— ten ing — N — — — 5 Ken N — —— — hei — —8 — — HARVARD UNIVERSITY A LIBRARY OF THE Museum of Comparative Zoology | N) ans a N er 1 At) Han 5 nn 1 . Kin m Au O Die iet e Abbildungen nach der Natur mit Beſchreibungen von Dr. Johann Chriſtian Daniel von Schreber, Präſidenten der Kaiſerl. Koͤnigl. Akademie der Naturforſcher, Königl. Preuß. geheimem Hofrathe und ordentlichem erſten Lehrer der Naturgeſchichte und Arzneikunde auf der Friedrich— Alexanders-Univerſitaͤt, mehrerer gelehrten Geſellſchaften Mitgliede ꝛc. ꝛc. Fortgeſetzt von Dr. Johann Andreas Wagner, ordentlichem Profeſſor der Zoologie an der Ludwig-Maximilians Univerſität zu Muͤnchen, auſſerordentlichem Mitgliede der Königl. Bayeriſchen Akademie der Wiſſenſchaften ꝛc. Supplementband. Erſte Abtheilung: Die Affen und Flederthiere. * — ange in der Expedition des Schreber'ſchen Saͤugthier- und des Es per'ſchen Schmetterlingswerkes, und in Commiſſion der Pal m'ſchen Verlagsbuchhandlung. 184 0. > ur te Do Machdem ich die Fortſetzungen von Schreber's Säugthier-Werke zu Ende gebracht habe, fo daß nur noch die Walle übrig find, deren Beſchrei⸗ bung Herr Profeſſor Wiegmann übernommen hat, habe ich mich an die Bearbeitung des ſchon früher angekündigten Supplementbandes gemacht. Dieſer Supplementband iſt beſtimmt, die Ergänzungen nachzutragen, welche für unſer Werk, das vor mehr als ſechszig Jahren begonnen hat, nothwen— dig geworden ſind. Um dieſe in einer geregelten Anordnung zu liefern, habe ich mich entſchloſſen, ein vollſtändiges Systema mammalium vorzulegen, in welchem alle Gattungen und Arten der Säugthiere in ſyſtematiſcher Folge aufgeführt werden ſollen. Von den durch Schreber bereits vollſtändig und genau dargeſtellten Arten wird alsdann lediglich die Diagnoſe mit Zufügung der neuern Synonymik mitgetheilt, im Uebrigen auf Schreber's Beſchrei— bung verwieſen; von denjenigen Arten, welche meinem Vorgänger gar nicht oder nur unvollſtändig bekannt waren, wird die vollſtändige Charakteriſtik geliefert. Von dieſem Supplementbande lege ich hiermit die erſte Abtheilung vor, die Affen und Fledermäuſe enthaltend. In dieſen beiden Ordnungen, mit welchen Schreber fein Werk eröffnete,, mußte begreiflicher Weiſe am mei— 7 Iv Vorrede. ſten nachgeholt werden. Die Affen waren bei ihm nur unter 2 Gattungen, Simia und Lemur, vertheilt, erſtere mit 42, letztere mit 7 Arten, im Ganz zen alſo 51 Arten; in meiner Bearbeitung ſind die Affen mit 24 Gattungen und 127 Arten aufgeführt. Die Flederthiere, von welchen Schreber die Pelzflatterer ausſchloß, bilden bei ihm die einzige Gattung Vespertilio mit 21 Arten; meine Bearbeitung hat aus dieſer Gattung eine Ordnung mit 26 Gattungen gemacht, zu denen nicht weniger als 241 Arten gehören. In— dem ich nun zugleich an den Schreber'ſchen Beſchreibungen mancherlei zu be— richtigen und das Anatomiſche, namentlich die oſteologiſchen Verhältniſſe, nachzutragen hatte, iſt allerdings dieſe erſte Abtheilung des Supplementban⸗ des eine ganz neue Arbeit geworden, die nur ſehr Weniges von der ältern ſtehen laſſen konnte. Dieß wird für die folgenden Abtheilungen immer we— niger der Fall ſeyn, da in den ſpätern Bänden von Schreber eine Menge vollſtändiger Beſchreibungen enthalten ſind, auf die nur verwieſen werden darf. Was meine Hülfsmittel zu Ausarbeitung eines ſolchen Systema mam- malium betrifft, ſo ſind ſie wenigſtens in literäriſcher Beziehung von einer Vollſtändigkeit, wie ſie wohl nur an wenig Orten übertroffen werden wird, und ich muß es mit dem größten Danke der k. Hof- und Staatsbibliothek dahier nachrühmen, daß ſie alle meine Wünſche in Bezug auf Anſchaffung der Literatur mit der größten Bereitwilligkeit realiſirt hat. Von minderer Vollſtändigkeit als die k. Bibliothek iſt freilich unſere zoologiſch-zootomiſche Sammlung, und ich muß daher häufig auf eigne Unterſuchung der Arten verzichten; indeß enthält ſie doch eine ſchöne Grundlage und mehrt ſich mit jedem Jahre in anſehnlicher Weiſe. Um ſo viel als möglich eigne Anſchauun— Vorrede. v gen der Arten zu erlangen, habe ich außerdem die reichen Muſeen in Frank⸗ furt und Wien beſucht, deren Benützung mir in der liberalſten Weiſe geftatz tet wurde. Meine Freunde und Kollegen, Rudolf Wagner in Erlan— gen und Leiblein in Würzburg, haben mich ebenfalls auf das Zuvorkom— mendſte unterſtützt, und ſomit iſt es mir möglich geworden, von der Summe der Arten doch den größeren Theil aus Autopſie kennen zu lernen. Eine Ausnahme hievon macht die Ordnung der Flederthiere. Ich ſelbſt hatte mich in früheren Zeiten mit dieſen nicht befaßt; von der Unſicherheit, mit welcher hier die Arten charakteriſirt waren, hatte ich mich bald überzeugt, hatte aber weder Gelegenheit, noch Luſt, mich an eine Sichtung dieſer Thiere zu wagen. Es war daher mein Vorſatz, dieſe Ordnung einſtweilen ganz zu übergehen, und erſt am Schluſſe des Werkes mich an ihrer Bearbeitung zu verſuchen; aus dieſem Grunde hatte ich auch die nähere Anſicht der Flederthiere in den Sammlungen zu Frankfurt und Wien, welche letztere in dieſer Ordnung un- gemein reich iſt, unterlaſſen. Da erſchien des Grafen Keyſerling und Profeſſors Blaſius Arbeit über die europäiſchen Fledermäuſe und Tem— minck's Bearbeitung der Veſpertilionen, welche Gattung mich am meiſten geſchreckt hatte. Nun gewann ich Luſt und Muth, der ſyſtematiſchen Reihenfolge gemäß, an die Darſtellung der Flederthiere zu gehen. Ich mufterte die hie ſige Sammlung durch, beſtimmte, was noch unbenannt war und ließ Ske⸗ lete von ſo vielen Gattungen, als ich nur auftreiben konnte, verfertigen. Freilich iſt unſer Muſeum an Flederthieren äußerſt arm und in dieſer Be— ziehung weit hinter den andern Ordnungen von Land-Säugthieren zurück, beſonders mangelhaft ſind die Flederhunde und die ausländiſchen Arten von v Vorrede. Vespertilio; indeß zum Glück ſind gerade dieſe Gattungen von Tem— minck, dem jetzt wohl das größte Material zu Gebote ſteht, ſo umfaſſend bearbeitet, daß meine Darſtellung durch Aufnahme der ſeinigen nicht lücken— haft geworden iſt. Indem derſelbe auch bereits die meiſten andern Gattun— gen von Handflüglern bearbeitet hat, konnte ich aus ſeiner reichen Fundgrube meine Mängel erſetzen, wenn gleich dadurch meine Arbeit eine compilatoriz ſche in größerem Umfange werden mußte, als es mir lieb iſt. Ein günſti— ges Ereigniß für mich war es aber, daß gerade in den Gattungen, die Temminck noch nicht behandelt hatte, nämlich bei den ſüdamerikaniſchen Blattnaſen, unſere Sammlung durch die Reiſe von Spix und Martius ein ziemlich reichhaltiges Material erlangt hat, das ich ſelbſtſtändig verar— beiten konnte. Die Reviſion der Spix'ſchen Arten von Handflüglern iſt der— jenige Theil meiner Arbeit, der am meiſten Neues darbieten wird. So hoffe ich denn mit Gottes Hülfe die ſyſtematiſche Darſtellung ver, Säugthiere fortzuführen und recht bald zu ihrem Schluſſe zu bringen. München den 10. Aug. 1840. A. Wagner. Erste Ordnung Säugthiere. SIMIHAE. Affen. Bearbeitet von Dr. Andere as W'̃a gen e r, Profeſſor an der königl. Univerfität zu München. - „ fi Kay Br | i | SE Bar ER 1 Ueber ſicht. Seite Einleitung 1, 171, 192 A. SIMIAE CATAR- RHINAE, ...... 2 TESIVMT AG er a) Troglodytes . . . . 80 1. S. Troglodytes. 0 b) Pithecus 40 2. S. Satyruns II. HTLOBA TES. 65 1. H. syndactyluns . 69 EE . Rafflesi. © x 2 2 373 variegatus . 74 Hulok ,, 76 . leuciscus. 78 9 9 ee m a u . concolor. . 79 III. SEMNOPITHECUS . . 61 a) Semnopithecununs 85 1. S. melalophos 85 2. S. rubicundus . ... 16. S. Polycomos . (S. ursinus) 17. S. leueomeros (S. vellerosus und bicolor) 18 S. Satans re 108, 307 Seite 3. S. comatuns 87 4. S. frontatus . 302 S. fascicularis. 89 5. S. femoralis 90 6. S. maurus 91 7. S. pruinosuans 92 8. S. chrysomelas 303 (S. Pyrrbus und auratus). . 94 9. S. leucoprymnus 96 10. S. cucullatus 98 11. S. jubatus - . 2... . 805 12. S. Entellus . ©... 99 13. S. Nemaeuns 101 14. S. nasi cus 102 b) Colobus. 106, 307 15. S. Guere aa 106 109, 307 97 109, 307 Seite 19. S. fuliginosuns 109 (C. ferrugineus u. Temminckii) 110, 308 20. S. oliva ces (Colobus verus) 221. S. Pennantii . . 11, IV. CERCOPI THECUS. 1. C. sabaeuns 2. C. griseo- viridis 3. C. pygerythrununs 4. C. cynosuros 5 2 C. Tephrops . x» » =» » . C. Talapoan . C. Petauris ka 8. C. Ascanius 7. C. nictitans 8. C. Martin!: 121, 8. C. Pogonias 9. C. Campbellli . . 133, AD Di 1 leusam pp; 12. C. fuliginosus . 125, C. aethiops . €. Cephus . 3 b. C. erythrotis 2 0:9 e e ee ©Salbogularis e er: 16. C. ruber s. pyrrhonotus V. INUUS - - - - a) Cercocebus . » » I. eynomolgus, . . . I. aureus I. sinieus I. radiatusrgegene b) Maimon . » . B I. Silenusertessn 8 6. I. erythraeuns 2 I. nemestrin us ve. 309 309 111 113 114 116 116 119 118 119 310 121 310 122 312 123 124 311 126 127 811 128 129 130 134 135 135 8. I. aretoides e eee Inde O) e rar 11. I. ecaudatus VI. CYNOCEPHALUS . . ib 0 58 5.00 c D 5 2. C. Hamadryass.. (o D ur. 6. Anubis . Sphinn „Er E e ee 5 e b) Mormon 6. C. Mormon 7. C. leucophaeus . . . B. SIMIAE PLATYR- RHINAE....... +) GYMNUR K. VII. MYCETES - 1. M. Senieulus . . x 2 m. 2. M. Cara ya VIII. LAGOTHRIX I ee ee kama, ee IX. ATELE S » - - a) Ate less 1. A. Paniscus (A. pentadactylus) 8. A. aten . marginatus. „ „ Belzebu th . variegatuuns Geoffroy » + » nm BD „ hybridus en n Seite 146 146 147 149 149 149 151 151 153 156 160 160 162 164 164 166 168 175 175 179 182 185 186 187 188 196 196 198 198 199 813 200 201 b) Eriodes T. A. hypoxantbus 8. A. arachnoides T) CEBIDAE. X. CEBUS Fr EN 1. C. Apella . . . 22. C. hypoleucos . +++) ANETURAE . XI. PITHECIA. P. Satanas . Israelita. . . birsuta . . » . Tufiventer . » „ leucocephala . * e e Hm e melanocepbala XII. NYCTIPITHECUS 1. N. trivirgatus . XIII. . personata . melanochir . . donacophila sapron. 9882888 am . Moloch . . . . cuprea . torquata. XIV. CHRYSOTHRIX 1. Ch. sciurea. (C. entomophaga) +++) HAPALIDAE XV. HAPALE a) Jacchus . 1. H. Jacchus. 2. H. penicillata . . CALLITHRIX - C. 3. H. leucocephala . 4. H. aurittda b) Ziocephalus . . melanura E . argentata . . . Midas . Ursula . - S g „ labiataaa 2 H. albifrons c) Leontocebus . 10. H. chrysomelas . . 11. H. chrysopyga . 12. H. leonina . 13. H. Rosalia 14. H. bicolor 15. H. Oedipus PROSIMIT. . +) BRACHYTARSI XVI. LICHANOTUS 1. L. brevicaudatus. „ XVII. HABROCEBUS 1. H. lanatus 2. H. Diadema XVIII. LEMU R att, 2. L. Macaco 3. L. niger 4. L. Mongoz. . . 5. L. rufifrons. . 6. L. collaris . . .» 7. L. albifrons 8. L. ruber XIX. CHIROGALEUS 1.Ch. Milii Ä * VI Seite XN. MICROCEBUS 277 1. M. murinuau˖nsss 278 XXI STENO PE 279 1. St. tardigradus . ee 285 2. St. gracilis „ 287 288 ID MACRO TARSI XXII. PERODICTICUS . 288 1. P. Potto 289 eee, XXIII. OTOLICNUS- 1. O. crassicaudatus 292 2. O. Galag . . . . 292. D e e 294 4. O. Gamettü . 2 22.2. 314 XXIV. TARSIUS - 204 1, T. Spectrum . » x... 800 801 Zuſätze zur Ordnung der Affen. I. Ordnung. I. Ordnung. Affen. SIMIAE Dentes trium ordinum, molares tuberculati; mammae pectorales; pedes omnes vel postiei soli manibus instructi. Die Affen werden gewoͤhnlich als Vier haͤnder (Auadrumana) bezeichnet, was auch fuͤr die große Mehrzahl derſelben als richtig angenom— men werden kann; indeß giebt es doch eine Gattung (Seidenaffe, Hapale), auf welche dieſes Merkmal keine Anwendung findet, indem bei ihr zwar an den hintern Gliedern, nicht aber an den vordern, der erſte Finger den uͤbrigen entgegenſtellbar, hier alſo auch nicht als Daumen anzuſehen iſt. Die oben angegebenen Merkmale ſind indeß hinreichend, um jeder Ver— wechslung mit einer andern Ordnung vorzubeugen; denn die Beutelratten, welche ebenfalls einen Daumen an den Hinterfuͤßen zeigen, haben Bauch— warzen und reißende Backenzaͤhne, und der Kinkajou, den Fr. Cuvier gleichfalls den Affen beizaͤhlen wollte, hat weder Bruſtwarzen noch Daumen. Der oben gegebenen Definition zu Folge kann auch nicht mehr der Menſch zu dieſer Ordnung gerechnet werden, ſelbſt wenn man ihn blos von Seite ſeiner thieriſchen Natur betrachten wollte. Des Affen Hinterfuͤße ſind naͤm— lich haͤndeaͤhnlich gebildet, die des Menſchen nicht, was wieder mit der Be— ſtimmung von jenem zum Lauf und Klettern auf allen Vieren, von dieſem Suppl. 1 2 Affen. zum Gehen in aufrechter Stellung zuſammenhaͤngt. Hiedurch erlangt die koͤrperliche Ausbildung des Menſchen von der des Affen, wie wir dieß bald nachher weitlaͤufiger auseinander ſetzen werden, eine ſolche Verſchiedenheit, daß beide wenigſtens, wie es bereits Blumenbach gethan hat, in zwei Ordnungen getrennt werden muͤßten. Allein auch dieß genuͤgt noch nicht. Soll die wahre Stellung des Menſchen dem Thiere gegenuͤber feſtgeſetzt werden, ſo iſt jener wie dieſes in der Geſammtheit ihrer Erſcheinung auf— zufaſſen. Alsdann ergiebt ſich's aber, daß der Menſch ein geiſtiges, ſelbſtbewußtes, nach dem Ebenbilde Gottes geſchaffenes Weſen iſt, das eben vermoͤge dieſer Ebenbildlichkeit von der thieriſchen Welt durch eine ſolche Kluft getrennt iſt, daß es von daher in dieſer Beziehung gar keine Annaͤhe— rung an ihn giebt. Der Menſch iſt deshalb nicht blos der Ordnung oder der Klaſſe nach von dem Affen und der uͤbrigen Thierwelt geſchieden, ſon— dern er bildet ein eignes Naturreich fuͤr ſich, mit deſſen Betrachtung wir uns in der Naturgeſchichte der Saͤugthiere nicht zu befaſſen haben. Die Affen ſind, naͤchſt den Fledermaͤuſen, diejenigen Saͤugthiere, welche Schreber am wenigſten gekannt hat, und die daher eine faſt voͤllige Umarbeitung in unſerm Werke erfordern. Den aͤußern Bau derſelben im All— gemeinen hat er bereits richtig beſchrieben; ich muß jedoch gleich hier in der Einleitung mehrere Zuſaͤtze anbringen, welche den innern Bau betreffen, und wobei ich namentlich auf diejenigen Organe eine genauere Ruͤckſicht nehmen werde, von welcher zunaͤchſt die leiblichen Unterſchiede des Menſchen vom Affen bedingt ſind. Ich beginne mit der Betrachtung des Knochengeruͤſtes!), wel— ches die Hauptumriſſe der aͤußern Geſtalt beſtimmt. Bei großer Aehnlich— keit mit dem menſchlichen Baue, zeigt daſſelbe gleichwohl erhebliche Ver— ſchiedenheiten. Was zuerſt den Schaͤdel anbelangt, ſo unterſcheidet ſich dieſer von dem menſchlichen betraͤchtlich durch das Uebergewicht des Geſichts— theils uͤber den Hirnſchaͤdel. Eine eigentliche Stirne fehlt ganz, ja bei al— ten Thieren ſpringt dieſe noch mehr zuruͤck als bei den jungen, und bei manchen Pavianen, bei denen unter allen Thieren die Beſtialitaͤt am ſcheuß— 1) Vergl. Joſephi's Anatom. der Säugeth. I. Bd. 1787, der, obgleich bei geringem Material, eine fleißig gearbeitete Oſteologie der Affen enthält. Simiae. 3 lichſten ſich zeigt, iſt der Oberaugenhoͤhlenrand der hoͤchſte Theil, von dem aus nach hinten der Hirnkaſten, nach vorn der Schnautzentheil ab— faͤllt. Dieſe Verhaͤltniſſe werden am anſchaulichſten aus folgender Tabelle ), welche den Geſichtswinkel mehrerer Affen mit dem des Menſchen in Ver— gleich bringt: Europaͤer, Kind.. 90° Cercopith. Talapoin . 57° — „ erwachſen . 85 Inuus ecaudatus . . 52 Neger, erwachſen . 70 Mandrill, jung. . 42 Orang-Utang, jung.. . 67 ele 35 — = Halten e Spaun 65 Schimpanſeß jung 67 Saim ir 66 Hylobates Leuciscus, jung 66 Rother Bruͤllaffe . 47 — — ee, e eee e 022018 84 — Sünde pins alt 49 Stenops tardigr. 43 Allen Affen fehlt der Griffel- und Warzenfortſatz des Schläfenbeinsz dagegen kommt am Jochfortſatz deſſelben, gleich vor der aͤußern Gehoͤr— oͤffnung und dicht hinter der Gelenkgrube für den Unterkiefer, ein blattar— tiger Fortſatz vor, welcher dem Menſchen abgeht. Die halb bogenfoͤrmigen Linien, welche mit der Stirnleiſte beginnen, ſind meiſt ſtaͤrker entwickelt und ſtoßen nicht ſelten auf dem Scheitel zu einer Leiſte zuſammen; noch ſtaͤrker iſt die Hinterhauptsleiſte, welche der Quere nach an der Lambdanath von einer Ohroͤffnung zur andern verlaͤuft. Bei allen Affen, auch bei den Orangs, iſt das Hinterhauptsloch weiter ruͤckwaͤrts gerichtet, ſo daß der Schaͤdel nicht von ſelbſt, wie bei dem Menſchen, auf den Halswirbeln ba— lancirt, ſondern durch ſtarke Muskeln gehalten werden muß. Die Augen- hoͤhlen liegen meiſt naͤher beiſammen als beim Menſchen, und bilden wenig— ſtens vorn einen geſchloſſenen Ring, der nur bei den Halbaffen nach hinten nicht vollſtaͤndig iſt, fo daß hier Schlaͤfengrube und Augenhoͤhle noch zuſam⸗ menſtoßen; die Unteraugenhoͤhlenloͤcher find gewöhnlich mehrfach. Die Na: ſenbeine ſind flach und haͤufig verſchmolzen; die Zwiſchenkiefer entweder fuͤrs ganze Leben von den Oberkieferbeinen geſchieden, oder doch nur erſt ſpaͤter mit ihnen verwachſen, während beim Menſchen dies ſchon im vierten Mo- 2) Cuvier, leg. d’anatom. comp, 2° Edit. II. p. 164. 41 * 4 Affen, nate des Foͤtuslebens der Fall iſt. Die Siebbeine nehmen, wie bei dieſem, Antheil an der Bildung der Augenhoͤhle s); aber der Hahnenkamm geht ſelbſt ſchon den Orangaffen ab. Die Wirbelſaͤule hat gewoͤhnlich mehr Wirbel, als die menſchliche, aufzuweiſen. Der Halswirbel, wie immer, ſind 7, bei denen die Stachel— fortſaͤtze meiſt laͤnger als die menſchlichen, und in der Regel nicht geſpalten ſind. Dem ſiebenten Halswirbel fehlt gewoͤhnlich das untere Blatt, ſo daß er dann gar nicht, oder nur von einer kleinen Oeffnung durchbohrt iſt. — Die letzten Ruͤckenwirbel und die erſten Lendenwirbel haben an ih— rem hintern Ende jederſeits einen ſpitzen Nebenfortſatz, ſo daß die vordern Gelenkfortſaͤtze des zunaͤchſt darauf folgenden Wirbels von jenen beiden Fort— ſaͤtzen in die Mitte genommen werden, wodurch die ſeitliche Bewegung ge— hemmt wird. Die Orangs und die Loris machen hievon, nach Cuvier“), allein eine Ausnahme. Das Kreuzbein iſt ſchmaͤler als das menſchliche. — An Schwanzwirbeln zählt man von 3 bis 33, und fie find bei den lang- ſchwaͤnzigen Arten in aͤchte, die noch mit dem vollſtaͤndigen Ruͤckenmarks— kanal verſehen ſind, und in falſche, denen er abgeht, zu unterſcheiden. Die aͤchten Schwanzwirbel ſind kurz und dick, mit den gewoͤhnlichen und deut— lich entwickelten Fortſaͤtzen; die falſchen ſind die laͤngſten, ſtoßen nur mit den Koͤrpern aneinander, und die Fortſaͤtze ſchwinden an ihnen immer mehr zuſammen, ſo daß die letzten ganz einfach werden. Auf der Unterſeite der Schwanzwirbel ſitzen am vordern Ende eines jeden Koͤrpers noch 2 kleine untere Dornfortſaͤtze an, die an den aͤchten und den vorderſten falſchen Wir— bel mit ihren Spitzen zuſammenſtoßen und hierdurch ein Loch bilden, an den hintern getrennt ſind und an den letzten Wirbeln ganz fehlen. Die Zahl der Wirbel giebt folgende Tabelle an, wobei die Hals— wirbel, deren Zahl unveraͤnderlich 7 betraͤgt, nicht beſonders aufgefuͤhrt, in die Geſammtſumme jedoch mit eingerechnet ſind. Wo kein Autor genannt iſt, ruͤhrt die Zahlung von mir her; C. bedeutet Cuvier s). 3) Meckel (vergl. Anat. II. S. 517.) giebt an, daß den Affen das äußere Seitenblatt des Riechbeins fehle; ich finde jedoch an jungen Affenſchädeln immer die Augenhöhlenplatte des Siebbeins, womit auch Fiſcher (naturhiſt. Fragmente S. 149) übereinſtimmt. 4) Leg. I. p- 198. 5) Leg. I. p. 177. Arten Simia Satyrus — — C. — Troglodytes C. Owen Daub. Hylobates Leuciscus . C. — Lar Daub. — syndactylus C. Owen. Simiae. Ruͤcken⸗ Wirbel 12 12 12 14 13 13 13 Semnopithecus leucoprymnus Ott. 12 — Maurus — nemaeus C. — Entellus C. — melalophos C. Colobus Guereza Rüpp. Cercopith. Sabaeus — Cephus — ruber C. — mona C. Inuus sinicus C. — silenus C. — . Rhesus C. C. — nemestrinus C. 8 5 — ceynomolgo — ecaudatus Cynoceph. Babuin l C. — Sphinx C. — Mormon C. — leucophaeus C. Mycetes C. Ateles Paniscus — hypoxanthus Lagothrix C. D C 5 a ub. & . Lenden⸗ Wirbel Ge SS e eee e eee RR S m 0) Kreuz: Schwanz: Gefammt: Wirbel Wirbel Summe 3 4 30 4 5 32 5 3 31 4 5 34 — 3132 5 4—5 33—34 3 3 32 4 3 31 3 3 31 4 3 32 3 2 2 3 30 59 3 23 52 3 27 56 3 31 60 3 27 56 3 25 54 3 25—26 55 3 28 57 3 25 54 2 25 53 3 21 49 2 21 49 2 18 46 2 18 46 3 19 48 3 3 32 3 3 32 3 20 2 3 24 53 3 5 34 3 8 37 2 29 56 2 33 60 2 31 58 2 0d. 4 31 58 od. 60 3 31 60 6 Affen. Ruͤcken⸗ Lenden⸗ Kreuz: Schwanz Gefammt- Arten Wirbel Wirbel Wirbel Wirbel Summe Lagothrix infumata 13 4 3 31 58 Cebus Apella Daub. 14 5 3 22 51 — — G 14 6 3 26 56 — Capueinus Daub. 14 6 4 26 57 — s a .e 13 6 3 25 54 Callithrix cupr ea 13 7 3 32 62 — melanochir . . . 12 7 3 24 53 — spec. indeterm. . - 12 7 3 25 54 Chrysothrix sciuren . 14 6 3 30 60 — CH 14 6 3 2 2 Nyctipith. trivirgatuius 14 8 3 24 56 Hapale Midas . . .. . 12 6 2 29 56 — lber 13 6 3 29 58 en, -UELHR: 12 7 2 29 57 2 ee eee. 12 7 3 31 60 US 12 70 3 28 57 N Jacchus, ,,, 13 6 2 26 54 — Dane 13 6 3 27 56 Lemur Catta Fis cn. 12 7 8 24 54 c e e o 12 7 3 25 54 are, 12 7 3 27 56 — spec. indeterm. (. . . 12 8 3 29 595 Stenops tardigradus C. 16 8 5 8 44 — — Fisch... 15 9 3 8 42 — graeilis COG. 14 9 2 9 41 OtolienustC Br 13 7 3 25 55 — senegalensis 13 6 3 22 51 T ( e e 13 7 3 — fuscomanus Fisch. . 13 6 3 28 57 Das Bruſtbein der Affen iſt in der Regel ſchmaͤler als das menſch— liche; nur beim Orang-Utang iſt es breit. Gewoͤhnlich iſt es aus 7 —8 Stuͤcken zuſammengeſetzt. Die Rippen bieten nichts Auffallendes dar; ihre Zahl iſt aus vorſtehender Tabelle erſichtlich. An den vordern Gliedmaſſen iſt das Schulterblatt der Affen gewoͤhnlich viel ſchmaͤchtiger und laͤnglicher, als das menſchliche; die Schluͤſ— Simiae. 7 ſelbeine ſind durchgaͤngig vorhanden. Die Armknochen ſind gewundener; am Oberarmknochen iſt zuweilen der innere Gelenkfortſatz durchbohrt. Die Speiche liegt mehr vorwaͤrts als ſeitwaͤrts von dem Ellenbogenbein, wo— durch, wie E. Burdachs) mit Recht bemerkt, ihre Rotation ſo eingeſchraͤnkt wird, daß die Supination nur halb ſo weit ausgefuͤhrt werden kann, als beim Menſchen, alſo der Affe die Hohlhand nicht ganz nach vorn zu kehren, und den Daumen nicht ganz nach außen zu halten vermag, was der menſchlichen Hand einen großen Vorzug vor der des Affen giebt. Die Hand iſt der menſch— lichen aͤhnlich, aber mit folgenden Unterſchieden. Die Handwurzelknochen ſind mehr geſtreckt, das Erbſenbein ſpringt ſtark hervor und entſpricht da— durch dem Ferſenbein, was zum Aufſtemmen des Handgelenks beim Lauf und Klettern ſehr foͤrderlich iſt. Die Handwurzel hat einen Knochen mehr als die menſchliche, indem ſich zwiſchen dem Kahn-, Kopf- und Pyramiden- bein ein uͤberzaͤhliges Knoͤchelchen einſchiebt. Ueberdieß kommen gewoͤhnlich noch in den Sehnen verknoͤcherte Koͤrperchen vor; ſo z. B. findet ſich zwi— ſchen Kahn- und vieleckigem Bein ein kleines uͤberzaͤhliges Knoͤchelchen, beim Gibbon und Magot außerdem noch ein anderes an der Vereinigung des Erbſenbeins mit dem Hakenbeine. Die Mittelhandknochen und Finger ſind menſchenaͤhnlich, nur ſind ſie auf ihrer untern Seite gekruͤmmter, und der Daumen iſt bei allen Affen kuͤrzer und bei den Stummel- und einigen Klammeraffen ganz verkuͤmmert und unter der Haut verborgen. Bei einer einzigen Gattung, den Seidenaffen, iſt der erſte Finger in ſeiner Form von der der uͤbrigen Finger nicht verſchieden, und hat auch keinen platten Nagel— An den untern Gliedmaffen iſt zunaͤchſt das Becken von einer ſehr von der menſchlichen verſchiedenen Beſchaffenheit. Die Huͤftbeine naͤmlich ſind viel laͤnger, zugleich aber auch weit ſchmaͤchtiger als beim Menſchen, ſelbſt noch beim Orang, wo ſie am ſtaͤrkſten entwickelt ſind. Ueberdieß ſind ſie flach, ſo daß ihre Waͤnde faſt in einer Ebene mit dem Kreuzbeine liegen, waͤhrend ſie bei dem Menſchen nicht blos aus-, ſondern auch vorwaͤrts gebogen ſind, und hierdurch einen Halbring bilden, der in der aufrechten Stellung zur Unterſtuͤtzung des Rumpfes weſentliche Dienſte leiſtet. Dieſe 6) Rathke's Berichte von der anatom. Anſtalt zu Königsb., mit einem Beitr. zur vergl. Anatom. der Affen von E. Burdach 1838. S. 100. 8 Affen. Beſchaffenheit des Beckens weiſt deutlich darauf hin, daß wie der Menſch zum aufrechten Gange, ſo der Affe zum vierfuͤſſigen mit geſenktem Koͤrper beſtimmt iſt. Ueberdieß ſteigt bei dieſem das Kreuzbein faſt gerade ab und iſt ſchmal, und bei denjenigen Affen, welche mit Geſaͤßſchwielen ver— ſehen ſind, bildet der Sitzknorren eine elliptiſche flache Scheibe. Beſonders ſchmal ſind die Huͤftbeine bei dem Lori, wovon in der Beſchreibung dieſer Gattung weiter gehandelt werden ſoll. Der Oberſchenkelknochen hat beim Maki den Anſatz zu einem dritten Rollhuͤgel. Schien- und Wadenbein ſind etwas weiter auseinandergehalten als beim Menſchen, und erſteres iſt gewoͤhn— lich oben ſtaͤrker gekruͤmmt; die untern Gelenkflaͤchen ſind flacher, woraus eine groͤßere Beweglichkeit des Fußes hervorgeht, was das Klettern er— leichtert. Die Knieſcheibe iſt durchgaͤngig vorhanden. Der Fuß unterſcheidet ſich von dem des Menſchen weſentlich dadurch, daß er nur in ſeinem hin— tern Theil mit demſelben, im vordern aber mit der Hand uͤbereinkommt. Die Fußwurzel beſteht, wie die menſchliche, aus 7 Knochen. Das Ferſen— bein hat nicht die große Hervorragung der Ferſe, und da ſowohl dieſer Knochen, als auch das Sprungbein ſich mehr nach der innern Seite ent— wickeln, ſo ſtuͤtzt der Fuß mehr auf den aͤußern Rand als auf die Sohle. Von der abweichenden Bildung der Fußwurzel der Tarſer und Galagos wird bei dieſen Gattungen geſprochen werden. Mittelfuß und Zehen ſind wie an den Haͤnden gebaut, ſo daß hiedurch die erſte Zehe nicht blos viel kuͤrzer, als die darauf folgenden, ſondern mit dem Mittelhandknochen den andern Zehen entgegenſtellbar iſt, alſo zu einem wahren Daumen wird. Auch ſind hier die Zehen und Mittelfußknochen laͤnger als die menſchlichen, und zugleich beweglicher, was ſie zu Fingern ſtempelt. Dieſe Geſtrecktheit der Fuͤße mit ihren langen beweglichen Fingern dient zwar trefflich zum Klettern, nicht aber zum aufrechten Gange, waͤhrend dieſer beim Menſchen durch die breiten Fuͤße mit ihren kurzen ſteifen Zehen vollſtaͤndig geſichert iſt. Die Abweichungen, welche in der Zehenlaͤnge einiger Halbaffen vorkommen, werden bei dieſen detaillirt. Der Zahnbau der Affen unterſcheidet ſich vom menſchlichen ſchon gleich dadurch, daß bei jenen die Eckzaͤhne als wahre Fangzaͤhne, wie bei den reißenden Thieren, ſtark hervorragen, in eine lange koniſche Spitze auslau— fen, und daß im Oberkiefer zwiſchen Eckzahn und dem aͤußern Schneidezahn eine Simiae. 9 eine Luͤcke zur Aufnahme des untern Eckzahnes übrig bleibt. Die Baden: zaͤhne ſind hoͤckerig; die Vorderzaͤhne mehr oder minder ſchneidend. Von letzteren kommen im Oberkiefer immer 4, im Unterkiefer dieſelbe Anzahl vor, welche jedoch in dieſem bei einigen Halbaffen auf 6 ſteigt, bei den Tarſern dagegen von Einigen nur zu 2 angegeben wird. Backenzaͤhne finden ſich auf jeder Kieferſeite 5 — 6. Form und Zahl der Zaͤhne wird ausführlicher bei den einzelnen Gattungen beſprochen. Die Betrachtung des Muskelſyſtemes ) iſt für den Zoologen um ſo wichtiger, als hieraus hauptſaͤchlich die von Bory und Andern ausge— ſprochene Behauptung, daß der Affe gleich dem Menſchen zum aufrechten Gange beſtimmt ſey, gewuͤrdigt werden kann. Hier iſt nun vor Allem zuerſt die Frage zu beantworten, ob der Affe wirklich mit 4 aͤchten Händen verſehen, ferner, ob der Unterſchied zwiſchen Hand und Fuß von ſo geringer Erheblichkeit ſey, als es Bory gemeint hat 8). Befaſſen wir uns gleich mit der Erörterung dieſes letzten Punktes, indem wir uns hierbei an den menſchlichen Typus halten. Es gehen 1) um mit den oſteologiſchen Verhaͤltniſſen zu beginnen, die Bewegungen der Hand des Menſchen ſowohl von dieſer als dem Vorderarme aus. Die Hand iſt an die Speiche befeſtigt, welche letztere oben um ihre Laͤngsachſe, unten um das Ellenbogenbein ſich drehen kann, ſo daß die Hand ihr folgen muß. Hiebei kann der Daumen nach auſſen und hinten, was in der Supination der Fall iſt, oder nach innen nnd hinten gewendet werden, was bei der Pronation vorkommt. Ganz anders verhaͤlt es ſich mit dem menſchlichen Fuße. Auch bei dieſem geht zwar die Bewegung von ihm, wie von dem Unterſchenkel aus, aber er iſt hauptſaͤchlich an den feſten Theil deſſelben, an das Schienbein, befeſtigt und kann weder Pro— nation noch Supination ausfuͤhren. ) Es verbindet ſich nur ein einziger 7) Die Myologie im Allgemeinen, insbeſondere aber von Ateles und Lemur, hat Meckel (vergl. Anat. III.), ferner Cuvier (Lee. I.), dann vom Inuus cynomolgus Carus (Erläu⸗ terungstafeln I. tab. 8. mit ſchöner Abbildung), vom Orang-Utaug und Schimpauſe Owen (Pro- ceed. of the 200l. soc. I. p. 67), Ateles Belzebuth Kuhl (Beiträge II. S. 8), und vom Inuus ecaudatus , einem Cercopitheeus und Cynocephalus Ernſt Burdach bearbeitet. 8) Ernſt Burdach hat in feiner vorhin genannten Abhandlung auf eine ſehr bündige und geiſtreiche Weiſe aus der Beſchaffenheit der Muskeln dargethan, daß der Affe ſich nicht von der Reihe der eigentlichen Thiere losmache. Dieſe Abhandlung liegt den nachfolgenden Betrachtungen hauptſächlich zu Grunde. a f Suppl. ; 2 10 Affen. Fußwurzelknochen mit dem Unterſchenkel, und zwar wird jener von den untern Enden des Schien- und Wadenbeins ſo umſchloſſen, daß nur Beu— gung und Streckung unbehindert iſt, eine ſeitliche Bewegung nach auſſen und innen aber gehemmt und nur durch eine geringe Verſchiebung der Fuß— wurzelknochen einigermaſſen moͤglich iſt; eine Einrichtung, die, wie ſie die Beweglichkeit des Fußes beſchraͤnkt, dafuͤr eine groͤßere Feſtigkeit zum Tra— gen des Koͤrpers gewaͤhrt. Bei der Hand dagegen lenkt faſt die ganze erſte Reihe der Handwurzelknochen mit dem Vorderarme zuſammen, und iſt dabei von dieſem ſo wenig umfaßt, daß nicht blos Beugung und Streckung, ſondern auch die ſeitliche Bewegung nach innen und auſſen frei gegeben iſt. 3) Die Hand geht in gleicher Richtung von dem Vorderarme ab; der Fuß dagegen bildet einen rechten Winkel mit dem Unterſchenkel, wodurch ſchon von Natur die Streckung des Fußes zum Tragen des Koͤr— pers erleichtert wird, was uͤbrigens durch den großen Vorſprung des Fer— ſenbeins noch ungemein befoͤrdert ſich zeigt. 4) Die Handwurzelknochen liegen hoͤchſt beweglich in 2 Reihen, welche einen breiten, aber nicht langen Raum einnehmen und unter ſich ſo verſchoben werden koͤnnen, daß die Hand hohl gemacht wird, was bei der Fußwurzel gar nicht der Fall iſt, die uͤberhaupt mehr lang als breit erſcheint. 5) An der menſchlichen Hand machen die Fingerglieder den laͤngſten Theil, darauf folgen die Mittelhand- knochen und am kuͤrzeſten iſt die Handwurzel. Am menſchlichen Fuße iſt umgekehrt die Fußwurzel der laͤngſte Theil, dann folgt der Mittelfuß und am kuͤrzeſten ſind die Zehen; dieſes Vorherrſchen der unbeweglicheren Theile bei letzteren ſpricht wieder zu Gunſten der Streckung. 5) Die Fingerglie— der find länger als die Zehenglieder, dadurch aber noch geſchickter zu Be wegungen; zugleich iſt bei jenen der Mittelfinger, bei dieſen die erſte oder zweite Zehe am laͤngſten. Wie nun aber die oſteologiſchen Verhaͤltniſſe der obern und untern Extremitaͤt deutlich darauf hinweiſen, daß bei jener die Beugung, bei dieſer die Streckung, d. h. die Feſtſtellung des Fußes, vorherrſcht, ſo finden wir in der Muskelbeſchaffenheit dieſer Theile ein gleiches Reſultat. Schon am Vorderarm ſind Beuger und Strecker ziemlich gleich entwickelt; am Hand— gelenk erreichen jene bereits die Vorherrſchaft, und noch mehr findet dieß bei den Fingern ſtatt. Umgekehrt erlangen an der untern Extremitaͤt die Simiae. 11 Streckmuskeln weit das Uebergewicht über die Beuger; zugleich fehlen die— fen jene Muskeln völlig, welche an den obern die Pronation und Supina— tion hervorbringen; ferner koͤnnen die Beuger und Strecker der Hand, ‚wenn fie einſeitig agiren, An- oder Abziehung derſelben bewirken, während ſie am Fuße nur eine geringe Seitwaͤrtsdrehung der Fußſohle ausfuͤhren. Endlich kommt den Fingern der menſchlichen Hand eine ungleich groͤßere Beweglichkeit und Selbſtſtaͤndigkeit dieſer letzteren, als den Zehen zu, wo— von umſtaͤndlicher zu ſprechen iſt. Die Knochen und Muskeln der Hand zeigen eine ſtrahlige Anordnung, deren Achſe mit dem Mittelfinger zuſam— men faͤllt, auf welchen auch, auſſer der allgemeinen Streckung und Beugung, alle Bewegungen der Finger ſich beziehen. Es wirken deshalb die ſaͤmmtlichen Abzieher (Daumen und kleiner Finger haben beſondere Abduktoren, an den andern Fingern vertreten ihre Stelle die aͤuſſern Zwiſchenknochenmuskeln) in der Art, daß bei gemeinſchaftlichem Wirken derſelben alle Finger von dem unbeweglich bleibenden Mittelfinger abgezogen, alſo geſpreizt werden, waͤhrend beim Zuſammenwirken des Anziehers des Daumens und der innern Zwiſchenknochenmuskeln die Finger gegen den Mittelfinger gezogen, alſo geſchloſſen werden. Auſſerdem hat ſowohl der Daumen, als der kleine Fin— ger einen beſondern Opponenten, der jeden gegen den andern zieht und zur Hohlmachung der Hand hilft. — Sehr verſchieden von dieſer Anordnung iſt die des menſchlichen Fußes, indem ſich hier die Wirkung der An- und Abzieher nicht auf die Mittelzehe bezieht. Uebrigens iſt bei ihm auch eine viel mindere Beweglichkeit der einzelnen Zehen, indem theils der opponirende Muskel fuͤr die große und kleine Zehe, ſo wie der beſondere Strecker der— ſelben ganz fehlen, theils die gemeinſamen Beuger und Strecker minder als an der Hand in einzelne Baͤuche getrennt, theils der kurze Daumenſtrecker, deſſen langer Abzieher und der Strecker des Zeigefingers am Fuße weniger geſondert und entwickelt ſind. Nach Vorausſchickung dieſer eye über den Unterſchied zwifchen Hand und Fuß bei dem Menſchen, wird es jetzt leicht werden zu beurtheilen, in wie fern den Gliedmaſſen der Affen Haͤnde zugeſchrieben werden koͤnnen. Daß dieſe wirklich an der vordern Ertremitaͤt vorhanden ſind, hat ſchon die oſteologiſche Darſtellung ergeben; ſie ſtehn jedoch der menſchlichen Hand, wie ebenfalls angeführt wurde, dadurch nach, daß 1) die 2 * 12 Affen. Pronation und Supination nur unvollſtaͤndig ausgeführt werden kann, 2) daß die Handwurzel laͤnger, 3) das Erbſenbein ferſenartig vorſpringend iſt, und, indem es dem Flexor ulnaris zur Anfuͤgung dient, dadurch der Beugung der Hand das Uebergewicht über die Streckung giebt, 4) daß der Daumen viel kuͤrzer und 5) das Hohlmachen weit geringer iſt. Aus der Mus— kelanordnung ergiebt es ſich aber weiter, daß die ſelbſtſtaͤndige Beweglich— keit der Finger beim Affen ungleich beſchraͤnkter, als beim Menſchen iſt, und Beugung und Streckung immer gemeinſchaftlich vollfuͤhrt werden muͤſſen. Es fehlt naͤmlich dem Affen der kurze Daumenſtrecker und der kurze Beuger des kleinen Fingers gänzlich; der kurze Daumenbeuger iſt mit dem Anzieher des Daumens verſchmolzen; der lange Daumenbeuger iſt nur ein Theil des tiefen Fingerbeugers; der lange Daumenſtrecker und der Strecker des Zeigefingers ſind miteinander verſchmolzen und ſchicken eine dritte Sehne zum Mittelfinger; endlich der Strecker des kleinen Fingers giebt noch eine Sehne an den vierten Finger. — Der Affe hat alſo allerdings an den Vor— dergliedmaſſen eine wahre Hand, aber ſie ſteht an Beweglichkeit weit der menſchlichen nach. Es iſt daher auch nicht, wie Darwin meint, eine bloße Nachlaͤſſigkeit des Affens, wenn er beim Anfaſſen eines Gegenſtandes, z. B. eines Apfels, den Daumen auf dieſelbe Seite legt, wo die uͤbrigen Finger liegen, und nicht einen Gegendruck gegen die Finger macht, ſondern es iſt dies Folge der Muskelanordnung. Schon Galen hat dieſe Unbe— holfenheit des Affen im Gebrauche des Daumens bemerkt “). Die hintere Extremitaͤt des Affen kommt in der Bildung des Un— terſchenkels und der Fußwurzel der Hauptſache nach, wie ſchon angefuͤhrt, mit den entſprechenden Abtheilungen an der menſchlichen untern Extremitaͤt überein; auch find die Muskeln am Unterſchenkel nicht Arm-, ſondern Fußmus⸗ keln: deutliche Wadenmuskeln mit der Achillesſehne. An die fußaͤhnlichen Knochenabtheilungen ſetzen ſich nun aber bei dem Affen Mittelknochen und Pha— langen an, die allerdings mehr denen der Hand, als denen des Fußes am Menſchen entſprechen. Zugleich finden wir nun auch in der Muskulatur Anordnungen, die auf eine Hand hinweiſen. Zwar herrſcht im Muskelver— laufe noch der Parallelismus, wie am menſchlichen Fuße vor, auch fehlen, 9) Vergl. Fiſcher's naturhiſt. Fragmente S. 92. Simiae. 13 wie bei dieſem, die opponirenden Muskeln des Daumens und kleinen Fin⸗ gers; dagegen haben die Zwiſchenknochen-Muskeln dieſelbe Einrichtung, wie die gleichnamigen an der menſchlichen Hand, und ſind demnach zum Spreitzen und Schließen der Zehen geeigneter. Ferner kommt hier ein langer Abzieher des Daumens und ein langer Abzieher des kleinen Fingers, wie an der Hand vor, welche beide dem menſchlichen Fuße abgehen. Uebrigens iſt die ſelbſtſtaͤndige Streckung und Beugung der einzelnen Zehen bei den Affen noch geringer, als am menſchlichen Fuße. — Die hintere Extremitaͤt des Affen unterſcheidet ſich alſo von der untern des Menſchen weſentlich dadurch, daß bei jener der Unterſchenkel und der Unterfuß in der Anordnung ihrer Knochen und Muskeln den Typus des menſchlichen Fußes an ſich tragen; waͤhrend der Mitteltheil und die Pha— langen in beiderlei Hinſicht zwar an die gleichnamigen des menſchlichen Fußes erinnern, gleichwohl aber auch in mehreren Stuͤcken mit der menſch— lichen Hand uͤbereinkommen. Wenn man demnach der vordern Extremitaͤt des Affen mit Recht eine Hand zuſchreibt, ſo kann man der hintern nur uneigentlich eine ſolche beilegen, da ihr weſentliche Stuͤcke zur Berechtigung auf dieſen Namen abgehen. Nimmt man indeß blos auf den aͤußern An— ſchein Ruͤckſicht, wornach eine Hand zunaͤchſt durch das Vorkommen eines Daumens charakteriſirt wird, ſo mag man immerhin in der deſcriptiven Zoologie die Affen als vierhaͤndige Thiere bezeichnen. Wie aber die handaͤhnliche Bildung des Fußes den Affen zu einem kletternden Thiere vorzugsweiſe geſchickt macht, ſo ſind es noch andere Stuͤcke !) der Muskulatur, aus welchen feine Unbehuͤlflichkeit zum aufrech— ten Gange, dagegen feine Beſtimmung zum Lauf auf allen Vieren hervor— geht. Es ſetzen ſich naͤmlich bei ihm der zweikoͤpfige Schenkelmuskel, der Schneidermuskel, der ſchlanke und halbſehnige Muskel, auch bei dem Orang, fo tief am Unterſchenkel an, daß der Affe immer in den Knieen zufammen- geſunken, alſo zur voͤllig aufrechten Stellung unfaͤhig iſt. Beim Menſchen gewinnt ferner der Koͤrper in der aufrechten Stellung dadurch an Sicherheit, daß die Oberſchenkel und durch ſie die Fuͤße nach außen gedreht find, wes— halb die Rollmuskeln des Oberſchenkels ſtark ſind. Bei den Affen dagegen ſind fie ſchwach, und die Geſaͤßmuskel und der viereckige Schenkelmuskel 10) Vergl. E. Bur dach a. a. O. S. 51 u. f. 14 Affen. rollen den Oberſchenkel gar nicht, ſondern ziehen ihn nur ruͤckwaͤrts. Weil weiter beim vierfuͤſſigen Gange die Laſt der Baucheingeweide hauptſaͤchlich von der vordern Bauchwand getragen werden muß, ſo ſind auch deren Muskeln beim Affen ſtaͤrker entwickelt, waͤhrend Leiſten- und Schenkelring eine viel weitere Oeffnung haben, was bei dem aufrechten Gange, wegen des leichtern Vorfalls der Eingeweide, nicht der Fall ſeyn darf. Dann ſehen wir auch bei dem Affen, wie bei den meiſten Saͤugthieren, die Mus— keln, welche zur Befeſtigung des Schulterblattes dienen, und deſſen Ver— ſchiebung verhindern, viel ſtaͤrker als beim Menſchen entwickelt, und es ſtellt ſich (nach Owen ) ſelbſt noch bei dem Orang-Utang, und (nach Traill) beim Schimpanſe ein eigenthuͤmlicher Heber oder Vorwaͤrtszieher des Schulterblattes 12) ein, der allen Saͤugthieren zukommt, dem Menſchen aber fehlt, weil beim aufrechten Gange ein ſolcher entbehrlich iſt. Endlich iſt es eine weitere Uebereinſtimmung des Affen mit den auf allen Vieren gehenden Thieren, daß wegen des weit aus dem Schwerpunkt geruͤckten Hinterhauptlochs die Nackenmuskeln, zumal da ein Nackenband abgeht, nicht blos viel ſtaͤrker als am Menſchen find, ſondern auch höher am Schaͤ— del, naͤmlich an der Querleiſte des Hinterhaupts ſich anſetzen; alles Be— dingungen, welche die Beſtimmung des Affen, auch des menſchenaͤhnlichſten, zum vierfuͤſſigen Gange erweiſen. Eine weitere Uebereinſtimmung mit der thieriſchen Bildung und hierdurch eine gleichzeitige Entfernung von der menſchlichen gibt ſich am Affen durch den Beſitz eines Schwanzes kund, wobei beſonders hervorzuheben iſt, daß ſelbſt an den aͤußerlich anſcheinend ungeſchwaͤnzten Affen (wenigſtens bei Inuus ecaudatus), wo das Schwanz— bein nicht mehr Wirbel als am menſchlichen Steißbein hat, doch alle, einem langen Schwanze zukommenden Muskeln (mit Ausnahme eines Seitwaͤrts— ziehers) gefunden worden ſind. — Noch weit mehr ſpricht ſich die Thier— heit beim Affen in dem Muskelapparate des Geſichtes aus. Bei dem Mens ſchen iſt ſelbiger aus vielen, ſelbſtſtändig beweglichen Muskeln zuſammen— geſetzt, wodurch dieſe zu einem ſchnellen und getreuen Reflex der innern Regungen der Seele hoͤchſt befaͤhigt ſind. Bei dem Affen dagegen kommen, 11) Proceedings I. p. 29. 12) Von Vieg-d' Azyr Acromio -basilaire, von Cuvier (Leg. I. p. 371) Acromio - trachélien genannt. Simiae. 15 außer den Schließern des Auges und des Mundes, hauptſaͤchlich nur zwei ſtarke Muskelparthieen vor, welche das Zaͤhnefletſchen bewirken; von ihnen haͤlt ſich blos ein Muskel mehr getrennt, deſſen Beſtimmung es iſt, den Mund zu ſpitzen. So vermag der Affe nur Grimaſſen zu ſchneiden, die ſein Mienenſpiel ſo widerlich machen. Die Anordnung des Nervenſyſtems der Affen iſt im Allgemeinen dieſelbe, wie beim Menſchen; aber im Einzelnen geben ſich gleichwohl auf— fallende Verſchiedenheiten kund. Hier kann nur von dem Haupttheile deſ— ſelben, vom Gehirne 15), die Rede ſeyn. Das Hirn iſt bei allen Affen verhaͤltnißmaͤßig kleiner; die Hemiſphaͤren haben weit weniger Furchen und Windungen, und dieſe ſind minder geſchlaͤngelt; auch ragen die Hemiſphaͤren nicht uͤber das kleine Hirn hervor. Die Markkuͤgelchen ſind gewoͤhnlich verſchmolzen; hinter der Bruͤcke kommt, mit Ausnahme der Orangaffen, bei denen auch die Markkuͤgelchen getrennt ſind, eine den Saͤugthieren eigenthuͤmliche Binde vor, das Trapezium. Weitere Unterſchiede werden bei den Orangaffen, deren Gehirnbildung am meiſten ſich der menſchlichen annaͤhert, beſprochen. Von den Organen der vegetativen Sphaͤre des thieriſchen Lebens gelten dieſelben Bemerkungen, wie von denen der animalen Sphaͤre: bei großer Uebereinſtimmung in der allgemeinen Beſchaffenheit gleichwohl erhebliche einzelne Abweichungen. Zuerſt vom Verdauungsſyſtem. Die Laͤnge des Darms ſteht haͤufig in demſelben Verhaͤltniß zur Laͤnge des Koͤrpers (d. h. der Entfernung vom Munde zum After), wie im Menſchen, iſt alſo S 6: 1. Im Allgemeinen, obſchon es erhebliche Ausnahmen giebt, iſt ſie bei den Seiden- und Halbaffen geringer, als bei den übrigen. Am größten iſt dieſe Länge beim Duk, naͤmlich = 9, 8: 13 am geringſten waͤre ſie bei Hapale Oedipus, wo ſie Daubenton nur = 2, 5: 1 beſtimmt, Duvernoy aber fie = 4:1 ſetzt 10). Innerhalb der Mundhoͤhle kommen bei manchen Affen der alten 13) Vgl. die Darſtellungen des Gehirnes des Orang-Utangs von Tiedemaun (Zeitſchr. f. Phyſiolog. II. S. 17. tab. 4); des Schimpanſe von Tyſon (Anatom. of a Pygmie p. 15 fig. 13 — 14); der Simia nemestrina, rhesus, sabaea, capueina und Lemur mongos von Tiedeman (Icones cerebri simiarumete.) 14) Vergl. hierüber die vielen Angaben bei Meckel (vergl. Anat. IV, S. 732 und bei Cuvier Lec. 2. edit. IV, 2. p. 182). 16 Affen. Welt Backentaſchen vor. Dieß iſt ein feit alten Zeiten bekanntes Fak— tum, und iſt von den zoologiſchen und zootomiſchen Schriftſtellern allgemein fuͤr die Gattungen der Meerkatzen, Makaken und Paviane angegeben. Um fo auffallender iſt daher Ruͤppell's 15) neuliche Behauptung, daß er in dem Munde keiner einzigen der von ihm beobachteten Gattungen Cynoce- phalus, Macacus, Cercopithecus oder Colobus etwas gefunden hätte, das mit einer Backentaſche verglichen werden koͤnnte. Ich habe ſeitdem nur 5 Affen im Fleiſch zu unterſuchen Gelegenheit gehabt, naͤmlich Simia Cephus , ecaudatus, eynomolgus, Hamadryas und Babuin. Bei erſterem konnte ich fie allerdings nicht wahrnehmen, dagegen ſah ich ifie ſehr groß beim Babuin, und viel kleiner bei der jungen 8. Hamadryas und den beiden andern, deren praͤparirte Backentaſchen deshalb in unſe— rer Sammlung im Brantwein aufbewahrt werden. Ruͤppell's Behaup— tung iſt daher in der Allgemeinheit ihrer Aufſtellung nicht begruͤndet, wie dieß auch die zahlreichen gegentheiligen Verſicherungen der fruͤheren Beob— achter erweiſen; vielleicht giebt es aber ſpezifiſche oder in hoͤchſt ſeltenen Fällen ſelbſt individuelle Ausnahmen 1°), was weitere Unterſuchungen er— mitteln muͤſſen. Die Backentaſche ſelbſt hat eine ſackfoͤrmige Geſtalt, faͤngt an der Commiſſur der Lippen an und zieht ſich nach hinten und unten herab; ſie wird durch die Mundhaut gebildet, und der Halshaut- und Backen— muskel breiten ſich mit einzelnen Faſerbuͤndeln auf dieſer Taſche aus. Den Affen der neuen Welt gehen durchgaͤngig Backentaſchen ab; dagegen bemerkt Meckel n) vom Maki, daß ſich an dieſer Stelle eine anſehnliche Druͤſen— lage finde, und hier die Mundhaut ſehr ausdehnbar ſey, 5 daß die Thiere ihre Nahrungsmittel darin verwahren koͤnnen. Die Zunge iſt laͤnglicher als die menſchliche, weich mit vielen Waͤrz— chen. Kelchfoͤrmige Warzen ſind am meiſten bei den Klammeraffen gefunden worden, nämlich 10; bei den Roll- und Seidenaffen nur 3 8). Merk— wuͤrdig iſt es, daß bei den amerikaniſchen Affen, vielleicht bei allen Arten, außer⸗ 15) Abyſſin. Wirbelth. Heft. 1. 16) Bei C. Cephus muß ich bemerken, daß die Haut vom Fleiſchkörper bereits abgezogen war, als ich der Backentaſchen wegen nachſah. Gleichwohl glaube ich nicht, daß fie mir deßhalben entgangen find, da ich weder an der Haut, noch am Fleiſchkörper Spuren derſelben auffinden konnte. Dieß iſt um fo auffallender, als Daubenton fie gerade von dieſer Art ausdrücklich angiebt. 17) A. a. O. IV. S. 719. 18) Ebendaſ. S. 723. Simiae. 17 außerdem auch bei einigen Halbaffen, unterhalb der Zunge ein kleineres Zuͤngelchen vorkommt, wovon bei dieſen Gattungen beſonders gehandelt werden ſoll 19). — Das Zungenbein hat bei den meiſten Affen viel län- gere vordere Hörner als beim Menſchen; bei den Makis ſind fie faſt dop⸗ pelt ſo groß als die hintern. Am auffallendſten iſt das Zungenbein bei dem Bruͤllaffen, indem deſſen Körper zu einer großen Pauke aufgetrieben iſt ro). — Das Zaͤpfchen iſt bei den Affen kleiner als beim Menſchen, und fehlt den Makis. Der Magen der Affen iſt duͤnnhaͤutig und im Allgemeinen rundlicher, als der menſchliche; er iſt einfach, nur bei den Schlankaffen zuſammengeſetzt. Der Duͤnndarm ermangelt bei allen Thieren dieſer Ordnung der Querfalten (valvulae conniventes), wodurch er ſehr vom menſchlichen abweicht. Ein Blinddarm iſt durchgaͤngig vorhanden, zugleich groͤßer als beim Menſchen, aber nur bei dieſem, dem Orangaffen und dem Gibbon mit dem wurmfoͤr— migen Fortſatze verſehen 21). — Die Leber iſt gewoͤhnlich in mehr Lappen (in 5 —6) zerfallen als die menſchliche, der ſich die des Orangs am meiſten annaͤhert 22). Gallenblaſe und Bauchſpeicheldruͤſe kommen immer vor; die Milz iſt kleiner als beim Menſchen. Von den Harnwerkzeugen iſt zu be— merken, daß wohl bei allen Affen, ſelbſt beim Orang-Utang, nur ein Nie— renwaͤrzchen getroffen wird. b Das Gefaͤßſyſtem iſt im Allgemeinen von der Anordnung des menſchlichen. — Die Athmungsorgane bieten dagegen mehrere Dif— ferenzen dar, und zwar hauptſaͤchlich in dem Theile, welcher den Stimm— apparat enthaͤlt. Es kommen hier naͤmlich haͤufig Saͤcke vor, welche von der Schleimhaut gebildet werden und in die Hoͤhle des Kehlkopfs ſich muͤn— den, an deſſen vorderer Flaͤche ſie liegen. Die Saͤcke ſind bald doppelt, bald einfach, aͤndern in Geſtalt und Groͤße, ſo daß wahrſcheinlich Ge— ſchlechts- und Altersverſchiedenheiten ſtattfinden, und kommen nicht allen Arten einer und derſelben Gattung zu. Bekannt ſind ſie von den Orang— 19) Gefunden iſt dieſes untere Züngelchen bisher bei Mycetes fuscus, Ateles Paniscus, Cebus capueinus und robustus, Chrysothrix sciurea, Callithrix cuprea, Hapale Jacchus, penieillata, aurita und Rosalia, Lemur mongos und albifrons, Stenops gracilis (Carus Erläuterungstafeln IV. S. 18). 20) Vgl. das viele Detail bei Meckel IV. S. 724 und bei Cuvier IV. I. p. 465. 21) Meckel a. a. O. S. 725 u. f.; Cuvier IV. 2. p. 25. 22) Meckel. S. 735; beſonders aber Cuvier ©. 423 ff. Suppl. 3 18 Affen. affen; Hylobates syndactylus; Semnopithecus leucoprymnus und na- sicus; Cercopithecus aethiops, fuliginosus, ruber (nach Meckel, während Cuvier ihn nicht fand) und sabneus, welcher Art Cuvier einen Sack ganz abſpricht, während Wolff ??) ihn angiebt; dagegen hat ihn Jener, ſo wie Meckel bei einer nahe mit C. sabaeus verwandten Art gefunden; fuͤr C. mona verneint ihn Cuvier ebenfalls. Derſelbe ſpricht ihn auch dem Inuus sinicus ab; dagegen fuͤhrt ihn Meckel fuͤr I. ecaudatus, cynomolgus und nemestrinus auf., Er kommt nach dieſem weiter vor bei Cynocephalus Sphinx, porcarius und Mormon; nach Cuvier aber nicht bei C. Hamadryas. Bei allen eben genannten, der alten Welt angehoͤrigen Affen haͤngen dieſe Saͤcke durch eine zwiſchen Kehl— deckel und Schildknorpel befindliche Oeffnung mit der Hoͤhle des Kehlkopfs zuſammen. Unter den Affen der neuen Welt finden ſich bei Mycetes zwei haͤutige Saͤcke, die in die paukenartige Erweiterung des Zungenbeins muͤnden. Bei Ateles Paniscus liegt der Sack, nach Cuvier, nicht an der gewoͤhnlichen Stelle, ſondern zwiſchen Luftroͤhre und Ringknorpel, doch oͤffnet er ſich, nach Camper, wie bei den vorigen, naͤmlich in der Wurzel des Kehldeckels. Bei Hapale Rosalia ſoll, nach Cuvier, der Sack zwi— ſchen Schild- und Ringknorpel, nach Carus ?*) jedoch ebenfalls zwiſchen Schildknorpel und Zungenbein liegen; ich konnte einen ſolchen Sack bei einem weiblichen Individuum, auch bei der ſorgfältigſten Unterſuchung, nicht wahrnehmen. Bei H. Jacchus und Midas wurde weder von Meckel, noch Cuvier ein Sack gefunden. Von den Halbaffen iſt kein ſolcher be— kannt 28). — Bei Lemur Macaco zeigen dafür die Luftroͤhrenaͤſte eine paukenartige Erweiterung. Die Lunge der Affen hat rechts gewoͤhnlich 4, ſeltner 3; links 2, ſeltner 3 Lappen. An den maͤnnlichen Geſchlechtswerkzeugen kommt die Ruthe mit der menſchlichen, aber auch mit der der Fledermaͤuſe darin uͤberein, daß ſie frei vom Schambogen herabhaͤngt, gleichwohl hat ſie nur eine mehr mit an— dern Saͤugthieren uͤbereinſtimmende Bildung und einen vom menſchlichen Typus abweichenden Muskelapparat, wodurch die Begattung nach thieriſcher 23) De organo vocis mammalium, Berol. 1812. 24) Zootomie. 2. Aufl. S. 607. 25) Vgl. Meckel. IV. S. 546. Simiae. 19 Weiſe vorgenommen wird. Der Zellkoͤrper der Ruthe iſt gewoͤhnlich durch eine Scheidewand getheilt, zuweilen auch nicht; ein ne Zellkoͤrper umgiebt die Harnroͤhre. Die Eichel hat bei einigen Affen die Geſtalt eines Pilzes und iſt auch manchmal mit hornigen Stacheln beſetzt. Häufig kommt ein Ruthenknochen vor, der jedoch den Orangaffen zu fehlen ſcheint. Der Hodenſack iſt haͤngend!) und zuweilen lebhaft gefärbt. Samenblaͤschen, Cowperſche Druͤſen und Vorſteherdruͤſe ſind durchgaͤngig vorhanden; erſtere bilden bei den Makis einen großen Blinddarm mit einfacher Hoͤhle. — Von den weiblichen Geſchlechtsorganen iſt der Fruchthalter der Affen gleich dem menſchlichen einfach und dickwandig; bei den Makis iſt der Grund deſſelben in 2 Hoͤrner getheilt; Eileiter und Eierſtoͤcke bieten nichts Beſonderes dar. Die Scheide iſt weit glatter; der Kitzler bei allen vorhanden, bei den Klammeraffen ſehr groß und bei den Makis und Loris wird er ſogar von der Harnroͤhre durchbohrt. Innere Schamlippen und ein eigentliches Hymen gehn allen Affen ab ); die Stelle des letzteren wird blos durch eine Hautfalte angedeutet, wie ſie auch bei Fleiſchfreſſern, den Wieder— kaͤuern und dem Pferde gefunden wird. Zitzen find gewoͤhnlich nur 2 vor— handen und ſie liegen in der Bruſtgegend. — Bei manchen weiblichen Affen, aber nicht bei allen, nicht einmal bei allen Individuen derſelben Art, trifft man einen periodiſchen Blutfluß aus der Scheide, der indeß zugleich mit einer Anſchwellung der aͤußern Geſchlechtstheile, als Zeichen der Bruͤnſtigkeit, verbunden iſt, zu welcher Zeit allein das Maͤnnchen zu— gelaſſen wird. Uebrigens beſchraͤnkt ſich dieſe Erſcheinung nicht blos auf die Affenweibchen, ſondern wird namentlich haͤufig auch bei der Kuh zur Zeit der Bruͤnſtigkeit bemerkt. Wenn daher auch nicht der periodiſche Blutab— gang, wie es ſchon Plinius gemeint hatte, eine dem Weibe ausſchließlich zukommende Eigenthuͤmlichkeit iſt, ſo faͤllt er doch bei dieſem nicht mit der groͤßern Erregung der aͤußern Geſchlechtsorgane oder einer an dieſe Periode gebundenen Bruͤnſtigkeit zuſammen, und hat daher eine andere phyſiolo— giſche Bedeutung 5). 1) Vom Orang ⸗Utang giebt Camper, und vom Schimpauſe führen Tyſon und Dau- benton den Hodenſack als nicht hängend an. 2) Auch beim Schimpanſe fand Traill keine Nymphen; vom Hymen nur eine Spur. 3) Vgl. Numanns intereſſante Abhandlung über 3 * 20 Affen. So haͤtten wir denn im leiblichen Baue des Menſchen und des Affen zwar viele uͤbereinſtimmende Merkmale, zugleich aber auch wieder viele ab— weichende gefunden; letztere namentlich in den hoͤchſten organiſchen Syſte— men, welche der animalen Sphaͤre des Organismus angehoͤren. Wenn Linné ſagte: Nullum characterem hactenus eruere potui, unde homo a simia internoscatur, ſo koͤnnen wir ihm jetzt, bei genauerer Bekannt— ſchaft mit dem Baue der Affen, ſchlagende Unterſcheidungs-Charaktere genug angeben. Was ſonſt über Lebens weiſe und Sitten dieſer Thiere zu fagen wäre, hat bereits ſchon Schreber groͤßtentheils erörtert, worauf ich hier verweiſe. Erwaͤhnen will ich nur noch, daß alle Affen wahre Baumthiere und ihrem ganzen Baue nach hoͤchſt geſchickt zum Klettern ſind. Der auf— rechte Gang iſt ihnen ein unnatuͤrlicher und wird deshalb im Freien nur ſelten von ihnen angenommen; gejagt werfen ſie ſich allemal auf alle Viere und ſpringen mit Schnelligkeit von Aſt zu Aſt. Ihre Lebensgeſchichte iſt durch eine Menge alberner Maͤhrchen entſtellt und ihre Anlagen und Faͤhigkeiten find über Gebühr gerühmt worden. Ihre Heimath ſind nur die waͤrmern Laͤnder, obgleich ſie noͤrdlich und ſuͤdlich uͤber die Wendekreiſe hinausgehen, jedoch mit beſondern Eigenthuͤmlichkeiten. In Afrika reichen ſie durch den ganzen Kontinent, gehen alſo noͤrdlich wie ſuͤdlich uͤber die Wendekreiſe hinaus. Am verbreitetſten ſind die Meerkatzen; die Stummelaffen gehoͤren mehr den mittlern, und die Paviane mehr den oͤſtlichen und ſuͤdlichen Ge— genden an. Die aſiatiſchen Makakos ſind hier blos durch den ungeſchwaͤnzten Hundsaffen repraͤſentirt. Madagaskar iſt die Heimath der Maki's und Indri's; auch die Galago's gehoͤren blos Afrika an. In der oͤſtlichen Haͤlfte der Halbkugel geht die Heimath der Affen nicht ſo tief ſuͤdwaͤrts, wie in Afrika; weder auf Neuholland, noch auf den Inſeln der ftillen See, ſelbſt nicht einmal auf Neuguinea ſind ſie gefunden worden; ihre Grenze bilden auf dieſer Seite die ſundaiſchen Inſeln, alſo ohngeſaͤhr der 10° ſ. Breite. Nordwaͤrts erfuͤllen ihre Truppen Vorder- und Hinterindien und die ſuͤd— lichen Theile China's, fie kommen noch im nordoͤſtlichen Afghaniſtan?) vor, den periodiſchen Blutfluß aus deu Geſchlechtstheilen bei einigen Hausthieren ꝛc. (Tijdsehrift voor natuurl. Gesehiedenis. 1838; überſ. in Froriep's Notizen 1838. Nr. 150 — 151.) 4) Elphinſtone's Kabul 1. S. 226. Simiae. 21 wohl auch in den ſuͤdlichen Gegenden Perſiens, und aus Arabien iſt der urſpruͤnglich Afrika angehoͤrige, graue Pavian bekannt; uͤber Syrien habe ich bereits keine Angabe mehr vorgefunden. Der noͤrdlichſte Punkt iſt Ja— pan, wo der Inuus speciosus wohnt. Aſien eigenthuͤmlich ſind der Orang⸗ Utang, die Gibbons, die Schlankaffen, die Makakos, die Lori's und die Tarſier. Die geographiſche Verbreitung der Affen in der alten Welt reicht alfo vom 35° f. Breite bis ohngefaͤhr zum 37° n. Breite; hier jedoch nur fo weit in Japan. — Von Amerika wiſſen wir bereits von Hernan— dezs), daß Affen (Cebus) nur noch in den warmen Theilen von Mexiko gefunden werden; hier iſt alſo der Wendekreis des Krebſes ziemlich ihre Grenze, woruͤber ſie blos um einige Grade hinaus gehen, ſo daß wir da— ſelbſt mit Humboldt ©) den 28° n. Breite als aͤußerſte Grenzlinie anneh— men duͤrfen. Als ſuͤdliche Grenze ſetzt Rengger ?) den 29° ſ. Breite feſt, was auch von d' Orbigny z) beſtaͤtigt wird, da dieſer zwar noch in Cor— rientes Affen gefunden hat, nicht mehr aber in der zwiſchen dem Parana und Uruguay liegenden Provinz Entre Rios, wo dieſe Thiere bereits ganz verſchwunden ſind. Man theilt dieſe Ordnung in 3 ſehr gut von einander verſchiedene Familien: 1) Affen der alten Welt, 2) Affen der neuen Welt, und 3) Halbaffen. 5) Thes. rer. med. c. VII. p. 318. 6) Voy. I. p. 144. 7) Säugth. von Paraguay. S. 369. 8) Voy. dans l' Amérique merid. I. 22 I. Familie. Simiae catarrhinae. Altweltliche Affen. Septum narium angustum; meatus auditorius osseus tubuliformis, compressus, mar- gine denticulato; dentes incisivi supra et infra 4 contigui. Zu dieſer Familie gehören alle Affen der alten Welt, die folgende Merkmale mit einander gemein haben: 1) die Naſenſcheidewand iſt ſchmal, daher die Naſenloͤcher abwaͤrts gerichtet ſind, 2) der knöcherne aͤußere Gehoͤrgang zeigt ſich als eine mehr oder minder zuſammengedruͤckte Roͤhre, deren unter- und vorwaͤrts gerichtete Schulpe mit einem ſcharfen gezackten Rande endigt; bei den amerikaniſchen Affen dagegen, wo der aͤußere Ge— hoͤrgang ungleich kuͤrzer iſt, iſt er nicht nur zugleich viel weiter und kreis— förmig, ſondern feine aͤußere Oeffnung bildet einen vollſtaͤndigen umgeſchla— genen Ring. Bei den amerikaniſchen Affen ſehen wir demnach eine Bil— dung des Gehoͤrganges, welche der von neugebornen Kindern aͤhnlich iſt, waͤhrend bei den altweltlichen Affen ſelbige mit der des erwachſenen Men— ſchen uͤbereinkommt. Dieſer Unterſchied iſt conſtant, indem ich von allen Gattungen die Schaͤdel deshalb verglichen habe. 3) Auf jeder Kieferhaͤlfte finden ſich nur fuͤnf Backenzaͤhne. 4) Backentaſchen, Geſaͤßſchwielen und Schwanzmangel kommt nur bei dieſer, nicht bei der folgenden Familie vor; dagegen iſt bei letzterer oͤfters ein Greifſchwanz vorhanden, der bei keiner Art der altweltlichen Affen gefunden wird. Hieher gehoͤren die groͤßten Thiere aus der ganzen Ordnung. Ihre Schnautze iſt vorſpringender, als bei den amerikaniſchen Affen, und nur die Gibbons und Schlankaffen allein kommen mit dieſen in gedachter Beziehung uͤberein. Der Unterkiefer iſt immer ſchmaͤchtig und dehnt ſich niemals zu ſolcher Breite aus, wie fie bei den meiſten amerikaniſchen Affen ge funden wird. In der Jugend iſt der Schaͤdel immer gerundeter; mit dem Alter aber wird die Schnautze weit vorſpringender, die Schaͤdelleiſten entwickeln ſich mehr, wodurch der Kopf alsdann haͤufig ein ganz anderes Anſehen erhaͤlt. Am ſtaͤrkſten zuruͤckgedraͤngt iſt der Schnautzentheil bei den meiſten Gibbons und Schlankaffen, die daher den groͤßten Geſichtswinkel haben, Simiae catarrhinae. 23 naͤchſtdem bei den Meerkatzen; dann folgen die Makaken, wo die Schnauße bereits ſtark hervorragt, bis ſie endlich in den Orangaffen und noch mehr in den Pavianen gewaltig hervortritt, und bei dieſen letzteren ſogar das Uebergewicht über den Hirnſchaͤdel erlangt °). Die Zaͤhne kommen in gleicher Anzahl und von ziemlich aͤhnlicher Form wie beim Menſchen vor, naͤmlich: Schneidezaͤhne ?, Eckzaͤhne 111 und Backenzaͤhne 35; alſo im Ganzen 32 Zaͤhne. — Die Schneidezaͤhne find ſchneidend; die obern groͤßer als die untern, und bei jenen die beiden mittlern ſtaͤrker als die beiden aͤußern. — Die Eekzaͤhne find lang, ſtark, zugeſpitzt, gekruͤmmt; die obern groͤßer als die untern, meiſt dreiſeitig, und greifen zwiſchen dem untern Eckzahn und dem unterſten erſten Backenzahn ein, welcher letztere dadurch oͤfters bei alten Individuen ganz verdruͤckt wird. — Von den Backenzaͤhnen ſind im Allgemeinen auf jeder Seite die beiden erſten zweiſpitzig, die 3 folgenden vierhoͤckerig, wozu ſich im Unterkiefer am hinterſten Backenzahn bei Gibbons, Schlankaffen, Makaken und Pavianen noch ein fuͤnfter Anſatz an der hintern Seite anlegt, ſo daß hiedurch dieſer Zahn fuͤnfhoͤckerig wird. Geſaͤßſchwielen kommen allein bei den altweltlichen Affen vor, und der Sitzknorren bildet zu ihrer Aufnahme eine elliptiſche Scheibe, uͤber welche jedoch ihr Umfang haͤufig weit hinausgreift. Solche Schwielen gehen allein den Orangaffen ab. — Der Schwanz iſt ſchlaff, niemals greifend und wickelnd; er fehlt den Orangaffen, Gibbons und einigen Makaken. Backentaſchen kommen in den Gattungen Cercopithecus, Inuus und Cynocephalus vor; ob bei allen Arten derſelben, unterliegt weiterer Unterſu— chung. Ganz mangeln ſie bei den Orangaffen und Gibbons; auch allen bisher anatomirten Schlankaffen gehen ſie ab. — Die vier Gliedmaſſen find mit aͤchten Daumen verſehen, die jedoch an den Vorderhaͤnden den Stummelaffen aͤußerlich ganz fehlen, ſo daß dieſe nur vierfingerig ſind. Die Naͤgel ſind ſchmaͤler und ſtaͤrker gewoͤlbt als beim Menſchen. \ Ihre Heimath iſt Afrika und die waͤrmeren Theile Aſiens mit den dazu gehoͤrigen Inſeln. Weder Neuholland, noch Europa haben Affen aufzuweiſen; nur auf den Felſen von Gibraltar allein halten ſich Magots 9) Vgl. die numeriſchen Angaben des Geſichtswinkels auf S. 3. 24 Altweltliche Affen. auf, von denen man nicht weiß, ob ſie hier urſpruͤnglich heimiſch ſind, oder von entlaufenen Individuen abſtammen. — Eine genauere Kenntniß der Arten iſt hauptſaͤchlich durch die Histoire naturelle des mammiferes par G. Geoffroy- Saint- Hilaire et Fr. Cuvier 10), von Letz⸗ terem faſt ausſchließlich verabfaßt, begruͤndet worden; dieſem Werke haben wir auch die vorzuͤglichſten, meiſt nach dem Leben gefertigten Abbildungen zu verdanken. Sehr ſchaͤtzbar iſt ferner das von Sfidor Geoffroy n) gelieferte Tableau methodique des Singes de PAneien-Monde, welches eine fleißig gearbeitete Aufzaͤhlung der altweltlichen Affen, mit dee der Meerkatzen und Paviane, enthaͤlt. I. SIMIA. Orangaffe. Brachia elongata, sacculi buccales nulli, nates tectae, cauda nulla. Unter allen Gattungen von Affen naͤhert ſich in ihrer Leibesgeſtalt keine mehr dem Menſchen als dieſe, denn ſie hat weder Backentaſchen, noch Geſaͤßſchwielen, noch einen Schwanz. Gleichwohl find zwiſchen beiden, ſelbſt wenn man nur auf die leiblichen Merkmale Ruͤckſicht nimmt, ſo auffallende und gewaltige Unterſchiede, daß nur Unwiſſenheit oder Narrheit es ſeyn kann, welche dieſe Differenz nicht beachtet. Schon gleich im Aeußern un— terſcheidet ſich der Orang vom Menſchen durch ſeine vorſpringende Schnautze, durch ſeine furchtbaren Fangzaͤhne, durch die uͤbermaͤßig langen Arme, den dichtbehaarten Koͤrper und durch Haͤnde an den Hintergliedern ſo gut als an den vordern. Dieſe Haͤnde, ſtatt der Fuͤße, zeigen an, daß der Orang nicht 10) Es exiſtiren von dieſem Werke 2 Ausgaben: eine in Folio, die andere mit denſelben Figuren in groß Quart; in letzterem Format iſt bisher blos die Ordnung der Affen erſchienen, und da dieſe Ausgabe eine fortlaufende Bezifferung hat, ſo habe ich ſie für die Ordnung der Vierhänder allein eitirt. 11) Belanger voyage aux Indes-Orientales. Zoologie. 1834. p. 19. Simia. 25 nicht zum aufrechten Gang, fondern zum Klettern auf Bäumen beſtimmt iſt. Er verhält fi) in dieſer Beziehung, wie alle andern Affen. Zu dieſen aͤu— ßerlichen Unterſchieden treten nicht minder weſentliche innere hinzu, von de— nen es hier genügen muß, einige der wichtigſten anzufuͤhren. — Betrachten wir zuerſt den Knochenbau, fo koͤnnen wir mit Owen 1) 21 Merkmale aufzählen, durch welche fi) der Schimpanſe und Orang— s von dem Menſchen unterſcheiden. 1) Durch den Zwiſchenraum zwiſchen den Eck- und Schneidezaͤhnen im Oberkiefer, ſo wie zwiſchen den Eck- und Backenzaͤhnen im Unterkiefer; beim Menſchen liegen alle in gedraͤngter ununterbrochener Reihe. 2) Durch die erheblichere Groͤße des Zwiſchenkiefers, was bei den Er— wachſenen durch die Entfernung der foramina ineisiva von den Schneide: zaͤhnen angezeigt iſt; beide Differenzen ruͤhren von der ſtaͤrkern Entwickelung und der verſchiedenen Form der Eck- und Schneidezaͤhne her. 8 3) Durch mehr ruͤckwaͤrts geſtellte und ſchiefe Lage des Hinter- hauptlochs. 4) Durch mindere Groͤße der Gelenkfortſaͤtze des e 5) Durch groͤßere Entwickelung des Felſenbeins. 6) Durch ſtaͤrkere Ausbildung der Kiefer. 7) Durch Flachheit des Naſenbeins, welches uͤberdieß ſelten in der Mittellinie getheilt, beim Menſchen dagegen ſelten verſchmolzen iſt. 5 8) Durch das Vorkommen eines Fortſatzes vor der aͤußern Gehoͤr⸗ Öffnung, und Fehlen des Warzen- und Griffelfortſatzes. 9) Durch den Mangel des Hahnenkamms am Siebbein. 10) Durch Kürze und Schmaͤchtigkeit der Lendenwirbel-Gegend, welche auch gewoͤhnlich nur aus 4 Wirbeln beſteht. 11) Durch Schmalheit und Laͤnge des Kreuzbeins. 12) Durch die Flachheit der Huͤftbeine und die ſtaͤrkere Entwickelung und Auswaͤrtskruͤmmung der Sitzbeine. 13) Durch die Lage des Beckens in Bezug auf das Ruͤckgrath. 14) Durch ſtaͤrkere Entwickelung des Bruſtkaſtens. 12) In ſeiner vortrefflichen, von meiſterhaften Abbildungen begleiteten Darſtellung der Oſteo⸗ logie der Orangaffen (Trausact. of the zoolog. Society. I. 4. p. 343.) Suppl. 26 Drangaffen. 15) Dürch groͤßere Länge der obern Gliedmaffen. 16) Durch den groͤßern Zwiſchenraum zwiſchen Ellenbogenbein und Speiche. 17) Durch Kuͤrze des Daumens und Schmalheit der Hand im Ver— haͤltniß zu ihrer Laͤnge. 18) Durch Kuͤrze der untern Gliedmaſſen. 19) Durch groͤßere Laͤnge und Schmalheit des Fußes. 20) Durch die geringe Groͤße des Ferſenbeins, was deshalb die auf— rechte Stellung dem Orang außerordentlich erſchwert. 21) Durch Kuͤrze und Gegenſtellung der großen Zehe. Daß der Orang an den Hinterfuͤßen ebenfalls mit Haͤnden verſehen iſt, iſt alſo nicht, wie Bory meint, eine Bedingung, durch welche er noch um eine Stufe hoͤher als der Menſch zu ſtehen kaͤme, ſondern eben dieſes Merkmal iſt es, welches ihn hauptſaͤchlich zum vierfuͤßigen Gang verdammt und ihm die freie Benutzung der vordern Haͤnde benimmt, bei denen die Kuͤrze des Daumens uͤberdieß zwar zum Feſtklammern dient, dagegen nicht zu den mannigfaltig kuͤnſtlichen Verrichtungen, welche der Menſch mit ſeinem langen und kraͤftigen Daumen vornehmen kann. — Vom Zahnbaue iſt hier nur ſoviel zu bemerken, daß die 3 hinterſten Backenzaͤhne des Ober— wie des Unterkiefers vierhoͤckerig ſind, und daß die Eckzaͤhne wie bei allen andern Affen als große Fangzaͤhne hervorragen. Nicht minder auffallende Unterſchiede als der Knochenbau giebt die Muskelbeſchaffenheit zu erkennen, wie wir fie durch Tyſows 18) und Traills!“) Anatomie des Schimpanſe, hauptſaͤchlich aber durch die hoͤchſt ſorgfaͤltigen Unterſuchungen Owens!) ſowohl von dieſer Art, als dem Orang— Utang, kennen gelernt haben. Im Allgemeinen zeigt ſich dieſelbe Anordnung wie bei den andern Affen, doch kommen beim Orang-Utang einige erheb- liche Abweichungen vom Schimpanſe und den uͤbrigen Quadrumanen hin— ſichtlich der Beſchaffenheit der Zehenbeuger vor, woruͤber das Weitere bei Owen nachzuſehen iſt. Auch das Gehirn, obſchon es ſich unter allen Thieren am meiſten dem menſchlichen annaͤhert, hat doch merkliche Differenzen aufzuweiſen, wie l en er P Se 2 ed. p. 84. — 14) Mem. of the Wernerian Soc. III. p. 1. — 15) Proceed. of the Committ. of the Zool. soc. I. p. 28, 67. — Simia. 27 dieß Tiedemann !éô) dargethan hat. Als Merkmale, durch welche ſich, ihm zu Folge, das Gehirn des Orang-Utangs von dem aller andern Affen unterſcheidet, durch eben dieſe Momente aber mit dem menſchlichen uͤberein— kommt, bezeichnet er hauptſaͤchlich folgende: 1) den Mangel des Trape— ziums am verlaͤngerten Ruͤckenmark; 2) das Vorkommen des hintern oder beutelfoͤrmigen Ausſchnitts des kleinen Hirns; 3) zahlreichere Furchen und Platten am kleinen Hirn; 4) das Vorhandenſeyn zweier abgeſonderter Mark— kuͤgelchen; 5) zahlreichere Furchen und Windungen des großen Hirns, die zugleich weniger ſymmetriſch ſind, und 6) das Vorkommen von zehenartigen Einſchnitten an den Ammonshoͤrnern. Dagegen unterſcheidet ſich das Gehirn des Orang-Utangs weſentlich von dem des Menſchen durch folgende Punkte: 1) Das große Hirn iſt verhaͤltnißmaͤßig kleiner, kuͤrzer und niedriger als beim Menſchen. ) Die Halbkugeln des großen Hirns zeigen eine ge— ringere Maſſe zu dem Ruͤckenmark, den Pyramiden, dem kleinen Hirn, den Vierhuͤgeln, den Sehhuͤgeln und den geſtreiften Koͤrpern als beim Menſchen. 3) Das Hirn iſt im Verhaͤltniß kleiner als bei letzterem. 4) Die Halbku⸗ geln des großen Hirns haben bei weitem weniger Furchen und Windungen als beim Menſchen. 5 Vergleicht man mit dieſen Angaben die Abbildungen Tyfomws vom Gehirn des Schimpanſe, ſo ſieht man, daß dieſelben Abweichungen vor— kommen, obſchon genannter Anatom im Texte eine vollkommene Ueberein⸗ ſtimmung mit dem menſchlichen Gehirn ausſpricht. Daß uͤbrigens beim Schimpanſe im Weſentlichen dieſelben Verhaͤltniſſe obwalten, ergiebt ſich auch aus den kurzen Notizen von Owen !“). Als Unterſchiede des Gehirns des Schimpanſes von dem des Orang-Utangs bezeichnet er, daß bei jenem das verlaͤngerte Mark verhaͤltnißmaͤßig kuͤrzer iſt, wie es auch die vordern Lappen ſind, und daß das kleine Hirn weiter hinter dem großen Hirn vorragt. 16) Zeitſchrift für Phyſiologie. II. S. 17. 17) Proceed. of the Committ. of the Zoolog. Soc. I. p. 5. Vgl. auch Tiedem. in den phil. trausact. 1836 u. die hieraus abgedruckte, mit Erweiterungen verſehene Abhandlung: das Hirn des Negers mit dem des Europäers und Orang⸗Outangs verglichen von Dr. Tiedemann. Heidelb. 1837. Ato. Das Gehirn des Schim⸗ panſe iſt hier, ohne nähere Beſchreibung, auf Tab. VI. von oben und unten abgebildet. Es ſcheint noch menſchenähnlicher; namentlich gleichen die Eminentiae candicantes und das verlän- gerte Mark der Bildung dieſer Theile am Menſchen mehr, als es beim Orang⸗Utang der Fall ift. a Ar 5 18 398 28 Orangaffen. Unter den Athmungswerkzeugen zeigt die Luftröhre einen auf— fallenden und nach den beiden Arten verſchiedenen Bau. Es finden ſich naͤmlich beim Orang-Utang, wie dieß zuerſt Camper!s) dargethan hat, mit dem Kehlkopf in Verbindung zwei große, mit Luft fuͤllbare Saͤcke, welche ſich in denſelben zwiſchen dem Zungenbein und dem Schildknorpel einmuͤnden. Dieſe Saͤcke ſind bisweilen verſchmolzen, doch oͤffnen ſie ſich alsdann ebenfalls mit zwei Kanaͤlen an denſelben Stellen. Von dem Schim— panſe hatte Tyſon!“) behauptet, daß der Kehlkopf nebſt dem Zungenbein gerade fo wie beim Menſchen beſchaffen ſey. Dagegen ſagt Owen ?“): „Der Laryngeal-Sack iſt bei dem Schimpanſe in eine Hoͤhle des Koͤrpers des Zungenbeins vorgefuͤhrt, welcher die erſte Anzeige von der Aushoͤhlung iſt, die ſich in ſo betraͤchtlichem Umfange bei den Bruͤllaffen darſtellt.“ Dieſe Luftſaͤcke ſind ein offenbares Hinderniß fuͤr die Artikulirung der Toͤne, und es ſind in dieſer Beziehung die Orangaffen viel unvollkommner, als manche andere Affen gebildet. — Von den Lungen des Orang-Utangs ſagt Owen, daß ſie auf jeder Seite ganz und nicht in Lappen getheilt ſind 21). Nach Tyſon iſt beim Schimpanſe die eine Lunge in 3, die an- dere in 2 Lappen getheilt. Das Herz findet Camper klein. Die Aorta giebt, nach Owen, beim Orang-Utang aus einem gemeinſchaftlichen Stamm die rechte Schluͤſ— felbein-Artevie nebſt der rechten und linken Carotis ab, während die letztere beim Schimpanſe, wie beim Menſchen, aus dem Bogen der Aorta entſpringt. Das Anſehen und die Lage der Eingeweide gleicht im Allgemei— nen ſehr denen des Menſchen, doch giebt es auch merkliche Differenzen. Der Magen des Orang-Utangs iſt gegen das Pfoͤrtnerende dicker und enger und zeigt, nach Camper, daſelbſt einen tiefen Einſchnitt 22). Die duͤnnen Daͤrme 18) Oeuvres. I. p. 82. — 19) A. a. O. S. 51. — 20) A. a. O. I. p. 5. — Genauer ſpricht er ſich hierüber im angef. descript. catal. II. p. 110 aus: „der Kehlkopf des Schimpanſe zeigt 2 ſeitliche saceuli laryngis, welche mehr als beim Menſchen entwickelt ſind, aber nicht zu demſelben Umfang erwachſen, wie beim Orang-Utang. Sie dehnen ſich ſeitwärts und auswärts aus, und der linke Sack erſtreckt ſich vorwärts unter den Körper des Zungenbeins, welches ſchwach erweitert und ausgehöhlt iſt zu ſeiner Aufnahme.“ 21) Jeffries (Tay- lor’s philos. mag. LXVII. p. 85) ſagt vom Borneo'ſchen Orang-Utaug: „die Lungen waren nicht ſo deutlich (als beim Menſchen) in Lappen getheilt.“ 22) Genauer beſchrieben iſt der Magen der S. Satyrus von Owen (Deseriptive and illustrat. catalogue of the royal Col- lege of Surgeons in London Vol. I. p. 158): „Er unterſcheidet ſich vom menſchlichen Magen, Simia. 29 find, nach Camper und Owen, ohne valvulae conniventes und unter⸗ ſcheiden ſich dadurch ſehr von den menſchlichen. Die Lage des Blinddarms iſt dieſelbe wie beim Menſchen; an ſeinem Ende iſt der wurmfoͤrmige An— hang, der an ſeinem Anfang weiter iſt, angeheftet. Der Grimmdarm ſcheint, vermoͤge der Gegenwart der glandulae solitariae und der Milchdruͤſen im Meſocolon, einen großen Antheil am Verdauungsgeſchaͤfte zu nehmen. — Die Leber gleicht im Allgemeinen bei beiden Arten der menſchlichen. Die Gallenblaſe iſt lang und gewunden; die Bauchſpeicheldruͤſe verhaͤltnißmaͤßig groͤßer und die Milz an den Enden zugeſpitzter als beim Menſchen; der Gallen- und pancreatiſche Gang münden dicht neben einander in den Zwoͤlf— fingerdarm. Die Nieren zeigen, nach Owen, nur eine einzelne Papille. Der Gaumen des Orang -Utangs iſt von dem des Schimpanſe's und Menſchen dadurch unterſchieden, daß er kein haͤngendes Zaͤpfchen hat. Die maͤnnlichen Geſchlechtstheile ſind zur Zeit nur nach jungen Thieren beſchrieben. Tyſon und Camper fanden die Hoden nicht mit einem haͤngenden Scrotum, ſondern dieß mehr gegen die Schambeine ge— drängt; die Ruthe hatte keinen Knochen, keine Eichel (?) und war ganz in die Vorhaut gehuͤllt. Letzterer giebt ein langes Frenulum an, das Tyſon laͤugnet. Bei einem jungen Weibchen fand Camper die Clitoris ſehr groß und verhaͤltnißmaͤßig anſehnlicher, als beim Weibe. Die Nymphen waren wie zuſammengewachſen 28) und ein Hymen war nicht ſichtlich. Die Gebaͤrmutter glich der eines Maͤdchens; die beiden Eierſtoͤcke lagen hinter den Muttertrompeten, deren Oeffnung groß und von einer fibroͤſen Huͤlle, die jedoch nicht gefranzt wie bei dem Weibe ſich zeigte, umgeben war. Die Scheide war innen ziemlich glatt; der gefurchte Theil folgte ihrer Laͤnge, aber mit wenig Tiefe; die Hoͤhle der Gebaͤrmutter hatte keinen Hals. Soviel uͤber den innern Bau und uͤber die Aehnlichkeiten und Un— aͤhnlichkeiten, welche der Orangaffe in Beziehung auf den Menſchen aufzu— indem die Schleimhaut weniger ausgebreitet iſt und keine Runzeln in einem mäßig ausgedehnten Zu— ſtande ſichtlich find; das Magenmundende ſpringt im geringern Grade über die Endigung der Speiſeröhre hinaus. Das Pförtnerende iſt plötzlicher gegen die Cardia gebogen und feine Wan— dungen ſind verhältnißmäßig dicker. In all dieſen Differenzen nähert er ſich mehr der Struktur des Magens der fleiſchfreſſenden Thiere.“ 23) Daher konnte man ſich auch an einem, von Grant (Zoolog. Journ. V. p. 91.) in Calcutta anatomirten Exemplare erſt nach dem Tode deſſelben mit voller Sicherheit überzeugen, daß es ein Weibchen geweſen ſey. 30 Orangaffen. weiſen hat. Wie ſehr dieſe Uebereinſtimmung übertrieben worden iſt, geht ſchon aus dieſer kurzen Schilderung hervor, und wird im Verlauf noch öfter bemerklich gemacht werden. Zu dieſer Uebertreibung iſt man auch wohl mit dadurch verleitet worden, daß man von lebenden Exemplaren in Europa nur junge Thiere zu ſehen bekam, bei welchen die rundliche Form des Kopfes allerdings einen menſchenaͤhnlicheren Anſchein hervorbrachte. Haͤtte man fruͤher Gelegenheit gehabt zu beobachten, wie aus dieſer rund— lichen Form allmaͤhlig mit dem Alter die pavianaͤhnliche Bildung hervor— geht, ſo wuͤrde man den durchgaͤngig thieriſchen Grundcharakter auch minder verkannt haben. Entkleidet man die Erzaͤhlungen von der großen Verſtaͤndigkeit dieſer Thiere von ihrer maͤhrchenhaften Ausſchmuͤckung, und beobachtet man ihr Treiben mit unbefangenem Blicke, ſo wird man ſelbſt den Orangaffen keinen Grad von Intelligenz, der den des Hundes oder Elephanten uͤberboͤte, zu— ſchreiben koͤnnen. Hinſichtlich ihrer Lebensgeſchichte genuͤgt es, das nachzuleſen, was Schreber hieruͤber zuſammengeſtellt hat. Die neuern Beobachtungen uͤber lebende zahme Individuen wiederholen im Weſentlichen immer nur die alten Angaben; uͤber den wilden Zuſtand fehlen noch immer zuverlaͤßige Berichte. 0 Wir theilen dieſe Gattung in zwei Untergattungen, von denen jeder zur Zeit nur eine einzige Art zuzuſchreiben iſt. Ihre Heimath iſt die Aequatorial-Region der alten Welt. a) Troglodytes. Schimpanſe. f Cranium resiliens, brachia paululum sub genu elongata. Schädel zuruͤckſpringend, mit ſtarken oberen Orbital— wuͤlſtenz Schnautze lang, vorn abgeſtutzt. (Zwiſchen- und Ober— kiefer noch während der erſten oder ausfallenden Zahnung verwachſend). Geſichtswinkel 350, mit Ausſchluß der Augenhoͤhlenwuͤlſte. Ohren groß. Eckzaͤhne groß. Rippenpaare 133; Knochenſtuͤcke des Bruſtbeins in einer einfachen Reihe. Arme etwas unter das Kniegelenk reichend. Fuß breit und kurz; Hinterdaumen bis zum zweiten Gelenk der naͤchſten Zehe ſich erſtreckend? ). 21) Owen fügt dieſen Merkmalen noch bei, daß der Schädel Feine Leiſten habe, und daß Simia. 31 Geoffroy St. Hilaire hat zuerſt zwiſchen den afrikaniſchen und aſiatiſchen Orangaffen Unterſchiede aufgeſtellt, denen er einen generiſchen Werth beilegte; vollſtaͤndig konnten indeß dieſe Differenzen erſt dann gegeben werden, ſeitdem wir durch Owen mit dem Knochenbau der erwachſenen Individuen bekannt gemacht worden ſind. Zu einer generiſchen Trennung ſind indeß nicht genug Gründe vorhanden, da die Differenzen doch nicht die Grenze uͤberſchreiten, welche in anderen Gattungen noch weiter geſteckt iſt. Auch der von Iſidor Geoffroy erwaͤhnte Umſtand, daß er eine kleine kahle Stelle an den Hinterbacken wahrgenommen haͤtte, kann als eine nur zufaͤllige Abreibung in keinen Betracht kommen, da alle andere Zoologen, welche Felle zu unterſuchen Gelegenheit hatten, des Mangels der Schwielen ausdruͤcklich gedenken; ohnedieß finden ſich an den Sitzknorren keine flachen Scheiben zu ihrer Anheftung. — Die einzige Art kommt aus Afrika. 1) S. Troglodytes Brunene. (Tab. I B, IC, ICH) Schimpanſe. S. nigra, auriculis magnis. b 'Simia Troglodytes. Blumenbach Abbild. Tab. 11. — Aupee. Singes. I. p. 15. Tab. I.; tab. anat. II. fig. 2. (Schaͤdel.) — Fiſcher's naturh. Fragmente. S. 181. Tab. 1. fig. 1. (Schaͤdel.) — Schreb. Tab. I. C** (fig. Audeb.) — Cuv. regn. anim. I. p. 89. — TRalLL mem. of the Wernerian soc. III. p. 1. — GRirr. anim. kingd. I. p. 250, mit ertraͤg⸗ licher Figur. — Owen transact. of the zoolog. soc. I. 4. p. 344. Tab. 48, 50, 51, 52. (Oſteologie.) — Truu. monograph. II. 2. p- 116. Troglodytes niger. Georrk. cours. 7° leg. p. 16.— Desmar. mamma- log. p. 49. — Lessox compl. de Buff. III. p. 274. — Is. Georrr. voy. de Belanger. p. 21. — BRODERIr proceed. of the zool. soc. III. p. 160.— Troglodytes leücoprymnus. Lesson illustr. de zoolog. Tab. 32. mit Tert. ‚Chimpanzee. Scorın. mit Abbild. Kopirt in Linn. amoen. acad. VI. Tab. 1. fig. 3. und Schreb. I. C. — Bramviırre PlInstitut. 1837. n. 221. ‚Satyrus indicus ex Angola. Turrıus obsery. med. lib. 3. c. 56. (mit entſtellter Fig.) die Spitzen der Eckzähne in die Zwiſchenräume der entgegenſtehenden Zähne eingreifen. Ich glaube, daß wenigftens der letztere Charakter lediglich den noch nicht ausgewachſenen Zuſtand anzeigt, indem bei allen andern alten Affen die obern Eckzähue jedesmal über die untern her⸗ vorragen. I . NET 32 Orangaffen. Pygmie. Tysovws anat. of Pygmie. Lond. 1699 und 1751., mit vielen Ab: bildungen, wovon Tab. 1. kopirt von Schreb. auf Tab. I. B. Jocko et Pongo. Burr. XIV. Tab. 1. (ſchlecht); Suppl. VII. p. 2. Dieſe Art, welche von Linné und Schreber noch mit der folgen— den in eine einzige zuſammengeſtellt wurde, iſt zuerſt von Blumen bach richtig von ihr getrennt worden, und ſie iſt durch die in der Diagnoſe an— gegebenen Merkmale ſehr leicht zu unterſcheiden. Von Buffon bald Jocko, bald Pongo genannt, iſt ihr zuletzt der von Scotin zuerſt ge— brauchte Name Schimpanſe geblieben, und durch Wurmb iſt ſogar die Be— nennung Pongo auf den alten Orang -Utang der aſiatiſchen Inſeln uͤberge— gangen. Die wenigen lebenden Exemplare, die bisher nach Europa gekom— men ſind, waren ſaͤmmtlich jung und meiſt kraͤnklich, ſo daß wir zur Zeit noch keine genaue Abbildung eines erwachſenen Thieres beſitzen 28). 3 Der Schimpanſe nähert ſich in feinem phyſiſchen Bau noch mehr dem menſchlichen Typus an, als der Orang-Utang. Dieß giebt ſich ſchon recht auffallend zu erkennen durch die verhaͤltnißmaͤßigere Laͤnge ſeiner Arme; iſt aber auch durch mehrere Merkmale ſeiner innern Conſtitution, wie ſie zum Theil bereits in der Einleitung erwaͤhnt ſind, theils bei der Beſchreibung des Skelets noch eroͤrtert werden ſollen, bethaͤtigt. Der Kopf iſt geſtreckt mit ſtark zuruͤckſpringender Stirne. Die Ohren ſind groß, abſtehend und den menſchlichen aͤhnlich, indem Tyſon Helix, Ant-Helix, Concha, Alvearium, Tragus, Antitragus und Lobus unterſcheidet; nach Blain ville !) dagegen, der ein junges weib— liches Individuum beſchrieb, find die Ohren faſt ohne Rand; nad) Owen?) unterſcheiden ſie ſich, gleich denen des Orangs-Utangs, von den menſch— lichen hauptſaͤchlich durch geringere Entwicklung des Theils unter der Muſchel. Die Augen ſind mit Wimpern und Augenbrauen verſehen. Die Naſe klein und platt. Die Arme reichen bis zum Knie und etwas dar— unter. Alle Finger und Zehen ſind mit platten Naͤgeln verſehen, und ſo— wohl an Haͤnden als Fuͤßen ſind die mittelſten Finger die laͤngſten. Die Hinterbacken ſind ohne Schwielen. 5 ie 25) Schreber's Abbildungen Tab, I. B, I. C, find ohne Werth; viel beſſer iſt I. C** 1) L’Institut. 1837. n. 221. 2) Descript. catal. III. p. 128. Simia. 33 Die Haare find ſchwarz, lang und rauh; auf Bruſt, Bauch und der Innenſeite der Gliedmaſſen ſtehen ſie viel duͤnner; Hand- und Fuß— ſohlen ſind nackt und meiſt auch die Außenflaͤche der Finger und Zehen. Das Geſicht iſt kahl, ſeitlich mit einem Backenbart, der unter dem Kinne wegzieht; der Scheitel iſt kuͤrzer, das Hinterhaupt länger behaart. Die Kopfhaare laufen ruͤckwaͤrts, beim Orang-Utang dagegen vorwaͤrts; der Haarwirbel liegt bei jenem am erſten Halswirbel, bei dieſem auf dem Hin— terhaupt. Auf dem Vorderarm ſind die Haare von unten nach oben ge— richtet; am Oberarm haben ſie den entgegengeſetzten Verlauf. / Von dieſer eben befchriebenen Art will Leſſon eine zweite untere ſcheiden, die er Troglodytes leucoprymnus nennt, und wovon Delatre in Paris ein Fell beſitzt. Dieſes junge Thier, deſſen Länge erſt 2“ 22“ betraͤgt, kommt in allen Merkmalen, wie dieß ſowohl die Beſchreibung, als die Abbildung ergiebt, mit den anderweits bekannten Exemplaren uͤberein, nur bemerkt er, daß der Umfang des Afters mit langen gelblich weißen Haaren breit beſetzt iſt. Dieß iſt jedoch keine beſondere Eigenthuͤmlichkeit, da Daubenton ?) von feinem Exemplare ebenfalls berichtet, daß die Haare auf der Mitte des Scrotums und um den After grau waren. Leſ— ſon's Art iſt daher, als völlig unbegründet, einzuziehen. Eine Beſchreibung erwachſener Individuen iſt noch zu erwarten. Wir halten uns daher auch nicht laͤnger mit der Schilderung der aͤußern Theile auf, ſondern gehen ſogleich zu der des Skelets uͤber. Das Knochen geruͤſte des jungen Schimpanſe iſt ſchon früher von Tyſon, das des erwachſenen zuerſt von Owen beſchrieben worden, und zwar letzteres nach einem Exemplare, das von einem Europaͤer auf Sierra Leone erlegt und deſſen Skelet dem Wundarzt Walker in London zugeſchickt wurde. Aus Mangel eigner Originale, halte ich mich im Nach— ſtehenden ganz an die vortreffliche Darſtellung von Owen, wobei ich jedoch— bemerken muß, daß ich das eben erwaͤhnte Skelet, das ſeiner Beſchreibung zu Grunde liegt, noch nicht fuͤr ganz alt anſehen kann. Der Schaͤdel iſt von einer ſchmalen geſtreckten Geſtalt. Der Hirn— kaſten iſt rundlich oval und niedergedruͤckt, und liegt zugleich hinter und 3) Buff. XIV. p. 72. Ar Kur f 1 Suppl. 5 34 Orangaffen. nicht uͤber dem Geſichtstheil, welcher wie in den Pavianen vorwaͤrts ge— richtet iſt. Stirn- und Sagittal-Leiſten, welche den Orang ſo ſehr aus— zeichnen, fehlen, doch ſind die halbkreisfoͤrmigen Linien, welche die Aus— dehnung des Schlaͤfenmuskels anzeigen, deutlich vorhanden; der Unterſchied in der Anſatzbreite dieſes Muskels iſt zwiſchen alten und jungen Schaͤdeln ſehr betrachtlich. Die Muskulareindruͤcke in der Hinterhauptsgegend find minder ſtark, als beim Orang; das große Hinterhauptsloch iſt ferner von der hintern Schaͤdelfläche und ſeine Lage weniger ſchief. Hinter dem aͤußern Gehoͤrgang erſtreckt ſich der Hirnkaſten weiter als beim Orang, und dieſe Differenz iſt beim Erwachſenen am anſehnlichſten. Im jungen Schimpanſe liegt die Gelenkflaͤche fuͤr den Unterkiefer vor dem knoͤchernen Gehoͤrgang und zugleich hoͤher. Indem aber allmaͤhlig der Jochbogen ſich ausbreitet, wird die Gelenkgrube faſt bis zur untern Flaͤche des Gehoͤrganges herab— gedruͤckt, ſo daß ſie nicht mehr dem Gelenkfortſatz des Unterkiefers eine Stuͤtze gegen die Zuruͤckſchiebung gewaͤhren kann; als Erſatz hiefuͤr ent— wickelt ſich nun ein Fortſatz zwiſchen dem Gehoͤrgang und der Gelenkgrube. Der untere Rand des knoͤchernen Gehoͤrganges iſt unregelmaͤßig gekerbt. Das Jochbein iſt ſchwaͤcher, als beim Orang. Am meiſten charakteriſtiſch fuͤr den Schimpanſe-Schaͤdel, ſowohl den jungen als alten, ſind die ſtar— ken Ober-Orbitalwuͤlſte, welche von beiden Seiten zuſammen ſtoßen und dadurch eine Art von Wall zwiſchen Hirn- und Geſichtstheil bilden. Die Naͤthe ſind groͤßtentheils ſichtlich; die Stirnnath fehlt. Das Stirnbein reicht bis zur Mitte der Oberflaͤche des Craniums; die Scheitelbeine nehmen das Uebrige ein, und die Schuppe des Hinterhaupt— beins liegt hinten und iſt converer als beim Orang. Die Schuppe des Schlaͤfenbeins nimmt weniger Raum ein als beim Menſchen, und ihr oberer Rand bildet ſtatt einer Curve faſt eine gerade Linie. Die Zitzen- und Griffelfortſaͤtze ſind nur durch kleine Hoͤcker angedeutet. Das große Hinter— hauptsloch, anſtatt unmittelbar hinter der mittlern Querlinie des Schaͤdels zu liegen, wie beim Menſchen, findet ſich in der Mitte des hintern Drittels von der Schaͤdelgrundflaͤche, und ſeine Flaͤche iſt aufwaͤrts gerichtet unter einem Winkel von 5° mit dem Baſilarbein. Hintere foramina condyloi- den find nicht vorhanden, wohl aber vordere; die foramina jugularia, stylomastoidea, carotica, spinosa und ovalia haben faſt dieſelbe Lage, Simia. 