder urbar zu machen, welche einen grandigen oder fehr fleinigen Boden enthalten, theils weil die Koften, die dieſes verurfacht, zu bedeutend find und theils weil bie darauf anges bausten Früchte noch leichter mißrathen. Aber auch der ſehr thonige ober lettige, kalte Waldboden “ik nicht zu Ackerland geeignet, wie uͤber⸗ haupt dergleichen Bodenarten ſich nicht dazu qualificicen; will man je⸗ doch kein Holz mehr darauf haben, fo if, ed das Belle, ibn ale Weideland zu benugen. Der Grund, weshalb beſonders der thonige

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Waldboden Fein gutes Aderland bleibt, wenn er es auch zu Anfange dee Urbarmachung ift, foll weiter unten angegeben werden. Gewoͤhn⸗ lich beftehen, beilaͤufig gefagt, die Wälder auf thonigem, eifenfchäffigem Boden aus Eichen und Weißbuhen, aber der Umftand, daß diefelben bald wipfeltroden werben, läßt e8 als rathſam erfcheinen, ihn mit Fichs ten oder Zannen zu bepflangen, indem diefe beiden Holzarten ein befs fered Gedeihen darauf haben. Iſt der Waldboden moorrig oder bruchig, in welchem Falle er dann mit Erlen und Weiden oder auch wohl mit Tannen und Eichen beftanden zu .fein pflegt, fo lies fert er in der Megel fehr ſchoͤnes Aderland, Melden oder Wiefen, zus mal wenn man ihn auch mit Kalt und Mergel duͤngt ober ihn brennt,

Eine Hauptregel bei der Urbarmachung der Wälder muß ed nun auch fein, den Boden, bevor man ihn mit Srüchten beſtellt, recht fleißig zu bearbeiten, damit ſich das giftige Eifenorydul durch die Be⸗ ruͤhrung mit der Luft erſt in Eiſenoxyd verwandle, und der kohlige Humus, fo wie die Wurzelruͤckſtaͤnde erſt in Zerfegung übergehen; man thut beöhalb immer wohl daran, ben Boden zwei Sommer lang, duch Pflug, Haken und Egge recht forgfältig zu bearbeiten. Hauptſaͤchlich wird diefed Im aufgeſchwemmten Lande oder ber Dilus vials Formation nöthig, da bier der Boden auf einem Eleinen Raum oft die verfchiedenartigfte Miſchung hat. Ein aufgebrochener Walds boden des Diluviums erfcheint wie der Boden einer Wuͤſtung, oft ganz ſcheckige, denn bier iſt er durch Eohligen Humus ſchwarz, dort durch Quarzſand weiß und mieder an einer andern Stelle durch Eifen gelb, braun oder roth gefärbt. Diefe verfchiedenen Färbungen des Bodens möüffen durch Hülfe einer fleißigen Bearbeitung erſt größtentheil® ver» ſchwunden fein, ehe man ihn mit Früchten beftellen darf, da fie fonft an dieſer Stelle gut ftehen, waͤhrend fie an einer andern fehr kuͤm⸗ merlich wachſen. Gelingt es aber durch die Kreuze und Querbears beitung nicht, dem Boden ein gleichförmiges Anfehen zu geben, fo ift man gendthigt, duch Erdefahren zu Hülfe zu fommen, db. h. man fährt auf die weißen Stellen den gelben und ſchwarzen Boden, wo⸗ hingegen man auf die fchtwargen den weißen und gelben bringt. In Gegenden, wo das Erdreich auß der Verwitterung ber Felsarten her: vorgegangen iſt, hat man dieſes jedoch weniger nöthig, da hier der Boden eine hleichförmigere Mifchung zu befigen pflegt.

Die Fruͤchte, welche man auf einem urbar gemachten alten Wald» boden zuerſt anbaut, muͤſſen mit großer Sorgfalt ausgewählt werden,

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denn die meiſten gerathen hier nicht, es ſei denn, man haͤtte den Boden mit Kalk, Mergel, Holzaſche, Seifenſederaſche oder MIR ges duͤngt. Es giebt nur wenige Früchte, die in den erften Jahren auf dem urbar gemachten Watdboden mit Sicherheit cultivist were ben können; am beften geräth ohne Zweifel darauf der Hafer, diefem folgen die Kartoffeln und Ropinambour, danach kommt der Roden und biernad die Hirfe und der Buch wai⸗ zen, Auf das Gebeihen dev Gerſte, dee Erbfen, des Flachſes, des Rapfes und der Runkelrüben kann man nur nah Wer Lauf mehrerer Jahre Rechnung machen, denn der Boden muß, wenn biefe Fruͤchte geratben follen, erſt eine recht homogene Mifkung befigen, hauptſaͤchlich darf er nicht mehr viel Eifenorydul enıhalten. Am aller wenigſten geraͤth auf einem kuͤrzlich urbar gemachten Waldboden in⸗ deß dee rothe Klee, während der weiße Klee und die meiſten Gef: fer fogteich eim gutes Gedeihen zeigen. Aus diefem Grunde if es benn auch fehr rathſam, den neum Boden fobald als moͤglich zur Weide Liegen zu laffen. Düngt man ihn dagegen mit Kalt, Der: gel, Seifenfiederafepe und Mift fogleih oder bald nachher, fo trägt er, role jeder neue Boden, wenn er tlchtig mit diefen Körpern durch⸗ gearbeitet wird, auch Walzen, Raps, Bohnen, Erbſen, Gerfte, Flachs und Runkelruͤben. Daß der vothe Klee, wie es die Erfahrung ſchon oft gelehrt hat, auf manchen urbargemachten Waldboden erft yach Berlauf mehrerer Fahre gedeihet, zeigt uns recht deutlich, welch eine wichtige Rolle die mineralifhen Körper beim Pflanzenwachſthum fpies len; ber vothe Klee kommt nämlich auf dem kürzlich urbargemachten Waldboden nur deshalb nicht gut fort, weil er im Untergrunde , wo⸗ tin er feiner Natur nach die Wurzeln treibt, Beinen Gypé, kein Koch⸗ falz, keine phosphorfauren Salze und keine Kalifalze findet; diefe Körs per gelangen durch den Mift oder Mergel, womit das Feld fpäter ges büngt wird, binnein und nun erft iſt es dem Klee möglich darauf fortzutonımen. Ganz auf diefelbe Weiſe verhält es fi, wenn wie altes Aderlant bebauen, worauf der rothe Klee nur alle 6, 9, 12 oder 15 Jahre wieder kommen darf, denn auch Bier muß ſich in dee Zwiſchenzeit der Untergrund erſt von der geduͤngten Öberfläde her mit den genannten Körpern verforgt haben, ehe der Klee wieber gera> then Bann. Daſſelbe findet bei den Erbſen und überhaupt bei ulen tiefourzelnden Gewaͤchſen Statt, und erflärt uns zur Genüge manche

bisher rächfelhafte Erſcheinung des Sruchtwechfels,

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Schon oft hat man die Erfahrung gemacht, daß wenn ein ur⸗ bar gemachter. Waldboden auch zu Anfange ſehr fchöne Fruͤchte here vor brachte, diefelben doch bald darauf nicht mehr gedeihen wollten; am bäufigiten war dieſes der Full, wenn man ihn mit Kalk, Holzafche oder Seifenfiederafhe dängte. Den Grund diefer Erfcheinung hat man in der Belcyaffengeit des unter den Bäumen ſich gebildeten Humus und in der chemifchen Gonftitution ber unter demfelben befindlichen Erde zu fuhen; der Humus befinder fid) nämlich oft in einem Zuſtande, wo er [ehr ichnell vonden Pflahzen aufgezehrt wird, und wenn dann auch noch die Düngung mit Kalk hinzukommt, fo muß natürlich eine noch ſchnel⸗ tere Erſchoͤpfung des Bodens erfolgen. Oft rührt die Unfruchtbarkeit aber auch daher, daß die Beitandiheile der Erde den Humus oder die Dumusfäure chemiſch binden, oder diefelbe den Pflanzen entziehen; iſt naͤmlich die Erde, die unter der ſchwachen Humusdecke liegt fehr, tho⸗ nig, fo verbindet fich während der häufigen Bearbeitung, die wegen anderer Zwede nicht umgangen werden fann, die Alaunerbe und das Eifenorpd des Thons mit der Humusſaͤure zu Körpern, die entweder gar Feine, oder doch nur eine fehr geringe Aufloͤslichkeit im Waſſer befigen, wonach denn natuͤrlich der Boden gleichfalls unfruchtbar wers den muß, da es das Kali, die Schwefelſaͤure, die Phosphorfäure und überhaupt die Mineralten nicht allein find, von welchen bus Wahsthum -der Pflanzen bedingt wird, fondern dazu auch Humusſaͤure erforderlich iſt.

Nachdem ich fo viel im Allgemeinen über die Urbarmahung ber Wälder fagen zu müffen glaubte, ſchreite ich jegt zur nähern Be⸗

ſchreidung der Verfahrungsarten , die babei am häufigfien in Anwen» dung fontmen.

1) Bon der Urbarmahung der Wälder buch Ausro⸗ bung der Wurzeiftöcde ohne vorhergegangene Faͤl⸗ lung des Holzes, Ebnung des Bodens, Umpflüs gen deffelben u. ſ. w.

Beſteht ein urbar zu machender Wald aus alten Bäumen, die ſehr flarke, tief in den Untergrund dringende Pfahlwurs zeln haben und deshalb fehr fchwer aus der Erde zu fchaffen find, fo iſt es das Belle, die Wurzelſtoͤcke mit den noch baran befindlichen Stämmen auszuroden, man fället alfo das Holz vorher nicht und fchafft hiernach die Wurzelſtoͤcke (Stufen) für fi) aus ber Erde, fondern fägt die Stämme von den Wurzelſtoͤcken erft dann ab, wenn fie niedergeflredt auf der Erde liegen; bied *8 den Vortheil,

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daß die Baumſtaͤmme beim Herausreißen oder Abbrechen ber Pfahl⸗ wurzeln als Hebel dienen können. Man bindet nämlich, wenn alle Seitenwurzeln dev Bäume abgehauen find und die Erde rings um an die Seite geworfen ift, hoch Über dem Boden an bie Aeſte Stricke und fucht damit die Stämme umzureißen. Da indeß die Arbeiter bierbet leicht zu Schaden kommen, fo ift es beffec den Wind dabei zu Dülfe zu nehmen. Zu dieſem Ende. beginnt man Ende October mit der Arbeit an der DOftfeite des Waldes, haut alle Seltenwurjeln der Stoͤcke 3-4 Fuß vom Stamme entfernt ab, nimmt auch ringsum bie zunächft liegende Exde tief hinweg und Überläße nun den Mos vermberftürmen da8 Umwehen der Biume, wobei dann, da ein Baum den andern mit nieberreißt, oft eim ganzer Wald in Verlauf einiger Minuten niedergeftredt wird, Iſt dann das Holz in Klaftern oder Maltern aufgefegt, hat man das Meisholz aufgehauen und find aud die Wurzelſtoͤcke, mittelft Keilen oder der Sprengfchraube zerkieinert worden, fo fchreitet man, nach ber Abfuhr des ſaͤmmtlichen Holzes, worunter oft auch Bauhoͤlzer befindlich find, zur Ebnung des Bodens, and pflügt hiernach den Grund mitteift eines ſehr ſtark gebauten Pflugs 6—8 Zoll tief um. Diefe Arbeit erfordert aber meift fo große. An» ſtrengung und die Pfluͤge zerbrechen ſo oft dabei, daß man weit beſ⸗ fee daran thut, den Boden umzugraben oder umjuhaden, zumal wenn auch viele Steine darin vorkommen follten. Die Urbarmachung einge alten Waldes erfordert überhaupt fehr viele Mühe und Koften, bie nur derjenige richtig zu würdigen weiß, melcher fchon einmal einen Waldboden In Aderland verwandelt hat; man darf durchaus die Ge: buld nicht dabei verlieren, denn es vergehen immer einige Jahre, ehe man ganz bamit zu Stande kommt. Beim Pflügen müf: fen einige Arbeiter mit Spaten, Haden und Xerten bei der Hand fein, um bie im Wege fitenden Wurzeln und Steine an die Seite zu ſchaffen. Alle auf die Oberfläche geworfene dicke und Heine Wurs zeln fowie die Steine find alsdann zu entfernen und hiernach wird der Boden mit großen und ſtark gebaueten Eggen bearbeitet. Dat man ihn banın mehrere Wochen lang der Ruhe Überlaffen, fo wird er quer geruhrt und darauf geegget, wieder geruhrt und geeget und dies von Zeit zu Zeit fo lange wieberholt, bis er fi) in einem artbaren Zuftande befinder. Die Wurzeln, welche jedesmal babei aus dem Bo⸗ den Eommen, hat man fogleid an bie Seite zu ſchaffen, ba-fie fonft

beim Eggen hinderlich find.

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2) Bon ber Urbarmahung ber Wälder buch Faͤl⸗ lung des Holzes, dem nachderigen Ausroden ber Stöde, Umpflügen u. f. w.

Wilder, worin Leine fehr ſtarken Bäume vorkommen, werben ges woͤhnlich erft gefällt und hiernach die Stöde und diden Wurzeln aus⸗ gerodet; im Uebrigen verfährt man bei der mweitern Urbarmachung, wie In dem Vorhergehenden angegeben. Beim Ausroden der Stöde bedient man ſich des ſchon früher befchriebenen Raͤderhebels. Man benugt indeß auch mehrere andere Maſchinen dazu, ſelbſt die hydrauliſche Preſſe, allein die Anwendung derſelben iſt meiſt mit großer Gefahr verbun⸗ den, da die Wurzeln der Stöde oft fo ploͤtzlich und mit fo großer Gewalt aus dem Boden fpringen, dag fie den dabei befchäftigten Ar beitern Arme und Beine zerfchlagen, oder fie gar tödten.

3) Bon ber Urbarmahung der Wälder mittelft des. Rajolene n. f. w. '

Das Rajoien des Waldbodens verdient In jedem Betrachte bem Umpflögen deffelben vorgezogen zu werben, da es bei Licht betrachtet nicht nur das wohlfeilſte Mittel ift, den Boden volllommen von Wurzeln zu fäubern, fondern ihn auch fehr ſchnell In einen Zuſtand verfegt, daß er fogleich mit Schichten beftellt werden Tann. Das Vers fahren, welches man dabei beobachtet, iſt folgendes. Nachdem das Holz nicht allzunabe über den Wurzelſtoͤcken abgehauen iſt, wird e6 zerhauen und fo bald als möglich fortgefhafftz alsdann fertigt man, dem Srundftüde entlang, einen 3 Fuß tiefen Graben an und rodet babei die Stoͤcke, welche in die Grabenlinte fallen, aus. Die Erde, welche man dabei erhält, fährt man nach dem entgegenges irsten Ende des Stüdes, um damit den lebten Rajolgraben auszu⸗ füllen. Hierauf fhreitet man auf bie fchon fruͤher beſchriebene Art zum eigentlichen Rajolen, wobei man aber die obere Humusdede und die etwaige Rafennarbe nicht in den Untergrund, fondern oben auf wirft. Während der Rajolarbeit werden dann immer nad) und nach die Stoͤcke und die dicken Wurzeln von Erde entblößt, man gelangt das durch am beften unter bdiefelben, kann die Pfahlmurzeln bequemer abbauen und kommt Überhaupt den Stöden beffer bei, indem ‚bie Rajolgraben dazu eine gute Gelegenheit darbieten; diefe muͤſſen des⸗ halb auch die Wreite von 4 5 Zuß haben. Beim Rajolen kön:

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nen nun aber auch bie Köcher, wo die auf die Oberfläche "geförderten Stoͤcke geftanden haben, am bequemften mit Erde ausgefüllt werden, der Boden ift babei auf das vonftindigfte von allen Gteinen unb Wurzein zu befreien, (welche oft fhon ", der gehabten Koften erfegen). dem Erdreiche Läßt fich eine fehr gleichförmige Miſchung ges ben, kurz der Waldboden wird durch das Rajolen fehr fchnell in einen fo mürben, reinen und homogen gemifchten Zuſtand gefest, daß er in dieſer Hinſicht dem alten Aderlande nicht nur glei kommt, "fondern daffelbe auch wohl nod übertrifft. Der Magd. Mora. koſtet zu cas jolen, je nachdem viel oder wenige Stöde und Steine vorhanden find, 20-40 Rthir., während die Inftandfegung deffelben durchs Pflügen, Ruhren und Eggen (das oͤftere Zerbrechen der Inftrumente mit einge: rechnet) fammt den Rodungskoften beinahe eben fo hoch zu ftehen kommt.

Iſt der Humus, welcher unter den Baͤumen liegt, fruchtbar und milde, was fi) am beften aus der Gegenwart von Klee» und Wil: kenarten und den uͤbrigen vorhin zuerft genannten Pflanzen erkennen läßt, fo kann der Boden nad dem Rajolen ohne alle weitere Duͤn⸗ gung gepflügt und mit Hafer oder Kartoffeln beſtellt werden; ift der Humus dagegen tief ſchwarz, alfo Eohlig, und kommen hier und da auch die vorhin zulegt genannten Pflanzen vor, fo muß erſt mit Miſt, Kalk oder Mergel gedüngt werden. Das Gedeihen der Früchte wird jedoch in beiden Faͤllen noch mehr gefichert , wenn man das tajolte Land vor dem Velden während eines Sommers brachpfluͤgt. Die Düngung mit Kalk iſt dagegen um fo nöthiger und nuͤtzlicher, je tho⸗ niger und eifenzeiher ber Boden iſt; überhaupt trägt, wie ſchon vors bin bemerkt, die Kalkdungung ſehr viel zur Fruchtbarwerdung bes Waldbodens bei, da demfelben, ungeachtet alled Abfammelns der Wur⸗ zeln, noch viele Ruͤckſtaͤnde derfeiben verbleiben, die ohne Kalk fchwer in Zerfegung übergehen.

4) Bon der Urbarmahung der Wälder mit anfänglis- her Benugung des Grund und Bodens zur Weide,

Schent man die viele Arbeit und die großen Koften der Rodung und des Umbruchs, fo benuge man den Waldboden erft eine Reihe von Jahren zur Weide, und pflügt ihn nicht eher um als bis bie Stoͤcke und Wurzeln anfangen in Faͤulniß Überzugehen; hierauf ver- ftreihen Indeß oft 10 und mehr Jahre, befonders wenn das Holz ſehr ſtark war und. aus Eichen, Zannen und Kiefern befland; man

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iſt dann oft nach 20 Fahren noch genöthigt, die Stöde und biden- Wurzeln auszuroden. Während dieſer Zeit verliert nun aber ber Boden feine beften Kräfte, denn theil® verflüchtige ſich der oben auf liegende Humus und theils wird er von den ſich anfiedelnden Plans zen aufgezehrt, fo daß der Boden in der Folge auch Eein vorzligliches Adırland liefern kann. Im Ganzen genommen ift de&halb dieſes Verfah⸗ ren zu verwerfen, fo fehr auch die Arbeit beim nachherigen Aufbruch dadurch erleichtert werden mag. Zu berüdfihtigen iſt noch, daß fich

der MWaldboden, wenn er ald Weide dient, gar häufig mit Haidekraut

und andern wenig Nahrung gebenden Pflanzen oft in fo großer Menge überzieht, daß dadurch der Umbruch auch fehr erſchwert wird, Die Weide Idje fi) zwar durch geeignete Düngungsmittel verbeffern, allein die Koften pflegen durch den Nugen, den man davon hat, nicht erfegt zu werden. Localitaͤten muͤſſen indeß den Ausſchlag geben.

5) Von der Urbarmahung der Wälder mit anfänglis her Benugung des zwifhen-den Stöden befindlir hen Bodens zum Getraide⸗ und Fuftergewähsban,

Vorthellhafter ale die fo eben befhriebene Venutzungsatt des Matdbodend, iſt es ohne Zweifel, paßliche Getraidefruͤchte oder Futtergewaͤchſe zwifchen ben figen gelaffenen Stöden anzubauen. Mau hadt in diefem Sale den Boden mit der Handhade fo gut als möglih um und beflelt ihn mit Hafer, Roden, Buchwaizen, Kar⸗ toffeln oder Hirfe. In einigen Ländern verbindet man hiermit auch das Verbrennen des Reisholzes und düngt den Boden dann mit ber Afche; hiervon fol ſogleich ausführlicher die Rede fein. Der Walde boden wird dann, wenn er mehrere Srüchte getragen hat, ausgerodet und mit Mift gedüngt, da er fonft ſehr unfruchtbar werden würde, Man benugt ihn fo lange die Stoͤcke und Wurzeln noch nicht verfault find auch wohl abwechfelnd zum Getraidebau und zur Weide.

6) Bon der Urbarmahung der Wälder durh das Abs brennen des ganzen Holzbeflande,

Das Abbrennen ganzer Wälder, um Aderland daraus zu mas ben, findet man nur in Amerika, denn In Europa Ift das Holzeine zu gefuchte Waare, als daß man es auf diefe Weile von dem urbar zu machenden Boben fchaffen dürfte. Um die Bäume flehend oder auf dem Stamme verbrennen zu innen, werden diefelben, wenn fie im vollen

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en find, am Boden In einem 4— 5 Zoll breiten Streifen abge» ſchaͤlt, wonach fie abflerben; find fle dann troden geworden, fo züns det man ben ganzen Wald an. Die viele Afche, welche babei ents ſteht, wird untergehadt und ber Boden vorerft zwifchen ben ſitzenge⸗ bliebenen Stöden mit Mais, Taback u. f. w. beſtellt. Daß bie Früchte bei diefem Verfahren auf dem reichen Boden ber Urwaͤlder Amerikas mehrere Jahre lang außerordentlih uͤppig wachen müffen, iſt Leiche einzufehen, aber auch eben fo leicht begreiflich iſt, daß bie Fruchtbarkelt des Bodens von Jahr zu Jahr nachlaſſen muß, worüber bie Pflanzer auch Längft einverftanden find.

T) Von ber Benugung des Waldbodend zum Ge ctcreidebaue mittelft des Gereutbrennens (Küttis brennen, Bratebrennen, Kütten, Hadwalbwirth

ſchaft).

