Abhandlungen der Schweizerischen paläontologischen (esellschait. MEMOIRES DE LA SOCIETE PALEONTOLORIOUR SUISSE. —n00 — Vol. XXX. (1903.) Inhalt: Contemau : 1. Dr. H. STEHLIN, Die Säugetiere des schweizerischen Eocaens. I. Teil. 3 Tafeln. 2. P. oz LORIOL, Etude sur les mollusques et brachiopodes de l’Oxfordien superieur et moyen du Jura ledonien. 2®we partie. 14 planches. 3. Dr. LEUTHARDT, Die Keuperflora der Neuen Welt bei Basel. 1. Teil. 10 Tafeln, wovon 2 Doppeltafeln. Dr. BAUMBERGER, Fauna der unteren Kreide im westschweizerischen Jura. I. Teil. Stratigraphische Einleitung. Dr. K. STRUBIN, Eine Harpocerasart aus dem unteren Dogger. 1 Tafel. ot st ————__ 2 Lyon, Basel und Genf, Berlin, Librairie Georg Georg & Cie,, Verlagsbuchhandlung Buchhandlung R, Friedländer & Sohn Passage de l’Hötel Dieu, Basel, neben der Post. Genöve, Corraterie 10 Carlstrasse 11 1903. | 9% » „© Althandhumgen EE \ BT. Dal 5 | Je in schweizerischen paläontologischen Gesellschaft. Vol. XXX. 1903. ——mH RI — Die Säugetiere des schweizerischen Eocaens. Critischer Catalog der Materialien H. 6. Stehlin Erster Teil: Die Fundorte. Die Sammlungen. — Chasmotherium. — Lophiodon. Mit 3 Tafeln und 5 Figuren im Text. ee Zürich Druck von Zürcher und Furrer 1993. Vorwort. Die Absicht der vorliegenden Arbeit ist, die gesammten im Gebiet der Schweiz gefundenen Säugetierreste aus der Eocaenperiode einer Revision zu unterziehen und an der Hand derselben die Frage nach den Veränderungen der europäischen Säugetierwelt während dieses Zeitabschnittes zu erörtern. Ich wähle für meine Ausführungen die Form eines Materialcataloges, weil dieselbe Vorzüge besitzt, die gerade bei einem Object wie dem meinigen, sehr ins Gewicht fallen: sie nötigt den Beobachter mehr als jede andre, sich von allen, auch von den unscheinbaren und unbequemen Documenten eingehende Rechenschaft zu geben und sorgt dafür, dass das Individuum, das einzige reale, womit wir es zu tun haben, zu seinem vollen Rechte kommt, anstatt unter dem Deckmantel der Abstraetionen, Species und Genus zu verschwinden. Ich werde zunächst die sämmtlichen Formen nach ihrer Backenbezah- nung characterisieren und dann erst in besondern Abschnitten mich an den Versuch wagen, die Vorderzähne und die Knochen zu beurteilen. Den Schluss sollen einige Erörterungen allgemeiner Natur bilden. Ich hätte nie hoffen können, die keineswegs leichte Aufgabe, die ich mir gestellt habe, zu bewältigen, wenn mir nicht von Seiten der Vorsteher und Besitzer der Sammlungen, in denen das einschlägige Material liegt, das allerliberalste Entgegenkommen zu Teil geworden wäre. Die Mannigfaltig- IV keit und der meist sehr fragmentäre Character der zu besprechenden Docu- mente begünstigen Fehlgriffe diversester Art in solchem Maasse, dass selbst ein geübtes Auge nur durch lange Gewöhnung und durch häufig wiederholte, von verschiedenen Gesichtspunkten aus geduldig durchgeführte Vergleichungen zu einem einigermassen sichern Urteil zu gelangen vermag. Ich musste desshalb meine werten Collegen ersuchen, mir ihre Schätze gleich auf Monate ja Jahre hinaus anzuvertrauen, was — zumal bei einer Sammlung wie die von Lausanne, welche mehrere Tausende von Nummern zählt — gewiss keine geringe Zumutung war, und es ist mir heute eine überaus angenehme Pflicht, Ihnen allen für die wahrhaft freundschaftliche Art, in der sie meine Arbeit gefördert haben, meinen wärmsten Dank abzustatten. Es sind die Herren Prof. E. Renevier in Lausanne, Prof. F, Mühlberg in Aarau, Prof. A. Heim in Zürich, Prof. M. Bedot in Genf, Ingenieur Gagg in Morges, Dr. H. Fischer-Siegwart in Zofingen, Prof. Studer in Bern, Dr. Christen und Dr. Stingelin in Olten, Dr. Leuthardt in Liestal, Prof. Schardt in Neuenburg, Prof. Bloch in Solothurn, Dr. Cuttaz und J. Schluep in St. Immer. Eine wertvolle Ergänzung der in den schweizerischen Museen depo- nierten Materialien bildeten die im Besitz des palaeontologischen Institutes zu München befindlichen Handzeichnungen, welche H. v. Meyer nach den durch Gressly, Cartier und Mösch an ihn gesandten, heute zum Teil ver- schollenen oder deteriorierten ältesten Fundstücken von Egerkingen und Ober- gösgen ausgeführt hat. Herr Dr. Max Schlosser hat mir dieselben mit ge- wohnter Bereitwilligkeit nach Basel geschickt; ich spreche auch ihm meinen besten Dank für sein bei dieser Gelegenheit aufs neue bewiesenes Wohl- wollen aus. Um zu einer gründlichen Durehführung meines Programmes zu gelangen, war es indess unerlässlich, auch noch ein möglichst breites Vergleichsmaterial von den Fundorten des stratificierten europäischen Eocaens in den Bereich der Untersuchung zu ziehen. Vor allem wichtig war es mir, die Typen zu den celassischen Werken von Cuvier, Blainville, Gervais, Gaudry aus eigener Anschauung kennen zu lernen. Ich fand dieselben mit wenigen Ausnahmen‘ GG an der alten Heimstätte der Palaeontologie,. im. Museum d’histoire naturelle zu Paris vereinigt, ‚dessen Gastfreundschaft mir schon vor einigen Jahren, unter der Direction von Herrn Gaudry in reichstem Maasse zu Teil geworden war. Herrn Gaudry’s Nachfolger, Herr Marcellin Boule, hat meine Arbeit in einem sehr wesentlichen Punkte gefördert, indem er mir gestattete, diese durch keine andre zu ersetzende Serie von Documenten einer eingehenden Prüfung zu unterwerfen. Ich bitte ihn und seinen Assistenten, Herrn A. The- venin, für die Freundlichkeit, mit der sie meinen Wünschen entgegenkamen, ‚meinen verbindlichsten Dank zu genehmigen. Überaus lehrreich und förderlich. waren für mich ferner wiederholte Besuche im geologischen Institut der Universität Lyon, wo sich nach und nach, dank der zielbewussten Tätigkeit von Herrn Deperet eine Samm- lung ersten Ranges geäufnet hat. Mein verehrter Freund hat mir seit Jahren den unbehindertsten Einblick in die Ergebnisse seiner unermüdlich fortge- setzten Ausgrabungen gewährt und mich durch Belehrungen und Förderungen aller Art aufs höchste verpflichtet. Ich ergreife mit Vergnügen die Gelegen- heit, ihn aufs neue meiner tiefgefühlten Dankbarkeit zu versichern. Weitere freundliche Unterstützung wurde mir von den Herren Vorstehern des Museums zu Bordeaux, von Herrn Chamoyou, Conservator des Museums in Castres, und von Herrn Mathieu Mieg in Mülhausen zu Teil, indem sie _ mir wertvolle Materialien zur Vergleichung nach Basel sandten ; dessgleichen auch von Frau Marie Pavlow in Moskau, welche mir Gipsabgüsse einiger wichtiger Stücke aus der Sammlung Kowalevsky’s mitteilte. Meine Arbeit wurde ferner gefördert durch die Herren Vorsteher des Museums in Toulouse, durch Herrn’ Douvill& an der &cole des mines in Paris, durch die Herren Lortet, Chantre und Gaillard am städtischen Museum in Lyon, durch Herrn Sainjon in Orleans, durch Herrn Lombard-Dumas in Sommieres, welche mir mit gewohnter Liberalität die Benützung der unter ihrer Obhut befindlichen Sammlungen gestatteten. Durch freundschaftliche Dienste verschiedener Art verpflichteten mieh Auch die Herren E. Benoit und R., Rollinat in Argenton, sowie Herr Ed. Harle Zr en + a Aa cn BEL Be ae nn ’ vI L er in Bordeaux. Ich bitte alle die ı migen. 5 ar In dankbarer innbfane: gedenke ich en keit, mit it Herr aa wenige = fügung gestellt und mare, wertvolle Belehrung era ak Naturhistorisches Museum in Basel, Dee. 1908. Liutteratur. Die Publicationen, welche Beschreibungen und Abbildungen von Fundstücken aus dem schweizerischen Eocaen enthalten, werde ich im folgenden blos nach Autornamen und Erscheinungsjahr citieren. Ihre vollständigen Titel lauten: H. v. Meyer, Brief an Bronn, vom 4. Mai 1846. Neues Jahrbuch für Mineralogie ete. 1846, pag. 470. H. v. Meyer, Brief an Bronn, vom 2. August 1849. Neues Jahrbuch für Mineralogie etc. 1849, pag. 547. Ph. De la Harpe et C. Gaudin, Sur des ossements fossiles trouves au Mormont pres La Sarraz. Bulletin de la Societe vaudoise des sciences naturelles.. Tome III, 1852, pag. 117—128. F.-J. Pictet, GC. Gaudin et Ph. De la Harpe, Memoire sur les animaux vertebres trouves dans le terrain siderolithique du Canton de Vaud et appartenant a la faune &ocene. 1855—1857. L. Rütimeyer, Eocaene Säugetiere aus dem Gebiet des schweizerischen Jura. Neue Denkschriften der allgemeinen schweizerischen Gesellschaft für die gesammten Naturwissenschaften. Band XIX. 1862, F.-J. Pietet et Al. Humbert, Memoire sur les animaux vertebres trouves dans le terrain sideroli- thique du Canton de Vaud et appartenant & la faune &ocene. Supplement. .1869. C.-J. Forsyth Major, Nagerüberreste aus den Bohnerzen Süddeutschlands und der Schweiz. Nebst Beiträgen zu einer vergleichenden Odontographie der Ungulaten und Unguieulaten. Palaeonto- sraphica, Neue Folge II, 2. (XXII). 1873. W. Kowalevsky, On the osteology of the Hyopotamidae. Philosophical Transactions. 1873. (T). W. Kowalevsky, Monographie der Gattung Anthracotherium Cuv. und Versuch einer natürlichen Classification der fossilen Huftiere. Palaeontographica. Neue Folge II. 3. (XXII). 1873. (II). R. Lydekker, Catalogue of the Fossil Mammalia in the British Museum (Natural History). Part III. 1886. M. Pavlow, Etudes sur l’histoire paleontologique des Ongul&s en Ame6rique et en Europe. I. Groupe primitif de l’&ocene inferieur. Bulletin de Moscou. 1887. L. Rütimeyer, Über einige Beziehungen zwischen den Säugetier-Stämmen alter und neuer Welt. Erster Nachtrag zu der eocaenen Fauna von Egerkingen. Abhandlungen der schweizerischen palaeontologischen Gesellschaft. Bd. XV. 1888. L. Rütimeyer, Übersicht der eocaenen Fauna von Egerkingen, nebst einer Erwiderung an Prof. E. D. Cope. Zweiter Nachtrag zu der eocaenen Fauna von Egerkingen. Abhandlungen der schweizerischen palaeontologischen Gesellschaft. Bd. XVII. 1890. (Auch abgedruckt in den Verhandlungen der naturforschenden Gesellschaft in Basel. Bd. IX. Heft 2, 1890.) L. Rütimeyer, Die eocaene Säugetierwelt von Egerkingen. Gesammtdarstellung und dritter Nachtrag zu den „eocaenen Säugetieren aus dem Gebiet des schweizerischen Jura (1862)*. Abhandlungen der schweizerischen palaeontologischen Gesellschaft. Bd. XVII. 1891. (Das Schlusskapitel pag. 134—151 unter dem Titel „Die eocaenen Säugetiere von Egerkingen“ auch abgedruckt in den Verhandlungen der naturforschenden Gesellschaft in Basel. Bd. X. Heft 1, 1892.) M. Pavlow, Etudes sur l’histoire pal&ontologique des Oneules. VII. Artiodactyles anciens. Bulletin de Moscou. 1899. H. G. Stehlin, Über die Geschichte des Suidengebisses. Abhandlungen der schweizerischen palaeon- tologischen Gesellschaft. Bd. NXVI und XXVII. 1899-1900. 2 Stehlin, Eocaene Säugetiere. Die Fundorte. Die Sammlungen. Obwohl es im Gebiete"der Schweiz nicht ganz an andern Sedimenten der Eocaenzeit fehlt, die allenfalls Säugetierreste enthalten könnten, so entstammt doch, von einigen unbedeutenden Spuren abgesehen, das gesamte im folgenden zu besprechende Material dem sogenannten Siderolithicum. Auf eine geologisch-petro- graphische Charakteristik dieses Gebildes und auf die neuerdings wieder lebhaft discutierte, allem Anschein nach ihrer endgültigen Lösung entgegengehende Frage nach seiner Entstehung einzutreten, fühle ich mich durchaus nicht berufen. Dagegen scheint es mir angezeigt, den palaeontologischen Ausführungen einige, wesentlich topographische, Angaben über die Fundorte, sowie einige Notizen über die Aufsammlung des bearbeiteten Materiales vorauszuschicken. Solothurn. Die ersten Säugetierfunde aus dem Bohnerzgebilde wurden von Hugi in den St. Verena-Steinbrüchen bei Solothurn gemacht, wohl schon Ende der zwanziger Jahre oder ganz anfangs der dreissiger Jahre, da er einige der Fund- stücke noch an G. Cuvier (7 Mai 1832) zur Bestimmung eingesandt hat. Seine Ausbeute war keine grosse; wie sich aus der einschlägigen Litteratur') ergibt, bestand sie aus drei Palaeotherium-Zähnen, wovon Cuvier und sein Assistent Du- vernoy einen als „dritten Mahlzahn von P. crassum“ bestimmten; einem Astragalus den dieselben Kenner dem „Anoplotherium (Xiphodon) gracile*“ zuwiesen, einem Astragalus eines stärkeren Tieres und zwei Wirbeln, von welchen Duvernoy den einen auf einen „gigantischen Batrachier“, den andern auf einen Igel zu beziehen !) Voltz, Brief an Bronn. Neues Jahrbuch 1836, pag. 204 — Amand Gressly, med. stud., Geologische Bemerkungen über den Jura der nordwestlichen Schweiz, besonders des Kantons Solothurn und der Grenzpartien der Kantone Bern, Aargau und Basel. Neues Jahrbuch 1836, pag. 659—675. — B. Studer, Geologie der Schweiz. Bd. II, 1853, pag. 292. — Rütimeyer (1862, pag. 4 und 70) referiert nicht ganz richtig über diese Solothurner Funde. Die Fundorte. Die Sammlungen. 3 geneigt war. Seit Hugi sind bei St. Verena, trotz dem intensiven Steinbruchbetrieh keine Säugetierfunde mehr gemacht worden. Von den alten Fundstücken befinden sich gegenwärtig nur noch drei im Solothurner Museum, an welches die Sammlung Hugi’s übergegangen ist; nämlich zwei Palaeotherienzähne und der problematische Batrachierwirbel. Die beiden erstern sollen unten besprochen werden; was den letztern anbelangt, so glaube ich sowohl nach der Erhaltungsart der Knochen- substanz als nach anhaftenden Gesteinsresten versichern zu können, dass er aus keiner der mannigfachen Facies des Bohnerzgebildes, sondern aus der Molasse stammt. Dieses Fossil gehört also nicht in den Rahmen der vorliegenden Arbeit; ob es wirklich in Spalten des St. Verena-Steinbruches gelegen hat, oder ob Hugi getäuscht worden ist, lasse ich dahin gestellt sein. Die übrigen Hugi’schen Documente müssen als verloren betrachtet werden. Doch besitzt die Basler Sammlung den Gipsabguss eines fragmentären Artiodactylen-astragalus, der laut Etikette 1836 von Voltz an Peter Merian geschickt wurde und nach einem Original aus den „Solothurner Steinbrüchen“ angefertigt ist; es kann keinem Zweifel unterliegen, ‚dass dies der von Cuvier und Duvernoy bestimmte „Xiphodon-astragalus‘“ ist. Hugi und Gressly, welcher der Auffindung des einen Zahnes beigewohnt hat, glaubten sich überzeugt zu haben, dass die Säugetierreste im jurassischen Gestein selbst eingebettet und also gleichen Alters wie die Schildkröten, Pyenodonten etc. seien. Diese Ansicht stiess indes alsbald mit Recht auf lebhaften Widerspruch. Die beiden noch vorhandenen Palaeotherienzähne stimmen in der Facies — Schmelz schwarz, Dentin hellbraun — genau mit solchen Egerkinger Fossilien überein, welche nicht aus dem Bolus, sondern aus den blaugrauen, zuweilen Schwefelkies und Quarzkörner führenden, Mergeln stammen, und anhaftende Reste lassen keinen Zweifel darüber, dass sie in der Tat einem derartigen Gebilde enthoben worden sind. In Egerkingen bilden diese Mergel bald kleinere Nester im ausgehöhlten Gestein, bald Einlagerungen zwischen den Kalkbänken. Ein solches Vorkommnis werden wohl Hugi und Gressly bei St. Verena konstatiert haben; ihr Irrtum läge somit wesentlich in der unrichtigen Interpretation einer an und für sich richtigen Beobachtung. Egerkingen, Oberbuchsiten. Die nachmals so berühmt gewordene Fund- stelle bei Egerkingen ist anfangs der vierziger Jahre durch A. Gressly ') entdeckt worden. Dieser sandte die wenigen von ihm gesammelten Fundstücke 1846 durch Vermittlung von Agassiz und Nicolet zur Untersuchung an H. v. Meyer, welcher !) B. Studer, Geologie der Schweiz, 2. Bd. 1853, pag. 292%. — Fr.-J. Pictet 1855—57, pag. 24. 4 Stehlin, Eocaene Säugetiere, sich dann in der eitierten Notiz im Neuen Jahrbuch desselben Jahres (pag. 470) kurz darüber äusserte. Da Gressly seiner Sendung einige Zähne von Öbergösgen beigelegt hatte, ohne mitzuteilen, dass dieselben anderer Provenienz seien, citierte v. Meyer irrigerweise Palaeotherium magnum, Palaeotherium medium und Ano- plotherium commune als von Egerkingen stammend, was von verschiedenen Autoren wiederholt und erst von Rütimeyer am Schluss seiner Arbeit von 1862 (pag. 94) richtig gestellt wurde. Die Gressly’sche Fossilienserie ist längst verschollen, aber glücklicherweise sind uns die sorgfältigen Handzeichnungen, welche sich v. Meyer nach derselben angelegt hat, erhalten. Auch besitzt die Basler Sammlung von Gressly selbst angefertigte Gipsabgüsse einiger der von ihm gesammelten Stücke. Mitte der vierziger Jahre begann dann Pfarrer R. Cartier in Oberbuchsiten seine von so glänzendem Erfolge begleitete Sammeltätigkeit, um sie mit unermüd- lichem Eifer fortzusetzen bis zum Frühjahr 1884, in welchem er seine ganze Wirbeltier- palaeontologische Sammlung „zu einem Ehrendenkmal an seinen liebevollen, väter- lichen Freund Peter Merian“ dem naturhistorischen Museum in Basel zum Geschenke machte. Eine kleine Anzahl von Fossilien hat Cartier 1349 an H. v. Meyer zur Untersuchung gesandt; auf sie bezieht sich die zweite Notiz dieses Autors über die Fauna von Egerkingen im Neuen Jahrbuch des genannten Jahres. Im Jahre 1862 folgte die erste Arbeit von Rütimeyer, welche sich schon mit einem ganz beträcht- lichen Material zu befassen hatte. Im Laufe der siebziger Jahre wurde die stetig wachsende Sammlung von Forsyth Major für seine Arbeit über die eocaenen Nager und von W. Kowalevsky für seine Studien über die Geschichte der Huftiere benützt. Nach der Übersiedlung der Sammlung nach Basel veröffentlichte dann Rütimeyer seine drei „Nachträge“. Die Suiden von Egerkingen habe ich vor drei Jahren in einer diesem Stamme gewidmeten Studie einer erneuten Prüfung unterzogen. Der Fundort ist nach 1884 einige Jahre unbewacht geblieben, leider gerade während einer Periode, in welcher nach Aussage der Arbeiter ziemlich viele Fossilien zum Vorschein kamen. Ende der achtziger Jahre begann Rütimeyer selbst zu sammeln und nach seinem Tode im Jahre 1896 setzte die Direction des Basler Museums seine Bemühungen unter Aufwand etwas breiterer finanzieller Mittel und mit zeitweise erfreulichem Erfolg bis heute fort. Der auf diesem Wege, sowie durch Einreihung einer von Herrn Dr. F. v. Huene geschenkten Suite, seit dem Erscheinen von Rütimeyers letzter Arbeit erzielte Zuwachs der Sammlung entspricht etwa einem Fünftel des gegenwärtigen Bestandes. Kleinere Serien von Egerkinger Fossilien besitzen die Museen von Zürich (gesammelt von Ö. Moesch und von Rütimeyer schon in seiner Arbeit von 1862 sr Die Fundorte. Die Sammlungen. 5 benützt), von Solothurn (geschenkt von Herrn Nationalrat von Arx in Olten), von Liestal (gesammelt von Herrn Goldschmied Schalch), von Zofingen (gesammelt von Herrn Dr. Fischer-Siegwart), von Aarau (gesammelt von Herrn Prof. Mühlberg), von Lausanne (gesammelt von Herrn Dr. F. v. Huene) und von London. ‚Alle in älterer Zeit geborgenen Fossilien stammen aus dem östlichen der beiden grossen Steinbrüche zwischen Egerkingen und Oberbuchsiten (Siegfried- blatt 162, 33 mm. N., 120 mm. E.), welcher seit Ende der sechziger Jahre ausser Betrieb gesetzt ist; alles in neuerer Zeit gesammelte und insbesondere die gesamte Ausbeute des letzten Jahrzehntes stammt aus dem westlichen und aus seiner un- mittelbaren Umgebung (Siegfriedblatt 162, 41 mm. N., 133 mm. E.). Der letztere, - Mitte der sechziger Jahre eröffnet, und vom Anfang der siebziger bis Mitte der achtziger Jahre stark abgebaut, gegenwärtig aber nur noch sehr schwach benützt, liegt bereits im Gebiet der Gemeinde Oberbuchsiten; da aber in der Cartierschen Sammlung die Fossilien, welche er geliefert, nicht besonders bezeichnet worden sind, so rechne ich ihn wie schon Rütimeyer mit zum Fundgebiet von Egerkingen. Das fossilführende Bohnerzgebilde tritt in den Egerkinger Steinbrüchen, die im unteren Kimmeridge liegen '), in einer verwirrenden Mannigfaltigkeit der Facies auf und dementsprechend überliefert es auch die Fossilien in sehr verschiedenem Erhaltungszustand. Über die Verhältnisse im östlichen Steinbruch, die heute völlig verwischt sind, hat Cartier in der ersten Arbeit Rütimeyers (1862, pag. 12—19) eingehenden Aufschluss gegeben. Er unterschied zwei Komplexe von fossilführendem Siderolithicum. Der erste, vorzugsweise ausgebeutete, sein sogenanntes „Zwischen- lager“ bildete eine 5—10 Zoll mächtige und ziemlich ausgedehnte Linse zwischen den Kalksteinbänken, welche offenbar durch Trichter im Hangenden, die sich nach- weisen liessen, eingeschwemmt worden war. Der zweite, ‘weniger weit von der Oberfläche entfernte und 1862 erst unvollständig aufgeschlossene, schien mächtiger aber weniger ausgedehnt zu sein und nicht sowohl einen Hohlraum zwischen den Kalkbänken, als vielmehr den Platz einer zerstörten Partie der letzteren einzu- nehmen. Im Zwischenlager unterschied Cartier drei Schichten: zu oberst „weiss- lich-gelben Mergel“, in der Mitte „rötlich-braunen Mergel mit Kiesstreifen, Quarz und Bohnerz“; unten „graulich-grünen Mergel mit seltenen Bohnerz- und Quarz- körnern“. In seinem zweiten Aufschluss bestand das ganze fossilienführende Gebilde aus einem graulich-grünen Mergel, in welchem Quarz- und Bohnerzkörner selten, kleine Schwefelkieskristalle sehr häufig waren. Leider ist die genauere Provenienz !) Gütige Mitteilung von Hrn. Dr. Ed. Greppin. 6 Stehlin, Eocaene Säugetiere. der Fossilien nicht notiert worden und der Versuch, sie jetzt nachträglich mit Hilfe der anhaftenden Umhüllungsreste und der Erhaltungsart festzustellen, führt zu keinem zuverlässigen Ergebnis. Knochen und Dentin sind an allen Fund- stücken, deren Herkunft aus diesem östlichen Steinbruch sich durch irgendwelche Umstände ergibt, gelblich-weiss bis hellbraun. In der Färbung des Schmelzes herrscht grössere Mannigfaltigkeit; meist ist er bläulich- oder grünlich-grau, seltener hornbraun oder schwarz. ') Die Fossilien sind solid und lassen sich meist ohne grosse Schwierigkeit von der Umhüllung loslösen. Beim Abbau des westlichen Steinbruches ist auch gelegentlich blauer, Schwefelkies und Fossilien führender Mergel zum Vorschein gekommen; er scheint aber daselbst nur unbedeutende Linsen zwischen den Schichten oder kleine Nester im ausgehöhlten Gestein gebildet zu haben. Ihn in situ zu beobachten, hatte ich keine Gelegenheit. Die Zähne, welche in ihm gesammelt wurden, haben durch- weg glänzend schwarzen Schmelz und unterscheiden sich in der Erhaltungsart nicht von gewissen Fundstücken aus dem obern Steinbruch. Die Hauptmasse der Fossilien, welche aus dem Bereich dieses westlichen Steinbruches stammen, war indes in einem gelben Bolus eingebettet. Die Aus- beutung dieses Gebildes geschah unabhängig vom Steinbruchbetrieb, da die Fund- stellen ausserhalb des eigentlichen Steinbruches liegen. Die wichtigste derselben befindet sich auf der Bergseite des Fahrweges, der in den Steinbruch führt, unmittelbar vor dem Eingang in letztern; ich bezeichne sie als „Aufschluss «&“. Wohl die Hälfte der im Basler Museum aufbewahrten Materialien sind an dieser Stelle gefunden worden; schon Cartier und Rütimeyer °) haben sie ausgebeutet und von der Direction des Basler Museums sind in den Jahren 1896—1903 wiederholt umfassende Nachgrabungen daselbst veranstaltet worden. Der Bolus füllt einen das Kalkgestein durchquerenden Trichter von ca. 4 Meter Breite und unbekannter Tiefe aus; er ist mergelig und von lebhaft gelber, zuweilen etwas ins rötliche spielender Farbe. Die Knochen, die er enthält, sind weiss, manchmal rosa und bis in die kleinsten Poren von Bolusmasse erfüllt; der Zahnschmelz ist horngelb bis bräunlich, häufig weiss marmoriert, an kleinen Zähnen diaphan. Der grosse Vorzug des Aufschlusses « bestand darin, dass er längere Zeit Fossilien in lohnender Menge und nicht selten grössere Gebisspartien lieferte. Misslich ist dagegen der Erhaltungszustand dieser Materialien, insofern 1) (fr. Rütimeyer 1862, pag. 7. 2) Aufschluss « ist die Grube, vom der Rütimeyer 1890, pag. 15 Anm. spricht; er irrt, wenn er sie für „neu“ hält. Die 1. e. mitgeteilte Tierliste bedarf sehr der Revision. Die Fundorte. Die Sammlungen. 7 er der Präparation die grössten Schwierigkeiten bereitet; Knochen und Dentin sind etwas weicher als der Bolus, die Oberfläche der erstern mit ihren charak- teristischen Sculpturen haftet so innig an der Umhüllung, dass sie meist nicht zu retten ist und der Schmelz der Zähne springt gleichfalls sehr gerne vom Dentingerüste ab. Bei den kleinen Objekten insbesondere ist man häufig vor die Wahl gestellt, sie entweder unpräpariert zu lassen oder zur Hälfte zu verderben. Wenige Schritte wegabwärts von Aufschluss «, aber durch eine Felscoulisse von ihm getrennt, befindet sich eine zweite Fundstelle; ich bezeichne sie als „Auf- schluss ß“. Der hier anstehende Bolus zeigt eine andere Beschaffenheit, er ist ziemlich sandig und mehr fahlgelb; auch der Erhaltungszustand der Fossilien ist ein anderer als in Aufschluss &. Der Zahnschmelz zeigt andere Nuancen, an grössern Zähnen ist er dunkelbraun. Die Knochen sind gelblich und lassen sich _ viel besser von der Umhüllung befreien. Auch in Aufschluss ß sind schon zu Cartiers Zeiten einige Fossilien gesammelt worden, die Hauptausbeute wurde aber bei einer im Jahre 1901 veranstalteten Grabung gemacht. Leider besteht sie zum weitaus grössten Teil aus isolierten Zähnen. Wegabwärts von Aufschluss ß lässt sich der Bolus am Abhang, stellenweise von Gehängeschutt überdeckt, bis zu dem auf der Siegfriedkarte (Blatt 162, 38 mm. N., 126 mm. E.) angegebenen Haus verfolgen, aber verschiedene Sondie- rungen haben ergeben, dass er dort keine Fossilien enthält. Doch kann kein Zweifel darüber bestehen, dass er in früherer Zeit noch an andern Stellen als den beiden obigen in fossilführender Ausbildung angetroffen worden ist; die Cartiersche Sammlung enthält diverse Fundstücke aus Bolus, die ihrer Erhaltung nach von denjenigen aus Aufschluss « und ß abweichen, aber auch unter sich nicht übereinstimmen. Ein Teil derselben wird aus der mittleren Schicht des „Zwischenlagers“ im östlichen Steinbruch herrühren, die nach Cartiers Beschreibung ebenfalls aus einem bolusartigen Mergel bestand; andere kommen aber höchst wahrscheinlich von weitern Fundpunkten, die nicht mehr zu ermitteln sind. Ein kleiner Bolusaufschluss, in dem nach Aussage der Arbeiter in früheren Jahren Fossilien gefunden worden sind, liegt im Walde ob dem vorhin erwähnten Haus; ein Grabversuch, den ich dort anstellen liess, ergab kein Resultat. Da es von einigem Interesse ist zu wissen, ob die einzelnen Komplexe des fossilführenden Siderolithicums eine isochrone Fauna enthalten oder ein Gemisch von Tieren verschiedenen geologischen Alters, habe ich bei den Fundstücken, die seit 1896 in die Sammlung kamen, die genauere Provenienz notiert. Im folgenden 8 Stehlin, Eocaene Säugetiere. werden alle Objekte, welche in genanntem Zeitraum an den beiden Bolusfundstellen gesammelt worden sind, mit dem Zusatz „Aufschluss «* oder „Aufschluss ß* auf- geführt, alle diejenigen, welche schon früher in der Sammlung lagen, aber ihrer Facies nach mir von diesen Stellen zu stammen scheinen mit dem Zusatz „Facies «* oder „Facies ß*. Bei den übrigen gebe ich die Farbe und die Natur der an- haftenden Umhüllungsreste an. In einem der Schlusskapitel sollen dann die ver- schiedenen Rubriken des Egerkinger Materials auf ihr geologisches Alter geprüft werden. Obergösgen. Der Fundort Obergösgen !) ist nach Moeschs Zeugnis in den dreissiger Jahren von R. Cartier entdeckt worden. Die wenigen damals gesam- melten Objekte gelangten in den Besitz von A. Gressly, welcher sie, wie oben (pag. 3) gemeldet, unter Egerkinger Fundstücke gemischt 1846 zur Untersuchung . an H. v. Meyer sandte und diesen so veranlasste, eine nicht ganz richtige Fossilien- liste des Fundortes Egerkingen zu publizieren. Aus den von Meyer’schen Zeich- nungen ergibt sich, dass die längst verschollene Serie aus einigen Splittern von Palaeotherienzähnen, die sich auf P. magnum und eine kleinere Form verteilen und aus einem intacten Unterkiefermolaren von Anoplotherium bestanden hat; der Verlust ist also kein grosser. Von dem letzterwähnten Object liegt überdies ein von Gressily angefertigter Gipsabguss in der Basler Sammlung. Systematisch ausgebeutet wurde die Fundstelle dann durch Casimir Moesch Ende der fünfziger Jahre. Seine Sammlung ist in der ersten Arbeit Rütimeyers von 1362 eingehend besprochen worden und nachmals in den Besitz des eidge- nössischen Polytechnicums in Zürich übergegangen. Später nahmen zwei Schüler von Herrn Professor Mühlberg in Aarau, die Herren R. Buser und B. Reber die Nach- forschungen wieder auf und brachten eine der Moesch’schen ungefähr gleichwertige Serie zusammen, welche sich jetzt im Besitz des Aarauer Museums befindet und in der vorliegenden Arbeit zum erstenmal besprochen wird. In neuester Zeit sind in Obergösgen keine Funde mehr gemacht worden. Herr Prof. Mühlberg hat die Freundlichkeit gehabt, mich an die alte Fund- stelle zu führen; sie liegt auf Siegfriedblatt 152, 63 mm. W., 50 mm. N. Das Bohnerzgebilde tritt als Spaltenfüllung im obern Malm (Wangener-Schichten, nach gütiger Mitteilung von Herrn Mühlberg) auf, der seinerzeit zum Zweck von Ver- bauungen an der Aare in einem kleinen, jetzt wieder teilweise überwachsenen ') H. v. Meyer in Neues Jahrbuch 1846, pag. 470. — (C. Moesch, der Aargauer Jura etc. in Beiträge zur geologischen Karte der Schweiz; vierte Lieferung. 1867, pag. 212. Die Fundorte. Die Sammlungen. 9 Steinbruch abgebaut wurde. C. Moesch hat (l. c.) die von ihm ausgebeutete Spalte unter Beigabe eines Profils beschrieben. Die Beschaffenheit von Bolus und Fossilien von Obergösgen stimmt mit keiner der diversen Varianten von Egerkingen überein. Der Bolus ist etwas sandig und von ockergelber Färbung. Die Fossilien sind äusserst spröde und brüchig und meist von einer rostartigen Kruste umgeben, von der sie sich nur mit grösster Mühe und selten ohne Beschädigung loslösen lassen. Knochen und Dentin haben “eine hellbraune, der Schmelz eine dunkler braune Färbung angenommen. Wenn die Gösger Zähne sich ihrer Facies nach sehr leicht von allen andern schweize- rischer Provenienz unterscheiden lassen, so sehen sie dagegen denjenigen von Frohnstetten fast zum Verwechseln ähnlich. Auch der Bolus von diesem Fundort scheint demjenigen von Gösgen sehr verwandt zu sein. Doch sind die Frohnstetter Fossilien offenbar viel solider und leichter von ihrer Umhüllung loszulösen. Hungerberg bei Aarau. C. Moesch !) berichtet von einem Funde von „Knochen und Zähnen von Palaeotherien“ am Hungerberg. Nach gütiger Mitteilung von Hrn. Professor Mühlberg beruht diese Notiz wahrscheinlich auf einem Irrtum. Im Bifang bei Küttigen am Fusse des Hungerberges sind allerdings schon vor Jahr- zehnten und reichlicher wieder in neuerer Zeit Säugetierreste gefunden worden; dieselben gehören aber oberoligocaenen Arten an und liegen in Schichten der unteren Süsswassermolasse, welche allerdings durch Führung von umgelagertem Bohnerzmaterial eine eigentümliche Facies annehmen, die zu Verwechslungen Anlass geben kann. °) „Stelli@ bei Olten. Rütimeyer bemerkt am Schluss seiner Arbeit von 1862 (pag: 94), es seien schon im Jahre 1845 in Juraspalten bei Olten Palaeotherien- zähne gefunden worden und fügt bei: „die Species war bisher nicht nachzuweisen‘, woraus man zu schliessen versucht ist, er habe die Documente selbst in Händen gehabt. Auf den nämlichen Fund ist wohl die Notiz von ©. Moesch ?) zu beziehen, es seien im Bohnerz „in der Stelli* bei Olten Knochen und Zähne von „Palaeotherien“ 1) G. Moesch, Der Aargauer Jura etc. in Beiträge zur geolog. Karte der Schweiz. 1867, pag. 215. 2) Gfr. F. Mühlberg, Der Boden von Aarau, eine geologische Skizze. Festschrift zur Ein- weihung des neuen Kantonsschulgebäudes in Aarau. 1896. — B. Studer, Geologie der Schweiz. Bd. II, 1853, pag. 425. — Für die Fauna von Küttigen ferner: L. Rütimeyer, Neuere Funde von fossilen Säugetieren in der Umgebung von Basel. Verh. der naturf. Gesellschaft in Basel Bd. IX, 1891, pag. 420. ®) G. Moesch, Der Aargauer Jura ete. in Beiträge zur geologischen Karte der Schweiz; vierte Lieferung. 1867, pag. 215. 10 Stehlin, Eocaene Säugetiere. gefunden worden. Alle meine Bemühungen, über diesen Fund näheres in Erfahrung zu bringen, waren erfolglos; dagegen wäre vielleicht von einer Untersuchung des Fundortes etwas zu erhoffen. Die Stelli liegt Siegfriedblatt 149, 80 mm. vom Östrand, 44 mm. vom Nordrand. Balsthal. Rütimeyer berichtet in der Einleitung zu seiner Arbeit von 1890 (pag. 3), es seien in früherer Zeit auch in siderolithischen Spaltenfüllungen bei Balsthal eocaene Säugetierreste gefunden worden. Auch über diesen Fund habe ich nichts genaueres in Erfahrung bringen können. Das Bohnerzgebilde ist im Süden von Balsthal, in der Erzmatt (Siegfriedblätter 111 und 162, 90 mm. N.) aufgeschlossen. Mormont. St. Loup. Die ersten Säugetierfunde im Gebiete des Mormont bei La Sarraz sind im August 1852 von Ph. Dela Harpe und C. Gaudin gemacht worden, welche alsbald (l. c.) der waadtländischen naturforschenden Gesellschaft einen Bericht darüber vorlegten, dem die Beschreibung einiger Fundstücke bei- gegeben war. Unmittelbar darauf folgten weitere Entdeckungen durch S. Chavannes, A. Morlot und Dr. Campiche und in kurzer Zeit brachten dann diese fünf Forscher das Material zusammen, auf welchem die erste Arbeit über die Mormontfauna von Francois-Jules Pictet fusste. Dasselbe ist mit Ausnahme einiger wichtiger Fund- stücke der Sammlung Campiche, die leider trotz eifrigen Nachforschungen nicht mehr aufzufinden sind, in den Besitz des waadtländischen Kantonalmuseums in. Lausanne übergegangen. An den alten Grundstock hat sich dort im Laufe der Jahre, dank der Regsamkeit der waadtländer Geologen ein starker neuerer Bestand angeschlossen, von dem’ ein Teil in der zweiten, in Gemeinschaft mit Alois Humbert verfassten, Arbeit F.-J. Pictets beschrieben wurde. Neben den oben genannten Sammlern und dem verdienten Leiter der geologischen Sammlung in Lausanne, Hrn. Prof. E. Renevier, waren an der Äuffnung dieser Materialien laut den Eti- ketten, hauptsächlich die HH. F.-A. Forel, P. de Loriol, H. Golliez, P. Ehinger, T. Rittener, H. Heer, F. v. Huene beteiligt. Die Basler Sammlung besitzt aus früherer Zeit eine kleine von V. Gillieron gesammelte Serie von Mormontfossilien. In den letzten Jahren liess die Museums- direction, hauptsächlich im Hinblick auf die vorliegende Revisionsarbeit wieder- holt Nachgrabungen anstellen, welche gestatteten, den alten Bestand nicht un- wesentlich zu vermehren. Eine weitere kleine Suite befindet sich im Genfer Museum. Endlich gelangten einige wenige Fundstücke aus dem Nachlass Morlots ins Berner Museum und, teils durch W. Kowalevsky, teils durch Händler in die Sammlungen von Moskau, London, Toulouse, Lyon (Faculte), Dijon. Die Fundorte. Die Sammlungen. 11 Nach dem Erscheinen von Pietets zweiter Arbeit ist das säugetierpalaeonto- logische Material von Mormont zunächst von Kowalevsky für seine Studien zur Geschichte der Huftiere und von Forsyth Major für seine Untersuchung über eocaene Nager benützt worden. Später hat Rütimeyer in seiner letzten Arbeit über Egerkingen einige der wichtigeren Fundstücke wieder besprochen und in meiner Studie über das Suidengebiss habe ich die Choeromoridenmaterialien einer Revision unterzogen. Über einige sehr interessante Documente, die sich in Moskau be- finden, hat M. Pavlow (1900 1. c.) Auskunft gegeben. In noch ausgesprochenerem Masse als bei Egerkingen haben wir es im Mor- mont nicht mit einem einzigen Fundpunkt, sondern mit emem Fundgebiet zu tun. Das Bohnerzgebilde tritt allenthalben als Spaltenfüllung in Neocomien auf. DelaHarpe und Gaudin haben ihre ersten Entdeckungen im Steinbruch des Kalkofens von Entreroches') auf der Nordseite des Mormont (Siegfriedblatt 301, 65 mm. N., 40 mm. E.) gemacht, der in der Folge einen sehr beträchtlichen Teil der in den Sammlungen befindlichen Fossilien geliefert hat und immer noch er- giebig ist. Ungefähr zu gleicher Zeit?) scheint Campiche im Steinbruch bei der Station Eelepens°) (Siegfriedblatt 301, 90 mm. N., 15 mm. E.) einen zweiten Fundort entdeckt zu haben, der während mehrerer Jahre eine noch reichere Ausbeute ge- währte; nach De la Harpes Angabe soll derselbe dann anfangs der sechziger Jahre steril geworden sein, nachmals muss indes der Steinbruchbetrieb dort doch wieder fossilführenden Bolus aufgeschlossen haben, denn die Lausanner Sammlung enthält diverse Funde, welche in neuerer Zeit bei der „Station d’Ecelepens“ gemacht worden sind. Gegenwärtig liefert eine ganz schmale Bolusspalte auf der Ostseite der Eisenbahnlinie spärliche Reste kleiner Säugetiere und Reptilien. Einen weitern Fundpunkt haben De la Harpe und Gaudin in der Richtung von Bavois ‘) (Siegfriedblatt 304, 47 mm. N., 2 mm. W.) aufgefunden; derselbe scheint indes nie viel Material geliefert zu haben; in der Lausanner Sammlung fand ich !) Ph. DelaHarpe und GC. Gaudin 1. c. 1852; dieselben in Pictet 1855—57, pag. 11 fi. — Ferner Ph. DelaHarpe, Sur la faune du terrain siderolithique dans le canton de Vaud. Bull. soc. vaudoise des sc. nat. Tome X. 1869, pag. 457 —467. 2) Lardy, Brief an Leonhard in Neues Jahrbuch etc. 1852, pag. 824. ®) Charles-Th. Gaudin et Ph. Dela Harpe, Quelques details nouveaux sur les breches ä osse- ments &ocenes du terrain siderolithique du Mormont. Bulletin de la societle vaudoise des sc. nat. Tome IV. 1855, pag. 402—403. — Ferner dieselben in Pictet 1855—1857, pag. 15 und Ph. dela Harpe 1869, 1. c. *) Gaudin et Dela Harpe in Pictet 1855— 1857, pag. 14. 12 Stehlin, Eocaene Säugetiere. wenigstens keine Dokumente als von dorther stammend bezeichnet. Dagegen sind in neuerer Zeit einige Fossilien von dieser Stelle in die Basler Sammlung gelangt. Einem Fundpunkt auf der Höhe des Mormont, den De la Harpe !) signalisiert hat, bin ich nicht nachgegangen; er war nach diesem Gewährsmann gleichfalls sehr unergiebig. Höchst lohnend muss. dagegen wiederum die Ausbeutung des Aufschlusses von Les Alleveys bei St. Loup gewesen sein, der von Chavannes und Morlot noch im Jahre 1852?) entdeckt worden ist. Die Höhe von Les Alleveys (Sieg- friedblatt 301, 55 mm. N., 160 mm. W.) liegt genau genommen ausserhalb des Bereiches des eigentlichen Mormont; wenn ich sie hier gleichwohl unter der Gesamtbezeichnung „Mormont“ mit einbegreife, so geschieht es, weil in der Lausanner Sammlung zahl- reiche Fossilien ohne genauere Herkunftsangabe liegen, von denen zweifellos manche von hier stammen. Nach De la Harpe?) ist die Fundstelle durch die Entdecker gleich bis zur Erschöpfung ausgebeutet worden; wo sie gelegen hat, konnte ich nicht mehr ausfindig machen, doch habe ich an verschiedenen Punkten des Waldes kleine Bolusaufschlüsse bemerkt und an einem derselben auch einige Knochen- spuren gefunden. Eine wiederholte geduldige Untersuchung des ganzen Mormontrevieres würde zweifellos zur Entdeckung noch weiterer fossilführender Stellen des allenthalben vorhandenen Bohnerzgebildes führen. Ich kann bereits auf zwei solche hinweisen. < Im Sommer 1901 sind mir einige Knochenfragmente von einem Punkte im Tälchen von Entreroches (Siegfriedblatt 301, 15 mm. E., 71 mm. N.) zugekommen und im Sommer 1903 einige bessere Materialien aus dem Steinbruch an der Strasse zwischen Station und Dorf Ecelepens (Siegfriedblatt 301, 48 mm. E., 120 mm. N.). Der Bolus des Mormontgebietes unterscheidet sich von dem aller andern Fundorte durch seine dunkelrotbraune Farbe; auch die Fossilien nehmen in ihm eine besondere Beschaffenheit an, nach welcher sie leicht von solchen anderer Provenienz unterschieden werden können; die Knochen zeigen eine hell rötlich- gelbe, oberflächlich eine rotbraune Färbung, der Schmelz ist dunkelgrau, bald mehr ins bläuliche, bald mehr ins bräunliche übergehend und häufig marmoriert. !) Gaudin und de la Harpe 1855 1. e., pag. 403. ®) Sylvius Chavannes, Etudes geologiques aux environs de La Sarraz. Bull. soc. vaud. sc. nat. Tome III, 1853, pag. 197 ff. Idem, Note sur le terrain siderolithique de la colline n&ocomienne de Chamblon pres d’Yverdon. ibid. Tome IV, 1855, pag. 311. — Ferner Gaudin und De la Harpe in Pietet 1855— 1857, pag. 14 und De la Harpe 1869 1. c. ®) 1869 1. e. pag. 458. Die Fundorte. Die Sammlungen. 13 Nach De la Harpe und Gaudin, auf deren Darstellung ') ich für alles petrographische Detail verweise, war der Bolus an dem Fundpunkt von Les Alleveys stark mit Sand vermischt und deutlich geschichtet; auch in den alten Aufschlüssen bei der Station Eclepens?) soll er eine starke Beimischung von Sand aufgewiesen haben. An den verschiedenen Stellen, welche ich in den letzten Jahren ausgebeutet habe, ist er dagegen rein mergelig entwickelt. Diese Facies des Mormont-Bolus hat den grossen Vorteil, dass in ihr die Matrix mit emer glatten, spiegelnden Fläche an das Fossil stösst, sodass sich dieses bei einiger Vorsicht ohne Verletzung heraus- präparieren lässt; ein Nachteil derselben liegt dagegen darin, dass sie alle grössern Knochen in stark und oft bis zur Unkenntlichkeit gequetschtem Zustand über- liefert. Aus den sandigen Abarten der Umhüllungsmasse lösen sich die Fossilien weniger leicht los, doch bereitet ihre Präparation bei weitem nicht so grosse Schwierigkeiten wie diejenige der Ausbeute von Aufschluss « in Egerkingen. Soweit mir dafür Anhaltspunkte zur Verfügung stehen, gebe ich bei den Fossilien des Mormontgebietes die genauern Provenienzen: Entreroches (four ä chaux), Station d’Eclepens, Eclepens-village, Bavois, St. Loup (Alleveys) an. Chamblon. H. Schardt hat 1883°) auf einige Säugetierreste aufmerksam gemacht, die schon in den siebziger Jahren in einer Bohnerzspalte am Chamblon, südlich von Yverdon, gefunden worden waren. Ich habe kürzlich eine vorläufige Tierliste dieser Localität veröffentlicht. *) Nach gütiger Mitteilung von Herrn Prof. Schardt befand sich die fossil- führende Spalte wahrscheinlich in einem jetzt fast vollständig abgetragenen Urgon- fetzen am Nordostende des Chamblonhügels. Der ockergelbe, bald mehr ins röt- liche, bald mehr ins grünliche spielende, mit kleinen Bohnerzkügelchen und einzelnen Quarzkörnern gespickte Bolus sowohl als die von ihm umschlossenen Fossilien, erinnern sehr an gewisse Varianten von Egerkingen. Die Hauptsammlung von Chamblonfossilien ist von Pfarrer Michaud in Yver- don angelegt worden; ein Teil derselben scheint sich leider verloren zu haben, der Rest ist in den Besitz von Herrn Ingenieur Gagg in Morges übergegangen. Vereinzelte Fundstücke befinden sich in den Museen von Lausanne (leg. Maillard) und Bern (Sammlung Morlot), sowie in der Privatsammlung von Herrn Prof. Schardt. 1) ‚Hauptsächlich in Pictet 1855—1857. 2) De la Harpe 1869, pag. 459. >) H. Schardt, Notice geologique sur la molasse rouge et le terrain siderolithique du pied du Jura. Bull. soc. vaud. sc, nat. XVl, 1883. *) H. G. Stehlin, Über die Säugetierfauna aus dem Bohnerz des Chamblon bei Yverdon. Eklogae geologicae Helvetiae VII 1902, pag. 365 14 Stehlin, Eocaene Säugetiere. Moutier. Anlässlich eines Kirchenbau’s eröffnete die Gemeinde Moutier im Jahre 1860 hoch oben am Berge einen Steinbruch im Virgulien. In fossilführenden Bolusspalten, welche bei diesem Anlass erschlossen wurden, sammelten J.-B. Greppin, Mathey und Pagnard eine Anzahl von Säugetierresten. Die Serie der beiden erstern Forscher, auf welcher die Angaben von J.-B. Greppin und Rütimeyer ') beruhen, ging nachmals in den Besitz des Basler Museums über, diejenige von Pagnard liegt in der Sammlung von St. Immer. Ein Fundstück kam, wohl durch Mathey, ins eidgenössische Polytechnicum. Der Bolus von Moutier hat eine lebhaft zinnoberrote Farbe, die ich an keinem der andern Fundpunkte beobachtet habe; dieselbe teilt sich oberflächlich auch etwas dem sonst hellgelben Knochen und Dentin mit, sodass die Fundstücke sich bei einiger Aufmerksamkeit ganz wohl von solchen von ähnlicher Facies aus den Egerkinger Spalten unterscheiden lassen. Der Schmelz der Zähne ist hell- braun. Die Knochen bildeten stellenweise, wie diverse Handstücke belegen, eine eigentliche Breccie mit ziemlich hartem, etwas sandigem Bindemittel. Herr Dr. Ed. Greppin ist so freundlich gewesen, mich an die alte Fundstätte zu führen. Sie liegt Siegfriedblatt 107, 64 mm. S., 63 mm. W., ungefähr auf Curve 800. Der seit langen Jahren brachliegende Steinbruch ist zum Teil über- wachsen, doch lässt sich an mehreren Punkten der Bolus noch heute beobachten; an einem derselben fanden sich einige Knochenspuren. Pruntrut. Gaudin und De la Harpe berichten in ihrer geologischen Ein- leitung zur ersten Arbeit von F.-J. Pictet (1855—1857, pag. 24), dass, nach einer Mitteilung von Thurmann, in der Umgebung von Pruntrut im Bohnerzgebilde wiederholt Wirbeltierreste bemerkt, aber nicht weiter beachtet worden seien. So viel mir bekannt, sind aus diesem Gebiet seither nie Funde gemeldet worden. Delsberger Tal. In dem mächtigen, im Interesse der technischen Aus- beutung allenthalben angebohrten Bohnerzgebilde des Delsberger Tales sind nur ') L. Rütimeyer 1862, pag. 5. — J. B. Greppin, Essai geologique sur le Jura suisse 1867, pag. 122. — J. B. Greppin, Description geologique du Jura bernois et de quelques distriets adjacents. Maleriaux pour la carte geologique de la Suisse. SM® Jivr. 1870, pag. 158. — L. Rütimeyer 1890, pag. 3. — L. Rollier, Deuxieme supplement ä la description geologique de la partie jurassienne de la feuille VII etc. Materiaux pour la carte geologique de la Suisse. 