*&otj/v& /9y^=> HARVARD UNIVERSITY. LIBRARY OF TIIK MUSEUM OF COMPARATIVE ZOOLOGY GIFT OF ALEXANDER AGASSIZ. /z s^&V n NOV 18 1890 \ Die Reptilien und Amphibien Deutschlands in Wort und Bild. * £ Tafel I. 1. Aeskulapnatter (Callopeltis Aescidapii, Aldrovandi). 2. Schlingnatter (Covonella laevis, Bote). 0 Die Reptilien und Amphibien Deutschlands in Wort und Bild. Eine systematische und biologische Bearbeitung der bisher in Deutschland aufgefundenen Kriechtiere und Lurche. Von Hermann Lachmann. Verfasser von: „Die Giftschlangen Europas"; „Das Terrarium"; „Deutschlands Schlangen". V Mit VI Tafeln und 57 Abbildungen im Text. Berlin. Verlag von Paul H ü 1 1 i g. 1890. i) / 0 Alle Rechte vorbehalten. Vorwort. 0 bwohl in neuerer Zeit mehrere herpetologische Schriften erschienen sind, ich selbst erst im Jahre 1888 zwei in dieses Gebiet einschlägige Bücher „Das Terrarium" und „Die Giftschlangen Europas" herausgegeben habe, so fehlte doch bisher immer noch ein Buch, welches nur die deutschen Reptilien und Amphibien ausführ- lich behandelt, und in welchem die hier in Frage kommenden Tiere auch möglichst naturgetreu abge- bildet sind. Zur leichteren Auffassung gehört, neben dem lebenden Tier oder dem Präparat, vor allem das Bild, weshalb denn auch im vorliegenden Buche alle in Deutschland vorkommenden Kriechtiere und Lurche abgebildet sind, sowohl deren Gesamthabitus, sowie auch von vielen noch einzelne Teile und Merk- male. Schon von Jugend auf habe ich den Reptilien und Amphibien mein volles Interesse zugewandt, und seit über 15 Jahre beschäftige ich mich eingehend mit dem Studium der Herpetologie. Behufs näherer Beobachtung habe ich VI die verschiedenartigsten Reptilien und Amphibien in von mir konstruirten Terrarien, Terra- Aquarien und Aquarien gefangen gehalten, ihrer Lebensweise entsprechend jahre- lang gepflegt; jahraus, jahrein habe ich ihre Lebens- weise in der freien Natur beobachtet, und dadurch nach und nach manchen tiefen Einblick in das Leben dieser Tiere gewonnen. Wer sich bisher eine genauere Kenntniss unserer Kriechtiere und Lurche verschaffen wollte, der bedurfte dazu einer ganzen Anzahl oft sehr teurer Bücher, und nicht jedem standen die Mittel zu deren Erlangung zu Gebote. Ferner ist auch ein Teil dieser Schriften in fremden Sprachen geschrieben, und auch aus diesem Grunde waren sie nicht jedem zugänglich; Abbildungen der Kriechtiere und Lurche fanden sich nur zerstreut. Ermutigt durch die gute Aufnahme, welche meine beiden vorgenannten Bücher u. a. bei den Herren Lehrern und Naturfreunden, sowie bei den Schülern höherer Lehr- anstalten fanden, habe ich es auf mehrfaches Anraten meiner Freunde und verschiedener Fachmänner unter- nommen, die vorerwähnte Lücke in der herpetologischen Litteratur auszufüllen. Neben meinen eigenen Erfahrungen, habe ich auch die anderer Autoren berücksichtigt, und glaube so ein zuverlässiges Lehr- und Handbuch geschaffen zu haben. Sollten die Herren Fachgelehrten vielleicht entdecken, dass sich irgendwo ein Fehler eingeschlichen, so werden sie wohl auch gütigst berücksichtigen, welche grossen Schwierigkeiten sich der Bearbeitung dieses Stoffes entgegenstellten, daher einen Fehler, welcher ja allerwärts vorkommen kann, wohl entschuldigen, und bitte ich mich gütigst darauf aufmerksam machen zu wollen. Da das genaue Kennenlernen der in der Heimat vor- kommenden Reptilien und Amphibien für jedermann von VII grossem Nutzen ist, so gebe ich mich der Hoffnung hin, dass auch diesem, von der Verlagsbuchhandlung aufs Beste ausgestattetem Buche, eine gute Aufnahme in allen Schichten der deutschen Bevölkerung, besonders bei den Herren Lehrern an höheren Lehranstalten und Volks- schulen, sowie bei allen Schülern und bei allen Natur- freunden zu teil werde. B unzlau i. Schi., im Mai 1890. Herrn. Lachmann. Verzeichnis ig dieses Buches Teil benutzten Litteratur. der bei der Bearbeitung dieses Buches vorgelegenen und zum Baenitz, Dr. C, Lehrbuch der Zoologie. Berlin 1880. Bedriaga, J. v. , Beiträge zur Kenntniss der Lacertiden. (Abhandlung der Senckenberg. Gesellschaft. Frankfurt a. M. 1886). Blum, J., Die Kreuzotter und ihre Verbreitung in Deutschland. Frankfurt a. M. 1888. Blumenbach, J., Handbuch der Naturgeschichte. Göttingen 1821. Böttger, Dr. 0 , Unterscheidung der fünf deutschen Rana- Arten (Zoolog. Garten 1885. Jahrg. XXVI. pag. 238). Boul enger, Catalogue of Lizards. London 1885 — 1887. Boulenger, German Riverfrog. (Proc. Zool. Soc. of London 1885, pag. G66.) Boulenger, on two European Specis of Bombinator. (Proc. Zool. Soc. of London 1886, jag. 499.) Brehm, A., Tierleben, illustrirt, VII. Leipzig 1883. Cope, Sketch of the primary Groups of Batrachia Salientia. London 1864. Dumeril et Bibron, Erpetologie generale ou histoire naturelle complete des Reptiles. Paris 1834- -1854. Fischer, Joh. v., Das Terrarium, seine Bepflanzung und Bevölkerung. Frankfurt a. M. 1884. Held, F., Grundriss des natürlichen Systems der Amphibien. München 1856. Kaluza, Systematische Beschreibung der schlesischen Amphibien und Fische. 1855. Kerbert, C, Ueber die Haut der Reptilien und anderer Wirbeltiere. Bonn 187(i. Lachmann, Herrn., Das Terrarium, seine Bevölkerung und Bepflanzung etc. Magdeburg 1888. Lachmann, Herrn., Deutschlands Schlangen. 1889. Selbstverlag. Lachmann, Herrn., Die Giftschlangen Europas. Magdeburg 1888. Leydig, Die einheimischen Schlangen. (Abhandl. der Senckenberg. Gesellsch. Frankfurt a. M. 18S3.) Leydig, Ueber die Molche der württembergischen Fauna. (Arch. f. Naturgesch. 1867.) Leydig, Die in Deutschland lebenden Arten der Saurier. Tübingen 1872. Lenz, 0., Schlangen und Schlangenfeinde. Gotha 1870. Martin, Philipp Leopold, 111. Naturgeschichte d. Tiere IL Bd. 1. Abth.. Leipzig 1882. Milne-Edwards, Die Zoologie. Uebersetzt von Dr. Gustav Widenmann. Stutt- gart 1848. Noll, Prof. Dr. F. G, Der „Zoolog. Garten". Frankfurt a. M. 1880—1886. Schreiber, Dr. Egid., Herpetologia Europaea, Systemaüsche Bearbeitung der europ. Reptilien und Amphibien. Braunschweig 1875. Schubert, G., Naturgeschichte des Tierreichs. Esslingen 1874. Streubel, Synopsis der Viperiden nebst geograph. Verbreitung dieser Familie. Petersburg 1869. Wagler, J., Natürliches System der Amphibien. Stuttgart 1830. Wolter stör ff, W., Vorläufiges Verzeichnis der Reptilien und Amphibien der Provinz Sachsen und der angrenzenden Gebiete etc. Halle a. S. 1888. Inhalts-Verzeichnis. s Vorwort V— VII Verzeichnis der vorgelegenen und teils benutzten Litteratur .... VIII Verzeichnis der Abbildungen XII Reptilien. Kriechtiere (Reptilien) 3—8 Erste Ordnung: Schlangen (Ophidia) 9—91 I. Gruppe: Solenoglypha. Echte Ottern 23 Familie: Viperidae. Ottern 23 — 24 1. Gattimg: Vipera, Laurenti. Ottern .... 24 — 25 Viper (Vipera aspis, Linne) 25 — 32 2. Gattung: Pelias, Merrem. Spiessottern . . . 32 — 35 Kreuzotter (Pelias berus, Linne) .... 35 — 53 Ueber die Giftzähne, Giftdrüsen und das Gift der Vipern, dessen Wirkungen und die Gegenmittel gegen die Vergiftung 53 — 60 II. Gruppe: Colubriformia. Xaterähnliche Schlangen . 60 Familie: Colubridae. Nattern Gl 1. Gattung: Tropidonotus . KuM; Kielrücken- nattern 61—62 Ringelnatter (Tropidonotus natrix, Linne) 62 — 75 Würfelnatter (Tropidonotus tessellatus, Laurenti) 75 — 80 2. Gattung: Coronella, Laurenti. Jachschlangen 80 Schlingnatter (Coronella laevis, Boie) . . 80 — 87 3. Gattung: Callopeltis, Bonaparte. Kletternattern 87 Aeskulapnatter (Callopeltis Aesculapii, Aldrovandi) 87 — 91 X Seite Zweite Ordnung: Schuppenechsen (Sauria) 92—134 I. Gruppe: Brevilinguia. Kurzzüngler loi Familie: Scincoidae. Wühlechsen 101 Gattung: Auguis, Cuvier. Bruchschleichen . . 102—103 Blindschleiche (Auguis fragilis, Linne) . . 103 — 107 II. Gruppe: Fissilinguia. Spaltzüngler 107 Familie: Lacertidae. Echte Eidechsen 107 — 110 Gattung: Lacerta, Linne. Echte Eidochsen . . 110 — 111 Zauneidechse (Lacerta agilis, Linne) . . . 111 — 118 Berg- oder Wiesenei dechse (Lacerta vivi- para, Jaquin) HS— 123 Smaragd- oder grüne Eidechse (Lacerta viridis, Gesner) 123—129 Mauereidechse (Lacerta Mitralis. Laurenti) 12J — 134 Dritte Ordnung: Schildkröten (Chelonia) 135—146 Familie: Emydae. Sumpfschildkröten 140 — 141 Gattung: Cistudo, Flemming. Pfuhlschildkröten . 141 Europäisch e S umpfschildkrö te (C 'ist udo lutaria, GesnerJ 141—146 Amphibien. Lurche (Amphibien) 149 — 157 Erste Ordnung: Schwanzlurche (UrodelaJ 15S — 179 Gruppe: Salamandrina. Molche 160 Familie: Sälamandridae. Molche 160 — 161 1. Gattung: Salamandra, Laurenti. Landmolche 161 — 162 Feuersalamander (Salamandra macülata, Koch) 162-166 Alp en.Balama.a,nder (Salamandraatra,Laurenti) 1 <» 2. Gattung: Triton, Laurenti. Tritonen, Wasser- molche • ■ 166 — 167 Grosser Kammmolch (Triton cristatus, Laurenti) . 167—173 Alpenmolch (Triton alpestris, Laurenti) . . 173 — 175 Kleiner Teichmolch (Triton taeniatus, Schneider) 175—177 Leistenmolch(Tritonhelveticus,Bazoumovslcy) 177—179 Zweite Ordnung: Froschlurche ( Arnim) 180 — 220 I. Gruppe: Opistnghma o.ri/daett/la 185 Abteilung A: Firmisternia 185 Familie: Baninae. Frosch-Batrachier 185—186 Gattung: Bana, Linne. Echte Frösche .... Ls'i Gruppe: Esculentae, grüne Wasserfrösche . . 185 — 187 Teichfrosch (Bana esculentu, Linne) .... 187—189 Seefrosch (Bana ridibunda, Pallas) .... 189—190 XI Seite Gruppe: Fuscae, braune oder Grasfrösche . . 190—191 Grasfrosch (Roma temporaria, Li nur) . . . 191 — l<)3 Feldfrosch (Rana arvalis, Nilsson) .... 193 Spriugfrosch (Rana agil ix, Thomas) . . . . 1<)4 Abteilung B. Arcifera 194 Familie: Pelobatidae. Froschkröten 194—195 1. Gattung: Pelobates, Wagler. Wühlkröten 1!».") KnoblauchskrötefPeZo&ates Fuscus, Wagler) 10G — 197 2. Gattung: Bombinator, Merrem. Unken . . 198 Gelbbauchige Unke (Bombinator bom- binus, Liane) 198—201 Rotbauchige Unke (Bombinator igneus, Laurent i) 201 — 202 3. Gattung: Alytes, Wagler. Fe ssler . . . . 202 - 203 Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans, Laurent!) 203- 205 Familie: Bufonidae. Kröten 205 — 206 Gattung: Bufo, Laurenti. Echte Kröten . . 206—207 Erdkröte (Bufo vulgaris, Laurenti) . . . 207—209 Wechsel- oder grüne Kröte (Bufo viridis, Laurenti) 209—211 Kreuzkröte (Bufo calamita, Laurenti) . . 211 — 213 II. Gruppe: Opistocßossa platydactyla 213 Abteilung B. Arcifera 213 Familie: Hylidae. Baumfrösche 213—214 Gattung: Hgla, Laurenti. Laubfrösche . . 214 Laubfrosch .(Hylu viridis, Laurenti) . 215—220 Nachwort 220—221 Uebersichtliche Zusammenstellung der in Deutschland vor- kommenden Reptilien und Amphibien, nebst Versuch einer Statistik ihrer Verteilung über Deutschland Namen und Sachregister 222-223 225 230 Verzeichnis der Abbildungen. Tafel I. Abb. 1. 2. .. o. .. 4. „ 5. 6. „ 9. „ 10. „ 11- .. 12. ,. 13. .. 14. J Tafel II. Abb. 15. ^Tafellll. Abb. IG. ■/Tafel IV. Abb. 17. „ 18. „ 19. „ 20. „ 21. 22 J Tafel V. Abb. 23. „ 24. „ 25. „ 26. Aeskulapnatter / ( 'dllopeltis Aes- culapii), und Schlingnatter (Co- ronella laevis). Blutkreislauf der Reptilien. Skelett der Scblauge. Schädel der Ringelnatter. Schädel der Klapperschlange. Schuppenreiheu der Schlaugen- haut. Bauch-, After- und Schwanz- schilder der Schlaugeuhaut. Schilder der Oberseite des Schlaugeiikopfes. Schilder der Seiteu des Schlan- genkopfes. Schilder der Unterseite des Scilla ngeukopfes. Häutimg der Natter (Durch- schnitt durch die Haut). Kopf der Viper. (Von oben u. v. d. Seite.) Viper ( Vipera aspis). Kopf der Kreuzotter. (Von obeu u. v. d. Seite.) Geöffueter Racheu der Kreuz- otter. Kreuzotter (Pelias berus). Giftapparat derKlapperschlange. Ringelnatter ( Tropidonotus natrix). Würfelnatter ( Tropidonotus tessellatus). Schlingnatter (Coronellalaevis). Schenkelporen der Zaun- eidechse. Vi 'lschiedeue Körperschuppen (Echseu). Schilder der Oberseite der Echsenköpfe. Schilder der Seiten der Echsen- köpfe. Schilder der Unterseite des Kopfes und Halses der Echsen. Schulterfalte (Taurische Eidechse). Blindschleiche(Anguisfragilis). Kopf der Sniaragdeidechse (Schilder). Smaragdeidechse (Brust- dreieck). Zauueidechse (Lacerta agilis). Berg- oder Wieseneidechse (Lacerta vivipara). Smaragd- oder grüne Eidechse (Lacerta viridis). Abb. 28. 29. 30. 31. 32. " ÖO. 11 34. !) 35. 36. 37. 38. 39. )? 40. )) >1 41. 42. 43. n 44. >; 45. ■ Tafel VI Abb. 46. 48. 49. 50. 51. 52. 53. 54. 55. 56. 57. Mauereidechse (Lacerta mu- ralis). Skelett der Schildkröte. Rückeuschild der europäischen Sumpfschildkröte. Bauchschale der kaspischeu Wasserschildkröte Bauchschale der Cauana. Bauchschale der europäischen Sumpfschildkröte. Europäische Sumpfschildkröte. (( Hstudo lutaria). Skelett des Frosches. A vou obeu, B von der Seite. Saugscheiben (Laubfrosch). Ohrdrüsen i Erdsalamauder). Rückeukamm (Kammmolch). Durchschnitt durch die Frosch- haut. Pigmentzelleu iu der Frosch- haut. Kaulquappe m. äussern Kiemen. Schwimmhäute < Wasserfrosch) Entwicklungsstufen der Eier undLarven der Schwanzlurche. Feuersalamander (Salamandra maculata). Grosser Kammmolch (schwim- mend). 1. Kammmolch (Triton cris- tatus) a, b. c. 2. Kleiner Teichmolch (Triton taeniatus) 3. Alpeumolch ( Triton al- pestris). Leisteumolch (Triton helve- ticusj. Geöffneter Racheu, Schwauzspitze u. Hinterfuss. Entwicklungsstufen der Eier und Larven der Froschlurche. Teichfrosch (Bana esculentaj. Gras- oder Taufrosch (Bana temporaria). Kuoblauchskröte (Pelolmirs fuscus). Gelbbauchige Unke (Bombi- nator bombinusj. Von oben. Rotbauchige Unke (Bombi- nator igneusj. Von uuteu. Geburtshelferkröte (A lytes öbstetricans). Erdkröte (Bufo vulgaris). Wechsel- oder grime Kröte (Bufo viridis). Kreuzkröte (Bufo calamita). Laubfrosch (BZyla viridis), J, £. Reptilien. H. Lachmann, Reptilien u. Amphibien Deutschlands. Kriechtiere (Reptilien). Di 'ie Kriechtiere oder Reptilien, wie man diese Tierklasse genannt hat, rechnet man zu den kaltblütigen Wirbeltieren, d. h. sie sind nicht „kaltblütig" im wahren Sinne des Wortes, sondern die Temperatur ihres Blutes richtet sich nach der Tem- peratur der die Tiere umgebenden Luft, es wird wärmer oder kälter, je nachdem die Luft wärmer oder kälter wird; die Be- zeichnung „wechselwarm" wäre daher wohl der Benennung „kaltblütig" betreffs ihres Blutes vorzuziehen. So wenig passend der Name „Kaltblütler" gewählt ist, so verhält es sich auch mit dem Namen „Kriechtiere", welcher durchaus nichts Be- stimmtes, auf diese Tierklasse allgemein Passendes ausdrückt. Es gibt unter den Kriechtieren welche, die ziemlich flink und gewandt sind, sich mit grosser Schnelligkeit fortbewegen können. Andre wieder haben beständig ihren Aufenthalt im Wasser, in welchem sie sich sehr geschickt bewegen, wie denn fast alle Reptilien auch schwimmen können, nur selten gehen sie ans Land, um am Ufer umherzukriechen. Einige sind vorzügliche Kletterer und ihre Bewegungen sind nichts weniger als „kriechend". Da es aber schwer halten dürfte, einen Namen für diese Tiere zu linden, welcher geeignet wäre alle diese verschiedenen Eigenschaften und Fähigkeiten bestimmter zu bezeichnen, so müssen wir uns mit dem Namen Kriechtiere begnügen. Die Reptilien atmen wie die Säugetiere und Vögel zu jeder Zeit ihres Lebens durch Lungen und haben, im Gegensatz zu den Amphibien, keine Verwandlung zu bestehen. Ihr Blut- l* kr eis lauf ist nicht so vollständig- wie bei den Säugetieren und Vögeln, indem sich eine grössere oder geringere Menge Venenblut mit dem arteriellen Blute vermischt, ehe es zu den Lungen kommt, weshalb der Nahrungssaft, welcher die Organe durchströmt, nur unvollkommen erneuert wird. Die Mischung des Blutes geht gewöhnlich im Herzen vor sich, welches aus zwei Vorhöfen und einer einzigen oder doch nur unvollständig getrennten Herz- kammer besteht. Das aus den verschiedenen Teilen des Körpers kommende Venenblut er- giesst sich durch den rechten Vorhof in die Herzkammer, welche das aus den Lungen kommende und im linken Vorhof enthaltene arterielle Blut aufnimmt ; ein Teil der Mischung von arteriellem und Venenblut kehrt zu den Lungen zurück, während der Rest sich durch die Arterien zu den zu ernährenden Organen begibt. Die Gestalt des Körpers der Kriechtiere , ist eine sehr verschiedene, zeigt bei der ganzen des Blutkreislaufes Klasse nur wenig übereinstimmendes; so kommen von der kurzen Scheibenform der Schildkröten bis zur gestreckten Walzenform der Schlangen alle möglichen Abstufungen vor. Die gestreckte Walzenform ist jedoch die Die Füsse, der mit solchen versehenen Kriech- tiere, haben fast immer eine stark seitliche Stellung, so dass sie eher geeignet sind, den Körper fortzuschieben, als diesen zu tragen. Das Skelett kann im allgemeinen als fast völlig ver- knöchert gelten. Der Bau desselben ist mannigfaltiger als bei den Wirbeltieren mit warmem Blut, indem einzelne oder mehrere Bestandteile fehlen können, Kopf und Wirbelsäule jedoch stets vorhanden sind; alle Knochen des Skeletts haben eine grosse Aelmlichkeit mit denen der Säugetiere und Vögel. Der Kopf ist fast immer länger als breit und nur bei einer Ordnung (Schildkröten) deutlich durch einen langen Hals vom Rumpfe getrennt, bei den übrigen setzt er sich entweder in seiner ganzen Breite dem Rumpfe an oder ist nur durch eine bald tiefere bald seichtere Einschnürung von demselben geschieden. der Reptilieu. a. Kleiner Kreislauf: b. linke Vorkammer: c. rechte Vorkammer: bis 3 nun eindringen, dann am tiefsten wenn die Schlange das Glied mit beiden Kiefern umfassen kann. Die Zunge ist weich und wie bei allen Schlangen zweispitzig; sie dient als Tast- organ und hat mit der Gefährlichkeit der Schlange nichts zu tlnin. Der Schwanz, unten mit einer doppelten Reihe von Schildern versehen, ist verhältnissmässig kurz; nach seinem Ende allmählich dünner werdend endigt er in eine kurze ziemlich feine hornige Spitze, welche häufig ein wenig nach aufwärts gekrümmt ist ; diese Spitze zeigt oben meist eine ziemlich deutliche kiel- artige Längskante, welche auch an den Seiten, doch weniger deutlich vorhanden ist. Der Schwanz beträgt beim Männchen etwa den sechsten, beim Weibchen etwa den achten Teil der Körper- länge. Bei den Kreuzottern, welche ich bisher gefunden, betrug die grösste Länge beim Männchen 64 cm, beim Weibchen 71 cm; letzteres mass reichlich 4 cm im Durchmesser. Die Weibchen sind i von gleichem Alter) stets grösser als die Männchen. Das Rüsselschihl ist schief von unten nach aufwärts ge- wölbt, höher als breit, unten ausgerandet mit mehr oder weniger ausgeprägten Winkeln, nach oben meist sehr deutlich verengt mit verrundeter oder stumpfwinkliger Spitze, von oben nur wenig- sichtbar. Eigentliche vordere und hintere Schnauzenschilder fehlen meist, es finden sich an ihrer Stelle acht bis zwanzig kleinere vieleckige Schildchen vor, die den ganzen obern Teil des Kopfes vor den Augen bedecken und hinten bis zum Stirn- schild reichen. Zwei derselben, sehr selten blos eins berühren nach vorn das Rüsselschild, zwei andere stehen nach aussen an der Schnauzenkante. Das seiner Form nach sehr verschiedenartig II. Lachmann, Reptilien u. Amphibien Deutschlands. " 34 Abb. 14. gestaltete StirnscMild ist gewöhnlich gross und deutlich, es wird von den Brauenschildern ganz oder teilweise durch kleine Schild- chen getrennt; mitunter bildet die hintere dreieckige Spitze des Stirnschild.es ein abgetrenntes selbstständiges Schildchen. Die Scheitelschilder sind klein, selten länger, stets jedoch schmäler als das Stirnschild, der Form nach sehr unregelmässig; nach hinten mehr oder weniger verengt; manchmal sind an ihrer Stelle mehrere grössere unregelmässige Schilder vorhanden, mitunter sind auch Stirnschild und Scheitelschilder teilweise miteinander verschmolzen. Die Brauen- schilder sind länglich, etwa halb so breit als das Stirnschild, mit gebogenem über die Augen vorspringendem Aussenrande, mitunter sind beide oder nur eins geteilt. Zwischen Nasenschild und Rüsselschild findet sich ein senkrecht stehendes, nach oben dreieckig erweitertes Schildchen einge- schoben, welches mit der nach unten gerichteten Spitze fast immer das erste Oberlippenschild berührt und selten in zwei unregelmässige übereinander stehende Schildchen zertheilt ist. Das Nasenschild ist sehr gross, oben und vorn ziemlich gerade, nach unten und hinten mehr oder weniger gerundet, um das Nasenloch herum deutlich vertieft, am Hinterrand ein- geschnitten, dem ersten und zweiten Oberlippenschild auf- liegend. Die grossen Nasenlöcher stehen nach oben und hinten. Der Baum zwischen dem Nasenschild und den Augen wird durch mehrere kleine Schildchen ausgefüllt, welche sich in einfacher, seltener in ganz oder nur teilweise doppelter Beihe unter dem Auge hinziehen, dadurch dasselbe von den Oberlippenschildern trennend und am Hinterrand begrenzend. Die Schläfen sind mit grossen flachen Schuppen bedeckt. Oberlippenschilder sind meist neun, Unterlippenschilder zehn vorhanden, von den letzteren be- rühren drei bis vier die vorderen, kurzen und breiten Rinnen- schilder, deren hintere von den darauf folgenden Kehlschuppen und Kehlschildern kaum zu unterscheiden sind. Die locker auf- liegenden Schuppen sind scharf gekielt, länglich, lanzettlich, nach Geöffneter Rachen der Kreuzotter. a. Zahnscheide, h. Giftzähne, c. Zungenscheide. 35 unten grösser werdend, die letzte Keihe glatt oder wenig gekielt und doppelt so gross als die vorletzte, sie sind in 21 Längsreihen geordnet. Bauchscliilder sind 132 bis 155, Schwänzschilderpaare 25 bis 41 vorhanden. Das Afterschild ist ungeteilt. Diese Gattung enthält nur eine einzige Art. Die Kreuzotter (Pelias benis, Linne). Die Körperlänge der Kreuzotter beträgt 63 bis 79 cm, doch sollen schon Stücke von 81 bis 85 cm Länge gefunden sein. Unter den in Deutschland vorkommenden Schlangenarten gehört die Kreuzotter (Tafel II.) auch Otter, Ader, Adder, Atter, Höllenotter, Bfitzotter und Kupferotter genannt, mit zu den am häufigsten anzutreffenden und am weitesten verbreiteten, sie ver- dient daher unsere vollste Aufmerksamkeit und soll deshalb auch auf das ausführlichste und eingehendste behandelt werden, was ich um so genauer und gewissenhafter ausführen kann, da ich mich jahrelang besonders mit dem Studium derselben beschäftigt habe, noch jetzt immer eine grössere Anzahl dieser Schlangen, behufs weiterer Beobachtung gefangen halte, und sie auch nach wie vor in ihrem Freileben beobachte. In der Farbe und Zeichnung ist die Kreuzotter, je nach Geschlecht, Alter, Standort, näherer oder fernerer Häutungs- periode, so mannigfacher Abänderungen unterworfen, dass ich wohl behaupten darf, man könne kaum unter Hundert zwei völlig gleichgefärbte und gleichgezeichnete finden, wenn sie allerdings auch eine gewisse Aehnlichkeit untereinander haben. Die Männchen sind gewöhnlich heller gefärbt als die Weibchen, doch kommen auch hin und wieder Ausnahmen vor, wo beide Geschlechter in gleicher Färbung auftreten, so sind z. B. fast alle italienischen Stücke braun, ebenso trifft dies an manchen Stellen des Fichtel- gebirges zu, ferner sind, nach Schreiber, die meisten in den Hochalpen vorkommenden Kreuzottern beiderlei Geschlechts häufig tiefschwarz und einfarbig. Die schwarze Varietät (Pelias prester, Linne) findet sich, nach J. Blum u. a. in Deutschland be- sonders in den Algäuer, Bayerischen und Salzburger Alpen, in der nordwärts davor liegenden Hochebene (in Torfmooren) bis in die Donaugegend; in Württemberg die Donau überschreitend, 3* ö 36 ferner im Schwarzwald, vereinzelt im Erzgebirge, Lausitzer Ge- birge, in Oberschlesien, in den Moor- und Torfgegenden der norddeutschen Tiefebene, besonders in Ost- und Westpreussen und in Pommern. Die Grundfarbe der Oberseite der typischen Form lässt sich im allgemeinen schwer feststellen, indem ver- schiedene Farben und Farbentöne miteinander in verschiedenster Weise vermischt sind. Als einigermassen bestimmbare Farben habe ich bei Männchen gefunden: fast weiss, hellgrau, schmutzig- grau, graugrün (seltener), graugelb, graubraun, schmutzighell- braun, braun. Es kommen jedoch auch dunkelbraun bis tief- schwarz gefärbte vor. Das Zackenband und sonstige Zeich- nungen heben sich immer mehr oder weniger deutlich von der Grundfarbe ab, und kommt hier rotbraun, braun, dunkelbraun, häufig blauschwarz oder tiefschwarz vor. Die Weibchen sind meist dunkler gefärbt, als schmutzigbraun, braungrau, bisweilen rötlich gesprenkelt, rotbraun (Kupferotter), dunkelolivenfarben, ganz dunkelbraun mit grau gesprenkelt und samtschwarz (Höllen- oder Blitzotter). Die Zeichnungen sind auch hier meist dunkler, mehr oder weniger deutlich hervortretend, mitunter von einer helleren Zone umgeben, wodurch sich die Zeichnung dann sehr gut, namentlich bei dunkler Grundfarbe, abhebt; nur bei sehr dunkel oder schwarz gefärbten Stücken lässt sich die Zeich- nung sehr wenig oder garnicht erkennen. Die Färbung der Unterseite kann von Weiss durch Grau und Braungelb, Rötlich, Yiolett bis zu Schwarz wechseln, wobei die einzelnen Schilder einfarbig, oder mehr oder weniger bald dunkler, bald heller ge- fleckt oder gesprenkelt sind. Diese Flecken fliessen oft wolken- artig zusammen und treten besonders häufig am Grund der Schilder auf, wo sie nach vorn zu oft so zunehmen, dass durch sie die Grundfarbe unter den Hals mehr oder weniger verdrängt wird, und dann die Kehle gewöhnlich schmutzig weiss, weiss mit grau und braun gesprenkelt erscheint. Der Schwanz ist meist gegen die Spitze zu, namentlich bei südlichen Stücken, weisslich, gelblich oder orange gefärbt und bei den vielen Jungen, die bei mir in Gefangenschaft alljährlich geboren wurden, war diese Färbung der Schwanzspitze stets vorhanden. Wenn die ganze Oberseite eine tiefschwarze Farbe annimmt, wobei alle Zeichnungen unsichtbar werden, und dies auch auf der Unterseite der Fall ist, so wird diese Varietät als Pelias prester, Liinic bezeichnet; ist 37 dabei die Unterseite milchweiss, so wird diese Varietät Pelias- scytha, Fall, genannt; ist aber die Unterseite dunkler, während die Kürperseiten bläulich gewölkt oder gesprenkelt sind, so ist dies die als Pelias melaenis, Pall. bezeichnete Varietät. An Zeichnungen finden sich bei normalen Stücken auf der Oberseite des Kopfes acht Flecke oder Striche ; die Schnauzen- spitze zeigt gewöhnlich einen dunklen Fleck, drei solcher Flecke stehen in einer Querreihe zwischen den Augen und vier am hintern Teil des Kopfes; von den letzteren sind die nach innen stehenden lang bindenartig, etwa von den Scheitelschildern aus im Bogen nach hinten und aussen ziehend, sie berühren sich jedoch in ihrer Mitte an den konvexen Stellen höchst selten, dennoch sieht es aus, als ob sie gewissermassen ein Kreuz (sog. Andreaskreuz) bilden. Die anderen beiden Flecke sind klein, in der Ausbuchtung der bogenförmigen, in der Schläfengegend ge- legen; ein vom hintern Augenrand schräg gegen die Halsseiten verlaufender Streif verschmilzt gewöhnlich mit den letzteren. Diese Zeichnungen sind jedoch nicht immer beständig, öfters ungleich entwickelt und färben auch durch gegenseitiges Ver- schmelzen den Kopf mehr oder weniger dunkel, öfters auch sind sie teilweise undeutlich oder können auch ganz fehlen ; die beiden Bogenflecken am Hinterkopf, sowie der Augenstreif sind fast immer vorhanden. Der vom Hinterrand der Augen ausgehende Streif berührt häufig die Endungen der bogenförmigen Zeichnung des Hinterkopfes, zieht dann über die Halsseiten hin und ver- einigt sich nicht selten mit den Seitenflecken des Zackenband«-. 1 >ie Oberlippenschilder sind gewöhnlich weisslich, an den Nähten dunkler gesäumt, welche Färbung den Eindruck hervorruft, als ob die Schlange, etwa wie eine Bulldogge, die Zähne zeige. Die Ränder der Brauenschilder sind weisslich gesäumt, und trägt diese Zeichnung viel dazu bei, das Drohende in dem C4esichts- ausdruck der Kreuzotter zu erhöhen. In dem durch das Aus- einandergehen der hinteren Kopf binden gebildeten Raum, findet sich ein meist rautenförmiger oder rundlicher grösserer Fleck (Tafel II), welcher den Anfang des gewöhnlich über den ganzen Rücken bis zum Schwanz sich hinziehenden Zacken- bandes bildet. Dieses Zackenband besteht aus unregelmässig rautenförmigen, meist mit den stumpfen Spitzen sich berührenden Querflecken, diese können jedoch auch verzerrt-oval oder rundlich 38 sein, mehr oder weniger dicht hintereinander stehen, sind dann aber meist durch einen gleichfarbigen, längs der Mitte des Kückens laufenden Streifen verbunden. Auch kann es vorkommen, dass diese Kückenflecken derartig ineinander verfliessen, dass sie ein fast gleich breites, seitlich nur stellenweise etwas erweitertes Hand bilden. Neben diesem Zickzackband befindet sich an jeder Seite eine Längsreihe kleinerer oder grösserer, wie das Zacken- band gefärbter Flecken oder Tüpfel, welche in den Ausbuchtungen des Zackenbandes stehen, nach vorn zu oft der Länge nach zu- sammenfliessen und sich mit dem Halsstreifen vereinigen. Mit- unter findet sich an der Grenze der Bauchschilder noch eine dritte Reihe viel kleinerer meist undeutlicher Flecken, welche abwechselnd mit den vorigen stehen, öfters aber auch mit jenen zusammenfliessen, wodurch dann die Körperseiten nach unten zu mehr oder weniger dunkel gefärbt erscheinen. Die Jungen sind gewöhnlich dunkler, nach Art der Weibchen, mitunter aber auch recht hell gefärbt, die Zeichnungen am Kopf sind in der ersten Zeit sehr undeutlich, das Zackenband längs des Rückens jedoch meist sehr gut sichtbar, die jungen Männchen zeigen gewöhnlich eine kräftigere Grundfarbe als die Weibchen, erstere meist braun, bald heller bald dunkler, letztere schmutzig- braun, auch mit graulichem Anflug. Die ganze Kopfplatte zeigt sich gewöhnlich dunkel, höchstens sind die hinteren Endungen der Bogenflecke erkennbar. Das Zackenband zeigt sich von Kaffeebraun durch alle Töne bis Schwarz. Bei einem am 13. August 1889 erhaltenen Wurf von sieben Stück befanden sich zwei, bei welchen die Dorsalbinde heller begrenzt ist. Bei allen war die Schwanzspitze blassgelb bis gelb. Alle zeigten sich bald bissig, nach acht und zehn Tagen konnten sie junge Mäuse töten jedoch nicht verschlingen, um sie zum Beissen zu veranlassen, musste ich sie jedoch reizen. In der ersten Woche frassen sie garnicht, nach etwa vierzehn Tagen nahmen sie junge, gleichfalls von mir in Gefangenschaft gezüchtete Zaun- oder Feldeidechsen (Lacerta agilis, Linne) an. Das Verbreitungsgebiet der Kreuzotter erstreckt sich, nach Strauch, vom 9. bis 160. Grad östlicher Länge und vom 38. bis 67. Grad nördlicher Breite ; demnach dürfte sie in Europa mit wenigen Ausnahmen wohl überall vorkommen. Neueren Nach- forschungen zufolge wird der 43. Grad, höchstens der 42. Grad nörd- Tafel IL c o c c C/) o O N O 39 licher Breite als die Grenze ihrer südlichen Verbreitung ange- nommen. Der höchste Punkt, wo die Kreuzotter sich noch finden soll, ist nach Schreiber Quickjok in den Lappmarken, nördlich vom Polarkreis. Dann findet sie sich in Finnland, Skandinavien und Jütland, sogar auf den Inseln Seeland und Möen. Immer häufiger auftretend, kommt sie in Hannover, den Niederlanden, in Belgien, Frankreich, Spanien und Portugal, in letzteren Ländern jedoch im Norden häufiger als im Süden, vor. Auf Irland fehlt sie, findet sich aber in England, Schottland, auf Arran, wahrscheinlich auch auf Lewis. Ferner findet sie sich in Italien und in der Schweiz, besonders häufig in den nördlichen und Zentralalpen. In Oesterreich ist sie nicht selten, kommt in ganz Böhmen, Mähren, Oesterreichisch-Schlesien, Kärnten, Krain, T3T0I, Ungarn (bei Budapest häufig, am Näkos, in den Komitaten Gömör und Zipsen häufig, auch in Unterungarn ist sie noch häufig an- zutreffen; im Museum des Josefs -Polytechnikum zu Budapest befindet sich eine, welche in einer Meereshöhe von 1792 Meter gefangen wurde), Galizien, der Bukowina, Siebenbürgen und an der Militärgrenze vor, scheint also erst in Kroatien, Istrien, Dalmatien durch ihre Verwandten mehr oder weniger verdrängt zu werden. Sie bewohnt ferner ganz Kussland, von Polen bis zum Ural und vom "Weissen bis zum Schwarzen Meer, überschreitet den Kaukasus und den Ural, tritt in den Steppen Süd- und Mittel- sibiriens und Nordturkestans auf, ist in der Mongolei vielleicht ebenso häufig wie die Halysschlange, (Trigonocephalus halys, Pallas.), zeigt sich am Amur und dürfte wohl überall zwischen Amur und Ob zu finden sein, kommt überhaupt bis zu den japanischen Inseln vor. In Deutschland ist sie fast überall zu finden, tritt da wo sie vorkommt nicht gerade selten, in manchen Gegenden leider sogar sehr häufig auf; in Nassau und den E hein- landen ist sie seltener, in der Rheinpfalz noch garnicht gefunden worden. Auf meinen Reisen fand ich sie in der Lüneburger Heide, in Mecklenburg, Pommern, West- und Ostpreussen häufig, zerstreut in den Marschen, in den Oder- und AVeichselniederungen, also in ganz Schlesien, Deutsch- und Russisch-Polen häufig, in Oesterreich-Schlesien, im nördlichen Böhmen und in Ungarn nicht allzu häufig; in Schweden in der Nähe von Malmö fing ich eine, bei Wexiö zwei. In der Umgebung von Berlin fand ich sie oft, und noch immer soll sie dort häufig sein, namentlich in der 40 Jungfernheide. In der Umgebung von Liegnitz kommt sie sehr häufig vor; es gibt dort Stellen, wo der Ottern wegen niemand das üppige Gras schneidet. Hier in der Umgebung von Bunzlau, in den Torfstichen, ist sie gleichfalls sehr häufig, nicht selten auch noch anderwärts in hiesiger Umgegend, mitunter an ziemlich vielbegangenen Orten, zu finden. Ihre Standorte wählt sie sowohl im Gebirge wie im Flach- lande bis an die Meeresküste. In grosser Menge findet sie sich in Heide- und Moorgegenden, auf moorigem mit Gebüsch be- wachsenem Boden, ebenso auch an anderen Orten, wie lichten Wäldern, wenn der Boden mit Heide und Gestrüpp bewachsen ist, gern bewohnt sie abgeholzte Waldungen, Waldblössen, Schäl- waldungen, Schonungen, sowie namentlich die bebuschten Ränder dichter Waldungen, ferner findet sie sich auf AViesen, unter einzelnen Gebüschen, auf Feldern, unter Steinhaufen, welche mit allerlei Unkraut bewachsen sind, in Hecken, welche AViesen und Felder umsäumen. Sie bewohnt sowohl Laub- als Nadelwaldungen, bald diese, bald jene häufiger. Im Gebirge bewohnt sie auch gern sonnige, bebuschte, mit Geröll bedeckte Abhänge. Im Norden lebt sie mehr im Flachland, in Mooren etc., im Süden mehr im Gebirge, wo sie bis 2200 m Meereshöhe noch gefunden wurde,, ja bis gegen 8000 Fuss aufsteigen soll. Den dichten Hochwald, Schluchten, in welche die Sonne nicht eindringt, sowie sandige, von Pflanzenwuchs entblösste Flächen, meidet sie. Dichte, ver- worrene, niedrige Büsche, Brombeer-, Himbeer- und andere Dorn- büsche sind ihre liebsten Aufenthaltsorte. Gute Schlupfwinkel, Sonnenschein und genügende Nahrung sind Hauptbedingungen bei der Wahl ihres Aufenthaltsorts; doch habe ich sie bisher immer nur an Orten gefunden, wo Wasser, wenn auch nur eine Pfütze, in der Nähe war. Betreffs ihrer Schlupflöcher ist sie nicht wählerisch; Höhlungen unter alten Baumstümpfen, unter Bäumen oder im Boden, ein verlassener Fuchsbau, Mäulwurfs- löcher u. dergl. genügen ihr, doch wählt sie ihre Herberge immer möglichst tief unter der Erde. Die Nahrung der Kreuzotter besteht hauptsächlich in Mäusen; Feld- und Waldmäuse, deren Junge sie auch wohl aus dem Nest holt, zieht sie vor, Spitzmäuse und kleine Maulwürfe werden nicht verschmäht, auch den jungen Vögeln, deren Nester für sie er- reichbar sind, dürfte sie nachstellen. Im Magen einer Kreuzotter jtl fand Le unis einmal einen Siebenschläfer, E. F. v. Homeyer ein altes und ein junges Wiesel und F. Müller in Basel einen schwarzen Alpensalamander. Nur im Notfall dürften alten Kreuz- ottern Eidechsen und Feldfrösche oder andere Lurche zur Nahrung dienen. Die Jungen ernähren sich anfangs von jungen Eidechsen, später von grösseren, bis sie endlich zur Nahrung der Alten über- gehen. Gewöhnlich lauert sie ihrer Beute auf, bei Nacht sowohl als auch bei Tage, doch scheut sie auch nicht eine kurze Verfolgung- derselben. Sie streift wohl auch in der Nähe ihres Schlupfortes nach Beute suchend umher, doch entfernt sie sich niemals Aveit von demselben. Sie kriecht in die Löcher der Mäuse, Maulwürfe etc. um deren Insassen zu erbeuten; bei dieser Gelegenheit fallen ihr dann auch die jungen Nestmäuse, die man öfters in ihren Magen gefunden, zum Opfer. In unserem Klima ist sie eher ein Dämnierungs- oder Nacht- tier als ein Tagtier; so lange es die Witterung- gestattet, geht sie in der Dämmerung oder des Nachts ihrer Nahrung nach, dies schliesst jedoch nicht aus, dass sie auch bei Tage gelegentlich Beute macht, wie ich solches öfters sowohl hier wie auch ander- wärts, wo die Kreuzotter häufig ist, beobachtet habe. Erst vorigen Sommer (Juli 1889) hatte ich das Glück, in den Torfstichen bei Greulich, Kreis Bunzlau, auf Kreuzottern jagend, eine solche Nach- mittags nach 2 Uhr beim Verschlingen einer Maus zu überraschen ; jedenfalls hatte sie sich diese Maus aus irgend einem der vielen in der Nähe befindlichen Löcher geholt, oder diese war zufällig der sich sonnenden Kreuzotter nahegekommen und wurde ab- gefangen. Mag sich nun die Otter die Maus verschafft haben, wie ihr Gelegenheit geboten wurde, es beweist dies jedoch noch keineswegs, dass die Kreuzotter ein Tagtier ist, wenn sie auch gelegentlich während des Tages Beute macht. In nördlichen Gegenden, oder hoch im Gebirge mag- sie wohl meist, wenn nicht ausschliesslich, während des Tages ihrer Nahrung nachgehen, da ihr die Nächte selbst im Sommer in solchen Gegenden doch wohl zu kalt sind; sie würde nicht die nötige Geschmeidigkeit ihres Körpers während der Nacht besitzen, um