MARINE BIOLOGICAL LABORATORY. » • ^ — Received Jt^^<^...t. /..Z. #..¥?. Accession No. c?rv Given by Place, ***flo book op pamphlet is to be removed fpom the Iiab- oratopy tuitbout the pcrmission of the Tt>ustees. Qj Die natürlichen PFLANZENFAMILIEN nebst A ihren Gattungen und wichtigeren Arten insbesondere den Nutzpflanzen unter Mitwirkung zahlreicher hervorragender Fachgelehrten begründet von A. Engler und K. Prantl fortgesetzt von ^L. En^ler ord. Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens in Berlin. I. Teil. 1. Abteilung a: Schizophyta: Schizomycetes von W. Migula; Schizophyceae von 0. Kirchner; Flagellata: Pantostomatineae , Protomastigineae, Distomatineae , Chrysomonadineae , Cryptomonadineae , Chloro- monadineae, Euglenineae, Anhang zu den Flagellata von G. Senn. Mit 615 Einzelbildern in UO Figuren, einem Specialregisler für die Sehizomyceten, sowie Abteilungs-Register. -♦ M ■ ^ « Leipzig Verlag von Wilhelm Engelmann 1900. Alle Rechte, besonders das der Übersetzungen, vorbehalten. 2S3S SCHIZOPHYTA (SpaltpfLanzen) . Kleine, einzellige Pfl., deren Zellen rund, ellipsoidisch, cylindrisch oder schraubig ge- krümmt sind und entweder einzeln leben oder zu fadenförmigen, flächenförmigen, traubigen oder kugeligen Verbänden vereinigt sind. Die Zelle besteht aus einer deutlichen, oft in ihren äußeren Schichten zu Gallerte aufquellenden oder selbst verschleimenden, bei der einen Gruppe meist nicht aus Cellulose, sondern aus Eiweißkörpern gebildeten Membran und einem protoplasmatischen Inhalt, welcher sich noch nicht wie bei höheren Pfl. in Zell- kern und Plasma differenziert hat. Es ist zwar bei den blaugriinen Algen und einigen wenigen denBacterien zugerechneten Organismen ein eigentümlicher, aus dichterem farb- losem Plasma bestehender Centralkörper nachgewiesen worden, der wahrscheinlich als rudimentärer Zellkern zu deuten ist, doch fehlen demselben einige wesentliche Eigen- schaften des Zellkerns hoher organisierter Pfl. Der Inhalt der Spaltalgenzelle ist durch einen eigentümlichen Farbstoff, das Phycochrom, meist blaugrün oder spangrün, seltener blau, stahlblau, violett oder rot, niemals rein chlorophyllgrün gefärbt, während der der Bacterien meist farblos, seltener pfirsichblütrot oder grünlich (chlorophyllgrün) gefärbt ist. Die Vermehrung erfolgt durch eine einfache Querleilung der Zelle; geschlechtliche Forlpflanzung fehlt vollkommen. Dagegen kommen Dauerzellen bei vielen Arten vor, bei den Spaltalgen als Arthrosporen, in welche sich die vegetativen Zellen umwandeln, bei denBacterien teils als Endosporen, welche im Inneren vegetativer Zellen entstehen, teils als eine Art von Gonidien, welche oft durch wiederholte Längs- und Querteilungen aus vegetativen Zellen hervorgehen. Doch fehlt die Bildung von Dauerzellen vielen Arten vollständig und der Entwickelungskreis ist auf die vegetativen Zustände beschränkt, die oft mit großer Widerstandsfähigkeit gegen äußere schädliche Einflüsse begabt sind. Vielen Formen kommt Eigenbewegung zu, welche bei den Bacterien meist durch geißeiförmige Bewegungsorgane, bei den Spaltalgen wie es scheint durch undulierende 5 Membranen bedingt wird. Die Eigenbewegung bleibt manchen Arten während der ganzen Lebensdauer, während sie bei anderen nur auf gewisse Entwickelungszustände beschränkt ist. Sie ist stets mit einer Botation um die Längsachse verbunden. Die Schizophyten haben jedenfalls einen gemeinschaftlichen Ursprung und sind nahe mit einander verwandt. Als die einfacher organisierte, vielleicht auch ältere Gruppe haben die Bacterien zu gelten, während die höher entwickelten in den Spaltalgen zu suchen sind. Die ersteren zeigen in manchen Formen entschieden eine gewisse Ver- wandtschaft zu den niedersten tierischen Organismen, den Flagellaten, sind überhaupt viel weniger typische Pfl., als die Spaltalgen. Diese zeigen aber keine näheren Beziehungen zu den höheren Algen. Jedenfalls nehmen die Bacterien die tiefste Stellung im Pflanzen- reiche ein. Eine scharfe Trennung zwischen den beiden Gruppen der Spaltpfl. ist zur Zeit nicht möglich; die gegenwärtig festgehaltene Grenze zwischen beiden ist conventionell, aber nicht überall auf natürliche systematische Merkmale begründet. \. Klasse: Schizomijcetes, Bacteria. Zellinhalt farblos oder seltener pfirsichblütrot oder chlorophyllgrün, aber ohne Chromatophoren. 2. Klasse: Schizoplvjceae. Zellinhalt gefärbt, aber nie pfirsichblütrot oder rein chlorophyllgrün. W. M i g u 1 a. Natürl. Pflanzenfam. I. la. SCHIZOMYCETES (Bacteria, Bacterien) von W. Migula. Mit 16 Einzelbildern in 2 Figuren. (Gedruckt im November 1895.) Wichtigste Litteratur. 0. F. Müller, Animalcula infusoria (1786). — Ehrenberg, Die Infusionsiierchen als vollkommene Organismen (4 838). — Dujardin, Histoire naturelle des Zoophytes. Infusoires (1841). — Perty, Zur Kenntnis kleinster Lebensformen (1852). — F. Cohn, Untersuchungen über Bacterien (in den Beiträgen zur Biologie der Pfl. , 4870 bis 1876). — R. Koch, Die Ätiologie der Milzbrandkrankheit, ßeitr. zur Biologie der Pfl. Bd. II. Heft II, p. 277 (1876). — Billroth, Untersuchungen über die Vegetationsformen der Cocco- bacteria septica (1874). — Cienkowski, Zur Morphologie der Bacterien (1876). — B refel d , Botanische Studien über Schimmelpilze, Bd. IV (1881). — Zopf, Zur Morphologie der Spaltpfl. ISS-2 ; Die Spaltpilze, III. Aufl. (1885). — De Bary, Vergleichende Morphologie und Biologie der Pilze, Mycetozoen und Bacterien (1884); Vorlesungen über Bacterien, II. Aufl. (1887). — Baumgarten, Lehrbuch der pathologischen Mykologie (1 890). — Hueppe, Die Formen der Bacterien (1886). — Flügge, Die Mikroorganismen, II. Aufl. (1886). — Schröter, Die Pilze in kryptogamenflora von Schlesien (1886). — Winogradsky, Beiträge zur Morpho- logie und Physiologie der Bacterien (188S). — A. Fischer, Untersuchungen über Bacterien, Pringsheim's Jahrbücher Bd XXVII (1895;; Centralblatt für Bacteriologie und Parasiten- kunde seit 1887. — Baumgarten, Jahresbericht über die Fortschr. in der Lehre von den pathogenen Mikroorganismen seit 1885. — Alfred Koch, Jahresbericht über die Fortschritte in der Lehre von den Gährungsorganismen seit 1890. — Mitteilungen des kaiserl. Gesund- heitsamtes 1881 und 1884 (2 Bde.). — Arbeiten aus dem kaiserl. Gesundheitsamt seit 1885. — Zeitschrift für Hygiene und Infectionskrankheiten. — Archiv für Hygiene. — Arbeilen aus dem bacteriologischen Institut der technischen Hochschule zu Karlsruhe. — Annales de l'Institut Pasteur. Merkmale. Sehr kleine, einzellige, chlorophyllfreie, farblose, selten schwach rosa oder grün gefärbte Organismen, welche sich nach 1, 2 oder 3 Richtungen des Raumes teilen und zu fadenförmigen, flächenförmigen oder würfelförmigen Verbanden angeordnet sein können. Fadenbildende Arten zuweilen von einer Scheide umgeben. Membran meist aus Eiweißkörpern bestehend. Zellinhalt meist homogen, ohne Zellkern, an dessen Stelle zuweilen ein sogenannter Centralkörper. Geschlechtliche Fortpflanzung fehlt. Dauerzcllen bei vielen Arten in Form von Endosporen oder Gonidien beobachtet. Vegetative Zustände. Die Bacterien gehören zu den am einfachsten organisierten lebenden Wesen; ihre äußere Gestalt ist auf 3 Grundtypen zurückzuführen, auf die Kugel, das cylindrische und das schraubig gewundene Stäbchen. Die Kugel form tritt bei der ersten Familie der Bacterien, den Coccaceae, ausschließlich auf, erleidet aber durch den Prozess der Zellteilung und durch gegenseitigen Druck der nach der Teilung zu kleineren oder größeren Verbänden vereinigt bleibenden Zellen verschiedene Ab- weichungen von der normalen Form. Teilen sich die Kugelzellen nur nach einer Rich- tung des Baumes Streptococcus), so können perlschnurartige Ketten entstehen, die zuweilen aus an den Berührungspunkten mehr oder weniger abgeplatteten Zellen bestehen. Auch die sogen. Diplococcenform, welche durch 2 semmelartig an einander hängende Coccen gebildet wird, kommt bei Streptococcus vor. Teilen sich die Zellen nach 2 Richtungen Schizomycetes. (Migula.) 3 des Raumes [Micrococcus, Planococcus) , so können die Zellen, wenn sie nach der Teilung verbunden bleiben, Diplococcen bilden oderTelracoccen, wenn alle 4 Tochterzellen ver- einigt bleiben. Geht diese Anordnung der Teilungsprodukte noch weiter, so entstehen einschichtige Täfelchen, früher als eigene Gattung Merista oder Merismopedia bezeichnet, welche zuweilen bis 6 4 Zellen enthalten können; je 4 Zellen sind dabei immer einander genähert. Teilen sich die Kugelzellen nach 3 Richtungen des Raumes (Sarci?ia. Plano- sarcina), so entstehen bei Verbundenbleiben der Teilungsprodukte Diplococcen, Tetra- coccen oder endlich waarenballenartig eingeschnürte Packete, Würfel, welche aus 8 Zellen oder einem Wehrfachen von 8 bestehen. Die Art der Anordnung der Zellen zu Verbänden ist nicht nur nach den Arten verschieden, sondern hängt auch sehr wesentlich von der Reschaffenheit der Nährböden ab. So bilden viele Sarcma-Arten nur in Heuinfus Packete, während sie auf festen Nährböden inForm von Einzelzellen, Diplococcen oder Tetracoccen vorkommen. Der Durchmesser der Zellen bei den Coccaceae schwankt zwischen 0,5 und 3 u, ist aber für jede Art innerhalb gewisser Grenzen constant. — Die Bacteriaceae ent- halten nur Formen mit geraden, kürzer oder länger stäbchenförmigen Zellen. Die kürzesten Zellen sind oft kaum von Coccaceae zu unterscheiden, lassen sich aber durch die Art der Zellteilung vonKugelbacterien trennen. Die Dicke der Stäbchen schwankt zwischen 0,3 und und 4 [x, die Länge kann bei den kürzesten Formen weniger als 1 \x betragen, bei den langzelligsten aber bis 20 jj. und selbst darüber. Sehr oft bleiben die Zellen zu kürzeren oder längeren Fäden vereinigt, bei denen es oft schwer fällt, die Scheidewände zwischen den einzelnen Zellen zu erkennen. Die Teilung erfolgt nur nach einer Richtung des Raumes und zwar senkrecht zur Längsachse der Zelle. Die Enden der Stäbchen können in verschiedenem Grade abgerundet oder selbst etwas zugespitzt, oder auch stumpf, fast abgehackt erscheinen. — Die Schraubenbacterien besitzen Zellen, die in verschiedenem Grade schraubig gekrümmt sind. Oft stellt die einzelne Zelle (z. R. Microspira Komma) nur einen Teil eines Schraubenumganges vor, und wenn die Schraube dann sehr flach ist, so ist es oft sehr schwer, diese Zelle von gewöhnlichen geraden Stäbchen zu unterscheiden, ebenso wenn die Zellen dem Reobachler die gekrümmte Rück- oder Rauchseite zukehren. In anderen Fällen können die Schrauben bei der gleichen Art sehr lang sein, sind dann aber meist aus zahlreichen Zellen gebildet. Nur aus einer Zelle wird eine verhältnis- mäßig lange und eng gewundene Schraube bei Spirochaeta plicatilis gebildet. Die Höhe der Schraubenumgänge sowie die Rreite derselben ist für die einzelnen Arten charakte- ristisch. Auch die Dicke der Zellen, welche sich stets nur nach einer Richtung, senkrecht zur Längsachse der Zelle teilen, ist für jede Art ziemlich constant. Zu den Schrauben- bacterien gehören die größten bekannten Arten, so Spirillum volutans, welches 2,0 — 2,5 \x dicke und 3 0 — 50 ij. lange Zellen besitzt. — Die Scheidenbacterien haben cylindrische gerade Zellen von verschiedener Höhe, unterscheiden sich aber abgesehen von anderen morphologischen und entwickelungsgeschichtlichen Differenzierungen schon dadurch von den fadenbildenden Bacteriaceae, dass ihre Fäden noch von einer besonderen Scheide umgeben sind. Die Zellteilung findet hier auch zunächst nur in einer Richtung des Raumes, nämlich senkrecht zur Längsachse der Zelle statt und bei den Gattungen Thiothrix, Strepto- thrix und Cladothrix bleibt diese Zellteilung die einzige. Rei den Gattungen Crenothrix und Phragmidiothrix tritt jedoch am Ende der vegetativen Entwicklung eines Fadens Teilung auch nach den beiden anderen Richtungen des Raumes ein, wodurch cubische Zellen entstehen, die sich abrunden und als eine Art Gonidien die Hülle verlassen. Eine Art Verzweigung tritt bei Cladothrix und vielleicht auch bei Phragmidiothrix auf. Rei der ersteren Gattung wird durch intercalares Wachstum und Zellteilung in mittleren Partien des Fadens eine Spannung hervorgerufen, welcher die nicht mehr mit fortwach- sende Scheide schließlich nicht mehr folgen kann, so dass sie zuletzt an irgend einem Punkte reißt. Durch diesen Riss tritt nun der untere Teil der Zellreihe hervor, wächst in dieser neuen Richtung weiter und bildet sofort eine neue Scheide. Es stellt dieser Vorgang, also einen Fall von Pseudodichotomie dar. Rei Phragmidiothrix scheinen einzelne der cubischen Zellen noch innerhalb der Scheide diese durchbrechend zu kleinen Ästen auszuwachsen; doch steht es vorläufig noch nicht fest, ob es sich in diesem Falle nicht 4 Schizomycetes. (Migula.) um kleine epiphytische Bacterienformen handeil. — Bei den Beggiatoaceae finden sich genau dieselben Verhältnisse wie bei Oscillaria wieder; der scheidenlose Faden wird aus kurzen cylindrischen Zellen gebildet, die sich durch ihren inneren Bau wesentlich von den Stäbchenbacterien unterscheiden und den Spaltalgen anschließen. Der Bau der Bacterienzelle ist ein überaus einfacher und weicht von dem anderer Pflanzenzellen wesentlich ab. Die bei allen Bacterien deutlich sichtbare Membran wird in den meisten Fällen nicht aus Cellulose oder einem ähnlichen Kohlehydrat ge- bildet, sondern aus Eiweißkörpern, denen allerdings zuweilen wechselnde Mengen eines sich mit Jod blau färbenden Kohlehydrates eingelagert sein können. Solche sich mit Jod blau färbende Zellmembranen kommen bei Gährungserregern (B acter •'tum Pasteurianum) vor, während bei anderen wieder der Zellinhalt auf Jodzusatz blau wird [Spirillum amyliferum \ anTieghem). Bei Sarcina ventriculi wurde Blaufärbung der Membran durch Anwendung von Jod und Schwefelsäure erreicht; doch tritt diese Beaction nicht immer ein, sondern scheint mit der Beschalfenheit des Nährsubstrates in Beziehung zu stehen. Bei manchen Arten vermögen die äußeren Membranschichten in außergewöhnlichem Grade aufzuquellen und eine schleimige oder gallertartige Beschaffenheit anzunehmen, so namentlich bei Streptococcus mesenterioides. Doch sind diese mächtigen Gallertmembranen, welche den Durchmesser der eigentlichen Zelle bis 20 fach übertreffen können, nur unter besonderen Bedingungen entwickelt, bei Streptoc. mesenterioides z. B. nur in zuckerhaltigen Flüssig- keiten, während sie auf festen zuckerfreien Nährböden vollständig fehlen. Bei vielen pathogenen Arten findet ebenfalls eine mächtige Verschleimung oder Vergallertung der äußeren Membranschichten statt, aber nur im Tierkörper, nicht in künstlichen Culturen. Der Inhalt der Bacterienzelle scheint nicht bei allen Arten eine gleiche Beschaffen- heit zu zeigen. Wegen seiner Fähigkeit, Kernfarbstoffe in erhöhtem Maße aufzunehmen, ist von Klebs, später namentlich von Bütschli, die Ansicht ausgesprochen worden, dass die ganze Bacterienzelle als ein von Membran umgebener Zellkern aufzufassen sei, wobei das Plasma entweder ganz reduciert oder auf geringe Beste, die meist an den Polen liegen, beschränkt sei. Dieser Auffassung steht die Thatsache entgegen, dass die Bac- terienzelle plasmolysiert werden kann und dass sich in den größeren Formen endosporer Bacterien bei weiterer Entwickelung der Cultur stets Vacuolen, Zellsafträume bemerkbar machen, welche bei Plasmolyse verschwinden und bei Wasserzutritl von neuem ent- stehen. Auf diese Vacuolen ist wahrscheinlich in vielen Fällen die Beobachtung von Centralkörpern, die als Zellkerne gedeutet wurden, zurückzuführen. Solche Central- körper, wie sie bei den Schizophyceae in neuerer Zeit beobachtet worden sind, existieren bei den eigentlichen Bacterien nicht, wohl aber kommen sie bei einigen Formen (z. B. Beggiatoa) vor, welche auch sonst mit den Schizophyceae näher verwandt sind, als mit den Bacterien. Im Plasma der Bacterienzelle treten auf der Höhe der Vegetation kleine helllichtbrechende Körnchen auf, welche wahrscheinlich aus Chromatin bestehen und vielleicht als rudimentäre Anhänge von Zellkernen aufzufassen sind. Die Farbstoffe, welche von vielen Bacterien produciert werden, befinden sich wahrscheinlich bei den meisten Arten gar nicht in der Zelle, sondern werden vielleicht entweder durch Zersetzungsvorgänge von vornherein außerhalb der Zellen gebildet oder treten doch gleich nach ihrer Bildung aus ihnen aus. So findet man bei den Lipochrom bildenden Arten (z. B. Bacierium erythromyxa Zopf, Pseudomonas berolinensis) den Farb- stoff in kleinen Drüsen zwischen den Zellen der Bacterien in den Colonien auf festen Nährböden. Der Membran scheint der Farbstoff niemals anzugehören und dem Inhalt, soweit uns jetzt bekannt ist, nur dann, wenn ihm eine besondere physiologische Wirkung zukommt. So haben Engelmann und Van Tieghem chlorophyllgrüne Bacterien be- obachtet; hier ist es also zweifellos, dass der Farbstoff dem Zellinhalt zukommt. Ebenso ist dies bei den sogen, rolen Schwefelbacterien der Fall, denen ein eigenartiger pfirsich- blütroter Farbstoff zukommt. Derselbe ist einer äußeren dicht der Innenseite der Membran anliegenden Plasmaschicht eingebettet und spielt wahrscheinlich gegenüber dem Schwefel- wasserstoff eine ähnliche Bolle, wie das Chlorophyll gegenüber der Kohlensäure. Bei Schizomycetes. (Migula.) 5 diesen Arten sowie den beiden farblosen Schwefelbacterien Tlüotlirix und Begyiatoa findet man auch den aus dem Schwefelwasserstoff ausgeschiedenen Schwefel in Form von kleinen hellglänzenden Körnchen im Zellinhalt. Die Bacterienfarbstolfe selbst, welche alle Nuancierungen von gelb, rot, blau und violett, auch braun zeigen, gehören zum Teil zu den Lipochromen (z. B. die Farbstoffe von Bacterium chrysogloea, erythromyxa, das Bacteriopurpurin) , zum Teil sind es stickstofffreie, den Anilinfarbstoffen verwandte Körper, wie die meisten, zum Teil sind es schließlich stickstoffhaltige den Eiweißkörpern ver- wandte Verbindungen, was beispielsweise bei den fluorescierenden Farbstoffen der Fall zu sein scheint. Die Vermehrung der Bacterien erfolgt durch Zweiteilung der Zelle; bei den Stäb- chen- und schraubenförmigen nur nach einer, bei den Kugelbacterien nach 1 , 2 oder 3 Bichtungen des Baumes. In der Art und Weise der Zellteilung liegt ein fundamentaler enlwickelungsgeschichtlicher Unterschied zwischen den Bacteriaceae und den Coccaceae. Während sich die Zellen der ersteren auf die doppelte Länge strecken, ehe eine Teilung erfolgt, also ein Wachstum nach einer Bichtung des Baumes zeigen, kommt es bei den Kugelbacterien, auch bei denen, die sich nur nach einer Bichtung teilen, nie zu einer solchen Längsstreckung. Die kugelige Zelle zerfällt vielmehr direkt in 2 Kugelhälften, bei Teilung nach 2 Bichtungen in 4 Kugelquadranten und bei Teilung nach 3 Bichtungen in 8 Kugeloctanten und erst diese Teilungsprodukte wachsen wieder zu neuen Kugeln heran. Überall, wo eine Längsachse in der Bacterienzelle deutlich bemerkbar ist, steht die Teilungswand senkrecht zu dieser. Eine Abschnürung wie bei den Flagellaten kommt bei den Bacterien niemals vor. Es scheint allerdings mitunter, namentlich bei manchen Schraubenbacterien, als ob sich an einer Stelle die Zelle ohne vorhergehende Teilung einschnüre und schließlich durch immer weiteres Fortschreilen der Einschnürung in zwei Hälften zerfalle, die sich ganz von einander loslösen. Thatsächlich ist in solchen Fällen stets eine Membran vorhanden, die nur bei ihrer Zartheit und bei der gewöhnlich lebhaften Bewegung der Bacterien übersehen wird. In gefärbten oder mit Jod behandelten Präparaten ist sie stets leicht zu erkennen. Die Bewegung, welche bei einzelnen Bacterien sehr auffallend ist, wird mit wenig Ausnahmen durch Geißeln bewirkt. Die active Bewegung der Bacterien ist eine mit Bo- tation um die Achse verbundene oft sehr rasche Vorwärtsbewegung. Sie ist jedoch sehr wesentlich von Temperatur und Nahrungsverhältnissen abhängig; auch das Alter der Cultur spielt eine wesentliche Bolle. Auch dauert die Beweglichkeit nicht bei allen Arten gleich lange; während manche während des ganzen Entwickelungsganges ihre Beweg- lichkeit behalten (z. B. der Rauschbrandbacillus, auch während der Sporenbildung), zeigen andere nur in einem gewissen Abschnitt ihres Daseins Schwärmbewegung. Bacillus sub- tilis Colin kommt beispielsweise schon lange vor der Sporenbildung zur Ruhe und die einzelnen vorher lebhaft beweglichen Zellen wachsen zu langen unbeweglichen Fäden aus. Auch die Art und Weise der Bewegung ist bei den einzelnen Arten verschieden. Wenn auch die Intensität der Bewegung hauptsächlich von der Temperatur abhängig ist, so kann man doch sagen, dass einzelne Arten sich im allgemeinen rascher bewegen als andere. Bei manchen Arten, namentlich mit polaren Geißeln, schießen die Individuen pfeilschnell durch das Gesichtsfeld, und ohne zu wenden oder anzuhalten schlagen sie gleich darauf die entgegengesetzte Bichtung ein, so dass bald der eine, bald der andere Pol vorangeht. Andere, z. B. Bacillus Megatherium De By. zeigt stets eine ziemlich träge, wackelnde Bewegung, die nur mit langsamer Orlsveränderung verbunden ist. Der Körper ist dabei in der Begel starr und nur unbedeutender Gestaltsveränderungen fähig. Bei Spirochaeta dagegen ist die ganze Zelle flexil und vermag schlangenartige Windungen herbei zu führen. Diese Geißeln sind äußerst feine protoplasmatische Gebilde, welche ihren Ursprung direkt von der Membran nehmen und es noch mehr wahrscheinlich machen, dass die Membran gewissermaßen nur eine äußere derbere Plasmaschicht dar- stellt. Plasmolysierte Bacterien, bei denen das Plasma sich von den Ansatzstellen der Geißeln zurückgezogen hat, scheinen sich noch bewegen zu können. Bei Geißelpräparaten 6 Schizomycetes. (Migula.) kommt es zuweilen vor, dass sich die Membran rings um die Zelle weit abhebt, und man sieht dann deutlich, dass die Geißeln von der Membran ausgehen und sich nicht bis zum Plasma fortsetzen (Fig. \ A). Die Geißeln sind entweder nur an einem oder beiden Polen angeheftet [Pseudomonas Fig. \ C — E, Microspira Fig. 1 H, Spirillum Fig. \ J — M), oder '* r h Fig. 1. A Bacillus sitbtilis Colin und Spirillum Undula Ehrenb., Membran mit daran hängenden Geißeln, vom Plasmakörper abgehoben. — B l'lanococcus citreus (Menge) Migula. — C Pseudomonas pyocyanea (Gessard) Migula. — D P. macroselmis Migula. — E P. syncyanea (Ehrenb.) Migula. — F Bacillus typhi Garlky. — 6 B. vulgaris (Hausor) Migula, Faden und einzelne Zellen. — H Microspira Comma (Koch) Schröter. — J Spirillum rubrum v. Esmarch, kurze Zellen. — K S. rubrum v. Esmarch, lange Zelle. — LS. undula (Müller) Ehrenb. — MS. undula (Müller) Ehreub., Geißeln zu einem Strang verklebt. — Sämtliche Abbildungen nach mit der L öffle r 'sehen Üeize behandelten Deckglastrockenpräparaten, 1000/1. (Original.) Schizomycetes. (Migula.) 7 sie stehen regellos über den ganzen Körper zerstreut (Bacillus Fig. I F, G). Diese Ver- hältnisse sind durchaus constant und können zur Unterscheidung einzelner Gattungen dienen. Unter den Kugelbacterien finden sich Geißeln nur bei den beiden artenarmen Gattungen Planococcus (Fig. 1 b) und Planosarcina; unter den Stäbchenbaclerien bei ba- cillus und Pseudomonas; unter den Spirillen bei Microspira und Spirillum ; unter den Fadenbacterien nur an den Schwärmzellen einiger Arten. Sie sind auch nicht in allen Entwickelungsstadien vorhanden und sind nicht immer leicht zur Darstellung zu bringen. An den lebenden Bacterien sind sie abgesehen von den größten Formen nicht zu erkennen und auch durch die gewöhnlichen Färbemelhoden nicht sichtbar zu machen. Dies ge- lingt erst durch besondere vorhergehende Beizung (vergl. Löffler im Cenlralbl. f. Bacler. u. Parasitenk. Bd. VII. 1890. Nr. 20). Sie sind bei den meisten Arten wellenförmig gekrümmt, bei den Spirillen mehr halbkreisförmig gebogen. Zuweilen verkleben mehrere oder zahlreiche Geißeln zu zopfförmigen Strängen iRauschbrandbacillus) oder zu einem einzigen scheinbar nur eine Geißel darstellenden Faden [Spirillum Undula Fig. 1 M). Dauerzustände. Bei Eintritt ungünstiger äußerer Verhältnisse vermögen manche Arten in einer bisher nur bei den Bacterien beobachteten Weise Dauerzellen, Endosporen zu bilden. Der gewöhnliche Vorgang der Sporenbildung, wie er bei b. subtilis beobachtet worden ist, ist folgender. Die beweglichen einzelnen oder zu kurzen Fädchen verbun- denen Zellen verlieren ihre Schwärmbewegung und wachsen zu langen unbeweglichen vielzelligen Fäden aus, welche auf flüssigen Nährböden an der Oberfläche eine Haut bilden. Der vorher hyaline Zellinhalt beginnt sich zu trüben und es werden bei starken Vergrößerungen kleine Körnchen sichtbar. Gewöhnlich in der Mitte der Zelle, zuweilen einem Pole etwas genähert, tritt ein hellerer Fleck auf, welcher allmählich an Größe zu- nimmt und gleichzeitig immer stärker lichtbrechend erscheint, bis er schließlich als hell glänzender ovoider Körper mit scharfen Conturen von einer Längswand der Zelle bis zur anderen reicht und dieselbe sogar noch leicht auftreibt. Während der Entwickelung der Spore ist der übrige Inhalt des Stäbchens immer mehr geschwunden und die Spore ist bei ihrer Reife nur von der leeren Hülle der Mutterzelle umgeben. Diese verschleimt schließlich und die Spore, an der man jetzt eine deutliche derbe Membran erkennt, wird frei. Von dieser Form der Sporenbildung giebt es nun verschiedene Abweichungen. Bei einigen Arten (z. B. Tetanusbacillus) schwillt das Stäbchen an einem Ende köpfchen- förmig an und die Spore liegt vollständig polar an dem einen Ende des Stäbchens. Bei anderen wird die Mutterzelle spindelförmig aufgetrieben [b. amylobacter) und viele Anaeroben). Bei einigen Arten wird nicht alles Plasma der Mutterzelle zur Sporenbildung verbraucht, sondern es bleibt ein oft beträchtlicher Teil in dem Stäbchen zurück. Bei einigen Arten wird die junge Spore von Anfang an in der gleichen Größe oder selbst größer sichtbar, als die reife Spore, die sich bei der Reifung zuweilen beträchtlich con- trahiert (so bei den von L. Klein beschriebenen Sumpfwasserbacterien b. Peroniella, Solmsii, Debaryanus, macrosporus und limosus). Bei den weitaus meisten Arten bildet sich nur 1 Spore in jeder Zelle, bei einigen von A. Koch beschriebenen Arten [b. ven- triculus und b. inßatus) entstehen häufig 2, die dann oft etwas quer zur Längsachse der Mutterzelle in dem spindelförmig aufgetriebenen Stäbchen liegen. Die reifen Endosporen sind gegen äußere schädliche Einflüsse sehr widerstandsfähig. Sie können Austrocknung oft jahrelang überstehen, werden sehr viel schwerer durch Gifte (Desinfectionsmittel wie Carbolsäure, Sublimat u. s. w.) zerstört und vertragen aus- nahmslos höhere Temperaturen, ja manche, wie b. subtilis, stundenlang Siedehitze, ohne abzusterben. Werden sie auf frisches Nährsubstrat gebracht, so keimen sie sehr rasch aus. Die Spore quillt zunächst Unterwasseraufnahme, verliert ihr starkes Lichtbrechungs- vermögen und wächst oft bis zu dem Doppelten ihrer ursprünglichen Größe heran. Dann Öffnet sich die Sporenmembran durch einen Riss oder Verschleimung an einem Pol oder einem äquatorial gelegenen Punkte und das junge Keimstäbchen tritt aus ihr hervor. In der Regel bleibt die Sporenmembran noch längere Zeit deutlich sichtbar, oft sitzt sie dem einen Ende des Stäbchens noch mützenförmig auf, wenn bereits mehrfache Teilungen g Schizomycetes. (Migula.) eingetreten sind. Meist wird sie aber bald abgestoßen und liegt dann als leere, deutlich doppelt conturierte Hülle neben dem Keimstäbchen, bis sie verquillt und sich allmählich auflöst. Dieses Yer<|uellen kann aber auch schon sehr frühzeitig erfolgen, so dass es gar nicht zur Abhebung einer bestimmten Sporenmembran kommt, sondern die aufgecmollene Spore sich einfach in die Länge zu strecken scheint, bis sie vollkommen die Natur der vegetativen Zellen angenommen hat. Nichtsdestoweniger ist in solchen Fällen eine Sporenmembran vorhanden, ihre Verschleimung geschieht nur so rasch, dass das keimende Stäbchen nirgends mehr einen Widerstand findet. $ 0 9 • D Fig. 2. A Bacillus inflatus A. Koch (2000/1). — B B. subtilis Colin, Keimung der Sporen (1000/1). — C B. amylo- bacter Van Tiegkem , Sporenkeimung (1000/1). — DB. amylobactir Van Tieghem, mit Sporen (1000/1). (A nach A. Koch; B, C nach Prazmowski; sonst Original.) Neben diesen Endosporen wird von einem Teil der Bacteriologen die Existenz einer anderen Form von Dauerzellen, Arthrosporen, bei den Bacterien angenommen. Die- selben sollen sich nicht innerhalb der vegetativen Zellen bilden, sondern diese letzteren sollen direct in Arthrosporen übergehen. Morphologisch und entwickelungsgeschichtüch sind solche Arthrosporen nicht von vegetativen Zellen zu unterscheiden und die An- nahme ihrer Existenz erscheint deshalb überflüssig. In physiologischer Hinsicht können alle vegetativen Bacterienzellen unter gewissen Umständen in einen Ruhezustand über- gehen, wenn Vermehrung und Wachstum aus irgend welchen Ursachen aufgehört haben. Das Plasma wird dann in der Regel wasserärmer und stärker lichtbrechend und die ganze Zelle schrumpft in Folge des Wasserverlustes etwas ein. Diese Zellen tragen aber durch- aus nicht Sporencharakter, sondern sind gewöhnliche vegetative Zellen, deren Lebens- functionen auf das niedrigste Maß beschränkt sind. Es ist deshalb, vorzuziehen, den Aus- druck Arthrosporen vollständig bei den Bacterien zu streichen. Endosporen werden hauptsächlich bei der Familie der Bacteriaceae beobachtet, sie kommen nur ganz vereinzelt bei den Coccaceae und Spirillaceae. gar nicht bei den sonst verhältnismäßig so hoch entwickelten Chlamydobacteriaceae vor. — Der Nachweis der Sporennatur stark lichtbrechender Inhallskörper der Bacterienzelle ist nicht immer leicht zu erbringen und einwandsfrei nur durch die Beobachtung der Keimung. Die üblichen Methoden der Färbung der Spore, die darauf basiert sind, dass die Sporen nur sehr schwer Farbstoff aufnehmen, den einmal aufgenommenen aber auch sehr schwer abgeben, reichen ebensowenig wie die physiologischen Merkmale (Überstehen starker Erhitzung etc.) in allen Fällen zur Erkennung der Sporennatur aus. Gunidienbildung. Im Gegensatz zu den Endosporen der drei ersten Bacterien- familien, welche im Inneren von Zellen entstehen und den Charakter von Dauerzellen besitzen, kommt es bei den Chlamydobacteriaceae nicht zur Bildung von Dauerzellen, sondern es werden nur bei einigen Arten eigentümliche ungeschlechtliche Forlpflanzungs- zellen produciert, welche in der Regel sofort nach ihrem Austritt wieder keimen. Sie haben also ebenfalls nichts mit dem zu thun, was man unter Arthrosporen versteht, sondern stellen eine ungeschlechtliche Fortpflanzung, insbesondere Vermehrung der In- dividuenzahl vor. Bei Cladothrix treten diese Gonidien in Form von schwärmenden Zellen ohne vorherige weitergehende Teilungen aus der Scheide; bei Crenothrix und Phragmidiothrix teilen sich die vegetativen Zellen wiederholt durch Quer- und Längs- Schizomycetes. (Migula.) 9 wände, so dass sarcinaähnliche kubische Packete entstehen, deren einzelne Zellen sich schließlich abrunden und bei der Öffnung der Scheide austreten. Sie sind unbeweglich und werden vom Wasser passiv fortgetrieben, bleiben meist in der Nähe, oft an der Scheide des Mutterfadens selbst hängen und wachsen bald zu neuen Fäden aus. Eine Ruheperiode machen sie, soweit bekannt, nicht durch. Bei Crenothrix scheint es Goni- dien von zweierlei Größe (Makro- und Mikrogonidien) zu geben; ob ihnen aber eine verschiedene Bedeutung beizulegen ist, oder ob nicht vielmehr individuelle, von dem Entwickelungsgrad und der Üppigkeit des Fadens abhängige Verhältnisse zu ihrer Bildung führen, ist nicht sicher ermittelt. Thiothrix bildet Gonidien durch Abschnürung der End- stücke der Fäden. Dieselben sind sehr träge und wie es scheint nur auf einer Unterlage beweglich. Sowie sie zur Ruhe kommen, wachsen sie zu neuen Fäden aus. Bei Strepto- thrix endlich zerfällt der Fadeninhalt in eine Reihe ovoider oder rundlicher Zellen, welche aus der Scheide austreten und ohne Eigenbewegung zu zeigen passiv an irgend ein Substrat gespült werden, wo sie hängen bleiben und auskeimen. Culturen auf künstlichen Nährböden. Die Culluren auf künstlichen Nährböden haben bei den Bacterien eine ganz hervorragende Bedeutung und sind zur Unterscheidung der einzelnen Arten nicht zu entbehren, da die uns bekannten morphologischen und entwickelungsgeschichtlichen Differenzen der einzelnen Arten nur in den seltensten Fällen zu ihrer Unterscheidung ausreichen. Als Nährböden werden vorzugsweise verwendet : Fleischwasserpeptongelatine, Fleischwasser- Agar, Blutserum (erstarrt), gekochte Kar- toffeln, Hühnereiweiß, Milch, Bouillon, Pflanzenaufgüsse , seltener und mehr zu physio- logischen Versuchen Lösungen von Nährsalzen. Das Wachstum der einzelnen Arten auf diesen Nährböden in Plattenculturen, Stich- und Strichculluren , in Bouillon etc. ist oft so charakteristisch, dass die Art danach bestimmt werden kann , und können bei der Bacterienbeschreibung gar nicht entbehrt werden. Die Plattenculturen dienen ferner dazu, die einzelnen Arten aus einem Gemenge zu isolieren. Wenn eine geringe Menge (10 ccm) verflüssigte Nährgelatine mit einer Spur des Bacteriengemenges vermischt und auf sterilisierte Glasplatten ausgegossen wird, so werden die einzelnen Bacterienkeime beim Erstarren der Gelatine räumlich von einander entfernt fixiert. Sie vermehren sich rasch durch Teilung und wachsen in wenigen (2 — 6) Tagen zu kleineren oder größeren, dem bloßen Auge bemerkbaren Bacterienmassen heran, welche Colonien genannt werden. Diese Colonien nehmen ihren Ausgang meist von einem Keim und enthalten deshalb nur Individuen einer Art, die neben anderen Arten sich auf der Platte entwickelt haben. Überträgt, impft man eine geringe Menge dieser Bacteriensubstanz mit sterili- siertem Platindraht in ein mit Watte verschlossenes Reagensgläschen, welches frischen, sterilen Nährboden enthält, so entwickelt sich die Bacterienart als Reine ul tu r in diesem Gläschen weiter. Ist der Nährboden (Gelatine , Agar) in dem Gläschen mit schräger Oberfläche erstarrt, so streicht man mit dem keimhaltigen Platindraht über die Oberfläche weg und erhält eine Strichcultur; ist er mit gerader Oberfläche erstarrt, so sticht man den keimhaltigen Platindraht senkrecht in den Nährboden hinein und erhält eine Stichcultur. Die Merkmale, welche auf einem Nährboden für eine Art charakteristisch sind, brauchen nicht für einen anderen Nährboden zu gelten. So wächst das Bacterium mallei auf Gelatine und Agar weiß, auf gekochten Kartoffeln rostbraun. Die Merkmale, welche uns durch die Culturen gegeben werden, sind innerhalb gewisser Grenzen variabel und mitunter im Einzelnen unzuverlässig; deshalb ist stets ihre Gesamtheit zu berück- sichtigen. Es sind namentlich Form und Farbe der Colonie auf den verschiedenen Nährböden und Culturarten; ferner der Glanz, die innere Structur, die Ausbildung des Randes der Colonie, die Cohärenz derselben bei Entnahme einer Platindrahtöse; die Ver- änderungen, die durch das Wachstum im Nährsubstrat herbeigeführt werden, wie Ver- flüssigung oder NichtVerflüssigung von Gelatine und Blutserum, Verfärbung oder Trübung des Nährbodens, Gasbildung, Bildung von freiem Alkali oder Säure. — Ein Teil dieser Merkmale ändert sich bei längerer CuUur einer Art auf künstlichen Nährböden; so ver- 10 Schizornycetes. (Migula.) Heren oft manche farbstoffbildende Arten [B. prodigiosus , miniaceus, indicus etc.) die Fähigkeit, Farbstoff zu producieren, könnende aber durch Züchtung auf einem anderen Nährboden wieder erhalten. Biologische Eigenschaften. Bei der großen Kleinheit und Einförmigkeit der Bac- terien ist es bisher nicht möglich gewesen, die sämtlichen Formen, von denen wir aus verschiedenen Gründen eine speci fische Verschiedenheit annehmen müssen, nur durch morphologische oder entwickelungsgeschichlliche Eigenschaften zu charakterisieren und zu unterscheiden. Die Biologie spielt deshalb noch eine große Bolle in der Systematik der Baclerien. Von biologischen Gesichtspunkten aus kann man nach dem Vorgange von F. Colin pathogene, chromogene und zymogene Arten unterscheiden. Die pathogenen Arten vermögen die ihnen notwendigen organischen Nährstoffe aus dem Körper der lebenden Tiere und Pfl. zu ziehen , wobei sie gewöhnlich Stoff- wechselproducte (Ptomaine, Toxalbumine) ausscheiden, welche auf den Wirt schädlich, selbst tötlich wirken. Gewisse Arten sind nur für bestimmte Tierspecies schädlich, während andere wieder, wie z. B. das Bacterium luberculosis , für eine größere Zahl von Arien (fast alle Warmblüter) pathogen ist. Sehr nahe verwandte Arten lassen sich durch diese Eigentümlichkeiten oft allein mit Sicherheit unterscheiden. So ist Microspira Metschnikofß im höchsten Grade pathogen für Tauben , während die sehr ähnliche M. Comma für diese Tierart nicht pathogen ist. Die Farbstoff bildenden (chromogenen) Bacterien lassen sich durch diese Eigen- schaft nicht nur leicht von den beiden anderen biologischen Gruppen unterscheiden, sondern auch von einander durch die Verschiedenheit des Farbstoffes. Am wenigsten scharf abgegrenzt sind die zymogen en Bacterien, da sowohl patho- gene als chromogene auch gleichzeitig Zersetzungen hervorrufen. Unter den eigentüm- lichen Erscheinungen, welche durch Bacterien hervorgerufen werden, sind namentlich Nitrification und Schwefelwasserstoffzerlegung bemerkenswert. Vielen Bacterien kommt die Fähigkeit zu, Zuckerarten zu vergähren; die dabei entstehenden Produkte sind nach den Bacterienarten bei derselben Zusammensetzung der Nährlösung verschieden und gestatten so auf eine Verschiedenheit der Arten zu schließen. Am häufigsten werden Milchsäure, Buttersäure, Essigsäure, Kohlensäure, Alkohole etc. gebildet. Sehr viele Arten besitzen die Fähigkeit ^iweiß zu zersetzen; auch dabei entstehen nach den ver- schiedenen Arten verschiedene Produkte. Gewisse, namentlich marine Bacterien ver- fügen über ein Leuchtvermögen von ziemlicher Intensität. Einige Arten besitzen die unter allen Organismen allein bei den Bacterien beobachtete Fähigkeit, auch bei völligem Mangel an freiem Sauerstoffsich zu entwickeln, ja einige svenige, die obligaten Anä- robionten, entwickeln sich überhaupt nur bei Sauerstoffabwesenheit und hören mit Wachstum bereits auf. wenn kaum messbare Mengen freien Sauerstoffes vorhanden sind. Die facultativen Anärobionten können sowohl bei Luftzutritt als Luftabschluss gedeihen. Alle diese aus den kurz erwähnten biologischen Eigentümlichkeiten abgeleiteten Merkmale müssen zur Unterscheidung der einzelnen Arten vorläufig noch herange- zogen werden. Geographische Verbreitung. Die Bacterien sind über die ganze Erde verbreitet und überall da anzutreffen, wo genügende Feuchtigkeit vorhanden ist. Die oft außer- ordentlich geringen Mengen organischer Substanz, mit denen manche Arten zufrieden sind, finden sich wohl überall und so kommt es, dass sogar destilliertes Wasser oft sehr reich an Bacterien ist (bis 80 000 pro I ccm). Zum Gedeihen ist freilich auch eine gewisse Wärmemenge notwendig, die aber für manche Arten sehr gering ist (0°C). Andere Arten sind wieder anspruchsvoller und verlangen nicht nur einen besonderen Nährboden , sondern auch bestimmte Wärmegrade zu ihrer Entwickelung. Das Ver- breitungsgebiet dieser ist dann natürlich ein beschränktes. Oft sind pathogene Arten auf bestimmte Tierspecies angewiesen und dann ist das mögliche Verbreitungsgebiet der- Schizonncetes. (Migula.) \\ selben durch die Verbreitung der Wirtstiere gegeben. Im allgemeinen sind die Bacterien aber Kosmopoliten und ihre Verbreitungsgebiete sind fortwährend Änderungen unterworfen. Verwandtschaftliche Beziehungen. Unzweifelhaft schließen sich die Bacterien sehr eng an die Schizophyceen an, von denen sie in einzelnen Formen (Beggiatoa, Spirochaeta) nur künstlich zu trennen sind. Hier ist nur ein physiologisches Merkmal, die Abwesen- heit des Phycochroms, zur Abgrenzung zu verwenden. Die Zellteilung, die Zellform, bis zu einem gewissen Grade auch die einfache Struclur der Zelle, haben sie mit den Spalt- algen gemein. Dagegen ist die Endosporenbildung ein Vorgang, der ein gewisses Ana- logon zur Cystenbildung bei einigen Flagellaten iChromulina nebulosa Cienk. und Monas guttula Ehrenb.) darstellt; vielleicht aber dürfte auch in der einfachsten Form der Asco- sporenbildung bei Saccharomyceten ein ähnlicher Vorgang zu erblicken sein, zumal auch neuerdings andere Beobachtungen (Zellteilung bei Schizosaccharomyces) eine Verwandt- schaft beider Pflanzengruppen möglich erscheinen lassen. Nutzen und Schaden. Die Bacterien spielen im Haushall der Natur eine hervor- ragende Bolle, indem sie es hauptsächlich sind, welche die in den abgestorbenen Tier- und Pflanzenkörpern aufgespeicherten organischen Stoffe schließlich bis auf die End- produkte, Kohlensäure, Ammoniak und Wasser, zerlegen und so für die Aufnahme durch die chlorophyllgrünen Pfl. wieder nutzbar machen. Sie ermöglichen also den Kreislauf der für das Leben von Tier und Pfl. notwendigen Stoße und schaden durch die Zersetzung tierischer und pflanzlicher Leichen auch räumlich Platz für neues Leben. Für den Menschen werden ferner noch manche Arten durch ihre Gährthäligkeit von Nutzen; bei der Käsebereitung, Milchsäuerung, Essigfabrikation, Tabakfermenlation, Hanfröste u. s. w. spielen die Bacterien die Hauptrolle. Viel in die Augen fallender ist dagegen der Schaden, welchen die Bacterien dem Menschen zufügen. Den pathogenen Arten fallen die meisten verlierenden Epidemien wie Cholera, Typhus, Diphtherie, Tuberculose zur Last und viele andere Arten bedrohen das menschliche Leben, wenn sie auch nicht immer Massen- erkrankungen herbeiführen. Auch die dem Menschen nützlichen Tiere und wenn auch in geringerem Grade die Nutzpfl. sind Bacterienkrankheiten unterworfen, welche oft sehr empfindlichen Schaden anrichten. Ferner schaden viele Fermenlbacterien durch Zer- setzung von Lebens- und Genussmitteln. Dass pathogene Bacterien unter dem Menschen schädlichen Tieren mitunter Verheerungen anrichten, ist wiederholt beobachtet worden, und man hat in neuester Zeit zur Bekämpfung der Mäuseplage absichtlich Epidemien unter den Feldmäusen hervorzurufen versucht. Einteilung der Bacterien. Den ersten Versuch, die 1675 von Leeuwenhoek aufgefundenen Bacterien syste- matisch einzuteilen, machte 0. F. Müller in seinen »Animalcula infusoria« 1786. Er stellt sie mit verschiedenen Infusorien, Flagellaten und anderen niederen Organismen in die Gattungen Monas und Vibrio, die er ohne weiteres den Tieren zurechnet. Ehren- berg, der in seinem 1838 erschienenen Werke, «Die Infusionstierchen«, die Bacterien ebenfalls zu den Tieren rechnet, bringt sie in den Familien Monadina, Cryptomonadina und Vibrionia unter, aber seine Gattung Monas enthält neben zweifellosen Bacterien auch noch Flagellaten. In der zweiten Familie gehört die Gattung Ophidomonas zu den Bac- terien. Die Familie der Vibrionia mit den Gattungen Bacterium, Vibrio, Spirochaeta, Spirillum und Spirodiscas wird vollständig von Bacterien gebildet. Perty (Zur Kenntnis kleinster Lebensformen, 1852) stellt 2 neue Gattungen, Metallacter und Sporonema auf, die als Bacterien zu deuten sind. Der erste, der die Bacterien als eigene Gruppe anderen gegenüberstellte und eine weiter- gehende Einteilung derselben versuchte, war F. Colin (Über Bacterien, 1872. Beiträge zur Biologie der Pfl. I, 2. p. 127). Er teilt die Bacterien ein in I. Tribus Sphaerobacteria (Kugelbacterien) mit der Gattung Micrococcus; IL Tribus Microbacteria (Stäbchenbacterien) mit der Gattung Bacterium; III. Tribus Desmobacteria (Fadenbacterien) mit den Gattungen Bacillus und Vibrio; IV. Tribus Spirobacteria (Schraubenbacterien) mit den Gattungen Spirillum und Spirochaete. Diese für die meisten späteren Systeme grundlegende Ein- 12 Schizomycetes. (Migulu. teilung Colins basierte auf der Annahme, dass die Bacterien wesentlich formbeständige Arten bildeten und dass die auf die morphologischen Merkmale aufgebauten Gattungen auch wirklich dem naturhistorischen Begriff der Gattung entsprächen, so dass die Sphaero- bacterien stets in Kugelgestalt, die Microbacterien in Form kleiner cylindrischer Stäb- chen etc. auftreten. Diese Anschauung wurde von verschiedenen Forschern nicht geteilt und es entwickelte sich sogar eine ganz extreme Richtung, welche einem weitgehenden Polymorphismus huldigt. Ihren prägnanten Ausdruck fand diese Richtung in dem von Zopf 1884 aufgestellten System. Er teilt die Bacterien in 1. Coccaceae, welche nur die Coccenform besitzen, 2. Bacteriaceae, deren Arten Coccen, Kurzstäbchen, Langstäbchen und Fadenformen durchlaufen, 3. Leptothricheae, welche außer den Formen der Bacteria- ceae noch Schraubenformen besitzen, und 4. Cladothricheae, wie die Leptothricheae, aber noch mit Pseudoverzweiguog. Alle diejenigen Arten der Stäbchen- und Schraubenform, welche nur in einer Form bekannt waren, wurden von ihm zu den unvollständig be- kannten Spaltpilzen gestellt. Ein anderes Einteilungsprincip wurde insbesondere von DeBary, Hueppe und Van Tieghem verwendet. De Bary (Morphologie u. Biologie d. Pilze. 1884) will alle Bacterien in endospore und arthrospore einteilen, indem er annimmt, dass diejenigen Arten, welche nicht Endosporen bilden, durch einfache Umwandlung ihrer vegetativen Zellen in Arthrosporen eine Art Dauerzustand einzugehen vermögen. Hueppe teilt nach diesem Princip die Bacterien folgendermaßen ein (Die Formen der Bacterien. 1886,: A. Bacterien mit Bildung endogener Sporen. I. Gattung Coccaceae. 1. Streptococcus^ Leuconostoc7! II. Genus Bacteriaceae. Untergattungen 1. Bacillus. 2. Clostridium. III. Genus Spirobacteriaceae. Untergattungen Vibrio, Spirillum. B. Bacterien mit Bildung von Arthrosporen incl. der Bacterien, deren Fructification unbekannt ist. I. Gattung Arthro- Coccaceae. 1. Arthro-Streptococcus. 2. Leuconostoc. 3. Merista. 4. Sarcina. 5. Micrococcus. 6. Ascococcus. II. Gattung Arthro -Bacteriaceae. 1. Arthro -Bacterium oder Bacterium s. str. 2. Spirulina (Proteus). III. Gattung Arthro -Spirobacteriaceae. Untergattung Spirochaeta. IV. Leptothricheae. 1 . Gattung Leptothrix. 2. Gattung Crenothrix. 3. Gattung Beggiatoa. 4. Gattung Phragmidiothrix. V. Cladothricheae. Gattung Cladothrix. Durch Löffler's Methode der Geißelfärbung wurde ein neues Merkmal für die Systematik verwendbar: die Geißeln. W. Migula (Über ein neues System der Bacterien. Oktober 18941 benutzte dasselbe neben der Form und der Teilungsweise der Zellen zur Aufstellung des auch im Folgenden zur Anwendung gebrachten Systems. Fast gleich- zeitig erschien eine Arbeit von A. Fischer (Untersuchungen über Bacterien. Prings- heim's Jahrbücher Bd. XXVII. Heft 1), welcher ebenfalls die Geißeln zur Einteilung benützt, daneben aber auch noch die Sporenbildung. Seine Einteilung erstreckt sich nur auf die Stäbchen- und Schraubenbaclerien und ist die folgende: Inlerfamilie 1 Bacillei. Unbeweglich, ohne Geißeln. a. mit Endosporen. Gattung 1 Bacillus, Sporenstäbchen cylindrisch. » 2 Paracloster, Sporenstäbchen spindelförmig. « 3 Paraplectrum, Sporenstäbchen keulig. b. ohne Endosporen, mit Arthrosporen. Gattung 4 Arthrobacter. Unterfamilie 2 Bactriniei. Beweglich, mit polarer Einzelgeißel. Gattung 1 Bactrinium, Sporenstäbchen cylindrisch. m 2 Clostrinium, Sporenstäbchen spindelförmig. )) 3 Plectrinium, Sporenstäbchen keulig. » 4 Arthrobactrinium , mit Arthrosporen. Unterfamilie 3 Bactrillei. Beweglich, mit polarem Geißelbüschel. Gattung 1 Bactrillum, Sporenstäbchen cylindrisch. » 2 Clostrillum, Sporensläbchen spindelförmig. n 3 Plectrillum, Sporenstäbchen keulig. )> 4 Arthrobactrillum. mit Arthrosporen. Schizomycetes. (Migula.) 13 Unterfamilie 4 Bactridiei. Beweglich, mit polaren diffusen Geißeln. Gattung I Bactridium, Sporenstäbchen cylindrisch. » 2 Clostridium, Sporenstäbchen spindelförmig. » 3 Plectridium, Sporenstäbchen keulig. » i Diplectridium, Sporenstäbchen hanteiförmig. ö 5 Arthrobactridium, mit Arthrosporen. Familie Spirillaceae. Gattung 1 Vibrio, Zellen kurz, schwach bogig, kommaartig gekrümmt, mit polarer Einzelgeißel. Gattung 2 Spirillum, Zelle lang, spiralig gedreht, korkzieherartig, auf dem Deck- glas angetrocknet, halbkreisförmig mit einem meist polaren Geißelbüschel aus mehreren langen Haupt- und mehreren kurzen Nebengeißeln. Zur Nomenclatur der Bacterien. Dadurch, dass die Kenntnis der Bacterien von sehr verschiedenen Seiten gefördert wurde und dass sich an der Untersuchung dieser Organismen auch nicht wenig Forscher beteiligten, denen die üblichen Principien der botanischen Nomenclatur fremd oder gleichgiltig waren, entstanden Namen, die vom systematischen Standpunkt oft in keiner Weise zu rechtfertigen sind. Schon bei manchen Gattungen macht sich dies bemerkbar. Es ist falsch, da wo morphologisch scharf umschriebene Gattungen existieren, auf Grund biologischer Eigentümlichkeiten neue Gattungen abzutrennen. Solche Gattungen sind beispielsweise Halib acter ium Fischer, Photobacterium Beyerinck, Nitrosomonas und Nitro- monas Winogradsky. Die Namen sind dann berechtigt, wenn sie nur als biologische Be- griffe, als Zusammenfassung für Wesen mit einer hervorstechenden physiologischen Leistung angewendet wrerden. Auch die roten Schwefelbacterien, welche Winogradsky in eine größere Anzahl Gattungen eingeteilt hat, von denen er selbst jedoch ausdrücklich hervorhebt, dass sie nur physiologische, nicht naturhistorische seien, können ohne Schwierigkeit in die übrigen Bacteriengattungen untergebracht werden. In manchen Fällen muss sogar der Winogradsky'sche Name, obgleich er älter ist, zurücktreten, eben weil er nur eine biologische Eigentümlichkeit, den Schwefelgehalt, bezeichnet, und diese Eigentümlichkeit nur einer kleinen Gruppe innerhalb einer oft ziemlich großen Gattung zukommt. Der Winogradsky'sche Name bildet dann naturgemäß eine passende Bezeichnung für die betreffende schwefelhaltige Organismen umfassende Seclion oder Untergattung, würde aber widersinnig als Gattungsname sein. Ebenso musste in mancher Beziehung bei den Artennamen eine Änderung eintreten. Es machte sich namentlich unter den nicht botanischen Bacteriologen das Bestreben be- merkbar, die Artdiagnose ins Lateinische zu übersetzen und als Artnamen zu verwenden, wodurch außerordentlich lange und den Gebrauch erschwerende Namen entstanden. So existiert ein Bacillus fluorescens liquefaciens minutissimus Unna oder ein Bacillus jluores- cens putridus colloides Tartaroff; ähnliche und zum Teil noch längere Namen sind sehr zahlreich. In diesen Fällen wurde, wo es irgend anging, der prägnanteste Ausdruck unter Weglassung der anderen beibehalten, um die sehr auf Abwege geratene Bacterien- nomenclatur einigermaßen der sonst in der Botanik und Zoologie üblichen binären wieder möglichst zu nähern. Übersicht der Familien. I. Zelle in freiem Zustand kugelrund, sich vor der Teilung nicht nach einer Richtung in die Länge streckend. Zellteilung nach I, 2 oder 3 Richtungen des Raumes 1. Coceaceae. II. Zellen kürzer oder länger cylindrisch , sich nur nach einer Richtung des Raumes teilend und vor der Teilung auf die doppelte Länge streckend a. Zellen gerade, stäbchenförmig ohne Scheide, unbeweglich oder durch Geißeln be- weglich 2. Bacteriaceae. b. Zellen gekrümmt, ohne Scheide 3. Spirillaceae. c. Zellen von einer Scheide umschlossen 4. Chlamydobacteriaceae. d. Zellen ohne Scheide zu Fäden vereinigt, durch undulierende Membran beweglich 5. Beggiatoaceae. COCCACEAE (Kugelbacterien) von W. Migula. Mit 15 Einzelbildern in 12 Figuren. (Gedruckt im November 1S95.) Merkmale. Die einzelnen Zellen, sobald sie sich nicht im Zustande der Teilung befinden, sind stets völlig kugelrund; sie lagern sich aber häufig zu mehr oder weniger eng aneinander hängenden Verbänden zusammen und erscheinen dann oft an den Be- rührungspunkten abgeplattet. Die Teilung der Zelle erfolgt bei Streptococcus nach 1, bei Micrococcus und wahr- scheinlich auch bei Planococcus nach 2, bei Sarcina und Planosarcina nach 3 Richtungen des Raumes. Der Teilungsvorgang selbst verläuft etwas anders als bei den übrigen Familien der ßacterien. Die kugelige Zelle vergrößert sich vor der Teilung entweder gar nicht, was meist bei den Streptococcen der Fall ist, oder gleichmäßig nach allen Richtungen, so dass die Kugelgestalt vollständig gewahrt bleibt. Dann tritt eine Scheide- wand auf, welche die Kugel halbiert. Im einfachsten Falle, bei Streptococcus , wachsen nun die beiden Halbkugeln in der Weise zu Vollkugeln aus, dass sie sich allmählich von einander trennen, indem unter gleichzeitiger Abrundung der Peripherie die verbindende Sehne immer kürzer wird. Es sieht unter dem Mikroskop aus, als wenn 2 ursprünglich concentrische Kreise allmählich immer excentrischer werden, wobei man freilich die ineinander fallenden Abschnitte nicht durch eine Peripherie begrenzt sieht. Die Teilungswand ist anfangs kaum sichtbar A O CD CD CD 00 uncj s0 zart ; dass sie auch bei den stärksten Vergrößerungen cp no nur unter sehr günstigen Verhältnissen und bei sehr großen ^ ® Objecten nachgewiesen werden kann. So wie aber die beiden Fig. 3. a Teilung einer Zelle bei Halbkugeln anfangen aus einander zu rücken und Einschnitte Streptococcus; B Teilung einer • i ,1 ■ • . ■«• m -i j 1 1 j „ fw?-~ Fig. 10. Micrococcits tetragenus Gaffky, Gewebssaft, gefärbt (iuOO/1). (Original.) jj fi--. * a Fig. !l. Micrococcus Gonorrhoeae (Weisser) Flügge, Trippereiter, gefärbt (lOOOjl). (Original.) wächst in Form von weißen Überzügen. Neuerdings ist er auch beim Menschen als Eiter- erreger (Zahngeschwüre) beobachtet worden; seine pathogenen Eigenschaften gegenüber Versuchstieren waren schon länger bekannt. — M. ascoformans Johne ist der Erreger des Mycofibroms der Pferde. Die Zellen sind 1 — J ,5 [j. breit, rund, paarweise oder unregel- mäßig zusammengesetzte Verbände bildend. Gelatine wird sehr langsam und spät etwas verflüssigt. Auf festen Nährböden silbergraue bis gelbgraue sehr dünne Überzüge bil- dend und einen eigentümlichen obstartig aromatischen, an Erdbeeren erinnernden Geruch bildend. B. Nichtp athogene Arten: M. aurantiacus Cohn bildet runde Zellen von 1,3 — 1,5 ;j. Durchmesser, welche einzeln oder zu Diplococcen oder zu kleinen Häufchen vereinigt sind. Auf Gelatine bildet er intensiv orangegelbe Überzüge; Gelatine wird nicht ver- flüssigt. M. luteus Colin bildet einen intensiv gelben Farbstoff, der weder in Wasser noch in Alkohol und Äther löslich ist und von Säuren oder Alkalien nicht angegriffen wird. Die Zellen erscheinen in Folge der langsam vor sich gehenden Teilung meist etwas elliptisch. .1/. cinnabareus Flügge bildet auf festen Nährböden einen zinnoberroten Belag, wächst aber wie alle roten Micrococcen sehr langsam. Die Zellen sind etwa 4,4 p. groß und hän- gen häufig in Form von Diplo- oder Tetracoccen zusammen. — M. candicans Flügge bildet etwa 1,5 fx. große runde, zu unregelmäßigen Haufen zusammengelagerte Zellen. Sehr häufig in Wasser und Luft. Auf Gelatine milchweiße lackglänzende Überzüge bildend. — .1/. ureae Natürl. Pflanzenfam. I. la. 9 18 Coccaceae. (Migula.) Pasteur erregt Harnsloffgährung und ist fast regelmäßig in faulem Harn zu finden. Seine Culturen riechen meist nach fauler Heringslake. Er bildet etwa 1 \j. große runde zu Diplo- oder Tetracoccen vereinigte Zellen (niemals Ketten!1. Auf festen Nährböden wächst er in Form von perlmutterglänzend weißen. Scheiben; Gelatine wird nicht verflüssigt. — M.ureae liquefaciens Flügge verflüssigt die Gelatine, ist im Übrigen dem vorigen sehr ähnlich namentlich auch hinsichtlich seiner Gährungsthätigkeit. — M. acicli laclici Marpmann bildet große runde einzelne oder zu 2 zusammenhängende Micrococcen, welche auf Gelatine schmutzig gelblichweiße nicht verflüssigende Colonien bilden. Bewirkt Milchsäur egährung. ■ — M. phosphorescens (Beyerinck) Ludwig (= Photobacterium phosphorescens Beyerinck) ist ein sehr großer, 2 — -3 u. im Durchmesser breiter Micrococcus, welcher durch die starke Phosphorescenz seiner Culturen ausgezeichnet ist. Ferner sind die Teilungsvorgänge, wie sie sich bei den Coccaceen abspielen, am besten an ihm wahrzunehmen. Sect. II. Thiopolycoceus Wiriogradsky (als Gattung). Zellinhalt durch Bacteriopurpurin rötlich gefärbt, mit Schwefelkörnern. Hierher gehört .1/. ruber (Winogradsky) Migula, welcher Zellen von \ — 2 \>. Größe besitzt, die zu kleinen unbeweglichen soliden dicht zusammen- gepressten Familien vereinigt sind. Fig. 11. Micrococcus ruber (Winogradsky) Migula. Zel- len mit Scliwefelkörncheu, lebend (1000/1). (Original.) 3. Sarcina Goodsir. Einzelne freie Zellen völlig kugelrund; meist bleiben aber die Zellen nacb der Teilung verbunden und erscheinen an den Berührungsflächen deutlich abgeplattet. Teilung abwechselnd nach 3 Richtungen des Raumes, wodurch, wenn die wellen nach der Teilung verbunden bleiben, 8 zellige cubische, an den Teilungsstellen eingekerbte Colonien entstehen, die oft wieder in regelmäßigen größeren Verbänden zu- sammenbleiben und dann die für die Gattung so charakteristische Form waarenballen- arlig eingeschnürter Packete zeigen, ßewegungsorgane fehlen. Bei einigen Arten sollen Endosporen beobachtet worden sein; wahrscheinlich sind diese als Endosporen gedeuteten Gebilde nur Plasmaballen gewesen, die sich, wie vielfach bei anderen Bacterien. Tinctionsmethoden gegenüber sporenähnlich verhielten. Keimung dieser Gebilde wurde nicht beobachtet. Es sind etwa 45 Arten bekannt, die z. T. sehr lebhaft Farbstoff producieren und schwer zu unterscheiden sind. Sect. I. Eusarcina Migula. Zellinhalt erscheint unter dem Mikroskop farblos ohne Schwefelkörner. — S. pul- monum Virchow. Diese Art ist wiederholt im Sputum von Phthisikern, aber auch von gesunden Menschen gefunden worden und einigemale auch bei schweren tötlich endenden Lungenerkrankungen (Pneumonomykosis sarcinica Virchow) in großen Massen, ohne dass sie jedoch pathogene Eigen- schaften zu besitzen scheint. Die Zellen sind rund, mit sehr starker Membran umgeben, etwa 1— 1,5 a groß, meist zu Tetraden, zuweilen zu Packeten angeordnet. Bei dieser Art sind Endosporen beschrieben worden, die sich durch große Resistenz gegen Hitze und Austrocknung auszeichnen sollen. — S. ventriculi Goodsir. Zellen mit ihren Hüllen etwa 1 u im Durchmesser groß, regelmäßige, aber rundliche Packete von 8 Zellen (oder einem Mehrfachen von 8) bildend. Diese Packete treten gern wieder zu größeren Ballen zusammen, sind weißlich oder schmutzig gelblichbraun und kommen oft massenhaft im Mageninhalt namentlich bei Magenkranken vor. Wahrscheinlich abersind sienurharmloseRaumparasiten. Auf Gelatine wachsen sie ohne Verflüssigung in schmutzigweißen, dicken, glänzenden Überzügen, bilden aber keine Packete, sondern nur Diplo- und Tetra- coccen oder unregelmäßige Haufen. Packete von großer Regelmäßigkeit werden in flüssigen zuckerhaltigen Nährsubstraten gebildet, sie sehen aber etwas anders aus als die im Magen vorkommenden. Die Membran soll Cellulose-Reaction zeigen. — S. Welchen Rossmann bildet kleine bis höchstens 64-zellige farblose Packete, deren einzelne Zellen etwa 1 ,a Fig. 12. Sarcina ventriculi Goodsir, a ans Mageninhalt (erbrochen), 6 aus Agar, ultur (1000/1). (Original.) Coccaceae. (Migula.) 19 Durchmesser haben. Sie kommt in der Harnblase des lebenden Menschen nicht häufig vor. doch scheint sie ebenfalls keine pathogenen Eigenschaften zu besitzen. — S. aurantiaca Flügge bildet auf künstlichen Nährböden orangegelbe Colonien und kommt häufig als Ver- unreinigung aus der Luft auf Platten vor. Auf festen Nährböden bildet sie keine Packete, son- dern nur in Heuaufguss. — S. lutea Schröter, besitzt kugelige etwa 1 \j. im Durchmesser große Zellen, welche zu sehr regelmäßigen würfelförmigen Ballen mit packetförmigen Ein- schnürungen zusammengesetzt sind. Sie bilden citronen - oder honiggelbe krümlige bis I mm breite Häufchen, verflüssigt Gelatine nicht und wächst auf jedem festen Nährboden nur sehr langsam. Sie ist schwer von den zahlreichen andern gelbwachsenden Arten zu unterscheiden. — S. flava De Bary ist sehr ähnlich, verflüssigt aber die Gelatine. — S. a/öa'Adametz. Die Zellen werden bis 1,6 © @© es -, r ©© ®@ a 4^ \ i * Fig. 13. Planoeoccus roseus (Winogradsky) Migula, a Merismopediaform , b Schwärmer nach der Löff ler 'sehen Methode gefärbt. (Original.) Fiff. 14. a Planosarcina mobilis (Maurea) Migula, b P. violacea (Winogradsky) Migula, Löff ler 'sehe Geißel- färbung (1000/1). (Original.) 5. Planosarcina Migula. Zellen einzeln völlig kugelrund, meist aber in Diplo- oder Tetracoccenform vorkommend und dann an den Berührungsflächen abgeplattet. Teilung abwechselnd nach allen 3 Richtungen des Rannies; aber selten bleiben die Zellen 2* 20 Bacteriaceae. (Migula.) zu Packeten vereinigt, gewöhnlich trennen sie sich frühzeitig. Packele sind meist nur in zuckerhaltigen flüssigen Nährsubstraten zu erzielen. Die Zellen sind frei beweglich. Die Bewegung wird vermittelt durch kürzere (PL mobilis) oder längere (PL agilis) Geißeln, welche gewöhnlich in der Einzahl jeder Zelle zukommen. In den künstlichen Culluren ist in der Regel eine starke Beweglichkeit der Zellen nicht zu erzielen und die meisten Individuen sind bewegungslos. Von den beweglichen tragen einige 2, sehr selten 3 Geißeln, Auch typische Packete sind oft beweglich; sie drehen sich dann wie Goniumtäfelchen um ihre Achse, aber meist besitzen nur einige Zellen einer solchen Colonie Geißeln. Es sind 5 gut beschriebene Arten bekannt. Pathogene Arten sind bisher nicht be- obachtet. Sect. I. Euplanosarcina Migula. Zellinhalt erscheint unter dem Mikroskop farblos ohne Schwefelkörner. — PL mobilis (Maurea) Migula bildet auf künstlichen Nährsubstraten orangegelbe dünne Auflagerungen. Typische Packete werden auch auf Gelatine ausgebildet. Die Zellen werden durchschnittlich 1,4 \>. groß und besitzen I — 2 Geißeln, die etwa 3 mal so lang sind als die Zellen selbst. — PL agilis (Ali Cohen) Migula (= Micrococcus agilis Ali Cohen) bildet auf künstlichen Nährsubstraten fleischfarbige bis hellzinnoberrote Colonien. Typische Sarcinakachete sind in stark zuckerhaltigem Heuinfus zu erhalten. Durchmesser der einzelnen Zellen 1,2 — 1 ,9 jj.. Die Geißeln sind 10 — 20mal so lang als der Zellkörper. Sect. II. Thiocystis Winogradsky (als Gattung). Teilung der Zellen stets nach 3 Rich- tungen des Raumes. Zellinhalt durch Bacteriopurpurin rötlich gefärbt mit Schwefelkörnchen. — 7'/. violacea (Winogradsky) Migula (= Thiocystis violacea Winogradsky) bildet Zellfamilien, welche von einer gemeinsamen ziemlich dicken Gallerte umgeben sind, aus welcher sie, wenn sie in den Schwärmzustand übergehen, ausschlüpfen. Jede Zelle besitzt zwei sehr lange Geißeln. Die Zellen haben einen Durchmesser von 2,7 — 5,2 '.' Hl/' I i I ^3^\* \\v\\ ^s» Fig. 15. Bucterium Anthracis (Koch et Cohn) Migula, a Schlinge einer sogenannten Lockenkopfcolonie , gefärbt (10U/1), b Fadenstück, gefärbt (1000/1). (Original.) Flg. 16. Stichcultur von Bacterinm Anthracis (Koch et Cohn) Migula, nat. Gr. ß. pneumonicum (Friedländer) Migula (= Pneumococcus Friedländer) wurde früher für den eigentlichen Erreger der Lungenentzündung gehalten, seine Bedeutung ist aber für die ge- nannte Krankheit wahrscheinlich gering. Er bildet längere Stäbchen als das Fränkel'sche Pneumoniebacterium, aber auch kurze ovoide Zellen, die im Tierkörper mit einer Kapsel umgeben sind. Auf künstlichem Nährboden wächst er leicht, auch schon / / * 11/ 1 1 i 1 I 1 I - * r ;■ F"ig. 17. Bacttrium pneumonicum i Friedländer) Migula, Sputum, Deckglaspräparat, gefärbt (1000/1). (Original.) Fig. 18. Bacterium pneumoniae (Weichselbaum) Migula, a ungefärbt, b gefärbt aus Cnltur. c Spu- tum, Deckglaspräparat, gefärbt (luOO/1). (Original.) bei Zimmertemperatur. Er ist pathogen für Mäuse, Meerschweinchen und Hunde. — //. pneu- moniae Weichselbaum) Migula (= Diplococcus Pneumoniae Weichselbaum) ist einer der Erreger der Lungenentzündung und zwar der croupösen Pneumonie, bei welcher er in dem rost- Bacteriaceae. (Migula.) 23 farbenen Sputum massenhaft vorkommt. Er ist aber überhaupt einer der gefährlichsten und häufigsten Erreger bei schweren inneren Entzündungen und man schreibt ihm auch die Genickstarre (Meningitis cerebro-spinalis) zu. Sein Aussehen und seine Culturmerkmale sind sehr charakteristich und er ist deshalb nicht leicht zu verwechseln. Einzelne Zellen sind selten, sie sind dann eiförmig; gewöhnlich hängen je zwei aneinander und diese sind dann so kurz, dass sie Diplococcen ähnlich sehen. Das freie Ende jeder Zelle ist außer- dem fast stets etwas lanzettförmig gestaltet. Präparate aus dem tierischen Körper zeigen ihn stets von einer deutlichen Kapsel umgeben, die bei der gewöhnlichen Art der Färbung ungefärbt bleibt. Er wächst nur bei Temperaturen oberhalb 24° C; in Gelatine-Stich- culturen ganz ähnlich wie der Streptococcus Erysipelatos. Auf schräg erstarrtem Agar gehen nach 24 Stunden bei 37° C. sehr kleine durchsichtige weiße Tröpfchen im impfstrich auf, welche nur wenig an Größe zunehmen. Die Culturen sind nur kurze Zeit lebensfähig; alle 4 Tage müssen sie frisch übergeimpft werden. — B. lubervulosis (Koch) Migula ist als Er- reger der menschlichen und tierischen Tuberculose von Koch nachgewiesen. Er bildet sehr feine 2 — 6 (u. lange meist schwach eingeknickte Stäbchen, welche sich nur bei Temperaturen über 30° C., am besten bei 37° C. züchten lassen und zwar nur auf Blut- serum oder Glycerin-Agar, oder in Bouillon. Eigentümlich ist sein Verhalten Farbstoffen gegenüber; er nimmt nur schwer Farbstoffe auf, hält aber die einmal aufgenommenen auch sehr zähe fest. Auf dieser Eigenschaft beruht die einfache und sichere Methode, ihn in Geweben nachzuweisen. Man färbt die Gewebsschnitte oder die am Deckglas fixierten Sputummassen mit Carbolfuchsin (oder Anilinwasserfuchsin) heiß, entfärbt dann das Gewebe mit verdünnter Säure (Salpetersäure 1 : 5) und Alkohol; die Tuberkelbacterien bleiben dabei intensiv rot gefärbt, während sich alles andere, auch die anderen etwa vorhandenen Bacterien entfärben. Man kann dann noch mit einer Contrastfarbe (Methylenblau) nachfärben, wobei sich dann die intensiv roten Stäbchen von dem blauen Grunde sehr scharf abheben. Er wächst auf künstlichen Nährböden sehr langsam und ist sehr empfindlich; auf Blutserum bildet er nach 14 Tagen bis 3 Wochen kleine schmutzig weiße trockene Schüppchen. Auf Glycerin-Agar sind die Schüppchen weniger trocken, bei viel Glycerin entsteht eine mehr feucht-schleimige Auflagerung. Überimpfungen von Culturen haben bei fast allen warm- blütigen Tieren Erfolg, verhältnismäßig wenig em- pfänglich sind ausgewachsene Hunde, weiße Mäuse und Ratten. ijfw \\ /' 'V Der bei der Hühnertuberculose gefundene Or- , -\ ^ Y-N* \ :\'\ / \ \ s X \ \ Fig. 21. A Stichcultur von Bacterium erysi- pelatos snum Migula. — B Stichcultur von B. murisepticum (Koch) Migula, nat. Gr. Fig. 22. Bacterium eri/sipelatos suiim Migula, aus Reincultur gefärbt (1000/1). (Original.) die Gelatine zu verflüssigen, wolkige vom Stichcanal ausgehende Trübungen, Erst spät tritt eine geringe Verflüssigung ein. — B. erysipelatos suum Migula (Bacillus des Schweine- rotlaufs Löffler, Schützj ist dem B. murisepticum morphologisch sowohl als in seinem culturellen Verhalten sehr ähnlich, zeigt aber doch einige constante Unterschiede. Die Zellen sind kürzer und dünner, der Impfstrich in Gelatine entwickelt sich zu einer schmaleren, aber dichteren, gläserbürstenartig aussehenden Trübung. Ist der Erreger einer sehr bös- artigen Seuche unter den Schweinen (Rotlauf). — B. cuniculicida (Koch) Migula ist im Panke- wasser gefunden worden und erregt bei Kaninchen septikämische Erkrankung. Es sind kurze 1,4p. lange, 0,8 p. breite, an den Enden abgerundete, oft zu kurzen Fäden verbunden bleibende Zellen, die sich charakteristisch bei der Färbung mit schwachen Farbstofflösungen verhalten. Fs färben sich nämlich nur die Pole intensiv, während in der Mitte ein feiner Spalt ungefärbt bleibt. Sie gedeihen auf allen Nährböden auch schon bei Zimmertemperatur, ihre Culturen zeigen kein charakteristisches Aussehen. Wahrscheinlich identisch mit Bacl. cuniculicida oder doch sehr nahe verwandt sind B. cholerae gallinarum I'asteur, der Bac. der Entencholera Cornil, das Bacterium der Wild- und Rinderseuche, welche mit einigen Bacteriaceae. (Migula. 25 anderen beweglichen Arten von Hueppe zu der Sammelspecies des Bacillus der Septikämia haemorrhagica zusammengefasst sind. — B. capsulatum (Pfeiffer) Migula ähnlich wie ß. Pneumoniae und B. pneumonicum im Tierkörper von einer starken Gallertkapsel umgebene Stäbchen, welche auf künstlichen Nährboden diese Kapsel nicht zeigen. Für manche Tiere pathogen. In Culturen ähnlich dem ß. pneumonicum Friedländer, aber üppiger wachsend. 0 0 h \ Fig. 23. Bacterium capsulatum Pfeiffer, Gewebssaft, gefärbt (1000/1). (Original.) a, Fig. 24. Bacterium aceti (Kutz.) Zopf, a normale Zellen, b Involutionsformen, ungefärbt (1000/1). (Original.) f ' ' * .♦ « • -- '. v • •• « iv\/5 ;*» • * « .i — .- Fig.' 25. Bacterium aciili lactici (Hueppe) Migula, aus Reincultur gefärbt (1000/1). (Original.) C. Gähruuger reger und Farbstoffbildner: B. ace- ticum (Kütz.) Zopf bildet kurze in der Mitte meist etwas einge- zogene Stäbchen mit scharf rechtwinklig abgestutzten Enden, welche zuweilen lange Ketten bilden. Einzelne Zellen nehmen ganz ungewöhnliche Formen an, wie das Essigbacterium über- haupt sehr zu Involutionsformen neigt. Mit Jod färben sich die Zellen gelb. Ist der Erreger der Essigsäuregährung und vermag Alkohol zu vergähren. — Sehr ähnlich auch in seinem physiologischen Verhalten ist B. Pasteurianum (Hauser) Migula {Bacillus Pasteurianus Häuser), unterscheidet sich aber vom vorigen dadurch, dass es sich mit Jod blau färbt. ■ — B. acidi lactici (Hueppe) Migula (Bacillus acidi lactici Hueppe), bildet kurze dicke Zellen, meist doppelt so lang als breit und meist zu 2 anein- ander hängend, selten kurze Fädchen bildend. Die Länge beträgt gegen 1,8 \>., die Breite etwa 0,9 \).. Sie bilden endogene Sporen. Auf den üblichen Nährböden gedeihen sie leicht. Sie erregen in zuckerhaltigen Flüssigkeiten Milchsäuregährung und sind die gewöhnliche Ursache des Gerinnens der Milch. Außer dieser Art giebt es noch zahlreiche Erreger von Milchsäuregährung, deren morphologische Eigenschaften noch sehr wenig klargestellt sind. — B. ureae (Jaksch) Migula bildet plumpe etwa 1 \j. breite und 2 \j. lange Stäbchen mit abgerundeten Enden. Es wächst leicht auf künstlichen Nährböden, aber ohne charakte- ristisches Aussehen. Es zerlegt Harnstoff sehr energisch, wobei hauptsächlich kohlensaures Ammoniak entsteht. — ß. chrysogloea Zopf zeichnet sich durch die Entwickelung eines prachtvoll goldgelben Farbstoffes aus, der zu den Lipochromen gehört. Ähnliche Farbstoffe werden von verschiedenen nahe verwandten Arten gebildet, so B. aureus Frankland, ß. aurescens rrankland, ß. egregium Zopf u. s. w. 2. Bacillus Cohn char. emend. incl. Granulobacter Beyerinck, Clostridium Prazmowski, Arthrobactridium Fischer, Cystobacter Schröter. Syn. Bactridium Fischer, Plectridium Fischer, Diplectridium Fischer. Kürzere oder längere stäbchenförmige bis ovoide Zellen, oft zu ziemlich langen Fäden verbunden, beweglich mit über den ganzen Körper zer- streut stehenden wellig gebogenen Geißeln. Die Zahl der Geißeln ist bei den verschiedenen Arten verschieden, schwankt aber auch innerhalb einer Art nicht unbeträchtlich. Die meislen Geißeln besitzt B. Proteus, bei dem sie die Zelle vollständig einhüllen; wenig, 4 — 6, Geißeln besitzt B. megatherium. Endosporenbildung ist bei vielen Arten beobachtet und zum Teil genau untersucht. Bekannt sind etwa 1 50 zum Theil mangelhaft beschriebene Arten. 26 Bacteriaceae. (Migula. A. Für den Menschen pathogene Arten: B. Tetani Nicolaier ist der Erreger des Wundstarrkrampfes und ist außer im Wundsecret Tetanuskranker auch noch wiederholt in Erde, Jauche und zerfallenem Mauerwerk gefunden worden. Er ist streng anaerob und wächst nur bei völligem Abschluss der atmosphärischen Luft, am besten bei Blutwärme. In hoher Traubenzuckergelatine bildet er eine elwa 3 cm unter der Oberfläche beginnende vom Stich ausgehende feinstrahlige Trübung. Er ist in der Regel wenig beweglich. Charakteristisch ist die Bildung endständiger, den Durchmesser des Stäbchens bei weitem übertreffender Sporen (Köpfchenbacterien), welche völlig kugelig sind. Dieselben bleiben in eingetrocknetem Zustande über \ l/o Jahre lebensfähig. — B. typhi Gaffky, der Erreger des Unterleibstyphus, ist ein Stäbchen von etwa 1 p. Dicke und 3 — 5 \j. Länge mit abgerun- deten Enden und zahlreichen über den ganzen Körper zerstreuten wellig gebogenen Geißeln. a Fig. 26. Bacillus Tetani Nicolaier, a aus junger Cultur, b sporen- tragend (1000/1) (Original.) Fig. 27. Colonie des Typhusbaeillus auf Gelatineplatte (30/1). (Original.) Es bildet keine Sporen. Die Unterscheidung gegenüber den sehr zahlreichen typhus- ähnlichen Arten ist überaus schwierig und nur durch eine große Anzahl verschiedener Culturversuche mit Sicherheit festzustellen. Der Typhusbaeillus wächst auf allen üblichen Nährböden; auf Kartoffeln bei 37° C. üppig, ohne dass man aber mit dem Auge die Colonie wahrnehmen kann oder die Kartoffeloberfläche sich verändert. Dieses typische Wachstum unterscheidet sich sehr wesentlich von ähnlichen Arten. Ebenso bildet der Typhus- baeillus auf Kartoffeln an den Enden der Zellen sporenähnliche eigentümliche Plasmaballungen, die sog. Polkörner, welche in dieser Regelmäßigkeit den ähnlichen Arten nicht zukommen. Der Typhusbaeillus produciert ferner in Traubenzucker- haltigen Flüssigkeiten kein Gas. Seine Colonien auf Gelatine- platten sind, so lange sie eingeschlossen sind, Wetzstein- oder citronenförmig, weißlich undurchsichtig; sobald sie an die Oberfläche gelangen, breiten sie sich in Form eines unregel- mäßigen durchsichtigen, einem Stück Eis oder Glas mit muscheligem Bruch ähnlichen Überzuges aus. Die übrigen Culturen haben nichts Charakteristisches. B. Für Tiere pathogene Arten: B. carbonis Migula (Rauschbrandbacillus aut., Bacille de charbon symptomatique der französischen Autoren) kommt in den serös- blutigen Exsudaten der an Rauschbrand verendeten Tiere vor. Er ist streng an aerob. In hoher Traubenzuckergelatine wächst er in Form wolkig geballter mit Gasblasen durchsetzter rasch verflüssigender Massen. Die Culturen entwickeln einen höchst widerlichen durch- dringenden charakteristischen Geruch. Er bildet unter Anschwellung endogene Sporen. Gegen den Rauschbrand wendet man seit einigen Jahren mit großem Erfolg eine Schutz- impfung an, durch welche in den vom Rauschbrand heimgesuchten Gegenden diese Krankheit fast zum Verschwinden gebracht worden ist. Diese Schutzimpfung basiert darauf, dass man die bacillenhaltige Flüssigkeit eines mit Rauschbrand geimpften Schafes sammelt, bei hoher Temperatur (ca. 80°) trocknet und hierdurch ein »Vaccin« gewinnt, welches bei Yer- impfung eine leichte, meist local bleibende Krankheit hervorruft, die in kurzer Zeit in Ge- nesung übergeht, aber Immunität zurücklässt. Für Menschen ist der Rauschbrandbacillus nicht pathogen, dagegen in hohem Grade für Rindvieh, Schafe und Ziegen. Interessant ist ^ Fig. 2s. Bacillus typhi Gaffky, Tvphusbacillen aus Agarcultur (1000/1). (Original.) Bacteriaceae. (Migula. 27 noch die Eigentümlichkeit der Geißeln des Rauschbrandbacillus, leicht zu eigentümlichen langen und dicken zopfartigen Gebilden zu verkleben. — B. oedematis Liboi ius, dieser schon von Pasteur und Koch beobachtete Organismus, ruft bei Tieren sehr bösartige Wundin- fectionskrankheiten hervor und hat früher oft zu Verwechselungen mit Milzbrand Veran- lassung gegeben. Er ist aber streng an aerob In Gelatine bildet er einige Centimeter die Gelatine rasch verflüssigende Masse. und wächst nur bei völligem Luftabschluss. unter der Oberfläche eine weiße geballte wolkige, Die Stäbchen sind etwas kleiner als die des Milz- brandes, sehr beweglich, mit außerordentlich zahlreichen und langen Geißeln besetzt. Bei der Sporenbildung schwellen die Stäbchen etwas an, die Sporen liegen meist dem einen Ende etwas näher. Er ist in Gartenerde häufig. Für den Menschen scheint er im allge- meinen nicht pathogen zu sein, nur bei durch Krankheit erschöpften Individuen gewinnt er parasitäre Angriffskraft. — B. suicida Migula (Bacillus der deutschen Schweine- seuche Löffler, Schütz) ist ein kleines leb- bewegliches Stäbchen von 0,5 \j. Dicke iU Fi« 29. Bacillus oedematis Liborius, a mit Sporen, b nach Geißelfärbung (1000/1). (Original.) haft und 0,8 — \ \>. Länge. Er ruft die gefürchtete Schweineseuche hervor, die früher vielfach mit dem Rotlauf verwechselt wurde, aber weit bösartiger ist. Ähnliche seuchenartige Krankheiten in anderen Ländern (Schweden, Dänemark, England, Frankreich, Nordamerika) wrerden durch nahe verwandte Arten hervor- gerufen, doch steht deren Artselbständigkeit noch nicht fest und die morphologischen Merkmale sind bisher nicht genügend präcisiert. Alle diese Arten werden zur Gruppe der Bacterien der Septikämia hämorrhagica Hueppe gerechnet. — B. typhi murium Löffler ruft unter den Feldmäusen (auch anderen Arten) eine schwere, stets mit dem Tode der Erkrankten endende Epidemie hervor und wurde deshalb zur Bekämpfung der Feldmausplage verschie- dentlich im Großen benutzt. Die Erfolge sind noch nicht zu übersehen; sie sind bis- her sehr ungleich gewesen. Es ist ein dem Typhus- bacillus ähnliches, aber kleineres, reich Stäbchen ohne hervorragende Eigenschaften. G. Nicht pathogen e Arten: B. subtilis (Ehrenb.) Colin, der Heubacillus, das- jenige Bacterium, welches wohl von allen am genauesten untersucht worden ist und an welchem Colin zuerst seine Sporenentdeckungen gemacht hat. Er bildet etwa i,2 ;j. breite und 5 — 8 ;j. lange wackelnd bewegliche Stäb- chen , welche zu langen Fäden auswachsen, unbe- weglich werden und dann in jeder Zelle je eine cen- trale stark lichtbrechende Spore bilden. Die Sporen keimen mit äquatorialem Riss, sind sehr resistent gegen hohe Temperaturen und halten begeißeltes besonders culturelle mmm^mM §gg3$$^^u»Hq a Fig. 30. Bacillus subtilis (Ehrenb.) Cohn, a schwärmende Stäbchen, ungefärbt, b Teil einer durch B. subtilis gebildeten Haut, c Sporen bildende Fäden. d schwärmende Stäbchen nach der Lö ff 1 er 'sehen Geißelfärbung (a, c. d 1000/1, b 100J1). (Original.) namentlich regelmäßig mit einige (Escherich) Migula [Bacterium coli und mit diesem oft verwechselt. selbst einstündiges schwaches Kochen aus. Ist sehr verbreitet, i sogen, falschen Heubacillen im Heu zu finden. — B. coli commune Escherich) ist dem Typhusbacillus sehr ähnlich Der B. coli ist wahrscheinlich eine Sammelspecies, deren 28 Bacteriaceae. (Migula.) einzelne Componenten mit den gegenwärtigen Hilfsmitteln der bacteriologischen Forschung noch nicht mit Sicherheit auseinander gehalten werden können. Er ist ein regelmäßiger Bewohner des menschlichen und tierischen Darmcanals, der verschiedensten FäcalstofTe und der mit solchen verunreinigten Wässer. Deshalb deutet sein Vorkommen im Wasser stets auf eine Verunreinigung desselben. Vom Typhusbacillus unterscheidet er sich leicht durch sein deutlich sichtbares Wachstum auf Kartoffeln, durch den Mangel der Polkörnerbildung, durch geringe Anzahl (4 — 8) Geißeln und durch Gasproduction in Traubenzuckergelatine. — B. butyricus Hueppe bildet ziemlich kurze 0,7 [x dicke Stäbchen, welche zuweilen zu Fäden aneinander hängen. Er bildet große ovoide mittelständige Sporen am besten und reichlichsten bei 30° C. Am üppigsten ist sein Wachstum bei ca. 35" C. In Milch bewirkt er Butter- säuregährung ; er bewirkt Coagulierung des Caseins, welches peptonisiert wird. — ? ß. radi- cicola Beyerinck (1888) (Rhizobium leguminosarum Frank 1S90) ist in seiner Zugehörigkeit zur Gattung Bacillus noch sehr zweifelhaft und in seinen morphologischen und biologischen Eigenschaften noch bei weitem nicht genügend untersucht. Vielleicht ist es eine Sammel- species von ähnlichen Arten, oder vielleicht auch nur constanter Varietäten, die sich durch Anpassung an verschiedene Leguminosen entwickelt haben. Man unterscheidet demnach B. radicicola var. Fabae, var. Viciae hirsutae, var. Trifoliorum, var. Pisi u. s. w. Sie rufen die interessanten Wuzelknöllchen der Papilionaceen hervor; die Art und Weise des Ein- dringens und die weitere Entwickelung ist trotz zahlreicher Untersuchungen durchaus noch nicht sichergestellt. Später degenerieren die Bacillen in den Knötchen, nehmen eigentüm- liche Involutionsformen (Bacteroiden) — oft gabelig verzweigt — an, sterben ab und werden als Eiweißkörper in den Wurzeln gespeichert (>tickstoffanreicherung durch Leguminosen). Die Gestalt des B. radicicola ist wohl die eines etwa 1 \j. breiten, 4 ;x langen Stäbchens; aber neben dieser typischen Form kommen noch zahlreiche andere vor, die. zum Teil sicher als Involutionsformen zu deuten sind, zum Teil aber auch besondere Entwickelungs- stadien einer verhältnismäßig polymorphen Bacterienart repräsentieren können. Weitere eingehende Untersuchungen müssen ergeben, in wie weit die verschiedenen Formen in den Entwickelungskreis einer Art gehören. Man findet auch sehr kleine lebhaft bewegliche Schwärmer von nur 0,9 \>. Länge und 0,18 u. Dicke. Außerdem kommen kugelige, birn- förmige, gegabelte oder sonst unregelmäßig gestaltete z. T. für einzelne Varietäten charak- teristische Zellformen vor (Literatur: Wo ronin, Über die bei der Schwarzerle [Alnus gluti- nosa) und der gewöhnlichen Gartenlupine (Lupinus mutabilis) auftretenden Wurzelan- schwellungen. 1866. — Brunchhorst, Über die Knöllchen an den Leguminosenwurzeln. Ber. d. deutsch, bot. Gesellsch. 1885. — Beyerinck in Botan. Zeitung 1888 Nr. 46—50. — Frank, Über die Pilzsymbiose der Leguminosen. 1890. — Merck, Über die Formen der Bacteroiden. ' Inaug. Dissertation Leipzig 1891.) — B. synxanthus Schröter bringt in Milch Gelbfärbung hervor. Er ist ein kleines lebhaft bewegliches Stäbchen, dessen morphologische Eigenschaften noch nicht hinreichend erforscht sind. — B. megatherium De Bary bildet kurze plumpe, zu Fäden aneinander hängende Stäbchen, welche in sehr kurzen Zellen je eine centrale große Spore bilden. Diese keimt durch einen äquatorialen Riss. — B. virens van Tieghem besitzt eine deutlich sichtbare grüne Färbung (Chlorophyll ?), ist aber im übrigen wie einige andere grün gefärbte von van Tieghem und Engelmann beschriebene Bacterien nur ganz unvollständig bekannt. — B. amylobacter Van Tieghem (Clostridium bu- tyricum Prazmowsky) bildet große dicke Stäbchen von 3 — 10 ;x Länge und 1,2 ;x Breite, oft Ketten bildend. Bei der Sporenbildung schwellen die Stäbchen spindelförmig auf. Er wird bei Behandlung mit Jodlösung blau. Man schreibt ihm die Production eines Cellulose lösenden Fermentes zu, er produciert reichlich Buttersäure in kohlehydrathaltigen Flüssig- keiten und vermag auch Kasein zu lösen. — B. vulgatus (ß. mesentericus vulgatus Flügge) ist durch die Bildung außergewöhnlich widerstandsfähiger Sporen von Interesse. Er ist auch in manchen Fällen an der Nassfäule der Kartoffelknollen beteiligt. Er bildet kleine mäßig dicke Stäbchen mit abgerundeten Enden und schönen welligen, über den ganzen Körper zer- streuten Geißeln. Er ist mit ziemlicher Sicherheit auf gekochten Kartoffeln zu erhalten. — B. indicus (B. indicus ruber) Koch, im Magen eines Affen gefunden, ist dem B. prodigiosus sehr ähnlich, aber von diesem durch die Produktion eines anderen roten Farbstoffes ver- schieden. Der Bacillus ruber Frank, Cohn ist vondenübrigen einenroten Farbstoffproducierenden Bacterien durch Sporenbildung unterschieden. — B. prodigiosus (Ehrenberg) Flügge (= Monas prodigiosa Ehrenberg, Micrococcus prod. Cohn) bekannt als Bildner eines intensiv blutroten Farbstoffes, der zu dem Aberglauben der blutenden Hostien (daher Hostienpilz) Veran- lassung gegeben hat. Er tritt auch manchmal in höchst unliebsamer Weise in Bäckereien auf und macht das Brot durch die unappetitliche Rotfärbung und den widerlichen Tri- X Bacteriaceae. (Migula.) 29 methylamingetuch ungenießbar. Er stellt ein kleines ovoides Stäbchen von 0,8 ja Dicke und 1,5 \>. Länge dar, welches über den ganzen Körper zerstreute Geißeln trägt. — B. vulgaris (Häuser) Migula (= Proteus vulgaris Hauser, Bacillus Proteus auct.) ist ein an der Fäulnis von Eiweißkörpern hervorragend [beteiligtes kurzes, sehr lebhaft bewegliches Stäbchen. Interessant ist er durch die ungeheure Anzahl von Geißeln, welche an längeren Stäbchen oder kurzen mehrzelligen Fäden stehen. 3. Pseudomonas Migula. Syn. Bactrinium Fischer, Clostrinium Fischer, Plectrinium Fischer, Arthrobactrinium Fischer, Bactrillum Fischer, Clostrillum Fischer, Plectrillum Fischer, Arthrobactrillum Fischer, Halibacterium B. Fischer ex p. Kürzer oder länger cylindrische Zellen, welche zuweilen kleine Fäden bilden, lebhaft beweglich mit polarer Begeißelung. Die Zahl der an einem Pol stehenden Geißeln schwankt bei den ver- schiedenen Arten zwischen 1 — 10 und ist am häufigsten \ oder 3 — 6. Endosporenbildung kommt vor, aber nur bei wenigen Arten. Eine Trennung der hierhergehörigen Arten in zwei Gattungen, je nach dem am Pol nur \ Geißel oder ein Büschel von Geißeln steht, wie dies von Fischer vorgeschlagen wurde, ist unthunlich, da alle Übergänge zwischen streng eingeißeligen und vielgeißeligen Arten vorhanden sind. Sect. I. Eupseudomonas Migula. Zellinhalt farblos, ohne Schwefelkörnchen. Bekannt sind etwa 50 schwer unterscheid bare Arten. P. pyocyanea (Gessard) Migula {Bacillus pyocyaneus Gessard) ist der Erreger des blauen Eiters. Er besitzt nur eine Geißel an einem Pol, die etwa doppelt so lang ist als der Körper, bildet keine Endosporen, ver- flüssigt die Gelatine und erzeugt einen grün fluorescierenden Farbstoff, nicht zwei verschie- dene, wie gewöhnlich angenommen wird. Früher hielt man diese Art für harmlos und glaubte, dass sie sich nur von dem durch andere Organismen producierten Eiter ernähre; neuerdings ist aber ihr pathogener Charakter festgestellt worden. — P. violacea (Schröter) Migula (= Bacillus violaceus Schröter) besitzt eine polare Geißel und zeichnet sich durch die Production eines intensiv dunkelvioletten Farbstoffes aus. In Flusswasser nicht selten. Hierher gehört wahrscheinlich auch Bacterium ianthinum Zopf. — P. tnacroselmis Migula bildet einen grün fluorescierenden Farbstoff, welcher verdünnt hellgelb, concentriert dunkel- orange ist und je nach der Concentration, wie bei den übrigen hierhergehörigen Arten mit Bildung lluorescierender Farbstoffe, hellgrün bis stahlblau fluoresciert. Sie besitzt 1, selten 2 außergewöhnlich lange Geißeln an einem Pol, welche den Körper um das 12 — 20fache an Länge übertreffen. Ps. pulida (Flügge) Migula (= Bacillus fluorescens putidus Flügge) ist eines der häufigsten und verbreitetsten Wasserbacterien und kommt sowohl in reinen Trink- wässern, als auch in Seen, Flüssen und Fabrikabwässern vor. Sie produciert denselben grün fluorescierenden Farbstoff und wächst ähnlich wie die vorige Art auf Nährböden, be- sitzt aber 3 — 6 polare Geißeln. Sporenbildung kommt bei beiden Arten nicht vor, ebenso- wenig wird Gelatine verflüssigt. — Ps. syncyanea (Ehrenb.) Migula (= Vibrio syncyaneus Ehrenberg) bildet kleine Stäbchen mit polaren Geißelbüscheln (Fig. I) , ohne Endosporen- bildung, verflüssigt die Gelatine nicht. Außer dem fluorescierenden Farbstoff wird noch ein in sauren Lösungen stahlblauer, in alkalischen brauner Farbstoff von dieser Art gebildet. Sie erzeugt in roher Milch eine intensive Blaufärbung (»Blaue Milch«). — P. fluorescens (Flügge) Migula (= Bacillus fluorescens liquefaciens Flügge) ist ebenfalls eine der häufigsten Wasserbacterienarten mit polaren Büscheln von 3 — 6 Geißeln, ohne Endosporenbildung. Sie verflüssigt die Gelatine in Plattenculturen sehr energisch. — Ps. erythrospora (Cohn) Migula (= Bacillus erythrosporus Cohn) zeichnet sich unter den Arten, welche fluorescierenden Farbstoff producieren, durch Bildung schmutzig roter Endosporen aus, ist im übrigen der Ps. putrida sehr ähnlich und besitzt wie diese an einem Pol 3 — 6 Geißeln. Sie scheint nicht häufig zu sein, und was gewöhnlich unter diesem Namen in bakteriologischen Instituten ge- züchtet wird, ist in der Regel eine andere der zahlreichen fluorescierenden Arten. — Ps. berolinensis (Gassen) Migula (= Bacillus berolinensis indicus Classen) im Spreewasser nicht selten, bildet einen indigoblauen, in Wasser, Alkohol, Äther und Schwefelkohlenstoff unlöslichen, sehr intensiven Farbstoff. Doch verliert sie das Vermögen der Farbstoffbildung zuweilen auf künstlichem Culturboden. — Ps. rosacea (Dowdeswell) Migula (== Bacillus r. metalloides Dowdeswell) zeichnet sich vor allen Arten dieser Gattung durch die Bildung eines schönen metallischglänzenden rosaroten Überzuges auf Nährböden aus. — Ps. europaea (Winogradsky) Migula (= Nitrosomonas europaea Winogradsky) ist einer der von Winogradsky entdeckten Erreger der Nitrification im Boden. Auf den üblichen Nährböden wächst diese Art nicht, 3U Bacteriaceae. (Migula.) wohl aber in Culturflüssigkeiten, welche verhältnismäßig arm an organischen Substanzen sind. Isoliert wurde er durch mit Kieselsäuregallerte angelegte Plattenculturen. Er be- sitzt eine polare Geißel, die so lang bis doppelt so lang ist als der Bacterienkörper. — Ps. javanensis (Winogradsky) Migula [Nitrosomonas javanensis Winogradsky) ist ebenfalls eine Nitrobacterienart, welche sich durch eine sehr lange Geißel auszeichnet. Die Geißel ist bis 20mal so lang als die kleine ovoide Bacterienzelle, wohl die längste, die man überhaupt bisher bei Bacterien beobachtet hat. Im übrigen ist sie der vorigen Art nahe verwandt. Vh \ i"ig. 31. Pseudomonas europaea (Winogradsky) Migula, Geißeltarbung (1000/1). (Original.) Sect. II. Chromatium Perty. Zellen mit rotgefärbtem Zellinhalt und mit Schwefelkörnchen. Hierher gehören eine Anzahl nicht besonders häufiger sehr großer rot ge- färbter sogen. Schwefelbacterien, welche Fig durch Rhabdochromatium sich an die Flagellaten anschließen. Diese letztere Gattung entspricht nicht mehr dem Bacterientypus. Von den Chromatien sind zu erwähnen Ps. Okenii (= Monas Okenii Colin, Chromatium Schröter; von kurz ovoider Gestalt, etwa 5 u breit und 8 — 15 \>. lang; Ps. rosea n. sp. länglich cylindrisch, 2 \j. dick, S bis 12 ;j. lang. Die Zahl der Geißeln beträgt an dem einen Pol 1 — 3, der andere ist geißellos. a Pseudomonas Okenii (Cohn) Migula; V I'. rosea Migula (1000/1). (Original.) Spirillaceae (Schraubenbacterien) von W. Migula. Mit 10 Einzelbildern in 7 Figuren. (Gedruckt im November 1895.) Merkmale. Der Körper ist stets mehr oder weniger schraubenförmig gedreht, oft bilden die einzelnen Zellen nur Teile eines Schraubenumganges und sie erscheinen dann unter dem Mikroskop, namentlich an gefärbten Deckglaspräparaten, nur halbkreisförmig gebogen, eine Schraube erscheint wie eine Wellenlinie. Die Höhe der Schrauben- umgänge im Verhältnis zum Durchmesser der Schraube ist sehr variabel. Manche Arten (Spirillum serpens) bilden sehr flache Schrauben , andere (Spirochaeta plicatilis) außer- ordentlich enge. Der Gattung Spirosoma fehlen die Bewegungsorgane gänzlich, Micro- Spirillaceae. (Migula.) 