Auf dem Schwarze und Odenwalde, im Naffau » Ufingenfchen, in Kranken, Steiermark, Wuͤctemberg, Livland, Schweden und Nor⸗ wegen erbaut man auf dem Waldboden nah einer Weiſe Ges treide, bei welcher das Holz nicht ausgerodet, vielmehr forgfältig ges fhont wird, man hauet nämlih ale 8— 12 Sahre das. vorhandene Buſchholz ab, läßt e8 an ber Erde liegend troden werden, verbrennt es hierauf, hackt die Aſche mit der Hand unter und befdet den Boden zwifchen den Stöden einige Male mit Roden oder Hafer; diefes Derfahren nennt man »Öereutbrennen oder Kütten.<

Im Badenfhen verführt man dabei auf folgende Weiſe: Man haut im Winter das Buſchholz, mas an fleilen Bergabhängen fo dicht wählt, daß fih Leine Mafennarbe unter dem Holze bilden Tann, ab, vertheilt es, nachdem man davon das ſtaͤrkſte zu anderen Zweden weggenommen bat, gleihmäfig über den Boden, zündet es im Juli und Auguft bei etwas windigem Wetter oben am Hange an und zieht allmählig etwas von dem brennenden Dolze mit langen Ha⸗ Een den Berg berimter, bis zulegt alles in Brand geräth. Die Dige ift hierbei niemals fo groß, daß die Stöde davon Schaden nehmen, fo daß fie denn auch fchon in demfelben Jahre wieder Los den austreiben. Steht dagegen das Bufchbolz fo bünn, daß fich der Boden mit Gras überzogen hat, fo legt man das troden gewordene Buſchholz in an den Berg hinanlaufende Meihen, plaggt alsdann

« bie Rafennarbe ab, dedt fie auf das zufammengelegte Buſchhoiz und

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zündet die Reihen am untern Ende anz bie dadurch geröftet werden» den, zum heil aber auch verbrannten Rafen vermifcht man hierauf mit ber Afche des Holzes, vertheilt das Ganze über den Boden und hadt es zuletzt ein. Die erfte Frucht, welche man nad biefer Ope⸗ ration fdet, iſt Rocken; derſelbe wäcft fehr gut, ift völlig rein von Unkraut und zeichnet fi) befonders durch ſehr gewichtige Koͤrner aus, wiewohl er nur kurz im Stroh iſt. Nach dieſem Rocken folgt Has fer, oder noch einmal Rocken und hiernach ein bis zwei Mal oder ſo lange Hafer, bis die Ausſaat und Arbeit nicht mehr bezahlt wird. Wegen der vielen Stoͤcke und Wurzeln kann natuͤrlich der Boden nicht umgepfluͤgt werden, ſo daß man genoͤthigt iſt, ihn zu jeder Saat mit dee Hand umzuhacken. Das Buſchholz waͤchſt dann waͤh⸗ rend der Zeit, daß der Boden beſtellt iſt, wieder aus; um daher die Loden zu ſchonen, wird das Getraide mit der Sichel abgeſchnitten, eben ſo verſchont man ſie bei dem Umhacken der Erde. Sind dann B— 10 Jahre verfloffen, fo hat das Holz wieder die Höhe ers reicht, daß abermals dad Kütten vorgenommen werden kann. . Niemals wird bei diefem Verfahren der Waldboden mit Mift oder einem mineralifchen Körper gedüngt und dennoch erblidt man darauf recht guten Moden und Hafer. Auf die Länge ber Zeit dürfte jedoch der Boden fo fehr ausgefogen werden, daß das Holz, welches den mittelft des Getreides erfhöpften Boden durch den Blaͤtterabfall und die Afche wieder zu Kräften bringen muß, nicht mehr gedeihet, wonach dann das Gereutbrennen von ſelbſt aufhören wird. Entftehen, wie es ſchon oft der Fall ift, große Bloͤßen in dem Buſchholze, fo werden diefelben zwar wieder mit jungen Bäumen befegt, allein. das Wachsthum derfelben zeige nur zu deutlich, daß es dem Boden ſchon an Kräften fehl. Das Gereutbrennen ift eine Operation , die ſich befonder& in rauhen, Balten Klimaten eine Zeitlang als ſehr nügs lich bewährt, indem es dem Boden eine größere Thaͤtigkeit ertheilt, Man hat allgemein erfahren, daß die danach gebaueten Fruͤchte nicht allein der Witterung beffer trogen, fondern daB fie, was das wich⸗ tigfte ift, auch früher als gewöhnlich reif werben, für hohe Bergge⸗ - genden eignet es ſich deshalb vorzüglich, zumal wenn es In ein gut geregeltes Syſtem gebracht wird. Das gewöhnlichfte Verfahren, mwelhes man In Livland beim Gereut⸗ oder Küttisbrennen anwendet und was auch dort von einem ſehr günftigen Erfolge begleitet ift, indem alle Getreidefruͤchte danach

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e'nen außerordentlich reichen Ertrag an Koͤrnern geben, ift das fols gende. Das Bufhhelz und die hohen Bäume, unter denen Grab wähft, werden im zeitigen Fruͤhjahr abgehauen, das dickſte Holz zer⸗

ſpaltet man hierauf in Scheite, während man das Bufchholz zerhaut

und alles in Heine Bunde zufammenbindet; hiernach ftellet man zum fhnelleren Austrocknen die Bunde in die Höhe, reift alddann bie Grasnarde zwiſchen den Stöden mittelft eines Hafens ein oder zwei Mat fo gut als moͤglich auf, legt die teoden gewordenen Reisholz⸗ bunde reihenwelſe auf den Boden, ſo zwar, daß dabei einige Bunde uͤbereinander zu liegen kommen, legt dann die losgepfluͤgten ziemlich trocken gewordenen Raſenſtuͤcke dergeſtalt auf die Reihen, daß fie

. 618 auf die Windſeite gut und dicht bedeckt find und zündet endlich - das Reisholz an. Das Feuer wird hierbei fo unterhalten, baß

war alles Holz verbrennt, aber nirgend& durch die obenauf liegenden Raſen bricht; alsdann freut man die Afche fammt den geröfteten Ra:

fen gut auseinander, follte aber noch etwas Holz unverbrannt fein,

fo legt man es aufs Neue zufammen, deckt Rafenftüde daruͤber uud brennt wie das erfte Mat. Afche und Raſen werden wieder gehörig vertheiit, worauf dann der Boden, um bie Afche und die geröfteten Raſen gut damit zu vermifchen, mit dem Haken ducchgearbeitet wird, biernach befäet man ba8 Land und egget. Das Küttiöbrennen, was ſchon fett Jahrhunderten in Livland im Gebrauche iſt, wird alle 16— 20 Sabre wiederholt, Indem während diefer Zeit das Bufchs holz ſo hoch herangewachſen iſt, daß es abermals vorgenommen wer⸗ den kann. Man erbaut danach vier bis fünf Mat Getreidefruͤchte; zuerfi füee man nad) dem Brennen meiſt Gerfte oder Sommerwaizen, oder beftellt da8 Land mit Rüben, danach folgt Roden, Hafer, Roden und zulegt Hafer oder Buchwaizen. Zuweilen beftet man das Land auch zuerft mit Winterwalzen und laͤßt danach die übrigen Getreide frchte folgen. Niemals wird der Boden, mo das Kuͤttisbren⸗ nen in Unmendung kommt, mit Mift gedüngt, fo daß er auch hier durch den Blaͤtterabfall, durch dem fich erzeugenden Rafen und. durch bie Arche des Holzes wieder zu Kräften kommen muß. Alles Stroh, was auf dem gebrannten Waldboden gewonnen wird, kommt, wat wichtig iſt, dem alten Aderlande zu Gute, wo folglich das Dolz wohlfeil und genug Boden iſt, da bürfte das Küttiöbrennen, wenn man es wie in Livland nicht allzu oft wiederhelt, mit großem Nutzen auszuführen fein. Wo Beine Bufchhölzer vorhanden find, würde man

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fie etſt durch Anpflanzungen herzuſtellen ‚haben. Hauptſaͤchlich lei⸗ ſtet das Kuͤttisbrennen auf thonigem kalten Boden ſehr gute Dienſte, denn durch die Aſche und die geroͤſteten Raſen wird er in groͤßere Thaͤtigkeit geſetzt. Auf Sandboden zeigt es ſich dagegen bei weitem weniger wirkſam, was leicht erklaͤrlich iſt.

Ein underes Verfahren beim Kiutisbrennen beſteht in Livland darin, daß man brei Meine Reisholzbunde ppramidenförmig gegen einander ftelit, die Neisholspyramide bis auf ein am Boden gelaffenes Eleined Luftloch gaͤnzlich mit trodnen Raſen bedeckt und dann das Holz anzümdet. Wo das Zeuer bervorzubrechen droht, werden fogleich frifche Rafen aufgelegt. Die Afche der beinahe gaͤnzlich verbrannten Raſen wird fammt der Holgafche über den Boden vertheilt und unters gehact; es ift alfo das eigentliche Raſenbrennen, wovon ich fogleich ausführliher handeln will. Alles, was ich über die Theorie biefer Operation erwähnen werde, wolle man auch auf das Küttiöbrennen beziehen.

In Livland wird, wie auf dem Schwarzwalde, dad abgehauene Buſchholz auch auf dee Erde durcheinanderliegend verbrannt, alfo ohne daffelbe vorher mit Raſen bedeckt zu haben; man nennt diefe Ope⸗ ration das »Röbungbrennen,« hat jedoch niemals einen fo guten Nußen davon wahrgenommen, als vom Küttiöbrennen, was ſehr natürs lich iſt.

Vom Raſenbrennen.

Das Raſenbrennen iſt bei den Urbarmachungen ein zu wichtiger Gegenſtand, als daß es mir geſtattet ſein koͤnnte, denſelben nur mit we⸗ nig Worten abzufertigen, ich werde es, wiewohl in dem Fruͤheren ſchon einige Male davon die Rede war, deshalb recht ausfuͤhrlich abhandeln und zwar um ſo mehr, als ich auch viele eigene Erfahrungen daruͤber mitzutheilen habe, denn da ich das Raſenbrennen auf die verſchie⸗ denartigſte Weiſe mehrere Jahre lang ganz im Großen betrieb, ſo gelangte ich dadurch zu mancher Einſicht, von der ich jetzt wuͤnſche, daß ſie Anderen zum Nutzen gereichen moͤge.

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Das Rafendrennen ft feine Erfindung der neueren Belt, denn ſchen die landwirthſchaftlichen Schriftfteller dee Römer befchriehen es. Man wendet das Raſendrennen auch fchon ſeit undenklihen Zeiten in England, Frankreich und Holland an, während es in Deutfchland weniger im Gebrauche iſt; bier wird es meift nur auf Moore, Bruch und Haidehoden oder da betrieben, wo der Boben überreih an Hu⸗ mus if. Es laͤßt ſich jedoch auch mit großem Nuten auf vielen anderen Bodenarten ausführen, am menigften indeß auf Sandboden, der arm an Humus if. Den Eolten Thon: und Lettenboden, zumal wenn er viel Eifen enthält, verbeffert e& nicht nur chemiſch, fondern- auch phyſiſch, denn die Raſenaſche lodert ihn und bewirkt fomit auch, daß er leichter die Feuchtigkeit, wodurch er kalt wird, verliert. Sehr wirkfam zeigt es ſich ferner auf allen Wuͤſtungen; desgleichen auf bruchigen Wiefen und Weiden, die faure, barte Gräfer, Haide⸗ kraut, Ginſter, Mooſe und Äberhaupt viele Unkräuter hervorbringen; fehr weſentlich verbeffert e8 die alten mit Moos und Binfen bewach⸗ fenen und viel Eifen enthaltenden Dreifchlänberelen, kurz das Raſen⸗ brennen iſt eine Operation, durch welche, wenn fie mit Umſicht und Ueberlegung angewendet wird, die meiften Ländereien ganz außeror⸗ bentlidy verbeffert werben können. Wo das Rafenbrennen Statt gefuns den hat, da leiden, was wohl zu merken iſt, die angebaueten Fruͤchte weder von Würmern, Exdflöhen, Scneden u. f. w., noch von Uns Eräutern, denn theild werben diefelben durch das Feuer zerflört, theils fpäter durch die viele mit dem Boden vermifchte Afche getöbtet, fo daß natürlich das Gedeihen aller Fruͤchte auch hierdurch fehr gefichert wird. Das Raſenbrennen iſt indeß eine jener landwirthſchaftlichen Dperationen, die oft bebeutende Koften verurſachen; enthält 3. B. bie Srasnarbe wenig Humus und mußte fie, mehrerer Umſtaͤnde we⸗ gen, ein wenig did! abgeſchaͤlt werden, fo tft zum Verbrennen ber: felben fehr viel Reisholz noͤthig; dazu kommt noch, daß das Trocknen ber Raſen, das Errichten berfelben in Brennhaufen, das Brennen ſelbſt, das Umausſtreuen ber Aſche u. f. w. viel Handarbeit erfordert; allein alles biefe® wird doch fehr reichlich durch die nach bem Brennen ſehr uͤppig wachſenden Srüchte bezahlt. wie man ſolches unter andern aus dem vorhin angeführten Beiſpiele bei der Urbarmachung des Bruch⸗ bodens erfehen Tann. Am wohlfeilſten ift «6 auf Bodenarten aus» zuführen, bie aus lauter Humus beftehen, denn bier brennen bie Ra: fen wie Zunder; bie meiflen Koften verurfacht es dagegen auf Lehm⸗

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und Xhonboden, denn ba bier bie Hafen wegen ber vielen baran ſitzen⸗ den Erdtheile leicht ausgehen, fo muß oft nachgeholfen und viel frem⸗ des DBrennmaterial, ale Stroh, Reisholz u. f. w. zu Hülfe genoms men werden, um wenigflens die Hafen damit zu röften. Um einen Morgen Moorboden zu brennen, reichen meiſt B--10 Ggr. hin, während diefeibe Fläche. eined Thon⸗ oder Lehmbodens oft eben fo viele Thaler erfordert,

Eine fo nuͤtzliche Operation nun auch bad Rafenbrennen iſt, fo ‚Bann, wie fhon früher bemerkt, doch fehr Leicht ein gar arger Miß⸗ brauch damit getrieben werden, zumal auf ſehr hHumusarmen Boden⸗ arten. Durch das Rafenbrennen werden gewiflermaßen alte Kräfte des Bodens aufgefchloffen ober den Pflanzen werben dadurch bie ſaͤmmtlichen Nahrungsftoffe zugänglicher gemacht, fo daß fie ihn nun auch leichter erfchöpfen. Man darf deshalb das Rafenbrennen nicht zu oft wiederholen ‚und nicht zu viele Körnerfrlichte oder andere, die Bo⸗ denktaͤfte ſehr in Anfpruch nehmende Pflanzen dauach erbauen, zugleich muß man aber auch, wie weiter unten naͤher gezeigt werden ſoll, je nach der Beſchaffenheit des Bodens und den uͤbrigen Verhaͤltniſſen die gehoͤrigen Modificationen dabei eintreten laſſen. Verfaͤhrt man überhaupt beim Raſenbrennen ohne Ueberlegung und Umſicht, fo bat man großen Schaden zu gemärtigen, während fich buch einen vernünftigen Gebrauch. deffelben die ganze Landwirthfchaft in einen beſſern Umſchwung bringen läßt. ie

Die nad) den Localverhältuiffen anzumendenden Methoden beim Rafenbrennen find folgende: 1) man verbrennt die abgeſchaͤlten Rafen am Boden liegend, oder in Meinen Stuͤcken je 2 und 3 gegeneinans der aufgerichtet. 2) Man verbrennt fie, nachdem man fie in Haufen gefegt hat. 3) Man roftet oder verbrennt fie theilweife, in Dämmen oder Reihen aufgefegt und 4) man verbrennt die ausgeeggeten Raſen in Dämmen, die mit der Harke oder Brandegge zufammengebracht find. Bevor ih nun dieſe vier Verfahrungsarten näher befreite, wird es noch möthig fein, Einiges über das Abſchaͤlen der Raſen zu ſagen.

Zum Abſchaͤlen der Raſen, bie verbrannt werden ſollen, bedient man ſich wenn irgend möglik des Pfluges, da hierdurch die Arbeit bei weitem wohlfeiler zu ſtehen kommt, als wenn man fie mit der Dane oder Brufifchaufel vom Beden trennt. Mom Pfluge kann man jedoch nur in dem Safe eine Anwendung machen, daß das

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Terrain fehr eben iſt und Beine Steine, Baumwutzeln und dergl. im Boden vortommen. ‘Der Pflug zum Mafenfchäten maß, wenn die Arbeit auf das Vollkommenſte dadurch ausgeführt werden ſoll, ein 11—12 Zoll breites, flach ftehendes, ſehr ſcharfes Schaar haben, das Seh muß bei einer möglichft geringen Breite gleichfalls recht ſcharf fein, das Streichbrett muß eine Windung haben und in einer guten Verbindung mit dem Schaare fiehen und der Pflugkärper muß, damit er ficher gebe, die gehörige Länge. befiten; Alles dieſes ift naͤmlich erfordertih, damit die Rafen in der Breite von 10 Zoll und der Dide von L—2 Boll abgefchält werden können, ba fie in den meiſten Fäden nur diefe Breite und Staͤrke haben dürfen. Beim Abſchaͤlen des Raſens kommt ed nun aber noch hauptſaͤchlich darauf an, daß die Furchen vollkommen umgewendet werden, was nur gefchieht, wenn dad Streichbrett nicht zu kurz iſt und 2—3 Zell weiter abfteht als das Schaar breit iſt; da endlih der Pflug auch ficherer gebt, wenn er vorm einen Ruhepunkt bat, fo giebt man ihm entweder eine Steige oder ein Vordergeſtell, fo wie zwei Sterjen, um ihn damit gehörig feſthalten zu koͤnnen, ba er fonft, wenn dide Pflanzenwurzeln vorkommen, leicht aus dem Boden fpringt.

Sollte dagegen das Terrain fehr uneben fein, oder follten ſich Steine "und Baummurzeln im Boden befinden, fo koͤnnen die Raſen nur mit der Plaggenhaue abgefchält werden. Fig. 12. Taf. VI. fleüt ein zu biefem Bwede ſehr gut geeignetes Inſtrument dar. Man haut bamit unter den Raſen, auf welchen man mit dem rechten Fuß tritt, bin und fehreitet dabei immer rüdwärts, die abgehauenen Rafen an bie rechte ſchon entblößte Seite legend. Mittelft diefer Plaggenhaus ift man im Stande, ben Rafen in der Dide von Y/,— °/, Zoll abs zubauen, fie kann foigli mit Nutzen überall ba angewendet werben, wo es darauf ankommt, nur einen geringen shell ded Bodens ber Einwirkung des Feuers auszufegen. Sind die Arbeiter erſt damit eingeübt, fo fchält ein jeder von ihnen täglih 20 und mehr TIR. ab. Statt der Haue bedient man ſich zum Abfchälen der Raſen audy wohl einer Schaufel mit einem langen Stiele und Querholze ver: ſehen, welches letztere der Arbeiter beim Gebrauch des Inftrumentes vor bie Bruſt ſetzt; wo indeß der Boden viele Steine und dide Wurzeln enthält, da kann diefe fogenannte Bruſtſchaufel keine Anwendung

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finden, wiewohl dadurch, fobald der Buben eben und rein iſt, mehr ale mit der Pinggenhaue beſchafft werden kann.

1) Bom Berbrennender Rafen, wenn dieſelbenin Pflug : freifen oder Stücken aufber Erde liegen.

Iſt der Boden fehr humusreich, oder beſteht er bis zu eincc bes trächtlihen Tiefe aus lauter Humus, (Brud und Moorboden) fo wird die Grasnarbe, je nachdem viel oder wenig vom Boden in Aſche verwandelt werben fol, im Herbſt oder Frühjahr 4- 8 Zoll tief ums gepflügt, wobei es jebod) weniger auf ein gutes Ummenden der Kurs hen ankommt, als in dem Falle, daß man bie flach abgefhältn Rafen zum Berbrennen in Haufen zu fegem gedenkt. Tritt num ſehr trocknes Wetter ein, fo kann das, was im Herbſt umgebtochen wurde im Mai, und das was man im Frühjahr umgebrochen bat, in Auguſt oder September gebrannt werden. Man hat hiernach, wenn die Narbe trocken genug iſt, nur nöthig, auf dem Boden an irgend einer Etelle etwas Feuer hinzulegen und hierauf dem Winde entgegen[chreitend fortwährend die brennende Erde weiter umanszufchleudern, um daduch ſehr bald die ganze Stiche in Brand zu fegen. Nah 16 - 24 Stun: den iſt dann meift die umgepflügte Narbe in Afche verwandelt, ja wenn das Feuer nicht unter guter Auffikt gehalten wird, fo brennen aud) wohl noch tiefe Löcher In den Boden. Da nun aber die an der Erde liegenden Furchen, wenn das Wetter etwas feucht iſt, nicht die zum rennen erforderliche Trockniß erhaiten, fo thut man beſſer daran, dieſelben in Stuͤcke zu zerhauen und 2 oder 3 derſelben gegen einander aufzurihten; die Rafennarbe trodnet dann in 8 Tagen ſo vollkommen aus, daß nun das Werbrennen derfelben nad) der fruͤheren Weife auf das Vollkommenſte gelingt. Bel naſſer Witterung, die jeder Methode des Raſenbrennens freilich ſehr binderlich ift, wird man dagegen genöthigt, die Raſenſtuͤcke in kleine Haufen zufammen zu werfen, biefe, fo wie fie troden find, anzuzänden und bie dabei erfolgende Afche auseinander zu flreum. Wenn nun das Brennen vollendet iſt, fo egget man ſcharf, pflüge bie Aſche feicht unter, egget nach einigen Tagen wieder, pflügt abermals etwas tiefer und beſaͤet hierauf das Land mit den dem Boden und der Jahreszeit angemeſſe⸗ nen Fruͤchten. An manchen Orten (Droͤmling) egget man nur dat in Herbſt gebrannte Land, laͤßt es fo bis zum Feuͤhjahr liegen und beſaͤet es alsdann ſehr zeitig mit Sommetraps. Natuͤrlich bat

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man hierbei, wie ſchon ftuͤher erwähnt, das Feld gegen alles fremde Waſſer zu ſchuͤtzen, ungeachtet deſſen werden aber in einem naſſen Winter ſehr viele Duͤngertheile der Aſche ausgelaugt, fo daß es ſtets beſſer iſt im Fruͤhjahr zu brennen, damit das Feld noch im ſelden Jahre mit Früchten beſtellt werden koaͤnne. Zur Verhütung des zu tiefen Einbrennens läßt man die Gräben bei Zeiten vol Waffer, denn iſt der humoſe Baden fehr trocken, fo brennt er wohl bi8 auf den feften Untergrund ab, wodurch natürlich großer Schaden gefchieht. Im Uebrigen ift zu bemerken, daß das Verbrennen der Rafennarbe auf die hier befchriebene Weife niemals fo gute Dienfte leiſtet als das Verbrennen derfelben In Haufen, weshalb dies der Kalt ift, wird fi) aus dem Späteren erYeben.

2) Bom Verbrennen der Rafen in mit Reisholz n.f.m. ausgefüllten Haufen.