38 me ]ivr. 1898, pag. 102. (Nach Rollier wären auch in der geologischen Landessammlung zu Strassburg Materialien von Moutier; anlässlich eines Besuches, den ich dort machte, war Herr Dr. van Werweke so freund- lich, nach denselben zu suchen; sie fanden sich aber nicht, sodass ich annehme, R's Notiz beruhe auf einem Irrtum). « Die Fundorte. Die Sammlungen. 15 die spärlichen Wirbeltierreste gesammelt worden, welche J. B. Greppin in seiner Arbeit von 1855!) erwähnt. Im Felde Pertuja, südlich von Courrendlin?) (Siegfriedblatt 95) sind im Jahre 1852 in der Tiefe von 42 Meter in einer gelben Erde (terre jaune ä «ils), die das Bohnerz unmittelbar überlagert und das marine Oligocaen unterteuft, einige Knochen gefunden worden, worunter ein wohlerhaltenes Calcaneum, das F.-J. Pictet einem echten Palaeotherium von der Grösse des P. crassum zuwies’°). In der Combe derriere Savre, östlich von Seprais (Siegfriedblatt 91), wurden gleichfalls anfangs der fünfziger Jahre, in einer Tiefe von 25 Meter ein Stück Langknochen eines mittelgrossen Säugetieres und einige weitere Knochenfragmente gefunden, die indes H. v. Meyer, dem sie Greppin mitteilte, für unbestimmbar erklärte. Die genaue stratigraphische Provenienz dieser Knochen ist überdies un- sicher; nach Greppin entstammten sie einem rötlich grauen Ton, der in genannter Tiefe unmittelbar über dem Bohnerz angeschnitten wurde, während Quiquerez ‘) versichert, sie seien im abgerutschten Material des hangenden (das oligocaene und jüngere Sedimente umfasst) aufgelesen worden. In der miniere Paravicini, nörd- lich von Develier dessus (Siegfriedblatt 94) wurde von einem Arbeiter im obern Teil des Bohnerzgebildes ein Knochen gefunden. Endlich kamen im puits des Kohler’schen Besitztums, südlich von Delsberg, am Wege nach Courrendlin (Sieg- friedblatt 95) zwei Crocodilierzähne, ein kleiner Molarzahn eines omnivoren Säuge- tieres°?) und kleine Knöchelchen, die auf Batrachier bezogen wurden, zum Vorschein. Diese Fossilien lagen indes nicht im eigentlichen Bohnerzgebilde, sondern in der sogenannten Raitsche‘), einer Bank von Süsswasserkalk, die an verschiedenen Punkten des Delsberger Tals sich dem obern Teil des Bohnerzgebildes eingeschaltet; an der Fundstelle war sie noch von 14 Meter gelber Erde überlagert. Es ist dies !) J. B. Greppin, Notes geologiques sur les terrains modernes, quaternaires et tertiaires du Jura bernois et en partieulier du val de Delemont. Neue Denkschriften der allgemeinen schweize- rischen Gesellschaft für die gesammten Naturwissenschaften. Bd. XIV. 1855, pag. 53 fi. 2) Siehe auch Quiquerez in Rollier, Deuxieme supplement & la description geologique de la partie jurassienne de la feuille VII. Materiaux pour la carte geologique de la Suisse. 38W° livr. 1895, pag. 81—82. ®) Gfr. Pietet 1855—1857, pag. 24. #) In Rollier 1. ce. pag. 77. 5) Cfr. Pictet 1855—57, pag. 24. °) Nach Rollier 1. ec. pag. 115 enthält die Raitsche Mollusken, die dem Niveau des calcaire de Brie, also dem Unteroligocaen oder Sannoisien angehören. In diesem Fall würden die ihr ent- stammenden Wirbeltierreste nicht mehr in den Rahmen der vorliegenden Arbeit gehören. 16 Stehlin, Eocaene Säugetiere. der einzige in der Litteratur verzeichnete Fund von eocaenen Wirbeltierresten im Gebiet der Schweiz, der nicht im Bohnerzgebilde sensu strietiori gemacht worden ist. In seiner spätern Arbeit von 1867!) erwähnt Greppin, pag. 122, auf seine früheren Angaben zurückweisend, Knochen von Palaeotherium aus den „argiles siderolithiques“ von Courrendlin und Develier dessus und pag. 123 präciser „Palaeo- therium erassum und Palaeotherium medium“ von der letztgenannten Localität, aber ohne mitzuteilen, ob inzwischen zu den seinerzeit aufgeführten Materialien noch weitere hinzugekommen seien und wodurch das hier zum erstenmal genannte P. medium belegt ist. Als Wirbeltierreste aus der Raitsche des Delsberger Tals werden jetzt blos einige Zähne von „Crocodilus Hastingsiae Owen“ eitiert; von dem Säugetierzahn und den Batrachierknochen ist nicht mehr die Rede. Die angeführten Documente lagen alle in der Privatsammlung von J.-B. Greppin, welche nachmals in den Besitz der elsässischen geologischen Landes-Anstalt über- gegangen ist; leider sind sie, wie Erkundigungen in Strassburg ergaben, nicht mehr aufzufinden. !) L. e. sub Moutier. Gleichlautend 1870 ibidem. pag. 158—159. Chasmotherium Cartieri. 17 Chasmotherium Cartieri Rütimeyer 1862 von Egerkingen. Lophiodon buchsovillanus Rütimeyer 1862 (nec Cuvier) pro parte, scl. Fig. 38, pag. 50. Lophiodon Cartieri Rütimeyer 1862, Fig. 40—41, pag. 52—53 und 1891, Tafel 1, Fig. 10, a, b; pag. 29. Lophiodon spec. Rütimeyer 1862, Fig. 45—47, pag. 53—54. Chasmotherium Cartieri Rütimeyer 1862, Fig. 70—72, pag. 63—67. Lophiodon annectens Rütimeyer 1891, Tafel I, Fig. 11, 12a—b, 13a—b; pag. 26—28. Propalaeotherium isselanum Rütimeyer 1891 (nee Gervais) pro parte, sel. Tafel III, Fig. 7a—c (nec d) pag. 34.!) Lange Vergleichungen und Erwägungen haben mich zu dem Ergebniss geführt, dass die Zähne, welche Rütimeyer 1862 unter den Bezeichnungen „Lophiodon Car- tieri“ und „Chasmotherium Cartieri“ besprochen hat, sowie einer, den er damals „Lophiodon spec“ (Fig. 45—47) nannte, und einer, den er zu „Lophiodon buchso- villanum“ (Fig. 38) rechnete, ein und demselben Tiere angehören; und dass diesem von den 1891 neu besprochenen Fundstücken nicht nur die als „Lophiodon Car- tieri“ bestimmten, sondern auch die als „Lophiodon annectens n. spec“ bezeich- neten zuzuweisen sind. Wir müssen in der Synonymik auch noch „Propalaeotherium isselanum Rüt. pro parte“ aufführen, da die Typuszähne von Chasmotherium, nebst einem weiteren hieher gehörigen in der Arbeit von 1891 irrigerweise diesem ziem- lich fern stehenden Perissodactylen zugeschrieben worden sind. Der Vollständig- keit halber muss endlich ausserdem noch erinnert werden, dass Rütimeyer 1888 (pag. 27) vorübergehend eben diese Fundstücke einem Suiden zugeschrieben und dass er damals sein nachheriges Lophiodon annectens dem von Filhol für einen oligocaenen Tapiriden aufgestellten Genus Protapirus zugewiesen hat. !) Ich führe in der Synonymik unter der Kapitelüberschrift jeweils nur diejenigen Namen an, deren sich die Bearbeiter der Materialien von dem betreffenden schweizerischen Bohnerzfundort bedient haben. Für die übrigen Synonyme sind die Kapitel nachzuschlagen, die vom sonstigen Vorkommen und von der systematischen Stellung der Art handeln. 5) Öo 18 Stehlin, Eocaene Säugetiere. Das Tier, das schon unter so vielerlei Namen figuriert hat, zeigt in einzelnen Elementen seiner Backenbezahnung weitgehende Uebereinstimmung mit Lophiodon, weicht aber in anderen so beträchtlich von demselben ab, dass es als Repräsentant eines besondern Genus betrachtet werden muss. Nach den Prioritätsregeln kommt ihm der Genusname „Chasmotherium“ und — zufälligerweise mit doppeltem Recht — der Speciesname „Cartieri* zu. Die Umgrenzung der Art, welche ich nach und nach in der hiesigen Sammlung durchgeführt hatte, hat sehr willkommene Bestätigungen erfahren; einmal dadurch, dass Herr Deperet ') auf Grund eines analogen Materiales aus dem Bohnerzgebilde von Lissieu am Mont d’or zu genau denselben Ergebnissen gelangt ist; sodann durch die Vergleichung von diversen Resten einer nahe verwandten Art aus dem Süsswassermergel von Argenton, von der weiter unten die Rede sein wird. Für die Begründung meiner Ansichten und für alles Detail verweise ich auf die folgende Beschreibung der einzelnen Fundstücke. Maxillarreihen. Basel Ea. 1. Fragment der rechten Maxilla mit M—D,. — M, Aussenwand- länge 0,020, Breite vorn (am Parastyle) 0,020. D, Aussenwandlänge 0,018, Breite vorn 0,018. D, Aussenwandlänge 0,017, Breite vorn ca. 0,0155, Breite hinten 0,016. Schmelz schwarzgrau, aus grauem Mergel. Rütimeyer 1862, Figur 40, Tab. II, pag. 52—53. — Tafel I, Figur 19, 19a. Diese Maxillarreihe ist der Typus des Lophiodon Cartier. Rütimeyer hat die drei Zähne 1862 als M, —D, gedeutet und an seiner Ansicht noch 1891 (pag. 25) festgehalten, nachdem inzwischen Kowalevsky (Anthr. 1873 pag. 213 Anm.) sich dahin ausgesprochen hatte, es könnte sich eventuell auch um eine aus Molaren und Praemolaren zusammengesetzte Reihe oder um M,—D, handeln. Eine oft wiederholte Vergleichung des gesamten im folgenden aufgeführten Zahnmaterials lässt mir keinen Zweifel darüber, dass die letztere Vermutung Kowalevsky’s das richtige trifft; wir haben es mit dem vordersten Molaren und den zwei hintern Milehzähnen zu tun. ') Gfr. Ch. Deperet, Etudes paleontologiques sur les Lophiodons du Minervois. Archives du musdcum d’histoire naturelle de Lyon, tome IX 1903 pag. 41 u. 44. Chasmotherium Cartieri. 19 Zunächst geht aus dem Usurgrad der Zähne, der vom vordersten zum hin- tersten abnimmt, hervor, dass jedenfalls keine Praemolaren im Spiele sind. Sodann ist, wie Rütimeyer mit Recht betont hat, die Deutung M,—M, durch die Gestalt des hintersten derselben so gut wie ausgeschlossen; mag sich auch M, bei Chasmo- therium wie bei Lophiodon, gelegentlich dem Typus der vordern Molaren sehr nähern (cfr. Fig. 10, Tafel I), so ist es doch höchst unwahrscheinlich, dass er denselben je so rein vorführt, wie der in Rede stehende Zahn. Auch die Stellung, die dieser gegenüber dem teilweise erhaltenen Jochbogenvorsprung (s. unsere Figur 19) ein- nimmt, wäre eine für den M, einer Eocaenform durchaus ungewöhnliche. Dem- gemäss steht also zunächst fest, dass wir es mit einer aus Molaren und Milch- zähnen combinierten Reihe zu tun haben. Die weitere Entscheidung, dass es sich um M,—D, und nicht, wie Rütimeyer glaubte, um M,—D, handelt, ergiebt sich aus der Kronenhöhe der drei Zähne, aus ihrer Grösse und aus dem Umriss des vordersten derselben. Auf das erstere Moment hat schon Kowalevsky mit Recht Gewicht gelegt. Während die Kronen der beiden vordern Zähne ceteris paribus so ziemlich die gleiche Höhe haben, ist diejenige des hintersten entschieden etwas höher; die Grenze zwischen Molar- und Milchgebiss ist also vor diesem und nicht vor dem mittlern zu ziehen. Dieser Schluss wird dadurch unterstützt, dass die Dimensionen des hintersten Zahns im Vergleich zu den vorhandenen M, eher die eines M, als die eines M, sind. Und endlich spricht in gleichem Sinne auch der Umstand, dass der vorderste Zahn merkliche Abweichungen vom Molarentypus aufweist, während D, bei Formen, die in der Molarisierung des Praemolargebisses so weit fortgeschritten sind, wie die vorliegende. sich gar nicht mehr von Molaren zu unterscheiden pflest. Ich habe das wichtige Document in unseren Figuren 19, 19a Tafel I noch- mals abgebildet, weil die Darstellung bei Rütimeyer (namentlich seine Figur 40) nicht in jeder Hinsicht befriedigt. Man beachte, dass die Kaufläche dem jugend- lichen Alter des Individuums entsprechend eine convexe Linie beschreibt, sodass Figur 19 blos D, direct von unten, M, und D, dagegen in etwas schiefer Ansicht wiedergiebt; ferner dass alle drei Zähne etwas beschädigt sind; an M, ist das Inneneingulum weggebrochen; D, ist, namentlich in der Vorderhälfte, von einigen Sprüngen durchzogen, längs welchen die einzelnen Stücke sich etwas verschoben haben; an D, hat das Vorjoch sein Inneneingulum und der vordere Teil der Aussen- wand (Parastyle inbegriffen) den Schmelzbelag und vielleicht auch etwas vom Dentingerüste eingebüsst. 20 Stehlin, Eocaene Säugetiere. M, hat bei mässig schief gestellter Aussenwand und annähernd quadratischem Umriss ungefähr die Gestalt eines Molaren von Lophiodon rhinocerodes in Miniatur (cfr. Tafel III, Figur 2), nur ist der vordere Aussenhügel etwas weniger stark und das Parastyle dafür vergleichsweise kräftiger. Der hintere Teil der Aussenwand ist stark abgeplattet und der hintere Aussenhügel in ihm nur durch eine sehr schwache Convexität markiert. Die Querjoche treten genau in derselben Weise wie bei Lophiodon mit der Aussenwand in Beziehung); das vordere trifft die Kante derselben in der Tiefe des Einschnittes zwischen vorderm Aussenhügel und Para- style, das hintere ein ziemliches Stück (am vorliegenden Zahn 3 mm.) vor der Spitze des hintern Aussenhügels. Die ganze Krone mit Ausnahme des Parastyles wird von einem scharfen continuierlichen Cingulum umzogen. D, unterscheidet sich von M, nur durch die etwas geringere Höhe seiner Krone und durch sein etwas schwächeres Parastyle. D, zeigt die nämlichen Abweichungen und dazu noch weitere. Die Vorder- hälfte ist im Vergleich zur Aussenwandlänge transversal schmäler, das vordere Joch etwas gebogener als an M, und D,. Der Zuschnitt der Aussenwand nähert sich, wie diess bei den vordern functionell den Praemolaren entsprechenden Milch- zähnen die Regel ist, mehr demjenigen von P, und P,, indem der hintere Aussen- hügel sich durch eine stärkere Convexität markiert, doch sind die planen Felder vor und hinter derselben im ganzen an D, etwas ausgedehnter als an letzteren, Immerhin variieren die Praemolaren, wie wir sehen werden, in der in Rede ste- henden Beziehung merklich und Exemplare wie die in Figur 2 und 5 Tafel I abgebildeten stehen, was Modellierung der Aussenwand anbelangt, D, sehr nahe. An allen drei Zähnen ist die Innenwurzel auf der Lingualseite durch eine tiefe Rinne in eine grössere vordere und eine schwächere hintere Hälfte geteilt; der Stärkenunterschied zwischen diesen beiden Hälften schwächt sich von M, zu D, etwas ab. Vom Maxillarknochen ist nur ein kleines Stück erhalten. Man sieht, dass sich die Gaumenfläche vom Alveolarrand gegen die Mitte zu hebt und dass sich der Jochbogenvorsprung über M, in der Wangenfläche verliert. ') Osborn (What is Lophiodon? American Naturalist 1892 pag. 763 ff.) irrt, wenn er in diesem Punkte Differenzen zwischen den verschiedenen von Rütimeyer zu Lophiodon gerechneten Formen glaubt aufzeigen zu können. Ich kann auch nicht mit diesem Autor finden, dass in der Verbindung von Aussenwand und (Querjochen ein sehr tiefgreifender Unterschied zwischen Lophiodon und Tapir besteht; das Nachjoch setzt sich allerdings bei letzteren etwas näher bei der Spitze des hintern Aussenhügels an — an M, läuft es zuweilen direct auf dieselbe zu — aber das Vorjoch verhält sich doch bei beiden Formen genau gleich. Chasmotherium Cartieri. 31 Basel Ea. 242. Fragment der rechten Maxilla mit D,—D,. — D, Aussenwand- länge 0,016, Breite vorn 0,015. — D, Aussenwandlänge ca. 0,016, Breite hinten 0,014. — Facies«e. Figur 11, 11a, Tafel I. Das Fundstück rührt von einem etwas schwächern Individuum her als Ea. 1. Die Deutung der beiden Zähne als D,—D, ergiebt sich aus der Vergleichnng mit . diesem und mit der Praemolarreihe Ea. 5. wie mir scheint mit völliger Sicherheit. D, zeigt die nämlichen Eigentümlichkeiten wie an Ea. 1.: Vorderhälfte trans- versal relativ schmäler als an M und D,, Vorderinnenecke der Krone demgemäss stark abgerundet, vorderes Joch ziemlich gebogen, Parastyle klein, hinterer Aussen- hügel ziemlich convex. Die Gestalt des D, weicht bedeutend mehr von der eines Molaren ab. Die vordere Innenecke ist derart eingezogen, dass der Kronenumriss eher ein Dreieck als ein Viereck bildet. Zugleich ist die Aussenwand wesentlich anders gestaltet. Sie zeigt keinen namhaften Einschnitt, sondern erhebt sich ungefähr in der Mitte ihrer Erstreckung in eine Hauptspitze, welche das Aequivalent des vordern Aussen- hügels der Molaren darstellt und von welcher sich schneidende Kanten nach vorn und nach hinten absenken. In der Hinterkante ist, etwa auf halbem Weg zwischen Hauptspitze und Zahnende eine kleine Nebenspitze markiert, welche dem hinteren Aussenhügel des Molaren entspricht; dieser hat sich hier also erst sehr unvoll- kommen von seinem vordern Nachbarn abgegliedert. In der Vorderkante, auf halbem Weg zwischen Hauptspitze und Parastyle, ist an dem vorliegenden Zahn ebenfalls eine kleine Nebenspitze bemerkbar, die Vergleichung mit andern Exem- plaren lehrt aber, dass dieselbe accessorisch ist. Die Aussenfläche der Aussenwand zeigt in toto eine Convexbiegung, in welche dadurch eine Wellenbewegung kommt, dass sich die Convexität unter den verschiedenen Spitzen — je nach der Bedeu- tung derselben mehr oder weniger — steigert. Das Parastyle, am vorliegenden Zahn beschädigt, ist sehr klein. Von den Jochen verläuft das hintere wenig schief und geradlinig, das vordere dagegen, dem Umriss folgend, sehr schief und in aus- gedehntem Bogen. Ihr Anschluss an die Aussenwand gestaltet sich im Zusammen- hang mit der abweichenden Structur dieser letztern etwas anders als an Molaren. Die Anschlussstelle des Nachjoches befindet sich zwar, wie an diesen, satt vor der hintern Aussenwandspitze, aber gleichzeitig — da dieser hintere Teil der Aussenwand nur kümmerlich entwickelt ist — näher beim Hinterrand des Zahnes. Diejenige des Vorjoches liegt zwar, wie an Molaren, satt hinter dem Parastyle, aber in grösserer Entfernung von der Spitze des vordern Aussenhügels, der hier € [E= Stehlin, Eocaene Säugeliere. beträchtlich weiter vom Parastyle absteht. Das Basalcingulum ist in gleicher Weise wie an den hintern Zähnen entwickelt. Die geschilderte Structur des D, ist sehr beachtenswert. Der Zahn weicht in seinem Grundplan nicht unwesentlich ab von seinem Homologon bei Tapir und Lophiodon (s. unten Figur IV im Text), stimmt dagegen auffallend überein mit dem D, von Rhinoceros. Bei jenen ist die Aussenwand aus zwei gleichwerti- gen Haupthügeln zusammengesetzt, die von einander durch einen tiefen Einschnitt getrennt sind; bei Rhinoceros!) ist sie ungeteilt; Spitze und Falte, welche den vor- dern Aussenhügel markieren, befinden sich in der Mitte ihrer Erstreckung, anstatt sich, wıe an hintern Milchzähnen und Molaren, satt an das Parastyle und die An- satzstelle des Vorjoches anzuschliessen ; der hintere Aussenhügel ist nur als schwache Erhebung im hintern Verlauf der Aussenwand angedeutet. Und dazu kommt, dass auch bei Rhinoceros das Nachjoch auffällig kurz und transversal gestellt, das Vor- joch vergleichsweise gedehnt und bogenförmig ist. Wir werden unten sehen, dass auch die viel augenfälligeren Eigentümlichkeiten der untern Milchzahnreihe von Rhinoceros sich bei Ohasmotherium wiederholen. Der Maxillarknochen war an dem vorliegenden Fundstück nicht präparierbar. Basel Ea. 16. Fragment der rechten Maxilla mit M.—D, (defect). M, Aussen- wandlänge 0,020, Breite vorn ca. 0,0195. Facies «. R M,, stellenweise beschädigt, stimmt vollständig mit seinem Homologon in der Reihe Ea. 1. überein, auch im Usurgrad. Von D, ist blos ein Teil des Dentin- gerüstes erhalten. Maxillarknochen schlecht erhalten. Basel Ea. 5. Fragment der linken Maxilla mit P,—P,. — P, Aussenwand- länge 0,017, Breite vorn (am vordern Aussenhügel gemessen) 0,0195, Breite hinten 0,0205. — P, Aussenwandlänge 0,016, Breite vorn 0,0175, Breite hinten 0,0185. — P, Aussenwandlänge 0,013. — Schmelz schiefergrau, aus grauem Mergel. Rütimeyer 1891, Fig. 11, Tafel I, pag. 26 ff. — Tafel I, Figur I, la. Diese Reihe ist der Typus des Lophiodon annectens. Dass die drei Zähne der nämlichen Gebisscategorie angehören, ergibt sich ohne weiteres aus ihren Usuren, dass sie als Praemolaren zu deuten sind — wofür sie auch Rütimeyer hielt — aus dem stark quergedehnten Umriss der beiden hintern derselben. ') Cfr. e. gr. Blainville, Rhinoceros Pl. VIII „Rhinoceros javanus“, links unten. [SS Chasmotherium Cartieri. Gaudry '), welcher die Ansicht geäussert hat, es handle sich um die Milchzahn- reihe eines echten Lophiodon, scheint durch die nicht sehr glückliche Abbildung bei Rütimeyer irregeführt: worden zu sein; ich ersetze dieselbe deshalb durch eine genauere. An den hintern Milchzähnen eines echten Lophiodon wären a priori viel weniger tapiroide Aussenwände, als die der vorliegenden Zähne zu erwarten. Überdies kennen wir die Milchzähne von Lophiodon sowohl als von Chasmotherium und können ad oculos demonstrieren, dass sie von den letztern stark abweichen. Rütimeyer deutete die drei Zähne im speciellern als P,—P, und nahm an (pag. 28), mit dem letztern habe die Backenzahnreihe nach vorn abgeschlossen. In ersterm Punkte pflichte ich ihm durchaus bei, nicht dagegen in letzterm. Der vorderste Zahn erweckt durch seinen Umriss allerdings sehr den Eindruck, er sei endständig und zeigt an seinem Parastyleende auch keine Berührungsusur. Unter- sucht man aber den ihn etwas überragenden Maxillarknochen genauer, so bemerkt man eine verticallauferde Rinne, welche nichts anderes sein kann, als die Hinter- wand einer Alveole; und zwar kann diese Alveole nach Richtung und Dimensionen nur auf einen P, bezogen werden und nicht etwa auf einen satt an P, gerückten Caninen, der ohnehin eine höchst ungewohnte Erscheinung wäre. Es unterliegt also keinem Zweifel, dass Chasmotherium Cartieri im Gegensatz zu sämtlichen bekannten Arten des Genus Lophiodon im Oberkiefer noch vier Praemolaren besass. Wir werden unten sehen, dass eine zweite Chasmotheriumart — Ch. minimum — sich analog verhält. Gerade die Spur eines vierten Praemolaren vor den drei erhaltenen, ist nun aber auch der unanfechtbarste Grund für die Deutung dieser letztern als P,—P, ; ohne dieses Argument wäre es nicht ganz leicht der Einwendung zu begegnen, es könne sich auch um P,—P, handeln; man müsste sich in der Hauptsache auf das Grössenverhältnis, in dem die Zähne zu den vorhandenen Molaren stehen, und auf den relativen Grad ihrer Complication im Vergleich zu den entsprechenden Milchzähnen berufen. Alle drei Zähne haben mit den Molaren und Milchzähnen das die Krone rings umziehende Basaleingulum gemein. P, zeigt die Aussenwandsculptur des gleichziffrigen Zahnes von Lophiodon: Zwei ziemlich gleichwertige Haupthügel und ein kleines Parastyle. Die erstern 1) Gaudry, La dentition des ancetres de nos Tapirs. Bulletin soc. geol. de France. Tome AXXV. 1897, pag. 318. 34 Stehlin, Eocaene Säugetiere. sind stark convex und drängen die an Molaren dominierenden planen Partien der Aussenfläche auf ein Minimum zusammen. Die Querjoche verlaufen nahezu trans- versal und ziehen sich, in Form von etwas nach rückwärts gebogenen Falten vorn innen an den entsprechenden Aussenhügeln empor, um — entgegen der Angabe Rütimeyers — erst an der Schneide der Aussenwand zu enden, das Vorjoch etwas weiter von der Spitze des vordern Aussenhügels entfernt als das Nachjoch von der Spitze des hintern. Von den Spitzen der Innenhügel ziehen sich nach hinten aussen obtuse Falten hinab, die übrigens auch an jedem Molaren von Chasmo- therium oder Lophiodon zu sehen sind, aber hier besonders auffallen, weil ihnen die Usur folgt. Der Innencontour des Zahnes verläuft etwas schräg, da die Vorderhälfte transversal schmäler als die Hinterhälfte ist. Wir werden unten sehen, dass diese Eigentümlichkeit bei P, nicht constant ist. P, sieht P, im grossen und ganzen sehr ähnlich. Die Krone ist etwas weniger in die Quere gedehnt, der Breitenunterschied zwischen Vorder- und Hinter- hälfte noch etwas accentuierter, der Vordercontour schiefer, das Parastyle schwächer. Die Aussenenden der Querjoche brechen an der Basis der Aussenwand abrupt ab, anstatt an ihr bis zur Schneide emporzusteigen. Rütimeyer hat auf diese Eigen- tümlichkeit, die er mit Unrecht allen hintern Praemolaren zuschrieb, bei der Um- grenzung seines Lophiodon annectens grosses Gewicht gelegt; allein der Umstand, dass sie an P, des nämlichen Individuums, welches sie an P, aufweist, fehlt, lehrt zur Genüge, dass ihr nur eine ganz untergeordnete Bedeutung zukommt. Je fort- geschrittener das Individuum in der Molarisierung seines Praemolargebisses ist, desto mehr zeigen diese Jochenden die Tendenz, sich bis an die Aussenwand- schneide zu verlängern. P, zeigt in Bezug auf Grösse und Complication eine sehr auffallende Ab- weichung von P,, wie man sie sonst nur etwa zwischen P, und P, zu beobachten gewohnt ist. Lägen die beiden Zähne nicht an einem völlig intacten Maxillare in situ vor, so würde man unwillkürlich nach einem vermittelnden Gliede suchen, das sich zwischen sie einschieben liesse. Der Umriss des Zahnes ist oval, hinten etwas breiter als vorn. Die Aussen- wand wird von einem nicht weiter gegliederten länglichen, stark convexen und ziemlich dicken Haupthügel gebildet, dem ein schwaches Parastyle vorgesetzt ist. Vorn innen zieht sich schräg zwischen Aussenwand und Inneneingulum ein langer, niedriger, transversal compresser Hügel hin, der dem Vorjoch der hintern Prae- molaren entspricht ; sein Vorderende ist frei, aber etwas hinterhalb desselben sendet er ein schwaches Brückchen nach der Aussenwand hinüber; sein Hinterende ver- Chasmotherium Cartieri. 95 wächst mit dem Inneneingulum. Hinten innen scheint sich als Aquivalent des Nachjoches ein kürzerer, mehr quergestellter Grat von der Aussenwand nach der hintern Innenecke gezogen zu haben; er ist aber durch die Usur grösstenteils abgetragen. Das Parastyle zeigt auf seiner Vorderseite eine ganz schwache Falte und eine zarte Andeutung des Cingulums. Der Zahn hat einige oberflächliche Ähnlichkeit mit dem P, von Palaeotherium, aber die Aussenwand ist convexer, das Parastyle stärker und die Structur der Innenseite doch eine wesentlich abweichende. Die Innenwurzeln von P, und P, sind auf der Lingualseite, wie diejenigen der Molaren und Decidui, durch eine Rinne in zwei Hälften geteilt, von denen aber hier deutlich die hintere die stärkere ist. Die Innenwurzel des P, ist ein- fach und sitzt ganz unter der hintern Innenecke, wohl noch mit der hintern Aussenwurzel verwachsen. Vom Maxillarknochen ist ein merkwürdig vertical gestelltes Stück der Wangenfläche mit dem Foramen infraorbitale über Mitte P,, sowie ein Teil der Gaumenfläche erhalten. Die letztere weicht stark und von P, nach P, zu in immer steigendem Masse, über den Alveolarrand nach oben zurück, sodass also die Zahn- reihe ihr auf hohem Sockel aufgepflanzt zu sein scheint. Die langen Aussen- wurzeln treten, wie man aus Figur 1a ersieht, in der Wangenfläche frei zu Tage; zwischen ihnen sind bedeutende Vertiefungen markiert. — In situ mit Molaren vom Typus „Lophiodon Cartieri* sind nun freilich Prae- molaren wie die vorliegenden bisher nicht zum Vorschein gekommen und insofern hat ja die von uns des bestimmtesten befürwortete Vereinigung beider Categorien von Documenten etwas hypothetisches an sich. Allein die Gründe, welche für dieselbe sprechen, sind wie mir scheint, gleichwohl ausschlaggebend. Zunächst sind die Dimensionen völlig analoge; sodann beobachten wir hier wie dort ein auffälliges Structurdetail: das continuierliche Basaleingulum; endlich ist die Zahl der gefundenen Praemolaren und Molaren, wie man aus nachstehendem Verzeichnis ersieht, ungefähr die gleiche, während, was an abweichenden Molaren und Prae- molaren, von Lophiodontoiden ähnlicher Grösse vorkommt, nur in vereinzelten Spuren vertreten ist. Und warum sollen denn eigentlich die beiden Rubriken von Zähnen nicht zusammengehören? Rütimeyer legt 1. c. pag. 26 ff. dar, warum die soeben besprochenen Zähne nicht als Milchzähne zu L. Gartieri gehören können; warum er darin aber nicht die Praemolaren dieser Form erblieken will, führt er 4 36 Stehlin, Eocaene Säugetiere. nicht aus. Er glaubte allerdings in Fig. 12 seiner Tafel I auch Molaren des „L. annectens“ vorlegen zu können; die dort dargestellten Fundstücke gehören indess gleichfalls zum Praemolargebis. Zum Schluss darf auch noch daran erinnert werden, dass bisher niemand Anstand genommen hat, die in einem ganz analogen Verhältniss zu einander stehenden oberen Molaren und Praemolaren des Chasmotherium minimum von Argenton (s. unten) mit einander zu vereinigen, obwohl sie auch noch nie in situ gefunden worden sind. Obere M, . Basel Ea. 11. M, sub. dext. Aussenwandlänge (an der Basis) 0,018, Breite vorn 0,024. Schmelz schwarz, aus grauem Mergel. Tafel I, Figur 9. Der Zahn zeigt die von M, von Lophiodon her wohlbekannte Verkümmerung des hintern Teils der Aussenwand in so extremem Maasse, dass man fast an Rhi- noceros erinnert wird; sogar das Nachjoch steht unter dem Einfluss derselben ; es hat eine schrägere Richtung als an M, und M, angenommen und convergiert daher nach aussen zu beträchtlich mit dem Vorjoch. Der hinter der Ansatzstelle des Nachjoches gelegene Teil der Aussenwand stellt nur noch einen unbedeutenden kleinen Lappen dar. Der Vordercontour biegt sich an seinem Aussenende nach rückwärts, sodass das Parastyle etwas zurückgeschoben erscheint. Basel Ea. 3. M, sup. dext. Aussenwandlänge 0,020, Breite vorn 0,023. Facies «. Rütimeyer 1891, Tafel I, Figur 10b. pag. 25. — Tafel I, Figur 10. Repräsentiert innerhalb des Variationskreises von M, das entgegengesetzte Extrem wie Ba. 11. Der hintere Teil der Aussenwand, obwohl im Vergleich zu M, beträchtlich reduciert, ist noch ziemlich entwickelt und der Kronenumriss dem- entsprechend noch deutlich viereckig. Das Cingulum zeigt sich selbst am Para- style spurweise. Die Usur hat eben erst begonnen und die Schneiden der Joche sind noch in der für Lophiodontoiden typischen Weise nach vorn umgeschlagen. In der Rütimeyerschen Figur war der Verlauf der Aussenwand zu schief darge- stellt, wesshalb ich sie durch eine neue ersetze. Chasmotherium Cartieri. 97 Basel Ea.2. M, sup. dext. Keim. Aussenwand 0,021, Breite vorn 0,025. Schmelz grauschwarz. Rütimeyer 1862, Tab. III, Fig. 38, pag. 50. Tafel I, Figur 17. Rütimeyer hat diesen Zahn mit dem kleinen Lophiodonmolaren, den wir Tafel II, Figur 11 wieder abbilden, identificiert und beide zu L. buxovillanum gerechnet. Die Dimensionen wie der Habitus desselben lassen indess keinen Zweifel darüber, dass diese Vereinigungen irrig sind und dass wir es mit einem M, von Chasmotherium zu tun haben. Von Ea. 11 und Ea. 3 unterscheidet sich das vor- liegende Exemplar durch die stärkere Entwicklung seines Parastyles; in Bezug auf Reduction des hintern Teils der Aussenwand hält es die Mitte zwischen ihnen. Das Aussencingulum erleidet am vorderen Aussenhügel, wo es immer eine schwache Stelle hat, eine kleine Unterbrechung. Basel Ea. 12. M, sup. dext., beschädigt. Schmelz blaugrau, aus graugelbem Mergel. Kommt Ea. 11. nahe, zeigt aber etwas weniger starke Reduction der hintern Aussenecke und etwas geringere Dimensionen. Basis ringsum defect, Parastyle weggebrochen. | Basel Ea. 42. M, sup. dext., beschädigt. Aufschluss ß. In Grösse und Structur Ea. 12 sehr ähnlich. Parastyle klein, weniger zurückgeschoben. Basis ringsum beschädigt. Basel Ea. 43. M, sup. sin., Fragment. Aufschluss ß. Vorderhälfte eines Zahnes, ganz wie Ha. 42. Oberer, und 2M.. Basel Ea. 15. M, sup. sin., beschädigt. Aussenwandlänge ca. 0,023, Breite vorn am Parastyle gemessen ca. 0,023. Facies «. Ein grosser Teil der Krone hat den Schmelzbelag eingebüsst. Der hinter dem vordern Aussenhügel gelegene Teil der Aussenwand ist noch gestreckter und abgeplatteter, als an den M, in Ea. 1 etc. und zugleich etwas schiefer gestellt. Basel Ea. 20. M, sup. sin., Fragment. Facies «. Wie Ea. 15. Hinterhälfte eines schwach angebrauchten Zahnes. 28 Stehlin, Eocaene Säugetiere. Basel Ea. 18. M, sup. dext. Fragment. Schmelz schwarz, aus grauem Mergel. Vorderhälfte eines wenig usierten Zahnes. Stimmt nach Grösse und Structur mit Ea. 15 überein. Aussencingulum am vordern Aussenhügel kurz unterbrochen. Da alle diese drei Exemplare von M,, welche mir vorliegen, beschädigt sind, überlasse ich es Herrn Deperet, der in diesem Punkte besser versehen ist, den Zahn abzubilden. Basel Ea. 4. M, sup. sin. Keim, beschädigt. Aussenwandlänge 0,0215, Breite vorn 0,020. Facies «e. Rütimeyer 1891 Tafel I, Fig. 10a pag. 25. Stimmt nahe mit dem M, in Ea. 1 überein. Das Cingulum ist hinten und hinten innen defect, in Rütimeyers Figur etwas zu schwach ergänzt, was zur Folge hat, dass das Hinterende der Aussenwand mehr nach hinten überzuhängen scheint, als tatsächlich der Fall ist. Die Joche zeigen die für den Keim characteristischen nach vorn umgeschlagenen Ränder und erscheinen, da diese Umschlagung in der Mitte etwas stärker ist, gebogener, als an bereits angebrauchten M,, wie der in Ea. 1. Der Schmelz ist wie an allen Keimzähnen aus Bolus völlig matt und glanzlos. Rütimeyer hat den Zahn 1891 zu L. Cartieri gerechnet. L Basel Ea. 14. M, sup. dext., Keim. Aussenwandlänge 0,020, Breite vorn 0,020. Facies «. Tafel I, Figur 8. Ähnlich dem M, in Ea. 1 und Ea. 4, aber Parastyle etwas schwächer. Das Cingulum zeigt am hintern Innenhügel eine ganz kurze Unterbrechung; hinten aussen, wo es am Original beschädigt ist, wurde es in der Figur ergänzt. Joch- kanten und Schmelz zeigen das gleiche Verhalten wie bei Ea. 4. Zofingen 5692. M, sup. dext. Etwas beschädigt. Aussenwandlänge 0,020, Breite vorn ‚ca. 0.020. Facies «. Schwach angebraucht, wie Ea. 14. Olten Q. I. 115. M, sup. dext., beschädigt. Facies «. Parastyl abgebrochen. Grösse von Ba. 14, aber Convexität des hintern Aussen- hügels deutlicher markiert; der Kronenhöhe nach gleichwohl als M, und nicht als D, zu deuten. Chasmotherium Gartieri. 39 Basel Ea. 13. M, (?) sup. dext. Aussenwandlänge 0,020, Breite vorn 0,021. Schmelz blaugrau, aus grauem Mergel. Tafel I, Figur 16, 16a. Weicht von dem M, in Ea. 1 durch etwas schwächeres Parastyle, etwas con- vexeren hintern Aussenhügel nach innen zu etwas mehr verjüngten Umriss und ceteris paribus etwas geringere Kronenhöhe ab. Doch beweist der dicke Schmelz- belag, dass ein M und nicht ein D vorliegt. Ich gestehe, dass ich von der Hieher- gehörigkeit dieses und des folgenden Zahnes nicht durchaus überzeugt bin. Basel Ea. 19. M, (?) sup. dext. Fragment. Aussenwandlänge 0,019. Schmelz blaugrau, aus grauem Mergel. Aussenhälfte. Wıe Ea. 13. Obere Praemolaren. Die obern P, bis P,, welche wir an Fundstück Ea. 5 in situ kennen gelernt haben, liegen in diversen isolierten Exemplaren vor, die in ähnlichem Betrage von einander abweichen, wie die oben aufgeführten M,. Man beachte auch in Figur 1, 2, 3, 4, 7 unserer Tafel I die Differenzen in der Usur. Basel Ea. 28. P, sup. dext. Aussenwandlänge 0,0165, Breite vorn (am vordern Aussenhügel gemessen) 0,020, Breite hinten 0,0195. Facies «. Tafel 1, Figur 6. Von dem P, im Ea. 5 durch den mehr rechteckigen Umriss abweichend, sonst sehr ähnlich. Schwach angebraucht. Die kleine Falte hinten innen am vordern Aussenhügel ist accessorisch. Vorjoch und Nachjoch reichen mit sehr schwachen Enden bis an die Kante der Aussenwand. Basel Ea. 27. P, sup. dext., beschädigt. Aussenwandlänge ca. 0,017, Breite vorn 0,019, Breite hinten 0,0195. Facies «. Nahezu identisch mit Ea. 28. Im Vorjoch eine ganz leichte Verdickung, die dem Zwischenhügel entspricht, bemerkbar. Beide Joche mit kräftigen Enden die Aussenwandschneide erreichend. 30 Stehlin, Eocaene Säugeliere. Basel Ea. 21. P, sup. sin. Fragment. Schmelz braungrau, aus Bolus. Tafel I, Figur 4. Der Zahn muss im Umriss ziemlich mit Ea. 28 übereingestimmt haben, war aber etwas grösser. Ich bilde dieses Fragment darum ab, weil es in beiden Jochen — durch Verstärkung einer sonst kaum angedeuteten Kerbe — die Zwischenhügel aufs deutlichste markiert zeigt; Rütimeyer ist (1891, pag. 27) im Irrtum, wenn er sagt, dieses Structurdetail gehe der Egerkinger Form durchaus ab; das vorliegende Document zeigt, dass selbst eine starke Entwicklung desselben im Bereich der Speciesvariation liegt. Das Nachjoch endet hier auf halber Höhe des hintern Aussenhügels ohne die Schneide zu erreichen. Basel Ea. 6. P, sup. dext., beschädigt. Aussenwandlänge 0,0165. Breite vorn ca. 0,019, Breite hinten ca. 0,019. Facies «. Ähnlich Ea. 28; die Joche, in der Mitte etwas mehr eingesenkt, erreichen mit schwachen Enden die Aussenwandschneide. Basel Ea. 40. P, sup. dext. Gerolltes Fragment. Schmelz graubraun, aus Bolus. Innenhälfte eines P, von ähnlichem Umriss wie derjenige in Ea. 5. Im Nach- joch schwache Andeutung des Zwischenhügels. y! ‘ «+ Basel Ea. 23. P, sup. dext. Fragment. Schmelz grau, aus grauem Mergel. Aussenwand, ähnlich Ea. 28. Beide Querjoche erreichen die Aussenwand- schneide. Basel Ea. 29. P, sup. dext. Aussenwandlänge 0,016, Breite vorn 0,018, Breite hinten 0,019, Schmelz graublau, aus grauem Mergel. Tafel I, Figur 2. Umriss etwas abweichend von dem des P, in Ea. 5, Innencontour weniger schief und mehr bogenförmig. Quertal weniger tief eingeschnitten. Die convexen Hügelrücken in der Aussenwand sind schmäler, sodass hinter ihnen ausgedehntere flache Felder bleiben. Das Aussenende des Vorjoches reicht deutlich bis zur Aussen- wandschneide, dasjenige des Nachjoches scheint dieselbe nicht ganz erreicht zu haben. Basel Ea. 26. P, sup. sin. Aussenwandlänge 0,016, Breite vorn 0,017, Breite hinten 0,018. Schmelz grau, aus grauem Mergel. Sehr ähnlich Ea. 29, etwas kleiner. Das Nachjoch erreicht die Aussenwand- schneide mit sehr geschwächtem Ende. Es haftet dem Zahn noch ein Stück Chasmotherium Gartieri. 31 Kieferknochen an; er erhebt sich auf einem Sockel über die Gaumenfläche genau wie in Ea. >. Man beachte die von Ea. 5 abweichende Usur. Basel Ea. 7. P, sup. dext. Aussenwandlänge 0,0145, Breite vorn 0,017, Breite hinten 0,018. Schmelz hellbraun, aus Bolus. Rütimeyer 1892, Tafel 1, Fig. 12b, pag. 27. Rütimeyer hat diesen Zahn als Molaren von „L. annectens“ beurteilt, es kann indess keinem Zweifel unterliegen, dass derselbe als P zu deuten ist und zwar _ nach Grösse und Structur als P,. Die Figur bei Rütimeyer stellt ihn zu lang, d. h. in sagittalem Sinne zu gedehnt dar; auch ist das Nachjoch ungenau dar- gestellt; sein Aussenende zieht sich deutlich als schwache Falte vorn innen am hintern Aussenhügel empor. Das Cingulum ist auch am Parastyle fast continuierlich. Die Innenwurzel zeigt auf der Lingualseite keine Rinne. Basel Ea. 8. P, sup. dext. Aussenwandlänge 0,017, Breite vorn ca. 0,0175, Breite hinten 0,019. Schmelz graubraun. kütimeyer 1862, Tab. IV, Fig. 45 bis 47, pag. 53 ff. Rütimeyer 1891, Tafel I, Fig. 12a, pag. 27. — Tafel I, Figur 5. | Rütimeyer beurteilt den Zahn 1862 als Deciduus einer noch unbekannten, von seinem Lophiodon Cartieri verschiedenen Lophiodonspecies. 1891 verweist er ihn in der Anmerkung pag. 26 in das Praemolargebiss des L. annectens; aber in derselben Arbeit und offenbar ohne zu bemerken, dass er es mit dem nämlichen Fundstück zu tun hat, bildet er ihn neuerdings und nun als Molaren dieser letztern Species ab. Die Sculptur der Aussenwand, ähnlich entwickelt wie an Ea. 29, lässt keinen Zweifel darüber, dass ein Praemolar vorliegt, die auffällig starke Längendifferenz zwischen Vorjoch und Nachjoch spricht für P,. Rütimeyer hebt 1862 hervor, dass sich die äussern Jochenden auf halber Höhe der Aussenwand verlieren; für das Nachjoch ist diess ganz zutreffend, das Vorjoch dagegen lässt sich bei genauem Zusehen in schwacher Andeutung bis zur Schneide verfolgen. Das Basaleingulum umzieht auch das Parastyle. Der Zahn ist noch kaum angebraucht. Da sein etwas aberranter Umriss in beiden Rütimeyerschen Figuren nicht ganz richtig wiedergegeben ist, habe ich ihn nochmals abgebildet. Der kleine Defect am Inneneingulum ist in unserer Figur ergänzt. Stehlin, Eocaene Säugetiere. ws [657 Basel Ea. 24. P, sup. dext. Fragment. Schmelz graubraun, aus Bolus. Innenhälfte eines Zahnes, der im Umriss Ea. 8 nahegekommen sein muss. Zwischenhügel im Nachjoch deutlich markiert. Basel Ea. 30. P, sup. sin. Aussenwandlänge 0,016, Breite vorn 0,016, Breite hinten ea. 0,017. Schmelz braungrau, aus Bolus. Tafel I, Figur 7. Der Zahn weicht von allen andern vorliegenden Exemplaren durch seinen eigentümlichen trapezförmigen Umriss und seine geringere Querdehnung ab, ver- hält sich aber in structureller Hinsicht so typisch, dass an seiner Hiehergehörig- keit nicht zu zweifeln ist. Obwohl die beiden Querjoche fast die gleiche Länge haben, glaube ich ihn als P, deuten zu sollen; damit stehen auch die Dimensionen im Einklang. Die Sculptur der Aussenwand ist ähnlich wie in Ea. 5 durchgeführt. Hinten aussen ist die Basis verletzt. Das Nachjoch wird die Schneide der Aussen- wand im frischen Zustand nicht ganz erreicht haben. Basel Ea. 9. P, sup. sin., beschädigt. Breite hinten 0,0165. Schmelz graubraun, aus Bolus. Rütimeyer 1891, Tafel I, Figur 13a, pag. 27. — Tafel ], Figur 18, 18a. Rütimeyers Interpretation dieses seltsamen Zahnes als „D, vermutlich D, von L. annectens“ ist schon durch die Dicke des Schmelzbelages und die Höhe der Aussenwand (Fig. 18a) ausgeschlossen. Überdiess bestehen in structureller Hin- sicht trotz unleugbarer oberflächlicher Ähnlichkeit namhafte Abweichungen von D,; der hintere Aussenhügel ist, wie an P, und P,, dem vordern gleichwertig und nicht blos eine Zacke im Hinterabhang desselben; das Vorjoch ist kürzer und weniger gebogen, als an D,. Von D, weicht der Zahn noch mehr ab, namentlich durch die für Praemolaren characteristische fast völlige Unterdrückung der planen Partien der Aussenwand zu Gunsten der convexen. Er gehört also zweifellos ins Praemolargebiss. Am liebsten würde man ihn zwischen dem P, und dem P, der Reihe Ea. 5 als nach Grösse und Structur vermittelndes Zwischenglied einreihen, da aber nun einmal die Deutung jener zwei Zähne durch den Situs sichergestellt ist, so müssen wir den vorliegenden wohl oder übel mit einem derselben identifi- cieren. Ein Blick auf unsere Figur lehrt, dass die Deutung P, wesentlich näher liegt. Die Querjoche enden an der Basis der Aussenhügel. Auch an diesem Zahn ist ein Stück des hohen Alveolarsockels erhalten, durch dessen Vermittlung die Zahnreihe sich dem Gaumen aufpflanzt. Die Innen- wurzel steht unter dem hintern Innenhügel und die Rinne ist nur ganz schwach, nahe dem Vorderende, angedeutet. CGhasmotherium Cartieri. Basel Ea, 10. P, sup. sin., beschädigt. Schmelz schwarz, aus grauem Mergel. Rütimeyer 1891, Tafel I, Figur 13b, pag. 27. Der Zahn, von Rütimeyer ebenfalls als D, gedeutet, ist durch Quetschung _ entstellt und an der Aussenwand stark beschädigt, daher zum Abbilden wenig geeignet; die Rütimeyersche Figur giebt kein richtiges Bild desselben. Er ist etwas kleiner als Ea. 9, stimmt aber structurell sehr nahe mit ihm überein und ist zweifellos gleich zu beurteilen. Basel Ea. 31. P, sup. sin. Aussenwandlänge 0,015, Breite vorn 0,015, Breite hinten 0,017. Schmelz graubraun, aus Bolus. — Tafel I, Figur 3. Eine ähnliche Gestalt wie Ea. 9, aber doch weniger von dem P, in Ea. 5 abweichend. Die Querjoche erreichen die Aussenwandschneide nicht. Im hintern derselben ist der Zwischenhügel deutlich markiert, aber nicht wie an Ea. 21 durch eine Kerbe, sondern durch ein aufgesetztes Leistchen oder Knötchen. Die Basis ist hinten innen und hinten aussen beschädigt. Basel Ea. 35. P, sup. sin. Aussenwandlänge 0,012, Breite hinten 0,011. Schmelz braungrau, aus grauem Mergel. Tafel I, Figur 14. Zeigt bei mehr dreieckigem als ovalem Umriss die nämliche Structur wie der P, in Ea. 5. Hinten in der Aussenwand macht sich als erste Andeutung des hintern Aussenhügels eine schwache Wellenbiegung geltend. Innenwurzel und hintere Aussenwurzel sind verschmolzen. Basel Ed. 405. P, sup. dext., beschädigt. Aufschluss ß. Etwas grösser als Ea. 33 und noch kaum angebraucht; von mehr ovalem Umriss. Parastyle abgebrochen. Im Hinterabhang des sehr convexen Aussenhügels ist durch eine schwache Biegung der Hinterhügel angedeutet. Das Vorjochrudiment verhält sich genau gleich wie an Ea. 5 und Ea. 33; dahinter folgt eine platte vom Cingulum um- zogene Talonfläche, aber kein eigentlicher Hügel; von der Aussenwand läuft eine kleine Falte auf sie zu. Innenwurzel und hintere Aussenwurzel wie an Ba. 33 verschmolzen. Basel Ed. 438. P, sup. dext., beschädigt. Aufschluss ß. Hinter- und Vorderende defect. Wie Ed. 405, kaum angebraucht. Grösse von Ea. 33. 34 . Stehlin, Eocaene Säugetiere. Nach dem P, sup., dessen Vorhandensein bei Ch. Cartieri durch die Alveole an Fundstück Ea. 5 sichergestellt ist, habe ich vergeblich gesucht; es fand sich in der ganzen Egerkinger Ausbeute nichts, was sich mit einiger Wahrscheinlich- keit in diesem Sinne deuten liesse. | Obere Milchzähne. Die D,—D, des Oberkiefers haben wir an den Fundstücken Ea. 1 und Ea. 242 in situ kennen gelernt; es liegen mir noch einige isolierte Exemplare derselben vor, welche über den Betrag der Variabilität in diesem Teil des Gebisses Auf- schluss gewähren. Basel Ea. 22. D, sup. dext., beschädigt. Schmelz hellbraun, aus Bolus. Das Parastyle ist weggebrochen und die Basis an verschiedenen Stellen defeect. Der dünne Schmelzbelag lässt keinen Zweifel darüber, dass der Zahn zum Milch- gebiss gehört. Er stimmt im ganzen gut mit dem D, in Ea. 1 überein, ist aber etwas grösser und hat einen convexeren hintern Aussenhügel. Olten Q. I. 118. D, sup. dext., beschädigt. Facies «. Wie D, in Ea. 1; noch defecter als Ea. 22. Basel Ea. 17. D, sup. dext. Aussenwandlänge 0,017, Breite vorn 0,0175. Schmelz hellbraun. .Tafel I, Figur 12. Nach Schmelzbelag und Kronenhöhe ein Milchzahn, dem Umriss nach nur als D, zu deuten. Weicht durch die Verschmälerung der Krone nach innen zu und die damit zusammenhängende geringere sagittale Ausdehnung des vordern Innenhügels von D, in Ea. 1 ab. Ausseneingulum am vordern Aussenhügel kurz unterbrochen. Der Zahn erinnert im Habitus sehr an den aberranten Molaren Ea. 13 und ist jedenfalls gleich wie dieser zu rubricieren. Basel Ea. 32. D, sub. sin., beschädigt. Länge der Aussenwand 0,016, Breite hinten 0,017. Facies «. — Tafel I, Figur 13. Der Zahn ist von einer Längsspalte durchzogen und auch sonst mehrfach beschädigt, zeigt aber die verschiedenen Partien, welche an dem D, in Ea. 1, mit dem er sehr gut übereinstimmt, defect sind, ziemlich intact. Chasmotherium Cartieri. 