ihre Beute erlangen zu können. In unseren Gegenden aber, sowie in den südlichen Ländern ihres Verbreitungsgebietes ist die Kreuzotter jedoch ein Dämmerungs- oder weiter südlich ein Nachttier. In der hiesigen Umgegend (Bunzlau\ wie auch bei Liegnitz, Berlin und an anderen Orten, 42 habe ich sie fast immer am Spätabend, oder im Hochsommer auch in der Nacht, nach Nahrung- suchend oder auf Beute lauernd an- getroffen, so oft ich den von ihnen bewohnten 0 ertlichkeiten zu diesen Stunden einen Besuch abstattete. Bei Tage findet man sie, wenn für sie besonders günstige, warme, noch besser gewitterschwüle Witterung herrscht, unweit ihres Versteckes, vor oder unter einem Gebüsch, mitunter auch auf begangenen Wegen, sich sonnend liegen. Sehr gern lagert sie auch unter Holzbündel, Baumrinde, Heuhaufen, Garben etc., wenn dergleichen in der Nähe ihres Versteckes liegen; mit der- gleichen wird sie auch häufig in die Häuser, Ställe etc. verschleppt. Bei Tage ist die Pupille ihres Auges schlitzartig, wie bei der Katze, verengt, bei Nacht jedoch, sehr erweitert. Die Kreuzotter ist entschieden die am schönsten gefärbte und gezeichnete von allen in Deutschland vorkommenden Schlangen, ein fast weisses oder grünlich angehauchtes, mit dunkelbrauner oder kohlschwarzer Zeichnung versehenes Männchen sieht wirklich prächtig aus, wenn man es in der Sonne am Buschrande spiralförmig zusammengerollt liegen sieht, unwillkürlich fährt man mit dem Zwiesel nach dem schönen Tier, um seiner habhaft zu werden, wehe aber dem, der mit der blossen Hand nach der bestechend schönen, harmlos aus- sehenden, scheinbar sich um nichts kümmernden Schlange greifen wollte, der in der Mitte des zusammengerollten Körpers ruhende leicht emporgerichtete Kopf ist stets sofort bereit, von seinen furchtbaren Giftzähnen Gebrauch zu machen, mit Gedanken- schnelle ist der verhängnisvolle Biss geschehen. Deshalb ist die grösste Vorsicht geboten und wer auf den Fang der Kreuz- ottern sich nicht besonders eingerichtet, sollte auch die noch so schön aussehende, wenn er sie bestimmt als Kreuzotter erkannt hat, lieber sofort mit dem ersten besten Stock erschlagen, aber nicht etwa aufnehmen, denn das könnte schlimme Folgen haben. Die Schlange ist durch diesen Schlag nicht tot, nur gelähmt, selbst der vom Rumpfe getrennte Kopf beisst noch wütend, er kann ebenso vergiften, als wenn er noch am Rumpfe sässe. Kann man aber eine Schlange nicht bestimmt als Giftschlange er- kennen, so lasse man sie lieber unbelästigt und gehe seines Weges. Wie allen Schlangen, so ist auch der Kreuzotter Wärme und namentlich Sonnenschein ein Bedürfnis. Stundenlang liegt sie oft bei Tage in der Nähe ihres Versteckes und lässt sich die 43 Sonne auf den Leib brennen, scheinbar unbekümmert um alles, was um sie her vorgeht. Eine Eidechse, welche über sie hinweg- läuft, beachtet sie nicht, oft vermag- selbst eine Maus, welche ihr vor der Nase herumläuft, sie nicht aus ihrer trägen Ruhe zu stören. Wenn man sich leise von hinten heranschleicht, sich nicht sehen lässt, so kann man sie mit einer langen dünnen Gerte oft lange necken, ehe sie sich zum Beissen bequemt, ein leichter Stoss erregt sie nicht. Bringt man leise einen etwa wallnussgrossen stein, mit der Otterzange natürlich, auf ihren Körper, so kann man sehen, dass sie diesen ihr lästigen Gegenstand wohl gern los sein möchte, es dauert aber oft eine ganze "Weile ehe sie sich aufringelt. Kommt man in seitlicher Stellung zu ihren Augen und bewegt sich, so wird man sofort bemerkt, nähert man sich aber nicht weiter und verhält sich ruhig, so kann man der nun aufgeregten Otter mancherlei hinhalten, sie beisst dann sofort danach, sei es ein mit der Zange gefasstes Stück Papier, ein Frosch oder eine Maus, gleichviel sie beisst eben nach allem ; so habe ich Lackmuspapier hingehalten, um zu sehen ob das Gift der in Freiheit befindlichen Otter grössere Flecken hervorbringe als das der gefangenen, es ist jedoch gleich. Hieraus ziehe ich den Schluss, dass die Kreuzotter entweder kein Unterscheidung s- vermögen besitzt, in blinder Wut eben nach allem beisst, oder dass sie bei Tage schlecht sieht. Tritt man ihr jedoch näher, so ringelt sie sich schleunigst auf und sucht unter fortwährendem l nisichbeissen zu entfliehen. Die Kreuzotter ist diesem Verhalten nach ein sehr dummes, leicht in blinde Wut geratendes, jäh- zorniges Tier und bei Tage ziemlich träge. Naht man sich einer sich sonnenden Kreuzotter plötzlich, so entflieht sie meist unter starkem Zischen, tritt man aber unversehens auf sie, was, wenn man nicht genügend Obacht gibt, sehr leicht vorkommen kann, so beisst sie gewöhnlich, ohne vorher zu zischen, sofort ein- oder mehrmal zu und sucht dann zu entfliehen. Nicht immer aber lässt sich die Otter leicht durch das Nahen eines oder selbst mehrerer Menschen verscheuchen, wie ich öfters zu beobachten Gelegenheit hatte. Hier nur ein Fall : Eines Junimorgens, das Gras war noch taufeucht, gingen ein Bekannter von mir, dessen Sohn und ich in den Busch hinter dem Dorfe Hummel bei Liegnitz, um Ottern und Ringelnattern zu fangen. Meine Begleiter gingen voraus, ich zwei bis drei Schritt hinter- 44 her. als ich links vor uns eine Otter liegen sah. Ich gab meinen Begleitern, welche der Otter näher waren, einen Wink und wollte eben den Busch, unter welchem die Otter lag, umgehen, als ich rechts neben mir eine andere, grössere Otter bemerkte, welche sich durchaus nicht rührte, trotzdem meine Begleiter schon dicht an ihr vorübergegangen waren, ja, da der Weg zwischen zwei Büschen nur schmal war, sie schon gestossen haben konnten. Meine Begleiter zum sofortigen Stillstehen veranlassend, fing ich die Otter, die erst, als ich mit grösster Bequemlichkeit ihr den Zwiesel aufsetzte, zu entfliehen versuchte, ein, darnach erst die andere, zuerst gesehene, welche gleichfalls ihre Lage inzwischen nicht verändert hatte. Auch im zeitigen Frühjahr oder Spätherbst liegen die Ottern oft sehr fest, wodurch sie gerade am gefähr- lichsten werden. An warmen Tagen in der Altenddämmerung oder in warmen Sommernächten ist die Kreuzotter bei weitem lebhafter, man kann sie dann beobachten, wie sie nach Beute suchend umherstreift. Man findet dann öfters ihrer mehrere auf dem Acker, zwischen dem Kartoffelkraut und in den Ackerfurchen umherkriechen, oder zusammengerollt liegen. Gern besuchen sie solche Ackerstücke, welche von Gebüschen umgeben, oder in der Nähe grösserer Ge- büsche belegen sind. Hat eine Otter eine Maus entdeckt und ist es ihr nicht sofort gelungen, derselben den Biss beizubringen, so unter- nimmt sie auch wohl eine kurze Verfolgung ihres Opfers, dann kann sie sich ziemlich schnell bewegen, schneller als man dies der doch bei Tage so träge erscheinenden Otter zumuten sollte. Lange währt die Verfolgung jedoch nicht, die Otter erreicht meist bald ihren Zweck oder steht von der Verfolgung ab. Gewöhnlich ver- kriecht sich die Maus bald in irgend ein in der Nähe befindliches Loch, wo es dann der Otter leicht ist, ihr den tötlichen Biss bei- zubringen. Nachdem dies geschehen, wartet sie ruhig ab, bis die Maus tot ist, um sie dann zu verschlingen. Selten kommt es vor, dass sie ihr Opfer ergreift, wenn dieses noch Leben zeigt. An in Gefangenschaft befindlichen Ottern habe ich wohl beobachtet. dass sie eine Maus anfangen zu verschlingen, wenn diese auch noch nicht völlig tot war, in der Freiheit dürfte dies jedoch nicht vorkommen, habe es auch noch nicht beobachtet, immer warteten die von mir im Freien beobachteten Ottern, der Wirkung ihres Bisses sich bewusst. das Verenden ihrer Beute ab. Wird 45 eine Otter einer in ihrer Nähe am Ackerrande, oder auf dein Acker, nach Nahrung suchenden oder nagenden Maus ansichtig-, so kriecht sie alsbald darauf zu, in nächster Nähe angekommen, zieht sie den Hals ein wenig- ein, oder ringelt sich auch zusammen. blitzartig schnellt der Kopf vor, die Maus macht einen Satz, läuft ein paar Schritte davon, sucht sich zu verbergen, zackt mehrmals krampfhaft zusammen und ist in 3 bis höchstens 5 Minuten ver- endet. Die Otter bleibt währenddem ruhig- auf der Angriffsstelle liegen, oder kriecht der Maus langsam nach. Kommt eine Maus an einer lauernd zusammengerollt liegenden Otter vorüber, so schleudert diese im günstigen Moment gleichfalls den Kopf vor, oft mit dem halben Leibe nachrutschend, nur selten verfehlt sie ihr Ziel. Jagende Ottern, welche sich begegnen, kümmern sich nicht umeinander, eine kriecht, ohne von der Anwesenheit der andern Notiz zu nehmen, über dieselbe hinweg, sie sind durchaus ungesellig. Je nachdem wärmere oder kühlere Witterung herrscht, ziehen sie sich früher oder später des Abends oder des Nachts in ihre Schlupflöcher zurück. In recht warmen Sommernächten habe ich sie bis des Morgens gegen 2 Uhr beobachtet, an Nächten nach minder heissen Tagen suchen sie schon des Abends um 10 oder 8 Uhr oder noch früher ihr Nachtquartier auf. Mag sie nun auch des Abends sich noch früher zurückziehen, die echten 'rag- schlangen werden dann jedoch schon lange vorher ihre Nacht- herberge aufgesucht haben. Eine Ausnahme hiervon scheint Coronella laevis, Bote, zu machen, diese habe ich im Hochsommer auch noch am Spätabend, lange nach Sonnenuntergang, ausserhalb ihres Versteckes angetroffen. Je weiter nun die Jahreszeit vorrückt, je kühler Tage und Nächte werden, je früher sucht Abends die Kreuz- otter ihre Schlupflöcher auf, immer aber später als die echten Tagschlangen; im Frühjahr und im Herbst kann sie dann als Tagschlange gelten, in der warmen Jahreszeit jedoch, während der Zeit ihres eigentlichen Summerlebens, würde sie, wenn nicht als Nacht-, so doch als Dämmerungstier zu betrachten sein, alle gegenteiligen Ansichten kann ich auf Grund eigener J!e- obachtungen nicht anerkennen, und bin ich der festen Meinung. dass, nachdem, was ich dieserhalb Jahre hindurch beobachtet, die Kreuzotter in den südlichen Gegenden ihres Verbreitungs- gebiets, entschieden ein echtes Nachttier ist. 46 Dem Winde sind die Schlangen nicht hold und an trockenen. windigen Tagen, namentlich hei Ost- oder Nordwind, findet man selten eine Kreuzotter ausserhalb ihres Versteckes. Ist jedoch West- oder Südwind herrschend, so findet man sie an warmen Tagen häufiger, aber meist in gedeckter Lage, an windstillen, warmen Tagen, namentlich recht gewitterschwülen, liegen sie oft so frei, dass man sie mit leichter Mühe fangen kann. Unter Mittag sind sie gleichfalls nicht leicht aufzufinden, sie haben sich dann tiefer in die Gebüsche zurückgezogen, oder gänzlich in ihre Schlupflöcher verkrochen, denn allzugrosse Hitze sagt der Kreuz- otter ebensowenig zu, wie kalte Witterung; im Frühjahr und Herbst, wo die Tage noch oder schon kühler sind, sucht sie auch um die Mittagszeit freie, gegen den Wind geschützte, sonnige Stellen auf, sich mit Behagen der ihr wohlthuenden Sonnenwärme hingebend. Auch die Kreuzotter kann, obwohl sie keine besondere Vor- liebe für das Wasser hegt, vorzüglich schwimmen, wie ich schon oft beobachtet habe, ja einmal suchte sich eine Otter sogar durch die Flucht in einen Teich meiner Verfolgung zu entziehen. Frei- willig dürfte sie aber das Wasser nur um ihren Durst zu löschen, oder bei bevorstehender Häutung aufsuchen, darauf beziehen sich auch wohl alle Gelegenheiten, wo man Kreuzottern im Wasser angetroffen hat. Man findet sie mitunter an völlig trocknen Orten, wo höchstens eine kleine Pfütze in der Nähe ist, die ihr doch keine Gelegenheit zum schwimmen bieten kann. Obwohl sie ziemlich unbeholfen ist, hat man sie doch mehr- fach im Gezweige der Büsche angetroffen, es kann dies aber nur dann geschehen sein, wenn die Gelegenheit, hinaufzukommen, eine besonders günstige gewesen ist, z. B. bei jungem Nadelholz, jungen Eichen etc., wo die untersten Aeste den Boden berühren, dann vermag sie sich wohl hinaufzuwinden, doch kommt dies nur selten vor; besonders gut klettern kann sie nicht, obwohl sie eine grosse Muskelkraft besitzt. In einem meiner Terrarien kroch einst eine Kreuzotter an der Glasscheibe, wo diese in den Rahmen eingelassen ist, schnurgerade, ohne seitliche, schlängelnde Bewegung in die Höhe, in wagerechter Richtung bis zur halben Leibeslänge unterhalb der Deckelkante entlang, so dass ihr gegen die Scheibe gedrückter Körper einen rechten Winkel bildete, wobei sie sich nur durch Anstemmen der Rippen halten konnte. Dennoch macht 47 sie selten in dieser Weise von ihrer Muskelkraft, Gebrauch, zeigt überhaupt für das Umherklettern keine grosse Vorliebe, sondern hält sieh lieber am Boden auf. Bei eintretender kalter Witterung, Ende Oktober oder Anfang- November, zieht sich die Kreuzotter in ihre Winter her berge zurück und verweilt darin fast ununterbrochen, bis im Frühjahr wieder wärmere Witterung- eintritt; sehr selten kommt sie vor Mitte März wieder zum Vorschein. Während dieser Zeit liegen die Kreuzottern in tiefen Mäuse- und Maulwurfslöchern, in Höhlungen unter alten Baumstümpfen, namentlich in den vom Abholzen her stecken gebliebenen Wurzelstümpfen, in tiefen Felsrissen u. dergl. Im Winter findet man öfters beim Ausroden von solchen Wurzel- stümpfen, oder sonstigen Erdarbeiten, Kreuzottern, mitunter in grösserer Anzahl, im Winterschlaf, und sollen schon bis 30 Stück beisammen gefunden sein. Vor Jahren war ich selbst einmal zu- gegen, als eine solche Winterherberge, worin sich acht Kreuz- ottern befanden, blossgelegt und die Ottern von den Waldarbeitern in ein kleines Feuer geworfen wurden; zwei davon fielen daneben, nach einer kleinen Weile hatte die geringe Wärme, welche das kleine Feuer ausstrahlte, hingereicht, sie zu ermuntern. Sie ver- suchten nun davonzukriechen, kamen jedoch nicht weit, denn nach kurzer Zeit waren sie erfroren, da eine Kälte von 5 bis ß° R. herrschte. Ihre Winterherbergen wählen sie nur an Orten, wo kein Frost hinkommt, also immer sehr tief, denn schon eine geringe Kälte würde sie töten. Sie sind nicht starr und steif, schlafen auch nicht eigentlich, sondern sind vielmehr halbwach und halb- starr, die Augen matt und trübe, die Hautfarbe schmutzig. Treten im Winter warme Tage ein, so kommt es hin und wieder vor, dass Kreuzottern dadurch aus ihrem Winterlager hervorgelockt werden, sich an geschützten Stellen lagern, um sich zu sonnen, selbst auch dann, wenn noch Schnee liegt. Tritt nun plötzlich kaltes Wetter ein, so können sie mitunter ihre Schlupflöcher nicht wieder erreichen, woher es dann kommt, dass man im Winter bisweilen erfrorene Schlangen findet. Zeitiger als unsere unschädlichen Schlangen kommt im Früh- jahr die Kreuzotter aus dem Winterschlaf hervor. Sie sieht jetzt sehr abgemagert und unansehnlich aus, indem ein grosser Teil des im Laufe des Sommers angesammelten Fettes während des Winters, wo sie doch eine Hungerkur durchmachen muss, ver- 4* braucht ist. Vorerst begnügt sie sich jetzt damit, täglich einige stunden in der Sonne zu liegen, an ihre Nahrung denkt sie noch nicht, der Winterschlaf hat sie derartig ermattet, dass sie auch noch nicht die Kraft hat, Nahrung zu erlangen und zu verschlingen. Sie muss erst ihren Körper gehörig durchwärmen, damit er ge- schmeidiger wird. Bald nach ihrem Erscheinen aus dem Winter- schlafe erfolgt dann auch gewöhnlich die Häutung und befindet sie sich nun in ihrem Hochzeitskleide, denn, nachdem sie sich etwas durch nunmehrige Nahrungsaufnahme gekräftigt, macht sich an warmen Frühlingstagen der Fortpflanzungstrieb geltend. Ihre Geschlechtsreife erlangt die Kreuzotter erst, nachdem sie ziemlich ausgewachsen, also etwa vier Jahre alt ist. Im Früh- jahr, etwa Mitte April bis Mitte Mai, schreiten sie zur Paarung, und vereinigen sich dann mitunter zu grösseren Gesellschaften; hin und wieder kommt es vor, dass sie sich während der Begattung zu grösseren Knäulen verschlingen. So habe ich schon mehrmals derartige Knäuel von in Begattung begriffenen Kreuzottern gefunden ; die Anzahl der so untereinander verwickelten Tiere betrug sieben bis zehn Stück, doch soll schon ein solcher Knäuel mit dreizehn Stück gefunden worden sein. Während der Begattung umschlingen sich die einzelnen Pärchen mehr oder weniger, manchmal recht innig. Der Vorgang währt immer mehrere Stunden, ja man will schon derartige Pärchen am Abend beobachtet und am anderen Morgen in der- selben Stellung noch an derselben Stelle gefunden haben. Ein in Begattung begriffenes Pärchen kann sich, wenn es plötzlich ge- stört wird, nicht so leicht und schnell trennen, da solches durch die Bildung der Geschlechtsteile des Männchens verhindert wird. Werden sie nun gestört, so suchen sie zu entfliehen, da sie sich aber nicht schnell voneinander trennen können, so wird das schwächere Männchen von dem stets stärkeren Weibchen mit fortgezerrt. Lässt man sie jetzt in Ruhe, so nimmt gewöhnlich der Akt an einer anderen Stelle ruhig seinen Fortgang, schlägt man jedoch mit einer Gerte auf sie los oder beunruhigt sie, so trennen sie sich gewöhnlich schnell. Während der Begattung sind sie teilnahmloser als sonst, auch nicht so sehr zum Beissen aufgelegt und oft muss man sie schon tüchtig necken, ehe sie sich zum Beissen herbeilassen. Während des Vorgangs macht sich ein vibri- rendes Zittern an den Körpern der vereinigten Tiere bemerkbar. 49 Etwa vier Monate nach der Paarung-, gewöhnlich Ende August, im September, oder wenn kühle Witterung- die Paarung verzögert hat, auch noch im Oktober, legt das Weibchen je nach ihrer Grösse fünf bis sechszehn dünnhäutige Eier, vielleicht auch noch mehr, aus welchen die Jungen alsbald ausschlüpfen. Zuweilen zerplatzen auch einige Eihäute schon während des Legens im Leibe der Alten, woher es kommt, dass sie dann auch einige lebendige Junge zur Welt bringt, Dies sind jedoch Ausnahme- fälle. Das Weibchen liegt beim Legen ausgestreckt, den Schwanz nach einer Seite hin in die Höhe gebogen und drängt ein Ei nach dem andern hervor. Die Eier kommen in Zwischenräumen von fünf bis zehn Minuten oder nach noch längeren Pausen zum Vorschein. Mitunter kommt es auch vor, dass nur ein Teil der Eier abgesetzt wird, der Eest jedoch erst mehrere Tage später er- scheint, was aber jedenfalls in einem krankhaften Zustand seinen Grund hat. Die Jungen haben gewöhnlich eine Länge von 18 bis 22 cm, doch können sie auch schon bis 24 cm laug sein. Bald nach dem Auskriechen, noch am selben Tage, erfolgt die erste Häutung, sie erscheinen nun im Farbenkleid der Alten, bald heller bald dunkler, meist aber hebt sich das Zackenband recht kräftig ab. Die jungen Ottern zerstreuen sich alsbald, kümmern sich nicht um die Alte oder um einander, gleichfalls kümmert sich auch die Alte nicht um ihre Nachkommenschaft. Wegen ihrer Kleinheit sind die Jungen sehr gefährlich, da sie leicht übersehen werden können, namentlich wenn sie zusammen- gerollt liegen, sieht es aus, als läge ein wenig Schafdung im Grase. Zu den Feinden der Kreuzotter zählt vor allem und mit vollstem Recht der Mensch, welcher sie wo nur möglich verfolgt. Nicht minder grosse Feinde aber hat die Kreuzotter in der Tier- welt. Der grösste Feind der Kreuzotter ist wohl der Igel, da er in Folge seines Aufenthaltes häufig mit derselben zusammen- kommt, und diese vertilgt, wo er nur immer kann. Dass aber der Igel gegen das Gift der Kreuzotter gefeit ist, gehört in das Reich der Fabel; wenn auch mitunter noch das Gegenteil be- hauptet wird. Meine diesbezüglichen vielfachen Versuche haben mir bewiesen, dass der Igel nicht mehr und nicht weniger gift- fest ist als ein anderes warmblütiges Tier. Lässt man einen Igel von einer Otter beissen, derartig, dass das Gift in das Blut dringt, so stirbt er in einer viertel bis halben Stunde, unter günstigen H. Lach mann, Reptilien u. Amphibien Deutschlands. •* 50 Umständen auch erst nach mehreren Stunden; doch kann es auch vorkommen, dass er fast plötzlich verendet, sobald eine Haupt- ader getroffen wird. Nur sehr selten, vielleicht wenn die Otter hinter- einander schon mehrmals gebissen und demnach ihr Gift so gut wie ver- braucht hat, dürfte der Fall eintreten, dass der Igel, wie denn auch ein anderes grösseres Tier, mit dem Leben davon kommt. Dass sich der Igel auch nicht für giftfest hält, beweisst sein Ver- halten einer Kreuzotter gegenüber; er ist vor allem darauf bedacht, seine Feindin unschädlich zu machen, deshalb ergreift er die Otter beim Schwanz und rollt sich zusammen. Die nun wütende Otter fährt herum, beisst nach dem Igel, trifft natürlich nur die Stacheln, immer wütender werdend, folgt Schlag auf Schlag, bis sie ihren Kopf derartig zugerichtet, dass sie nichts mehr machen kann. Bis dahin hält der Igel ruhig den Schwanz der Otter fest, nach- dem aber die Otter sich nicht mehr wehrt, lässt er los und zer- beisst der Otter den Kopf oder Hals, worauf er sie auffrisst. Hals und Kopf jedoch blieben meist liegen, auch wenn ich einem tote Kreuzottern vorgeworfen hatte. Derartige Fälle sind viele beobachtet worden. Hin und wieder kommt es auch vor, dass ein junger unerfahrener Igel sein lieben lassen muss, wenn ihn der Biss der Otter so trifft, dass das Gift in das Blut gelangt. Einen derartigen Fall meldet Herr Lehrer A. Struck in Waren (Mecklenburg) in J. Blums „Verbreitung der Kreuz- otter." Weitere Feinde der Kreuzotter sind der Iltis, welcher namentlich die Kreuzottern im Winterquartier aufsucht, ferner stellen ihr nach: Katzen, Füchse, Marder, Wiesel, Wild- und Hausschwein. Auch den Mäusen dürften viele im Winterschlaf liegende Ottern zum Opfer fallen; im Terrarium werden häufig lebende Ottern von Mäusen angefressen, auch die vorerwähnte Otter, von welcher ich am 13. August die 7 Jungen erhielt, starb auf diese Weise. Unter den Vögeln hat sie nachdrückliche Verfolger im Schlangen- und Schreiadler, den Bussarden, dem Baben, den Krähen, dem Häher, der Elster und in verschiedenen Sumpf- vögeln. Die verschiedenen Geierarten, Scharr- und Stelzvögel gehören zu ihren Verfolgern, auch der deutsche Haushalm weiss mit einer Kreuzotter fertig zu werden, um ihr den Garaus zu machen. Da nun die meisten dieser Feinde der Kreuzotter in der Tierwelt auch deren Mäusefang reichlich ersetzen, so verdienen sie, wo es angeht, vollen Schute. 51 Für die Gefangenschaft eignet sich die Kreuzotter schlecht, nur wenige lassen sich dahin bringen, Nahrung' anzu- nehmen, auch hat sie nichts in ihrem Wesen, was besonders für sie einnehmen könnte. Sie ist bei Tage träge, kriecht meist nur erst gegen Abend oder des Nachts im Terrarium herum, höchstens dass sie gelegentlich einmal bei Tage das Wasserbecken aufsucht. Es gehört schon eine besondere sehr vereinzelt dastehende Lieb- haberei dazu, um an ihrer Lebensweise in Gefangenschaft Ver- gnügen zu finden; nur ganz besonderes, auf wissenschaftlicher Grundlage beruhendes Interesse kann die Veranlassung dazu sein, Kreuzottern behufs näherer Beobachtung in Terrarien gefangen zu halten. Neben ihrer Trägheit sind sie auch boshaft bis an ihr Ende und der Umgang mit ihnen ist stets gefährlich, weshalb ich ihr Gefangenhalten niemanden, der nicht, wie ich, vorgenannten Grund dazu hat, raten kann. Sie bereiten ihrem Pfleger viel Aerger und Verdruss. Bald vertragen sie sich nicht mit andern Giftschlangen oder miteinander und man muss sie absperren, bald beissen sie Mäuse tot und verschleppen diese, so dass man die- selben nicht rechtzeitig entfernen kann, infolgedessen die sehr schnell verwesenden Opfer einen fürchterlichen Geruch verursachen, oder es fassen mitunter zwei Ottern zugleich eine Maus und jede will dieselbe verschlingen, es bleibt in einem solchen, mir öfters vorgekommenen Fall nichts weiter übrig, als die so von zwei Seiten zugleich gepackte Maus mitten durchzuschneiden, Avas auch gerade kein Vergnügen macht, umsoweniger, da man den Ottern niemals trauen kann. In dieser Weise bringt jeder Tag neuen Aerger, so dass das Gefangenhalten dieser Tiere wirklich nicht zu den Annehmlichkeiten gehört. Mir gelingt es jetzt zwar öfters, Kreuzottern in geeignet eingerichteten Terrarien zur Annahme von Nahrung (jungen Ratten und Mäusen) zu bewegen, doch durchaus nicht bei allen; am ehesten lassen sich jüngere Tiere dazu bringen und am leichtesten, wenn man diese kurz nach dem Verlassen ihrer Winterherberge, also sehr zeitig im Frühjahr, ein- fängt. Dennoch bin ich der Ansicht, dass jede Kreuzotter in einem geeigneten recht grossen, sonnig stehenden Terrarium, bei richtiger Pflege Nahrung annimmt, sich häutet und auch fort- pflanzt. Ein diesbezüglicher Versuch ist mir bereits im Jahre 1886 über alles Erwarten gut gelungen, und zwar bei einem Männchen und 4* 52 zwei Weibchen.*) Diese gewöhnten sich bald an regelmässiges Fressen. Das am 8. April eingefangene Weibchen wurde von dem mit ihm zugleich gefangenen Männchen im Terrarium be- gattet, das andere Weibchen war bereits trächtig als ich es ein- ling. Am 28» August erhielt ich nun von dem Weibchen, welches bei mir begattet worden, neun Junge, drei davon kamen tot zur Welt, und zersprengten ihre Eihülle nicht; zwei andere zer- sprengten die Eihaut wohl, starben aber bald darauf, die vier übrigen waren wohlauf und muntere allerliebste Tierchen. Die erste Häutung erfolgte innerhalb drei Stunden. Am 31. August erhielt ich von dem im trächtigen Zustande eingefangenen Weibchen acht Junge, davon eins tot und sieben lebend. Als ich am 21. November das Terrarium reinigte, vermisste ich drei Junge, bemerkte aber an zweien von den noch vorhandenen acht Stück eine auffällige Dicke, so dass ich annehmen musste, die fehlenden seien von diesen verschlungen worden, welche Annahme sich denn auch später als richtig auswies. Uebrigens wurden die Tiere mit kleinen Echsen gefüttert, welche auch regelmässig aufgefressen wurden. Ottern, welche in Gefangenschaft nicht fressen, bleiben dennoch mehrere Monate am Leben, eine hat ohne jegliche Nahrung zehn Monate ausgehalten, war dann zum Skelett abgemagert und starb, wie fast alle, an Entkräftung. Einige fressen in der ersten Zeit ihrer Gefangenschaft und stellen dann später ohne ersicht- liche Ursache das Fressen wieder ein, um gleichfalls zu verhungern. Die meisten bekommen, wenn sie nicht fressen, eine Krankheit, die ich als Maulfäule bezeichnen möchte, die Lippen werden dick, nässen und sehen faulig aus, die davon befallenen Opfer sterben immer bald. Zum Fange der Ottern bediene ich mich eines Zwiesels, einer Otterzange und eines ledernen Beutels mit langem Stiel. Der Zwiesel dient zum Festhalten der Schlange am Boden. Es ist ein fester Stock von der Länge eines Spazierstockes, oben etwa 3 cm im Durchmesser, am unteren schwächeren Ende bildet er zwei stumpfwinklig, gabelförmig auseinandergehende Spitzen, welche höchstens 3—4 cm lang sein dürfen. Die Zange, welche ich benutze, besteht aus zwei 1 cm starken, 3 cm breiten, etwa *) Siehe auch die betreffenden Jahrgänge der „Isis" und des „Zoologischen Garten". ,3 1 m langen Leisten ans hartem Holz, welche mit den flachen Seiten aufeinandergelegt und durch eine Schraube in der Mitte verbunden werden, also eine Art Schere bilden. An dem Ende. mit welchem die Schlange gepackt werden soll, ist auf jeder flachen Seite nach innen ein Brettchen aufgeschraubt, ca. 6 cm lang, 1 cm dick, 3 cm breit, welches dazu dient, dieses Ende der Zange zu verdicken und ein U eberspringen der Schenkel zu ver- hindern. Die nun 2 cm starke Innenseite am unteren Ende wird mit Filz oder Tuch gepolstert, um eine Beschädigung der Schlange zu verhindern. Vor dem Befestigen des Filzes werden auf jeder Innenseite einige wellenförmige, gegenseitig ineinandergreifende Vertiefungen (gewissermassen Zähne bildend) ausgefeilt oder aus- geschnitten, um ein besseres Festhalten der Schlange zu ermög- lichen. Am Transportbeutel befindet sich oben ein Ring von starkem Draht, an diesem ein etwa y2 m langer Stiel. Der Beutel wird unter dem Ringe und dann noch einmal tiefer zu- gebunden, wobei zu beachten ist, dass man keine etwas hoch- gekletterte Schlange mit festbindet. Mit diesen Fangwerkzeugen ausgerüstet, lassen sich bei der nötigen Vorsicht und Umsicht alle Schlangen, vorzüglich Giftschlangen, leicht erbeuten, weshalb ich stets zur Anwendung derselben nur raten kann. Ueber die Giftzähne. Giftdrüsen und das Gift der Vipern, dessen Wirkungen und die Gegenmittel gegen die Vergiftung. Der Oberkiefer der Vipern ist auf ein kleines Knöchelchen verkümmert und sehr beweglich, so dass er beliebig vor und zurück- geschoben werden kann, welche Bewegungen ein Aufrichten der Giftzähne beim Oeffnen des Rachens und ein Niederlegen beim Scliliessen desselben bedingen. Die Giftzähne sind nicht ein- gekeilt, d. h. nicht in den Zahnknochen eingewachsen, sondern nur durch sehnige Bänder mit demselben verbunden. Die Stellung der Giftzähne ist nicht auf, sondern gegen den Kieferknochen gerichtet, die Wurzeln der Zähne jederseits ruhen in zwei seichten Einschnitten des Kiefers. Die Giftzähne haben eine pfriemenförmige nach aussen gewölbte Gestalt und sind an ihrer Spitze sehr scharf; in weiche Gegenstände dringen sie sehr leicht ein, von harten jedoch prallen sie ab. brechen auch leicht aus, woher es kommt, dass 54 die Giftzähne mitunter in dem von ihnen durchbohrten Gegenstand stecken bleiben, da sie eben nicht sehr fest mit dem Kiefer ver- bunden sind. Gewöhnlich ist jederseits nur ein Giftzahn vor- handen, immer aber mehrere Ersatzzähne in der Ausbildung' be- griffen, sodass mitunter der nächstfolgende Ersatzzahn, wenn schon soweit ausgebildet, mit in Thätigkeit kommt und so vier Biss- wunden durch einen Biss entstehen können. Ein Ausreisseil der Giftzähne macht die Schlange nicht auf die Dauer unschädlich, da sich die Ersatzzähne sehr schnell entwickeln und der Schlange ihre Gefährlichkeit bald wiedergeben. Die Ersatzzähne können nicht zurückgelegt werden. An der Wurzel jedes Giftzahnes befindet sich eine Höhlung, welche zur Lagerung der Zahnnerven dient und auch bei allen andern Zähnen zu finden ist. Ausserdem haben die Giftzähne noch zwei Oeffnungen; eine derselben, von rund- licher Gestalt, liegt nahe an der Zahnwurzel und vermittelt den Eintritt des Giftes in die Zahnröhre; diese Oeffnung befindet sich, wenn die Schlange den Bachen öffnet, gerade über dem Ausführungsgang der Giftdrüsen. Die andere Oeffnung am Giftzahn ist mehr spaltförmig, sie befindet sich an der Spitze desselben und dient zum Austritt des Giftes in die Bisswunde. Beide Oeffnungen sind durch eine feine Bohre (Zalmröhre), welche an der äusseren, gewölbten Fläche des Zahnes liegt, verbunden. Dem Bau der Schlangenzähne ist ein besoliderer Grund- zug eigen. Alle bilden in ihrer frühesten EntAvickelungsstufe eine breite Fläche mit einwärts gerollten Bändern; ein solcher Zahn zeigt also an seiner vorderen Fläche eine breite Furche. Bei den derben, massigen Zähnen verschwindet diese Furche sehr bald, indem die Furchenränder sich nicht einander nähern, sondern sich nach und nach abstumpfen und durch gänzliches Verwachsen schliesslich verschwinden. An den vorn oder hinten im Bachen einiger Schlangen stehenden Für chenz ahnen wird die Furche durch gegenseitiges Nähern zur Böhrenform zwar enger, ver- schwindet aber nicht gänzlich, sondern es bleibt immer ein feiner Spalt, der jedoch so fein ist, class das Gift durch denselben wohl nicht hindurchdringen kann, sondern seinen Ausweg durch die Mündungsöffnung der Zahnspitze nehmen nmss. Bei den glatten ö bß C C^ 65 und Pünktchen dicht hell und dunkel gesprenkelt, und sind die dunklen Flecken nieist braungrau oder schwärzlich, die hellen grau oder hellbraun gefärbt. Ist die Oberseite ganz schwarz und mit zerstreut stehenden, kleinen, milchweissen Punkten gesprenkelt, so gehören solche Stücke der Varietät Tropidono- tus ater, Eiehw., an. Bei Tropidonotus colchicus, Demid., sind die unteren Schuppen an ihren Seitenrändern, bei schwarzer •Grundfarbe, mehr oder weniger mit weissen Strichen gesäumt, wodurch, wenn dies häufig auftritt, unregelmässige weisse Längs- linien entstehen können. Ferner gibt es noch Varietäten, bei welchen die Grundfarbe mehr und mehr verdunkelt und aus Grau durch schmutzig Braun in Schwarz übergeht, wo dann die Zeich- nungen nach und nach undeutlich werden und schliesslich, selbst •die Halsbandzeichnung verschwindet (Tropidonotus minax, Bonap.). Andere behalten wieder eine ziemlich helle Grundfarbe und deutlich scharfe, oft aus Querbinden oder zusammengehende Flecken bestehende Zeichnungen, aber mit verloschener heller Halsbandzeichnung (Tropidonotus siculus, Fitzing). Doch auch bei ganz schwarzen Exemplaren kann das Halsband wieder scharf und deutlich vorhanden sein. Die Unterseite ist gewöhnlich weniger veränderlich in der Färbung. Kopf und Kehle erscheinen immer weiss und fleckenlos und zieht sich das Weiss auch mehr oder weniger weit nach hinten. Doch treten meist schon hinter der Kehle erst kleinere und vereinzelter, dann grössere und dichter stehende schwarze Flecken auf, welche namentlich nach der Mitte hin der- artig zunehmen, dass sie die Unterseite mehr oder weniger .schwarz färben, so dass von der Grundfarbe nur noch grössere oder kleinere, an den Seiten stehende Flecken zurückbleiben, auch kann die Unterseite ganz schwarz werden, was namentlich bei dunkler Oberseite sehr häufig vorkommt. Bei Tropidonotus ater, Eickw., zeigt sich auch die schwarze Färbung der Unterseite weiss gesprenkelt, die weissen Flecken hingegen schwarz ge- sprenkelt; bei Tropidonotus colchicus, Demid.. zeigen die Seiten der Bauchschilder bisweilen eine gelbliche oder bräunliche Färbung. Die Jungen sind von den Alten in Färbung und Zeichnung gewöhnlich nicht verschieden, weisen alsbald die der Varietät zu- kommenden Merkmale auf, nur tritt das Halsband in der Jugend gewöhnlich schärfer als im Alter hervor. H. Lachmann, Reptilien n. Amphihien Deutschlands. 