31 spira besitzt meist I, selten 2 — 3 wellenförmig gebogene, polare Geißeln, Spirillum Büschel von 5 — 20 halbkreisförmig gebogenen, polaren Geißeln. — Während der Körper bei diesen 3 Galtungen starr ist, ist er bei Spirochaeta flexil und ein Teil der Bewegungen wird bei den Arten dieser Gattung durch schlangenarlige Windungen des Körpers be- dingt. Es scheint, dass ihr wie der Gattung Beggiatoa eine undulierende Membran als Bewegungsorgan zukommt, Geißeln wrurden wenigstens bisher nicht bei ihr gefunden. Vermehrung durch Teilung. Die Teilung der Zellen erfolgt in derselben Weise wie bei den Bacteriaceae nach voraufgegangener Längsstreckung. In älteren Culturen kommen häufig Involutionsformen vor, bei welchen eine regelmäßige schraubige Krümmung nicht mehr zu erkennen ist, sondern nur ganz unregelmäßige Biegungen. Diese Zellen haben zuweilen noch nicht das Teilungsvermögen verloren, sondern vermehren sich auf frischen Nährsubstraten unter Bildung normaler, schraubenförmig gewundener Zellen. Bei einigen Arten ist die Bildung und Keimung von Endosporen sicher beobachtet, den weitaus meisten scheint sie jedoch zu fehlen. Einteilung der Familie. A. Zellen starr, nicht schlangenartig biegsam. a. Zellen ohne Bewegungsorgane 1. Spirosoma. b. Zellen mit Bewegungsorganen (Geißeln). 1. Zellen mit 1, sehr selten 2 — 3 polaren Geißeln 2. Mierospira. 2. Zellen mit polaren Geißelbüscheln 3. Spirilhmi. B. Zellen flexil 4. Spirochaeta. I. Spirosoma Migula. Zellen meist ziemlich weit schraubig gewunden, ohne Flexilität, starr, unbeweglich, einzeln frei oder zu mehreren oft in kleine Gallertfamiiien vereinigt. Bewegungsorgane fehlen. Endosporenbildung bisher nicht beobachtet. Etwa 5 noch unvollkommen bekannte Arten sind beschrieben; jedenfalls ist die Gattung aber artenreicher. Auch Myconostoc gregarium Cohn dürfte hierher zu rechnen sein. S. linguale (Weibel) Migula [Vibrio lingualis Weibel) bildet kurze, den Choleraorganismen ähnliche, gekrümmte Stäbchen, die zuweilen zu einer kurzen Schraube zusammenhängen, aber stets bewegungslos sind. Auf künstlichen Nähr- böden wächst es in Form von schmutzig weißen, wenig charakteristischen Colonien, neigt aber außer- ordentlich zu Involutionsformen, so dass man selten normale Individuen findet. Wurde in den Organen einer mit Zungenbelag geimpften und verendeten Maus gefunden. — S. nasale (Weibel) Migula != Vibrio nasalis Weibel) aus Nasenschleim und Mundhöhle isoliert, bildet plumpe, unbewegliche, krumme Stäb- chen von l,2(u Dicke, zuweilen zu eng gewundenen Schrauben zusammenhängend. 2. Mierospira Schröter (char. emend. Syn. Halibacteriiim B. Fischer es p., Pholobacterium Beyerinck ex p., Vibrio A. Fischer) . Meist kleinere, ß °n & >c3 4^ ^§6^ a ^(?V c=> sfCSt /& a Wh Fig. 33. Mierospira Comma (R. Koch) Schröter, a gewöhnliche Torrn , 6 Spirochaete und Invo- lutionsformen (1000/1). (Original.) Fig. 34. Colonien auf Gelaliueplattencultur von Mierospira Comma (R. Koch) Schröter, a nach IS , 6 nach 24, c nach 3U Stunden (80/1). (Original.) schwach gekrümmte , etwa den 3. Teil eines Schraubenumganges einnehmende Zellen, mitunter zu 2 aneinander hängend oder selbst Sjnrochaeta-ariige Fäden mit zahlreichen 32 Spirillaceae. ^Migula.) Kurz vor der Zellteilung tragen beide Pole Geißeln. Schraubenumgängen, in denen aber stets durch entsprechende Reagentien (Jod) eine Gliederung in einzelne Zellen nachzuweisen ist. Jede Zelle trägt in der Regel eine polare, wellig gekrümmte Geißel (Fig. 36), ausnahmsweise kommen auch 2, selten sogar 3 Geißeln an einem Pol vor Endosporenbildung unbekannt. Etwa 30 zum Teil gut bekannte Arten. 37. Comma (R. Koch) Schröter (der Cholerabacillus, Choleravibrio, Komma- bacillus, Bacillus s. Spirillum s. Vibrio Cholerae asiatiae Koch aut.) ist der Erreger der asiatischen Cholera. Bis vor kurzer Zeit waren nur wenig ähnliche Organismen be- kannt, von denen man diese gefürchtete Art verhältnismäßig leicht unterscheiden konnte. In den letzten 3 Jahren (i 891 — 94) sind aber eine solche Zahl choleraähnlicher Microspira- Arten, namentlich aus Wasser, unterschieden worden, dass es gegenwärtig eine schwierige Aufgabe ist, sie mit Sicherheit zu erkennen, zumal sie selbst in den verschiedenen Epide- mien und Fällen einer nicht unbedeutenden Variation fähig ist. Sie tritt in der Regel in Form leicht gekrümmter Stäbchen auf, die etwa \ \x dick sind, aber sowohl hinsichtlich ihrer Dicke als auch Länge und Grad der Krümmung nach Nährboden und auch von Fall zu Fall innerhalb gewisser Grenzen variieren. Zuweilen, namentlich in älteren Culturen, wächst sie zu längeren Schraubenfäden heran. An einem, selten an beiden Polen stehen \, zuweilen 2, selten 3 wellen- förmig gekrümmte Geißeln. Einzelne Rassen neigen mehr zu 2 Geißeln, andere zu \ an jedem Pol. Endosporenbildung ist bisher nicht beschrieben worden. Auf künstlichen Nähr- böden entwickelt sie sich sehr gut, schon bei Zimmer- temperatur, noch besser und üppiger bei Blutwärme. Sie verflüssigt Gelatine mäßig schnell, langsamer als M. Finkleri Schröter und M. tyrogena (Deneke) Migula; an der Einstich- stelle bildet sich infolge von Verdunstung der verflüssigten Gelatine eine mit Luft gefüllte Einsenkung. Die Colonien auf den Plattenculturen haben ein eigentümliches, höckeriges, Aussehen (bei 80facher Vergr.) und behalten ■ ' i i I glitzerndes jß > ~ i\ V, J J p warn mm '■■ -:--^/: Fig. 35. A Stichcultur von Microspira Finkleri Schröter, B von M. Comma, 3 Tage alt, nat. Gr. Fig. 36. Microspira Finkleri Schrö- ter, Geißelpräparat (tUÜO/l). (Original.) Fig. 37. Colonie von einer 2 Tage alten Plattencultur von Micru- spira Finkleri Schröter (40/1). (Original.) dasselbe bis zur beginnenden Verflüssigung bei. Gelatine- oder besser Bouillonculturen, mit geringen Mengen reiner Schwefelsäure versetzt, färben sich nach wenigen Minuten rosen- rot (Nitroso-Indolreaction). Für Tiere ist sie nur in sehr geringem Grade pathogen. Sie wächst sehr rasch und sammelt sich infolge ihres großen Sauerstoffbedürfnisses und ihrer großen Beweglichkeit an der Oberfläche von Flüssigkeiten an (Anreicherung), was zur Unter- suchung von Substanzen, welche bei mikroskopischer Prüfung keine Kommaformen erkennen lassen, benutzt wird. — M. Finkleri Schröter [Vibrio Finkler et Prior, Vibrio der Cholera n ostras) wurde früher für den Erreger der Cholera nostras gehalten, ist aber, soweit gegenwärtig bekannt, ein harmloser Bewohner des menschlichen Yerdauungscanals. Wahr- scheinlich ist er identisch mit dem in der Mundhöhle und im Zahnschleim häufigen Spirillum Milleri] in den Fäces ist sie selten. Sie gleicht der Cholera- Microspira vollkommen, ist Spirillaceae. (Migula.) 33 vielleicht im allgemeinen etwas dicker und plumper, doch sind die morphologischen Merkmale bei der in letzter Zeit beobachteten Variabilität der Cholerabacterien nicht scharf genug, um beide zu unterscheiden. Dagegen unterscheidet sie sich in Culturen sehr leicht; sie ver- flüssigt die Gelatine im Stich sackförmig schon nach 2 Tagen; auf Platten bildet sie niemals die charakteristischen, scharf umrandeten, glitzernden, höckerigen Colonien der M. Comma, sondern von Anfang an unscharf begrenzte, rasch verflüssigende, am Rande sich in der verflüssigten Gelatine verlierende Colonien. Auch die Nitroso-Indolreaction zeigt diese Art nicht. — Zwischen beiden Arten, aber der M. Comma näher, steht die M. Metschnikofßi (Gamaleia) Migula (Vibrio Metschnikoff Gamaleia). Sie zeigt die Indolreaction, aber schwächer als M. Comma, bildet auf der Platte Colonien, von denen ein Teil denjenigen der M. Comma, ein anderer Teil denjenigen der M. Finkleri gleicht. Im Stich verflüssigt sie die Gelatine rascher als die erstere, aber langsamer als die letztere Art. Von der M. Comma unter- scheidet sie sich sehr wesentlich durch ihre große Virulenz gegenüber Tauben und durch ihr völlig verschiedenes Verhalten im Körper derselben, da sie sich im Blut derselben leb- haft entwickelt. — M. berolinensis (Neisser) Migula ist ebenfalls der M. Comma sehr ähnlich und giebt auch die Nitroso-Indolreaction , die Colonien auf Gelatine sind aber völlig ver- schieden; auf Plattenculturen feinkörnige, glattrandige Scheiben. Er wurde im Berliner Leitungswasser gefunden. — M. danubica (Heider) Migula (Vibrio danubicus Heider 1892) unterscheidet sich von M. Comma dadurch, dass er die Nitroso-Indolreaction nicht giebt. Er wurde im Wasser des Wiener Donaucanals gefunden. — Außer den hier erwähnten Arten wurden noch zahlreiche, der M. Comma ähnliche Mikrospiren in den letzten Jahren ge- funden, die aber alle durch irgend eine Eigenschaft von der M. Comma zu unterscheiden sind. — M. tyrogena (Deneke) Migula (Spirillum tyrogenum Deneke, Vibrio Deneke aut.) wurde 4 885 von Deneke in altem Käse aufgefunden. Sie ist schlanker, verflüssigt die Gelatine stärker als M. Comma und giebt die Nitroso-Indolreaction nicht. 3. Spirillum Ehrenb. (incl. Ophi Jomonas Ehrenb.) Schraubig gewundene Stäbeben von verschiedener Dicke, Länge und Höhe der Schraubenumgänge, oft nur Teile eines Umganges darstellend, oft längere Schrauben bildend. Endosporenbildung ist bei einigen Arten beobachtet. Die Zellen sind beweglich und besitzen an einem oder beiden Polen Büschel von Geißeln, die mehr halbkreisförmig gebogen, seltener wellig gekrümmt er- scheinen. Die Zahl der Geißeln an einem Pol ist sehr verschieden und schwer zu be- stimmen, da leicht mehrere Geißeln zusammenkleben und Stränge von verschiedener Dicke und unbestimmbarer ZabI von Geißeln entstehen. Etwa 20 zum Teil gut bekannte Arten. Sect. I. Euspirillum Migula. Zellinhalt farblos. — S. Undula Ehrenb. bildet 8 — 16 p. \/ lange Zellen von 1,2 — 1,5 p. Dicke von !/2 bis 6 Umgängen von 5 p. Höhe, Endosporenbildung wurde beobachtet, jedoch ist die Keimung der Sporen bisher nicht genau bekannt. An einem, meist jedoch an beiden Polen stehen Büschel von 3 — 9 schwach gebogenen Geißeln. In faulenden Flüssigkeiten, namentlich in faulendem Fischwasser, faulenden Algen etc. häufig. — S. volutans Ehrenb. bildet sehr große, 30 — 50 p. lange und 2— 2,5 p. dicke Schrauben von 3 — 5 Umgängen von 10 — 15 p. Höhe. Es ist eine der größten Bacterienarten. Die Enden sind leicht verschmälert und tragen an den Polen Büschel von kräftigen, langen Geißeln. Der Inhalt besitzt dunkle Körnchen, die aus Schwefel bestehen. Meist bewegen sich die Individuen rasch vorwärts, um nach einem Moment der Ruhe sich zurückzuschrauben, oft ruhen sie lange Zeit hindurch vollständig. Endosporen sind nicht bekannt. — S. rubrum v. Esmarch wurde bisher nur einmal beobachtet und teilt mit S. concentricum die Eigen- schaft, auf den üblichen Nährböden zu wachsen. Das Aussehen ist sehr verschieden, weil die Zahl der Schraubenumgänge außerordentlich variabel ist von ll% — 15 Umgängen. Die- selben sind ziemlich flach bei längeren Schrauben, höher und breiter bei kurzen. Die Zellen besitzen eine durchschnittliche Dicke von 1,4 p.. An den Polen stehen die Geißeln ziemlich zahlreich in Büscheln, halbkreis- oder S-förmig gebogen. In Gelatine-Stichculturen wächst es, soweit der Sauerstoff zutritt, weiß, im Stichcanal mit prachtvoll dunkel weinroter Farbe. — S. concentricum Kitasato unterscheidet sich von den meisten Spirillen durch das Wachstum auf Gelatine und Agar, wo es feste, aber dünne, weiße Auflagerungen bildet. Es tritt in Culturen in Form von kurzen Schrauben mit zugespitzten Enden und nur 2 — 3 Windungen auf. Die Zellen sind etwa 1,2 p. dick oder etwas dünner, und besitzen an einem oder beiden Polen Büschel von sehr zahlreichen, meist S-förmig gekrümmten Geißeln. — S. tenue Ehrenb- ist dem S. Undula ähnlich, aber kleiner und schlanker. Länge der Schrauben 4 — 15 p. mit Natürl. Pflanzenfara. I. la. 3 34 Spirillaceae. (Migula.) 1 — 5 Windungen von 2 — 3 u Höhe und Breite. Zellen nur 0,8 jj. dick. An einem, meist an beiden Polen Geißelbüschel von schwach gebogenen, leicht zu Strängen verklebenden Geißeln. Nicht selten in Sumpfwasser oder verschiedenen faulenden Flüssigkeiten. Endosporenbildung unbekannt. — S. serpens (Müller) Winter bildet 10 — 30 \j. lange, 1 \j. dicke Schrauben von 3 — 4 sehr flachen, scheinbar wellenförmigen Windungen. Polare Geißelbüschel mit flach gebogenen, feinen Geißeln. Endosporenbildung unbekannt. In Sumpfwasser und faulenden Flüssigkeiten. Fig. 38. Spirillum sanguineum (Ehrenb.) Cohn, ungefärbt (1 000/1). (Original.) Fig. ;(0. Spirillum tenue Ekrenb., Decfcglasyräparat, gefärbt (1000/1). (Original.) 'K*r*si S y^" ■• '■•■. ,1 3 / Sect. II. Thiospirillum Winogradsky. Zellinhalt rötlich. — S. rufum Perty bildet meist lebhaft bewegliche, 8 — 16 \>. lange Schrauben mit 1—4 Windungen von ca. 5 \j. Höhe. Dicke der Zellen 1 — 1,2 p.. Endosporenbildung nicht beobachtet. An einem oder beiden Polen stehen die Geißeln in Büscheln von 6 — 18 zusammen und sind im Gegensatz zu denen der meisten anderen Spirillen wellig gebogen. Bildet blutrote Wolken oder Schleimüberzüge zwischen Algen. — S. sanguineum (Ehrenb.) Cohn gehört ebenfalls zu den größten Arten der Bacterien. Schrauben, ähnlich denen von S. volutans, 10 — 30 p. £ lang und bis 3 \>. dick. Die Schraubenumgänge sind 9 — 12 jj. hoch und etwa 6 — 10 \>. breit. Die Farbe ist schwach rosa; im Zellinhalt finden sich Schwefelkörnchen. Eine seltene, bisher nur an wenig Standorten beobachtete Art. — S. jenense (Ehrenb.) Winter (= Ophidomonas jenensis Ehrenb.) ist eine der grüßten Arten, an welcher Ehren her g bereits 1838 die Geißeln entdeckte. Es besitzt eine schmutzig grünrote oder braungrüne Farbe, Schwefelkörnchen im Zellinhalt und an den Polen , Büschel von 3 — 9 sehr langen und kräftigen, oft mit einander verklebenden Geißeln. Die flachen Schrauben werden bis 40 p, lang und 3'/2 \>- dick. Es ist eine verhältnismäßig seltene Art. 4. Spirochaeta Ehrenb. Lange, aus einer Zelle be- stehende Schraubenfäden bildend, mit meist ziemlich engen Schraubenwindungen, die im Tode sich häutig verflachen. Der Körper ist flexil und vermag schlangenartige Windungen auszuführen. Neben dieser Art der Bewegung kommt den Arten dieser Gattung noch eine Drehung um die eigene Längsachse zu. Besondere Bewegungsorgane sind bisher nicht beobachtet. Endosporenbildung scheint zu fehlen. Die Arten dieser Gattung stehen den blaugrünen Spirulinen nahe, unterscheiden sich aber von ihnen, abgesehen von ihrer Farblosigkeit, dadurch, dass die ganze Schraube aus einer Zelle besteht. S Arten. — S. pliralilis Ehrenb. (Fig. 40 A) ist eine in Sumpfwässern, namentlich sobald Algen darin faulen, nicht seltene Form, aber seilen in größerer Anzahl anzutreffen. Vielleicht ist es eine Sammelspecies, doch lassen sich, da ihre Fig. 40. .1 spirochaeta plicatilis Ekrenb. — li S. Obernuieri C'okn, Deckglaspräparat, nack Bekandlung mit Essigsäure gefärbt (1000/1). (Original.) Chlamydobacteriaceae. (Migula.) 35 Cultur bisher nicht geglückt ist, nicht hinreichende Unterscheidungsmerkmale feststellen. Sie bildet sehr zierliche, dünne, lange Schrauben mit in der Regel sehr engen Windungen. Die Länge der Schraube kann bis 225 [j., die Dicke der Zelle nur etwa 0,5 \j. betragen. Zu- weilen erscheinen die Schrauben vollständig regelmäßig, gerade in lebhafter Vor- und Rückwärtsbewegung, meist aber winden sie sich schlangenartig hin und her, selten sind sie längere Zeit völlig unbeweglich. — S. Obermeieri Cohn, von Obermeier 1873 entdeckt, von Cohn zuerst 1875 genauer beschrieben, ist der Erreger des Rückfalltyphus und kommt im Blut der Recurrenskranken ziemlich reichlich, aber nur im Fieberanfall vor, um nach dem Anfall spurlos daraus zu verschwinden. Sie ist der S. plicatilis sehr ähnlich , aber ihre Schraubenwindungen sind in der Regel etwas flacher, in Blutpräparaten, welche am Deck- gläschen eingetrocknet und gefärbt sind, sogar oft ganz flach und unregelmäßig. Sie ist außerhalb des menschlichen Körpers noch nicht gefunden worden und die Krankheit selbst ist außer auf den Menschen nur noch durch Verimpfung spirochaetenlialtigen Blutes auf Affen übertragbar. — S. anserina Sakharoff ist morphologisch von der S. Obermeieri nicht zu unterscheiden, ist aber, soweit bekannt, für Menschen nicht pathogen, sondern für Ge- flügel, namentlich für Gänse, unter denen sie in Transkaukasien sehr bösartige, fast stets mit dem Tode der erkrankten Tiere endende Epidemien hervorruft. Die Züchtung auf künst- lichen Nährböden blieb bisher erfolglos , dagegen gelang die Übertragung der Krankheit auf gesunde Gänse durch Verimpfung spirochaetenhaltigen Blutes. — S. dentium Cohn kommt im Zahnschleim sehr häufig vor und ist der S. Obermeieri sehr ähnlich, aber dicker, und zeigt meist nicht so regelmäßige Windungen wie die S. plicatilis. Sie ist wie alle anderen Arten dieser Gattung noch nicht gezüchtet. Chlamydobacteriaceae von W. Migula. Mit 27 Einzelbildern in 5 Figuren. (Gedruckt im November 1895.) Merkmale. Fadenbildende, von einer mehr oder weniger deutlich sichtbaren Scheide umgebene Bacterien. Jeder Faden steckt in einer besonderen Scheide. Einzelne Zellen stäbchenförmig, sich nur in einer zur Längsachse des Fadens senkrechten Richtung teilend; bei Phragrnidiothrix und Crenothrix findet jedoch bei der Conidien- bildung auch Teilung nach 3 Richtungen des Raumes statt. Fortpflanzung durch Conidien, die bei Cladothrix schwärmen, bei Thiothrix sich langsam kriechend auf einem Substrat fortbewegen, bei Crenothrix und Phragrnidiothrix unbeweglich sind. Einteilung der Familie. A. Zellinhalt ohne Schwefelkörnchen. a. Zellfäden unverzweigt. I. Zellteilung stets nur nach einer Richtung des Raumes . . . . 1. Streptothrix. II. Zellteilung vor der Conidienbildung nach 3 Richtungen des Raumes. 1. Zellen von sehr zarter, kaum sichtbarer Scheide umhüllt (marin] 2. Phragrnidiothrix. 2. Scheide deutlich erkennbar (im Süßwasser) 3. Crenothrix. b. Zellfäden verzweigt 4. Cladothrix. B. Zellinhalt mit Schwefelkörnchen 5. Thiothrix. 36 Chlamydobacteriaceae. (Migula. I. Streptothrix Colin (char. emend.). Unverzweigte, unbewegliche, von einer bald sehr zarten, bald ziemlich kräftigen Scheide umschlossene Fäden, welche teils festsitzen, teils als weiße Schleimflöckchen umherschwimmen oder auch einzeln zwischen Faden- algen oder Fadenbacterien vegetieren. In den dünneren Formen ist die Septierung und die Scheide erst nach Behandlung mit Reagentien zu erkennen. Der Inhalt des Fadens zerfällt schließlich durch Teilung nach 1 Richtung in eine Anzahl rundliche oder ovoide Fig. 41. A Streptothrix hyalina Migula, Flöckohen (200/1). — B, C Str. epiphytica Migula. B festsitzende Fäden; C ellipsoide Conidien (1000/1). — D—H Str. fluitans Migula. D flutendes Raschen (200/1); E Faden nach Jodbehandlung; F Conidienbildender Faden; G Conidien im Begriff zu keimen; H Colonien junger Fäden (1000/1). (Original.) ->a Fig. 42. Faden von Phragmidiothrix multiseptata Engl. (100(1/1). Conidien, welche aus der Scheide gestoßen werden und sich teils an der Scheidenöffnung in kleinen Häufchen ansammeln, teils vom Wasser fortgeführt werden und sich irgend wo an einem Substrat festsetzen. Eigenbewegung kommt diesen Conidien 'nicht zu. Chlamydobacteriaeeae. Migula. 37 Fig. 43. Orenothrix polyspora Colin, a festsitzendes Raschen von Crenothrixfäden. An einem Teil der Fäden sind festgeklebte Conidien zu neuen Raschen ausgekeimt, & Faden mit Bildung von größeren (Makro-) Conidien, c Faden mit den gewöhnlichsten kleinen (Mikro-) Conidien, d dünner Faden mit nur einer Reihe Mikroeonidien, e junger, in lebhaftem Wachstum begriffener Faden , / Fadenstück mit festgeklebten Conidien , g dieselben ausgekeimt, h verschiedene Stadien einer keimenden Conidie (a SO/1, l—h 1000/1). (Original.) 38 Chlamydobacteriaceae. (Migula.) Nachdem sie sich festgesetzt haben, keimen sie zu neuen Fäden aus; an der Basis der Fäden ist eine deutliche Schleimschicht bemerkbar. Wahrscheinlich ist die Gattung ziemlich artenreich. Zu den häufigsten gehören: Str. hyalina Migula, äußerst feine, kaum 0,6 (a breite Fäden bildend, welche, meist zu kleinen watteartigen Raschen verfilzt, zwischen anderen Fadenbacterien vorkommen (Fig. 41 A). Eine Scheide ist auch nach Einwirkung von Jod nicht mit Sicherheit zu erkennen. — Str. epiphy- tica Migula bildet kurze farblose, auf Algen etc. festsitzende, von sehr dicker gallertartiger Scheide umgebene Zellreihen (Fig. 41 B, C). — Str. fluitans Migula farblose, an vom Wasser bespülten Holzteilen, Schilfstengeln etc. festsitzende, bis 1 cm lange, sehr dünne Fäden mit sehr zarter Scheide, aus denen die fast kugeligen Gonidien hervorquellen und meist am Faden selbst wieder festkleben und keimen (Fig. 41 D — M). Fig. 44. Cladothrix dichotoma Cohn, festsitzendes Häschen (80/1). (Original.) 2. Phragmidiothrix Engler. Fadenbacterium mit sehr zarter, eng anliegender, nur an alten Fäden sichtbarer Scheide, bis 100 ;j. lange und 3 — 12 jx breite Fäden bil- dend. Die Fäden bestehen anfangs aus flachen Scheibenzellen, welche sich jedoch später Chlamydobacteriaceae. (Migula. 30 nach 3 Richtungen des Raumes teilen und so Sa?rmrt-artige Packete bilden. Die ein- zelnen Zellen runden sich ab und werden aus der wie es scheint gleichzeitig zerfließen- den Scheide frei. Die Gattung ist wahrscheinlich mit Crenothrix zu vereinigen, wie dies schon Hansgirg (Bot. Zeitung, 1891) gethan hat; so lange aber nicht erwiesen ist, dass die Fig. 45. a — / Cladothriz dichotomu Colin, a junger Faden aus Sumpfwasser, b Teil eines Fadens nach Jodbehand- lung, Scheide und Zellteilung deutlich erkennen lassend, c Teil eines älteren Fadens, Scheide aufgequollen, mit zurückgebliebenen Zellen (Dauerzellen?), d Schwärmzellen mit Geißeln (L off ler 'sehe Färbung), e aus Agarcultur, Fuchsinfärbung, / aus 4 Wochen alter Agarcultur, in Stäbchen zerfallen; g—i Cl. (Acttnomyces) bovis (Harz) Migula, g Druse aus einer Kiefergeschwulst des Rindes, h Faden aus einer jungen, i aus einer älteren Agarcultur, in Stäbchen zerfallen (. dick. Verbreitet in Schwefelthermen und verunreinigtem Wasser. — B. arachnoidea Agardh. Fadert bis 7 jj. dick. In Sumpfwasser, auch im Meere. — B. roseo-persicina Zopf, pfirsich- blutrot, sehr vielgestaltig, wenn die vielen Formen nicht besondere Arten und Genera repräsentieren, was nach Winogradsky 's Untersuchungen wahr- scheinlich ist. — B. mirabilis Cohn hat bis zu 16 \>. dicke Fäden und wurde in einem Aquarium mit Meerwasser, seithei wiederholt im Meer beobachtet. Fig. 47. Beggiatoa alba (Vauch.) Trev., a lebender Faden mit Sehwefelkörnchen , b Faden nach Be- handlung mit Schwefelkohlenstoff (1000/1). Specialregister für die Schizomyzeten, Wegen der großen Wichtigkeit dieser Gruppe und bei der verwickelten Synonymie der Schizomyceten hält es die Redaction für notwendig, schon jetzt ein Specialregister sämtlicher in dieser Bearbeitung enthaltenen Namen an dieselbe anzuschließen. Die Figurennummern sind in Cursivschrift gedruckt. Actinomyces bovis Harz 40. Arthrobacterium Fischer 21 (Syn.). Arthrobactridium Fischer 25. Arthrobactrillum Fischer 29 {Syn.). Arthrobactrinium Fischer 29 (Syn.). Ascococcus (Billroth) Cohn 4 6. Bacille de charbon symptomatique 26. Bacillus acidi lactici Hueppe 25. amylobacter Van Tieghem 8, Fig. :'. berolinensis indicus Classen 29. butyricus Hueppe 28. - carbonis Migula 26. Cohn 21, 25. • coli (Escherich) Migula 27. diphtheritidis Löffler 24. - erythrosporus Cohn 29. Fischer 21 (Syn.). iluorescens liquefaciens Flügge 29. - putidus Flügge 29. indicus 28. ruber Koch 28. inflatus A. Koch 8, Fig. :>. mallei Lüffler 21. - megatherium 25. De Bary 28. 28. mesentericus vulgatus Flügge 28. oedematis Liborius 27, 27, Fig. :>!). Pasteurianus (Hauser) Migula 25. prodigiosus (Ehrenberg) Flügge 28, Proteus 25, 29. pyocyaneus Gessard 29. — radicicola Beyerinck 28. rosaceus metalloides Dowdeswell 29. ruber Frank 28. - des Schweinerotlaufs Löffler, Schütz 24. der deutschen Schweineseuche Löffler, Schütz 27. der Septikämia haemorrhagica 25. subtilis Cohn 6, Fig. 4. 8, Fig. 2. subtilis (Ehrenberg) Cohn 27, Fig. 50. suicida Migula 27. synxanthus Schröter 28. Bacillus syphilidis Schröter 23. - Tetani Nicolaier 26, Fig. 26. typhi Gaffky 6, Fig. /. 26, Fig. 2$. murium Löffler 27. — — violaceus Schröter 29. - virens van Tieghem 28. vulgaris (Hauser) Migula 6, Fig. /. 29. vulgatus Flügge 28. Bacteria 2. Bacteriaceae 13, 20. Bacteridium Schröter 16 (Syn.). Bacterium aceti (Kütz) Zopf 25, 25, Fig. 2A. acidi lactici (Hueppe) Migula 25, Fig. 25. Anthracis (Koch et Cohn) Migula 21, 22, Fig. 15, 16. aurescens Frankland 25. aureus Frankland 25. capsulatum (Pfeiffer) Migula 25,25, Fig. 25. - cholerae gallinarum Pasteur 24. - — - chrysogloea Zopf 25. - coli commune Escherich 27. cuniculicida (Koch) Migula 24. diphtheritidis (Löffl.)Migula 23, Fig.20.24. egregium Zopf 25. Ehrenberg 21. der Entencholera (Cornil) 24. erysipelatossuumMig. 24, 24, Fig. 21, :':'. ianthinum Zopf 29. influenzae Pfeiffer 23, Fig. 20. 24. Leprae (Arm. Hansen) Migula 23. mallei (Löffler) Migula 21. murisepticum (Koch)Mig. 24, 24, Fig. 21. Pasteurianum (Hauser) Migula 25. pneumoniae (Weichselbaum) Migula 22, 22, Fig. 48. pneumonicum (Friedländer) Migula 22, 22, Fig. 47. - Rhinoskleromatis (v. Frisch) Migula 23. - syphilidis (Schröter) Lustgarten 23. — tuberculosis (Koch) Migula 23. • ureae (Jakschi Migula 25. der Wild- und Rinderseuche 24. Bactridium Fischer 25 (Syn.). Bactrilhim Fischer 29 (Syn.). Specialregister für die Schizomyzeten. 43 Bactrinium Fischer 29 {Syn.). Beggiatoaceae 13, 41. Beggiatoa alba (Vauch.) Trevisan'41 , 41, Fig. 47. arachnoidea Agardh 41. mirabilis Colin 41. roseo- persicina Zopf 41. Trevisan 41 . Fig. 44. 39 Fig. Chlamydobacteriaceae 13, 35. Cholerabacillus 32. Choleravibrio 32. Chromatium Perty 30. Schröter 30. Cladothrix bovis (Harz) Migula 4 0 Cohn 35, 40. dichotoma Cohn 38 40. Försteri Cohn 40. natans 40. Clostridium butyricum Prazmowsky 28. Prazmowsky 25. Clostrillum Fischer 29 (Syn.). Clostrinium Fischer 29 {Syn.). Coccaceae 13, 14. Cohnia Winter 16. Crenothrix Cohn 35, 40. — polyspora Cohn 37, Fig. 45. Cystobacter Schröter 25. Diplectridium Fischer 25 (Syn.). Diplococcus 16 [Syn.). - pneumoniae Weichselbaum 22. Eucoccus Migula 16. Euplanococcus Migula 19. Euplanosarcina Migula 20. Eupseudomonas Migula 29. Eusarcina Migula 18. Euspirillum Migula 33. Gonococcus Gonorrhoeae Neisser 16. Granulobacter Beyerinck 25. Halibacterium B. Fischer 29, 31 [Syn.]. Hostienpilz 28. Hyalococcus Schröter 16. Kommabacillus 32. Kugelbacterien 14. Lamprocystis roseo -persicina Winogradsky 20. Winogradsky 20. Lampropedia Schröter 16. Leptothrix Kühniana Rabenh.? 4 0. Leucocystis Schröter 16. Leuconostoc mesenterioides Van Tieghem 16. Van Tieghem 15. Micrococcus acidi lactici Marpmann 1S. agilis (Ali Cohen) Migula 20. ascoformans Johne 17. Flügge 16, 17, Micrococcus aurantiacus Cohn 17. Biskra Heydenreich 16. - .candicans Flügge 17. cinnabareus Flügge 17. - citreus agilis Menge 19. - Gonorrhoeae (Neisser) Fig. 9. (Hallier) Cohn 14, Fig. 5. 15, 16. luteus Cohn 17. - phosphorescens (Beyerinck) Ludwig 18. - prodigiosus Cohn 28. ■ pyogenes albus Rosenbach 16. aureus Passet et Rosenbach 16, 17, Fig. 7. citreus Rosenbach 16. - ruber (Winogradskv) Migula 18 Fig. //. tetragenus Gaffky 17, 17, Fig. 10. ureae liquefaciens Flügge 18. Pasteur 17, 18. 18, Microhaloa Kütz 16. Microspira berolinensis (Neisser) Migula 33. Comma (Koch) Schröter 6, Fig. /. 3t, Fig. 55, 54. 32, Fig. 55. danubica (Heider) Migula 33. — Finkleri Schröter 32, Fig. 35, 56, 37. - Metschnikoffii (Gamaleia) Migula 33. Schröter 31. tyrogena (Deneke) Migula 33. Milch, blaue 29. Milzbrandbacillus 21. Monas Ehrenberg 16 {Syn.). Okenii Cohn 30. - prodigiosa Ehrenberg 28. Myconostoc gregarium Cohn 31. Nitrosomonas europaea Winogradsky 29. — javanensis Winogradsky 30. Ophidomonas Ehrenberg 33. - jenensis Ehrenberg 34. Paracloster Fischer 21 (Syn.^. Paraplectrum Fischer 21 {Syn.). Photobacterium Beyerinck 31 {Syn.). phosphorescens Beyerinck 18. Phragmidiothrix Engler 35, 38. multiseptata Engler 36, Fig. 42. 40. Planococcus citreus (Menge) Migula 6, Fig. /. 1 9. Migula 15, 19. — - roseus (Winogr.) Migula 19, Fig. 15. Planosarcina agilis (Ali Cohen) Migula 20. Migula 15, 19. mobilis (Maurea) Migula 19, Fig. 14. 20. roseo-persicina (Winogradsky) Migula 20. violacea (Winogradsky) Migula 19, Fig. 14. 20. Plectridium Fischer 25 [Syn.). Plectrillum Fischer 29. Plectrinium Fischer 29. Pneumococcus (Friedländer) Migula 22. Proteus vulgaris Hauser 29. Pseudomonas berolinensis (Classen)Migula'29. erythrospora (Cohn) Migula 29. europaea (Winogradsky) Migula 29, 30, Fig. 31. 44 Specialregister für die Schizomyzeten. Pseudomonas fluorescens (Flügge) Migula 29. javanensis (Winogradsky) Migula 30. macroselmis Migula 6, Fig. /. 29. Migula 21, 29. Okenii (Cohn) Migula 30, 30, Fig. 52. putida (Flügge) Migula 29. pyocyanea (Gessard) Migula 6, Fig. /. 29. ■ rosacea (Dowdeswell) Migula 29. - rosea Migula 30, Fig. 52. - svncyanea (Ehrenberg) Migula 6, Fig. /. 29. — violacea (Schröter) Migula 29. Rauschbrandbacillus 26. Rhizobiura leguminosarum Frank 28. Sarcina alba Adametz 19. aurantiaca Flügge 19. flava De Bary 19. Goodsir 15, 18. lutea Schröter 19. pulmonum Virchow 18. ventriculi Goodsir 18, 18, Welckeri Rossmann 18. Schizomycetes 2. Schraubenbacterien 30. Sphaerotilus natans Kütz 40. Spirillaceae 13, 30. Spirillum concentricum Kitasato 33. Ehrenberg 31, 33. jenense (Ehrenberg) Winter 34. Milleri 32. rubrum v. Esmarch G, Fig. /. 33. rufum Perty 34. - sanguineum iEhrenb.) Cohn 34,34, Fig.5S. - serpens (Müller) Winter 34. tenue Ehrenberg 33, 34, Fig. 59. tyrogenum Deneke 33. undula Ehrenberg 6, Fig. 1 . 33. (Müller) Ehrenberg, 6, Fig. /. volutans Ehrenberg 33. Spirochaeta anserina Sakharoff 35. dentium Cohn 35. Ehren berg 31, 34. - Obermeieri Cohn 34, Fig. 40. 35. Fig. n. plicatilis Ehrenberg 34, 34, Fig. 40. Spirosoma linguale (Weibel) Migula 31. Migula 31. nasale (Weibel) Migula 31. Stäbchenbacterien 20. Staphylococcus pyogenes aureus 1 6, 1 7, Fig. 8. Streptococcus Billroth 14, Fig. 5. 15. coryzae Schütz 16. - erysipelatos Fehleisen 15, Fig. 4 und S. 16, 23. - mesenterioides (Van Tieghem) Migula 1 5, Fig. 6. 16. pyogenes Rosenbach 16. tyrogenes Henrici 16. Streptothrix Cohn 35, 36. epiphytica Migula 36, Fig. 41. 38. fluitans Migula 36, Fig. 41. 38. hyalina Migula 36, Fig. 41. 38. Thiocystis violacea Winogradsky 20. Winogradsky 20. Thiopedia rosea Winogradsky 19. Winogradsky 19. Thiopolycoccus Winogradsky 18. Thiosarcina Winogradsky 19. Thiospirillum Winogradsky 34. Thiothece gelatinosa Winogradsky 19. Thiothrix. nivea Winogradsky 40, 40, Fig. 46. — Winogradsky 35, 40. Torula Cohn 15 {Syn.). Tuberkelbacillen 23, Fig. 19. Typhusbacillen 26. Typhusbacillus 26, Fig. 27. Vibrio cholerae asiatiae Koch 32. der Cholera nostras 3-2. danubicus Heider 33. Deneke 33. Finkler et Prior 3-2. A. Fischer 31 [Sijn.]. lingualis Weibel 31. Metschnikoff Gamaleia 33. - nasalis Weibel 3t. syncyaneus Ehrenberg 29. SCHIZOPHYCEAE (Myxophyceae Slizenberger; Pliycochromopliyceae Rabenhorst; Cyanophyceae Sachs.) von 0. Kirchner. Mit 6 Einzelbildern in 1 Figur. Gedruckt im Juni 1898. Wichtigste Litteratur. F. T. Kützing, Tabulae Phycologicae. Bd. I u. II. (4845 — 1852); Species Algarum (1849). — C. Nägeli, Gattungen einzelliger Algen (1849). — A. D e Bary, Beitrag zur Kenntnis der Nostocaceen (Flora 1863). — L. Rabenhorst, Flora Europaea Algarum. Sect. II. (1865). — F. Cohn, Beiträge zur Physiologie der Phycochromaceen und Florideen (Archiv f. mikr. Anat. Bd. III. 1867). — G. Thuret, Observ. sur la reproduction de quelques Nostochinees (M6m. de la soc. imp. des sc. nat. de Cherbourg. Vol. V); Note sur le mode de reproduction du Nostoc verrucosum (Ann. des sc. nat. sör. 3. tome II.}; Essai de Classification des Nostochinees (Ann. des sc. nat. ser. 6. tome I). — E. Bornet et G. Thuret. Notes algologiques (1876 — 1880); Etudes phycologiques (1878). — O.Kirchner, Kryptogamen-Flora von Schlesien. 2. Bd. I.Hälfte. Algen. (1878); Die mikroskopische Pflanzen- welt des Süßwassers. 2. Aufl. (1891). — A. Borzi, Note alla morfologia e biologia delle Alghe Ficocromacee (Nuovo Giorn. Bot. Ital. 1878 — 1882). — W. Zopf, Morphologie der Spaltpflanzen (1882). — E. Bornet et Ch. Flahault, Revision des Nostocacöes hetero- cystees. (Ann. des sc. nat. ser. 7. tomes III — VII. 1886 — 1888). — A. Hansgirg, Synopsis generum subgenerumque M\xophycearum (Cyanophycearum) hucusque cognitorum (Notarisia III. 1888); Prodromus der Algenflora von Böhmen. 2. Teil (1893). — M. Gomont, Mono- graphie des Oscillariäes (1893). — G. Hieronymus, Beiträge zur Morphologie und Biologie der Algen (Cohn, Beitr. z. Biol. d. Pfl. Bd. 5. 1892. S. 461—495). — A. Fischer, Unter- suchungen über den Bau der Cyanophyceen und Bakterien (1897); in beiden letzteren auch die frühere Litteratur über diesen Gegenstand. — R. Kolkwitz, Über die Krümmungen bei den Oscillariaceen (Ber. d. D. Bot. Ges. Bd. 14. 1896. S. 422); Über die Krümmungen u. den Membranbau bei einigen Spaltalgen (das. Bd. 15. 1897. S. 460). — C. Correns, Über die Membran u. die Bewegung der Oscillarien (das. Bd. 15. 1897. S. 139). Merkmale. Ein- oder mehrzellige Spaltpflanzen mit Zellen, in deren Inhalt sich blaue, blaugrüne, olivengrüne, bräunliche, gelbliche oder rötliche, doch nie pfirsichblüt- rote oder rein chlorophyllgrüne Farbstoffe finden, und die sich nur durch Zellteilung vermehren; geschlechtliche Fortpflanzung und Schwärmzellen-Bildung fehlen; Dauerzellen und Conidien sind oft beobachtet. Vegetationsorgane. Die Zellen der Seh. leben entweder isoliert für sich, indem nach der Zellteilung die Tochterzellen sich von einander trennen; oder sie sind durch Gallerte oder Schleim, die von ihnen selbst ausgeschieden werden, zu formlosen oder charakteristisch geformten Familien miteinander vereinigt; oder endlich siebleiben nach der Zellteilung mit einander verwachsen und bilden dann einfache oder verzweigte Fäden. In den beiden ersteren Fällen sind die vegetativen Zellen immer, im letzten Falle häufig unter einander ganz gleich gebaut, die fädigen Seh. gehen an ihrem oberen Ende bis- weilen in Haare aus, deren Zellen, sonst den übrigen vegetativen ähnlich, allmählich immer länger, dünner und an Inhalt und Farbstoff ärmer werden. Mit der Basis aufge- wachsene Arien bilden am Grunde ihrer Basalzelle bisweilen einen kleinen, gallertigen Natürl. Pflanzenfam. I. la. i 46 Schizophyceae. (Kirchner.) Fuß aus. Häufig findet sich bei den fadenförmigen Seh. die Ausbildung einer Scheide, welche den Faden vollständig oder mit Ausnahme seiner jüngsten Enden überzieht und einschließt. Die Scheide wird durch eine Ausscheidung der Fadenzellen gebildet, sie kann verschiedene Dicke, Färbung und Consistenz haben und besteht aus einem der Cel- lulose nahe stehenden Stoff ; in manchen Fällen lösen sich die Scheiden in Schleim oder in eine verquellende Gallerte auf. Die Verzweigung, welche bei zahlreichen Seh. auftritt, ist entweder »echt« oder »unecht«. Letztere kommt nur an bescheideten Fäden, und zwar dadurch zu Stande, dass ein Fadenstück, welches an seinen beiden Enden im Inneren der Scheide festgelegt ist, unter fortgesetzten Zellteilungen in der Längsrichtung zu wachsen fortfährt, um endlich unter Krümmungen die Scheide seitlich zu durchbrechen, aus ihr hervorzuwachsen und sich dann selbst wieder mit einer Scheide zu umgeben. (Vgl. Fig. 57 A, B, D, Fig. 59 D, Fig. 60 C, E, H.) Echte Verzweigungen entstehen dadurch, dass in vegetativen Zellen zu den Querwänden senkrechte Scheidewände bei der Teilung gebildet werden und die eine der beiden neben einander liegenden Tochterzellen, indem sie sich parallel zu der zuerst aufgetretenen Scheidewand weiter teilt, zur Scheitelzelle eines Seitenzweiges wird. Vgl. Fig. 58 >J, F—H). Der Bau der vegetativen Zellen ist in den letzten Jahren Gegenstand zahlreicher Untersuchungen gewesen, welche insbesondere die Fragen nach dem Vorhandensein von Zellkernen und Chromalophoren zu lösen suchten. Die Zellmembran ist farblos oder gefärbt und zeigt eine große Neigung zur Bildung von Gallerte oder Schleim, welche als strukturlose oder geschichtete Massen oder in Form von Scheiden abgesondert werden. Hinsichtlich des Zellinhaltes haben die neuesten Forschungen ergeben, dass derselbe sich nach Bau und Struktur von demjenigen anderer Pflanzen- und namentlich Algen-Zellen nicht wesentlich und grundsätzlich unterscheidet. Was die Chromatophoren betrifft, so wurde durch A.Fischer festgestellt, dass die durch Phykochrom gefärbte »Rinden- schicht«, welche sich im Zellinhalte als äußere Partie von einer inneren ungefärbten ab- hebt, als das Chromatophor der Zelle aufzufassen ist. In ungefähr cylindrischen Zellen (Oscillatoria , Lyngbya) hat dasselbe die Gestalt eines an den Querwänden offenen Hohl- cylinders, oder es greift (Tolypothrix) an den Querrändern über und wird dadurch tonnen- förmig; kugelige Zellen enthalten ein hohlkugeliges Chromatophor. Hinsichtlich der feineren Struktur des Chromatophors hatte G. Hieronymus schon früher gezeigt, dass dasselbe sich aus Fibrillen zusammensetzt, die ihrerseits wieder aus einfachen Reihen sehr kleiner, gefärbter, kugeliger Gebilde (Grana) bestehen. Das Phykochrom, der für die Seh. charakteristische Farbstoff, von welchem die Chromatophoren durchtränkt sind, zeigt meistens eine blaugrüne, seltener eine blaue, olivengrüne, violette, rosenrote, gelb- liche oder bräunliche Färbung und besteht aus einer Mischung von Chlorophyll und Phykocyan. Während ersteres im Wasser unlöslich ist , löst sich das Phykocyan abge- storbener Zellen im Wasser und stellt dann eine blaue, rot fluorescierende Lösung dar, kommt aber auch in einer violetten und in einer orangefarbigen (Phykoxanthin genannten) Modifikation vor. Bei Hinzufügen von schwefelsaurem Ammoniak zu einer Phykocyan- lösung fallen dunkelblaue Krystalle aus, welche entweder das reine Phykocyan oder eine Verbindung desselben mit einem Eiweißstoff darstellen. — Die Anwesenheit von Zell- kernen in den Zellen der Seh. ist bis in die jüngste Zeit bezweifelt worden ; für die An- nahme, dass der innere, vom Chromatophor umschlossene ungefärbte Raum (»Central- körper« als Äquivalent eines Zellkernes anzusehen sei, fehlen zufolge den Untersuchungen von A. Fischer alle Anhaltspunkte: dies ist vielmehr nichts anderes, als der innere Teil des Protoplasten , der mit Assimilationsprodukten und Reservestoffen beladen ist. Nach- dem aber schon früher von verschiedenen Beobachtern für einzelne Fälle die Existenz von echten Zellkernen behauptet worden war, scheint es R. Hegler — nach vorläufiger Mitteilung — gelungen zu sein, solche durch neue Präparationsmelhoden als allgemein verbreitet nachzuweisen und auch ihre karyokinetischen Zustände zu beobachten. — Das Chromatophor dürfte an seiner Außenfläche noch von einer dünnen Plasmaschicht um- schlossen sein, obgleich diese nicht direkt sichtbar ist; in ihm finden sich meistens keine Schizophyceae. (Kirchner.) 47 geformten Einlagerungen, in dem von ihm umschlossenen Plasmakörper dagegen, sowie in den schmalen Zonen von farblosem Plasma an den Querwänden lagern sich in sehr wechselnder Menge Körnchen von verschiedener chemischer Beschaffenheit ab , unter denen bisher Fette und Gerbstoffe nachgewiesen wurden, und die jedenfalls als durch die Assimilation entstandene Reservestoffe anzusehen sind. — In den Zellen der Wasser- blüten bildenden Seh. finden sich Hohlräume , welche von einem Gas ausgefüllt sind (Gasvakuolen ; sie haben unter dem Mikroskope das Aussehen rötlicher Körnchen, ver- schwinden bei erhöhtem Luftdruck und bedingen das Schwebevermögen jener Algen. In den Familien der Xostocaceae, Scytonemataceae, Stigonemataceae und Rivulariaceae treten zwischen den vegetativen Zellen der Fäden sog. Grenzzellen (Heterocysten) auf; sie führen einen spärlichen, wasserhellen Inhalt, haben eine verdickte, lebhaft gelb oder grünlich gefärbte Membran mit einer nach innen vorspringenden, warzenartigen Verdickung an derjenigen Querwand, mit welcher sie an eine vegetative Zelle angrenzen, und sind oft von vergrößerter Gestalt. (Vgl. Fig. 55 A, F, /, Fig. 56 F, H. Fig. 57 D — F, Fig. 58 A, Fig. 59 C, D.). Sehr eigentümlich, vielfach studiert, aber in ihren Ursachen noch nicht genügend erkannt ist die Bewegung, welche die Fäden der meisten Oscillatoriaceae zu zeigen pflegen. Diese Fäden, welche außerordentlich biegsam und elastisch sind, kriechen in der Richtung ihrer Längsachse unter Drehung um dieselbe, und indem sie mit ihrem vor- deren Ende wegen einer dort befindlichen, oft geringen, aber unveränderlichen Krüm- mung des Fadens eine Spirale beschreiben; sie zeigen diese Bewegung nur, wenn sie, mindestens eine Strecke weit, einem festen Körper ankleben, und hierzu sind sie durch Ausscheidung einer (oft nicht ohne weiteres sichtbaren) weichen farblosen Gallertscheide befähigt. Haftet letztere irgendwie fest genug, so kann der Faden vorwärts kriechen, indem er die Scheide zurückzustoßen sucht. Welche Kraft jedoch den Faden in seiner Scheide bewegt , darüber fehlt es trotz mancher aufgestellten Hypothesen noch an einer genügenden Erklärung. Die Vorwärtsbewegung beträgt (nach Mitteilung von Kolkwitz) bei Oscillatoria subsalsa 40 ;j. in 10 Sekunden, bei Arthrospira Jenneri im Maximum 24 ja in 1 0 Sekunden. Vermehrung und Entwicklungsgeschichte. Die Vermehrung geschieht bei den Seh. nur auf vegetativem Wege vermittelst der Zellteilung. Bei den niedersten Gattungen der Klasse weichen die durch Teilung entstandenen Tochterzellen völlig auseinander oder werden durch ausgeschiedene Gallerte zu Familien von verschiedener Gestalt und Größe zusammengehalten, aus denen sich zum Zwecke der Vermehrung einzelne Zellen oder Zellcomplexe loslösen können. Bei den Chamaesipho?iaceae und bisweilen auch in anderen Familien bilden sich eigene einzellige Vermehrungskörper (Conidien) aus meist vergrößerten Mutterzellen (Conidangien) (vgl. Fig. 51 B — F) oder auch durch bloßes Auseinanderweichen von vegetativen Fadenzellen. Alle genauer untersuchten fädi- gen Seh. entwickeln im Dienste der vegetativen Vermehrung kürzere oder längere, faden- förmige, mehrzellige Organe (Hormogonien), welche sich von der Mutterpflanze durch eine kriechende, jedenfalls auf ähnliche Verhältnisse, wie bei den Oscillatorien-Fäden zurückzuführende Bewegung entfernen, dann zur Ruhe kommen, sich durch Zellteilungen vergrößern und einer neuen Pflanze oder Familie den Ursprung geben. (Vgl. Fig. 52 H; Fig. 58 G; Fig. 59 A\ Fig. 60 A\ Fig. 61 G). Bei den meisten Familien findet die Bildung von Dauerzellen (Sporen) statt, welche dazu bestimmt sind, bei Eintritt ungünstiger Vegetationsbedingungen, wenn die vegetativen Zellen absterben, am Leben zu bleiben und später durch Keimung sich weiter zu entwickeln. Sie bilden sich aus vegetativen Zellen durch Heranwachsen derselben, Verdickung der Zellhaut und Vermehrung des Zellinhalles, besonders durch Aufspei- cherung von Reservestoffen. (Vgl. Fig. 49 F2, G; Fig. 55 ß, C\ Fig. 56 A, C, D2, E—H; Fig. 59 C). Von verschiedenen Beobachtern' ist auch für die Seh., wie für zahlreiche Abteilungen der grünen Algen , die Behauptung aufgestellt worden , dass bei den fädigeu Arten ein 48 Schizophyceae. (Kirchner.) weitgehender Formenwechsel (Polymorphismus) stattfinde, der sich namentlich in dem Auftreten einzelliger, nach Art der Chroococcaceae sich durch Teilung vermehrender Zustände kundgebe, jadass wohl alle in der Familie der Chroococcaceae zusammengefassten Formen nur niedere Entwickelungszustände von fädigen Seh. seien. So wenig auch die Thatsache der Bildung von C/;rooeoccaceae-ähnlichen Zuständen bei verschiedenen Fa- milien der Seh. in Zweifel gezogen werden soll, so unberechtigt bleibt jener weiter gehende Schluss, solange nicht für einzellige, jetzt zu den Chroococcaceae gestellte Formen deren Entwickelung zu fädigen Arten durch einwurfsfreie Reinculturen nachgewiesen worden ist. Diese selbstverständliche Forderung ist aber bis jetzt noch in keinem Falle erfüllt worden, und deshalb müssen immer noch alle Angaben über einen Polymorphis- mus der Seh. bezweifelt, demgemäß auch die verschiedenen Formen der Chroococcaceae als selbständige Gattungen und Arten auseinandergehalten werden. Vorkommen und Verbreitung. Die Seh. sind im Süßwasser, im salzigen Wasser und an feuchten Örtlichkeiten auf dem Boden, an Felsen, Bäumen u. s. w. über die ganze Erde verbreitet. Über ihr Vorkommen in mit organischen Substanzen verunreinigtem und in thermalem Wasser, sowie über die Arten, welche als Raumparasiten im Vege- tationskörper höherer Pflanzen leben, finden sich nähere Angaben bei den einzelnen Familien. Als Gonidien im Flechtenlhallus eingeschlossen finden sich sehr häufig Ange- hörige der Chroococcaceae, Noslocaceae, Scytonemataceae und Stigonematuceae , selten solche der Chamaesiphonaceae und Rivulariaceae, gar keine Oscillatoriaceae und Campto- trichaceae. Ihre Zellen oder Zellfäden erscheinen im Flechtenthallus von dem mit ihnen symbiontisch lebenden Pilz umsponnen, ohne anscheinend in ihrer Entwickelung gehindert zu sein (Vgl. Fig. 4 8). Verwandtschaftsverhältnisse. Mit den ihnen verwandtenSchizomyceten zusammen nehmen die Seh. die niederste Stufe im Pflanzenreiche ein. Der oben genannten Klasse durch die vegetative Vermehrungsweise und durch die ähnliche Struktur der Zellen nahe stehend, unterscheiden sie sich von ihr außer durch die Ausstattung der Zellen mit Chromatophoren und den oft complicierteren Aufbau der Pflänzchen insbesondere durch den Mangel an Schwärmerbildung. Verwandtschaftliche Beziehungen der Seh. bestehen ferner zu den Flagellaten durch Vermiltelung der Phykochrom führenden Gattung Chroo- monas und zu den Bangiales, in deren Nähe in den Natürl. Pflanzenfam. diejenigen früher zu den Seh. gerechneten Gattungen gestellt sind , welche complicierter gebaute Chroma- tophoren und deutliche Zellkerne in ihren Zellen aufweisen. Diese systematische Ein- ordnung ist als provisorisch zu betrachten, bis weitere entwickelungsgeschichtliche Untersuchungen vorliegen. Einteilung der Klasse Die Seh. sind als eine natürliche, zu den Algen gestellte Klasse zuerst von Stizenberger (1860) erkannt und mit dem Namen Myxophyceae be- legt worden. Die Raben hörst 'sehe Gruppierung der von ihm Phycochromophyceae ( I 8 63,! genannten Algenabteilung in die beiden Ordnungen der Cystiphorae (aus der Fa- milie der Chroococcaceae bestehend) und der Nematogenae deckt sich im wesentlichen mit der Aufstellung der Chroococcaceae [Coccogoneae] und Nostochineae (Hormogoneae) bei Thuret, dessen Essai de Classification des Nostochinees (1875) für diese Ordnung den Grund zu den späteren systematischen Einteilungen gelegt hat. Nur die Chamaesi- phonaceae, die erst später genauer bekannt wrurden, und deren Einzelligkeit vor dem Zeitpunkte der Conidienbildung bisher noch nirgends hinreichend betont worden ist, sowie die kleine Gruppe der Camptotrichaceae , kommen bei dieser Gruppierung noch nicht zu ihrem Rechte. Für die Systematik der Chroococcaceae ist nach Nägeli (1849) wohl vieles Material an Einzelheiten beigebracht, aber wenig bezüglich dessen Sichtung geleistet worden. Nur Hansgirg hat sich in dieser Richtung Verdienste erworben, in- dem er 1888 eine Übersicht der Gattungen und Untergaltungen der Seh. veröffentlichte, und diese in seinem Prodromus der Algenflora von Böhmen (II. Teil 1893) weiter aus- Schizophyceae. (Kirchner. 49 führte. Für die Nostochineae im Sinne Thuret's sind die Arbeiten von Borzi, Bornet et Flahault und Gomont besonders wertvoll; von diesen Autoren ist jedoch bei der folgenden Einteilung in manchen Punkten deswegen abgewichen worden, weil die strenge Durchführung der Trennung von Heterocysteae und Homocysteae nach dem Vorhanden- sein oder Fehlen von Grenzzellen bisweilen zu unnatürlichen Zerreißungen von Ver- wandtschaftskreisen führen muss. Auch Bornet et Flahault haben sich in dieser Hin- sicht zu Inconsequenzen genötigt gesehen , indem sie die Gattungen Leptochaete und T]PHW7!Mf;''!i|'i ■ ■ 1\' ■■■T,i'1" ■' ' ' ' - v'i ■'"'■ ■ - 1 '.-■'' ntf&pi"'-**"-,' '"'"- ■'•;■■■'■'-■>•■-■;■ ■)•,, Fig. 48. Schizophyceae als Flechten-Gonidien. A, B Stereocaulon ramulosum mit Scytonema-doniiiea (330(1). — C Dictyonema seric.eum mit Scytonema-Goniiien (80)1). — D Synalissa symphorea mit Glococapsa-Gonidien (475|1). — E Lichma sp. mit Rivularia-tiomüLien (300|1). — F Collema microphyllum mit Nostoc-Goniiien (500/1). (A — D nach Bornet, E nach Schwendener, F nach Stahl). Amphithrix, sowie die Untergattung Homoeothrix , anhangsweise auch die Gattung Iso- cystis , bei denen Grenzzellen nicht vorkommen, dennoch ihren Heterocysteae einordnen. Diese Schwierigkeit wird vermieden , wenn man von den Hormogoneae zunächst mit Thuret die Trichophoreae (die Fäden am Ende in ein Haar auslaufend) abscheidet. Auch innerhalb der so übrig bleibenden Psilonemateae (ohne haarartige Fadenenden) scheint es mir zweckmäßiger, in erster Linie nicht das Vorhandensein oder Fehlen der Grenzzellen, sondern die An- oder Abwesenheit von Verzweigungen der Fäden für die systematische Anordnung zu berücksichtigen; hieraus ergiebt sich die Zuweisung der Gattung Plecto- nema zu den Scytonemataceae , sowie von Jsocystis und Microchaete zu den Nostocaceae. 50 Chroococcaceae. (Kirchner. Die Ausbildung von Dauerzellen, welche in hohem Grade von den äußeren Vegetations- bedingungen abhängig zu sein scheint, eignet sich wenig als Merkmal zur Abgrenzung von Gattungen. Somit ergiebt sich folgende Übersicht der Familien: A. Vermehrung durch einzelne unbewegliche Zellen; Pflanzen einzellig, die Zellen oft zu mannigfach gestalteten, aber sehr selten fadenförmigen Familien vereinigt I. Coecogoneae. a. Vermehrung nur durch vegetative Zellteilung 1. Chroococcaceae. b. Vermehrung durch Conidien, welche sich aus dem Inhalte einer Mutterzelle bilden 2. Chamaesiphonaceae. B. Vermehrung durch fadenförmige, mit aktiver Bewegung begabte Hormogonien; Pflan- zen (mit Ausnahme von Spirulina) immer mehrzellig, einfache oder verzweigte, oft mit Scheiden versehene Fäden darstellend . . n. Hormogoneae. a. Fäden am Ende nie in haarartig verdünnte Enden ausgehend IIa. Psilonemateae. a. Fäden einfach, unverzweigt. I. Alle Fadenzellen unter einander gleichartig; weder Grenzzellen, noch Dauer- zellen vorhanden 3. Oscillatoriaeeae. II. Die vegetativen Fadenzellen von anders aussehenden Grenzzellen oder wenig- stens von Dauerzellen unterbrochen 4. Nostocaceae. ß. Fäden verzweigt. I. Verzweigungen unecht, nämlich durch seitliches Hervorwachsen eines Faden- teiles unter dem darüber stehenden gebildet; Zellteilungen nur senkrecht zur Fadenachse ; Fäden aus einer einzigen Zellreihe bestehend 5. Scytonemataceae. II. Verzweigungen echt, nämlich durch Zellteilung parallel zur Fadenachse ge- bildet; Fäden oft aus mehr als einer Zellreihe bestehend 6. Stigonemataceae. b. Fäden in verdünnte haarartige Enden ausgehend . . . .IIb. Trichophoreae. «. Fäden am oberen Ende in ein mehrzelliges, farbloses Haar auslaufend 7. Eivulariaceae. ß. Fäden epiphy tisch, nach beiden Enden hin allmählich verdünnt 8. Canrptotrichaceae. I. CoCCOgoneae Thuret (erweitert). Einzellige, in ihrem Zellinhalte Phykrochom führende Algen, welche einzeln oder zu verschiedenartig gestalteten Familien vereinigt leben. Die Vermehrung erfolgt entweder nur durch vegetative Zellteilung oder durch Bildung von 4 bis zahlreichen, unbeweg- lichen Fortpflanzungszellen (Conidien), welche durch Teilung aus dem Inhalte einer Mutter- zelle entstehen. Chroococcaceae von 0. Kirchner. Mit 20 Einzelbildern in 2 Figuren. Gedruckt im Juni 1898. Merkmale. Einzellige, Phykochrom enthaltende Algen, deren mikroskopisch kleine Zellen einen Gegensatz von Basis und Spitze nicht zeigen und entweder frei leben oder häutiger durch Gallertausscheidung zu verschiedenartig geformten, oft mit bloßem Auge wahrnehmbaren Familien verbunden bleiben, und die sich nur durch vegetative Zell- teilung vermehren. In einzelnen Fällen sind Dauerzellen beobachtet. Chroococcaceae. (Kirchner.) 51 Vegetationsorgane. Die Zellen der Ch. zeigen einfache Gestalten; sie sind meistens kugelig, oval oder länglich, bisweilen spindelförmig, keilig oder ungefähr quadratisch. Das in ihnen enthaltene, von Phykochrom durchtränkte Chromatophor stellt einen (un- gefähr hohlkugeligen) der Innenfläche der Zellhaut anliegenden Körper dar, welcher einen farblosen Innenraum umschließt, und gewöhnlich eine helle oder lebhafte blau- grüne Färbung zeigt, die zuweilen auch in purpurn, olivengrün, bräunlich oder gelb über- seht. Die Zellhaut, manchmal dünn und zart, ist häufig von verhältnismäßig bedeutender Dicke und zudem noch oft von einer strukturlosen, gallertartigen Hülle, jedenfalls einer Ausscheidung der Zelle , eingeschlossen. Diese schleimarlig weiche oder auch festere, farblose oder durch Gloeocapsin oder Scytonemin gefärbte Gallerthülle hält die Zellen oft während mehrerer oder zahlreicher Generationen zusammen und ermöglicht die Bil- dung von Zellfamilien, welche aus einer verschieden großen Anzahl von Zellen bestehen, und formlos oder von einer bestimmten Gestalt sein können. Die schließliche Form sol- cher Familien hängt vornehmlich von der Richtung ab, in welcher die Zellteilungen er- folgen. Fehlt den Zellen die Gallertausscheidung, so trennen sich nach der Teilung die beiden Tochterzellen völlig voneinander, um vereinzelt zu leben; wird Gallerte gebildet, so bleiben die Tochterzellen darin eingebettet, und es entstehen allmählich formlose kom- pakte Zellfamilien in denjenigen Füllen, wo die Ebenen der Zellteilungen nach allen ver- schiedenen Richtungen orientiert sind. Erfolgen die Zellteilungen abwechselnd in zwei aufeinander senkrechten Richtungen, so ergeben sich einschichtige Familien von tafel- förmiger Gestalt, oder, wenn anfängliche Teilungen nach allen drei Richtungen voraus- gegangen sind, Hohlkugeln. Treten die Zellteilungen immer nur in demselben Sinne, parallel zu einander, auf, so können dennoch die Zellen einer Familie eine nachträgliche Verschiebung ihrer ursprünglichen linienförmigen' Anordnung erleiden und unregelmäßig gelagert sein. Vermehrung. Bei den frei lebenden Ch. fällt die Vermehrung mit der Zellteilung zusammen. Neue Familien entstehen dadurch, dass entweder einzelne Zellen sich aus dem Familienverbande lösen und zum Anfange einer jungen Familie werden, oder durch Abschnürung und Loslösung von Zellgruppen aus einer zerfallenden Familie. Dauerzellen mit dicker und resistenter Wandung sind nur in einzelnen Fällen (bei Gloeocapsa-Arien) beobachtet worden. Sie entwickeln sich aus vegetativen Zellen und keimen durch aufeinander folgende Teilungen ihres Inhaltes unter Lockerung und Auf- quellung ihrer Membran. Schwärmzellen sind bei den Ch. nicht sicher bekannt; die kurze Angabe von Goebel (Botan. Ztg. \ 880. S. 490) über ihr Auftreten bei Merismopedia bedarf noch der Bestätigung. Doch wäre bei der nahen Verwandtschaft mancher Ch. -Gattungen , z. B. Chroococcus, Aphanocapsa, Merismopedia, mit gewissen Schizomyceten die Bildung von Schwärm- zuständen nichts Unwahrscheinliches. Vorkommen. Die Ch. wachsen im süßen, seltener im salzigen Wasser und auf feuchtem Boden an der Luft und sind über die ganze Erde verbreitet. Die Gallertfamilien, welche in den meisten Gattungen gebildet werden, schwimmen häufig frei im Wasser oder liegen lose zwischen anderen Gegenständen, nur selten (Oncobyrsa) sind sie fest- gewachsen. Die Gattungen Gloeocapsa , Aphanocapsa und Chroococcus bilden Flechten-Gonidien bei Omphalaria, Synalissa, Enchylium, Phyliscium, Cora, Stereocaalon. Die Einteilung der Familie muss bei der großen Einfachheit des Baues der Zellen auf ziemlich unwesentliche Merkmale begründet werden und dürfte sich bei einem ge- naueren Studium derEntwickelungsgeschichte der einzelnen Formen nicht in allen Punkten aufrecht erhalten lassen. A. Zellen einzeln lebend oder zu wenigen aneinander hängend , nicht bestimmt geformte Familien bildend, ihre Membran ohne Gallerthülle, a. Zellen kugelig. 52 Chroococcaceae. (Kirchner. I. Zellteilung nach allen Richtungen des Raumes 1. Chroococcus. II. Zellteilung nur nach einer Richtung 2. Synechocystis. h. Zellen länglich bis cylindrisch I. Zellen dünnwandig, nicht mit differenziertem Chromatophor . 3. Synechoeoccus. II. Zellen dickwandig, mit differenziertem, meist sternförmigem Chromatophor 4. Chrootheee. c. Zellen spindelförmig 5. Dactylococcopsis. B. Zellen durch ausgeschiedene Gallerte zu Familien von verschiedener Gestalt vereinigt. a. Familien formlos. a. Die dicken Hüllmembranen der Zellen bleiben mehrere Generationen hindurch er- halten, so dass die Zellen in mehrere Membranen eingeschachtelt sind. I. Zellen kugelig. 1°. Lager ausgebreitet, gestaltlos 6. Gloeocapsa. 20. Lager krustig, knorpelig; Zellen in kurze Reihen angeordnet 7. Entophysalis. 30. Lager hohlkugelig; Zellen zu 4 genähert 8. Placorna. II. Zellen länglich bis cylindrisch. 4°. Zellen ohne bestimmt geformtes Chromatophor 9. Gloeothece. 2°. Zellen mit sternförmigem Chromatophor 10. Zachariasia. ß. Zellen nicht eingeschachtelt, mit zusammenfließenden Hüllmembranen. I. Zellen kugelig 11. Aphanocapsa. II. Zellen länglich 12. Aplianothece. b. Familien von bestimmter Gestalt, aa. Familien freischwimmend. ot. Familien solid, mehrere Zellschichten dick. I. Zellen kugelig. 1°. Familien kugelig oder traubig 13. Microcystis. 2°. Familien netzförmig zerreißend 14. Clathrocystis. II. Zellen, wenigstens zum Teil, keilförmig; Familien kugelig 15. Gomphosphaeria. ß. Familien aus einer einschichtigen Zellenlage bestehend. I. Familien hohlkugelig 16. Coelosphaerium. IL Familien tafelförmig oder häutig. 1°. Zellen kugelig oder länglich 17. Merismopedia. 2°. Zellen cylindrisch, palissadenförmig nebeneinander stehend 18. Holopediuni. 3°. Zellen flach, im Umfange quadratisch 19. Tetrapedia. bb. Familien warzenförmig, auf der Unterlage festgewachsen. . . . 20. Oncobyrsa. 1. Chroococcus Nägeli. Zellen kugelig oder etwas eckig, einzeln lebend oder zu wenigzelligen Familien verbunden, ohne zerfließende Hüllmembran, mit blaugrünem, violettem, bräunlichem oder gelbem Inhalte; Zellteilung nach allen Richtungen. Etwa 30 Arten, meist im süßen Wasser und an feuchten Örtlichkeiten, einige im Meere; überall verbreitet. Sect. I. Rhodococcus Hansgi rg. Zellinhalt purpurrot oder violett. Ch. caldariontm Hansgirg, an feuchten Mauern in Warmhäusern in Böhmen. Sect, IL Euchroococcus Hansgirg. Zellinhalt blaugrün, bräunlich oder gelblich. — A. Zellhaut dick, geschichtet: Ch. macrococcus (Trevisan) Rabenhorst, Zellen bis 90 jj. im Durchmesser, mit gelb, rotgelb oder bräunlich gefärbtem Inhalte, auf feuchtem Boden und an Felsen in Europa, Ostgrönland und auf den Sandwichsinseln; CA. turgidus (Kützing1 Nägeli (Fig. 49^4); Zellen bis 35 \j. dick, mit blaugrünem oder bräunlichem Inhalte, in Sümpfen und an nassen Felsen anscheinend überall. — B. Zellhaut dünn, ungeschichtet: Ch. minutus (Kützing) Nägeli, Zellen 6 — 9 p. dick, mit deutlicher Membran; Ch. helveticus Nägeli. Zellen 4,5 — 7,5 [x dick, mit sehr dünner schleimiger Membran; Ch. minor (Kützing) Nägeli, Zellen 3,25 — 3,75 [j. dick, mit sehr dünner Membran; alle häutig an feuchten Orten, in Teichen u. s. w. 2. Synechocystis Sauvageau. Zellen kugelig, mit dünner nicht zusammenfließen- der Membran und blaugrünem Inhalte, einzeln oder zu wenigen aneinanderhängend ; Zell- teilung nur nach einer Richtung. -I Art, S. aqualilis Sauvageau, (Fig. 49 B), im warmen Wasser eines Baches in Algier. 3. Synechoeoccus Nägeli. Zellen länglich oder cylindrisch, mit dünner, nicht zusammenfließender Membran und blaugrünem oder gelblichem Inhalte, einzeln lebend, Chroococcaceae. (Kirchner.) 53 Fig. 49. A Chroococcus turgidlis Näg. (575|1). — B Synechocystis aquatilis Sauv. (1000/1). — C Syuechococcns airu- ginosus Näg. (575/1). — D C'hrootlicce RichterianaH.a.nsg. (575/1). — E Dactylococcopsis rhaphidioides Hansg. ('2000/1). — F Gloeocapaa sanguinea Kütz., 1 vegetative Familie, 2 Dauerzellen, 3 Keimungszustand einer Dauerzelle (575/1). — G Entophysalis granulosa Kütz., mit Dauerzellen (575/1). — ü Placoma vesiculosum Schousb. (1 : 7/1, 2: 330/1). — J Gloeothece coiifluens Näg. (575/1). — K Zachariasia endophytica Lemm. (720/1). — L Aphanocaspa C'astagnei'Rbh. (575/1). — -W Apkauothece Castaguei Ebb. (575/1), — N Microcystis Flos aquae Kirch. (575/1). — 0 Clathrocystis aeruginosa Hent'r. 1 einzelne Zellen, 2 die Gallerthülle einer Familie sichtbar gemacht (1 : 575/1, die übrigen Abbil- dungen 30/1). — P Gomphosphaeria aponiua Kütz., eine auseinander gedrückte Familie (575/1). (B nach Sau vage au, B 5 u. E nach Hansgirg, B nach Bornet, K nach Lemm ermann, P nach Kirchner; das übrige Original.) 54 Chroococcaceae. (Kirchner.) oder in kleine reihenförmige Familien vereinigt; Zellteilung nur senkrecht zur Längsachse der Zellen. 7 Arten an feuchten Felsen und auf der Erde in der alten und neuen Welt. Typische Art S. aeruginosus Nägeli (Fig. 49 C), Zellen 7 — 16 \>. dick, blaugrün, an feuchten Felsen in Europa, Nordafrika, Nordamerika und Australien verbreitet. 4. Chroothece Hansgirg. Zellen elliptisch, mit einer dicken farblosen, oft deutlich geschichteten und bisweilen an dem einen Ende stielartig ausgebildeten Membran, und einem differenzierten, meist sternförmig gelappten Chromatophor von blaugriiner oder gelber Farbe, einzeln lebend oder zu 2 mit einander verbunden; Zellteilung nur senkrecht zur Längsachse der Zelle. Es bilden sich dickwandige Dauerzellen aus, welche nach einer Ruheperiode keimen, indem sie sich teilen. 1 Art, Ch. Riclderiana Hansgirg (Fig. 49 D), in Salzwassersümpfen in Böhmen. Durch die Gestalt des Chromatophors steht Ch. der Gatt. Glaucocystis nalie und ist wie diese am zweckmäßigsten an die Bangiales anzuschließen; vgl. I. Teil, 2. Abt. S. 316. 5. Dactylococcopsis Hansgirg. Zellen einzeln oder zu 2 — 8 zusammengehäuft; spindel- oder S-förmig, an beiden Enden zugespitzt, mit hell blaugrünem oder oliven- grünem Inhalte und dünner, farbloser Haut; Zellteilung nur nach einer Richtung. 2 Arten in Mitteleuropa; D. rhaphidioides Hansgirg (Fig. 49 E), Zellen t — 3 \j. dick, 5—6 mal so lang, auf feuchtem Boden bei Prag. 6. Gloeocapsa Kiitzing em. Nägeli (Bichatia Turpin). Zellen kugelig, mit dicken, blasigen Hüllmembranen, einzeln lebend oder meistens derart zu Familien vereinigt, dass die Hüllen der Tochterzellen von denen der Mutterzellen längere Zeit umgeben bleiben fEinschachtelung); Zellteilung nach allen Richtungen. Dauerzellen mit dickem, fein- warzigem Exospor sind bei einigen Arten beobachtet worden. Etwa 60 Arten, meistens an feuchten Felsen und Steinen in allen Weltteilen, bilden oft weit ausgebreitete Überzüge oder Anflüge von schwärzlicher oder bräunlicher Farbe; einige auch am Meeresufer und an salzhaltigen Orten des Binnenlandes. Sect. I. Rhodocapsa Hansgirg. Hüllmembranen, wenigstens die inneren, rot gefärbt. — A. Zellinhalt rot: G. purpurea Kützing; G. dubia Wartmann. — B. Zellinhalt blaugrün, bis- weilen bräunlich: G. Magma (Brebisson) Kützing, Hüllen geschichtet; G. sanguinea (C. A.Agardh) Kützing (Fig. 49 F], Hüllen ungeschichtet. Sect. II. Xantliocapsa Nägeli (als Gatt.) [Chrysocapsa Hansgirg). Hüllmembranen gelb bis braun. — A. Zellinhalt gelb: G. Paroliniana (Meneghini) Brebisson. — B. Zellinhalt blau- grün: G. ocellata Rabenhorst, Zellen ohne Hülle 4 — 6,5 \j. dick; G. fuscolutea (Nägeli) Kirchner, Zellen o. H. 1,7 p. dick; G. aurata Stizenberger, Zellen o. H. 3,5 — 5 p. dick, diese 3 Arten an feuchten Felsen u. ä.; G. crepidinum Thuret, Zellen o. H. 3,5 — 5 p. dick, und G. deusta (Meneghini) Kützing, Zellen o. H. 4 — 5 \x dick, länglich, in salzigem Wasser. Sect. III. Cyanocapsa Kirchn. Hüllmembran blau, violett oder schwärzlich, Zellinhalt blaugrün: G. violacea (Corda) Rabenhorst, Zellen ohne Hülle 3,5 \). dick; G. ambigua (Nägeli) Kirchn., Zellen o. H. 1,8 — 2,5 \j. dick; G. nigrescens Nägeli, Zellen o. H. 3,3 — 6,8 ;j. dick; sämtlich an feuchten Mauern, Felsen, Hölzern u. s. w. Sect. IV. Hyalocapsa Kirchn. (Eugloeocapsa Hansgirg z. T.). Hüllmembranen farblos oder sehr hell gefärbt; Zellinhalt blaugrün: G. montana Kützing, Zellen ohne Hülle 2,5 — 6 ;j. dick; G. aeruginosa (Carmichael) Kützing, Zellen o. H. 2,25 — 3 \>. dick; G. coracina Kützing, Zellen o. H. 3,3 — 4,3 u dick; G. atrata Kützing, Zellen o. H. 3,5— 4,6 u dick; an ähnlichen Standorten wie die vorhergehenden Arten. Von nicht näher beschriebenen G.- und Gloeothece-Arlen fand Rothpletz im und am Great Salt Lake in Utah, dass sie in ihrem Lager reichlich kohlensauren Kalk aussondern, der anfänglich feine rundliche Körnchen bildet, sich aber oft zu größeren knolligen Körpern zusammenschließt nnd dann sog. Oolithe darstellt; auch die Oolithe am Ufer des roten Meeres zeigen eine ähnliche organische Grundlage. 7. Entophysalis Kützing. Zellen kugelig, von Hüllmembranen umgeben, wie bei Gloeocapsa, zu kurzen aufrechten, unregelmäßig gekrümmten Reihen angeordnet, welche ihrerseits ein krustiges knorpeliges Lager bilden. 2 Arten im Meere an den Küsten Europas und Nordamerikas. E. granulosa Kützing (Fig. 49 G), bildet braunschwarze Krusten auf Steinen zwischen der Flut- und Ebbegrenze an den Küsten des atlantischen und mittelländischen Meeres. Chroococcaceae. (Kirchner.) 55 8. Placoma Schousboe. Zellen wie bei Gloeocapsa, zu 4 einander genähert, ein hohlkugeliges Lager bildend, gegen dessen Oberfläche hin sie ziemlich radial angeord- net sind. 2 Arten an vom Meere bespülten Felsen Europas und Nordafrikas. P. vesiculosum Schousboe (Fig. 49//), bildet weit ausgebreitete runzelige Krusten von olivengrüner Farbe an der Küste bei Biarritz und Tanger. 9. Gloeothece Nägeli. Zellen länglich oder cylindrisch, mit dicken, blasigen Hüll- membranen und blaugrünem Inhalte, einzeln oder in mikroskopisch kleine Familien ver- einigt, die von einer Blase umschlossen sind und im Inneren in der Regel nach Art von Gloeocapsa eingeschachtelte Zellen enthalten. Gegen 20 Arten an feuchten Felsen und zwischen Moosen, seltener im Wasser schwim- mend; bis jetzt in Europa, Westindien und Queensland aufgefunden. Sect. I. Chromothece Kirchn. Hüllmembranen, wenigstens die innersten, gefärbt: G. fuscolutea 'Nägeli, Zellen ohne Hülle 3 — 4 ;j. dick, an feuchten Felsen in höheren Gebirgen Europas; G. monococca (Kützing) Rabenhorst, Zellen 0. H. 4 — 5 p, dick, auf feuchtem Boden und an Felsen in Mitteleuropa. Sect. II. Hyalothece Kirchn. Hüllmembranen farblos: G. Palea (Kützing) Rabenhorst, Zellen 0. H. 2,5 — 4 \>. dick, an feuchten Mauern und Steinen in Deutschland und Böhmen; G. conflnens Nägeli (Fig. 49 J), Zellen 0. H. 1,5 — 2,25 \>. dick, auf feuchtem Boden, zwischen Moos, in Europa verbreitet, auch in Westafrika; G. linearis Nägeli, Zellen 0. H. 1,5 — 2 \>. dick, an feuchten Felsen und im Wasser in Europa und Westindien. 10. Zachariasia Lemmermann. Zellen oblong oder elliptisch oder etwas eckig ge- drückt , mit deutlicher Hüllmembran und sternförmigem Chromatophor von blaugrüner Farbe, zu 4 in einer gemeinsamen Hülle eingeschlossen. Die Gattung findet wegen der differenzierten Chromatophore ihre systematische Stellung besser im Anschlüsse an die Bangiales, vgl. 1. Teil, 2. Abt. S. 34 5. 1 Art, Z. endophytica Lemmermann (Fig. 49 Ä"), im Lager von Rivularia radians Thuret in Holstein. 1 1 . Aphanocapsa Nägeli (incl. Aplococcus Roze). Zellen kugelig, mit dicken zu- sammenfließenden, eine strukturlose Gallerte bildenden Hüllmembranen und blaugrünem, seltener oliven- oder gelblichgrünem Inhalte, zu formlosen Familien vereinigt; Zelltei- lungen nach allen Richtungen. Etwa 20 Arten im süßen Wasser und auf feuchter Erde, an Felsen und Mauern, selten im Salzwasser; in Europa und Amerika beobachtet. — Am häufigsten A. testacea (A. Braun) Nägeli, Lager gelbbraun oder schmutzig rötlich, Zellen 7,5 — 9,5 \i. dick, gelblich; A. brunnea (A. Braun) Nägeli, Lager braun, Zellen 4,5 — 5,5 p. dick, oliven- oder blaugrün; A. pulchra (Kützing) Rabenhorst, Lager blaugrün, Zellen 3,5 — 4,5 u dick, blass blaugrün; A. Grevillei (Hassall) Rabenhorst, Lager schmutziggrün, Zellen 3,5 — 6 \j. dick, blaugrün; A. Castagnei .Kützing) Rabenhorst (Fig. 49 L), Lager blaugrün oder bräunlich, Zellen 2 — 3,5 \j. dick, blau- grün; A. montana Cramer, Lager gelblich, hellviolett oder grau, Zellen 3,5 — 4 \i. dick, blass blaugrün. 1 2. Aphanothece Nägeli (erweitert). Zellen länglich, nur senkrecht zur ihrer Längs- achse sich teilend, sonst wie Aphanocapsa. Etwa 20 Arten im süßen Wasser und an feuchten Orten auf der ganzen Erde. Sect. I. Coccochloris Sprengel (als Gatt.). Lager rundlich, gallertig: A. stagnina (Sprengel) A. Braun, in Teichen Mitteleuropas. Sect. IL Aphanothece Nägeli (als Gatt.). Lager formlos, schleimig: A. microscopica Nägeli, Zellen 4,5 \>. dick; A. Castagnei (Brebisson) Rabenhorst (Fig. 4 9it/), Zellen 2,5 — 4 p dick, beide in Sümpfen und Teichen; A. caldariorum Richter, Zellen 2 u. dick, und A. nidulans Richter, Zellen 1 — 1,5 ja dick, an feuchten Wänden in Warmhäusern. 13. Microcystis Kützing (i833j. Zellen kugelig oder durch gegenseitigen Druck etwas eckig, mit blaugrünem oder bräunlichem Inhalte, der oft Gasvakuolen umschließt, in großer Anzahl zu mikroskopisch kleinen, soliden, kugeligen oder traubigen Familien vereinigt, welche von einer gemeinsamen gallertartigen Hülle umgeben sind; Zellteilungen nach allen Richtungen. Etwa 10 Arten im Süßwasser Europas und Amerikas. 56 Chroococcaceae. (Kirchner. Sect. I. Microcystis Kützing als Gatt. (incl. Anacystis Meneghini 1S36,. Familien kugelig. M. olivacea Kützing, Lager olivengrün, Zellen 1,5 — 3 \j. dick. Sect. II. Polycystis Kützing (1845, als Gatt.). Familien traubig. M. flos aquae (Wittrock) (Fig. 49 iV), Lager blass oder gelblich spangrün, Zellen 4 — 6,5 p. dick, und M. elaöens (Bre- bisson) Kützing, Lager blau- oder olivengrün, Zellen 3—4,5 [j. dick, bilden Wasserblüten. 14. Clathrocystis Henfrey. Zellen kugelig, mit blaugrünem oder gelblichem, Gas- vakuolen umschließendem Inhalte, in großer Anzahl zu anfangs kugeligen, später unregel- mäßig nelzig zerreißenden Familien vereinigt, welche von einer gemeinsamen schleimigen Hülle umgeben sind; Zellteilungen nach allen Richtungen. 4 Art, C. aeruginosa Kützing) Henfrey (Fig. 49 0), bildet häufig eine Wasserblüte von blaugrüner, seltener olivengrüner oder gelblicher Farbe in Teichen und Seen in Europa, Nordamerika und Australien. 15. Gomphosphaeria Kützing. Zellen durch farblose Gallerte zu mikroskopisch kleinen, soliden, kugeligen Familien vereinigt, die inneren kugelig, die peripherischen ei- bis keilförmig oder (während der Teilung) herzförmig mit nach innen gerichteter Spitze; Inhalt blaugrün, olivengrün, orangegelb oder fleischfarben. 2 Arien. G. aponina Kützing (Fig. 49 P), zerstreut im süßen und brakischen Wasser Europas bis Nowaja-Semlja, auch in Nordamerika und Brasilien; G. lacustris Chodat im Plankton der Alpenseen. 16. Coelosphaerium Nägeli. Zellen kugelig oder länglich, an der Oberfläche mi- kroskopisch kleiner, strukturloser Gallertkugeln in einer einschichtigen Lage verteilt, mit J $ ® «*# 0 a K«äB Fig. 50. A Coelosphatrium Kützingianum Nag. (575/1).— B Mcrismopedia punctata Jley ■. (575/1). — C Holopidium irreguläre Lagerh. 1 Zellen von der Seite, 2 von oben (480/1). — D Tetrapedia gothica Reinsch (1200/1). — E Onco- byrsa lacustris Kirchn. (575/1). (C nach Lagerheim, D nach Kirchner, das übrige Original.) blaugrünem Inhalte; Vermehrung durch einzelne, sich aus der Familie lösende Zellen und durch Einschnürung und Furchung der ganzen Familie. 4 Arten in Europa, Amerika und Afrika. C. Kützingianum Nägeli Fig. 50/1), Familien meist 30—60 ;x, Zellen 2—5 \j. dick, findet sich nicht selten in Teichen und Seen Nord- und Mitteleuropas und bildet daselbst bisweilen eine Wasserblüte. Chamaesiphonaceae. Kirchner.) 57 17. Merismopedia Meyen em. Lagerheim. Zellen kugelig, mit blaugrünem, gelb- lichem oder violettem Inhalte, durch die in Gallerte aufgelösten Membranen zu einschich- tigen, tafelförmigen, viereckigen oder unregelmäßigen Familien verbunden und in regelmäßige Längs- und Querreihen angeordnet; Zellteilung nur in zwei aufeinander senkrechten Richtungen. 4 3 Arten im Süßwasser und im Meere, über die ganze Erde verbreitet. — A. Familien regelmäßig viereckig: M. glauca (Ehrenberg) Nägeli, Zellen blass blaugrün, 3 — 5,5 \j. dick; M. elegans A. Braun, Zellen lebhaft blaugrün, 6,5 p. dick; M. punctata Meyen (Fig. 50 ß, Zellen blass bläulich, 3 p. dick; alle drei Arten im Süß- und Salzwasser, auch im Plankton vor- kommend. — B. Familien groß, unregelmäßig: M. convoluta Brebisson in stehenden Gewässern. 18. Holopedium Lagerheim (incl. Microcrocis Richter). Zellen cylindrisch mit abgerundeten Enden und blaugrünem Inhalte, mit ihren gallertigen Membranen zu ein- schichtigen Familien derart verwachsen, dass sie mit ihrer Längsachse aufrecht stehen und keine regelmäßigen Reihen bilden; Zellteilung nur parallel zur Längsachse. 3 Arten im süßen und salzigen Wasser Europas. H. irreguläre Lagerheim, Zellen 2 — 3 p. dick und H. gerninatum Lagerheim {Microcrocis Üieteli Richter) (Fig. 50 C), Zellen t2 p. hoch, 6 p. dick, im Süßwasser; H. sabulicolum Lagerheim, Zellen 6 p, hoch, 3 — 4 p. dick, in der Ostsee. 19. Tetrapedia Reinsch. Zellen flach, von quadratischem Umrisse, mit dünner Membran und blaugrünem Inhalte, einzeln oder zu 2 — 16 in tafelförmige Familien ver- einigt; Vermehrung durch vom Rande gegen das Centrum sich bildende schmale Einschnürung der Zellen, welche noch längere Zeit im Centrum mit einander vereinigt bleiben. 9 Arten, zerstreut im süßen Wasser von Europa, Asien, Afrika und Amerika. — A. Die Einschnürungen bei der Zellteilung gehen von der Mitte der Seiten aus: T. gothica Reinsch (Fig. 50 D). — B. Die Einschnürungen bei der Zellteilung gehen von den Ecken aus: T. Crux Michaeli Reinsch. 20. Oncobyrsa C. A. Agardh (Hydrococcus Kützing). Zellen rundlich oder länglich, mit dicken zusammenfließenden Gallerthüllen und blaugrünem oder violettem Inhalte, in radialen Reihen zuw7arzigen, höckerigen oder polsterförmigen, festsitzenden Familien angeordnet. 5 Arten im Süß- und Meerwasser. 0. rivularis (Kützing) Menejghini, Zellen 2 - 6 p. dick, 1—2 mal so lang, im süßen Wasser von Europa und Neuseeland; 0. lacustris Kirchner (Fig. 50£), Zellen 11 — 13 p. dick, 15—25 p. lang, im Bodensee; 0. adriatica Hauck, Zellen 4 — 5 u. dick, bis 10 p. lang, im adriatischen Meere. Wenn sich die Angabe von Hansgirg über das Vorkommen von Conidien bei O. be- stätigt, so müsste die Gattung zu der folgenden Familie gestellt werden.* Chamaesiphonaceae von O. Kirchner. Mit 9 Einzelbildern in I Figur. Gedruckt im Jnui 1S9S. Merkmale. Einzellige, Phykochrom enthaltende Algen, deren Zellen meist einen deutlichen Gegensatz von Basis und Spitze zeigen und mit der ersteren aufgewachsen sind. Sie leben einzeln oder verwachsen zu mehr- bis vielzelligen mikroskopisch kleinen *) Die früher zu den Chroococcaceae gerechneten Gattungen Asterocystis Gobi (Allogonium Kützing, Chroodactylon Hansgirg), Porphyridium Nägeli, Goniotrichum Kützing, Glaucocystis ltzigsohn, Gloeochaete Lagerheim (Schrammia Dangeard s. I.Teil, 2. Abt. S. 314 — 316. 58 Chamaesiphonaceae. (Kirchner.! Familien. Vermehrung durch einzellige kugelige Conidien, welche sich aus dem Inhalte je einer zu einem Conidangium umgebildeten vegetativen Zelle bilden. Bei einigen Gattungen findet außerdem auch vegetative Zellteilung statt. Vegetationsorgane. Die von den ausgestreuten Conidien abstammenden vegetativen Zellen der Ch. sind im herangewachsenen Zustande kugelig, eiförmig, birnförmig oder von einer cylindrischen, spindel- oder flaschenförmigen Gestalt, oft an der Basis mit einem kleinen stielarligen Fuße versehen. Ihr Chromatophor, über dessen Struktur nichts näheres bekannt ist, enthält Phykochrom von blaugrüner, violetter oder bräunlicher Farbe. Die Zellen sind entweder einzeln dem Substrat angeheftet oder zu \- bis mehrschichtigen, festsitzenden Familien mit einander verwachsen; bei der Gatt. Hyella nehmen sie die Form verzweigter, an Stigonema erinnernder Fäden an, da sie im Inneren von verzweigten Scheiden angeordnet sind. Vermehrung. Bei einigen Gattungen (Xenococcus, Pleurocapsa , Iiadaisia , Hyella) besitzen die Zellen die Fähigkeit, sich durch vegetative Teilung zu vermehren, bei den übrigen ist dies nicht der Fall. Die zu ihrer definitiven Größe herangewachsenen Zellen bilden sich, in den mit vegetativer Zellteilung ausgestatteten Gattungen teilweise, sonst sämtlich, zu Conidangien um und bringen 4 bis zahlreiche Conidien hervor. Deren Bil- dung erfolgt entweder durch aufeinander folgende Teilungen des Zellinhaltes und gleich- zeitiges Austreten der Conidien aus der sich Öffnenden Membran des Conidangiums [Xenococcus, Pleurocapsa, Iiadaisia , Hyella, Cyanocystis , Dermocarpa) oder durch succe- dane und basipetale Abschnürungen am Scheitel des Conidangiums, während dessen Membran sich an der Spitze scheidenarlig öffnet (Chamaesiphon, Godlewskia) , oder endlich durch Querteilung des ganzen, dabei in Conidien auseinander fallenden Conidangiums (Clastidium). Wegen dieser Ausbildung besonderer der Vermehrung dienenden Zellen nehmen die Ch. eine höhere Stellung im System ein, als die Chroococcaceae. — Dauer- zellen-Bildung ist nicht beobachtet. Vorkommen. Die Ch. wachsen epiphytisch im Süßwasser und im Meere in der alten und neuen Welt; in Australien sind bisher noch keine Angehörigen der Familie aufgefunden worden. Einteilung der Familie. A. Vegetative Zellteilung vorhanden; Zellen zu Familien vereinigt. a. Familien scheibenförmig, meist einschichtig 1. Xenococcus. b. Familien kugelig oder warzenförmig 2. Pleurocapsa. c. Familien vertikale Reihen bildend, zu einem krustigen, knorpeligen Lager vereinigt 3. Radaisia. d. Familien verzweigte, Stigonema-ähnliche Fäden darstellend 4. Hyella. B. Vermehrung nur durch Conidien, vegetative Zellteilung fehlt; Zellen meistens nicht zu Familien vereinigt. a. Der ganze Inhalt des Conidangiums bildet sich simultan zu Conidien um. a. Conidien durch Teilungen in allen Richtungen des Raumes entstehend. I. Conidangien kugelig, ihre Membran bei der Conidienbildung mit einem queren Risse sich öffnend 5. Cyanocystis. II. Conidangien eiförmig bis länglich, ihre Membran bei der Conidienbildung sich an der Spitze auflösend 6. Dermocarpa. ß. Conidien reihenförmig, durch Querteilungen des cylindrischen Conidangiums ent- stehend 7. Clastidium. b. Conidien am Scheitel des Conidangiums durch succedane Abschnürung gebildet. a. Conidangien eiförmig bis cylindrisch 8. Chamaesiphon. ß. Conidangien flaschenförmig 9. Godlewskia. 1 . Xenococcus Thuret. Zellen eckig, am Scheitel abgerundet, mit blaugrünem oder violettem Inhalte, dicht zusammengedrängt und zu einer kleinen scheibenförmigen, ein- Chamaesiphonaceae. ^Kirchner.) 59 oder mehrschiclitigen Familie verwachsen, welche mit der unteren Fläche festsitzt. Zell- teilung meist nur durch Wände, welche zur Familienobernäche senkrecht stehen; Conidien kugelig, meist zu 32 in randständigen Conidangien gebildet. 2 Arten: X. Schousboei Thuret (Fig. StA), auf marinen Lyngbya- Arten; X. Kerneri Hans- girg, auf verschiedenen Fadenalgen in Bächen des Böhmerwaldes und in Krain, Küstenland und Dalmatien. 2. Pleurocapsa Thuret em. Lagerheim (mit Ausschluss von Cyanoderma Weber van Bosse; vgl. I. Teil. 2. Abt. S. 316). Zellen kugelig oder durch gegenseitigen Druck kantig, mit blaugrünem, olivengrünem oder gelblichem Inhalte, zu rundlichen oder war- zenförmigen, festsitzenden Familien verwachsen; Zellteilung in allen Richtungen des Raumes ; Vermehrung durch sich ablösende vegetative Zellen und durch Conidien, welche meist zu 8 — 32 in einem Conidangium entstehen. 6 Arten auf Pflanzen, Steinen und Muschelschalen im Süßwasser und im Meere. P. fuli- ginosa Hauck an den Küsten Europas und Nordamerikas; P. fluviatilis Lagerheim (Fig. 51 B) und einige ähnliche Arten in Gebirgsbächen Europas. 3. Radaisia Sauvageau. Zellen kugelig, von gallertig aufgequollenen Hüllmembranen umgeben und zu senkrechten Reihen zusammengewachsen, welche ein krustiges, knor- peliges, aufgewachsenes Lager bilden; Vermehrung durch vegetative Zellteilung und durch Conidien, welche zahlreich in einem dickwandigen, kugeligen oder länglichen Coni- dangium entstehen. 2 Arten: R. Gomontiana Sauvageau auf Fucus-krlea bei Biarritz und R. Comuana Sau- vageau (Fig. 51 C) an untergetauchten Steinen im Süßwasser in Frankreich und Algier. 4. Hyella Bornet et Flahault. Lager rundlich, strahlig ausgebreitet, aus zweierlei in Scheiden eingeschlossenen Fäden zusammengesetzt, welche eigentlich aus einzelnen, voneinander getrennten Zellen bestehen; primäre Fäden horizontal verlaufend , mannig- fach gekrümmt und zu einem dichtem Filze verflochten, sekundäre von den primären Fäden aus aufwärts wachsend; Zellen ein- oder mehrreihig in einer Scheide, mit blaugrünem Inhalte. Vermehrung durch aus den Scheiden austretende vegetative Zellen und durch Conidien, welche in sich vergrößernden Conidangien entstehen. 2 Arten: H. caespitosa Bornet et Flahault (Fig. 51 D), auf alten Muschelschalen an den Küsten von Deutschland, Schweden und Frankreich, bildet auch die Gonidien einer auf Muscheln lebenden Flechte, Verrucaria consequens; H. fontana Huber et Jadin in Kalksteinen und alten Schneckenschalen im Süßwasser bei Montpellier; beide bohren sich in das kalk- haltige Substrat ein. 5. Cyanocystis Borzi. Zellen ungefähr kugelig, meist sitzend und mit der Basis fest angeheftet, mit blauem oder violettem Inhalte; Conidien zu 4 — 16 in einem Coni- dangium gebildet und durch queres Aufreißen der Membran desselben frei werdend; vegetative Zellteilung fehlt. 1 Art, C. versicolor Borzi (Fig. 51 E), epiphytisch auf Süßwasser-Algen in Sicilien. 6. Dermocarpa Crouan (Sphaenosiphon Reinsch). Zellen eiförmig oder oblong, am Grunde oft verdünnt und mit einem sehr kurzen Stiele versehen, mit blaugrünem, bräun- lichem oder violettem Inhalte und ziemlich dicker Membran, einzeln lebend oder zu ein- schichtigen Familien seitlich verwachsen; Conidien zahlreich durch Teilungen nach allen Richtungen in einem Conidangium entstehend, dessen Membran sich dann an der Spitze auflöst; vegetative Zellteilung fehlt. Etwa 12 Arten epiphytisch auf verschiedenen Meeresalgen an den Küsten Europas und Nordamerikas, auch in Thermen Algiers und in Brackwasser in Angola; am weitesten ver- breitet D. prasina (Reinsch) Bornet (Fig. 51 F), mit cylindrischen bis keulenförmigen, 15 — 30 [i langen Zellen. 7. Clastidium Kirchner. Zellen eiförmig bis cylindrisch, an der Basis festgewachsen, an der Spitze eine ungegliederte, dünne, aufgesetzte Borste tragend, mit blaugrünem Inhalte und sehr dünner Membran, ohne Scheide; Conidien kugelig, zu 8 — 12 in einer Längsreihe aus dem ganzen Inhalte des Conidangiums durch Querteilungen entstehend; vegetative Zellteilung fehlt. 2 Arten, zerstreut in Quellen und Bächen Nord- und Mitteleuropas. C. setigentm Kirchner GO Chamaesiphonaceae. (Kirchner.) Fig. 51 G), Zellen cylindrisch bis spindelförmig, 2,5—4 \j. dick, zuletzt 28 — 3S \x lang, Borste bis 50 \j. lang. 8. Chamaesiphon A. Braun et Grunow (incl. Sphaerogonium Rostafinski). Zellen birnförmig, eiförmig bis cylindrisch, mit blaugrünem, violettem oder gelblichem Inhalte Fig. 51. A Xenococats Schousboei Thur. auf Lyngbya festsitzend (330/1). — B Pleurocapsa fiuviatüis Lagern. (575/1). — 0 Rädaisiu Gomoutiaiia. Sauv., Durchschnitt durch das Lager (550/1). — 1) Hyclla caespitosa Born, et Fl., vegetative Fäden (rechts), Bildung der Conidangien und Conidien (330/1). — E Cyanoeyslis versicolor Bzi. (600/1). — F Dermo- carpa prasina Born. (650/1). — O Clastidium setigerum Kirch. (575/1). — H Chamaesiphon confervicola A. Br. (600J1). — J Godlewskia agyregata Jancz., auf Batrachospermum-ZeMen sitzend (625/1). (A, D, .Fnach B ornet , .BnachLager- heim, C nach Sauvageau, E und E nach Borzi, J nach Janczewski, 6 Original.) Oscillatoriaceae. (Kirchner.) q\ und zarter Membran, mit der Basis festsitzend, einzeln oder gesellig lebend; Conidien zahlreich, succedan durch Querteilungen, bisweilen auch durch Längsteilungen am Scheitel des Conidangiums entstehend, welches sich dabei oben scheidenartig öffnet; vegetative Zellteilung fehlt. 12 Arten, meist im Süßwasser wohl aller Erdteile auf Steinen, Fadenalgen und anderen Wasserpflanzen festsitzend, selten im Meere. Sect. I. Sphaerogonium (Rostaftnslci als Gatt.) Hansgirg. Conidangien ei- oder keulen- förmig. — A. Scheide farblos: Ch. incrustans Grunow, in Europa häufig, auch in Westafrika, Nordamerika, Westindien, Java und Neuseeland aufgefunden. — B. Scheide gefärbt: Ch. fuscus (Rostafinski) Hansgirg, in Gebirgsbächen Mittel- und Südeuropas. Sect. II. Brachythrix (A. Braun) Hansgirg. Conidangien cylindrisch: Ch. confervicola A. Braun (Fig. 51 H), häufig im Süßwasser Europas bis Nowaja-Semlja, auch auf Java und Sumatra; Ch. sansibaricus Hieronymus, in Ostafrika; Ch. marinus Wille et Rosenvinge, marin, bei Nowaja-Semlja. 9. Godlewskia Janczewski. Zellen tlaschenförmig, mit blaugriinem Inhalte und gallertartiger Membran, einzeln lebend oder zu unregelmäßigen Familien vereinigt; Co- nidien am Scheitel der Conidangien einzeln nach einander durch Querteilungen abge- schnürt; vegetative Zellteilung fehlt. 1 Art, G. aggregata Janczewski (Fig. 5t /), epiphytisch auf Batrachospermum bei Krakau. ii. Hormogoneae Thuret. Mehrzellige (nur bei Spirulina einzellige), in ihrem Zellinhalte Phykochrom führende Algen, deren Zellen zu einfachen oder verzweigten, meist einreihigen, seltener mehr- reihigen fadenförmigen Verbänden vereinigt sind; häufig sind diese Fäden von zarten oder auch dickeren Scheiden umschlossen, die ihrerseits untereinander frei oder auch mit einander verwachsen oder verklebt sein können. Der Zellfaden [Trichoma bei Kützing und Rabenhorst, Trichome bei Bornet et Flahault, Thallusfaden bei Hansgirg) sammt der ihn umgebenden Scheide wird als Filament (Filum, Filament bei Bornet et Flahault) be- zeichnet. Die Vermehrung erfolgt l) durch frei werdende Fadenstücke, welche mit eigener kriechender Bewegung begabt sind, später zur Ruhe kommen und sogleich oder nach einer Ruhezeit weiter wachsen (Hormogonien, Keimfäden); 2) durch Dauer- zellen, welche sich bei ihrer Keimung durch Teilungen des Inhaltes zu Hormogonien oder direct zu jungen Fäden entwickeln. Da. Psilonemateae. Oscillatoriaceae von 0. Kirchner. Mit 18 Einzelbildern in 3 Figuren. Gedruckt im Juni 1S9S. Merkmale. Fäden einfach, unverzweigt, aus unter einander gleichen vegetativen Zellen zusammengesetzt, selten [Spirulina) einzellig, am Ende nicht in ein verdünntes Haar auslaufend, meistens von einer Scheide umgeben; Filamente einfach oder verzweigt, einen oder mehrere Fäden enthaltend. Die Fäden oder Filamente leben selten einzeln, sondern in der Regel durcheinander geflochten oder haut-, büschel- oder rasenartig mit einander verwachsen. Vermehrung durch Hormogonien ; Dauerzellen fehlen. Vegetationsorgane. Die Zellen der 0. sind mit einer zarten Membran versehen, welche die gewöhnlichen Cellulose-Reaktionen nicht zeigt und in ihrer Zusammensetzung dem Natürl. Pflanzenfam. I. la. 3 (32 Oscillatoriaceae. (Kirchner.) Cutin der höheren Pflanzen nahe steht; das in ihnen enthaltene Phykochrom hat meistens eine blaugrüne, seltener eine violette oder bräunliche Färbung. Die Gestalt der Zellen ist in der Regel kurzcylindrisch bis scheibenförmig, seltener tonnenförmig angeschwollen, nur bei Spirulina lang cylindrisch und zugleich spiralig gewunden; die Endzelle des Fadens ist kuppeiförmig abgerundet, kegelförmig zugespitzt oder mit einer köpfchenartigen Ab- schnürung versehen, aber niemals in ein Haar verlängert. Die Fäden sind meist gerade oder gebogen, bisweilen am Ende bogig oder schraubig gekrümmt, bei einigen Gattungen in ihrem ganzen Verlaufe gleichmäßig korkzieherförmig gedreht. Sehr häufig sind die Fäden im Inneren einer Scheide von verschiedener Dicke eingeschlossen und bilden dann mit dieser zusammen ein Filament ; die Scheiden können farblos sein oder leichte, meist gelbliche , selten rote oder blaue Färbungen zeigen; bisweilen sind sie so zart, dass ihr Vorhandensein erst bei genauerer Untersuchung erkannt wird, in anderen Fällen, insbesondere bei denjenigen Arten, welche einer zeitweisen Austrocknung, intensiver Beleuchtung oder dem Wellenschlage ausgesetzt sind , erreicht ihre Wand eine Dicke, welche den Durchmesser des Fadens übertreffen kann. Dickere Scheiden zeigen häufig eine Schichtung, die sich im optischen Längsschnitte als parallele Längsstreifung der Wand darstellt ; auch die zarteren Scheiden lassen eine ähnliche Schichtung er- kennen, wenn man sie mit aufquellenden und färbenden Reagenzien behandelt. Die Wände der Scheiden sind oft von einer festen und zähen, häutigen Beschaffenheit, bei den Gattungen Phormidium, Hydrocoleum und Microcoleus aber von einer mehr schlei- migen Consistenz, so dass sie unter einander leicht zusammenkleben. Ihrer chemischen Zusammensetzung nach stehen die Scheiden der Cellulose nahe, lösen sich aber nicht in Kupferoxydammoniak: die gefärbten Scheiden sind cutinisiert. Das Fehlen oder Vor- handensein und im letzteren Falle die Verschiedenheiten in der Beschaffenheit der Scheiden werden bei den 0. vorzugsweise zur Abgrenzung der Gattungen benutzt, ob- wohl die hierauf begründeten Merkmale öfters nicht streng durchgreifend sind. So unter- scheidet sich z. B. die Gatt. Oscillatoria nur durch den Mangel der Scheiden von Phor- midium und Lyngbya, und doch giebt es Oscillatoria- Arten , welche zeitweise zarte Scheiden bilden können; andererseits wäre es aber auch nicht empfehlenswert, die 3 großen und im ganzen gut charakterisierten Gattungen zu einer einzigen zusammenzu- ziehen, wie es u.a. Hansgi rg thut. — Die Verzweigung der Filamente kommt in denjenigen Fällen, wo in einer Scheide mehrere Fäden enthalten sind, dadurch zu stände, dass Fäden oder Fädenbündel aus dem offenen Scheidenende teilweise hervortreten , sich auseinanderspreizen und besondere Scheiden ausbilden. Bei den Gattungen Symploca und Lyngbya rühren die Verzweigungen des Filamentes davon her, dass der Faden be- sonders an seiner Basis, im Wachstume gehindert wird, sich verbiegt und in zwei Stücke zerbricht, welche beim späteren Weiterwachsen die Scheide durchbrechen und aus ihr hervortreten. Durch ihre Einfachheit im Baue der Fäden und Filamente kennzeichnen sich die 0. als die niederste Familie unter den Hormogoneae. Die Vermehrung erfolgt durch Hormogonien (Keimfäden), d. h. mehr- bis vielzellige Fadenstücke, welche aus den Scheiden hervorkriechen und im Wasser unter Drehung um ihre Längsachse sich fortbewegen, solange sie an anderen Gegenständen einen Stützpunkt finden, um nach einiger Zeit die Bewegung einzustellen, eine Scheide zu bilden und sich durch Zellteilungen zu verlängern. Die scheidenlosen Fäden von Oscillatoria, Borzia, Spirulina und Arthrospira befinden sich gleichsam dauernd in dem Hormogonien-Zustande und sind normal immer mit einer analogen Bewegungsfähigkeit versehen. Bei Oscillatoria und Arthrospira tritt auch nicht selten eine Vermehrung dadurch ein, dass zufällig ein- zelne Fadenzellen absterben , und der Faden an diesen Stellen in Stücke zerbricht, die selbständig weiterwachsen. Dauerzellen fehlen den 0. ausnahmslos; die Angaben von Macchiali (Nuovo Giorn. Bot. Ital. 1890 p. 45), wonach sich bei einer Lyngbya- Art , die er L. Borziana nennt, später aber Doli. Soc. Bot. Ital. 1894, p. 296) mit Phormidium Hetzii identificiert, ferner Oscillatoriaceae. (Kirchner.) 