35 wie beim Menſchen, nur liegen letztere und die k. carotica weiter ausein- ander. In Folge des weit ruͤckwaͤrtsgeſtellten Hinterhauptlochs findet ſich zwiſchen ihm und dem Gaumenbein ein großer Zwiſchenraum, der von dem ſtaͤrker entwickelten Felſen- und Baſilarbein eingenommen wird. Die Gau— menbeine ſind laͤnger geſtreckt, als beim Menſchen; die Jochboͤgen, bei die— ſem der vordern Haͤlfte angehoͤrig, liegen im mittlern Drittel des Schaͤdels. Die Grundflaͤche deſſelben unterſcheidet ſich weſentlich von der menſchlichen durch groͤßere Laͤnge, Plattform, geringe Ausdehnung hinter dem Hinter— hauptsloch, Verengerung zwiſchen den Jochboͤgen und anſehnlichere Groͤße des Gaumens. Die Vorderanſicht des Schaͤdels erinnert ſehr an die Paviane. Die Ober-⸗Orbitalwuͤlſte verbergen den Hirnſchaͤdel, und Augen- wie Jochboͤgen uͤberragen ihn zu beiden Seiten. Die Augenhoͤhlen liegen hoͤher als beim Orang, und ſind im Verhaͤltniß zum Schaͤdel groͤßer, aber ihre Flaͤche iſt ſenkrechter. Die Thraͤnenbeine ſind ganz innerhalb der Orbita. Die Na— ſenbeine aͤhneln mehr, als die des Orangs, den menſchlichen, indem ſie in einer ſchwach gekruͤmmten Form uͤber der Zwiſchenorbitalflaͤche ſich erſtrecken, auch noch gegen den untern Rand eine Spur ihrer fruͤhern Trennung wahr— nehmen laſſen. Die Kieferbeine ſind groß. Das Unteraugenhoͤhlen-Loch iſt einfach (bei einem Jungen fanden ſich 2); der Orang hat 2— 3. Der Naſenfort— ſatz des Oberkieferbeins ſteigt nicht, wie beim Menſchen, gerade, ſondern ruͤckwaͤrts in die Hoͤhe. Die Contur von der Naſenhoͤhle bis zu den Schnei— dezaͤhnen iſt faſt gerade. Zwiſchen- und Oberkiefer ſind bei dem erwach— ſenen Schimpanſe ſo gut als beim Orang verwachſen; bei letzterem iſt die Obliteration der Nath unvollſtaͤndig bis zur vollen Entwicklung der großen Eckzaͤhne, beim Schimpanſe tritt ſie viel fruͤher ein, obgleich noch beim jungen Spuren der Trennung, nach der erſten Zahnung, an der Naſen— öffnung und am Gaumen ſichtbar bleiben. Die Foramina incisiva, ob- gleich von den Schneidezaͤhnen weiter abgeruͤckt als beim Menſchen, liegen doch denſelben naͤher als beim Orang. Der Unterkiefer iſt anſehnlich, das Kinn zuruͤckweichend, das Kinnloch jederſeits einfach. Der Aſt 8 mit dem Koͤrper einen offneren Winkel als beim Orang. Die Zaͤhne kommen in ihrer verhaͤltnißmaͤßigen Groͤße mehr mit 60 36 | Orangaffen. den menſchlichen, als denen des Orangs uͤberein, doch ſtehn ſie, gleich den letzteren, in keiner ununterbrochenen Reihe. Ein deutlich markirter Zwiſchen— raum trennt die obern Eckzaͤhne von den Schneidezaͤhnen, und die untern Eckzaͤhne ſind durch einen ſchmalern Zwiſchenraum von den Backenzaͤhnen geſondert; dieſe Intervallen nehmen die Spitzen der entgegenſtehenden großen Eckzaͤhne auf, wenn der Mund geſchloſſen iſt. Das Zungenbein gleicht nicht fo ſehr dem menſchlichen, als es Tyſon angiebt; der Koͤrper iſt im Gegentheil in eine dreieckige Form aus— gebreitet und hinten ausgehoͤhlt zur Aufnahme eines Laryngeal-Sackes; auch ſind die kleinen Hoͤrner verhaͤltnißmaͤßig mehr entwickelt. Die Wirbelſaͤule des Schimpanſe zeigt weniger Abweichung vom menſchlichen Bau, als der Schaͤdel. Die Zahl der aͤchten Wirbel iſt dieſelbe wie beim Menſchen, doch muß der eine Lenden- noch zu den Ruͤckenwirbeln gezaͤhlt werden, indem er ein Rippenpaar traͤgt. Die Halswirbel ſind nicht wie die menſchlichen kurz und geſpalten, ſondern lang und einfach. Die Koͤrper der Lendenwirbel ſind verhaͤltnißmaͤßig ſchwaͤcher, als beim Men— ſchen, wo ſie verſtaͤrkt ſind, um dem Ruͤckgrath in ſeiner aufrechten Stel— lung eine feſte Stuͤtze zu geben. Noch mehr entfernt ſich der Bau vom menſchlichen durch die Schmalheit und Laͤnge des Kreuzbeins, ſeine geringere Kruͤmmung und ſeinen Parallelismus mit dem Ruͤckgrath. Die Querfort— ſaͤtze des letzten Lendenwirbels ſind dick und vereinigen ſich mit dem Huͤft— bein; bei einem Jungen waren die Querfortſaͤtze des vierten Lendenwirbels in aͤhnlicher Weiſe modificirt. Der falſchen Wirbel ſind 7, aber der ſechſte anchyloſirt mit dem Kreuzbein, ſo daß dadurch ein uͤberſchuͤßiges Paar von Kreuzbein-Loͤchern entſteht; doch iſt dieſer ſechſte Wirbel nicht, gleich den 5 vorhergehenden, für das Ruͤckenmark durchbohrt. Der ſiebente ſcheint zwar aus zwei verwachſenen Wirbeln zu beſtehen, doch mag dieſer Anſchein nur von theilweiſer Verknoͤcherung der Ligamente herruͤhren, indem in einem Skelet blos 7 Wirbel fuͤr Kreuz- und Schwanzbein vorhanden ſind. Nur die zwei oberſten Kreuzwirbel ſind mit den Huͤftbeinen verbunden, ſo daß der Rumpf weniger feſt mit dem Becken zuſammengefuͤgt iſt, und daher der Unterſtuͤtzung der vordern Gliedmaſſen mehr beduͤrftig iſt, als beim Menſchen. Der Bruſtkaſten iſt anſehnlich entwickelt; der Querdurchmeſſer Led Simia. 37 übertrifft den vorder= hintern, doch nicht in dem Maaße, als beim Menſchen. Rippenpaare giebt es 13, wovon 6 falſche. Das Bruſtbein iſt nicht fo breit wie beim Orang; die Harmonie zwiſchen Koͤrper und Handgriff iſt nicht die einzig ſichtlich bleibende, ſondern auch die der 4 einzelnen Stuͤcke, aus welchen der Körper beſteht. Das Becken unterſcheidet ſich von dem des Menſchen in allen Stuͤcken, welche die Quadrumanen charakteriſiren und ſich auf die Unvoll— kommenheit ihrer Einrichtung fuͤr den aufrechten Gang beziehen. Die Huͤft— beine ſind lang, gerade und oben auswaͤrts ausgebreitet, aber im Verhaͤlt— niß zu ihrer Laͤnge ſchmal; die hintere Flaͤche iſt ausgehoͤhlt zur Aufnahme der Gefaͤßmuskeln; die vordere Fläche iſt beinahe platt und faſt parallel mit der Ebene des Kreuzbeins auswaͤrts gewendet. Das ganze Becken iſt mehr in eine Linie mit dem Ruͤckgrath, als beim Menſchen geſtellt; die obere Oeffnung iſt lang und eng, fo daß von vorn das ganze Kreuz- und. Steißbein ſichtlich iſt. Die Tuberoſitaͤten des Sitzbeins ſind breit, dick und auswaͤrts gekruͤmmt; die Schambeine breit und hoch. Die obern Gliedmafſen erreichen nicht die Länge, als beim Orang. Das Schluͤſſelbein iſt ähnlich wie beim Menſchen, jedoch im ge— ringern Grade, gekruͤmmt. Das Schulterblatt weicht dagegen ab, indem es ſchmaͤler iſt, und ſeine Graͤthe mehr in der Richtung der Achſe des Rumpfes verlaͤuft und mehr gegen die Mitte hin liegt; das Acromion iſt laͤnger und ſchmaͤler. Das Oberarmbein gleicht ſehr dem menſchlichen, doch iſt es verhaͤltnißmaͤßig länger und ſtaͤrker. Noch länger als beim Menſchen ſind die Knochen des Vorderarms und der Hand. Ellenbogenbein und Speiche ſind zugleich mehr gekruͤmmt und ihr Zwiſchenraum groͤßer. Die Handwurzelknochen haben dieſelbe Zahl und Lage wie beim Menſchen, aber das große und kleine vieleckige Bein ſind kleiner, waͤhrend das Erbſenbein an Größe faſt dem Kopfbein gleich kommt. Die geringe Größe des großen vieleckigen Beins entſpricht der Kuͤrze des Daumens, der dem Mittelhand— knochen des erſten Fingers an Laͤnge nicht völlig gleichkommt. Die Mittel- handknochen zeichnen ſich ſehr durch ihre Laͤnge aus; die Phalangen eben— falls, ſo wie durch ihre vordere Kruͤmmung. Auf dieſe Weiſe iſt die Hand vortrefflich gebaut zum Umfaſſen der dicken Zweige der Baͤume. Die untern Gliedmaſſen ſind kuͤrzer als beim Menſchen, und, 38 Orangaffen. was auffallend iſt, bei dem jungen Thiere verhaͤltnißmaͤßig laͤnger, als bei dem alten. Das Oberſchenkelbein iſt etwas nach vorn gebogen, wie das menſchliche, der Hals hat dieſelbe relative Laͤnge, iſt aber ſchiefer; der Kopf zeigt die Grube fuͤr den Anſatz des ligamentum teres. Das Schienbein iſt dicker am obern Ende und das Wadenbein betraͤchtlich ſtaͤrker am untern, als das menſchliche; der Zwiſchenraum weiter. Die Knieſcheibe iſt ver— haͤltnißmaͤßig kleiner. — Die Fußwurzelknochen kommen mehr mit den menſchlichen uͤberein, als bei irgend einem Vierhaͤnder; die Abweichungen, obwohl gering, deuten auf die Gewohnheit hin, den Fuß aus der zur Un— terſtuͤtzung des Körpers nothwendigen Lage in die zu bringen, welche am beſten geeignet iſt fuͤr die bequeme Anlegung der Sohle an die Baumaͤſte zum Behuf des Kletterns, naͤmlich mit dem aͤußern oder Fibularrande des Fußes gegen den Boden geneigt; eine ſolche Lage paßt am fuͤglichſten zu der Verbindung der Fußwurzelknochen. Das Ferſenbein iſt ſchwaͤcher als beim Menſchen, indem es ſeitlich mehr zuſammen gedruͤckt und in allen Di— menſionen kleiner iſt. Wegen der Neigung der Fußwurzel, auf ihrem aͤußern Rande zu ruhen, iſt das Kahnbein weiter abwaͤrts entwickelt, ſo daß es ſich anſehnlich unter die Knochen derſelben Reihe, ohne Nachtheil eines Drucks auf die Sohle, erſtreckt. Das innere Keilbein hat eine entſprechende Neigung, und ſo iſt der Hinterdaumen an die Fußwurzel in einer Lage befeſtigt, die ſich am beſten fuͤr ſeine Beſtimmung, ſich den uͤbrigen Zehen entgegen zu ſetzen, paßt. Der ganze Fuß iſt länger und ſchmaͤler als beim Menſchen, und die Phalangen ſind gegen die Sohle gekruͤmmter. Die Dimenſionsverhaͤltniſſe des Skelets, ſowohl von jungen als erwachſenen Thieren, ſind in nachſtehender Tabelle angegeben, wobei zur Vergleichung die des Orangs-Utangs von Borneo beigefügt iſt. S. Troglodytes. S. Satyrus. Erwachſen Jung [Erwachſen ) Jung Länge vom Scheitel bis zur Ferre . 3,10“ 0% 2“ 0“ 0,4“ 1“ 6“ 2“ 70° 1 — vonccheitel bis zu den Occipitalgelenkfortſätzen 0 3 6 0 2 10 053277207325 — Tee ee oe 1 oa U U e — des Schädels vom Hinterhauptbein bis zu dem Rande der Schneidezähne... 0 7 3 0 4 4 s h 1 4) Dieſes Individuum war noch nicht ganz ausgewachſen, was man ſchon aus einigen noch getrennten Epiphyſen abnehmen konnte. Simia. Länge des größten feitlichen Durchmeſſers des Schä- dels an den Leiſten hinterm Gehörgang — des kleinſten HE Bu den 1 höhlen . Eutfernung zwiſchen den Schläfenleiſten. 9 0 8 Durchmeſſer des Geſichts an den Wangenbeinen . Interorbital-Raum .. K. Miankene Seitlicher Durchmeſſer der Augenhöhle „ Senkrechter = = a Entfernung vom untern Rande der woc a dem der Zwiſchenkieferbeine . Länge des knöchernen Gaumens. . Breite der 4 Schneidezähne Länge des Unterkiefers (von den Gelenkfortſätzen) — vom Winkel bis zur Kinnfuge . — vom Winkel bis zum Gelenkfortſatz Breite zwiſchen den Winkeln . Länge des Bruſtbeins (ohne den ſchwerdtf. Such) — der Halöwirbelfüule >» e — der Rüdenwirbelfäule -. © . >» 2 2 0. — der Lendenwirbelſäule — des e RUN Heer here Breite = = REN — des Beckens von einer spina anterior su- perior des Darmbeins zur andern Durchmeſſer, vorn-hinterer, der Beckenöffnung . — querer, = . 0 Entfernung zwiſchen den Pfannen . Breite des Darmbeiin ? s 0000 Länge des ebengenaunten Beins — des Schulterblatts längs der Baſis .. Breite vom Ende des Aeromions zum entgegenge— festen Theil der Baſiss. Länge der obern Extremität vom Kopf ea de — des Oberarmbeins . S A — des Ellenbogenbeins , » . . » — der Haid Breite des Handgelenkkk 2 22 2. der Yüttelhand Kara Länge des Daumens? e dd... 5) Vergleicht man die bei nachfolgender Art aufgeführten Maaße esoo Too oo SSS 39 S. Troglodytes.] S. Satyrus. Erwachſen Jung Erwachſen Jung 0⁵ 40 6 0 3. 5 0 50 40“ 0⁵ 4 6“ ee S 2 2 2 2 22S SS ie S = e Ho es d 0 S S 22 2 de 8 e = ee ie de S S e 10 S 0 2 8 SSS S2 S S SSS 2 S S2 S 92 9 999 S S 2 0509 es SSS = d e e = de ie — de e 2 = S es es de Bone Be 2 2 e 40 2 6 0 2 6 0 0 0 6 030 2 0 6 0 4 5 411005 0 0 3 2 0 1 4 0 1 4 10 1 64 0 1 5 7 0 2 7 0 1 9 9 0 3 3 0 2 6 33/0 1 6 0 1 3 5 6 6 2 0 4 7 7 0 5 6 0 3 10 30 3 10 0 2 5 11039 021 5 0 4 43 0 2 8 6 0 4 7 0 2 8 6 0 8 3 0 6 4 5 0 4 3 0 2 8 8 0 49 0 3 7 3 0 3 4 0 2 2 3. 0 115 0 6 4 7 0 5 5 0 2 4 20 4 0 0 2 0 10 0 5 5 0 3 4 0 0 4 9 0 211 6 0 9 10 0 6 0 6 0 5 5 0 3 5 0 0 4 8 0 4 1 es ı sa 1 2 5 1 1 4 0 8 10 0 1 2 5 089 7 0 10 5 073 9 0 2 0 0 1 3 20 2 5 0 19 9 0 3 8 0 2 3 von Wurm b's Pongo mit 40 Drangaffen. S. Troglodytes.] S. Satyrus. Erwachſen Jung Erwachſen Jung Länge des zweiten Fingergg2Lss . 0 7 1 0 4 30 8 5 0 6 0 — dritten = ne BEL DIOR ON), Bu — = vierten = G o ae 064 0 4 4 0 8 10 0 6 0 aer, . 06, 5 Az 0 ns — der untern Extremität bis zur Ferſe .. 19 0 1 0 0 [1 9 3 1 2 6 — des Oberſchenkelbein s 0 11 0 0 6 4 0 10 3 0 7 2 — des Schienbein ss. 0 8 5 0 5 00 9 0 0 5 10 des Fußfßñüßmüm: 8 0 8 2 0 4 10 ] 0 10 0 0 7 10 Breite der Fußwur zel 090 1 6 08 1 10 2 3 0 1 6 — des Mittelfu ßes a 0 1 00 1 9 0 1 6 Länge der Daumenz ehe 0 3,9, 0 2 30 2 10 0 1 9 — der zweiten Zehe 0 5 9, 078 0 0 8 5 70 5 5 „ fkleine n U ‚Y‚‚Y„, O eee eee Das Verhalten des uͤbrigen innern Baues iſt, wenigſtens der Haupt— ſache nach, bereits in der generellen Beſchreibung angegeben. Ueber die Lebensweiſe dieſes Thieres in ſeinem wilden Zuſtande hat man ſeit Schreber's Abfaſſung ſeiner Beſchreibung, alſo ſeit einem Zeitraum von ohngefaͤhr ſechzig Jahren, keine weiteren Erfahrungen gemacht. Was aus aͤlterer Zeit hieruͤber berichtet wird, als z. B. daß ſich dieſe Affen Huͤtten aus Baumzweigen errichten, Negerinnen entfuͤhren u. ſ. w. gehoͤrt dem Reiche der fabelhaften Sagen an. Die Ermittlung der Lebens— geſchichte des Schimpanſe's iſt der Zukunft vorbehalten. Seine Heimath iſt die Aequatorialzone des weſtlichen Afrika's, alſo Ober- und Niederguinea, wo er in den großen Waldungen ſich aufhält, b) Pithecus. Orang⸗-Utang (). Cranium elevatum, brachia malleolos attingentia. Diefe Untergattung zeichnet fih durch folgende Merkmale aus: Schnautze ſtark verlaͤngert, vorn etwas abgerundet; Stirne auf- und ruͤckwaͤrts fleigend; ſchwache Ober-Orbi— tal⸗ den vorliegenden, fo erſieht mau, daß Owen ſämmtliche Finger und Zehen zugleich mit ihren Mittelhand- und Mittelfußknochen gemeſſen hat. 6) Dieſe malayſche Benennung wird bald Orang Utang, bald Oran Utan geſchrieben, was Beides gleich richtig zu ſeyn ſcheint. Oran heißt Menſch, und Utan ſoll wild oder waldig bedeuten. Simia. 41 talwuͤlſte, aber ſtarke Sagittal- und Lambdaleiſten. (Zwiſchen⸗ und Oberkiefer waͤhrend der zweiten oder bleibenden Zahnung mit einander verwachſend). — Eckzaͤhne ſehr groß. — Geſichtswinkel 302. — Ohren klein. — Rippen paare 12; Knochen des Bruſtbeins in einer doppelten abwechſelnden Reihe. — Arme bis zum Knoͤchelgelenk reichend. — Huͤftgelenk ohne das runde Band. — Fuß lang und ſchmal; Hinterdaumen nicht bis zum Ende des Mittel fußknochens der anſtoßenden Zehe reichend; Nagel und Nagelglied oͤfters fehlend. Die aſiatiſchen Orangaffen find viel öfter nach Europa lebend ge— bracht worden als die afrikaniſchen, jedoch ebenfalls immer nur im jugend— lichen Zuſtande. Wurmb') beſchrieb zuerſt während feines Aufenthalts auf den ſundaiſchen Inſeln ein erwachſenes Thier unter dem Namen Pongo. Die Zeichnung von dem Schaͤdel eines ſolchen Thieres iſt am erſten von Campers) gefertigt worden, der fie bereits im Jahre 1784 an Soͤm⸗ merring ſandte, durch deſſen Vermittlung fie Fiſcher?) zum Abbilden erhielt. Ein vollſtaͤndiges Skelet des Pongo kam zu derſelbigen Zeit in das beruͤhmte Naturalienkabinet des Prinzen von Oranien, von wo es die Franzoſen bei ihrem Einfall in Holland nach Paris ſchleppten, woſelbſt es noch im Pflanzengarten aufgeſtellt iſt; Audebert !“) und Geoffroy!) haben nicht befriedigende Abbildungen deſſelben geliefert. Mit großer Aus— fuͤhrlichkeit und Genauigkeit hat Camper!) die Anatomie des Orang⸗ Utangs, jedoch nur nach jungen Thieren, bearbeitet, und vortreffliche bild— liche Darſtellungen davon gegeben. Die umfaſſendſte Beſchreibung des er— wachſenen Knochengeruͤſtes hat, wie bei der vorigen Art, Owen !“) ge liefert, und durch vorzuͤgliche Abbildungen anſchaulich gemacht. Ganz neuer— dings haben wir denn auch eine ſehr genaue Schilderung des aͤußern Baues und der oſteologiſchen Verhaͤltniſſe von Temminck, ebenfalls mit ſchoͤnen Abbildungen, erhalten. Ich habe in dem herrlichen Museum Senken- bergianum zu Frankfurt Gelegenheit gehabt, 2 Skelete junger Thiere und 7) Verhandl. van het Bataav. Genootschap. II. p. 255. 8) Oeuvres. I. p. 65. 9) Naturhiſt. Fragmente. S. 207. Tab. 3, 4. 10) Hist. nat. des Singes. pl. 2 des fig. anatomig. fig. 5 — 6. 11) Journal de physique. 1798. 12) Oeuvres. I. p. 1— 196. 13) A. a. O. Suppl. ö 6 42 Orangaffen. außerdem noch 4 Schaͤdel aus verſchiedenen Altern, nebſt mehreren ausge⸗ ſtopften Exemplaren und einem in Brantwein aufbewahrten Thiere, mit den vorliegenden Beſchreibungen vergleichen zu koͤnnen. Da das Skelet des Qrang-Utangs in allen weſentlichen Verhaͤlt— niſſen mit dem des Schimpanſe uͤbereinkommt, fo genuͤgt es, um jenes ſpeziell kennen zu lernen, wenn man nur die Differenzen hervorhebt, die zwiſchen beiden beſtehen. f f Der Schimpanſe unterſcheidet ſich, nach Owen, vom Orang-Utang durch folgende Merkmale: 1) Durch breitere und flachere Geſtalt des Hirnkaſtens im Ver— haͤltniß zum Geſicht. Beim Orang-Utang ſteigt überhaupt jener uͤber die⸗ ſem in die Hoͤhe, wodurch der Schaͤdel hoch geſtreckt wird und ein ganz anderes Anſehen erlangt. 2) Durch ſtaͤrkere Entwicklung der Ober-Orbitalwuͤlſte und den Mangel der Scheitelleiſte. Dieſe entſpringt beim alten Orang-Utang, wie bei den Raubthieren, von den Wangenfortſaͤtzen des Stirnbeins mit zwei Aeſten, welche beide an der Vereinigung der Pfeil- und Kranznath zuſam— menſtoßen und auf den Scheitelbeinen als eine / — / Zoll hohe Leiſte verlaufen; am Scheitel theilt ſie ſich und laͤuft hinter der Lambdanath bis zum Warzenfortſatz herab. Eine dritte ſtarke Leiſte zieht ſich von obiger Gabelung in der Mitte der Hinterhaupts-Schuppe herab. Dieſe Leiſten gehen dem jungen Thiere ab. 3) Durch die Verbindung der Schlaͤfen-und Stirnbeine. — Beim Orang -Utang legt ſich, wie beim Menſchen, der große Flügel des Keil- beins dazwiſchen und trennt hiermit beide Knochen !“). Der Warzenfortſatz iſt durch eine Kuppe angedeutet; der Griffelfortſatz fehlt; die Einlenkung mit dem Unterkiefer wie beim Schimpanſe. 4) Durch groͤßere Breite des Interorbitalraums. 5) Durch die mehr centrale Lage und geringere Schiefe des Hinter- 14) Dieß Merkmal iſt nicht eonftant, da nicht nur Owen ſelbſt ſpäterhin an S. Morio und an einem Schädel des ächten Oraug-Utangs auf einer Seite daſſelbe Verhalten, wie beim Schim— yanfe, gefunden hat, ſondern ich ebenfalls an 2 Schädeln im Senckenberg. Muſeum wahrgenom- men habe, daß das Schläfenbein mit feiner vordern Ecke unmittelbar ans Stirubein ſtößt. Sima. 43 hauptlochs. — Die Flaͤche deſſelben macht beim Orang mit dem Baſilar⸗ bein einen Winkel von 15 — 20°, 6) Durch das vordere Foramen condyloideum, das beim Orang⸗ Utang jederſeits doppelt iſt. 8 7) Durch das gewoͤhnlich einfache untere Augenhoͤhlenloch, welches beim Orang drei- oder mehrfach iſt. ö 8) Durch die Beſtaͤndigkeit der Naͤthe. e e 9) Durch die fruͤhere Obliteration der Nath der Zwiſchen- und Oberkiefer. 5 10) Durch die geringere Größe der Schneide- und Eckzaͤhne, und daraus folgende geringe Entwicklung der Kiefer, namentlich der Zwi— ſchenkiefer. 11) Durch geringere Stärke der Hals- und größere der Lenden- Wirbel. 5 12) Durch einen Ruͤckenwirbel und daher auch ein Rippenpaar mehr. — In der Zahl der Lendenwirbel zu vier kommen alle Skelete bei— der Arten mit einander uͤberein, nur das Skelet eines alten Orangs in der zoologiſchen Geſellſchaft zu London macht eine Ausnahme, indem es einen Lendenwirbel mehr hat. Diefer überfchüffige Wirbel zeigt jedoch feinen abnormen Charakter dadurch an, daß er tiefer als gewoͤhnlich zwiſchen die ungenannten Beine eingelagert, und daß der rechte Querfortſatz gleich dem eines Kreuzwirbels ausgebreitet und in entſprechender Weiſe mit dem Huͤft— bein verbunden iſt. Aehnliche Abweichungen kommen auch zuweilen beim Menſchen vor. f 13) Durch den einfachern Bau des Bruſtbeins, welches aus einer einfachen, und nicht, wie beim Orang-Utang, aus einer doppelten Reihe von 7— 8 Stuͤcken beſteht. 14) Durch die groͤßere ſigmafoͤrmige Kruͤmmung des Schluͤſſelbeins, welches beim Orang faſt gerade iſt. 15) Durch die geringere Breite und größere Länge des Schulterblatts und die mehr ſeitliche Richtung der Gelenkflaͤche. 16) Durch die geringere Breite und größe Länge des Kreuzbeins. — Owen, der zu den Kreuzwirbeln alle rechnet, welche fuͤr das Ruͤckenmark durchbohrt ſind, zaͤhlt derſelben 5, und laͤßt 3 nicht ſo durchbohrte fuͤr das 6 * 44 Drangaffen. Steißbein. Camper, welcher zum Kreuzbein nur diejenigen Wirbel zu ſtellen ſcheint, welche das Gewicht des Rumpfes auf das Becken uͤbertragen, giebt dem Orang blos 3 Kreuzwirbel, und nimmt die uͤbrigen als Steißbeinwirbel, wobei jedoch einer fehlt. An dem frankfurter Skelet kann ich ebenfalls nur 3 Kreuzbeinwirbel annehmen; der Schwanz hat 4. Beim erwachſenen Orang ſind die letztern Wirbel mit einander, aber nicht mit dem Kreuzbein an— chyloſirt. 17) Durch die geringere Breite der Huͤftbeine und groͤßere Ausbrei— tung der Sitzbeine. Dieſen letzteren geht uͤbrigens, wie beim Schimpanſe, die Scheibe zum Anſatz fuͤr die Geſaͤßſchwielen ganz ab; die Sitzknorren ſind wie die menſchlichen. j 18) Durch die geringere Länge der obern Gliedmaſſen, beſonders des Vorderarms und der Hand. — Beim Schimpanſe reichen ſie bis zum Knie, beim Orang-Utang faſt bis zur Ferſe. Die Fossa olecrani von dieſem iſt bei manchen Exemplaren durchbohrt. 19) Durch Nichttheilung des Erbſenbeins, das beim Orang-Utang in zwei zerfaͤllt, ſo daß es 9 Handwurzelknochen bei dieſem giebt. 20) Durch groͤßere Laͤnge von Femur und Schienbein, und geringere Laͤnge des Fußes. i 21) Durch das Vorhandenſeyn des Ligamentum teres, das dem Orang-Utang, zugleich alfo mit der Grube auf dem Schenkelkopf, fehlt, was ſchon von Camper nachgewieſen worden iſt. 22) Durch die groͤßere Laͤnge der Fußwurzel im Verhaͤltniß zu den Phalangen der Zehen. 23) Durch das conſtante Vorkommen von 2 Phalangen am Hinter— daumen, waͤhrend das Nagelglied und der Nagel deſſelben beim Orang— Utang, beſonders dem Weibchen, oft fehlt. Camper !“) macht zuerſt auf dieſen Umſtand aufmerkſam, indem er unter mehreren Faͤllen nur einmal einen Nagel mit einem Nagelglied vorfand. Den Mangel derſelben bemerkt ebenfalls Abel bei dem jungen Orang, den er von Borneo nach England mitbrachte; eben fo iſt es von 2 fumatranifchen Orangs angezeigt 1s), und auch Temminck nahm an 6 wild geſchoſſenen Individuen keinen Nagel wahr. 15) Oeuvres. I. p. 53. 16) Lond. and Edinb. phil. mag. 1837. p. 296. Simia. | 45 Dagegen ſah er ihn an dem Daumen eines mehrere Jahre in der Gefan- genſchaft gehaltenen Thieres; auch an 2 aus Menagerien herruͤhrenden Skeleten bemerkte er vollſtaͤndige Nägel, Nicht minder fand dieſe Theile Fr. Cuvier bei dem lebenden Orang in der pariſer Menagerie; ebenſo iſt das Skelet im Muſeum der zoologiſchen Sammlung zu London und das des dortigen Collegiums der Wundaͤrzte mit 2 Phalangen an den Hinter: daumen verſehen. Daß ſie aber blos den Maͤnnchen fehlen, dagegen den Weibchen zukommen ſollen, weiſt Tem minck als irrig nach, wie ich denn auch an dem alten Maͤnnchen im frankfurter Muſeum keinen Nagel geſehen habe. — Uebrigens ſind beim Orang-Utang die Daumen an Vorder- und Hinterhaͤnden ſo kurz, daß jene nicht bis zum Ende des Mittelhandknochens des Zeigefingers, und die hinteren Daumen nicht bis zum Ende des naͤchſten Mittelfußknochens reichen, waͤhrend ſie beim Schimpanſe bis zum zweiten Gliede der zweiten Zehe gehen. Wie viele Arten die Untergattung des Orangs düfzuweiſen hat, iſt zur Zeit mit Sicherheit nicht zu beſtimmen. Man hat dieſelben bisher zu wenig in ihren Wohnorten, wo man allein mit ihrer Lebensgeſchichte vollſtaͤndig bekannt werden kann, beobachtet. Die zu uns gebrachten leben— digen Individuen waren ſaͤmmtlich jung, und da fie dem ungewohnten Klima, noch mehr aber dem Zahnwechſel bald erlagen, ſo konnte man an ihnen die Veraͤnderungen nicht ſtudieren, welche das Alter hervorzubringen im Stande war. Kein Wunder alſo, daß als zum erſtenmale Schaͤdel und Skelete des erwachſenen Thieres, auf welches Wurmb den Namen Pongo uͤbertrug, nach Europa gelangten, ausgezeichnete Naturforſcher, wie Cam— per, Geoffroy, G. Fiſcher u. A., beim Anblick der vorſpringenden Schnautze, der großen Schaͤdelleiſten und der gewaltigen Fangzaͤhne, dieſen Pongo nicht blos ſpezifiſch, ſondern ſelbſt generiſch verſchieden von dem Orang⸗Utang 11) anſahen, und ihn mit den Pavianen zuſammenſtellten. Allmaͤhlig aber wurde durch Cuvier, Rudolphi!®), Tileſius 1s) und namentlich durch Owen, Heuſinger und Temminck, die viele Schaͤdel 17) An jungen Schädeln des Orang -Utangs iſt der Hirnkaſten halbkugelig, faſt mehr noch als bei den Klammeraffen, aber die Schnautze iſt bereits vorſpringender. 18) Abh. der Berlin. Akadem. für 1824. S. 131. 19) Naturhiſt. Früchte u. ſ. w. S. 130. 46. Orangaffen. aus verſchiedenen Altersperioden mit einander vergleichen konnten, nachge- wieſen, daß die rundlichen Formen des Orang-Utangsſchaͤdels durch Mittel— glieder in Verbindung mit der hochgeſtreckten Form des Pongo-Schaͤdels ſtehen, ſo daß jene nur den jugendlichen, dieſe den erwachſenen Zuſtand bezeichnen. Dieß feſtgeſetzt, blieb aber immer noch die Frage uͤbrig, ob unter den erwachſenen Thieren, fuͤr welche wir, nach hergebrachter Weiſe, den Namen Pongo beibehalten wollen, verſchiedene Arten anzunehmen ſind, oder nicht. Owen war anfaͤnglich der Meinung, daß die ganze Untergattung nur aus einer einzigen Art beſtehe. Wiegmann) und Geoffroy?!) unters ſcheiden jedoch zwei, und Blainville ??) ſogar vier Arten. Von letzterer Arbeit urtheilt Joh. Müller 25), daß durch fie die Identität des Orang— Utangs mit dem Pongo erſchuͤttert und widerlegt worden ſey. Etwas ſpaͤter nahm Owen ??) mit vermehrtem Materiale feine Arbeiten von neuem auf, und unterſchied nun drei Arten, ohne ſie jedoch in Concordanz mit denen von Blain ville zu bringen. Auch find es bei beiden Naturforſchern faft nur Schaͤdel geweſen, ohne die zu ihnen gehoͤrenden Felle, nach welchen die ſpezifiſchen Unterſcheidungen vorgenommen wurden, wodurch dieſe eine nicht geringe Stuͤtze entbehren. Endlich unterſcheidet Temminck 2s) in feiner neueſten Arbeit zwei Arten, und zwar wieder in anderer Weiſe als ſeine Vorgaͤnger, indem er die juͤngſten Leiſtungen von Blainville und Owen nicht beruͤckſichtigt hat. Bei dieſer großen Abweichung und zugleich Verwirrung der Anſichten uͤber die Artenbeſtimmung des Orangs, will ich ſo gut als es moͤglich iſt, verſuchen, in wie weit ein einigendes Reſultat hieraus zu ge— winnen ſey. Betrachten wir die einzelnen Angaben. Geoffroy und Wiegmann unterſcheiden als zwei getrennte Spezies erſtlich den großen, auf Sumatra gefundenen und von Abel beſchriebenen Orang (Simia Abelii), und dann den von Wurmb geſchilderten Pongo auf Borneo (Simia Wurmbii), 20) Handbuch der Zoologie. 1832. S. 32. 21) Cours de Thist. nat. des mammif. 1829. 7.lecon. 22) Ann. des sc. nat. Janv. 1836. p. 60. 23) Archiv für Anatomie. Jahrg. 1835. S. XLVI. 24) The Lond. aud Edinb. philosoph. magaz. April 1837. p. 295. 25) Fauna japon, auct. Fr. de Siebol d. Elaborantibus Temminck et Schlegel, Die Abhandlung iſt vom November 1835 datirt, aber erſt in der Oſtermeſſe 1837 ausgegeben. 8 . Simia. 47 welcher letzterer, außer in der Schaͤdelform, auch in der ſchwarzbraunen Farbe des Pelzes und den breiten Fleiſchlappen an den Wangen von ihm verſchieden iſt. Nach den im pariſer Muſeum vorfindlichen Materialien, die neuer- dings durch einen Schaͤdel eines erwachſenen Orangs und durch ein vollſtaͤn— diges Skelet eines andern Individuums derſelben Art, beide aus Sumatra, vermehrt wurden, unterſcheidet Blainville folgende 4 Arten !): 1) Eigentlicher Orang-Utang; rother Orang in der Jugend; Orang mit Wangenlappen beim erwachſenen Maͤnnchen, von Sumatra; 2) der Orang Wallich's vom indiſchen Continent; 3) der Orang Abel's von Sumatra; 4) der Pongo von Borneo. Ueber dieſe Abtheilungen iſt zu bemerken, daß erſtlich die Merkmale, durch welche ſich die Schaͤdel von 1 und 4 unterſcheiden ſollen, ſehr un— genuͤgend angegeben ſind. Dann iſt es aber auch voͤllig unrichtig, daß der Pongo von Wurmb keinen Wangenlappen haben ſoll, indem er von die— ſem mit klaren Worten beſchrieben wird. Ferner weicht der Wallich'ſche Schaͤdel in ſo wenig Merkmalen von dem des Pongo, der ſelbſt ſo vielen 1) Der Schädel des erwachſenen Orang-Utangs, ſagt Blainville, behalte alle Merk⸗ male des jugendlichen, nämlich die Schiefe und regelmäßig ovale Form der Augenhöhlen, außer einer ſehr großen Annäherung derſelben, die Kleinheit, Schmalheit und die ſehr hinaufgeſchobene Lage der Nafenbeine, während er zugleich durch die Entwicklung der Schädelleiſten und die große Verlängerung der Kiefer Alles erlange, was ihn dem Schädel des Pongo ähnlich mache. Schon hierdurch ſey der Orang-Utang ſpezifiſch vom Pongo verſchieden. Dazu komme noch, daß bei einem Theil der männlichen Individuen, wie er dieß ſelbſt in Leyden geſehen habe, ein dicker Hautlappen an den Wangen ſich finde; ein Anfag, der bei den andern nicht exiſtire, wie man ſich davon durch Wurmb's Beſchreibung verſichern könne, welchem eine ſolche auffallende Aus— zeichnung ſonſt gewiß nicht entgangen wäre. Da man alſo gewiß wiſſe, daß der Pongo der pa— riſer Sammlung dieſes Merkmals entbehre, ſo müſſe man daraus ſchließen, daß es der Orang— Utang ſey, der hiemit verſehen wäre, derſelbe, von dem man bisher nur junge Weibchen in Frankreich geſehen. — Es unterſcheide ſich aber ferner, wie Blainville fortfährt, der von Wallich aus Calcutta eingefandte Schädel, aus welchem früher Cuvier auf die ſpezifiſche Iden⸗ tität des Orang-Utangs mit dem Pongo geſchloſſen habe, merklich von dem gleichalterigen des erſteren und ſchließe ſich dafür an den Pongo an. Die Augenhöhlen ſeyen faſt rund und größer; die Jochbeine zeigen unter ihrer Vereinigung mit dem Stirnbeine eine beträchtliche Erweiterung, die bei jenen beiden nicht exiſtire; dieß möchte auf eine dem indiſchen Continent eigenthümliche Art hinweiſen. — Endlich ſey der von Abel beſchriebene ſumatra'iſche Orang-Utang von den übrigen durch feine ſehr große Geſtalt, fo wie durch verhältnißmäßig viel kleinere Finger verſchie⸗ den, wonach man 4 obige Arten bekomme. . N 48 Orangaffen. Aenderungen unterworfen iſt, ab, daß wenn nicht noch beſondere Eigen— thuͤmlichkeiten in der Beſchaffenheit der aͤußern Geſtalt hinzukommen, es nicht gerathen ſeyn kann, auf ſpezifiſche Selbſtſtaͤndigkeit zu ſchließen. Auch iſt man aus dem Umſtande, daß dieſer Schaͤdel von Calcutta kam, nicht zu dem Schluſſe berechtigt, daß das Thier dem indiſchen Continent ange: hoͤre; nicht nur kann es von den Inſeln leicht dahin gebracht worden ſeyn, ſondern das Vorkommen des Orangs auf dem Feſtlande iſt noch durch keine ſichere Angabe verbuͤrgt. Die neuen Materialien, welche Owen erhielt und die ihn zur Aen⸗ derung ſeiner fruͤhern Anſicht veranlaßten, beſtanden in 2 Schaͤdeln des Orang-Utangs von Borneo, und in einem Fell, den Schädel einſchließend, von einem jungen Orang-Utang aus Sumatra. Bei der Umſicht und Ge— nauigkeit, mit welcher dieſer ausgezeichnete Naturforſcher in ſeinen Unter— ſuchungen zu Werke geht, wird es noͤthig, feine neuen Anſichten vollſtaͤndig darzulegen. Owen zeigt zuerſt, daß der junge ſumatra'iſche Orang in der Färbung und Behaarung ganz mit dem erwachſenen weiblichen fumatra” ſchen Orang, den Raffles der zoologiſchen Geſellſchaft ſchenkte, uͤberein— komme. Die beiden Schaͤdel aus Borneo unterſcheiden ſich aber weſentlich nicht nur von dem ſumatra'iſchen, ſondern auch von einander in der Groͤße und in der Entwicklung der Schaͤdelleiſten. Das groͤßere unter dieſen beiden Exemplaren von Borneo gleicht vollkommen dem Schaͤdel des borneoſchen Pongo oder des erwachſenen Orangs in der Sammlung des Collegiums der Wundaͤrzte, und unterſcheidet ſich genau in denſelben Beziehungen, wie dieſes Exemplar, von dem Schädel des (als fumatraifch vermutheten) Pongo's im Beſitz von Croß, welchen Owen?) ſchon fruͤher abbildete. Hiedurch wird er nun in feiner anfänglichen Vermuthung beſtaͤtigt, daß dieſer Schaͤ— del einem Orang angehoͤre, der von dem großen aus Borneo (Simia Wurmbii) ſpezifiſch verſchieden wäre. Es iſt naͤmlich der Schädel des großen borneoſchen Orangs in ſeinem Durchmeſſer von vorn nach hinten laͤnger und ragt nicht ſo hoch am Scheitel empor. Die Richtung der Au— genhoͤhlen iſt ſchiefer, daher bildet das Profil zwiſchen der Stirne oder Glabella und den Schneidezaͤhnen eine faſt gerade Linie, waͤhrend bei dem FCC (muth⸗ 2) Transat, of the zoolog. society. I. 4. tab. 53, 54. Simia. 49 (muthmaßlich) ſumatraniſchen Orang die Augenhöhlen mehr ſenkrecht find, und daher obige Profillinie concav iſt. Die aͤußern Ränder der Augen⸗ hoͤhlen ſind breit und haben eine rauhe unregelmaͤßige Oberflaͤche, vermuthlich in Folge der Hautlappen. Die Jochbeinnath beginnt beim borneo'ſch en Pongo 3" von den Augenhoͤhlenfortſaͤtzen des Jochbeins und erſtreckt ſich ſchief ruͤckwaͤrts bis auf 14” von dem Urſprung der Jochfortſaͤtze des Schlaͤ⸗ fenbeins, während beim Croß'ſchen Schaͤdel jene erſt mit 8““ von obigen Augenhoͤhlenfortſaͤtzen beginnt, ſo daß ſie mehr in der Mitte liegt. Ferner iſt die Symphyſis des Unterkiefers bei dieſem von geringerer Hoͤhe als bei jenem aus Borneo, fo daß die Differenz 8“ beträgt. Den kleineren unter den vorhin erwaͤhnten, aus Borneo eingeſandten Schaͤdeln betrachtet Owen abermals als ſpezifiſch von den eben beſchrie— benen verſchieden, und nennt die Art, auf die er nach demſelben ſchließt, Simia Morio. Dieſer Schädel ſcheint auf dem erſten Anblick ein Mittel: zuſtand zwiſchen der jungen und alten Simia Satyrus, iſt es aber nicht. Daß er nicht einem jungen Orang angehoͤrt, ergiebt ſich daraus, daß er alle Zaͤhne bereits gewechſelt und alſo blos die bleibenden aufzuweiſen hat, ferner daß die bleibenden Backenzaͤhne der jungen Orangs, ſo wie ihre Augen— hoͤhlen, bereits eine Groͤße zeigen, die darauf hinweiſt, daß der große Pongo ihren erwachſenen Zuſtand darſtellt. Von dieſem unterſcheidet ſich aber der Schädel von S. Morio wieder, daß bei letzterem die Zähne eine andere relative Größe gegen einander haben; die Backenzaͤhne naͤmlich von 8. Morio ſind kleiner, die Eckzaͤhne viel kleiner, waͤhrend die obern Schneidezaͤhne beinahe, und die untern Schneidezaͤhne vollkommen dieſelben Dimenſionen wie beim großen Pongo haben. Daß der Schädel von S. Morio übrigens einem alten Thiere angehoͤrt, beweiſt auch der ſchmale Zwiſchenraum, der auf der Scheitelflaͤche zwiſchen den halbkreisfoͤrmigen Linien uͤbrig bleibt, die Obliteration der Zwiſchenkiefer, der Pfeil- und Lambda-Naͤthe. Trotz dieſes Alters fehlt die große Leiſte laͤngs des Scheitels; Lambda- und Zitzenleiſten ſind zwar mehr entwickelt als beim Schimpanſe, aber doch denen des Pongo nachſtehend. Das Hinterhaupt iſt faſt glatt und ohne Mittel— leiſte. Das Schlaͤfenbein ſtoͤßt, wie beim Schimpanfe, mit dem Stirnbein zuſammen; doch kommt ein ſolcher Fall auch auf der einen Seite eines Schaͤ⸗ dels von S. Satyrus vor. Das Hinterhauptsloch iſt nicht fo weit ruͤckwaͤrts Suppl. 7 50 Orangaffen. als beim Pongo, aber doch mehr als beim Schimpanſe geſtellt. Die vordern foramina condyloidea ſind, wie bei erſterem, doppelt. Das Nafenbein iſt einfach und zeigt Spuren von urſpruͤnglicher Trennung. In der Veren— gerung des Interorbital-Raums und der allgemeinen Form der Augenhoͤhlen iſt S. Morio wie S. Satyrus beſchaffen. Die Lage der Augenhoͤhlen und die gerade Contur der Schnautze gleicht mehr der 8. Wurmbii, als S. Abelii. Auf jeder Seite giebt es ein großes und 2 ſehr kleine Unterau— genhoͤhlenloͤcher. Die Naſenoͤffnung hat dieſelbe Form wie bei 8. Wurmbii. Der Hirnkaſten gleicht an Groͤße und Woͤlbung dem des letzteren, waͤhrend der Maxillartheil kleiner iſt, wodurch S. Morio ein mehr menſchenaͤhnliches Anſehen erlangt. Der Hauptunterſchied vom Pongo, er moͤge von Borneo oder Sumatra ſeyn, bleibt immer die geringere Entwicklung der Eckzaͤhne. Zu weiterer Vergleichung beider Schaͤdel theilt Owen ihre Aus— maaße mit, die wir (Nr. I und II.) um fo lieber aufnehmen, da die von S. Wurmbii gegebenen einem erwachſenen Männchen angehören, während in der vorhergehenden Tabelle von dieſer Art nur ein noch nicht ganz altes Weibchen genommen iſt. Außerdem fuͤge ich nach Gipsabguͤſſen die Maaße eines Schaͤdels im Beſitz von Hendrikz (Nr. III.) und des parifer Pongo (Nr. IV.) bei, fo wie nach Owen's Zeichnung auf tab. 53 einige Maaße des Croß'ſchen Schaͤdels (Nr. W). Die letztern habe ich nach dem pariſer Maaßſtabe gemeſſen, waͤhrend Owen den engliſchen genommen hat. I. II. III. IV. V. S. Morio S. Satyrus, S. Hen- |S. Pongo] 8. adult. mas adult.] drikzii. Paris. Crossii. Länge des Schädels vom Scheitel bis zu den Occipital-Gelenkkopfen Beige AT ar ri eee — von der hintern Fläche des Hin— terhauptbeins bis zum Rande der Schneidezähne. 7 10 10 6 9 0 9 2 8 8 — von jener Fläche bis zur sutura fronto-nas alis /4 4 5 3 4 11 5 0 4 9 — von da bis zum Rande der Schneidezähnr et 4 12 W J 4 3 4 2 Querdurchmeſſer, größter, des Hirn— kaſtens an den Leiſten hinterm Ge— hör gang 4 8 5 4 5 8 5 8 Querdurchmeſſer, kleinſter, hinter den Augenhöhlen2na2?nx?n˖ Eutfernung zwiſchen den Schläfen⸗ Lien : Durchmeſſer des Schädels zwischen Der Außenrändern der Augenhöhlen Interorbital-Raum Durchmeſſer, querer, der Augenhöhle — fenfrechter = = Untere Weite der Nafenhöhle . . Vom vordern Rand des Hinterhaupt⸗ lochs zum hintern Rande des knö⸗ chernen Gaumens Länge des knöchernen Gaumens. Oberkiefer; Breite des erſten Schnei⸗ dezahns — Breite des zweiten Schnei⸗ dezahn . - - — Breite der Schnedezuhn⸗ Reine — Länge ſämmtl. Kauflächen der Backenzähne jederſeits — Länge der emaillirten Krone des Eckzahns .. — Breite derſelben .. Länge des Unterkiefers von dem Ge⸗ lenkfortſatze bis zu den Schneide- zähnttkte Höhe des Aſteees Größte Breite deſſelben . Zwiſchenraum zwiſchen den Kinn⸗ chen! Rz Zwiſchenraum zwiſchen beiden Winkeln Höhe an der Symphyſis » Höhe des ganzen Schädels Entfernung, größte, zwiſchen den Joch bogen ĩñ 22 | Simia. 51 I. II. III. IV. V. S. Morio, S. Satyrus] S. Hen- S. Pongo S. adult. [mas adult.] drikzii. Paris. Crossii. 2 4 2. 9% 2 6 2 ge dd vis 07 0 0 0 0 0 0 0 0 3 6 4 6 4 5 4 7 0 4 0 7 0 6 0 6 1 3 1 6 b 1 6 17 1 1 6 0 11 | 1 2 2 3 2 10 3 12 3 3 3 14 4 0 3 4 3 7 0 6 0 7 06 06 0 6 0 3 0 4 0 32 | 0 4 1 6 1 9 1 72 1 7 2 2 2 5 2. 0 2 2 06110 0 11 05 0 9 0 7 0 8 07% 5 7 TR 6 9 6 10 6 3 3 4 4 a 4 0 4 1 2 2 0 8 1 2 11 3 0 2 9 1 = 2 1 2 1 2 1 4 0 0 2 7 2 7 © 9 | 8 1 7 10 6 3:16 6 52 Orangaffen. Am Schluſſe feines neueſten Jahresberichts kommt Wiegmann“) nochmals auf dieſen Gegenſtand zu ſprechen, und iſt jetzt der Meinung, daß es mindeſtens 3, vielleicht ſogar 4 Arten aſiatiſcher Orangs gebe. Mit J. Müller) iſt er einverſtanden, daß die 3 im Berliner zootomiſchen Muſeum befindlichen Gipsabguͤſſe 3 verſchiedenen Arten angehörten ©). Aus dem Vorſtehenden geht ſattſam hervor, in welcher Verwirrung die Beſtimmung der aſiatiſchen Orang-Arten liege. Fuͤr ihre Fixirung iſt es ein ſchlimmer Umſtand, daß man von den Schaͤdeln theils das Va— terland nicht mit Sicherheit kennt, wie dieß unter andern von dem Croß'— ſchen Exemplare gilt, auf welches Owen ſeine ſumatraniſche Art gruͤndet, theils — und was noch ſchlimmer iſt — mit der aͤußern Beſchaffenheit der Individuen, von welchen die Schaͤdel genommen ſind, nicht bekannt geworden iſt. Ich glaube nicht, daß die Schaͤdel allein genuͤgen werden, um den fraglichen Punkt zur Entſcheidung zu bringen. Bei einem Thiere, das mit dem Alter die Kopfform fo außerordentlich ändert, läßt ſichs von vorn herein erwarten, daß in der Schaͤdelbildung erhebliche Abweichungen vor— kommen werden, denen man nur einen individuellen Werth beilegen duͤrfe; daher denn auch bei ſo großen Differenzen doch wieder ſo mehrſeitige Ueber— gaͤnge, welche eben bis jetzt der ſpezifiſchen Ausſcheidung im Wege ge— treten ſind. 4) Der eine Abguß (nach einem Schädel von Camper, den Fiſcher tab. 3, 4 abgebildet hat) zeichnet ſich durch eine tiefe Aushöhlung der Geſichtslinie zwiſchen der Glabella und dem Zwiſchenkiefer aus, und ſcheint, wie Wiegmann meint, mit dem von Owen t. 53 abgebildeten übereinzuſtimmen. Der zweite Abguß (nach einem Exemplare von Hendrikz) hat zwiſchen Gla— bella und Zwiſchenkiefer eine faſt gerade Geſichtslinie; der Jochfortſatz des Oberkiefers iſt breiter, und die Schuautze minder vorragend und verhältnißmäßig dicker, als bei den beiden andern. Der dritte Abguß (von D» Alton abgebildet) iſt der des pariſer Pongo, der im Profil die meiſte Pavianähnlichkeit zeigt. Nachträglich fügt Wieg mann bei, daß die Sammlung ſo eben 2 Schädel erwachſener Orangs erhalte, wodurch die Sache noch ſchwieriger werde. Der eine derſelben ſtimme in den meiſten Punkten mit dem Camper'ſchen Schädel überein, zeige aber auch wieder manche Verſchiedenheit, namentlich ſey die Divergenz der Unterkieferhälften am Winkel geringer. Der andere paſſe ziemlich zu S. Morio, aber die Augenhoͤhlen ſeyen größer, als bei den übrigen. — Auch bei den beiden alten Schädeln im Senkenberg. Muf. find die Augenhöhlen verſchieden; bei dem einen; find ſie faſt rundlich, bei dem andern mehr in die Länge gezogen. Uebrigens iſt an beiden das Geſichtsprofil wenig ausgeſchweift, faſt gerade, die Scheitel- und Hinterhauptsleiſte ehr ſtark, die Symphyſis hoch, die Jochbeinnath ſehr weit vorn anfangend. 5) Archiv für Naturgeſch. 1837. S. 146. 6) Archiv für Anatom. und Phyſiolog. 1836. S. XLVI. Simia. 33 Suchen wir uns, fo weit es moͤglich, in dieſer Verwirrung zu orientiren. Wie Owen es zuerſt gezeigt hat, giebt es unter den Schaͤdeln der aſiatiſchen Orangs 2 Hauptformen: die erſte Haupt form bezeichnet der Schädel im Kolleg der Wundaͤrzte (tab. 49), auf den er feine S. Wurmbii gruͤndet, die andere der Schaͤdel von Croß (tab. 53). Zu dieſer erſten Hauptform gehoͤrt auch der im Beſitz von Hendrikz befindliche Schaͤdel, von welchem, ſo wie von dem pariſer Pongo, ich einen vortrefflichen Gips— abguß durch die Guͤte des Herrn Geheimen Raths von Walther zur Benuͤtzung erhalten habe. Dieſe erſte Form — wir wollen fie durch 8. Hendrikzii bezeichnen — zeichnet ſich hauptſaͤchlich aus durch das gerade Geſichtsprofil, die hoͤhere Schnautze, die ſtaͤrkere Entwickelung des Hirnkaſtens von vorn nach hinten, die viel maſſivere Form des ganzen Jochbogens, die vorge— ruͤckte Jochbeinnath, welche gleich hinter dem Augenhoͤhlenfortſatze des Joch— beins beginnt, und die hohe Symphyſe; lauter Merkmale, welche Owen's S. Wurmbii (tab. 49) mit dem Schädel von Hendrikz gemein hat. 5 Dieſer entgegengeſetzt iſt die zweite Hauptform, welche der Croß'ſche Schaͤdel darſtellt. Hier iſt das Geſichtsprofil ſtark ausgehoͤhlt, die Schnautze ſehr niedrig und vorgeſtreckt, der Jochbogen e die Jochbeinnath in der Mitte, die Symphyſe ſehr niedrig. An dieſe zweite Hauptform ſchließt ſich ſehr genau der altbekannte Pongo des pariſer Kabinets an. Auf dieſe Uebereinſtimmung hat man bis— her nicht geachtet; ſie ergiebt ſich aber aus der Anſicht der Abbildung von De Alton, noch mehr aus der des mir vorliegenden Gipsabgußes. Der hauptſaͤchlichſte Unterſchied liegt in der groͤßern Hoͤhe des Koͤrpers vom Un— terkiefer, wodurch denn auch die Symphyſe eben ſo ſtark wird als bei dem Schädel von Hendrikz ); die ſtaͤrkere Entwicklung der Scheitelleiſte kann, als vom Alter abhaͤngig, nicht in Betrachtung kommen. Die uͤbrigen Verhaͤlt— niſſe find wie bei dem Croß'ſchen Schädel, auch die gegen die Mitte des Jochbogens vorgeruͤckte Lage der Jochbeinnath. Dadurch aber, daß der Schädel des Pongo ungleich mehr mit dem Croß'ſchen als dem von Hendrikz. und dem im Kolleg der Wundaͤrzte befindlichen Schaͤdel uͤbereinkommt, wird O wen's ſpezifiſche Unterſcheidung zwiſchen den Schaͤdeln von Borneo und 7) Owen gibt bei dem Schädel von Croß dieſe Höhe zu 23 engl. Zoll an; bei dem Schädel von Hendrikz und dem pariſer Pongo iſt ſie 3 par. Zoll. 54 Orangaffen. Sumatra hoͤchſt zweifelhaft, wenn nicht ganz widerlegt, inſofern naͤmlich es richtig iſt, daß der pariſer Pongo wirklich von dem Individuum her— komme, das Wurmb von Borneo beſchrieben hat. — Zu dieſer Form mit concaver Geſichtslinie gehört auch noch der Camper'ſche Schaͤdel. Die Simia Morio von Owen entfernt ſich gaͤnzlich von dieſer zweiten Hauptform, faͤllt dagegen in allen weſentlichen Merkmalen in die erſte hinein. Daß es kein uraltes Exemplar iſt, ergiebt theils die geringere Groͤße, theils daß die bogenfoͤrmigen Linien noch nicht zu einer Scheitelleiſte zuſammen ſtoßen. Wenn auch die Kleinheit der Augenhoͤhlen, ſo wie der Backen⸗ und Eckzaͤhne, ſich nicht bei den andern bekannten Exemplaren von Borneo findet, ſo ſind doch ſchon bei dem Hendrikzſchen Augenhoͤhlen und Backenzaͤhne nicht ſo groß, als bei den von Owen beſchriebenen. Die Dif— ferenzen, welche S. Morio zeigt, koͤnnen eben ſo wohl in Alters- und Ge— ſchlechtsverſchiedenheiten, als in individuellen Abweichungen liegen; daſſelbe gilt von 8. Wallichii. Beide koͤnnen daher zur Zeit als Arten nicht ans erkannt werden. g | Als fihere Reſultate aus den vorliegenden oſteologiſchen Unterſu— chungen ſind demnach folgende zwei hervorzuheben. 1) Der junge Orang— Utang, wie er in neuerer Zeit oͤfters zu uns nach Europa gebracht worden iſt, iſt das Junge von dem unter dem Namen Pongo bekannten alten Thiere. Y Unter den Schädeln giebt es 2 Hauptformen, die allerdings in ihren Extremen ſehr abweichen. Ob dieſen beiden Formen eben ſo viel Ar— ten entſprechen, ferner ob dieſe nach den Wohnorten (Borneo und Sumatra) geſchieden ſind, iſt zur Zeit noch ungewiß. Noch weniger gewiß iſt es, ob eine oder mehrere von den abweichenden Formen, welche zwar den Haupt— merkmalen nach der einen oder der andern Hauptform angehoͤren, aber doch durch einzelne Eigenthuͤmlichkeiten ſich auszeichnen, beſondere Arten conſti— tuiren oder nicht. Letzteres ſcheint mir das wahrſcheinlichere. Zuletzt iſt der neueſten Arbeit von Temminck zu erwaͤhnen, die uns uͤber die ſpezifiſche Sonderung der aſiatiſchen Orang-Utangs folgenden Aufſchluß gewaͤhrt. Alle Felle, welche er von Borneo erhielt und die allen Altern und beiden Geſchlechtern angehoͤrten, zeigen nur eine einzige Art an. Dieſelbe Art iſt, ihm zu Folge, auch auf Sumatra gefunden worden, und er erwähnt namentlich eines alten Weibchens aus dieſer Inſel, das er in Simia. 55 London ſah, und das genau den aus Borneo eingeſandten Individuen des naͤm⸗ lichen Geſchlechts glich. Vermuthungsweiſe ſpricht jedoch Temminck aus, daß es vielleicht noch eine zweite Art auf den genannten Inſeln geben koͤnnte, indem wenigſtens die Dajaken von Borneo verſichern, daß ſich bei ihnen zwei Arten dieſer großen Affen faͤnden. Hievon will nun Temminck als eine andere Spezies den Orang - roux unterſcheiden, die zur Zeit nur nach einem jungen lebenden Exemplare in Paris errichtet, aber nicht naͤher beſchrieben iſt, und als deren Vaterland er, freilich ohne alle Gewaͤhr, den indiſchen Kontinent vermuthet. Dieſe letzterwaͤhnte angebliche Art kann einſtweilen keine weitere Beruͤckſichtigung finden s). Mit Sicherheit gekannt iſt alſo zur Zeit nur eine einzige Art, von der faſt alle nach Europa ge— brachten Felle und Skelete aus Borneo herruͤhren. Weitere Aufſchluͤſſe muͤſſen wir von den hollaͤndiſchen Naturforſchern in Indien erwarten, denen gegenwaͤrtig die Aufklaͤrung der Naturgeſchichte des Orang⸗-Utangs zur be⸗ ſondern Aufgabe gemacht iſt. Im Nachfolgenden ſind daher die aſiatiſchen Orangs in eine einzige Art zuſammengefaßt, wobei alsdann — abgeſehen von allen oſteologiſchen Differenzen — weiter zwiſchen borneofhen und fu: matraniſchen abgetheilt wird. 2) Simia Satyrus. Orang⸗Utang. Tab. II. II B. S. rufescens, auriculis parvis. a) Die Art überhaupt, namentlich das junge Thier. Orang-Outang. Bonrius. Ind. orient. p. 84. (fig. pess.) — Epwarp’s glean. p. 6. fig. 234. (mittelm.) — Burr. XIV. p.43.; suppl. VII. p. 1. tab. 1. (ungenuͤgend). — Arran. add. XV. p. 71. tab.40.; suppl. V. p. 45. tab. 17. — Vosnäer descript. mit erträglicher Figur. — CAMPER oeuvres. I. p. 1. tab. 1, 2. (gut). — Rudolphi Berlin. Abh. für 1824. p. 131. — BIANv. ann. des sc. nat. Janv. 1836. pag. 60. Simia Satyrus. Linn. p.34. — Schreb. I. S. 54. tab. II. fig. Edw.; tab. II B. fig. Allam.; — Blumenbach Abbild. tab. 12 und 52. — Fir leſius naturhiſt. Früchte. tab.94, 95 (gut). — Fer. Cuv. et Georrk. mammif. Ed. in 4to. Tab. I. (gut).— Cuv. regn. anim. p. 87.— GRipp. anim. kingd. I. p. 238 und 252. (fig) — Temminck monograph. II. 2. p. 119. tab. 8) Diefer Orang-roux ſcheint eine lichtrothe Farbe zu haben, während fie bei dem ge= wöhnlichen dunkel roſtroth iſt. . 56 Orangaffen. 41 — 46. — Heuſinger's vier Abbildungen der Schädel des S. Satyrus tab. 1 — 4. 8 Simia Agrias. Schreb. tab. II C. fig. Camp. Pithecus Satyrus. GEorFr. cours. 7° leg. p. 21. — Desm. mammif. p. 50. — Less. complem. III. p. 288. tab. 1, 2. — Owen transact. of the z. soc. I. 4. p. 355. tab. 49, 50. (rechts), 53, 54, 56. fig. 3, 4, 7, 8. (Oſteologie.) — Is. GEO FR. in Belanger voy. zoolog. p. 23. 6) Der borneo'ſche Pongo (S. Wurmbii). Borneosche Orang-Outang or Pongo. Wurme. verhandl. van het Batav. genootschap. 2. ed. II. p. 134. — Camper oeuvres I. p. 64. Pongo. Cuv. tableau p. 99. — GEOoFFR. journ. de phys. 1798. 1. p. 342. — Fiſcher naturhiſt. Fragmente. S. 207. tab. 3, 4. (Schaͤdel.) — D’Alton Skel. tab. VIII. fig. a. Singe de Wurmb. Aupeserr. p. 21. tab. anat. II. fig. 5. 6. (Skelet.) — LATREILLE in Sonnini Buff. hist. nat. 35. p. 262. tab. 35. (Skelet.) Simia Wurmbii. Fisch. syn. mammal. p. 32. — Owen Lond. and Edinb. ph. magaz. April 1837. p. 296. y) Der ſumatraniſche Pongo (S. Abelii). Orang-Outang of Sumatra. CLARKE AnEL in Asiat. Research. XV: p. 489. tab. 1—5. (Kopf, Hände, Fuͤße, Unterkiefer und Zähne.) Das junge Thier iſt ſchon von Schreber hinlaͤnglich beſchrieben, ſo daß es uns hier hauptſächlich um die Darſtellung des alten zu thun iſt. Als Heimath dieſer Art kennen wir mit Sicherheit nur Borneo und Su— matra; auf Java kommt fie, nach Temminck's?) Zeugniß, beſtimmt nicht vor; eben ſo wenig ſind unzweifelhafte Angaben uͤber das Vorkommen des Orang-Utangs auf dem Feſtlande von Indien vorhanden; kein Naturfor— ſcher hat ihn in neuerer Zeit daſelbſt wild geſehen, ſo daß es hoͤchſt wahr— ſcheinlich iſt, daß dieſe Art dem Kontinent von Aſien ganz abgeht und auf die Inſeln beſchraͤnkt iſt. ) Der borneo'ſche Pongo (S. Wurmbii). Daß Owen auf Borneo 2 Arten von Orangs unterſcheidet, naͤmlich S. Wurmbii und S. Morio, iſt ſchon erwähnt worden, eben fo, daß 8 letztere 9) Fauna japonica. Sima. 57 letztere nur nach einem einzigen Schaͤdel, der hievon bekannt iſt, vermuthet wird, und daher zur Zeit noch keine Beruͤckſichtigung finden kann. Im Nachfolgenden iſt blos von S. Wurmbii die Rede, welche uns zuerſt durch die genaue Beſchreibung von Wurmb bekannt geworden iſt. Das Exemplar, welches ſeiner Beſchreibung zu Grunde liegt, wurde von dem hollaͤndiſchen Reſidenten Palm auf einer Reiſe von Landak nach Pontiana erlegt. Da Wurmb's Beſchreibung dieſes großen Thieres bis auf die neueſte Zeit die einzige war, auch manche Mißverſtaͤndniſſe erfahren hat, ſo theilen wir ſie im Nachfolgenden mit: Der Kopf iſt nach oben ein wenig zugeſpitzt; die Schnautze ſpringt etwas hervor, und auf jeder Seite der Wangen ſitzt ein breiter fleiſchiger Lappen, welcher ſich ſeitlich weiter ausbreitet, als die Dicke des Kopfs be- trägt 1). Die Ohren find klein, nackt und flach an dem Kopf liegend. Die Augen ſind klein und vorſpringend. Die Naſe, ohne einige merkliche Er— hoͤhung, beſteht nur aus zwei laͤnglichen und ſchief gegen einander geſtellten Naſenloͤchern. Der Mund iſt mit dicken Lippen verſehen und hat inwendig keine Backentaſchen 11). Die Zunge iſt dick und breit. Jede Kinnlade hat vorn 4 ſtarke Schneidezaͤhne zwiſchen 2 großen und ſelbige uͤberragenden Eck— zaͤhnen. Das Geſicht iſt ſchwarzbraun und unbehaart, mit Ausnahme eines ſchwachen Bartes. Der Hals iſt ſehr kurz; die Bruſt viel breiter als die Huͤften. Man ſieht weder Schwanz, noch Geſaͤßſchwielen; die Ruthe ſcheint ſich in den Bauch zuruͤckzuſchieben. Die Haͤnde ſind lang und innerlich gleich den Fingern ſchwarzbraun und unbehaart. Die Beine ſind kurz und dünne, aber ſehr muskuloͤs; die Fuͤße gleichen ſehr den Händen. Die Fin- ger und Zehen haben ſchwarze Naͤgel, aͤhnlich den menſchlichen, außer die an der großen Zehe, welche viel ſchmaͤler und kuͤrzer ſind, was vielleicht eine Folge der Abnuͤtzung ſeyn mag. Bruſt und Bauch ſind meiſt kahl; 10) Aus dieſer beſtimmten Angabe erſieht man, wie ſehr ſich Blainville irrt, wenn er ſagt, daß Wurmb von keinen Wangenlappen ſeines Affeus rede. 11) Dieſe Stelle heißt im Original: „De mond is bekleed met dikke lippen, en heeft geene zakken van binnen.“ Janſen, welcher in Audebert's Hist. nat. des Singes p. 22 eine Ueberſetzung von Wurm b's Beſchreibung mitgetheilt hat, giebt obige Stelle alſo: „La bouche est garnie de grosses levres et d'abajoues.““ Durch dieſe unrichtige Ueberſetzung verführt, find dem MAR von Au⸗ debert, Leſſon u. A. irrthümlicher Weiſe Backentaſchen beigelegt worden. Suppl. 58 Orangaffen. aber die uͤbrigen Theile des Koͤrpers, mit Ausnahme des Geſichts, der Ohrenſeite und der Innenſeite von Haͤnden und Fuͤßen, ſind mit braunen Haaren bewachſen, welche an einigen Stellen wohl fingerslang ſind. Unter der Haut des Halſes und der Bruſt findet man zwei Saͤcke, wovon der eine den groͤßten Theil der Bruſt einnahm, und ſowohl als der kleine Sack, welcher in den großen eingeſchloſſen war, Gemeinſchaft mit der Luft⸗ roͤhre hatte. Von einem ſpaͤter erhaltenen Weibchen ſagt Wurmb !?): „Haͤnde und Fuͤße ſcheinen laͤnger als vom Maͤnnchen. Das Geſicht gleicht ihm ganz, eben ſo als die uͤbrigen Theile des Koͤrpers, mit der Ausnahme, daß die Wangenlappen nicht ſo groß und vorſtehend ſind. Die ganze Bruſt iſt, wie beim Maͤnnchen, von einem großen Sack untergraben.“ Wurmb giebt alsdann ſehr detaillirte Meſſungen ſowohl von dieſem Maͤnnchen, als auch von dem Weibchen. Wir entnehmen daraus fol— gende Angaben, die im rheinlaͤndiſchen Maaße beſtimmt ſind. Männchen Weibchen Ganze Länge vom Fuß bis zum Kopf.... 3 103“ 4 0 Umfang des Leibes um die Brut © l. 3 32 2 9 = = ee die ÄDINNTTD 60 oa Ode ee 2 14 Länge des Vorſprungs der Schnauzt e 0 32 0 3 Abſtand der zwei Augenwinkel 0 13 0 1 Durchmeſſer des Kopfs von oben nach unten. nnn 0 109 0 10 ie Sa con 023% 01 Breite derſelben .. r ee OEN, 0 4 Abſtand zwiſchen Schlüſſel⸗ a e e ee 4 1 & Länge der Arme bis zur Spitze des Mittelfingetnsz z . 3 3 3 + Umfang des Oberarms in der Mitte „1 8 0 9 ige des Oberaemm 8 1 4 1 4 — des Vorderam + . u 1 42 — der Hand von ihrem Gelenk bis 155 Spitze des wies . 0 98 0 10% — des Daumens . r 8 . 0 3 0 34 des Teen r,, ao n 98 leneh, 0 6 des dritte!!! T 0.6 des bieten!!!! a Sr Letter OR 0 61 des fünf: re ee OL 0 5 Breite der hohlen Hand 8 e e, A 0 3 Länge von der Ferſe bis zum obern Ende des Dicbeins „ 1 94 12) Verhandl. van heet Batav. Genootsch. IV. p. 517. . Simia. 59 5 Männchen Weibchen Singe des Oberſchenk en 8 09 17 0⁰ Umfang deſſelben CCC 1 5 1 11 Länge vom Knie bis zur Fußſo he 0 11 0 112 Umfang, ſtärkſter, des Unterſchenkeol s 0 ll 0 9 Länge der Fußſohle bis zum Anfang der Zee 0 68 0 72 Breite derſelbden gau der err, % 0 2 — = am Anfang der großen Zee 0 4 0 3 Länge der großen Zee r e 0 3 „Pein 0 arg 9 0 4 0 5 „ Dien ea oem 05 0 6 En siebte SEIEN 0 44 0 64 u NT Ta N a u a ß 0 4 0 4 Die genauefte Beſchreibung des acheg schen Orangs haben wir erſt ganz neuerdings durch Temminck!s) erhalten, nach den vielen Individuen, die in der Sammlung zu Leyden aufbewahrt werden. Eine ſchoͤne Suite vom jungen bis zum alten erwachſenen Thiere, aus 5 Exemplaren beſtehend, findet ſich in der reichen Sammlung zu Frankfurt. Dieſe habe ich mit großer Aufmerkſamkeit gemuſtert und nach ſelbigen, unter Zuziehung von Temminck's Abhandlung, die nachfolgende Beſchreibung entworfen. Das alte Maͤnnchen, das zuerſt beſchrieben werden ſoll, iſt von Geſtalt ein überaus haͤßliches, furchtbares Thier, ein monstrum horren- dum, das ſich, zumal in der Geſichtsbildung, von den angenehmen Formen des menſchlichen Typus weit entfernt. Der Kopf iſt groß, und ſein Umfang wird namentlich durch die ſeitlichen Auswuͤchſe ungemein vergroͤßert; der Schaͤdel iſt oben nicht gerundet, ſondern zugeſchaͤrft; die Naſe iſt ganz flach gedruͤckt und ragt nur am Ende etwas uͤber die Backen vor; dagegen ſind die Lippen ſtark aufgeſchwollen und vorgetrieben, wodurch das Geſicht, wie Temminck mit Recht bemerkt, zum haͤßlichſten wird, das es in der Thier— welt giebt. Beſonders merkwuͤrdig iſt der erwaͤhnte ſchwielige Auswuchs, welcher auf jeder Seite ſenkrecht herablaͤuft, eine halbmondfoͤrmige Geſtalt hat, hinter dem obern Augenhoͤhlenrande beginnt, vor den Ohren herabzieht, uͤber den Jochbogen weggeht, und ſich erſt am aufſteigenden Aſt des Unter— kiefers endigt. Dieſe Schwielen fuͤhlen ſich am ausgeſtopften Thiere hart und feſt an, find ohngefaͤhr 5“ lang, 1 — 13“ hoch, an der Baſis brei, am 15) Monograph. de mammalog. II. 2. (1838.) p. 118. 8 * 60 Orangaffen. Rande ſich verſchmälernd, mit der Geſichtsflaͤche in gleicher Richtung ver— laufend und deren Seiten fluͤgelartig einfaͤumend. Die Augen ſind um ein Drittel kleiner als beim Menſchen; die Ohren zwar klein, aber menſchen— ähnlich, jedoch mit angehefteten Laͤppchen. Die Naſenſcheidewand iſt ſchmal und geht uͤber die Oeffnung hinaus. Das Kinn iſt ſehr breit, abgeſtutzt und ſpringt ſtark uͤber den Mund hervor. Der Rumpf hat durch die Breite der Huͤften und den Umfang des Bauches ein ſchwerfaͤlliges Anſehen. Die vordern Gliedmaſſen reichen faſt bis zur Erde herab; Haͤnde und Fuͤße ſind ungemein lang, hiedurch eben ſowohl vom Menſchen, als vom Gibbon ab— weichend. Beſonders lang ſind die Zehen der Hinterfuͤße, und ſie ſind nicht gerade ausgeſtreckt, ſondern bogenfoͤrmig einwaͤrts gegen die uͤberaus kurze - und von ihnen weit entfernte Daumenzehe gerichtet, nur ſeitlich auftretend, daher nicht zum aufrechten Gang, ſondern zum Klettern geeignet. Ueber das haͤufige Fehlen des Daumennagels iſt ſchon geſprochen worden; eben ſo, daß daſſelbe in beiden Geſchlechtern eintritt. Die Laͤngenverhaͤltniſſe der Finger ſind uͤbrigens dieſelben wie beim Menſchen, und wenn daher Tem— - mind ſagt, daß der Zeigefinger der Hinterfuͤße (index des pieds) be- ſtaͤndig unter allen der laͤngſte ſey, und daß die andern allmaͤhlig bis zum kleinen Finger abnehmen, ſo irrt er ſich in dieſer Beziehung. Man darf nur die von uns angefuͤhrten Maaßabnahmen von Wurmb und Har— wood vergleichen, um zu ſehen, daß die Mittelzehe die laͤngſte iſt. Um indeß ganz ſicher zu gehen, habe ich an dem 23 hohen Orangſkelet zu Frankfurt den zweiten und dritten Zehenfinger gemeſſen und folgende Ver— haͤltniſſe gefunden: Zweite Zehe Dritte Zehe 1ftes Glied. . 1“ gm 17% 11% d ssırel 0), 108 1972712 Ztes = ee 5 0 6 Die Zte Zehe iſt alſo im Ganzen um 7“ länger als die te, und obwohl ſie wegen ihrer mehr ruͤckwaͤrts angebrachten Lage nicht ſo weit hervorſpringt, ſo ragt ſie doch, wie ſich dieß auch aus dem bloßen Augenſchein ergiebt, über die 2te hervor, und iſt alfo in jeder Beziehung die laͤngſte. Die Behaarung iſt zwar nicht reichlich, aber an den meiſten Theilen ſehr lang. Stirne, Geſicht und Geſichtsſchwielen ſind faſt ganz nackt, und Simia. 61 nur mit einzelnen kurzen Haaren beſetzt. Die Augenlieder haben einige fteife Haare, aber Augenbrauen fehlen ganz. Beiderſeits von den Naſenfluͤgeln an iſt die Oberlippe mit langem Schnurrbart verſehen, ſo daß ihre Mitte frei davon bleibt. Dieſer verfließt in den großen Kinnbart, welcher, unten wie ein Knebelbart ſich zuſpitzend, weit herabhaͤngt. Der Hinterkopf iſt gut behaart, und ſeine Haare laufen ſtrahlenfoͤrmig von einem Mittelpunkte aus. Die Bruſt iſt ſehr ſpaͤrlich mit Haaren beſetzt, bei manchen Indi— viduen faſt ganz nackt; etwas gedraͤngter ſtehen ſie am Unterleib, obgleich auch hier die Haut durchſcheint. Der Ruͤcken iſt ebenfalls nur duͤnn be— haart; aber die Leibesſeiten ſind reichlich mit langen Haaren bedeckt, die herab auf die Schenkel reichen. Sehr dicht und lang behaart ſind die Gliedmaſſen; die Haare des Oberarms ſind abwaͤrts, die des Vorderarms aufwaͤrts gerichtet. Die Finger ſind nur duͤnne mit kurzen Haaren beſetzt; die Innenflaͤche der Haͤnde nackt. . Die Farbe der Haare iſt ein einfoͤrmig dunkles Roſtroth, das am Barte lichter iſt; die nackten Theile der Haut ſind blaulich-ſchiefergrau. — Die Groͤße des Maͤnnchens im frankfurter Muſeum iſt von der Ferſe bis zum Scheitel ohngefaͤhr 4, Dieſelbe Höhe giebt Temminck für fein aͤl⸗ teſtes Exemplar an, doch bemerkt er, daß die hollaͤndiſchen Naturforſcher auf Borneo ſich neuerdings eines Thieres von 5' 3% Höhe bemaͤchtigt haͤtten 14). ö g Das alte Weibchen, von dem ich kein Exemplar geſehen habe, kommt in Behaarung und Faͤrbung ganz mit dem alten Männchen überein, allein es fehlen ihm, nach Temminck's Angabe, die Geſichtsſchwielen. Es iſt jedoch ſchon vorhin Wurmb's Behauptung aufgefuͤhrt worden, der zu Folge ſie nicht ganz fehlen, ſondern nur nicht ſo groß und vorſtehend ſeyn ſollen. . Die Jungen haben dieſelbe Färbung und Behaarung; letztere ift meiſt reichlicher als bei alten Thieren. Die Geſichtslappen fehlen ganz, und ſie ſcheinen bei den maͤnnlichen Individuen erſt vom achten bis zum zehnten Jahre zum Vorſchein zu kommen; auch der Bart entwickelt ſich erſt mit dem Alter. 14) Die Ausmaaße des Skelets ſind bereits beim Schimpanſe mitgetheilt. 62 Orangaffen. Von ſeinem maͤnnlichen Exemplare ſagt Wurmb, daß es fuͤr den Prinzen von Oranien beſtimmt war. Da dieſer nun wirklich ein ganzes Skelet von dieſem Thiere erhielt, was ſpaͤter von den Franzoſen nach Paris geſchafft wurde und noch daſelbſt ſich befindet, ſo vermuthet man, daß es von demſelben Individuum ſey, welches Wurmb beſchrieben hat. Dieſes Skelet iſt von Geoffroy, Audebert und Latreille, jedoch in zu klei— nem Maaßſtabe, abgebildet und beſchrieben worden; vom Schaͤdel hat DeAlton eine ſehr ſchoͤne bildliche Darſtellung geliefert, das Zahnſyſtem ift von Fr. Cuvier dargeſtellt, und genaues Detail hat Rudolf Wagner !?). mitgetheilt. Lange Zeit war dieſes Skelet das einzige in ſeiner Art; jetzt befinden ſich ihrer mehrere in London, Leyden und andern Sammlungen. Den Schaͤdel, welchen Camper ebendaher erhielt, hat nach deſſen Origi— nalzeichnung G. Fiſcher abgebildet. Von dieſem, wie von dem durch D Alton gezeichneten Schädel iſt übrigens bereits angefuͤhrt, daß der Schnautzenruͤcken weit mehr ausgehoͤhlt iſt, als ihn Owen bei den ſeini— gen charakteriſirt. a Harwo od!) beſchreibt auch ein Paar Hinterhaͤnde, welche 154 Jahre lang in der Familie des Sultans von Pontiana auf Borneo als eine große Curioſitaͤt aufbewahrt, und nachher im Jahr 1822 in der Samm— lung des Trinity-Houſe zu Hull deponirt wurden. Die Oberſeite der— ſelben iſt mit roſtroͤthlichen Haaren beſetzt, die Daumen ſind ohne Naͤgel, dafür ſtellen ſich harte Vorragungen ein. Die ganze Länge beträgt 154; die Länge der Mittelzehe 73". Da bei dem von Wu r mb beſchriebenen Weibchen die größte Lange des Fußes 143“ (naͤmlich von der Fußſohle bis zum Zehenanfang 78, und Mittelzehe 62) mißt, fo iſt das Harwood'ſche Exemplar wohl noch uͤber 4 Fuß groß geweſen. g 8) Der ſumatraniſche Pongo (S. Abelii). Die Drang-Utangs der früheren Zeit ſcheinen faſt alle von Borneo aus nach Europa gebracht worden zu ſeyn. Daß ſie indeß auch auf Su— matra vorkommen, wie ſchon früher behauptet wurde, hat neuerdings Raffles durch ſeine Angabe, ſo wie durch ein nach London eingeſandtes 15) Lehrb. der vergl. Angtom. S. 557. 16) Transact. of the Linn. Soe XV. p. 471. Simia. 63 Fell erwieſen. Seitdem find mehrere Exemplare nach Europa gebracht worden, uͤber die weitere Nachrichten zu gewaͤrtigen ſind. Von dem Fell eines ſolchen jungen Thieres bemerkt Owen lediglich, daß es durch die rothe Farbe, die Textur, Vertheilung und Richtung der Haare mit dem erwachſenen weiblichen ſumatraniſchen Orang, der von Raffles geſchenkt wurde, uͤbereinkomme, und daß es gleich dieſem keinen Nagel an dem Daumen der Hinterhand habe. ö Am meiſten hat bisher Abel's Beſchreibung von einem rieſenhaften Orang auf Sumatra die Aufmerkſamkeit erregt. Es wurde naͤmlich von der Mannſchaft der Brigg Maria-Anna-Sophia an einer Stelle, genannt Ramboom, bei Turaman an der nordweſtlichen Kuͤſte von Sumatra, ein Affe erlegt, der in ſeiner gewoͤhnlichen Stellung, nach des Capitaͤn Corn— foot's Angabe, nicht weniger als ſieben Fuß hoch war, und auf acht Fuß kam, als er zum Behuf des Abbalgens aufgehaͤngt wurde. Von dem zerſtuͤckelten und dem Muſeum in Calcutta eingelieferten Felle giebt Abel folgende Beſchreibung, mit einer Abbildung des Kopfs, der Hände und Fuͤße und des Unterkiefers. Die ganze Länge beträgt 7“ Gun Der Kopf ift von oben bis zum Kinnende 9“ lang. Das Geſicht ift faſt kahl, blos mit einigen kurzen Haaren beſetzt, und dunkel bleifarben. Die Augen find klein; die Ohren 12 “lang, 1" breit, dicht anliegend und gleichen den menſchlichen, mit Ausnahme des fehlenden untern Laͤppchens. Die Naſe ragt wenig vor und hat zwei 4“ breite Naſenloͤcher. Der Mund ſpringt betraͤchtlich vor und feine Same ift groß. Der Ober: und Hinterkopf find behaart; die Haare roͤthlichbraun und. 5“ lang. Von der Oberlippe laͤuft ein Schnautzbart gegen die Mundwinkel und verbindet ſich mit den Barthaaren des Kinnes. Von Wangenlappen laͤßt weder die Beſchreibung, noch die Abbildung etwas merken. — Die Flaͤche der Hohlhand iſt ſehr lang, ganz nackt und von der Farbe des Geſichts. Ihre Ruͤckenſeite iſt bis zum letzten Fingergliede behaart. Alle Finger haben convere ſtarke Nägel; der Daumen reicht bis zum erſten Glied des Zeigefingers. Die Fuͤße ſind ebenfalls lang behaart, die große Zehe iſt unter einem rechten Winkel den uͤbrigen ent— gegengeſetzt und ſehr kurz. Die Haut iſt dunkel bleifarben. Die Haare ſind braͤunlichroth, was 64 Orangaffen. in einiger Entfernung und an manchen Stellen ein faſt ſchwarzes Anſehen gewinnt; bei guter Beleuchtung aber ſind ſie lichtroth. Sie ſind allent— halben ſehr lang; am Vorderarm aufwärts gerichtet, am Oberarm im All— gemeinen abwaͤrts, ihrer Laͤnge wegen haͤngen ſie aber zottig herab. An den Schultern und auf dem Ruͤcken erreichen die Haare 10“ Laͤnge; eben ſo haͤngen ſie lang von den Flanken herab. Gegen die ſeitlichen Grenzen des Felles, wo es Bruſt und Unterleib bedeckt haben mußte, werden die Haare ſpaͤrlich, woraus man ſchließen kann, daß dieſe Theile vergleichungsweiſe kahl waren. Von Dimenſionsverhaͤltniſſen ſind folgende zu bemerken: Spannweite zwiſchen den ausgebreiteten Armen 8, 2“ Länge der Hand Si et e ee e e — des Daumens von der Rückenſeite IE ER .o0 4 — = zweiten Fingers = 5 0 6 — dritten . e Da a 0 — vierten = > = ERNEST 0 624 — fünften . en e smart -Ageie 0 D — des Fußes bis zum Ende der mie „„ En 2 — der Fußſohle F 94 — der großen Zehe von der Mückenſeite. re b e ee e 44 — Juweiten =) "s = NEN: „ U — Fe 5 - 0 6 — vierten » > 5 . 0 6 — fünften > eee eee 5 Umfang des Unterkiefers um das Kinn a. . 0 114 Höhe des aufſteigenden Aſtes. 8 S En n, . 0 4 Breite deſſelben in gleicher Höhe mit den Era „ 0 2. Höhe deſſelben an der Kinnfuge eg: 5 90 23 Größte Länge der untern Eckzähne. I IN EEE 0 2,7 Breite der untern feitlichen Schneidezähhnnn ee 0 2 A le „ mittlern = . 0 3 Die Schneidezaͤhne des Oberkiefers gleichen ſehr denen des Unter— kiefers, mit der Ausnahme, daß die mittlern Schneidezaͤhne zweimal ſo breit ſind als die ſeitlichen. Vergleicht man die von Abel angefuͤhrten Dimenſionen der Haͤnde und Füße mit denen von Wurmb's weiblichem Exemplare, fo nimmt man eine auffallende Uebereinſtimmung wahr; eben ſo wuͤrde ſich fuͤr dieſen faſt dieſelbe Spannweite der Arme wie bei jenem ergeben. Hieraus folgt alſo nothwendig, daß Abel's Orang-Utang nicht viel groͤßer als der Pongo Wurmb's Hylobates. 65 Wurmb's geweſen ſeyn konne, d. h. daß er nicht viel über 4“ Höhe ge. habt habe, und daß demnach die von Jenem beſtimmte Höhe zu 77 62% voͤllig unrichtig iſt, was zum großen Theil auf Rechnung des uͤbermaͤßig in die Länge gedehnten und dadurch verzerrten, uͤberdieß zerſtuͤckelten Felles zu bringen iſt. Daß wir uns in dieſer Reduktion nicht geirrt haben, beweiſt insbeſondere noch die Spannweite der ausgebreiteten Arme, welche bei einer Körperlänge von 74 nicht auf das geringe Maaß von 8“ 2“ beſchraͤnkt ſeyn koͤnnte, ſondern auf 12 — 13 Fuß kommen mußte. Dieſe Behauptung ſehe ich ferner beſtaͤtigt durch eine Angabe des Kapitaͤns Hull 17), der ver anlaßt durch den Fang des eben erwaͤhnten Thieres eine beſondere Expedi— tion in derſelben Gegend veranſtaltete und ein erwachſenes Weibchen (das vorige giebt er als Maͤnnchen), das ſein Junges mit ſich fuͤhrte, erhielt, deſſen Länge gleichwohl nicht mehr als 4, 11“ betrug. Dieſes Exem⸗ plar erhielt Raffles zum Geſchenk. Es ergiebt ſich hieraus, daß dieſer ſumatraniſche Orang-Utang nicht groͤßer iſt als der von Borneo. ö Als ſehr bemerkenswerth für die von Owen angeführte Unterſchei— dung des ſumatraniſchen Pongo von dem aus Borneo iſt hervorzuheben, daß der Kopf von Abel's Affen hoch iſt, aber einen geringen Durchmeffer von vorn nach hinten hat, und daß die Symphyſis des Unterkiefers nicht hoͤher als 22“ iſt, wobei indeß wohl die Höhe der Schneidezaͤhne nicht mit in— begriffen iſt. II. HYLOBATES. Gibbon. Rostrum breve, saceuli buccales nulli, nates callosae, cauda nulla, brachia terram attingentia. So nahe auch die Gibbon's 18) mit den Orangaffen dem aͤußern Anſchein nach verwandt ſind, ſo unterſcheiden ſie ſich doch ſchon ſehr beſtimmt 17) Tay lor's philosoph. magaz. LXVIII. p. 231. 18) Die Ableitung dieſes Na⸗ mens, unter welchem Dupleix aus Oſtindien die von Buffon beſchriebene Art einſandte iſt unſicher; vielleicht iſt er, wie Letzterer ne eine Verſtümmelung von xeizzos oder „nos, was eine gewiſſe Affenart bedeutet. Suppl. 9 66 Gibbon. von ihnen durch die kurze Schnautze, die zwar kleinen, aber doch deutlichen Geſaͤßſchwielen und die ungemein verlaͤngerten Arme, welche ſelbſt bei faſt aufrechter Stellung dem Thiere geſtatten mit den Haͤnden den Boden zu beruͤhren; noch auffallender ſind die oſteologiſchen Verſchiedenheiten, von denen nachher die Rede ſeyn ſoll. Gleich den Orangaffen haben ſie weder einen Schwanz, noch Backentaſchen, welche letztere ihnen mit Unrecht fruͤher zugeſchrieben wurden. Von dieſer Gattung kannte Linné noch keine Art mit Sicherheit; unbeſtimmte fabelhafte Berichte bewogen ihn ſeinen Homo Lar aus derſelben zu errichten. Erſt durch Buffon oder vielmehr Daubenton erlangte man eine richtige Kenntniß dieſer Gattung, obgleich beide nicht mehr als eine Art unterſchieden; unter dem Namen Hylobates hat Illiger ihre generiſche Selbſtſtaͤndigkeit anerkannt. Die aͤußere Geſtalt der Gibbon's iſt ſchlank. Der Kopf rundlich, die Ohren menſchenaͤhnlich, aber ohne eigentliches Laͤppchen, die vordern Gliedmaſſen an Laͤnge die hintern weit uͤbertreffend; die Naͤgel der Dau— men abgeplattet, an den Fingern ſehr gewoͤlbt und laͤnglich. Bei dem Siamang iſt an den Hinterhaͤnden der Zeig- und Mittelfinger miteinander verwachſen, bei den uͤbrigen Arten aber getrennt; und es iſt daher Du— vaucel's Behauptung, daß dieſe Verwachſung auch bei H. variegatus and Rafflesii vorkomme, völlig unbegründet, wie dieß If. Geoffroy zuerſt bemerklich gemacht hat. Die Behaarung iſt außerordentlich dicht und reichlich. An den Zähnen !) iſt folgendes zu bemerken: Im Oberkiefer ſind, wie gewoͤhnlich, die mittleren Schneidezaͤhne breiter als die aͤußeren. Die Eckzaͤhne lang, breiter als dick, am hintern Rande ſchneidend, und auf der innern Flaͤche mit 2 Laͤngsfurchen. Die beiden erſten Backenzaͤhne ſind zweihoͤckerig, die drei hinteren vierhoͤckerig. Im Unterkiefer ſind die mittleren Schneidezaͤhne etwas kleiner als die aͤußern; die Eckzaͤhne ebenfalls innerlich mit 2 ſeichten Furchen; der erſte Backenzahn zeigt einen, der zweite 2 und die drei hintern jeder 5 Hoͤckerchen, wovon das fuͤnfte Hoͤckerchen am Hin— terrande, doch mehr nach außen, ſitzt. Am Knochengeruͤſte iſt der Schaͤdel durch folgende Merkmale 19) Fr. Cuv. dents des mammif. p. 12. N. 3 bis. Hylobates. 67 hoͤchſt ausgezeichnet vor den übrigen Gattungen: 1) Der Hirnkaſten iſt ſehr erweitert, an den Seiten ſtark gewoͤlbt, oben gedruͤckt, ohne Scheitelleiſte, indem die halbbogenfoͤrmigen Linien einen breiten Zwiſchenraum zwiſchen ſich laſſen. Die Stirne iſt ganz niedergedruͤckt und bildet ſogar hinter den obern Augenhoͤhlenraͤndern eine ſeichte Vertiefung. Letztere ſind zwar vor— ſpringend, ohne jedoch einen zuſammenhaͤngenden Wulſt zu bilden. 2) Die Augenhoͤhlen ſind ſehr groß und ſpringen uͤber die Schnautze zu beiden Sei— ten ſtark heraus, wie bei keinem andern altweltlichen Affen. 3) Die Schei— dewand zwiſchen den Augenhoͤhlen iſt auffallend breit, was in den folgenden Gattungen nicht mehr der Fall iſt. 4) Die Naſenbeine ſind kurz, aber gleich von der Wurzel an breit, und wie gewoͤhnlich verſchmolzen. 5) Der Geſichtstheil iſt nicht ſonderlich vorſpringend. 6) Der Unterkiefer iſt ſehr ſchmal, mit ſtark gebogenem untern Rande. — Wirbel giebt es am Halſe 7, Rüden 12 13 (bei H. Rafflesii fogar 14), Lenden 6, Kreuzbein 3, Steißbein 3, wo aber ſowohl bei Daubenton's Skelet von H. Lar, als bei dem frankfurter von H. Leuciscus wahrſcheinlich einer fehlte. — Die Huͤftbeine liegen faſt in einer Ebene mit dem Kreuzbein, ſind flach, ſchmal, am aͤußern Rande (wenigſtens bei H. Leuciscus, den ich unter- ſuchte, und nach der Zeichnung wahrſcheinlich auch bei H. Lar) von oben her ſtark und ſchief abgeſchnitten, waͤhrend bei den Orangs umgekehrt gerade hier das Huͤftbein ſich ausbreitet. Die Sitzknorren bilden flache elliptiſche Scheiben zum Anſatz der Geſaͤßſchwielen. Ganz im Gegentheil von dem Menſchen iſt der Oberarmknochen laͤnger als das Oberſchenkelbein, und die Vorderarmknochen laͤnger als das Schienbein. Die Handwurzel beſteht aus den gewöhnlichen 8 Stuͤcken, wozu noch 3 überzählige kommen. Das erſte uͤberzaͤhlige Beinchen findet ſich zwiſchen dem 3. und 4. der erſten Reihe; das zweite und ſehr kleine liegt auf der Innenſeite zwiſchen den beiden erſten Knochen der erſten und zweiten Reihe; das dritte kommt vor unter dem 1. und 2. der erſten Reihe und uͤber dem 2. und 3. der zweiten Reihe. An der Fußwurzel giebt es einen 8ten Knochen, außen da, wo das : 20) Das Skelet hat zuerſt Daubenton (Buff. XIV. p. 97. tab. 46) befchrieben und eine freilich nicht genügende Abbildung gegeben. Meine Beſchreibung iſt nach dem Skelet von H. Leueiscus in Frankfurt entworfen. Unſere Sammlung beſitzt den Schädel von H. Lar, con- color und einer dritten unbeſtimmten Art. 9 68 Gibbon. Ferſenbein an das Wuͤrfelbein ſtoͤßt. — Die Ausmeſſungen des Skelets find bei der generellen Beſchreibung von Cercopithecus angegeben; außerdem find die Dimenſionsverhaͤltniſſe des Schaͤdels von I. concolor bei dieſer Art angefuͤhrt. In den oſteologiſchen Verhaͤltniſſen iſt der Unterſchied zwiſchen Gibbon's und Orang's noch viel ſchaͤrfer ausgeſprochen als im Außer: lichen Habitus. Bei den Gibbows iſt das Knochengeruͤſte, wenn man aus beiden Gattungen Individuen von gleicher Groͤße neben einander ſtellt, weit ſchmaͤchtiger und feiner; der Schaͤdel namentlich nur halb ſo groß als bei einem Orang-Utang derſelben Länge, Ueberdieß hat, wie vorhin angeführt, der Schaͤdel eine total verſchiedene Form. Ferner ſind die Haͤnde bei den Gibbons weit kuͤrzer, zumal die hintern, welche noch kaum 3 von einem gleich großen Orang-Utang ausmachen. Dagegen iſt an den Hinterhaͤnden der Gibbon's der Daumen ungleich laͤnger und reicht bis zum Ende des zweiten Glieds der Zeigezehe; auch ſind die Zehen nicht verdreht, ſondern von gewoͤhnlicher Bildung. Weiters bilden die Sitzknorren der Gibbows, wie bei allen nachfolgenden Gattungen der alten Welt, flache Scheiben, während fie. bei beiden Orang's, wie bei dem Menſchen, nur gewoͤlbte Rauhigkeiten darſtellen. Endlich ſind auch die Huͤftbeine von einer ganz andern Form, und die relativen Groͤßenverhaͤltniſſe der Gliedmaſſen voͤllig abweichend. An eine generiſche Vereinigung der Gibbon's und Orangs, wie ſie Desmareſt vorgenommen hat, iſt daher nicht zu denken. 5 f Den innern Bau kennen wir nur durch Daubenton's Zergliederung des H. Lar. An den Eingeweiden iſt beſonders zu bemerken der große wurmfoͤrmige Anhang des Blinddarms, den der Gibbon mit den Orang— affen gemein hat, und den Daubenton und Vigors ) bei I. Lar, Camper 22) bei I. leueiseus und Harlan bei feiner Simia concolor gefunden hat. Die Leber iſt in zwei Parthien durch eine ſeichte Furche getheilt, an deren Grunde ſich ein Laͤppchen zeigt. Die Gallenblaſe iſt geſtreckt; die Milz faſt dreieckig; die Bauchſpeicheldruͤſe ſehr der menſchlichen aͤhnlich, eben ſo das Herz. Die rechte Lunge iſt in 4 Lappen getheilt; die linke beſteht nur aus einem, der aber durch einen Einſchnitt in 2 Parthien getheilt iſt. — Ueber den Kehlkopf bemerkt Daubenton nichts 21) Zoolog. Journ. IV. pag. 109, 22) Oeuvres. I. p. 99. Hylobates. 69 Beſonders; dagegen iſt es durch Raffles und Duvaucel vom Siamang bekannt, daß er mit einem Kehlſack verſehen iſt, was eine weitere Ver— wandtſchaft mit dem Orang-Utang beurkundet. Ein ſolcher Sack fehlt zwar den übrigen Arten, dagegen hat Eſchricht?“9) auf die größere Beweglichkeit der Knorpel des Kehlkopfs, welche durch beſondere eigenthuͤmliche Muskeln bewirkt wird, aufmerkſam gemacht. Die weiblichen Geſchlechtstheile haben duͤnne Lippen; die Eichel der Clitoris war bei dem von Daubenton unterſuchten Exemplare nicht vorſtehend, ſondern nur die Vorhaut. Der Koͤrper der Baͤrmutter endigt ſich mit zwei kurzen Fortſaͤtzen, und die Ovarien ſind eifoͤrmig. Die Gibbons haben ein phlegmatiſches Naturell. Sie ſind furcht— ſam, träge und nur bei Gefahr wiſſen fie ſich mit ungemeiner Behendigkeit und großen Spruͤngen von Aſt zu Aſt und Baum zu Baum fortzuhelfen. Auf dem Boden koͤnnen ſie ſich wegen ihres ſchweren Oberkoͤrpers nur ſchwerfaͤllig fortbewegen, und geben ſich alsdann ohne Widerſtand gefangen. In der Gefangenſchaft ſind ſie gleich zahm, werden ſehr zutraulich, bleiben aber ſchlaͤfrig und halten gewoͤhnlich nicht lange aus. Von mehreren Arten hat man es als eine ſonderbare Gewohnheit angemerkt, daß ſie das Waſſer nicht mit der Zunge einſchluͤrfen, ſondern die Hand in daſſelbe tauchen und alsdann die Finger ablecken. Gegen Sonnenaufgang und Untergang laſſen ſie ein heulendes Geſchrei hoͤren. Ihre Heimath iſt Sſtindien und der indiſche Archipel, von wo man bis jetzt 7 Arten kennt. 1. H. syndactylus Rarrı. Der Siamang. — H. aterrimus, gula nuda, indice et digito medio podariorum coadunatis. S imia syndactyla. Rarrr. Linn. transact. XIII. p. 241. — Horsr. ‚zoolog. research. mit guter Abbild. Hylobates syndactylus. Fr. Cuv. mammif. 2. ed. p. 16. tab. 2. — G. Cuy. regn. anim. p. 90. Less. compl. III. p. 371. — Gnirr. 1. P. 255 mit Fig. — Is. N voy. de Belanger. 5 30. — Pithecus syndactylus. DESsMAR. p. 531. 23) In Müller's Archiv für Anatomie, Jahrg. 1833. S. 218. Eſchricht neunt die unterſuchte Spezies H. albifrons, was nicht blos kein im Syſtem vorkommender Name 5 ſon⸗ dern auch von einem Merkmal ſich herleitet, das mehrere Arten gemein haben. 70 Gibbon. Der Siamang hat unter den Gibbons die kraͤftigſte, zugleich aber auch ungefaͤlligſte Geſtalt. Die Augenhoͤhlenbogen ſind ſehr ſtark ent— wickelt und deßhalb die Augen tief liegend; die Naſe platt mit großen Oeff— nungen, der Mund faſt bis zum Grunde der Kinnlade geoͤffnet, die Wangen eingefallen. Die Beine ſind gekruͤmmt, einwaͤrts gekehrt und immer etwas gebogen. Was aber den Siamang vor allen anderen Gibbon's auszeichnet iſt der Umſtand, daß an den Hinterhaͤnden der Zeig- und Mittelfinger durch die Haut mit einander verbunden ſind, und zwar iſt beim Maͤnnchen nur das letzte, beim Weibchen aber auch das vorletzte Glied frei. — Die Be— haarung iſt ſehr dicht, und beſteht aus langen Haaren, die ſich nicht ſo fein als bei dem grauwolligen Gibbon anfuͤhlen. Das Geſicht und der Vorderhals iſt nackt, eben ſo ſind es Hand- und Fußſohlen. Die Weibchen ſind uͤberdieß an der Nacktheit der Bruſt und des Bauches zu erkennen und an ihren großen Bruſtwarzen. Wie bei mehreren Affen iſt die Richtung der Haare am Vorderarm aufwaͤrts, am Oberarm abwaͤrts, ſo daß ſie am Ellenbogen eine Art Manſchette bilden. Der Hodenſack hat lange ſtraffe Haare, welche in einen, bisweilen bis zu dem Knie herabreichenden Pinfel vereinigt ſind. — Die Farbe der Haare iſt glaͤnzend dunkelſchwarz, mit Ausnahme der Augenbrauen und des Kinns, wo ſie roſtroͤthlich find. Ge— ſicht, Bruͤſte und Haͤnde ſind ebenfalls ſchwarz. Alter und Geſchlecht ſcheint keine Verſchiedenheit in der Faͤrbung herbeizufuͤhren. Raffles erwaͤhnt, daß auch weiße Abaͤnderungen vorkommen ſollen. Die Größe kann bis auf 34 Fuß gehen. Das größte Exemplar in London giebt Horsfield zu 3“ 2“ an, unſer Exemplar iſt 23°. Als einer Eigenthuͤmlichkeit des innern Baues, wodurch ſich die Siamangs den Orang-Utangs anreihen, iſt des Kehlſacks zu gedenken, welcher als ein großer nackter Beutel unter der Kehle liegt, beim Schreien mit Luft ſich anfuͤllt, und als eine Art Kropf ſich dann bemerklich macht. Raffles giebt zwei ſolcher Saͤcke an. Eine anatomiſche Beſchreibung der— ſelben fehlt noch, doch ſcheint ihr Bau wie beim Orang ſich zu verhalten. Daß keine Backentaſchen vorhanden ſind, bemerkt Duvaucel ausdruͤcklich. Die Heimath des Siamangs beſchraͤnkt ſich auf Sumatra, wo er durch die Expeditionen von Raffles, Duvaucel und Diard aufgefun— den wurde. Er kommt daſelbſt in großen Truppen vor, welche beim Auf— Hylobates. 71 und Untergang der Sonne ein furchtbares, ſtundenweit hoͤrbares Geſchrei vollfuͤhren, waͤhrend ſie den uͤbrigen Tag uͤber ſtille bleiben. Die Siamangs ſind langſam und ſchwerfaͤllig, und ſind weder im Klettern, noch Springen gewandt; wenn man ſie daher an ihren Ruheplaͤtzen beſchleichen kann, ſo ſind ſie auch verloren. Ueberraſcht man ſie auf dem Boden, ſo ſuchen ſie anfangs zu entfliehen; allein da ihr Koͤrper zu ſchwer iſt fuͤr die kurzen und ſchwachen Beine, ſo neigt er ſich vorwaͤrts und muß durch die langen Arme geſtuͤtzt werden, fo daß fie nur ruckweiſe vorwärts kommen und hie durch, wie Duvaucel bemerkt, einem hinkenden Alten gleichen, den die Furcht zu einer großen Anſtrengung bringt. Sie wiſſen ſich auch nicht zu vertheidigen, und ihr Schutzmittel gegen Gefahr iſt hauptſaͤchlich ihre außer⸗ ordentliche Wachſamkeit. In die Gefangenſchaft weiß ſich der Siamang leicht zu finden, zeigt ſich aber als dumm, phlegmatiſch, ſchlaͤfrig, ohne Anhaͤnglichkeit und ohne Intereſſe fuͤr einen Gegenſtand. Haͤufig ſitzt er zuſammengekauert, den Leib von den langen Armen umſchlungen und den Kopf zwiſchen die Beine geſteckt, eine Stellung, die er auch im Schlafe annimmt; nur zuweilen unterbricht er ſeine Ruhe durch ein kraͤchzendes Geſchrei. Will er trinken, ſo taucht er ſeine Finger ins Waſſer und leckt ſie dann ab. 2. H. Lar Linn. Ener. Der weißhändige Gibbon (Tab. II. fig. I.). — H. fuscus aut niger, manibus albidis. Simia Lar. Linn. GuEL. p. 27. — Fisch. suppl. Pp. 334. Pithe cus Lar. Desmar. p. 50. Hylobates Lar. Kuhl Beitr. S. 5. — GEOFFR. cours. 7. leg. p. 33. — Less. compl. III. p. 382. — Geirr. I. p. 253. Hylobates albimanus. Vıcors zoolog. Journ. IV. pag. 107. — Is. GeorFr. voy. de Belanger. p.29. Simia longimana. Schreb. S. 66. tab. 2. fig.1. (Buff.) Gibbon. Aung. singes. I. 2. p. 25. fig. 1. N Grand Gibbon. Burr. et DauhENT. XIV. p. 92. tab. 2. Der weißhaͤndige Gibbon iſt zuerſt von Buffon und zwar nach einem lebenden Exemplare beſchrieben worden, und Daubenton hat eine ausfuͤhrliche Anatomie deſſelben geliefert. Schreber hat ihn unter dem Namen Simia longimana und Gmelin als Simia Lar im Syſteme aufgenommen. 72 Gibbon. Die Geſtalt iſt ſchlank; der Kopf rundlich, die Augen groß, die Naſe flach, die Ohren gerundet und faſt wie die menſchlichen gerandet. Die Farbe der Haare nennt Daubenton ſchwarz, auf der Oberſeite der vier Hände grau. Ein Kranz von Haaren, welcher über die Augen, Wan— gen und Kinn hinweg zieht und dem Thiere ein beſonderes Anſehen giebt, iſt ebenfalls grau. Augenkreiſe, Naſe und die Enden der beiden Kiefer ſind nackt und braͤunlich; die Ohren und Sohlen nackt und gleich den Naͤgeln ſchwaͤrzlich. Die Faͤrbung erleidet uͤbrigens einige Abaͤnderungen, indem Geoffroy bemerkt, daß die beiden pariſer Exemplare ſchwaͤrzlichbraun und die Haͤnde weiß ſind. Von dem durch Raffles eingeſandten Exemplare geben Vigors und Horsfield die Farbe ſchwarz, den Kreis ums Geſicht breit und weiß, und die Haͤnde ebenfalls weiß an. Das Exemplar unſerer Sammlung, ein erwachſenes Weibchen, iſt dunkel kaſtanienbraun, am Bauche lichter, die vier Haͤnde gelblichweiß, der Kreis ums Geſicht graulichweiß. Die Groͤße des von Buffon beſchriebenen weiblichen Exemplares wird von ihm unter 3“ angegeben, doch vermuthet er, daß daſſelbe als noch jung bis auf 4, heran wachſen koͤnnte. Hierin hat er ſich jedoch ſicher— lich geirrt, da das Thier bereits alle Zähne hatte. Vigors giebt die Länge des vorhin erwähnten Exemplares vom Scheitel bis zum Ende des Rückens auf 143“ an, die Länge des Vorderarms bis zur Spitze des Mit- telfingers zu 17“, und die Laͤnge der Beine zu 15“. Daubenton, der das Buffomfche Exemplar genau ausgemeſſen hatte, beſtimmt die Laͤnge vom Schnautzende bis zum After auf 152“; die übrigen Maaße kann man in der generellen Einleitung bei dem Skelete nachſchlagen. Unſer Exemplar, das, wie die Beſchaffenheit der Zaͤhne ergiebt, ein altes Thier iſt, mißt vom After bis zur Schnautze 16“. | Als Heimath dieſer Art giebt Leſſon ohne weitere Buͤrgſchaft Malacca an. Daubenton ſagt (a. a. O. S. 103), daß ſein Exemplar aus Pondicherry gebracht worden ſey, ohne indeß zu bemerken, ob dort einheimiſch, oder von anderwaͤrts eingeführt. If. Geoffroy giebt die von Diard eingeſandten Exemplare als von Java an, was irrig iſt, da nach Tem min ck daſelbſt blos der II. Ieueiscus vorkommt. Nach Schlegel?) ene gehoͤrt 24) Essai sur la physionomie des serpens, p. 287, Hylobates. b 73 gehört dieſe Art Hinterindien, namentlich Siam, an; unſer Exemplar fol aus Seringapatnam gebracht ſeyn. 5 3) H. Raffles ii Grorrr. Der ſchwarzhändige Gibbon. — H. niger, fascia supraciliari marisque mystacibus albidis, manibus nigris. Pithecus Lar. Georr. ann. du mus. XIX. p.88. — Desmar. p. 50. — Hylobates Lar (Ounko). Fr. Cuv. mammif. 2. Ed. p. 24. tab. 5, 6.— Cov. regn. anim. I. p. 90. — Simia Lar minor. Grirr. I. p. 255. mit Fig. N Hylobates Rafflesii. GEorrR. cours. 7. leg. p. 34. — Is. GEorrr. voy. de Belang. p. 28. Hylobates Unko. Less. compl. III. p. 400. Bei der großen Aehnlichkeit, die zwiſchen dieſer und der vorher gehenden Art beſteht, darf es nicht verwundern, daß man ſie oͤfters mit einander verwechſelt hat, fo daß wir erſt durch Duvaucel's, von Fr. Cu⸗ vier mitgetheilte, Beſchreibung genauer mit ihr bekannt geworden ſind. Um die Selbſtſtaͤndigkeit dieſer Art zu verbuͤrgen, fuͤhrt Duvaucel an, daß er eine ganze Familie, Vater, Mutter und Kind, faſt zuſammen ge— toͤdtet, uͤberdieß mehrere andere, ſich vollkommen aͤhnliche geſehen haͤtte. In der Geſtalt kommt dieſer Gibbon mit H. Lar überein. Die Färbung des Maͤnnchens iſt an den langen und dicht ſtehenden Haaren ſchwarz, doch minder dunkel als beim Siamang, indem ſie gegen das Licht einen braunen Schimmer und auf dem Unterruͤcken und der Oberſeite der Schenkel ein tiefes Braun zeigen. Ueber den Augenbrauen verlaͤuft ein weißes Band, das ſich beiderſeits mit den ſtarken weißen Backenbaͤrten, die an dem gleichfalls weißen Kinn zuſammenſtoßen, verbindet. Die Kehle iſt nicht nackt, hat auch innerlich keinen Sack; die Haͤnde ſind ſchwarz; der Hodenſack mit langen Haaren, die einen roͤthlichen Pinſel bilden. Das Weibchen iſt kleiner und der weiße Backenbart fehlt ihm; nur der weiße Streifen uͤber den Augen bleibt, der uͤbrige Kopf iſt ſchwarz. Bruſt und Bauch ſind wenig behaart, aber die Haare des Ruͤckens, der Schultern und des Nackens find ſehr lang. Nach Duvaucel ſollen ſich die Weibchen von den Maͤnnchen auch noch dadurch unterſcheiden, daß bei jenen Zeig⸗ und Mittelfinger verwachſen wären, was jedoch If. esch Suppl. 