35 Basel Ea. 34. D, sup. sin., beschädigt. Facies «. Parastyl weggebrochen. Etwas kleiner als Ea. 32, aber sehr ähnlich. Vor- derer Aussenhügel etwas convexer, Hinterende der Aussenwand etwas mehr nach aussen umgeschlagen. Basel Ea. 35. D, sup. dext., beschädigt. Breite hinten 0,014. Facies «. Tafel I, Figur 15. Etwas kürzer als der D, ın Ea. 242; infolge dessen ist das vordere Joch etwas transversaler gestellt und der Abstand zwischen Hauptspitze und Parastyle etwas kürzer. Von der an Ea. 242 deutlichen vordern Nebenspitze der Aussen- wand ist keine Spur bemerkbar, die hintere, welche den hintern Aussenhügel mar- kiert, ist nur sehr schwach entwickelt. Parastyle und Innencingulum sind defect, das letztere in der Figur ergänzt. Basel Ea. 44. D, sup. dext., beschädigt, etwas gerollt. Aufschluss ß. Ähnlich Ea. 242, etwas kleiner. Hinten und aussen defect. Das annähernd intact erhaltene Parastyle ist klein und zeigt Neigung, Schmelzfalten zu entwickeln. Basel Ea. 37. D, sup. sin., beschädigt. Breite hinten 0,0145. Aufschluss «. Ein sehr progressives Exemplar des D,. Hinterer Aussenhügel etwas kräf- tiger, Nachjoch noch etwas transversaler gestellt, Vorjoch kürzer als an Ea. 242. Die vordere Nebenspitze lässt sich nachweisen. Das Parastyle ist abgebrochen. Die Frage, ob Ch. Cartieri einen D, sup. besitzt, muss ich aus Mangel an einschlägigen Documenten offen lassen. Kowalevsky ') hat seiner Zeit geglaubt, versichern zu können, der vorderste Backenzahn werde bei den Huftieren mit ein- ziger Ausnahme von Hyrax nicht gewechselt; allein die sehr interessanten Beob- achtungen, welche Lydekker’) an Rhinoceros indicus gemacht hat, zeigen, dass dieses Urteil vorschnell war und mahnen, bei jedem einzelnen Stamm die Frage ohne Voreingenommenheit aufs neue zu prüfen. ) Kowalevsky, Anthr. 1873, pag. 210 und 249. 2) Lydekker, Notes on the Dentition of Rhinoceros. Journal of the Asiatie Society of Bengal. Vol. XLIX, Part. II, 1880, pag. 135. 36 Stehlin, Eocaene Säugetiere. Mandibularreihen. Basel Ea. 65. Fragment der linken Mandibel mit den Keimen von P,—P,. — P, Länge (Mitte) 0,017, Breite hinten 0,0105, Breite vorn 0,0095. P, Länge 0,016, Breite hinten 0,009, Breite vorn ca. 0,008. — Aufschluss ß. Tafel II, Figur 3, 3a, 3b. Die beiden Zahnkeime sind in einem soliden Mandibularfragment sitzend gefunden worden, an dem auch noch das hintere Ende der Symphyse zu sehen ist. Aus diesem Situs ergab sich ohne weiteres, dass Praemolaren vorliegen. Ihre Deutung als P, und P, konnte durch Vergleichung mit dem Fundstück Ea. 64 sicher- gestellt werden. Dass sie als solche zu Chasmotherium Cartieri gehören, habe ich zunächst wesentlich nur aus ihrer Grösse und aus dem Umstande erschlossen, dass sie zu keiner andern der von Egerkingen vorliegenden Tierarten passen wollten. Nachträglich erhielt dann dieser Schluss eine willkommene Bestätigung durch Materialien des Öhasmotherium minimum von Argenton, von welchen unten in einem besondern Abschnitt die Rede sein wird. P, zeigt im Vorderlobus ein ziemlich fertiges Querjoch; es steht schräg und senkt sich etwas von aussen nach innen, da der Innenhügel schwächer und niedriger als der Aussenhügel ist. Von der Spitze des letztern läuft, wie an den Molaren, vorn eine Kante herab, welche kurz über dem Vordercingulum abrupt nach innen umbiegt, um sich erst gegen die vordere Innenecke zu mit demselben zu vereinigen. Modellierungen auf der Vorderseite des Joches markieren noch sehr deutlich die Individualität der beiden Höcker, aus denen es zusammengesetzt ist. Hinten aussen am vordern Aussenhügel ist eine Kante entwickelt, welche aber dessen Spitze nicht erreicht. Die Hinterhälfte wird von einem niedrigen Nachjoch eingenommen, das eine eigentümliche Construction zeigt. Der hintere Aussenhügel stellt einen scharf- kantigen Halbmond dar, dessen Vorderarm auf die Mitte des Vorjoches zuläuft und in halber Höhe desselben sein Ende findet, während der Hinterarm über dem Schlusseingulum nach innen zieht und sich gegen die hintere Innenecke zu mit demselben vereinigt. Zwischen diesen beiden Halbmondarmen aber ist eine dritte Kante entwickelt, welche von der Hügelspitze fast exact transversal nach innen läuft und nur wenig unter das Niveau ihres Ausgangspunktes abgesenkt in einem Q Chasmotherium Cartieri. kleinen aber deutlich markierten Innenhügel endet. Diese Kante bildet das Nach- joch. Während die Structur der Vorderhälfte des Zahnes sehr nahe mit Lophiodon übereinstimmt, erweist sich also diejenige der Hinterhälfte als wesentlich ab- weichend und complicierter. Auf der Aussenseite ist das Basaleingulum continuier- lich, auf der Innenseite erleidet es an den Hügeln Unterbrechungen. P, ist bedeutend einfacher. Der vordere Innenhügel imponiert noch kaum als solcher, sondern bildet blos eine kleine Verdickung im Verlauf einer Kante, welche hinten innen am vorderen Aussenhügel absteigt. Dieser ist centraler ‚gestellt, das umgebogene Ende seiner Vorderkante ganz kurz und zu einer Art Vorderknospe verdickt. Der hintere Aussenhügel ist gleichfalls etwas centraler gestellt; die Kante, welche an P, das Nachjoch bildet, ist zwar deutlich ent- wickelt, aber sie senkt sich nach innen zur Basis ab und ein hinterer Innenhügel existiert nicht. Die Cingula scheinen sich gleich wie bei P, zu verhalten; da der untere Kronenrand noch nicht ganz ausgebildet ist, lassen sie sich nicht auf der ganzen Erstreckung verfolgen. Der Mandibularknochen musste zu einem grossen Teil zerstört werden, um ‚die noch ganz in den Alveolen eingeschlossenen Keime freizulegen. Das Hinter- ende der Symphyse reicht bis Mitte P,. Basel Ea. 64. Fragment der linken Mandibel mit defecten P,—P, nebst Vorder- wurzel M,. Facies «. Die beiden Zähne haben ihren Schmelz zu einem grossen Teil eingebüsst und sind auch am Dentingerüste verletzt. Gleichwohl leistete das Stück vor- zügliche Dienste. Vom hintern Zahn ist gerade so viel erhalten, dass man ihn mit Sicherheit als Praemolaren erkennen kann; er zeigt den nämlichen schwachen Usurgrad, wie der vordere. An diesem aber ist die Hinterhälfte nahezu intact; sie stimmt vollkommen mit derjenigen des hintern Zahnes in Ea. 65 überen. Da nun aber der vordere Zahn in letzterem Fragment seiner Grösse und Complication nach unmöglich ein P, sein kann, so war die Interpretation der vier Zähne als P,—P, und P,—P, gegeben. In osteologischer Hinsicht ist das vorliegende Fragment nicht verwertbar. Basel Ea. 50. Fragment der linken Mandibel mit defecten M,—M, (M,—M, ?) M, Breite hinten 0,013, M, Breite vorn 0,015. Facies «. Die Zähne sind aus dem natürlichen Situs gedrückt. Ihrer relativen Grösse nach scheinen sie eher M,—M, als M,—M, zu sein. An M, ist die Hinterhälfte, uU n Stehlin, Eocaene Säugetiere. an M, die Vorderhälfte stark beschädigt. Die Structur ist diejenige der unten aufzuführenden besser erhaltenen isolierten Exemplare. Ausseneingulum am Vor- joch von M, continuierlich, am Nachjoch von M, unterbrochen. Knochen nichts- sagend. Untere Molaren. Nach dem Bau der obern Molaren stand zu erwarten, dass die untern sich ganz im Variationskreis derjenigen von Lophiodon bewegen werden; sie stimmen in der Tat structurell genau mit Lophiodonmolaren von wenig crescentoider Tendenz überein. Nur an M, lässt sich eine, allerdings sehr namhafte Abweichung von dem verwandten Genus aufzeigen, wovon sofort die Rede sein wird; die M, und M, sind dagegen eigentlich nur durch ihre Grösse characterisiert und ich bestreite durchaus nicht, dass das eine oder andere unter den im folgenden auf- geführten Exemplaren eventuell auch zu einem sehr kleinen in Egerkingen vor- kommenden Lophiodon gehören konnte, das weiter unten zur Besprechung gelangt. Sehr häufig sind diese Zähne an der Stelle, wo sich das Querthal befindet, entzwei gebrochen. Basel Ea. 53. Fragment der linken Mandibel mit M, (beschädigt) und Alvegle von M,. — M, Länge 0,024, Breite hinten (an der Basis gemessen, wie alle folgenden) 0,013. Schmelz braungrau. aus Bolus. Tafel II, Figur 12, 12a. Der erhaltene Molar, dessen defecte Innenpartie m unserer Figur ergänzt, aber in hellerem Tone gehalten ist, muss trotz dem Fehlen des üblichen Talons als M, gedeutet werden, denn hinter enem M, oder M, von gleicher Abnützung müsste sich unfehlbar die Alveole des nächstfolgenden Zahnes öffnen, während an dem vorliegenden Mandibulare die betreffende Stelle vollkommen solid ist. Auch die Zugehörigkeit des Fundstückes zu Chasmotherium scheint mir unzweifelhaft und zwar aus folgenden Gründen. Zunächst wäre das Fehlen des Talons an M, eines echten Lophiodon eine durchaus neue und überraschende Erscheinung; sodann ist es a priori sehr einleuchtend, dass sich dieses Anhängsel gerade bei Formen verlieren wird, welche wie Chasmotherium eine ausgesprochene Tendenz zur Mo- larisierung ihrer Praemolaren bekunden; und endlich ist für Chasmotherium mini- mum (s. unten) die nämliche Eigentümlichkeit bereits nachgewiesen. Die Jochdistanz weist auf ein Individuum von noch etwas stärkeren Dimen- sionen als dasjenige, von welchem der M, sup. Ea. 2 herrührt; allem die Differenz Chasmotherium CGartieri. 39 ist nicht bedeutend genug, um eine specifische Abtrennung des Fundstückes zu rechtfertigen. Hinten am Nachjoch, über dem Schlusscingulum ist eine schwache Convexität bemerkbar, welche vielleicht eine letzte Erinnerung an den geschwun- denen Talon darstellt. Das Nachjoch steht merklich schräger als das Vorjoch und ist an seinem Aussenende stark umgebogen, was wohl eine Eigentümlichkeit des M, sein wird, die mit der Reduction der hintern Aussenecke an M, sup. in Correlation steht. Aussen am Nachjoch ist ein Cingulum markiert, das wahr- scheinlich auch am Vorjoch nicht fehlte. Im übrigen zeigt der Zahn die wohl- bekannte Structur eines Lophiodonmolaren. Der Kieferknochen ist auffällig massiv und besitzt unter der Vorderhälfte von M, eine Höhe von 0,035, eine Maximaldicke von 0,020. Hinterwärts dieser Stelle (z) ist der Unterrand, der sich dort etwas nach innen umzuschlagen scheint, abgebrochen, sodass der in unserer Figur angegebene Contour also nicht mehr der natürliche ist. Man beachte den stark markierten Vorderrand des Masseter-externus-Ansatzes (x—x) und die tiefe Grube des Masseter internus (y). Unterhalb des Unterrandes dieser letztern liegt auf der Innenseite das Foramen alveolare. Basel Ea. 47. M, (M,?) inf. dext. Länge (Mitte) 0,021, Breite vorn 0,014, Breite hinten 0,013. Schmelz grau, corrodiert, aus graugelbem Mergel. Aussencingulum an den Jochen unterbrochen. Da der Verlauf des Nachjoches ähnlich wie bei Ea. 53 ist, könnte dieser Zahn möglicherweise auch als M, zu deuten sein. Basel Ea. 48. M, inf. sin., beschädigt. Breite hinten 0,013. Schmelz schwarz corrodiert, aus grauem Mergel. Das Nachjoch steht dem Vorjoch annähernd parallel. Basel Ea. 80. M, inf. sin. Vorderhälfte, Breite 0,014. Schmelz schwarzgrau, aus gelbem Mergel. Aussencingulum. Basel Ea. 78. M, inf. sin. Vorderhälfte, gerollt. Breite 0,015. Schmelz schwarz, aus grauem Mergel. Aussencingulum ? Basel Ea. 7%. M, inf. dext. Vorderhälfte, beschädigt; Breite 0,014. Schmelz graugrün, aus gelbem Mergel. Aussenceingulum ? Basel Ea. 97. M, inf. dext. Vorderhälfte, Breite 0,015. Schmelz graubraun, aus Bolus. Aussencingulum unterbrochen. 10 Stehlin, Eocaene Säugetiere. Basel Ea. S4. M, inf. dext. Vorderhälfte, Breite 0,014. Schmelz hellgrau, aus grauem Mergel. Aussencingulum unterbrochen. Basel Ea. 87. M, inf. dext. Hinterhälfte, Breite 0,015. Schmelz graugrün, aus graugelbem Mergel. Aussencingulum undeutlich. Basel Ea. 83. M, inf. sin. Hinterhälfte, Breite 0,015. Facies «@. Basis beschädigt. Zürich X. 929. M, (M, ?) inf. sin. Hinterhälfte Breite 14 mm. Schmelz hellgrau, Dentin hellbraun, aus grauem Mergel mit Bohnerzkörnern. Basel Ea. 52. M, inf. sin. Keim. Länge 0,019, Breite vorn 0,1125, Breite hin- ten 0,012. Facies «. Ausseneingulum an den Jochen etwas unterbrochen. Schwache Spur eines Innencingulums an der Talpforte. Basel Ea. 5l. M, inf. sin. Länge 0,0185, Breite vorn 0,0124, Breite hinten 0,0115. Aufschluss «. Basis der Aussenseite beschädigt. Basel Ea. 71. M, inf. dext. Länge 0,0185, Breite vorn 0,012, Breite hinten 0,012. Aufschluss P. 4 Aussencingulum am Vorjoch unterbrochen. Basel Ea. 92. M, inf. sin. Vorderhälfte, Breite 0,0135. Aufschluss ß. Aussencingulum am Vorjoch kurz unterbrochen. Basel Ea. 72. M, inf. dext. Vorderhälfte, Breite 0,013. Aufschluss «. Wie Ea. 92. Basel Ea. 85. M, inf. dext. Vorderhälfte, Breite 0,0135. Facies «. Wie Ea. 92. Basel Ea. 95. M, inf. sin. Vorderhälfte, Breite 0,0135. Aufschluss ß. Wie Ea. 92. Basel Ea. 96. M, inf. dext. Vorderhälfte, Breite 0,013. Schmelz hellgrau, aus grauem Mergel. Wie Ea. 92. Chasmotherium Cartieri. 41 Basel Ea. %6. M, inf. sin. Vorderhälfte, Breite 0,013. Aufschluss «. Wie Ea. 92. Basel Ea. 86. M, inf. dext. Hinterhälfte, gerollt, Breite 0,013. Schmelz grau- braun, aus Bolus. Aussencingulum am Nachjoch continuierlich. Untere Praemolaren. ’ Wir haben P,—P, inf., den erstern freilich nur in sehr defectem Zustand, an den Fundstücken Ea. 65 und Ea. 64 in situ kennen gelernt. Es liegen mir noch eine Anzahl isolierte Exemplare der drei Zähne vor, welche lehren, dass auch dieser Teil des Gebisses in den Details etwas variabel ist. Basel Ea. 60. P, inf. sin. Länge (Mitte) 0,017, Breite vorn 0,0115, Breite hinten 0,0125. Schmelz graublau, aus grauem Mergel. Tafel II, Figur 5, 5a, 5b. Es ist leicht zu erkennen, dass dieser mässig angebrauchte Zahn ein P, sein muss; er ist dem P, in Ea. 65 (Figur 3, Tafel II) in der Molarisierung um eben- soviel voran, wie dieser dem P, ; Vorder- und Hinterhälfte sind breiter im Ver- gleich zur Länge, der Umriss, zumal am Vorderende eckiger; das Vorjoch steht weniger schief und der vordere Innenhügel ist dem Aussenhügel wenigstens an Höhe ebenbürtig. Die Kante hinten am vordern Aussenhügel beginnt schon an der Spitze, verliert sich dagegen nach unten zu. Das Nachjoch zeigt ausser der grösseren Querdehnung und dem etwas stärkern Vorspringen seiner Basis auf der Innenseite kaum eine Differenz. Das Cingulum ist aussen continuierlich, innen an den Hügeln unterbrochen. Basel Ea. 58. P, inf. dext. Gerollt. Länge (Mitte) 0,0175, Breite hinten 0,0125. Schmelz hellbraun, aus Bolus. Basis durch Rollung beschädigt. Structurell wie Ea. 60, aber bedeutend usierter. Das Aussencingulum scheint hinten am Vorjoch kurz unterbrochen zu sein. 42 Stehlin, Eocaene Säugetiere. Basel Ea. Sl. P, inf. sin. Fragment. Breite vorn 0,013. Schmelz hellbraun, aus Bolus. Vorderhälfte, kaum angebraucht; wie Ea. 60. Basel Ea. 243. P, inf. dext. Fragment. Breite vorn 0,012. Schmelz grau, aus grauem Mergel. Ganz wie Ea. 60, auch in der Usur. Basel Ea. 59. P, inf. sin. Gerollt. Schmelz grünlichbraun, corrodiert. Basis ringsum beschädigt. Wie P, im Ea. 65. Mässig usiert. Basel Ea. 79. P, inf. sın. Fragment. Breite hinten 0.011. Schmelz grau, aus grauem Mergel. Rütimeyer 1862, Tafel V, Figur 72, pag. 69. Eines der drei Fundstücke, für welche 1862 der Name „Chasmotherium Cartieri“ vorgeschlagen wurde, von Rütimeyer als Molar interpretiert. Zweifellos die Hinterhälfte eines P,. Der Hinterarm des Halbmonds ist etwas verkümmert, in Rütimeyers Figur nicht angegeben. Zofingen 5447. P, inf. dext. Fragment. Schmelz schwarz, aus grauem Mergel. Vorderhälfte; die Stelle der Vorderkante des vordern Aussenhügels, a welcher die abrupte Umbiegung nach innen stattfindet, ist zu einer Knospe verdickt. Basel Ea. 75. P, inf. dext. Fragment. Aufschluss ß. Vorderhälfte; structurell mit Zofingen 5447 übereinstimmend, etwas gestreckter. Basel Ea. 56. P, inf. dext. Länge 0,014. Breite hinten 0,009, Breite vorn 0,009. Schmelz graublau, aus grauem Mergel. Rütimeyer 1862, Tafel V, Figur 70, pag. 63 ff. Rütimeyer 1891, Tafel II, Figur 7c, pag. 34. — Tafel I, Figur 2. Einer der Zähne, für welche Rütimeyer 1862 den Namen „Chasmotherium Cartieri“ aufgestellt hat; damals von ihm als P, dieses Tieres gedeutet. In der Arbeit von 1891 als Praemolar zu Propalaeotherium isselanum verwiesen und als solcher wieder abgebildet. Über die Identität des Zahnes mit dem P, in Ea. 65 kann kein Zweifel bestehen, doch zeigt er einige individuelle Abweichungen. Der Umriss ist nach vorn etwas weniger zugespitzt, die Kante hinten aussen am Haupthügel stärker nn Chasmotherium Cartieri. entwickelt, Innen- wie Aussenseite von einem continuierlichen Cingulum umzogen. An der Vorderknospe hat sich ein kleines Nebenelement abgespalten. Die Gliederung des Talonteils ist, teilweise infolge der Usur, undeutlich. Basel Ea. 5%. P, inf. sin. Länge 0,015, Breite hinten 0,010, Breite vorn 0,009. Schmelz graublau. Rütimeyer 1862, Tafel V, Figur 71, pag. 66 ff. Rütimeyer 1891, Tafel III, Figur 7, pag. 34. — Tafel II, Figur 1. Wie Ea. 56 erst 1862 als P, von „Chasmotherium Cartieri* besprochen, dann 1901 als Praemolar zu Propalaeotherium verwiesen und als solcher wieder abgebildet. Weicht sehr wenig von dem P, in Ea. 65 ab. Umriss nach vorn weniger zugespitzt, continuierliches Cingulum innen und aussen, Kante.hinten aussen am Haupthügel erst gegen die Basis zu markiert, Hinterarm des Talonhalbmondes etwas undeutlich. Ein kleiner Defect am Cingulum vorn aussen ist in unserer Figur ergänzt. Basel Ea. 74. P, inf. sin. Länge 0,015, Breite hinten 0,0095, Breite vorn 0,009. Facies «. Mässig angebrauchtes Exemplar, sehr ähnlich P, in Ea. 65. Umriss nach vorn weniger zugespitzt, Kante hinten aussen am Haupthügel stärker, Gliederung der Talonpartie undeutlicher. Continuierliches Cingulum innen und aussen. Dass Chasmotherium Cartieri einen P, inf. besitzt, darf nicht ohne weiteres aus dem Vorhandensein des P, sup. gefolgert werden, denn die Reduction pflegt, wo sie eintritt, mit dem vordersten Zahn des Unterkiefers den Anfang zu machen; das Beispiel von Tapir lehrt, dass die Praemolarformel - sogar stabil werden kann. Da indess Chasmotherium minimum nachweisbarermassen einen P, inf. besitzt, ist es doch sehr wahrscheinlich, dass auch Ch. Cartieri den Zahn ent- wickelt. Ich glaube auch an dem P, Ea. 56 vorn eine, allerdings sehr kleine und undeutliche, Berührungsusur zu bemerken. Es liegen mir einige kleine einwurzlige und einhüglige Mandibularzähne mit schwach gegliederter Talonpartie und continuierlichen Seitencingulis vor, welche allenfalls solche vorderste Praemolaren von Chasmotherium sein könnten ; sie passen aber in gleicher Eigenschaft eher noch besser zu einem unten zu charakterisierenden Palaeotheriden, wesshalb ich vorziehe, sie dort aufzuführen, 44 Stehlin, Eocaene Säugetiere, Untere Milchzähne. Ich muss die Besprechung des untern Milchgebisses mit D, beginnen, da dieser den Schlüssel zur Reconstruction desselben bildet. Basel Ea. 54. D, inf. sin. Länge 0,018, Breite hinten 0,0105, Breite in der Mitte 0,009, Breite vorn 0,008. Aufschluss «. Tafel II, Fig. 10, 10a, 10b. Dieser Zahn setzte mich im ersten Augenblick in nicht geringe Verlegenheit; nach seinem Habitus und seiner Grösse konnte er keiner andern unter den in Aufschluss « vorkommenden Formen als Chasmotherium zugewiesen werden und doch wollte sich weder im Gebiss von Lophiodon, noch in demjenigen von Tapir, welche natürlich zuerst verglichen wurden, ein wirklich analog gebildetes Element finden. Das Rätsel löste sich, als auch die untere Milchzahnreihe von Rhinoceros zur Vergleichung herbeigezogen wurde. Der vorliegende Zahn ist genau nach dem Grundplan des D, von Rhinoceros construiert und es kann keinem Zweifel unter- liegen, dass er das Homologon desselben im Gebiss von Chasmotherium ist, = Die Krone besteht aus drei Jochen, von welchen das hinterste das breiteste, das vorderste das schmälste ist. Die hintern zwei Dritteile sehen einem Molaren ähnlich, nur ist hinten an demjenigen Hügel, der dem vorderen Aussenhügel eines solchen entspricht, gleich wie an Praemolaren eine Falte entwickelt. Vorn am nämlichen Hügel steigt in sagittaler Richtung eine Kante nieder, welche das vor- derste Quertal durchsetzt und über den vordersten (dritten) Aussenhügel wegläuft, um schliesslich den Zahn nach vorne mit derselben Figur abzuschliessen, welche die Vorderkante eines Molaren beschreibt. Von der Spitze des vorderen Aussen- hügels läuft aber ausserdem nach innen zu eine Falte, deren Ende sich zu einem kleinen Innenhöcker verdickt; sie stellt das dritte vorderste Querjoch dar. Bei Rhinoceros ist der Structurplan genau derselbe, nur die Durchführung desselben etwas undeutlicher. Das Aussencingulum des Zahnes erleidet am mittleren Joch eine kleine, am hintern eine etwas grössere Unterbrechung; das Inneneingulum reicht vom Vorderende bis an den mittleren Innenhügel. Unter dem hinteren und dem vor- deren Joch steht ein ungeteiltes Wurzelpaar, das mittlere wird von dem Bogen Chasmotherium Cartieri. 45 zwischen den beiden Wurzelpaaren getragen. Auf die Ähnlichkeit des Zahnes mit dem D, von Artiodactylen braucht wohl nicht besonders hingewiesen zu werden. Die Auffindung eines D, von so seltsamer Gestalt war ein wertvoller Finger- zeig für die Reconstruction der ganzen untern Milchzahnreihe; stimmte ein Zahn in so auffälligem Maasse mit dem Plan von Rhinoceros überein, so war ein gleiches von den andern zu erwarten. Wir werden sofort sehen, dass sich denn auch diese Erwartungen durchaus erfüllt haben. Andererseits beachte man, dass all diess in vollstem Einklang steht mit dem, was oben (pag. 22) über D, sup. bemerkt worden ist. Basel Ea. 90. D, inf. sin., Fragment. Breite hinten 0,0095. Aufschluss #. Wie Ea. 54. Basel Ea. 55. D, inf. dext. Länge (Mitte) 0,013, Breite hinten 0,0075. Schmelz graubraun, aus Bolus. Rütimeyer 1891, Tafel III, Fig. 7b, pag. 34. — Tafel 11, Figur 6, 6a, 6b. Der Zahn ist von Rütimeyer als Praemolar zu Propalaeotherium isselanum gezählt, aber unter diesem irrigen Titel doch schon mit den „Chasmotherium“-praemo- laren vereinigt worden, an welche sein Habitus in der Tat sofort erinnert. Aus der Niedrigkeit seiner Krone lässt sich entnehmen, dass er ein Milchzahn ist. Bei Rhinoceros besteht die Krone des D, aus einer undeutlich markierten Vorderknospe, einem Haupthügel und zwei von diesem nach hinten absteigenden, bis ans Ende des Talons reichenden Falten. Diejenige des vorliegenden Zahnes zeigt, wie man aus Figur 6 ersieht, dieselben Elemente, nur in etwas anderer und zugleich schärferer Ausbildung. Ihre Structur lässt sich aber auch aus derjenigen des D, ableiten. Auf der Aussenseite stehen drei Hügel, durch eine über sie weg- laufende Kante, welche am Vorderende die bekannte Figur beschreibt, unter sich verbunden; hinten aussen am mittleren derselben, welcher der Haupthügel ist, findet sich wieder die an P und D, beobachtete Falte. Innen am hintern und am vordern Aussenhügel steigen in transversaler Richtung kleine Falten ab, welche als erste Andeutungen des hintersten und des vordersten Joches zu betrachten sind. Hinten innen am Haupthügel ist eine sehr starke Falte entwickelt, in deren Ver- lauf eine Verdickung mit stumpfer Spitze den mittleren Innenhügel markiert; sie entspricht der innern der beiden Falten am D, vom Rhinoceros, erreicht aber das Zahnende nicht, sondern wird von dem rudimentären hintern Joche durch die tief eingeschnittene Pforte des hintern Quertals abgetrennt. Die Aussenseite des Zahnes 16 Stehlin, Eocaene Säugetiere. ist von einem continuierlichen Cingulum umgeben, das zwischen den zwei Wurzeln etwas nach oben ausbiegt; das Inneneingulum ist nur hinten und vorn markiert. Der Zahn erinnert in seinem ganzen Habitus so sehr an den D, Ea. 54, dass an ihrer innigsten Zusammengehörigkeit nicht der geringste Zweifel auf- kommen kann. Von seinem Nachfolger P, unterscheidet er sich ausser durch die geringere Kronenhöhe, durch geringere Grösse, schmälern Umriss, relativ stär- kere Vorderknospe, etwas stärkere Markierung des vordern Innenhügels und nament- lich durch innigern Zusammenschluss des Talonaussenhügels mit dem Haupthügel (s. Aussenansichten Figur 6b und Figur 3a). Wir werden indess sofort sehen, dass einige dieser Eigentümlichkeiten starker Variation unterworfen sind. Basel Ea. 66. D, inf. dext. Länge 0,014, Breite hinten 0,008. Aufschluss ß. Tafel II, Figur 8. Zweifellos der nämliche Zahn wie Ea. 55, aber in einigen Details doch nicht unwesentlich abweichend. Die Vorderknospe (der vorderste Aussenhügel) ist nur als schwache Verdickung der vorn am Haupthügel absteigenden Kante ent- wickelt und die das vorderste Joch markierende Falte auf ihrer Innenseite fehlt. Auch der Innenhügel des Mitteljoches ist schwächer markiert und am Talon fehlt das Inneneingulum. Die Falte innen am Talonhügel ist in zwei Knötchen aufgelöst. « Basel Ea. 6%. D, inf. dext., beschädigt. Länge (Mitte) 0,014, Breite hinten 0,0075. Aufschluss ß, | Vorderknospe stärker als an Ea. 66, aber auch hier ohne Innenfalte. Talon- partie defect. Basel ka. 73. D, inf. sin. Länge 0,0165, Breite vorn 0,010, Breite hinten 0,0095. Aufschluss ß. Tafel II, Figur 11. Der Zahn, schwach angebraucht, gleicht durchaus einem Molaren, wäre aber als solcher zu klein für Chasmotherium Cartieri. Die Deutung als D, liegt auf der Hand, da der hinterste Milchzahn des Unterkiefers ja bei allen Perissodactylen die Gestalt eines Molaren hat, ob sie im übrigen dem Plan von Rhinoceros oder dem von Tapir folgen. Das Aussencingulum erleidet an den Hügeln Unterbrechungen. Basel ka. 70. D, inf. dext. Länge 0,018, Breite vorn 0,011, Breite hinten 0,011. Aufschluss ß. Wie Ea. 73, etwas grösser, aber doch wohl eher D, als Molar. Ghasmotherium Cartieri. 47 Basel Ea. 46. D, inf. sin., Keim, beschädigt. Aufschluss «. Wie Ea. 73, auch in den Dimensionen. Basel Ea. 91. D, inf. sin. Vorderhälfte. Breite 0,0115. Aufschluss £. Wie Ea. 70. Basel Ea. 89. D, inf. dext. Vorderhälfte. Breite 0,001. Aufschluss ß. Wie Ea. 73. Basel Ea. 88. D, inf. sin. Vorderhälfte. Breite 0,001. Aufschluss ß. Wie Ea. 73. Basel Ea. 93. D, inf. sin. Hinterhälfte. Breite 0,0015. Aufschluss ß. Wie Ka. 93. In Bezug auf D, imf. ist das nämliche zu bemerken, was oben (pag. 35) über D, sup. gesagt worden ist. — Zum Schluss sei noch darauf aufmerksam gemacht, dass in der definitiven Backenzahnreihe des stark nach Homoeodentie tendierenden Ch. Cartieri, die Prae- molarreihe im Vergleich zur Molarreihe zweifellos etwas länger ist, als bei dem heterodenten Lophiodon; präcise Ziffern für dieses Verhältniss lassen sich auf Grund des mir vorliegenden Materials nicht angeben. 48 Stehlin, Eocaene Säugetiere, Chasmotherium Cartieri Rütimeyer 1862 von Mormont. Lophiodon de la taille de l’oceitanicum Pictet 1869. Pictet hat in seiner zweiten Arbeit von 1869 unter der Bezeichnung „Lo- phiodon de la taille de l’occitanicum“ zwei Zähne von Mormont abgebildet und beschrieben, welche zweifellos zu Chasmotherium Cartieri gehören. Rütimeyer scheint diese Documente sowohl bei Zusammenstellung der Liste von 1888 (pag. 11) als bei der Redaction seiner Schlussarbeit übersehen zu haben. Zu den alten Fundstücken sind keine weitern hinzugekommen. Lausanne L. M. 253. P, (P,?) sup. sin. Aussenwandlänge 0,016, Breite vorn 0,0185, Breite hinten 0,019. Station d’Eelepens. Pietet 1869. Pl. XIX, Fig. 7a—d, pag. 150. Pictet bringt den Zahn sehr mit Recht mit dem P, des Chasmotherium Car- tieri von Egerkingen Ea. 8, den Rütimeyer in seiner Arbeit von 1862 als Lophio- don spec. abgebildet hatte, in Beziehung. Der Umriss ist rechteckiger als in Pictets Figur 7a angegeben, der vordere Innenhügel nur eine Spur weniger lingual- wärts vorgeschoben, als der hintere; das Vorjoch steigt bis zur Kante der Aussen- wand empor, das Nachjoch bricht in halber Höhe ab. Vermutlich haben wir es mit einem P, zu tun, aber die Deutung P, ist auch nicht ausgeschlossen. Von den Egerkinger Zähnen steht im ganzen der P, Ea. 28, welcher indess etwas grösser ist, am nächsten. Lausanne L. M. 252. D, inf. sin. Länge 0,017, Breite vorn 0,010, Breite hinten 0,011. Station d’Eclepens. Pictet 1869. Pl. XIX, Fig. Sa—b, pag. 150—151 Dass ein D, und nicht ein Molar vorliege, schliesse ich aus den Dimensionen, die mit Ea. 70 von Egerkingen übereinstimmen. Das Aussen- Chasmotherium Cartieri. 49 Struetur die nämliche wie bei den rläufigen Notiz über die Faunula des Bohnerzgebildes am Cham- t Vorbehalt Chasmotherium Cartieri auch von diesem Fundorte a ' Prüfung ergab, dass die Zahnfragmente, welche hiezu Veran- N S BEER f : \ D = en ee an bensogut zu dem daselbst vorkommenden Lophiodon gehören können. er die Säugetierfauna- aus dem Bohnerz des Chamblon bei Yverdon. Vol. VII, No. 4, pag. 365. } 1 50 Stehlin, Eocaene Säugetiere. Verbreitung und Alter des Chasmotherium Cartieri. — Chasmotherium minimum Fischer. Chasmotherium Cartieri ist ausser im Bohnerzgebilde von Egerkingen und von Mormont in demjenigen von Lissieu bei Lyon gefunden worden, von wo es Deperet ') vor einigen Jahren unter der Bezeichnung Lophiodon Cartieri signalisiert hat. Ich kenne ausserdem Reste des Tieres von drei Fundorten des stratificierten Tertiaers, nämlich von Gentilly,-von Buchsweiler und von Issel. Aus dem calcaire grossier von Gentilly liegt ein oberer M, im Keimzustande vor, der sich in der Sammlung des Museum d’histoire naturelle in Paris befindet und von Gervais?) unter der Bezeichnung Lophiodon spec. beschrieben und vor- züglich abgebildet worden ist. Rütimeyer hat schon 1862 (pag. 53) darauf hm- gewiesen, dass dieser Zahnkeim zweifellos zu seinem Lophiodon Cartieri gehört, da er mit dem hintersten Zahn der Reihe Ea. 1. aufs genaueste übereinstimmt; später hat freilich Gaudry°) das Fundstück zu Chasmotherium minimum — seinem Colodon minimus — gezogen, allein die Dimensionen sind diejenigen von Ch. Cartieri und geben Rütimeyer*) Recht. Im Catalog des Britischen Museums (l. c. 1886) führt Lydekker einen rechten obern Molaren von 0,0185 Aussenwandlänge (M. 2429) und zwei obere Praemolaren (M. 2426) aus dem Mitteleocaen des Pariser Beckens an, die er für specifisch identisch mit dem Zahn von Gentilly hält und vorläufig als „Lophiodon spec.“ bezeichnet. Der Molar könnte den angegebenen Dimensionen nach in der Tat ganz ') Ch. Deperet, sur um gisement siderolithique de mammiferes de l’eoeene moyen A Lissieu, pres Lyon. (G.-R. academie des sciences, 9. avril 1894. 2) P, Gervais, Zoologie et Paleontologie francaise. II®® edition, 1859, pag. 124, Pl. 35, Fig. 17. ») A. Gaudry, La dentition des ancetres de nos Tapirs. Bull. soc. g&ol. de France, tome XXV, 1897, pag. 319. ') Dje Zähne von Cuis, welche Rütimeyer 1. ec. als vielleicht gleichfalls hiehergehörig erwähnt, haben mit Chasmotherium nichts zu tun. S. unten, Chasmotherium Cartieri, 51 wohl hieher gehören; fraglicher bleibt die Rubricierung der Praemolaren, da nicht hervorgehoben wird, sie haben zwei Querjoche, was bei einem als Lophiodon taxierten Tiere doch auffallen musste. Von Buchsweiler liegt in der Sammlung der &cole des mines in Paris ein Oberkieferfragment mit P,—P,, die erst von Filhol!) — unter dem Namen „Palaeo- tapirus buxovillanus“ (alias „Palaeotapirus Douvillei“) — und dann später nochmals von Gaudry ?) abgebildet und beschrieben worden sind. Beide Autoren glaubten es mit einem Perissodactylen aus der Ascendenz des Genus Tapirus zu tun zu haben und Gaudry zog, offenbar von dem sehr richtigen Gefühl ausgehend, dass ein ächter Tapir mit so complicierten Praemolaren unmöglich schon im Mittel- eocaen auftreten könne, geradezu die Herkunft des Fossils von Buchsweiler in Zweifel; in semem Stammbaum der Tapiriden reihte er dasselbe zwischen Tapirus helveticus und Tapirus avernensis ein. Als Rütimeyer 1891 seine letzte Arbeit über Egerkingen schrieb, lag ihm die Filholsche Darstellung bereits vor. Die Ähnlichkeit der darin abgebildeten zwei Zähne von Buchsweiler mit den Praemolaren seines L. annectens fiel ihm auf, aber er wagte doch nicht, beide Fossilien unter einem Namen zu vereinigen, da er in den Structurdetails namhafte Differenzen zu bemerken glaubte: Das Vorjoch reiche an den Buchsweiler Zähnen bis an die Kante der Aussenwand, an denjenigen von Egerkingen nicht; an erstern seien Zwischenhügel markiert, die an letztern fehlen; an erstern sei das Parastyle stärker. Ich habe nun in der ecole des mines das nach und nach berühmt gewordene Fundstück einer eingehenden Prüfung unterworfen und kann auf Grund derselben versichern, dass es vortrefflich mit den Egerkinger Materialien übereinstimmt und sich durchaus im Variationskreis derselben hält. Der P, gleicht im Umriss auffallend dem gleichziffrigen Zahn Ba. 28 (Tafel I, Figur 6) von Egerkingen, den er um ein weniges an Grösse übertrifft. Das Para- style, in der Filho!’schen Figur?) etwas zu gross angegeben, ist höchstens eine Spur stärker, als an diesem. Die Aussenenden der Querjoche steigen genau so zur Aussenwandschneide empor, wie sie es an den meisten P, von Egerkingen auch ) Filhol, Etude sur les vertebres fossiles d’Issel. Mem. soc. geol. de France, tome einquieme 1888, pag. 179—181, Pl. XIX, Fig. 4 — Filhol nennt das Tier im Text Palaeotapirus Douvillei, in der Tafelerklärung P. buxovillanus. 2) Gaudıy 1. ec. Pl. IX, Fig. 7. — Vergl. hiezu auch Deperet, Etudes paleontologiques sur les Lophiodon du Minervois. Archives du Museum d’histoire naturelle de Lyon, tome IX, 1903, pag. 41 Anm. und pag. 44. 3) Die Figur bei Gaudry, obwohl reduciert, ist exacter als die bei Filhol. 52 Stehlin, Eocaene Säugetiere. tun. Der Hinterseite des Nachjoches ist eine kleine Leiste aufgesetzt, welche den /Zwischenhügel in ähnlicher Weise wie an dem Egerkinger P, Ea. 31 (Tafel I, Figur 3) markiert; so deutlich entwickelt wie an dem P, Ea. 21 (Tafel I, Figur 4) erscheint er indess nicht. Das Nachjoch ist merklich niedriger, als das Vorjoch, was ich in Egerkingen zwar nicht an P,, wohl aber an P, (Ea. 7 e. gr.) beobachte, und das Aussencingulum erleidet am vordern Aussenhügel eine ganz kurze Unter- brechung, während es an den Egerkinger Praemolaren immer continuierlich ist; allein diess sind doch wohl Details, die angesichts der starken Variabilität dieser Zähne, von der unsere Tafel I eine Anschauung giebt, nicht ins Gewicht fallen können. An P, ist die vordere Aussenecke mit dem Parastyle, sowie das Cingulum an der vordern Innenecke weggebrochen; in den Figuren bei Filhol und Gaudry sind diese Teile ergänzt, ihre Wiedergabe also nicht maassgebend. Das Vorjoch reicht etwas weniger weit lingualwärts, als das Nachjoch, was, wie wir oben sahen, an P, die Regel ist. Der Zwischenhügel des Nachjoches ist eine Spur stärker markiert als an P,. Im übrigen verhält sich der Zahn dem letztern analog. Vom Maxillarknochen ist gerade soviel erhalten, dass man sehen kann, wie sich die Alveolarpartie sockelartig von der Gaumenfläche abhebt, genau wie an Ea. 5. Was die Facies des Fundstückes anbelangt, so kann ich der Versicherung Gaudry’'s, sie sei grundverschieden von derjenigen der andern Säugetierreste von Buchsweiler, nicht beipflichten; ich sehe keinen Grund, an der überlieferten Her- kunftsangabe zu zweifeln. Von Issel besitzt das Museum in Toulouse (Coll. Noulet) zwei obere Molaren, einen M, und einen M, oder M,. Der erstere (Aussenwandlänge 0,0215, Breite vorn ca. 0,0235) kommt unter den Egerkinger Exemplaren Ea. 2 (Tafel I, Figur 17) am nächsten, hat aber eine noch schiefer gestellte Aussenwand und ein eher noch kräftigeres Parastyle. Sein Innenrand ist beschädigt, so dass sich nicht consta- tieren lässt, ob ein Inneneingulum entwickelt ist. Das Ausseneingulum ist blos spurweise angedeutet. An dem M, oder M, (Aussenwandlänge 0,022) ist die Innen- hälfte weggebrochen. Das Parastyle ist auch hier etwas stärker, als an den Eger- kinger Exemplaren. Das Aussencingulum ist am Parastyle deutlich, weiter hinten blos angedeutet. Nach dem oben ausgeführten wird man nicht geneigt sein, in diesen Abweichungen in einigen Structurdetails einen Grund gegen die Vereinigung der Zähne von Issel mit Ch. Cartieri, dessen Dimensionen sie haben, zu erblicken. Aus dem Vorkommen des Öhasmotherium Cartieri in Gentilly, Buchsweiler, Issel ergiebt sich mit Sicherheit, dass wir es mit einem Perissodactylen des obern Lutetien zu tun haben. Chasmotherium ininimurm. 53 Neben der Species „Cartieri“ ist nun in das Genus Chasmotherium — nach den Prioritätsregeln unter der Bezeichnung Chasmotherium minimum Fischer — ein zweiter, längst bekannter Perissodactyle des mittlern Kocaens einzureihen, der in der palaeontologischen Litteratur ein nicht minder wechselvolles Geschick gehabt hat. ') Er ist hauptsächlich in den altberühmten Süsswassermergeln von Les Prunes bei Argenton sur Creuse, im Departement de l’Indre, gefunden worden, wo er als häufigstes Element der Localfaunula auftritt. Schon Cuvier hat einige Backen- zähne dieses Tieres in Händen gehabt; er bildet auf Pl. X (80) der „Animaux fossiles voisins des Tapirs“ in Figur 20 einen M, sup. und in Figur 21 einen M, inf. desselben ab unter der Bezeichnung „tres petite espece (de Lophiodon) d’Ar- genton* (alias „quatrieme espece*).”) Ob er auch zu der „petite“ oder „troisieme espece* und zu der „cinquieme espece* von Argenton hiehergehörige Zähne gerechnet hat, lässt sich nicht mehr feststellen. Sicher ist dagegen, dass Blain- ville in der Osteographie®), Lophiodon Pl. II, solche auf die drei Colonnen mit den Legenden „troisieme espece“ „quatrieme espece“ und „cinquieme espece* ver- teilt hat. In der Colonne „troisieme espece*“ stellt die zweite Figur von oben einen M inf. des uns beschäftigenden Tieres dar; in der Colonne „quatrieme espece* bezieht sich die zweite Figur von oben auf einen M, oder M, sup., die dritte auf einen M, sup., die vierte auf einen P, sup. dext., die fünfte auf einen M, inf. desselben; in der Colonne „cingquieme espece“* endlich scheint mir der in der zweiten Figur von oben wiedergegebene Zahn als vorderer Praemolar, P, oder P,, hieher zu gehören. *) Anstatt der provisorischen Cuvierschen Bezeichnungen kamen dann mit der Zeit für diese Rubriken lateinische Namen in Gebrauch, die nun nach dem ebengesagten alle in die Synonymik unseres Tieres einzureihen sind: Lophiodon minutum Fischer für die „troisieme espece“, Lophiodon minimum 1!) Auf die Zusammengehörigkeit dieses Tieres mit Ch. Cartieri hat Deperet schon 1894 |. e. hingewiesen. 2) Tome II, premiere partie, pag. 193—195 und tome IV, pag. 495—499. — Ich eitiere Cuvier immer nach der zweiten Auflage von 1822-—-23, gebe aber in Klammern auch die Tafelnummern der vierten Auflage an. ®) Pag. 99—112 und pag. 191. #) Der zu oberst in der (Colonne „troisieme espece“ und übrigens schon früher bei Cuvier Pl. X (80), Figur 15 abgebildete, sehr abgenützte Mändibularmolar, gehört, wie ich nach Einsicht des Originals des bestimmtesten versichern kann, zu Propalaeotherium argentonieum (efr. Gaudry 1897, 1. ce pag. 319, Anm. 1). Der zu oberst in Colonne „einquieme espece* abgebildete Maxillar molar ist als Typus des Propalaeotherium parvulum Laurillard zu betrachten. >54 Stehlin, Eocaene Säugetiere. Fischer ') und Pachynolophus minimus Gervais für die „quatrieme espece* und „Lophiodon parvulum Laurillard“ ?) für die „einquieme espece.*“ Auch Lophiodon oceitanicum Gervais nec Cuvier pro parte muss mit aufgeführt werden, da Ger- vais (Z. et P. francaises) Cuviers „petit L. d’Argenton“ unter diesen Namen sub- sumiert. Der Speciesname „minimum“ verdient darum vor den andern den Vor- zug, weil wenigstens die Backenzähne, welche in der ihm entsprechenden Colonne bei Blainville abgebildet sind, alle hiehergehören. In neuerer Zeit sind Filhol?) und Gaudry *) auf den kleinen Perissodactylen von Argenton zurückgekommen. Der erstere konnte einen von Herrn Vasseur mit grossem Geschick ausgegrabenen Mandibelramus, der die vollständige Backen- bezahnung trägt, bekannt machen und dadurch unsere Kenntniss des Tieres, dem er mit sehr fraglicher Berechtigung den Namen „Hyrachyus intermedius“ beilegt, wesentlich vermehren. Der letztere verwies dasselbe als Colodon minimus in ein anderes amerikanisches Genus und machte den Versuch, mit Hilfe der isolierten Zähne, welche die Sammlung des Museum d’histoire naturelle teils seit Cuviers Zeiten, teils aus dem Nachlass des Marquis de Vibraye besitzt, die Backenzahn- reihe des Oberkiefers zu reconstruieren. Dank dem freundlichen Entgegenkommen verschiedener Sammlungsvorsteher und Sammler habe ich selbst einiges hiehergehöriges Material von Argenton unter- suchen und an demselben Beobachtungen machen können, welche geeignet sind, das von frühern Autoren beigebrachte zu ergänzen oder zu präcisieren. Ich bilde in Figur I und II eimige Zähne ab, welche mir teils von Herrn Raimond Rollinat in Argenton zum Geschenk gemacht, teils von der Direction des Museums in Bordeaux zur Untersuchung nach Basel gesandt worden sind. !) J. B. Fischer, Synopsis mammalium 1829. ®) Laurillard in Dietionnaire universel d’histoire naturelle, 'dirige par d’Orbigny. Deuxieme edition. Tome huitieme. 1867—1869. °) H. Filhol, Observations concernant la faune de mammiferes fossiles d’Argenton (Indre) Bulletin de la societe philomatique 28 janvier 1888, tome XII, 1888, pag. 41—49. — H. Filhol, Etude sur les vertebres fossiles d’Issel (Ande) M&m. soc. geol. de France 1888, pag. 116 ff. Der Passus über den „Hyrachyus* ist hier wörtlich wiederholt und von Abbildungen (Pl. XIX, Fig. 6—8) begleitet. ') A. Gaudry, La dentition des ancetres de nos Tapirs. Bull. soc. g&ol. de France, lome XXV, 1897, pag. 318. — Ich bemerke beiläufig, dass die sehr selten gewordene Schrift von Lockhart, Memoire sur un depöt d’ossements fossiles des environs d’Argenton (M&em. soc. royale des sciences, belles-lettres et arts d’Orleans, tome I, 1839) blos eine Aufzählung von Materialien, aber keine Beobachtungen von Belang enthält. Chasmotherium minimum. 55 Die Grösse des Tieres zeigt beträchtliche Schwankungen, aber die stärksten Exemplare erreichen nicht ganz die untere Variationsgrenze des Ch. Cartieri von Egerkingen. Eine ziemlich durchgreifende Abweichung der Backenzähne von den- jenigen der letztern Art liegt darin, dass sie ihre Basalcingula etwas weniger üppig entfalten. In Figur I sind zwei obere Molaren M, und M, dext. abgebildet, die von einem der stärkern Individuen herrühren. M, Aussenwand- länge 0,018, Breite vorn 0,0205. M, Aussen- wandlänge 0,0185, Breite vorn 0,019. Breite hinten 0,0165. An M, ist das Aussencingulum blos durch eine Linie von Rauhigkeiten ange- deutet, das Innencingulum an den Hügelrücken geschwächt; das ziemlich starke und vor- springende Parastyle entwickelt hinten eine Kante, die ich an Ch. Cartieri nicht beobachte. Irgend eine belangreichere Abweichung vermag ich indess nicht zu finden. Das nämliche gilt von M,. Der Umriss desselben mag nach hinten zu etwas mehr verjüngt, die Aussenwand etwas Figur I. Chasmotherium minimum Fischer von Les Prunes bei Argenton (Indre), oberes Lutetien. — M inf. dext. kingen, aber die Grundzüge der Structur sind (Museum Bordeaux), M, inf. sin. (ihid.), M,—M, sup. dext. (ibid.), P, sup. sin. ; (ibid.), P, sup. dext. (Museum Basel), wand z. B. stark gedehnt und abgeplattet, nichts P, inf.