63 bei Phormidium antliarium, Ph. uncinatum und Microcoleus terreslris Dauerzellen aus- bildeten, stehen ganz vereinzelt da und konnten wenigstens hinsichtlich der erstgenann- ten Art von Gomont nicht bestätigt werden. Auch die Angaben von Hansgirg über das Vorkommen einzelliger, unbeweglicher (Conidien-arliger) Vermehrungsorgane bei den 0. bedürfen ebenso, wie diejenigen des- selben Autors über einzellige (Chroococcus -ähnliche) Entwickelungszustände weiterer Bestätigung. LebetlSWGise. Die Fäden oder Filamente der 0. finden sich nur ausnahmsweise vereinzelt lebend, der Regel nach bilden sie in großer Anzahl vereinigt Lager von einer meist unbestimmten Gestalt. Nasse und zugleich der Luft zugängliche Örtlichkeiten sind für die Entwickelung der 0. am günstigsten: beständig feuchte Felswände und Mauern, schattige Baumalleen, für marine Arten die Uferränder, für Süß- und Brackwasser- Arten seichte Wasserbehälter und überschwemmte Plätze. Auch heiße Quellen sind ihnen zu- gänglich, und manche Arten ertragen Temperaturen bis zu + 85° C. Viele 0. bevor- zugen an organischen Verbindungen reiches Wasser, in dem sonst nur wenige grüne Algen und Wasserpilze, namentlich Spaltpilze gedeihen; in wie weit sie aber befähigt sind, organische Verbindungen zu ihrer Ernährung zu verwenden, darüber liegen noch keine genauen Versuche vor. — Gewisse Arten inkrustieren sich mit kohlensaurem Kalk, wenn sie in kohlensäurehaltigem Wasser wrachsen, in dem solcher gelöst ist: sie ent- ziehen durch ihre Assimilation dem Wasser die Kohlensäure, und der ausfallende kohlen- saure Kalk schlägt sich auf und zwischen den gallertig-klebrigen. Scheiden der Algen nieder. Die so entstehende Inkrustation, welche bald nur Hüllen um die einzelnen Fila- mente bildet, bald aber das ganze Lager steinartig verhärtet, kann so reichlich entwickelt sein, dass sie die organische Substanz der Algen um mehr als das Doppelte übertrifft, und im Laufe der Zeit unter allmählichem Absterben der älteren Algenschichten zur Bildung mächtiger Massen von Kalksinter führen kann (Travertin von Tivoli, Kalksinter von Bormio, Marmorterrassen der Mammuth Springs im Yellowstone-Park). Auch die gewalligen Ablagerungen von Kieselsinter in den Geysirn des Yellowstone-Parkes ge- schehen in analoger Weise durch die Vermittelung von 0. , besonders von Phormidium laminosum. Einteilung der Familie. A. Fäden nackt, d. h. nicht in Scheiden eingeschlossen. a. Fäden aus mehreren, meist aus zahlreichen Zellen zusammengesetzt. a. Fäden gerade oder gebogen, aber nicht spiralig gedreht. 1. Fäden vielzellig. 1°. Fäden einzeln lebend oder häutige Lager bildend, am Ende häufig gekrümmt 1. Oscillatoria. 2°. Fäden zu freischwimmenden Häufchen vereinigt, am Ende nie gekrümmt. a. Fäden parallel angeordnet, rot gefärbte Flöckchen bildend 2.Trichodesmium. b. Fäden etwas gebogen, zu strohgelben, tauartig gedrehten Bündeln vereinigt 3. Xanthotrichum. c. Fäden in rundliche, gelbe Häufchen vereinigt; vom Centrum ausstrahlend 4. Heliotrichum. 11. Fäden kurz, oblong, wenigzellig . . 5. Borzia. ß. Fäden regelmäßig spiralig gedreht 6. Arthrospira. b. Fäden einzellig, spiralig gedreht 7. Spirulina. B. Fäden in Scheiden eingeschlossen. a. In .jeder Scheide ein einziger Faden, Scheiden meist von gleichmäßiger Dicke. a. Scheiden aufgequollen, schleimig. I. Filamente zu häutigen Lagern miteinander verklebt; Fäden am Ende oft gekrümmt 8. Phormidium. IL Filamente einzeln, anfangs endophytisch, später epiphytisch lebend 9. Proterendothrix. ß. Scheiden fest, häutig, nicht schleimig. 5* 64 Oscillatoriaceae. (Kirchner.) I. Scheiden farblos, selten gelblich. 1°. Filamente einzeln oder zu Rasen, Polstern oder Flocken vereinigt; Fäden am Ende nie gekrümmt 10. Lyngbya. 2°. Filamente dünn, zu einem festen, häutigen Lager miteinander verwebt 11. Hypheothrix. 3°. Filamente zu aufgerichteten oder niederliegenden Bündeln miteinander ver- wachsen 12. Symploea. II. Scheiden rot gefärbt 13. Porphyrosiphon. b. In einer (gut entwickelten) Scheide sind mehrere bis zahlreiche Fäden enthalten; Schei- den oft von ungleichmäßiger Dicke. a. Die dicksten Filamente enthalten 2 bis mehrere Fäden. I. Scheiden schleimig, farblos, miteinander verklebt; Endzelle des Fadens mit hauben- förmig verdickter Membran; Pflanzen im Wasser lebend . 14. Hydrocoleum. II. Scheiden fest, nicht untereinander verklebt; Endzelle des Fadens nicht mit hauben- förmig verdickter Membran. 1°. Fäden in der Scheide dicht beisammen liegend. a. Scheiden farblos, selten schwach gefärbt. <\ — I 1/2 ir>al so lang als dick. 0. terebrifonnis C. A. Agardh, Endzelle abgerundet, nicht kopfig, in den Karlsbader Quellen, in Schweden, Corsika und Hinterindien beobachtet. Oscillatoriaceae. (Kirchner. 65 Fig. 52. AI Oscillatoria limosa Ag. (575/1). 2 0. princeps Vauch. (300/1). 3 0. splendidu . Grev. (595/1). — 5 2WcÄO- desmium erythnieum Ehrb: (S4/1 u. 595/1). — C Xanthotrichum contortum Wille (25/1). — Z> Heliotrichum radians Wille (20/1). — E Borzia trilocularis Colin (900/1). — F Arthrospira Jenneri (Hass.) Stiz. (595/1), — 6 Spirulina •najor Kütz. (800/1). — H Phormidiwm subfuscum Kütz. (575/1). — / Lyngbya aestuarii Liebra. (575/1). — K Por- vhyrosiphon Notarisn Kütz. (:i90/!). — L Eydrocoleum homoeotrichum Kütz. (390/1). — M Eypheothrix latoitia Kütz. (575/1). — N Schisothrix purpurascens (Kütz.) Gom. (260/1). — 0 Microculeus vaginatus (Vauch.) Gom. 260/1). 2 (595/1). (4 2,3, B, E—G, h\ L, .1/2 nach Gomont, C u. 1) nach Schutt, das übrige Original.) (5(5 Oscillatoriaceae. (Kirchner.) 2. Trichodesmium Ehrenberg. Faden wie bei Oscillatoria, scheidenlos, gerade, ohne Bewegung, durch dünnen Schleim parallel zu einander in flockenförmige, frei schwimmende Bündel von roter Farbe vereinigt ; Endzelle abgestutzt-kegelförmig mit convexer Mütze. 3 Arten in den wärmeren Meeren in der Nähe der Küsten, bisweilen massenhaft er- scheinend und als Seeblüte das Wasser färbend. T. erythraeum Ehrenberg (Fig. 52 ß), Fäden an den Querwänden eingeschnürt, zu kaum \ mm langen, purpurroten Flöckchen verbunden, im Roten Meere (dessen Färbung die Alge verursachen soll], im indischen, großen und atlan- tischen Ocean. 3. Xanthotrichum Wille. Fäden scheidenlos, vielzellig, schraubig gedreht, bewe- gungslos, zu kleinen, freischwimmenden Bündeln von strohgelber Farbe vereinigt. 1 Art, X. conlortum Wille (Fig. 52 C), im Plankton des atlantischen Oceans allgemein und gleichmäßig verbreitet. 4. Heliotrichum Wille. Fäden scheidenlos, vielzellig, gerade, zu frei schwimmen- den, kleinen, rundlichen Flocken von gelber Farbe vereinigt, in denen sie vom Centrum nach der Peripherie ausstrahlen. \ Art, H. radians Wille (Fig. 52 D), im Plankton des atlantischen Oceans allgemein ver- breitet, wie Xanthotrichum. 5. Borzia Cohn. Fäden von demselben Baue und mit derselben Bewegung wie bei Oscillatoria, aber kurz, oblong, aus wenigen Zellen bestehend. 4 Art, B. trilocularis Cohn (Fig. 52 E) im süßen Wasser bei Messina. 6. Arthrospira Stitzenberger [Spirulina Turpin z. Teil). Fäden scheidenlos, viel- zellig, regelmäßig schraubig gedreht, mit lebhafter Oscillatorien-Bewegung, blaugrün oder rötlich, einzeln lebend oder zu häutigen Lagern verwoben. 5 Arten im Süßwasser und im Meere, in Europa und Amerika. A. Jenneri (Hassall; Stizenberger (Fig. 52 F), blaugrün, in Teichen u. ä. Europas und Amerikas; A. miniata (Hauck) Gomont, bräunlichrot, an den französischen, istrischen und dalmatinischen Küsten. 7. Spirulina Turpin (incl. Glaucospira Lagerheim). Fäden scheidenlos, aus einer einzigen, lang cylindrischen und schraubig gedrehten Zelle bestehend, mit lebhafter Kriechbewegung. Ungefähr 15 Arten im süßen, brackischen und Meerwasser in Europa, Afrika, Amerika und Australien. — A. Spiralwindungen dicht aneinander liegend; meist Salzwasser-Bewohner: S. versicolor Colin, Fäden purpurviolett, stellenweise blaugrün, in der Ostsee, dem adriati- schen Meere und Neuguinea; S. subsalsa Oersted, Fäden blaugrün, mit unregelmäßigen Win- dungen, häufig an den Küsten des atlantischen Oceans. — B. Spiralwindungen locker: S. Meneghiniana Zanardini, im Salzwasser Europas; S. major Kützing (Fig. 52 G), in süßem und brackischem Wasser in Europa; S. subtilissima Kützing, in Thermen Europas und Afrikas; 5. Naegelii [Ophiolhrix N. Brügger), in den Thermen von Bor'mio. 8. Phormidium Kützing. Fäden vielzellig, gerade oder gebogen, einzeln in dünne, farblose, schleimige und miteinander verklebte Scheiden eingeschlossen; Filamente ein häutiges, der Unterlage aufliegendes, seltener flutendes Lager bildend. Die Galtung verbindet die beiden Gattungen Oscillatoria und Lyngbya miteinander, ist aber durch die zu hautartigen Massen miteinander verklebten Filamente*) scharf genug charakterisiert. Etwa 50 Arten in allen Weltteilen auf feuchtem Boden und im Süßwasser, seltener in salzigem Wasser. Sect. I. Monilij'ormia Gomont. Fäden an den Querwänden deutlich eingeschnürt, am Ende weder gebogen, noch kopfförmig: Ph. Spongeliae (Schulze) Gomont, im Inneren des Schwammes Spongelia pallescens im adriatischen Meere; /'/;. persicinum (Reinke) Gomont, mit dünnem, rosenrotem Lager, auf Muscheln in der Ostsee. Sect. II. Euphormidia Gomont. Fäden an den Querwänden nicht oder kaum einge- schnürt. — A. Fäden weniger als 3 ;j. dick: Ph. purpurascens (Kützingj Gomont, bildet lederige Überzüge von braunvioletter Farbe an feuchten Felsen und in Thermen; Ph. valderianum *) Hei Anwendung von Färbemitteln wird die schleimige, die Filamente verklebende Substanz deutlich. Oscillatoriaceae. (Kirchner.) 67 Gomont, in Teichen, Quellen u. ä. bis 10 cm dicke, geschichtete, oben schmutziggrüne, innen entfärbte Überzüge bildend , in den Thermen von Valdieri (Italien) bei 25 — 55° C. wachsend, bei 30 — 46° in üppigster Entwicklung; ähnliche, aber dünnere ungeschichtete Häute bilden auch Ph. tenue (Meneghini) Gomont und Ph. laminosum (C. A. Agardh) Gomont, letzteres u. a. in den Geysirn des Yellowstone-Parkes bei 30— 85° C., am vollkommensten bei 54 — 68° sich entwickelnd und an der Abscheidung von Kieselsinter vorzugsweise beteiligt. — B. Fäden mehr als 3 \>. dick. Ba. Fadenende gerade, nicht kopfförmig: Stark mit kohlensaurem Kalk inkrustierte, deshalb harte und brüchige Lager besitzen Ph. incrustatum (Nägeli) Gomont, auf Steinen an Wasserfällen und Seeufern, und einige ähnliche Arten; nicht inkrustiert sind die in Bächen u. ä. weit verbreiteten Ph. Corium (C. A. Agardh) Gomont, Fäden gebogen, End- zelle stumpf kegelförmig, Zellen meist länger als dick, Ph. papyraceum (C. A. Agardh) Gomont wie vor. Art, aber die Zellen kürzer als dick, Ph. Relzii (G. A. Agardh) Gomont, Fäden 5 — 12 |j. dick, mit abgestutzter Endzelle. Bb. Fadenende gerade, Endzelle kopfförmig abge- schnürt; die häufigste Art im Süßwasser Ph. subfuscum Kützing (Fig. 52 H). Bc. Fäden am Ende gekrümmt, mit kopfiger Endzelle: Ph. uncinatum (C. A. Agardh) Gomont, im Süßwasser sehr verbreitet; Ph. autumnale (C. A. Agardh) Gomont, auf feuchter Erde sehr häufig; beide Arten bilden schwarzgrüne oder schwarzblaue Häute. 9. Proterendothrix W. et G. S. West. Faden vielzellig, einzeln in weiten, aufge- quollenen, farblosen, außen unebenen Scheiden; Filamente kurz, einzeln oder zu wenigen beisammen, anfangs endophytisch, später epiphytisch auf Algen lebend. I Art, P. scolecoidea W. et G. S. West (Fig. 54 A.), in, später auf den Scheiden von Por- phyrosiphon Notarisii in Angola. \ 0. Lyngbya C. A. Agardh. Fäden vielzellig, gerade oder gebogen, einzeln in festen häutigen, meist farblosen, seltener gelblichen Scheiden; Filamente in Rasen , Polstern oder Flocken wachsend. Etwa 60 Arten im Meere und im Süßwasser aller Erdteile. Sect. I. Leibleinia (Endlicher als Gatt.) Gomont. Filamente von ihrem mittleren, der Unterlage aufgewachsenen Teile aus aufsteigend, mit zarten, ungeschichteten Scheiden. Alle Arten im Meere, auf größeren Algen aufsitzend; am weitesten verbreitet L. sordida (Zanar- dini) Gomont. Sect. II. Eulyngbya Gomont (eingeschränkt). Filamente vereinzelt oder zu Rasen oder hautartisen Schichten vereinigt, gerade oder gebogen, Scheiden im Alter oft dick und ge- schichtet; im Meere, im Süßwasser und in Thermen. — A. Im Salzwasser: L. aestuarü Lieb- mann (Fig. 52, /), Scheiden im Alter gelb-braun und geschichtet; L. majuscula Harvey, Schei- den farblos, außen runzelig, Filamente bis 60 u. dick, braune große Lager bildend; L. con- fervoides C. A. Agardh, Scheiden dick, geschichtet, runzelig, Filamente gerade, bis 25 ;j. dick; L. semiplena J. Agardh, Filamente gekrümmt, bis 12 ja dick; alle 4 Arten wohl an den Küsten der ganzen Erde verbreitet. — B. In Thermen: L. major Meneghini, Filamente gerade, II — 16 . dicken Fäden, und H. glutinosum (C. A. Agardh) Gomont, mit 17 — 19 u dicken Fäden. — B. Süßwasser-Arten: H. oligotrichum A. Braun, Lager mit kohlensaurem Kalk inkrustiert, an Wasserfällen in der Schweiz; H. homoeotrichum Kützing (Fig. 52 L), Lager nicht inkrustiert, Fäden 6 — 8 ;j. dick, in Bächen und Wasserfällen in Frankreich und Österreich. 15. Syxnplocastrum (Gomont als Section von Schizothrix). Fäden vielzellig, zu mehreren in einer farblosen Scheide eingeschlossen, Endzelle nicht mit verdickter Mem- bran; Filamente von einer niederliegenden, gebogenen Basis aus aufsteigend und zu auf- rechten Büscheln dicht verwachsen (wie bei Symploca). 4 Arten auf feuchtem Boden oder an Mauern in Europa, Afrika, Amerika, Mauritius und Neuseeland. S. Friesii (C. A. Agardh) Kirch. (Fig. 53 A), bildet schwärzliche oder dunkel- grünliche, aus ca. 3 cm hohen Büscheln zusammengesetzte Lager auf feuchtem Boden. 1 6. Inactis Kützing em. Thuret (incl. Inomeria Kützing). Fäden wenigstens teilweise zu mehreren in einer farblosen, seltener schwach gefärbten Scheide eingeschlossen, Endzelle nicht mit verdickter Membran; Filamente einfach oder verzweigt, zu rasigen Flocken oder Büscheln vereinigt, welche oft seitlich mit einander verfließen und ge- schichtete, häufig mit kohlensaurem Kalk inkrustierte Polster bilden. Etwa 15 Arten im Süßwasser Europas, Asiens und Amerikas, meist in Bächen, an See- ufern und Wasserfällen. — A. Filamente sehr dünn, aufrecht, zu Polstern oder Krusten vereinigt, meist stark inkrustiert: J. pulvinala Kützing, Filamente meist unverzweigt, und /. fasciculata Grunow (Fig. 53 B), Filamente reichlich verzweigt, bilden harte, krustige Über- züge auf Steinen und Holzwerk in bewegtem Wasser, in Europa und Nordamerika. — B. Filamente pinselförmig gehuschelt, im Wasser flutend: /. tinctoria C. A. Agardh) Thuret, Filamente lang, Fäden 1,5 — 2,5 \>. dick, an Wasserpflanzen in Gebirgsbächen Europas; J. peni- *) Die Scheiden treten beim Färben mit Safraninlösung deutlich hervor. Oscillatoriaceae. (Kirchner. 69 '■SSI* " ' cillata (Kützing), Fäden 2,5 — 5 \>. dick, auf Steinen in Bächen, in Frankreich, Italien, Brasilien und Neuseeland beobachtet. 17. Schizothrix (Kützing) Gomont eingeschr. (Section Chromosiphon , incl. Schizo- dictyon Kützing.). Fäden zu mehreren in Scheiden eingeschlossen, welche nur anfangs farblos, später aber deut- lieh gefärbt sind und am Ende in eine geschlossene Spitze auslaufen; End- zelle des Fadens nicht mit verdickter Membran; Fi- lamente verzweigt, ent- weder zu aufgerichteten [Symploca- artigen) Bü- scheln mit einander ver- wachsen oder Polster bildend oder frei schwim- mend. Etwa 1 2 Arten, welche meist auf feuchtem Boden, seltener im Wasser, über die ganze Erde zerstreut vorkommen. S. purpuras- cens (Kützing) Gomont (Fig. 5i N) , Scheiden rot oder orangerot, in Schlesien, Frankreich , Südamerika und Neuseeland; S. Mülleri Nägeli, Scheiden goldgelb, in Europa und Nord- amerika; S. Heufleri Gru- now, Scheiden blau, zer- fasert, in Tirol; S. Braunii Gomont, Scheiden dunkel- blau, nicht zerfasert, im Schwarzwald. 18. Polychlamy- dum W. et G. S. West. Fäden einzeln oder sel- tener zu 2 — 3 in einer offenen dicken Scheide eingeschlossen, deren in- nere Schichten fest und gefärbt sind , während die äußeren farblos und verquollen sind ; Faden- ende gerade; Filamente gebogen, unverzweigt; Zellen kurz-cylindrisch. 1 Art, P. insigne W. ' ' , Fig. 53. A Symplocastrum Friesii (Ag.) Kirch. (595/1). — B Inactis fasciculata Nitella und Najas in Seen Urun. (595/1). — C Dasygloea amorpha Berk. (96/1 u. 595/1). (Nach Gomont.) Angolas. 19. Dasygloea Thwaites. Fäden zu wenigen in einer sehr weiten, farblosen oder wenig gefärbten Scheide eingeschlossen, in der sie entfernt voneinander liegen; End- zelle nicht mit verdickter Membran. 1 Art, D. amorpha Berkeley (Fig. 53 C), in Sümpfen Englands. 70 Nostocaceae. (Kirchner.) 20. Microcoleus Desmazieres Vaginaria Gray, Chthonoblastus Kützing). Fäden meist aus langen Zellen bestehend, am Ende verdünnt wenigstens bei gut entwickelten Exemplaren), in großer Anzahl und eng bei- sammen liegend, in farblosen ungeschichte- ten, schleimigen, mit einander verklebten Scheiden*) eingeschlossen. Etwa 20 Arten im Meere und Süß- wasser, weniger auf feuchter Erde, allge- mein verbreitet. — A. Marin: M. chthono- plastes (Flora Danica) Thuret, Fäden 2,5 — 6 \>. dick, an den Querwänden eingeschnürt, wohl in allen Erdteilen. — B. Im Süßwasser: M. paludosus (Kützing) Gomont, Fäden 5 — 7 \x dick, cylindrisch, in Europa und Nordafrika; M. lacustris (Rabenhorst) Farlow, Fäden 4 — 5 u. dick, an den Querwänden stark eingeschnürt, in Deutschland und Nordamerika; M, sub- torulosus (Brebisson) Gomont, Fäden 6 — 10 /x dick, an den Querwänden stark eingeschnürt, in Schweden, Schottland und Nordfrank- reich. — C. Auf feuchtem Boden : M. vagi- natus (Vaucher) Gomont (Fig. 52 0), allgemein verbreitet. 1 1 . Sirocoleum Kützing. Fäden in großer Anzahl in farblose, häutige, nicht miteinander verklebte, ungeschichtete Schei- den eingeschlossen; Filamente verzweigt, zu rasenförmigen Lagern vereinigt. 5 Arten in tropischen Meeren; am häu- figsten S. guyanense Kützing, Fäden 4 — 5,5 p. dick, an den Querwänden eingeschnürt, an den Küsten des südlichen atlantischen Oceans. Fig. 54. A Proterendothrix scolecoidta West, lu. 2junge, o ausgewachsene Fiiden (520/1). — B Puli/chlaiiu/dum insigne West (120/1 J. (Nach West.) *) Durch Färben mit Safraninlösung wer- den die Scheiden deutlich. Nostocaceae von O. Kirchner. Mit 18 Einzelbildern in 2 Figuren. Gedruckt im Juui IS98. Merkmale. Fäden einfach, unverzweigt, in der Regel ohne Gegensatz von Basis und Spitze, am Ende nicht in ein Haar auslaufend, aus gleichartigen vegetativen Zellen gebildet, zwischen denen sich teilungsunfähige, inhaltsarme Zellen ( Grenzzel len) in der Regel vorfinden, und die sich teilweise zu Dauerzellen umbilden können. Die Fäden sind nackt oder von einer schleimigen, gallertigen oder häutigen Scheide umschlossen, in einer Scheide einzeln oder zu mehreren liegend. Die Fäden oder Filamente leben einzeln oder in schleimigen, oder gallertigen, oft bestimmt geformten Lagern. Vermeh- rung durch Hormogonien und durch Dauerzellen. Vegetationsorgane. Die vegetativen Zellen des Fadens sind untereinander gleich- artig und gleichwertig; nur die Endzelle unterscheidet sich oft durch eine kegelförmige Nostocaceae. (Kirchner.) 71 Gestalt von den übrigen Fadenzellen, welche sehr häufig eine kugelige oder tonnenför- mige, selten eine cylindrische Gestalt besitzen. Das in den vegetativen Zellen enthaltene Phykochrom zeigt fast ausnahmslos eine blaugrüne Färbung. Die häufig rosenkranz- förmigen Fäden sind gerade oder gebogen , in ihrem ganzen Verlaufe gleich dick oder nach den Enden hin etwas verdünnt. Von den vegetativen Zellen unterscheiden sich die Grenzzellen (Heterocysten) durch ihren spärlichen, aus durchsichtigem Zellsafte bestehenden Inhalt, ihre dickere Membran, hellgrüne oder lebhaft gelbe Färbung und oft auch bedeutendere Große; an derjenigen Wand, mit welcher sie an eine Nachbarzelle angrenzen, tragen sie innen eine knopfarlig vorspringende Verdickung. Sie befinden sich bald an den Enden des Fadens (terminal, vgl. Fig. 56 F, H), bald im Verlaufe desselben (intercalar, vgl. Fig. 56 #, C), und dienen dazu, da sie teilungsunfähig sind, das im übrigen unbegrenzte Wachstum eines Fadens stellenweise zu unterbrechen und zu begrenzen. Die Scheiden, welche von den Fäden abgesondert werden, sind meistens gelatinös und aufgequollen, oft in Schleim zerfließend und untereinander verklebt, seltener (bei den Aulosireae) sind sie häutig und röhrenförmig; ihre Färbung wechselt von wasserhell bis gelblich oder olivenfarbig. Bei Isocystis stellen sie nur einen dünnen, schleimigen Überzug der Fäden dar und sind auch bei anderen Gattungen oft erst durch Färbemittel sichtbar zu machen. VermGhrung. Bei den scheidenlosen oder mit dünnen schleimigen Scheiden ver- sehenen V. bilden sich die Hormogonien durch Zerbrechen der Fäden, nachdem diese eine gewisse Länge erreicht haben ; alsdann gleiten die Bruchstücke aneinander vorüber, so dass hierdurch der Thallus an Ausdehnung und Dicke zunimmt. Bei der Gatt. Nostoc (vgl. Fig. 55) löst sich zur Zeit der Hormogonien -Bildung der ganze Thallus auf, die Scheiden zerfließen in Schleim, und die Hormogonien zerstreuen sich. Sie verlieren nach einiger Zeit ihre Bewegung, umkleiden sich mit einer zarten Gallertscheide, und in deren Innerem verlängert sich der Faden, um später in Teilstücke zu zerfallen und auf diese Weise das Wachstum der Familien zu veranlassen. Die Dauerzellen (vgl. Fig. 55^1, B, Fig. 56-4, D — F) , welche Austrocknung und Kälte zu überstehen vermögen, bilden sich aus vegetativen Zellen und zeigen Unter- schiede in Bezug auf ihre Lage im Faden, Größe und Struktur, welche von großer Be- deutung für systematische Zecke sind. Ihre Gestalt wechselt von kugeliger oder länglicher bis zur cylindrischen, ihre Färbung ist häufig bräunlich, ihr Inhalt durch angehäufte Reservestoffe dicht und körnig, ihre Membran doppelt: ein dickeres Exospor und ein zartes Endospor. Bei der Keimung wachsen die Dauerzellen unter Zerreißen des Exospors und Verschleimen des Endospors zu einem jungen Faden aus (Fig. 55 C, D, Fig. 56 C). Die Ausbildung der Dauerzellen nimmt entweder in der Mitte zwischen zwei Grenz- zellen ihren Anfang, um beiderseits nach diesen hin fortzuschreiten (centrifugal) , oder sie beginnt in unmittelbarer Nachbarschaft der Grenzzellen und geht dann auf die weiter entfernten vegetativen Zellen über (centripetal). Vorkommen. Die meisten N. leben auf feuchtem Boden oder zwischen Moosen, viele in stehendem Süßwasser, einige in schnell fließenden Bächen, manche auch im Salz- oder Brackwasser. — Einige Nostoc- und Anabaena-krlen wachsen endophytisch in den Geweben höherer Pflanzen, wie Azolla, Cycas, Lemna, Gunnera, und auch verschiedener Lebermoose und Sphagnum- Arten. Als Flechtengonidien finden sich Nostoc-krlen häufig, insbesondere bei den Gattungen Pannaria, Peltigera, Nephromittm, Stictina und bei den Collemaceen. Nutzpflanzen. Als Nahrungsmittel werden verschiedene Nostoc-Arien verwendet, so .V. commune in Ecuador, Bolivia und Java, N. edule Berkeley et Montagne in China, N. ellipsosporum und wahrscheinlich auch andere Arten in Ecuador. Einteilung der Familie. A. Fäden ohne Grenzzellen I. Isocystideae. 1. Isocystis. B. Fäden (im entwickelten Zustande mit Grenzzellen. 72 Nostocaceae. (Kirchner.) a. Fäden scheidenlos oder mit verquellenden, zerfließenden oder undeutlichen Scheiden II. Anabaeneae. a. Lager gallertig, von bestimmter Form. I. Lager von mannigfacher Gestalt, außen von einer festeren Hautschicht umgeben. 2. Nostoe. II. Lager röhrenförmig, ohne feslere Außenschicht 3. Wollea. ß. Fäden einzeln oder zu formlosen schleimigen Massen oder kleinen Flöckchen ver- einigt. I. Grenz- und Dauerzellen intercalar. 4°. Vegetative Zellen kurz, scheibenförmig 4. Nodularia. 2°. Vegetative Zellen so lang oder länger als dick. ct. Fäden einzeln oder zu formlosen Massen vereinigt ... 5. Anabaena. i\ Fäden zu kleinen schüppchenförmigen Flocken vereinigt. 6. Aphanizomenon. II. Grenzzellen terminal 7. Cylindrospermum. b. Fäden in deutliche häutige Scheiden eingeschlossen III. Aulosireae. a. Fäden immer einzeln in einer Scheide. I. Grenzzellen intercalar 8. Aulosira. IL Grenzzellen terminal und intercalar 9. Microchaete. ß. Fäden, wenigstens teilweise, zu mehreren in einer Scheide. I. Fäden zu häutigen oder fadenförmigen Lagern verwachsen. 10. Hormothamnion. IL Fäden huschelige Rasen bildend 11. Desmonema. i. Isocystideae. 1. Isocystis Borzi. Fäden einzeln oder zu einem kleinen Lager von unbestimmter Gestalt vereinigt, sehr dünn, gegen die Enden etwas verdünnt, aus elliptischen, kugeligen oder etwas eckig gedrückten Zellen bestehend, ohne Grenzzellen, mit kugeligen oder ovalen, bräunlichen oder bläulichen Dauerzellen. 4 Arten im Süßwasser Europas. — A. Fäden parallel mit einander verklebt, Dauerzellen gelbbraun, mit rauhem Exospor: J. messanensis Borzi (Fig. 56 Äj. an feuchten Mauern bei Messina. — B. Fäden einzeln oder unregelmäßig aneinander hängend: /. infusiomim (Kützing Borzi, in Teichen u. ä. verbreitet. iL Anabaeneae. 2. Nostoc Vaucher. Lager gallertig, lederig oder schleimig, anfangs kugelig oder oblong, später von verschiedenartiger Gestalt, solid oder hohl, frei oder festsitzend, von einer dichteren und dunkler gefärbten Hautschicht umgeben; Fäden gekrümmt und durch einander gewirrt; Scheiden bald deutlich abgegrenzt, dick und gallertig, bald undeutlich und miteinander zusammenfließend; Zellen kugelig-zusammengedrückt, tonnenformig oder cylindrisch; Grenzzellen intercalar und (an jungen Exemplaren) terminal; Dauer- zellen kugelig oder oblong, reihenweise im Verlaufe des Fadens entstehend. Etwa 60 Arten im süßen "Wasser und auf feuchtem Boden, selten im Brackwasser, über die ganze Erde verbreitet. Sect. I. Cuticularia Bornet et Flahault. Im Wasser lebende, festsitzende Arten; Lager am Rande wachsende Flecken bildend; Fäden eng verwoben: AT. cuticulare (Brebisson) Bornet et Flahault, Dauerzellen kugelig, 8 — \ 0 jj. dick, auf Blättern von Wasserpflanzen in Mitteleuropa und auf den Sandwichs-Inseln. Sect. IL Amorpha Bornet et Flahault. Im Wasser; Lager mikroskopisch klein; Fäden sehr dicht verwirrt: N. punctiforme Kützing) Hariot [N. Hederulae Meneghini), in Europa, Afrika, Ostasien, Amerika und Australien beobachtet; lebt auch endophytisch in den Schleim- gängen und Intercellularen des Stammes aller Gunnera- Arten und in den Wurzeln der Cycadeen. Sect. III. Paludosa Bornet et Flahault. Im Wasser; Lager sehr klein, punktförmig; Fäden mit deutlichen Scheiden : JV. paludosum Kützing (Fig. 55, A — F), Dauerzellen oblong, ca. 4 [j. dick, in stehenden Gewässern Europas und Javas, Melanesien. Nostocaceae. (Kirchner.) 73 Sect. IV. Intricata Bornet et Flahault. Lager größer, gallertig, anfangs kugelig, später zerrissen und unregelmäßig ausgebreitet; im Wasser. — A. Fäden dicht gedrängt, eng durch- einander geflochten: JV. Linckia (Roth) Bornet in Europa, Amerika, auf Java und den Sand- wichs-Inseln. — B. Fäden locker verschlungen, leicht gekrümmt: JV. piscinale lvützing, Dauer- zellen oblong, in Europa, Brasilien und Grönland; JV. carneum C. A. Agardh, Dauerzellen ob- long, Lager weich und schlüpfrig, grünlich oder rötlich, in Europa und Südamerika; JV. spongiaeforme C. A. Agardh, Dauer- zellen oblong, Lager gallertig, hell bläulich oder rötlich, in Europa und Amerika. Sect. V. Humifusa Bornet et Flahault. Lager gallertig, anfangs kugelig, dann flach, zusammenfließend; auf feuchtem Boden, zwischen Moosen. — A. Zellen cylindrisch: JV. ellipso- sporum Rabenhorst, Dauerzellen oblong, 4 4 — 19 \j. lang, glatt, in Europa, Amerika und Melanesien. — B. Zellen oval oder kuge- lig: N. muscorum C. A. Agardh, Fäden 3,5 — 5 ;;. dick, Dauerzellen K^Cf rf -Ä Fig. 55. A — F Nostoc paludosum Kütz. .1 Faden mit Dauerzellen, B Dauerzellen, C, D Keimung und weitere Ent- wickelung der Dauerzellen, E junge, .F entwickelte Fäden (490/1). — G—J Nostoc sphaericuui Vauch. 0 Lager in natürl. Größe. H Teil eines Durchschnittes durch das Lager (150/1). J junge und heranwachsende Familien (330/1). [A—F nach Janczewski, G — J nach Thuret.) oval, 4 — 8 ji. dick, in Europa, Westafrika und Nordamerika; JV. humlfusum Carmichael, Fäden 2,2 \>. dick, Dauerzellen oval, 4 \j. dick, in Nord- und Mitteleuropa und Westindien. Sect. VI. Communia Bornet et Flahault. Lager nicht festgewachsen, anfangs kugelig, später unregelmäßig häutig; meist auf feuchtem Boden: JV. commune Vaucher, Lager faltig- häutig, oft ansehnlich, an feuchten Plätzen auf der ganzen Erde häufig; JV. sphaericum 74 Nostocaceae. (Kirchner.) Vaucher (Fig. 55, G — /), Lager zuletzt lappig, in Europa, Amerika und auf den Sandwichs- Inseln; findet sich auch endophy tisch in den Atemhöhlen von Anthoceros , Dendroceros und Chamaeceros, zwischen den Zellen von Blasia, Pellia, Diplolaena. Aneura, Riccia, Sauteria und in den durchlöcherten Zellen von Sphagnum acutifolium. Sect. VII. Pruniformia Bornet et Flahault. Lager kugelig, mit fester Hautschicht. An feuchten Felsen und zwischen Moosen N. microscopicum Carmichael, mit ovalen Dauerzellen, in Europa und Nordamerika. In ruhigem Wasser: N. caeruleum Lyngbye, Lager erbsengroß, bläulich, in Europa, Amerika und Australien; N. pruniforme C. A. Agardh, Lager eigroß, blau- grün oder bräunlich, in Europa, Asien und Amerika. Sect. VIII. Verrucosa Bornet et Flahault. Lager festsitzend, kugelig oder knollig, mit fester Hautschicht, später inwendig hohl; im Wasser: N. verrucosum Vaucher, Fäden cylin- drisch, an der Oberfläche des Lagers dicht verflochten; überall häufig. Sect. IX. Zetterstedtiana Bornet et Flahault. Lager kugelig, hart, leicht in radiale Läppchen zerfallend: N. Zetterstedtii Areschoug, frei schwimmend in Seen Schwedens. 3. Wollea Bornet et Flahault. Lager hohlcylindrisch , weich; Fäden gerade oder leicht gebogen, ziemlich parallel gelagert, mit zusammenfließenden Scheiden, intercalaren Grenzzellen und kettenförmig gereihten , den Grenzzellen benachbarten oder von ihnen getrennten Dauerzellen. 1 Art, W. saccata (Wolle) Bornet et Flahault (Fig. 56 B), in stehendem Süßwasser in Nordamerika. 4. Nodularia Hertens (incl. Spermosira Kützing.) Fäden von einer dünnen, oft verschwindenden Scheide umgeben, aus kurzen, scheibenförmigen vegetativen Zellen zusammengesetzt , frei lebend oder zu einem Lager von unbestimmter Form vereinigt ; Grenzzellen zusammengedrückt, intercalar; Dauerzellen ungefähr kugelig, gereiht, nicht an Grenzzellen anstoßend, mit glattem Exospor. 8 Arten über die ganze Erde zerstreut. Im Meere N. Harveyana (Thwaites) Thuret (Fig. .56 C), mit 4 — 6 <>. dicken Fäden; N. spumigena Meitens, mit 8 — 12 ;j. dicken Fäden, u. a. In brackischem und süßem Wasser: JV. major (Kützing) mit 12 — 18 ;j. dicken Fäden. An alten Baumstämmen in deren ausgeflossenem Safte: N. turicensis Cramer) Hansgirg; die beiden letzten in Mitteleuropa. 5. Anabaena Bory. Fäden nackt oder von einer leicht zerfließenden Gallerthülle umschlossen, einzeln oder zu schleimigen Massen vereinigt; vegetative Zellen solang oder etwas länger als dick; Grenzzellen intercalar; Dauerzellen von unbestimmter Lage, einzeln oder gereiht. Etwa 40 Arten im süßen und salzigen Wasser auf der ganzen Erde. Sect. I. Trichormus (Rabenhorst) Bornet et Flahault. Dauerzellen oval oder kugelig: A. variabilis Kützing, Fäden verschiedenartig gekrümmt, Dauerzellen eiförmig, gereiht, von den Grenzzellen entfernt, mit glattem Exospor; in stehendem, süßem und brackischem Wasser in Europa, Asien und Amerika. Hierher wohl auch A. Azollae Strasburger, endophytisch in den. Blättern aller Azolla-Avlen in Amerika, Asien, Afrika und Australien. Sect. II. Dolichosperniitm (Ralfs) Bornet et Flahault. Dauerzellen cylindrisch, von un- bestimmter Lage. — A. Fäden und Dauerzellen gekrümmt: A. flos aguae Bröbisson (Fig. 56 D), vegetative Zellen 4—8 ft, Dauerzellen 7—13 y. dick, und A. circinaüs (Harveyi Rabenhorst, vegetative Zellen S— 10 p., Dauerzellen 16 — 18 \j. dick, enthalten Gasvakuolen in ihren Zellen und bilden in Süßwasserseen und Teichen Europas und Nordamerikas Wasserblüten und einen häufigen Bestandteil des Planktons. — B. Fäden und Dauerzellen gerade: A. catenula (Kützing) Bornet et Flahault, vegetative Zellen tonnenförmig, in Gräben und Teichen Europas; A. Felisii (Meneghini) Bornet et Flahault, vegetative Zellen cylindrisch, in Oberitalien. Sect. III. Sphaerozyga (C. A. Agardh) Bornet et Flahault. Dauerzellen cylindrisch, zu beiden Seiten einer Grenzzelle einzeln oder gereiht: A. oscillarioides Bory, Endzelle des Fadens stumpf, Dauerzellen genau cylindrisch, im Süßwasser in Europa und Nordamerika; A. torulosa (Cannichael) Lagerheim, Endzelle des Fadens spitz kegelförmig, Dauerzellen in der Mitte leicht eingeschnürt, in salzigem Wasser Europas und Nordamerikas. 6. Aphanizomenon Morien [Limnochlidc Kützing). Fäden scheidenlos, gerade, nach den Enden etwas verdünnt, zu kleinen, schüppchenförmigen, freischwimmenden Flocken vereinigt; Dauerzellen cylindrisch, einzeln, an die intercalaren Grenzzellen nicht an- stoßend, mit glattem Exospor. 1 Art, A. flos aquae (L.) Ralfs (Fig. 56 E), in Teichen etc. Europas, Nordasiens und Nostocaceae. (Kirchner. 75 Nordamerikas schwimmend und bisweilen eine Wasserblüte bildend, mit Gasvakuolen in den Zellen. 7. Cylindrospermum Kiitzing. Fäden scheidenlos, kurz, durch ausgeschiedenen Schleim zu einem ausgebreiteten Laer von unbestimmter Form zusammengehalten; vege- Fig. 50. A Isocystis messanensis Bzi. (350/1). — B Wollea saccata B. et Fl. (Natürl. Gr. und 250/1). — O^Nodularia üarveyana Thur. (050/1). — D Aiiabaena Flos aquae Breb. 1 Familie (115/1), 2 Oauerzelle, 3 Fadenstück (824/1). — E Apkanizomenon flos aquae Ralfs (S24/1). — F Cylindrospermum stagnale B. et Fl. (000/1). — G Aulosira laxa Kirch. (600/1). — H Miciochaete Gocppertiana Kirch. (600/1). — J Hormothamnion enttromorphoides Grün. (1/1 u. 400/1). — K Jjesmonema W'rungelii Bzi. (270/1). (A und K nach Borzi, JS nach Wolle, C nach Bornet, Du. E nach Klebahn, J nach Grün o w, G nach Kirchner, F und H Original.) tative Zellen cylindrisch, länger als dick ; Grenzzellen terminal ; Dauerzellen meist einzeln neben der Grenzzelle. 7ß Scytonemataceae. (Kirchner.) Etwa 10 Arten in stehendem Süßwasser und auf feuchtem Boden in Europa, Asien und Amerika. — A. Dauerzellen einzeln: C. stagnale (Kützing) Bornet et Flahault (Fig. 56 .F). Dauerzellen cylindrisch, an beiden Enden abgerundet, in Europa, Asien und Mittelamerika; C. majus Kützing, Dauerzellen elliptisch, mit rauhem Exospor, in Europa und Amerika; C. licheniforme Kützing, Dauerzellen elliptisch, abgestutzt, mit glattem, rotbraunem Exospor, in Europa und Südamerika. — B. Dauerzellen gereiht: C. catenatum Ralfs, Dauerzellen oblong, mit glattem, gelbbraunem Exospor, in Nord- und Mitteleuropa. in. Aulosireae. 8. Aulosira Kirchner. Fäden von einer deutlichen häutigen Scheide umschlossen, Grenzzellen inlercalar, Dauerzellen cylindrisch, von unbestimmter Lage ; Filamente ein- zeln oder zu Bündeln vereinigt. 3 Arten im Süßwasser Europas und Südamerikas. A. laxa Kirchner (Fig. 56 Gj mit 5 — 7 \>. dicken Fäden, in Deutschland, Böhmen, Schweden und auf Java aufgefunden. 9. Microchaete Thuret (Coleospermum Kirchner). Fäden in einer deutlichen Scheide eingeschlossen, Grenzzellen terminal, bisweilen auch intercalar, Dauerzellen in der Nähe der Grenzzellen; Filamente einzeln oder zu kleinen, aufrechten oder polsterformigen Raschen vereinigt. 7 Arten im Meere und im Süßwasser, sehr zerstreut. — A. Süßwasserarten, a. Grenz- zellen nur basal, Filamente vereinzelt: M. Goeppertiana Kirch. (Fig. 56 H), in den Sudeten. b. Grenzzellen basal und intercalar. M. lenera Thuret, Filamente 6 — 7 p. dick, mit einfacher dünner Scheide, in Nord- und Mitteleuropa und in Australien; M. diplosiphon Gomont, Fila- mente 4 0 fj. dick, mit doppelter weiter Scheide, in England und Frankreich. — B. Marine Arten mit basalen Grenzzellen: M. grisea Thuret, Filamente am unteren Ende zwiebelig ver- dickt, im atlantischen Ocean auf Steinen, Muscheln und Algen sitzend. i 0. Hormothamnion Grunow. Fäden einzeln oder zu mehreren von einer dünnen, häutigen Scheide umschlossen, Grenzzellen intercalar, Dauerzellen nicht bekannt; Fila- mente der Länge nach zu einem häutigen oder fädigen Lager zusammengewachsen. 2 Arten im atlantischen und großen Ocean. H. enteromorphoides Grunow (Fig. 56/) bildet aufrechte büschelige Lager auf Küstenschlamm. II. Desmonema Berkeley et Thwaites [Ärthronema Hassall?, Coleodesmium Borzi). Fäden zu 2 bis mehreren in einer gemeinsamen Scheide eingeschlossen, an beiden Enden leicht verdünnt; Grenzzellen einzeln und zerstreut am Grunde der Fäden; Dauerzellen eiförmig oder elliptisch, einzeln oder gereiht, von unbestimmter Lage ; Filamente zu strahligen Büscheln angeordnet. 2 Arten im Süßwasser Europas und Nordamerikas. D. Wrangelii (C. A. Agardh) Bornet et Flahault, mit 10 \>. dicken Fäden, in Bächen und Wasserfällen auf Steinen sitzend. Scytonemataceae von 0. Kirchner. Mit 6 Einzelbildern in 4 Figur. Gedruckt im Juni 1S9S. Merkmale. Fäden aus einer einzigen Reihe vegetativer Zellen bestehend, zwischen welche meist Grenz- und Dauerzellen eingelagert sind, immer in Scheiden eingeschlossen und mit (»falschen«) Verzweigungen durch seitliches Hervorwachsen eines Fadenstückes aus der Scheide, am Ende nicht in ein Haar auslaufend; Filamente in der Regel mit deutlichem Gegensatze zwischen Basis und Spitze, meistens zurasenförmigen oder büsche- ligen Lagern vereinigt; Scheiden einen einzigen oder mehrere Fäden enthaltend. Ver- mehrung durch Hormogonien und Dauerzellen. Scytonemataceae. (Kirchner. 77 Vegetationsorgane. Die Gestalt der vegetativen Fadenzellen ist cylindrisch oder tonnenförmig, selten kugelig, die der Endzelle in der Regel kuppeiförmig oder halb- kugelig abgerundet. Das Phykochrom der Zellen zeigt meist eine blaugrüne, doch auch violette oder rosenrote Färbung, letztere namentlich häufig an den Zweigenden. Die Fäden sind von ungefähr gleichmäßiger Dicke und immer verzweigt*). Die Verzweigungen stehen mit Ausnahme der Gatt. Plectonema in ursächlichem Zusammen- hange mit dem Vorhandensein von Grenzzellen. Bei der genannten Gattung, welche wegen des Fehlens von Grenzzellen bei Born et und Flahault von den S. und den Heterocysteae überhaupt ausgeschlossen und von Thuret und Gomont zu den Oscilla- toriaceae gestellt wird, wachsen die Spitzen von Fadenstücken an unbestimmten Stellen aus der durchbrochenen Scheide hervor und geben dadurch Verzweigungen den Ursprung (Fig. 57.4). Bei den übrigen S. sind die Grenzzellen fest mit der Innenwand der Scheide verwachsen und zwingen dadurch die zwischen ihnen sich andauernd verlängernden Fadenabteilungen, unter Krümmungen die Scheide zu durchbrechen und aus ihr heraus- zuwachsen. Dabei tritt der neu angelegte Zweig entweder unmittelbar unter einer Grenz- zelle hervor (Typus von Tolypothrix, vgl. Fig. 57jD), oder in einer mittleren Partie zwischen 2 Grenzzellen biegt sich der Faden bruchsackarlig aus der Scheide heraus, worauf die hervorgekrümmte Stelle oft in der Mitte zerreißt und dadurch zum Beginne zweier neben einander stehenden Zweige wird (Typus von Scytonema, vgl. Fig. 57 5). Die Scheiden umschließen einen oder mehrere Fäden; sie sind von verschiedener Dicke, immer aber deutlich, gleichmäßig röhrenförmig, homogen oder geschichtet, farb- los oder durch Scytonemin gelblich bis braun gefärbt, im ganzen von derselben Be- schaffenheit, wie bei den Oscillatoriaceae. Bisweilen sind die Scheiden mit kleinen Kalkparlikeln bedeckt, wodurch die Filamente eine brüchige Beschaffenheit und graue Färbung erhallen. — Die Grenzzellen haben dieselbe Struktur, wie diejenigen der Nosto- caceae] sie sind von kugeliger, ovaler oder cylindrischer Geslalt, liegen an der Basis der Verzweigungen (basal) oder im Verlaufe der Fäden (intercalar) einzeln oder zu mehreren neben einander und sind immer mit der Innenwand der Scheide verwachsen. Vermehrung. Die Hormogonien bilden sich einzeln am Ende der Verzweigungen, kriechen aus der an der Spitze sich Öffnenden Scheide hervor und verhalten sich dann ebenso wie bei den Nostocaceae. — Bei einzelnen Arten der Gattungen Scytonema und Tolypothrix sind Dauerzellen beobachtet, welche sich bezüglich ihrer Entstehung und Keimung ähnlich verhalten, wie die der Nostocaceae. Sie sind kugelig, oval oder ellip- tisch und haben ein glattes Exospor. Vorkommen. Durch die Verzweigungsweise der Filamente wird ein büscheliges Wachstum der meisten Arten bedingt, doch sind die Büschel nicht selten auch rasen- förmig angeordnet oder häutig gelagert. — Mit Ausnahme einer marinen Art, Scytonema polycystum Bornet et Flahault, wachsen alle S. an der Luft — auf feuchtem Boden, zwischen Moosen, an Rinden und Blättern — oder im süßen Wasser in Teichen, Gräben, reißenden Bächen und an Seeufern. Arten von Scytonema bilden die Gonidien bei zahlreichen Flechtengattungen, wie Ephebella, Dictyonema, Heppia, Cephalodia, Stereocaulon , Pannaria, Coccocarpia, Erio- derma. Einteilung der Familie. A. Grenzzellen (und Dauerzellen) fehlen 1. Plectonema. B. Grenzzellen vorhanden. a. Fäden einzeln in einer Scheide. *) Die Gattungen Desmonema und Microchaete , welche von Bornet und Flahault zu den S. gerechnet werden, sind hier wegen ihres Mangels an Verzweigungen zu den Nosto- caceae gestellt. Natürl. Pflanzenfam. I. la r> 78 Scytonemataceae. (Kirchner.) a. Verzweigungen in der Regel zwischen 2 Grenzzellen entstehend, einzeln oder zu 2 beisammen. I. Scheiden dünner als der Faden 2. Scytonerna. II. Scheiden sehr dick, trichterförmig geschichtet 3. Petalonema. ß. Verzweigungen in der Regel unmittelbar unter einer Grenzzelle entstehend, einzeln 4. Tolypothrix. b. Fäden zu mehreren in einer Scheide. ct. Fäden gerade, nebeneinander liegend 5. Hydrocoryne. p. Fäden gekrümmt, durch einander gewirrt 6. Diplocolon. Fig. 57. A Plectonema Wollet Farl. (260/1). — B Scytonerna Hofmanni Ag. (330/1). — C Petalonema ulutum ßerk. (ca. 400/1). — D Tolypothrix penicillata Thur. (575/1). — E Hydrocoryne spongiosa Schw. (575/1). — F Diplocolon Ileppii Näg. (250/1). (B nach ßornet, C nach Correns, E nach Kirchner, F nach Itzigsohn, Ä u. D Original.) I. Plectonema Thuret (incl. Glaacothrix Kirchner z. T.) Fäden nur aus vegetativen Zellen bestehend, ohne Grenzzellen, verzweigt, einzeln in festen, farblosen oder gelblich gefärbten Scheiden ; Verzweigungen einzeln oder zu 2 beisammen. 10 Arten, meist im süßen Wasser, in Europa, Asien und Amerika. — A. Lager büschelig oder rasig: P. Wollet Farlow (Fig. '61 A), Fäden 28—47 p. dick, bildet große, schwarz- Scytonemataceae. (Kirchner.) 79 grüne Rasen an Pflanzen und Steinen in Südasien, Nord- und Mittelamerika; P. Tomasi- nianum (Kützing) Bornet, Fäden 11 — 22 /x dick, bildet blaugrüne Rasen an Wasserpflanzen in Mittel- und Südeuropa und in Nordamerika; P. purpureum Gomont, Fäden 3 ja dick, schwarzpurpurne Rasen in Quellen Südfrankreichs. — B. Filamente einzeln wachsend oder häutige Lager bildend: P. Nostocorum Bornet, Filamente 1 — 1,5 \j. dick, im Lager gallertiger Algen häufig; P. rhenanum Schmidle, bildet filzige grüne Lager auf Sand am Rheinufer bei Mannheim; P. terebrans Bornet et Flahault, in alten Muschelschalen an den Küsten von West- frankreich und England. 2. Scytonema C. A. Agardh. Faden aus vegetativen Zellen und Grenzzellen be- stehend, einzeln in einer Scheide eingeschlossen, verzweigt; Scheiden ungeschichtet oder geschichtet, immer weniger dick als der Faden, außen nicht mit besonderer Hautschicht; Verzweigungen einzeln oder zu 2 zwischen 2 Grenzzellen, selten unterhalb einer solchen entstehend, Dauerzellen (bei S. rivulare, curvatum, cinereum, crispum, myochrous, siculum beobachtet) kugelig oder eiförmig. Etwa 45 Arten, fast ausschließlich im Süßwasser und auf feuchtem Boden, über die ganze Erde verbreitet. Sect. I. Euscylonema (Borzi) Bornet et Flahault. Scheiden ungeschichtet oder aus parallelen Schichten gebildet. — A. Im Wasser lebende Arten: S. crispum (C A. Agardh) Bornet [S. cincinnatum Thuret, Chrysostigma eine. Kirchner), Filamente spärlich verzweigt, 18 — 30 f.t dick, vegetative Zellen kurz, scheibenförmig, in Bächen und Teichen aller Welt- teile. — B. Erdbewohner: S. stuposum (Kützing) Bornet, Filamente mit dicker Scheide, 16 — 30 \). dick, dunkelviolette oder rötliche Polster bildend, in wärmeren Ländern häufig; S. ocellatum Lyngbye, Filamente mit dünnen, zerbrechlichen, braunen Scheiden, 10 — 18 \>. dick, in dicht rasigen, schwarzen oder bläulich-grauen Lagern, anscheinend über die ganze Erde verbreitet; S. Hofmannii C. A. Agardh (Fig. 57 B), Filamente büschelig zusammen ge- wachsen, 7 — 12 \j. dick, schwärzliche, graue oder bläuliche Rasen bildend, in Europa, Amerika und Ostindien. Sect. IL Myochrotes Bornet et Flahault. Scheiden geschichtet, mit divergierenden Schichten; Verzweigungen meist zu 2, rechtwinkelig abgehend: S. mirabile (Dillwyn) Bornet {S. figuratum C. A. Agardh), Filamente 15 — 21 \>. dick, Scheiden am Scheitel der Äste dünn; und S. myochrous CA. Agardh, Filamente 18 — 36 \>. dick, Scheiden am Scheitel der Äste dick, bilden ausgebreitete Polster auf feuchtem Boden, wohl in allen Weltteilen. 3. Petalonema Berkeley. Filamente von demselben Baue, wie bei Scytonema] die unteren Zweige zu 2, die oberen einzeln unter einer Grenzzelle; Scheiden sehr dick, aus trichterförmigen, in einander geschobenen Stücken zusammengesetzt, außen von einer festen Hautschicht überzogen. 6 Arten auf feuchten Felsen und am Boden, selten im Wasser in Europa, Nordamerika, Indien und Australien. P. crustaceum (C A. Agardh), Filamente 15 — 30 \j. dick, in schwarzen, krustigen Rasen, an feuchten Felsen u. ä. in Europa und Nordamerika; P. alatum Berkeley (Fig. 57 C), Filamente 24 — 66 \>. dick, mit außen oft eingeschnürten Scheiden, einzeln oder in einem schleimigen Lager, an nassen Felsen und Wasserfällen in Europa und Amerika. 4. Tolypothrix Kützing em. Thuret. Fäden aus vegetativen Zellen und Grenzzellen bestehend, einzeln in einer Scheide eingeschlossen, verzweigt; Verzweigungen einzeln, in der Regel unterhalb einer Grenzzelle entstehend; Dauerzellen (bei T.tenuis, lanata, penicillata , conglutinata beobachtet) kugelig, oval oder elliptisch, von unbestimmter Lage, einzeln oder gereiht; Filamente zu einem flockigen, rasigen oder krustenförmigen Lager vereinigt. Etwa 15 Arten im Süßwasser und an der Luft, in allen Erdteilen. Sect. I. Eutolypothrix Kirchn. Wasserpflanzen mit flockigem oder rasigem Lagerund bieg- samen Filamenten. — A. Scheiden viel dünner, als der Durchmesser der Fäden: in stehen- dem Wasser weit verbreitet sind T. lanata Wartmann, mit 9 — 12,5 \>. dicken Filamenten, und T.tenuis Kützing, mit 8 — 10^ dicken Filamenten, beide mit farblosen oder gelblichen, dünnen Scheiden und abstehenden Ästen; in schnell fließendem Wasser T. penicitlata (CA. Agardh) Thuret (Fig. 57 D), mit dicken, im Alter bräunlichen Scheiden und aufrechten Ästen, in Europa, Nordamerika, auf den Sandwichs-Inseln. — B. Scheiden ungefähr so dick, wie der Faden: T. limbata Thuret, in Südfrankreich. Sect. IL Hassallia (Berkeley als Gatt.), Landpflanzen mit krustig-polsterförmigem 6* 80 Stigonemataceae. (Kirchner.) Lager und brüchigen Filamenten: T. byssoidea (Berkeley,1 an Baumstammen, Holzwerk und Felsen in Mittel- und Südeuropa, Nordamerika, Afrika und Borneo. 5. Hydrocoryne Schwabe (Cystocoleus Thuret, Hilsea Kirchner). Fäden unregel- mäßig verzweigt, zu mehreren in einer dünnen, farblosen Scheide eingeschlossen; Ver- zweigungen sehr lang, nebeneinander liegend; vegetative Zellen kugelig oder elliptisch; Grenzzellen ohne bestimmte Anordnung; Dauerzellen nicht bekannt; Filamente zu form- losen Lagern vereinigt. 1 Art, H. spongiosa Schwabe (Fig. 57£), an Pflanzen in stehendem Wasser in Deutsch- land, Böhmen und Schweden. 6. Diplocolon Nägeli. Fäden verzweigt, zu mehreren in einer Scheide einge- schlossen, gebogen und durch einander gewirrt; Verzweigungen zwischen, seltener unter den Grenzzellen entstehend; Dauerzellen nicht bekannt; Filamente zu einem un- regelmäßig keulenförmigen Lager vereinigt. 1 Art, D. Heppii Nägeli (Fig. 57 F), bildet krumige, braunschwarze Raschen an Kalkfelsen in der Schweiz. Stigonemataceae von 0. Kirchner. Mit 18 Einzelbildern in \ Figur. Gedruckt im Juni 1898. Merkmale. Fäden aus einer oder mehrerer Reihen untereinander gleichartiger vegetativer Zellen bestehend, in der Regel mit Grenzzellen versehen, in Scheiden einge- schlossen und mit (»echten«) Verzweigungen versehen, welche durch Zellteilungen parallel zur Längsachse des Fadens angelegt werden und häufig dünner sind, als das Hauptfilament; Filamente kriechend und rasenförmig wachsend oder mit ihren Scheiden zu gallertigen Lagern zusammengewachsen. Vermehrung durch Hormogonien und Dauerzellen. Vegetationsorgane. Charakteristisch für die Familie ist die Fähigkeit der vegeta- tiven Zellen, sich außer durch Querteilungen auch durch parallel zur Fadenachse gerich- tete Scheidewände zu teilen, wodurch einerseits Verzweigungen angelegt werden , an- dererseits der Faden mehrreihig werden kann. Die vegetativen Zellen haben eine kugelige, bisweilen unregelmäßig kantige oder auch eine kurzcylindrische Gestalt und enthalten blaugrün, bräunlich oder rötlich gefärbtes Phykochrom. Die Anzahl der Zellreihen im Filament ist bei einem und demselben Individuum häufig verschieden, so zwar, dass die älteren Teile des Filamentes mehrere Reihen, die jüngeren Zwreige weniger oder nur eine Reihe aufweisen. Im letzteren Falle haben die Seitenzweige eine ähnliche Struktur wie die Filamente der Scytonemataceae , in den älteren Partien dagegen scheiden die Zellen noch eine besondere gallertige Haut rings um" sich aus, und hierdurch wird die Scheide mit gefächert stehenden Querwänden ausgestattet. Die Scheide ist oft gallert- artig aufgequollen, farblos oder gelb bis braun gefärbt, homogen oder geschichtet. — Die Verzweigungen der Filamente entstehen dadurch, dass nach der Längsteilung einer vege- tativen Zelle die eine der beiden nebeneinander liegenden Tochterzellen sich weiter in der Richtung parallel zur Längsachse des Filamentes teilt, und die so entstehende Zellreihc die Scheide des Fadens seitlich durchbricht. Bisweilen bilden sich solche Zweige in großer Anzahl und auf derselben Seite des Hauptfadens, in anderen Fällen scheinen sie ohne bestimmte Gesetzmäßigkeit angelegt zu werden. Außer dieser »echten« Verzweigung kommt an den einreihigen Fäden und Zweigen auch eine »falsche« vor, welche in Stigonemataceae. Kirchner.) gl derselben Weise wie bei den Scytonemataceae entsteht. — Die Grenzzellen baben dieselbe Bescbatrcnbeit wie bei den Nostocaccae und Scytonemataceae; sie finden sieb intcrealar, in einreibigen Fäden zwischen vegetativen Zellen, in mehrreihigen seitlich neben sol- chen liegend. Vermehrung. Die Hormogonien zeigen den bei den Scytonemataceae geschilderten Bau und bilden sich entweder am Ende von Verzweigungen, deren unterer Teil dann im vegetativen Zustande verharrt, oder in besonderen Seitenzweigen, deren Scheiden nach dem Ausschlüpfen der Hormogonien ganz leer zurückbleiben. Bei den Gattungen Nostochopsis und Mastigocoleus sind einzellige, Chrocooccus-ähn- liche Conidien beobachtet worden, welche wie bei den Chamaesiphonaceae der Vermeh- rung dienen. Dauerzellen sind bei einigen Arten von Stigonema und bei der Gattung Loriclla nachgewiesen; sie entstehen aus vegetativen Zellen durch Verdickung der Mem- bran und Ausbildung eines dichteren Inhaltes ohne sonstige Veränderung ihrer Form und Größe. Sie haben eine rötlichbraune Farbe; durch Auflösung der Scheiden werden sie frei und wachsen bei ihrer Keimung unter einseiliger Verquellung ihrer Haut durch parallele Zellteilungen zu einem Keimfaden hervor, an dessen einem Ende sich eine Grenzzelle ausbildet. Vorkommen. Die Filamente der S. wachsen meistens in Basen von unbestimmter Form, nur Nostochopsis und Capsosira bilden gallertige Lager nach Art der Rivularien. Eine Art, Mastigocoleus teslarum, wächst auf Muschelschalen im Meere, die übrigen kom- men im süßen Wasser und auf feuchtem Boden vor, einige Arten auch in Thermen. Die Gattung Stigonema liefert die Gonidien bei den Flechten Ephebe, Spilonema, Polychidium, Cephalodia, Lichenosphaeria. Einteilung der Familie. A. Filamente unter einander frei, einzeln wachsend oder rasige oder polsterförmige Lager bildend. a. Fäden aus einer einzigen Zellreihe gebildet. I. Seitenzweige teils von gleichbleibender Dicke, teils in ein verdünntes Ende aus- laufend. t°. Grenzzellen terminal oder lateral i. Mastigocoleus. 2°. Grenzzellen intercalar 2. Mastigocladus. II. Alle Seitenzweige mit unverdünntem Ende. 1°. Seitenzweige einseitig, nicht weiter verzweigt 3. Hapalosiphon. 2°. Verzweigungen terminal, dichotomisch 4. Loriella. b. Fäden wenigstens teilweise aus 2 bis mehreren Zellreihen bestehend. I. Seitenzweige einseitig, dünn, später zu Hormogonien umgebildet . 5. Fischerella. II. Seitenzweige zerstreut, Hormogonien aus der Spitze der vegetativen Zweige oder in besonderen kurzen Zweigen gebildet 6. Stigonema. B. Filamente zu einem gallertigen Lager miteinander verwachsen. a. Scheiden dünn und zart, aber deutlich 7. Capsosira. b. Scheiden dick, zu einer strukturlosen Gallerte zusammenfließend 8. Nostochopsis. 1 . Mastigocoleus Lagerheim. Fäden aus einer einzigen Zellreihe gebildet , mit einzelnen terminalen oder lateralen Grenzzellen; Verzweigungen der Filamente teils cylindrisch, teils am Ende haarförmig verdünnt. \ Art, M. testarum Lagerheim (Fig. 58^4), wächst auf alten Muschelschalen an den Küsten von Schweden und Norwegen, bildet auch zusammen mit Hyella caespilosa die Gonidien einer auf Muscheln lebenden Flechte, Verrucaria consequens. 2. Mastigocladus Cohn. Fäden aus einer einzigen, bisweilen am Grunde der Zweige doppelten, Zellreihe gebildet, mit intercalaren Grenzzellen; Filamente mit dünnen, teils gleich dicken, teils am Ende verdünnten Seitenzweigen, zu einem hautartigen, ge- schichteten Lager vereinigt; Zweige aus cylindrischen oder kugeligen Zellen gebildet. 1 Art, M. laminosus Cohn (Fig. 58 F), in Thermen Europas, Asiens und Amerikas blau- grüne, ausgebreitete, öfters mit kohlensaurem Kalk durchsetzte Überzüge bildend. 82 Stigonemataceae. (Kirchner. Fig. 58. A Mastigocoleus testarum Lagern. (330/1). — B — E Hapalosi^hou intricatus West (520/1). — F ilastigo- cladus laminosus Colin (500/1). — G—L Stigonema turfaceum Oooke, G, H Bildung und Keimung der Hormogonien, ./, A Dauerzellen, L deren Keimung (150/1). — M Fischerella muscicola (Tlmr.) (Hi^/l). — N—P Capsosira Brebissonü Kütz. N Lager in V2 natürl. Gr., O vegetatives Filament (150/1), P Danerzellen ? (150/1). — Q — S Nostochopsis lobata Wood. Q Lager in natürl. Gr., R Querschnitt dnrcli das Lager (4/1), 8 Teil des Lagers (330/1). (A nach Lauer heim, II— E nach We s t, F nach Colin, M, Q—S nach Bor net, G—L, N—P nach Bo rz i.) Stigonemataceae. (Kirchner.) g3 3. Hapalosiphon Nägeli. Filamente einseitig mit dicht stehenden, unverzweigten, untereinander gleichen, nach den Enden nicht verdünnten Seitenzweigen versehen; Faden aus einer, selten 2 — 3 Zellreihen gebildet, mit intercalaren Grenzzellen. 6 Arten in allen Weltteilen zerstreut, im Wasser lebend. H. fontinalis (C. A. Agardh) Bornet, an Wasserpflanzen in Teichen und Gräben in Europa, Asien, Amerika und Australien; H. intricatus West (Fig. 58 ß — E), in England und Westindien. 4. Loriella Borzi. Filamente infolge von Längsteilungen der Gipfelzellen dicho- tomisch verzweigt, mit kurzen und geraden Zweigen; Fäden einreihig mit einzelnen, an der Spitze oder dem Grunde der Zweige liegenden Grenzzellen; Dauerzellen gereiht, kugelig bis elliptisch. 1 Art, L. osteophila Borzi, mit dicken, von Kalk inkrustierten Scheiden, auf feucht liegen- den Menschenschädeln in Melanesien. 5. Fischerella (Bornet et Flahault, als Seclion von Stigonema) Gomont (Fischera Schwabe . Filamente kriechend , wenigstens teilsweise aus 2 Zellreihen bestehend , an der nach oben gerichteten Seite jnit reichlichen Verzweigungen versehen , welche ver- längert, dünn und einreihig sind und sich später fast ganz zu langen Hormogonien umbilden. 3 Arten, an der Luft auf feuchtem Boden oder Steinen wachsend, in Europa, Nord- amerika und Indien. F. thermalis (Schwabe) Gomont, Zweige 7 — 9 \>. dick, bildet ausgebreitete Überzüge an Wänden von Thermen und an Steinen in Deutschland, Böhmen und Nord- amerika; F. ambigua Gomont, Zweige 6 — 9 \). dick, braunschwarze Überzüge am Boden und zwischen Moosen in Europa, Amerika und auf den Sandwichs-Inseln; F. muscicola (Thuret) (Fig. 5817), Zweige 6 \j. dick, dünne braunschwarze Überzüge auf feuchtem Boden in Süd- frankreich. 6. Stigonema C. A. Agardh [Sirosiphon Kützing). Filamente frei, verzweigt, nieder- liegend oder aufsteigend, oft rasige oder polsterförmige Lager bildend; Fäden teilweise aus 2 bis mehreren Zellreihen bestehend, in Scheiden von meistens gelber bis brauner Farbe eingeschlossen; Hormogonien an der Spitze der vegetativen Zweige oder in be- sonderen kurzen Zweigen gebildet; Dauerzellen (bei S. turfaceum , ocellatum, hormoides und panniforme beobachtet) rundlich oder oval. Etwa 15 Arten im Süßwasser und an der Luft, wohl über die ganze Erde verbreitet. — A. Fäden vorwiegend aus einer einzigen Zellreihe bestehend: S. hormoides (Kützing) Bornet et Flahault, Filamente 7 — 15 y. dick, Scheiden meist farblos, an feuchten Felsen und zwischen schleimigen Algen in Europa, Amerika und Australien; S. ocellatum (Dillwyn) Thuret, Fila- mente 20 — 45 p. dick, Scheiden farblos bis braun, dick und geschichtet, Hormogonien 50 — 150 \j. lang, auf nassem Boden, auch im Wasser, in allen Weltteilen; S. panniforme (C. A. Agardh) Hieronymus, Filamente 14 — 28 ^u dick, Scheiden farblos bis gelbbräunlich, Hormogonien 20 — 50 ;jl lang, Grenzzellen fast immer lateral, auf feuchtem Boden in Europa, Amerika und Neuseeland; S. tomentosum (Kützing) Hieronymus, Filamente 14 — 28 ja dick, Scheiden gelbbraun, Hormogonien 40 — 100 ;j. lang, Grenzzellen lateral und intercalar, an feuchten Felsen in Europa, Afrika, Amerika. — B. Fäden vorwiegend aus mehreren Zell- reihen gebildet: S. minutum Hassall, Filamente 18 — 29 [i. dick, Hormogonien seitlich, an Steinen, Mauern und Holz in Nord- und Mitteleuropa, Angola, Amerika und auf den Sand- wichs-Inseln; S. informe Kützing, Filamente biegsam, 40 — 70 \j. dick, Hormogonien 45 \j. lang, terminal, in Sümpfen und an feuchten Felsen in Nord- und Mitteleuropa, Angola, Amerika und Java; S. mamillosum C. A. Agardh, Filamente starr, 45 — 65 \>. dick, Hormogonien 45 \j. lang, seitlich, an feuchten oder untergetauchten Felsen in Schweden, Norwegen, England, Deutschland und Nordamerika; S. turfaceum (English Botany) Gooke (Fig. 58 G — L), Filamente biegsam, 27 — 30 \j. dick, Hormogonien 45 \j. lang, seitlich, auf feuchtem Boden und an Felsen in Europa und Nordamerika. 7. Capsosira Kützing. Fäden aus einer einzigen Zellreihe bestehend , Grenzzellen einzeln, seitlich einer vegetativen Zelle anliegend; Filamente verzweigt, aufrecht, an ihren Scheiden seitlich miteinander zu einem halbkugeligen oder polslerformigen, galler- tigen Lager (vom Habitus einer Rivularia) verwachsen; Dauerzellen nicht mit Sicher- heit bekannt. 1 Art, C. Brebissonü Kützing (Fig. 58 N — P), bildet kleine schwarzgrüne Lager an unter- getauchten Gegenständen in Teichen, in Nord- und Mitteleuropa und Australien beobachtet. S4 Rivulariaceae. (Kirchner.) 8. Nostochopsis Wood [Mazaea Bornet et Grunow). Fäden aus einer einzigen Zell- reihe bestehend, mit seitlichen oder intercalaren, oft auf einem kurzen Stielchen stehenden Grenzzellen; Filamente verzweigt, ihre Scheiden zu einej gestalllosen Gallertmasse zu- sammenfließend und ein blasiges Lager bildend. 1 Art, N. lobata Wood (Fig. 58 Q — S), festsitzende, rundliche oder gelappte, bis 2 cm breite, gallertige Lager an Wasserpflanzen, in Böhmen, Angola, Nord- und Südamerika und auf Sumatra beobachtet. *') iib. Trichophoreae. B IVÜLARIACEAE von 0. Kirchner. Mit 4 6 Einzelbildern in 3 Figuren. Gedruckt im Juni 1898. Merkmale. Fäden aus einer Reihe vegetativer Zellen gebildet, mit deutlichem Ge- gensatze zwischen Basis und Spitze, am oberen Ende in ein verdünntes Haar auslaufend, einfach oder verzweigt, meistens mit Grenzzellen versehen, immer in eine Scheide ein- geschlossen**) ; Filamente einfach oder verzweigt, zu pinselförmigen oder gallertigen Lagern vereinigt, seltener einzeln lebend. Vermehrung durch Hormogonien und Dauer- zellen, bisweilen auch durch Conidien. Vegetationsrogane. Der Gegensatz von Basis und Spitze, welchen die Filamente der R. zeigen , spricht sich nicht nur in ihrer Wachstumsrichtung, sondern besonders darin aus , dass die vegetativen Zellen des Fadens von unten nach oben allmählich an Dicke ab- und an Länge zunehmen, um endlich an der Spitze eine langcylindrische Form anzunehmen und ein farbloses Endhaar zu bilden. Dieses ist oft sehr lang, bisweilen aber auf wenige Zellen reduciert; bei der Hormogonienbildung wird es abgeworfen und ist überhaupt, da es im Alter zuweilen ganz oder teilweise verloren geht, an jugendlichen Filamenten am deutlichsten zu erkennen. Während die Zellen, welche das Haar zusam-. mensetzen, farblos sind und nur wenig Protoplasma enthalten, besitzen die übrigen vege- tativen Zellen in ihrem Inhalte Phykochrom von blaugrüner, violetter, roter oder bräun- licher Farbe. Die Zellteilungen, durch welche die Verlängerung des Fadens vorbereitet wird, finden vorwiegend in dessen oberer Hälfte statt, während in der unteren eine oft bedeutende Streckung erfolgt. — Die Grenzzellen fehlen nur in wenigen Fällen; sie haben dieselbe Beschaffenheit, wie bei den vorhergehenden Familien, und liegen ent- weder nur am Grunde des Fadens und der Verzweigungen (basal) oder außerdem auch im Verlaufe der vegetativen Zellen (intercalar). — Die Scheiden sind röhrenförmig, un- unterbrochen, gallertig oder häutig, homogen oder geschichtet, farblos oder gelb bis braun gefärbt. Sie werden lamellenweise von den Zellen des Fadens ausgeschieden, und ihre inneren Schichten besitzen oft die Fähigkeit, sich durch Aufquellen sehr stark zu verdicken, ja am oberen Filamentende ganz zu schleimiger Gallerte zu zerfließen; dies ist insbesondere bei den R. mit gallertigem Lager der Fall. Bisweilen häuft sich in den gallertigen Scheiden kohlensaurer Kalk an, und hierdurch erhält der Thallus eine oft *) Die Gattung Phragmonema Zopf ist unter den Bangiales, I. Teil, 2. Abt., S. 315 be- handelt. **) Die Zugehörigkeit der Gatt. I.oefr/renia Gomont, deren Filamente scheidenlos sind, zu den R. ist zweifelhaft. Rivulariaceae. (Kirchner.) 85 steinhart werdende Inkrustation, ähnlich wie bei manchen Oscillatoriaceae. — Wenn die Fäden sich verzweigen, so geschieht dies in der Regel in der Weise, dass ein unterer Fadenabschnitt unterhalb eine* Grenzzelle hervorwächst und an seinem Scheitel sich ver- längert; seltener (bei Calothrix) tritt ein Fadenleil bruchsackarlig zwischen 2 Grenzzellen hervor und bildet Zweige in der Art, wie Scytonema. Bisweilen trennen sich die Ver- zweigungen alsbald voneinander, in anderen Fällen bleiben sie im Inneren der Scheide miteinander verbunden und weichen erst nach längerer Zeit auseinander; alsdann ent- wickeln sich die Filamente allmählich zu pinsel- oder bäumchenförmigen Flöckchen. Vermehrung. Die Hormogonien entstehen an den Enden der Filamente und ihrer Zweige nach Abwerfen des Endhaares und verhalten sich ebenso wie bei den anderen Familien der Hormogoneac. Dauerzellen sind nur bei einigen Gattungen beobachtet worden; sie bilden sich, von der Basis der Fäden gegen die Spitze mehr oder weniger weit fortschreitend , durch Vergrößerung vegetativer Zellen aus, und haben im reifen Zustande eine kugelige oder ovale bis cylindrische Gestalt , einen fein-körnigen, bräunlichen Inhalt und eine feste Membran. Bei der Keimung bringen die Dauerzellen durch Querteilungen einen Zellfaden hervor, der sich entweder zu einem vegetativen Filament auswächst oder sich zu einer Anzahl von Hormogonien umwandelt. Bei der Gattung Sacconema teilen sich die kei- menden Dauerzellen in mehrere kugelige und auseinander weichende, G/eoca/)sa-ähnliche Zellen, deren weitere Enlwickelung noch nicht bekannt ist. Bei Leptochacte und einigen Rivularia- Arten isolieren sich vegetative Zellen am unteren Ende des Fadens und stellen Conidien dar, welche in der Weise wie die Zellen der Chroococcus-Arten sich durch Teilung eine Zeitlang vermehren, später aber zu Fäden Auswachsen. Vorkommen. Die /?. wachsen normal im Wasser, und zwar sowohl im Meere, wie im Süßwasser; Gonidien bildend tritt Rimlaria bei der Flechlengaltung Lichina auf. Einteilung der Familie. A. Filamente mit Scheiden versehen, a. Fäden ohne Grenzzellen. a. Am Grunde der Filamente bilden sich einzellige kugelige Conidien 1. Leptochaete. ß. Keine Conidien am Grunde der Filamente. I. Filamente von einer horizontal ausgebreiteten Unterlage aus aufwärts wachsend 2. Amphithrix. II. Filamente ohne horizontale Unterlage 3. Homoeothrix. I). Fäden mit Grenzzellen. i. Filamente frei oder verzweigte Büschel bildend. I. Scheiden cylindrisch. 1°. Fäden und Verzweigungen einzeln in deutlichen Scheiden. . 4. Calothrix. 2°. Verzweigungen zu 2 — 6 in einer und derselben Scheide . . 5. Dichothrix. 3°. Verzweigungen in sehr großer Anzahl in einer Scheide . . 6. Polythrix. II. Scheiden dick, sackförmig erweitert 7. Sacconema. ß. Filamente zu einem halbkugeligen, kugeligen oder krustenförmigen, gallertigen Lager vereinigt. I. Grenzzellen basal. 1°. Filamente einfach, parallel zu einem krustenförmigen Lager zusammengestellt 8. Isactis. 2°. Filamente verzweigt, radial gestellt und zu einem halbkugeligen oder kugeligen Lager vereinigt 9. Rivularia. IL Grenzzellen intercalar 10. Brachytrichia. B. Filamente scheidenlos 11. Loefgrenia. 1. Leptochaete Borzi (Chaetococcus Kützing?). Filamente dünn, unverzweigt, auf- recht, parallel zu einem dünnen, haut- oder krustenarligen Lager vereinigt, mit engen, 86 Rivulariaceae. (Kirchner.) dünnen Scheiden, ohne Grenzzellen; Vermehrung durch Hormogonien und durch ein- zellige kugelige Conidien, welche am Grunde der Filamente entstehen. Fig. 59. A Leptochaetc crustacea Bzi. 1800/1). — B Amphithrix ianthina B. et Fl. (575/1). — C Caloihrix wembaerensis H. et Schra. (500/1). — D Dichothrix gypsophüa B. et Fl. (575/1). — E Rivularia haematites Ag. Lager auf einem Stein sitzend (2/3). (A nachBorzi, B nach Kirchner, C Original Schmiflle, D Original, E Original Hiero ny m us.) 6 Arten im Süßwasser Böhmens und Italiens. — A. Scheiden farblos: L. crustacea Borzi (Fig. 59-4) , Filamente bis 6 fj. dick, weit ausgebreitete dünne Lager auf Steinen in Rivulariaceae. (Kirchner.) §7 Bächen des toscanischen Apennins; L. slagnalis Hansgirg, Filamente 3 — 4,5 «j. dick, dünne spangrüne Überzüge auf Steinen in Teichen Böhmens. — B. Scheiden goldgelb bis braun gefärbt: L. nidulans Hansgirg, im Lager von Clathrocystis aeruginosa in Böhmen. 2. Amphithrix Külzing. Filamente dünn, unverzweigt, in ein hinfälliges Haar aus- gehend , von einer zelligen, dem Substrat aufgewachsenen Unterlage sich erhebend und krustige oder rasige Lager bildend , mit dünnen und engen Scheiden, ohne Grenzzellen; Dauerzellen nicht bekannt. 3 Arten, davon 2 im Meere, 1 im Süßwasser in Europa und Nordamerika. A. ianlhina (Montagne) Bornet et Flahault (Fig. 59 B), bildet krustige amethystfarbige Lager auf Steinen in Quellen Österreichs, Frankreichs, Italiens, Algiers und der Ganaren; A. violacea (Külzing) Bornet et Flahault, rotbraune oder violette Rasen an Felsen der Meeresküsten in Norwegen, England, Frankreich, auf den Canaren und in Nordamerika. 3. Homoeothrix Thuret (als Section von Calothrix). Filamente einfach oder ver- zweigt, mit farblosen Scheiden, ohne Grenzzellen, zu einem rasen- oder polsterförmigen Lager vereinigt; Dauerzellen nicht bekannt. 4 Arten im Meere und im Süßwasser in Europa, Nordamerika und Ostindien. Marin H. rubra (Crouan), bildet kleine braunrote Raschen an Felsen der Küsten Norwegens und Nordfrankreichs; im Süßwasser am weitesten verbreitet ist //. Juliana (Meneghini). Hierher auch H. caespilosa (Rabenhorst) (Diplothrix Nordstedtii Bornet et Flahault), öfters mit mehreren Fäden in einer gemeinsamen Scheide, in Norwegen. Mit H. zu vereinigen dürfte die Gatt. Tapinolhrix Sauvageau sein: Filamente sehr dünn, einfach, ohne Grenzzellen, von der leicht verdickten Basis aus verdünnt, aber an der Spitze nicht in ein gegliedertes Haar ausgezogen; Scheiden dünn, sehr eng, ununterbrochen, sehr oft oberwärts nach dem Ausschlüpfen der Hormogonien leer; mit 1 Art, T. Bornetii Sauvageau an untergetauchten Steinen in Algier. 4. Calothrix C. A. Agardh (incl. Mastichonema Schwabe, Mastichothrix Külzing, Schizosiphon Kützing, Lophopodium Kützing). Filamente einfach oder verzweigt, mit Scheiden, welche je einen Faden enthalten, einzeln lebend oder zu rasigen, polsterför- migen oder büscheligen Lagern vereinigt; Grenzzellen intercalar oder basal; Dauerzellen (bei C. crustacea, C. stagnalis und C. wembaerensis beobachtet) einzeln oder gereiht am Grunde der Fäden. Etwa 30 Arten im Meere und im Süßwasser, über die ganze Erde verbreitet. Sect. I. Eucalothrix Kirchn. Scheiden der Filamente dünn und fest. — A. Marine Arten. — Aa. Grenzzellen nur basal: C. confervicola C. A. Agardh, Filamente in sternförmigen Büscheln auf größeren Algen festsitzend, blaugrün, violett oder purpurn, 12 — 25 ;j. dick, an den Küsten von Europa, Nordamerika und der Südsee häufig; C. scopulorum C. A. Agardh, Filamente rasenförmige Lager bildend, olivengrün, 10 — 18 ja dick, auf Steinen etc., an den Küsten Europas, Australiens und der Insel St. Paul; C. pulvinata C. A. Agardh, schwammige, porös- büschelige Lager aus olivengrünen, 15 — 20 \x dicken Filamenten gebildet, an den Küsten des atlantischen Meeres in Europa und Nordamerika, auch auf Neuseeland. — Ab. Grenzzellen basal und intercalar: C. aeruginea Thuret, Filamente einfach, 9 — 10 p. dick, überzieht größere Fadenalgen im Mittelmeere, Roten Meere, atlantischen und großen Oceane und in der Südsee; C. crustacea Thuret, Filamente einfach, 12 — 40 \j. dick, auf Felsen, seltener auf Algen etc. im Mittelmeere, atlantischen und großen Oceane. — B. Süßwasser-Arten. — Ba. Auf leben- den Pflanzen sitzend: C. fusca (Kützing) Bornet et Flahault, Filamente einfach, vereinzelt im Lager gallertiger Algen in Nord- und Mitteleuropa und Amerika; C. adscendens (Nägeli) Bornet et Flahault, Filamente einfach, vereinzelt an Wassermoosen in Deutschland und Frankreich. — Bb. Auf Steinen, Holz u. ä. wachsend: C. parielina (Nägeli) Thuret, Filamente gelbbraun, zu einem dunkelbraunen krustigen Lager vereinigt, in Europa, Nordamerika und Neuseeland; C. thermalis (Schwabe) Hansgirg, Filamente grün, in Thermen Böhmens, Italiens und Mittel- amerikas. Sect. II. Rivulariopsis Kirchn. Scheiden dick, gallertig: C. wembaerensis Hieronymus et Schmidle (Fig. 59 C], Filamente verzweigt, gallertig, zu büscheligen Lagern verbunden, Dauer- zellen zu t — 4, cylindrisch, durch Grenzzellen voneinander getrennt, in Sümpfen Innerafrikas. 5. Dichotrix Zanardini. Fäden ziemlich regelmäßig dichotom verzweigt, oft zu 2 — 6 in einer gemeinsamen Scheide; Grenzzellen basal oder intercalar; Dauerzellen nicht beobachtet; Filamente zu pinsel- oder polsterförmigen Lagern vereinigt. 88 Rivulariaceae. (Kirchner.) 8 Arten im süßen und salzigen Wasser Europas, Afrikas, Amerikas und in der Süd- sec. — A. Im Süßwasser: D. Baueriana (Grunow) Bornet et Flahault, mit engen, weichen, farblosen oder gelblichen Scheiden, in Deutschland, Schweden, Böhmen und Frankreich; I). Orsiniana (Kützing) Bornet et Flahault, mit engen, ziemlich dicken, gelben Scheiden, in Fig. 60. A Sacconema rupestre Bzi. (660/1). — B Isactis plana Thur. (160/1). — C Brachytrichia Balani ß. et Fl. 1 Durchschnitt durch das Lager (12/1). 2 Teil desselben, stärker vergrößert (330/1). (A nach Borzi, B u. C nach Bornet.) Rivulariaceae. (Kirchner.) 89 Mitteleuropa und Nordamerika; D. gypsojthila (Kützing) Bornet et Flahault (Fig. 59 D), mit dicken geschichteten gelbbraunen Scheiden, zerstreut in Europa, Afrika und Neuseeland. — B. Marin : D. penicülata Zanardini, auf Zostera und Algen an den Küsten des Roten Meeres, Mittel- und Nordamerikas. 6. Polythrix Zanardini. Fäden verzweigt, in großer Anzahl zusammengedrängt und von einer gemeinsamen Scheide umschlossen; Grenzzellen basal und intercalar; Dauerzellen nicht bekannt; Filamente zu einem lädigen, verzweigten Lager vereinigt. 4 Art, P. conjmbosa (Harvey) Grunow an Felsenküsten Persiens, Indiens u. Nordamerikas. 7. Sacconema Borzi. Fäden verzweigt, zu 2 bis mehreren in einer geschichteten, sackig erweiterten Scheide eingeschlossen; Grenzzellen basal; Dauerzellen kugelig, am B Fig. 61. Rivularia lullata ßerk. A Lager in natiirl. Größe, B Teil eines Durchschnittes durch das Lager (i'2|l), C, D, F vegetative Fäden, E Bildung der Homogonien, G, H Weiterentwickelung der Hormogonien (150/1). (Nach Bornet.) Grunde der Fäden ; Filamente zu einem kleinen, gallertigen, lappig-zerschlilzten Lager vereinigt. 4 Art, S. rapestre Borzi (Fig. 60 ^4), an feuchten Felsen in Mittelitalien und Nordamerika aufgefunden. 8. Isactis Thuret. Filamente einfach oder spärlich verzweigt, aufrecht und parallel zu einem dünnen, rundlichen, knotenförmigen, dem Substrat aufgewachsenen Lager ver- einigt; Grenzzellen basal; Dauerzellen nicht beobachtet. 1 Art, /. plana (Harvey) Thuret (Fig. 60 ß), auf Algen, Steinen und Muschelschalen im Mittelmeere und atlantischen Oceane, in Europa und Nordamerika. , 9. Rivularia (Roth) CA. Agardh (incl. Ainactis Kützing, Dasyactis Kützing, Euactis Kützing, Geocyclas Kützing, ffcteractis Kützing, Limnactis Kützing, Physaclis Kützing, Diplotrichia J. Agardh. Gleolrichia J. Agardh, Zonotrichia J. Agardh, Arthrotilum Raben- horst). Fäden verzweigt, zu einem halbkugeligen , kugeligen oder hohlkugeligen Lager in radialer Richtung angeordnet, in gallertige Scheiden eingeschlossen; Grenzzellen basal; 90 Camptotrichaceae. (Kirchner.) Dauerzellen (bei der Sect. Gloeotrichia beobachtet; unmittelbar über der Grenzzelle. Außer Hormogonion sind (bei R. radialis) Conidien beobachtet, welche sich am Grunde des Fadens bilden. Etwa 25 Arten im süßen und salzigen Wasser aller Erdteile. Sect. 1. Gloeotrichia J. Agardh (als Gatt.) Dauerzellen vorhanden; Fäden schlank und sehr allmählich nach der Spitze hin verdünnt: R. pisum C. A. Agardh , Lager an Wasser- pflanzen festsitzend, kugelig, klein, hart, Dauerzellen cylindrisch, mit einschichtigem Exospor, in stehendem Süßwasser häufig in Europa, Amerika, Indien, Japan, Neuseeland; R. echinulata English Botany, Lager sehr klein, kugelig mit zottiger Oberfläche, frei schwimmend und bis- weilen eine Wasserblüte bildend, in Teichen und Seen Europas und Nordamerikas; R. natans (Hedwig) Welwitsch, Lager hohlkugelig, bis zu 10 cm groß, Dauerzellen cylindrisch mit dickerer Basis und zweischichtigem, glattem Exospor, in Europa und Amerika. Sect. II. Eurivularia Kirchn. Dauerzellen fehlen; Fäden in der Regel schon vom Grunde an sich verdünnend. — A. Lager solid bleibend, mit kohlensaurem Kalk inkrustiert: /{. minutula (Kützing) Bornet et Flahault, Lager nicht geschichtet, Fäden 9 — 12,5p., Scheiden 27 \j. dick, wiederholt trichterförmig geschichtet, in Bächen und Gräben festsitzend, in Europa und Nordamerika; R. rufescens Nägeli, mit 8 — \1 \t. dicken Fäden und weiten, oft gelben oder braunen Scheiden, und R. haematites G. A. Agardh (Fig. 59 E), mit 4 — 7,5 ;j. dicken Fäden und engen, meist farblosen Scheiden, bilden inwendig zonenartig geschichtete, anfangs halb- kugelige, später krustig zusammenfließende, steinharte Lager von oft bedeutender Grüße [R. haematites Kugeln von 30 cm Durchmesser im Atisflusse des Rheines aus dem Bodensee) in schnell fließenden Bächen, Wasserfällen u. ä. in Europa und Amerika. — B. Lager solid bleibend, nicht inkrustiert: R. atra Roth, wohl in allen Meeren verbreitet; R. borealis Richter, im Süßwasser in Grönland. — C. Lager hohl werdend, in salzigem Wasser: R. nitida C. A. Agardh, Lager fest, olivengrün, Fäden 2 — 5 jj. dick, Scheiden undeutlich, in brackischem Wasser Europas, Nordamerikas und Australiens; R. bullala Berkeley (Fig. 6)), Lager fest, lebhaft grün, Fäden ö — 10 p. dick, Scheiden undeutlich, an den Küsten des atlantischen Oceans von Schottland bis zu den Canarischen Inseln; R. polyotis (C. A. Agardh) Bornet et Flahault, Lager weich, schwarzgrün, Fäden 8 — 1 3,5 p. dick, Scheiden dick und deutlich, an den Küsten Europas und Nordamerikas. 10. Brachytrichia Zanardini (Hormactis Thuret). Fäden reichlich und unregel- mäßig verzweigt, in anfangs deutliche, später miteinander verfließende Scheiden einge- schlossen und zu einem gallertigen, anfangs soliden, später hohlen Lager vereinigt; Grenzzellen ordnungslos im Verlaufe der Fäden; Dauerzellen nicht bekannt. 2. Arten: R. Ralani (Lloyd) Bornet et Flahault (Fig. 60 C), bildet kleine braune Lager an den Küsten Englands, Nordfrankreichs und des Mittelmeeres; R. Quoyi (C. A. Agardh) Bornet et Flahault, bildet bis 5 cm große, dunkelgrüne Lager an den Küsten des atlantischen, großen und indischen Oceans. \ I. Loefgrenia Gomont. Fäden scheidenlos, an der Basis angeheftet, haartragend, im unteren Teile stellenweise mit echten Verzweigungen versehen; Grenzzellen fehlen, Hormogonien und Dauerzellen unbekannt. — Die systematische Stellung dieser noch nicht genügend bekannten Gattung ist unsicher. \ Art, L. anomala Gomont, bildet niedere, ausgebreitete Rasen von blaugrüner Farbe auf Süßwasser-Pflanzen in Brasilien. Camptotrichaceae von 0. Kirchner. Mit 2 Einzelbildern in 4 Figur. Gedruckt im Juni 1898. Merkmale. Fiiden aus einer Reihe vegetativer Zellen gebildet, an beiden Enden verdünnt, unregelmäßig gebogen, unverzweigt, ohne Grenz- und Dauerzellen, in eine Scheide eingeschlossen; Filamente vereinzelt, epiphytisch lebend. Camptotrichaceae. (Kirchner. 91 Vegetationsorgane. Die C. stimmen im Baue und Aussehen ihrer Filamente in hohem Grade mit den Rivulariaceae überein, zeigen aber nicht, wie diese, einen Gegensatz zwischen Basis und Spitze, sondern verdünnen sich an beiden Enden mehr oder weniger auffallend; sie besitzen, soweit bekannt, weder Grenzzellen , noch Dauerzellen. Auch über ihre Forlpflanzungsweise fehlen noch Beobachtungen. Vorkommen. Die beiden bis jetzt allein bekannten Arten der Familie leben im Süßwasser in England und in Südwestafrika epiphytisch auf Wasserpflanzen. Fig. 02. A. C'amptothrix repens West. — B Ammatoidca Normannii West. (Nach West (520/1)). Einteilung der Familie. A. Faden kurz, nach den Enden wenig verdünnt 1. Camptothrix. B. Fäden verlängert, an den Enden allmählich in lange, haarartige Spitzen verdünnt 2. Ammatoidea. 1. Camptothrix W. et G. S. West. Fäden sehr kurz, aus einer einfachen Beihe un- regelmäßiger Zellen gebildet, fast rosenkranzförmig, nach den Enden wenig verdünnt; Scheiden dünn und farblos; Protoplasma der Zellen homogen. 1 Art, C. repens W. et G. S. West (Fig. 62.4), epiphytisch auf Fadenalgen im Süßwasser von Angola. 2. Ammatoidea W. et G. S.West. Fäden lang, aus einer einfachen Beihe regel- mäßig cylindrischer Zellen gebildet, im mittleren Teile scharf gebogen, nach den Enden 92 Camptotrichaceae. (Kirchner.) hin allmählich haarförraig verdünnt; Filamente gebogen, mit fester, enger, geschichteter, farbloser oder gelbbrauner Scheide versehen; Protoplasma der Zellen gekörnt. \ Art, A. Normannii W. et G. S. West (Fig. 62 B), epiphytisch auf Balrachospermum monili- forme in Südengland. Ausgeschlossene Gattungen. 1 . Agonium Oersted, ist wegen der unvollständigen Beschreibung nicht zu identi- fizieren ; zu den Schizophyceen gehört die Gattung höchst wahrscheinlich nicht. 2. Anhaltia Schwabe, besteht nach der Beschreibung aus dichotomisch verzweigten, ganz farblosen Fäden, die in eine iVostoc-arlige Gallerte eingebettet sind. Die Diag- nose der Galtung ist ungenügend, die der Art gar nicht gegeben, aus der beigefügten Ab- bildung (Linnaea IX., S. 127, Taf. II) nichts zu entnehmen. 3. Asterocystis Gobi [Alloyonium Kützing, Chroodaclylon Hansgirg) ist unter den Bangiales, Bd. I., 2. Abt, S. 3 I 4 behandelt. 4. Asterothrix Kützing, umfasst wohl verschiedenartige, ein- und mehrzellige Algen, deren Zellinhalt von Kützing und Babenhorst hellgrün genannt wird; auch Verf. fand bei einer Art, auf welche die Diagnose von A. tripus A. Braun passte, chlorophyll- grüne Chromatophoren. 5.. Clonothr^x^Boze scheint ein in die Nähe von Crenothrix und Cladothrix gehöriger Schizomycet zu sein. 6. Cyanoderma Weber van Bosse (incl. Myxoderma Hansgirg) s. unter den Bangiales, Bd. I., 2. Abt. S. 316. 7. Lermogloea Zanardini. Die Aufstellung dieser Galtung beruht nach Levi- Morenos (Notarisia VII. p. 1466) auf ungenauen Beobachtungen. 8. Entothrix Kützing. Die von Kützing aufgestellte Art, E. funicularis, ist wohl keine Alge (»fibris inarticulatis, hyalino-lutescentibus«)] E. gründe Wolle ist Lemanea gran- dis Atkinson. 9. Glaucocystis Itzigsohn, 1 0. Gloeochaete Lagerheim (Schrammia Dangeard), 1 1 . Goniotrichum Kützing s. unter Bangiales, a. a. 0. 12. Homalococcus Kützing ist nach der allein vorhandenen Diagnose nicht zu ent- rätseln. 13. Phragmonema Zopf und 1 4. Porphyridium Naegeli s. unter Bangiales a. a. 0. 15. Polycoccus Kützing bezeichnet einen Entwickelungszusland von Nostoc puncti- forme. FLAGELLATA von G. Senn. Mit 394 Einzelbildern in 78 Figuren. (Im Druck begonnen August 1900.) Wichtigste Litteratur: Blochmann, F., Die mikroskop. Tierwelt des Süßwassers. Abt. I. Protozoa II. Aufl. 1895. — Bohlin, K., Zur Morphologie und Biologie einzelliger Algen. (Öfvers. k. Vet. Akad. Forhandl. 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Da geißeltragende Stadien auch bei anderen Protozoen vorkommen, muss die Grenze zwischen Flagellaten und den verwandten Organismengruppen schärfer gezogen werden: eine absolute Scheidung kann allerdings nicht durchgeführt werden. Besonders die Sarkodinen unter den Protozoen zeigen in ihrer Familie der Pseudosporeen sehr viele Ähnlichkeit mit den Flagellaten, so dass z. B. Ciliophrys von Bütschli zu den Rhizomastigaceen gestellt wurde. Diese Gattung, sowie Monas amyli Cienk. = Protomonas Haeckel, und Pseudospora unterscheiden sich aber dadurch von den ihnen ähnlichen Rhizomastigaceen, überhaupt von den Flagellaten, dass die Geißel beim Übergang in den Amöbenzustand verloren geht. Zu- dem haben die Amöbenstadien der Pseudosporeen und der Myxomyceten die Eigenschaft, sich aneinander zu lagern und Plasmodien zu bilden, was bei Flagellaten nicht vorkommt. Auch die stärker differenzierten Heliozoen, z. B. die zu den Chlamydophora gehörende Mastigo- phrys Frenzel ist durch den häufigen Verlust und die Neubildung der Geißel ausgezeichnet, während dieselbe bei den Flagellaten viel constanter ist und nur dann abgeworfen und neu gebildet wird, wenn die alte verletzt wurde, oder wenn Dauercysten gebildet werden. Von den Ciliaten, zu welchen auch einige geißeltragende Formen Beziehungen haben, unterschei- den sich die Flagellaten durch die Längsteilung und den Besitz eines Kerns mit Binnenkörper, nicht eines getrennten Makro- und Mikronucleus. Die Trichonymphiden sollen allerdings keinen Nebenkern besitzen, jedoch ist ihre Entwickelungsgeschichte, speziell der Teilungsmodus so wenig wie bei den übrigen Zwischenformen bekannt, dass hier die Grenze nicht genauer festgestellt werden kann. — Zu pflanzlichen Organismen bestehen auch mancherlei Beziehungen, jedoch unterscheiden sich die Volvocineen und Protococcoideen von den grünen Flagellaten dadurch, dass sie sich nach 2 oder 3 zu einander senkrechten Richtungen teilen. Außer- dem tritt hier häufig eine Cellulosemembran auf, die den Flagellaten meist fehlt. Eine solche besitzen auch die meisten Peridinialen; wo denselben eine solche fehlt, wie bei den Gymnodiniaceen, haben wir als gutes Unterscheidungsmerkmal die Querteilung. — Der Ent- scheid, ob eine Form zu den Chrysomonadineae oder den Phaeophyceen gehört, wird auch durch die Art der Teilung bedingt. So scheint bei den einzelligen braungelben Süßwasser- formen der Phaeosporeen [Entodesmis und Phaeococcus Borzi) die Teilung nach mehreren Richtungen des Raumes stattzufinden. Zudem bilden diese Algen Schwärmer, die einen roten Augenfleck besitzen, während die vegetativen Zellen einen solchen nicht zeigen. — Zwischen Flagellaten und Bakterien besteht eine scharfe Grenze, indem letzteren ein distink- ter Kern fehlt; auch die von Künstler beschriebene Bader ioidomonas, die eine Zwischen- form sein soll, kann die gezogene Grenze wegen der Teilung nach mehreren Richtungen nicht verwischen. — Zu den Pilzen können höchstens die Chylridiaceen einen Übergang bilden; dieselben unterscheiden sich jedoch von den Flagellaten durch die simultane Bildung einer großen Anzahl von Tochterzellen. Vegetative Zustände. \. Äußere Gestalt. Die Gestalt des Flagellatenkörpers ist äußerst mannigfaltig: kugelig, walzen-, birn- oder plattenförmig, häufig zusammengedrückt oder gewunden und gedreht, auch oft mit merkwürdigen Anhängseln. Die Gestalt ist jedoch bei den einzelnen Individuen nicht constant, sondern oft sehr veränderlich. Unter diesen Gestaltsverände- rungen unterscheidet man zwei Arten: die amöboide und die metabolische. Die erstere setzt eine sehr schwache Ausbildung der oberflächlichen Begrenzung voraus. Dadurch wird es dem Plasma ermöglicht, mehr oder weniger feine Ausstülpungen, Pseudopodien, auszusenden, die sich häufig gabeln und sich wie eine zähflüssige Substanz dem Substrate Flagellata. (Senn.) 95 Fig. G3. Schema der Metabolie von Eutreptia viridis Perty. (Zum Teil nach. Perty.) anlegen. Bei der Metabolie hat das von einer festeren Haut, meist von einer Plasma- membran umgebene Plasma keinen so freien Spielraum. Die Ausstülpungen sind höchstens schlauch-, meistens aber sackförmig (Fig. 63). Diese beiden Arten der Gestaltsveränderung gehen allmählich in einander über. Bei den Pantostomatineae, Protomastigineae und bei den Chrysomonadincac herrscht amö- boide Gestaltsveränderung, bei den Distomatineae, Cryptomona- dineae, Chlorornonadineae und Euglenineae die Metabolie vor. 2. Plasma am lebenden Organismus meist hyalin bis feinkörnig, farblos; nachDangeard (18 89) soll es bei Crypto- monas erosa durch ein in Alkohol und Äther unlösliches Pig- ment zuweilen violett gefärbt sein. Von einem netzförmigen Verlauf fester Plasmastränge, wie derselbe bei Algen verbreitet ist, kann an lebenden Flagellaten nichts beobachtet werden. Ob die bei der Fixierung und Färbung hervortretenden Stränge (Fig. 64, D \) auch im Leben vorhanden sind, dürfte deshalb schwer zu entscheiden sein. Bei mehreren Formen findet im Plasma lebhafte Botation statt, so bei Trepomonas und bei eini- gen Euglenen. Dabei bleiben aber die wichtigsten Organe, wie Kern, Vacuolensystem und wohl meistens auch die Chromatophoren an Ort und Stelle, so dass man annehmen muss, dass diese Bewegungen sich nicht über das ganze Plasma erstrecken, sondern nur auf mehr oder weniger flüssige Bestandteile beschränkt sind. Bei Mastigamoeba asper a soll nach Schulze das körnige Ento- vom hyalinen Ectoplasma, das ausschließlich die Pseudo- podien bildet, deutlich zu unterscheiden sein. Dieselbe Differenzierung tritt wieder bei dem hochspecialisierten Dinema auf, wo der äußeren Plasmamembran innen ein hyalines plasmolysierbares Ectoplasma anliegt. Die von Biitschli für die Ciliaten nachgewiesene Alveolarschicht wird von Lauterborn für Rhaphidomonas (Va'cuolaria Lauterb.) und Thaumatomastix, sowie für Multicilia und Chromulina mucicola (Zool. Anz. 1898) an- gegeben. Bei Vacuolaria habe ich dieselbe auch beobachtet; bei einer Chromulina wäre ihr Vorhandensein auffallend. 