5 66 Die Ringelnatter gehört zu den verbreitetsten Schlangen, sie findet sich mit Ausnahme des hohen Nordens fast in ganz Europa, geht südwestlich nach Afrika, östlich nach Asien über. Im Gebirge soll sie bis gegen 2000 m aufsteigen. Die verschie- denen Spielarten bewohnen meist gesonderte Gebiete, doch kommen auch mitunter mehrere Varietäten an passenden 0 ertlichkeiten in einer und derselben Gegend vor. Die Eingelnatter wählt im allgemeinen feuchte Oertlichkeiten zu ihrem Standort, Sie findet sich meist in der Nähe von Sümpfen, Teichen, langsam fliessenden Gewässern, auf Wiesen, in feuchten, lichten Wäldern, am liebsten Laubwäldern, im Ge- birge; einzelne finden sich mitunter auch an ganz trocknen Orten, aber seltener. Die Stammform und ihr nahestehende Varietäten rindet sich mehr an oder in Teichen und Sümpfen, während die gestreiften und schwarzen Stücke sich mehr in oder an klaren fliessenden Gewässern aufhalten. In Gebüschen, an Dämmen in der Nähe von Sümpfen, Teichen, im Schilf der Teichränder findet man sie oft massenhaft, selbst auch dann noch, wenn dergleichen Oertlichkeiten in der Nähe von Dörfern etc., oder Strassen mit regem Verkehr liegen. Sie findet sich auch selbst in den Ort- schaften, und schlägt hier, ein Zeichen ihrer Zutraulichkeit, an- gezogen durch die dort vorhandene Wärme, in Wohngebäuden, Ställen , Scheunen , Kellern u. s. w. ihren Wohnsitz auf. Ihr öfteres Vorkommen in den warmen Kuhställen mag auch Veranlassung zu dem Märchen gegeben haben, dass sie den Kühen die Euter aussauge. Dies ist natürlich nur ein Märchen, der Kopfbau der Ringelnatter lässt es überhaupt nicht zu, das ihr angedichtete auszuführen. Was sie in die Kuhställe zieht, ist nicht die Milch der Kühe, sondern die feuchte Wärme, welche sie an diesen Orten findet, und der sie, wie die meisten Schlangen, sehr zugethan ist, Ihre Verstecke wählt sie, wie andre Schlangen, in Löchern unter Gebüschen, Baumstämmen, namentlich alten Weiden- stümpfen u. dergl., und zwar immer sehr tief. Ihre Nahrung besteht hauptsächlich in Fröschen, namentlich Gras-, Feld- und Laubfröschen; Laubfrösche jedoch fallen ihr meist nur während deren Paarungszeit zum Opfer. Doch ver- schmäht sie auch Wasserfrösche, Kröten fast aller Art, Sala- mander, Molche und Fische nicht. Von den Kröten scheint sie 67 nur die Unke oder Feuerkröte (Bombinator igneus) nicht anzu- nehmen; ich habe wenigstens häufig- zu beobachten Gelegenheit, dass, wenn sie in der Hast einmal eine Unke verschlingt, sie die- selbe immer sehr bald wieder auswirft, der von der Unke abge- sonderte Schleim scheint ihr nicht' zu behagen. Die so wieder ausgespienen Unken sind dann immer noch am Leben und hüpfen, sobald sie sich vom Schrecken erholt, munter davon. Ich be- sitze Unken , welche schon wiederholt von einer Eingel-, Viper-, Würfel- oder gelbstreitigen Wassernatter verschlungen, alsbald aber wieder ausgeworfen wurden und heut noch leben. Auch den Erdsalamander wirft sie häufig wieder noch lebend aus. Frosch-, Kröten- und Tritonenlarven fängt sie, indem sie mit offenem Rachen unter dem Wasserspiegel hin- und herschwimmt, doch stellen meist nur junge Nattern diesen Tieren nach. Von einigen Schriftstellern wird behauptet, dass sie Kröten nicht frisst, von anderen dass sie solche nur in der äussersten Not annimmt; ich kann dies jedoch, auf Grund vielfacher Erfahrungen und Be- obachtungen, nicht für richtig anerkennen; sie fressen Kröten ebensogut als echte Frösche und zwar nicht blos im Notfall, wenn sie besonders hungrig sind, sondern zu jeder Zeit. Ich war selbst wirklich manchmal erstaunt, wenn sich eine grössere Eingelnatter über eine völlig ausgewachsene Erdkröte hermachte, und dieselbe, trotz deren nicht geringem Widerstand, verschlang. In der Freiheit kommen sie ja weniger mit Kröten, die ja alle Nachttiere oder Dämmerungstiere sind, zusammen, auch wird eine Kröte nicht so leicht von einer Natter bemerkt , da die Kröte sich sehr langsam, kriechend bewegt und oft lange stillsitzt. Dass sie Mäuse frisst kann ich gleichfalls nicht glauben, obwohl man dies in fast allen einschlägigen Lehrbüchern angegeben findet, meine diesbezüglichen Erfahrungen besagen das Gegenteil, eher wird eine Eingelnatter von einer Maus an- oder von mehreren aufgefressen, als dass eine Eingelnatter eine Maus frisst. Da>s sie nun gar noch „Insekten" frisst, wie man in einigen Schul- büchern lesen kann, ist schon lange nicht richtig, selbst ganz junge, eben dem Ei entschlüpfte Nattern fressen solche nicht, sondern ernähren sich von den Larven der Frosch- und Schwanz- lurche, jungen Lurchen und ganz kleinen Fischen, welche sie bei ihrem Eintritt ins Leben massenhaft vorfinden. Auch Eidechsen fressen sie für gewöhnlich nicht, unter den vielen Ringelnattern, 68 welche ich gefangen halte und hielt, habe ich erst dreimal beobachtet, dass eine kleinere Natter junge Eidechsen verschlang. Dies sind jedoch in der Gefangenschaft sich ereignende Aus- nahmefälle, welche im Freileben der Ringelnatter wohl nicht vorkommen dürften, denn noch nie habe ich in frischgefangenen und getöteten Ringelnattern Reste von Eidechsen oder Mäusen gefunden. Die Reste von Insekten, welche man in solchen Ringel- nattern vorfindet, sind durch die verschlungenen Lurche in den Magen der Ringelnattern gelangt. Kleinere Fische fängt sie, indem sie dieselben ablauert, wobei sie sich um eine Wasser- pflanze etc. schlingt, und längere Zeit unter Wasser in dieser Stellung verharrt; doch immerhin verlegt sie sich seltener, und wohl nie ausschliesslich, auf die Fischjagd. Betreffs der Erlangung ihrer Beute legt sich die Ringel- natter nicht so häufig auf das Ablauern derselben, häufiger als manche andere Schlange sieht man sie auf der Suche nach Nahrung. Günstige Oertlichkeiten, als Teichränder etc. sucht sie mit einer gewissen Regelmässigkeit ab. In Gegenden wo Ringelnattern häufig sind, kann man auch hin und wieder beobachten, dass mehrere gemeinschaftlich die Jagd betreiben, Frösche z. B. auf einen bestimmten Punkt zusammenjagen, wo sie es dann leichter haben einen derselben zu erwischen. Dies mag auch wohl aus dem Grunde geschehen, um die Beutetiere zu lebhafterer Bewegung zu veranlassen, da die Ringelnatter, wie auch viele andere Schlangen, nur lebhaft sich bewegende Gegenstände schnell und sicher wahr- nimmt, über ruhig sitzende Frösche, selbst wenn sie in deren Ver- folgung begriffen ist, aber häufig hinweggleitet, da sie dieselben übersieht. Oft kommt es vor, dass der verfolgte Frosch dicht vor der Natter sitzt und sie nur zugreifen dürfte; der Frosch weiss aber augenscheinlich recht wohl, dass seine Rettung nur davon abhängig ist, dass er sich völlig ruhig verhält. So kommt es denn, dass die Natter den vor ihr sitzenden Frosch oft lebhaft bezüngelt, und wenn auch dann der Frosch noch ruhig sitzt, diese Prüfung über sich ergehen lässt, über ihn hinwegkriecht. Mit- unter wird dem Frosch dies Bezüngeln aber doch zu unheimlich, er wagt dann einen gewaltigen Satz, meist aber zu seinem Ver- derben, denn im selben Augenblick ist er auch schon von der Natter erfasst. Liegt eine Natter am Sumpfrande etc. ruhig lauernd, und kommt, seine Feindin nicht wahrnehmend, ein Frosch H9 in ihre Nähe, so ist dieser verloren, denn ehe er zum zweiten Satz ausholt ist er schon ergriffen. Die Eingelnatter erfasst ihre Beute wie es der Zufall mit sich bringt, sie ist hierbei nicht im mindesten auf ihren Vorteil bedacht, auch umschlingt sie ihre Beute niemals. Das Verschlingen einer Beute bereitet der Ringelnatter mehr oder weniger Schwierigkeiten. Einen Frosch, Fisch, Molch etc., erfasst sie häufig in der Mitte des Leibes, manchmal beim Kopf, Frösche mitunter an einem Hinterfuss. Ein in der Mitte des Leibes erfasstes Opfer dreht sie allmählich im Rachen so, dass sie entweder den Kopf oder das hintere Ende in den Rachen be- kommt. Am leichtesten hat sie es, wenn sie das Opfer beim Kopfe anfangend verschlingen kann, doch ersieht sie sich ihren Vorteil hierbei so wenig, dass sie z. B. einen Fisch beim Schwanz anfangend, verschlingt, ist dieser nun etwas gross, so bilden die Rücken- und Bauchflossen desselben ein Hinderniss, dass sie manch- mal nicht überwältigen kann und den Fisch wieder ausspeien muss, um ihn dann beim Kopf anfangend zu verschlingen. Molche von der Seite erfasst, klappt sie oft zusammen und würgt den Bissen dann so hinab. Hat sie einen Frosch bei einem Hinter- fuss ergriffen, so verschlingt sie erst diesen Fuss bis zum Schenkel, ergreift dann den Schenkel des anderen Fusses und zieht diesen, indem sie den erst verschlungenen Fuss wieder etwas freigibt, nach dem anderen Fuss, worauf sie dann beide zugleich nebst dem darauf folgenden Körper verschlingt. Ist der Körper des Frosches bis auf die Vorderbeine verschlungen, so nimmt sie wieder erst eins der letzteren in den Rachen, wobei sie den Frosch gegen einen stein oder dergleichen andrückt, und verfährt hierauf mit dem andern Fuss in gleicher AVeise. In diesem Moment dehnt sich der Kopf der Schlange am weitesten aus, oft zum doppelten Um- fang ihres Leibes. Ist dies letzte Hinderniss überwunden, so verschwindet der Frosch langsam im Rachen der Schlange; ein AVeilchen noch sieht man den Kopf des Frosches zwischen den beständig arbeitenden Kiefern der Schlange hervorschauen, gleich- giltig, ergeben in sein Schicksal, blickt der Frosch noch einmal in die AVeit, gleichsam als wollte er von derselben Abschied nehmen, gibt er manchmal einen leisen Klagelaut von sich — dann zieht sich der Oberkiefer der Schlange gleich einer Kappe über seine Augen, Nacht wird es um ihn her, — ein Weilchen 70 noch, und auch der Kopf des Frosches ist völlig- im Rachen der Schlange verschwunden; nach kurzer Zeit verrät nur noch eine dickere Stelle in der Mitte des Leibes, dass die Schlange eben eine Beute verschlungen. Wenn der Frosch ergriffen wird, bringt er ziemlich laute quikende Töne hervor, macht auch Anfangs ver- zweifelte Anstrengungen sich zu befreien, während des Ver- schüngens verhält er sich jedoch meist ruhig-. Streicht oder drückt man die Schlange an der Stelle wo der verschlungene Frosch sich befindet, so speit sie denselben noch lebend wieder aus, und dieser beeilt sich dann aus der Nähe seiner Feindin zu kommen. Die Eingelnatter ist ein echtes Tagtier, wie aus ihrer ganzen Lebensweise hervorgeht. Mit den ersten Strahlen der Morgensonne kommt sie aus ihren Verstecken hervor, um ent- weder der Jagd obzuliegen oder um sich an einer von der Sonne beschienenen Stelle zu lagern. So liegt sie manchmal längere Zeit, ihren Körper den wärmenden Sonnenstrahlen aussetzend, dabei jedoch stets aufmerksam auf alles, was um sie her vorgeht, und sofort zur Flucht bereit, sobald sie irgend etwas ihr Ver- dächtiges wahrnimmt. Die Eingelnatter hört besser als man gewöhnlich annimmt, das Knacken eines dürren Astes, das Knallen einer Peitsche, ein scharfer harter Tritt etc. wird sofort von ihr wahrgenommen, gewöhnlich richtet sie den Kopf in die Höhe, gleichsam horchend, ihr ganzer Körper gerät in Aufregung und schnell entflieht sie, gewöhnlich in das Wasser, wenn dieses leicht zu erreichen, oder in ihre Höhle. In ihrem Wesen ist sie also furchtsamer als die meisten andern Schlangen, doch verrät sie auch gelegentlich eine gewisse Neu- gierde. Sie ist ein hübsches, munteres, bewegliches Tier, kriecht ziemlich schnell, klettert, schwimmt und taucht gern und vor- züglich. Häufig trifft man sie munter im Grase umherkriechend, oder im Gebüsch umherkletternd an, oft sieht man ihrer mehrere in Teichen etc. umherschwimmen; sie ist auch schon mitten in grossen Landseen angetroffen worden, mitunter lagert sich eine oder die andere auf den Eücken der hier schwimmenden Enten u. dergl., welche Tiere sich dies anscheinend ruhig gefallen lassen. Sie verrät mitunter auch einen ziemlichen Grad von List. Einst war mir eine Eingelnatter in einen Teich, welcher mittels einer, unter die Strasse hindurchgehenden, Bohre mit einem andern Teich 71 verbunden ist, entwischt. Sie hielt sich immer nahe am Ufer nach der Strasse zu und schwamm in hübschen Biegungen hin und her, mich stets beobachtend. Sie war ein hübsches Tier und ich hätte sie gern gefangen. Ich ging deshalb etwas weiter, um die Natter zu veranlassen an das Land zu kommen, versteckte ich mich hinter einen Baum und hielt mich ruhig. Als die Natter mich nicht mehr sah, schwamm sie nach einem AVeilchen dem Ufer zu. doch kam sie nicht völlig herauf. Ich hatte mir genau die Stelle gemerkt, wo sie sich befinden musste und schlich leise näher, doch von der Natter war nichts zu sehen. Eine genauere Unter- suchung der Stelle wo sie verschwunden war, klärte mich über ihren Verbleib auf; sie war durch die erwähnte Röhre nach dem andern grossem Teich gegangen, nahe dessen jenseitigem Ufer ich sie wieder gewahrte, doch ehe ich um den Teich herum kam hatte sie das Ufer erreicht und war nun völlig verschwunden. Eine andere sah ich auf einem Haselstrauch, der neben einer alten morschen Eiche, in welcher sich mehrere Löcher befanden, stand. Als ich den Strauch schüttelte erwischte sie einen Zweig der Eiche und verschwand in einem der erwähnten Löcher, da dieses nicht eben hoch war, stieg ich hinauf um nach der Schlange zu forschen, ich war noch nicht beim Loche angelangt, als sie aus einem tiefer gelegenen Loche herauskam, sich zu Boden fallen liess und verschwand, mir wieder das Nachsehen lassend. Derartige Fälle habe ich noch mehrere erlebt, welche doch mindestens eine gewisse List, der meist für dumm gehaltenen Ringelnatter bekunden. Betreffs der Witterung verhält sich die Ringelnatter wie die andern deutschen Schlangen, sie bevorzugt warme, windstille, ge- witterschwüle Witterung und kommt dann fast regelmässig zum Vorschein, zieht sich bei übergrosser Hitze tiefer in die Gebüsche zurück. An kalten, windigen Tagen, namentlich wenn Ostwind vorherrschend ist, bekommt man sie weniger zu Gesicht, sie hält sich dann gewöhnlich in ihrem Versteck auf. An Tagen mit ihr zu- sagender Witterung ist sie vom Morgen bis zum Spätnachmittag häufig ausserhalb ihres Versteckes zu finden. Mit Eintritt kälterer Tage, im Oktober oder November, zieht sich die Ringelnatter zum Winterschlaf in tiefe Höhlungen unter Baumstämmen, in Erdlöchern, Felsrissen u. dergi. zurück. Ihr Winterquartier ist bisweilen mit Moos, trocknem Gras, Laub etc. ausgefüttert und häufig finden sich mehrere Schlangen 72 zum gemeinschaftlichen Winterlager zusammen. Oefters nistet sie sich auch um diese Zeit in Ställen, Kellern etc. ein. Nächst der Kreuzotter kommt die Eingelnatter am frühesten aus ihrem Winter- schlaf hervor. Bei günstiger, warmer Witterung zeigt sie sich schon Ende März, gewöhnlich jedoch erst Anfang oder Mitte April. Kurz darauf streift sie ihre alte, unansehnliche, zerrissne Oberhaut ab, sie häutet sich zum ersten Male im Jahre und er- scheint nun in voller Farbenpracht. Die Begattung beginnt etwa Mitte Mai und dauert bis Ende Juni, bei ungünstiger Witterung noch länger. Der Be- gattungsakt vollzieht sich meist in den frühen Morgenstunden an stellen wo die Morgensonne voll hinscheint« Die Tiere liegen fest auf- oder nebeneinander mit den Schwänzen leicht ver- schlungen. Das Männchen folgt allen Bewegungen des Weibchens, d. h. es macht jede Körperkrümmimg desselben mit. Männchen und Weibchen eines Pärchens sind meist an Grösse sehr verschieden von einander, öfters besitzt das Männchen nur ein Dritteil der Körperlänge des Weibchens; obAvohl die Männchen stets kleiner sind als die Weibchen, so sind solche Unterschiede doch auffallend, da ein Gleiches bei keiner andern Schlangenart angetroffen wird. Im Herbst beobachtet man häufig eine zweite Paarung, und zwar nicht blos bei einzelnen Pärchen, sondern im allgemeinen, diese zweite Begattung ist aber, wenigstens in Deutschland, unfruchtbar. Die Eier, deren Ausbildung im Mutterleibe etwa 10 Wochen in Anspruch nimmt, und welche durch die Witterung nicht oder nur unmerklich beeinflusst wird, werden von Mitte Juli bis Ende August abgelegt, und zwar unter Steinen, Mooshaufen, im Mulm hohler Bäume, Mist, in Kuh- und Hühnerställen, in letzteren gern unter die Nester; überhaupt an Orten, wo feuchte Wärme vorhanden ist. Die Eier haben eine pergamentartige Schale, sind von weisser, später grau - weisser, Farbe und etwa so gross wie Taubeneier. Frisch gelegt sind sie von einem Klebstoff überzogen, vermöge desselben sie aneinander haften, traubenförmig zusammenhängen. Von dem in verschiedenen diesbezüglichen Schriften so oft er- wähnten „perlschnurartigen Zusammenhängen in einem gemeinschaftlichen Eischlauch" habe ich nie etwas finden können, so viele Eihaufen ich auch in Händen gehabt und so viele Male ich auch das Ablegen der Eier beobachtet habe, immer wurden die Eier einzeln abgelegt und klebten dann vermöge 73 des die frischgelegten Eier umhüllenden Klebstoffes zusammen, niemals jedoch schnurartig, stets richtet sich die regellose Form des Eierhaufens nach der Form des Loches, in welchem die Natter die Eier ablegt, und dass sie augenscheinlich auszu- füllen sich bemüht. Gewöhnlich werden schon vorhandene, nach der Südseite belegene Löcher zum Ablegen der Eier benutzt, mitunter (in Gefangenschaft meist) aber wühlt sich die Schlange auch selbst ein Loch unter Mooshaufen, im Mist etc. Nicht selten legen mehrere Nattern gemeinschaftlich ihre Eier an einen ge- eigneten Ort ab. Die Grösse der Eier ist übrigens je nach der Grösse des Tieres verschieden, die Zahl der von einem Tier ge- legten Eier kann von sechs bis zu dreissig Stück ansteigen. Die Eier bedürfen nach dem Ablegen noch einer Nachreife von etwa acht Wochen (nicht drei bis vier, wie mehrfach angegeben wird), nach Ablauf dieser Zeit durchbrechen die kleinen aller- liebsten Jungen die Eihülle und zeigen sich bei ihrem Eintritt in die Welt vollkommen im Farbenkleid der Alten. Gewöhnlich halten sich die Jungen noch einige Zeit an dem Orte auf, an welchem sie zur Welt kamen, nach und nach zerstreuen sie sich, unbekümmert um einander, die Lebensweise der Alten be- ginnend. Die Nahrung clerJungen besteht aus Frosch- und Molch- larven, jungen Fröschen und Molchen, welche um diese Zeit massenhaft vorhanden sind. Je nach der Witterung führen die Jungen noch eine längere oder kürzere Zeit ihr Sommerleben und suchen dann einen passenden Unterschlupf für den Winter. Hat ungünstige Witterung die Begattung der Alten verzögert, so kann es auch wohl kommen, dass die Jungen alsbald ein Winterlager aufsuchen müssen, wo sie dann von dem aus dem Ei mitgebrachten Fett erhalten werden. Gewöhnlich aber bleibt den Jungen noch etwas Zeit, sich durch Nahrungsaufnahme für die lange Fastenzeit während des Winterschlafes vorzubereiten. Die Feinde der Ringelnatter sind dieselben, wie bei der Kreuzotter angegeben, nur dass sie noch häutiger als diese ver- schiedenen Wasser- und Sumpfvögeln etc. zum Opfer fällt. Die Verteidigungsmittel der Ringelnatter bestehen einzig und allein darin, dass sie, wenn man sie einfängt, ihren übelriechenden Urin und Unrat von sich gibt, welcher Geruch hart- näckig längere Zeit an Händen und Kleidern haften bleibt. Sonst ist sie völlig harmlos, sie sucht ihr Heil in schneller Flucht und 74 macht selbst bei ihrer Gefangennahme nicht einmal den Versuch zu beissen, obwohl sie sich stark aufbläht und vernehmlich zischt, sucht sie sich doch nur durch Winden in den Händen des Fän- gers der Gefangennahme zu entziehen. Oft bekommt sie bei ihrer Gefangennahme eine Art Starrkrampf, jedenfalls vor Schreck, oder vielleicht auch, dass man sie etwas unsanft in der Herz- gegend gedrückt hat, das Tier wird völlig schlaff, als ob es tot wäre, einige Blutstropfen kommen dabei gewöhnlich aus ihrem weitgeöffneten Munde. Sie erholt sich jedoch immer bald, gewöhn- lich noch vor Ablauf einer halben Stunde, und hat dies für die Schlange weiter keine üble Folgen. Befindet sich Wasser in der Nähe., so braucht man sie blos etwa eine Minute mit dem Kopf unterzutauchen, worauf sie sich dann schnell erholt, selten bleibt noch eine geringe Mattigkeit zurück. An die Gefangenschaft, selbst im engeren Räume, gewöhnt sich die Ringelnatter leicht, leichter als viele andere Schlangen, und pflanzt sich auch, wenn ihr einigermassen Raum und eine ihren Lebensbedürfnissen entsprechende Einrichtung des sie be- herbergenden Terrariums geboten wird, regelmässig fort. Sie hält unter günstigen Umständen eher als manche andere Schlange lange Jahre in Gefangenschaft aus; ich besitze Stücke, welche sich schon über sieben Jahre in meinem Besitz befinden und sich regelmässig alle Jahre fortgepflanzt haben. Die Ringelnatter wird ausserordentlich zahm und zutraulich, sie gewöhnt sich leicht an ihren Pfleger, und macht demselben durch ihr munteres Wesen, ihre anmutigen Bewegungen, sowie durch die schon er- wähnten, für sie einnehmenden Eigenschaften viel Freude. Ihre Erhaltung im Terrarium ist sehr leicht; sie begnügt sich betreffs ihrer Nahrung mit den allerwärts vorkommenden braunen Gras- oder Feldfröschen und Molchen, auch kleine Weissfische, den grünen Wasserfrosch und Kröten nimmt sie an. Gewöhnlich müssen alle Futtertiere lebend sein, doch gewöhnen sich einige auch an tote Tiere. Näheres über ihre Erhaltung in Gefangen- schaft wolle man aus meinem Buche „Das Terrarium" ersehen. Im Anfang ihrer Gefangenschaft gibt sie den schon erwähnten unangenehmen Geruch von sich, doch verliert sich dies in einigen Tagen, ja wenn man sie öfter in die Hand nimmt, schon am ersten Tage. 75 Der Nutzen, welchen die Eingelnatter dem Menschen bringt, ist gering-. In einigen Gegenden, namentlich in Italien, soll sie gegessen werden, und soll ihr Fleisch im Geschmack ungefähr dem des Aales gleichkommen. Ihre bunte Haut verwendet man zu Stocküberzügen, ein solcher Spazierstock sieht auch recht hübsch aus. Mitunter wird sie auch in Gärten gehalten, damit sie dort vorkommende Nacktschnecken vertilge. Dass sie solche Tiere wirklich frisst, kann ich nach den darüber gemachten Be- obachtungen nicht glauben; in Gefangenschaft hat mir erst ein- mal eine Natter eine grosse Nacktschnecke, welche ich ihr vor- hielt und lebhaft bewegte, abgenommen, in der Freiheit dürfte dies wohl nie vorkommen, da sich diese Schnecken viel zu lang- sam bewegen, um von der Bingelnatter, welche offenbar kurz- sichtig ist, überhaupt nur lebhaft sich bewegende Tiere sofort wahrnimmt, gesehen zu werden. So gering wie der Nutzen, so gering ist auch der etwaige Schaden, den die Eingelnatter dem Menschen bereitet. Höchstens, dass sie in Fischteichen den jungen Fischen gefährlich wird, weshalb man sie von solchen entfernt halten muss. Der grüne Wasserfrosch richtet aber der Eingel- natter gegenüber viel grösseren Schaden unter der Fischbrut an, und er selbst wird wieder von der Eingelnatter gefressen. Der gelegentliche Eaub eines Fisches wäre der einzige Schaden, den die Eingelnatter dem Menschen indirekt zufügt, deshalb braucht sie aber nicht allerwärts ausgerottet, überall verfolgt werden, sondern man sollte diese schmucke harmlose Schlange schonen, und ihr die wenigen Frösche, welche sie verzehrt, gönnen, da sie sich die Zuneigung jedes Naturfreundes erwirbt und viel zur Belebung des von ihr bewohnten Gebietes beiträgt. 2. Die Würfel nattef (Tropidonotus tessellatus, Laurenti). Die Würfelnatter erreicht eine Länge von etwa 70 — 85 cm. Der Körper ist schlank, in der Mitte mehr oder weniger verdickt, vun den Seiten etwas zusammengedrückt, höher als breit, die Unterseite ist schwach gewölbt. Die Form des deutlich vom Halse abgesetzten Kopfes ist länglich-dreieckig, bei ganz jungen Tieren mehr länglich-oval. Die schief nach aussen abfallenden 'ÖJ 76 Kopfseiten sind flach oder vor den Augen wenig vertieft; die Schnauzenkante vemmdet. Die grossen, sehr beweglichen Augen sind rund und von oben sehr gut sichtbar. Der etwa ein Fünftel der ganzen Körperlänge betragende Schwanz ist dünn und spitz auslaufend, an seinem Ende meist mit drei oder vier spitzen länglichen Schuppen versehen, welche durch Längsfurchen ge- trennt sind. Das Rüsselschild ist quer, schwach gewölbt, breiter als Jioch, wenig ausgerandet. Die mit den Oberlippenschildern zu- sammenstossenden Seiten sind ziemlich gerade, die andern veränder- lich. Die vorderen Schnauzenschilder sind dreieckig. Die hinteren Schnauzenschilder sind kaum länger als die vorderen und ziem- lich gleich breit. Das Stirnschild ist massig gross, ziemlich gleich breit, oder wenig nach vorn verbreitert. Die Scheitel- schilder sind gross, dreieckig, hinten schmäler, mit verrundetem Hinterrand. Die Brauenschilder sind reichlich halb so breit als das Stirnschild, nach hinten zu mehr oder weniger verbreitert und über den Augen ausgerandet. Das Nasenschild ist doppelt so lang als breit, fast gleich hoch, bald mehr bald weniger geteilt, das erste Oberlippenschild nach hinten überragend, mit etwas nach oben stehendem Nasenloch. Das veränderliche Zügelschild liegt bei normalen Stücken dem zweiten und dritten Oberlippen- schild auf. Die Zahl der Augenschilder ist unbeständig, bei typischen Stücken finden sich meist zwei vordere und drei hintere Augenschilder, bei der südrussischen Form Tropidonotus hydrus, Pull., jedoch drei vordere und vier hintere Augenschilder. Es kommen auch Stücke vor, bei denen die Zahl der Augenschilder beiderseits nicht gleich ist, die Zahl der hinteren bis auf fünf erhöht sein kann. Von den vorderen Augenschildern ragt das obere grössere mehr oder weniger als Dreieck auf den Pileus über. Die hinteren Augenschilder sind gewöhnlich gleich gross. Das grosse Schläfenschild ist länglich und meist von zwei grösseren Schuppen gefolgt. Oberlippenschilder sind gewöhnlich acht, selten sieben vorhanden, das Auge liegt fast stets dem vierten, selten dem dritten auf. Unterlippenschilder finden sich neun bis zehn, von welchen die vier ersten gewöhnlich die Rinnenschilder berühren, die hinteren der letzteren gehen ge- wöhnlich auseinander und sind durch eingeschobene Schuppen getrennt. Die ziemlich scharf gekielten mittelgrossen Körper- 77 schuppen sind von länglich-lanzettlicher Form, werden nach den Seiten zu grösser und stehen in 19 Längs- und nicht sehr schiefen Querreihen. Bauchschilder sind 158 — 187, Schwanz- schilderpaare 57 — 76 vorhanden. Die Färbung der Oberseite älterer graugelb, lederbraun, graugrün, rotbraun, färben bis schwarz. Jüngere Tiere sind heller, fast weisslich, hellgrau, gelb oder hellgelbbraun gefärbt. Die Zeichnung besteht gewöhnlich aus vier Reihen ab- wechselnd stehender rautenförmiger, rundlicher oder viereckiger Tiere ist gelb, grau, ölbraun, dunkeloliven- Abb. 16. 1 M/ACWAjty.-^-- Würfeluatter (Trapidonotus tessellatus, LaurenUJ. Flecken, welche in der Mitte zu schiefen Querbinden zusammen- gehen können, während die seitlichen viel grösseren senkrecht gestellt und, wenigstens in der Jugend, meist bis an das Schwanzende deutlich vorhanden sind. Auf dem Kopfe be- finden sich, vom Hinterrande der Scheitelschilder entspringend, zwei, von innen nach aussen in schiefer Richtung auseinander- gehende, allmählich etwas breiter werdende Streifen, welche sich bis gegen die Mundwinkel hinziehen und sich auch oft noch nach hinten zu in einen länglichen Flecken fortsetzen, diese Zeichnung ist auch selbst bei alten Tieren häufig vorhanden, wenn auch weniger scharf als bei jungen. Die Färbung aller Zeichnungen 78 ist meist dunkel, dunkelbraun, schwärzlich oder schwarz. Die zwischen den Seitenflecken befindlichen Schuppen sind häufig gelblich oder rötlich gefärbt. Die Unterseite ist immer hell und dunkel gewürfelt und ist bald das Weissliche, Gelbliche oder Rötliche, bald das Schwarze vorherrschend. Kopf und Kehle sind stets weisslich oder gelblich und ungefleckt, die schwarzen Flecken treten erst früher oder später im Verlaufe des Halses auf. Die Unterseite des Schwanzes ist meist völlig schwarz. Bei den selten vorkommenden schwarzen Stücken ist auch die Unterseite über- wiegend schwarz, helle Würfelflecke finden sich nur vereinzelt. Die Verbreitung der Würfelnatter dürfte auf das südliche Mittel- und Osteuropa beschränkt sein; sie bewohnt Italien, die Schweiz, Dalmatien, Illyrien, Südungarn, kommt in der Varietät Tropidonotus Jnj :; j? vivipara, Jaquin Berg- oder "Wiesen- Eidechse. ;i » ): viridis, Gesner Smaragd- oder grüne Eidechse. j; » n muralis, Laureuti Mauer-Eidechse. 101 Erste Gruppe: Brevilinguia. Rurzziingler. Die kurze, dicke Zunge ist ohne Scheide, wenig- vorstreck- bar, am verdünnten Vorderende mehr oder weniger ausgeschnitten. Das Trommelfell häufig- von der Körperhaut bedeckt. Augen- lider sind gewöhnlich vorhanden. Erste Familie: Scincoidae. Wühlechsen. Der Körper ist bald walzig-, kurzgedrungen, bald wieder schlangenartig, der Kopf ist mehr oder weniger abgesetzt, meist setzt er sich fast ohne jegliche Andeutung eines Halses dem Rumpfe an. Die kleinen Nasenlöcher stehen seitlich der Srhnauzenspitze. Die Augenlider sind entweder deutlich längsgespalten, oder mehr oder weniger verkümmert. Eine äussere Ohr Öffnung ist bald vorhanden, bald von der Körper- haut bedeckt, und können hierin, selbst bei einer und derselben Art, Verschiedenheiten vorkommen, gleichfalls sind Gaumen- zähne bald vorhanden, bald fehlend, der Gaumen ist bald flach, bald von einer Längsfurche durchzogen. Die niemals be- sonders entwickelten Gliedmaassen sind meist ziemlich kurz und schwach, manchmal nur stummelartig ausgebildet, häufig ein oder beide Paare, äusserlich wenigstens, fehlend. Als eigentliche Bewegungsorgane dienen sie nicht, wenn aber besser, kräftiger entwickelt, zum Wühlen. Schenkelporen, sowie auch das Halsband fehlen stets. Die Körper schuppen sind meist spiegelglatt, seltener finden sich gestreifte Knochenschuppen. Die Grundlage der einzelnen Schuppen bildet ein Knochen- täfelchen, welches aus einer teilweisen Verkalkung der Leder- haut hervorgeht, und in welchen sich (nach Boulenger) un- regelmässige, verzweigte oder radiale Kanäle befinden. Der Kopf ist mit grösseren Schildern bedeckt. Alle in diese Familie gehörenden Echsen sind vorzügliche Wühler, wTelche sehr schnell im Boden verschwinden können, namentlich die Wüstenbewohner unter ihnen besitzen hierin eine grosse Fertigkeit. Statt sich wie andere Echsen bei Gefahr zwischen Gesträuch, Geröll, in Felsrissen etc. zu verstecken, ziehen sie es vor, sich mit grosser Geschwindigkeit in den Boden einzuwühlen. In Deutschland wird diese Familie nur durch eine Gattung vertreten. 102 Gattung-: Anguis, Cuvier. Bruchschleichen. Dem schlangenartigen, langgestreckten, walzigen Körper fehlen die Fasse. Der Kopf ist vom Rumpfe schwach abgesetzt, indem derselbe in der Schläfengegend etwas aufgetrieben ist, nach vorn verengt er sich allmählich, die Schnauzenspitze ist bald mehr bald weniger breit verrundet. Die Oberfläche des Kopfes ist nach vorn zu etwas abwärts gewölbt, die Schnauzen- kante verrundet. Die Nasenlöcher liegen in der Mitte des Nasenschildes an den Seiten der Schnauzenspitze. Die Augen sind klein mit deutlichen längsgespaltenen Lidern. Die Ohr- öffnung ist meist völlig von der Körperhaut überzogen, oder als kleine, von einer Schuppe überdeckte Ritze hinter der Mund- spalte bemerkbar, selten aber vollkommen nach aussen geöffnet und gut sichtbar. Der Gaumen ist längsgefurcht und zahnlos. In beiden Kiefern stehen hakenförmige solide Zähne. Die Zunge ist mit zwei kurzen gabelförmigen Spitzen versehen. Der runde, im unverletzten Zustande etwa körperlange Schwanz setzt sich undeutlich vom Rumpfe ab und endigt in eine kegel- förmige Spitze. Schultergürtel, Brustbein und Becken- gürtel sind verkümmert. Das kleine, dreieckige, schwach gewölbte Rüsselschild ist von oben wenig oder nicht sichtbar, es wird hinten von drei kleinen Schildchen begrenzt, von welchen das in der Mitte liegende die beiden seitlichen an Grösse übertrifft, letztere stossen an den A^orderrand der Nasenschilder. Die oberen Nasenschilder sind meist in drei bis vier kleine Schildchen aufgelöst, welche sich zwischen den drei schon erwähnten und das vordere Schnauzen- schild einschieben, letzteres ist meist breiter als lang, hinten gewöhnlich zweimal ausgebuchtet. Die Frontonasalschilder sind etwa halb so gross als das vorige und stossen in der Mittellinie mehr oder weniger zusammen. Das Stirnschild übertrifft alle übrigen Kopfschilder an Grösse, es ist länger als breit, nach hinten wenig breiter und ziemlich gerade abgestutzt. Das Inter- parietalschild ist etwas kleiner und vorn wenig schmäler als das vorige, nach hinten stark verengt, dreieckig. Die sehr kleinen Frontoparietalschilder sind etwa viereckig und weit nach aussen gerückt. Das Hinterhauptschild ist etwa dreieckig, die Spitze nach vorn gerichtet, der Hinterrand mehr oder weniger ver- rundet. Die Scheitelschilder sind gross, länglich -viereckig, etwa 103 doppelt so lang' als breit, querliegend, mit ihren inneren Seilen das Interparietalscliild und Hinterhauptschild berührend. Von den fünf bis sechs oberen Augenschildern berühren die drei vordersten den Seitenrand des Stirnschildes, die beiden ersten sind an Länge und Breite fast gleich, die hinteren doppelt so breit als lang. Das kleine Nasenschild ist mehr oder weniger ringförmig, es berührt zum grössten Teil das zweite Oberlippen- schild und wird vom Küsselschild durch ein kleines Praenasalschild getrennt, das kreisrunde Nasenloch liegt etwas nach hinten im Nasenschild. Die Zügelgegend ist mit drei bis vier Reihen schuppenartiger Schildchen bedeckt, welche sich, etwas grösser werdend, auch auf die Schläfengegend erstrecken. Die Augen- lider sind mit kleinen Schuppen besetzt. Oberlippenschilder sind meist zehn vorhanden. Das Kinnschild ist dreieckig und sehr klein, von den schmalen Unterlippenschildern sich kaum abhebend. Die den Rücken und die Unterseite bedeckendem Schuppen sind quer-sechseckig und grösser als die an den Körpefseiten stehenden, welche mehr rhombisch und hinten abgerundet sind. Rund um den Körper herum beträgt die Anzahl der Schuppenreihen meist 25. Diese Gattung enthält nur eine Art. Die Blindschleiche (Anguis fragilis, Linne). Die Blindschleiche, Tafel V, auch Bruchschlange, Hasel- wurm, Hartwurm, Glaschleiche etc. genannt, erreicht eine Länge von 32 bis 47 cm. Die Färbung und Zeichnung ist sehr ver- änderlich und dürfte es nicht leicht sein, zwei völlig gleich- gefärbte und gezeichnete Exemplare zu finden. Die Grundfarbe der Oberseite kann silb ergrau , bleigrau, grau, dunkelgrau, isabellfarbig, bronzefarbig, braungrau, braun, kastanienbraun, kupferfarbig, kaffebraun, schwarzbraun bis schwärzlich oder schwarz sein, und sind die hellen Farben mehr den Männchen, die dunklen mehr den Weibchen eigen. Die Seiten sind fast stets dunkler, beim Weibchen nach dem Rücken zu scharf, beim Männchen weniger scharf begrenzt. Die Unterseite ist oft schwärzlich oder schwarz gesprenkelt, doch kann sie auch blei- grau oder selbst weisslich gefärbt sein. Ganz junge Tiere sind metallglänzend, ganz hellgrau, fast weisslich auf der Oberseite, Seiten und Bauch heben sich scharf begrenzt schwärzlich ab. 104 Am Hinterhaupte findet sich ein dunkler Flecken, von welchem aus sich längs der Kückenmitte bis zur Schwanzspitze ein (selten zwei) schwarzer, welliger, etwa 1 mm breiter Strich hinzieht, welcher jedoch nicht immer deutlich erkennbar bleibt, im Alter gänzlich verschwinden kann. Die dunklen Seiten, selbst auch die Unterseite, können sich in schwarze Längslinien oder Punkt- streifen auflösen. Längs der Rückenkante wird häufig eine Längs- reihe schwarzer Flecken sichtbar oder es findet sich auf der Ober- seite eine hell- oder blassblaue Fleckenzeichnung. Häufig kommt es vor, dass die meisten oder sämtliche Schuppen der Oberseite und der Seiten einen dunklen Strich auf der Mitte zeigen, wo- durch dann diese Körperteile mehr oder weniger gesprenkelt oder mit Punktstreifen gezeichnet erscheinen. Sodann kann es noch vorkommen, dass das ganze Tier oben und unten schwarz- braun oder schwarz erscheint. Die ganze Oberseite ist bei allen glatt, glänzend, wie mit Firniss überzogen. Der Oberkopf und die Kiefer sind oft dunkel punktiert, und an der Kehle finden sich zahlreiche schwarze Sprenkel. Augen mit goldiger Iris und dunkler Pupille. Die Verbreitung der Blindschleiche erstreckt sich von Schweden, Norwegen und England an über fast ganz Europa, sie dürfte nur in den südlicheren Gegenden teilweise fehlen und soll auf Sardinien garnicht vorkommen. Ferner soll sie noch in Nordafrika und Westasien zu finden sein. Zu ihren Standorten wählt sie vorzugsweise mit Busch- werk bestandene Gegenden, in der Ebene sowohl, als auch im Gebirge, wo sie bis etwa 950 m hinaufgeht. Sie hält sich mit Vorliebe an grasigen, mit Moos oder Heidelbeerkraut, Heide etc. bewachsenen Stellen auf, als an Waldrändern, Gebüschen, Dämmen, Feldrainen, Wiesen, Bergabhängen u. dergl., auf sehr trockenen Boden ist sie seltener zu finden, weil es ihr dort an der nötigen Nahrung mangelt. Ihrer Nahrung wegen findet sie sich auch in Gärten, namentlich Krautgärten, auf Erdbeerbeeten etc. Im Gebirge, in Laub- und Nadelwäldern ist sie namentlich auf mit Heide bewachsenen Waldblössen zu finden. Ihre Verstecke wählt sie in Erdlöchern, unter Baumwurzeln, unter Steinen, Stein- haufen etc., meist sind diese ihre Schlupflöcher so belegen, dass sie niemals völlig trocken ausdörren, sondern noch immer ein wenig feucht bleiben. 2 IT: n KT c — • o a ^ 2. > r. ^ — » A ihjvj, 105 Sie fuhrt eine ziemlich versteckte Lebensweise. Am Tage kommt sie nicht häufig- zum Vorschein, da sie nicht so sehr als Schlangen und ihre vierbeinigen Verwandten, die Eidechsen, nach Sonnenwärme verlangt, sondern sich mehr im Halbschatten hält; gewöhnlich trifft man sie am Tage unter überhängendem Gesträuch, im hohen Grase, Heidelbeerkraut, Moos u. dergl., wo sie nicht direkt von den Sonnenstrahlen getroffen wird. Grosse Hitze und Trockenheit meidet sie, weshalb sie sich an heissen und trockenen Tagen in ihren Löchern verborgen hält, und nur am frühen Morgen und gegen Abend zum Vorschein kommt. An gewitterschwülen warmen Tagen, oder nach einem Regen- schauer, Gewitterregen, zeigen sie sich oft massenhaft, oft an Stellen, wo man sonst vergeblich nach ihnen sucht. Dies hat seinen Grund darin, dass sie bei feuchter, warmer Witterung die ihnen zur Nahrung dienenden Tiere leichter und reichlicher er- langen können. Vergleichen wir die Bewegungen der Blindschleiche mit denen der Schlangen und Eidechsen, so erscheint uns die Blind- schleiche ihnen gegenüber im Nachteil, da ihre Bewegung lang- samer, steifer, unbeholfener ist, doch bedarf sie zur Erlangung ihrer Nahrung keiner schnelleren, gelenkigeren Bewegung, da die Tiere, von welchen sie sich ernährt, noch langsamer sind. Auf bewachsenem, rauhem Boden weiss sie sich jedoch ziemlich schnell fortzuhelfen, schnell in irgend eine Deckung, einen Erdriss, unter Moos etc. zu verschwinden, und es ist nicht immer leicht sie zu fangen. Sie besitzt eine grosse Muskelkraft, was sich namentlich dann zeigt, wenn sie irgend etwas umschlingt, sich an irgend einen Gegenstand festhält. Eine bis zu halber Körperlänge in ihrem Loche etc. steckende Blindschleiche kann man eher zer- reissen als dass man sie aus dem Loche herausziehen könnte. Nimmt man sie in die Hand, so schlingt sie sich um die Finger, oder kriecht dazwischen hindurch, die Finger dabei mit ziemlicher Kraft zusammenpressend. Eine andere Eigentümlichkeit besteht darin, dass sie, sobald sie in die Hand genommen werden, ihre harte Schwanzspitze mit ziemlicher Kraft in die Hand eindrücken, als ob sie die Spitze einbohren wollten. Trotz ihrer Unbeholfenheit weiss sie aber recht gut auf Steinhaufen, Felsblöcke, in Gesträuche hinaufzukommen, und zeigt im Erklimmen solcher grosse Aus- dauer. Auch im Wasser weiss sie sich geschickt zu behelfen. 