-dext., sehr usiert (M. Bordeaux), schräger gestellt sein als bei der Art von Eger- genau die nämlichen, der hintere Teil der Aussen- weniger als tapiroid. Das Innencingulum ist D, inf. sin. (M. Basel). an beiden Innenhügeln kurz unterbrochen, das Ausseneingulum am vordern Aussen- hügel geschwächt. Ich verdanke Herrn Raimond Rollinat einen M, von etwas kleinern Dimen- sionen als der abgebildete: Aussenwandlänge 0,016, Breite vorn 0,0185. Das Parastyle ist etwas schwächer, endet aber auch hier nach hinten kantig. Das Inneneingulum ist continuierlich und das Aussencingulum hinten stark entwickelt. Diesem Exemplar sieht dasjenige im Jardin des plantes, welches Cuvier und Blain- ville abgebildet haben, sehr ähnlich, nur besitzt es ein stärkeres Parastyle. Ein anderes, in der &cole des mines, das Filhol 1. c. Pl. XIX, Fig. 8 abbildet, nähert sich mehr demjenigen in Fig. I. Das Museum von Orleans besitzt zwei Exemplare, 56 Stehlin, Eocaene Säugetiere. wovon eines ein sehr stark vorspringendes, das andre ein auffällig verkümmertes Parastyle hat. Was ich von vordern Molaren, M, und M,, in den verschiedenen Sammlungen gesehen habe, stimmt gut mit dem in Figur I abgebildeten M, überein; das von Blainville abgebildete Exemplar (n. b. mit beschädigtem Parastyle) ist etwas kleiner als dieser, aber wahrscheinlich doch gleichfalls als M, zu deuten. Die obern Praemolaren sind in den Sammlungen seltener vertreten. Den in unserer Figur | unten links dargestellten, glaube ich mit Bestimmtheit als P, sup. sin. deuten zu dürfen: Aussenwandlänge 0,011, Breite 0,014. Er weicht structurell nicht weit von dem P, Ea. 28 des Chasmotherium Cartieri ab; das Parastyle ist etwas schwächer und das Basaleingulum erleidet vorn aussen und hinten innen Unterbrechungen. Die Labialenden beider Querjoche ziehen sich an der Innenseite der Aussenwand bis zur Schneide empor. Das Vorjech ist beträcht- lich schiefer gestellt als das noch etwas niedrigere, aber doch schon fertig aus- gebildete Nachjoch. Der Zahn, den Gaudry in seiner leider reducierten Figur 1. c. als P, figurieren lässt, scheint dem vorliegenden sehr ähnlich zu sein, voraus- gesetzt, dass dem Zeichner in der Wiedergabe der Aussenwand ein Versehen begegnet ist. | Den Praemolaren, den Blainville I. e. in Colonne „quatrieme espöce“ (vierte Figur von oben) abgebildet hat, halte ich für einen P, sup. dext. Er besitzt einen starken hintern Innenhügel, der von seinem vordern Nachbarn vollständig abgetrennt ist und dem von der Aussenwand eine kleine Falte entgegenkommt, aber das Nachjoch ist noch nicht fertig. Gaudry lässt in seiner Figur einen sehr ähnlichen Zahn als P, figurieren. Wohl gleichfalls als P, zu deuten wird ein etwas aberranter Praemolar sein, den ich in der ecole des mines gesehen habe. Er misst 0,013 Aussenwandlänge und 0,0185 Breite, ist also grösser als der vorhin beschriebene P,. Das Vorjoch, in dem sich der Zwischenhügel bemerkbar macht, endigt an der Basis der Aussen- wand. Der hintere Innenhügel, etwas stärker und mehr lingualwärts gerückt als der vordere, ist mit diesem noch innig verwachsen und steht mit der Aussenwand in loser Verbindung durch eine Falte, die von beiden abgekerbt ist. Das Basal- cingulum erleidet nur am vordern Aussenhügel eine Unterbrechung. Weiter nach vorne zu stösst die Reconstruction der Praemolarreihe auf Schwierigkeiten. Gaudry hat als P, einen Zahn abgebildet, der mit den in unsern Figuren 3 und 18, Tafel I dargestellten P, des Ch. Cartieri Ähnlichkeit hat, aber, was nicht übersehen werden darf, ein gedehnteres Vorjoch besitzt. Es ist sehr schwer zu entscheiden. ob diess wirklich ein P, und nicht vielmehr ein Milchzahn Chasmotherium minimum. 5 ist. Einerseits ist es nicht wahrscheinlich, dass Chasmotherium minimum einen compliciertern P, sup. als Ch. Cartieri besitzt, da seine untern Praemolaren, wie wir sofort sehen werden, ganz entschieden einfacher sind. Andererseits ist zuzugeben, dass die allem Anschein nach fast völlige Gleichheit der beiden Aussen- hügel des vorliegenden Zahnes für einen D, auch wieder nicht passt und dass der Zuschnitt der Aussenwand für einen D, zu tapiroid, vielleicht auch die Dimen- sionen für einen solchen zu gering sind. Ich wage vorderhand nicht, in dieser Frage Stellung zu nehmen. Dass Ch. minimum vor P, sup. noch einen P, besass, steht ausser Zweifel, da durch die vollständige Mandibel der Sammlung Vasseur das Vorhandensein eines P, inf. erwiesen ist, und da die Reduction (vide Tapir), wo sie eintritt, immer mit letzterm den Anfang macht. Als einen solchen P, möchte ich den kleinen, in unserer Figur I (unter den M,—M, sup.) abgebildeten Zahn deuten. Sein stark gewölbter Haupthügel, der die Aussenwand repräsentiert, gleicht durchaus dem- jenigen der P, des Ch. Cartieri, die Structur seiner Innenseite ist dagegen wesent- lich einfacher; man beobachtet hier nur eine Talongrube und ein Innencingulum, das dieselbe umzieht, sich vor derselben vorübergehend verstärkt und dann bis ans vordere Zahnende weiterläuft. Das Ausseneingulum ist vorn und hinten scharf markiert, in der Mitte unterbrochen. Ob der Zahn, den Gaudry als P, abbildet, die nämliche Gestalt hat, vermag ich nach der etwas undeutlichen Figur nicht zu beurteilen. Sehr ähnlich aber doch etwas complicierter ist der Zahn, den Blain- ville 1. c. in der Colonne „cinguieme espece“ (zweite Figur von oben) abbildet; man sieht hier deutlich zwei kleine Brücken vom Inneneingulum nach dem Haupt- hügel hinüberlaufen, von denen die vordere an der Stelle entspringt, wo das Innen- eingulum am vorhin besprochenen Zahn die Verstärkung zeigt. Durch diese (om- plication, so geringfügig sie scheint, wird eine merkliche Annäherung an den P, des Ch. Cartieri bedingt und die Möglichkeit, dass das Homologon desselben vor- liegt, scheint mir durchaus nicht ausgeschlossen, zumal da nach Analogie der Unterkieferbezahnung ein etwas einfacherer P, sup. bei Ch. minimum zu erwarten ist. Doch ist andererseits nicht zu übersehen, dass P, von Rhinoceros, wenn er gut entwickelt ist, eine auffallend analoge Structur besitzt. Aus all dem ergiebt sich, dass für die Reconstruction des vordern Praemolar- gebisses des Oberkiefers etwas sichere Anhaltspunkte atı die gegenwärtig vorhan- denen sehr erwünscht wären. Über die untere Backenbezahnung hat die von Filhol (l. e. Pl. XIX, Fig. 6—7) abgebildete Mandibel der Sammlung Vasseur vollständigen Aufschluss gebracht; ° 58 Stehlin, Eocaene Säugetiere. sie belegt vor allem die zwei wichtigen Tatsachen, dass M, inf. — wie bei Ch. Car- tieri — seinen Talon eingebüsst hat und dass ein P, inf. vorhanden war. In Bezug auf Structurdetails lässt sich der Filholschen Figur nicht eben viel präeises entnehmen. Die untern Molaren gleichen, abgesehen von der etwas dürftigeren Ausbil- dung der Cingula durchaus denjenigen des Ch. Cartieri. In unserer Figur I sind ein M, inf. sin. (Länge 0,020, Breite vorn 0,0125, Breite hinten 0,013) und ein M, (oder M, ? Länge 0,018, Breite vorn 0,011, Breite hinten 0,0115) inf. dext. abge- bildet. Der M,, als solcher gekennzeichnet durch das Fehlen einer Berührungs- usur am Hinterrande, besitzt keine seitlichen Cingula; sein Nachjoch ist in der innern Hälfte dem Vorjoch so ziemlich parallel gestellt, biegt aber dann stark nach vorne um, ähnlich wie an dem M, des Ch. Cartieri Tafel II, Figur 12a. Der M, besitzt in der Hinterhälfte ein deutliches Aussencingulum; sein Nachjoch verläuft gerade, aber etwas schräger als das Vorjoch. Unter den Zähnen, die mir Herr Rollinat ge- schenkt hat, befindet sich ein M inf. von beträchtlich kleinern Dimensionen, als der vorige (Länge 0,015, Breite vorn 0,010, Breite hinten 0,010), dessen dicker Schmelz indess deutlich den Ersatzzahn zu erkennen giebt; sein Aussencingulum ist an den Jochen, welche den gleichen Verlauf wie beim vorigen nehmen, unterbrochen. Zwei weitere vordere Unterkiefer- molaren von gleicher Jochstellung sind bei Blainville Figur II. Chasmotherium mini- abgebildet; der eine derselben (]. c. quatrieme espece mum Fischer von Les Prunes bei fünfte Figur von oben) ist nur eine Spur grösser, als Argenton (Indre). Oberes Lutetien. P,—P, inf. dext. von aussen, innen, oben (Museum Bordeaux). Ausseneingulum. In der Sammlung der ecole des der eben besprochene und besitzt ein fast vollständiges mines liegt u. a. ein M, von 0,0185 Länge, an dem das Nachjoch genau wie an dem in Figur I abgebildeten verläuft. Auch die untern Praemolaren stimmen im Habitus vorzüglich mit denjenigen des Ch. Cartieri überein und lassen keinen Zweifel an der generischen Zusammen- gehörigkeit beider Formen aufkommen. Ich bilde in Figur II P,—P, inf. dext. von mittlerer Abnützung ab, die zwar isoliert sind, aber zweifellos vom nämlichen Individuum herrühren. P, Länge 0,013, Breite vorn 0,0085, Breite hinten 0,010; P, Länge 0,013, Breite vorn 0,008, Breite hinten 0,009; P, Länge 0,0115, Breite Chasmotherium minimum. 59 vorn 0,007, Breite hinten 0,008. Die Vorderhälften der drei Zähne sind, wie man sieht, fast genau so entwickelt wie bei Ch. Cartieri (Tafel II, Figur 3 und 5), nur die Vorderknospe an P, ist nicht so deutlich ausgebildet; die Hinterhälften dagegen verhalten sich bedeutend weniger progressiv. Die Sculptur der Talonpartie steht an P, exact auf der Complicationsstufe, welche sie bei Ch. Cartieri an P, erreicht hat; der Talonhügel, nahezu central gestellt, entwickelt auf der Innenseite zwei Falten, von denen die hintere gegen die hintere Innenecke zu mit dem Schluss- cingulum verschmilzt, die vordere, welche die erste Spur eines Nachjoches darstellt, in transversaler Richtung in die Tiefe steigt ohne Andeutung eines hintern Innen- hügels. Am Talonhügel von P, und P, ist kaum mehr eine Spur dieser Gliede- rung zu entdecken; er ist ganz einfach und stellt sich in die Mittellinie des Zahnes. Aussen- und Innencingulum sind, wie man sieht, an allen drei Zähnen am Vorjoch unterbrochen, das letztere entschiedener als das erstere. Auch diesen untern Praemolaren begegnet man in den Sammlungen ziemlich selten. Das Museum von Bordeaux besitzt noch einen P, inf. sin. von 0,012 Länge und einen sehr usierten P, inf. sin. von 0,012 Länge, welche keine wesentlichen Abweichungen von den vorigen zeigen; der letztere ist in Figur I abgebildet. Nach Lydekker !) liegt auch ein solcher Zahn im britischen Museum. Von dem P,, der nur an der Mandibel der Sammlung Vasseur vorliegt, geben Figur und Beschreibung bei Filhol nur eine ungefähre Vorstellung; ich habe das Original zu flüchtig gesehen, um diese Lücke ausfüllen zu können. Für die Reconstruction des Milchgebisses fehlt es noch fast an allen An- haltspunkten. Der kleine, in unserer Figur I rechts unten dargestellte molarartige Unterkieferzahn giebt sich durch seine geringen Dimensionen und seinen dünnen durchsichtigen Schmelz als Deciduus zu erkennen; nach Analogie von Ch. Cartieri kann er nur als D, gedeutet werden. Ausser in Argenton ist Ch. minimum nur noch in Bracklesham gefunden worden, von wo Owen und Dixon ?) vor langer Zeit unter der Bezeichnung „Lophiodon minimus“ einen untern Molaren (M, ? oder D, ?) und einen untern Praemolaren (P,) 1) 1886 1. c. pag. 10. ») R. Owen. A History of British Mannuals and Birds 1846, pag. 311—315, Fig. 108. — Fr. Dixon, The Geology and Fossils of the tertiary and cretaceous Formations of Sussex. 1850, PLEXT, Rig2 27, 21a, 21b. 60 Stehlin, Eocaene Säugetiere. beschrieben und abgebildet haben. Nach Lydekker!) liegt von diesem Fundort auch noch ein P sup. vor.”) Da Ch. minimum etwas kleiner und im Praemolargebiss etwas weniger pro- gressiv ist als Ch. Cartieri, könnte man vermuten, es sei lediglich ein älteres Entwicklungsstadium desselben. Allein es ist auch ganz wohl möglich, dass wir es mit zwei collateralen Species zu tun haben, und so lange kein triftigerer Grund für die Annahme, Argenton sei älter als Gentilly, Buchsweiler und Issel, vorliegt, möchte ich dieser letztern Auffassung den Vorzug geben. !) Lydekker 1886 1. c. pag. 10. ?) Die Angabe Rütimeyers (1862, pag. 54 Anm.), das Tier sei auch in der Braunkohle vom Hohen Rohnen gefunden worden, ist irrig. Die Zähne, um die es sich handelt, rühren von einem oligocaenen Tapiriden her. Chasmotherium minimum. 61 Chasmotherium minimum Fischer von Egerkingen. Durch einen einzigen Zahn scheint mir die im vorigen Abschnitt charac- Oo Oo terisierte kleinere Chasmotheriumform auch für Egerkingen belegt zu sein. Basel Ea. 45. P, sup. dext. Gerollt. Aussenwandlänge 0,0095, Breite Mitte 0,0125. Schmelz hellgrau, aus grauem Mergel. Tafel II, Figur 16. Ein grosser Teil des Schmelzes ist durch Rollung weggeschliffen, die Structur lässt sich indess gleichwohl noch deutlich erkennen. Sie kommt derjenigen des P, von Chasmotherium minimum bei Blainville (Lophiodon Pl. III, Colonne „quatrieme espece d’Argenton“, vierte Figur von oben) so nahe, dass ich nicht anstehe, unsern Zahn mit demselben zu identificieren. Das Vorjoch ist etwas schwächer als an dem Exemplar von Argenton, es reicht weniger weit lingualwärts als das Nach- joch; sein äusseres Ende liegt an der Basis der Aussenwand. Der hintere Innen- hügel ist voluminös, aber durch eine schräg nach hinten aussen laufende Usur fast völlig eingeebnet; seine Verbindung mit der Aussenwand ist blos durch ein feines Grätchen angedeutet, das er in der Richtung derselben aussendet; an dem Zahn von Argenton ist das Nachjoch offenbar in ähnlicher Weise undeutlich. Die Aussenwand zeigt einen Zuschnitt, der an den P, Ea. 29 von Ch. Cartieri (s. oben pag. 30) erinnert. Die ganze Krone scheint von einem Cingulum umgeben gewesen zu sein, das aber zu einem grossen Teil weggescheuert ist. Die Innenwurzel zeigt auf der Lingualseite keine Rinne. — Es ist nicht unmöglich, dass unter den oben bei Ch. Cartieri als M, und D, aufgeführten obern und untern Backenzähnen sich das eine oder andre Exemplar befindet, das in Wirklichkeit mit veränderter Ziffer zu Ch. minimum gehört; aber das vorliegende Document ist das einzige, das nicht ebenso natürlich oder besser . auf Ch. Cartieri bezogen werden kann. 62 Stehlin, Eocaene Säugetiere, Systematische Stellung des Genus Chasmotherium. Wir kennen gegenwärtig die Backenbezahnung von Chasmotherium ziemlich vollständig, sind aber über sein Vordergebiss und seinen Sceletbau noch ganz un- unterrichtet. Der Zeitpunkt, dem Genus seine systematische Stellung mit Sicher- heit anzuweisen, ist daher noch nicht gekommen; wir müssen uns vorderhand bescheiden, den Kreis der Möglichkeiten etwas enger zu umgrenzen, als er bisher war. Vergleichen wir das Tier zunächst mit den in Europa vertretenen Perisso- dactylenstämmen, so lassen sich Anklänge an Tapir, Rhinoceros, Lophiodon con- statieren. Am oberflächlichsten sind zweifellos diejenigen an Tapir; sie liegen in der Structur der obern Praemolaren und der untern Molaren, im speciellen in dem Auftreten eines zweiten Joches an PÄ,—P, sup. und in dem Fehlen des Talons an M, inf., also wesentlich in Terminalmerkmalen, die in jedem progressiven Stamm auftreten können. Denken wir uns an diesen Gebisspartien das secundär ent- wickelte weg, so stehen sie den entsprechenden von Lophiodon ebenso nahe oder näher, als denjenigen von Tapir. Entschieden tiefer liegen die Beziehungen zu Lophiodon. Die Structur der definitiven Oberkieferbezahnung und der unteren Molaren ist diejenige, welche man bei einem fortgeschrittenen Glied dieses Genus erwarten dürfte. Seitab von der Entwicklungsbahn desselben liegt dagegen der Zuschnitt der Talonpartie an den P inf., das Festhalten an der typischen Zahnformel und vor allem der Grund- plan des Milchgebisses. In diesen letztern zwei Punkten liegt der hauptsächlichste Anklang an den Rhinocerosstamm, an welchen im übrigen auch die Talonlosigkeit des M, inf., freilich ein secundäres Merkmal von sehr oberflächlicher Bedeutung, erinnert. Allein die ganze übrige Structur ist nichts weniger als rhinocerosähnlich ; von der innigen Verschmelzung des Parastyle's mit der Aussenwand, die für Rhinoceros charakteristisch ist, bemerkt man bei Chasmotherium keine Spur; die Querjoche der untern Molaren sind weit entfernt, eigentliche Halbmonde zu bilden und der Chasmotherium. 63 eigentümliche Plan, nach welchem sich die Talons der untern Praemolaren ent- falten, findet bei Rhinoceros so wenig ein Analogon, als bei Lophiodon oder Tapir. Aus dem skizzierten Sachverhalt geht klar hervor, dass Chasmotherium, wenn es gleich zu den letztern beiden Stämmen innigere Beziehungen hat als zu Tapır, doch weder ein Lophiodon noch ein Rhinoceros ist, sondern als ein selbständiges Genus beurteilt werden muss. Lophiodon, Chasmotherium, Rhinoceros sind drei benachbarte Äste des Stammbaumes, stehen aber nach dem gegen- wärtigen Stand unserer Kenntnisse in Europa ganz unvermittelt nebeneinander. Etwas anders gestaltet sich das Bild, wenn wir den Blick nach Nordamerika hinüberlenken. Einzelne Partien des Chasmotheriumgebisses sind schon längst mit amerikanischen Formen in Beziehung gebracht worden. Den ersten Vorstoss in dieser Richtung machte Filhol, indem er Chasmotherium minimum in das Genus Hyrachyus einreihte. ') Ihm folgte Osborn ?), der sich geneigt zeigte, gewisse, von Rütimeyer abgebildete Zähne des Ch. Cartieri mit Isectolophus annectens, andre mit Helaletes (Desmatotherium) Guyoti, andre mit Helaletes oder Heptodon und wieder andre mit Hyrachyus zu vereinigen. Dann folgte die Arbeit von Gaudry °), in welcher Ch. minimum in das Genus Colodon verwiesen wird und schliesslich diejenige von Earle *), welche die Öberkieferbezahnung dieser Species für Isecto- lophus, die Unterkieferbezahnung dagegen für Hyrachyus in Anspruch nimmt. In den zusammenfassenden Werken von v. Zittel, Roger und Trouessart figurieren die obern Molaren und Milchzähne des Ch. Cartieri bei Helaletes, die obern Prae- molaren bei Isectolophus (als Isectolophus Rütimeyeri n. sp. bei Trouessart). Diese Musterkarte, die wahrscheinlich nicht einmal vollständig ist, enthält Aufforderung genug, die Vergleichung mit den amerikanischen Stämmen auf Grund der eingehenderen Kenntniss des Genus Chasmotherium, die wir jetzt besitzen, wieder aufzunehmen. 1) Filhol 1. s. (pag. 5%) ce. 1888. — Filhol hatte den Namen „Hyrachyus intermedius“ schon 1885 (Observatious sur le me&moire de M. Cope intitule relations des horizons renfermant des debris d’animaux vertebres fossiles en Europe et en Amerique. Annales des sciences geologiques tome XVII) für Zähne aus dem Oligocaen von Selles sur Cher aufgestellt und bezog nun sehr irrigerweise die Materialien von Argenton auf diese Oligocaenform. Dass das Tier von Selles ein echter Tapiride ist, wurde bereits von verschiedenen Autoren betont. Ich kann nach Einsicht der Originalien in der ecole des mines beifügen, dass die zweite durch Filhol von Selles signalisierte „Hyrachyusart‘, H. Zeilleri, auf Milchzähnen des nämlichen Tapiriden beruht. 2) H. F. Osborn, What is Lophiodon ? American Naturalist 1899, pag. 763 ff. ®) A. Gaudry, La dentilion des ancetres de nos Tapirs. Bull. soc. geol. de France. Tome XXV, 1897. 4) Ch. Earle, Notes on the fossil Mammalia of Europe VI. Remarks on the fossil Tapiroids of France. American Naturalist 1898, pag. 115. 64 Stehlin, Eocaene Säugetiere. Das Genus Colodon !) gehört der Whiteriverstufe (Metamynodon Layer und Oreodon Layer) an; die Identification desselben mit dem mitteleocaenen Chasmo- therium musste daher, wie Earle?) mit Recht betont hat, von vorneherein als sehr gewagt erscheinen. Eine genaue Vergleichung zeigt denn auch, dass trotz aller Ähnlichkeit recht bedeutende Differenzen zwischen den beiden Tieren bestehen, welche die Annahme eines engern Zusammenhangs des entschiedensten ausschliessen. Der hintere Teil der Aussenwand der obern Molaren ist bei Colodon kurz und ausgesprochen concav, bei Chasmotherium gedehnt und abgeplattet. Das Nach- joch der untern Praemolaren entsteht bei Colodon, wie bei den ächten Tapiriden durch Verschmelzung zweier ursprünglich von einander getrennter Hügel, bei Chas- motherium aus einer Falte an der Innenseite des traditionellen Talonhügels, die sich allmählig horizontal stellt und ihr Innenende zu einem hintern Innenhügel verdickt. Die untern — und also wohl zweifellos auch die obern — Milchbacken- zähne sind bei Colodon nach dem Plane von Tapir und Lophiodon gebaut, bei Chasmotherium nach demjenigen von Rhinoceros. Der letzte Unterkiefermolar hat bei Colodon noch einen Talon, bei dem viel ältern Chasmotherium hat er denselben schon völlig eingebüsst. Angesichts dieser fundamentalen Differenzen ist es über- flüssig, auf minder wichtigem zu insistieren. Hyrachyus ist ein Genus der Bridgerstufe, steht also Chasmotherium chrono- logisch weit näher als Colodon. Auch die morphologischen Anklänge sind ent- schieden bedeutungsvoller. Es sind eine ganze Reihe von Arten signalisiert, aber nur wenige unter Beigabe von Abbildungen genauer bekannt gemacht worden. Ich halte mich bei der Vergleichung hauptsächlich an Hyrachyus agrarius, der annähernd - die Grösse von Ch. Cartieri besitzt, und H. eximius, der etwas grösser ist.) An den obern Molaren ist der hintere Teil der Aussenwand in ganz ähnlicher Weise gedehnt und abgeplattet, wie bei Chasmotherium. Der letzte Unterkiefermolar hat wie bei diesem den Talon eingebüsst. Die untern Praemolaren gleichen auffällig denjenigen von Ch. minimum (vergl. Fig. II, pag. 58), sind aber noch etwas ein- ') J. L. Wortman and Charles Earle, Ancestors of the Tapir from the lower Miocene of Dakota. Bull. of Ihe American Museum of natural history. Vol. V, 1893. — H. F. Osborn and J. L. Wortman, Perissodaetyls of the lower Miocene White River Beds. Ibid. Vol. VII, 1895. Die neuere Arbeit von Hatcher war mir nicht zugänglich. ?) Ch. Earle, Notes on Ihe fossil Mammalia of Europe VI. Remarks on the fossil Tapiroids of France. The American Naturalist. Vol. XXXIL, 1898, pag. 115. ®) Joseph Leidy, Contributions to the extinet vertebrate Fauna of the Western Territories, 1873. — Ed. D. Cope, The Vertebrate of the terliary formations of the West, 1883. — H. F. Osborn and J. L. Wortman, Perissodactyls of the lower miocene White River Beds. Bull. Americ. Museum of Natural History. Vol. VII, 1895. Chasmotherium. 65 facher; der Talonhügel von P, und P, erscheint in den Figuren bei Leidy und Cope völlig ungegliedert, an dem Gipsabguss einer Unterkieferreihe, welchen die hiesige Sammlung Frau Marie Pavlow verdankt'), zeigt er indess eine leise Andeu- tung der Falte, welche sich bei der europäischen Form zum Nachjoch entwickelt. 'Verhält sich dies wirklich so, so wohnt den untern Praemolaren von Hyrachyus der nämliche Complicationsplan inne, der bei Chasmotherium zur Durchführung gelangt. Bei den mannigfachen Anklängen, die Hyrachyus an Rhinoceros zeigt, steht endlich zu vermuten, dass sich die Analogie mit Chasmotherium auch auf den Milchgebissplan erstreckt.”) Andererseits sind aber eine Anzahl beträchtlicher Differenzen bemerkbar, welche durchweg auf einen innigern Anschluss von Hy- rachyus an die Rhinoceriden hinauslaufen. Vor allem verhalten sich dessen obere Praemolaren stark abweichend; ich lege dabei das Hauptgewicht nicht sowohl auf die geringere Complication derselben, als auf ihren viel weniger tapiroiden oder lophiodontoiden Zuschnitt. Sodann stimmt auch die Structur der obern Molaren keineswegs völlig mit Chasmotherium überein; an der Innenseite des vordern Aussen- hügels ist die sogenannte „Crista* deutlich entwickelt, während man sie bei letz- term gleich wie bei Lophiodon blos schwach angedeutet findet; das Parastyle ist etwas anders geformt und weniger gründlich vom vordern Aussenhügel abgetrennt, so dass es schon fast wie bei den Rhinoceriden in der Aussenwand aufgeht. End- lich ist auch an den untern Molaren der umgebogene Teil des Nachjoches ent- schieden etwas entwickelter. Es kann daher keinem Zweifel unterliegen, dass wir es trotz allen Analogien doch auch hier wieder mit zwei von einander unabhän- gigen Stämmen zu tun haben. Das Genus Helaletes — Formen von etwas geringern Dimensionen als Chas- motherium umfassend — gehört ebenfalls der Bridgerstufe an. Ich halte mich bei der Vergleichung für die Oberkieferbezahnung an Helaletes Guyoti, für die Unter- kieferbezahnung an Helaletes nanus.°) Über die Milchzähne ist noch nichts bekannt Yyı geworden. 1) Diese Reihe, M,--P, in ziemlich frischem Zustand umfassend, ist als H. eximius bezeichnet, hat aber die Dimensionen von H. agrarius. 2) Ich weiss nicht. ob die Milchbezahnung von Hyrachyus schon irgendwo abgebildet oder beschrieben ist; in der mir zugänglichen Litteratur habe ich vergeblich nach Aufschluss über die- selbe gesucht. ®) J. Leidy, 1. c. 1873. — W. B. Scott, On Desmatotherium and Dilophodon, two new Eocene Lophiodonts. Gontributions from the E. M. Museum of Geology and Archeology of Princeton Gol- lege. 1883. y 66 Stehlin, Eocaene Säugetiere. Die obern Molaren entfernen sich ungefähr in gleichem Betrage, wie die- jenigen des Genus Hyrachyus von Chasmotherium, nur in entgegengesetzter Rich- tung; der Zuschnitt des Paracone’s und sein Anschluss an die Aussenwand sind in sehr ähnlicher Weise wie bei der europäischen Form durchgeführt, der hintere Teil der Aussenwand dagegen ist kurz und erinnert weit eher an Colodon. Die obern Praemolaren kommen Chasmotherium im Habitus entschieden viel näher, als diejenigen von Hyrachyus, aber P, ist eher etwas complicierter, als bei Ch. Car- tieri, insofern er zwei gleichwertige Aussenhügel besitzt, während P, sich im Gegen- teil einfacher verhält, insofern sein Quertal noch nicht perfect ist. Die untern Molaren sind sehr ähnlich, der Talon des M, blos noch angedeutet oder schon geschwunden. Die untern Praemolaren weichen dagegen wieder namhaft ab; P, kommt nicht mehr zur Entwicklung und das Nachjoch der hintern scheint sich (nach Fig. 42, Plate VI bei Leidy) wie bei Lophiodon und Tapir durch Verschmel- zung zweier praeexistierender Hügel zu bilden. Hält man neben all diess noch den Umstand, dass die Seitencingula bei Helaletes blos spurweise angedeutet sind, so ist klar, dass die beiden Genera nicht verschmolzen werden dürfen. Auch Chas- motherium von Helaletes abzuleiten, geht nicht an; wenn auch die Möglichkeit einer Wandlung der Molaren im erforderlichen Sinn zuzugeben ist, so widerstreiten doch der Wegfall von P, inf. und die Structur der übrigen Praemolaren einer solchen Combination, ganz abgesehen davon, dass die Bridgerstufe allenfalls gleich- alt, aber schwerlich älter als unser oberes Lutetien sein dürfte. In das Genus Isectolophus ') werden gegenwärtig zwei Formen, I. annectens aus der Uintastufe und I. latidens aus der Bridgerstufe gestellt. Von der Bezah- nung des erstern, der an Grösse ein weniges hinter Ch. minimum zurücksteht, kennt man vorderhand blos die Molaren, sowie den obern P, und den untern P,. Auch hier springen sofort wieder einige Anklänge an Chasmotherium in die Augen. Die obern Molaren erinnern im Habitus sehr an diejenigen der europäischen Form und verhalten sich insbesondere in der Ausbildung des Parastyles ganz analog. Die Zahl der Praemolaren ist, wie sich an Hand von erhaltenen Alveolen feststellen liess, die typische und das Nachjoch der untern scheint sich, nach der Abbildung des P, zu schliessen, ganz wie bei Chasmotherium aus einer Falte auf der Innen- seite des traditionellen Talonhügels zu entwickeln. Dazu kommt, dass, wie schon ') H. F. Osborn, W. B Seott, Fr. Speyr, Palaeontologieal Report of the Princeton scientific Expedition of 1877. CGontributions from the Museum of Geology and Archeology of Princeton Col- lege 1878. W. B. Scott and H. F. Osborn, The Mammalia of the Uinta Formation. Transactions Amer. Philos. Soc, N, S. Vol. XVI, Part. III, 1889. Chasmotherium. 67 Ösborn betont hat, die Cingula bei der amerikanischen Form ebenso üppig entfaltet sind, wie bei der europäischen. Diesen Anklängen stehen indess namhafte Ab- weichungen gegenüber. Die untern Molaren haben ein weniger rein lophodontes Gepräge, sind auch im Umriss abgerundeter und der M, besitzt einen sehr kräf- tigen Talon. Der hintere Teil der Aussenwand der obern Molaren ist zwar, wie es scheint, etwas gedehnt, aber gleichzeitig sehr ausgesprochen convex und nicht abgeplattet wie bei Chasmotherium. Der P, sup. hat nach der Beschreibung von Osborn zwei Aussenhügel und einen Innenhügel, der mit beiden durch Quergräte in Verbindung steht, ist also wesentlich anders gebaut, als bei Ch. Cartieri. Isecto- lophus latidens, dessen Bezahnung vollständiger bekannt, aber noch nicht abgebildet ist, hat einfachere Praemolaren, als I. annectens und entbehrt der Cingula, steht also noch etwas ferner. Von Identität der beiden Genera kann mithin nicht die Rede sein und auch das eine vom andern abzuleiten ist nicht statthaft, da das specialisiertere Chasmotherium eher älter ist, als der primitivere Isectolophus. Heptodon !) ist ein Genus der Wasatch- und Windriverstufe, das die ameri- canischen Forscher als Vorläufer von Helaletes zu beurteilen geneigt sind. Da es sich mn der Praemolarstructur noch überaus primitiv verhält und an M, inf. einen Talon entwickelt, ist an eine generische Identification desselben mit Chas- motherium noch weniger zu denken, als bei dem letztern. Dagegen kann die Frage aufgeworfen werden, ob vielleicht das — in diesem Fall zweifellos jüngere — europäische Genus von ihm abgeleitet werden könne. Ich glaube indess nicht, dass sie zu bejahen ist. Die oberen Molaren scheinen, wenigstens nach der Ab- bildung, welche Cope für H. ventorum mitgeteilt hat, eher in noch ausgesprochenerem Masse, als diejenigen von Helaletes nach der speciellen Structur von Colodon hin zu tendieren; der Talon von P, inf. trägt nach demselben Autor bei dieser Species zwei von einander getrennte Hügel und von einer reichern Entfaltung der Cingula ist nichts zu bemerken. Dazu kommt, dass für Heptodon caleiculus durch Osborn und Wortman eine höchst eigentümlich differencierte Vorderbezahnung nachgewiesen worden ist. Es liegt leider noch keine Abbildung derselben vor, aber ich habe bei Herrn Deperet Gelegenheit gehabt, sie im Gipsabguss kennen zu lernen. Die Incisiven haben längliche, spatelförmige Kronen. In dem grossen Vorrat von Vorderzähnen aus dem Egerkinger Siderolithicum liegt mir nichts annähernd ähn- !) Ed. D. Cope, The vertebrata of the tertiary formations of the West. 1883. — H. F. Osborn and J. L. Wortman, Fossil mammals of the Wasateh and Wind River Beds. Bull. American. Museum of Natural History Vol. IV. 1892. — J. L. Wortman, Species of Hyracotherium and allied Perisso- dactyls from the Wasatch and Wind River Beds of North America. Ibid. Vol. VIII. 1896. 68 Stehlin, Eocaene Säugetiere. liches vor, sodass ich mit Bestimmtheit glaube voraussagen zu können, Chasmo- therium besitze ein wesentlich anderes und weniger differenciertes Vordergebiss als Heptodon. Mit mindestens ebenso grossem Recht als verschiedene der besprochenen Genera, darf schliesslich auch Systemodon !) in den Bereich unserer Vergleichungen gezogen werden. Das Genus gehört der Wasatchstufe an und es kann sich daher wie bei Heptodon nur um die Frage handeln, ob es vielleicht als Stammform von Chasmotherium gelten könne. Die Milchzähne scheinen noch nicht bekannt zu sein. Die obern und untern Praemolaren sind noch so einfach, dass sich an denselben nicht viel gegen die Annahme eines solchen Zusammenhanges sprechendes aufzeigen lässt; doch ist immerhin zu beachten, dass bei S. protapirinus der P, sup. einen der Mitte der Aussenwand gegenüber gestellten innern Talonhügel besitzt und infolgedessen nicht sehr an sein Homologon bei Chasmotherium erinnert und dass der P, inf., wenigstens bei 5. protapirinus und primaevus, vor einem Diastema satt am Caninen sitzt, anstatt sich wie bei Chasmotherium an die Backenzahn- reihe anzuschliessen. Was die Molaren anbelangt, so scheinen sie mir zum mindesten ebenso geeignet als Urform derjenigen von Chasmotherium zu gelten, als die von Heptodon. Der hintere Aussenhügel der M sup. ist allerdings ziemlich convex und die americanischen Forscher würden hierin wohl ein schwerwiegendes Argument gegen eine solche Verbindung erblicken. Sie sind sehr entschieden für die reinliche und radicale Trennung der Formen, welche diese Eigentümlichkeit besitzen, von denjenigen, welche einen abgeflachten hintern Aussenhügel haben, eingetreten und ich stimme ihnen auch insofern vollständig bei, als ich phylo- genetische Reihen, in welchen die beiden Typen regellos abwechseln, als unnatür- liche betrachte; allein schliesslich müssen doch alle diese lophodonten Formen auf eine gemeinsame Stammform zurückgehen, bei welcher der fragliche Hügel un- vermeidlicherweise entweder convex oder flach gewesen ist und ich halte es a priori für wahrscheinlicher, dass die convexe Ausbildung die ursprüngliche ist. Immerhin sind Systemodon und Chasmotherium morphologisch, geographisch und chrono- logisch vorderhand noch durch einen so bedeutenden Hiatus von einander getrennt, dass ein directer Zusammenhang zwischen beiden schon darum als höchst proble- matisch bezeichnet werden muss. !, Ed. D. Gope, The vertebrata of the tertiary formations of the West. 1883. — H. F. Osborn and J. L Wortman, Fossil mammals of the Wasateh and Wind River Beds. Bull. American. Museum of Natural History Vol. IV. 1892. — J. L. Wortman, Species of Hyracotherium and allied Perisso- Jactyls from Ihe Wasatch and Wind River Beds of North America. Ibid. Vol. VII. 1896. Ghasmotherium. 69 Das Ergebniss dieses Streifzuges nach der neuen Welt geht für mich dahin, dass (1.) Chasmotherium sicher mit keinem der americanischen Genera identisch ist, dass es (2.) auch nicht direct und unmittelbar von einem derselben abgeleitet werden kann und dass wir daher (3.) seine unmittelbaren Vorläufer wahrscheinlich eher im europäischen Tertiär zu suchen haben werden. Die Fauna unserer ältern Eocaenhorizonte ist ja gegenwärtig zweifellos noch sehr unvollständig bekannt; es ist a priori höchst wahrscheinlich, dass die lophodonten Perissodactylen in derselben nicht blos durch das Genus Lophiodon repräsentiert waren. Wir können sogar bereits auf tatsächliche Belege hiefür hinweisen. Lemoine'!) hat aus dem obern Sparnacien eine kleine in diese Gruppe gehörige Form unter dem Namen Lophio- dochoerus Peroni signalisiert. Herr Vasseur war so freundlich, mir, anlässlich eines Besuches, den ich ihm in Marseille machte, sehr schön erhaltene Kiefer eines andern hieher gehörigen Perissodactylen aus dem untersten Lutetien von Palette bei Aix zu zeigen.?) Wir werden im folgenden Capitel sehen, dass von Egerkingen Spuren eines Tieres vorliegen, welches mit dem eben genannten wenn nicht identisch, doch nahe verwandt sein dürfte, nebst solchen eines zweiten, das sehr wohl in die Stammreihe von Chasmotherium gehören könnte. Die Genuscharacteristik von Chasmotherium lässt sich folgendermassen zu- sammenfassen: Molaren wie bei Lophiodon, aber kein Talon an M, inf. Praemo- WANNE 6 - laren ; mit ausgesprochener Tendenz zur Molarisierung; das Nachjoch der untern wie bei Isectolophus (und Hyrachyus?) aus einer Falte auf der Innenseite des tra- ditionellen Talonhügels entstehend. Milchbackenzähne bei lophiodonartiger Detail- structur nach dem Grundplan von Rhinoceros gebaut. Starke Entwicklung der Basalcingula. !) V. Lemoine, Etude d’ensemble sur les dents des Mammiferes fossiles des environs de Rheims. Bull. soc. geol. de France. Tome XIX, 1891. — Es ist nicht wohl möglich, sich nach Lemoine's Figuren eine Vorstellung von diesen Zähnen zu machen. 2) Es ist diess das Tier, das Herr Vasseur unter der vorläufigen Bezeichnung „Pachynolophus spec.“ signalisiert hat. Cfr. G. Vasseur, Bassin d’Aix et de Fuveau. Guide geologique en France. VIlIme Congres geologique international, 1900. 70 Stehlin, Eocaene Säugetiere. Problematische Zähne kleiner Lophiodontoiden von Egerkingen. Nachdem ich die definitive und die Milchbezahnung von Chasmotherium in der oben dargelegten Weise zusammengestellt hatte, blieben mir eine Anzahl Zähne kleiner Lophiodontoiden übrig, die sich entweder nicht mit Bestimmtheit in jenes Genus einreihen liessen, oder zweifellos zu andern bisher unbekannten Formen gehören müssen. Sie gelangen am passendsten hier im Anschluss an Chasmo- therium zur Besprechung; einige von ihnen werden sich wohl schliesslich doch noch als dorthin gehörig erweisen, der eine oder andre wird vielleicht auch bei der kleinsten Lophiodonart von Egerkingen (Tafel III, Figur 11, 10, 14) Unter- kunft finden; vor der Hand ziehe ich vor, sie als Problematica zu betrachten. Ich verzichte absichtlich darauf, für so isolierte und fragmentäre Materialien neue Species- oder gar Genusnamen vorzuschlagen; als vorläufiges Merkzeichen genügt die beigegebene Sammlungsnummer. Ich widerstehe insbesondere auch wohlweislich der Versuchung, 'sie in amerikanische Genera einzureihen; wir haben am Beispiel von Chasmotherium gesehen, dass durch solche Vereinigungen weder für die Phylogenese noch für die historische Tiergeographie ein Gewinn erzielt wird, so lange sie sich nicht wenigstens auf eine einigermassen vollständige Kennt- nis des Gebisses der betreffenden Formen stützen können. Basel Ea. 25. M, oder M, sup. dext., beschädigt. Breite vorn (am Parastyle gemessen) 0,0185. Schmelz schwarz, aus grauem Mergel. Rütimeyer 1891, Tafel III, Figur 3, pag. 23—29. — Tafel II, Figur 1%. Rkütimeyer hat schon betont, dass der Zahn zweifellos einem von Ohasmo- therium abweichenden kleinen Lophiodontoiden angehört und ihn (l. e. pag. 30) vorläufig als „Lophiodon spee.?“ bezeichnet. Der hintere Aussenhügel ist leider defect, sodass sich die Beschaffenheit des hintern Teiles der Aussenwand nicht fest- stellen lässt. Auch die Basis des hintern Innenhügels ist etwas beschädigt; es ist Problematische Lophiodontoiden. 71 möglich, dass sie etwas vorspringender war als in unserer Figur, ungefähr so, wie sie in der Rütimeyerschen Abbildung wiedergegeben ist. Die für Chasmotherium so characteristischen Seitencingula fehlen vollständig. Structur und Habitus sind diejenigen eines kleinen zierlich zugeschnittenen Lophio- donzahnes und erinnern eher an den M, sup. einer kleinen Lophiodonart, der in Figur 11, Tafel III dargestellt ist; doch glaube ich kaum, dass er mit diesem Tiere vereinigt werden kann, denn er ist auch als D, interpretiert für dasselbe zu klein. Vorn innen an dem ziemlich kräftigen Parastyle ist die bei Lophiodontoiden häufig entwickelte Falte bemerkbar und im Anschluss daran ein kleines Stück Cingulum. Von allem was ich in natura oder in Abbildung gesehen habe, schien mir der am Ende des vorigen Capitels (pag. 69) erwähnte kleine Perissodactyle von Palette bei Aix diesem Fossil am nächsten zu kommen; doch bedarf dieser Eindruck noch sehr der nähern Prüfung. Natürlich fehlt es nicht an Anklängen unter den americanischen Formen, von welchen im letzten Capitel die Rede war. Rütimeyer hat auf Systemodon aus dem Wasatch hingewiesen. Noch näher kommt vielleicht Isectolophus latidens aus dem Bridger, von dem ich bei Herrn Deperet einen Gipsabguss gesehen habe. Die Molaren von Heptodon und Helaletes scheinen plumper und im Umriss rundlicher zu sein. Es ist in jeder Hinsicht wahrscheinlich, dass wir es mit einer Form zu tun haben, die einem.ältern Horizont als dem obern Lutetien angehört. Basel Ea. 36. D, (?) sup. sin., Keim, beschädigt. Breite hinten ca. 0,015. Schmelz schwarz, aus grauem Mergel. — Tafel II, Figur 14. Der Zahn hat vorn aussen den Schmelzbelag eingebüsst und ist auch am Innenrand etwas beschädigt. Er erinnert in der Structur sehr an D, von Chas- motherium, zumal an den in Figur 11, Tafel I dargestellten Ba. 242., hat aber kein Innencingulum und blos Spuren eines Ausseneingulums am hintern Aussen- hügel, wesshalb ich ihn glaubte unter die Problematica verweisen zu sollen. Es ist nicht unmöglich, dass wir ihn als D, zu der nämlichen Form zu rechnen haben, welcher der soeben besprochene Zahn Ea. 25. angehört. Basel Ea. 38. D, (?) sup. sin., beschädigt. Schmelz braun, aus Bolus. Tafel II, Figur 15. Die Hinterhälfte des Zahnes ist weggebrochen. Der erhaltene Teil erinnert sehr an D, von Chasmotherium, doch sind Vorjoch und Vordercontour etwas weniger gebogen, wesshalb ich ihn nicht ohne weiteres als solchen zu bestimmen =] Io Stehlin, Eocaene Säugetiere. wagte. Da indess Innen- und Aussencingulum sehr deutlich entwickelt sind, ist diese Deutung wahrscheinlich doch die richtige. Der Schmelz des Parastyles ist runzlig. Basel Ea. 39. P, oder P, sup. dext. Aussenwandlänge 0,012, Breite (Mitte) 0,0155. Schmelz braun, aus Bolus. — Tafel II, Figur 18. Der Umriss des Zahnes lässt keinen Zweifel darüber, dass wir es mit einem hintern Praemolaren, P, oder P, zu tun haben. Die beiden unter sich ungefähr gleichwertigen Hügel, welche die etwas schiefgestellte Aussenwand bilden, haben mässig convexe Rücken, neben welchen noch kleine plane Felder zur Geltung kom- men. Das Parastyle ist deutlich, aber nicht stark. Der völlig ungeteilte Innen- hügel ist mit der Aussenwand durch ein Querjoch verbunden, das die Schneide derselben in der Mitte zwischen den Spitzen von Parastyle und vorderem Aussen- hügel trifft; im Verlauf dieses Joches ist — etwas näher bei der Aussenwand, als bei der Innenhügelspitze — ein Zwischenhügel schwach angedeutet. Von der Basis des hintern Aussenhügels läuft ausserdem als erste Ankündigung des Nachjoches eine schwache Falte am Innenhügel empor. Die Krone ist von einem kräftigen Cingulum umgeben, das blos am Parastyle eine Unterbrechung erleidet. Obwohl der Zahn in seinem Grundplan mit den P, und P, von Lophiodon übereinstimmt, dürfte er kaum diesem Genus zuzuweisen sein; er ist entschieden zu klein für die kleinste in Egerkingen vorkommende Lophiodonart (cfr. Figur 10, Tafel III), hauptsächlich aber weist sein üppig entfaltetes Basalcingulum gar zu deutlich auf eine Beziehung zu Öhasmotherium hin. Der P, eines heterodonten Vorläufers von Chasmotherium ÖCartieri muss ziemlich genau diese Structur besessen haben und ich vermute sehr, dass die Deutung des isolierten Fundstückes in dieser Richtung zu suchen sein wird. Die hintern Praemolaren der heterodonten Lophiodontöiden America’s, wie Systemodon, Isectolophus latidens, Heptodon, Hyrachyus haben natürlich alle eine gewisse Verwandtschaft mit unserem Zahn, nur fehlt ihnen das continuierliche Cingulum. Die auffälligste Ähnlichkeit zeigt der P, von Triplopus obliquidens '), eines Perissodactylen der Uintastufe von noch ausgesprochener rhinocerotoiden Affini- täten als Hyrachyus; hier ist auch das ununterbrochene Cingulum vorhanden. Aber die Einreihung des Egerkinger Zahnes in dieses Genus wäre natürlich höchst voreilig. ', W. B. Seott and H. F. Osborn, The Mammalia of the Uinta-Formation. Trans. Amer. Philos. Soc. Vol. XVI, Part III, 1889, Pl. XI, Fig. 6—6a. Problematische Lophiodontoiden. 173 Dass einige der specifisch indifferenteren Zähne, welche ich oben zu Ch. Cartieri gerechnet habe, eventuell auch mit diesem Praemolaren zu vereinigen sein Könnten, will ich durchaus nicht bestreiten ; der heterodonte Vorläufer der Form des obern Lutetien wird wohl so ziemlich die nämlichen M, und M, gehabt haben. Doch sei bemerkt, dass die aberranten M, Ea. 13 und 19 (s. oben pag. 29) etwas zu gross sind, um hieher gehören zu können. Ist unsere Interpretation des Zahnes die richtige, so gehört er selbstver- ständlich einem ältern Horizonte als dem obern Lutetien an. Basel Ea. 63. M? (D?) inf. sin., etwas gerollt. Länge 0,016, Breite vorn 0,0105, Breite hinten 0,011. Schmelz braun, aus Bolus. — Tafel II, Figur 13. Ich wagte den Zahn nicht ohne weiteres zu Chasmotherium zu rechnen, da sein hinterer Aussenhügel auffällig stark nach innen lehnt; vielleicht ist er indess doch dorthin zu verweisen, als kleiner M, oder D,. Möglicherweise könnte er indess auch als D, oder D, zu dem kleinen Lophiodon zu zählen sein, dem die in den Figuren 11, 10, 14, Tafel III abgebildeten Zähne angehören. Von den Seiten- eingulis ist nur das äussere spurweise an der Talpforte vorhanden. Basel Ea 49. D (?) inf. sin. Länge 0,015, Breite vorn 0,009, Breite hinten 0,009. Schmelz braun, aus Bolus. — Tafel II, Figur 9. Der Zahn zeigt im allgemeinen die Structur eines M oder D, inf. von Chas- motherium, zeichnet sich aber aus durch seine schwachen Dimensionen und die (im Vergleich zur Basis) auffällig geringe Breite seiner Querjoche. Von den Seiten- ceingulis ist das äussere vorn und an der Talpforte angedeutet. Im Gebiss von Ch. Cartieri ist dieser Zahn absolut nicht unterzubringen. Er stimmt aber auch nicht mit dem unzweifelhaften, in Figur I abgebildeten D, von Ch. minimum, dessen Dimensionen er hat, überein, denn bei diesem verhalten sich die Querjoche gleich wie an Molaren. Vermutlich gehört er zu einer noch unbe- kannten Form. Aus dem Gesagten geht hervor, dass in Egerkingen neben Chasmotherium Cartierı und minimum noch mindestens zwei weitere kleine lophodonte Perissodactylen spurweise vertreten sind und dass diese noch nicht präciser characterisierbaren Formen höchst wahrscheinlich einem ältern Horizont als dem oberen Lutetien angehören. 10 74 Stehlin, Eocaene Säugetiere. Lophiodon rhinocerodes Rütimeyer 1862 von Egerkingen. Lophiodon tapiroides Rütimeyer 1891 (nee Cuvier) pro parte, sel. Taf. I, Fig. 14, pag. 23. Lophiodon isselensis Rütimeyer 1891 (nee Blainville) pro parte, sel. Taf. I, Fig. 9, pag. 24. Rütimeyer hat den Namen Lophiodon rhinocerodes, dem, wie wir unten sehen werden, vor andern Synonymen der Vorrang zukommt, 1862 für Egerkinger Zähne aufgestellt; es bedarf also keiner besondern Begründung, wenn ich denselben wieder auf solche anwende. Die Art ist die am vollständigsten belegte unter den in.Egerkingen vorkommenden und es empfiehlt sich auch aus diesem Grunde, sie vor den andern zu besprechen. Den Speciesnamen „rhinocerodes“ hat Rütimeyer lediglich der bedeutenden Dimensionen des Tieres wegen gewählt. In der Folge haben aber dann einige Autoren, die lediglich nach den Abbildungen von 1862 urteilen konnten, auch starke morphologische Anklänge an den Rhinocerosstamm an demselben wahrzu- nehmen geglaubt. Gaudry ') und Filhol?) äusserten sich dahin, die Molaren von L. rhinocerodes sehen denjenigen von Acerotherium ähnlicher als solchen anderer Lophiodonarten; der erstere hat sogar einmal”) geradezu von einem „Acerotherium d’Egerkingen“ gesprochen. Osborn) vermutete Beziehungen des Tieres zu Amy- nodon. Wir werden unten sehen, dass hauptsächlich die Dürftigkeit der Beleg- stücke, auf welche Rütimeyer 1862 angewiesen war, an diesen Missverständnissen schuld ist. Als er dann seine Schlussarbeit von 1891 schrieb, lag ihm ein viel besseres Material vor, allein bei der Unmenge von neuen Documenten diversester Art, mit der er sich damals abzufinden hatte, war er genötigt, etwas kurz über die früher schon einlässlich besprochenen Formen hinwegzugehen. ) A. Gaudry, Les enchainements du monde animal. Mammileres fossiles 1578, pag. 70. 