Das Verbrennen der abgefhhälten Rafen, in mit Hol; und ans deren Brennmaterlalien ausgefüllten Haufen, muß Statt finden, wenn diefeiben von einem Boden herrühren, der nicht aus lauter Humus, fondern nur aus einer humusreihen Erde befteht, indem ſich bergleis hen Rafen, da fie felbft zu ſchwach brennen, nur mit Zuhülfenahme vielen fremden Brennmaterials in Afche verwandeln Iaffen. Die Hafen eined Bodens, der nicht fehe humusreich iſt, müflen, wenn fie gut brennen ſollen, aber auch ganz dünn fein, oder nur aus dem eigentlichen Wurzelgeflechte der Gräfer und Pflanzen mit wenig daran bängender Erde beftehen, theils dürfen fie aber aud deshalb keine bedeutende Stärke haben, da fonft zu viel Humus, der fih immer In größter Menge unmittelbar unter der Grasnarbe befindet, verbrannt werden würde. Man giebt ihnen beim Abfchälen mit bem Pfluge ober der Haue die Stärke von L—1”/, Zoll und läßt es fich übers haupt zur Regel dienen, die zu verbrennenden Rafen um fo dünner zu machen, je humusärmer der Boden iſt. Man nimmt das Abs fhälen des Raſens wo möglich recht früh im Herbſt vor und ficht beim Pflügen hauptſaͤchlich dahin, daß er recht vollftändig umgewendet werde oder mit der Grasſeite dicht auf dem Boden zu liegen komme, da fo daB Wurzeigeflechte der Graͤſer und fonftigen Pflanzen noch während der warmen Witterung flodt, im Fruͤhjahr dann leichter austrocknet und fomit andy beffer brennt; legen dagegen bie abge ſchaͤlten Rafen hohl, fo bleiben die Wurzeln laͤnger am Leben, behaltm

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bie Säfte und verbrennen dann , ungeachtet aller Wühe die man fi giebt, entweder gar nicht, oder können nur mittelft vielen Holzes und dergl. in Afche verwandelt werden, wodurch natürlich) die Operas tion des Nafendrennend unnöthiger Welſe ſehr vertheuert wird. Da es nun zur fchnellen und guten Verbrennung der Raſennarbe durch⸗ aus erforderlich - tft, daß fie fchon völlig abgeſtorben ſei, fo laͤßt man fie Im Fruͤhjahr fo lange unangerührt am. Boden liegen, bie man ficht, daß die Graswurzeln anfangen in Faͤulniß Überzugehen, was nicht vor Mitte Mai der Fall zu fein pflege. Das Erſte, was hierauf vorzunehmen ift, befteht darin, die mit dem Pfluge abgefchäls ten Rafen in Stuͤcke von 12—15 Zoll Länge zu zechauen, indem man von biefen, nachdem fie troden find, die Brennhaufen zu ers bauen bat. Die mit der Haue vom Boden getrennten Raſen hat man dagegen nicht nöthig welter zu zertheilen, da fie gleich beim Abſchaͤlen die erforderliche Länge erhaltens auch werben hierbei immer 4— 6 Raſenſtuͤcke aufeinander .gepadtt, da dann die Grasnarte um fo beffer ſtockt. In Erwägung aber, daß das Zerhauen der Pflug: ſchwarten fehr viel Handarbeit erfordert, bedient man fih zum Zeus theilen derfeiben einer Mefferwalze (Fig. 13 und 14 Taf. VI.), indem man damit quer über die Furchen fährt. Die Walze muß recht ſcower und nicht zu lang fein, ba dann bie Meffer, welche 15 16 308 von einander entfernt figen, bie Höhe von 4 Zoll haben und in 3 oder 4 Stüden mit Schrauben rund um bie Walze befes ſtigt find, die zähen Suchen beſſer durchſchneiden. Natuͤrlich kann die

Meſſerwalze nur da eine Anwendung finden, wo ber Boden recht eben

ift, kommen viele Unebenheiten, Steine u, dgl. darauf vor, fo iſt man genoͤthigt, die Pflugſchwarten mit der Handhade in Stüde zu zer⸗ bauen, wo indeß der Pflug zum Abfchälen benutzt werden Eonnte, da laͤßt ſich auch meiſt von der Mefferwalze ein vortheilhafter Gebrauch machen. Durch die Anwendung derfelben wird nicht nur ſehr vlel Handarbeit erfpart, fondern man erhält dadurch auch lauter Stuͤcke von einerlei Länge, was ſowohl bei dem nachherigen Aufftellen der⸗ felben behuf des Trocknens, als auch bei dem Erbauen der Brem⸗ haufen ſehr zu Statten kommt. Die hier beſchriebene Meſſerwalze ruͤhrt von meiner Erfindung her, wenigſtens iſt mir nicht bekannt,” da man fie fonft Irgendwo gebraucht; fie verdient jedenfalid dem Rafenriger, den ich ‚gleichfalls früher oft benugte, vorgezegen zu werden, Schraube man die Meffer ab, fo kann fie zum ge 26

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wöhntidien Walzen des Feldes angewendet werden, mit den Mefjern aber auch fehr gut zum Bermalmen der Scollen thoniger Aecker. Bei ihrem Gebrauche hat man ſich übrigens zu hüten, daß fie den Zu,thieren nicht in die Haden fahre. Iſt nun die umgepflügte Rafennarbe mit ber Mefferwalze in Städe zerſchnitten, fo wird zum Trocknen derfelben gefchritten, da ohne dies ein regelrechte Verbrennen des Raſens un: möglich iſt; man flellt deshalb immer 2 Nofenflüde dachfoͤrmig fe gegen einander auf, daß die Grasfeite nach inwendig kommt, denn befinden fi in der Narbe nug auch noch einige lebende Gcaswur zein, fo ſterben biefelben Im biefer Lage doch bald ab, Auch bie Raſenſtuͤcke, welche mit der Plaggenhaue abgeſchaͤlt find, hat man . zum Austrocknen je zwei gegen einander aufzuricten. Zu biefer Arbeit laffen fi am beften Srauen un) Kinder benugen. Iſt dann bie Witterung troden, fo kann das Verbrennen der Rafennarbe nach Verlauf von 14 Tagen bis 3 Wochen vor ſich geben; man erbaut zu biefem Ende, in Form eines Bienenkorbes, von den Rx fenflädten 3-3), Fuß hohe und 3 Fuß im Durchmeſſer baltende inwendig hohle Haufen oder Dfen, bringe am Boden auf der Winds feite ein kleines Zugloch an, was man, zum beffern Halt der Raſen⸗ flüde, mit einem Querholze bedeckt, ſteckt, noch ehe man die Haufen oben zubaut, etwas trocknes Reisholz, Ginſter, Dornen, Kartoffelkraut, Bohnenſtroh, Rapsſtroh, Haidekraut oder dergl. hinein, thut auch in das am Boden befindliche Zugloch leicht anzuzuͤndendes Breun⸗ material; und laͤßt zuletzt in der Decke des nun vollends fertig ge⸗ baueten Haufens ein kleines Luftloch (Fig. 15 u. 16. Taf. VI), Die Mafenftüde padt man babei nicht zu dicht auf einander, legt fie aber auch nicht zu loder hin und läßt "/, berfeiben, befonder® die noch etwas feuchten, an der Erde liegen, um fie nachher auf die fhon brennenden Daufen werfen, oder damit das Feuer nöthigen Falls daͤmpfen zu koͤnnen. Zu bemerken iſt noch, daß man nicht alle trodnen Raſen bed zu brennenden Terrains auf einmal in Hau⸗ fen fegen darf, fondern nur von einer fo großen Flaͤche, als in 8— 4 Stunden mit ben zu Gebote ſtehenden Gefpannen umgepflügt werben Tann, indem es, tie nachher gezeigt werden fol, ſehr wichtig if, daß die Afche der verbrannten Raſen fo heiß als mögli unter gepfläge werde; dazu kommt aber auch, daß die Haufen, fofern fie mehrere Zage ſtehen, nicht fo gut brennen, als die friſch aufges

fegten. Ale Haufen, die nun nad ber befchriebenen Weiſe am

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Tage errichtet worben find, werben gegen Abend mittelft bed im Zug» loche befindlichen Strohes und bergl. angezündet; iſt dann das im Innern des Haufens befindlihe Holz im vollen Brande, fo wird das obere Luftloch bis auf eine Kleine Deffnung mit einem Raſen zugededt, denn hierdurch wird die Flamme gezwungen, aus alın Heinen Deffnungen ſeitwaͤrts zu dringen, wodurch faft tie ſaͤmmtlichen Rafenftüde in Brand gefegt werden. Sollte jedoch die Flamme an ir⸗ gend einer Stelle der Haufen zu ſtark hervorbrechen, fo bedeckt man bies felbe fofort mit einem noch an der Exde liegenden Raſenſtuͤcke, übers haupt hat, man fortwährend dahin zu fehen, daß die Haufen nicht zu fihnell verbrennen, fondern nur ganz allmählig verglimmen, es follen das bei auch Kohlen entfliehen, indem dieſe, wie ich weiter unten naͤher zeigen werde, ſehr viel zur Verbeſſerung des Bodens beitragen. Die Haufen aber, welche nicht fogleih in Brand geratben find, werben noch einmal angezündet. Nachdem die Rafen ſich groͤßtentheils im Aſche verwandelt haben, was nad) Verlauf von 3— 4 Stunden ber Fall zu fein pflegt, ſtoͤßt man die Haufen, welche nicht fchen von felbft eingefallen find, zufammen und deckt hierauf alle noch an der Erde liegenden Raſenſtuͤcke darüber, damit auch biefe, wenn auch nicht verbrannt, doch geröftet, geräuchert ober verkohlt werden mögen s überhaupt iſt es nicht der Zweck des Raſenbrennens nad) diefer Art, den ſaͤmmtlichen Rafen in Afche zu verwandeln, indem Erfahrung ges lehrt hat, daß gerade ber geräftete oder halb verfohlte mit am beiten dünge. Einige einſichtsvolle Acheiter, welche das Verbrennen der Haufen zu reguliren haben, müffen, um bald bier einen brennenden Rafen hinlegen, bald dort einen wegnehmen zu Binnen, mit Mifte gabeln verfeben fein, fie ziehen mittelft derfelben die Hafen am Rande ber Haufen ‚hervor, welche biöher der Einwirkung ber Dige entgan« gen find und wertheilen damit endlich auch die Hafen derjenigen Hau⸗ fen, welche gar nicht oder zu langfam brennen, auf die daneben fies benden fi gut im Brande befindenden, indem es, wie leicht einzu⸗ fehen, erforderlich iſt, daß die ſaͤmmtlichen Raſenſtuͤcke in einer und ders fetben Zeit hinlänglih verbrannt, geröftet, geraͤuchert ober verkohlt wer den. Damit das Feuer unter beftändiger Aufficht gehalten und wo es nöthig nachgeholfen werde, iſt e8 denn auch zweckmaͤßig, einige Ars beitk über Nacht auf der Brandftelle zu laſſen. Die Gründe, weshalb das nächtliche Derdrennen der Raſen dem am Lage ‚vor: 96 *

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zusiehen ſei, findet man weiter unten bei ber Theorie des Naſen⸗ brennens angegeben.

Sobald det Morgen graut, zieht man alle nicht verbrann⸗ ten Rafen von ben Daufen, zerhaut diefelben in Beine Gtüde und vertheilt fie über den Boden, hierauf zieht man auch die Aſche, am beften mit Dfentraden, gleichmaͤßig auseinander, laͤßt jedoeh am den Stellen, wo die Brennhaufen flanden, nur wenig Aſche liegen, da bier der Boden ohnedies ſowohl durch die Erhigung, als durch das daſelbſt entflandene humusfaure Ammoniak, eine fo große Frucht⸗ barkeit erlangt hat, daß er im erften Fahre die allerüppigften Fruͤchte hervorbringt. Man fucht mit dem Auseinanderziehen der Aſche vor 8 Uhr fertig zu werden, da ſich um dieſe Zeit der Wind zu erheben pflegt, der viele der beften Düngertheile wegweht, nicht zu gebenfen, daß durch die verfläubende Afche aud die Arbeiter fehr belaͤſtigt werden. Damit nun aber audy die Afche unmittelbar nach dem _ Auseinanderziehen untergepflügt werden Eönne, nimmt man die Brennhaufen reihenweiſe vor. Das ſchnelle Unterpflügen der noch glühenden Afche trägt nad) der allgemeinen Erfahrung, die auch, wie ich weiterhin zeigen will, in der Theorie eine Stuͤtze findet, fehr viel zum guten Erfolge des Raſenbrennens bei, um deshalb dabei durch nichts behindert zu werden, bindet man ten Bugthieren naffe Tücher um bie Füße. Das Unterpflügen der Afdye gefchleht moͤglichſt flach, da fie dann nicht nur ducch das nachherige Eggen gut mit dem Boden vermiſcht werben kann, fendern. wie weiter unten bewieſen werben foü, nun auch beffer duͤngt. Entwickelt fih beim Unter⸗ pflügen der Aſche an den &tellen, wo bie Brennhaufen geftanden haben, ein fauliger, gasartiger Geruch, fo darf man mit Gewißheit darauf rechnen, daß das neue Feld bie ſchoͤnſten Früchte hervorbringen werde, denn es enthält dann Stoffe, die zu den wichtigſten Pflanzen⸗ nahrungsmitteln gehören. Nach dem Unterpfiigen der Aſche laͤßt man das Feld 4—5 Tage ruhig liegen; entfteht dann überall zwiſchen den Buchen Schimmel, oder ſchleßen bafelbft viele andere pilzartige Gewaͤchſe hervor, fo ann man dieſes als ein ſicherrs Kennzeichen großer Fruchtbarkeit betrachten und danach nun auch die anzubauen⸗ den Fruͤchte auswählen. Alsdann wird das Feld recht fiharf geegget und nad) Verlauf einiger: Tage abermals gepflügt, jedoch nun L'ys bis & Zoll tiefer ale das erſte Mai. Man egget bald nachher wieder und pflügt zulezt 4 5 Zoll tief zur Saat, oder chdt das Geld,

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im all man es mit Rüben, Kohl, Rutabaga u. f. w. befden oder bepflanzen will, auf, indem dann die Gewaͤchſe, weiche auf die Ruͤk⸗ Ben zu ſtehen kommen, die ſaͤmmtliche tragbare Erbe und die viele Düngertheile enthaltende Afche ganz in ihrer Nähe haben und fomit auch um fo ſicherer gedeihen, nicht zu gedenken, daB bei diefer Beſtel⸗ Imugsart auch ber etwa noch rohe Boden ber Einwirkung der Luft beffer ausgefept wird. Es iſt in der That zum Erflaunen, mie ſchnell und üppig ſelbſt bie kleinſten Kohl: und Rutabagapflanzen auf dem gut gebrannten und bearbeiteten Boden heranwachſen, und in welcher Fuͤlle auch bie auf den Dämmen gefieten Rüben ſtehen! Kein Inſect, kein Wurm und faft Ein Unkraut beeinträctige dieſel⸗ ben , und wenn man die Rüben auch erft im July gefüet hat, fo erreichen fie p. Stud doch oft ein Gewicht von 7 8 Pfo., natür: KH nur dann wenn fie gehörig verdünnt worden find.

8) Vom Verbrennen ber Rafen in Dämmen ober Kandten.

Will man das Rafenbrennen auf thonigem oder lehmigem, kal⸗ ten Boden mit geringem Humusgehalte anwenden, was auch inſofern wäglich iſt, als durch den gebrannten ben, der dabei die Eigenſchaft des Sandes annimmt, der Boden gelodert wird, fo thut man wohl daran, die abgeſchaͤlte Sraßnarbe in Dämmen oder Kanälen zu verbren⸗ nen, benn da die Raſen von bergleiben Boden, wegen ber vielen daran hängenden Erde ſehr ſchwer verbrennen, fo muß man ſich mehr auf ein Roͤſten derſelben befchränken. Zu diefer Artdes Raſenbrennens iſt jedoch fehr viel Reisholz nöchig, ja es iſt ſogar zweckmaͤßig, auch ſtarkes Holz dabei anzuwenden. Das Verfahren welches dabei beobachtet wird If das folgende: Man fchält den Rafen im Herbſt mie dem Pfinge oder der Plaggenhaue ab, zerfchneidet die Pflugfireis fen im Mai mit der Mefferwalze in Stüde, welche jedoch die Laͤnge von 1/,—2 Fuß haben müffen, richtet fie zum Trockenwerden auf, und erbant, fobald dieſes erfolgt iſt, davon Kandle, bie man mit Holz ausfhüt. Zu biefem Ende legt man auf ben Boden in ber Länge von 12—15 Euß, einer Breite von 1-1%, Buß und der Höhe von 1—1', Fuß ſtarkes Reisholz, dem auch einige Scheite beir gefägt find und errichtet alsdann von ben Nafenftüden, dem Meisholze entlang zu beiden Seiten beffelben ſchraͤg anlaufende Wände, ‚fo zwar, daß die Raſen mit ihrem Kopfende dem Reisholze zugekehrt find.

406 Haben die Wände nun die Höhe von 2 Fuß errelcht, foleat man ih bee Entfernung von I—1'% Fuß quer Über dieſelben Scheite kurzen Hol⸗ zes und baut hierauf rollends den Kanal oben mit Nafmftüden zu, er bat dann die Höhe von 8 Fuß und ift oben gerundet (Fig. 17, Taf. VI). Damit die Wände beffer fichen, legt man bie Mafenftädde im Berband, packt fie jedoch nur fo dicht zuſammen, daß Immer noch Heine Zwiſchenraͤume bleiben. An ber Eide läßt man nur fo viele Rafen liegen als nöthig find, um bamit naher bie hintere Deffuung bes Ras nals zuzufegen, ober um fie zur Schließung derjenigen Eleinen Oeff⸗ nungen zu verwenden, aus welchen fpäter bie Flamme zu ſtark hervorbrechen ſollte. Sind nun die Kandle auf die befchriebene Weiſe vollendet, fo zündet man an der Windfelte das Neishols an, das Feuer verbreitet fih dann bald in der ganzen Länge bed Kanals, und ift biefes ges fhehen, fo fegt man bie hintere Deffnung "deffelden mit Hafen fo weit zu, daß nur noch ein Meines Zugloch bleibt ; hierdurch wird das Feuer ‚gezwungen, überall nach oben und an den Eeiten der Wände Aus⸗ wege zu fuchen, wo es jedoch zu ſtark hervorbricht, da wird es durch aufgelegte Raſen wieder nah Innen zurückgedraͤngt. Die Rafen, welche auf.diefe Weiſe ſaͤmmtlich in Brand gerathen, bleiben 2 3 Stunden ruhig ftehen, dann aber ſchiebt man die Wände näher an einander, benn da ber Kanal inmendig hohl brennt, fo wäürbe das Feuer, wenn es nicht gefchähe, zulept audgehen. Nach einigen Stun⸗ den ſtoͤßt man die Wände ein, zieht die etwa noch nicht vom Feuer ers griffenen Raſen mit ber Miftgatel hervor und legt fie, um fie gu röften, oben auf. &päter wird alles, was nicht in Aſche verwan⸗ delt ift, zerhackt, über den Boden verthellt , die Aſche auseinander ges zogen und mit dem Bande weiter eben fo verfahren, als es vorhin beim Raſenbrennen in Haufen beſchrieben wurde. Man wird bald erkennen, daß dieſe Art des Raſenbrennens ſehr viel Aebnlichkeit mit dem früher beſchtiebenen Gereutbrennen hat. Aus der eigenen Erfahrung kann ich fagen, daß es dem thonigen, kalten Boden zur weſentlichſten Verbeſſerung gereicht und daß die Früchte, weiche man danadı erbaut, den Aufwand an Holz, falls baffelbe nicht.gar zu theuer iſt, reichlich erfegen. Statt des Holzes kann man jebocd auch Torf ass wenden, wodurch natlielich bie ganze Opkratten bei. weitem wwohlfeller zu fiehen kommt, ja der Torf iſt zum WBrermen ber Hafen in Kanaͤlen ſelbſt beffer als das Holz geeignet, da er nicht fo geſchwind ale dieſes von der Flamme verzehrt wich. Daß übrigens die Tock⸗ und Helzaſch⸗

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gleichfaus ſehr viel zur Berbefferung bes Bodens beiträgt, braucht weht kanm erwähnt zu werden,

4) Bom Verbrennen der Raſen in Kämmen.

Das Verbrennen ber Rafennache in Kaͤmmen wirb hauptfichlich in dem Falle angewendet, daß man nur einen Theil berfelben in Aſche verwandeln will, biefer wird dann aber auch ganz vollſtaͤndig ver» brannt. Das Verfahren dabei ift folgendes: Dan ſchaͤlt im Herbſte mit einem recht fcharfen Pfluge die Rafennarbe nicht fämmtlih ab, ſondern läßt eine Zucche um bie andere figen (Mispen), alddann eg» get man im Fruͤhjahr bei trodnen Wetter ber Länge nach fo oft, bis afle Erbe aus dem Raſenrispen gefchüttelt if. Die ausgeeggeten Hafen werben hierauf mit der Band in Kaͤmme zuſammen geharkt ober man fchleift fie mit einem Heubaume, vor welchem an jedem Eude 1 Pferd gefpannt ift, und worauf ein Menſch fteht, indem ex fich am-2 Stricken, die an die Stränge gebunden find, felthält, zus fanunm. Dos anf diefe Weife in Reihen zufammen gebrachte trodne Wurzelgeflechte wird nun noch mit der Miſtgabel aufgefchüttelt und hiernah an der Windfeite angezündet. Die Aſche wird alsdann auseinander geftreut. Damit indeß noch nicht zufrieden, wird das Held abermals gerkäpet und zwar diefes Mal in der Qusre; man eg⸗ get die Rafen hlernach wieder aus, harkt oder ſchleift diefelben in Kämme zuſammen, verbrennt fie, ſtreut die Aſche auseinander und pflügt das Feld zue Saat. Am beften eignet fi dieſes Verfah⸗ ven für alte Dreifchländereien , denn man verbrennt babei wenig oder. gar Beinen Humus, da er durch das Eggen ber Raſen ausgeſchuͤt⸗ telt wird, niemals hat man aber einen ſehr ausgezeichneten Erfolg davon zu gewaͤrtigen, aus Gruͤnden, die ſich ein Son leicht ſelbſt beantworten faun.

Theorie bed Raſenbrennens.