3. Die Zellumhüllung, der Periplast, zeigt bei den Flagellaten eine große Mannigfaltigkeit der Ausbildung. Von der amöbenhaften Plasmagrenzschicht findet sich ein langsamer Übergang zu einer deutlichen Plasmahaut, die das Austreten der Pseudo- podien verhindert, sich aber zugleich mit der Desorganisation des Körpers auflöst, und weiter zu einer Plasmamembran, welche den Tod der Zelle überdauert und auch chemi- schen Einflüssen großen Widerstand entgegensetzt. — Bei Mastigamoeba und Cercobodo ist die äußere Schicht des Plasmas morphologisch nicht differenziert. Ihre relative Festigkeit kann wohl ausschließlich auf Oberflächenspannung zurückgeführt werden. Die Bewegungen im Inneren des Plasmas äußern sich daher in amöboider Gestaltsver- änderung des ganzen Zellkörpers. Bei der Chrysomonadine Chrysamoeba behält die cen- trale Begion des Plasmas ihre Kugelgestalt bei, während ihre Bandschicht Pseudopodien aussendet. Diese Gattung muss aber als rückgebildete Form aufgefasst werden, die nicht aus einerMastigamoeben-artigen, sondern Ochromonas-arWgen Stammform hervorgegangen ist. Dimorpha und Thaumatomastix haben neben dem Besitz einer differenzierten Plasma- hautschicht die Fähigkeit, an gewissen Stellen das Plasma in der Art von Pseudopodien austreten zu lassen. Bei Dimorpha ist diese Eigenschaft wohl primär, während die sonst hoch differenzierte Thaumatomastix diese Fähigkeit wahrscheinlich secundär erworben hat. — Die Formen, welche eine deutlich erkennbare Plasmahautschicht besitzen, z. B. die Mehrzahl der Protomastigineae, Distomatineae und Chrysomonadineae, sind meist noch metabolisch, oft auch amöboid, und zwar hauptsächlich am Hinterende. Diese Eigentümlichkeit ermöglicht auch einigen Formen, z. B. Anthophysa und Synura, an den Hinterenden aneinander zu haften, unter gewissen Umständen aber den gegenseitigen Zu- sammenhang leicht zu lösen. Eine besondere Stellung nehmen die Chlorornonadineae und Multicilia ein, deren Hautschicht äußerst zart ist, bei denen aber unter letzterer bestimmt differenziertes Plasma gelagert ist, die sogen. Alveolarschicht, Verhältnisse, wie sie bei 7* 96 Flagellata. (Senn.) den Ciliaten herrschend sind. Die festeste Zellumhüllung treffen wir bei den Eugleni- neae. Zwar zeigt sie auch hier noch große Mannigfaltigkeit, doch ist eine Einheitlichkeit der Organisation nicht zu verkennen. Der Zellkörper wird von einer mehr oder weniger dicken, jedenfalls deutlich vom Plasma gesonderten, aber nicht plasmolysierbaren Haut, der Plasmamembran umgeben, die in den meisten Fällen eine zarte, spiralig-streifige Struktur erkennen lässt. Bald ist sie sehr weich und biegsam , bald wird sie zu einer starren Hülle. Bei der Desorganisation des Tieres bleibt sie anfangs noch erhalten und zeigt sich auch chemischen Reagenzien gegenüber sehr widerstandsfähig. In conc. Essigsäure und Kalilauge ist sie nicht löslich, sondern nur sehr stark quellbar. Auch Fermenten und der Fäulnis widersteht sie, und zwar diejenige der starren Formen wie Phacus pleuronectes länger, die der stärker metabolischen , z. B. Euglena viridis, weniger lang. Ihrer Substanz nach besteht die Plasmamembran aus stickstoffhaltigen Körpern; sie wird von Jod und Chlorzinkjod gelbbraun gefärbt. Cellulose ist darin also nicht vor- handen. Von Farbstoffen nimmt sie am besten Hämatoxylin auf, aber auch dies in viel schwächerem Maße als das übrige Plasma. Der Plasmamembran liegt das übrige Körper- plasma direkt an, ohne eine Differenzierung in eine Alveolarschicht zu zeigen. — Die beiden bei Cryptoglena der Plasmamembran anliegenden Schalen gehören wohl schon zu den vom Plasma durch den Periplasten hindurch ausgeschiedenen Hüllen- und Schalen- bildungen, doch bleiben sie in viel innigerem Zusammenhang mit der Plasmamembran als letzlere. Bei Behandlung derselben mit Chloralhydrat, Essigsäure und Kalilauge lösen sie sich, ohne zu quellen, von der Plasmamembran ab. — Bei der am weitesten differen- zierten Peranemacee , bei Dinema, liegt unter der Plasmamembran ein helleres Ecto- plasma. Bei Plasmolyse bleibt es mit der Plasmamembran verbunden. Sie trägt der Spiralstreifung entsprechend angeordnete Körnchen, die vielleicht mit den Streifen der Plasmamembran zusammen die contractilen*Elemente bilden, entsprechend den Myone- men der Ciliaten (Bütschli). Für einige Formen [Raphidomonas, Merotricha und Dinema) werden im Periplasten kleine stäbchenförmige Gebilde beschrieben, die als Trichocysten gedeutet wurden; diese Auffassung ist vielleicht richtig, aber der Nachweis, dass sie als Nesselkapseln dienen, ist noch nicht erbracht worden. Möglicherweise könnten sie auch der Gallertausscheidung dienen. 4. DerKern. Alle Flagellaten besitzen einen Kern (Multicilia lacustris nach Lauter- born mehrere); derselbe ist nur bei wenigen Arten genauer bekannt. Seine Lage ist sehr mannigfaltig; jedoch ist er bei jeder Form an einen bestimmten Platz gebunden und macht die oft auftretenden Circulationen des Plasmas nicht mit. Man darf daher wohl annehmen, dass er in allen Fällen (für einige ist es nachgewiesen), von einigen mit dem Periplast in Verbindung stehenden festeren plasmatischen Strängen getragen wird. Bei wenigen Formen (Mastiyamoeba aspera und Trichomonas vaginalis) liegt er der Geißel- insertion sehr nahe und zeigt dann eine schnabelförmige Verlängerung nach derselben hin. Bis jetzt sind drei mehr oder weniger deutlich von einander abweichende Kerntypen zu unterscheiden: I. Der einfache Chrom atinkern ohne Binnenkürper, ohne Kernmemhran, ein kugelig körniges Gebilde, das bei der Teilung Anzeichen einer Mitose erkennen lässt. Bei Herpeto- monas Leivisü wurde er genau beobachtet; er kommt wohl auch bei Oxyrrhis vor (Bloch- mann). II. Der bläschenförmige Kern besteht aus äußerer, mehr oder weniger stark aus- gebildeter Kernmembran, aus mehr oder weniger gut ausgebildeter Kernsaftzone und einem (oder mehreren) centralen Binnenkörper. Außerdem können noch in der Kernsaftzone Chro- matinkörner auftreten. Dieser Kerntypus ist bei den Flagellaten vorherrschend, mit Aus- nahme der Euglenineae. Die Teilung findet entweder durch einfache Durchschnürung zuerst des Binnenkörpers, dann der Kernmembran {Bodo jaculans) statt. — Wo in der Kernsaftzone Chromatinkörner vorhanden sind, werden diese vor der Einschnürung an 2 Polen radiär angeordnet iCyalhomonas . Bei Chromulina mit dicker Kernmembran und mehreren Binnen- körpern, lösen sich letztere zu Körnchen auf, die sich parallel zur Streckungsachse des Kernes anordnen. Hierauf schnürt sich der Kern ein. Bei anderen Gattungen (Codosiga) löst sich das Binnenkörperchen in fadenförmige Chromalinkörper auf, die sich bei der Streckung Flagellata. (Senn. 97 des Kernes parallel zur Streckungsachse anordnen und in der Mitte durchgeschnürt werden. Nachher wird der Binnenkörper wieder feinkörnig. Zu diesem Typus gehört wahrscheinlich auch der bei Megastoma Grassi Schewiakoff und Trigonomonas Klebs beobachtete in der Mitte stets eingeschnürte biscuitförmige Kern. Möglicherweise beginnt hier die zur Teilung führende Einschnürung sehr frühe und bleibt lange erhalten, so dass man gewöhnlich dieses Stadium zu sehen bekommt. Hiermit ist wohl auch Bütschli's (1878) Beobachtung von 2 Kernen bei Trepomonas in Zusammenhang zu bringen. III. Der Euglenakern besteht aus centralem Binnenkürper und radiär ausstrahlenden dicken Chromatinfäden ; nur bei der Teilung wird die Kernmembran deutlich. In den leben- den Zellen erscheint der Kern gleichmaßig feinkörnig. Dieser Typus wurde bei der Mehrzahl der Euglenineae nachgewiesen. Bei der Teilung wird der Binnenkörper [Nucleolo-Centrosoma nach Keuten) gestreckt und die Chromatinfasern mehr oder weniger parallel zur Streckungsrich- Fig. 64. Kerne und Kernteilungen. A Chronudina Woroniniana Fisch. — B Cyathomonas truncata Fresen. — C Codosiga Botrytis Ehbg. — I) Euglena viridis Ehbg. (A — 0 nach Fisch (1S»5J; D 1 Original; B 2 — 6 nach Keuten (1S95).) tung angeordnet. Sie werden der Länge nach gespalten und ordnen sich nach Durchschnürung des Binnenkörpers und der Kernmembran wieder radiär um den neuen Binnenkörper an. — Bei Euglena wurden im Plasma ein bis zwei stark färbbare Körper von unbekannter Natur beobachtet, die mit dem Kern wohl nicht in engerer Beziehung stehen. — Bei Vacualoria, deren Kernverhältnisse noch nicht näher untersucht sind, sollen nach Klebs mehrere Binnen- körper vorkommen. — Über das Verhältnis der Kerne der Flagellaten zu demjenigen der höheren Pflanzen und Tiere ist noch wenig bekannt. Nach Keuten soll der Binnenkörper des Euglena-Kemes die Eigenschaften von Nucleolus und Centrosom vereinigen und manche Beziehungen zu der Centralspindel haben, wie sie von Lauterborn bei den Diatomeen {Surirella) nachgewiesen wurde. Dem bläschenförmigen Kerne der Flagellaten schließt sich wohl derjenige der Algen enge an. 5. Mundstelle, Nahrungsvacuolen, Mundapparate. Die Aufnahme fester Nahrungsbestandteile geschieht in der mannigfaltigsten Weise. Bei den am wenigsten differenzierten Formen ist jede Stelle der Zelloberfläche dazu befähigt: Pantostomatineae. Die Nahrung wird entweder durch Umfließen und Überkriechen der festen Bestandteile 98 Flagellata. (Senn.) [Mastigamoeba, Cercobodo) oder durch Erfassen der Beute mit den strahligen Pseudo- podien oder Geißeln [Dimorpha, Pteridomonas und Multicilia) aufgenommen, worauf ein Pseudopodium oder nur eine feine plasmatische Blase, eine Nahrungsvacuole, aus- gestülpt wird, welche die NahrungskÖrperchen umschließen und ins Innere der Zelle befördern. Unter den weiter differenzierten Formen soll Collodictyon auch mit der ganzen Oberfläche feste Nahrung aufnehmen ; vielleicht ist aber auch hier wie bei dem verwandten Tetramitus, eine bestimmte präformierte Mundstelle thätig. — Mit zunehmen- der Differenzierung des Plasmakörpers werden die nahrungsaufnehmenden Stellen auf eine einzige Stelle, die immer am Vorderende liegt, oder auf zwei Stellen reduziert. In letzterem Falle (Distomatineae) liegen dieselben immer seitlich, ausnahmsweise am Hinter- ende (Urophagus). Die schwächste Differenzierung hat bei den (allerdings nur noch am Vorderende) Nahrungsvacuolen bildenden Formen stattgefunden [Oicomonadaceae, Monada- ceae, Arnphimonadaceae und einigen Chrysomonadineae). An der Geißelbasis ist statt des mehr oder weniger festen Periplasten eine meist ovale Stelle zu erkennen, an welcher das Plasma sozusagen frei zu Tage tritt. Wenn nun infolge der Geißelbewegung ein Nahrungs- körper auf diese Stelle geschleudert wird, stülpt sich augenblicklich eine A'acuole aus, in welche derselbe einsinkt. Sie rückt jedoch nicht direkt ins Innere, sondern wandert seitlich wie ein Bruchsack dem Hinterende zu und verschwindet erst dort im Inneren des Plasmas. Auf dieses merkwürdige Verhallen der Nahrungsvacuolen ist die häufig irrtüm- liche Angabe Kent's von einer Nahrungsaufnahme an jeder beliebigen Stelle des Körpers und die Gründung seiner Gruppe der Pantostomata zurückzuführen. Ein Aufbrechen des Periplasten, wie es von Kent abgebildet wird, findet dabei nicht statt. Nicht selten kommt es vor, dass die aufgenommenen Nahrungskörper viel größer sind, als das sie verschluckende Individuum. Die Beule wird trotzdem aufgenommen und von einer feinen Plasmaschicht allseitig umspannt. Die Nahrungsvacuolen können übrigens, wohl bei hungernden Exemplaren, auch vorgebildet sein und umgeben dann die Basis der Geißeln. In einem Falle, bei Pleuromonas treten sie auf der Bückenseite auf. — Neben der Geißelbasis erhebt sich oft bei Oicomotiadaeeae und Monadaceae ein lippenförmiger Fortsatz, der sich bei der Nahrungsaufnahme über die Mundstelle beugt und dem Ein- führen des Nahrungsteilchens nachhilft. Während dieses Organ bei den genannten Familien bei genügender saprophytischer Ernährung nicht ausgebildet wird, tritt bei den Bicoecaceae ein flach lippenförmiges, halbkreis- bis schief kreisförmiges häutiges Peristom auf, das im letzteren Falle die Geißelbasis ganz umgiebt. Die specielle Funktion ist bei den verschiedenen Formen dieser Peristome noch nicht aufgeklärt, doch dürften sie, wenn auch nicht direkt der Einführung, so doch der Leitung der Nahrungsbestandteile nach der Mundööhung hin dienen. Zu dieser Funktion ist der bei den Craspedomonadaceae auf- tretende Kragen speciell differenziert, wie es im Abschnitt über die Organisation jener Gruppe näher ausgeführt wird (S. 1 2 3). In allen Fällen werden auch hier noch Nahrungs- vacuolen ausgestülpt. — Bei den meisten weiter differenzierten Formen wird eine größere Stelle als Mund ausgebildet, an der die Nahrungsbestandleile direkt ins Plasma einsinken. Diese Einrichtung findet sich bei Phyllomitus, Oxyrrhis . bei den Tetramitaceae und den Peranemaceae, wo eine Mundstelle, bei den Distomatineae, wo deren zwei ausgebildet sind. Bei letzterer Gruppe treten häufig Taschenbildungen auf, welche die Mundstelle einseitig überwölben (Trepomonas), oder dieselbe liegt unter einer erweiterungsfähigen Spalte oder Klappe, durch deren Bewegung die Nahrungsaufnahme vermittelt wird. Bei den Pera- nemaceae treten zuweilen nach vorn verbreiterte starre Staborgane mit der Mundstelle in Beziehung, die wahrscheinlich durch ihre Vor- und Bückwärtsbewegung eine saugende Wirkung ausüben. (Näheres darüber siehe im Abschnitt über die Organisation der Pera- nemaceae.) Bei Entosiphon tritt eine beidendig offene vorstülpbare Bohre auf. durch welche kleine Nahrungsbestandteile eingesogen werden. Bei den meisten Bodonaceae (vielleicht auch bei Scytomonas) liegt die Mundstelle am zugespitzten Vorderende und hat die Fähig- keit, sich an zartere Membranen anzulegen, sie zu durchbohren und den Inhalt aus den angefallenen Zellen herauszusaugen. Ähnlich müssen auch die Fischparasilen Costia und Costiojtsis organisiert sein. Ein die Nahrung leitender Schlund ist wohl nur bei den mit Flagellata. (Senn.) 99 Staborganen ausgerüsteten Peranemaceae vorhanden. Es wurde von Stein für viele Flagellaten, besonders Euglenineae, ein solcher angegeben. Darunter ist aber gewöhnlich der mit dem Vacuolensystem in Verbindung stehende Membrantrichter oder Ausfuhrkanal der Hauptvacuole verstanden. — Die unverdauten Reste der Nahrung werden durch kleine, sich jeweilen neubildende Öffnungen des Periplasten gewöhnlich an bestimmten Stellen ausgeschieden. Bei den meisten Formen am Hinterende (Euglenopsis), bei manchen auch vorn (Oxrjrrhis), ebenso bei den Craspedomonadaceae, und zwar innerhalb des Kragens. 6. Bewegungsorgane. a. Die Geißel. In der einfachsten Form tritt die Geißel als cylindrischer, vorn kurz abgerundeter Faden auf, welcher aus einer dichten Plasmasubstanz besteht. In Wasser und Ammoniak ist sie nach dem Tode sehr stark quellbar; sie verliert jedoch diese Eigenschaft, wenn sie mit wasserentziehenden Mitteln behandelt wird. In Essig- Sie nimmt viele Anilinfarben, wenig. saure und in Kalilauge quillt sie dann nur (Carmin , Eosin , Methyl- grün) gar nicht, Methylen- blau und Hämaloxylin nur wenig auf. Aus gebeizten und gefärbten Präparaten geht hervor, dass sie bei verschiedenen Formen [Eu- glena , Monas) außer dem cylindrischen (schon bei einigermaßen starken Ver- größerungen sichtbaren) Schaft, noch aus sehr zar- ten Flimmerhaaren besteht, die ein- (Euglena) oder zweizeilig {Monas) an dem Geißelschaft angeheftet sind. Diese Art der Geißel wird von Fischer als FTimmergeißel bezeich- net. (Fig. 65 B und C). Die sog. Peitschengeißeln haben keine seitlichen Wimperhaare, sondern am Vorderende des Schaftes ein dünnes, fadenförmiges Stück, das 2 — 3 mal so lang ist als der Schaft (Fig. 65.4). Dasselbe ist in keiner auf- fallenden Weise am Schafte befestigt, sondern letzterer geht allmählich in das dünne cylindrische Endstück über; es wird bei der Bewegung des mehr oder weniger bieg- samen Schaftes wie die Schnur einer Wagenpeitsche mitgeschwungen (Bodo). Bei den beiden besprochenen Geißelarten war der Schaft in seiner ganzen Länge beweglich; bei einigen stark differenzierten Peranemaceae, z. B. Heteronema , Peranema, Urceolus, ist der Schaft an seiner Basis bedeutend dicker als an der Spitze und während der Bewegung gewöhnlich in der Richtung der Ortsveränderung gerade nach vorn gestreckt. Nur der vorderste conisch zulaufende Teil zeigt eine schlängelnde Bewegung. Im unteren mehr oder weniger starren Teil kann man eine Sonderung in eine äußere und eine innere Schicht schon am Leben beobachten, während ähnliche Strukturen bei Flimmer- und Peitschengeißeln wohl auch bei der Beizung sichtbar werden, dann aber auf secun- däre Veränderungen zurückzuführen sind, in gleicher Weise, wie die von Künstler (Bull. soc. zool. France 1882) beobachtete körnerartige Struktur (Fig. 65^1). Ob diese conisch zugespitzten Geißeln zu den Flimmer- oder Peitschengeißeln gehören, müssen Fig. 65. A Budo sp. mit Peitschengeißeln; dieselben infolge ungünstiger Ein- flüsse mit Körnchenstruktur, (1500/1). - B Euglena sp. Flimmergeißel, (1500(1). — C Monas Guttula Flimmergeißel mit 2 gegenüberliegenden Flimmerreinen (1500/1). (Nach Fischer (1894).) 100 Flagellata. (Senn.) spätere Untersuchungen erst noch lehren. Jedenfalls sind sie nur bei einigen Peranema- ceae vorhanden; die meisten Abbildungen in der Litteratur lassen jedoch die Geißeln aller Flagellaten in eine feine Spitze auslaufen. Wie schon Bütschli betont, ist dies in der Mehrzahl der Fälle falsch. Die Länge der Geißel variiert je nach der Art oder Gattung. Kommt sie nur in der Einzahl vor, so ist sie meist so lang oder länger (bis 6 mal) als der Körper. Oft steht neben der Haupt- noch eine kleine Nebengeißel, die meist Y4 — Y2 körperlang (Anthophysa, Ochromonas) oder noch kürzer sein kann (Distigma, Sphenomonas). Die Dicke der Geißeln schwankt auch ziemlich stark; 0,5 [x wird wohl auch von den dicksten nicht über- schritten. Andererseits muss bemerkt werden, dass mit guter Immersion auch die feinsten Geißeln doppelt contouriert erscheinen. Im Verhältnis zur Körpergröße wurden sie in der Litteratur bisher meist zu dünn gezeichnet. Bei der großen Mehrzahl der Flagellaten stehen die Geißeln an einer bestimmten, als Vorderende zu bezeichnenden Stelle; auch in den Fällen, wo eine Geißel nach rückwärts gerichtet ist , entspringt sie wohl immer auch am Vorderende neben der anderen vorwärtsgerichteten (Cercobodo, Heteronema, Hexamitus). Nur bei der Gattung Multicilia Lauterb. sind die Geißeln gleichmäßig über den ganzen Zellleib verteilt ; derselbe ist auch sonst noch vollständig vielachsig. — Die Art der Insertion ist nur in wenigen Fällen sicher festgestellt. Sie scheint jedoch überall aus der unter dem Periplasten liegenden Plasmaschicht zu entspringen. Dafür spricht auch die leichte Neubildung dieses Organes, die ja nicht so leicht möglich wäre, wenn das Material erst dem differenzierten Periplast müsste zugeführt werden. Bei Dimorpha mutans setzen sich die Geißeln bis zu einem, dem Centralkorn der Heliozoen wohl analogen Gebilde, eine Strecke weit in den Körper hinein fort. — Das Abwrerfen der Geißel wird wohl immer infolge äußerer Einflüsse beobachtet, sei es dass sie selbst beschädigt wurde, oder dass die Zelle ebenfalls infolge äußerer Einflüsse in den Buhezustand übergeht. Eine Besorption der Geißelsubstanz durch die Flagellate, wie sie schon öfters angegeben wurde, wird durch die von der Spitze ausgehende Ver- quellung und Aufrollung der Geißel vorgetäuscht; schließlich sitzt sie als feines Kügel- chen am vorderen Zellende , wird dann aber abgeworfen. Endlich mag noch auf den Unterschied zwischen Geißeln und Cilien, sowie zwischen Geißeln und Pseudopodien hingewiesen werden. Von letzteren unterscheiden sie sich durch ihre Constanz in Ge- stalt, Länge und Dicke. Die Cilien sind im allgemeinen kürzer und feiner als die Geißeln, immer in großer Zahl zu Locomotionsapparaten vereinigt, wobei ganze Cilienreihen sich miteinander bewegen, während z. B. auch die zahlreichen kurzen Geißeln von Spironcma individuelle Bewegung zeigen. b. Undulierende Membranen. Neben den Geißeln treten, allerdings nur bei parasitischen Flagellaten, sogen, undulierende Membranen auf, die sich vom Vorderende als schmale Säume den Körper entlang nach hinten erstrecken. Sie sind mit den Geißeln, sowie mit dem Periplast in nahe Beziehung zu bringen, da sie sich Beagenzien gegenüber wie jene verhalten. Sie scheinen bei Trypanosoma und Trichomonas nur aus einer Falte des Periplasten zu bestehen, die mit ihren Wellenbewegungen die am vorderen Körperpol befindlichen Geißeln unterstützt; sie ist nicht immer typisch aus- gebildet, wenigstens nicht bei Trypanosoma. Bei Herpetomonas ist die undulierende Membran stets deutlich. Hier besieht sie nicht nur aus einer Periplastfalte, sondern sie tritt in enge Verbindung mit der Geißel. Dieselbe lässt sich, besonders in ge- färbten Präparaten, vom freien Vorderende im äußeren Saum der Membran bis 'in das hintere Körperviertel verfolgen, wo sie in einem kurzen, stabförmigen, stark licht- brechenden Körper endigt. Derselbe ist wie der Periplast färbbar; da von ihm die Bewegungen von Membran und Geißel ausgehen, und er auch bei der Zellteilung vor der Geißel entsteht, ist er als Wurzel derselben, als Blepharoplast , und als solcher wohl auch als Bewegungscentrum aufzufassen. Bei Trypanosoma und Trichomonas scheint keine so innige Verbindung zwischen Membran und Geißel, und auch kein Blepharoplast zu bestehen. — Die Thatsache, dass eine solche undulierende Membran nur bei streng Flagellata. (Senn.) JOt parasitischen Formen ausgebildet wird (die Ectoplasma-S'aume von Trimastix und Bodo limbatus haben wohl keine selbständige Bewegung), deutet darauf hin, dass die Organis- men der Erschwerung der Bewegung in dem dichteren Medium (Blut, Schleim etc.) durch die Bildung eines wirksameren, eine größere Fläche bietenden Organs entgegen- traten. 7. Contractile Yacuolen. Mit Ausnahme einiger streng parasitischer und der marinen Formen zeigen alle Flagellaten contractile Vacuolen, die durch ihre Pulsationen wahrscheinlich den Stoffaustausch zwischen dem umgebenden Medium und der Zelle bewirken. In allen Fällen entsteht ein solches Flüssigkeitströpfchen durch das Zusammen- fließen noch kleinerer Flüssigkeitspartikelchen. Je mehr solcher secundärer Bläschen sich in die größere Blase entleeren, desto mehr schwillt sie an: sie befindet sich im Stadium der Diastole. Hat sie eine gewisse Größe erreicht, was bei bestimmten äußeren Verhältnissen (Temperatur etc.) nach einer für jede Art bestimmten Zeildauer erfolgt, sinkt sie plötzlich zusammen und giebt bei dieser Systole ihren Flüssigkeitsinhalt ab, und zwar wohl in allen Fällen nach außen, was am klarsten aus den Vorgängen bei Vacuo- laria hervorgeht (Fig. 1 2 4 A1 2 — 4). Die Thätigkeit der contractilen Vacuole ist somit nicht mit dem Herzen der Tiere zu vergleichen, das die Blutflüssigkeit durch seine Contractionen in den Körper hineintreibt; im Gegenteil, sie sammelt die im Körper vorhandene Flüssig- keit und entleert sie nach außen, wodurch der Turgor der Zelle vermindert und die Auf- nahme frischen Wassers veranlasst wird. Bei den marinen Formen besteht ein der con- tractilen Vacuole entsprechender Baum (Iihodomonas, Anisonema); er zeigt jedoch keine Pulsationen. Bei den Formen, bei welchen die contractilen Vacuolen den angegebenen Bau zeigen, sind sie meist in der Ein- oder Zweizahl vorhanden; nur bei filulticilia, bei einigen Chrysomonadineae und nach Blochmann auch bei Dimorpha Gruber sind sie zahlreich, ohne jedoch zu einem System vereinigt zu sein. Ihre Zahl und Lage ist für jede Species charakteristisch. Bei Trepomonas und Hezamitus wandert die Vacuole zwischen zwei Systolen im Körper umher und kehrt zur Entleerung an die Ausgangsstelle zurück. — Diese einfach gebauten Vacuolen liegen immer peripher, und können deshalb ihren Inhalt leicht nach außen entleeren. Bei den Chloromonadineae und Euglenineae haben sich jedoch diese Organe zu einem System entwickelt. Bei Vacaolaria entstehen mehrere Vacuolen kurz nach einander, fließen zusammen, und nun entleert sich die große resultierende nach außen, während v\%.m. EugUnaEhrmbergii ~ * Klebs. Vorderende mit Mem- hinter ihr schon wieder andere entstanden sind (Fig. 124.4, 2 — 4). brantrichter, dunklem Augen- n • j r? j ii i- •!• i ni l • 7 j fleck, Haupt- und Neben- Bei anderen formen derselben ramuie [Rhaphidomonas und vacuole. Letztere mit einem Thauinatomastix) hat sich eine constant vorhandene, nach außen ?ran^w,Yac?,Sle^ n£^rva; ' ' des, (COO/1). (JSach Klebs offene, nicht mehr pulsierende Hauptvacuole ausgebildet, in (i8S3).) welche sich die seitlich entstehenden Nebenvacuolen abwech- selnd entleeren (Fig. 1 25). Bei den Euglenineae finden wir diese Differenzierung in Haupt- und Nebenvacuolen auch , jedoch ist der ganze Apparat weiter in den Körper hineinge- senkt. Die Hauptvacuole wird zuweilen durch einen feinen, mehr oder weniger langen Ausfuhrcanal mit dem äußeren Medium verbunden (Fig. 130 2?3; Fig. 133 A%): zuweilen diffundiert die Flüssigkeit direkt durch das Plasma nach außen (Fig. 66). Die meist einzeln vorhandenen (es sind seltener mehrere) Nebenvacuolen entstehen durch Zusammenlließen kleinerer Bläschen. — Bei den Peranemaceae scheint der Ausfuhrcanal nicht in der Mund- öffnung, sondern besonders, am Grunde der Geißel (bei Urceolus im Grunde des großen Trichters) zu endigen. Nach Entz (l 883) soll bei Eutreptia die Hauptvacuole nur Wasser in den Körper pumpen, während sich die Nebenvacuole durch einen besonderen Canal in den Schlund ergieße. Da jedoch die Systole mit der Vergrößerung der Hauptvacuole zu- sammenfällt, und man ein Eindrücken ihrer Haut durch die sich entleerende Nebenvacuole beobachten kann, ist die Ansicht von Entz wohl nicht richtig. — Der bei einigen Chryso- monadineae [Microglena , Mallomonüs und Chrysamoeba) auftretende Flüssigkeitsbehälter (Steins Leibeshöhle) steht in keiner Beziehung zu den contractilen Vacuolen. Er ist 102 Flagellata. (Senn.) eher als Analogon des Flüssigkeilsbehälters der Peridineen und der pflanzlichen Zellsaft- blase aufzufassen. 8. Augenfleck, Stigma und Mundleiste. Viele Flagellaten (einige Protomasti- gineae, Chrysomonadineae, Euglenaceae) tragen meist in der Nähe des Vorderendes einen (selten zwei) ei-, stab- oder scheibenförmigen roten Körper, den Augenfleck. Er besteht aus einer zuweilen körnigen, durch eine ölige Substanz (Lipochrom, Zopf) rotgefärbte Plasmaschicht. Bei den Monadaceae und Chrysomonadineae ist er ei- bis kurz stabförmig. Bei ersteren liegt er im Plasma, bei letzteren ist er dem Vorderende einer Chrysochrom- platte angelagert und wird bei der Teilung neugebildet (Iwanoff). Bei den Euglenaceae ist der Augenfleck scheibenförmig, etwas gewölbt, der Haupt vacuole anliegend (bei Cryptoglena einem Chlorophor). Das Vorhandensein von kugel- oder linsenförmigen Paramylonkörnern (Krystall- und Linsenkörper) die nach France dem Augenfleck der Euglenaceen eingelagert sein sollen, ist sehr zweifelhaft. Bei der Teilung wird er der Länge nach gespalten (Zumstein). — Der Augenfleck ist nach Engelmann (1882) als ein mit der Lichtempfindung (in geringerem Maße mit der Wärmeempfindung) in Ver- bindung stehendes Organ aufzufassen. Mit dem Augenfleck wurde auch schon die kurz stabförmige «Mund leiste« mancher Monadaceae in Beziehung gebracht. Dieselbe liegt auch an der Geißelbasis und besteht ebenfalls aus vielen aneinander gelagerten, stark lichtbrechenden Körnern. Bedeutung unbekannt. 9. Die Chromatophoren. An verschiedenen Punkten der Enlwickelungsreihe haben sich bei den Flagellaten grüne, gelbe oder braune bis rote Chromatophoren ausge- bildet. Dieselben bestehen, wie diejenigen der Algen und anderer Pflanzen, aus einem plasmatischen Stroma, welches den Farbstoff, bei den Chrysomonadineae einen dem Dia- tomin verwandten, vielleicht damit identischen Stoff', das Chrysochrom trägt, bei den Euglenaceae, Chloro- und Cryptomonadineac, Chlorophyll oder Modifikationen desselben. Bei Rhodomonas tritt Phycoerythrin auf. Die gelben Farbstoffkörper der Chrysomonadineae sind gewöhnlich als längliche Bänder, zuweilen als runde Scheiben ausgebildet und zeigen keine weitere Differenzierung, als dass sie, wie bemerkt, häufig an ihrem vorderen Ende den roten Augenfleck tragen. Von einem nackten Pyrenoid ist nach Klebs (1896) auch bei Hydrurus nichts vorhanden, hei Cryptomonas sind zwei schalenförmige grüne, braune bis gelbe Chromatophoren vorhanden, wovon der eine der Bauch-, der andere der Bücken- seite anliegt. Über die Natur des braunen und gelben bei diesen Formen auftretenden Farbstoffes ist noch nichts näheres bekannt. Bei den Chloromonadineae sind die Chromato- phoren als ovale bis runde einfache Scheiben ausgebildet, die bei Chloramoeba im Dunkeln farblos werden können. Die Chromatophoren sind am stärksten differenziert bei den Euglenaceae. Im einfachsten Fall sind sie scheibenförmig, unregelmäßig unter der Plasmamembran verteilt. Sie werden aber häufig bandförmig und ordnen sich dann zuweilen sternförmig an, wobei bei ihrer Berührungs-, vielleicht auch Verbindungsstelle ein zweischaliges Paramylonpyrenoid auftreten kann. Letztere Gebilde kommen auch oft bei den scheibenförmigen Chromatophoren vor. Der Mitte derselben lagert sich jederseils eine halbkugelige, farblose, stark lichtbrechende Masse an. Dieses »nackte« Pyrenoid, das z. B. bei Euglena deses vorkommt, wird in den meisten Fällen von einer dünnen Paramylonschale überwölbt, jedoch nicht unmittelbar, indem sich zwischen Schale und Pyrenoid eine dünne Schicht einer unbekannten Substanz einlagert (Fig. 67 B). Das ganze beschalte Pyrenoid nach Klebs Paramylonkern) erscheint als stark licht- brechendes, linsenförmiges Gebilde. Nach Bohlin (f 897) kann Chloramoeba, nach Zumstein (l 898) auch Euglena gracilis nach Belieben grün oder farblos kultiviert werden, je nachdem man sie auf vorwiegend holophytische oder saprophytische Ernährung anweist. Es gelang Zumstein, nachzu- weisen, dass in den farblosen Euglenen kleine Leukoplasten vorhanden sind. Somit stimmen diese Verhältnisse im allgemeinen mit denjenigen bei den Algen vorkommenden überein, jedoch können die hochdifferenzierten Chromatophoren der Euglenaceae nicht als Vor- gänger der einfacheren Algenchromalophoren angesehen werden. Bei den Chrysomona- Flagellata. (Senn.) 103 dineae werden bei ausschließlich saprophytischer Ernährung die Chromatophoren etwas reduciert, aber ihre Bildung wird nie ganz unterdrückt. Bei der Zellteilung vermehren sich die Chromatophoren durch Durchschnürung oder durch Längsspaltung. 10. Stoffwechselprodukte. Das verbreitetste Stoffwechselprodukt der Flagel- laten ist fettes Öl. Es tritt in kleinen, stark lichlbrechenden Tröpfchen auf und ist nur für wenige Formen noch nicht nachgewiesen worden. Besonders in Dauerzellen ist es oft in großer Fülle vorhanden. Über die Art und die Bedingung seiner Entstehung ist noch nichts näheres bekannt. Besser untersucht ist das hauptsäch- lich für die Eugleniheae charakteristische Paramylon, das die gleiche empirische Zusammensetzung hat wie die Stärke (CüHl0Ob) , jedoch in seinen Eigenschaf- ten bedeutend davon abweicht. Es tritt in längeren oder kürzeren, auch ring- A- 1. 2 igen, concentrisch g — ' ;' II \J\A\jl IVlll/.V ll l| . «UV>11 1 I I I -. Oder Scheibenförmigen, COncentrisch ge- Fig. G7. A Clnlomonas Paramaecium Ehrbg. Stärkebildner , . , , ,r.. e j. -li v bei 1 mit großen, bei 2 mit kleinen Stärkekörnern. — B Eu- SClllchteteil Korpern auf, die Sich durch l/lena_ Chiorophyllträger mit Paramyloukern. 1. E. dests sehr starke Lichtbrechung auszeichnen. Bhrbg. Organ von der pche gesehen 2. £.»«tee Formen, welche am Yorderende einen oder zwei immer frei nach außen abstehende plasmatische umgekehrt kegelförmige Kragen tragen. Gehäuse- und Coloniebildung häufig. Organisation. Meist eiförmig. Der plasmatische Kragen, der für diese Familie charakteristisch ist, kann bald erweitert, bald verengert, eingezogen oder ausgestreckt werden und wird bei der Teilung wie die Zelle der Länge nach gespalten (Fig. 81). Dass dieses Organ der Nahrungsaufnahme dient, wurde schon frühe erkannt, dagegen herrschen über die Art und Weise dieser Funktion verschiedene Ansichten. Nach Kent sollen die durch die Geißelbewegung auf die Außenseite des Kragens geschleuderten Nah- rungskörperchen von der im Kragen herrschenden Plasmaströmung über den äußeren Rand des Kragens auf die Innenseite desselben gebracht und an seiner inneren Basis ins Körperplasma versenkt werden. Nach Bütschli sollen die Nahrungsbestandteile, die auf die Außenseite des Kragens stoßen, auf derselben direkt nach der Basis geführt werden und dort von einer rings um die Geißelbasis wandernden Nahrungs- vacuole aufgenommen werden. Entz und nach ihm Fig. SO. Poteriodendron petiolatum Stein (800/1). (Nach Stein (1878).) France fassen den Kragen nicht als überall be- schlossenes Gebilde, sondern als eine papiertrichter- artig gedrehte Membran auf, deren äußerer Teil sich bei der Nahrungsaufnahme vom Trichter losdrehe. (Fig. 82 B 2 u. 3). Dadurch dass die sich loslösende Lamelle sich in einer mehr oder weniger steilen Spirale vom Kragen abhebt, und dann der abstehende Teil je nach dem Maße der Abrollung weiter oben oder weiter unten Fig. 8t. Codosiqa pulcherrima Clark. Längs- teilung (750/1). (Nach Clark (1S6S).) 124 Protomastigineae (Senn.) außerhalb am Kragen sichtbar wird , scheint eine Vacuole um den Kragen zu wandern, wie es Bütschli beobachtet hat. Dieselbe würde aber der Basis des Kragens nicht immer in gleicher Höhe folgen, wie dieser Forscher angegeben, sondern sich in mehr oder weniger steiler Spirale, je nachdem der Kragen einen steileren oder flacheren Kegel bildet, erheben und senken. Nach dieser Auffassung würden die an den Kragen durch die Geißelbewegung herangestrudelten NahrungskÖrperchen die Entrollung der Kragen- membran veranlassen. Das Partikelchen sinkt dann wohl zuerst bis zu der Spirallinie hinunter, von wo es dieser folgend an die Basis des Kragens geführt und dort mit einem Tropfen Wasser als Xahrungsvacuole in das Körperplasma eingesenkt wird. Diese Auf- fassung wurde von France (1897) an mehreren Gattungen als richtig befunden; da sie auch die Angaben der früheren Forscher (Bütschli und Fisch) erklärt, dürfte ihr wohl vor den übrigen Erklärungsversuchen der Vorzug gegeben werden. — Zellen oft mit chilinösen Stielen auf festem Substrate festsitzend, bei manchen Formen auch in farblosen oder gelben chitinÖsen Gehäusen mannigfaltiger Gestalt lebend (die bald frei sind, bald mit Stielen festsitzen). Die Zelle ist damit meist durch contractile plasma- tische Fäden verbunden. Periplast sehr zart, erlaubt zuweilen noch Pseudopodienbildung. Plasma häufig Öltröpfchen enthaltend. 1 contractile peripher gelegene Vacuole. Außer der bei der Nahrungsaufnahme thätigen Schlingvacuole sind noch mehrere nicht con- tractile Flüssigkeits- und Nahrungsvacuolen vorhandene Kern bläschenförmig, nahe dem Vorderende gelegen. Bei der freien Schwimmbewegung geht das Hinterende voran. Ernährung saprophytisch und tierisch hauptsächlich Bakterien). Vermehrung durch Längsteilung, ausnahmsweise eine Sprossung durch Querteilung. Nach Fisch (1885) auch successive Vierteilung in Dauercysten. Verwandtschaftliche Beziehungen. Die Wahrscheinlichkeit einer Abstammung der Craspedomonadaceae von Dicoecaceae und Oicomonadaccac wurde schon bei letzterer Familie besprochen, ebenso ihre weitere Diü'erenzierung zu dem Typus Phalansterium. Es muss nun noch auf die Theorie von James Clark ( I S 6 8 ) und Kent (1882) hingewiesen wer- den, nach welcher die Craspedomonadaceae in sehr naher Beziehung zu den Spongien, speziell deren Kragenzellen ständen. Wenn auch eine unverkennbare Ähnlichkeit vor- handen ist, so haben schon Bütschli und Fr. E. Schulze gegen eine direkte phylo- genetische Ableitung und systematische Vereinigung der beiden Gruppen Einsprache erhoben, indem sie die bei beiden Gruppen vorkommenden Kragenbildungen als Con- vergenzerscheinung auffassen. Auch Haeckel (Syslemat. Phylogenie) nimmt Stellung gegen eine Ableitung der Sponglen von den Craspedomonadaceae , weil die Geißelzellen der Spongien-Gastrula den charakteristischen Kragen nicht besitzen. Einteilung der Familie. Alle Craspedomonadaceae haben denselben Bau; die syste- matische Einteilung kann deshalb nur auf seeundär erworbenen Eigenschaflen fußen. Dabei kommen hauptsächlich zwei Eigenschaften in Betracht: die Bildung oder das Nichlbilden von Gehäusen und das Vorhandensein eines einzigen oder zweier Kragen. Da man bei der Ausbildung eines zweiten Kragens liefergreifende Veränderungen voraussetzen muss, als bei der Bildung von Gehäusen, die auch in anderen Flagellatengruppen bei zweifellos sehr nahe verwandten Formen auftreten kann, teile ich in erster Linie in Formen mit einem Kragen [Monosigeae) und solche mit 2 Kragen (Diplosigeae), während die Ge- häuse- und Coloniebildung erst in zweiter Linie in Betracht kommt: A. 1 Kragen, frei schwimmend oder sessil Monosigeae. a. Individuen nackt oder von Gallerte, nicht von einem festen Gehäuse umschlossen. [Codonosiginae Kent und Bütschli). a. freischwimmend: I. Individuen ohne Schleimhülle: 4. seitlich mit einander zu reihenförmigen Colonien verbunden 5. Desmarella. 2. an radiär strahligen Stielen sitzend 4. Astrosiga. II. Individuen in einer Schleimhülle eingebettet: 1. an radiär angeordneten Stielen sitzend 7. Sphaeroeca. 2. regellos in der Gallerte zerstreut 6. Protospongia. Protomastigineae. (Senn. 125 ß. sessil: I. ohne oder nur mit kurzem, die Körperlänge nicht übertreffendem Stiel 1. Monosiga. II. Mit langem Stiel festsitzend. \. Stiel einfach 2. Codonosiga. 2. Stiel verzweigt 3. Codonocladium. b. Individuen von einem Gehäuse eingeschlossen [Salpingoecina Kent, Bütschli). oc. freischwimmend 10. Lagenoeca. ß. sessil: I. einzellebend 8. Salpingoeca. II. zu Colonien vereinigt 9. Polyoeca. B. 2 Kragen, sessil: a. nackt: a. ohne oder nur mit kurzem Stiel 11. Diplosiga. ß. mit langem einfachem Stiel 12. Codonosigopsis. b. Individuen in einem Gehäuse lebend 13. Diplosigopsis. I . Unterfamilie MoüOSigeae. Nur ein Kragen. 1. Monosiga Kent. (Fig. 82U). Eiförmig langgestreckt bis wurmförmig; 5 — 15 \x groß. Einzellebend, nackt, ohne oder nur mit kurzem, die Körperlänge nicht erreichen- dem Stiel. 3 Arten im Süßwasser und marin z. B. M. ovata Kent (Fig. 82,^4). , J^p Fig. 82. A Monosiga ovata Kent (löÖO/l). — B Codonosiga Botrytis Stein. 1. gestielte Colonie (1000/1). 2. Funk- tion des Kragens, Schlingvacuole (1:300/1). 3. Schema der Kragenstructur. 4. und 5. Querteilung (10C0/1). (Nach France- 1807.) 2. Codonosiga Clark. [Epistylis Botrytis Ehbg. , Anthophysa [solitaria] Fresen.) (Fig. 82 B). Kugelig bis eiförmig nackt, 6 — 30 ;x groß. Einzeln oder mehrere Individuen auf langem, nicht verzweigtem Stiel. 2 Arten im Süßwasser und marin z.B. C. Botrytis Stein (Fig. 82, B). Natürl. Pflanzenfam. I. 1a. 9 126 Protomastigineae. (Senn.) 3. Codonocladium Stein. [Epistylis Tatem., Codosiga Kent p. p.) (Fig. 83.1). Kugelig bis eiförmig, nackt, 12 — 15 ;x groß. Die mehr als körperlangen Stiele bilden cymöse, corymbus- oder doldenartig verzweigte Colonien. 3 Arten im Süßwasser und marin, z. B. C. umbellatum Tat. (Fig. 83, A). \ •. t s mm & Fig. S3. -1 Codonocladium umbellatum Tat. (1000/1). — £ Astrosiga radiata Zacli. (500/1). (Nach France (1897).) 4. Astrosiga Kent. (Fig. 83 B). Kugelig bis eiförmig nackt, 1 6 ;x groß. Einzeln oder mehrere bis viele (über 100) Individuen auf Stielen sitzend, die von einem gemeinsamen Punkt radiär ausstrahlen. Die Colonien schwimmen rotierend. 2 Arten im Süßwasser, z. B. A. radiata Zach. (Fig. 83, B). 5. Desmarella Kent {Codono de smus Stein, Hirmidium Perty?). (Fig. 84 C). Eiförmig nackt, bis 1 2 Individuen zu einer bandförmigen, schwach bogig gekrümmten, frei umher- schwimmenden Colonie vereinigt. 1 Art. D. moniliformis Kent (Fig. 84 C), im Süßwasser und marin. — Die Identificierung dieser Gattung mit dem von Perty (1852) als Hirmidium bezeichneten Wesen, wie sie Bütschli vorgeschlagen, ist zu hypothetisch. Dagegen muss Fra ncö (1 897) gegenüber die Priorität des Kent' sehen Namens Desmarella (April und August 1878) gegenüber dem Stein' sehen Co- donodesmus (November 1878) hervorgehoben werden, umsomehr, als die mit Codon (Glocke) zusammengesetzten Namen in dieser Familie schon zahlreich genug sind. 6. Protospongia Kent (Fig. 84^4). Oval bis birnförmig, 8 ;x groß. Geißel 3 — 4 X körperlang. In gemeinsamer Gallertmasse eingelagert, unregelmäßige Colonien bildend. 2 Arten im Süßwasser und marin z. B. P. Haeckelii Kent (Fig. 84, Aj. 7. Sphaeroeca Laulerborn (Fig. 8b B). Kugelig bis birnförmig, 8 — 12 ;x lang, mit 5 X körperlanger Geißel. Am Hinlerende trägt jedes Individuum einen Stiel. Zellen in hyaliner Gallerte eingelagert, kugelförmige, bis 200 ;x große Colonien bildend. Die Individuen sind auf ihren Stielen radiär darin angeordnet; kein Zusammenhang der Stiele im Centrum beobachtet. I Art. Sph. Volvox Lauterb. (Fig. 84, B , im Süßwasser. Protomastigineae. (Senn.) 127 8. Salpingoeca Clark. (Fig. 8 5 vi). Einzellebend, kugelig, oval, flaschenförmig bis länglich, 6 — 25 ;x lang; in mannigfaltig gestalteten, chitinösen, 6 — 50 ;x langen, fest- sitzenden Gehäusen lebend, welche meist ungestielt sind ; einige bilden aber einen langen, unverzweigten Stiel mit einer terminalen Haftscheibe aus. -19 Arten im Süßwasser und marin. (Artsystematik siehe bei France (1897)) z. B. S. amphoridium Clark. (Fig. 85, A.) L | - - j' \ ■ --EÄi l '■' - ■ *L" ■:?;.'• ' X B / / ^ >."v h a; A? . %% ^S'^jfei JP" 7— " / ! \ \ Fig. S4. 4 Protospongia Haeckelü Kent (1000/1). — £ Sphcifzoeca Volvox Lauterborn. 1 einzelne Zelle (1000/1). 2 Colonie (500/1). — C De.smurella moniliformis Kent (650/1). {A nach. Francs (1807J; B nach Lauterhurn (1800); C nach Stein (1S7S).) 9. Polyoeca Kent (Fig. 85 5). Wie Salpingoeca gebaut, aber die 10 ;x großen Gehäuse lang gestielt in den Gehäusen der älteren Zellen sitzend und so verzweigte Colonien bildend. 1 Art. P. dichotoma Kent (Fig. 85, ß) marin. 9* 128 Protomastigineae. (Senn. 10. Lagenoeca Kent (Fig. 85C). Einzellebend, kugelig bis eiförmig, mit sehr meta- bolischem Kragen; mit einem kugelig bis eiförmigen, 6 — 1 5 u. großen Gehäuse frei herum- schwimmend, wobei die Geißel nachgeschleppt wird. 2 Arten im Süßwasser z. B. L. globulosa France (Fig. S5 Q. Es ist immer noch fraglich, ob die zu dieser Gattung ge- rechneten Formen nicht einfach losgelöste und freischwimmende Sa/pm<7oeca-Individuen sind. 2. Unterfamilie Diplosigeae. Zwei Kragen. \ I. Diplosiga Frenzel (Fig. 86.4). Ei- bis birnförmig, nackt, mit 2 Kragen, die entweder auf gleicher Basis ent- springen, {frequentiss. Zach.), oder einer höher als der andere (socialis Frenzel), 8 — 12 \x groß. Ohne oder mit kurzem Stiel festsitzend. 1 2 Fig. 85. A Salpingoeca amphoridium Clark. (1500/1).— Fig. 86. A Diplosiga frequentissima Zach. (1500/1). — B C'o- B Polyoeca dichotoma Kent (1500/1). — C Lagenoeca elonosigopsis Robini Senn (700/1). — C Diplosigopsis Entzii globulosa France\ 1 freischwimmende Zelle. 2 Tei- lung (1000/1). (A und C nach France (1897); B nach Kent (18821.) ...mosigopsis _. France". 1 spindelförmige, 2 kugelige Artvarietät (1500/1). (A und C nach France" (ls'J7); B nach Rohin (1879).) Protomastigineae. (Senn.) 129 2 Arten im Süßwasser z. B. D. frequentissima Zach. (Fig. 86, A). Zacharias, Plöner For- schungsber. II. 4 894 S. 75—76. groß; 12. Codonosigopsis (Robin) Senn. (Fig. 86 B). Kugelig, nackt, 10 — 1 5 [x einzeln oder mehrere Individuen zu Dolden vereinigt auf langen Stielen sitzend Codonosiga, aber mit 2 Kragen. 4 Art C. Robini Senn (Fig. 86, ß), im Süßwasser. 13. Liplosigopsis France (Fig. 86 C). Einzellebend, kugelig bis eiförmig, 4 groß, in einem kugeligen oder unten etwas zugespitzten, festsitzenden Gehäuse lebend. 4 Art. D. Enlzii France (Fig. 86, C), im Süßwasser. Wie 6 \i iv. Phalansteriaceae. Eiförmig, meist in den Enden dicker, körniger Gallertstöcke lebend, durch ein enges, die Geißel an der Basis kragenartig umhüllendes Gebilde ausgezeichnet. Organisation und verwandtschaftliche Beziehungen. Die Gestalt der Zelle schließt sich eng an diejenige der Craspedomonadaceae an: ovaler nackter Plasmakörper mit centralem, bläschenförmigem Kern; 1 contractile Vacuole, die allerdings im Hinterende Fig. 87. A Phalansterium digitatum Stein (400/1). — B Ph. consociatum Cienk. 1 Zelle mit deutlicher Hülle und Stiel innerhalb der Gallerte. 2 Durch Druck von der Gallerte befreites Individuum. 3 frisch geteilte Zellen. 4 späteres Stadium (1000/1). 5 Dauercysten (800/1). (A nach Stein (1878); B 5 nach Cienkowski (1870); B 1—4 Original.) herumwandert. Dazu kommt noch ein enges, kragenförmiges Gebilde, das die Geißel an ihrer Basis umgiebt. Bütschli bringt dasselbe mit dem Kragen der Craspedomonadaceae in Beziehung; Klebs (1888) und France (1897) sind dagegen der Ansicht, es sei nur eine besondere wallartige Plasmaausstülpung, wie eine solche von Dallinger und Drysdale auch bei Olcomonas Dallingcri Kent beschrieben wurde; zudem könne es mit der Nahrungsaufnahme, der es bei den Craspedomonadaceae diene, nichts zu thun 130 Protomastigineae. (Senn.) haben, da der ganze Organismus in einen dichten Gallertmanlel eingehüllt sei, der auch vorn nur eine kleine Öffnung freilasse. Daher sei Pha lauster ium zu den Spongomonadeae zu stellen. Dem gegenüber muss hervorgehoben werden, dass die Spongomonadeae zweigeißelig sind. Die merkwürdige Gestalt des Kragens kann sehr wohl eine Umwand- lung des Craspedomonadenkragens sein, die durch die starke Gallertausscheidung bedingt wurde. Wenn aber der Phalansteriumkragen. in ahnlicher Gestalt schon bei Monas Dal- lingeri ausgebildet ist, so müsste man Phalansterium direkt von den Oicomonadaceae ab- leiten und es als eine den Craspedomonadaceae parallele Form auffassen. In beiden Füllen gehört aber Phalansterium zu den eingeißeligen Protomastigineae, und die Ähnlichkeit mit der Gallertbildung der Spongomonadeae muss vielmehr als Parallelbildung aufgefasst werden. Phalansterium Cienk. (Monas consociata Fresen.) (Fig. 87). Oval bis länglich, am Vorderende mit engem, piasmalischem, gestaltbeständigem Kragen, der die Geißelbasis umgiebt. Länge der Zellen 10 — 16 \).. Geißel 2 — 3 X körperlang. Mundstelle fehlt wohl. Periplast deutlich, am Hinterende in einen zarten Stiel übergehend. Der ganze Organismus in eine dicke, nur vorn eine kleine Lücke frei lassende Schleimhülle einge- bettet, welche größere, dunkler färbbare Körper dichterer Substanz enthält und später durch Einlagerung von Eisenoxydhydrat oft braun gefärbt wird. Bildung von starken, dichotom verzweigten Gallertstöcken, die zuweilen als dichte Kugeln erscheinen. Plasma oft mit Vacuolen. 1 pulsierende Vacuole wandert im Hinterende umher. Kern central. Spontanes Freiwerden der Individuen noch nicht beobachtet. Ernährung wohl ganz saprophytisch, nicht tierisch. Längsteilung (Querteilung wird nur durch nachträgliche Verschiebung vorgetäuscht). Bildung von kugeligen Dauercysten mit einer verdickten Leiste. 2 Arten im Süßwasser. Ph. digitatum Stein mit baumförmigen (Fig. 87, A) und Ph. consociatum Cienk. (Fig. 87, B) mit dicht kugeligen Colonien. v. Monadaceae. Einzeln oder zu Colonien vereinigt mit einer langen Haupt- und einer bis zwei kurzen Nebengeißeln, die an dem meist ausgerandeten Vorderende entspringen ; dort wird auch die feste Nahrung vermittelst Vacuolen aufgenommen. Neben der Geißelbasis und der Mundstelle zuweilen ein kurzer lippenartiger Fortsatz, der bei der Nahrungsaufnahme mithilft. Verwandtschaftliche Beziehungen. Die Monadaceae, deren Organisation auf der- selben Stufe steht, wie diejenige der Oicomonadaceae und Amphimonadaceae , müssen wohl von den Rhizomastigaceae abgeleitet werden, obschon bei denselben das Größen- verhällnis der beiden Geißeln ein ganz anderes ist. Mit den Bodonaceae haben sie die zwei ungleichartig ausgebildeten Geißeln gemeinsam. Von den Monadaceae sind die Ochromonadaceae(Chrysomonadineae) abzuleiten; abgesehen von dem Vorhandensein oder Fehlen der Chromatophoren sind beide Familien gleich organisiert. Es ist aber auch denkbar, dass diejenigen Monadaceae, die einen Augenfleck besitzen (Monas vioipara Ehbg. und AnthophysaSteinii Senn.) oder Leucosin als Stoffwechselprodukt bilden, secun- där farblos gewordene Ochromonadaceae sind. Auch bei den Chloromonadineae, speziell der zuweilen farblos auftretenden Chloramoeba finden sich Anklänge an Monas. Die mit einer kurzen und einer langen Geißel versehenen Astasiaceae (Distigma und Spheno- monas) können wohl nicht direkt von Protomastigineae abgeleitet werden. — France (1897) bringt die Monadaceae mit den Bicoecaceae in engere Beziehung, indem er den bei letzteren auftretenden Peristomfortsatz mit dem schnabelartigen Fortsatz von Monas und Dendromonas homologisiert. Da aber auch die eingeißelige Oicomonas einen solchen Schnabel besitzt, liefert diese Eigenschaft keinen Beweis für eine direktere Verwandt- schaft der Bicoecaceae mit Monas als mit Oicomonas. Nur die Begeißelung kann die Frage entscheiden. Übrigens wird der schnabelförmige Forlsalz z. B. bei Anthophysa bei vor- wiegend saprophylischer Ernährung gar nicht ausgebildet. Dieses Organ ist hier also noch nicht constant. Protomastigineae. (Senn.) 131 Möglicherweise müssen die von Kent und Stokes als Bicoecaceae beschriebenen, ge- hausebildenden Formen mit einer Haupt- und einer Nebengeißel (Fig. 8SD) bei den Monadaceae berücksichtigt werden, da doch kaum anzunehmen ist, dass Stokes nur unter dem Eintluss von Kent an allen gehäusebildenden Protomastigineae eine kleine zweite Geißel gesehen habe. Es ist übrigens auch auffallend, dass von dieser Familie bisher noch keine gehäusebildenden Formen bekannt geworden sind. Einteilung der Familie. Die Familie der Monadaceae, wie ich sie auffasse, deckt sich nicht mit derjenigen der Monadina Klebs ( 1 892), da die meisten derselben als ein- geißelige Formen von mir zu den Oicomonadaceae gerechnet wurden. Dagegen entspricht meine Familie genau den Monomonadina Bütschli', welchen ich die Dendromonades Stein einverleibe. Letztere als selbständige Familie zu behandeln, wird durch das eine Meik- mal der Coloniebildung, die zudem auf verschiedene Weise zu Stande kommt, nicht gerechtfertigt, da der Zellbau mit demjenigen von Monas übereinstimmt. An die Haupt- gattung Monas schließt sich Sterromonas Kent an, die allerdings mit der gerade nach vorn gestreckten langen Geißel sehr viele Ähnlichkeit mit Peranemaceae hat ; wenn die con- tractile Vacuole von Kent nicht im Hinterende angegeben würde, müsste diese Gattung in der genannten Familie untergebracht werden. Ebenso ist Physomonas vestita Stokes (1888) vorläufig in die Nähe von Monas zu stellen, obwohl sie viele Ähnlichkeit mit Heliozoen hat; jedoch deutet die Begeißelung, das Vorhandensein einer Mundleisle, sowie die Nahrungsaufnahme, die vorwiegend an der Geißelbasis stattfindet, auf nähere Ver- wandtschaft mit den Monadaceae hin. Da die von Kent in der Gattung Physomonas untergebrachten Arten nichts anderes als sessile Monaden sind, wird dieser Name frei und kann zur Bezeichnung der von Stokes beschriebenen Form dienen. A. Gewöhnlich einzellebend oder wenn koloniebildend, so sind die Zellen nur mit feinen Plasmafäden oder durch Adhäsion gegenseitig locker verbunden. a. Zellen nackt: I. Bei der Bewegung wird die lange Geißel in ihrer ganzen Länge bewegt 1. Monas. II. bei der Bewegung wird die lange Geißel starr nach vorn gestreckt, während die kürzere pendelt 2. Sterromonas. b. Zellen von dünner, körniger Schleimschicht umgehen, auf welcher allseitig feine, bieg- same Strahlen stehen 3. Physomonas. B. Gewöhnlich zu Colonien vereinigt auf deutlichen, mehr oder weniger festen Gallertstielen (Dendromonades Stein'. a. Individuen einzeln an den Enden starrer, verzweigter Gallertstiele 4. Dendromonas. b. Individuen mit den Hinterenden zu Köpfchen vereinigt, an den Enden verzweigter Stiele: I. Stiele starr, glatt, hyalin 5. Cephalothamnium. II. Stiele mehr oder weniger biegsam, meist braun gefärbt, mit rauher, körniger Oberfläche 6. Anthophysa. 1. Monas Stein. (Physomonas Kent) (Fig. 8 8.4). Kugelig bis länglich oval, schwach amöboid, am meisten das Hinterende, das zuweilen ein fadenförmiges Pseudopodium aus- bildet. Größe 2 — 30 u.. Die Geißeln (die eine etwa körperlang, die andere kurz. '/3 — y6 mal körperlang) entspringen in einer Ausrandung des Vorderendes. Für einige Formen (vivipara und vulgaris) werden auch zwei Nebengeißeln angegeben, welche France (1897) wohl mit Unrecht auf irrtümliche Auffassung eines kragenähnlichen Gebil- des zurückführt, das ähnliche Durchschnittsbilder liefern würde. An der Geißelbasis oft eine verdickte Stelle, der sogen. Mundstrich von unbekannter Funktion. Periplast zart. Im Plasma Fettlröpfchen, zuweilen auch leueosinähnliche Substanz. Bei M. vivipara am Vorderende ein roter Augenfieck. Eine contractile Vacuole am Vorderende. Kern in der vorderen Körperhälfte. Frei schwimmende Bewegung; mit dem Hinterende zuweilen durch einen feinen Plasmafaden befestigt. (Solche Formen von Kent als Physomonas be- zeichnet.) M. sociabilis Meyer auch roseltenförmige Colonien bildend. Ernährung sapro- phytisch und tierisch. Dauerstadium? Etwa 7 Arten im Süßwasser und marin, z. B. M. vivipara Ehrb. (Fig. ltS,A). 2. Sterromonas Kent (Fig. 8 8 5). Länglich, hinten abgerundet, vorn zugespitzt, in 132 Protomastigineae. (Senn.) der Mitte etwas eingeschnürt, mehr oder weniger formbeständig; 13,5 — 21,5 ix lang. Die eine Geißel starr nach vorn gestreckt, vorn zugespitzt, etwa körperlang, die andere halb so lang, rasch schwingend. Eine contractile Vacuole im Hinterende. Kern central. C I Fig. 88. A Monas vivipara Ehbg. 1 freischwimmendes, 2 festsitzendes Exemplar mit 2 Nebengeißeln (050/1). — B Sterromonas formicina Kent. n Kern, cv contractile Vacuole (1200/1). — C Physomonas vestita Stokes (750/1). — D Bicoeca dissimüis Stokes (800/1). (A nach Stein (1878); B nach Kent (18S2); C und D nach Stokes (1888)) Bewegung gemächlich, mit ausgestreckter langer, und pendelnder kurzer Geißel, zuweilen rasches Vorwärtsschwimmen. Nahrungsaufnahme? Vermehrung? Dauerstadium kugelig, vorher Annahme einer amöboiden Gestalt. 1 Art. St. formicina Kent (Fig. SS, B), im Süßwasser und marin. 3. Physomonas Kent (Fig. 8 8 C). Kugelig, auf einem fadenförmigen, bieg- samen, imal körperlangen Stiel festsitzend. 13,5 u im Durchmesser. Die eine Geißel 2 mal, die andere i/a mal körperlang. Mundstelle wahrscheinlich an der Geißelbasis; dort eine »Mundleiste«. Periplast durch eine zarte, schleimige, feinkörnige Schicht ver- treten, durch welche zahlreiche feine biegsame Strahlen allseitig austreten, die etwas kürzer sind, als die kurze Geißel; sie sind unbeweglich und bei der Nahrungsaufnahme unthätig. Zwei contractile Vacuolen etwas vor der Körpermitte. Kern? Nahrungsauf- nahme meist an der Geißelbasis, durch eine Nahrungsvacuole, die die Gallerlhülle und die Strahlen beiseite drängt. Vermehrung? Dauerstadium? \ Art. Ph. veslita Stokes (Fig. 88, C), im Süßwasser. 4. Dendromonas Stein [Epistylis Weisse, Cladonema Kent). (Fig. 89^1). BirnfÖrmig bis abgerundet dreieckig, seitlich mehr oder weniger zusammengedrückt. Vorn schief abgestutzt. Große 4 — 8 a. Hauptgeißel 1 mal, Nebengeißel '/2mal körperlang. Eine con- tractile Vacuole in der stumpfen Ecke des Vorderendes. Kern in der vorderen Körper- hälfte. Auf farblosen, dichotom verzweigten Stielen sitzend und bäumchen- oder trugdoldenartige Colonien bildend. Nahrungsaufnahme? Vermehrung durch Längsteilung. Dauerstadium? 2 Arten im Süßwasser, z. B. D. virgaria Stein (Fig. 89, A). 5. Cephalothamnium Stein. (Fig. 8 9 5). Birnförmig, vorn schief abgestutzt, spitze Ecke schnabelarlig vorgezogen. 5 — 10 u lang. Hauptgeißel 1 mal, Nebengeißel ' 2 mal körperlang. Mundstelle in der Ausrandung des Vorderendes. Eine contractile Vacuole am Vorderende. Kern in der vorderen Körperhälfte. Mit den zugespitzten Hinterenden zu kopfförmigen Colonien vereinigt, auf kurzen, wenig verzweigten, starren, hyalinen Prolomastigineae. (Senn.) 133 Stielen sitzend. Loslösen einzelner Individuen. Nahrungsaufnahme am Vorderende. Längsteilung. Dauerstadium? i Art. C. cyclopum Stein (Fig. 89, B), im Süßwasser auf Cyclops epiphytisch. 6. Anthophysa Bory. [Volvox p. p. 0. F. Müller, Vorlicella p. p. Schrank, Epistylis p. p. Ehbg., Uvella Ehbg., Bodo Ehbg., Sterreonerna Kützing, Cercomonas p. p. Perty). (Fig. 89 C). Birnförmig, vorn breit, schief abgestutzt, öfter mit einem schnabelartigen Plasmafortsatz, seitlich schwach zusammengedrückt, Hinterende meist spitz, sehr ver- änderlich. Länge 6 — 10 tx. Hauptgeißel 1 y2 mal körperlang, Nebengeißel kaum y3 s0 lang. Bei einer Art (Steinii Senn) Augenfleck am Vorderende. Eine contractile Vacuole in der stumpfen Ecke des Vorderendes. Kern in der vorderen Körperhälfte. Individuen Fig. 89. A Dendromonas virgaria Stein (1000/1). — B Cephalothamniam cyclopum Stein (050/1 )- — C Anthophysa vegetans Stein. 1 Colonien auf verzweigten Gallertstielen (100/1). 2 losgelöste Colonie (1000/1). 3 u. 4 einzelne Zellen (1000/1). (1 2 und B nach Stein (187S). A 1 und C Originale.) meist zu kopfförmigen Colonien vereinigt. Jedes derselben scheidet bei schwacher Be- leuchtung am Hinterende je einen chilinartigen, gelben bis braunen Stiel aus; im Colonie- verbande verflechten sich dieselben zu einem gemeinsamen, oft dicken Stamm. Bei starker Beleuchtung lösen sich die Colonien ab und schwimmen frei rotierend. Zuweilen Zweiteilung der Colonien oder Zerfall derselben in einzelne Individuen. Ernährung tierisch und saprophytisch. Längsteilung. Dauerstadium? 2 — 3 Arten im Süßwasser, z. B. A. vegetans Stein (Fig. 89, C). vi. Bodonaceae. Nackte, meist etwas amöboide Formen, mit zwei Geißeln, die in einer seillichen Mulde des Vorderendes entspringen, und von denen die eine nach vorn, die andere rück- wärts gerichtet ist. Aufnahme fester Nahrung meist am Vorderende durch Aussaugen 134 Protomastigineae. (Senn.) oder direktes Verschlucken der Nahrungsbestandteile, selten durch Vacuolenbildung [Pleuromonas). Verwandtschaftliche Beziehungen. Die engsten Beziehungen haben die Bodonaccae zu den Monadaceae (speciell durch Pleuromonas) und Rhizomastigaceae. Wahrscheinlich sind sie direkt von den letzteren abzuleiten. Auf die Möglichkeit einer Verwandtschaft mit den Bicoecaceae wurde schon bei dieser Familie hingewiesen. Nach Seligo (l 887) soll die Trimastix Kent nichts anderes sein, als ein Bodo mit einem seitlichen Körpersaum. Auch die Daliingeria Kent besitzt vielleicht nur zwei echte Geißeln, während die dritte, seitliche nur ein feiner, bei der Längsteilung entstehender Plasmafaden sein könnte. Jedenfalls zeigen die Bodonaceae auch Beziehungen zu den Trimastigaceae. Die nahe Verwandtschaft, welche Bütschli zwischen Bodonaceae und Anisonemeae hervorgehoben, wurde durch die Untersuchungen von Klebs (1892) unwahrscheinlich gemacht. Einteilung der Familie. Neben die Hauptformen, mit Nahrungsaufnahme am spitzen Vorderende, Bodo und Dinomonas, die vielleicht zu einer Gattung zu vereinigen sind, reihen sich Pleuromonas mit Bildung von Nahrungsvacuolen auf der Dorsalseite, und Phyllomitus mit breiter Mundstelle an der Geißelbasis an. Als ganz speciell differenzierte Form muss Rhynchomonas erwähnt werden, die nur eine Schleppgeißel besitzt, während an Stelle der vorderen ein schwingender plasmatischer Bussel vorhanden ist. Hier ist schließ- lich wohl auch Oxyrrhis anzuschließen, die zwar zwei gleich lange Geißeln besitzt, welche aber dadurch, dass sich die eine derselben zuweilen festsetzt, doch verschiedene Ausbil- dung verraten; somit kann die Gattung nicht mit den Amphimonadaceae vereinigt werden. Auf Verwandtschaft von Oxyrrhis mit Cyathomonas und mit den Cryptomonadineae weist die tiefe Mundtasche hin, während die typische Querteilung Oxyrrhis als ganz besonderen Typus erscheinen lässt, der aber im System wohl am besten hier seinen Platz findet. A. Bei der Schwimmbewegung geht das Geißelende voran. a. zwei typische Geißeln vorhanden: a. Körper mit einer von vorn bis hinten verlaufenden Bauchfurche, über welche sich die Seitenränder wulstart'g hiniibcrwölben 5. Colponema. ß. Körper ohne oder nur mit einer vorn ausgebildeten Einsenkung: I. Mundstelle am zugespitzten Vorderende. \. eine Geißel funktioniert als Schleppgeißel 1. Bodo. 2. beide Geißeln nach vorn gestreckt 2. Dinornonas. II. Mundstelle nicht direkt am Vorderende gelegen: 1. Aufnahme fester Nahrung mit Hilfe von Vacuolen auf der Dorsalseite 3. Pleuromonas. 2. Aufnahme fester Nahrung mit Hilfe der an der Geißelbasis befindlichen mulden- förmigen Mundstelle 4. Phyllornitus. b. statt der zweiten Geißel ein kurzer, beweglicher, rüsselförmiger Plasmafortsatz 6. Rhynchomonas. B. Bei der Schwimmbewegung geht das Hinterende voran 7. Oxyrrhis. 1. Bodo (Ehbg.) Stein. (Hcteromita Duj. p. p., Amphimonas Duj. p. p., Spiromonas (Perty) Kent. p. p., Colpodella Cienk., Diplomastix Kent., ? Anisonema (ludibund. und inter- medium) Kent., Isomita Diesing. , Protomonas Haeckel , ^Trimastix Kent.). Fig. 9 0 A und B). Kugelig, oval bis spindelförmig, mit meist zugespitztem Vorderende, fast immer etwas amöboid. Länge 4 — 19 u., Breite 1,5 — 12 ;j.. Kürzere Geißel nach vorn, längere bis 3 X körperlang) nach hinten gerichtet. Mundstelle am zugespitzten Vorderende ; Periplast hautartig. Plasma meist mit Nahrungsballen , die häufig grün oder gelbbraun sind. 1 contraclile Vacuole meist im Vorderende. Kern central. Bewegung sehr mannig- faltig, für jede einzelne Art charakteristisch; gleichmäßig kriechend [minimus)\ freies Schwimmen mit oder ohne Botation, wobei beide Geißeln thätig sind, ferner Hin- und Herziltern oder schnellende Bewegungen ausführend (mutabilis, caudatus), wobei sich die Individuen oft mit der hinteren Geißel anheften (saltans). Nahrungsaufnahme mit dem spitzen Vorderende; dasselbe bohrt die Nahrungskörper (Bakterien, Grünalgen etc.) an und saugt sie aus; seltener werden dieselben ganz verschluckt. Zuweilen dringen die Individuen auch in Pfianzenzellen ein und verzehren dort deren Inhalt. Längsteilung in Protomastigineae. (Senn.* 135 beweglichem Zustand, selten in Teilungscysten. Bildung von einfachen kugeligen Dauer- cysten. Copulation und nachher Sporulation von Dali, und Drysd. angegeben, aber sehr zweifelhaft. Etwa 14 Arten im Süßwasser, marin und parasitisch im Darm von Vertebraten und Insekten. Vergl. Kent (1882) und Klebs (1892) z. B. B. edax Klebs (Fig. 90, ,4) und B. seil- tans Ehrb. (Fig. 90, B). 2. Dinomonas Kent. (Fig. 90 C). In allen wichtigen Merkmalen, besonders auch in der typischen Nahrungsaufnahme mit Bodo übereinstimmend. Der Unterschied zwischen Fig. 90. A Bodo edax Klebs. 1 freischwimmend, 2 eine Monade verschluckend. — B Bodo saltans Ehbg., fest- sitzend (1000/1). — C Dinomonas vorax Kent. 1 freischwimmend, n Kern, cv contr. Vacuole , 2 eine Monade ver- schluckend (120H/1). (A nach Klebs (1892); C nach Kent (1882); B Original) den beiden Gattungen besteht darin, dass bei Dinomonas die contractile Vacuole hinten liegen soll (bei Bodo vorn\ und dass bei der Bewegung beide Geißeln nach vorn ge- streckt werden. Wenn die beiden Gattungen nicht ver- einigt werden müssen , so sind sie doch sehr nahe ver- wandt. 2 Arten im Süßwasser und marin, z.B. D. vorax Kent (Fig. 90, C). 3. Pleuromonas Perty [Bodo Fisch) (Fig. 91). Boh- nenförmig bis kugelig, etwas amöboid , Länge 6 — 1 0 ;jl, Breite ca. 5 \i. Geißeln fast gleich, 2 — 3 X körperlang; die eine am vorderen Kör- perpol, die andere in der Mitte der Einbuchtung der Bauchseite, seltener noch weiter hinten entspringend. Plasma mit lebhafter Strö- mung. Nahrungsbestandteile direkt im Plasma liegend, nicht inVacuolen. Contractile Vacuole vorn. Kern hinten. Meist mit der hinteren Geißel an festen Körpern sitzend. Durch die heftigen , ruckweisen Bewegungen der Vordergeißel wird die Zelle hin- und hergeschleudert. Losgerissene Individuen schwimmen nur kurze Zeit frei umher. Fig. 91. Pleuromonas jaculans Perty. 1 u. 2 Formen der Zelle, 3 Nahrungs- aufnahme, 4 — 7 Teilung, 8—11 Cysten und Teilung derselben (1000/1). (Nach Fisch (18S5.) 136 Protomastigineae. (Senn. Aufnahme fester Nahrung mit Hilfe einer an der convexen, der Geißelinsertion gegenüber liegenden (dorsalen) Seite entstehenden Nahrungsvacuole. Längsteilung im festsitzenden Stadium. Cyslenbildung durch Contraclion des Inhalts; derselbe umgiebt sich mit einer Cellulosemembran. Bei der Keimung Bildung von 4 — 8 Plasmapartien, die bei dem Platzen der Membran mit Geißeln versehen austreten. 1 Art. PL jaculans Perty (Fig. 91), im Süßwasser. 4. Phyllomitus Stein (Fig. 92-4). Eiförmig bis länglich. Am Vorderende mit großem, nach oben und seitlich offenem Ausschnitt, der Mundstelle; sehr metabolisch. Länge 19 — 25 ;x, Breite 7 — 1 3 [x. Im Grunde des Mundausschnittes 2 ungleiche Geißeln entspringend, die bei Ph. undulans nach Stein am Grunde blattartig^verwachsen sein sollen. Die nach vorn ge- richtete Geißel etwa körperlang, Schleppgeißel fast 2 X körperlang. Stein giebt eine Afterstelle am Hinterende an. Plasma meist mit Nahrungsballen, 1 contractile Ya- cuole vorn. Kern in der vorderen Körperhälfte. Bewegung rasch schwimmend, unter beständigem Zittern. Nahrungsaufnahme durch direktes Verschlucken mit Hilfe der erweiterungsfähigen Mundstelle. Vermehrung ? Dauerstadium ? 2 Arten im Süßwasser, z. B. P. amylophagus Klebs (Fig. 92,^). 5. Colponema Stein (Fig. (Mß). Breit eiförmig, etwas ab- geplattet, vorn schief abgestutzt, auf der Bauchseite eine an der Ab- stutzung breite , nach hinten sich Formbeständig. Länge 18 — 30 [x, Breite 1i;j.. Beide Geißeln, (wahrscheinlich auch die Schleppgeißel), ent- springen am Vorderende, die nach vorn gerichtete körperlang, die in der Bauchfurche verlaufende Schleppgeißel fast 2 X körperlang. Mundstelle? Feste Nahrungsbestandteile noch nicht beobachtet. 1 große contractile Vacuole in der vorderen Körperhälfte. Kern? Bewegung: Hin- und Herschwimmen ohne regelmäßige Botation. Aufnahme fester Nah- rung? Vermehrung? Dauerstadium? 1 Art. C. loxodes Stein (Fig. 92 B), im Süßwasser. 6. Rhynchomonas Klebs. (Heteromita p. p. Stokes). (Fig. 9 2 C). Eiförmig, etwas zusammengedrückt, seitlich am Vorderende eine Grube, daneben ein plasmatischer, be- weglicher, rüsselartiger Fortsatz. Schwach formveränderlich. Länge 5 — 6 — 32 nach J. Clark (1S6S); E nach Kent (1882).) Distomatineae. (Senn.) 147 aus deren Mitte eine etwas mehr als körperlange Geißel entspringt. Mundöffnung? Peri- plast zart. 2 contractile Vacuolen hinten. Kern? Freischwimmende Bewegung. Er- nährung? Vermehrung? Dauerstadium? 1 Art. St. locellus Fromentel (Fig. 102^4), im Süßwasser. 2. Trichonema Fromentel. (Fig. 102#und C.) Lang spindelförmig, Vorderende spitz, Hinterende bisweilen abgerundet. Körper biegsam. 32 — 55 \i lang. Am Vorder- ende eine l/% — 2 X körperlange Geißel. Periplast zart, höckerig, überall kurz bewimpert. Mundöffnung an der Geißelbasis. 1 contractile Vacuole, bei hirsutum hinten, bei gracile vorn. Kern fast central. Bewegung von hirsutum frei schwimmend , mit dem Geißelpol voran, bei gracile kriechend, mit dem hinteren Pol voran. Nahrungsaufnahme? Vermeh- rung? Dauerstadium? 2 Arten im Süßwasser (T. hirsutum From., Fig. 102, B) und marin [Tr. gracile Moeb., Fig. 4 02C). 3. Heteromastix Clark. (Fig. 102.D.) Lanzettlich oder hinten abgerundet, sehr metabolisch. Länge 38 — 60 ;j.. Am Vorderende 2 Geißeln, wovon die eine beim Schwimmen nach vorn ausgestreckt wird und als Tastorgan dient, während die andere als Steuergeißel nachgeschleppt wird. Als Locomotionsapparat dient eine Beihe von Wimpern, welche vom Vorderende bis zur Körpermitte reicht. Vorn ein roter Augen- fleck. Kern? Contractile Vacuole? Das Plasma scheint in ein hyalines Ecto- und ein körniges Entoplasma gesondert zu sein. Bewegung ausgestreckt schwimmend oder sich unter starker Metabolie an Ort bewegend. Teilung? Dauerstadium? 1 Art. H. proteifonnis Clark (Fig. 4 02, D), im Süßwasser. 4. Mitophora Perty. (Fig. 102/?.) Länglich, hinten etwas dicker als vorn. Länge 79 |x. Am breiten Ende mit einer fast körperlangen Geißel. Auf einer Seite mit einer Beihe starker Wimpern besetzt. MundÖH'nung? Periplast? Plasma zuweilen mit grünen Körperchen erfüllt. Vacuolen? Kern? Bewegung langsam, unter langsamer Drehung um die Längsachse, fast immer auf derselben Stelle. Ernährung? Vermehrung? Dauerstadium? 1 Art. M. dubia Perty (Fig. 102 E), im Süßwasser (nur 2 Exemplare beobachtet). Distomatineae von Gr. Senn. Mit 13 Einzelbildern in 4 Figuren. [ (Gedruckt im Juli 1900.) Einzige Familie Distomataceae. Wichtigste Litteratur. Blanchard, R., Zoologie mädicale. Paris 1886. — Bütscbli,0., •1878 und 1S83 — 1885. — Certes, A., Notes sur les parasites et les commensaux de l'huitre. (Bull. soc. Zool. France, T. VII. 1882). — Dujardin, F., 1841 und: sur les monades ä fila- ment multiple. (Ann. sc. nat. Ser. II. Zool. Tome X. 1838). — Fresenius, G., 1858. — Fromentel, E., 1874. — Grassi, B., Intorno ad alcuni Protisti endoparass. (Atti d. soc. ital. Scienze nat. Vol. XXIV. 1881). — Grassi und Schewiakoff, 1888. — Kent, S., 1882. — Klebs,G., 1892. — Lambl,W., Mikrosk. Untersuchungen d. Darmexcrete. (Prager medic. Vierteljahrsschr. N. F. Bd. I, 1859). — Derselbe, Parasit. Organismen des Darmkanals. (Aus d. Franz-Joseph's Kindersp. zu Prag. T. I. 1860). — Perty, M., 1S52. — Pf ef f er, W., Über chemotact. Untersuchungen v. Bakterien, Flagellaten etc. (Unters. Bot. Inst. Tübingen II 1888). — Seligo, A., 1887. — Stein, Fr., 1878. 148 Dislomatineae. (Senn.) Merkmale. 4 bis viele Geißeln, die, in 2 gleiche Gruppen verteilt, am Rande oder im Grunde der meist in 2-Zahl vorhandenen Mundstellen entspringen. Zellkörper meist deutlich zweiseitig asymmetrisch; auf jeder Seite, dem entgegengesetzten Rande ge- nähert, je eine Furche, Mulde oder Tasche, die als Mundstelle funktioniert. Organisation. Zellkörper sehr mannigfaltig, oft bizarr gestaltet, aber meist asym- metrisch zweiseitig (Ausnahme Megastoma). Geißeln immer in 2 Gruppen je an oder in den beiden Mundstellen entspringend. Periplast sehr zart, Zellen oft metabolisch. Plasma zuweilen in rotierender Rewegung. Stoffwechselprodukt fettes Öl und bei eini- gen Formen (Hexamitus , Urophagus) ein glykogenartiger Körper. Meist nur \ contr. Vacuole. die bei der Diastole häufig herumwandert, die Systole aber an einer bestimmten Stelle ausführt. Kern bläschenförmig, zuweilen lange vor der Teilung biscuitförmig ein- geschnürt (Trigonomonas, Megastoma), fast immer vorn. Rewegung sehr mannigfaltig, frei rotierend oder schreitend und kriechend. Ernährung saprophytisch und tierisch, zuweilen auch parasitisch [Megastoma), Längsteilung im freibeweglichen Stadium, Dauer- cysten nur von Megastoma bekannt. Verwandtschaftliche Beziehungen. Durch den paarig asymmetrischen Rau und zwei gesonderte Gruppen von Geißeln unterscheiden sich die Dislomatineae deutlich von allen anderen Flagellaten. Sie müssen deshalb wohl von wenig differenzierten Pantostomatineae abgeleitet werden, nicht direkt von Tctramitaceae. Die Ähnlichkeit von Megastoma mit Tetramitus, besonders T. descissus ist zufällig, indem Megastoma von einer Form mit zwei getrennten Mundstellen abzuleiten ist, worauf die paarige Anord- nung der Geißeln und die Andeutung einer Zweiteilung der Mundstelle hinweisen. Die Verschmelzung der beiden Mundstellen muss auf die festsitzende Lebensweise (auf den Epithelzellen) zurückgeführt werden. Tetramitus ist dagegen völlig unpaarig gebaut und ist somit eine typische Protomastigine. Wenn ein Übergang von den Flagellaten zu den Ciliaten wirklich besteht, muss er wohl hier gesucht werden, und zwar zuerst bei Spi- ronema, das möglicherweise mit dem von Möbius 1888 beschriebenen Trichonema gra- cile verwandt ist, dann aber auch bei Hexamitus und Urophagus, welche allein unter allen Flagellaten als Stoffwechselprodukt den bei den Ciliaten sehr verbreiteten glykogenartigen Körper ausbilden. Einteilung der Unterordnung und Familie. Die Distomatineae lassen sich in vier Gruppen anordnen, ohne dass jedoch durchgreifende Unterschiede bestehen. Hexamitus und Urophagus sind durch ein Paar Schleppgeißeln ausgezeichnet, Gyromonas, Trigono- monas und Trepomonas sind stark comprimiert und zeigen ähnliche Arten der Rewegung, ohne allerdings in der Zahl der Geißeln übereinzustimmen. Megastoma stellt einen stark differenzierten Typus dar. Ob Giardia Künstler damit verwandt ist, kann nicht entschie- den werden. Spironema endlich ist mit seiner großen Zahl von Geißeln vielleicht als höchst differenzierte Form aufzufassen. A. Zwei getrennte Mundstellen, je eine auf jeder Körperseite. a. Nicht mehr als acht Geißeln. a. 4 — 6 an den Ecken des breiten Vorderendes entspringende Geißeln. I. 4 Geißeln 1. Gyromonas. II. 6 Geißeln 2. Trigonomonas. ß. 8 im Grunde der Mundtaschen entspringende Geißeln. I. Geißeln seitlich ausgestreckt oder in der Mundtasche verborgen, nie nachschleppend. 3. Trepomonas. II. Ein Geißelpaar wird nachgeschleppt. 1. Nahrungsaufnahme mit den seitlichen Mundspalten 4. Hexamitus. 2. Nahrungsaufnahme am Hinlerende mit zwei beweglichen Klappen. 5. Urophagus. b. Viele kurze wimperartige Geißeln am Rande jeder Mundoffnung ... 7. Spironema. B. Eine einzige Mundstelle, in der aber noch eine Zweiteilung angedeutet ist. 8 Geißeln. 6. Megastoma. Distomatineae. (Senn.) 149 1. Gyromonas Seligo (Fig. \03,A). Flachgedrückt, etwas schraubig gedreht, ohne seilliche Flügel, formbeständig. Länge 6 — 10 \x, Breite 4 — 6 \i. An den beiden abge- rundeten Vorderecken je 2 etwa körperlange Geißeln entspringend. Mundstelle? Im Plasma 1 — mehrere Vacuolen. Kern einem Seitenrande genähert. Bewegung entweder schreitend, abwechselnd mit den beiden vorderen und den beiden hinteren Geißeln oder freischwimmend. Nahrungsaufnahme? Teilung? Dauerstadium? ■I Art. G. ambulans Seligo, im Süßwasser (Fig. 103.4). 2. Trigonomonas Klebs. (Fig. 103,5). Etwa dreieckig, vorn breit abgerundet bis schief abgestutzt, hinten zugespitzt, stark abgeplattet, etwas formveränderlich. Länge 2 4 — 33 jx, Breite 10 — 16 u-. Unterhalb der beiden vorderen Ecken je 3 ungleich lange Geißeln, an beiden Seiten je eine schwach muldenförmige, etwas schraubig verlaufende Fig. 103. A Gyromonas amlulans Seligo. 1 von der Fläche gesehen (1000/1). 2 von der Seite gesehen (1000/1). — B Trigonomonas compressa Klehs (500/1). — C Trepomonas agilis Duj., forma communis Klebs. 1 beide Mund- taschen sichtbar, die linke dem Beschauer zu, die rechte abgekehrt. 2 seitliche Ansicht einer Mundtasche. (A nach Seligo (18S7); B und C nach Klebs (1892).) Mundstelle. Plasma mit Nahrungsvacuolen. I contractile Vacuole von wechselnder Lage. Kern vorn, in der Mitte biscuitförmig eingeschnürt. Rotierende Schwimmbewegung oder Hin- und Herzittern an Ort und Stelle. Aufnahme fester Nahrung mit beiden Mund- stellen. Vermehrung durch Längsteilung. Dauerstadium? \ Art. T. compressa Klebs, im Süßwasser (Fig. 103ß). 3. Trepomonas Duj. (Grymaea Fresen.), (Fig. 10 3, C). Ei- bis kegelförmig, stets plattgedrückt, beidendig abgerundet. An den Seiten besteht infolge von Ausbuchtung, flügelartiger Verbreiterung und Einkrümmung des Randes je eine offene, der Nahrungs- aufnahme dienende, etwas vorgewölbte Tasche. Beide Taschen liegen an den entgegen- gesetzten Bändern der beiden Seiten, daher der Körperquerschnitt n^förmig. Länge 7 — 25 \i, Breite 2 — 15 \x. 8 Geißeln; je 4 entspringen in dem vorderen Teile der Taschen; ungleich, meist 1 oder 2 Paare 1 — 2 X körperlang, die übrigen Paare kurz, kaum aus der Tasche hervorragend. Das Plasma zeigt lebhafte Rotation. Eine contractile Vacuole entsteht in der Körpermitte und wandert in der Medianebene ans Hinterende; dort erfolgt die Systole. An derselben Stelle auch Ausscheidung der Nahrungsreste. Kern zuweilen mit 2 Binnenkörpern , stets im Vorderende. Bewegung für jede Art charakteristisch; rotierend {rot ans und agilis), schreitend und springend {Steinii}. Ernäh- rung saprophytisch und tierisch (Bakterien!). Vermehrung durch Längsteilung; durch nachträgliche Veränderung der Lage wird Querteilung vorgetäuscht. Dauerstadium? 5 Arten im Süßwasser (vgl. Klebs 1892) z.B. Tr. agilis Duj. (Fig. 103, C). 150 Distomatineae. (Senn.) 4. Hexamitus Duj. [Heteromita pusilla Perly, Amphimonäs Diesing, Dicercomonas Grassi) (Fig. 10 4,,! und B). Oval bis länglich, nur wenig abgeplattet, zuweilen stark metabolisch. Länge 8 — 35 fi, Breite 4 — 18 ;x. 4 Paare von 1 — 2 X körperlangen Geißeln. Die 3 nach vorn oder seitwärts gerichteten Paare entspringen in der Nähe des Vorderendes (3 Geißeln auf jeder Seite), daselbst wahrscheinlich auch das nachschleppende Paar. Auf jeder der beiden abgeplatteten Breitseiten je einem Seitenrande genähert, eine von hinten nach vorn sich verschm'älernde Spalte. Von einer Seite gesehen, liegt die Spalte rechts dem Beschauer zugekehrt, die andere links, dem Beschauer abgewendet. Die Spalten beherbergen die Schleppgeißeln und dienen infolge ihrer Erweiterungsfähig- keit als Mundstellen. Periplast in einigen Fällen vom übrigen Plasma zu trennen. Körper meist stark lichtbrechende, kugelige Massen eines glykogenartigen Körpers enthaltend. Meist \ — 2 wandernde Vacuolen (fehlen dem parasitischen H. intestinalis). Systole meist am Hinterende, zuweilen auch am Seitenrande. Kern im Vorderende. Frei rotierende Schwimmbewegung, zeilweise auch Botation an Ort und Stelle. Umher- schreiten oder Festsitzen mit den beiden Schleppgeißeln. Aufnahme fester Nahrung in Fig. 104. A Hexamiliis fissus Klebs (1000/1). — B H. intestinalis Duj. (1000/1). — C Urophagvs ro$tratits(Dx>j.) Klebs, forma arigttstus 12000/1). (A- C nach Klebs (1892).) den beiden seitlichen Mundtaschen, daneben auch saprophytische Ernährung {intestinalis). Vermehrung durch Längsteilung. Dauerstadien? 7 Arten in faulendem Süßwasser (vgl. Klebs 1892), z. B. (//. pssus (Klebs) Duj.) (Fig. 1 04, ^4) und parasitisch {H. intestinalis Duj.) (Fig. 104, B) im Darm verschiedener Wassertiere (Frösche, Tritonen etc., Austern) in der Blase der Schildkröte. 5. Urophagus Klebs. (Hexamitus rostralus Stein) (Fig. 104, C). Eiförmig , schmal bis länglich, vorn etwas verschmälert, am Hinterende schnabelförmig zugespitzt, mit 2 beweglichen Klappen. Formveränderlich. Länge I 2 — 25 p-, Breite 2 — 1 2 jx. Vorn jeder- seits 3 etwa körperlange Geißeln. An der Seite des hinteren Schnabels je 1 längliche Spalte in der je \ körperlange Schleppgeißel sitzt. Der schief zur Meridianebene liegende Schnabel am Hinterende besteht aus 2 beweglichen Klappen, womit die Nahrung gefasst und in die dort befindliche Mundstelle gebracht wird. Plasma in beständiger Botation; mit glykogenartigen Kugeln und Nahrungsvacuolen. 2 unabhängig voneinander pulsie- rende Vacuolen von veränderlicher Lage. Kern im Vorderende. Freies Schwimmen, wobei die Klappen des Schnabels bewegt werden; zuweilen auch Botation an Ort, be- sonders bei der Nahrungsaufnahme. Stark chemotaktisch. Vermehrung wohl durch Längsteilung. Dauerstadien? \ — 2 Arten. V. rostralus (Stein) Klebs im Süßwasser (Fig. 104C). 6. Megastoma Grassi (Cercomonas intestinalis Lambl., Dimorpha muris Grassi, Lamblia intestinalis Blanchard) (Fig. 105). BirnfÖrmig, hinten lang zugespitzt. Vordere Chrysomonadineae. (Senn.) 151 Fig. 105. dlegastoma entiricttm Grassi. 1 Ventralseite, fixiert und gefärbt, biseuitförmiger Kern und Blepharoplast (1000/1). 2 seitliche Ansicht. 3 Epithelzelle mit parasitierendem Mega- stoina (1000/1). 4 Cyste von der Seite gesehen (1000/1). (Nach Grassi und Schewiakow (18SS).) Hälfte des Körpers einseitig tief ausgehöhlt, dadurch deutlich bilateral; schwach form- veränderlich. Länge 5 — 16 ;x, Breite 4 — 7,5 [x. 4 Paare etwa körperlanger Geißeln. Vorderes Paar auf der Dorsalseite des vorderen Randes der Aushöhlung entspringend, schief nach hinten abstehend; zweites und drittes Paar entspringen einander genähert, ersteres auf, letzteres unter- halb des lippenförmigen Fortsatzes am Hinterende der Aushöhlung. In der Nähe ihrer Basis ein färbbarer Körper von zweifelhafter Bedeutung (Blepharoplast?). Viertes Paar am Hinterende entspringend. Die ganze Fläche der Aushöhlung dient als Mundslelle, indem sie sich den Darm- epithelzellen ansaugt. Contractile Vacuole fehlt. Kern etwa in der Mitte der Aus- höhlung, gewöhnlich biscuitförmig; (viel- leicht frühe Vorbereitung zur Teilung), zuweilen auch einfach kugelig (Lambl.). Bewegung rasch schwimmend. Das hin- tere Geißelpaar nachschleppend. Die Individuen haften meist mit der Aushöhlung den Darmepithelzellen an und richten das Hinterende hörnchenförmig auf. Ernährung wohl nur parasitisch. Vermehrung? Dauer- cyslen oval mit ziemlich dicker Hülle. 1 Art. M. entericum Grassi, parasitisch im Dünndarm von Menschen, Hunden, Katzen, Schafen, Kaninchen, Ratten und Mäusen (Fig. 4 OS). 7. Spironema Klebs (Fig. 106). Lanzettlich, etwas zusammen- gedrückt in feinen Schwanzfaden auslaufend; vorderer Körperteil metabolisch. Länge 14 — 18 |a, Breite 2 — 9 [J. Vom Vorderende ver- läuft an den beiden Längsseiten je eine schraubige Furche, wohl die beiden Mundstellen. Ein Rand jeder Spiralfurche mit zahlreichen kleinen Wimpern besetzt, welche wie Geißeln individuelle Bewegung zeigen. Dieselben sind hauptsächlich am vorderen Teil des Randes, zuweilen noch bis zum Beginn des Schwanzendes ausgebildet. 1 con- tractile Vacuole im Hinterende. Kern? Bewegung schwerfällig; bis- weilen setzt sich der Organismus mit dem steifen Schwanzende fest. Die Aufnahme fester Nahrung geschieht wahrscheinlich mit den seit- lichen Furchen, daneben wohl auch saprophytische Ernährung. Vermehrung? Dauer- stadium? 1 Art. S. multiciliatum Klebs, im Süßwasser (Fig. 106). Fig. löfi. Spironema multiciliatum Klebs (1 000/1). (Nach Klebs (1892).) Chrysomonadineae von G. Senn. Mit 90 Einzelbildern in 14 Figuren. (Gedruckt im Juli 1900.) Wichtigste Litteratur. Bütschli, O., 1878. — Derselbe, 1883—1885. — Chodat,R., Etudes de biologie lacustre. (Bull. herb. Boiss. T. V. 1897). — Derselbe, Stylococcus (ebenda, T. VI. 1898). — Cienkowsky, L., Über Palmellaceen etc. Arch. f. mikr. Anat. Bd. VI. 1870). — Correns, Über eine neue braune Süßwasseralge Naegeliella. (Bei*, d. deutsch, bot. 152 Chrysomonadineae. (Senn.) Ges. Bd. X. 1892). — Fisch, F., 1 885. — Hansgirg,A., 1892. — Imhof, Flagellatengenus Dinobryon (Zoolog. Anz. Bd. XIII, 1890). — ■ Iwan off, L., Beitrag zur Kenntnis der Morpho- logie und Systematik der Chrysomonaden. (Bull. Ac. Imp. Sciences. St. Petersbourg. V. Serie. Bd. XI. No. 4. 1899). — Kirchner, 0., Die Algen Schlesiens, Breslau 1878. — Klebs, G., 4 392. — Derselbe, 1896. — Lagerheim, Über Phaeocystis. (Öfvers. of kongl. vet. Akad. Förhandl. 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Zellen stets mit einer bis mehreren (bis 6) gelbbraunen Farbstoffplatten und häufig mit einem roten Augenfleck, der (im Gegensatz zu dem der Euglenaceae) dem Chromatophor anliegt und bei der Teilung neugebildet wird. Periplast sehr zart, nur als dünne Hautschicht ausgebildet, daher Zelle oft amöboid, aber häufig von einer eng an- liegenden, gallertigen oder hornartigen Hülle umgeben; oft lebt auch der nackte Orga- nismus in weilen, hornartigen Gehäusen. Coloniebildung häufig. 1 — 2 Geißeln am Vorderende. I bis mehrere contr. Vacuolen, die unabhängig voneinander pulsieren , an verschiedenen Stellen des Körpers. Organisation. Aufnahme fester Nahrung in Nahrungsvacuolen an der Geißel- basis. Bei Chrysamoeba wäre ein amöboides Verschlucken denkbar, wurde aber noch nie beobachtet. Stoffwechselprodukte fettes Ol und Leucosin. \ bis mehrere contractile Vacuolen von einfachstem Bau mit verschiedener Lage. Kern bläschenförmig, meist central. Bewegung freischwimmend ; im geißellosen Ruhezustande bilden die gallertumhüllten Zellen oft große, zuweilen makroskopische Complexe, die bei einigen Formen {Hydrurus, Phaeocystis, Nacgeliella, und einigen Chromulina-kvlen) bestimmt geformte, algenähnliche Complexe bilden. Ernährung wohl bei allen Formen holophytisGh und saprophytisch, daneben zuweilen auch tierisch. Vermehrung durch Längsteilung im beweglichen Zu- stand oder häufig in Ruhe. Für wenige Arten wird Querteilung angegeben. Dauercysten von mehreren Arten bekannt; die Umhüllung weist häufig charakteristische Skulpturen auf und ist zuweilen auch verkieselt. Verwandtschaftliche Beziehungen. Die Chrysomonadineae erscheinen als einheit- liche Gruppe, obwohl ihr Ursprung wohl in verschiedenen Familien der Protomastigineae zu suchen ist. Speciell die mit einem Augenfieck ausgerüsteten Monadaceae {Monas vivi- para Ehbg. , Anthophysa Steinii Senn) scheinen den Übergang zu den Chrysomonadineae zu vermitteln; jedoch waren vielleicht diese Formen ursprünglich gefärbt und wurden erst secundär wieder farblos. Andererseils zeigen die Chrysomonadineae manche An- klänge an die Algen, besonders die Diatomeen (Ähnlichkeit des Farbstoffs, Fett als Stoff- wechselprodukt und Verkieselung der Dauerzellen), ferner auch an die Pltaeophyceen, jedoch nur in geringerem Maße , indem der gewöhnlich als besondere Übergangsform angeführte Hydrurus foetidus den braunen Algen nur habituell gleicht, während seine Structur die einer typischen Chrysomonadine ist. Die Einteilung der Unterordnung wurde von Klebs 189 2 nach der Ausbildung der Zellumhüllung in nackte (Chrysomonadina nuda) in einem Gehäuse oder Schale sitzende (loricata) und in solche mit eng anliegender, hautartiger Hülle (membranata) eingeteilt. Da aber die Hüllenbildungen der Flagellaten als secundär erworbene Organe aufgefasst werden müssen, teile ich die Familie wie Engler (Syllabus), nach der Zahl und Aus- bildung der Geißeln, einem mehr genetischen Merkmale, in die 3 Gruppen der Chromu- Chrysomonadineae. (Senn.) j 53 linaceae , Hymenomonadaceae , [Chrysomonadaceae Engler) und Ochromonadaceae [Dino- bryaccae Engler) ein. A. \ Geißel I. Chromulinaceae. B. 2 ganz oder annähernd gleiche Geißeln II. Hymenomonadaceae. C. 2 ungleiche Geißeln III. Ochromonadaceae. 1. Chromulinaceae. Eingeißelige, ovale bis längliche Formen, mit einer bis mehreren Chrysochromplatten. Zellen nackt oder von Gallerte oder schalenartigen Hüllen oder Gehäusen umschlossen, einzeln oder in Colonien lebend. Verwandtschaftliche Beziehungen. Die Chromulinaceae sind wohl von den Oico- monadaceae abzuleiten. Einzelne der hierher gehörigen Formen (wie Hydrurus und einige Arten von Chromulina) bilden bestimmt geformte, durch starke Gallertausscheidung cha- rakterisierte Gomplexe von Teilungscysten. Diese Formen wurden deshalb schon öfters zu den Algen gerechnet , was aber wegen der Art der Teilung nicht gerechtfertigt er- scheint. Einteilung der Familie. A. Im beweglichen Zustande nackt. a. An der Geißelbasis borstenartige, kurze Fortsätze, 6 Chrysochromplatten. 3. Pedinella. b. Ohne solche Borsten, \ — 2 Chrysochromplatten. ct. Geißeltragende Zellen zuweilen allseitig Pseudopodien bildend. 2. Chrysamoeba. ß. Geißeltragende Zellen eiförmig, oft größere Complexe von geißellosen, in Gallerte eingebetteten Zellen bildend; diese Complexe aber nie faden- oder baumförmig. 1. Chromulina. Y- Geißeltragende Zellen tetraödrisch bis kugelig; Zellen jedoch meistens geißellos, große makroskopische Fäden und Stränge mit Spitzenwachstum bildend . 4. Hydrurus. B. Im beweglichen Stadium von einer gallert- bis hornartigen Hülle umschlossen: a. Hülle einfach glatt, ohne besondere Anhängsel. a. Hülle weich, dünn, mit zerstreuten Körnchen versehen 5. Microglena. ß. Hülle starr, homogen, glatt. 1. Flagellate samt Gehäuse freischwimmend 6. Chrysococcus. II. Flagellate in einem festsitzenden Gehäuse lebend. \. Gehäuse mit geradem Stiele festsitzend 7. Stylococcus. 2. Gehäuse mit einem geschlossenen Ringe einen Algenfaden umfassend und darauf reitend 8. Chrysopyxis. b. Hülle von compliciertem Bau, mit stab- oder borstenförmigen Anhängseln. a. Einzellebend, Hülle aus kleinen Plättchen bestehend, welche, wenigstens die der beiden Zellenden, längere oder kürzere Borsten tragen 9. Mallomonas. ß. Die Zellen sind zu kugeligen Colonien vereinigt und tragen am Vorderende in becher- förmigen Gebilden je zwei lange gerade Kieselnadeln. . . 10. Chrysosphaerella. 1. Chromulina Cienk. [Monas Ehbg. , Chrysomonas Stein, Chromophyton Woronin, Hymenonema Stokes) (Fig. 1 07, .4 — C). Kugelig, oval bis länglich, besonders am Hinterende deutlich amöboid. Länge 3,6 — 20 p, Geißel etwa körperlang am Vorderende. Periplast zart, glatt oder körnig bis höckerig. Im Hinterende meist ein größerer Leucosinballen und mehrere Nahrungsballen. 