2) H. Filhol, Etude sur les vertebres fossiles d’Issel.e. M&moires de la soc. geol. de France, Tome V, 1858, pag. 142. °®) A. Gaudry, Les aneötres de nos animaux 1888, pag. 131. ‘) H, F, Osborn, What is Lophiodon? American Naturalist. 1892, pag. 764, Lophiodon rhinocerodes. 15 Ich benütze die Gelegenheit dieser Revision, um die alte Illustration durch eine zuverlässigere und vollständigere zu ersetzen und hoffe durch dieselbe end- eiltig darzutun, dass L. rhinocerodes ein durchaus typisches Lophiodon ist. Gleich- zeitig wird sich ergeben, dass die von Maak und Pictet unter dem Namen der Egerkinger Art beschriebenen Tiere von Mormont und Heidenheim nicht zu dieser, sondern zu dem freilich mit derselben nahe verwandten Lophiodon lautricense Noulet gehören, von welchem in den folgenden Capiteln eingehender zu handeln sein wird. Obere Molaren. Basel Ea. 103. M, sup. dext. Aussenwandlänge ca. 0,054, Breite vorn, am vor- dern Aussenhügel gemessen, 0,0505, am Parastyle gemessen 0,0495. Schmelz schiefergrau; aus hellgrauem Mergel. Tafel III, Figur 2. Der Zahn ist eben erst angebraucht und, von einer kleinen Beschädigung unten und vorn innen am Parastyle abgesehen, intact erhalten; er repräsentiert den Molarentypus des L. rhinocerodes in ausgezeichneter Weise. Das Parastyle springt vor und die hinter der vordern Hauptspitze gelegene Partie der Aussen- wand ist gedehnt. Der hintere Aussenhügel ist in der Aussenwandfläche durch eine schwache Convexität markiert. Der Umriss der Krone ist annähernd quadra- tisch; das Inneneingulum erleidet an den Innenhügeln beträchtliche Unterbrechungen, das Aussencingulum dagegen ist continuierlich und communiciert um das Parastyl und unter dem schwach überhängenden Hinterende der Aussenwand mit dem Vorder- und Hintereingulum; auf der Grenze der beiden Aussenhügel verdickt es sich zu einer Perle. Die Innenwurzel ist auf der Lingualseite wie immer durch eine breite Rinne in zwei ungleiche Hälften geteilt, von welchen die hintere die stärkere ist. Dass der Zahn ein M, sei, schliesse ich aus der Proportion seiner Dimensionen zu _ denjenigen des M, Ea. 101. Zürich X. 620. M, sup. sin. Aussenwandlänge ca. 0,055, Breite vorn, am vor- dern Aussenhügel 0,051, am Parastyle 0,052. Schmelz hell graubraun, aus bräunlichem Mergel. Zeigt schwache Spuren von Rollung. Von H. v. Meyer 1862 gezeichnet. Von Rütimeyer 1862, Tab. I, Fig. 4 abgebildet, pag. 46 beschrieben. Unsere Figur III. Der Zahn ist sehr stark abgenützt und am Parastyle, an der vordern Innen- ecke, an der hintern Aussenecke, sowie an der Basis der Aussenwand beschädigt. 76 Stehlin, Eocaene Säugetiere. Sein Umriss ist weniger ausgesprochen quadratisch als bei Ea. 103., die Aussen- wand steht etwas schiefer und ist in ihrer hintern Partie noch etwas abgeplatteter, der Innencontour zeigt eine stärkere Concavbiegung am Quertal. Diese Differenzen sind indess zweifellos individuell. Das Verhalten der Cingula ist das nämliche. In der Rütimeyerschen Abbildung ist der Umriss des, wegen seiner starken Abnützung so wie so nicht gerade zum Typus geeigneten Zahnes etwas verzeichnet, und zwar so, dass er dem eines Acerotheriummolaren ähnlich sieht; Gaudry, Filhol und Osborn sind hauptsächlich durch sie zu ihrer irrigen Interpretation des L. rhinocerodes verleitet worden. Die nebenstehende Figur, welche das Fund- stück getreuer wiedergiebt, wird, wie ich hoffe, allen weitern Missverständnissen den Boden entziehen. Die über die Genuszugehörigkeit in Figur IH, Lophiodon rhinoeerodes M, oyster Linie entscheidende Seulptur der vordern sup. sin. von Egerkingen. Zürich X. 620. > \ f - 5 Aussenecke ist, wie man sieht, typisch lophio- dontoid entwickelt; das Parastyle bildet einen sehr selbständigen conischen Hügel und ist weit davon entfernt wie bei Acerotherium, Amynodon, Rhinoceros in der Aussenwand aufzugehen. Basel Ea. 102. M, sup. sin., beschädigt. Schmelz schiefergrau. Der vordere Teil der Aussenwand ist weggebrochen; der Umriss stimmt nahe mit demjenigen von Ha. 103. überein. In der Usur hält der Zahn die Mitte zwischen Ea. 103. und X. 620., mit denen er in der Grösse übereinstimmt. Basel Ea. 234. M. sup. sin.; gerolltes Fragment. Schmelz graubraun. Aus grauem Mergel. Rütimeyer 1862, Tab. I, Fig. 5, pag. 45. Umfasst den vordern Aussenhügel und ein Stück des Vorjochs eines Zahnes von der Grösse der vorigen. Die in Rütimeyers Figur sichtbare Schmelzperle am Innenabhang des vordern Aussenhügels ist offenbar eine‘ individuelle Eigentüm- lichkeit. Lophiodon rhinocerodes. 77 Basel Ea. 100. M, (M,?) sup. dext. Aussenwandlänge ca. 0,055, Breite vorn, am vordern Aussenhügel 0,048, am Parastyle 0,051. Schmelz schiefergrau. stark corrodiert. Aus schwefelkieshaltigem grauem Mergel. Der Zahn ist am Hinterrand etwas beschädigt. Sein Umriss weicht beträcht- lich von dem der obigen ab, indem die Aussenwand bedeutend schiefer verläuft und im Zusammenhang damit die Parastylecke spitzer vorspringt. Da indess zu- gleich der hintere Teil der Aussenwand sehr wohlentwickelt, gedehnt und abge- plattet ist, glaube ich doch eher, dass wir es mit einem vordern Molaren, als mit einem M, zu tun haben. Als ganz ausgeschlossen möchte ich freilich die letztere Deutung nicht hinstellen, denn an dem Fundstück von Sezanne (Filhol 1. ec. Pl. XVII, Fig. 12), an welchem die Interpretation der Zähne durch den Situs allen Zweifeln entrückt ist, zeigt der M, bei geringerer Schiefstellung der Aussenwand eine nahezu ebenso unverkümmerte Entfaltung des hintern Teils derselben. In jedem Falle zeugt das vorliegende Fundstück für eine bedeutende Variabilität der obern Molaren von L. rhinocerodes hinsichtlich des Verhaltens der Aussenwand. Das an allen obigen Exemplaren beschädigte Parastyle ist hier intact erhal- ten; es besitzt vorn innen eine Verticalfalte, die man auch bei andern Lophiodon- formen beobachtet. Das Basalcingulum verhält sich im wesentlichen gleich wie bei Ea. 103., nur entwickelt es aussen, auf der Grenze der beiden Aussenhügel, eine stärkere Knospe. Basel Ea. 101. M, sup. dext. Aussenwandlänge 0,050, Breite vorn (am Para- style) 0,055. Schmelz graublau, corrodiert. Aus gelblichem sandigem Mergel. Tafel II, Figur 4. In diesem Fall kann kein Zweifel darüber bestehen, dass ein M, vorliegt. Der Umriss nähert sich der Dreieckform und der hintere Teil der Aussenwand ist stark reduciert, sodass er die Ansatzstelle des Nachjoches nur mit einem schwachen Lappen überragt, in welchem sich der hintere Aussenhügel kaum mehr markiert. Das Cingulum zeigt im wesentlichen dasselbe Verhalten wie an den M,; die Perle, welche die Grenze der Aussenhügel bezeichnet, liegt näher beim Hinterrand. Der Zahn stimmt im ganzen mit dem M, des L. lautricense von La Fosse bei (astres, den Gervais und Filhol !) abgebildet haben, recht gut überein, nur ist an dem letztern die ganze Aussenwand mit Einschluss des Parastyles relativ schwächer entwickelt. ) P. Gervais, Zoologie et Paleontologie göngrales. Premiere Serie 1867—1S69. Pl. NXVII, Fig. 3. — H. Eilhol 1. ce. Pl. XVII, Fig. 6. 1 an Stehlin, Eocaene Säugetiere. Obere Praemolaren. Basel Ea. 139. P, sup. dext. Keim. Aussenwandlänge 0,039, Breite in der Mitte 0,046, Höhe des vordern Aussenhügels 0,034. Aufschluss «. Tafel III, Figur 12. Die charakteristischen Eigentümlichkeiten des P, von L. rhinocerodes werden durch dieses Exemplar sehr schön vor Augen geführt. Die Krone ist ringsum von einem Cingulum umgeben, das innenwärts von der Aussenwand sehr bedeutende Breite erlangt und am Innenhügel eine Spitze empor sendet.‘) Das Vorjoch ist völlig einfach und ungegliedert und die Abspaltung eines künftigen hintern Innen- hügels an seinem Hinterende ist noch in keiner Weise vorbereitet. Dagegen bemerkt man am Innenabhang des hinteren Aussenhügels, satt hinter der Kerbe, die ihn von seinem vordern Nachbarn trennt, eine Perle, welche die erste Spur des Nachjoches darstellt; aus ihr entwickelt sich bei dem fortgeschrittenern L. lautricense (Filhol I. c. Pl. XII, Fig. 5) die Zwischenhügelpartie des Nachjoches. Im übrigen zeigt die Aussenwand dieses Zahnes die charakteristischen tapi- roiden Eigentümlichkeiten, welche die Praemolaren von Lophiodon von den Molaren unterscheiden: Nahezu gleichartige Entwicklung der convexen Aussenhügel und relativ schwächeres Parastyl. Vorn innen an letzterem ist, wie bei den Molaren, eine Falte entwickelt. Die Schneide des Querjoches ist in der für Keimzähne von Lophiodon und Chasmotherium ?) typischen Weise nach vorn umgeschlagen und der Schmelz ist noch völlig matt. Basel Ea. 138. P, sup. dext. Keim, etwas beschädigt. Aussenwandlänge 0,042, Breite in der Mitte 0,053, Höhe des vordern Aussenhügels ca. 0,035. Facies «. Rütimeyer 1891, Taf. I, Fig. 7, pag. 23. Von der bedeutenderen Grösse abgesehen, stimmt dieses Fundstück, von dem die Rütimeyersche Figur kein sehr glückliches Bild giebt, völlig mit Ea. 139. überein. Es deutet auf ein sehr starkes Individuum und kommt den grössten Exemplaren des P, von L. lautricense, die mir von ltobiac vorliegen, gleich. ') Die Entwicklung einer solchen Spitze bildet den Übergang vom continuierlichen zum unter- brochenen Inneneingulum. ?) Cfr. pag. 28. Ea. 4, Lophiodon rhinocerodes. 79 Basel Ea. 239. P, (P,?) sup. sin. Fragment, etwas gerollt. Facies eo. Die Aussenwand eines schwach angebrauchten Zahnes; Dimensionen von Ea. 139. Möglicherweise P, eines starken Individuums. Basel Ea. 140. P, sup. dext. Aussenwandlänge 0,036, Breite in der Mitte 0,041. Schmelz grünlichbraun; aus Bolus. Tafel III, Figur 9. Der im mittleren Abnützungsstadium befindliche Zahn unterscheidet sich von Ea. 139. ausser durch die geringern Dimensionen dadurch, dass sich sein Umriss nach innen, unter schieferm Verlauf des Vordercontours, etwas verjüngt. Gewöhn- lich zeigt sich bei Lophiodon eine derartige Abweichung der Kronenform erst an P,, während P, und P, sich zum verwechseln ähnlich zu sein pflegen, und ich halte es daher nicht für wahrscheinlich, dass P, bei L. rhinocerodes immer diese Gestalt besitzt. Dass aber das vorliegende Fundstück nicht ein P,, sondern ein hinterer Praemolar ist, ergiebt sich mit Sicherheit aus dem Vorhandensein einer Berührungs- usur am Vorderrand. Wie man sieht, sind die structurellen Details ganz analog wie an Ea. 139. ausgebildet. Die Perle, welche das Nachjoch ankündigt, ist deutlich entwickelt; ob auch die Falte vorn am Protostyle vorhanden war, lässt sich nicht mehr con- statieren, da die Usur dort bis ins Niveau des Cingulums vorgedrungen ist. Ein kleiner Defect am Hinterrand ist in der Figur ergänzt. Zürich X. 621. P, sup. dext. Aussenwandlänge 0,035, Breite in der Mitte 0,040. Schmelz grau; aus grauem Mergel. Hinten innen etwas beschädigt; sehr ähnlich Ea. 140., aber Parastyle und Nachjochperle auf der Innenseite der Aussenwand etwas schwächer; weniger usiert. Basel Ea. 155. P, sup. dext. Stark beschädigt. Schmelz schiefergrau, aus grauem Mergel mit Pyrit. Besitzt die Dimensionen von Ea. 140., bei einem weniger von Ea. 139. ab- weichenden Umriss. Etwas zu gross, um als P, von L. tapiroides gedeutet zu werden, von dem er sich im übrigen kaum unterscheidet. Der hintere Aussenhügel ist etwas niedriger und schwächer als der vordere, sonst sind die Structurdetails die nämlichen wie bei Ea. 140. Ebenerst in Usur getreten. Basel Ea. 142. P, sup. dext. Aussenwandlänge 0,033, Breite in der Mitte 0,033. Facies «. Tafel III, Figur 1. Der Zahn ist durch den Mangel einer Berührungsusur am Vorderrand, sowie durch seinen, bei schiefem Verlauf des Vordereontours nach innen zu verjüngtem s0 Stehlin, Eocaene Säugetiere. Umriss als P, gekennzeichnet und kann als solcher nur zu L. rhinocerodes gehören. Die Aussenwand hängt etwas nach aussen über, was man auch an P, von L. lautri- cense häufig beobachtet. Ihre Basis ist, wie bei den hintern Praemolaren, von einem continuierlichen Cingulum umgeben. Die Falte am Protostyl ist noch ganz schwach angedeutet. Die Perle am Innenabhang des hintern Aussenhügels ist nicht entwickelt und vom Nachjoch fehlt mithin jede Spur, wenn man nicht etwa eine kleine Warze hinten an der Basis des Vorjoches als erste Andeutung des hintern Innenhügels auffassen will. Basel Ea. 141. P, sup. dext. Aussenwandlänge 0,027, Breite in der Mitte 0,027. Facies «. Tafel III, Figur 3. Aus dem Mangel einer vorderen Berührungsusur, der geringen Querdehnung des Umrisses und der mangelhaften Ausbildung des Querjoches ergiebt sich mit Bestimmtheit, dass der Zahn ein P, ist. Als solcher ist er indess für die übrigen in Egerkingen vertretenen Arten zu gross und ich rechne ihn daher versuchsweise zu L. rhinocerodes, obwohl er starke Abweichungen von dem unzweifelhaft hieher gehörigen Ea. 142. zeigt. Am befremdlichsten scheint mir das gänzliche Fehlen des Aussencingulums, das an Lophiodon Cuvieri erinnert. Weniger verwunderlich ist die durch unsere Figur veranschaulichte Abweichung im Umriss, denn P, aller Lophiodonarten erweist sich in dieser Hinsicht als ziemlich variabel; doch ist bemerkenswert, dass gerade diese rundliche Form des Zahnes ebenfalls an dem Typusexemplar des L. Cuvieri von Jouy (Filhol l. ce. Pl. XVI, Fig. 3) wiederkehrt. Hinten an dem kurz bemessenen Vorjoch beginnt sich ein ziemlich starker hinterer Innenhügel abzugliedern, der eine besondere Usur trägt. Auch dieser Umstand spricht nicht gegen die Zugehörigkeit des Zahnes zu L. rhinocerodes, denn an Praemolarreihen von Lophiodon beobachtet man hin und wieder, dass P, den P, und P, in der Complication voraneilt (efr. Filhol 1. ec. Pl. IV). Die Perle am Innenabhang des hintern Aussenhügels und die nach oben gerichtete Spitze am Inneneingulum sind nicht entwickelt. Die Falte am Parastyle ist ganz schwach angedeutet. Lausanne L. E. 1. P, sup. sin., stark beschädigt. Facies «. Fast ganz von Schmelz entblösst. Etwas grösser als Ea. 141, aber nach Umriss und Structur wohl gleich zu beurteilen. Die Abgliederung des hintern Innenhügels ist etwas weniger fortgeschritten. Lophiodon rhinocerodes. s1 Obere Milchzähne. Die Auskunft, welche in der früheren Litteratur über die erste Bezahnung von Lophiodon zu finden war, bedarf sehr der Präcision; ich verschiebe indess die eingehendere Erörterung dieses Gegenstandes bis zur Besprechung des Lophiodon lautricense von Mormont, da mir von dieser Form das vollständigste einschlägige Material vorliegt. Von den obern Milchzähnen von Egerkingen rechne ich folgende zu L. rhinocerodes: Zofingen 5656. D, sup. dext. Beschädigt. Facies «. Der dünne Schmelz des frisch angebrauchten Zahnes lässt keinen Zweifel darüber, dass wir es mit einem Milchzahn zu” tun haben. Sein Umriss ist quadratischer als derjenige des D, des L. lautricense von Mormont, welcher unten in Figur 4 abgebildet ist, aber die Dimensionen sind ungefähr die nämlichen, woraus sich ergiebt, dass wir es wahrscheinlich mit dem gleichziffrigen Zahne des L. rhinocerodes zu tun haben. Genaue Masse lassen sich nicht abnehmen, da die Aussenwand defect ist. Das Innencingulum ist continuierlich. Basel Ea. 135. D, (D,?) sup. dext. Beschädigt, etwas gerollt. Schmelz braun, aus Bolus. Rütimeyer 1891, Tafel I, Fig. 9, pag. 24. Die Abbildung bei Rütimeyer stellt den Zahn etwas zu gross dar; genaue Masse lassen sich nicht abnehmen, da die Basis ringsum beschädigt ist. Der Umriss lässt keinen Zweifel darüber, dass wir es, wie Rütimeyer sehr richtig erkannt hat, mit einem Milchzahn zu tun haben. Seinen Dimensionen nach, kann er nur zu Lophiodon rhinocerodes gehören; für L. isselense, dem ihn Rütimeyer zugeschrieben hat, ist er entschieden zu gross. Nicht ganz leicht ist die Frage zu entscheiden, ob wir ihn eher als einen progressiven D,, oder als einen primi- tiven D, zu deuten haben. An den D, des L. lautricense, die mir von Mormont und Robiac vorliegen, ist der Vordercontour weniger schief, an den D, schiefer. Erwägt man indess, dass der Umriss durch Ergänzung des weggebrochenen Vorder- und Inneneingulums (das offenbar continuierlich war) etwas quadratischer würde und dass L. rhinocerodes seinen Praemolaren nach eher etwas primitivere Milch- zähne als L. lautricense haben dürfte, so ergiebt sich eine grössere Wahrschein- lichkeit für die Deutung D,. 11 je.) [£57 Stehlin, Eocaene Säugetiere. Das Nachjoch trifft die Kante der Aussenwand wie an Molaren in der Mitte zwischen der Spitze des hintern Aussenhügels und der Tiefe des Einschnittes. Das Vorderende des Aussencingulums am hintern Aussenhügel ist nicht so verdickt wie an dem D, von L. lautricense in Figur IV (L. M. 240). Am Parastyle ist die Falte angedeutet. Zofingen 5662. D, sup. dext., Keim beschädigt. Aussenwandlänge 0,038. — Facies «. Stimmt mit dem vorigen, den er an Grösse etwas übertrifft, im ganzen sehr gut überein, besitzt aber ein weniger schief gestelltes Vorjoch, wodurch die Deutung D, ausgeschlossen ist. Die Dimensionen sind stärker als die des D, von L. lautricense in Figur IV, allein die Deutung D, verträgt sich nicht wohl mit dem relativ geringen Transversaldurchmesser. Wir haben es also wohl sicher mit einem D, zu tun. Die Basis ist der ganzen Innenseite entlang defect. Untere Molaren. Basel Ea. 163. M, inf. dext. Gerollt. Länge ca. 0,068, Breite vorn (Basis) 0,032. Schmelz hell braungrau. Es ist diess der einzige M,, der mir vorliegt. Der Talon hat seinen Schmelz verloren und ist, gleich wie auch die ganze Basis, glatt gerollt, wogegen der Rest der Krone sich ziemlich intact erhalten hat. Irgend eine wesentliche Ab- weichung dieses Zahnes von den M, von Sezanne in der Sammlung der Sorbonne, die Filhol 1. ce. in Fig. 6, Pl. XVI und Fig. 2, 4, 12, Pl. XVII abbildet, vermochte ich nicht zu bemerken. Längs der Aussenseite zieht sich ein Basaleingulum, das aber an den Hügeln nahezu erlöscht. Das Aussenende des Nachjoches ist etwas nach vorne umgebogen und die Kante, die von ihm nach vorn innen zu absteigt, um an der Basis des Vorjoches etwas ausserhalb der Mitte zu enden, wohl ent- wickelt, aber doch entschieden stumpfer als an vor mir liegenden Zähnen des L. isselense von Issel von gleicher Usur. Die Innenhügel springen, zumal in ihrer obern Partie, nach vorn über das Joch, in das sie eingeschmolzen sind, vor, aber ohne eigentliche Kanten zu entwickeln. Lophiodon rhinocerodes. 83 Basel Ea. 165. M, inf. sin. Länge 0,051. Breite vorn (Basis) 0,032. Schmelz schiefergrau, corrodiert. Aus gelblich grauem Mergel. Eben angebraucht. Das Aussenende des Nachjoches ist etwas stärker als an dem M, Ea. 163 nach vorn umgebogen, während die stumpfe Kante, die von ihm absteigt, etwas mehr sagittal verläuft, sodass sie näher dem Aussenrand an die Vorjochbasis stösst. Im übrigen ist die Structur ganz analog. Basel Ea. 185. M, (M,) imf. sin. Fragment. Breite vorn (Basis) 0,035. Schmelz graubraun. Der grösste Mandibularmolar, der mir vorliegt. Blos die Vorderhälfte er- halten. Basel Ea. 186. M, inf. dext. Hinterhälfte, gerollt. Dimensionen von Ea. 165. Schmelz graubraun; aus Bolus. Basel Ea. 240. M, inf. sin. Keim. Beschädigt. Aufschluss «. Etwas grösser als Ea. 165, mit dem er structurell vollkommen übereinstimmt. Die Jochkanten sind in der für Keimzähne des Unterkiefers. typischen Weise nach hinten umgeschlagen. Basel Ea. 168. M, inf. sin. Länge 0,049. Breite vorn (Basis) 0,028. Schmelz schiefergrau, corrodiert. Aus gelblichgrauem Mergel. Könnte nach Grösse, Usur und Facies der M, desselben Individuums sein, von welchem der M, Ea. 165 herrührt. Structurell völlig mit diesem überein- stimmend. Basel Ea. 162. M, inf. dext. Schmelz schiefergrau; aus grauem Mergel mit Bohnerzkörnern. Rütimeyer 1862. Figur 1, Tab. I, pag. 38. Basel Ea. 164. M, inf. sin. Schmelz grau; aus grauem Mergel mit Bohnerz- körnern. Rütimeyer 1862. Figur 2—3, Tab. I, pag. 38. Gaudry !) hat aus den Abbildungen dieser zwei stark abgenützten Zähne ge- schlossen, die untern Molaren von L. rhinocerodes sehen solchen von Rhinoceros ähnlicher als solchen anderer Lophiodonarten. Ich glaube indess, Rütimeyer ist durchaus im Recht, wenn er betont, dass solche, Halbmonde vortäuschende Usur- bilder dank den von den Aussenenden der Querjoche nach vorn innen absteigenden !) Enchainements pag. 70 Anm, 54 Stehlin, Eocaene Säugeliere. Kanten an jedem Lophiodonmolaren entstehen müssen, sobald derselbe in das Stadium extremer Abnützung eintritt. Es liegt mir beispielsweise in der hiesigen Sammlung ein unterer Molar des L. isselense von Issel vor, welcher diese An- nahme durchaus bestätigt; man vergleiche auch Filhol 1. e. Pl. I, Fig. 1. Dagegen ist auch Rütimeyer durch die beiden stark alterierten Fundstücke getäuscht worden, wenn er den Unterkiefermolaren des L. rhinocerodes nahezu quergestellte Joche und ungewöhnliche relative Breite zuschreibt; eine genaue Vergleichung der vor- liegenden Zähne mit dem intacten M, Ea. 165 ergiebt, dass sie ursprünglich diesem nach Structur und relativen wie absoluten Dimensionen sehr ähnlich gesehen haben müssen. Die ungewöhnliche Breite ist ein Ergebniss der Verkürzung, welche die Zähne bei zunehmendem Alter durch Reibung an ihren Nachbaren erfahren haben. Der Anschein transversalerer Stellung der Joche ist lediglich durch die fortgeschrittene Abnützung bedingt; da der hintere Aussenhügel immer etwas nach vorn innen lehnt, so stellt sich der Hintercontour der Nachjochusur notwendiger- weise immer transversaler und am Vorjoch kann derselbe Effect zu Stande kommen, wenn es, wie an den vorliegenden Zähnen, am Aussenende stärker abgetragen wird als am Innenende. In Figur 2 bei Rütimeyer, die den weniger extrem ab- genützten Zahn Ea. 164 darstellt, verlaufen dementsprechend die Hintereontouren der Jochusuren deutlich schiefer als in Figur 1, die sich auf Ea. 162 bezieht. Ich glaube daher nicht, dass L. rhinocerodes in diesen Verhältnissen irgend eine con- stante und greifbare Abweichung von L. isselense, Cuvieri etc. darbietet. Beizufügen habe ich schliesslich, dass an Zahn Ea. 164 das Nachjoch (0,030) das Vorjoch (0,028) an der Basis um 2 mm. an Breite übertrifft, während sich sonst diese Dimensionen an Molaren nahezu gleichstellen. Basel Ea. 167. M, inf. sin. Stark abgerollt. Schmelz grau. Aus Bolus. Nach Dimensionen und Usurgrad mit Ea. 164 übereinstimmend. Untere Praemolaren. Basel Ea. 192. P, inf. dext. Länge (Mitte) 0,036, Breite vorn 0,028, hinten ca. 0,028. Schmelz grünlichgrau, stark corrodiert. Aus blaugrauem®Mergel. Obwohl der P, alle Elemente eines Molaren aufweist, ist er doch wegen der abweichenden Ausbildung derselben leicht von einem solchen zu unterscheiden. Der Umriss ist kürzer im Vergleich zur Länge; das Nachjoch ist bedeutend Lophiodon rhinocerodes. 85 niedriger als das Vorjoch und auch in anderer Beziehung noch unfertig; sein Innenhügel ist noch beträchtlich schwächer als sein Aussenhügel (welcher dem traditionellen Talonhügel entspricht) und noch sehr unvollkommen mit demselben in ein Joch verschmolzen ; die am Vorderabhang dieses hintern Innenhügels hinab- ziehende Kante ist schärfer ausgebildet als an Molaren und steigt am vordern Innenhügel bis in halbe Höhe hinauf, das hintere sogenannte Quertal zu einer Talongrube abschliessend. Die Jochschneiden stehen an Breite etwas mehr hinter den entsprechenden Partien der Kronenbasis zurück als an Molaren; das Vorjoch verläuft etwas schiefer und der vordere Aussenhügel wölbt sich gegen die Basis zu in eigentümlicher Weise nach aussen vor. Die Kante vorn am vordern Innen- hügel ist etwas deutlicher als an Molaren, obwohl sehr stumpf. Andre Details, wie z. B. die scharfe Kante, welche fast sagittal am Vorderabhang des vordern Aussenhügels absteigt und dann, abrupt umgebogen, dem Vordercingulum parallel auf die vordere Innenecke zuläuft, sind ganz analog wie an den Molaren aus- gebildet. Gleich wie an diesen, läuft auch an P, der Basis der Aussenseite ent- lang ein continuierliches Cingulum. Der vorliegende Zahn ist erst schwach angebraucht, seine Basis hinten innen etwas beschädigt. Basel Ea. 203. P, inf. dext. Gerollt und beschädigt. Länge (Mitte) 0,035, Breite vorn ca. 0,027. Schmelz braungrau. Aus Bolus? KRütimeyer 1891, Taf. I, Figur 14, pag. 23. Wie Ea. 192. Der Zahn ist an der Basis der Innenseite stark beschädigt, sein hinterer Innenhügel weggebrochen. Rütimeyer deutet ihn seltsamerweise als D, inf. von L. tapiroides. Olten Q. I. 125. P, inf. sin. Länge (Mitte) 0,038. Breite vorn 0,027, hinten 0,029. Schmelz grüngrau; aus weissem sandigem Mergel. Das im ganzen kräftig entwickelte Aussencingulum erleidet eine kurze Unter- brechung an der Basis des Vorjoches. Im übrigen wie Ea. 192. Die Usur ist stark fortgeschritten und hat auf die Aussenhügel viel intensiver gewirkt als auf die Innenhügel. Basel Ea. 195. P, inf. dext. Schmelz grau, aus weisslichem Mergel. Dimensionen von Ea. 192. Noch usierter als Q. I. 125. Schmelz grossen- teils abgesprungen. Ss6 Stehlin, Eocaene Säugetiere. Basel Ea. 201. P, inf. dext. Keim. Fragment. Länge 0,037. Facies a. An der Basis und auf der Innenseite stark defect. Die Jochschneiden sind schwächer nach hinten übergebogen als an Molarkeimen. Basel Ea. 189. P, inf. dext. Länge (Mitte) 0,033, Breite vorn 0,025. Breite hinten 0,023. Schmelz grünlichgrau, etwas corrodiert; aus grauem Mergel mit Bohnerzkörnern. Rütimeyer 1862, Tab. I, Fig. 6—8, pag. 41. Die Rütimeyerschen Figuren geben den Zahn sehr schön wieder. Er steht zu Ea. 192 im Grössenverhältniss eines P, zu P, und unterscheidet sich von dem- selben ausserdem durch seine weniger fortgeschrittene Molarisierung. Das Vorjoch ist im Vergleich zu dem ihm entsprechenden Teil der Basis schmäler, es steht schiefer (in Rütimeyer’s Fig. 3 nicht ganz schief genug wiedergegeben) und die zwei Hügel, aus denen es sich zusammensetzt, sind weniger innig mit einander ver- schmolzen. Der Talonhügel ist zwar wie an P, in die hintere Aussenecke gerückt, aber ein hinterer Innenhügel hat sich noch nicht entwickelt. Vielmehr zieht sich eine von jenem ausgehende Kante, die Talongrube umgrenzend um die hintere Innenecke herum nach der Basis des vordern Innenhügels und ein Stück weit an dessen Hinterseite empor. Diese Eigentümlichkeiten lassen keinen Zweifel darüber, dass die von Rütimeyer offen gelassene Frage, ob ein P, oder ein P, vorliege, in letzterem Sinn zu entscheiden sei. Die Basis der Aussenseite ist wie an P, von einem Cingulum umzogen. Basel Ea. 217. P, inf. sin. Beschädigt. Schmelz hellgrau, corrodiert. Aus weiss- lichem Mergel. Verhält sich m Bezug auf Vorjochstellung mehr wie Ea. 189, in Bezug auf Umriss der Basis mehr wie Ea. 215, bei analogen Dimensionen. Basel Ea. 215. P, inf. sin. Länge (Mitte) 0,030, Breite der Vorjochbasis 0,023, Breite der Talonbasis 0,026. Schmelz hellgrau, aus gelblichweissem Mergel. Unterscheidet sich von Ea. 189 dadurch, dass sich die Kronenbasis im Bereiche des Talons etwas verbreitert anstatt verschmälert und dass das Vorjoch etwas transversaler steht. Basel Ea. 188. P, inf. sin. Länge 0,028, Breite hinten 0,021. Schmelz grau, aus weisslichgelbem Mergel. Rütimeyer 1862, Tab. I, Fig. 9—11, pag. 41. Rütimeyer hat dieses von ihm vorzüglich abgebildete Fundstück als D, von L. rhinocerodes gedeutet, obwohl ihm die Ähnlichkeit desselben mit dem von Lophiodon rhinocerodes. 87 Cuvier abgebildeten P, von L. tapiroides nicht entgieng. Wir werden unten bei Besprechung des Mormontmateriales sehen, dass der vorderste Deciduus von Lophio- don eine ganz andre Gestalt hat. Der vorliegende Zahn ist ein vollkommen typischer P,. Seine Krone zeigt drei in einer Linie liegende Erhebungen, nämlich eine kleine Vorderknospe, einen kräftigen Haupthügel und einen ansehnlichen Talonhügel; von der Spitze der erstern ausgehend, läuft über die beiden letztern weg eine Kante, die im Gebiet des Talonhügels eine diagonale Richtung von vorn aussen nach hinten innen einschlägt, und so das künftige Nachjoch vorzeichnet Hinten innen am Haupthügel ist eine zweite Kante bemerklich, welche als erstes Anzeichen für die künftige Abspaltung eines vordern Innenhügels aufgefasst werden darf. Haupthügel und Talonhügel sind auf der Aussenseite etwas convexer als auf der Innenseite. Eine völlig typische Eigentümlichkeit des P, (nicht nur bei L. rhinocerodes) ist endlich das Vorhandensein eines continuierlichen Cingulums auch auf der Innenseite der Krone. Zürich X. 624. P, inf. sin. Defect. Schmelz grau, aus braungrauem Mergel mit Bohnerzkörnern. Stimmt genau zu Ea. 188. Basel Ea. 19%. P, inf. dext. Länge 0,026, Breite der Talonbasis 0,20. Schmelz schwarz, aus grauem Mergel. Structurell wıe Ea. 188. Basel Ea. 196. P, inf. dext. Keim, beschädigt. Länge 0,032. Facies «. Grösstes Exemplar. Dimensionen der stärksten P, des L. lautricense von Robiac. Könnte vom gleichen Individuum herrühren wie der P,-keim Ea. 201. Ähnlich wie vorige, aber Talonhügel und Haupthügel auf der Aussenseite inniger verschmolzen. Innenseite defect. Basel Ea. 199. P, inf. dext. Basis abgerollt. Länge 0,028. Schmelz braungrau, aus Bolus. Sehr ähnlich Ea. 188; accessorische Falte auf der Innenseite des Talonhügels. Basel Ea. 191. P, inf. dext. Stark beschädigt. Schmelz grau; aus grauem Mergel. Grenze von Haupthügel und Talonhügel auf der Aussenseite durch eine sehr tiefe Kerbe markiert. Sonstige Structur und Grösse wie Ba. 199. Ss Stehlin, Eocaene Säugetiere. Untere Milchzähne. An untern Milchzähnen des Lophiodon rhinocerodes liegen mir blos die beiden folgenden wenig besagenden Exemplare vor. Basel Ea. 166. D, inf. dext. Länge (Mitte) 0,042, Breite vorn 0,026, Breite hinten 0,027. Facies «. Der Zahn, mässig angebraucht, ist merklich grösser als der D, eines L. lau- tricense von Robiac, der unten in Fig. IV abgebildet ist; dass er aber dennoch als Milchzahn gedeutet werden muss, ergiebt sich aus dem dünnen Schmelzbelag und den gespreizten Wurzeln mit Sicherheit. Structurell zeigt er kaum eine greif- bare Abweichung von Molaren; die Aussenhügel mögen eine Spur mehr nach innen lehnen; die an jenen meist sehr obtusen Kanten vorn an den Innenhügeln sind etwas zugeschärft. Das Aussencingulum erleidet am Nachjoch eine kleine Unterbrechung. Basel Ea. 244. D, inf. sin. Länge 0,041, Breite vorn 0,0245, Breite hinten 0,027 Aufschluss «. Ganz wie Ea. 166, etwas usierter. Aussencingulum continuierlich. Öaninen. Es liegen mir von Egerkingen einige Öaninen vor, die ihrer gewaltigen Di- mensionen wegen keinem andern Tier der dortigen Fauna zugeschrieben werden können, als Lophiodon rhinocerodes. Ich nehme desshalb keinen Anstand, sie gleich hier aufzuführen. Basel Ea. 231. C. sup. dext. J. Etwas gerollt. Umfang der Wurzel unter der Krone 0,117. Kronenhöhe auf der Innenseite gemessen 0,053. Längsdurch- messer der Krone an der Basis 0,040, Querdurchmesser ebenda 0,028. Schmelz grau, aus grauem Mergel. — Rütimeyer 1862, Tab. I, Figur 12, pag. 58. H. v. Meyer, der den Zahn 1862 gezeichnet hat, bestimmte ihn als C. sup. dext., Rütimeyer dagegen als C. inf. sin. Die Usur, welche sonst in derartigen Lophiodon rhinocerodes. 89 Fragen die sichersten Anhaltspunkte liefert, giebt im vorliegenden Fall keine Aus- kunft, da blos die äusserste Spitze der Krone etwas angebraucht ist. Da indess das Material von L. leptorhynchum !) gelehrt hat, dass die untern Caninen bei Lophiodon schwächer sind, als die obern, halte ich den gewaltigen Zahn für einen C. sup. In diesem Sinne spricht auch das Verhalten der Wurzel, die leider nicht ganz bis ans Ende erhalten ist; sie zeigt gegen unten zu auf den Breit- seiten, namentlich auf der innern, seichte Rinnen, welche offenbar die letzte Spur ursprünglicher Zweiwurzligkeit darstellen; diese Erscheinung ist an den obern Caninen eher zu erwarten, als an den untern, die sich immer etwas progressiver verhalten. Die Krone ist an der Basis von einem etwas wellenförmig verlaufenden Cingulum umzogen und hat zwei Kanten; die Hinterkante folgt dem Hinterrand, wird aber gegen die Basis zu, wo ihr eine Spitze des Cingulums entgegenkommt, undeutlich. Die Vorderkante wendet sich gleich von der Spitze an auf die Innen- seite und erreicht das Cingulum ein beträchtliches Stück hinterhalb des Vorder- endes der Krone. Die Kronenbasis ist auf der Innenseite durch Rollung ange- griffen. Die Wurzel plattet sich gegen das Ende zu mehr und mehr ab und ist etwas tordiert. Lophiodon zeigt, wie wir durch den Befund an L. leptorhynchum wissen, einen beträchtlichen Geschlechtsunterschied in der Stärke der Caninen. Exemplare von den Dimensionen des vorliegenden sind zweifellos dem männlichen Geschlecht zuzuweisen. Der Canin des L. lautricense von La Fosse, den Filhol (1888 1. e. Pl. XIIL, Figur 7) abbildet, ist noch etwas grösser. Zürich X. 619. C. sup. sin. S., beschädigt. Schmelz grau, aus grauem Mergel. Von der Grösse des vorigen Exemplares, noch weniger usiert; Wurzel un- vollständiger erhalten, Krone etwas mehr gebogen, sodass der Vordercontour eine convexere, der Hintercontour eine concavere Curve beschreibt. Die Hinterkante, der hier keine Spitze des Basaleingulums entgegenkommt, giebt eine Zweigkante ab, welche sich indess bald unter den Rauhigkeiten der Schmelzoberfläche verliert. Basel Ea. 24%. C. sup. dext. 9. Keim. Fragment. Aufschluss «. Spitze eines noch mächtigern und plumpern Exemplares als Ea. 231; Vorder- kante weniger stark auf die Innenseite gewendet. !) Gh. Deperet, Etudes pal&ontologiques sur les Lophiodon du Minervois. Archives du Museum d’histoire naturelle de Lyon. Tome IX, 1893, pag. 12. 12 90 Stehlin, Eocaene Säugetiere. Basel Ea. 248. C. sup. sin. d. Keim. Fragment. Facies «. Wie Ea. 247. Basel Ea. 246. C. sup. sin. d. Fragment. Schmelz graubraun, aus Bolus. Spitze, von einem Zahn mit etwas höherer Krone als Ea. 231. herrührend. Die Besprechung kleinerer Caninen verschiebe ich auf später, da es mir gegenwärtig nicht möglich ist, zwischen den C. inf. und den ©. sup. @ des Lophiodon rhinocerodes einerseits und den Caninen von L. tapiroides etc. andererseits eine Grenze zu ziehen. Lophiodon rhinocerodes, 91 Verbreitung und Alter des Lophiodon rhinocerodes. — Lophiodon lautricense Noulet. Das typische Lophiodon rhinocerodes ist durch Deperet') aus den Bohnerz von Lissieu am Mont d’or signalisiert worden. Unter den Lophiodonfunden aus dem stratificierten Eocaen könnten diejenigen von Provins, von Sezanne, von Montchenot (?) und vom Roc de Lunel bei Castres auf die Egerkinger Form zu beziehen sein; in allen vier Fällen ist indess die Identität nicht mit Sicherheit festzustellen. Der an der „eolline d’Eparmailles“ bei Provins (Seine et Marne) Ende der zwanziger Jahre gemachte Lophiodonfund bestand aus mehreren Kieferstücken und einer Anzahl von isolierten Zähnen. Naudot ?) hat in der kleinen Arbeit, die er ihm widmete, blos einige der letztern abgebildet, dagegen gab später Blainville (Osteographie, Lophiodon Pl. IT) die nach dem Gipsabguss entworfene Figur eines rechten Mandibulare mit M,—P,. Ich habe vergeblich nach dem Verbleiben dieser wichtigen Documente geforscht; im Museum zu Provins sind sie nicht, wie mir der Conservator desselben, Herr Justin Bellanger, auf briefliche Anfrage hin gütigst mitgeteilt hat; und das Museum d’histoire naturelle in Paris besitzt blos den von Blainville benutzten Abguss. Wir sind also für die Beurteilung des Tieres auf diesen und auf die Figuren und Angaben bei Naudot angewiesen. An besagtem Gipsabguss, der die sechs Zähne blos von der Innenseite zeigt, messen M, — 0,063, M, = 0,043, M, = 0,035, P, = 0,0315, P, = 0,0295. Das sind Dimensionen, welche hinter denjenigen des L. rhinocerodes von Egerkingen etwas zurückstehen, aber ihnen doch näher kommen, als denjenigen von L. tapiroides ° 1) Ch. Deperet, Sur un gisement siderolithique de mammiferes de l’&ocene moyen ä Lissieu, pres Lyon. (.-R. Acad. des sciences. 9 avril 1894. 2) Naudot, Note sur les os fossiles de Palaeotherium, de Lophiodon et de Crocodile, decouverts a Provins dans un bane regulier de caleaire lacustre. Annales des sciences naturelles.. Tome dix- huitieme, 1829. — In einer Fussnote bemerkt der Herausgeber, die angeblichen Palaeotheriumreste gehören nach Cuvier’s und Laurillard’s Urteil ebenfalls zu Lophiodon. 92 Stehlin, Eocaene Säugetiere. und Cuvieri. Auf der Tafel bei Naudot sind in Figur 2 ein M inf. sin. (von aussen), in Figur 5 ein P, inf. dext. (schräg von aussen oben) und in Figur 6 — wenn ich sie richtig interpretiere — M,—P, sup. sin. (von oben) dargestellt, die eine analoge Grösse besitzen; in Figur 1 dagegen die Vorderhälfte eines M, inf. sin. (von oben), welche das Maass des grössten Egerkinger Exemplares (Ea. 185) erreicht und in Fig. 3 die Hinterhälfte eines M inf. sin. (von aussen), in Figur 4 ein P, inf. dext. (von vorne), welche gleichfalls hinter den stärkern Egerkinger Belegstücken nicht zurückstehen. Es liegen also Individuen von etwas verschiedener Grösse vor; die Differenzen sind indess doch so, dass man nicht genötigt ist, sie auf zwei Arten zu verteilen. Da nun aber die grössern derselben unmöglich mehr mit L. tapiroides oder Cuvieri vereinigt werden können, so ist es mehr als wahrscheinlich, dass wir es entweder, wie Rütimeyer schon 1862 (pag. 39) vermutet hat, mit L. rhinoce- rodes oder mit L. lautricense zu tun haben.!) Wäre meine Interpretation von Naudots Figur 6 sichergestellt, so liesse sich die Frage zu Gunsten von L. rhino- cerodes entscheiden, denn die Partie, die ich als P, sup. auffasse, zeigt nichts als Nachjochspur deutbares. Da indess die Figur an Deutlichkeit gar viel zu wünschen übrig lässt, muss ich die Frage in suspenso lassen. Es ist diess namentlich darum zu bedauern, weil der Fund von Provins uns über das geologische Alter des L. rhinocerodes Aufschluss gegeben hätte. Die Fundschicht gehört nach de Lapparent dem Lutetien an.°) Der Fund von 'Sezanne (Seine et Oise), über den zunächst Hebert und Ger- vais°) kurz berichtet haben, bestand aus einem linken Oberkieferfragment mit M,—M, nebst Wurzeln von M, und P,, zwei Mandibularstücken mit M, und Frag- ') Filhol (Etude sur les vertebres fossiles d’Issel. M&m. soe. g&ol. de France. Tome V, 1888, pag. 135) hat sich über das Tier von Provins dahin ausgesprochen, es gehöre zu L. Cuvieri und nicht zu seinem Lophiodon sezannense, von dem sofort die Rede sein wird. Er beruft sich auf den Umstand, dass die Angabe, welche Naudot über die Höhe des horizontalen Mandibelastes macht, mit der Form von Jouy und nicht mit derjenigen von Sezanne harmoniert. Nun erweist sich aber diese Dimension bekanntlich als ziemlich variabel und überdiess der Alteration durch Druck äusserst zu- gänglich, sodass auf die von Naudot eitierte Ziffer wenig Verlass ist. Andererseits spricht gegen die Filholsche Deutung ausser den Dimensionen der Zähne das Vorhandensein eines sehr scharf mar- kierten Inneneingulums an dem P, inf. der Mandibel bei Blainville. ®) A. de Lapparent, Trait& de Geologie. 4me edition 1900, pag. 1444. °) P. Gervais, Z. et P. francaises, 2me edition 1859, pag. 120. — Filhol hat nachgewiesen, dass der Name L. giganteum Demarest, den Hebert und Gervais vorläufig dem Fossil von Sezanne beilegten, ursprünglich für einen Rhinoceriden aufgestellt war und daher nicht auf ein Lophiodon anwendbar ist. Lophiodon rhinocerodes. 93 menten von Humerus, Radius und Ileum. Die genannten Zähne sind durch Filhol') abgebildet und eingehender beschrieben worden unter der Bezeichnung L. sezan- nense; ich habe sie in der Sammlung der Sorbonne, wo sie sich jetzt befinden, einer Prüfung unterwerfen können. Die Dimensionen passen vollkommen in den Variationskreis der Egerkinger Form. An den Mandibularzähnen konnte ich nicht die geringste Abweichung von derselben bemerken. Von den Maxillarzähnen, deren Deutung durch den Situs allen Zweifeln entrückt ist, zeigt der M, im Umriss grosse Übereinstimmung mit dem in Figur III dargestellten Typusexemplar von Egerkingen, im Structurdetail aber einige kleine Abweichungen; das Parastyle ist etwas stärker und entwickelt hinten eine Kante; an seiner Basis und an der des vordern Aussenhügels ist kein Cin- gulum vorhanden, dafür ist aber der vordere Innenhügel von einem solchen um- zogen. Der M, verhält sich in Bezug auf Parastyle und Cingula analog und zeichnet sich ferner dadurch aus, dass seine hintere Aussenecke viel vollständiger entwickelt ist, als an dem Exemplar von Egerkingen, Tafel III, Figur 4. Zur Begründung einer neuen Species sind diese kümmerlichen Anhaltspunkte gewiss nicht hinreichend. Filhol machte sich, als er seind Lophiodon sezannense aufstellte, eine ganz irrige Vorstellung von Lophiodon rhinocerodes (s. oben pag. 76) und mass der speciellern Entwicklung des M, sup. eine viel zu grosse Bedeutung bei. Die kleinen Abweichungen in Bezug auf Parastyle und Cingulum gehen kaum über den Betrag der Differenzen hinaus, welche die von Egerkingen vorliegenden Zähne unter sich zeigen und könnten höchstens die Annahme eines Localschlages motivieren; und die Ausbildung der hintern Aussenecke von M, sup. erweist sich bei allen Lophiodonarten, von welchen ein grösseres Material vorliegt, als so variabel, dass sie für Speciesumgrenzung keinen Griff bietet.) Dagegen muss die Frage, ob die Zähne von Sezanne wirklich zu L. rhino- cerodes oder aber zu L. lautricense gehören, so lange offen bleiben, bis auch die obern Praemolaren vorliegen. In Bezug auf die Fundschicht teilte mir Herr Munier- Chalmas sel. mit, er habe sich vergeblich bemüht, sie wieder aufzufinden und strati- IH. Eilhol 1. e. 1888 page.’ 135, Pl. XVI. Fig. 6, Pl. XVII, Fig. 2, 4, 12, Pl. XVII, Fig. 12. — Die Figur 5, Pl. XVII bezieht sich wohl ebenfalls auf einen der M, inf. von Sezanne und nicht wie die Tafelerklärung angiebt, auf L. Cuvieri von Jouy, für das der Zahn zu gross ist. 2) Filhol legt 1. c. pag. 143 noch besonderes Gewicht auf die Ausbauchung der Hinter- seite des Vorjoches an dem M, sup. von Sezanne. Es ist diess eine Eigentümlichkeit, die man an jedem Lophiodonmolaren constatieren kann; sie wird nur an grossen Exemplaren deutlicher. (fr. Figur 2, Tafel III. 94 Stehlin, Eocaene Säugetiere. graphisch zu bestimmen, doch könne kein Zweifel darüber bestehen, dass sie ent- weder dem obern Lutetien oder dem Bartonien angehört. In der Sammlung der ecole des mines in Paris liegt ein Oberkiefermolar, welcher laut Etiquette aus dem Lignit von Montchenot bei Rilly stammen soll. Ich hege starke Zweifel an der Richtigkeit dieser Herkunftsangabe, denn besagter Lignit gehört nach gütiger Belehrung der Herren DouvillE und Munier-Chalmas sel. dem Sparnacien, also dem Horizont des L. Larteti an, während alle andern An- zeichen für ein bedeutend jüngeres geologisches Alter des L. rhinocerodes sprechen. Der Zahn gleicht auffallend dem in Figur 2, Tafel III dargestellten _Egerkinger Exemplar, dessen Dimensionen er besitzt: Aussenwandlänge 0,054, Breite vorn (am Parastyle) 0,051, Breite hinten 0,046. Das Innencingulum ist hinten etwas entwickelter und der Umriss vielleicht eine Spur schiefer. Immerhin lässt sich ohne Kenntniss der obern Praemolaren auch hier wiederum nicht entscheiden, ob L. rhinocerodes oder lautricense vorliegt. In stratigraphischer Hinsicht giebt der: Fund unter genannten Umständen keinerlei Aufschluss. Aus dem Süsswasserkalk des Roc de Lunel bei Castres besitzt das Museum in Toulouse einige Reste eines sehr grossen Lophiodon: eine Mandibel mit Wurzel- stümpfen, einige Mandibularzähne (Filhol 1. ec. Pl. XIII, Fig. 3), die Aussenwand eines M. sup. (mit unterbrochenem Aussencingulum), ein Oberkieferfragment mit M,—P,, deren Kronen aber leider nicht freigelegt sind, einen Incisiven, Fragmente von Femur, Humerus (Filhol. 1. ce. Pl. XIX, Fig. 9-10), Scapula ete. Noulet hat diese Documente auf den Etiquetten seinem Lophiodon lautricense zugewiesen und Filhol, der einige derselben (l. c. pag. 127 ff.) eingehend besprach, schloss sich dieser Beurteilung an. Die Dimensionen der Fundstücke stimmen allerdings mit. denjenigen des L. lautricense aus den Bartoniensanden des Castrais überein, allein so lange die obern Praemolaren !) nicht bekannt sind, wird es angezeigt sein, die specifische Bestimmung auch in diesem Falle in suspenso zu lassen; und dies um so mehr, als Vasseur?) durch seine überaus sorgfältigen stratigraphischen Studien !) Wenn der sicher zu L. lautricense gehörige P, sup., den Filhol l. ec. Pl. XIII, Fig. 5—6 abbildet, wirklich, wie im Text (pag. 129) angegeben wird, aus dem Kalk des Roc de Lunel stammen sollte, so wäre die Frage entschieden. Allein in der Tafelerklärung wird „Mazau, commune de Gibronde“ als Fundorl genannt und ich vermute, diese Version sei die richtige. In der Sammlung zu Toulouse habe ich vergeblich nach dem Original dieser Figur gesucht. — Noch bestimmter wäre die Entscheidung der Frage von der Praeparation des genannten Oberkieferstückes mit M‚—P, zu erwarten. 