10 74 Gibbon. an den von Duvaucel ſelbſt eingeſandten Exemplaren als unbegründet nachwies, indem die Zehen durchgaͤngig frei ſind. Der Unterſchied zwiſchen H. Lar und H. Rafflesii beſteht alſo darin, daß jener weißhaͤndig, dieſer ſchwarzhaͤndig iſt; auch ſoll der letztere ein Rippenpaar mehr (14) haben. Sehr gute Abbildungen von beiden Geſchlechtern hat Fr. Cuvier, und von einem Maͤnnchen Griffith, jedoch ohne Beſchreibung, geliefert. — Die Heimath iſt Sumatra, doch ſoll dieſe Art, nach Schlegel?s), auch auf Celebes vorkommen. Ob Raff— les's !) Ungka etam, der auf Malakka gefunden wird, hieher gehoͤrt, kann aus ſeiner mangelhaften Notiz nicht mit Verlaͤſſigkeit entnommen werden. 4) H. variegatus Georrr. Der hellrückige Gibbon (Tab. II. fig. 2). — H. fuscus, dorso flavescente, fascia supraciliari marisque mystacibus albidis, manibus nigris. N Pithe cus variegatus. GEOFFR. ann. du mus. XIX. p. 88.— Desmar. P. 51. und P. agilis p. 532. — Hylobates variegatus. Kuhl Beitr. S. 6. — Less. compl. III. p. 392. — Is. GO FR. voy. de Belanger. p. 27. Hylobates agilis (Wouwou). Fr. Cuy. mammif. 2° ed. p. 20. tab. 3, 4.— G. Cuy. regn. anim. p. 90. Petit Gibbon. Burr. XIV. tab.3. — Daußent. ebendaſ. p. 102. Der kleinere braune langarmige Affe. Schreb. S. 66. tab. 2. fig. 2. (fig. Burr.) Ungka puti. Rarrr. Linn. Transact. XIII. p. 242. Obſchon ich dieſen Affen nur für eine Abänderung von II. Rafflesii anſehe, ſo will ich ihn doch ſo lange getrennt auffuͤhren, bis meine Ver— muthung zur Gewißheit erhoben worden iſt. Buffon hat zuerſt von ihm nach einem Felle eine wenig genuͤgende Abbildung und Daubenton hiezu eine kurze Beſchreibung geliefert. Genauer bekannt wurde er durch eine kurze Notiz von Raffles und eine ausfuͤhrlichere Beſchreibung von Du— vaucel, welche von Fr. Cuvier, zugleich mit ſchoͤnen Abbildungen von beiden Geſchlechtern und dem Jungen, publizirt wurde. Die Geſtalt iſt gleich dem vorhergehenden ſehr ſchmaͤchtig, die Arme 25) Essai. p. 235. 1) Linn. Transact. XIII. p. 242: „Auf der Halbinſel Malakka wird ein kleinerer Gibbon als der Siamang gefunden, welcher wahrſcheinlich die Achte Simia Lar iſt. Er geht nicht über 2° Höhe und iſt ſchwarz mit einem weißen Kreis ums Geſicht.“ Hylobates. 75 ſind beſonders lang. Die Augenboͤgen ſehr vorſpringend; die Stirne feh⸗ lend; die Naſe minder flach als beim Siamang, die Ohren aͤhnlich denen der Meerkatzen; die Finger an den Fuͤßen kurz mit langen Daumen, an den Haͤnden lang mit ſehr kurzen Daumen. Backentaſchen und Kehlſack, wie dieß Du vaucel ausdruͤcklich bemerkt, fehlen gaͤnzlich. — Die Be— haarung iſt dicht und wollartig, das Geſicht nackt, von einem ſtarken Backenbart eingefaßt, der groͤßtentheils die Ohren verbirgt. Die Faͤrbung aͤndert nach Alter und Geſchlecht. Die alten Maͤnn— chen ſind tief dunkelbraun auf dem Kopf, Bauch, der Innenſeite der Arme und Beine bis zu den Knieen; dieſe Farbe wird von den Schultern an allmaͤhlig heller, bis fie auf dem Kreuz faſt weiß wird. Die Gegend ſeit— lich vom After iſt eine Miſchung von braun, weiß und roth, das ſich bis zum Kniebug ausdehnt; Haͤnde und Fuͤße ſind oben dunkelbraun. Das Geſicht iſt blaͤulich ſchwarz; der ſtarke Backenbart weißlich, und vereinigt ſich von beiden Seiten durch ein weißes, 2 Zu breites Band, das unmittel⸗ bar uͤber den Augenbrauen wegzieht. Beim Weibchen, das vorn wenig behaart if, if der Backenbart minder lang und dunkler, nur die Augenbraunbogen ſind ebenfalls weißlich; das Geſicht fällt etwas ins Braͤunliche. — Die Jungen ſind einfoͤrmig gelblich weiß, was uͤbrigens auch manchmal bei erwachſenen Individuen vorkommt. Eine Farbenabaͤnderung des Weibchens wird auch wohl das Individuum ſeyn, das Raffles zu Benkulen traf, und das ſich durch eine lichtbraune Farbe mit einem noch hellern Kranz um das ſchwarze Geſicht herum bemerklich machte. Höhe des Thieres in aufrechter Stellung . 27 8% a des Kopfs von der Schnautze bis zum Hinterhaupt . 0 — des Leibs, vom Hinterhaupt bis zu den Geſaͤßſchwielen 1 2 des Sberaem ; ) ¾—6ö 09 des Vorderen , ls 7 6 RS des Schenkeln] 0 unkeſchen kel ũ ln N ee % Das gemeſſene Thier gehoͤrt zu den großen Exemplaren, indem Raffles die gewoͤhnliche Laͤnge nicht 2“ uͤberſteigend angiebt. — Der Unter⸗ ſchied von H. Rafflesii beruht blos in der lichteren Faͤrbung, was 15 10 * 76 Gibbon. ſpezifiſchen Trennung nicht ausreichen wird. Die Heimath iſt Sumatra, wo er mehr paar- als familienweiſe und weit ſeltener als der Siamang gefunden wird. a Sein Naturell iſt ſanfter und furchtſamer als das des Siamang's. Auch iſt er ungleich flinker und weiß, wie Duvaucel berichtet, ſchnell einer Gefahr zu entgehn. Raſch den Gipfel eines Baumes erkletternd, ergreift er den biegſamſten Zweig, balancirt ſich einigemale, um einen Anſatz zu nehmen, und uͤberſpringt alsdann mehremal hintereinander, ohne Anſtrengung wie ohne Ermuͤdung, Raͤume von vierzig Fuß. In der Gefangenſchaft iſt er nicht ſo behende, zeigt ſich ſanft, aber wenig verſtaͤndig. 5) H. Hulok. Harı. Der Hulok. — H. totus ater, fascia supraci- liari albida, mystacibus nigris. Hylobates Hoolock. Harran in transact. of the americ. phil. soc. IV. p-52. tab.2. — Ocıney in Lond. and Edinb. philosoph. magaz. 1838. XI. p. 531. Voulock. Artsman edit. de Bürr., und Sonnini ed. de Burr. XXXV. rat Aare Affe aus Bengalen. Le Beck, Naturf. XXIX. S. 1. Golok. De Vis uz in philosoph. transact. LIX. p. 71 tab. 3. Nicht ohne Bedenken habe ich mich zur Annahme dieſer Art ent— ſchloſſen, da ſie mir weder aus Autopſie bekannt iſt, noch auch die vorlie— genden Beſchreibungen in einer Weiſe gegeben ſind, daß ſie mir jeden Zweifel an die Selbſtſtaͤndigkeit dieſer Spezies benehmen. Fuͤhren wir zuerſt die Beſchreibungen an. Harlan, der noch am meiſten Detail giebt, ſagt von dem Fell eines erwachſenen Thieres: „Die Haut iſt von einer dunkel ſchwarzen Farbe. Die Haare, welche durchgaͤngig ſchwarz ſind, mit Ausnahme einer grauen Binde uͤber die Stirne, bedecken den Hand— ruͤcken bis zu den Fingerſpitzen und an der Hohlhand bis zur Mitte der Mittelhandknochen. Die Haare des Vorderarms ſind ruͤckwaͤrts gekehrt. Ganze Länge 2“ 6“ — 8, Oberarm 8“ 9, Ellenbogenbein 10“ 3, Oberſchenkelbein 8“, Schienbein 7“, Laͤnge des Kopfs vom Scheitel bis zum Kinn 4 5%, Breite 2“ 5 Linien.“ Auf die Autorität von Burrough, der dieſe Gibbon's in ihrer Heimath geſammelt hatte, erklaͤrt ferner Har— lan: „dieß Thier war ein Maͤnnchen, zeigte aber keine beſondern Merkmale Hylobates. 77 des Geſchlechts, und bei einer flüchtigen Anſicht möchte es, wenn es nicht genauer unterſucht worden waͤre, fuͤr ein Weibchen gegolten haben.“ Hiebei habe ich nur das Bedenken, ob das Thier nicht wirklich ein Weibchen mit ſtark entwickelter Clitoris geweſen ſeyn duͤrfte, da bei den maͤnnlichen Gib— bon's ſonſt ein aͤußerlicher Hodenſack vorkommt, der über das Geſchlecht, wie man meinen ſollte, nicht zweifelhaft laſſen koͤnnte. Ign einer der duͤrftigen Notizen, wie wir ſie jetzt haͤufig in den engliſchen Berichten bekommen, und welche oͤfters mehr Zweifel anregen, als loͤſen, ſagt Ogilby?), daß der Holuk einen glänzend ſchwarzen Pelz habe mit einer rein weißen Binde uͤber die Stirne. Da er bemerkt, daß er mit beiden Geſchlechtern wohl bekannt ſey, ſo laͤßt ſich's annehmen, daß ſeine Diagnoſe fuͤr Maͤnnchen und Weibchen Guͤltigkeit habe. Unter dieſer Vorausſetzung und unter der weiteren, daß Harlan's Angabe ebenfalls richtig ſey, koͤnnten wir den Hulok von einem weiblichen Exemplare des H. Rafflesii dadurch unterſcheiden: 1) daß der Hulok durchgaͤngig glaͤnzend ſchwarz iſt, und 2) am Männchen kein weißer Backenbart ſich findet ?). In der Annahme ſeiner ſpezifiſchen Selbſtſtaͤndigkeit beſtaͤrkt mich weiter die Beſchreibung von Le Beck, der zwar nichts uͤber das Geſchlecht ſeines Affen ſagt, dagegen ihm gleichfalls eine ganz ſchwarze Farbe mit weißer Stirnbinde zuſchreibt. Ihm zu Folge ſind auch Geſicht, Ohren und Ge— ſaͤßſchwielen ſchwarz, die Iris braun. Vom Schaͤdel bis zum Geſaͤß giebt er ihm eine Länge von 1“ 62“. 8 Als Heimath fuͤhrt Harlan Aſſam an, von wo aus den Garrow— Bergen Burrough 2 erwachſene lebende Thiere und ein Junges erhielt. 2) Derſelbe bemerkt ferner, daß ein vom General Hardwicke geſchenkter Gibbon, der bisher als das Weibchen vom Hulok betrachtet worden ſey, eine neue Art conſtituire, die er H. Choromandus neunf. Vom Hulok unterſcheide fie ſich durch größere Höhe der Stirne und Vorragung der Naſe, durch aſchbraune Färbung und große ſchwarze Backenbärte, während beim Hulok die Farbe glänzend ſchwarz mit rein weißer Stirnbinde ſey. Wie unterſcheidet ſich nun aber dieſer H. Choromandus von H. concolor? Dieſe Vergleichung hat Ogilby ganz vergeſſen. 3) Harlan beſchreibt auch ein halbwüchſiges weibliches Junges: „die Farbe deſſelben ift ſchwarz— braun, Rücken der Hände geſprenkelt, Hinterbacken graulich, eine Quaſte graulicher Haare ent= ſpringt am Kinn, und eine Linie gleicher Farbe zieht fi vorn in der Mitte des Leibes herab.“ Er ſetzt noch hinzu, daß eine grauliche Binde über den Augen verläuft, und als beſonders hebt er hervor, daß der Vorderarm kürzer iſt als der Oberarm. 78 Gibbon. Aus Aſſam kam ebenfalls der Voulock, deſſen Allamand gedenkt, und deſſen veraͤnderter Name nur auf einer andern Auffaſſung des aſſamiſchen Worts beruht. Le Beck's Affe kam aus den Mugg-Hills, und De Visme's Golok, der in laͤcherlich verzerrten Figuren, ohne Beſchreibung, dargeſtellt iſt, aber ſchon durch den Namen auf den Hulok hinweiſt, gehoͤrt dem Innern von Bengalen (Mewat genannt) an. 6) H. leuciscus Scures. Der grauwollige Gibbon. (Tab. III B.) — H. brunneo-cinereus, lanuginosus, sincipite nigro. Simia leucisca. Schreb. t.3B. — Pithecus leuciscus. GEOFFR. ann. du mus. XIX. p.89. — Desmar. p.5l. Hylobates leuciscus. Kuhl Beitr. ©.6. — Boie Iſis 1828. S. 1027. — GEOFFR. cours. 7. leg. pag. 34. — Cuv. regn. anim. p. 90. — Less. compl. III. p. 388. — Is. GEO FR. voy. de Belanger. p. 26. Wouwou. Camper allgem. vaterlandsche Letteroefningen. I. p. 18. Moloch. Aupee. sing. fam. I. p. 3. tab. 2. (vorfrefflid.) White gibbon. Shaw I. I. p. 12. tab. 6. Von Lecomte in feinen Memoires sur la Chine (p. 510) zuerft erwähnt?), wurde ſpaͤter dieſer Gibbon von Camper) unter dem Namen Wouwou, der mehreren Arten gemein iſt, beſchrieben und durch Schreber im Syſteme eingefuͤhrts). Bei der Beſchreibung werde ich mich vorzuͤglich an die beiden Exemplare der hieſigen Sammlung halten. Die Geſtalt iſt, die langen Arme abgerechnet, in gefaͤlligen Ver— haͤltniſſen. Die Vorderfinger, wie gewoͤhnlich, laͤnger als die hintern, der Vorderdaumen kurz, dagegen der Hinterdaumen lang und ſtark, alle Finger von einander getrennt. Die Naͤgel ſind gewoͤlbt, am Daumen platter. Der ganze Koͤrper iſt dicht behaart; die Haare ſind ſehr fein, weich, ſanft, gewellt und fuͤhlen ſich faſt wollartig an. Geſicht, Ohren und Sohlen ſind kahl; die Haͤnde auf der Oberſeite bis gegen die Naͤgel behaart. Die Ohren ſind unter den buſchigen Haaren ganz verſteckt. 4) Da Lecomte von einer Ark grauer Wolle ſpricht, welche den ganzen Körper bedeckt, ſo kann ſein Affe nicht H. Lar ſeyn, wie Buffon meint, ſondern iſt offenbar H. leuciscus. 5) Die Abhandlung Camper's konnte ich nicht benutzen. 6) Ohne Grund wird von Leſ⸗ fon hier De Vis me citirt. Hylobates. 79 Die Farbe des ganzen Pelzes iſt hell braͤunlich-aſchgrau, an Haͤn— den und Fuͤßen um einen Ton dunkler, auf dem Vorderkopf ſchwarz. Um das ſchwarze Geſicht laͤuft ringsum ein Kranz lichterer Haare. Bei dem einen unſerer Exemplare, wahrſcheinlich einem Weibchen, wie dieß die großen Bruſtwarzen und die ſpaͤrlichere Behaarung der Bruſt und des Bauches vermuthen laſſen, iſt ein lichtbraͤunlicher Anflug wahrzunehmen. Daß Haͤnde und Fuͤße, gleich dem Geſichte, ſchwarz ſeyen, wie Leſſon angiebt, iſt ein Irrthum; dieß gilt nur von ihren Sohlen. Die Groͤße des von Audebert beſchriebenen Individuums betrug nur 1’ 35; dagegen mißt ein von Leſſon erwaͤhntes an 237, und unfer groͤßtes Exemplar geht noch etwas daruͤber. An dem Skelet, das ich in Frankfurt verglich, ſind Wirbel vor— handen: am Ruͤcken 13, Lenden 6, Kreuzbein 3, Schwanz 3, wovon aber wahrſcheinlich der letzte fehlte. Als Heimath kennt man mit Beſtimmtheit nur Java, woher auch unſere Exemplare kamen. Was wir von der Lebensgeſchichte dieſes Gibbon's wiſſen, verdanken wir dem trefflichen Boie. Es hält ſich dieſer Affe familienweiſe zuſammen, und man kann ihn, waͤhrend er ſein wunder— bares Geſchrei hoͤren laͤßt, beſchleichen. Dieß ertoͤnt beſonders bei Sonnen— aufgang, wobei die ganze Familie auf einem Baume beiſammen zu ſitzen pflegt. Ihre Gewandtheit und Muskelkraft iſt außerordentlich, denn im Affekt ſcheinen ſie (ſonſt langſam) von einem Orte zum andern zu fliegen. In der Gefangenſchaft dauern ſie nicht gut aus. Ihr ganzes Benehmen mit dem ſehr verſtaͤndigen, melancholiſch ſcheuen Blick und dem Ausſtrecken der langen Arme hat etwas Unheimliches. 7) H. concolor Harı. Der einfarbige Gibbon. — II. unicolor fus- cus, lanuginosus. Simia concolor. HanLAx im Journ. of the Acad. of nat. science. of Phi- ladelph. Nov. 1826. mit Fig. Hylobates Harlani. Lesson im Bullet. des sc. nat. XIII. p. 111. Unter dem Namen Simia concolor hat Harlan die Beſchreibung eines Gibbon's gegeben, welche mir leider nur aus dem von Leſſon ge— lieferten Auszuge bekannt iſt. Harlan giebt folgende Diagnoſe: corpore 80 Gibbon. pilis nigris obtecto, facie, palmis et auriculis nudis, cute nigra, palmis pentunguibus, brachiis longissimis, cauda et saceulis buc- carum et gutturis omnino carentibus, natibus leviter callosis, naso prominentiore et angulo faciali plus elevato quam in S. Satyro. Außerdem wird noch geſagt, daß der Koͤrper mit dichten und krauſen Haa⸗ ren, mit Ausnahme der Handflaͤche, der Ohren und des Geſichts, beſetzt ſey. Das Individuum, welches dieſer Beſchreibung zu Grunde liegt, wurde 1826 von Borneo nach New-Vork lebend gebracht, war erſt 2 Jahre alt, hatte daher nur 3 Backenzaͤhne in jeder Kieferhaͤlfte, und war blos 27 2% hoch ). f Von derſelben Inſel iſt unſerer Sammlung ein ausgewachſenes In⸗ dividuum zugekommen, das hoͤchſt wahrſcheinlich ein Maͤnnchen iſt. Es kommt in Geſtalt und Behaarung ſehr mit dem grauwolligen Gibbon uͤber— ein, iſt allenthalben, ſelbſt auf dem Unterleib, dicht mit weichen Haaren bedeckt, ſo daß nur Geſicht, Ohren, Handflaͤchen und Geſaͤßſchwielen frei bleiben, obſchon einzelne Haare auch im Geſicht vorkommen. Beſonders dicht iſt die Behaarung auf dem platten Scheitel, deſſen Haare ruͤck- und ſeitwaͤrts gerichtet ſind; am Hinterhaupt und an den Kopfſeiten werden ſie viel laͤnger, ſo daß der Kopf dadurch ein ſehr dickes Anſehen erlangt; ſie ziehen ſich ebenfalls um das Kinn herum. Die Farbe iſt braun in verſchiedenen Abſtufungen; am lichteſten iſt fie am Unterruͤcken, den Hin- terbacken und der Außenſeite der Oberſchenkel, dunkler iſt ſie bereits am übrigen Theile dieſer Gliedmaſſen, am Unterleibe und auf dem Kopfe, und die Außenſeite der Arme, nebſt einem Theil des Oberruͤckens, iſt mehr oder minder tief ſchwarzbraun; die vordern Haͤnde ſind etwas dunkler braun als die hintern. Die Haare um die Geſchlechtstheile, ſowie eine Reihe ſteifer, uͤber die Augen der Quere nach verlaufender Borſten, ganz ſchwarz; von gleicher Farbe ſind alle nackten Theile. Die ganze Laͤnge vom Scheitel bis zur Ferſe beträgt 2/ 5", der Vorderglieder 110%. N Von 7) Harlan beſchreibt dieſes Individuum, als ſey es ein völliger Hermaphrodit geweſen, und liefert ſogar Figuren von dieſer Zwitterbildung. Mit Virey bin ich jedoch der Meinung, daß es nur ein weibliches Thier war, deſſen ſtark entwickelte Clitoris Harlan für einen Penis anſah. Semnopithecus. 81 Von dem grauwolligen Gibbon, dem er am naͤchſten ſteht, ſo daß ihn Schlegel (Essai p. 237 und 241) nur fuͤr eine dunklere Abaͤnderung deſſelben anſieht, unterſcheidet er ſich durch viel dunklere Farbe, an der kein Grau vorkommt, ſo wie durch den Mangel einer ſchwarzen Vorder— platte. Von dem gelbruͤckigen Gibbon iſt er verſchieden durch den Mangel einer weißen Stirnbinde, und das Maͤnnchen insbeſondere noch auch durch den Mangel eines weißen Backenbartes. Noch muß ich des Schaͤdels gedenken, der in unſerm Exemplare enthalten war. Es zeigt derſelbe ein uraltes Thier an, da an ihm faſt alle Naͤthe verſchwunden, und die Luͤcken des ausgefallenen hinterſten Backenzahns des Oberkiefers bereits wieder verwachſen ſind. Alle charakteriſtiſchem Merkmale des Gibbon-Schaͤdels, namentlich die enorm vorſpringenden Augenhoͤhlen, die uͤberdieß an der innern Seite ſchmaͤler als an der aͤußern ſind, und einen ſehr tiefen ſpitzen Trichter bilden, ferner der hinten ungemein gewoͤlbte, der Laͤnge aber nach tief ausgefurchte Hirnkaſten und die Schmalheit des Unterkiefers ſind hier ganz beſonders auffallend. Auch ſelbſt in dieſem Alter zeigen ſich weder Stirn-, noch Hinterhauptsleiſten; nur etwas erhöhte Linien find an ihrer Stelle; die bogenfoͤrmigen Linien liegen hinten, wo ſie mit dem Hin— terhauptsbeine zuſammenſtoßen 2“ 3.“ auseinander. Die Länge des Schaͤ— dels iſt 4“ 1; feine Breite zwiſchen der größten Woͤlbung der Augen— hoͤhlen 2“ 54”, hinter ihnen 1“ 10", in der Mitte des Hirnkaſtens 2% 4%. Höhe des Unterkiefers am Gelenkfortſatze 11“, am fünften oe 20 ſeine Lange 2% gun, Die Heimath dieſer Art iſt Borneo. III. SEMNOPITHECUS. Schlankaffe. Artus elongati, graciles, cauda longissima, nates callosae, dentium molarium infe- riorum postremus quinque tuberculatus, stomachus divisus, sacculi buccales nulli, pollex anterior brevissimus aut nullus. Mit Recht hat Fr. Cuvier die Schlankaffen von den Meerkatzen getrennt, da ſie von ihnen durch Eigenthuͤmlichkeiten des aͤußern wie des innern Baues entſchieden geſondert ſind, und als ein Mittelglied betrachtet Suppl. 11 82 Schlankaffe. werden koͤnnen, durch welche ſich dieſe mit den Gibbon's verbinden. An letztere erinnern die Schlankaffen durch ihre ſchlanke Geſtalt und durch die langen und ſchmaͤchtigen Gliedmaſſen, obgleich mit dem erheblichen Un— terſchiede, daß bei ihnen die hintern Extremitaͤten, bei den Gibbon's dage— gen die vordern die laͤngſten ſind. Eine weitere Uebereinſtimmung mit die— ſen beſteht in dem Vorhandenſeyn eines fuͤnften Hoͤckers am hinterſten Backenzahn des Unterkiefers, ſo wie auch in dem (wahrſcheinlich allen Arten zukommenden) Mangel von Backentaſchen, der wenigſtens für S. leuco- prymnus, melalophos, comatus, nasicus, Entellus, auch fuͤr Colobus Gelada erwieſen iſt. Auch der Kopf hat noch ganz die hochgeſtreckte Form der Gibbon's mit wenig vorſpringender Schnautze, und iſt fuͤr die Groͤße des Thieres ziemlich klein. Das Geſicht iſt nackt. Der Daumen an der Vorderhand iſt kurz, zumal in Bezug auf die Finger, die laͤnger als bei den Meerkatzen ſind; an der Hinterhand iſt er von gewoͤhnlicher Länge, waͤhrend auch hier die Finger ſehr geſtreckt ſind. Die Naͤgel ſind lang, ſchmal, ſtark gewoͤlbt; an den Daumen platter, kuͤrzer und breiter. Der Schwanz iſt dünne, länger als der übrige Körper, und wird gewoͤhn— lich gleichlaufend dem Ruͤcken mit hinterwaͤrts umgebogenem Ende getragen. Die Geſaͤßſchwielen ſind von maͤßigem Umfange. Der ſchlanke Bau dieſer Thiere giebt ſich namentlich auch am Skelete kund, indem alle Roͤhrenknochen geſtreckt und ſchmaͤchtig ſind, wodurch dieſe Gattung ſich nicht blos von den nah verwandten Meerkatzen, ſondern noch weit mehr von den Makaken und Pavianen unterſcheidet. Beſonders auffallend iſt hier das Mißverhaͤltniß, das in der Laͤnge der hintern Extremitaͤt zur vordern beſteht, und das in der bei den Meerkatzen eingeruͤckten vergleichenden Tabelle numeriſch ausgedruͤckt iſt. Der Schädel ®) hat viele Aehnlichkeit mit dem der Gibbon's: der Geſichtstheil iſt wenig vorſpringend, ſo daß der Geſichtswinkel ziemlich wie bei dieſen iſt; der Hirnkaſten iſt ebenfalls gewoͤlbt und geraͤumig und hat keine Laͤngsleiſte, ſondern die halbbogenfoͤrmigen Linien bleiben getrennt und ſind ſehr markirt. 8) Horsfield hat in feinen Zoolog. research. of Java Schädel und Zähne von S. Maurus abgebildet; das Gebiß dieſer Art hat auch Fr. Cuvier (Deuts des mammif. p. 14. tab. 4.) dargeſtellt. ? Semnopithecus. 83 Die Augenhoͤhlen find groß und gerundet, ragen aber nicht fo ſtark zu beiden Seiten uͤber den Schnautzentheil hinaus, wie bei den Gibbon's, und liegen auch viel näher aneinander. Eben ſo iſt der Unterkiefer breiter, na— mentlich am Winkel, und traͤgt hiedurch zur Erhoͤhung des Schaͤdels bei. Das Verhaͤltniß der Höhe des Schaͤdels zu feiner Länge iſt bei S. prui- nosus 2/11“: 3“ 6%, bei S. Maurus — 3 1%; 3u zu, Eine ſehr charakteriſtiſche Eigenthuͤmlichkeit dieſer Gattung liegt end— lich noch in der Bildung des Magens, worauf zuerſt Otto“) bei S. leu- coprymnus aufmerkſam machte. Statt naͤmlich rund, wie bei den Meer— katzen, zu ſeyn, gleicht er in Anſehung feiner Form mehr dem des Kaͤngu— ruhs: die linke Haͤlfte bildet eine große, mehrfach eingeſchnuͤrte Hoͤhle, waͤhrend die rechte ſehr eng, darmfoͤrmig, lang und gewunden iſt; dabei iſt der Magen ſo groß und gekruͤmmt, daß er laͤngs der großen Curvatur 21“ mißt. Das Merkwuͤrdigſte aber iſt, daß er durch 2 ſtarke Muskel⸗ baͤnder gleich dem Colon eingeſchnuͤrt iſt; das eine Band entſpringt am Blindſack und laͤuft an der großen Magenkruͤmmung bis zum Pfoͤrtner, das andere faͤngt am oberen Magenmunde an und erſtreckt ſich laͤngs der kleinen Kruͤmmung ebenfalls bis an den Pfoͤrtner. Da dieſe Baͤnder kuͤrzer ſind als der Magen ſelbſt, ſo treten ſeine Wandungen ſeitlich zwiſchen ihnen ſtark hervor, und bilden, wie am Colon, eine ununterbrochene Reihe großer Zellen, die durch querlaufende Muskelfaſern eingeſchnuͤrt werden. Auch die viel weitere linke Magenhaͤlfte iſt durch Einſchnuͤrungen in mehrere große Zellen abgetheilt; fie hält von vorn nach hinten im Durchmeſſer 5 — 6%, während die rechte darmförmige Magenhälfte nur 14" und gegen das Ende gar nur 1“ weit iſt. Beide Hälften find von einander nicht deutlich abge— theilt, aber einander entgegengebogen. N Dieſen, von Otto an S. leucoprymnus beſchriebenen zuſammenge⸗ ſetzten Magenbau, haben Owen's 10) fpätere Unterſuchungen an S. Entellus und fascieularis beftätigt. Bei einem (vom Mund bis zum After 178“ langen) S. Entellus findet er die Laͤnge des Magens laͤngs der großen Krümmung % 7“, und längs der kleinen 1“. Er unterſcheidet 3 Abthei⸗ a 9) Nov. act. academ. nat. curios. Bonn. XII. 2. S. 509. mit Abbild. 10) Proceed. of the zool. soc. I. (1835.) p. 74. — Transact. of the zool. soc. I. p. 65. tab. 9, 10. 11 * 84 | Schlankaffe. lungen: 1) eine Magenmundtaſche mit glatten und einfachen, am Ende ſchwach getheilten Wänden, 2) eine mittlere, ſehr weite und abgeſchnuͤrte Portion, und 3) einen langen ſchmalen Kanal, am Anfang abgeſchnuͤrt und gegen ſein Ende von einfacher Struktur. Letztere Abtheilung betrachtet Qwen als die eigentlich digeſtive, waͤhrend die beiden andern mehr als vorbereitend erſcheinen. Daß derſelbe merkwuͤrdige Bau auch bei S. maurus ftattfindet, wies bald hernach Garnett n) nach, und Duvernoy ) be ftätigte ihn nicht blos für S. Entellus !“), ſondern fand ihn auch bei 8. nemaeus und cucullatus. Dem Kahau ſchrieb ſchon Wurmb einen gro— ßen unfoͤrmlichen Magen zu, und ganz neuerdings hat Martin!“) feinen zuſammengeſetzten Bau anatomiſch eroͤrtert; wir duͤrfen daher wohl daſſelbe fuͤr die noch nicht unterſuchten Arten erwarten. Dieſe zuſammengeſetzte Magenbildung iſt demnach unter den Gattungsmerkmalen hauptſaͤchlich mit aufzufuͤhren. Am Darmkanal von S. leucoprymnus hat ſonſt Otto nichts beſonderes gefunden: der dünne Darm iſt 5“ 5“ (bei S. Entellus 13“ 6), der dicke Darm 108“ (bei S. Entellus 2° 10) lang, wovon der Blinddarm 24 (bei S. Entellus 4"); (da des Wurmfortſatzes nicht gedacht iſt, fo fehlt er ſicherlich, was ein Unterſchied von den Gibbon's iſt). Die Leber hat 4 Lappen, an deren oberem mittleren Gliede die Gallenblaſe ſitzt. Die Milz iſt laͤnglich-dreieckig und flach; die Harn- und innern Geſchlechts— organe find gewoͤhnlich gebildet; die Clitoris 4“ lang mit einer deutlichen Eichel. Von Backentaſchen zeigt ſich bei dieſer Art keine Spur. Das Zäpfchen fehlt ganz. Das Zungenbein hat an feinem Körper einen langen, vorwaͤrts und abwaͤrts gerichteten, breiten ſchuppenartigen Fortſatz als Schirm der darunter liegenden, etwa 1“ im Durchmeſſer haltenden haͤutigen Kehlblaſe, die durch eine große Oeffnung mit dem Kehlkopf com— municirt. Eine viel betraͤchtlichere Entwicklung des Kehlſacks kommt, nach Wurmb's freilich ſehr unbeſtimmter Beſchreibung, bei 8. nasicus vor, was Martin!d) genauer dargethan hat. Die Lungen find kurz; die rechte mit 4, die linke mit 2 Lappen. 11) Proceed. II. (1834.) p. 6. 12) M&m. de Strasbourg. II. 1. (1835.) p. 1. mit Abbild. 13) Für dieſe Art auch Owen und Martin (London's magaz. of nat. hist. 1838. p. 323.) 14) Lond. and Edinb, phil. mag. 1838. XII. p. 595. 15) Ebenda. Semnopithecus. 85 Wir bringen dieſe Gattung mit ihren 18 Arten in 2 Untergat- tungen, naͤmlich a) eigentliche Schlankaffen (Semnopithecus) mit deutlichem, wenn auch ganz kurzem Daumen an der Vorderhand, und b) Stummelaffen (Colobus), denen er abgeht. Zwei geſonderte Gat⸗ tungen daraus zu machen, wie es die meiſten Schriftſteller thun, iſt eben ſo unnöthig als bei den Klammeraffen, da erſtlich der Daumen bei den eigentlichen Schlankaffen ohnedieß ſo kurz iſt, dann aber auch, weil der innere und aͤußere Bau der Schlank- und Stummelaffen von gleicher Be— ſchaffenheit iſt. Dagegen kann man mit gutem Grunde 2 Untergattungen aus ihnen errichten, die nicht blos durch das Vorkommen oder den Mangel eines vordern Daumens, ſondern auch durch den Aufenthaltsort von einander geſchieden find, indem die eigentlichen Schlankaffen Oſtindien, wahrſcheinlich auch dem angraͤnzenden China, hauptſaͤchlich aber den Inſeln des indiſchen Meeres angehoͤren, waͤhrend die Stummelaffen auf Afrika beſchraͤnkt ſind. Von den eigentlichen Schlankaffen iſt neuerdings eine Mono— graphie mit kurzen Beſchreibungen der Arten von Martin 105) erſchienen, die indeß nicht vollſtaͤndig iſt und wenig Neues gewaͤhrt. Die Schlankaffen find von einem ruhigeren und nicht fo lebhaftem Naturell, als die Meerkatzen, wiſſen aber bei Verfolgungen pfeilſchnell von Aſt zu Aſt zu ſpringen. In der Jugend harmlos und ſchmiegſam, werden ſie im Alter boshaft, was beſonders von den Maͤnnchen gilt. a) Semnopithecus Cov. Schlankaffe. Pollice manus anterioris brevi. 1. S. melalophos Rırrı. Der Simpai. S. supra splendide rufo- fulvus, subtus dilute ochraceus, capite nigro- eristato. Simia melalophos. Rarrt. fransact. of the Linn. soc. XIII. p. 40. Semnopithecus melalophos (Cimepaye). Fr. Cuv. mammif. p. 29. tab. — Desmar. p. 533. — Is. GEorrr. voy. de Belang. p. 40. — Marrın. mag. p. 438. Var. 8) pallidior, erista mystacibusque albidis. S. flavimanus. Is. Georrr. voy. de Belang. p. 39 und 74. — Less. cenfurie zool. tab. 40. — Marrın mag. p. 438. 16) London magaz. of nat. hist. 1888. Nr. XVIII. p. 320, Nr. XX. p. 434. 86 Schlankaffe. Von dieſer durch Raffles entdeckten Art beſchreibe ich zuerſt ein altes, vollſtaͤndig ausgefaͤrbtes Exemplar unſerer Sammlung. Geſtalt und . Kamm wie bei dem Siliri. Es breiten ſich naͤmlich die Haare der Stirne von einem Mittelpunkte, der vorn in der Mitte zwiſchen Augenbrauen liegt, nach beiden Seiten und hinterwärts geneigt aus, und umfaſſen in dieſer ruͤckwaͤrts gekehrten Richtung auch die Wangen; auf der Mitte des Schei— tels, wo ſie ſich betraͤchtlich verlaͤngern, bilden ſie einen ſchmalen Kamm, der ſich laͤngs der Mitte des Oberhalſes hinabzieht und an deſſen Ende allmählig verliert. Die Faͤrbung iſt am Kopf, den Wangen, der Ober— ſeite des Rumpfes, auf der Außenſeite der Gliedmaſſen bis hinab zu den Naͤgeln und am Schwanze brennend fahlroth mit lebhaftem Goldglanze, wodurch dieſes Thier ein herrliches Anſehen bekommt. Kinn, untere Haͤlfte der Wangen, ganze Unterſeite des Halſes und des Rumpfes, die Innenſeite der Gliedmaſſen, doch bei den hintern nur ihre obere Haͤlfte, ſind licht— gelblich mit roſtfarbigem Anfluge, was an der Innenſeite des Unterſchenkels bereits ins fahlroͤthliche übergeht. Der Kamm fällt in feiner Hälfte ins Schwaͤrzliche, wie denn überhaupt einzelne Scheitelhaare ſchwarze Spitzen haben, wodurch auch beiderſeits von jedem Auge ein ſchwarzer, über jedes Ohr verlaufender Strich entſteht. — Dieſelbe Faͤrbung fand ich an einem andern Exemplare in Frankfurt; der Kamm aber hatte vorn viel Schwarz, hinten fiel er ins Lichtgelbliche. Raffles giebt den Kamm uͤberhaupt als ſchwarz an. Nach Duvaucel iſt das Geſicht blaulich bis zur Oberlippe, welche fleiſchfarben iſt, ſowie auch die Unterlippe und das Kinn; die Augen ſind braun, die Ohren von der Farbe des Geſichts, die Haͤnde inwendig ſchwarz, eben ſo die Schwielen. — Die Jungen ſind noch nicht ſo leb— haft gefaͤrbt. Die Laͤnge unſers Exemplars iſt von der Schnautze bis zum After 17%, des Schwanzes 28“. — Backentaſchen find, nach Duvau— cel's Unterſuchungen, nicht vorhanden. Die Heimath iſt Sumatra, wo dieſe Affen in der Naͤhe von Benkulen haͤufig ſind. 5 Fuͤr ein noch nicht vollſtaͤndig ausgefaͤrbtes Individuum von dieſer Art halte ich den Semnopithecus flavimanus von Sf. Geoffroy, der mir allein aus ſeiner Beſchreibung bekannt iſt, die ich daher voranſchicke. Semnopithecus. 87 Es hat dieſes Exemplar ganz die Größe und Verhaͤltniſſe der vorigen, unters ſcheidet ſich aber durch die Faͤrbung, ſowie auch angeblich durch einen etwas laͤngern Schwanz. Der Oberleib iſt zugleich mit hellrothen und mit ſchwar⸗ zen Haaren bedeckt, wodurch im Allgemeinen eine ſchwaͤrzlichrothe Faͤrbung entſteht, bei der jedoch die rothen Haare vorwalten. Dieſelbe Farbe findet ſich auf der innern Seite der Arme, ſo wie auf der aͤußern des Schwanzes, der jedoch auf dem erſten Viertel der untern Seite weiß, und gegen die Spitze rund um wie roth iſt. Die Außenſeite den hintern Gliedmaſſen und der Vorderarme, und die Haͤnde ſind ſchoͤn goldfalben, das auf den Schen— keln und Vorderarmen ins Rothe uͤbergeht und auf den Fingern ſehr licht wird. Die Innenſeite der Gliedmaſſen, der Untertheil des Leibes und des Kopfes, und die ſehr langen Haare, welche die hintere Flaͤche der Wangen einfaſſen, ſind weiß; dieß Merkmal unterſcheidet den 8. flavimanus auf den erſten Anblick vom 8. melalophos. Die Haare des Vorderkopfs bis zu den Ohren ſind von gewoͤhnlicher Laͤnge und ſchoͤn goldfarben; von da an und am Hinterhaupte bilden ſie einen ſehr langen Schopf, wie bei S. melalophos und comatus, aber mit dem Unterſchiede, daß waͤhrend er bei dieſen beiden Arten ſchwarz iſt, er bei S. flavimanus ſchmutzig weiß iſt, mit Ausnahme ſeines vorderſten Theils, der ſich ſchwaͤrzlich zeigt. Sein Vaterland ift Sumatra. So gut auch Sf. Geoffroy dieſe Art von dem S. melalophus unterſchieden glaubt, ſo liegt doch die Vermuthung ſehr nahe, daß fie bei ſorgfaͤltiger Prüfung vieler Exemplare fuͤr weiter nichts, als eine Farbenabaͤnderung deſſelben erkannt werden wird. Dieß iſt auch Martin's Meinung. b i 2. S. comatus Drsu. Der Siliri. (Tab. XXIV A) S. nigrescente cinereus, gastraeo, artuum caudaeque latere interno albidis, oecipitis pilis longis eristam formantibus. Semnopithecus comatus. Drsuank. p. 533. — Fr. Cuv. mammif. P- 37. tab. 11. — Cv. regn. anim. p. 94. — Is. Georrr. voy. de Be- langer p. 40. — Gkirr. V. 19. Presbytis mitrata. Eſchſcholtz in Kotzebue's Entdeckungsreiſe. III. Anhang. S. 196. Von dieſer Art hat Desmareſt die erſte Beſchreibung geliefert, womit auch die von beiden Cuvier und Geoffroy gegebene vollkommen 88 Schlankaffe. uͤbereinſtimmt. Zu dieſen Beſchreibungen paſſen vollkommen die beiden ſchoͤ— nen Exemplare unſerer Sammlung. Identiſch hiemit iſt auch die Presbytis mitrata von Eſchſcholtz; dagegen darf die 8. Maura von Raffles nicht mit dieſer Art vereinigt werden, wie es Leſſon gethan hat. Ich gebe die Beſchreibung nach unſern Exemplaren. Die Geſtalt iſt die gewöhnliche ſchlanke der Schlankaffen, mit reichlicher langer Behaa— rung ſelbſt auf der Unterſeite und auf der aͤußern der Finger. Das Geſicht iſt ziemlich ſteil abfallend und nackt. Wie bei der vorigen Art ſitzt der Haarwirbel des Kopfes gleich uͤber der Mitte zwiſchen den beiden Augen— brauen, und von ihm aus richten ſich die Haare ſeitwaͤrts und aufwaͤrts und bilden auf dem Scheitel einen hohen ſeitlich zuſammengedruͤckten Kamm, der noch uͤber den Oberhals herablaͤuft; die Wangen ſind mit langen ruͤck— waͤrts gerichteten Haaren, welche die Ohren faſt bedecken, beſetzt. — Die Färbung iſt auf der ganzen Ober- und Außenſeite ſchwaͤrzlich aſchgrau, das am Kopf und der Oberſeite des Schwanzes am dunkelſten iſt, ſo daß jener in ſeiner vordern Haͤlfte und an den Wangen faſt ganz ſchwarz wird; an den Gliedmaſſen und gewoͤhnlich noch mehr am Ruͤcken miſcht ſich viel weiß ein, indem einzelne Haare ganz weiß oder doch mit weißen Spitzen verſehen ſind, ſo daß hier eine dunklere oder lichtere Aſchfarbe vorherrſcht. Ein brauner Ton kommt am ganzen Thiere nicht vor. Die ganze Unter— und Innenſeite des Koͤrpers iſt weiß mit einem gelblichen Anfluge und zwar in folgender Weiſe: das Kinn und der Unterkiefer iſt mit weißen Haaren beſetzt; die ganze Innenſeite der 4 Gliedmaſſen (alfo die volle Hälfte ihres Umfangs) bis herab zu den Sohlen iſt weißlich; der ganze Unterhals, die Bruſt, der Unterleib und die Seiten (alſo die volle untere Haͤlfte des Rumpfes) nebſt der untern Seite des Schwanzes ſind ebenfalls weiß. An dem ſonſt gewoͤhnlich weißen Schwanzende gewinnt manchmal die ſchwarze Farbe die Oberhand, und an dem einen unſerer Exemplare ſind die Finger und Zehen dunkelgrau, waͤhrend ſie bei dem andern weißlich ſind. Ganz beſonders licht war das von Eſchſcholtz beſchriebene junge Weibchen. Das Geſicht giebt er an dieſem ſchwarz an, beide Augenlieder roͤthlich, die Ge— ſaͤßſchwielen gelbbraun. Die Laͤnge unſerer Exemplare betraͤgt von der Schnautze bis au After 17 8", des Schwanzes 10 11". Den Semnopitheecus. 89 Den Mangel an Backentaſchen bemerkt ausdruͤcklich Eſchſcholtz. Wirbel giebt er an: Ruͤcken- 12, Lenden- 7, Kreuzbein- 3, Schwanz— wirbel 28. 8 Als Heimath geben Fr. Cuvier und Iſ. Geoffroy Sumatra an; auch Eſchſcholtz hatte daſelbſt von den Eingebornen ſein lebendes Exemplar gekauft. Gleichwohl gehoͤrt dieſe Art jener Inſel nicht an, ſon⸗ dern nach Temminck's !“) Verſicherung, welcher allerdings die zuverlaͤ— ßigſten Nachrichten über die Fauna der Sundainſeln einziehen konnte, iſt ihre wahre Heimath Java, wo fie den Namen Siliri führt. Eſchſcholtz's Exemplar war daher von hier nur nach Sumatra abgefuͤhrt. Ueberhaupt muß ich der Behauptung Temminck's beiſtimmen, daß alle ſumatraniſchen Schlankaffen ſpezifiſch von den javaniſchen verſchieden ſind. Nach Schle— gel?8 1°) Angabe fol jedoch der Siliri in einer dunklern Abänderung noch in Siam vorkommen. S. fascicularis RAFFL. Der Kra. — S. capite dorsoque rufo-fuscus, lateribus cau- daque griseis, artuum latere interno abdomineque pallidioribus, mystacibus magnis griseis. j Simia fascicularis (Kra). RAFFLES transact. of the Linn. soc. XIII. p. 246. — Semnopithecus fascicularis. MARTIN mag. p. 435. Zur Zeit nur aus Raffles nachſtehender mangelhafter Notiz bekannt, daher auch blos in einer Anmerkung von mir aufgeführt: „Rücken und Scheitel rothbraun; Schwanz und Rumpf- ſeiten grau, was an der Junenſeite der Gliedmaſſen und dem untern Theil des Leibes und Ge— ſichts noch heller wird. Geſicht braun mit kurzen hellgrauen Haaren. Die Wangen mit Büſcheln von derſelben Farbe und viel länger als der Bart. Ohren und Augen braun; die Augenlieder weiß. Die Naſe iſt vorſpringend zwiſchen den Augen und flach an ihrem untern Ende. Die Wangen mit Taſchen; Eckzähne kurz, Vorderdaumen kurz.“ Dieſer Affe ſoll nach Raffles häufig auf Sumatra und den malayiſchen Inſeln ſeyn, auch ſoll es von ihm eine mehr weiße Ab⸗ änderung mit röthlichem Anfluge auf dem Rücken geben. Martin beſtimmt die Länge zu 22“, des Schwanzes zu 2° 8“¼. Obſchon es mir wahrſcheinlich iſt, daß dieſe Simia fascicularis eine eigene Art ausmachen wird, ſo wage ich es doch zur Zeit nicht ſie als ſelbſtſtändig aufzuſtellen, da gar nichts über die Behaarung des Scheitels, worauf bei der Beſtimmung ſo viel ankommt, noch über die Farbe der Außenſeite der Gliedmaſſen geſagt iſt, ja ſogar von Backentaſchen geſprochen wird. Am meiſten Aehnlichkeit hat dieſer Affe mit S. comatus, weshalb Martin dieſen letzteren, den er nicht ge— 17) Siebold, Fauna japonica. Ophidii. p. IX und XIII. 18) Essai. p. 237. Suppl. ; 12 90 Schlankaffe. kannt hat, fragweiſe hieher zieht. Auch ſchon bei Duvaucel mögen beide Arten confundirt wor— den fen, da er für feinen 8. comatus denſelben Landesnamen (Croo) gebracht, den Raffles für feinen S. fascicularis mit geringer Aenderung (Kra) aufführt, wie er denn ferner den Aufent— haltsort für feinen 8. eomatus irriger Weiſe ebenfalls nach Sumatra verlegt hat. Die Färbung des Rückens unterſcheidet übrigens ſchon die beiden Arten von einander. Die Angabe von Backen— taſchen wird wahrſcheinlich als ein Irrthum ſich ausweiſen. 3. S. femoralis Martr. Der Lotong. S. niger, cinereo irroratus, abdomine nec non humerorum femorumque latere interno albis, capite suberistato, mystacibus nullis. Simia Maura. Rarrıss transact. XIII. p.247. — Semnopithecus femoralis. Magrix mag. P. 436. Dieſe Art iſt mir lediglich aus der Beſchreibung von Raffles und Martin bekannt, die ich daher zuerſt mittheile. Raffles ſagt: „Die Farbe iſt hauptſaͤchlich ſchwarz. Die Haare der Arme, Beine und der Scheitel ſind grau geſpitzt. Die Innenſeite der Dickbeine und der untere Theil des Unterleibs ſind ganz weiß; eine weiße Linie dehnt ſich auch von da bis zum Halſe aus; Bruſt und Achſeln ſind hellgrau. Haͤnde, Fuͤße, Geſicht und Ohren ſind ſchwarz. Bart ſchwach; die Wangen haben auch einige ſchwarze Haare. Die Haare divergiren von dem Scheitel, ſo daß ſie vorn an der Stirne vorſtehen und hinten eine Art Kamm bilden.“ Die Länge giebt er auf 18 — 20", den Schwanz um einige Zoll länger an. Martin giebt folgende Beſchreibung: Scheitel und Hinterhaupts— buͤſchel, Ruͤcken und Schultern bis zu dem Ellenbogen dunkel graubraun; Stirnhaare, welche vorn divergiren, die Seiten des Kopfes und Leibes, Vorderarm und Außenſeite der Schenkel, die Unterſchenkel (legs), Haͤnde, Fuͤße und Schwanz ſchwarz, ſchwach mit weiß, beſonders an den Vorder— armen, beſpritzelt; die Innenſeite des Oberarms von der Achſel an und ebenſo die Innenſeite der Schenkel iſt weiß mit abgeſchnittenem Rande; das Kinn iſt weiß, wie auch eine Linie unter der Bruſt und dem Bauche bis zum untern Theil, welcher ganz weiß iſt. Kein Buͤſchel an den Geſichts— ſeiten; eine Linie von kurzen ſchwarzen Haaren an den Wangenbeinen. Laͤnge 19“, Schwanz 224 Zoll. Aus dieſen Beſchreibungen geht hervor, daß der Lotong einige Aehn— lichkeit mit S. pruinosus und comatus hat, daß aber die weiße Faͤrbung, Semnopithecus. 91 welche ſich am Bauch und der Innenſeite der Oberarme und Schenkel aus— breitet (nicht aber bis zu den 4 Haͤnden ſich herabzieht), ſo wie der Mangel eines eigentlichen Backenbartes ihn hinlaͤnglich unterſcheiden. Seine Hei— math iſt lediglich Sumatra, wo er zu Singapore und Penang gefun— den wird !?). 4. S. Maurus Desmar. Der Mohren ⸗Schlankaffe. S. totus ater, facie pilis longis radiatim positis circumeineta, capillitio verticis radiato. Semnopithecus Maurus. Deswar. p. 533 und 55. — (Tehincou) Fr. Cuv. mammif. p. 36. tab. 10.— Is. Georrr. voy. de Belang. p.42. — Marrın mag. p.436. — (Budeng) Hossr. zoolog. research. (theilweiſe) Nr. 4 mit ſchlechter Abbild. Von dieſem Affen beſitzt die hieſige Sammlung 3 Exemplare, welche nicht blos unter ſich, ſondern auch mit der Beſchreibung von Fr. Cuvier 0) und Desmareſt uͤbereinſtimmen; Horsfield dagegen ſcheint bereits die Simia cristata von Raffles mit ins Auge gefaßt zu haben. — Die Behaarung des Scheitels bildet eine Art von ſtrahliger Muͤtze, indem naͤmlich die Haare aufgerichtet ſind und von der Scheitelmitte auf beiden Seiten und nach hinten lang auseinanderfallen; ein Kamm, wie bei manchen andern Arten, fehlt alſo. Das ganze Geſicht liegt in einem Kreis von auf- und auswärts gekruͤmmten Haaren: auf der Stirne hat es den An— ſchein, als ob ſie mit der Hand in die Hoͤhe und zuruͤckgeſtrichen worden waͤren, vertheilen ſich von der Stirnmitte ſtrahlenfoͤrmig auf beiden Seiten und ſchließen ſich an die ſehr langen Wangenhaare an, die etwas bogen— foͤrmig auswaͤrts und ruͤckwaͤrts gekruͤmmt ſind. Auf der Unterſeite iſt die Behaarung minder dicht als auf der Außenſeite, ſo daß auf jener an einigen Stellen die Haut faſt nackt iſt. — Die Faͤrbung des ganzen Koͤrpers iſt glaͤnzend kohlſchwarz, das nur am Bauche durch etwas lichtere Spitzen 19) Martin ſtellt fragweiſe den Cereopithecus albo -cinereus von Desmareſt (mam. p. 534.) hieher. If. Geoffroy (voy. de Belang. p. 50.) verſichert jedoch, daß ſich im pariſer Muſeum kein Affe, der mit dem erwähnten überein käme, vorfände. 20) Er giebt dieſem Affen, nach Duvaucel, den Namen Tehincou, den Raffles mit geringer Veränderung (Chinskau) feiner S. eristata beilegt. 21) Ob Schreber's S. Maura (S. 107. tab. XXII B.) als ganz junges Thier hieher gehört, läßt ſich nicht mit Sicherheit beſtimmen. 12 * 92 Schlankaffe. einen braͤunlicheu Anflug bekommt; die wenigen Haare, welche an der un— tern Seite der Schwanzwurzel ſtehen, ſind gewoͤhnlich weißlich, doch koͤn— nen fie auch faſt ganz fehlen. — Nach Duvaucel's und Horsfield's Angaben ſind die Jungen bei der Geburt roͤthlichbraun oder roͤthlichgelb, was ſich mit dem Alter aͤndert. Eine grauliche Faͤrbung zeigt ſich zuerſt an Haͤnden, Stirne und Schwanzſpitze; von dieſen Theilen dehnt ſie ſich allmaͤhlig weiter aus, bis ſie zuletzt oben kohlſchwarz, unten graulich iſt. Die Laͤnge ſehr großer Individuen kann auf 2“, die des Schwanzes auf 23“ kommen. Als Heimath giebt Iſ. Geoffroy Java und Sumatra zugleich an; nach Fr. Cuvier ſoll Duvaucel ſeine Exemplare von letzterer Inſel eingeſandt haben. Wir wiſſen jedoch jetzt von Temminck und Schle— gel ??), daß S. Maurus auf Sumatra gar nicht vorkommt, wie ihn denn auch Raffles nicht unter den ſumatraniſchen Affen auffuͤhrt, ſondern er iſt lediglich auf Java beſchraͤnkt. 5. S. pruinosus Desm. Der bereifte Schlankaffe. S. nigrescens, pilis apicem versus albidis, oceipite suberistato. Semnopithecus pruinosus, Desmar. p. 533. — IS. GBO PER. voy. de Belang. p.42. Simia eristata (Chingkau). Rurrr. transact. of the Linn. soc. p. 244. — Marrın mag. p.435. — Vıicors zoolog. journ. IV. p. 108. Dieſe Art ift häufig mit S. Maurus verwechfelt worden, was bei der Aehnlichkeit beider in der Faͤrbung und der Mangelhaftigkeit der Be— ſchreibungen nicht verwundern darf. Sie iſt jedoch von ihr durch einen andern Farbenton, durch eine etwas abweichende Kopfbehaarung und durch einen andern Heimathsort ſpezifiſch unterſchieden. Raffles, der ſie faſt gleichzeitig mit Des mareſt als neue Art aufſtellte, giebt folgende Beſchrei— bung: die Haare des Kopfs find lang und divergirend um das Geſicht, am Scheitel eine Art von Kamm bildend, wie bei S. melalophos, nur daß er hier laͤnger und merklicher iſt. Die Faͤrbung dunkelgrau, indem die Haare im Allgemeinen ſchwarz mit weißen Spitzen ſind. Geſicht, Ohren, 22) Essai. p. 278. Semnopithecus. rn: Vorderarme, Rüden und obere Schwanzſeite find faft ſchwarz, der Unter: leib blaſſer (dieſelbe Farbe würde bei einem Pferde eisgrau oder grau mit ſchwarzen Spitzen genannt werden). Laͤnge ohngefaͤhr 2“, Schwanz 24°. Die Jungen find roͤthlichfahl. — Des mareſt ſagt uͤber die Beſchaffenheit der Haarbedeckung nichts, als daß das Geſicht mit ſeitwaͤrts gerichteten Haaren umgeben waͤre. Die Faͤrbung giebt er ziemlich eben ſo wie Raf— fles an, und hebt uͤberdieß den Mangel eines weißen Flecks an der untern Seite der Schwanzwurzel hervor, auf welches Merkmal jedoch bereits Sf. Geoffroy mit Recht kein Gewicht legt. Nach einem ſchoͤnen Exemplare unſerer Sammlung gebe ich folgende Beſchreibung. Die Behaarung iſt ſo reichlich als bei S. Maurus und um das Geſicht herum von derſelben Vertheilung. Sie laͤuft naͤmlich gegen die Naſenwurzel in eine Spitze aus, von welcher aus die Haare ruͤckwaͤrts aufſteigen und zugleich ſich nach beiden Seiten des Kopfes ſtrahlig ausbrei— ten, ſo daß ſie nur die Wangen herab, wo ſie 3“ und daruͤber lang wer— den, einen Kranz von abſtehenden und etwas bogenfoͤrmig gekruͤmmten Haa— ren bilden, welcher noch, obgleich viel kuͤrzer, um das Kinn ſich herum zieht. So iſt auch die Behaarung bei S. Maurus, aber auf dem Scheitel tritt bei S. pruinosus der Unterſchied ein, daß die Haare nicht, wie bei jenem, von einem gemeinſchaftlichen Wirbel ſeit- und ruͤckwaͤrts auseinander fallen, ſondern daß ſie ſich von der Mitte des Scheitels an aufrichten und von hier an uͤber das Hinterhaupt herab einen langen flatternden Kamm aus ruͤck— waͤrts gerichteten Haaren bilden. — Die Faͤrbung iſt braͤunlichſchwarz, eisgrau uͤberflogen, im Nacken und auf der Unterſeite am lichteſten; die 4 Haͤnde, der Anfang der Stirnhaare ganz ſchwarz, und auch das Schwanz— ende faͤllt mehr in dieſe Farbe. — Das eben beſchriebene Exemplar hat eine Länge von 13, der Schwanz 2! 2 doch ſoll dieſe Art der vorigen auch an Groͤße gleichkommen. — Die Jungen ſind, nach Vigors, licht gelblich; mehr erwachſen eben ſo, aber Kopf und Haͤnde bereits eiſengrau; ganz erwachſen einfoͤrmig eiſengrau. Ihre Heimath iſt, nach den Angaben von Raffles, Des— mareſt, Iſ. Geoffroy, Temminck und Schlegel, ausſchließlich Sumatra. ö | 9 | Schlankaffe. 6. S. Pyrrhus Honsr. Der Kranz-Schlankaffe. Adultus (?) totus niger, artuum posteriorum caudaeque latere interno stria flava notato. — Junior (?) rufo-fulyus, gastraeo, artubus intrinsecus caudaeque basi subtus pallide flavis. Semnopithecus Pyrrhus. Horsr. zoolog. research. n. 7 mit guter Ab⸗ bild. — Less. compl. IV. p.18. — Marrın mag. p.438. — SScHLEGEL essai p. 237. Cercopithecus auratus. GEOFFR. ann. du mus. XIX. p. 93. — Des- MAR. p. 56. — Kuhl, Beitr. S. 10. — Semnopithecus auratus. Is. Georr, voy. de Belanger. p. 44. — Marrın mag. p. 439. Eine noch nicht vollſtaͤndig gekannte Art, von der unter dem Namen S. Pyrrhus Horsfield folgende Beſchreibung entwirft: Geſtalt, Groͤße und Behaarung, namentlich des Kopfes, iſt wie bei 8. Maurus; die Haare ſind lang, ſchlicht und fein, und um das Geſicht herum bilden ſie ebenfalls einen Kranz, der an den Wangen dieſelben langen Haare, wie bei jenem, aufzuweiſen hat. Die Farbe iſt roͤthlichbraun mit einem ſchoͤnen Goldglanze am Rüden, Kopf, Schwanz und den Gliedmaſſen, während fie am Unter: leib und der Innenſeite der Extremitaͤten bloß gelblich ohne Goldſchimmer iſt. Die lange und dichte Behaarung, welche die obern Theile bedeckt, iſt durch eine regelmaͤßige Grenzlinie, welche laͤngs der Weichen hinzieht, von den Bauchhaaren geſchieden, die duͤnnſtehend, und ſehr weich ſind. Horsfield fuͤgt ſelbſt die Bemerkung bei, daß fein S. Pyrrhus große Aehnlichkeit mit dem Cercopitheeus auratus 28) von Geoffroy habe, daß aber der letztere durch einen ſchwarzen Fleck uͤber dem Knie, ſo wie durch eine robuſtere Geſtalt davon verſchieden ſey. Dieſe Differenzen ſcheinen indeß keine weſentlichen zu ſeyn. Geoffroy konnte feinen C. au- ratus nur nach einem einzigen und dazu ausgeſtopften Exemplare charak— teriſiren, dem durchs Ausſtopfen leicht ein robuſteres Anſehen gegeben wer— den konnte; übrigens hat If. Geoffroy es unbedenklich zu den Semno— pitheken geſtellt. Auch der kleine kahle Fleck konnte zufaͤlliger Weiſe, viel— 23) Martin beſchreibt feinen 8. auratus nach einem Felle: „Farbe glänzend goldgelb, roth gewäſſert; am Rücken und an den Vorderarmen und Außenſeite der Dickbeine ins Graue übergehend. Haare am Kopf lang, an Leib und Gliedmaſſen ziemlich kurz und zum Lockigen ſich neigend, ſehr verſchieden von den langen wallenden Haaren von S. Pyrrhus und melalophos.“ =. Semnopitliecus. 95 leicht durch Reiben in der Gefangenſchaft, entſtanden ſeyn. Ich halte es daher, nach Leſſon's Vorgang, für gerathen, S. Pyrrhus und S. aura- tus zu vereinigen, wobei ich die erſtere Benennung, obgleich die ſpaͤtere, vorziehe, weil die Beſchreibung von Horsfield auf mehreren Exemplaren beruht und daher die groͤßere Beglaubigung fuͤr ſich hat. Die Groͤße iſt die von S. Maurus 2“). Indeß ſcheinen alle dieſe unter dem Namen S. Pyrrhus oder au- ratus beſchriebenen Individuen nur Alters- oder Geſchlechtsdifferenzen zu bezeichnen. Schlegel ſagt naͤmlich: „das gelbliche Kleid dieſes Affen iſt augenfaͤllig periodiſch oder vielleicht von einer Geſchlechtsverſchiedenheit ab— haͤngig. Das Individuum des pariſer Muſeums laͤßt Anzeigen von dem Erſcheinen ſchwarzer Haare auf den Gliedmaſſen wahrnehmen; wir haben eines in der Sammlung im Uebergangskleide; andere ſind ganz ſchwarz, mit Ausnahme eines gelben Strichs auf der innern Seite der Fuͤße und unterm Schwanze.“ Da wir auch von S. Maurus wiſſen, daß die Jun- gen rothgelb ſind und mit dem Alter ſchwarz werden, ſo halte ich eben— falls bei S. Pyrrhus die fahle Farbe fuͤr Zeichen der Jugend, die ſchwarze für Zeichen des Alters. Horsfield ſelbſt provocirt auf weitere Beob— achtungen, um daraus zu ermitteln, ob fein S. Pyrrhus ſpezifiſch verſchie— den ſey vom S. Maurus oder nicht. Für ſpezifiſche Trennung erklären fi) indeß Temminck und Schlegel, und ich bin ihnen in dieſer Bezie— hung gefolgt. ; Als Heimath giebt Horsfield Java, und Temmind insbeſon— dere den oͤſtlichen Theil dieſer Inſel an. Schlegel?) ſagt, in einigem Widerſpruch hiemit, daß das Leydner Muſeum den S. auratus oder Pyr— rhus niemals von Java erhalten haͤtte, ſondern daß er einer Art ange— hoͤre, die Borneo bewohne. Spaͤter fuͤhrt er bei dieſer Inſel an, daß ſich hier ein Schlankaffe, mit 8. Pyrrhus von Java verwandt, fände. 24) Einer Bemerkung von Sf. Geoffroy zu Folge ſcheint auch die Simia Atys von Audebert (Schreber tab. 14. B.) nichts anders als eine weiße Abänderung dieſer Art zu ſeyn. Nach Vergleichung des einzigen Exemplars, das hievon exiſtirt, findet er keinen andern Unterſchied als den der Farbe und einer größern Verlängerung der Schnautze, was als Folge des Ausſtopfens zu betrachten iſt; ſelbſt der kleine nackte Fleck an den Knieen iſt vorhanden. 25) Essai. 287 u. 241. 96 Schlankaffe. 7. S. leucoprymnus Orro. Der weißſteißige Schlankaffe. S. nigrescens, gutture ex albo cinerascente, prymna, cauda mystacibusque albidis. Cercopithecus? leucoprymnus. Orro, nov. act. Bonn, XII. 2. P. 503. tab. 46 u. 47. — Semnopithecus leucoprymnus. Des- mar. dict. des sc. nat. XLVIII. p.439.— Georrr. cours. 8. leg. p. 10.— Less. compl. IV. p.22. — Is. Georrr. voy. de Belanger. p. 36. S. Nestor. BENNETT proceed. of the zool. soc. I. p. 67. Dieſe Art, welche Otto nach einem friſchen Exemplare aus einer Menagerie zuerſt beſchrieb, und an der er den merkwuͤrdigen Magenbau der Semnopitheken entdeckte, hat die gewoͤhnliche ſchlanke Geſtalt der Schlankaffen und ihr reichliches (auf dem Ruͤcken 2“ langes) weiches Haar; die Seitentheile des Geſichts ſind von einem großen Backenbart umgeben. Die Faͤrbung iſt, nach Otto's Angabe, folgende: das nackte Geſicht iſt ſchwaͤrzlich, auf der Oberlippe ſtehen einzelne kurze, hellgraue Schnurr— haare, die Augenbraunen pechſchwarz und zuſammenfließend; die Ohren und Sohlen ebenfalls ſchwarz. Der Oberkopf iſt von einer dunkelbraunen Calotte bedeckt; der Ruͤcken, die Seiten und die Gliedmaſſen ſind gleich— foͤrmig ſchwarz, während die Bruſt, der Bauch und die innere Seite der Extremitaͤten ins Schwarzbraune ſpielen. Die Unterlippe, Kehle, Unterhals und ein großer dreieckiger ſcharf begrenzter Fleck, der den Hinterruͤcken und das Geſaͤß einnimmt und ſich bis auf die Oberſchenkel ausdehnt, ſind grau— weiß; der weit abſtehende Backenbart und der Schwanz gelbgrau. — Die Länge dieſes weiblichen, noch nicht ganz erwachſenen Thieres betraͤgt bis zur Schwanzwurzel 17 85; der Schwanz mißt, obgleich am Ende verſtuͤm— melt, doch noch 1! 61%. — Die Heimath dieſes Individuums iſt unbe— kannt. Nach Sf. Geoffroys Angabe iſt ein junges Exemplar von Les ſchenault aus Ceylon mitgebracht worden. Einer weitern Bemerkung deſſelben Naturforſchers zu Folge iſt Des— moulin's Beſchreibung des Semnopithecus fulvo-griseus zum Theil nach einem jungen Individuum des S. leucoprymnus und zum Theil nach S. comatus entworfen und daher als Art zu ſtreichen. Auch der 8. Nestor von Bennett wird ſich nicht als Art halten laſ— ſen. Die Farbe dieſes Affen iſt dunkelgrau mit braͤunlichem Anflug, auf dem Nacken und Kopf heller, wo der braune Anſtrich deutlicher iſt. An 4 den Semnopithecus. 97 den Lenden geht das Dunkelgrau in Hellgrau über und der Schwanz wird immer lichter, bis er mehrere Zoll vor der Spitze ganz weiß iſt. Auf den Gliedmaſſen wird das Grau allmaͤhlig dunkler, bis es an den Haͤnden ganz ſchwarz wird. Die untern Theile ſind etwas lichter als die obern. Lippen, Kinn und Backenbart ſind ganz weiß, der letztere allein mit grauen Spitzen. Ueber den Augen eine Reihe ſchwarzer Haare. Die Haare ſind von mäßiger Länge (13); Länge des Leibs mit dem Kopf 16“, des Schwanzes 20“. Vaterland unbekannt. — Aus dieſer ganzen Beſchrei— bung ſcheint mit Sicherheit hervorzugehen, daß Bennekt dieſelbe Art als Otto vor ſich hatte, nur in einem noch viel juͤngern Individuum !). 8. S. vellerosus IS. Georrr. Der langhaarige Schlankaffe. S. longissime pilosus, nigrescens, gutture ex albo einerascente, prymna nigra, cauda mystacibusque albidis. S. vellerosus. Is. Georrr. voy. de Belanger. p. 37 und 70. — Less. compl. V. p. 12. . Semnopithecus bicolor. Wesmser P'Institut. III. p. 245. — Less. compl. X. p. 321. Nach einem verſtuͤmmelten Fell, das Delalande in Braſilien ge— kauft hatte, beſtimmte Iſ. Geoffroy im Jahr 1834 eine neue Art mit folgenden Merkmalen: die Haare der Gliedmaſſen und des Schwanzes ſind ziemlich kurz, die des Kopfs etwas laͤnger, am laͤngſten aber die auf der Oberſeite des Körpers und den Flanken (5 — 7 lang); alle dieſe Haare ſind glatt, glaͤnzend, angelegt und ruͤckwaͤrts gerichtet; die am Un— terleib ſind dagegen etwas gekraust und ſehr unregelmaͤßig geſtellt. Die Farbe des Rumpfs und des Kopfs iſt glaͤnzend ſchwarz; die Kehle und der Unterhals find ſchmutzig weiß. Arme, Schenkel und Obertheil der Schienbeine ſind ſchwarz, aber jederſeits zeigt ſich auf dem hintern und innern Theil der Schenkel, ſo wie auf den Hinterbacken ein großer hell— 1) Der Cercopithecus latibarbatus GEOFFR. (purple faced monkey PExN. quadr. I. p. 189. tab. 21.; Burr. suppl. VII. tab. 21.), welcher von Leſſon (Burr. complém. IV. p. 83.) zu den Makaken, von Fiſcher und Martin als wohl zu S. leucoprymnus gehörig, von Sf. Geoffroy in feinem Verzeichniſſe gar nicht aufgezählt wird, könnte wohl mit dieſer Art identiſch oder ihr doch wenigſtens ſehr nahe verwandt ſen. 1 „ia Suppl. 13 98 Schlankaffe. grauer Fleck, welcher um die Schwielen ins Fahle uͤbergeht; unter den grauen Haaren finden ſich viele ſchwarze eingemengt. Der Schwanz iſt ganz weiß. Die Vorderarme mit den Haͤnden, die untere Haͤlfte der Schien— beine mit den Fuͤßen, ſo wie das Geſicht konnten nicht unterſucht werden. Die Groͤße iſt die der vorigen Art. Identiſch hiemit iſt Wesmael's, nach einem in Bruͤſſel befindlichen Exemplare im Jahre 1835 charakteriſirter S. bicolor, den auch Leſſon verkannte. Nach Wesmael find die Ruͤckenhaare 8 Centimetres lang, weich und angelegt, die des Unterleibs viel kuͤrzer, um das Geſicht ein langer weißer Backenbart; uͤber die Stirne eine weiße Querbinde. Kopf, Rumpf und Gliedmaſſen ſind ſchwarz, mit Ausnahme der unter den Schwie— len liegenden Theile der Hinterbacken, welche weiß, mit etwas Schwarz gemiſcht ſind, was davon herruͤhrt, daß jedes Haar weiß mit ſchwarzer Spitze iſt. Der Schwanz iſt ganz weiß. Die Laͤnge bis zur Schwanz— wurzel beträgt 0,75 M., des Schwanzes 0,88 M. Man ſieht, daß dieſe beiden Beſchreibungen vollkommen uͤberein— ſtimmen, und daß die letztere die erſtere ergaͤnzt. Mit der vorigen Art iſt dieſe ſehr nahe verwandt, doch unterſcheidet ſich die gegenwaͤrtige 1) durch die langen Ruͤckenhaare, 2) daß die Gegend oberhalb der Schwielen nicht weiß, ſondern ſchwarz iſt, und 3) durch die weiße Binde uͤber der Stirne. Die Heimath dieſer beiden Exemplare iſt unbekannt. 9. S. eucullatus Is. GBO PR. Der Kaputzen-Schlankaffe. S. fuscus, capite genisque pallide brunneis, artubus caudaque nigrescentibus. S. cucullatus. Is. Georrr. voy. de Belanger. p. 38 und 72; atlas tab. 1. S. Johnii. Maar mag. p. 439. — Simia Johnii. Fıscn. syn. p. 25. Eine blos durch Sf. Geoffroy's Beſchreibung bekannte neue Art, von der gewoͤhnlichen ſchlanken Geſtalt der Semnopitheken. Die Haare des Körpers find ziemlich lang (2 — 4); die der Gliedmaſſen und des Vorderkopfs aber kuͤrzer, wiewohl ſie hinter den Ohren denen des Rum— pfes an Laͤnge gleichkommen. Die Ohren ſind mit ziemlich ſtarren ſchwar— zen Haaren beſetzt. Um das nackte Geſicht läuft ein Kreis von ſtarren, ziemlich langen und ſchwarzen Haaren, die an den Seiten nicht zahlreich und auswaͤrtsgewendet, an der Stirn dagegen ſehr häufig und in die Höhe Semnopithecus. 99 gerichtet find; eine Anordnung, wie ſie ſich auch bei andern Schlankaffen, namentlich bei S. Entellus findet. — Die Faͤrbung iſt auf den Leibesſeiten, dem Kreuz und den Hinterbacken braun; auf der Mittellinie des Ruͤckens, auf den Ober- und Unterſchenkeln und den Oberarmen ſchwäͤrzlich; auf den Vorderarmen, den vier Haͤnden und dem Schwanze rein ſchwarz. Ober— und Seitentheile des Kopfs, ſo wie die Kehle ſind fahlbraun, was durch feine ſehr lichte Färbung auffallend von dem Uebrigen abſticht. Unterleib und Innenſeite der Gliedmaſſen ſind mit ſchwaͤrzlichen, nicht haͤufigen Haaren bedeckt. Die Länge von der Schnautze bis zum After beträgt 10 10%, des Schwanzes 178“, welcher letztere alſo wohl nicht vollſtaͤndig iſt. Der Ka— putzen-Schlankaffe bewohnt das Gatesgebirge, von wo Leſchenault Felle nach Paris brachte. Belanger hat dieſe Art in den weſtlichen Gates getroffen; neuerdings hat Duſſumier mehrere Exemplare von Bombay mitgebracht ). Die Selbſtſtaͤndigkeit dieſer Art iſt demnach gefichert?). 10. S. Entellus Dorn. Der Rolleway. Tab. XXIII B. S. fulvo-canescens, facie, manibusque violaceo -nigris, pilis frontis longis antror- sum versis. Simia Entellus. Dureesse, bullet. de la soc. philomat. 1797. p. 49. — Auer. sing. IV. 2. p 3. fig. 2. — Schreber tab. 23 B. (fig. Aupee.) — LaTrREILLEE in Sonn. Buff. XXXVI. p. 85. tab. 56. 2) Martin iſt der Meinung, daß S. cucullatus identiſch ſeyn möchte mit Simia Johnii von Fiſcher, welche dieſer nach John's Beſchreibung (der Geſellſch. naturf. Freunde zu Berlin neue Schriften. 1795. I. S. 215.) charakteriſirt hat und er mag darin Recht haben. John ſagt: Der ganze Körper glänzend ſchwarz und die Haare faſt borftenartig abſtehend; am Kopf aber grau, etwas braun und völlig ſtachelförmig, hier einzelne etwa 2“ lang. Geſicht und Ohren ſchwarz, Iris dunkelbraun; Geſäßſchwielen klein und weißlichgelb; Naſe mehr vorſtehend als bei andern. Höhe etwa 2“; Schwanz 4 länger als der Körper. John nennt ihn: Affe aus Tellicherie. 5 3) Reid hat eine neue Art unter dem Namen S. obscurus angekündigt, worüber bei Martin (S. 440) Folgendes zu finden iſt: „Stirne ſchwarzbraun, auf dem Scheitel ins Braune übergehend, was auf dem Hinterhauptskamm ins Graue ſich verläuft. Hauptfarbe braunſchwarz, zumal längs der Mittellinie des Rückens, an der Außenſeite der Schenkel ins Graue übergehend; Schwanz dunkelgrau, Hände und Füße ſchwarz. Pelz lang und ziemlich weich. Länge 17%; Schwanz 2“ 5“. Wohnort Indien (Ceylon, Siam?).“ — Martin ſetzt hinzu, daß dieſer Affe nahe mit S. leucoprymnus verwandt und vermuthlich eine Abänderung von ihm ſeyn möchte, obſchon er einen Hinterhauptskamm hätte. Ich geſtehe gerne, daß ich nach ſo mangelhaften Notizen über dieſen 8. obscurus nichts Sicheres zu ſagen wage. 13 * 100 Schlankaffe.. Semnopithecus Entellus. Fr. Cuv. mammif. p. 30. tab. 8 (jung), 9 (alt). — Desmar. mammalog. p. 59. — Cov. regn. anim. p. 94. — Less. compl. IV. p. 8. — Gard. and menag. p. 81 mit guter Abbild. — Is. Georrr. voy. de Belanger. p. 38. — Manrix, mag. of nat. hist. 1838. p. 435. 3 Rolleway. Wolf, Reiſe nach Zeilan S. 131. — Tuuszers voy. au Japon. IV. p. 283. i Dieſer Affe wurde unter dem Namen Rolleway zuerſt von Wolf und Thunberg, und namentlich von letzterem ziemlich gut beſchrieben, von Allamand aber die Benennung Rolleway unrichtig auf einen guineiſchen Affen übertragen. Der Name S. Entellus wurde dieſer Art im Jahr 1797 von Dufresne beigelegt, und Audebert gab nach dem von jenem mit— gebrachten Felle die erſte und gut gerathene Abbildung, welche im Schre— ber ſchen Werke auf Tab. XXIII B. kopirt iſt. Von lebenden Individuen ſind zu uns bis jetzt nur junge Thiere, eines nach London, ein anderes nach Paris gebracht worden, die beide bald dem ungewohnten Klima unter— lagen; die Beſchreibungen und Abbildungen beziehen ſich daher meiſt nur auf das junge Thier, und blos Fr. Cuvier hat auch ein altes, nach den, Mittheilungen von Du vaucel, dargeſtellt. a Am juͤngern Thiere iſt, wie gewoͤhnlich, die Form ſchlanker und das Geſicht runder. Die Haare des Kopfes laufen von einem Wirbel aus, der ſehr weit vorn liegt. Beſonders ausgezeichnet iſt es durch die Haar— einfaſſung des Geſichts: uͤber den Augenbrauen laͤuft eine Reihe langer, ſteifer, ſchwarzer Haare, die vorwaͤrts und etwas aufwaͤrts gerichtet ſind; eben ſo kruͤmmen ſich die graulichweißen Haare des Backenbarts unter dem Kinne vorwaͤrts. Die Hauptfarbe geht, nach Fr. Cuvier, vom Graulich— weißen bis zum hell Röthlichen: laͤngs des Ruͤckens und auf den Lenden iſt fie roͤthlich, an den Seiten wird fie blaffer und unter dem Bauche und an der innern Seite der Gliedmaſſen wird ſie faſt ganz weiß; auf der Außen— ſeite der letztern wird ſie dagegen immer dunkler, ſo daß die vier Haͤnde faſt ſchwarz ſind, nur das Hintertheil der Schenkel iſt von der Farbe des Ruͤckens; der Schwanz iſt roͤthlichgrau. Das Geſicht iſt violett ſchwarz; Oh— ren, Sohlen und Schwielen ſind ganz ſchwarz. Das Individuum der Londoner Geſellſchaft beſchreibt Bennett an den Obertheilen als einfoͤrmig aſchgrau, dunkler am Schwanze, der graulichbraun iſt; die untern Theile gelblichweiß, Semnopitheeus. 101 und die Vorderarme, Hände und Füße als ſchwarz. Die Hoͤhe in ſitzender Stellung kam über 2“, der Schwanz maaß faſt 3. — Wenig von dieſer Faͤrbung weicht die unſeres Exemplars ab, nur daß ſie auf der ganzen Ober— ſeite einen braͤunlichen Anflug hat. Die gerade Laͤnge von der Schnautze bis zum After iſt bei felbigem 13“, des Schwanzes 22“. Das alte Thier unterſcheidet ſich von dem jungen, nach den An⸗ gaben Duvaucel's, nicht blos durch Größe und minder ſchlanke Form, ſondern auch durch ein hellgraues Fell, das mit vielen ſchwarzen Haaren auf dem Ruͤcken und den Gliedmaſſen, und mit fahlen, faſt orangefarbigen an den Seiten der Bruſt beſetzt iſt; der Schwanz wird faſt ganz ſchwarz. Die Heimath dieſer Art iſt Vorderindien, wo ſie Duvaucel in Bengalen antraf; nach Sykes“) kommt fie in großen Truppen in den weſtlichen Ghauts vor. Auf Ceylon iſt fie von Wolf und Thunberg und zwar haͤufig, gefunden worden. Hier, wie in Bengalen, iſt ſie ein Gegenſtand goͤttlicher Verehrung bei den Hindus, welche dieſen Thieren durchaus nichts zu Leid thun, und ungehindert ſich ihre Felder von ihnen verwuͤſten laſſen. Als Duvaucel zu Chandernagor einen Monat lang ſich aufhielt, konnte er gleichwohl von dieſen Affen, die ungeſcheut zu den Woh— nungen kamen, kein Stuͤck erlegen, weil die Braminen ſeinen Garten mit einer Wache, welche die Thiergoͤtter verjagen mußte, umſtellt hatten. Die een indeß bezeigen ihnen keine Verehrung. 11. S. Nemaeus Lmn Der Duk. Tab. XXIV. S. cineraceus, torque humerali, femoribus digitibusque nigris, mystacibus, antibra- chiis caudaque albis, torque tibiali tibiisque ferrugineo -rufis. Simia Nemaeus. Lixx. mant. pl. alt. p. 521. — Schreb. p. 110 tab. 24. (fig. Burr.). — Cercopithecus Nemaeus. Desuar. p. 54. Semnopithecus Nemaeus. Fr. Cuv. mammif. p. 38. tab. 12. — Cuv. regn. anim. p. 93. — GEoFFR. cours. 8. leg. p. 9. — Is. GEoFFR. voy. de Belanger p. 34. — Gokkix. MuBaz. de zoolog.6. année. p. 3. — Marrın mag. p. 431. Douc. Burr. XIV. p. 298. tab. 41. Suppl. VII. p. 85. tab. 23. — Aupe». fam. 4. p. I. tab. I. Da Buffon und Daubenton, welche zuerſt dieſen Affen beſchrie— ben, nur ein mangelhaftes Fell vor ſich hatten, an dem die Geſaͤßſchwielen 4) Proceed. of the Committ. of the zoolog. soc. I. p. 99. 102 Schlankaffe. nicht wahrzunehmen waren, ſo wurden dieſe dem Duk ganz abgeſprochen, und deshalb aus ihm von Geoffroy die Gattung Pygathrix, und von Illiger die Gattung Lasiopyga errichtet. Gut erhaltene Exemplare, wie z. B. das der hieſigen Sammlung, haben ſeitdem das eee großer Geſaͤßſchwielen vollkommen erwieſen. Die Geſtalt iſt robuſt, der Schwanz lang und duͤnn; die Be— haarung reichlich. Scheitel, Nacken, Ruͤcken, Unterleib und Oberarme haben eine aſchgraue, weißlich geſprenkelte Faͤrbung, indem jedes Haar aus abwechſelnden weißlichen und ſchwaͤrzlichen Ringen beſteht. Der Rand des Vorderkopfs, eine Binde von den Schultern uͤber den Oberarm zur Achſel— gegend verlaufend und uͤber der Oberbruſt in einem ſchmaͤlern Streifen mit dem der andern Seite ſich vereinigend, ferner die Oberſchenkel und ſaͤmmtliche Finger nebſt den Sohlen ſind ſchwarz. Die langen Haare der Wangen, des Kinns, des Vorderhalſes, der Vorderarme bis gegen den Urſprung der Finger, des Schwanzes und eines breiten Fleckes uͤber dem— ſelben ſind weiß. Ein Ringkragen, die weißen Haare des Halſes von der ſchwarzen Binde des Oberarms und der Bruſt ſondernd, ferner die Unter— ſchenkel bis gegen den Anfang der Finger ſind dunkel roſtroth. Um die Schamtheile ein breiter, wenig behaarter lichter Fleck. Das Geſicht iſt roͤthlich. Alle dieſe Farben ſind ſcharf geſchieden und geben dem Thiere ein ſehr buntes Anſehen. — Die Laͤnge von der Schnautze bis zum After beträgt 27; die Länge des Schwanzes 1! 8”. Als Heimath kennt man mit Sicherheit nur Cochinchina; die Angabe von Madagaskar iſt un— richtig. Seit Schreber's Zeiten hat die Lebensgeſchichte dieſer Art keine Zuſaͤtze erhalten. 12) S. nasicus Scares. Der Kahau. Tab. XB. X C. S. supra rufus, naso longissime producto. Simia nasica. Auper. sing. IV. p. 11. fig. I. — S. nas alis. Suawl. I. P. 55. tab. 22. — Schreb. tab. 10 B, 10 C. (fig. Burr.) Simia rostrata. Blumenb. Abbild. tab. 13. Kahau. Van Wonun, verhand. van Batav. Genootsch. III. p. 145. Semnopithecus nasicus. Cuv. regn. anim. I. p. 94. — Less. suppl. IV. p.29. — Manrix mag. p.440.; Lond. and Edinb. philosoph. mag. 1838. (XII.) p. 592. Semnopithecus. 103 Nasalis larvatus. Georrrk. ann. du mus. XIX. p. 91. — Is. Georrr. voy. de Belanger p.46. — Vıc. et Horsr. zoolog. journ. IV. p. 109; Guenon à long. nez. Burr. suppl. VII. p. 53. tab. I1, 12. B) juvenis: minor, pallidior, naso recurvo. Nasalis recurvus. Vic. et Horsr. zoolog. journ.1V. p. 109. — S. re- curvus. Makrix mag. p. 440. Da dieſem ſonderbaren Affen die Backentaſchen wirklich abgehen, wie ich dieß an einem ganz jungen, in Branntwein aufbewahrten Felle wahr— genommen und ſeitdem durch Martin beſtaͤtigt geſehen habe, ſo iſt es un— noͤthig aus ihm eine beſondere Gattung (Nasalis) zu errichten; er ſchließt ſich noch den uͤbrigen Semnopitheken an. Obgleich naͤmlich etwas robuſter, was übrigens auch mit dem Duk der Fall iſt, und mit etwas längerem und ſtaͤrkerem Vorderdaumem, als er gewoͤhnlich bei den Schlankaffen vorkommt, hat er doch ihre langen Gliedmaſſen, den langen duͤnnen Schwanz, die reichliche Behaarung und, wie ſchon Fr. Cuvier“) bemerkt, denſelben Zahnbau; uͤbrigens iſt auch ſein Magen von der naͤmlichen Conſtruktion. Die aͤlteſte und beſte Beſchreibung dieſer, durch ihre lange Naſe hoͤchſt ausge— zeichneten Art hat Wurmb im Jahre 1781 geliefert; ich lege ſie zu Grunde, indem ich ihr zufuͤge, was mir die Vergleichung von ſieben ausgeſtopften Exemplaren aus den verſchiedenſten Altern gelehrt hat. Das alte Maͤnn— chen hat einen ganz platten Kopf, ein nacktes Geſicht und eine hoͤchſt auf— fallende Naſe, wie ſie bei keinem andern Affen vorkommt. Sie ſpringt naͤmlich weit uͤber die Oberlippe hervor, iſt etwas hakenfoͤrmig herabge— kruͤmmt, in der Mitte faſt zollbreit, ſpitzt ſich aber nach ihrem aͤußern Ende zu, und hat laͤngs des Ruͤckens eine ſeichte Furche; die Naſenloͤcher ſind abwaͤrts gerichtet, ſehr groß, und koͤnnen, nach Wurmb's Angabe, zoll— weit aufgeblaſen werden. Die Naͤgel ſind ſchmal und gewoͤlbt; an den Hinterdaumen, wie dieß Sf. Geoffroy richtig bemerkt, ſehr groß und dick, ſelbſt ſchon bei jungen Thieren. Die Behaarung des Scheitels iſt dicht, aber kurz und breitet ſich von einem Mittelpunkte aus. An den Seiten des Geſichts, am Hinterhaupt und am Kinne werden die Haare laͤnger und bilden um Hals und auf den Schultern eine Art Kragen. Die Farbe der Haare am Kopf und Hinterhals iſt lebhaft kaſtanienroth, Ruͤcken und obere 5) Mammif. p. 28. 104 Schlankaffe. Haͤlfte der Seiten fahlgelb und dunkel rothbraun gewaͤſſert, indem die fahl— gelben Haare dunkelrothe Ringe haben, doch kann der Ruͤcken auch, nach Wurmb, mehr einfoͤrmig rothbraun werden. Von dieſer Farbe ſchneidet ſich ſcharf ab ein dreieckiger weißer Fleck auf der Kruppe, deſſen Spitze an der Schwanzwurzel liegt; der Schwanz iſt ebenfalls weiß. Schultern und Oberſchenkel haben anfangs dieſelbe Faͤrbung als der Ruͤcken, aber bald wird die fahle gelblich weiß, die dunkle graulich, ſo daß die Gliedmaſſen da— durch gelblichroth, oder nach Wurmb ſelbſt aſchfarben werden. Die dunkeln Haare des Scheitels werden an den Wangen, Halsſeiten, Kinn und Unter— hals lichter, ſo daß dieſe Theile nur roͤthlichgelb ſind, was ebenfalls die Bruſt einnimmt und ſich laͤngs der Bauchmitte fortzieht, waͤhrend die un— tere Haͤlfte der Leibesſeiten mehr ins Lichtgelbliche faͤllt; der Hinterbauch iſt grau. Die nackten Handſohlen, die Naͤgel und die Geſaͤßſchwielen ſind ſchwarz; das nackte Geſicht iſt, nach Wurmb, kupferfarben und der Aug— apfel licht kaſtanienbraun. Das jüngere Maͤnnchen, wenn gleich dem ausgewachſenen an Groͤße wenig nachſtehend, hat noch nicht die enorme Naſe; ſie ſpringt auch nicht fo weit hervor, iſt faſt um die Hälfte ſchmaͤler, weniger conver gebogen und kuͤrzer. Die Faͤrbung des Oberleibs hat nicht den tiefen dunkeln Ton des vorigen; die Halsſeiten und der ganze Unterleib nebſt den Gliedmaſſen fallen mehr ins Gelbliche, das bei letzteren gegen die Finger am lichteſten wird. Der Lendenfleck iſt bereits groß, aber ebenfalls mit gelblichem An— flug; der Schwanz weiß. Am jungen Thiere iſt die Naſe noch mehr veraͤndert; ihr unteres Ende bildet hier einen kleinen, ſpitzen, aus- und etwas aufwaͤrtsgerichteten, laͤngs des Ruͤckens ſchwach gefurchten Kegel, wodurch der Naſenruͤcken, ſtatt einer convexen Linie, eine concave darſtellt. Es iſt daher nicht zu ver— wundern, daß unter dieſer Form Vigors und Horsfield eine neue Art, den Nasalis recurvus, vermuthet haben. Ich habe indeß an mehreren Exemplaren von verſchiedener Groͤße den deutlichen allmaͤhligen Uebergang zur convexen Naſenbildung wahrgenommen, ſo daß die neue Art nur auf dem ganz jugendlichen Zuſtand beruht“), wie dieß auch hinlaͤnglich durch 2 die 6) Daher iſt auch der N. recurvus der engliſchen Naturforſcher um 4 kleiner als S. nasicus. Semnopithecus. ‘105 die Beſchaffenheit des Gebiſſes und die Farbenuͤbergaͤnge erwieſen wird. Der roſtgelbe Anflug an den Untertheilen, der Außenſeite der Gliedmaſſen, auf der Kruppe und zuletzt auch am Schwanze nimmt immer mehr zu, ſo daß das nur etliche Wochen alte Junge faſt ganz roſtgelblich iſt mit roth— braunem Kopfe und Ruͤcken, wobei der lichte Lendenfleck gar nicht mehr wahrzunehmen iſt. Die Länge erwachſener Thiere vom Kopf bis zum After beträgt 2“. Wurmb giebt folgende Ausmaaße: Lauge dom Kopf eis um Schwanz I — der Arme von den Schultern bis zu den Fingerſpitzen. 1 62 — der Beine vom Unterleib bis zur Ferre 1 4 — des Fußes von der Ferſe bis zu den e e e 5 ee Schwanz, ee ec ee — der Naſe von der Wurzel bis zu ihrem Ende 0 4 — des uͤberhaͤngenden Theils der Na e 0 14 Wafeng ende yl, e ee ee e 1 67 Unter den wenigen Notizen Wurmb's über den innern Bau iſt folgende hervorzuheben: „der Magen iſt außerordentlich groß und von ei— ner unfoͤrmlichen Geſtalt; uͤber der Bruſt liegt zwiſchen der Haut ein Sack, der ſich vom Unterkiefer bis zu den Schluͤſſelbeinen erſtreckt.“ Dieſe Stelle. iſt wichtig fuͤr die einſtweilige Feſtſtellung der Gattung, in welche der Kahau zu verweiſen iſt. Die Beſchreibung des Magens, ſo unbeſtimmt ſie auch iſt, deutet doch auf eine Eigenthuͤmlichkeit der Groͤße und der Form hin, wie ſie bis jetzt nur von den Schlankaffen bekannt iſt. Wenn dagegen Geoffroy den von Wurmb erwähnten Sack als Badenta- ſchen deutet, ſo hat er hierin gaͤnzlich Unrecht. Waͤren es naͤmlich ſolche, ſo koͤnnte Wurmb nicht von einem einzigen Sacke ſprechen; es ſcheint alſo hierunter eine mit dem Kehlkopf in Verbindung ſtehender Laryngeal— ſack gemeint zu ſeyn, wie wir einen ſolchen beim Siamang und mitunter Von ihrem N. recurvus geben fie übrigens folgende Diagnoſe: N. capite, collo, humeris fe- moribusque supra rufis, abdomine pallidiore, dorso medio rufescenti-griseo; brachiis femoribusque internis, dorso imo caudaque supra griseis, cauda infra albida. Suppl. 14 106 Schlankaffe. auch beim Orang-Utang, durch Verſchmelzen beider Blaſen in eine, an— treffen. Seitdem find die unbeſtimmten Angaben Wurmb's durch Mar tin mit anatomiſcher Genauigkeit beſtaͤtigt worden. Ihm zu Folge iſt der Magen von derſelben zuſammengeſetzten Beſchaffenheit wie bei den andern Schlankaffen. Der Kehlſack iſt enorm groß, geht bis unter die Schluͤſſel— beine und communicirt mit dem Kehlkopf durch eine weite Oeffnung zwi— ſchen dieſem und dem Zungenbein auf der linken Seite. Die Heimath dieſer Affen iſt Borneo, wo fie in großen Truppen vorkommen, und in ihrem lauten Geſchrei deutlich das Wort Kahau hoͤren laſſen. Wegen der langen Naſe werden ſie von den Eingebornen von Pontiana Bantangan genannt. Schlegel!) führt fie auch von Su— matra auf, obgleich weder Raffles, noch, meines Wiſſens, irgend ein an— derer Schriftſteller ihrer daſelbſt gedacht hat. b) Colobus ILILIGd. Stummelaffe.. Pollice manus anterioris nullo. Die Stummelaffen, aus welchen Illiger die Gattung Colobus, der hier jedoch blos der Werth einer Untergattung zugeſtanden wird, errichtet hat, unterſcheiden ſich von den uͤbrigen Schlankaffen nur durch den Mangel eines Daumens an den Vorderhaͤnden. Die aͤußere Geſtalt und die Form des Schaͤdels und der Zaͤhne iſt wie bei dieſen; eben ſo haben die Stum— melaffen (wie man dieß wenigſtens vom Guereza weiß) den zuſammenge— ſetzten Magen und keine Backentaſchen. Dieſe Untergattung iſt auf Afrika beſchraͤnkt und in ihren Arten noch wenig gekannt. 13. S. Guereza Rurrr. Der Guereza. S. ater, fascia circa faciem, gutture, prymnae laterumque pilis longissimis caudaque apicem versus albis. Colobus Guere za. Ruͤppell abyſſ. Wirbelth. Heft 1. S. 1. tab. 1. Die am beſten gekannte Art iſt der Guereza, deſſen zwar ſchon Ludolfs) und Salt“) gedacht haben, von denen auch der erſte bereits eine Abbildung gegeben, die aber keineswegs dieſes Thier, ſondern wahr— ſcheinlich einen Uiſtiti darſtellt, ſo daß eine richtige Kenntniß dieſer Art 7) Essai p. 235. 8) Hist. aethiop. lib. I. c. 10. 58. 9) Append. p. XLI. Semnopitlecus. 107 erſt von Ruͤppell ausgeht. — Die Geſtalt ift ſchlank. Die Behaa- rung lang und weich; von den Schultern zieht ſich laͤngs der Seitentheile des Rumpfs jederſeits eine aus ſehr langen ſeidenartigen Haaren beſtehende Maͤhne herab, welche von beiden Seiten ſich uͤber den Lenden vereinigt, und deren Haare flatternd herabhaͤngen. Die Färbung iſt ſchoͤn fammet- ſchwarz, mit Ausnahme einer um das Geſicht herumziehenden, an den Sei— ten und an der Kehle ſehr breiten Binde, ferner der erwaͤhnten Maͤhne, ſo wie der Einfaſſung um die nackten Geſaͤßſchwielen, welche Theile ſaͤmmt— lich ſchneeweiß ſind; die hintere und ſehr flockige Haͤlfte des Schwanzes faͤllt ins Silbergraue, indem jedes Haar weiß und braun geringelt iſt. Sohlen, Naͤgel und Schwielen ſind ſchwarz. Junge und Weibchen haben dieſelbe Farbenvertheilung, doch ſind die weißen Haare der Seiten viel kuͤrzer. Die Lange eines ganz ausgewachſenen Maͤnnchens von der Schnautze bis zur Schwanzwurzel betraͤgt 2“ 4“; der Schwanz ohne die Quaſte 27 4%, die Quaſte 2. Am Skelet zeigt ſich der Schädel ganz nach dem Typus der Schlankaffen geformt, mit ſehr zuruͤckweichender Stirne; die halbkreisfoͤr— migen Linien ſtoßen hinten auf den Scheitelbeinen zuſammen, die Geſichts— linie iſt ziemlich ſteil abfallend; der Schaͤdel iſt von den Schneidezaͤhnen bis zur Hinterhauptsleiſte 52“ lang, und von der Baſis des Unterkiefers an 3% 50 hoch. Von Backenzaͤhnen iſt im Oberkiefer der 1fte und 2te zweiſpitzig, die 3 hintern vierſpitzig; im Unterkiefer ſind die beiden vordern zweiſpitzig, der Ike und vierte vierſpitzig, der site fuͤnfſpitzig. Die Wirbelſaͤule beſteht aus 7 Hals-, 12 Rüden-, 7 Lenden-, 3 Becken- und 27 Schwanzwirbeln. An den Mittelhaͤndknochen des Dau— mens ſetzen ſich keine Phalangen an; an ihrer Stelle findet ſich nur ein kleines, kaum liniengroßes, unter der Haut liegendes und mit dem Mittel— handknochen arikulirendes Knoͤchelchen. Das Becken iſt wie bei den Schlank— affen gebaut. Die Laͤnge der vordern Gliedmaſſen bis zum Anfang der Handwurzel iſt 11“ 3% der Hand 4" 10%; die Länge der hintern Glied- maſſen bis zum Anfang der Fußwurzel 1 3 9%, die Länge des Fußes 7“. Der Magen iſt groß; „er bildet einen laͤnglichen, halbbogenfoͤr— mig gekruͤmmten Sack, durch mehrere transverſale Muskelſtreifen wulſtig 8 14 * 108 Schlankaffe. eingeſchnuͤrt; das Coecum iſt ein kurzer Kegel mit breiter Baſis; das Co— lon lang und doppelt ſo dick als die duͤnnen Daͤrme.“ Die Laͤnge von der Cardia bis zum Duetus choledochus längs der innern Krümmung des Magenſackes beträgt 10 43“. Die Leber beſteht aus 4 Hautlappen, von denen jeder mehrere kleine Einſchnitte hat. Der rechte Fluͤgel der Lunge theilt ſich in 4, der linke in 3 Lappen. Die Heimath iſt Abyſſinien und zwar nur die Provinzen Godjam, die Kulla und beſonders Damot. Dieſer Affe lebt in kleinen Familien auf hochſtämmigen Bäumen, iſt lebhaft und doch nicht laͤrmend, und naͤhrt ſich von Fruͤchten, Saͤmereien, Inſekten u. dgl. 14. S. Polycomos Scareg. Der Kragen-Stummelaffe. Tab. X. D. S. ater, capitis coma longissima flavesvente, cauda nivea. %) Dorsi artuumque pilis brevibus (C. polycomus). Simia polycomos. Schreb. tab. 10. D (fig. Penn.). Full bottom monkey. PENNANT quadr. p. 212. tab. 46. Guenon a camail. Burr. suppl. VII. p. 65. tab. 17 (fig. Penn.). Eine lediglich aus Pennant's kurzer Beſchreibung mit Abbildung bekannte Art, bei der Kopf und Schultern mit langen, groben, flatternden Haaren von ſchmutzig gelblicher, mit ſchwarz gemiſchter Farbe bedeckt ſind; Leib und Gliedmaſſen ſind mit kurzen, glaͤnzend ſchwarzen Haaren beſetzt; Schwanz ſchneeweiß mit ſehr langen Haaren, die am Ende eine Quaſte bilden. Dieſer Affe hat aufrecht ſtehend eine Höhe von 3°, iſt mit Backentaſchen (2) verſehen und bewohnt die Wälder von Sierra Leona und Guinea, wo ihm die Neger den Namen Affenkoͤnig geben. 8) Dorsi artuumque pilis longissimis (C. ursinus). Colobus ursinus. OcıLBY proceed. of the zool. soc. III. p. 98. — Wa- TERHOUSE in Loud. mag. 1838. p. 336. Nach einem angeblich aus der Delagoa-Bay, oder, wie Ogilby vermuthet, von Algoa gebrachten Felle, dem aber Kopf und Haͤnde fehl— ten, ſchließt er auf eine neue Art, die er C. ursinus nennt, von derſelben Farbenbeſchaffenheit wie C. polycomos, aber mit dem Unterſchiede, daß bei dieſem die Haare des Ruͤckens und der Gliedmaſſen kurz, bei jenem Semnopithecus. 109 aber 5 — 6“ lang find, fo daß die Haut einem Baͤrenfell aͤhnlich fieht. Ich vermuthe, daß der C. polycomos nur ein kuͤnſtlich geſchorner C. ur- sinus ſeyn moͤchte. Von einem neulich aus Sierra Leone gebrachten und vollſtaͤndigen Felle giebt Waterhouſe an, daß Geſicht und Kopf graulich- weiß ſeyen. 15. S. leucomeros Oelz. Der weißſchenkelige Stummelaffe. S. totus ater, femoribus albis. Colobus leucomeros. OelLzx in Lond. and Edinb. philosoph. mag. 1838 (vol. XII) p. 531. In einer neulichen Sitzung der zoologiſchen Geſellſchaft zu London be— ſchrieb Ogilby das Fell eines neuen afrikaniſchen Stummelaffen, den er C. leucomeros nannte, wegen der weißen Farbe der Schenkel, waͤhrend der Reſt des Thiers tief glaͤnzend ſchwarz iſt. Dieß iſt Alles, was wir von der neuen Art wiſſen, die indeß durch ihre eigenthuͤmliche Faͤrbung feſt begruͤndet iſt. 16. S. Satanas Warern. Der ſchwarze Stummelaffe. S. totus ater. Colo bus Satanas. Warznnousk in Loudon’s magaz. 1838. (n. XVIII) P. 335. Von der Inſel Fernando Po im guineiſchen Meerbuſen find der zoo— logiſchen Geſellſchaft zu London unter mehreren Fellen zwei Stummelaffen zugekommen, wovon Waterhouſe den einen Colobus Pennantii, den andern C. Satanas benannte. Alles, was wir von letzterer Art wiſſen, beruht auf folgender Notiz: „Ihre einfoͤrmig ſchwarze Farbe mag einft- weilen fie von den zunaͤchſt verwandten Arten, C. leucomeros !“) und ur- sinus, unterſcheiden, indem der erſtere weiße Schenkel und einen weißen Hals hat, waͤhrend bei letzterem der Schwanz ganz weiß iſt.“ 17. S. fuliginosus Oelz. Der rauchfarbige Stummelaffe. S. coerulescente fuliginosus, subtus flavescente albidus, mystacibus, pectore, artubus caudaque pallide rufis. 5 10) Durch einen Schreibfehler hat Waterhouſe leucoprymnus ſtatt leucomeros geſetzt. Aus dieſer Notiz erſehen wir übrigens, daß bei letzterem nicht blos die Schenkel, ſondern auch der Hals weiß iſt. ; 110 Schlankaffe. Colobus fuliginosus. Oemur in proceed. of the zoolog. soc. III. (1835) p. 97. — Mart in in Loudon's mag. n. XVIII. p. 322. Eine neue, erſt kuͤrzlich von Ogilby nach einem Felle beſchriebene Art. Die ganze Geſtalt iſt die gewoͤhnliche der Schlankaffen; das Ge— ſicht kurz, der Kopf rund; die Zaͤhne in gewoͤhnlicher Zahl und Form. Die Schwielen ſind maͤßig groß; ſtatt des Daumens der Vorderhaͤnde findet ſich nur ein kleiner nagelloſer Hoͤcker; Mittel- und Ringfinger ſind an den Vorder- wie an den Hinterhaͤnden von gleicher Länge, eben fo der Zeig- und kleine Finger, welche beide im groͤßten Theile ihres erſten Gliedes mit dem Mittel- und Ringfinger verbunden ſind. Backentaſchen, und noch dazu ſehr geraͤumige, ſind nach Ogilby vorhanden; eine Behauptung, die jedoch, wie es Martin gezeigt hat, auf einem Irrthume beruht. Die Faͤrbung aller obern Theile iſt hell rauchblau (smoky blue), das dem des Cerco- pithecus fuliginosus ſehr aͤhnlich, an den Schultern am dunkelſten und am Hinterkopf mit Roth gemiſcht iſt; dieſe Farbe ſetzt ſich noch eine ganz kurze Strecke am Anfang der Gliedmaſſen und des Schwanzes fort. Der ganze uͤbrige Haupttheil der Gliedmaſſen (mit Inbegriff der vier Haͤnde) und des Schwanzes ſind einfoͤrmig hell oder ziegelroth; ein tieferer Ton dieſer Farbe zieht ſich uͤber die Schultern und breitet ſich uͤber die Bruſt, die Kehle und die langen Wangenhaare aus. Unterleib und Seiten ſind ſchmutzig gelblichweiß, und ein Kreis ſchwarzer ſtraffer Haare zieht uͤber die Augen. Geſicht und Sohlen ſind nackt und violett. Die Länge beträgt von der Schnautze bis zum After 2“ 5", die des Schwanzes 2, 8“ engl. Aus dem ſehr abgenuͤtzten Zuſtande der Zähne geht es hervor, daß dieſes Exemplar betraͤchtlich alt war; uͤbrigens war es ein Weibchen. Ein zweites und juͤngeres Stuͤck differirte in keiner Weiſe vom vorigen. Die zoologiſche Geſellſchaft in London erhielt das beſchriebene Exemplar vom Gambia, wo es Rendall, der Gouverneur-Lieutenant des dortigen Forts St. Mary, acquirirt hatte. 18. S. ferrugineus Suaw. Der roſtfarbige Stummelaffe. C. saturate badio-rufus, gastraeo, mystacibus artuumque latere interno multo palli- dioribus, capillitio, artuum latere externo caudaque nigris. Simia ferruginea. Suaw.I. p.59. Bay monkey. Pennant quadr. I. p. 203. Cercopithecus. 111 Ob dieſe, nur nach einem Felle von Pennant in wenigen Worten charafterifirte Art von der vorhergehenden wirklich verſchieden iſt, iſt ſehr zu bezweifeln. Das Fell kam von Sierra Leone 11). IV. CERCOPITHECUS. Meerkatze. Artus mediocres, cauda longissima, nates callosae, dentium molarium inferiorum postremus quadrituberculatus, stomachus simplex, saceuli buccales, pollex anterior elongatus. Die Meerkatzen kommen im aͤußern Habitus den Schlankaffen ſehr nahe, von denen ſie ſich in dieſer Beziehung gewoͤhnlich nur durch etwas minder fhlanfe Formen unterſcheiden. Auf dieſes Merkmal wäre jedoch kein beſonderes Gewicht zu legen, wenn nicht noch andere hinzukaͤmen, naͤmlich 1) daß die 3 hinterſten Backenzaͤhne im Ober- wie im Unter— kiefer nur vierhoͤckerig ſind, waͤhrend bei den Schlankaffen der hinterſte des Unterkiefers fuͤnfhoͤckerig iſt; 2) daß der Magen einfach, und nicht wie bei dieſen abgetheilt iſt; 3) daß Backentaſchen (ob bei allen Arten, iſt erſt noch zu ermitteln) vorhanden find, und 4) daß der Daumen an der Vor— derhand bei den Meerkatzen laͤnger, die Finger kuͤrzer ſind. Gleich den meiſten afrikaniſchen Affen ſind ſie uͤbrigens mit Geſaͤßſchwielen verſehen. In ihren Formen halten ſie das Mittel zwiſchen den Schlankaffen und Makaken, bald zu jenen, bald zu dieſen mehr hinneigend, was auch 11) Kuhl (Beiträge zur Zoologie S. 7) unterſcheidet noch einen Colobus Tem- minckii mit folgenden Worten: supra niger, humeris femoribusque latere externo nigris, facie caudaque purpureo-rufis, partibus extremitatum reliquis laete rufis, abdomine ru- fescenti flavo. Die Länge von der Schnautze bis zum After giebt er auf 193“, des verſtüm— melten Schwanzes anf 12“ an. Temmiuck erklärt dieſen C. Temminckii für einen jüngern Zuſtand von C. ferrugineus; da jener aber Merkmale ſowohl von C. ferrugineus als C. fuli- ginosus an ſich trägt, fo möchte hievon vielleicht ein Beweis zu nehmen ſeyn, daß die letztern beiden zu einer und derſelben Art gehören. — Um die Zahl der zweifelhaften Arten nicht zu ver— mehren, will ich auch den ſchon vorhin erwähnten C. Pennantii, den Waterhouſe (Loud. mag. 1838. p. 335.) nach einem von Fernando Po erhaltenen Felle notifizirte, nur hier in der Aumerkung anführen. Waterhouſe bemerkt, daß dieſe Art ſehr nahe verwandt mit dem bay monkey von Peunant ſey, ſich aber durch weißen Hals und weiße Wangen und durch die ver— ſchiedenen Farbentöne am Leibe unterſcheide. Weiter wiſſen wir von ihr nichts. 