106 Die Nahrung- der Blindschleiche bilden hauptsächlich Eegen- würmer, Nacktschnecken, nackte Raupen und dergleichen sich langsam bewegende Tiere. Die Blindschleiche gehört daher zu den nützlichsten Tieren und sollte überall gehegt und ge- schont werden, umsomehr, da sie völlig harmlos ist und fast niemals beisst, sollte letzteres dennoch einmal geschehen, so ist ihr Biss kaum fühlbar und ohne jede Folgen. Welch enormen Nutzen die still und verborgen wirkende Blindschleiche der Landwirtschaft, Gärtnerei u. a. bringt, kann nur der ermessen, welcher, wie ich, Blindschleichen in Gefangenschaft pflegt und sich daher selbst überzeugt hat, welch enorme Mengen von Regen- würmern, Nacktschnecken und dergleichen der Landwirtschaft und Gärtnerei schädlichen Tiere einige Blindschleichen an einem Tage verzehren. Ein Versuch wird lehren, dass der Landwirt und Gärtner an der Blindschleiche eine treue und ausdauernde Gehülfin in der Vertilgung allerlei schädlichen Ungeziefers hat. Die Blindschleiche geht behufs Erlangung ihrer Beute mit einer gewissen Bedächtigkeit zu Werke. Sie nähert sich langsam dem erspähten Wurm, besieht denselben erst und geht dann langsam zum Angriff über, indem sie das Köpfchen ein wenig erhebt und mit geöffnetem Bachen nicht gerade schnell nieder- fährt. Dann wird der Wurm oder die Schnecke gegen den Boden gedrückt, um das Opfer fest fassen zu können, nun wartet sie ein wenig, bis die Bewegungen der Beute matter geworden sind, worauf sie dieselbe gemächlich verschlingt. Nachdem dies ge- schehen, streicht sie sich höchst possierlich, wie es die Schlangen und Eidechsen auch machen, das Maul von beiden Seiten am Boden ab, worauf sie bereits wieder nach neuer Beute ausschaut. Je nach der Witterung zieht sie sich im Oktober oder später zum Winterschlaf zurück und kommt bei anhaltend warmer Witterung schon Ende März, sonst erst im April wieder zum Vorschein. Im Mai schreiten sie zur Paarung, hierbei bilden die vereinigten Tiere gewissermassen einen Bing, um etwa drei bis vier Stunden in dieser Lage zu verharren. Etwa zwölf Wochen nach erfolgter Begattung bringt das Weibchen fünf bis höchstens fünfzehn lebendige Junge zur Welt. Diese sind bei der Geburt in eine Blase gehüllt, welche sie alsbald durch- stossen und munter davonkriechen. Die Jungen zeigen die schon erwähnte Färbung und halten eine Länge von 6 bis 8 cm. Sie 107 ernähren sich zuerst von ganz kleinem Gewürm, ganz kleinen Regenwürmern u. dergl. ; bei einiger Geduld und Ausdauer gelingt es meist in Gefangenschaft geborene Junge mit ganz kleinen oder zerschnittenen Regenwürmern, Fliegenmaden, kleinen Mehl- würmern etc. aufzufüttern. Im Durchschnitt beträgt die Zahl der von einem Weibchen geworfenen Jungen 6 bis 8 Stück, das zuerst und das zuletzt geborene Junge ist häufig eine Fehlgeburt, namentlich bei noch jungen Weibchen. Die Geschlechtsreife tritt erst mit dem fünften Jahre ein. Die Gefangenschaft erträgt die Blindschleiche sehr leicht, geht ohne weiteres an das Futter, hält in einem ihren Lebens- bedingungen entsprechend eingerichtetem Terrarium lange Jahre aus und pflanzt sich auch regelmässig darin fort. Sie wird bald sehr zahm, gewöhnt sich leicht an ihren Pfleger und kommt her- bei, um ihr Futter aus der Hand in Empfang zu nehmen. Sie ist leicht zu erhalten und macht ihrem Pfleger durch ihr zutrau- liches Wesen viel Freude. Zweite Gruppe: Fissilinguia. Spaltzüngler. Die Zunge ist lang, dünn, vorstreckbar, in zwei dünne hornige Spitzen auslaufend und kann in eine Scheide zurück- gezogen werden. Die Zähne sind angewachsen. Vollkommene Augenlider sind meist vorhanden. Das Trommelfell ist sicht- bar. Der Schwanz ist gewöhnlich mit Wirtelschuppen bekleidet. Beine sind stets vorhanden. Die Zehen sind alle bekrallt. Die Oberseite des Kopfes ist mit Schildern bekleidet. Zweite Familie: Lacertidae. Echte Eidechsen. Der Körper ist gestreckt, meist ziemlich schlank, bald mehr bald weniger gerundet, manchmal auch von oben nieder- gedrückt, entweder fast durchweg gleich dick oder in der Mitte bauchig erweitert. Der Kopf ist stets deutlich vom Rumpfe ab- gesetzt, nach vorn verschmälert, die Oberseite desselben ist flach, gewöhnlich mit 16 grösseren Schildern bedeckt, die Seiten fallen steil ab, und ist die Schnauzenkante fast immer deutlich. Der Kopf ist etwa von viereckig pyramidenförmiger Gestalt. Die los Nasenlöcher sind klein und liegen weit nach vorn zu den Seiten der Schnauzenspitze, mitunter nach oben gerückt. Die Augenlider sind längs gespalten, das untere bedeutend grösser als das obere, auf dem unteren findet sich gegenüber der Pupille häufig ein durchscheinender Fleck. Das Trommelfell ist immer gut imterscheidbar. Das Maul ist bis hinter die Augen ge- spalten; in beiden Kiefern, aber nicht immer im Gaumen finden sich zweispitzige Zähne. Die an der Spitze zweiteilig oder stark ausgerandete , dünne, abgeplattete, mit schuppigen Warzen besetzte Zunge, kann in eine Scheide zurückgezogen werden. Beine sind stets vier vorhanden, die Hinterbeine kräftiger als die vorderen. Schenkelporen finden sich stets. Der Schwanz ist mindestens körperlang, und endigt in eine dünne Spitze. Bie Beschilderung (\^ Oberkopfes ist ziemlich beständig, es linden sieh in den meisten Fällen zwei Xasoiostralen, ein [nternasale, zwei Frontonasalen, ein Frontale, zwei grosse Supra- ocularen, welche den Discus palpebralis bilden, zwei Fronto- parietalen, ein [nterparietale , ein Occipitale, welches jedoch manchmal fehlt, und zwei grosse Parietalen. Da der Pileus bei den meisten Gattungen ziem- Abl». 23. />' n n Kopf der Smaragd- oder grünen Kidechse (Lncerln riridis, GesnerJ. A. von obeu, B. von der Seite. a. Internasale, b. Frontonasalia, >■. Frontale, &. Supra- ocularia, cU + il:] Discus palpebralis, e. Frontoparie- tidhi, f. Interparietale, g Occipitale, h. Parü i. Nasorostrale, k. Nasofrenalia, 1. Frenale, m. Freno- oculare, n Praeocitlariu, (Nach Schreiber.) lieh übereinstimmt, so sind wir betreffs der systemati- schen Anhaltspunkte hier namentlich auf die Kopf- s e i t e n angewiesen , wobei besonders die Form und Stellung dei' Schilder zu ein- ander in Betracht zu ziehen ist. Ein Nasenschild ist nie- mals vorhanden, dasselbe verschmilzt meist mit dem Supranasale zu einem Schilde (Abb. 23 A u. B), von wel- chem das Nasenloch gewöhn- lich von vorn und oben begrenzt und welches Naso- rost ralschild (scutum nasorostrale , i) genannt wird. Hinter dem Nasen- 10!) Abb. 24. loch finden sich meist ein oder zwei Nasofrenalsehilder (scuta nasofro/iiliti. /,•), dahinter folgt ein Ziigelschild (scutum fre- nale, 0, dahinter ein grosses Frenoocularschild (scutum frenoocularia, m), hieran schliessen sich dann noch am unteren Augenrande zwei kleine vordere Augenschilder oder Prae- ocularschilder (sentit praeocularia, n). Das Auge ist oben stets von einer Reihe kleiner oberer Augenwimper schild er (scuta supraciliaria), unten fast stets von einem Oberlippenschilde begrenzt. Halsband und Schulterfalte sind meist vorhanden. Der Bauch und die Unterseite der Beine sind stets mit Schildern bedeckt, welche am Hauche meist in Längs- und Querreihen stehen, mitunter aber auch schief geordnet sind. Oefters kommt es auch vor, dass die zwei mittleren Reihen der Bauchschilder nach dem Halse zu aus- einandergehen und zwischen sich eine etwa dreieckige Partie von Schildern einschliessen, welche dann insgesamml als Brustdreieck (triangulum pectorale), Abb. :24, 1», bezeichnet werden. Der Schwanz isl immer mit Wirtel- schuppen besetzt. Diese kleinen bis mittelgrossen Eidechsen sind echte Tagtiere und zeigen alle ein grosses Bedürfnis nach Wärme, weshalb sie sich häufig den brennendsten »Sonnenstrahlen aussetzen. Ihre Nahrung besteht in kleineren Wirbeltieren, Insekten und Würmern, namenl lieh in letzteren beiden, weshalb sie zu den nützlichsten Tieren zu rechnen sind. Bei warmem Wetter, im Sonnenschein, sind sie sehr lebhaft und beweglich und tummeln sich munter umher, wobei man so recht ihr oft farbenprächtiges Schuppenkleid, welches nach der etwa allmonatlich, oder in längeren Zwischenpausen, er- folgenden Häutung am schönsten ist, bewundern kann, da durch die verschiedenen Stellungen die verschiedensten Lichtreflexe hervorgerufen werden. Die Vermehrung geschieht fast immer durch Eier, welche teils in selbstgegrabene Höhlen, in Ameisen- haufen, Sand, unter Moos, Steinen und dergl. abgelegt werden. Betreffs ihrer geistigen Fähigkeiten stehen sie über allen Kriech- Smaragd- oder grüne Eidechse (Lacerta viridis, GesnerJ. Vorderer Teil von unten. a. Bauchschilder, b. linist- dreieck. (Nach Schreiber.) 110 tieren, was schon aus ihrem ganzen Betragen, betreffs ihres geselligen Zusammenhaltens , der Beutegewinnung, wie sie ihren Pfleger kennen lernen, aus ihren Spielen und gegenseitigen Kämpfen hervorgeht. Ein gut Teil Neugierde wohnt fast allen inne, diese geht aber niemals so weit, dass sie die nötige Vorsicht ausser Acht Hessen, und häufig muss man List anwenden um ihrer hab- haft zu werden. Von dieser Familie ist in Deutschland nur eine Gattung vertreten. Gattung": Lacerta, Linne. Echte Eidechsen. Der Körper ist bald schlank, bald gedrungen, der etwa pyramidale Kopf nach vorn mehr oder weniger steil abfallend. Die rundlichen Nasenlöcher liegen unter dem Vorderende der wenig entwickelten Schnauzenkante. Die Augenlider sind längsgespalten. Das Trommelfell ist deutlich. Von den massig entwickelten Beinen reichen die vorderen höchstens bis zur Schnauzenspitze, die hinteren nur selten über die Achseln. Die seitlich etwas zusammengedrückten Zehen sind weder unten gekielt, noch an den Seiten gefranzt. Die kleinen Körper- schuppen liegen nie auf, sie sind körnig oder etwas abgeflacht. Das immer deutliche, vollkommen freie Halsband wird von grösseren Schuppen gebildet. Diese Gattung wird in Deutschland durch vier Arten ver- treten, die durch folgende Merkmale leicht von einander unter- schieden werden können. 1. L. agilis, Linne. Das obere Nasorostrale teils auf dem untern, teils auf dem Zügelschild ruhend, wodurch diese drei Schilder etwa ein Dreieck bilden. Der Discus pal- pebralis wird von den obern Augenwimpernscliildern durch keine Körnerreihe getrennt. Die Vorderbeine lassen sich nie über das Auge hinausstrecken, die Hinterbeine erreichen die Achseln nicht. Schenkelporen sind meist nur 11 — 14 vorhanden. Der Schwanz ist etwa l'/2 mal so lang als der Körper, dessen Schuppen sind oberseits winklig ausgezogen. 2. L. vivipara, Jaquin. Die Scheitelschilder werden am Aussenrande nicht von grösseren Schildern begrenzt. In 111 der Zügelgegend finden sieh nur drei Schilder. Der Discus palpebralis wird von den obern Augenwimpern- schildern durch keine Körnerreihe getrennt. Die Bauch- schilder sind in sechs bis acht Längsreihen geordnet. Die Vorderbeine reichen selten bis über die Augen hinaus, die Hinterfüsse erreichen niemals die Achseln. Schenkel- poren sind 9 bis 12 vorhanden. Der bis zur Mitte ziemlich gleich dicke Schwanz ist nur wenig länger als der Körper und oben mit spitz ausgezogenen Schuppen bedeckt. L. viridis, Gesner. Die beiden Nasofrenalschilder stehen genau übereinander. Der Discus palpebralis wird bei älteren Tieren von den obern Augenwimpernschildern meist durch eine längere oder kürzere Körnerreihe ge- trennt. Die Vorderbeine reichen bis zu den Nasenlöchern, die Hinterbeine höchstens bis zu den Achseln. Schenkel- poren sind etwa 16 bis 20 vorhanden. Der Schwanz ist doppelt so lang als der Körper, oben mit schart zu- gespitzten Schuppen bedeckt. L. muralis, Laurent/. In der Mitte der feingekörnten Schläfe findet sich ein massig entwickeltes Massetericum. Das Halsband ist völlig ganzrandig. Die Bauchschilder ordnen sich in sechs Längsreihen. Die Vorderbeine reichen bis wenigstens gegen die Nasenlöcher, die Hinterbeine bis über die Achseln hinaus. Es sind 15 bis 20 Schenkel- poren vorhanden. Der Schwanz ist fast doppelt so lang als der Körper, oben mit sehr stumpf zugespitzten, un- gleichseitigen Schuppen bedeckt. 1. Die Zauneidechse (Lacerta agilis, Linne). Diese Eidechse, welche auch noch Wald- oder Feldeid echse genannt wird, kann eine Länge Ins 22 cm erreichen. Der in der Jugend mehr schlanke Körper wird im Alter kräftig und ge- drungen. Der etwas hohe Kopf ist hinter den Augen zu beiden Seiten ein wenig aufgetrieben, nach vorn zu schnell in die stumpf abgestutzte Schnauze verengt. Gaumen zahne sind immer vor- handen. Von den kurzen Beinen reichen die vorderen nie über 11*2 die Augen, die hinteren wenig* über die Mitte des Rumpfes hinaus. Der Schwanz ist etwa anderthalbmal so lang- als der Körper und endigt in eine massig dünne Spitze. Das Eüsselschild ist ziemlich hoch, nach hinten spitz drei- eckig ausgezogen und durch die Xasorostralschilder fast stets vom vorderen Schnauzenschild getrennt. Die Frontonasalschilder sind gewöhnlich etwas breiter als lang. Das kurze und breite Stirnschild wird nach hinten nur wenig enger, meist sind die Seitenränder nach innen schwach geschweift und findet sich bei alten Exemplaren eine Längsfurche vor, welche durch die Mitte des Schildes geht. Das Interparietalschild ist mindestens doppelt so gross als das Hinterhauptschild. Der Discus palpebralis ist schmäler als das Stirnschild, am Aussenrande ohne Schuppenreihe, das vierte obere Augenschild ist ziemlich gross. Die grossen Scheitelschilder werden am Aussenrande von zwei länglichen Schildern begrenzt. Die rundlichen, mittelgrossen Nasenlöcher liegen über dem ersten Oberlippenschilde, hinter der Naht des Rüsselschildes. Von den, meist fünf, obern Augenwimperschildern sind die beiden vorderen viel länger als die drei übrigen. Ein Massetericum ist zwischen den grossen unregelmässig polygonalen Schläfenschildern nicht erkennbar. Oberlippenschilder sind sieben, Unterlippenschilder meist sechs vorhanden. Von den fünf Paar Sübmaxillarschildern stossen die drei ersten Paare zusammen und ist das vorletzte Paar das grösste. Die vor der ziemlich undeut- lichen Kehliürche stehenden Schuppen sind länglich rhombisch oder sechseckig, und stehen in schiefe nach aussen auseinander- gehende Längsreihen. Die dahinter befindlichen Schuppen sind grösser, quer erweitert und geschindelt. Im Halsband finden sich 9 bis 11 grosse nach innen schindelförmig übergreifende Schuppen. An den Halsseiten bis zur Wurzel der Vorderbeine finden sich rundliche, schwach gekörnte, völlig glatte Schuppen. Die Körper- schuppen sind in der Eückenmitte, schmal, länger als breit, dachig gekielt, nach dem Bauch zu werden sie breiter und flach. Das Brustdreieck bestellt aus 7 bis 12 Schildern. Die Schilder der Unterseite ordnen sich in acht Längsreihen. Das Afterschild ist gross. Schenkelporen sind 11 bis 14 vorhanden. Die Seliwanz- schuppen sind länglich, deutlich dachig gekielt, oberseits in eine ziemlich scharfe Spitze ausgezogen. 113 Die Färbung und Zeichnung ist so verschieden, dass es schwer halten dürfte zwei völlig gleichgefärbte und gezeichnete Exemplare zu finden, obwohl sie im allgemeinen eine gewisse Aelmlichkeit miteinander haben. Ganz junge Tiere sind auf dem Bücken und an den Seiten dunkelgelbgrau, braungrau gefärbt und mit unregelmässigen oder mehr oder weniger in Längsreihen gestellten weissen, schwarz umrandeten Augen- Hecken gezeichnet. Die Unterseite ist einfarbig weisslich, hell- Abb. 25. ' ■' S i'V ' i : -..-■. i r=v.; . Zauneulechse (Lacerta agilis, LinneJ. grau, weissgrün oder weissgelblich. Die älteren Männchen sind auf dem Rücken braun, graubraun oder rotbraun, und tritt diese Färbung häufig bandartig auf, sie kann einfarbig, oder schwärzlich gefleckt oder punktiert, auch Augenflecken können vorhanden sein. Die Seiten sind grün mit Augenflecken, oder mehr oder weniger deutlichen schwarzen Hecken und Punkten, zur Paarungszeit werden aber meist alle Zeichnungen von über- handnehmendem Grün verdrängt. Der Bauch ist grünlich, gelb- grün oder bläulich-weiss, mehr oder weniger schwarz gesprenkelt H. Lachmann, Reptilien u. Amphibien Deutschlands. 114 oder gepunktet. Bei älteren Weibchen ist der Rücken und auch die Seiten fahlbraun, hellbraun oder graubraun, mit mehreren Seihen grosser Augenflecken gezeichnet, gewöhnlich sind längs des Rückens eine, längs der Seiten jederseits zwei Reihen vor- handen. Die Unterseite ist weisslich oder gelblich, meist ungefleckt, Die Form der Augenflecken ist an den Seiten gewöhnlich rundlich, auf dem Rücken aber mehr strichartig, indem der weisse oder gelbe Fleck mehr in die Länge gezogen wird und den ihn umgebenden schwarzen Schatten durchschneidet. Die weissen oder gelben wie auch die schwarzen Flecken können der Länge nach zusammengehen und mehr oder weniger deutlich ausgesprochene Längslinien bilden, was hauptsächlich am Rücken vorkommt, während die Seiten- flecken öfters der Quere nach zusammengehen, wodurch mehr oder weniger deutliche, bald senkrechte bald schiefe Querbinden gebildet werden, dies findet namentlich bei den schwarzen Rand- flecken öfters statt. Die Varietät Lacerta chersonensis, AndrzejowsJci zeigt eine graubraune Grundfarbe, ist am Rücken ohne jede Fleckenzeichnimg, und mit ganz kleinen Punkt - flecken an den Körperseiten gezeichnet. Bei der hübschen Varietät Lacerta erythr onotos, Fitzinger, ist der Rücken schön einfarbig rostbraun, die Körperseiten grün mit schwarzen Punkten gesprenkelt, die Unterseite grünlichweiss und schwarz gepunktet. Eine ausgezeichnete Spielart ist ferner die Varietät Lacerta agilis rar. rubra (?). Hier ist die ganze Rücken- mitte schön rotbraun oder zimmtbraun, die obere Hälfte der Seiten braun mit mehr oder weniger regelmässigen Augenflecken (weiss mit schwarzer Umrandung), die untere Hälfte der Seiten beim Männchen grün, gleichfalls mit Augenflecken, der Bauch des Männchens grün mit schwarzen Punkten. Das Weibchen ist so ziemlich wie das Männchen gefärbt, die untere Seitenhälfte und der Bauch sind jedoch weisslich, oft ins Rötliche neigend. Uebrigens paart sich diese Varietät mit der typischen Form, ist auch nicht auf ein bestimmtes Gebiet beschränkt, sondern kommt zerstreut allerwärts mit der typischen Form vor. Die Verbreitung der Zauneidechse ist eine ziemlich aus- gedehnte, sie bewohnt vom südlichen Schweden an ganz Europa, mit Ausnahme von Italien, Griechenland, Dalmatien, Istrien, Illyrien und Portugal, findet sich aber noch im westlichen Asien. Im Gebirge soll sie nach Gredler bis zu 1200 m aufsteigen. 115 Ihre Standorte wählt sie an trocknen, sonnigen bebuschten Orten, namentlich findet sie sich in und an lichten Wäldern, dürren Wiesen, auf der Haide, an Hecken, Krüppelholzgebüschen, an den Rändern der die Landstrassen begrenzenden Wasser- gräben, in und an Steinbrüchen, an Dämmen, Steinhaufen, Holz- und Reisighaufen, in der Nähe von Grenzsteinen , Zäunen, Mauern u. dergl. Sie treten namentlich im Mai und Juni zahl- reicher als im Hochsommer auf, welcher Umstand in der in diesen Monaten stattfindenden Paarungszeit seinen Grund haben dürfte, wo sie also häufiger zusammen kommen und sich an freieren Orten zeigen, während sie im Hochsommer sich mehr im Schatten se Ueberlegung. Sie ist listig und verschlagen, wenn es gilt eine andre Echse zu täuschen, eine erhaschte Beute vor dieser zu verbergen. Ist ihr ein Insekt entwischt, so verfolgt sie dasselbe 116 aufmerksam, bis es sich an einer andern Stelle niedergelassen hat, sie nähert sich dann vorsichtig, um das Insekt nicht nochmals zu verscheuchen. Mitunter fassen zwei an einem Regenwurm und zerren ein Weilchen hin und her, ohne dass der Wurm zerreisst, jetzt drängen sie aber an ein dünnes Stämmchen oder einen scharfkantigen Stein, eine geht herum, und nun zerren beide wieder mit allen Kräften, so dass der Wurm, an dem Stämmchen hin- und hergescheuert, bald zerreisst. Ueberhaupt sucht gern eine der andern die glücklich erhaschte Beute abzujagen, wes- halb jede, welche Beute gemacht hat, darauf bedacht ist, diese ihren Genossen nicht zu zeigen. Obwohl die Zauneidechse nicht so flink ist als andre Arten, nicht mit solcher Leichtigkeit wie viele dieser klettern kann, so ist sie doch auch nicht gerade un- beholfen oder schwerfällig. Man findet sie häufig im Gesträuch, auf Steinhaufen u. dergl. umherklettern, und zeigt sie sich hier mindestens nicht träge oder unbeholfen, ja wer sie zu fangen versucht, wird bald gewahr werden, dass dies nicht gerade leicht ist, sie kann dann auch recht flink sein und weiss unter ge- schickter Benutzung aller Deckungsmittel schnell zu entkommen, so dass man schon List anwenden muss, um ihrer habhaft zu werden. Sie ist kecker und dreister als unsere übrigen Eidechsen, und zeigt sich auch sehr neugierig. Eine überstandene Gefahr vergisst sie sehr schnell, und hat man sie jetzt gejagt und ge- ängstigt, so kann man doch beobachten, dass sie bald darauf wieder aus ihrem Loche hervorkommt und irgend einem Beutetier nachjagt. Gerät sie durch Zufall ins WTasser, so sucht sie durch Schwimmen das Ufer wieder zu erreichen, und wenn sie hierin auch nicht so geschickt als die folgende ist, so dürfte es doch wohl selten vorkommen, dass eine Zauneidechse ertrinkt. Bei hellem Sonnen- schein findet man sie häufig an Buschrändern, und verrät sie sich meist selbst durch plötzliches Basehein, denn sobald man von ihr bemerkt wird, läuft sie ein Stückchen fort ihrem Loche zu, bleibt dann aber plötzlich sitzen und beobachtet neugierig. Sieht sie sich nicht verfolgt, so kehrt sie bald auf ihren vorigen Platz zurück. Ist sie aus Furcht in ihr Loch entwischt, so treibt sie die Neugierde jedoch bald wieder daraus hervor, was man sich behufs ihres Einfangens zu Nutze machen kann, indem man sich dicht beim Loche niederlegt und eine Hand zum Zugreifen bereit oberhalb desselben hält, mit den Fingern der andern aber, in 117 einiger Entfernung- vom Loch, allerlei langsame Bewegungen aus- führt. Die Neugierde wird dann unsere Echse nach und nach immer weiter hervorlocken, so dass man sie leicht mit der bereit gehaltenen Hand ergreifen kann. Wird sie eingefangen, so sperrt . sie das Maul auf, beisst sich auch in einen ihr vorgehaltenen Finger fest, so dass man sie am Finger hängend umhertragen kann. Der Biss ist jedoch kaum zu fühlen. Obwohl sie sich gegenseitig die Beute zu entreissen suchen, so beissen sie sich doch deshalb nicht. Zur Paarungszeit aber kann man öfters miteinander im Kampf befindliche Männchen beobachten, welcher gewöhnlich damit endet, dass einer oder auch beide einen Teil ihres Schwanzes verlieren. Während den Schlangen, sowie der vorigen und der folgenden feuchtwarme Luft, gewitterschwüle Tage, am angenehmsten sind, und sie da am ehesten zum Vor- schein kommen, so zieht unsere Eidechse, wie auch die Smaragd- und Mauereidechse, warme trockne Luft, Tage mit Sonnenschein, trüben regnerischen Tagen vor und ertragen sie die Sonnenhitze bis zu einem viel höheren Grade als die Schlangen. Mit dem Eintritt kälterer Tage zieht sich die Zauneidechse in tiefere Löcher zum Winterschlaf zurück, gewöhnlich schon Anfang oder Mitte Oktober. Sie verweilt in diesen Verstecken fast ununterbrochen bis zum Frühjahr, selten, dass sich eine durch etwas wärmere Witterung noch später als im Oktober nochmals hervorlocken lässt. Im Frühjahr kommt sie sehr selten vor Mitte März zum Vorschein, sie häuten sich bald darauf und zeigen sich nun im Hochzeitskleide, indem sie bald zur Paarung schreiten. Die Beobachtung ihrer Spiele hierbei ist sehr interessant. Die Vereinigung dauert nur etwa fünf Minuten, wiederholt sich aber öfters am selben Tage, und zwar wechseln verschiedene Männchen und Weibchen miteinander ab, ein eigentliches Zusammenhalten eines bestimmten Pärchens findet nicht statt. Der Vorgang ist bei allen von mir beobachteten Echsen gleich, nur jagen sich manche erst längere oder kürzere Zeit umher, das Männchen gibt seinen Willen auf mannigfache Art zu erkennen. Die Eier bedürfen (bei allen eierlegenden Echsen) etwa acht Wochen zu ihrer Ausbildung im Mutterleibe und einer gleichen Zeit zur Nachreife. Die trächtigen Weibchen graben einige Tage vor dem Ab- legen der Eier ein röhrenartiges Loch zur Aufnahme derselben, 118 das Loch wird unter Steinen, Moos, Laub u. dergl. angelegt J Das Ablegen der Eier geschieht meist des Nachts oder in den frühen Morgenstunden. Das Weibchen der Zauneidechse legt, je nach der Grösse und dem Alter, 5 bis 14 schmutzig-weisse, rund- liche, mit pergamentartiger Haut versehene Eier, welche im Finstern manchmal schwach phosphoreszieren. Die Eier sind an Grösse sehr verschieden, je mehr ein Tier legt, je kleiner sind sie, die grössten werden etwa so gross wie ein Sperlingsei. Die Eier sind nicht wie bei den Schlangen von einem Klebstoff über- zogen. Die Form der Eier ist bald kugelig, bald länglich- oval. Nach dem Legen scharrt das Weibchen das Loch wieder zu, ebnet es etwas und kümmert sich fernerhin nicht mehr um die Eier. Die Jungen kommen Ende August bis in den September hinein aus den Eiern hervor, sie sind völlig ausgebildete, flinke, muntere Tierchen, welche alsbald die Lebensweise der Alten beginnen. Soeben dem Ei entschlüpfte Tiere sind ca. 5 cm langr in 4 Wochen etwa 6 — 7 cm. Die Gefangenschaft erträgt die Zauneidechse, wie auch noch viele andere, sehr gut, sie wird sehr zahm und zutraulich,, gewöhnt sich überraschend schnell an ihren Pfleger, welchem sie durch ihr munteres Wesen, ihre Verträglichkeit gegen ihre Mit- gefangenen etc. viel Freude macht. In einem kalten -trockenen, reich mit Pflanzen besetzten Terrarium hält sie lange Jahre aus und pflanzt sich darin auch alljährlich fort. Man muss jedoch die Vorsicht gebrauchen, die Eier bald nach deren Ablegen zu entfernen, denn es kommt bisweilen vor, dass sie ihre Eier und auch die Jungen auffressen, was ja bei den meisten Eeptilien und Amphibien beobachtet wird. Die Eier lassen sich dann leicht wie in meinem Buche „Das Terrarium" angegeben, zeitigen,, ebenso leicht ist es bei einiger Geduld, die Jungen aufzuziehen. 2. Die Berg- oder TVieseneirfecJtse (Laccvta vivipara, Jaquin). Diese Eidechse ist die kleinste der in Deutschland vor- kommenden, sie erreicht eine Länge von höchstens 12 bis 16 cm. Der Körper ist bald mehr, bald weniger schlank, doch immerhin schmächtiger, als bei der vorigen. Der etwas gestreckte Kopf ist 119 von den Augen an nach vorn allmählich verengt, dessen Seiten ziemlich senkrecht. Von den kurzen Beinen reichen die vorderen gewöhnlich nur bis zum Vorderrande der Augen, die hinteren etwa bis in die Mitte des Rumpfes oder höchstens bis ziemlich gegen die Achseln, nie aber erreichen sie letztere. Die Krallen der Vorderfüsse sind länger als an der "Wurzel breit, die der Hinterfüsse meist immer so lang als breit, alle schwärzlich. Der Schwanz ist etwa ein '/3 länger, als der Körper, ziemlich kräftig, in der vorderen Hälfte fast gleich dick, dann in eine kurze Spitze ausgehend. Das hinten in eine scharfe Spitze ausgezogene Rüsselschild ist ziemlich stark auf den Pileus übergebogen. Die Nasorostral- schilder sind in der Mitte mehr oder weniger verjüngt, mitunter so stark, class sie sich nicht berühren und daher das Rüsselschild an das Internasalschild stösst, letzteres ist vorn meist spitzer als hinten. Auch die Frontonasalschilder können mehr oder weniger, mitunter derartig verengt sein, dass sie sich in der Mittellinie nicht berühren und dann das Internasalschild mit dem Stirnschild zusammenstösst ; letzteres ist breiter als der Discus palpebralis, gross, mit ziemlich gleichen oder wenig nach innen gebogenen Seiten, nach hinten kaum verengt. Die Frontoparietalschilder sind etwa so gross als das Internasale; das Interparietalschild ist meist, mitunter sogar bedeutend, grösser, als das Hinter- hauptschild. Der Discus palpebralis wird durch keine Körner- reihe von den oberen Augenwimperschildern getrennt; das vierte obere Augenschild ist ziemlich gross. Die Scheitelschilder sind gross, kurz und breit. Das nach oben zu verengte Nasofrenalschild ist schmal, höher als lang. Das schmale Zügel- schild ist etwa doppelt so hoch als lang, stets vorgenanntes Schild überragend. Das etwa viereckige Frenoocularschild zeigt am Hinterrande mitunter einen schwachen Vorsprung. Die vier, nach hinten kleiner werdenden oberen Augenwimperschilder sind schmal, länglich. Die Schläfe sind mit unregelmässigen Schildern bedeckt, welche mitunter ein grösseres Massetericum einschliessen. Das fünfte Überlippenschild steht unter dem Auge. Unterlippen- schilder sind meist fünf, mitunter auch nur vier vorhanden. Von den sechs Submaxilarschildern sind die beiden vorderen Paare fast doppelt so lang als breit. Die rundlichen Nackenschuppen sind körnig und glatt. Die gekielten Rückenschuppen sind 120 länglich-sechseckig, und werden nach den Seiten zu etwas breiter. Die Kehlschuppen sind schwach gewölbt, die mittleren werden nach hinten zu bedeutend grösser. Das Halsband ist gezähnelt und besteht gewöhnlich aus neun, mitunter aber auch aus acht oder zehn Schuppen. Die Bauchschilder sind fast stets in acht Längsreihen geordnet. Die Aftergegend wird fast ganz durch das grosse Afterschild bedeckt, welches von sechs bis sieben grösseren Schuppen umgeben ist. Schenkelporen sind 9 bis 12 vorhanden. Die Schwanzschuppen sind oben deutlich gekielt und nach hinten spitz ausgezogen, und an der Schwanzwurzel glatt mit rundem Hinterrande, nach hinten zu werden sie aber gekielt und spitz wie die der Oberseite. Die Färbung und Zeichnung der Bergeidechse ist be- ständiger als die vieler anderer Arten. Die Grundfarbe der Oberseite kann grau, graubraun, grünlichgrau, rötlichgrau, nuss- oder holzbraun bis schwarz sein; die Rückenmitte ist meist heller. Abb. 26. ... ; -fc* n Berg- oder Wieseneidechse (Lacerta vivipara, Jaquin). 121 Häufig-, namentlich bei braun gefärbten Stücken macht sich ein mehr oder weniger deutlicher Bronzeglanz bemerkbar. Die Zeichnung- der Oberseite besteht in helleren und dunkleren oder schwärzlichen Flecken, die meist in Längsreihen stehen, auch zu Längsbinden zusammengehen können, manchmal auch als Augen- flecken erscheinen, und sich meist bis auf die Mitte des Schwanzes erstrecken. Die Unterseite ist beim Männchen dotter-, leder- oder orangegelb, mit schwarzen Punkten gesprenkelt. Beim Weibchen ist die Unterseite meist weissgrau, bläulichgrau, mit- unter etwas gelblich, seltener rötlich, ungefleckt. Die Männchen sind im allgemeinen schlanker als die Weibchen, heller gefärbt und machen sich auch durch zwei an der Schwanzwurzel liegende Anschwellungen kenntlich. Bei der Varietät Lacerta montana, Mikan, ist die Oberseite meist hellgrünlichbraun, mit zahlreichen schwarzen, gelblichen oder weisslichen Flecken, auch Augenflecken, gezeichnet. Die Unterseite beider Geschlechter ist bläulichweiss. Die Varietät Lacerta nigra, Wolf, zeichnet sich durch gänzlich einfarbig schwarze Färbung der Ober- und Unterseite aus. Die sehr kleinen Jungen sind dunkel, fast schwärzlich gefärbt, bronzeartig schillernd, mit zwei Eeihen hellerer Punkte oder Flecken, bisweilen Augenflecken, gezeichnet. Die Verbreitung der Bergeidechse ist eine sehr ausgedehnte, da sie mit Ausnahme von Süd- und Mittelitalien, der Pyrenäischen- und Balkanhalbinsel ganz Europa bewohnt. Im Gebirge steigt sie bis zu 260U m hinauf. Ihre Standorte sind hauptsächlich in feuchten, doch gleich- falls sonnigen Gegenden. Sie findet sich auf feuchten Wiesen, in Mooren, an Dämmen, Wassergräben, in feuchten aber lichten Wäldern, im Gebirge, namentlich an Bachrändern und dergleichen Oertlichkeiten. Ihre Verstecke sucht sie unter allerlei Gestrüpp, im Wurzelwerk alter Weidenstümpfe, auch unter der Baumrinde. Sie führt eine stille verborgene Lebensweise, ist weder neugierig noch rauflustig wie manche andere Arten, sondern ver- birgt sich bei Gefahr sofort in ihr Arersteck, oder klettert an den Stämmen der Bäume hinauf, wo sie ihres braunen, der Baum- rinde ähnlichen Kleides wegen, leicht dem Auge entschwindet. Ist sie in ihr Versteck verscheucht worden, so kommt sie nicht eher wieder zum Vorschein, als bis sie sich völlig sicher wähnt. Sie läuft ruckweise, huscht von einem Grasbüschel zum andern, 122 und muss man gut aufpassen, um sie nicht aus den Augen zu verlieren. Wenn man sie einfängt, sucht sie sich nicht, wie andere, durch beissen zu verteidigen, um sich zu befreien windet sie ihren Körper hin und her, schlägt auch mit dem Schwänze, welcher dabei häufig abbricht. Im hohen Grase, oder wenn der Boden mit faulendem, lockerliegenden Laube bedeckt ist, hält es schwer sie zu fangen, leichter wird man ihrer auf kurz bewachsenem Boden habhaft. Sie weiss sich auch im Wasser sehr gut zu be- helfen, und sucht nicht selten durch schwimmen zu entkommen; sie taucht auch gut und verschwindet mitunter plötzlich unter dem Wasserspiegel. Schon früh des Morgens kommt sie zum Vorschein und sucht sich ein sonniges Plätzchen in der Nähe ihres Versteckes aus, um sich hier zu sonnen, oder sie sucht die Umgebung ihres Versteckes nach Beute ab. Während des Tages trifft man sie häufig in geeigneten Oertlichkeiten an von der Sonne beschienenen Plätzen, wird sie aber meist erst dann gewahr, wenn sie sich schon auf der Flucht befindet; die Farbe ihres Körpers ist ihr bester Schutz. Ihre Nahrung besteht in Würmern, namentlich Regen- würmern, Tausendfüsslern, Insektenlarven u. dergl., welche sie sicli bisweilen sogar aus dem Wasser holt; doch verschmäht sie auch fliegende Insekten nicht, wenn sie deren habhaft werden kann. Betreffs der Witterung verhält sie sich wie die Blind- schleiche, auch sie zieht feuchte Luft der trockenen Sonnenhitze vor, ist daher an gewitterschwülen Tagen viel häufiger ausserhalb ihres Versteckes anzutreffen, während sie sich bei trockener Hitze in ihre Schlupflöcher oder tiefer in die Gebüsche zurückzieht, Sie ziehen sich später als unsere anderen Echsen zum Winterschlaf zurück und kommen schon zeitig im Frühjahr wieder zum Vorschein, sie häuten sich bald darauf und befinden sich nun im prächtigen Sommerkleide. Schon Mitte oder Ende April schreiten sie zur Paarung. Die Bergeidechse ist leben dig gebährend und wirft das Weibchen schon Mitte oder Ende Juli, meist in der Nacht, drei bis neun lebendige Junge, welche gewöhnlich in eine Blase gehüllt zur Welt kommen. Die eben zur Welt gekommenen Jungen sind sehr klein, bedeutend kleiner als die eben dem Ei entschlüpften Jungen der Zaun- eidechse, sie verkriechen sich alsbald, nachdem sie ihre häutige Blase, in welcher sie geboren wurden, verlassen, unter Steinen, 123 Laub, feuchtem Moos oder in Erdritzen etc. und verharren hier zusammengerollt, wie leblos, noch mehrere Tage. In etwa acht Tagen haben sie aber bereits die doppelte Grösse erreicht, als sie erst hatten, und vermögen nun schon allerlei kleines Gewürm zu erbeuten. Für die Gefangenschaft eignet sich diese zierliche Echse nicht so gut als vorige und folgende, da sie eines ziemlich ge- räumigen Terrariums bedarf. In grossen Terrarien, welche ihren Lebensbedürfnissen entsprechend eingerichtet sind, hält jedoch auch sie längere Zeit aus, namentlich dann, wenn man für reich- lichen Pflanzenwuchs, besonders am Boden, sorgt. Man füttert sie mit Regen- und Mehlwürmern, kleinen Nachtschnecken, Tausend- füsslern u. dergl. Sie wird nicht ganz so zahm als unsere anderen Echsen, sondern bleibt stets etwas scheu und furchtsam. Sie klettert zwar auch, doch weniger als die anderen, am liebsten hält sie sich in der Nähe der Wasserbecken auf. Mit andern Echsen verträgt sie sich gut. 3. Die Smaragd- oder grüne Eidechse (Lacerta viridis, Gesner). Von den in Deutschland vorkommenden Eidechsen ist die Smaragd -Eidechse die grösste, wenn auch die deutschen Stücke nicht so gross werden als ihre das südliche Europa bewohnenden Genossen; sie kann eine Länge von 32 bis 63 cm erreichen. Der ziemlich kräftige Körper ist walzig, der in der Jugend kurze und breite, oben gewölbte Kopf wird im Alter länger, dreieckig, oben und an den Seiten flach, breiter als hoch, etwa doppelt so lang als breit. Der Gaumen ist stets bezahnt. Die Vorderbeine erreichen meist die Nasenlöcher, die Hinterbeine die Achseln. Die Krallen der Vorderzehen sind bis viermal, die der hinteren etwa dreimal so lang als breit, alle Krallen sind braun. Der Schwanz ist von doppelter Körperlänge und in eine dünne Spitze auslaufend. Das Rüsselschild ist wenig längsgefurcht und nicht viel nach oben übergebogen. Das Internasalschild ist in der Jugend gewöhnlich etwas breiter als lang, bei alten Tieren jedoch so lang oder länger als breit. Die Frontonasalschilder sind bei jungen Tieren fast so breit als lang, im Alter viel länger als 124 breit. Das grosse Stirnschild ist in der Mitte mehr oder weniger verengt, hier bald breiter, bald schmäler als der Discus palpe- 1 iridis, welcher im Alter meist durch eine Körnerreihe von den oberen Augenwimperschildern getrennt ist. Die oberen Augen- schilder sind in der Jugend ziemlich gewölbt, im Alter meist flach. Bei jungen Tieren sind die Frontoparietalschilder fast so lang als breit, bei alten länger. Das Interparietalschild ist im Alter schmäler als in der Jugend, das Hinterhauptschild bei alten Tieren länger als bei jungen. Die grossen Scheitelschilder werden am Aussenrande von zwei grösseren länglichen Schildchen begrenzt. Das über der Naht des Rüsselschildes und des ersten Oberlippenschild.es belegene Nasenloch wird nach hinten von zwei übereinanderstehenden fast gleich grossen Nasofrenalschildern be- grenzt, von welchen das untere das erste Oberlippenschild be- rührt. Das dem zweiten Oberlippenschilde aufliegende Zügel- schild ist etwa so breit wie ein Nasofrenalschild und so hoch wie beide zusammen. Das Frenoocularschild ist gross. Die Schläfen sind von grösseren flachen oder wenig gewölbten Schildern be- deckt, welche gegen die Ohröffnung hin manchmal kleiner werden und ein Masseteric um nicht erkennen lassen. Oberlippenschilder sind sieben bis acht vorhanden, das fünfte unter dem Auge stehend. Die Kehlschuppen sind länglich -sechseckig, stehen in schiefen Querreihen und sind von den breiteren Halsschuppen durch eine Querfurche getrennt. Das Halsband ist gezähnelt und besteht aus 6 bis 12, gewöhnlich aus neun, grossen auf ein- ander geschindelten Schuppen. Die Körperschuppen sind im Ganzen klein und körnig, auf dem Kücken nach hinten zu un- deutlich gekielt. Die Bauchschilder stehen in acht Längsreihen, deren äusserste nur etwa doppelt so gross als die daranstossenden Ivörperschuppen sind. Das Afterschild ist gross. Schenkelporen sind 11 bis 20, gewöhnlich 15 bis 18 vorhanden. Die schmalen Schwanzschuppen sind gleichseitig, länglich-fünfeckig, hinten spitz ausgezogen, oben und unten scharf gekielt. Die Färbung und Zeichnung ist nach Geschlecht, Alter und Standort sehr veränderlich. Bei den Männchen ist die Oberseite gewöhnlich schön smaragdgrün, blaugrün oder gelb- grün, bei den Weibchen dunkler, grünbraun, bei beiden bald einfarbig, bald, namentlich bei den Männchen, gelb, weisslich oder schwarz punktiert, gefleckt, manchmal wie mit Pünktchen hell 125 und dunkel übersäet, die Flecken und Punkte können einzeln, zerstreut, oder mehr oder weniger in fortlaufenden oder unter- brochenen Längsreihen stehen, sind oft schwärzlich gesäumt, oder von dunkelgrünen , schwärzlichen Tupfen begrenzt , so dass bis- weilen Augenflecken vorkommen können. Kehle und Kopfseiten sind häutig, namentlich beim Männchen, schön türkischblau. Die Unterseite ist bei allen Varietäten stets ungefleckt, beim Männchen hell schwefelgelb, gelbgrünlich, beim Weibchen mehr Abb. 27. Smaragd- oder grüne Eidechse (Lacerta viridis, GesnerJ, bläulichweiss; die Zunge ist schwärzlich, die Iris blassrötlich, am Oberlid findet sich ein schwarzer Punkt. Ganz junge Tiere sind oben meist einfarbig braungrün, graugrün oder lederbraun, mit zunehmendem Alter treten dann die dunkleren Fleckenzeich- nungen auf, die bei den Männchen, je älter sie werden, wieder verschwinden. Bei der Varietät Lacerta chloronota, Rafinüque, sind ältere Männchen und Weibchen ganz einfarbig grün. Bei der Varietät Lacerta nigra, Gachet, ist die ursprüngliche grüne Grundfarbe ganz, oder bis auf einige kleine Flecken, von der schwarzen Fleckenzeichnung verdrängt. Bei mittelgrossen Männchen der Varietät Lacerta variolata, Dug., ist die grüne Grundfarbe oft mit gelben, braunen, schwarzen, nach dem Kopf zu auch mit blauen, unregelmässigen Flecken, Strichen oder 126 Schnörkeln gemischt. Bei der Varietät Lacerta biUneata, Daudin, (oder Lacerta Michahellesii, Fitzinger), finden sich jederseits des Rückens und an den Seiten, zusammen vier, mein- oder weniger zusammenhängende schwarze Längsstreifen, neben welchen ebenso gestaltete weissliche oder gelbliche Streifen hin- laufen; tritt zu diesen vier Streifen noch einer auf der Mitte des Rückens hinzu, so bilden solche Stücke die Varietät Lacerta quinque-radiata, Dumeril <& Bibron. Bei der Varietät Lacerta exigua, Eichw., ist die Oberseite tief dunkel olivengrün, kupfer- braun oder schwärzlich, hiervon lieben sich drei gelbliche Streifen sehr scharf ab; finden sich aber bei gleicher Grundfarbe fünf solcher Längsstreifen, so gehören solche Stücke zur Varietät Lacerta quinque - vittata, 2R:it<:tr., bei beiden Varietäten sind die Schenkel häufig mit hellen Flecken gezeichnet; finden sich nun noch zwischen den erwähnten Streifen helle Flecken, so bilden so gezeichnete Stücke die Varietät Lacerta strigata, Eichw. Die Verbreitung der Smaragdeidechse erstreckt sich hauptsächlich über ganz Südeuropa, doch geht sie stellenweise auch ziemlich weit nach Norden. Sie findet sich auf der pyre- näischen Halbinsel, in Frankreich, namentlich im Süden, in der Schweiz, in Italien und dessen Inseln, jedoch nicht auf Sardinien, ferner in Südtyrol, Illyrien, Istrien, Dalmatien, Griechenland, Ungarn, in den Karpathenländem, im Norden des Schwarzen Meeres, bis in den Kaukasus; längs des Oberrheins zieht sie sich bis in die unteren Maingegenden, kommt in Oesterreicll (nament- lich bei Wien, Baden), Böhmen, Mähren, Bayern, Schlesien, Preussen, Brandenburg (bei Berlin, Rüdersdorfer Kalkberge) vor, und soll auch bei Danzig und auf der Insel Rügen gefunden worden sein. Ihre Standorte wählt sie meist in mit allerlei Buschwerk bewachsenen sonnigen Gegenden; namentlich findet sie sich auf Steinhaufen an buschigen Wiesen-, Feld- und Waldrändern, in Waldlichtungen, Weingärten, bergige, hüglige Gegenden zieht sie völlig ebenen vor. Ihre Verstecke wählt sie in Erdlöchern unter Steinhaufen, im Wurzelwerk der Gebüsche u. dergl. An dem gewählten Standort hält auch sie beharrlich fest, und eine Echse, welche uns an einem Tage entwischt, wird man andern Tags wieder an derselben Stelle antreffen. 