2) Carte geologique detaillee au S0,000ieme. Feuille 231, Castres. Notice explicalive. Lophiodon lautricense. 95 zu dem Ergebniss gelangt ist, der Kalk vom Roc de Lunel gehöre dem obern Lutetien an. Eine völlig präcise Antwort auf die Frage nach dem geologischen Alter des Lophiodon rhinocerodes lässt sich aus diesen Funden, wie man sieht, nicht ab- leiten. Doch darf immerhin als festgestellt gelten, dass die Form entweder dem Bartonien oder dem obern Lutetien angehört und als höchst wahrscheinlich, dass ‚sie der letztern dieser beiden Epochen zuzuweisen ist; denn wenn sich die Docu- mente von Provins und Roc de Lunel vorderhand auch nicht specifisch bestimmen lassen, so beweisen sie doch zum mindesten, dass bereits im obern Lutetien eine sehr grosse Lophiodonform existiert hat; und für die Vermutung, diese möchte mit L. rhinocerodes identisch sein, ergiebt sich ein hoher Grad von Wahrschein- lichkeit aus dem Verhältniss, in welchem letzteres zu dem wiederholt genannten — nachgewiesenermassen bartonischen — L. lautricense steht. Die Species L. lautricense ist von Noulet!) zunächst für eine Mandibel mit schlecht erhaltenen Zähnen (Filhol 1. c. Pl. XIII, Fig. 1, 2, 4) aus den Sanden des Bartonien von Braconnac bei Lautrece aufgestellt worden. Später wurden dann Reste des Tieres — meistens isolierte Zähne — in dem nämlichen Gebilde an diversen Punkten der Umgebung von Castres und Lautree gefunden. Die Samm- lung Noulet im Museum zu Toulouse enthält solche von Jauzion, commune de Lautrec; Carlus a Campans; Vielmur; Mazou, commune de Gibronde; Lautrec, propriete Causse; chäteau de Croazarie. Das Museum von Castres besitzt eine obere Milchzahnreihe von Viviers-la-Montagne, dasjenige von Albi (coll. Caraven- 'Cachin) eimen obern M, (Gervais Pl. XXVII, Fig. 3 und Filhol Pl. XVII, Fig. 6) und einen Caninen von La Fosse bei Castres. Die Characteristik der Art ist (durch Gervais?) und Filhol?) vervollständigt worden. L. lautricense unterscheidet sich von L. rhinocerodes in erster Linie durch (die compliciertere Structur seiner obern Praemolaren. An P, und P, spaltet sich hinten am vordern Innenhügel ein kleinerer hinterer Innenhügel ab und aus der Perle an der Basis des hintern Aussenhügels entwickelt: sich die Brücke, welche ‚dieses neue Element mit der Aussenwand verbindet (cfr. Filhol Pl. XIII, Fig. 5). 1) Noulet, Note sur une nouvelle espece du genre Lophiodon. Mem. acad. sc. Toulouse 1851. 2) P. Gervais, Zool. et Paleont. generales tome I, 1867—69, pag. 165—169, Pl. XXVIII, Fig. 3—7. Gervais bildet im dieser Arbeit, die Filhol entgangen zu sein scheint, einen Humerus und Fragmente von Ulna, Radius und Scapula von Braconnac ab und bespricht verschiedene weitere Knochen. Diese Materialien liegen nach seiner Angabe im Museum zu Marseille. ®) H. Filhol, 1. c. 1888, pag. 122—134, Pl. XIU, Fig. 1—2, 4—7, Pl. XVII, Fig. 6, Pl. XIX, Fig. 9—10. 96 Stehlin, Eocaene Säugetiere. Der Process ist natürlich, wie in solchen Fällen immer, bei verschiedenen Indivi- duen verschieden weit gediehen, aber das Entwicklungsstadium, welches unsere Figuren 9 und 12, Tafel III vorführen, liegt nicht mehr im Bereich der Variation. P,, der sich überhaupt als variabler erweist, ist manchmal noch etwas rück- ständig; in Toulouse liegt zum Beispiel ein Exemplar von Vielmur, welches das in Figur 1, Tafel III dargestellte von Egerkingen kaum überholt. Ob sich an der übrigen Bezahnung, etwa im Verhalten der Cingula, in der Ausbildung gewisser Kanten, in der Stärke der Aussenwand von M, sup. (s. oben pag. 77) noch weitere constante Unterschiede zwischen den beiden Formen werden nachweisen lassen, scheint mir nach dem, was ich gesehen habe, sehr fraglich. Auch den Grössendifferenzen ist jedenfalls nicht viel Gewicht beizumessen. Ein Teil der Egerkinger Zähne kommt allerdings denjenigen aus dem Castrais nicht gleich, allein ein M, inf. wie Ea. 185 passt doch vollständig in den Variations- kreis der letztern und ein P, sup. wie Ea. 138 erreicht wohl die Maximaldimen- sionen auch von L. lautricense. Aus alledem geht hervor, dass L. rhinocerodes und lautricense zwei innigst verwandte Formen sind; höchst wahrscheinlich haben wir es mit zwei aufeinander folgenden Etappen aus dem phylogenetischen Entwicklungsgang ein und desselben Tieres zu tun und eben darum liegt die Vermutung sehr nahe, das primitivere L. rhinocerodes möchte auch etwas älter sein als L. lautricense und vielleicht noch dem obersten Lutetien angehören. Ausser in den Sanden des Castrais ist das vollkommen typische L. lautri- cense in den ihrer ganzen Fauna nach offenbar dem nämlichen Niveau angehörigen Süsswassermergeln von Robiae ') bei St. Mamert (Gard) gefunden worden und zwar in ganzen Herden. Herr Deperet wird an Hand des von ihm gesammelten Materials einen grossen Teil der osteologischen Charactere des Tieres feststellen können. Ein grosses Lophiodon, das sehr wahrscheinlich mit L. lautricense zu iden- tificieren sein wird, ist ferner, wie ich des bestimmtesten versichern kann, in den ') Ch. Deperet et @. Carriere, Sur un nouveau gisement de mammiferes de l’Eoc£ne moyen ä Robiae, pres St. Mamert (Gard) G.-R. acad. sc. 21 oct. 1901, pag. 616 ff. — Herr Deperet identi- fieierte das Tier in dieser vorläufigen Notiz mit L. rhinocerodes und zwar speciell mit dem L. rhi- nocerodes Maack von Heidenheim. Die Fundschicht betrachtete er damals als Lutetien; wenn ich nicht irre, ist er indess heute selbst geneigl sie dem Bartonien zuzuweisen. Lophiodon lautricense. 97 Phosphoriten des Querey') gefunden worden. Mein Belegstück ist ein defecter letzter Oberkiefermolar, der sich in der Sammlung Javal in der Ecole des mines befindet; hinterer Aussenhügel, Nachjoch und Parastyle sind weggebrochen; was übrig geblieben ist indess gleichwohl so characteristisch, dass über die Zugehörig- keit des Zahnes zu Lophiodon kein Zweifel bestehen kann. Die Dimensionen sind nicht ganz so stark wie diejenigen des M, von Lafosse (Filhol ]l. ce. Pl. XVII, Fig. 6); dass das Document eher auf L. lautricense als auf rhinocerodes zu beziehen sein dürfte, nehme ich lediglich aus stratigraphischen Gründen an. Über weitere hiehergehörige Fundstücke vom Mormont, welche Pictet zu L. rhinocerodes gerechnet hat, wird das nächste Capitel zu handeln haben. Am rationellsten als Lophiodon lautricense varietas franconica wird end- lich die Lophiodonform aus dem Bohnerzgebilde von Heidenheim am Hahnen- kamme (Mittelfranken) rubriciert, welche erst von Wagner unter dem Namen L. franconicum signalisiert, dann von Maack°) als L. rhinocerodes eingehend beschrieben worden ist; sie erreicht nicht ganz die Dimensionen des L. rhinoce- rodes von Egerkingen, besitzt aber die Praemolarencomplication von L. lautricense. !) Gaudry hat schon 1875 (Sur quelques pieces de mammiferes fossiles qui ont ete trouves dans les phosphorites du Quercy. Journal de Zoologie, publie par P. Gervais, t. IV) einen oberen Molaren und mehrere Praemolaren von L. lautricense aus dem Querceymaterial der Sammlung Javal signalisiert. Der Molar war vermutlich der obige; wenigstens liegt eine Etiquette von Hrn. Gaudry’s Hand bei demselben. Praemolaren von Lophiodon habe ich indess in genannter Sammlung nicht gesehen; die Zähne, welche als solche gedeutet wurden, werden zu Acerotherium Filholi gehört haben. — Auch Filhol (Recherches sur les phosphorites du Querey. Annales des sc. geol. VIII, 1877, pag. 348— 351) hat seinerzeit L. lautricense aus dem Querey eitiert, aber später (1888, pag. 130) selbst berichtigend festgestellt, dass er durch abgenützte Molaren der ebengenannten grossen Acero- theriumart getäuscht worden sei. — Ich mache bei dieser Gelegenheit darauf aufmerksam, dass die hintern P. inf. des Acerotherium Filholi denjenigen der grossen Lophiodonten in der Tat ganz auf- fallend gleichen, während sich an den übrigen Praemolaren bei genauem Zusehen freilich so gute Unterscheidungsmerkmale finden lassen wie an den Molaren. 2) G. A. Maack, Palaeontologische Untersuchungen über noch unbekannte Lophiodonfossilien von Heidenheim am Hahnenkamme etc. XVII. Jahresbericht des nat.-hist. Vereins in Augsburg 1865. 95 Stehlin, Eocaene Säugetiere. Lophiodon lautricense Noulet von Mormont. L. rhinocerodes Pietet 1869. L. tapiroides Pictet 1869 pro parte, scl. Pl. XXVIII, Fig. 2, 3, 4. L. de la taille du medium Pietet 1869, Pl. XIX, Fig. 6. Lophiodon douteux Pictet 1869, Pl. XX, Fig. 1—3. Pictet hat 1869 eine Anzahl Zähne eines grossen Lophiodon von Mormont beschrieben und auf EL. rhinocerodes bezogen. Die Revision dieser Materialien führte mich zu dem Ergebniss, dass sie richtiger zu L. lautricense verwiesen werden, von dessen Umgrenzung im vorigen Capitel die Rede war. Einige Milchzähne, die Pictet als Molaren zu kleinern Formen rechnete, gehören ebenfalls hieher. Definitive obere Backenzähne. Lausanne L. M. 222. P, sup. sin. Aussenwandlänge 0,039, Breite Mitte 0,048. Station d’Eelepens. Pictet 1869, Pl. XVII, Fig. 1a, 1b, lc, 1d, pag. 141. Unterscheidet sich von den P, des L. rhinocerodes von Egerkingen (Tafel III, Fig. 12) durch die kräftigere Entwicklung des Nachjochrudimentes (Pictet Fig. 1b) an der Basis des hintern Aussenhügels, repräsentiert aber das Minimum von (om- plieation, das bei L. lautricense vorkommt, insofern der hintere Innenhügel nur ganz schwach angedeutet ist. Das Innencingulum sendet am Innenhügel keine Spitze empor, was ich auch an einigen P, von Robiac beobachte. Lausanne L. M. 251. P, sup. sin. Fragment. Station d’Eelepens. Pictet 1869, Pi. XVII, Fig. 2, pag. 141. Innenhälfte eines Praemolaren, den Dimensionen nach P,, mit abgebrochenem Cingulum. Das Nachjoch viel deutlicher angekündigt, als an L. M. 222. Zu dem Lophiodon lautricense. 99 Rudiment am hıntern Aussenhügel, das ungefähr gleich entwickelt ist wie dort, kommt ein niedriger hinterer Innenhügel, der aus dem Hinterabhang des vordern Innenhügels herauswächst. Dieser Zustand des P, ist bei L. lautricense der normale. Lausanne L. M. 223. P, sup. sin. Fragment. Station d’Eelepens. Pictet 1869, Pl. XVII, Fig. 3a, 3b, pag. 141. Innenhälfte eines Praemolaren, den Dimensionen nach P,. Hinterer Innen- hügel noch kräftiger als an L. M. 251. Das Innencingulum verhält sich wie an L. M. 222. Lausanne L. M. 264. P, sup. dext. Aussenwand. Erwähnt Pictet 1869, pag. 141. Lausanne L. M. 236. P, sup. dext. Aussenwandlänge 0,028, Breite (Mitte) 0,029. Station d’Eclepens. Pictet 1869, Pl. XVII, Fig. 4, pag. 142. Im Habitus auffallend ähnlich Ea. 142 (Tafel III, Fig. 1), mit nach aussen überhängender Aussenwand, aber complicierter: Am Hinterende des Vorjoches hat sich ein hinterer Innenhügel abgespalten. Das Inneneingulum verhält sich wie an Ea. 222. Obere Milchzähne. Die Werke von Cuvier, Blainville, Gervais geben keinerlei Aufschluss über das Milchgebiss von Lophiodon. Erst Pictet lagen in dem Mormontmaterial, das er 1869 zu besprechen hatte, eine Anzahl Milchzähne und zwar von der uns hier beschäftigenden Species vor; er kam indess mit der Deutung derselben nicht ins Reine. Von den Oberkieferzähnen führte er die aberrant gestalteten D, als Pro- blematica an, unter Verzicht auf jeden Versuch, sie specifisch oder anatomisch zu rubricieren, die D, und D, dagegen rechnete er als Molaren zu kleinern Formen, freilich nicht ohne bei einzelnen derselben den Verdacht zu äussern, sie könnten eventuell auch Milchzähne sein. 100 Stehlin, Eocaene Säugetiere. An der Hand intacter Milchzahnreihen des L. lautricense von Robiac ist es heute kein grosses Kunststück, allen diesen Documenten die Stelle anzuweisen, die ihnen zukommt. Die von Pictet abgebildeten D, sind übrigens schon von Kowa-. levsky (Anthr. 1873, pag. 213 Anm.), der die Milchzahnreihe Ea. 132 von Eger- kingen in Cartiers Sammlung gesehen hatte, als solche erkannt worden. Ich habe in Figur IV die Zähne L. M. 239, L. M. 240 und L.M. 218, welche freilich ihren Usuren nach nicht vom nämlichen Individuum herrühren können, zu einer Oberkieferreihe zusammengestellt. Figur IV. Lophiodon lautrieense Noulet von Mormont D,—D, sup. sin, Die Reihe ist aus den isolierten Zähnen L. M. 218 (D,), L. M. 240 (D,) und L. M. 239 (D,) der Lausanner Sammlung zusammengestellt. Lausanne L. M. 218. D, sup. sin. Aussenwandlänge 0,038, Breite hinten 0,039. Station d’Eclepens. Pictet 1869, Pl. XVII, Figur 3a—e, pag. 147. — Figur IV. Pictet rechnete diesen Zahn als M, zu L. tapiroides. Ich glaube eher, dass wir es mit einem D, von L. lautricense zu tun haben. Wenn ein so schiefer Ver- lauf des Vordercontours ja auch hin und wieder an M, vorkommen mag, so ist er doch an D, häufiger zu beobachten; und das gleiche gilt von der starken Vor- wölbung des hintern Aussenhügels über die Fläche der Aussenwand. Innen- cingulum am hintern Innenhügel unterbrochen. Ausseneingulum blos am hintern Aussenhügel und in schwacher Andeutung am Hinterende des Parastyles. Lausanne L. M. 224. D, sup. dext. Beschädigt. Aussenwandlänge 0,039, Breite hinten ca. 0,036. Station d’Eelepens. Pictet 1869, Pl. XVII, Figur da—e, pag. 147—148. Pictet hat diesen Zahn mit Zweifeln bei L. tapiroides aufgeführt und die Frage offen gelassen, ob er zum ersten oder zum zweiten Gebiss zu rechnen sei. Lophiodon lautricense. 101 Ich halte denselben für einen D, von L. lautricense. Von L. M. 218 unterscheidet er sich durch etwas geringeren Querdurchmesser, weniger schiefen Vordercontour und etwas dickere Aussenhügel, was aber nicht hindert, dass ihm die gleiche Ziffer zukommen kann. - Lausanne L. M. 240. D, sup. sin. Beschädigt. Aussenwandlänge ca. 0,033, Breite hinten 0,032. Station d’Ecelepens. Pictet 1869, Pl. XIX, Fig. 6a—c, pag. 149— 150. — Figur IV. Der Zahn, den Pictet zu seinem „Lophiodon de la taille du medium“ rechnet, stimmt vollständig mit D, in situ, welche mir von dem L. lautricense von Robiae vorliegen, überein, sodass über seine Deutung kein Zweifel bestehen kann. Er hat die Gestalt eines Molaren von etwas geringem Querdurchmesser. Der hintere Aussenhügel, der, wie man aus Pietets Figur ersieht, beschädigt ist, wurde in der unsrigen ergänzt. Innencingulum continuierlich, -Ausseneingulum wie bei L. M. 218. Lausanne L. M. 241. D, sup. sin. Keim. Beschädigt. Station _d’Eclepens. Bietet, 18069, BI. XVII, Risur 2) pag. TAX. Von Piectet zu L. tapiroides gerechnet. Wie L. M. 240, Vordercontour etwas ‚schiefer, sodass der Umriss sich einen Schritt mehr demjenigen von D, nähert. Lausanne L. M. 211. D, sup. dext. Keim. Sehr beschädigt. Station d’Eclepens. Wie L. M. 241. Von Pictet gleichfalls zu L. tapiroides gerechnet. Lausanne L. M. 239. D, sup. sin. Beschädigt. Länge der Aussenwand ca. 0,034, Breite hinten 0,028. Station d’Eclepens. Pictet 1869, Pl. XX, Fig. 3a—c, pag. 151. — Figur IV. Über die Deutung dieses und der folgenden Zähne als D, lassen, wie gesagt, (die Milchgebisse in situ, welche wir jetzt vergleichen können, keinen Zweifel. Der Umriss ist bedeutend schmäler als an den hintern Milchzähnen und der Vorder- contour im Zusammenhang damit so schief gestellt, dass er fast ohne Bildung einer Ecke in den Innencontour übergeht; die Querjoche erscheinen dementsprechend verkürzt und das vordere derselben muss sich sehr schief stellen, während das hintere analog wie diejenigen von D, verlaufen kann. Die Aussenwand kommt derjenigen von Praemolaren näher als die der D,, insofern als die planen Partien zu Gunsten der convexen fast völlig unterdrückt werden; insbesondere zeigt der hintere Aussenhügel eine starke Wölbung. Das Ausseneingulum ist wie an den 102 Stehlin, Eocaene Säugetiere. hintern Milchzähnen am vordern Aussenhügel unterbrochen; die Verdickung vorn an der Basis des hintern Aussenhügels, welche für diese charakteristisch ist, zeigt. es nicht. Das Innencingulum erleidet an den Hügeln kurze Unterbrechungen. Die Beschädigungen, deren Umfang man aus Pietets Figur ersieht, sind ın der unsern an Hand andrer Exemplare ergänzt worden. Lausanne L. M. 237. D, sup. dext. Beschädigt. Länge der Aussenwand 0,035, Breite hinten 0,028. Station d’Eclepens. Pictet 1869, Pl. XX, Fig. 2a—d, pag. 151. Wie L. M. 239. Das Inneneingulum ist hier blos am hintern Innenhügel unterbrochen. Parastyle beschädigt. Lausanne L. M. 220. D, sup. dext. Beschädigt. Station d’Eelepens. Pictet 1869, Pl. XX, Fig. 1a—d, pag. 151. Wie L. M. 237. Hinterer Aussenhügel und Parastyle beschädigt. Lausanne L. M. 212. D, sup. dext. Fragment. Wie L.M. 220. Hinterhälfte abgebrochen, aber das Parastyle, das an allen vorigen defect, intact erhalten. Es zeigt schwache Andeutung der Falte vorn innen und des Basaleingulums. Lausanne L. M. 243. D, sup. dext. Fragment. Aussenwand defect. Bemerkenswert weil sich der Umriss etwas dem von D, nähert. Doch ist zwischen dem vorliegenden Zahn und dem rückständigen L. M. 241 immer noch ein beträchtlicher Abstand. Vergleichen wir die obere Milchzahnreihe des L. lautricense mit derjenigen von Chasmotherium, so lässt sich an den beiden stark molarisierten hintern Zähnen keine schwerwiegende Abweichung aufzeigen; D, dagegen verhält sich bei den beiden Formen sehr verschieden, indem sich seine Aussenwand hier aus zwei ungefähr gleichwertigen durch einen tiefen Einschnitt von einander getrennten Aussenhügeln zusammensetzt, während sie dort ungeteilt und nur andeutungsweise gegliedert ist (cfr. oben pag. 22). Lophiodon lautricense. 103 Andererseits ist die weitgehende Übereinstimmung der obern D,—D, von Lophiodon mit denjenigen von Tapirus im höchsten Grade beachtenswert. Zieht man in Betracht, dass der mehr molarartige Umriss des D, beim recenten Tapir lediglich ein secundärer Erwerb ist, so reduciert sich der Unterschied zwischen den beiden Stämmen in dieser Gebisspartie auf auffallend weniges: ungleiche ‚Stärke des Parastyle und etwas verschiedenes Verhalten der Basalcingula.. Es liegt diess hauptsächlich daran, dass beim Tapir die Ansatzstelle des Nachjoches, welche sich an den Molaren ') satt vor der Spitze des hintern Aussenhügels be- findet, von D, zu D, in immer steigendem Masse nach vorn gegen die Tiefe des Einschnittes rückt, d. h. an den Punkt, wo sie sich bei Lophiodon befindet; gleich- zeitig ist aber auch die Modellierung der Aussenwände etwas lophiodonartiger durchgeführt als an den Molaren, indem die Convexbiegungen sich etwas weniger ‚accentuieren. Es sind offenbar diese Eigentümlichkeiten des Tapir-Milchgebisses, ‚auf welche Rütimeyer anspielt, wenn er (1891 pag. 28) sagt, die Verschiedenheit von Milch- und Ersatzzähnen des Tapirs beruhe auf einer Annäherung der erstern ‚an Lophiodon. Definitive untere Backenzähne. Lausanne L.M.230. M, inf.sin. Keim, Fragment. Station d’Eclepens. Pietet 1869, Pl. XVII, Fig. 7a—b, pag. 142. Vorderhälfte von ca. 0,036 Breite. Aussencingulum erleidet am Vorjoch eine Unterbrechung. Lausanne L. M. 235. M, inf. sin. Fragment. Station d’Eelepens. Pictet 1869, BISORVIN. Big..8, pag: 142, Vorderhälfte von ca. 0,029 Breite. Aussencingulum, soweit sichtbar, con- tinuierlich. Lausanne L. M. 250. P, inf. sin. Beschädigt. Länge ca. 0,028. Im wesentlichen wie der entsprechende Zahn von L. rhinocerodes Ea. 188. Kante hinten innen am Haupthügel entwickelter. !) S. oben pag. 20 Anm. 104 Stehlin, Eocaene Säugetiere. Untere Milehzähne. Von untern Milchzähnen des L. lautricense lag Pictet blos en D, vor, dessen richtige Deutung er nicht herausfand. Seitdem ist lediglich ein zweites Exemplar des nämlichen Zahnes hinzugekommen, aber leider keine D, und D,. Zur Aus- füllung dieser Lücke in unserm Material möge die nebenstehende Textfigur V, nach Öriginalien von Robiac, die sich in der Basler Sammlung befinden, dienen; sie stellt D,, D, und D, inf. sin. des L. lautricense dar. D, und D, sitzen zusammen in einem Mandibulare, an dem ferner die Wurzeln des D, und ein Stück Diastema. erhalten sind; D, rührt von einem zweiten ältern Individuum her. Figur V. Lophiodon lautricense Noulet von Robiac (Gard). Fragment einer linken Mandibel mit D,—D, und isolierter D,. (Basler Sammlung Rb. 10 und Rb. 170.) D, unterscheidet sich structurell durch nichts von einem M., als etwa durch die oft schwer mit Sicherheit zu constatierende stärkere Verschmälerung des Umrisses nach vorn zu. D, hat im wesentlichen immer noch die nämliche Gestalt, zeigt aber diese Verschmälerung etwas deutlicher. Ein Unterscheidungsmerkmal dieses Zahnes bei L. lautricense liegt ferner darin, dass an ihm die Kante vorn am vordern Innenhügel, welche an D, und Molaren sehr stumpf ist, wenigstens in ihrer untern Partie ziemlich schneidend wird. Erst der D,, auf den wir sofort zu sprechen kommen, zeigt dann eine vom Molarentypus stark abweichende Beschaffenheit. In diesem Sinne sind die Ausführungen Rütimeyers (1891, pag. 24) über das untere Milchgebiss von Lophiodon richtig zu stellen. Lophiodon lautricense. 105 Lausanne L. M.238. D, inf. dext. Beschädigt. Länge ca. 0,030, Breite hinten 0,016. Station d’Eclepens. Pictet 1869, Pl. XIX, Fig. 4a—c, pag. 149. Der Zahn !), den Pictet irrigerweise als P, von L. tapiroides deutete, besteht aus einem Haupthügel, dem eine Vorderknospe vorgelagert ist und einem ansehn- lichen Talon, der sich in ein schmales Querjoch erhebt. Vom Aussenende dieses Querjoches zieht ein Grat an den Haupthügel hinüber, vom Innenende desselben steigt eine Kante in die Tiefe des Tales, um von dort hinten innen am Haupt- 'hügel emporzusteigen. Auf der Innenseite zeigt sich das Basaleingulum nur in Spuren, auf der Aussenseite ist es, von einer kurzen Unterbrechung am Talon abgesehen, continuierlich. Hinten am Haupthügel ist ausserhalb des Grates, der vom hintern Aussenhügel herkommt, eine Falte entwickelt. Die geringe Dicke des Haupthügels an vorliegendem Zahn scheint mir nicht ganz normal, sondern durch Druck bedingt zu sein. Die Vorderknospe ist beschädigt. . Ich habe D, von Robiac gesehen, welche mit dem vorliegenden durchaus übereinstimmen; an dem in nebenstehender Figur V wiedergegebenen Exemplar bemerkt man aber eine kleine Abweichung. Im Bereich der Kante nämlich, welche hinten innen am Haupthügel emporsteigt, macht sich auf halber Höhe (dort wo sich die Innenspitze des Usurfeldes befindet) eine Erhebung geltend, die nichts andres als der Keim eines vordern Innenhügels ist. Es ist dabei zu beachten, dass genannte Kante bei der Mastication mit dem Vorjoch des D, sup. in Anta- gonie tritt. Dem D, von L. lautricense wohnt mithin eine Tendenz inne, wie D, und D, die volle Complication eines Molaren zu erwerben. Vergleicht man andererseits D, mit P,, so ist eine weitgehende Analogie nicht zu leugnen; die Differenz besteht hauptsächlich in verschieden starker Aus- bildung der einzelnen Elemente. Der Haupthügel ist an P, doppelt so hoch als an D, (0,034 an P, L. M. 250 auf der Aussenseite gemessen gegen 0,017 am vor- liegenden D,). Andrerseits ist der Talonteil an D, wesentlich vollständiger ent- faltet als an P,, wo der hintere Innenhügel noch fehlt. Lausanne L. M. 215. D, inf. dext. Beschädigt. Station d’Eelepens. Talonpartie defect. Dimensionen und Structur wie bei L. M. 238. Haupt- hügel dicker. !) Man vergleiche unsere Figur 13, Tafel III, die sich auf denselben Zahn von L. tapiroides bezieht. 14 106 Stehlin, Eocaene Säugetiere. Der Gegensatz zwischen Chasmotherium und Lophiodon macht sich in der untern Milchzahnreihe schon an D, geltend, der dort drei, hier blos zwei Quer- joche besitzt, also sehr verschieden entwickelt ist. Der D, ist bei Lophiodon stärker und besitzt ein wohlentwickeltes, fertiges Nachjoch an Stelle der blossen Andeutung eines solchen bei Chasmotherium, während seine Vorderhälfte mehr nur in der Durchführung des Details differiert. Sehr weit geht in den untern Milehzähnen wiederum die Übereinstimmung zwischen Lophiodon und Tapir.') Für die völlig molarisierten D, und D, liegt diess auf der Hand, aber auch der D, ist sehr ähnlich construiert; denkt man sich bei Tapir den vordern Innenhügel desselben etwas abgeschwächt — wie er zweifellos bei den heterodonten Tapiren des Oligocaens gewesen ist — so liest die Differenz desselben von dem in Figur V dargestellten Exemplar von Lophiodon lautricense ?) eigentlich nur noch im gänzlichen Fehlen des Basaleingulums und in dem etwas andern Zuschnitt der Vorderknospe und der vordern Innenseite des Haupthügels. !) Beiläufig bemerke ich, dass die Angabe Rütimeyers (l. ec. 1891, pag. 24), die Querjoche seien an den uniern Milchzähnen von Tapir höher als an den Ersatzzähnen, entschieden unrichtig ist. ?2) Wir werden unten sehen, dass der D, von L. leptorhynchum etwas abweichend beschaffen ist. Mittlere und kleine Lophiodonarten. 107 Einleitende Bemerkungen zu den mittlern und kleinen Lophiodonarten. Rütimeyer hatte bereits 1862 eine grössere Anzahl von Lophiodonzähnen mittlerer und geringer Dimension in Händen und suchte dieselben mit einem grossen Aufwand von Scharfsinn auf verschiedene Species zu verteilen; leider, wie wir im folgenden sehen werden, ohne zu einem haltbaren Ergebniss zu gelangen. Die Speciesdiagnosen, die er in der frühern Litteratur fand, waren meistens höchst unvollständig; er bemühte sich daher, sie für seine Zwecke nach den Figuren zu ergänzen, wobei ihm indess — wie es bei solchem Unterfangen häufig geht — mehrfach das Missgeschick widerfuhr, dass er aus den Abbildungen Unterschiede und Eigentümlichkeiten herauslas, die an den Originalien gar nicht bestehen; ich hebe in dieser Hinsicht z. B. hervor, dass Lophiodon parisiense Rütimeyer und L. parisiense Gervais sich, wie schon Pictet und Lydekker bemerkt haben, nicht nur nicht decken, sondern kaum berühren. Es glückte ihm ferner nicht immer bei Zähnen, die nur in abgenutzten Exemplaren vorlagen, den Usureffect in rich- tiger Weise in Rechnung zu bringen; seine Angaben über ungleiche Höhe, Richtung und Länge der Querjoche an den obern und untern Molaren der verschiedenen Species beruhen zu einem guten Teil auf Versehen in dieser Hinsicht. Endlich hat er, was bei so kümmerlichem Material selbstverständlich ist, in der Unter- scheidung von specifischen und individuellen Merkmalen nicht immer das richtige getroffen. Als er seine Schluss-Arbeit schrieb, lag ihm die grosse Lophiodonmonographie von Filhol vor, die, auf ein sehr breites Material gestützt, in manchen Beziehungen bessere Anhaltspunkte bot als die ältere Litteratur; von andern Formen der Bohn- erzfauna praeoccupiert, verzichtete er indess auf eine eingehendere Besprechung der früher schon so ausführlich behandelten Gruppe und begnügte sich im wesentlichen damit, die Ergebnisse von 1862 als immer noch zu Recht bestehend zu reca- pitulieren. 108 Stehlin, Eocaene Säugetiere. Da ich auch durch das Studium der Filholschen Arbeit zu keinem befriedi- genden Einblick in die Speciesdifferenzen innerhalb des Genus Lophiodon gelangt war, suchte ich mir an Hand eines möglichst breiten Materiales und insbesondre der diversen Typen ein eigenes Urteil zu bilden. Ich schicke das Ergebniss dieser Vergleichungen der Besprechung der kleinern Formen aus dem schweizerischen Bohnerzgebilde voran. — Die Durchführung einer Speciessystematik im Genus Lophiodon ist darum sehr schwierig, weil die Backenbezahnung, auf die wir vorderhand noch in den meisten Fällen angewiesen sind, sich im ganzen als äusserst einförmig, im Detail aber als von Individuum zu Individuum äusserst variabel erweist. Man muss überall mit Variationskreisen, die sich unter sich berühren, rechnen, worüber die Geduld leicht verloren gehen kann. Allein ich glaube, wer das gesammte Material, von dem im folgenden die Rede ist, aufmerksam durchsieht, wird sich des Eindrucks nicht erwehren können, dass wir es hier trotz allem mit einer ganzen Reihe von Arten zu tun haben und ich zweifle auch nicht daran, dass sich die Gruppe viel weniger einförmig aus- nehmen wird, wenn erst einmal die Skelete aller dieser Tiere bekannt sind; auf osteologische Differenzen vom Betrage derjenigen, die im Genus Palaeotherium constatiert worden sind, dürfen wir wohl mit Bestimmtheit rechnen. Es wird sich daher empfehlen, überall da, wo wirklich definierbare odontologische Unter- schiede vorhanden sind, die hergebrachten Grenzen vorderhand nicht auszulöschen ; einer definitiven Ordnung auf Grund vollständigerer Kenntnisse ist damit gewiss am passendsten vorgearbeitet. Die Anhaltspunkte, deren Verwertung für die Speciessytematik mir statthaft scheint, sind folgende: 1. Die Grösse. Breite Materialien von ein und demselben Fundort, wie diejenigen des L. isselense von Issel, diejenigen des L. leptorhynchum von La Livi- niere, diejenigen des L. lautricense von Robiac lehren, welche Vorstellung wir uns ungefähr von der Grössenschwankung innerhalb der Species zu machen haben; die Anwendung solcher Erfahrungen auf minder klare Fälle ist Sache eines gewissen Tactes. 2. Die Ausbildung der Aussenwand am ersten und zweiten Ober- kiefermolaren. Ich verstehe hier unter Aussenwand zunächst das Verschmelzungs- product der beiden Haupthügel mit Ausschluss des Parastyles. Bei einigen Formen ist der hinter der vordern Hauptspitze gelegene Teil der Aussenwand mässig Mittlere und kleine Lophiodonarten. 109 gedehnt und unter der hintern Hauptspitze eine ähnliche Convexität entwickelt wie unter jener; die planen Felder vor und hinter dieser Convexität sind dann nur schwach entfaltet und der Umriss der Krone pflegt gleichzeitig eine rundliche Gestalt anzunehmen. Ich nenne diesen Typus den tapiroiden. Er ist sehr gut repräsentiert durch den in unserer Figur 5, Tafel III dargestellten Zahn. Bei andern Formen ist der hintere Teil der Aussenwand stark gedehnt und jene Con- vexität zu Gunsten der planen Felder stark abgeschwächt, wenn nicht gar unter- drückt; gleichzeitig pflegt der Umriss der Krone eine eckigere und unruhigere Gestalt anzunehmen. Wir können diesen Typus den rhinocerotoiden nennen, aber mit dem ausdrücklichen Vorbehalt, dass die Vergleichung sich nur auf den hintern Teil der Aussenwand bezieht. Er ist repräsentiert durch die Molaren von L. rhinocerodes, Figur III (im Text) und Figur 2, Tafel II, sowie durch den in Figur 15, Tafel III dargestellten Zahn. Von grosser Wichtigkeit ist nun aber hiebei, dass M, und M, eines Indi- viduums, wie Rütimeyer schon 1862 (pag. 45) ganz richtig bemerkt hat, sich nie ganz gleich verhalten. M, ist immer etwas mehr tapiroid, M, etwas mehr rhino- cerotoid entwickelt. Mit etwelcher Variation von Individuum zu Individuum ist ausserdem auch noch zu rechnen. 3. Die Ausbildung des Parastyles an den Oberkiefermolaren. Bei einigen Formen ist das Parastyle schwach, bei andern stark; bei einigen ist es an den vordern Aussenhügel und das Vorjochende angepresst, bei andern detachiert. Auch hierin besteht wiederum ein deutlicher Gegensatz zwischen den Molaren ein und desselben Individuums; die kleinsten und angepresstesten Parastyle findet man an den M,, die grössten und detachiertesten an den M, und M,. Bei gewissen Formen übertrifft das Parastyle von M, dasjenige von M, noch an Stärke, bei andern ist es demselben ungefähr gleich, bei dritten sinkt es auf den Wert von M, zurück. | 4. Die Vorderkante am hintern Aussenhügel der Unterkiefer- molaren. Bei den meisten Formen ist dieses Element mässig entwickelt d.h. ungefähr so, wie bei L. rhinocerodes; aber bei keiner, von der ein grösseres Material vorliegt, erweist sich seine Stärke als völlig constant. Kleinere Diffe- renzen in seinem Verhalten haben also keinen Belang. Bei einigen wenigen Arten erfährt es dagegen eine bedeutende Verstärkung und in diesen Fällen bietet es einen guten Anhaltspunkt für die Systematik. 110 Stehlin, Eocaene Säugetiere. 5. Die Cingula. In der Entfaltung dieser Sculpturen bestehen grosse Unterschiede. Das Minimum ist erreicht in dem Zustand, in welchem blos die Vorder- und Hinterengula und dasjenige an der Basis des hintern Aussenhügels der obern Molaren entwickelt sind. das Maximum wird repräsentiert durch den Zustand, in welchem M,—P, sup. und P, inf. ringsum und M,—P, inf. auf der Aussenseite ein Cingulum aufweisen. Einige Formen halten sich an das eine oder das andre Extrem und sind dadurch gut characterisiert. Auf das Verhalten der Cingula im Detail darf nicht zu viel Gewicht gelegt werden. Da und dort lässt sich in die Diagnosen noch ein Merkmal einfügen, das unter keinen dieser fünf Gesichtspunkte fällt. ') Die Species, welche ich für wohl definierbar halte und diejenigen, welche ich aus anzugebenden Gründen wenigstens vorderhand nicht streichen möchte, sind die folgenden: 1. Lophiodon leptorhynchum Filhol. Eine der kleinern Arten, gegen- wärtig die am vollständigsten bekannte; von Filhol 1888 auf Grund ziemlich dürftiger Reste von Pöpieux ?) (im Museum d’histoire naturelle zu Paris) aufge- stellt, die heute weit überboten sind durch das prächtige Material von La Liviniere, auf welchem die meisterhafte Monographie Deperet's®) beruht. Diese bietet eine nahezu lückenlose Auskunft über den Bau des Schädels und der Extremitäten. Characteristische Züge der Backenbezahnung: M,—P, sup. = 0,121 e. gr.; M,—P, inf. = 0,128 e. gr.; Praemolarreihe im Vergleich zur Molar- reihe reduciert, im Oberkiefer 36—37°% der gesammten Backenzahn- reihe messend, im Unterkiefer 33—36°o. Aussenwand der obern M.—M, gemässigt rhinocerotoid. Parastyle der obern Molaren kräftig und !) Von all den Merkmalen, welche Rütimeyer und Filhol dem speciellern Verhalten der Quer- joche oberer und unterer Molaren in Riehtung, Biegung, Länge, Höhe entnommen haben, halte ich wenig. Dass zwischen einzelnen Species Unterschiede in dieser Hinsicht bestehen, will ich zwar nicht gerade bestreiten, aber individuelle Variation und Usurdifferenzen 'erschweren in praxi die richtige Benützung dieser Anhaltspunkte so sehr, dass man durch dieselben häufiger auf falsche als auf richlige Fährte geleitet wird. Ähnliches ist von verschiedenen weitern Structurdetails zu sagen, die diagnostisch verwendet worden sind, so z. B. von den Kanten an den Innenhügeln unterer Molaren. Auch der Umriss des obern M, gehört in diese Rubrik; dass er bei hinlänglicher Erfahrung diagnoslische Anhaltspunkte bieten könnte, ist ganz wohl möglich; allein man müsste bei diesem metabolischen Zahn jeweils eine Orientierung über alle seine möglichen Gestalten haben, die nur auf Grund eines äusserst breiten Materiales gewonnen werden kann. ®, H. Filhol 1. e. 1888, Pl. XX, Fig. 7—11, pag. 119—122. °) Ch. Deperet, Etudes paleontologiques sur les Lophiodons du Minervois. Archives du Museum d’Histoire naturelle de Lyon t. IX, 1909. Lophiodon leptorhynchum. 111 detachiert; starke Steigerung in dieser Hinsicht von M, zu M,. M, sup. im Gegensatz zu allen andern bekannten Arten merklich stärker als M,. Innenhügel des traditionellen Querjoches an P, und P, meist durch einen niedern Grat mit dem hintern Aussenhügel verbunden und an P, durch einen tiefen Einschnitt vom Rest des Joches abgetrennt.') Kante vorn am hintern Aussenhügel der untern Molaren stark entwickelt. Entfaltung der Cingula mässig. Von der Backenbezahnung abgesehen, sind die relativ langen Diastemen und die Anordnung der Incisiven in ogivalem anstatt in halbkreisförmigem Bogen für die Art characteristisch. Das Material von La Liviniere hat uns die sehr wichtige Belehrung ge- bracht, dass bei Lophiodon ein namhafter Unterschied zwischen den beiden Geschlechtern besteht. Das Weibchen hat nicht nur, wie schon aus dem Material von Issel gefolgert werden konnte, bedeutend schwächere Caninen als das Männchen, sondern ist auch im Durchschnitt merklich kleiner und durch gewisse Abweichungen im Schädelbau wohl characterisiert. Diese Erfahrung ist bei der Beurteilung fragmentärer Materialien in Betracht zu ziehen. Deperet hat darauf hingewiesen, dass die aus vier Zähnen bestehende Man- dibularreihe von Cesseras (&cole des mines), welche Filhol (l. e. 1888, Pl. XIX, Fig. 3) abgebildet und als M,‚—P, einer neuen Perissodactylenform „Cesserasictis antiquus“ gedeutet hat, als M.—D, von L. leptorhynchum zu interpretieren ist. Die Richtigkeit dieser Bemerkung erhellt sofort aus dem Umstand, dass der hin- 1) Deperet (l. c. pag. 12) nimmt an, durch diesen Einschnitt sei der traditionelle Innenhügel definitiv vom Vorjoch abgeschnitten und zum Innenhügel des Nachjoches gestempelt: L. lepto- rhynechum sei demgemäss eine in der Molarisierung der Praemolaren weit fortgeschrittene Art. — Ich möchte mich in dieser theoretischen Frage vorderhand etwas reserviert verhalten und zwar darum, weil bei L. lautricense, wo die Sache viel klarer liegt, der hintere Innenhügel sich — in vollem Einklang mit dem, was man an den hintern Praemolaren von Palaeotherium und Rhinoceros beobachtet — als ein zunächst kleines, dann allmählich erstarkendes Element hinten an der Basis des traditionellen vordern Innenhügels abspaltet, und weil es mir nicht recht wahrscheinlich ist, dass zwei Species eines Genus einen so wichtigen Progress auf so verschiedenen Wegen voll- ziehen sollten. Der fragliche Einschnitt könnte eventuell als eine alavistische Wiederkehr der Kerbe zwischen Innenhügel und Zwischenhügel des Vorjoches (cfr. Propalaeotherium, Plagiolophus ete.) aufgefasst werden, da er sich ja genau an der Stelle derselben befindet; die Art wäre dann in der Complication der Praemolaren nicht weiter fortgeschritten als die meisten andern; die seinzige An- deutung des Nachjoches bestünde m dem niedern Grat zwischen traditionellem Innenhügel und hinterm Aussenhügel, der das Äquivalent der Schmelzperle bei L. rhinocerodes ete. darstellt- Andererseits gebe ich gerne zu, dass die Sachlage nach der Interpretation von Deperet einige Analogie mit derjenigen bei Tapir hätte. 112 Stehlin, Eocaene Säugetiere. terste Zahn, M,, viel höher ist als die vordern und aus dem characteristischen Verhalten der Nachjoche. D, und D, haben die Structur von Molaren, vermitteln aber durch allmählige Verschmälerung der Joche von hinten nach vorn zu den Übergang von M, zu D, besser, als man nach Filhol’s Figur glauben sollte. Der vordere Innenhügel von D, ist beschädigt, sodass sich nicht constatieren lässt, ob die Kante vorn an demselben, wie bei L. lautricense, schärfer ist als an den hin- tern Zähnen. Die Vorderhälfte von D, ist ähnlich entwickelt wie bei L. lautri- cense; hinten innen am Haupthügel ist ein satt an denselben angeschmiegter Neben- hügel bemerkbar. In der Structur der Talonpartie macht sich eine beachtenswerte Abweichung von genannter Species geltend; die Aussenseite derselben ist einge- nommen von einem Halbmond, dessen Vorderarm hinten am Haupthügel empor- steigt, während der Hinterarm etwas innerhalb der Mitte des Hinterrandes endet; in das Lumen dieses Halbmondes stellt sich eine nach allen Seiten hin unabhängige starke Knospe. Auf der Aussenseite des Zahnes ist hinten und vorn ein starkes Cingulum entwickelt. ') Die obern Milchzähne von L. leptorhynchum sind noch nicht bekannt. Deperet stellt La Liviniere, Pepieux etc. ins untere Bartonien und wird dafür seine stratigraphischen Gründe haben. Nach rein säugetierpalaeontologischen Gesichtspunkten urteilend, wäre ich eher geneigt, diese Fundorte des Minervais geradezu noch zum obern Lutetien zu rechnen, denn die Fauna derselben steht entschieden der von Issel ete. näher als derjenigen der Bartoniensande des Castrais. Der Umstand z. B., dass eine so characteristische Form wie das Propalaeotherium isselanum von Issel, wie wir unten sehen werden, mit durchaus identischen Zügen im Minervais (Pepieux; Filhol 1. c., Pl. XX) wiederkehrt, scheint mir sehr ins Gewicht zu fallen. 2. Lophiodon oceitaniecum Cuvier. Eine ganz kleine Form. Das Typus- stück ist ein linkes Mandibelfragment mit M,‚—M, nebst Spuren von M, (im Mu- scum d’histoire naturelle zu Paris), das auf Blaimville's Pl. I in etwas mehr als halber Grösse abgebildet ist. Die beiden Zähne stimmen structurell in der Haupt- sache, nämlich in der Entwicklung der Kante vorn am hintern Aussenhügel, genau mit den entsprechenden von L. leptorhynchum überein; darauf, dass die Joche eine Spur schiefer stehen und der Talon etwas spitzer ist als in Figur 8 und 9, Pl. II bei Deperet, möchte ich keinerlei Gewicht legen. Die Differenz liegt also lediglich ') Da man nach der Darstellung Filhol's glauben könnte, der Situs der Zähne habe ihm irgend einen Anhaltspunkt für die Deutung M,—P, geboten, so bemerke ich, dass dieselben isoliert und blos auf einem künstlichen Sockel — aber offenbar ganz richtig — zur Reihe vereinigt sind. Lophiodon oceitanicum, isselense. 113 in den Dimensionen; M,—M, messen zusammen 0,050 gegen 0,062 e. gr. bei L. leptorhynchum. Gervais hat (Z. et P. francaises Pl. 18, Fig. 7) ein rechtes Mandibulare mit M,—P, nebst Alveole von P, von Conques (im Museum von Avignon) abgebildet und auf L. occitanicum bezogen. M,—M, stimmen nach Beschreibung und Abbil- dung structurell in der Tat vollkommen mit denjenigen des Typusstückes überein ') und sind nur eine Spur länger (0,052 statt 0,050 !). Filhol?) trennte dieses Fund- stück, wie mir scheint sehr ungerechtfertigter Weise, von L. occitanicum ab und gründete darauf eine neue Species „L. cesserasicum“; Deperet?) rechnet es zu L. leptorhynchum, wogegen ich nieht eben viel einzuwenden hätte, vorausgesetzt, dass auch der Typus des occitanicum dahin gezogen wird. Da indess die Maxillar- zähne, die zu diesen kleinen Mandibeln gehören, noch unbekannt sind, ist es wohl doch empfehlenswert, die Cuviersche Art provisorisch aufrecht zu erhalten. Nach Deperet liegt die Fundschicht von Conques in der Verlängerung der- jenigen des Minervais. Das Typusstück soll nach der Tradition von Issel stammen, es ist mir indess bei der Untersuchung desselben aufgefallen, dass es in der Facies viel mehr mit den Materialien aus dem Minervais übereinstimmt; auch ist es etwas befremdlich, dass die Art in Issel nie mehr gefunden worden ist.*) 3. Lophiodon isselense auctorum, em. Filhol. Eine mittelgrosse Art. Die kümmerlichen Typusstücke Cuviers sind weit überboten durch die schönen durch- weg von Issel stammenden Zahnreihen, welche Gervais (Z. et P. fr. Pl. 18, Fig. 2) und Filhol (l. c.) abgebildet haben. Characteristische Züge der Backenbezahnung: M,—P, sup. = 0,161 e.gr. M,—P, inf. = 0,171 e. gr. — Aussenwand von M, und M, sup. aus- gesprochen rhinocerotoid, Parastyle kräftig und detachiert; beide Merkmale an M, mitunter bis zum’ Excess entwickelt. Üppige Entfal- tung der Cingula. !) Gervais giebt auf der Aussenseite der Zähne schwache Cingula an, die am Typusstück fehlen. Viel Gewicht ist indess darauf nicht zu legen. ?) L. c. pag. 158. >) L. c. pag. 9. *) Die Maxillarzähne von Issel, welche Filhol (Pl. XVII, Fig. 3, Pl. XX, Fig. 4) als Molaren des L. oceitanicum abbildet, werden wohl eher als Milchzähne von L. isselense zu interpretieren sein. S. unten. — Die Zähne aus den Nummuliten-führenden Eisensandsteinen des Kressenberges in Süd-Bayern, welche v. Zittel (Handbuch ete. Band IV, 1891—93, pag. 276) auf L. oceitanicum bezieht, kenne’ ich nicht. 15 114 Stehlin, Eocaene Säugetiere. Die Structur der obern M, und M, schwankt innerhalb ziemlich weiter Grenzen. Figur 2, Pl. 18 bei Gervais und Figur 1, Pl. III bei Filhol stellen ge- mässigte Exemplare dar, Pl. IV bei Filhol ein extremes. Die Abplattung und Dehnung der Aussenwand erreicht im ganzen Genus nirgends einen so hohen Grad wie an extremen M, der vorliegenden Art; das Hinterende der Aussenwand hängt an solchen Exemplaren, wie man aus Filhols Figur ersieht, bedeutend über die Kronenbasis hinaus und gleichzeitig pflegt sich der convexe Rücken des vordern Aussenhügels zu Gunsten der planen Fläche zu verschmälern. Auch die Detachie- rung des Parastyles erreicht an den M, von L. isselense ihr Extrem; dasselbe erscheint an solchen Zähnen geradezu gestielt. Ausserdem zeigt es häufig eine starke Fältelung und rings um seine Basis ein überaus scharf und kräftig mar- kiertes Cingulum. Unterscheiden sich die Oberkiefermolaren gemässigter Individuen structurell auch kaum von Arten wie L. rhinocerodes und tapiroides, so liegen die geschil- derten Excesse doch im Variationsbereich der Species und verleihen ihr einen ganz besondern Stempel. Ich halte dieselbe desshalb nicht für geeignet, vorderhand nur mangelhaft belegte Formen, bei denen diese Extravaganzen nicht nachgewiesen sind, wie z. B. das Lophiodon von Argenton in sich aufzunehmen. Filhol hat der Variabilität des Lophiodon von Issel viele Aufmerksamkeit geschenkt und ist dabei zu bemerkenswerten Resultaten gelangt. Sein Nachweis, dass die von den frühern Autoren vorgenommene Unterscheidung von zwei mittel- grossen Species (L. isselense und tapirotherium) an diesem Fundort, der vielen Übergänge wegen, unbaltbar ist, darf als vollständig geglückt betrachtet werden. Auf Grund einer grossen Serie von Mandibeln konnte er vor allem sehr nam- hafte Schwankungen des Anteils, den die Praemolaren an der Länge der Backen- zahnreihe nehmen, nachweisen; er fand für denselben Minimalwerte, die so extra- vagant sind, wie die bei L. leptorhynchum constatierten (31,6°/0) neben Maximal- werten, die sich als durchaus normal erweisen (42,2°/o). Ob er das richtige trifft, wenn er auf Grund dieser Verhältnisse dann doch wieder ein typisches L. isselense von einer varietas tapirotherium unterscheidet, ist mir sehr fraglich. Nach dem, was ich an dem Lyoner Material von L. leptorhynchum wahrgenommen, scheint es mir wahrscheinlich, dass hier neben rein individueller Variabilität in sehr brei- tem Maasse geschlechtliche Differenzierung im Spiele ist und ich werde in dieser Vermutung durch den Umstand bestärkt, dass die Mandibel Pl. I bei Filhol, die er zur var. tapirotherium zählt, in der Tat einen sehr schwachen weiblichen Caninen zeigt, während die Pl. III abgebildete, zum typischen isselense gerechnete, einen Lophiodon isselense, tapiroides. 