1 — 2 contractile Vacuolen im Vorderende. \ — 2 Chryso- chromplatten, meist mit Augenfleck. Kern vorn gelegen. Bei einigen Arten auch tie- rische Ernährung. Bewegung frei schwimmend. Teilung in gallertumhülltem Zustand. Dauercyslen mit derber Membran und kurzem Halse, so weit bekannt endospor ent- stehend. Bei Ch. Rosanoffii Woron. und Woroniniana Fisch leben die Zellen zeitweise über der Wasseroberfläche. Die freischwimmenden Schwärmer legen sich derselben unmittelbar an, kommen zur Ruhe und treiben dann einen stecknadelförmigen Fortsatz durch die Wasser- oberfläche empor. Dieser rundet sich oberhalb derselben zu einem kugeligen Bläschen ab, in welches nun der ganze Zellinhalt hineinwandert. Durch ein feines Röhrchen bleibt die 154 Chrysomonadineae. (Senn.) auf dem Wasser schwimmende Zelle (von Chr. Rosanofßi) mit dem Wasser in Verbindung. Mehrere solcher freischwimmender Individuen legen sich mit ihren wohl wachsartigen Hüllen zusammen und bilden so größere Complexe, die wie ein feiner gelber Staub die Wasser- oberfläche überzieht. Die wachsartige Hülle wird nur schwer benetzt; geschieht dies, so tritt der Inhalt als beweglicher Schwärmer aus. Dieses Stadium ist morphologisch den Dauercysten der anderen Species analog (Besitz eines Röhrchens). Die in den Sphagnum- zellen überwinternden Zellen wären dann als Teilungscysten aufzufassen. Andere Arten siehe Klebs 1892. 2. Chrysamoeba Klebs. (Fig. 107, D). Wahrend der Bewegung dick eiförmig; zuweilen wie eine Amöbe ringsum feine Pseudopodien aussendend, wohl zur Erhöhung A 3 Fig. 107. A Chromulina Rosanofßi (Woronin) Bütschli. 1 Freischwimmende Zelle (020/1). 2 und 3 Unbenetzte schwimmende Colonien von Teilungscysten (520/1). 4 Emporsteigen der Schwärmzellen durch die Wasseroberfläche (520/1). 5 Auf der Wasseroberfläche schwimmende, mit einem Röhrchen versehene Zellen in Teilung. — B Chr. ovalis Klebs. 1 und 2 Verschiedene Zellformen. 3 Teilung (1500/1). — C Chr. nebulosa Cienk. 1 und 2 Cysten- bildung unter Ausstoßung eines Teiles des Plasmas (800/1). 3 und 4 ausgebildete Uauercyste (800/1). — D Chrysa- moeba radialis Klebs. 1 freischwimmend, 2 im Amöbenstadium (1000/1). — E Pedinella hexacostota Wys. 1 fest- sitzende Zelle mit Nahrungsvacuole von der Seite, 2 von oben gesehen. 3 Längsteilung. Vergr. ? (A nach Woronin (18S0); B und D nach Klebs (1892) ; C nach Cienkowsky (1870); E nach Wysotzky (1887). der Schwebefühigkeit. Größe 10 — 16 u,. Geißel etwa körperlang; bleibt auch im amö- boiden Stadium erhalten. Periplast nur durch ein feines Oberflächenhäutchen gebildet. 2 Chrysochromplatten ohne Augenfleck. Leucosinballen im Hinterende. Eine unverän- derliche, central oder vorn gelegene Blase und 2—3 contractile Vacuolen ohne bestimm- ten Platz. Kern? Bewegung sehr träge, oft 4 Individuen in einer Reihe beisammen, vielleicht durch Gallerte mit einander verbunden. Tierische Nahrungsaufnahme nicht beobachtet. Vermehrung durch 2-Teilung. Dauerstadium? \ Art, C. radians Fig. 107 i)), im Süßwasser (Plankton). 3. Pedinella Wysotzky (Fig. 107.E). Sechseckig cylindrisch, mit einem contrac- tilen Plasmafortsatz des Hinterendes häufig festsitzend. An der Geißelbasis mehrere feine starre Borsten. Größe? Geißel etwa 3 mal körperlang, in der Mitte des Vorder- Chrysomonadineae. (Senn. 155 endes entspringend, meist nur an der Spitze bewegt. Periplast äußerst zart. Im Plasma Nahrungsvacuolen. Chromatophor sechsstrahlig oder vielleicht aus 6 einzelnen ovalen, peripheren Platten bestehend. Augenfleck und contractile Vacuole fehlt. Kern central. Bisweilen sich loslösend und in Kreisen herumschwimmend. Ernährung auch tierisch. Vermehrung durch Längsteilung. Dauerstadium? 4 Art. P. hexacöstata Wys. (Fig. 107 E), im Süßwasser. 4. Hydrurus Agardh. (Phaeodermatium Hansg. , Hydrurites Reinsch.) (Fig. 108). Unbewegliche Zellen rundlich, ei- bis fast spindelförmig, 6 — 10 ;j. lang, in Gallerte ein- gebettet, die bis zu 30 cm lange, braune, an den Enden vielverzweigle Stränge bildet, welche durch Spitzenwachstum ausgezeichnet und zuweilen mit Kalk inkrustiert sind. Bewegliche Zellen kugelig bis tetraedrisch mit 1 etwa körperlangen Geißel an der dem Chromatophor gegenüberliegenden, farblosen Seite. Zellen ohne besondere Hülle inner- halb der Gallerte. Im Plasma einige fettartig glänzende Kugeln (Leucosin?). Eine mul- denförmige Chrysochromplatte an dem der Spitze der Kolonie zugekehrten Zellende. Ein Fig. 108. Hydrurus foetidus (Vauch.) Kirchner. 1 Einzelne Zelle (1500/1). 2-4 Beginn der G'oloniebildung durch Längsteilung (1500/1). 5 Spitze einer Colonie mit Zweiganlagen (540/1). 6 Ruhezelle (1500/1). 7 Dauercyste von der Seite, 8 von der Fläche gesehen (1000/1). 9 Schwärmer (1500/1). (1—4 und 6—0 nach Klehs (1892); 5 nach Berthold (1878).) Zipfel des Chromatophors etwas eingefaltet. 5 — 6 contractile Vacuolen im farblosen hinteren Teil der Zelle. Kern central. Kolonien an Steinen festsitzend, in raschfließen- dem, kaltem (unter 1 3°) Wasser von Bächen und Brunnen flottierend. Bewegliche Zellen rotierend oder hin und her zitternd; sie werden beim Übergang aus fließendem in ste- hendes Wasser von den Zellen der jüngeren Zweige gebildet. Es wird auch ein pal- mellaartiges Stadium mit Teilung nach allen Richtungen angegeben. Ernährung nie tierisch. Vermehrung durch Längsteilung im geißellosen Zustand. An den Enden der Zweige Bildung von Dauercysten ; diese zuerst kugelig, dann etwas zusammengedrückt ; ihre Membran stark lichtbrechend , verkieselt , mit einem halbherumlaufenden lamellen- artigen Ring und ihm gegenüber mit einer feinen Öffnung. \ — 2 Arten und wohl mehrere Standortsvarietäten, im Süßwasser; am besten bekannt H. foetidus (Vauch.) Kirchner (Fig. 4 08). Diese meist zu den Algen gerechnete Gattung ist eine typische Chrysomonadine. Das Pyrenoid, welches für ihren Chromatophor angegeben wurde, 156 Chrysomonadineae. (Senn. ist thatsächlich nicht vorhanden, sondern wird durch einen Lappen des Chromatophors vor- getäuscht (Klehs 1896). Das andere Algenmerkmal, das Spitzenwachstum, kann sehr wohl auf die äußeren Einflüsse zurückgeführt werden, welchen die in den flottierenden Colonien lebenden Zellen ausgesetzt sind; wo diese Einflüsse fehlen, so im stehenden Wasser, werden formlose, palmellaartige Colonien gebildet. 5. Microglena Ehbg. (Fig. 109,ß). Eiförmig, etwas abgeplattet, wenig formver- änderlich, Länge 30 — 51 p., Breite 19 \x. Geißel etwa körperlang, in der Ausrandung des Vorderendes entspringend ; wohl ohne Mundstelle. Von einer dünnen, eng anliegenden, weichen Hülle umgeben , die zerstreute Körnchen enthält. Oft fast ganz von Leucosin erfüllt. 2, vielleicht auch nur I (dann muldenförmige) Chrysochromplatte mit 1 — 2 Augenflecken. Am Vorderende, etwas seitlich gelegen, eine größere nicht contractile Zellblase, die sich gegen den Vorderrand halsartig zuspitzt. In ihrer Nähe 5 — 6 pulsie- rende Vacuolen. Kern hinter der Zellblase. Bewegung langsam rotierend. Ernährung wohl nicht tierisch. Vermehrung? Dciuerstadiurn? 4 — 2 Arten. M. punctifera Ehbg. (Fig. 109B), im Süßwasser. 6. Chrysococcus Klebs. (Fig. 109,.l). Kugelig, wie Chromulina gebaut. Große 8 — 10 p.. In einer derben, bräunlichen, engen Schale eingeschlossen, die für die Geißel Fig. 109. A Chrysococcus rufescens Klebs. 1 Einzelne Zelle. 2—4 Teilung und Austritt eiuer Tochterzelle (12)0/1). — B Microglena punctifera Ehbg. — C Mallomonas acaroides Perty (Ploesslii Perty). 1 freischwimmende Zelle. 2 Dauercyste (1000/1). — D Sfallomonas litomesa Stokes (800/1). — E Mallomonas {Chloromonas) pulcherrima (Stofcee) Lemmerm. (800/1). (Ä, B, C nach Klehs (1892); D, K nach Stokes (1SS8).) eine kleine Öffnung frei lässt. 1 contractile Vacuole am Vorderende. 2 Chrysochrom- platten, im Hinterende Leucosin. Mit dem Gehäuse frei umherschwimmend, Längs- teilung innerhalb der Gehäuse; Heraustreten einer nackten Tochterzelle, die sich nach- her mit einem Gehäuse umgiebt. Dauercysten? \ Art. C. rufescens Klebs (Fig. 4 09,^), im Süßwasser. 7. Stylococcus Ghodat (Fig. 1 1 0, B). Kugelig. Größe? Mit einem unbeweg- lichen (?) 2 — 3 X körperlangen Faden (Geißel?) am Vorderende. Individuen einzeln in langgestielte, spindel- bis flaschenförmige, eng anliegende Gehäuse eingeschlossen. Peri- plast sehr zart. Plattenförmiger, goldgelber Chromatophor im Hinlerende der Zelle. Con- tractile Vacuole? Kern? Nach der Teilung durch Querteilung wird eine Tochlerzelle aus dem Gehäuse gedrängt und schwimmt davon. Ernährung wohl nie tierisch. Dauer- stadium? I Art. S. aureus Chodat (Fig. H0,ßi, im Süßwasser. Diese ungenügend bekannte Gattung ist vielleicht mit Stylochrysalis Stein zu vereinigen. Da es jedoch zweifelhaft ist, ob letztere Gattung (wie Chrysopyxis) in Wirklichkeit nur eine Chrvsomonadineae. (Senn.) 157 Geißel oder thatsächlich deren zwei besitzt, können die beiden Gattungen noch nicht ver- einigt werden. 8. Chrysopyxis Stein (Fig. 110, .4). Individuen kugelig, 13 ;j. groß, innerhalb krugförmiger, zuweilen braungefärbter Gehäuse lebend, die auf Algenfäden mit Hilfe eines rings um dieselben herumlaufenden feinen Ringes befestigt sind. Geißel körper- lang, häufig pinselartig zerschlitzt. Periplast sehr zart. Die freien amöboiden Zellen bilden am Hinlerende einen feinen Faden, der sich beim Herumwandern der Zelle um einen Algenfaden demselben anlegt, und durch Verschmelzung des Endes des Fadens mit der Basis der Zelle einen geschlossenen Ring bildet. Gehäusewandung enthält Cellulose. I gürtelförmige Chrysochromplatle ohne Augenfleck, im hinteren Teil der Zelle. Vorn Fig. 110. A Chrysopyxis bipes Stein. 1 Zellen auf Cladophora. 2 und 3 freie Zellen , Entstehung des Sehwauz- fadens. 4 und 5 Herumwandern und Festsetzung auf einem Zygnemafaden. 6 Zelle mit vollständigem ßing von vorn gesellen. 7 Dauercyste an der Mündung des Gehäuses; dieses von der Seite gesehen. Vergr. ca. 800 mal. — B Stylococcus aureus Chodat. 1 und 2 verschiedene Formen der Zellen. 3 und 4 Querteilung mit nachheriger Verschiebung. Vergr.? (A 1 nach Stein (1S7SJ ; 2—7 nach Iwanoff (1899); B nach Chodat (1897).) Leucosinkörnchen und 1 (contractile?) Vacuole. Kern central. Ernährung wohl nie tierisch. Längsteilung innerhalb der Gehäuse, Austreten einer Toehterzelle. Dauercysten kugelig, am Rande des Gehäuses sitzend. 1 Art. C. bipes Stein (Fig. -HO/1). Infolge der Untersuchung von lwanoff (1899) an Chr. bipes Stein müssen die von Stokes (1888) beschriebenen zweigeißeligen Arten von der Stein'schen Art getrennt werden. Ich stelle dieselben zu Derepyxis Stokes. 9. Mallomonas Perty {Lepidoton Seligo 1893, Chlor omonas Stokes 1887 und 1888) (Fig. 109, C — E). Oval bis länglich in netzförmig sculpturierter Hülle. Dieselbe besteht aus runden oder polygonalen Plättchen, welche alle, oder nur die der beiden Körperpole, bogig abstehende, steife, verkieselte, längere oder kürzere Borsten tragen. Länge 2 0 — 70 jj., Breite 7 — 16 \x. Geißel etwas mehr als körperlang am Vorderende. Im Hinterende Natiirl. Pflanzenfam. I. la. \\ 158 Chrysomonadineae. (Senn.) meist ein größerer Leucosinballen. 2 gelbe Chromatophoren, ohne Augenfleck. Mehrere contraclile Vacuolen im Hinferende. Vorn eine größere nicht contractile Zellblase. Kern länglich im Vorderende. Langsames Vorwärtsschwimmen. Ernährung nicht tierisch. Vermehrung wohl durch Längsteilung. Dauercysten kugelig mit verkieselter Schale. 4—5 Arten im Süßwasser (Plankton), z. B. M. acaroides Perty (Fig. 109 C), 3/. litomesa Stokes (Fig. 109Z)), M. pulcherrima (Stokes) Lemm. (Fig. 110E). Vergl. Lemmermann (1899) und Iwanoff (1899). 10. Chrysosphaerella Lauterb. (Fig. 1 I l). Einzelindividuen birnförmig. Länge I5jj., Breite 7 u.. Geißel vorn entspringend, etwas mehr als körperlang. Daneben Fig. 111. Chrysosphaerella longispina Läutert. (900/1). (Nach Lauterborn (1899). erheben sich becherförmige, hyaline Gebilde, die röhrenförmige, verkieselte Nadeln tragen. Individuen mit den Hinterenden zu kugeligen, 40 — 50 ;x großen Colonien vereinigt; darin radiär angeordnet und von einem lockeren Mantel gebogener Kieselnädelchen umgeben. Mit den radiär ausgestreckten, den Durchmesser der Colonie an Länge übertreffenden Nadeln ist der ganze Zellcomplex dem Planktonleben angepasst. Periplast aus kleinen Plättchen zusammengesetzt. 2 gewölbte Chrysochromplatten, mit je einem Augenfleck am Vorderende. Kern central. Rotierende Schwimmbewegung der Colonien. Ernäh- rung nicht tierisch. Vermehrung? Dauerstadium? 1 Art. C. longispina Lauterb. (Fig. 111), im Süßwasser. Chrysomonadineae. (Senn. 159 ii. Hymenomonadaceae. Mit zwei gleich langen Geißeln versehene, ovale, längliche oder dreieckige Formen mit I — 2 Chrysochromplatten. Bewegliche Zellen nackt oder von Gallerte oder schalen- artigen Hüllen umgeben, einzeln oder in Colonien lebend. Verwandtschaftliche Beziehungen. Die Hymenomonadaceae müssen von den Amphi- monadaceae abgeleitet werden. Auf nahe Verwandtschaft letzterer mit dieser Familie der Chrysomonadineae deutet auch das Vorkommen eines Augenfleckes bei Diplomita Kent. Einteilung der Familie. A. Im geißeltragenden Zustande nackt. a. Teilungscysten keine bestimmt geformten Complexe bildend 1. Wysotzkia. b. Teilungscysten blasen- oder scheibenförmige Complexe bildend. ot. Gallertcolonien blasenförmig freischwimmend 2. Phaeocystis. ß. Gallertcolonien scheibenförmig, mit langen, fadenförmigen Gallertanhängseln, auf Algen festsitzend 3. Naegeliella. B. Im geißeltragenden Zustande von einer haut- bis hornartigen, engeren oder weiteren Hülle umschlossen, (bei Stylochrysalis wird kein Gehäuse, sondern nur ein starrer Stiel an- gegeben). a. Einzellebend. 0. samt Hülle freischwimmend 4. Hymenomonas. f5. festsitzend. I. Gehäuse (wenn überhaupt vorhanden) der Zelle dicht anliegend, lang gestielt 5. Stylochrysalis. II. Gehäuse weit, von der Zelle nicht ganz ausgefüllt, nicht oder nur kurz gestielt 6. Derepyxis. b. Coloniebildend. ot. Colonien kugelig 7. Synura. ß. Colonien kettenförmig 8. Chlorodesmus. C. im geißeltragenden Zustande von Gallerte umhüllt, kugelige Colonien bildend 9. Syncrypta. 1. Wysotzkia Lemm. (Ochromonas Wys. p. p.) (Fig. I 12,-4). Länglich bis elliptisch, stark formveränderlich, besonders am Hinlerende, zu- weilen sogar amöboid. Größe? Geißeln in der Aus- randung des Vorderendes. Zellen nackt. Im Hinterende oft Nahrungsvacuolen. 2 Chrysochromplatten ohne Augenfleck. I — 2 contractile Vacuolen an der Geißel- basis. Kern? Bewegung? Ernährung wohl auch tierisch. Vermehrung durch Zweiteilung im unbeweg- lichen Zustand. Dauerstadium? ■1 Art, W. biciliata (Wys.) Lemm., im Süßwasser Fig. \\%A). 2. Phaeocystis (Har.) Lagerh. (Tetraspora Pou- che!) (Fig. I I 3). Unbewegliche Zellen kugelig, 4 — 8 [x groß, viele vereinigt, in Gallerte eingebettet , mehr- teilige, blasenförmige, bis 2 mm große Colonien bil- dend. Bewegliche Zellen 5 ;x groß, birnförmig, am zugespitzten Vorderende mit zwei ca. 4 X körperlangen Geißeln, wovon die eine gerade vorgestreckt, die an- dere quergestellt wird. Zellen ohne besondere Hülle in der Gallerte liegend. Jede Zelle mit einem Leuco- sintropfen. 1—4 scheibenförmige, parietale Chryso- chromplatten ohne Aueenfleck. Contractile Vacuolen? monas roseoia stein, l freie Zeile, 2 Tei lang (lOOll/l). (4 nacli Wys otzki (1887); B nach Klebs (1S92).) 11* Fig. 112. A Wysotzkia biciliata (Wys.) Lemraerra. 1 typische Zelle. 2 metabo- lische Zelle. Vergr. ? — B Hsjmeno- Kern? Die blasenfürmigen Colonien treiben ohne 160 Chrysomonadineae. (Senn.) Eigenbewegung im Meerwasser herum. Bewegliche Zellen rasch schwimmend, nährung nicht tierisch. Vermehrung im geißellosen Zustand. Dauerstadium? 1 Art. Ph. Poucheti Lagerh. (Fig. -113) marin (Plankton)*;. Er- c- Fig. 113. Phaeocystis Poucheti Lagerh. 1 Blasige Colonie (40/1). 2 Lagerung der Zellen in der Gallerte, b äußere Begrenzung derselben, c Chromatophoren , l Leucosin (1000/1). 3 Einzelne Zelle (1000/1). 4 Geißeltragende Zelle (1000/1). (1—3 nach Lagerheim (1896); 4 nach Pou che t (1892).) 3. Naegeliella Correns (Fig. 114). Unbeweg] bis mehrschichtige, runde oder ovale, vielzellige, Fig. 114. Naegeliella flagellifera Correns. 1 Colonie auf Clado- phora, Borsten gefärbt (30/1). 2 Einzelne Zelle der Colonie mit Chromatophor und Öltröpfchen. 3 Schwärmspore. 4 einzellige, 5 dreizellige Colonie in Profilansicht (S00/1). (Nach Correns (1892).) iche Zellen eiförmig, einschichtige dem Substrat angedrückte Scheiben bildend. Jede Zelle scheidet eine Gallerlborste aus, die durch die- jenigen früherer Generationen hin- durchwächst. Durch Platzen letz- terer entstehen unregelmäßig pin- selförmige Gebilde. Zelle von 2 mehr oder weniger dicken Gallert- schichten eingehüllt. Bewegliche Zellen wahrscheinlich mit zwei etwas seitlich am Vorderende ent- springenden , etwa körperlangen Geißeln. Ohne Augenfleck. 1 ge- lapptes verbogenes Chromatophor. Pulsierende Vacuolen nicht beob- achtet. Fettes Öl. Kern central. Die Zellen werden durch Verquel- len der Gallerthüllen frei. Rasche, taumelnde Schwimmbewegung, Er- nährung nicht tierisch, Vermeh- rung durch 2-Teilung, wohl nur in unbeweglichem Zustand. Dauer- stadium ? 1 Art. Ar. flagellifera Correns (Fig. 414), auf Cladophora epiphytisch, im Süßwasser. 4. Hymenomonas Stein (Fig. 112,5). Länglich cylindrisch, am *) A. Scherffel beschreibt neuerdings (Wissensch. Meeresuntersuchungen. Neue Folge. IV. Bd. Abt. Helgoland. Heft 1. 1900) eine Ph. globosa mit kugeligen Colonien, deren Zellen zwei zweilappige Chromatophoren enthalten. Die beweglichen Zellen sollen neben den beiden Chrysomonadineae. (Senn. 161 breiten Vorderende häufig ausgerandet; etwas formveränderlich. Länge 14 — 40 \i, Breite 10 — 18 jjl, Geißeln etwa körperlang. Zelle von enganliegender, dicker, zart bräunlicher Hülle umgeben, welche zuweilen größere Körner enthält. Im Hinterende ein Leucosinballen. Zwei Chrysochromplalten, kein Augenfleck. 1 — 2 contractile Vacuolen im Vorderende. Kern? Einzelnlebend, frei schwimmend. Ernährung nicht tierisch. Vermehrung im geißellosen Zustand. Dauerstadium? I — 2 Arten, z. B. H. roseola Stein (Fig. 1 1 2 ß), im Süßwasser. 5. Stylochrysalis Stein (Fig. 1 18,-4). Kugelig bis oval, ca. 1 0 jx groß; auf langem, steifem Gallertstiel mit scheibenförmigem Fuß festsitzend. Geißeln etwa 2 X körper- lang. Periplast? Im Inneren 2 seitlich gelegene Chrysochromplatten, ohne Augenfleck. Fig. 115. A Stylochrysalis parasitica Stein auf Endorina festsitzend (650/1). — B Derepyxis ollula Stokes (1000(1). — Cl und 2 Derepyxis (Epipyxis) dispar Stokes mit quergeteiltem Gehäuse (1000/1). (A nach Stein (1S7S): B und C nach Stokes (1888).) 1 contractile Vacuole im Hinterende. Kern? Auf Eudorinacolonien sitzend. Ernährung wohl nie tierisch. Vermehrung durch Querteilung. Dauerstadium? •1 Art. S. parasitica Stein (Fig. \\ 5/1), im Süßwasser. Der starke, feste Stiel deutet darauf hin, dass die Individuen von einem eng anschließen- den Gehäuse umhüllt sind, das wohl von Stein übersehen wurde. In diesem Falle müssen auch die zwei gestielten Arten der Gattung Derepyxis Stokes hierher gerechnet werden. G. Derepyxis Stokes [Chrysopyxis Stokes) (Fig. I 15,ß und C). Im allgemeinen wie Stylochrysalis organisiert, aber ein deutliches, kurz oder gar nicht gestieltes, kugel- bis krugförmiges, festsitzendes Gehäuse ausgebildet, das dem Flagellatenkörper nicht eng an- liegt. Zuweilen wird es durch eine Querlamelle in 2 Teile geteilt [D. dispar). 2 con- tractile Vacuolen im Hinterende, Längsteilung. langen Geißeln noch eine dritte, kurze Nebengeißel besitzen. Letzlere Eigenschaft würde für diese Form die Gründung einer neuen Familie der Chrysomonadineae erfordern. Es ist aber zweifelhaft, ob Ph. Poucheti auch drei Geißeln besitzt. Je nachdem dies der Fall ist oder nicht, müsste sie auch in der neuen Familie untergebracht oder in der alten belassen werden. 162 Chrysomonadineae. (Senn. Etwa 6 Arten, im Süßwasser, z.B. D. ollula Stokes (Fig. MSB) und D. dispar Stokes (Fig. -H5C). Vergl. Stokes 18S8. Bei besserer Kenntnis dieser Formen müssen vielleicht einige oder alle mit Stylochrysalis Stein vereinigt werden. 7. Synura Eb.bg. (Yolvox p. p. 0. F. Müller, Uvella Ehbg. , Glenouvella Diesing, Rhodoessa Perty, Actinoglena Zach.) (Fig. \ 16,^4). Individuen ei- bis birnförmig, mit dem zugespitzten Hinterende zu kugeligen Colonien vereinigt. Individuen bis 35 u. lang, Geißeln etwas mehr als körperlang. Periplast weich, von einer besonderen, hautartigen, kurze Borsten oder Körnchen tragenden Hülle umgeben, die von der Zelle unter Um- Fig. 116. A Synura Uvella Ehbg. 1 ca. 20 zellige Colonie; Form mit vielen Augenflecken (diese sind vielleicht der Hülle aufsitzende, schwarze Körnchen) (650/1). 2 einzelne Zelle ohne Augenfleck (750/1). — B Chlorodesmus hispida Philipps an einem Ende befestigte, ausgestreckte Colonie. Vergr.? — C Syncrypta Yolvox Ehbg. (650/1). (1 1 und C nach Stein (1878); 12 nach Klebs (1892); B nach Philipps (1882).) ständen verlassen wird. Zuweilen (S. Klebsiana (Zach.) Lemm.) trägt jede Hülle zwei ca. 2 X körperlange , vorn geschlossene Kieselnadeln. Hinterende mit Leucosin erfüllt. 2 Chrysochromplatten. Kein [Uvella Klebs), ein (Klebsiana) oder viele (?) Augenflecke (Uvella Stein). 1 — 5 contractile Yacuolen im Hinterende. Kern central. Colonien frei rotierend. Ernährung holophytisch und saprophytisch. Vermehrung durch Längsteilung. Dauerstadium kugelig (nach Schmidle gestielt) mit äußerer unregelmäßiger (der frühe- ren Körperhülle) und innerer derber Cystenhaut. 2 sichere Arten im Plankton des Süßwassers: 5. Uvella Ehbg. (Fig. i\ßA) und S. [Actino- glena) Klebsiana (Zach.) Lemmermann -) 899. 8. Chlorodesmus Philipps. (Philippsiella Lemm.) (Fig. 116,5). Dreieckig, vorn zugespitzt, ausgerandet, hinten 2 X so breit als vorn, von der Seite gesehen oval, Chrysomonadineae. (Senn.) 163 mit den Hinterenden zu langen, kettenförmigen Colonien verbunden. Größe? Geißeln körperlang. In der Ausrandung des Vorderendes soll eine Mundölfnung vorhanden sein (?). Individuen von starrer, eng anliegender, kurz stachliger Hülle umschlossen. Zellen wohl durch eine conlractile Masse an ihren Hinterenden mit einander verbunden. 2 bandförmige Chrysochromplatlen ohne Augenflecke. Am Vorderende eine mit der Außenwelt durch einen Kanal verbundene dreieckige Zellblase. Conlractile Vacuole im Hinlerende. Kern? Ketlenförmige Colonien mit zwei Arten der Bewegung: l) rhyth- misches Auseinanderziehen und Zusammenstoßen der Individuen einer Colonie bis auf 75 der Länge einer gestreckten Colonie, wobei ein Ende derselben verankert ist; 2) rasches, unregelmäßiges, gegenseitiges Auf- und Zusammenklappen der einzelnen Individuen in der freischwimmenden Colonie. 4 Art. C. hispida Philipps (Fig. 116 ß), im Süßwasser. 9. Syncrypta Ehbg. (Sijnura p. p. Kirchner) (Fig. 1 16,(7). Individuen oval bis birn- förmig, mit den Hinterenden zu kugeligen Colonien vereinigt, welche von einer, größere Körner enthaltenden, gemeinsamen Gallerthülle umgeben sind. Länge der Individuen 10 ;x, Größe der Colonien bis 25 j-t. Geißeln etwas mehr als körperlang; sie ragen aus der Gallerte hervor. Individuen innerhalb der Gallerthülle wohl ohne besondere Hülle. 2 Chrysochromplatlen. 2 Augenflecke (von Kirchner wird ihr Vorhandensein bestrit- ten). 1 conlractile Vacuole vorn. Kern? Colonien frei rotierend. Ernährung nie tie- risch. Vermehrung? Dauercysten mit gallertartiger Hülle. 1 Art. S. Volvox Ehbg. (Fig. 1 1 6 C), im Süßwasser. in. Ochromonadaceae. Mit zwei ungleichlangen Geißeln versehene, ovale bis längliche Formen mit 1 bis 2 Chrysochromplatten. Bewegliche Zellen nackt oder von Schalen oder Gallerthüllen umschlossen, häufig Colonien bildend, die festsitzen oder frei schwimmen. Verwandtschaftliche Beziehungen. Die Ochromonadaceae zeigen am meisten Ver- wandtschaft mit den Monadaceae; es scheint sogar, dass die mit Augenfleck versehenen Formen jener Familie [Monas vivipara Ehbg. und Anthophysa Steinii Senn) farblos gewor- dene Chrysomonadineae sind. Einteilung der Familie. A. Nackt, nicht in Gehäusen lebend. a. Einzellebend 1. Oehromonas. b. Ringförmige Colonien bildend 2. Cyclonexis. B. In becher- oder röhrenförmigen Gehäusen lebend. a. Rand des Gehäuses einfach 3. Dinobryon. b. Rand des Gehäuses aus mehreren, kragenförmig ineinandergesteckten Stücken bestehend. 4. Hyalobryon. C. Im geißeltmgenden Zustand von Gallerte umhüllt, kugelige Colonien bildend 5. Uroglena. 1 . Oehromonas Wysotzki (Fig. 1 1 7). Oval, birnförmig bis länglich, deutlich amöboid. Länge 8 — 24 ja, Breite 5 — 15 .. Plasma bei Cr. erosa nach Dangeard zuweilen durch ein Pigment violett gefärbt. Zwei wandständige, schalenartige, Chlorophyll- oder spangrüne, gelbe oder braunvioletle Chro- Fig. 123. A Cryptomonas erosa Ehbg. 1 stark lichtbrechender Körper am Hiiiterende (1000/1). 2 Chroraatophoren (1000/1). 3 Dauerzellen mit Gallertausscheidung (300/1). 4 entleerte Dauercysten (300/1). — B Rhodomonas baltica Karsten. 1 nach lebendem Material, gelappter Chromatophor (1000/1). 2 Schmalseite (1000/1). 3 nach fixiertem Material (1000/1). — C Cr. (Chroomonas) Nordstedtii (Hansg.) Senn. 1 freischwimmendes Individuum (1000/1). 2 Tei- lungscyste(1000/l). (A Originale; B nach Karsten (1S(J8); C nach Hansgirg (1886). matophoren. Innerhalb derselben meist ovale bis sechseckige, plattenförmige Stärke- körner gelagert; außerdem noch im Hinterende und unterhalb der Schlundöffnung (außer- halb der Chromatophoren), je ein stark lichtbrechender eckiger Körper (Paramylon?), 2 contractile Vacuolen am Yorderende. Kern bläschenförmig in der hinteren Körperhälfte. Freie Schwimmbewegung', zuweilen mit dem Hinterende voran. Ernährung holopytisch und saprophytisch. Vermehrung durch Längsteilung in frei beweglichem (?) (Dangeard) oder in gallertumhülltem Zustand. Dauercyste oval bis rund mit derber Cellulosemem- bran. Häufig teilen sich die Zellen mehrere Male hintereinander, ohne beweglich zu werden, und bilden dann große Gallertmassen, die aus ineinander geschachtelten Lamellen bestehen. Zuweilen entstehen infolge von einseitiger Gallertausscheidung dicke, oft verzweigte Gallertstämme, an deren freien Enden die Zellen sitzen. 4 gut unterschiedene Arten im Süßwasser und marin; z. B. erosa Ehbg. (Fig. 123.4) und C. Nordstedtii (Hansg.) Senn (Fig. 123 C). 4. Rhodomonas Karsten (Fig. 123 5). Unterscheidet sich von voriger Gattung durch den Besitz eines einzigen, am Bande eingeschnittenen, florideenroten Chromalo- phors und einer Yacuole, die aber als bei einer marinen Form keine Contractionen zeigt. Stärke? Vermehrung? Dauerstadium? 1 Art. R. baltica Karsten (Fig. 123 B). Nach Bütschli 1883—1885 gehören die von Brandt (Mitteil. d. zool. Stat. Neapel, 1883, S. 242) beschriebenen gelben Schwärmer in die Nähe von Cryptomonas. Gestalt und Be- geißelung stimmt; das von Brandt angegebene Pyrenoid ist wahrscheinlich wie bei Chroo- monas Hansg., der auch bei Cryptomonas vorkommende stark lichtbrechende Körper (Paramylon?) 170 Chloromonadineae. (Senn.) Chloromonadineae von Cr. Senn. Mit 18 Einzelbildern in 2 Figuren. (Gedruckt im Juli 1900.) Wichtigste Litteratur. Bohlin,K., 1897. — Cienkowski. L., Palmellaceen und einige Flagellaten. (Arch. f. inikr. anat. Bd. VI, 1870). — Dangeard, P. A., Memoire sur les AJgues. (Le botaniste 1«re serie. Caen 1889). — Klebs, G., 1892. - — Lauterborn, R., Protozoen- studien IV. (Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. Bd. LXV. 1899). — Luther, Über Chloro- saccus. (Bibang til kongl. svenska vet. akad. Handlingar Bd. XXIV, Afd. III. No. 13. 1898). — Merescho wski , Protozoen des nördl. Russland. (Arch. f. mikr. anat. Bd. XVI. 1878 — 1879). — Stein, F., 1878. — Stokes, A., 1888. Merkmale. Zellen meist mit bestimmtem, aber sebr zartem Periplast; mehr oder weniger metabolisch, meist mit zahlreichen, ovalen bis rund scheibenförmigen Chloro- phyllkörnern; ohne Augenfleck. Stoffwechselprodukt fettes Öl. System von 2 — 3 con- tractilen Vacuolen am Vorderende. Ernährung holophytisch und saprophytisch, wohl nie tierisch (bei Thaumatomastix unsicher). Vermehrung durch Zweiteilung in Ruhe, zuweilen in dicken Gallerthüllen. Ruhezellen kugelig von einer dichteren Cystenhaut oder weiter Gallerthülle umgeben. Verwandtschaftliche Beziehungen. Die Chloromonadineae müssen von Monas- oder .Boc/o-ähnlichen Formen abgeleitet werden, die scheibenförmige Chlorophyllkörner, jedoch keinen Augenfleck gebildet haben. Wenn es wirklich eingeißelige Formen giebt, so müssten diese von Oi'comonas-artigen Formen hergeleitet werden. Die absonderliche, mit Borsten versehene und zuweilen Pseudopodien bildende, farblose Form Thaumato- mastix Laut erb. schließt sich in der Ausbildung von Periplast, Geißeln und contrac- tilen Vacuolen trotz dem Mangel an Chlorophyll eng an die Chloromonadineae an. Sie ist wohl von einer mit Chromatophoren ausgerüsteten Form dieser Flagellatengruppe ab- zuleiten und hätte die Fähigkeit der Pseudopodienbildung unter Verlust der Chromato- phoren secundär erworben. — Die Chloromonadineae haben nach Luther 1 8 9 8 zu einigen Grünalgen (speciell zu Chlorosaccus Luther und zu den Schwärmsporen von Conferva und Bolrydiopsis) nahe Beziehungen ; sie scheinen mir jedoch schon zu sehr differenziert, als dass sie direkt als Stammformen dieser Algen angesehen werden könnten. Einteilung der Unterordnung. Die Systematik dieser ziemlich gleichförmigen Gruppe ist noch unsicher. Gute Gattungen sind Vacuolaria Cienk., Chloramoeba Lagerh., Ehaphidomonas Stein und Thaumatomastix Lauterb. , während Coelomonas Stein wahr- scheinlich mit Vacuolaria und die unsichere Gattung Merotricha Mereschowsky mit Raphidomonas vereinigt werden müssen. A. 2 Geißeln. a. Geißeln ungleich, die eine mehr als körperlang, die andere sehr kurz 3. Chloramoeba. b. Geißeln fast gleich lang. a. nie Pseudopodien bildend, mit Chromatophoren. I. in der äußeren Plasmaschicht stark lichtbrechende, trichocystenartige Gebilde. 4. Rhaphidomonas. II. ohne solche Organe 1. Vacuolaria. 3. auf der Bauchseite Pseudopodien bildend, farblos 6. Thaumatomastix. B. t Geißel. a. am Vorderende mit Trichocysten 5. Merotricha. b. ohne solche Organe 2. Coelomonas. I. Vacuolaria Cienk. [Trcntonia Stokes, ? Coelomonas Stein, Anisonema viridis Dangeard) Fig. 124,4 u. B). Eiförmig bis rundlich oder birnförmig, metabolisch. Länge Chloromonadineae. (Senn. 171 56 — 138 \x. Am Vorderende entspringen in einer becherförmigen Vertiefung zwei fast körperlange Geißeln, wovon die eine bei der Bewegung gerade ausgestreckt wird, die andere dem Körper anliegend hin und her pendelt. Periplast zart, homogen, leicht zerfließend, einer Plasmaalveolarschicht anliegend; die Zelle scheidet auf äußere Reize hin leicht zarte Gallerte aus. Inhalt durch ovale bis rund scheibenförmige Chlorophyllkörner hellgrün gefärbt. Dazwischen kleine Öltröpfchen. Vacuolensystem vorn, aus \ — 2 pulsierenden Vacuolen bestehend. Aus zahlreichen Bläschen wird eine Vacuole gebildet; dieselbe verschmilzt mit 1 — 2 anderen und wird dann durch den vom inneren Druck vorgewölbten Periplast hindurch nach außen, immer an derselben Stelle, entleert, wobei die Plasmahaut einsinkt. In der vorderen Körperhälfte der große, feinkörnige Kern, nach Fig. 121. A Xacuolaria virtscens Cienk. 1 freischwimmendes Individuum (750/1). 2 — 4 Vorderende mit der Vacuolen- thitigkeit. — B Vac. (Trentonia) flagellata (Stokes) Seun (400/1). — C CMoramotba heteromorpha Bohl. 1 und 2 Indi- viduen mit Chlorophyllkörnern, in 2 der centrale Kern sichtbar. 3 farbloses Individuum. 4 Ruhezelle (Vergr.?) — D Rhaphidomonas seinen (Ehbg.) Stein. 1 Dorsalseite (650/1). 2 seitlich gesehen (650/1). — E Merotricha bacillata Meresch. (Vergr.?) (A Original; B nach Stokes (1S8S); C nach Bohlin (1897); D nach Stein (1878); E nach Meresch. (1879).) Klebs (l 892) mit 1 größeren und 1 kleineren Binnenkörper. Vordere Zellhälfte schwächer gefärbt, wohl wegen des Vorhandenseins einer Art von Zellsaftraum. Ruhig rotierende Schwimmbewegung. Ernährung wohl nie tierisch. Vermehrung durch Zweiteilung (Längs oder Quer?] innerhalb dicker Gallerthüllen. Dauerstadium kugelig, in dicken Gallerlhüllen. Ca. 3 Arten im Süßwasser; bestbekannte Art: V. virescens Cienk. (Fig. 1 24 ^1) ; V. flagellata [Trenlonia Stokes 1888) Senn (Fig. 4 24ß) ist der Körperform nach eher Rhaphidomonas semen Stein ähnlich, hat aber keine Trichocysten. 2. Coelomonas Stein. Zweifelhafte Gattung. Wie Vacuolaria, aber nur mit einer Geißel; auf der sogen. Bauchseite zieht sich vom Vorderende eine peristomartige Längs- falte nach hinten. Stein hat wohl die zweite, dem Körper anliegende Geißel übersehen, wie er letztere bei Rhaphidomonas auch nur in zwei Abbildungen wiedergiebt; die Gattung Coelomonas Stein ist also wahrscheinlich ganz aufzugeben. 3. Chloramoeba Lagerh. (Fig. 12 4 C). Kugelig bis breit elliptisch, auch während der Fortbewegung amöboid. Grüße? 2 Geißeln am Vorderende ; die eine l1/^ — 2mal 172 Chloromonadineae. (Senn.) körperlang, die andere sehr kurz. Periplast zart. Zellen oft ganz mit ÖltrÖpfchen er- füllt. 2 — 6 rund scheibenförmige, gelbgrüne Chromatophoren. An der Geißelbasis eine contractile, daneben eine nicht contractile Yacuole. Kern bläschenförmig central. Frei schwimmende Bewegung. In organischen Nährlösungen im Dunkeln kultiviert, wird sie farblos. Teilung wohl nicht in Gallerthüllen. Ruhezellen oval mit festerem Periplast. \ Art. C. heteromorpha Bohlin (Fig. 124 C), im Süßwasser. 4. Rhaphidomonas Stein. (Monas semen Ehbg., Gonyostomum Diesing) (Fig. 124-D). Eiförmig, walzenförmig oder rund, dann stark zusammengedrückt, am Yorderende etwas ausgerandet. Wenig metabolisch. Größe ca. 40 ;x. — 2 fast körperlange, am Vorderende entspringende Geißeln, wovon die eine bei der Bewegung nachgeschleppt wird. Wohl nur eine contractile Yacuole mit Ausfuhrkanal; von Stein wird ein halbmondförmiges Reservoir quer im Yorderende angegeben. Inhalt wie bei Vacuolaria, aber im Periplast zahlreiche, stark lichtbrechende Stäbchen eingestreut, welche bei Reizung längere oder kürzere, rasch verquellende Fäden ausscheiden, somit als Trichocysten aufgefasst werden müssen. (Vergl. Iwanoff, Bullet, des Natur, de Moscou 1899 No. 4.) 2 Arten. R. semen Stein (Fig. 4 24D), R. [Vacuolaria] depressa Lauterb. im Süßwasser. Merotricha bacillata Meresch. zu wenig charakterisiert, gehört wahrscheinlich auch hierher. 5. Merotricha Meresch. (Fig. 1 24 £"). Zweifelhafte Gattung. Oval, mit seitlicher Grube, worin eine etwa \lj2 X körperlange Geißel entspringt. Am Vorderende zahl- reiche Stäbchen im Periplasten, die nach vorn gerichtet sind, ähnlich den Trichocysten. Contractile Yacuole vorn, Zelle grün, mit langen Paramylonkörnern (?). Größe ? 1 Art. M. bacillata (Fig. 124£>, im Süßwasser. Thaumatomastix Lauterb. (Fig. 125). Oval, dorsi ventral stark zusammengedrückt. Länge 20 — 35 ii, Breite 16 — 28 /.t. Zwei Geißeln, wovon die eine, etwa körperlange, l/^Oe * ' \ ) £ ■ i ■ «/ v i w ■ * ■ Fig. 125. Thaumatomastix setifera Lauterb. 1 Ventralseite mit Rinne für die Schleppgeißel (1200/1)- 2 Dorsal- seite. Von der Ventralseite strahlen Pseudopodien ans (1200/1). 3—0 Vacuolenthätigkeit. ( Nach Lauterborn (1S99).) Euglenineae. (Senn.) 173 nach vorn, die andere, 1 l/2 X körperlange in einer Rinne als Schleppgeißel nach hinten gestreckt wird. Mundöflhung fehlt wohl. Periplast zart, darvinter deutliche Alveolar- schicht ausgebildet; zahlreiche, kurze, radiär gestellte Borsten tragend. Das Vacuolen- system besteht aus einer Blase, die durch einen Porus nach außen mündet, in welche sich wechselweise die beiden seitlichen Vacuolen entleeren. Kern kugelig mit Binnen- körper und fein wabiger Kernsaftzone, etwas vor der Körpermitte gelegen. Langsam kriechende Bewegung, zuweilen durch ruhiges Liegen unterbrochen, wobei von der Ven- tralseite rasch zarte Pseudopodien ausgesandt und ebenso rasch wieder eingezogen werden. Feste Nahrung wohl auf diese Weise aufgenommen. Vermehrung? Dauer- zustand ? 1 Art. Th. setifera Lauterb. (Fig. 125), im Süßwasser. Euglenineae von GL Seiiu. Mit 44 Einzelbildern in 11 Figuren. (Gedruckt im Juli 1900.) Wichtigste Litteratur. Bütschli, 0., 1S7S und 1883—1885. — Carter, H. J., Notes on the freshwater infusoria of the island of Bombay. (Ann. mag. nat. bist. Ser. 2. Bd. XVII. 1856). — Clark, J., 1868. — Dangeard, P. A., 1889. — Dujardin, 1841. — Ehren- berg, Chr. G., Zur Kenntnis d. Organisation in der Richtung des kleinsten Raumes. (2. und 3. Beitrag. Berliner Akad. 1832 und 1834). — Derselbe, 1S38. — Entz, G., 1883. — Fisch, F., 1885. — Fischer, A., 1894. — France, R., 1893. — Fresenius, G., 185S. — Fromentel, E., 1874. — Gottlieb, J. , 1851. — Hübner, Euglenaceenflora v. Stral- sund. (Schulprogramm. Stralsund 1886). — Keuten, J., 1895. — Kha wki ne, W., Rech, biol. sur l'Astasia ocellata et Eugl. vir. (Ann. Sciences nat. Zool. 6. Serie. T. XIX. 1S85 und 7. Serie. T. I. 1886). — Kl ebs, G., 1883 und 1892. — Merescho wski, Studien über Protoz. d. nördl. Russl. (Arch. f. mikr. Anat. Rd. XVI. 1878—1879). — Möbius, K., Bruchslücke e. Infus. Fauna d. Kieler Bucht. (Arch. f. Naturgesch. v. Wiegmann. 54. Jahrg. Bd. I. 1888). — Nitzscb, C. L., Beiträge zur Infusorienkunde. (Neue Schriften d. naturf. Ges. Halle. Bd. III. 1817). — Penard, E., 1890. — Per ty, M., 1852. — Schewiakow, 1893. — Schmarda, K., Kl. Beitrage zur Naturgesch. d. Infus. Wien 1846. — Schmitz, 18S2 und 1884. — Seligo, 1887. — Stein, Fr., 187S. — Stokes, A., 1888. Merkmale. \ — 2 geißelige Formen mit hoch entwickeltem Vacuolensystem ; tief in den Körper eingesenkte Hauptvacuole und pulsierende Nebenvacuolen. Periplast fast immer als feste, häufig gestreifte Plasmamembran ausgebildet; Körper metabolisch, aber nie amöboid. Oft mit grünen Chromatophoren. Als Stofl'wechselprodukte treten Par- amylon und fettes Öl auf. Organisation. Starr oder metabolisch. Am Vorderende eine oder zwei Geißeln von gleicher oder verschiedenartiger Ausbildung. Für einige [Euglena und Trachelomonas) wurde eine federartige Structur der Geißeln nachgewiesen. Sie sitzen in einer Einsen- kung, die bei den tierisch sich ernährenden Arten (den Peranemaceac) mit einer distinkten Mundötfnung in Verbindung steht, in welcher zuweilen ein Staboryan angebracht ist. Vacuolensystem ausnahmslos am Vorderende, aus Haupt- und einer bis mehreren Neben- vacuolen bestehend, die bei ihren Pulsationen ihren Inhalt in die Hauptvacuole entleeren. Kern meist groß, wohl immer aus centralem Binnenkörper (Nucleolo-Centrosoma nach Keuten) und radial verlaufenden, dichten Chromalinfäden bestehend. Bewegung frei Natürl. Pflanzenfaul. I. la. \ % 174 Euglenineae. (Senn.) schwimmend oder bei den tierisch sich ernährenden häufig kriechend. Ernährung holo- phytisch, saprophyüsch oder tierisch. Einzeln lebend, manchmal in besonderen Ge- häusen. Teilung in beweglichem oder ruhendem Zustande. Cystenbildung bei einem Teil der Formen bekannt. Verwandtschaftliche Beziehungen. Die Euglenineae bilden die am weitesten diffe- renzierte Gruppe der Flagellalen. Durch das complicierte Vacuolensystem, den beson- ders ausgebildeten Kern, die meist feste Plasmamembran und durch die Bildung von Paramylon unterscheiden sie sich von allen anderen Flagellaten. Jedoch schließen sich einige Formen [Scytomonas und Petalomonas) durch die Zartheit des Körpers, wahr- scheinlich auch durch den bläschenförmigen Kern und das noch nicht so stark ausge- prägte Vacuolensystem, Scytomonas auch durch die Art der Aufnahme fester Nahrung, an die Protomastigineae , besonders an die Oicomonadaceae an. Jedoch sind dies keine eigentlichen Übergangsformen. Man leitet die ganze Gruppe wohl besser von grünen und farblosen Chloromonadineae ab, die ihr einfacheres Vacuolensystem noch mehr differen- ziert und ihren Periplasten zur Plasmamembran verstärkt hätten. Mit den Cryptomona- dineae scheint keine nähere Verwandtschaft zu existieren. Mit einzelligen tierischen und pflanzlichen Organismen haben die Euglenineae wenig Beziehungen. Sie müssen wegen ihrer starken Differenzierung als ein Gipfelpunkt in der Entwickelung der Flagel- laten aufgefasst werden. Die systematische Verschmelzung der grünen Euglenaceae mit den Protococcoideen, wie sie von Dangeard 1889 und Lemmermann 1899 vorgeschlagen wird, ist nur unter Missachtung aller systematisch wichtigen Organisationsverhältnisse möglich. Die Ausbildung von Chloro- phyllkörpern ist das einzige Analogon, und diese Chromatophoren haben sich noch so wenig zu einem constanten Organ entwickelt, dass es möglich ist, einige Arten besonders E. gradlis je nach Belieben farblos oder grün zu züchten. Die Wurzeln der Grünalgen sind viel eher bei den noch allgemeineren Formen der Chloromonadineae , vielleicht auch bei Chrysomona- dineae zu suchen. Einteilung der Unterordnung. Die Classification kann nicht auf Zahl und Größe der Geißeln gegründet werden, da diese Organe in ihrer Ausbildung zu verschieden sind. Klebs (1892) teilt die Euglenineae in 3 Familien, die Eugleniden mit holophytischer, die Astasiiden mit saprophytischer und die Peranemiden mit tierischer Ernährung. Trotz- dem dies eine physiologische Einteilung ist, entspricht sie fast durchweg den morpho- logischen Verhältnissen. Die Euglenaceae und Astasiaceae enthalten radiär gebaule Formen, die trotz einer Neigung zu Bilateralität eine rotierende Bewegung zeigen und sich saprophyüsch , einige [Euglenaceae) holophytisch ernähren. Die Peranemaceae er- nähren sich nie holophytisch, sondern hauptsächlich tierisch (wenn auch die saprophy- tische Ernährung wohl nie ausgeschlossen ist). Für diese Art der Ernährung sind sie stark differenziert: Bewegung meist kriechend, Körper immer bilateral, Mundöffnung oft mit Staborgan. Als Stoffwechselprodukt tritt Paramylon auf. Außerdem enthält Sphenomohas einen gallertartigen Ballen unbekannter Natur. A. Radiär gebaut mit frei rotierender Schwimmbewegung; Ernährung nie tierisch. a. mit grünen Chromatophoren und rotem Augenfleck I. Euglenaceae. b. Völlig farblose Formen, Saprophyten II. Astasiaceae. B. Bilateral gebaut, Ernährung tierisch, meist mit kriechender Bewegung (Ausnahme Eu- glenopsis und Heteronema acus) III. Peranemaceae. i. Euglenaceae. Badiär gebaut, trotz einer Neigung zu Bilateralität mit rotierender Bewegung. Am schief abgestutzten Vorderende ein ziemlich weiter Membrantrichter, dessen verengerter Kanal zur Hauptvacuole führt; in ihm entspringen \ — 2 Geißeln. Die meisten Arten mit rotem Augenfleck und Chlorophyllkörpern. Ernährung holophytisch und saprophytisch. Stoffwechselprodukle: Paramylon und Fett. Teilung im geißellosen Zustand. Euglenineae. (Senn. 175 Einteilung der Familie. A. 2 Geißeln 6. Eutreptia. is. I Geißel. a. Körper seitlich zusammengedrückt, auf den Breitseiten mit je einer schalenartigen Membranverdickung; 2 plattentörmige Chromatophoren 7. Cryptoglena. b. Körper mit allseitig gleichmäßig ausgebildeter Plasmamembran. a. Gewöhnlich frei schwimmend. I. Körper von tonnenartigem, meist braunem Gehäuse umgeben 3. Trachelomonas. II. Körper nur von einer Plasmamembran umgeben. 1. metabolisch, fast völlig drehrund oder wenigstens nicht zweiseitig zusammen- gedrückt 1. Euglena. 2. starr, Körper plattgedrückt, seltener drehrund (Ph. ovum) .... 2. Phacus. fi. Gewöhnlich sessil. - I. Mit dem den Augenfleck enthaltenden Vorderende auf einem mehr oder weniger langen Gallertstiel sitzend 5. Colacium. II. Mit dem Hinlerende im Grunde eines vasenartigen, festsitzenden Gehäuses sitzend. 4. Ascoglena. I. Euglena Ehbg. (Cercaria p. p. 0. F. Müller, Vibrio p. p. 0. F. Müller, Enchelys und Closterium (actis) Nitzsch, Lacrimatoria Bory, Amblyophis Ehbg. , Phacus p.p. Duj., Crumenula Duj., Microglena Schmarda) (Fig. 126.4, Fig. 64Z>, Fig. 65ß, Fig. 66, Fig. 67 B, Fig. 12*i. A Euglena viridis Ehbg. — B Phacus pleuronectes Nitzsch, mit ringförmigen Paramylonkörnern. — C Tra- chelomonas hispida Stein. — D Colacium vesiculostim Ehbg. 1 festsitzend. 2 freischwimmend. — E Ascoglena vaginicola Stein. (E nach Stein (187S); die übrigen Originale. Vergr. 1000/1.) Fig. 68). Langgestreckt spindelförmig, cylindrisch oder bandförmig, mehr oder weniger metabolisch. Länge 20 — 390 11. Die Geißel entspringt im Membrantrichter. Starke, derbe Plasmamembran, meist spiralig gestreift. Gewöhnlich mit Scheiben-, band- oder sternförmigen, chlorophyllgrünen Chromatophoren, die unter Umständen zu Leucoplasten reduziert werden. Chromatophoren zuweilen mit schalenförmigen Paramylonkernen. I bis mehrere pulsierende Nebenvacuolen entleeren sich in die Hauptvacuole, die in den Membrantrichter mündet. Kern central oder hinten gelegen. Bewegung frei rotierend. Ernährung holophytisch und saprophylisch. Längsteilung in nacktem Zustand oder nach Ausscheidung einer Haut- oder Schleimhülle (Teilungscysten). Von mehreren Arten Dauercyslen mit mehrschichtiger Gallerlhülle bekannt. Etwa 18 mehr oder weniger gut unterscheidbare Arten, im Süßwasser und marin. Vergl. Klebs (1883) und Hübner (1886]. 12* 176 Euglenineae. (Senn.) Je nach der Ausbildung der Cliromatophoren können zwei große Gruppen unterschieden werden: band- oder sternförmig sind sie bei viridis Ehbg., sanguinea Ehbg., (durch Bildung von Lipochrom oft rot gefärbt und durch massenhafte Entwicklung die Teiche rot färbend) elongala Schew., pisciformis Klebs, olivacea Klebs, geniculala (Duj.) Schmitz etc., rund oder oval scheibenförmig bei E. spirogyra Ehbg., acus Ehbg., gracilis Klebs, Ehrenbergii Klebs, Iripteris (Duj.) Klebs etc. 2. Phacus Nitzsch. (Lepocinclis Perty, Chloropeltis Stein, Cyclamura Stokes) (Fig. 12 6 5). Wie Euglena gebaut, aber Körper meist plattgedrückt, seltener cylindriscb \ovum). Melabolie fehlt oder nur in sehr geringem Maße vorhanden. Chromalophoren stets rund scheibenförmig. Paramylonkörner meist Scheiben- oder ringförmig. Ca. -10 Arten im Süßwasser; die gewöhnlichste Art Ph. pleuronectes (Fig. 126 ß. die größte Form longicauda Ehbg. Vgl. Klebs 1883, Hüb n er 1886. 3. Trachelomonas Ehbg. (Lagenella p.p., Chactoglena p.p. Chaetophlya Ehb., Lagenella Schmarda, Cryptomonas Duj. p.p., Chonemonas und Trypemonas Perty, Crypto- glena Clap. und Lachm.) (Fig. 126 C). Zellen mit einer spröden, gelb bis braun gefärbten Panzerhülle frei schwimmend. Sie ist bis auf eine vorn befindliche Öffnung zum Durchtritt der Geißel geschlossen, glatt bis grob stachelig, oft mit kragenförmigem Ring an der Öffnung. Nach der Teilung verlässt ein nacktes Tochterindividuum die Mutterhülle. Ausscheidung einer farblosen, weichen Haut, die später erstarrt und durch Eiseneinlage- rung dunkel gefärbt wird. Zelle wie bei Euglena gebaut. Melabolie innerhalb der Pan- zerhülle sehr lebhaft. Geißel 3 — 4mal körperlang. Membran sehr zart, quellbar, Cliro- matophoren scheibenförmig, meist mit kleinem Doppelpyrenoid. Ca. 6 Arten im Süßwasser; die gewöhnlichsten sind Tr. hispida (Fig. 126C) und volvocina, mit kugeligem, glaltem Ge- häuse. Vgl. Klebs I883 und Hübner 1886. 4. Ascoglena Stein (Fig. 1 26 E). Zellen mit dem Hinter- ende in einer festsitzenden, vorn geöffneten, braunen Hülle befestigt , die ei-, spindel- oder flaschenförmig und mit Aus- nahme des vorderen weichen Randes starr, feinkörnig, durch Eiseneinlagerung braun gefärbt ist. Nach der Teilung ver- lässt ein nacktes Tochterindividuum die Hülle, setzt sich mit dem Hinterende fest und scheidet eine zuerst noch weiche, schleimige Hülle aus. Zelle wie bei Euglena gebaut, inner- halb der Hülle metabolisch; Geißel körperlang; Chromato- phoren scheibenförmig mit Paramylonkernen. 1 Art, A. vaginicola Stein (Fig. 126 E), im Süßwasser. 5. Colacium Stein (Fig. 126 D). Zellen gewöhnlich von einer deutlichen Gallerthülle umschlossen und mit dem ^bei C. calvum mit einer längsstreifigen, farblosen Schicht hauben- artig bedeckten) Vorderende auf längeren oder kürzeren Gallertslielen, die oft braun gefärbt sind, an Tieren (Krebsen) oder toten Gegenständen festsitzend. Sonst wie Euglena ge- baut. Zur Zeit der freien Bewegung mit körperlanger Geißel. Cliromatophoren scheibenförmig mit oder ohne Paramylon- kerne. Längsteilung in Ruhe an den Stielen. \ — 3 Arten, z. B. C. vesiculosum Stein (Fig. 126 D , im Süß- wasser. Vgl. Stein 1878. 6. Eutreptia Perty (Fig. 127/1, Fig. 63). Während der Bewegung spindelförmig, nach hinten verschmälert. Meta- bolie stark. Das Hinterende zieht sich dabei lang aus und schwillt zu einem Knötchen an. Dasselbe wälzt sich als Wellenberg nach vorn, aber bevor dieser vorn ankommt, ent- steht hinten eine neue Anschwellung; dann quillt der ganze Zellinhalt hinein. Länge ca. 60 [x. Breite 1 3 \x. 2 gleiche, etwa körperlange Geißeln, im Membrantrichter ent- springend. Membran zart ge-treift. Chromalophoren scheibenförmig ohne Pyrenoide. Fig. 127. A F.iitreptia riridis'Perty (1000/1). — B Cryptoylena pigra Ebbg. 1 Breitseite, 2 Schmal- seite, mit den Membranschalen im Profil (101)0/1). (Ä nach Klebs (l$S3i; B 1 nach Stein HSTs); B 2 nach Klebs (1892). Euglenineae. (Senn.) 177 Vacuolensystem wie bei Euglena, mit Augenfleck neben der Hauptvacuole. Kern central oder etwas nach vorn gelegen. Frei rotierende Bewegung, meist unter lebhafter Meta- bolie. Vermehrung durch Teilung in Cysten. Dauerstadium mit derber Membran (Entz.). 1 Art. E. viridis Perty (Fig. 127J), im Süß- und Salzwasser (Entz.). 7. Cryptoglena Ebb. [Chloromonas Kent.) (Fig. 127 B). Oval, etwas zusammen- gedrückt, hinten zugespitzt; Bauchseite mit Längsfurche. Starr. II — 15 [i lang, 6 — 7 u breit. 1 körperlange Geißel. Der Plasmamembran liegen auf den beiden Breit- seiten zwei ovale, sanft gebogene, dünne, aber feste Schalen dicht an. 2 längs verlau- fende Chlorophyllbänder; das eine trägt den Augenfleck. Vacuole mit Ausfuhrkanal. Vorhandensein von Nebenvacuolen unsicher. Kern hinten. Bewegung frei rotierend. Teilung? Buhezustand? 1 Art. C. pigra Ehbg. (Fig. 127 B), im Süßwasser, n. Astasiaceae. Badiär gebaut; trotz einer Neigung zu Bilateralität Bewegung meist rotierend (aus- genommen Sphenomonas). Am Vorderende ein meist ziemlich enger, terminal gelegener Membrantrichter, der zur Hauptvacuole führt; in ihm entspringt entweder eine einzige ziemlich lange oder neben einer langen noch eine ganz kurze, stummelartige, meist rück- wärlsgebogene Geißel. Farblos. Ernährung saprophytisch. Bildung von Paramylon. Teilung im geißeltragenden Zustand. Einteilung der Familie. A. 1 Geißel. a. stark metabolisch, lang spindelförmig, Plasmamembran spiralig gestreift 1. Astasia. b. starr, etwas gekrümmt, Plasmamembran schwach längsstreifig ... 3. Menoidium. B. 2 Geißeln, wovon die eine sehr kurz ist. a. stark metabolisch, mit frei rotierender Schwimmbewegung 2. Distigtna. b. starr, mit kriechender Bewegung . . . ." 4. Sphenomonas. 1. Astasia Duj. (Astasiodes Bütschli. Astasiopsis Bütschli, Euglena curvata Klebs 1883) Fig. 128 .4). Während der Bewegung spindelförmig; sehr metabolisch. Länge Fig. 1'2S. A Astasia margaritifera Schmarda, ausgestreckt (1000/1). — B Distigma pioteus Ehbg., ausgestreckt (1000/1). — O Menoidium pellucidum Perty (1000/1). — D Sphenomonas teres (Stein) Klebs, mit dem großen Gallert- körper (1000/1). (Originale.) 35 — 65 it , Breile 5 — 20 ,«. Eine bis körperlange Geißel. Plasmamembran mehr oder weniger stark spiralig gestreift oder glatt. Plasma oft mit vielen Paramylonkörnern. 1 78 Euglenineae. (Senn.) Nebenvacuolen wohl contractu. Kern hinten oder central. Frei rotierend, zuweilen mit metabolischen KrümmungsbewTegungen kriechend. Dauerstadiuni? 4 Arten, z. B. A. margaritifera Schmarda (Fig. 4 28/4), im Süßwasser und marin. Vgl. Klebs 4892. 2. Distigma Ehbg. (Astasia p.p. (proteus) Stein und Bülschli) (Fig. 128.B). Lang spindelförmig, nach Art der Eutreptia auch während des Schwimmens sehr metabo- lisch (Fig. 53), 46 — 4 10 ;x lang. Eine lange, nach vorn gestreckte und eine ganz kurze, zurückgebogene Geißel. Plasmamembran zart spiralstreifig. Im Plasma meist viele kurz stabförmige Paramylonkörner. Hinter der Geißelbasis bisweilen 2 schwärzliche, stigma- artige Körper (ParamylonPj. Zahlreiche pulsierende Nebenvacuolen. Kern central. Be- wegung freischwimmend oder metabolisch kriechend. Dauerstadium? 4 Art. D. proteus Ehbg. (Fig. 128ß), im Süßwasser. 3. Menoidium Perty [Iihabdomonas Fresen., Astasia proteus p.p. Stein, Atractonema Stokes) (Fig. 4 28 C). Langgestreckt, meist etwas gekrümmt; Vorderende trichlerartig er- weitert. Starr. Länge 4 6 — 40 ;x, Breite 7 — 10 u.. 4 etwa körperlange Geißel; Plasma- membran zart längsstreifig. Zellen häufig mit rechteckigen Paramylonkornern erfüllt. Mehrere pulsierende Nebenvacuolen. Kern central oder hinten gelegen. Bewegung frei schwimmend, rotierend. Art der Teilung und Dauerzustand? 3 Arten, z. B. M. pellucidum Perty (Fig. 4 28C), im Süßwasser. 4. Sphenomonas Stein (Atractonema Stein, Clostenema Stokes) (Fig. 4 28 D;. Spin- delförmig, starr mit 4 — 4 Längskielen. Länge ca. 20 u., Breite 8 ;x. Große Geißel etwa körperlang. Kleinere Geißel sehr kurz, ca. 2 jx lang, rückwärts gerichtet. Beide ent- springen neben einander in dem etwas ausgerandeten Vorderende. Membran stark, zart längsstreifig. Plasma körnig. Oft mehr als die Hälfte des Körperinhaltes von einem schwach lichtbrechenden, gallertartigen Körper erfüllt, der in Alkohol unlöslich ist, in Wasser etc. verquillt. Unsicher, ob die Hauptvacuole selbst pulsiert, oder ob eine pul- sierende Nebenvacuole sich hinein entleert. Kern vorn. Gleitende Bewegung in der Bichtung der Vordergeißel. Körperachse dabei schief aufwärts gerichtet (wie bei Hetero- nema). Ernährung wohl nur saprophylisch. Dauerstadium nicht bekannt. 3 Arten, z. B. S. teres Stein (Fig. 128/)), im Süßwasser. in. Peranemaceae. ■ Bilateral, Bewegung meist kriechend, bisweilen durch schlagende Drehungen an Ort und Stelle unterbrochen; rotierendes Schwimmen selten (Heteronema acus und Euglenopsis). Vorn eine runde oder spaltenförmige Mundöffnung, in welche wohl meistens auch der Kanal der Hauptvacuole mündet, und welche gewöhnlich auf der Seite gelegen ist, auf der die Organismen kriechen: Bauchseite (Ausnahmen: Entosi]>hon und Urceolus mit ter- minaler MundÖffnung1. Ernährung saprophylisch und tierisch, durch Aufnahme fester Stoffe. Bildung von Fett und Paramylon. Organisation. Allein unter allen bisher bekannt gewordenen Flagellaten treten bei einigen Peranemaceen eigentümliche Organe auf, die mit der Nahrungsaufnahme in Be- ziehung stehen. Es sind plasmatische, scharf umgrenzte, gerade, slab- oder röhrenförmige, starre Gebilde, die ihre Gestalt auch bei der lebhaftesten Metabolie des Körpers nicht verändern. Bei Entosiphon ist dieses Gebilde als vorn und hinten offene, fast die ganze Zelle durchsetzende Bohre ausgebildet (Fig. 1 3o). Soll Nahrung aufgenommen werden, so streckt der Organismus die Bohre vor, z. B. an Bakterienhaufen u. a., und nun strömen kleine Körnchen in die Rohre hinein. Sie dient somit wohl als Saugapparat. Einen etwras anderen Bau zeigt das Staborgan von Peranema, Urceolus und wahrscheinlich auch das von Dinema und Heteronema. Hier scheint dasselbe aus 2 Stäben zu bestehen, die an ihrem Vorderende durch ein hufeisenförmig gekrümmies, oft lötTelförmig umgebogenes, verbreitertes Stück verbunden sind. Dieses Organ erreicht die Körperoberfläche nie, son- dern wird nur bis zu einer bogenförmig um das Vorderende des Stabes sich hinziehenden Euglenineae. (Senn.) 179 Linie vorgestreckt, die meist etwas hinler der Mundstelle liegt. Wahrscheinlich ist diese Bogenlinie die vordere Begrenzung eines Raumes, der mit der Mundstelle kommuniziert (Fig. 130 B 3) und in dem das vordere verbreiterte Ende des Staborganes bei seinen Be- wegungen in der Art des Kolbens einer Pumpe hin und her gleitet und eine Saugwirkung hervorruft; dadurch werden die mit dem Mund erfasslen Nahrungsbestandteile ins Innere gezogen. Bei Urceolus steht das sehr stark entwickelte Organ noch mit einem starren, bogenförmigen Stab in Verbindung, welcher vom Vorderende des Mundorganes nach dem Grunde des weiten Mundlrichters führt. Es scheint, als falle diesem die Aufgabe zu, bei der Bewegung des Staborganes als Hebel zu wirken. — Wenn eine Peranemacee auf festem Substrate kriecht, so liegt die Mundstelle und, wenn eine Schleppgeißel vor- handen ist, auch diese dem Substrate an. Diese Unterseite des Körpers bezeichnen wir als die Bauchseite, der gegenüber nach oben die Rückenseite liegt. Von dieser aus gesehen wird auch rechts und links am Flagellatenkörper unterschieden. Einteilung der Familie. Man definiert die Unterfamilien am besten nach der Be- schaffenheit, Zahl und Anordnung der Geißeln, während die Starrheit oder Metabolie wegen der allmählichen Übergänge erst in zweiter Linie berücksichtigt werden kann. Die Ausbildung eines Staborganes kann bei einer solchen Gruppierung nicht in Betracht kommen, da dieses Gebilde durch sein sporadisches Auftreten bei ganz verschieden gearteten Formen den Eindruck eines erworbenen, secundären Merkmales macht, das zur Aufstellung von Gattungen, nicht aber zur Bildung von Unlerfamilien berechtigt. Wenn wir nach der Begeißelung einteilen, so erhalten wir dieselbe Einteilung, die Klebs 1892 vorgeschlagen hat, außer dass Tropidoscyphus zu den Hcteronemeae gestellt werden muss. Ferner trenne ich Euglenopsis als besondere Unterfamilie von den Perane- meae ab, da aus der Art der Bewegung auf eine gewöhnliche, von vorn bis hinten gleich dicke Euglenen- Geißel geschlossen werden kann, während Peranema und Urceolus eine am Grunde dicke, nach vorn sich allmählich verjüngende und nur an der Spitze bewegte Geißel besitzen. Ebenso stellt Dinema mit seiner speziell differenzierten Schleppgeißel und der Ausbildung eines Ecloplasmas einen besonderen, den am weitesten differen- zierten Typus der Peranemaceae dar. A. 1 Geißel. a. im Vorderende ein deutlich ausgebildetes Staborgan 2. Peranemeae. a. Körper stark metabolisch, ausgestreckt spindelförmig, vorn und hinten zugespitzt. 2. Peranema. ß. Körper schwach metabolisch, flaschenförmig, vorn halsartig eingeschnürt 3. Urceolus. b. ohne Staborgan. a. frei rotierende Schwimmbewegung, schwach metabolisch. ... 1. Euglenopseae. einzige Gattung 1. Euglenopsis. ß. langsam kriechende Bewegung, siarr 3. Petalomonadeae. I. Vorderende mehr oder weniger zugespitzt, Vacuolensystem am rechten Körperrande. 4. Petalomonas. II. Vorderende abgestutzt; contractile Vacuole in der Mitte der vorderen Körperhälfte. 5. Scytomonas. B. 2 Geißeln. a. Die nach hinten getragene Geißel bedeutend kürzer als die nach vorn gestreckte. 4. Heteronemeae. a. Körper dorsiventral stark zusammengedrückt, nicht metabolisch 8. Notosolenus. ß. Körper drehrund oder seitlich zusammengedrückt. I. Körper seitlich zusammengedrückt, mit 0 — 8 starken Längsrippen, fast starr. 7. Tropidoscyphus. II. Körper drehrund, zuweilen stark schraubig gerippt, stark bis schwach metabolisch. 6. Heteronema. b. die nach hinten getragene Geißel so lang oder meist länger als die nach vorn gestreckte. a. Beide Geißeln gleich dick, cylindrisch, gewöhnliche Plasmamembran. 5. Anisonemeae. I. ohne Mundapparat. \. hintere Geißel etwa so lang wie die vordere 11. Metanema. 180 Euglenineae. i'Senn.i 2. hintere Geißel zwei bis mehrmal so laug als die vordere. X Membran mit zarten Längsstreifen, nicht gerippt 9. Anisonenia. X X Membran mit kantigen Längsrippen 10. Ploeotia. II. mit röhrenförmigem Mundapparat 12. Entosiphon. ß. Vordere Geißel dünn, cylindrisch, hintere stark, am Ende conisch zugespitzt. Unter der Plasmamembran ein plasmolysterbares Ectoplasma ausgebildet 6. Dinemeae. einzige Gattung 13. Dinema. I. Unterfamilie Ellglenopseae. Mit I Geißel und frei rotierender Bewegung, abgesehen von der tierischen Nah- rungsaufnahme Euglena sehr ähnlich gebaul. 1. Euglenopsis Klebs (Fig. 129). Spin- delförmig, schwach metabolisch; Länge ca. 2 4 fi, Breite ca. 8 u. 1 Geißel von Körper- länge; MundÖffnung in einer seillich am Vor- derende gelegenen länglichen Falle. Plasma- membran mehr oder weniger stark spiralig gestreift. Nahe der Mundfalte liegt die pul- sierende Vacuole. Über dieselbe und den Kern ist Näheres nicht bekannt. Frei schwimmend, rotierend. Aufnahme von fesler Nahrung mit den Rändern der Mundfalte. Ausscheidung von Nahrungsresten am Hinterende. Vermeh- rung? Dauerstadium? I Art, E. vorax Klebs (Fig. 130), im Süß- wasser. K^'-: Fig. 129. Euglenopsis vorax Kleb?. 1 rechts unterhalb der Geißelbasis die Mundstelle. 2 Ausstoßung eines unverdauten Stärkekornes (1000/1). (Nach Klebs (1892).) 2. Unterfamilie Peranemeae. Fig. 130. A Peranema trichophorum (Ehbg). Stein, ausgestreckt (1000/1). — B Urceolns cyclostomus (Steinj Mereschowski. 1 Zell- form (1000/1). 2 Mundapparat und Vaeuolensystem (2000/1). 3 Meuibranquerschnitt mit angelagerten Körnchen. (A, B 1 und 2 Originale; B 3 nach Penard (1S90).) Mit 1 vorn sich verjüngenden Geißel, die bei der kriechenden Be- wegung steif nach vorn gestreckt wird und sich nur an der Spitze bewegt. Metabolisch. Plasmamembran fest, spiralig gestreift. 2. Peranema (Ehbg.) Stein (Trachelius trichophorus Ehbg. , Astasia p.p. Ehbg., Carler,Clark) (Fig. 1 30/1). Lang spindelförmig bis walzlich; vorn verschmälert; sehr stark Euglenineae. (Senn. 181 metabolisch. Länge ca. 50 //, Breite 12 — 15 u. Geißel etwas mehr als körperlang, in einer ventralen Falte entspringend. Hinter ihrer Basis die Mundöffnung, an welche das starre, vor- und rückwärts schiebbare Staborgan stößt, dessen Vorderende in einen scharf abgegrenzten, halbkreisförmigen, wohl vom Plasma freigelassenen Hof hineinpasst. Plasmamembran derb, spiralig gestreift. Auf den Verdickungen sitzen kurze spindel- förmige, starre Gebilde, die wie kurze Härchen aussehen. Inhalt meist körnig, oft Paramylon, dessen Herkunft zweifelhaft ist. Mehrere ziemlich große, contractile Neben- vacuolen. Kern central. Bewegung langsam kriechend, durch starke metabolische Con- tractionen des Körpers unterbrochen. Dauerstadium'? 1 Art. P. trichophorum (Ehbg.) Stein (Fig. 130^), im Süßwasser. 3. Urceolus Meresch. (Phialonema Stein, Urceolopsis Stokes) (Fig. I 3 0 /? . Flaschen- förmig, vorn mit halsartiger Einschnürung. Metabolie deutlich. Länge 2 6 — 50 u, Breite \ 7 — 30 (.t. Geißel etwas mehr als körperlang, entspringt im Grunde des Membrantrich- ters (wohl nicht so tief im Körper, wie Klebs angiebt). An der Geißelbasis schlitz- förmige MundöfTnung, von welcher ein gebogenes, starres Gebilde zu dem Staborgan führt und dasselbe in der Art eines Hebels zu bewegen scheint. Plasmamembran derb, spiralig gestreift oder glatt, dann oft von einer Fremdkörper enthaltenden Schleimschicht umgeben. Plasma mit Fetttropfen und Nahrungsvacuolen. Hauptvacuole mit langem Ausfuhrkanal Geißelkanal von Klebs?). 1 pulsierende Nebenvacuole. Kern central. Bewegung kriechend, wobei der Mundtrichter dem Substrat anliegt, und uer Körper schief aufwärts gestellt ist. 3 Arten, z. B. U. cyclostomus (Stein) Meresch. (Fig. 130ß), im Süßwasser und marin. 3. Unterfamilie Petalomonadeae. Eine Geißel, die bei der kriechenden Bewegung steif nach vorn gestreckt ist und sich nur am Vorderende bewregt. Formbeständig. Plasmamembran nicht spiralig gestreift. 4. Petalomonas Stein [Cyclidium p.p. Duj. , Thylacomonas Schew. , Paramonas Stokes) (Fig. 131 A). Meist abgeplattet, höchst mannigfaltig, oft bizarr gestaltet, zuweilen 3 Fig. 131. A Petalomonas mediocanellata forma lata Klebs. 1 von der Bauchseite, 2 seitlich mit der Tasche für die Geißel (1000/1). — B Scytomonas pusilla Stein. 1 frei schwimmende Zelle. 2 eine Bakterie aussaugend. 3 Längs- teilung vou vorn beginnend. 4 Copulation? oder von hinten beginnende Längsteilung (2000/1). (A und B nach Klebs (1892).) mit Längskielen; deutlich unsymmetrisch; Länge 8 — 47 u, Breite 3 — 24 fi. Die Geißel entspringt etwas hinter dem Vorderende auf der rechten Seite der Mundöffnung in einer besonderen Einsenkung; meist körperlang, nur am vorderen Ende bewegt. MundöfTnung scharf begrenzt, wohl nicht erweiterungsfähig, in einer ventralen Mulde in der Nähe des Vorderendes gelegen. Plasmamembran derb, nie auffallend gestreift. Plasma mit Nah- rungsballen, Fetttröpfchen und vielleicht auch Paramylonkörnern. Vacuolensystem am 182 Euglenineae. (Senn.) rechten Körperrande gelegen, aus Hauptvacuole und 1 pulsierenden, fast ebenso großen Nebenvacuole bestehend. Kern immer am linken Körperrande. Ruhiges, gleichmäßiges Vorwärtskriechen auf der Bauchseite; zuweilen Hin- und Herzittern auf der Stelle. Bei tierischer Ernährung werden nur kleinere Nahrungsbestandteile aufgenommen. Dauer- stadium? Ca. 8 Arten mit vielen Übergangsformen; z. B. P. mediocanellala Klebs (Fig. 131/1), im Süßwasser. Vgl. Klebs 1892. 5. Scytomonas Stein (Fig. 1312?). Eiförmig, etwas abgeplattet, vorn gerade ab- gestutzt, starr. Länge 5 — 6 ii, Breite 2 — 3 u. Geißel an der einen Ecke der Abstutzung sitzend, derb, kaum körperlang, beim Kriechen nur an der Spitze bewegt. Mundötfnung am Yorderende. Plasmamembran, wenn überhaupt ausgebildet, sehr zart. Yacuole in der vorderen Körperhälfte, zu Zeilen 3 eckig erscheinend, nie ganz verschwindend. Kern hinter der Yacuole. bläschenförmig (?). Bewegung kriechend, wie bei Petalomonas. Er- nährung durch Aussaugen von Bakterien ähnlich wie Bodo. Dauerstadium? 4 Art. 5. pusilla Stein (Fig. 4 3! B), im Süßwasser. 4. Unterfamilie Heteronemeae. 2 Geißeln, wovon die eine längere, starr nach vorn gestreckt und bei der kriechenden Bewegung nur am Ende bewegt wird. Die kürzere nach hinten gerichtete Geißel ist cylindrisch, und pen- delt hin und her. Plasmamembran fest. 6. Heteronema (Duj.) Stein, (Trache- lius p.p. Ehbg., Pcranema p. p. (globulosa Duj., Zygoselmis nebulosa Duj.) (Fig. 132 und Fig. 133/4). Langgestreckt, kugelig oder schraubenförmig gedreht, mit zugespitztem Yorderende; meist stark metabolisch. 40 — 58 fi lang, 8 — 3 0 \i breit, Yordere Geißel stark, 1 — 2mal so lang als der Körper. Sie entspringt in der Mundötfnung, ebenso die kleinere, rückwärts gerichtete 1 bis Yomal körperlange Geißel. Membran derb, meist deutlich schraubenförmig gestreift. Von Penard wurde die Bildung eines Pseudo- podiums nach Ölfnen der Plasmamembran sich am Ende zuspitzt beobachtet Nebenvacuole. (Fig 132) Mund Eine pulsierende in länglicher Yer- Fig. 132. Heteronema spcc? 1 kriechendes Exemplar. 2 Ausseudung eines Pseudopodiums durch die Plasmamembran. :; Zurückziehen des Pseudopodiums (500/1). (Nach Penard (IS'JO).) Fig. 133. A Heteronema Klebsii Senn. 1 ausgestrecktes Individuum von der Bauchseite gesehen (lÜOU/1). 2 Mund- apparat, Vacuolensys-tera und Geißelinsertion 1 200U/1 ). — B Tropidoscyphus cifclostomus Senn. ] schief von oben gesehen (1 000/1). 2 von der Seite (2000/1). 3 von hinten (2000/1). — C A'otosolenus apocamptus Stokes. 1 Dorsal- seite (1000/1). 2 Ventralseite (2000/1). 3 von hinten (2000/1). (Originale.) Euglenineae. (Senn.) 183 tiefung, deren Vorder- und Hinterwand von den heraustretenden Geißeln eingenommen werden. Staborgan wohl vorhanden, aber nur schwach entwickelt. Kern central. Be- wegung meist gleitend, wobei die Körperachse zur Richtung der Geißeln schief aufwärts steht; selten frei rotierende Bewegung (H. acus). Dauerstadium? 5 Arten im Süßwasser, z.B. H. Klebsii Senn (Fig. 133/1); die gewöhnlichste Form ist H. acus Ehbg. mit lang walzenförmigem Körper. Vgl. Klebs 1S92. 7. Tropidoscyphus Stein (Fig. 133 5). Oval, hinten und vorn zugespitzt, seitlich etwas zusammengedrückt; mit 8 stark hervortretenden, kantigen Längsrippen. Metabolie sehr gering. Formen 16 — 57 , . in. 2. Ceratieae-Podolampinae. Zelle vollständig gepanzert. Panzer ohne durchgehende Sagittalnaht, mit mehr als 6 Platten. Beide Schalen mit Endplatten und Zwischenbandplatten. Gürtelband meist fehlend. Querfurche fehlend, Längsfurche fehlend oder zu seichter Rinne verflacht. Keine Querfurchenrandleiste. Chromalophoren gelb oder fehlend. A. Gestalt birnenförmig, nach vorn stielartig verjüngt. Hinterende mit 2 geflügelten Stacheln 12. Podolampas. ß. Gestalt kugelig bis eiförmig, nach vorn nicht stielartig verjüngt. Hinterende mit 2lappigen Längsfurchenflügelleisten ohne Stacheln 13. Blepharocysta. 12. Podolampas Stein (Parrocelia Gourret). Gestalt birn-kreisellörmig; Vorder- ende hornartig verjüngt. Hälften fast gleich groß. Keine vertiefte Quer- und Längs- furche vorhanden, doch ihre Lage durch die Art der Täfelung der Hülle angedeutet. Täfelung: Die Quernaht, fast kreisförmig, ist vorhanden, doch sind die Querfurchentafeln sehr redimiert oder fehlen ganz, so dass die Zwischentafeln der oberen und unleren Schale unmittelbar an einander stoßen. Auch die ge- wöhnlich die Äcpjatorialtafeln gegen die Querfurche abgrenzenden Randflügelleisten fehlen. Längsfurchen- tafeln sind vorhanden, auch eine Randflügelleiste , die mit dem Hinterstachel verschmolzen ist. Geißelspalte in der Längsfurchentafel, nahe der Quernaht. Hintere Fläche mit einer siebartig durchbrochenen Stelle des Panzers. Obere Schale: Endplatten klein, zu einem kleinen Röhrchen verwachsen, Zwischenplatten 5, groß, lang, keilförmig, von schrägen Poren durchbrochen. Untere Schale: 3 große viereckige Zwischenplatten und 2 ansehnliche Endtafeln, jede mit einem nach hinten gerichteten Stachel, der von einer transversalen \ . Flügelleiste begleitet ist. Flügelleisten können mit ein- ander verschmolzen sein, linker Stachel mit der SÄtefSf ÄfThfn^ Randflügelleiste der Längsfurchenplatten verwachsen. ScUaienans^cht (Plattenschema). Anach a ° , ,, n, . Stein u. Schutt; B nach ßutschli.) Chromatophoren nicht zahlreich, kleine Plättchen, der Oberfläche angeschmiegt mit Neigung, sich zu Kugeln (Chromatosphären) zusammen zu ballen. Kern sehr groß, eiförmig in der Hinter- hälfte oder äquatorial gelagert, sehr stark lichtbrechend, Kernfäden besonders dick, doppellbrechend. Pusnlen: eine sehr große Sackpusule, selten einfach sackförmig, meist compliciert gebauten Hohlraum bildend. Sammelpusule klein, kugelig, mit Tochter- pusulenkranz in der Nähe der Geißelspalte. Von dem Siebteil des hinteren Panzerendes ins Innere ist ein Bündel sehr feiner Fäden oder Nadeln ausgespannt, dessen Nadeln bei erkrankender Zelle aus der Siebplatte hervorgeschossen werden , dem amöboidal kriechen- des Plasma nachfolgt. Die Geißeln normal, die Quergeißel aus der Geißelspalte ent- springend, legt sich in der Äquatorialebene um den Körper, obgleich keine schützende Furche vorhanden ist. 3 marine Arten im Warmwassergebiet. P. bipes Stein (Fig. 33 A, B . 13. Blepharocysta Ehrenb. Gestalt kugelig bis ellipsoidisch. Hälften gleich groß. Keine vertiefte Längs- und Querfurche, aber deren Lage durch Art der Täfelung ange- deutet. Täfelung: Gürtel: Ringplatten fehlen, oder es sind drei vorhanden, Querfurchen- flügelleisle fehlt immer. Längsfurchenplalten: auf der Vorderhälfte eine sehr schmale, linien- 24 Peridiniaceae. Schutt. B C ■\ ähnlich, von Quernaht bis Apex reichende Platte; auf der Hinterhälfte eine schmale Platte, von der Quernaht bis nahe dem hinteren Körperende, im vorderen Teile ohne Rand- leisten, im hintersten Teil mit 2 ohrklappenarligen Rand- Flügelleistchen. Geißel- spalte weit nach hinten verschoben, zwischen den Flügelleisten. Panzer der Yorder- hälfte mit 5 großen Zwischenplatten, die nur ein kleines Feld am vorderen Ende frei- lassen, das geschlossen wird von einem 4eckigen dorsalen und einem seitlichen, asym- metrischen Endplältchen und dem Apex, der besteht aus einem sehr kurzen Apicalröhrchen, dessen Offoung von einem kleinen Yerschlussplättchen gebildet wird. Zusammen- setzung der Hinlerhälfte aus 3 Zwischenplatten und 3 kleinen, ganz ans Ende verschobenenEnd platt eben. Slructur schwach, kleine zerstreute Poren, oder ab- wechselnd Längsreihen von zarten Yerdickungsleisten und Poren. Chromatopho- ren im Innern zweifelhaft, doch häufig werden die Zellen gefunden mit einem, an der Geißelspalle haften- den, sackartigen, plasma- tischen Anhängsel, das zu Kugeln geballte Chromatophoren (Chromatosphären) trägt. Kern groß, ei-linsen-nierenförmig, nahezu äquatorial, dorsal gelagert, Kernfäden sehr dick. Pusulen: 2 große, kugelige Sackpusulen nahe der Geißelspalte, und bisweilen dazu noch 2 kleinere, kugelige Sammelpusulen mit Tochterpusulenzone. fiesonderer Ein- schluss: ein Ründel sehr feiner Fäden, an der einen Seite hinter der Geißelspalte peripherisch inseriert. 2 marine Arten im Warmwassergebiet. B. splendor maris Ehrenb. (Fig. 34 A, B , B. striata Schutt (Fig. 3 4 C). Fig. 34. -1. B Blepharocysta i ■ naris Ehrenl). A ventrale Gürtelansicht; B hintere Schalenansicht. — C B. striata Schutt (500/1). (A u. C Original; B nach Stein.) in. 3. Ceratieae-Oxytoxinae. Zellen vollständig gepanzert. Panzer mit Schalen- und Gürtelplatten, nicht durch Sagittalnaht halbiert. Jede Schale mit Deckel und Zwischenband, jedes aus mehr als 2 Platten bestehend. Yordere Deckelplatten klein, frei oder alle oder zum Teil zu einem Stachel verschmolzen; Apicalöimung daher rudimentär oder fehlend. Yorderschale ver- kürzt oder kegelförmig, kopfarlig, Hinterschale kegelförmig. Längsfurche sehr kurz. Querfurche rinnenlörmig verlieft, ohne oder mit wenig hervortretenden Randleisten. Chromatophoren gelb. A. Ymderkörper ebenso lang oder länger als der Hinlerkoiper ... 14. Amphidoma. B. Yorderkörper verkürzt 15. Oxytoxuni. xQv 1 4. Amphidoma Stein. Gestalt doppelkegelförmig. Hälften nahezu gleich oder die hintere etwas kleiner. Furchen etwas ver- tieft, Querfurche links drehend, schwach absteigend , schrauben- förmig. Läng-furche kurz, schmal, nur nach hinten verlaufend. Geißelspalte in der Längsfurche nahe der Querfurche. Yorderhälfte mit 3 sehr kleinen Endplatten und 5 keilartigen Zwischenplatten. Hinlerhälfte: 1 Endplatte; links neben der Längsfurche eine acces- sorische Tafel, wahrscheinlich zum Längsfurchenpanzer gehörend, S Zwischenplatten. Fig. 35. Amphidoma Xu- cula Stein (4011/1). (Xach S te in. i \ marine Art. A. Nucula Stein (Fig. 35) Peridiniaceae. (Schutt. 25 15. Oxytoxum Stein. Gestalt doppelkegelförmig bis spindelförmig. Die beiden Hälften sehr ungleich, die vordere sehr verkürzt, meist ein stumpfer, seltener ein spitz- winkeliger Kegel, bisweilen bis auf einen knopfförmigen Anhang redimiert, die hintere ein bauchiger bis langgestreckt schlanker Kegel, selten mit knopfförmigem Anhang. Die Pole gewöhnlich zugespitzt und zuweilen der hintere oder beide in einen Stachel auslaufend. Quer- furche breit und tief, so dass beide Hälften durch eine beträchtliche Einschnürung von einander geschie- den sind, niedrig schraubig. Schraube links drehend, B absteigend. Randleisten schwach. Längsfurche stark verkürzt oder bis fast ganz redimiert, nach vorn in die Ouerfurche mündend, nach hinten wenig über die Querfurche vorragend. Geißelspalte an der Mündungs- stelle von der Längs- in die Ouerfurche. Panzer- zusammensetzung: Gürtel, gebildet aus ca. 5 Quer- furchen- und 2 Längsfurchenplalten. Vordere Schale: 5 kurze , bisweilen stark gewölbte Zwischenplatten, die den Hauptteil des Kopfanteiles ausmachen und im Typus 5 sehr kleine, bisweilen ganz redimierte Endplatten. Diese 5 — 10 Plältchen bilden ein Ge- wölbe, das durch eine mittlere, oft stachelförmig ausgebildete Schlussplatte geschlossen wird. Auch der Stachel kann redimiert werden. Apicalöffnung fehlt. Hinlere Schale: 5 lang-keilförmige Zwischenplatten, die bis auf eine minimale hintere Öffnung zusammen- schließen, welche durch eine stachelförmige Ver- schlussplalte Antapicalplatte) geschlossen wird. Panzer- structur verschieden, mit Längsleisten, die alle den Nähten parallel laufen, und durch Querleisten leiter- artig verbunden werden; bisweilen mit kleinmaschigem Areolennelz, Poroiden, Poren zwischen den Leisten. Alle lebend untersuchten Arten mit kleinen, rundlich plalten- förmigen Chromatophoren, die normal an der Oberfläche gelagert, mit Neigung zur Zusammenballung (Chromatosphärenbildung). Kern rundlich, ei-nierenförmig, äquatorial oder häufiger in der Hinterschale gelagert, bisweilen ganz nach hinten verschoben. 10 marine Arten. Sect. I. Oxytoxum Stein. Vorderkörper knopfartig verkürzt und abgerundet, mit oder ohne Endstachel. 0. scolopax Stein (Fig. 36 A . Sect. II. Pyrgidium Stein. Vorderkörper kegelförmig, meist ohne vorderen End- stachel. 0. tesselalum Stein (Fie. 36 B . Fig. 36. A Oxytoxum scolopax Stein (Seet. Oxytoxum) (600/1). — B 0. tesse- latum Stein (Sect. Pyrgidium), beide in Gürtelansicht (600/1). (Original.) in. 4. Ceratieae-Ceratocoryinae. Zelle ganz gepanzert. Panzer mit Schalen- und Gürtelplatten, nicht durch Sagittal- naht in 2 gleiche, laterale Hälften geteilt. Schalen mit Endplatten und Zwischenplatten. Vorderschale (Epivalva) mit Apicalöffnung, sehr stark reduciert, deckeiförmig. Jede Schale mit einer rautenförmigen Endplatte und einem aus 4 Zwischenplatten copulae) gebildeten Zwischenband. Zwischenband der Vorderschale flacher Ring, der Hinter- schale cylinderartig. phoren gelb. Querfurchenrandleisten sehr breit, fallschirmartig. Chromato- 16. Ceratocorys Stein. Gestalt umgekehrt ritterhelmartig, mit 6 langen, gefeder- ten Stacheln geziert und breiten, nach Art einer Hutkrempe abstehenden Flügelleisten. Hälften sehr ungleich, die vorderen stark reduciert. Querfurche ganz nach vorn ver- schoben, fast kreisförmig, mit sehr stark flächenartig entwickelten, fast horizontal ge- richteten Randleisten. Panzerzusammensetzune: Gürtel, wohl aus 4 Ouer- und 2 Längs- 26 Peridiniaceae. (Schutt. platten. Yorderschale flach deckeiförmig, mit 4 Zwischenplatten und einer rautenförmigen Endplatte, die sich ventral als schmales Band zwischen die Zwischenplatten einschiebt. In der Mitte des Bandes ein feiner Streifen mit Spalt zur L'ängsfurche gehörend? sagit- tale Naht), der sich vorn zu einer ovalen Öffnung erweitert. Hinterschale hutförmig, fast kubisch, aus 4 Zwischenplatten, zwischen die bandförmig die Längsfurchenplatte ein- geschoben ist. Linke Längsfurchenrandleisle groß entwickelt, mit gefedertem Mittel- stachel. Am dorsalen Rand der linken dorsalen, angrenzenden Zwischenplatte eine ähnliche accessorische Fliigelleiste mit Miltelstachel. Am hinteren Ende eine rechteckige, AB C Fig. 37. Ceratocorys horrido. Stein. A Gürtelansicht rechts ventral; B vordere und C hintere Sehalenansicht (300/1). (Nach Stein.) diagonal gestellte Endtafel, deren Ecken in 4 lange, gefederte Stacheln ausgezogen sind. Chromatophoren reichlich, kleine, gestreckte, gekrümmte Plättchen, zum Teil an der Oberfläche, zum Teil im Innern, in radial strahlig gestelllen Plasmasträngen. Kern ei- förmig, im Hinterkörper dorsal gelegen. Pusulen: eine große, runde, ventral äquatorial gelegene Sackpusule. I marine Art. C. horrido, Stein (Fig. 37 A — C . iv. Dinophyseae. Zelle vollkommen gepanzert. Panzer mit Schalenplatten und Gürtelplatfen, durch eine durchgehende Sagittalnaht in 2 laterale, fast gleiche Hälften zerlegt. Vorderschale (Epivalva) flacher und viel kleiner als die Hinlerschale (Hypovalva), jede nur aus 2 durch gerade Sagittalnaht verbundenen Platten zusammengesetzt, ohne Zwischenbandplatten. ApicalÖffnung unterdrückt. A. Hintere Schale nicht hufeisenförmig gekrümmt. a. Randleisten der Querfurche mäßig entwickelt. a. Gestalt eiartig gerundet. I. Querfurchenleisten schmal, quer gerichtet, nicht trichterartig 17. Plialaeroma. II. Querfurchenleisten größer, trichterartig, schräg nach vorn gerichtet 18. Dinophysis. [B. Gestalt stab- oder zweigartig gestreckt oder verzweigt. . . 19. Amphisolenia. b. Randleisten der Querfurche übermäßig entwickelt, ringförmigen Hohlraum für Phäosomen bildend; vordere trichterartig. Querfurche dorsalwärts verbreitert. Unterschale mit großen, sagittalen Flügelleisten. a. Trichter ungestielt, mit breiter Öffnung dem Schalenrand aufsitzend. Oberschale schmal, lang. Untere Ringleiste dorsalwärts zusammenhängend 20. Ornithocercus. ß. Trichter gestielt, mit kleiner, runder Öffnung der Schale aufsitzend. Oberschale rund, verschwindend klein 21. Histioneis. B. Körger durch hufeisenförmige Krümmung einen dorsalen Hohlraum (Phäosomentasche) bildend, der durch einen dorsalwärts nach vorn zurückgebogenen Endstachel gedeckt wird 22. Citharistes. I 7. Phalacroma Stein. Gestalt meist eiähnlich, bisweilen fast kugelförmig, bis- weilen das Vorderende stärker abgeflacht, fast eben, das Hinterende verjüngt bis zur Peridiniaceae. (Schutt.) 27 abgerundeten Kegelform oder Mitxaform, in transversaler Richtung meist etwas flacher als in sagittaler. Furchen nicht vertieft, meist nur durch die Flügelleislen kenntlich ge- macht. Gürtel nicht furchenartig vertieft; Querring nach vorn verschoben, so dass die vordere Schale sich zur hinteren Schale wie Topf zu Deckel verhält. Deckel bisweilen hoch gewölbt, bisweilen flach gewölbt, doch immer von bedeutendem Umfang, nicht redimiert. Gürtelringverlauf fast kreisförmig, schraubenartige Steigung kaum bemerkbar. Gürtelschloss (sog. Längsfurche) nicht furchenartig vertieft, gerade, kurz; nach vorn in die Längsfurche mündend, nach hinten auf circa 2/3 der Körperlänge in die Ventralfläche übergehend. Panzerzusammensetzung: Gürtel: 2 Ringplalten und I Längsplatte; vordere Schale: 2 durch Sagittalnaht verbundene Platten; hintere Schale ebenso. Geißelspalte in der Längsfurche, nahe der Mündung in die Querfurche. Membranstructur der Platten verschieden, kleine getrennte Poroiden bis grobmaschiges Areolennetz, Poren in ersterem Fall zerstreut zwischen den Poroiden, in letzterem je 1 Porus im Centrum jeder Areole. Randleisten des Gürtelringes deutlich, aber nicht übermäßig breit entwickelt, fast hori- zontal vom Körper abstehend, nicht trichterartig. Randleisten der Längsfurche kräftige, senkrecht vom Körper abstehende, ebene, flügelartige Platten; rechte Flügelleiste kleiner, Fig. 38. Ä n. C Phalacroma miira Schutt (400/1). — B Ph. euneus Schutt (400/1). A rechts laterale, B rechts dorsale Gürtelausicht; 0 hintere Schalenansicht. (Nach Schutt.) ohne Balken und Stacheln; linke Flügelleiste kräftiger und größer, meist mit 3 kräftigen Stacheln, aus 2 Teilen bestehend, am Mittelstachel aus getrennten Teilen bestehend, wovon der vordere zur linken, der hintere zur rechten Panzerhälfte gehört. Bisweilen am hinteren Körperende noch eine kleine, dreieckige, sagittal gestellte, accessorische Flügel- leiste mit Mittelstachel, selten mehrere größere, sagittal gestellte Stacheln, die mehr minder vollständig durch die accessorische Flügelleiste verbunden sind. Chromatophoren bei einigen Arten vorhanden, bei anderen fehlend; wenn vorhanden, dann oft sehr reich- lich, nicht auf die Randzone des Plasmas beschränkt. Plasma farblos oder selten rosarot. Kern rundlich bis eiförmig, in der hinteren Körperhälfte dem mittleren Rückenteil der Sagittalnaht genähert. Pusulen: normal, 2 sehr große Sackpusulen, rund, länglich ein- fach, beuleiförmig, gerade oder gekrümmt, nierenförmig bis U-förmig, meist mit breitem Ausführungscanal, die eine annähernd äquatorial im vorderen Körperteil gelagert, die andere ventral in der hinteren KÖrperhälfte sagittal schräg nach hinten gerichtet. Oft auffallende Einschlusskörper: Nadeln von dem Centrum der Zelle ausstrahlend. 10 marine Arten im Warmwassergebiet. P. rnilra Schutt, P. euneus Schutt (Fig. 38 A — C). 18. Dinophysis Ehrenb. Gestalt eiähnlich, häufiger sackähnlich in die Länge ge- streckt, transversal meist weniger dick. Panzer und Inhalt wie bei Phalacroma, doch vordere Schale stärker redimiert, kleiner, deckelartig, flach, aber doch noch ansehn- lich entwickelt. Gürtelringleisten schräg nach vorn gerichtet, vordere zu einem 28 Peridiniaceae. (Schutt. Trichter vergrößert. Besondere Einschlüsse: bei einer Art am Hinlerende kleine, doppelt- lichtbrechende Körner. 4 0 marine Arten, besonders im Gebiet des kalten Wassers. D. acuta Ehrenb. (Fig. 39.4 — C . 19. Aniphisolenia Stein. Gestalt sehr lang gestreckt, ähnlich einer sehr langen, dünnen Spindel, einer Packnadel, oder einem Baumreis, gerade oder gebogen, einfach oder verzweigt, am hinteren Ende oft kopfig oder flossenartig verbreitert, mit kurzen, kräftigen Stacheln, Giirtelring kreisförmig, ganz nach dem vorderen Ende verschoben, Körper hier in der Äquatorialebene etwas angeschwollen, und dorsalwärts umgebogen. B Fig. 39. Dinophysis acuta Ehrenb. A rechte, B dorsale Gürtelansicht; C hintere Schalenansicht (400/1). (Original.) B Fig. 10. Aniphisolenia globifera Stein. A ventrale Gürtelansicht (200/1); B Vorderteil in linker, lateraler Gürtelansicht (400/1). (Nach Stein.) Prä- und postäquatorialer Teil des Panzers sehr ungleich groß. Die stark redimierte Oberschale ist ein kleines, flaches Plältchen, aus 2 kleinen, flachen, durch Sagittalnaht verbundenen Tafeln gebildet, die sehr viel größere hintere Schale, ebenfalls nur aus 2 durch sagittale Naht verbundenen Platten gebildet, giebt dem Körper die langgestreckte, charakteristische Gestalt. Gürtelringleisten ähnlich wie bei Dinophysis. Längsfurche gerade gestreckt, streifenförmig, von der Ouerfurche nur eine Strecke lang an der hals- arligen Verjüngung entlang laufend, von schwach entwickelten, fast saumartigen Band- leisten begleitet. Geißelspalte am hinteren Ende der Längsfurche. Struclur sehr schwach, fast fehlend. Chromatophoren, soweit bis jetzt bekannt, nicht vorhanden. 4 marine Arten im Warmwassergebiet. A. globifera Stein (Fig 40 A, B . 20. Ornithocercus Stein (Parelion A. Schmidt). Gestalt oval-beutelförmig, seitlich ziemlich zusammengedrückt. Gürtelring sehr weit nach vorn verschoben, relativ sehr breit, dorsalwärts breiter als ventralwärls, flach, kaum furchenartig vertieft, mit 2 Platten bedeckt. Oberschale auf ein sehr kleines, schmales, flaches, aus 2 durch Sagittal- naht verbundenen Plältchen bestehendes Täfelchen redimiert. Unterschale aus nur 2 Tafeln gebildet, von der Form einer seitlich zusammengedrückten Eicalotle. Structur poroid bis grobmaschig areoliert, bisweilen in der Sagittalzone und in der Gürtelnähe schwächer entwickelt. Bandleisten des Gürtelringes auffallend, sehr stark lamellös ent- wickelt (Flügelleisten); vordere bildet einen sehr großen, dorsal geschlossenen Trichter, mit sehr kräftiger, radialer, oft baumartig verzweigter Nervatur; hintere bildet einen, meist nicht viel kleineren Trichter oder Cylinder mit starker, radialer, unverzweigter oder weniger reichlich verzweigter Nervatur. Die beiden Flügelleisten umschließen einen geräumigen, ringförmigen Baum, in dem sich oft kleine, braune, bohnenartige, plasmatische Körperchen (Phäosomen) finden. Gürtelschloss (Längsfurche nicht furchen- artig vertieft, vom Gürtelring beginnend, auf der Ventralseite frei endend, nicht vertieft, von sehr großen Flügelleisten eingefasst. Bechte Flügelleiste schwächer entwickelt, wenig Peridiniaceae. (Schutt.) 29 oder gar nicht strucluriert; linke sehr groß, vorderer Teil bis zur Mittelrippe gehend, zur linken Panzertal'el gehörend, mit der unteren Gürtelringrandleisle verschmolzen. Hinterer Teil, zur rechten Panzerhälfle gehörend, von der Mittelrippe beginnend, ver- schmilzt mit einer großen, sagiltalen, ebenplattigen, accessorischen Flügelleiste, die bis auf die Dorsalseite herumreicht, und durch mehrere, oft verzweigte und mit einander anastomosierende Radialrippen verstärkt ist. Geißelspalte in der Längsfurche, nahe der Querfurche. Kern dorsal, sagiltal hinten gelagert, groß. Chromatophoren nicht beobachtet. Pusulen: 2 große Sackpusulen in der Nähe der Geißelspalte. 2 marine Arten im Warmwassergebiet. 0. magnißcus Stein, 0. splendens (Fig. 41 A, B). Fig. 41. A Ornithocercus magnißcus Stein, rechts laterale Gürtelansicht (400/1). Schalenansicht. (Nach Schutt.) B 0. splendens Schutt, untere 2 1. Histioneis Stein. Gestalt ei-beutelförmig, Querschnitt elliptisch bis kahn- förmig. Gürtelring (Querfurche) flach, oder wenig furchenartig vertieft, ganz nach vorn verschoben, sehr stark verbreitert, dorsalwärts stärker verbreitert als venlral- wärts. Oberschale bis auf ein minimales, rundes Täfelchen reduciert, ventralwärts ver- schoben. Obere Randleiste der Querfurche zu einem abnorm hohen, spitzen, steilen Kopflrichter ausgewachsen. Untere Randleiste der Querfurche fast von derselben Höhe, direct nach vorn gerichtet, meist durch Verslärkungsrippen in 2 Etagen geteilt, in der Dorsallinie unterbrochen, also in 2 seitliche Flügel zerfallend, einen sehr großen, ring- förmigen Hohlraum umschließend , zur Aufnahme von braunen, bohnenartigen, plasma- tischen Körpern (Phäosomen). Längsfurche von der Querfurche beginnend, gerade nach hinten auf der Ventralseite auslaufend , nicht furchenartig verlieft, rechte Flügelleiste reduciert, linke Flügelleiste abnorm nach hinten ausgewachsen, den hinteren Pol er- reichend, oft bis weit über Körperlänge nach hinten steuerruderartig vorspringend, mit 3 radialen, oft baumartig verzweigten Hauptrippen und oft noch mehreren accessorischen Rippen; vorderer Teil von der Querfurche bis zur Mittelrippe reichend, hinterer Teil von der Mittelrippe an davon getrennt, bisweilen am Hinterstachel mit transversalem, plat- tigem Anhängsel. Chromatophoren zweifelhaft. Kern groß, eiförmig, dorsal, sagittal hinten. 5 marine Arten im Warmwassergebiet. H. gubernans Schutt (Fig. 4 2 A), H. cymba- laria Stein (Fig. 42 D). 22. Citharistes Stein. Gestalt mehr minder gestreckt beuteiförmig, fast hufeisen- förmig gekrümmt, so dass der hintere Pol schräg dorsal nach vorn zeigt. Giirtelring 30 Peridiniaceae. (Schutt. (Querfurche) nicht furchenartig vertieft, convex, weit nach vorn verschoben. Oberschale auf eine kleine, aus 2 sagittal verbundenen Platten gebildete, schwach gewölbte Tafel reduciert. Vordere Randleiste des Gürtelringes mäßig entwickelt, schräg, trichterförmig wie bei Dinophysis; hintere schwach entwickelt. Längsfurche nicht furchenarlig verlieft, kurz, flach, von der Querfurche beginnend, auf der Yentralseite frei endend. Geißelspalte Fig. 42. A Histioneis gubernans Schutt, links laterale Gürtelansicht (600/1). — B H. cymbalaria Stein, dorsale Gürtelansicht. (A nach Schutt; B nach Stein.) Fig. 43. Ciüiaristes Apsteinii Schutt, rechte Gürtel- ansicht (700/1). (Nach Schutt.) in der Längsfurche , nahe der Querfurche. Rechte Flügelleiste der Längsfurche wenig entwickelt; linke Flügelleiste sehr ansehnlich flossenartig, bis nach hinten reichend, mit 3, meist nicht verzweigten Hauptrippen und mehreren accessorischen Rippen, nament- lich im hinleren Teil. Hintere, dorsalwärts umgebogene Spitze des Körpers mit einem kräftigen Hinterstachel, der dorsalwärts nach vorn gerichtet ist und sich nahe an das vordere Körperende und die hintere Querfurchenflügelleiste anlegt. Hinlerstachel mit 2 transversalen, feinplattigen Anhängseln, die sich ventralwärts über die Höhlung des gekrümmten Körpers legen, hier einen Hohlraum umschließend, in dem eine Traube kleiner plasmatischer Körper (Phäosomen) Platz findet. 