112 Meerkatze. am Schaͤdel ſich ausſpricht. Die Schnautze ſpringt gewoͤhnlich ſtaͤrker als bei den Schlankaffen, aber minder als bei den Makaken hervor. Die Au— genhoͤhlen haben an ihrem obern Rande keine ſolchen ſtarken Wuͤlſte, wie bei letzteren. Die obern Eckzaͤhne ſind ſehr lang, einwaͤrts mit 2 Laͤngs⸗ furchen; der erſte untere Backenzahn iſt durch den Gegendruck des obern Eckzahns ſchief gerichtet, was bei den Makaken, zumal aber bei den Pa— vianen noch mehr der Fall iſt. Die Scheidewand zwiſchen den Augenhoͤhlen iſt ſchmal. Das uͤbrige Skelet hat keine weitere Auszeichnung. Um ſeine Dimenſionsverhaͤltniſſe im Vergleich mit den Gibbon's, Schlankaffen und Makaken recht anſchaulich zu machen, mag nachfolgende Tabelle dienen, in der ich von Semnopithecus maurus und Cercopitheeus Cephus die Ausmeſſungen ſelbſt genommen, die uͤbrigen aber von Daubenton, deſſen Genauigkeit hinlaͤnglich erprobt iſt, entlehnt habe. Sem- Cercopithecus Inuus nopi- FEC Hylo- |thecus eyno- bates | Mau- | fuligi- mol- | neme- | ecau- Lar. rus. |nosus.[Cephus}ruber. | gus. |strinus|datus, Länge des Schädels 3,83 3“ 7 la“ 1% 3/10“ 4“ 5% 4“,/ 4% Breite, größte, deſſelben - 2 61 2 102 7 261 2 7 3 0 Länge des Unterkiefers bis zum hintern Rand des Gelenkfort— ſatzes . : Höhe deſſelben unterm Eckzahn Entfernung zwiſchen den Augen⸗ höhlen und Naſeulöchern . Länge der Naſenbeine . — des Naſenlochs .. Weite der e he Höhe = .. Länge der Eckzähne 898 — des Schulterblatts . — des Oberarmbeins . — des Ellenbogenbeins .. — des erſten Mittelhandkno— chens — des dritten Mittelhand⸗ knochens .. — des erſten Saumengleds — zweiten — des erſten Glieds am Mit⸗ telfinger .. — des zweiten Glieds am Mittelfinger .. — des belt elan. telfinger . . . 411 27 38 — — — — ges 1 SS van = S 2 — S8 ES ne 2282 — Kr S A- . — SS- s üwuuosssss > je >) N B — — — — — — — we 0 neee SS nr Nm Nenn no 228222 Du — Ne Moe onen Re S es ee E= O S — SS SSS SS S son BOB PB Oo emo Neu Sn Da 1 — —— ͤ ———— —ͤ—b—i a—ꝛgᷣ o SS e o S2 2 = (te . . sor S uüupssHmsss Fw sr — SW 2 2282 * 1 N = c Nes e = wann Ken S sor ere 2 FD 8 S S2 S Sage SS - — m — 698 I) in S SS — S S sor S WRWSSSSOS SP EA — O D E oe Deo S — on an N 07 oe — » so» d D * S S 22 S SSS . e te — — — . © — O 0 4 = » 04 !05 Weite Cercopithecus. 113 Sem- A ee Inuus nopi- —— — Hylo- thecus cyno- bates | Mau- fuligi- mol- | neme- | ecau- Lar. | rus. |nosus. Genus abe, gus. |strinus|datus, Höhe deſſelben + 2 5 2 5 1 11 53 5 93 Länge des Oberſchenkelbeins 5 7 1 6 11 6 7 — des Schienbeins. 6 1 6 33 4 10 5 5 6 47 — des erſten Mittelfußkno⸗ ER 011 Weite des Beckens 1 2 5 164 1“ 0“ 12 Sr 5 108 1791“ 1° Kal 1‘ 512 277 0“ 22 111 | 2 91 „ EN 13111 chens. 14313 [13 [10 | — des dritten Mittelfußkno⸗ % ee 7 15 [16 2 0 — des erſten Gliedes am l . terdaumen 03/06 0 62 [0 64 06 0 630 8K — des zweiten Gliedes am Hinterdaumen » 0 5 [ 0 44 0 43 0 33 0 140 4 0 320 4 — des erſten Gliedes der dritten Zehe. 11 [110 110 10 09 0 103 0 113/ 1 2 — des zweiten Gliedes der dritten Zehe . 0 74109 % 8 |07 |o6 %% 8 0 720 9 — des dritten Gliedes der 1 dritten Zehe 0 4 05 05 04 0 3303 0 4 0 5 Die Heimath der Meerkatzen beſchraͤnkt ſich auf Afrika, wo ſie die gewoͤhnlichſten Affen ausmachen und unter ihnen noch am erſten zaͤhm— bar ſind, obgleich ſie im Alter ebenfalls tuͤckiſch und biſſig werden. Im Nachfolgenden find 15 Arten aufgeführt, wozu wohl noch eine 16te (C. Campbelli) zu zaͤhlen ſeyn wird. 1. C. sabaeus Lixx. Die grüne Meerkatze. Tab. XVIII. €. viridi-olivaceus, subtus albidus, capite pyramidali, facie nigra, mystacibus longis flavescentibus, cauda apice flava. Simia sabaea. Linn. p. 38. — Sch reb. I. S. 100. tab. XVIII. Cercopithecus sabaeus. Desmar, p. 61. — Fr. Cuv. mammif. p. 38. tab. 19. — Zoolog. Gard. p. 303. Callitriche. Burr. XIV. p. 272. tab. 37.; Dausenrt. p. 275. tab. 38. — Auper. sing. IV. 2. p. 7. fig. 4. — G. Cuv. ménag. I. p. 105, mit Abbild.; regn, anim. I. p. 91. Da Schreber eine ſehr genaue Beſchreibung von dieſer Art gelie— fert hat, ſo kann ich mich kurz faſſen und vorzuͤglich auf diejenigen Merk— male beſchraͤnken, welche dieſe Art von den drei nachfolgenden unterſcheiden. Der Kopf iſt pyramidal, nicht wie beim Malbruk gerundet, ſondern mehr in die Laͤnge geſtreckt. Die Ohren ſind oben mehr zugeſpitzt, was bei Suppl. 15 114 Meerkatze. den 3 folgenden Arten nicht ſtatt findet. Der Oberleib iſt gruͤnlich oliven— farben, mit Schwarz geſprenkelt, was davon herruͤhrt, daß die einzelnen Haare fahlgelb mit olivengruͤnlichem Schimmer und einigen ſchwarzen Ringen verſehen ſind. Die Außenſeite der Gliedmaſſen hat auf den Oberarmen und Schenkeln dieſelbe Farbe, indem ſie aber allmaͤhlig immer mehr Grau auf— nimmt, erlangt dieſer Ton auf den untern Theilen der Gliedmaſſen die Oberhand. Der Schwanz hat auf der obern Seite die Farbe des Ruͤckens, auf der untern iſt er mehr graulichgelb, und das Ende bildet eine Quaſte von gelben Haaren. Die ganze Unterſeite des Koͤrpers und die Innenſeite der Gliedmaſſen ift hellgelblich weiß. Die langen, ruͤckwaͤrts gerichteten Haare der Wangen, eine Reihe derſelben uͤber den Augen und die Haare, welche hinten die Geſchlechtstheile umgeben, ſind ſchoͤn fahlgelb. Geſicht, Ohren und die Haut der Haͤnde iſt ganz ſchwarz; die Hoden gruͤnlich. — Die Laͤnge des Kopfs von der Schnautze bis zum Hinterhaupt iſt 6“, die des Rumpfs vom Hinterhaupt an bis zu den Schwielen 1“ 4"; die Länge des Schwanzes 2! 4". Die Heimath diefer Affen iſt Senegambien und die Inſeln des grünen Vorgebirgs. Da fie in Menge vorkommen, ſo gehoͤren fie zu den gewoͤhnlichen Affen in den Thierbuden. 2. C. griseo- viridis Desn. Die graugrüne Meerkatze. C. cano- viridis, subtus albidus, capite pyramidali, facie nigra, mystacibus longis albis, cauda manibusque supra canis, scroto viridi. Var. 4) Scrotum pilis aurantio-flavis cinctum. Cercopithecus griseus (GrıEr). Fr. Cuv. mammif. p. 61. tab. 20. — G. Cuy. regn. anim. I. p. 92. Var. 8) Serotum pilis albis einetum. Cercopithecus griseo-viridis. Desm. p. 61. Fr. Cuvier, der dieſe Art zuerſt von den verwandten unterſchie— den hat, giebt von ihr folgende Merkmale: der Kopf iſt pyramidal. Der Oberleib von einer ſchmutziggruͤnen Farbe (die einzelnen Haare deſſelben ſchwaͤrzlichgrau und gruͤnlichfahl geringelt); die Haare der Schenkel haben dieſelben Ringe, aber wenige ſind fahl, und die meiſten ſind grau und weiß auf den Vorder- und Hinterhaͤnden. Der ganze Unterleib, die Innenſeite der Gliedmaſſen, die langen, ruͤckwaͤrts gerichteten Wangenhaare, ein Band uͤber den Augen und die untere Seite des Schwanzes iſt weiß; die obere Cercopithecus. 115 Seite des letztern iſt bis zur Spitze grau. Ohren, Sohlen und Geſicht ſind violettſchwarz, aber der Kreis um die Augen iſt fahl fleiſchfarben. Die Hoden ſind kupfergruͤn, von ſchoͤn orangenfarbnen Haaren umgeben. Groͤße die der vorigen Art. In unſerer Sammlung befinden ſich zwei ſchoͤne, im beſten Stande gehaltene Exemplare (ein junges Weibchen und ein altes Maͤnnchen), auf welche im Allgemeinen die vorige Beſchreibung paßt, nur mit dem Unter- ſchiede, daß die Haare, welche die Hoden (deren urſpruͤngliche Farbe an einem ausgeſtopften Exemplare nicht mehr beſtimmt werden kann) umgeben, nicht gelb, ſondern einfach weiß, wie der uͤbrige Unterleib ſind, und die des— halb mit der Angabe von Desmareſt uͤbereinkommen. Ich gebe ihre Be— ſchreibung: der Kopf pyramidal, das Geſicht ſehr ſchmal, die Eckzaͤhne beim Maͤnnchen betraͤchtlich groß; die Ohren gerundet, der Backenbart aus ſehr langen, auf- und ruͤckwaͤrts gekruͤmmten Haaren gebildet. Die Haare. der obern Seite des Kopfs, des Ruͤckens und des Schwanzes, ſo wie der aͤußern Seite der Gliedmaſſen ſind aus zwei Farben geringelt, naͤmlich aus Schwarz und aus Weiß, das bis ins Olivengruͤnliche verlaͤuft, und zwar nach der Vertheilung, daß die Oberſeite des Kopfs und des Ruͤckens mit einem olivenfarbnen Anfluge uͤberzogen iſt, waͤhrend dieſer den Gliedmaſſen und der obern Seite des Schwanzes fehlt, ſo daß dieſe Theile nur grau erſcheinen. Die ganze Unterſeite des Kopfs und des Leibs, der Backenbart, ein ſchmaler Streif uͤber den Augenbraunen, die Innenſeite der Gliedmaſſen, die Gegend um After und Geſchlechtstheile, die untere Seite des Schwan— zes und das ganze pinſelfoͤrmige Ende des letztern iſt weiß. Zu beiden Seiten der Schwanzwurzel ſteht ein Buͤſchel weißer Haare hervor. — Die Länge des eben beſchriebenen männlichen Exemplares von der Schnautze bis zum After beträgt 1“ 6“; die Schwanzlaͤnge 109427. Die Heimath iſt das nordoͤſtliche Afrika. Ruͤppell !) ſagt von dieſer Art: „haͤufig in allen niedern Gegenden von ganz Abyſſinien, in Sennaar und Kordofan, in einer abſoluten Hoͤhe von der Meereskuͤſte bis beiläufig 4000“; heißt in Abyſſinien Tota, in Sennaar Abellen, und ebenſo in Egypten, wo er ungemein haͤufig gezaͤhmt vorkommt.“ 12) Abyſſin. Wirbelth. Heft 1. S. 8. 15 * 116 Meeerkatze. 3. C. pygerythrus. Die rothſteißige Meerkatze. C. viridi-canus, subtus albus, capite rotundato, facie nigra, mystacibus longis albis, manibus caudaque apicem versus nigris, scroto viridi, regione anali rufa. Cercopithecus pygerythrus (Vervet). Fr. Cuv. mammif. p. 63. tab. 21. — Desnar. p. 534. Cercopithecus pusillus. Desmour. dict. class. VII. p. 568. (Junges). Auch diefe Art hat Fr. Cuvier zuerſt richtig erkannt, und bei einiger Aufmerkſamkeit laͤßt ſie ſich leicht von der vorhergehenden, mit der ſie am naͤchſten verwandt iſt, unterſcheiden. Der Kopf iſt breiter, abge— rundeter, die Ohren ſind aͤhnlich gebildet, auch die Faͤrbung in der Haupt— ſache die naͤmliche, doch in der Regel dunkler. Die ganze Oberſeite des Koͤrpers, die Außenſeite der Gliedmaſſen und der Schwanz ringsum iſt mit Haaren bedeckt, welche ſaͤmmtlich ſchwarz und weiß, das ins lichte Oliven— farbne verläuft, geringelt find; der olivenfarbne Anflug uͤberzieht haupt— ſaͤchlich den Obertheil des Kopfes und des Ruͤckens, während an den an— dern Theilen die graue Farbe vorherrſcht. Wie bei dem vorigen iſt die ganze untere Seite des Leibes, die Innenſeite der Gliedmaſſen, die langen Wangenhaare nnd eine Binde über den Augen weiß, mit lichtgelblichem Anfluge. Was aber dieſe Art auffallend von der vorigen unterſcheidet, iſt der Umſtand, daß die vier Haͤnde und die lange pinſelfoͤrmige Schwanz— ſpitze ſchwarz ſind, und daß die Aftergegend nebſt dem untern Anfang der Schwanzwurzel roſtroth iſt. Die Hoden ſind gruͤn, von weißlichen Haaren umgeben; Ohren und Geſicht ſchwarz, letzteres mit einer fahlen Faͤrbung um die Augen. — Die Laͤnge des groͤßten unſerer Exemplare betraͤgt 1’ 6", des Schwanzes 1“ 10“ Die Heimath iſt die Kapkolonie, von woher auch unſere Srent: plare ſtammen. 4. C. cynosurus Scor. Der Malbruk. Tab. XII. XIV. C. O. cano-virescens, subtus albidus', capite rotundato', facie nigra, mystacibus longis albidis, artubus externe caudaque canis, scroto cyaneo, tyliis regioneque anali rubris. Simia cynosuros. Scor. delic. I. p. 44. tab. 19.— Schreb. tab. XIV. C. (fig. Scop.) — Cercopithecus cynosuros. Desm. p. 60. — Fr. Cov. mammif. p. 65. tab. 22. — Cuv. 8 anim. I. p. 92. — Less. compl. IV. p. 65. Cercopithecus. 117 Simia Faunus. Lx. syst. p. 36.? — Schreb. S. 90. tab. XII. (fig. Buff.) Simia sabaea. Wolf's Abbild. I. S. 46. tab. 10. Malbrouc. Bor. XIV. p. 224. tab. 39; Dau RENT. p. 230. Callitriche, var. Aue. sing. IV. 2. p. 7. fig. 2 Die fruͤhern Abbildungen, wie fie Bu eo: von einem Weibchen, Scopoli von einem Männchen gab, find von geringem Werthe; richtig if der Malbruk erſt durch Wolf und Fr. Cuvier dargeſtellt worden. Der Kopf dieſer Art iſt gerundet und breit. Die Faͤrbung des ganzen Ober— theils des Koͤrpers iſt graulich olivenfarben, indem jedes Haar aus ab— wechſelnden olivenfahlen und ſchwarzen Ringen beſteht; die Oberſeite der Gliedmaſſen und der Schwanz ſeiner ganzen Laͤnge nach ſind grau, indem die einzelnen Haare ſchwarz und weiß geringelt ſind. Die ganze Unterſeite des Leibs, die langen ruͤckwaͤrts gerichteten Haare der Wangen, ein Streifen uͤber den Augenbrauen und die Innenſeite der Gliedmaſſen ſind weiß. Die Augen ſind braun; Ohren, Sohlen und Geſicht ſind ſchwarz; letzteres um die Augen fleiſchfarben. Die Schwielen und der Umfang des Afters find roth, was beſonders zur Zeit der Brunſt lebhaft wird. Die Hoden ſind vom ſchoͤnſten Laſurblau. — Die Länge von der Schnautze bis zum After. beträgt 1.10”, des Schwanzes 2 2 die Höhe am Widerriſt 1734“, am Kreuz 1754/13). Seine Heimath iſt, nach e wahrſcheinlich die guineiſche Kuͤſte um Cap Coaſt. Um dieſe bisher aufgefuͤhrten 4 Arten gruͤner Affen mit ſchwarzem Geſichte und langem Schwanze leicht und ſicher von einander unterſcheiden zu koͤnnen, mag folgende Tabelle dienen. C. griseo- C. pygery- C. cynosu- C. sabaeus] viridis thrus ros Kopff , ſpyramidal pyramidal gerundet gerundet Ohren, oben. .. zzugeſpitzt frundlich rundlich rundlich Stirnbinde . . [grün weiß weiß weiß 13) lieber einen nahe verwandten Affen (C. tephrops) vergleiche die 2te Anmerkung zur nachfolgenden Art. f 118 Meerkatze. C. eynosu- C. griseo- C. pygery- C. sabaeus| viridis thrus ros Wangenhaare .. gelb weiß weiß weiß Hände, oben. . . ſſchwaͤrzlich- grau ſchwarz grau gruͤn Schwanzende. .. ffahlgelb weiß ſchwarz grau Haare um After .. igelblichweiß weiß roſtroth weiß Hoden . . Igruͤnlichweiß [grün gruͤn laſurblau Umgebung derſelben . |gelblichweiß ſorange oder [weiß gelblichweiß 8 weiß 5. C. Talapoin Scurer. Die ſchwarznaſige Meerkatze. Tab. XVII. C. olivaceo- viridis, subtus albus, facie pallide carnea, naso nigro. Simia Talapoin. Schreb. ©.101. tab. XVII. (fig. Buff.) — Linn. Guer. I. p. 35. Ge een Talapoin. Fr. Cuv. mammif. p. 56. tab. 18. — C. pileatus. GEO PPR. und Desmar 14). Talapoin. Bor. XIV. p. 287. tab. 40 Dausent. p. 290. — Cov. regn. anim. I. p. 92. Melarhine. FR. Cuv. mammif. tab. 18. Seit Buffon und Daubenton, die ein junges Maͤnnchen vor ſich hatten, iſt dieſe Art nur ein einzigesmal und zwar von Fr. Cuvier beſchrieben worden. Dieſes letztere Exemplar iſt ebenfalls ein junges Maͤnnchen, das aber in feiner Färbung wenig von dem vorigen abweicht. Fr. Cuvier giebt folgende Beſchreibung: Alle obern Theile und die Außen— ſeite der Gliedmaſſen ſind olivengruͤn, alle untern vom Kinn bis zur Schwanz— ſpitze weiß, doch miſcht ſich am Schwanz oben wie unten grau ein. Haͤnde, die oben abgerundeten Ohren und die Naſe ſind ſchwarz, die Augen braun, oberhalb der Augenlieder iſt die Farbe weiß, unterhalb den Augen ockerig und um den Mund fleiſchfarben. Der Backenbart, welcher an der Naſe beginnt und ſich auf den Wangen bis unter die Ohren ausbreitet, beſteht 14) Einer Bemerkung von If. Geoffroy (Foy. de Bélang. p. 50) zu Folge, iſt der C. pileatus GEOFFR. weiter nichts als ein Talapoin, der lange in Branntwein gelegen war und hiedurch ſeine Farbe geändert hatte. Cereopithecus. 119 aus gelben Haaren, wovon einige ſchwarze Enden haben, zumal gegen die Naſenfluͤgel hin. Ueber den eee ſieht man kein weißes Band; die Hoden ſind fleiſchfarben. Die Länge des Cuvier'ſchen Exemplares beträgt 11“; des Dau— bentomfchen 1° 3" und die Schwanzlänge 1 55" — Die Heimath dieſer Art ift Aube Von den vorſtehenden gruͤnen Arten unterſcheidet ſie ſich hinlaͤnglich durch ihr helles Geſicht mit ſchwarzer Naſe. Erwachſene alte Individuen find zur Zeit noch nicht gekannt 1b). 8 6. C. Petaurista Scurer. Die weißnaſige Meerkatze. Tab. XIX B. u. C. C. viridi-olivaceus,.subtus mystacibusque albis, naso apice albo. Var. q) facie nigra. (S. Petauris ta.) Simia Petaurista. Schreb. S. 103. tab. XIX. B. (fig. Allem.) — Blanc nez. ALLau. in Buff. hist. nat. p. 141. tab. 41. — LATREILLR in Buff. Sonnin. XXXVI. p. 72. tab. 53. — Aupee. sing. fam. 4. sect. 2 fig. 14. Cercopithecus Petaurista. Zoolog. garden. p- 137. (mit fig.) 15) Eine zweite grüne Meerkatze mit fleiſchfarbigem Geſicht, die einige Zeit in der Londuer Menagerie gelebt hatte, beſchreibt Bennett (Proceed. of the zoolog. soc. 1833. 1. p. 109) unter dem Namen Cercopithecus tephrops. Seine Diagnofe iſt: C. supra fusco-virens, infra albidus, artubus externe grisescentibus, facie pallide carnea, naso, genis labiorum- que marginibus pilis brevibus fuliginosis conspersis. Außerdem fest er hinzu: Die Färbung der Oberſeite gleicht der von C. sabaeus, indem die einzelnen Haare ſchwarz und gelb geringelt ſind; an der Außenſeite der Gliedmaſſen fällt fie mehr ins Graue, indem die hellern Ringe an den Haaren wenig Gelb haben. Die Unterſeite iſt ganz rein weiß, und dieß erſtreckt ſich bis auf die Innenſeite der Gliedmaſſen und vorwärts an die Halsſeiten, wo die Haare nicht hinlänglich lang ſind einen Backenbart zu bilden. Die nackten Theile der Hände und die Nägel ſind ſchwarz, die Ohren dunkel. Das Geſicht hellfleiſchfarben mit kurzen ſchwarzen Haaren, was der Naſe, den Wangen und Lippenrändern ein rußiges Anſehen giebt, wovon ein Ring um die Augen und ein Fleck um die Naſenlöcher frei iſt. Ueber die Stirne läuft eine helle Querbinde. Der verſtümmelte Schwanz iſt doch noch faſt ſo lang als der Leib und mit dieſem oben von gleicher Farbe, unten lichter. Die Länge des Körpers iſt ohugefähr 18“, des Schwanzes 16“. — Beu nett iſt der Meinung, daß Buffon's Malbroue (XIV. tab. 29.) nicht zu C. eynosuros, ſondern zu fei- nem C. tephrops gehöre, worin er ſich aber ſicherlich irrt, da bei jenem die Augenkreiſe, die Naſe und Lippen von einer couleur cendrée ſind. Dieſer C. tephrops kommt in der ganzen Färbung mit dem C. cynosurus überein, von dem er ſich nur durch die Geſichtsfarbe unterſcheidet; viel— leicht iſt er ein jüngeres Männchen deſſelben (ſchade, daß über die Färbung des Hodenſacks nichts geſagt iſt). Vom Talapoin iſt er durch die Färbung der Naſe, der Außenſeite des Schwanzes, des Backenbartes und durch die Stirnbinde hinreichend verſchieden. 120 Meerkatze. Var. 8) facie violacea (S. As canius). Simia Ascanius, Schreb. tab. XIX C. (fig. Audeb.) Ascagne, Avper, sing. fam. 4. sect. 2. fig, 13, — LarRRILTRE in Buff. Sonn. XXXVI. p. 95, tab. 57. — Far. Cuv. mammif. p. 52. tab. 16. Blanc nez. Cuy. ménag. mit guter Fig. Es ſind bisher nur einige junge Individuen in unſere Menagerien gebracht worden, ſo daß wir mit den Abaͤnderungen, welche durch Alter und Geſchlecht bedingt werden, noch nicht bekannt ſind. Auf Rechnung derſelben moͤgen auch die wenigen Abweichungen zu bringen ſeyn, welche zwiſchen S. Petaurista und S. Ascanius beſtehen. Die Varietaͤt a) iſt zuerſt von Allamand und neuerdings von Bennett nach dem Leben beſchrieben worden; die Schilderung des Erſteren iſt ſchon von Schreber mitgetheilt, die des Letzteren, welche der Haupt— ſache nach vollkommen mit ihm uͤbereinſtimmt, ſoll hier eingeruͤckt werden. Die Faͤrbung des ganzen Obertheils iſt braun mit Grau gemiſcht (bei Al- lamand olivenfarben mit Schwarz), dunkler am Rüden und Schwanze und an der Außenſeite der Gliedmaſſen; die Haͤnde ſind ganz ſchwarz. Die ganze Unterſeite des Koͤrpers und die langen ruͤckwaͤrts gerichteten Haare der Wangen ſind weiß; eben ſo, nur mit einer geringen Miſchung von Grau, iſt die untere Seite des Schwanzes und die innere der Glied— maſſen gefärbt. Das Geſicht iſt nackt und braͤunlichſchwarz; auf der Na— ſenſpitze ſteht, von kurzen Haaren hervorgebracht, ein weißer Fleck, der ſehr auffaͤllt und von dem beiderſeits eine dunkelſchwarze Linie abwaͤrts gegen die Mundwinkel herabzieht und in einem Kreis das nackte Geſicht umfaßt. Die Länge des Körpers beträgt 10 — 12“ und die des Schwanzes noch halbmal daruͤber. Die Varietät 8) hat zuerft Audebert nach dem Leben beſchrieben und gezeichnet. Von demſelben Individuum haben dann Latreille und G. Cuvier ſchoͤne Zeichnungen geliefert, und nach einem andern Individuum hat neuerdings Fr. Cuvier ſeine Abbildung fertigen laſſen. Hiezu giebt er folgende Beſchreibung, welcher wir die bei Latreille bemerkten Ab— weichungen beifuͤgen. Die Faͤrbung aller obern Theile des Koͤrpers iſt gruͤnlich, etwas fahl am Ruͤcken und Schwanze, und grau (ſchwarz bei Latreille) auf den Pfoten; Kopf und Schenkel beſonders ſchoͤn grau. Dieſe Cercopithecus. 121 Dieſe Faͤrbung entſteht durch die mehr oder minder tingirten Ringe aus Schwarz und Fahl, welche die einzelnen Haare zuſammenſetzen. Alle untern Theile ſind weiß, unterm Schwanze und an der Innenſeite der Gliedmaſſen etwas grau. Ueber Augen und Ohren jederſeits ein ſchwarzer Streif, der ſich mit dem andern auf dem Hinterkopf vereinigt. Außer den weißen langen Haaren der Wangen und des Kinns laͤuft getrennt von dieſen jeder- ſeits zwiſchen Auge und Ohr ein Band weißer, ruͤckwaͤrts gerichteter Haare. Die Haut der Haͤnde, Lippen, des Kinns und der Ohren iſt ſchwarz (die der letzteren nennt Latreille fleiſchfarben). Die Naſenſpitze iſt durch kurze Haare weiß; der Obertheil der Naſe, der Augenkreis und die Backen blau— lich (Latreille ſagt: das Geſicht von einem mit Violett gemiſchten Blau). Die Länge des Körpers betrug bei Fr. Cuvier's Exemplare 17 bei dem von Latreille 135 die Länge des Schwanzes 1! 6, Als Heimath wird Guinea angegeben. Da bisher nur junge Thiere geſehen wurden, ſo zeigten ſich dieſe ſchmiegſam und zuthunlich. 7. C. nictitans Lixx. Die Wink⸗Meerkatze. Tab. XIX A. C. totus nigricans, albido- punctulatus, naso albe. Simia nictitans. Linn. XII. p.40. — Schreb. ©. 103. tab. 19 A. Guenon a long nez proeminent. Burr. suppl. VII. tab. 8. Hocheur. Aupee. sing. IV. sect. I. p. 9. fig. 2. Cercopithecus nietitans. Fr.Cuv. mammif. p. 50. tab. 14. — Desuar. p-58. — Cuv. regn. anim. I. p. 93. Schon von Marcgrave deutlich beſchrieben, von Linns fpäter nach dem Leben charakteriſirt, von Buffon und Audebert nach einem mangelhaften Balg und daher ungenuͤgend dargeſtellt, iſt dieſer Affe in neuern Zeiten nur in der pariſer Menagerie geſehen worden. Von dieſem, einem erwachſenen Weibchen, giebt Fr. Cuvier folgende Beſchreibung. An Geſtalt, Lebensweiſe und Charakter gleicht die Wink-Meerkatze ganz dem Dianenaffen. Die Faͤrbung iſt durchgaͤngig ſchwarz, am Oberleib und dem Backenbart gelblich geſprenkelt, an den Seiten, dem Unterleib und dem Außentheil der Schenkel weißlich geſprenkelt; Hals, Glieder und Schwanz ganz ſchwarz. Unter der Kinnlade, an der Innenſeite der Schenkel und unter den Achſeln zeigen ſich graue Haare. Die geſprenkelte Zeichnung ent— ſteyt dadurch, daß die meiſten Haare an der Wurzel grau und dann ſchwarz Suppl. 16 122 Meerkatze. und gelb, oder ſchwarz und weiß geringelt ſind; außerdem giebt es noch ſchwarze und längere Haare. Die nackten Theile des Geſichts find blaulich ſchwarz, die Augenlieder fleiſchfarben, die Naſe mit kurzen Haaren beſetzt, die zwiſchen den Augen ſchwarz, auf dem uͤbrigen Theile aber ſchoͤn weiß ſind; Ohren ſchwaͤrzlichbraun, Haͤnde ſchwarz, und die Haut des Koͤrpers weiß mit leichtem ſchwaͤrzlichen Anflug. — Die Laͤnge dieſes Exemplares von der Schnautze bis zum After beträgt 16“, des Schwanzes 26“¼. Die Heimath iſt Guinea. 8. C. Pogonias Benn. Die gelbſtirnige Meerkatze. C. nigrescens albo-punctulatus; tergo, fascia temporali caudaque superne nigris; fronte, mystaeibus, femoribus tibüsque flavescentibus nigro-punctulatis; gastraeo, artuum latere interno caudaque subtus flavido - rufis. Cercopithecus Pogonias. Bennett in proceed. of the zoolog. soc. I. (1833). p. 67. Eine von Bennett nach einem Felle neu aufgeſtellte Art mit fol— genden Merkmalen: „Die Haare der Oberflaͤche ſind ſchwarz und weiß geringelt, was ein geſprenkeltes Anſehen hervorbringt, das den Kopf, den Vorderruͤcken, die Seiten, die aͤußere Flaͤche der Vorderglieder und die hintern Haͤnde einnimmt. In der Mitte des Ruͤckens beginnt ein breiter ſchwarzer Fleck, der ſich zum Schwanze ausdehnt und auf deſſen Oberflaͤche ſich bis auf 3 der Laͤnge erſtreckt, von wo an er bis zum Ende ringsum ſchwarz iſt. An der Stirne ſind die Haare gelb und ſchwarz geringelt; einige ſchwarze Haare nehmen die Mittellinie ein, und jederſeits zwiſchen Auge und Ohr iſt ein breiter ſchwarzer Fleck. Die langen Wangenhaare ſind gelblichweiß, mitunter, aber ſehr ſelten, ſchwarz geringelt; die Ohren haben innen einen langen Buſch von derſelben Faͤrbung. Die aͤußere Seite der Hinterglieder, mit Ausnahme der Haͤnde, iſt gelb und ſchwarz geſpren— kelt, wobei ihre Farbe die Mitte haͤlt zwiſchen der lichteſten Portion der Seiten und dem Backenbarte. Die Unterflaͤche des Leibes, die Innenſeite der Gliedmaſſen und 3 von der untern Seite des Schwanzes ſind roͤthlich gelb. In der Faͤrbung weicht dieſe Art von jeder bekannten andern auf— fallend ab. Die Laͤnge des Koͤrpers mit dem Kopf betraͤgt 17“, des Schwanzes 24". Die Heimath iſt Fernando Po.“ Soweit man aus dieſer keineswegs genuͤgenden Beſchreibung urtheilen Cercopithecus. | 123 kann, iſt dieſe Art mit der folgenden, der Diana, ſehr nahe verwandt, und es iſt deshalb zu tadeln, daß Bennett keine Vergleichung mit derſelben vorgenommen hat. Als Differenzen finde ich hauptſaͤchlich heraus, daß bei C. Pogonias der Unterruͤcken ſchwarz und der Schwanz auf 3 feiner Unter⸗ fläche roͤthlichgelb iſt, während bei C. Diana dieſer blos ſchwarz und der Unterruͤcken rothbraun iſt. Ferner ſind bei C. Pogonias die Gliedmaſſen außen lichter, waͤhrend ſie bei C. Diana gegen das untere Ende ganz ſchwarz werden. Dann ſcheint auch der lange Bart unterm Kinne und der weiße Streif über der Stirne, was dieſe Art auszeichnet, jener abzu= gehen; endlich iſt der Unterleib und die Innenſeite der Gliedmaſſen viel lebhafter bei C. Pogonias gefaͤrbt. 9. C. Diana Linx. Die Dianen⸗Meerkatze. Tab. XIV, XXV. C. niger, albo - punctulatus, tergo rufo, facie nigra; fascia frontali, mystaci- bus, barba mentali longa, gastraeo artuumque latere interno albis aut flavi- cantibus. Simia Diana. LIN. in K. svensk. vet. acad. handl. 1754. p. 210. tab. 6. — Schreb. S. 94. tab. 14. (fig. Linn.) — LArREILLLR bei Buff. Sonn. XXXVI. p. 51. tab. 47. Cercopithecus Diana. Desmar. p. 60. (zum Theil). — Zoolog. garden. p. 33. (mit guter Fig.) — Is. GROFTR. voy. de Belanger. p. 51. Diane. Aupee. sing. IV. 2. fig. 6. Simia Roloway. Schreb. S. 109. tab. 25. (fig. Allam.) Palatine ou Roloway. ALLauAxp hist. nat. de Buff. XV. p. 77. tab. 13. — Burr. Sonnini XXXVI. p. 46. tab. 46. (gut). — Burr. suppl. VII. p. 77. tab. 20. — Cuv. regn. anim. I. p. 92. a Die Dianen-Meerkatze wurde zuerſt von Linné nach dem Leben beſchrieben und abgebildet. Später geſchah dieß von Allam and, der zwei lebende Exemplare vergleichen konnte, aber ihre ſpezifiſche Uebereinſtimmung mit dem von Lin ns nicht erkannte, und der uͤberdieß den Fehler begieng, daß er den Namen Rolloway, der einem ceyloniſchen Affen (Semnopith. Entel- lus) zukommt, auf dieſen afrikaniſchen übertrug. Die Simia Diana und Roloway von Schreber ſind demnach zu vereinigen; dagegen gehoͤrt die C. Diana von Fr. Cuvier gar nicht hieher, ſondern bildet eine eigene Art. Die Dianenaffen ſind Thiere, die ſelten zu uns gebracht werden, ſo daß in neuerer Zeit Bennett der einzige iſt, welcher eine Beſchreibung nach 16 * 0 124 Meerkatze. dem Leben entwerfen konnte, die wir hier aufnehmen, damit man ſie mit der von Schreber mitgetheilten Linné'ſchen und Allamand'ſchen ver: gleichen kann. Die Färbung dieſes Individuums iſt am Kopf, Nacken, Seiten und Mitte des Unterleibs dunkel aſchfarben, das auf der Außenſeite der Gliedmaſſen allmaͤhlig dunkler wird, ſo daß die Haͤnde ganz ſchwarz ſind; eben ſo iſt es mit dem Schwanze, ſo daß ſeine Spitze vollkommen ſchwarz iſt. Die Haare ſind groͤßtentheils weiß getuͤpfelt. Das dreieckige Geſicht und die Ohren tief ſchwarz. Der Backenbart, der unterm Kinn noch 2— 3“ vorſpringt, ein gerader Streif langer Haare, welcher über den Augenbrauen wegzieht, die Kehle und die Bruſt, ſowie die Innenſeite der vordern Gliedmaſſen ſind weiß; der untere Theil des Bauches, ſowie die innere und hintere Seite der Hintergliedmaſſen, ſind gelblichweiß. Laͤngs dem Ruͤckgrath zieht ſich von der Schulter bis zur Schwanzwurzel ein dunkel rothbraunes Band, das ſich nach hinten zu immer weiter ausbreitet. Ueber die Schenkel laͤuft der Quere nach von der Kruppe gegen das Knie ein ſchmaler grauer Streifen. — Die Laͤnge von der Schnautze bis zum After beträgt 18“, und die des Schwanzes 2. Schwielen und Backen— taſchen ſind klein. Als Heimath wird Guinea angegeben. 10. C. leucampyx Fiscn. Die Diadem-Meerkatze. C. totus niger, dorso lateribusque flavido -punetulatis, facie violacea, mystacibus fasciaque frontali oblunata flavido-albis, barba mentali subnulla. Cercopithecus Diana. Fr. Cuv. mammif. p. 47. tab. 14. Simia leucampyx. Fıscn. syn. mammal. p. 20. 8 Cercopithecus diadematus. Is. Georrr. voy. de Belanger. p. 51. Dieſe Art ift nur nach einem einzigen Exemplare bekannt, das längere Zeit in der pariſer Menagerie lebte, und darf, trotz mancher Aehnlichkeiten, nicht, wie es Fr. Cuvier gethan hat, mit der vorigen vereinigt werden. Letzterer giebt folgende Beſchreibung von dieſem Thiere: Bei ſeiner An— kunft in der Menagerie war Kopf, Hals, Schultern, die Gliedmaſſen mit den Haͤnden, der ganze Unterleib und der Schwanz ſchwarz, doch an beiden letztern Theilen etwas lichter als ſonſt; der Ruͤcken und die Seiten waren weiß und ſchwarz geſprenkelt, indem die Haare ſchwarz und weiß geringelt waren. Die langen Wangenhaare waren ſchwarz und gelb melirt; auf der Stirne ſtand eine halbmondfoͤrmige weiße Binde mit aufwaͤrts gekehrten Cercopithecus. 12⁵ Spitzen; um das Kinn einige weiße Haare, ohne jedoch einen Bart, wie bei voriger Art, zu bilden. Das Geſicht war violett, ſo daß die blaue Farbe auf den Wangen, die rothe an der Schnautze und den Augenliedern vorherrſchte. Einige Jahre ſpaͤter wurden die weißen Ringe der Ruͤcken— haare gelb, welche Farbe ebenfalls auf dem Backenbarte zunahm. Die Haare auf der Innenſeite der Schenkel wurden grau und weiß geringelt, eben ſo auf dem Schwanze, wo jedoch das Grau faſt ſchwarz wurde. Die Heimath dieſes Individuums iſt nicht angegeben. 11. C. fuliginosus Georrr. Die weißäugige Meerkatze. Tab. XX. C. fuliginosus, gastraeo cinerascente, palpebris superioribus niveis. Simia aethiops (zum Theil). Lınn. XII. pag.39. — Schreb. S. 105, tab. XX. (fig. Buff.) Cercocebus fuliginosus. GEoFFR. ann. du mus. XIX. p.97.— Zoolog. garden. p. 77. (mit Fig.) — The naturalists libr. I. p. 137. tab. 12. — Cuv. regn. anim. I. p. 91. Cercopithecus fuliginosus. Fr. Cuv. mammif. p. 73. tab. 25. Mangabey. Burr. XIV. p. 244. tab. 32 DAuxENT. p.246.— AupkB. sing. IV. 2. p. 15. fig.9. Sowohl Buffon, als Fr. Cuvier, Bennett (zoolog. garden) und Jardine (the naturalists libr.) geben Abbildungen nach dem Leben, unter welchen jedoch nur die von Fr. Cuvier von Werth iſt. Es iſt dieſe Art hochbeinig, von geſtrecktem ſchmaͤchtigen Leibe, mit vorſpringender Schnautze, langer und feiner Behaarung, und langem, ruͤckwaͤrts gelegten Backenbarte. Der Schwanz wird gewoͤhnlich uͤber den Ruͤcken geſchlagen, und zwar nicht, wie bei den andern Arten in einem Bogen, ſondern faſt parallel mit dem Ruͤckgrathe. Die beiden mittlern Schneidezaͤhne des Ober- kiefers ſind breit und werden grinzend von dem Thiere haͤufig gezeigt. Die Hi Faͤrbung der ganzen Oberſeite des Koͤpers, der Schwanz und die Außen ſeite der Gliedmaſſen ſind einfoͤrmig tief ſchiefer- oder rußfarbig, das auf den Haͤnden ganz ſchwarz wird. Die ganze untere Seite des Koͤrpers und die Innenſeite der Gliedmaſſen iſt graulich- oder gelblichweiß. Der Ba— ckenbart hat bei Einigen die Farbe des Ruͤckens, waͤhrend er bei Andern bis in die helle des Unterleibs uͤbergeht. Eben ſo aͤndert die Faͤrbung des Geſichts; manchmal iſt ſie ein einfoͤrmiges tiefes Fahl, ein andermal iſt 126 Meerkatze. der Vordertheil der Schnautze ſchwaͤrzlich und der Reſt des Geſichts Eupferig; nur das obere Augenlied iſt jederzeit rein weiß, was ſonderbar von dem dunkeln Geſicht abſticht. Die Ohren ſind violett ſchwarz. Die Laͤnge beträgt 1' 9", des Schwanzes 1' 6"; die Höhe am Widerriſt 103“, am Kreuz 1“ a", 7 Die Weibchen dieſer und der folgenden Art ſind die einzigen unter den Meerkatzen, welche zur Zeit der Brunſt, die jeden Monat ſtatthat, eine beträchtliche Anſchwellung an den Genitalien zeigen, worauf eine wirkliche Menſtruation eintritt. Die Heimath iſt die Goldkuͤſte und Kongo, von wo dieſe Art häufig zu uns gebracht wird. Sie zeigt ſich lebhaft und nicht ſo tuͤckiſch als andere Affen. 12. C. aethiops Lıns. Die Halsband⸗Meerkatze. Tab. XXI. C. fuliginosus, gastraeo canescente, palpebris superioribus niveis, taenia collari alba, capillo ferrugineo. Simia aethiops (zum Theil). Linn. XII. p.39. — Schreb. S. 105. tab. XXI. (fig. Buff.) g Cercocebus aethiops. GEoFFR. ann. du mus. XIX. p. 98. — Zoolog. gard. p. 79. (mit Fig.) Cercopithecus aethiopicus. Fr. Cuv. mammif. pag. 71. tab. 24. — Ds MAR. p. 62. — Cuv. regn. anim. I. p. 91. — Less. compl. IV. p. 70. Mangabey a collier. Burr. XIV. p. 244. tab. 33; Dausent. p. 257. — Auper. sing. IV. 2. p. 15. fig. 10. In Groͤße, Geſtalt und Faͤrbung ganz mit dem vorigen uͤberein— kommend, mit der Ausnahme, daß bei C. aethiops die Oberſeite des Kopfs, ſtatt ſchieferfarben, dunkel kaſtanienbraun iſt, daß um den Hals eine weiße Binde herumlaͤuft, welche ſich uͤber die Wangen ausbreitet, auf denen uͤber— dieß ein grauer Strich verläuft, und daß Geſicht und Ohren ſchwarz find 16). Bei dieſer großen Verwandtſchaft beider Arten darf es nicht verwundern, 16) Von einem großen Exemplare im frankfurter Muſeum habe ich folgende Beſchreibung entworfen: Rücken, Außenſeite der Beine und Oberſeite des Schwanzes ſchwarz; die ganze Un— terſeite graulichweiß; die Unterſeite des Schwanzes rußfarben, gegen die Spitze dunkler. Scheitel rothhraun, mit vielen ſchwarzen Haaren untermiſcht. Wangen und ganzer Halskragen weiß; über erſtete ein rußiger Querſtreifen. Schnautze ſchwarz, Augenflecke weiß. Cercopithecus. 127 daß Buffon und Schreber ſie nur als Abaͤnderungen einer und derſelben Spezies angeſehen haben. Weil beide jedoch in neuern Zeiten haͤufiger nach Europa gebracht wurden, wodurch man ſich an mehreren Exemplaren von der Beſtaͤndigkeit der Unterſcheidungsmerkmale uͤberzeugen konnte, ſo ſcheint ihre ſpezifiſche Verſchiedenheit mit ziemlicher Sicherheit angenommen werden zu duͤrfen. Als Heimath der Halsband-Meerkatze vermuthet man das gruͤne Vorgebirge. In der Gefangenſchaft zeigt fie ganz denſelben Cha— rakter, wie die vorige Art. 13. C. Cephus Lınn. Die blaumäulige Meerkatze. Tab. XIX. C. nigro- et flavo-punctulatus, infra canescens, facie coerulea, labri macula arcuata alba, mystacibus flavescentibus. Simia Cephus. LIN. XII. p. 39. — Schreb. I. S. 102. tab. 19. (fie. Buff.) Cercopithecus Cephus. ErxLes. syst. p. 37. — Desmar. p. 57. — Fr. Cuy. mammif. p. 54. tab.17. — Cuv. regn. anim. I. p. 92. Moustac. Burr. XIV. p. 283. tab. 39; Dausent. p.285. — Aue». sind. IV. 2. p. 19. fig. 12. Eine ſehr ſchoͤne Art, deren Färbung indeß weder Schreber, noch Fr. Cuvier, noch Audebert in ihren Abbildungen richtig dargeſtellt haben. Dieſe iſt bei alten Individuen, wie ein ſolches in der hieſigen Sammlung aufgeſtellt iſt, auf der ganzen Ober- und Außenſeite aus Schwarz und Gelb melirt; letzteres in ſehr verſchiedenen Toͤnen, ſo daß der Kopf ſchwarz und olivengelb, der Ruͤcken, die Seiten und die Obertheile der Gliedmaſſen roͤthlich goldgelb geſprenkelt ſind, was im weitern Verlauf auf der Außenſeite der letztern an Intenſitaͤt und Ausdehnung immer mehr ab-, das Schwarze dagegen zunimmt, ſo daß die Faͤrbung dadurch ſehr dunkel und auf den Haͤnden faſt ganz ſchwarz wird. Die Unterſeite des Halſes, des Unterleibs und die ganze Innenſeite der Gliedmaſſen iſt mehr oder minder grau, indem die einzelnen Haare weiß und ſchwarz geringelt ſind. Der Schwanz iſt im erſten Viertel ſeiner Laͤnge auf der untern Seite von der Farbe des Unterleibs, auf der obern von der des Ruͤckens, welche Farbe jedoch bald ringsum in ein einfoͤrmiges Roſtroth übergeht. Ein ſchmaler, ruͤckwaͤrts gerichteter Backenbart, und die langen Haare, welche auf der Innenſeite des Ohrrandes ſtehen, ſind licht ſtrohgelb; ein ſchwarzer Quer— 128 Meerkatze. ſtrich trennt dieſen Backenbart von den olivenfarbigen Kopfhaaren; die Haare auf der Oberlippe ſind ſchwarz. Das Geſicht iſt ſchoͤn blau; auf der Ober— lippe findet ſich ein weißer bogenfoͤrmiger Fleck, der ſich mit ſeinen Schen— keln aufwaͤrts kruͤmmt. Ohren, nackte Haut der Haͤnde und Hoden ſind fleiſchfarben. Die Laͤnge unſers Exemplars von der Schnautze bis zum After beträgt 1033“, des Schwanzes U 1“, und es alſo größer und älter als das von Fr. Cuvier beſchriebene Individuum; daſſelbe hatte wenigſtens 15 Jahre in der Gefangenſchaft gelebt und eine Reiſe nach Amerika mit- gemacht. In der Jugend lenkſam, wurde es im Alter hoͤchſt biſſig und boshaft. — Als Wohnort wird Guinea angegeben. 14. C. Mona Scares. Die Mona. Tab. XV., XV B. C. supra castaneus, nigro-punetulatus, gastraeo, artubus intrinsecus maculaque utrinque ad caudae basin albis, capite aureo - viridi. Simia Mona. Schreb. ©. 97. tab. 15%. — Linn. GBL. I. p. 34. Cercopithecus Mona. Deswar. p. 58. — Fr. Cuv. mammif. p. 44. tab. 13. — Cuv. regn. anim, I. pag. 92, — Zoolog. garden. pag. 37. (mit Fig.) Simia Monacha. Schreb. tab. 15 C. La Mone. Burr. XIV. p. 258. tab. 36; DAURENT. p. 262. — Auer. sing. IV. 2. p. 11. fig. 7. — Le Mona. Burr. suppl. VII. p. 75. tab. 19, Cercopithecus albogularis. Sykes iu proceed. of the committée of the zoolog. soc. I. p. 106, II. p. 18? Die Mona gehört zu den ſchoͤnſten und zierlichſten Affen; fie wird oͤfters zu uns gebracht, und iſt von Buffon, Daubenton und Bennett nach dem Leben, und immer ziemlich uͤbereinſtimmend beſchrieben worden. Die beiden Abbildungen von Buffon ſind von wenig Werth; viel beſſer find? Schreber's tab. 15* und 15 B. Die Färbung des Ruͤckens und der Seiten iſt kaſtanienbraun und fein ſchwarz geſprenkelt; an den Ober— armen und Schenkeln geht ſie ins dunkel Schieferfarbene uͤber, das ſich an den Gliedmaſſen und der ganzen Schwanzlänge fortſetzt. Der ganze Un— terleib, die Innenſeite der Gliedmaſſen und ein ovaler Fleck zu beiden Sei— ten der Schwanzwurzel ſind ſchoͤn weiß. Der Kopf iſt glaͤnzend gelbgruͤn, die langen Wangenhaare ſtrohgelb, und jener wie dieſe ſchwarz geſprenkelt; uͤber den Augenbrauen verlaͤuft ein ſchmaler graulicher Streifen, und zwiſchen dem Cercopithecus. 129 dem Auge und Ohre jederfeits ein ſchwarzer Strich. Das Geſicht ift pur: purblau und die Schnautze fleiſchfarben; Ohren und Haͤnde ſind fahl fleiſch— farben. Die Lange dieſer Art beträgt gewoͤhnlich 1' 6; die des Schwanzes 1° 11". , Die Heimath iſt gewiß nicht, wie es Buffon angiebt, der. Orient, ſondern Afrika, und wahrſcheinlich die noͤrdlichen Theile. Der Affe, welchen Buffon in den Supplementen unter dem Namen le Mona, eben fo der, welchen Audebert charakteriſirt hat, iſt das junge Thier dieſer Art, welches ich nach dem in der hieſigen Sammlung aufgeſtellten Exemplare beſchreiben will, da in der Jugend die Farben zwar nicht der Art, aber doch dem Grade und der Schattirung nach, nicht un— betraͤchtlich geändert find. Es iſt naͤmlich die ganze Ober- und Außenſeite des Koͤrpers viel dunkler als am aͤlteren Thiere, indem der Ruͤcken und die Seiten zu gleichen Theilen roſtfarben und ſchwarz melirt iſt; auf der Außenſeite der Gliedmaſſen und rings um den Schwanz wird aber die Roſt— farbe bald verdrängt, fo daß die vordern Extremitaͤten einfoͤrtnig ſchwarz ſind, auf den hintern aber und laͤngs dem Schwanze die Haare ſpaͤrlich hellgrau melirt ſind. Der ganze Unterleib, das Kinn, die Innenſeite der Gliedmaſſen und der ovale Fleck beiderſeits der Schwanzwurzel iſt graulichweiß, und die langen Wangenhaare ſind ſchmutzig gelblichweiß und ſchwarz ge— ſprenkelt. Die Haare des Kopfs ſind ſchwarz und fahlgelb melirt, gegen die Stirne ein weißliches Band bildend und durch einen ſchwarzen Strich, der von dem innern Ohrenrande bis zum aͤußern Augenwinkel verlaͤuft, von den Wangenhaaren getrennt. Die Farbe des Geſichts giebt Buffon ſchiefergrau an, die Iris orange, Mund und Kiefer blaßroth. Die Laͤnge unſers Exemplares von dem Scheitel bis zum After beträgt 171“, des Schwanzes 1' 6", Fr. Cuvier bezeichnet die Mona als ein fanftes zutrauliches Thier; das in der Londoner Menagerie dagegen nennt Bennett caprizioͤs und wild !7), 17) Sykes beſchreibt (in den Proceed. of the Conicitle of the zoolog. soc. I. p. 106 und II. p. 18) eine angeblich neue Art als C. albogularis mit folgenden Merkmalen: Eckzähne ſehr lang (2°) und ſchlank, Kopf gerundet und kurz; Ohren ſehr klein, abgerundet und größten— - theild unter den langen Wangenhaaren verborgen; Iris ockerbraun; kein Bart, Backentaſchen rudimentär; Daumen der Vorderhand ſehr kurz, der hintern lang. Ganze Oberfläche des Körpers ſchwarz und gelblich ockerfarben geſprenkelt, indem jedes einzelne Haar ſchwarz und ockerig, ge⸗ Suppl. 17 130 Meerkatze. 15. C. ruber LIN X. GEL. Die rothe Meerkatze. Tab. XVI, XVI B. C. supra rufus, infra albo- einerascens. Var. q) facie violaceo-carnea, naso nigro-piloso, antibrachiis tibiisque extus rufescentibus (C. ruber). Simia Patas. Schreb. ©. 98. tab. 16. (fig. Buff.) — Fiſcher Anatom. der Maki. tab. 16. (Schaͤdel.) Simia rufa. Schreb. tab. 16. B. — S. rubra Linn. GEL. I. p. 34. Cercopithecus ruber. Desmar. p. 59. — Fzg. Cov. mammif. p. 68. tab. 23. — Zoolog. gard. p. 135. (mit Abbild.) Patas. Burr. XIV. p. 208. tab. 25, 26; Dausent. p. 212. tab. 27, 28. Var. 6) facie nigra, naso albo-piloso, antibrachiis tibiisque canescentibus (C. pyrrhonotus). Cercopithecus pyrrhonotus. Eurensere symb. physic. Dee. I. mit Abbild. Die rothe Meerkatze ift eine der größten Arten dieſer Gattung, und durch ihre Färbung ſehr ausgezeichnet. Der Kopf ift groß und oben breit und flach, die Schnautze bei aͤltern Thieren vorgeſtreckt, die Beine hoch. Die ganze Oberſeite des Körpers von der Stirne an bis zur Schwanz— ſpitze, ſo wie die Außenſeite der Gliedmaſſen ſind fahlroth, das am lebhaf— teſten auf dem Vorderkopf iſt, an den Gliedmaſſen aber ins Graue uͤbergeht. Dieſe rothe Farbe iſt, zumal in der Mittellinie des Kopfs und Ruͤckens, mit etwas Schwarz gemengt, indem daſelbſt die einzelnen Haare eine ſchwarze Spitze haben, an den Seiten iſt ſie am lichteſten. Die ganze Unterſeite, naͤmlich Kehle, Unterleib, untere Seite des Schwanzes, Innenſeite der Gliedmaſſen, behaarter Theil der Haͤnde, ſo wie die langen Wangenhaare, ringelt iſt, wobei das Schwarze an den Schultern, das Ockerige am Rücken und den Seiten vorwaltet. Die vordern Gliedmaſſen einförmig ſchwarz, die hintern ſchwarz mit etwas von der Rückenfarbe. Die untere Fläche weiß und ſchwarz geſprenkelt; Kinn und Bruſt rein weiß. Die Länge von der Schnautze bis zum After iſt 1’ 91”, des Schwanzes 2° 74” engl. Maaß. — Nach dieſer mangelhaften Beſchreibung zu urtheilen, haben wir hier weiter nichts als die dunklere Ab— änderung von der Mona, wie ſie gewöhnlich bei jungen oder doch noch nicht ganz alten Thieren zu treffen iſt, vor uns. Ueber Geſichtsfarbe, über den Mangel oder das Vorkommen eines weißen Flecks beiderſeits der Schwanzwurzel iſt nichts geſagt; überhaupt gar keine Vergleichung mit einer andern Art vorgenommen. Uebrigens beſtätigt dies noch die von Owen gelieferte Anatomie des C. albogularis in der Zuſammenſtellung mit C. Mona, indem bei jener Art Zunge, Leber, Gallen— blaſe, Milz, Lungen und Epiglottis dieſelbe Beſchaffenheit haben, als bei dieſer. Daß der C. albognlaris aber von Madagaskar abſtamme, iſt nicht blos unverbürgt, ſondern gewiß irrig. Cercopithecus. 131 die aber an ihrer hintern Parthie ſchwarze Spitzen haben, find graulichweiß; die Naſenſpitze iſt mit kurzen ſchwarzen Haaren bedeckt, und von ihnen ſteigt eine behaarte ſchwarze Linie aufwaͤrts, welche ſich auf der Stirne ſpaltet, indem ſie einen Bogen uͤber jedem Auge bildet Patas à bandeau noir); mitunter iſt dieſer Bogen über der Stirn auch weiß (Patas à ban- deau blanc). Die Oberlippe iſt ebenfalls mit einer Reihe kurzer ſchwarzer Haare beſetzt. Die Faͤrbung des Geſichts nennt Daubenton fleiſchfarben, die Sohlen braun; Fr. Cuvier giebt die Haut der Haͤnde als violett fleiſchfarben und eben ſo die des Geſichtes, nur lichter, an; Bennett ſagt, daß die Umgegend der Augen und der Vordertheil des Geſichts livid flesh - colour, Ohren und Haͤnde dunkelbraun ſeyen. Junge Thiere, wie ich fie im frankfurter Muſeum geſehen habe, find an der Oberfeite nur ſehr blaß rothgelblich, faſt ſemmelfarbig. Daubenton giebt die Laͤnge feines Exemplares von der Schnautze bis zum After zu 176%, Bennett zu 104“ und Fr. Cuvier zu etwas über 104“ an. Fuͤr ſpezifiſch verſchieden hievon haͤlt Ehrenberg die Abaͤnde— rung 8, welcher er den Namen C. pyrrhonotus giebt. Als unterſchei— dende Merkmale dieſer Art giebt er folgende an: die Groͤße iſt anſehnlicher, der Kopf robuſter, die Schnautze laͤnger, das Geſicht paviansaͤhnlich, die Ohren kuͤrzer; Geſicht, Ohren und die Haut der 4 Haͤnde ſchwarz, der Ring um die Augen und die Augenlieder jedoch weiß; das Geſicht mit ein— zelnen weißen Haaren beſetzt, die auf der Naſenſpitze gedraͤngter ſtehen und dieſe ganz weiß faͤrben; Unterſchenkel und Vorderarme auf der Außenſeite nicht roth, ſondern gleich der Innenſeite graulichweiß. Unſere Sammlung beſitzt ein Exemplar, das an Groͤße und Faͤrbung ganz mit dem Ehren— bergiſchen uͤbereinkommt. Als innere Merkmale giebt er an: die rechte Lunge Zſpaltig, nicht Aſpaltig, wie Daubenton ſagt; die im Dreieck ge— ſtellten papillae vallatae majores der Zunge zu 6, nicht 3; das Bruft- bein aus 6, nicht aus 8 Stuͤcken; Rippen 13, nicht 12, falſche 5, nicht 4. Als Länge von der Schnautze bis zum After giebt er 1'102" an; unſer Exemplar iſt noch um etwas groͤßer. 0 Vergleichen wir nun den C. pyrrhonotus EHRENB. mit dem C. ruber Aucr., fo find allerding? nach den vorliegenden Angaben viele Differenzen vorhanden; indeß ermaͤßigen ſich dieſe, wenn man ſieht, daß 17 * 5 132 Meerkatze. einige nur individuell ſind, andere wohl dem Altersſtande zugehoͤren moͤgen. Als individuell ſind namentlich die anatomiſchen Differenzen zu bezeichnen; dieß beweiſen die Unterſuchungen, welche Profeſſor Rudolph Wagner an einem friſchen Exemplare vorgenommen und mir gefaͤlligſt mitgetheilt hat. Bei dem von ihm unterſuchten Individuum, das 108“ lang war, fanden ſich 13 Rippen wie bei C. pyrrhonotus, worunter 4 falſche, wie bei C. ruber. Das Bruſtbein beſtand aus 8 Stuͤcken. Die Lunge jederſeits aus 2 Hauptlappen, deren jeder wieder auf dem rechten Fluͤgel in 2 Lappen getheilt iſt; eben ſo verhaͤlt es ſich mit dem oberen Lappen des linken Fluͤgels, aber der untere iſt ganz. Hier iſt alſo der Bau weder ganz wie bei C. pyrrhonotus, noch wie bei C. ruber. Die Papillae vallatae waren an dieſem Individuum zerſtoͤrt. Als Alters-Differenzen ergeben ſich die Groͤßen- und Formverhältniffe, ſo wie wohl auch die Farbenabweichungen. Die von Bennett, Dau— benton und Fr. Cuvier beſchriebenen Thiere ſind durchgaͤngig jung; das von Ehrenberg und das unfrige iſt dagegen alt, daher bei dieſen letz— teren die anſehnlichere Groͤße des Koͤrpers, zugleich auch der ſtaͤrkere Vor— ſprung der Schnautze. Profeſſor R. Wagner hat mir den Schaͤdel ſeines Exemplares zugeſchickt; da bei dieſem alle Backenzaͤhne bereits vorhanden, aber noch nicht abgenuͤtzt ſind, ſo iſt es ein noch nicht altes Thier, gleich— wohl bildet die Schnautze bereits einen merklichen Vorſprung, der im Alter auf jeden Fall noch betraͤchtlicher geworden waͤre. — Vom Alter moͤchte nun auch wohl die lebhaftere Farbe des Ruͤckens, ſo wie das Ueberhand— nehmen der weißen Farbe auf den Unterfuͤßen und bei den Haaren der Schnautze, namentlich der Naſe, herruͤhren. Daſſelbe moͤchte fuͤr die Faͤr— bung der nackten Theile gelten. Waͤhrend naͤmlich Daubenton das Ge— ſicht blos fleiſchfarben nennt, legt ihm Cuvier noch dazu eine violette und Bennett eine livide Tingirung bei; waͤhrend Cuvier die nackte Haut der Haͤnde violettfleiſchfarben heißt, iſt ſie bei Daubenton bereits braun, bei Bennett dunkelbraun. Man ſieht, es iſt von hier aus nur noch ein Schritt bis zur Färbung bei C. pyrrhonotus, und dieſer Schritt kann, nach Analogie anderer Arten, lediglich vom hoͤheren Alter bedingt ſeyn. Demnach ſtellen wir vor der Hand C. ruber und pyrrhonotus unter einer Art zuſammen, jenen als den juͤngern, dieſen als den aͤltern anſehend. Cercopithecus. 133 An dem mir zur Anſicht zugekommenen Schaͤdel der Erlanger Sammlung finde ich 3 Merkmale, welche ihn ſehr auszeichnen. Erſtlich iſt der Scheitel breit und ziemlich platt; dann ſind auch die obern Augenhoͤhlen— Wuͤlſte ſehr entwickelt und bilden eine ſtark vorſpringende Querleiſte, welche uͤber die Augen wegzieht, wodurch ſich dieſe Art am naͤchſten den Ma— kaken anſchließt. Endlich fallt Schnautzenruͤcken (d. h. Naſen- und Zwi— ſchenkieferbeine) in einer ſehr ſchiefen Linie, gerade wie bei unſerm Inuus niger (Cynocephalus niger) ab. Die nachfolgenden Maaße habe ich von Ehrenberg entlehnt: Laͤnge vom Mund bis zum After . 4'100 6 t / e Im Nachſtehenden habe ich die Maaßverhaͤltniſſe des Erlanger Schaͤdels (Nr. II), mit denen von Ehrenberg (Nr. I.) und Dauben-⸗ ton zuſammengeſtellt: Nr. I. Nr. II. Nr. III. h,, een — des Unterkiefers bis zum hintern Rand des Gelenkfortſatzes — von aͤußern Gehoͤrgang bis zum Mund 4 2 Breite, größte, des Schaͤdels .. . 2 10 Höhe, größte, an der Skin 3 4° Ueber die Heimath weiß man, daß die von Buffon beſchriebenen Individuen vom Senegal kamen, waͤhrend Ehrenberg Darfur, Kor— dofan und Sennaar, aber nicht Abyſſinien, angiebt. Ruͤppell, der alle rothen Meerkatzen zu C. ruber rechnet, ſagt ebenfalls, daß er ſie nicht in Abyſſinien, ſondern nur in Kordofan und Darfur wild angetroffen habe!). 11 wm wm wm & 8 0 8 18) Noch ſind von Waterhouſe (Lond. mag. of nat. hist. 1838. p. 235) 2 angeblich neue Arten von der Inſel Fernando Po angeführt, von denen jedoch nichts weiter als die Namen Cercopithecus Martini und erythrotis bemerklich gemacht find. Ferner gedenkt er einer dritten Art von Sierra Leone unter dem Namen C. Campbelli; bei dieſer ſetzt er hinzu, daß ſie durch ihren langen Pelz und durch die Theilung der Haare längs der Mitte des Rückens, wie bei den meiſten Stummelaffen, auffalle, was allerdings ihre ſpezifiſche Selbſtſtändigkeit hinreichend erweißt. 134 V. INUUS. Makako. Rostrum prominens, corpus robustum, cauda longa, brevis aut nulla, nates callosae, dentium molarium inferiorum postremus quinque -tubereulatus, sacculi buccales. Die Makako's haben im Allgemeinen Diefelbe Geftalt als die Meer— katzen, ſind ebenfalls mit Backentaſchen und Geſaͤßſchwielen verſehen; aber ſie haben einen robuſteren Bau, minder geſtreckte Gliedmaſſen, dafuͤr eine vorſpringendere Schnautze, einen an Laͤnge ſehr wechſelnden Schwanz, in— dem er bei einigen laͤnger als der Koͤrper, bei andern viel kuͤrzer, bei einer Art faſt ganz fehlend iſt, und die obern Augenhoͤhlenraͤnder ſind ſtaͤrker und hervorragender. Was aber das Haupt -Unterſcheidungsmerkmal von den Meerkatzen ausmacht, iſt, daß der letzte Backenzahn im Unterkiefer auf ſeiner Hinterſeite noch einen beſondern Anſatz hat, wodurch die Kauflaͤche deſſelben fuͤnfhoͤckerig wird. Im Uebrigen ſind die Zaͤhne von derſelben Beſchaffenheit wie bei den Meerkatzen. Die Makako's bilden eine Mittel— gattung zwiſchen dieſen und den Pavianen, wobei ſie ſich doch im Ganzen mehr dieſen annaͤhern, ſo daß fruͤher mehrere von ihnen zu dieſen ge— rechnet wurden. e g Der kraͤftigere Bau der Makako's, im Vergleich zu den Meerkatzen, ſpricht ſich denn auch im ganzen Knochengeruͤſte, namentlich im Schaͤdel aus, der groͤßer und maſſiger als bei dieſen iſt. Der Schnautzentheil ſpringt ſtark hervor, ohne jedoch an Laͤnge dem Hirnkaſten gleich zu kommen, von dem er ſcharf abgeſetzt iſt; zugleich iſt er hoch und an den Seiten (bei alten Thieren) aufgetrieben. Der Hirnkaſten iſt groß, ſeitlich gerundet, nach vorn abgeplattet, und wird hier ſogar gewoͤhnlich von den ſtarken obern Augenhoͤhlenraͤndern uͤberragt, die als ein dicker Wulſt ihn von dem Schnautzentheil trennen. Von ihnen aus wendet ſich das Jochbein mit ſeiner aͤußern Flaͤche mehr vorwaͤrts als ſeitwaͤrts und traͤgt dadurch zur Vergroͤßerung des Kopfes weſentlich bei. Das Jochbein iſt ſtark und weit abſtehend; die Hinterhauptsleiſte ſehr markirt. Die Augenhoͤhlen-Scheide— wand iſt ſchmal; die Naſenbeine kurz, hinten ſehr ſpitz zulaufend, im Alter mit einander verſchmolzen. Der Unterkiefer iſt am Winkel ſehr abgerundet, wird nach vorn ſtaͤrker, und hier ziemlich hoch. — Mit dem Kehlkopf ſteht, wahrſcheinlich bei allen Arten, ein eigner Sack in Verbindung, der zur Verſtaͤrkung der Stimme dient. Inuus. 135 Um die Formenverhaͤltniſſe des Schaͤdels anſchaulich zu machen, werden nachfolgende Ausmeſſungen von den Gruppen dienen, in welche wir die Gattung zerfallen; die Maaße habe ich von Schaͤdeln ganz alter Thiere abgenommen 15). | I. eyno- | I. neme- | I. ecau- molgus. | strinus. datus. Länge des Schädels . 5“ 10“ 5“ 3“ — vom Zbwiſchenkieferrande bis 1 Mitte De 1 Augenhöhlenränder » 2 4 3 2 2 2 Breite zwiſchen den Jochbögen . . 3 7 3 4 8 — zwiſchen den äußern Augenhöhleurändern (Joch - beinen) ene 3 0 2 10 3 2 — größte des Hirnkaſtens 2 3 2 6 Höhe des Schädels (ſenkrecht vom bern Augenböhleuwulſt zum untern Rande des Unterkiefers) 3 6 3 9 3 4 — der Schnautze (von da bis zu den Naſeubeinen) . 2 7 2 8 2 8 Länge des Unterkiefers vom Schneidezahnrande bis hinterm (SOHN or 0 0 ß 310 40 Höhe an der Symphyſi s 15 1 54 1 3 — der Augenlöcherrrzůanurʒůʒ 0 8 0113 0 72°) Weite derielbet a oo sn 1 0 1 1 1 0 Länge der Naſenb einne 010 0 11 0 93 Breite = = = 5 9 0 4 0 4 0 22 Von ihrer een 05 man, daß fie mit 4 — 5 Jahren erwachſen ſind, daß die Weibchen ſieben Monate traͤchtig gehen, und zur Brunſtzeit oft enorme Anſchwellungen an den hintern Theilen erhalten. In der Jugend ſanft und gelehrig, werden ſie im Alter noch mehr als die Meerkatzen boshaft und unbaͤndig. Die Heimath aller geſchwaͤnzten Arten iſt das ſuͤdoͤſtliche Aſien mit feinen Inſeln; nur die einzige ungeſchwaͤnzte Spezies gehoͤrt ausſchließlich Afrika an. Wir zaͤhlen 11 Arten auf. a) Cauda corpore longior (Cercocebus). 1. I. eynomolgus Linn. Der gemeine Makako. Tab. XIII. XXII. C. fusco-olivaceus, subtus albidus, cauda manibusque nigricantibus, facie livida, macula inter oculos alba, auriculis supra acuminatis, cauda corporis longitudine. 19) Die Dimenſionsverhältniſſe des ganzen Skeletes, von andern Individuen genommen, find. bereits in der generellen Einleitung von Cercopithecus aufgeführt. 20) Das andere Augenhöhlenloch war nach Außen zu nur 2“ höher. 136 Mafako. Simia eynomolgos LIXN. XII. pag. 38. — Schreb. ©. 91. tab. 13. (fig. Buff.) Simia cynocephalos. Linn. XII. p. 38. Macacus eynomolgos. Desm. p.65. — Fr. Cuv. mammif. p. 78. tab. 26 und 27. — Is. Gsorre. voy. de Belanger. pag. 56. — Üvv. regn. anim. p.95. — Srıx Cephalogenesis tab. 6. fig. 6. (Schädel). M. Irus. Fe. Cuv. mem. du mus. IV. p. 109. Macaque. Burr. XIV. pag. 190. tab. 20; DauBENT. pag. 194. tab. 22 — 24. (Anatomie). Simia Aygula. Lixx. XII. p. 39. — Schreb. S. 106. tab. 22. (fig. Buff.) Aigrette. Burr. XIV. p. 190. tab. 21 Dau RENT. P. 206. Var. 8) facie bruneo- nigra (l. carbonarius), Macacus carbonarius. Fr. Cuv. mammif. p. 84. tab. 28. Dieſe ſchon länger beſchriebene Art ift uns gleichwohl in ihrer Ent— wicklungs- und Lebensgeſchichte erſt in neueren Zeiten durch die in der pariſer Menagerie angeſtellten Beobachtungen vollſtaͤndig bekannt geworden. Sie zeichnet ſich auch aus durch ihre unterſetzte und gedrungene Geſtalt; die Beine und der Leib ſind viel kuͤrzer als namentlich bei den olivenfar— bigen Meerkatzen; auch der Kopf iſt im Verhaͤltniß zum uͤbrigen Koͤrper ſehr groß, oben abgeplattet mit kurzer ſtumpfer Schnautze, und ſehr her— vorſpringenden Knochenwuͤlſten uͤber der Stirne. Die Finger ſind durch eine Haut bis gegen das zweite Glied vereinigt. Die Färbung eines erwachſenen Männchens iſt auf allen obern Theilen des Koͤrpers und der Außenſeite der Gliedmaſſen im Allgemeinen gruͤnlichbraun, indem die einzelnen Haare fahl olivenfarben und ſchwarz ge— ringelt mit hellghrauem Grunde find. Der ganze Unterleib und die Innen— ſeite der Gliedmaſſen iſt graulichweiß; zwiſchen den Augen findet ſich eine viel weißere Stelle als ihre Umgebung, der Schwanz iſt ſchwaͤrzlich und die Hände find ganz ſchwarz. Das Geſicht iſt ſehr hell violett-olivenfarbig, die kurzen Wangenhaare ſind gruͤnlich, die Geſchlechtstheile fleiſchfarben. Die Eckzaͤhne ſehr lang und ſtark. Die Laͤnge von der Schnautze bis zum After 20“, des Schwanzes 19"; die Höhe vorn wie hinten 16. Das erwachſene Weibchen iſt betraͤchtlich kleiner, aber unterſetzter; ſein Kopf iſt kleiner und der Wulſt uͤber den Augenhoͤhlen nicht ſo vor— ſpringend; die Eckzaͤhne klein und uͤberragen nicht die Schneidezaͤhne. Das Geſicht iſt von langen, geraden, grauen Haaren umgeben, was ihm ein ſtrau— Inuus. 137 ſtraubiges, dem Männchen nicht zukommendes Anfehen giebt. Die Haare auf dem Scheitel, welche beim Männchen gleihmäßig angelegt find, rich— ten ſich dagegen beim Weibchen längs der Mitte von der Stirne zum Hin— terhaupte als ein ziemlicher Kamm auf, und dieß iſt die Simia Aygula Linn. Die Geſchlechtstheile erſcheinen zur Brunſtzeit nicht von ſolchen An— ſchwellungen umgeben, wie bei den andern Makako's. Im Uebrigen gleicht das Weibchen dem Maͤnnchen. f Es gelang in der pariſer Menagerie eine fruchtbare Paarung dieſer Thiere zu bewerkſtelligen. Das Neugeborne hatte lauter ſchwarze Haare, welche nach der erſten Haͤrung mit den olivenfarbigen, ausgenommen am Vorderkopf, vertauſcht wurden; alsdann erſchien auch deutlich der Haar— kamm. Im dritten Jahre glich dieſes junge Maͤnnchen hinſichtlich der Verhaͤltniſſe und der Geſtalt ſehr dem Weibchen, aber der untere Theil der Stirne bildete noch keinen Vorſprung uͤber den Augen. Wie bei dem Weib— chen war das Geſicht mit grauen ſtraubigen Haaren umgeben, und am Kopfe war von der ſchwarzen Farbe noch ein deutliches Stirnband uͤbrig. Die Heimath iſt der indiſche Archipel, wo dieſer Affe die ge— meinſte und am weiteſten verbreitete Art iſt, und einige Abaͤnderungen dar— bietet, mit denen uns Schlegel?!) genau bekannt gemacht hat. Die ge— woͤhnliche Abaͤnderung findet ſich auf Java; ſie iſt hier beſtaͤndig von einer gruͤnlichen Färbung, und die Haare des Scheitels find etwas in einen Buͤſchel aufgerichtet. Die Individuen von Timor gleichen vollkommen den javaniſchen mit der Ausnahme, daß ſie dunkler gefaͤrbt und ihre Behaarung reichlicher iſt, was ihnen ein kraͤftigeres Anſehen als den letzteren giebt. Bei den Individuen von Sumatra iſt der Rüden öfters roͤthlich uͤberlau— fen; ihr Geſicht iſt etwas ſchwaͤrzer als gewoͤhnlich, und die Kopfhaare, welche kuͤrzer als bei den javaniſchen find, koͤnnen ſich nicht in einen Buͤſchel aufrichten. Die Raſſe von Borneo haͤlt einigermaſſen das Mittel zwiſchen der von Sumatra und Java, indem die Faͤrbung des Pelzes mit den ñjavaniſchen, der Mangel des Buͤſchels und die Geſichtsfarbe mit den ſuma⸗ traniſchen Exemplaren uͤbereinkommt. Endlich iſt ein Affe von Siam ganz dem javaniſchen Makako analog, nur iſt ſein Schwanz etwas laͤnger als bei dieſem. \ 21) Essai sur la pbysionomie des serpens, Tag. 227. Suppl. 18 138 Makako. Fr. Cuvier unterſcheidet von dem gemeinen Makako einen Macacus carbonarius, der dieſelbe Faͤrbung wie jener, aber ein ſchwarzes Geſicht hat. Dieſe Spezies iſt lediglich von Fr. Cuvier erwaͤhnt, der aber ſelbſt uͤber ſie keine genuͤgende Auskunft geben kann, da er ſie nur zweimal geſehen hat. Auf dem Oberleib ſind die Haare gruͤn und gegen die Spitze fahl und ſchwaͤrzlich geringelt, was dieſer Parthie, ſo wie der Vorder- und Außenſeite der Gliedmaſſen, ein graugruͤnliches Anſehen giebt. Backenbart, die ganze Unterſeite des Leibs und die Innenſeite der Gliedmaſſen iſt grau; eben ſo der Schwanz, der nur gegen ſeine Wurzel hin die Farbe des Ruͤckens hat. Das Geſicht iſt ſchwarz mit einem lichten braunen Anflug; eben ſo iſt es mit den Ohren, Sohlen, Fingern und Schwielen; ein ſchmales ſchwarzes Band zieht ſich uͤber die Augen. Die obern Augenlieder ſind weiß; die Hoden gelblich aſchfarben. Die Heimath iſt Sumatra. Dieſe Art erſcheint mir als ſehr zweifelhaft und koͤnnte wohl nur eine Abaͤnderung des I. cynomolgos ſeyn. g 2. I. aureus Is. Georr. Der rothrückige Makako. C. supra rutilus nigro-punctulatus, infra canus; cauda corporis longitudine, basi nigrescente, apicem versus grisea. Tawny monkey. PENNANT syn. p. 120. tab. 13. fig.2.; quadr. p.211. Simia mulatta. Suaw gen. zoolog. I. 1. p. 58. — Fischer syn. p. 29 Gum Theil). Macacus aureus. Is. Georrr. voy. de Belanger p.57 u. 76. tab.2. Es ſcheint ziemlich fiher zu feyn, daß Pennant's tawny monkey identiſch iſt mit dem M. aureus von Sf. Geoffroy, während Shaw und Fiſcher zu ihrer S. Mulatta noch eine andere Art hinzunehmen. ST. Geoffroy giebt von dieſem rothruͤckigen Makako folgende Beſchreibung: „Dieſer Affe ſteht dem gewoͤhnlichen Makako durch Behaarung, Groͤße und Leibesproportionen ſehr nahe, aber er unterſcheidet ſich auf den erſten An— blick durch ſeine Farbe. Das Rothe erſetzt naͤmlich bei ihm durchgaͤngig das Olivenfarbne, und auf den Seiten bemerkt man nur noch wenig von einem leichten roͤthlichen Anflug. Die Haare des Ruͤckens und des Kopfs ſind an ihrer Wurzel grau, und an der Spitze ſchwarz und gelbroth (roux) geringelt, woraus im Allgemeinen eine gelbrothe und ſchwarz geſprenkelte Färbung entſteht. Die Gliedmaſſen ſind auf ihrer aͤußern Seite graulich; Inuus. 1439 auf ihrer innern, ſo wie auf der untern Seite des Leibes und Schwanzes weiß. Dieſer iſt auf der obern Seite anfangs ſchwarz und roͤthlich ge— ſprenkelt, hernach braͤunlichgrau. Die langen ruͤckwaͤrtsgerichteten Wangen— haare, welche zum Theil die Ohren bedecken, ſind weiß; eben ſo die Au— genbrauen, die auf der Mittellinie durch einige ſchwarze Haare getrennt ſind. Unter dem Kinn findet ſich gewoͤhnlich ein Buͤſchel roͤthlicher, unter— waͤrts gerichteter Haare.“ Die Heimath dieſer Art iſt Oſtindien und die ſundaiſchen Inſeln. Leſchenault hat ſie in Bengalen, Reynaud in Pegu gefunden; ein faſt ganz aͤhnliches Individuum hat Duvaucel von Sumatra, ein anderes Diard von Java eingeſandt. Ob dieſe beiden letzteren, nach den bei voriger Art gegebenen Andeutungen, nicht vielleicht eher zu den Abaͤnderun— gen des I. eynomolgus zu ſtellen und dadurch von dem rothruͤckigen Ma— kako des indiſchen Kontinents zu trennen waͤren, ob dieſer endlich mit vollem Grunde zu einer eigenen Art erhoben worden iſt, muß weiteren Unterfus chungen vorbehalten bleiben. 3. I. sinicus Linn. Der roſtige Hutaffe Tab. XXIII. I. supra fulvus aut fuscus, infra albidus, capillitio radiato. 'Simia sinica. LIN. mant. pl. 2. p. 521. — Schreb. S. 108. tab. XXIII (fig. Buff.) — Fiſcher Anatom. der Makis tab. 17. (Schädel). Cercopithecus sinicus. Kuhl Beitr. S. 13. Macacus sinicus. Deswmar. p. 64. — Is. GRO rr R. voy. de Belanger p. 55. — Geirrıte. I. p. 278 mit Abbildung des Kopfs auf S. 284. — (Bonnet-Chinois) Fr. Cüv. mammif. p. 89. Bonneted monkey. Pennant quadr. I. p. 210. Bei der großen Verwandtſchaft, die zwiſchen dieſer und der folgen— den Art beſteht, iſt es nicht moͤglich die aͤltere Synonymik ſicher feſtzuſtellen, doch gehört Pennant's Affe und die Beſchreibung Schreber's hieher, waͤhrend Buffon's Bonnet-Chinois und die von Schreber hievon ent— lehnte Abbildung eher der folgenden Art zuzuweiſen ſeyn wird. Was dieſe Art in ihrer Geſtalt auszeichnet, iſt die ſchmaͤchtige Form der Schnautze und die von einem gemeinſchaftlichen Mittelpunkte ausgehende, ſtrahlenfoͤrmige Vertheilung der Haare auf dem Scheitel 22); der Schwanz iſt lang. Die Färbung giebt Kuhl auf dem Oberleib und der Außenſeite 18 * 140 Makako. der Gliedmaſſen kaſtanienbraun, Pennant an Kopf und Bruſt blaß gelb— lichbraun an, deſſen untere Theile, ſo wie die Außenſeite der Gliedmaſſen ins Braune fallen. Fr. Cuvier beſchreibt die Faͤrbung an den obern Theilen als glaͤnzend goldig fahl (kauve), indem die Haare an der Wurzel grau und weiterhin ſchwarz und fahlroth geringelt ſind, wobei letzteres vorherrſcht. Der Schwanz faͤllt etwas mehr ins Braune. Der Backenbart, der ganze Unterleib und die Innenſeite der Gliedmaſſen iſt weißlich. Fuͤße und Ohren ſind ſchwaͤrzlich; die Augen braun; das Geſicht fleiſchfarben, die Unterlippe ſchwarz eingefaßt. Die Länge giebt Desmareſt auf 1“ der Schweifruͤbe auf 1' 6“ an. Die Heimath iſt Oſtindien. 4. I. radiatus GERO FR. Der grüne Hutaffe. I. supra fusco-virens, infra albidus, capillitio radiato. Cercocebus radiatus. Georrr. ann. du mus. XIX. p. 98. Cercopithecus radiatus. Kuhl Beitr. S. 13. — Macacus radia- tus. Desmar. p. 64.— Is. Georre. voy. de Belanger. p.54. — (To- que) Fr. Cuv. mammif. p. 86. tab.29. — Cvv. regn. anim. I. p. 95. Bonnet-Chinois. Burr. XIV. p. 224. tab. 30. Da der grüne Hutaffe dieſelbe Form der Schnautze, dieſelbe kahle Stirne und die naͤmliche ſtrahlenartige Verbreitung der Kopfhaare als der roſtige Hutaffe hat, von dieſem lediglich durch die Färbung der Oberſeite der Haardecke ſich unterſcheidet, ſo bleibt es ferneren Unterſuchungen uͤber— laſſen, auszumitteln, ob zwiſchen beiden mitlRecht eine ſpezifiſche Trennung vorgenommen worden iſt. Kuhl beſchreibt den grünen Hutaffen als olivaceo -brunescens, gastraeo albo- einerascenti, extremitatum latere externo cineras- centi, und legt ihm eine anſehnlichere Groͤße als dem vorigen bei. 5 Von einem noch nicht erwachſenen Individuum giebt Fr. Cuvier folgende Beſchreibung: „Sehr auffallend iſt die lange und ſchmaͤchtige Schnautze, die nackte und gefaltete Stirne und die dreitheilige Geſtalt der Eichel am maͤnnlichen Gliede. Die Farbe auf dem Oberleib und der Ober— 22) Fr. Cuvier bemerkt, daß durch das Längerwerden der Haare dieſe Flechten bilden, was früher nicht der Fall iſt. Inuus. 141 ſeite des Schwanzes iſt gruͤnlichgrau, indem die einzelnen Haare in der untern Haͤlfte grau, in der obern ſchwarz und ſchmutzig gelblich geringelt ſind. Der ganze Unterleib, die Innenſeite der Gliedmaſſen und die untere des Schwan— zes iſt weiß. Die Haut der Haͤnde violett, die des Geſichts, Leibes und alle andern nackten Theile fleiſchfarben. — Die Länge dieſes Exemplares betrug vom After bis zum Nacken 13“, des Kopfs von dem Hinterhaupte bis zur Schnautze 5“ und des verſtuͤmmelten Schwanzes 15.“ Die Heimath dieſes gruͤnen Hutaffen iſt die Kuͤſte von Malabar, wo ihn der Marine-Offizier Houſard in Menge getroffen hat. Hodg— fon?) führe ihn in feinem Verzeichniſſe der nepaleſiſchen Thiere auf. Buffon's Bonnet-Chinois iſt wahrſcheinlich eben derſelbe, da er ihn mit dem Malbruk zuſammenſtellt. Schreber hat zwar Buffon's Ab— hildung kopirt, allein die Illumination nach Pennant's Angabe des vorigen vorgenommen. i b) Cauda corpore brevior (Maimon). 5. I. Silenus. Lınn. Der ſchwarze Bartaffe. Tab. XI, XI“. I. niger, barba magna canescente faciem eingente, cauda mediocri, apice floccosa. Simia Silenus. LIxx. XII. p. 36. — Schreb. S. 87. tab. XI. XI. ͤ Macacus Silenus. Desmar. p. 63. — Cuv. regn. anim. I. p. 95. — Is. “ Georrr. voy. de Belanger p. 58. — Gnirpirk. I. p. 284 mit Abbild. des Kopfs. — Zool. garden. p. 21 mit Fig. N Wanderow. Knox Ceylan p. 26 mit Abbild. Ouanderou. Bor. XIV. p. 169. tab. 18; DAURB ENT. p. 174. — Aupee. sing. II. 1. fig. 3. — Fe. Cov. mammif. p. 107. tab. 38. Lion-tailed ape. PENNANT. syn. p. 109. tab. 13 A. fig. 1. — Simia leo- nina. Schreb. tab. XI. B. Eine ſehr ausgezeichnete, auf Tab. XI” gut abgebildete Art, welche ſowohl in dieſer als auch in den Abbildungen von Buffon, Fr. Cuͤvier, Audebert und Bennett mit dem Exemplare unſerer Sammlung uͤberein kommt. Die Schnautze iſt ſehr vorgeſtreckt, weshalb Geoffroy und Kuhl den Bartaffen zu den Pavianen gezaͤhlt haben; da indeß die Naſen— loͤcher weit hinter dem Schnautzenende liegen, auch feine Geftalt ſehr von der der aͤchten Paviane abweicht, ſo iſt er ein wirklicher Makako. Der 23) Proceed. of the zool. soc. 1834, p. 96. 142 Makako. Schwanz iſt ohngefaͤhr halb fo lang als der übrige Körper und am Ende flockig. Beſonders ausgezeichnet iſt dieſe Art durch den großen Kranz von Haaren, welcher das ganze Geſicht, mit Ausnahme einer Luͤcke auf der Stirne, ſtrahlenfoͤrmig umfaßt, und der demnach eher ein Bart als eine Maͤhne genannt werden kann. Die Behaarung iſt auf dem ganzen Oberleib ſpaͤrlicher; Geſicht und Ohren ſind faſt ganz nackt. — Die Faͤrbung iſt auf der ganzen Oberſeite des Körpers von der Stirne bis zur Schwanz— ſpitze, auf den Seiten und Gliedmaſſen ein einfoͤrmiges glänzendes Kohl— ſchwarz; der Unterleib und der Anfangstheil von der Innenſeite der Glied— maſſen iſt licht braͤunlichgrau. Der große Haarkranz um das Geſicht iſt ebenfalls braͤunlichgrau, das oben am dunkelſten, unterm Kinne am lichteſten iſt. Das Geſicht und die Hände find ſchwarz; die Schwielen roͤthlich. — Die Länge unſeres Exemplars vom Scheitel bis zum After beträgt 1' 5"; des vollſtaͤndigen Schwanzes mit Inbegriff des Pinfels 103“. Ganz aus— gewachſen iſt die Länge . — Als Heimath kennt man mit Sicherheit nur Ceylon. 6. I. erythraeus Scunkn. Der ſchlappige Makako. Tab. VIII. 1. olivaceo-aut fusco-canus, infra albidus, manibus carneis, cauda femora subaequante. Simia erythraea. Schreb. tab. 8 (fig. Buff.). Simia Rhesus. Aupee. singes II. 1. p. 5. fig. 1. — G. Cuv. ménag. du mus. (mit Abbild.). Inuus Rhesus. Georrr. ann. du mus. XIX. p. 101.— Kuhl Beitr. S. 17. Macacus Rhesus. Desmar. p. 66. — Cv. regn. anim. I. p. 96. Macacus erythraeus (Rhesus). Fr. Cuv. mammif. p. 91. tab. 31, 32, 35, 36, 37. — Is. Georrr. voy. de Belanger. p. 59. Macaque a queue courte. Burr, suppl. VII. p. 56. tab. 13. Patas à queue courte. Burr. suppl. VII. p. 58. tab. 14. Es folgen nun die Makako's mit noch kuͤrzerem Schwanze. Die Geſtalt von I. erythraeus iſt kraͤftig und wird namentlich bei Maͤnnchen im Alter ſehr robuſt, deren Eckzaͤhne alsdann auch betraͤchtlich ſich ent— wickeln. Der Oberleib iſt reichlich, der Unterleib ſehr ſparſam behaart; der Schwanz iſt ohngefaͤhr ſo lang als der Oberſchenkel und wird vom Weibchen haͤngend, vom Maͤnnchen aber gewoͤhnlich bogenfoͤrmig ab- und einwärts gekruͤmmt getragen. Merkwuͤrdig iſt die außerordentliche Schlaff— Inuus. 143 heit der Haut, fo daß ſchon an jungen Thieren die großen Hautfalten am Halſe zum Vorſchein kommen, welche ſonſt ein Zeichen des Alters ſind; auch die Bruͤſte und der Unterleib werden bald ſchlapp. Bei Ruhe und guter Nahrung erreichen alsdann die aͤlteren Weibchen eine hoͤchſt unfoͤrmliche Geſtalt, indem das Geſicht und der Bauch dick aufgetrieben und die Bruͤſte ſtark angeſchwollen und herabhaͤngend ſind. Fr. Cuvier erwaͤhnt zuerſt dieſes, und ich habe ſeitdem dahier zweimal Gelegenheit gehabt, in wan— dernden Menagerien ſolche aufgeſchwollene Weibchen zu ſehen, die man auf den erſten Anblick fuͤr traͤchtig halten ſollte. Die Faͤrbung des Oberleibs iſt gruͤnlich- oder fahlgrau, indem die Haare grau, und an der Spitze fahl und ſchwaͤrzlich geringelt ſind; das Fahle gewinnt an Intenſitaͤt auf der Kruppe und den Schenkeln, ſo daß dieſe Theile einen goldgelben Anflug bekommen, waͤhrend es ſich auf den Ober— und Vorderarmen verliert und dadurch die graue Farbe die vorherrſchende wird. Kehle, ganzer Unterleib und die innere Seite der Gliedmaſſen ſind weiß; der Schwanz oben gruͤnlich, unten graulich. Geſicht, Ohren und die nackte Haut der Haͤnde haben eine ſehr lichte Kupferfarbe, und die Schwielen ſind lebhaft roth. Bei den Weibchen erſtreckt ſich dieſe Farbe auch auf den Beinen herab und umfaßt die Schwanzwurzel; ſie wird zur Zeit der Brunſt am lebhafteſten, wobei alsdann die rothen Parthien angeſpannt ſind und die Bruſtwarzen ſich roſenroth färben; nach der Brunſt legt ſich die Haut hinter den Schenkeln und an der Schwanzwurzel in Falten. Das Maͤnn— chen hat dieſe rothe Faͤrbung auf der Hinterſeite der Schenkel nicht; ſeine Hoden ſind lohfarben und die Eichel iſt einfach. Die Laͤnge eines erwachſenen Weibchens giebt Fr. Cuvier vom After bis zum Hinterhaupt auf 112“ an, von da bis zur Schnautze 31; die Höhe 11“ und die Länge des Schwanzes 53". Die Maͤnnchen werden anſehnlich groͤßer. Die Heimath iſt Oſtindien, wo dieſe Affen häufig in den Wal- dungen am Ganges vorkommen und oft zu uns gebracht werden. In der pariſer Menagerie haben ſie ſich einmal fortgepflanzt. 7. I. nemestrinus Lınn. Der Schweinsaffe. Tab. IX. IX. I. olivaceo - fuscus, subtus flavescente-griseus, capite, dorso medio caudaque supra nigris, cauda tenui femoribus breviori. 144 Makako. Simia nemestrina. LIxx. XII. p. 35. — Schreb. S. 79. tab. 9. Simia platypygos. Schreb. tab. 5. B. Inuus nemestrinus. Georre. ann. du mus. XIX. p. 101. — Kuhl Beitr. S. 17. Macacus nemestrinus. Dsuan, p. 66.— (Singe à queue de co- chon) Fr. Cuv. mammif. p. 95. tab. 33, 34. — Is. Georrr. voy. de Belanger p.60. — Geirrırn. V. 442. Maimon. Burr. XIV. p. 176. tab. 19; Davsent. p. 179. — Cuv. regn. anim. p. 96. — AUDER. sing. II. sect. 1. fig. 2. Simia carpolegos. Ruarrr. transact. of the Linn. soc, XIII. p. 243. Pig-tailed monkey. Epwanps glean. I. p. 8. tab. 24. In ſeiner Geſtalt dem vorigen aͤhnlich, eben ſo robuſt, die Schnautze eben ſo vorſpringend, aber er wird noch groͤßer, die Gliedmaſſen ſind noch laͤnger, und er unterſcheidet ſich von jenem ſchon gleich durch eine andere Form des Schwanzes. Dieſer iſt naͤmlich kuͤrzer als der Oberſchenkel, ſehr duͤnne, gleichwohl dicht behaart; wenn er faſt nackt gefunden wird, ſo mag dieß wohl Folge der Abreibung im Kaͤfig ſeynz er kruͤmmt ſich zuerſt in die Hoͤhe und dann wieder hakenfoͤrmig herab, woher auch der Name Schweinsaffe kommt. Die Haare auf der Außenſeite des Koͤrpers ſind lang und reichlich, auf der untern viel ſpaͤrlicher; auf dem Scheitel gehen ſie ſtrahleufoͤrmig von einem Wirbel auseinander; an den Wangen ſind ſie nicht beſonders reichlich und unterm Kinn am ſpaͤrlichſten und kuͤrzeſten. Die obern Eckzaͤhne zeichnen ſich durch ihre platte Geſtalt aus, indem ſie von außen nach innen ſo ſtark zuſammengedruͤckt ſind, daß ſie nur eine ſchmale Vorderflaͤche haben, von der aus ſich der Zahn nach hinten wie eine Meſſerklinge zuſchaͤrft. Bei einer Laͤnge von 1“ hat ein ſolcher Zahn gleichwohl vorn nicht mehr Dicke als 3““/, dabei aber 5“ Breite. Die vordere Flaͤche hat eine tiefe Hohlkehle, die aͤußere iſt nach vorn etwas gewoͤlbt, die innere ſeicht ausgehoͤhlt. Die Eichel der Maͤnnchen iſt drei— lappig wie beim Hutaffen, was aber nicht bei I. erythraeus ſtattfindet. Bei den Weibchen ſchwillt zur Zeit der Brunſt die Gegend um die Schei— denoͤffnung, welche gewoͤhnlich nackt und gerunzelt iſt, durch den Andrang des Blutes an 22), bis es zum Abfluß kommt, worauf allmaͤhlich dieſe Stelle 24) Der blos aus einer Zeichnung bekannte und von Sf. Geoffroy Macacus libidino- Inuus. 145 Stelle ihren fruͤhern ſchlaffen Zuſtand wieder annimmt. — Die Farbe iſt bei beiden Geſchlechtern auf allen obern und aͤußern Theilen des Koͤrpers ein mehr oder minder dunkles Olivenbraun, das von abwechſelnden oliven— gelben oder olivenfahlen und ſchwarzen Ringen gebildet wird; längs der Mittellinie des Koͤrpers iſt dieſe Faͤrbung am dunkelſten, ſo daß ſie auf dem Scheitel, dem Unterruͤcken und der Oberſeite des Schwanzes ins Braun— ſchwarze uͤbergeht; auf den Oberarmen und Haͤnden geht das Olivengelbe meiſt ins roͤthlich Fahlgelbe uͤber, das jedoch nach den Individuen aͤndert. Die Unterſeite des Leibs und die Innenſeite der Gliedmaſſen iſt licht gelb— lich- oder braͤunlichweiß; die Unterſeite des Schwanzes hell roſtbraͤunlich. Die Haare um die Wangen und um das Kinn ſind hell graulichweiß. Die nackte Haut des Geſichts, der Ohren, Haͤnde und Schwielen iſt truͤb fleiſchfarben; die Augen braun, die obern Augenlider ſehr hell fleiſchfarben, was bei noch aͤltern Individuen weiß wird. Die Laͤnge der beiden Exemplare in der hieſigen Sammlung vom After bis zum Scheitel betraͤgt 109“, des Schwanzes 6“; in aufrechter Stellung 2“ 8 /. 3 Der innere Bau ift von Daubenton beſchrieben. Zu bemerken ift hievon, daß die Eichel, wie beim Hutaffen, mit drei Hoͤckern geendigt iſt, zwiſchen denen die Muͤndung der Harnroͤhre ſich findet. Auch zeichnet die— ſer Affe ſich dadurch aus, daß die Ruthe nur zur Zeit der Erektion ſicht— lich wird; er hat keine Hodenſaͤcke und die Hoden liegen unter der Haut. Raffles fuͤgt die Bemerkung bei, daß unter dem Zungenbein ein Sack ſich findet, der mit dem Kehlkopf communicirt. Die Heimath iſt Sumatra, wo ihn die Malaien Bruh nennen; nach Schlegel?) kommt er auch auf Borneo vor. Unter allen Arten dieſer Gattung iſt er noch am erſten zu dreſſiren, ſo daß ihn deshalb die Malaien benutzen, um von ihm die Kokosnuͤſſe abpfluͤcken zu laſſen. In der pariſer Menagerie gelang es beide Geſchlechter zur Paarung zu verz anlaffen, und nach Ablauf von 7 Monaten und 20 Tagen brachte das Weibchen ein todtes Junges zur Welt. sus benannte Affe, der im Schreber' ſchen Werke auf Tab. X B. dargeſtellt iſt, ſcheint nichts anderes als ein weiblicher Schweinsaffe zur Zeit der Brunſt. 25) Essai. p. 21. Suppl. 19 146 Makako. 8. I. arctoides Is. Gerorrr. Der Bären⸗-Makako. C. fuscus rufo-punctulatus, cauda brevissima. Macacus arctoides. Is. GEorrr. voy. de Belanger p. 61 u. 77; Gur- rın mag. de zoolog. 3. année. cl. I. tab. II. Unter dem Namen N. arctoides beſchreibt Sf. Geoffroy eine neue Art, nach einem ausgewachſenen maͤnnlichen Exemplare, das Diard aus Cochinchina ans pariſer Muſeum einſandte. Der Pelz deſſelben beſteht aus langen groben Haaren, welche vielmals rothgelb (roux) und ſchwarz ge— ringelt ſind, woraus im Allgemeinen eine roͤthlichbraune, ſchwarz geſpren— kelte Faͤrbung entſteht. Geoffroy vermuthet, daß das Geſicht fleiſchfar— ben, die Naſe aber ſchwarz geweſen ſeyn moͤchte, was jedoch an einem ge— trockneten Felle niemals mit Sicherheit beſtimmt werden kann. Die Groͤße iſt betraͤchtlich, indem die Laͤnge von der Schnautze bis zum After 2“ 8“ betraͤgt; der Schwanz jedoch iſt nur 1“ lang. — Nach der Abbildung zu ſchließen, kommt er im aͤußern Anſehen dem Schweinsaffen nahe, von wel— chem ihn jedoch ſchon gleich der viel kuͤrzere Schwanz unterſcheidet !). 9. I. speciosus Fr. Cuy. Der rothgeſichtige Makako. I. vinaceo-griseus, subtus albidus, facie laete rubra, cauda brevissima. Macacus speciosus. Fr. Cuv. mammif. p. 112. tab. 40. Auch dieſe Art iſt lediglich aus der Zeichnung bekannt, welche Fr. Cuvier von Duvaucel und Diard erhalten und im angefuͤhrten Werke mitgetheilt hat. Gleich der vorigen iſt auch bei dieſer der Schwanz nur rudimentaͤr, aber die Faͤrbung des Pelzes und Geſichtes iſt ſehr verſchie— den. Jener iſt naͤmlich auf der obern Seite weingrau (gris vineux); auf dem Unterleib und der Innenſeite der Gliedmaſſen graulich weiß. Das Geſicht iſt ſchoͤn roth und von einem Kreis ſchwarzer Haare umgeben; die Naͤgel ſchwarz. Fr. Cuvier giebt Oſtindien als Heimath an, was jedoch unrichtig iſt, da wir von Temminck (Fauna Japonica) wiſſen, daß die⸗ ſer Affe nur auf Japan gefunden wird, und dort die einzige Art von Vierhaͤndern ausmacht. 1) Der M. Maurus von Fr. Cuvier (Mammif. p. 109. tab. 39), den man nur aus einer von Duvaucel eingeſchickten Zeichnung kennt, nach welcher dieſer Affe einförmig dunkel— braun, an Geſicht, Ohren und Händen ſchwarz iſt, kann, wenn anders die Zeichnung nicht ganz verfehlt iſt, uicht wohl hieher gehören, und iſt überhaupt nicht mit Sicherheit zu beſtimmen. Inuus. 147 10. I. niger Desmar. Der Mohren⸗Makako. I. niger, cauda brevissima, coma capitis compressa, elevata. Cynocephalus niger. Desnar. p.534. — Cuv. regn. anim. p. 98. — Gray spicileg. zoolog. tab. 1. fig 2. — Quoy et GaınarD voy. de PAstrolabe, zoolog. p. 67. tab. 6, 7. — Is. Gxorrk. voy. de Belan- ger. p. 66. Macacus niger. Zoolog. gard. p. 189 mit Fig. Desmaveſt hat zuerſt dieſe Art nach einem ſchlechten ausgeſtopften Exemplare des pariſer Muſeums beſtimmt, Gray ſie hierauf nach einem im Tower lebenden Individuum beſchrieben, aber eine wenig gelungene Ab— bildung von ihr geliefert. Genauer haben wir ſie kennen gelernt und gute Abbildungen erhalten durch die faſt zu gleicher Zeit erſchienene Darſtellung von Bennett und von Quoy und Gaimard; namentlich ſind die Fi— guren der letztgenannten Schriftſteller ſowohl vom Thiere als dem Schaͤdel meiſterhaft gearbeitet. Mit Unrecht haben die meiſten Zoologen dieſe Art zu den Pavianen gerechnet, denn fie hat weder deren vorſpringende ruͤſſel— foͤrmige Schnautze, noch auch reichen die Naſenloͤcher bis zu dem Lippen— rande vor; eben ſo ſpricht der Habitus und das Vaterland dagegen: ſie iſt ein aͤchter Makako. Hinſichtlich der Geſtalt des Mohren-Makako's ift zu bemerken, daß die Schnautze vorſpringend iſt, ohne jedoch an Länge: den Pavianen oder ſelbſt nur dem ſchwarzen Bartaffen gleich zu kommen, auch iſt ſie nicht horizontal, ſondern faͤllt von der Stirne aus ſteil ab; die Naſe endigt 4 Linien vor der Oberlippe. Die Ohren menſchenaͤhnlich, flacher, die Klappen vorſpringender und das Laͤppchen minder markirt; die Backentaſchen geraͤumig. Das Geſicht iſt, einzelne Haare auf den Lippen abgerechnet, nackt und glatt. Die Gliedmaſſen ſind wohlgeformt; der Schwanz nur ein ganz kurzer, nicht einmal einen Zoll langer Stummel. Der Koͤrper iſt mit langen wolligen Haaren beſetzt, die an den Glied— maſſen kuͤrzer ſind; der Kopf traͤgt oben einen Schopf langer, ruͤckwaͤrts gekruͤmmter Haare. Die Wangen find mit kuͤrzern dichtern Haaren ver- ſehen, die eine Art Backenbart bilden. Der ganze Pelz iſt ſchwarz, Geſicht und Ohren ebenfalls; die großen Geſaͤßſchwielen nennt Quoy uͤberhaupt roth, Bennett (nach dem lebenden Exemplare in Exeter Change) fleiſchroth. Die Länge giebt Gray zu 2“, des Schwanzes auf 1“ an. Von 19 * 148 ö Makako. einem juͤngern Thiere, das erſt mit 28 Backenzaͤhnen verſehen war, bemerken wir folgende Maaße nach Quoy's und Gaimard's Angaben: Länge von der Hinterhauptsleiſte bis zu den Schwielen. . . 12“ 9% — = bis zur Dberlippe 2... 0 — Von der Oberlippe bis zur Stirne 3 Breite des Geſichts, an den Augen 3 / ea a une des Dberatmore, online ie ee ee — I DESESBOLDERALMORL ar — der Handwurzel und Mittelband - 2 2 2 2 2 0. + no» M m e — S e . a 0 10008. he ee ln 0 Pe, Der a 70 ee ee e 0 dee en , rn 1 Bei der hh!!! 6 Quoy und Gaimard haben dieſen Affen auf den Molucken (Matchian) und auf Celebes gefunden, ohne jedoch ganz alte Thiere zu bekommen; zwei lebende Individuen waren in London zu ſehen und ſind von Gray und Bennert beſchrieben. Dieſe Art iſt durch Faͤrbung, wie durch die Kuͤrze des Schwanzes und den Schopf auf dem Kopfe, nicht zu verkennen ). 2) Quoy und Gaimard find der Meinung, daß Fr. Cuvier's Macacus maurus, der, wie erwähnt, blos nach einer Zeichnung bekannt iſt, hieher gehören möchte, was nicht wohl der Fall ſeyn kann, da er keinen Schopf und einen etwas längern Schwanzſtummel hat. Eher könnte dieſer M. maurus eine ſelbſtſtändige Art ſeyn, zu der ein unter dieſem Namen im frank— furter Muſeum aufgeſtelltes Exemplar mit kurzem Schwanzſtummel gehören würde. Dieſes hat allerdings viele Aehnlichkeit mit dem I. niger, aber es fehlt ihm der Schopf, der namentlich an den, im londoner Thiergarten gehaltenen Individuen einen großen, von der Stirn ausgehenden, gebognen Kamm darſtellt. Der Kopf iſt bei ihm lichtbraun, was am Rücken und der Außenſeite der Gliedmaſſen ins glänzend Schwarzbraune übergeht. Das Geſichtsprofil iſt ſteil abfallend; die ganze Länge ohngefähr 12“. Der knöcherne Schädel zeigt viele Uebereinſtimmung mit dem von I. niger; die Geſichtslini fällt ziemlich ſteil ab; die Hinterhauptsfläche iſt ſtark geneigt, die Or— bitalwülſte ſind ſtark, die Scheitel- und Hinterhauptsleiſten ſehr markirt. Cynocephalus. 149 c) Cauda nulla (Inuus). 11. I. ecaudatus Georrr. Der Hundsaffe. Tab. IV, IV B. V*. I. einereo - flavescens, facie carnea, appendice cutanea caudae loco. 5 Simia Inuus. LIN. XII. p. 35. — Schreb. S. 71. tab. 5. — Fiſcher naturh. Fragment. S. 99. tab. 2. fig. 4. (Schäde.) — Macacus Inuus. DESsuaR. p. 67. — Is. GEoFFr. voy. de Belang. p. 62. Simia sylvanus. Linn. XII. p. 34. — Schreb. S. 68. tab. 4. — Ma- cacus sylvanus. Zool. garden. p. 191. Simia Pithecus. Schreb. tab. 4. B. (fig. Buff.) Inuus ecaudatus. GEoFFR. ann. du mus. XIX. p. 100. — Kuhl Beitr. S. 16. Magot. Burr. XIV. p. 109. tab. 8, 9. — Aupee. sing. I. 3. p. 5. fig. 1.— Cuv. regn. anim. p. 96. — Fr. Cuv. mammif. p. 114, tab. 41. Pithè que. Burr. XIV. p. 84; suppl. VII. p. 30. tab. 2 — 5. Der Hundsaffe iſt der gemeinſte unter allen Affen, der daher am haͤufigſten zu uns gebraucht wird. Schreber hat ihn umſtaͤndlich be— ſchrieben, jedoch unter drei verſchiedenen Namen, wovon S. Inuus den aͤltern, S. sylvanus und Pithecus den juͤngern Zuſtand bezeichnet. Sonſt iſt der Schreber'ſchen Beſchreibung nichts beizufügen, nur iſt zu bemer— ken, daß dieſer Affe lediglich auf das noͤrdliche Afrika beſchraͤnkt iſt und außerdem blos noch auf den Felſen von Gibraltar ſich aufhaͤlt. Auch habe ich den mangelhaften Abbildungen eine nach dem Leben gefertigte unter Tab. V* beigegeben). VI. CYNOCEPHALVS. Pavian. Rostrum valde elongatum, crassum, truncatum; nares ad rostri apicem productae, corpus robustissimum, cauda longiuscula aut brevissima, nates callosae, dentium molarium inferiorum postremus quinquetuberculatus, sacculi buccales. Naͤchſt den Orangaffen find die Paviane die groͤßten Thiere aus der ganzen Ordnung und von einer enormen Muskelkraft. Ihre Gliedmaſſen ſind kurz, aber robuſt, der Leib gedrungen und kraͤftig, der Kopf noch 3) Bei deu Griechen hieß dieſer Affe Eg, und er iſt derſelbe, von dem Galen die Anatomie geliefert hat, nicht aber vom Oraug-Utang, wie es Camper meinte (Cuv. régu. anim. I. p. 96.). 150 Pavian. groͤßer als bei den Makako's, hiedurch im auffallenden Kontraſt mit den Gibbon's, Schlankaffen und Meerkatzen. An die Makako's ſchließen fie ſich am naͤchſten an, von denen ſie nur durch gradweiſe verſtaͤrkte Entwicklung im koͤrperlichen Bau verſchieden ſind. Es ſind naͤmlich 1) die Paviane von einer durchgaͤngig robuſteren Geſtalt als die Makako's. 2) E& überwiegt bei ihnen der Schnautzentheil uͤber den Hirnkaſten, oder iſt wenigſtens die— ſem an Laͤnge gleich, was bei den Makako's das Gegentheil iſt. 3) Die Naſe iſt ſo weit vorgeſtreckt, daß die Naſenſcheidewand und die Naſenloͤcher vorn an der Spitze der Schnautze liegen, wovon nur die Hohlnaſe eine Ausnahme macht; zu bemerken iſt hiebei, daß dieſer Vorſprung blos von den weichen Theilen der Naſe, nicht von den Naſenbeinen gebildet wird, die weit hinter der Schnautzenſpitze ſchon aufhören. 4) Die vorgeſtreckte und hiedurch hunds- oder ſchweinsartige Schnautze iſt vorn ziemlich gerade ab— geſtutzt, waͤhrend ſie bei den Makako's mehr zugerundet iſt. 5) Der Schwanz iſt dick, bei allen Arten hoch angeſetzt, kruͤmmt ſich auf- und bei den langſchwaͤnzigen dann gleich abwaͤrts und endigt bei dieſen in eine Auafte. 6) Der nackte Theil des Geſaͤßes iſt gewoͤhnlich ungleich größer als bei den Makako's, mit denen ſie uͤbrigens den Zahnbau und die Backen— taſchen, meiſt auch den Kehlſack gemein haben. Die Hohlnaſe ausgenommen, welche durch die Aushoͤhlung des Schnautzentheils fuͤr ſich ſteht, kann man die uͤbrigen Paviane nach der Schaͤdelform in 2 Gruppen theilen. Zur erſten gehoͤren der C. Hamadryas, Babuin und Sphinx, bei welchen der Schaͤdel wie bei den Makako's gebaut iſt, nur mit dem Unterſchiede, daß der Schnautzentheil ums Doppelte länger iſt. Zur zweiten Gruppe gehören der C. ursinus, Mormon und (ſeiner aͤußern Aehnlichkeit mit letzterem nach zu ſchließen) wohl auch der C. leucophaeus, bei welchen der Schnautzentheil noch mehr vorſpringt, den Hirnkaſten ganz zuruͤckdraͤngt, und erſterer ſelbſt gewundner und ge— druͤckter iſt. Die groͤßte Mißform zeigt der C. ursinus, indem bei ihm der Wulſt uͤber den Augenhoͤhlen den hoͤchſten Theil des Schaͤdels bildet, von wo aus der Geſichtstheil und der Hirnkaſten zu beiden Seiten abfaͤllt; dieſer letztere iſt an und fuͤr ſich ſchon klein, wird aber durch die aͤußerſt ſchiefe Hinterhauptsflaͤche noch mehr beſchraͤnkt, ſo daß fuͤr die Groͤße des Schaͤdels nur ein geringer Raum zur Aufnahme des Gehirns uͤbrig bleibt. Cynocephalus. 