127 Ihre Nahrung besteht meist in Heuschrecken, Feldgrillen, Käfern, seihst ganz hartschaligen, und sonstigen Kerbtieren, Schnecken, Würmern, Regenwürmer allergrösster Sorte bereiten ihr nicht die geringsten Umstände, und ist der Wurm noch so lang, sie weiss ihn unterzubringen. Nebenbei fällt sie aber auch über kleinere Eidechsen her, auch ein junger Vogel dürfte ihr ge- legentlich zum Opfer fallen. Mittelgrosse Mäuse frisst sie sehr gern, ebenso ganz junge Ratten. In ihrer Lebensweise weicht sie von den vorigen insofern ab, als sie bedeutend flinker, behender als diese ist, auch gern und vorzüglich klettert. Mit grosser Schnelligkeit klettert resp. läuft sie an dicken Baumstämmen empor, oder bewegt sich mit vielem Geschick im Strauchwerk, immer die von der Sonne am meisten getroffenen Aeste aufsuchend und oft stundenlang hier verweilend. Sie liegt dann ruhig, anscheinend schlafend auf einem Ast niedergedrückt, doch entgeht ihrer Aufmerksamkeit nichts; ein in ihre Nähe kommender Käfer etc. wird fast immer sofort bemerkt und erhascht. Liegt sie sich sonnend am Boden, auf einem Stein oder Steinhaufen, so macht sie ihren Körper breit und flach, damit nur ja recht viele Teile ihres Körpers der ihr wohlthuenden Sonnenstrahlen teilhaftig werden. Es ist geradezu erstaunlich, welch grosse Hitzegrade sie ertragen kann, die Steine, auf welchen ich sie sich sonnend liegen sah, waren manch- mal so heiss, dass ich dieselben nicht in die Hand nehmen konnte, aber unsere Eidechse gab sich dieser Hitze mit vollem Behagen hin. An sonnenarmen Tagen ist sie weniger lebhaft, hält sich mehr in ihrem Versteck auf, und ist, wenn ausserhalb desselben angetroffen, dann viel leichter zu fangen, als an recht heissen sonnigen Tagen, an solchen sind ihre Bewegungen oft derartig schnell, dass man sie kaum mit den Augen zu folgen vermag. Ihr Laufen, obwohl auch sie stets seitliche schlängelnde Bewegungen ausführt, fördert das sehr rasch, dabei huscht sie bald nach dieser, bald nach jener Seite, und benutzt mit vielem Geschick jeden ihr Deckung bietenden Gegenstand. Kann sie einen dichten Busch erreichen, so ist sie gesichert, da es nur selten gelingt sie wieder herauszujagen. Sie sitzt dann ruhig mitten im Busch ihren Ver- folger betrachtend, umgeht man den Busch nach der andern Seite, so dreht sie sich gleichfalls um, ohne jedoch ihren Platz zu ver- lassen. Es liegt ein gewisser Hohn darin, wie sie die Bemühungen 128 des Fängers beobachtet, sie scheint recht gut zu wissen, dass sie inmitten des Busches gesichert ist, von einer einzelnen Person lässt sie sich schlechterdings daraus nicht hervorjagen. Auch in ihrem sonstigen Wesen zeigt sie sich weniger furchtsam als die vorigen, sie ist sich gewissermassen ihrer Kraft bewusst und beisst ergriffen tapfer zu, der Biss der grösseren ist auch recht gut zu fühlen, ja es ist öfters vorgekommen, dass sie mich blutig gebissen haben. Wird sie ins Wasser gejagt, so weiss sie sich durch Schwimmen zu helfen, ein ziemlich breiter Graben ist noch kein Hinderniss ihrer Flucht, sie durchschwimmt denselben mit grosser Gewandtheit und setzt am andern Ufer ihre Flucht fort, wenn dies noch nötig sein sollte, gewöhnlich ist sie aber durch eine solche Leistung gerettet. Sie zieht sich, in Deutschland wenigstens, früher als die Zauneidechse zum Winterschlaf zurück, je nach der Witterung schon Ende September oder Anfang Oktober und kommt später als diese wieder zum Vorschein. Selten zeigt sie sich vor Mitte April. Nach einiger Zeit häutet sie sich und erscheint dann im prachtvollen Hochzeitskleide. Bei der Paarung geraten die Männchen häufig in Streit miteinander und gibt es dann harte Kämpfe, bei welchen nicht selten einer oder der andere der Kämpfer einen Teil des Schwanzes einbüsst. Im Juni bis Juli legt das Weibehen 6 bis 8 und mehr längliche, etwa bohnengrosse Eier von grauweisser Farbe, diese werden meist in selbstgegrabene, seltener in vorgefundene Löcher in der Erde, unter Steinhaufen, Wurzeln, Moos u. dergl. abgelegt und bedürfen Avie die der Zauneidechse einer längeren Zeit zur Nachreife. Im August gewöhnlich kommen dann die lebhaften hübschen Jungen zum Vorschein. Von ihren Feinden dürfte sie weniger als die vorigen zu leiden haben, da sie sehr schnell ist und ihren Arerfolgern des- halb meist entkommt, gegen schwächere Verfolger, wie manche Schlangen und Vögel, sich aber erfolgreich verteidigt. So ge- lingt es der Schlingnatter selten eine grössere Smaragdeidechse zu überwältigen, selbst eine grosse Aeskulapnatter wird ihrer nicht immer Herr und auch im Kampfe mit einem Turmfalken bleibt sie manchmal Sieger. Sie ist eben zu gewandt und flink und weiss von ihren kräftigen Kiefern erfolgreich Gebrauch zu machen. 129 Durch ihre massenhafte Vertilgung allerlei schädlichen Un- geziefers macht sie sich dem Menschen sehr nützlich, und ver- dient deshalb die weitgehendste Schonung. i^ii die Gefangenschaft in geräumigen, warmen, sonnig- stehenden Terrarien, welche reich mit Pflanzen besetzt sein müssen, gewöhnt sie sich leicht und hält darin lange Jahre zur Freude ihres Pflegers aus. Sie wird sehr bald und ausserordent- lich zahm, lernt ihren Pfleger sehr gut von anderen Personen unterscheiden und nimmt ihm in jeder Stellung und Lage das Futter aus der Hand ab. Sie klettert gern auf Arm und Schulter und lässt sich in dieser Stellung füttern und tränken. Einige werden so zahm, dass sie ihrem Pfleger nachlaufen, und, auf die Erde gesetzt, immer wieder an demselben emporklettern. Ihre Erhaltung ist leicht, man füttert sie mit jungen Mäusen, nach welchen grössere sehr lüstern sind, Maikäfern u. dergl., Küchen- schaben, Heuschrecken und deren Larven, Regenwürmern, Mehl- würmern und allerlei Insekten etc., bald gewöhnen sie sich auch an rohes Fleisch, in Streifen geschnitten oder geschabt. 4. Die Mauereidechse (Lacevta muralis, Laurenti). Die Mauereidechse erreicht eine Länge von 15 bis 18 cm, einige südliche Varietäten können aber bis 24 cm lang werden. Der Körper ist meist schlank und gestreckt, von oben etwas abgeplattet. Der nach vorn zugespitzte Kopf ist beim Männchen grösser, länger und mehr niedergedrückt als beim Weibchen. Gaumenzähne fehlen gewöhnlich. Die Vorderbeine reichen bis zu den Nasenlöchern oder bis zur Schnauzenspitze, die Hinter- beine gewöhnlich bis zu den Achseln, manchmal darüber hinaus, oder erreichen auch die Achseln mitunter noch nicht. Der Schwanz ist etwa doppelt so lang als der Körper und endet in eine dünne Spitze. Das grosse Rüsselschild ist wenig nach oben übergebogen, etwa doppelt so breit als lang. Die Nasorostralschilder stossen in der Mitte der Schnauze fast immer mehr oder weniger zu-' sammen und trennen so das Rüsselschild vom Internasalschild. Das massig breite Stirnschild ist nach hinten wenig verengt, H. Lach mann, Reptilien u. Amphibien Deutschlands. " 130 seine Seiten ein wenig nach innen gebogen, vorn mehr oder weniger veiTimdet, hinten mit bald spitzerem, bald stumpferem Winkel zwischen die Frontoparietals childer eingeschoben. Das schmale Interparietalschild ist fünfeckig, reichlich doppelt so lang als das kleine trapezische Hinterhauptschild. Die grossen Scheitelschilder werden am Aussenrande von mehreren länglichen Schildchen ge- säumt. Der Diseus palpebralis ist nach vorn zu spitzig verengt, nach aussen immer durch eine feine Körnerreihe begrenzt, bei jungen Tieren mehr als bei alten gewölbt. Das hinten nur von einem Nasofrenalschüd begrenzte Nasenloch liegt über der Vorder- naht des ersten Oberlippenschildes. Das Zügelschild ist schmal, oben mehr oder weniger auf den Pileus übergebogen, unten das zweite Oberlippenschild berührend, mitunter durch eine Xath ge- teilt. Obere Augenwimpernschilder sind meist fünf, selten sechs vorhanden. Zwischen den, die Schläfen bedeckenden, kleinen schuppenartigen Schildchen, findet sich ein ziemlich grosses mehr oder weniger rundliches Massetericum und am Vorderrande der Ohröftnung ein längliches Ohrschild. Die kleinen Schläfenschilder können jedoch bisweilen so an Grösse zunehmen, dass sich das Massetericum nicht mehr unterscheiden lässt. Tun den sieben Obeiiippenschildern steht das fünfte unter dem Auge. Unter- lippen- und Unterkieferschilder sind meist je sechs vorhanden. Die kleinen Rückenschuppen sind rundlich, körnig, ziemlich stark gewölbt und zeigen sich unter der Loupe deutlich gekielt. An der Kehle finden sich flache Schuppen, die deutliche Querfurche ist fein beschuppt. Das ziemlich ganzrandige Halsband wird von 9 bis 11 Schuppen gebildet. Die rautenförmigen Bauchschilder stehen in sechs Längsreihen, bei südlichen Stücken findet sich mitunter jederseits noch eine Reihe kleinerer Schildchen hinzu. Das grosse Afterschild bedeckt fast die ganze Aftergegend. Die Schwanzschuppen sind unten schärfer als oben zugespitzt, auch unten schärfer als oben gekielt. Die Schenkelporen sind beim Männchen deutlicher als beim Weibchen, es sind meist 15 bis 20 vorhanden. Die Färbung und Zeichnung ist sehr veränderlich und hat zur Aufstellung einer ganzen Reihe von Varietäten Veran- lassung gegeben. Die Oberseite kann grau, graubraun, bräunlich, braun, dunkelbraun, schwärzlich oder schwarz, graugrün, braun- grün, olivenfarbig, gelbgrün, hell- oder dunkelgrün, hellgrau, 131 graublau, kornblumenblau, azurblau, selbst weisslich sein, bald ein- farbig-, bald finden sich jederseits des Rückens hell- oder dunkelfarbige glatte Längsstreifen, bald wieder wellige, gepunktete, getupfte Streifen, welche, hell oder dunkel gesäumt, auch Augenflecken bilden können. Die Seiten sind ähnlich, bald heller bald dunkler, mitunter schön blau gefleckt. Die Unterseite kann bleigrau, weisslich, grünlich, bläulich, gelblich, ziegelrot, orange, kupferrot, Abb. 28. Mauereidechse (Lacerta muralis, LaurentiJ. bräunlich bis schwarz sein, bald ist sie einfarbig, bald heller oder dunkler gefleckt. Die eigentliche Stammform (Lacerta muralis) zeigt, nach de Bedriaga; eine graue oder bräunliche Grundfarbe, und eine aus einzelnen Flecken gebildete Seitenbinde ; die Bauch- seiten sind bläulich gefleckt; die Unterseite bleigrau, gelblich oder ziegelrot. Es würde zu weit führen, hier alle vorkommenden Varietäten (einige zwanzig) zu beschreiben, und auch keinen 132 Zweck haben, da dieselben meist dem Süden angehören, ja mit- unter nur auf bestimmte, engbegrenzte Gebiete beschränkt sind. Die in Deutschland vorkommenden Stücke zeigen meist grosse Aelmlichkeit mit der Bergeidechse. Die Grundfarbe ist gewöhn- lich graubraun, bräunlich oder graugrün, und zieht sich, vermischt mit feinen, maschenartigen Zeichnungen, als helles Band vom Hinterkopf bis zur Schwanzspitze, jederseits davon findet sich eine Reihe mehr oder weniger regelmässiger, viereckiger, dunkel- brauner oder schwärzlicher Flecke, welche sich gleichfalls bis auf den Schwanz hinziehen, und auch zu Längsstreifen zusammen- gehen können. An den Bauchseiten finden sich öfters bläuliche, grünliche, in einer Reihe stehende Flecke. Die Farbe des Bauches ist gelblich, weisslich, rötlich oder bläulichweiss, bald einfarbig., bald dunkler gefleckt, gesprenkelt oder gepunktet. Demnach würden also die in Deutschland vorkommenden Stücke fast alle zur Stammform gehören, oder der Varietät Laeerta muralis, var. fusca, de Bedriaga, zuneigen. Die Mauereidechse bewohnt hauptsächlich den Süden Europas und ist in den Mittelmeerländern besonders häufig, kommt aber auch in der Schweiz, in Frankreich und Belgien vor; von den letzteren drei Ländern aus hat sie sich sodann über Deutschland verbreitet, sie findet sich namentlich im Eheingebiet, in Württem- berg, Baden, Hessen, im Nassauischen und in der bayerischen Pfalz. Die Aufenthaltsorte der Mauereidechse sind sehr ver- schiedenartig, sie weiss sich jeder Oertliehkeit anzupassen und findet sich in dürren öden Gegenden sowohl, als in Gärten, Wein- bergen, Gehöften, an Mauern, Steinhaufen, Ruinen, Hecken, Zäunen, an und auf Bäumen u. dergl., immer aber an der, der Sonne zugekehrten Seite; obwohl sie felsigen Boden bevorzugt, trifft man sie doch in den Thälern, auf Triften, Wiesen, an Wald- und Buschrändern, Holz- und Reisighaufen etc. An den Rändern der Chausseegräben, auf Meilensteinen etc. findet sie sich ebenso häufig als auf den Stroh- und Ziegeldächern der Gebäude. Ihre Nahrung bestellt vorwiegend in allerlei Insekten und Würmern, fliegende, hüpfende oder kriechende Kleintiere aller Art fallen ihr zur Beute, nur sehr selten vergreift sie sich an junge oder schwächliche Tiere ihrer Art, häufiger kommt es noch vor, dass sie sich bei ihren Zänkereien untereinander, namentlich zur Paarungszeit, die Schwänze abreissen und diese dann auffressen. 133 i Sie ist noch lebhafter, flinker, klettergewandter als die Smaragdeidechse, dabei ist sie neugierig-, zutraulich, zeigt wenig Furcht vor Menschen, ja lebt häufig in deren unmittelbarster Nähe, in Dörfern, Gehöften, sogar in Städten, was nur daher kommt, dass diese sehr nützliche Eidechse wohl nirgend ver- folgt wird. Sehen sie sich aber verfolgt, so ändert sich ihr Be- nehmen sofort, sie werden scheu und furchtsam, erschrecken beim Anblick eines Menschen und suchen sich mit grosser Schnelligkeit zu verbergen. Ihre Bewegungen sind so schnelle, hastige, so schattenhaft huschende, dass man nicht einmal genau bemerkt, nach welcher Richtung hin unsere Echse entflohen ist; trotz dieser Schnelligkeit sind ihre Bewegungen doch zierlich und anmutig. Beim Laufen bewegt sie ihren Körper zwar wie alle in schlängelnden Biegungen, doch wird man dies bei der Schnellig- keit kaum gewahr. So schnell wie auf ebenem Boden, klettert sie auch senkrecht an Mauern, Zäunen etc. auf- und abwärts, da die geringsten Unebenheiten ihr zum Festhalten genügen. Auch sind sie imstande plötzlich ihre Richtung zu ändern und ver- mögen auch kurze Sprünge auszuführen. Untereinander gibt es fast fortwährend Zänkereien, meist des Futters wegen, eine sucht der anderen die gemachte Beute abzujagen und häufig genug fallen gleich mehrere über eine Echse, welche Beute gemacht hat, her, jede ist dann bemüht die Beute für sich zu erobern, und nicht selten kommt es vor, dass während dieser Händel das Opfer wieder entwischt und alle das Nachsehen haben. Im Süden ihres Verbreitungsgebietes dürfte die Mauer- eidechse wohl kaum Winterschlaf halten, in Süddeutschland jedoch zieht sie sich je nach der Witterung im Oktober oder auch erst im November in ihre Winterherberge zurück und kommt bei günstiger Witterung oft ziemlich zeitig im Frühjahr wieder zum Vorschein. Sobald es dann anhaltend warm wird, schreiten sie zur Paarung. Ende Juni oder Anfang Juli legt das Weibchen 5 bis 8 bläulichweisse Eier in Erdritzen, unter Moos oder Stein- haufen, oder auch in selbstgegrabene Löcher, meist werden die Eier immer sehr sorgfältig versteckt und an solchen Orten ab- gelegt, wo das Gelege keiner Störung ausgesetzt ist, namentlich scheint die Echse darauf bedacht zu sein, dass nicht andere Tiere die Eier ausgraben, um sie zu verzehren. Die Eier sind etwa 73 kleiner, als die der Zauneidechse, und bedürfen gleichfalls 134 einiger Zeit zur Nachreife. Die kleinen, zierlichen und schon sehr flinken Jungen kommen gewöhnlich im August zum Vorschein, doch kann schlechte Witterung das Auskriechen auch bis spät in den September hinein verzögern. Für die Gefangenschaft in recht geräumigen, warmen, sonnigstehenden Terrarien, welche reich mit Pflanzen besetzt sind, eignet sich die Mauereidechse vorzüglich. Sie gehört entschieden zu den unterhaltendsten Terrarienbewohnern, ist sehr aufmerksam, lebhaft, fast in steter Bewegung. Dabei wird sie sehr zahm und zutraulich, gewöhnt sich schnell und leicht an ihren Pfleger und lernt das Futter aus der Hand abnehmen. Mit ihresgleichen sowohl, als auch mit andern, selbst grösseren Echsen, neckt sie sich gern; im muntern Spiel jagen sie im Terrarium umher, an den Pflanzen, Grotten hinauf und hinab, immer hurtig, flink, und hat man hier so recht Gelegenheit, ihre Geschicklichkeit im Klettern zu bewundern. Auch ihre Farbenpracht nimmt für sie ein, und ein mit verschiedenen Varietäten der Mauereidechse besetztes Terrarium, gehört gewiss zu den schönsten Zimmer- zierden und bietet des Interessanten und Belehrenden die Fülle. Ihre Fütterung bereitet keine Schwierigkeit, sie ist im Sommer mit allerlei Insekten und Gewürm leicht zu erhalten, im Winter gebe man Mehlwürmer, Küchenschaben, Fliegen u. dergl., so ge- füttert gelingt ihre Ueberwinterung fast immer. Haben sie sich erst einmal an die Gefangenschaft gewöhnt , entspricht das Terrarium ihren Lebensbedingungen, so pflanzen sie sich auch darin fort. Ueber Näheres gibt mein Buch „Das Terrarium" Auskunft. Dritte Ordnung: Schildkröten (Chelonia). Der Körper ist breit, kurz, scheibenförmig-, von einem Kapselpanzer umgeben, welcher knöchern, knorpelig oder leder- artig- sein kann und Al)b- 29- nur vorn und hinten eine Oeifnung zum Durchlass des Kopfes, der vier Beine und des Schwanzes frei- lässt. Die Schildkröte ist mittels ihrer Rippen und dem Brustbein mit dieser Panzerkapsel (Abb. 29) verwachsen und kann den Panzer ebensowenig verlassen wie die Schnecke ihr Haus. Sie bringt diese Panzerkapsel mit zur AVeit und trägt sie während ihres ganzen Lebens mit sich herum. Der Panzer ist ihr Schutz gegen Gefahr, indem sie ihren Kopf, ihre Beine und den Schwanz mehr oder Skelett einer Schildkröte. a. Schulterblatt, b. Schlüsselbein, c. Unterarm, d. Oberann. e. Rückenwirbel, f. Rippen, g. Backen, h. Unterschenkel, i. Oberschenkel. 136 weniger vollständig unter denselben zurückziehen kann. Die äussere Bedeckung des Panzers wird aus Yerliornung der Epi- dermis gebildet (Schildpatt). Der Hals weist gewöhnlich acht rippenlose Wirbel, der meist sehr bewegliche Schwanz deren gegen fünfundzwanzig auf. Der Kopf ist meist kurz und plump, hinten am breitesten,, nach vorn mehr oder weniger zugespitzt. Die Kiefer sind scharf und schneidig, mit einem hornigen üeberzug bedeckt, dieser ist ent- weder ganzrandig, gekerbt oder gesägt, mitunter mit zahnartigen Ausbuchtungen versehen. Der Gaumen ist niemals bezahnt. Die verhältnissmässig kleinen Nasenlöcher stehen an der Schnauzen- spitze dicht zusammen. Die Augen liegen in geschlossenen Augenhöhlen und sind mit längs- oder quergespaltenen Lidern versehen. Das Ohr ist teils sichtbar, teils von der Körperhaut überzogen. Die Zunge ist am Grunde der Mundhöhle ange- wachsen und nicht vorstreckbar. Der immer gut ausgebildete Hals ist bald kurz, bald lang oder sehr lang, kann mehr oder weniger weit vorgestreckt werden, und wird von einer schlaffen Haut bedeckt, welche Querfalten bildet, worin der Kopf wie unter eine Kapuze zurückgezogen werden kann. An den vier Glied- massen sind die Zehen niemals frei, sondern entweder voll- ständig bis zu den Krallen verwachsen oder durch Spannhäute mit einander verbunden. Man unterscheidet vier Formen, welche Klump-, Ruder-, Flossen- oder Schwimmfüsse genannt werden. Nur bei den letzteren können die Zehen als solche unterschieden werden und sind auch, obwohl durch die Spann- häute bis zu den Krallen verbunden, mehr oder weniger be- wegungsfähig. Bei den andern Füssen lassen sich die Zehen als solche nicht mehr unterscheiden. Der massig lange Klumpfuss ist mit ziemlich gut entwickelten Krallen versehen; der Ruder- fuss ist plattgedrückt und sehr verlängert; der Flossenfuss ist flach, kurz, sehr verbreitert, schaufelförmig. Ruderfüsse kommen nur an den vorderen, Flossenfüsse nur an den hinteren Glied- massen vor. Der sehr verschieden lange Schwanz ist in manchen Fällen an seiner Spitze mit einem hornigen Endnagel versehen. Die Haut der freien Körperteile ist derb, mit schuppen-, tafel- förmigen oder körnigen Gebilden versehen, welche am Kopfe mehr oder weniger regelmässige Schilder bilden, die im allgemeinen wie bei den Echsen und Schlangen benannt werden, jedoch für 137 die Systematik nur wenig von Bedeutung sind, da sie sehr un- beständig, unregelmässig sind und im Alter durch Verschmelzung oft ganz verwischt werden. Wichtiger für die Systematik ist der Bau der Panzer- kapsel oder der Schale (testa) des Schildkrötenkörpers, da Form und Stellung der einzelnen Schilder der Rücken- oder Oberschale (testa dorsalis, thorax) und der Brust- oder Bauchschale (testa ventralis, sternum) eine gute Handhabe für die systematische Bestimmung bieten. Die Rückenschale ist stets grösser als die Bauchschale, immer mehr oder weniger gewölbt. Die Bauchschale ist stets flach, oder, namentlich bei den Männchen, schwach eingedrückt. Beide Schalen können wieder aus einzelnen Teilen zusammengesetzt sein, die durch Knorpel- oder Hautnähte mit einander verbunden, bisweilen teilweise be- weglich sind; letzteres ist jedoch mehr bei der Bauchschale, weniger bei der Rückenschale der Fall, und ist die Beweglich- keit meist nur eine geringe. Die Oberfläche des Panzers ist nur selten von einer zusammen- hängenden Hautschicht bedeckt, ge- wöhnlich mit leicht ablösbaren Horn- tafeln oder Schildern (scuta), wel- che das sogenannte Schildpatt bilden. Die meisten Schilder haben in ihrer Mitte eine Stelle, welche glatt oder erhaben ist und von welcher das Wachsthum der Schilder ausgeht; diese von konzentrischen Streifen oder Furchen, den Anwachsstreifen, umgebene Stelle heisst das Mittel- feld (areola). Mitunter sind die einzelnen Schilder auch von einem mehr oder Aveniger deutlichen L ä n g s- kiel (carina) durchzogen. Die den äusseren Rand des Rückenpanzers umsäumenden kleineren Platten heissen Rand- oder Marginal- schilder (scuta marginalia, Abb. 30, 10 — 22), die von ihnen einge- AI )b. 30. 12 10 12 *<~C s- ~\J3 ^K 1 ff \ / ff\ •i V- -l 1 /'/ 20\ 120 2f~ '11 Rückenschale der europäischen Sumjjfschild- kröte (Cistudo lutaria, GesnerJ. (Nach Schreiber). 1—9 Scheibe (discus), 10 — 22 Rand (margo), 1 — 5 Wirbelschilder (scuta vertebralia), t$ — 9 Rippenschilder (sc. costalia), 10 Nackeu- schild (scutum nuchale), 11 Schwanzschilder (scuta aupracaudalia), 12 Halsrandschilder (sc. margino - collaria) , 13. 14 Armrand- schilder (sc. margino -brachialia) , 15 — 19 Seitenrandschilder (sc. margino -lateralia) , 20—22 Schenkelrandschilder (sc. margino- femoralia). 138 Abb. 31. schlossenen Platten (1 — 9) werden die Scheiben- oder Discoi- d als cli il der (discus) genannt, welche wieder in Wirbel- oder V er tebral schilder (scuta vertebralia, 1 — 5) und Rippen- oder Costalschilder (scuta costalia 6 — 9) unterschieden werden. Die einzelnen Randschilder werden nach ihrer Stellung' zu den Körperteilen benannt und unterscheidet man ein Nacken- scliild (scutum nuchale, 10), die beiderseits daranstossenden heissen Halsrandschilder (scuta margino-collaria, 12), Arm- randschilder (scuta margino-brachialia, 13, 14), Seitenrand- schilder (scuta margino-lateralia, 15 — 19), Schenkelrand- schilder (scuta margino - femoralia , 20 — 22) und Schwanz- schilder (scuta supracaudalia, 11). Die den Brustpanzer oder Sternum bedeckenden Brust- oder St e mal Schilder zerfallen in Kehlschilder (scuta gularia, Abb. 31 und 32 1), Armschilder [scuta brachialia, 2), Brustschil- der (scuta pectoralia, 3), Bauch- schilder (scuta abdominalia, 4), Schenkel schilder (scuta femo- ralia, 5) und After schilder (scuta analia, 6). Mitunter stossen Brust- und Rückenschale nicht unmittelbar aufeinander, sondern es finden sich zwischen beiden Schalen kleinere Schilder eingeschoben, welche man nach ihrer Stellung- in Achsel- schilder (scuta axillaria, 7), Leistenschilder (scuta inguina- lia, S) und Brustrandschilder (scuta sterno-lateralia, 9 — 13) unter- scheidet. Zwischen den beiden Ivehl- schildern (1) schiebt sich manchmal noch ein, meist dreieckiges Schild- chen ein , welches dann das Zwischenkehlschild (scutum iniergulare, 14) genannt wird. Die Schildkröten leben teils auf dem Lande, teils nur im Wasser, einige in den Meeren, teils abwechselnd bald im Wasser (Sumpf), bald auf dem Lande. Es sind meist langsame träge Baucbschale der kaspischen Wasserschild- kröte (Emys caspica, Ghnelin). (Nach Schreiber). 1 Kehlschilder (acuta gularia), 2 Armschil- der (sc. brachialia), 3 Brustschilder (sc. pecto- ralia), 4 Bauchschilder (sc. abdominalia), 5 Schenkelschilder (sc. femoralia) , 6 After- schilder (sc analia), 7 Achselschilder (sc. axillaria), 8 Leistenschilder (sc. iiu/iiiiialia). 139 Abb. 32. Tiere, welche ihre Nahrung' teils aus dem Tier- teils aus dem Pflanzenreiche entnehmen. Die Fortpflanzung- geschieht durch ovale kalkschalige oder pergamenthäutige Eier , welche die Weibchen in selbstgegrabene Löcher in die Erde, unter Laub, Moos etc. unterbringen, die Höh- lung scharren sie nach der Ab- lage der Eier wieder zu und drücken die Erde mittels ihres Brustpanzers fest, dann die Eier ihrem Schicksal überlassend. Die Schildkröten besitzen eine ausser- ordentliche Lebenszähigkeit und ertragen die schwersten Ver- stümmelungen scheinbar gleich- mütig längere Zeit, die stärksten Gifte versagen an ihnen ihre Wirkung. Gegen Kälte jedoch sind sie sehr empfindlich und fallen ihr in kürzester Zeit zum Opfer; weshalb es das beste Mittel ist, um sie schnell und ohne Quälerei zu töten, dass man sie der Kälte aussetzt. Gegen den Winter vergraben sie sich tief in die Erde oder in den Schlamm und halten Winterschlaf; die in den heissen Ländern lebenden ver- graben sich im Sommer um die heisseste Jahreszeit zu ver- schlafen. Manche lassen in der Erregung ein ziemlich lautes Zischen oder Pfeifen vernehmen , namentlich die Männchen zur Paarungszeit. Manche Arten werden dem Menschen durch ihr Fleisch, ihre Eier und das Schildpatt nützlich. Bauchschale der Cauana (Thalassochelys corticata, Rondell et). (Nach Schreiber). 9 — 13 Brustrandschilder (scuta sternolateralia), 14 Zwischenkehlschild (scutum intert/ulare), die übrigen Ziffern wie bei Abb. 31. Die Schildkröten finden sich in Deutschland nur durch eine Familie vertreten, und zwar: Familie : Gattung : Art: Der am meisten gebrauchte deutsche Name: Emydae Cistudo, Flemmiug lutaria, Gesner Europäische Sumpfschildkröte. 140 Familie: Emydae. Sumpfschildkröten. Der Rückenpanzer ist elliptisch oder eiförmig, schwach gewölbt, am Halse meist nicht oder wenig ansgerandet , nach hinten gewöhnlich etwas breiter, er bestellt stets nur aus einem Stück; es sind 13 Scheiben- und 23 bis 25 Randschilder vor- handen. Die Anwachsstreifen fehlen oder sind nur wenig ent- wickelt, öfters aber die einzelnen Schilder gekielt. Der Brust- panzer ist meist kürzer als der Rückenpanzer, breiteiförmig, flach oder beim Männchen längs der Mitte schwach vertieft, entweder einfach oder aus zwei oder mehreren Querstücken ge- bildet. Rücken- und Bauchschale können miteinander unbeweg- lich, oder durch eine häutige Naht beweglich verbunden sein. Der Kopf ist selten mit deutlichen Schildern bekleidet; die Augen stehen bald seitlich bald schief nach oben gerichtet; das stets deutlich sichtbare Trommelfell ist ei- oder kreisförmig. Der Hals ist ziemlich lang. Die schwach zusammengedrückten Beine sind ziemlich gleichlang; vorn gewöhnlich mit fünf, hinten mit vier Zehen, welche gut von einander unterschieden, frei- beweglich, durch eine derbe Schwimmhaut verbunden und mit langen, krummen, spitzen Krallen versehen sind. Die Sumpf- schildkröten treten mit der ganzen Sohle auf. Der ziemlich lange Schwanz ist spitz und dünn. Die Sumpfschildkröten sind kleine oder mittelgrosse Tiere, sie leben meist in Sümpfen, Teichen, Seen und langsam fliessenden Gewässern. In ihren Bewegungen sind sie flinker, gelenkiger als irgendwelche dieser Ordnung, sie schwimmen und tauchen vorzüglich, kriechen auch am Ufer ziemlich schnell und wissen sich, auf den Rücken geworfen, leicht wieder umzudrehen. Sie sind echte Räuber und entnehmen ihre Nahrung fast ausschliess- lich dem Tierreiche, allen möglichen kleineren, selbst grösseren Wassertieren nachstellend. Am meisten werden sie Fischen, Fröschen, Molchen und deren Larven, Krebsen, Würmern, Schnecken, dem Fisch- und Froschlaich gefährlich, gelegentlich fallen ihnen auch sich in der Nähe des WTassers aufhaltende kleine Schlangen, Eidechsen, Mäuse, Sumpfvögel zum Opfer, ja sie plündern auch die Nester der Sumpfvögel und fallen selbst über grosse Fische und Wasservögel her, solchen mit ihren scharfen Kiefern Stücke Fleisch vom Leibe reissend. Nur nebenbei 141 dürften sie auch Pflanzen verzehren. Betreffs ihrer geistigen Fähigkeiten sind sie den Landschildkröten überlegen, sie werden in Gefangenschaft zahm und zutraulich und gewöhnen sich bald an ihre neue Umgebung und den Menschen. Die Wärme lieben sie sehr und vergraben sich mit Eintritt kälterer Tage tief in die Erde um Winterschlaf zu halten, in den Aeqiiatorial-Gegenden vergraben sie sich ebenso während der heissen, dürren Jahres- zeit zum Sommerschlaf. Ihres Fleisches wegen werden grössere häufig gefangen. Ihre 6 — 8 Eier vergraben sie in die Erde oder in den Sand und füllen die Grube, nachdem die Eier abgelegt, wieder mit demselben Material aus. Von dieser Familie beherbergt Deutschland nur eine Gattung mit einer Art. Gattung1: Cistudo, Flemming. Pfuhlschildkröten. Die Unterschale ist gegliedert, sie besteht aus zwei hinter- einanderliegenden ungleichen Querstücken, welche in der gemein- schaftlichen Naht der Brust- und Bauchschilder, durch eine weiche Knorpelmasse beweglich mit einander verbunden sind, so dass der kleinere, vordere Teil, gegen die Bückenschale zu bewegt werden kann; die Unterschale ist aus zwölf Schildern . zusammengesetzt und mit der Oberschale durch eine Knorpelmasse beweglich ver- bunden. Achsel- und Leistenschilder sind nicht vorhanden. Der Rand der Rücken schale besteht aus 25 Randschildern (Abb. 30). Der Kopf ist unbeschildert, doch mitunter von Furchen derartig durchzogen, dass schilderartige Bildungen entstehen. Europäische Sumpfschildkröte (Cistudo lutaria, Gesner). Die europäische Sumpfschildkröte, gemeine Sumpf-, Pfuhl- oder TeiehschildkrOte erreicht eine Schalenlänge von 21 bis 26 cm, die Körperlänge von der Schnauzen- bis zur Schwanzspitze beträgt etwa 32 — 40 cm bei ausgewachsenen Exemplaren. Die bei eben ausgekrochenen Tieren etwa thalergrosse, runde Rückenschale ist weich und lederartig, wenig gewölbt, wird aber, je älter das Tier wird, härter, stärker gewölbt und gestreckter, so dass sie schliesslich eine elliptisch-eiförmige Ge- stalt erhält (Abb. 30). Die Seitenränder sind nur wenig oder 142 garnicht leistenartig abgesetzt. Der aus 25 Schildern bestehende Schalenrand (Abb. 30) ist schmal, glatt, die Nackenplatte klein, länglich -viereckig. Die Wirbelschilder sind bei jungen Tieren längs gekielt, im Alter verschwinden diese Kiele jedoch mehr und mehr, so dass sie höchstens noch in der hinteren Schalenhälfte wenig sichtbar bleiben. Alle Scheibenschilder jüngerer Tiere weisen feinkörnige Mittelfelder von Gestalt der betreffenden Schilder auf, welche bei den Wirbelschildern an der Mitte vor dem Hinterrande stehen, bei den Rippenschildern mehr nach vorn und oben gerückt sind; auch sind bei jungen Tieren die Anwachs- streifen ziemlich gut sichtbar. Je älter nun die Tiere werden, je mehr verschwinden diese Bildungen und bei alten Tieren sind dann alle Schilder völlig glatt, Die Bauchschale (Abb. 33) ist mehr oder weniger länglich- oval, vorn wenig, hinten aber merk- Ahh- ß3- lieh kürzer als die Bückenschale und wenig ausgerandet. Beim Weibchen ist sie ziemlich flach, beim Männchen jedoch längs der Mitte deutlich ver- tieft. Die Form der einzelnen Schil- der ergiebt sich aus der Abb. 33 für die die Bauchschale, aus Abb. 30 für Bückenschale. Der etwa vierseitig -pyramidenför- mige Kopf ist dicker als der Hals, breiter als hoch, mit kurz zugespitzter, vorn etwas abgestutzter Schnauze. Die Kieferränder sind glatt, scharf, die oberen über die unteren über- greifend. Der unbeschilderte Oberkopf zeigt hinten mitunter unregelmässige Furchen, welche infolge ihrer Lage schilderartige Bildungen hervorbringen, was mitunter auch an den Kopfseiten der Fall ist. Die Haut des Halses ist schlaff', mit flachen rundlichen, schuppen- oder schilderartigen Bildungen bedeckt. Die vorderen Gliedmassen decken flachgeschindelte, tafelartige Schuppen, welche in ziemlich deutlichen Querreihen stehen, die hinteren sind mit unregelmässigen rundlichen Schuppen bekleidet. Die Zehen sind bis zu den Krallen durch eine Bauchschale der europäischen Sumpf- schildkröte (Cistudo lutaria. GesnerJ. (Nach Schreiber). 143 Abb. 34. Schwimmhaut verbunden, die Krallen sind nicht sehr lang und schwach gekrümmt. Der Schwanz ist etwa so lang wie die halbe Bauchschale, nach seinem Ende zu stark kegelförmig dünner werdend, ohne Endnagel, mit unregelmässig -viereckigen Tafel- schuppen besetzt ; in der ersten Hälfte findet sich auf der Unter- seite eine Längsfurche. Die Färbung und Zeichnung ist veränderlich. Die Eückenschale ist meist schwärzlich oder bräunlich, bei jungen Tieren schmutzig olivengrün, mit von den Mittelpunkten der Schilder ausgehenden, gegen den Rand der- selben fächerförmig auseinandergehenden, gelben Strichen oder Punkten gezeichnet. Bald ist die eine, bald die andere Farbe vor- herrschend, meist je- doch tritt die dunkle als Grundfarbe, die helle als Zeichnung auf. Die Brustschale ist ebenfalls schwärz- lich gefärbt, bräunlich oder gelblich gezeich- net, und sind diese Far- ben entweder unter einander vermischt und bilden eine Marmel- zeichnung , oder die eine Farbe wird von der andern bisweilen fast völlig verdrängt, sodass die Unterseite mehr einfarbig erscheint. Die Grundfarbe der unbedeckten Körperteile ist meist schwärzlich oder bräunlich, mit gelben Flecken und Strichen gezeichnet, jedoch unbeständig. Oefters finden sich auf der Vorderseite der Arme zwei gelbliche Längsbänder; die Haut der Schulter- und Weichengegend ist gelblich, bald mehr, bald weniger dicht mit bräunlichen Flecken Europäische S u m p f s c h i 1 cl k r ö t e (Cßtudo lutafia, Gesner). 