Es dürfte, bevor ich das Gapitel vom Raſenbrennen fchließe, noch nöchig fein, alle dabei vorkommenden chemiſchen Proceffe nahmhaft zu machen, zu zeigen, auf welche Weiſe biefelben ben anges bauten Pflanzen zum Nugen gereichen und überhaupt eine genü« gende Erklaͤrung uͤber alle dabei Statt findenden Erſcheinungen zu geben, Indem man dann, wenn man alles was dabei vorgeht genau

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kennt und weiß, welche von den entflebenben Körpern es ſind, die dus Pflanzenwaihsthum am meiften befördern, man audy un fo eher im Stande ift die Manipulationen beim Rafenbrennen auf diejenige Art zu leiten, daß dadurch der beabfichtigte Zweck auf das voliftindigfte erreichte werde. Zugleich dürfte ed aber auch nicht brerflüffig fein, bier mehrere bisherige Anfichten Über die Wirkung des Rafenbrennens zu berichtigen, ba fie fehr oft fchen Veranlaffung gege⸗ ben haben, bdaffelbe füc ein wenig Ruben bringendes Verfahren gu halten. _

Sn allen Werken die vom Bafenbrensen banveln, findet men den Sag aufgeſtellt, daß buch die, viele in der Mafenafd:e befindliche Kalkerde und das viele Kali, die Shure (Dumusfiuce) bes Bebens, von welcher die Unfruchtbarkeit deffeiben immer herruͤhte, fertgefchafft, neutraliſirt, abgeflumpft, zerfeßt oder niedergefchlagen werde. Wenn ed nun auch allerdinge gegelinbet ift. daß die Nafenafche ducd) Die ger nannten beiden Körper den Pflanzen oft wefentlih nüst, indem bie Kalkerde und das Kali fi mit der Dumusfäure chemifch zu neutralen . bumusfauren Salzen verbinden und bdiefe dann für die angehauten Pflanzen eine ſehr gebeihliche Nahrung abgeben, fo giebt ed, nach mei⸗ nen darüber angeſtellten chemifchen Unterſuchungen, doch euch viele Raſenaſchenarten, die fehr wenig reine oder Eohlemfaure Kalkerde unb kohlenſaures Kati enthalten, ſo daß dadurch auch nut eine aͤußerſt ges ringe Menge von ber vielen ſich oft im Boden befindenden Humusſaͤure abgeflumpft werden kann; da nun aber deffenungeacktet das Pflanzen⸗ wahsthum duch dergl. Afchen oft auf eine ganz auſſerordentliche Weiſe beföcdert wird, fo find mir gezwungen anzun⸗hmen, biefelbe mäüffe auf eine andere als die bisher für richtig gehaltene Weile wir⸗ ten. Einen Körper, durch welchen fie die Humusſaͤure bed Bodens abjtumpfen Eönnte, finden wir nicht darin, denn die Kalk» und. Talk erde, fo wie dad Kali und Natron, find fchon mit Schwefelſaͤure, Phosphorfäure und Chlor gefättigt, und ber Gehalt an Alaunerde, Eifens und Manganoryd ift zu unbedeutend, als daß wir annehmen bürften, er werbe in biefer Hinficht einen. großen Einfluß ausüben; wir ad fomit berechtigt bie Aſche, fofern wir nicht etwa die auf nichts ſich flügende Meinung gelten laſſen wollen, fis mirke auf adas Pflan⸗ jenwachschum als ein Reiz, für ein wirklichen Nahrungemittel zu halten, und warum follten wir dieſes ‚auch nicht, da mir. aße Koͤr— yer, welche in der Raſenaſche vorkommen, auch im. den angebameiee

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Pflanzen wieder finden? Man nimmt. ferner an, daß die Kalk⸗

erde und das Kalt der Rafenafhe den im. Boden befindlichen kohli⸗ gen Humus zerfehe und ibn in ein gutes Pflanzennahrungsmittel vers wandie, allein auch diefe Meinung iſt ungegrändet, fefern naͤmlich die beiden Akkalien, was häufig der Fall ift, mit Phosphorfäure oder Echwafelſaͤure verbinden find; denn eben ſo wenig ald fie dann die Surmußiäue abzaftumpfen vermögen, 'eben fo wenig haben fie nun auch die Eigenfchaft,, den kohligen Humus zur Zerſetzung zu bringen, indern biefes nur ben reinen oder den kohlenſauten Alkalien moͤglich iſt. Weiter behauptet man, die Rafenafche muͤſſe aus dem Grunde fo heiä als moͤglich untergepflägt werden, da dann bie Hitze der Aſche zerfebend auf den kohlgen Humus wirke; wie iſt es nun aber mög: li, daB eine fe ſchnell vertibergehende Hitze, als die der untergepflüg= ten. Ufıhe, zerfegend. oder loͤſend auf die Bodenbeflandthelle wirken kann? Tr werden: dagegen ſogleich fehen, dat das allerdings fehr zweckmaͤ⸗ Fige Verfaheren bes fchnelfm Unterpflligens der Aſche den Pflanzen mmf-eime ganz andere Art die weſentlichſten Dienfte leiſtet. Endlich, - fagt man auch, bn® Nafendrennen fei eine Operation, durch welche auf eine ganz unnüte Weiſe fehr viel Koblenfloff, der beim Pflanr zenwachsſschum eine fo wichtige Role fpiele, zerftört werde. Ich habe fehen früher hemerls, daß allerdings in dieſer Hinſicht mit dem Nafenbrennen ein große Migbenuch getrieben werben kann, allein vom Humus haben die Pflanzen oft gar keinen Nuten, nämlich dann menn er fich im kohligen Zuftande befindet, während fie die mi: werglifchen Theile deffeiben zu ſich nehmen, fobald er in Afche verwan« delt ii; oft muß man aber auch darauf bedacht fein, das Webers maaß des Humus wegzuſchaffen, ba diefes den Pflanzen in mehrfacher Dinfihe meift mehr ſchadet als nuͤtzt.

Alle Erfahrungen, bie ich uͤber das Rafenbrennen gemacht, fe wie. viele Verſucht, weiche ich eigend® Darüber angeftellt habe, brredtis gen mic, tie Wirkungen und Erſcheinungen diefer wichtigen Opera» tion auf. foigende Weiſe zu erklären: Weun ein Boden felt vielen Jahren zur Wiefe ober Weide diente, : fo haben ſich die meiſten bee fehher in ihm befindlichen mwichtigften Pflanzennahrungsfloffe, als das Kati, Raten und Ehlor, die Schwefelſaͤure und Phosphörfäure, die Beit« und Talkerde in den Wurzeln und Wurzelſtoͤcken der vor bandenen Gewaͤchſe angebäuft; die Erbe iſt esfhöpft, wienchl bee Daten, wenn man dad darin befindliche Wurzelgeflecht, was oft ein

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ſehr bedeutendes ift, hinzurechnet, nit arm genannt werben kann. Wird dann die Mafennarbe verbrannt, fo gelangen die in den Wur⸗ zeln u. f. w. fih angehduften Mineralkoͤrper oder die unorganlfchen Stoffe, welche unter die Botmaͤßigkeit des Lebens gebracht wurden, in Freiheit. Die Aſche Tann nun den angebauten Früchten zur Habe. rung dienen und dient ihnen auch in der That dazu, denn unters ſuchen wir deren Afche, fo finden wir darin die Beſtandtheile ber Raſenaſche wieder, wenn gleich in einem anderen Mengenverhaͤit⸗ niſſe. Mit der Raſennarbe zugleich wird ‚num aber auch im⸗ mer mehr oder weniger verkohlter Humus, aus Pflanzen zwar entflane. ben, aber denfelben "keine Nahrung gebeudb, weil er unauflöstic in Waſſer ift verbrannt; der Humus giebt. dabei Aſche und da diefelbe gleichfalls aus lauter Körpern Heftcht, weiche zue Nahrung ber angebaur⸗ ten Pflanzen gehören, (denn fie beſteht aus Rast, Talk, Kali u. f. w.), fo wird die Maffe dee Pflanzennahrungsftoffe dadutch um ein Be⸗ traͤchtliches vergrößert. Sowohl durch die Verbrennung ber Pflanzens wurzeln, als durch die des Humus gelangen nun natlwliy anf einmal eine große Menge duͤngende oder Nahrung gebende Koͤrper zur Thaͤ⸗ tigkeit, wovon dann bie Folge iſt, daß nach dem Raſenbrrunen bie an⸗ gebaueten Fruͤchte ſogleich erſtaunlich uͤppig wachſen, zugleich erklaͤrt ſich aber auch ſehr gut dadurch wie es zugeht, daß man den Boden ſehr leicht nach dieſer Operation erſchoͤpfen kann. Berner, beim Ver⸗ brennen der Raſennarbe, bildet ſich, wie beſtimmt nachzuweiſen iſt, aus dem Stickſtoff und Waſſerſtoff der Gras« und Pflanzenwurzeln Akıs moniak; diefer wichtige, Leit Gasgeſtalt annehmende Körper wird nun theils vom Boden, fofern derfeibe Humusfäure enthält (denn diefelbe hat eine große Verwandtſchaft dazu), angezogen, theils wird er, wenn man das Brennen der Raſen wihrend ber Nacht voraimmt, vom Thau niebergefchlagen. Man foll deshalb. auch nid bei windi⸗ gem Wetter das Raſenbrennen vornehuren, da fenft fehr viel von bies ſem koͤſtlichen Düngungsmittel mweggemehet wird. Damit überhaupt fo wenig als moͤglich Anmmoniak beim Mofenbrennen verloren gehe, habe Ih es als ſehr zweckmaͤßig befunden, die glimmiende Afche mit Mafen zu bebedien, indem dam die darin befindliche Humus⸗ fäure das fich beim Brennen erzeugende Ammoniak chemiſch bindet. Das Bedecktſein dee brennenden Haufen mit frifchen. Wafen hat aber noch einen andern Mugen, dieſelben verſchlucken naͤmlich rinen großes She des ſich erzeugenden Rauchs, was wichtig iſt, da derſelb⸗

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‚einige Eniftig duͤngende Ammoniaffalze, als eſſigſaures und falzfäures Ammontel, enthält; bie allgemeine Erfahrung hat ja auch gelehrt, daß biefe fo geraͤucherten ober geröfteten Raſen ſehr Eräftig düngen, was durch das Erwaͤhnte bintänglich erkiuͤrt wird. Das Wafenbrens . nen thut, wie man Überall erfahren hat, die beſte Wirkung, wenn‘ die Raſen :nuc verglimmen, alfo feine Flamme entwideln; der Grund hiervon iſt, daß dann viele Stickſtoffhaltige Kohle entſteht, von weicher man gefchen hat, daß fie zu den ſehr Eräftig düngenden Koͤr⸗ pern gehört ; alsdann bildet ſich aber auch fpäter in ber mit der Luft in Berüͤhrung ſtehenden Kohle, felbft wenn fie Leinen Stickſtoff ent» hätt, auf cine biäher unerkiärte Meile Ammoniak, und endtih bes ' wirkt die Kohle auch die phyſiſche Verbefierung tes Bodens, benn fie lockert den Thonboden und trägt Überhaupt zur Erwärmung. jebes Bo⸗ dens vbel bei, da fie die Eigenfchaft hat, das Licht zu zerlegen. "Aus diefem .aflen folgt mithin, daß es von Wichtigkeit if, wenn beim Ras fenbrennen auch Kohlen entfliehen. Man hat ferner vielfältig die Beobachtung gemacht, daß die duͤngende Kraft der Afche, welche bei. großer Hige emtficht (was ber Fall ift, wenn die Raſen fehr ſchnell verbrennen), nicht fehr bedeutend fet; diefe Erfhelnung erklärt ſich Dadurch, daB hei einer beträchtlichen -Echigung das ſich entwickelnde Ammo⸗ niak leichter Gasgeſtalt annimmt, daß mehrere büngende Körper durch Einwirkung des Kohlenſtoffs zeriegt werden und dann gleichfalls Luft⸗ geftatt annehmen, fo Chlor , Phosphor, Schwefel, Kaltum, Natrium, Cal cium und. daß dabei Verglaſungen State finden, d. h. chemifche Verbindungen der Kiefelerde mit Kali, Natron, Kalk⸗ und Talkerde entfiehen, von welchen die Pflanzen einen Nutzen haben, da fie uns aufiloͤſslich im Waſſer find. Iſt dagegen bie Hitze ſchwach, fo hat fie gerade die entgegengefegte Wirkung, denn daun werden die Silicate (Berbindungen ber Kiefelerde mit Baſen), welche etwa in der Erbe der Raſen vorkommen, aufgelodert, mas den. Nutzen hat, daß fie fpde ter von der Humusſaͤure bes Bodens leichter zeefeht, aufgelöfet und in die Pflanzen Üübergeführt werden. Endlich wirkt eine ſtarke Hitze auch wohl noch infofern fchädtish, als fich dabei der gräßte Theil bes vorhan⸗ denen Eifens und Mangans in Oxyd verwandelt, welche ‚eine bebeu: tmde büngende Eigenfchaften befigt, während kai gelinber Erhigang aus dem Eifen und Mangan durch Einwirkung des Kehlenſteffs und Waſſer⸗ hoffe der verbrannten Graswurzeln Oxydule entſtehen, in mweldhen, vote ich darch Meufache belehrt worden bis, ſich dann. fpäter, ſeſern fie mit

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der Luft in Berührung bieiben, durch Waſſerzerlegung Ammoniak erzeugt. Weiter hat man die Erfahrung beim Nafenbrennen ges macht, daß bie Aſche mit am beflen bünge, wenn fie bei einem gelins ben Reyen auseinander gezogen und hierauf untergepflügt werde; dieſe Erfheinung läßt ſich dadurch erflären, daß die heiße Afıhe, wenn man ſie auseinander zieht, immer noch viel Ammoniak entridelt, weiches, wenn ed tegnet, vom Wafſer aufgenommen und nan dem oben ‚einverleibt wird. Aus biefem Grunde iſt es deshalb auch fo nüslich, die heiße Aſche frich Morgens über den bethaueten Boden zu verthei- Ien, überhaupt das Verbrennen der Rafen des Nachts vorzunehmen, da bann das Ammoniak, was fo leicht Luftgeſtalt annimmt, mie dem Thaue niedergefchlagen wird. Die Erfchelnung , daß die Nafenafche ganz vorzüglih wirkt, wenn man fie ſo Heiß als möglich unter⸗ pflügt, findet ihre Erklärung einzig und allein in dem Umſtande, daß bierbel alles fidy noch emtwidelnde Ammoniak gänzlich von der Hu⸗ musfäure des Bodens angezogen wird, ‚Berner bat man geſehen, baß die Afche, um gut zu wirken, nur ganz flach umtergepflügt wers den muͤſſe; dieſes erklaͤrt fi zwar zum heil dadurch, daß dies felbe dann durchs Eggen inniger mit dem Boden gemifht werben kann allein man ift doch auch genöthigt, den guten Erfolg biefes Verfahrens auf eine andere Welfe zu erklaͤren; vorhin haben wir ges ſehen, daß fi im Manyans und Eiſenoxydule nur unter der Be⸗ bingung Ammoniak ergeuge, wenn bie Luft oder der Stickſtoff derfelben freien Zutritt habe, Hierin alfo mit dürfte die Nuͤtzlichkeit des. flachen Unterpflügens der Aſche begrlindet fein. Endlih iſt man auch burd, bie Erfahrung belehrt worden, daß auf den Stellen, wo die Brennhaufen geftanden haben, wenig ober ger Leine Afche liegen blei⸗ ben: duͤrfe, wenn bie Früͤchte bier nicht zu üppig wachſen follen; aus eigends daruͤber angeftelten Verſuchen, habe Ich gefehen, daß an diefen Stellen die Erde eine außerordentliche Menge bumusfaures Ammoniak mthält, und daß hier überhaupt ber . Humus durch bie Hige, weicher er mehrere Stunden lang ausgeſetzt wird, fo ſehr in Zerſetzung und Faͤulniß übergegangen iſt, daß er nun auch ben Pflanzen auf einmal eine große Menge zubereiteter Nahrung darzubieten hat. Ans diefem allen geht folglich hervor, daß das Raſenbrennen auf fehr mannigfaltige Weiſe nägt; es werden Körper dadurch gefchaffen, die den Pflanzen unmittelbar zur Nahrung bienenz dahin gehören alle in ber Aſche befindlichen Salze, netit bet Kieſelerde; es entflchen babei

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aber auch Körper, welche zuerft Iöfend auf den Humus wirken und dann fpäter mit Humusſaͤure verbunden in die Pflanzen übergehen, fo da6 Ammonlak, das Kali, das Natron, die Falls, Talk⸗ und Alaunerde, das Eiſen⸗ und Manganoryd, denn find fie zum Theil auch mit Kohlemfäure verbunden, fo macht diefe der Humusſaͤure doch bald Dias. Das Ammoniak ift aber unftreitig von den entſtehenden Koͤr⸗ pern derjenige, welcher die wichtigfte Rolle fpielt, alles was deshalb zur Entſtehung und Bindung deffelben beiträge, muß hauptſaͤchlich bes rädfichtigt werden, wenn man vom Raſenbrennen den größten Nuten baden will. Daß das Raſenbrennen den Boden nun aber nicht äls lein chemiſch, fondern auch phyſiſch verbeffert, wurde fchon in dem Fruͤheren gezeigt.

Bon der Urbarmachung felfiger Gründe und jteiler Bergabhänge.

Die in Gebirgögegenden fehr häufig vorkommenden felfigen Gründe und Bergathänge find mit Nugen nur dann in Aderland zu verwandeln, wenn fie nicht allgufteil find, wenn das Klima dem Anbau der edlen Fruͤchte (mozu ich jedoch auch bie Kartoffeln .rechne) günftig iſt, wenn fie eine nah Oſten, Süden oder Werften abhingige Lage haben und wenn es endlich der Oberfläche nicht an der. zur Pflanzencultur noͤthigen Menge pulverförmiger Erde fehlt. In Weiden und Wiefen koͤnnen fie dagegen mit Vortheil noch umge⸗ ſchaffen werden, wenn ſie nach Norden abhaͤngig ſind, wenn das Klima ſo rauh iſt, daß die Getraidefruͤchte daſelbſt nicht mehr zur Reife kommen und wenn ſie nur eine duͤnne Erdſchicht enthalten, Die meiſten nach Norden ſtark abhängigen Gründe werden jedoch In der Regel durch Holz beſſer, als durch Wieſe oder Weide genutzt denn dann ſiehen hier die Graͤſer nice bies ſehr dünn, ſondern es finden ſich binnen kurzer Zeit auch fehr viele Moofe ein.

Unter einem fehr günfligen Klima, verbunden mit eines glüdlis chen Lage, Bann es felbft vortheilhaft fein, die Be Ifen in Aderland

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oder Weinberge, in denen dann auch Mais u. f. w. gebaut wird, zu verwandeln, wie foldyeß in vielen Gegenden bes heine, der Schweiz u. f. w. zu ſehen if. Bor den ‚Thorn von Vevay am Genfer See ſah Ich vor mehreren Jahren einen nach Mittag zu abhängigen be⸗ traͤchtllchen Kalkfel ſen dadurch in einen ganz vorzäglihen Wein⸗ berg verwandeln, daß man ihm zuerſt terrafficte, was, wie man füb leicht vorftellen Bann, ganz enorme Koflen verurfachte, und dann auf Die Felfenterraffen Erde that, die man aus Gavoyen, 2 Meilen weit über den Eee, holte. Daß Übrigens dies Verfahren unter den dorti gen Verhätmiffen Gewinn bringend fein mußte, ging aus dem Ums Rande hervor, daß man es ſchon feit Längerer Zeit in Ausführung brachte,

Will man ein fehr abhängige Terrain mit Erfolg in Aderland vermandeln, fo iſt man ſtets genoͤthigt daffelbe zu terraffiren, d.h. man muß dem Dange eine treppenformige Geftalt geben, indem ohne dieſes Verfahren bei jedem heftigen Regenguffe wohl die ganze aufgeloderte Ackerktume weggeſchwemmt wird, zumal wenn fie nur flah iſt und über einem felfigen, das Waffer nicht durchlaſſenden Untergrunde ruht; will man dagegen einen ſehr abhängigen rund nur in Weiden, Mies fen oder in ein Lucernes und Efparfettefeld verwandeln, fo bedarf es des Terraſſirens nicht, da dann die Gras:, Lucernes und Esparſett⸗ wurzeln dem Erdreiche fo viel Bindiykeit geben, daB es dem Regen: waffer Trotz zu bieten vermag. Ich will diefen legten Gegenfiand bier zuerft abhandeln und weiter unten auch einiges über das Terraſſiten, . fo wie über das dabei zu beobadıtende Verfahren bemerken.

1) Bon der Verwandlung felfiger oder ſehr abhängl: ger Gründe in gute Weiden.’

Menn felfige oder ſehr abhängige Gründe nicht mit Holz bes wachfen find, fo dienen fie gewöhnlich zur Viehweide; meifl werden fie dann aber fehr vernachläffigt, denn man findet darauf Geſtrippe, Dornen , geobe Unkräuter oder ſchlechte nahrungsloſe Pflanzen, eine zelne Baͤume und Geblfche, in der Megel fehr viele Steine, Löcher und kleine Höder und befonder6 in vielen Steigen, faft horizontal neben einander hinlanfend, die Spuren des Weideviehes; fehr oft leidet ber Boden an einzelnen Stellen aber auch wohl an Naͤſſe. Es leuchtet bieraus hervor, daß dergleichen Gründe nur einen geringen Ertrag geben können und daß fie ſich auch ſehr weſentlich verbeſſern Laffen.

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Man beginnt die Urbarmachung damit, daß man die Näffe buch untecirbifche und offene Gräben ableitet, alsdann die Steine entferng, die Blume und Buͤſche ausrobet, falls man nicht Scyattenbäume Daraus erziehen will, die Löcher zuwirft und zuletzt die Viehſteige mit der Hanthade gut ebnet. Hierauf füet man gute Gräfe und Kraus ter cin, egget und Überzieht den Grund, wenn er nicht gar zu ſteil if, mit einer ſchweren nicht zu langen Walze Weiter verführt man mit dem Grunde als es früher bei der Verhefferung der ewig.n Vieh⸗ meiden angegeben wurde. Sollte aber. an irgend einer Stille das Waſſer ſehr zufammenlaufen, wodurd der Boden lcicht aufgeriffen wird, fo hat man auch noch dafür zu forgen, daß daffelbe den Berg in ſich fhlängelnden, alfo wenig Gefälle habenden Gräben hinunter geleitet werde, wobei man jedoch oft noch dur Dimme u. f. m. zu Hülfe fommen muß. Von Wichtigkeit iſt es in der Folge, dem Boden mit Gyps, Kochſalz und Holzaſche zu düngen, da ein ſehr abhängiged Terrain gewöhnlich großen Mangel an den in Waffer leicht loͤslichen Salzen leidet. Die Gräfer und Kräuter, welche man aus⸗ ſaͤet, muͤſſen deſtehen in Schwingelgräfern, Bibernelle (Poterium san- _ guisorba), Kümmel, Scyafgarbe, Wegebreit, Pimpinelle (Pimpi- nella saxifraga) Hopfenklee, Schotenklee, Walderbfe (Orobus) und Apargien. Soll nun der Weidegrund fortwährend eben bleiben, fo darf man ihn nicht wieder mit Rindvich, fondern nur mit Schafen bemweiden, indem das erfiere in Eurzer Zeit abermald Steige austritt, Mit Schafen laffen ſich überhaupt die ſehr abhängigen oder bergigen Weiden ftetd am beften nugen, theild weil fie ein ſehr feines, nahes baftes und gefundes Futter liefern und theils weil die Gräfer zu Eurz bleiben, um gut vom Rindvieh abgenagt werden zu können. Beweidet man den Grund mit Schafen, fo findet auch, was nicht zu übers fehen iſt, eine gleihmäßigere Vertheilung der Ereremente flatt, wonach ber Graswuchs egaler wird,

2) Bon der Berwandlung felfiger oder fehr abhaͤngi— ger Gründe in gute Wiefen.

Gute Wiefen laffen fih auf flellen, wuͤſten Bergabhaͤngen nur in dem Falle mit. Nugen anlegen, daß der Boden nicht zu durchlaſ⸗ fend ift und keine nad Eden, Suͤdoſt oder Suͤdweſt geneigte Lage hat, da ex hierbei fo ſtark austrodnet, daß ihm unmöglich iſt, maͤhebare Graͤſer hervorzubringen. Die Wiefen an Bergabhängen liefern bes

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kanntlich ein fehr ſchoͤnes, geſundes und feines Heu, was ſich befons ders gut zur Ernährung der Schafe eignet; follen fie indeß immer einen reichlihen Ertrag geben, ſo ift eine öftere Düngung derſelben mit Compoft, aus Mift, Kalt, Holzaſche, Seifenfiederafche,. Mergel und humusreicher Erde beſtehend, nöthig, denn wegen ihrer abhängis gen Lage werden fie durch das Regenwaſſer fortwährend vieler Pflan⸗ zennahrungsfloffe beraubt. Bei der Verwandlung der Bergabhänge in gute Wieſen verfährt man Übrigens ganz fo. als hei der Anlage der Weiden; auch diefelben Graͤſer und Kräuter hat man auszuſaͤen. Zumellen kann es ſelbſt zweckmaͤßig fein, mit den aufgefangenen Quels len die trockenſten Stellen zu bewaͤſſern.