8 151 Der Geſichtswinkel iſt bei dieſer Gattung am kleinſten und ſinkt bis zu 300 herab. Die Eckzaͤhne ſind bei allen Pavianen zu gewaltigen Fangzaͤhnen geworden; die Leiſten ſtark ausgepraͤgt. Um zu zeigen, wie von dem Gibbon, wo die Schnautze nur wenig vorſpringt, allmaͤhlig dieſe ſich immer mehr entwickelt, bis ſie in den Pavianen auf ihr Maximum kommt, moͤgen nach— folgende Beiſpiele dienen; die Schnautzenlaͤnge iſt genommen vom Border: rande des Zwiſchenkiefers bis zur Mitte der obern Augenhoͤhlenraͤnder, und die Laͤnge der Hirnſchale von da bis zur Mitte der Hinterhauptsleiſte. Schnautze Hirnſchaale Hylobates Laar Fi s. 0%. Semnopitheeus Maurus 1 6 2 8 Cercopithecus Cephuns 1 8 2 10 Inuus ecaudatuiuius 2 2 3 6 — cynomol gos 2 5 3 5 Cynocephalus Bab uin 3 9 3 9 — ursinuns 5 8 4 6 Dieſer Gattung gehoͤren die boshafteſten und unbaͤndigſten Affen an, voll Tuͤcke und ſcheußlicher Geilheit. Ihre Heimath beſchraͤnkt ſich auf Afrika, und nur eine Art geht auch in das benachbarte Arabien hinuͤber. Sie leben in Geſellſchaften und naͤhren ſich, gleich den andern Affen, aus dem Pflanzenreiche. Wir kennen 7 Arten. a) Cauda longiuscula (Papio). 1. C. Gelada Ruger. Die Hohlnafe. C. fuscescens, genis comosis, thorace longe jubato, cauda longiuscula, naso con- cayo, facie natibusque nigricantibus. Macacus Gelada. Ruͤppell, abyſſ. Wirbelth. S. 5. tab. 2. Eine neue Entdeckung von Ruͤppell, mit dem wir jedoch nicht uͤbereinſtimmen koͤnnen, daß er dieſen Affen zu den Makaken bringt. Dieſen nähert er ſich naͤmlich blos dadurch an, daß wegen der aufgetriebenen Ober— lippe die Nafenlöcher nicht dicht am aͤußerſten Rande der Schnautze liegen; ſonſt iſt er in allen andern Merkmalen ein wahrer Pavian. Wie bei dieſen uͤberwiegt der Schnautzentheil uͤber den Hirnkaſten; Geſtalt und Groͤße iſt paviansaͤhnlich; eben fo der hochangeſetzte, abwärts gekruͤmmte und in eine Quaſte endigende Schwanz. Mit den naͤchſtfolgenden Arten hat er uͤberdieß 152 Pavian. in der Behaarung viele Aehnlichkeit, und mit allen Pavianen daſſelbe Va— terland gemein, während kein geſchwaͤnzter Makako in Afrika vorkommt. Ruͤppell beſchreibt zuerſt das alte Maͤnnchen. Die Augen— woͤlbung iſt ſtark hervorſpringend, der Naſenruͤcken ausgeſchweift, was dieſe Art von allen andern unterſcheidet; die Naſenloͤcher ſchraͤg nach oben ge— richtet, der Mund dick aufgeworfen, das Geſicht unbehaart, mit 3 Haut— furchen laͤngs beider Seiten der Naſe. Auf dem Vorderhals und uͤber der Bruſt 2 große dreieckige, nackte Hautſtellen, die mit ihren Spitzen gegen einander gekehrt ſind. Wangen, Stirn, Hinterkopf, Nacken, ganzer Ruͤcken und Hinterbeine mit ſehr langen weichen Haaxen, wovon die des Ruͤckens an 10“ meſſen und eine Art Mantel bilden; diejenigen, welche als ein Schopf auf dem Nacken herabhaͤngen, ſind etwas gelockt. Der Schwanz iſt lang, wohlbehaart und endigt mit einer dichten Quaſte; er wird an ſeiner Spitze etwas aufwaͤrts gekruͤmmt, dann gerade herabhaͤngend ge— tragen. — Die Haare des Kopfs, der Hinterbeine und des Schwanzes ſind eichelfarbig, der Scheitel und ganze Ruͤcken ſchwarzbraun; die Seiten und die obere Haͤlfte der vordern Gliedmaſſen braun. Kehle, Hals, Bruſt, Bauchmitte, untere Haͤlfte der vordern Extremitaͤten und Ruͤckenſeite der vier Haͤnde braunſchwarz. Geſicht und Geſaͤßſchwielen grauſchwarz; die beiden nackten Hautſtellen auf Bruſt und Vorderhals fleifchfarben, Das junge Maͤnnchen hat die Haare des Nackens und Ruͤckens viel kuͤrzer und ſtaͤrker gelockt und das Kolorit iſt viel heller. Das ausgewachſene Weibchen iſt ganz ſo gefaͤrbt, wie das junge Maͤnnchen, iſt aber etwas kleiner, auch ſind die Haare des Kopfs kuͤrzer und nicht gelockt. An dem einzigen Exemplare, das Ruͤppell von dieſem Geſchlechte erhielt, bemerkte er vom Halſe bis zum Bauch mehrere regelmäßige Reihen von 3“ langen Warzen; eben ſo um die nackte Haut— ſtelle an den Afterſchwielen einen andern Raum ſolcher, aber “ langer Warzen. Einen nach außen muͤndenden Kanal an denſelben konnte er nicht wahrnehmen. Die Länge eines ganz ausgewachſenen Maͤnnchens beſtimmt Ruͤp— pell folgendermaßen: f Länge von der Schna utze bis zur Schwanzwurzel . .. 3“ 2“ 6 — des Schwanzes ohne die Quaſte . 1 10 0 Laͤnge Cynocephalus. 153 e , a en enz 8 Laͤnge, groͤßte, des Schaͤdels %% READER SAD RSS GWhe ee ))CCCöͥã . ie We ee al von der Mitte des Mundes bis zum Suborbitalrand 0 3 11 Der Schaͤdel iſt kuͤrzer als beim grauen Pavian von gleicher Koͤr— pergroͤße; dagegen faͤllt der vertikale Durchmeſſer auf. Das Geſichtsprofil von dem obern Augenhoͤhlenrande an iſt ſtark ausgehoͤhlt, dabei ift der Schnau— tzentheil ſeitlich bis zum Zwiſchenkiefer ſehr zuſammengedruͤckt, mit welchem er breiter wird. Die Scheitelbeine ſind betraͤchtlich gewoͤlbt und erhaben; die bogenfoͤrmigen Linien vereinigen ſich auf der Mitte der Schaͤdeldecke zu einer gemeinſchaftlichen Leiſte, welche ſich bis zum Hinterhaupt erſtreckt. Die Naſenbeine habe ich verſchmolzen gefunden. ö Die Heimath iſt Abyſſinien, wo dieſe Art Gelada genannt wird, und die gebirgigen Diſtrikte von Haremat, Simen und bei Axum bewohnt, welche Gegenden ſaͤmmtlich 7 — 8000' über der Meeresflaͤche liegen. Die Gelada kommt daſelbſt in zahlreichen Familien vor, die ſich immer auf der Erde aufhalten und nicht ſelten großen Schaden in den angebauten Feldern anrichten; Nachts ziehen ſie ſich in die Felſenkluͤfte zuruͤck. Werden ſie angegriffen, ſo laſſen ſie eine Art rauhes Bellen hoͤren, vertheidigen ſich aber nicht gegen Menſchen, wie dieß die folgende Art zu thun pflegt. oSoom © 1 0 O 9 8 N 2. C. Hamadryas Linn. Der graue Pavian. Tab. X, X*. C. griseus, genis comosis, thorace longe jubato, facie carnea, cauda longiuscula apice floccosa; feminae catulique olivaceo - brunnea, neque comosa neque jubata. ½ Mas adultus. Tartarin. Beron. oiseaux p. 101. — Fr. Cuv. mammif. fol. 5. livrais. Simia Hamadryas. Linn. XII. p.368. — Schreb. ©. 82. tab. 10. (fig. Edw.); tab. 10* (ſehr gut). — Papio Hamadryas. Kuhl Beitr. ©. 20. Cynocephalus Hamadryas. Desmar. mammif. p. 69. — Cuv. regn, anim. pag.97. — Ruͤppell Sal Wirbelth. I. S. 7. — ERRENB. symb. Phys. II. tab. 11. Lowando et Singe de Noe 0h Burr. XIV. p. 102; 281. tab. 24; suppl. VII. p. 50. tab. 10. 5 25 N Suppl. 5 20 154 Pavian. Dog-faced ape. PxxxAxr. syn. p. 107. tab. 14. — Snaw I. I. p. 28. 6) Femina adulta. Simia aegyptiaca. Haſſelquiſt, Palaͤſt. S. 269. y) Catulus. Cynoceph. Wagleri. Agaſſiz, Iſis 1828. S. 861. tab. 11. Das erwachſene Maͤnnchen von dieſer Art iſt ſeiner ausgezeichneten Faͤrbung und Behaarung wegen ſchon lange genau gekannt. Im alten Teſtamente iſt ſeiner als Koph gedacht, bei den alten Egyptern heißt es Thoth und Och; bei Herodot und allen griechiſchen Schriftſtellern, die vom egyptiſchen, arabiſchen oder aͤthiopiſchen Hundskopf handeln, wird es Kovoxzsgarog und von Plinius in demſelben Sinne Cynocephalus ge⸗ nannt. Mit dem Weibchen iſt man erſt durch Ehrenberg, wiewohl er mit Unrecht den Babuin dazu rechnet, bekannt geworden; das Junge wurde von Agaſſiz als eigne Art, nach einem Exemplare unſerer Sammlung, ſchon fruͤher beſchrieben. Das alte Maͤnnchen iſt ein ſehr ausgezeichnetes Thier, das in aufrechter Stellung an 4“ hat?). Die Schnautze iſt ſehr vorgeſtreckt und ſtark, dabei faſt ganz nackt. Die Naſenlöcher liegen am Ende derſelben oder ragen noch etwas daruͤber hinaus; oben hat die Naſe eine Laͤngsfurche in der Mitte. Der Schwanz iſt ohngefaͤhr ſo lang als der Leib und endigt am Ende in eine flockige Quaſte. Die Schwielen ſind außerordentlich groß, ſo daß ſie das ganze Geſaͤß einnehmen. Beſonders auffallend iſt aber die Behaarung. Der Kopf und der ganze Rumpf bis gegen die Weichen iſt naͤmlich außerordentlich lang behaart, waͤhrend der uͤbrige Hinterkoͤrper ſo kurz behaart iſt, daß er wie abgeſchoren ausſieht; nur an den Beinen wer— den die Haare wieder etwas laͤnger. Wegen der ſtarken Haarbuͤſchel, welche von den Wangen beiderſeits entſpringen und die Ohren verdecken, erreicht der Kopf die Breite von einem Fuß. Die 8—9“ langen Haare des Halſes und des Vorderrumpfes bilden eine große Maͤhne, welche wie ein Mantel den Koͤrper umgiebt und vorn bis zu den Ellenbogen herabfaͤllt. Die Farbe iſt ein mehr oder minder lichtes Silbergrau, das einen leichten olivengruͤnlichen 4) Die weiteren Ausmeſſungen ſind beim Babuin mit aufgeführt. — Rückenwirbel giebt Ehrenberg 13 und Schwanzwirbel 24 an. Cynocephalus. 155 Anflug hat, wobei die einzelnen Haare hellgruͤn und ſchwaͤrzlich geringelt ſind; ſehr licht iſt beſonders der Backenbart und das Hintertheil; ins Dunkle faͤllt die Mitte des Ruͤckens und die Oberſeite der Haͤnde. Das Geſicht iſt ſchmutzig fleiſchfarben, und die Augen lichter; die Ohren ebenſo, die Handſohlen dunkler. Die Geſaͤßſchwielen ſind blutroth. 8 Sehr verſchieden hievon iſt das erwachſene Weibchen, wie wir es aus Ehrenberg's Beſchreibung kennen. Zwar rechnet er, was wir nicht billigen, auch den Babuin dazu, gleichwohl bezieht ſich ſeine Schil— derung und Abbildung der Weibchen und Jungen wirklich auf dieſe Art, da er nicht nur ſelbige alle zuſammen haͤufig in Geſellſchaft der ſilbergrauen Maͤnnchen an ſich voruͤberziehen ſah, ſondern auch deren mehrere ſich zu verſchaffen wußte, wonach ſeine Darſtellungen entworfen ſind. Von einem erwachſenen Weibchen giebt Ehrenberg folgende Beſchreibung: An Groͤße gleicht es dem Maͤnnchen, unterſcheidet ſich aber ſehr durch Behaarung und Faͤrbung. Die Haare ſind naͤmlich allenthalben olivenfarben und braun geringelt, bisweilen mit gruͤnlichem Anfluge. Der Backenbart iſt ſchwach, die Ohren nicht verbergend, gleichfarbig oder blaſſer. Das Anzeichen einer Maͤhne fehlt nicht ganz, bildet aber keinen Mantel, ſondern eine lange Behaarung. Kehle und Bruſt ſind wenig behaart, bisweilen nackt; die Haare der Haͤnde etwas dunkler. Geſicht und Haͤnde ſind wie bei den Maͤnnchen ſchmutzig fleiſchfarben, die Geſaͤßſchwielen fleiſchfarbig blutroth. Alte Weibchen zeigen am Vordertheil einen unregelmaͤßigen grauen Anflug. Das Weibchen menſtruirt, und zur Zeit der Brunſt ſchwellen die aͤußern Genitalien von Blut ſehr an, was ſonſt fuͤr einen Bruch gehalten wurde. Die anderthalbfuͤßigen Jungen beſchreibt Ehrenberg fo: Von Maͤhne und Backenbart iſt keine Spur vorhanden; der ganze Ruͤcken iſt braun, der Bauch heller; Haͤnde und Fuͤße oben ins Dunkle fallend; Kehle und Bruſt ſparſam behaart. Der Schwanz am Ende flockig. Der kuͤrzere und ſpitzigere Ruͤſſel, die Sohlen und Ohren ſind braͤunlich; die Augen mit fleiſchfarbigem Hof. Ein ſolches Junges iſt, wie ſchon Eh ren— berg richtig angiebt, der Cynocephalus Wagleri, welchen Agaſſiz nach einem Exemplare beſchrieben hat, das jetzt ausgeſtopft in der hieſigen Sammlung ſteht. Geſicht und ganzer Unterleib ſind an demſelben nackt. Die beiden Geſchlechter ſind in dieſem Zuſtande nicht verſchieden; erſt nach 20 * 156 Pavian. dem Zahnwechſel ſtellt ſich bei den Maͤnnchen die Maͤhne und graue Faͤr— bung ein. Ehrenberg fuͤgt die Vermuthung bei, daß dieſe Umaͤnderung wahrſcheinlich nur im wilden Zuſtande, nicht in der Gefangenſchaft vor ſich gienge, was man daraus ſchließen koͤnne, daß in Europa niemals der Ue— bergang in den grauen und bemaͤhnten Zuſtand beobachtet worden ſey. Die Heimath iſt weder Egypten, noch Nubien, ſondern die ſuͤd— licher und oͤſtlicher liegenden Gegenden. Ehrenberg und Hemprich haben dieſe Paviane ſowohl in Arabien in den Gebirgen der Wechabiten bei Gumfude, als in Abyſſinien gefunden. Ruͤppell ſagt von dieſer Art: „ungemein haͤufig in ganz Abyſſinien von der Meereskuͤſte bei Maſſaua bis zu einer Höhe von 8000; koͤmmt auch in Sennaar, Kordofan und Darfur vor.“ Ehrenberg ſah am untern Tarantagebirge Heerden von Hunderten, groͤßten— theils junge Thiere, die ſaͤmmtlich braun und nur von etwa 10 alten grauen Maͤnnchen und 20 alten Weibchen begleitet waren. 3. C. Babuin Desmar. Der Babuin. C. viridi - flavus, cauda longiusenla, facie livido - carnea, genarum pilis strictis, einereis. Cynocephalus Babuin. Deswar. mammif. p. 68.— Fk. Cuv. mammif. livr. 4; mem. du mus. IV. tab. 19. — Cuv. regn. anim. I. p. 97. — Ruͤppell abyſſ. Wirbelth. I. S. 7. Papio eynocephalus. Georre. ann. du mus. XIX. p. 102. — Kuhl Beitr. S. 18. 8) Saturate viridis, facie nigra. Anubis. Fr. Cuv. mammif. fol. livr. 50. — Schreb. tab. VI CC. Ehrenberg hat den Babuin nicht für eine eigne Art, ſondern nur fuͤr das Weibchen und die Jungen beiderlei Geſchlechts von C. Hamadryas erklaͤrt. Hierin hat er ſicherlich Unrecht, wie mich dieß eine Vergleichung der im frankfurter Muſeum aufgeſtellten Exemplare zur Genuͤge belehrt hat. Nicht blos ſieht man dort maͤnnliche Babuins, die an Groͤße dem grauen Pavian gleichkommen, ja ihn ſogar noch etwas übertreffen, ſondern der herausgenommene Schaͤdel aus einem ſolchen Thiere, der groͤßer als der vom C. Hamadryas iſt, zeigt auch an, daß er einem vollſtaͤndig herange— wachſenen Individuum angehört. Es wäre zu wuͤnſchen, daß uns Ruͤp⸗ pell eine genaue Beſchreibung der von ihm aus verſchiedenen Altern und Cynocephalus. 157 Geſchlechtern erworbenen Exemplare dieſer Art lieferte, da er dieſe im un⸗ veränderten wilden Zuſtande eingefammelt hat, während Fr. Cuvier's Schilderung nur auf gefangen gehaltenen beruht. Am Schaͤdel habe ich zwiſchen beiden Arten keine merklichen Differenzen wahrgenommen, die daher nur von der Farbung und Behaarung herruͤhren. Erſtere iſt in beiden Geſchlechtern ziemlich gleich; letztere iſt zwar an der ganzen vordern Haͤlfte ſehr reichlich, ohne aber Wuͤlſte an den Wangen und eine ſolche peruͤcken⸗ artige Maͤhne, wie an dem grauen Pavian zu bilden, dafuͤr iſt ſie auch an den Hinter- und Untertheilen nicht fo ſpaͤrlich und kurz wie bei dieſem. Fr. Cuvier giebt von dem mannlichen Babuin folgende Be ſchreibung: Die Naſenloͤcher, eben ſoweit vorgeruͤckt als die Kiefer, ſind oben durch einen ſehr markirten Einſchnitt getrennt, und ihre ſeitlichen Fluͤgel reichen nicht ſoweit vorwaͤrts als die Scheidewand. Der Schwanz iſt am Anfang aufgeworfen, kruͤmmt ſich aber bald nach unten und reicht bis zur Kniekehle. Die Schnautze ift olivenfleiſchfarben, etwas heller um die Augen. Die Obertheile des Koͤrpers ſind von einem ziemlich einfoͤrmigen Gruͤnlich— gelb, indem die einzelnen Haare mit breiten gelben und ſchmalen ſchwarzen Ringen beſetzt find. Alle untern Theile find lichter gelb und der Haar— buͤſchel auf den Wangen iſt weißlich s). — Die Jungen haben oben 5) Nicht ohne einiges Bedenken reihe ich dieſer Art ein Exemplar an, das unferer Samm⸗ lung im Winter 1837 von einer wandernden Menagerie aus Tyrol mit ausgenommenen Einge⸗ weiden, aber noch im Fleiſche friſch zugeſchickt wurde. Daſſelbe iſt nämlich nicht ſo geſtreckt, wie die bisher erwähnten Individuen, ſondern kommt durch ſeine unterſetzte robuſte Geſtalt, durch Behaarung und Färbung fo ſehr mit Daubenton's grand papoin (Buff. hist. nat. XIV. p. 139. tab. 13.) überein, daß nur das fleiſchfarbige Geſicht es von dieſem ſchwarzgeſichtigen Pavian unterſcheidet. Da unſere Kenntniß von dieſer und der folgenden Art noch lange nicht befriedigend iſt, fo ſtelle ich erwähntes Exemplar einſtweilen hieher, indem ich zunächſt auf die Farbe des Geſichts und der Wangenhaare das meiſte Gewicht lege. — Die Geſtalt dieſes Individuums — das ein Männchen und, nach dem Knochengerüſte zu ſchließen, erwachſen iſt — iſt, wie erwähnt, ungemein robuſt, gedrungen und abgerundet; Daumen und Finger ſind ſtark, aber kurz. Die Behaarung iſt allenthalben reichlich und dicht, ſelbſt auf der Unterſeite des Leibes und der Inuenſeite der Gliedmaſſen; nackt iſt nur Geſicht, Ohren, Finger und das ungeheure Gefäß; außer längern Schnurren iſt das Geſicht nur mit einzeluen kurzen Haaren und die Junenſeite der Ohren auch mit einzelnen beſetzt. Von der Stirne fangen die Haare an länger zu werden, ſo daß ſie auf dem Halſe und der ganzen Vorderhilfte des Rumpfes 5— 6“ lang find und eine Art Mantel, wenn auch viel weniger auffallend als beim grauen Pavian, bilden, was das plumpe Anfehen vermehrt. An den Wangen findet ſich eine dünne, wenn gleich lange und rückwärts gerichtete, an den Kopf angedrückte Behaarung. Die Farbe iſt einförmig olivengelb und ſchwarz melirt, 158 Pavian. dieſelbe Faͤrbung wie die Erwachſenen; unten ſind ſie ſchmutzig weiß; die Geſaͤßſchwielen, anſtatt roth zu ſeyn, ſind lohfarben. Man ſieht an ihnen indem die einzelnen Haare ſchwarz und fahlgelb mit grünlichem Aufluge geringelt ſind, wobei indeß die ſchwarze Farbe ſehr zurückgedrängt iſt. Dieſelbe Färbung hat auch der Unterleib und die In— nenſeite der Gliedmaſſen, nur etwas minder lebhaft; die Haare an den Wangen ſind weißlich. An dem friſch eingeſandten Leichnam war Geſicht und Ohren fleiſchfarben mit dunkleren Fingern; nach einigen Tagen wurden indeſſen dieſe Theile, fo wie die blutrothen Schwielen ſchwärzlich. Im Nachfolgenden ſtelle ich die Maaße dieſes Individuums mit denen des C. Hamadryas von Ehrenberg und des grand papoin (C. Sphinx) von Daubenton zuſammen: C. Hama- C. Babuin dryas C. Sphinx Länge vom Mund bis zum After. D D , ee e des ,, alar oo o 0 7 0 073 0 6 6 — der Schnautze von der Stirne bis zum Nas ſenende:::: era 0 3 1 0 3 5 0 3 2 — der Vorderbeine mit der Hand (vom Ellen— gen 0° 0 0 0 0 oo. ao 0 0 11 11 1 0 3 1 0 8 der SUR 0. ao 0 ou 000 0 3 6 0 3 10 — der Hinterbeine (ohne Hand.. 0 8 2 0 8 9 0 8 3 tels 5 c© 0 5 6 0 6 4 0 6 4 — des vordern Daumens 0 0 9 009 — des hintern = . 0 0 11 0 0 11 — pr Sara a oo ao 500 1610 1 6 8 e 6 5 oo ac 0 2 6 Breite, größte, des KopffffTHm. 0 4 6 0 4 3 — in der Mitte der Schnautze 6 2 1 020 Höhe am Widerriſ t. 1 2 0 1 4 9 am ten;; 000 1 2 0 1 4 6 Am Skelet des eben beſchriebenen Männchens iſt Folgendes zu bemerken: Der Schädel iſt, wie bei den frankfurter Babuin's und grauen Pavianen, in feinem Hirntheile ſehr gewölbt; die bogenförmigen Linien ſtoßen nicht auf der Mitte des Scheitels in eine Leiſte zuſammen, was wohl andeutet, daß das Thier noch nicht uralt iſt. Dieß ergiebt ſich auch aus der Beſchaffenheit der Zähne, die, obgleich alle verwechſelt und vollſtändig, doch noch wenig abgenügt ſind. Der Schnautzentheil iſt ſeitlich ſtark zuſammengedrückt und bildet oben zu beiden Seiten der Naſe einen ſtarken Längswulſt. Der untere Augenhöhlenkanal endigt äußerlich mit 3 — 4 Löchern. — Wirbel find: 7 Hals-, 13 Rücken-, 6 Lenden-, 3 Kreuzbein- und 20 Schwanzwirbel, von welchen letzteren jedoch einige fehlen. Das Oberarmbein iſt in ſeinem obern Theile ſtark rückwärts gekrümmt. C. Hama- 0 C. Babuin dryas C. Sphinx Länge des Schädels bis zum Kieferrande .. .. 6“ 9“ 22 * 771 — von da bis zum obern Augenrande .. 39 4 3 Cynocephalus. 159 keinen Hodenſack; die Hoden liegen noch im Bauche. Weibchen hat 5% Cuvier nicht gefehen. Die Heimath des aͤchten Babuins if das nordoͤſtliche Afrika. Ruͤppell hat ihn haͤufig in Abyſſinien um den Dembeaſee gefunden, in der Kulla, bei Sennaar und in den Wuͤſtenſteppen bei Ambukol in der Provinz Don— gola in einer Höhe von 2— 5000 Fuß über dem Meere. Dieſe Art iſt wohl die Sphinx des Agatharchides, Plinius und anderer Griechen und Römer, welche Aethiopien und Egypten als das Vaterland angeben. 7 nee FETT EERTeTE Babuin; Hamadryas | C. Sphinx Breite, größte, des Schädels. 0 on. 4 1 4 4 Höhe, größte, des Schädels an der Sim „„ 311 4 1 — kleinſte, des Unterkiefers. 0 112 1 1 Die nachfolgenden Maaße unſers Exemplares ſind nur noch mit denen von Daubenton's grand papoin verglichen; fie find in derſelben Ordnung, wie in der Tabelle bei den Meerkatzen aufgeführt. C. Babuin C. Sphinx Länge des Unterkiefers. zu 9% 55 655 der Naſenben e? 2 2 2 0 des aſenlsch fd, ee 1 1 1 4 Weile der Augenhöhſee n 8 1 3 1 3 Höhe - . JCCCCCCCCCCCC da rt 010 Länge des Ezapnes » 2 ern 2 12 ı 4 —. Ya RR s 410 45 des Oberarmbeinnßßf)̃ 28 6 0 7 8 des Ellenbogen bein 2 8 5 8 10 — des erſten Mittelhandknochens OTTO 1 2 13 — dritten = 0 e e ERENTO 1 10 1 9 — des erſten Daumenglie dess 0 8 0 8 — = zweiten = 8 ee en e i 0 4 — des erſten Glieds am Mittelfuger 3.8 1 1 1 14 — zweiten s 8% 0 040.0. 8.000 07 07 — dritten = . D „ 0 6 0 5 Weite des dete!!! ee ke 2 3 2 5 eee . 2 4 2 7 Breite, oberſte, des Hüftbe ins 2 0 Länge des Oberſchenkel bein) 7 10 8 7 — des Schienbeins .. 77 7 5 72 — des erſten Mittelfußknochens N IR 15 1 4 — dritten oe e 2 2 2 27 — des erſten Glieds am Bede RI EURER 0 8 0 8 — zweiten ⸗ 0 „ S do a 05 05 — des erſten Glieds der dritten Zee 1 1 1 1 — zweiten =» . e 0 8 0 84 — e dritten ⸗ 0 0 . . 0 53 0 54 160 Pavian. 4. C. Sphinx. Der braune Pavian. Tab. VI, XIII B. C. olivaceo-fuscus, cauda longiuscula, facie nigra. Simia Sphinx. Linn. XII. p. 35. — Schreb. S. 80. tab. 6. (fig. Buff.) Simia cynocephalos. BON GNIART journ. d’hist. nat. I. p. 402. tab. 21. Schreb. tab, 13 B. (fig. Brongn.) Papio Sphinx. Georrr,. ann, du mus, XIX. p. 103. — Kuhl Beitr. S. 19. Cynocephalus Papio. Desmar. p. 69. Papion. Burr. XIV. p. 133. tab. 13, 14; Dausenxr. p. 139. tab. 15. (Skelet). Auper. sing. III. 1. p. 3. fig. I, 2. — Cuy. regn. anim. I. p. 97. — Fr. Cuv. mammif. p. 127. tab. 44, 45. Eine dem Babuin verwandte, mit ihm daher öfters verwechſelte, und nur nach einigen gefangenen Exemplaren gekannte Art, von deren Le— bens= und Entwicklungsgeſchichte wir wenig wiſſen, da fie im wilden Zu— ſtande noch nicht beobachtet worden iſt. Alte Thiere, da ſie ſich in der Gefangenſchaft nicht leicht halten, ſind wahrſcheinlich noch gar nicht gekannt. Nach dem Leben entworfene Beſchreibungen haben Daubenton und Fr. Cuvier geliefert; Brongniart hat ſeine Abbildung nach einem todten Thiere und Audebert nach ausgeſtopften Exemplaren verfertigt. Wir geben hier Daubenton's und Euvier's Beſchreibung: Daubenton ſagt: Kopf und Leib ſind ſo dick, daß ſie zur Hoͤhe ſchlecht proportionirt ſind. Der Ruͤſſel iſt lang und ſtark, die Naſe gleicht der des Fleiſcherhundes; die Augen ſind klein und nahe beiſammen; die Raͤnder der Augenhoͤhlen liegen auf einer Flaͤche, die mit dem Naſenruͤcken faſt perpendikulaͤr iſt. Das Stirnbein erhebt ſich nicht über die Augen— hoͤhlen, ſo daß man keine Stirne unterſcheidet und der obere Rand der Augenhoͤhlen im Niveau der Schaͤdeldecke liegt. Die Ohren ſind nackt, oben etwas zugeſpitzt und nicht gerandet. Der Hals iſt dick und ſehr kurz; 5 die Noch iſt eines beſondern Affen zu gedenken, den Fr. Cuvier nur zweimal geſehen hat, und von dem mir Herr Profeſſor Wiegmann eine ſchöne Abbildung nach einem lebenden Judi— viduum auf der Pfaueninſel hat zukommen laſſen. Dieß iſt der Cynocephalus Anubis. Er ift dunkelgrün, an den Wangen blaßgelb, die Innenſeite der Gliedmaſſen grünlichweiß. Ohren, Hände und Geſicht ſchwarz, Wangen- und Augenkreiſe fleiſchfarben; die Geſäßſchwielen violett. Die Länge giebt Fr. Cuvier auf 13“ au. Ob dieſer Anubis nur eine dunklere Abänderung des Babuins ausmache, oder ob er, was mir wahrſcheinlicher iſt, eine eigene Art bildet, kann erſt dann mit Beſtimmtheit behauptet werden, wenn uns ſeine Heimath, Lebensgeſchichte und die Alters- und Geſchlechtsverſchiedeuheiten bekannt ſind. Cynocephalus, 161 die Bruſt breit, die Hinterbacken mager und faſt ganz nackt und ſchwielig. Die Hinterbeine verhaͤltnißmaͤßig kurz, eben ſo die Daumen an allen vier Haͤnden. Der Schwanz iſt hoch angeſetzt und dann abwaͤrts gekruͤmmt, war aber bei dieſem Exemplare nicht ganz. Die Haare ſind auf Kopf, Hals und dem Bruſtkaſten 6“ lang, wodurch die Hintertheile ſehr ſchwach erſcheinen, da ihre Haare nur 3“ lang ſind. — Die Farbe iſt einfoͤrmig braun und rothgelblich melirt, indem jedes Haar braun, ſchwaͤrzlich und rothgelb geringelt iſt. Das nackte Geſicht, der Umkreis der Augen und die Haut der Haͤnde iſt ſchwarz, die Ohren braun, die Augenlider, der Unterleib, die Ruthe und die Hoden weißlich und faſt haarlos; die Ge— ſaͤßſchwielen blutroth. 8 Fr. Cuvier beſchreibt ſein Exemplar alſo: Es iſt jung und wahr— ſcheinlich noch nicht ganz ausgewachſen. Die Naſenknorpel haben im Ver— gleich zu dem des Babuin das Charakteriſtiſche, daß ſie an ihrem Ober— theile die Kiefer uͤberragen. Geſicht, Ohren und Haͤnde ſind ganz ſchwarz, nur die obern Augenlider weiß. Die Farbe iſt fahlbraun, indem die Haare ſchwarz und hellbraun geringelt ſind. Die Wangenhaare ſind fahlgelb und ruͤckwaͤrts gerichtet, die auf dem Halſe viel länger als ſonſt wo. Auf der innern Seite der Ober- und Unterſchenkel, auf der hintern des Bauches, unter dem Halſe und den Bruſtwarzen ſind die Haare ſparſam und an ihrer Wurzel gewoͤhnlich grau. Die Jungen und die Weibchen unterſcheiden ſich von den Alten nicht durch die Faͤrbung, aber ſehr durch ihre Formen, in— dem ſie nicht ſo unterſetzt ſind und die Schnautze nicht ſo lang iſt. Außer dem eben beſchriebenen Maͤnnchen bildet Fr. Cuvier noch ein ganz junges Weibchen ab, das gleichwohl dieſelbe Faͤrbung des Pelzes und eben ſo ſchwarzes Geſicht und ſchwarze Ohren zeigt ©). An Größe kommt dieſe Art dem Babuin gleich; ihre Aus ma aße ſind bei dieſem angefuͤhrt. Als Heimath wird Guinea angegeben; im nordoͤſtlichen Afrika hat ſie wenigſtens Ruͤppell nicht gefunden. 6) Ob der bei voriger Art angeführte C. Anubis von Fr. Cuvier (mammif. p. 125. tab. 43) eine eigene Art ausmache, oder, wie dieſer Naturforſcher und Rüppell vermuthen, eine Abänderung des C. Babuin ſey, oder ob er eine Farben- Varietät des C. Sphinx dar⸗ ſtelle, läßt ſich zur Zeit nicht entſcheiden. Suppl. 21 162 Pavian. 5. C. ursinus Penn. Der Bären-Pavian Tab. VIII. B. C. nigrescens, facie violaceo- nigra, cauda calcem attingente, apice floccosa. Simia sphingiola. Hernann observ. I. p. 2. — Schreb. tab. VI. B. Papio porcarius und comatus. Georrr. ann. du mus. XIX. p. 103.— Kuhl Beitr. S. 19. Simia porcaria. Boddaert im Naturf. XXII. S. 1. tab. 1. — Schreb. tab. VIII. B (fig. Bodd.) und tab. VI. C (S. comata).— Cyno cep ha- Ius porcarius. (Chacma). Desmar. p. 69. — Fr. Cuv. mammif. p. 132. tab. 47. Papion noir. Cuv. regn. anim. I. p.97. — Singe noire. VAI. voy. III. p. 311. tab. 17. Baboon ursine. PRNNANT quadrup. p. 181. Mit Sicherheit laſſen ſich nur die eben angeführten Synonyme auf dieſe Art beziehen; ſie iſt bereits von Pennant erkenntlich beſchrieben, von Fr. Cuvier vortrefflich abgebildet, und in der hieſigen Sammlung in ei— nem alten und in einem ganz jungen Exemplare aufgeſtellt. Die Geſtalt der Erwachſenen iſt außerordentlich robuſt und maſſiv. Die langgeſtreckte Schnautze zeigt laͤngs der beiden Seiten der Naſe drei tiefe Furchen, wo— durch zwei hervorſtehende Laͤngsrippen entſtehen; die Daumen ſind kurz aber ſtark, die Nägel breit. Die Geſaͤßſchwielen haben zwar nicht den Umfang wie bei andern Arten, doch ſind ſie auch gerade nicht klein zu nennen, obwohl die langen herabhaͤngenden Haare der Kruppe ſie zum Theil verdecken. Die Behaarung iſt reichlich und ungemein lang, am laͤng— ſten auf dem Nacken und Widerriſt, am kuͤrzeſten an den Seitentheilen der Schnautze, an der Kehle faſt nackt; der bis zur Ferſe reichende Schwanz en— digt in eine Quaſte; die Ohren ſind am Rande behaart; die Wangenhaare lang und ruͤckwaͤrts gerichtet. Die Faͤrbung unſers Exemplares iſt dun— kel braͤunlichgrau, wobei die einzelnen Haare ſchwarz und graulichgelb gerin— gelt ſind; am Hinterkopf und uͤber die Schultern zeigen ſich darunter ein— zelne ganz ſchwarze Haare. Der Schwanz iſt dunkler als der Mittelruͤcken, und gegen die vier Haͤnde, namentlich die vordern, hin wird die Behaa— rung ganz ſchwarz. Die Laͤnge von dem Scheitel bis zur Schwanzwurzel beträgt bei dieſem Exemplare 27“, des Schwanzes 1“ 107". Von einem ohngefaͤhr 15jaͤhrigen lebenden Individuum giebt Fr. Cu— vier folgende Beſchreibung: Die Farbe iſt gruͤnlich ſchwarz, am Vor: i Cynocephalus. 163 dertheil der Schultern und an den Seiten blaſſer als laͤngs des Ruͤckens; die einzelnen Haare ſind an der Wurzel grau und nachher ſchwarz mit ei— nigen ſchmutzig fahlen Ringen. Geſicht, Ohren und die Haut der Haͤnde ſind nackt und violett ſchwarz; der Umring der Augen lichter und das obere Augenlid weiß. Die Innenſeite der Arme und Schenkel iſt mit ſehr wenig Haaren, die Finger mit kurzen ſchwarzen Haaren beſetzt; die Geſaͤß— ſchwielen zeigen ſich als ſehr klein. Der Schwanz endigt mit einer ſchwar— zen Quaſte; der Hals iſt mit ſehr langen Haaren verſehen, welche eine Art Maͤhne bilden; endlich die ruͤckwaͤrts gerichteten Wangenhaare ſind graulich. Die Faͤrbung dieſes Individuums weicht von dem unſerigen dem— nach durch den gruͤnlichen Anflug ab, der letzterem fehlt. Als Hoͤhe an den Schultern giebt Fr. Cuvier 2“, als Länge des Kopfes 17, des Schwanzes 108“ an. — An mehreren, vom Kap gebrachten Exemplaren bemerkte Fr. Cuvier, daß das Weibchen am Halſe keine ſolchen langen Haare hatte, die beim Maͤnnchen eine Art Maͤhne bildeten. Erſteres ge— rieth alle Monate in Brunſt und menſtruirte, wobei die Gegend um die Geſchlechtstheile ſtark anſchwoll. Ein ganz junges Individuum unſerer Sammlung, nicht mehr als 14} lang und mit dem knoͤchernen Schädel verſehen, zeigt auf eine ſehr frappante Weiſe den außerordentlichen Unterſchied, der namentlich in der Kopfbildung zwiſchen jungen und alten Thieren beſteht. Der Kopf hat noch ganz die bei den Meerkatzen vorkommende rundliche Form mit ſehr geringem Vorſprunge der Schnautze, welcher nachher bei alten Thieren ſo auffallend wird. Die ganze Faͤrbung iſt braͤunlich, dunkler laͤngs der Mit— tellinie des Oberkoͤrpers und am Schwanze, auf den Händen faſt ſchwarz; ein gruͤnlicher Anflug fehlt außen; Geſicht und Ohren find ſchwarz ). 7) Von an en Eremnlate habe ich den Schädel herausgenommen, den ich hie— mit beſchreibe. Von dem des Mandrills unterſcheidet er ſich ſehr auffallend, indem die Schädel— decke nicht horizontal verläuft, ſondern ſtark nach hinten abfällt, ſo daß der über den obern Au— genhöhlen-Rändern hinziehende Wulſt den höchſten Theil des Schädels bildet, der von hier bei— derſeits und zwar gegen den Schnautzenrand langſam, gegen die Hinterhauptsleiſte ſchuell ab— fällt. Die Schnautze iſt ſeitlich ſtark zuſammengedrückt, ſo daß an dieſen Theilen ſowohl im obern als auch im untern Kiefer eine ſtarke längliche Grube entſteht. Ueber dieſer ſeitlichen Zu— ſammendrückung ſpringt der Oberkiefer jederſeits wulſtig hervor, und bildet in Verbindung mit dem zwiſchenliegenden, gewölbten und aus einem Stücke beſtehenden Naſenbeine ein breites Dach über den Naſenhöhlenkanal. Die halbkreisförmigen Linien ſtoßen auf der Mitte der Scheitelbeine 21 * 164 Pavian. Die Heimath dieſer Art iſt das ſuͤdliche Afrika, und unſere, ſo wie die pariſer Exemplare, kommen von der Kapkolonie. Dieß ſind demnach jene Paviane, von welchen Kolbe fo viel Maͤhrchenhaftes erzählt hat, was nach den, an andern Arten gemachten Beobachtungen erheblich beſchraͤnkt werden muß. Die Maͤnnchen werden im Alter eben ſo unbaͤndig und bos— haft, als bei andern Arten; in der Gefangenſchaft ſcheinen ſie ſelbſt in un— fern Klimaten ziemlich gut ausdauern zu koͤnnen?). b) Cauda brevissima (Mormon). 6. C. Mormon Linn. Der Mandrill Tab. VII, VIII. C. cauda brevissima, plicis ad latera nasi coeruleis, naso adultorum rubro. Cynocephalus Mormon. Dessuar. p.178. — Fr. Cuv. mammif. p. 143. tab. 52, 53. zuſammen und bilden von da an eine niedrige Leiſte; auch die quere Hinterhauptsleiſte iſt von keiner Erheblichkeit. Der untere Augenhöhlenkanal mündet, wie gewöhnlich bei den Pavianen, auf der Geſichtsfläche mit mehreren geſtreckten Oeffnungen, wovon beſonders die eine längsgezo— gen iſt und den Längswulſt des. Oberkiefers tief durchfurcht. Die Eckzähne ſind lang, gekrümmt; die obern dreiſeitig, auf der vordern Fläche mit einer ſehr tiefen Längsfurche. Wie gewöhnlich greift der obere Eckzahn zwiſchen dem untern und erſten Backenzahn ein, wodurch die Vorder— feite des letztern ungemein entwickelt wird und eine langgezogene ſchiefe Fläche bildet. Nachſte— hendes ſind die hauptſächlichſten Maaße des Schädels: Länge von der Hinterhauptsleiſte bis zum Kieferr ande. 8“ 2% — vom Kieferrande bis zur Mitte zwiſchen den obern Augenhöhlen-Wülſten 5 7 — von da bis zur Hinterhauptsleiſvttke e. 4 7 — des Naſenbeins längs der Milte 3 2 ne ehe s „ Er Er Er EEE „ Are tet ER SLO) — des Unterkiefers vom Gelenkkopf bis zum Sede hee n 6 0 — des obern Eckzahuns . 9 8 nee 1 6 Breite, größte, des Schädels zwiſchen Ben decken i /4 9 — — der Schnautze . 8 . SEEN 1 10 Höhe des Schädels vom Winkel der Unterkinnlade bis zu 990 obern Augenhöhlen⸗ Wülſten S 8) Boddaert beſchreibt unter dem Namen Simia porcaria (im Naturforſcher. XXII. S. 1. tab. 1, kopirt von Schreber tab. VIII. B) einen Pavian, der in der Färbung mit dieſer Art, beſonders mit den pariſer Exemplaren übereinkommt, deſſen Schwanz aber, obſchon er voll— ſtändig ſeyn ſoll, nicht einmal bis zum Knie reicht; auch giebt er das Oberſchenkelbein faſt noch einmal ſo lang als das Schienbein au, was offenbar ein Irrthum iſt. Die Länge dieſes Thieres vom Scheitel bis auf die Fußſohle beträgt 3° 6“, des Schwanzes ohne Haarpinſel 1’ 3“, und dieſes Pinſels 1“ 1“. Hermann's Simia sphingiola (Schreber's tab. VI. B.) gehört auch zu dieſer Art, aber der Schwanz iſt verſtümmelt. — Die noch von Herrn Prof. Gold fuß be— ſorgte Abbildung (Tab. VI. C.) iſt im Kolorit viel zu grün gehalten. Cynocephalus. 165 Mandrill. Cov. menag. mit fig.; regn. anim. p. 98. — D' Alton Skelete tab. 8. fig. C. d. e. (Schädel). g a) Adultus. Simia Mormon. LIxx. XII. p.35. — Auströn. act. Holm. 1766. p. 138. — Schreb. ©. 75. tab. 8 (fig. Alstr.). Choras. Bopp. suppl. VII. p. 43. tab. 9. Mandrill. Aupee. sing. II. 2. fig. 1. — Lanpseer sketches of animals. — Srix cephalogen. tab. VI. fig. 7 (Schaͤdel). Tufted ape. Penn. syn. p. 102. tab. 12. fig. 2. und tab. 13. fig. I.; great bab oon. quadr. p. 188. tab. 40, 41. 6) Junior. Simia Maimon. Schreb. S. 74. tab. 7 (fig. Buff.).— Linn. Gner. p. 29. Mandrill. Burr. XIV. p. 134. tab. 16, 17; DaugEN r. p. 158. Die kurzſchwaͤnzigen Pavians, von welchen wir zwei ſehr nahe ver— wandte Arten kennen, erleiden im Alter hinſichtlich ihrer Geſtalt eine noch größere Umwandlung, als die vorhergehenden, zeichnen ſich vor allen durch die Farbenpracht des Geſaͤßes aus, und ſind von Charakter die ſcheußlich— ſten aller Affen. Der Mandrill iſt von Schreber bereits ausführlich be= ſchrieben, indeß hat er noch den jungen als Simia Maimon von dem alten als Simia Mormon unterſchieden. Die Erfahrungen jedoch, welche zuerſt in der pariſer Menagerie und ſeitdem an mehreren Orten gemacht wurden, haben gezeigt, daß beide zu einer und derſelben Art gehoͤren und nur Altersveraͤnderungen ſind. Letzterer Umſtand iſt hier beſonders hervor— zuheben; im Uebrigen Schreber zu vergleichen. Das alte Maͤnnchen iſt ein uͤberaus robuſtes, plumpes Thier mit ungeheuerm Kopfe und reichlicher Behaarung auf den Wangen und dem ganzen Obertheile des Koͤrpers, wodurch das Anſehen noch ſchwerfaͤlliger wird. Die Faͤrbung der Haare iſt auf der obern und aͤußern Seite dun— kelbraun mit ſchwachem olivenfarbigen Anfluge; jedes einzelne Haar iſt ſchwarz und olivenfahl geringelt; hinter den Ohren iſt ein graulichweißer Fleck. Die Unterſeite des Körpers iſt hellbraͤunlich, der Bauch weißlich, ein vorwaͤrts gerichteter Bart unterm Kinne zitronengelb. Die angeſchwol— lene, von zwei Laͤngsrippen durchzogene, nackte Schnautze iſt blau, und die Naſe blutroth. Ohren und Hände find ſchwarz; die Iris lichtbraun. Die enorm großen Geſaͤßſchwielen find von lebhafter rother und blauer glängen- 166 Pavian. der Farbe; die Hodenſaͤcke und die Gegend um den After find brennend roth. Die Laͤnge eines alten Maͤnnchens in aufrechter Stellung betraͤgt 215 von der Schnautze bis zum After iſt die gewöhnliche Länge 3“ und faſt eben fo viel die Höhe; der hochangeſetzte Schwanz iſt kaum 2“ lang. Bei juͤn— gern Individuen wird die Laͤnge von der Hoͤhe uͤbertroffen. Das juͤngere Maͤnnchen hat vor dem Hervorbrechen der Fangzaͤhne einen plumpen Koͤrper mit kurzem und dickem Kopfe; die Faͤrbung iſt oli— vengrau, das Geſicht ſchwaͤrzlich mit zwei blauen Laͤngsrippen, die Hoden ſind braͤunlich und eben ſo iſt das Geſaͤß noch ohne die lebhaften Farben. Sobald aber die Eckzaͤhne anfangen hervorzubrechen, ſtreckt ſich Kopf und Leib nebſt den Gliedmaſſen, fo daß der Körper ziemlich ſchmaͤchtige Ver— haͤltniſſe und das Geſicht ein anderes Anſehen erlangt; die Faͤrbung der Haare naͤhert ſich alsdann mehr der der alten, iſt aber lichter, die Naſe roͤthet ſich, die Hoden werden roth und das Gefäß läßt feine Farbenpracht wahrnehmen. Indem nun die Eckzaͤhne immer mehr anſchwellen, wird die Form des Kopfes und mit ihm des uͤbrigen Koͤrpers immer mehr veraͤn— dert, bis zuletzt die ganze Geſtalt eine hoͤchſt ſchwerfaͤllige und plumpe ge— worden iſt, die nackten Theile aber noch weit lebhafter gefaͤrbt ſind. Das Weibchen erreicht niemals die Groͤße des Maͤnnchens, und die nackten Stellen ſtehen ebenfalls an Lebhaftigkeit der Farben nach; die Naſe wird nicht vollſtaͤndig roth, und zur Zeit der Brunſt, die alle Mo— nate eintritt, ſtellt ſich von dem Andrange des Blutes eine große Anſchwel— lung um die Schamoͤffnung ein. 7. C. leucophaeus Fr. Cuv. Der Drill. €. cauda brevissima, facie unicolore nigra. Simia leucophaea. Fr. Cuv. ann. du mus. IX. p. 378. tab. 37.— Inuus leucophaeus. Kuhl Beitr. ©.17.— Cynoceph. leucophaeus. Desnar. p. 71. Drill. Fe. Cov. mammif. p. 135. tab. 48 — 5l. — Cuv. regn. anim. I. p. 99. Dieſe Art iſt zuerſt von Fr. Cuvier unterſchieden worden, indem man ſie fruͤher mit dem Mandrill verwechſelte, mit dem ſie auch in der Geſtalt und zum Theil in der Faͤrbung uͤbereinkommt, von ihm aber ſchon gleich in allen Altersperioden durch ihr ſchwarzes Geſicht verſchieden iſt. Cynocephalus. 167 Da man ſie in der pariſer Menagerie nach der Verſchiedenheit des Alters und Geſchlechts kennen gelernt hat, ſo bleibt kein Zweifel uͤber ihre ſpezi— fiſche Selbſtſtaͤndigkeit. Ein erwachſenes Maͤnnchen, das indeß noch keineswegs ausge— wachſen oder beſonders alt war, wird von Fr. Cuvier alſo beſchrieben: Geſtalt und Formen des Mandrills; Geſicht, Ohren, Hinterbacken, Hoden und Sohlen ganz nackt; die Finger nur mit wenigen Haaren beſetzt. Der Schwanz ein ganz kurzer Stummel und pinſelartig. Laͤngs der Seiten— theile der Naſe verlaufen zwei anſehnliche, vorſpringende und gerunzelte Rippen, die aber nicht, wie die des Mandrills, gefaltet find. Die ganze Be- haarung iſt reichlich; an den Wangen ſind die nicht ſehr haͤufigen Haare ruͤckwaͤrts gerichtet und unterm Kinn bilden fie eine Art Bart. Wie die Geſtalt, ſo naͤhert ſich auch die Faͤrbung ſehr der des Mandrills, nur faͤllt ſie oben mehr ins Gruͤnliche, unten hat ſie mehr Weiß. Alle obern Theile des Koͤrpers und die Außenſeite der Gliedmaſſen ſind mit langen Haaren bedeckt, die in der untern Haͤlfte grau, und in der obern ſchwarz und fahlgelb geringelt ſind. Alle untern Theile ſind graulich weiß. Die Wangenhaare haben weniger Schwarz, und da ſie die hinter ihnen am Halſe ſtehenden nicht ganz verdecken, ſo kommt deren graue Wurzelhaͤlfte zum Vorſchein, wodurch eine Art graues Halsband entſteht. Die Haare unterm Kinn ſind gelblich, die des Schwanzes grau. Die Haut aller be— haarten Theile iſt blaͤulich; das Geſicht iſt ganz ſchwarz; die Haͤnde ku— pferig und die Hinterbacken nebſt den Hoden lebhaft roth. Die Laͤnge die— ſes Individuums vom Scheitel bis zu den Schwielen iſt 27 2“, vom Scheitel bis zum Mund 8“ 8, des Schwanzes 3“; die Höhe am Widerriſt 1' 10%, Ein altes Maͤnnchen von vielleicht 12 — 14 Jahren wird, wie der Mandrill, ungleich maſſiver als das jüngere; die obern Augenhoͤhlen— raͤnder ſind vorſpringender, die Kieferknochen aufgetriebener; die Haare der Wangen, des Halſes und der Schultern haben ſich verlaͤngert und bilden eine reichliche Behaarung. Hinſichtlich der Faͤrbung unterſcheidet es ſich vom vorigen durch den dunkleren, ins Braͤunliche fallenden Ton; die Haut hat einen ſehr lebhaften violetten Glanz, zumal auf den Hinterbacken an- genommen, und Hoden nebſt Unterkiefer?) ſind glaͤnzend roth. Die Laͤnge 9) Durch ein Verſehen hat Fr. Cuvier die Naſe roth angegeben. 163 Amerikaniſche Affen. eines alten Maͤnnchens, das nicht uͤber 12 — 14 Jahre zaͤhlte, betraͤgt vom Scheitel bis zu den Schwielen 1' 6", des Kopfes 10“ 4%; die Höhe am Widerriſt 109“, am Kreuz 1! 8". Das Weibchen iſt kleiner, der Ruͤſſel minder vorſpringend und die Faͤrbung viel blaſſer; die gruͤnlichen Toͤne zeigen ſich nur am Kopf und den Gliedmaſſen deutlich, und das Graue herrſcht am Hintertheil des Ruͤckens und auf den Seiten. Zur Zeit der Brunſt, die alle Monate eintritt, ſchwel— len die die Scham umgebenden Theile von Blut ſo an, daß ſie nur eine große Maſſe bilden, die auf der Seite des Afters am ſtaͤrkſten iſt. Die Länge dieſes Weibchens von der Schnautze bis zu den Schwielen iſt 18“%, die Höhe am Widerriſt 16“; am Kreuz iſt fie geringer. Das Junge, und zwar ein Maͤnnchen, das ohngefaͤhr ins zweite Jahr gehen mochte, naͤhert ſich in Geſtalt und Färbung dem Weibchen. Es hat noch nicht auf der Schnautze die vorſpringenden Rippen, auch nicht die ſtarken Augenwuͤlſte der Alten, noch die rothe Unterkieferlade. Die Faͤrbung iſt gelblichgrau, und nur der Vordertheil des Kopfes und die Gliedmaſſen zeigen einen gruͤnlichen Anflug. Das weibliche Junge iſt am ganzen Koͤrper grau, doch der Bart iſt ſchon gelblich. Die Heimath iſt noch nicht bekannt, indeß wird ſie wohl dieſelbe des Mandrills ſeyn, mit dem dieſe Art auch gleiche Lebensweiſe und Cha— rakter gemein haben wird. In den Menagerien wird ſie jetzt oͤfters geſehen. II. J a mi li e. Simiae platyrrhinae. Amerikaniſche Affen. Septum narium latum; meatus auditorius osseus brevissimus, margine circulari lim- bato circumdatus; dentes incisivi supra et infra 4 contigui. Durch die breite Naſenſcheidewand 10), wodurch die Naſenloͤcher ſeit— wärts gedrängt werden, fo wie durch die ringfoͤrmige Mündung des End- chernen 10) Bei einigen Klammeraffen, aus denen Sf, Geoffroy die Gattung Eriodes bildet, Simiae platyrrhinae. 169 chernen Gehoͤrgangs, der nur mit einem ganz kurzen, faft fehlenden Halſe auf dem mehr blaſigen Felſenbeine aufſitzt (ein Merkmal, das allen Gat— tungen ohne Ausnahme zukommt), ſind die amerikaniſchen Affen hinlaͤnglich von den altweltlichen verſchieden. Außerdem haben ſie in jeder Kiefer— haͤlfte einen Backenzahn mehr als die letzteren, d. h. 6, ſo daß die An— zahl ſaͤmmtlicher Zaͤhne auf 36 ſteigt; hievon machen allein die Seidenaffen eine Ausnahme, die gleich den Affen der alten Welt nur 32 Zaͤhne haben. Ferner gehen allen amerikaniſchen Affen durchgaͤngig Backentaſchen und Ge— ſaͤßſchwielen ab; dagegen kommt ihnen, ohne Ausnahme, ein Schwanz zu. Das Geſicht iſt rundlich, die Schnautze niemals in einer Weiſe vorſprin— gend, wie dieß bereits bei den Makako's der Fall iſt. Keine Art erreicht die Groͤße der Orangaffen oder die mancher Paviane. Als eine Eigen— thuͤmlichkeit iſt hervorzuheben, daß bei mehreren Gattungen der Schwanz greifend, oder doch wickelnd iſt. Der Schädel der amerikaniſchen Affen iſt durch die vorhin angege— bene Beſchaffenheit des knoͤchernen Gehoͤrgangs leicht von dem ſaͤmmtlicher altweltlicher Vierhaͤnder zu unterſcheiden. Ueberdieß iſt hier in der Regel der Geſichtswinkel groͤßer; ferner der horizontale Aſt kuͤrzer, aber hoͤher, und der aufſteigende Aſt ungleich breiter. Die Backenzaͤhne haben ihren laͤngſten Durchmeſſer gewohnlich nicht, wie dieß bei den altweltlichen Affen der Fall iſt, von vorn nach hinten, ſondern von innen nach außen; uͤber— dieß erreichen ſie nicht die Groͤße, welche bei den Pavianen und ſelbſt noch bei den Makakos ſo auffallend iſt. Auch hinſichtlich der Veraͤnderung, welche das Wachsthum in der Schaͤdelform hervorbringt, zeigt ſich ein Un— terſchied zwiſchen den altweltlichen und amerikaniſchen Affen. Bei jenen entwickelt ſich der Schaͤdel vorzuͤglich nach der Laͤnge; bei dieſen mehr nach der Hoͤhe. Obgleich es nun verſchiedene Abſtufungen in dem relativen Verhaͤltniſſe der Höhe zur Länge des Schädels giebt, fo erlangt dieſe letz— tere doch nie ein ſolches Uebergewicht, wie haͤufig bei den Affen der alten Welt. Saͤmmtliche Gattungen amerikaniſcher Affen laſſen ſich durch die Beſchaffenheit ihres knoͤchernen Schaͤdels vollſtaͤndig von einander unter— ſcheiden 1). ſo wie auch bei den Nachtaffen, iſt die Naſenſcheidewand nicht ganz ſo breit, wie bei den übri— gen, jedoch immer noch breiter als bei den altweltlichen Affen. 11) Vergl. meine Beiträge Suppl. 22 170 Amerikaniſche Affen. Ein ſtarker, abſtehender, mit einem platten Nagel verfehener Dau— men 12) kommt nur an den Hinterfuͤßen vor; an den vordern iſt er mehr zur Kenntniß der warmblütigen Wirbelthiere Amerika's (Abhandl. der mathem. phyſik. Klaſſe der k. b. Akademie der Wiſſenſchaften. München 1837. II. S. 447). 12) Ogilby (Bre w- ster, Lond. and Edinb. phil. magaz. 1836. IX. p. 303.) hat neuerdings einen Streit an— geregt, indem er nicht blos bei den Seidenaffen, bei denen ſchon Cuvier und Andere zweıfel- haft waren, ob ſie ſie den Quadrumanen beizählen ſollten, ſondern auch bei allen übrigen amerikaniſchen Affen dem innern Finger an den vordern Gliedmaſſen die Bedeutung eines Dau⸗— mens und hiemit alſo wahre Vorderhände abſpricht, und lediglich den Hinterfüßen Hände zuer— kennt. Nach Beobachtungen an lebenden Thieren aus allen Gattungen amerikaniſcher Affen hat er nämlich gefunden, daß ſie ſämmtlich die Vorderglieder zum Faſſen von Gegenſtänden zwiſchen Daumen und Fingern nicht gebrauchen, daß dieſer Daumen überhaupt nicht entgegen ſetzbar iſt, ſondern auf gleicher Linie mit den Fingern entſpringt, und daß er ſelbſt bei den Roll- und Springaffen, wo er etwas weiter rückwärts liegt, doch eben ſo wenig, als bei den übrigen Gat— tungen, beim Greifen entgegengeſetzt werde. Aus dieſem Grunde will Ogilby die Affen der neuen Welt als Pedimana von denen der alten unterſcheiden, und letzteren allein den Namen Quadrumana vorbehalten wiſſen. So wenig ich gegen die Beobachtungen Ogilby's eine Einwendung machen kann, fo kann ich doch auf ſeine Unterſcheidung zwiſchen Pedimanen und Quadrumanen nicht eingehen. Es iſt ſchon in der Einleitung (S. 12) bemerklich gemacht worden, in welchen Stücken die Hand der Affen überhaupt der menſchlichen nachſteht, und wie ſchon Galen auf die Unbeholfenheit die— ſer Thiere im Gebrauche des Daumens aufmerkſam gemacht habe. Dieß gilt für die Affen der alten, wie der neuen Welt, nur daß fie bei den letzteren noch beträchtlicher iſt, da ſchon die äuſ— ſerliche Anſicht es zeigt, daß hier der innere Finger faſt alle Aehnlichkeit mit einem Daumen ver— loren hat, indem er faſt auf gleicher Linie mit den anderen Fingern liegt, nicht ſtärker oder ſelbſt ſchwächer als dieſe iſt, und keinen breiten Nagel, ſondern eine mehr oder minder ſchmale Kralle trägt, während er bei den Affen der alten Welt etwas mehr abgerückt, dicker als die andern Finger und mit einem breiten platten Nagel verſehen iſt. Obſchon es demnach allerdings begrün— det iſt, daß die altweltlichen Affen eher als die amerikaniſchen auf einen Daumen Anſpruch ma⸗ chen können, ſo ſteht er doch auch bei ihnen durch ſeine viel geringere Länge und Stärke, ſo wie insbeſondere durch feine beſchränktere Gelenkung dem menſchlichen Daumen weit nach. Von bo— ſonderer Erheblichkeit iſt hier die Verſchiedenheit des menſchlichen großen vielwinkeligen Beins, an welchem ſich der Daumen inſerirt, von dem des Affen. Bei dieſem iſt es lang, aber ſchmal, weßhalb auch der Daumen ſchmächtig ſeyn muß, ferner iſt es nur wenig einwärts gewendet, da— her auch der Daumen, namentlich bei den amerikaniſchen Affen, faſt noch in gleicher Linie mit den Fingern liegt, und endlich kann es ſchon feiner geringern Größe wegen weniger zur Hohlma— chung der Handwurzel und dadurch zur Entgegenſtellung des Daumens beitragen, ſo wie auch ſeine Beweglichkeit nach innen beſchränkt iſt. Bei dem Menſchen dagegen iſt das große vielwin⸗ kelige Bein ſo breit und zugleich ſo ſtark nach innen gewendet und vorſpringend, daß nicht blos ein ſehr breiter Daumen ſich anſetzen kann, ſondern daß derſelbe auch durch ſeine Anſatzweiſe von der Reihe der übrigen Finger abgerückt und mit feiner, innern Seite ihnen entgegengewendet wird, was Letzteres um ſo beträchtlicher ausgeführt werden kaun, als das große vielwinkelige Simiae platyrrhinae. 171 fingerartig, weder merklich abgeruͤckt, noch mit einem flachen Nagel be— kleidet, jo daß die Vorderhand der amerikaniſchen Affen ein viel pfoten- Bein eine viel freiere Beweglichkeit gegen die andern Handwurzelknochen und der Daumen wies derum an ihm hat, ſo daß dieſer allen andern Fingern ſich gegenüberſtellen und dieſelben, ſelbſt wenn fie geſtreckt find, au den Spitzen berühren kann, was dem Affen durchaus unmöglich iſt. Berückſichtigen wir ferner die Muskulakur des Daumens, fo finden wir bei den Affen der alten wie der neuen Welt dieſelben 4 kurzen Muskeln, wie bei dem Menſchen (nämlich den abductor brevis, flexor brevis, adductor und opponens pollieis); während aber gewöhnlich der Beu— ger und Anzieher ſehr ſtark iſt, iſt dagegen der Gegenſteller, auch bei den altweltlichon Affen, auffallend ſchwach. Wenn es nun demnach allerdings nicht richtig iſt, was Galen ſagt, „daß die Affen weder Muskeln noch Sehnen hätten, welche den Daumen bewegten“, ſo iſt doch gerade derjenige Muskel, welcher die Oppoſition auszuführen hat, ſo ſchwach, die oſteologiſchen Ver— hältniſſe des Daumens überdieß ſind ſo ungünſtig, daß es jetzt hinlänglich erklärt iſt, warum der Affe beim Ergreifen von Gegenſtänden den Daumen nicht den übrigen Fingern gegenüber ſtellt und hiedurch einen Gegendruck hervorbringt. Die Affen der alten Welt haben daher in der Benütz⸗ barkeit ihres Daumens keinen beſonders erheblichen Vorzug vor den amerikaniſchen Affen voraus, und der Uebergang von der bei ihnen allerdings vollkommneren Form bis zu der unvollkommenen der Seidenaffen iſt durch die Rollaffen hinlänglich vermittelt. Es liegt deßhalb kein anatomiſcher Grund vor, welcher uns nöthigte, dieſen Organen bei den altweltlichen Affen eine andere Deu— tung zu geben, als bei den amerikaniſchen. Wie aber die Affenhand in dieſen und andern Stücken (namentlich in der ſelbſtſtändigen Beweglichkeit der einzelnen Finger) der menſchlichen Hand überhaupt weit nachſteht, ſo iſt dieß noch mehr mit der Hinterhand der Fall, wo zwar in der That die große Zehe durch ihre Anſatz— weiſe weit mehr von den andern Zehen abgerückt iſt, als dies bei dem Menſchen ſtattfindet, und dadurch einem Daumen ähnlicher ſieht, auch gleich dieſem dicker und mit einem breiten Nagel verſehen iſt, wo gleichwohl aber der erhebliche Unterſchied ſich zeigt, daß ihr, wie dieß auch bei der Beutelratte der Fall iſt, der opponirende Muskel, alſo ein weſentliches Stück eines ächten Dau— mens, völlig fehlt. Kurz, bei vieler Uebereinſtimmung der Vorder- und Hinterfüße der Affen mit der menſchlichen Hand, überwiegt doch bei ihnen allen (zumal in der Muskulatur) die Pfoten— bildung, und ſie ſchließen ſich dadurch ſehr enge an die Beutelratten an, bei denen auch der Dau— men an der Vorderpfote die 4 kurzen Muskeln hat. Somit iſt denn die Benennung Pedimana nur in beſchränkterem Sinne richtig, wie dieß ebenfalls von dem Namen Auadrumana gilt, weß⸗ halb ich auch die ganze Ordnung der Affen lieber mit dem Worte Simiae bezeichnet habe. — Da ich ſeit dem Druck dieſer Bogen Gelegenheit hatte 3 Affen (Cereopithecus pygery- thraeus, Cebus capzeinus und Ateles subpentadactylus) in myologiſcher Hinſicht zu unterſu— chen, jo füge ich noch einige Bemerkungen über ihre Muskulatur bei. Vor Allem muß ich hier einen Irrthum berichtigen, welchen ich auf die Auctorität E. Burdachs begangen habe. Der— ſelbe nämlich ſpricht dem kleinen Finger an der Vorderhand einen eigenthümlichen kurzen Beuger ganz ab, während er doch ſchon nach Meckel (vergl. Anat. III. S. 570) vorhanden iſt, und ich ihn ebenfalls bei den 3 genannten Affen ſehr deutlich entwickelt gefunden habe. Einer beſondern Erwähnung verdient es ferner, daß kein eigenthümlicher Strecker des Zeigefingers vorhanden iſt, ſondern daß dieſer zugleich mit einem andern Finger geſtreckt werden muß, ſo daß der Affe mit 22 + 172 Amerikaniſche Affen. aͤhnlicheres Anſehen, als das des altweltlichen gewinnt, doch hat ihr Dau— men dieſelben Muskeln, wie der der letzteren. Dieſe Familie gehoͤrt lediglich Amerika an und ihre geographiſche Ver— breitung iſt ſchon in der Einleitung angegeben. Ihr Charakter iſt milder als der der altweltlichen Affen. Wir vertheilen ſie unter 4 Sippen, naͤm— lich: a) Greifſchwaͤnze, b) Rollaffen, e) Schlaffſchwaͤnze und 4) Seidenaffen. Ateles || Lago- Cebus Namen der Gattungen und Arten. Myeetes bypo- |Ithrix in || hypoleu- rufus. [|xantbus. || fumata. cos. (adult). a) Schaͤdel. | | Länge des Schädels vom vordern Rande des Zwiſchen— kiefers bis zur Hinterhauptsleiſte . . 4“ 6 4 1|3 92 3 31 Länge deſſelben bis zum vordern Rande des Hinter— x i / EIN 2ER KARO IN Er Breite des Schädels zwifchen den Jochbögen .. 3 0 2 8 || 2 4 | 2 2 — größte, zwiſchen den Scheitelbeinen ... 2 0 2 2 2 13|1|10 — zwiſchen den äußern Rändern der Augenhöhlen 2 5 2 32 2 21 9 Höhe der Augenhöhfee n 8 0 | 11 ||0 | 11 || 0 | 1035| 0 84 Breife derſelbe n P ‚ e eee TOR OHG Länge der Naſenbeine längs ihrer Naht. .. 0 11 0 7 0 6 0 6 Breite derſelben am vorderen Ende 0 7 0 53/0 5 0 5% Länge der Naſenhöhle längs der Mitte 0 6 0 | 63 0 521 0 5 ſelbigem nicht auf einen Gegenſtand hindeuten kann. Dieſe Aktion, durch welche ausdrucksvoller und vernehmlicher als durch die Wortſprache geſprochen werden kaun, ſteht nur dem Menſchen zu, als ein Vorrecht, das blos ein geiſtiges Weſen zu würdigen und ins Werk zu ſetzen weiß. Auch der breite Rückenmuskel (latissimus dorsi) verdient einer beſondern Erwähnung, da er eine Eigenthümlichkeit in der Bewegungsweiſe der Affen erklärlich macht. Dieſer Muskel nämlich, der wie bei dem Menſchen ſehnig von den Kreuzbein-Wirbeln und dem Hüftbeine be— ginnt und ſich mit einer ſtarken Sehne an die spina tubereuli minoris des Oberarmbeins an— ſetzt, ſchickt von ſelbiger Sehne aus einen beſondern, beim Menſchen nicht vorkommenden langen Bauch ab, der ſich ſehnig hinten an den Ellenbogenknorren auheftet. Hält ſich nun der Affe mit den Vorderhänden feſt und beugt den Arm, fo kann vermittelſt jenes beſondern Fortſatzes der ganze breite Rückenmuskel in Thätigkeit geſetzt und der Körper alſo mit großer Kraft auf- oder vorwärts geſchleudert werden. Da erwähnter Muskelfortſatz am läugſten und ſtärkſten bei den langarmigen Affen iſt, fo können dieſe auch am kräftigſten und behendeſten ihren Körper vorwärts werfen, wie denn alle Beobachter es gerade von dieſen Thieren angemerkt haben, daß ſie mit Simiae platyrrhinae. 173 Ateles || Lago- || Cebus Namen der Gattungen und Arten. Mycetes hypo- |ithrix in- || hypoleu- rufus. ||xanthus. || fumata cos. (adult.) Breite derſelben . ? 0 . 0% 6“ 0) 53] 0 5 (0 44 Höhe, ſenkrechte, des Schädels vom Mintel des Un⸗ W terkiefers bis zum Scheitel. 560 5 3 6 3112| 6 Höhe des Unterkiefers bis zum Gelenkkopf. Se 2 9 1 5 1 93 1 Länge des Unterkiefers vom Fachrande der Schneide— ahne 0 8.6 a.o 0% 2 26310 2 6206272 1 Breite des Unterkiefers zwiſchen dem Winkel und dem Ent, Le 11 10 1 20001 11 0 Breite des Unterkiefers horizontal zwiſchen dem letzten Backenzahn und dem äußern Rande des aufſteigen— den nes —V 1611 9 1 261 3) 0 | 105 Entfernung, größte innere, zwiſchen en are N Aeſten des Unterfiefers. . © » 2 2 2... 2 5 1 82171 6 Länge des obern Eckzahns » . 88 0 62 0 7 0 4 4 Eutfernung des vordern Randes des e lochs vom Winkel der Lambdanaht .. 1 3 l 1 6 l 1 331 1 21 CCC ³˙ A ˙ Sy Ateles Cebus Calli- ||Nyetipi- Namen der Gattungen und Arten. hypo- || Fatuel- |ithrix eu-|| thecus || Hapale xanthus. lus. prea. ſtrivirga- Rosalia. b) Rumpf und Gliedmaſſen. | Länge der ganzen Wirbelſäule ... 43“ 0% 25 0 27 2 22 10 || 20| 3 — der Halswirbelgegennd .. 2 % A. 4 1/ 2 0 100 11 — der Rückenwirbelgegend ... 6 6 sl 7365 3] 1 2 5 — der Lendenwirbelgeg end... 3 | 1| 3 1| 37 | 4| 0 21 9 — des Kreuzbeins 201] 2 1 3 00 11 0) 8 — der Schwanzwirbelgegend . .. 30 0 15 9 179 14] 013] 6 — des längſten falſchen Sera idee 1 7 11 4 011 0 11 0 8 — des Beckens längs feiner Seitenwand 5 3 2 11 2 5 2] 2 11 10 Entfernung der Darmbeinkämme von einander [4 3 1] 5 f 1 33 [ 1 2 10 0 wunderbarer Schnelle in gedachter Weiſe von Aſt zu Aſt und von Baum zu Baum ſetzen. Endlich iſt noch zu bemerken, daß die Abduktion der großen Zehe, welche ſchon durch ihre ganze Anſatzweiſe vou den andern weit abgerückt iſt, in beträchtlicherem Grade als am menſchlichen Fuße ausge- 174 Amerikanische Affen. Ateles || Cebus || Calli- Nyetipi- Namen der Gattungen und Arten. bypo- || Fatuel- thrix cu-|| thecus xanthus. lus. prea. ||trivirga- tus. Eutfernung, äußere, der Rn von ein⸗ | NE 2000 0.000 99 8 8 2% 5/1 41 201 1 Breite, obere, des Darmbeins 08 8 8 11 90 7420 60 5 Länge des Schulterblatts von der Grätheuecke . bis zum hintern (beim Menſchen untern) Winkelůlk 3 92 31 719 Breite des Schulterblatts zwischen dem vor⸗ dern (obern) und hintern Winkel .. 27151 3 1 1 Querdurchmeſſer des Schulterblatts zwiſchen dem vordern Winkel und der Mitte des untern Randes 11 64] 0 | 113] 0 102/08 Länge des Schlüſſelbeins . .. 21 3141 201 2 — des Oberarmbeins 7 3 3 6 [29/28 Breite, untere, deſſeldſre n | 1 130 90 6300 5 Länge des Ellenbogenbeins.— 7 10 | 3 713 2 2 8 — des erſten Mittelhandkuochens .. 0 6|0| 70 520 4 — des dritten — — 9 11 10 %0 10% 0 707 — des erſten Gliedes des nen 0) 5200 0 6 0 5 0 5 — des erſten Gliedes des mura 11 22 0 9 | 0 631 0 7 — — zweiten — — 11 160 610] 5 0 5 — — dritten — — 0 2310| 360 23 — des Oberſchenkelbeins .. 71 64 4 3 7 1 3 4 Breite, untere, deſſelben .. 11 200 810 610 5 Länge des Schienbeins. 66 84 03 53 3 — des erſten webe 0 1) 330% 0 10/0 72/0 7 — — dritten — 11111611 21 21 1 — des erſten Glieds der Bnmenie. 01 60 610 441 0 5 — — zweiten — — 0 |. 3200 0 23 0 3 — des erſten Glieds der N 11 5 0 9 0 620 0 7 — — zweiten — — — — . 9 11 || 0 7 1 0 > 0 5 „ Fritten 0 330 01 24 0 3 Hapale Rosalia. 0 | 104 0 54 1 8 1 0 | 7, 1 1 2 4 0 44 2 6 0 6 0 9 o 44 0 64 0 5 2 7 0 44 2 8 0 64 1 0 0 3 0 6 führt werden kann, indem zu dem gewöhnlichen Abzieher noch ein eigenthümlicher abduetor hal- lucis longus hinzukommt, der dem Menſchen ganz abgeht; im gewöhnlichen Zuſtand ſteht daher die Daumzehe den übrigen, jedoch auf derſelben Fläche, gegenüber. Simiae platyrrhinae. 175 In der vorſtehenden erften Tabelle find die Dimenfionsverhält- niffe der Schädel der Greifſchwaͤnze und Rollaffen aufgeführt; in der zweiten die Verhaͤltniſſe des uͤbrigen Skelets der Hauptgattungen aus den 4 Sippen mit einander verglichen. Die Groͤßenangaben der Schaͤdel der Schlaffſchwaͤnze und Seidenaffen werden bei erſteren detaillirt. A) Gymnurae Srix; cauda prehensili, parte apicali subtus nuda, verte- bris caudalibus ultimis valde latis. 5 Die greifſchwaͤnzigen Affen der neuen Welt (Mycetes, Ateles und Lagothrix), ſo verſchieden ſie auch in vielen Stuͤcken des aͤußern und innern Baues ſind, kommen doch darin mit einander uͤberein, daß der lange Schwanz am untern Ende nackt iſt und daß auch die letzten Wirbel deſſelben breit find: Es findet hier ein eigenthuͤmliches Verhalten der letz— ten Schwanzwirbel ſtatt: ſie nehmen nur allmaͤhlig an Laͤnge ab, ſo daß fie kurz und dick find; zugleich iſt ihre obere Seite etwas gewoͤlbt, die une tere ſchwach ausgehoͤhlt, und der letzte Schwanzwirbel bildet ein ſtumpfes Knoͤpfchen 2). Vermoͤge dieſer Breite der Wirbel bekommen die Muskeln des Schwanzes eine kraͤftigere Stuͤtze zur Ausfuͤhrung ihrer Bewegungen, und es kann ſich ein ſolcher Affe an der Spitze des Schwanzes, wenn er dieſe auch nur mit einer halben Windung um einen Aſt ſchlingt, wie an einem Haken aufhaͤngen. Ueberhaupt vertritt dieſer greifende Schwanz bei dem Thiere die Stelle einer fuͤnften Hand, und bei dem Uebergewicht der Beuger rollt er ſich ſelbſt ein. Beim Herabklettern haͤlt ſich der Affe an dem Schwanzende, das er um einen Aſt geſchlungen hat, ſo lange feſt, bis er mit den Vorderhaͤnden einen neuen ergriffen hat; daſſelbe thut er, wenn er auf einem Baume ſitzend die Nahrung mit den Haͤnden ergreift. Zu dieſer Abtheilung gehoͤren die groͤßten Affen der neuen Welt. VII. MyCETES. Bruͤllaffe. Corpus suberassum, caput pyramidale et barbatum, manus anteriores penta- dactylae, os hycideum apparens, tumidum, cavernosum. Die Bruͤllaffen (Mycetes von Illiger, Stentor von Geoffroy 12) In dem vorhin angeführten Aufſatze (Abh. der k. Akad. der Wiſſenſch. zu Münch. II. 176 Bruͤllaffe. genannt) haben eine etwas ſchwerfaͤllige Geſtalt, einen verhaͤltnißmaͤßig großen Kopf, und an allen Haͤnden 5 Finger; der Daumen der Vorder— hand iſt duͤnner als die andern Finger, und ragt uͤber das erſte Glied des Zeigefingers nicht hinaus. Die Naͤgel ſind ſchmal, etwas zuſammengedruͤckt, gewölbt, nur der Nagel des Hinterdaumens allein iſt mehr platt und breit. Sehr ausgezeichnet iſt dieſe Gattung durch die Bildung des Schaͤdels, wie des Zungenbeins. Der Shädel!?) unterſcheidet ſich durch 3 Merkmale von dem aller andern Affen. Bei ihm iſt 1) die hochgeſtreckte pyramidale Richtung am ſtaͤrkſten entwickelt. Scheitel- und Stirnbeine fallen ſo ſteil nach vorn ab, daß der Geſichtswinkel nicht viel mehr als 38 — 400 betraͤgt; der auf— ſteigende Aſt des Unterkiefers iſt ſo außerordentlich hoch, daß der Hirnka— ſten dadurch ganz in die Hoͤhe gedraͤngt und in ſeiner Geraͤumigkeit ſehr beſchraͤnkt iſt, waͤhrend der Schnautzentheil tief herabſinkt. 2) Die Schuppe des Hinterhauptbeins bildet mit dem Grundtheile deſſelben einen rechten Winkel, ſo daß das Hinterhauptsloch ganz auf die hintere Seite zu lie— gen kommt. 3) Die Augenhoͤhlen ſind ſchief auswaͤrts gerichtet und un— gemein tief, zugleich kleiner, namentlich ſchmaͤler und weiter auseinander geruͤckt, als bei den andern Gattungen. Uebrigens ſind die Stirnleiſten ge— trennt und laſſen einen kleinen Zwiſchenraum zwiſchen ſich, die Jochboͤgen ſind breit und weit abſtehend, das Jochbein iſt von einem weiten Loch durchbohrt, die Naſenbeine ſind ziemlich lang unb gleich von der Wurzel an ſehr breit, und der untere Augenhoͤhlenkanal muͤndet außen mit zwei Oeffnungen. An Zähnen find + Schneide-, i Eck- und zs Backenzaͤhne. Von den Schneidezähnen find, wie gewöhnlich, die obern breiter als die untern, und zwar bei jenen die mittlern mehr als die aͤußern, waͤhrend umgekehrt im Unterkiefer die äußern etwas ſtaͤrker find. Die Eekzaͤhne find lang und ſtark; die obern vorn mit einer tiefen Laͤngsfurche, hinten ausgeſchweift; die untern ebenfalls auf der Innenſeite vorn mit einer Furche. Im Ober— —ͤ—ͤ— j kiefer S. 463) habe ich die Maaße der 7 letzten Schwanzwirbel von Ateles, Cebus und Chrysothrix zuſammengeſtellt. 13) Abbildungen des Schädels: Fiſcher, naturh. Fragm. tab. 2. fig. 5.— Pander und D' Alton Skelete tab. V. fig a. b. — Spix cephalog. tab. VI. fig. 4; sim. Brus, tab. 38. fig. 8 — 9. Mycetes. 177 kiefer nehmen die Backenzaͤhne von vorn nach hinten allmählig an Größe zu, fo daß der öte der größte, der 6te aber wieder kleiner iſt; die 3 erſten find zweihoͤckerig, die 3 letzten vierhoͤckerig und dieſe von faſt quadratiſcher Form. Im Unterkiefer iſt, wie gewoͤhnlich, der erſte Backenzahn groͤßer als die beiden folgenden; vom 2ten an wachſen fie an Größe, fo daß der 6te am größten iſt, was bei keinem andern amerikaniſchen Affen vorkommt; uͤbrigens haben auch die 3 letzten, welche vierhoͤckerig ſind, ihren groͤßten Durchmeſſer von vorn nach hinten. Das Zungenbein der Bruͤllaffen zeichnet ſich dadurch aus, daß ſein Koͤrper zu einer großen knoͤchernen Blaſe aufgetrieben iſt, die oben eine weite Oeffnung hat, deren vorderer Rand ausgebreitet, im uͤbrigen Verlauf aber zugeſchaͤrft iſt. Die großen Hoͤrner ruhen vorn auf den Winkeln des Umſchlags; die kleinen fehlen nach Brandt und Cuvier!) ganz, nach Meckel!s) find fie nur ſehr klein. Am Kehlkopf findet ſich ein hoͤchſt merkwuͤrdiger Stimmapparat !“), durch 14) Leg. 2. &d. IV. 1. p. 467. 15) Vergl. Anat. IV. S. 725. 16) Camper, Vieg d'Azyr, Cuvier, Humboldt und Brandt (observ. anat. de instrumento vocis mammal. p. 14. tab. 1. fig. 1 — 3) haben dieſen Stimmapparat beſchrieben, aber Jeder fo ver- ſchieden von dem Andern, daß man nicht glauben ſollte, daß von einer und derſelben Gattung, ja meiſt von der nämlichen Art die Rede ſey. Da Brandt die meiſten Exemplare (10 von M. ursinus, 2 von M. seniculus) zu unterſuchen Gelegenheit hatte, fo halte ich mich au feine An— gabe, wornach die frühere (S. 18), von Cuvier entlehnte zu berichtigen iſt. Aus den Stimm— taſchen ſteigen 3 Säcke in die Höhe gegen das Zungenbein, die ſämmtlich an ihrem Urſprunge geöffnet ſind. Zwei von dieſen liegen auf der hintern Fläche des Kehlkopfs dicht nebeneinander, erreichen nicht ganz das Zungenbein und ſind oben geſchloſſen; ſie ſind 23“ lang und werden von Brandt sacei pyramidali-ovales genannt. Vor ihnen ſteigt in der Mittellinie ein anderer Sack (saccus infundibuliformis) auf, der in die Kuochenblaſe des Zungenbeins eintritt und deren ganze innere Fläche überkleidet; er iſt 4“ lang. Auſſerdem finden ſich noch 2 befondere Säcke (sacei pharyngo-laryngei), welche die frühern Beſchreiber unerwähnt gelaſſen haben. Sie liegen unterhalb der vorigen und jeder mündet mit einer rundlichen Oeffnung in den Pharynx. Abbildungen dieſes Stimmapparats, außer den ſchon erwähnten und vorzüglichſten von Brandt, finden ſich noch insbeſondere bei Buffon (suppl. VII. p. 98. tab. 27), Camper (oeu- vres I.), Humboldt (rec. I. p. 9. tab. IV. fig. 1 — 3), Carus (Erläuterungstafeln II. tab. 3) und die Nieuwe Verhandl. der erst. Klasse van het Nederl. Inst. van Wetensch. IV. 1. — Noch iſt bei dieſer Gelegenheit auf einen Unterſchied aufmerkſam zu machen, der in der Kehlkopfsbildung zwiſchen altweltlichen und amerikaniſchen Affen beſteht. Bei jenen nämlich ſind die keilförmigen (Wrisbergſchen) Knorpel zwar ſtark entwickelt, aber ohne beſondere Fortſätze; bei den amerikaniſchen dagegen werden ſie durch beſondere W verſtärkt, welche den Durchgang für die Luft beträchtlich verengern. Suppl. 23 178 Bruͤllaffe. welchen die Stimme dieſer Thiere eine außerordentliche Stärke erlangt; bei den Maͤnnchen indeß weit mehr, als bei den Weibchen, bei welchen jener Apparat beträchtlich kleiner iſt. Wegen ihrer Größe reicht die Stimmblaſe noch unter den Unterkiefer herab, und bildet aͤußerlich einen Vorſprung, der durch den langen Bart verborgen wird. — Der Magen iſt kugelig, in ſeinem Pfoͤrtnertheil cylindriſch, und hat an der Cardia, wie am Pfoͤrt⸗ ner, dicke und muskuloͤſe Wände. Die Leber ift groß und beſteht aus 5 Lap— pen; die Gallenblaſe liegt in einem Einſchnitt des mittlern Lappens 17). Die beſten Beobachtungen über die Lebens weiſe der Bruͤllaffen find neuerlich von Rengger mitgetheilt worden. Sie bewohnen familienweiſe die hohen, an Fluͤſſen und Suͤmpfen gelegenen Waldungen; in manchen Diſtrikten in ſolcher Menge, daß Humboldt mehr als zweitauſend auf, die Quadratmeile rechnete. Gewoͤhnlich trifft man die ganze Familie auf demſelben Baume an, wo alsdann die Maͤnnchen meiſt die hoͤchſten Plaͤtze einnehmen. Am Morgen und Abend laſſen ſie ihr lautes Gebruͤll hoͤren, das Azara und Rengger mit dem Knarren der ungeſchmierten hoͤlzernen Achſen eines Wagens vergleichen, und das Stunden lang mit geringen Pau— ſen fortdauert. Ein laͤcherliches Maͤhrchen iſt, daß ein altes Maͤnnchen bei dieſen Concerten die Stelle des Vorſaͤngers vertrete. Werden die Bruͤll— affen eines Feindes anſichtig, ſo verſtummen ſie ſogleich. In ihren Be— wegungen ſind ſie langſam; die Nahrung beſteht vorzuͤglich aus Blaͤttern und Knoſpen, weniger aus Fruͤchten und Inſekten. Ihre Sinne ſind ſcharf, und das nackte Schwanzende vermehrt ihren Taſtapparat. Sie ſind furcht— ſam, melancholiſch und traͤge, und wenn ſie nicht freſſen oder bruͤllen, ſo ſchlafen ſie oder ſtarren bewegungslos vor ſich hin; nie ſieht man ſie mit— einander ſpielen. Wegen dieſes traurigen Charakters und geringer Intelli— genz, ſo daß man ſie zu nichts abrichten kann, haͤlt man ſie ſelten in den Haͤuſern, auch dauern ſie in der Gefangenſchaft nicht leicht lange aus. Das Weibchen wirft jaͤhrlich ein Junges, das ſich anfangs vorn an den Hals der Mutter haͤlt, ſpaͤter von ihr auf dem Ruͤcken getragen wird. Das Fell wird als Pelzwerk benuͤtzt, das Fleiſch aber in der Regel nur von den wilden Indianern gegeſſen. Die Jagd iſt mit Schwierigkeiten ver— bunden, weil der Bruͤllaffe, wenn er ſich in Gefahr ſieht, ſich in die hoͤch— 17) Cuv. leg. IV. 2. 28, 439. Mycetes. 179 ſten Wipfel der Bäume verbirgt, auch, wenn er nicht durch den Kopf oder das Ruͤckenmark getroffen worden iſt, nicht leicht herabfaͤllt, ſondern mit dem Schwanze ſich ſo feſt um einen Aſt windet, daß er an ſelbigem auch noch mehrere Stunden nach dem Tode haͤngen bleibt. Zu den Fabeln ge⸗ hoͤrt es, daß er das Blut durch Zudecken mit der Hand zu ſtillen ſuche, oder gekaute Blaͤtter in die Wunde lege; eben ſo, daß er gegen den Feind ſeine Excremente ſchleudere; von Letzterem iſt nur ſo viel richtig, daß er bei Verfolgungen feinen Koth beftändig fallen laͤßt. Es kommt den Brüllaffen eine ziemlich anſehnliche geographiſche Ver— breit ung zu. Rengger traf fie in Corrientes noch unter 23° Breite an. Von hier erſtrecken ſie ſich durch Paraguay, Braſilien, Guiana und durch mehrere Theile des ehemaligen ſpaniſchen Suͤdamerikas, wo Hum— boldt die Thaͤler von Aragua weſtlich von Caraccas, die Llanos des La— pure und des untern Orinoko und die Provinz Neu- Barcelona nennt. — Die 9 Arten, welche die Autoren von dieſer Gattung aufſtellen, muͤſſen, meiner Meinung nach, auf 2 zuruͤckgefuͤhrt werden. 1. M.Seniculus LN. Der rothe Brüllaffe. Tab. XXV C, XXV. E. M. splendide rufus aut fulvo-fuscus, barba promissa. ) Dorso fulvo, capite, cauda artubusque splendide castaneo-rufis. Mycetes Senicnlus. Kuhl Beitr. ©.28.— — Desmar. mammif. p. 78. — Is. Georrr. dict. class. XV. p. 134; GuErın magas. 1832. n. 7. — Stentor Seniculus. GEoFFr. ann. du mus. XIX. p. 107. Simia Seniculus. Linn. XII. p.37. — Schreb. S. 113. tab. 25. C. (tig. Buff.) Alouate. Burr. XV. p.5; suppl. VII. p. 87. tab. 15 — Aupkz. sing. V. 1. P. 7. tab. 7. — Cv. regn. anim. I. p. 99. 6) Saturate badius, dorso caudaeque dimidio apicali dilute fulvis. Stentor chrysurus. Is. Georrr. dict. class. XV. p. 135; Gurkın ma- gas. 1832. tab. 7. ß 7) Vellere unicolore rnfo. Mycetes ursinus Kuhl Beitr. S. 29. — Pr. Maximil. Beitr. II. S 48. mit Abbild. — Desmar. mammif. p 78. — Stentor ursinus. GEOFFR. ann. du mus. XIX. p. 108.— Is. Georrr. in 5 magas. 1832. n. . 7. Simia ursin a. Huugorpr rec. I. Pe 331. tab. 30. 285 180 Bruͤllaffe. 5) Badius, pilorum apicibus aureo - flavescentibus. Mycetes fuscus. Kuhl Beitr. S. 28. — Desmar. mammif. p. 78. — Srıx sim. Bras. p. 43. tab. 30.— A. Wagner in der Iſis 1833. S. 998.— Stentor fuscus. Georrr. ann. p. 108. — Is. Georrr. dict. class. XV. p. 136; Guerın magas. 1832. n. 7. Die vier Arten, welche die zoologiſchen Schriftſteller aus der Simia Seniculus LIN N. errichtet haben, glaube ich mit vollem Rechte in eine einzige wieder zuſammen ziehen zu duͤrfen. Fuͤr M. ursinus und fuscus hat es bereits der Prinz von Neuwied ausgeſprochen, daß ſie ihm beide identiſch zu ſeyn ſchienen. Halten wir uns zuerſt an die Erfahrungen, welche letztgenannter Beobachter an Ort und Stelle geſammelt hat. Den M. ursinus, wie er ihn bei Cabo frio und in andern ſuͤdlichen Ge— genden der Oſtkuͤſte von Braſilien gefunden hat, charakteriſirt er alſo: Die Haare auf allen obern Theilen des Koͤrpers ſind ſchwarzbraun, mit gelb— licher Binde in der Mitte und an der Spitze, wodurch oben die gelbbraune Farbe zu herrſchen ſcheint, obwohl das Dunkle durchſticht. Die Gliedmaſ— ſen fallen mehr ins Dunkelbraune, doch haben die Haare auch gelbliche Spitzen; noch dunkler iſt der Bart; der Schwanz mit ſtark rothbrauner Miſchung erſcheint mehr roſtbraun oder roſtroͤthlich. Juͤngere Thiere find immer mehr ſchwarzbraun und mit kuͤrzerem Barte verſehen; Scheitel und Mittelruͤcken gelbroth gemiſcht. — In den noͤrdlicheren Gegenden hat der Prinz die Maͤnnchen mehr roſtroth oder fuchsroth gefunden, obgleich alle Uebergaͤnge in den Farben da ſind. Ein ſolches altes Thier iſt durchaus glänzend rothbraun oder roſtroth mit ſchoͤnem Goldglanze, die vordern Gliedmaſſen oft kaum merklich dunkler. Dieſe Thiere variiren, wie erwaͤhnt, aus dem Kaſtanien- oder ſchwaͤrzlich Braunen mit gelblich fahlen Haar— ſpitzen ins Roſtrothe, doch ſind juͤngere Thiere immer mehr dunkelbraun oder ſchwaͤrzlich gefaͤrbt. Vergleichen wir dieſe an Ort und Stelle gemachten Beſchreibungen mit denen anderer Schriftſteller, ſo ſehen wir, daß die vom Prinzen aus den ſuͤdlicheren Gegenden beſchriebene Abänderung der M. fuscus Auer. iſt. Unſere, von Spir dieſer Art zugezaͤhlten Exemplare find braun ohne rothe Beimiſchung (das Kolorit in ſeiner Abbildung iſt ganz verfehlt); auf dem Ruͤcken iſt dieſe Farbe heller und faͤllt in ein metalliſch glaͤnzendes Mycetes. 181 Gelbbraun, indem jedes Haar dunkelbraun iſt mit goldgelben Ringen und goldgelber Endſpitze; Gliedmaſſen, Schwanz und Bart ſind dunkler. Die von dem Prinzen als in den noͤrdlicheren Gegenden Braſiliens gewoͤhnlichere Abänderung angegebene iſt der M. ursinus AucT., welcher durchaus glänzend roſtroth iſt mit dunklerer Faͤrbung auf den Gliedmaſſen (zumal den vordern), dem Barte und Schwanze. Von den beiden Exem— plaren unſerer Sammlung iſt das eine ein juͤngeres Maͤnnchen, was be— weist, daß dieſe rothe Faͤrbung manchen Spielarten ſehr frühzeitig, viel: leicht ſchon vor der Geburt zukommt. Von M. ursinus darf aber nur eine leichte Farbenabaͤnderung geſchehen, um den M. Seniculus GEOFFR. zu erhalten; es braucht blos der Ruͤcken noch lichter zu werden, als es in erſterem bereits angedeutet iſt. Einen ſolchen Uebergang ſtellt recht deutlich der von Audebert abgebildete Alouate dar. Das aͤußerſte Extrem, wohin es bei einer ſolchen Farbenwandlung kommen kann, haben wir in unſerer Sammlung aufzuweiſen. Es iſt als— dann der Ruͤcken einfoͤrmig goldglaͤnzend lichtgelb, weil die goldgelben Haare keine oder nur kaum bemerkliche dunklere Ringe haben; die Schultern fal— len ins hell Roſtfarbige, weil die gelben Haare mit rothbraunen Ringen bezeichnet find; Kopf, Schwanz und untere Theile der Gliedmaſſen ſind einfarbig dunkel roſtroth. Da ſich von dieſem eben beſchriebenen Thiere der M. chrysurus Is. GEOFFR. doch nur durch die lichtere Faͤrbung der letzten Schwanzhaͤlfte unterſcheidet, die Schattirung aber bei dieſer Art uͤberhaupt ſehr veraͤnder— lich iſt, ſo koͤnnen ihm vor der Hand Artsrechte nicht zugeſtanden werden. Auch daß der Schwanz etwas länger ſeyn ſoll als bei M.seniculus, kann zur ſpezifiſchen Trennung nicht ausreichen. Als oſteologiſche Differenzen be— merkt Iſ. Geoffroy von ſeinem M. chrysurus, daß der Vordertheil des Schaͤdels weniger Breite hat als bei M. seniculus, weshalb der Gaumen ſchmaͤchtiger wird, wogegen die hintern Naſenoͤffnungen mehr bedeckt ſind, und ihre Muͤndungen ſtatt in einer ſchiefen, in einer faſt ſenkrechten Flaͤche liegen; daß die Zahnreihen laͤnger und unter ſich parallel ſind; daß ferner die Symphyſis des Unterkiefers ſehr ſchief ruͤckwaͤrts lauft und der untere Rand ſo buchtig iſt, daß der Schädel ſich nicht, wie bei M. seniculus, auf einer horizontalen Flaͤche halten Bi endlich daß die Jochbeinfortſaͤtze breiter ſind. 182 Bruͤllaffe. Im Allgemeinen iſt uͤber die aͤußere Beſchaffenheit des rothen Brüll- affen noch zu bemerken, daß der Kopf dick iſt, der Hals zwiſchen den Schul— tern ſteckt, die Glieder maͤßig lang und robuſt ſind. Die Oberſeite iſt reichlich, die untere ſehr duͤnn behaart; um das faſt nackte, oder mit ein— zelnen Haaren beſetzte Geſicht und unterm Kinn wegzieht ein anſehnlicher Bart (von 3 — 4" langen Haaren), der bei den Weibchen kuͤrzer iſt. Die Farbe faͤllt deſto mehr ins Roſtbraune oder Roſtrothe, je aͤlter das maͤnn— liche Thier. Ein erwachſenes traͤchtiges Weibchen fand der Prinz von Neu— wied dem jungen Maͤnnchen gleichend, da es nur einen kurzen Bart und dieſelbe Farbenmiſchung hatte, doch war der Ruͤcken durch die Haarſpitzen mehr gelbbraun und der Schwanz voͤllig ſchwarzbraun bis zur Spitze. Die nackten Theile ſind ſchwaͤrzlich; die Iris gelbbraͤunlich. — Die Länge des Körpers beträgt 108“, des Schwanzes 194“, der Vorder— glieder 1012“. e Die Heimath erſtreckt ſich nicht fo tief ſuͤdlich als die der folgenden Art, indem der rothe Bruͤllaffe nicht in Paraguay vorkommt. Prinz von Wied giebt die Capitania S. Paula als feinen ſuͤdlichſten Punkt an, von wo an er ihn nordwaͤrts weiter in der Sierra des Orgaos bei Rio de Ja— neiro und bei Cabo frio, am Belmonte, Ilheos und in dem Sertam von Bahia gefunden hat. Man kennt dieſe Affen weiterhin vom Amazonen— ſtrom und von Guiana; Humboldt giebt ſie vom Orinoko, Cartagena, dem Magdalenen-Fluſſe und ſelbſt von der Terra firma anz Sfidor Geoffroy's Stentor chrysurus kommt aus dem Magdalenen-Thale, wo er den Namen Araguato fuͤhrt, alſo dieſelbe Benennung, die auch Humboldt angiebt. In Braſilien heißt er Guariba. 2. M. Caraya Hong. Der Caraya. Tab. XXV. D. M. barbatus, pilis maris nigris, feminae et juniorum griseo - lutescentibus. Caraya. Azara essai II. p. 108. — Huun. recueil. I. p. 355. — Reng⸗ ger's Paraguay. S. 13. Stentor niger. Georre. ann. du mus. XIX. p. 108. -— Is. Georrr. dict. class. XV. p. 136; Gurrın magas. 1832. n. 7. — Mycetes ni— ger. Kuhl Beitr. S. 30. — Pr. Marimil, Beitr. II. S. 66 mit Abbild. — Desuar. mammif. p. 78. — Cv. regn. anim. I. p. 100. — ; Mycetes. 183 Mycetus barbatus. Seix sim, Bras. tab. 32 u. 33. — A. Wagner in der Iſis 1833. S. 999. 5 Mycetes discolor. Six I. c. tab. 34. a) Feminae et juniores. Stentor (M.) stramineus. GEoFFR. I. c. p.108. — Kuhl Beitr. S. 29 Desmar. mammif. p. 78. — Six sim. Bras. p. 45. tab. 31. — Wag⸗ ner, Iſis 1833. S. 999. — Schreb. tab. 25. D. 6) Mares nondum perfecte colorati: cauda extrema manibusque fuscentibus. 7. Simia Beelzebul. LIxN. XII. p. 37. — Schreb. S. 112. tab. 25 B (fig. Buff.). Mycetes rufimanus. Kuhl Beitr. S. 31. — Desmar. mammif. p. 79.— Is. GEorFR. in GUERIN magas. |. c. Stentor Seniculus niger. Spir, Muͤnchn. Denkſchr. 1813. S. 332. tab. 18. Guariba. Marcer. Bras. p. 226.— Ouarine. Burr. XV. p. 5; (Hur- leur) suppl. VII. tab. 26. y) Mares nondum perfecte colorati: cauda a medio ad apicem tae- niis 2 flavis. f Simia flavicaudata ( eh Hunz. rec. I. p. 343. GEorFFR., Desmar., Kuhl u. A. Auch bei dieſer Art habe ich ſtarke Reduktionen vorgenommen, wie ſie ſich mir aus den Beobachtungen von Azara, dem Prinzen Maximilian von Neuwied, von Rengger und nach den Exemplaren unſerer Samm— lung ergeben habens). Das erwachſene alte Maͤnnchen kommt in ſeiner Geſtalt mit der vorigen Art überein. Die Behaarung iſt auf der Oberſeite reichlich (die Haare hier 2 bis 22“ lang); auf dem Unterleib ſehr ſpaͤrlich, ſo daß die Haut hindurch ſieht; an den Koysfeiten und unterm Kinne einen ſtarken Bart (die Haare 3“ lang) bildend; Geſicht, Ohren, Kehlkopf, die innere Handflaͤche und das letzte Schwanzdrittel der Unter— ſeite ſind nackt. Die Haare ſtehen auf der Stirne ſenkrecht empor und lie— gen auch am uͤbrigen Koͤrper nicht dicht an. — Die Farbe des ganzen Koͤrpers iſt glaͤnzend kohlſchwarz; nur bei ſehr alten Individuen ſieht man bisweilen, nach Rengger, einige weiße Haͤrchen auf den Haͤnden. Die nackten Theile, wie uͤberhaupt die Haut, iſt roͤthlichbraun; die Iris gelb— 18) Die Spixiſchen Arten habe ich in der Iſis 1833 S. 999 bereits berichtigt. 184 Bruͤllaffe. lichbraun. Dieß iſt der Mycetes (Stentor) niger der Autoren, von dem der M. barbatus Six nicht verſchieden iſt. Das Weibchen iſt kuͤrzer behaart und hat namentlich einen kuͤrzern Bart. Außerdem iſt es vom Maͤnnchen durch eine ganz andere Farbe ver— ſchieden; das Weibchen iſt naͤmlich am ganzen Koͤrper graulichgelb, das am Ruͤcken ins Braͤunlichgelbe übergeht; die Hautfaͤrbung iſt wie beim Maͤnn chen. — Die Jungen beiderlei Geſchlechts haben dieſelbe Farbe als die Mutter. Nach Rengger fangen die Maͤnnchen mit dem erſten Haarwech— ſel, d. h. am Ende des erſten Jahres, an ihre Farbe zu veraͤndern; ſie werden dann gelblichbraun, im zweiten Jahre roͤthlichbraun und im dritten ſchwarz, ausgenommen am Bauche, der feine Farbe noch 1 — 2 Jahre länger behält, fo daß erſt im Aten oder öten Jahre der ganze Pelz ſchwarz erſcheint. Dieſe Weibchen mit ihren noch gelblichen Jungen ſind der Sten— tor stramineus der Autoren. Der Mycetes discolor von Spir iſt nichts anders als ein Maͤnn— chen, das noch nicht ganz ausgefaͤrbt iſt, indem den ſchwarzen Haaren noch rothe beigemengt ſind; unter den Exemplaren unſerer Sammlung kommt jedoch keines mit der Spixiſchen Abbildung überein. Ein noch nicht vollſtaͤndig ausgefaͤrbtes Männchen iſt ebenfalls der Seniculus niger Sbix in der hieſigen Sammlung; die ſchwarze Farbe geht hier an den Haͤnden und am Schwanzende ins Braͤunliche uͤber; allein auch an dem Exemplare, das Spix als M. barbatus hat abbilden laſſen, fallen die Haare der Hände noch etwas ins Braͤunliche, waͤhrend bereits der Schwanz und der ganze übrige Körper kohlſchwarz find. Auch den Mycetes rufimanus von Kuhl, der nur nach einem Exemplare gekannt iſt und deſſen Haͤnde und Schwanz— ſpitze mehr ins Rrybraune fallen follen, kann ich von unſerer Art nicht trennen; kein Reiſender hat Truppen dieſer Affen beiſammen gefunden. Da der Farbenwechſel ſicherlich, wie bei andern Thieren, nicht immer gleichfoͤrmig an allen Individuen vor ſich geht, ſondern wohl mancherlei Anomalien darbietet, fo koͤnnte auch noch die Simia flavicaudata von Humboldt hieher gehoͤren; ſie iſt der Beſchreibung zufolge braͤunlich— ſchwarz, auf dem olivenſchwarzen Schwanze mit 2 gelben, von der Mitte bis zum Ende reichenden Laͤngsbinden. — Die Laͤnge von der Schnautze bis zum After iſt 108 — 9", des Schwanzes 1° 94", des Kopfes 44", der Lagothrix. 185 der Vorderglieder 11 22“. — Die Heimath des Carapya beginnt bereits in der Provinz Corrientes unterm 28“ Breite; weit häufiger ſtellt er ſich jedoch in Paraguay an den Ufern des Stromes ein, wie er denn uͤberhaupt in waſſerleeren Gegenden ſich nicht aufhaͤlt. In Braſilien kommt er, nach dem Prinzen von Neuwied, nicht an der tief liegenden Oſtkuͤſte, ſondern in den hoͤhern trockenern Gegenden, in Minas Gerard, am Rio S. Frans cisco, im Sertam der Capitania da Bahia vor. Spix hat feinen M. stramineus aus den Waldungen zwiſchen dem Rio negro und Solimoes, Humboldt feine Simia flavicaudata aus den Provinzen Jaen und Maynas am Amazonenſtrome erhalten, wie die Carayas uͤberhaupt an dieſem Strome häufig find. In Paraguay führt dieſe Art den Namen Caraya, in Bra⸗ ſilien Guariba preto. VIII. LAGOTHRIX. Wollaffe. Corpus suberassum, caput rotundatum et imberbe, manus anteriores penta- dactylae. Die Wollaffen, welche zuerſt Geoffroy als eigne Gattung unter dem Namen Lagothrix, Spix ſpaͤterhin als Gastrimargus aufgeſtellt hat, unterſcheiden ſich von den Bruͤllaffen durch ihren dicken rundlichen Kopf ohne Kapuzinerbart, ohne kropfartige Vortreibung der Kehle und durch ihr weiches, etwas wollartiges Haar. In letzterer Beziehung kommen ſie zwar mit den wollhaarigen Klammeraffen uͤberein, von welchen ſie ſich aber gleich durch ihren deutlichen Vorderdaumen, ſo wie durch die kuͤrzern und robu— ſtern Vorderglieder unterſcheiden. Sie haben eine kraͤftige, unterſetzte Ge— ſtalt. Die Naͤgel ſind nicht platt, ſondern ſie ſind zuſammengedruͤckt und gebogen; platt iſt nur der Nagel des Hinterdaumens. Der Schaͤdel !?) von den beiden bekannten Arten, obgleich noch von hochgeſtreckter Form, unterſcheidet ſich doch ſehr auffallend von dem der Bruͤllaffen und naͤhert ſich mehr dem der Klammer- und Rollaffen an. Der Hirnkaſten iſt ungleich groͤßer als bei jenem; die Schuppe des Hinter— 19) Abbildungen: Münchner Abh. der k. Akadem. II. (1837) tab. 2. fig. 1. — Spix sim. Bras. tabı 88. fig. 7. Suppl. 24 186 Wollaffe. haupts ſchief geſtellt, daher das große Loch mehr abwaͤrts gerichtet; der Unterkiefer in ſeinem aufſteigenden Aſte zwar ziemlich breit und hoch, Bei— des aber in ungleich geringerem Grade als beim Bruͤllaffen. Auch ſind die Augenhoͤhlen groͤßer und rundlich, und haben eine weit ſchmaͤlere Scheide— wand; die Naſenbeine viel kuͤrzer und gegen ihre Spitze ſpitz zulaufend; die Jochboͤgen ſchmaͤler, uͤbrigens das Jochbeinloch ebenfalls tief unten und ſehr groß, und die halbbogenfoͤrmigen Linien, an welche der Schlaͤfenmuskel ſich anſetzt, ſtoßen gleichfalls nicht zuſammen. Die Zahl der Zaͤhne iſt dieſelbe wie bei der vorigen Gattung. Schneide- und Eckzaͤhne eben ſo; letztere groß und ſtark. Die Backenzaͤhne des Oberkiefers ſind von vorn nach hinten ſchmaͤler als beim Bruͤllaffen; der letzte merklich kleiner, als die beiden vorhergehenden. Im Unterkiefer ſind zwar ebenfalls, wie bei voriger Gattung, die 3 hintern Backenzaͤhne etwas laͤnger als breit, jedoch iſt der letzte der kleinſte von ihnen. Ueber den innern Bau ſagt uns Cuvier 20), daß der Pfoͤrtnertheil des Magens minder lang iſt als bei den Klammeraffen, daß die Haupt— hoͤhle mehr verlaͤngert iſt, und daß am Pfoͤrtner ein vorſpringender Wulſt vorkommt. Die Leber hat ihre, in dieſer Familie gewoͤhnlichen 5 Lappen und Laͤppchen; der mittlere Lappen hat einen Einſchnitt, welcher der Gallen— blaſe entſpricht. Der linke Lappen iſt etwas groͤßer als der rechte und gleich dieſem rundlich; das rechte Laͤppchen iſt groß und prismatiſch, das linke klein und von derſelben Form. Die Heimath iſt das noͤrdliche Amerika und die G 0 am Ori⸗ noko, wo ſie in Truppen auf den Baͤumen leben und eine eigne ſchnalzende Stimme hoͤren laſſen. Sie ſind gutmuͤthig, werden leicht zahm und ſollen ſehr gefraͤßig ſeyn. Wir unterſcheiden 2 Arten. 1. L. can a Huun. Der graue Wollaffe. Tab. XXVI. F. L. olivaceo-cana, capite, manibus caudaeque latere inferiori nigro- fuseis. ‚ Lagothrix cana. Georrr. ann. du mus. XIX. p. 107. — Kuhl Beitr. S. 27.— Desmar. mammif. p.77. — Is. GOT R. dict. class. XV. p. 146. — (Simia cana) Huus. rec. I. p. 354. 20) Lec, IV. 2. p. 29, 439. Lagothrix. 