144 bedeckt. Die gelben Zeichnungen treten übrigens erst bei älteren Tieren häufiger auf, während junge Tiere wenig davon aufweisen. Es kommen zahlreiche Varietäten vor, die aber fast alle dem Süden angehören, daher hier füglich übergangen werden können. Das Verbreitungsgebiet dieser Schildkröte ist sehr aus- gedehnt, sie bewohnt mit wenigen Ausnahmen fast ganz Kuropa, am häufigsten ist sie im südlichen und südöstlichen Europa. Sie soll in Mecklenburg, Brandenburg, Posen, Schlesien, Sachsen, Böhmen und Bayern vorkommen, findet sich häufiger in Oesterreich, Italien und dessen Inseln. Ungarn, Dalmatien, Griechenland, der Schweiz, Frankreich, Spanien. Portugal und Algier, soll auch noch in Persien gefunden werden. Zu ihrem Aufenthalt wählt sie Teiche, Seen, Sümpfe und langsam fliessende Gewässer, namentlich mit schlammigem Grunde. sie führt eine sehr versteckte Lebensweise, ist sehr sehen und vorsichtig. Bei Tage hält sie sich gewöhnlich im Wasser auf und geht meist nur des Abends oder Nachts an das Land, doch findet man sie auch hin und wieder während der heissen Mittagszeit ausserhalb des Wassers, am Ufer, auf Steinen oder sandigen stellen sich sonnend liegen, bei einem Geräusch oder Gefahr verschwindet sie sofort wieder im Wasser. Sie schwimmt und taucht vorzüglich. Bald liegt sie ruhig, anscheinend schla- fend auf dem Wasserspiegel, dann wieder, durch irgend etwas aufgeschreckt, taucht sie plötzlich unter, mit den Füssen rudernd, den Kopf nach unten geneigt, erreicht sie den Grund des Ge- wässers und bewegt sich hier mit grosser Behendigkeit vorwärts oder wühlt sich, sobald sie verfolgt wird, schnell in den Schlamm ein; beim Untertauchen stösst sie jedesmal einige Luftblasen aus, wodurch es ihr ermöglicht wird, schneller unterzusinken. Bei der Erlangung und Verfolgung ihrer Beute im Wasser ist sie flink und behend, am Lande bewegt sie sich geschickt und ziem- lich schnell. Auf den Bücken geworfen, wird es ihr leicht, sich mit Hilfe ihres Schwanzes und durch Aufstemmen des Kopfes wieder umzuwenden. Auch beim Ersteigen von Felsen, oder steiler Ufer, zeigt sie sich nicht ungeschickt und recht beharrlich, selbst wenn sie öfters herabfällt, versucht sie immer wieder emporzuklimmen. Die Nahrung ist vorwiegend animalisch, sie besteht in allerlei AYasserinsekten, Kerfen, Schnecken, Fröschen, Molchen, 145 Fischen, Fisch- und Froschlaich. Sein' geschickl wissen sie ihre Beute zu erhaschen und selbst grössere Fische fallen ihnen zum Opfer, indem sie einen solchen plötzlich am Bauche erfassen und ein Stück Fleisch herausreissen ; der verendete Fisch wird dann in die Tiefe gezogen und hier bis auf die Gräten verzehrt, wobei nicht selten die Blase des Fisches unverletzt bleibt und empor- steigt. Einem auf dem Wasser liegenden und nach Beute aus- spähenden Frosch ergeht es nicht besser, er wird plötzlich, gewöhn- lich an einem Hinterfuss, erfasst und in das Wasser hinabgezogen, worauf der Fuss trotz allen Sträubens ruckweise verschlungen wird. Hierauf trennt die Schildkröte den Fuss mit ihren schallen Krallen der Vorderfüsse vom Körper, welch letzteren sie dann in derselben Weise nach und nach bis auf die Knochen ver- schlingt, indem sie das Fleisch mit ihren Vorderfüssen von den Knochen losreisst. Regen wärmer weiss sie geschickt, ohne dass sie abreissen, aus ihren Löchern hervorzuziehen, nieist aber findet sie diese des Nachts völlig freiliegend vor; mit der gemachten Beute eilt sie schnell dem Wasser zu, da sie ausserhalb desselben nichts verschlingen kann. Mit Molchen macht sie wenie. Um- stände, sondern verschlingt solche mit den Knochen. Gelegent- lich frisst sie von den Wasserpflanzen, seihst auch dann, wenn sie genügend andere Nahrung hat; es scheint demnach, dass sie hin und wieder vegetabilische Nahrung zur Beförderung ihrer Verdauung zu sich nimmt, dass solche gewissermassen ihre Bei- kost ist, sonst würde sie doch nicht ohne Noth von den Pflanzen fressen. Empfindlich gegen niedrige Temperatur, ziehen sie sich schon zeitig zum Winterschlaf zurück, indem sie sich tief im Schlamm oder im Boden einwühlen. Selten kommen sie vor Anfang .Mai wieder zum Vorschein, worauf sie bald zur Paarung, welche im Wasser stattfindet, schreiten. Bald darauf sucht das Weibchen in warmen Mainächten sich eine trockne, aber nicht steinige, Stelle in der Nähe des Ufers auf, befeuchtet diese reichlich mit Urin, und bohrt mittels ihres steifen Schwanzes, dessen Muskeln hierbei besonders straff angespannt werden, ein Loch, welches sie dann mit den Hinterfüssen auf etwa 5 cm erweitert, und so tief aushöhlt als sie mit den Füssen langen kann. In dieses Loch leert sie dann etwa zehn Eier, welche erst weich sind aber sehr ->- [ bald erhärten. Jedes einzelne Ei fängt sie abwechselnd bald mit H. Lachmann, Reptilien u. Amphibien Deutschlands. 10 146 dem rechten, bald mit dem linken Hinterfusse auf und lässt es behutsam in die Grube gleiten, nach der Beendigung' dieses Ge- schäftes, welches etwa eine halbe Stunde dauert, ruht sie ermattet ein wenig, scharrt dann vorsichtig die ausgeworfene Erde über die Eier in die Grube zurück, und stampft schliesslich die Ober- fläche unter rascher Bewegung mit ihrem Brustpanzer fest. Nach etwa drei Monaten schlüpfen die kleinen allerliebsten Jungen aus. Ihre Schale ist noch weich, biegsam; die jungen Tierchen sind sehr empfindlich gegen ungünstige Witterung etc. Sie suchen alsbald das Wasser auf und führen die Lebensweise der Alten. Für die Gefangenschaft in geeignet eingerichteten Terra- Aquarien (siehe diese in meinem Buche „Das Terrarium") ist sie zu empfehlen, da sie ohne besonders schwierige Pflege lange darin aushält, sehr zahm und zutraulich wird, ihren Pfleger kennen lernt und schliesslich auf einen gewissen Ruf herbei- kommt, um ihr Futter, welches sie jedoch, wie schon erwähnt, nur im Wasser verschlingen kann, in Empfang zu nehmen. Mit Fischen und Lurchen darf man sie aber nicht zusammenhalten, da sie solche fressen oder verstümmeln würde. Amphibien. 10 = Lurche (Amphibien). Di ie Lurche oder Amphibien sind gleichfalls „kaltblütige" Wirbeltiere, d. h. sie haben wie die Reptilien wechselwarmes rotes Blut; sie atmen in der Jugend durch Kiemen, im Alter durch Lungen, einige aber gleichzeitig durch Lungen und Kiemen; der Blutkreislauf ist ein unvollständig doppelter. Das Herz besteht aus einer Kammer und zwei unvollständig von einander geschiedenen Vorhöfen. Die dem Ei entschlüpften Tiere haben, ehe sie die Gestalt der Eltern erreichen, eine Verwand- 1 u n g durchzumachen . Der Gestalt des Körpers nach lassen sich zwei Grund- formen unterscheiden, eine gestreckte, walzige oder zusammen- gedrückte, eidechsenartige, welche meist mit einem wohlaus- gebildeten Euderschwanz versehen ist, und eine kurzgedrungene scheibenförmige, im ausgebildeten Zustand schwanzlose. Bei der ersten sind die Füsse schwach entwickelt, und als eigent- liche Körperstützen nur von untergeordneter Bedeutung, bei der zweiten hingegen sind die Füsse kräftig, zum Gehen, Klettern und Springen tauglich. Der Kopf ist vom Rumpf wenig oder garnicht abgesetzt, ein eigentlicher Hals fehlt, Man teilt nach diesen Unterschieden in der Körpergestalt die Lurche in Schwanzlurche (Caudata) und schwanzlose Froschlurche (Ecü(t(hit<() ein; eine dritte Hauptgruppe, die Blind wühlen (Gymnophiona), denen die Gliedmassen fehlen, und die an die Doppel schleichen erinnern, kommen hier nicht in Betracht. 150 Hinsichtlich ihres Skelettbaues stehen die Lurche den Fischen näher als den Kriechtieren. Am Schädel bemerken wir zwei seitliche Gelenkköpfe am Hinterhaupt, welche von dem stets verknöcherten seitlichen Hinterhauptsbein gebildet werden, und die in zwei Vertiefungen des ersten Halswirbels passen; sodann fällt uns die meist sehr grosse Augenhöhle auf. Je zwei Scheitel-, Stirn- und Nasenbeine bilden die Schädeldecke, das Siebbein ist bei den Froschlurchen auf der Schädelober- fläche nicht sichtbar. Das Keilbein der Schädelunterfläche ist eine breite, kreuzförmige, nach oben mit Knorpeln bedeckte Abb. öo. ;^v Skelett eines Froscblurches. A. Von oben, B. von der Seite. a. Schulterblatt, b. Unterschenkel, e. Oberschenkel, d. Mittelfuss, e. Handwurzel, f. Unterarm. Platte. Der wenigstens aus zwei Stücken zusammengesetzte Unterkiefer hängt auf einen knorpeligen aus dem Quadrat- und Trommelbein gebildeten Tragbogen. Bei den Froschlurchen sind nur sieben bis neun Rückenwirbel, aber ein langes, durch einen säbelförmigen Knochen verbundenes Kreuzbein vorhanden. Bei den langgestreckten Schwanzlurchen sind viele Wirbel vor- handen. Bei den beständig durch Kiemen atmenden Lurchen gleichen die Wirbel denen der Fische, bei den andern sind sie mit Gelenkkopf und Pfanne versehen. Völlig ausgebildete Kippen fehlen gänzlich, doch oft sind die Querfortsätze der Wirbel lang, rippenartig. Das stielartige Schulterblat t und breite Schlüssel- bein bilden den Schultergürtel, der an den Seiten des Hals- wirbels befestigt, bei den Schwanzlurchen nur unvollkommen ver- knöchert ist, bei den Froschlurchen einen breiten Brustkorb bildet. Die beiden Vorderarmknochen an den Füssen sind mit- 151 Abb. 36. unter verschmolzen, die Handwurzel häufig knorpelig. Das weniger entwickelte Becken der Schwanzlurche ist meist knorpelig, bei den Froschlurchen aber kräftig entwickelt. Die Beine sind an Gestalt und Länge sehr verschieden. Bald sind vier gleich- oder fast gleichlange, manchmal sehr kurze Beine vorhanden, oder die Hinterbeine sind länger, bald ist nur ein vorderes Beinpaar vorhanden. Die Zahl der Zehen ist verschieden, es können vier oder fünf, manchmal aber auch nur zwei verkümmerte vorhanden sein. Eigent- liche Nägel fehlen, doch kommen zur Fortpflanzungszeit bei den Männchen einiger exotischer Arten nagelartige, an den Zehenspitzen linden sich an den scheibenförmige Ver- Laubfrosch (Hyla arborea, IAnne) mit Saug scheibeu au eleu Zehen. hornige Bildungen einigen vor. Bei Enden der Zehen dickungen, Saugscheiben (Abb. 36). Die Haut ist fast immer nackt, weich, feucht, bald glatt, bald uneben, häufig mit Drüsen versehen, die entweder einfache Poren, oder starke Anschwellungen bilden, oder auch als körnige War- Abb. 3/. zen hervortreten. Von letzteren sind namentlich die in der Ohr- gegend belege- nen Ohrdrüsen (Parotiden (Abb. 37) für die Systematik erwähnenswert. Bei manchen zeigen die Männchen während der Paarungs- zeit eigentümliche Hautgebilde, als Rückenkämme, Schwanzsäume (Abb. 38), Schwielen und dergl., wo- durch sie dann ein ganz verändertes Aussehen erhalten. Wie bei vielen Echsen, so findet auch bei vielen Frosch- lurchen ein Farben Wechsel statt. Sie sind gleich den Echsen imstande die Färbung ihrer Haut der ihrer Umgebung anzu- passen, um so ihren Feinden zu entgehen und ihre Beute leichter Erdsalamauder (Salamandra maculata, Koch) mit deutlichen Obrdiüseu. 152 Kammmolch (Triton cristatus, Laurenti). Hautsänme am Kücken und Schwanz zur Paarungszeit. erhaschen zu können. Sie können ihre Färbung- mehr oder weniger rasch verändern und ist dieser Farbenwechsel ihr bester Schutz, weshalb dann diese Färbungen auch Schutzfarben genannt werden. Dieser Farbenwechsel wird durch die in der Haut ver- teilten verästelten Pigmentzellen hervorgerufen, welche sich infolge verschie- dener Reize zu- sammenziehen oder ausbreiten können. Bei der völlig aus Zellen gebildeten Epidermis der Froschhaut, enthält deren innerste Lage cylindrische Zellen, die Lederhaut ist faserig, enthält Nerven, Drüsenhöhlen und Farb- pigmentzellen. Diese Zellen enthalten, je nach der betreifenden Körperstelle verschiedenfarbige Pigmente, als grüne, gelbe, rote, braune oder schwarze. Durch das gegenseitige Verschieben der Zellen, sowie dadurch, dass Abb. 39. s|e gicjj ausdehnen oder zu- sammenziehen, wird jeweilig eine andere Färbung der betreffenden Körperteile oder des ganzen Tieres hervor- gerufen. Abb. 39 zeigt uns einen Durchschnitt durch die Froschhaiit, welcher die Lage der verschiedenen Zellen veranschaulicht, wäh- rend uns Abb. 40 die verschiedenen Formen der Zellen im zusammengezogenen oder ausgedehnten Zustande zeigt. Auch bei den Lurchen findet ein öfterer Haut Wechsel im Laufe des Jahres statt, wo dann die Haut entweder in Fetzen oder im Zusammenhange abgestreift wird. Bei den im Wasser befindlichen geht dies sehr leicht von statten, etwas schwerer bei den am Lande lebenden Lurchen, doch immer noch leichter als bei den Reptilien. Durchschnitt durch die Froschhaut. ep. Epidermis mit fünf Pigmentzellen, c. Lederhaut mit .schwarzen sternförmigen tiefer liegenden Zellen a. und einer dichten einfachen Lage gellier Pigmentzellen b. dicht unter der Epidermis. 153 Sinnesorgane stehen ausgebildet Das Gehirn ist klein. Betreffs der die Lurche hinter den Reptilien zurück. Am besten ist noch das Gesicht, doch werden auch nur in den meisten Fällen sich bewegende Gegenstände wahrgenommen, die Augen sind mehr oder weniger hervorstehend, bisweilen verkümmert, seltener von der Haut bedeckt. Das Gehör ist, trotz der nur mittelmässig ten diesbezüglichen a Abb. 40. o ausgebilde- Or- /" p gane, nicht schlecht, das Trommelfell teils sicht- bar, teils unter der Haut verborgen. Der Geruch ist bald mehr, bald weni- ger entwickelt. Vom Geschmack wird nicht viel bemerkbar, die selten fehlende Zunge ist meist an ihrem vorderen Ende angewachsen und mit Geschmacks warzen be- deckt, doch dient sie mehr als Fang- denn G eschmacksorgan. Das Tastgefühl ist meist über die ganze Körperhaut verteilt. Zähne finden sich grössten- teils in beiden Kiefern und im Gaumen, manchmal auch nur im letzteren und einem Kiefer oder sie fehlen gänzlich. Die nach hinten gekrümmten Zähne sind klein, spitz und dienen zum Fest- halten der Beute. Die Atinungsorgaiie sind dem Doppelleben der Lurche, im Wasser und am Lande angepasst. Zwei einfache oder in zellige Eäume geschiedene L un g e n s ä c k e sind stets vorhanden. Es finden sich aber noch, entweder zeitlebens oder nur in der Jugend, drei bis vier Kiemen- paare vor, welche verästelt oder ge- fiedert (Abb. 41), bald äiisserlich sicht- bar sind oder sich nach aussen nur durch eine Kiemenspalte öffnen. Die Pigmentzellen in der Froscbhaut. a. ganz zusammengezogen, b. und c. halb ausgebreitet, d. ganz ausgebreitet, e. ganz zusammengezogen (an einem Haargefäss hängend), f. g. b. ausgebreitet. Abb. 41. Kaulquappe mit äussern Kiemen (a). 154 Haut der Lurche besitzt ein grosses Aufsaugungsvermögen, ist von zahlreichen Haargefässen durchzogen, wodurch dem Blut Sauerstoff von aussen zugeführt "wird, also auch gewissermassen eine Atmung durch die Haut stattfindet. Bei vielen Froschlurchen ist eine eigentliche Stimme vor- handen, welche hei manchen kräftig, weitschallend ist, und durch als Resonanzhöhlen wirkende Schall blasen noch verstärkt wird, während andere nur schwache, bald quiekende, knurrende, mucksende, schnarrende oder flötende Laute ausstossen, ein Teil wieder der Stimme gänzlich zu entbehren scheint. Die Stimme ist nur den Männchen eigen, welche von derselben während der Paarungszeit den unermüdlichsten Gebrauch machen. Die Fortpflanzung geschieht bei den meisten durch Eier, selten bringen sie lebendige Junge zur Welt (Erdsalamander), und wird im letzteren Falle die Verwandlung mitunter im Mutterleibe schon vollendet. Bei fast allen findet eine äussere Befruchtung statt (FroschlurcheJ , seltener bei einigen eine innere (Schwanzlurche). Die Paarung wird bei dem grössten Teil der Lurche im Wasser vollzogen. Die Eier werden von den meisten im AYasser abgelegt, und zwar von den Fröschen in Klumpen, den Kröten in Schüren, die Molche befestigen die Eier einzeln an den Blättern der "Wasserpflanzen; mitunter werden die Eier von den Eltern in Zellen oder Vertiefungen des Rückens (Pipa) oder um die Hinterbeine geschlungen, herumgetragen, oder sie wühlen sich mit der Eierlast in die Erde ein (Geburtshelfer- kröte), meist unterziehen sich die Männchen diesem Geschäft. Selten werden die lebendig geborenen Larven in fliessende Gewässer (Erdsalamander), noch seltener völlig ausgebildete Junge an feuchten Orten (Alpensalamander) abgesetzt. Die den Eiern (Laich entschlüpfenden Jungen sind der Gestalt nach von den Eltern sehr verschieden, indem sie erst mehr Fischen ähnlich sehen und von Beinen noch keine Spur vorhanden ist, in dieser Form atmen sie durch Kiemenbüschel oder Kiemen spalten (Abb. 41). Sie haben nun eine Verwandlung durchzumachen, im Verlaufe derselben entwickeln sich die Beine, die Kiemen schrumpfen nach und nach ein, manche behalten dieselben aber auch zeitlebens, der mit flossenartigem Saum versehene Schwanz verschwindet (Froschlurche) oder bleibt (Schwanzlurche); das Tier nimmt dann 155 mehr untl mehr die Gestalt der Eltern an, verlässt nach ül (er- standener Verwandlung das Wasser, oder verbleibt in demselben. Die Verbreitung' der Lurche erstreckt sich, mit Ausnahme der nördlichsten Gebiete über alle Zonen. In warmen, feuchten Gebieten treten sie am häufigsten auf und finden sich in den tropischen Sumpfländern die Lurche in grosser Zahl vertreten, sie zeigen hier die sonderbarsten Formen und oft prächtige Farben. Je weiter nach Norden zu wird die Zahl der Arten und der Individuen immer geringer, Formen und Farben werden einfacher, blasser. Der Aufenthalt der Lurche ist sehr verschieden. Einige leben beständig im stehenden oder langsam fliessenden Wasser, andre wieder abwechselnd, in der Nähe von Gewässern, wieder andre leben nach der Verwandlung in feuchten Wäldern, auf feuchten Wiesen und in allen möglichen Verstecken, wie sie solche in Erdlöchern, unter Baumstümpfen, Wurzeln, Steinhaufen, in Baumlöchern u. dergl. finden. Einige wohnen auf Bäumen und Gesträuchen, andere graben sich in die Erde, wohnen hier in selbstgegrabene Löcher oder Gänge, selbst in völlig und beständig- finsteren, unterirdischen Höhlen finden wir einen Lurch (Olni . Alle Lurche sind im ausgewachsenen Zustande Raubtiere, ihre Nahrung besteht je nach ihrer Grösse in Insekten, Würmern, Weichtieren, kleineren Lurchen, Reptilien, Fischen, kleinen Vögeln und Säugetieren. Alle sind sehr gefrässig und vertilgen oft erstaunliche Mengen von allerlei schädlichem Gewürm, weshalb die Lurche fast durchweg zu den nützlichen Tieren zu rechnen sind. Die Lurche sind meist Nacht- oder Dämmerungstiere, nur wenige sind den Tagtieren zuzuzählen, die meisten lieben gedämpftes, zerstreutes Licht, selten findet man einen Lurch an von der Sonne direkt beschienenen Stellen, sonnt sich wirklich ein Lurch, so geschieht dies doch im, am oder über dem Wasser, da kein Lurch der Feuchtigkeit entbehren kann, bei absoluter Trockenheit zu Grunde geht. Dennoch ist ihnen gleich den Rep- tilien Wärme, aber feuchte Wärme, ein Bedürfniss, sie ziehen sich daher ebenfalls mit dem Eintritt kalter Witterung zum Winterschlaf zurück, oder verkriechen sich, wenn ihre Wohn- gewässer austrocknen, tief in den Schlamm, um im Sommer- halbschlaf den Eintritt des Regens zu erwarten, der ihre 156 Abb. 42. Wohngewässer wieder füllt und *ie zu neuem Leben hervorruft. Aus diesem Grunde findet man in Wasserlöchern, welche vordem ausgetrocknet waren, und in welchen kein Lurch zu sehen war, nach einem anhaltenden Regen, welcher das Loch wieder mit Wasser füllte, plötzlich deren in Menge vor. Die Bewegungen der Lurche sind sehr verschieden. Im Wasser bewegen sich alle ziemlich schnell, Frösche und Molche sowohl als auch Kröten. Den Schwanz- lurchen dient im Wasser ihr Ruder- schwanz zur Fortbewegung und legen sie die Beine dann meist seitwärts an den Körper, oder stecken sie gerade herab, wenn sie sich auf den Grund der Gewässer niederlassen oder un- beweglich auf dem AVasserspiegel liegen. Die Frösche bedienen sich ihrer kräf- tig entwickelten, mit Schwimmhäuten (Abb. 42) versehenen Hinterfüsse und können sehr schnelle Bewegungen aus- führen. Am Lande sind die Schwanz- lurche und Kröten schwerfälliger und kriechen nur langsam dahin ; die Frösche jedoch können weite Sprünge ausführen, einige klettern mit Hilfe ihrer Saugscheiben an den Zehen an Bäumen, Fels- wänden u. dergl. gewandt empor. Verteidigungsmittel besitzen die Lurche fast garnicht, nur einige sondern aus ihren Hautdrüsen Säfte ab, wodurch sie sich gegen Nachstellungen seitens anderer Tiere schützen, nur wenige versuchen zu beissen oder sich sonstwie zur Wehre zu setzen, die meisten suchen ihr Heil in der Flucht, oder führen eine derartig versteckte Lebensweise, dass sie wenig Nachstellungen ausgesetzt sind. Bis zu einem gewissen Grade besitzen alle eine grosse Lebenszähigkeit, sie können z. B. lange ohne Nahrung aushalten, manche ertragen auch einige Kältegrade. Einige be- sitzen eine grosse Reproduktionskraft (Molche), verlorene Beine, Schwänze etc. ersetzen sich wieder, während bei andern ganz geringe Verwundungen schon deren Tod herbeiführen. Das Wachstum, nach vollendeter Verwandlung, verläuft sehr langsam und tritt die Fortpflanzungsfähigkeit erst nach mehreren Jahren Wasserfrosch (liana esculenta, LinneJ. Schwimmhäute an den Hinternissen. An den Vorderft'issen sind solche nicht vor- handen. 157 ein. Bei ihrer trägen Lebensweise dürften die Lurche daher wohl ein hohes Alter erreichen. Wie schon erwähnt gehören die in Deutschland vorkommenden Lurche in zwei Ordnungen, die sich kurz durch folgende Merk- male scharf unterscheiden lassen: Erste Ordnung: Schwanzlurche (Urodela [Caudata]). Der Körper ist gestreckt, eidechsenartig, der Schwanz stets gut ent- wickelt, die Beine ziemlich gleichlang. Stets sind beide Kiefer und der Gaumen bezahnt. Zweite Ordnung: Froschlurche (Anura [EcaudataJ). Der Körper ist kurz, scheibenförmig, der Schwanz fehlt vollkommen, die Hinterbeine sind stets länger als die Vorderbeine. Der Unter- kiefer ohne Zähne. Erste Ordnung: Schwanzlurche (Urodela). Der Körper ist verlängert, eidechsenartig, mit stets gut entwickeltem Schwanz. Der Kopf ist breit, flach, mehr oder weniger verlängert mit vemmdeter, abgestutzter oder hecht- artiger (Olm) Schnauze. Die Nasenlöcher stehen weit nach vorn. Die Augen sind entweder gross, mit oder ohne Augen- lider, oder klein, verkümmert, manchmal von der Körperhaut überzogen (Olm). Das Trommelfell ist niemals sichtbar. Die Zunge ist gewöhnlich mit Warzen bedeckt, fleischig, kurz, betreffs ihrer Gestalt und Befestigung verschieden, unten meist angewachsen, an den Seiten frei. Zähne sind auf beiden Kiefern und im Gaumen vorhanden, häufig sehr kurz, spitz, hakenförmig. Die Beine sind nicht sehr kräftig, ziemlich gleichlang, die hintern manchmal fehlend. Die Zehen sind stumpf, ziemlich gleichlang, stets nagellos, der Zahl nach wechselnd. Der Schwanz ist meist körperlang, selten länger, bei den Landbewohnern gerundet, bei den im Wasser lebenden seitlich zusammengedrückt. Der After ist stets längsgespalten, mit wulstigen Lippen, am Ende des Rumpfes an der Sehwanzwurzel belegen. Die Haut ist glatt oder warzig, nackt, stets ohne Schuppen. Die Atmung geschieht durch sackförmige Lungen, durch äussere Kiemen und Kiemenspalten. Die den Eiern entschlüpften Schwanzlurche haben eine Verwandlung durchzumachen, doch ähneln die Larven schon so ziemlich den Eltern. Die Eier werden einzeln an oder unter die Blätter der Wasserpflanzen geheftet; das betreffende Blatt wird nach unten gebogen, gewissermassen zusammengerollt und 159 das Ei darin mittels eines ihm anhaftenden Klebstoffs festgeklebt. Bei der Durchsichtigkeit der Eier lässt sich die Entwicklung leicht verfolgen, und sind die verschiedenen Entwicklungsstufen im Ei aus Abbildung 43, a — d Abb. 43 © & & a d ersichtlich. Die den Eiern ent- schlüpfenden Larven haben noch keine Füsse und nur wenig verästelte Kiemen (e), dann entwickeln sich erst die Vorderbeine (f), und, während die Kiemen immer ästiger, gefranster werden, zuletzt die Hinterbeine (g). Schliesslich fallen die äusseren Kiemenbüschel ab, die Landbewohner verlassen das Wasser (Erdsalamander) oder, die Wasserbewohner verbleiben im Wasser (Tri- folien) um sich erst beim Herannahen der kälteren Jahreszeit unter Moos, Stei- nen , Wurzeln , Baumrinde etc., behufs Abhaltung des Winterschlafes zu ver- kriechen. Eine innere Be- fruchtung dürfte nur bei den Landbewohnern (Salamander) stattfinden, bei den Wasserbewohnern (Tritonen) ist dieselbe eine äusserliche. Die Schwanzlurche sind zum grössten Teil Wasserbewohner, die meisten wählen zum Aufenthalt stehende Gewässer, doch- trifft man einige auch in langsam fliessenden Gewässern an. Während der heissen Jahreszeit suchen viele kühle, dunkle Ver- stecke auf; die in kühlen tiefen Brunnen lebenden verlassen das Wasser jedoch nur zur Abhaltung des Winterschlafs; ich habe aber auch den ganzen Winter hindurch Tritonen (Alpenmolch) in Brunnen angetroffen. Im Wasser sind alle sehr beweglich, am Lande langsam, schwerfällig. Ihre Verbreitung erstreckt sich, mit Ausnahme des Nordens, über alle Zonen. Sie ernähren sich von animalischen Stoffen und sind meist sehr gefrässig, so Entwicklungsstufen der Eier und Larven der Schwanzlurche. a — d. Entwickelang des Tieres im Ei, e. Larve ohne Füsse und mit scrnvaoh verästelten Kiemen, f. Larve mit Vorder- füssen, g. Larve mit allen Füssen und stark gefransten Kiemen. 160 dass sie sich häufig' untereinander auffressen. Auch die Larven fressen sich gegenseitig die Kiemenbüschel ab, was stets den Tod der so beschädigten Tiere zur Folge hat. Durch massen- hafte Vertilgung schädlicher Insekten, Würmer etc. werden alle dem Menschen sehr nützlich. Einige sondern scharfe Säfte ab, durch welche sie sich vor Nachstellungen seitens andrer Tiere sichern. Dem Menschen können die Ausscheidungen der Drüsen aber nicht gefährlich werden, höchstens rufen diese Säfte, wenn sie auf die Schleimhäute gebracht werden, leichte Entzündungen hervor. Die in Deutschland vorkommenden Schwanzlurche gehören einer Gruppe und einer Familie an, und verteilen sich wie folgt: Gruppe : Familie : Gattung : Art: Der am meisten gebrauchte deutsche Name: Salaniandrina Salaniandridae Salamandra, Laurenti maculata, Koch Feuer- salamander. 5! n Triton, Laurenti cristatus, Laurenti Grosser Kammmolch. n n n alpestris, Laurenti Alpenniolcli. n n n taeniatus, Schneid. Kleiner Teichmolch. n r> n helveticus, Razoumovsky Leisteninolch. Gruppe: Salaniandrina. Molche. Die in diese Gruppe gehörigen Schwanzlurche haben im ausgebildeten Zustande weder Kiemen noch. Kiemenlöcher. Familie: Salaniandridae. Molche. Der Körper ist bald schlank, bald wieder gedrungen, plump. Der grosse Kopf ist ziemlich breit und flach. Die gut ausge- bildeten Augen sind gross, ragen häufig stark hervor, und sind immer mit deutlichen längsgespaltenen Lidern versehen. Die Nasenlöcher sind klein und stehen meist an der Spitze der 161 Schnauze. Der Kopf wird an der Unterseite öfters durch eine Kehl falte vom Halse geschieden. Die Zunge ist nieist ziem- lich gross, mitunter aber auch sehr klein, zusammengeschrumpft, sie ist bald kreisförmig, bald länglich -oval oder abgerundet- rhombisch. An den Rändern ist die Zunge gewöhnlich bald mehr bald weniger frei , meist längs der Unterseite mit einem bald schmäleren bald breiteren Längsbande, manchmal auch an einen dünnen langen Stiel befestigt, oder mit der ganzen Unterseite angewachsen. Der Ober- und Unterkiefer ist stets bezahnt, die Gaumenzähne*) stehen meist in zwei Längsreihen, welche nach hinten gerade oder geschweift auseinandergehen. Am Keilbein finden sich niemals Zähne (Mecodouta). Die bald schwachen bald kräftigen Beine sind ziemlich gleichlang, an den Vorder- füssen finden sich vier, an den Hinterfüssen meist fünf Zehen, ohne Schwimmhäute oder mit schwachen Hautsäumen. Der stets kräftig entwickelte Schwanz ist bei ausgebildeten Tieren ent- weder seitlich zusammengedrückt oder drehrund. Die weiche Haut ist entweder glatt oder körnig, bildet an den Körper- seiten öfters Querfalten oder Runzeln und finden sich häufig stellenweise Drüsenöffnungen vor. Bei allen in Deutschland vor- kommenden sind die Wirbel hinten ausgehöhlt, weshalb sie zur Unterfamilie Salamandrinae gehören. Erste Gattung*: Salamandra, Laurenti. Landmolehe. Der Körper ist plump, durch mehr oder weniger deutliche Querwülste fast geringelt. Der Kopf ist dick, flach. Die Ohr- drüsen treten als Längswülste deutlich hervor. Die Augen sind gross, hervorquellend, mit dunkler Iris. Die grosse Zunge ist mittels eines ziemlich breiten Mittelstreifens am Boden der Mundhöhle angewachsen, ihre Seitenränder sind frei. Die Gaunien- zähne stehen in zwei langen Reihen, welche S-förmig gekrümmt *) Die Gaumeuzähue sind meist sehr klein, doch dadurch, dass sie auf er- habene Knochenleisten stehen noch immer gut sichtbar. Deutlicher treten sie hervor wenn man das Tier etwa zwei Stunden im Trocknen liegen lässt. Betupft mau die betreffenden Stellen mittels eines in Aetzkalilösung getauchten Pinsels, so gelingt die Bloslegung der Zähne noch schneller. Da die Gaumenzähne für die Systematik der Lurche von Wichtigkeit sind, so muss man sich schon auf die eine oder die andere Weise zu helfen suchen. H. Lachmann, Reptilien u. Amphibien Deutschlands. 11 162 sind. Die Beine sind kräftig, vorn mit vier, hinten mit fünf Zehen versehen. Der Schwanz ist stumpf zugespitzt, etwa rumpflang, seitlich wenig zusammengedrückt, fast rund. Die Haut ist weich, porös, glänzend, mit vielen Drüsenötfnimgen, besonders längs der Rückenmitte und an den Körperseiten. Die Arten dieser Gattung sind lebendig gebärend. Diese Gattung ist in Deutschland durch folgende Art vertreten. Der Feuersalamander (Salamaudra maciäata, Koch). Der Feuer- oder Erdsalamander, oder Feuermolch erreicht eine Länge von 15 bis 22 cm. Seine Körperform ist plump, gedrungen, der Rumpf in der Mitte etwas dicker, breiter als hoch. Der Kopf ist gross, wenig länger als breit, mit grossen nierenförmigen , nach hinten erweiterten Ohrdrüsen. Die Augen sind gross, froschartig hervorquellend. Das Maul ist weit gespalten. Die dicke Zunge ist gross, kreisförmig. Die Gaumenzähne stehen in zwei stark S-förmig geschwungenen Reihen, die sich hinten bisweilen sehr nähern und die innern Nasenlöcher nach vorn zu stark überragen. Der etwa rumpf- lange Schwanz ist an seiner Unterseite häufig von einer nicht sehr tiefen Längsfurche durchzogen. Die Grundfarbe ist tiefschwarz, glänzend, mit hochgelben oder orangegelben Flecken gezeichnet. Bald tritt das Schwarz der Grundfarbe, bald das Gelb der Zeichnung mehr hervor, und kann es vorkommen, dass die Grundfarbe von der gelben Zeich- nung fast ganz verdrängt wird, und das Tier dann vorherrschend gelb aussieht, andererseits kann aber auch das Gelb wieder mehr und mehr verschwinden, wodurch die schwarze Farbe zur vor- herrschenden wird. Obwohl die Zeichnung sehr unbeständig ist, so findet sich doch bei tj^pischen Stücken stets ein gelber Fleck über den Augen, auf den Ohrdrüsen, je einer am Oberschenkel und Oberarm. Die Flecken längs des Rückens und der Seiten gehen mitunter zu teilweise zusammenhängenden oder unregel- mässig unterbrochenen Längsreihen zusammen, was noch am ersten bei den Reihen längs des Rückens vorkommt; manchmal gehen die Flecken nur auf der einen Seite mehr zusammen und die der andern stehen zerstreut, Stücke mit vier fast ganz zu- 163 sammenhängenden Reihen dürften wohl sehr selten vorkommen. Die Unterseite ist gewöhnlich schwarz, doch nicht so intensiv als die Oberseite, entweder einfarbig oder gelbgefleckt oder ge- sprenkelt. Bei Stücken wo das Gelb auf dem Rücken die Haupt- farbe ist, ist auch die Unterseite vorherrschend gelb. Bei den Abb. 44. Feuersalamander (Salamandra maculata, Koch). Jungen ist die Grundfarbe heller oder dunkler braun mit ver- schiedenen Flecken marmorirt, an den Körperseiten stehen oft goldige Flecke, welche Farbe sich nach und nach immer mehr und mehr ausdehnt bis dann endlich die charakterischen Zeich- nungen auftreten. Die Verbreitung des Feuersalamanders erstreckt sich über Mittel-, Süd- und West-Europa, Nordafrika und Südwest- Asien; in Osten Europas tritt er seltener auf und scheint schon auf der Balkanhalbinsel nicht mehr vorzukommen; auch auf Sardinien ist er bisher noch nicht gefunden worden. Die Aufenthaltsorte unseres Salamanders sind, als echtes Landtier, der dunkle feuchte Wald und Busch ; besonders häufig ist er im Gebirge und im Hügellande, seltener im Flachlande. Hier verkriecht er sich unter Steine, Baumwurzeln, modernde Baum- stümpfe, in Erdlöcher, unter Moos u. dergl. und kommt nur selten am Tage zum Vorschein, da er ein Nacht- oder Dämme- rungstier ist. 11* 164 Die Nahrung besteht in allerlei Gewürm, namentlich Regen Würmern und ähnlicher sich langsam bewegender Tiere; doch auch Nacktschnecken sind ihm höchst willkommen, wie er denn überhaupt von allem derartigen Getier nichts verschmäht was er erlangen und überwältigen kann, denn er ist sehr gefrässig. Einen entdeckten Regenwurm betrachtet er mit gesenktem Kopfe, wo- bei seine Augen noch mehr hervorquellen, und fährt dann plötz- lich, aber nicht besonders schnell, darauf los, erfasst und ver- schlingt ihn ; selbst ganz grosse Regenwürmer bereiten ihm keine Schwierigkeiten. Er führt, wie schon erwähnt, eine sehr versteckte Lebens- weise, nur selten bekommt man ihn während des Tages zu Ge- sicht. Durchstöbert man aber an den von ihm bewohnten Orten hohle Baumstümpfe, oder wälzt grössere Steine um, so wird man oft mehrere beisammen finden, grosse und mittelgrosse durch einander. Ganz kleine findet man jedoch seltener. Des Morgens findet man ihn hin und wieder, am Abend aber häufiger und nach einem warmen Gewitterregen trifft man ihn oft massenhaft ausser- halb seines Versteckes. Langsam und täppisch kriecht er. dann am Boden dahin, aufmerksam nach allen Seiten hin um Beute ausspähend. In das Wasser geht er selten, weiss sich aber, durch Zufall hineingelangt, ganz gut durch schwimmen zu helfen. Bei der Verfolgung einer Beute, oder wenn er zur Flucht gezwungen wird zeigt er sich jedoch nicht so unbeholfen, seine Bewegungen sind dann verhältnissmässig schnell. Im Spätherbst ziehen sich die Feuersalamander in tiefere Verstecke zum Winterschlaf zurück, daraus etwa Mitte April wieder zum Vorschein kommend. Unser Tier scheint nicht an eine bestimmte Fortpflan- zungszeit gebunden zu sein, da man junge Salamander zu allen Jahreszeiten in Waldbächen findet, wie man denn auch an Ge- fangene beobachtet hat, dass sie zu verschiedenen Jahreszeiten Junge zur Welt bringen, was übrigens auch bei andern Molchen bisweilen vorkommt. Der Salamander bringt lebende Junge zur Welt; diese befinden sich aber noch im Larvenstadium und sind meist von der Eihülle umgeben. Die Larven, 30 bis gegen 100, verlassen sofort die Eihülle und sind lebensfähig, bisweilen werden aber auch die Larven schon ohne Eihülle ge- boren. Letztere werden in Waldbäche abgesetzt und sind sehr 165 gefrässig, versteckt zwischen allerlei Gestein der Bäche, nament- lich Gebirgsbäche, stellen sie allerlei Würmern und Wasser- insekten nach. Den eigentlichen Begattungsakt hat man bisher noch nicht beobachtet, man nimmt eine innerliche Befruchtung', eine wirkliche Begattung' an. Immer müsste jedoch eine ein- malige Befruchtung für längere Zeit wirksam bleiben, da beim Weibchen zu jeder Jahreszeit fruchtreife Eier und in der Kloake auch Samenfäden oder -Tierchen gefunden werden. In der Ge- fangenschaft bringen Weibchen öfters Junge zur Welt, auch mehrmals im Jahre, ohne mit einem Männchen in der Zwischen- zeit vereinigt gewesen zu sein ; oft gebären sie gleichzeitig leben- dige Larven und fruchtreife Eier, in welchen die Larven leben und die Eihüllen bald sprengen. So häufig der Feuersalamander in manchen Gegenden, auch ist, so ist die Ergründimg seiner Fortpflanzungsweise noch immer ein ungelöstes Problem, welches bei der versteckten Lebensweise unseres Tieres nicht gerade leicht zu lösen ist. Der Feuersalamander ist zu den nützlichsten Tieren zu zählen. Durch die aus seinen Drüsen abgesonderten Säfte hält er sich etwaige Verfolger aus der Tierwelt vom Leibe. M an schreibt diesen Säften giftige Eigenschaften zu, es ist dabei aber viel übertrieben worden. Pächtig ist, dass dieser Saft, wenn er kleineren Tieren, als Eidechsen, Fröschen u. dergl. ein- geimpft wird, diesen gefährlich werden kann, grösseren Tieren aber, als Hunden, Hühnern etc. nichts schadet. Auch auf die Schleimhäute gebracht ruft der Saft Entzündungen hervor. Man muss aber bedenken, dass der Salamander nur in der Todesangst diesen Saft absondert, und ist, vergleichsweise, der von der Zunge eines gequälten Hundes abgesonderte Schleim dann giftiger als der von der Haut abgesonderte Schleim eines Lurches. Die Gefangenschaft erträgt der Feuersalamander in feuchten, kalten Terrarien, die seinen Lebensgewohnheiten ent- sprechend ausgestattet sind, recht gut und hält jahrelang darin aus. Nicht selten setzen Weibchen ihre Larven in die auf- gestellten Wasserbecken ab. Er wird schliesslich sehr zahm, kommt aus seinem Schlupfwinkel hervor, um seinem Pfleger das Futter aus der Hand abzunehmen. Betreffs des Futters ist er nicht wählerisch, da er allerlei Gewürm, Xacktschnecken u. dergl. annimmt. Am besten erhält man ihn mit Eegen würmern, von 166 welchen er grosse Mengen vertilgt. Schliesslich gewöhnt er sich auch rohes Fleisch anzunehmen. Man muss dieses in regenwurm- starke Streifen schneiden und diese ihm vorhalten, indem man sie leicht bewegt. Der Alpensalamander, schwarze oder Mohrensalamander (Sdlamandra atra, Laurenti) erreicht eine Länge von 10—16 cm. Vom vorigen unterscheidet er sich dadurch, dass die Gaumenzahnreihen weniger geschwungen sind, überall ziemlich gleich weit von einander abstehen und dass sie die innern Nasenlöcher wenig oder nicht überragen. Der Körper ist etwas schlanker gebaut als bei maculata, die Färbung ist einfarbig schwarz. Seine Heimat sind die Alpen- länder. Nach Schulz (Fauna marchica, pag. 477; soll diese Art öfters bei Berlin gefunden sein, auch wird er noch anderweitig als in Deutschland vor- kommend, doch ohne nähere Angabe der Fundorte, erwähnt, weshalb ich hier Notiz davon nehme. Sichere Fundorte, wo er beständig vorkommt, sind in Deutsch- land noch nicht nachgewiesen und an dem vereinzelt angegebenen Fundort kann er durch Verschleppung gelangt sein. Zweite Gattung1: Triton, Laurenti. Tritonen, Wassermolehe. Der Körper ist schlank, gestreckt, glatt oder warzig. Der Kopf ist mittelgross mit zugespitzter oder verrundeter Schnauze. Die ziemlich grossen Augen zeigen eine goldig schimmernde Iris. Die Ohrdrüsen sind nur wenig oder gar- nicht sichtbar. Die nicht sehr grosse Zunge ist fleischig, rund- lich oder oval, entweder mit ihrer ganzen Unterseite oder nur durch einen breiteren oder schmäleren Längsstreifen in der Mitte am Boden der Mundhöhle angewachsen, an den Seiten meist etwas frei. Die Gaumenzähne stehen in zwei ziemlich geraden Längsreihen, die etwa bei den innern Nasenlöchern beginnen und nach hinten bald mehr, bald weniger auseinandergehen. Die Kehlfalte ist bald ziemlich deutlich, bald fehlend. An den Vorderfüssen finden sich vier, an den Hinter fassen fünf Zehen. Der etwa körperlange Schwanz ist seitlich zusammen- gedrückt, am Ende spitz, gesäumt, nachdem die Tiere das Wasser verlassen jedoch mehr rundlich. Zur Paarungszeit entwickelt sich bei den meisten Arten auf dem Kücken der Männchen ein schon zwischen den Augen beginnender Hautkamm, der sich längs der Rückenmitte meist bis zur Schwanzspitze hinzieht, an der Schwanzwurzel jedoch Tafel VI. lb la lc 1. Kammmolch (Triton cristatus, Laurenti), a. Männchen im Hochzeitskleide mit Kamm, b. Weibchen, c. Junges. 