3) Bon der Verwandlung felſiger oder ſehr abhaͤngi⸗ ger Gründe in Eſparſette⸗ und Lucernefelder.

Hat man ſich durch Nachgrabungen überzeugt, daß der ſehr ab⸗ haͤngige Boden im Untergrunde aus ſtark zerkluͤfteter Kreide, Mergel oder anderen der Lucetne und Esparſette zuſagenden Erd⸗ und Fels⸗ arten beſteht, fo iſt es wohl das Vortheilhafteſte, dieſe beiden Gewaͤchf⸗e darauf anzudauen. Man hackt zu dem Ende den Boden, nachdem er von Steinen befreit ift, mit dem zweizockigen Karſte recht forgfäls tig um, fucht abermals die Steine ab, egget, bearbeitet ihn mit dem Gebirgéhaken, egget, färt Lucerne⸗ oder Esparſetteſamen -ein und egget zulegt. Wenn man dann In der Folge das Feld auch noch in jedem Fruͤhjahre tuͤchtig egget und dafielbe zugleih mit Gyps und Holzafcıe dängt, fo dauern ſowohl die Lucerne als die Esparfette niht nur 20 und mehr Jahre aus, fondern geben auch flet einen größeren Ertrag ale das Weides oder MWiefenland.

Vom Zerraffiren.

Das Terraſſiren befieht darin, daB man ben an den Abhaͤngen der Berge oder Hügel liegenden Laͤndereien eine treppenförmige Ger ſtalt giebt oder den Hang in mehrere ebene Flaͤchen verwandelt, die dann, je nach der mehr oder weniger geneigten Lage deffelben, bald breite bald fchmale laͤngs dem Bergabhange horizontal binsaufende Abſaͤtze oder Stufen bilden.

Das Zerraffiren fehr abhängiger Lindereien wurde ſchon Im ho⸗ ben Alterthume angewendet, denn man findet davon Epuren nice nuc

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in Griechenland ſondern auch im ganzen Oriente; es war in vielen Berggegenden im Gebrauch, wo der Ackerbau mit großem Fleiße be⸗ trieben wurde, aber es findet auch noch gegenwaͤrtig an denjenigen Orten ſeine Anwendung, wo auf die Landwirthſchaft ſehr viel Muͤhe und Sorgfalt verwendet wird, ſo in mehreren Gegenden Italiens, Spaniens, Frankteichs und der Schweiz. Auch das deutſche Va⸗ terland hat in ſeinen Berggegenden ſehr viele und mitunter recht zweckmaͤßig angelegte Terraſſen aufzuweiſen, ſo am Rhein, am Main, on der Elbe (bei Pilnig), im Heſſiſchen, im Wuͤrtembergiſchen und in noch mehreren anderen Ländern.

Die Koften welche das Zerraffiren verurfacht, find zwar fehr be⸗ deutend, jedoch iſt es die einzige Vorrichtung des Bodens, bei welcher ſich auf ſehr abhaͤngigen Flaͤchen der Ackerbau nur auf das vollkom⸗ menſte betreiben läßt. Soll aber das Teraſſiren feinen Zweck ganz erfüllen, fo muß damit eine gleichzeitige Anlegung von Terraffen: rinnen, Shlammfängen und großen und Kleinen Waffer: gräben verbunden fein. Die zwedmäßige Anlage ber Xerrafs fen erfordert übrigens eine vorherige genaue Aufnahme fehr vieler Bergprofile, den häufigen Gebrauch der Nivellirinftrumente und Sep: wage und die Berechnung des cubifhen Inhaltes ber hier weg und dort hinzufchaffenden Erde; es iſt fomit eine Operation, die man nicht den gewöhnlichen Arbeitern überlaſſen ann, vielmehr felbft ans zuordnen und zu leiten hat. Auf allen nad) Norden, Nordoſt und Nordweſt ſtark abbängigen Gruͤnden, gewährt indeß das Terraſſiren keinen ſo großen Nutzen, daß man hoffen koͤnnte jemals die Koſten durch den beſſeren Ertrag der auf den Terraſſen erbauten Fruͤchte er⸗ ſetzt zu erhalten, was ſehr natuͤrlich iſt, da die Früchte durch bie Zerräffen befchattet werden. Zu leugnen iſt dagegen nicht, daß, wenn

“man Gelegenheit hat recht breite Zerraffen anf ber Mordfeite der Abs

haͤnge anzulegen , bie Sonnenftrahlen nun auch beffer ald durd ben. früheren Hang, über welchen fie binwegfchoffen, aufgefangen werden, wo⸗ von dann natürlich bie Folge fein muß, daß nun die Früchte beffer als früher gerathen ; beffen ungeachtet fragt es fih, ob ihr Ertrag um fo viel größer Ifi, daß dadurch das Koftbare Terraſſiren nah und nad erſetzt werde. Ländereien die nah Norden, Nordoft und Nord⸗ weft fehr abhängig find, nugt man jedenfall6 am beften, wenn man fie mit Holz bepflanzt, oder wie vorhin bemerkt, ale Wiefe oder Weide liegen läßt. Damit man die Vortheile, welche aus 27

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dem Tersaffiren ber ſtark abhängigen Gelder entfpringen, genau kennen lerne, dürfte es nicht überflüffig fein , fie hier ſaͤmmtlich namhaft zu machen, um aber diefelben noch mehr hervorzuheben, follen bier auch die Nachtheile, welche mit der gewöhnlichen Beſtellung ber Bergab« bänge verbunden find, berühtt werben.

a) Nachtheile, weldhe aus der gewöhnlihen Aderbes feltung ber Bergabhänge entfpringen,

1) Die Aderkrume fehr abhängiger Felder wird, wenn fie durchs Pfluͤgen und Eggen aufgelodert und zugleich feinkörnig iſt, von hef⸗ tigen Regenguͤſſen oft von großen Flächen gänzlich abgefhwenmt, wos durch dann nicht nur an der Stelle wo die Erde lag ein bedeutender Schaden entfteht, fondern auch die unterhalb liegenden Felder, auf welchen ſich die abgeſchwemmte Erde ablagert, verwuͤſtet werden. Man ift hier und da zwar benühet, diefem Uebel durch quer angelegte Sangzäune und Mauern vorzubauen, alwin wenn ſich die Erde vor denfelben angehäuft hat, fc ergieße ſich das Waſſer links und rechts und bringt dann neue Abſchwemmungen hervor. Eben fo wenig nügen lofe zufammen gelegte Steindimme, ja bdiefe machen das Uebel wohl noch gar Ärger, da die Steine durch die Gewalt des Waſſers weit fortgetrieben und über das Land verbreitet werden, Zuweilen lege man auch große Sanggruben unterhalb der Stellen wo das Ab: « flößen am erften zu befürchten fleht, an, da jedoch auch dieſe bald mit Erde angefüllt werben, fo ergiefft fih das Waſſer darüber hinaus und bringe dann welter unten neue Abſchwemmungen hervor. Im⸗ mer aber muß auch die in den Gruben ſich abgefegte Erde dem hoͤ⸗ ber gelegenen Lande wieber zugeführt werden, was natürlich viele Ars beit und Koften verurſacht. Die gewoͤhnlichen Mittel welche man er⸗ greift um das Abſchwemmen der abhaͤngigen Felder zu verhindern, er⸗ fuͤllen alſo uͤberhaupt ihren Zweck nur fuͤr kurze Zeit und verdienen deshalb nicht nachgeahmt zu werden. Das beſte Mittel dem Uebel vor⸗ zubauen beſteht, wie wie ſchon früher geſehen haben, noch darin, daß

man das Feld in ſchmale Ackerbeete pfluͤgt, da dann durch die

vielen Beetfurchen das Waſſer verhindert wird, ſich in großen Maſſen zu vereinigen. Will man alſo vom Teraſſiren, wodurch dem Ab⸗ ſchwemmen der Felder nur gruͤndlich abgeholfen werden kann, keinen

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Gebrauch machen, fo möchte man es wenigflens niemals unterlaffen ſchmale Aderbeete anzulegen.

2). Durch das Megens und Schneewaſſer werben den flarf abhängigen Feldern fehr viele Düngertheile geraubt, denn es läuft dieſe aufgelöfet oder in Suspenſion haltend, bei dem ftarken Hunge ſchneller ab, als es damit in ben Boden zieht. Der Scha⸗ den welcher hierdurch den Aeckern zugefügt wird, iſt in der That fehr groß und kaum zu berechnen. Diele dieſer Düngertheile geben ſich zwar durch die Farbe zu erkennen, allein auch viele andere hält das Waſſer in Löfung, ohne daß dafjelde Im geringfien dadurch gefärbt wäre.

« 3) Schr abhängige Felder leiden leicht an Dürre, zumal wenn ber Boden thonig ift, denn da das Regenwaſſer wegen des ftarfen Ges faͤlles ſchnell abläuft, fo hat ed nun aud Feine Zeit in den Boden zu ziehen, dazu kommt, daß fie das wenige Waffer was fie aufs genommen haben leichter durch Winde verlieren, da diefe ſtets dage⸗ gen fahren, waͤhrend fie über horizontale Flaͤchen immer hinſtrei⸗ chen. Bergaghaͤnge die in Terraſſen gebradjt find, halten ſich deshalb Länger feucht, jedoch auch mit aus dem Grunde, daß bas Regenwaſ⸗ fer bier beffer in den Boden gezogen iſt.

4) Stark abhängige Felder können felten oder niemals vollftäns big bearbeitet werben, denn theild haben alle Aderinfitumente bier einen ſehr unfihern und unvolllommnen Gang, theils erfordert Die Bearbeitung auch) eine große Kraftanftrengung ; und wenn das Miftfah: ven den Berg hinan fehe ſchwer zu bewerkftelligen ift, fo verurfache das KEinfahren des Getraides gleichfalld große Unbequemlichkeiten, Selbſt das Saͤen und Maͤhen des Getraides ift an Bergabhängen befchwerlicher als in der Ebene zu vollführen.

: 5) Da felbft bei geringem Regenfalle ber - obere Theil des Abhan⸗ ges nach und nach alle gute tragbare Erde verliert, ſo iſt man ge⸗ noͤthigt, jährlich das was ſich am Fuße des Berges angefammelt hat, wieder hinauf zu fahren, ja fogar auch das hat man wieder nad) Oben bin zu fchaffen, was alimählig durch die Aderinftrumente bis zue Tiefe gezogen wird.

6) Daduch, daß jährlich große Maffen unfruchtbaren Bodens von den Abhangen herunter in die Thäler gelangen, entficht der Nach⸗ theil, daß bier das fruchtbare Erdreich uͤberdeckt wird, während bie Höhen felbft jährlich aͤmer werden, denn aller Humus, ber ſich hier

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bildet, wird, als ber fpecififch teichtefte Körper be6 Bodens, zuerſi vom Regenwaſſer fortgeführt.

7) Die Bäche und Flüffe werben durch das jährlich von ben Höhen berabgefchwerinite Erdreich mehr und mehr verfandet, unb treten da⸗ bee bei Regenguͤſſen audy leichter aus ihren Ufern,

Der Befig des nicht tercafficten Berglandes, kann man enblich noch hinzufügen, iſt ſtets fehr unfiher, ba oft ein sinziger Plagregen den mühfan in Gultur gefegten Boden verwüflet. Berechnet man nun aber die vielen Eoftfpieligen Arbeiten, welche burch die Beſtellung ber Bergländereien nad) gewöhnlicher Weife herbeigeführt werben, und zähle dazu auch noch die großen Verluſte, welche jührlid durch das Kortfließen der beften Düngertheile des Ackers entſtehen, fo wird das durch deutlich, wie es zugeht, daß die Kegbenehure in der Regel fehr arm find.

'b) Vortheile, welche durch das Terraſſiren der Berg» abhaͤnge entſtehen.

1) Es gewährt einen vollſtaͤndigen Schutz gegen das Abſchwem⸗ men des Bodens, denn durch die Tertaſſen wird der Hang nicht als lein in mehrere ebene Flächen gebracht, fondern e8 werden babel auch viele Ninnen, Fanggruben und Gräben angelegt, wodurch das Zu: fammenfliegen des Waſſers zu großen Maffen verhindert wird.

Da folglich durch das Terraſſiten der Bergabhänge das Abfloͤßen der Erde gänzlich verhindert wird, fo hat man aud niemals nötbig die Erde wieder den Berg hinanzufahren, was dagegen fehr häufig gefchehen muß, wenn bie Hänge auf die geröhnliche Weiſe geadert werden. Man kann fagen, daß durch daB Terraſſiren der Beſitzer von Berglaͤnderelen erſt wirklicher Beſitzer des Grund und Bodens wird, denn früher mußte er jeden Augenblick gewaͤrtigt fein, denſel⸗ ben durch das Abfchwenmen zu verlieren. Der Beſitz des Bodens in Berggegenden iſt wegen der bier fehr häufig erfolgenden Plagregen im der That fo unficher, daß man wünfden muß, alles Land möchte bier terraffirt fein. Viele jetzt veroͤdete Bergabhaͤnge innen über haupt nur durch das Terraſſiren dem Aderbau wieder zuiuͤckgegeben werden; denn alle löcherige, oder mit Waſſerriſſen verfehene Hänge find nur dadurch wieber herzuftellen. Die vorhandenen und bie Bearbeitung

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des Bodens bindernden Steine, werden nutzbar verwendet unb bie wenige noch vorhandene Dammerde wird in eine Lage gebracht, bei der fie nun nieder zum Anbau einträglicher Pflanzen dienen kann. Das Terrafficen macht, um es kurz zu fügen, alle nicht zu fleilen Bergabhänge nutzbar, fo daß es ſich auch hauptfächlich für diejenigen Gegenden eignet, welche an Uebervölkerung leiden oder wo viele foges nannte Meine Leute, Fabrikarbeiter u. f. w. leben. Eine auch noch fo kleine Zerraffe kann wenigftens mit Kartoffeln beflanzt werben, oder iſt im Stande einen Obſtbaum zu tragen! j

2) Aus dem Grunde, dab dur das Terraſſiren die Bergab; hänge in mehrere ebene Flächen verwandelt werben, iſt ber Boden be: quemer mit Pflug und Egge zu bearbeiten. Selbſt VBergländereien, die ſich des fteilen Abhanges wegen gar nicht mehr mit Thieren bears beiten laffen, Bönnen, nachdem fie terraffirt find, nun mit Pferden ober Ochſen deſtellt werden.

3) Ein terraſſitter Hang hält ſich Länger feucht, als ein nicht terraſ⸗ firter, denn die Terraſſen laffen, da fie ebene Flächen bilden, das Mes genwaffer nicht fo fehnell ablaufen und nehmen es auch in größerer Menge auf, da der Boden beim Terraſſiren gelodert oder vertieft wird. Er bleibe aber auch Länger feucht, weil nun die Son⸗ nenftrahlen nicht mehr fo ſtark auf den Boden wirken und well bie austrodnenden Winde nice mehr gegen das Feld führen, fons dein darüber hinſtreichen. Hieraus fo'gt, daß ſich das Terraſſiren bes ſonders in trocknen Klimaten und an folhen Drten als nuͤtzlich bes währen muß, wo ein thoniger Boden vorhanden ifl.

4) Eben fo wenig Tann nun aber auch ein terraffirter Bang an Naͤſſe leiden, was ſchon aus der ganzen Einrichtung hervorgeht. Wegen der abfoluten Gewalt, die man durch das Zerrafficen Über das Waſſer erhält, iſt e6 deshalb ſowohl für trockne, als für naſſe Klimate gleich gut geeignet. Man kann daburd den Boden gerade in bens jenigen Zuftand ber Seuchtigkeit erhalten, bei welchem das Gebeihen ber Fruͤchte am ficherfien iſt. |

5) Iſt ein Hang terraffirt, fo werden gar Leine Düngertheile vom Regenwaſſer den Berg hinunter gefpält, ober der Boden wird nicht ausgelaugt, denn eine jede Terraſſenflaͤche erhält eine geringe Neigung nach rüdwärts, wobei fih das erma abfließende Waf: fer in einer an der Terraffenwand befindlichen Rinne anfamımelt, die

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wieder in einem Schlammfange ausmuͤndet Hierin beruhet ohne Zweifel mit ein Hauptnugen der Xerraffen, denn es iſt unglaublich, wie viele Düngertheile den Ländereien an Bergabhaͤngen durch das Regen⸗ und Schneemwaffer entführt werden.

6) Auf den Terraſſen wachfen die Früchte ſtets beffer als auf dem Hange, was fehr natürlich ift, wenn man erwägt, daß dort bie Düngertheile weniger ausgelaugt werden und daß duch das Terraſſi⸗ ren die Ackerkrume eine bedeutendere Mächtigkeit erhält. Daß das leg: ‚tere in bee That der Fall iſt, kann man aus der Sig. 21, Tab. VL, deutlicher erfehen. Sie flellt nämlich einen Abhang von 1000 Zuß Länge bei einem Neigungswinkel von 60° dar. Die hergeftellten 5 horizontalen Zerraffenflächen haben aber nur noch eine Länge von 500 Zus, fo daß alle tragbare Erde, die früher auf dem 1000 Fuß lan⸗ gen Hange vertheilt war, fi nun auf der Länge von 500 Fuß concens trirt befindet; war deshalb die Ackerkrume des Hanges früher 3 Zoll tief, fo Hat fie jegt, nach dem Xerrafficen, die Mächtigkeit von 6 Zoff, ia fie muß noch flärker fein, falls die Terraſſenwaͤnde eine Boͤ⸗ (hung haben, und ſich vor derfelben, wie e8 immer der Fall fein muß, ein Gräbchen oder eine Rinne befindet, denn durd die Boͤſchung werden die Terraſſenflaͤchen oder Beete ſchmaͤler als es auf der Zeich⸗ nung angegeben iſt, und an der Stelle wo das Graͤbchen und der Schlammfang hin kommt wird gleichfalls gute Erde zur Verſtaͤrkung der Ackerkrume der Terraſſenbeete gewonnen. Die Fruͤchte gedei⸗ hen auf den Terraſſen aber auch deshalb beſſer, weil ſie bei der ſtu⸗ fenweiſen Ethebung mit mehr Luft und Licht umgeben ſind, welcher erſteren ſie bekanntlich Nahrung (Kohlenſaͤure) entziehen. Stellt man auf ein Repoſitorium oder Blumenbtett Töpfe mit Pflanzen, fo wach⸗ fen diefelben immer beffer, als wenn man fie dicht nebeneinander auf bie Erde fegt, eben fo verhält e8 fih nun auch mit den Terraſſen.

N Iſt ein Hang terraffit, fo hat man nicht allein von ben Zerraffenbeeten ergiebigere Ernten zu gewärtigen, fondern auch die Zerraffendämme geben einen Ertrag, benn find fie etwas fchräg von Erde ober Rafen aufgebaut, fo wählt daran fehr vieles und ſchoͤ⸗ nes Gras, indem immer einige Düngertheile vom Xerraffenbeete aus durchſchwitzen, und hat man fie perpendiculäe oder fehr ſteil von Steis nen errichtet, fo laffen ſich Meben oder niebriae Obftdäume daran ers ziehen. Die Böfhungen fämmtlicher Xerraffenwände eines Abhan—. ges haben zwar niemals eine fo große Länge, als fie der frühere

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x Hang hatte, da ſie ja ſteiler ſind, als jener war, allein dafuͤr enthal⸗ ten ſie, zumal wenn ſie von Raſen erbaut ſind, einen ſo fruchtbaren Boden, daß ihr Grasertrag oft größer als der des chemallgen ganzen ' Hanges if.

8) Tereaffirt man einen nach Süden gelegenen Abhang, fo wird der Boden, wie fihon vorhin erwähnt, durch die Sonnenſtrahlen, da fie num nicht mehr ſenkrecht auffallen, auch nicht mehr fo ſtark als früher erbigt, die Pflanzen verbrennen nicht auf ben Zerraffen, zumal da die Fläche derfelben nach ruͤckwaͤrts oder Norden zu eine geringe Neis gung erhält, wobei die Sonnenftrahlen etwas darüber hinſchießen. Diefe Neigung nach rüͤckwaͤrts giebt man den Zerraffen übrigens haupt: ſaͤchlich nur, um das Regenwaſſer abzuhalten, daß es Über die Terraſſen⸗ wände, welche dadurch beſchaͤdigt twerden Eönnten, falle, auch ſoll das Waſ⸗ ſer mit allen aus dem Boden aufgeloͤſeten Duͤngertheilen, ſo wie mit den etwaigen Erdtheilen in die Rinne ziehen und dann weiter in die Schlammfaͤnge fließen, damit nichts, was den Pflanzen Nahrung giebt, verloren gehe. Terraſſirt man dagegen einen Abhang, der nad) Norden abhängig iſt, fo tritt hinſichtlich der Einwirkung der Sonnenſtrahlen gerade der entgegengeſetzte Fall ein, d. h. der Boden wird durch ſelbige dann beſſer erwaͤrmt, denn die Terraſſenflaͤchen fan⸗ gen nun die Sonnenſtrahlen, bie früher über ben Hang hinſchoſſen, auf, und zwar um fo mehr als fie, wegen ber Auffangung ber abs fließenden Dünger» und Erdtheile nach Süden zu etwas geneigt find. Iſt daher ein nördlicher Abhang nicht gar zu fleil, in welchem Yalle die Terraſſenwaͤnde die Fruͤchte beſchatten, alfo fchaden würden, fo kann felbft diefer mit Nugen tercaffirt werden. Hieraus folgt mit: bin, das fowohl die Krüchte der ſuͤdlichen als der noͤrdlichen Abhaͤnge vom Terraſſiren großen Vortheil haben.

9) Erfahrung bat gelehrt, daB die auf den Zerraffen erbauten Früchte im Fruͤhjahr niche fo leicht durch Nachtfröfte leiden, als auf den Hängen, Dee Grund biervon ift ohne Zweifel, daß bei der fiufenweifen Erhebung ein hHäufigerer Luftwechfel Statt findet, und daß die Vegetation nicht fo früh belebt wird, endlich)

10) bietet das Terraſſiren eine vortreffliche Gelegenheit bar, alle etwa vochandenen Steine auf eine nügliche Weife unterzubringen, denn fie können zur Erbauung ber Terraffenmwände, zur Anlegung der Schlammfaͤnge und zum Ausmauern der Waſſerrinnen dienen.

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Aus biefem allen geht num hervor, daß die bebeutenden Koſten, weiche das Terraſfiren allerdings verurfacht, veichlich erfeht werden. Die Terraffen machen es möglich, bie jeber Höhe und jeder Boden⸗ art angemeſſenen Früchte zu erbauen; bie unterfien beftellt man mit folchen, welche die meifte Wärme zu ihrer Reife bedürfen, als Mais, Walzen, Gerfte, Bohnen x. , während man die oberen bucdy Fruͤchte benugt, die weniger Wärmebebürfen, als Hafer, Roden u f. w.