187 Gastrimargus olivaceus. Srix sim. Brasil. p. 39. tab.28. — A. Wagner in der Iſis, 1833. S. 997 ?1). Auf eine ſehr unvollkommene Weiſe iſt diefe Art vor Spir beſchrie— ben worden, ſo daß wir erſt durch ihn eine genaue Beſchreibung erhalten haben; leider iſt ſeine Abbildung im Kolorit wie im Habitus ganz verfehlt, ſo daß unſere, nach demſelben Individuum gefertigte willkommen ſeyn wird. Die Behaarung iſt kurz, dicht, weich, am Schwanze am reichlichſten, und haͤngt unterm Bauche lang herab; der ganze Kopf, mit Ausnahme des Geſichts, iſt von kurzen, wie gefchornen, dicht ſtehenden und ruͤckwaͤrts gerichteten Haaren beſetzt. Die einzelnen Haare ſind im Allgemeinen weiß und ſchwarzbraun geringelt, wobei bald dieſe, bald jene Farbe vorherrſcht. Auf dem Ruͤcken iſt ſie lichtgrau, indem die einzelnen Haare weiß und et— was unterhalb der Spitze mit einem ſchwarzen Ringe umgeben ſind; dieſer Ton wird auf der Außen- und Innenſeite dunkler, bis er an Haͤnden und Fuͤßen faſt ins Schwarze uͤbergeht. Auf der Unterſeite des Schwanzes wird die Farbe ebenfalls gegen die Spitze hin immer dunkler. Die Kopf: haare, welche das Geſicht umgeben, ſind dunkel rothbraun, was erſt am Nacken in die herrſchende graue Farbe uͤbergeht. Letztere hat, zumal auf dem Ruͤcken, einen ſchwachen olivenfarbigen Anflug. Die langen Haare auf der Bauchſeite ſind ſchwarz. Bei jungen Thieren faͤllt die Farbe et— was mehr ins Rußige. — Die Länge iſt 137, des Schwanzes 2 2, Als Heimath giebt Spix die Waldungen am Fluſſe Tocantin und Solimoes bis zur peruaniſchen Grenze an. 2. L. infumata Stix. Der Rauch - Wollaffe. L. fuscescens, gastraeo, artuum latere interno manibusque nigricantibus. Gastrimargus infumatus. Srıx sim. Bras. p. 41. tab. 29. In der Geſtalt und Behaarung kommt dieſe Art mit der vorherge— henden uͤberein, von der ſie ſich nur durch die Faͤrbung unterſcheidet. 21) Die Simia lagotricha Hum b. (L. Humboldtii Geoffr.), welche Humboldt. (rec. I. p. 321) mardergrau mit ſchwarzen Haarſpitzen nennt und die er von unſerer Art unter— ſcheidet, ſcheint nur eine dunklere Abänderung derſelben zu ſeyn. Die L. cana, wie fie Geof— froy und Desmareſt charakteriſirt, iſt blos das Junge unſerer Art, da fie ihre Größe nur mit der des Cay vergleichen. . 24 * 188 Klammeraffe. Dieſe iſt naͤmlich auf dem Ruͤcken licht marderbraun, was an den Seiten, am Kopfe, an den Oberarmen und Schenkeln etwas dunkler wird, auf den Vorderarmen und Schienbeinen ins Schwaͤrzliche faͤllt, waͤhrend die Haͤnde, die Innenſeite der Gliedmaſſen und der Unterleib faſt ganz ſchwarz ſind. Auch der Schwanz zieht ſtark ins Schwaͤrzliche. — An Größe kommt dieſe Art der vorigen faſt gleich. Spir hat fie am Fluſſe Isa entdeckt. IX. ATELES. Klammeraffe. Artus elongati, graciles; pollex maniculorum brevissimus aut nullus. Die Klammeraffen find von den Brüllaffen in ihrem ganzen aͤußern Anfehen ſehr verſchieden durch die ſchmaͤchtigen, obſchon gerade nicht ge— faͤlligen Formen. Durch ihre langen Vordergliedmaſſen, die bis unter das Knie reichen, erinnern ſie an die aſiatiſchen Gibbons, mit denen ſie auch in noch andern Beziehungen uͤbereinſtimmen und daher gewiſſermaſſen als ihre Stellvertreter in der neuen Welt anzuſehen ſind. Außer den langen ſchmaͤchtigen Gliedmaſſen iſt dieſe Gattung vor allen andern amerikaniſchen Affen noch dadurch ausgezeichnet, daß an den Vorderhaͤnden der Daumen entweder ganz fehlt, oder doch nur als ein ſehr kurzer, meiſt nagelloſer Stummel vorhanden iſt. An den Hinterfuͤßen dagegen iſt er vollſtaͤndig ausgebildet. Der Kopf iſt im Verhaͤltniß zum uͤbrigen Koͤrper klein und hat kei— nen herabhaͤngenden Bart; der Schwanz iſt ein langer, ſtarker, im letzten Drittel der Unterſeite kahler Greifſchwanz. Die Behaarung iſt nicht be— ſonders lang, aber dicht; nur die Unterſeite iſt ſehr duͤnne beſetzt. Der Schaͤdel ?) iſt ſchon ſehr dem der Rollaffen aͤhnlich, doch etwas mehr in die Höhe geſtreckt, und ganz verſchieden von dem der Brüllaffen, Der Hirnkaſten iſt ſehr geraͤumig und gewoͤlbt, was insbeſondere von der Oberflaͤche mit dem Stirnbeine gilt, ſo daß ſich hier mehr, als bei einem andern Affen der Schädel an die menſchliche form annaͤhert. Das Joch— bein iſt ferner gewoͤlbter als bei den Rollaffen, der Unterkiefer etwas hoͤ— 22) Vgl. Spix Cephalogenes. tab. VI. fig. 3. (A. Paniseus); Sim. Bras, tab. 38. fig 5. (A. Paniscus, wohl krankhaft), fig. 6. (A. hypoxanthus). — Pander und D' Alton Skelete VII tab. 2 u. 5 (A, Paniscus und Beelzebul als ganze Skelete). Ateles. 189 her, aber in feinem aufſteigenden Aſte nicht ganz fo breit. Uebrigens ſind die Augenhoͤhlen gerundet; der untere Augenhoͤhlenkanal vorn mit 2 — 3 Loͤchern geoͤffnet, die Naſengrube laͤnglich. Die Eckzaͤhne ſind lang, außen glatt und gewoͤlbt, innen mit 2 Laͤngsfurchen. Am uͤbrigen Skelet fallen die ſehr langen vordern Gliedmaſſen auf, die bis über das Knie herabreichen, was bei keinem andern amerifa- niſchen Affen vorkommt. Der innere Knorren des Oberarmbeins iſt weder bei A. Paniscus, noch A. hypoxanthus durchbohrt. Der erſte Mittel- handknochen iſt ſehr verkuͤrzt; bei A. Paniscus iſt er, nach Dauben- ton'?s), nur 4“ lang, bei unſern beiden Skeleten von A. hypoxanthus 62“. Der Daumen beſteht bei erſterer Art blos aus einem Knoͤchelchen von 1“ Laͤnge; daſſelbe iſt, nach Meckel 2c), der Fall bei A. Beelzebul, wo auch der Daumen blos ein kleines Glied von 1“ Länge und Breite iſt. Dagegen findet ſich bei A. hypoxanthus, wo auch ein aͤußerlicher Dau— menſtummel ſichtlich iſt, der Daumen wirklich aus 2 Gliedern zuſammen— geſetzt, wovon das erſte 52“ Länge hat; das vorderſte, was ebenfalls nur ein Hoͤckerchen ſeyn kann, iſt leider an unſern beiden Skeleten nicht mehr vorhanden. An einem merkwuͤrdigen Exemplare unſerer Sammlung, das mir im Fleiſch zugekommen iſt und das nach der rechten Hand zu A. Pa- niscus, nach der linken zu A. pentadactylus gehoͤrt, fehlt der Mittel— handknochen mit den Phalangen des Daumens ganz auf der rechten Seite, und nur ein kleines Seſambeinchen iſt in der Sehne des langen Daumen— abziehers zu ſpuͤren; der linke Daumen dagegen hat einen 9“ langen Mit— telhandknochen und ein 43 langes erſtes Fingerglied ; das Nagelglied fehlt zugleich mit dem Nagel. Die Phalangen der Vorder- wie der Hinterglie— der ſind ſtark gekruͤmmt, was ein kraͤftiges und ſicheres Umfaſſen der Aeſte erleichtert??). — Das Schulterblatt (wenigſtens das von A. hypo- xanthus) weicht von dem der übrigen amerikaniſchen Affen dadurch ab, daß es ſehr lang und ſchmal iſt, und daß ſich der Schulterausſchnitt am vordern (beim Menſchen, obern) Rande, indem ſich eine Knochenbruͤcke uͤber ihn ausſpannt, in ein Schulterloch verwandelt. An das Becken der lang— armigen Affen der alten Welt (Orangs und Gibbons) erinnert das der 23) Buff. XV. p. 35. 24) Syſtem der vergl. Anat. II. 2. S. 418. 25) Vergl. meine Bemerkungen in den Abh. der Münchn. Akadem. II. S. 463 u. f. 190 Klammeraffe. Klammeraffen (ſo finde ich es wenigſtens bei vorhin erwaͤhnter Art), indem ſich die Huͤftbeine ſo ſtark nach außen wenden, daß ſie in eine Ebene mit dem Kreuzbeine zu liegen kommen. Gebiß: Schneide- , Eck- !! 4 1.17 Backenzaͤhne © (habe ich nach A. Paniscus beſchrieben). Von den obern Schneidezaͤhnen ſind die beiden mittlern viel groͤßer und laͤnger als die ſeitlichen, ſo daß ſie den groͤßten Backenzaͤhnen nur wenig an Breite nachſtehen. Die untern Schneidezaͤhne ſind nicht ſo breit als die obern mittlern, aber laͤnger. Die Eckzaͤhne ſind ſehr groß, zuſammen— gedruͤckt, hinten ſchneidend, auf der Innenſeite (zumal der obern) mit zwei Laͤngsfurchen. Die obern Backenzaͤhne nehmen nach hinten etwas an Groͤße zu und haben ihren groͤßten Durchmeſſer von außen nach innen. Von den untern Backenzaͤhnen iſt der Ate und Ste am größten, länger als breit, der hintere etwas kleiner. Wie gewoͤhnlich ſind die 3 hinterſten auf den Raͤn— dern vierhoͤckerig. Das Zungenbein ) kommt mit dem der Meerkatzen und Paviane uͤber— ein, der Koͤrper iſt groß, ſtark nach unten gewoͤlbt, aber nicht, wie bei den Bruͤllaffen, blaſig aufgetrieben, und beſteht aus einem weit groͤßern und ſenkrechten vordern Stuͤcke und einem hintern horizontalen, die unter einem rechten Winkel in einander uͤbergehen und eine tiefe Hoͤhle bilden. Die hintern Hoͤrner ſind nochmals ſo lang als die vordern, welche ſehr kurz und dünn find ). Ueber die weichen Theile iſt folgendes zu bemerken. Die Zunge zeigt, nach Meckel, 10 kelchfoͤrmige Warzen, doch kann ich mit Dauben— ton nur 8 zaͤhlen; dieß iſt die groͤßte Zahl unter allen Gattungen. Der Magen iſt mehr in die Laͤnge gedehnt als bei andern Affen und die Speiſeroͤhre ſenkt ſich bei ihm weit links ein; uͤberdieß iſt er noch ausge— 1) Meckel a. a. O. IV. S. 725. 2) Der Kehlkopf wird in Bezug auf einen Kehlſack verſchieden beſchrieben. Cuvier (vergl. Anat. überf. von Meckel IV. ©. 351) ſchreibt dem A. Paniscus einen ſolchen Sack zu: „er iſt eine ſehr anſehnliche Erweiterung des häufigen Theils der Luftröhre, die ſich unmittelbar hinter dem Ringknorpel befindet.“ Dagegen verſichert Camper (oeuvres I. p. 76), daß er an feinem A. Paniscus weder eine Taſche, noch eine Spalte an der Wurzel des Zungendeckels geſehen hätte. Um ſo auffallender iſt es, daß er an einem andern Ort (p. 73) von einem kleinen ſchwarzen Affen aus Surinam ohne Daumen an der Hand (alſo offenbar von einem Klammeraffen) ſpricht, bei dem der Sack ſo groß war, daß er Ateles. 191 zeichnet durch einen anſehnlich langen (ungefähr 4 der ganzen Magenlänge ausmachenden), ploͤtzlich ſtark verengten und vorn durch eine kleine Ein⸗ ſchnuͤrung abgegrenzten Pfoͤrtnertheil, was einigermaſſen an den Magenbau der Schlankaffen erinnert). Der Blinddarm iſt ziemlich groß. — Die Leber iſt, wie bei allen amerikaniſchen Affen, aus 5 Lappen beſtehend, wos von der mittlere eingeſchnitten iſt; die Gallenblaſe groß; die Lungen aus 6 Lappen zuſammengeſetzt: 4 rechts, 2 links. | Die Geſchlechtstheile zeigen am Maͤnnchen einen kleinen Hoden⸗ ſack; die Eichel iſt mit kleinen rauhen und ruͤckwaͤrts gerichteten Schuppen beſetzt; Prinz von Neuwied führt vom A. bypoxanthus den Ruthenkno⸗ chen an. An den Weibchen füllt beſonders die ungemein verlängerte Clito- ris auf, die indeß wahrſcheinlich keiner Erektion faͤhig iſt, da Joh. Muͤller die corpora cavernosa dieſes Organs des ſchwammigen Gewe— bes und der arteriae helicinae ermangelnd, dagegen mit Fett erfüllt fand. Auf der Unterſeite laͤuft von der Muͤndung der Harnroͤhre an bis zum Ende des Kitzlers eine Furche, welche zur Ausleitung des Harns dient. Die Clitoris“) iſt bei den verſchiedenen Arten von verſchiedener Geſtalt und Größe. Sie ſtellt bei A. pentadactylus und Paniscus einen zungenfoͤr— migen Lappen von 2“ Länge und 10“ Breite vor, der runzelig und nackt iſt; feine äußere Umhuͤllung wird von einer Verlängerung der Bauchhaut und Schamlippen gebildet. Bei A. Beelzebuth hat die Clitoris eine an— dere Form, indem ſie ſich vorwärts beträchtlich verſchmaͤlert und weit mehr einem Penis aͤhnlich ſieht; fie iſt 33“ lang, an der Wurzel 10% vor der Eichel 6““ breit. Die Clitoris von A. arachnoides (?) findet Fugger mehrdervon A. pentadactylus als der von Beelzebuth ahnlich; auffallend iſt es, daß er von ihrer ſonderbaren Behaarung nicht ſpricht. Sf. Geoffroy bis zum Bruſtbein hinabreichte; die Oeffnung war übrigens, wie gewöhnlich, an der Wurzel des Kehldeckels. Bei unſerm ſchon vorhin erwähnten weiblichen Exemplare, das, dem einen Arm nach, zu A. pentadactylus, dem andern nach, zu A. Paniscus gehört, fehlt ein Sack völlig. Auch Brandt erwähnt in der ausführlichen Beſchreibung des Kehlkopfes von A. arachnoides keiner Taſche. Es ſcheinen ſolche demnach nicht blos einzelnen Arten ganz abzugehen, ſondern ſelbſt bei den Individuen einer und derſelben Art nicht eonſtant zu ſeyn. — 3) Daubenton war der Meinung, als ob das Duodenum abgeſchnürt wäre. 4) Vergl. Fugger, de Singu- lari elitoridis in simiis generis Atelis magnitudine et conformatione dissert. Berol. 1835.— Daubenton S. 31. tab. 8. 192 Klammeraffe. giebt fie von A. arachnoides als minder voluminoͤs wie bei letzterem an; zu beiden Seiten iſt ſie dicht mit ſtarren ſchwaͤrzlichen, vorn 1“, hinten 3“ langen Haaren beſetzt. Eben fo iſt die Clitoris bei A. hypoxanthus beſchaffen, wie wir es durch den Prinzen von Neuwied wiſſen und ein aus— geſtopftes Exemplar in unſerer Sammlung es deutlich zeigt’). 5 Die 5) Das Muskelſyſtem von A. Paniseus hat Meckel (in feiner vergl. Anatom. Ztem Bande) ſehr ſorgfältig bearbeitet; von A. Belzebuth hat es Kuhl (Beitr. II. S. 6.) beſchrieben, doch mit einigen fehlerhaften Angaben. Da ich ſeitdem den A. subpentadactylus unterſucht habe, der mit A. Paniscus zu einer Art vereinigt werden muß, fo liefere ich hier einige Bemerkungen über die Muskeln der Gliedmaſſen. Der Fortſatz, welchen der breite Rückenmuskel bei dieſer Gattung zum Ellenbogenknorren abſchickt, iſt ſehr lang und ſtark. Der acromio -basilaris iſt deutlich. Der große Bruſtmuskel entſteht, nach M., gar nicht vom Schlüſſelbein, indeß geht aller— dings ein kleiner Theil von demſelben wirklich ab. Dem Deltamuskel fehlt, wie bei allen Affen, die ſchöne Ineinanderſchiebung der gefiederten Bündel. Vom biceps brachii giebt M. an, daß ſich ſeine beiden Köpfe gewöhnlich früher als beim Menſchen vereinigten, was jedoch bei den 3 von mir unterſuchten Affen (Cereopithecus, Ateles und Cebus) nicht der Fall iſt, auch von Burdach widerſprochen wird; übrigens giebt er bei A., wie beim Menſchen, die Sehne an die Aponeuroſe ab. — Von beſonderem Intereſſe iſt an unſerem Exemplare die Muskulatur der Hand, indem zwar an der einen der Daumen mit einem vollſtändigen Mittelhandknochen und ei— ner vollkommnen Phalanx verſehen iſt, an der andern Hand aber, wo dieſe beiden Knochen nicht vorkommen, gänzlich fehlt, wornach auch die Muskelbeſchaffenheit dieſer Theile verſchieden ausfal— len muß. Der flexor digitorum communis sublimis iſt wie gewöhnlich; der profundus giebt aber hier ausnahmsweiſe keine Sehne zum Daumen ab, was ſchon M. bemerkt hat. Der ex- tensor digitorum communis ſpaltet ſich bald in 2 Bündel, von denen das äußere mit einer ſehr dünnen Sehne an den kleinen Finger auſitzt und alſo als ext. digiti quinti anzuſehen iſt; das andere Bündel ſpaltet ſich abermals in 4 Sehnen, von denen die 3 innern jede zu 2 Fingern (alſo zum 2ten, Sten und Aten Finger) geht, während die Ate, als eine tiefer liegende, unterhalb den vorigen Sehnen an den Aten und ten Finger ſich inſerirt. Unterhalb des eben beſchriebenen gemeinſchaftlichen Fingerſtreckers geht von der Innenſeite der Ulna ein Muskel ab, den man ext. digitorum communis profundus nennen könnte; er ſpaltet ſich in 3 Sehnen, von denen die eine ausſchließlich zum Zeigefinger (als ext. indieis), die andere zum Zeige- und Mittelfinger, und die dritte an dieſen und den Aten Finger geht. Ein Zweig, der wie bei andern Affen (Bur- dach S. 29), auch bei Cebus, zum Daumen gienge und als ext. poll. longus anzuſehen wäre, fehlt, was um fo auffallender iſt, da unſerm Ateles, wie allen Quadrumanen, ohnedieß der ext. pollieis brevis abgeht, und mithin bei dieſer Gattung der Daumen gar keinen Strecker hat. (Meckel (III. S. 555) iſt der Meinung, daß hier der Daumenſtrecker mit dem langen Abzieher verſchmolzen iſt. Zu erwähnen iſt hier auch, daß der ext. carpi radialis brevis gemeinſchaftlich mit dem ext. digit. communis entſpringt und hoch oben am Mittelhandknochen des Mittelfngers ſich anſetzt, während der ext. radialis longus von ihm getrennt entſteht und ſich unter der Mitte des Mittelhandknochens für den Zeigefinger anbeftet. Der ext. carpi ulnaris geht, wie dieß auch Burdach bemerkt, mehr an die Volar- als Dorſalfläche des Mittelhandkunochens des kleinen Fingers. Der abductor pollieis longus iſt an beiden Armen vorhanden; au dem linken, der einen vollkemmenen Mittelhandknochen mit der einen Phalanx des Daumens trägt, ſetzt er ſich Ateles. 193 Die Heimath der Klammeraffen reicht nicht fo ſuͤdwaͤrts als die der Bruͤllaffen, indem fie ſuͤdlich vom 25d nicht mehr vorkommen. — Ihre Lebensweiſe iſt uns zumal aus des Prinzen von Neuwied Schilderung bekannt. Es ſind harmloſe Thiere, die von Fruͤchten und Inſekten leben, immer auf hohen Bäumen -familienweife oder in Truppen ſich aufhalten, wie gewöhnlich an; am rechten Arm, wo dieſe Daumenknochen ganz fehlen und nur ein winziges Seſam-Knöchelchen neben der vordern Handwurzelreihe zu ſpüren iſt, umſchließt er daſſelbe, hefz tet ſich an das ligamentum volare proprium an und ſchickt eine Sehne bis zum äußern Kopf— rande des erſten Gliedes vom Zeigefinger herab, fo daß er dadurch an dieſer Hand zum abduc- tor digiti indieis longus wird. Die übrigen Armmuskeln, derer nicht namentlich gedacht iſt, ſind alle vorhanden und bieten nichts Beſonderes dar. Von den kurzen Muskeln der Hand fehlen an der rechten Extremität zugleich mit dem Daumen die vier, demſelben ſonſt eigenen Muskeln. An der andern Hand mit vollkomme— nem Daumen, dem blos das vorderſte Glied abgeht, ſind alle 4 vorhanden. Der Abzieher, Ge— genſteller und Beuger find indeß ſchwach; der Anzieher iſt dagegen ſtark, indem er mit 3, weit auseinanderliegenden Köpfen entſpringt; der vordere kommt von der Kleinfingerſeite der erſten Phalanx des Mittelfingers aus der Sehnenſcheide der gemeinſchaftlichen Strecker, der mittlere Kopf entſpringt vom Aten Mittelhandknochen und der hintere von einem beſondern Anzieher, deſ— fen gleich nachher weiter gedacht werden fol. Meckel führt von feinem A. Paniseus (der nicht - ein vollkommenes erſtes Fingerglied, ſondern nur ein ſchwaches Rudiment hat, und deſſen Dau— men alſo das Mittel hält zwiſchen der Händebildung an unſerm Exemplare) blos 2 Daumenmus—⸗ kel an: einen ſehr kleinen Gegenſteller und einen weit ſtärkeren, aber dünnern Anzieher, der ein— fach vom Z3ten Miktelhandknochen kommt. — Der kleine Finger hat feine gewöhnlichen 3 kurzen Muskeln, die aber ſchwach find; der Beuger fehlt nicht, wie Burdach ſagt, ſondern iſt bei den 3 von mir unterſuchten Affen, ſo wie auch nach Meckel's Angabe (S. 570) vorhanden. Der palmaris brevis (wie auch der p. longus) und die Spulmuskeln bieten nichts Erhebliches dar. Die Zwiſchenkuochenmuskeln ſcheinen ſich bei den Affen nicht fo conſtant in zweiköpfige äußere und einköpfige innere zu unterſcheiden, wie denn auch die vorliegenden Beſchreibungen ſehr abweichen. An der Hand ohne Daumen hat der 2te Finger zwei einköpfige, der Ste ebenfalls; der Ate Fin— ger hat jederſeits nur einen einköpfigen, der ſich aber gleich in 2 Bäuche ſpaltet, von denen der eine viel tiefer als der andere ſich anſetzt; der Ste Finger hat auf feiner Innenſeite daſſelbe Ver— halten des Zwiſchenknochenmuskels, dagegen iſt derſelbe an der andern Hand durchaus einfach. — Sehr merkwürdig find nun noch zwei überſchüſſige anziehende Muskeln, die bei au— dern Affen fehlen und deren auch weder von Meckel, noch Kuhl gedacht wird. Es iſt nämlich an beiden Händen ein beſonderer Anzieher des Zeigefingers vorhanden, der vom untern Kopf des Aten Mittelhandknochens entſpringt und ſich auf der Innenſeite des erſten Glieds vom Zeigefinger befeſtigt. Dann geht auch zur Verſtärkung der innern Zwiſchenknochenmuskeln vom Ligamente, das die Handwurzelknochen innerlich überkleidet, ein eigner breiter, aber dünner Muskel ab, der ſich in 2 ſtarke Bäuche ſpaltet, von denen der eine auf der Junenſeite des erſten Glieds vom kleinen Finger, der andere vom Zeigefinger ſich an die Sehnenſcheide der gemeinſchaftlichen Strecker an— ſetzt, auch mitunter ſchon vorher eine kurze Sehne ans untere Ende des gleichnamigen Mittel— handknochens abgiebt; beide Bäuche wirken als kraftvolle Anzieher des kleinen und Zeigefingers. Das Vermögen die Finger durch Beugung und Anziehung einander zu nähern, iſt demnach bei Suppl. 25 194 Klammeraffe. langſam für gewoͤhnlich in ihren Bewegungen, doch minder als die Brüll- affen find, und die verfolgt mit großer Behendigkeit über die Aeſte wegei⸗ len, indem ſie die langen Glieder, beſonders die vordern und den Schwanz, vorwaͤrts werfen, ſich ſchnell und ſicher befeſtigen und alsdann den ſchwe—⸗ ren Koͤrper vorwaͤrts ſchleudern; auch ſpringen ſie zuweilen, jedoch weniger den Klammeraffen im höchſten Grade entwickelt. — Schneller gehe ich über die Muskeln der hintern Gliedmaſſen hinweg. Die Geſäßmuskeln ſtehen bekanntlich bei allen Affen an Stärke weit den menſchlichen nach; der große iſt namentlich ſehr dünn und von dem Spanner der Schenkelbinde nicht getrennt; der kleine iſt ein breiter, am Rande der incisura ischiadica entſpringender Muskel, der ſchräg verläuft und ſich an den großen Rollhügel des Schenkelbeins inſerirt. Er hat alſo einen andern Urſprung als beim Menſchen, iſt deshalb auch nicht vom mitt- lern Geſäßmuskel bedeckt, und der Richtung feiner Faſern nach hat er Aehnlichkeit mit dem piri- formis, der hier, wie auch der gemellus superior (wie es ſchon Meckel S. 583 u. 585 an⸗ giebt), völlig fehlt. Am adductor kemoris unterſcheidet Burdah 5, Meckel nur 4 Köpfe; mit Letzterem können wir ebenfalls nur 4 Köpfe unterſcheiden, indem der von Burdach als Ater aufgeführte fehlt. Einzig unter allen Affen iſt bei den Klammer- und Brüllaffen (vielleicht auch bei den Wollaffen 2) der biceps femoris zweibäuchig; der rectus femoris, ſouſt bei den Affen nur mit einer Sehne entſpringend, hat bei dem Klammeraffen, wie beim Menſchen, 2 Sehnen. Außer den tiefern Anſätzen iſt von den übrigen Schenkelmuskeln blos noch zu erwähnen, daß der ſchlanke ſehr ſtark und der semitendinosus und semimembranosus viel länger fleiſchig iſt. — Von den Muskeln des Unterſchenkels iſt zu bemerken, daß die Wadenmuskeln, ohne doch eine Wade zu bilden, tiefer herab fleiſchig ſind, als beim Menſchen, daß der poplitaeus nicht fehlt, wie Kuhl behauptet, daß dagegen der plantaris, wie es Erſterer und Meckel angeben, wirk— lich mangelt. Beachtenswerth iſt hiebei, daß ſich gleichzeitig mit dieſem Mangel des Sohlenmus— kels auch von der Sohlenſehne nur eine ſchwache Andeutung findet, während er bei Cebus, Cer— copithecus und den von Meckel und Burdach unterſuchten Affen nicht blos viel ſtärker als beim Menſchen iſt, ſondern auch unter dem Ferſenbein fortgeht und ſich als Sohlenſehne aus— breitet, ſo daß er in dieſer Weiſe dem palmaris longus entſpricht. Beim Menſchen ſcheint jener Muskel demnach durch die übermäßige Entwicklung des Ferſenhöckers aus ſeiner Verbindung mit der Sohlenſehne gebracht worden zu ſeyn. Gemeinſchaftlich mit dem tibialis anticus entſpringt ein beſonderer Muskel, der auch bei den andern Affen, wenn gleich öfters mit einem andern Ur— ſprung, vorkommt, dem Menſchen aber abgeht und als abductor longus hallueis am Anfang des Mittelfußknochens des Zehendaumens ſich anfügt. Der ext. longus hallueis iſt wie ge— wöhnlich; der peronaeus tertius erſcheint, wie es Meckel und Burdach angeben, als Strek— ker der öten Zehe. Der ext. digitorum communis ſpaltet ſich in 3 Sehnen, von deuen die bei= den äußern mehr oder minder verſchmolzen find und zur 5ten, 4ten und Zten Zehe, die innere aber zu dieſer und der ten geht. — Der lange Beuger für den Daumen und der gemeinſchaft— liche für die Zehen ſind eigens ineinander verflochten; jedoch in unſerm Exemplare anders als es M. augiebt, deſſen Beſchreibung mir in dieſem Punkte überhaupt nicht klar geworden iſt. Der flexor hallueis longus ſpaltet ſich nämlich auf der Sohlenfläche in 2 Sehnen, wovon die innere durch eine Spalte des gemeinſchaftlichen Zehenbeugers tritt und dieſe Portion geht zur Daumenzehe als eigentlicher langer Beuger derſelben; die andere Sehne ſpaltet ſich wieder in zwei, die zur Zten und 4ten Zehe (nach M. zur Aten und Sen) gehen. Der flexor digitorum Ateles. 195 als die andern Arten. Mit dem langen und ſtarken Greifſchwanz befeſtigen fie ſich ſtets zuerſt; überhaupt haben fie an dieſem Organ ein wichtiges Hülfs⸗ mittel, mit dem ſie auch mitunter andere Gegenſtaͤnde ſich zu naͤhern wiſſen, ohne jedoch ihre Nahrungsmittel damit zum Munde zu bringen. Wie alle greifſchwaͤnzigen Affen kommen ſie wohl faſt nie auf den Boden herab, denn ihre ſaftige Nahrung erſetzt ihnen das Getraͤnk, oder ſie koͤnnen es noch von den Aeſten aus, die bis zur Oberflaͤche des Waſſers herabgehen, erreichen. In der Gefangenſchaft ſind ſie ſehr milde und zaͤrtlich, halten aber nicht lange aus. Ihr Pelz wird benuͤtzt und die Indianer eſſen ihr Fleiſch. Schreber führt von dieſer Gattung nur eine Art auf. Spix hat die Klammeraffen in 2 Abtheilungen gebracht, indem er diejenigen Ar⸗ ten, welche an den Vorderhaͤnden noch einen kurzen Daumenſtummel zei⸗ gen, unter dem Namen Brachyteles von den uͤbrigen, ganz daumenloſen ſonderte. Dieß Merkmal iſt jedoch nicht blos fuͤr generiſche Trennung zu geringfuͤgig, ſondern auch unguͤltig, indem die hieſige Sammlung ein Exem— plar von A. Paniscus beſitzt, dem an der einen Hand der Daumen ganz communis longus ſpaltet ſich vor der Durchbohrung in 2 Sehnen, von denen die eine vom vorigen Muskel durchbohrt wird und zur ten Zehe geht, während die andere, indem fie zugleich Verſtärkungen für die Zte und Ate Zehe abſchickt, an die Ste Zehe ſich inſerirt. Die Fußmuskeln ſind wie bei den andern Affen und es fehlt hier alſo der transversa- lis. Der flexor. dig. comm. brevis iſt ſehr complizirt und beſteht aus 3 Abteilungen: die erſte kommt vom Ferſenbein und geht mit 2 Sehnen an die 2te und Ste Zehe; die zweite Abthei— lung kommt aus der Sehne des langen Beugers und theilt ſich abermals in 2 Portionen, von denen die eine mit der- vorigen Sehne verbunden zur Sten, die andere an die Ate Zehe geht; die dritte Abtheilung endlich entſpringt mit einem ſehr dünnen Kopf aus dem langen Daumen- beuger, und einem größern aus der caro quadrata und befeſtigt ſich an der kleinen Zehe. — Der ext. digit. communis brevis ſpaltet ſich in 3 Portionen, von denen die beiden äußern zum Daumen und zur Aten Zehe gehen, die mittlere in 3 Sehnen zerfällt, wovon zwei zur Zeigezehe und die dritte zur Mittelzehe geht. Weil ſich die Sehnen dieſes Muskels an die äußere Seite der erſten Phalangen anſetzen, ſo ſtrecken ſie nicht blos, ſondern ziehen zugleich auch ab, was beim Menſchen nicht der Fall iſt. — Der Daumenzehe geht, wie beim Menſchen, der Gegenſteller ab, ſo daß ſie nur drei kurze Muskeln hat: 1) den Abzieher, der lang und dünn iſt und blos vom Ferſenbein entſpringt, 2) den Beuger, der einbäuchig, breit und lang verbunden mit dem vorigen angeheftet iſt und 3) den Anzieher, der aus zwei ſtarken, weit von einander liegenden und erſt an der Juſertion zuſammentreffenden Köpfen beſteht. — Die kleine Zehe hat ebenfalls keinen Gegenſteller, wohl aber einen beſondern Abzieher und Beuger. — Die Spulmuskeln find kräftig. Von den Zwiſchenknochenmuskeln gilt dieſelbe Bemerkung wie an der Hand. Die 2te Zehe hat auf der Daumenſeite einen einköpfigen, auf der andern einen zweiköpfigen. An der Mittelzehe find beide zweiköpfig, an der vierten nur der innere; bei der kleinen Zehe iſt er ebeufalls einfach, 2 * 196 Klammeraffe. fehlt, während er an der andern vorhanden iſt. Viel naturgemaͤßer find die beiden Abtheilungen, welche Sf. Geoffroy aus den Klammeraffen ge— bildet hat, denen er zwar generiſche Werthe beilegt, die wir aber hier nur als Untergattungen gelten laſſen, und die ſich folgendermaſſen charakeriſiren. Bei Ateles iſt 1) die Naſenſcheidewand breit; 2) die Clitoris iſt lang und nackt; 3) der Pelz iſt grob und lang wie bei den Bruͤllaffen; 4) die Stirn— haare ſind kurz und ruͤckwaͤrts gerichtet, die Scheitelhaare lang und vor— waͤrts gekehrt, wodurch beim Zuſammentreffen eine Art Kamm entſteht. — Bei Eriodes dagegen iſt 1) die Naſenſcheidewand ſchmal; 2) die Clitoris. iſt nicht ſo voluminoͤs und dabei ſonderbar behaart; 3) der Pelz iſt weich, wollartig und kurzhaarig; 4) die Kopfhaare find noch kuͤrzer und ruͤckwaͤrts gerichtet, und 5) unterm After iſt ein kahler oder ganz kurz behaarter Fleck“). — Wir zählen im Ganzen 7 Arten, die freilich noch a eg ganz feſt ſtehen. a) Ateles (Grobhaarige Klammeraffen). 1. A. Panis cus Liyy. Der Goaita (Tab. XXVI, XXVII*). A. totus niger, maniculis pollice nullo aut brevissimo. ) Maniculis pollice nullo. Simia Paniscus. LIXX. XII. p. 37. — Schreb. S. 115. tab. XXVI, XXVIIä. — Fiſcher, naturh. Fragm. S. 186. tab. 2. fig. 2 (Schädel). — Hougolpr rec. p. 353. — Ateles Paniscus. GEOFFR. ann. du mus. XIX. p. 105. — Kuhl Beitr. S. 24. — Desmar. p.73. — Fe. Cuv. 6) Sf. Geoffroy ſetzt noch folgende zwei Merkmale bei: 1) Bei Ateles erreicht der Zwiſchenkiefer die Naſenbeine nicht, fo daß die Naſenhöhle zum Theil vom Oberkieferbein gebil— det wird, was bei E. nicht der Fall iſt, indem der Zwiſchenkiefer bis zu den Naſenbeinen aufſteigt. 2) Bei A. ſind von den obern Schneidezähnen die mittlern viel größer als die ſeitlichen, die un— tern faſt gleich groß, und alle größer als die Backenzähne; bei E. dagegen ſind die Schneidezähne unter ſich gleich und viel kleiner als die Backenzähne. — Unſere Sammlung beſitzt blos 2 Schä— del von Klammeraffen: von dem einen iſt die Art unbeſtimmt, der andere iſt erſt in dieſen Ta— gen aus dem Fleiſchkörper eines A. Paniscus genommen worden und kommt in den vorhin ange— führten Merkmalen mit dem andern Schädel überein. Bei dieſem A. Paniseus erreicht nun der Zwiſchenkiefer wirklich die Naſenbeine, ſo daß alſo das von G. hievon entnommene Merkmal un— gültig iſt. Die Schneidezähne ſind von der angegebenen Beſchaffenheit, jedoch kommt der läugſte Durchmeſſer der hintern Backenzähne dem der mittlern Schneidezähne des Oberkiefers gleich, fo daß alſo auch dieſes Merkmal nicht vollkommen paſſend iſt. Ateles. | 197 mammif. p. 152. tab. 54. — Cov. regn. anim. p. 101. — Is. Georre. dict. class. XV. p. 140. f Coaita. Burr. XV. p. 16, tab. 1; DauR ENT. p. 25. — Aupkz. sing. V. I. p. 11. tab. 2. Ateles ater (Cayou). Fr. Cüv. mammif. p. 157. tab. 56.— Cuy. regn. anim. p. 101. — Schreb. tab. XXVI. A. 6) Maniculis pollice brevissimo exunguiculato. Ateles pentadactylus. Georrr. ann. du mus. VII. p. 267; XIX. P. 105. — Kuhl Beitr. ©.23. — Is. Georrr. dict. class. XV. p. 140, — (A. subpentadactylus) Desuar. p. 73. Chamek. Burr. XV. p. 21 (zum Theil). — Cov. regn. anim. p. 100. — Hune. rec. p. 353. Man hat bisher A. Paniscus und pentadactylus als 2 verfchiedene Arten betrachtet, die jedoch lediglich durch den Mangel oder das Vorkom— men eines nagelloſen Daumenflummeld an den Vorderhaͤnden unterſchieden werden konnten, indem ſie in allen andern Stuͤcken miteinander uͤberein— ſtimmten. Dieſe Anſicht kann ich indeß vollſtaͤndig widerlegen, indem ein in Branntwein mir zugekommenes und nun in unſerer Sammlung aufge— ſtelltes Exemplar der rechten Vorhand nach zu A. Paniscus, der linken Vorderhand nach zu A. pentadactylus gehören würde, Es hat daſſelbe naͤmlich an jener gar keinen Daumen, an dieſer aber einen Daumenſtum— mel, der, wie ſchon fruͤher erwähnt, aus einem Mittelhandknochen und ei— nem einzigen Fingergliede beſteht. Hieraus geht offenbar hervor, daß der Daumenſtummel kein weſentliches Merkmal abgeben, ſondern fehlen oder vorhanden ſeyn kann, ohne daß hiedurch ſpezifiſche Sonderungen begruͤndet werden. Die Haare find grob, am laͤngſten an den Schultern; auf dem Unter— leibe ſind ſie ſpaͤrlich, ſo daß man daſelbſt die Haut ſieht. Im Nacken ſitzt ein Haarwirbel, von dem aus die Haare des Kopfs vorwaͤrts laufen und namentlich ſind die langen Scheitelhaare wie vorwaͤrts gekaͤmmt, und indem ſich die Haare der Vorderſtirne ſenkrecht aufrichten, werden jene in ihrer horizontalen Richtung feſtgehalten und bilden dadurch einen uͤber das Geſicht hinausgreifenden dachartigen Vorſprung, der jedoch nicht an allen Individuen gleich merklich iſt. Uebrigens laͤuft die Stirnbehaarung gegen 198 Klammeraffe. die Naſenwurzel in eine Spitze aus. — Die Farbe iſt durchgaͤngig tief ſchwarz; das Geſicht fleiſchfarben, mit roͤthlichem und ſchwaͤrzlichem Tone gemiſcht, oder wie es Sf. Geoffroy nennt, mulattenfarbig; eben fo find die Ohren. Die Haut iſt ſchwaͤrzlich und die Sohlen find ganz ſchwarzz die Iris iſt braun. — Die Länge großer Exemplare (von A. Paniscus wie von A. pentadactylus) iſt 17 9“, des Schwanzes 27“. Der A. ater, welchen Fr. Cuvier u. A. als eigne Art anſehen, und der ſich von A. Paniseus durch weiter nichts als die matt ſchwarze Geſichtsfarbe unterſcheidet, iſt ſicherlich nichts anders als ein junges, uͤber— dieß weibliches, Individuum von letzterem. Als Laͤnge vom Hinterhaupt bis zum After giebt Fr. Cuvier 9“, des Schwanzes 1' 6“ 4% an. Die Heimath des vierfingerigen Coaita iſt Guiana und er gehört zu den gewoͤhnlichen Affen in den Sammlungen; fuͤr den fuͤnffingerigen wird daſſelbe Land und außerdem noch Peru angegeben. | ; 2. A. marginatus Georrr. Der weißbindige Klammeraffe. A. ater, pilis faciem eingentibus albis aut flavescentibus, maniculis pollice nullo. Ateles marginatus. Georrr. ann. du mus. XIII. p. 92. tab. 10; XIX. P. 106. — Kuhl Beitr. S. 24. — Desmar. mammif. p. 75. — Fe. Cuv. mammif. p. 154. tab.55. — Cuv. regn. anim. p. 101. — Is. Georrr. dict. class. XV. p. 141. Chuva. Hunz. recueil I. p. 341, 354. Dieſe Art kommt in Geſtalt, Groͤße, Behaarung und Färbung ſo ſehr mit dem Coaita überein, daß fie ſich nur durch die weiße Haareinfaſ— ſung um das Geſicht unterſcheidet und daher in ihrer ſpezifiſchen Selbſt— ſtaͤndigkeit noch nicht gehoͤrig geſichert iſt. Humboldt, der ſie zuerſt be— ſchrieb, ſagt, daß bei den Weibchen Vorderkopf, Backenbart, Schnurren und Kinnbart weiß, bei den Maͤnnchen Schnurren und Vorderkopf gelblich ſind. Bald nach dieſem Naturforſcher charakteriſirte Geoffroy ein Weib— chen und ein Junges, welches letztere indeß noch nicht vollſtaͤndig das cha— rakteriſtiſche Merkmal, naͤmlich die weiße Haareinfaſſung hatte. Auch an dem von Fr. Cuvier abgebildeten und wahrſcheinlich noch jungen Weib— chen iſt blos Stirne und Backenbart, aber nicht das Kinn, mit weißen Haaren beſetzt. — Uebrigens iſt der ganze Koͤrper mit langen, ſtarren Ateles. 199 ſchwarzen Haaren bedeckt, die an den untern Theilen“) ſpaͤrlicher und nur an der ſchon vorhin erwaͤhnten Geſichtseinfaſſung weißlich oder gelblich ſind. Der Strich geht, wie Fr. Cuvier bemerkt, an den Vorderarmen ruͤckwaͤrts, am Kopfe vorwaͤrts, wodurch auf demſelben, indem die Stirn⸗ haare ſich faſt gerade aufrichten, eine Art Toupet gebildet wird. Das Geſicht iſt lohfarben; die innere Haut der Haͤnde und der nackte Theil des Schwanzes violettlich; der Daumen fehlt vorn ganz. — Die Laͤnge die⸗ ſes Weibchens von der Schulter bis zum After beträgt 10 6“, des Schwan- zes 2/ 5%, des Oberarms 8“, des Vorderarms bis zu den Fingerſpitzen 12, Nach Humboldt iſt die Heimath ſeines Chuvas die Provinz Jaen de Bracomoros, an den Ufern des Rio Santiago und des Amazonenſtro⸗ mes zwiſchen den Catarrakten von Yariquifa und Patorumi. Sieber hat ihn aus Braſilien zuruͤckgebracht ). 3. A. Belzebuth Georrr. Der weißbäuchige Klammeraffe. 5 Tab. XXVI. B. A. niger, genis, gastraee artuumque latere interno albis aut flavescentibus, mani- culis pollice nullo. Ateles Belzebuth. Grorrk. ann. du mus. VII. p. 271. tab. 16.— Kuhl Beitr. I. S. 25 u. II. S. 6 (Anatomie). — Desmar. p. 74. — Fr. Cuv. mammif. p. 158. tab. 57. — Cv. regn. anim. p. 101. — Is. GEO PR. dict. class. XV. p. 141. — D' Alton Skelete tab. 5. Cebus Brissonii. FiscnEn syn. mammal. p. 40. Marimonda. Hume. rec. I. p. 325. Belzebut. BRissox regn. anim. p. 211. 7) Humboldt giebt die Bruſt und Innenſeite der Arme amd Schenkel graulichweiß (7) au, während an dem von Fr. Cuvier dargeſtellten Individuum dieſe Theile die nämliche ſchwarze Farbe, wie der übrige Körper haben. 8) Bennett (proceed. of the committ. of the zool. soc. I. p. 38) errichtet unter dem Namen Ateles frontalis aus einem, in der Menagerie der zoologiſchen Geſellſchaft zu London lebenden Schlankaffen eine neue Art mit der Diagnoſe A. totus niger, macula frontali semilunari alba, maniculis pollice nullo. Außerdem fest er hinzu: „Durch den weißen Stirnfleck und den Haarwirbel am Nacken nähert ſich dieſer Affe dem A. hybridus, der jedoch eine ganz andere Färbung hat. Bei dem A. frontalis dagegen iſt die ganze Behaarung, mit Ausnahme des Stirufleds, kohlſchwarz. Die nackten Stellen der Haut ſind ebenfalls ſchwarz, wovon nur ein fleiſchfarbiger Fleck, der Geſicht, Naſe und Lippen umfaßt, ‚ausgenommen iſt.“ — Weiter iſt nichts gefagt; wir ſehen jedoch, daß dieſer Affe von dem von Cuvier beſchriebenen in weiter nichts als darin abweicht, daß die weiße Geſichtseinfaſſuug blos ‘200 Klammeraffe. Eine mit der vorigen nah verwandte, aber durch die Faͤrbung wohl unterſchiedne Art, auf welche zuerſt Briſſon aufmerkſam gemacht hat. Ihre ganze Oberſeite von der Stirne an bis zur Schwanzſpitze, ſowie die ganze Außenſeite der Gliedmaſſen iſt ſchwarz; dagegen find die Kopffeiten, der ganze Unterleib, die Innenſeite der Gliedmaſſen und die untere Schwanzflaͤche in ihrer erſten Haͤlfte weiß, mit gelblichem Anfluge, der im Alter ſich betraͤchtlich erhoͤht. Alle nackten Theile ſind violett-ſchwarz, und nur der Umkreis um die Augen iſt fleiſchfarben. Ein junges Weib— chen in der pariſer Sammlung war, bevor es die eben beſchriebene Faͤr— bung bekam, auf dem Oberleib nur graulich ſchwarz ?). Zufolge Humboldt's Angabe gehört dieſer Affe zu den gemeinften im ehemaligen ſpaniſchen Guiana. 4. A. Geoffroyi Kun. Der ſemmelrückige Klammeraffe. A. dorso flavido- grisescenti, infra albidus, vertice artuumque latere externo nigris, maniculis pollice nullo. Ateles melanochir. Desmar. mammif. p.76.— Is. GEOFPR. dict class. XV. p.141. — Fr. Cuv. mammif. p. 160. tab. 58. Ateles Geoffroyi. Kuhl Beitr. S. 26. Eine von der vorigen nur durch andere Faͤrbung unterſchiedene Art, welche Kuhl zuerſt in der pariſer Sammlung als A. Geoffroyi und bald darauf Desmareſt unter dem Namen A. melanochir beſchrieben hat. Ein zweites Exemplar, und zwar ein lebendes Weibchen, welches mit dem vorigen uͤbereinkommt, hat ſeitdem Fr. Cuvier abgebildet und in folgen— der Weiſe geſchildert. Verhaͤltniſſe und Groͤße wie beim weißbaͤuchigem Klammeraffen. Alle Haare ſtarr; der Daumen vorn mangelnd. Kopf und Außenſeite der Glied— maſſen und des Schwanzes ſind ſchwarz. Ganzer Unterleib, die innere uns a a al. et, nomsaz Seite auf die Stirne beſchränkt iſt. Da aber A. marginatus, wie erwähnt, mehrere Verſchiedenhei— ten zeigt, auch das Bennet t'ſche Individuum nur ein junges iſt, weil er ihm blos die Größe von A. ater Fr. Cu v. beilegt, mithin die Vermuthung frei bleibt, daß mit dem Alter die weiße Geſichtseinfaſſung ſich noch weiter ausdehnen könnte, haben wir keinen Grund daſſelbe von A. marginatus zu trennen. 9) Der A. fuliginosus, welchen Kuhl nach einem ausgeſtopften Exemplare der pariſer Sammlung beſchrieben hat, möchte vielleicht ein jüngeres Thier dieſer Art ſeyn. Ateles. | 201 Seite der Gliedmaſſen, die untere des Schwanzes und die Seiten der Hin⸗ terbacken ſind weiß. Die Schultern ſind gelblich grau, und der Reſt der obern Theile des Koͤrpers, ſo wie der Backenbart, ſind reiner grau. Die vier Haͤnde und der nackte Theil des Schwanzes ſind ſchwarz; eben ſo Backen und untere Haͤlfte der Naſe, aber der Kreis um die Augen und den Mund fleiſchfarben. Die ſchwarzen und weißen Farben ſind einfach; die grauen Parthien ſind ſchwarz und weiß geringelt, letzteres mit mehr oder weni— ger Gelb. N Obſchon man noch nicht das alte Maͤnnchen kennt, und nahe Bezie— hungen zur vorigen Art vorhanden ſind, ſo ſcheint es doch, als ob ſie durch die helle Farbe des Ruͤckens eine beſondere Spezies ausmachen koͤnnte. Das beſchriebene Weibchen wurde aus Peru von einem Schiffs— kapitaͤn gebracht, und zeigte ſich ſanft und langſam. 5. A. hybridus Is. GROFFR. Der Mulattenaffe. A. supra griscescente bruneus, infra albidus, vertice artubusque anterioribus extus fuscis, macula frontali semilunari alba, maniculis pollice nullo. ; Ateles hybridus. Is. Georrroy dict. class. XV. p. 145; mem. du mus. XVII. p. 168; GuErın mag. de zoolog. 2. année. I. tab. I. Ebenfalls eine noch nicht ſicher geſtellte Art, welche mit dem A. Geof- froyi ſo ſehr uͤbereinkommt, daß der weiße Halbmond auf der Stirne als das weſentlichſte Unterſcheidungsmerkmal beide trennt, und weitere Unter— ſuchungen wahrſcheinlich ergeben werden, daß beide ſpezifiſch zu vereinigen find. Bis jetzt iſt der A. hybridus nur von Sf. Geoffroy beſchrieben, und zwar blos nach mehreren Weibchen und einem ganz jungen Maͤnnchen; vom alten Maͤnnchen ſind bisher keine Exemplare in den Sammlungen be— kannt geworden. — Die Faͤrbung aller obern Theile iſt hell graubraun, was auf dem Kopf, den Vordergliedern, den Schenkeln und der Oberſeite des Schwanzes ins rein Braune uͤbergeht, dagegen auf den Hinterbacken, den Schwanzſeiten und einem Theil der untern Gliedmaſſen einen ſehr merkli— chen gelblichen Anſtrich bekommt. Der ganze Unterleib, die untere Seite des Schwanzes und die innere der Gliedmaſſen ſind ſchmutzig weiß. Auf der Stirne findet ſich ein weißer halbmondfoͤrmiger, in der Mitte faſt zoll- breiter weißer Fleck, der beiderſeits uͤber dem aͤußern Augenwinkel in eine Suppl. 268 202 Klammeraffe. Spitze auslaͤuft. — Das juͤngere Maͤnnchen unterſcheidet ſich allein durch die hellere Faͤrbung der obern Theile, welche roͤthlich grau ſind. — Die Länge beträgt 1“ 10“, die des Schwanzes etwas über U, Die erwähnten Exemplare find der pariſer Sammlung durch Plée zugekommen, ohne weitere Aufſchluͤſſe über ihre Heimath. Roulin ver— ſichert, daß dieſe Art in Kolumbien vorkomme und namentlich im Magda— lenenthal ſehr gemein ſey. Seinen Angaben zufolge wären auch die Maͤnn— chen von den Weibchen in der Faͤrbung nicht verſchieden. b) Eriodes (Wollhaarige Klammeraffen). 6. A. hypo xanthus Nxuw. Der Miriki. A. ochraceus, maniculis pollice brevissimo. «) Pollice exunguiculato. Ateles hypoxanthus. Kuhl Beitr. S. 25.— Maxim. von Neuwied Beitr. II. S. 33 mit Abbild. — Desmar. mammif. p. 72. Brachyteles macrotarsus, Srıx. sim. Bras. p. 36. tab. 27. Eriodes tuberifer. Is. Georrr, dict. class. XV. p. 145. 8) Pollice unguiculato. Eriodes hemidactylus. Is. GEorr<. mem. du mus. XVII. p. 163. tab. 22; dict. class. XV. p. 145. Spir und Prinz Maximilian von Neuwied haben dieſe Art in Bra— ſilien entdeckt; der erſtere hat von ihr eine ſehr mißgeſtaltete, der letztere aber eine vortreffliche Abbildung mit einer ſehr genauen Beſchreibung ge— liefert !“). Sf. Geoffroy wollte von ihr ſpaͤter eine zweite Art abtren— nen; es läßt ſich jedoch zwiſchen beiden kein anderer Unterſchied auffinden, als daß bei der einen der Daumenſtummel mit einem Nagel, bei der an; dern aber nicht damit verſehen iſt. Da wir nun vom aſiatiſchen Orang-Utang wiſſen, daß bei einer und derſelben Art der Nagel an dem Hinterdaumen bald vorhanden iſt, bald fehlt, ſo moͤchte ein aͤhnliches Verhaͤltniß auch im vorliegenden Falle ſtattfinden, und deshalb kann ich auf eine ſpezifiſche Sonderung nicht eingehen. 10) Jſ. Geoffroy führt die Beſchreibung des Prinzen Maximilian unter den ſehr in— completen an; dieß iſt nur ein Beweis, daß er ſie nicht geleſen hat, denn die Beſchreibung iſt vollſtändig genug. Ateles. 203 Die wollartige Behaarung bedeckt den ganzen Koͤrper, nur das Geſicht, die Gegend um die Bruſtwarzen, das letzte Drittel des Schwanzes auf der Unterſeite und die Sohlen ſind nackt; an der untern Seite der Schwanz— wurzel befindet ſich ebenfalls eine nackte Stelle, auf deren Mitte jedoch ein Laͤngsſtreif von Haaren verlaͤuft. Die Ohren ſind behaart. Die Ge— ſchlechtstheile des Maͤnnchens ſind, wie dieß Prinz Maximilian bemerkt, groß; die Ruthe wird durch einen Knochen unterſtuͤtzt, in der Erektion gleicht fie der des Pferdes, mit breiter Eichel. Die Clitoris iſt mit har⸗ ten ſchwarzen Borſten bewachſen, was ich an unſerm weiblichen Exemplare von dieſer Art beſtaͤtigen kann. Die Faͤrbung des ganzen Pelzes iſt im Auge mengen graulich gelb, was auf dem Ruͤcken mehr ins Graue, an den Gliedmaſſen mehr ins Gelbe, am After, an der Hinterſeite der Schenkel und an der Schwanz— wurzel meiſt ſtark ins Roſtgelbe faͤllt. Manche Individuen find, nach des Prinzen Maximilian Bemerkung, mehr fahl aſchgrau gefaͤrbt, andere mehr weißlich oder graugelblich; einige haben einen blaß gelblichen, beinahe ins Vergoldete fallenden Schwanz. Das Geſicht iſt in der Mitte fleiſch⸗ roͤthlich, am Rande dunkelgrau, und an der Grenze beider Farben dunkel⸗— grau punktirt. Die Iris iſt gelbbraun; bei jungen Thieren graubraun. Ueber den Augenhoͤhlenraͤndern ſteht eine duͤnne Reihe ſchwarzer Haare. Die nackte Gegend um die Bruſt iſt ſchwaͤrzlich, die Warze aber fleiſchfar— ben. Die Geſchlechtstheile des Maͤnnchens, ſelbſt die Hodenſaͤcke, ſind nackt, weißroͤthlich, fleiſchroth durchſchimmernd. — Beide Geſchlechter, ſo wie die neugebornen Jungen, zeigen in der Faͤrbung keinen bedeutenden Unter— ſchied, nur iſt das Geſicht bei jungen Thieren ſchwarzbraun, und es ſcheint, daß bei Weibchen der Pelz weniger gelblich fahl und dagegen mehr grau— lich gefaͤrbt iſt. Folgende Maaße gebe ich nach Prinz Maximilian an: ange des Förbtersgsßgüs 8 r U ART BONN D Spes, ee eee eee — der vordern Gliedmaſſen bis zur Fingerſpitz e 1 v5 der hintern Gliedmeſſenn nnn: nen 1 8 2 „der Vorderhand e Na eie RE N ndarsntenke 0 6 1 der Sintern nszdz an . 0 6 9 nn,, , 0 0 11 Bemerken muß ich hiebei uͤber den Daumenſtummel der Vorderhand, daß 26 * 204 Klammeraffe. er an unſerm ausgeſtopften Skelet nur 3“ lang erſcheint, was indeß Folge der Einſchrumpfung ſeyn kann. Ganz von denſelben Verhaͤltniſſen und derſelben Faͤrbung beſchreibt Sf. Geoffroy auch feinen A. hemidactylus, nur daß der 9" lange Daumenſtummel der Vorderhand mit einem Nagel verſehen iſt. Uebrigens hat dieſer mit dem nagelloſen Miriki gleiches Vaterland, naͤmlich Braſi— lien, wo dieſe Affen in Banden von 6 — 12 Stuͤck in den großen Ur— waldungen umherſtreifen, und, nach den Erfahrungen von Spix und dem Prinzen von Neuwied, vom 14° f. Breite bis zum 24 oder 25“ zu finden ſind. Von den Portugieſen werden ſie Miriki, oder Muriki, auch Mono genannt; von den Botocuden Mono. 7. A. arachnoides Ggorrx. Der Spinnenaffe. A. fusco-ochraceus, maniculis pollice nullo. Ateles arachnoides. GEorrr. ann. du mus. VII. p. 25, XIII. p. 90. tab. 9, XIX. p. 106. — Deswmar. mammif. p.75. — Kuhl Beitr. S. 25. — Is. Georr. dict. class. XV. p. 145. — (Simia ara chnoides) HunsoLor rec. I. p. 354. Coaita fauve. Cuv. regn. anim. I. p. 101. Dieſe Art kommt mit der vorhergehenden in Geftalt, Färbung, Größe und wollartiger Beſchaffenheit der Haare ſo ſehr uͤberein, daß ſie ſich von ihr nur durch den gaͤnzlichen Mangel eines Daumenſtummels an den Vorderhaͤnden unterſcheidet. In dieſer Beziehung ſteht ſie zu ihr in einem ähnlichen Verhaͤltniſſe, wie der A. Paniscus zum A. pentadactylus, und ich zweifle daher keinen Augenblick daran, daß jene beiden unter einer Art begriffen werden muͤſſen; doch will ich ſie vor der Hand noch ſo lange auseinander halten, bis ſichere Erfahrungen, die ihre Vereinigung unum— gaͤnglich nothwendig machen, uns vorliegen. Die Farbe iſt hell fahl, was am Kopf ins Roͤthlichgraue, am Schwanzende und an den Haͤnden und Fuͤßen, zumal an der Ferſe, ins Rothgelbe uͤbergeht; manche Indivi— duen find einfoͤrmig lichtfahl. — Die Länge iſt 1711“, des Schwanzes 21 4%, der Vorderglieder 1’ 83”, der hintern 107“ 11, — Als Hei— math wird Braſilien angegeben, obgleich weder Spix noch der Prinz von Neuwied dieſen Affen daſelbſt getroffen haben. Cebus. 205 719 Cebidae; cauda volubili, undique villosa; vertebris caudalibus ultimis dilatatis. Die rollſchwaͤnzigen Affen, welche die Gattung Cebus ausma⸗ chen, haben, gleich allen nachfolgenden Gattungen, einen durchaus behaarten Schwanz, der jedoch das Vermoͤgen beſitzt ſich einzurollen, ſo daß ſich hiemit die Thiere, gleich den vorigen, an einem Aſte feſthalten koͤnnen, wo— bei fie dann oft alle 4 Hände loslaſſen, um ſich frei in der Luft zu ſchau— keln. Sie haben in demſelben ſo viel Kraft, daß ſie, an ihm frei haͤn— gend, ſich aufwaͤrts zu kehren, und, indem ſie ihn mit den Haͤnden faſſen, daran wie an einem Stricke wieder in die Hoͤhe zu klettern vermoͤgen. Als Taſtorgan iſt er wegen ſeiner durchgaͤngigen Behaarung nicht zu ge— brauchen. Wie bei den greifſchwaͤnzigen Affen find auch bei den rollſchwaͤn— zigen die letzten Schwanzwirbel kurz, aber ziemlich breit, wenn gleich etwas ſchmaͤchtiger und laͤnger als bei jenen. X. CEBUS. Nollaffe. Caput rotundatum, artus robusti. Die Rollaffen (Sajous oder eigentliche Sapajous der franzoͤſiſchen Schriftſteller) haben einen ziemlich großen und runden Kopf, einen ſchlan— ken Leib, ſtarke, verhaͤltnißmaͤßige Gliedmaſſen und einen dichtbehaarten, kraͤftigen, langen Schwanz. Die Naͤgel ſind, wie bei allen amerikaniſchen Affen, zuſammengedruͤckt und gewoͤlbt; nur der am Hinterdaumen iſt fla— cher und breiter. An Groͤße ſtehen ſie den greifſchwaͤnzigen Affen nach, doch uͤbertreffen ſie hierin die meiſten der nachfolgenden Gattungen. Der Schaͤdel ni) iſt nach der Länge, wie nach der Höhe entwickelt und naͤhert ſich dadurch ſowohl dem des Woll- als des Schweifaffen an. Der Hirnkaſten iſt gewoͤlbt und zugleich ſehr lang geſtreckt, indem bei er— wachſenen Thieren die Stirnleiſten, von der Mitte der obern Augenhoͤhlen— raͤnder ausgehend, ſchon in geringer Entfernung hinter der Ebene, in wel— 11) Abbild. des ganzen Skelets findet ſich in Joſephi's Anatom. der Säugth. tab. I. — Buff. XV. tab. VII (zu klein). — Der Schädel: Spix cephalog. tab. 1. fig. 2, tab. 2. — De Alton Skelete tab. 8. fig. h. 07 206 Rollaffe. cher die Raͤnder der Augenhoͤhlen liegen, in eine einzige zuſammenſtoßen, wodurch ein langgeſtreckter Hirnkaſten gebildet wird, über deſſen Mitte der ganzen Länge nach die niedrige Stirnleiſte bis zur Lambdanaht vorlaͤuft. Bei juͤngern Thieren bleiben die halbbogenfoͤrmigen Linien ganz getrennt. Die Augenhoͤhlen ſind rundlich und gerade geſtellt; der untere Augenhoͤh— kanal mündet mit 1 — 3 Löchern. Der Unterkiefer hat einen ziemlich ho— hen, dabei bedeutend breiten aufſteigenden Aſt. Am Gebiß iſt zu bemerken, daß, wie gewoͤhnlich, von den obern Schneidezaͤhnen die beiden mittlern, von den untern die beiden aͤußern die groͤßern find. Die Eckzaͤhne find lang und ſtark, innen mit 2 Ausfurchun— gen. Die beiden hintern Backenzaͤhne, zumal der letzte, ſind in beiden Kiefern kleiner als ihr Vorgaͤnger (der Ate); im Oberkiefer find durchgaͤn— gig alle Backenzaͤhne breiter (d. h. von außen nach innen) als lang; im Unterkiefer iſt der erſte einſpitzige Backenzahn ſtaͤrker und hoͤher als alle folgenden, der 2te und Zte etwas breiter als lang, der 4te quadratiſch, der Ste etwas länger als breit, und der hinterſte rundlich viereckig. Vom innern Bau iſt anzufuͤhren, daß die Zunge, gleich der der Seidenaffen, die geringſte Anzahl kelchfoͤrmiger Warzen, naͤmlich nur 3, hat. Das Zungenbein kommt hinſichtlich ſeines Koͤrpers, der nicht blaſig iſt, mehr mit dem der Gibbons, als dem der andern Affen uͤberein. Der Magen iſt rundlich; die Speiſeroͤhre ſenkt ſich in ſeiner Mitte oder etwas weiter links ein. Die Leber mit 5 Lappen, 3 rechts, 2 links; einmal ſah auch Meckel 4 rechts, 2 links. Der Kehlkopf iſt maͤßig groß und hat keinen Luftſack. Mit der Lebensweiſe dieſer Thiere ſind wir durch Azara, den Prinzen von Neuwie d, beſonders aber durch Rengger ſehr genau bekannt geworden. Die Rollaffen ſind nicht, wie die Greifſchwaͤnze, traͤge und phlegmatiſch, ſondern zeigen ein lebhaftes Naturell, ſind gewandt und fluͤchtig, und machen bei Verfolgungen weite Spruͤnge. Wenn ſie den Schwanz nicht zum Feſthalten gebrauchen, ſo tragen ſie ihn ausgeſtreckt mit unterwaͤrts eingerollter Spitze. Sie halten ſich familienweiſe auf den Baͤumen zuſammen, welche ſie nur ſelten verlaſſen, um zu trinken oder ein nahe gelegenes Maisfeld zu pluͤndern. Ihre Nahrung beſteht in Fruͤchten, Inſekten, Honig, Vogeleiern und ſelbſt in noch nicht fluͤggen Voͤgeln. Be 207 Häufig hört man von ihnen pfeifende flötende Toͤne; im Affekte flogen fie ein gellendes Geſchrei aus. Auch eine Art von Lachen und Weinen bemerkt man an dieſem Affen; jenes beſteht im Zuruͤckziehen der Mundwinkel, wo— bei er aber keinen Laut von ſich giebt, dieſes, was bei Luͤſternheit oder Furcht eintritt, beſchraͤnkt ſich auf ein Anfuͤllen der Augen mit Thraͤnen, die jedoch nicht uͤber die Backen herablaufen. Rengger iſt der Meinung, daß dieſe Rollaffen 15 Jahre und daruͤber alt werden koͤnnen; bei den Weibchen bemerkte er zuweilen eine Art Monatfluß, der indeß an keine beſtimmte Periode ſich bindet. In ihrem Vaterlande werden ſie haͤufig zahm gehalten, wozu man ſie jedoch ganz jung einfangen muß. Gut be⸗ handelt wird ein ſolcher Affe ſehr zahm und ſchmiegt ſich ſeinem Herrn al— lenthalben an; hat er aber öfters Mißhandlungen erlitten, fo wird er tuͤk— kiſch und biſſig. Er iſt klug, neugierig, naſchhaft, luͤſtern und weiß mit großer Kunſt zu ſtehlen; das für ihn Unbrauchbare zerſtoͤrt er. In— dem er ſeinen eigenen Willen haben will, iſt er faſt zu nichts abzurichten; durch Gewalt kann er wohl von einer Handlung abgehalten, aber nicht zu einer gezwungen werden. Fell und Fleiſch wird von den wilden Indianern benuͤtzt. Die Verbreitung dieſer Thiere geht von Paraguay bis zur Terra firma, und ſie gehoͤren mit zu den gemeinſten Affen in den großen Waldungen. Man hat aus ihnen etliche und zwanzig Arten errichtet, die wahrſcheinlich alle einer einzigen angehoͤren; fie haben ungefähr Katzengroͤße. Die beiden Unterabtheilungen, welche der Prinz von Neuwied nach der Länge oder Kürze der Eckzaͤhne gebildet hat, muͤſſen ſchon deshalb weg⸗ fallen, weil dieſer Unterſchied lediglich Altersverſchiedenheiten anzeigt. 1. C. Apella Lınn. Der Cay Tab. XXVII — XXIX und XXXI. B. C. fuscus, saturatius dilutiusque variegatus. Cebus Azarae. Rengger's Paraguay. S. 26. Var. g) saturatius aut dilutius fuscus, fronte glabro. 1. C. gracilis Spix; bruneo -fulvus s. flavus, subtus dilutior, capillitio fusco. Spix, sim. Bras. p. 8. tab. 5. — (Cebus fla vus) Geoffr. ann. du mus. XIX. p. 112. — Is. Geoffr. dict. class. XV. p. 150. — Schreb. tab. XXXI. B. — (C. fulvus) d’Orbigny, voy. dans PAmérique meérid. tab. 3. 2. C. flavus Kuhl, ex cinerascenti et rufo ochraceus; capite supra rufo -brunescente, artubus flavo -rufescentibus, gastraeo caudaque magis flavescentibus. Kuhl Beitr. ©. 33. 208 Rollaffe. 3. C. unicolor Spix; imberbis, eapite grandi, corpore flavo-bruneo, vertice et cauda obseurioribus. ; Spix, sim. Bras. p. 7. tab. 4. 4. C. barbatus Desmar.; cano-rufus, genis mentoque barbatus. Geoffr. ann. du mus. XIX. p.110. — Kuhl Beitr. S. 33. — Desmar. mammif. p. 82. — (Sai var. 8) Aude b. sing. V. 2. tab. 6. — (€. libidinosus.) Spix sim. Bras, p.5. tab. 2. 5. C. ma crocephalus Spix; capite permagno, corpore fusco, capillitio artubus quo plerumque nigro-fuseis. Spix sim. Bras. p. 3. tab. 3. — (C. robustus.) Neuwied Beitr. II. S. 82 mit Ab- bild. — Kuhl S. 35. — Des mar. mammif. p. 80. — IS. Geoffr. dict. class. XV. p. 150. 6. C. Apella Linn.; fuscescens, subtus dilutior, capillitio, cauda et pedibus nigricantibus. Linn. XII. p. 42. — Schreb. S. 119. tab. XXVIII. — Humboldt recueil. J. p. 355.— Geoffr. ann. XIX. p. 109. — Des mar. mammif. p. 81. — Kuhl Beitr. S. 35. — Is. Geoffr. diet. class. XV. p. 148. — (Saj ou brun) Buff. XV. p. 37. tab. 4. — Aude b. sing. V. 2. p. 3. fig. 2. — Menag. du mus. mit Fig. — Cu v. regn. anim. I. p. — (Sai) Fr. Cuv mammif. p. 178. tab. 66. 7. C. Capucinus Linn.; einereo-brunescens, fronte, genis, pectore humerisque albo- griscescentibus, cauda pedibusque nigricantibus. Linn. XII. p.42. — Schreb. S. 120. tab. XXIX (fig. Linn.). — Humboldt recueil. I. p. 355.— Geoffr. ann. XIX. p. 111. — Kuhl Beitr. S. 36.— Des- mar. mammif. p. 85. — Fr. Cuv. mammif. tab. 60. — (Sai) Buff. XV. p. 51. tab. 8. — Aude b. sing. V. 1. p. 5. tab. 4. — Cu v. regn. anim. I. p. 102. — Is. Geoffr. diet. XV. p. 150. 8. C. griseus Fr. Cuv.; fusco-flavescens canescenti mixtus, capillitio manibusque nigricantibus, genis, pectore humerisque flavescentibus aut albidis. Desmar. mammif. p.81. — (Sajou gris) Buff. XV. p. 50. tab. 5.— Fr. Cuv. mammif. p. 164. tab. 59. 9. C.hypoleucos Geoffr., niger, sincipite, colli capitisque lateribus, humeris pec- toreque albis. Geoffr. ann. XIX. p. 111. — Kuhl Beitr. S. 37. — (Sai à gorge blanche) Buff. XV. p. 64. tab. 9. — Aude b. v. 2. fig. 5. — Fr. Cu v. mammif. p. 176. tab. 65. 10. C. Monachus Is. G@eoffr. capite magno, genis gastraeoque albido-ochraceis, fronte humerisque albescentibus, artubus caudaque nigris. Is. Geoffr. diet. class. XV. p.150.— (Sai a grosse t@te, C. macrocephalus) Fr. Cuv. mammif. p. 175, tab, 64. — (C. Frederici) Fischer syn. addend. P. 343. Var. 8) Cebus. 209 Var. 8) Fuscus, rufo- variegatus, fronte glabra. 11. C. xanthosternos Neuw.; ex fusco, nigro et ferrugineo variegatus. Prinz Maximil. Beitr. II. S. 90 mit Abbild. — Kuhl Beitr. S. 36. — Desmar. mammif. p. 84, — (C. xanthocephalus) Spix, sim. Bras. p. 6. tab. 3. — (C. variegatus) Geoffr. ann. XIX. p. 111. — Kuhl Beitr. S. 32. — Des mar. mammif. p. 88. — (Simia variegata) Humboldt rec. I. p. 356. 12. C. cucullatus Spix; facie capillamento densissimo porrecto eircumeincta, Spix, sim. Bras. p.9. tab. 6. — Is. Geoffr. dict. class. XV. p. 149. 13. C. chrysopus Fr. Cuv. facie pilis albis late circumeincta, artabus flavo-rutilis, cCauda flavescente. Fr. Cu v. mammif. p. 168. tab. 61. — Is. Geoffr. dict. class. XV. p. 150. Var. ) fuscus aut nigricans, fronte fasciculis pilorum 2 elevatis cornuta. 14. C. Fatuellus Linn.; ex nigro et fusco variegatus, fasciculis 2 pilorum capitis cCorniculorum aemulis. Linn. XII. p. 43. — Schreb. S. 118. tab. XXVII. B. (fig. Buff.) — (Cebus Fatuellus) Geoffr. ann. XIX. p. 110. — Desmar. mammif. p. 84. — Kuhl Beitr. S. 32. — Pr. Maximil. Beitr. II. S. 761 mit Abbild. — Is. Geoffr. diet. class. XV. p. 150. — (Sajou cor nu) Buff. suppl. VII. p. 110. tab. 29. Aude b. sing. V. 2. p. 15. fig. 1. 15. C. cirrifer Geoffr.; fusco-castaneus, fronte fasciculo pilorum elevata, ferrum equinum aemulante. Geoffr. ann. XIX. p. 110. — Kuhl Beitr. S. 31. — Des mar. mammif, p. 84. Pr. Maximil. Beitr. II. S. 97 mit Abbild. 16. C. lunatus Kuhl; fusco- nigricans, macula genarum semilunata alba, a supereiliis ad os utrinque producta. f Kuhl Beitr. S. 37. — Des mar. mammif. p. 84. — Fr. Cu v. mammif. p. 171. tab. 62. 17. C. eristatus Fr. Cuv.; nigricans, fronte taenia bicorniculata alba, ad os utrinque producta. Fr. Cuv. mammif. p. 178. tab. 63. 18. C. frontatus Kuhl; nigricante-bruneus, vertice, podariis caudaeque parte apicali nigris, pilis frontalibus erectis densissimis. Kuhl Beitr. S. 34. — Sajou var. A.) Aude b. sing. V. 2. p. 4. tab. 3. Die angeführten Abaͤnderungen find durch fo viele Uebergaͤnge mitein— ander verbunden, daß ſcharfe Diagnoſen durchaus nicht aufgeſtellt werden koͤnnen. Schon hieraus leuchtet hervor, daß ſpezifiſche Sonderungen auf keinem feſten Grunde beruhen; dieß ergiebt ſich aber noch mehr aus den Beobachtungen, die Rengger binnen ſieben Jahren an dem paraguay— Suppl. 27 ar 210 Rollaffe. ſchen Cay, im freien wie im zahmen Zuſtande, zu machen Gelegenheit hatte 12). Auf dieſe Beobachtungen, ſo wie auf die in unſerer Sammlung vorfindlichen Exemplare geſtuͤtzt, verſuche ich eine kritiſche Wuͤrdigung der 12) Rengger beſchreibt zuerſt eine kleine Familie von 2 Mänuchen und 3 Weibchen, die er im Winter auf einer Jagd erlegte; ſie zeigte folgende große Verſchiedenheiten. Das älteſte, vollſtändig ausgewachſene Männchen war 1“ 43“ lang, und der Schwanz 1773“; feine Farbe gelblichbraun, an der äußern Seite der Gliedmaſſen und der obern des Schwanzes dunkler, au den untern und innern Theilen lichter, Kopfplatte ſchwarz; das Geſicht mit weißlich gelber Ein— faſſung, in deren Mitte ein ſchwarzer Streif herablief, der ſich an der Kehle mit dem der andern Seite vereinigte. Die ſchwarzen Kopfhaare giengen gegen die Naſenwurzel in einen ſpitz zulau— fenden Streifen aus, ſtanden über der Stirne in einem Halbkreiſe aufrecht und bildeten an bei— den Enden über jedem Ohr einen ſtark hervorragenden Büſchel. Geſicht und Hände waren grau— lich ſchwarz. — Das zweite Mäunchen, das um 3“ kleiner war und dem auch der letzte Bak— kenzahn noch fehlte, hatte eine hellere Farbe, die Stiruhaare aber ſtanden weder in die Höhe, noch bildeten ſie Büſchel. — Das größte Weibchen war um 2“ kleiner als das ältere Männchen, fonft in Färbung demſelben ähnlich, der Halbmond der aufrechtſtehenden Stirnhaare aber kaum bemerkbar. — Das andere Weibchen unterſchied ſich von dieſem blos durch eine, ins Violblaue ziehende Farbe der nackten Theile und durch gänzlich liegende Stiruhaare. Das dritte und kleinſte Weibchen, dem noch die 8 hintern Backenzähne fehlten, und das die obern Schneidezähne eben wechſelte, hatte die hellſte Färbung, indem die bei den Andern gelblichbraunen Theile hier bräun— lichgelb und die bräunlichgelben röthlichgelb waren; die Hände äußerlich gelblichweiß, die Mütze klein und bräunlichgrau, das Geſicht weiß eingefaßt; die nackten Theile des Geſichts bräunlich fleiſchfarben, der Hände bräunlich violblau, der hervorſtehenden Clitoris blaß fleiſchfarben. Aus vielen Beobachtungen hat Reugger erſehen, daß die alten Cays mit jedem Jahre etwas dunkler werden; ſelten ſieht man indeß dunklere als das erſtbeſchriebene Männchen, dage— gen trifft man öfters Weibchen und zuweilen auch Männchen, bei denen die gelbe Farbe die braune überwiegt. Die Kopfmütze iſt bei Alten gewöhnlich größer und dunkler. Die Farbe der Geſichtseinfaſſung fällt bei Manchen mehr ins Bräunlichgelbe; ihre Breite wechſelt von 4 bis faſt zum Unmerklichen; auch der ſchwarze Längsſtreif fehlt manchmal, während er andermale, vor— züglich bei alten braunen Männchen, die weißen Haare verdrängt. Mitunter trifft man Albinos von gelblich weißer Farbe, rother Iris und lichter fleiſchfarbiger Haut. — Die aufrecht ſtehen— den Kopfhaare findet man nur bei Cays, die ſchon über fünf Jahre alt ſind, und das vorzüglich bei Männchen. In dieſem Alter verändern ſich die Affen, wenn ſie beim Eintritt der kalten Jah— reszeit die Haare wechſeln, oft ſo ſehr, daß Rengger einſt, nach zweimonatlicher Abweſenheit, ein beinahe ſechsjähriges Männchen, des großen Haarkranzes wegen, nach ſeiner Rückkehr nicht mehr erkannte. Man ſieht aber auch alte Individuen, jedoch meiſt Weibchen, deren Stirnhaare nie ſenkrecht emporſtehen. Durch die dichten Winterhaare erlangen fie ein ſchwerfälliges Ausſe— hen. — An jungen Individuen iſt der Schwanz kürzer als an alten. Mit dem Hervorbrechen der großen Eckzähne ändern ſich aber auch die Geſichtszüge völlig; nicht nur ſinkt der Geſichts— winkel von 70° bis auf 60° und weniger herab, ſondern die Naſe wird platter und ausgeſchweif— ter. Uebrigens iſt die Form des Schädels ſelbſt bei Thieren gleichen Alters merklich verſchieden; Cebus. 211 von den verſchiedenen Autoren aufgeführten Arten des Rollaffen zu geben 13). Im Eingange habe ich gleich zu bemerken, daß die lichtere Faͤrbung, wel— che den meiſten Abaͤnderungen von Rengger's Cebus Azarae zukommt, kein Grund iſt, warum ſie ſpezifiſch von den dunkleren unterſchieden wer— den ſollten. Wir ſehen naͤmlich, daß die geſaͤttigſten Faͤrbungen näher ge= gen den Aequator vorkommen, wie denn die dunkelſten Abaͤnderungen, als C. hypoleucus und eristatus, weder von Spix, noch dem Prinzen Ma— rimilian in Braſilien gefunden wurden, ſondern erſt in Guiana vorzu— kommen ſcheinen. Als Haupt- und Stammgruppen, um welche ſich die uͤbrigen Abaͤnderungen herum reihen, koͤnnen wir den Cebus Apella, xanthosternos und Fatuellus betrachten, in welcher Ordnung auch unſere nachfolgende Betrachtung vorſchreiten ſoll. ) Simia Apella LIN N. Die meiſten Abaͤnderungen gehören zu die- ſer Gruppe. Die gewoͤhnliche Faͤrbung iſt mehr oder minder gelblich- oder roſtbraun, was an der untern Haͤlfte der Gliedmaſſen, ſo wie am Schwanze, in's Rußſchwarze uͤbergeht. Die Kopfplatte iſt glaͤnzend ſchwarz, und von ihr zieht ſich eine ſchwarze Haarlinie zur Naſenwurzel hinab, fo wie von ihr aus auch eine dunkelbraune Linie laͤngs des ganzen Ruͤckgraths fortgeht. Wangen und Kinn ſind mit hell gelben Haaren duͤnne beſetzt, auf welchen der Laͤnge nach von der Stirnplatte herab ein dunklerer Laͤngsſtreif ver— laͤuft. So iſt die aͤchte Simia Apella; es ſind dieß meiſt Individuen aus den mittlern Jahren 1). Von ihr iſt C. libidinosus Sblx nur durch den ſtarken Backenbart, der auch ums Kinn herum laͤuft, verſchieden; die— ſelbe Eigenthuͤmlichkeit, aber mit etwas lichterer Faͤrbung, zeigt der C. barbatus Aucr. Als ein junges, wohl noch nicht über ein Jahr altes Thier iſt der Cebus gracilis SPIX, von dem unſere Sammlung 2 Exemplare beſitzt, zu bezeichnen. Dieß beweiſt einestheils die weiche Beſchaffenheit der Haare, theils die lichte, ziemlich einfoͤrmige braͤunlich gelbe Faͤrbung derſelben, doch es zeigt ſich in der Länge, Breite und Höhe beinahe aller Schädel ein größerer oder kleinerer Unterſchied. Auch die Größe der Thiere differirt um mehrere Zoll. 13) Vergl. meine Be⸗ merkungen in der Iſis 1833. S. 989. 14) Recht gut hat dieſe Abänderung Fr. Cuvier als C. Apella abgebildet, und Rengger bemerkt hiebei, daß ſie auffallend mit einem etwa dreijäh— rigen Weibchen des Cay von der braunen Schattirung übereinſtimme. 27 * 212 Rollaffe. ift bereits der Scheitel merklich dunkler und ebenſo der Schwanz. Hieher gehört auch der C. flavus GEOFFR., der als einfoͤrmig fahlgelb beſchrie— ben wird; Schreber's Simia flavia iſt ebenfalls hieher zu ziehen. Kuhl's C. flavus weicht dagegen ab und ſchließt ſich an den C. griseus FR. Cuv. an. — Wie die genannten das jüngere Alter von Simia Apella bezeichnen, fo der C. macrocephalus Spix (C. robustus PR. Max.) und C. unicolor Spix das höhere Alter, wo der knoͤcherne Schaͤ— del vollkommen ſich entwickelt und hiedurch ein ganz anderes Aufehen, als in den juͤngern und mittlern Lebensjahren erlangt hat. Vom C. macro- cephalus Spix iſt die Faͤrbung wie bei Simia Apella; fein C. unicolor unterſcheidet ſich hievon nur dadurch, daß die Farbe einfoͤrmig gelblichbraun iſt, was blos auf dem Hinterkopf, Ruͤcken, Auſſenſeite des Schwanzes eine dunklere Schattirung annimmt. In der Abbildung von Spir iſt der Fate benton ganz verfehlt. Eine andere Farbenabaͤnderung, als bei den bisher 1 beginnt mit Simia capueina. Die Hauptfarbe iſt noch wie bei S. Apella, naͤm⸗ lich braun, mit dunklern Unterfuͤßen, Schwanze und Scheitelplatte, aber die Stirne, Wangen, Bruſt und Schultern ſind licht gelblich oder grau— lich weiß; letztere Stellen find indeß auch ſchon bei S. Apella gewoͤhnlich nicht ſo intenſiv, als die uͤbrigen. Wird die ganze Faͤrbung noch lichter, fo haben wir den C. griseus Fk. Cuv. 8), von welchem Rengger ſelbſt die große Aehnlichkeit mit der licht braͤunlichgelben Abaͤnderung ſeines Cay erwaͤhnt. Am dunkelſten unter allen Abaͤnderungen des Cay iſt der C. hypoleucos GE OFFER. (nicht Humboldt's). Bei ihm find die Haare rings um das Geſicht, am Halſe und der Bruſt, ſo wie auf Schultern und Oberarmen weiß, was an manchen Individuen einen lichten gelben Anflug, zumal an den Wangen hat. Alle andern Theile ſind ſchwarz, 15) Fr. Cuvier beſchreibt feinen C. griseus alſo: Oberleib und Oberſeite des Schwau— zes gelbbräunlich, Bauch und Schenkel lichter, Unterſeite des Schwanzes blaß gelblich, Scheitel— platte ſchwarz; Seiten des Kopfes, Höhe der Arme, Vorderſeite der Vorderarme, Hals und Bruſt weiß; Augen fahl, Geſicht und Ohren fleiſchfarben, Hände und Füße violettſchwärzlich. — Viel näher an S. capucina und Apelia ſteht der von Büffon und Daubenkon befchriebene Sajou gris, den übrigens Fr. Cuvier noch zu ſeinem C. griseus zieht, und hiedurch ſelbſt auf die Unhaltbarkeit feiner Art aufmerkfam macht. — Eine ſehr lichte Spielart ſcheint auch die Simia albifrons Hum b. zu ſeyn; der C. albus Geo ffr. ift nur ein Albino. Cebus. 213 was an unferm Exemplare auf dem Hinterkopf und Ruͤckgrathe am dun⸗ kelſten iſt, an den Seiten, Gliedmaſſen und auf dem Schwanze mit licht gelblichgrau ſich miſcht. Geſicht und Ohren ſind nackt und fleiſchfarben; die nackten Haͤnde violettlich. Dieſe Abaͤnderung mag Guiana und den noͤrdlichen Theilen Suͤdamerika's angehoͤren, wenigſtens iſt ſie von Reng⸗ ger, Spir und dem Prinzen von Neuwied nicht aufgefunden worden. — Weiter von dieſen Abaͤnderungen entfernt ſich Fr. Cuvier's Sai à grosse tete male, der weder der C. macrocephalus von Spir, noch der C. xanthosternus des Prinzen Maximilian iſt, wie er meint, obgleich er von beiden Merkmale gemein hat und mit erſterem insbeſondere in der auf- getriebenen Form des Kopfes uͤbereinſtimmt, was auf ein altes Thier hinweiſt 16). 6) Cebus xanthosternus. So werden wir von Fr. Cuvier ſelbſt auf die nun folgenden Abaͤnderungen des Cay hingewieſen, bei denen mit der braunen Faͤrbung eine roſtrothe abwechſelt. Zuerſt betrachten wir den C. xanthocephalus Spix, von dem der C. variegatus GEOFFR. nicht ſehr weit abweicht. Hier iſt Hinterkopf, Nacken, Vorderarme, Bruſt und Unterruͤcken mehr oder minder roſtgelb; Unterruͤcken, Backenbart und Schen— kel braunſchwarz, die vier Unterfuͤße nebſt dem Schwanze dunkler und rei- ner ſchwarz. Bei C. xanthosternos NEUw. findet nur eine etwas an⸗ dere Farbenvertheilung ſtatt. — Bei C. cucullatus Six find die, am C. xanthocephalus ſchwarzen oder braunſchwarzen Theile mit viel Roſt— gelb untermengt und der Unterruͤcken iſt fahlrokch. Was aber dieſes Thier ganz beſonders auszeichnet, iſt die aus 2“ und darüber langen Haaren be— ſtehende Pelzmuͤtze, welche den ganzen Kopf bedeckt und nur das Geſicht frei laͤßt, um welches ringsherum dieſe Muͤtze einen dichten Kranz bildet, deſſen Haare auswaͤrts und vorwaͤrts gerichtet ſind. Die Faͤrbung ihrer Haare iſt an der Wurzel lichtbraun, an der Spitze dunkelbraun; hiedurch * 16) Der Sai à grosse tete ift auf dem ganzen Unterleib, an den Wangen und der Vor⸗ derfläche der Oberarme licht gelblich orangefarben; die Auffenfeite der letzteren, fo wie die Kopf⸗ ſeiten ſind weißlich; Vorderarme, Hinterbeine und Schwanz ſind ſchwarz; Rücken und Leibesſei⸗ ten ſchwarz und braun geſchäckt. Hinterkopf ſchwarz, längs der Wangen und um das Kinn ein ſchmaler ſchwarzer Bart, wie er häufig auch bei S. Apella vorkommt. Die Schnautze iſt lohfar— ben, die Hände violettſchwarz. Der Kopf groß und rund. Fr. Cuvier ſah von dieſer Abäu⸗ derung nur 2 Individuen. f 214 Rollaffe. bildet der Kranz ums Geſicht einen innern weißen, auf der Stirne faſt zweihoͤrnigen Ring, der außen von einem braunen umgeben wird, was dem Thiere ein hoͤchſt ſeltſames Anſehen gewährt. Wie übrigens Wag— ler verſichert, war dieſer Affe ſchon vor Spix Reiſe in der hieſigen Sammlung vorhanden; er iſt offenbar ein altes Thier im Winterpelze. Der C. chrysopus “) verbindet dieſe Gruppe durch den C. griseus mit der vorigen, und wird deshalb kaum eine geſonderte Art ausmachen konnen. 7) Simia Fatuellus Linn. Wenn ſich bei Simia Apella und ca— pucina die Stirnhaare in zwei Buͤſcheln, gleich Hoͤrnern, erheben, fo hat man die Simia Fatuellus LIN N., wie fie bereits Schreber beſchrieben hat. Uebergaͤnge von jenen beiden zu dieſer gehoͤrnten ſind haͤufig genug; einen ſolchen ſtellt z. B. der C. krontatus von Kuhl dar, und wohl auch die mangelhaft befchriebene Simia trepida Linn. — Von dieſer ge woͤhnlichen Abänderung der Simia Fatuellus iſt der C. eirrifer GEOFFR. nur durch die niedrigern Hörner verſchieden. — Der C. lunatus KHL. unterſcheidet ſich dadurch, daß der Haarkranz, welcher das ganze Geſicht umgiebt und auf der Stirne zwei kleine Buͤſchel bildet, laͤngs den Wan— gen und um das Kinn herum mit weißen Haaren inwendig eingefaßt iſt. — Sehr aͤhnlich iſt der C. eristatus FR. Cuv., aber die innere weiße Ein— faſſung laͤuft um das ganze Geſicht herum und bildet auf der Stirne zwei 17) Fr. Cuvier hat nach einem lebenden Exemplare zuerſt den C. chrysopus (Sajou a pieds dorés) aufgeſtellt. Der Kopf deſſelben iſt groß und rund; das Geſicht fleiſchfarben, et— was ins Lohfarbne ziehend und ringsum von einem breiten Ring weißer kurzer Haare umgeben. Der übrige Kopf etwas dunkel graulich braun, was längs der Mitte des Rückens weiter ver— läuft. Schultern und Leibesſeiten gelblich grau; Unterhals, Bruſt und Bauch, ſo wie die obere und innere Parthie der Schenkel weiß; der Schwanz iſt Anfangs oben von der Rückenfarbe, dann im ganzen Verlauf weißlich mit gelblichem Aufluge. Die Gliedmaſſen ſind ſchön goldig fahlgelb. Geſicht und Ohren dunkel fleiſchfarben, Finger und Sohlen bläulich. — Eine andere Spielart dieſes C. chrysopus beſchreibt Iſ. Geoffroy nach mehreren, wahrſcheinlich aus Columbien ſtammenden Exemplaren. Das Geſicht iſt bei dieſen ebenfalls mit einem breiten Kranz weißer Haare eingefaßt; die Füße, Schienbeine, Vorder- und Jnnenſeite der Schenkel, Hände, Ober— arme und ein Theil der Vorderarme lebhaft gelbroth. Das Uebrige der Gliedmaſſen, die Unter— feite des Schwanzes, die Flanken, Schultern, Vordertheil des Rückens und Unterſeite des Hal— ſes licht graulich braun, was auf dem Hinterkopf dunkler wird. Der Unterrücken iſt roth und der Bauch rothlich gelb. Man ſieht aus letzterer Beſchreibung die nahen Beziehungen zu C. xuı- thocepbulus und den verwandten Abänderungen. Cebus. 215 vorſpringende abgerundete Zipfel, uͤber welche an dieſen Stellen der ſchwarze Haarkranz nur wenig vorſpringt, und die Faͤrbung iſt dunkler, indem ſie im Allgemeinen ſchwaͤrzlich, vor den Schultern braͤunlich und auf dem Scheitel ſehr dunkelbraun iſt. Sind wir auf dieſe Weiſe von der licht braunen Abänderung des gehoͤrnten Rollaffen bis zu einer faſt ſchwar⸗ zen gelangt, fo ſehen wir auch andrerſeits von dem C. variegatus aus die Uebergaͤnge zu einem wirklichen Hoͤrneraffen; ſchon bei dem Sajou cornu von Audebert tritt eine roſtgelbe Faͤrbung merklich hervor, und der ſonderbare C. cucullatus Spix hat einen ähnlichen Haarkranz wie der C.cristatus FR. Cv. Die Länge ausgewachſener Individuen iſt 16 — 17“, des Schwan⸗ zes gewoͤhnlich etwas mehr. Die Heimath des Cay beginnt mit Paraguay, wo er nicht weſtlich uͤber den Strom hinuͤbergeht. In den braſiliſchen Waldungen iſt er ge— mein, eben ſo in Guiana, am Orinoko und von da bis zum Golf von Darien; der C. chrysopus fol aus Columbien ſtammen. Der Name Cay bedeutet bei den Guarani's Herr des Waldes. Durch Verſtuͤmmelung die— ſes Wortes und ſeiner Zuſammenſetzung Cay-gua zu ſind bei den Euro— paͤern die Namen Say, Cayuasu, Sajou entſtanden. C. Aneturae; cauda laxa, undique pilosa; vertebris caudalibus ultimis tenuissimis, longis. Die ſchlaffſchwaͤnzigen Affen der neuen Welt (Pithecia, Nyc- tipitheeus, Callichrix und Chrysothrix) kommen mit den Rollaffen da= rin uͤberein, daß ihr Schwanz allenthalben behaart iſt, unterſcheiden ſich aber weſentlich dadurch, daß er nicht mehr zum Rollen dient, ſondern ſchlaff iſt. Dieß Merkmal kann zwar nicht an der aͤußern Beſchaffenheit des Schwan— zes, wohl aber, wie ich dieß bei den 4 erwähnten Gattungen beſtaͤtigt ge— funden habe, an der der letzten Wirbel jenes Organs erkannt werden, worin fie auch mit der folgenden Sippe (den Seidenaffen) uͤbereinſtimmen. Die letzten Schwanzwirbel ſind naͤmlich in beiden Abtheilungen ſehr duͤnne und rundlich, waͤhrend ſie noch eine ziemliche Laͤnge behalten; der letzte endigt in eine feine Spitze. Dieſe Schwaͤche der letzten Wirbel beurkundet hinlaͤnglich das Unvermoͤgen, mit dem Schwanze wickeln und ſich feſthalten 216 Rollaffe. zu koͤnnen. Buffon nennt die Affen dieſer beiden letzten Sippen Sa- gouins; Geoffroy bezeichnet die zu unſerer dritten Sippe gehoͤrigen Thiere als Geopitheci, welche Benennung unrichtig iſt, da fie gleich den andern Affen auf den Baͤumen leben. — In der nachſtehenden Tabelle find die Dimenſions-Verhaͤltniſſe der Schädel von dieſer und der folgen- den Sippe aufgenommen; die Maaße des uͤbrigen Skelets ſind ſchon in der Einleitung zu dieſer Familie angegeben. SSS —————— . ———— — a ca Calli- ||Chryso- ||Nyctipi- Namen der Gattungen und Arten. Pithecia |ithrix eu- thrix thecus || Hapale Israelita.|| prea. |sciurea. ||trivirga- || Rosalia. tus. PFF — —_ — — — —__ —_ , —_ —_ — en m —— —————r a) Schädel. Länge des Schädels vom vordern Rande des Zwiſchenkiefers bis zur Hinterhaupts— Leiſteg . , Ra e Länge deſſelben bis zum vordern Rande des Hinterhauptslochs Breite des Schädels zwiſchen den Jochbögen — größte, zwiſchen den Scheitelbeinen — 1 — Sr u — — — — zwiſchen den äußern Rändern der 5} 8% 6 4 — — — 1 > 8 N 28 » = Dr — D — 1 E a eo » Ne . bo — ww oa D in Die een ana El! 4 134 1 1 Höhe der Augenhöhlen . . % 9% 7 |0|7 083 054 Breite derſelbe n 09 , 7 % 61% 83 05 Länge der Naſenbeine längs ihrer Naht „0 54% 4 %% % 5 04 Breite derſelben am vorderen Ende. „ 0 40 21% 14% 202 Länge der Naſenhöhle längs der Mitte. . 05% 3 0 3035021 Breite derſelben .. . 0 5 %% 3 0330 30 3 Höhe, ſenkrechte, des Schädels v. vom Win⸗ kel des Unterkiefers bis zum Scheitel „2 11 2 1318 11016 Höhe des Unterkiefers bis zum Gelenkkopf 63123 7 0 103 074 Länge des Unterkiefers vom Fachrande der Schneidezähne an .. SE ee N ee ee eee Breite des Unterkiefers zwiſchen dem Winkel und dem letzten Backenzahn .. 16420 10 0 708 (07 Breite des Unterkiefers horizontal zwiſchen dem letzten Backenzahn und dem äußern Rande des aufſteigenden Aſtes. . . „ 0 11 0 7 %o 7 o 7% 64 Eutfer⸗ Pithecia. 217 r — — —— — — —— —— — nn en \ Calli- ||Chryso- ||Nyctipi- Namen der Gattungen und Arten. Pithecia |Ithrix eu-|| thrix || thecus || Hapale Israelita | prea. ||sciurea. trivirga- Rosalia. tus. 3 ³¹-dͤ Entfernung, größte innere, zwiſchen den aufſteigenden Aeſten des Unterkiefers. . 1“ 6“ [12 1 11 3 0 10 Länge des obern Eckzahn s % 63 0 230 42 0 23 03 Entfernung des vordern Randes des Hin— terhauptslochs vom Winkel der Lambda- J PPP XI. PITHECIA. Schweifaffe. Caput rotundatum; dentes incisivi antrorsum inclinati, canini validi; cauda villosissima. Die Gattung Pithecia (ein von Illiger gegebener Name) zeichnet ſich vor den andern ſchlaffſchwaͤnzigen Affen durch die ungemein buſchige Behaarung des Schwanzes, ſo wie durch die vorwaͤrts und auch wieder gegen einander geneigten Schneidezähne ſchon im aͤußerlichen Anſehen aus. Ueberhaupt iſt hier die Behaarung reichlich; auch ſind dieſe Affen die groͤß⸗ ten unter der ganzen Sippe, der ſie angehoͤren. Der Schaͤdel!s) iſt verhaͤltnißmaͤßig höher und kuͤrzer als der des Wollaffen und hat, naͤchſt dem Bruͤllaffen, die am meiſten in die Hoͤhe ge— ſtreckte Form, wozu beſonders der hohe und breite aufſteigende Aſt des Unterkiefers beitraͤgt. In der Jugend iſt er mehr nach der Laͤnge, im Al— ter mehr nach der Hoͤhe entwickelt. Der Hirnſchaͤdel iſt ſehr gewoͤlbt, aber kurz; die halbbogenfoͤrmigen Linien ſtoßen bei P. Israelita gleich vorn auf dem Stirnbeine zuſammen und bilden alsdann eine niedrige Laͤngsleiſte, die bis zur Lambdanaht verlaͤuft; ein Verhalten, das ich unter den ame— 18) Vergl. meine Beſchreibung in den Abh. der Münch. Akadem. II. S. 437. tab. 2. fig. 2 — 3. Sie iſt nach P. Israelita entworfen; ſeitdem habe ich noch P. hirsuta, leucoce- phala und den Schädel eines ſehr jungen Individuums vergleichen und hiedurch meine Darſtel- lung vervollſtändigen können. Auch Spix hat 2 Abbildungen in den Sim. Bras, tab. 37. fig. 5 — 6. Suppl. 28 * 218 Schweifaffe. rikaniſchen Affen nur noch bei einem ſehr großen Cebus macrocephalus Spix gefunden habe. Bei P. hirsuta und leucocephala bleiben indeß dieſe Linien in ihrem ganzen Verlaufe getrennt. Die Naſenbeine ſind an der Wurzel ſchmal und werden gegen ihr unteres Ende ſehr breit. Das Jochbein iſt von 1 — 2 ſehr kleinen Loͤchern durchbrochen. Das Gebiß iſt ſehr eigenthuͤmlich. Die Schneidezaͤhne naͤmlich ſind ſchief vorwärts gerichtet und außerdem die aͤußern gegen die mittlern ges neigt; die untern länger und ſchmaͤchtiger als die obern. Die Eckzaͤhne ſehr groß und ſtark, namentlich die obern, deren Faͤcher wulſtig aufgetrie— ben ſind; ſie ſind, oben wie unten, dreikantig und die obern vorn mit ſtar⸗ ker Laͤngsfurche. Die Backenzaͤhne ſind klein: im Oberkiefer die drei hin— tern etwas breiter als lang, und der letzte der kleinſte; im Unterkiefer ſind die drei letztern eher etwas laͤnger als breit, und der hinterſte iſt etwas kleiner, als ſeine beiden Vorgaͤnger. Die Schweifaffen (Saki) ſind langſame, ſchlaͤfrige Thiere, die ſich am Tage verborgen halten und vorzuͤglich gegen Abend und Morgen zum Vor— ſchein kommen. Sie leben in kleinen Geſellſchaften und haben eine laute Stimme. Ihre Heimath iſt die noͤrdliche Hälfte Suͤdamerika's; ſchon in Paraguay kommen fie nicht mehr vor, denn die P. Miriquouina ge⸗ hoͤrt nicht zu dieſer Gattung, ſondern iſt der Nachtaffe. Man kennt 6 Arten, von denen Spir zwei als eigne Gattung Brachyurus wegen ihres kuͤrzern Schwanzes abſondern wollte. Da indeß die eine (B. Israe- lita) nicht einmal kurzſchwaͤnzig iſt, und die andere (B. Ouakary), welche es wirklich iſt, in allen andern Merkmalen mit den uͤbrigen Schweifaffen uͤbereinkommt, ſo iſt die Trennung ohne hinlaͤnglichen Grund. +) Barba malari et mentali crassa, densissima. 1. P. Satanas Horru. Der Satansaffe. P. fusco-atra, capillitio radiato, fronti incumbente, barba nigra. Cebus Satanas. Hoffmannsegg im Mag. der Berl. naturforfch. Freunde I. (1807) S. 93. — Hunsoror rec. I. p. 315. tab. 27. — (Pithecia Satanas) Grorrk. ann. du mus. XIX. p. 116. — Kuhl Beitr. S. 42. — Drsuan. mammif. p. 88. — Cov. regn. anim. p. 103. — Is. GBO PPR. dict. class. XV. p. 59. Eine durch den ſtarken Backenbart, gleich der folgenden, ſehr ausge— Pithecia. 219 zeichnete Art. Der ganze Oberleib iſt dicht behaart, während Hals; Bruſt, Bauch und die Innenſeite der Gliedmaſſen nur ſpaͤrlich mit Haa⸗ ren beſetzt ſind. Der Kopf iſt mit einer Art Muͤtze aus langen geraden Haaren bedeckt, welche von der Hoͤhe des Hinterhaupts, als von einem ge⸗ meinſchaftlichen Mittelpunkt, ſich ſtrahlig ausbreiten und auf die Stirne und Schlaͤfe herabfallen. Um die Wangen und das Kinn zieht ſich ein buſchiger, aus ſehr dichtſtehenden und gleichlangen Haaren gebildeter Bart, von welchem das nackte Geſicht in einem Halbkreis umfangen wird. Die Mundoͤffnung läßt die Schneide- und die großen Eckzaͤhne gewahr werden. — Die Faͤrbung der Maͤnnchen iſt glaͤnzend ſchwarzbraun, der Weib— chen, bei denen auch der Bart ſchwaͤcher iſt, roͤthlichbraun; die Jungen find braͤunlichgrau. — Die Länge vom Scheitel bis zur Schwanzſpitze⸗ iſt 27 9, des Koͤrpers allein, ohne den Schwanz, 1' 44. Von der folgenden Art giebt Humboldt als Unterſchiede fuͤr den Satansaffen an: 1) bei dieſem iſt die Farbe ſchwarz oder hoͤchſtens ſchwarzbraun, 2) die Ruͤckenhaare laͤnger, 3) die Bruſt faſt kahl, 4) die Kopfmuͤtze nicht durch einen kahlen Laͤngsſtreif in 2 Buͤſchel getheilt, 5) der Schwanz dicker und buſchiger und 6) das Junge braͤunlichgrau anſtatt roͤthlich. Graf von Hofmannsegg hat zuerſt dieſe Art, die er aus Para erhielt, beſchrieben. Humboldt giebt noch die Ufer des Orinoko an. 2. P. Israelita Srix. Der Judenaffe. Tab. XXXII. B. P. fulvo- fusca, capite, barba caudaque nigris, capillitio subradiato, longitudi- naliter diviso, frontem non attingente. Brachyurus Israelita. Seix sim. Bras. p. 11. tab. 7. Simia chiropotes. Hunz. rec. I. p. 358 u. 312. — (Pithecia chi- ropotes) GOT R. ann. du mus. XIX. p. 116. — Kuhl Beitr. S. 43. — Desmar. mammif. p. 89. — Is. GROFT R. dict. class. XV. p. 60. öde sagulata. TRAILL in mem. of the Wern. soc. III. P. 167 mit Fig. — Ker Porter, in proceed. of the zool. soc. II. p- 41. Spir hat ein Exemplar dieſer Art mitgebracht, das durch Beha a— rung und Faͤrbung ſehr auffaͤllt. Die Kopfmuͤtze hat in der Mitte des Hinterhaupts einen Wirbel, von welchem aus die nicht ſehr langen und dicht anliegenden Haare radienfoͤrmig ſich ausbreiten, jedoch ſo, daß von dieſem Wirbel aus ſowohl nach der Stirne, als nach dem Nacken zu (hier 28 * 220 Schweifaffe. jedoch undeutlicher) eine Laͤngsvertiefung verläuft, wodurch auf der Stirne zwei Buͤſchel gebildet werden. Die Kopfmuͤtze bedeckt die Stirne nicht und hoͤrt weit vor den Augen auf. Von den Ohren an laͤuft rings um das Kinn herum ein ſehr dichter Bart aus langen, vorwärts gekaͤmmten Haa— ren. Die Behaarung auf dem Koͤrper iſt maͤßig; am ganzen Unterleibe ſehr ſpaͤrlich; der Schwanz dagegen iſt ſehr buſchig und gegen das Ende ſtaͤrker als an der Wurzel. Die Farbe des eben beſchriebenen Exempla— res iſt auf dem Ruͤcken licht fahlgelb, was an den Seiten und auf dem Kreuz mehr ins Roſtgelbe faͤllt; die Auſſenſeite der Gliedmaſſen iſt dunkel roſtbraun mit ſchwarz untermiſcht, die Innenſeite der Gliedmaſſen und die ſpaͤrlichen Bauchhaare faſt ganz ſchwarzbraun, die 4 Haͤnde ſind außen roſt— roͤthlich. Kopfhaare und Backenbart ſind glaͤnzend ſchwarz; die einzelnen Haare des Schwanzes ſind an der untern Haͤlfte roſtroth, an der obern ſchwarz, doch wird die erſtere Farbe faſt ganz verdeckt, ſo daß der Schwanz ein ſchwarzes Anſehen hat. Das beſchriebene Exemplar iſt ein Maͤnnchen, wie der voluminoͤſe Hodenſack, und zwar ein altes, wie die enormen Eck— zähne ausweiſen. Temminck begeht demnach einen doppelten Irrthum, wenn er B. Israelita von Spir für das Junge von P. Satanas erklärt, denn jener iſt weder jung, noch dieſer Art angehoͤrig. Dagegen halte ich unſeren Judenaffen für identiſch mit der Simia chiropotes von Hum⸗ boldt, und werde in dieſer Meinung beſtaͤrkt durch eine kolorirte, von Huet nach dem pariſer Originale gefertigte Abbildung, die im Beſitz der Schreber'ſchen Verlagshandlung iſt !?). Die Länge unſers Exemplars vom Scheitel bis zum After (in gerader Linie) iſt 1’ 33“, des Schwan: zes 1“ 20, Spir giebt als Heimath den Rio Negro an, Humboldt die Waldungen des Alto-Orinoco, ſuͤdlich und oͤſtlich der Catarrakten, wo ſie paarweiſe gefunden werden. 19) Auch die S. sagulata von Traill wird weiter nichts als unſere P. Israelita ſeyn. Ich kenne jene nur aus Fiſcher's Diagnoſe: „Capite barbato, cauda villosissima clavi- formi et corpore subtus nigris; dorso pilis ochraceis bene tecto.““ Dieſes Exemplar kam von Demerary. Pithecia. 24 1) Barba mentali nulla. 3. P. hirsuta Srıx. Der Zottelaffe. Tab. XXXII. A. P. villosissima, pilis nigricantibus apice lutescentibus, sincipite manibusque stramineis, gastraeo subcalvo. Pithecia hirsuta. Srıx sim. Bras. p. 14. tab. 9. — Üuvy. regn. anim. I. p. 103. Pithecia inusta. Srıx sim. Bras. p. 15. tab. 10. 2 Pithecia Monachus. GEorrr. ann. du mus. XIX. p.117. — Kuhl Beitr. ©.45. — Desmar. mammif. p.91l.— (Simia Monachus) Hune. rec. I. p. 359. Eine der größeften Arten, von der Spix mehrere Exemplare aus verſchiedenen Altern mitgebracht hat. Sie iſt auf dem ganzen Oberleibe, auf dem Schwanze und der Außenſeite der Glieder mit reichlichen, langen (am Rüden 3 — 4, etwas flockigen und groben Haaren beſetzt. Der Hals und der ganze Unterleib, mit Ausnahme einer ſchmalen Stelle auf der Oberbruſt, ferner die Innenſeite der Schenkel iſt faſt ganz nackt. Der Haarwirbel des Kopfs liegt faſt am Nacken, und die Haare am Hinter— haupt und den Wangen ſind zwar gerade nicht lang zu nennen, doch ſind ſie es noch mehr als am Vorderkopf, deſſen anliegende und vorwaͤrts ge— richtete Haare ganz kurz find, fo daß er wie gefchoren ausſieht. Das Kinn iſt ganz nackt, doch legen ſich die Wangenhaare feſt um daſſelbe herum, ohne jedoch damit verwachſen zu ſeyn. Die Haare der vier Haͤnde ſind ebenfalls ſehr kurz. — Die Farbe der Haare iſt ſchwarz mit licht braͤunlich gelben Spitzen; nur an der Innenſeite der Gliedmaſſen ſind ſie einfoͤrmig ſchwarz. Die vier Haͤnde ſind mit blos gelblichen Haaren be— deckt, und am Vorderkopf gewinnt dieſe Farbe die Oberhand und ver— draͤngt mitunter die durchſchimmernde ſchwaͤrzliche ganz, was alsdann die P. inusta von Spir giebt. Die Jungen find von der Färbung der Al— ten, nur iſt der Vorderkopf minder gelb. — Die Laͤnge vom Scheitel bis zum After iſt 1° 4, des Schwanzes 1,57%. Die Heimath find, nach Spix, die Waldungen am Rio Soli— moͤens und Negro. Die P. Monachus ſcheint mir von unſerer Art nicht verſchieden, wenigſtens paßt Kuhl's Beſchreibung von jener ganz darauf. 