115 sehr. starken männlichen aufweist. Filhol hat zwar den Geschlechtsunterschied in den Caninen wohl bemerkt (l. c. pag. 97), scheint sich aber die Frage nicht vor- gelegt zu haben, ob einige der übrigen Differenzen mit demselben correlativ seien. Auch die Unterschiede in der Erstreckung der Symphyse unter die Backenzahn- _ reihe, welche er nachweist, könnten unter diesen Gesichtspunkt fallen. Eine Revi- sion des Filhol’schen Materiales in Bezug auf diese Frage wäre wahrscheinlich lohnend. Ausser in den genannten Beziehungen ist bei L. isselense grosse Variabilität in der Entfaltung des M, sup. und in der Entwicklung von Nachjochspuren an den obern Praemolaren nachgewiesen. Vom Milchgebiss des Lophiodon isselense ist in Filhols Monographie selt- samerweise mit keinem Wort die Rede. Die Basler Sammlung besitzt einen obern Milchbackenzahn von Issel, den ich als D, deute, ohne bestimmt versichern zu können, dass er nicht ein D, ist; er hat 0,029 Aussenwandlänge bei 0,026 Breite der Vorderhälfte und gleicht im Umriss dem in unserer Figur 7, Tafel II dar- gestellten Zahn. Die Convexität des hintern Aussenhügels ist mässig entwickelt, das Parastyle ist weder sehr stark noch sehr vorspringend, am vordern Innen- hügel besteht ein continuierliches Cingulum. Ich hege einen starken Verdacht, auch die von Filhol Pl. XVII, Figur 3 und Pl. XX, Fig. 4 als Molaren von L. oceitanicum abgebildeten Zähne seien Decidui von L. isselense; auf Grund der Figuren lässt sich indess die Frage nicht entscheiden. Im Museum zu Toulouse befindet sich ein Mandibelfragment von Issel, das von einem jugendlichen Individuum herrührt; leider ist daran blos die Hinter- hälfte von D, erhalten. Andre untere’ Milchzähne sind mir von diesem Fundorte nicht zu Gesicht gekommen. Das Conglomerat von Issel gehört dem obern Lutetien an. 4. Lophiodon tapiroides Cuvier. Als Typus der grossen Art von Buchsweiler muss nach Cuviers Ausführungen das Mandibularfragment mit P,—P, und Resten von M, und C., Cuvier Pl. VII (77) Fig. 1 und Blainville Pl. I (hier auch von oben) gelten. Bestimmt mit diesem Typusstück zu vereinigen sind der M, sup. sin. Pl. VI, Fig. 4 und die vom nämlichen Individuum herrührenden M,—M, sup. dext. Pl. VI, (77), Fig. 3 bei Cuvier (wieder abgebildet bei Blainville Pl. I) sowie die P,—P, sup. und der C., Tafel XII, Figur 16—19 bei Andreae. !) Sehr wahr- ) A. Andreae, Ein Beitrag zur Kenntniss des Elsässer Tertiaers. Abhandlungen zur ze olo gischen Specialkarte von Elsass-Lothringen. Band II. 1884. 116 Stehlin, Eocaene Säugetiere. scheinlich ist, wie schon Rütimeyer (1862, pag. 48) bemerkt, auch noch das Ober- kieferfragment mit M,—P, sup., Pl. VI (76), Figur 2 und 5 bei Cuvier (wieder- abgebildet bei Blainville) hieherzurechnen, das freilich von einem kleinern Indivi- duum herrührt und von Cuvier darum zu L. buxovillanum gerechnet wird, wohin es bestimmt nicht gehört. !) Characteristische Züge der Backenbezahnung: M,—P, sup. schät- zungsweise 0,195 e. gr. Von L. rhinocerodes blos durch die geringern Dimensionen unterschieden. Aussenwand von M, —M, sup. rhinocerotoid; Parastyle der M. sup. ziemlich detachiert. Cingula ziemlich reich entfaltet. Filhol hat L. tapiroides zu Gunsten von L. isselense gestrichen. Allein von den Extravaganzen der letztern Species ist bei der Art von Buchsweiler nichts nachgewiesen, und da gleichzeitig ihre Maximaldimensionen über den Variations- kreis jener jedenfalls bedeutend hinausgreifen (cfr. u. a. den Caninen bei Andreae), scheinen mir die Beziehungen zu L. rhinocerodes eher noch innigere zus ein. Gerade wegen dieser höchst beachtenswerten Mittelstellung, die es zwischen der Gruppe von L. rhinocerodes-lautricense und den Formen mittlerer Grösse ein- nimmt, möchte ich L. tapiroides bis auf weiteres aufrecht erhalten. Der Süsswasserkalk von Buchsweiler gehört dem obern Lutetien an. 5. Lophiodon Cuvieri Wattelet. Als Typen der grossen Art von Jouy sind der Schädel mit completer Oberkieferreihe und die Mandibel mit completer Unterkieferreihe (Sorbonne) zu betrachten, welche Filhol (l. e. Pl. XV—XVD) ab- !) Fraglicher ist es, ob auch das Symphysalstück mit Wurzelstümpfen, das Guvier pag. 205 beschrieben und Blainville Pl. I (Mitte oben) abgebildet hat, noch hieher gerechnet werden kann. Ich erwähne dieses schlechte Fragment darum, weil Cuvier auf Grund desselben die Vermutung geäussert hat, L. tapiroides besitze vier Praemolaren. Es gehört, wie ich mich in Paris überzeugt habe, einem beträchtlich kleinern Tiere an als das Pl. VII, Fig. 1 abgebildete Mandibulare und eine Veranlassung, die vordersten Backenzahnwurzeln auf einen andern Zahn als P, zu deuten, sehe ich nicht. — Über den Keim eines M, sup., No. 29546 der Sammlung des britischen Museums, den Lydekker (Catalogue ete. III, 1886, pag. 7) eitiert, kann ich nicht urteilen. Beiläufig sei bemerkt, dass der Incisiv, dessen Abguss Br. M. 29907a Lydekker (ibid. II, 1885, pag. 241) als zu Anthra- cotherium alsaticum gehörig erwähnt, offenbar dem Genus Lophiodon zuzuweisen ist, wenn er wirklich von Buchsweiler stammt. — Das von Duvernoy abgebildete Schädelfragment von Buchs- weiler, das ich nicht gesehen habe, scheint nach den Angaben von Andreae (l. c. pag. 20) mit Recht auf L. tapiroides bezogen worden zu sein, aber es bietet in odontologischer Hinsicht wenig Belehrung. Cfr. Duvernoy, Sur un eräne de Lophiodon ete. Me&moires de la societe d’histoire na- turelle de Strasbourg Il. 1835. Lophiodon tapiroides, Cuvieri. 117 gebildet hat. ') Einige fragmentärere Materialien sind von Wattelet?) im Museum von Soissons deponiert worden; darunter befinden sich wohl der M, sup. dext. und der M, inf. dext., welche bei Gervais?) abgebildet sind. Endlich habe ich in der Sammlung der ecole des mines ein Mandibulare mit Molaren von dem benach- barten Fundort Filain?), das mit demjenigen von Jouy genau übereinstimmt, gesehen. Characteristische Züge der Backenbezahnung: M,—P, sup. = 0,184 e. gr. M,—-P, inf. = 0,192 e. gr. — Aussenwand der M—M, sup. ausge- sprochen tapiroid; Parastyle eher (an M, entschieden) schwach und angepresst. Sculptur verschwommen und abgerundet. Habitus massiv. Cingula auf ein Minimum beschränkt. Ich muss bemerken, dass die Parastyle an M, und M, des Typus-maxillare beschädigt sind; man sieht indess deutlich, dass sie weder stark noch vorspringend waren. M, gleicht auffällig dem in unserer Figur 5, Tafel III dargestellten Zahn. Das Parastyle von M, ist stärker als das von M, und besitzt normale Dimen- sionen; der Zahn stimmt genau mit dem in unserer Figur 4, Tafel III dargestellten überein. Der von Gervais abgebildete M, und der in Filhols Figur 5, Pl. XVII dargestellte, haben einen etwas abweichenden Umriss. *) Für die Praemolaren bildet das Fehlen der Cingula ein gutes Unterscheidungs- merkmal gegenüber den annähernd gleich grossen Arten, L. isselense und tapiroides. Ich glaube, dass diese Art auch craniologisch sehr greifbare Unterscheidungs- merkmale darbieten wird. Der von Filhol abgebildete Schädel erscheint im Ver- hältniss zur Bezahnung, auch wenn man dem Umstand Rechnung trägt, dass er plattgequetscht ist, bedeutend voluminöser als derjenige von L. leptorhynchum; ‚der Jochbogen z. B., der durch den Druck wenig beeinflusst wurde, ist gewaltig. L. isselense scheint sich nach den wenigen Anhaltspunkten, welche wir haben, craniologisch eher an L. leptorhynchum anzuschliessen. !) Diese Materialien haben leider seit ihrer Bearbeitung durch Filhol sehr gelitten. 2) CGfr. Wattelet, Note sur une decouverte de Lophiodon ä Jouy. B. S. geol. Fr. tome XX, 1863, pag. 679 —684 und idem ibidem tome XXI, 1864, pag. 298—300. 3) Über den Fund von Filain s., Velain, Sur un nouvel ossuaire de Lophiodon dans le De- partement de l’Aisne. Bull. soc. geol. de France, tome VI, 1878, pag. 32—33. — Die obige Mandibel stimmt auch in der Erhaltungsart vollständig mit den Objecten von Jouy überein; es handelt sich offenbar an den beiden Fundorten um ein und dieselbe Schicht. #) Beziehen sich diese beiden Figuren etwa auf das gleiche Object? 118 Stehlin, Eocaene Säugetiere. Lemoine!) hat L. Cuvieri auf Grund eines M, inf., der dessen Dimensionen hat, aus dem calcaire grossier der Umgebung von Rheims citiert. In der Samm- lung von Herrn Mathieu Mieg in Mülhausen befinden sich zwei untere Praemolaren (P, und P,) von Buchsweiler, welche von L. tapiroides durch gänzliche Unter- drückung der Aussencingula stark abweichen und hieher zu gehören scheinen. Auch den bei Andreae (l. e., Tafel IV, Fig. 6) abgebildeten letzten Oberkiefer- molaren von Dauendorf, möchte ich eher auf L. Cuvieri als auf tapiroides beziehen, da er mit demjenigen des Typus-maxillare von Jouy auffallend übereinstimmt. Die Fundschicht von Jouy und Filain gehört dem obern Lutetien an. 6. Lophiodon parisiense Gervais. Als Typen sind die zwei M, sup. dext., der M, sup. dext. und der M, inf. sin. aus dem calcaire grossier der Umgebung von Paris zu betrachten, welche Gervais Z. et P. fr. Pl. 17, Figur 3—6 abbildet. Bestimmt hieherzurechnen sind ferner der M, sup. von Passy ?), der M, und der M, sup. von Vaugirard und die Mandibel von Nanterre, welche Blainville Lophiodon Pl. I abbildet; sehr wahrscheinlich auch die drei Oberkieferpraemolaren von Vau- girard ebendaselbst. Die Gervaisschen Originalien scheinen verloren zu sein; dagegen habe ich im Museum d’histoire naturelle die Blainville’schen mit Ausnahme von zwei Praemolaren untersuchen können. °) Characteristische Züge der Backenbezahnung: M,—P, sup. schät- zungsweise — (0,138 e. gr. M,—P, inf. = 151 e. gr. Aussenwände der !) V. Lemoine, Etude d’ensemble sur les dents des mammiferes fossiles des environs de Rheims. B. s. g. de France, tome XIX, 1891, pag. 286. ®) Der grosse M, „de Passy“ dagegen gehört offenbar zu L. tapiroides. Es ist diess, wie ich mich durch Einsicht des Originales überzeugen konnte, der nämliche Zahn, welcher auch durch Figur 3, Pl. I (71) bei Cuvier dargestellt wird. Da Cuvier nicht angiebt, woher er stammt und Laurillard ihn in der Tafelerklärung der vierten Auflage der Recherches als „d’origine inconnue* bezeichnet, ist anzunehmen, die Herkunftsangabe bei Blainville sei willkürlich. ®) Filhol hat (l. ec. pag. 155 und 118) die Mandibel von Nanterre zu L. isselense verwiesen und die Bezeichnung L. parisiense auf den in Figur 4 bei Gervais etwas schräg von unten dar- gestellten M, eingeschränkt, ohne sich über die Rubrieierung der andern Maxillarzähne auszusprechen. Ich halte diese Kritik der Gervais’schen Speciesumgrenzung nach genauer Prüfung der Originalien für ungerechtfertigt. Jedenfalls gehören die oben aufgeführten Maxillarzähne alle zusamınen. Die Mandibel rührt allerdings von einem etwas grössern Individuum her, aber sie stellt sich an die untere Variationsgrenze von L. isselense und zeichnet sich durch eine Beschränkung der Cingula aus, die für diese Form wenigstens recht ungewöhnlich wäre. In Anbetracht der Herkunft halte ich es daher für richtiger, sie mit Gervais zu L. parisiense zu rechnen; eine eclatante Differenz zwischen den beiden Arten ist in der Mandibularbezahnung überhaupt nicht zu erwarten. — An diesem berühmten Fundstück sind übrigens grosse Partien des Knochens und auch einiges an der Bezahnung — teilweise wie es scheint unter Benützung des Negativs im umhüllenden Gestein — ergänzt. Die Backenzähne liegen indess alle, wenigstens einerseits, intact vor. Lophiodon parisiense, Larteti. 119 M,—M, sup. ausgesprochen tapiroid. Parastyle der M. sup. geradezu kümmerlich und satt angepresst. Sculptur verschwommen und abge- rundet. Habitus massiv. Cingula sehr eingeschränkt. Die obern Molaren dieser Art bilden innerhalb des Genus den extremsten Gegensatz zu denjenigen des L. isselense wie zu denjenigen des L. leptorhychnum. Indem sich an ihnen ein ausgesprochen tapiroider Zuschnitt der Aussenwand mit einer extremen Abschwächung des Parastyles verbindet, klingen sie mehr an Tapir an als die irgend einer andern Species. Der M, von Vaugirard'!) ist der tapirähnlichste Lo- phiodonmolar, den ich gesehen habe; die Figur giebt ihn nicht ganz so abgerundet wieder, wie er in Wirklichkeit ist. Das Parastyle scheint nach dem dürftigen Ma- terial, auf das wir vorderhand angewiesen sind, an M, am wenigsten reduciert zu sein; jedenfalls findet — in extremem Gegensatz zu L. leptorhynchum — keine Steigerung seiner Dimensionen an M, statt; alle vier Exemplare dieses Zahnes?), welche vorliegen, zeigen das Element äusserst schwach entwickelt; an dem in Figur 3 bei Gervais abgebildeten ist es geradezu verkümmert. Nach der Structur seiner Backenzähne schliesst sich L. parisiense am nächsten an L. Cuvieri an, das aber immerhin durch seine bedeutend stärkern Dimensionen und wesentlich normaler entwickelten Parastyle in einen recht deutlichen Gegen- satz zu ihm tritt. Ob von den sonstigen in der Litteratur signalisierten Lophiodonfunden etwas zu L. parisiense gehört, ist unsicher; doch sehe nicht ein, warum das Mandibulare von Jouy mit M,—M, (Filhol Pl. XVI, Figur 1; Sorbonne), für welches Filhol die Species L. Munieri gegründet hat, nicht hieher gehören sollte. Die M,—M, haben keine Cingula und messen zusammen 0,085 gegen 0,101 an der Mandibel von Nanterre, passen in den Dimensionen also noch genauer als diese zu den obigen Maxillarzähnen. Die Fundschichten von Passy, Vaugirard, Nanterre gehören dem obern Lutetien an. «. Lophiodon Larteti Filhol. Typus der Art ist ein linkes Oberkieferfrag- ment mit M,—M, (Filhol 1. e. Pl. XVIN, Figur 4) aus dem Lignit von Fismes, der dem mittlern Sparnacien angehört. Ich habe im Museum d’histoire natu- relle zu Paris den Gipsabguss dieses Fundstückes untersuchen können, auf den, wenn ich nicht irre, auch Filhol angewiesen war. Filhol hat (l. c. pag. 155) fer- ') 26 mm. Vorjochbreite, 25 mm. Aussenwandlänge. 2) Der M, von Passy hat vorn 34, der von Vaugirard 33 mm. Breite. 120 Stehlin, Eocaene Säugetiere. ner einen zweiten Oberkiefermolaren aus den Teredinasanden von Cuis, die dem obern Sparnacien angehören, als vollkommen mit dem obigen Typus überein- stimmend erwähnt. Diesen Zahn, welcher in der Sammlung der Sorbonne liegen soll, habe ich nicht gesehen. Dagegen konnte ich in der Ecole des mines und in der Sorbonne eine Anzahl weiterer Materialien von dem nämlichen Fundort Cuis untersuchen, welche mit dem Typus von Fismes hinlänglich übereinstimmen, um mit ihm specifisch vereinigt zu werden und unsere Kenntniss der stratigraphisch so wichtigen Art etwas vervollständigen. Es sind die folgenden : a) Ein rechtes Oberkieferfragment mit M,—M, (Ecole des mines). b) Ein isolierter M, sup. dext. (ebendaselbst). c) Abguss eines rechten Oberkieferfragmentes mit M, und Bruchstück von M, (ebendaselbst.) d) Abguss eines rechten Oberkieferfragmentes mit P,—P, (ebendaselbst). !) e) Ein M, oder M, inf. dext. (Sorbonne). f) Ein Fragment eines M, inf. sin., Talon und Nachjoch umfassend (ebendaselbst). 8) Ein Incisiv (ebendaselbst). h) Ein Astragalus (ebendaselbst).) CharacteristischeZüge der Backenbezahnung:M,—P, sup. schätzungs- weise = (0,128 e. gr. Aussenwände der obern M—M, ungefähr die Mitte zwischen den beiden Extremen haltend, Parastyle kräftig und ziemlich r !) Die sub b und e eitierten Abgüsse beruhen auf den Fundstücken, welche Gervais (Z. et P. fr., pag. 124 sub 2) besprochen hat; in die Maassangaben für die Praemolaren hat sich ein Ver- sehen eingeschlichen; die Aussenwände dieser Zähne messen: P, = 0,0175. P, = 0,0165, P, = 0,015. Vermutlich sind diese beiden Fundstücke (und die folgenden) auch identisch mit denjenigen, auf welche Hebert (C.-R. A. S. XLIV, 25 janvier 1857) anspielt, indem er aus dem Horizont des „Con- glomerat du Mont-Bernon* mehrere noch nicht bestimmte Lophiodonarten signalisiert. ?) Sehr wahrscheinlich gehören noch einige weitere Zähne, welche in der Litteratur namhaft gemacht werden, hieher. Die zwei obern Molaren, welche Blainville auf Pl. II mit der Bezeichnung „de Cuys pres Epinay* (was offenbar verschrieben für „Epernay“) abbildet, stimmen structurell gut zu den obigen, wären aber, falls die Figuren wirklich in halber Grösse gehalten sind, bedeutend kleiner; da indess Blainville's Maassstabangaben hin und wieder unrichtig sind, darf man hieran zweifeln, umsomehr, als Bemerkungen zu den Zähnen im Text (pag. 116) sich in diesem Sinne interpretieren lassen. — Das Maxillarfragment mit M;—M,, No. M. 2629 des britischen Museums, das Lydekker (Catalogue ete. III, 1886, pag. 8) als „Lophiodon parisiensis“ anführt, wird wohl auch zu L. Larteti gehören. Als Herkunft wird „Cuyse-la-Motte near Epernay“ angegeben, worunter wohl unser CGuis bei Epernay und nicht Cuyse-la-Motte bei Compiegne zu verstehen ist. — Der M, sup. dext. aus dem Soissonnais, den Gervais Z. et P. gen6rales I, 1867—69 Pl. XXX, Fig. 4 abbildet aber nicht benennt, scheint mir nach Grösse und Gestalt ebenfalls hieher zu gehören; er ist im Text (pag. 170) blos kurz erwähnt. Lophiodon Larteti. 121 detachiert, von M, zu M, wachsend; aber alles nicht in so extravagan- tem Maasse wie bei L. leptorhynchum. Cingula beschränkt. Die obern Molaren haben eine unleugbare Ähnlichkeit mit denjenigen von L. leptorhynchum, die bei den annähernd gleichen Dimensionen unter Umständen zu Verwechslungen führen kann. Der wesentlichste Unterschied in diesem Teil des Gebisses besteht darin, dass bei L. Larteti der Umfang der Krone im Ganzen und des Parastyles im besondern von M, zu M, nicht so stark wächst, allein wo es sich um Bestimmung isolierter Zähne handelt, bietet dieses Merkmal keinen Griff. Im Umriss zeigen nicht nur die M,, sondern auch die M, auffallend starke Differenzen. Der isolierte M, dext. (b) sieht den von Deperet (Pl. III 1. e.) abge- bildeten von L. leptorhynchum recht ähnlich; die Aussenwand steht sehr schräg, der hintere Aussenhügel ist stark reduciert, der Hintercontour baucht sich im Bereich des Innenhügels stark aus; in der Rinne des Hintercingulums sitzt nahe am Aussenhügel eine starke accessorische Knospe. Der Umriss des M, an dem sub a aufgeführten Maxillarfragment stimmt leidlich mit demjenigen des in unserer Figur 4, Tafel III dargestellten viel grössern Zahnes überein, nur ist sein Para- style relativ stärker und sein Hintercontour im Bereich des Innenhügels etwas ausgebaucht; er weicht also stark vom vorigen ab. Der M, des Typusstückes von Fismes, der bei Filhol nicht befriedigend wiedergegeben ist, stellt sich zwischen die beiden andern in die Mitte. Der M, dieses Typusstückes ist bei Filhol geradezu verzeichnet; in Wirklichkeit erinnert sein Umriss sehr an den des M, von L. lepto- rhynchum in Deperet’s Figur 3, Pl. III ]. c. An den beiden andern Exemplaren ist die Krone etwas mehr in die Quere gedehnt. Das des Maxillare a hat bei geringer Schiefstellung der Aussenwand und relativ mässiger Stärke des Parastyle einen fast rechteckigen Umriss. An dem des Maxillare e convergieren dagegen Vorder- und Hinterrand merklich nach innen zu bei beträchtlicher Schiefstellung der Aussenwand und auffällig kräftiger Entwicklung des Parastyles. Aus all dem ergiebt sich, dass in der Structur dieser Zähne nicht mehr als specifisch gelten kann, als was oben hervorgehoben wurde. Ich füge bei, dass an den Parastylen dieser Molaren die Falte vorn innen meist deutlich entwickelt ist. An den obern Praemolaren des Stückes d fehlen die Ausseneingula und die Innencingula sind stark unterbrochen. P, und P, zeigen ein völlig normal ent- wickeltes Querjoch und, wie es nach dem Gipsabguss scheint, keine Spur von An- kündigungen des Nachjoches. Der P, sieht im Umriss dem in Figur 2, Pl. 18 bei 16 122 Stehlin, Eocaene Säugetiere. Gervais (Z. et P. fr.) dargestellten von L. isselense ähnlich; der kräftige Talon- hügel ist von der Aussenwand durch einen tiefen Einschnitt getrennt. Vor diesem Zahn ist ein Stück Diastema erhalten, welches lehrt, dass P,, wenn er bei dieser alten Form noch entwickelt sein sollte, wenigstens nicht an die Backenzahnreihe anschloss. | Die M inf. in der Sorbonne zeigen die völlig normale Structur von L. rhino- cerodes, isselense, Cuvieri ete. Seiteneingula sind kaum spurweise angedeutet. Das L. remense Lemoine!) wird wohl mit L. Larteti identisch sein, da es aus dem gleichen Horizonte stammt und in den Dimensionen seiner M, inf. nicht wesentlich von demselben abweicht. Jedenfalls ist die von Lemoine gegebene Characteristik unzulänglich, um die Berechtigung der Species zu erweisen. Kilian und Paquier?) haben ein rechtes Oberkieferfragment mit M,—M, aus den sables bigarres von Les Echelles in Savoyen auf L. Larteti bezogen. Die Zähne stimmen, nach der Abbildung zu urteilen, in der Tat ziemlich gut mit den- jenigen von Fismes und Cuis überein; ich kenne indess solche von Argenton, die ihnen, wie ich glaube, noch näher kommen. (S. unten.) Der Lignit von Fismes gehört, wie oben bemerkt, dem mittleren, der Tere- dinasand von Cuis dem obern Sparnacien an. 8. Lophiodon subpyrenaicum Filhol. Diese vorderhand nur sehr mangel- haft characterisierbare Species beruht auf Fundstücken von St. Quentin und Sibrae in der Nähe von Mirepoix (Ariege). Filhol war, als er sie aufstellte, auf die Gips- abgüsse zweier Mandibularfragmente in der Sammlung des Museum d’histoire natu- relle in Paris angewiesen.°) Die Originalien derselben befinden sich in der von Abbe Pouech hinterlassenen Privatsammlung in Pammiers, welche nach einer Notiz dieses Forschers vom Jahre 1886 *) noch weitere Fundstücke, u. a. auch ein Ober- kieferfragment enthalten muss. Die Publication dieser wertvollen Documente wäre sehr zu wünschen. Ich habe blos die von Filhol benutzten Abgüsse gesehen. Das eine Mandi- bularfragment zeigt M,—P, (von der Innenseite unvollkommen blosgelegst), das 0 !) Lemoine, Etude d’ensemble sur les dents des mammiferes fossiles des environs de Rheims. B. s. g. de France, 1891, pag. 286. 2) V. Paquier, Note sur le Lophiodon des sables bigarres des Echelles (Savoie). Annales de l’universit@ de Grenoble. Tome X, 1898, pag. 371. °) Filhol 1. ce. 1888, pag. 156. *) Pouech, Note sur les ossements de Lophiodon trouv6s aux environs de Mirepoix (Ariege) et sur le niveau geologique des couches qui les renferment. Bull. soec. geol. de France 1886, pag. 277—284. [88 Lophiodon subpyrenaicum, buxovillanum. 1 andre M,—M, und eine Spur von P,. M,—P, messen 0,089, wovon 0,027 auf M,, 0,017 auf M,, 0,030 auf P,—P, entfallen. Wegen dieser minimalen Dimensionen lässt sich L. subpyrenaicum nur mit oceitanicum vergleichen, hinter dem es an Grösse sogar noch etwas zurücksteht. Die Möglichkeit, dass beide Arten schliess- lich zusammenfallen könnten, ist nicht zu bestreiten. Die Joche an den Molaren sind bei L. subpyrenaicum weniger schräg gestellt, die Kante vorn am hintern Aussenhügel etwas weniger accentuiert, der Umriss des M, etwas weniger gedehnt und wie es scheint der Talon von M, weniger zugespitzt als an dem Typusstück von L. occitanicum, allein ob sich durch diese Differenzen die Annahme zweier Species rechtfertigen lässt, bleibt fraglich. Die Praemolaren scheinen, nach dem Abguss zu schliessen, im ganzen die für die andern Formen characteristische Struc- tur zu besitzen; P, hat im Vorderlobus noch ein deutliches Querjoch, P, stellt einen mässig compressen stumpfkantigen Hügel mit kaum ausgegliedertem Talon dar; die Detailsculptur ist überhaupt sehr verwischt; Cingula fehlen an der ganzen Zahnreihe complett, während Gervais (l. c. Pl. 18, Figur 7) aussen an den M und P der Mandibel des L. occitanicum von Conques solche angiebt. Deperet (l. c., pag. 5) rechnet den Sandstein von St. Quentin und Sibrac !) zum Lutetien. 9. Lophiodon buxovillanum Cuvier. Als Typus der Art ist nach Cuviers Darstellung das linke Mandibulare R. s. 1. o. f. Pl. VI (76), Figur 1 festzuhalten, von dem indess die Sammlung des Museum d’histoire naturelle gegenwärtig nur noch die ausgehobenen, in Figur 3 derselben Tafel in Obenansicht wiedergegebenen, M,—P, besitzt.”) Völlig identisch mit diesem Typusstück ist das wahrscheinlich überhaupt vom: gleichen Individuum herrührende rechte Mandibulare mit M,—P, Cuvier Pl. VII (77), Figur 2, wieder abgebildet bei Blainville Pl. I. Ob die ver- schiedenen, blos mit Wurzelstümpfen versehenen Mandibelfragmente der Pariser Sammlung, die Cuvier bei der vorliegenden Art eingereiht hat, wirklich hieher gehören, vermag ich nicht zu entscheiden.”) Von Maxillarstücken könnten blos !) Auf den Etiquetten der Abgüsse ist nicht angegeben von welchem der beiden Fundorte die Originalien stammen. 2) Sie sind auf einem Gipssockel vereinigt unter Beigabe eines dritten zweilobigen Molaren, der jedenfalls nicht dazu gehört, denn Guviers Fig. 1 zeigt deutlich (b—-b-—b), dass der M, den üblichen Talon besitzt. — Cuvier citiert im Text pag. 207 die Figur 3 irrigerweise als Figur 6. Laurillard hat diess in der vierten Auflage der Recherches corrigiert. °) Jedenfalls gehören alle zu Lophiodon, was ich darum betone, weil ich in Paris constatieren konnte, dass Blainville das vollständigste derselben („troisieme morceau“ bei Cuvier pag. 208) auf seiner Pl. VIII des Genus Palaeotherium unter der Bezeichnung „P. isselense de Buchsweiler“ abge- bildet hat. 124 Stehlin, Eocaene Säugetiere. das von Rütimeyer (1862, pag. 50) erwähnte der Basler Sammlung und das von Andreae (l. ce., pag. 22) beschriebene der Strassburger Sammlung allenfalls auf L. buxovillanum zu beziehen sein; leider bieten beide wenig Aufschluss. Alles was sonst in der Litteratur mit diesem Speciesnamen belegt worden ist, muss des entschiedensten ausgeschaltet werden. ') Characteristische Züge der Backenbezahnung: M,—P, inf. = 0,150 e. gr., wovon 0,040 auf M,, 0,053 auf P,—P, entfallen. Nachjoch der untern Molaren durch extreme Verstärkung der Kante vorn am hintern Aussenhügel in einen eigentlichen Halbmond umgewandelt; M, und M, infolge dessen structurell mit Acerotherium-Rhinoceros näher überein- stimmend als mit Lophiodon. Structur der untern Praemolaren viel einfacher und weniger detailliert als bei allen andern Lophiodonarten; schon P, im Vorjoch blos noch mit einem einfachen Hügel versehen. Cingula fast völlig unterdrückt. Zu diesen Merkmalen der Backenzahnreihe kommt als weiteres Characteristicum die nahezu vollständige Unterdrückung des Diastema’s vor P;. L. buxovillanum tritt, wie sich aus obigem ergiebt, in der Structur seiner sämtlichen untern Backenzähne aus dem Variationskreis der übrigen Arten heraus und wird daher auf die Dauer wohl kaum dem Schicksal einer generischen Ab- trennung entgehen. Isoliert gefundene untere M, oder M, desselben wären sicher nicht auf ein Lophiodon bezogen worden. Die Praemolaren (in Cuviers Figur 3, Pl. VI gut wiedergegeben) unterscheiden sich entschieden mehr als blos gradativ von denjenigen der andern Arten; man beachte insbesondre auch das Fehlen aller Kanten hinten innen an P\. An dem Maxillarfragment der Strassburger Sammlung sind nach Andreae (l. ec. pag. 22—23) Spuren von M,—C. zu sehen; die Molaren sind ziemlich gross, die Praemolaren klein und der Canin schliesst satt an, was alles gut zum Ver- halten der Mandibularbezahnung stimmt. Speciellere Auskunft scheint dieses Fundstück leider nicht zu bieten. Das Fragment der Basler Sammlung leistet nicht viel mehr. Es zeigt Wurzelspuren von M,, den beschädigten M,, den der Krone fast völlig verlustigen M, und Wurzeln von PR,—P,. Der M,, an dem die Parastylepartie weggebrochen und die Basis an mehrern Punkten defeet ist, hat !) Über das Maxillare mit M‚—P, Pl. VI, Figur 2 und 5 bei Cuvier s. oben sub L. tapiroides Über das Maxillare mit M,—M, Pl. VII, Figur 4 ibidem und über das Mandibulare mit M,—P, Tafel XII, Figur 15 bei Andreae |. c. s. unten sub Problematlica. Lophiodon buxovillanum; problematische Formen. 125 die Grösse des gleichziffrigen Zahnes von L. parisiense, den Gervais ]. ce. Pl. 17, Figur 5 abbildet und schliesst sich auch in Richtung und Sculptur der Aussen- wand sehr nahe an denselben an; doch dürfte nach dem Verhalten der vordern Aussenwurzel zu schliessen, das Parastyle stärker und detachierter gewesen sein. ') - Die Art gehört dem obern Lutetien an. Problematica. Schliesslich bleiben einige in der Litteratur namhaft gemachte Fundstücke übrig, die sich nicht ohne Zwang in die obige Systematik einfügen lassen, aber zur Definierung weiterer Species kaum hinreichende Anhaltspunkte bieten. Sie werden vorderhand am passendsten als Problematica rubriciert. Ich führe blos die wichtigern an. Vor allem sind hier die Lophiodonreste von Les Prunes bei Argenton zu nennen, welche die ältern Autoren auf L. isselense und eine besondre kleinere Art — L. medium Fischer — verteilt haben, während Filhol (1. ec. pag. 112— 113) sie dann alle zu isselense zog. Dass diese Materialien alle ein und demselben Tiere angehören ist wohl mög- lich, obgleich die Differenz zwischen den kleinsten M, und den grössten M, vielleicht etwas stark ist und in den Parastylen ziemlich auffällige Unterschiede vorkommen. Die Unterkieferzähne zeigen völlig normale Structur und bieten bei mehr oder weniger deutlicher Entwicklung der Cingula gar nichts auffälliges. An den obern Praemolaren (drei im Museum d’histoire naturelle, abgebildet bei Blainville, einige weitere in der &cole des mines und in den Museen von Orleans und Bordeaux) ist das Innencingulum stark unterbrochen, das Aussencingulum gar nicht oder blos spurweise markiert, das Querjoch völlig normal entwickelt; von Nachjochandeutungen entdeckt man wie bei L. Larteti kaum eine Spur. Am meisten Interesse bieten die Oberkiefermolaren. Blainville hat auf Pl. III in Colonne „premiere espece“ ein Oberkieferfragment mit M,—M, (Gipsabguss im Museum d’hist. nat.) und einen isolierten, offenbar als M, zu deutenden Zahn (Original ebenda), sowie in Colonne „deuxiöme espöce“ ı) Da die untern Molaren von L. buxovillanum einen so auffallenden Anklang an den Rhinocerosstamm zeigen, könnte man allenfalls auf den Gedanken verfallen, dasselbe mit den, freilich einem beträchtlich kleinern Tiere gehörenden Oberkieferzähnen in Beziehung zu bringen, welche Koch unter dem Namen „Prohyracodon orientalis° aus angeblich mitteleocaenen Schichten Siebenbürgens signalisiert hat. Ich hege indess einen starken Verdacht, dieser Prohyracodon möchte, wie Koch selbst früher annahm, oligocaenen und nicht mitteleocaenen Alters sein. Cfr. Koch, Prohyracodon orientalis, Termezetrajzi Füzetek XX, 1897. pag. 481 ff. 126 Stehlin, Eocaene Säugetiere. drei isolierte Molaren, die ich als M, interpretiere '), abgebildet. Zwei der letztern sind schon in Figur 9 und 11, Pl. X (80) bei Cuvier dargestellt, wo ausserdem in Figur 1 ein zur grossen Form gerechneter M, wiedergegeben ist. Filhol bildet (l. e. Pl. XVII, Figur 1—3) drei obere M, ab ?), welche in der Sammlung der ecole des mines liegen, die ausserdem noch einen M, enthält. Einige weitere Zähne befinden sich in den Museen von Orleans, Bordeaux, Besancon, Basel und in der Sammlung Benoist in Argenton; Filhol (l. e. pag. 113) und Lydekker (I. c. pag. 8) erwähnen auch welche aus der Sammlung Vasseur und aus der des bri- tischen Museums. Alle diese Zähne bewegen sich in einem Variationskreis, dessen Umfang etwa durch die gemässigte Form des L. isselense, L. Cuvieri und L. Larteti bezeichnet ist. Von den Extravaganzen, die bei L. isselense vorkommen, ist nichts zu bemerken, die Aussenwände verhalten sich vielmehr durchweg ziemlich tapiroid. Das Parastyle ist an den M, klein und wenig vorspringend. An einem Molaren im Museum zu Bordeaux, der seiner starken Dimensionen wegen als M, gedeutet werden muss ?), ist es auch nicht bedeutend. An andern M, aber und an den M, ist es kräftig und tritt stark aus dem Kronenumriss heraus. Das Cingulum ist aussen auf den Hinterhügel, innen auf die Talpforte beschränkt. Besonders bemerkenswert sind die Anklänge einzelner Zähne an L. Larteti; der isolierte M, im Museum d’histoire naturelle, dessen Umriss sich nach innen zu etwas mehr verjüngt als in der Figur bei Blainville, stimmt, von den bedeutendern Dimen- sionen abgesehen, auffällig mit dem oben (pag. 120) sub c aufgeführten gleich- ziffrigen Zahn von Cuis überein; der isolierte M, ebendaselbst, der in Cuviers Figur 1 in schräger Ansicht wiedergegeben wird, schien mir mit dem M, des Maxillare von Les Echelles nach Dimensionen und Structur geradezu identisch. Aus diesen Bemerkungen ergiebt sich einerseits, dass sich die Form von Argenton nur mit etwelcher Gewalt in eine der oben definierten Species einreihen liesse; andererseits, dass sie eine sehr beachtenswerte Mittelstellung zwischen Lo- phiodon Larteti und einigen der jüngern Arten einnimmt. Sollte Argenton viel- leicht doch‘) etwas älter sein als Issel, Buchsweiler, Jouy etec.? !) Rütimeyer vermutet (1862, pag. 51) diese Zähne seien als Decidui zu interpretieren, was ich nicht für wahrscheinlich halte. — M, von diesen geringen Dimensionen liegen nicht vor, was sehr für die Annalıme blos einer Species spricht. 2) Diese Figuren sind nicht sehr genau. °) Breite vorn 0,038, Aussenwandlänge 0.036. Diese Dimensionen stellen sich zwischen M, und M, von L. Cuvieri. Von den M, hat nur der bei Filhol in Figur 2 dargestellte eine entsprechende Grösse, ') S. oben pag. 60. —ı Problematische Lophiodonformen. 12 Ein sehr wichtiges Document ist ferner das kleine Maxillare mit M,—M,, das in Figur 4, Pl. VII (77) bei Cuvier dargestellt ist. Zu L. buxovillanum, dem es bisher zugeschrieben wurde, gehört es bestimmt nicht, da seine Dimensionen auf ein bedeutend kleineres Tier weisen; dass es von Buchsweiler stammt, scheint mir nicht erwiesen ; leider ist das Original verschollen.!) Die Frage, ob diese Maxillarzähne mit Lophiodon oceitanicum oder subpyrenaicum, die noch etwas kleiner sind, in Beziehung gebracht werden dürfen, lässt sich vorderhand nicht entscheiden; kaum zweifelhaft ist dagegen, wie wir sehen werden, dass das näm- liche Tier in Egerkingen vorkommt. Endlich muss hier an die Mandibel mit M,—P, von Buchsweiler erinnert werden, welche Andreae (l. c. pag. 322) unter der Bezeichnung L. buxovillanum erwähnt; aus der Abbildung der beiden Praemolaren, die (Tafel XII, Figur 15) mitgeteilt wird, ist deutlich zu ersehen, dass auch dieses Fundstück nicht zur genannten Species gehört; die zwei Zähne besitzen völlig normale Structur. Ihren Dimensionen nach könnten sie etwa auf L. leptorhynchum bezogen werden, ?) vielleicht aber auch vom gleichen Tier wie die vorigen herrühren. Wir müssen vollständigere Funde abwarten. °) !) Guvier erwähnt das Fundstück nur ganz beiläufig in der Einleitung (pag. 199) als zu der kleinern Art von Buchsweiler gehörig, beschreibt es aber nicht. Laurillard hat es dann, offenbar im richtigen Gefühl, dass es nicht zu L. buxovillanum gerechnet werden kann, in der Tafelerklärung zur vierten Auflage der Recherches, mit dem freilich wenig geeigneten Namen „espece moyenne de Buchsweiler“ versehen. Blainville, dem das Original offenbar schon nicht mehr vorlag, und Filhol übergehen es mit Stillschweigen. 2) Über die Structur der Molaren spricht sich Andreae nicht aus. ®) Die im Museum zu Pisa befindlichen Materialien aus dem Lignit von Terras de Collu (Sar- dinien), auf welchen das L. sardus Bosco beruht — ein linkes Mandibelfragment mit M,—M,. ein rechtes Mandibelfragment mit defectem Molaren, aber leidlich erhaltenem Winkel und ramus ascen- dens, ein isolierter P inf. und ein Symphysalstück habe ich seinerzeit wiederholt gesehen. Nach Dimensionen (M;—M, = 0,068) und Structur der Zähne könnte das Tier in die Nähe von L. lepto- rhynchum und oceitanicum zu stellen sein, aber die Niedrigkeit des ramus ascendens, durch welche Bosco die Aufstellung der neuen Art motiviert, steht nicht im Einklang mit den Fundstücken von La Liviniere und auch die extreme Reduction des‘ Talons von M, ist auffällig. Eine provisorische Berechtigung, wie sie L. occitanicum und subpyrenaicum zukommt, wird der Bosco’schen Species demgemäss kaum abzusprechen sein. Der hauptsächliche Wert dieses Fundes liegt vorderhand in seiner stratigraphischen und geographischen Bedeutung. — Cfr. C. J. Forsyth-Major, Resti di Lo- phiodon nelle ligniti di Terras de Collu. Proc. verb. soc. tosc. Se. nat. Pisa. Genn. 1891. Vol. VII, pag. 209. — C. Bosco, ll Lophiodon sardus delle lieniti di Terras de Collu (Sardegna) Rendie. R. Acad. Lincei 1902. Vol. XI, pag. 178—182. — L. Heberti Lemoine ist durch den abgebildeten letzten Unterkiefermolaren ganz ungenügend motiviert. S. Lemoine 1891 1. ce. 128 Stehlin, Eocaene Säugetiere. Mittlere und kleine Lophiodonformen von Egerkingen. Aus den Ausführungen des vorigen Capitels ergiebt sich, dass gewisse Ele- mente des Lophiodongebisses, wenn sie isoliert vorliegen, einer sichern specifischen Bestimmung kaum zugänglich sind. Ich führe desshalb die zu mittlern und kleinen Arten des Genus gehörigen Egerkinger Zähne promiscue auf. Obere M, und M. Basel Ea. 10%. M, sup. dext. Aussenwandlänge 0,036; Breite vorn, am Para- style 0,038, am vordern Aussenhügel 0,038; Höhe des vordern Aussenhügels 0,025. Aufschluss «. Tafel IH, Figur 5. Der Zahn ist oben schon als extremer Repräsentant des tapiroiden Typus citiert worden; die Einordnung der sämtlichen Erhabenheiten der Krone mit Ein- schluss des Parastyles in einen einfachen, fast kreisrunden Umriss ist durchaus characteristisch. Das Cingulum ist auf Vorder- und Hinterrand und die Basis des hintern Aussenhügels eingeschränkt. Das schwache Parastyle zeigt kaum eine Spur der bekannten Falte. Ein kleiner Defect am Hinterrand der Aussenwand ist in der Figur ergänzt. Da dieser Molar vollständig mit dem M, des L. Cuvieri von Jouy überein- stimmt, ist seine Deutung gegeben. Basel Ea. 113. M, sup. dext. Aussenwandlänge 0,045; Breite vorn, am Para- style 0,044; am vordern Aussenhügel 0,041. Facies «. Tafel III, Figur 15. Der Zahn, offenbar ein M,, ist ein typischer Vertreter des rhinocerotoiden Typus; sein Umriss ist im Gegensatz zu dem des vorigen eckig und unruhig; abge- sehen vom Fehlen des Basaleingulums am vordern Teil der Aussenwand, gleicht Mittlere und kleine Lophiodon von Egerkingen. 129 er auffällig dem M, von L. rhinocerodes Figur III, pag. 76. Die eben erst ange- brauchten Jochkanten sind noch wie an Keimen nach vorn umgeschlagen. Die Falte vorn am Parastyle ist kaum bemerkbar. Nach Structur und Grösse scheint er mir am besten zu L. tapiroides zu passen, obwohl er im Umriss nicht ganz genau mit dem gleichziffrigen Typuszahn von Buchsweiler übereinstimmt; der M, des L. ÖCuvieri von Jouy ist entschieden mehr tapiroid entwickelt, wenn auch nicht in so ausgesprochenem Maasse wie der zugehörige M,.. Wir werden unten bei den Praemolaren sehen, dass auch andre Anhaltspunkte für das Zusammenvorkommen dieser beiden relativ starken Formen in Egerkingen sprechen. i Basel Ea. 110. M, sup. dext. Aussenwandlänge 0,041, Breite vorn, am Para- style 0,040, am vordern Aussenhügel 0,039. Schmelz schwarzgrau, aus grauem Mergel. Rütimeyer 1862, Figur 27—28, Tafel III, pag. 50. Der hintere Aussenhügel ist etwas convexer und der Umriss etwas gerun- deter als an Ea. 113, an den Habitus und Details sonst sehr erinnern ; insbesondre springt die Basis des hintern Innenhügels etwas weniger vor, wenn sie gleich nicht so eingezogen ist, wie man nach Rütimeyers Figur glauben könnte. Zu L. pari- siense, dem Rütimeyer diesen Zahn zuschreibt, gehört er bestimmt nicht; am besten scheint er mir als M, zu dem vorigen M, Ea. 113, also zu L. tapiroides zu passen. Das Vorderende des Parastyles und einige Punkte der Basis sind beschädigt. Basel Ea. 111. M, sup. dext. Beschädigt. Aussenwandlänge 0,037, Breite vorn, am Parastyle 0,038, am vordern Aussenhügel 0,038. Facies «. Mit etwas stärkerem Parastyle und etwas weniger abgerundetem Umriss als Ea. 107, aber wohl gleichfalls als M, von L. Cuvieri zu deuten. Falte am Para- style constatierbar. Hinterer Innenhügel defect. Basel Ea. 114. M, sup. sin. Beschädigt. Aussenwandlänge 0,037, Breite vorn, am Parastyle 0,036, am vordern Aussenhügel 0,037. Facies «. Sehr ähnlich Ea. 107, Umriss eine Spur weniger abgerundet. Wohl eben- falls M, von L. Cuvieri. 130 Stehlin, Eocaene Säugetiere. Basel Ea. 131. M, (M,?) sup. dext. Beschädigt. Aussenwandlänge ca. 0,038; Breite vorn am Parastyle 0,039, am vordern Aussenhügel 0,040. Schmelz grau, aus Bolus. Stark usiert, vorn etwas defect. Sehr ähnlich Ea. 107; ob vielleicht der etwas stärkern Dimensionen wegen als M, von L. Cuvieri zu deuten? Basel Ea. 117. M, sup. dext., Keim. Beschädigt. Aussenwandlänge 0,043; Breite vorn am Parastyle 0,044, am vordern Aussenhügel 0,041. Facies «. Sehr ähnlich Ea. 113, Parastyle eine Spur stärker, hinterer Aussenhügel eine Spur convexer. Hinterer Innenhügel defect. Wohl M, von L. tapiroides. Basel Ea. 126. M, sup. dext. Stark beschädigt. Aufschluss «. Wie Ea. 117. Basel Ea. 109. M, sup. sin. Fragment. Schmelz dunkelgrau, aus blauem -Mergel mit Schwefelkies. Rütimeyer 1862, Figur 14, Tafel II. Rütimeyer hat dieses kaum bestimmbare Fragment — gleich wie vor ihm schon H. v. Meyer — auf L. tapiroides bezogen, wohin es auch ganz wohl gehören kann. Die Crista am vordern Aussenhügel ist auffällig deutlich markiert und trägt eine kleine Usur. : Basel Ea. 122. M, (M,) sup. dext. Beschädigt. Aussenwandlänge ca. 0,029, Breite vorn am vordern Aussenhügel ca..0,032. Schmelz schwarz, aus grauem Mergel. Rütimeyer 1362, Tab. III, Figur 36, pag. 51. Die Rütimeyersche Figur giebt den vordern Aussenhügel etwas zu bombiert wieder. Der Zahn hat ausgesprochen tapiroiden Habitus und erinnert bei seinen geringen Dimensionen an L. parisiense, kann aber auch ganz gut als M, zu der Form von Argenton gehören, was mit Rütimeyers Bestimmung als L. medium auf eines hinausläuft; ein Milchzahn ist er seinem dicken Schmelzbelag nach bestimmt nicht. Basel Ea. 124. M, (M,) sup. sin. Aussenwandlänge 0,026; Breite vorn, am Parastyle 0,027, am vordern Aussenhügel 0,026. Schmelz dunkelgrau, aus grauem Mergel. Tafel III, Figur %. Die schiefgestellte Aussenwand ist ziemlich ausgesprochen tapiroid entwickelt, aber der Umriss gleichzeitig unruhig und eckig. Das Ausseneingulum ist am Mittlere und kleine Lophiodon von Egerkingen. 131 vordern Aussenhügel unterbrochen, das Inneneingulum blos an der Talpforte ent- wickelt, die Falte am Parastyle deutlich. Schmelzbelag dick. Der M, von L. parisiense, welcher ungefähr die nämliche Grösse hat, besitzt einen viel gerundeteren Umriss und ein wesentlich schwächeres Parastyle. Bedeutend näher steht der M, des L. leptorhynchum (Deperet 1. ec. 1902, Pl. III, Figur 3—4), aber auch der M, des L. Larteti von Fismes dürfte nach dem M, zu schliessen ungefähr diese Gestalt besessen haben. Am wahrscheinlichsten scheint es mir indess, dass wir den M, der kleinen Lophiodonart vor uns haben, die durch den M, Tafel III, Figur 11 und die Praemolaren, Tafel III, Figur 10 und 14 belest ist und zu der möglicherweise auch das Maxillare mit M,—M,, Figur 4, Pl. VII (77) bei Cuvier gehört (s. oben pag. 127). Basel Ea. 118. M, (M, ?) sup. sin. Fragment, gerollt. Breite vorn am Para- style 0,028. Schmelz graubraun, aus Bolus. Blos Vorderhälfte; ganz wie Ea. 124. Basel Ea. 121. M, sup. sin. Fragment. Breite vorn, am Parastyle 0,029, am vordern Aussenhügel 0,027. Schmelz graubraun, aus Bolus. Blos Vorderhälfte. Ähnlich Ea. 124 und wohl gleich zu beurteilen, aber etwas massiver und Parastyleecke weniger vorspringend. Basel Ea. 119. M, sup. sin., Fragment gerollt. Breite vorn, am vordern Aussen- hügel 0,024. Facies von Ea. 121. Vorderhälfte mit beschädistem Parastyle.. Könnte nach Habitus, Usur und Dimensionen als M, demselben Individuum angehören wie der vorige M,. Basel Ea. 123. M, (M,) sup. sin.; Keim, gerollt. Schmelz hellbraun, aus Bolus. „Basis ringsum abgerollt. Etwas kleiner als Ea. 124, Aussenwand etwas schiefer gestellt, Parastyle relativ stärker. Coll. Gressly. 1. (pro memoria). Zu der verloren gegangenen Fossilien- serie, welche Gressly in Egerkingen gesammelt hatte, gehörte ein beschädigter M sup., in Habitus und Dimensionen mit Ea. 124 übereinstimmend, mässig ange- braucht. Gipsabguss in der Basler Sammlung und Zeichnung, datiert April 1846, in H. v. Meyers Nachlass. Von H. v. Meyer als L. medium bestimmt. 