2., Kleiner Teichmolch (Triton taeniatus , Schneider). 3. Alpenmolch (Triton alpcstris, Laurenti). 167 manchmal unterbrochen ist. Der Kamm ist bald höher, bald niedriger, leistenartig', glatt, gewellt oder gezackt, nach der Paarungszeit verschwindet er wieder. Die Weibchen haben keinen Kamm auf dem Rücken, sondern eine bald tiefere, bald seichtere Längsfurche oder eine niedrige Hautfalte. Beim Männchen finden sich während der Paarungszeit an den Hinter- füssen Hautsäume oder Schwimmhäute vor. Diese Gattung findet sich in Deutschland durch vier Arten vertreten. 1. Der grosse Kam/mmolch (Triton cristatus, Lanventi). Der grosse Kammmolch (Tafel VI, la — c) erreicht eine Länge von 12 bis 16 cm. Der gerundete Körper dieses grössten der deutschen Tritonen ist gestreckt und ziemlich kräftig, in der Mitte, namentlich beim Weibchen, etwas aufgetrieben. Der wenig vom Rumpfe abgesetzte Kopf ist flach, breit, die Kehlfalte ist deutlich. Die Kopfporen sind wenig sichtbar. Die Gaumen- zäh ne stehen in zwei Reihen, welche vorn wenig zusammen- gehen, dann fast parallel laufen und erst hinten nach aussen zu auseinandergehen. Die Zunge ist rund. Die Haut ist porös, schwammig, bei älteren Tieren warzig, rauh, gekörnt. Der Rücken kämm ist zur Paarungszeit beim Männchen sehr entwickelt (Abb. 38) und gibt dann dem Tiere ein ganz anderes Aussehen. Der Kamm beginnt vor den Augen, erhöht sich auf dem Rücken bedeutend, ist hier unregelmässig aus- gezackt, über dem After unterbrochen erreicht er auf dem Schwanz wieder eine bedeutende Höhe und endigt an der Spitze des Schwanzes. An der Unterseite des Schwanzes findet sich ein ungezähnter Hautsaum. Der After ist wulstig verdickt, Das Weibchen hat keinen Rückenkamm, sondern an Stelle dessen eine vertiefte Längsfurche, die oft heller gefärbt erscheint. Die Oberseite ist heller oder dunkler aschgrau, blaugrau, grüngrau, braungrau bis schwarz gefärbt, mit grossen schwarzen, zerstreut stehenden Flecken oder Tupfen gezeichnet, die sich bisweilen ziemlich scharf, beim Männchen schärfer als beim Weibchen, abheben ; ausserdem erscheint der Körper mit weissen Pünktchen wie übersät, die namentlich an den Körperseiten, am 168 Munde und an der Kehle sehr hervortreten. Der etwas hellere Kopf ist schwärzlich marmoriert. Die Unterseite ist lebhaft gelb oder orange gefärbt mit grossen schwarzen unregelmässigen Flecken gezeichnet. Die Zehen sind schwarz und gelb geringelt, Der Schwanz zeigt beim Männchen zur Paarungszeit jederseits in der Mitte einen silber- oder perlmutterartig glänzenden Längs- streifen, welcher häufig, wenn auch weniger scharf, auch noch lange nach der Paarungszeit, bei manchen immer, vorhanden ist ; die untere Schneide des Schwanzes ist gegen den After hin gelblich. Die Larven sind anfangs gelbgrün, später schwärzlich gefleckt, gebändert oder genetzt, letzteres namentlich am Schwanz, dessen erst schmaler weisslicher Saum immer breiter wird, wo- durch dann der Schwanz lanzettförmig und an der Spitze fein fadenförmig ausgezogen erscheint. Die Unterseite ist gelblich, erst gegen das Ende der Verwandlung treten hier vereinzelte dunkle Flecken auf. Nach der Verwandlung sind die Jungen dann ausser Wasser einfarbig schwarz, im Wasser dunkel oliven- braun oder schwarzgrau, undeutlich mit dunkleren Flecken ge- zeichnet. Längs der Rückenmitte zieht sich eine mehr oder weniger intensiv gelbe Linie. Die Unterseite ist blassgelb, gelb oder orange, bald einfarbig oder mit wenigen schwarzen Flecken gezeichnet, welche die Bauchmitte jedoch meist frei lassen. Die Verbreitung dieses hübschen Tritons erstreckt sich über Nord- und Mitteleuropa. Von England und dem südlichen Schweden ab zieht er sich südlich bis nach Portugal, wo er je- doch schon sehr vereinzelt vorkommt. In Italien findet er sich nur im Norden. Seiner Verbreitung nach Osten hin scheint der Dnjepr ein Ziel zu setzen, da sich über eine weitere Verbreitung keine Angaben finden. In Deutschland findet er sich allerwärts, stellenweise recht häufig, manchmal aber auch nur sehr vereinzelt, Der Kammmolch wählt stehende Gewässer zu seinem Aufenthalt, als kleinere Seen, Teiche, Sümpfe, Tümpel, Thon- löcher der Ziegeleien, aber auch stagnierende Gräben, ferner fand ich ihn auch in Brunnen, mit bald mehr bald weniger hohen Rändern, auch traf ich ihn in langsam fliessenden Gräben mit schlammigem Grunde an. Schlammigen Grund scheint er festem steinigen vorzuziehen, in Tümpeln mit Schlammgrund, oder weichem Lehmgrund, Löcher, aus welchen Lehm oder Thon aus- 169 geschachtet worden, fand ich ihn oft in grosser Zahl, dagegen in dicht dabeiliegenden Löchern, mit festerem Boden nicht, oder doch nur hin und wieder. Bevorzugt werden solche Wasser- tümpel, in deren Nähe sich Gebüsch oder Wald befindet, noch häufiger findet er sich in mitten im Walde oder in Gebüschen be- legenen Wasserlöchern, Teichen etc., deren Grund mit abgefallenem Laube bedeckt ist; hier häufig mit dem kleinen Teichmolch zu- sammen, in Brunnen oder Löchern mit lehmigem oder sandigem Boden findet man ihn in Gesellschaft des Alpenmolchs und des Teich- molchs. Der Alpenmolch ist dann, in bergigen Gegenden wenigstens, meist häufiger in solchen Gewässern als der Kammmolch und Teichmolch, so dass ich unter 10 Tieren 8 Alpenmolche, 1 Kamm- molch und 1 Teichmolch fand, doch habe ich auch schon bei etwa 20 Alpenmolchen erst einen Kammmolch und keinen Teich- molch gefunden, was mich zu der Annahme veranlasst, dass die Jungen des kleinen Teichmolchs von den beiden andern Arten regelmässig aufgefressen wurden, auch ferner selbst grössere Teichmolche den räuberischen Kammmolchen zum Opfer fielen, so dass die kleinere Art denn nach und nach aus diesen Ge- wässern von den grösseren beiden Arten ausgerottet worden, oder dass der vielleicht verbleibende Rest der alten Tiere, sich nach dieser Erfahrung ein anderes, seiner Entwicklung günstigeres Gewässer aufgesucht; sich namentlich in Wiesengräben ein- quartiert hat, wo der Teichmolch wenig oder nicht vom Kamm- molch und Alpenmolch belästigt wird. Nur so kann ich mir das allmähliche Verschwinden des Teichmolchs, und das immer häufigere Auftreten der beiden andern Arten, in Gewässern, in denen erst der Teichmolch sehr häufig war, erklären, und glaube auch, dass andere Beobachter, die nicht ihr Wissen einzig und allein aus Büchern schöpfen, sondern auch, wie ich, Naturstudien machen, zu demselben Resultat gelangen werden. Die Nahrung des Kammmolchs besteht in allerlei Insekten, Würmern, Mollusken, Kerbtierlarven und seinen kleineren Ver- wandten. So leicht wie er einen selbst ganz grossen Regen- wurm überwältigt, so leicht wird er auch mit der Larve des grossen Wasserkäfers und mit einem Teich- selbst Alpenmolch fertig. Vor seiner Gefrässigkeit ist eben kein Tier sicher, welches kleiner als er ist, weshalb ihm auch junge Frösche zum Opfer fallen. Einen Regenwurm erfasst er gewöhnlich an einem 170 Ende, mitunter auch in der Mitte und schlingt ihn dann zu- sammengeklappt hinunter. Die Larve des grossen Wasserkäfers erfasst er immer beim Kopf, wenigstens habe ich es nie anders gesehen; kleinere Tiere ergreift er wie es eben kommt, da er solche sehr leicht überwältigt. Der Kammmolch, wie auch unsere andern Tritonen, für welche das hier gesagte gleichfalls gilt, führen eine nicht so verborgene Lebensweise wie der Erdsalamander. Im zeitigen Frühjahr schon suchen sie das Wasser auf, ich fand bereits im Februar Teichmolche und Kammmolche im Wasser, um in dem- selben dem Fortpflanzungsgeschäft obzuliegen. Im Wasser sind sie lebhaft, beweglich, aufmerksam auf alles was um sie her vorgeht, kein Futtertier entgeht ihrer Aufmerksamkeit, sofort verschwinden sie bei Gefahr in die Tiefe, sich am Boden im Schlamm, zwischen Gestein oder Wasserpflanzen und dergleichen verkriechend, und gehört dann schon besondere Erfahrung und ein geübtes Äuge dazu sie hier wieder aufzufinden, da sie von ihrer Umgebung oft fast nicht zu unterscheiden sind. Alle schwimmen und tauchen vorzüglich. Wenn sie schnell dahin- schwimmen, so sind die Füsse meist an den Körper angelegt und sie bedienen sich nur ihres kräftigen Budersclnvanzes, schwimmen Abb. 45. Grosser Kammmolch (Triton cristatus, Laurenti). Auf dem Wasserspiegel ruhend. sie langsam, bedächtig nach Nahrung suchend umher, so nehmen sie jedoch auch ihre Füsse zu Hilfe, liegen sie ruhend auf dem Wasser, sich von den durch den Wind leise bewegten Wellen treiben lassend, so hängen die Füsse meist unthätig ins Wasser hinab (Abb. 45) ; lassen sie sich zu Boden sinken oder schwimmen in schräger Eichtung demselben zu, so haben sie gleichfalls, ehe 171 sie am Boden anlangen, die Füsse von sich nach abwärts ge- streckt. Langsam wie auf dem Lande kriechen sie auch am Boden der Gewässer dahin, nur im Schwimmen sind sie flink und gewandt; jedoch schwimmen sie meist nur ruckweise. Während der Zeit wo sie sich hauptsächlich im Wasser aufhalten, verlassen sie dieses jedoch auch um sich in der Um- gebung ihres Wohngewässers nach Nahrung umzusehen, und zwar meist des Morgens oder Abends, jedoch auch nicht regel- mässig, sondern je nachdem ihnen ihr Wohngewässer reichlich Nahrung bietet oder nicht. Während der Paarungszeit be- dürfen sie ausserordentlich vieler Nahrung und nimmt es deshalb garnicht Wunder, wenn sie über kleinere ihrer eigenen oder ver- wandter Art herfallen. Die Männchen bemühen sich sehr eifrig um die Weibchen, verfolgen diese sich bald vor, bald seitwärts von dem Weibchen haltend, dabei schlagen sie ihren Schwanz nach den Körperseiten herum und führen mit demselben wellige, spielende Bewegungen aus. Untereinander befehden sich die Männchen eines Weibchens wegen sehr häufig. Während des Eierlegens schwimmen die Weibchen zwischen Wasserpflanzen umher sich geeignete Blätter aussuchend, an welchen sie ihre Eier absetzen können. Ein passend befundenes Blatt wird mit den Hinterfüssen erfasst, zusammengebogen und in diese Blatthülse dann das Ei hineingeschoben, der das Ei umhüllende Klebstoff hält dann das Blatt in der zusammengebogenen Lage fest, so dass sich jedes Ei in einer Hülse befindet. Es kann aber auch ge- schehen, dass die Eier in kurzen dicken Schnüren abgelegt werden, was hauptsächlich dann vorkommt, wenn dem Tiere keine Wasserpflanzen zur Verfügung stehen. Die Entwicklung der Eier und Larven zieht sich bis gegen den Herbst hin, häutig überwintern die jungen Tiere im Larvenzustande im Wasser und besitzen noch im nächsten Frühjahr die Kiemen. In der ersten Hälfte des Sommers verlassen die alten Tritonen gewöhnlich das Wasser, um während der heissen Jahreszeit Zuflucht an kühlen Orten zu suchen. Man findet sie dann in Gebüschen, in der Nähe der von ihnen sonst bewohnten Gewässer, unter Moos, Steinen, Baumwurzeln, modernden Baumstümpfen und dergleichen, die Fugen in den Umfassungsmauern der von ihnen bewohnten Brunnen werden gleichfalls gern zum Sommeraufenthalt auf- gesucht. Hier führen sie nun ein recht beschauliches Leben, 172 kommen nur an kühlen regnerischen Tagen häufiger zum Vor- schein, sonst meist nur des Nachts; sie halten sich jetzt immer an schattigen Orten auf. Die prächtige Färbung und Zeichnung ist verschwunden, düster wie ihre jetzige Umgebung erscheint nun das Aussehen unserer Tritonen. Die prächtigen Rücken- kämme u. dergl. sind eingeschrumpft, und die im Wasser so lebhaften Tiere kriechen träge nach Art der Salamander dahin. Kommt dann der Spätherbst heran, so verkriechen sich die Tri- tonen tiefer in die Erde; hohle, tief bis in das Wurzelwerk hinein vermoderte Baumstümpfe werden gern aufgesucht, um hier den Winterschlaf abzuhalten; aber auch in die Keller, in Treibhäuser etc. dringen sie um diese Zeit ein, um hier Schutz zu suchen. Im Frühjahr häuten sich die Tritonen in kurzen Zwischen- pausen, etwa alle drei Tage, später jedoch seltener. Die Haut wird völlig ganz wie bei den Schlangen abgestreift, die innere Seite kommt also nach aussen, während sich aber bei den Schlangenhäuten dort wo die Augen sitzen uhrglasartige Kapseln finden, so sehen wir hier Löcher; sonst ist die Haut jedoch völlig unversehrt, selbst die dünnen Zehen und die äusserste Seh wanzspitze sind vorhanden. Häufig wird die dünne Haut von den Tieren gefressen, da sie aber nicht verdaut werden kann, so wird sie mitunter noch unverletzt durch den After wieder aus-, geworfen und hängt hier bisweilen tagelang fest; ja bei der Ge- frässigkeit der Tiere kommt es nicht selten vor, dass eine solche einem Triton zur Kloake heraushängende Haut von einem andern nochmals verschlungen wird. Für die Gefangenschaft eignen sich alle Tritonen vor- züglich, sie halten lange Jahre aus und pflanzen sich regelmässig fort, namentlich dann wenn man sie in verständig eingerichteten Terra-Aquarien hält, Im Wasser sowohl als auch ausserhalb desselben nehmen alle Nahrung an, ja die im Wasser befindlichen gewöhnen sich auch leicht an tote Nahrung z. B. an Ameisen- puppen und rohes Fleisch. Einige verlassen das Wasser garnicht, z. B. halte ich schon seit Jahren Alpenmolche, von welchen einige noch nie Anstalt machten, das Wasser zu verlassen, trotzdem ich ihnen dies so bequem als möglich mache. Andre wieder ver- weilen nur kurze Zeit im Wasser und suchen sich dann in irgend einem Winkel ein Versteck. Es kommt auch vor, dass Molche, 173 welche das Wasser schon längere Zeit verlassen, dasselbe wieder aufsuchen, um nochmals längere oder kürzere Zeit darin zu ver- weilen. Mit Kegenwürmern gefüttert lassen sich alle unschwer lange erhalten. 2. Der Alpenmolch (Triton alpestris, Laurenti). Der Alpenmolch, Bergmolch, Alpentriton (Tafel VI, 3) erreicht eine Länge von 7 bis JO cm. Der Körper ist ziemlich gedrungen, der breite, flache, mehr krötenartige Kopf setzt sich einem dicken Halse an. Die Gaumenzähne stehen in zwei nach hinten stark auseinandergehenden Reihen. Die mittelgrosse, rundliche, vorn ziemlich dicke Zunge sitzt hinten an einem kurzen Stiel, welcher in einer scheidenartigen Hautfalte gebettet ist. Der über dem After gerundete Schwanz ist weiter hinten stark zusammengedrückt, lanzettförmig. Die Haut ist entweder völlig glatt oder, besonders beim Weibchen, fein gekörnt. Die Grundfarbe der Oberseite ist bläulich -aschgrau, schiefergrau, eisengrau, braungrau, heller oder dunkler braun bis schwarz, mit dunkleren, bräunlichen oder schwärzlichen, unregel- mässig zerstreut, oder netzartig stehenden Flecken gezeichnet. Die Seiten sind, namentlich zur Paarungszeit, heller, bläulich, perlmutterartig glänzend, mit mehreren Keinen kleineren dunklen Punkten besetzt. Die Unterseite und Kehle sind schön safrangelb, orange- oder ziegelrot und ungefleckt. Zur Paarungszeit findet sich beim Männchen ein niedriger Kücken kämm, welcher gleichmässig hoch, hinter dem Kopfe beginnend, sich ohne Unterbrechung bis auf den Schwanz hin- zieht, und sich hier in den oft unregelmässig gewellten Flossen- saum verliert. Dieser Kückenkamm ist abwechselnd gelb und schwarz gefärbt, und sieht einer Schnur schwarzer und gelber Perlen ähnlich. An den Lippenrändern finden sich schwarze Punkte, welche sich auch auf die Halsseiten hinziehen, die Vorder- und Hinterfüsse, sowie die Kloake zeigen gleichfalls kleine dunkle Punkte. Die Unterseite des Schwanzes zeigt in der Aftergegend eine gelbliche Färbung. Die Weibchen sind heller gefärbt als die Männchen, gewöhnlich mehr bräunlich, die dunklen Punkte und Flecke treten schwächer hervor, auch fehlt ihnen der helle Seitenstreifen: an der Kehle zeigen sich öfters 174 feine Punkte. Längs des Eückens zieht sich eine wenig tiefe Furche hin, der Schwanz ist schmäler als beim Männchen. Es kommen auch fast weisse, oder doch sehr hell blassgelbe Exem- plare vor, von welchen ich gegenwärtig einige lebend besitze. Die Zeichnung ist bei diesen sehr hellbraun, blassbraun oder blassgelb; die Unterseite blassgelb, fast weisslich. Die Grundfarbe des Körpers der Jungen ist gewöhnlich hellbraun, die Bückenseiten sind dunkler begrenzt. Die Larven zeigen erst eine bräunliche Färbung, auf dem Eücken zwei dunkle Längsstreifen, nach kurzer Zeit werden sie olivenbraun, der Schwanz erscheint genetzt oder marmoriert. Später zeigen sich an den Seiten weisse Flecken, die sich nach und nach immer weiter ausdehnen, und schliesslich den hellen Seitenstreifen bilden. Im weiteren Verlaufe der Verwandlung erscheint dann auf dem Eücken ein gelblicher Streifen, die Grundfarbe wird nun hellbraun, am Schwanz schrumpft der Flossensaum nach und nach ein, die Zehen werden kräftiger, an den Seiten erscheinen kleine schwarze Flecken und das Tier erhält schliesslich die Farbe und Gestalt der Eltern. Die Verbreitung dieser zur Paarungszeit prachtvollen Art erstreckt sich über ganz Mitteleuropa, kommt aber meist nur in bergigen Gegenden häufiger vor. Der Alpenmolch findet sich in Belgien, Frankreich, im nördlichen Spanien, in der Schweiz, im Schwarzwald , Taunus, Ehöngebirge, Erzgebirge, Eiesengebirge , in den Sudeten und Karparthen. Aus der Um- gebung von Freiburg in Baden habe ich ihn in grosser Anzahl erhalten und in Schlesien, in der Umgebung von Bunzlau, Goldberg, Jauer und an anderen Orten sehr häufig gefunden. Hier in der Umgebung von Bunzlau ist er der am zahlreichsten vorkommende Molch, er ist mindestens ebenso stark vertreten als der kleine Teichniolch und bedeutend häufiger als der Kamm- molch. Letzterer ist hier seltener, obwohl er nicht gänzlich fehlt. Das Vorkommen des Alpenmolchs in Schlesien wird von einigen Autoren nicht erwähnt oder bezweifelt, nach Kaluza (Systematische Beschreibung der schlesischen Amphibien und Fische, 1855) fehlt er in Schlesien, nach meinen eigenen Er- fahrungen dürfte er sich jedoch mindestens in den gebirgigen und hügeligen Teilen von ganz Schlesien finden, da ich ihn an geeigneten 175 Oertlichkeiten sehr zahlreich angetroffen habe, und diese Art stark zur Ausbreitung nach allen Eichtungen hin neigt. Die Oertlichkeiten, welche er zum Aufenthalt wählt, sind sehr verschieden. Wasserlöcher mit steinigem Grund scheint er zu bevorzugen, auch findet er sich oft in Steinbrüchen, in offenen, im Bergwald belegenen Brunnen, und oft habe ich ihn in Thon- und Lehmlöcher, Regenpfützen, welche bisweilen ganz trübes Wasser enthielten, in grosser Zahl gefunden, ebenso auch in langsamfliessenden Gräben, Bächen und in Teichen. Ausserhalb des Wassers fand ich ihn in nicht zu trocknen Büschen, Laub- waldungen, u. a., unter Moos, Baumwurzeln, moderndem Laube und dergleichen versteckt, oder an solchen Orten langsam am Boden hinkriechend. Von allen unsern Molchen laicht er am frühesten; in günstigen Jahren fand ich ihn schon im Februar im Wasser im vollen Hochzeitskleid vor, das Wasser war mitunter noch von einer Eisdecke bedeckt. Betreffs seiner Lebensweise, Nah- rung, Gefangenhaltung etc. verweise ich auf das beim Kamm- molch gesagte. Er hält sich nach der Paarungszeit noch länger als unsere andere Tritonen im Wasser auf, und steht an Ge- frässigkeit dem Kammmolch wenig nach. Er hat, wie auch die folgenden, viele Feinde, Fische aller Art, Wasserfrösche, grosse Wasserkäfer, Wassernattern, Wasser- ratten, diverse Vogelarten und selbst der Pferdeegel stellen ihm nach. So fand ich im Frühjahr 1888, als ich ein nicht sehr tiefes Wasserloch nach Tritonen absuchte, einen mittelgrossen Pferdeegel im Netze vor, welcher im Begriff war, einen Alpen- molch zu verschlingen. Selbst als ich den Egel aufs Trockne brachte, Hess er sich nicht stören, sondern würgte in kurzer Zeit seine Beute vollends hinunter. 3. Der kleine TeicJimolch (Triton taeniatus, Schneider). Der kleine Teichmolch, Gartenmolch, Streifenmolch, Punktmolch, kleiner Wassermolch (T. punetatus, Dumerü), Tafel VI, 2, erreicht eine Länge von 67a his 7V2 cm. Der Körper ist schlanker, schmächtiger als beim vorigen, der Kopf ist länger als breit, nicht so flach und stumpf, mehr froschartig, jederseits sind zwei Eeihen Drüsen oder Poren sichtbar. Die 176 Gaumenzähne stehen in zwei Längsreihen, welche nach hinten nur wenig1 auseinandergehen. Die kleine Zunge ist dick, ge- wölbt, von rundlicher Gestalt, hinten gleichfalls mit einem stiel- artigen Anhang versehen. Der Schwanz endigt allmählich in eine feine Spitze. Die Haut ist meist völlig glatt. Die Färbung und Zeichnung ist veränderlich. Die Grundfarbe der Oberseite wechselt zwischen bräunlich, olivengrün, gelblich oder hellgrau, an den Seiten heller, weiss- gelb, bisweilen perlmutterglänzend, beim Männchen mit schwarzen, regelmässig oder zerstreut stehenden Flecken und Punkten, beim Weibchen mit Längsbäudern und Wellenlinien gezeichnet. Die Unterseite ist gelblich, die Bauchmitte zeigt einen orangefarbenen Längsstreifen, welcher bald breiter, bald schmäler ist und die Unterseite mehr oder weniger orange färbt. Auch bei dieser Art kommen sehr helle, fast weisse Exemplare vor. Zur Paarungszeit findet sich beim Männchen ein in der Nackengegend beginnender Hautkamm, welcher gezackt oder rundlich gekerbt ist und sich ohne Unterbrechung, nach und nach höher werdend, auf den Schwanz fortsetzt. Die Hinterzehen sind namentlich nach aussen hin mit Hautlappen umsäumt und stellenweise mit Büscheln feiner, blasiger Borsten versehen. Alle Farben und Zeichnungen werden lebhafter, kräftiger, der Kopf zeigt sich gestrichelt, und gehen diese aus feinen Punkten zusammengesetzten Striche bisweilen bindenartig zusammen. Der sehr breit werdende Schwanz ist an der unteren Schneide leb- haft orange gefärbt, darüber befindet sich zu beiden Seiten ein schön blauer Streifen, welcher weiter nach der Schwanzmitte zu in eine weissliche, silber- oder perlmutterglänzende Binde über- geht. Am Hautkamm und auf der Schwanzbinde finden sich schwarze Punkte. Das Weibchen hat zur Paarungszeit längs der Eücken- mitte an Stelle des Hautkammes eine niedrige Hautleiste, der Schwanz ist schmäler als beim Männchen und nur schmal ge- säumt. Hautlappen sind an den Hinterzehen nicht vorhanden. Die Färbung ist heller. Längs der helleren Rückenmitte laufen seitlich zwei dunkle wellige oder gezackte Längsbinden hin. Die Unterseite ist blasser. Die das Männchen so auszeichnenden schwarzen Flecken fehlen fast gänzlich. 177 Die Jungen sind an der Oberseite rötlich oder ockergelb, auf beiden Seiten des Kückens findet sich eine dunkle Wellen- linie. Die Kopfbinden sind bald mehr bald weniger deutlich; die Oberseite ist beim Männchen zerstreut mit dunklen Flecken oder Punkten besetzt. Die Unterseite ist gelblich in der Mitte mehr oder weniger lebhaft orange, fast stets mit dunklen Punkten besetzt. Die zarten schlanken Larven zeigen eine helloliven- braune Färbung, der Schwanz ist fein gepunktet. An den Körper- seiten bemerkt man eine gelbliche Längslinie, welche sich auch noch auf den Schwanz fortsetzt. Die Verbreitung dieser Art erstreckt sich von England und Schweden ab über fast ganz Europa, Kleinasien bis nach Constantinopel hin. Nur im äussersten Süden Europas scheint dieser sonst allerwärts gemeine Triton zu fehlen. Er bewohnt mit Vorliebe stehende Gewässer, Teiche, Sümpfe, Thonlöcher, Brunnen, Bassins der Wasserleitungen und dergleichen, findet sich aber auch in Gräben, wenn diese nicht gerade schnell- fliessend sind. Die Laichzeit fällt gewöhnlich in den Mai, bisweilen aber trifft man ihn schon im Februar im Wasser in voller Farben- pracht an, doch selbst noch im Juni kann man trächtige Weibchen finden. Er verlässt eher als die andern das Wasser, die Larven entwickeln sich schneller, wenige nur überwintern im Larven- zustand. Die Lebensweise, Nahrung etc. dieses kleinsten unserer Tritonen stimmt mit dem schon beim Kammmolch ge- sagten überein. 4. Der Leistenmolch (Triton helveticus, Rasoumovsky . Der Leistenmolch, Schweizermolch, Schweizertriton er- reicht eine Länge von 7»/2 bis 9 cm. Der Körper ist ziemlich schlank, schmächtig, der Kopf schmäler als bei T.alpestris, die Sehn a uze mehr spitz froschartig, im Ganzen dem kleinen Teichmolch sehr ähnlich, mit welchem er auch ausser der Paarungszeit häufig verwechselt wird. Am Schädel findet sich ein Knochenbogen, welcher vom Stirnbein zum Quadratbein verläuft. Bei T. alpestris und T. taeniatus besteht dieser Bogen nur aus sehniger Masse und bei T. cristatus fehlt er gänzlich. Die kleine Zunge hat eine abgerundet rautenförmige Gestalt. Die Gaumenzähne H. Laclimann, Reptilien u. Amphibien Deutschlands. 178 Abb. -±6. Leisten molch (Triton helveticus, Razoum.J. I N a c h Schreiber.) Gaumenzähne, Schwanzspitze (a) und Hinter- fuss (b) des Männchens zur Paarungszeit. stehen in zwei nach hinten zu stark auseinandergehenden Längs- reihen (Abb. 46). Jederseits des Rückens findet sich eine kantig- hervortretende leistenartige Längslinie. Das Schwanzende ist gerundet, abgestutzt, mitunter herzförmig ausgeschnitten, mit einem fadenartigen Anhang (Abb. 46 a) versehen, der bald kürzer, bald länger ist und bald gerade, bald nach oben gekrümmt erscheint; dieser Anhang ist beim Männchen gewöhnlich länger als beim Weib- chen und in. der Paarungszeit am längsten. Die Haut des Körpers ist glatt. Die Färbung der Oberseite ist gewöhnlich gelblich oder oliven- braun, öfters goldig schimmernd, die sich bald mehr, bald weniger scharf abhebende Zeichnung be- steht aus dunklen Flecken, Strichen und Punkten. Die Unterseite ist gelblich oder blassorange und in der Mitte meist fleckenlos. Der Flossensaum des Schwanzes ist heller als bei unsern andern Tritoneu, der fadenförmige Anhang schwärzlich. Zur Paarungszeit erhält das Männchen an Stelle des Rückenkammes eine niedrige Hautleiste, welche ununterbrochen auf den Schwanz übergeht, sich hier flossenartig erhebt, hell und durchscheinend ist. Zwischen den Zehen der Hinterfüsse finden sich tief ausgeschnittene Schwimmhäute (Abb. 46 b). Die Hinter- füsse und die grosse warzige Kloakenwulst erscheinen fast schwarz, wie denn auch Färbung und Zeichnung des ganzen Körpers etwas dunkler wird. Die Kopfbinden, jedoch nicht der Augenstreif, erscheinen verwischter als bei T. taeniatus, ebenso alle Punkte und Flecken kleiner als bei diesen. Der Bauch und die Kehle sind ganz oder in der Mitte ungefleckt. Dem Weibchen fehlen die Schwimmhäute, es findet sich hier aber am Fussballen nach aussen zu ein warziger Höcker, welcher dem Männchen fehlt; der Schwanz ist niedriger als beim Männchen, der Kopf ist plumper, grösser, der Leib länger und dicker. Die Färbung er- scheint an der Oberseite heller, die Unterseite jedoch, namentlich nach hinten zu dunkler, lebhafter orange als beim Männchen. 179 Die Oberseite der Larven und Jungen ist hell lederbraun gefärbt und mit einem dunklen Streifen längs der Rückenmitte gezeichnet. Je älter die Tiere werden, je deutlicher treten bei den Männclien die Seitenkanten und der fadenförmige Anhang am Schwanz hervor. Längs der Seitenkante zieht sich ein Streifen feiner Silberflecken hin, welcher sich bis an das Schwanzende verfolgen lässt, noch häufiger finden sich derartige Flecken an der unteren Seite des Rumpfes. Die Unterseite ist gelblich, schön goldig glänzend, die untere Kante des Schwanzes orange. Das Verbreitungsgebiet dieses Molches dürfte hauptsäch- lich der Westen Europas sein; die bestimmten Grenzen seiner Ausbreitung nach Osten hin sind noch nicht festgestellt. Als seine eigentliche Heimat ist Frankreich anzusehen wo er aller- wärts vorkommen dürfte. Sodann findet er sich in England, Belgien, in der Schweiz, in Baden (Freiburg), Württemberg, der Provinz Sachsen (z. B. nach W. Wolterstorff bei Wippra, Gernrode, im Selkethal, bei Lauterberg, Wernigerode am Harz). Ferner kommt diese Art in Deutschland noch bei Bremen vor. Nach Süden hin erstreckt sich die Verbreitung in Spanien und Portugal bis etwa zum vierzigsten Breitegrade. Die dort vor- kommenden Stücke sollen viel dunkler sein als die, welche in Deutschland gefunden werden. Er bewohnt mit T. alpestris und T. taeniatus zusammen Teiche, Gräben, Sümpfe, Pfützen, weicht also betreffs seiner Lebensweise nicht von den anderen Tritonen ab. Er laicht etwas später als T. taeniatus. Seinem Zusammen- leben mit der letzterwähnten Art ist es wohl zumeist zuzuschreiben, dass er bisher nur wenig beobachtet wurde. 12* Zweite Ordnung: Froschlurche (Anura). Der Körper ist ungeschwänzt, breit, kurz, scheibenförmig, mehr oder weniger gewölbt oder niedergedrückt. Der jetzigen Einteilung der Froschlurche liegt die Beschaffenheit des Skeletts zu Grunde, jedoch unter Berücksichtigung der äusseren Formen und Merkmale. Vor allem kommt am Schädel die sehr verschie- dene Bezähmung in Betracht, da sich bald in beiden Kiefern, bald nur im Oberkiefer, sowie auch auf den Gaumen- und Pflug- scharbeinen Zähne verschiedener Art vorfinden. Der Schädel ist abgeplattet. Die grossen Augenhöhlen liegen fast wage- recht. Die gedrungene Wirbelsäule besteht ans nur zehn Wirbeln, nämlich den ersten Wirbel oder Atlas, sieben Kücken- wirbeln, welche entweder vorn oder hinten ausgehöhlt sind; dem Kreuzbein wirbel, welcher hinten ein oder zwei ge- wölbte Gelenkflächen besitzt, in welche das Schwanzbein, ein längerer stabförmiger Knochen eingelenkt ist, er ist aus den verwachsenen Wirbeln der Larven entstanden und meist beweg- lich. Selbst bei alten Tieren ist das Verwachsen der Wirbel des Schwanzbeins nicht soweit vorgeschritten, dass sich dessen Zusammensetzung aus zwei oder drei Wirbeln nicht erkennen Hesse, so dass demnach eigentlich elf bis zwölf Wirbel vorhanden sind. Ausser den kurzen Dornfortsätzen auf der Kückenseite besitzen die Wirbel noch kräftige stab förmige seit- liche Fortsätze, welche, bald länger bald kürzer, die Stelle dr]' Kippen vertreten. Bei einigen kommen an diesen Wirbel- fortsätzen durch Bandmasse verbundene Knochenstummel vor, 181 also wirkliche, wenn auch verkümmerte Rippen darstellend. Am Kreuzbeinwirbel linden sich bisweilen die gewöhnlichen stab- förmigen Querfortsätze, häufiger aber sind diese Fortsätze nach vorn und hinten angezogen, so dass jederseits eine dreieckige flache Knochenscheibe entsteht. Der Brustschultergürtel ist sehr entwickelt; es findet sich ein echtes und ein oberes Schulterblatt. Je nach dem der Brustkorb vorn fest ver- bunden ist oder nicht, scheidet man die Froschlurche A in Fir- misternia, mit festem Brustkorb; B in Arcifera, Bogentragende. Der Kopf ist kurz, breit, flach, vorn abgerundet, und setzt sich ohne halsartige Verengung dem Rumpfe an. Das Maul ist weit, meist bis hinter die Augen gespalten. Die nach vorn an die Schnauzenspitze gerückten Nasenlöcher sind klein. Die Augen sind, den Augenhöhlen angemessen, gross und vorstehend, mit längsgespaltenen Lidern versehen, von welchen das untere das Auge ganz bedecken kann. Die Pupille ist bald rundlich, bald horizontal verlängert oder senkrecht ; die Iris ist metallisch glänzend. Die Ohrdrüsen sind bald deutlich, bald fehlend. Das Trommelfell ist äusserlich bald deutlich sichtbar, bald unter der Haut verborgen. Alle hier in Betracht kommenden besitzen eine Zunge, welche vorn festgewachsen, hinten aber teilweise frei ist und nach Art einer Fliegenklappe herausgeklappt werden kann, sie ist hinten bald ganzrandig, bald ausgebuchtet, so dass sie hinten herzförmig, zweilappig oder zweihörnig erscheint. Der vorhandenen Zunge wegen gehören unsere Froschlurche zur Unterordnung der Zungentragenden (Phaneroghssa). Bei den Männchen vieler Froschlurche sind innere oder äussere, einfache oder doppelte Schallblasen an der Kehle oder an den Seiten des Kopfes vorhanden, welche als Kesonanzhöhlen wirken. In- folge ihrer so ausgerüsteten Stimm lade und mit Hilfe der grossen sackförmigen Lungen sind sie im stände, weithinschallende Töne von sich zu geben, doch können auch die Weibchen schreien oder knurren. Die Haut ist glatt oder mit Warzen, Höckern oder hochstehenden Drüsen versehen. Die Beine sind kräftig; die vorderen nach einwärts gebogen, mit vier meist freien Zehen. Die Hinterbeine sind mitunter ziemlich lang, mit fast immer fünf ungleichen Zehen, "öfters ist nach aussen ein höcker- artiger Vorsprung vorhanden, gewissermassen einen verkümmerten sechsten Finger darstellend; die Zehen der Hinterfüsse sind nur 182 selten frei, sondern gewöhnlich durch Schwimmhäute gesäumt oder verbunden. Die Vorderbeine der Männchen, sowie auch noch andere Körperteile, sind zur Paarungszeit mit rauhen, feilen- artigen, hornigen, oft dunkel gefärbten Schwielen versehen, mit Hilfe deren sie die Weibchen während der bisweilen tagelangen Begattung festhalten. Solche Schwielen finden sich meist am Daumen der Vorderfüsse, an den Armen und an der Brust, Die Gruppe Opistoglossa, welcher unsere Froschlurche zugehören, wird wieder in zwei Gruppen geteilt: I. Opistoglossa oxydactyla, mit an den Enden nicht verbreiterten, walzigen oder spitzen Zehen; IL Opistoglossa platydactyla, welche Haftscheiben an den Zehen besitzen. Zur Paarungszeit zeigen sich die Männchen ausserordent- lich erregt. Die Befruchtung ist eine äussere. Die Dauer des Begattungsaktes ist bei den verschiedenen Arten wechselnd, sie kann von einigen Stunden bis zu einer Woche ansteigen. Der von den Fröschen in Klumpen, von den Kröten in Schnüren abgesetzte Laich sinkt im Wasser zu Boden, quillt dann be- deutend auf und steigt wieder empor. Mitunter werden aber die Ei schnüre um Wasserpflanzen gewunden und bleiben dann unter Wasser, oder das Männchen schlingt sich die festen Eischnüre achterförmig um die Schenkel und trägt sie bis zum Ausschlüpfen der Larven herum, dann erst ins Wasser gehend, um die Eischnüre abzustreifen, worauf die Larven alsbald die Eihüllen sprengen. Bei exotischen Froschlurchen ist der Hergang noch mannigfaltiger, so dass man bei einigen, noch mehr als bei unserer Geburtshelfer- kröte, von einer wirklichen, wenn auch wohl mehr mechanischen Brutpflege reden kann. Die den Eiern entschlüpfenden Larven haben, wenigstens bei un sern Froschlurchen, eine Verwandlung durchzumachen, während bei einigen exotischen die Verwandlung bereits im Ei vor sich geht. In der Altbildung 47 sind die Entwicklungsstufen der Froschlurche dargestellt. Die eigentlichen Eier sind durch- sichtig, der Keim ist als schwarzer Punkt, Kern (a, b,) erkennbar, dieser nimmt später eine gekrümmte Gestalt an und kann man an dem werdenden Tier bereits die Augen erkennen (c). Kurz vor dem Ausschlüpfen werden die Bewegungen des Tieres lebhafter, häufig nimmt es eine gestreckte Lage (d) an. Die ausgeschlüpften Jungen haben vorerst noch keine Mundöffnung, mit Hilfe zweier 183 Abb. 4< Sauggruben halten sie sich an den Laichresten fest, die Kiemen- wülste sind meist noch ohne Anhänge (e, f), sodann entwickeln sich die äusseren Kiemen und wachsen zu verzweigten Aesten aus (g, h), der Leib wird gestreckter, der Schwanz grösser, die Augen immer deutlicher und schliesslich bricht die Mund- öffnung durch, an den Lippen bilden sich nach und nach schnabelartige hornige Bänder. Sobald die Larven festere Nahrung aufnehmen können, verkümmern die äusseren Kie- men, die Haut wächst über die bleibenden Kiemenspalten, jedoch eine Oeffnung für den Austritt des Wassers aus den inneren Kiemen freilassend (i). Sodann entwickeln sich die Lungensäcke , der Darmkanal wird grösser, länger, seine Windungen vermehren sich, die inneren Kiemen verschwinden mehr und mehr, ander Schwanz- wurzel brechen die unvollkom- menen Hinterfüsse hervor (k). Nach voraufgegangener Häu- tung erscheinen nun auch die Vorderfüsse, die Augen werden grösser, hervortretender, der Hornschnabel verschwindet, der Schwanz schrumpft nach und nach ein, die Gestalt nähert sich immer mehr der der Eltern, und der nun vierfüssige, lungen- atmende Frosch verlässt das Wasser, worauf der Schwanzstummel sehr schnell gänzlich einschrumpft. Das Tierchen hat nun die Gestalt der Alten, ist also ausgebildet. Nach den Polen zu und in das Gebirge hinauf an Zahl abneh- mend, verbreiten sich die Froschlurche über die ganze Erde. Sie leben teils im, teils am Wasser, teils auch auf dem Lande und auf Bäumen. Am häufigsten finden sie sich in oder in der Nähe stehender Gewässer aller Art, sie bewohnen Wiesen, Felder, Büsche, Wälder, im Flachland wie im Hügellande, zu ihren Verstecken wählen Entwicklungsstufen der Eier und Larven der Froschlurche. a — d. Entwicklung Tieres im Ei, e — h. Larven in den ersten Tagen, i. Kaulquappe mit angedeuteten, k. mit deutlichen Hinterfüssen, 1. mit allen Füssen. 