222 Schweifaffe. 4. P. rufiventer Georrr. Der rothbäuchige Schweifaffe. P. villosissima, capillitio radiato, pilis fuscis hine inde luteo annulatis, gastraeo rufescente aut flavescente. Pitheeia rufiventer. Georrr. ann. du mus. XIX. p. 116. — Kuhl Beitr. S. 43. — Desmar. mammif. p.89. — Cv. regn. anim. p. 103.— Is. Georre. dict. class. XV. p. 58. Simia rufiventer Hon. rec. I. p. 39 und 358. Pithecia rufibarbata. Kuhl Beitr. ©.42. — Desmar. mammif. p. 90. P. capillamentosa. Srıx sim. Bras. p. 16. tab. 11. Saki. Aupee. sing. VI. 1. p. 7. fig. 1. Singe de nuit. Borr. suppl. VII. p. 114. tab. 31. Gleich dem Zottelaffen ungemein langhaarig, aber die Haare ſind ſchlicht. Auf dem Scheitel iſt ein Wirbel, von dem die langen Kopfhaare nach allen Seiten auseinander fallen; das Geſicht jedoch iſt rings herum nur von ſehr kurzen geſchornen Haaren umgeben; ein Kinnbart findet ſich nicht. Bruſt und Bauch iſt mit einem kurzen wolligen Haare dicht beſetzt; die Haͤnde ſind nur kurz behaart. Der Schwanz iſt buſchig und rundet ſich am Ende zu. — Die Farbe iſt ſchwarzbraun mit ſchmalen gelblichen Ringen der einzelnen Haare, welche beſonders auf den Vordergliedern, am wenigſten am Schwanze ſichtlich ſind. Die kurzgeſchornen Haare um das Geſicht ſind erbſengelblich, und der ganze Unterleib vom Halſe an iſt ocker— farben oder blaß roͤthlich. Die Haͤnde ſind mit ſchwaͤrzlichen Haaren be— ſetzt.— Unſer Exemplar hat eine Laͤnge von ohngefaͤhr 9“, der Schwanz ift etwas länger. Buffon giebt die Länge zu 10“ 5%, der Schwanz— ruͤbe zu 11“ 3“, und mit den Haaren zu 12“ 6,“ an. Die Heimath iſt das franzoͤſiſche Guiana. P. eapillamentosa und rufibarbata ſind weiter nichts als Nominalarten, und vollkommen iden⸗ tiſch mit P. rufiventer. 5. P. leucocephala Georrr. Der weißköpfige Schweifaffe. Tab. XXõXII. P. nigra, capite albido, pilis singulis unicoloribus longissimis. Pithecia leucocephala. Georr. ann. du mus. XIX. p. 117.— Kuhl Beitr. S. 45. — Desuan. mammif. p. 91. — Is. Georrr. diet. class. XV. p. 58. — (Simia leucocephala) ArpkEz. sing. VI. I. Ko 9. fig.2. — “Hung, recueil I. P. 359. ? Pithecia; 223 Saki. Burr. XV. p.90. tab. 12. — Yargque. Burr. suppl. VIE p. 113. tab. 30. — Cov. regn. anim. p. 103. ! Simia Pithecia. Schreb. S. 125. tab. 32 (fig. Burr.). Die Haare des Ruͤckens find lang (an 4“) und dichtſtehend, am Bauche ſpaͤrlich, um das Geſicht kurz, die der Stirne durch eine Mittel⸗ linie getheilt; der Bart fehlt. Der Schwanz iſt ſehr dick und buſchig, etwas länger als der Körper. Die Farbe iſt einfoͤrmig braunſchwarz, der Kreis um das Geſicht ſchmutzig weiß, ins Gelbliche ziehend. Alte Ins dividuen erreichen die Laͤn ge von P. hirsuta. — Die Heimath if das franzoͤſiſche Guiana. N Anmerk. Worauf ſich Temminck's Meinung ſtützt, daß P. ochrocephala Kuh I. das 8 Weibchen oder Junge von P. leucocephala ſey, iſt mir unbekannt. Nach Kuhl find bei ſeiner P. ochrocephala die Haare au der obern Seite des Schwanzes und an der äußern der Gliedmaſſen ſchön kaſtanienfarben; ihre Spitzen gelblichweiß, zumal an den Extremitäten, am Rücken nur einige, an der Schwanzſpitze keine. Die ganze untere Seite und die innere der Glieder iſt röthlich graugelb; die Hände braunſchwarz. Die Haare um das Geſicht kurz und weißlich ockerfarben. Die Haare der Stirne in der Mitte etwas getheilt. 6. P. melanocephala Huns. Der gekämmte Schweifaffe. P. brevicaudata, dorso griseo - flavescente, capite artuumque anteriori parte nigris, cauda femoribusque ferrugineis. Pithecia melanocephala. Georrr. ann. du mus. XIX. p. 117. — Kuhl Beitr. S. 46. — Desmar. mammif. p. 91. — (Simia melano- cephala) Hou. rec. I. p. 317. tab. 29 und p. 359. Pithecia Ouakary. Six. sim. Bras. p. 12. tab. 8. Von dieſer durch die Kuͤrze ihres Schwanzes ſehr ausgezeichneten Art hat Spir ein ſehr altes Individuum unter dem Namen Ouakary beſchrie— ben; die ſchon länger gekannte Simia melanocephala, welche Hu m⸗ boldt nach einem einzigen Exemplare charakteriſirte, iſt hievon nur der juͤngere Zuſtand. Die Behaarung bei unſerm ſchon erwaͤhnten alten Exemplare iſt ſehr reichlich. Die Haare ſind, zumal an den Schultern, den Leibesſeiten, Oberarmen und Schenkeln ſehr lang, aber ſchlicht; der Unterleib iſt ſehr duͤnn behaart. Im Nacken findet ſich ein Haarwirbel, von welchem aus die Haare in gerader Richtung, als wie mit dem Kamm geordnet, vorwaͤrts laufen und ſomit Scheitel, Stirne und Kopfſeiten 224 Rachtaffe. uͤberdecken, was dem Thiere ein ſonderbares Anſehen giebt. Auſſerdem findet ſich auch noch ein kuͤrzerer und duͤnnerer Backenbart, deſſen Haare ebenfalls vorwaͤrts gekaͤmmt ſind. Das Kinn iſt ungebaͤrtet. An dem kurzen Schwanze ſind die Haare am Ende etwas gekraͤuſelt. Die Finger ſind ziemlich lang und duͤnn; die Eckzaͤhne gewaltig. — Die Faͤrbung des Ruͤckens iſt licht graulich gelb, was gegen das Kreuz ins Roſtrothe uͤbergeht, welche letztere Farbe Schenkel und Schwanz in ihrer ganzen Laͤnge einnimmt. An den Unterſchenkeln geht ſie bald ins Schwarze uͤber, welches ſich an den Fuͤßen fortſetzt; die ſaͤmmtlichen Kopfhaare, ferner die Haͤnde mit den Vorderarmen ſind glaͤnzend ſchwarz; an den Oberarmen und Schultern miſchen ſich immer mehr graugelbliche Haare ein. Das Geſicht iſt ebenfalls ſchwarz; die duͤnnſtehenden Bruſthaare ziehen bereits ins Roͤthliche und der faſt nackte Bauch iſt nur mit einzelnen roͤthlichen Haaren beſetzt. — Das Junge hat, nach Spir, dieſelbe Farbe, doch faͤllt der Schwanz mehr ins Schwarze. — Die Laͤnge vom Scheitel bis zum After iſt 106“, des Schwanzes mit den Haaren ohngefähr 6". Als Heimath bezeichnet Spix die Waldungen zwiſchen den Fluͤſſen Solimoͤens und IJga. Humboldt's S. melanocephala (Cacajo) fol aus den Waͤldern ſtammen, welche der Caſſiquiare und Rio Negro durchziehen. XII. NYCTIPITHECUS. Nachtaffe. Oculi permagni, nocturni, septum narium subangustum, cauda longa, tenuis. it Unrecht gaben Humboldt und Illiger dieſer Gattung den Namen Aotus, da die Ohren vollkommen entwickelt find; Spir änderte ihn deshalb in Nyctipithecus und Fr. Cuvier in Nocthora um. Die Nachtaffen haben eine etwas ſchmaͤchtige geſtreckte Geſtalt mit langem duͤn— nen Schwanze. Der Kopf iſt klein und rundlich; die Augen groß und eu— lenaͤhnlich; die Naſenloͤcher ſind nur durch eine duͤnne Scheidewand ge— trennt, und daher nicht nach vorn, ſondern nach unten gerichtet; die Schnautze wenig vorragend, der Mund weit. Die Naͤgel ſind zuſammen— gedruͤckt und gebogen; am Daumen der Hinter- wie der Vorderhand brei— ter und Nyetipithecus. 25 ter und flacher. Rengger bemerkt hiebei, daß dem Vorderdaumen die Beweglichkeit, die er bei den Rollaffen hat, fehle; auch daß das Thier ſeine Vorderhaͤnde nie ganz ausſtrecke, ſondern ſie blos mit der Balle und den Fingerſpitzen auf den Boden ſetze. Die Hoden des Maͤnnchens ſind, nach demſelben Beobachter, groß und vom Penis bemerkt man nur die aͤußere Oeffnung. Das Skelet ?“) hat viel Ausgezeichnetes. Der Schaͤdel unterſcheidet ſich von dem aller andern Affen auffallend gleich dadurch, daß die rundli— chen Augenhoͤhlen enorm groß ſind, ſo daß zwiſchen ihren aͤußern Raͤndern der Schaͤdel ſeine groͤßte Breite hat, von wo an er ſich ruͤckwaͤrts ſchnell verſchmaͤlert, ſo daß das Hinterhaupt faſt eine ſtumpfe Pyramide bildet, die ziemlich weit uͤber das große Loch hinausragt, obgleich dieſer Vor— ſprung nicht ſo betraͤchtlich iſt als beim Saimiri. Der Unterkiefer haͤlt in ſeiner Form das Mittel zwiſchen dem des Saimiri und der Springaffen, indem er weder ſo ſchmal und geradlinig wie beim erſteren, noch ſo breit und hoch in ſeinem aufſteigenden Aſte wie bei letzteren iſt. Ueberhaupt naͤhert ſich, abgeſehen von der ganz eigenthuͤmlichen Augenhoͤhlen-Bildung, die Form des Schaͤdels am meiſten der des Springaffen an, was auch beim Gebiß der Fall iſt, indem namentlich die Eckzaͤhne klein ſind. Unter den eigentli— chen Affen finden ſich bei dieſer Gattung die meiſten Lendenwirbel [8]. Die Schwanzwirbel ſind lang, ſchmaͤchtig und zumal in der Mitte ſehr ver— duͤnnt. Die Knochen der Gliedmaſſen find fein und lang geſtreckt. — Sehr irrig hat Wagler im Skelet die naͤchſte Verwandtſchaft mit den Halbaf— fen finden wollen; hiegegen ſpricht ſchon die Lage der Thraͤnengrube, in— dem dieſe nicht, wie bei den letzteren außerhalb, ſondern wie bei allen aͤch— ten Affen innerhalb der Augenhoͤhle enthalten iſt; hiegegen ſpricht ferner Schaͤdelform, Handbildung und namentlich auch das Gebiß. Die Nacht— affen ſtehen am naͤchſten den Springaffen. Ueber den innern Bau finden ſich nur einige Bemerkungen bei Cu— vier?!). Der Magen iſt quer; die Cardia dem Pfoͤrtner ſehr genaͤhert, 20) Vergl. meine ausführliche Beſchreibung in den Abh. der Münchn. Akadem. der Wiſſenſch. II. S. 420. tab. 1. — Bald hierauf erſchien noch eine Beſchreibung von J. Giſtl, der ſich mit fremden Federn ſchmückte, indem er Wagler's nachgelaſſeues e mit der lithogra⸗ phirten Zeichnung unter eignem Namen publizirte. 21) Leg. d'anat. comp. 2. Ed. IV. 2. p. 29, 440, Suppl. 29 226 Nachtaffe. und läßt zur Linken einen großen Blindſack; der Pfoͤrtnertheil iſt auffal- lend muskulös. Die Leber hat, wie gewöhnlich bei den amerikaniſchen Af- fen, 5 Lappen, wovon der mittlere durch einen Einſchnitt getheilt iſt, wel— cher der ſehr kleinen Gallenblaſe entſpricht. Die Milz iſt mittelmaͤßig, ſchifffoͤrmig, wie ein S gekruͤmmt. Die Lebensweiſe dieſer Thiere iſt eine durchaus naͤchtliche und zwar in voͤlligerem Grade als bei den Schweifaffen. Man kennt bis jetzt nur eine Art, die weit verbreitet iſt; d'Orbigny ſoll eine zweite hiezu aufge- funden haben (nouv. ann. du mus. III. p. 89). 1. Nyctipithecus trivirgatus Huun. Der Mirikina. Tab. XXI. C. N. bruneo-cinereus, gastraeo flavo-ochraceo, fronte taeniis 3 longitudinalibus. Simia trivirgata. Hunz. rec. I. p.358. — (Aotus trivirgatus) Hunz. rec. I. p. 306. tab. 28.— GEO TR. ann. du mus. XIX. p.115.— Kuhl Beitr. S. 41. — Dsuak. mammif. p. 88. Nocthora trivirgata(Dourou-couli).Fr.Cuv.mamm. éd. inàto. tab. 68. Nyetipithecus trivirgatus. Rengger's Paraguay. S. 58. Nyctipithecus felinus. Srıx sim. Bras. p. 24. tab. 18. Miriquouina. Azara essai II. p. 243. — (Pithecia Miriquouina) Kuhl, Geoffroy, Desmareſt u. A. — (Simia Azarae) Hunz. rec. I. p. 359. 8) brunescens, gastraeo pallidiore. Nyctipithecus vociferans. Srıx sim. Bras. Pp. 25. tab. 19. Die verſchiedenen Benennungen, unter welchen der Mirikina, wie ihn die Guarani's nennen, im Syſteme aufgeführt iſt, beziehen ſich alle auf eine Art; auch ſind die Abaͤnderungen nicht ſehr erheblich und erſtrek— ken ſich nur auf dunklere oder lichtere Farbentoͤne. Die Farbe jedes ein— zelnen Haares bei unſerm Exemplare, das Spix als N. felinus beſchrie— ben hat, iſt auf der ganzen Oberſeite des Koͤrpers und der Außenſeite ö der Gliedmaſſen bis herab zu den Fingerſpitzen aus mehreren ſchwarzen und licht braͤunlich gelblichen Ringen gebildet, wobei die Wurzel gewoͤhnlich die erſtere, die Spitze die letztere Farbe hat, ſo daß dadurch eine melirte braungraue Faͤrbung entſteht, welche laͤngs des Ruͤckens und Kopfs am dunkelſten iſt. Die ganze Unterſeite vom Kinne an und die Innenſeite der Gliedmaſſen iſt roͤthlich ockergelb, was an der untern Hälfte am ſchmutzig— Nyctipithecus. 227 ften, an der Bruſt und am Halſe, an deſſen Seiten ſich diefe Farbe eben- falls ausbreitet, am ſchoͤnſten iſt. Ueber jedem Auge findet ſich ein großer dreieckiger weißer Fleck; zwiſchen beiden läuft vom Raſenruͤcken ein ſchwar⸗ zer Streif empor, der ſich auf der Stirne ausbreitet, und uͤber jedem Mundwinkel entſpringt ein anderer Laͤngsſtreif, der zwiſchen dem aͤußern Augenwinkel und dem Ohre empor ſteigt und ſich mit dem der andern Seite auf dem Scheitel in einer ruͤckwaͤrts gerichteten Spitze vereinigt. Wangen und Lippen ſind mit weißlichen Haaren beſetzt; die Ohren am in= nern Rande mit einigen braͤunlichen Haaren. Der Schwanz hat auf der Oberſeite Anfangs die Farbe des Ruͤckens, auf der Unterſeite iſt er voft- roth; indem aber die ſchwarze Farbe zunimmt (jedes Haar iſt unten roͤth⸗ lichgelb, oben ſchwarz) iſt ſeine hintere Haͤlfte faſt ganz ſchwarz. Ich halte dieſes Exemplar für ganz alt. — Humboldt nennt die Farbe der Ober- und Außenſeite grau mit weiß melirt; die Unterſeite orangegelb, den Schwanz von der Ruͤckenfarbe, am Ende ſchwarz. — Fr. Cuvier giebt die Farbe grau an, indem die Haare ſchwarz und weiß geringelt find ; die Unterfeite orangefarben, der Schwanz gelblich grau, ſein letztes Viertel ſchwarz; Ohren und Handflaͤchen fleiſchfarben, Geſicht rußſchwarz' und die Iris gelblichbraun. — Rengger's Beſchreibung weicht von der unſerigen nicht merklich ab. Im Ganzen ſind alſo bei den bisher beſchrie— benen Thieren die Farbenabaͤnderungen nicht erheblich; weit mehr iſt dieß mit dem N. vociferans von Spix der Fall. Bei dieſem iſt die ganze Ober- und Außenſeite licht rothbraͤunlich, indem die Haare ſchwarz und fahlgelb geringelt ſind; der Schwanz faͤllt Anfangs mehr ins Roſtfarbige, von der Mitte an gewinnt jedoch das Schwarze die Oberhand. Der Un— terleib und die Innenſeite der Gliedmaſſen iſt nur ſchmutzig licht fahlgelb- lich; die 3 Laͤngsſtreifen des Vorderkopfs ſind nicht rein ſchwarz, ſondern nur ſchwarzbraun. Dieſes Individuum halte ich blos fuͤr ein junges Thier unſerer Art, was ſich aus feiner geringern Größe, aus feinen kleinen un: tern Eckzaͤhnen, vor Allem aber aus der filzigen Beſchaffenheit ſeines Pel— zes ergiebt. — Die Länge iſt 113“, des Schwanzes 14“ Rengger giebt 13“ 6" und den Schwanz zu 15“ an. e Die Heimath des Nachtaffen iſt weit ausgedehnt, indem ſie den mittlern Strich Suͤdamerika's vom 25° ſ. Breite bis zu dem 5° n. Breite 29 * 228 Springaffe. einnimmt. Am linken Ufer des Paraguay-Stromes kommt er nicht vor, wohl aber am rechten, in Groß-Chako, wo er, nach Rengger, die am Waſſer gelegenen Waldungen bewohnt. Spirx traf ihn in den Umgebun— gen der Hauptſtadt von Para und in den Waͤldern von Tabatinga an der Grenze von Peru; Humboldt am Caſſiquiare unter dem 2 — 5° n. Breite, 300 Stunden vom franzoͤſiſchen Guiana. Er bringt ſein Leben auf und in den Baͤumen zu, geht nur waͤhrend der Nacht ſeiner Nahrung nach, und zieht ſich bei anbrechendem Morgen in die Hoͤhle eines Baumes zuruͤck, wo er des Tages uͤber ſchlaͤft. Wird er bei Tag aufgejagt, ſo iſt er vom Sonnenlicht ganz geblendet. Er ſcheint paarweiſe zu leben; in größern Geſellſchaften ſieht man ihn nicht. 8 XIII. CALLITHRIX. Springaffe. Caput parvum longitudinale, dentes incisivi verticales, canini parvi, cauda longa, tenuis, villosa. Die Springaffen unterſcheiden fi von den Schweifaffen durch einen minder behaarten, nicht ſo buſchigen, ſondern duͤnnen Schwanz und durch den ganz verſchiedenen Schaͤdel- und Zahnbau. Ihr Kopf iſt kleiner als der der Rollaffen, ihre Glieder ſchlanker und der Koͤrper mit laͤngeren weicheren Haaren bedeckt. Der lange Schwanz haͤngt gewoͤhnlich gerade herab, oder wird auch wohl in aufrechter Stellung getragen. Sehr ausgezeichnet iſt dieſe Gattung durch die Beſchaffenheit des Schädels 22). Seine Eigenthuͤmlichkeiten beſtehen in folgenden Merkma— len: 1) er iſt hochgeſtreckt wie bei den Bruͤll- und Schweifaffen, dabei aber von ganz anderer Form; Y der geraͤumige Hirnkaſten hat ſeine groͤßte Hoͤhe da, wo Stirn- und Scheitelbeine zuſammen ſtoßen, von hier an faͤllt er ſowohl nach vorn als hinten flach ab; 3) der Unterkiefer ſenkt ſich vom Kinne an gegen den Winkel ſteil und tief herab, wodurch ſein 22) Vergl. meine ausführliche Beſchreibung in den Abh. der Münchner Akadem. II. S. 441. tab. II. fig. 5. — Ferner Spix sim. Bras, tab. 37. fig. 7; tab. 38. fig. 1. (C. nigrifons), fig 2. (C. amicta), fig 3. (C. cuprea). Callithrix. 229 ddl Aſt ſehr hoch und breit wird. Uebrigens ſind die Augenhoͤh— len rundlich; das Jochbeinloch an derſelben Stelle wie beim Wollaffen und ebenfalls groß. — Von den Zähnen iſt zu bemerken, daß die Schneide— zaͤhne hier ziemlich ſenkrecht geſtellt, und die Eckzaͤhne, auch bei alten Thieren, klein ſind, ſo daß ſie wenig uͤber die Schneide- und Backenzaͤhne hervorragen; uͤbrigens ſind die Eckzaͤhne kegelfoͤrmig, innen ſtark ausge— ſchweift. Von den obern Backenzaͤhnen ſind die 3 vordern einſpitzig mit kleinem innern Hoͤcker, die beiden folgenden ſind am groͤßten, breiter als lang, außen zweiſpitzig, innen mit 2 kleinen Hoͤckern; der letzte iſt ein kleiner Hoͤckerzahn. Im Unterkiefer find die 3 vorderſten Backenzaͤhne ein— ſpitzig mit innerm Hoͤcker; die 3 hintern vierſpitzig und etwas laͤnger als breit. Wie ſchon die breiten und weit auseinander geruͤckten Aeſte des Un⸗ terkiefers vermuthen laſſen, iſt der Kehlkopf dick und von beſonderer Bil— dung 's). — Die Eichel iſt nicht champignonfoͤrmig wie bei den Rollaffen, ſondern klein; auch bemerkt man nicht die beſtaͤndige Erektion des maͤnnli— chen Gliedes wie an den letztgenannten Thieren. 5 Das Naturell der Springaffen iſt ſanft, daher ſie auch, jung ein— gefangen, hoͤchſt zahm und zutraulich werden. Sie gehoͤren den großen Urwaldungen an, wo ſie etwas zuſammengebuͤckt auf den Zweigen ſitzen und bei Gefahren ſogleich ziemlich eilig entfliehen. Man ſieht ſie in klei— nen Geſellſchaften von einer oder einigen Familien, die ſich ſchon in ziem— licher Entfernung durch ihre weitſchallende Stimme bemerklich machen, wel— che ſie beſonders bei ſchoͤnem Wetter Morgens und Abends hoͤren laſſen. Dieſe Affen klettern ſehr geſchickt. Ihr Fleiſch iſt eine beliebte Nahrung. Die Heimath der Springaffen beginnt erſt mit dem Wendekreiſe des Steinbocks und erſtreckt ſich von da an noͤrdlich bis gegen das karaibiſche Meer. Wir zaͤhlen 5 Arten und außerdem noch eine unſicher gekannte. 1. C. personata Hume. Der ſchwarzköpfige Springaffe. Tab. XXX. A. C. villosissima, bruneo - flavescens, capite toto manibusque nigris, cauda rufescente. 28) Dieſe Angabe rührt vom Prinz von Neuwied (S. 105) her, der jedoch auf eine weitere Auseinanderſetzung nicht eingehen konnte, da ihm ſeine e vom Kehlkopf ver⸗ loren giengen. } 230 Springaffe. Callithrix personata. Georrr. ann. du mus. XIX. p. 113. — Kuhl Beitr. S. 40. — Six sim. Brasil. p. 18. tab. 12. — Prinz Maxim. Beitr. II. S. 107 mit Abbild. — (Simia personata) Hou. rec. I. P. 357. Eine der groͤßeren Arten dieſer Gattung mit uͤberaus reichlicher und langer Behaarung, ſo daß die Haare auf dem Ruͤcken an 3“ lang ſind; die untere Seite iſt duͤnner behaart. Der Kopf iſt klein, auf dem Schei— tel mit kuͤrzern, an den Seiten mit laͤngern Haaren beſetzt. Die Farbe des alten Maͤnnchens, wie ein ſolches in unſerer Sammlung ſich findet, iſt auf dem Ruͤcken, den Seiten und den Gliedmaſſen blaß roſtbraͤunlich— gelb, wobei namentlich die meiſten Spitzen lichtgelb ſind und die Glied— maſſen an Hand- und Fußwurzel mehr ins Roſtfarbene uͤbergehen. Der Schwanz iſt an unſerm Exemplare durchaus einfoͤrmig braͤunlich roſtroth; bei andern iſt er, nach Prinz Maximilian, roͤthlichgelb, bei noch an— dern auf der Oberſeite graubraun und an der Wurzel und Unterſeite gelb— oder roſtbraun. Der ganze Kopf rings um das Geſicht und die vier Haͤnde ſind dunkelſchwarz; eben ſo auch die innere Seite der Vorderarme. Auf dem Nacken findet ſich eine roͤthlichgelbe (nach dem Prinzen von Neuwied gelblichweiße) Querbinde, welche die ſchwarze Farbe des Ko— pfes von der des Ruͤckens trennt. Das Geſicht iſt ſchwaͤrzlich, die Iris gelbbraun. — Die Weibchen ſind, nach dem Prin zen von Neuwied, durchgehends mehr hellfahl gefaͤrbt, auch fehlt ihnen der roͤthlichgelbe oder weißliche Halsfleck. Bei ganz jungen Thieren ſind die Finger der Hinterhaͤnde ſtark mit weißlichen Haaren gemiſcht und die Iris iſt, wie gewoͤhnlich, graubraun. — Die Länge iſt 12 — 13", des Schwan— zes 19 — 20% Die Heimath iſt an der Oſtkuͤſte Braſiliens, wo der Prinz von Neuwied dieſe Art zwiſchen dem St. Matthaeus und Parahyba, alfo zwiſchen 184 — 21 f. Breite gefunden hat; Spir hat jedoch ein Exem— plar aus den Waͤldern bei Rio Janeiro erhalten. 2. C. melanochir Pr. Max. Der Gigo. ©. villosissima, capite dorsoque cinerascentibus, taenia transversali supra oculos manibusque nigris. Oallithrix. 231 Callithrix melanochir. Pr. Maxim. Beiträge II. S. 114 mit Abbild. — Kuhl Beitr. S. 40. — DESsuak. mammif. p. 88. Callithrix Gigot. Six sim. Bras. p. 22. tab. 16. Callithrix nigrifrons. Srıx sim. Bras. p. 21. tab. 15. Jung: Callithrix einerascens. Seix sim. Bras. p. 20. tab. 14. Dieſe Art iſt der C. personata ſehr nahe verwandt, und hat eine nicht weniger reichliche lange Behaarung als fi. Spir hat aus ihr drei Arten gemacht, von welchen es ſich leicht nachweiſen laͤßt, daß ſie zuſam— men gehoͤren. Wir ſchicken zuerſt die Beſchreibung des Prinzen von Wied voraus. Die Farbe der Kopfhaare, welche ziemlich lang und ſtraubig ſind, und dadurch dem Kopf ein dickes Anſehen geben, iſt an der Wurzel aſchgrau, an den Spitzen weißlich; da wo die ploͤtzlich laͤnger wer— denden Scheitelhaare anfangen, voͤllig ſchwarz. Die Haare am Bauch ſind ſchwaͤrzlich graubraun; am übrigen Körper ſchwaͤrzlich und weißlich gerin— gelt, was ein aſchgraues Anſehen giebt; auf dem Oberruͤcken haben ſie ei— nen gelbroͤthlichen Anflug, der auf dem Unterruͤcken und den Seiten ins roͤthlich Kaſtanienbraune uͤbergeht, indem die Haare ſchwaͤrzlichbraun und gelbroth geringelt ſind. Bruſt, Gliedmaſſen und Schwanzwurzel haben die ſchwaͤrzliche und weißliche Miſchung; der Schwanz iſt gewoͤhnlich durchaus gelbroͤthlich, bei einigen Individuen beinahe voͤllig weiß, bei andern aſch— grau und ſtark weiß oder gelblich gemiſcht, auch iſt oft die Schwanzſpitze mehr weißlich. Geſicht und Haͤnde ſind ſchwarz; die Innenſeite der Hin— terbeine braͤunlich ſchwarz; die Iris gelbbraun. Das Weibchen iſt vom Maͤnnchen wenig verſchieden, doch iſt bei jenem der Schwanz gewoͤhnlicher weiß. — Bei unſerm Exemplare herrſcht die dunkelgraue Farbe vor, ſo daß nur die Kruppe und etwas deutlicher der Schwanz ins Roͤthliche ſpie— len; das ſchoͤne Kaſtanienbraun des Ruͤckens fehlt ganz. Wenig verſchie— den hievon iſt die Farbe des jungen Thiers, das Spix als C. cineras- cens beſchrieben hat; es unterſcheidet ſich nur durch geringere Groͤße und durch grauliche Faͤrbung der Haͤnde. Wir ſehen demnach bei dieſer Art eine ziemlich große Reihe von Farbenabaͤnderungen, und hiezu muͤſſen wir auch noch die C. nigrifrons von Spir zählen. Temminck erklärt fie fuͤr das Junge von C. personata, worin er ſich jedoch irrt, da ſchon aus ihrer Groͤße es hervorgeht, daß ſie ein ganz erwachſenes, uͤberdieß unge— * 232 Springaffe. mein großes Thier iſt. Allerdings kommt es durch ſeinen mehr roͤthlichen Farbenton, der namentlich an den untern Gliedmaſſen (ſelbſt noch auf dem Mittelfuß), am Bauche und dem Schwanze hervortritt, mehr mit C. per— sonata als mit unſerm grauen Exemplare des Gigo uͤberein; da wir indeß ſchon wiſſen, daß dieſe Art ſehr ändert, fo kann uns dieß in der Zuſam— menſtellung der C. nigrifrons mit derſelben nicht irren, wenn wir nur ſonſt die ſpezifiſchen Merkmale an ihr nachweiſen koͤnnen. Dieſe beſtehen aber fuͤr C. melanochir darin, daß der Kopf dicker behaart, ferner nicht von einem glaͤnzenden kohlſchwarz iſt, ſondern daß ſeine Haare ſchwarz und gelblich geringelt ſind, wobei das Schwarze auf der Stirne vor— herrſcht, ſo daß dadurch eine ſchwarze Querbinde uͤber den Augen entſteht, die nur bei C. nigrifrons deutlicher als bei dem grauen Gigo wahrzuneh— men iſt. Ueberdieß fehlt der rothe Nackenfleck, der wenigſtens die Maͤnn— chen der vorigen Art auszeichnet. Die Länge giebt der Prinz von Neuwied auf 14", des Schwan— zes zu 22“ an. Unſer grauer Gigo iſt 16“, der Schwanz 20; die C. ni- grifrons hat eine Körperlänge von faſt 16". Die Heimath dieſer Art beginnt da, wo die der vorigen endigt. Als ſuͤdliche Grenze ſetzt der Prinz von Neuwied an der Sſtſeite Bra— ſiliens den Fluß St. Matthaeus, alſo 185° f. Breite feſt, ohne jedoch be— ſtimmen zu koͤnnen, wo fie noͤrdlich anzunehmen if. Spirx giebt für C. nigrifrons die Provinz Minas Geraes, und fuͤr ſeine C. einerascens die Wälder am Putdmaio oder Sea an den Grenzen Peru's an, fo daß ſich alſo dieſe Art ſehr weit nach Weſten ausbreitet. 3. C. donacophila p'OnB. Der lichte Springaffe. C. villosissima, dilute brunescens, manibus pallidioribus. Callithrix donacophilus. D’Oreıeny voy. dans l’Amerique merid.; mammif. tab. 5. Von dieſer Art ift zur Zeit nichts weiter bekannt, als die Abbildung, welche d'Orbigny, der dieſen Affen entdeckte, mitgetheilt hat. Nach die— ſer Abbildung iſt der dichte Pelz allenthalben ſchmutzig und lichte gelblich— braun, auch auf der Stirne, und die Haͤnde fallen ins Weißliche, waͤhrend ſie bei den beiden vorhergehenden Arten ſchwarz ſind. Wahrſcheinlich wird dieſer Springaffe in Columbia zu Hauſe ſeyn. 4. C. Mo- Callithrix. 233 4. C. Moloch Horru. Der mausfarbige Springaffe. C. murina, temporibus, genis, gastraeoque flavo-ochraceis, cauda nigro- a apice pallidiore. Callithrix Moloch. Hoffmannsegg im Mag. d. Geſellſch. naturf. Fr. I. (1807). S. 97. — GBO PR. ann, du mus. XIX. p. 114. — Kuhl Beitr. S. 40. — Desmar. mammif. p. 87. — (Simia Saki Moloch) Spir Denkſchr. der Akadem. z. Münden. 1813. S. 330. tab. 17. — Hunz. rec. I. p. 358. Die Ober- und Außenſeite des ganzen Körpers iſt licht graulich me— lirt, was auf dem Ruͤcken mehr ins Braͤunliche, an Stirne und den vier Haͤnden mehr ins Weißliche faͤllt; die einzelnen Haare ſind weißlich und ſchwaͤrzlich oder braͤunlich geringelt. Am dunkelſten iſt der Schwanz, deſ— ſen Haare ſchwarz und lichtbraͤunlich melirt ſind, wobei jedoch die erſtere Farbe vorherrſcht; die Spitze faͤllt indeſſen wieder ins licht Braͤunliche. Die ganze Unterſeite des Koͤrpers, die Innenſeite der Gliedmaſſen und die ganze Beſetzung der Wangen iſt von einem ſchoͤnen zarten Fahlroth, was ſich ins Ockergelbe zieht. — Die Länge iſt ohngefaͤhr 1“, des Schwan— zes 15 — 16. | | Hoffmannsegg, der dieſen ſchoͤnen Affen zuerſt beſchrieb, hat ihn von Para erhalten ??). 5. C. cuprea Srix. Der kupferige Springaffe. C. dilute fuscescens, pilis dorsi nigro flavoque- annulatis, gastraeo, genis ar- tuumque latere externo internoque cupreo-rufis. Callithrix cuprea. Srıx sim. Brasil. p. 23. tab. 17. Die langen Haare des Ruͤckens find ſchwarz und fahlgelblich mehr: mals geringelt, wodurch eine melirte Färbung entſteht, bei welcher an den kurzen, ruͤckwaͤrts gerichteten Kopfhaaren das Rothe vorherrſcht. Wan— gen und die ganze Unterſeite des Koͤrpers, die Innenſeite der Gliedmaſſen, 24) Mit obiger Art verwandt iſt C. infulata Lichr. Der geäugelte Springaffe. C. supra grisea, infra rufo- flavescens, macula supra oculum utrumque magna, alba, ni- gro- eincta; cauda basi flavo-rufescente, apice nigra. — Mehr als Vorſtehendes iſt zur Zeit von dieſer Art nicht bekannt, welche Kuhl (Beitr. S. 38) im Berliner Muſeum vorgefun⸗ den und unter dem von Lichtenſtein 3 Namen publizirt hat. Ihre Heimath iſt Braſilien. . - Suppl. 8 30 234 Springaffe. und eben ſo ihre aͤußere, von der Mitte des Oberarms und Schenkels bis zu den Fingerſpitzen herab, ſind lebhaft kupferroth. Der Schwanz iſt auf der Unterſeite an der Wurzel blaßroth; auf der Oberſeite iſt er Anfangs ſchwarz und licht rothbraͤunlich geringelt, bald aber geht dieß bei den mei— ſten Individuen in ſchmutzig weiß uͤber, was die vorherrſchende Farbe auf den hintern 3 des Schwanzes iſt. Spir nennt das Geſicht ſchwarz mit weißlicher Wolle, die Augen braun. — Die Länge iſt 1! 2“, des Schwanzes 1’ 6". — Spirx hat dieſe ſehr ausgezeichnete Art in den Waldungen am Solimoͤens, gegen die peruaniſche Grenze hin, entdeckt. 6. C. tor quata Horru. Der Kragen -Springaffe. C. fusca aut nigra, subtus torque collari albido, manibus anterioribus Juteis aut albidis. %) Nigra, manibus anterioribus albis. Callithrix torquata. Hoffmannsegg im Mag. der Geſellſch. naturforſch. Freunde 1809. S. 86. — Grorrk. ann. du mus. XIX. p. 114. — Kuhl Beitr. S. 39. — Desmar. mammif. p. 87. — (Simia tor quat a) Hong. rec. I. p. 357. 3) Nigro-fusca, manibus luteis. Callithrix amicta. Georrr. ann. XIX. p. 114.— Kühl Beitr. S. 39.— Drsuan. mammif. p. 87. — Six sim. Bras. p. 19. tab. 13. — (Simia ami ct a). Hune. rec. I. p. 357. y) Castanea, manibus albis. Callithrix lugens. Georrr. ann. XIX. p. 113. — Kuhl Beitr. S. 39. — Desmar. mammif. p.87. — (Simia lugens). Hou. rec. I. p. 320 und 357. Schon Kuhl vermuthete, daß C. torquata, amicta und lugens eine Art ausmachen moͤchten, und Temminck iſt ihm beigetreten. Wirk— lich ſind es auch nur dunklere oder lichtere Farbentoͤne, welche man als et— wanige Unterſcheidungsmerkmale auffinden koͤnnte, die aber keineswegs con— ſtant ſind. Die Farbe iſt auf dem Ruͤcken glaͤnzend dunkel rothbraun, mehr oder minder ins Schwarze oder in ein ſehr tiefes Roſtbraun ſpielend, wobei die Haare braunroth und ſchwarz geringelt ſind. Auf dem Unter— leib iſt die Farbe gewoͤhnlich blaſſer, am Hinterkopf lebhaft roſtroth, an der Außenſeite der Gliedmaſſen iſt ſie am dunkelſten, ſo daß Vorderarme Chrysothrix. 235 und Hinterfüße faſt ganz ſchwarz find. Der Vorderkopf ift glänzend ſchwarz, ebenfo die Wangenhaare, welche indeß zum Theil an der Wurzel roͤthlich ſind. Der Schwanz iſt entweder ganz ſchwarz, oder ſeine Haare ſind auch bei manchen Individuen zur untern Haͤlfte roth. Unterhalb der Kehle laͤuft ein breites halbmondfoͤrmiges Halsband herum, das bei allen unſern Exemplaren von derſelben lichtgelblichen Färbung iſt, welche auch die Vorderhaͤnde auszeichnet. Humboldt giebt die Ruͤckenfarbe als ganz ſchwarz, und das Halsband nebſt den Vorderhaͤnden als weiß an. Spir giebt das Geſicht als roͤthlich, und die Wangen nebſt Lippen und Kinn wollig weiß an; nach demſelben Beobachter iſt bei Weibchen und Jungen der Schwanz minder ſchwarz und der Ruͤcken zieht mehr ins Braune. — Die Länge iſt 103“, des Schwanzes 1“ 6“. Die Heimath dieſer Affen find, nach Spix, die Waldungen am Fluſſe Solimoͤens gegen Peru hin. Humboldt bezeichnet die Wälder am Caſſiquiare und Rio Guaviaré bei San Fernando de Atabapo, und die niedern Berge am rechten Ufer des Orinoko hinter der Miſſion von Santa Barbara. XIV. CHRYSOTHRIX. Saimiri. Caput oblonzum, dentes canini longi, cauda longa tenuis villosa. pP fo) 6) S 6) Obſchon der Saimiri mit den Springaffen im aͤußern Anſehen fehr uͤbereinſtimmt, ſo daß er mit dieſen bisher gewoͤhnlich in eine Gattung zuſammen geſtellt wurde, wie er denn auch von ihnen in ſeiner aͤußern Bildung nur durch den lang- (aber nicht hoch-) geſtreckten Kopf und durch die ſtarken Eckzaͤhne verſchieden iſt, fo muß er doch, nach der ganzen Form ſeines Schaͤdels, generiſch von ihnen getrennt werden. Dieß haben ſchon die beiden Cuvier, Geoffroy und der Prinz von Neuwied ange— deutet, Kaup hat die Trennung durchgefuͤhrt, und ich habe ſie 7 eine vollſtaͤndige Beſchreibung des Schaͤdels gerechtfertigt?). 25) Abh. der Akadem. der Wiſſenſch. zu München 1837. II. S. 441. tab. 2. fig. 4. — Andere Abbildungen: Spix Cephalogenesis tab. 6. fig. 4. Carus Erläuterungstafeln. Heft II. tab. 8. fig. 11. — D’Orbigny voy. mammif. tab. 4. 30 * 236 Sgaimiri. Der Schaͤdel des Saimiri naͤmlich iſt total verſchieden von dem der Springaffen und bildet das vollkommene Extrem von dieſem und noch mehr von dem der Bruͤllaffen. Er iſt 1) unter allen Schaͤdeln amerikaniſcher Affen am meiſten in die Laͤnge geſtreckt, waͤhrend beim Springaffen die Entwicklung in die Höhe vorwaltet. 2) Einzig in dieſer ganzen Familie findet ſich beim Saimiri das Hinterhauptsloch auf der untern Schaͤdel— flaͤche, indem naͤmlich Schuppe und Grundtheil des Hinterhauptsbeins unter einem ſo ſtumpfen Winkel zuſammentreffen, daß ſie faſt in einer horizonta— len Ebene liegen; das volle Gegentheil hievon kommt beim Bruͤllaffen vor. 3) Zugleich iſt das Hinterhauptsloch weiter vorwaͤrts geſtellt, als bei ir— gend einem andern Affen, wodurch das ovale Hinterhaupt weit uͤber ſelbi— ges hinausragt, was ſelbſt am behaarten Kopfe ſehr auffällt. Y) Ueber- haupt bildet der Hirnkaſten eine lange ovale Kapſel, waͤhrend ſie beim Springaffen kurz und in der Mitte bucklig iſt. 5) Die knoͤcherne Augen— hoͤhlen-Scheidewand iſt beim Saimiri von einem großen ovalen Loch durch— brochen, beim Springaffen aber ganz geſchloſſen. 6) Waͤhrend bei dieſem der Unterkiefer eine kurze, aber hoch geſtreckte Form hat, iſt er dagegen beim Saimiri lang geſtreckt und ſein aufſteigender Aſt nur kurz, wodurch er mit dem der altweltlichen Affen uͤbereinkommt. 7) Bei den Springaffen ſind die Eckzaͤhne kurz; beim Saimiri dagegen ungemein lang und ſtark, namentlich die obern, welche ſcharf dreikantig, auf der vordern Flaͤche von einer tiefen, auf der aͤußern von 2 ſeichtern Furchen durchzogen ſind. — Vom uͤbrigen Skelet iſt noch zu erwaͤhnen, daß die Querfortſaͤtze der fal— ſchen Wirbel den Koͤrper ſeiner ganzen Laͤnge nach ſaumartig einfaſſen, und nur an den letzten Wirbeln verſchwinden. Dieß Verhalten habe ich blos noch bei Callithrix euprea geſehen, während ſchon bei C. melanochir und allen andern Skeleten amerikaniſcher Affen unſerer Sammlung jene Saͤume ſich nur auf ein Paar ſchwacher Laͤngskanten beſchraͤnken, die blos an den Gelenkflaͤchen ſtaͤrker hervortreten. 5 Der innere Bau iſt von Daubenton!) und Martin?) beſchrie— ben. Das Gehirn iſt ſehr groß. Die Zunge mit 3 kelchfoͤrmigen Warzen. Der Magen iſt groß, etwas rundlich, Pfoͤrtner und Cardia weit ausein— 1) Buff. hist. nat XV. p. 72. tab. 11. 2) Proceed. of the zool. soc, of Lon- don, I. p. 88. Chrysothrix. 237 ander gerüdt. Die Leber hat, wie gewoͤhnlich bei den amerikaniſchen Af— fen, 5 Lappen, wovon 3 auf der rechten, 2 auf der linken Seite; an der Unterflaͤche des erſten Lappens der rechten Portion liegt, nach Martin, die Gallenblaſe. Die Lungen beſtehen, nach Daubenton, aus 6 Lappen: 4 rechts, 2 links. Die Clitoris iſt gegen 2“ lang, ſpitzig, und hängt wie ein Penis herab. — Man kennt ſeit langer Zeit eine Art, von der neuer: dings d'Orbigeny eine zweite unterſcheiden will; beide gehören der noͤrd— lichen Hälfte Suͤdamerika's an. 1. C. sciurea Lixx. Das Todtenköpfchen. Tab. XXX. C. flavo - cana, subtus albida, ore coeruleo-nigro, antibrachiis pedibusque flavo- rufescentibus. ! Gallithrix seiurea. Kuhl Beitr. S. 38. — Desnar.. mammif. p- 86. — (Simia sciurea) Schreb. I. S. 121. tab. XXX. Saimiri. Burr. XV. p. 67. tab. 51.— Aupee. sing. V. 2. p. 7. fig. 7.— Fr. Cuv. mammif. livrais. 10. 6) Dilutior, occipite nigro, antibrachiis manibusque serino- flavis. Callithrix entomophagus. D’Orsıcny voy. dans l’Amerique merid. mammif. tab.4.— (C. Boliviensis) Is. GeoFFR. uouv. ann. du mus. d’hist. nat. III. p. 89. Dieſes ſchoͤne Aeffchen iſt bereits von Schreber mit hinlaͤnglicher Genauigkeit beſchrieben, ſo daß ich nur noch die Angabe ſeiner Laͤnge hinzuzu— fügen habe, welche von der Schnautze bis zum After 101“ und für die Schweifruͤbe 153“ beträgt. D' Orbigny glaubt unter dem Namen C. entomophagus eine zweite Art unterſcheiden zu koͤnnen, von der uns indeß zur Zeit weiter nichts bekannt iſt als die von ihm mitgetheilte Abbildung und die kurze Notiz, welche Iſ. Geoffroy und Blain ville in ihrem Berichte über die von jenem Reiſenden mitgebrachten zoologiſchen Sammlungen gaben. Dieſe letz— tere heißt: „Wir haben eine neue Art Sapajou bemerkt, verwandt dem Saimiri, verſchieden durch den ſehr langen Schwanz, die ſchwarze Farbe der Kopfplatte und das Zeiſiggelb der Vorderarme.“ — Ich halte dieſe angeblich neue Art blos fuͤr eine lokale Abaͤnderung von dem gewoͤhnlichen Todtenkoͤpfchen, mit dem fie dieſelbe Farbenvertheilung gemein hat, nur daß das Fahlroth der Arme, Vorder- und Hinterhaͤnde zeiſiggelb und die 238 Seidenaffe. Kopfplatte ſchwarz iſt, was Letzteres uͤbrigens an einem braſiliſchen Exem— plare unſerer Sammlung ebenfalls merklich hervortritt, ſo daß ein Streif uͤber und vor den Ohren bereits ganz ſchwarz iſt. Nach der Abbildung zu ſchließen, iſt auch der ‚Samen nicht länger als am gewoͤhnlichen Tod— tenkoͤpfchen. D) Hapalidae (Aretopithecus Georr«k.), dentes molares utrinque quinque, cauda laxa villosa. Hieher gehoͤrt nur eine einzige Gattung. XV. HAPALE. Seidenaffe. Ungues omnes faleulares, manus posterioris pollex solus unguiculo subplano teetus. Die Seidenaffen ſchließen ſich zunaͤchſt an die Saimiri's an, und find kleine, zierliche Thierchen mit langen weichen Haaren (woher Illiger's Name Hapale) und langen buſchigen und ſchlaffen Schwaͤnzen; ihre Groͤße iſt ohngefaͤhr die der Eichhoͤrnchen. Das Koͤpfchen iſt rundlich, die Ohren ſind ziemlich groß, das Geſicht platt und die Naſenſcheidewand breit. Wenn ſchon in den vorhergehenden Gattungen der Daumen der Vorder— haͤnde wenig von den uͤbrigen Fingern verſchieden war, ſo iſt es hier in noch minderem Grade der Fall; er iſt gleich allen andern Fingern der Vor— der- wie der Hinterhaͤnde mit einer ſchmal gedruͤckten, ſtark gebogenen und ſcharfen Kralle verſehen. Der Daumen an der letzteren allein iſt abſtehend und mit einem breiten, kurzen und platten Nagel bedeckt. Zu dieſem Merk— mal kommt noch ein anderes, das unter allen amerikaniſchen Affen dieſer Gattung allein eigenthuͤmlich iſt, daß ſich naͤmlich, wie bei den altweltli— chen Quadrumanen, in jeder Kieferhaͤlfte, oben wie unten, nur fuͤnf Bak— kenzaͤhne vorfinden. f Der Schädel?) des Seidenaffen trägt die Merkmale ſowohl des 3) 19 65 meine Abbild. a. a. O. tab. 2. fir. 6 (H. Rosalia). — Spix Cephalog. tab. VI. fig. 5 (H. Jacchus). — D' Alton VII. tab. 5. fig. ce (H. Jacchus), — Voelk- Hapale. | 239 Saimiri als des Springaffen an fih. Gleich jenem ift er mehr nach ver Laͤnge als nach der Hoͤhe geſtreckt, hat einen gewoͤlbten, aber nicht bucke— ligen Hirnkaſten; dagegen hat er vom Springaffen die ſchief geſtellte Hin— terhauptsſchuppe, ſo daß das große Loch mehr ruͤckwaͤrts als unterwaͤrts liegt, ferner die flachere Stirne und die vollſtaͤndig geſchloſſene Scheide— wand der Augenhoͤhlen. Der Unterkiefer haͤlt in ſeiner Form die Mitte von dem des Saimiri und Springaffen, indem ſein aufſteigender Aſt nicht ſo nieder wie bei jenem iſt, ohne doch die Hoͤhe von dieſem zu erreichen, uͤbrigens iſt ſein Winkel ebenfalls wie bei letzterem ſtark ruͤckwaͤrts ſprin— gend. Die Eckzaͤhne find wie beim Saimiri lang und ſtark. Außerdem ſind die Augenhoͤhlen weit von einander abſtehend; die Jochbeinloͤcher ent— weder zu 2 — 3 und alsdann klein, oder ein einziges großes. — Vom Skelet iſt nur noch zu bemerken, daß die SENDE lang und dünne, wie bei den Nachtaffen find, Das Gebiß hat hier nur 3 Backenzaͤhne. Die untern Schneide: zaͤhne find nicht bei allen Arten einförmig. Bei den Pinſelaͤffchen find fie in einen Bogen geſtellt, lang und cylindriſch, zumal die aͤußern, ſo daß die Eckzaͤhne nicht ſonderlich uͤber ſie hervorragen; bei den Loͤwenaͤffchen und einem Theile der glattkoͤpfigen Seidenaͤffchen find fie mehr in einer geraden Linie geſtellt, dabei viel kuͤrzer, namentlich in Bezug auf die un— tern Eckzaͤhne, und mehr meiſelfoͤrmig. Die Eckzaͤhne, zumal die obern, find ſehr ſtark; dieſe letztern find Zſeitig, vorn und innen mit einer Laͤngs— furche. Die obern Backenzaͤhne ſind breiter als lang; die 3 vorderſten außen einſpitzig, die 2 hintern außen zweiſpitzig und jeder von ihnen mit einem innern Hoͤcker; ſie nehmen von vorn nach hinten an Groͤße zu, doch iſt der letzte betraͤchtlich kleiner als der vorhergehende. Die untern Backen— zaͤhne ſind wie gewoͤhnlich gebildet. Auſſerdem, was ſchon in der Einleitung geſagt wurde, iſt vom in— nern Bau noch hervorzuheben, daß das Zungenbein ſich ſehr dem der Makis annaͤhert; der Koͤrper iſt ziemlich platt und die vordern Hoͤrner mann anatom. animal. I. 1. tab. 1 (Skelet von II. Midas). — Daubenton bei Buff. XV. tab. 15. fig. 3 (Skelet von H. Jacchus). 240 Seidenaffe. ziemlich groß. Die Knorpel des Kehlkopfs ſind, was zuerſt Meckels) bemerklich machte, dicker und haͤrter als beim Menſchen und der Ring— knorpel iſt ſogar völlig knoͤchern, was an die Vogelbildung erinnert. Die Magenbildung iſt verſchieden, bei H. Jacchus und Rosalia find ſich Car— dia und Pfoͤrtner ſehr genaͤhert: bei H. Midas und Oedipus weiter ent— fernt; II. Midas hat den rundlichſten und H. Rosalia den laͤnglichſten Magen. Die Leber hat 5 Lappen; am Grunde des mittlern liegt die Gal— lenblaſe, die mehrmals gefaltet oder auf ſich gewunden iſt, eben ſo wie ihr Kanal, weshalb fie wohl Daubenton bei I. Jacchus uͤberſah s). Die Seidenaffen haben ein lebhaftes Naturell, wohnen blos auf Baͤumen, wo ſie behende wie Eichhoͤrnchen herumſpringen, ſitzen gewoͤhn— lich nicht aufrecht, ſondern liegen mit dem Bauche platt auf einem Aſte, wobei der Schwanz gerade herabhaͤngt. Sie ſind furchtſam, laſſen beſtaͤn— dig Locktoͤne wie Voͤgel hoͤren, und ſind gegen Kaͤlte ſehr empfindlich, ſo daß ſie bei uns nicht leicht einen Winter uͤberleben. Sie naͤhren ſich von Fruͤchten und Inſekten und werfen in der Regel mehrere Junge (in der pariſer Menagerie einmal 3). Man findet ſie in zahlreichen Geſellſchaften in den Urwaͤldern, doch kommen ſie in Paraguay noch nicht vor. Man kennt 15 Arten, die Geoffroy unter 2 Gattungen (Jacchus und Midas) vertheilte, welche wir vereinigen und dafuͤr 3 Unterabtheilungen anbringen. ) Cauda annulata, penicillo longissimo ad auriculam. Der Schwanz iſt mit abwechſelnden ſchwarzen und weißen Ringen bezeichnet; vor, oder hinter, oder auf der Innenſeite der Ohren ſtehen faͤcherartig ausgebreitete Pinſelhaare; die untern Eckzaͤhne find lang, ſchmal und in eine ſehr gekruͤmmte Linie geſtellt (Jacchus Geof fr., Pinſelaͤffchen). 1. H. Ja c- 4) Syſtem der vergl. Anat. VI. S. 546. 5) Es iſt ſchon S. 18 angeführt worden, daß für H. Rosalia Cuvier und Carus in der Angabe der Lage eines Kehlſacks differiren; nach jenem öffnet ſich der häutige Sack zwiſchen Schild- und Ringknorpel, nach dieſem liegt er, wie gewöhnlich, zwiſchen Schildknorpel und Zungenbein. Dem Präparate unſerer Sammlung fehlt, wie ſchon erwähnt, ein Sack ganz, auch iſt die bei den altweltlichen Affen gewöhnliche Oeffnung am Grunde des Kehldeckels nicht vorhanden. Da indeß Brandt (observat. de in- strum. vocis mammal. p. 14) an 2 Exemplaren von H. Rosalia den Sack an demſelben Orte, wo ihn Cuvier angiebt, fand, auch an unſerm Exemplare eine Oeffnung in dem ligamentum ericothyreoideum medium ſich findet, die ich früher nur für eine zufällige Zerreiſſung anſah, fo halte ich dieſe jetzt für die Mündung eines Sackes, der bei Aufertigung unſers Präparates zer— ſtört worden iſt. 6) Cuv. leg. IV. 2. p. 440. Hapale. 241 1. H. Jacchus Lixx. Der Sahui. Tab. XXX. H. cinerascens, dorso flavo - alboque · variegato, penicillo albo ante et pone auri- culam, macula frontali alba. 0 f \ . Hapale Jacchus. Kuhl Beitr. S. 46. — Pr. Maxim. Beitr. II. S. 128. e (Simia Jacchus. LX. XII. p. 40. — Schreb. S. 126. tab. 33 (fig. Buff. ). Jacchus vulgaris. Georrr. ann. du mus. XIX. p. 119. — Desmar. mammif. p. 92. 85 Ouistiti. Burr. XV. p. 96. tab. 14. — Auer. sing. VI. 2. p. 5. fig. 4. — Cuv. regn. anim. p. 105. — Fr. Cov. mammif. p. 201. tab. 73, 74. 8) Collo albescente. Jacchus albicollis. Srıx. sim. Bras. p. 33. tab.25. Dieſe Art (Sahui in Brafilien, woraus durch Verſtuͤmmelung Sa- gouin geworden iſt) zeichnet ſich aus durch einen, ohngefaͤhr 1“ langen weißen Haarpinſel, der vor, uͤber und hinter dem Ohre entſpringt und ſich fächerartig ausbreitet; die Ohren felbft find nackt, nur am äußern Rande mit feinen Haͤrchen. Die Farbe des Koͤrpers iſt im Allgemeinen ſchwarz und weiß oder roſtgelblich melirt, indem die einzelnen Haare an der Wur— zel ſchwaͤrzlich, dann roſtgelb, ſchwaͤrzlich und an der Spitze weißlich ge faͤrbt ſind. Indem auf dem Ruͤcken, mit Ausnahme ſeines untern Vier— tels, die roſtgelben Ringe ſehr breit werden, wird derſelbe roſtgelblich mar— morirt, was jedoch in der Ruhe nicht ſehr merklich wird; auf dem Unter: - ruͤcken wechſeln ſchmale ſchwarze und weißliche Querbinden miteinander ab. An den Gliedmaſſen und dem Unterleib ſind die ſchwaͤrzlichen Haare mit eisgrauen Spitzen geendigt, ſo daß letztere Farbe ſehr merklich wird. Kopf und Hals ſind dunkelbraun; bisweilen iſt aber letzterer ringsum nebſt den Wangen weißlich und dieß iſt alsdann der Jacchus albicollis von Spix !:). Auf der Stirne ſteht ein dreieckiger weißer Fleck; das Geſicht iſt 7) Auch den Jacchus humeralifer Geoffr., der nur ſehr unvollkommen beſchrieben iſt, vermag ich nicht von dem Sahui ſpezifiſch zu treunen. Als Diagnoſe wird gegeben: J. casta- neus, humeris, pectore et brachiis albis, cauda subannulata. Von den Angaben von Des— maxreſt ſetze ich hinzu: er hat 2 Büfchel weißer Haare, einen vor, den andern hinterm Ohre; Geſicht weißlich mit lichtbrauner Einfaſſung; Scheitel dunkelbraun, Unterhals und Kehle einförmig röthlichbraun; der übrige Pelz ſchwarzbraun mit graulich weißen Spitzen, die einige undeutliche Suppl. 31 242 Seidenaffe. dunkel fleiſchbraun mit weißlichen Haͤrchen, die Iris braͤunlichgelb, die Oh— ren dunkel graubraun. Der Schwanz iſt ſchwarz mit ohngefaͤhr 22 ſchma— len weißlichen Ringen und weißlicher Spitze. — Die ner ift 83“, des Schwanzes 134. Als Heimath des Sahui geben ſowohl Spix als der Prinz von Neuwied die Umgebungen von Bahia an, ſo ua) er alſo ſuͤdlich hoͤch⸗ ſtens bis zum 14° hinabgeht. 2. Hapale penicillata Grorrn. Der ſchwarzpinſelige Seidenaffe. Tab. XXXIII. A. H. cinerascens, dorso flavo -alboque - variegato, penicillo nigro ante auriculam, capite colloque nigris, macula frontali alba. Jacchus penicillatus. Georrr. ann. du mus. XIX. p. 119. — Des- MAR. mammif. p. 92. — Six sim. Bras. p. 34. tab.26. — (Hapale penicillata) Kuhl Beitr. S. 47. — Pr. Maxim. Beiträge II. S. 142 mit Abbild. — (Simia penicillata) Hune. rec. I. p. 360. Ouistitiä pince aux. Fr. Cuv. mammif. p. 206. tab. 75. Der Pinfel iſt von anderer Beſchaffenheit als bei dem Sahui, indem er nur vor dem Ohre, nicht aber auch zugleich uͤber und hinter demſelben verbreitet iſt; er beſteht aus 13“ langen geraden, ſteifen, glänzend ſchwar— zen Haaren, die ſich vor dem Ohre faͤcherartig ausbreiten. Die Farbe iſt dieſelbe wie beim Sahui, indem die einzelnen Haare ebenfalls an der Wurzel ſchwaͤrzlich, dann roſtgelb, ſchwarz und weiß geringelt ſind, und am Rumpf, den Gliedmaſſen und dem Schwanze einen aͤhnlichen Farbenton hervorbrin— gen wie beim Sahui. Der Unterſchied von dieſem liegt darin, daß die ſchwarzbraune Farbe des Scheitels und Hinterkopfs noch uͤber den Nacken hinabreicht, die Schultern bedeckt, und als ein Ring oberhalb der Bruſt ſich herumzieht; Kehle und Wangen ſind braͤunlich weiß, die Stirne mit einem aͤhnlichen Flecken wie beim Sahui. An einem jungen Exemplare in unſerer Sammlung fällt der ganze Kopf ins Lichtgelbbräunliche. Das Ge— ſicht iſt braͤunlich (nach Fr. Cuvier violettlich), mit weißlichen Haͤrchen, die Iris gelbbraͤunlich. — Die Länge iſt 8“, des Schwanzes 13". Duerlinien auf dem Rücken hervorbringen. Schwanz ſchwarz, mit grauen, wenig markirten und ſehr von einander entfernten Ringen. Größe und Anſehen des gemeinen Sahui. — Hapale. 243 Als Heimath bezeichnet der Prinz von Neuwied den 14 — 17° ſ. Breite der Oſtkuͤſte, von den Sertam des Ilheos bis am Belmonte, doch hat Spix ihn auch in der Provinz Minas Geraes gefunden, von wo er bis Rio Janeiro hinabgehen ſoll s). 3.H.leucocephala Georrr. Der weiß köpfige Seidenaffe. Tab XXXIII B. H. nigrescens, dorso albo-flavoque - variegato, penicillo nigro ante auriculam, fronte, genis guttureque albis. Jacchus leucocephalus. Georrr. ann. XIX. p. 119. — Hunme. rec. I. p. 360.— Kuhl Beitr. S. 47. — Prinz Maxim. Beitr. II. S. 135, mit Abbild. Dieſer Seidenaffe, welchen Spix nicht mitgebracht hat und der mir blos durch den Prinzen von Neuwied bekannt iſt, ſcheint mir nur eine Abaͤnderung der vorigen Art zu ſeyn. Im Allgemeinen iſt auch die Faͤrbung dieſelbe, nur dunkler; die einzelnen Haare ſind ebenfalls ſchwaͤrz— lich, roſtroth, ſchwarz und weiß geringelt. Scheitel, Hals und Ober— ruͤcken ſind ſchwarz; Mittel- und Unterruͤcken und Gliedmaſſen ſchwarz mit langen weißlichen Haarſpitzen, aber uͤberall roſtroth durchſchimmernd; die Haͤnde ſchwarz ohne weißliche Beimiſchung; der Schwanz ſchwarz und weiß geringelt; der Pinſel, der vor dem Ohre?) ſteht, ſchwarz. Der Unterſchied von der vorigen Art liegt darin, daß Stirne, Wangen, Kehle und Unter— hals weiß find; nach Des mareſt iſt dieß auch mit dem Scheitel der Fall, den jedoch der Prinz von Neuwied als ſchwarz angiebt. Die Laͤnge iſt die der vorigen Art. N 4. H. aurita Georrr. Der pinſelöhrige Seidenaffe. Tab. XXX. C. H. nigra, rufo-mixta, auriculis pilis longis albis interne obsitis, fronte facieque albo - pilosis. Jacchus auritus. Georrr. ann. du mus. XIX. p.119. — Desmar. 8) Der Jacchus pygmaeus Spix, von dem Spix nur ein Exemplar aus den Wäldern von Tabatinga erhalten hat, kommt, dem Bau der Schneidezähne nach, allerdings dieſer Abthei— lung zu, iſt aber ſicherlich uur ein halbwüchſiges Junges, das vielleicht der H. penicillata ange— hören könnte, doch iſt der Ohrenpinſel noch nicht von den langen Kopfhaaren unterſchieden. 9) Die Angabe von Desmareft, daß ſich hinter dem Ohre ein zweiter Pinſel befinde, iſt unrichtig. - 18 ; 31* 244 Seidenaffe. mammif. p. 93. — Is. Georrr. dict. class. XII. p. 518.— (H. aurita) Kuhl Beitr. S. 48. — (Simia aurita) Hon. rec. I. p. 360. Es iſt dieſe Art von den vorhergehenden ſchon dadurch ſehr ver— ſchieden, daß der licht gelblichweiße Ohrenpinſel weder vor, noch hinter dem Ohre angeheftet iſt, ſondern auf der Innenſeite deſſelben und zwar nach deren ganzer Laͤnge. Die Farbe der einzelnen Haare iſt glaͤnzend ſchwarz und weiß mit 1 — 2 roſtrothen oder roſtgelben ſchmalen Ringeln, wodurch der ſchwarze Ruͤcken und die ſchwarze Außenſeite der Gliedmaſſen fahlroth und der Hinterkopf fahlgelblich gewaͤſſert erſcheinen; die Mitte des Scheitels bildet eine gelbliche Laͤngsbinde. Ganz ſchwarz find die Augen, die ruͤckwaͤrts gerichteten Wangenhaare, ferner die Kehle, der Unterhals, die Bruſt, die Kruppe, die Schienbeine und ein Laͤngsfleck auf den Vorderarmen; die vier Hände find ſchwarz und roftröthlich melirt. Ein großer dreieckiger Fleck auf der Stirne, das Geſicht und Kinn ſind dicht mit gelblichweißen Haͤrchen beſetzt, was ſehr gegen die ſchwarze Wangeneinfaſſung abſticht. Der Schwanz iſt ſchwarz, mit gelblich- oder e We — Die Groͤße iſt die der vorhergehenden Arten. Als Heimath wird unbeſtimmt Braſilien angegeben, obſchon we— der Spir, noch der Prinz von Neuwied daſelbſt dieſe Art gefunden haben. Unſer Exemplar verdanken wir der Gewogenheit Sr. K. Hoheit des ver— ſtorbenen Herzogs Aug uſt von Leuchtenberg. 8) Cauda haud annulata, capite glabro, auriculis non penieillatis. Mit Ausnahme der beiden erſten Arten (II. melanura und argentata), welche, dem Gebiß nach, Geoffroy noch zu der vorigen Abtheilung Jae— chus) geſtellt hat, gehören alle folgenden feiner Gattung Midas an, bei welcher die unteren Schneidezaͤhne kurz, breit, meiſelfoͤrmig und um vieles kurzer, als die ſtarken untern Eckzaͤhne find, auch der Schwanz ungeringelt iſt. Ueberdieß hat der Kopf bei dieſer Abtheilung keine Loͤwenmaͤhne und keine Ohrpinſel (Glattaͤffchen). 5. H. melanura Ggorrn. Der rußige Seidenaffe. H. fusca, subtus griseo- flavescens, cauda nigra. Jacchus melanurus. GEorrk. ann. du mus. XIX. p.120.— Desnar, Hapale. 245 mammif. p. 93. — Is. Georrr. diet. class. XII. p. 518. — (Hapale m.) Kuhl Beitr. S. 49. — (Simia m.) Hume. rec. I. p. 360. Dieſer noch wenig gekannte Affe iſt oberhalb ſchwaͤrzlichfahl, an den Lenden und auf den Armen dunkler. Die untern und innern Theile ſind grau, was ſchwach ins Fahle zieht; die Außenſeite der Schenkel iſt gelblich, was ſich gegen die Huͤften ausdehnt. Geſicht, Haͤnde und Fuͤße ſind braun; der Schwanz, welcher um ein Drittel laͤnger als der Koͤrper iſt, einfoͤrmig braunſchwarz. — Kuhl giebt die Farbe als lichtbraͤunlich an, mit hellerem Unterleib und ſchwarzem Schwanze, die aͤußere und innere Seite der Schen— kel abgeſchnitten weißlich. — Die Länge iſt ungefähr die des gemeinen Seidenaffen. Als Heimath bezeichnet Humboldt Braſilien. 6. H. argentata Lıın. Der Miko. Tab. XXXVI. H. argenteo- alba, facie, auriculis palmisque rubris, cauda nigra. Jacchus argentatus. Ge£orrr. ann. du mus. XIX. p. 120. — Desuar. mammif. p. 94. — Is. Georrr. dict. class. XII. p.518. — (Hapale a.) Kuhl Beitr. S. 49. — (Simi a a.) Schreb. ©.131. tab. 36. Mico. Burr. XV. p. 121. tab. 18. — Aupee. sing. VI. 2. p. 2. fig. 2. 6) Cauda alba. Kuhl S. 49. — Cov. regn. anim. I. p. 106. Zu Schreber's Beſchreibung iſt blos noch hinzuzuſetzen, daß es auch eine Abänderung mit ganz weißem Schwanze giebt, und daß ST. Geoffroy nicht ohne Grund vermuthet, daß der Miko nur eine Albino— Abaͤnderung von H. melanura, oder vielleicht auch deren ausgefaͤrbter und erwachſener Zuſtand ſeyn moͤchte. 7. H. Midas Lid. Der Tamarin. Tab. XXXVII und XXXVII®. H. nigra, dorso inferiori flavo-variegato, manibus flavo -rufis. Midas rufimanus. Georra. ann. du mus. p. 121. — Kuhl Beitr. S. 50. — (Jacchus rufimanus) Dssmar. p. 94. Simia Midas. LI Nx. XII. p. 42. — Schreb. S. 132. tab. 37. (fig. Edw) — Huus. rec. I. p. 362. Tamarin. Burr. XV. p. 92. tab. 13. — Avpee. sing. VI. 2. Cuy. regn. anim. I. p. 106. — Fr. Cov. mammif. p. 194. ta fig. 3.— P. 7. b. 70. >. Seidenaffe. Der Tamarin hat eine glaͤnzend ſchwarze Farbe, die jedoch auf dem größten Theil des Ruͤckens (bald hinter den Schultern an bis zum After) und auf der Außenſeite der Schenkel fahlgelblich gewaͤſſert iſt; der Schwanz iſt einfoͤrmig ſchwarz, die 4 Haͤnde auf ihrer behaarten obern Seite roſt— roth. Die großen und nackten Ohren, das Geſicht und die Handſohlen ſind violett braun. — Die Laͤnge unſers vollſtaͤndig erwachſenen Exem— plares iſt 81“ (Cuvier giebt nur 6“, Daubenton 73“, an), des Schwan— zes 15%. — Als Heimath bezeichnen Buffon und Humboldt das franzoͤſiſche Guiana. 8. H. Ursula Horrm. Der Neger-Seidenaffe. H. nigra, dorso rufo- undulato, manibus nigris. Midas ursulus. Georrr. ann. du mus. XIX. p. 121.— Kuhl Beitr. S. 50. — Jacehus ursulus. Desmar. mammif. p. 94. — Saguinis Ur- sula. Hoffmannsegg, im Mag. d. Berl. naturf. Freunde. 1807. S. 102. — Simia ursula. Hume. rec. I. p. 361. Tamarin negre. Bor. suppl. VII. p. 116. tab. 32. — Aupee. sing. VI. 2. tab. 6. — Cov. regn. auim. I. p 106. — Fk. Cuv. mammif. p. 192. tab. 69. Geſtalt und Groͤße der vorigen Art. Kopf, Hals, Gliedmaſſen bis zu den Fingerſpitzen und alle untern Theile des Leibes, wo die Haare ſpär— licher ſtehen, ſind einfoͤrmig ſchwarz; Ruͤcken und Seiten ſind ſchwarz und röthlichgelb gewellt, weil hier die einzelnen Haare von dieſen beiden Farben breit geringelt ſind. Geſicht, Ohren und die vier Haͤnde ſind nackt und violettſchwarz; die Iris braungelb. Die Ohrmuſchel iſt ſehr groß. — Von H. Midas iſt dieſe Art blos durch die ſchwarzen Hände verſchieden. 9. H. labiata Georre. Der weißbärtige Seidenaffe. H. nigra, labio superiore mystace albo, dorso infimo femorumque lutere externo flavis aut rufescentibus, nigro -undulatis. Midas labiatus. Georrr. ann. du mus. XIX. p. 121. — Kuhl Beitr. S. 50. — Is. Gorrr. XII. p.519. — (Jaechus].) Desmar. mammif. p. 9. — (Simia J.) Hunz. rec. J. p. 361. Midas Mystax. Seix sim. Bras. p. 29. tab. 22. Hapale. 247 8) Dorso infimo femorumque latere externo ferrugineo -rufis, nigro- undulatis. Midas nigricollis. Srıx p.28. tab.21. 7) Corpore anteriore rufescente bruneo. Midas fuscicollis. Srıx p.27. tab. 20. Die 3 Arten von Spir können nicht mehr als eine einzige bilden, wie dieß deutlich die gegenſeitigen Uebergaͤnge erweiſen. Sein M. Mystax iſt, wie dieß das Gebiß lehrt, das alte Thier, wo Lippen und Naſe dicht mit weißen Haaren beſetzt ſind, die an der Oberlippe ſo lang werden, daß fie hier einen foͤrmlichen Schnurrbart bilden. Der Kopf, Unterleib, die vordern Glieder, die Hinterfuͤße und der Schwanz ſind ſchwarz; der Ruͤcken und die Schenkel ſind ſchwarz und goldig rothgelb gewellt, indem hier die einzelnen ſehr langen Haare auf der untern Haͤlfte weißlich, auf der obern ſchwarz ſind, mit einem ſchmalen goldgelben Ringe, wobei die weißliche Hälfte ganz verdeckt iſt. Spir legt einen Hauptwerth auf die weißliche Faͤrbung der Wurzelhaͤlfte; indeß kommt dieſe nur an einem unſerer Exem— plare vor, und bei einem andern, das jenem ſehr aͤhnlich iſt, jedoch mit mehr Schwarz, ſo daß auch die Schenkel groͤßtentheils ſchwarz ſind, geht dieſe Farbe faſt ganz bis zur Wurzel der einzelnen Haare herab. — Der M. nigricollis und fuscicollis von Spix find, wie aus dem Gebiß und der kuͤrzern Behaarung der Lippen hervorgeht, offenbar juͤngere Thiere, die allerdings in zwei Abaͤnderungen auftreten. Bei der erſten iſt nämlich der Vorderkoͤrper und die Mitte des Ruͤckens mehr ſchwarz, und an den Seiten, an der Kruppe und den Schenkeln herrſcht ein dunkles Roſtroth vor. Bei der andern Abänderung (M. fuscicollis) herrſcht am Vorderkoͤrper und den Hinterbeinen ein rothbraͤunlicher Ton vor, ſonſt kommt ſie mit der Haupt— abaͤnderung überein. — Die Länge iſt 8“, des Schwanzes 141. Spir hat dieſe 3, von ihm als ſelbſtſtaͤndige Arten angeſehenen Abaͤnderungen zuſammen bei Ollivenza zwiſchen dem Fluße Solimoͤens und Ica gefunden; ein Umſtand, der ebenfalls für ihre ſpezifiſche Vereinigung: ſpricht *). 10) Blos in der Anmerkung kann ich eine Art aufführen, welche Thunberg H. albi krons nenne, und von ihr folgende Diagnoſe giebt: H. nigra, pilis basi albis 5 facie nigra pilis albis circumeiucta,- cauda- corporis longi- tudiue. ® ; a 3 248 Seidenaffe. 7) Cauda haud annulata, aurieulis non penicillatis, facie juba longa ereetili eireumeincta. Gebiß von Midas, die lange Maͤhne, welche das Geſicht umgiebt und vom Kopfe herabhaͤngt, im Affekte aufrichtbar (Loͤwenaͤffchen). 10. H. chrysomelas Kon. Das goldmähnige Löwenäffchen. H. splendide nigra, juba, antibrachiis striaque dorsali caudae saturatius aut dilutius luteo - rufis. Midas chrysomelas. Kuhl Beitr. S. 51. — (Hapale chr.) Prinz Maxrimil. Beitr. II. S. 153. mit Abbild. — (Jacchus chr.) DEsuan. mammif. p. 95. — Is. Georre. dict, class. XII. p. 520. Dieſer ſchoͤne Affe iſt von dem Prinzen von Neuwied entdeckt wor— den. Der ganze Koͤrper iſt mit langen weichen Haaren bedeckt, welche be— ſonders um das Geſicht herum lang ſind und im Affekte auf- und vorwaͤrts gerichtet werden koͤnnen, ſo daß von der Seite geſehen das Geſichtchen kaum bemerkt wird. Die Stirne iſt bis zwiſchen die Augen herab behaart; der Schwanz am Ende mit einem duͤnnen Haarpinſel. Die Faͤrbung des ganzen Oberleibs, ſchon von der Mitte des Scheitels an, der Unterleib, die Hinterbeine, die Innenſeite der Vorderbeine und der Schwanz ſind glaͤnzend ſchwarz, im Lichte mit etwas roͤthlichem Schimmer. Der Kragen rings um das Geſicht, die Vorderarme vom Ellenbogen abwaͤrts nebſt ihren Haͤnden und auf der Ruͤckenſeite des Schwanzes ein Streif, der von der Wurzel an bis gegen die Mitte verlaͤuft und ſich hier in einer Spitze endigt, ſind mehr oder minder goldgelb, und zwar ſo, daß die Haare auf der Stirne mehr ins Goldgelbe und die an den Wangen und am Kinne mehr ins goldig Roſtrothe fallen; auch die Vorderarme ſind roſtroth, das nach Simia albifrons. TnuxnER in Kongl. Vetensk. Acad. Handl. 1819. p. 66. tab. 3 — 4. (Jaechus a.) DESMAR. mammif. p. 534. Die Farbe giebt Thunberg als ſchwarz, weiß melirt an, indem die einzelnen Haare an der Wurzel weiß, an der Spitze ſchwarz ſind. Das Geſicht iſt ſchwarz und ringsum an Stirue, Wan⸗ gen und Kinn von kurzen weißen Haaren umgeben. Die Ohren und der Hinterkopf find mit langen, geraden und ganz ſchwarzen Haaren bedeckt; die Hände ſind ſchwarz. Der Schwanz iſt nur ſo lang als der Körper (was ſehr auffallend iſt), braun, weißlich angeflogen, an der Spitze etwas weißlicher. — Die Länge des Körpers iſt 8 oder 9“ (3“ iſt offenbar ein Druckfehler), des Schwanzes 10%. — Dieſe Art, welche mir nie zu Geſicht gekommen iſt, iſt mir ſehr zwei— felhaft, da ich mich nicht recht in die Beſchreibung hinein finden kann. Hapale. 249 vorn lichter wird, fo daß die Hände goldgelblich find; der Streif auf dem Schwanze iſt ebenfalls gelb. Das Geſicht iſt dunkelgrau mit etwas Roͤthlich— braun gemiſcht; die Iris dunkel graubraun, die nackten Theile der Haͤnde roͤthlich ſchwarzbraun. — Weibchen und Junge find, nach des Prinzen von Neuwied Angabe, eben fo gefärbt, nur iſt der Schwanzſtreif kuͤrzer, fahl-⸗ gelb mit Rothbraun und laͤuft am Ende und um den Schwanz herum. — Die Laͤnge giebt derſelbe Beobachter auf 8“ 3" an, des Schwanzes 11“ 11%, des Pinſels an ſelbigem 1" 4, Am frankfurter Exemplare fand ich die Länge bis zum Scheitel 94", des Schwanzes faft 14". Die Heimath iſt, nach dem Prinzen, in den innern großen Wal⸗ dungen des Sertam von Ilheos, 4 — 5 Tagereiſen von der Seekuͤſte und am Rio Pardo, alſo zwiſchen 14 — 151° f. Breite. Sie ſind daſelbſt ziemlich häufig in Geſellſchaften von 4 — 12 Stuͤck, neugierig, ſchnell, und wenn ſie ſitzen iſt, wie bei den meiſten dieſer im das SD in be⸗ ſtaͤndiger Bewegung. 11. H. chrysopyga Mix. Das goldſteißige Löwenäffchen. H. tota nigra, juba concolore; fascia frontali, natibus femoribusque extra intus- que flavis. Jacchus chrysopygus. Mik delect. flor. et faun. Brasil. fasc. 3 mit Abbild. — Fischer syn. mamm. p. 66. Die Farbe des ganzen Körpers und Schwanzes, auch der langen, bis zu den Schultern herabreichenden Maͤhne iſt ſchwarz; nur die Stirne iſt gruͤnlichgelb, und die Hinterbacken nebſt den Schenkeln ſind außen und innen ſchoͤn fahlgelb und orangefarben und braun gemiſcht. Die Laͤnge iſt 10“ 11", des Schwanzes 14“ 5, — Natterer hat dieſe Art in der braſiliſchen Provinz St. Paulo entdeckt und Mikan ſie publizirt. 12. H. leonina Hung. Das dunkelbraune Löwenäffchen. H. olivaceo-fusca, juba concolore; facie nigra, ore albo. Midas leoninus. GOR. ann. du mus. XIX. p. 121. — Kuhl Beitr. S. 51. — (Jacchus J.) Desmar. mammif. p. 95. — Is. GEOFTR. dict. class. XII. p. 519. — (Simia leonina s. Leoncito) Hou. rec. I. P. 14 und 361. tab. 5. Suppl. 32 250: Seidenaffe. Eine von Humboldt entdeckte Art. Ihre Ohren ſind groß, drei— eckig und behaart. Die Farbe iſt, nach jenes Naturforſchers Angaben, olivenbraun; eben ſo iſt die Maͤhne, welche den Kopf und Hals bekleidet. Auf dem Ruͤcken finden ſich einige ſchwache gelblichweiße Linien. Der Schwanz, welcher mit einem kleinen Haarpinſel geendigt iſt, iſt oben ſchwarz, unten braun. Geſicht, Ohren, die nackten Theile der Haͤnde und die Krallen ſind ſchwarz; um den Mund findet ſich ein blaulichweißer Fleck, der uͤber die Nafenlöcher aufſteigt. Der Körper iſt 7 — 8“ lang, und dieſelbe Länge hat der Schwanz. — Kuhl, der 2 Exemplare bei Albers ſah, nennt die Farbe ockerig-olivenfarben (ochraceo - olivaceus), auf dem Ruͤcken durch gelblichweiße Streifen geſcheckt. Ein junges Maͤnnchen, das im frankfurter Muſeum ſteht und bis zum Scheitel 5“ lang, der Schwanz etwas laͤnger iſt, hat eine gelbbraͤun— liche Farbe, die laͤngs des Ruͤckgraths am dunkelſten wird; das Geſicht iſt von einem ſchwarzbraunen Kranze umgeben, der den ganzen Oberleib ein— nimmt; die Fuͤße ſind ebenfalls ſchwarzbraun; der Schwanz roͤthlichbraun mit ſchwarzen Haaren gemiſcht. Die Heimath ſind, nach Humboldt, die Ebenen am oͤſtlichen Ab— hange der Kordilleren zwiſchen Os 15° und 1° 25“ nördlicher Breite, an den fruchtbaren Ufern des Putumayo und Caqueta. Humboldt ſah nur. zwei Individuen, die im Kaͤfig gehalten wurden, ungemein ſchnell, behende und zornſuͤchtig waren und gereizt die Maͤhne ſtraͤubten. 13. H. Rosalia Lixx. Das rothe Löwenäffchen. Tab. XXXVu. XXXV '. H. tota rufo · fulva. N Midas Rosalia. Grorrn. ann. du mus. XIX. p. 121. — Kuhl Beitr. S. 51. — Gacchus Rosalia) Desmar. mammif. p. 95.— (Hapale Rosalia) Pr. Maximil. Beitr. II. S. 148 mit Abbild. — (Simia Ro- salia) LixN. XII. p. 41. — Schreb. S. 130 tab. 35. (tig. Buff.), tab. 35“. (Original). — Hune. rec. I. p. 361. Marikina. Burr. XV. p. 108. tab. 16. — AbpkEn. sing. VI. 2. p. 4. fig. 3. — Cuv. regn. anim. p. 106. — Fr. Cuy. mammif. p. 195. tab. 71. Eine, durch ihre einfoͤrmig licht roͤthlichgelbe Färbung mit Goldglanz ſehr ausgezeichnete Art, bei der nur zuweilen einzelne Individuen mit ei— Hapale. 251 nem ſchwarz gefleckten Schwanze gefunden werden. Das nackte Geſicht ift graubraun, die Iris gelbroͤthlichbraun. — Die Länge iſt 9“, des Schwanzes 14%. b b f Als Heimath bezeichnet der Prinz von Neuwied die Waldungen an der Sſtkuͤſte Braſiliens zwiſchen dem 22 — 23°; zweifelhaft iſt die Angabe vom franzoͤſiſchen Guiana. 14. H. bicolor Srıx. Das zweifarbige Löwenäffchen. H. corporis dimidio anteriore toto albo, posteriore bruneo, abdomine artuumque posteriorum latere interno ferrugineis, Midas bicolor. Srıx sim. Bras. p. 30. tab. 24. fig. 1. Cuvier vermuthet, daß dieſes Aeffchen nur eine Varietaͤt von der folgenden Art ſeyn moͤchte, was ich jedoch, obſchon ich nur ein einziges, uͤberdieß noch junges Exemplar vor mir habe, nicht fuͤr wahrſcheinlich halte, da zwar die Geſichtsbildung ſehr mit H. Oedipus uͤbereinſtimmt, gleich— wohl die Faͤrbung allzu abweichend von derſelben iſt. Das ſchwarze Ge— ſicht (ob es mit einer Warze auf den Wangen bekleidet iſt, kann ich nicht mit Sicherheit angeben) iſt mit weißlichen Haͤrchen beſetzt. Von der Stirne an ſind ſie ruͤckwaͤrts gerichtet, werden allmaͤhlich laͤnger, nehmen den gan— zen Raum zwiſchen den Ohren ein, und fallen lang in den Nacken hinab; ſie ſind nebſt den langen Haaren am Widerriſt, den Schultern, den gan— zen Vordergliedern, des Halſes und der Bruſt glaͤnzend weiß, ſo daß alſo die ganze Vorderhaͤlfte des Koͤrpers eine weiße Farbe hat. Der ganze Hinterkoͤrper vom Mittelruͤcken an iſt braun, an den Seiten mit graulichem Schimmer; der Unterleib und die Innenſeite der Gliedmaſſen jedoch iſt licht roſtroͤthlich. Die Haare des Schwanzes ſind in ihrer untern Haͤlfte ſchwarz, in der obern roſtroͤthlich; letztere Farbe bildet auch die Schwanzſpitze. — Die Länge unſers Exemplares iſt 6“, des Schwanzes 9“. Spixr hat daſſelbe in den Waͤldern um das Dorf Rio Negro gefunden. 15. H. Oedipus Linn. Das weißmähnige Löwenäffchen. Tab. XXXIV. H. rufo fuscoque - variegata, capillitio verticis dependente, gastraeo, manibus ar- tuumque latere interno albis, cauda rufa, apicem versus nigra. Midas Oedipus. Georrr. ann. du mus; XIX. p. 122. — Kuhl Beitr. SR 252 Seidenaffe. S. 352. — (Jacchus Oedipus) Deswar. mammif. p. 96. — (Simia Oedipus) LN. XII. p. 41. — Schreb. S. 128. tab. 34 (fig. Edw.) Pin che. Burr. XV. p. 114. tab. 17; Dausent. p. 117.— Avupkzk. sing. VI. 2. P. 1. fig. 1. — Cov. regn. anim. I. p. 105. — Fk. Cuv. mammif. P. 200. tab. 72. 6) Dorso bruneo-cinereo. Titi de Carthagene. Hunz. rec. I. p. 337. Wir koͤnnen bei dieſer Art 2 Abaͤnderungen unterſcheiden, die haupt— ſaͤchlich durch die Farbe des Ruͤckens und der Schenkel von einander abwei— chen. Zur erſten Abaͤnderung duͤrfen wir die von Buffon, Fr. Cuvier und Spir beſchriebenen Individuen zählen, obwohl fie auch un— ter ſich nicht ganz uͤbereinſtimmend ſind; zur zweiten Abänderung ge— hoͤrt das von Humboldt beſchriebene Exemplar. Die Buffonſche Be— ſchreibung, mit aͤlteren verglichen, hat ſchon Schreber aufgenommen, da— her wir hier nicht wieder darauf zuruͤckkommen. Von 2 lebenden Indivi— duen (Männchen und Weibchen) giebt Fr. Cuvier folgende Beſchreibung: Hals, Schultern, Ruͤcken, Seiten, Schenkel und Schwanz ſind braun, waͤhrend Kopf, Vorderarme, Pfoten und alle untern Theile des Koͤrpers weiß ſind. Die braune Farbe entſteht aus Haaren, die an der Wurzel grau ſind, im uͤbrigen Theil mit breiten Ringen aus Schwarzgrau und Fahl— braun. Die Haare, zumal des Kopfs, ſind lang, und dieſe bilden eine Peruͤcke, welche in ruhiger Lage bis zu den Schultern reicht. Die Abbil— dung ergiebt, daß Schenkel und die erſte Haͤlfte des Schwanzes roſtroth, die letzte Haͤlfte ſchwarz ſind. Geſicht, Haͤnde und alle nackten Theile ſind rußſchwarz. Weibchen und Maͤnnchen unterſcheiden ſich in der Faͤrbung nicht. — Unſer Exemplar weicht hinſichtlich der Kopfmaͤhne und der Faͤr— bung des Ruͤckens von dem Cuvier'ſchen ab. Das ſchwarze Geſicht iſt bis hinter die Ohren nackt, aber mit weißlichen Haͤrchen beſetzt, die auf den Wangen um die Warze, welche ſich hier findet, ziemlich gedraͤngt ſte— hen. Die mittlere Laͤngszone des Scheitels und Hinterkopfs (auch in der Cuvier'ſchen Abbildung iſt es nur dieſe) iſt mit langen Haaren bekleidet, die jedoch blos auf dem Scheitel weiß, auf dem Hinterkopf aber kaſtanien— braun ſind, welche Farbe auch noch auf dem Halſe ſich ausbreitet. Der Ruͤcken und die Außenſeite der Oberarme und Schenkel iſt ſchwarz und Hapale. 3 licht fahlgelb gewellt, indem die einzelnen Haare ſchwarz ſind und unter— halb der Spitze einen fahlgelben Ring haben. Die ganze Unterſeite des Leibes, die Innenſeite der Gliedmaſſen und die Außenſeite der Vorderarme und Schienbeine nebſt den vier Haͤnden iſt weiß. Der Schwanz im erſten Drittel roth, in den beiden andern ſchwarz. Die Laͤnge unſers Exem— plars iſt 82“, des Schwanzes 14. 0 Die zweite Abaͤnderung, wie ſie Humboldt beſchreibt, zeichnet ſich durch groͤßere Einfoͤrmigkeit in der Faͤrbung des Ruͤckens aus. Das weiße Toupet endigt ſich vorn in eine Spitze; das Hinterhaupt, Rüden und Außenſeite der Arme ſind graubraun, beſonders faͤllt der Ruͤcken mehr ins Grauliche, als der uͤbrige Koͤrper. Vorderarm, Unterleib, Schienbein und die Füße find weiß. Die Schenkel und 3 des Schwanzes find purpur— braun, letzterer mit ſchwarzer Spitze. Die Laͤnge des Koͤrpers giebt Humboldt zu 10" an. Als Heimath nennt letztgenannter Naturforſcher Carthagena, Zur: baco und Darien, und de la Condamine auch Maynas; in on lien kommt dieſe Art nicht vor. III. Fami li e. PRO SIMIIL Halbaffen. Dentes incisivi inferiores 6, aut 4, aut 2; superiores 4 per paria remoti, pedes quatuor pollice distincto instructi; ungues lamnares, digiti in- dicis postici faleula subulata. Die Halbaffen (Strepsirrhini Geoffroy's) unterſcheiden ſich von den eigentlichen Affen dadurch, daß, waͤhrend im Oberkiefer ebenfalls 4 Schneidezaͤhne vorkommen, im untern gewoͤhnlich 6 vorhanden ſind, und daß, wenn auch oben wie unten nur 4 ſich finden, doch die obern paar- 254 Halbaffen. weiſe von einander geſondert ſind, was blos bei den Tarſern minder deut— lich zu ſehen iſt. Bei letzteren iſt es uͤberdieß ſtrittig, ob man ihnen im Unterkiefer 4 oder nur 2 Schneidezaͤhne anrechnen ſoll. Ferner ſind die Halbaffen wirklich vierhaͤndig, indem vorn, wie hinten, deutliche Daumen ſich zeigen, ſo daß ſie in dieſer Beziehung allen amerikaniſchen Affen vor— gehen; uͤberdieß ſind alle Naͤgel platt, und nur der Zeigefinger der Hinter— haͤnde iſt mit einer ſchmalen gebogenen Kralle verſehen. Nimmt man noch die anatomiſchen Merkmale hinzu, daß naͤmlich die Thraͤnengrube, welche bei allen eigentlichen Affen innerhalb der Augenhoͤhle enthalten iſt, hier außerhalb derſelben liegt, und daß jene von der Schlaͤfengrube durch die knoͤcherne Scheidewand nicht vollſtaͤndig abgeſondert, ferner daß der Frucht— haͤlter zweihoͤrnig (bei den ächten Affen einfach) iſt, ſo haben wir dieſe Familie von den beiden vorhergehenden ſcharf abgegrenzt. Durch Schaͤdel— form und Beſchaffenheit des Gebiſſes macht ſie den Uebergang zu den Fle— dermaͤuſen und Inſektivoren. Die Zahl der Zitzen iſt hier nicht mehr con— ſtant 2, ſondern es giebt auch Gattungen mit 4. Die Augen ſind groß. Die Naſenhoͤhle ſtellt nicht, wie bei den eigentlichen Affen, zwei einfache Roͤhren mit runden Oeffnungen dar, ſondern die Roͤhren ſind eingerollt und endigen ſich mit ſchmalen und buchtartigen Muͤndungen, daher auch Geoffroy dieſe Familie als Strepsirrhini bezeichnet. Die Halbaffen gehoͤren lediglich der alten Welt, und zwar nur deren heißen Theilen an, und laffen ſich mit Fiſcher !!) am fuͤglichſten in 2 Sippen: Brachytarsi und Maerotarsi, abtheilen, deren Beſchreibung wir zuerſt eine verglei— chende Zuſammenſtellung der Dimenſionsverhaͤltniſſe des Skelets der haupt— ſaͤchlichſten Gattungen, wie fie erwaͤhnter Naturforſcher gemeſſen hat, vor— ausgehen laſſen. 11) Anatomie der Maki und der ihnen verwandten Thiere. Frkft. a. M. 1804. Bd. I. mit 24 Kupfertafeln und 2 Vignetten; eine vorzügliche, ſehr genaue Arbeit. Prosimii. 255° Stenops Lemur ceyloui- || Tarsius. Catta. cus. fuseus. Länge vom Scheitel bis zum Steißbeine . .. 13,“ 5, [6 0 3 44 — vom erſten bis zum letzten Schwanzwirbel .. 21 | 0 0 10 8 5 — des Schädels bis zur Wölbung des 9 333 1 10 1 31 — von vorn bis zur Wurzel der Naſenbeine 2 74 | 0 7 0 74 — der Naſenbeine .. ee 1424 0 6 0 32 Längsdurchmeſſer der Augenpägten RV 0 5 8 0 7 0 | 6 Querdurchmeſſer — — — e eee 0 7 0 61 | 6 7 Zwiſchenwand — — — an 1 Stelle . 01 8 0 1 0 6 Entfernung zwiſchen den Wangen beinen. .. 1/9 0 111 0 11 Höhe des Unterkiefers am vorletzten Backenzahn . .. — 4 023 0 13 — — — — am halbmondförmigen Ausſchnitt . 08 05 jo 2 — des Beckens vom Sitzknochen zum Kamm 3 23 161637 1 0 Querdurchmeſſer deſſelben. .. 5 143 0 51 0 0 4 Länge, größte, des Schulterblatts von det Selenfflice an 21 0 10 10 | 8 e eee ee ee 173 08 0 31 ene, 8 4 2 210 Untere Breite deſſelbe nn 0 610 3s o 3 Länge des Vorderaem ;; i — der Handwurzel. IR RE 0 43 11 0 2 — der Hand nach dem längſen enger A NE 2 2 0 10 0 11 innen,, N! 13 0 7 0 64 des kleinen ger 1193 86 lo 24 — des Schenkels. ln Huter Er 0|7 0 2 0 11 Schienbein e ene ee 4 104 2511 9 Oberſte Breite aden | 0 7 6 3 Jo 232 ge des Waden,, 8 448 2 42 0 11 — der Fußwurzel . 1 3 0 6 0 113 Breite derſelben . ee BOTEN NER. ; 0 51 0 32 0 27 Länge der Zehen, nach der längsten gemeſſen 2 72 111 0 10 Daumen. 90 21 0 91 0 273 ie ine, er 2 51 0 102 8 Vierte ES ?é8 2 | 6 1 140 |sı LU LER ea. a 8 215 11100 9 ash, „Andri. A.) Brachytarsi (Lemur's); tarso formae consuetae. Bei diefer erſten Sippe iſt die Fußwurzel von gewöhnlicher Bildung und zeigt nichts Auffallendes; zu ihr gehoͤren die meiſten Gattungen. Mit Ausnahme der Loris ſind alle andern auf Madagaskar zu Hauſe, wo ſie die Stelle der eigentlichen Affen vertreten. XVI. LICHANO TUS. Indri. Dentes incisivi 2½, caput longum triangulare, cauda brevissima. Der von Illiger gegebene Name Lichanotus (abgeleitet von Arya- vos, Zeigefinger) beruht auf dem zufälligen Umſtande, daß der Zeichner von Sonnerat's Abbildung dem Zeigefinger eine ausgeſtreckte deutende Stel— lung gegeben hat. Von dieſer Gattung iſt unſere Kenntniß zur Zeit noch ſehr unvollſtaͤndig, und beruht auf dem einzigen Exemplare, das Sonne— rat dem pariſer Muſeum uͤberbracht hat. Der Kopf iſt groß, dreieckig und geſtreckt, jedoch minder als bei den Makis, namentlich iſt die Schnautze kuͤrzer. Die Hinterbeine ſind faſt nochmal ſo lang als die vordern; die Haͤnde lang und der Daumen an den vier Haͤnden groß und weit abſte— hend; der Zeigefinger der Hinterhand, wie gewoͤhnlich in dieſer Sippe, allein mit einer pfriemenfoͤrmigen hohlen Kralle. Der Schwanz iſt ſehr kurz; Zitzen finden ſich zwei an der Bruſt; der Pelz iſt weich. Die Zahl der Zähne iſt, nach Cuvier 1), 36, naͤmlich Schneide- 2, Eck⸗ 1:7, Backenzaͤhne 3:3. Die Schneidezaͤhne find im Oberkiefer paar— weiſe geſtellt, ſo daß zwiſchen den beiden mittlern eine Luͤcke bleibt; ſie ſind viel breiter und mehr vorwaͤrts gerichtet, als bei den Makis; der vor— dere iſt der groͤßere. Im Unterkiefer ſind ebenfalls nur 4 Schneidezaͤhne, die vorwaͤrts geneigt, ſehr lang und zugeſpitzt, außen conver, innen con— cav und, wie bei den Makis, gefurcht ſind; die mittlern ſind duͤnner. Die Eckzaͤhne ſtehen von den Schneidezaͤhnen ſo weit ab, dagegen ganz nahe den Backenzaͤhnen, deren Form ſie auch haben, daß man ſie leichter zu dieſen rechnen koͤnnte; ſie ſind von vorn nach hinten breiter, als von außen nach 12) Leg. d’anat. comp. IV. 1. p. 254. Lichanotus. 257 nach innen und der untere ift der größere. Die beiden folgenden Baden: zaͤhne find einſpitzig; weiter reicht das in der pariſer Sammlung aufbe— wahrte Bruchſtuͤck der Kiefer nicht, nach welchem Fiſcher !?) und Fr. Cu⸗ vier!) die Beſchreibung des Gebiſſes entworfen haben, fo daß mir G. Cu- vier's Angabe der Zahl der Backenzaͤhne, ſo wie, daß ſie wie bei den Ma⸗ kis gebildet ſeien, problematiſch bleibt. Man kennt nur eine Art aus Madagaskar, denn der langſchwaͤnzige Indri, der ſonſt hieher gerechnet wurde, iſt generiſch davon verſchieden. 1. L. brevicaudatus Georrr. Der Indri. Tab. XXXVIII. c. L. niger, rostro, natibus caudaque albidis. Indri brevicaudatus. GEoFFR. magas. encycl. VII. p. 20; ann. du mus, XIX. p.157.— Desmar. mammif. p.96. Lemur Indri. Schreb. tab. XXXVIII. C. (ig. Sonn.) In dri. Sonnerat voy. II. p. 142. tab. 88. — Aue». Indris. p. 7. fig. 1.— Cuv. regn. anim. I. p. 108. 5 Die Farbe dieſes Thieres iſt ſchwarz; der ganze Vorderkopf, die Innenſeite der Schenkel und die Seiten des Bauchs ſind graulich weiß; das Kreuz, der After, der Schwanz und der aͤußere Rand der Tarſen ſind matt weiß, gelblich gewaͤſſert. Die Laͤnge des aufrechtſtehenden Thieres iſt 3“, des Kopfs beſonders 5“, des Körpers 17 8“, des Schwanzes kaum 1“. — Sonnerat hat dieſen großen Halbaffen auf Madagaskar gefunden, wo er von den Eingebornen ſeiner Gelehrigkeit und Zahmheit wegen zur Jagd abgerichtet wird. Seine Stimme gleicht dem Geſchrei ei— nes weinenden Kindes. Der Name Indri bedeutet in der Landesſprache ſoviel als Waldmenſch. XVII. HABROCEBUS. Vließmaki. Dentes incisivi 212, caput rotundum, rostrum breve, vellus mollissimum, - artus posteriores anterioribus duplo fere longiores, cauda longa. Sr Sa 13) A. a. O. S. 102. tab. 2. 14) Deuts des mammif. p. 217. Suppl. 33 258 Vließmaki. Unter dieſer Benennung vereinige ich zwei Halbaffen, welche durch die Beſchaffenheit ihrer Schneidezaͤhne, ihrer langen Hinterfuͤße und der kurzen Schnautze mit dem Indri uͤbereinkommen und durch eben dieſe Merkmale von den Makis ſich entfernen, welchen fie ſich dagegen durch die Länge des Schwanzes und den rundlichen kleinen Hinterkopf anſchließen. Die Beſchaffenheit ihrer Backenzaͤhne iſt nicht mit hinlaͤnglicher Genauigkeit be⸗ ſchrieben; bei der zweiten Art iſt man ſelbſt nicht ſicher, ob nicht auch Milchzaͤhne mit ins Spiel kommen, fo daß die Differenzen, welche in den Backenzaͤhnen angegeben zu ſeyn ſcheinen, vielleicht nur in der unvollkomme— nen. Kenntniß derſelben begründet find. Uebrigens weiß man ſelbſt von den achten Makis, daß die Beſchaffenheit ihrer Backenzaͤhne nicht ganz die— ſelbe bei allen Arten iſt, ſo daß alſo kleine Differenzen auch bei dieſer Gattung keinen Grund zu generiſchen Trennungen abgeben koͤnnen. Der Pelz iſt jebr, weich, und beide Arten gehören Madagaskar an. 5 1. II. lanatus ScHrREB. Der N Tab. XLII. A. H. lanatus, fulvus, subtus dilute murinus. = Lemur lanatus. Schreb. tab. XLII. A. (fie. Sein! — Lemur lani- ger. LIN. GEL. I. p. 44. — Maki a bourre. SoxNNxR. voy. II. P. 142. tab. 89. — (Autre espece de Maki) Burr. suppl. VII. p- 123. tab. 35. Indri longicaudatus. Georrr. ann. du mus. XIX. p.158.— Desmar. mammif. p. 97. 8 Avah i. Jounbax im Institut 1834. p. 232. Bisher hatte man dieſen Halbaffen nur aus der Beſchreibung und Abbildung von Sonnerat und Buffon gekannt, wornach man ihm ge⸗ woͤhnlich mit dem Indri zu einer Gattung verband. Jourdan 8) in Lyon war der erſte, der ein Fell mit dem Schaͤdel von dieſem Thiere er— langte, und ihn hiernach von dem Indri generiſch abſonderte und der neuen Gattung den Landesnamen Avahi beilegte, welchen ich, den Linneiſchen Regeln gemaͤß, nicht recipiren kann, weshalb ich den Namen Habrocebus fuͤr ihn vorſchlage. Mit dem Indri iſt er übrigens in naher Verwandt: 15) Seine Abhandlung iſt zur Zeit nur noch in einem mangelhaften Auszug im Institut (1834. p. 232) mitgetheilt. N = 8 j Habrocebus. BI ſchaft, mit dem er auch das Vaterland gemein hat. — Seine Formen ſind gerundet und ſcheinbar geſchwollen, was von dem weichen, wolligen, buſchigen und etwas gekrausten Pelze herruͤhrt. Der Kopf iſt rund, die Schnautze klein, und die Ohren ragen faſt nicht uͤber die Haare hervor. Die hintern Gliedmaſſen ſind, wie beim Indri, faſt doppelt ſo lang als die vordern; die Finger derſelben ſind bis zum erſten Phalangen-Gelenke durch eine ſchwaͤrzliche Haut e Der Schwanz iſt etwas 3 als der Koͤrper. g Der Schaͤd el iſt kurz; die Schnauze dick und ſehr kurz; die Niger hoͤhlen ſehr groß und ſchief und durch einen breiten Raum geſchieden. Die Pauke iſt ſehr gewoͤlbt und blafig, und auch die Parthie des Schlä fenbeins oberhalb des aͤußern Gehoͤrloches iſt zu einer Blaſe aufgetrieben. Die Gelenkflaͤche für den Unterkiefer iſt nicht allein, wie bei den eigentlis chen Affen, hinten durch einen Fortſatz geſchloſſen, der ſich hier mit der Pauke vereint, ſondern auch nach außen iſt ein abſteigendes Blaͤttchen vom Jochfortſatz des Schlaͤfenbeins, ſo daß alſo hier der Gelenkfortſatz des Unterkiefers feſt eingeſchloſſen iſt 16). Der Zaͤhne ſind: Schneidezaͤhne J „ Eckzaͤhne - 11, Backenzähne in Allem 30 Zaͤhne. Die obern Sonäirenähne find paarweiſe geſtellt 18 durch die Mittellinie getrennt; die untern ſind lang, geneigt und ohne Trennung. Die Eckzaͤhne gleichen den naͤchſten Backenzaͤhnen. Von dieſen ſind im Oberkiefer die beiden erſten kleinere, quer abgeplattete und drei⸗ ſpitzige (2). Luͤckenzaͤhne; im Unterkiefer giebt es nur einen etwas geneigten. Oben ſind an den großen Backenzaͤhnen die innern Höder im Halbmond geſtellt, und von ihren aͤußern Hoͤckern entſpringen andere kleine Hoͤcker; unten haben die großen Backenzaͤhne eine umgekehrte Anordnung. Die Färbung iſt, nach Jour dan, ſchwach roͤthlich fahlgelb an Kopf, Rüden und den aͤußern Theilen der Gliedmaſſen; dagegen iſt ſie an Bruſt, Bauch und Innenſeite der Schenkel und Arme licht mausgrau. Die Haut hat allenthalben, wo fie entblöst iſt, einen mehr oder minder deutlichen ſchwaͤrzlichen Anſtrich. Sonnerat giebt die Farbe ebenfalls fahl an, Kehle, Unterhals, Unterleib und Innenſeite der Gliedmaſſen ſchmu⸗ 10) Cuv. les. II. p. 191 und 318. „ rt 33 * 260 Vließmaki. tzig weiß, fahl uͤberlaufen; Ruͤcken in der Nähe des Schwanzes weiß; ein ſchwarzer Fleck bedeckt die Naſe, einen Theil des Oberkiefers und endigt ſich auf der Stirne in eine Spitze; an den Füßen find den fahlen Haaz ren graue untermengt; Finger und Naͤgel ſchwarz. Jourdan beſtimmt die Länge zu 113“, des Schwanzes 10“; Sonnerat giebt die Länge des Körpers zu 113“, des Schwanzes 9“, des Kopfes 2“ 3 an. Son nerat hat dieſen Halbaffen, gleich dem vorigen, auf Madagass kar entdeckt. Weitere Nachrichten hat uns jedoch erſt Jourdan mitge— theilt. Der Avahi bewohnt die Waldungen an der Oftküfte dieſer Inſel von der Muͤndung des Manangara an bis zur Bai Antongil. Am Tage ſchlaͤft er gewoͤhnlich entweder in einem hohlen Baume, wo er ſich zufam> men rollt, oder zuſammen gekauert auf einigen nahe ſtehenden Aeſten. Er erwacht mit der Abenddaͤmmerung, laͤßt alsdann einen weinerlichen, oft wiederholten Schrei hören, und vereinigt ſich mit 8 bis 10 andern Sei⸗ nesgleichen, um Nahrung zu ſuchen, die in Inſekten, Früchten und Wur⸗ zeln beſteht. Sein Gang iſt genirt und ſchwer, dagegen ſpringt er mit auffallender Leichtigkeit und Flugeseile von Aſt zu Aſt. Die Weibchen wer⸗ fen gegen Ende Februars nur ein Junges, das ſich auf dem Ruͤcken, be⸗ ſonders mit den Hinterfuͤßen, feſthaͤlt. 2. H. Diadema BENX. Der Schleiermaki. H. cinerascens, gastraeo, fasciaque frontali albis, artubus caudaque fulvis, capite ma- nibusque nigris. Propithecus Diadema. Bennett in proceed. of the committ. of the zoolog. soc. II (1832). p. 20. Ehe wir unfere Bemerkungen über dieſen Vließmaki mittheilen, fol zuerſt Bennett's Beſchreibung, aus welcher er uns allein bekannt iſt, vor— angehen. Die Schnautze iſt kuͤrzer als bei den Makis; die Entfernung vom vordern Augenwinkel bis zur Naſenſpitze (14 ift gleich der zwiſchen den Augen. Die Ohren ſind rundlich und in den Pelz verſteckt. Die Haare ſind lang, weich, gewellt, aufgerichtet und glaͤnzend; auf dem Kreuz find fie kurzer, dichter und zeigen faſt wollartigen Widerſtand; am Schwanze ſind ſie wie am uͤbrigen Leib, jedoch betraͤchtlich kuͤrzer. An den Vorder— haͤnden iſt der Daumen ſchmaͤchtig, weit ruͤckwaͤrts geſtellt und ſehr frei; Habrocebus. 261 das Ende des Zeigefingers reicht nur bis zur Mitte des vorletzten Glieds vom folgenden Finger. An den Hinterhaͤnden iſt der Daumen ſehr ſtark, vorwaͤrts geſtellt und reiht ſich mit den Fingern. — Die Faͤrbung iſt folgende. Das Geſicht iſt faſt nackt mit kurzen ſchwaͤrzlichen Haaren um die Lippen und gelblichweißen an der Vorderſeite der Augen. Ueber den Augen beginnt der dichte Pelz mit einer gelbweißen Binde, welche uͤber die Stirne wegzieht und unter den Ohren bis zum Halſe geht. Hierauf folgt die ſchwarze Farbe des Kopfes und Halſes, welche an Schultern und Seiten mit Weiß untermiſcht iſt, was allmaͤhlig ruͤckwaͤrts ſo uͤberhand nimmt, daß die Lenden nur noch ſchwach ſchwaͤrzlich geſprenkelt ſind. Die Schwanzwurzel iſt rothgelb, was ſtufenweiſe abnimmt, ſo daß die letzte Schwanzhaͤlfte weiß iſt mit einem leichten gelblichen Anfluge. Die vordern Gliedmaſſen ſind auf ihrer Außenſeite von oben herab eben ſo ſchiefergrau wie die Seiten, unten aber werden ſie blaß fahlgelb; die Haͤnde ſind ſchwarz, an allen Fingern mit langen fahlgelben Haarbuͤſcheln, welche die Naͤgel bedecken und uͤber ſie hinausreichen. Die hintern Gliedmaſſen ſind auf ihrer Außenſeite blaſſer fahlgelb, als die vordern, was jedoch an den Händen tiefer wird; den Fingern iſt viel Schwarz beigemiſcht, ihre Haar: buͤſchel am Ende ſind jedoch ebenfalls fahl. Die Unterſeite iſt durchaus weiß, nur der hintere Theil des Halſes iſt von der Farbe der Seiten. Kopf und Leib. 21“ Laͤnge der Ohren 1 Schwanz.. e 1 Breite derſelhen 1 Daumen der Vorderhand . 13 Daumen der Hinterhand . . 2 Zweiter Finger — .. 13: Zweiter Finger — 2 Dritter — 3 ſeine Kralle daruͤber hinausragend Vierter — — i e ee ,, ne andt Handwurzel und Mittelhand 2 Fußwurzel und Mittelfuß. . 3 Vorderglieder (excl. der Hände) 77 —Hinterglieder . . . 