132 Stehlin, Eocaene Säugetiere. Obere/M? Basel Ea. 112. M, sup. dext. Aussenwandlänge 0,040; Breite vorn, am Para- style 0,045. Schmelz grünlich-braun, aus Bolus. Tafel III, Figur 4. Stimmt genau mit dem M, der Typusreihe des L. Cuvieri von Jouy überein und wird also dieser Species zuzuweisen sein. Ausseneingulum blos hinten, Innen- cingulum blos an der Talpforte entwickelt. Basel Ea. 106. M, sup. sin. Aussenwandlänge 0,040; Breite vorn, am Para- style 0,046. Aufschluss «. Tafel 111, Figur 6. Weicht durch schiefern Bau beträchtlich von Ea. 112 ab und erinnert mehr an den M, von L. rhinocerodes, Tafel II, Figur 4. Da die M, des L. tapiroides von Buchsweiler eine sehr ähnliche Gestalt haben, wird das Fundstück wohl dieser Art, deren Dimensionen es hat, zuzuweisen sein.') Cingula wie bei Ea. 112. Basel Ea. 108. M, sup. dext. Beschädigt. Aussenwandlänge 0,036, Breite vorn, am Parastyle 0,041. Schmelz grau, aus hellgrauem Mergel. Rütimeyer 1862, Tab. II, Figur :13, pag. 46. Rütimeyer deutete den Zahn als vordern Molaren, obwohl ihm die Schwäche des intact erhaltenen Hinterendes der Aussenwand auffiel; die Beschaffenheit dieser Partie lässt indess keinen Zweifel darüber, dass wir einen M, vor uns haben. Der Umriss, der durch Rütimeyer’s schief von innen aufgenommene Figur nicht gut wiedergegeben wird, kommt dem des M, von L. Cuvieri, Figur 4, Tafel III nahe, besitzt aber etwas weniger Querdehnung; sehr ähnlich ist ferner der oben (pag. 120) sub a citierte M, des L. Larteti von Cuis und auch der M, von Ar- genton, Cuvier Pl. X (80), Figur 1 (s. oben pag. 126) steht nicht fern. x Da die Dimensionen des Fundstückes für L. Larteti zu stark, für L. Cuvieri und für L. tapiroides, dem es durch H. v. Meyer (Ms. Jan. 1849) und Rütimeyer zugewiesen worden ist, zu schwach sind, glaube ich es am ehesten auf die Form von Argenton beziehen zu können. ') Lydekker erwähnt (l. e. pag. 7) einen M, sup. dext. von Egerkingen (British Museum M. 2495) als zu L. tapiroides gehörig. Mittlere und kleine Lophiodon von Egerkingen. 133 Basel Ea. 105. M, sup. sin. Aussenwandlänge 0,034; Breite vorn, am Para- style 0,040. Schmelz grau, aus Bolus. Der Umriss ist an diesem Zahn nach hinten etwas mehr verjüngt und das Parastyle etwas schwächer als an dem vorigen, dem er sonst sehr ähnlich sieht. Wohl zur gleichen Art gehörig. Basel Ea. 115. M, sup. sin., Keim. Gerollt. Schmelz braungrau, aus Bolus. Rütimeyer 1862, Tab. II, Figur 15. Basis abgerollt, Parastyle defect. In Rütimeyers Figur nicht glücklich wieder- gegeben. Erinnert im Umriss etwas an den oben (pag. 120) sub b erwähnten isolierten M, des L. Larteti von Cuis, aber auch an die M, von Argenton bei Filhol 1. e., Pl. XVIIL, Figur 1 und 3; kann mit den vorigen, deren Dimensionen er hat, identisch sein. Basel Ea. 116. M, sup. dext. Keim. Beschädigt, gerollt. Schmelz grausch warz, aus grauem Mergel. Sehr ähnlich Ea. 115 und zweifellos gleich zu beurteilen. Ob der von Rüti- meyer (1862, pag. 51) zu L. parisiense gerechnete Zahn? Basel Ea. 128. M, sup. sin. Fragment, gerollt. Aussenwandlänge 0,032. Schmelz schwarz, aus grauem Mergel. Aussenhälfte eines M, mit sehr wenig reducierter hinterer Aussenecke und auffällig starkem Parastyle (ohne Falte). Erinnert am meisten an L. Larteti, doch ist specifische Identität mit den vorigen nicht ausgeschlossen. Basel Ea. 120. M, sup. sin. Aussenwandlänge 0,024; Breite vorn, am Parastyle 0,026. Schmelz schwarz, aus grauem Mergel. Rütimeyer 1862, Tab. III, Figur 49. — Tafel III, Figur 11. Ich ersetze die Rütimeyersche Figur, welehe die Querdimensionen zu gross erscheinen lässt, durch eine getreuere. Innencingulum blos an der Talpforte. Ausseneingulum am vordern Aussenhügel unterbrochen. Der Zahn gleicht, wie Rütimeyer mit Recht betont hat, auffällig dem M, in Cuviers Figur 4, Pl. VII (77), von dem er kaum anders als durch seine noch etwas seringern Dimensionen abweicht. Er erscheint etwas feiner und zierlicher als die 134 Stehlin, Eocaene Säugetiere. oben angeführten M,;, und M, Ea. 124 ff., die wir mit derselben Figur bei Cuvier in Beziehung gebracht haben, wird aber wohl doch mit ihnen zu vereinigen sein. Dass das von Cuvier abgebildete Fundstück nicht, wie Rütimeyer annahm, zu L. buxovillanum gerechnet werden darf, ist bereits oben pag. 127 betont worden. Obere Praemolaren. Basel Ea. 143. P, sup. sin. Aussenwandlänge 0,031, Breite (Mitte) 0,038. Schmelz schwarzgrau, aus grauem Mergel. Rütimeyer 1862, Tab. II, Figur 19—20, pag. 49. Auffallend mit dem P, des L. tapiroides von Buchsweiler Fig. 17, Tafel XII bei Andreae 1. c. übereinstimmend und von H. v. Meyer (Ms. Dec. 1848), sowie von Rütimeyer mit Recht dieser Species zugewiesen. Kräftiges Cingulum rings um die Krone, mit Spitze am Innenhügel. Zwei Warzen innen an der Basis des hintern Aussenhügels hat Rütimeyer schon 1862 als Nachjochspur gedeutet. Basel Ea. 160. P, sup. sin. Gerollt, defect. Schmelz graubraun. Basis abgerollt, der ganze Kronenrand beschädigt. Stimmt nach Grösse und Structur mit Ea. 143 überein, nur fehlt die Warze am hintern Aussenhügel. Basel Ea. 146. P, sup. sin. Gerollt, defect. Schmelz graubraun, aus Bolus. Wie Ea. 160, mit dem auch die Dimensionen übereinstimmen. Statt der Warze am hintern Aussenhügel eine Falte, die sich an der Basis des Innenhügels etwas fortsetzt. Basel Ea. 152. P, sup. sin. Fragment. Schmelz graubraun, aus Bolus. Rüti- meyer 1862, Figur 18, Tab. II, pag. 49. Von Rütimeyer wahrscheinlich richtig als P, von L. tapiroides gedeutet. Dimensionen etwas schwächer als die des P, bei Andreae 1. c. Innencingulum continuierlich, eine Spitze am Innenhügel emporsendend. Warze an der Basis des hintern Aussenhügels. Mittlere und kleine Lophiodon von Egerkingen. 135 Basel Ea. 157. P, sup. dext. Fragment. Schmelz graubraun. Rütimeyer 1862, Figur 17, Tab. II, pag. 49. Aussenwand mit starkem Basaleıngulum, von H. v. Meyer (Ms. Dec. 1848) und Rütimeyer mit Recht zu L. tapiroides gerechnet. Eher P,, als wie küti- meyer annimmt, P,. Dimensionen wie Ea. 152. Basel Ea. 159. P, sup. dext., Keim. Aussenwandlänge 0,024, Breite (Mitte) 0,031. Facies «. Umriss transversal wenig gedehnt und nach innen verjüngt, daher wohl P,. Innen am hintern Aussenhügel und hinten an der Basis des Vorjoches je eine Warze. Continuierliches sehr kräftiges Innencingulum mit Spitze, aber Aussen- cingulum blos hinten angedeutet. Ob gleichwohl L. tapiroides? Basel Ea. 147. P, (P,?) sup. sin. Aussenwandlänge 0,026, Breite (Mitte) 0,032. Facies «. Stark usiert. Inneneingulum unterbrochen, Aussencingulum blos spurweise angedeutet. Parastyle auffällig unbedeutend. Am Hinterende des Vorjoches scheint sich die Abspaltung eines hintern Innenhügels vorzubereiten. P, von L. Cuvieri? Basel Ea. 145. P, sup. dext. Beschädigt. Aufschluss 0. Ausseneingulum blos hinten angedeutet, Innencingulum unterbrochen. Innen am hintern Aussenhügel und hinten am Innenhügel je eine Warze. Dimensionen von Ea. 147, aber Parastyle kräftiger. P, von L. Cuvieri? Basel Ea. 241. P, (P,?) sup. dext. Etwas beschädigt. Aussenwandlänge 0,027, Breite (Mitte) ca. 0,029. Aufschluss «. Nähert sich im Umriss dem P, Fig. 3, Tafel III, scheint mir aber der grös- sern Dehnung des Querjoches nach doch eher ein P, zu sein. Aussencingulum blos hinten angedeutet, Inneneingulum beschädigt. Hinten am Vorjochinnenhügel gliedert sich ein schon ziemlich ansehnlicher Nachjochinnenhügel ab. Wohl P, von L. Cuvieri? Basel Ea. 153. P, (P, ?) sup. sin. Aussenwandlänge 0,023, Breite (Mitte) 0,028. Schmelz grüngrau, corrodiert, aus gelblichgrauem Mergel. Inneneingulum im der Mitte unterbrochen. Ausseneingulum blos hinten und ganz schwach am Parastyle angedeutet. Warze am hintern Aussenhügel kaum 136 Stehlin, Eocaene Säugeliere. constatierbar. Etwas kleiner als P, an der Typusreihe von L. Cuvieri, stimmt am besten zu den Praemolaren der Form von Argenton. Basel Ea. 154. P, (P, ?) sup. sin. Aussenwandlänge 0,023, Breite (Mitte) 0,029. Schmelz grau, aus grauem Mergel. Ea. 153 sehr ähnlich, usierter. Warze am hintern Aussenhügel deutlich. Basel Ea. 149. P, (P, ?) sup. sin. Aussenwandlänge 0,022, Breite (Mitte) 0,028. Schmelz schwarz, aus grauem Mergel. Ähnlich Ea 153, etwas plumper und gerundeter. Basel Ea. 174. P, (P, ?) sup. sin. Fragment. Aussenwandlänge 0,024. Schmelz grau, aus grauem Mergel. Blos Aussenwand. Wie Ea. 153. Basel Ea. 158. P, (P, ?) sup. sin. Sehr beschädigt. Schmelz grüngrau, corrodiert. Wie Ea. 153. Basel Ea. 148. P, sup. sin. Aussenwandlänge 0,022, Breite (Mitte) 0,027. Schmelz graugrün, aus grauem Mergel. Ähnlich Ea. 149. -Hinten an der Basis des Innenhügels eine Warze. Basel Ea. 150. P, (P,?) sup. dext. Aussenwandlänge ca. 0,016, Breite Mitte 0,021. Schmelz schwarz, aus grauem Mergel. — Figur 10, Tafel III. Der Zahn ist seinem Umriss nach zweifellos ein hinterer Praemolar, wahr- scheinlich P, und passt in seinem Habitus so gut zu dem M, Ea. 120 (Figur 11, Tafel III), dass ich ihn ohne Bedenken mit demselben vereinigen möchte. Am hintern Aussenhügel ist die bekannte Warze sehr deutlich entwickelt. Das Cin- gulum ist auf der Innenseite continuierlich, fehlt dagegen auf der Aussenseite, so weit constatierbar. Die Kronenbasis ist abgerollt und die hintere Aussenecke beschädigt. Die Dimensionen entsprechen übrigens denjenigen eines schwachen P, von L. leptorhynchum. Basel Ea. 161. P, sup. dext. Aussenwandlänge 0,026, Breite (Mitte) 0,027. Schmelz schiefergrau, aus grauem Mergel. Rütimeyer 1862, Tafel II, Fig. 16. pag. 49. Umriss nach innen verjüngt und Vordercontour etwas schief; Aussenwand etwas nach aussen hängend. Ohne Berührungsusur am Vorderrand und daher Mittlere und kleine Lophiodon von Egerkingen. 137 zweifellos als P, zu deuten. Continuierliches Cingulum rings um die Krone. An der Basis des hintern Aussenhügels eine kleine Warze, welche eine lose Verbin- dung desselben mit dem Innenhügel herstellt, aber doch nicht, wie man nach küti- meyers Beschreibung glauben muss, die Bedeutung eines zweiten Querkamms besitzt. Von H. v. Meyer (Ms. Dec. 1848) und Rütimeyer wohl mit Recht zu L. tapiroides gerechnet. Das bei Andreae 1. c. abgebildete Exemplar hat etwas schiefern Vordercontour. Basel Ea. 151. P, sup. sin. Aussenwandlänge ca. 0,020, Breite (Mitte) 0,021. Schmelz grau. Aus grauem Mergel. Umriss fast kreisrund, ähnlich Figur 3, Tafel III. Inneneingulum continuier- lich, am Innenhügel eine Spitze emporsendend. Kein Aussencingulum. Hinten an der Basis des Innenhügels eine starke Warze mit besondrer Usur. Wahrscheinlich ein P, von L. Cuvieri. (Cfr. Filhol I. c. Pl. XVI, Fig. 3). Basel Ea. 156. P, sup. dext. Gerollt. Schmelz schwarz. Aus grauem Mergel. Nach Grösse und Structur völlig mit Ea. 151 übereinstimmend. Basel Ea. 144. P, sup. sin. Etwas gerollt. Aussenwandlänge 0,014, Breite (Mitte) 0,015. Schmelz braun. Rütimeyer 1862, Tab. IV, Figur 48, pag. 54. 1891, pag. 29 Anm. Figur 8, Tafel III. Nach dem Umriss, der knappen Entwicklung des Querjoches und der blos schwach angedeuteten Spaltung der Aussenwand offenbar als P,') zu beurteilen. Inneneingulum continuierlich, mit Spitze; vom Ausseneingulum blos hinten eine Spur. kütimeyer hat diesen Zahn 1862 als P, gedeutet, ohne ihn specifisch zu rubri- cieren, 1891 wegen der schwachen Spaltung der Aussenwand — wie mir scheint mit Unrecht — aus dem Genus Lophiodon wegverwiesen und mit Hyrachyus ver- glichen. Die Grösse ist diejenige des P, von L. leptorhynchum, der ebenso innig verschmolzene Aussenhügel hat und gelegentlich (Deperet 1. ec. Pl. III, Fig. 4) auch einen ähnlichen Umriss annimmt, gewöhnlich aber durch einen bedeutend schiefern Verlauf des Vordercontours ausgezeichnet ist. Mit welcher unter den für Eger- kingen auch anderweitig belegten Arten er sich am ehesten vereinigen lässt, ist schwer zu sagen; für die ganz kleine (Tafel III, 11, 10, 14, 7 etc.) erscheint er, namentlich auch dem Schmelzbelag nach, etwas zu plump, für diejenige, welche wir mit dem Lophiodon von Argenton verglichen, etwas zu klein. 1) Die Abnutzung an der vordern Aussenecke ist nicht etwa bei Lebzeiten des Tieres, sondern nachträglich durch Rollung entstanden. S 138 Stehlin, Eocaene Säugetiere. Obere Milechzähne. Basel Ea. 132. Fragment der rechten Maxilla mit D,—D,, beschädigt. — D, Aussenwandlänge 0,034, Breite vorn am vordern Aussenhügel 0,031, am Para- style 0,030. — D, Aussenwandlänge 0,031, Breite vorn am vordern Aussen- hügel 0,026, am Parastyle 0,026. — D, Aussenwandlänge ca. 0,029, Breite hinten 0,0235. — Facies «.. Kowalevsky, Anthr. 1873, pag. 213 Anm. — Rütimeyer 1891, Tafel I, Figur 8, pag. 23. — Tafel II, Figur 7 (D,). Die beiden vordern Zähne sind, wie sich aus den obigen Maassen ergiebt, in der Rütimeyerschen Figur etwas zu gedehnt dargestellt; da sie stark beschädigt sind, hätte sich ihre nochmalige Abbildung nicht gelohnt. Dagegen habe ich in Figur 7, Tafel II, unter Ergänzung kleiner Defecte an den Hügelspitzen, den besser erhaltenen hintersten nochmals abgebildet, der noch halbwegs von der Umhüllungs- masse verdeckt war, als er 1891 gezeichnet wurde. Der Kieferknochen ist nicht präparierbar. Kowalevsky und Rütimeyer haben die Reihe richtig als D,—D, gedeutet. Der erstere bezog sie auf L. rhinocerodes, für das sie zu klein, der letztere auf L. parisiense, für das sie zu gross ist. Da die Seiteneingula, welche sich sonst an Milchzähnen eher üppiger als an Ersatzzähnen entfalten, auf eine minimale Andeutung am hintern Aussenhügel reduciert sind, glaube ich das Fundstück L. Cuvieri und nicht L. tapiroides zuweisen zu sollen. D, hat eine stark tapiroide Aussenwand, aber einen weniger abgerundeten Contour als der M, in Figur 5, Tafel II. An D, verlaufen Vordercontour und Vorjoch etwas schiefer; der Umriss ist schmäler und das Parastyle schwächer. D, besitzt im wesentlichen die Gestalt des gleichziffrigen Zahnes von L. lau- tricense. Basel Ea. 136. D, sup. dext., beschädigt. Aussenwandlänge 0,029; Breite vorn, am vordern Aussenhügel 0,025, am Parastyle 0,0255. Facies «. Der stark usierte, am Schmelzbelag etwas beschädigte Zahn stimmt in jeder Hinsicht gut mit dem D, der Reihe Ea. 132 überein. Ich rechne ihn desshalb ebenfalls zu L. Öuvieri. Mittlere und kleine Lophiodon von Egerkingen. 139 Untere Molaren. Die Mandibularmolaren von Egerkingen zeigen alle die normale Structur. Es kann sich daher nur darum handeln, sie nach den Anhaltspunkten, welche Grösse und Cingulum bieten, auf die durch characteristischere Elemente des Gebisses belegten Species zu verteilen. Basel Ea. 177. M, inf. sin., beschädigt und gerollt. Länge ca. 0,056. Schmelz schwarz, aus weisslichem Mergel. Cingsulum am Vorjoch nicht controllierbar, am Nachjoch unterbrochen; ob gleichwohl zu L. tapiroides zu rechnen? Basel Ea. 172. M, inf. sin., beschädigt. Länge 0,041, Breite vorn 0,026. Schmelz grau, aus grauem Mergel. — Rütimeyer 1862, Tafel II, Figur 21—22, pag. 39. Ausseneingulum kräftig, am Nachjoch geschwächt. Wohl zu L. tapiroides zu rechnen, dem er auch von kütimeyer zugewiesen worden ist. Rütimeyer legte grosses Gewicht auf eine allerdings etwas auffällige Ausflachung des Quertales nach innen zu, welche diesen Zahn auszeichnet; ich halte diese Eigentümlichkeit indess für rein individuell. In den structurellen Hauptzügen besteht absolut keine Abweichung von gleich wenig usierten Molaren des L. rhinocerodes (cfr. oben pag. 88—84). Basel Ea. 178. M, inf. dext. Keim, beschädigt. Länge 0,043, Breite hinten 0,027. Facies «. Cingulum am Vorjoch nicht controllierbar, am Nachjoch unterdrückt. L. Cuvieri? Basel Ea. 175. M, inf. dext., gerollt. Schmelz braun, aus Bolus. Gleiche Dimensionen wie Ea. 172. Aussencingulum continuierlich: L. ta- piroides. 140 Stehlin, Eocaene Säugetiere. Basel Ea. 170. M inf. dext. Länge 0,033, Breite vorn 0,022. Schmelz dunkel- grau, aus grauem Mergel. Rütimeyer 1862, Tafel III, Figur 31—32, pag. 40. Dass an diesem Zahn die Kante vorn am hintern Innenhügel etwas weniger deutlich als an Ea. 172 entwickelt ist, stimmt; dagegen sind die Querjoche bei genauem Zusehen auch hier nicht ganz parallel; sie sind es überhaupt nie, das hintere steht immer etwas schiefer. Irgend eine wesentliche Abweichung von Ea. 172 bemerke ich nicht. Ausseneingulum continuierlich, aber an den Quer- jochen geschwächt. Von Rütimeyer zu seinem L. parisiense gerechnet. Wohl M, von L. tapiroides. Basel Ea. 171. M inf. dext. Länge 0,034, Breite vorn 0,021. Schmelz grau, aus grauem Mergel. Sehr ähnlich Ea. 170, aber ohne Aussencingulum; Partie vorn am Vorjoch etwas gedehnter. Wohl M, von L. Cuvieri. Basel Ea. 179. M inf. sin. Keim. Länge 0,035, Breite vorn 0,0215. Facies «. Ganz wie Ea. 171. Basel Ea. 169. M inf. dext. Keim. Länge 0,036, Breite vorn 0,022. Schmelz grau- braun, aus weissem sandigem Mergel. Rütimeyer 1862, Figur 29—30, pag. 40. Kräftiges continuierliches Cingulum. Ähnlich den vorigen, aber Umriss am Tal etwas eingeschnürt. M, von L. tapiroides? Könnte vielleicht auch ein D, von L. rhinocerodes sein. Basel Ea. 183. M inf. sin. Länge 0,028, Breite vorn 0,0185. Facies «. Structurell wie Ea. 171. M, von L. Cuvieri? Basel Ea. 184. M inf. dext., beschädigt. Länge 0,029, Breite vorn 0,019. Facies «. Wie Ea. 183. Basel Ea. 187. M inf. dext., beschädigt. Länge 0,028, Breite vorn 0,020. Schmelz grau, aus Bolus. Von etwas anderm Habitus als die vorigen. Cingulum kräftig aber an den Jochen unterbrochen. Vielleicht zu der etwas kleinern Form (Ea. 122 etc.) gehörig. Es liegen ausserdem noch einige Molarhälften und kleinere Fragmente vor, die gar kein Interesse bieten. Mittlere und kleine Lophiodon von Egerkingen. 141 Untere Praemolaren. Basel Ea. 204. P, inf. dext., Keim. Beschädigt. Länge 0,030; Breite Vorder- lobus 0,020, Hinterlobus 0,023. Facies @. Rütimeyer 1891, Taf. III, Figur 1b, pag. 24. Structurell wie PR von L. rhinocerodes, aber Aussencingulum vorn unter- drückt, hinten abgeschwächt. Wohl eher L. Cuvieri als tapiroides. Von küti- meyer irrigerweise als Deciduus von L. parisiense gedeutet. Basel Ea. 214. P, (P,?) inf. dext. Länge 0,027, Breite am Vorderlobus 0,020, am Hinterlobus 0,022. Schmelz dunkelgrau, aus grauem Mergel. Aussencingulum stark und continuierlich. Hat eher die Structur eines P, als die eines P, von L. rhinocerodes (Vorjoch schmal, hinterer Innenhügel kaum markiert), scheint mir aber als solcher für diese Species etwas klein, für L. tapı- roides etwas gross. Rückständiger P, von L. tapiroides? Basel Ea. 190. P, inf. sin. Länge 0,028. Breite Vorderlobus 0,018, Hinter- lobus 0,020. Aufschluss «. Wie Ea. 204. Cingulum etwas weniger reduciert, hinterer Innenhügel kräftiger. Basel Ea. 209. P, inf. sin. Länge 0,024. Breite Vorderlobus 0,018, Hinter- lobus 0,019. Schmelz grau; aus grauem Mergel. Rütimeyer 1862, Tab. III, Fig. 34—35, pag. 42. Structurell ganz wie Ea. 190 und daher offenbar ein P, und nicht ein P,, wie Rütimeyer annahm. Vielleicht noch L. Cuvieri? Jedenfalls zu gross für L. parisiense, dem er von Rütimeyer zugewiesen wird. Basel Ea. 207. P, inf. dext. Beschädigt. Facies «. Wie Ea. 190, mit dem auch die Dimensionen übereinstimmen. 142 Stehlin, Eocaene Säugeliere. Basel Ea. 208. P, (P,;?) mf. dext. Länge 0,023, Breite am Vorderlobus 0,017, Breite am Hinterlobus 0,018. Schmelz schiefergrau, aus grauem Mergel. Schief abgenützt. Schliesst sich an 209 an. Basel Ea. 205. P, (P, ?) inf. dext. Länge 0,025, Breite Vorderlobus 0,020, Breite Hinterlobus 0,021. Schmelz schiefergrau, aus grauem Mergel. Rütimeyer 1862, Tab. III, Fig. 33, pag. 42. Sehr ähnlich Ea. 214, aber Vorjoch breiter und vom hintern Innenhügel keine Spur. Basaleingulum auch der ganzen Innenseite entlang angedeutet, was eine seltene individuelle Aberration. Wohl eher P, als rückständiger P,. Von Rütimeyer zu L. parisiense verwiesen, für das er zu gross. Von H. v. Meyer (Ms. Dee. 1848) wohl mit Recht zu L. tapiroides gerechnet. Basel Ea. 194. P, inf. dext. Länge 0,025, Breite Vorderlobus 0,017, Hinter- lobus 0,018. Schmelz grau, aus grauem Mergel. Hinterer Innenhügel sehr schwach angedeutet. Aussencingulum am vordern Aussenhügel unterbrochen. Könnte von demselben Individuum herrühren wie der P, Ea. 209. Wahrscheinlich L. Cuvieri. Basel Ea. 206. P, mf. dext., Keim. Länge 0,028, Breite Vorderlobus 0,018, Hinterlobus 0,020. Facies «. Rütimeyer 1891, Fig. la, Tafel III, pag. 24. Von Rütimeyer, gleich wie der vielleicht vom nämlichen Individuum her- rührende P,-Keim Ea. 204, als Milchzahn von L. parisiensis beurteilt. Zweifellos ein P, und als solcher wahrscheinlich zu L. Cuvieri gehörig. Ausseneingulum vorn unterbrochen, hinten sehr geschwächt. Hinterer Innenhügel schwach ange- deutet. Basel Ea. 212. P, inf. sin. Keim. Aufschluss «. Völlig mit Ea. 206 übereinstimmend. Basel Ea. 210. P, inf. dext. Länge 0,026, Breite Vorderlobus 0,018, Hinter- lobus 0,019. Aufschluss «. Kaum angebraucht. Wie Ea. 206. Basel Ea. 213. P, inf. dext. Keim, beschädigt. Aufschluss «. Wie Ea. 206. > Mittlere und kleine Lophiodon von Egerkingen. 143 Basel Ea. 202. P, inf. sin. Keim, Fragment. Schmelz hellgrau, aus grauem Mergel. Rütimeyer 1891, Figur 2, Tafel III, pag. 24. Von Rütimeyer wie Ea. 204 und 206 als Milchzahn gedeutet. Sehr ähnlich Ea. 206, Dimensionen etwas geringer. Basel Ea. 228. P, (P,?) inf. dext. Beschädigt. Länge 0,020; Breite Vorder- lobus 0,014, Hinterlobus 0,0155. Schmelz grau, aus grauem Mergel. Hinterer Innenhügel kaum angedeutet, Ausseneingulum fast unterdrückt. Kann zu L. parisiense oder der Form von Argenton gehören. Basel Ea. 229. P, (P,?) inf. dext. Beschädigt. Schmelz grau, aus grauem Mergel. Wie Ba. 228. Basel Ea. 225. P, (P,?) inf. sin. Beschädigt. Schmelz grünlichgrau, corrodiert. Aus grauem Mergel. Wie Ea. 228. Basel Ea. 221. P, inf. dext. Fragment. Schmelz braungrau. Vorderhälfte eines P, ; von einem etwas grössern Tier als Ea. 223 herrührend. Basel Ea. 224. P, inf. dext. Länge (Mitte) 0,016, Breite am Vorderlobus 0,011, Breite am Hinterlobus 0,0125. Schmelz schwarz, aus grauem Mergel. Figur 14, 14a, 14b, Tafel II. Das kleine Zähnchen stimmt in den Grundzügen der Structur vollständig mit den P, grösserer Lophiodonformen, L. rhinocerodes z. B., überein; die einzelnen Elemente sind etwas gerundeter. Die Kante vorn am vordern Innenhügel ist nicht entwickelt, diejenige vorn am vordern Aussenhügel ist unten weniger abrupt um- geknickt als sonst. Das Aussencingulum erleidet am Vorderlobus eine Unter- brechung. Der hintere Innenhügel ist sehr deutlich entwickelt. Von dem annähernd gleichgrossen P, von Chasmotherium Cartieri ist der Zahn sehr leicht zu unter- scheiden; ein vergleichender Blick auf unsere Figuren genügt, um sich davon zu überzeugen. Wir werden wohl kaum fehl gehen, wenn wir dieses Fundstück speecifisch mit dem M, sup. Ea. 120 und dem P, sup. Ea. 150 vereinigen. Den Dimensionen nach könnte es, gemäss den Angaben von Deperet (l. c. Pl. III) allenfalls auch von einem kleinen Individuum des, durch auffällig reduciertes Praemolargebiss aus- 144 Stehlin, Eocaene Säugetiere. $ gezeichneten, L. leptorhynchum herrühren, allein sein eher bunodonter Habitus passt nicht recht zu dieser Species (cfr. Deperet Fig. 8, Pl. II). Näher kommt es viel- leicht dem P, von Buchsweiler Fig. 15, Tafel XII bei Andreae |. c., von dessen systematischer Stellung oben pag. 127 die Rede war; allein die Dimensionen dieses Zahnes sind doch bedeutender als die des vorliegenden. Andererseits ist der P, des L. subpyrenaicum, der im Habitus mit letzterem recht gut übereinzustimmen scheint, merklich kleiner (Länge 0,012). Basel Ea. 61. P, inf. sin. Länge 0,016. Schmelz braun, aus Bolus. Ganz wie Ea. 224. Aussencingulum am Talon undeutlicher; Kante vorn am vordern Aussenhügel entwickelter. Hinterer Innenhügel beschädigt. Basel Ea. 68. P, inf. dext. Beschädigt. Länge ca. 0,017. Schmelz braun, aus Bolus. Wie Ea. 224. Schmelz stellenweise abgesprungen. Basel Ea. 62. P, (P,) inf. sin. Keim. Länge 0,018, Breite Vorderlobus 0,012. Schmelz schwarz; aus grauem Mergel. Ähnlich Ea. 224, aber der hintere Innenhügel kaum angedeutet und die Hügel des Vorderlobus inniger verschmolzen. Könnte möglicherweise P, eines etwas grössern Tieres sein. Basel Ea. 195. P, inf. dext. Beschädigt. Länge 0,025, Breite hinten 0,018. Schmelz schiefergrau. Rütimeyer 1862, Tab. II, Figur 23—24, pag. 41. Blos in den Dimensionen von dem P, des L. rhinocerodes unterschieden und von H. v. Meyer (Ms. Dec. 1348) und Rütimeyer mit Recht auf L. tapiroides bezogen. Rütimeyer glaubte den Zahn als D, deuten zu müssen, weil er im Gegen- satz zu den P, und P, auch auf der Innenseite ein Cingulum hat, allein wir wissen heute, dass der P, der Arten mit wohlentwickelten Cingulis constant durch diese Eigentümlichkeit ausgezeichnet ist; er besitzt sie auch an dem Typusmandibulare von Buchsweiler, wie man aus der Obenansicht bei Blainville (Lophiodon Pl. I) ersieht. Die Spitze des Talonhügels ist abgebrochen. Basel Ea. 198. P, inf. sin. Keim. Länge 0,027. Facies «. Grundzüge der Structur die nämlichen wie bei Ea. 195. Vorderknospe etwas stärker. Umriss im Gebiet des Talons etwas verjüngt anstatt verbreitert. Seiten- cingula sehr undeutlich; also wahrscheinlich L. Cuvieri. Mittlere und kleine Lophiodon von Egerkingen. 145 Basel Ea. 200. P, inf. dext. Länge 0,023. Aufschluss «. Umriss im Gebiet des Talons etwas erweitert, sonst wie Ea. 198. Basel Ea. 218. P, inf. sin. Fragment. Facies «. Blos Vorderhälfte. Dimensionen wie Ea. 198. Cingula deutlich, aber das innere ın der Mitte unterbrochen. L. tapiroides? Basel Ea. 230. P, inf. dext. Fragment. Facies «. Blos Vorderhälfte. Dimensionen wie Ea. 200. Cingulum beiderseits deutlich, also wohl L. tapiroides. Basel Ea. 220. P, inf. sin. Länge 0,019, Breite (hinten) 0,011. Schmelz schwarz- grau, aus grauem Mergel. Rütimeyer 1862, Fig. 39, Tab. III, pag. 42. In Rütimeyers Abbildung sehr schön wiedergegeben. Das Inneneingulum ist am Haupthügel unterbrochen und die Vorderknospe ziemlich schwach markiert. Der Zahn stimmt auffällig gut mit dem P, der Mandibel von Nanterre überein, könnte indess wohl auch zu der Form von Argenton gehören. Von dem sehr speciellen Habitus der Praemolaren von L. buxovillanum, zu dem ihn Rütimeyer rechnete, hat er entschieden nichts an sich. Untere Milchzähne. Basel Ea. 226. D, inf. dext, Fragment. Breite vorn 0,015. Schmelz braun aus Bolus. Vorderhälfte, mit nach oben stark verjüngtem Vorjoch und deutlich ver- schärfter Kante am vordern Innenhügel, also wohl sicher einem D, zuzuschreiben; wegen Unterdrückung des Aussencingulums zu L. Cuvieri zu rechnen. Basel Ea. 216. D, inf. sin., beschädigt. Länge 0,026, Breite hinten 0,014. Schmelz grau, aus grauem Mergel. Besitzt ein continuierliches Ausseneingulum und scheint mir zu L. tapiroides zu gehören. Weicht von dem D, L. M. 233 des L. tapiroides von Mormont (Figur 15, Tafel II) etwas ab durch Fehlen der Falte hinten aussen am Haupthügel und weniger gründliche Abgliederung der Vorderknospe. 19 146 Stehlin, Eocaene Säugetiere. Basel Ea. 137. D, inf. sin., beschädigt. Länge 0,026, Breite hinten 0,11. Facies «. Dieser Zahn ist von Rütimeyer (1891, pag. 108) unter der Bezeichnung „Amphieyon?“ als Carnivorenreisszahn besprochen worden, eine genaue Prüfung der stark beschädigten Krone lehrt indess, dass er zweifellos als D, zu Lophiodon gehört. Da das Ausseneingulum fehlt, wird er zu L. Cuvieri zu rechnen sein. Die Vorderknospe ist stark abgeschnürt, die Falte hinten imnen am Haupthügel nicht entwickelt. Basel Ea. 211. D, inf. sin., beschädigt. Länge 0,024. Facies «. Dicker als der vorige, Vorderknospe weniger abgegliedert; hinten defect. Kein Ausseneingulum und daher wohl ebenfalls zu L. Cuvieri zu rechnen. Unser Ergebniss geht dahin, dass in Egerkingen neben L. rhinocerodes allem Anschein nach noch vier weitere Lophiodonarten vertreten sind, nämlich: 1) Lophiodon tapiroides Cuvier. 2) Lophiodon Cuvieri Wattelet. 3) Lophiodon spec. eine mangelhaft belegte Form von schwacher Mittel- grösse, die sich am ehesten mit derjenigen von Argenton vergleichen lässt. 4) Lophiodon spec. eine etwas besser belegte Form von sehr geringen Dimensionen, zu welcher sehr wahrscheinlich auch das Maxillare mit M,—M, Cuvier Pl. VII (77), Figur 4 gehört. Sie könnte sich möglicherweise als identisch mit L. subpyrenaicum oder L. occitanicum erweisen und solange wir die Oberkiefer- molaren dieser beiden Species!) nicht kennen, wird es angemessen sein, sie unbe- nannt zu lassen. Die beiden erstern dieser vier Egerkinger Arten gehören dem obern Lutetien an. Der Horizont der beiden letztern lässt sich vorderhand nicht sicher fest- stellen, könnte aber möglicherweise etwas älter sein. Ich mache gleich hier darauf aufmerksam, dass in Aufschluss & nur die beiden erstern Formen gefunden worden sind; dieser Umstand hat möglicherweise stratigraphische Bedeutung. ') Auch L. sardum könnte in Betracht kommen. —] L. tapiroides. 14 Lophiodon tapiroides Cuvier von Mormont. Lophiodon tapiroides Pictet 1869 pro parte. Neben L. lautricense kommt im Mormont eine kleinere Art vor, welche Pietet, wie ich glaube mit Recht, als L. tapiroides bestimmt hat. Die in Rede stehenden Zähne besitzen bemerkenswerterweise fast durchweg etwas stärkere Dimensionen als die entsprechenden von Buchsweiler; der so wie so schon geringe Abstand zwischen L. tapiroides und L. rhinocerodes wird durch das Auftauchen dieses Localschlages noch verkürzt. ‘) Ich kann einige neue Fundstücke dieser Form citieren und habe einige Irr- tümer in der anatomischen Deutung der alten richtig zu stellen. Definitive obere Backenzähne. Genf Mg. 112. M, sup. dext. Beschädigt. Schliesst sich structurell sehr nahe an den in unserer Figur 6, Tafel Ill abgebildeten Zahn Ea. 106. an, den er um ein weniges an Grösse übertrifft. Masse lassen sich nicht abnehmen, da Parastyle und hinterer Innenhügel, sowie die Kronenbasis rundum beschädigt sind. 1) 8, oben pag. 116. 148 Stehlin, Eocaene Säugetiere. Lausanne L. M. 221. M, (M,?) sup. dext. Aussenwandlänge ca. 0,044, Breite vorn, am Parastyle 0,043, am vordern Aussenhügel 0,042. Station d’Eclepens. Pictet 1869, Pl. XVII, Fig. la—e, pag. 146. Sehr ähnlich Ea. 113, Figur 15, Tafel III. Der Umriss ist etwas quadra- tischer, die Convexität des hintern Aussenhügels etwas stärker. Die Innenseite wird von einem continuierlichen Inneneingulum umzogen, das an dem Egerkinger Zahn freilich fehlt; allein man erinnert sich, dass auch am Material von Buchs- weiler in dieser Hinsicht Differenzen vorkommen (Cuvier Pl. VI, Fig. 2 und Pl. VL, Fig. 3.) Lausanne L. M. 216. M, (M, ?) sup. sin. Fragment. Station d’Eelepens. Aussenhälfte defect. Wie L. M. 221, usierter, Vordercontour etwas schiefer. Lausanne L. M. 2]6. M, sup. dext. Keim. Beschädigt. Station d’Eelepens. Scheint mir eher als M, zu L. tapiroides als als D zu L. lautricense zu passen. Der Umriss ist durch Quetschung verändert. Innencingulum wie bei den vorigen, wenigstens am Vorjoch. Definitive untere Backenzähne. Lausanne L. M. 268. M, (M,?) inf. dext. Fragment. Station d’Eclepens. Vorderhälfte eines Molaren, 0,026 breit. Ausseneingulum. Genf Mg. 95. P, inf. sin. Länge (Mitte) 0,030, Breite (Hinterlobus) 0,025. Möglicherweise der von Pictet 1869, pag. 148 erwähnte aber nicht abgebildete Zahn. Morphologisch vollkommen übereinstimmend mit dem P, des L. rhinocerodes von Egerkingen Ea. 192, insbesondre auch in Bezug auf das continuierliche Cin- gulum längs der Aussenseite. Etwas grösser als der P, an dem Typusstück von Buchsweiler (Cuvier Pl. VII, Fig. 1). Genf Mg. 99. P, inf. dext. Keim, beschädigt. Länge ca. 0,032. Wie L. Mg. 95. L. tapiroides. 149 Lausanne L. M. 22%. P, inf. sin. Keim, beschädigt. Länge (Mitte) 0,034. Station d’Eelepens. Pictet 1869, Pl. XIX, Fig. 2a—b, pag. 148. Wie Mg. 95. Von Pictet als Molar gedeutet. Lausanne L. M. 225. P, inf. dext. Länge (Mitte) 0,029. Breite (Hinterlobus) 0,023. Breite (Vorderlobus) 0,021. Station d’Eclepens. Pictet 1869, Pl. XIX, Fig. 3a—c, pag. 148. Vorjoch schmäler, Kante vorn am vordern Innenhügel schärfer als an Mg. 95. Hinterer Innenhügel kaum angedeutet. Aussencingulum stark und continuierlich. Untere Milchzähne. Lausanne L. M. 219. D, inf. dext. Etwas beschädigt. Länge 0,034, Breite vorn 0,021, Breite hinten 0,022. Station d’Eclepens. Pictet 1869, Pl. XIX, Fig. 1a—b, pag. 148. Der Grösse nach am ehesten als D, der vorliegenden Form zu deuten. Lausanne L. M. 25%. D, imf. dext. Beschädigt. Station d’Eelepens. Wie L. M. 219. Lausanne L. M. 244. D, (D,?) inf. dext. Fragment. Breite vorn 0,017. Vorderhälfte eines Zahnes von etwas geringern Dimensionen als L. M. 219 und daher vielleicht am ehesten als D, zu deuten; zeigt aber die Verschärfung der Kante vorn am vordern Innenhügel, die für den D, bei L. lautricense characteristisch ist, nicht (s. oben pag. 104). Lausanne L. M. 262. D, inf. dext. Fragment. Breite (Hinterlobus) 0,0175. Station d’Eclepens. Hinterhälfte eines Zahnes von gleichen Dimensionen wie L. M. 244. 150 Stehlin, Eocaene Säugetiere.’ Lausanne L. M. 235. D, imf. sin. Länge (Mitte) 0,0265. Breite hinten 0,015. Station d’Eclepens. Pictet 1869, Pl. XIX, Fig. 5a—c, pag. 149. — Tafel III, Figur 13. Wie der oben (pag. 105) beschriebene D, des L. lautricense, aber von geringern Dimensionen, die mir eher zu L. tapiroides zu passen scheinen. Aussencingulum ununterbrochen. Lausanne L. M. 313. D, inf. dext. Fragment. Station d’Eclepens. Vorderhälfte; Dimensionen und Structur wie L. M. 233. Lausanne L. M. 265. D, inf. sm. Fragment. Hinterhälfte; Dimensionen und Structur wie L. M. 265. Lophiodon spec. vom Chamblon. Aus dem Bohnerzgebilde am Chamblon !) liegen einige gerollte Zahnfragmente eines mittelgrossen Lophiodon vor; neben einer Incisivenkrone ist der folgende Zahn das einzige leidlich erhaltene Document. Coll. Gagg. Ch. 20. P, sup. sin., beschädigt. Breite Mitte 0,020. Die vordere Aussenecke ist weggebrochen, der Umriss erinnert etwa an den des P, von L. isselense in Filhols Figur 1, Pl. III. Das Querjoch ist wohl ent- wickelt, die Basis des Innenhügels bis an den Hinterrand gedehnt, aber ohne Abspaltung eines Nachjochinnenhügels. Hinterer Aussenhügel schwächer als der vordre; Inneneingulum continuierlich, Ausseneingulum fast ganz unterdrückt. Spe- cifische Bestimmung unmöglich. !) Stehlin l. pag. 13 c. — (fr. oben pag. 49. Lophiodon. 151 Systematische Stellung des Genus Lophiodon. Die Beziehungen von Lophiodon zu den nächstverwandten Perissodactylen sind kürzlich von Deperet !) auf Grund von Bezahnung und Skelet in überaus umsichtiger Weise erörtert worden; ich kann mich daher in dieser Hinsicht sehr kurz fassen. Das Genus erscheint nach dem gegenwärtigen Stand unserer Kenntnisse un- gefähr ebenso isoliert wie Chasmotherium. In den Eocaenschichten, welche seinem Auftreten vorangehen, hat sich bisher weder in Europa noch in America eine Form nachweisen lassen, von welcher es abgeleitet werden könnte. Unter den europäischen Perissodactylenstämmen steht ihm wohl Chasmotherium noch am nächsten, allein wir haben genugsam gesehen, *) dass seine Beziehungen zu dem- selben doch recht weitläufige sind. Zweifellos nähere Verwandte finden wir unter den kleinen lophodonten Perissodactylen Nordamerica’s, von welchen oben’) die Rede war. Von der Helatetiden zeigt Heptodon, die älteste im Wasatceh — dh. so ziemlich gleichzeitig wie Lophiodon in Europa — auftretende Form, die auf- fälligsten Anklänge; allein seine Extremitäten und namentlich auch sein Vorder- gebiss sind, wie Deperet*) mit Recht betont hat, bereits in einer deutlich von derjenigen des europäischen Genus divergierenden Differenzierungsrichtung enga- giert. Eher noch näher als Heptodon kommt dem letzteren vielleicht das gleich- falls im Wasatch auftauchende Genus Systemodon; wenigstens scheint in Bezug auf den Typus der Vorderbezahnung grössere Übereinstimmung zu bestehen. ’) ') Ch. Deperet, Etudes paleontologiques sur les Lophiodon des Minervois. Archives du Museum d’histoire naturelle de Lyon. T. IX, 1903, pag. 37 ff. 2) Cfr. pag. 69. °®) Pag. 64 ff. 4%) L. c. pag. 44. °) Cfr. H. F. Osborn and J. L. Wortmann, Fossil Mannuals of the Wahsatch and Wind River Beds. Bull. Am. Mus. Nat. Hist. IV, 1892. Fig. 17, pag. 195. — Die Convexität des hintern Aussen- hügels seiner obern Molaren schliesst an und für sich Systemodon noch weit weniger von der Stammlinie von Lophiodon (efr. pag. 108-- 109) aus, als von derjenigen von Chasmotherium (s. oben pag. 68). Wenn wir in Europa diesem Merkmal eine so hohe systematische Bedeutung beimessen wollten, wie sie ihm in America eingeräumt wird, so würden wir zu einer völlig unnatürlichen Auf- lösung des Genus Lophiodon gelangen. 152 Stehlin, Eocaene Säugetiere. Als endgiltig gescheitert müssen alle die Versuche, Perissodactylenstämme der jüngern Tertiärzeit von Lophiodon abzuleiten, betrachtet werden. Für Ace- rotherium und Amynodon ist die Annahme einer solchen Abstammung nie näher begründet worden; wir haben oben!) gesehen, dass sie überhaupt nur auf Grund irri- ger Vorstellungen von der Molarstructur des Lophiodon rhinocerodes gemacht worden ist. Aber auch für Tapir darf jeder directe Zusammenhang mit Lophiodon des allerentschiedensten bestritten werden. Deperet”) hat diese Frage so erschöpfend behandelt, dass ich füglich auf seine Ausführungen, denen ich durchaus beipflichte, verweisen kann. Ich möchte nur betonen, dass die grundverschiedene Differenzie- rung des Vordergebisses der beiden Tiere eigentlich von vornherein die Möglich- keit der Umwandlung des einen in das andre ausschloss. Bei Tapir besteht die höchst seltsame Einrichtung, dass im Oberkiefer an Stelle des Caninen der dritte Inci- siv verstärkt ist. Diese Differenzierung kann, wie mir scheint, unmöglich aus einer andern und durchaus anders orientierten Differenzierung, wie sie bei Lophiodon vorliegt, abgeleitet werden; sie lässt sich vielmehr nur direct auf den primitiven undifferenzierten Zustand zurückführen, von dem Tapir wie jedes andre Tier ur- sprünglich ausgegangen sein wird. Ganz im Einklang hiemit beobachten wir denn auch bei oligocaenen Tapiriden,°) deren Zugehörigkeit zum Stamme ausser Zweifel steht, nichts andres, als eine Abschwächung derjenigen Differenzierung, welche den recenten Formen zukommt. *) Zur Reconstruction von Stammlinien innerhalb des Genus Lophiodon sind unsere Kenntnisse, namentlich in osteologischer Hinsicht, noch zu fragmentär; wir müssen uns in dieser Beziehung mit einigen Vermutungen begnügen. Es ist oben) betont worden, dass L. tapiroides — rhinocerodes — lautricense (incl. franconicum) ihren odontologischen Characteren nach sehr wohl in directem Connex mit ein- ander stehen könnten; ob L. tapiroides eher als Vorstufe von L. rhinocerodes, !) Pag. 74, 76, 83. 2) L.. c. pag. 38 #. | ») (fr. Wortmann and Earle, Ancestors of the Tapir ete. Bull. Am. Mus. Nat. Hist. V, 1893, pag. 165, Fig. 2. +) Die americanischen Forscher leiten die ächten Tapiriden durch Vermittlung von Isecto- lophus von Systemodon ab. Das letztere Genus kann indess wegen seiner normal differencierten Vorderbezahnung (efr. Osborn and Wortmann 1892 1. ec.) ebensowenig als Lophiodon mit jenen in directe, Verbindung gebracht werden und wenn Isectolophus wirklich die Talons seiner untern Prae- molaren nach dem Plan von Chasmotherium compliciert (efr. pag. 66), muss er gleichfalls von der Stammlinie des recenten Genus ausgeschlossen werden. Zweifellos ächte Tapiriden sind gegenwärtig in America wie in Europa blos bis an die untere Grenze des Oligocaens nachgewiesen. °) Pag. 96 und 116. Lophiodon. 153 oder als contemporane kleine Varietät desselben zu betrachten ist, mag dabei vor- derhand dahingestellt bleiben.°) Wir haben ferner darauf hingewiesen, dass die Lophiodonform von Argenton‘) in ihrem Gebiss einerseits auffällige Anklänge an Lophiodon Larteti zeigt, während sie andererseits — falls sich nicht Hindernisse chronologischer Natur der Combination entgegenstellen — ganz geeignet wäre, als Ausgangspunkt für Formen wie L. isselense und tapiroides zu gelten. Möglicher- weise wird sich demgemäss die jüngste bekannte Lophiodonform — das L. lautri- cense des Bartonien — durch Vermittlung von zwei bis drei Zwischenstufen auf die älteste — das Lophiodon Larteti des Sparnacien — zurückführen lassen. Ob auch Formen wie L. Cuvieri und L. parisiense von L. Larteti abgeleitet werden können, scheint mir fraglicher. L. leptorhynchum wird wohl, nach seinen innigen Beziehungen zu L. occitanicum zu schliessen, von einer noch unbekannten, bedeu- tend kleineren Form des Sparnacien abstammen. L. buxovillanum ist zweifellos als eine schon sehr frühzeitig vom Rest des Genus abgezweigte Seitenlinie zu betrachten. %) Wenn’es auch aus chronologischen Gründen nicht statthaft sein sollte, das L. tapiroides von Buchsweiler, Egerkingen, Mormont selbst als Vorläufer von L. rhinocerodes zu betrachten, so dürfte ihm dieser Vorläufer doch in odontologischer Hinsicht zum Verwechseln ähnlich gesehen haben. ”) Pag. 126. 20 Fig. 1, 1a. Chasmotherium Cartieri Rüt. kieferfragiment mit P,—P; sup. sin. Ea. 5. 22 Fig. 2. Chasmotherium Cartieri Rüt. P, sup. dext. Ea.29. Ph} 80 Fig. 3. Kirn okhentm Cartieri Rüt. Br sup. sin. Bauals a Mer: een R Fig. 4. Ereman Cartieri Rüt, En sup. sin. Bali 30 Fig. >. Chasmokkerune Cartier Rät. Pr sup. dext. EIS se er Fig. 6. Chasmotherlum Cartieri Rüt. P sup dext. Bar 28 2. me 2.99 Fig. 7. Chasmotherium Cartieri Rüt, Br sup. sin. Bar SO DD Fig. 8. an Cartieri Rüt. a, sup. dext. a 98 Fig. 9. Eneenoikeralin Cartieri Rüit. "m, Sul es Ea. 11. EN: 26 Fig. 10. Chasmotherlum Cartieri Rüit, M, _. ae BEN FEN, u A AB Tafel er Kr Ober- | Fig. - 1 en in Chasmotheriu sup. dext. Ea. 242. _ Fig. 12. Chasmotherium Cart Ba TE Sie ES Ra Fig. 13. Chasmofheilim Cartieri u Bans0 5 Fig. 14. Bamsasr Fig. 15. ‚Ba. 35... sin. Ba. 9. Fig. 19, 19a. Enaangtartune Cartieri kieferfragment mit M,—D,. Ea. 1-4 \ ü Teste Se Alle abgebildeten Objecte sind von Egerkingen. wahr Einzälge Figuren weichen — etwa bis zum Betrag von 1:10 — von der natünich Gros € man vergleiche die ABASSSUE BER im Text. N? y Abhandlungen der schweizerischen palaeontologischen Gesellschaft. A L y Vol XXX. A Stehlin, Eocaene Säugetiere Tafel 1. j % | | | % ®_ | u Ka 2 2 3 4 ji. . n nn ne \ vl I 1} # ” 2 * ) ” " yo Y Bir r 4 f \ 2 | Me A Bu! ) Ki [ “ I la 14 15 16a 1Sa . Ü ; ‘ * 1S . 19a 19 m, H. G. Stehlin phot. M. Oser del. \. Ditishein ' Br» ie zZ Nike R a i ar a K i 2 ” „4 > x R x ei. ;» . a Ea. 57. £ 43 Fig. 2. san Cartier) Röt. P, int Aeet, nn . 42 Fig. 3, a. 3b. Chasmotherlum "Cartieri Rüt. Fig. 4. Lophiodon Khinpgerolks Rüt. M, sup. dext. Fig. 5, 5a, 5b. Chasmotherium Carlieri Bruker inf. sin. Ea. 60. ea ee tl Fig. 6, 6a, 6b. Ehasıtnihenn Cartieri Rüt. D, ‚ RN ı Per j Fig. 1. Chasmotherium Cartieri Rüt. P, inf. sin. PP; Info: ER Bar een Ba, 101 RE BEL INE | Fig. 18. option ine. sed, P sup. nE.dext oa. 99.2002 0 Pe A Fig. @. Lophiodon Cuvieri Watt. D, sup. dext. ex. Ea. 132. 138 Fig. 8. Chasmotherium Cartieri Rüt. D, inf. dext. Ea. 66. a 0 £ Fig. 9. Losklodontara inc. sed. D (?) inf. sin. hr Bar SR RE Alle abgebildeten Objecte Sind) von Desnkdagen Einzelne Figuren „weichen — etwa bis zum Betrag von man vergleiche die en im Text. - ET Fig. 10, 10a, 100. D, inf. sin. Ea. 54. AI Kiß- 11. Chasmotherium Cartier Haar or Re ee Fig. 12.1 12. ‚Chasmotherium Ca { ment der linken Mandibel mit M, E: Fig.13. DENT tag ee M D > . Ba. 63. RR BR Fig. 14. Lophiodontnd ine, Sa D @ Ea. 36. 5 dr Fig. 15. o Chasmotherium Cartier Rüt. Sing. Ba, BON De DR IL STERN Fig. 16. ebrarapeperuum minimum Fischer . dext. Ea. 45. Fig. 17. Lophiodontotd ine. EN RRE IR > Ä Ea., 89,7 ar ES nee 10 — von der natürlichen Grösse 3 BA | IR : R ale "4 ERTL / iu # f PR : Bun 1 i 5 . w er % % Br ea Dhandlungen der schweizerischen palaeontologischen Gesellschaft. Er Vol. XXX. Tafel II. H. G. Stehlin phot. M. Oser del. Be Br iu a Tafel IL L 16. a “ ae ut — \ + Fig. 1. Lophiodon rhinocerodes Rüt. P, sup. dext. Fig. 8. Nonbindon sr spec. P, s Baar Eh 2.2.79 | Fig. 9. Lophiodon Fhinocer Fig. 2. Lophiodon Eninessalleh Ri. m sup. dext. Ea. 140. N A EA: 103. HAT. Fig. 10. en, Sn d Fig. 3. (?) Lophiodon Anneeiie: Rüt. P, sup. | Fig. 11. Lophiodon spec. N, sup. si dext-»Ba ale 7.4, EN FE I) N Fa ES Lophiodon POLnDESTOLER Rüt. » Fig. 4. Lophiodon Cuvieri Watt. M,- sup. dextai, Ba, flson une Er! Bay Oi Be NEN rocel 108 Lophiodon tapiries ur. Fig.5. Lophiodon Cuvieri Watt. M, sup. dest.| "L.M.233 .. z Er Bar rer 2... 128 | Fig. 14, 14a, 14%. Loptiodon sner. Fig. 6. Lophiodon tapiroides Gar M,..sup.\ sın.!) Bars 22a Wer sr Eam1008 u 5 a a EN 15. Lophiodon Iaproites ee Mn Fig. ?. Lophiodon spec. ", sup. sin. Ea. 124. 130 | Ea. 113. . a ee { Mit Ausnahme des in Figur 13 dargestellten Zähnen, der von Mormont Aiaramt, id a von Egerkingen. Einzelne Figuren weichen — etwa bis zum Betrag von 1:10 — von der man vergleiche die Maassangaben im Text. Abhandlungen der schweizerischen palaeontologischen Gesellschatt. Vol XXX. “ Stehlin, Eocaene Säugetiere Tafel III EG NSalhlinenuc. Al. Oser del. A. Ditishei ae vr se ee Aaerpler 10. 66. | LE Aa. SWR: pr. 2°C Duptyet A A 2 1a 305, ka Sie. Per pay. 73. vg GUE wann gan unse, 26 Ast. 20 \ & IR 5 127 83 hyLe Zee Aut SAL oe 242 Rays. ba: Var Wü Bacpat . farysit. Versißsen . Kar. 297 Rare U Ayaır, 4 W2 bfute_ Ha2s foto Be Ar Rn herz Glennäl INMIUNI 3 9088 00016 8625 SMITHSONIAN INSTITUTION LIBRARIES |