2 marine Arten im Warmwassergebiet. C. Apsteinii Schutt (Fig. 43). BACILLARIALES (Diatomeae) von F. Schutt. Einzellig. Zellen sehr klein, zuweilen zu Ketten vereinigt bleibend, oder Colonien bildend. Membran mit Kieseleinlagerung, nicht zusammenhängend, panzerartig aus Tafeln zusammengesetzt. Tafeln in 2 Gruppen gegliedert: Schalen und Gürteltafeln, letztere selten fehlend. Tafeln bisweilen in mehrere Platten aufgelöst (Zwischenbänder). Panzer- hälften mittelst ringförmiger, über einander geschobener Gürteltafeln schachtelartig, beweglich, mit einander verbunden. Chromatophoren grüngelb bis braungelb. Ver- mehrung durch Querteilung, wobei jede Tochterzelle eine Hälfte der Muttermembran erhält und die andere Hälfte noch innerhalb der alten Gürtelbänder neu ausscheidet. Verkleinerung der Art durch Zellteilung und Wiederherstellung der normalen Gsöße durch Auxosporenbildung, die geschlechtslos verläuft oder mit Copulation verbunden ist. Eigenbewegung fehlt, oder sie wird vermittelt durch einen geißelähnlichen Pewegungs- apparat, der durch eine Membranspalte (Raphe) nach außen hervortritt. Fam. Bacillariaceae. B ACILLARIACEAE von F. Schutt. Mit 603 Einzelbildern in 239 Figuren. (Gedruckt im Juli 1896.) Wichtigste Litterat ur. Abbil d ungswer ke: William Smith, A Synopsis of the British Diatomaceae, mit Tafeln von Tuffen West. Vol. 2. London -1 853 — 1856. — Adolf Schmidt, Atlas der Diatomaceenkunde. Leipzig 1874 — 1877. — Van Heurck, Synopsis des Diatomees de Belgique, mit reichen Beiträgen von Grunow. — Castracane, degli Antel- minelli, Report on the sc. res. of the Voyage of H. M. S. Challenger. Botany, voj. IL London 1886. — Pantocksek (Jos.), Beiträge zur Kenntnis der fossilen Bacillariaceen Ungarns. 1886 — 1893. Handbücher: Pfitzer in Sehe nk's Handbuch der Botanik. Bd. II. 443. Breslau 4882. — H. Van Heurck, A Treatise on the Diatomaceae, gegen Ende 4896 erscheinend, konnte durch Freundlichkeit des Verfassers im Manuscript noch verglichen werden. Dasselbe Werk wird 4 897 in französischer Bearbeitung als Traite des Diatomees erscheinen. Anatomie, allgemeine Morphologie und Entwickelungsgeschichte. Bio- logie: Pfitzer, Untersuchungen über Bau und Entwickelung der Bacillariaceen (in Han- stein 's Bot. Abh. a. d. Geb. d. Morph, und Phys. 4 874). Ergänzungen: wenig zahlreich, darunter die Abhandlungen von P. Petit (Bull. Soc. Bot. France 4S77), Brebissonia 4880. — Deby, Bull. Soc. Belg. de Mic. 4875 u. f. — Schmitz, Sitzungsber. d. natf. Ges. z. Halle 1 877. — Otto Müller, Reichert u. Du Bois-Reymond's Archiv1874; Bot. Zeit. 4872, Sitzber. der Ges. naturf. Freunde. Berlin 1874 — 1881. Ber. d. D. Bot. Ges. 4 SS3— 4896. — F. Schutt, Ber. d. D. bot. Ges. 4886—4895. Bot. Zeit. 488S. Pflanzenleben der Hochsee 4892. — Bütschli. Verh. d. Nat.-mer. Vereins zu Heidelberg 4892. — Lauterborn, Ber. d. D. bot. Ges. 4894. — Castracane, Atti dell' Acad. pont. de' nuovi lincei 1876 — 1896. 32 Bacillariaceae. (Schutt.) %> Fig. 44. Sc Lachtelform der Zelle. Antelminellia gigas (Castr.) F. S., Güitelansicht (24/1). (Nach Schutt. Fig. 45. VerschiedenekettenartigeColonien. A gerade, gestielte Kette von Tahellaria (Striatellu) unipunc- tuta (Ag.) F. S., die ganzen Schalenflächen der henachbarten Zellen sind an einander gekittet. — i? Zickzackkette von Grammatophora serpentina Ralfs, die Zellen haften mittelst Gallertpolster mit je einer Ecke an einander. — C ge- mischte, gerade und Zickzackkette und D Sternkette, heide von Diatoma tlongatum Ag. (Alles nach W. Smith; 400/1). Bacillariacoae. (Schutt.) 33 Systematik und Floristik. Originallitteratur sehr ausgedehnt und sehr zer- streut. Vollständiges Verzeichnis derselben sowie der Synonymik siehe in De Toni, Sylloge Algarum, Vol. II. Bacillariaceae. Patavii 1891 — 1893. — P. T. Cleve, Synopsis of the Naviculoid Diatoms, bisher erschienen Part I., Stockholm 1894 in K. Svensk. Vet. Ak. Handlingar, Bd. 26. F. Habirschaw, Catalogue of the Diatomaceae (Litteraturverzeichnis aller bis 1877 publicierten Species). Le Diatomiste, Journal special, P. I. Tempere, Paris 1890—1896. Merkmale. Mikroskopisch, einzellig, einzeln, oder zu Ketten oder zu baumartigen Colonien vereinigt. Form verschieden, nicht selten mit Hörn- oder stachelartigen Aus- Fig. 4G. Kettenformen. A schraubenförmige Kette von Eucampia zodiacus Ehr., die Schalen sind mit den Enden der Buckel verkittet in Gürtelansicht, daneben eine Zelle in Schalenansicht (400/1). — B — D Heiniaulus (Solium) exscnlpttun Heib. B Kette, deren Schalen durch Klauen an den Hörnenden mit einander verzapft sind; C eine Schale in Gürtel-, D eine Schale in Schalenansicht. — E Chaetoceras protuberans Lauder, die Zellen sind mit den Wurzeln langer Hörner verkittet zu einer geraden Kette. (A nach W. Smith: B—D nach Heiberg; E nach La ude r.| wüchsen. Membran mit celluloseartiger Grundsubstanz, meist durch reichliche Kiesel- säureeinlagerung starr, panzerartig aus 4 oder mehr Platten zusammengesetzt. 2 Gruppen von Panzerplatten: Gürtelplatten und Boden-, resp. Deckelplatten, je eine Deckelplatte (Schale) und eine Gürtelplatte (ringförmiges Gürtelband) eine Panzerhälfte bildend. Hälften mittels der Gürlelbänder nach Art einer Pillenschachtel über einander greifend. Zwischen Schale und Gürtelband häufig noch Zwischenbänder eingeschaltet. Platten durch Verfalzung mit einander verbunden, mit Ausnahme der beiden Gürlelbänder, die ineinander beweglich verschiebbar bleiben. Membran übersäet mit feinsten Poren. Natürl. Pfianzenfam. I. Ib. q 34 Bacillariaceae. (Schutt. Centrifugales Dickenwachstum der Membran bildet Yerstärkuagsleisten auf der Außen- seile, die meist zu areolären Liniensystemen verbunden sind. Besonders hervorragende Membranverdickungen sind Stacheln, Flügelleisten. Die höheren Sippen mit 2 oder mehr spallenartigen Membrandurchbrechungen (Naht oder Raphe) zum Austritt von plasma- lischen Bewegungsorganen. — Chromatophoren gelb, plattenförmig, zahlreich klein, oder in Ein- oder Zweizahl groß. Durch Teilung einer Zelle entsteht eine gleiche und eine kleinere Zelle. Jede er- hält die Hälfte der alten Membran und bildet noch innerhalb der alten Gürtelbänder die neuen Membranteile aus, die dann nicht mehr wachsen. Fortgesetzte Zellteilung ver- kleinert den Durchmesser der Zellen. Auf eine Reihe sich verkleinernder Generationen folgt eine kleinste, die durch Auxosporenbildung einer Generation von maximalem Zell- durchmesser den Ursprung giebt. Auxosporenbildung ungeschlechtlich oder mit Copu- lation verbunden. Ruhesporenbildung mit oder ohne vorhergehende Zellteilung. Vegetationsorgane. I . Bau der Pflanze. Bei den meisten Arten erreicht das Pflanzenindividuum nur den Wert einer einzelnen Zelle. . Einzelne Gruppen bilden mehr- bis vielzellige Colonien. Beide Gruppen leben im Wasser, sind entweder frei- beweglich oder festgewachsen. Die freibeweglichen schweben entweder frei im Wasser Planktondiatomeen) oder sie haften an Sub- straten (Boden, Steine, Wasserpflanzen) [Grund- diatomeen];. Die freien Grunddiatomeen be- sitzen active Beweglichkeit. Die festsitzenden Diatomeen haften am Substrat mittelst Füßen *mt-M.J >frWM* WWW Mr tv*w vv^v Ä*^2ä? ^^^^^^^t oder Schläuchen, die aus weicher, meist gela- tinöser Substanz gebildet sind. Der Fuß ist entweder ein unscheinbares Gallertpolsler, das an der Schalenmitte oder einer Ecke ausge- schieden wird, oder ein regelrechter Stiel, der einfach oder verzweigt sein kann. Die Colonien bilden im einfachsten Falle Zellreihen iKetten) (Figg. 45 u. 46), wobei die Zellen mit der Schalenseite an einander haften, entweder mit der ganzen Fläche oder nur mit ge- ringen Teilen, Vorsprüngen etc. einander berüh- B ■^-Iz » >--wW'>"'^ " i"^" , j .,..-:> j , - i -■» - • ^S -> f * J- Z2 !> ~& E Fig. 47. Bewegliche Colonie von Bacillaria paradoxa Gmel. A die Zellen bilden eine Kette, indem Schale an Schale sich anschließt. Die ganze Kette hat sich nach Art einer Rolljalousie gerollt. Die Bollung kann im nächsten Moment rückgängig gemacht werden (200/1) ; B B und CC 1 Ketten in Bewegung, in verschiedenen Stadien der Streckung. Die Schalen gleiten auf einander entlang, ohne den Zusammenhang zu verlieren; D eine Zelle in üürtelansicht, E in Schalenansicht. (Nach W. Smith.) rend. Die Verbindung wird vermittelt durch eine unsichtbare Kittsubstanz oder ein Gallert- polster feste Ketten, in denen die Zellen unbeweglich an einander haften wie die gestielten Zellen am Boden), oder Verzapfung oder durch Plasma (bewegliche Ketten), in denen Bacillariaceae. (Schutt. 35 Fig. 48. Colonien mit Stielbildung. A Fragilaria parasitica W. Sm., sitzende Einzelzellen, mit kleinem Gallertpolster an einem Ende angeheftet, epiphytisch auf Nitsschia. — B Synedra pulchella (Kalfs) Kütz., sitzende fächerartige Kette mit kurzem Gallertpolster an einem Ende angeheftet. — C 6'. radialis Kütz., radial- strahlige Colonie auf gemeinsamem Gallertpolster sitzend. — D S. fulgens W. Sm., kurzgestielte Colonie. Der Gallertstiel teilt sich, Teilung folgt nicht regelmäßig der Zellteilung. — E Cymbella cistula Hemp. , langgestielte Colonie. Jeder Zellteilung folgt Stielgabelung. — F Licmophora ßabellata (Carm.) Ag., reichverzweigter Rasen mit unregelmäßiger Teilung der Stiele und fächerförmigen Ketten an demselben Stielzweig. — 67— K Zelle mit Zell- inhalt und Stiel von Gomphonema constrictum Ehrenb. G Zelle in Schalenansicht; H u. J die beiden, entgegen- gesetzten Gürtelansichten; K Transversalschnitt durch die Zelle. Der Chromatophor ist schraffiert, der Stiel ist hohl. [A—F nach W. Smith: G-K nach P fit z er.) 36 Bacillariaceae. (Schutt.) Fig. 49. Colonien in Coeeen-, Blatt-, Nest-, Scilla ncliform. A Maslogloia meleagris (Kütz.) Grün., Gallertnester gehäuft. — B. C blattartiges Pseudothallom von Navicida (Dickieia) ulvacea Berk. B Ansicht des Blattes; C Verteilung der Zellen in dem Pseudothallom (50/1). — D Mastogloia Smithii Thwait, baumartig ver- zweigte Gallertfäden mit angehefteten Nestern. — E—G baumartiges Pseudothallom von Zweigen von Navicula [Schizonema) Grei lillei Ag. E verzweigtes Bäumchen; F einige Schlauchenden mit den bewohnenden Zellen; G eine Zelle aus dem Verbände in Güitelansicht (400 1). — H— K dichter Basen von Schläuchen gebildet von Amphipleura (Berkeleya) Düwinii Ag. H Rasen; J einige Schläuche vollgepfropft mit Zellen (100/1); K eine Zelle aus dem Verbände (600/1). — L Cymbdla (Encyonema) ccuspitosa Kütz. (200/1), Ausbildung der Schlauehverzweigung. (K nach Van Heurck; A — J und L nach W. Smith.) Bacillariaceae. (Schutt.) 37 die Zellen auf einander hingleiten wie die freien Zellen auf dem Boden (Fig. 47). Die mit den Schalenflächen an einander haftenden Ketten sind meist gerade, seltener gebogen, häufig tordiert, bisweilen gebogen tordiert, d. h. schraubenförmig. Die mit Vorsprüngen verbundenen Ketten haften entweder mit allen Vorspriingen aneinander echte Kelten) oder mit einem Teil derselben (Zickzackketten). Mit Buckeln versehene Zellen haften gewöhnlich mit den Buckelenden durch Gallerlpolster aneinander, die mit Hörnchen ver- sehenen mit den Hörnenden und sind hier mittelst eigener Klauen mit einander verzapft [Hemiaulus] ; die Zellen mit langen Hörnern hängen mit den Hornwurzeln mittelst un- sichtbarer Killsubstanz (Chaetoceras) aneinander. Die gestielten Formen bilden in der Weise Colonien, dass nur die erste Zelle einen Stiel ausbildet und alle folgenden, durch Teilung aus ihr entstehenden zur Kette mit ihr verbunden bleiben (einfache Stielbildung), oder aber mit der Zellteilung gabelt sich auch der Stiel (dichotomisch verzweigte Stielbildung) (Fig. 48 E), oder nicht jeder Zellteilung folgt eine Stielgabelung (unregelmäßig verzweigte Bäumchen) (Fig. 48 F). Schlauchdialomeen. Die erste Zelle umgiebt sich mit einer Hülle von weicher Membransubslanz. Mit Vermehrung des Inhaltes durch Zellteilung wächst auch die Hülle, teilt sich aber nicht, sondern bleibt gemeinsamer Schlauch für alle. Der Schlauch wächst bei der Zellteilung nur in die Länge, so dass die Zellen sich hinter einander lagern müssen, oder er wächst auch in tangentialer Bichtung, so dass mehrere bis viele Zellen neben einander darin Platz finden; er umschließt die Zellen fest oder lose und lässt ihnen Platz zur Bewegung im Schlauch. Er gabelt sich nicht 'einfache Schläuche), oder er gabelt sich mehr oder weniger häutig (mehr oder weniger reich verzweigte Bäumchen) (Fig. 49). Schwebeeinrichtungen (Fig. 50). Die Planktondiatomeen besitzen oft eigen- artige Hilfsmittel, welche ihnen das Schweben in den oberen Wasserschichten er- leichtern. Einige der wichtigsten Schwebeeinrichlungen sind: Verringerung der Mem- brandicke, starke Vergrößerung des Volumens durch Ausbildung eines sehr großen Saflraumes, Abflachung zu münzenartigen, oder Streckung zu Stab- oder nadelartigen Körpern. Compliciertere Schwebapparate finden sich in Gestalt von hörn- oder stachel- oder flügelarligen Auswüchsen, die fallschirmartig wirken. Bei langgestreckten Formen wird das Sinken durch Krümmung der Körperachse erschwert. Besonders wirksam werden diese Apparate, wenn sie mit Ketlenbildung verbunden sind. 2. Bau der Zelle. I. Hülle. Stoff. Die Membran der Zelle ist ein aus mehreren Stücken zusammengesetzter Panzer, der aus einer organischen Grundsubstanz besteht, welcher meist so reichlich Kieselsäure eingelagert ist, dass die Membran starr und un- verweslich und selbst beim Glühen unzerstörbar wird. Typische Planktondiatomeen sind meist weniger kieselsäurereich, oft sind sie so schwach verkieselt, dass sie beim Ein- trocknen zusammenfallen. Bauplan. Der Panzer (Frustel, Theca) bildet ein festes Gehäuse, das aus 2 Stücken besteht, die nicht fest mit einander verwachsen sind, sondern nach Art der Pillen- schachteln mit den Bändern über einander geschoben sind und in dieser Bichtung dauernd verschiebbar bleiben. Jede der beiden Hälflen (Hypotheca und Epitheca) besteht aus 2 oder mehr Panzerplatten. Die eine, das Gürtelband, ist ringförmig gebogen und meist, aber nicht immer, ohne das complicierte Dickenwachstum der anderen Platten. Der lichte Durchmesser der beiden, zu einer Zelle gehörigen Gürtelbänder (Pleurae) ist um mindestens die Dicke eines Gürtelbandes verschieden, wodurch die Verschiebbarkeit der beiden Bänder in einander ermöglicht wird. Die beiden über einander geschobenen Gürtelbänder bilden eine offene Bohre, die durch zwei Verschlussplatten, die Schalen (Valvae) geschlossen wird. Jede Schale ist fest mit dem ihr zugehörigen Gürtelbande verbunden. Meist ist die Schale am Bande zu einem kurzen, gürlelbandlihnlichen Binge umgebogen. Dieser Bingteil ist der Schalenmantel, die Verschlussfläche der Schalen- deckel. Zwischen Schale und Gürtelband sind häufig noch accessorische Platten ein- geschoben, die mit beiden fest verbunden sind. Diese Platten, die Zwrischenbänder 38 Bacillariaceae. (Schutt. .Fig. 50. Schwebeeinrichtungen. A gekrümmte stabförmige Kette von Gianardia haltica (Mensen) Schutt. — B, C münzenartige flache Zellform von Planktoniella Sol (Wallich) Schutt. B Schalenansicht; C Gürtelansicht. — I) Chattoceras boreale Bau., Zelle mit langen Hörnern. — E Bacterinstrum varians Lauder, Teil einer geraden Kette mit strahligen, gebogenen Hörnern. — F Chaetocerns secundum Cleve, schraubenförmig gebogene Kette mit radialstraliligen, gebogenen Hörnern. {A SO/1, B 250/1, C 125/1, B 250/1, E 200/1, F 100/1.) (Alles nach Schutt Bacillariaceae. (Schutt. 39 (Copulae) (Fig. 51), sind entweder nach Art der Gürtelbänder als geschlossene Ringe ausgebildet und erscheinen dann wie secundäre Gürtelbänder, oder sie sind offen und bilden dann auch Ringe, oder sie keilen sich seitlich aus und bilden dann keinen ge- schlossenen Ring, sondern einen offenen Keil oder eine Schuppe, die erst mit Nachbar- schuppen vereint den Ring schließt (Panzer der ersten Gruppe bilden Ringpanzer, die der letzteren Schuppenpanzer). Häufig haben auch die Zwischenbänder einen senkrecht zur Gürtelbandachse umbiegenden Teil, das Septum. Das Septum verhält sich zum Gürtelteil des Zwischenbandes wie der Schalendeckel zum Schalenmantel. Septum und Mantel des Zwischenbandes bestehen aus einem Stück. Das Septum bildet eine Zwischenwand im Zellraum und teilt diesen in mehrere Kammern. Diese Zwischen- wände sind durch ein oder mehrere Locher Fenster) durchbrochen, durch die das Plasma der verschiedenen Kammern mit einander in Verbindung steht. — Die Septen der Zwischenbänder sind Quersepten, sie schneiden die Central- oder Gürtelbandachse meist senkrecht. Die Quersepten setzen sich entweder an der ganzen Peripherie des Zwischen- bandes an oder nur einseitig (Ecksepten). Häufig hat auch die Schale Septen, d. h. ins Innere vorspringende Membranverdickungen in Balken- oder Wandform. Diese Septen laufen meist parallel der Central- und Transversalachse und sind von ersteren als Trans- versalsepten zu unterscheiden. — Die Verbindung von Schale mit Gürtelband und von F G H Fig. 51. Z wi schenbänder und Quersep t e n. A Hhabdonema arcuatum Lyngb. Kfitz. Ein Zellpanzer in seine einzelnen Platten aufgelöst: Scbalen, Zwischenbänder mit Quersepten, Gürtelbänder. — B Grammatophcra serpentiua Ralfs, gefenstertes, welliges Septum in Fläehenansicbt. — C G. maxima Grün., halbe Zelle in Längsschnitt und Gürtel- ansicht. Schale, Zwischenband mit durchbrochenem Septum, Gürtelband (Falzeinrichtung). — D keilartiges, ring- förmig offenes Zwischenband mit Eckseptum von Tetracyclus lacustris Ralfs. — ■ E Rhizosolenia styliformis Bright- well, mit schuppenartigen Zwischenbändern. — F — H Climacosphenia moniligera Ebrenb. F sagittaler Längsschnitt durch eine Ecke der Membran, die Verfalzung zeigend; G mehrfenstriges Septum des der Schale zugewandten Zwischenbandes, breites Ende; R dasselbe, schmales Ende. {A, B nach W. Smith; C — E nach 0. Müller.) Zvvischenband mit Schale und Gürtelband und von Zwischenband mit Zwischenband wird durch eigentümlich geformte, übereinandergreifende Falzflächen vermittelt. (Fig. 51 C,F. Structur (Fig. 52). Die Panzerstücke, namentlich die Schalen, sind gezeichnet mit Systemen von parallelen, strahlenden oder sich kreuzenden Linien (recht- winkelig gekreuzt == rectangulär, schiefwinkelig gekreuzt = decussiert), von Punkten, 40 Bacillariaceae. (Schutt. Perlenreihen, Kreisen, Polygonen etc., die für die Speciesdiagnosen große Bedeutung haben. Die Feinheit dieser Zeichnung ist sehr verschieden; Isthmia nervosa hat Polygone von 8 \i Durchmesser, Pleurosigma angulatum solche von '/2 V-i während andere so fein sind, dass sie mit den besten Systemen, unter bester Beleuchtung nur gerade als Striche oder Punkte erkannt werden können. Die Zeichnungen werden erzeugt durch ungleiche centrifugale, seltener centripetale Wandverdickung. Die Panzerplatte besteht aus einer sehr feinen Grundmembran, auf welche nach außen leistenförmige Verdickungen auf- gesetzt sind, die durch ihre Anordnung die Membranzeichnung hervorbringen. In den meisten Fallen sind die Leisten netzartig mit einander verbunden und bilden ganz flache Areolen, die nach Art der Bienenwaben angeordnet sind. Bisweilen lässt sich erkennen, dass sich die Leisten an ihrer oberen Fläche noch wieder seitlich umbiegen. Diese letzte Umbiegung bildet eine zur Grundmembran parallele Platte mit großer centraler Öffnung über jeder Areole. Die Membran gleicht dadurch einer Platte mit aufgesetzten T-Trägern, die gitterartig mit einander verbunden sind. Im Querschnitt giebt sie etwa folgendes Bild LLLI. Die Grundmembran ist zwischen den netzartig verbundenen Ver- dickungsleislen von zahlreichen feinen Poren durchsetzt. In jeder Areole findet sich ein Nadelstichporus oder deren zahlreiche. Außer den centrifugal wachsenden, auf die Außenseite der Membran aufgesetzten Leisten finden sich bisweilen auch noch nach innen vorspringende Membranleisten, die sich in manchen Fällen zu kleinen, fest ge- schlossenen Kämmerchen verbinden. — Außer den erwähnten leistenförmigen Ver- dickungen trägt die Membran mancher Formen auf der Außenseite noch auffälligere Verdickungen in Form von Flügelleisten, Kielen. Dornen, soliden und hohlen, langen Stacheln etc. Besonders wichtig sind 3 knotenförmige Verdickungen, die in der Mitte (Centralknolen) und in der Nähe der beiden Enden Endknotenjder Schalen mancher Gruppen vorkommen. Der Centralknoten ist in Schalenansicht annähernd rund, in manchen Fällen verbreitert er sich in transversaler Bichlung zu einem Balken (Stauros). — ^ Fig. 52. Schalenstructur. Triceratium Favus Ehrenb., Bruchstücke der Schale, a Grundmembrau, b Leisten, c Spitzen, d horizontal überragende Ränder. A ein Stück der Schale von der Fläche gesehen. In der Mitte ist die obere durchbrochene , der Grundplatte parallele Platte entfernt , so dass nur die Grundplatte und die waben- artig verbundenen Leisten zu sehen sind; B ein Stück vom Schalenrande in perspectivischer Ansicht (1200/1). (Nach Pfitzer.) Zwischen den Knoten erstreckt sich die Raphe, auch Naht genannt (ein Ausdruck, der besser vermieden würde, weil er leicht irreführt, cf. Peridiniaceae). Sie bildet auf jeder Schale eine meist annähernd gerade, oder S-förmig oder C- förmig gebogene, feine Linie, die in Wirklichkeit ein sehr compliciert gebauter und funetionierender Apparat ist, durch den das Plasma des Zellinnern mit dem umgebenden Wasser in Verbindung treten kann. Nach Otto Müller besteht »die Raphe jeder Schale aus einem Centralknoten und 2 End- knoten, welche durch je ein an der äußeren und ein an der inneren Zell wand fläche verlaufendes System von Spalten und Canälen mit einander verbunden sind. Jeder der beiden Endknoten wird von einer Spalte durchbrochen, der halbmondförmigen Pol- Bacillariaceae. (Schutt. 41 spalte, die durch einen äußeren Endknotencanal in den äußeren Raphenspall übergebt. In der Nabe des Centralknotens gestaltet sich diese Spalte zum Canal, der über der Basis des Centralknotens fast rechtwinkelig umbiegt, denselben in mehreren kurzen Windungen von außen nach innen durchbricht und sich in der Höhe von etwa zwei Dritteln des Centralknotens gabelt. Der dem Centrum zugewendete Arm steigt in einigen Windungen bis zum ausgehöhlten Gipfel des Centralknotens, woselbst er in einer offenen Rinne mündet, welche die beiden Centralknotencanäle mit einander verbindet und den Zu- sammenhang zwischen der vorderen und hinteren Hälfte der Raphe vermittelt. Der andere Arm eines jeden der beiden Centralknotencanäle wendet sich rückläufig einem der Pole zu, geht bald in die innere Raphenspalte über und diese endlich mündet auf _§£ E ^if||pwlPfl B B&>*a« t» i y .•».•0»«'J-i\V?S' ?& £» ff Fig. 53. Beispiele von centrisch gebauten Zellen. Sckalenansicht ist kreisförmig von A, B, C, E; poly- gonal von D, F, G. Scbalenstructur radiär in A, D; niclit radiär in B. — A Coscinodisc7ts (Cestodiscits) convexus Castr. (365|l), B 0. Macraeanus Urev., C C. excentricus Ehrenb. (350/1), D Triceratium {Amphitetras) antediluvianum Ebrenb. (400/1 ) , E Aulncodiscns scaber Ralfs, F Triceratium Favus Ebrenb., 6 T. orbiadatum Ehrenb. A, B, 1) Sehalenausicht, C, E, F, G Gürtelansicbt. (4 nach Castr acane; B, G nach Greville; C, D nach W. Smith, E, F nach A. Schmidt.) der Fläche des Trichterkörpers, einer Falle, welche in der Endknotenhöhle nach Art eines Propellers ausgespannt ist und deren am tiefsten nach innen dringender Teil die Tülle bildet. Die Polspalte durchsetzt die Endknoten schraubenförmig und geht durch den äußeren Endknotencanal schraubenförmig in den äußeren Raphenspalt über. Die halbe Schraubenwindung auf der oberen Schale wird durch die entgegengesetzt ge- wundene der Unterschale zu einer ganzen Windung ergänzt.« Die Raphe (Naht) wird von den beiden seitlich structurierten Seitenfeldern meist durch einen gewöhnlich schmalen, bisweilen breiten, glatten Streifen (sagittale Bänder) 42 Bacillariaceae. (Schutt.) getrennt. Die Struclur der Seitenfelder steht bei den Formen, die eine echte Raphe haben, meist in bestimmter Beziehung zur Nahtrichtung. Die Streifung der Seilen ver- läuft meist senkrecht oder unter mehr minder spitzen Winkeln zur Raphe; diese giebt also für die Schalenstreifen eine Richtungslinie an, auf die sie sich beziehen, ähnlich wie die Seitenteile einer Feder zum Mitlelnerv. Die Structur ist fiederig (Gruppe der Pennatae). Bei den Achnantheae findet sich nur auf der einen Schale eine echte Raphe, auf der anderen ist sie rudimentär, d. h. es ist keine eigentliche spaltarlige Durch- brechung der Membran vorhanden, aber das Bild der Raphe wird durch die Schalen- structur vorgetäuscht, indem die sagittalen Bänder und die fiederige Anordnung der Structur der Seitenfelder vorhanden ist. Diese scheinbare Raphe oder Pseudoraphe findet sich auf beiden Schalen bei der großen Gruppe der Pseudoraphideen. Es scheinen alle Übergänge vorhanden zu sein zwischen echter Raphe bis zu vollständigem Fehlen der Raphe. Wo keine Spur einer Raphe mehr erkennbar ist, ist die Zusammengehörig- keit zum Grundlypus noch an mehr oder weniger ausgeprägten Spuren der fiederigen Structur, die bei den Centricae fehlt, zu erkennen. Ist der Centralknoten zum Stauros verbreitert, so fehlt gewöhnlich auch die Schalen- structur auf einem transversalen Bande, indem die sagittalen Bänder sich transversal verbreitern (= Transversalbänder i . Bisweilen sind diese Transversalbänder allein vor- handen ohne Verbreiterung des Knotens (Pseudostauros). Auch auf den Schalen der Centricae findet sich bisweilen ein structurloses, oderschwächer structuriertes Feld (Area). Fig. 54. Beispiele von centrisch getauten ps eud o z y gomorphen Zellen. A—C Bhldulphia pul- cliella Gray. A Schalen-, B breite Gürtelansicht; C eine Schale in schmaler Gintelansicht. — B, E Istltmia enervis Ehr. B Schalen-, E breite Gürtelansicht. (Nach W. Smith.) 2. Allgemeine Morphologie. Die Gestalt der Zelle ist sehr verschieden, cylindrisch, flach münzenartig oder langgestreckt stabartig, häufig geht der kreisförmige Cylinder- Bacillariaceae. Schult 43 Längsachse. Bei den Diatomeen ist dies die einzige Rich- tung, in der die Zelle wächst, und so ist auch die Anwendung der bei anderen Familien gebräuchlichen Bezeichnung der Cylinderachse als Längsachse (Longi- tudinalachse) morphologisch durchaus gerechtfertigt. Sie ist die Gürtelbandachse und wird auch Centralachse genannt, weil sie die morphologischen Mittelpunkte der Schalen verbindet. — Jeder Schnitt parallel zur Längs- achse des Cylinders ist ein Längsschnitt, jeder Schnitt senkrecht zur Längsachse ist ein Querschnitt. Gehen Längsschnitte durch die Längsachse, so sind sie Meridian- oder Radialschnitte. Bei rein centrischem Bau sind alle Radialschnitte gleich. Häufig (Actinoptychus) sind bei rein kreisförmigem Querschnitt einzelne Radien durch be- C mmwmm wmm^wm&mm D (pierschnitt in eine Ellipse über oder die Ellipse kann bis zur Stabform gestreckt werden, oder kann auch Abweichung von der regelmäßigen Form zeigen, deren häufigste der schiffförmige Querschnitt ist. Trotz der Mannigfaltigkeit der Gestalt lassen sich alle Formen leicht auf einen Grundtypus zurückführen, der in der vergleichenden Morpho- logie des Pflanzenreichs für die meisten Korper der Grundtypus für Zellen und Stämme ist: der Cylinder. Es empfiehlt sich, dies bei den Bezeich- nungen zu berücksichtigen und — um den schon allzu- großen Reichtum von Namen nicht unnötig zu vermehren — die in der botanischen Morphologie schon gebräuch- lichen Bezeichnungen auf die Terminologie der Diatomeen möglichst zu übertragen. Um eine streng morphologisch vergleichbare Terminologie zu ermöglichen, ist es gut, alle Zellen in bestimmter Weise nach dieser zu orien- tieren. Orientierung. Die Zelle wird so gestellt, dass die kleinere Schale unten liegt (Bodenschale) (die untere Panzerhälfte = Hypotheca) , die größere Schale (Deckel- schale) oben liegt (obere Panzerhälfte = Epitheca). Bei elliptischem Grundtypus des Querschnittes mag die große Achse der Ellipse von vorn nach hinten gestellt werden. Die Cylinderachse ist die natürlich gegebene Haupt- achse, ebenso für die Diatomeenzelle, wie für die Stämme und cylindrischen Zellen anderer Familien. Ganz allge- mein nennt man das Wachstum in der Richtung des Cylinders das Längenwachstum, und die Cylinderachse die R3i 1 5 Fig. 55. Beispiele von echt zygomorphen Zellen. Schalen mit fiederiger Structur; A, B mit Mittel- nue (Pseudoraphe), CD mit echter Raphe. A, B Stjmdra (Ardissonia) superba (Kütz). Grün. — C, D Kanada (Fuuiuluria) viridis (Nitzsch) Kütz. A, 0 Schalenausiclit, B, D Gürtelansicht. [A, B nach W. Smith; C D nach Pfitzer.) 44 Bacillariaceae. (Schutt.) sondere Schaleneigentümlichkeiten, z. B. Buckel, Knoten etc., besonders ausgezeichnet. Die durch sie gehenden Längsschnitte sind Hauptradialschnitte. Bei den Cylindern mit elliptischem Querschnitt oder den von ihnen sich ableitenden Formen sind 2 Hauptradial- schnitte besonders ausgezeichnet, der eine wird bestimmt durch die Lage der großen, der andere durch die der kleinen Achse der Ellipse, resp. bei abgeleiteten Formen der ihnen homologen Linie. Die große Achse fällt bei rapheführenden Formen mit der »Naht« zusammen und ist die Mittellinie für die fiederige Struclur ihrer Schalen. Sie ist die Sagiltalachse; bei der oben gegebenen Orientierung der Zelle läuft sie von vorn nach hinten und teilt die Schale in eine rechte und linke Hälfte. Sie ist darum auch eine Mediane. Die kleine Achse der Ellipse des Querschnittes oder der von ihr abgeleiteten Figur läuft bei der obigen Orientierung von links nach rechts; sie ist die Transversal- achse. Derjenige Radialschnitt, der durch die Sagiltalachse geht, ist der Sagittal- oder Medi anschnitt, der durch die Transversalachse gehende ist der Transversalschnitt. Von den Querschnitten ist einer besonders ausgezeichnet, derjenige nämlich, der durch den morphologischen Mittelpunkt der Zelle geht; er ist der mittlere Querschnitt und verläuft durch die Trennungslinie der Gürtelbänder. Er ist die Teilungsebene derZelle. Der einfachste Formentypus, der Grundtypus des Cylinders (Fig. 53 B, C) mit kreis- förmigem Querschnitt, wird fast vollkommen repräsentiert von Coscinodiscus. Auch dieser kennzeichnet sich schon als abgeleitete Form dadurch, daSs die Schalen keine ebene, sondern gewölbte Flächen bilden. Die Wölbung geht bis zur Kugelgestalt der Zelle bei Mclosira nummuloides. Bei Bhizosolenia zieht sie sich in ein Hörn aus, ohne dass durch diese Abweichungen die oben besprochenen, allgemeinen morphologischen Verhältnisse geändert würden. Abweichungen vom primären Typus, die mit Änderung des Querschnittes und Ver- ringerung der Zahl der Hauptradialschnitte verbunden sind (Fig. 53 — 55): Bei dem reinen Kreiscylindertypus von Coscinodiscus sind alle Radialschnitte auch Hauptradialschnitte. Die Zahl der Hauptradialschnitte ist = oo. — Bei Actinoptychus ist die Zahl der Hauptradialschnilte bisweilen groß, aber doch beschränkt. Bei Triceratium sinkt diese in der Regel auf 3, bei Chaetoceras auf 2, bei Isthmia auf I herab. Sehr häufig geht die Beschränkung der Hauptradialschnitte auf eine geringe Zahl mit einer Areränderung des Querschnittes Hand in Hand. Der reine Kreis wird zum Viereck mit so viel meist abgestumpften Ecken, als gleichwertige Hauptradien vorhanden sind. Innerhalb der Gattung Triceratium finden wir Arten mit z. B. 15-, 10-, 5-, 4-, 3eckigem Querschnitt. Triceratium ist kaum zu trennen von Biddulphia, das nur noch 2 Ecken hat. Der annähernd elliptische Querschnitt von Biddulphia ist als eiu abgestumpftes Zweieck aufzufassen, d. h. nicht auf bilateral symmetrischem Bau, sondern auf radiär polygonalem Grundtypus, dessen Endglied der Kreis ist. Im Einklang damit steht, dass die Schalen weder eine Raphe, noch eine Pseudoraphe, noch die auf die Median- linie sich richtende, fiederige Anordnung der Structur zeigen. Das Gleiche gilt von Chaetoceras. Bei Biddulphia sind 2 Hauptradialschnitte vorhanden, die durch die Ecken gehen; sie divergieren um 180°, fallen also beide in einen Medianschnitt zusammen, der im Einklang mit den Verhältnissen der Raphideen als Sagittalschnitt bezeichnet werden mag, obwohl keine Fiederstruclur vorhanden ist. Die Radialschnitte senkrecht zu diesen Medianschnitten können auch als Transversalschnilte bezeichnet werden. Bei Euodia schneiden sich die beiden durch die Ecken gehenden Radialschnitte unter stumpfem Winkel in der Centralachse. Bei Isthmia ist nur ein polarer Hauptradialschnitt vor- handen; der fast elliptische Querschnitt dürfte hier eigentlich eilörmig und theoretisch als ein abgestumpftes Eineck aufzufassen sein. Diese Schalen mit bilateralem Umriss ohne bilaterale Structur sind pseudozygomorph. Die typisch bilateralen, d. h. echt zygomorphen Formen (Fig. 55; beziehen sich alle als Ableitungen auf eine cyündrische Grundform mit elliptischem Querschnitt. Die Abweichungen dieses Querschnittes von der elliptischen Grundform gehen viel weiter als bei den pseudozygomorphen. Der kryslallähnlich regelmäßige Bau der Diatomeenzelle bedingt eigenartige Sym- metrieverhällnisse, die systematisch sehr wichtig sind, wenn sie auch nicht geradezur Bacillariaceae. (Schutt. 45 Grundlage des Systems gemacht werden können. Die wichtigste Symmelrieebene ist der mittlere Querschnitt. Aon den Längsschnitten sind die Hauplradialschnitte Symme- trieebenen. Manche Formen haben unendlich viele Symmetrieebenen. Wo die Zahl der Hauptradialschnitte beschränkt ist, ist auch die Zahl der Symmetrieebenen beschränkt. Bei den bilateralen Formen sind Sagittalschnitt und Transversalschnilt Symmetrie- ebenen. Die Symmetrie ist in dem Grundtypus der Diatomeenzelle sehr stark ausgesprochen und zeigt sich nach verschiedenen Richtungen, aber sie ist niemals vollkommen, so dass, wenn wir nur mathematisch genaue Spiegelbilder symmetrisch nennen wollten, alle Zellen asymmetrisch wären. Die Beziehungen zu einer symmetrischen Grundform fallen aber überall so in die Augen, dass man den Begriff Symmetrie für diese Gruppe weiter fassen und alle Formen symmetrisch nennen muss, die man auf eine symmetrische Grundform beziehen kann, von der sie sich durch mehr minder einfache geo- metrische Operationen ableiten lassen. Die abgeleiteten Formen sind als sym- metrisch zu bezeichnen und die Art der Ableitung durch einen Zusatz zu kennzeichnen. Abgeleitete Symmetrie. Der mittlere Querschnitt ist Grundsymme- trieebene. Die beiden Hälften sind aber nie rein spiegelsymmetrisch, weil der Schachtelbau der Zelle bedingt, dass eine Schale kleiner ist als die andere. Die beiden Schalen geben also, auf die Spiegelebene projiciert , nicht congru- ente, sondern ähnliche Bilder. Dieser Specialfall der Symmetrie wiederholt sich bei jedem Individuum sämtlicher Species, man kann darum zweckmäßig von einer besonderen Bezeichnung im Einzelfall absehen und kurzweg «Sym- metrie« sagen. Soll der Specialfall be- sonders benannt werden, so kann er als Ahnlichkeits- oder Similisymmetrie bezeichnet werden. 0. Müller nennt es Consimilität. Sind beide Schalen so gegeneinander gedreht, dass die gleich- wertigen Radien nicht mehr die gleiche Richtung haben (Asterolampra , Iihizo- solenia. Chaetoceras etc.), so entsteht ein neuer Fall von Symmetrie, die »Torsionssymmetrie«, d. h. sie sind zum mittleren Querschnitt nicht direct symmetrisch, da die Projectionen ihrer Schalen auf die Spiegelebene sich nicht decken, aber durch eine gedachte Fig. 56. Achsen- und Hauptschnitte verschie- dener Typen. Erste Verticalreihe (mit Ausnahme von Nr. 25) : Querschnitte bezw. Schalenansichten. Zweite Verticalreihe: transversale Längsschnitte entsprechend der schmalen Gürtelansicht. Dritte Verticalreihe: sagittale Laugsschnitte mit Andeutung der breiten Gürtelansicht. Nr. 25 radialer Längsschnitt durch eine centrische, kurz cylindrische Form, pv Achse des Cylinders (Längsachse, Centralachse, Gürtelachse); ap Sagittalachse , trap Trans- versalachse. Nr. 1—3 Navicula viridis , 4 — 6 Amphora oralis, 7 — 9 Gomphonema elegnns, 10 — 12 Rhopalodia vtrmi- culata, 13—lSAchnanthesinflala, 13 obere Schale ohne, 14 untere Schale mit Rapue. 17—30 Amphiprora alata, 18 Transversalschnitt durch die Mitte, 19 entsprechender Schnitt durch die Eegion a von Nr. 17; 21—33 Isthmia enervis, 24 — 25 Eupodiscus Argus. (Alles nach 0. Müller.) Drehung um einen bestimmten Winkel, den Torsionswinkel, zur Deckung gebracht werden können. Von der Zelle sagt man in diesem Falle, sie sei tordiert um die Längsachse. Torsionssymmetrie ist stets mit Simili- symmetrie verbunden. Ein Endfall der Torsionssymmetrie ist die besonders häufige Diagonalsymmetrie, die entsteht, wenn der Torsionswinkel 180° beträgt; in diesem 4G Bacillariaceae. (Schutt.) Falle stehenim sagittalen Längsschnitt die homologen Ecken der Schalen sich diagonal gegenüber. Von den Längsschnitten sind die Hauptmedianschnitte auch Symmetrieebenen. Formen vom Coscinodiscustypus haben demnach unendlich viele Symmetrieebenen, die vom Actinoptychusiypus haben viele, aber dennoch eine beschränkte Zahl von Symmetrie- ebenen. Bei bilateralen Formen sind der Sagittalschnitt und der Transversalschnitt Symmetrieebenen. Abgeleitete Formen sind so sehr die Kegel, dass ganz ideal symmetrische Körper kaum vorkommen; die Abweichungen von der Grundform sind hier aber weniger ein- fach geometrisch abzuleiten als bei der Symmetrie zum Querschnitt. So ist z. B. in Fig. 56, 1 und 14 rechte und linke Hälfte zum Transversalschnitt rein symmetrisch. Der Sagittalschnitt ist unzweifelhaft eine Symmelrieebene, aber die Raphe zeigt Ab- weichungen von der einfachen Symmetrie. Die beiden Schalenhälften sind ungleich, die Ungleichheit ist unregelmäßig, aber nicht regellos, man kann sie als verzerrt-symme- trisch bezeichnen. Ähnliche Verzerrungen und Ungleichheiten zwischen Bild und Spiegelbild entstehen, wenn die Spiegelfläche gebogen ist. Ein besonderer Fall der Verzerrung ist die Verjüngung, bei Gomphonema Fig. 56) ist die Schale zum Trans- versalschnitt symmetrisch angelegt, aber die eine Hälfte ist in mehr oder weniger un- regelmäßiger Weise verjüngt. Die Verzerrung der Symmetrie ist geometrisch zurückzuführen auf Biegung der Achsen. Bei Pleurosigma ist die Sagitlalachse S-förmig gebogen, bei Amphora (Fig. 56, 4 — 6) ist die Sagitlalachse und die Centralachse C-förmig gebogen, bei Rhopalodia sind alle drei Achsen gebogen, die Symmetrie zu allen drei Ebenen verzerrt. — Auf Ver- zerrung durch knieformige Krümmung des Querschnittes sind die eigentümlichen Ver- hältnisse bei Achnanthes zurückzuführen. Locale Störungen der Symmetrie sind für manche Species charakteristisch, z. B. haben die zum Sagittalschnitt symmetrischen Schalen von manchen Gomphonemcn neben dem Centralknoten einseitig einzelne große Perlen, die die Schalen in strengem Sinne unsymmetrisch machen. — Individuelle locale Störungen der Symmetrie finden sich bei jedem Individuum als geringe Abweichungen in der Slructur der beiden symme- trischen Hälften. Das Achsenverhältnis, d. h. djs Verhältnis der Ausdehnung der Zelle in der Richtung der verschiedenen Achsen ist innerhalb jeder Species nur geringen Schwankungen unterworfen. Durchmesser der Zelle in der Richtung der Längs- oder Centralachse ist bei oben gegebener Orientierung der Zellen die Länge oder Höhe (c), in der Transversalachse die breite (/), in der Sagitlalachse die Tiefe [s . Die Länge oder Höhe schwankt beim Individuum je nach dessen Entwickelungszustand. Kurz nach der Teilung ist die Höhe etwa halb so groß als kurz vor der Teilung. Bei Bestimmung des Achsenverhältnisses ist der gleiche Entwickelungszustand zu Grunde zu legen; am besten dürfte sich das kürzeste Maß eignen. Absolutes Maß von Breite und Tiefe schwankt nicht beim Individuum, aber bei der Species je nach der Anzahl der Genera- tionen, die von der Auxospore an durchlaufen sind. Das Verhältnis von s : t ist für die Species ziemlich constant, ebenso unter obiger Voraussetzung c : s : t. Bei der Gattung schwankt das Achsenverhältnis c ■ : s : t innerhalb leidlich enger Grenzen, bei nahe ver- wandten Galtungen ist der Unterschied etwas größer; bei weit entfernten Gattungen ist das Achsenverhältnis oft sehr verschieden , z. B. bei liliizosolcnia alata s : c : t = 2 : 207 : 2, bei Syncdra longissima s : c : t = 200 : 4 : 3. Auswüchse (Fig. 57). Während die Pennatae keine oder nur unbedeutende Auswüchse zeigen, sind diese bei den Centricae sehr häufig. Als Hauptformen von Aus- wüchsen sind zu merken: Ausbuchlungen des Körpers, in die hinein der Plasmaschlauch sich fortsetzt: Hügel (Aulacodiscus, Actinoptychus) , Buckel (Biddulphia, Triceratium), Hörnchen [Hemiaulus), Hörner (Chaetoceras). Als locale starke Membranwucherungen, in die sich Protoplasmaschlauch und Saftraum nicht fortsetzen, sind aufzufassen: Bacillariaceae. (Schutt. 47 Stacheln (Stephanodiscus) und Dornen (Rhizosolenia selig er a) , Klauen (Hemiaulus). Besonders eigenartige Bildungen, deren Bau nur mangelhaft bekannt, sind Zitzen (Aulacodiscus), ferner Flügelleisten (Surirella), extracelluläre Kämmerchen {Plankto- niella). km A. Fig. 57. Auswüchse der Schale. A, B Buckel-Hörnchen und Dorn auf der Schale von Biddulphia (Cerataulus) Smithii (Rop.) Van Heurck. A Schalen-, B Gürtelansicht (000/1). — C Zitzen auf dem Gipfel der Buckelhügel einer Schale von Aulacodiscus Peter sii Ehrenb. (var. notabdis Kattr.) (A, B nach Van Heurck; C nach A. Schmidt.) 3. Der Protoplasmakörper ist meist ein sehr dünner, der iMembran anliegender Schlauch, der einen großen centralen Saftraum umschließt. Der Kern ist meist in eine dichtere Plasmaansammlung eingehüllt (Kernmantel) und an einer für die Species iypischen Stelle der Zelle gelagert, z. B. mitten in der Zelle; an einer Schale (Chaeto- ceras, der alleren oder der jüngeren), einem Gürtelband angeschmiegt (Rhizosolenia) etc. Liegt er in der Zellmitte, so bildet der Kernmantel bei schmalen Zellen (Navicula) meist einen compacten Plasmabalken, der den centralen Saftraum in 2 seitliche Vacuolen trennt. Seltener ist der Kern an einfachen, oder baumartig verzweigten, durch den Saftraum ausgespannten Plasmasträngen aufgehängt (Coscinodiscus) . Die Chromatop hören (Fig. 58) sind grünlichgelb bis braungelb, ihr Farbston', Dialomin, eine gelbe Chlorophyllmodification, mit Phäophyllin nahe verwandt, ist noch ungenügend bekannt. Beim Absterben der Zelle schlägt die Farbe der Chromatophoren von gelb in gelbgrün um. In jeder Zelle findet sich eine oft große Anzahl kleiner, dünner, rundlicher Plättchen, oder eine, oder wenige größere dünne, einfache oder buchtige, oder vielfach gelappte und zerklüftete Platten. Die Chromatophoren mancher Arten besitzen eine oder mehrere Pyrenoide mit oder ohne Amylumherde. Form und Lagerung der Chromatophoren ist für die Species typisch. Meist liegen sie im Plasmawandbeleg, mit der Fläche der Wand parallel, seltener in Plasmasträngen oder im Kernmantel gedrängt im Innern. Wie alle Chromatophoren vermehren sie sich durch Teilung. Die Teilung steht meist in Be- ziehung zur Zellteilung, geht derselben voran oder folgt ihr. Die kleineren rundlichen Platten vergrößern sich, schnüren sich bisquitförmig ein. Die Einschnürung dringt soweit vor, bis 2 kleinere, kreisförmige Platten entstanden sind. Die großen Platten teilen sich durch einen Spalt, der senkrecht zur Fläche des Chromatophors vordringt [Navicula). Bei einzelnen (Surirella) ist Teilung parallel zur Fläche beobachtet. Vor der Teilung wandern die Chromatophoren mancher Arten von ihrem gewohnten Platz auf einen andern genau bestimmten Platz, den sie nach der Teilung wieder verlassen. Der Protoplasmakürper ist bisher nur von verhältnismäßig sehr wenigen Species bekannt. Bewegung. Die rapheführenden Formen besitzen active Beweglichkeit. Sie gleiten dann in der Bichtung der Baphe auf dem Substrat hin. Die Bewegung ist nicht stetig, bald gleichmäßig, bald ruckweise schneller und bald stillstehend und in die entgegen- gesetzte Richtung umschlagend. Bei Bacillaria paradoxa besitzen die ganzen Ketten 48 Bacillariaceae. (Schutt.) Eigenbewegung, die Glieder der Kelle bilden gegenseitig das Substrat für einander, indem jede Zelle auf der Schale der Nachbarzelle hin- und hergleitet. Die Kette schreitet als Ganzes fort, da sich in der Th'äligkeit der verschiedenen Zellen ein Zusammenhang offenbart, indem alle, oder doch die benachbarten Zellen sich in gleicher Richtung be- wegen und die von einer Zelle eingeleitete Umkehrung der Richtung sich bald auf alle A B M N ü Q H n Fig. 53. Ckromatophor en, in R hell punktiert, sonst dunkel schraffiert. A— D Cymbella gastroidts minor Kütz. Eine Platte, der Mitte der convexen Gürtelseite anliegend und nach der anderen Seite herumgeschlagen. Der lange Spalt bereitet die Teilung der Platte vor. A Schalenausieht ; B schmale, C breite Gürtelansicht (400/1) ; D Transversalschnitt. — E, F Cocconeis Ptdicidus Ehrenb. Eine Platte der convexen Schale anliegend. E Schalen- ansicht; F Gürtelansicht (Längsschnitt) {050/1 ). — G—J Pleurosigma balticum (Ehrenb.) W. Sm. 0 stark ge- lappte und durchbrochene Platte; H, J kreuzförmige gelappte Platte einer Schale anliegend, die Lappen nach der anderen Schale herumschlagend; H obere Schalenansicht mit den Lappenenden; J untere Schalenansicht mit dem Mittelteil der Flatte. — A", L Navicula amphirhynchus Ehrenb. 2 Platten den beiden breiten Gürtelbandseiten anliegend und die Ränder nach den Schalen herumschlagend; in Teilung begriffen. A' Gürtel-, L Schalenansicht (750/1). — M, N Synedra gracilis Kütz. Mehrere große Platten. M Schalen-, JV Gürtelansicht (500/1). — O—Q S. fasciculota Kütz. Zwei den Schalen anliegende Platten. O Schalen-, P Gürtelansicht; Q Platten in Wande- rung begriffen von den Schalen auf die Gürtelbänder. Gürtelansicht. Vorbereitung zur Teilung. — R Cliaetoceras boreale Bail. Zahlreiche kleine Plättchen in der Zelle, gehen auch in die Hurner hinein. Fragment einer Zelle in Schalenansicht. (A—F, A'— Q nach Pfitzer; G—J nach O.Müller; R nach Schutt.) Bacillariaceae. (Schutt.) 49 anderen fortpflanzt. Die Ursache der Bewegung ist voraussichtlich im Protoplasma zu suchen, das durch die Raphe mit dem umgebenden Wasser in Verbindung ist. Über den Mechanismus dieser Bewegung ist man sich noch nicht einig. Nach der von Max Schulze herrührenden alleren Ansicht wirkt aus dem Nahtspalt hervortretendes Plasma direct als Fuß, mit dem die Zelle kriecht. Nach Bütschli soll die Zelle durch aus der Raphe hervortretende Gallertfäden fortgeschoben werden. Nach der von Otto Müller neuerdings geäußerten Ansicht strömt das Plasma in dem inneren Spalt der Raphe vom Centrum zu den Endknoten und strömt in dem äußeren Spalt zurück. Beim Hervortreten an der schraubenförmig gewundenen Endknotenspalte soll es nach Art einer Schiffsschraube einen Strudel in dem Wasser erzeugen. Durch den Rückstoß soll die Zelle fort getrieben werden. Fortpflanzung. Zellteilung. (Fig. 59.) Die Vermehrung der Zelle geschieht durch Querteilung. Die Zelle teilt sich, wenn sie durch Ausbildung und Wachstum der Zwischen- bänder und Gürtelbänder und durch Auseinanderschieben der Gürtelbänder bis auf eine B D E Fig. 59. Zellteilung. A—C Cerataidina Bergonii Perag. — D, E Finnularia viridis (Ehrenb.) Kütz. — F, 6 Surirella calcarata Pfitz. A Zelle nrit zahlreichen kleinen Chromatophoren (coccochromatisch) ; D — 6 Zellen mit 2 plattenförniigen Chromatophoren; D, E Teilung des Chromatophors senkrecht, F, 0 parallel znr Fläche; A, B, D, F Zelle vor der Teilung; C, E, G nach der Teilung. (A—C Original; D—G nach Pfitz er.) schmale Berührungsfläche ihre größte Länge erreicht hat. Der Kern teilt sich, die Chro- matophoren teilen sich vor oder nach der Plasmateilung. Dann bildet das Cytoplasma vom Rand her in der Ebene des mittleren Querschnittes eine Einschnürung, die allseitig bis zur Mitte vordringt und damit die lebende Zelle in 2 Zellen scheidet. Die beiden Plasmamassen ziehen sich etwas von einander zurück und scheiden noch innerhalb der Natürl. Pflanzenfam. I. Ib. 4 50 Bacillariaceae. (Schutt. alten Gürtelbänder an ihrem nackten Rande 2 neue Schalen aus, dann erst löst sich der Zusammenhang der beiden allen Gürtelbänder. In diesem Zustande ist die Zelle am kürzesten, sie wächst in die Länge durch Ausscheidung eines neuen, noch im alten steckenden Gürlelbandes, neuer Zwischenbänder und durch Auseinanderschieben der Gürtelbänder. Wachstum. Die bei der Zellteilung innerhalb des alten Gürtelbandes entstehende neue Schale ist in den ersten Entwickelungsstadien noch gewisser Formveränderungen fähig, namentlich des Dickenwachstums. Sie wird ausgeschieden als dünne Membran, auf der nachher durch centrifugales Dickenwachstum die Leistensysteme entstehen, welche die äußere Structur bilden. Während dieses Dickenwachstums lagert die Mem- bran so viel Kieselsäure ein, dass sie zu der Zeit, wo sie aus dem umschließenden Gürtelband herausgeschoben wird, schon eine starre unveränderliche Panzerplatte ist, die dann keines Flächenwachstums mehr fähig ist. Dasselbe ist mit dem nach der Teilung neu ausgeschiedenen Gürlelband und den Zwischen- bändern der Fall. Infolgedessen kann die Zelle ihren Durchmesser nicht vergrößern Durch Aus- scheidung neuer Zwischenbänder und durch Verlängerung des Gürtel- bandes ist aber die Zelle in der Big.*.«:'*.* • • : •-'••• *.■•*$] Richtung der Cylinderachse ß A Fig. CO. Beispiel von Längenwachstum. Triceratium (Amphitetras) antediluvianum Ehrenb. A eine Zelle vor, B eine andere Zelle nach ausgedehntem Längenwachstum in Gürtelansicht (400/1). (Nach W. Smith.) Centralachse der Zelle wachs- tumsfähig. Bezeichnen wir diese Richtung als Länge (cf. S. 4 6), so haben die Zellen der B. wohl ein Längenwachstum, aber kein Dickenwachstum (Fig. G0). Verjüngung. Pfitzer, der die eigenartigen Verhältnisse des Schachtelbaues und der Zellteilung erkannte, schloss daraus auf die Notwendigkeit des Vorkommens eines eigenartigen periodischen Verjüngungsprocesses, den er Auxosporenbildung nannte. Bei der Zellteilung hatten die beiden zur Mutterzelle gehörigen Schalen ungleichen Querschnitt; die zum inneren Gürtelband gehörige war mindestens um die doppelte Dicke des Gürtelbandes kleiner als die andere. Die beiden Tochterzellen haben je eine der beiden alten Schalen; die beiden neuen Schalen waren aber innerhalb der alten Gürlelbänder gebildet: sie sind also noch kleiner. Die innerhalb des äußeren Gürtel- bandes gebildete ist gleich der kleineren alten Schale; die innerhalb des inneren Gürtel- bandes gebildete ist kleiner als die kleinere Mutlerschale und zwar um die doppelte Gürtelbanddicke. Bei jeder Teilung wird eine gleich große und eine kleinere Zelle er- zeugt, die kleinere erzeugt eine noch kleinere und so fort. Der Schalendurchmesser der Nachkommenschaft einer Zelle mit dem Durchmesser a und der Gürtelbanddicke 1 ist nach viermaliger Teilung bei einer Zelle = a, bei Zellen = a — 2, bei 6 Zellen = a — 4, bei 4 Zellen = a — 6 und bei einer Zelle = a — 8. Das Verhältnis wird bei forlgesetzter Teilung noch ungünstiger. Das Geschlecht wird immer zwergenhafter. Dies geht nur bis zu einem Minimalmaß; wenn dies erreicht ist (ca. meist j) , so tritt statt der Zellteilung ein Verjüngungsprocess, die Auxosporenbildung, ein, dessen Aufgabe Bacillariaceae. (Schutt. 51 A Figj 61. Aux osp ore nbi) düng nach dem rein ungeschlechtlichen Typus. A — jF Blasenauxospore am Ende der Zelle. Achse der der Mutterzelle parallel. A—F Rliizosoleiiia alata Bright. A Zelle vegetativ, noch Generationen vor Beginn der Auxosporenbilduug; B Zellfragment bei beginnender Auxosporenbildung (Kieselbläschen am offenen Ende) ; C Bildung der primären Schale innerhalb der Kieselscheide ; D Auxosporenteil für sich mit stabartigen Chr.omatophorenplättchen ; E Verlängerung der primären Zelle nach Abstoßung der Perizoniumkappe noch in Ver- bindung mit der Mutterzelle; F eine der beiden durch Teilung entstandeneu Erstlingszellen mit einer primären, in der Spore entstandenen, und einer secundäreu, durch Teilung gebildeten Schale. — 0 — L Blasenauxospore seit- lich an der Zelle entstehend. Auxosporenachse senkrecht zur Mutterzellachse. 6, E Bhizosolenia Bergonii Pera- gallo. G Zellfragment mit Spore, deren Ende abgerundet, durch Kieselscheide geschlossen; H Zellfragment mit wachsender Primärzelle, deren Ende durch primire Schale geschlossen ist. — J — K Chaetoceras Cochlea Schutt. J Zellfragment mit Auxospore. Chromatophor in der Auxospore; K desgl. Ausscheidung der primären Schale innerhalb der Kieselscheide. — L Ch. medium Schutt, Fragment einer Zellkette mit Tochterkette von 4 Zellen, aus der Auxospore entstanden. M — 0 Blasenauxospore in der Mitte der Mutterzelle. — M, N Mtlosira varians Ag. M vegetative Zelle mit zahlreichen, kleinen, lappigen Chromatophorenplättchen ; N Zellen in verschiedenen Stadien der Sporenbildung. — 0 M. (Gaillionella) nummuloides Dillw. (Bory) (JOü/1), a Kette vor der Auxosporenbildung. b Fortsetzung der Kette durch Zellen, die aus einer Auxospore entstanden sind. (A—L nach Schutt; M, X nach P fitz er; 0 nach W. Smith.) 4* 52 Bacillariaceae. (Schutt.) es ist, eine Zelle von normaler Größe zu erzeugen, welche als Primärzelle die Anfangs- generation einer neuen Reihe von allmählich sich verkleinernden Generationen ist. Auxosporenbildung. Es sind 2 Grundtypen der Auxosporenbildung, eine mit und eine ohne Befruchtung, zu unterscheiden. 1. Ungeschlechtliche Auxosporen- bildung ohne Befruchtung [Melosira, Chaetoceras, Rhizosolenia) (Fig. 6 t j. Der Panzer öffnet sich im mittleren Querschnitt meist durch Auseinanderweichen der Gürtelbänder, das Plasma tritt ganz oder teilweise als Blase aus der alten Schale hervor und umgiebt sich mit einer feinen, kieselhaltigen, zusammenhängenden Haut (Sporenhaut, Kiesel- scheide oder Perizonium). Die von ihr umschlossene Zelle, die Auxospore, schwillt zum 2 — 3 — 4fachen Durchmesser der alten Schale an und scheidet dann innerhalb der Kieselscheide eine große neue Schale (erste Erstlingsschale) aus. Ihr schließen sich neue Gürtelbänder, Zwischenbänder, die zweite Erstlingsschale an, und die Ersllings- zelle der neuen Generation ist fertig. Die Erstlingsschalen, die nicht durch Zellteilung, sondern durch Neubildung entstanden sind, unterscheiden sich von den secundären oder D F Fig. 62. Auxosporenbildung nach dem geschlechtlich en Typus. A — F 2 Mutterzellen erzeugen 2 Auxo- sporen, die neben einander lagern und ohne sichtbare Befruchtung auswachsen. A, B Cocconemn cistula (Hemp.) Kirch. A 2 Mutterzellen in Gallerthülle; B die fertigen Erstlingszellen der neuen Generation neben den leeren Schalen der alten Generation. — C, D Navicula firma Kütz. C die Schalen sind abgeworfen und die Plasma- körper ausgetreten; I) Auxosporen im Perizonium vor Ausscheidung neuer Schalen (650/1). — E Van Hemckia {Frttstulia) rliomboides Ehrenb. (De Toni), die beiden zusammengehörigen Auxosporen im Perizonium nach Aus- scheidung der primären Schalen. Daneben die alten abgeworfenen Schalen. — F Gomphonema olivaceum (Lyngb.) "Kütz., Auxosporenbildung auf Gallertstiel. (A, B, F nach W. Smith; C'—B nach Pfitzer.J durch Teilung hervorgegangenen Schalen in verschiedener Weise. Die Kieselscheide wird gesprengt, und die Zelle kann wachsen und sich teilen. Die Hauptachse der neuen Generation ist parallel oder senkrecht zur Hauptachse der alten Zelle; dies ist wichtig für die Species, schwankt aber schon bei verschiedenen Species einer Galtung. 2. Geschlechtliche Verjüngung* (Fig. 62.) Hier finden sich verschiedene Typen zweifelhafter bis unzweifelhafter Befruchtung. Allen gemeinsam ist, dass 2 Zellen zum Yerjüngungsprocess zusammentreten, i) Typus Cocconema cistula. 2 Zellindividuen legen sich parallel neben einander, scheiden Gallerle aus, die beide gemeinsam um- schließt, und werfen die kleinen Schalen ab. Die nackten Zellen liegen neben einander, ohne sich direct zu berühren, strecken sich, wachsen, umgeben von einer zusammen- hängenden Kieselscheide als Perizonium, bis etwa zum dreifachen Schalendurchmesser Bacillariaceae. (Schutt.; 53 der allen Zelle heran und scheiden eine neue große Schale aus, der das Gürlelband und ihm gegenüber das zweite Gürtelband mit Schale folgt. Die Scheide wird gesprengt und die Erstlingszelle vegetiert, wächst zur Maximallänge und erzeugt dann neue Zellen durch Teilung. 2) Bei Frustulia nähern sich die nackten Auxosporen im Gallertbett bis zur Berührung, bevor sie zur Erstlingszelle anwachsen; 3) bei Himantidium und Surirella ist die Befruchtung unzweifelhaft, da die nackten Zellen mit einander zu einer einzigen Auxospore verschmelzen. 4) Bei Epühemia zcbra findet Kreuzbefruchtung statt. Es ver- schmelzen die beiden nackten Zellen in der Gallerlhülle nicht direct, aber jede Zelle teilt sich in 2 Hälften. Von den 4 Plasmagruppen vereinigen sich immer 2 und 2 einander gegenüberliegende, verschiedenen Zellen angehörende, so dass aus der Copulation 2 Auxosporen hervorgehen, die auch 2 Ersllingszellen ausbilden. Der letzte Typus be- darf noch der Bestätigung. Ruhesporen sind bisher nur bei wenigen Arten be- kannt. Chactoceras hat eine Zeit lebhafter Vegetationsthätigkeit und eine Ruhezeit. Sie erscheint zu gewissen Jahreszeiten in großer Menge an der Meeresoberfläche und vermehrt sich dort zu ungeheuren Mengen. Gegen Ende dieser Wucherungs- periode wird der Plasmakörper auf etwa ]/3 seines Volumens condensiert, er zieht sich dabei von den Schalen zurück, so dass er nur noch die Gürtelbänder berührt, und dann scheidet er innerhalb des alten dünnen Panzers nacheinander 2 ganz Fig. 03. Eu he sporenhil d u ng. A Chattoceras paradoxum Schüttii Cleve, a Zelle in Zellteilung, & nach der Zell- teilung, c, d Beginn der Ruhesporenbildung, opt. Durchschnitt, e, / fertige Euhespore, e Oberfläche, / opt. Durch- schnitt (1200/1). — B Cli. Ralfsii Ehrenb., isolierte Euhespore mit verzweigten Stacheln (1200/1). (Beide nach Schutt.) anders geformte kleinere, aber viel dickere, mit Stacheln bewaffnete Schalen aus, die, mit den Rändern übereinandergreifend, die Zellen vollkommen umschließen (Fig. 63). Einzelne Arten, wie Rhizosolenia alata, haben ebenfalls den Wechsel von Wuche- rungs- und Ruheperiode, ohne dass bisher Ruhesporen von ihnen bekannt geworden wären. B acter iastrum varians bildet eine Ruhespore in jeder Zelle, Rhizosolenia setigera bildet 2 Ruhesporen in der Zelle aus. Geographische Verbreitung. Nutzen. Die B. sind über die ganze Erde verbreitet. 2 Hauptformengruppen sind zu merken: Süßwasser- und Salzwasserfiora. Die Süß- wasserarten sind meist eurytherm; sie ertragen selbst die größten Temperaturunter- schiede und vermögen darum in den verschiedensten Erdteilen zu leben. Manche sind kosmopolitisch. Als zweiter florislischer Gegensalz ist zu merken: Grundflora und Planktonflora. Die Grundfiora besteht hauptsächlich aus rapheführenden Formen. Die Planklonflora lebt schwebend überall in den oberen Schichten (bis ca. 20 0 Meter Tiefe) in der See (Hochsee und Küstenstrich). Die Planktonflora der Hochsee enthält vereinzelt, die des Küstenstrichs viele aufgeschwemmte Zellen der Grundfiora. Die Arten der Planktonflora sind größtenteils stenotherm. 2 Hauptflorengebiete: Warmwasser- und Kaltwassergebiet. Zeitweilig kommen einzelne Arten an einzelnen Stellen zu enormer Wucherung und lärben dort durch ihre Massen das blaue Meerwasser grün bis gelb. 54 Bacillariaceae. (Schutt.) Die Ralfen Gewässer sind viel reicher an Individuen als die wannen. Wasser im At- lantik enthielt z. ß. Herbst 1889 unter I qm Meeresoberfläche an Millionen Zellen: \. im Warmwassergebiet (Sargassosee) 208 000, 2. im Kaltwassergebiet: Kalter Golfstrom westlich von Schottland 18, Labradorslrom 19, Irminger See (Wucherungsperiode mit Wasserfärbung) 4870. Fossil finden sich die B. zum Teil sehr reichlich, zum Teil sogar fast rein in Süß— wassermergeln, Kieselguhrlagern (bisweilen fast nur aus Diatomeenpanzern bestehend, zur Dynamitfabrikation ausgebeutet, auch zu schlecht wärmeleitenden Überzügen und Isolierschichten für Maschinenteile etc. benutzt, in Schiefern, im Bernstein, Guano, Tiefseeschlamm. In der Kreideformation sind sie selten. Tertiär sind z. B. Polierschiefer von Bilin in Böhmen, Habichtswald bei Kassel; diluvial z. B. Kieselguhrlager in der Lüneburger Haide, Kalklager von Dombritten. Alluvial z. B. Teil des Bodens unter Berlin und unter Königsberg in Pr. Die B. nützen dem Menschen indirect dadurch, dass sie den größten Procentsatz der in der Hochsee schwebenden Pflanzen und damit die Hauptmasse der Urnahrung des Meeres ausmachen, auf die sich der Fischreichtum desselben gründet. Verwandtschaftliche Beziehungen. Die B. stehen in naher Beziehung einerseits zu den Desmidiaceae [einzellig, einzeln oder Colonien bildend, Membran aus mehreren Stücken (Schalen) zusammengesetzt, vollständige oder gestörte Symmetrie nach der Ebene des mittleren Querschnittes, Membranverdickungen auf der Außenseite. Membran von zahlreichen feinen Poren durchsetzt, Schleimhülle, Eigenbewegung], andererseits mit den Peridiniaceae [Verbindendes: Einzellig, einzeln oder Ketten bildend, Membran aus nicht verwachsenen Platten zusammengesetzt. Polarer Bau. Scheidung der Platten in äquatoriale (bei B. Gürtelbänder, bei Peridiniaceae Ouerfurchentafeln) und polare. Ver- bindung der Platten durch Falze. Centrifugale Wandverdickung der Membran durch Leistensysteme (meist areolär verbunden), Durchsetzung des Panzers mit Nadelstich- poren (meist im Grunde der Areolen liegend), unvollkommene Symmetrie der Zelle nach der Ebene des mittleren Querschnittes. Chromatophoren braun, rundliche Plättchen bis viellappige Platten.]. Einteilung der Familie. Durch Pfitzer wurde für die wissenschaftliche Erkenntnis der B. eine Grund- lage gewonnen, die die Familie scharf, natürlich und erschöpfend charakterisiert und gegen andere Familien abgrenzt. Pfitzer erkannte als Grundcharakteristikum den Schachtelbau und entwickelte daraus als Notwendigkeit das eigentümliche Verhalten der Familie bei der Zellteilung und Sporenbildung. Durch Bau und Entwicklungsgeschichte wird die Gruppe als eine eng zusammengehörige, sehr natürliche Einheit charakterisiert ; die Unterschiede innerhalb der Gruppe erscheinen hiermit verglichen als untergeordnet und schlecht begrenzt, sind also weniger zu Familienunterschieden geeignet. Es ist deshalb nicht empfehlenswert, die Familie der B. in eine Beihe selbständiger Familien aufzulösen. Um eine natürliche Gliederung zu geben, muss auf der von Pfitzer gegebenen Grundlage weiter gebaut werden, indem nicht nur äußere Form und Schalenzeichnung, sondern auch die innere Morphologie und die Entwickelungsgeschichte berücksichtigt werden. Pfitzer hat einen Versuch zu einem solchen natürlichen System gemacht und eine Einteilung mit folgenden Hauptgruppen gegeben: I. B. coccochromaticae. Mit zahlreichen Endochromkörnern. A. Schalen centrisch gebaut: Eine Mutterzelle bildet ungeschlechtlich eine Auxospore. B. Schalen nach Umriss und Structur bilateral gebaut: Eine oder 2 Mutterzellen bilden 2 Auxosporen. IL B. placochromaticae. Mit einer oder 2 großen Endochromplatten. Bacillariaceae. (Schutt.) 55 Diese Einteilung grenzt einige Hauplgruppen sehr natürlich ab und bildet darum die Grundlage der folgenden; aber sie setzt eine größere Chromalophorenconstanz voraus, als sich bewährt hat. Ferner steht IB den übrigen Eigenschaften nach der Gruppe IA nicht so nahe als der Gruppe II. Eine natürliche Gruppierung giebt es, wenn IA eine Unterfamilie für sich bildet und IB mit II vereint wird. Das System von 11. L. Smith verzichtet von vornherein darauf, ein natürliches zu sein, indem es sich nur an die tote Schale hält. Nach diesem System werden 3 Hauptgruppen unterschieden : I. Raphideae: Schalen mit echter Raphe, wenigstens auf einer Schale. II. Pseudoraphideae: Keine Schale mit echter Raphe, aber mit einem struclurlosen nahtähnlichen Streifen (Pseudoraphe) wenigstens auf einer Schale. III. Cryptoraphideae: Keine Schale mit Naht oder Pseudoraphe. Gruppe III von Smith deckt sich mit IA von Pfitzer, Gruppe II und I mit IB und II von Pfitzer. Der Hauptunlerschied in der Gruppenbegrenzung gegenüber Pfitzer ist die Trennung in Raphideae und Pseudoraphideae. Durch die anatomischen Untersuchungen von Otto Müller, der neuerdings bei Epithemieae, Xitzschieae, Surirelleae eine Raphe nachwies, ist dieser Hauplunterschied des Systems von Smith hinfällig geworden und eine natürlichere Anordnung angebahnt. Ein wirklich natürliches System lässt sich zur Zeit noch nicht geben, wegen Mangels an den nötigen anatomischen und entwickelungs- geschichtlichen Daten. Der unten gegebene Versuch einer Einteilung nimmt zur Grund- lage den Bau der Schale, diesen als Ableitung von 2 einfachen Grundtypen betrachtend. Pfitzer's Gruppe IA bildet das Material für die Centricae, Pfitzer's Gruppen IB und II für die Pennalae. Die Gesamtanordnung wurde so gewählt, dass mit den einfachen Formen begonnen wurde, während die höchsten und am weitesten differenzierten Formen den Schluss machen. linterfaiiiilien und Sippe«. A. Schalen centrisch gebaut; Struclur regellos, concenlrisch oder radiär, nicht gefiedert. Ohne Raphe und ohne Pseudoraphe. Querschnitt kreisförmig, polygonal, elliptisch, selten sehilfehenförmig oder unregelmäßig A. Centricae. a. Zelten discusartig, flache Scheiben, kurze Büchschen, Querschnitt meist kreis- förmig, meist ohne- Hörner oder Buckel I. Discoideae. a. Schale nicht durch Rippen oder Strahlen oder Rücken in Sectoren geteilt, bis- weilen mit radialen Punktareolenreihen, bisweilen mit Dornen, ohne Augen und Zitzen 1. Coscinodisceae. I. Zellen typisch Ketten bildend, kurz büchsenförmig; Gürtelseite strueturiert a. Melosirinae. II. Zellen kurz oder lang büchsenförmig, durch stab-, schlauch-, cylinder-, scheibenförmige Schalenauswüchse zu Ketten vereinigt, wenig oder gar nicht strueturiert b. Sceletoneminae. III. Zellen einzeln, meist discusförmig, Gürtelseite nicht strueturiert c. Coscinodiscinae. ß. Schalen radialslrahlig, durch Rippen etc. in vollkommene oder unvollkommene Sectoren geteilt, ohne Augen und Zitzen ... . • 2. Actinodisceae. I. Radien nicht gespornt : 1. Schalen mit radialen Rippen, die, vom Rand ausgehend, dem Centrum zustreben, ohne Flügelleisten und Klauen . a. Stictodiscinae. 2. Zellen durch Flügelleisten mit Kranz von extracellulären Kammern versehen b. Planktoniellinae. II. Radien gespornt: \. Schale radartig geteilt durch die abwechselnd erhabenen und vertieften Sectoren. Am Rande mit so viel Klauen als Hügelsectoren. Centralfiäche nicht geteilt c. Aetinoptychinae. 56 Bacillariaceae. (Schutt.) 2. Schale mit Doppelteilung. Randsegmente alternierend mit keilartigen Streifen, die von der Centralfläche ausstrahlen. Centralfläche geteilt d. Asterolamprinae. y. Schalen meist radial gewellt, oder mit einzelnen warzenähnlichen Hügeln auf der Fläche. Hügelgipfel mit Zitzen oder Augen oder Stacheln 3. Eupodisceae. I. Schalen mit Zitzen oder Stacheln: 1. Schalenrand mit Hörnchen-, oder Hügel- und mit Stachelkranz a. Pyrgodiseinae. 2. Schalen mit Zitzen b. Aulaeodiseinae. II. Schalen mit Augen: 1 . Augen klar. Schalen ohne gewundene Thäler . . . e. Eupodiscinae. 2. Augen undeutlich. Schalen mit gewundenen Thälern d. Tabulininae. b. Zellen stabartig, mehrfach länger als dick, meist von kreisförmigem Querschnitt II. Solenoideae. Schalen mit zahlreichen Zwischenbändern 4. Solenieae. I. Schalen ohne Auswüchse, meist flach, bisweilen mit Stacheln oder Dornen a. Latideriinae. II. Schale mit einem meist etwas excenlrisch gestellten Buckel oder Hörn, meist hoch gewölbt b. Rhizosoleniinae. c. Zellen büchsenförmig, kürzer oder ein wenig länger als breit. Schalen mit meist 2, seltener mehr Polen; jeder Pol mit Ecke und Buckel oder Hörn. Querschnitt meist elliptisch, seltener polygonal oder kreisförmig. Schalen oft pseudozygomorph III. Biddulphioideae. I. Hörner lang, mehrfach so lang als die Zelle, ohne Klaue. Zellen mit den Hornwurzeln zu Kelten verwachsen 5. Cliaetoeereae. IL HÖrner kurz, kürzer oder nicht viel länger als die Zelle, wenn länger, so mit Klaue am Ende 6. Biddulphieae. 1. Buckel und Hörner ohne Klauen. f Schale bipolar; Panzer unvollkommen verkieselt, fast structurlos a. Eucampiinae. jf Schale tri-multipolar b. Triceratiinae. fff Schale bipolar; Panzer kräftig c. Biddulphiinae. fff y Schale unipolar. Schalen der Zelle verschiedenartig d. Isthmiinae. 2. Hörner mit Klauen an den Enden e. Hemiaulinae. III. Hörner rudimentär oder fehlend. Schale mit Transversalsepten 7. Anauleae. IV. Hörner rudimentär oder fehlend. Schale ohne Transversalsepten, halb- mondförmig 8. Euodieae. d. Schalen schiffchenförmig. Structur regellos oder radiär IV. Rutilarioideae. Schale nicht halbmondförmig gebogen 9. Butilarieae. B. Schale echt zygomorph , nicht centrisch gebaut. Querschnitt meist Schiffchen- oder stabförmig. Structur gefiedert. Fiedern in bestimmtem Winkel zur Raphe oder raphe- ähnlichen Sagittallinie B. PeMiatae. a. Schalen ohne Raphe, mit sagittaler Linie (Pseudoraphe), bisweilen mit Rapheanfang V. Eragilarioideae. I. Zelle nach Sagittal- und Gürtelachse mehr oder minder stark, tafelartig ausge- dehnt, mit vielen Zwischenbändern, meist zu Bandketten vereint 10. Tabillarieae. 1. Zwischenbänder mit Quersepten. Beide Schalen gleichartig; Sagittalachse gerade a. Tabellariinae. 2. Schalen ungleichartig, Achnanthes-avüg gebogen . . . b. Entopylinae. IL Zelle vorwiegend nach der Sagittalachse entwickelt, meist stabartig. 1. Zelle in sagittaler Richtung nach einem Pol keilartig zugespitzt 11. Meridioneae. Bacillariaceae. (Schutt.) 57 2. Sagittalachsen nicht gegen einander geneigt, oder wenn, dann Sagitallinie einem Rande genähert 12. Fragilarieae. * Sagittallinie median. f Schalen mit Transversalsepten a. Diatominae. -\-j Schalen ohne Transversalsepten b. Fragilariinae. ** Sagittallinie einem Rande genähert, C-fÖrmig gebogen . c. Eunotiinae. b. Eine Schale mit echter Raphe, die andere mit Pseudoraphe. Zelle gekrümmt oder geknickt VI. Achnanthoideae. «. Sagittalachse geknickt oder gebogen 13. Achnantheae. ß. Transversalachse geknickt oder gebogen ' 14. Cocconeideae. c. Beide Schalen mit Raphe : «. Raphe in der Sagittallinie; Schale ungekielt oder Kiel in der Sagittallinie VII. Naviculoideae. I. Schale mit offenbarer Raphe, ungekielt oder, wenn gekielt, der Kiel ohne Kielpunkte 15. Naviculeae. 1. Zelle nicht keilförmig a. Waviculinae. 2. Zelle keilförmig zugespitzt in der Richtung der Sagittalachse. Schalen- ansicht keilförmig b. Gomphoneminae. 3. Zelle keilförmig zugeschärft in der Richtung der Transversalachse. Schalenansicht halbmondförmig c. Cymbellinae. II. Schale scheinbar ohne Raphe. Jede Schale mit einem sagittalen Kiel. Kiel randwärts nach derselben oder entgegengesetzten Seite verschoben. Trans- versalschnitt rhombisch. Kiel mit Kielpunkten und Canalraphe 16. Nitzschieae. ß. Raphe versteckt in seitlichen Flügelkielen . . . VIII. Surirelloideae. Chromalophorenplatten mit Flächenteilung ^ 17. Surirelleae. A. Centricae. Die Schale ist nach dem centrischen Grundtypus gebaut; der Querschnitt ist im einfachsten Typus kreisförmig, eucyklisch; alle Radien sind gleich entwickelt oder einzelne sind ausgezeichnet. Der Querschnitt ist oft entsprechend der Anzahl der Haupt- radien polygonal, mit vielen 5, 4, 3, 2, \ bevorzugten Radien. In den beiden letzten hemicyklischen Fällen ist der Querschnitt elliptisch oder gestreckt und dadurch schein- bar zygomorph. Diese pseudozygomorphen Schalen offenbaren ihren der Anlage nach centrischen Grundtypus in ihrer Structur, die entweder regellos oder concentrisch über die Schalenfläche verteilt ist, oder, wenn sie Streifensysteme zeigt, diese als Radien auf einen Punkt als morphologisches Centrum hinweisen, aber nie als Seitenfiedern auf eine Mittellinie sich beziehen. Eine Raphe und eine ihr entsprechende Mittellinie (Pseudoraphe) fehlt. Die Zellform ist der Cylinder von kreisförmigem oder polygonalem, elliptischem, seltener gestrecktem Querschnitt. Die Länge oder Höhe des Cyünders ist kleiner als der Durchmesser (Discusform), oder gleich oder größer (Büchsenform), oder viel größer (Stabform). Häufig haben die Schalen Auswüchse wie Hörner, Buckel, Stacheln. Chromatophoren nach dem niederen Typus der Coccochromaticae, d. h. es finden sich zahlreiche kleine Plättchen in jeder Zelle. Dies ist — soweit bekannt — die Regel; manche Species bilden davon eine Ausnahme, da sie nur eine oder 2 große Platten in jeder Zelle haben. Auxosporen nur von sehr wenigen Formen bekannt. Diese gehören zu dem niedrigsten, ungeschlechtlichen Typus mit einfacher blasenartiger Spore, die ohne Mit- wirkung einer zweiten Zelle sich entwickelt. Äußerliches Erkennungsmittel der Centricae: Den Schalen fehlt jede Andeutung einer fiedengen Structur mit Mittelnerv. 53 Bacillariaceae. (Schutt.) A. a. Eucyclicae. Der centrische Typus im Schalenbau ist wenig oder gar nicht gestört (eucyklisch). Querschnitt meist kreisförmig oder polygonal, selten elliptisch. Schale meist ohne größere Auswüchse (Hörner, Buckel , oder wenn mit Aus- wüchsen, diese dann meist radiär oder central gestellt, häufig mit Stachelkranz. A. i. 1. Discoideae-Coscinodisceae. Zellen kurz cylindrisch, von meist kreisförmigem Querschnitt; mit flachen Schalen t'discusformig', oder gewölbten Schalen (büchsenförmig). Schalen ohne Hörner, Buckel, Zitzen und Augen; Schalenslruclur verschiedenartig, fehlend, ganz hyalin bis grob areo- liert. Schalen ohne Raphe oder Pseudoraphe, ohne fiederige Structur, bisweilen in centrische Abteilungen geschieden, bisweilen mit radial-strahliger Structur, aber nicht durch innere Rippen oder durch Anschwellungen in vollkommene oder unvollkommene Sectoren geteilt. Schalen bisweilen mit Kranz von Stäbchen oder Stacheln oder durch gallertige centrale Polster zu Ketten verbunden. Chrom atophoren sind zahlreiche kleine, rundliche oder gelappte Plättchen. Kern meist dem Centrum einer Schale, seltener dem Gürtelband anliegend, von dickerem Plasmamantel umgeben. Schalencentren bisweilen mit einem einfachen, oder von einer Seite baumartig sich verzweigenden Plasmastrang verbunden. A. i. la. Discoideae-Coscinodisceae-Melosirinae. Kugelförmige oder kurz cylindrische Büchsen von kreisförmigem, selten seillich zusammengedrücktem Querschnitt, mit ebenen oder gewölbten, meist gleichartigen Schalen, ohne Raphe und Pseudoraphe, ohne Central- und Polarknoten, oft in 2 concen- trische Schichten, einen breiten centralen Nabel und einen mehr oder weniger breiten Randring gesondert ; ohne Hörner, Zitzen, Klauen oder Stacheln, bisweilen mit kleinen Dornen oder Randstacheln und -zähnchen; bisweilen mit kreisförmigem Kiel und mit kleinen Wärzchen. Gürtelbandseite meist mit kräftiger Structur. Schalenmantel hoch. Zellen meist durch Gallertpolster an dem Schalencentrum zu langen Ketten verbunden. Das zweite Gürlelband wird meist erst kurz vor der Zellteilung ausgebildet. Die Chromatophoren sind zahlreiche kleine, gelappte Plättchen, an der Zellober- fläche verteilt. Auxosporen: aus einer JMutterzelle entsteht ungeschlechtlich eine blasen- förmige Auxospore. Längsachse der primären Zelle bald parallel, bald senkrecht zur Längsachse der Mutterzelle. Ä. Schalendeckel punktiert: a. Schalendeckel ohne Warzen. 7. Schalendeckel und Schalenmantel gleichartig structuriert, punktiert. 4. Schalenquerschnitt kreisförmig 1. Melosira. 2. Schalenquerschnitt oblong 2. Druridgia. ß. Schalen ungleichartig structuriert, mit andersartigem Rand. I. Schalenrand schmal ringförmig, aa. Querschnitt kreisförmig: \. Schalendeckel mit gekrümmten Randrippen; Schalenmantel mit Längsrippen 3. Discosira. 2. Schalendeckel radial punktiert. Rand mit Kreiskiel; Schalenmantel groh areoliert 4. Paralia. 3. Rand mit gestreiften Bogenfächern, Schalendeckel radial punktiert 5. Centroporus. bb. Querschnitt elliptisch 6. Muelleriella. II. Schalendeckel mit punktiertem Nabel und sehr breitem, decussiert liniiertem durch Radien in Sectoren geteiltem Rand. 4. Nabel glatt, fein punktiert 7. Hyalodiscus. 2. Nabel areoliert 8. Hyalodictya. b. Schalendeckel mit Warzenkranz 9. Pantocsekia. Bacillariaceae. (Schutt. 59 B. Schalendeckel (und Sclialenmantel) grob areoliert, oft mit Stacheln. a. Schalen mit scharfem, kielähnlich erhöhtem, gekerbtem Rand . . . 10. Endictya. b. Schalenrand gerundet, mit Stachelkranz 11. Stephanopyxis. 1. Melosira Ag. (Aulacosira Thw., Coscinosphaeria Ehrenb. , Liparogyra Ehrenb., Orthosira Thw., Pododiscus Kütz. , Porocj/clia Ehrenb., Sphaerophora Hass. , Sphaero- thermia Ehrenb., Stephanosira Ehrenb., Trochiscia Montagne^. Zellen kugelig bis cylin- drisch, dicht zu Ketten verbunden. Schalenansicht kreisförmig, einfach punktiert. Chromatophoren: kleine gelappte Plättchen. Auxosporenbildung ungeschlechtlich; aus einer Mutlerzelle entsteht eine vergrößerte Tochterzelle, deren Zellachse parallel oder senkrecht zu der der Mutterzelle ist. Im ersteren Falle bleibt die Tochterzelle mit der Mutterzelle in Verbindung und setzt die Mutterkette direct fort. Sect. I. Eumelosira F. S. Zellen in Gürtelansicht cylindrisch, dicht an einander ge- ketlet. Schalen flach, ohne Kiel, bisweilen mit Furchen; an der Verbindungsstelle eben, einfach punktiert. Suhsect. 1. Melosira Ag. Längsachse der Auxosporen parallel der Längsachse der Mutterzelle. Suhsect. 2. Orthosira Thw. Längsachse der Auxosporen senkrecht zur Längsachse der .Mutterzelle. — 96 Arten, meist in Süßwasser, weniger marin, z. T. fossil. Manche Arten sehr verbreitet und bekannt, z. B. M. granulata (Ehrenb.) Ralfs, M. arenaria Moore. Fig. 04. Melosira Borreri Grev. A Mittelstück aus einer Kette; B Endstück einer Kette mit Gallert- stiel auf Polysiphouia befestigt (400(1); C Schalen- ansicht (600/1). (.-1, B nach W. Smith; C nach Van Heu ick.) .Fig. 05. Melosira {Podosira) Mo niagneiKüiz. A Schalenansicht; B 2 Zellen auf Polysiphonia sitzend, in Gürtolansicht (400/1). (lieide nach W. Smith.) Sect. IL Lysigonium Link. Zellen in Gürtelansicht elliptisch oder kugelig, zu Ketten verbunden. Schalen gewölbt, nicht gekielt, einfach punktiert. — 6 Arten, vorwiegend in Süß- und Brackwasser. Im letzteren M. moniliformis (Müll.) Ag. In Süßwasser durch ganz Europa M. varians Ag. Sect. III. Podosira Ehrenb. Zellen einzeln oder 2 — 3 durch Gallertband verkettet, deutlich gestielt, kugelig, abgerundet gestreckt oder cylindrisch. Gürtelband oft quer ge- ringelt Zwischenbänder); Schalen convex bis halbkugelig, fein punktiert bis areoliert. Cen- traler Stiel kräftig. — 22 Arten, marin und fossil. M. Montagnei Kütz. (Fig. 65) an den Küsten des atlantischen Oceans und im Mittelmeer. Sect. IV. Gaillionella Bory. Zellen elliptisch, in Gürtelansicht bis kugelig, zu Ketten vereinigt. Schalen convex, an der Verbindungsstelle gewölbt, einfach punktiert; mit ring- förmigem Kiel. — 3 Arten, marin, z. B. M. nummuloides in der Nordsee. M. {Gaillonella) hyperborea Grün. (Fig. 66). 60 Bacillariaceae. (Schutt.) 2. Druridgia Donkin. Kelte frei; Zellen eng verbunden, nur aus 2 oder wenigen Zellen bestehend. Zellen oblong oder elliptisch. Schalendeckel abgeflacht. Querschnitt elliptisch. \ Art, marin. D. geminata Donk. (Fig. 67). Fig. 66. Melosira (Gaillonella) hyperburea Grün. (1000/1). (Nach Van Heurck.) Fig. 67. Druridgia geminata Donk. A Schalen- ansicht; B Gürtelansicht (400/1). (Nach W. Smith.) 3. Discosira Rabenh. Zellen scheibenförmig, Kelten bildend, dabei zu dicht ver- bundenem Cylinder vereinigt. Schalen kreisrund, fast eben, am Rand mit einem Kranz gezackter Zähne. Cenlrum fein punktiert. Flache mit leicht gekrümmten, nach dem Centrum gerichteten Rippen. 1 Art im Salzwasser. D. sulcata Rabenh. (Fig. 68). Fig. (IS. Discosira sulcata Rabenh., a Schalen- ansicht, b Stück vom Kiel, c Kette. (Nach Rabenhorst.) Fig. 09. Paralia sulcata (Ehrenb.) Cleve. (Nach \V. Smith.) 4. Paralia Heiberg. Zellen cylindrisch. Schalen mit einer dem Rand parallelen Furche. Schalenstructur ungleichartig; im Centrum fein punktiert, am Rande Areolenkranz. 8 Arten, marin und fossil. P. sulcata (Ehrenb.) Cleve Fig. 69). Fig. 70. Centroporus crassus Pant. (700/1). (Nach Pantocsek.) Fig. 71. lluelleriella Inmbata (Ehrenb.) Van Heurck. (Nach Van Heurck.) Bacillariaceae. (Schutt.) 61 5. Centroporus Pant. Schalen convex, kreisförmig, mit breitem Rand. Rand mit gestreiften Bogenfächern, von der Deckelfl'äche durch einen hyalinen Ring getrennt. Deckelfläche mit strahligen Punktreihen und rundem glattem Centrum. 1 Art, fossil. C. crassus Pant. (Fig. 70). 6. Muelleriella Van Heurck. Schalen elliptisch, nicht areoliert, in dem Mittelteil glatt, abgesehen von kleinen zerstreuten Dornen. Rand kräftig, durch antikline Rippen in zahlreiche 6eckige Abteilungen geteilt. \ Art, fossil. M. lumbata (Ehrenb.) Van Heurck (Fig. 71). Fig. 72. A, B Hyalodiscus scotictis (Kutz.) Grün. A Gürtelansieht; B Schalenansicht. (400/1). (A, B nach Smith; C, D nach Van Heurck.) C, D H. stelliger Bail. 7. Hyalodiscus Ehrenb. [Lysicyclia Ehrenb., Pi/xidicula Ehrenb., Hyalodictya Ehrenb. ?) Schalen kreisförmig, mit Radialstrahlen oder decussierten Liniensystemen und mit sehr deutlichem, fein gezeichnetem Nabel. 12 Arten, marin und fossil, z. B. H. scoticus (Kütz.) Grün. (Fig. 72 A, B) und H. stelliger Bail. (Fig. 72 C, D) im Nordatlantik und Mittelmeer. 8. Hyalodictya Ehrenb. Wie Hyalodiscus, mit areoliertem Centrum. \ Art (mit Hyalodiscus zu vereinigen?). Fig. 73. Pantocsekia clivosa Grün. A Schalenansicht; B halbe Zelle in Gürtelansicht (300/1). (Nach Pantocsek.) Fig. 74. Endictya campechiana Grün. A Schalenansicht; B Gürtelansicht (500/1). (Nach A. Schmidt.) 62 Bacillariaceoe. (Schutt.) 9. Pantocsekia Grün. Zellen fast cylindrisch, hyalin (bei starker Vergrößerung last unsichtbar fein punktiert). Schalen fast kreisrund; Schalendeckel mit 5 — 6 kreis- förmig angeordneten warzenförmigen Erhöhungen. Membran dick. 1 Art, fossil. P. clivosa Grün. (Fig. 73 . 10. Endictya Ehrenb. Schalen kreisförmig, reticuliert oder areoliert, mit etwas erhöhtem, gezähntem oder gekerbtem Rande. Gürtelseite areoliert. 7 Arten, marin. E. campechiana Grün. (Fig. 74). Fig. 75. A Stephanopyxis superba (Grev.) Grün., Schalenansicht. — B St. barbarfensis (Grev.) Grün., Gürtelansicht. — C St. turris (Grev.) ßalfs, Kette. (Alles nach Gregory.) • 11. Stephanopyxis Ehrenb. [Creswellia Grev., Dictyopyxis Grev., Endictya Ehrenb. ?, Peristephania Ehrenb., Pyxiriicula Ehrenb., Systephania Ehrenb., Trochosira Kitton). Zellen meist Ketten bildend, meist mit stark gewölbtem Dom. FingerhutfÖrmige Schalen, bisweilen flacher, meist ohne Gürtelbänder. Querschnitt kreisrund oder elliptisch, bexa- gonal areoliert, mit festen, oft kranzförmig angeordneten Stacheln [Eustephanopyxis) oder ohne Stacheln [Pyxidicula). Ca. 50 Arten; marin und fossil. S. superba (Grev.) Grün. (Fig. 75.1) bildet ein Über- gangsglied zwischen Coscinodiscus, Melosira und Sceletonema. A. i. i. b. Discoideae-Coscinodisceae-Sceletoneminae. Zellen meist kurz, bisweilen gestreckt, büchsenförmig, meist schwach verkieselt und wenig oder gar nicht slructuriert. Wenn structuriert, Structur auch auf der Gürtel- seite. Schalenquerschnitt kreisförmig, ohne Hörner, bisweilen mit Kranz feiner Stacheln. Zellen durch stab- oder schlauch- oder cylinder- oder scheibenförmige Schalenanhänge zu stabförmigen Ketten verbunden. — Auxosporenbildung: auf ungeschlechtlichem Wege, aus einer Zelle eine Auxosporc. Chromatophoren: 1 — 2 große Platten in der Zelle oder mehr kleine Plättchen. A. Zellen durch einen weichen Verbindungsschlauch zu beweglichen Ketten verbunden 12. Thalassosira. P>. Zellen durch verkieselte Längsstäbchen zu starren Ketten verbunden 13. Sceletonema. C. Zellen durch centrale Hörner zu starren Kelten verbunden. a. Hörnenden mit einander verschlungen 14. Syndetocystis. b. Hörnenden mit den gegabelten Enden verbunden 15. Tliaumatonema. c. Hörnenden mit discusartig verbreiterter Endfläche verbunden . 16. Strangulonema. 12. Thalassosira Cleve. Zellen durch lange Zwischenräume von einander getrennt, zu langen Ketten verbunden, durch Gallertfäden zusammengehalten. Schalenansicht Bacillariaceae. (Schutt., 63 kreisförmig; Gürtelbandansicht viereckig; mit abgestutzten Ecken. Schalen schwach ver- kieselt, mit einem 'Kranz von Randstacheln. Oberfläche sehr fein areoliert, radialstrahlig. 2 Arten, marin. Th. Nordenskiöldii Cleve (Fig. 76 \ wichtige Planktonform des Nordens. Fig. 76. Tlialassosira Nordenskiöldii Cleve. A Schalenaiisicht ; B Kette. (Nach Cleve.) Fig. Scehtonema costatum (Grev.) Grün. A Kette; B u. C Auxo- sporenbildung (800/1). (Nach Schutt.) 13. Sceletonema Grev. Zellen zu Ketten verbunden, cylindrisch, meist nicht länger als dick. Schalendeckel gewölbt oder flach. Zellkörper durch lange Zwischen- räume von einander getrennt, verbunden durch Längsrippen. 10 Arten beschrieben, davon mehrere wahrscheinlich Sporen anderer Arten. Marin. S. costatum (Grev.) Grün. (Fig. 77). Wichtige Planktonform der Ostsee, zeitweilig in großen Mengen die oberen Meeresschichten bevölkernd. 14. Syndetocystis Ralfs. Schalen fast kreisförmig; Rand gezähnt; Mitte mit einem cylindrischen, hakenförmig gebogenen Anhang, welcher sich mit dem der Nachbarzellen verbindet. Die Zellen werden dadurch zu Ketten verbunden. 2 fossile Arten, z. B. S. barbadensis Ralfs (Fig. 78). Fig. 7S. Stindetocystis barbadensis Ralfs. (Nach Van Heurck.) .! Fig. "!J. A Thaumatonema costatum Grev., Schalen- ansicht. — B T. barbadense Grev., Gürtelan sieht zweier zu benachbarten Zellen gehörenden Schalen (Kettenverbindungl (400/1). (Nach Greville.) 15. Thaumatonema Grev. Schalen tellerförmig, mit radialstrahligen Punktreihen, im Centrum mit gegabeltem Hörn oder Stachel. Die Hornarme der benachbarten Zellen sind gleich und sind am Ende mit einander verwachsen, dadurch die Zellen zu Ketten vereinigend. 2 Arten, fossil. T. costatum Grev. (Fig. 79^1). T. barbadense Grev. (Fig. 79 ß, ß4 Bacillariaceae. (Schutt.) \ 6. Strangulonema Grev. Zellen cylindrisch, punktiert areoliert. Schale im Cen- trum mit einem am Ende discusförmig verbreiterten gezähnten Hörn. Schalen benach- barter Zellen mit der Fläche des Horndiscus verwachsen und dadurch Ketten bildend. 2 Arten, fossil. S. barbadense Grev. (Fig. 80'. Fig. SO. Strangulonema barbadense Grev., Schalen zweier benachbarter Zellen (Kettenbildung) in Gürtelansicht (400/1). (Nach Greville.) A. i. i. c. Discoideae-Coscinodisceae-Coscinodiscinae. Zellen discusförmig, d. h. meist scheibenartig flache, selten höhere Büchschen von regelmäßig kreisförmigem, selten abweichendem Querschnitt, mit ebenen oder flach ge- wölbten, selten hochgewölbten, meist gleichartigen Schalen; ohne Raphe, Pseudoraphe, Central- und Polarknoten; bisweilen mit verschiedenartigen -concentrischen Schichten ; ohne HÖrner, Buckel, Zitzen, Klauen; bisweilen mit Dornen oder kurzen Stacheln; ohne excentrische Augen; nicht durch Rippen oder radialstrahlige Anschwellungen in Sectoren oder Kämmerchen geteilt, doch bisweilen mit radialen Punktareolenreihen. Schalen- mantel meist sehr niedrig. Giirtelband ohne Structur oder mit unauffälliger Structur. Zellen einzeln, selten mit den Schalendeckeln zu kurzen Ketten verwachsen. Chromalo- phoren: zahlreiche kleine rundliche oder gelappte Plättchen. A. Zellen hoch büchsenfürmig, zu Ketten verbunden oder einzeln. a. Schalen ohne centrales Auge. a. Schalen gleich, beide convex 17. Ethmodiscus. ß. Schalen ungleich, die eine convex, die andere eben oder concav 18. Antelrninellia. b. Schalen mit centralem Auge. a. Auge klein, nicht areoliert 19. Porodiscus. ß. Auge groß areoliert 20. Craspedodiscus. B. Zellen discusförmig, einzeln. a. Schalendeckel ohne geschwungene Linien. a. Schalendeckel gewellt, mit 2 concentrischen Abteilungen von verschiedener Structur : einem breiten Ring und einer Centralfläche 21. Cyclotella. ß. Schalendeckel nicht so scharf geschieden in 2 gewellte Zonen von verschiedener Structur," doch häufig am Rande anders structuriert als im Centrum. I. Schalenrand mit Kranz kräftiger Stacheln 22. Stephanodiscus. II. Schalenrand ohne kräftige Stacheln, doch oft mit kurzen Dornen. \. Schalen ohne Kranz auffallend großer Areolen . . . 23. Coscinodiscus. 2. Schalen mit Kranz auffallend großer Areolen. X Areolenkranz in der Schalenfläche 24. Brightwellia. X X Areolenkranz am Schalenrande 25. Heterodictyon. b. Schalendeckel mit geschwungenen Linien. ct. Schalendeckel buchtig areoliert, rauh oder stachelig .... 26. Liradiscus. ß. Schalendeckel mit unregelmäßig gefaltetem, erhabenem Kranzkamm 27. Gutwinskiells. 17. Ethmodiscus Castr. Zellen einzeln oder zu Kelten vereint, hochbüchsenförmig, nicht discusförmig. Schalen gleichartig, beide flach gewölbt, äußerst fein gestreift, häufig mit erhabenen Körnchen — namentlich am Rand. Gürtelband lang, ringförmig, bisweilen an Länge den Schalendurchmesser übertreffend , mit feinen, quadratisch an- geordneten Punkten. 11 Arien, marin. E. japonicus Castr. (Fig. 81). Bacillariaceae. (Schutt. 65 18. Antelminellia Schult. Zellen büchsenartig, sehr groß. Schalen kreisrund, ungleich, die eine convex, die andere eben oder concav. Oberfläche äußerst fein ge- streift-punktiert. Punktierung kaum sichtbar. Chromatophoren: sehr kleine IMättchen, zerstreut. 1 Art. marin: A. gigas (Castr.) Schutt Fig. 82^. dem Volumen nach wohl die größte B. 4 B Fig. 81. A Ethmodisciis japonicus Castr., Schalenansicht (350/1). — B E. icyvilleanus Castr., Gürtelansicht (40/iJ. (Nach Castracane.) C Fig. t>2. Antelmintllia gigas (Castr.) Schutt, Uürtelansicht (24/1). (Nach Schutt.) 19. Porodiscus Grev. Querschnitt kreisförmig, elliptisch oder rhombisch. Schalen bisweilen ungleich. Schale leicht convex, kuppeiförmig oder abgestumpft kegelförmig, mit centralem, rund-elliptischem Auge (vertiefter Centralteil ; Auge kleiner und tiefer als bei Craspedodiscus. Structur fein granuliert bis areoliert, meist in deutlichen ra- dialen Reihen. 