Allgemeine Regeln, welche man beim Terraffiren ber Bergabhänge zu befolgen hat.

Beim Zerrafjiren aller Bergabhänge hat man gewiffe Regeln zu beobachten , die wichtigften davon find folgende.

1) Die Terraffenbeete muͤſſen ſtets eine dem Neigungswinkel des Hanges angemeffene Breite haben, fie müffen weder zu breit noch zu ſchmal fein, denn im erſten Falle hat man zu hohe KZerraffenwände aufzubauen und zu viel Erde bavor zu fhaffen, um eine horizontale Flaͤche berzuftellen, während” man im zweiten Salle, wenn die Ter⸗ taffenbeete zu ſchmal find, diefelben nicht bequem pflügen und eggen oder nicht gut bearbeiten Fann; dazu kommt, daß bei fehr ſchma⸗ len Xerraffen den anzubauenden Früchten, durch die fchrägen Ter⸗ vaffenwände, die Rinnen und Schlammfänge, weiche für jebes Ter⸗ taffenbeet erforderlich find, viel Raum entzogen wird. Je ſchmaͤler übrigens die Zerraffenbeete angelegt werben, um fo weniger Koften vers urſacht das Zerrafficen, da dann die Schanzarbeiten nicht fo bedeutend find, wenn gleich man auch mehr Tertaſſenwaͤnde nöthig hat, dieſe neh⸗ men dagegen nicht fo viel Raum hinweg, indem fie megen ber ges ringeren Höhe keine bedeutende Böfhung zu haben brauchen. Legt man an einem Hange, Fig. 18, Taf. VI. zwei Xerraffen flatt vier an, fo find die beträchtlichen Räume c c. mit Erbe auszufüllen, wodurch enorme Koften entftehen, hauptſaͤchlich wenn ber Untergrund ſehr ſtel⸗ nig fein follte, indem nur biefer die Erde hergeben kann, welche vor die Zerraffendämme FL. zu liegen kommt, Die pumcticte Anie e. d. bezeichnet den Hang vor dem Terraſſiren, woraus man abnehmen kann, um wie viel tiefer die Linie g. h. zu liegen kommen wuͤrde, oder was einerlei ift, um wie viel mehr man in den erg hineinar⸗ beiten müßte, wenn man bie Räume cc, von nur zwei Terraſſen mit Erbe ausfüllen wollte. An ein und demfelben Hange find bie Terraſſen

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oft näher oft welter von einander entfernt anzulegen, ba fie ſtets dem Neigungewinkel, der nicht immer berfelbe bleibt, angepaßt werben muͤſſen. Um nun aber ſchon im Voraus zu erfahren, wo die Terraſſen bin kommen und wieviele man anzulegen bat, iſt es erforderlich, einen Grund⸗

riß und mehrere Profitzeichnungen von ber ganzen Anlage anzufer⸗ tigen; noch uͤberſichtlicher iſt es aber, wenn man davon ein Mo⸗ dell von Holz oder Thon macht, zu welchem Enbe man dann bie Nei⸗ gungswinkel des Hanges, befonders an denjenigen Gtellen, wo Eins und Ausbiegungen vorfommen, fo wie ben Flaͤchenraum deſſelben aus⸗ zumitteln hat. Weberhaupt aber foll man fi, um keine vergebliche Koften zu haben, von der Oberfläche, der Neigung, dem Raum und den Umgebungen des Hanges, ehe man die Terraffenarbeiten anfängt,“ eine genaue Kenntniß verfchaffen.

2) Eine Hauptregel muß es beim Terraſſiren fein, bie an ber Dberfläche befindliche Erde nicht zu vergraben, denn fei fie auch noch fo arm, fo enthält fie doch Immer etwas Humus, der in Berggegen⸗ den weit ſchwerer herbeizufchaffen ift als die mineralifhen Pflanzennahr rungsſtoffe. Man wirft die obere Bodenſchicht deshalb in Reihen oder Haufen fo lange zur Seite, bis die Zerraffe fo hoch aufgefuͤllt ift, daß um gänzlich hergeſtellt zu fein, nur noch die gute tragbare Erde darhber verteilt zu werden braucht. Alle ſchlechten Erdarten, als eifenreiher Thon und Xetten, fo wie Grand und Steine wirft man dagegen in den Untergrund, und je höher man dann mit bem Auffuͤllen kommt, um fo forgfältiger miſcht und zerhadt man ben Bo⸗ den und um fo mehr fuht man ihn von Steinen zu befreien. Kommt die Erbe vor der Terraſſenwand B—4 Fuß hoch zu liegen, fo hat man zu beridfihtigen, daß fie ſich im Verlaufe eines halben Jahres um 3—4 Zoll ſenkt, fo daß fie alfo beim Hinfchütten um fo viel Höher aufgeflllt werben muß. Die ſchon vorher aufgemanerte oder von Steinen aufgefhichtete Terraſſenwand dient dabei al6 Norm.

3) Weiter hat man beim Xerrafficen dahin zu fehen, daß ber Boden felbft da, wo er nicht aufgefüllt wird, alfo bei aa a, Fig. 18, Taf. VE. tief gelodert werde; ehe man ihn deöhalb mit der guten Erde überdeckt, wird er entweder rajolt ober doch tief umgegraben und bei diefee Gelegenheit dann auch von Steinen befreit. Diefe Arbeit ift zwar gleichfalls wieder koſtbar, allein es wärbe doc) fehlerhaft fein, wenn man auf ein Grundſtuͤck, mas ſchon fo viele Koften verurfachte, nicht auch diefe verwendete, da fie bazu dient, bafielbe in ben allervoll:

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vollkommenſten Zuſtand gu feßen. Die Nüslichkeit dee tiefen Aufs Ioderung, die in manden Fällen fogar durchaus nothwendig iſt, brauche wohl nicht weiter auseinander gefegt zu werben.

4) Alte. Zerrafjenbeete erhalten, wie ſchon vorhin bemerkt, nach ruckwaͤrts ober der naͤchſten Terraſſenwand zu eine geringe . Neigung. was bei Fig. 19, Taf. VL aus ben punctirten Horizontallinien deutlicher zu erſehen iſt. Der Zweck diefer Cintichtung iſt, daß das überflüffige Regen⸗ und Schneewaſſer nicht über die Terraſſenwand ablaufe, indens dieſe dadurch befchäbigt werden würde, ſondern ſich nach den Rinnen aaaa (Fig. 19 u. 20 Tai. VI), welche hart. an der Terraffenwand binlaufen, ziehe. Die Rinnen, welchen ein gerin: "ges Gefaͤlle gegeben wird umd weiche bei einer Breite von L’/, Fuß eine Tiefe von 9—10 Zoll erhalten, ergießen bad aufgenommene Waſſer, fammt den darin befindlichen Erd⸗ und etwaigen Düngertheilen, dann in die Schlammfänge (Erdfäde) bb bb (Fig. 19 u. 20), und find diefe endlich angefüllt, fo wirft man ben Schlamm heraus und vertheilt ihn fpäter über die Terraſſenbeete. Man wird leicht einfe: ben, daß auf diefe Weiſe wenig oder nichts von den fruchtbaren Theis len des Bodens verloren geht und daß deshalb der Terraſſenbau die allervollkommenſte Aderbeflelung in fich fließt, die nur er "dacht werden kann. Erbaut man die Terraſſendaͤmme von Gtel: nen, fo £önnen biefelben, falls fie aufgemauert oder mittelſt ſchiefri⸗ ger Platten aufgeſchichtet werden, eine faft fenkrechte Stellung haben. Zercaffendämmen, die man bagegen von Thon ober Rafen- aufbaut, - giebt man «ine Boͤſchung. Die Erdwaͤnde befdet man mit Gras und damit dieſes beffet wachfe, Ift man bemüht erwas gute Erde an bie Oberflaͤche derfelben zu bringen.

5) Dan fuht mo möglich allen Tertaſſenbeeten dem Abhange entlang ein völlig horizontale Lage zu geben, da dann das Wafler nicht fo ſtark zufammenläuft und bie Beſtellung dadurch erlelchtert wird.

6) Ein jeder Abhang, den man terraffi "muß mit Gräben ver: fehen werden, bie das Megenwaffer, nachdem es die- Erd» und Dün: gertheile in den Schlammfängen "abgefegt hat, den Berg hinunter zu leiten haben. Sie müflen ſchlangen⸗ ober fpiralförmig angelegt wer» den, damit daB Waſſer kein ſtarkes Gefälle bekomme, indem es fonft, reißend wird; aus diefem Grunde darf man auch nicht zu viel Wafs fer in einem Graben zufammen leiten. Wo Einbiegungen und Aus⸗

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biegungen des Hanges vorkommen, muͤſſen fie biefen angeſchmiegt werden und überhaupt fih an den- niedrigften Stellen befinden, Nach umten zu macht man fie breiter ba fie, je tiefer am Hange, um fo mehr Waffer abzuführen haben. Die Menge ber anzulegen⸗ den Waffergräben hängt von der Localität ab, fie richtet fich nicht nur nach der Pänge des Abhanges, fondern auch nad der Beſchaffenheit des Bodens, indem naturlich ein durchlaſſender Grund. weniger Graͤ⸗ ben als ein unburchlaffender erfordert.

7) In trodnen Klimaten und bei einem fehr burddlaffenden Bo⸗ den ift es von Nutzen, fo viel als möglich da6 Regen⸗ und Schnee waſſer auf den oberften Terraſſen zu halten. Man legt deshalb andy wohl eigne große Waſſerbehaͤlter (Ciſternen) an umd verſieht biefelben am Boden mit dicht zu verfchließenden Kanälen, um bann bei Duͤtre den Boden dadurch anfeuchten zu koͤnnen. Dergleichen Vorrichtungen find jedoch fehr koſtbar und eignen fi nur für Klimate wo ber Mein fehr gut gebeihet, ober wo ber Boden in ber Regel jaͤhrlich zwei Ernten liefert.

8) Von Wichtigkeit iſt nun auch, daß jeder terrafficte Abhang mit der binlänglihen Menge Fahrwege und Brüden über bie Graͤ⸗ ben verfehen fe. Damit jedoch bie Laflen fo bequem als : mög» lich den Berg hinauf und herunter gefchafft werden Eönnen, muͤſſen fie eine fpirals oder ſchlangenfoͤrmige Windung haben. Man hat fie zu vervielfältigen, fobald die Xerraffen fo ſchmal find, daß man nit mit dem Wagen darauf ummenden kann, denn daun iſt man gend- thigt, an dem einen Ende ber Terraſſe hinauf und an beim anderen herunter: zu fahren.

9) Das wilde Waffe, was aus Wäldern oder von höher gele⸗ genen Örten kommt, muß mittelft ſtatker Dämme und breiter Graͤ⸗ ben um ben terrafficten Hang geleitet werben, ba es fonft, wem es auf die Terraſſen dringt, gar arge Werwäflungen anrichtet. Die ſo⸗ genannten Freigräben find muldenförmig anzulegen, auch hat man für eine baldige Benarbung derfelben zu forgen, damit der Boden nicht ‚vom Waffer aufgeriffen werde, Ein fenkrechter Sturtz, wo er nicht vermieden werden Bann, wird von großen Steinen aufgeführt, enb⸗ ich muß

10) das KXerraffiren immer am Fuße des Berges feinen Ans fang nehmen, well man das zum Terraſſenbau benöthigte Material leichter von oben nach unten als von umten nad) oben ſchaffen ann.

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Die Gräben bat man gleichzeitig mit den Terraſſen anzufertigen, ba men dann alles überflüffige Waſſer ſchnell fertfchaffen kann. So auch find die Wege fogleich herzuftellen, indem beim Terraſſenbau mandje Fuhren nöthig werben,

Die einfachfte aber auch die mangelhaftefte Art Xerraffen anzu⸗ legen ift, einen Abhang in horizontal laufende Beete von 30 40 Fuß Breite zu pflügen und bie Erbe dabei fo lange abwärts zu wer⸗ fen, bis die Rerraffen faft horizontale Flächen bilden. Damit hierbei der Pflug beim Zuruͤckfahren niemals leer gehe, bedient man fih) eines folchen, der ein verſtellbares Streichbrett hat. Sollten Steine auf der Oberflähe umber liegen, fo zieht man felbige mit eifernen Harken bis an bie &tellen, wo ſich in der Folge die Abfäge oder Wände der Terraſſen befinben werben; dieſes wiederholt man dann fo lange, als neue Steine beim Pflügen und Eggen zum Bor fhein kommen. Dan fieht leicht ein, daß bei biefer Art die er: raſſen anzulegen , die fämmtliche gute Erde auf ben Rand berfelben jufammengehäuft wird, während ihr oberer Theil aus lauter rober Erbe befteht; um deshalb dieſe Ungleichheit der Bodenmifhung ben angebaueten Früchten nicht fühlbar werden zu laffen, wird anfaͤng⸗ lich bloß der obere Theil der Terraſſenbeete geduͤngt. Das Pflügen geht natürlich nur an ſolchen Hängen, wo der Boden nicht zu flein reich iſt; kommen viele Steine vor, fo iſt man genöthigt fie zuerſt mit dem zweizadigen Karfl umzuhaken; dies gefchieht im Herbfte, dar: auf egget man im Frühjahr, harkt die Steine wieder ab und bear⸗ beitet dann den Grund, ebe man den Plug anwendet, einkgemal mit dem Gebirgshaken.

Es verſteht fih von ſelbſt, daß man anf die Inſtandhaltung eines terrafficten Abhanges fortwährend bie größte Aufmerkſamkeit ver menden muß, denn beffert man nicht gleich bie Stellen, wo das Waſſer einen einen Einriß gemacht hat, aus, fo nimmt berfelbe bei jebem Regenguffe, wegen des bedeutenden Gefälles binnen kurzer Zeit on Tiefe und Umfang bergeftallt zu, daB er dann nur mit großen Koften wieder hergeftellt werben kann. Hauptſaͤchlich hat man babin zu fehen, daß das Regenwaſſer nicht über die Terraſſenwaͤnde ablaufe, denn da bier das Gefälle am ftärkften iſt, fo findet daſelbſt auch am leichteften eine Beſchaͤdigung Statt. Aber auch bie Kerraffentinnen und die Schlammfänge muͤſſen ſtets in guter Ordnung gehalten werden,

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und jeben Herbft hat man bie letztern von ber ſich darin angeſam⸗ melten Erde zu befreien. Wem das über das Terraſſiren hier er⸗ waͤhnte nicht genügt, oder wer eine genauere Anleitung darüber zu erhalten wünfcht, dem rathe ich Heufingers Werk über das Ter⸗ raffiren zur Hand zu nehmen, indem alle Manipulationen dieſer Operation darin zwar fehr weitſchweifig, aber doch gruͤndlich befchrie- ben find,

Bon der Anlegung und Auöbelferung der Gutd- wege, Dorfwege, Feldwege, Brüden und Fußſteige.

Daß gute Dorf-⸗ und Feldwege zu den nothwendigſten Erfor⸗ derniſſen einer jeden Landwirthſchaft gehoͤren, iſt ſo einleuchtend und ſo allgemein anerkannt, daß man daruͤber kaum noch etwas zu ſagen noͤthig hat. Sind die Wege ſchlecht, ſo kann man nicht die Haͤlfte der gewoͤhnlichen Laſt auf die Wagen laden. Aber auch das Zugvieh, ide Geſchirr und die Wagen felbft werden durch ſchlechte Wege ders maßen abgenugt und angegriffen, daB man, wenn man alles biefes zuſammenrechnet, die Ueberzeugung erlangt, es geben dadurch in den meiften Ländern jährlih ganz enorme Summen verloren. Verwen⸗ dete man, fo fheint es mir, deshalb die Gelder, welche jegt uͤberall die Eifenbahnenanlagen verfchlingen, auf die Inſtandſetzung der Vici⸗ nals, Dorfs, Guts⸗ und Feldivege, fo dürfte hiervon das Allgemeins befte einen größern Gewinn als non den Eifenbahnen haben, des ten Nugen überhaupt hier und da noch fehr problematifch iſt. In Erwägung nun, daß gute Dorf» und Feldwege zu den Gegen⸗ ftänden von hoͤchſter Wichtigkeit gehören, fol in dem Folgenden das Noͤthigſte über deren Anlage und Erhaltung erörtert werden.

Allgemeine Regeln, welche man bei der Anlegung und Ausbefferung der Wege zu befolgen hat.

1) Ein Haupterfordernig bei Anlegung der Wege iſt, daß man dieſelben nicht zu ſchmal mache, indem die Wagen ſonſt gezwungen

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find, immer dieſelbe Spur zu halten, wodurch ein jeder Weg, und fei er auch noch fo gut gebant, bedeutend angegriffen wird. Dies ift der Hauptgrund, warum man bie fchmalen Wege meift in einem ſehr fchlechten Zuſtande antriffl. Sie müffen ſtets fo breit fein, daß ſich 2 beladene Wagen bequem einander ausbiegen können, wozu eine Breite von mindeltens 16 Fuß erforderlich iſt.

2) Wo möglich foll ein jeder Weg eine gerade Richtung haben, denn beim Befahren ſich fehlängelnder Wege, geht nicht nur viel Zeit verloren, fondetn diefelben nehmen audy einen größeren Flaͤchenraum als gerade Wege hinweg. Berge, Sümpfe u. f. w. geftatten es frei« lich oft nicht, ihnen immer eine gerade Richtung anzumeifen. Iſt man genöthigt, den Wegen eine andere Richtung zu geben, fo darf dieſes wegen der Wagenmwendung nicht zu plöglich gefchehen.

3) Niedrige Anhöhen mäffen bei der Anlegung neuer Wege durchs flohen werden und Heine Vertiefungen hat man auszufüllen, damit fie nicht auf einmal zu fleil in die Höhe oder bergunter gehen. Ein völlig horizontal laufender Weg ermüdet, nady der allgemeinen Er⸗ fahrung der Fuhrleute, übrigend das Zugvich mehr als ein Weg, der fi allmählig erhebt und wieder ſenkt; die iſt fehr natürlich, denn auf einem horizontal laufenden Wege bleibt fi) der Zug ohne eine Abnahme immer gleich, iſt dagegen der Weg etwas anfteigend, fo wers den zur Zeit nur einige Muskeln der Zugthiere in Thaͤtigkeit gefegt, während da, mo der Weg niederwaͤrts geht, wiederum ganz andere an« geflrengt werden, wobei dann bie Muskeln, welche vorher thätig wa⸗ ren, ausruhen,

4) Hat man Wege über Anhöhen oder Berge hinweg zu führen, fo muͤſſen diefelben fchlangenförmig angelegt fein, damit hierdurch das zu flarke Anfleigen vermieden werde. Man rechnet, daß die Wege, um den XZhieren das Hinaufziehen der Laften zu erleichtern, auf 30 35 Fuß Länge nur 1 Fuß anfteigen dürfen. Daneben müffen fie aber auch mit mehreren ganz ebenen Stelien zum Ausruhen verfehen fein. Am beften ift es jedoch immer, wenn Wege, die Über Berge gehen, eine abwechfelnd geneigte Fläche haben, d. h. eine feldhe, bie nicht gleichförmig ſich ſenkt oder erhebt, da dann die Zugthiere auch einmal zum Auscuhen kommen. An den Seiten der Wege die bergan gehen, müffen immer Schlamm fänge angelegt werden, um darin die von den Wegen abfließenden Dünger» und Erdtheile auffans gen zu koͤnnen. Um aber das Waſſer von der einen Selte bes

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Weges .auf die andere leiten zn koͤnnen, hat man rechtwinklich Aber den Weg muldenförmige Vertiefungen zu machen.

5) In der Regel thut man am beften, die Feldwege in dee Mitte der größten Tiefe und der größten Hoͤhe anzulegen, man kann naͤmlich dann die Producte ber Felder unterhatb des Mes ges nah dem Wirthſchaftshofe und den Mift oberhalb des We⸗ ges nah den Feldern führen, was weniger Mühe verurfacht, als wenn bee Weg ganz in dee Höhe oder ganz In der Tiefe angelegt wäre, Befindet fi) der Weg ganz in der Tiefe, fo find in der Res gel auch mehr Bruͤcken erforderlich, da bier mehr Gräben vorzukommen pflegen. Im übrigen müffen die Feldwege fo angelegt fein, daß man von ihnen ganz bequem nad) allen Ländereien gelangen ann.

6) Durchkreuzen fih Wege, fo muß diefes wo möglich im rech⸗ ten Winkel gefhehen, da man dann von dem einen Wege in dem andern leichter einbiegen fan. Durchſchneiden fih die Wege dage« gen in fchreger Richtung, fo kann man immer nur in einer Richtung bequem einbiegen.

7) Eind Wege über Bäche, unterirdiſche Kanaͤle und Möhrs leitungen zu führen, fo ift es, mie lelcht einzufehen, von Nugen, wenn fie im rechten Winkel darauf zuftoßen. u

8) Da es hauptfächlich mit von ber Trockenheit der Wege ab⸗ haͤngt, ob ſie ſich fortwaͤhrend im guten Zuſtande befinden ſollen, ſo iſt es auf allen feuchten oder leicht an Naͤſſe leidenden Bodenar⸗ ten von Wichtigkeit, daß ſie ſich uͤber das Niveau der naͤchſten Um⸗ gebung erheben. Damit nun aber auch ihr Untergrund niemals an Naͤſſe leide, bei welcher die Wege am leichteſten verderben, iſt es nö» tbig, daß fie zu beiden Seiten mit hinreichend tiefen Gräben einges faßt werben. Iſt dagegen der Untergrund quellig, fo hat man ihn mit unterirdifchen Abzügen zu verfehen. Den größten Vortheil ges währen die offenen und unterirbifhen Gräben, mwenn nad) langem Froſte Thauwetter eintritt, denn wenn fie fehlen, fo koͤmmt das eins gefogene Waffer wieder auf die Oberfläche und weicht den Weg dann gänzlich auf.

9) Aus dem Grunde, daß ſowohl die oberflaͤchliche als die un⸗ teriedifche Näffe allen Wegen fo leicht verberblich wird, hat man den⸗ felben, damit das Regenwaſſer gut ablaufe, auch eine geringe Woͤlbung zu geben, die etwa entftandenen Gleifen ſogleich auszufüllen und uͤber⸗ haupt immer für einen. guten Abflug des Regenwaſſers zu forgen.

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Natuͤrlich iſt auch für die Abhaltung alles wilden Waſſers Sorge zu tragen. Um das Abtrocdinen der Feldwege zu befördern, und um bie eitftandenen Gleiſen fo leicht und ſchnell als moͤglich zu ebnen, giebt ed fein beffered Mittel, als das zur rechten Zeit vorgenommene Eg; gen berfelben.

10) Um das Adtrodnen der Wege nicht zu verhindern, dürfen fie niemals mit hohen, ſtark belaubten Bäumen eingefaßt fein, zu⸗ mal nicht an der Suͤdſeite. WIE man aber Bäume an bie. Wege baben, fo innen es allenfals nur Obfibäume grober, fchlechter Sorten mit hochgezogenen Aeften fein. Noch weniger dürfen ſich in der Nähe der Wege hohe Heden befinden, da diefe den Sonnenſtrah⸗ len und den Winden noch mehr den Zugang vermehren.