184 sie die verschiedenartigsten Schlupfwinkel in Gebüschen, unter Bäumen, Wurzeln, Steinhaufen u. dergl., einige graben sich mit vielem Geschick in die Erde ein, andere verbringen die grösste Zeit ihres Lebens auf Bäumen. Ihre Bewegungen sind bald schnelle hüpfende, springende, manche können grosse Sätze aus- führen, bald wieder langsam kriechende, einige klettern geschickt. Einige kommen nur des Nachts zum Vorschein, andere wieder führen ein Tagleben, treiben sich Tag und Nacht umher. Die Färbung und Zeichnung vieler ist der ihrer Umgebung so vor- züglich angepasst, dass es bisweilen schwer hält sie aufzufinden, viele können ihre Färbung mehr oder weniger verändern. Ihre Nahrung besteht in allerlei Würmern, Insekten, Kerfen und deren Larven, Nacktschnecken, Fischen, kleineren ihrer Art, Fischlaich u. a., Tritonen, kleineren Eeptilien, Vögel und Säuge- tieren. Sie sind alle sehr gefrässig und die meisten sehr nütz- liche Tiere; schädlich können nur die grösseren Arten werden r welche Fischen, dem Fischlaich und den Vögeln nachstellen, wenn auch nur im beschränkten Masse. Einige werden auch durch ihr Fleisch als Genussmittel nützlich. Die in Deutschland vorkommenden Froschlurche gehören zur Unterordnung Phaneroglossa, zur Gruppe Opistoglossa mit: I. Opistoglossa oxydactyla, und IL Opistoglossa platydactyla und zu den Abteilungen A: Firmistemia und B: Arcifera, zerfallen in vier Familien und verteilen sich demnach wie folgt: Gruppe : Abteilung : Familie : Gattung: Art: Der am meisten gebrauchte deutsche Name: y Opistoglossa 1" oxydactyla A. Firmistemia Raninae Rana, Linnä n esculenta, Linnä Wasser- frosch. ;•> ii D ridibunda, Pallas Seefrosch. :i ii ii )> temporaria, Linne (rrasfrosch. 5) ;i ;> >! arvalis, Nilsson Feldfrosch. )) ii )i 11 agilis, Thomas Spring- frosch. ii B. Arcifera Pelobatidae Pelobates, Wagler fuscus, Wagler Knohlauchs- kröte. 185 Gruppe : Abteilung : Familie : Gattung : Art: Der am meisten gebrauchte deutsche Name : T Opistoglossa oxydactyla B. Arcifera Pelobatidae Bonibiuat.. Merrem. bombinus, Linne selbbauchige Uuke. n n 51 j) igneus, Laurenti rotbauchige Unke. 55 » )) Alytes, Wagler obstetricans, Laurenti Geburts- helferkröte. n n Bufonidae Bufo, Laurenti vulgaris, Laurenti Erdkröte. n » » » viridis, Laurenti Wechsel- kröte. )j M » ri calamita, Laurenti Kreuzkröte. tt Opistoglossa «•platydactyla 57 Hylidae Hyla, Laurenti viridis, Laurenti Laubfrosch. Erste Gruppe: Opistoglossa oxydactyla. Die Zehen sind bald spitz, bald walzig, an den Enden nicht verbreitert. Abteilung A. Firmisternia. Froschlurche mit festem Brustkorb. Erste Familie: Raninae. Frosch -Batrachier. Der Körper ist bald schlank und gewölbt, bald wieder plump und abgeflacht. Der kurze Kopf ist hinten so breit als der Rumpf. Ohrdrüsen fehlen. Das Trommelfell ist bald sichtbar, bald unter der Haut verborgen, das Gehör ist gut ent- wickelt. Die Zunge ist gross, länglich, dreieckig, tief ausge- randet, fast zweihörnig. Die Gaumenzähne stehen in zwei queren Reihen; im Oberkiefer, manchmal auch im Unterkiefer sind Zähne vorhanden. Die Fortsätze des Kreuzbeinwirbels sind nicht verbreitert, stabförmig; die Wirbel sind nach vorn ausgehöhlt; das Schwanzbein ist an zwei Gelenkhöcker des Kreuzbeins angesetzt. Die Vorderbeine haben freie Zehen; die Hinterbeine sind länger und haben durch Schwimmhäute verbundene Zehen. Die Haut ist meist glatt, mitunter auch mit feinen Körnern oder kleinen Warzen besetzt. 186 Alle leben während der Paarungszeit im Wasser, nach der- selben bleiben sie entweder im oder in der Nähe des Wassers, oder entfernen sieh ziemlich weit davon, einige sehr weit. Gattung: Rana, Linne. Echte Frösche. Der Körper ist gewöhnlich ziemlich schlank, nach hinten verengt. Die Augen sind gross, deren Pupille horizontal. Das Trommelfell ist gut sichtbar. Die Zunge ist breit, hinten mitunter tief ausgerandet. Die Zehen der Vorderfüsse sind frei, können einander nicht entgegengestellt werden, die Zehen der Hinterfüsse sind mit Schwimmhäuten versehen. Die Haut ist glatt oder wenig mit Warzen besetzt. Die Gattung zerfallt in zwei Gruppen: 1. Gruppe: Esculentae, grüne Wasserfrösche; 2. Gruppe: Fuscae, braune oder Gras- frösche. Die der ersten Gruppe angehörigen halten sich fast beständig im oder am Wasser auf; die zur zAveiten Gruppe ge- hörigen meist nur während der Paarungszeit. Erste Gruppe: Esculentae. Grüne Wasserfrösche. Der K o p f ist verrundet oder ziemlich spitz. Beim M ä n nclie n finden sich zu beiden Seiten des Maules äusserlich sichtbare Seh all blasen, welche durch einen Längsschlitz neben und unter den Unterkiefer nach aussen treten. Das äusserlich sichtbare Trommelfell ist etwa '/3 kleiner als das Auge. Die Gaumen- zähne treten bei dieser Gruppe besser hervor als bei der folgenden. Die Zehen sind meist vollkommen, bis zur Spitze der längsten Zehe, mit dicken Schwimmhäuten versehen. Ausser dem am Anfang der kleinsten Zehe sitzenden Höcker (der bei den Arten näher erwähnt wird), findet sich zwischen der vierten und fünften Zehe, an der Basis derselben, noch ein zweiter Höcker, der kleiner und rundlicher ist, und welcher bei der Grasfrosch-Gruppe fehlt, oder doch wenig entwickelt ist. Die Färbung der Oberseite spielt ins Grüne, ist mitunter blau, öfters braun oder graubraun. Die Zeichnung besteht in schwarzen Flecken und Punkten, Avelche häufig in Längsreihen stehen. Ein heller, bisweilen gelber Streifen längs des Rückens ist meist vorhanden, die Wülste an den Rückenseiten sind gleich- 187 falls hell, gelblich, gelb, bisweilen goldig glänzend. Die Hinter- seite der Oberschenkel ist hell und dunkel gebändert oder mar- moriert. Die Färbung- der Unterseite ist weiss, bald mehr bald weniger grau gefleckt. Abb. 48 vi-^ 1ÄÄ» Weibchen. Teiclifroscb (Bana esculenta, Linne). In diese Gruppe gehören 1. der Teichfrosch oder Wasser- frosch (Bana esculenta, Linne, [B. viridis RoeselJ); 2. der See- oder Flussfrosch ( Rana ridibunda, Pallas, [B. fortis, Boulenger]). 1. Der Teichfi'oseli (Rana esculenta, Linne). Der Teich- oder Wasserfrosch, welcher erst in neuerer Zeit von dem folgenden als besondere Art unterschieden wird, ist kleiner als der Seefrosch, er erreicht eine Länge von etwa 7l/._, bis 10 cm. Unsere Teich- und Grasfrösche sind ja so be- kannt, dass ich mich betreffs ihrer Beschreibung hier nur auf die Unterscheidungsmerkmale der einzelnen Arten von einander zu beschränken brauche, umsomehr, da alles andere schon gesagt ist, die Familien- und Gattungsmerkmale übereinstimmend sind, das Uebrige aber aus der Kennzeichnung der Gruppe hervorgeht. 188 Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zwischen dieser und der folgenden Art ist der Höcker am Anfang der kleinsten Zehe, dieser ist hier seitlich zusammengedrückt, halbmondförmig, kräftig, öfters scharfkantig, etwa l/2 his 2/3 so lang als die kleinste Zehe. Ist z. B. die Innenzehe 9 bis 12 mm lang, so erreicht hier der Fersenhöcker eine Länge von 4 bis 5 mm. Die Haut ist glatter als beim folgenden, die Körperform gedrungener, die Unterschenkel kürzer als beim Seefrosch. Die Färbung der Oberseite ist veränderlich, meist frisch- oder saftgrün, öfters braun, mitunter auch blau oder blaugrün. Die Körperseiten und die Hinterseite der Oberschenkel sind gelb und schwarz gefleckt, öfters in der Weise, dass das Gelb von einer schwarzen Marmorierung umschlossen wird. Die Schallblasen des Männchens sind milchweiss. Die Verbreitung dieser Art erstreckt sich fast über ganz Europa und ist sie in Deutschland wohl allerwärts zu finden. Der Wasserfrosch bewohnt unsere Sümpfe, Teiche, Pfützen, Gräben etc., ist fast in jeder grösseren Wasserlache zu finden. Sehr häufig lässt er seine weithin schallende Stimme ertönen, wobei die Schallblasen der Männchen weit hervortreten. Häufig veranstalten sie während der Paarungszeit wahre Chorgesänge, bei welchen sie meist im Wasser liegen, doch auch auf den Blättern grosser Schwimmpfianzen oder am Ufer sitzende betei- ligen sich dabei. Sind sie gestört worden, so schweigt plötzlich der ganze Chor. Nach einem Weilchen, wenn alles ruhig und der Störenfried fort zu sein scheint, fängt ein einzelner mit tiefem Organ begabter wieder an, einige andere fallen ein, — worauf gewöhnlich wieder eine kleine Pause eintritt. Dann er- hebt der Vorschreier von neuem seine Stimme, mehr und mehr fallen ein, bis endlich der ganze Chor wieder seinen, zwar mono- tonen, doch auch nicht unangenehmen Gesang ertönen lässt. Da- bei sind sie aber doch aufmerksam auf ihre Umgebung, keine Beute entgeht ihnen, häufig fallen mehrere zugleich darüber her, denn sie sind sehr gefrässig. Vor ihrer Eaubgier ist kein Tier, welches kleiner ist als sie, sicher. Er begnügt sich nicht nur mit Würmern, Insekten und deren Larven, sondern stellt auch Molchen, kleinen Fischen und deren Laich nach, fällt sogar über schwächere seiner Art her. Noch ärger treibt es der folgende, der grössere Seefrosch, welcher selbst verschiedene Reptilien, 189 kleinere Vögel und Säugetiere nicht verschont. Beide sind sehr scheu, sehen und hören gut. Erst nachdem der Frühling bei uns eingezogen, zeigt sich der Teichfrosch wieder häufiger. Ein eigentlicher Winterschlaf, wie wir diesen bei den Reptilien beobachten, scheint nicht statt- zufinden. Er verbringt den Winter im Wasser, welches zwar zufriert, doch an den Uferrändern meist einen Streifen eisfreies Wasser lässt, wo das Eis nicht dicht auf das Wasser aufliegt. Hier und an anderen Lücken, welche den Fröschen während des Winters die Luftatmung gestatten, halten sich dieselben meist dicht am Ufer auf, bei der geringsten Störung tauchen sie so- fort geräuschlos unter, um sich, wie im Sommer, im Schlamm zu verkriechen. Ende Mai oder Anfang Juni schreitet er zur Paa- rung. Die Entwicklung der Jungen geht in der schon erwähnten Weise vor sich. Nach der Laichzeit hält er sich mehr am Lande auf, bezieht auch am Lande ein bestimmtes Nachtquartier, wohin er allnächtlich zurückkehrt. In Fischteichen richten beide insofern Schaden an, als sie den Fischlaich und noch lieber die jungen Fischchen fressen. In der Gefangenschaft werden alle schnell zahm, gewöhnen sich bald daran, ihrem Pfleger das Futter aus der Hand ab- zunehmen. Man darf aber nur junge Tiere aufnehmen, da grössere ihren Mitbewohnern gefährlich werden. 2. Der Seefrosch (Rtuui ridibunda, Pallas). Der See- oder Flussfrosch übertrifft den vorigen etwas an Grösse, da er eine Länge bis IIV2 cm erreicht. Er ist schmäch- tiger, gestreckter als der vorige, die Unterschenkel sind länger. Die Haut ist nicht so glatt, mitunter körnig oder warzig. Der Höcker am Anfang der kleinsten Zehe ist kürzer, wenig her- vorragend, seitlich nicht zusammengedrückt, nicht besonders fest, seine Länge ist etwa gleich l/4 bis '/3 der kleinsten Zehe, selten länger. Ist z. B. die Innenzehe auch hier 9 bis 12 mm lang, so erreicht der Höcker nur eine Länge von 2 bis 4 mm. Die Färbung der Oberseite ist matter, eintöniger, nicht so hübsch wie beim Teichfrosch, sie ist mehr schmutziggrün, oliven- grün bräunlich bis braunschwarz, mit dunklen Flecken gezeichnet. An den Seiten und am Hinterschenkel findet sich kein gelb, die 190 Hinterseite der Oberschenkel ist grünlich oder weisslich gefärbt mit schwarzen Flecken gezeichnet. Die Schallblasen sind grau, bisweilen schwärzlich. Der Seefrosch ist in Deutschland nicht so allgemein, wie der vorige verbreitet, seine Verbreitung ist bisher auch noch nicht genau festgestellt, er scheint mehr dem Osten anzugehören, da er über Russland, Polen, Ungarn, Böhmen, West- und Zentral- asien verbreitet ist ; wie weit sich seine Verbreitung in Deutsch- land nach Westen hin erstreckt , ist noch nicht genau festzu- stellen, da die Angaben, welche sein Vorkommen in Deutschland betreffen, noch sehr dürftig sind. In den Spreeseen bei Berlin ist er gefunden worden, desgleichen findet er sich nach W. Wol- ters du rf im Saalthal bei Naumburg, Halle, Ammendorf, Passen- dorf, Cröllwitz; am Galgenberg, Petersberg, am Sulziger See, bei Leipzig und Schkeuditz ist er häutig; bei Magdeburg soll er sehr häufig, bei Osterburg nicht selten und bei Neuhaldensleben soll er nur vereinzelt vorkommen. Der Seefrosch laicht früher als der Teichfrosch, und hat ersterer dieses Geschäft bereits schon beendet, wenn der letztere damit beginnt. Der Seefrosch scheint sich mehr in grösseren seeartigen Gewässern aufzuhalten, gleicht aber in seiner Lebens- weise sonst dem vorigen. Zweite Gruppe: Fuscae, braune oder G-rasfrösche. Der Kopf ist breiter als bei den Arten der vorigen Gruppe, die Zunge gross, hinten tiefer ausgebuchtet; die Gaumenzähne treten wenig hervor. Die Unterschiede der einzelnen Arten dieser Gruppe beruhen auf der Gestalt des Kopfes, dem Vorhandensein oder Fehlen der Schallblasen beim Männchen, besonders aber auf Form und Länge der Gliedmassen, der Höcker an denselben, und endlich auf die Unterschiede der Färbung namentlich die des Bauches. Sie erreichen eine Länge von 71/., bis 10 cm. Die Färbung der Oberseite ist bei allen niemals ausge- sprochen grün, meist grau, braun, rötlich braun, blass rötlich, bald sind schwarze Flecke vorhanden, bald fehlen dieselben oder sind undeutlich. Mitunter sind die Schenkel schmutzig braungrün, olivengrün. Zwei grosse schwarze Flecke am Trommelfell sind immer sichtbar. Der Daumen der Vorderfüsse ist bei den 191 Männchen während der Paarungszeit mit einer schwarzen, rauhen, schwieligen Haut überzogen. Im ganzen sind die Arten dieser Gruppe besser voneinander geschieden als die der vorigen Gruppe. Abb. 4!>. ■ ' ■ Gras- oder Taufrosch (Rann temporaria, Linne). In diese Gruppe gehören: 1. Der Grasfrosch, Tau- oder Märzfrosch (Fit hu temporaria, Linne, [R. muta, Laurent^ R. fusca, Roesel, R. platyrrhinus, SteenstrupJ); 2. der Feld- oder Moorfrosch (Rana arvalis, Nilsson, [R. oxyrrhinus, SteenstrupJ); 3. der Springfrosch (Rana agilis, Thomas). 1. Der Grasfrosch (Rana temporaria, Linne). Der Körper ist plump, gedrungener als beim folgenden. Der Kopf ist breit, die Schnauze kurz und stumpf; die Augen sind stark nach vorn gerückt; die Beine sind massig lang. Die Hinterbeine, über den Bücken nach vorn gelegt, erreichen kaum mit dem unteren Gelenk des Hinterschenkels (tibio-tarsal Gelenk) die Schnauzenspitze. Der Fersenhöcker (MetatarsaltuberJcel) bildet einen länglich-runden Wulst, er ist klein und weich. Die 192 Gelenkliöcker auf der Unterseite der Fusszehen sind schwach entwickelt. Die Schwimmhaut reicht fast vollkommen bis an die Wurzel des letzten Gliedes der längsten Zehe (Dreiviertel- schwimmhaut). Die drüsigen Längswülste an den Seiten des Kückens treten wenig* hervor, sie verschwinden umsomehr, da ihre Farbe bisweilen fast der ihrer Umgebung' gleicht. Die Färbung der Oberseite ist verschieden, es kommt grau, graubraun, braun, rotbraun in vielen Abstufungen vor; die Zeichnung besteht in schwarzen Flecken von rundlicher oder unregelmässiger Form, die bald mehr bald weniger häufig auftreten oder fehlen können. Ein Rückenstreif ist nicht deutlich erkennbar. Die Beine sind mit schwarzen Querbinden gezeichnet. Der Bauch ist weiss, selten einfarbig, meist grau, gelblich oder rot gefleckt. Diese Art bewohnt ganz Nord- und Mitteleuropa, und Asien bis zur Mongolei; in Deutschland ist sie die am häufigsten und allerwärts vorkommende. Der Grasfrosch hält sich nur während der Paarungszeit im oder am Wasser auf und findet sich hier mitunter so zeitig im Frühjahr ein, dass er meist noch Eis und Schnee vorfindet. Er hält unter Baumwurzeln, in hohlen Bäumen, tiefen Erdlöchern u. dergl. seinen Winterschlaf, und schreitet, sobald er aus diesen Winterverstecken hervorkommt zur Fortpflanzung. Die Laichzeit fällt bei dieser Art gewöhnlich in die Mitte des März. Die Eier (Laich) schwimmen als formlose Klumpen auf dem Wasser. Die Entwicklung der Jungen dauert etwa drei Monate, dann verlassen sie in grösseren Gesellschaften das Wasser, halten sich aber noch längere Zeit in der Nähe desselben auf. Die Alten halten sich nach der Paarungszeit in feuchten Büschen, feuchten Wäldern, namentlich Laubwäldern, auf Feldern, Wiesen u. dergl. auf. Betreffs der Nahrung gleicht er dem Teichfrosch, er ist ebenso gefrässig wie dieser, fällt gleichfalls über junge Tiere seiner Gattung her, ist aber doch seiner sonstigen Lebens- weise weiren nicht schädlich, sondern sehr nützlich. Ihm wird gleichfalls seiner Hinterschenkel wegen nachgestellt, da diese als Leckerbissen gelten. Man sollte die Tiere aber doch vorher wenigstens töten, und ihnen nicht, wie es leider nur zu oft geschieht, im lebenden Zustande die Hinterschenkel abreissen. In der irrigen Meinung, dass die ausgerissenen Beine wieder 193 nachwachsen, werden dann die so verstümmelten Tiere wieder fortgeworfen und müssen natürlich eines qualvollen Todes sterben. Die Gefangenschaft ertragen die Arten dieser Gruppe ebenso leicht als die der vorigen, werden auch ebenso zahm wie diese. 2. Der Feld/rösch (Rana arvalis, Xilssou). Die Gestalt des Körpers und der Gliedmassen ist etwas schlanker als beim vorigen, hinter welchem er auch an Grösse zurückbleibt. Die Schnauze ist zugespitzt, die Stirn gewölbt, die Oberlippe etwas vorspringend. Die Hinterbeine er- reichen, über den Rücken nach vorn gelegt, mit dem untersten Gelenk des Unterschenkels eben die Schnauzenspitze. Der Fersenhöcker ist zusammengedrückt, stark, hart, schaufei- förmig (etwa wie bei Bana esculenta), stets länger als die Hälfte der Länge der anliegenden kleinsten Zehe. Die Gelenkhöcker auf der Unterseite der Fusszehen sind nur wenig entwickelt. Die Schwimmhaut ist unvollkommen, eine Zweidrittelsschwimmhaut, zarthäutig, bis an die Wurzel des vorletzten Gliedes der längsten Zehe reichend. Die drüsigen Längswülste an den Seiten des Rückens springen stark hervor, sie sind meist weissgelb ge- färbt, heller als ihre Umgebung. Die Grundfarbe _ des Rückens ist heller oder dunkler rotbraun, hellbraun, graubraun, bei den Männchen ist die Fär- bung meist etwas unreiner. Ueber den Rücken zieht häufig ein gelbbrauner Längsstreifen. Der Bauch ist gewöhnlich fleckenlos, sehr selten finden sich wenig sichtbare graue Flecken. Auch diese Art ist in Deutschland nicht selten, ihre west- liche Verbreiterungsgrenze scheint der Rhein zu sein, sie bewohnt Nord-, Ost- und Mitteleuropa, Westsibirien, das Kaukasusgebiet und Nord -Persien. Der Feld- oder Moorfrosch hält sich, wie schon sein zweiter Name besagt, mehr in Brüchen, Mooren, Sümpfen und dergleichen auf und kommt stellenweise ebenso häufig vor als der vorige. Diese Art verdient insofern noch besonderes Interesse, als sie ein Ueberbleibsel aus der Eiszeit zu sein scheint. Die Laichzeit fällt Anfang bis Mitte April; im übrigen gleicht er dem vorigen. i 3 H. Lachmann, Reptilien u. Amphibien Deutschlands. 10 194 S. Der Springfrosch (Rana agilis, Thomas). Diese Art zeichnet sich durch zarten, schlanken Körperbau und geradezu überraschende Springfertigkeit aus. Die Schnauze ist lang und spitz, die Stirn flach, abgeplattet, die Augen sind nach rückwärts gerückt. Die Beine schlank. Die Hinterbeine sind sehr lang, das Schienenbein beinahe ebenso lang wie die vordere Extremität, die Hinterbeine über den Bücken nach vorn gelegt, überragen mit dem untern Gelenk des Unterschenkels die Schnauzenspitze bedeutend. Die starken harten Fersenhöcker bilden eine längliche Wulst, Die Gelenkhöcker auf der Unter- seite der Finger und Zehen sind sehr stark und treten knopf- artig hervor. Die Schwimmhaut reicht bis an die Wurzel des vorletzten Gliedes der längsten Zehe, ist also eine Zweidrittel- schwimmhaut. Den Männchen fehlen die inneren Schall- blasen. In Färbung und Zeichnung weicht er von den beiden vorigen nicht ab, da er die der Gruppe eigentümliche Färbung und Zeichnung trägt, doch ist der Bauch stets ungefleckt. Diese Art bewohnt Frankreich, die Schweiz, Italien, Dal- matien, Oesterreich und Griechenland, und ist bisher in Deutsch- land nur im Elsass (bei Strassburg), bei Würzburg und am Ober- und Unterrhein gefunden worden; da er aber in den Nachbarländern vorkommt, so dürfte er auch in Deutschland wohl häufiger sein als man annimmt, es ist bisher nur zu wenig auf ihn geachtet, oder er ist mit den übrigen beiden Arten verwechselt worden. Die Laichzeit dieser Art fällt in den Mai, und führt er sonst die Lebensweise der vorigen. Abteilung B. Arcifera. Froschlurche mit nicht fest verwachsenem Brustkorb. Bogen tragen de. Zweite Familie: Pelobatidae. Froschkröten. Der Körper ist ziemlich plump, breit, mehr krötenartig. Der Kopf meist kurz, mit bald spitzer, bald stumpfer veiTimdeter Schnauze. Ohrdrüsen sind bald vorhanden, bald fehlend; ein 195 Trommelfell ist nur selten sichtbar. Die Pupille ist stets senkrecht, von länglicher oder dreieckiger Form. Schallblasen fehlen meistens. Im Oberkiefer und Gaumen sind Zähne vor- handen. Die Gaumenzähne bilden zwei kurze, hinter den innern Nasenlöchern stehende, in der Mitte getrennte Querreihen. Die grosse Zunge ist ei- oder scheibenförmig, hinten teilweise frei oder ganz angewachsen. Der Unterkiefer ist zahnlos. Die Fortsätze des Kreuzbeins sind bald mehr, bald weniger ver- breitert. Verkümmerte Rippen bald vorhanden, bald fehlend. Die Wirbel sind meist hinten, seltener vorn ausgehöhlt. Die Beine sind kräftig, die hinteren wenig länger als die vorderen. Die Haut ist meist warzig. Die Mitglieder dieser Familie leben teils im Wasser, teils auf dem Lande in selbstgegrabenen Erdhöhlei), alle führen meist eine ziemlich versteckte Lebensweise. Diese Familie ist in Deutschland in drei Gattungen mit vier Arten vertreten. Erste Gattung": Pelobates, Wagler. Wühlkröten. Der Körper ist plump, breit, krötenartig. Der Kopf ist kurz, breit, mit verrundeter abschüssiger Schnauze, von einem Knochenschilde geschützt. Die Pupille ist senkrecht-oval; die Ohrdrüsen wenig sichtbar, das Trommelfell unter der Haut verborgen, an der Kehle findet sich eine innere Schallblase. Die dicke, kreisförmige Zunge ist mit feinen Warzen bedeckt, hinten frei und schwach ausgerandet. Die Gaumen zahne stehen in einer in der Mitte weit unterbrochenen Querreihe zwischen den inneren Nasenöffnungen. Die Wirbel sind vorn ausgehöhlt, das Kreuzbein und Schwanzbein verwachsen. Rippen fehlen. Die Finger sind frei, die Zehen mit bis zum Ende reichenden Schwimmhäuten versehen. An der Ferse der Hinterfüsse findet sich eine flache, scharfe, schaufelartige Homscheibe. Die Haut ist ziemlich glatt, wenig mit Warzen besetzt. Diese Gattung wird in Deutschland durch eine Art vertreten. 13= 196 Die Knoblauchskröte (Pelobates fuscus, Wagler). Die Knoblauchskröte, gemeine Teichunke, erreicht eine Länge von 6V2 bis 8 cm. Der Körper ist gedrungen, der Kopf ist oben der Länge nach gewölbt, auf der Stirn und im Scheitel rauh. Die kurze, stumpfe Schnauze ist vorn verrundet. Die Ohrdrüsen sind wenig oder nicht, das Trommelfell nicht sichtbar. Die Hörn Scheibe an der Ferse ist gelbbraun, stark, flach und breit. Zur Paarungszeit haben die Männchen hinten am Oberarm eine eiförmige Drüse. Die Färbung der Oberseite ist heller oder dunkler grau oder bräunlich, mit kastanienbraunen oder dunkelbraunen Flecken Abb. 50. o S-i Salamandridae Salaniandra maculata Feuersalamander. 13 » Triton cristatus Grosser Kainniniolch. 14 n n alpestris Alpenmolch. 15 n taeniatus Kleiner Teichmolch. 16 >i helveticus Leistenmolch. 17 et a Raninae Kaua esculenta Wasserfrosch. 18 n n ridibunda Seefrosch. 19 rt n n temporaria Grasfrosch. 20 *~* » n arvalis Feldfrosch. 21 ■■"■"' n n agilis Springfrosch. 22 3 Pelobatidae Pelobates fuscus Knoblauchskröte. 23 1 Alytes obstetricans Geburtshelferkröte. 26 Bufonidae Bufo vulgaris viridis Erdkröte. 27 n n Wechselkröte. 28 n n calamita Kreuzkröte. 29 Hylidae Hyla viridis Laubfrosch. 30 223 Aus nebenstehender Zusammenstellung ergibt sich, dass die Eeptilien und Amphibien in Deutschland durch zusammen 10 Fa- milien mit 16 Gattungen und 30 Arten vertreten sind. Die Reptilien stehen den Amphibien an Zahl der Arten nach, indem erstere nur 12, letztere aber 18 Arten aufweisen. Die Ordnung Ophidia ist der Ordnung Sauria um 1 Art überlegen, die Ordnung Chelonia ist durch nur 1 Art vertreten. Bei den Ophidiern sind die Colubriden überwiegend, da sie 4 Arten aufweisen, während die Yiperiden nur durch 2 Arten, von welchen eine nur in den Grenzbezirken vorkommt, vertreten sind. Bei den Amphibien ist der Gegensatz noch grösser, indem die Anuren die Urodelen um 8 Arten überwiegen. Während die Urodelen nur 1 Familie mit 2 Gattungen und 5 Arten aufweisen, sind die Anuren durch 4 Familien mit 6 Gattungen und 13 Arten vertreten. Eine genaue, bestimmte Statistik, betreffs der Verbreitung der einzelnen Arten über Deutschland, lässt sich zur Zeit noch nicht aufstellen, da noch zu wenig diesbezügliches Material vor- liegt und die Verbreitung mehrerer Arten, sowie deren Verteilung über Deutschland noch nicht festgestellt ist. Als ein schwacher statistischer Versuch mag aus diesem Grunde folgende Zu- sammenstellung gelten, wobei die Arten mit Zahlen benannt sind; selbstverständlich kann ich mich für die Richtigkeit aus besagtem Grunde nicht verbürgen, und bitte ausdrücklich dies nur als einen vorläufigen Versuch betrachten zu wollen. Soviel sich aus den bisherigen Ermittelungen entnehmen lässt, kommen die Arten 1, 22 nur in den südwestlichen Grenzbezirken vor; mehr dem Süden gehören an 1, 4, 6, 11, 22; ein inselförmiges Auftreten ist bekannt von 4, 6, 19; mehr auf den Westen resp. Südwesten beschränkt sind 4, 6, 10, 11, 17, 22, 26; nach Osten hin häufiger ist 21 ; vom Süden ziehen sich, mehr oder weniger verstreut, bis nach Mitteldeutschland 10 (13, 15 etwas mehr nach Osten hin), 17, 24, 26; mehr auf Berg- und Hügelland sind beschränkt 6, 9, 10, 13, 15, 17 (?;, 24; durch ganz Deutschland aber zerstreut kommen vor 12, 21, 25; über ganz Deutschland verbreitet, mehr oder weniger häufig vorkommend, sind 2, 3, 5, 7, 8, 9, 14, 16, 18, 20, 21, 23, 24, 25, 27, 28, 29, 30. Namen- und Sachregister. Seite A. Acanthodactylus vulgaris ... 95 „ Savignyi ... 98 Acrodontes 93 Aftersporne 9 Aeskulapnatter .... 22, 87—91 Alpenmolch .... 100, 173—175 Alpensalamander 166 Alpentriton 173—175 Alytes 202—203 „ obstetricans . . . 203—205 Amphibien 147—220 Anguis 100 „ fragilis . . . 100, 102 — 107 Anura 157, 180-220 Arcifera .... 181, 184, 194, 213 Aspisviper 25 — 32 Atmen der Amphibien .... 153 „ „ Reptilien 3 B. Bau der Schlaugenzähne ... 54 Baumfrösche 213—214 Bergeidechse . . . 100, 118— 123 Bergmolch 173 — 175 Bergunke 198—201 Bewegung der Echsen .... 99 Seite Bewegung der Lurche . . 156, 184 „ „ Schildkröten 138, 140 „ „ Schlangen ... 19 Blindschleiche . . . 100, 102—107 Blindwühlen 149 Blitzotter 35, 36 Blutkreislauf 4, 149 Bogentragende . . 181, 184, 194, 213 Bombinator 198 „ bombinus . . . 198—201 „ igneus .... 201—202 Brevilinguia .... 93, 100, 101 Bruchschleichen 1 02 Brustdreieck 109 Buckelnase 97 Bufo 206 „ calamita 211 — 213 „ crucigera 210 „ roseus 210 „ variabilis 209—211 „ viridis 209—211 „ vulgaris 207—209 Bufonidae 205—206 c. Callopeltis 22, 61, 87 „ Aesculapii 14, 15, 22, 87—91 „ flavescens 89 225 Seite Callopeltis leprosus 89 „ romanus 89 Cauaua 139 Caudata 149, 157 Chelonia 8, 135 Cistudo 139, 141 „ lutaria . 137, 139, 141—146 Colubridae 22, Gl Colubriformia 22, GO Coronella 22, 61, 80 caucasica 83 italica 82 laevis ... 22, 80—87 Crassilinguia C'rotalus durissus 10 D. Dickzüngler . . Doppelscbleichen Dornecbse . . , Dreistreitige Natter .... 93 . 92, 93, 149 .... 95 .... 13 Drüsen 6, 11, 151, 181 Durchschnitt durch die Froschhaut 152 Durchschnitt durch die Haut der Natter 16 E. Ecaudata 149, 157 Echsen 92—134 Echsen, Beschreibung der Ord- nung 92—100 Eidechsen, echte .... 107, 110 Eidechse, grüne 96, 98, 100, 108, 109, 123—128 „ taurische 98 Elaphis Dione 13 Emydae 139 Einys caspica ....... 138 Erdkröte, gemeine . . . 207—209 Erdsalamander . . . 151, 162—166 Eremias variabilis 97 Esculentae 186 Fang der Ottern, Schlangen . . 52 Familie Bufonidae .... 205—206 H. Lach mann, Reptilien u. Amphibien Deutschlands. Familie Colubridae „ Emydae „ Hylidae „ Lacertidae Pelobatidae Seite . . . 22, 61 139, 140, 141 . . 213—214 100, 107—110 . . 194—195 m „ Kaninae 185 „ Salamandridae . . 160— 1 Gl » Scincoidae 100—101 „ Viperidae 22, 23 Farbenwechsel 151 Feldeidechse. . . . 100, 111 — 118 Feldfrosch 191, 193 Fessler 202, 203—205 Feuerkröte, gelbbauchige . 198—201 „ rotbauchige . . 201—202 Feuermolch 162—166 Feuersalamander . . 160, 162—166 Firmisternia .... 181, 184, 185 Fissilinguia, 93, 107 Flussfrosch . . . . 187, 189— 190 Frosch-Batrachier 195 Frösche, braune 190 Frösche, echte 186 Froschhaut, Durchschnitt durch die 152 „ Pigmentzellen in der 153 Froschkröten 194—195 Froschlurche ... 149, 157, 180 Froschlurche, Beschreibung der Ordnung 180—185 Froschlurche, Verwandlung . . . 183 Furchenzähne 10; 54 Fuscae 190 G. Gartenmolch 175—177 Gattung Alytes . . . . . 202—203 „ Anguis 100, 102 „ Bombinator 198 „ Bufo 206—207 „ Callopeltis .... 22, 87 „ Cistudo 141 „ Coronella 22, 80 „ Hyla 214 „ Lacerta . . 100, 110, 111» Pelias 22, 32 Pelobabates 195 15 226 Seite Gattung Rana 18(3 „ Salamandra . 160, 161 — 162 Triton 166—167 „ Tropidonotus . . . 22, 61 „ Vipera 22, 24 Geburtsfrosch 203—205 Geburtshelferkröte . . . 203—205 Gegenmittel (Riss der Giftschlangen) 58, 59 Gift der Schlaugen . . .10, 53, 56 Giftapparat der Klapperschlange . 55 Giftdrüsen 10, 53, 55 Gifthaken 55 Giftzähne 10, 53 Glattnatter 80—87 Gongylus ocellatus . . . .95, 96, 97 Gonyodactylus Kotschyi .... 95 Grasfrosch 191 — 193 Grasfrösche 190 Grüne Eidechse 96, 98, 100, 108, 109, 123 — 129 „ Wasserfrösche . Gruppe Brevilinguia . ., Colubriformia Esculentae Fissilinguia Fuscae . . Opistoglossa oxy 182, dactyla . Gruppe Opistoglossa platydactyla . 186 100, 101 22, 60 . 186 loo, 107 . 190 184 182, 185 182, 213 Gruppe Salamandrina .... 160 „ Solenoglypha ... 22, 23 Gymnophiona 149 H. Haftscheiben . . . . . .' 182, 213 Halysscblange 39 Hausschlange 62—75 Hausunke 62—75 Hautschwielen . . 181, 182, 201, 207 Häutungshaare 16 Häutung der Echsen .... 6, 100 „ „ Lurche . . . 152, 183 „ „ Schlangen . . 6, 16, 17 Heckennatter 62—75 Seite Heloderma 93 Höllenotter 35, 36 Hufeisennatter 15 Hydrosauria 8 Hyla 214 „ arborea . . . . 151, 215—220 „ sarda 217 „ viridis 215—220 Hylidae ....... 213—214 J. Jachschlangen 61, 80 K. Kamminolck, grosser 152, 160, 167 — 173 Kieleidechse, algerische .... 95 Kielrückennattern 61 Kiemen 153, 159, 183 Kiemenbüschel 154 Kiemenspalten 154 Klapperschlange, Schädel ... 10 Kletternattern 61, 87 Knoblauchskröte .... 196—197 Kopfschilder der Schlangen . 14, 15 „ „ Echsen 96—98, 108 Körperbedeckung der Echsen . 6, 95 „ „ Lurche . 6, 151 „ „ Schildkröten 6, 135, 137 Körperbedeckung der Schlangen 6, 13 Kreuzkröte 211—213 Kreuzotter ..... 22, 35-53 Kriechtiere 3 — 146 Kröten 205-206 „ echte 206 Kröte, grüne 209-211 Kupferotter 35, 36 Kurzzüngler 93, 101 L. Lacerta 100, 110 agilis . . 93, 100, 111—118 „ bilineata 126 „ chersonensis 114 „ chloronota 125 „ erythronotus 114 097 Seite Lacerta exigua 126 „ fusca 132 „ Michahellesii 126 „ moutaua 121 muralis . . 95, 97, 98, 100, 129-134 nigra 121, 125 „ quinque-radiata .... 126 „ „ -vittata . . . . 126 „ rubra 114 „ strigata 126 „ taurica 98 „ variolata 125 „ viridis . 95, 96, 98, 100, 108, 109, 123—129 „ vivipara. . . 100, 118—123 Lacertidae 100, 107 Landmolche 161 — 162 Laubfrosch . . . . 151, 215—220 Laubfrösche 214 Leistenmolch. . . . 160, 177—179 Lurche 147-220 M. Mauereidechse 95, 97, 98, 100, 129-134 Märzfrosch 191-193 Mecodonta 161 Mohrensalamander 166 Molche 160 Moorfrosch 191, 193 N. Nasenviper 28 Natter, dreistreifige 13 „ österreichische . . . 80 — 87 Natteru 61 — 91 Natterähnliche Schlangen . . . 60 o. Ohrdrüsen . . Ophidia . . . Ordnung Anura . „ Chelonia „ Ophidia „ Sauria . „ Urodela 151, 181, 194, 205 . . . 8, 9 . 180-220 8, 135 — 1 in . 8, 9—91 8, 92-134 . 158—179 Seite Ottern 23-60 „ echte 23 P. Panzerechsen 8 Pelias 22, 32 „ berus 22, 35—53 „ melanis . 37 „ prester 35, 36 „ scytha 37 Pelobates 195 „ fuscus 196 — 197 Pelobatidae 194—195 Periops hippocrephis 15 Pfuhlschildkröten 141 Phaneroglossa 181, 184 Pigmentzellen in der Froschhaut . 153 Pleurodontes 93 Punktmolch 175 — 177 R. Rachen der Kreuzotter, geöffnet . 34 Rana 184, 186 „ agilis 191, 194 „ arvalis 191, 193 „ esculenta 187—189 „ fortis .... 187, 189, 190 „ fusca 191 „ muta 191 „ oxyrrhinus 191 „ platyrrhinus 191 „ ridibunda ... 187, 189, !!»() „ temporaria .... 191—193 „ viridis 187—189 Raninae 184, 185- 186 Reptilien 3—146 Reutkröte 211—213 Ringelnatter 22, 02 — 75 Rohrkröte Röhrenzähne 54 Röhrenzähner 24 s. Sägefinger, gemeiner 95 „ Savignys 98 Salamandra 160-101 15* 228 Seite Salamandra atra 166 „ maculata 151, 160, 162—166 Salamander, schwarzer . . . . 166 Salamandridae 160 Salamandrinae 161 Sandotter 28, 53 Saugscheiben. . . . 151, 182, 215 Sauria 8, 92 Schallblasen . . 154, 181, 201, 214 Schildkröten 8, 135 Scbildkröten , Beschreibung der Ordnung . . 135—146 „ , Schilder der 137— 139, 142 Schlangen 5, 8, 9—91 Schlangen, Beschreibung der Ord- nung 9 — 22 Scblangenschädel 10 Schlingnatter 22, 80—87 Schuppen der Echsen .... 94, 95 „ „ Schlangen . . . 12, 13 Schuppenechsen. ... 8, 92 — 134 Schwanzlurche . 149, 157, 158—179 „ , Beschreibung der Ordnung . . 158—160 „ , Verwandlung . . 159 Schweizermolch 177 — 179 Schweizertriton 177 — 179 Schwimmhäute 156, 182 Schwimmnatter 62 — 75 Scincoidae 100, 101 Scolecophidia 60 Seefrosch 187, 189 — 190 Skelett der Echsen 92 „ des Frosches 150 „ der Lurche 150 ,, der Schildkröte .... 135 ., der Schlangen 9 Smaragdeidechse 95, 96, 98, 100, 108, 109, 123-129 Solenoglypha 22, 23, 24 Spaltzüngler 93, 107 Spiessottern 32 Springfrosch 191, 194 Stellio vulgaris 95 Streifenmolch 175 — 177 Sumpfkröte 211—213 Seite Sumpfschildkröte, europäische 137, 139, 141-146 Sumpfschildkröten . . . . 140, 141 T. Taufrosch 191 — 193 Teichfrosch 187—189 Teichmolch, kleiner . 160, 175 — 177 Teichunke, gemeine . . . 196—197 Thalassochelys cortica .... 139 Trigonocephalus halys .... 39 Tritonen 166 Triton 160, 166 „ alpestris . „ cristatus . „ helveticus „ punctatus „ taeniatus Tropidonotus „ ater . . . „ Cetti . . . „ colchicus . „ hydrus . . „ minax . . „ murorum . „ natrix . . „ siculus . . „ sparsus . . „ subbilineatus „ tessellatus . „ viperinus . Tropidosaura algira . . . 160, 173-175 152, 160, 167—173 . 160, 177 — 179 . . . 175 — 177 . 160, 175—177 ■22 22 76, 78 22, 61 65 64 65 7* 65 64 62—75 65 64 64 5-80 15 95 U. Unke, gelbbauchige „ rotbauchige . UDken Urodela . . . . . . 198—201 . . 201—202 . ... 198 157, 15S-179 Vergiftungsversuche, Schlangen . 53 Vermilinguia 93 Verwandlung der Froschlurche . 183 „ „ Schwanzlurche . 159 Viper 22, 25—32 Vipera 22, 24 229 Seite Vipera ammodytes 25, 28 „ aspis ..... 22, 25—32 „ berus 25 „ Heegeri 28 „ Hugyi 28 „ ocellata 29 Viperidae 22, 23 Vipernatter 15 w. Waldeidechse . . . 100, 111 — 118 Walzenechse, gefleckte. . . 95, 96, 97 Wasserechsen 8 Wasserfrosch 187—189 Wasserfrösche, grüne 186 Wassermolche 166—167 Wassermolch, kleiner . . . 175 — 177 Wassernatter 62-75 Wasserschildkröte, kaspische . . 138 Wasserschlange 62 — 75 Wechselkröte 209—211 Wieseneidechse . . . 100, 118—123 Winterschlaf der Echsen ... 99 „ „ Lurche . . . 155 „ „ Schildkröten . . 139 „ „ Schlangen . . 19 Seite Wirkung des Schlangengiftes . . 57 Wühlechsen 101 Wühlkröten . 195 Würfelnatter 22, 75— 80 Wurmschlangen 60 Wurmzüngler 93 z. Zahnscheide 55 Zahnwechsel 55 Zähne der Echsen 5, 93 „ „ Froschlurche . . .5, 180 „ „ Giftschlangen 5, 10, 53 — 55 „ „ Schlangen. . . 5, 10, 53 „ „ Schwanzlurche 5, 158, 161 Zamenis atrovirens 13 Zauneidechse . . 93, 100, 111—118 Zornnatter 13 Zornschlange 80—87 Zunge der Echseu 93 „ „ Froschlurche . . . 181 „ „ Schildkröten . . . . 136 „ „ Schlangen .... 11 „ „ SchwaDzlurche . . . 158 Zungentragende 181 Zusammenstellung, übersichtliche . 222 Die Reptilien-Handlung* von Mülse m Bozen (SMtirol) empfiehlt all© Gattungen südeuropäiseher und afrikanischer Echsen. Schlangen, Schildkröten, Frosch- und Sclnvanzlurche etc. Diese werden nur in tadellosen Exemplaren versandt und zu billigstem Preise unter drarantie lebender Ankunft abgegeben. Preislisten stehen auf Wunsch gern kostenlos zu Diensten. Verpackung wird nur zum Selbstkostenpreise mit 2">— 50 Pf. berechnet. Zahlreiche Empfehlungen stehen zu Diensten. 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Die Verlagshandlung stellt Probe-Nummern allen Interessenten gern kostenlos und postfrei zur Verfügung; Abonnements nimmt jede Buchhandlung oder Post-Anstalt entgegen. -♦ *- I -* ♦■ I -♦ «-■•» Vi'» ♦- !-♦ ♦■ !-♦ ♦-■-♦ ♦-■-* «-!-• ♦■■♦ «-1^ ♦■■-♦ «■■<♦ ♦■■-♦♦-»-♦♦•■-• «- ■-» ♦.!-♦ ♦-•-♦ ♦-•-♦ ♦■•-♦ ♦l1 ■♦ ♦■ I ■* *• ■ -» vi : \V« Mueser, ilufbuchdruckerei, Berlin. 3 2044 093 319 630