9 Arten, fossil. P. splendidus Grev., P. elegans Grev.. P. conicus Grev. (Fig. 83 A — C). B Fig. 83. A Porodiscus splendidus Grev., Schaleuansicht. — BP. elegans Grev. — C P. conicus Grev. (400/1). (Nach Gre vi 11 e.) 2 0. Craspedodiscus Ehrenb. Schalen areoliert, mit einem breiten Saum, dessen Areolierung von der des umsäumten Teiles verschieden ist. Grenzlinie scharf, leicht bestachelt. 14 Arten, marin und fossil. C. insignis A. Schm. (Fig. 84). 21. Cyclotella Kütz. [Discoplea Ehrenb.) Zellen meist einzeln oder paarweise, nicht zu Ketten verbunden, kurz cylindrisch, discusförmig; Schale schild-, Scheiben-, tellerförmig, in 2 Teile geteilt. Der äußere ringförmige mit mehr oder weniger feinen, glatten oder punktierten Streifen, zuweilen mit zerstreuten Dornen, ohne Scheinknoten. Centrum blasig geschwollen, glatt oder zerstreut; slrahlig granuliert. Gürtelansicht ge- rade oder wellig. Natürl. Pflanzent'am. I. Ib. 5 66 ßacillariaceae. (Schutt. 70 Arten, meist Süßwasser, wenig marin und fossil. C. comta (Ehrenb.) Kütz. var. afßnis Grün. A. Arten, deren Schalenrand in. Gürtelansicht nicht unduliert erscheint (Fig. 85 A, B). C. striata Kütz., häufige marine Form, schildförmig, d. h. eine Schalenseite convex. die andere concay; C. sevilleana Deby. fossil, flach discusförmig, beide Schalen fast eben, C. sexnotata Deby, fossil, beide Schalen gleich gewölbt mit 6 kleinen Dornen. B. Arten, deren Schalenrand in Gürtelansicht unduliert erscheint. C. Kützingiana Thw. Gräben und Teiche Europas (Fig. 85 C); ebenso C. operculata (Ag.) Kütz. Marin: C. undata (Ehrenb.) Kütz. von den Bermudainseln. A B Fig. 85. A, B Cyclottlla comta (Ehrenb.) Kütz. var. affinis Grün. — V C. Kützingiana Thw. (600/1). (Nach Van He ur ck-Grunow.) Fig. 84. Craspedudiscus insignis A. Schm. (Nach A. Schmidt.) Fig. 86. Stephanodiscus Kiagarue Ehrenb. A Schalen- ansicht; B Gürtelansicht (500/1J. (Nach Van Heurck) 22. Stephanodiscus Ehrenb. (Discoplea Ehrenb.) Schalenansicht kreisförmig, Schalendeckel wenig convex, nicht hexagonal areoliert, radial granuliert mit hyalinen Zwischenräumen zwischen den Radien. Centrum hyalin oder granuliert. Rand mit ein- fachem Stachelkranz. 23 Arten im Süßwasser und fossil. S. Niagarae Ehrenb. (Fig. 86). 23. Coscinodiscus Ehrenb. (Coscinodiscus Grev. , Craspedodisctts Ehrenb. , Dictyo- liimpra Ehrenb., Ilaynaldia Pant., Helcrostephania Ehrenb., Janischia Grün., Odontodiscus Ehrenb., Oncodiscas Rail., Perithyra Ehrenb., Pseud osi 'cphanodiscus Grün. , Pseudotricera- tium Grün., Radiopalma Brun. , Symbolophora Ehrenb., Willemoesia Castr.) Schalen kreisförmig oder elliptisch, selten rhombisch. Oberfläche eben oder in der Witte vertieft, zuweilen wellig oder faltig. Centralfeld oft vorhanden, hyalin, von verschiedener Form; Centrum bisweilen mit Areolenrosetle besetzt. Structur areoliert, granuliert ; Rand schmal oder breit, meist mit, selten ohne Stacheln. 333 Arten. Marin und fossil, z. T. recht unsicher. Einteilung der Gattung revisions- bedürftig. Untergatt. I. Eucoscinodiscus F. S. Querschnitt kreisförmig oder rundlich elliptisch. Schalenstructur beider Schalen gleich. Sect. I. Inordinati Rattr. Schalenkreis rund oder elliptisch, ohne Centralrosette. selten mit bisweilen excentrischer. centraler Area. Structur ungeordnet, punktiert, granuliert oder areoliert. Bacillariaceae. (Schutt.) 67 Sect. II. Ceslodiscoidales Ratlr. (Cestodiscus Grev.) Schalen kreisrund, selten elliptisch ohne Rosette, Centralfeld klein oder fehlend. Structur granuliert, radialstrahlig; mit Rand- zone, in der die Körnchen bis punktarlig klein un-d gedrängt sind. Rand mit Dornen oder Zäpfchen, die nicht durch specielle Körnchenreihen mit dem Centrum verbunden sind. Schalen bisweilen ungleich (cf. Fig. 53 A, p. 41). Sect. III. Excentrici Pant. {Lineati Pant.) Schale ohne Centralarea und ohne Rosette. Structur areoliert. Areolen winkelig, allmählich oder plötzlich vom Centrum gegen den Rand hin kleiner werdend. Radialreihen unkenntlich. Randdornen vorhanden oder fehlend (Fig. 53 B, C, p. 41). Sect. IV. Radiantes Schutt. Schalen mit oder ohne Centralarea und Rosette. 1. Structur areoliert oder granuliert (Areolati); Areolen mehr oder minder vollkommen strahlig ange- ordnet; Streifen teils bündelweis (Fasciculati), teils einzeln (Radiati) radial verlaufend: oder 2. Structur radial streifig, flammig, mit glattem Centralfeld und glatter Randzone (Haynal- diella Pant,), C. antiquus (Pant.) (Fig. 87). Fi:,'. *7. Coscinodiscus (Haynaldiella) antiquus Pant., Schalenansicht (500/1). (Nach Pantocsek.) Fig. Sn. Coscinodiscus (Anisodiscus) Pantocsekii Grün. A obere Schale (Fragment); B untere Schale. (Nach Pantocsek.) Sect. V. Cocconeiformes Raltr. Schalen rund elliptisch, mit Coccone/s-ähnlicher Slructur. Sect. VI. Micropodiscus Grün. Schalenrand mit Kranz sehr kleiner Stacheln oder Perlen und einem etwas größeren Stachel. Punktierung sehr fein, undeutlich strahlig; ein Kranz größerer Punkte nahe dem Centrum. Untergatt. II. Anisodiscus Pant. Zelle'scheibenförmig mit ungleichen, concentrisch undulierten, radial punktierten Schalen. Schalenstructur ungleich. Auf der oberen Schale wechseln nach dem Rande zu lange, radiale, punktierte Streifen mit viel kürzeren ab; auf der unteren Schale sind die viel dichteren radialen Punktreihen von 6 — 10 glatten radialen Linien unterbrochen. Der Rand beider Schalen ist leicht gestreift-punktiert, beiderseitig in Abständen mit sehr kleinen und sehr schwer erkennbaren Stachelchen. — \ Art, fossil: C. (Anisodiscus) Pantocsekii Grün. (Fig. 88). Untergatt. III. Stoschia Janisch. [Willemoesia Castr.) Zellen wie Coscinodiscus, doch im Querschnitt gestreckt elliptisch. Structur zerstreut punktiert oder granuliert. — 5 Arten, mann. 2 4. Brightwellia Ralfs. Schale kreisförmig, mit oder ohne centralen hyalinen Hof. Oberfläche areoliert mit einem King von größeren Areolen zwischen Rand und Centrum. 7 Arten, marin und fossil. B. hyperborea Grün. (Fig. 89). 25. Heterodictyon Grev. Zellen discusförmig, Schalen kreisrund, radiär punktiert oder granuliert, mit einem Ring von größeren Areolen am Rande. H. Rylandsianum Grev. (Fig. 9 0;. 2 6. Liradiscus Grev. Zellen einzeln, discusförmig, mit kurzem Gürtelband. Schalen kreisförmig-elliptisch, etwas convex, nach den Schalen zu abflachend, mehr oder minder rauh; bisweilen kleine Sfacheln. Keine centrale Area. Rand schmal, hyalin oder breit, gestreift. 68 Bacillariaceae. (Schutt; 7 Arten, marin und fossil. L. barbadensis Grev. (Fig. 91 A) mit kreisförmiger. L. ovalis Grev. 'Fig. 91 B) mit elliptischer Schale. Fig. S9. Brightucllia hypnborea Grün. (500/1). (Nach Van Heurck) Fig. 90. Heterodicti/on ftylandsianum Grev. (400/1 ). (Nach Greville.) Fig. 91. A Liradiscus barbadensis Grev., Sehalenansicht. — B, C L. ovalis Grev. B Schalenansicht; 0 Gürtel- ansicht (400/1). (Nach Greville.) Fig. 92. GutwinsTiielta Clyiieolus (Brun) De Toni. (Nach B ru n.) 27. Gutwinskiella De Toni (Acanthodiscus Pant., Bruniella Van Heurck, Cotyledon Brun). Schalen mehr oder minder annähernd kreisförmig, mit mehr oder weniger un- regelmäßig gefaltetem, erhabenem Kamm. 3 Arten, fossil. G. Clypeolus (Brun) De Toni (Fig. 92). A. i. 2. a. Discoideae-Actinodisceae-Stictodiscinae. Zellen discusförmig, rein aktinomorph. Schalen meist flach, mit meist kreisförmigem Querschnitt, radialstrahlig structuriert , durch Radialrippen (Strahlen) vollkommen oder unvollkommen in Sectoren geteilt. Sectoren flach oder etwas gewölbt, ohne Raphe und Pseudoraphe; ohne Augen, Hörner, Klauen, Zitzen, Buckel oder sonstige Auswüchse, bis- weilen mit centralem Nabel. A. Radialstrahlen nicht nach dem Centrum verbreitert. a. Strahlen schmal. a. Radialrippen zahlreich, durch zahlreiche concentrische Linien zu einem spinnen- netziihnlichen System verbunden, innere Kammern . . . 29. Arachnoidiscus, ß. Rippen kein Spinnennetz bildend. I. Rippen randständig, nicht vertieft. Schalenrand nicht radialwellig 28. Stictodiscus. IL Rippen randständige glatte Vertiefungen bildend. Schalenrand radiahvellig 30. Anthodiscus. b. Strahlen breit. a. Centralteil gewölbt. Strahlen den Rand erreichend, nicht das Centrum 31. Actinodiseus. ß. Centralteil flach oder vertieft. Strahlen das Centrum und den Rand nicht erreichend 32. Liostephania. Bacillariaceae. (Schutt.) 09 B. Strahlen centralwärts keulenförmig verdickt. a. Centrum mit erhabenem Nabel, Strahlen S-förmig, vom Nabel auslaufend 33. Gyrodiseus. b. Centrum ohne Nabel. Sirahlen gerade. Hauptstrahlen im Centrum zusammentreffend 34. Stelladiscus. 28. Stictodiscus Grev. (Discoplca Ehrenb. , Radiopalma Brun). Zellen einzeln, discusförmig. Schalen kreisförmig oder 3- bis mehreckig; mehr oder weniger hoch ge- wölbt, Wölbung oft ungleich stark, mit Radialrippen, die vom Rand ausgehend meist nicht bis zum Centrum reichen. Centrum meist ohne Radialstruclur, Oberfläche granu- liert. Stacheln und Fortsätze nicht vorhanden. 55 meist marine und fossile Arten. Sect. I. Eustictodiscus De Toni. Schalen flach gewölbt. Querschnitt kreisförmig. Radial- streifen nicht bis zum Centrum reichend. — S. Kittonianus Grev. (Fig. 93 A, B). Sect. II. Stictodiscella De Toni. Schalen flach gewölbt. Querschnitt 3- bis vieleckig. Radialstreifen nicht bis zum Centrum reichend. — S. trigonus Castr. (Fig. 93 C . Sect. III. Cladogramma Ehrenb. Schalen hoch gewölbt. Radialstreifen etwas unregel- mäßig, stellenweis gabelig geteilt, teilweise bis zum Centrum reichend. — 5. cönicus Grev. (Fig. 94). A C Fig. 93. A, B Stictodiscus (Eustictodiscus) Kittoniamis Grev. A Schalen- ansicht; B Gürtelansicht. (:!40/l). — CS. (Stictodiscella) trigonus Castr. (375/1). (A, B nach Greville; C nach C'astracane.) Fig. 91. Stictodiscus (Cladogruiuhia conicus Grev. A Schalenansicht; B Gürtelansicht (400/1). (Nach Grev.) 29. Arachnoidiscus Ehrenb. (Hemiptychus Ehrenb.) Schalen kreisförmig, mit zahl- reichen radialen, geraden, starken, häufig abwechselnd längeren und kürzeren Rippen und hyalinem Centrum. Rippen durch concentrische Linien oder Körnchenreihen ver- bunden. Stacheln und Zähne nicht vorhanden. Schalenzeichnung hat Ähnlichkeit mit einem Spinnennetz. Den Radialrippen entsprechen mehr oder minder weit ins Innere vordringende radiale Septen, die die innere Schalenoberfläche in einen Kranz keilförmiger Abteilungen gliedern. 8 Arten, marin und fossil, z. B. A. ornatus Ehrenb. (Fig. 95) im atlantischen Ocean. A. Ehrenbergii Bail. im pacifischen Ocean. Fig. 95. Arachnoidiscus ornatus Ehrenb. (500/1). (Nach A. Schmidt.) Fig. 9fi. Anthodiscus floreatus Grove et Sturt(500/1). (Nach Grove et Sturt.) 70 Bacillariaceae. Schutt.' 30. Anthodiscus Grove et Sturt. Schalen scheibenförmig, am Rande in zahlreiche Abteilungen geteilt durch vertiefte, radiale, glatte Streifen (von inneren Rippentrans- versalsepten herrührend?), die vom Rande ausgehend das Centrum nicht erreichen. 1 Art, fossil. A. ßoreatus Grove et Sturt (Fig. 96). 31. Actinodiscus Grev. Zellen frei, discusförmig. Schale granuliert, mit einer centralen Verdickung und zahlreichen, vom Knoten bis zum Rande laufenden, breit line- aren Strahlen, ohne Augen. Structur dicht. 2 Arten, fossil. A. barbadensis Grev. (Fig. 97). d : #» w% Fig. '.»". Actinodiscus barbadensis Grev. (400/1). (Nach Greville.) Fig. 98. Liosiepliania magnifica Ehrenb., Schaleiiansicht (300/1). (Nach Prit char d.) Fig. 99. Lioöttpi oiim i Trunnia) archan- gelskiana iPant.) (700/1). (Nach Pari toc sek.) 32. Liostephania Ehrenb. Schalen vieleckig oder kreisrund, mit geraden, nicht verbreiterten, gegen Centrum und Rand gerichteten, den Rand nicht erreichenden Rippen oder Radien. Sect. I. Euliostephania F. S. Schalen hyalin. — 5 Arten, fossil. L. magnifica Ehrenb. Fig. 98). Sect. II. Truania Pantocs. Schalen scheibenförmig, couvex, durch glatte, kurze Radien in keilförmige Sectoren geteilt. Sectoren punktiert. Punkte zu recht- bis spitzwinkeligen, sich schneidenden Liniensystemen geordnet. Centrum vertieft, mit zerstreuten Flecken über- säet. Rand gestreift. — \ Art, fossil. L. archangelskiana (Pant.) (Fig. 99). 3 3. Gyrodiscus Witt. Schale kreisförmig, fast halbkugelig gewölbt , in der Mitte stark ver- dickt. Rand undeutlich punktiert. Im Centrum befindet sich der kreisförmige Nabel fumbilicus), von welchem eine größere Zahl 10 — I 2) S-förmig gebogener Radien nach der Peripherie verlaufen. Dort, wo die Schale verdickt ist, scheinen diese Radien tief einschneidende Spalten zu bilden. Die v- Fig. 100. Gyrodiscus vortex Witt. A Schalen-, Fig. 101. Jl (iürtelanbicht. (Nach Vau Heurck.) titelladiscus Stella (Norm.) Kattr. (400/1). (Nach Norman.) Schale ist struclurlos oder punktiert. Rand punktiert. 2 fossile Arten. G. vortex Witt (Fig. 100). 34. Stelladiscus Ratlr. Schalen kreisrund, durch zahlreiche gleiche Radien in Sectoren geteilt; Radien in der Mitte zusammenstoßend, nach innen keulenförmig ver- Bacillariaceae. (Schutt.) 71 dickt, nach außen verjüngt. Breite Randzone areoliert. Zwischen Randzone und Centrum von den Radien geteilte, gleiche, hyaline Felder mit radialen, die Randsegmente bis zum Hand durchschneidenden, dünnen, gleichartigen Ausläufern (Strahlen). Äußerster Rand schmal hyalin. 1 marine Art. S. Stella (Norm.) Rattr. (Fig. 101. a. i. 2. b. Discoideae-Actinodisceae-Planktoniellinae. Zellen discusförmig, rein aktinomorph. Schalen flach tellerförmig; Schalendeckel punktiert-areoliert, bisweilen radialslreifig, doch ohne Hippen, nicht in gewölbte Sec- toren geteilt, ohne Klauen, Hörner und Stacheln, doch mit eigenartigen Anhängseln. Flügelleistenartige Membranausvvüchse, die einen Kranz von extracellulären, von Plasma und Chromalophoren nicht gefüllten Kämmerchen bilden. Kämmerchen klein, gewölbt, bis groß radial gestreckt, den Schalendurchmesser an Breite erreichend, eine bedeutende Verbreiterung der Schale vortäuschend, hyalin oder doch anders structuriert als die Schale. Chromatophoren: zahlreiche kleine Plättchen. A. Extracelluläre Kämmerchen klein, bogenförmig, einen guirlandenähnlichen Kranz um den Schalenrand bildend. 35. Brunia. B. Extracelluläre Kämmerchen groß, radial gestreckt, in Schalenansicht wie ein breiter, radialgestreifter Ring die Schale umgebend 36. Planktoniella. Fig. 102. Brunia japonica Temp., Stuck der Schale (330/1). (Nach Van Heurck. 35. Brunia Temp. Schalenansicht kreisrund, tellerartig, mit eigenartigem Rand. Schalenfläche radialstreifig geperlt, ohne Centralhof. Rand mit einer Reihe besonders 72 Bacillariaceae. (Schutt. großer Areolen, die einen Kranz kleiner Kämmerchen bilden, deren anlikline Wandteile bogenförmige, guirlandenarlig angeordnete Linien bilden. 2 fossile Arten von Japan. B. japonica Temp. (Fig. 4 02). 36. Planktoniella Schutt. Zelle discusartig, rein centrisch. Umriss kreis- rund. Schalendeckel wenig gewölbt. Ober- fläche areoliert, umgeben von sehr breitem, ringförmigem, in der Qtierebene gestreck- tem, hohlem, radial gekümmertem Flügel. Plasma und Chromalophoren auf den eigent- lichen Zellraum beschränkt, nicht in den hohlen, ringförmigen Flügel hineingehend. Der hyaline , radial gestreifte Ring ist also ein extracellulärer Auswuchs der Membran, erscheint aber in Schalenansicht der leeren Zelle leicht als äußerer Teil der eigentlichen Schale, die in Wirklichkeit nur von dem areolierten Centralleil der Scheibe gebildet wird. Chromatophoren: zahlreiche kleine Plättchen. 1 Art. marin. P. Sol (Wallich; Schutt (Fig. 103). B Fig. 103. Planktoniella Sol (Wallich) Schutt. A Zelle in Schalenansicbt. Centrales Plasma und Chroinatophoven anaedeutet. Areolierung des Schalendeckels nicht ge- zeichnet (250/1 ) ; B Gürtelansicht (130/1). (Nach Schutt.) A. i. 2. c. Discoideae-Actinodisceae- Actinoptychinae. Zellen discusförmig, ausgesprochen aktinomorph, von meist kreisförmigem, bisweilen 3- bis vieleckigem Querschnitt, mit flachen Schalen, die in mehr oder minder zahlreiche, mehr oder weniger vollkommen gewölbte Sectoren geteilt sind. Am Rande ebenso viel kleine, klauenartige Fortsätze als erhabene Sectoren vorhanden. Centralfeid sternförmig, polygonal oder rund, von ab- weichender Structur, meist hyalin ; Zellen einzeln, frei; Chromatophoren: kleine zahl- reiche Plättchen. A. Klauen am Randende der die Sectoren trennenden Strahlen, nicht auf den verbreiterten Sectoren selbst. a. Sectoren 3; Schalen kreisrund. 3 Sectoren durch 3 nach dem Rande zu verjüngte Strahlen getrennt 37. Debya. b. Sectoren 6; 3 erhaben, 3 vertieft; Schalen 3eckig. An den Ecken 3 Klauen 38. Schuettia. B. Klauen am Rande der Mittellinie jedes Sectors. a. Schalen in vollkommene Wellensectoren geteilt, Geckig bis rund, mit abwechselnd vertieften und erhabenen, bis zum Centralfeld reichenden Sectoren 39. Actinoptychus. b. Sectorenwellen unvollkommen, randständig. a. Schalenfläche mit hyalinen Radien, den Mittellinien ebenso vieler Randschuppen entsprechend 40. Lepidodiscus. j3. Schalenfläche ohne hyaline Radien. Fläche nach dem Rande hin radial unduliert. Centralfeld von glattem Ring umgeben 41. Wittia. 37. Debya Pant. Schalen scheibenförmig, mit flachem Rand und 3 stark convexen, nach dem Centrum zu gerundeten Sectoren, die durch 3 radialstrahlige, von einem großen, tiefen, fast glatten Centralhof auslaufende Furchen getrennt werden. In der Fortsetzung der Furchen nahe dem Rande 3 kleine Fortsätze. Schalenstructur netzig gestreift und punktiert. I Art, fossil. 1). insignis Pant. 'Fig. 104 . Bacillariaceae. Schutt. 73 38. Schuettia De Toni. Schalen Seckig, mit 3 Radien, eingebuchteten Seiten, mit centralem, hyalinem, vieleckigem bis sternarligem Mittelfeld. Slructur reticuliert bis areoliert oder granuliert. 5 Arten, marin, fossil. S. annulata (Wall.) De Toni (Fig. 105 . Fig. 101. Liebya insiynis Pant. (223/1). (Nach Pantocsek.) Fig. 105. Schuettia annulata (Wall.) üe Tuni (600/1). (Nach Vau Heurck.) 39. ActinoptychusEhrenb. (ActinosphaeriaShadb. , Cymatogonia Grün., Gyroptychus A. Schm., Halionix Ehrenb., Heliodiscus H. V. H., Heliopelta Ehrenb., Omphalopelta Ehrenb., Symbolophora Ehrenb.) Zellen discusfg.; Querschnitt 6 eckig bis kreisrund. Schalen in abwech- selnd erhabene und vertiefte Sectoren geteilt, mit meist hyalinem, sternförmigem Nabel. Oberfläche meist 6- eckig areoliert, ohne Rand- stacheln, oder mit mehr oder minder zahlreichen, auf ab- wechselnd gleichariige Sec- toren verteilten Stacheln oder Klauen. Fig. 107. Actinoptycltus (Polymyxus) Flos-marina Bruu. (Nach Bruii.) Fig. 10(i. A, B Actinoptyclms undulatus Ralfs. A Sctaalenansicht ; B Gürtel- ansicht (100/1). — C, L) A. splendens (Shadb.) Ralfs. C Schalenansicht : 1) schräg gesehen (000/1). (A, B nach W. Sm i th; C, I) nach Van Heurc k I 107 Arten, marin, meist fossil. Sect. I. Euactinoptychus F. S. Schalen areoliert. — 111 Arten, marin, fossil. A. un- dulaius Ralfs (Fig. i06 A,B\ Nordatlantik. A. splendens (Shadb.) Ralfs (Fig. 106 C,D). 74 Bacillariaceae. (Schult.) Sect. IL Polymy.vus Bail. Schalen mit sehr feiner, quincuncialer Granulierung, ohne Areolärstructur, stark unduliert, in der Mitte jedes erhabenen Sectorrandes ein Anhängsel. — 3 Arten, marin, fossil. P. flos-marina Brun (Fig. 4 07), fossil. Ungarn. P. coronalis Bail. an der Marannonmündung. 40. Lepidodiscus Witt. Zellen discusförmig. Schalen im Centruin unregelmäßig granuliert, von zahlreichen hyalinen Radien durchfurcht, mit breitem, gestreiftem Rand. Rand mit Kranz von schuppenförmigen Feldern, von denen die größeren je einen kleinen Stachel tragen. 1 Art. fossil. L. elegans Witt (Fig. 108;. Fig. 10S. Lepidodiscus elegans Witt (550/1). (Nach A. Schmidt.) Fig. 10'J. Wittia insiguis Pant. (700/1). (Nach Pa n tocse k.) 41. Wittia Pant. Schalen kreisförmig, umrandet, mit bogenförmigen, mit kleinem Anhängsel versehenen Randfalten. Centrum punktiert, durch glatten Ring von der Scheibenfläche getrennt. Structur der Scheibenfläche flammig, am Rande gestreift. I Art. fossil. W. insignis Pant. (Fig. 109). A. i. 2. d. Discoideae-Actinodisceae-Asterolamprinae. Zellen discusförmig. Schalen radiär gebaut, meist rein aktinomorph. Aktinomorphie in der Schalenzeichnung bisweilen geslört. Schale dann scheinbar bilateral symmetrisch strucluriert , doch ohne gefiederte Structur, ohne Raphe und Pseudoraphe. Symmetrie- ebene der beiden Schalen nicht gleich, Zelle also nicht rein zygomorph. Schalendeckel in 2 Abteilungen geteilt. Rand aus meist zahlreichen Segmenten gebildet , kräftig strucluriert; Mittelteil groß, hyalin bis schwach structuriert, in ebenso viele, nach außen meist keilförmig verlaufende Abteilungen gegliedert wie der Rand Segmente hat. Gentralkeile alternierend mit den Randsegmenten. Die Radialstrahlen bisweilen gewölbt, doch teilen sie die Schalt) nicht radarlig in abwechselnd erhabene und vertiefte Sectoren. Randende der Radien mit sporn- oder klauenartigem Fortsatz, im übrigen die Zelle ohne Stacheln, Buckel, Hörner oder Augen und ohne extracelluläre Kammern. Die Central - achse bisweilen tordiert, so dass die gleichwertigen Radien der beiden Schalen sich kreuzen. A. Schalenstructur rein aktinomorph. a. Schalen gleichartig, alle bis zum Rande laufend 42. Asterolampra. b. Strahlen ungleichartig; primäre bis zum Rande laufend, secundäre in den Randseg- menten endigend 43. Actinodictyon. B. Schalenstructur pseudozygomorph. a. Strahlen zahlreich, erhaben, parallelseitig , unter einander gleich, bis auf einen, der verschmälert ist. Centralfeld mit Zickzacklinien 44. Asteromphalus. b. 2 Strahlen vorhanden, nach dem Centrum hin verbreitert . . . .45. Rylandsia. Bacillariaccae. (Schutt. tlo 42. Asterolampra Ehrenb. [Actinogonium Ehrenb., Asterodiscus Johns.) Zelle discusförmig; Schalen kreisrund, seltener stumpfeckig, fast eben, zuweilen genabelt mit glatten Strahlen. Alle Strahlen gleich, Schale daher rein aktinomorph. Structuriertes Mittelfeld fehlend oder, wenn vorhanden, meist klein, selten groß. Zwischen Rand und Mitte ein Kranz von glatten, keilförmigen Feldern. Mitte der Basis jedes Keils mit einem radialen, fingerartig schmalen Ausläufer; Rand areoliert, durch die Ausläufer und Keil- felder in Segmente geteilt, bisweilen durch einen Streifen mit dem Centralfeld verbunden, meist durch die Keilfelder davon getrennt. 36 meist fossile, marine Arten. Asterolampra affinis Grev. . A. marylandica Grev. . I. aliena Grev. (Fig. WO A — C). Fig. 110. A Asterolampra affinis Grev. (300/1). — B A. Fig. 111. Actinodictyon imtiquorum Pant. (G35/1). marylandica Grev. i-iOii/1). — CA. aliena Otrav. (400/1). (Nach Pan to csek.) (Nach Greville.) 43. Actinodictyon Pant. Schalen kreisförmig, mit primären, am Randende einen kleinen Fortsatz oder Stachel tragenden, erhabenen Seetoren und secundiiren, nelzig ge- zeichneten, vertieften Secloren, die mit einer nackten, erhabenen Falte keilförmig ins nackte Centrum übergehen. Das Centrum ist wegen der Falten sternförmig. 2 Arten, fossil. A. antiquorum Pant. [Fig. 111) 44. Asteromphalus Ehrenb. (Actino- gramma Ehrenb., Excentron Ralfs, Mesas- terias Ehrenb., Spatangidium Breb.) Zellen discusförmig. Schalen kreisrund oder elliptisch bis oval. Structur zygoniorph. Mittelfeld hyalin, von radialen Zickzack- linien durchfurcht , symmetrisch zu einer Fig. 112. Asteromphttlits Roperianus (Grev.) Ralfs (500/1). (Nach A. Schmidt.) Fig. 113. Rylandsia biradiata Grev. (000/1). (Nach Greville.) Mittellinie. Von der Centralfliiche gehen symmetrisch zur Mittellinie glatte Strahlen (er- habene Halbröhren) bis zum Rand. Ein Strahl ist schmäler als die anderen und scheidet die Schale in 2 symmetrische Teile. Randzone zwischen den Schalen areoliert. 76 Bacillariaceae. (Schutt.1 40 Arten, fossil und marin. A. Ropoianus (Grev.) Ralfs (Fig. 112) im indischen Ocean. A. reliciüalus Cleve im Nordatlantik. 45. Rylandsia Grev. Zelle einzeln, scheibenförmig, areolierte Scheibe mit 2 glatten, an der Basis verbreiterten, das Centrum nicht erreichenden Radien. Centrum mit größeren Areolen. 1 Art, fossil. II. biradiata Grev. (Fig. 113). A. I. 3. a. Discoideae-Eupodisceae-Pyrgodiscinae. Zellen discusformig. Querschnitt kreisförmig. Schale ohne Raphe und Pseudoraphe, rein aktinomorph, eben oder gewölbt , mit oder ohne Centralhügel, Rand mit Stachel- kranz und mit Kranz von kleinen Buckeln oder Hörnern. Chromatophoren : zahlreiche kleine Plattchen. A. Schalenrand mit Kranz fingerartiger Hörnchen. Hörnchenzipfel mit oder ohne langen Stachel. Zwischen den Hörnern lange Stacheln, die einen Kranz bilden 46. Gossleriella. B. Schalenrand mit Kranz flacher Buckeln. Buckelgipfel mit kurzem Stachel. Schalenmitte mit bestacheltem Auswuchs 47. Pyrgodiseus. 46. Gossleriella F. S. Schale kreisrund, discusartig, sehr zart strukturiert , mit einem Randkranz schmaler Hörnchen; zwischen ihnen und bisweilen auch auf ihnen lange Stacheln. Chromatophoren: kleine Plättchen. 2 Arten, marin. G. tropica Schutt (Fig. 11 4\ Fig. 114. Gossleriella tropica Schutt. Zelle mit Chromatophoren und Kern (175/1). (Schalenausicht nach Schutt.) B Fig. 115. Pi/rgodisciis armatus Kitton. A Schalenansicht: B Schale in Gürtelansicht (500/1). (Nach A. Schmidt.) 47. Pyrgodiseus Kilton. Schalen kreisförmig, mit großem, centralem, 4eckigem, kopffÖrmigem Auswuchs, der mit kräftigen Stacheln bewehrt ist. Rand der Schale mit kleinen Buckeln, jeder mit einem Stachel bewehrt. Structur der Schale: radialstrahlige Punktreihen. Structur der Kopfstacheln: Längsstreifen. 4 fossile Arten. z.B. P. armatus Kitton (Fig. 115). A. i. 3. b. Discoideae-Eupodisceae-Aulacodiscinae. Zellen discus- bis büchsenförmig, rein aktinomorph. Schalen ohne Raphe und Pseudoraphe, eben, mit oder ohne erhabenen Rand oder flach gewölbt, oft mit radial ge- streckten Hügeln und Buckeln. Buckelgipfel oder deren Stelle durch Zitzen markiert. Bacillariaceae. (Schutt.) 77 -i8. Aulacodiscus Ehrenb. (Pentapodiscus Ehrenb. , Podiscus Baill. , Tetrapodiscus Elirenb., Tripodiscus Ehrenb., Tschestnowia Pant.) Schale kreisförmig, selten polygonal, mit \ — 45 nahe dem Rande inserierten, zitzenförmigen Fortsätzen. Kleine, dickrandige, structurlose Hörnchen. Oberfläche flach, kraterförmig oder mit erhabener Zone; unter den Fortsätzen mit kleinen oder großen, keilförmigen, radial gerichteten, bisweilen feh- lenden Anschwellungen. Centralhof unregelmäßig oder rund, hyalin oder punktiert, oder fehlend. Struclur granulär, gerade oder gekrümmte Reihen bildend. Rand gestreift, bis- weilen hyalin oder fehlend. Zwischenbänder wahrscheinlich vorhanden. -M9 Arten, marin; meist fossil, z. B. A. scaber Ralfs (Fig. 116 C), Typus mit fast ebener Schalenfläche. — A. Lahnsanii 0. W., Typus mit kraterförmig vertiefter Schalenflache. — A. Petersü Ehrenb. (Fig. H6 A, B), Typus mit welliger Schalenfläche, so dass die zitzen- förmigen Fortsätze auf der Spitze von brustähnlichen Hügeln stehen. A b Fig. 116. A, B Aulacodiscus Petersü Ehrenb. (var. notabilis Rattr.) A Schalenansicht (Fragment); B Gürtel- ansicht. — CA. scaber Kalls. (Nach A. Schmidt.) A. i. 3. c. Discoideae-Eupodisceae-Eupodiscinae. Zellen discusförmig oder kurz büchsenfjjrmig. Querschnitt meist kreisförmig oder fast kreisförmig bis polygonal. Schale ohne Raphe und Pseudoraphe, ohne Centralknolen, eben , bisweilen mit erhabenem Rand oder flach gewölbt. Wölbung dann nicht einfach, klippelförmig, sondern mit rundlichen oder gestreckten excentrischen Hügeln besetzt. Wenn die Hügel fehlen, so sind sie markiert durch nie fehlende Augen, die gewöhnlich auf dem Gipfel des Hügels stehen. Zitzen fehlen. Schalenbau im Grundtypus aktino- morph. Bisweilen die Aktinomorphie durch die immer excentrische Stellung der Augen gestört, dann scheinbar bilateral symmetrisch oder selten asymmetrisch. Schalen bis- weilen bedornt. Chromatophoren soweit bekannt: zahlreiche, kleine, zerstreute Plättchen. A. Augen nicht auf bohnenförmigen, randständigen, nach dem Rand convergierenden Höfen. I. Schale radartig, mit gewölbten und vertieften Sectoren. Auf den erhabenen Sectoren je 4 Auge. 1. Zwischen den Augen keine Buckel 49. Craspedoporus. 2. Augen abwechselnd mit Buckeln 50. Grovea. II. Schale nicht radartig geteilt in erhabene und vertiefte Sectoren. Augen auf Buckeln oder in der Fläche. 1. Augen klein, randständig. Rand nicht durch hyalinen Ring von der Fläche getrennt. X Schale mit einem Auge. Schalenstructur radialstrahlig geperlt 51. Actinocyclus. X X Schale mit einem oder mehreren Augen, nicht radialstrahlig geperlt 52. Eupodiscus. 2. Augen groß, randständig. Rand durch hyalinen Ring von der Fläche getrennt 53. Glyphodiseus. 3. Augen flächenständig, meist groß. X Schale mit einem Auge. Auge groß, excentrisch 54. Monopsis. X X Schale mit mehreren Augen 55. Auliscus. B. Augen auf bohnenförmigen, unter spitzem Winkel gegen einander geneigten randständigen Höfen 56. Bergonia. 78 Bacillariaceae. (Schutt. 49. Craspedoporus Crev. Schale kreisrund. Oberfläche mit 5—1 I schmalen, aus der Grundfläche sich abhebenden, radialstrahligen Abteilungen, an deren Randenden die kreisförmigen bis elliptischen Fortsätze (Augen) sich erheben. Structur punktiert, gra- nuliert oder areoliert. Centraler Hof vorhanden oder fehlend. 6 Arten, fossil, z. B. C. Ralfsianus Grev. (Fig. 417). 50. Grovea A. Schm. Schale discus- förmig, mit 7 bis mehr warzenartigen Erhebungen mit Augen am Rand; abwech- selnd damit je ein stumpfer Forlsatz ohne Auge. Punktierle Schale mit großem, rundem Mittelfeld, das umgeben ist von einem hellen Ring mit radialstrahligen sk&r mm Fig. 117. Craspedoporus tial/sianns Grev. (400/1). (Nach Greville.) Fig. 118. Qrovea pedalis (Gr. et St.) A. Schm. Ausläufern, die zu den Augen führen. Die Gattung ist Bindeglied der Biddulphieae- Eupodisceae. 1 fossile Art, G. pedalis (Gr. et St.) A. Schm. (Fig. 118). Fig. 119. Ä Actinocyclns ovalis Norman. — B A. Ralfsii Smitn. (Nach Van Heurck.) 51. Actinocyclus Ehrenb. Schalen kreisförmig-elliptisch, oder abgerundet rhom- bisch. Oberfläche fast ganz eben, selten convex, granuliert; Körnelung meist abgerundet, seilen eckig oder punktförmig, meist radiär oder bündelweis radiär; im Centrum ein meist runder Hof (Area). Rand deutlich oder undeutlich, hyalin oder gestreift ; am Hände ein rundes oder elliptisches Auge 'kurz abgeschnittener Hornansalz wie bei Auliscus) , und ein Kranz von Dornen oder Knötchen. 73 Arten, marin, fossil, z. B. A. Ralfsii W. Sm. (Fig. 119 ß), A. crassus Ralfs. A. ovalis Norman (Fig. 119 A). Bacillariaceae. (Schult. 79 52. Eupodiscus Ehrenb. (Pseudoauliscus Fortm.) Zellen flach discusförmig. Schalen eben oder wenig gebogen, convex, oft in der Mitte eingedrückt, ohne centrale Area. Sculptur meist areoliert, wenige oder zahlreiche kleine Stacheln in der Nähe des Randes. Rand schmal, hyalin oder mit leinen Streifen, oder breit mit deutlichen Streifen. In der Nähe des Randes 1 — 4 kleine, wenig hervortretende Fortsätze mit runder oder ellip- tischer, ebener, meist glatter Endfläche (Auge). E. schließt sich bezüglich der Schale an Triceratium an, unterscheidet sich aber wesentlich durch discoidalen üau der Zelle von dem mehr zum Büchsentypus gehörenden Triceratium. B Fig. 121. Eupodiscus (Roperia) tesselalus Roper (5UU/1). (Xach Grunow.) Fig. 120. Eupodiscus radiatus Bail. A Schaleuansiclit (475/1); ß Schale in Gürtelansicht (SOO/1). (Nach Van Heurck.) Fig. 122. Eupodiscus (Rattrayella) oamaruensis Grün. (Nach A. Schmidt.) Sect. I. Eu-Eupodiscus Ehrenb. {Perithyra Ehrenb.) Fortsätze entwickelt, wenn auch oft sehr niedrig, meist in der Mehrzahl. — 15 Arten, marin, fossil, z. B. E. radiatus Bail. (Fig. 120). pacifischer Ocean. >;;.V.'.°*..^V;.://. V^'^/^-VaV^Vo '&. ».:•••!•;:■ ,'« 0 o l , oJiJ'oQ o ° T« S°a°o °o%' •o'a >•'=>'">• ;• Fig. 123. Eupodiscus (Isodiscus) mirificus Rattr., Stück der Schale (6C0/1). (Nach Rattray.) Fig. 121. Ghjphodiscus bipunctatus A. Sjhra. (Nach A. Schmidt.) so ßacillariaceae. (Schutt. Sect. II. Roperia Grün. Fortsätze nicht entwickelt, nur ein einzelner, kleiner, kreis- förmiger, structurloser Fleck nahe dem Rande der Schale. — 1 Art, marin, E. tesselatus Roper (Fig. Hl), Nordatlantik. Sect. III. Rattrayella De Toni {Aporodiscus Rattr., Debya Ratlr.). Schalen kreisförmig. Oberfläche im Centralteil eben, außen zu scharfbegrenztem Rande abfallend. Körnelung bis Punktierung radialstrahlig angeordnet. Fortsätze 3 — 15, klein, rund bis elliptisch; zwischen je 2 Fortsätzen 1 — 2 Stacheln. — 1 Art, fossil, E. oamaruensis Grün. (Fig. 4 22). Oamaru. Sect. IV. Isodiscus Rattr. Schalen kreisförmig, flach oder nach dem Rand hin schwach convex, mit Fortsätzen am Rande. Centralhof grüß, gerundet, bisweilen fehlend. Structur areolär oder granuliert, mit großen Zwischenräumen, um die Fortsätze radialstrahlig ange- ordnet. Fortsätze niedrig, zum Rande ansteigend, 2 oder 3 größere bisweilen unsymme- trisch gestellt, zwischen ihnen 3 —8 kleinere in gleichen Zwischenräumen. Rand deutlich, scharf begrenzt. — 2 fossile Arten, z. B. /. mirißcns Rattr. (Fig. 123). Oamaru. 53. Glyphodiscug Grev. Schalen abgerundet, 4eckig bis kreisrund. Centrale Area structurlos, umgeben von radialstrahliger Structur, von der ebenfalls radialstrahligen Randzone durch eine structurlose Zone gelrennt. 4 oder mehr Fortsätze in der Rand- zone, wie bei Auliscus. Benachbarte Strahlen der Randzone radiär zu den Fort- sätzen. 3 fossile Arten, z. B. G. stellatus Grev., G. bipunctatus A. Schm. (Fig. 124). Oamaru. 5 4. Monopsis Grove et Sturt. Zellen discusl'örmig. Schalen kreisförmig, mit einem excentrisch gelagerten, stumpfen, abgeplatteten Augenfortsatz, Oberfläche allmählich zu dem Forlsatz ansteigend; ohne Centralhof, punktiert, streifig, bereift, auch federfahnen- arlige Streifensysteme bildend. Streifen fein, vom Höcker bis zum Rand ausstrahlend, in der Randzone weniger deutlich; kleine Stacheln über die Oberfläche zerstreut oder am inneren Rande der Randzone zusammengedrängt. t Art, M. mammosa Grove et Sturt. (Fig. 1-25), fossil von Oamaru. ß A Fig. 125. Monopsis mammosa Grove et Sturt. (Nach Ä. Schmidt.) Fig. 126. A Auliscus (Euauliscus) Rhijiis A. Schm., Schaleuausicht. — B A. Clevei Grün., Gürtelansicht 0/2 Zelle). 55. Auliscus Ehrenb. (Mastodiscus Bau.) Zellen flach discusl'örmig. Schalen kreisförmig bis rund - elliptisch , seilen stumpfeckig. Schalendeckel im ganzen flach, stellenweise zu kurzen Fortsätzen sich erhebend; Structur bisweilen zu Streifensystemen geordnet. Fortsätze 2, selten 1 oder 3 — 4, niedrig, hügelartig, auf der Spitze plateau- artig abgestumpft. Plateau hyalin, mit schmalem Rand, kreisförmig (sogen. Auge). Augen meist groß und mit Ring, nicht unmittelbar am Rand, aber dem Rand mehr oder Bacillariaceae. (Schult. 81 weniger genähert, bisweilen dem Centrum genähert. Verbindungslinie der Augen meist in spitzem Winkel zur großen Achse der Schalenellipse. Untergatt. I. Euauliscus A. Schm. Structur der Schale verschieden, fein granuliert bis bereift, meist fein, zu fächerartigen Streifensystemen geordnet. In der Schalenmitte eine structurfreie Area. Augen meist 2, selten (1 oder) 3—4. — 102 Arten, marin und fossil. A. Rhipis A. Schm., A. Clevei Grün. (Fig. 126 A, ß). Untergatt. II. Pseudoauliscus Leud.-Fortm. Oberfläche eben oder mit erhabener Zone außerhalb der Fortsätze. Keine oder kleine sculpturlose, centrale Area. Structur: Punk- tierung, Areolierung meist in Streifenserien geordnet oder ungeordnet. Stieifen unauffällig. Kleine Dornen über die ganze Oberfläche zerstreut, oder auf den Rand beschränkt. Rand schmal, hyalin oder gestreift. 2 — 5 (oder mehr) Forlsätze mit kreisförmiger oder elliptischer Kopffläche, bis an den Saum gestreift. Fig. 127. Aidiscus (Psiudoaidiscus) peruvianus (Grev.) Rattray. (Nach A. Schmidt.) Fig. 12S. Auliscus {Fenestrella) laibadoisis Grev. (Nach Greville.) Sect. I. Pseudoauliscus Leud.-Fortm. Hyaliner Centralhof (centrale Area) fehlt. Fort- sätze 2 — 5, dem Rande genähert. — 26 Arten, marin, meist fossil. A. peruvianus Grev. (Fig. 127) im Peruguano, mit 2 Augen; A. Petita Grev. im indischen Ocean, mit 3 Augen; A. nebulosus Grev. im Pacifik, mit 4 Augen; A. ornatus Grev., fossil, von Barbados, mit 5 Augen. Sect. IL Fenestrella Grev. Oberfläche leicht convex; am Rande kleine, halbkreis- förmige, hyaline Höfe. Augen 2. Centrale Area klein, verlängert. Structur granuliert in parallelen Streifen zwischen Centralarea und Augen, im übrigen bündelweis in Streifen radial — 2 Arten fossil. A. barbadensis (Grev.) F. S. (Fig. 129). Sect. III. Pseudocerataulus Pant. Schalen elliptisch bis abgerundet. 2 Buckel wenig er- haben oder ganz unbedeutend, nackt oder mit strahlenden Punktreihen besetzt. Structur rauh, punktiert, selten stachelig. — 3 fossile Arten. A. Kinkerii (Pant.) F. S. (Fig. 128). Fig. 129. Auliscus (Pseudocerataulus) Kinkerii (Pant.) (600/1). (Nach Pantocsek.) Fig. 130. Bergonia harbadevsis Temp. (300/1). (Nach Van Heurck.) 56. Bergonia Ternp. Schale fast kreisrund, schwach convex , mit 2 großen, ex- centrischen, bohnenförmigen, im spitzen Winkel zu einander geneigten Höfen, deren convexer Rand dem Schalenrand parallel läuft. Jeder Hof im Mittelteil mit einem kleinen Natürl. Pflanzenfam. I. Ib. 6 82 Bacillariaceae. (Schutt. Auge und 2 durch Verdickung der inneren Schalenschicht gebildeten, zwischen Auge und Hofende gelagerten Streifen. Die von den Höfen nicht eingenommene Schalenober- fläche geperlt. Perlengröße von innen nach außen abnehmend. \ fossile Art, B. barbadensis Temp. (Fig. 130). A. i. 3. d. Discoideae-Eupodisceae-Tabulininae. Zellen büchsenförmig, kürzer oder wenig länger als breit und dick, von elliptischem bis stumpf 4eckigem Querschnitt, mit sehr kurzen, buckelartigen Auswüchsen; ohne Augen, doch bisweilen mit äugen- oder zitzen- oder klauenähnlichen Flecken oder Membrananhängen an den Buckelenden. Schalen flach, Oberfläche mit Falten, die ge- wundene Thäler bilden. A. Schalen mit 4 diagonal randständigen, abgerundeten Höckern .... 57. Tabulina. B. Schale mit flächenständigen, gestreckten Hügeln (2 Transversal- und 1 Sagittalhügel) 58. Cheloniodiscus. 57. Tabulina Brun. Schalen flach, tafelartig, mehr oder weniger 4eckig; Ober- fläche mit hyalinen, radialen und transversalen Canälen. Höcker 4, abgerundet, gestreift. Gürtelansicht geradlinig. I fossile Art, T. testudo Brun. (Fig. 13t). Fig. 131. Tabulina testudo Brun. (400/1). (Nach Brun.) Fig, 132. Cheloniodiscus ananiensis Pant. (300/1 J. (Nach Pantocsek.) 58. Cheloniodiscus Pant. Schalenansicht fast kreisförmig, convex. Schalen un- gleich; Schalen schwach-flammig gestreift, obere mit dicken, nach dem Rand auslaufen- den, nach der Mitte zusammenfließenden Hügeln; ein Hügel sagiltal gestreckt, am höchsten Pol halbmondförmig eingeschnitten, und 2 transversal verlaufende Hügel. 1 fossile Art, Ch. ananiensis Pant. (Fig. 132*. A. iL 4. a. Solenioideae-Solenieae-Lauderiinae. Zellen gestreckt cylindrisch, Ketten bildend. Schalen kreisförmig oder rund ellip- tisch, apolar, ohne Auswüchse, Hörner oder Knoten, bisweilen mit Dornen oder Stacheln. Gürtel meist geringelt durch zahlreiche, geschlossen ringförmige oder offen ringförmige, oder gebrochen ringförmige, gestreckte Zwischenbänder, selten ohne Ringelung. Chro- matophoren: zahlreiche kleine Plättchen. Typische Planktonformen. A. Schale mit Dornen oder Stacheln. a. Schale mit langen Dornen 59. Corethron. b. Schale mit kleinen Stacheln 60. Lauderia. B. Schale ohne Dornen und Stacheln. a. Membran kräftig, structuriert. Zwischenbänder gestreckt schuppenförmig, zu ge- brochenen Ringen zusammengebogen 61. Dactyliosolen. b. Membran zart, schwach verkieselt. hyalin. Gürtel ohne Ringstreifung 62. Leptoeylindrus. Bacillariaceae. (Schutt.) 83 59. Corethron Castr. Zellen lang cylindrisch. Schalen gewölbt. Rand mit Kranz von langen Dornen. Dornen beider Schalen nach derselben Seite umgeschlagen, schräg längs verlaufend. Sect. I. Eucore thron F. S. Cylindermembran einfach (ohne Zwischenbänder), weich. Dornen glatt, dünn, fadenförmig. — C. criophilum Castr. (Fig. 133 A). Sect. II. Scoparius F. S. Cylindermembran mit Ringen. Zwischenbänder compact, Dornen compact, bestachelt, durchbohrt. Vermittelt den Übergang der Solenieae einerseits zu den Actinodisceae , anderseits zu den Chaetocereae. — 5 Arten, marin und fossil. — C. murrayanum Castr. (Fig. 133 B). ;& Fig. 133. A Corethron (Eucorethron) criophilum Castr. (200/1). — B C. (Scoparius) murrayanum Castr. (220/1). (Nach Castracane.) Fig. 134. Lauderia (Eulauderia) annulata Cleve, Kette (385/1). (Nach Castracane.) 60. Lauderia Cleve. Zellen cylindrisch, gerade Ketten bildend. Schalen kreis- förmig. Deckel gewölbt oder eben, mit zahlreichen feinen Stacheln oder wenigstens am Rande mit Stacheln besetzt. Gürtel reichlich geringelt, von zahlreichen geschlossenen oder offenen, ringförmigen Zwischenbändern herrührend. Zwischenbändersculptur: sehr feine Punkte. 8 marine Arten. Sect. I. Eulauderia F. S. Schalendeckel gewölbt, mit Stacheln besetzt. L. annulata Cleve (Fig. 134). Sect. II. Detonula F. S. Schalendeckel flach, ohne Stacheln in der Fläche, mit Stachelkranz am Rande. L. pumila Castr. rirTTt'l'MUUlH.".K (Fig. 135) 61. Dactyliosolen Castr. Zellen gestreckt cylindrisch, ge- rade Ketten bildend. Gürlelansicht geringelt. Zwischenbänder zahl- reich , ohne Septen (nicht ge- schlossene, seitlich ausgekeille Ringschuppen). Schuppen zu ge- brochenen Ringen zusammenge- bogen. Schalen eben, kreisförmig, ohne Anhängsel, bisweilen mit punktiertem Rand. Membran stark verkieselt, kräfti phoren: kleine Plältchen. Fig. 135. Lauderia (Dftonula) pumila Castr. (440/1). (Nach Castracane.) Fig. 136. Dactyliosolen antarcti- cn.m Castr. (375/1). (Nach Castracane.) Ringe structuriert. Chromato- 6* 84 Bacillariaceae. (Schutt.) 3 pelagische Arten. Marin. — D. antarcticum Castr. (Fig. 136), weit verbreitet. Atlan- tischer Ocean. Mittelmeer. 6 2. Leptocylindrus Cleve. Zellen gestreckt cylindrisch. Schalen kreisförmig, kraftig, structurlos; Gürtelband hyalin, ohne Schuppen oder Ringzeichnung. \ marine Art, L. danicus Cleve. a. ii. 4. b. Solenioideae-Solenieae-Rhizosoleniinae, Zellen sehr lang gestreckt cylindrisch, oft Ketten bildend. Querschnitt kreisförmig bis rund elliptisch. Schale unipolar, meistzueinerSpitze hochgewölbt; Spitze mit Hörn oder durchbohrtem Stachel. Selten Schalendeckel eben, mit rudimentärer Spitze. Gürtel mit Schuppenringzeichnung, von zahlreichen, meist rhombisch schuppenförmigen, selten offen ringförmigen Zwischenbändern herrührend. Chromatophoren: zahlreiche kleine, oft läng- liche Plättchen. Auxosporenbildung: aus einer Zelle entsteht auf ungeschlechtlichem Wege eine Äuxospore. Längsachse der primären Zelle der Mutterzelle parallel oder senkrecht dazu. A. Schale flach. Stachel rudimentär 63. Guinardia. B. Schale ausgezogen, mit Hörn oder Stachel. a. Stachel oder Hörn excentrisch 64. Rhizosolenia. b. Hörn central 65. Cylindrotheca. A B Fig. 137. Guinardia flaccida (Castr.) Perag. A Schaleu- ausicht; B Giirtelansicht. (Nach Van Heurck.) Fig. 138. Guinardia baltica (Hensen) Schutt. Zelle mit Andeutung des Plasmas (225/1). (Nach Schutt.) 63. Guinardia Perag. Zellen gestreckt, cylindrisch, geringelt. Schalen elliptisch, ohne Hörner oder Stacheln, kreisförmig, mit einer seitlichen Erhebung, die in einen rudimentären Stachel endigt. Schalendeckel eben oder concav. Gürtel mit zahlreichen, geschlossen oder gebrochen ringförmigen Zwischenbändern. Chromatophoren : zahlreiche kleine, gelappte Plättchen mit Pyrenoid. Membran schwach verkieselt, zart, beim Trocknen zusammenfallend. Ringe nicht structuriert. Sect. 1. Euguinardia F. S. Zellen gerade. — 2 marine, pelagisch lebende Arten. G. flaccida (Castr.) Perag. (Fig. 1 37), G. Blavyana Perag. Sect. II. Henseniella F. S. Zellen gebogen, zu schraubenförmigen Ketten verbunden. G. baltica (Hensen, Schutt (Fig. 138). 6 4. Rhizosolenia Ehrenb. (Fusotheca Reinh.) Zellen lang cylindrisch, Kelten bildend. Ketten tordiert. Zwischenbänder zahlreich, schuppenförmig, seitlich bisweilen fast Scheinringe bildend, auskeilend, ohne Sepien. Die Schuppen verschieden, meist in peripherischer Richtung kurz (echte Schuppen , seltener so lang gestreckt, dass sie sich fast SSÜ&ftH säSftSgS&fgg & Vi- ! ■ - ■; : i •■;•> L£i M'-V . : I \ I '' Fig. 139. Rhizosolenia siyliformis Brightw. A Endstück einer Zelle mit schuppenförmigen Zwischenlande™ ; B Stück einer Kette (l'/s Zelle). (Vergl. auch Einleitung S. 5t Fig. 61 A—ü.) (A nach 0. Müller; B nach Schutt.) auf der anderen Seite berühren (Scheinringe). Schalen unsymmetrisch, tütenförmig, meist mit mehr oder weniger langem, durchbohrtem Stachel, seltener in ein stumpfes, Bacillariaceae. (Schutt.) 85 cylindrisches Hörn auslaufend. Spitze excentrisch, schief zur Längsachse; Schale ohne ringförmigen Schalenmantel, schief keilförmig an die Zwischenbänder grenzend. Panzer schwach verkieselt. Kern mit Kernmanlei der Gürlelseite meist central angelagert. Chromatophoren: zahlreiche kleine rundliche oder gestreckte Plättchen. Auxosporen- bildung ungeschlechtlich. Plasma mit Scheide quillt nach Öffnung des Panzers seitlich oder in der Längsachse als Blase hervor, ohne Gallertausscheidung, diese scheidet die äußere Schale, Gürtel- und Zwischenbänder und die innere Schale aus. Hauptachse der Auxospore teils parallel, teils senkrecht zur Hauptachse der Mutterzelle. Ruhesporen je 2 in einer Zelle, granatenförmig mit gegen einander gekehrten Spilzen. EI?^ Fig. 140. Rhizosolenia setigera Brightw, Zelle mit Ruhesporen (300/1). (Nach Hensen.) 34 Aiten. Marin. Plankton. Ausnahmsweise Süßwasser. R. alala Brightw. in der Ostsee, im Hochsommer in Ungeheuern Massen. Auxosporenbildung im August; im Sep- tember findet man fast nur die daraus hervorgehenden dicken Zellen. Von da an nimmt die Dicke der Zellen continuierlich bis zum August des nächslen Jahres ab. Häufig R. semispina Hensen. Im Atlantik R. styliformis Brightw. (Fig. 4 39). R. setigera Brightw. (Fig. 140). 65. Cylindrotheca Rabenh. Zellen nach allen 3 Richtungen symmetrisch, spindel- förmig, ohne Nähte und Knoten, mit spiralig umlaufenden und sich kreuzenden Linien mit aufgesetzten Punkten. Chromatophoren: kleine Körner. — Der anatomische Bau der Zelle ist unvollkommen bekannt, die systematische Stellung der Galtung daher unsicher; sie wird vielfach zu den Nitzschicae gestellt. 1 Art im Süß- und Brackwasser. C. gracilis (Breb.) Grün. (Fig. -141). Fig. 141. Cylindrotheca gracilis (Breb.) Grün. (475/1). (Nach Van Heurck.) A. b. Hemicyclicae. Die Schalen haben centrischen Grundtypus, doch ist dieser meistens gestört (hemi- cvklisch), indem 2 Radien bevorzugt sind und die Schale dadurch pseudozygomorph wird. Querschnitt polygonal oder häufiger elliptisch oder gestreckt. Schalenstructur ohne Sagiltallinie, regellos oder radiär, nicht gefiedert. Häufig mit größeren Auswüchsen (Buckel und Hörner) an den Ecken. A. in. 5. Biddulphioideae-Chaetocereae. Zellen büchsenförmig, meist kurz. Schalen elliptisch bis kreisförmig, bi- bis multi- polar, ohne Raphe, Central- und Polarknoten, aber mit so viel Hörnern als Polen. Hörner sehr lang, länger als die Zelle, dornförmig, ohne Klaue am Ende, oft mit Stacheln besetzt. Membran struclurlos oder sehr schwach structuriert. Zellen mit den Horn- wurzeln zu Ketten verwachsen, Verwachsungsslelle klein, punktförmig oder lang- gestreckt. Hörnenden frei. Chromatophoren nach den Arten verschieden, viele Arten mit zahlreichen kleinen Plättchen, andere mit wenigen größeren Plättchen, noch andere mit nur einer großen Platte. Auxosporen: Aus einer Zelle entsteht auf ungeschlecht- lichem Wege eine Auxospore. Längsachse der primären Zelle senkrecht zur Mutterzelle. Dauersporen: Dickwandige kurze Büchschen mit 2 gewölbten Schalen, meist bestachelt oder bedornt, zum Teil als eigene Gattungen beschrieben, cf. Anhang. A. Zelle mit zahlreichen, ring- bis schuppenförmigen Zwischenbändern . 66. Peragallia. B. Zelle ohne Zwischenbänder. a. Schalen kreisförmig, multipolar, mit vielen Hörnern 67. Bacteriastrum. b. Schalen elliptisch, bipolar, mit 2 Hörnern 68. Chaetoceras. 86 Bacillariaceae. (Schutt.) 6 6. Peragallia Schutt. Zelle geslreckt-cylindrisch. Schale kreisförmig bis rund elliptisch. Gürtel mit zahlreichen, gestreckt schuppenförmigen Zwischenbändern, die, zu halben Ringen zusammengebogen, den Gürtel geringelt erscheinen lassen. Schalen ohne Centralknoten, mit 2 flächenständigen, dem Rand genäherten, compacten, sehr langen, dieZelllänge übertreffenden, bestachelten Hörnern. P. hat den Gürtel von Dactyliosolen und die Hörner von Chaetoceras, ist dadurch Bindeglied zwischen Chaetocereae und Lauderieae. •I Art. marin, im Plankton. P. tropica Schutt Fig. 14-2). Fig. 142. Peragallia tropica Schutt. (Nach Schutt.) Fig. 143. Sacteriastrum varians Lauder. Ä V/t Endzellen einer Kette in Schalenansicht (300/1) ; B 2/g Zellen in Schalenansicht (Hörner abgebrochen) ; C dieselben in Gurtelansicht (900/1); D Ende einer Kette (200/1). (A — C Original; 1) nach Schutt.) 67. Bacteriastrum Schadb. (Actiiuscus Ehrenb.) Zellen kurz-cylindrisch von kreisförmigem Querschnitt, meist kürzer als breit und dick, mit zahlreichen Hörnern, rein strahlig, nicht bilateral-symmetrisch, Ketten bildend. Hörner am Schalenrand ent- springend. Endhörner der Kette isoliert, oft anders gestaltet und gebogen als die Zwischenhörner ; ZwischenhÖrner nach kurzem Längsverlauf in die Querebene um- biegend, je 2 gegenüberstehende, von der Knickung an auf eine lange Strecke hin ver- wachsen. Hörner häufig mit einem spiraligen Kiel. Chromatophoren: Zahlreiche, kleine, rundliche oder gelappte Plättchen. Dauersporen wie bei Chaetoceras. Die Gattung bildet das Bindeglied zwischen Chaetocereae und Actinodisceae und Coscinodhceae. 5 Arten, marin; wichtige Planktongattung. B. varians Laud. (Fig. 1 43). Nordatlantik. 68. Chaetoceras Ehrenb. (Syndendrium Ehrenb.) Zellen mit 4 langen Hörnern, kürzer oder wenig länger als breit, bilateral symmetrisch nach Querschnitt, Sagittal- sclmitt, Transversalschnitt. Symmetrie durch Biegung der Hörner und Torsion der Hauptachse gestört. Schalen elliptisch; von jedem Pol entspringt ein langes gebogenes, oft mit Dornen bewehrtes Hörn, unmittelbar oder nahe an der Wurzel nach der Seite Bacillariaceae. (Schutt.) 87 umbiegend. Die Zellen bilden Colonien, meist lange gerade, oder einfach, oder schraubenförmig gebogene Ketten, indem sie mittelst einer, meist sehr kleinen Stelle der Hornwurzeln mit einander verwachsen. Gürtelbänder sehr zart, schwach verkieselt. Ohromatophoren bei den verschiedenen Species verschieden, bei der einen zahlreiche kleine, rundliche Plältchen, bei der anderen mehrere größere Platten, 2 große Platten oder eine große Platte, dem Giirtelband anliegend oder einer, oder beiden Schalen an- liegend. Auxosporenbildung ungeschlechtlich; aus einer Zelle entsteht eine Auxo- spore; Wachstumsachse senkrecht zur Mutterzelle. Dauersporen: In jeder Zelle eine büchsenförmige, 2schalige, dickwandige Spore. Schalen ungleich geformt, meist (un- gleich) bestachelt. Stacheln einfach oder verzweigt. 46 Arten, marin und im Plankton; mit Rhizosolenia wichtigste Planktonpflanzen, zeit- weise wuchernd und dann das Plankton beherrschend. Ch. boreale Bail., Ch. protuberans Lauder (Fig. 144 A—C). C Fig. 144. A Chaetoceras boreale Bail., Zelle von der Gürtelseite (250/1). — B Ch. protuberans Laud. (200/1). — C Ruhespore von Chaetoceras, beschrieben als Syndendrium diadema Ehrenb. (750/1).. (J. nach Schutt; B nach Lauder; C nach Brightwell.) A. in. 6. Biddulphioideae-Biddulphieae. Zellen kurz oder gestreckt büchsenförmig, kürzer oder wenig länger als breit und tief. Schale von cylindrischem Grundtypus, mit 1 , 2 oder mehr durch Buckel oder Ecken ausgezeichneten Polen. Querschnitt daher kreisförmig, viel-, 4-, 3-, 2eckig (d. h. ellip- tisch). Bei elliptischem Querschnitt Schale pseudozygomorph, d. h. zu den 2 Längs- schnitten symmetrisch, aber ohne Raphe, Pseudoraphe oder Fiederstructur. Buckel zu- weilen zu Hörnchen ausgezogen, die aber relativ kurz bleiben. Schale bisweilen mit transversalen Thälern oder Falten, ohne eigentliche innere Septen. Gürtel mit oder meist ohne Zwischenbänder. A. Schalen mit Buckeln oder Hörnern. Hörner ohne Klauen. a. Schalen bipolar, mit 2 kurzen Buckeln oder Hörnern. Panzer schwach verkieselt, fast structurlos, mit zahlreichen Zwischenbändern a. Eucampiinae. b. Schalen tri- bis multipolar, stumpf 3- bis vieleckig, jede Ecke mit Buckel b. Trieeratiinae. c. Schalen bipolar, kräftig, jeder Pol mit Buckel oder Hörnchen . . c. Biddulphiinae. 88 Bacillariaceae. (Schutt.) d. Schalen unipolar, mit je I Buckel, Schalen verschieden d. Isthmiinae. B. Schale meist mit kurzen Hörnchen. Jedes Hörnchen am Ende mit Zahn oder Klaue. Zellen mit den Hörnenden zu Kelten verbunden, durch die Klauen verzapft e. Hemiaulinae. A. in. 6. a. Biddulphioideae-Biddulphieae-Eucampiinae. Zellen kurz, pseudozygomorph, ohne Raphe und Pseudoraphe, mit Cenlralknoten. Pole mit Auswuchs, dieser flach buckeiförmig bis hornartig gestreckt, ohne Endstachel oder Klaue. Membran sehr schwach verkieselt, oft fast kieselfrei, Zelle daher beim Ein- trocknen oft zusammenfallend. Gürtel oft mit zahlreichen ringförmigen Zwischenbändern. Zellen meist mit den Enden der Polarfortsätze zu geraden oder schraubigen Ketten ver- wachsen. Chromatophoren: zahlreiche kleine Platt chen. Die Eucampiinae sind Planktonpflanzen, die sich im allgemeinen durch schwach ver- kieselte, zarte Membranen auszeichnen. Sie bilden nach verschiedenen Richtungen hin Übergänge zu anderen Sippen: die meist bipolaren Buckelschalen verbinden sie mit den Biddulphiinae ; im Aufbau sind sie Biddulphia und Triceratium sehr ähnlich. Der centrale Knoten der Schalen weist nach den Raphideae hin, die Zwischenbänder nähern sie einerseits den Meridioneae, anderseits den Lauderieae. A. Zellen länger als tief; Pole mit gestreckten Fortsätzen ;d. h. Hörnern oder Dornen), Gürtel mit zahlreichen Zwischenbändern. I. Polarfortsätze borstenförmig auswärts gerichtet 69. Attheya. II. Polarfortsätze längs gerichtet, mit ihren Enden verwachsen, dadurch Schraubenketten bildend 70. Moellei ia. B. Zellen kürzer als tief; Pole mit kurzen Buckeln. I. Zellen z. T. fast so hoch als tief. Ein Buckel jeder Schale stärker. Zellen Schrauben- ketten bildend 71. Eucampia. II. Zellen sehr kurz. Alle Buckel der Schale gleich. Zelle gerade Ketten bildend 72. Climacodium. 69. Attheya West. Zellen mit zahlreichen, gebrochen ringförmigen Zwischen- bändern. Schalen elliptisch-lanzettlich, mit centralem Knoten. Jeder Pol mit einer Borste [Stachel oder Hörn?). Ketten bildend. Die Gattung bildet den Übergang von den Biddulphieae zu den Solenieae einerseits und zu den Chaetocereae andererseits. 3 Arten, marin. A. decora West. (Fig. 14 5). Ä Fig. 145. Attheya decora West. (Nach Peragallo.) Fig. 146. MoelUria cornuta Cleve. A Gürtelseite (500/1); B Stück einer Kette (225/1). (A nach Cleve; B nach C'astracane.) 70. Moelleria Cleve. Zellen zu spiraligen Ketten verbunden. Schalen unter spitzem Winkel gegeneinander geneigt, in Schalenansicht oval, mit centralem falschem Knoten, Pole zu 2 ungleichen Buckeln ausgewachsen. Giirtelseite mit zahlreichen Ring- streifen, von Zwischenbändern herrührend. Bildet den Übergang von Eucampia zu Chae- toceras. 2 marine Arten, z. B. .1/. cornuta Cleve Fig. 146). Bacillariaceae. (Schutt. 89 71. Eucampia Ehrenb. Schalen elliptisch, mit den Sagittalachsen keilarlig gegen- einander geneigt, an den Polen eben oder gebuckelt, bis gehörnt. Gürlelseite meist mit Querstreifen (von Zwischenbändern herrührend?) Gürlelachse etwas tordiert. Zellen mit der ganzen Schalenfläche oder den Polbuckeln aneinander haftend, dadurch schrauben- förmige Ketten bildend. Zwischen den Zellen bleibt meist in Gürtelansicht eine ovale bis lineale Lücke (Fensterchen). Panzer schwach verkieselt. Schalen punktiert-areoliert. 5 Arten, marin und fossil, z. B. E. zodiacus Ehrenb. (Fig. 147 B) in Nordsee und Nordatlnntik. E. cornuta (Cleve) Grün. (Fig. 147 A). 72. Climacodium Grün. Panzer sehr schwach verkieselt, sehr glatt, an den Polen zu Buckel- •sT^ A AA/ B Fig. 147. Eucampia cornuta (Cleve) Grün. A Gürtelansicht (140|1). — B E. zodiacus Ehrenb., Schalenansicht (900/1). (A nach Castracane; B nach Van Heurck.) / W W V S Fig. 148. Climacodium Frauenfeldianum Grün., Kette (100/1). (Nach Van Heurck.) stumpfen erhoben. Mit den Buckelenden zu langen, geraden, gefensterten Ketten ver- bunden. Zellen ohne Zwischenbänder. \ marine Art, C. Frauenfeldianum Grün. (Fig. 1 48). a. in. 6. b. Biddulphioideae-Biddulphieae-Triceratiinae. Zellen cylindrisch oder prismatisch. Schalen tri- bis multipolar mit 3 bis vielen Ecken und Buckeln. Buckel meist abgerundet, ohne Klaue am Ende. Panzer meist kräftig strucluriert, selten hyalin, unvollkommen verkieselt. Häufig mit ring- oder schuppenförmigen Zwischenbändern, selten Schale mit mittlerem Hörn. Zellen an den Ecken oft durch Gallertpolster zu Ketten vereinigt. A. Panzer unvollkommen verkieselt. Structur schwach bis fehlend. I. Gürtel ohne Zwischenbänder; Zelle niedrig 73. Bellerochea. II. Gürtel mit vielen Schuppenzwischenbändern. Zelle hoch. 1. Schale mit centralem Hörn 74. Ditylium. 2. Schale ohne centrales Hörn 75. Lithodesmium. B. Panzer verkieselt, stark structuriert. I. Schalenfläche mit eigenartiger, ein Dreieck darstellender Zeichnung . 76. Entogonia. II. Schalenfläche ohne diese Zeichnung 77. Triceratium. 73. Bellerochea Van Heurck. Panzer kaum verkieselt. Zellen zu langen, geraden Ketten vereinigt, elliptische Öffnungen zwischen sich lassend. Schale dreieckig oder viereckig, an den Seiten wellig, ungleich tief ausgehöhlt, an den Ecken zu einem schwachen Fortsatz erhoben. 1 Art, marin, B. malleus (Brightw.) Van Heurck (Fig. 149) im Nordatlantik. 7 4. Ditylium Bail. [Grymia Bau., Ditylum Bail.) Zelle cylindrisch bis prismatisch mit 2 Hörnern. Schale drei- bis mehreckig, Seiten undulierend, radial-strahlig punktiert, im Cenlrum mit einem langen, am Ende offenen Hörn. Schalendeckel oft mit drei- bis vieleckigem Stachelhörnchenkranz. Ringfläcbe bisweilen oder immer?) mit unregel- mäßigen Querlinien (durch seitlich auskeilend-schuppenförmige Zwischenbänder er- zeugt'?). Systematische Stellung zweifelhaft. so Bacillariaceae. (Schutt.) 3 Arten, marin. D. Brightwellii (West.) Grün. (Fig. 150,4), oceanisch, weit verbreitet mit Hörnchenkranz am Schalenrand. D. sol Van Heurck (Fig. 150 B). Pacif. Ocean. B Fig. 149. Bellerochea mallcus (Brightw.) Van Heurck. A Schalenansicht; B Kette in Gürtelansicht. (Nach Brightwell.) A Fig. 150. A Ditijliwn Brightwellii (West.) Grün., Sehalen- ansicht. — BD. sol Van Heurck, Gürtelansicht (175/1). (Nach Van Heurck.) 75. Lithodesmium Ehrenb. Zellen unvollkommen verkieselt. Durch eine Cellu- losemembran zu langen Ketten vereinigt. Schalenansicht 3eckig. Ecken mit starkem Stachel. Gürtelansicht mit unregelmäßigem Querstreifen (-Zwischenbänder, kurz, breit, schuppenförmig, seitlich auskeilend?) 6 Arten, marin und fossil, z. B. L. undulatum Ehrenb. (Fig. 151). Fig. 151. Lithodesmium undulatum Ehrenb. A Gürtelansicht ; B Schalenansicht (900/1). (Nach Van Heurck.) Fig. 152. Entogonia pulcherrima Grev., Schalenansicht. (Nach Greville.) 76. Entogonia Grev. (Heibergia Grev.) Schale 2 — 5-, meist 3eckig; mit zahlreichen unvollständigen Eängssepten, die auf dem Schalendeckel eine Dreieckszeichnung be- wirken, mit radialen Rippen des Randteils, sonst wie Triceratium. 21 Arten, fossil, z. B. E. pulcherrima Grev. (Fig. 152. Bacillariaceae. (Schutt.) 91 77. Triceratium Ehrenb. (Hydroscra Wall., Lampriscus Grün., Lamprot ediscus Pant., Polyceratium Cast., Pseudocoscinodiscus Grün., Pseudostictodiscus Grün., Tri'gonium Cleve) . Zellen frei oder angeheftet. Gürtelansicht rechteckig. Gürtelquerschnitt kreisförmig bis poly- gonal. Schalenansicht 3-, bis vieleckig. Ecken mehr oder weniger ausgezogen, buckelig, ohne Stacheln oder Klauen. Schalendeckel ohne Dreieckszeichnung. 455 Arten, fast alle marin und fossil. Untergatt. I. Eulriceratium De Toni. 360 Arten; Schalenansicht 3 eckig. — T. favus Ehrenb., bekannteste Form mit kräftiger Schalenstructur. T. distinctum Janisch, T. Biddulphia Heib. (Fig. 153 A, B). ■ B Fig. 153. A Triceratium (Eutricerattum) distinctum Janisch , Sclialenansicht (450/1). — BT. Biddulphia Heib. Kette. (A nach. A. Schmidt; B nach Heiberg.) Fig. 154. Triceratium (Ampliitetras) antediluvianum Ehrenb., Kette (100/1). (Nach W. Smith.) A Fig. 155. A Triceratium (Amphipentas) alternans Ehrenb., Gürtelansicht. — BT. (Amphipentas) quinquelobatutu (Grev.) De Toni. (A nach Wallich; B nach A. Schmidt.) 92 Bacillariaceae. (Schutt. Untergatt. II. Amphitetras Ehrenb. Zelle ist ein Würfel oder vierseitiges Prisma. Schalenansicht: Viereck; Ecken gebuckelt-gehörnt. Schalenstructur : areoliert bis punktiert areoliert. Gürtelband weitläufig areoliert. Zellen mit je 2 Diagonalecken durch Gallert- polster zu Ketten verbunden. Grenze gegen Eutriceratium unsicher und wenig natürlich. — 70 Arten, marin und fossil; T. antediluvianum lEurenb.) Grün. (Fig. 1 54'. oceanisch, kosmo- politisch. Untergatt. III. Amphipentas Ehrenb. Wie Amphitetras, doch Schalenansicht : Fünfeck. Ecken gehuckelt-gehörnt. Gürtelband punktiert. Schale areoliert. Grenze gegen Eutricera- tium unsicher. — 16 Arten, marin und fossil; T. alternans Ehrenb. (Fig. 155 A) im Mittelmeer und Atlantik. T. quinquelobatum (Grev.) De Toni (Fig. 155 B). Fig. 15ü. A Triceratium (Kothoceratium) reiiculalum Grev., Schalenansicht. — BT. (Kolli.) insutum Castr., Schalenansicht (195/1). (A. nach Greville; B nach Castracane.) Untergatt. IV. Kothoceratium De Toni. [Grovea A. Schm.) Schalen 6- bis mehreckig, sonst wie Triceratium. Bindeglied zu den Eupodisceae. — 9 Arten, marin und fossil; T. reti- culatum Grev., T. insutum Castr. (Fig. 156 A, B). a. in. 6. c. Biddulphioideae-Biddulphieae-Biddulphiinae. Zellen büchsenförmig mit elliptischem Querschnitt. Schalen pseudozygomorph, mit 2, meist rundlichen Buckeln an dem Schalenrand. Buckel ohne Klauen. Buckel bisweilen auf stumpfe Ecken reduciert. Bisweilen daneben 2 oder mehr Stacheln oder stachelähn- liche Auswüchse. Panzer meist stark structuriert. Schalenoberfläche bisweilen mit tiefen, transversalen Thälern. Zellen mit den Buckeln oft mittelst Gallertpolster zu geraden oder Zickzackkelten verbunden. Chromatophoren: zahlreiche kleine Plättchen. A. Buckeln entwickelt, bisweilen kurz, kräftig, hornartig 78. Biddulphia. B. Buckeln reduciert oder ganz fehlend, mit dünneren Hörnchen. I. Pole mit je 1 Stachel oder Fadenhörnchen ohne Endverbreiterung 79. Zygoceros. II. Schale mit 2 diagonal gestellten, schlanken Hörnchen mit Endverbreiterung 80. Kittoma. III. Buckel flach kreisförmig, diagonal seitlich an den Schalenenden. . . 81. Huttonia. IV. Buckel 2 niedrige mediane Randhügel. Schalencentrum genabelt . . . 82. Grayia. 78. Biddulphia Gray Ijnsilella Ehrenb.). Zellen büchsenförmig. Querschnitt ellip- tisch bis fast kreisförmig. Schalen meist kräftig gewölbt, bipolar, jeder Pol mit einem stumpfen Buckel oder einem kurzen, kräftigen Hörn. Hörner rund endigend oder stumpf abgeschnitten. Schalen häufig mit einzelnen kräftigen Stacheln, mehr oder minder dia- gonal zu den Buckeln. Zellen frei oder mit allen Hörnern zu geraden Ketten, oder mit je einem Hörn jeder Schale mittelst Gallertpolster zu Zickzackketten verbunden. Membran stark verkieselt, auch in Gürtelansicht kräftig structuriert. Sect. I. Eubiddulphia Gray. Zellen mit kräftigen, dicken, rundlich endigenden, bis zum Scheitel punktierten Hörnern. Schale mit transversalen Rippen oder Falten. — 44 Arten, marin und fossil; B. pulchella Gray (Fig. 157), im Atlantik verbreitet. Bacillariaceae. (Schutt.) 93 Sect. II. Odontella Ag. (Cerataulus Ehrenb. , Denticella Ehrenb. , Pleurosira Menegh., Ploiaria Pant.) Zellen mit 4 kurzen, stumpfen Hörnern. Schalenansicht gestreckt elliptisch (Subsect. I. Denticella Ehrenb.) bis kreisförmig (Subsect. II. Cerataulus Ehrenb.), ohne Trans- versalrippen. Hörner stumpf abgeschnitten, von ähnlicher Oberflächenslructur wie die Fig. 157. Biddulphia (Eubiddulpliia) pulchella Gray, Kette (100/1). (Nach W. Smith.) Schalenfläche. Schale meist 2 bis mehr Stacheln, oft diagonal zu den Hörnern, dem Centrum genähert oder entfernt. — 81 Arten, marin und fossil; z. B. B. aurita (Lyngb.) Br6b. (Fig. 4 58) im^Atlantik; B. Smithii (Rop.) van Heurck in der Nordsee und dem Atlantik. Fig. 158. Biddulphia (Odontella) aurita (Lyngb ) Bre'b. A Zelle nach der Teilung; B Kettenbildung; C Schalen- ansicht (400/1). (Nach W. Smith.) 79. Zygoceros Ehrenb. Zellen Biddulphia-ahnlich, doch die Buckeln reduciert, bisweilen durch Ecken markiert. An den Polen je ein stachelartiges oder fadenartiges Hörnchen, Schale mit oder ohne stachelbesetzten Kiel. Fig. 159. Zyr/oceros circinum ßail. (Nach Van Heurck.) Fig. 160. Zygoceros (Udontotropis) longispina Gran. Schalenfragment von der Gürtelseite (900/1). (Nach Van Heurck.) Sect. I. Euzygoceros (Ehrenb.) Grün. Buckeln zu stumpfen Ecken reduciert, mit langen Stacheln oder kurzen, stachelartigen oder fadenartigen Hörnern an den Polen, ohne stachel- besetzten Kiel. — 10 Arten, marin und fossil; Z. circinum Bail. (Fig. 159), fossil. 94 Bacillariaceae. (Schutt. Sect. IL Odontotropis Grün. Schale mit 2 kurzen, fadenartig dünnen Hörnern, die durch einen glatten oder gezähnten, mit langen Stacheln besetzten Kiel verbunden sind. — 7 Arten, fossil; z.B. Z. cristatum (Grün.), fossil; Z. longispinum (Grün.) (Fig. 160). 80. Kittonia Grove et Sturt. Schalen elliptisch, Biddulphia-ähnlich ; mit ge- stielten Fortsätzen, diese plötzlich endigend in knoten-, Scheiben-, becherförmige Ver- breiterung. Oberfläche cellulos, aber ohne Endkrallen oder -haken. 3 Arten, fossil; z. B. K. elaborata Grove et Sturt (Fig. 161) in Neuseeland. Fig. 161. Kittonia elaborata Grove et Sturt (375/1). (Nach Grove et Sturt.) Fig. 162. Huttonia alternans Grove et Sturt, Schalenansicht (500/1). (Nach Grove et Sturt.) 81. Huttonia Grove et Sturt. Schale Biddulphia-arüg, mit 2 alternierend seitlich von den Enden sitzenden, augenartigen Buckeln (Ocellis). 4 Arten, marin und fossil; H. alternans Grove et Sturt (Fig. 162). Fig. 1G3. Grayia Argonauta Brun. et Grove, Schalenansieht. (Nach Van Heurck.) 82. Grayia Brun. et Grove. Zellen zu kurzen Ketten verbunden. Schale breit- elliptisch mit buckelartig gewölbtem Mittelteil. Centrum genabelt, oft mit einem kleinen, linearen bis fast rhombischen Hof. Streifung zart, fein punktiert, am Nabel ausstrahlend. Gürtelansicht zeigt undulierte Schalen, deren Rand und Mitte erhaben. Gürtelband fein punktiert. 1 fossile Art, G. Aroonauta Br. et Gr. (Fig. 163). A. in. 6. d. Biddulphioideae-Biddulphieae-Isthmiinae. Zellen büchsenfürmig, etwas länger als breit, von elliptischem Querschnitt. Schalen sehr ungleich, jede mit einem polaren, stumpfen Buckel, von denen der eine höher als Bacillariaceae. (Schutt. 95 der andere. Gürtelband kräftig structuriert. Zellen am spitzen Buckel mittelst Gallert- polster festgeheftet, bäumchenartige Colonien bildend. Isthmiella Cleve). Zelle meist länger als dick und breit. Sagittalschnitt meist nach Längs- und Transversalachse unsym- metrisch, trapezförmig. Schale elliptisch. Schalen ungleich, jede mit einem Buckel. Buckel auf der Medianlinie, in breiter Gürtelansicht an derselben Seite, ungleich hoch und ungleich stumpf. Structur von Schale und Gürtelband grob areolär. Schalen gerippt [Eu-hthmia], oder nicht gerippt [Isthmiella Cleve). Gestielt mit kurzem Gallertpolster am spitzeren Buckel. Zellen einzeln, aber oft unregel- mäßig aufeinander gesetzt, Bäumchen bildend. 8 Arten, marin und fossil. — I. enervis Ehrenb. (Fig. 1 64). Schale ohne Rippen; häufigste Form in Nordatlantik und im Mittelmeer (vergl. p. 42, Fig. 54 D, E). I. nervosa Kütz., Schale mit Längsrippen. Küsten von Nordsee und Nordatlantik. A. in. 6. e. Biddulphioideae-Biddulphieae-Hemiaulinae. Zellen meist kurz büchsenförmig mit relativ langen Fortsätzen. Schalenquerschnitt gestreckt, seltener rundlich-elliptisch, mit zuge- Fig. 164. Isthmia enervis Ehrenb. (Nach W. Smitb.) schärften Spitzen, bisweilen transversal eingezogen, mit oder ohne transversale Falten oder Bippen , oder 3- bis vieleckig. Jede Ecke mit einem längsgerichteten, schlanken Hörn, das am Ende einen Sporn oder eine Klaue trägt. Zellen mit allen Hörnenden zu Ketten verwachsen, wobei die Klauen als Yerbindungszapfen dienen. A. Schalenquerschnitt kreisförmig, auf der Schalenfläche 2 ganz kurze, abgestutzte Horn- rudimente 84. Cerataulina. B. Schalenquerschnitt flach elliptisch, 3- oder vieleckig. Hörnchen so viele als Pole, an den Ecken entspringend, kräftig, oft lang 85. Hemiaulus. C. Hörner auf der Schalenfläche dem Centrum genähert entspringend, lang 86. Ceratophora. 8 4. Cerataulina Peragallo. Zellen lang cylindrisch; Membran schwach verkieselt. Schalendeckel mit 2 kleinen Auswüchsen, ähnlich wie Cerataulus. Jeder Auswuchs mit feinem Stachel. Gürtelband mit zahlreichen Querringen (Zwischenbändern?). Zellen zu Ketten verbunden. Cerataulina ist Bindeglied zwischen Hemiaulus und den Lauderiinae. I marine Art, C. Bergonii Perag. (Fig. 163,. 96 Bacillariaceae. (Schutt. A B Fig. 165. Cerataulina Birgonii Perag., Kette. A Zelle vor, B nach der Teilung; C Zellkern, der Wand an- liegend. (Nach Schutt.) 85. HemiaulusEhrenb.fP/oi'ar/aPant.) Zellen meist kurz büchsenfg.,mit relativ langen polaren Fortsätzen. Schale bi- bis multipolar. Querschnitt daher elliptisch bis vieleckig. Bipolare Schalen meist nach den Polen zugeschärft, bisweilen seitlich zu lanzettlichem Umriss zusammengedrückt, bisweilen in der Mitte bisquitähnlich zusammengezogen. Jeder Schalenpol mit einem kurzen oder schlanken längsgerichteten Hörnchen. Jedes Hörn am Ende mit klauenähnlichem Dorn, der als Zapfen dient, um die Zellen zu Ketten zusammenzuhalten. Zellen der Kelten mit den Hörnenden verbunden. Schalenoberfläche bisweilen mit Rippen oder Falten, die senkrecht zu den Hauptradien verlaufen, d. h. bei bipolaren Schalen transversal laufen, der Schale ein pseudozygomorphes Gepräge ver- leihend. Ruhesporen: kurze, 2schalige, dickwandige Büchschen mit abgerundeten, be- dornten oder bestachellen, nicht gehörnten Endflächen. 73 Arten, marin, meist fossil. Fig. 166. A Remiaulus (Eulumiaidus) Kittonii Grün., mit Ruhesporen (900/1). — B, C H. (Hemiaultlla) Proteus Heib. B Kette mit 3 Zellen in Gürtelansicht ; C Schalen- ansicht. — D ff. [Hemiaulella) hostilis Heib., Schalen- ansicht. (A nach Van Heurck; B — D nach Heiberg.) Untergatt. I. Euhemiaulus De Toni. Sect. I. Euhemiaulus D. T. Schalendeckel Rippen (Septenj. — H. Kittonii Grün. Fig. 166.4), fossil, mit langen Hörnern. Fig. 167. Bcmiaulus (Trinacria) regina Heib. A Gürtelansicht; £ Schalenansicht. (N. Heiberg.) ohne transversale Einschnürungen oder Bacillariaceae. (Schutt. 97 Sect. II. Hemiaulella D. T. Schalendeckel mit mehr oder minder tiefen, transversalen Falten oder Septen. — H. Proteus Heib. (Fig. 166 B,C) in der Ostsee, mit kurzen Hörnern und tiefen, transversalen Falten. H. hostilis Heib. (Fig. 166 1> . Sect. III. Corinna Heib. Pole der Schale ungleich, das eine Hörn länger als das andere. Kette daher nicht gerade, sondern schraubig. — H. elegans i Heib. ) Untergatt. II. Trinacria Heib. Zellquer- schnitt 3eckig. Jede Schale mit 3 gleichlangen Längshörnern. Rand geperlt, Ecken glatt; Hörn- enden mit 2 Stacheln. Von Hemiaulus nur unter- schieden durch die Tripolarität der Schalen. — 24 Arten, marin und fossil, z. B. H. regina (Heib.) (Fig. 167), marin. Franz Josephs-Land. Untergatt. III. Solium Heib. Zelle mit 8 Längshörnern. Querschnitt quadratisch bis rhom- bisch, mit gestreckten Hörnern an den Schalen- ecken. Hörnenden mit Stacheln. Mit den Hörn- enden zu Ketten verwachsen. Hornwurzel durch je ein Längsseptum von der Schalenfläche getrennt. — 2 Arten, marin und fossil, z. B. H. exsculptus (Heib.) (Fig. 168) in der Ostsee. Fig. 168. Hemiaulus (Solium) exsculptus (Heib.l A Sehale in Schalen- , B in Gürtelansieht ; 0 Schema der Kettpnbildung, 3 Zellen in Gürtel- ansicht. (Nach Heib erg.) 86. CeratophoraPant. Schalen Biddulphia- ähnlich mit 2 starken, langen, gebogenen, meist gegabelten Hörnern. Schalenansicht elliptisch, rauh. Hornwurzeln dem Schalencentrum genähert. 2 fossile Arten, C. nitida Pant. und C. robusta Pant. (Fig. 169 A, B), beide fossil in Ungarn. v. UI.7. Biddulphioideae- Anauleae. Zellen büchsenförmig, Schalen pseudozygomorph, von centrischem Grund- typus abgeleitet, bipolar; Querschnitt elliptisch- langgestreckt, slabförmig. Schalenstructur radiär oder regellos, nicht fiederig. Raphe undPseudoraphe nie vorhanden. DieSchalenpole mit Neigung zur Buckel- bildung. Buckel immersehr flach oder bei anderen auf einfache Ecken reduciert. Schale mit tief ins Innere vordringenden Transversal- septen. A. Transversalsepten ebenflächig, nicht in die Querebene umgebogen. a. Medianlinie gerade 87. Anaulus. b. Medianlinie gekrümmt. 1. Schalen C-förmig gekrümmt 88. Eunotogramma. 2. Schalen S-förmig gekrümmt 89. Helminthopsis. B. Transversalsepten in die Querebene umgebogen. a. Umgebogener Teil kopfig, nicht flächenhaft ins Querseptum übergehend ; in Gürtelansicht erscheinen die Septen wie Noten 90. Terpsinoe. b. Umgebogener Teil flächenhaft zum Querseptum ausgedehnt . . . . 91. Porpeia. Natürl. Pflanzenfam. I. Ib. 7 Fig. 169. A Ceratophora nitida Pant., Schalenansicht (Fragment) (400/1). B C. robusta Pant., Schalenfragment, schräg gesehen (300/1). (Nach Pantocsek.) 9S Bucillariaceae. (Schutt.) 87. Anaulus Ehrenb. Zelle ohne Hörner, im Sagittalschnilt rechteckig. Querschnitt elliptisch. Ellipse oft transversal zusammengedrückt oder eingeschnürt. Schale symme- trisch mit 2 Transversalsepten. Septen in Schalenansicht als Transversalbalken, in breiter Gürtelansicht als kurze, blind endigende Längsbalken erscheinend. Schalen punk- tiert ; Punkte oft leicht radialstreifig. 8 Arten, marin und fossil, z. B. A. mediterraneus Grün. (Fig. 170 A, B) im Mittelmeer, mit elliptischer Schale ohne Centralknoten, mit Centralfleck. — A. birostratus Grün. (Fig. 170 C) im Mittelmeer und Pacifik; Schale mit Centralknoten und geschnäbelten Enden. Fig. 170. A, B Anaulus mediterraneus Grün. A Gürtel- ansicht; B Schalenansicht. — CA. birostratus Grün., Gürtelansicht (900/1). (Nach Van Heurck.) B Fig. 171. A, B Eunotogrumma laetis Grün. A Gürtel- seite; B Schalenseite. — 0 E. variabilis Grün., Schalenseite (900/1). (Nach Van Heurck.) 8 8. Eunotogramma Weisse. Zelle wie Anaulus, doch Schalen unsymmetrisch. Querschnitt wie Eunotia. Schale mit 2 bis zahlreichen Transversallängssepten. 8 Arten, marin und fossil. E. laevis Grün. (Fig. 171 A, B), E. variabilis Grün. (Fig. 171 C). 89. Helminthopsis Yan Heurck. Schalen stark verlängert, mit zugespitzten, S-artig nach verschiedenen Richtungen gebogenen Enden. Durch Transversalsepten in rundliche Abteilungen geteilt. Schalenoberfläche punktiert. Punkte klein, aber sehr deut- lich und zerstreut. 1 fossile Art: H.Weißßogii Van Heurck. 90. Terpsinoe Ehrenb. [Hydrosera Wall., Plcuro- desmium Külz., TetragrammaBall.) Habitus von Anaulus. Gürtelansicht rechteckig. Zelle nach der Transversal- achse zusammengedrückt, in Gürtelansicht mit Thälern parallel der Längsachse. Schalen symmetrisch nach dem Sagittalschnitt, mit mehr oder weniger zahl- reichen, flachen bis tiefen Einschnürungen oder Un- .4 B Fig. 172. Terpsinoe musica Ehrenh. A Schalenansicht; B Gürtel- ansicht (Schalenseite oben). (Nach Griffith-Henfrey.) Fig. 173. A Porpeia quadriceps Bail., Gürtelansicht. — BP. quadrata Grev. Schalenansicht (9r0/l). [A nach Gre« v i 1 1 e ; B nach Van Heurck.) dulationen und Transversalsepten, die, lief ins Innere hineinreichend, unvollkommene Längswände bilden, am Ende verdickt und wenig nach innen umgebogen, in Gürtel- Bacilkiriaceae. (Schutt 99 ansieht' das Bild von Noten mit umgebogenen Köpfen gebend. Zellen einzeln oder durch Gallertpolster an den Schalenecken zu Zickzackketten verbunden (Pleurodesmium Kütz.) , oder mit den Schalendeckeln in der Sagittallinie zu Bandketten verwachsen [Euterpsinoe) . 45 Arten genannt, im Süßwasser, marin und fossil. — T. musica Ehrenb. (Fig. 172), Mittelmeer, trop. Atlantik, mit zahlreichen Septen. T. americana (Bail.) Ralfs in Nordamerika, mit 2 Septen. 91. Porpeia Bail. Zellen transversal -symmetrisch zusammengedrückt. Schalen- ansicht oblong mit 2 seitlichen Einschnürungen, Mitte und Enden geschwollen. Gürlel- ansicht rechteckig mit gewölbten Ecken. Schale mit 2 Septen, anfangs parallel dem Transversallangsschnilt, dann in den Querschnitt nach innen umbiegend. 4 Arten, marin und fossil, z. B. ?. quadrieeps Bail. Fig. 173 A) im Golfstrom, P. quadrata Grev. (Fig. 173 B). A. in. 8. Biddulphioideae-Euodieae. O/möe/Za-Uhnlich. Schalenumriss halbmondartig gebogen, zur Transversalachse symmetrisch. Schale ohne Raphe und Pseudoraphe ; Oberfläclienstructur ohne Beziehung zur Symmelrieebene oder zu den Hauptradien. Gürtelansicht verlängert durch ring- förmige Zwischenbänder. Zelle oft mit Quersepten, ohne Transversalseplen. ' •. • Ol s-e •] G <3 ,©©. B ü Fig. 174. A — C Euodia [Leuäugeria) Janishii Grün. A Sehalenansicht; B Gurtelansieht, Schale mit Zwischen- bändern und einem Gürtelband; C Schale mit Septnm (475/U. — D , E E. (Bemidisctis) euneiformis Wall. D Schalenansicht; E schmale Gürtelansicht (OOIl/l). (Nach Van Hetirck.) 92. Euodia Bail. [Dichomeris Ehrenb., Eunotiopsis Grün., Hemidiscus Wallich). Zelle in Schalenansicht halbmondförmig bis bogenförmig, areoliert oder granuliert. Ven- traler Rand bisweilen mit einem Scheinknoten in der Mitte, keilförmig, mit Zwischenbändern und Septen, oder ohne Zwischenbänder. \1 Arten, marin und fossil. Gürtelansicht rechteckig- 100 Bacillariaceae. (Schult. Sect. I. Leudugeria Temp. Schale mit großen, zerstreuten Kreisareolen, ohne Knoten, mit Zwischenbändern und Septen. E. Janishii Grün. Fig. 174 A — C). Sect. II. Hemidiscus Wall. Schale mit Knoten und feiner Areolenpunktstructur. Ohne Zwischenbänder und Septen. E. cuneiformis Wall. (Fig. 174 D, E). Sect. III. Palmeria Grev. Schalenrand mit einer Reihe kleiner Stacheln als Ausgangs- punkt von starken, radialen, centripetalen Streifen. Centrum structurlos. A. iv. 9. Rutilarioideae-Rutilarieae. Zellen im Schalenumriss Navicula-ähnYwh, Schalenumriss bilateral symmetrisch zu Sagittal- und Transversalachse, ohne Raphe und Pseudoraphe, im Centrum ohne echte Knoten, aber zuweilen mit einer eigenartigen äußeren Verdickung, am Rande mit Stacheln. Slructur radiär oder regellos, nicht fiederig zur Medianlinie. A. Schale in eine sagittale Reihe von rundlichen Abteilungen gegliedert 93. Pseudorutilaria. B. Schale einheitlich, nicht in Abteilungen gegliedert, mit radiärer Oberflächenstructur und gewundenem, centralem Fortsatz 94. Kutilaria. C. Schale einheitlich, ohne Centralfortsatz, Enden mit Kappen 95. Baxteria. 93. Pseudorutilaria Grove et Sturl. Schale zusammengesetzt aus 8 — 1 1 auf- gereihten, kreisförmigen oder nahezu kreisförmigen Abteilungen (Zellen ; die mittelste ist am größten, nach den Enden zu nehmen sie allmählich an Größe ab. Jede Abteilung endet an beiden Seilen in kleine Spitzen, deren jede I — 2 Stacheln trägt. Mittelste Abteilung domförmig, Endabteilungen zum Fortsatz ausge- zogen. Gürtelansicht rechteckig. Die Schalen hängen in der Mitte und am Ende zusammen, indem die Fortsätze in einander zu greifen scheinen wie bei Hemiaulus, während der Zwischen- raum von den Stacheln eingenommen Fig. 175. Pseudorutilaria monile Giove et Stnrt. A Schalen- ansicht; B Gürtelansicht von 2 Schalen benachbarter, zu- sammenhängender Zellen (500/1). (Nach Grove et Sturt.) wird. \ fossile Art, Sturt ,Fig. 175'. P. munile Grove et Fig. 176. A Rutilaria tdentula Castr. , Schalenseite. — B R. superba Fig. 177. Baxteria Brunii Van Heurck. Grev., Gürtelseite. — CR. elliptica Grev., Schale schräg längs gesehen A Schalen-, B Gürtelansicht. (775/1). {A nach Castracane; B, C nach Gre ville.) (Nach Van Heurck.) 94. Rutilaria Grev. [Rutilariopsis Van Heurck). Zellen viel breiter als lang, zu kurzen Ketten vereinigt. Schalen schiffchenförmig, an den Enden etwas erhaben, mit Bacillariaceae. (Schult.) 101 zahnartigen Stacheln umrandet; im Centrum mit einem kurzen, knotenartigen, ge- wundenen oder höckerigen Fortsatz, mit dem die Nachbarzellen verwachsen und da- durch Ketten bilden. 14 Arten, marin und fossil; R. edentula Castr. , R. superba Grev., R. elliptica Grev. (Fig. 176 A—C). 95. Baxteria Van Heurck. Schalen in sagittaler Richtung langgestreckt; Mittelteil fast rhombisch, allmählich nach den Enden hin verjüngt; Enden abgerundet, verdickt; Structur punktiert, fast areoliert; Gürtelansicht platt, am Rand mit zahlreichen Dornen. Enden mit stark vorspringenden, grob punktierten Kappen. 1 fossile Art, B. Brunn Van Heurck (Fig. 177). ii. Pennatae. Die Schale ist nicht centrisch. Der Schalenbau bezieht sich nicht auf einen Punkt als Centrum, sondern auf eine Li nie. Dies äußert sich in erster Linie in der Form, die mehr als die der Centricae von dem einfachen Kreiscylinder abweicht (der Querschnitt ist stabförmig bis elliptisch, oft schifTchenförmig) (Schalen acyklisch) — dann in der Schalenstructur. Die Sagittallinie ist mehr oder minder deutlich durch einen structurlosen oder besonders structurierten Streifen (Medianlinie, Pseudoraphe) markiert, der häufig durch Ausbildung einer Raphe ausgezeichnet ist. Ferner zeigt die Structur durchweg die Neigung zu Streifensystemen, die sich auf die Sagittallinie einstellen, wie die Fieder einer Feder auf ihre Spule, indem die Seitenlinien mehr oder weniger vollkommen oder angenähert parallel verlaufen und das System in einem bestimmten, rechten oder spitzen Winkel gegen die Medianlinie gerichtet ist. Die Cylinderform der Zelle ist mehr deformiert, in- dem die Ausdehnung in der Richtung einer Querachse (Sagittalachse) über die beiden anderen überwiegt. Die Zellform nähert sich daher oft der eines vierkantigen Stabes, dessen größte Ausdehnung (Sagittalachse) senkrecht steht zu der der stabförmigen Zelle der Solenieae. Die Raphe findet sich in den verschiedensten Stadien der Ausbildung; bei den niedrigsten Formen der Fragilarieae fehlt sie noch ganz, bei den anderen Formen der F. finden sich an den Ecken die ersten Anfänge eines Spaltes (Raphe); bei den Navi- culeae ist sie auf beiden Seilen voll entwickelt, und zwar in der Medianlinie; bei den Nitzschieae findet sie sich in noch anderer Ausbildung auf einem sagittalen Kiel, bei den Surirelleae auf seitlichen Kielen. Nur selten haben die Schalen kleine dornartige Aus- wüchse; längere Auswüchse wie Buckel, Hörner, lange Stacheln fehlen ganz. Die Chro- matophorenverhältnisse zeigen größte Mannigfaltigkeit. Die niedersten Gruppen gehören zu dem Typus der Coccochromaticae, d.h. jede Zelle enthält eine größere Anzahl kleiner Plältchen. Die höheren Gruppen sind placochromatisch, d. h. in jeder Zelle befinden sich eine oder wenige große Platten von typischer Lagerung und Form. Auxosporen- bildung ist verschieden, unvollkommen gekannt, die bekannten den höheren geschlecht- lichen Typen angehörend. Die höchste Form mit unzweifelhafter Befruchtung ist bei den Surirelleae verwirklicht. iVergl. Einteilung der Unterfamilie S. 56.) b. v. io. a. Fragilarioideae-Tabellarieae-Tabellariinae. Gürtelansicht rechtwinkelig. Schalenansicht zum Sagittal- und Transversal- schnitt symmetrisch, elliptisch-lineal, in der Mitte oft bauchig, nie keilförmig. Zelle mit Zwischenbändern mit 2 bis zahlreichen Quersepten. Chromatophoren zahlreich, körnig. A. Schalen nicht gekammert; Rippen flach oder fehlend, a. Zellen mit zahlreichen, flächenhaften Septen. a. Schalen mit inneren, transversalen Rippen. Rippen flach. Gürtel mit zahlreichen, meist excentrisch gefensterten Septen. I. Schalen kreisförmig, mit breiler, auffallender Medianlinie . . 96. Stylobiblium. II. Schalen gestreckt, in der Mitte geschwollen, ohne auffallende Medianlinie 97. Tetracyclus. 102 Bacillariaceae. Schutt. 3. Schalen ohne innere, transversale Rippen. I. Zelle mit Quersepten, mit 4 oder mehreren Fenstern. Schale lanzettlich, kräftig, fast rippenartig, transversal gestreift. Gürtel längsgestreift 98. Rhabdonema. II. Nur Ecksepten vorhanden, abwechselnd in der einen und der anderen Ecke auf- tretend und nicht bis zur Mitte reichend 99. Tabellaria. b. Zelle mit 2 oder mehr leiterförmigen, bisweilen rudimentären Septen 100. Climacosira. c. Zellen mit 2 wenig gefensterten Septen. a. Septen nicht unduliert. mit 1 centralen und 2 polaren Fenstern 101. Diatomella. 8. Septen unduliert, mit I centralen Fenster 102. Grammatophora. B. Schalen durch stark entwickelte, geköpfte Transversalsepten gekammert. Querseptum mit zahlreichen, sagittal gereihten Fensterchen . 103. Denticula. .M.,|)Mlmu^r D llt' •♦+ • Rhabdonema adriaticum Kütz. A Zelle in Schalen-, B in Gürtelansicht; C halbe Zelle im Sagittal- schnitt, jung, nur mit 2 Zwischenbändern; D Zwischenband in Schalenansicht. — ER. arcuatum (Lyneb I KQtz Kette. (A, B, D, E nach Smith, 400/1; C nach 0. Müller.) 104 Bacillariaceae. (Schutt. eben, jedes mit Septum. Septum eben, im Centrum ge- fenstert, oder meist nur in einer Seile, d. h. vom Pol bis Centrum ausgebildet , am anderen Pol fehlend oder rudi- mentär. Ausbildung bei aufeinanderfolgenden Bändern alter- nierend. Schale ohne Pseudoraphe und ohne Knoten. Querschnitt lineal, in der Mitte und den beiden Enden mehr oder weniger verdickt. Oberfläche transversal gestreift, nicht gerippt, Chromatophoren körnig. Auxosporen 2 aus einer Mutterzelle. Sect. I. Eutabellaria F. S. Schalenquerschnitt in der Mitte und an den Polen aufgeschwollen, Schale fein ge- streift. Chromatophoren: körnig, regellos zerstreut, — 21 Artei^ im Süßwasser und fossil. T. fenestrata (Lyngb.) Kütz. (Fig. 18-2,4), T. ßocculosa (Roth.) Kütz. (Fig. 182 ß—D), beide in Teichen und Bächen durch ganz Europa. Sect. II. Striatella Ag. (Hyalosira Kütz., Tessella Ehrenb. Thaumaleorhabdium Trev.) Zellen tafelförmig, zu lang- gestielten Bändern verbunden. Endzelle des Bandes an einer Ecke gestielt. Schalen lanzettlich bis linear-elliptisch, sehr fein geperlt, fast structurlos. hyalin. Sagittalachse gerade oder S-förmig gebogen, mit Pseudoraphe und feinen Transversal- streifen, ohne Rippen. Zwischenbänder zahlreich, nicht ge- schlossen ringförmig, mit Quersepten. Septum fast eben, nicht transversal gewellt. Panzer sehr schwach verkieselt. Chro- matophoren: körnig, strahlenartig angeordnet um den centralen /•: m & Fig. 182. A Tabellaria fenestrata (Lyngb.) Kütz. , Kette in Schalenansicht. — B — I) T. fiocculosa (Roth.) Kütz. B Colonie in Gürtelansicht (400/1); C Zwischenhand in Schalenansicht , ; D Sagittalschnitt durch 2 benachbarte Zwischenbänder. — E, F T. (Striatella) unipunctata Ag. E Schalen-, F Gürtelansicht (450/1). [A, B, E nach W. Smith; C, D nach 0. Müller; F nach Van Heur.ck.) Bacillariaceae. (Schutt.) 105 Zellkern. — 14 Arten, marin und fossil, z. B. T. unipunclata (Lyngb.) (Fig. 182 E, F], Europ. atlantische Küsten; T. interrupta (Ehrenb.). 100. Climacosira Grün. Zellen mehr oder minder tafelähnlich, mit mehr oder weniger zahlreichen, zusammengedrückt ringförmigen Zwischenbändern, mit leiterartig durchbrochenen Quersepien. Schalenansicht langgestreckt lineal, gerade oder wenig ge- bogen, bisweilen an den linden und nach der Mitte zu schwach verbreitert. Schalen- deckel mit oder ohne deutliche Transversalstreifung mit Pseudoraphe. Pole durch glatten Fleck ausgezeichnet oder nicht. Gürtelansicht ieckig, in sagittaler Richtung gestreckt oder meist in Richtung der Centralachse zur Tafel ausgedehnt, mit Querstreifen von Zwischenbändern herrührend), die mit Knötchen besetzt erscheinen (opt. Rild der Durchschnitte der leiterartig durchbrochenen Quersepten). A . Septen normal entwickelt. a. Zelle mit zahlreichen, leiter form igen Septen. Sect. I. Euclimacosira Grün. Zellen tafelförmig, in Gürtelansicht rechtwinkelig, zu Bändern vereinigt; im nTnnfn m ■u r :„: |ff| ffl -.• iffllffi !*•'- B B A Fig. 1S3. Climacosira mirifica (W. Sra.) Gran. A Schalenansicht (die Transversalstreifen rühren von den leiterartigen Quersepten her) ; B Gürtelansicht. (Nach Grunow.) Fig. 184. A Climacosira (Climaconeis) Lorenzii (Grün.), Schalenansicht. — B C. Franeufddii (Grün.), Gürtelansicht (heide 400/1). (Nach Grunow.) mit zahlreichen Zwischenbändern mit vollkommenen Quersepten. Septen vielfensterig, leiter- artig. Schalen lineal. — \ marine Art, C. mirifica (W. Sm.) Grün. (Fig. 4 83). b. Zelle mit 2 leiterförmigen Septen. •US2 ■ _.. LiL^ *»p»n-''- " ' -;.„.,i;-.,i„--iirv-]-: ■,'■■;-,:• „ ■'"•: "ni1" ■'■•-' Fig. 1S5. Climacosira (Lamtlla) oculata (Brun.). A Schalen-, B Gürtelansicht, Teil einer Zelle (600/1). (Nach Van Heurck.) Fig. 186. Diatomella Bal- fouriana Grev. A Schalen-, ' B Gürtelansicht (600/1). (Nach Smith.) Sect. II. Climaconeis Grün. (Stictodesmis Grev.) Zellen in Schalen- und Gürtelansicht stabförmig, mit 2 leiterförmigen Septen. Schalen gestreift punktiert, ohne Rippen. — 2 Arten, marin, vielleicht nur Primärzellen von Euclimacosira. B. Septen rudimentär, nur in Form kleiner Knöpfchen entwickelt. 106 Bacillariaceae. (Schutt.; Sect. 111. Lameila Brun. Schale in Schalenansicht, stabförmig, in der Mitte und an den Enden etwas verdickt. Schalenenden structurlos, buckelartig. Zelle in Gürtelansicht, mit Reihe von Knötchen, die als rudimentäre Sprosse unentwickelter, leiteiförmiger Quer- septen gedeutet werden. — 1 fossile Art, C. oculata (Brun.) (Fig. 185). JOI. Diatomella Grev. (Disiphonia Ehrenb.) Zellen einzeln oder zu Bändern ver- bunden. Gürtelansicht rechteckig. Zelle mit 2 ebenen Quersepten. Jedes Septum mit 3 runden Öffnungen (Fenster), je 1 central und terminal. Schalen oblong oder lanzettlich, in der Mitte transversal aufgeschwollen, fein transversal gestreift, nicht gerippt, mit Centralknoten. Enden abgerundet. Gürtelansicht rechteckig, mit 2 starken, geraden, central und polar unterbrochenen Sagittal- rippen (Sepien). 