11) Müffen die Wege nebft ihren Gräben ausgebeffert werden, fo ift dazu die geeignetfle Jahreszeit dev Herbft und Frühling, da dann das Erdreich weder zu troden noch zu naß iſt.

12) Um die an den Wegen wachſenden Gräfer und Pflanzen zu nugen, bürfen fie nur mit Schafen hehütet werden, da das ſchwere Vieh den Gräben zu vielen Schaden thut.

Wenn hiermit die Regeln aufgezählt wurden, welde bei ber An⸗ legung der Wege Im Allgemeinen zu befolgen find, fo haben wir nun auch noch die Art und Weife zu betrachten, wie man fowohl bie Wege von Erbe, als die von Stein herzuftellen hat.

1) Regeln, nad welchen man bei der Anfertigung unb Unterhaltung ber Wege von Stein zu verfahren bat.

Alle vielbefahrenen Wege möchten von Stein erbaut fein, nicht bloß weil fie dann fehr Dauerhaft find, fondern auch weil fi nun mit geringer Anftengung große Laften darauf fortbemegen Laffen ; nur Schade daß es dazu gar häufig an dem nöthigen Material fehlt, oder daß es nur mit unverhiltnißmäßig großen Koften herbeigefchafft werden ann. Ein Weg, der gut von Stein gebaut werden foll, erfordert außerdem aber auch noch eine fehr forgfältige Zubereitung des Materials, fo daß es in ber That oft Beine ganz leichte Aufgabe für den Landwirth ift, auf feinem ganzen Areale Wege von Stein berzuftellen; fie find in⸗ deß auch nicht überall erforderlich, denn Wege, die das ganze Jahr bindurh nur einige Mal befahren werden, von Stein zu erbauen, würde eine große Thorheit fein, da das darauf verwendete Capital nur ſehr geringe Binfen tragen würde. Die Regeln, welche man bei

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der Erbauung der Wege von Stein zn befolgen hat, find außer den allgemeinen Regeln, die bei’ der Antegung der Wege befolgt wer⸗ den müffen, in der Kürze die folgenden:

1) Der Boden anf welchem die Steindecke zu liegen kommt, muß weich, nicht hart fein, denn die allgemeine Erfahrung hat ge⸗ lehrt, daß fie fi dann weniger leicht abnutzt; iſt deshalb ‚der Boden felfig, fo fährt man, ehe man die Steindecke legt, eine Lage lofer Erde darüber. Durch diefe Erdſchicht wird die Steindede elaftifcher, was ohne Zweifel die Urſache iſt, daß fie dann nicht fo ſtark von den Rädern und Hufen der Pferde angegriffen wird. Man hat auch fhon oft. gefehen, daß’ eine Steindede, die Uber einem tiefen Moor: geunde rubete, eine fehr lange Dauer hatte, was zur Beſtaͤtigung dies fer Meinung bienen kann.

2) Die Steine, woraus man vielbefahrene Wege erbaut, müffen nach den neueren Grundfägen der Wegebaukunft, beſonders nah M. Adam, der für den beften Wegebaumeiftee Englands gilt, in allen Schichten, d. h., ſowohl unten als oben einerlei Größe haben. Fruͤ⸗ ber war man dagegen der Meinung, es fei beffer, wenn auf dem Grunde recht dicke Steine liegen und nad der Oberfläche zu immer kleinete. Benutzt man Eteine von verfchiedenee Größe zur Erbauung eines Weges, fo werden die größten Steine durch die Erfchätterung und den Drud des Fuhrwerks beftändig emporgearbeitet, der Weg wird nie glatt und feſt, e8 entfliehen Deffnungen in der Oberfläche, in welche das Regenwaſſer dringt, der Untergrund weicht, was er nie fol, auf und der Weg wird von Zage zu Tage fehlehter. Haben dagegen bie Steine einerlei Groͤße, fo entfteht daraus mit der Zeit eine dicht zufammenhängende, für die Raͤder und das Waffer uns durchdringliche Dede, der Untergrund bleibt, was fo wichtig iſt, voͤl⸗ lig troden und dee Weg erhält fi) bei einer nur geringen Ausbeffes rung fortwährend im beſten Zuſtande. Diefe Thatſachen find jetzt fo allgemein anerkannt, dag wohl Niemand mehr einen ſtark befahres nm Weg oder eine Gtraße von ungleich großen Steinen erbaut. Die Erfahrung hat gelehrt, daß es das tefte ſei, wenn die Steine nicht über 8-9 Loth ſchwer find, mobei fie Im Mittel einen Durch⸗ meffervon 2 Bol zu haben pflegen. Womoͤglich müffen nun aber auch bie Steine, wenn der Weg, den man daraus erbaut, dicht und feit werden foll, viele Eden ober Flaͤchen haben, indem fie nur in diefem Falle ſich nahe an einander ſchließen koͤnnen. Der Grand, aus

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sunden Steinen beſtehend, giebt deshalb niemals einen fo feſten Weg, daß er großen Kaften "oder den Waſſer Widerſtand zu leiſten ver möchte, er eignet fih nur für Wege die felten oder niemals mit ſehe ſchweren Laſten befahren werden; zur Anlegung von Dorf» und ' Gutswegen ift ee aber um fo befier geeignet, als ſich dieſelben fehe ſchnell und, ohne große Koften dadurch herftellen laffen, indem er nicht jerfchlagen, ‚fondern nur ausgeſiebt zu werden braucht, Damit man die benöthigten edigen Steine zur Anlegung viel befahrener Wege erhalte, bleibt nichts anderes übrig, als biefelben aus großen Steinen durchs Zerſchlagen derfeiben herzuftellen; man gebraud;t dazu große und’ Heine Hämmer und einen größeren Stein der als Ambos dient. Das gute Zerſchlagen erfordert einige Geſchicklichkeit, uũd iſt überhaupt eine Arbeit, die, weil fie viele Mühe verurfacht, die Anlegung der Wege von Stein fehr vertheuert.

v8 Es iſt durchaus nicht gleichgültig, welche Gteinarten man zue Anlegung eine® Weges benugt, denn die einen geben einen fehe dichten und dauerhaften Weg, während die andern einen anfangs zwar guten, aber fpäter fehr ſchlechten liefern. Oft fieht man, daß in diefer Hinſicht gar arge Fehlgriffe gemacht werden, was zum Theil dem Mangel an mineralogifchen Kenntniffen der Baumeiſier beizumeffen if. Die beften Wege werden aus denjenigen Steinen erbaut, welche recht zaͤhe find, oder fih nur mit großer Auſtren⸗ gung zerkleinern lafien. Die harten Steine, d. h. Steine die beim Daraufſchlagen. wie Glas zerfpringen,, z. B. Feuerſteine liefern dage⸗ gen niemals einen dauerhaften Weg, ſo ſehr man auch geneigt iſt, dieſes anzunehmen. Das beſte Material zum Wegebau liefert ohne Zwel⸗ fel de Baſalt; hiernach folgt de Granit, Syenit und Sneis, alsdann einige harte Kalkſteinarten, beſonders bie blaͤulichen und zu⸗ letzt kommen die Kiefelfchieferarten. Die Kalkfleine verfitten ſichj befonders gut und verhindern fomit, daß in den Untergrund von Dben aus Waffer dringe. Steht nur harter Sandftein als Baumaterial su Gebote, fo muß man, wenn fich der Weg einigermaßen gut halten ſoll, für einen befländigen Wafferabfluß forgen. Niemals fol man aber Xhonfleine, Kreide und fleinigen Mergel benugen, ba diefe viel Waſſer anziehen und bald mürbe werden. Ein fehr gutes Material für den Wegebau liefern Dagegen die Schlacken der Hohöfen und die Brocken der gebrannten Thonſteine, fo daß es felbft vortheilbafe fein ann,

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Thon eigens dazu zu brennen. Bel der Anlage dee Wege ift Überhaupt. zu berüdfichtigen, daß ihre Dauerhaftigkeit bedingt wird, durdf die Feſtigkeit ihrer Baſis, durch die Härte oder Zaͤhigkeit des Maſrials, * weiches die obere Deckſchicht bildet, durch die Dicke dieſer Schicht und durch die Größe der Steine,

4) Eine Dede, welche von regelmäßig zerfchlagenen Steinen ges bildet wird,. braucht, um für lange Zeit dicht und feft zu fein, feine beträchtliche Mächtigkeit zu haben; denn da fie eine zuſammenhaͤn⸗ gende fefte Maffe bildet, fo trägt fie nicht nur gut die größten Laſten, ſondern nuͤtzt ſich auch nur wenig ab. Ganz anders verhält es ſich _ dagegen, wenn bie Steine unegal di find, denn möge man einer

Dede von dergleichen Steinen auch die Mächtigkelt von 1, 2 Fuß geben, fo wird fie doch ſchon vor der Zeit zu Grunde gerichtet. Hierin mit befteht der Hauptvortheil, den die Erbauung der Wege von gleichgroß zerfchlagenen Steinen gewährt, man bat viel weniger Material nöchig und erhält dennoch einen bei weitem beſſern Weg. Erfohrung hat gelehrt, daB die Dede der defahrendſten Landſtraßen nur 10—12 Zoll mädtig zu fein braucht, während man Wegen, die niche mit großen Laften befahren werden, nur eine Dede zu geben nöthig hat, die 8-4 Zoll mißt.

5) Damit die Steine der Dede feitwärts nicht ausweichen, hat man für Randfteine zu forgen; fie müffen 10 12 Zoll tief in den Boden greifen und fo did fein, daß fie nicht von den ſchreg über die Dede fahrenden Wazen zertrtüämmert ober aus ihrer Rich⸗ tung gebracht werben; oben find fie abgeplattet und fchließen gut ans einander.

6) Die zerſchlagenen Steine, aus welchen die Decke gebildet werben ſoll, ſchuͤttett man auf den zuvor geebenten Grund wifchen die fchon nach der Schnur gefegten und feftgeflampften Randſteine. Sol die Dede 10—12 Zoll mächtig werden, fo trägt man fie ‘in 3 Schichten auf; will man ihr dagegen nur die Stärke von 3—6 Zoll geben, fo fchüttet man fie mit einem Male bin. Man giebt dabei der Decke eine geringe Wölbung, fo zwar, daB fie auf jeden Fuß vom Mittelpunkte aus nad) der Seite hin um 1 Zoll niedriger if, ja man giebt ihr mitunter eine noch geringere Wölbung und richtet diefelbe fo ein, daß ein Weg von 18 Fuß Breite in der Mitte nur 3 Zoll höher als an den Raͤnden ift, wobei dann nur eben das Me: genwaffer abläuft, falls der Weg immer von Schlamm rein gehalten

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wird. Man fagt, bie Dberflähe der Dede muß fo befchaffen fein, daß ein fich darauf befindender Wagen moͤglichſt ſenkrecht flieht; denn hätt man bei ſehr gemölbten Wegen nicht immer die Mitte, ſo haͤmgt die Laft bald nach diefer bald nach jener Seite hin, wodurch dann nicht nur der Meg fehr leidet, fondern auch die Räder und Achſen leicht Schaden nehmen, Dies hat man befonders bei Wegen zu berüdfich- tigen, die an einem Bergabhange hinlaufen.

7) Nachdem die Steindede aufgetragen Ift, thut man 1 fehr wohl daran, fie mit einer recht fehweren Walze zu überziehen. Die Walze kann nicht leicht zu fchwer fein, denn der Weg wird dann gleich fo dicht und feft, daß ſelbſt ſehr ſchwer beladene Wagen keine Gleiſen mehr einfhneiden. Sehr zweckmaͤßig iſt es au, wenn man die Dede . beim Walzen abwechſelnd mit Waffer begießt, da ſich die Steine dann beffer binden; je länger man walzt, defto vortheilhafter iſt es. Auf Chauffeen gebraucht man dazu große eiferne Cylinder mit einem dar» über angebrachten Kaften, der voll dicker Steine gepadt wird. Eine foihe Walze wiegt dann mehrere taufend Pfund , und es werden 6 Pferde davor gefpannt. Die Wirkung diefer Operation iſt ganz vortrefflic, denn augenblicklich ift der Weg glatt, was fehr viel zu feiner Dauers baftigkeit beiträgt; laͤßt man dagegen die Oberflaͤche rauh, fo werden bie Steine flatt feft, nur lofe gefahren, man bat dann die Blcifen oft zuzuziehen, um unter bee Märter der Pferde und dem Ruin ber Wagenräder endlich, eine dichte, glatte Oberfläche zu erhalten, was aber nur dann der Fall ift, wenn alle Steine die angegebene Größe haben.

8) Zur Schonung ber Steindede, fo wie ber Wagen und Pferde, legte man neben derfelben auch mit Vortheil einen fogenanns ten Sommerweg (Rafenweg) an, d. b. einen Weg, der nur aus Erde beſteht. Er wird bei trodnem Wetter und mit leeren Wagen benugt Die Steindede, oft nur 8 Fuß breit, kommt dann in der Mitte zu liegen, da fie fih bier am erflen troden hält.

9) Um zu verhindern, daß die Wagen nicht immer diefelde Spur balten, wobei die eine Etelle übermäßig abgenugt wird, während die , anbere gänzlich verfchont bleibt, legt man, ‚fobatd ſchwache Gleifen bes merkbar werden, am Tage dide Steine dahin, wo nicht mehr gefah⸗ ven werden fol. Unnöthig ift biefes, mo man Wagen mit breiten Rädern hat, die Überhaupt zur guten Erhaltung der Dede ungemein viel beitragen,

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30) Entftchen beffen ungenditet tiefe Gleiſen, fo muͤſſen dleſel⸗ ben fo fenell als möglich mit gut zerfchlagenen Steinen ausgefuͤllt werden, um fie aber in eine gute Verbindung mit der Dede zu brins gen, hat man letztere zuvor mit der Spitzhacke rauh zu machen.

11) Iſt die ganze Dede fo weit abgenugt , daß es einer Ber: ſtaͤckkung derfetben bedarf, fo muß die Oberfläche, bevor der Auftrag

des neuen Materials geſchieht, gleihfals mit der Spighade aufgelok

kert werden.

12,. Soll fih ein Weg lange gut erhalten, fo muß er immer von Schlamm, Staub und Waffer rein gehalten werden, befomders ift das letztere wegzufchaffen , denn nichts verbisbt den Weg leichter und tebgt wehr zu deffen Abnugung bei, als Näffe. Der Schlamm von regen die von Kalkſtein erbaut find, iſt ein vortreffliches Duͤngungs⸗ mättel; aber auch der Schlamm der Baſalt, und Granitwege hat file manche Bodenarten einen großen Werth,

"3 Sehr häufig werden auch die Wege, beſonders die der Dörfer und "die Landſtraßen gepflaftert. Ein Pflafter, erfordert aber, wenn es Dauerhaft fein fell, von Selten der Arbeiter fehr viel Geſchicklichkeit. Die berühmteften Pflafterleger in Norddeutfchland wohnen In und bei Bremen, fie werben weit hingeholt, um von ihnen in Städten und auf Ehauffeen die Pflafter legen oder ausbeffern zu faffen. Hier und da laͤßt man die Pflafterleger auch wohl aus Lüttich, welche die Bremer an Geſchicklichkeit moch übertreffen, fommen. Sum Pflaſtern der Wege tft keine fo große Steinmaſſe erforderlich, als zum Regen einer Dede von zerfchlagenen Steinen, dagegen laſſen ſich die Pflafter nur aus Granit, Bafalt und andern fehr harten Steinen herftellen , waͤh⸗ rend man zu den Steindeden auch Kalk⸗ und Sandſteine gebrauchen kann; alddann find diefelben unter eigener Leitung auch mit den uns gefchidteften Arbeitern anzulegen, fo daß man, ba die Steinbede fi) au beffer als ein Steinpflafter hält, immer bie erftere wählen «möchte, felbft wenn fie ein wenig theurer kommen follte. Pflaſter, die felten befahren oder begangen werden, überziehen fi) bald mit Gras, auch finden fih unter den Steinen eine Menge Megenwürmer ein, die beftändig Erde hervormühlen, wodurch dann die Steine loſe zu liegen kommen; alle® dieſes findet nicht Statt bei einer Steindede, weshalb man fie felbft auf MWirthfhaftehöfen anwenden möcht, zumal wenn es an guten Pflaflerfleinen fehlt.

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2) Regeln, nad welden man bei der Aafertigung unb

Unterhaltung der Erdwege zu verfahren hat.

a) Auf Sanb boden,

Sehr trockener, tiefer Sandboden erfordert, wie Jedermann bes kannt ift, zur Fortbewegung der Laſten, da hier die Wagengleiſen bes fländig zumahlen von Selten der Zugthiere eine große Kraftanſtren⸗ gung und bdiefelben ermüten hier um fo mehr, als bie Kraft ihrer Muskeln duch daB immerwährende Ausweichen des Sandes ſtets zer⸗ fplitiert wird. Ein jeder iſt deshalb wohl bemüht die tiefen Sandwege zu verbeffern. Die wefentlichfte Verbefferung derfeiben beftcht darin, baß man fie mit einer dünnen Schicht Lehm oder Thon uͤberſchuͤttet, und folite ſich daffelbe aud nur auf die Wagengleiſen beſchraͤnken. Am Beten eignet fi der Lehm und Thon dazu, dem viele kleine Steine beigemengt find. Ein anderes gleichfalls fehr gutes Mittel, daͤs Einfinten der Räder in ben Sand zu verhindern, ift, quer über bie Gleiſen eine duͤnne Schicht Wachholderſtrauch zu legen und über denſelben etwas Erde zu werfen. Das Wachholderholz iſt fehr zaͤhe, wird deshalb erſt nach langer Zeit durchgefahren, hält fich, wegen feines großen Harz⸗ gehaltes, lange unverwefet im Boden und eignet fich In jedem Betrachte zur DVerbefierung ber Sandwege bei weitem beſſer als jedes andere Buſch⸗ holz. Ich fah oft, daß das Wachholderreiholz 3 Jahre lang bie vortreffs lichſten Dienfte leiftete, während Erlen⸗, Weidens und Kiefernreifig ſchon nach DBerlauf eines Jahres zerfahren war. Naͤchſt dem Wach⸗ holderſtrauch find die Zweige der Tannen und Fichten am beften zur Verbefferung der Sandwege geeignet, und enblich laffen ſich auch Be⸗ ſenpftieme (Brahm) und Plaggen mit langem Haidekraut bewachſen, ſehr gut dazu benutzen.

b) Auf Lehm: und Thonboden.

Iſt der Boden lehmig ober thonig, ſo hat man, tum bie Wege in gutem Stande zu erhalten, hauptfächlich für einen gehörigen Abs fluß des Regen» und Gchneewaflers Sorge zu tragen. Am beflen wird dieſes erreicht, wenn man die Wege in guter Woͤlbung hält und die darauf entflehenden Gleiſen oft zuegget. Das oͤftere Eggen ift ohne Zweifel das alerbefte und wohlfeilſte Mittel, um auf thenigem und Iehmigem Boden ben größten Theil des Jahres binducd gute Wege zu haben, es verdient deshalb auch häufiger als bisher im Gebrauch zu kommen, man findet es aber jegt meift nur in ben Fuß⸗ und Seemarſchen angewendet. Die Wege werden dort im

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Fruͤhjahr, wenn fie nur etwas abgetrocknet find, geegget, und wiederholt wird es fobald tiefe Gleiſen entfichen. Flache Gleifen müflen aber auf allen Erdwegen vorhanden fein, da fie den Wagenrädern eine härtere Unterlage darbieten. Das tiefe Ausfahren ber Gteifen wird etwas vermieden, wenn man Halb» Spur hält, in tiefen Gleiſen find die Wagen nur deshalb ſchwerer fortzubewegen, weil bie - Räder an beiden Seiten eine bedeutende Reibung erleiden. Iſt der Boden fo thonig, daß er bei Muffe an den Raͤdern kleben bleibt, wor durch natuͤtlich den Thieren das Ziehen fehr erſchwert wird, fo thut man wohl daran, von Zeit zu Zeit etwas Sand auf den Weg zu ſtreuen; nur darf es nicht bei Megenmwetter gefchehen , vielmehr dann, wenn bie Witterung troden, der Boden aber noch feuct if. Der grobkär: nige Sand iſt dazu der beſte. Noch befjere Dienfte leiftet aber der Grand und bie gut zerkleinerten Bruchſtuͤcke gebrannter Thonſteine. ce) Auf Moor»: und Sumpfboden.

Die Wege auf Moore und Sumpfboden werden nad) gehöriger Krodenlegung weſentlich durch die Ueberführung mit Iehmigem und grandigem Sand verbeffert. Iſt der Boden aber fehr fumpfig, fo bleibt nichts anderes übrig, als einen fogenannten Knuͤppeldamm darauf ans zulegen, d. b. man legt quer über den Weg dicht neben einander auf zwei Seiten etwas behauene 6— 8 Zoll ſtarke Bäume von Eichen⸗ oder Erlenholz, welches fich am beften dazu vignet, da es fi am längften in der Mäffe hält ohne zu verfaulen.

Von ber Anlage unb Unterhaltung der Brüden.

Es kann hier nur in möglichfler Kürze die Rede von ber Ans legung folder Bräden fein, die über Bäche und Gräben führen, va die Erbauung großer Bruͤcken den Baumeiftern von Fach überlaffen bleiten muß.

Die dauerhafteften Brüden find die von Stein, wo aber dieſe fehlen, da iſt man genöthigt fie von Holz herzuftelln. Sehr dauers bafee oder ſteinerne Bruͤcken zu erbauen, ift jedoch nicht immer vors theilhaft, eben fo wenig als es immer vortheilhaft iſt, die Wirth» fbaftegebäube ſehr dauerhaft von Stein aufzuführen; erbaut man 3. B. fleinerne Wirthſchaftsgebaͤude zu dem Werthe von 50,000 Rthlr., ſo betragen die Zinſen dieſes Capitals jaͤhrlich 2000 Rthir., führt

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man dagegen eben fo große Gebäude von Holz für 25,000 Rthlt. auf, fo gewinnt man jährlih an Zinfen 1000 Rthlr., womit man die hölzernen Gebäude alle 25 Sabre wieder ganz nem berftellen kann, mährend die größern Zinſes Zinfen auch binteichen dürften, um damit die hölzernen Gebäude während: diefer Zeit im guten Stande zu er halten, Aehnlich wird es fih nun auch wohl in manchen Faͤllen mit den ſteinernen und hölzernen Bräden verhalten. Die Regeln, welche man bei der Erbauung der Brüden zu beobachten hat, find folgende:

1) Sie müffen fo breit fein, daß man ohne Gefahr mit einem beladenen Erntewagen darüber bin fahren kann. Brüden,. die über fehr tiefe Gräben führen, müffen aber auch zu beiden Geiten mit einem Geländer verfehen fein,

2) In Lichten muß ihre Breite fo viel betragen, ald die mittlere Breite des Graben ift, denn da fie gerade aufftehende Winde erhals ten, fo wuͤrde wenn fie nur die Breite des Grabenfohle hätten, nicht fo viel Waffer darunter ducchfließen Eönnen, ald der Graben faßt.