1 Art im Süßwasser, D. Bai fouriana Grev. (Fig.186 . 102. Grammatophora Ehrenb. Zellen mit Gallertpolstern zu Zickzackketlen verbunden; End- zelle der Kette mittelst Gallertpolster mit einer Ecke am Substrat befestigt; tafelförmig. Gürtel- ansicht rechteckig, mit abgerundeten Ecken Schalenansicht lineal bis elliptisch, bisweilen in der Mitte und bisweilen auch an den Enden an- geschwollen, meist fein gestreift, selten grob gestreift, Streifen durch Punkte oder Perlen ge- bildet. Pseudoraphe schwer sichtbar, mit Polar- knoten, ohne Centralknoten. In jeder Zellhälfte E ein geschlossenes, ringförmiges Zwischenband r\ s Fig. 1S7. A, Längsschnitt B Grammatophora marina (Lyngb.) Kiitz. A Schalen-, B Gürtelansicht. — C 6. maxima Grnn., und Gürtelansicht. — D, E 0. serpeutina Ralfs. D gefenstertes welliges Septum in Flächenansicht; E Kette. (C nach 0. Müller; J), E nach W. Smith.) mit meist gebogenem oder transversal unduliertem, in der Mitte gefenstertem Quer- septum. Chromalophoren: körnig zerstreut. 36 Arten, marin und fossil. — A. Septen im Hauptteil fast eben oder wenig gewellt, nur an den Polen mit je einer höheren Welle: G. marina (Lyngb.) Kütz. (Fig. 187 A, B), Kosmopolit; G. maxima Grün. (Fig. 187 C). — B. Septen mit mehr als 2, oft zahlreichen, transversal gerichteten Wellen: G. serpeutina Ralfs (Fig. 187 D, E). Bacillariaceae. (Schutt.1 07 103. Denticula Kütz. Schalen lanzettlich, ohne Raphe, mit einer Reihe von Transversalsepten, als Rippen erscheinend, dazwischen mit transversalen Punkt-, Perl- streifen. Gürlelansicht rechteckig, Transversalrippen bis zum Zwischenband reichend, am Ende bekopft. Zwischen Schale und Gürtelband je ein ringförmig geschlossenes Zwischenband mit Querseptum, mit einer in sagittaler Richtung angeordneten Reihe von Fensterchen. Fensterwände mit den Transversalsepten zusammenstoßend, den Schalen- raum in eine sagittale Reihe kleiner Kämmerchen teilend. Die Zellen sind frei, einzeln oder zu sehr kurzen Rändern vereinigt. 11 Arten, im Süß- und Brackwasser, fossil. — D. elegans Kütz. Fig. 188.4), D. frigida Kütz., beide in Bächen und Teichen durch ganz Europa; D. indica Grün. ;Fig. 188 D . Fig. 1SS. A Dentinila elegans Kütz. (var. valida Pe- clieius), Schalenansicht. — BD. indica (irun., Gurtel- ansicht (600/1). (Nach Van Heurck.) ß .K w ■ Fig. IS'J. Entopyla australis Elirenb. A, B Schalen- ansicht, A convexe, B concave Schale; C Gürtelansicht (364/1). (Nach Janisch.) r. v. io. b. Fragilarioideae-Tabellarieae-Entopylinae. Zellen Achnanthes-artig geknickt. Schalen ungleich in Form und Structur, trans- versal gerippt oder gestreift, mit zahlreichen ringförmigen Zwischenbändern und rudi- mentären Quersepten. Zwischenbänder und Quersepien können auch ganz fehlen. 104. Entopyla Ehrenb. [Eupleuria Arnott, Gephyria Arnott, Margaritoxon Janisch) . Zellen zu kurzen, gestielten Ketten verbunden, mit zahlreichen, ringförmigen Zwischenbändern (Entopyla Ehrenb.). Zelle satlelartig gebogen, eine Schale concav, die andere convex, Riegung in Gürtelansicht sichtbar. Schalen mit Transversalrippen != kurze Septen), von gesägter Pseudoraphe ausgehend, ohne Centralknoten, auf der convexen Seite ohne Polarknoten, auf der concaven Seite der Schale mit großem Polar- knoten. Die Zwischenbänder mit rudimentären Quersepten. Die Zahl der Zwischen- bänder ist bisweilen reduciert, bisweilen fehlen sie ganz [Gephyria Arnott). 14 marine und fossile Arten, z. B. E. australis Ehrenb. (Fig. 189) aus dem Guano von Südamerika. r. v. ii. Fragilarioideae-Meridioneae. Schale und Gürtelansicht zur Sagittalachse symmetrisch, zur Transversalachse un- symmetrisch, keilförmig; in Schalen- und Gürtelansicht bisweilen mit keilförmigen, offenen Zwischenbändern mit Quersepten. Structur fiederig; die Schalen fein transversal gestreift, transversalstreifig punktiert, -geperlt, -gerippt, immer ohne Centralknoten, meist ohne Polarknoten, ohne Raphe, aber mit einer die Raphe vertretenden, sagittalen, structurlosen Linie 'Pseudoraphe), auf die sich die Fiederstreifung der Structur richtet. 108 Bacillariaceae. (Schutt.) Chromatophoren: körnig zerstreut, zahlreiche kleine Platt chen. Auxosporen: 2 aus 2 Mutterzellen. Zellen anfangs festsitzend, später einzeln oder als Ketten freischwimmend. A. Schalen ohne durchgehende Transversalrippen (Septen), doch bisweilen rippenartig trans- versal gestreift. a. Zelle ohne septierte Zwischenbänder, nicht gestielt, meist einzeln. Schalen oft rippen- artig gestreift 105. Sceptroneis. b. Zelle mit keilförmigen Zwischenbändern mit Quersepten, gestielt, zu Fächern verbunden. Schalen feingestreift. a. Quersepten nur an dem breiten Ende 106. Licmophora. ß. Quersepten flächenhaft, reich gefenstert 107. Climacosplienia. B. Schale mit durchgehenden Transversalrippen (Septen). Zellen ohne septierte Zwischen- bänder, nicht gestielt, zu fächer-, Scheiben-, schraubenförmigen Ketten vereinigt 108. Meridion. 105. Sceptroneis Ehrenb. Zellen in Schalen- wie Gürtelansicht keilartig verjüngt, ohne septierte Zwischenbänder, ohne Transversalsepten. Pseudoraphe vorhanden, bis- weilen sehr breit. Polarknoten bisweilen erkennbar. Schalen transversal geperlt-ge- streift. Perlen bisweilen zu einem schlitz- oder knopflochähnlichen Streifen ver- schmolzen. Chromatoplioren unbekannt. a. Schalen mit 2 sagittalen Perlenreihen. v. Perlen flächenständig, knopflochartig verbreitert. Sect. I. Opephora Petit. Gürtel- und Schalenansicht keilförmig. Keine transversalen Punktreihen, statt dessen 2 Reihen transversal knopflochartig verlängerte, vertiefte Riefen, die sagittal eine oft stark verbreiterte Pseudoraphe frei lassen. In den Riefen transversale Reihen feiner Perlen. Raum zwischen den Riefen als Transversalrippen erscheinend. — 4 Art. marin und fossil, S. Schwartzii Grün. (Fig. 190). ,,-oMoooÖOOOOOOOOOOOOOOOQoo^ icUsoqqoooooooOOOOOOOOOODOOo^ tfolM «Ulli J0BBSS IBBE 3A--]fl,xi,-.-.roafiaacfl Fig. 190. Sceptroneis {Opephora} Schwartzii Grün. (C00/1) (Nach Van Heurck.) Fig. 191. Sceptroneis (Grunouiella) gemmata Grün. (Nach Van Heurck.) ß. Perlen ran d stand ig, rundlich. Sect. II. Grunoiviella Van Heurck. Zellen scepterförmig. Schalenansicht keilförmig, mit einer Reihe von großen Randperlen. Pseudoraphe lanzettlich. Gürtelansicht rechteckig. — 4 fossile Arten. S. gemmata (Grün.) Van Heurck (Fig. 4 91). b. Schalen mit transversalen Reihen von Perlen. ct. Perlen isoliert. Sect. III. Eitsceptroneis Ehrenb. Gürtel- und Schalenansicht keilförmig. Schalen ge- streckt, am einen Ende Gomphonema-arlig bekopft, am anderen Ende verjüngt. Structur wie Trachysphenia, doch polarer, hyaliner Fleck hier mit feinen strahligen Punktreihen bedeckt. — 12 Arten, marin und fossil, z. B. S. caducea Ehrenb. (Fig. 4 92). , , II H I II II ii T"| | c L i A t, l< ÜöZ. oooooooooo o o <, vu ~ , C'-'CGOOOOOOOoOOOOOOOO ooooooc t'- "'dODCiaOOOOOOOOOOOoOO e Fig. 192. Sceptroneis {Eitsceptroneis) caducea Ehrenb. (Nach Van Heurck.) Fig. 193. Sceptroneis (Trachysphenia) australis (Petit) (var. aucklandica Grün.) (UOO/1). (Nach Van Heurck.) Sect. IV. Trachysphenia Petit. Gürtelansicht rechteckig, Schalenansicht keilförmig- elliptisch. Schalen grob punktiert. Punkte in transversalen Reihen nicht knopfartig ver- längert, schmale Pseudoraphe und hyaline Polarflecke freilassend. — S. australis (Petit) (Fig. 193). ß. Perlen zu Streifen vereint. Sect. V. Peronia Breb. et Arn. Gürtel- und Schalenansicht keilförmig, Gomphonema- artig verlängert. Structur transversale Perlenreihen und Knopflochriefen ohne glatte Sagittal- Bacillariaceae. (Schutt. 109 linie. Ohne Central- Gürtel-) Knoten, mit kleinen Polarknoten, und fossil. S. erinacea Breb. et Arn. (Fig. 194). — 2 Arten, im Süßwasser GEIM^MIIB A ■ .iiiniiiiiiiiiiininlllilllllll8J)IIIJiHlliJtl)!lllill6IJ»»H8H1I,°°^ ß '- ■iiiiiiiiiiirnii||iiiniiiiiniiiinmii>iMtM]i|] Fig. 194. Sceptroiieis (Peronia) erinacea (Breb. et Arn.) .1 Schalen-, B Gürtelansicht (1000/1) (Nach Van Henrck.) Fig. 195. A, B Licmophora gracilis (Ehrenb.) Grün. A Schalen-, B Gürtelansicht (500/1). — C, D L. Lyng- bergei (Kütz.) Grün. C Panzerhälfte von der Gürtelseite (eine Schale, ein Zwischenband mit Septum nnd ein Gürtel- band); D ein Septum in Schalenansicht. {A, B nach Grunow; 0, D nach 0. Müller.) 106. Licmophora Ag. [Echinella Breb., Exilaria Grev., Podosphenia Ehrenb., Rhi- pidophora Kiilz., Stylaria Bory). Zellen zu Sagittal- und mittlerem Querschnitt symme- trisch, zu Transversalschnitt unsymmetrisch, Schalen mit den Sagittalchsen unter spitzem Winkel gegeneinander geneigt. Gürtel- und Schalenansicht keilförmig, meist schlank, oft lineal. Jede Zellhälfte mit einem Zwischenband, dieses ringförmig, keilförmig zu- geschärft, am schmalen Pol offen, mit Septum am breiteren Pol. Schalen sehr fein trans- versal gestreift, mit Pseudoraphe. Die Zellen sind gestielt. Stiel am schmalen Gürtel- bandende befestigt, einfach oder verzweigt. Jede Zelle auf isoliertem Stiel oder Zweig — oder die Zellen nach der Teilung mit den Schalen aneinander haftend, fächerförmige Ketten bildend, für jeden Fächer einen Stiel oder Stielzweig ausbildend, zahlreiche Fächer oft zu baumartigen Colonien vereinigt (Fig. 48 F, p. 35). Chromatophoren: klein, zahlreich, zerstreut. 29 Arten, durchweg marine Küstenformen. — A. Septen klein. L. flabellata (Carm. Ag. ; L. anglica (Kütz.) Grün.; L. gracilis (Ehrenb.) Grün. (Fig. 105^, ß). — B. Septen groß: L. Lyngbyei (Kütz.) Grün. (Fig. 4 95 C, D). — Alle in Nord- und Ostsee, europäische nordatlant. Küsten. A B C 3? Fig. 196. Climascophenia moniligera Ehrenb. A Sagittaler Längsschnitt durch eine Ecke der Membran; B Septum des der Schale zugewandten Zwischenbandrandes , breites Ende; 0 dasselbe, schmales Ende. (Nach O. Müller.) 107. Climacosphenia Ehrenb. Zellen wie Licmophora. Zwischenband mit leiter- artig durchbrochenem Septum. Schalen eilanzettlich bis keulenförmig, ohne Knoten und Rippen. 4 Arten, marin und fossil, z. B. C. moniligera Ehrenb. (Fig. 196). Kosmopolit. Küsten. 110 Bacillariaceae. (Schutt. 108. Meridion Ag. (Eumeridion Kütz., Oncosphenia Ehrenb.) Zelle ähnlich wie Diatoma. Schale mit transversalen Rippen (Septen) ; zwischen den Rippen feine trans- versale Punktstreifen. Die Streifen (aber nicht die Rippen) sind in der Sagittallinie durch eine glatte Linie (Pseudoraphe) unterbrochen, die sehr fein, oft kaum sichtbar ist. Schalenansicht: Grundform lineal-lanzettlich mit der Abweichung, dass sie sich vom Kopfpol zum Fußpol keilartig verjüngt. Die Enden sind abgerundet, das dicke Ende bis- weilen kopfartig durch eine halsartige Einschnürung kurz vor dem Pol. In Gürtelansicht sind die Zellen keilförmig, mit geraden Seitenwänden, die beiden Enden gerade ab- geschnitten. Die Rippen iSepten) reichen fast bis zu den Gürtelbändern, die Punkt- streifung des Schalendeckels reicht auch noch bis auf den Schalenmantel. Nach der Teilung bleiben die jungen Schalen aneinander haften mit lückenloser Verbindungslinie, die Zellen bilden dadurch Ketten, die je nach Zellenzahl fächer- bis kreisförmig sind. Bei großer Zahl bilden sich, da die Zellen um die Centralachse sehr schwach tordiert sind, schraubenförmig aufgerollte Bänder. In den Ketten correspondieren die Schalen- rippen der benachbarten Zellen mit einander, so dass die Kette concentrisch unter- brochen gestreift ist. Die Ketten sind nicht gestielt, schwimmen frei im Wasser. Chro- matophoren: zahlreich, klein. 3 Arten im Süßwasser, z. B. M. circulare (Grev.) Äg. (Fig. 197). schöne, nicht seltene Art. 3XEnjJJ_i_L! n Fig. 197. Meridion circulare (Grev.) Ag. A Schalen-, B Gürtelansieht (S00|l); C Kette (400|l). (A, IS nach Van Heurck; C nach Smith.) b. v. 12. a. Fragilarioideae-Fragilarieae-Diatominae. Schalenansicht rund, langelliptisch, bisquitförmig, kreuzförmig. Schalen ohne Kiel, mit Transversalrippen, von mehr oder minder tief ins Innere vorspringenden Septen her- rührend. Ohne Raphe. Pseudoraphe deutlich oder fehlend. Gürtelansicht rechteckig. Schalen mit Transversalsepten (Rippen' . A. Ohne gegabelte Sagittalrippe. a. Schale ohne Centralknoten und -Auge 109. Diatoma. b. Schale mit Centralknoten 110. Omphalopsis. c. Schale mit Centralauge 111. Plagiogramma. B. Schale mit gegabelter Sagittalrippe 112. Hydrosilicon. 109. Diatoma D. C. (Lobarzewskya Trev. , Neodiatoma O. K., Odontidium Kütz., Syrinx Corda). Zellen zu kurzen Bändern oder mittels Gallertpolster zu Zickzackketten vereinigt; ebenso am Substrat haftend. Schalenansicht lanzettlich bis linear, mit Trans- versalrippen (Transversalsepten), die in der Mitte nicht durch die Pseudoraphe unter- brochen sind, ohne Kiel; Pseudoraphe schmal, schwer sichtbar. Gürtelansicht gestreckt- rechteckig (ringförmige Zwischenbänder mit Quersepten?). Cbromatophoren: Körnchen. Bacillariaceae. 'Schutt. 111 ■ / Fig. 199. Omplialopsis australis ßrev. A Schalen-, B Gürtelansicht. (Nach G re vi 11 e.) 7 Arten im Süßwasser. — A. Zellen zu Zickzackketten vereinigt. Rippen zart: D. vulgare Bory (Fig. 19S A, C) und Ü. elongatum Ag. (Fig. 198 B). In Bächen durch ganz Europa. — — B. Zellen zu kurzen Bändern vereinigt [Odontidium). Rippen sehr kräftig: D. hiemale Lyngb. und J). anceps Ehrenb. in Europa. I 10. Omphalopsis Grev. Zellen zu Bändern vereinigt, in Gürtelansicht rechteckig, in Schalenansicht kreuzförmig. Schalen mit Transversalstreifen, die in der Wille durch schmale Pseudoraphe unterbrochen sind, und mit sehr deut- lichem Centralknolen und glatten, durch Rippen (kurzes Transversalseptum) abgegrenzten Polarfeldern. \ marine Art, 0. australis Grev. (Fig. 199). 111. Plagiogramma Grev. (Heteromphala Ehrenb.) Zellen oft zu Bändern verbunden. Gürtelansiclit rechteckig, Ol bisweilen nahe den Polen etwas eingezogen. In der Schalen- mitte ein hyaliner, gewöhnlich transversal bis an den Rand verbreiteter, structurfreier Hof, der oft durch 2 Transversal- rippen (Sepien) von den struclurierten Schalenteilen getrennt ist, oder in der Mitte noch durch ein vom Ringseptum er- zeugtes Auge (Pseudoocellus) gezeichnet ist. Schalendeckel glatt, oft durch Transversalrippen vom structurierten Teil getrennt. Zwischen centralen und polaren Rippen bisweilen noch mehrere Transversalrippen eingeschaltet. Schalen- oberfläche transversal und sagiltal weilläufig punktiert ge- streift. Pole hyalin. 48 Arten, marin und fossil. — A. Schalen mit Central- septen. — Aa. Sagittallinie eben, Ketten daher ohne Fenster: P. staurophorum (Greg.) Heib. Nordsee und nordatlant. Küsten; P. elongatum Grev. (Fig. 200 A, D), südatlant. Küsten. — Ab. Schale zwischen Polen und Centrum vertieft, Kette mit 2 Fensterchen zwischen den benachbarten Schalen. P. Van- Ii Fig. 198. A u. C Diatoma vulgare Bory. A Sohalenansicht; C Kette in Gürtelansicht. — BD. elongatum Ag., Schalenansicht. (1, B nach Van Henrck; C nach W. Smith.) 112 Bacillariaceae. (Schutt. heurckä Grün, an der belgischen Küste. — B. Schale mit centralen und polaren Rippen: P. pulchellum Grev. , atlant. Küsten. — C. Schalen mit zahlreichen Transversalsepten : P. californicum Grev. (Fig. 200 C, D), fossil im Guano von Californien. iSg§ggg888SHRHSSHSSHSSassOBi5SggggaDG§ggg|g|ggIll^: ■*^~^rr^noaB^LLLLLCwLI.l.LOÜOOOcVl,'GDGOOü|JLCDÜOCCDLl]CCC£i:cLc^ ß ( ~*fl V— a \ 12.HydrosiliconBrun. Schale blattartig, bisweilen geigenförmig, mit mittlerer transversaler und einer sagit- talen Linie (Pseudoraphe?). Die Sagittallinie gabelt sich in je 2 diagonal gerichtete Äste. Schalenrand verdickt, mit großen Perlen; Schalendeckel Fig. 200. A, B Playiogramma elotigatum Grev. A Schalen-, B Gürtel- ansicht. — 0, I) P. cabformciim Grev. 0 Schalen-, D Gürtelansicht i4oiiJI). (Nach Greville.) Fig. 201. Hydrosilicon mitra Brrm Schalenausicht (400|1). (Nach Van Heur ck.) mit gekrümmten Streifensystemen, deren Centrum an den von den rippenartigen Linien erreichten Punkten des Schalenrandes liegt. Schale in Gürtelansicht gewölbt, mit stark eingezogener Mitte. Systematische Stellung noch zweifelhaft. 2 Arten, marin, z. B. H. mitra Brun (Fig. 201). b. v. 12. b. Fragilarioideae-Fragilarieae-Fragilariinae. Schalenansicht gestreckt, stabähnlich. Schalen eben oder fast eben, mit geringen centralen und polaren Erhebungen; ohne Kiel, ohne Transversalrippen, aber oft mit punktierten Transversalstreifen. Ohne Naht. Pseudoraphe vorhanden oder fehlend, ohne echten Centralknoten. Polarknoten vorhanden oder fehlend. Chromalophoren platten- förmig oder körnig. Zellen oft zu Bändern vereinigt. Gürtelansicht meist rechtwinkelig, sehr selten gebogen. A. Zellen nicht halbröhrenförmig. t. Schalen zum Transversalschnitt symmetrisch (beide Enden gleich). a. Schale eben, ohne Knoten. Zellen in Ketten. Ketten ohne Lücken zwischen den Schalen 113. Fragilaria. b. Schalen in sagittaler Richtung wellig-gewölbt. Ketten mit Lücken zwischen den Schalen. a. Schalen transversalstreifig geperlt; Pseudoraphe deutlich, mit echten oder imi- tierten Polarknoten 114. Dinierogramma. ß. Schale ohne Pseudoraphe. I. Schale punktiert. 1. Schale mit sagittalen Punkt- oder Dornenreihen, symmetrisch zur Sagittal- linie 115. Cymatosira. 2. Schale zerstreut-punktiert, Cymbella-ähnUch . . . 116. Campylosira. Bacillariaceae. (Schutt.) 1 13 II. Schale mit transversalen Reihen großer Perlen .... 117. Terebraria. c. Schalen eben oder sehr schwach gewölbt, oft mit Endknoten und Spuren einer Raphe, mit Gallertpolstern, sitzend oder frei, keine Bandketten bildend, in Schalen- und Gürtelansicht stabförmig 118. Synedra. II. Schalen zum Transversalschnitt unsymmetrisch. Enden ungleich. a. Ein Schalenende stärker verjüngt als das andere, in Schalenansicht schmäler, in Gürtelansicht breiter als das andere. Schalenrand gekerbt. Zelle sehr lang 119. Thalassiothrix. b. Beide Enden kopfartig angeschwollen. a. Sagittallinie ohne breites Mittelfeld, nicht tordiert . . . 120. Asterionella. ß. Sagittallinie mit sehr breitem, punktiertem Mittelfeld. Spalte um Sagittalachse tordiert 121. Clavicula. B. Zellen halbröhrenförmig 122. Tubularia. H3. Fragilaria Lyngb. (Diatomosira Trev., Grammatonema Kütz. , Grammonema Ag. , Nemato- plata Bory. , Ralfsia O'Meara, Temachium Wallr.) Zellen nach allen drei Richtungen symmetrisch. Zellen zu meist bandförmigen Ketten verbunden; Ketten bisweilen zum Zickzack aufgelöst. Schalen ohne Knoten, ohne Rippen, doch bisweilen mit rippenähnlichen Perlenreihen [Odontidium) , eben, beide Pole gleich. Gürtelansicht rechteckig, meist schmal lineal. Chromatophoren: Körnchen oder Platten. ß Fig. 202. Fragilaria {Eu/ragilaria) virescens Ralfs. A Schaleiiansicht; B Kette in Gürtelansicht (U0U|1); C ge- stielte Colonie. (A nach Van Heurck; B, C nach W. Smith.) 102 Arten, im Süß- und Salzwasser, sowie fossil. Sect. I. Eufragilaria Ralfs. Pseudoraphe sehr schmal, kaum sichtbar. Chromato- phoren kleinkörnig. Häufige Süßwasserform in ganz Europa: F. virescens Ralfs (Fig. 202); marin ist: F. hyalina (Kütz.) Grun. im Mittelmeer und Atlantik. Fig. 203. Fragilaria (Staurosiru) Harrisonii (W. Sm.) Grun. (400II). (Nach W. Smith.) Fig. 204. Fragilaria (Baphoneis) amphiceros Ehrenb. (60Ö|1). (Nach Van Heurck.) Sect. II. Staurosira Ehrenb. [Odontidium Kütz.) Pseudoraphe breit, oft lanzettlich. Chromatophoren: Platten ähnlich denen von Synedra. Im Süßwasser kosmopolitisch: F. capu- cina Desmar; ebenso F. Harrisonii (W. Sm. Natürl. Pflanzenfam. I. Ib. Grun. (Fig. 203). S 114 Bacillariaceae. (Schutt. Sect. III. Raphoneis Ehrenb. {Doryphora Kütz.) Zellen in Schalenansicht lanzettlich bis elliptisch, meist an den Enden geschnäbelt. Schalen mit transversalen und sagittalen, etwas strahligen Perlschnurreihen; nicht gerippt. Sagittallinie punktfrei. Pole ohne Knoten. Pseudoraphe mehr oder minder deutlich, oft sehr schmal, oft unregelmäßig, fein punktiert. Gürtelansicht rechteckig; schmal gestreckt, mit geraden Seiten. — 48 Arten beschrieben, marin und fossil, z. B. F. amphiceros Ehrenb. (Fig. 204) an europäischen Küsten. 1 1 4. Dimerogramma Ralfs [Denticula Kütz.) . Schalen lanzett- lich bis linear- lanzettlich, zum Teil in der Mitte verbreitert , zum Teil schwach verjüngt. Gürtel- ansicht im ganzen rechteckig, mit abgerundeten Ecken. Langseiten fast eben, Pole etwas erhaben, nahe den Polen etwas eingezogen. Centrum eben oder flach gewölbt. V*ooooo SOOOl-jgooOO oooo o S'ä yr. oooo o Ot~J ooaoa »X OooooooooiocooooooooqoooöT _D06ö«^Z^'0OOOOflOOOO'300eOOOOOoOOOoO«- — «od) .„ »OOCO 0099»oo»0000000000 iii^i i rir n 1 1 f n ■.rffliiiirmniiiiliiiiii'iiinu.iinr. jiuitmuu!iiuiiil||||iiiqi:ni:).u»ni. B Fig. 205. A Dimerogramma (Euäimerogramma) marinum (Greg.) Ralfs, Schalenansicht. — BD. fuhum (Greg.) Ralfs, Gürtelansicht. (Nach Van Heurck.) Fig. 206. Dimerogramma (Glyphodesmis) Wüliamsonü Greg. A Schalenansicht (600J1) ; B Gurtelansicht (ti00/I) ; C Kette (400|1). Schale mit polaren Knolen, mit oder ohne centralen Knoten, und mit Pseudoraphe, transversal gestreift. Streifung von transversal- sagittalen Perlenreihen oder transversal rippenartig gestreckten Perlen. Streifung von der Pseudoraphe unterbrochen. Zellen Bandketten bildend. Sect. I. Eudimerogramma F. S. Schalen ohne centrale Knotenerhöhung, in Gürtel- ansicht nur auf kurze Strecke hinter den Polen eingezogen. Bei der Ketlenbildung haften die Zellen daher mit einem Teil der Sagittallinie aneinander, in der Nähe der Pole bleibt ein kleiner Spalt (Fensterchen). — t2 Arten, mnrin und fossil. D. marinum (Greg.) Ralfs (Fig. 205 A) an den nordatlantischen Küsten; D. fulvum (Greg.) Ralfs (Fig. 205 B). Sect. II. Glyphodesmis Grev. [Diadesmis Kütz.) Schalen mit centralem Knoten, der bis- weilen als Buckel hervortritt, und polarem, buckelartig gewölbtem Knoten. Langseiten in Gürtelansicht nicht eben. In den Bandketten berühren sich die Schalen nur an den Polen und dem Centrum, wenn auch dieses gewölbt ist. Die Sagittallinien sind von einander ent- fernt. Zwischen 2 Zellen bleibt ein in der Mitte eingeschnürter Zwischenraum (Fensterehen . Selten haben die Schalen einen Randstreifen mit Stacheln. — 9 Arten, marin. D. Wüliam- sonü Greg. (Fig. 206; mit Stachelwandkranz und transversalen Perlenieihen , in Schalen- ansicht in der Mitte eingezogen, in Gürtelansicht gebuckelt; atlantische Küsten Europas. D. dislans (Greg.) ohne Stachelkranz in der Mitte, in Schalenansicht verbreitert, in Gürtel- ansicht nicht gewölbt. Schalenstructur mit transversalen Scheinrippen, ohne Perlenreihen ; atlantische Küsten Europas. I I 5. Cymatosira Grün. Zellen fest zu Bändern verbunden. Schalen in Schalen- ansicht lanzeltlich-sehiflchenförmig. Schalendeckel grobpunktiert, bestachelt. Die Punkte lassen ein mehr oder minder breites sagittales Feld frei, das einer Pseudoraphe ähnlich ist, doch bisweilen auch fehlt. In Gürtelansicht sind die Schalen wellig-rechteckig, Die Zellen bleiben nach der Teilung zwischen Polen und Centrum leicht eingezogen. Bacillariaceae. (Schult. 115 aneinander haften mittels der Dornenreihen (ähnlich wie Hutilaria) und bilden dadurch bandartige Ketten, in denen die Schalendeckel aber nirgends aneinander grenzen, sondern durch einen nur durch die Dornen überbrückten Zwischenraum getrennt sind. — Cymatosira ist Bindeglied zwischen Fragilaria und Rutilaria. 4 Arten, marin und fossil, z. B. C. belgica Grün. (Fig. 207) mit breitem Sagittalfeld, Nordatlantik; C. Lorenziana Grün, ohne Sagittalband, Mittelmeer. 116. Campylosira Grün. Schalenansicht wie bei Cymbella. Enden geschnäbelt. Dorsaler Rand der Schale stark gekrümmt, ventraler Rand schwach concav. Schale zer- streut punktiert, ohne Raphe und Pseudoraphe, ohne Knoten. Gürlelansicht gebogen, nahe den Enden eingezogen. Zellen bleiben nach der Teilung mit der Sagittallinie der Schalen aneinander haften und bilden dadurch Bamlketlen; zwischen je 2 Zellen, nahe den Polen, bleibt je eine schmale Lücke (Fensterchen). 2 Arten, marin und fossil, z. B. C. .cymbelliforrnis (Schmidt) Grün. (Fig. 208) an der belgischen Küste. / - s s k o a o ° ° ° ° o o o ° & %) A Fig. 207. Cymatosira belgica Grün. A Schalen-, B Gürtelbaudansicht (600J1). (Nach Van Heurck) Fig. 20S. Campylosira cym- bettiformis (Schmidt) Grün. A Schalenansicht; B Kette in Giirtelansicht (000|1). (Nach Van Heurck.) Fi;:. 209. Terebraria barbadensis Grev. A Schalenansicht; B Kette in Gürtel- ansicht (400|I). (Nach Greville.) 117. Terebraria Grev. Zelle von der Gürtelseite 4eckig, mit doppelt gewellten Schalenseiten. Schalen in Schalen- wie Gürtelansicht mit transversalen Reihen von rundlichen, getrennten Perlen (Areolen). Gürtelnaht gezähnt. Schalen elliptisch. 1 fossile Art, T. barbadensis Grev. (Fig. 209). 118. Synedra Ehrenb. (Campylostylus Shadb., Ctenophora Breb., Desmogonium Ehrenb., Echinella Breb., Exilaria Grev., Hytrix Bory, Grallatoria Kütz., Pseuclo- Synedra Lend. Fortm. , Psygmatella Kütz., Iiabdium Wallr., Rhabdosira Ehrenb. , Rimaria Kütz., Scaphularia Pritchard, Tubulär ia Kütz., Thalassionema Grün., Ulnaria Kütz.) Zellen angewachsen, einzeln oder fächerartig, verbunden oder gestielt. In der Sagittalrichlung sehr stark gestreckt, mehr oder weniger lanzetllich-linear, bisweilen etwas gekrümmt. Schalen meist mit Pseudoraphe oder einem sagittalen, hyalinen Streifen, bisweilen mit falschem Central- und Polarknoten. Chromatophoren: 2 Plauen mit gelapptem Rand. 105 Arten im Süß- und Salzwasser, sowie fossil. Sect. I. Eusynedra Ehrenb. Schalen lineal, an den Enden bisweilen etwas verdickt. Streifung transversal, fein, gleichmäßig. Häufige Arten: S. radians (Kütz.) Grün. (Fig. 210 D), S. pulchella Kütz., 5. Ulna (Nitzsch) Ehrenb., S. acus (Kütz.) Grün., S. capensis Grün. (Fig. 210 A . Sect. II. Ardissonia De Notaris. Schalen lineal, Streifung transversal, durcli 2 dem Rand benachbarte parallele Furchen oder Linien unterbrochen: S. fulgens (Kütz.) W. Sm. (Fig. 210 B, C], S. crystallina (Lyngb.) Kütz., S. superba (Kütz.) Grün. (Fig. 211), S. gracilis Kütz. (Fig. 212 . Sect. III. Toxarium Bail. Schalen sehr lang gestreckt, in der Mitte verdickt, an den Polen zu Köpfchen erweitert. Seiten meist undulierend. Transversalstreifung im Centralteil die Pseudoraphe nicht erreichend, hier einen länglichen, unregelmäßig punktierten Hof bildend. — S. undulata (Bail.) Greg. (Fig. 213); S. Hennedyana Greg. 1 19. Thalassiothrix Cleve et Grün. Zellen lineal, durch kleine Gallertpolster mit je einer Ecke verbunden, slrahlige Colonien bildend. Zellen S^nedra-ähnlich, Trans- s* 116 Bacillariaceae. (Schutt.) mMmimmmmmmmmtmmmmmmiimmtmmmm .: E Fig. 210. A Synedra capensis Grün., Schalenansicht. — B, C S. fulgens W. Sm. B Gürtelansicht; C kurzgestielte Colonie. — BS. radialis Kütz., Colonie (auf gemeinsamem Gallertpolster) (50l'[l). (A, B nach Van Heurck; C, B nach W. Smith.i * Fig. 212. Synedra gracilis Kütz. A Schalen-, B Gürtelansicht (mit Chromatophoren) (500|1). (Nach Pfitzer.) Fig. 211. Synedra (Ardissonia) svperba (Kütz.) Grün. A Schalen-, B Gürtelansicht (1000/1). (Nach W. Smith.) F.g. 213. Synedra (Toxarium) undulaia W. Sm., Schalenansicht (gehrochen). (Nach Van Heurck.) Bacillariaceae. (Schutt. 117 versalschnitt quadratisch, das eine Zellende in Schalenansicht schmäler, in Gürtelansicht breiter als das andere. Schale mit 2 Reihen erhabener Punkte oder Stachelchen. 6 Arten, marin: T. Frauenfeldü Grün. (Fig. 214 A—C) und T. longissima Cleve et Grün. (Fig. 214 D—H). B G Fig. 214. A — C Thalassiothrix Frauenfeldü Gruu. A Kette in Gürtelansicht (200/1); B Schalenansicht (600|1); C Stückchen der Schale (1000/1). — D — H T. longissima Cleve et Grün. var. antarctica Cleve et Grün. D — 6 Gürtel- ansicht (600|1). D oberes Ende; E, F mittlere Stücke; 6 unteres Eude; H Stück perspectivisch. (A nach Castracane; C — H nach Van Heurck.) 120. Asterionella Hass. Zellen schmal lineal, mit ungleich stark verdickten Pol- enden. Ende in Schalenansicht kopfförmig, in Gürtelansicht lineal. Enden ungleich auf- geschwollen. Mit dem dickeren Ende zu sternförmigen Colonien verwachsen. 10 Arten, im Süß- und Salzwasser. A. formosa Hass. (Fig. 215). 121. Clavicula Pant. Zellen lang gestreckt, mit verdickten Polen, 2 glatten, über die ganze Schale gestreckten Längszonen, mit centralem und 2 lateralen Bändern von Punkten. Systematische Stellung unsicher. 5 Arten, fossil. C. polymorpha Grün, et Pant. (Fig. 216^1), C. platycephala Grün. (Fig. 216 B). 122. Tubularia Brun. Zelle halbröhrenförmig, etwas tordiert, in Gürtelansicht flach. Schalen transversal gestreift, mit dunkler Sagittallinie, Enden der Röhre schief geöffnet, mit großem hyalinen Feld. 1 sehr seltene Art, T. pistillaris Brun. (Fig. 217), an der atlantischen Küste. b. v. 12. c. Fragilarioideae-Fragilarieae-Eunotiinae. Zellen C////i6e//a-ähnlich. Transversalschnitt rechteckig. Zellen in Gürtelansicht rechteckig, Schalenansicht C-förmig gebogen. Raphe der concaven Schalenseite genähert, mit besonderer Ausbildung oder redimiert, oder als Pseudoraphe angedeutet. Central- knoten meist fehlend. Polarknoten dem Rande genähert. Schalen transversal gestreift. Chromatophoren: 2 Platten, den Schalen anliegend. Mit den Cymbelleae nahe verwandt. A. Beide Pole gleich entwickelt. a. Pseudoraphe deutlich, dem concaven Rande genähert. Centralknoten erkennbar, Polar- knoten deutlich. Concaver Schalenrand in der Mitte mit Anschwellung 123. Ceratoneis. 118 BaciUariaceae. (Schutt.) 0 I ' ' Fig. 215. Astertonella formosa Hass. A Schalenansicht (600/ 1) ; B Köpfchen in Schalenansicht (1000(1); C Kette (600(1. (Nach Van Heurek.) Fig. 217. Tubularia pistillaris Bron. (000(1). (Nach Van He nick.) gem. ,,. ^■^ll|■■■■:'ll:;v■■^:'v^l'lV';'':;'^^'l'';vJ'll'V'l^l^^^"'^l^l^l|.''V?^"l';;lVV^'l;l■V^Ll'Jl^'!|.|!WJ^M Fig. 210. A Clavicula polymorpha Gran, et Fant. var. aspicephala Pant. (225(1). B C. platycephala Grnn. (Fragment) (500(1). (Nach Pantocsek.) Fig. 218. Ceratoneis arcus (Ehrenh.) Kütz. (500(1). (Nach Smith.) b. Schalenfläche ohne Unterbrechung transversal gestreift. Pseudoraphe nicht sichtbar oder am Rande liegend, ohne Centralknoten und ohne Anschwellung des concaven Schalenrandes 124. Eunotia. B. Zelle an einem Pole keulenartig angeschwollen 125. Actinella. 123. Ceratoneis Ehrenb. (Eu- Ceratoneis Grün., Toxosira Breb.) Zellen frei, in Gürtelansicht lineal, in Schalenansicht bogenförmig. Schalen mit deutlichen Polarknoten und weniger deutlichem, ringförmigem Centralknoten, mit Pseudoraphe dem concaven Rande sehr genähert. 3 Arten im Süßwasser und fossil. In Bächen Europas: C. arcus (Ehrenb.) Kütz. (Fig. 218). 124. Eunotia Ehrenb. (Amphicampa Ehrenb., Climacidium Ehrenb., Desmogonium Ehrenb., Hetcrocampa Ehrenb., Ophidocampa Ehrenb., Ponticclla Ehrenb.) Zellen frei oder zu Bändern vereinigt, oder angewachsen, in Gürtelansicht rechteckig, in Schalen- ansicht bogenförmig, der convexe Rand oft gewellt. Schalen mit Transversalstreifen, ohne Rippen, mit Polarknoten, ohne Centralknoten. Chromalophoren: kleinplattig. Auxo- sporen: 1 aus 2 Mutterzellen. Sect. I. Eimanüdium Ehrenb. Schalen nach der Teilung der Zellen mit der Deckel- fläche aneinander haftend. Zellen dadurch mehr oder minder lange Bänder bildend. Con- vexer Schalenrand meist nicht unduliert, Zellen in Schalenansicht meist schlank, mehr bogen- als halbmondförmig. Das Ende der Zelle in Schalenansicht entweder nicht geköpft Bacillariaceae. [Schutt») 119 oder ein wenig, namentlich an der convexen Seite, kopfartig angeschwollen. Die Endknoten erscheinen in Giirtelansicht zu einem kurzen Stäbchen oder Faden verlängert. — 12 Arten im Süßwasser oder fossil. Bekopfte Zellenenden haben: E. arcus Ehrenb., E. major (W. Sm.j Rab. (Fig. 219 C, D), E. gracüis (Ehrenb.) Rab. Alle in Europa verbreitet. — Zellenden nicht bekopft, verjüngt bei E. pectinalis (Kütz.) Rab. (Fig. 219 E . Sect. II. Eunotia Ehrenb.. Zellen meist frei, nicht zu langen Bändern verbunden, selten zu 2 vereinigt, oft einzeln auf Wasserpflanzen. Convexer Schalenrand oft gewellt, mit bisweilen sehr seichten Wellen, bisweilen in der Mitte bauchig angeschwollen. Schalen meist weniger schlank gestreckt, oft halbmondartig. A iiiiiiipiiiiiijiliK mmwm [M»!*» inÄül fiäfepe 1 rar HülüiSs iiA'i'ifejj* Fig. 219. A, B Eunotia (Eueunotia) tetraodon Ehrenb. (400|l). — C, I) E. (Himantidium) major (W. Sm.) Rab. (400(1 ). — E E. pectinalis (Kütz.) Rab. var. undulata Ralfs, Kette (200|1). — F E. (Pseudoennotiä) hemicyclus Ehrenb. (E nach W. Sm ith; F nach Van Heurck.) Subsect. 1. Eu- Eunotia F. S. Polarknoten entwickelt. 33 Arten, im Süßw fossil. — A. Convexer Schalenrand nicht wellig oder gezähnt, aber in der Mitte oder weniger auch am Ende geschwollen: z.B. E. formica Ehrenb. Nordamerika. - vexer Schalenrand gezähnt oder gewellt, mit 2 Wellen: z. B. E. diodon Ehrenb., E. camelus Ehrenb.; mit 3 Wellen E. triodon Ehrenb.; mit 4 Wellen E. tetraodon Ehrenb. (Fig. 219 A, B); mit 5—20 Wellen E. robusta Ralfs. Alle im Süßwasser, meist in Europa. Subsect. 2. Pseudoeunotia Grün. Polar- knoten und Pseudoraphe unterdrückt. 14 Arten, meist im Süßwasser, wenige marin, manche fossil. — Im Süßwasser: E. lunaris Ehrenb., E. hemi- cyclus Ehrenb. (Fig. 219 F); marin im indischen Ocean: E. doliolus (Wall.) Grün. asser und und mehr - B. Con- jflgwwwf *mmmwn B 5 ^tfi^umuuvtfjü-jm^aii 125. Actinella Lewis (Desmogonium Eul.). Schalen gebogen, an den Enden ungleich, keulenförmig angeschwollen, bisweilen am con- vexen Rande gezähnt, mit deutlichen Polar- knoten. Schalenrand mit großen Perlen und oft mit kleinen Dornen. Structur fein punktierte Streifung. Zellen mit den schmäleren Enden angewachsen, fächerförmige Colonien bildend. 4 Arten im Süßwasser und fossil. A. punctata Lewis (Fig. 2-20 A, B), fossil, in Nord amerika, A. mirabilis Grün. fFig. 220 C) in Brasilien. C Fig. 220. A, B ActinellapiinctataLewis. A Schalen-, B Gürtelansicht. — CA. mirabilis Grün., Ende der Zelle in Schalenansicht (fi00|l). (Nach Van Heurck.) 120 Bacillariaceae. (Schutt.) b. vi. 13. Achnanthoideae-Achnantheae. Zellen zu Sagittal- und Transversalschnitt symmetrisch, zu Gürtelschnitt nicht sym- metrisch. Teilungsebene gebrochen, so dass auch die Raphe gebrochen ist. Schalen un- gleichartig, die eine mit echter Raphe, die andere nur mit Raphelinie (Pseudoraphe). Transversalachse gerade. Zellen nicht flach scheibenförmig. Ausdehnung in Richtung der Sagitlalachse überwiegend, in transversaler Richtung oft flach zusammengedrückt. 126. Ach.nantb.es Bory (Achnanlhella Gaill., Cyrnbosira Kütz., Echinella Rreb., Monogramma Ehrenb.). Zellen zu Sagittal- und Transversalebene symmetrisch, zu mitt- lerem Querschnitt unsymmetrisch, knieförmig um die Transversalachse gebogen. Schalen vom Schiffchentypus elliptisch bis lanzettlich gestreckt, oft in der Mitte transversal ein- geengt oder eingeschnürt, ungleichartig, die obere convex mit Pseudoraphe, die untere concav mit echter Raphe und mit Central- und Polarknoten. Reide Schalen sind gestreift mit transversalen Punktreihen, bisweilen mit Rippen zwischen den Punktreihen, die um den Centralknolen bisweilen schwach- strahlig angeordnet sind. Der Central- knoten der concaven Schale ist oft zu einem Stauros verbreitert. Die Zellen leben einzeln oder bleiben nach der Teilung vereinigt, meist kurze, bisweilen lange Ketten bildend, wobei die Sagiltallinien der benachbarten entgegengesetzt, aber gleich stark gebogenen Schalen lückenlos aneinander haften. Die Ketten sind gestielt, indem an dem einen Pol der concaven rapheführenden Schale der primären Zelle ein Gallertcylinder ausge- bildet wird, mittels dessen die Zelle am Substrat befestigt ist. Die folgenden Zellen bilden keinen Stiel mehr aus. Der Stiel isl wachstumsfähig, bei verschiedenen Arien aber verschieden slark. Stiel am Pol der Fig 221. A—C Achnanthes brevipes Ag. A, B Scbalen- ansicht, A obere convese, B untere concave Schale; C kurze Kette in Gürtelansicht. — D Auxosporenbildung von A. longipes Ag., der Stiel ist an der Mittellinie be- festigt, was in der Zeichnung nicht wiedergegeben ist. (Alle 40011). E Chromatophoren (500|l). (A—C nach W. Smith; D nach T. West; E nach Pfitzer.) B C A Fig. 222. A—C Achnanthes (Achnanthidium) flexellä (Kütz.) Br6b. A Gürtel-, B— CSchalenansicht, B obere Schale ohne Baphe , C untere mit Raphe (600/1). (Nach Van Heurck.) unteren concaven Schale haftend. (Ringförmige Zwischenbänder?) Chromatophoren meist eine große Platte, der convexen Schale anlagernd, bisweilen kleine Körnchen. Auxosporen: 2 aus einer Mutterzelle, ohne Conjugalion mit anderen Zellen. Bacillariaceae. (Schult. 121 Sect. I. Euachnanthes F. S. Raphe und Pseudoraphe sind gerade median, oder wenig exeentrisch, nicht S-förmig gebogen. Zellen meist gestielt. — 68 Arten im Süß- und Brackwasser, an der Meeresküste und fossil. Marine Arten, deren untere Schale mit Stauros. Rippen und Punktreihen versehen ist, sind: A. longipes Ag. (Fig. 221 D) mit schlankem, kräftigem, langem Stiel, in Ost- und Nordsee. A- costata Grev., tropisch. Mit Stauros ohne Rippen und mit etwas excentrischer Pseudoraphe sind: A. brevipes Ag. (Fig. 221 A — C) mit kurzem, kräftigem, cylin- drischem Stiel, in Ost- und Nordsee, Mittelmeer. Ä. subsessilis kütz., dessen Stiel zu einem formlosen, kleinen Gallertklumpen reduciert ist, im Süß- und Brackwasser, in Nordeuropa. A. coarctata (Breb.) Grün., in der Mitte und nahe den Polen transversal eingezogen. Enden wieder kopfartig verbreitert; im Süßwasser Nordeuropas. A. exilis Kütz. mit sehr langen, dünnen, fadenartigen Slielen, im Süßwasser, in Europa und Afrika. Ohne Stauros: A. deli- catula Kütz., A. minutissima Kütz.; beide im Süßwasser. Sect. II. Achnanlhidium Kütz. (Falcatella Rab.) Schalen elliptisch, in mittlerer Trans- versalrichtung ausgebaucht. Raphe und Pseudoraphe S-förmig gebogen, mit den Enden den Seitenrändern genähert. Zellen meist frei. — 2 Arten im Süßwasser, z.B. A. fJexella Kütz. (Fig. 222 . b. vi. 1 4. Achnanthoideae-Cocconeideae. Schale zu Sagittal- und Transversalschnitt symmetrisch. Zellen flach, plattenartig, Centralachse verkürzt. Schalen ungleichartig, obere mit Pseudoraphe, untere mit echter Raphe und Centralknoten, nieist ohne Polarknoten. Gürtelansicht zum Transversalschnitt symmetrisch. Schale mehr oder weniger gebogen, doch so, dass die Sagittalachse gerade bleibt. Oft mit Zwischenbändern und Transversalseptum, das so reichlich gefenstert ist, dass nur schmale Stäbe zwischen den Fenstern übrig bleiben, die in Schalenansicht als Rippen erscheinen. Chromato- phoren: Eine der convexen Schale anliegende Platte. Auxosporen: Eine Mutterzelle bildet unge- schlechtlich eine Auxospore. A. Septum flächenhaft nach innen reichend, mit großen Fensterchen 127. Campyloneis. Septum fehlt oder bildet nur einen schmalen Rand radialer kleiner Fensterchen C 128. Cocconeis. A ß B 127. Zellen nach Sagittal Fig. 223. Campyloneis Qrevillei (W. Sm.) Grün. A obere Sohalen- ansicht ohne Raphe; B nntere mit Raphe; C Zwischenband mit Septum, mit Fensterzone und Radialwänden (Rippen). (Nach Van Heurck.) Campyloneis Grün, und Trans- versalschnitt symmetrisch, nach me- dianemQuerschnitt unsymmetrisch, in Gürtelansicht gebogen. Schalen verschieden , unten mit gerader Raphe und Central- knoten. ohne Polarknoten, obere mit Pseudoraphe, ohne Knoten, netzig punktiert. Zwischen unterer Schale und Gürtelband ein Zwischenband mit vollständigem, bis zur Mitte reichendem Transversalseptum, durch eine Zone von vorgestreckten Fenstern durch- brochen, deren Wände in unterer Schalenansicht als Rippen erscheinen. Chromato- phoren: Eine große Platte, der oberen Schale anliegend. 5 Arten, marin und fossil; z. B. C. Grevillei (W. Sm.) Grün. (Fig. 223), marin und kosmopolitisch; C. Argus Grün, in Norddeutschland. 1 28. Cocconeis Ehrenb. (Actinoneis Cleve, Heteroneis Cleve). Zellen iVaü i). als eigene Gattung neben Mastogloia gestellt werden. — 4 8 Arten, marine Küstenformen. Sect. I. Eu-Dictyoneis Cleve. Schalen sagittal gestreckt, Form veränderlich, geigen- förmig bis lanzettlich. Raphe gerade, an den äußersten Enden nach entgegengesetzter Richtung umgebogen. Schale mit zwiefacher Structur, die äußere Schicht fein punktiert; Punkte zu decussierten Reihen angeordnet; die innere Schicht unregelmäßig reticuliert mit rundlichen Zellchen. Randzellchen oft größer als die andern, eine Reihe falscher Kämmerchen bildend. Gürtelband ohne Zwischenbänder. — 9 Arten, marin, an Küsten wärmerer Ge- wässer: N. tnarginata Lewis im Mittelmeer. Westindien, fossil in Oamaru und Ungarn; A*. Thumii (Cleve), weit verbreitet im Roten Meer, Indischen Ozean, im tropischen Atlantik; X rugosa (Temp. et Brun.), fossil in Japan. Sect. II. TrachyneisC\eve{AsperaeGrun.). Zellen Navicula-artxg. Schalen mehr oderweniger sagittal gestreckt, oft an den Langseiten zur Sagittalachse unsymmetrisch. Innerste Structur- schicht grob punktiert, Mittelschicht mit mehr oder minder transversal gebogenen starken Rippen, die mit einander stellenweise anastomosieren, im übrigen ein rechtwinkeliges Areolennetz bildend. Die Außenschicht sehr fein punktiert. Punkte zu feinen sagittalen, bisweilen etwas schief gelichteten Streifen geordnet. Chromatophoren : 2 Platten dem Gürtelband anliegend. 8 Arten, marin: JV. asjyera Ehrenb. in kaltem und warmem Wasser, kosmopolitisch; N. Antilla- rum (Cleve), marin und im Brackwasser, an Küsten heißer Länder kosmopolitisch. Sect. III. Mastoneis Cleve. Schalen mit doppelter Structur. Äußere Schicht transversal- streifig punktiert, innere Schicht transversal gerippt. Rippen am Rande dicker. — \ marine Art: N. biformis Grün.) an den Küsten Australiens und im roten Meer. 130. Cymatoneis Cleve. Zelle vom Navicula-Typus ; Schale mehr oder weniger elliptisch oder lanzettlich, durch 2 oder mehr der Raphe parallele Falten in 2 oder mehrere Abteilungen geteilt. Mittellinie mit genäherten Centralporen und verlängerten Endspalten in einiger Entfernung von den Schalenenden. Sagittalfeld eng, centrale Area klein, gewöhnlich rhomboidisch. Structur: Punkte in transversalen und sagittalen Reihen. 3 Arten in wärmeren Meeren, z. B. C. sulcata (Grev.) Cleve, C. circumvallata Ehrenb. (Fig. -234). Fig. 234. Ci/matoneis circumvallata Ehrenb. (Nach Van Heurck.) Fig. 235. C'islula Lorenziana (Grün.) Cleve, Schalen- ansicht (500|t). (Nach Van Heurck.) 131. Cistula Cleve. Zelle vom Vanheurekia-Tyjms , aber Schale breit, rechteckig. Centralknoten sehr klein. Raphe zwischen 2 Kieselrippen. Centralporen der Raphe sehr genähert. Structur: Radialstrahlen von mehreren glatten, lateralen Linien gekreuzt. 1 marine Art: C. Lorenziana (Grün.) Cleve (Fig. 235). 132. Vanheurckia Breb. Zellen vom Xauicula-Typus. Raphe von 2, Central- und Polarknoten verbindenden Kieselrippen eingefasst. Centralknoten klein oder wenig ver- längert, doch nicht stark in die Länge gezogen. 7 Arten. Vanheurckia (Brebissonia) Boeckii (Kütz.) (Fig. 236). Sect. I. Frustulia Ag. Beide Schalen gleichartig. Centralknoten linear, klein, undeut- lich oder wenig verlängert. Raphe zwischen 2 Kieselrippen eingeschlossen. Polarknoten klein, bisweilen verlängert. Ohne centrale Area und ohne Sagittalfeld. Structur: zu trans- versalen und sngittalen Reihen angeordnete Punkte. Gürtel einfach, ohne Zwischenbänder. Chromatophoren: 2 Platten dem Gürtelband anliegend. Sie ändern ihre Lage in der Zelle vor der Teilung nicht. Auxosporenbildung: 2 Zellen in Schleimmasse parallel neben ein- ander gelagert, bilden nach Abwerfen der Schalen 2 cylindrische, transversal gestreifte, doppelt so lange Auxosporen, die den alten Schalen parallel lagern. Die Auxosporenenden bilden Kappen, die später abgeworfen werden. In der geringelten Kieselschale (Perizonium) werden die primären Schalen der neuen Generation ausgebildet (S. 5?, Fig. 62 D, E . Die Zellen leben frei oder sehr selten in einfacher Reihe in Gallertschläuchen ein- geschlossen. — 5 Arten im Süßwasser, z. B. F. rlwmboides (Ehrenb.) D. T., F. viridula (Breb.) D. T., V. vulgaris (Thwait., D. T. Bacillariaceae. (Schutt.) 131 Sect. II. Brebissonia Grün. (Doryphora Kütz.;. Zellen wie bei Frustulia, mit Gallert- stielen befestigt. Schalen symmetrisch, lanzettlich oder annähernd rhombisch. Central- knoten zu einem kurzen Stäbchen verlängert. Ohne Sagittalbegleitlinien. Structur: Grob, transversal, rippig gestreift und sehr fein sagittal streifig punktiert. Chromatophoren : \ Platte ähnlich wie bei Cymbella. — 2 marine Arten, z. B. V. Boeckii (Kütz.). Fig. 236. Vanheurckia (Brebissonia) Boeckii (Grün. (Nach H aup t f 1 ei seh.) B Schalenänsicht. 133. Amphipleura Kütz. [Aulacocystis Hass., Okedenia Eulenstein). Zellen sagittal gestreckt. Schalen- ansicht spindelförmig oder lineal. Centralknoten stark verlängert, rippen- oder stabartig, durch den größten Teil der Zelle sich erstreckend , an den Enden Fig. 236. Vanheurckia (Brebissonia) Boeckii (Kütz.). A Zellen auf Gallertstielen (100/ IJ. (Nach W. Smith.) ß Fig. 237. Amphipleura pellucida (Ehrenb.) Kütz. A Schalen- ansicht (S0OJ1); B Querschnitt. (^1 nach Van Heurck; B nach Bors co w.) in je 2 die Raphehälften umgebende Rippen auslaufend, dadurch mit den Polarknoten verbunden. Chromatophoren: 2 den langen Gürtelseilen anliegende Platten. Auxo- sporenbildung: 2 Zellen conjugieren und bilden 2 Auxosporen. 6 Arten, marin, im Brackwasser und Süßwasser, sowie fossil. Sect. I. Eu- Amphipleura F. S. Zellen größer, frei oder in Gallertmassen eingebettet. Neben der Sagittallinie 2 parallele erhabene Linien, vorhanden oder fehlend. Brack- oder Süßwasser. — A. pellucida (Ehrenb.) Kütz. (Fig. 237), berühmtes Testobject. Sect. II. Reicheltia{Gomphopleura (Reichelt) Van Heurck. Schalenansicht lanzetllich, Gompho- nema-artig, leicht keilförmig. Gürtelansicht keilförmig. Oberfläche fast wie bei Amphipl., Central- knoten sehr stark stab-rippenartig verlängert, über einen großen Teil der Schale sich erstreckend, «»«130 B KW9?9PVWPMWM?We<'?? iji£U4bttHitbMböbtebbblMbitoie>liil&i^ ß Fig. 238. Amphipleura (Reicheltia) nobilis (ßeichelt) A Schalenansicht der ganzen Zelle ; B Zellende (450)1). (Nach Van Heurck.) Fig. 239. Amphipleura (Rouxia) Peragälli (Brun. et Her.) A Schalen-, B Gürtelansicht. (Nach Van Heurck.) an den Enden in 2, die beiden verkürzten Raphehälften säumende Rippen auslaufend. Structur transversale Rippen, zwischen denen 2 Reihen Perlen liegen. — \ fossile Art. A. nobilis (Reichelt) ;Fig. 238). B. bildet den Übergang von Amphipleura zu Gomphonema. Der Bau der Schale entspricht Amphipleura, die Symmetrieverhältnisse nähern sich Gomphonema. 9* 132 Bacillariaceae. (Schutt.) Ü Fig. 210. A Plewosigma attemiatum (Kütz.) W. Sm., Schalenseite. — B P. balticum (Ehrenb.) W. Sm., Gürtelseite. (Nach Van Heurck.) Sect. III. Rottxia Brun. et Herib. Zelle langgestreckt lineal. Schale ähnlich Aniphi- pleura; Knoten rudimentär, die beiden verkürzten Raphehälften durch großen Zwischenraum getrennt, von den Schalenenden entfernt bleibend. Die Stelle der zu Rippen verlängerten Knoten von Amphipleura von einer Perlenreihe eingefasst. — -I Art: A. Peragalli (Brun. et Herib.) (Fig. 239). Sect. IV. Berkeleya [Girodella Gaill., Homoeocladia Ag., Hydrolinum Link., iVawMema Ehrenb., Monema Grev., Micromaga Ag., Rhaphidogloia Kütz.). Kleinere Zellen in Gallertröhren lebend. — 28 Arten, marin oder im Brackwasser. — A. Schalen lang und schmal: Rhaphidogloia Kütz.) Grün.; A. rnicans (Lyngb.). — B. Schalen kurz, lanzettlich, langoval [Schizonemoideae Grün.): A. rutilans (Trent.) häufig an europäischen Küsten, in der Nordsee und im Mittelmeer. 134. PleurosigmaW. Sm. {Achnantosigma Reinh., EndosigmaBreb., Scalprum Corda, Staurosigma Grün.) Zellen frei, selten in Gallertschläuche eingeschlossen, lang gestreckt in der Richtung der Sagittalachse, nicht tordiert, nicht um Transversalachse geknickt. Schalen gleich, von AT«r/r?//a-Typus,convex, S-förmig gebogen. Raphe median, S-förmig ge- bogen, Enden nach entgegen- gesetzter Seite umgeknickt; Centralknoten klein. Streifung schief oder rechtwinkelig ge- kreuzt, fast bis zur Naht reichend oder eine centrale Area freilassend. In Gürlel- ansicht gerade oder wenig gebogen, stabförmig in der Richtung der Sagittalachse gestreckt. Chromatophoren: 2 große, reich gelappte Platten, den Gürtelbändern anliegend. 4 07 Arten, im Süß- und Salzwasser, auch fossil, die meisten marin. PI. attenuatum (Ehrenb.) W. Sm. und PI. balticum (Ehrenb.) W. Sm. (Fig. 240 A, B). Sect. I. Eupleurosigma F. S. Die feinen Areolen der Schalenoberfläche 6eckig, daher die Schalenstreifung spitzwinkelig gekreuzt nach 3 Richtungen; das eine, das Streifensystem, transversal gerichtet, die beiden anderen Systeme schneiden die Transversale unter einem Winkel von 40 bis 60 Grad. Sagittalstreifung fehlt. Centrale Area undeutlich oder klein. Schalen ohne Stauros und ohne durch structurlose centrale Area imitierten Stauros. — Im Brackwasser P. delicatulum W. Sm., P. salinarum Grün., sonst fast nur marine Küstenformen, bisweilen pelagisch angetroffen. — PI. angulatum W. Sm., berühmtes Teslobject; PI. elonga- tum W. Sm., PL speciosum W. Sm. Sect. II. Gyrosigma (Hassal) Cleve. Centralknoten klein; centrale Area klein oder undeutlich. Die Areolen der Schalenoberfläche rechteckig, daher die Streifung der Schale nach 2 Richtungen, sagittal und transversal. — Im Süßwasser: P. acuminatum Kütz. in Nord- europa. Im Brackwasser: P. strigile W. Sm. in der Nord- und Ostsee. P. balticum Ehrenb. kosmopolit. 135. Scoliopleura Grün. [Alloineis Schum., Scoliotropis Cleve). Zellen frei. Zelle um die Sagittalachse etwas tordiert, daher in Gürtelbandansicht schief; Gürtel- band S-förmig gebogen. Schalen vom Navicula-Typus, stark convex, ohne Kiel. Raphe mehr oder minder stark S-förmig gebogen, excentrisch. Schalenstructur transversalstreifig, bisweilen schief- streifig geperlt. 18 Arten im Süß- und Salzwasser, Sco'iopleura Iatestriata(lir6b.) Urun. A Schalen- B Gmtelansicht. (Nach W. Smith.) Fig. 241 j wert: S. latestriata (Breb.) Grün. (Fig. 241) und S. tumida (Breb.) Rab. an europäischen Küsten im auch fossil, die meisten marin. Bemerkens- Bacillariaceae. (Schutt. 133 136. Toxonidea Donkin. Zelle frei, um die Sagittalachse tordiert. In Richtung der Sagittalachse gestreckte Schalen, nach Sagittalschnitt stark unsymmetrisch, eine Seite stärker convex. Raphe mit Central- und 2 Polarknoten, bogenförmig, Convexität der Raphe, nach der convexen Schalenseile gerichtet, Streifung decussiert. 3 Arten, marin, z. B. T. Gregoriana Donk. im Mittelmeer, T. insignis Donk. (Fig. 242; an europäischen Küsten. ""Ulim,. "'"""""«»Mi »»«"• """ »»_ """«aiwui. Fig. 242. Toxonidea insignis Donkin , Schalenansicht. (Nach Van Heurck.) B Fig. 243. Rhoiconeis Gwrkeana Grunow. A Gürtel- bandansicht; B Schalenansicht (400/ 1). (Nach Grün o w.) 137. Rhoiconeis Grün. Zelle in Gürtelansicht Achnanthes- artig gebogen. Schale symmetrisch, vom Navicula-Typus. Beide Schalen mit Central- und Terminalknoten. Gürtelband mit Ringstreifen (von Zwischenbändern herrührend?). 10 Arten, im Süß- und Salzwasser. — R. Garkeana Grunow (Fig. 243). 138. Tropidoneis Cleve. Zellen Navicula- artig, sagittal gestreckt, nicht um die Sagittalachse tordiert, daher Gürtelband nicht S-förmig. Schalen mehr oder weniger convex oder sagittal zugeschärft, oft an beiden Seiten mit sagittalen Flügeln oder Seiten- linien. Raphe gerade, auf medianem oder excentrischem Kiel. Gürtel ohne Zwischen- bänder. Sagittalfeld undeutlich, centrale Area klein, rundlich oder transversal verbreitert. Structur fein transversal und sagittal streifig punktiert. Chromatophoren: 2 Platten den Gürtelseiten anliegend. Fig. 244. A Tropidoneis (Plagiotropis) vitrea W. Sra. , Zelle mit Chromatophoren , Transversalschnitt. — B, CT. {PL) maxima Grün. (500/1). {A nach Pfitzer; B, O nach Van Heurck.) 24 Arten, marin. Sect. I. Orthotropis Cleve. Raphe ganz oder nahezu median. — T. Lepidoptera Greg., kosmopolit; T. maxima (Greg.) Grün. (Fig. 244 B, C). Sect. II. Plagiotropis Pfitz. Raphe excentrisch. Kiel beider Schalen diagonal seitlich verschoben. — T. vitrea W. Sm. (Fig. 244 A) im Brackwasser; T. elegans W. Sm. marin, im Mittelmeer und in der Nordsee. Sect. III. Amphoropsis Grün. Raphe excentrisch. Kiel beider Schalen nach derselben Seite verschoben. — T. recta Greg, und T. conserta Lewis im Nordatlantik. 139. Donkinia Ralfs. Zellen frei, in der Sagittalrichtung gestreckt. Schale in der Rapherichtung gekielt. Kiel S-förmig gebogen, hochgewölbt, vom Centralknoten unter- brochen, seitlich nicht von vorspringenden Leisten begleitet. Schalen in Gürtelansicht 134 Bacillariaceae. Schutt. in der Mitte stark eingezogen. Gürtel nicht um die Sagittalachse gedreht (ohne Zwischen- b'änder?). 7 Arten, meist marin und fossil; z. B. D. recla (Donk.; Grün. — D. carinata (Donk.) Ralfs (Fig. 245). Fig. 245. Donkinia carinata (Donk.) Ralfs. Fig. 240. A, C Amphiprora alata Kütz. A Schalenansicht; C schräg A Schalen-, B Gürtelansicht (150|1). gesehen (400/1). — B A. gigantea var. decussata Grün., Gürtel- (Nach Donkin.) ansieht (600f 1). {A, B nach Van Henrck; C nach W. Smith.) 140. Amphiprora Ehrenb. (Amphicampa Rabh., Amphitropis Pfitz., Entomoneis Ehrenb.) Zelle vom Schiffchentypus, um die mittlere Sagittalachse tordiert, in Gürtel- ansicht in der Mitte eingezogen, in der Schalenansicht lanzetllich zugespitzt. Schalen convex. Sagittallinie mit Kiel. Kiel median, S-förmig, mit Central- und 2 Terminal- knoten, nach der Mitte und den Enden absteigend, von 2 Seitenlinien begleitet, dadurch vom Schalendeckel abgesondert, Sagittalfeld unbedeutend -unbestimmt; centrale Area klein oder fehlend. Schalendeckel transversal gestreift, selten zerstreut punktiert. Kiel mit transversalen oder decussierten Punktreihen. — Gürtel mit mehr oder weniger zahl- reichen Ringstreifen, von Zwischenbändern herrührend, die ihrerseits wieder senkrecht zum Ring gestreift sind. Chromatophoren: eine einzige große Platte, dem Gürtel an- liegend. \ 4 Arten, meist marin oder im Brackwasser. Im Süßwasser wenig, z. B. A. ornata Bail. in Finnland; im Brackwasser: A. paludosa W. Sm., A. alata Kütz. (Fig. 246 A, C); marin: A. gigantea Grün. (Fig. 246 B). 141. Auricula Castr. [Amphitrite Cleve, Amphoropsis Grün, p.p.) Zellen Cymbella- artig, im Transversalschnitt nach einer Gürtelseite keilförmig zugeschärft. In Schalen- ansicht nierenförmig — Cijmbella-förmig, die eine Seite convex, die andere gerade oder coneav. Schale seitlich erhaben zum asymmetrischen, bogenförmigen, nicht S-förmig gebogenen Kiel. Raphe nicht S-förmig, bogenförmig. Kiel beider Schalen an derselben Seite gelegen. Gürtel mit Zwischenbändern. Schalenstructur: Transversalstreifung oder mehr oder weniger gebogene, unregelmäßige Linien. Chromatophoren: eine große Platte, der schmalen Gürtelbandseite anliegend, in eine centrale Plasmamasse eingebettet, die A B Fig. 24T. Auricula complexa (Greg.) Cleve. (Nach Van Heurck.) Fig. 24S. Blioicosif/mn Antillarum C'l. A Gürtelansicht; B Schalen- ansicht. (Nach Cleve et Grün.) Bacillariaceae. (Schutt. 135 durch Plasmafäden mit dem Kiel verbunden ist. Auxosporen: 2 Zellen copulieren in einer kugeligen Gallertmasse und bilden dabei eine Auxospore. 9 marine Arten, z. B. A. insecta (Grün.) Cleve, A. complexa (Greg.) Cleve (Fig. 247). 142. Rhoicosigma Grün. (Achnanthosigma Reinh.) Zellen in Gürtelansicht Ach- naulhes- artig gebogen, mehr oder minder stark spiralförmig um die mittlere Sagittalachse tordiert. Schalen ähnlich wie Pleurosigma, aber ungleich, die obere convex mit gerader oder kaum gebogener Raphe, die untere concav mit gestielter, S-artig gebogener Raphe. Je stärker die Zelle geknickt ist, um so stärker der Unterschied der beiden Schalen. Streifung decussiert oder rectangulär. 10 Arten, marin. /?. robusta Grün, verbreitet. R. Antillarum Cleve (Fig. 248). 143. Mastogloia Thwait. Zellform wie Navicula, doch mit Zwischenbändern und Quersepten. Zellen meist in gelatinösem, meist warzigem Pseudothallus nistend. Schale wie Navicula. Zwischen Schale und Gürlelband ringförmiges Zwischenband. Zwischen- band mit Ouerseptum. Septum mit centralem, langgestrecktem, ovalem, nahe an beiden Enden eingeschnürtem Fenster. Seitenrand des Septum in radialgestreckte Kammern geteilt, deren Scheidewände in der Schalenansicht als Transversalrippen erscheinen; in der Gürtelansicht erscheinen die Septalkammern als am Schalenrand gelagertes Perlen- band. Die Gattung leitet von Navicula zu Orthoneis über. 52 Arten, im Salzwasser, z. T. marine Küstenformen, auch im brackigen und im süßen Wasser. Im Süßwasser: AI. Grevillei W. Sm.; im Süß- und Brackwasser: AI. Smithii Thwait. (Fig. 249). Marin: AI. Closei o' Meara. Durch leierförmige, glatte Streifen auf der Schale ist ausgezeichnet: AI. Braunii Grün. Fig. 249. Mastotjloia Smithii Thwait. A Zelle in Schalen-, B in Gürtelansicht; 6' in Zellteilung; D ein Zellpanzer in seine einzelnen Teile zerlegt: a — c kleinere Hälfte (Hypotheca), a'—c' größere Hälfte (Epitheca); a Schale in Schalenansicht, b Zwischenband in Schalenansicht, c Gürtelhand schräg gesehen ; c' Gürtelband, 6' Zwischenband, a' Schale, alle 3 in Glutelansicht. (Nach W. Smith.) ß Fig. 250. Stigmaphora lanceolata Wall. A Zelle in Schalen-, B in Gürtelansicht. (Nach Wallich.) lanzett- Wegen 144. Stigmaphora Wallich. Zellen frei, vom Navicula-Typus. Schalen lieh, mit seillichen Kämmerchen (loculi). Loculi mit Central- und Randpunkten, der 2 seitlichen Kämmerchen hat man St. wohl auch zu Mastogloia ziehen wollen. Es fehlt aber der Nachweis, dass die Kämmerchen wie bei M. von Quersepten an Zwischen- bändern gebildet werden. 2 Arten, marin. St. lanceolata Wall. (Fig. 250) und St. rostrata Wall. b. vii. 15. b. Naviculoideae-Naviculeae-Gomphoneminae. Schalen und Gürlelansicht keilförmig. Schalen zum Sagittalschnitt symmetrisch, zum Transversalschnitt unsymmetrisch; mit Raphe, Central- und 2 Polarknoten; keil- förmig, oft durch mehrere ungleiche Einschnürungen modificiert, so dass die Pole oft sehr ungleich geformt sind; transversal punktiert gestreift. Gürtelansicht keilförmig, gerade oder gebogen. Die Zellen leben in einem gallertartigen Pseudothallus oder sind mittelst eines Stieles am Substrat befestigt. Der Stiel ist hohl und setzt sich an das schmälste Ende der Gürtelseile an. Die Zellen lösen sich sehr leicht von den Stielen los und schwimmen dann frei im Wasser. Chromatophoren: eine große Platte dem Gürtel- 136 Bacillariaceae. (Schutt. band anliegend. Auxosporen: 2 Mutterzellen bilden ohne Copulation 2 ihnen parallele Auxosporen. A. Gürtelansicht gerade ' 145. Gomphonema. B. Gürtelansicht gebogen 146. Bhoicosphenia. 145. Gomphonema Ag. (Crystallia Sommerfels, Dendrella Bory, Diomphala Ehrenb., Gomphoneis Cleve, Gomphonella Rabh. , Sphenella Kütz., Sphetiosira Ehrenb.) Zellen meist gestielt oder in Gallertmassen nistend, symmetrisch zu mittlerem Quer- schnitt und Sagittalschnitt, in Gürtelansicht keilförmig. Keil gerade. Die Sagittal- achsen der Schalen schneiden sich unter spitzem Winkel. Schalen vom Navicula-Tyipus, symmetrisch um Sagittalachse, nach dem einen Ende keilartig verjüngt. Häufig seitlich 2 mal eingeschnürt, Schaleodeckel strahlig punktiert gestreift. Centralknoten bis- weilen mit Stauros oder staurosähnlicher, glatter, centraler Area. Structur häufig da- durch etwas unsymmetrisch, dass neben dem Centralknoten ein oder mehrere größere isolierte Punkte stehen. Die Raphe ist bisweilen von hyalinen Streifen eingefasst, der im Centrum bisweilen transversal zu einer staurosähnlichen , centralen Area ausgedehnt ist. Zwischenbänder mit Septen. Chromatophoren: eine große Platte, dem Gürtelband anliegend, bis nach der anderen Seite herumgeschlagen. Auxosporen: 2 aus 2 Mutter- zellen in gemeinsamer Gallerthülle. Fig. 251. A, B Gomphonema geminatum (Lyngb.) Ag. A Schalen-, B Gürtelansicht (400/1). — C G. olivuceum (Lyngb.) Kütz., Rasen gestielter Zellen (400/1). (Nach W. Smith.) 66 Arten, wenige marin, meist im Süßwasser, häufig in schnell fließenden Bächen, auch fossil. Sect. I. Asymmetricae Grün. Schalen mit isoliertem, einseitig neben den Centralknoten gestelltem Punkt oder mehreren solchen Punkten. — A. Formen mit bekopften Schalen; die Schalen sind am einen Pol nicht stark verjüngt, vielmehr kopfartig dick, oft dicker oder wenig dünner als in der transversalen Mittellinie, sehr häufig sind sie zwischen Polar- und Centralknoten transversal eingezogen. Polares Ende entweder echt kopfartig abgerundet oder in der Mitte noch mit einem kleinen kammartigen Vorsprung: G. geminatum (Lyngb.) Ag. Fig. 251 A, B) in Gebirgsfiüssen Europas und Nordamerikas, mit kräftiger Einschnürung am Kopfende (Halseinschnürung) und Fußende, ohne Kamm; G. constrictum Ehrenb. mit kräftiger Halseinschnürung ohne Kamm, auf Süßwasserpflanzen Europas verbreitet; G. capüatum Elirenb. fast ohne Halseinschnürung und ohne Kamm, sehr verbreitet im Süßwasser Europas; G. acuminatum mit Hals und Kamm, in Europa und Amerika verbreitet; G. augur Ehrenb. ohne Hals mit Kamm, in Europa und Amerika zerstreut. — B. Kopflose Formen, deren dem Stiele abgewendetes Schalenende kräftig verjüngt ist: G. angustatum Kütz. Kopfende stumpf; G. gracile Ehrenb.. Schalen schmal lanzettlich, fast lineal, beide Schalen spitz, im Süßwasser Europas. Sect. FI. Symmetricae Grün. Schalen ohne asymmetrische seitliche Punkte neben dem Centralknoten; Structur also vollkommen symmetrisch. — G. olivaceum (Lyngb. Kütz. Fig. 251 C) im Süßwasser in Europa und Nordafrika verbreitet; G. exiguum Kütz., an marinen Algen der Nordsee. Bacillariaceae. (Schutt. 137 146. Rhoicosphenia Grün. Zellen meist gestielt, symmetrisch nach Sagittal-, un- symmetrisch nach Transversal- und Äquatorialschnitt. In Gürtelansicht keilförmig. Keil gekrümmt. Schalen in Schalenansicht keilförmig, gerade, ungleich, die eine mit echter Raphe und 3 Knoten, die andere mit Pseudoraphe ohne Knoten. Zwischenbänder mit Septen. Chromatophoren: eine große Platte, dem Gürtelband anliegend, herumge- schlagen nach der anderen Seite. Auxosporen: 2 aus 2 Mutterzellen in gemeinsamer Gallerthülle. 5 Arten, im Süß-, Brack- und Salzwasser. — Rh. curvata (Kütz.) Grün. (Fig. 252 ; kos- mopolitisch im Süßwasser und an Meeresküsten. Rh. ist ein Bindeglied zwischen Gompho- nema und Achnanthes. Fig. 252. Rhoicosphenia curvata (Kütz.) Grün. A, B SelialenausicM ; A mit Raphe, B mit Pseudoraphe; G Gürtel- ansicht (600 1); D Auxosporenbildung (200)1); E Rasen gestielter Zellen (100|1); F—J Zelle mit Chromatophoren (80011): F concave, G convexe Schale; H, J die beiden Gürtelansichten. (A— O nach Van Heurck; D, E nach 1 W. Smith; F-J nach Pfitzer.) b. vii. 15. c. Naviculoideae-Naviculeae-Cymbellinae. Zellen zum transversalen Längsschnitt und zum mittleren Querschnitt symmetrisch, zum sagiltalen Längsschnitt nicht symmetrisch. Schalendeckel halbmond-doppelhörnchen- förmig, mit einer stark convexen und einer weniger convexen oder concaven Langseite. Schalen so gegen einander geneigt, dass sich die Transversalachsen, aber nicht die Sagittalachsen in der Verlängerung nach der concaven Seite schneiden (Form von Apfel- sinenkeilchen ). Raphe einem Schalenrande mehr oder weniger genähert, gerade oder meist gebogen. Chromatophoren: eine große Platte, dem Gürtelband anliegend. Auxo- sporenhildung: 2 Mutterzellen bilden 2 gleichgerichtete Auxosporen. I. Schalen ohne Transversalrippen. A. Schalen nicht sehr stark asymmetrisch, Raphe vom Gürtelbandrand entfernt, Gürtelband schmal, ohne Streifen 147. Cymbella. 138 Bacillariaceae. .Schutt. II. a. Zellen frei oder auf Gallertstielen lebend a. Cocconenia. b. Zellen in Gallertschläuchen lebend b. Encyonema. B. Schalen stark asymmetrisch. Centralknoten der concaven Gürtelseite sehr genähert, Gürtelband breit, mit Querstreifen. Raphe nicht auf erhabenem Kiel. 148. Amphora. Schalen mit Transversalrippen. Raphe oft schwer erkennbar. a. Raphe nicht auf Kiel 149. Epithernia. b. Raphe auf erhabenem Kiel 150. Rb.opalod.ia. It 1 47. Cymbella Ag. [Cymbophora Breb., Gloeodictyon Ag., Gloeonema Ehrenb., Lunu- lariaBory, Syncyclica Ehrenb.) Zellen cymbelförmig, nach der langen Gürtelseite nach Art der Apfelsinenkeilchen keilförmig zugeschärft. Zellenhälften symmetrisch zum Querschnitt und Transversalschnitt, unsymmetrisch zum Sagittalschnitt. Schalen so gegen einander geneigt, dass die Transversalachsen sich in der Verlängerung nach der concaven Seite schneiden. Schalen gestreckt, Navicula-artig, aber mehr oder weniger unsymmetrisch zur Sagittalachse, mit ungleich stark gebogenen Langseiten von der Form eines Halbmondes oder doppelten Hörnchens, durch die excentrische, mehr oder weniger stark C-förmig gebogene, seltener gerade Raphe in 2 ungleiche Teile geteilt. Structur: transversalstrahlige Reihen, von Punkten oder feinen Streifen gebildet. Die Structur ist, so weit es der Grundriss der Schale zulässt, symmetrisch zur Raphe (verzerrte Symmetrie, vergl. S. 46), doch finden sich bisweilen neben dem Centralknoten einseilig ein oder mehrere Punkte, die ganz aus der Symmetrie herausfallen. Gürtel ohne Zwischenbänder. Chromatophoren: eine große Platte, deren Mitte der convexen langen Gürtelbandseite an- liegt und deren Ränder nach beiden Schalen herumgeschlagen sind und noch bis auf die entgegengesetzte Gürtellangseite reichen. Teilung der Chromatophoren durch 2 sagitlale, von den Polen nach dem Centrum vordringende Einschnitte. Auxo- sporenbildung: 2 Zellen lagern pa- rallel neben einander, umhüllen sich mit dicker Gallertschicht, die Schalen werden abgeworfen , der Inhalt teilt sich, die Hälften aus verschiedenen Zellen vereinigen sich; das Product teilt sich dann wieder in 2 der Rich- tung der Mutterzelle parallel gelagerte Auxosporen. Die Zellen leben normal in Colonien, die z. T. gestielt sind (Coceonema), z.T. in Gallertschläuche eingeschlossen , Ectocarpus- ähnliche Pseudothallome bilden (Encyonema). Die gestielten Zellen lösen sich leicht los und schwimmen dann frei im Wasser (Eucymbella). 64 Arten, meist im Süßwasser, auch fossil. Sect. I. Coceonema Ehrenb. Zellen frei oder am Substrat mittels mehr oder minder stark verzweigter Gallertstiele befestigt. Für die freien Formen gilt auch Cymbella als eigener Gattungsname. (Diese Trennung ist aber nicht aufrecht zu erhalten.) Die Verzweigung ent- steht, indem für jedes Zellindividuum nach der Zellteilung ein eigener Zweigstiel entwickelt wird, wodurch zusammenhängende Colonien gebildet werden. Die bäumchenartigen Colonien leben gern zu vielen vergesellschaftet und bilden dadurch kleine Wälder. Die Polarknoten befinden sich nahe den Schalenenden. Fast alle Arten im Süßwasser; im Brackwasser: C. pusillum Grün. Van Heurck teilt sie in 2 Untersectionen: Untersect. 1. Eine Seite der Schalenansicht stark convex, die andere schwach convex. Gewöhnlichste Form C. Ehrenbergii Kütz.. mit breit lanzettlicher, fast elliptischer Schale. Fig. 253. A, D Cymbella (Cocconima) lanceolata (Ehrenb.) Kirclin. — B C. cymbiformis (Kütz.) Bre"b. var. parva W. 8m. A Schalen-, 11 (Türtelansicht; D Auxosporenbildung in gestieltem Nest. — C. gastroidex Kütz., Transversalschnitt. (A, B, C 350/ 1 , D S5|l.) {A, B, D nach W. Smith; C nach Pfitzer.) Bacillariaceae. (Schutt. 139 Stark verlängerte Schalen mit viel stärker gekrümmter, convexer Seite haben: C. subaequale Grün., C. affine Kütz. Fast gar nicht gekrümmt sind die Seiten der sehr Navicula-ähnlichen, langgestreckten C. aequale W. Sm. Untersect. 2. Eine Seite der Schalenansicht ist convex, die andere concav. Conca- vität der Raphe dem concaven Schalenrand gleich gerichtet. — C. lanceolata (Ehrenb. Kirchn. (Fig. 253 A, D), häufige Form in ganz Europa, ebenso C. gastroides Kütz. (Fig. 253 C). C. cymbiforme (Kütz., Ehrenb.) Breb. (Fig. 253 B) hat einen isolierten Punkt neben dem Centralknoten; von C. cistula (Hempr.) Kirchn. mit 2 — 5 Nebenpunkten zur Seite des Central- knotens ist mehrfach die Auxosporenbildung beschrieben worden. Fig. 254. Cymbella (Encyoneina) prostrata (Berk.) Ralfs. A Schalen-, B Gürtelansicht (40Ü|1). (Nach W. Smith.) Sect. II. Encyonema Kütz. Zellen in Schläuchen lebend. Raphe fast gerade. Polar- knoten von den Enden entfernt, Streifung an den Polen strahlig. — Verbreitet sind: C prostrata (Berk.) Ralfs (Fig. 254) in unverzweigten und C. caespitosum (Kütz.) in verzweigten. Schläuchen lebend. 148. Amphora Ehrenb. [Okedenia Eulenstein). Zellen meist frei, einzeln, in Gürtel- ansicht elliptisch, fast 4eckig, oft io der Mitte geschwollen oder eingeschnürte Gürtel, oft mit Ringstreifenfalten, = Punktreihen, bisweilen mit keilförmigen Zwischenbändern. Schalen cymbelförmig. Centralknoten dem Rand genähert, oft transversal zum Stauros verbreitert. Raphe gekrümmt. Chromatophoren : jede Zelle hat nur eine einzige große, wenig zerschnittene Endochromplatte, der concaven Gürtelbandseite anliegend und die Ränder nach den Schalen und der convexen Gürlelseite umschlagend, die sich in der Medianlinie durch 2 von den Enden her eindringende Einschnitte teilt. Fig. 253. Amphora otalis Kütz. A Schalen-, B Gürtelansicht (600|1); C—F Zellen mit Chromatophoren; C Schalen- ansicht: D convexe, E concave Gürtelseito (500|1); F Transversalschnitt. (A, B nach Van Heurck; C— F nach P fitz er.) Ungefähr 221 sehr schwierig zu unterscheidende Arten, im Süß-, Brack- und Salzwasser und fossil; sie werden nach Cleve in folgende Sectionen geteilt: A. Gürtelband nicht gefaltet. a. Punkte der Schalen groß, transversale Streifen und undulierend sagittale Linien bildend. Sect. I. Amphora. b. Punkte der Schale bilden keine polare, sagittale Linien. a. Concave Seite der Schale breit. Streifen auf beiden Seiten der Schale fein punktiert. Sect. IL Psammamphora. ß. Concave Seite der Schale sehr schmal, streifen nicht deutlich geperlt Sect. III. Cymbalamphora. J 40 Bacillariaceae. (Schutt.) B. Gürtelband mit Falten. a. Punktierung der Schalen grob, zu geraden, transversalen und polaren Reihen geordnet Sect. IV. Diplamphora. b. Punkte keine geraden, sagittalen Reihen bildend. a. Concave Schalenseite schmal. Schalenenden geschnäbelt-gekopft. Perlen undulierende sagittale Linien bildend Sect. V. Haiamphora. ß. Schalen anders. I. Concave Schalenseite glatt, mit sagittalem Kamm . . Sect. VI. Calamphora. II. Concave Schalenseite gestreift. 1. Concave Schalenseite ziemlich breit, beide Seiten mit gleicher Streifung; die Raphehälflen divergieren vom Centralknoten aus . . Sect. VII. Amblyamphora. 2. Concave Schalenseite sehr schmal, mit feinerer Streifung als die convexe. Raphe gerade, dem Rande genähert. Centralknoten oft staurosähnlich ver- breitert Sect. VIII. Oxyamphora. Sect. I. Amphora (Ehrenb.). Beide Seiten der Schale meist mit einem schmalen sagittalen Streifen oder Bahn; hierher die typischsten Formen. — A. ovalis Kütz. (Fig. 255), sehr ver- breitet im Süßwasser; A. Normanni Rabenh. und A. perpusilla Grün, auf feuchten Mauern; A. marina V. H., A. Proteus Greg., A. robusta Greg., A. arenicola Grün.; marin, an den Nord- seeküsten. Sect. II. Psammamphora Cleve. Hierher: A. arenaria Donk., A. ocellata Donk.; Beide marin. An den Nordseeküsten. Sect. III. Cymbalamphora Cleve. Hierher A. angusta Greg, der Nordseeküsten. Sect. IV. Diplamphora Cleve. Marin; an der Nordseeküste kommen vor: A. crassa Greg, mit doppelter Schalenstructur, Rippen und zwischen ihnen Perlenreihen; A. Grevilleana Greg, mit einfacher Schalenstructur; A. alata Per. mit einer flügelartigen Membranwucherung an der convexen Schalenseite. Sect. V. Haiamphora Cleve. — A. Gürtel mit keilförmigen Zwischenbändern: A. Eunotia Cleve. — B. Gürtel ohne Zwischenbänder. An der Nordseeküste im Brackwasser: A. angu- laris Greg, bisquitfürmig mit verjüngten Enden; A. veneta Kütz. und A. salina W. Sm. lang- elliptisch mit abgestutzten Enden; im Salzwasser: A. acutiuscula Kütz., ebenso A. inflexa (Breb.) H. L. Sm., das als Okedenia von Eulenstein zur eigenen Gattung erhoben, nach Cleve aber zu Haiamphora zu ziehen ist. Sect. VI. Calamphora Cleve. — A. limbata Cleve et Grün., an der norwegischen Küste gefunden. Sect. VII. Amblyamphora Cleve. — An der Nordsee: A. spectabilis A. Schm. im Brack- und Salzwasser mit deutlicher Streifung; A. obtusa Greg, marin mit äußerst zarter Streifung. Sect. VIII. Oxyamphora Cleve. — A. Zum Teil mit Stauros: A. acuta Greg, mit gerader Raphe, mit deutlichen Perlstreifen; A. laevis Greg, mit schwachgekrümmter Raphe und feinen Streifen; A. laevissima Greg, mit scharf gekrümmter Raphe, fast glatt; alle 3 marin an der Nordseeküste. — B. Zum Teil ohne Stauros: A. arcus Greg, mit kräftiger, gestreifter Schale, marin; A. hyalina Kütz. Schale schwach verkieselt, hyalin, im Brackwasser. 1 49. Epithemia Breb. (Amphicampa Ehrenb., Climacidium Ehrenb., CystopleuraBreb., DesmogoniumEhrenh., EpithemaBreb., Heterocampa Ehrenb., Ophidocampa Ehrenb.) Zellen einzeln, selten zu 2 oder mehreren an einander haftend, epiphytisch lebend, mit der Ventral- seite angeheftet, nicht gestielt, nicht in Schläuchen lebend. Schalenansicht bogenförmig. Eine Seite concav, die andere convex. Oberfläche der Schalen mit transversalen Rippen. Rippen innerlich = Transversalsepten, die bis zum Zwischenband reichend die Schale in eine sagittale Reihe von Kämmerchen teilen. Schalen scheinbar ohne Raphe, dafür mit excentrischer, dem Rand genäherter Pseudoraphe. Die Pseudoraphe ist von 0. Müller bei einigen Arten als echte Raphe erkannt und wird voraussichtlich bei allen Arten den anatomischen Bau der echten Raphe haben. Gürtelförmige Zwischenbänder können vor- handen sein oder fehlen. Chromatophoren: meist eine große Platte, der convexen Gürtel- seite anliegend und 2 Lappen nach den Schalen und über diese weg nach der entgegen- gesetzten Gürtelseite herumschlagend, oder 2 plattenförmige Chromatophoren in der Zelle. Auxosporenbildung: aus 2 Mutterzellen, die sich neben einander legen, bilden sich 2 Auxosporen, angeblich unter Verschmelzung von je 2 zu verschiedenen Zellen gehörigen Plasmahälften. Bacillariaceae. (Schutt.) 141 26 Arten, im Süß- und Brackwasser. — E. Hyndmannii W. Sm. (Fig. 256 A. D). Sect. I. Ett-Epitliemia F. S. Zwischenband ohne Quersepten. Transversalrippen nicht bekopft. — E. gibba (Ehrenb.; Kütz. , eine der gewöhnlichsten Süßwasserfonnen. Marin ist E. musculus Kütz. Fig. 256. A, B Epithemia Hyndmannii W. Sm. (500|1). — C, D E. Argus (Ehrenb.) Kütz. (500/1). — E, F E. tur- gida (Ehrenb.) Kütz. A, C Schalen-, B, D Gürtelansicht; £ halber Panzer, Sagittalschnitt (A Schale mit Zwischen- band am Gürtelband); F Querseptum in Schalenansicht; 6 — J Auxosporenbildung; K — M Chromatophoren , K, L die beiden Gürtelbandseiten, M Schalenseite. (A — D nach Van Heurck; E, F nach W. Smith; G — M nach Pfitzer.) Sect. II. Capitata F. S. Transversalrippen bekopft. Zwischenband mit unvollkommen gefenstertem Querseptum. Fensterwände mit den Enden der Transversalrippen verbunden. Verbindungsstelle den Rippenkopf bildend. — E. sorex Kütz. sehr gewöhnlich im Süßwasser. Verbreitet in Europa: E. Argus (Ehrenb.) Kütz. (Fig. 256 C, D) mit besonders großen Rippen- köpfen; E. turgida (Ehrenb.) Kütz. Fig. 256 E, F). Fig. 257. Rhopalodia kirttdiniformis 0. Müller. A Schalen-, B Gürtelansicht (000|1); C Transversalschnitt (300|1). (Nach 0. Müller.) 150. Rhopalodia O. Müller. Schalenansicht nieren-, sichel- oder klammerförmig, ascusartig bis unregelmäßig wurmförmig. Gürtelansicht elliptisch bis linear. Trans- versalschnitt trapezoidisch, dachartig, mit spitzem Winkel. Centralachse gekrümmt. Jede Panzerhälfte mit einem Zwischenband ohne Septum. Gürtelbänder nach Art der 142 Bacillariaceae /Schutt.) Epitheraien. Schalen nach der gebogenen Sagittalachse entwickelt, mit durchgehenden, stärkeren, schwach radialen Querrippen. Meist mit etwas eingesenktem Mittel- und 2 Endknoten, welche durch eine nicht winkelig gebogene Raphe verbunden werden; diese verläuft auf einer dachartigen Erhebung des Schalendeckels, einem Kiel, ist mehr oder weniger dorsal verschoben und bildet stets den Umriss der Gürtelseiten, unter den End- knoten je ein kurzes, auf die Ecke beschranktes, von der Schale ausgehendes Querseptum. ■H Arten, im Süßwasser. — R. hirudiniformis 0. Müller (Fig. 237 . b. vii. \ 6. Nitzschioideae-Nitzschieae. Schalen zum Transversalschnilt symmetrisch , zum Sagittalschnitt unsymmetrisch, gekielt. Kiel mit Punkten, meist an einem Rande. Transversalschnilt rhombisch. Kiel diagonal oder beide an derselben Seite. Kiel mit Canalraphe. Chromatophoren: 1. eine diagonal gelagerte Platte, oder 2. zwei kleinere Platten diagonal, oder 3. eine Platte einer Gürtelfläche anliegend. A. Kiel nicht in Köpfchen aufgelöst. a. Kiel median. Schale wenig convex, Zellen zu beweglichen Bändern vereinigt. 151. Bacillaria. b. Kiel seitlich verschoben. Schalen convex 152. Nitzschia. Kiel in eine Reihe kleiner Köpfchen aufgelöst 153. Clavularia. 15 1. Bacillaria Gmel. (Vibrio Müller). Zellen stabförmig, gerade, aber die Schalen wenig convex. Kiel median oder fast median, weniger scharf als bei Nitzschia. Kielpunkte seitlich nicht verlängert. Transversalslreifen deutlich. Zellen in tafel- oder bandförmigen Ketten lebend. Kelten frei beweglich. Zellen in Kettenverband beweg- lich, indem sie mit den Schalen auf einander in B Fig. 258. Bacillaria paradoxa Gmel. A Schalen-, B Gürtelansicht (400)1). sagittaler Richtung hin- und hergleiten. 4 Arten, im Süß-, Salz- und Brackwasser. B. paradoxa Gmel. (Fig. 258 u. Fig. 47, S. 34). A B -~--^TTrTr?TT^^^?'J9*a 'JAjTvr?^^- "vj^^ff!3™ gg \ Ü E Fig. 259. A—C Nitzschia sigmoidea (Nitzsch) W. Sm. A, B Schalenansichten; C Gürtelansicht (400J1). — D—H N. Palea (Kütz.) W. Sm., Zelle mit Chromatophoren. D Schalen-, E Gürtelansicht; F, 6, B schematische Transversal- schnitte: F u. G von wechselriefigen, H von einer gleichriefigen N. (A—C nach W. Smith; D—H nach Pfit z er.) 152. Nitzschia Hassal Grunowia Rabh., Oscillaria Schrank, Pritchardia Rabh., Sigma- tella Kütz.). Zellen meist frei, nach Sagittalschnitt unsymmetrisch. Gürtelbänder und Schalenfläche stehen nicht im rechten Winkel zu einander ; Transversalschnitt rhombisch. Schalen zur Transversalebene symmetrisch, mit Kiel und kurzen oder zu kurzen Rippen verlängerten Kielpunkten. Kiele der beiden Schalen in Diagonalstellung zu einander, bis- Bacillariaceae. (Schutt.1 143 weilen am Rande derselben Gürtelseite. Den Kiel durchzieht nach 0. Müller eine Canal- raphe. Chromatophoren : eine große Platte mit einer vollkommenen oder unvollkommenen centralen Durchbrechung und mit vielen kleineren Pyrenoiden und Pseudoamylonheerden, einer Gürtelseite anliegend, die Ränder bisweilen auf die Schalen, aber nicht bis auf die andere Gürtelseite herumschlagend. 187 Arten, im Süß-, Brack- und Salzwasser. Meist marin und fossil. — N. Palea (Kütz.) W. Sm. (Fig. 259 D—H). Untergattung I. Nüzschia Hassal. Kiel nach entgegengesetzten Gürtelseiten hin ver- schoben. Diagonalstellung. Einteilung in Sectionen im wesentlichen nach Grunow. Sect. I. Tryblionella (W. Smith ex parte) Grunow. Kiel sehr excentrisch, Schalen meist wellig gefaltet, Kielpunkte undeutlich, meist in gle'icher Anzahl wie die Querriefen. — N. Tryblionella Hantzsch im Süß- und Brackwasser; N. navicularis (Sm.) Grün, marin. Sect. II. Panduriformes Grunow. Schalen breit, in der Mitte zusammengezogen, mit stärkerer oder schwächerer Längsfalte, Kiel dem einen Rande sehr genähert. Kielpunkte sehr deutlich oder scheinbar fehlend. Streifung decussiert. — N. panduriformis Grün, marin. Sect. III. Apiculatae Grunow. Kiel sehr dem einen Rande genähert, Schalen länglich lineal oder in der Mitte etwas verdünnt, Querstreifen auf der Längsfalte matter wie auf dem übrigen Teil der Schale oder fehlend. Punkte nicht in Quincunx. — N. apiculata (Greg.) Grunow. Sect. IV. Pseudo-Tryblionella Grün. Kiel mehr oder weniger dem einen Schalenrande genähert, Schalen mit flacheren oder tieferen Längsfalten, über welche die Querstreifung gleichmäßig wie im übrigen Teile der Schale verläuft. Kielpunkte immer deutlich. Sect. V. Circumsutae Grün. Schalen mit breiterer oder schmälerer Längsfalte, sehr excentrischem Kiele, deutlichen Kielpunkten und unregelmäßig punktierter Oberfläche, welche außerdem aber von zarten, regelmäßigen Punktreihen durchzogen ist. Beide Arten der Punktierung gehören verschiedenen Schichten der Schale an. — N. circumsuta (Bailey) Grün. Sect. VI. Dubiae Grün. Ähnlich Pseudo-Tryblionella, die Schalen sind aber nicht wellig gefaltet. Zelle in der Mitte etwas verengt, Kiel excentrischer, wie bei der nächsten Gruppe. Die Untersuchung der Arten ist schwierig und teilweise fraglich. — N. dubia W. Sm. im Süßwasser. Sect. VII. Bilobatae Grün. Ähnlich der vorigen Gruppe, aber mit mehr centralem Kiele und so den Übergang in die Gruppe Pseudo-Amphiprora bildend. Schalen ohne Längs- falten. — N. bilobata W. Sm. Sect. VIII. Pseudo-Amphiprora Grün. Schalen mit fast centralem, scharfem Kiele, hochgewölbt, ohne Längsfalten. Kielpunkte immer deutlich. Frustein in der Mitte einge- schnürt mit angedeutetem Centralknoten. Sect. IX. Perrya Kitton. Schalen hochgewölbt, mit scharfem, fast centralem Kiele, in der Mitte nicht verengt. Die Kielpunkte bestehen meist aus kürzeren oder längeren Strichen, welche bei N. Weissßogii bisweilen, bei N. pulcherrima vielfach unterbrochen sind, so dass sie bei letzterer Art Querreihen grober, länglicher Punkte ähneln. — N. pulcherrima Grün, et Kitton. Sect. X. Epithemioideae Grün. Kiel excentrisch, die Kielpunkte sind teilweise in Rippen verlängert, welche die ganze Schalenbreite durchlaufen. Sect. XL Grunowia Rabenhorst. Ähnlich der vorigen Gtuppe, die durch die Ver- längerung der Kielpunkte entstehenden Rippen sind aber meist kürzer und erreichen nicht die ganze Breite der Schalen. Kiel sehr excentrisch. — N. Denticula Grün, im Süßwasser. Sect. XII. Sealares Grün. Ähnlich der vorigen Section, aber mit schärferem, weniger excentrischem Kiele. — N. scalaris W. Sm. im Brackwasser. Sect. XIII. Insignes Grün. Ähnlich der vorigen Gruppe, aber mit noch mehr excen- trischem Kiele, so dass sich manche Formen an die Gruppe Perrya eng anschließen. Frustein bisweilen ganz schwach sigmaförmig gebogen. — N. insignis Greg, marin. Sect. XIV. Vivaces Grün. Kiel mäßig excentrisch; Schalen je nach der Lage halbiert lanzettlich, mit fast centralem Kiele. Die Schalen haben in manchen Lagen Ähnlichkeit mit Hantzschia; die mittelsten Kielpunkte stehen bei allen Arten nicht entfernter wie die übrigen und ist keine Andeutung eines Centralknotens sichtbar, was bei allen Hantzschiae der Fall ist. — N. vivax W. Sm. marin. Sect. XV. Spalhulatae Grün. Ähnlich Bacillaria, aber mit meist sehr zart gestreiften Schalen. Kiel in der Schalenansicht meist von 2 parallelen ßegleitlinien eingefasst. Die 144 Bacillariaceae. (Schutt. meisten Formen dieser Section bilden eine zusammenhängende Kette, in welcher die Ab- scheidung von Arten sehr schwierig ist. — N. spathulata Br6b. marin. Sect. XVI. Dissipatae Grün. Ahnlich den vorigen beiden Gruppen, aber mit etwas weniger centralem Kiele, ohne Begleitlinien. Schalen meist ziemlich klein, sehr zart gestreift. Andeutungen eines Centralknotens nicht vorhanden. — N. dissipata (Kütz.) Grün. Sect. XVII. Sigmoideae Grün. Kiel fast central, ohne Begleitlinien. Frustein sigma- förmig gebogen. Schale ohne Längsfurchen, Kielpunkte nicht verlängert. Andeutungen eines Centralknotens nicht sichtbar. — N. sigmoidea (Nitzsch) W. Sm. (Fig. 259 A—C). Sect. XVIII. Sigmata Grün. Kiel noch mehr excentrisch als in der vorigen Gruppe. Zellen in Schalen- und Gürtelansicht sigmaförmig gebogen. — N. sigma W. Sm. im Brackwasser. Sect. XIX. Obtusae Grün. Ähnlich der vorigen Gruppe, mit mehr oder weniger excen- trischem Kiel, welcher in der Mitte eine kleine Ausbiegung nach innen hat. Die mittelsten Kielpunkle etwas entfernter als die übrigen und dazwischen Andeutungen eines Central- knotens. — N. oblusa W. Sm. im Brackwasser. Sect. XX. Spectabiles Grün. Schalen groß, schwach bogenförmig, mit excentrischem Kiele, ohne Längsfalten. Kielpunkte etwas in die breite Schalenhälfte verlängert, aber viel weniger als bei der Gruppe Insignes und oft kaum merklich. — N. spectabilis (Ehrenb.) Ralfs im Brackwasser. Sect. XXI. Lineares Grün. Kiel etwas excentrisch, aber weniger als bei den nächsten Gruppen. Frustein gerade, bisweilen in der Mitte sehr wenig verengt, so dass sich Über- gänge in die Gruppen Dubiae und Bilobatae zeigen. Schalen ohne Längsfalten, Kielpunkte fast rund oder etwas eckig, kaum seitwärts verlängert. — .V. linearis (Ag.) W. Sm. Sect. XXII. Lanceolatae Grün. Schalen lanzettlich, linearlanzettlich oder seltener oval, mit sehr excen- trischem Kiel, ungefaltet, Kiel- punkte nicht verlängert. — X. lan- ceolata W. Sm. im Brackwasser. Fig. 260. Nitzschia (Hantzschia) amphioxys (Ehrenb.) W. Sm. A Schalen-, B Gürtelansicht (600J1). (Nach Van Heurck.) Fig. 261. A — C Nitzschia (Homoeocladia) filiformis W. Sm. A, B Schalen-, 0 Gürtelansicht (C von 2 Zelien) (40011). — D, E N. (Hom.) Martiana Ag. D Schlauchstück mit Zellen (10|1); E Käsen (nat. Gr.) (Nach W. Smith.) B Fig. 202. Nitzschia ( Gomphonitzachia) Ungeri Grün. A, B Schalen-, C Gürtelansicht; D 4 Zellen auf Gallert- stiel (500|1). (Nach Grunow.) mann, marin. N. amphioxys Ehrenb.) W. Sm. (Fig. 260 Sect. XXIII. ]Sielzschiella{Rabh.)Gcun. Schalen mit excentrischem Kiele und lang vorgezogenen Spitzen. — X. longissima Breb.) Ralfs. Untergattung II. Hantzschia Grün. Pseudoepithemia Cleve et Grün.) Zelle vom Xitzschia-Bnu. Schalen gebogen, ungleich- seitig, Dorsalseite convex gebogen, Ventral- seite eben, am Ende etwas geschnäbelt, mit Knotenkiel, Kielknoten bisweilen zu Rippen verlängert. Centralknoten angedeutet. Gürtel- ansicht zeigt die Kielknoten an derselben Zellseite Lateralstellung der Kiele). — 9 Arten, meist im Süß- und Brackwasser, doch auch im Süß- und Brackwasser; JV. inarina (Donk.) Bacillariaceae. (Schutt.) 145 Untergattung III. Homoeocladia Ag. Zellen vom Mtesc&ta-Typus in Schläuchen lebend. — 10 Arten, im Süß-, Brack- und Salzwasser. Meist marin. N. filiformis W. Sm. (Fig. 261 A—C) und N. Martiana Ag. (Fig. 261 D, E). Untergattung IV. Gomphonitzschia Grün. Zellen wie bei Nüxschia, doch keilförmig, kurz gestielt oder fächerartig sitzend. — 2 Arten, im Süß- und Salzwasser. N. tmgeri Grün (Fig. 262). B Fig. 263. Clatularia barbadensis Grev. A Schalen-, B Gürtelansicht. (Nach Greville.) 153. Clavularia Grev. Zellen frei, lineal verlängert, mit zahlreichen, falschen, transversalen Scheidewänden, die durch eine centrale, glatte, äußere Platte unterbrochen werden. Schalen lineal, mit centraler Anschwellung und einer sagittalen Reihe von Knöpfchen, die in Gürlelansicht als Köpfe kurzer Hörnchen erscheinen. Zweifelhafte Form von unsicherer systematischer Stellung. 1 Art, fossil. — Cl. barbadensis Grev. (Fig. 263). b. viii. 17. Surirelloideae-Surirelleae. Schalen symmetrisch zur Sagittalachse. Schale mit geflügelten, oft transversalge- rippten Randkielen und bisweilen mit stumpfem Sagittalkiele. Kiele mit canalartiger Raphe. Ohne Knoten. Teilungsebene gerade oder gebogen sattelförmig oder spiralig gedreht. Chromatophoren : 2 Platten den Schalen anliegend, oft mit lappenförmigen Auswüchsen in der Fläche. I. Sagittallinie der Schalenoberfläche unduliert (Transversalwellen) 154. Cymatopleura. II. Sagittallinie der Sehalenobeifläche nicht unduliert. A. Schalenumriß elliptisch oder ei-keilförmig mit starken Transversalrippen, die einen meist lineal gestreckten Streifen freilassen. Kiel geflügelt oder nierenförmig mit Radial- rippen 155. Surirella. B. Schalenumriss fast kreisförmig. Zelle flnch, sattelartig gebogen. Kiel nicht geflügelt. Pseudoraphe beider Schalen gekreuzt 156. Campylodiscus. ß § C 5^ 5E7 Fig. 264. Cymatopleura Solea (Breb.) W. Sm. A Schalen-, B, C Gürtelausiclit. (Nach.Van Heurck.) 154. Cymatopleura W. Sm. (Sphynctocystis Hass.) Schalenansicht elliptisch-, kahn-, slabförmig. Oberfläche transversal unduliert, mit geperltem Rand, fein gestreift, Pseudo- Natürl. Pflanzenfam. I. Ib. 4 0 146 Bacillariaceae. (Schutt. raphe bestimmt aber schwer sichtbar. Gürtelansicht stabförmig, mit geradlinigem Rand, die Wellen des Schalendeckels zeigend. Auxosporen: eine aus 2 Zellen. 9 Arten im Süß- und Brackwasser, z. B. C, Solen (Breb.; W. Sm. (Fig. 264). 185. Surirella Turp. (Novilla Heib., Stenopterobia Breb., Suriraya Turp.) Schalen keilförmig, nierenförmig, elliptisch oder linear, bisweilen tordiert, mit linearer oder lanzettlicher Pseudoraphe, mit kurzen oder die Pseudoraphe erreichenden Rippen und mit mehr oder minder stark entwickelten Kielen in der Nähe des Schalenrandes. Pseudo- Fig. 20."). .1, B Surirella splendida (Ehrenb.) Kütz. A Schalen-, B Gürtelansicht. — C S. spiralis Kütz. (40UJ1). (Nach W. Smith.) Suriraya calcarata (Zellteilung) siebe Einleitung Fig. 15 F, G. raphe beider Schalen parallel. Gürtelansicht durch vorspringenden Kiel geflügelt, ent- hält nach 0. Müller Canalraphe. Chromatophoren: 2 Platten, den Schalen angelagert, durch Parallelspaltung sich teilend. Auxosporen: eine aus 2 Zellen. 4 94 Arten, im Süß-, Brack- und Salzwasser. Sect. I. Eusitriraya F. S. — A. Zellen frei. Schaleneben. — Aa. Schalen nach beiden Enden gleich zugeschärft: 5. biseriata Breb. — Ab. Schalen nach einem Ende stärker verjüngt: S. splendida Ehrenb. [Fig. 265 A, B). — B. Zelle um die mittlere Sagittallinie tordiert: S. spiralis Kütz. (Fig. "265 C). Sect. II. Podocystis Kütz. [Euphyllodium Shadb.) Zellen gestielt: S. adriatica Kütz. (Fig. 266). Sect. III. Plagiodiscus Grün, et Eulenst. Zelle wie Suri- raya, doch in Schalenansicht nierenförmig, mit Radialrippen. 156. Campylodiscus Ehrenb. (Calodiscus Rabh., Co- ronia Ehrenb.) Schalen kreisförmig, durch Verbiegung un- regelmäßig erscheinend, mit meist kurzen Rippen. Zellen sattelförmig gebogen-verbogen. Sagittalachse beider Schalen gekreuzt. Chromatophoren: 2 Platten den Schalen ange- lagert, wie bei Surirella. H2 Arten, meist marin. — C. noricus Ehrenb. (Fig. 267 B) und C. superbus Rab. 'Fig. 267 C). Nach Deby wird die Gattung eingeteilt in Sect, I. Raphideae Deby. Schalen mit einem schmalen, glatten Feld oder einer Sagittal- linie (Pseudoraphe). — C. Balfsii W. Sm. marin. A B Fig. 26G. Surirella {Pod ,cyslh) adriatica Kiitz. A Si hal