3) Die Seiten der hölzernen Bruͤcken muͤſſen hinter den Bruͤk⸗ ‚Eenpfählen mit Bohlen verfhalt fein damit die Erde nicht einfaͤllt.

4) Die 6 Zoll diden Bruͤckenhoͤlzer müffen 3 Unterlagen haben und 1°/,—2 Fuß auf jeder Seite über den feften Boden greifen.

5) Hoͤlzerne Brüden, bie viel befahren werben, belegt man außer den elsentlihen Bruͤckenhoͤlzern auch fehr vortheilhaft mit 6 Zell hohen, dicht aneinander ſchließenden Wärfeln, die aus Atanti- gem Eichenholze gefchnitten werden, indem fi) das Stirnholz beim Befahren nicht fo leicht abnugt, als das Holz, welches der Länge nach Über der Bruͤcke liegt.

6) Zur, beffern Confervation des Holzes ſtreicht man baffelbe, fobald es troden ift, mit beißem Steintohlen: oder anderem Theer un.

- T) Sie müffen wo möglich von Eichenhotz erbaut werden, da dieſes ſich am laͤngſten haͤlt.

8) Damit das Waſſer nicht auf den Bruͤckenhoͤlzern ſtehen bleibe, bohrt man einige Loͤcher durch.

9) Die hölzernen Bruͤcken hat man auf der Oberflaͤche beſtaͤn⸗ dig rein von Erde zu halten, da bie Brüdenhölzer dann weniger leicht faulen und nicht fobald abgenugt werben.

Kleine Schäden find bei Beiten auszubefiern.

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Bon der Anlage und Unterhaltung der Fußſteige.

Wer ſieht, wie viele Srüchte jährlich an den durch die Felder laus fenden. Sußfteigen zertreten werden , dem muß «6 old wuͤnſchenswerth erſcheinen, daB bdiefelben eine Einrichtung erhalten, welche weniger das Ausbiegen der Fußgaͤnger befuͤrchten läßt. Das beſte ift wohl, bog man die Fußſteige nicht zu ſchmal macht, daß man ihnen eine möglichft gerade Richtung giebt, und daß man. fie immer in gu⸗ tem tioduen Buftande erhält. Ein Zußfleig der glatt und immer troden iſt, wird niemald von den Sußgängern verloffen, wihrend ein unebener oder morafliger, ungeachtet aller vorgeftedten Dornen, Auf⸗ würfe u, f. w. ſtets übertreten wird. Damit er immer troden fei, muß er den Fahrwegen gleich, etwas Uber dem Niveau bed angrens zenden Landes erhaben fein, eine geringe Woͤlbung haben und mit einer Dede von Brand, zerfchlagenen Steinen, Schladen, Mauerſtein⸗ bioden oder ‚anderen dergl. Materialien befchütteg werden. Zur guys ten Erhaltung darf-ein Fußſteig nicht als Meitpfad dienen, noch wenis ger iſt er mit Schiehlarten zu befahren. Die Vortehrunzen, welche man dagegen trifft, ſind bekannt.

Von der Verbeſſerung der Grenzlinien.

Sofern die Grenzen der Ländereien viele Kruͤmmungen oder Zickzacke bilden, trägt es zur Verbeſſerung derſelben fehr viel bei, wenn man ihnen eine möglichft gerade Richtung giebt. In der Res gel hält die® auch nicht fchwer, es fel denn, man habe es mit einem eigenfinnigen, halsftarrigen ober neidiſchen Nachbar zu thun; follte man diefem aber auch ein Eleines Opfer bringen mäffen, fo unterlaffe man bie Geradelegung der Grenuzlinien dennoch nicht; denn der Gewinn. den man bavon bat, tft meift fo groß, daß er ſehe reichlich den ge= singen Verluſt aufwiegt; die Wortheile, welche man von ber Ver⸗ befierung der Grenzlinlen bat, find nämlich folgende: die Beackerung des

442 Feldes wird dadurch erleichtert, zumal wenn bie Winkel und Eden fehe klein find, indem es dann unmöglich ft, bier mit Pflug und Egge zu wenden; oft müffen?biefelben deshalb ganz unbeftellt Liegen bieiben und geben dann gar Eeinen Nutzen. 2) Schafft man die ties fen Einbuchten weg, fo Finnen die Krüchte leichter geerntet werden. 8) Da die Grenzlinlen bei der Gerabelegung verkürzt werden, fo find nun aud die Umfriedigungen, mögen fie in Gräben, Heden ober Mauern beftchen, nicht blos leichter herzuftellen, fondern nehmen in’ bee Folge auch weniger Raum weg. Bei der Ausrodung alter ſich ſchlaͤngelnder Grenzhecken findet mar aud wohl oft eine fehr feuchte bare Exde, die zur WVerbefferung der angrenzenden Felder dienen Tann. 4) Die Felder mit geraden Grenzllnien laſſen fi leidyter be» weiden. 5) Die Geradelegung ber Grenzlinien erleichtert in vielen Faͤllen die Entwäfferung der Felder. 6) Die Wege laſſen ſich zweck⸗ mäßiger anlegen. 7) Wo keine Mintel und Eden vorlommen , ba kann man die Arbeiter und Geſpanne beffer beauffihtigen. 8) Es falten in der Folge weniger Grenzftreitigleiten vor, und endlich 9) das Ganze erhält dadurch ein gefaͤlligeres Anſehen. Alte dieſe Vortheile find fo ſehr in die Augen fpringend, daß man fi wundern muß, warum nicht fhon laͤngſt überall die Verbeſſerung der Grenzlinien Statt gefunden hat.

Von der Arrondirung der Laͤndereien.

Ohne Zweifel gehört es zu den weſentlichſten Verbefferungen eines Landgutes, wenn man ben oft fehr zerftüdelten Ländereien deſſelben einen beſſern Bufammenbang giebt, oder eine Arrondirung berfel: ben bewirkt, denn aus ber Zerſtuͤckelung entſtehen melft fo bebeu: tende Nachtheile, daß fie zufammen genommen ben Werth des Bo⸗ bens oft um ben vierten Theil verringern. Die Hauptnachtheile, weiche aus ber Zeſtuͤckelung oder dem in Gemengelirgen ber Laͤnde⸗ velen entjichen ſind folgende: 1) Die zerſtuͤckelten Felder müffen in ber Regel nach einer alt hergebrachten, oft aber ſeht fehlechaften Frucht⸗

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folge beſtellt werben, ja ſelbſt die allergeringfte Abweichung in der Be: ſtellung, fo vortheilhaft fie auch auf den Ertrag der Früchte wirken mag, iſt bier unmöglich, da ihr die Weiderechtigungen u. ſ. w. im Wege ftehen. Stets iſt man bei zerftüdelten Feldern in der Wahl ber Srüchte behindert, da man ſich dabei nach denen des Nachbars rich⸗ ten muß, man möchte oft gern Hülfenfrächte und dergl. erbauen, oder das Land zur Weide liegen laffen, und darf oder kann es doch nicht, da die Nachbarn Rocken fin. 2) Die Stüde find oft fo fchmat, daß die fehr mögliche Duerbearbeitung des Bodens unmöglich mird. 3) Dan verliert dadurch, daß man von dem einen Stuͤcke oft weit nach dem andern ziehen muß, viele Arbeltsktaͤfte und folglich auch viel Geld. 4) Die Fruͤchte auf zerſtuͤckelten Ländereien find den Bes ſchaͤdigungen und dem Diebſtahl mehr unterworfen, da bier felten an sine Einfriedigung gedacht: werden kann. 5) Die Anlage ber Hecken, Schutztinge u. f. w. iſt unmöglich, dba fie meiſt von den Nachbaren nicht geduldet werben. 6) Die zerſtuͤckelten Ländereien Eins en nicht gehörig entwäffert werden, da die Befigungen ber Nachbaren 4m Wege Iiegen.: 7) Die Gefpanne und Arbeiter muͤſſen zu fehe vertheilt werden und find dann nicht unter gehöriger Aufficht zu hal⸗ tm. 8) Die MWege liegen nicht an derjenigen Stelle wo fie liegen moͤchten, und mblich 9) der ganze Wirthfchaftöberrieb wird dadurch ungemein erſchwett, wenn mon beftänbig die vielen Stüde im Auge behalten muß, wenn man täglicy die Arbeitskräfte zu berechnen hat und wenn man täglich oder wie es doch immer gefchehen möchte, woͤchent⸗ tich einige Date die Felder nachfehen will. Rechnet man nun Alle dieſe aus der Zerftüdelung der Felder entflehenden Nachtheile zufams mert, fo liegt es auf ber Hand, daß die Arrondirung berfelden fehr wünfhenewerth iſt; oft kommt man durch freiwilligen Umtaufch oder buch den Anlauf einzelner Stüde zum Diele, oft aber muß man auch dabei bie glädticher Weiſe faft in allen Ländern jest darüber erlaſſenen Gefege, fo wie bie Hälfe der von Staatswegen angeftellten Theilungscommiffaͤre, Bontteure, Feldmeſſer und-Achtsleute in Anſpruch nehmen, es findet dann das Statt, was man In Morbbentfchland die Verkoppelung nennt, wobei dann auch bie Gemeinheiten zur Theilung kommen. Eine Berkoppelung erfordert, wenn fie voßfommen ausgeführt werben fol, von Seiten ber damit Beauf⸗ tragten viele Kenntniffe, befonders. muͤſſen fie ben Boden nad) ſeinen . Beftandtheilen und nach den darauf wildwachſenden Pflanzen gehörig

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zu ſchaͤtzen verſtehen, da ohne eine richtige Wuͤrdigung deſſelben die grökten Mißgriffe Statt finden, und in der Folge dann viele Ber fhwerden und Reclamationen einlaufen. Die Verkoppelung folite ſtets in der Art bemerkflelligt werden, daß wo möglih ein Jeder an ei- nem oder an ein Paar Orten in Qualität und Quantität das wieder erhielte, was er an vielen Orten abgegeben bat; dies ift freitich immer eine fehr ſchwer zu löfende Aufgabe und erfordert viel Umſicht und Ueberlegung, zumal da auch die verfchledenen Weidebesechtigungen und mehr dergl. Dinge In Betracht kommen, Es find bei ber Berkoppelung aber auch noch eine Menge andere fehr wichtige Ruͤckſichten zu nehmen, fo 3. B. ift ducchaus erforderlich, Haß dev Lauf, den bie etwa nöthigen Entwäfferungegraben haben müffen, vorher beſtimmt werde, daß man den Feldwegen eine Richtung gebe , welche einem eben das Hinkommen nad) feinen Felbern, Wielen und Weiden erleichtert, daß die Wichs tränten und Schafwaͤchſen für den ferneren allgemeinen Gebrauch zur gaͤnglich bleiben, daß man bequem zu den Mergelgruben, Gteinbeli« hen, Sande, Lehm: und Thongruben gelangen koͤnne, daß bean Fuß fleigen eine Richtung angewiefen werde, weiche zum Magen: ‚aller ger reicht und überhaupt daß bei diefer Gelegenheit baranf Bedacht genom⸗ men werde, alle Hinberniffe aus dem Wege zu räumen, toelche bisher der befferen Benugung des Grund und Bodens im Wege ſteuden, wor namentlih denn auch noch gehört, dag eine Zehrtabboͤſung Eitatt finde. Wie wohl ed nun ganz unmöglich iſt, daß von einer Verkop⸗ pelung ein. Jeder einen gleich großen Nutzen "hat, fo wuͤrde fie doch hoͤchſt mangelhaft ausgeführt fein, wenn nicht Alle einen größeren geringeren Gewinn bavon hätten. a

Bon der Anlage und Einrichtung neuer Wirth⸗ ſchaftsgebaͤude.

In der Einleltung zu dieſem Werke warde zwar bemerkt, daß es in ber Regel am vortheilhafteſten ſei, die Urdarmachungen von «te nem fchon vorhandenem Wuchſchaftehoſe ab zu bewerkſtelligen, allein

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da es boch auch viele Faͤlle giebt, wo es rathfam fein kann, ein ganz neues Gehoͤft auf einer grofen Urbarmachung zu erbauen, fo follen bier gang kurz die Megeln angegeben werden, nach welchen man babet zu verfahren hat. 1) Was die Lage des neuen Wirthſchaftshofes ans Bettiffe, fo ift es unftreitig dad Weite, ihn auf die Mitte der Urbars machung zu erbauen, da ſich dann die Selber nichtnur am beften über: ſehen laffen, fondern man nun auch glei weit von allen entfernt ift. Die Lage wird indeß nicht bloß hierdurch, ſondern auch noch durch andere Umſtaͤnde bedingt, iſt z. B. das urbar zu machende Zerrain ſehr hügelich, ſo fol man den Wirthſchaftöhof des Schutzes und der Wärme wegen guf dem füdlichen Abhange eines Huͤgels erbauen und im Norden dann noch Bäume anpflanzen. Das Gehöft ift aber auch” wo möglih an einer Stelle zu errichten wo der Boden troden und mager iſt, denn erbaut man es auf thonigem oder gar naflem Grunde, fo verderben bier. die Gebäude nicht allein fehr bald, fonbern bie

Fruͤchte, welche man darin aufbewahrt, werden auch leicht fchimmelig

oder nehmen einen mulſtrigen Geruch an. Gehäuse die auf einem feuchten Grunde ſtehen, geben, was wichtig iſt, aber au den Mens chen keine gefunde Wohnung, zumal wenn der Boden aus einem humusreichen Thon befteht, da ſich aus diefem fortwährend der Ge⸗ ſundheit ſchaͤdlich werdende Dünfte entwideln, ja ſelbſt die Thiere, befonders die Schafe, haben hier kein gutes Gedeihen. Die Lage des Wirthſchaftshofes wird hauptfählih noch durch das Worhandenfeln des Waſſers bedingt, kann man diefes nicht mittelft gewöhnlicher ober artefifcher Brunnen erreichen, oder ift es nicht durch Roͤhrleitungen berbeizufchaffen, fo fol an diefer Stelle niemals ein Wirthſchaftshof angelegt werden , da das Waffer, was man in Cyſternen anfammelt, entweder oft nicht ausreicht, oder ungeachtet alles Filtritens eine ſchlechte Beſchaffenheit behält. Endlich beridfichtigt man bei der Lage eines Wirthſchaftshofes auch wohl noch eine vorbeifühtende Landſtraße, eine Ichöne Ausficht, die Nähe eines Fluſſes, Sees u. f. mw.

2) Bevor man zur Errichtung der Wirthſchaftsgebaͤude fchreitet, iſt zu berechnen, wie viel Haum man fowohl für das zu haltende Vieh als auch zur Aufbewahrung der dereinft zu hoffenden Getreides und Wutterernten bedarf; denn wenngleih es nicht rathſam Ifl, ane fänglid) mehr Gebäude zu errichten, ald man durchaus nöthig hat, fo muß man doc wiſſen, wie viel Raum fpäter erfordert wird, ins dem man hiernach fogleih die Größe und Form des Wirthichaftshofes

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einzurichten hat. .„ Stellt man eine folche vorläufige Berechnung nicht an, fo wird man meift den Wirthſchaftshof fehlerhaft verbauen, man ift in ber Folge nicht im Stande ihm eine regelmäßige, leicht zu überfes bende Seftalt zu laſſen, es muß bald bier bald dort ein neues Gebäude angeflickt werden, und wenn dann keins mit dem andern im gehörigen Bufammienhange fteht, fo erfchwert dieſes auch gar ſehr den Verkeht auf dem Wirthſchaftshofe.

3) Die Form, welche man dem neuen Wirthſchaftshofe giebt, iſt am beften die de8 Quadrate oder Oblongums, indem hierbei dee innere Raum, durch bie aneinander fchließenden Dächer, am voll:

ſtaͤndigſten gegen die Winde gefhüst wird. Das Oblongum hat vor

dem Quadrate In fofern Vorzuͤge, als dadurch einige Wirthſchaftsge⸗ bdude, 3. B. der Kuhſtall und die Scheuren, näher bei einander zu liegen kommen, wodurch natürlich das Hinhberfchaffen des Strohes im den Kuhſtall erleichtert wird; die Regel muB Überhaupt fein, in jeder

. Art für die Bequemlichkeit anf dem MWirthfchaftshofe zu forgen, da

hierdurch oft bedentend viele Ardeit erfpart wird. Leider findet man fehr viele neue Wirthſchaftshoͤfe, die aͤußerſt unzweckmaͤßig angelegt find, denn die Baumeiſter kannten entweder nichts von ten Geſchaͤf⸗ ten, welche auf dem Hofe Statt finden, oder fie hielten es für gut, das Nüsliche dem Schoͤnen unterzuordnen.

4) Das Wohnhaus des Beſitzers wird am zweckmaͤßigſten an der Süpdfelte des Hofes erbaut und füdlich davor bringe man den Gemüfe:, Blumen» und Luflgarten an. Die Haudgenoffen, welche das Treiben auf dem Wirthfchaftshofe, die Miftgrube und dergleis hen nicht fehen mögen, können dann weſt⸗, ſuͤd⸗ oder oſtwaͤrts woh⸗ nen, während der Beſitzer, fofern er Landwirt ift, feine Wohn» und Studirzimmer nah Norden obere dem Wirthfchaftshofe zu wählt.

5) Links vom Wohnbaufe werden bie Pferder und Kuhſtaͤlle

. erbaut, während das Molkenhaus an die Ede diefes Gebäudes zu

liegen kommt, denn ba ein großer Shell der Gutsrevenuͤen daraus. hervorgeht, fo iſt es ftets unter guter Auffiche zu halten. Hinter dem Moltenhaufe koͤnnen die Schweineſtaͤlle angebracht werden. Der Kuhſtall fol gleichfalls nicht zu weit vom Mohnhaufe entfernt ' fein, da er nicht minder al6 der Milchkeller gut beauffichtigt: werden muß. Ueber dem Kuhſtall befinden fi) die Heubövden; zum Xpeil

. wird da6 Heu aber auch in Beimen aufbewahrt.

447 "6) Die Wagenremifen und Aufbewahrungsorte für bie Adler geräthe, wie ein Zeil der Scheuern erhalten ihren Plag rechts vom

Wohnhanſe. 7) Im Hintergrunde links ſchließt ſich der Schafſtall an die

| Kuh⸗ oder Pferdeftälle, wodurch ein fonniger warmer Platz für die

Zimmer gewonnen wird. Er kann des Miftes wegen eine Ausfahıe nah Weiten erhalten, und läßt ſich fpäter durch einen Eeitenflügel nöchigenfalis auch leicht vergrößern.

8) Im Hintergrunde rechte kommt noch eine Scheuer zu fies ben; im übrigen fol man Scheuern nur zur Nothdurft erbauen, theils um der Urbarmahung fein zu große® Capital zu entziehen, theil& weil ſich das Getraide auch eben fo gut, ja befjer in Feimen aufbewahren läßt; dieſe erhalten ihren Plag entweder auf dem Hofe vor den Scheuern oder auswärts hinter denfelben.

9) Die Thore zur Ein» und Ausfahrt auf dem Hof werden links und rechts nicht weit vom Wohnhauſe angelegt, und wenn man wit, fo Kann auch noch eine nördliche Ausfahrt ‚solchen dem Schaf ſtalle und der Scheuer angebracht werden, oder vielmehr unter der lestern durch.

10) Die Miſtſtelle (eine ganz flache Grube) erhält ihren Plag vor den Kuh⸗ und Pferdeftällen, ba dann der Mift der verfchiedenen Thiere leichter mit einander vermifcht werden kann.

j1) Eine Pferdeſchwemme, auch wegen Seuersnoth nuͤtzlich, wird in der Mitte des Hefes angelegt. Sie dient zugleich für bie. Enten.

12) Die Brunnen erhalten ihre Stelle in der Nähe des Mol⸗ kenhauſes und ber Viehſtaͤlle.

13) Die Kartoffels und Ruͤbenvortaͤthe werben theils auf dem Hofe, theild hinter den Kubs und Schafftälen in Feimen aufbewahrt, theils liegen fie aber auch in Kellern , die unter den Sceuern und Viehſtaͤllen angebracht find.

15) Die Zaglöhnerwohnungen mit ihren Beinen Gärten werben links oder rechts hinter dem Wirthſchaftshofe erbaut.

Ale Wirthſchaftsgebaͤude müffen,, wie fi von ſelbſt verficht, eine gute, dem Zwecke völlig entfprechende innere Einrichtung erhals ten. Sie follen aus Gründen, die vorhin angegeben wurden, dauer⸗ haft aber nicht koſtbar erbaut fein. Stehen guter Lehm oder Thon ju Gebete, fo kann man die ſaͤmmtlichen Wände davon erbauen, denn wenn man dabei auf die MWeife wie es bei den Erdmauern bes

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ſchrieben wurde, verführt , und fhichtweife noch dünnes Holz dazwi⸗ ſchen legt, fo haben fie, wie es bie Öftere Erfahrung ſchon gelehrt hat, eine faft eben fo lange Dauer als die majfiven Wände; nod vor kurzem hatte ich Gelegenheit Stroh⸗Lehmwaͤnde zu fehen, die, ob⸗ gleich fie fhon vor 12 Jahren in meiner Gegenwart erbaut wurden, dennoch völlig unverfehrt waren. In der That, die mit Etroh und dünnem Holze vermifcten Lehmwaͤnde erfüllen ihten Zweck fo vollkom⸗ men, daß man ſich wundern muß, war um fie nicht ſchon laͤngſtim all⸗ gemeinen Gebrauch gefommen find.

Drudfehler und WVerbefferungen.

Seite 9, 3. 19, flatt flageirende lies ſtagnirende. 623, 29, ff. Aufmerkſamkeit l. Beachtung. 62. 19, ft. darüber I. darauf. 64, 14, ft. Bewallung I. umwallung. 107, 85, ft. Haden I. Haaken. 104, 84, ft. eine Frucht I. einige Früchte. 109, 11, ſt. verfieht 1. verforgt. 114, 18, ſt. das Feld I. die Wiefe. 116 8, ft. mandye andere Vortheile I. mandye Vortheile. 125, 26, ft. verhindern I. bewirken. 186, 19, ft. höher I. niebriger. 147, 10, ft. miübern l. vermindern. 154, 85, ft. auf I. hinter. 156, 6, fl. 12 301 1. 15 Zoll. 159, 9, ft. deffelben I. derfelben. 169, 7, ft. Benußgung I. Hervorholung. 177, 84, ft. des Kalkes I. mit Kalk. 201, 5, ft. 10 ı. 1000. 203, 7, ft. gebrannter Kalk I. gebrannten Kalk, 838, 81, ift einzufchalten: (Fig. 7, Taf. VL) 243, 18, ft. anhalten I. anhaltenben. 155, 19, ft. Bindigfeiten I. Bindigkeit. 835, 4, ft. fehr I. ſchwer.

Br)

840, 17, ft. beiffer 1. frifcher. |

841, 87, ft. ber Afchebüngung I. das Brennen.

858, 84, ft. der Boden I die Oberfläche.

365, 80, ft. die Rafenhaufen I. die Raſen in Haufen. 397, 80, ft. Dämmen I. Kämmen.

404, 27, ft

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