157 Ueber die Zähne finden wir folgende Angaben: Schneidezaͤhne +, su- periores coronidem versus lateraliter antice expansi, ideoque ad coronidem approximati, subseriati; inferiores approximati, pro- clives, externo utrinque majore. Die Ausbreitung der obern Schnei— dezaͤhne, wodurch ſie oben faſt eine Reihe bilden, iſt hier am weiteſten ge— diehen. Eckzähne find 1, und die untern greifen, wie bei andern Ma⸗ 262 Maki. kis, hinter den obern ein. Von den obern Badenzähnen find die beiden erſten einſpitzig, der Zte lang und außen zweihoͤckerig, der Ate dem vorigen aͤhnlich. Im Unterkiefer iſt nur der Iſte einſpitzig, der 2te und 3te mehr⸗ hoͤckerig. Die hintern Backenzaͤhne ſind nicht unterſucht. * f Außer dem Gebiß giebt Bennett als Unterſcheidungsmerk— male dieſes Halbaffen von den Makis an: die kuͤrzere Schnautze mit naͤ— her ſtehenden Naſenloͤchern, deren oberer Rand nur ſchwach gelappt er— ſcheint; die gerundeten Ohren; das auffallende Mißverhaͤltniß in der Laͤnge zwiſchen den vordern und hintern Gliedmaſſen; die groͤßere Laͤnge der Haͤn— de, zumal der vorderen; die Kuͤrze des Vorderdaumens, der auch viel wei— ter ruͤckwaͤrts geſtellt iſt; die auffallende Kürze des vordern Zeigefingers; die Stärke des Hinterdaumens, und die verhaͤltnißmaͤßige Kürze der Schwanz— haare. Bennett errichtet für dieſen Halbaffen die Gattung Propithe— cus; da er indeß in der Zahl der Schneidezaͤhne und der Luͤckenzaͤhne, in der Länge der Hinterglieder und des Schwanzes, fo wie in der Form des Kopfes mit dem Avahi uͤbereinkommt, ſo habe ich es vorgezogen, ihn mit dieſem generiſch zu vereinigen. Seine Heimath iſt Madagaskar; von ſeiner Lebensgeſchichte 2 man 5 5 XVIII. LEMUR. Maki. Dentes incisivi 212, caput elongatum, Fskrugd attenuatum, auriculae bre. ves, cauda longissima villosa. Schreber und Linne hatten mit dem Namen Lemur die ganze Familie der Halbaffen bezeichnet, der daher hier in engerer Begrenzung genommen werden muß. Die Makis zeichnen ſich aus durch ihren langge⸗ ſtreckten Kopf, der in eine allmaͤhlig ſich verduͤnnende Schnautze auslaͤuft; letztere iſt hier am laͤngſten in dieſer Familie und der ganze Kopf hat ein etwas fuchsartiges Anſehen. Die Ohren ſind kurz und behaart, die Au⸗ gen von mittlerer Groͤße; der allenthalben und dicht behaarte Schwanz laͤnger als der Koͤrper; der Pelz weich und fein; die Gliedmaſſen von ge— hoͤriger Laͤnge, die hintern etwas laͤnger als die vordern; an der Bruſt Lemur. 263 ſtehen 2 Zitzen. In der Geſtalt kommen alle Makis miteinander überein; ſie unterſcheiden ſich nur durch die Faͤrbung, weniger durch die Groͤße. Die Makis gehoͤren ebenfalls zu den halbnaͤchtlichen Thieren, indem ſie das helle Sonnenlicht nicht gut vertragen und ſich daher bei Tage mehr verborgen halten. Sie ſind Madagaskar und einigen benachbarten Inſeln eigenthuͤmlich, leben geſellſchaftlich auf Baͤumen, koͤnnen geſchickt klettern, und ungemeine Spruͤnge machen, ſind uͤberhaupt gewandt und fluͤchtig. Ihr ausſchließlicher Gang iſt der auf allen Vieren. Nach einer Bemer— kung von Meckel n!) biegen die Makis beſtaͤndig beim Gehen das zweite Nagelglied der Vorderfinger ſo, daß ſie nicht auf der Vorderflaͤche, ſondern auf dem Ruͤcken deſſelben gehen. An den Hausſtand gewoͤhnen ſie ſich leicht, ohne beſondere Anhaͤnglichkeit zu zeigen; ein Mokoko lebte in der pariſer Menagerie 19 Jahre lang. Das Uebrige aus ihrer eebensgeſcichte iſt bei Schreber S. 140 und 144 zu finden. Der Schaͤdel hat ſeine Hauptentwickelung nach der Laͤnge, 119190 z. B. bei L. Catta die Laͤnge zur Hoͤhe deſſelben (den Unterkiefer mit ein⸗ begriffen) = 3 : 14 ſich verhält. Der Hirnkaſten iſt gewoͤlbt, breit, ſteigt von hinten allmählig an, faͤllt am Stirnbein ſehr flach vorwaͤrts ab, und ſchließt ſich nach geringer Aushoͤhlung an die Naſenbeine an, die eben- falls in einer wenig ſchiefen Linie abfallen. Der Unterkiefer iſt lang und ſchmal; der ſenkrechte Aſt niedrig, ſein Kronenfortſatz viel hoͤher als der Gelenkfortſatz. Durch die geſtreckte Form naͤhert ſich der Maki-Schaͤdel dem des Galaeopithecus und mancher Fledermaͤuſe an, obgleich er bei dieſen noch mehr geſtreckt iſt. Beſonders merkwuͤrdig iſt die Beſchaffenheit der Augenhöhlen, welche weder ganz vorwärts, wie bei den Affen und Lo— ris, noch ganz ſeitwaͤrts, wie bei den Fleiſchfreſſern, geſtellt ſind, ſondern eine mehr mittlere Richtung zwiſchen beiden, jedoch mit vorherrſchender vorderer Neigung behaupten. Da der Jochfortſatz des Stirn- und Wan⸗ genbeins, durch welche der aͤußere Augenhoͤhlenring gebildet wird, ſchmal iſt, fo bleibt eine große Luͤcke zwiſchen ihm und dem großen Keilbeinflügel, ſo daß Augenhoͤhle und Schlaͤfengrube hier durch eine breite Luͤcke zuſam⸗ men ſtoßen. Das Hinterhauptsbein liegt mit ſeiner vordern Spitze noch auf der obern Schaͤdelflaͤche; Scheitel-, Stirn- und Naſenbeine find we- 17) System der vergl. Anat. III. S. 565. 264 Maki. nigſtens in jüngeren Individuen getrennt; letztere ſehr lang; die Naſengrube am vordern Ende der Schnautze und ziemlich ſteil geſtellt. Die aͤußere Ohroͤffnung iſt rundlich; die Gehoͤrkapſel ziemlich groß und blaſig; der Griffelfortſatz iſt an derſelben als ein horizontaler Stachel angedeutet. Das bei allen Affen vorkommende Blaͤttchen am Jochfortſatze der Schlaͤ— fenbeine, das den Gelenkfortſatz des Unterkiefers hinten feſthaͤlt, iſt eben— falls vorhanden; der Unteraugenhoͤhlen-Kanal muͤndet ſich außen Sue) und iſt weit abgeruͤckt. Zaͤhne !) find: Schneidezaͤhne , Eckzaͤhne Err, Backenzaͤhne 5.53 im Ganzen 36 Zaͤhne. Die obern Schneidezaͤhne ſind klein, die mitt— lern etwas groͤßer, von einander entfernt und vor den aͤußern ſtehend. Die untern Schneidezaͤhne ſind ſchief vorwaͤrts geſtellt, lang, ſchmal, zu— geſpitzt, der aͤußere am groͤßten. — Der obere Eckzahn iſt ſehr breit, duͤnn, am hintern Rande ſchneidend, am untern Ende zugeſpitzt, außen flach, innen durch eine Leiſte verſtaͤrkt. Der untere Eckzahn iſt kleiner, breit, flach und zugeſpitzt, und greift nicht vor dem obern Eckzahne, ſon— dern an feiner innern und hintern Fläche ein 29). — Von den obern Bak— kenzahnen koͤnnen die 3 erſten als falſche Backenzaͤhne, die 3 hintern als aͤchte angeſehen werden. Der Iſte Backenzahn iſt einſpitzig, dreieckig und ohne Anſatz. Der zweite, etwas groͤßer, hat dieſelbe Form, aber einen kleinen Anſatz. Der dritte iſt eben fo, aber mit größerem Anſatz. Der 4te Bak— kenzahn iſt der größte, während die beiden hintern an Größe wieder ab- . der aͤußere Rand hat zwei große Spitzen, der hintere Rand zwei kleinere 18) Abgebildet bei Fiſcher tab. 14 (L. Catta).— Joſephi, Anat. III. fig. 5. — Spix Cephalogenes. tab. VI. fig. 9.— Pander und d' Alton Skelete tab. 19) Fr. Cu v. dents des mammif. p. 24. tab. 10.— Daubenton (Buff. XIII. p. 193) giebt 38 Zähne an, nämlich 6 Backenzähne auf jeder Seite. 20) Wegen dieſer Lage und Form des untern Eckzahns ſieht ihn Cuvier (Leg. IV. 1. p. 254 u. 297) als erſten Backenzahn an, und betrachtet dann den äußern Schneidezahn als eigentlichen Eckzahn, ſo daß demnach im Unterkiefer auch nur 4 Schneidezähne wären. Dieſe Anſicht, daß ein Eckzahn dadurch als ſolcher gelten ſoll, daß er vor dem obern Eckzahne eingreift, gleichviel wie auch ſeine Form ſey, kann ich nicht theilen. Die 6 untern Vorderzähne liegen ſo dicht gedrängt aneinander, haben dieſelbe Richtung und Form miteinander gemein, daß ſie hiedurch als ein gleichwerthiges Ganzes ſich ergeben. Auch ſchließt ſich der erſte Zahn hinter ih— neu nicht unmittelbar an die folgenden an, ſondern läßt eine Lücke hinter ſich, iſt auch größer als ſie und giebt ſich durch Beides als Eckzahn kund. Beim Lori zeigt er ſich überdieß als ſolcher noch durch Größe und Form. - f Lemur. 265 kleinere, und zwiſchen dieſen beiden Rändern liegen in der Mitte zwei an- dere Spitzen, wovon die vordere ſehr groß, die hintere ſehr klein iſt. Der Hte Backenzahn iſt ebenfalls am aͤußern Rande zweiſpitzig, aber der innere Rand hat nur die vordere Spitze, und die mittlere große Spitze dehnt ſich zwiſchen beiden Rändern zu einer Leiſte aus. Der bte Backenzahn iſt außen zweiſpitzig mit einem innern Anſatz. — Von den untern Backen⸗ zähnen find die beiden erſten außen einſpitzig, die drei letzten, welche all- maͤhlig an Größe abnehmen, außen zweiſpitzig. Der 2te Backenzahn iſt groͤßer, als der erſte, und zeigt bereits einen Anfang zu einer zweiten Spitze. Die 3 letzten Backenzaͤhne haben ziemlich dieſelbe Form: eine Grube theilt ſie in eine vordere und hintere Haͤlfte, wovon die vordere zwei, die hintere eine Spitze hat 2). Vom übrigen Skelet ?) iſt nur noch zu bemerken, daß die Roͤhren⸗ knochen ſtark ſind, der innere Knorren des Oberarmbeins durchbohrt iſt, dem innern Rollhuͤgel gegenuͤber ein kleiner Anſatz liegt, und daß die Huͤft— beine lang, ſchmal und an beiden Seiten ſtark ausgeſchnitten ſind. Ueber die Beſchaffenheit der innern Theile iſt zu dem, was bereits in der Einleitung zu dieſer Ordnung geſagt worden iſt, nur Weniges noch beizufuͤgen. Des zungenartigen Vorſprungs unterhalb der aͤchten Zunge iſt ſchon gedacht worden. Das Zungenbein weicht in ſeiner Bildung von dem der achten Affen ab, und ſtimmt mit dem der Raubthiere uͤberein. Es iſt der Quere nach ausgedehnt, aber ſchmal; die hintern Hoͤrner ſind platt; die vordern, nochmal ſo groß als dieſe, beſtehen aus einem hintern kleinern und einem vordern laͤngern Stuͤck, und lenken ſich mit einem faſt eben fo langen, aber duͤnnern Griffelfortſatz ein. Der Magen iſt rundlich, mit ſehr großem linken Blindſack; der Blinddarm anſehnlich. Die Leber iſt 5 bis 6ſpaltig. Die Gallenblaſe zeigt eine eigenthuͤmliche Anordnung; ſie iſt naͤmlich mit dem Grunde nach hinten gewendet, ihr Gang 5mal länger als ſie ſelbſt, und bildet 5 bis 6 ſehr weite Windungen; der Lebergang und 21) Beim rothen Maki bemerkt Fr. Cuvier, daß an den obern ächten Backenzähnen die innern und hintern Höcker minder entwickelt ſind, indem der innere Rand nur eine einfache Leiſte zeigt und der große Höcker in der Mitte blos am erſten Zahn ſich findet; der letzte Zahn iſt den andern ähnlich, nur kleiner. 22) Das Skelet von Lemur Catta hat Fiſch er tab. 15 abgebildet; Daubenton bei Buff. XIII. tab. 25. Suppl. 34 266 Maki. der gemeinſchaftliche Gallengang find viel enger als jener. Die Bauchſpei⸗ cheldruͤſe iſt ſehr groß und lappig; daß ſie ſich aber, wie Daubenton angiebt, mit 2 — 3 Gängen in den Zwoͤlffingerdarm öffne, konnte Meckel nicht beſtätigen. Der Kehlkopf iſt groß; beim Vari kommt die Eigenthuͤm— lichkeit vor, daß jeder Bronchus mit einer trommelartigen Erweiterung ver— ſehen iſt ??), was an den andern Makis nicht gefunden worden iſt. Die Lungen haben rechts 4, links 2 Lappen. Die Baͤrmutter iſt an ihrem Grunde nicht mehr einfach, wie bei den aͤchten Affen, ſondern zweihoͤrnig. Die Eichel der Maͤnnchen iſt mit hornigen Haͤkchen, wie bei den Katzen, verſehen. Die Beſtimmung der Arten iſt noch ſehr ſchwankend, da mehrere derſelben zu variiren ſcheinen; proviſoriſch nehmen wir 8 an. 1. L. Catta Linn. Der Mokoko. Tab. XLI. XLI°. L. cinereus, subtus albus, cauda albo-nigroque annulata. Lemur Catta. Linn. XII. p. 45. — Schreb. S. 143. tab.41 (fig. Edw.), 41* (fig. Audeb.). — Hermann observ. zoolog. I. p. 12. — Desmar. mammif. p. 98. — Fiſcher, Anat. der Maki S. 17. — . Moco co. Burr. XIII. p. 174. tab. 22 DAUBENT. p. 184. tab. 23 — 25 (Ana⸗ tom.). — Aupee. maki p. 14. fig. 4. — Menag. du mus. II. p. 15 mit Abbild. — Cv. regn. anim. I. p. 107. — Fr. Cuy. mammif. p. 217. tab. 79. Dieſer zierlich gebaute Maki, durch ſeinen geringelten Schwanz von allen andern Arten hinlaͤnglich verſchieden, iſt ſchon von Schreber genau beſchrieben worden. Seine Länge iſt 13“, des Schwanzes 18 — 19%. 2. L. Macaco LV. Der Vari. Tab. XL. B. L. maculis magnis albis nigrisque variegatus, collari barbato. Lemur macaco. LIxx. XII. p. 44. — Schreb. S. 142 (3, 4) tab. 40 B (fig. Buff.). — Fiſcher, Anat. der Maki S. 21. — Desmar. mammif. p. 97. — Proceed. of the comm. of the zool. soc. I. p. 58 (Anatom.). Vari. Burr. XIII. p. 174. tab. 27 (); Dausent. p. 204. fab. 28, 29 (Ana- tom). — Auprz. mak. p. 16. fig. 5 (), 6(2). — Cov. regn. anim. I. P. 107. — Fr. Cuv. mammif. p. 223. tab. 82. i 23) Buff. XIII. tab. 29. fig.1. Lemur. 267. Die Behaarung iſt reichlich, beſonders an den Seiten des Kopfes und dem Halſe, und hat nur zwei Farben, ſchwarz und weiß, aufzuzeigen. Einfoͤrmig ſchwarz iſt nur der Schwanz, der uͤbrige Koͤrper dagegen beſteht aus großen ſchwarzen und weißen Flecken, wobei bald die eine, bald die andere Farbe die Oberhand bekommt. Die Laͤnge von der Schnautze bis zum After beträgt 1“ 8, die der Schweifrübe 1' 5%. — In der Mena⸗ gerie von Malmaiſon haben ſich dieſe Thiere fortgepflanzt. ö 3. L. niger Georrr. Der ſchwarze Maki. Tab. XL. B. L. totus niger, collari barbato. DR | X Lemur niger. GEoFFR. ann. du mus. XIX. p.159. — Desmar. mam- mif. p. 99. — BENNETT, proceed. I. p. 68. Lemur macaco. Schreb. S. 142. 1. tab. 40 A (fig. Edw.). Black maucauco. Edw. Slean. I. p. 13. tab. 217. en 1755, wo Edwards einen ſchwarzen Maki in London of ſah und zeichnete, iſt derſelbe nicht wieder bei uns gefehen worden bis zum Jahre 1833, wo ein ſolches Individuum der reichen Menagerie in London zukam. Linné und Schreber haben ihn nur für eine Spielart des Vari gehalten, und wie bei dieſem einerſeits die ſchwarze Farbe fo verdrängt, wird, daß das Thier fait oder ganz weiß wird, fo koͤnnte umgekehrt auch, die weiße Faͤrbung voͤllig verſchwinden, und die einfoͤrmig ſchwarze, wie bei dieſem ſchwarzen Maki, eintreten. Wirklich unterſcheidet er ſich vom, Vari blos durch den gaͤnzlichen Mangel an weißen Flecken, fo daß er al- lerdings nur eine ganz ſchwarze Abänderung deſſelben ſeyn koͤnnte. An 4. L. Mongoz Linn. Der Mongus. „L. canus, genis gastraeoque albidis, fascia frontali transversali nigra. Eemur, Mon goz. Linn. syst. p. 44. — Schreb. S. 137 (zum Theil). 8 x ; Desmar. mammif. p. 99. — GFHO PPR. ann. du mus. XIX. p. 161. Mongous. Bure. XIII. p. 176. tab. 26; DAUBRNT. p. 198. Lemur nigrifrons. - GEoFFR. ann. XIX. p. 160. — Drsuak. mammif. p- 101. — Zool. garden. p. 301 mit Abbild. e genis sordide rufis. 8 4 Maki d' An juan. Fn. Cuv. mammif. 2 2 live. DR 34 * 268 Maki. 5) bruneo-griseus, genis ferrugineis, manibus albidis. Lemur albimanus. Georrr. ann. XIX. p. 160. — Desmar. p. 99. — Aupep. maki fig. 1. Fr. Cuvier hat mit dem Namen Mongus die braunen Makis be⸗ zeichnet, waͤhrend Gmelin, Schreber und Fiſcher darunter die brau— nen und grauen zugleich begreifen. Da jedoch die Färbung beider ſehr er⸗ heblich abweicht, und deutliche Uebergaͤnge mir nicht bekannt ſind, ſo halte ich ſie ſpezifiſch auseinander, und behalte den Namen L. Mongoz fuͤr den grauen Maki bei, indem Linné denſelben als Lemur griseus cha⸗ rakteriſirt. Alle haben eine ſehr weiche, dichte und wollartige Behaarung. Ein ſchoͤnes ausgewachſenes Exemplar unſerer Sammlung zeigt fol— gende Faͤrbung. Scheitel, Hinterkopf, Oberruͤcken, Schultern, die Auſ— ſenſeite der Vorderglieder, der Schienbeine und der 4 Haͤnde, nebſt dem ganzen Schwanze ſind dunkel aſchgrau, indem die einzelnen Haare ſchwarz und weiß geringelt find. Der Mittel- und Unterrüden, nebft der Außenſeite der Schenkel iſt lichtbraͤunlich, indem hier die Haare ſchwarz und braͤunlich geringelt ſind. Ein Halsband, das von den Ohren beginnt und um die Kehle herumzieht, ferner der Unterhals, die Bruſt und ein ſchmaler Streif auf der Innenſeite der Vorderglieder ſind weiß; der Bauch und die Innenſeite der Schenkel iſt licht roͤthlichgelb. Die Stirngegend bis außerhalb und unterhalb der Augen herab iſt am dunkelſten und bildet eine faſt ganz ſchwarze Querbinde; die Schnautze faͤllt mehr ins Weißliche, die Schnurren ſind ſchwarz. — Das von Buffon und Daubenton beſchriebene Individuum kommt mit dem unſerigen uͤberein, nur iſt ſeine Faͤrbung nicht ſo ſchoͤn aſchgrau, ſondern mehr gelblich grau. — Die Länge iſt 1' 5%, des Schwanzes 1' 8, — Dieß iſt der achte L. ni- grifons von Geoffroy (nicht von Fr. Cuvier), wie ihn jener Zoolog, Desmareſt und namentlich Bennett im Zool. garden beſchrieben ha= ben. Buffon's Exemplar (auf welches Geoffroy und Desmareſt ih— ren L. Mongoz begruͤndet haben) weicht nur darin ab, daß das Schwarz auf der Stirne eine geringere Ausdehnung hat?“). 21) Schreber hat zwar auf Tab. XXXIX. A. Buffon's Figur kopirt, ihr aber ine ganz unrichtiges Kolorit gegeben. "| Lemur. 269 Als eine bloße Abänderung von dieſer Art muͤſſen wir ein von Fr. Cuvier unter dem Namen Maki von Anjuan kurz beſchriebenes Maͤnn⸗ chen anſehen, das dieſelbe Farbe, wie die Hauptart hat, mit Ausnahme des Backenbartes, der truͤb roth iſt. — Eine andere Abaͤnderung iſt der L. albimanus, bei dem die braͤunliche Färbung ſich auf der ganzen Auſ⸗ ſenſeite ausbreitet und dieſe dadurch graubraun macht, waͤhrend die Unter⸗ feite lichter, der Bauch roͤthlich, der Schwanz grau, und, was ihn der vo— rigen Abaͤnderung anſchließt, der Backenbart roſtroth iſt; die Haͤnde fallen ins Weißliche, indem die ſchwarzen Ringe an den Haaren derſelben faſt ganz verdraͤngt find, i 5. L. rufifrons Bexs. Der rothſtirnige Maki. L. cinereus, subtus artubusque rufescentibus, fronte supra rufa, infra alba, li- nea nigra divisa. f Lemur rufifrons. BENE . 17868 of the 00 0 soc. I. (1833) p. 106. Sechſte Spielart des Mongus. Schreb. S. 139. Nach einem lebenden Exemplare entwirft Bennett folgende Beſchrei⸗ bung: Der Ruͤcken iſt grau, wobei die Haare an der Wurzel dunkler ſind; der Schwanz iſt dunkler als der Ruͤcken und iſt auf der Unterſeite an ſeiner Baſis, ſo wie die Gegend um den After ſchwarz. Der Unter⸗ leib, die Hüften und die Gliedmaſſen, namentlich die Ruͤckenſeite der hin- tern, haben eine roͤthliche Beimiſchung. Eine breite rothe Binde verlaͤuft auf dem Obertheil der Stirne von einem Ohr zum andern, und indem ſie blaſſer wird, zieht ſie abwaͤrts und bildet einen um's Kinn herumreichenden Backenbart, faſt ſo wie bei L. collaris. Unter dieſer rothen Binde und jederzeit über, außerhalb und unter dem Auge, iſt ein weißer, faſt kreisfoͤr— miger Fleck. Laͤngs der Mitte der Stirne verlaͤuft eine ſchwarze Linie, wel⸗ che ſich zwiſchen den Augen ausbreitet und mit der kohlſchwarzen Naſe im Zuſammenhang iſt. Das Geſicht iſt länger und ſpitziger als bei L. albi- frons, collaris etc. etc. und kommt in Form mit dem von L. Macaco, Catta etc. etc. überein. Der Schwanz iſt cylindriſch und buſchig. Die Laͤnge des Körpers beträgt über 1“, die des Schwanzes noch mehr. — Ein aͤhnliches Thier, und zwar nach dem Leben, beſchreibt Schreber. Dieſer rothſtirnige Maki naͤhert ſich ſehr den beiden letztgenannten Abänderungen 270 Maki. des Mongus an, von denen er ſich hauptſaͤchlich nur durch die rothe Stirn- binde und die weißen Flecke uͤber und unter den Augen. unterſcheidet; die Folgezeit muß lehren, ob er mit Recht ſpezifiſch von letzterem geſondert worden iſt. * 6. L. collaris Georrr. Der Fuchsmaki. L. ful vus aut fuscus, subtus dilutior, facie nigricante. a) Collari rufo. Lemur collaris. Georrr. ann. du mus. XIX. p. 161.— Desnar. P. 100. Mongous. Fr. Cov. mammif. p. 211. tab.76.— Schreb. S. 137 (zum Theil). tab. XXXIX. B. (fig. Edw.) Lemur fulvus. @Georrr. ann, ann. XIX. p. 1613 meénag. du mus. II. P. 22. mit Abbild. — Desmar. mammif. p.99. — Fiſcher, Maki S. 21. Grand Mongous. Burr. suppl. VII. p.118. tab. 33. hn 8) Collari griseo. Lemur nigrifrons. Fr. Cuv. mammif. p. 222. tab. 81. Lemur Simia-Sciurus. Schreb. S. 137. tab. 42. (fig. Petiv.) Von dem grauen Mongus unterſcheidet ſich unſer Fuchsmaki nur durch feine rothbraune Farbe. Als Typus muͤſſen wir den L. collaris, der iden= tiſch mit dem Mongous von Fr. Cuvier iſt, betrachten. Hinterkopf, die Oberſeite des Koͤrpers und die Außenſeite der Gliedmaſſen iſt braun, roͤth— lich gewaͤſſert, oder, wie Fr. Cuvier ſagt, braunfahl und olivenfarbig oder gelblich gewaͤſſert; der Unterleib und die Innenſeite der Gliedmaſſen iſt⸗ blaß fahlgelb. Geſicht, Ohren und Innenſeite der Haͤnde ſind dunkel vio— lett; der Scheitel beim Maͤnnchen ſchwarz, beim Weibchen (nach Fr. Cu— vier) grau. Die Wangen ſind mit einem ſchoͤnen orangefarbigen Backen— bart eingefaßt. Der Schwanz ift von der Ruͤckenfarbe und wird gegen das Ende ſchwarz. Die Groͤße iſt die des Mongus. N Hieher zaͤhle ich auch den L. nigrifrons von Fr. Cuvier, nicht von Geoffroy und Bennett, welcher der aͤchte Mongus iſt. Jener weicht von der Hauptart nur dadurch ab, daß die Farbe duͤſterer, auf den Vordertheilen des Kopfs mehr ſchwarz (Stirne und ganzes Geſicht find von dieſem Kolorit) und der Backenbart grau iſt; uͤbrigens iſt die Ver⸗ theilung der Farben und die Groͤße bei beiden gleich. Ich glaube nicht, Lemur. 271 daß dieſe geringe Abaͤnderung des Kolorits hinreicht, den ſchwarzſtirnigen Maki Fr. Cuvier's von unſerm Fuchsmaki ſpezifiſch zu trennen. Zu je⸗ ner Spielart wird wohl auch noch Petiver's Simia-sciurus gehören. 7. L. albifrons Georrr. Der weißſtirnige Maki. Tab. XXXIX. D. L. fuscus, subtus dilutior, facie nigricante fascia alba cincta. Lemur albifrons. GEoFFR. ann. du mus. XIX. p. 160 — Aüpeer. 8 P. 13. f. 3.— Schreb. tab. 39 D (fig. Aud.) . — Fiſcher, Anat. der Mak. S. 23. — Desmar. mammif. p. 100. — Cuv. regn. anim. I. p. 107. — Fr, Cuv. mammif. p. 215, tab. 77. — BRENNBTT zool. garden. p. 299 mit Abbild. 6) fronte alba taenia nigra divisa. Lemur rufus. Aupes. mak. p. 12. fig. 2. — Schreb. tab. 39. C. (fig. Au- deb.) — Gro R. ann. p. 160. — Desmar. p. 100. Dieſe Art oder vielleicht auch nur Abaͤnderung von L. collaris iſt nach vielen Exemplaren bekannt. Sie hat die Groͤße und Geſtalt des letz— teren, und unterſcheidet ſich von ihm durch die weiße Einfaſſung des Ge— ſichts. Nach Fr. Cuvier iſt die Farbung folgende: Alle obern Theile, die Außenſeite der Gliedmaſſen und das erſte Drittel des Schwanzes ſind gol— dig kaſtanienbraun; die untern Theile und die Innenſeite der Gliedmaſſen oliven braungrau; die beiden letzten Drittel des Schwanzes ſchwarz. Der Vordertheil des Kopfs bis zu den Ohren, den Wangen und die Unterfeite des Unterkiefers ſind weiß. Geſicht und Sohlen der vier Haͤnde ſind vio— lettſchwarz; die Iris orangefarben. Eine leichte Abänderung ſtellt das in der Menagerie zu London aufbewahrte Individuum dar. Bei ihm iſt Ruͤcken und Seiten graulich braun mit leichtem roͤthlichen Anflug, der Hinterkopf faſt ſchwarz; die Außenſeite der Gliedmaſſen rothbraun, eben ſo der Schwanz auf 3, aber mit ſchwarzem Ende. Die Innenſeite der Gliedmaſſen und der Nacken iſt weiß; eben ſo eine breite weiße Binde von wolligen Haaren, welche ſich uͤber die Stirne zieht und die Ohren nebſt den Seiten des ya ein⸗ nn. Schnautze und Hände find: purpurſchwarz. Hieher möchte wohl auch der Lemur rufus gehören, der nach einem le ausgeſtopften Exemplare in der pariſer Sammlung bekannnt iſt; Audebert hat ihn gezeichnet. Er ift fo groß als der Mongus, oben gelblich roth, unten ſchmutzig weiß; das ſchwarze Geſicht iſt von einem breiten weißen Kranz umgeben, der aber in der Mitte durch einen ſchwar— zen, von der Naſe zum Hinterhaupt laufenden Streifen getheilt wird. Ein ähnliches Individuum, aber von brauner Farbe, beſchreibt Schreber (S. 139) unter ſeiner fuͤnften Spielart des Mongus. Der Unterſchied von dem eigentlichen und haͤufig vorkommenden L. albifrons beſteht alſo nur darinnen, daß die weiße Stirne von einem Rn Laͤngsſtreifen durch⸗ ſchnitten wird. Fr. Cuvier beſchreibt das Weibchen (tab. 78) als von derſelben Faͤrbung wie das Maͤnnchen, nur mit dem Unterſchiede, daß jenes etwas mehr ins Gelbe faͤllt und daß die weißen Parthien dunkelgrau ſind. Daß dieſes Weibchen zu L. albifrons gehoͤre, ſchließt er daraus, daß es ſich mit dem Maͤnnchen begattet und ein Junges erzeugt habe. Hiemit beweiſt er aber zu viel, denn geſetzt auch, daß die braunen Makis wirklich in mehrere wahre Arten geſondert werden muͤßten, ſo wuͤrde dieß doch zwi— ſchen ihnen die Moͤglichkeit einer Maulthier-Bildung fo. wenig, als zwi— ſchen Pferd und Eſel, oder Loͤwe und Tiger ausſchließen. Im Wider— ſpruch mit Fr. Cuvier halte ich vielmehr das Weibchen, welches er dem L. albifrons zuſchreibt, fuͤr dem L. nigrifons angehoͤrig, und werde in dieſer Meinung um fo mehr beſtaͤrkt, da Mac Leay (Linn. transact. XIII. p. 624) ein Weibchen von L. albifrons geſehen hat, welches die— ſelbe weiße Einfaſſung des Geſichtes, wie das von Cuvier u. A. SR bene Männchen, aufzuweiſen hatte. 8. L. ruber Georrr. Der rothe Maki. L. castaneo - rufus, gastraeo, artuum latere interno, cauda manibusque nigris. Le mur ruber. Georrr. ann. du mus. XIX. p. 159. — DR SMag. mammif. p. 98. — Gnirrirꝝ anim. kingd. I. p. 228 mit 25 — er Beritt p- 145 mit fig. Maki roux. „En. Cuy. mammif. p.219. tab. 80. Commerſon hatte von dieſer ſchoͤnen Art während ſeines Aufent⸗ haltes auf Madagaskar zuerſt Kenntniß erhalten und eine Zeichnung ent— nommen, die man jedoch in Paris nicht eher beachtete, bis Peron ein Fell Chirogaleus. 273 Fell einſandte, wonach Geoffroy die neue Art charakteriſirte. Eine ges nauere Beſchreibung mit vortrefflicher Abbildung theilte uns hierauf Fr. Cuvier nach einem lebenden weiblichen Exemplare mit; ein anderes leben des Thier in der Sammlung zu Exeter Change erwaͤhnt Griffith, und ein mehr als die Haͤlfte groͤßeres Individuum wie das pariſer, wird von Bennett aus dem zoologiſchen Garten in London beſchrieben und in einer Holzvignette gut abgebildet. Die Haare des Oberleibs und des Schwanzes ſind ſehr lang, weich und wollig, die des Unterleibs kuͤrzer. Die Faͤrbung iſt an den bisher beobachteten Individuen ſehr conſtant, und oben heller als unten, was ein ſeltener Fall bei Saͤugthieren iſt. Es iſt naͤmlich die ganze obere und aͤußere Seite (d. h. Scheitel und Seiten des Kopfes, Nacken, Ruͤcken und Außenſeite der Gliedmaſſen) von einem ſchoͤnen Braunroth; dagegen iſt die ganze Unterſeite des Leibes, ſo wie der Schwanz, das Geſicht, die Innenſeite der Gliedmaſſen und die vier Haͤnde kohlſchwarz. Auf den Hinterhaͤnden findet ſich ein ſchmaler weißer Streif; ein großer weißer Fleck bedeckt den Nacken, die Haare an den Wangen ſind gewoͤhnlich etwas lichter als die uͤbrigen; die Iris hellgelb. Bennett giebt die Laͤnge von der Schnautze bis zur Schwanzwurzel auf 2“, die des Schwanzes noch groͤßer an. XIX. CHIROGALEUS. Katzenmaki. ) 00. 2 5 Dentes ineisivi =; corpus robustum, caput magnum valde latum, ro- strum breve, auriculae rotundatae breves, cauda longa. Unter dem Namen Myspithecus errichtet Fr. Cuvier in der Quart⸗ ausgabe ſeines Saͤugthier-Werkes eine beſondere Gattung von Halbaffen, welche er zwiſchen die Makis und Galagos ſtellt: von jenen durch die Form des Kopfes, die Verhaͤltniſſe der Gliedmaſſen und das Naturell abweichend, obſchon ſie ſich ihnen ſehr durch das Gebiß annaͤhert. Ihr Kopf erinnert an die Galagos, wiewohl die Ohren kurz und aͤhnlich denen der Makis find. Auch mit Chirogaleus findet Fr. Cuvier Aehnlichkeit, und Ge: Suppl. 35 274 Katzenmaki. offroy glaubt in dieſem Thiere wirklich den achten Chirogaleus?s) zu entdecken, eine Gattung, die er fruͤher blos nach den Zeichnungen von Commerſon aufgeſtellt hatte, in welchen aber ganz unrichtig allen Fin— gern, mit Ausnahme des Daumens, Krallen gegeben waren. Nach dem lebenden Thiere, das der Contre-Admiral Milius aus Madagaskar mit⸗ brachte und Fr. Cuvier unter obigem Namen abbildete, giebt jetzt Gle— offroy folgende Gattungsmerkmale: der Leib unterſetzt; der Kopf ſehr dick, beſonders ſehr breit, die Augen betraͤchtlich groß; die Schnautze, ſchon hoͤchſt auffallend durch ihre Kuͤrze, wird es uͤberdieß noch durch die dicken Oberlippen, welche den Rand der untern bedecken; die Ohren ſind rund und kurz; endlich der Schwanz iſt lang, buſchig und regelmaͤßig wals zenfoͤrmig. Die Zahnformel iſt wie bei den Makis: Schneidezaͤhne 3, Ed: zaͤhne = Backenzaͤhne 55 — 36 Zähnen im Ganzen. — Nach Fr. Eu⸗ vier's Beſchreibung ſind im Oberkiefer die Schneidezaͤhne nicht hintereinander, wie bei den Makis, ſondern nebeneinander geſtellt; die bei⸗ den mittlern ſind durch einen weiten Zwiſchenraum voneinander getrennt, cylindriſch und ſtumpf; die beiden äußern find viel kleiner und kegelfoͤrmig. — Die Eckzaͤhne ſind koniſch, ſtumpf und wie abgenutzt. — Von den Backenzaͤhnen ſind die beiden erſten als kleine, einfache Luͤckenzaͤhne mit einer einzigen Wurzel anzuſehen. Der Ite Backenzahn hat einen einfachen Hoͤcker an ſeinem aͤußern Rande, und einen kleinen Anſatz an ſeinem in— nern. Der 4te und dte hat zwei Hoͤcker am äußern Rande, und am in— nern einen Anſatz, der von einer ſchwachen Leiſte umgeben iſt. Der 6te iſt viel kleiner als die beiden vorhergehenden, und gleicht ihnen in der Geſtalt. Im Unterkiefer find die Schneidezaͤhne lineal, vorwärts ges neigt, unten dicker von vorn nach hinten als an der Spitze; die beiden äußern größer als die mittlern und gegen ſie ſchief geneigt, fo daß dieſe Zähne unten einen viel groͤßern Raum einnehmen, als an ihrem Ende, wel— ches genau dem Zwiſchenraum entſpricht, der die obern Schneidezaͤhne trennt, — Die Eckzaͤhne find koniſch, kleiner als die obern und corre— 25) Nach den erwähnten Zeichnungen hatte Geoffroy lediglich nach der Größe 3 Arten unterſchieden: Ch. major (11“ lang), medius (8, und minor (7°). Vergl. Ann. du mus. XIX. p. 171. tab. 10. Chirogaleus. 275 ſpondiren der Baſis auf der Innenſeite dieſer letztern. — Von den Bak⸗ kenzähnen find: die beiden erſten einfache koniſche Luͤckenzaͤhne mit einer einzigen Wurzel. Die 3 folgenden Backenzaͤhne haben dieſelbe allgemeine Form: zwei ſehr ſtumpfe Hoͤcker am aͤußern Rande, und eine einfoͤrmige Verlaͤngerung am innern. n 1. Ch. Milii Ggorrx. Der fahlgraue Katzenmaki. Ch. flavo-cinereus, subtus albus, facie manibusque carneis. Chirogaleus Milii. Georrr. cours de Phist, nat. des mammif. 11.leg. P. 24. Maki nain. Fr. Cuv. mammif. 32. livr.; Myspithecus Typus in der Qiuartausgabe. In der Folioausgabe hat Fr. Cuvier dieſe Art unter dem Namen Maki nain beſchrieben; in der Quartausgabe, nachdem er ihre generiſchen Merkmale kennen gelernt hatte, nennt er ſie Myspithecus Typus; wir behalten den von Geoffroy gegebenen Namen bei. Den Gliedmaſſen nach kommt fie in der Geſtalt mit den Makis uͤberein, deren hakenfoͤrmi⸗ gen Nagel am hintern Zeigefinger ſie ebenfalls hat; der Schwanz iſt min⸗ der buſchig. Die Ohren ſind ſehr abgerundet, ohne Helix, aber mit den beiden Ohrklappen; die Augen groß und mit runder Pupille, und die Na⸗ ſenloͤcher ſpringen über die Kiefer vor. Die Zunge iſt fanft, aber man bemerkt an ihrer Unterſeite einen Anhang, der ihr Ende uͤberragt und an dem Punkte entſpringt, wo die Zunge ſich am Unterkiefer anheftet; er wird jedoch nicht eher frei, als indem er ſich dem Ende von dieſem naͤ— hert (Aehnliches kommt auch bei den Makis vor). Die Ruthe hat die Geſtalt wie bei den Makis, ohne jedoch, wie bei dieſen, mit hornigen Stacheln beſetzt zu ſeyn. Der ganze Koͤrper, Schnautze und Ende der Gliedmaſſen ausgenommen, iſt mit einem dichten weichen Pelze bedeckt. — Die Farbe iſt auf Kopf, Ruͤcken, Außenſeite der Glieder und dem Schwanze einfoͤrmig fahlgrau; am Unterkiefer, an der Kehle, der Unterſeite des Rumpfes und der Innenſeite der Gliedmaſſen weiß; Geſicht und Haͤnde fleiſchfarben; zwiſchen den Augen ein weißer Laͤngsfleck mit ſchwarzem Sau— me an den Seiten. Zwiſchen Maͤnnchen und Weibchen giebt es in der Faͤrbung keinen Unterſchied. 35 * 276 Katzenmaki. Die Länge vom Hinterhaupt bis zur Schwanzwurzel beträgt 7“ 6%, des Kopfes vom Hinterhaupt bis zur Schnautze 3“ 9", des Schwanzes 11% 4%; die Höhe an den Schultern 5“ 44, i Die pariſer Menagerie erhielt ein Paͤrchen von Madagaskar. Bei Tage verſteckt ſich dieſer Maki in Heu und hat einen tiefen Schlaf. So— bald die Nacht beginnt, wird er munter und bleibt es, ſo lange ſie dauert. Zu dieſer Zeit iſt er außerordentlich lebhaft und gewandt, und macht Spruͤnge von 6 — 8 Fuß in die Hoͤhe. . N Anmerk. 1. Zu dieſer Gattung gehört, aller Wahrſcheinlichkeit nach, der Lemur einereus Geoffr.; ein Thier, das man blos nach einem von Son nerat mitgebrachten und von Buffon (Suppl. VII. tab. 34) und Audebert (Maki fig. 7) abgebildeten Exemplare kennt; letztere Abbildung hat Schreber (tab. XL. C) kopirt. Der Kopf iſt ſehr breit an der Stirne, und ſehr ſpitzig an der Schnautze, die Ohren ſind breit, oben abgerundet und behaart. Die Haare find weich und wollig, auf dem Rücken 6“, unten 4“, an der Spitze des Schwanzes 7.“ lang. Die Farbe iſt grau, mit blaß fahl gewäſſert, weil jedes Haar an der Wurzel mausgrau, an der Spitze licht fahl iſt. Die ganze Unterſeite iſt weiß, was am Bauche und der Junnenſeite der Hinterbeine mit Gelblich und Graulich ſich miſcht. Der Kreis um die Augen, Ohren und die Wangen find graulich; der Schwanz von gleicher Farbe mit dem Korper. Die gerade Länge iſt 10“ 3°, nach der Krümmung 14°, des Schwanzes 15“. Aus dieſer ganzen Beſchreibung geht hervor, daß erwähntes Exemplar ſehr nahe mit dem Ch, Milii übereinkommt. An merk. 2. Vigors (zoolog. journ. IV. p. 111) glaubt die von Commerſon gezeichnete und von Geoffroy Chirogaleus genannte Gattung in einem Exemplare des zoologi— ſchen Muſeums zu London gefunden zu haben, und giebt ihm deshalb den Namen Chi- rogaleus Commersonii. Leider konnte er vom Gebiß nichts weiter ſehen als die Schnei— dezähne, von denen er ſagt: „es find ihrer vier in jedem Kiefer, außerordentlich regelmä— ßig, die des Oberkiefers ungewöhnlich ſtark und faſt cylindriſch.“ Iſt dieſe Angabe richtig, ſo würde das fragliche Exemplar nicht zu Chirogaleus, ſondern zu Habrocebus gehören; hierüber ſind weitere Unterſuchungen zu erwarten. Was die Art anbetrifft, ſo iſt von ihr die Diagnoſe gegeben: „Ch. rufo -griseus, pectore abdomineque pallide rufis, re- gione supra oculos eircaque os alba, macula frontali, linea utrinque ab oculis ad oceiput extensa caudaeque apice nigris. Die Haare auf dem Körper find an der Wurzel braun, in der Mitte rothbraun, am Ende ſchwarz, Das Rothe herrſcht längs des Rückgraths und an der Schwanzwurzel vor. Die Ohren ſind innen und außen an der Wurzel behaart, am Rande nackt. Die Länge des Körpers iſt 183%, des Schwanzes 17”. Microcebus. Bi XX. MICROCEBUS. Zwergmaki. Obſchon Fiſcher von dieſem Thiere nur ein ausgeſtopftes Exemplar im pariſer Muſeum durch die Glasſcheiben betrachten, alſo nicht naͤher un— terſuchen konnte, ſo hatte er doch vorausgeſagt, daß es von der Gattung Lemur getrennt werden müßte, ſobald fein Skelet bekannt geworden wäre, Wirklich hat es auch ſpaͤter Geoffroy unter dem Namen Microcebus davon geſondert und giebt von der neuen Gattung folgende Merkmale: „Die Zwergmakis ſind eine Wiederholung der Makis mit folgenden Ab— weichungen: die Hinterbeine ſind verhaͤltnißmaͤßig laͤnger, ohne es jedoch ſo ſtark zu ſeyn, wie bei den Galagos; die groͤßere Laͤnge ruͤhrt her von der etwas ſtaͤrkeren Ausdehnung der Hauptknochen des Tarſus. Die Schnautze iſt kuͤrzer, ohne dabei minder fein zu ſeyn, was von der Groͤße der Augen herruͤhrt, welche zugleich näher beiſammen ſtehend und uͤberdieß an den Seiten vorſpringender ſind. Die Stirne hat keine ſo große Breite wie bei den Katzenmakis; die Gehoͤrpauken haben mehr Umfang als bei den Makis; endlich ſind die Kiefer kuͤrzer, die Zaͤhne, welche von gleicher Anzahl find, feiner, genaͤherter und nach ihren Sorten von einer gleichar— tigeren Form.“ Zuletzt ſetzt er hinzu, daß die Ohren unbehaart ſind. Ich füge nun noch die Beſchreibung der Zähne bei, wie ich fie mir nach einem Exemplare in der frankfurter Sammlung aufgezeichnet habe: Schneidezaͤhne 5, Eckzaͤhne 1.7, Backenzaͤhne $4. Von den obern Schneidezaͤhnen ſind die beiden mittlern durch eine Luͤcke voneinander getrennt, kurz, ſchmal, meiſelfoͤrmig und etwas ſtaͤrker als die untern; die untern ſind kammartig, verlaͤngert, ſchief vorwaͤrts gerichtet, der aͤuſ— ſere ſtaͤrker. — Die obern Eckzaͤhne find länger als die andern, zuſammen gedruͤckt und etwas gekruͤmmt; die untern ſchief vorwaͤrts geneigt (auch Fiſcher bemerkt, daß die untern Eckzaͤhne und die erſten Backenzaͤhne nach vorn gerichtet find). — Von den obern Backenzaͤhnen find die beiden erſten einfach, der 3te mit einem kleinen innern Anſatz; die 3 hin- tern, wovon der letzte der kleinſte, außen mit 2 Spitzen, innen mit brei— tem Anſatz. Im Unterkiefer iſt der Iſte Backenzahn eckzahnartig, aber kuͤr⸗ zer, der te mit einem vordern Kegel; die 3 hintern mit einer Querfurche und einer Art Laͤngsleiſte laͤngs der Mitte, wodurch außen zwei kurze 273 Zwergmaki. Zacken, innen eine Grube entſteht; der letzte bluten mit kleinem Anſatz. Dem Zahnbau En 0 095 alſo dieſe Gattung fall. ganz mit Chiro- galeus überein, von dem fie ſich jedoch durch ſchmächtigere Formen, haupt⸗ ſaͤchlich aber durch die großen haͤutigen, nackten Ohren unterſcheidet, wor durch ſie ſich noch mehr den Galagos, als dieß mit den Katzenmakis der Fall ift, annaͤhert. Sie gehört ebenfalls Madagaskar an. 1. M. murinus Penn. Der fahle Zwergmaki. Tab. XL. D. M. rufo - auratus, gastraeo artuumque latere interno albis. | Lemur murinus. Pens. quadr. I. p.247.— (M. murinus) Marrın proceed. of the zool. soc. III. (1835) p. 125 (Anatomie). a Lemur pusillus. Georrr. mag. encyel. I. p. 20. — Aupes. mak. p. 19, fig. 8. — Schreb. tab. 40 D (fig. Audeb.). — Fiſcher, Anat. der Maki S. 24. — Srıx. cephalog. tab. VI. fig. 10 (Schädel). ‚ur Galago madagascariensis. GEoFFR. ann. du mus. XIX. p. 166. — Desmar. mammif. p. 103. — Kuhl naturh. Fragm. II. S. 35. tab. VI“ (Magen). — Rat de Madagascar. Burr. suppl. III. p. 149. tab. 20. Microcebe roux. GgoPR. cours de Phist. nat. II. leg. Pp. 26. Die Diagnoſe von Geoffroy lautet: Haare wollig und goldroth, am Bauche rothgrau, Schwanz lang und zumal am Ende buſchig. Das frankfurter Exemplar iſt an der ganzen Ober- und Außenſeite ſchoͤn roft- gelb; die Unter- und Innenſeiten gelblichweiß; die Laͤnge 5“, die nackten Ohren 7% der Schwanz 3“ 4 (letzterer iſt alſo, nach Vergleich mit an— dern Exemplaren, verſtuͤmmelt). Das von Buffon erwaͤhnte Exemplar ift 544 lang, der Schwanz noch etwas länger, Es zeigte ſich als ein durch— aus naͤchtliches Thier, war ſehr lebhaft, fraß ſitzend auf den Hinterfuͤßen wie ein Eichhoͤrnchen, und brachte mit den vordern die Nahrungsmittel zum Munde, wobei es den Schwanz an den Ruͤcken anlegte; auch kletterte es wie jenes). i 1) Aus der von Martin gelieferten Anatomie dieſer Art iſt Folgendes hervorzuheben. Sein Judividuum hatte eine Länge von 5“ und der Schwanz 6“. Die Ruthe mit einem gro— ßen hängenden Hodenſack war 1“ lang und mit einem Knochen verſehen. Der Magen war et was oval und die Einſenkung der Speiferöhre nur 3,“ von dem Pförtner entfernt. Der Dim Stenops. ! 279 XXI. STENOPS. Lori. 2.2 Dentes incisivi s eaput rotundatum, rostrum breve, oculi approxi- mati magni, artus elongati, cauda nulla. Die Loris bilden eine ſehr ausgezeichnete, von den Makis auffallend verſchiedene Gattung, indem die Schnautze ſehr kurz, obwohl ebenfalls zugeſpitzt, die Augen ſich ſehr genähert, vorwärts gewendet und ungemein groß, der Unterleib lang und ſchmaͤchtig, die Gliedmaſſen ſehr geſtreckt, ſchlank und faſt gleich lang ſind, ſo daß die vordern nur wenig von den hintern an Laͤnge übertroffen werden; endlich zeichnen fie ſich in dieſer Ord⸗ nung vor allen andern Gattungen noch durch den Mangel des Schwanzes aus, der hoͤchſtens als eine Spur unter der Haut zu entdecken iſt. Die Ohren ſind von maͤßiger Groͤße und haben eine Verdopplung der Leiſte und ihrer Gegenleiſte. Die Haͤnde ſind ziemlich kurz; die Daumen groß und weit abſtehend; der Zeigefinger vorn wie hinten verkuͤrzt und der kleinſte Finger; der vierte iſt der laͤngſte. Die Naͤgel ſind breit und platt, mit Ausnahme der ſchmalen und langen Kralle am hintern Zeigefinger. Die Handflaͤchen ſind gut gepolſtert. Die Weibchen haben, unmittelbar unter der Bruſt, 4 laͤngliche Zitzen, doch haben ſie ebenfalls nur zwei Bruſtdruͤſen, indem naͤmlich jede mit zwei Warzen verſehen iſt. Der Schädel?), obſchon im Allgemeinen nach dem Typus der Ma⸗ kis geformt, unterſcheidet ſich doch von denſelben hoͤchſt merklich durch den ungleich kuͤrzeren Geſichtstheil. Der Hirnkaſten iſt groß, gewoͤlbt, hinten am breiteſten. Die Augenhoͤhlen ſind mehr vorwaͤrts gewendet und zu— gleich näher zuſammengeruͤckt als bei den Makis; letzteres bei dem ſchlan— darm war 1“, der Dickdarm 8, der Blinddarm 11“ lang; das Duodenum etwas dicker als der Dickdarm. Die Leber beftand aus 3 Lappen, deren mittlerer 2 Einſchnitte zeigte, in deren rechtem die Gallenblase zu liegen anfteng. Dieſe war ſehr klein, nur 3“ lang, ihr Hals lag am Rande der Leber, ihr Grund einwärts, fo daß der Gang eine ſcharfe Wendung am Anfang machte und! dann längs der Blaſe verlief. Die Lungen hatten rechts 3, links 2 Lappen. Das merkwürdige Gefäßgeflechte an der vordern und hintern Extremität, das die Loris auszeichnet, fehlte hier ganz; die Einſpritzung der Schlüſſelbein⸗ und Schenkelarterie zeigte nur die gewöhnliche Anordnung der übrigen Quadrumanen. 2) Abbildungen bei Fiſcher, Anatomie der Makis tab. 8 (Ste- mops ceylonicus), tab. 11 (St. gracilis). — Spix cephalog. tab. 6. fig. 11 (St. 5 1 D' Alton's Skel. tab. 7. fig. 6 (St. tardigradus). * 280 Lori: ken Lori in einem ſolchen Grade, daß zwiſchen beiden Augenhoͤhlen nur eine ganz duͤnne Wand beſteht. Sie haben eine runde Form mit ſcharfen aufgeworfenen Rändern, fo daß vorn zwiſchen ihnen das Stirnbein ziem: lich eingeſenkt iſt. Die Jochfortſaͤtze des Stirn- und Wangenbeins bilden nur eine ſchmale, aber weit abſtehende Knochenbruͤcke, ſo daß Augenhoͤhle und Schlaͤfengrube eine ſehr geraͤumige Communikation haben. Die bo— genfoͤrmigen Linien ſind ſehr markirt, bleiben aber weit auseinander; das Hinterhauptsbein ſpringt uͤber die Querleiſte mit einer breiten Spitze her— vor. Der Jochbogen wird hinten breit, und, was bei den Makis nicht der Fall iſt, bildet hier eine weite Aushoͤhlung, die unmittelbar in den Gehoͤr— gang verlaͤuft; die Pauke iſt ſtark ausgedehnt und zeigt keine Spur von einem Griffelfortſatz. Die Schnautze iſt in beiden Arten ſehr verſchieden gebildet; bei dem großen Lori liegt das Ende der Naſenbeine und die Na— ſenoͤffnung ſenkrecht über dem Zahnfaͤcherrande der Schneidezaͤhne, fo daß alſo die Schnautze hier gerade abgeſtutzt iſt; bei dem ſchlanken Lori dagegen ſpringen die Naſenbeine, zugleich mit dem obern Rande der Seitentheile vom Zwiſchenkieferbeine, um 2%" über den Fachrand der Schneidezaͤhne hervor, wodurch die Schnautze einen hunds- und haiartigen Vorſprung uͤber die Mundoͤffnung bildet. Der Unterkiefer iſt, wie bei den Makis, nur wegen des kuͤrzern Geſichtstheils nicht ſo lang, hiedurch mehr mit dem von Chirogaleus und Microcebus uͤbereinkommend. Um die Verſchiedenheit des Loriſchaͤdels von dem des Maki recht anſchaulich zu machen, ſtelle ich die Hauptausmaaße des Stenops tardigradus und Lemur Catta zu⸗ fammen 3), Stenops | Lemur tardigrad. | Catta. Ganze Länge des Shädld . » 2 .. . 2% 0% % 0% Von der Wurzel der Naſenbeine bis zu der der Schnei— f dezaͤhne e e dee e e e ee ee eee Von der Wurzel der Naſenbeine bis zur Hinterhaupts— i leiſte * + + — 0 + + * + * . . + + 1 62 2 2 Vom vordern Augenwinkel bis zu 90 Schneidezaͤhnen 0 54 1 2 — — — — bis zum Naſenbeinende. . 0 2 0 9 3) Vergl. auch die Tabelle in der Einleitung zu dieſer Familie S. 255. Breite Stenops. 281 Lemur Catta. Breite zwiſchen den Augenhoͤhlen 1% 4% 1“ 9% hinter dem Gehörgang . i., een, ale „ e e ,,, Höhe des Schaͤdels mit dem Unterkiefer. . 1 3 1 8 Länge des Unterkiefers an. Na e e es lo 0 Vom übrigen Skelett?) ift Folgendes zu bemerken. Die Wirbel- faule zeichnet ſich aus durch die lange Lendengegend, indem hier die größte Zahl von Wirbeln, naͤmlich 8 — 9 vorkommt; auch der Ruͤckenwirbel ſind hier mehr als bei allen andern Gattungen, naͤmlich beim St. tardigradus 16 und beim St gracilis 15, bei welchem letzteren zwar Cuvier nur 14, Fiſcher, Daubenton und ich aber 15 zaͤhlen. Das Kreuzbein beſteht bei jenem nach Cuvier aus 5, bei dieſem nur aus 2 Wirbeln; mit letzterer Angabe ſtimmen auch Fiſcher und Meckel uͤberein. Schwanzwirbel giebt fuͤr den St. tardigradus Cuvier 8, fuͤr den St. gracilis 9 an; Fiſcher und ich zaͤhlen fuͤr letzteren ebenfalls 8. Die relativen Verhaͤltniſſe der einzelnen Wirbelgegenden macht folgende Tabelle deutlich s). Ganze Länge. Hals. Rücken. Lenden. Kreuzbein. Schwanz. Stenops tardigradus 0,360 M. 0,023 0,093 0,064 0,033 0,042 Lemur albifrons 0,772 0,046 0,097 0,100 0,031 0,493 Von einer hoͤchſt befondern Bildung ift auch das Becken; denn wäh- rend ſchon bei den Makis das Huͤftbein ſehr ſchmal und außerdem ſehr bucklig iſt, ſo iſt es dagegen bei den Loris noch weit ſchmaler und faſt walzenfoͤrmig, nur der Kamm iſt etwas breiter und uͤbergelegt; waͤhrend es von der Gelenkpfanne bis zum Kamme bei St. gracilis 13“ lang iſt, hat der Kamm nur 3“ Breite. In dieſer Beziehung ſchließt es ſich an die Tarſer an. Das Sitzbein iſt kurz; die Schambeine lang, ſchmal und gerade. — Das Schulterblatt iſt ziemlich breit, wie bei den Makis, aber die Graͤthe liegt nicht in der Mitte und gerade aufrecht, wie bei die— Stenops tardigrad. 4) Vorzügliche Abbild. der Skelete von Lori ceyloniens und gracilis hat Fiſcher tab. 7 — 12 und tab. 22. — Viel zu klein it Daubenton's Abbild. bei Buff. XIII. tab. 32. In Lebeusgröße dagegen iſt die ſchöne Darſtellung des Knochengerüſtes vom St. tardigradus bei d' Alton tab. 7. 5) Cu v. lee. I. p. 184. Suppl. 36 282 Lori. ſen, ſondern mehr nach oben und iſt auch aufwaͤrts gekruͤmmt. Die Schluͤſſelbeine find gewunden und dünne, Die Gliedmaſſen find fehr lang und fein; beſonders lang iſt das Oberarmbein, ziemlich gerade, und an ſeinem innern Gelenkknorren, wie bei den Makis, durchbohrt. Das Ellenbogenbein iſt laͤnger als das Ober— armbein, aber ebenfalls ſchmaͤchtiger als bei letzterer Gattung und mehr ge— rade. Die Speiche iſt nicht viel ſtaͤrker als das Ellenbogenbein und merk— lich gekruͤmmt. Die Handwurzel beſteht aus 9 Knoͤchelchen. Die Mittel— hand mit ihren Fingern iſt kurz; der 4te Finger iſt der laͤngſte und der 2te der kuͤrzeſte, indem feine beiden letzten Gelenke ſehr verkürzt find. — Ober- und Unterſchenkel ſind aus langen und geraden Knochen gebildet. Die Fußwurzel iſt von verhaͤltnißmaͤßiger Laͤnge und dadurch ſehr verſchie— den von der der Tarſer; das Ferſenbein iſt ſtark gebogen. Der Mittel— fußknochen des Daumens iſt lang und dick; der des zweiten Fingers am duͤnnſten. An den Zehen iſt das zweite Glied des Zeigefingers ungemein kurz und etwas nach oben gekruͤmmt, waͤhrend das erſte betraͤchtlich ſtark iſt; das dritte Glied iſt ganz kurz, gebogen und ſpitzig, ſo daß es von dem krallenfoͤrmigen Nagel ganz umgeben wird. An den uͤbrigen Fingern find die Nagelglieder am Ende breiter und runder; der Ate Zehenfinger iſt der laͤngſte. Das Zahnſyſtem 9) iſt im Weſentlichen das der Makis, obgleich mit erheblichen Modifikationen: Schneidezaͤhne 8, Eckzaͤhne 1:7, Bak— kenzaͤhne 5.5. Die obern Schneidezaͤhne find paarweiſe auf eine Reihe geſtellt, ſchmal, mit ſchneidendem Ende; die aͤußern ſind kleine kurze Griffel und leicht ausfallend. Die untern, wie bei den Makis. — Die obern und untern Eckzaͤhne ſind von denen der Makis ſehr verſchieden dadurch, daß ſie ſchmaͤler, aber dicker, gekruͤmmter, ſpitziger und laͤnger ſind, alſo in ihrer Form mehr mit den Eckzaͤhnen der eigentlichen Affen uͤbereinkom— men, obgleich der untere ebenfalls, wie bei den Makis, nicht vor dem obern Eckzahne, ſondern auf ſeiner innern und hintern Flaͤche eingreift. Der obere Eckzahn ragt bei St. tardigradus 3", bei St. gracilis (bei dieſem nach Daubenton) 2" hervor. — Nach einer kleinen Luͤcke fol 6) Fr. Cuvier, dents des mammif. p.28. — Die Beſchreibung habe ich nach St. tardi- gradus entworfen. Stenops. 283 gen im Oberkiefer die Backen zaͤhne, zuerſt die 3 vorderſten und ein— ſpitzigen Luͤckenzaͤhne; der erſte iſt der größte, der dritte hat bereits einen in— nern Anſatz. Von den 3 letzten iſt der Ate am größten, der 6te am Elein- ſten; außen haben ſie zwei ſcharfe Zacken, am innern Anſatz zwei kleinere ſtumpfe Hoͤcker; der hinterſte Backenzahn hat nur einen einfachen Anſatz. Im Unterkiefer ſchließen fi die 2 erſten einſpitzigen Luͤckenzaͤhne gleich an den viel groͤßern Eckzahn an; die folgenden haben außen zwei Zacken und innen zwei Zacken, ſind alſo vierſpitzig; der hinterſte, welcher der kleinſte iſt, hat innen noch einen ſchmalen Anſatz. Im Oberkiefer uͤberwiegt bei den 4 hinterſten Backenzaͤhnen die Breite uͤber die Laͤnge; im Unterkiefer dagegen find die 3 hinterſten länger als breit. Wegen des ſchmaͤlern Un— terkiefers greifen die obern Backenzaͤhne mit ihren aͤußern Spitzen uͤber die untere Zahnreihe hinweg. Von dem Muskelſyſteme bemerke ich hier nur als einer hoͤchſt merkwuͤrdigen Eigenthuͤmlichkeit, daß ſich an der Hand die Zahl der Spul— muskeln verſechsfacht hat, naͤmlich 24 betraͤgt, waͤhrend ſie ſonſt gewoͤhn— lich, ſelbſt bei den Makis, nur 4 ausmacht. Es finden ſich naͤmlich nicht blos die gewoͤhnlichen Spulmuskeln, ſondern dieſe ſind zugleich auf beiden Seiten vorhanden; ferner kommen zu ihnen gleichfalls fuͤr jede Seite des Fingers acceſſoriſche, die von dem Erbſenbein als ein Muskel entſtehen und ſich hinten an das zweite Glied ſetzen; endlich geht vom zweiten zum dritten Gliede noch ein beſonderes Paar ab. Hiedurch wird die Beugung ſo ſtark, daß das Nagelglied nicht voͤllig geſtreckt werden kann. Am Fuße finden dieſelben Bedingungen, wie bei der Hand ſtatt '). Vom Verdauungsſyſteme iſt zu erwaͤhnen erſtlich der Zungenbil— dung, die hier noch auffallender als bei den Makis iſt, indem die un— tere Zunge mehrfach geſpalten iſt ?). Die eigentliche Zunge iſt glatt und zeigt 3, ins Dreieck geſtellte wallfoͤrmige Warzen. Das Zungenbein iſt wie bei den Makis gebildet, nur iſt der Koͤrper breiter, die hintern Hoͤr— ner ſtaͤrker und länger, die vordern kürzer und ſchmaͤchtiger. Der Magen?) 7) Meckel vergl. Anat. III. S. 365 u. 663. 8) Fiſcher a. a. O. tab. 24. fig. 6. — Tiedemann in Meckel's Archiv. V.. S. 352. — Meckel vergl. Anat. IV. S. 720. 9) Vergl. Daubentoms Anatomie (Buff. XIII. p. 216) vom St. gracilis, und von eben die— fer Art Martin in den Proceedings of the zoolog. soc. I. (1833) p. 22. 36 * 284 Lori. iſt oval; Magenmund und Pfoͤrtner nahe aneinander liegend. Die duͤnnen Daͤrme 21", die dicken 8“; der Blinddarm 34" über die Einmuͤndung des Ileums ausgedehnt. Die Leber beſteht aus 4 Lappen, einem linken, mitt— lern und zwei rechten; der mittlere iſt in 2 (nach Daubenton in 3) Por— tionen getheilt, in deren rechter die Gallenblaſe in einer Ausfurchung liegt. Die Milz iſt lang und ſchmal; die Bauchſpeicheldruͤſe lang und ſchmaͤchtig. Die Nieren groß und oval; die Blaſe (nach Kuhl bei St. gracilis) ſehr in die Laͤnge gezogen. Der Kehlkopf 10) iſt anſehnlich, der Schildknorpel hoch und nebſt dem Ringknorpel verknoͤchert. Die Stimmritze iſt weit; die Stimmbaͤnder ſpringen ſtark hervor; die Seitentaſchen ſind anſehnlich und fließen in der Mitte zwiſchen Kehldeckel und Schildknorpel zu einer geraͤumigen Hoͤhle zuſammen. — Die Lungen haben rechts 4, links 2 Lappen. Von den maͤnnlichen Geſchlechtstheilen ragt die Ruthe um 3 vor; die Hoden liegen innerlich zur Seite der Blaſe. — Die Clitoris ſteht wie ein Penis hervor, iſt an ihrem Ende in zwei Aeſte getheilt und mit Haaren geendigt; zwiſchen dieſen Aeſten liegt die Harnroͤhre, welche hier, wie beim Maͤnnchen, an der Clitoris herab verlaͤuft. Die Scheide iſt 2“ lang; der Uterus klein und zweiſpaltig 1). 10) Meckel a. a. O. VI. — Die Eigeweide von St. gracilis hat Kuhl (Beitr. II. S. 38. tab. VIX. fig. 2 — 6) abgehandelt. 11) Im Gefäß ſyſteme iſt beſonders auffallend das höchſt merkwürdige Zerfallen der Stämme der Arm- und Oberſchenkel-Arterie in mehrere parallel nebeneinander liegende Zweige, die ſich am Ellenbogen- und Kniegelenk wieder vereinigen; Stenops tardigradus hat am Arm 23, am Schenkel 17 ſolcher Zweige. Daß dieſe Bildung bei St. gracilis an der hintern Extremität nicht vorkomme, wie Carlisle meint, hat Martin widerlegt, der ſie hier im Ge— gentheil ſehr deutlich fand. Die Schenkelarterie nämlich, indem ſie von der Aorta abgeht, theilt ſich in eine Zahl Röhren, welche einen parallelen Lauf im Contakt zeigen und mit einander ver— flochten uud frei communicirend find. Dieſes Längsgeflechte von Gefäßen, das die arteria pro- funda in einem einfachen großen Stamme abgiebt, nimmt den gewöhnlichen Verlauf durch den Schenkel, indem ſich die getreunten Röhren mehr und mehr in eine vereinigen, bis die A. po- plitaea daraus wird, welche ſich, wie gewöhnlich, in die vordere und hintere Schienbeinarterie theilt. — Dieſe merkwürdigen Geflechte gehen allen andern Affen, ſelbſt den ſo nahe mit den Loris verwandten Makis, ab; nur die Tarſer haben eine ähnliche, wenn gleich minder entwik— kelte Bildung. Martin iſt wohl mit Recht der Meinung, daß eine ſolche Anordnung der Blut— gefäße in den Bewegungsorganen weniger auf Langſamkeit der Bewegungen, als auf Feſtigkeit des Greifens und Ausdauer der Muskelcontraktionen hinweiſe. (Carlisle in den pbilos, Stenops. 285 Die Heimath der Loris iſt Indien und die benachbarten Inſeln; doch kennt man ihre Lebensweiſe im wilden Stande nicht naͤher. Sie ſind nur zur Nachtzeit in Thaͤtigkeit und werden von den Malaien als ungluͤck— bringend gefuͤrchtet. Man unterſcheidet mit Sicherheit blos zwei Arten. 1. Stenops tardigradus Lınn. Der große Lori. St. rufo-bruneus, linea dorsali fusca; rostro obtuso. Lemur tardigradus. Linn. XII. p. 44. — Rarrtes in Linn. transact. XIII. 1. p. 247. — Baırp in Edinb. new philos. journ. 1827. p. 195. — (Loris tardigradus). Auper. Mak. p. 21. fig. 1.— (Stenops t.) BeEnnETT the gardens and menag. of the zool. soc. p. 139. | Nycticebus bengalensis. Georr«. ann. du mus. XIX. p. 164. — Kuhl Beitr. ©.61. — Desmar. mammif. p. 102. — (Loris benga- lensis) Fiſcher, Anat. der Maki S. 30. Paresseux pentadactyle de Bengale. Vosmaer descript. Amst. 1770. — Loris de Bengale. Bork. suppl. VII. p. 125. tab. 36. — (L. paresseux). Cvv. regn. anim. I. p. 108. Poukan. Fe. Cuv. mammif. mit Abbild. Schreber kannte nur die folgende Art, welche er aber mit dieſer zuſammenwarf. Der große Lori unterſcheidet ſich indeß von jener ſchon ſehr auffallend dadurch, daß die Naſe keinen ſpitzen, uͤber die Mundoͤffnung vorragenden Vorſprung bildet, auch daß er viel ſtaͤrker und unterſetzter in feinen Verhaͤltniſſen iſt. Der Kopf iſt rund; die Ohren oval nnd unter den Haaren verſteckt. Der Pelz ſehr dicht, weich, etwas filzig, zumal auf dem Unterleib; ſelbſt das Geſicht und die Finger ſind aͤußerlich mit kurzen Haaren beſetzt. Die Farbe iſt an unſerm Exemplare braͤunlich gelb, am Bauche lichter, auf der Außenſeite mehr oder minder roͤthlich uͤberlaufen. Vom Kopf zieht ſich uͤber das Ruͤckgrath herab ein breiter roſtbrauner Streifen; auf dem Scheitel giebt er jederſeits einen Streif um die Ohren und einen andern an die Augen ab, zwiſchen denen ein weißer Fleck frei bleibt. Die Augen liegen in einem braunen Ringe; zwiſchen ihnen laͤuft ein ſchmaler weißer Streifen von der Stirne herab, und auch die kurzen transaet. von 1800 und 1804. — Vroliek disquisit. anatom- physiol. de pecul. art. ex- tremitatum in nonnullis animal. dispositione. Amstelod. 1826 (ausgezogen in Heuſinger's Zeitſchr. für org. Phyſik. II. S. 450). — Meckel vergl. Anat. V. S. 339. 256 Lori. Haͤrchen, womit die Schnautze beſetzt iſt, find weißlich. Vos maer nennt die Farbe licht gelblich grau, an Seiten und Beinen etwas roͤther, um Augen und Ohren ebenfalls dunkler, uͤber Kopf und Ruͤcken ein brauner Streif. Baird giebt die Farbe als dunkelbraun mit dunklerer Ruͤckenlinie an; Bennett als tief aſchgrau mit etwas braͤunlichem Anfluge, der Ruͤk— kenſtreif dunkler oder kaſtanienbraun. Die Augen find nach Vos maer dunkelbraun. Die nackten Theile der Schnautze und der Haͤnde oliven— fleiſchfarben mit ſchwaͤrzlicher Beimiſchung. — Die Länge unſers Exem— plars vom Scheitel bis zum After iſt 73“; bei Vosmaer's Exemplar betrug fie 13“, auch giebt er ein Schwanzrudiment zu 2 — 3 Linien Länge an 2). N Die Heimath dieſer Art iſt Bengalen, und nach ferneren Angaben, die freilich zum Theil genauerer Beſtaͤtigung beduͤrfen, auch Ceylon, Su— matra und Java; Baird’s Individuum war von der Penang- oder der Prinz Wales-Inſel. — Die Lebensweiſe dieſes Lori kennt man nur aus dem gefangenen Zuſtande. Er iſt ein durchaus naͤchtliches Thier, das den ganzen Tag feſt ſchaͤft, wobei er mit eingezogenem Kopfe zuſammen— gerollt auf dem Hintern ſitzt und ſich mit den Hinterfuͤßen anhaͤlt. Gegen Kälte iſt er ſehr empfindlich. In ſeinen Bewegungen iſt er langſam, geht aber mit großer Sicherheit zu Werk, indem er ſich an einem Zweig zuerſt mit der einen, dann mit der andern Vorderhand feſthaͤlt und alsdann einen Hinterfuß nach dem andern feſtſetzt, auch mit dieſem nicht eher loslaͤßt, als bis die Vorderhaͤnde wieder feſt angefaßt haben. Gereizt giebt er einen klaͤglichen Ton, der wie Ai lautet, wiederholt von ſich und ſucht zu bei— ßen; ſonſt verhaͤlt er ſich friedlich, zeigt aber keine beſondere Intelligenz. Sein Futter ſind Fruͤchte, Inſekten, Eier, auch kleine Voͤgel; eben ſo 12) Der N. javanicus Geoffr., von röthlicher Farbe und dunklerem Rückenſtreif, 13“ lang, iſt wohl nichts weiter als eine Farbenabänderung dieſer Art, wo überdieß 2 Schneidezähne verloren gegangen waren. Daſſelbe wird mit dem ſehr unbeſtimmmt gekannten N. ceylonieus Geoffr. der Fall ſeyn. Raffles ſagt, daß die Eingebornen auf Sumatra vom L. tardigra- dus eine große und kleine Varietät unterſcheiden, jene heiße Bruh samundi, ſey grau mit ſchwarzem Rückenſtreif und lebhafter. Die große Varietät könnte wohl St. tardigradus, die klei— nere aber, welche er nicht beſchreibt, St, graeilis ſeyn. Stenops. Ä 287 Brod, gekochter Reis ꝛc. e. Gewoͤhnlich ergreift er es mit beiden Hän- den und ſetzt ſich aufrecht, mit den Hinterpfoten ſich anhaltend. 2. Stenops gracilis Georrr. Der ſchlanke Lori. Tab. XXXVIII. XXXVII®. St. rufescens, naso ultra os producto simo. Loris gracilis. @Georrrk. ann. du mus. XIX. p.163. — Aupes. Maki P. 24. fig.2. — Schreb. tab. XXXVIT®. — Fiſcher, Anatom. der Maki S. 26. tab. 11, 12 u. 22 (Kopf und Skelet). — Desmar. mammif. p. 101. — (L. grele) Cuv. regn. anim. I. p. 108. — (St. gracilis) Kuhl Beiträge II. S. 37. tab. VI®. fig. 2 — 6 (Eingeweide). Loris ceylonicus. Fiſcher S. 28. tab. 7 — 10 (Kopf und Sfelet). Lemur tardigradus. Schreb. S. 134. tab. XXXVIII. Loris. Burr. XIII. p. 210. tab. 30; DAuBENT. p. 213. tab. 31 — 32 (Anat.). Der ſchlanke Lori, den Schreber ſehr gut, jedoch unter dem Na— men L. tardigradus, beſchrieben hat, iſt kleiner und ſchmaͤchtiger als der vorige, und unterſcheidet ſich von dieſem hauptſaͤchlich durch die Hundsnaſe, indem naͤmlich dieſe 2" über die Mundoͤffnung hervorſpringt. Fiſcher glaubte nach der Form dieſes Vorſprungs 2 Arten charakteriſiren zu koͤn— nen: den L. gracilis und ceylonicus; jener mit unten concaver, dieſer mit unten convexer Woͤlbung deſſelben. Sicherlich find dieß keine weſent— lichen Merkmale, und es ſcheint als ob überhaupt L. ceylonicus den aͤl— teren Zuſtand darſtelle. Die Behaarung iſt ſehr weich. — Die Farbe iſt an den aͤußern Theilen fahlgrau, oder gelblichbraun oder roͤthlich, ohne den dunklern Ruͤckenſtreif der vorigen Art; die untern und innern Theile ſind graulich oder gelblichweiß. Von der Stirne zieht ſich ein weißer Streif zwiſchen den Augen auf die Naſe herab; Schnautze und Kopfleiten find ebenfalls weißlich. Die Länge des Körpers iſt 7 — 8". Bei ei- nem 83" langen Exemplare giebt Martin die Länge der Arme zu 5“ an (Oberarm 2“, Vorderarm 3); der Hinterbeine, ohne den Fuß, 54" (Femur 23“, Schienbein 3“). Ausfuͤhrlicher find die Maaße in der Ein— leitung zu dieſer Familie angegeben. — Als Heimath wird Ceylon angefuͤhrt. a 288 Potto. B) Macrotarsi (Tarſer); tarso longissimo. Die Fußwurzel iſt hier ganz außerordentlich verlaͤngert, indem naͤmlich Ferſenbein und Kahnbein ſo geſtreckt ſind, daß ſie gewiſſermaſſen eine Art Vorderbein mit Ellenbogenbein und Speiche darſtellen. Der Kopf iſt rund mit kurzer Schnautze, die Augen ſehr groß und nahe beiſammen; an den Hinterhaͤnden gewöhnlich zwei Finger mit krallenartigen Nägeln, Sie ge: hoͤren Afrika und Indien an. XXII. PERODICTICUS. Potto. Dentes incisivi 212; auriculae caudaque mediocria, artus subaequales, index anterior brevissimus. Ein ſehr merkwuͤrdiges Thier, das ſchon von Bosman, jedoch nur unvollkommen beſchrieben, mit dem man aber erſt in neuerer Zeit durch Bennett genauer bekannt wurde. Es verbindet die Loris mit den nach— folgenden beiden Gattungen, indem es Merkmale von dieſen, wie von je— nen an ſich traͤgt. Der Kopf iſt rund mit vorgeſtreckter Schnautze; die Naſenlöcher find ſeitlich ſchmal, buchtig mit einer mittlern, gegen die Ober: lippe vorgeſtreckten Grube; die Augen klein (2), rund, etwas ſeitlich und ſchief; die Ohren ziemlich kurz, offen, ſchwach behaart, ſowohl innen als außen. Der Leib iſt etwas ſchlank. Die Gliedmaſſen ſind ziemlich gleich, lang und ſchmaͤchtig; die Finger maͤßig lang. An den Vorderhaͤnden iſt der Daumen groß; der Zeigefinger dagegen nur ein aͤußerſt kurzer Stum— mel, indem das erſte Glied verſteckt und das Nagelglied, das allein frei iſt, nur groß genug iſt, um den runden Nagel zu tragen, welcher zwar an Bennett's Exemplar nicht ſichtlich war, aber doch ſeinen Eindruck zeigte; die Naͤgel aller Finger an der Vorderhand ſind flach und abgerun— det. Die an der Hinterhand ſind aͤhnlich, nur iſt der des Zeigefingers, wie in den vorigen Gattungen, eine lange, pfriemenfoͤrmige und gekruͤmmte Kralle. Der Schwanz iſt kurz. Die Zähne ſind nicht vollſtaͤndig gekannt. Schneidezaͤhne find #5 die obern faſt gleich, die untern dünne und geneigt. Die Eekzaͤhne find ke— gelfoͤrmig zuſammen gedruͤckt, am vordern und hintern Rande ſcharf. Im Ober⸗ Perodictieus. 289 Oberkiefer ift der erſte Backenzahn klein, der 2te groͤßer und beide kegel⸗ foͤrmig; der 3te außen mit zwei und innen mit einem Zacken; der Ate dem vorigen aͤhnlich, aber mit innerem groͤßern Hoͤcker; die folgenden (wegen der Jugend des Thieres) fehlen. Im Unterkiefer ſind die 2 erſten kegel— foͤrmig; der dritte außen mit zwei ſcharfen Zacken, innen mit einem Hoͤcker; die folgenden fehlen. . Sue Die Zunge iſt rauh mit kleinen Warzen, ziemlich groß, duͤnn und abgerundet an der Spitze, und unten mit einem zungenaͤhnlichen Anhaͤng— ſel verſehen, das, kuͤrzer als die Zunge, ſich in ohngefaͤhr 6 ziemlich lange lanzettfoͤrmige Zacken endigt, die eine kammfoͤrmige Spitze bilden. Dieſe Gattung koͤmmt durch Kuͤrze der Ohren, ziemlich gleichmaͤßige Laͤnge der Arme und Beine, durch den verſtuͤmmelten Zeigefinger der Vor⸗ derhand, und nur eine Kralle an der Hinterhand mit den Loris uͤberein; mit den Tarſern hat ſie jedoch die lange Fußwurzel und den Schwanz, der freilich nur kurz iſt, gemein. 1. P. Potto GEL. Linn. Der Potto. P. gastaneus, infra pallidior, pilis raris einereis interjectis. Perodicticus Georrrovi. Bennett in den proceed. of the zool. soc. I. p. 109. Lemur Potto. Guer. Linn. XIII. p. 42. — (Nycticebus Potto) GOP R. ann. du mus. XIX. p. 165. Galago guineensis. Desumar. mammif. p. 104. Potto. Bosman beschr. van de Guinese Kust. 2. p. 30. fig. 4. — Schreb. S. 137. Der Pelz iſt weich und dichtwollig; Schnautze und Kinn ſind faſt nackt, nur mit einigen wenigen weißlichen Haͤrchen beſetzt. Die Haare ſind an der Wurzel mausfarbig, in der Mitte roͤthlich und blaſſer an der Spitze; einige ſind weiß geſpitzt. Hieraus ergiebt ſich an der Oberſeite des gan— zen Koͤrpers eine kaſtanienbraune Färbung mit einer ſchwachen Beimiſchung von Grauz die Unterſeite iſt viel blaſſer. Suppl. 37 290° Galago. Kopflaͤnggne . . 2,2“ Kopfbreite vor den Ohren „ 1,4" Leib. 6,0 Entfernung zwiſchen den Augen 0,4 Schwanz . 16 Laͤnge der Ohren, hinten. 0,5 — mit den Haaren. . 2,3 — ihrer Oeffnung. . 0,8 Vom Auge zur Naſenſpitze . 0,7 Breite. 0,5 Sberarmbein 1,7 HOberſchenkelbein „ 8. Ellenbogenbein . . 21 Schienbein 1,9 Carpus bis zumEnde des Aten Fin. Vom Ferſenbein bis zum Ende des gers NE ene es Aten Fingers . 2,3 Daumen mit Mittelhandbein . 1,0 Daumen mit Mittelfußbein . 1,1 Ater Finger (Nagelglied 0,1) 0,4 2ter Finge ee. 0,8 Zter er + * + „ „ * 0,9 Zter — * „ „ * + * 0,9 Ater u} * * + „ * * 1,1 Ater — 0 . „ 0 * * 1,2 dter te . + + * * « 0,9 Dter — . + + * * * 0,9 Spanne, s i SHOW ee 7 Bosman giebt den Potto als einen Bewohner der guineiſchen Kuͤſte an. Bennett erhielt ſein Exemplar von Sierra Leone mit der Bemerkung, daß es ein traͤges und ee Wit ſey, das gewoͤhnlich nur zur Nachtzeit ſich zeige. ö XXIII. OTOLICNUS. Galago. 8 2 2 2.2 2 D 242 2 Dentes incisivi 5 auriculae amplae, nudae; unguis subulata digiti in- dicis posterioris verticalis; cauda longissima, villosa. Die Galagos (unter dieſem Namen zuerft von Geoffroy als Gat- tung aufgeſtellt, von Illiger Otolienus genannt), zeichnen ſich durch ihre ungemein großen und nackten Ohren vor allen vorhergehenden Gattun— gen aus. Obſchon die Vorderbeine nicht verkuͤrzt find, fo find fie doch nur halb fo lang als die hintern; an letzteren iſt nicht blos die Fußwurzel, ſondern ebenfalls Ober- und Unterſchenkel ſehr geſtreckt. Der Nagel des hintern Zeigefingers allein iſt pfriemenfoͤrmig geformt; der vordere Zeige— finger iſt nicht verſtuͤmmelt; übrigens find die Finger kurz. Der Kopf iſt gerundet und hat eine kurze Schnautze; die Augen ſind gerundet und genaͤ— Otolienus. 291 hert. Der Schwanz iſt laͤnger als der Körper und durchgängig buſchig. Die Haare ſind weich und dicht. Auf der Bruſt ſtehen 2 Zitzen. Vom Skelet bemerke ich, daß der. Schädel 13) einen geräumigen Hirnkaſten und ſehr große Augenhoͤhlen hat; der Schnautzentheil iſt ver— kuͤrzt; die Schlaͤfegruben treffen beim großen Galago auf dem Scheitel zus ſammen. Der Thraͤnenkanal liegt, wie durchgaͤngig in dieſer Sippe, auf der Geſichtsflaͤche. Der innere Knorren des Oberarmbeins iſt ebenfalls durchbohrt. Die Huͤftbeine ſind lang und ſchmal, und (wie ich am Skelet des gemeinen Galagos im frankfurter Muſeum geſehen habe) laufen der Wirbelſaͤule parallel, d. h. ſie ſind nicht ſeitwaͤrts, ſondern von vorn nach hinten ausgebreitet. Die Hinterhand iſt durch die ungemeine Entwicklung des Ferſen⸗ und Kahnbeines ausgezeichnet, indem bei einer Länge des gan⸗ zen Fußes von 2“ 5“ das Ferſenbein davon allein 1“ 1 dus mach zu⸗ gleich iſt dieſes ſehr ſtark. Zähne!?) find vorhanden: 8 Schneidezähne, 1: Eckzaͤhne, $:$ Bak⸗ kenzaͤhne. Sie kommen im Weſentlichen mit denen der Loris überein. Die Heimath der Galagos iſt das mittlere Afrika, noͤrdlich vom Aequator; ob fie ſich auch ſuͤdlich vom Aequator durch den Gentraltheil dieſes Kontinents finden, iſt zur Zeit nicht erforſcht. — In ihrer Le— bensweiſe, woruͤber uns Adanſon bis jetzt die einzigen Nachrichten mit— getheilt hat, ſind es naͤchtliche Thiere, was ſchon die großen Ohren andeu— ten, welche im Schlafe eingeſchlagen werden. Sie halten ſich auf Baus men auf, und, ganz das Gegentheil vom Potto, ſind ſie aͤußerſt gewandt und flink; ſie haſchen mit großer Behendigkeit die Inſekten mit ihren Vor— derhaͤnden, doch ſollen fie auch Gummifäfte genießen, weshalb fie am Se— negal Gummithiere heißen. Sie niſten in Baumloͤchern und bereiten da: ſelbſt ihren Jungen ein Lager aus Gras. Es ſind ſanfte Thiere, die man in der Gefangenſchaft leicht ernaͤhren kann. Von den Negern von Galam werden ſie gegeſſen. Desmareſt zaͤhlt 5 Arten auf, von denen wir nur zwei belaſſen koͤnnen '5) und eine neue beifügen, 13) Abbildungen des Schädels von Geoffroy im Magas. encyel. 1796. I. p. 20. Fiſcher, Anatom. der Maki. S. 171. tab. 1. — Fr. Cu v. mammif. livr. 22. 14) Fr. Cuv. dents des mammif. p. 28. tab. 11. 15) Der Galago madagascarien- sis von Geoffroy und e unſer Microcebus rufus. — Zu derſelben Art könnte 37 * 292 Galago. 1. O. crassicaudatus Georrr. Der große Galago. O. rufo- canus, auriculis capite tertia parte brevioribus, cauda villosissima. Galago erassiecaudatus. GEorrk. ann. du mus. XIX. p. 166.— Des- MAR. nouv. dict. XII. p. 351 und XIII. tab. E. 31; mammif. p. 103. Le grand Galago. Cuv. regn. anim, I. p. 109. tab. 1. fig. 1. Der Kopf iſt ſehr groß; die Haare ſehr weich, unten Granger! Die Größe iſt die eines Kaninchens; die Heimath unbekannt. 2. O. Galago Scares. Der gemeine Galago. Tab. XXXVIII. B. O. rufescente-canus, auriculis longitudine capitis, cauda rufescente. Galago senegalensis. Georrr, ann. du mus. XIX. p. 166.; magas. encyel. VII. p. 20. fig. 1. — Aupes. Maki p. 27. fig. 1. — Desmar. mammif. p. 104.— Fiſcher, Anat. der Mak. ©.42.; mem. de la soc. de Moscou 1. p. 25. — Geirr. anim. kingd. I. p. 331 mit fig. — Rüppell abyſſ. Wirbelth. I. S. 8. Galago Georrrovi. Fıscuer mem. de Moscou, I. p. 25. Lemur Galago. Schreb. tab. XXXVIII. B. Galago. Avanson voy. au Senegal. — (G. moyen) Cuv. regn. anim. p. 109. — Fe. Cuy. et GEorrr. mammif. 22.livr. Wie wenig paſſend fpezififche Namen find, fobald fie einen ſpeziellen Wohnort bezeichnen follen, davon iſt auch die Benennung O. senegalen- sis ein Beweis, indem dieſelbe Art nun auch in Kordofan aufgefunden worden iſt, und man nicht einmal ſicher iſt, ob nicht ſelbſt noch am Sene— auch der Galago Demidoffii von Fiſcher (Me&m. de la soc. de Moscou. I. p. 24. fig. 1) gehören, den Cuvier uud Desmareſt ebenfalls angenommen haben; es iſt bereits bei Micro- cebus erinnert worden, daß feine Tarfen ſich zu verlängern anfangen, Leider iſt mir von dieſem G. Demidoffii nichts weiter als die kurze Notiz von Geoffroy bekannt, und die vier erften Bände der Moskauer Denkſchriften ſind nicht mehr zu haben, da ſie bei dem Brande von Mos— kau mit verbrannt ſind. Die Diagnoſe von dieſer Art lautet: „Pelz rothbraun, Ohren kürzer als der Kopf, Schwanz länger als der Leib, röthlich und pinſelförmig geendigt.“ Hinzugefügt iſt, daß die Größe geringer als die der Ratte, die Schnautze ſchwärzlich, oben nur 2 Schneide— zähne (die 2 andern ſind alſo ausgefallen) vorhanden ſind. Fragweiſe wird als Wohnort der Se— negal genannt. Dieſer Beſchreibung nach könnte G. Demidoffii wohl identiſch mit Mierocebus ſeyn, was Geoffroy ebenfalls behauptet. — Der Galago Cuvieri von Fiſcher (petit Galago Cu v.) iſt nur das Junge von unſerm 0. Galago. — Der Potto, den Desmareſt auch zu den Galagos rechnet, macht unfere vorhergehende Gattung aus. Otolicnus. 293 gal eine andere Art vorkommt; ich habe daher für diefen den Schreber— ſchen Namen ſubſtituirt. Dieſer Galago iſt ein ſehr zierliches Thierchen, das ohngefaͤhr die Groͤße eines kleinen Eichhoͤrnchens hat. Wenn Geof— froy und Des mareſt früher dieſer Art nur 2 obere Schneidezaͤhne zu— erkannten und Leſſon dieß noch neuerdings thut, ſo hat dagegen jener erſtgenannte Zoolog (in feiner 11. leg. p. 27) jetzt ſelbſt gefunden, daß ur⸗ ſpruͤnglich 4 vorhanden ſind, von denen jedoch die aͤußeren durch Entwick— lung des großen Eckzahns leicht verdraͤngt werden. Daß aber auch an den kordofanſchen Individuen 4 obere Schneidezaͤhne vorhanden ſind, da— von habe ich mich ſelbſt im frankfurter Muſeum überzeugt. Die fenegal: ſchen Galagos ſind unten gelbweiß, oben fahlgrau, indem die Spitze letztere Farbe hat, das Uebrige blaulichgrau iſt. Das Gelbe fängt auf Armen und Beinen an; über den Naſenruͤcken läuft eine gelblichweiße Binde; ein ſchwaͤrzlicher Kreis umgiebt das Auge. Der Schwanz, laͤnger als der Koͤrper und in einen Pinſel geendigt, iſt roͤthlich. Die Länge ift 6“ 2“, des Schwanzes 8“. Die kordofanſchen Galagos find, nach der Vergleichung, die ich mit den frankfurter Exemplaren vorgenommen habe, hievon nicht verſchie— den. Sie ſind ſilbergrau, an Kopf und Ruͤcken mit roͤthlichem Anfluge; die Unterſeite und die Innenſeite der Gliedmaſſen weißlich. Wangen und eine zwiſchen den Augen entſpringende und bis zum Naſenende verlaufende Laͤngsbinde ebenfalls weiß; der Schwanz graulich roſtfarben. Der Pelz iſt kurzhaarig, aber dicht und ſehr weich, der Schwanz laͤnger behaart. Die Ohren groß, oval, zugeſpitzt und ganz nackt. Naͤgel platt, außer der Zeigezehe mit ihrer zuſammengedruͤckten gebogenen Kralle. Die Laͤnge vom Scheitel bis zum After betraͤgt 7“, des Schwanzes 9“, des Hinter— fußes bis zur Spitze des Mittelnagels 2“ 6", der Ohren, am aͤußern Rande gemeſſen 1“ 6%. Um die relativen Koͤrperverhaͤltniſſe genauer zu bezeichnen, fuͤge ich noch folgende Aus maaße bei ls): Ganzer Körpern 6 e Schwanz 38% 4% eee eee e Hinterfuß- se 2 6 Vorderglieder 3 4 Minterglieder . = 22.261 F lintericnentele Inne 2008 16) Fiſcher a. a. O. S. 45. 294 Tarſer. Die Heimath dieſer Art erſtreckt ſich von den Mimoſawaͤldern am Senegal und in der Sahara an bis nach Kordofan, Sennaar und wahr— ſcheinlich auch nach den ſuͤdlichen Provinzen Abyſſiniens. 3. O. Alleni War. Der langfingerige Galago. 0. plumbeo - einereus rufescente -lavatus, subtus dilutior, auriculis digitisque longissimis. a Galago Alleni. Wuarernouse proceed. V. p. 87. Von Waterhouſe nach einem Exemplare, das Lieutenant Allen von Fernando Po einſandte, charakteriſirt. „Dieſes Exemplar, welches im obern Kiefer 4, im untern 6 Schneidezaͤhne hat, iſt ohngefaͤhr von derſel— ben Größe wie Galago senegalensis, kann aber von dieſem leicht unter: ſchieden werden durch die groͤßeren Ohren (deren Laͤnge der Entfernung zwiſchen der Schnautzenſpitze und der Ohrwurzel gleich iſt) und durch die groͤßere Laͤnge der Finger und Zehen. In der Faͤrbung iſt auch eine Verſchiedenheit, indem G. senegalensis grau iſt mit gelblichem Anfluge, waͤhrend G. Alleni tief ſchiefergrau iſt und alle Haare der obern Theile an der Spitze roſtgelblich oder wie an den Vordergliedern roſtfarben find; Die untern Theile ſind lichter als die obern und ihre Haare ſchmutzig gelb— lich an der Spitze, gleich den obern aber im groͤßten Theile ihrer Laͤnge ſchiefergrauz am Kinn und Unterhalſe iſt jedes Haar am Ende weißlich. Die Haare der Fuͤße ſind tief braun; der Schwanz iſt dunkelbraun.“ Länge bis zum After .. 8 1“ Länge des laͤngſten Fingers 1“ 1“ — des Schwanzes . . 10 0 — des Hinterdaumens 0 7 des Ohes s.. 1 227 — der laͤngſten Zehe. 1 2 Breite deſſelben. . 011 — des Hinterfußes vom Laͤnge des Vorderdaumens 0 6 Haken bis zur Zehenſpitze 2 11 An dem 2" 7" langen Hinterfuß eines 7“ großen ©. Galago iſt die laͤngſte er nur 93“ lang; der längfte Finger der Vorderhand blos 9%. XXIV. TARSIUS. Tarfe: 2 Dentes incisivi — auriculae magnae, nudae; ungues digiti secundi ef tertii podariorum subulatae, verticales; cauda longissima, apice floccosa. BYE EEE EN Tarsius. 205 In dieſer Gattung (Tarsius von Storr u. A.) iſt der Charakter der Sippe am deutlichſten ausgeſprochen. Obſchon eine große Aehnlichkeit zwiſchen Tarſern und Galagos beſteht, ſo finden ſich doch im aͤußern, wie im innern Bau erhebliche Differenzen. Um zuerſt von der aͤußerlichen Ber ſchaffenheit zu ſprechen, ſo haben die Tarſer ebenfalls einen gerundeten Kopf, aber die Schnautze iſt noch kuͤrzer als bei den Galagos. Die Oh— ren ſind groß und nackt, doch minder lang, und ſpitziger als bei letzteren. Wie bei dieſen haben die vordern Glieder eine verhaͤltnißmaͤßige Länge und ſind dabei um die Haͤlfte kuͤrzer als die Hinterbeine, zu denen nun ebenſo eine lange Fußwurzel kommt, die ums Dreifache den Mittelfuß uͤbertrifft. Der Schwanz iſt wie bei den Galagos laͤnger als der Koͤrper, aber ſeine duͤnne Behaarung wird erſt gegen das Ende buſchig. Und waͤhrend bei dieſen nur der Zeigefinger an der Hinterhand mit einer ſenkrecht geſtellten Kralle verſehen iſt, findet ſich bei den Tarſern außerdem auch noch eine kaͤhnliche an dem hintern Mittelfinger. Uebrigens find die Finger kurz und mit ſtarken Polſtern gefuͤttert, und die Daumen groß und abſtehend; an den vordern. Händen ift der mittlere Finger etwas länger als die beiden ſeitlichen; an den hintern find der 2te und Zite Finger am kuͤrzeſten, der Ate der laͤngſte. Die Augen ſind außerordentlich groß. Die Ohren ſind innen ganz nackt, außen fein behaart, die Leiſte gleichſam doppelt und die Gegenleiſte abgeſondert; in der Mitte der Oeffnung kommt noch ein dop— peltes Knorpelblatt vor, welches die Schwingungen verſtaͤrken und mithin die Feinheit des Gehoͤrs erhöhen muß, was auch noch dadurch bewirkt wird, daß, wie bei den Loris, nach unten die Leiſten ſich uͤbereinander ſchlagen und dadurch eine Art Hoͤrrohr hervorbringen. Sehr ausgezeichnet iſt das Skelet !!). Bor Allem fällt hier der Schaͤdel mit ſeinem großen, allſeitig gewoͤlbten Hirnkaſten, den ungeheuern und vorwaͤrts gewendeten Augenhoͤhlen und der hoͤchſt kurzen Schnautze auf. Die Augenhoͤhlenraͤnder ſind ſtark vorſpringend, und obſchon ſie ſich ge— genſeitig nicht ſo ſtark annaͤhern, als wie beim ſchlanken Lori, ſo wird doch die Scheidewand, welche die Augen trennt, nach unten ſehr duͤnn und faſt haͤutig. Augenhoͤhle und Schlaͤfengrube ſind hier weit ſtaͤrker als bei 17) Fiſcher a. a. O. hat tab. 4 — 6 das Skelet und auf der Titelvignette den e beſonders abgebildet; letzteren hat auch Spix in feiner Cephalog. tab, 6. fig. 12. 296 Tarſer. irgend einem andern Halbaffen abgegrenzt, ſo daß nur ein großer, unre— gelmaͤßig abgerundeter Ausſchnitt die Communikation zwiſchen beiden frei laͤßt. Die Schlaͤfengruben ſind klein und bleiben weit voneinander getrennt. Die Gehoͤrpauken ſind ſo groß, daß ſie unten zuſammen ſtoßen. — Das Schulterblatt iſt betraͤchtlich ſchmal, und ſeine Graͤthe, welche abwaͤrts ſich beugt, verläuft fo hoch oben, daß die Flaͤche für den Obergraͤthmuskel ganz verſchwindet und durch die breite Graͤthe erſetzt wird. Das Becken hat lange und ſehr ſchmale Huͤftbeine. — Das Oberarmbein iſt kurz und ſtark, am innern Knorren durchbohrt; der Vorderarm etwas laͤnger. Die Handwurzel beſteht aus 9 Knoͤchelchen; der dritte Mittelhandknochen iſt der laͤngſte. Das Oberſchenkelbein iſt ſtark; noch mehr iſt dieß der Fall mit dem Schienbein, was um ſo nothwendiger iſt, da das Wadenbein, was bei keinem andern Affen der Fall iſt, ſchon in der Mitte des Schienbeins ſich an dieſes anlegt und alsdann als eine bloße Leiſte erſcheint. Die Fuß— wurzel zeichnet ſich durch die ungemeine Verlaͤngerung des Ferſen- und Kahnbeines aus. Die vierte Zehe hat die laͤngſten Phalangen; auf dem Nagelglied der zweiten und dritten Zehe erhebt ſich ein knoͤcherner Anſatz, welcher von dem zuſammen gedruͤckten vertikalen Nagel uͤberzogen wird. Die Zahl der Zaͤhne!s) iſt im Ganzen 34; ihre Vertheilung wird von den Zoologen ſehr verſchieden angegeben. Nach Cuvier ſind Schnei— dezaͤhne 2, Eckzaͤhne r, Backenzaͤhne 88. Nach Fiſcher giebt es Schneidezaͤhne 2, Eckzaͤhne zur, Backenzaͤhne SS; Fr. Cuvier bleibt über die Beſtimmung ungewiß. Die Verſchiedenheit dieſer Angaben liegt alſo darin, daß Fiſcher im Unterkiefer den Eckzahn Cuvier's fuͤr einen Schneidezahn, und daher den erſten Backenzahn von dieſem fuͤr den eigent— lichen Eckzahn erklaͤrt. Im Oberkiefer, wo kein Streit uͤber die Deu— tung obwalten kann, ſind die mittlern Schneidezaͤhne ſehr groß und zuge— ſpitzt, an der Wurzel und an der Spitze voneinander entfernt, in der Mitte ſich genaͤhert; die aͤußern Schneidezaͤhne ſehr klein und ſpitz und gehen leicht verloren. Der Eckzahn iſt kleiner als der mittlere Schneidezahn, ſpitz, faſt gerade, außen abgerundet, innen winkelig. Der 1fte Backenzahn gleicht dem Eckzahn, iſt aber nur halb ſo groß; die beiden folgenden, die an 18) Fr. Cu v. dents des mammif. p. 29, tab, 11. — Horsf. zool. research, tab. 3. fig. G. vom jungen Thier. Tarsius. 297 Größe wachſen, find einſpitzig, mit einem innern kleinen Hoͤcker. Die 3 hintern Backenzaͤhne find außen zweiſpitzig, mit einem großen innern Hoͤk⸗ ker, der durch eine Grube, in welcher man zwei kleine Spitzchen ſieht, da⸗ von getrennt iſt. — Im Unterkiefer iſt der mittlere Schneidezahn ſehr klein und ſpitz. Hierauf folgt ein großer gekruͤmmter und zugeſpitzter Zahn, der laͤngſte von allen, doppelt groͤßer als der folgende, und ganz von der Form eines Eckzahns; fuͤr einen ſolchen nimmt ihn Cuvier und ich ſchließe mich dieſer Meinung um ſo ſicherer an, als dieſer Zahn vor dem obern Eck— zahn, wie bei den aͤchten Affen, eingreift, und mit dieſer Deutung eine Anomalie beſeitigt wird, welche bei den andern Halbaffen beſteht. Die 3 erſten Backenzaͤhne find einſpitzige Luͤckenzaͤhne; die 3 aͤchten Backenzaͤhne ſind etwas laͤnger als breit, faſt gleich groß, zeigen auf ihrer vordern Haͤlfte drei Spitzen und auf ihrer hintern zwei. Vom innern Bau iſt anzufuͤhren, daß der Magen quer, d. h. brei⸗ ter als tief, der linke Blindſack ſehr weit iſt und die rechte Parthie ſich bis zum Pfoͤrtner verſchmaͤlert. Die Lunge hat rechts 4, links 3 Lappen. Vrolick !?) hat an dem Tarſer die merkwuͤrdigen Gefaͤßgeflechte, welche am Lori umſtaͤndlicher erwaͤhnt worden ſind, ebenfalls gefunden, jedoch nur am Oberſchenkel und der mittlern Heiligbeinpulsader; an den vordern Glied⸗ maſſen ſah er ſie nicht. Die Bruſtwarzen liegen nach Geoffroy nicht an der Bruſt, öh dern unter den Achſeln; Nau dagegen will 4 Zitzen am Bauche an den haben. 1. T. Spectrum PII. Das Koboldäffchen. Tab. XXXVIII. E. Lemur Spectrum. Parras glir. p. 275. Tarsius Spectrum. GEorFR. ann. du mus. XIX. p. 168; cours.11. lec. Pe. 30.— Fiſcher Anatom. der Maki S. 36.— Desnar. mammif. p. 105.— Schreb. tab. XXXVIII. E. (nach Nau). Didelphis maerotärsos. Schre b. S. 554. tab. 135 (fig. Buff.). — Nau im Naturf. XXV. S. 1. tab. 1. — LIN. GEL. XIII. p. 109. Lemur Tarsier. Ext. syst. p. 71. — Rarrlks in Linn. transact. XIII. p. 337. 19) Disquisit. anatom- physiol. de peeuliari arter. extremitatum in nonnull. animal. dispositione. Amstel. 1826. Suppl. 38 298 Tarſer. Tarsius Daubentonii. Fiſcher S. 37. Tarsius Bancanus. Horsr. zoolog. research. N. 2. mit fig. Tarsier. Burr. XIII. p.87. tab. 9; DAUBENT. p. 90. Tarsius fuscomanus. Fiſcher S. 37. tab.4, — Georrr, II. leg. p. 39. — Desmar. mammif. p. 105. Fiſcher ?“) ſtellt 3 Arten auf, T.Pallasii, Daubentonii und fusco- manus; Geoffroy vereinigt jedoch die beiden erſten miteinander und laͤßt demnach nur 2 beſtehen, die er alſo charakteriſirt: 1) T. Spectrum, roͤth⸗ lichbraun, die Haͤnde roth, Ohren mittelmaͤßig; 2) T. fuscomanus, roͤth⸗ lichbraun, die Hände braun, Ohren ziemlich groß. Temminck erklärt dieſe Arten nur fuͤr eine einzige Art, worin ich ihm beiſtimme; auch T. Ban- canus iſt, ihm zufolge, weiter nichts als das einjährige Junge derſelben, was ſchon das Gebiß erweiſt. Der Kopf iſt rund und dick; die Nas ſenloͤcher laͤnglich und weit voneinander abſtehend; der grinſende Mund giebt dem Thiere ein ſeltſam laͤchelndes Anſehen. Der Koͤrper iſt propor— tionirt und laͤuft nach unten duͤnner zu. Das Innere der Handflaͤchen iſt mit flachen Wuͤlſten ausgefuͤttert, und ſtatt der Fingerſpitzen liegen unter den Naͤgeln oder dem Nagelgliede aͤhnliche faltige Polſter ſcheibenfoͤrmig ausgebreitet. Der Schwanz iſt an der Wurzel ſtark behaart, dann wird er faſt ganz kahl, indem nur vereinzelte, zu dreien zuſammengeſtellte, kurze Haͤrchen ſichtlich ſind, bis er gegen das Ende hin wieder mit langen Haaren beſetzt iſt. Der Pelz iſt ſehr weich und fein. — Die Faͤrbung wird etwas verſchieden angegeben. Nau nennt die Haare ſchmutziggelb, an den Spitzen braͤunlich. Daubenton giebt ſie an der Wurzel ſchwaͤrzlichgrau und an den Spitzen dunkelfahl laͤngs des Ruͤckens und Bauches, und hel— ler auf dem uͤbrigen Koͤrper an, am Kopfe faſt blos aſchgrau. Fiſcher bezeichnet feinen T. fuscomanus (s. fuscus) auf dem Rüden als caffee⸗ braun, am Bauch heller oder graulichweiß; eigentlich ſind die Haare an den Spitzen braun oder roͤthlich, gegen die Wurzel graulichweiß. Der 20) Die Diagnofen find: 1) T. Pallas ii, sulphureo bruneus, auriculis acuminatis, incisoribus obtusis, intermediis brevibus. 2) T. Daubentonii, gracilis, ex nigro ei- nereus, auriculis rotundatis, incisoribus acutis, intermediis rotundatis longis. 3) T. Fi- scheri (s. fuscomanus), badius, pedibus ex nigro fuseis, aurieulis rotundatis, in- eisoribus acutis, intermedlis longis latere exteriore depressis, erista acuta obductis, mar- ginatis. | Tarsius. 299 Rüden der Hand und der Vorderarm ift wenig behaart und graulichweiß; auf den Fingern wird die Farbe dunkler, caffeebraun oder ſchwaͤrzlichbraun. Horsfield nennt die Farbe ſeines jungen Thieres braun, ins Graue zie⸗ hend, am Unterleib und der Innenſeite der Gliedmaſſen grau, zum Weißen ſich hinneigend; ein roͤthlicher Anflug findet ſich ſpaͤrlich auf den obern Theilen, zumal an Kopf und Gliedern; der nackte Theil des Haan viel dunkler als das Ende. Die Laͤnge giebt Raffles gegen 6“ von der Naſe bis zum Schwanze an, welcher ohngefaͤhr 9“ dazu hat. Daubenton's Exemplar mißt, nach Fiſcher's Angabe, vom Scheitel bis zum Steißbeine 3“ 64, Dieſelbe Länge beträgt bei Fiſcher's Exemplare 3“ 43“, der Schwanz 8“ 5%; die weiteren Ausmaaße des Skelets ſind in der Einleitung zu dieſer Sippe angegeben. Nau's im Weingeiſt aufbewahrtes, daher fuͤr Maaßabnahmen vollſtaͤndig geeignetes Exemplar, giebt folgende Verhaͤltniſſe: Von der Schnautze bis zur Schwanz Abſtand der Naſenloͤcher . 0“ 2“ ſpitztze 13“ 0% Auge, von einem Winkel zum Vom Hinterhauptsbein bis een, Line 0) MAT üm Affer, 3 6 Langer ee , ee e Sen 2 F ee eee e Naſe bis zu De e ichen, 110 Iber amm ua 2811 | Unterſchenkel . 2 2 Vorderam 1 5 Von der Ferſe bis zur Spitze a nach dem 0 der größten Zehe 2 0 J MEN STR Ueber die Lebensweife dieſes Thieres liegen nicht vielele Angaben vor. Nach Raffles Erkundigungen wird es nur in dem Dickicht der Waldungen und zwar ſehr ſelten geſehen, und ſoll von verſchiedenen Sor, ten wilder Früchte und junger Triebe ſich naͤhren. Es fol die Bäume in kurzen Spruͤngen erſteigen und nur ein Junges auf einmal bringen. Die Eingebornen nennen es Singapua, was aus Singa (Löw) und Pua (der generiſche Namen für die. Scitamineen) zuſammengeſetzt iſt; letzteres Wort ſoll figuͤrlich ſeine Kleinheit bezeichnen. Nach ihren Sagen war das Thier urſpruͤnglich ſo groß als ein Loͤwe, iſt aber zur jetzigen Groͤße her— abgekommen. Sie haben eine aberglaͤubiſche Furcht vor demſelben, ſo daß 38 * 300 Tarſer. ſie, wenn ſie eines auf einem Baume bei ihren Wald-Reisfeldern ſehen, dieſe ſogleich verlaſſen und ſich einen andern Platz ausſuchen; außerdem meinen ſie, wuͤrde ihnen oder ihrer Familie ein Ungluͤck widerfahren. — Als Heimath bezeichnet Temminck (Fauna japon. p. XVI) Gelebes, und fuͤgt bei, daß dieſer Tarsius Daubentonii keine Repraͤſentanten auf den ſundaiſchen Inſelnhabe. Gleichwohl iſt Letzteres nicht richtig, da Raff— les ihn in den Waldungen Sumatra's gefunden, Hors field ihn von der benachbarten Banka-Inſel erhalten und Schlegel (essai sur la phy- sionomie des serp. p. 241) ihn als ee von Borneo aufge- fuͤhrt hat. Anmerk. So eben erhalten wir ſehr intereſſante Beiträge zur Lebensgeſchichte dieſes Thieres von Cuming (ann. of nat. hist III. n. 14. p. 67). Der Malmay, wie er es nennt, lebt unter Baumwurzeln, beſonders des großen Bambus. Sein Hauptfutter ſind Eidechſen; Waſſer leckt er gleich den Katzen, und iſt ſehr reinlich. Eine Stimme läßt er ſelten hören, ſie klingt wie ein ſcharfer gellender Schrei und wird nur einmal ausgeſtoßen. Bei Annäherung an ſeinen Käfig fixirt er unbeweglich ſeine großen Au— gen auf den Gegenſtand; rückt er ihm näher, ſo zieht er die Geſichtsmus— keln auf und zeigt die Zähne. Er ſpringt faſt 2 Fuß auf einmal, ſcheut das Licht und ſchläft viel bei Tage. Er wird leicht zahm, leckt Geſicht und Hände und liebt es geſtreichelt zu werden; beim Freſſen ſitzt er auf den Hinterfüßen und hält das Futter mit den vordern. Männchen und Weibchen werden gewöhnlich zuſammen geſehen, doch ſind dieſe Thiere auſſerordentlich ſelten auf der Inſel Bohol und werden nur in den Wäl— dern von Jagna und auf der Inſel Mindanado gefunden. Das Weib— chen bringt ein Junges zur Welt, wovon Cuming ein Beispiel erlebte. Das Junge war der Alten ganz ähnlich, ſeine Augen offen und mit Haa— ren bedeckt, fieng ſchon am zweiten Tage zu klettern an, und wurde von der Alten bisweilen im Munde, wie es die Katzen machen, umher ge⸗ tragen. | 301 Zuſätze zur Ordnung der Affen. Zu S. 2. Eine nach meiner Bearbeitung erſt erſchienene Darſtellung des Knochengeruͤſtes der Affen hat Blainville in dieſen Tagen publizirt, unter dem Titel: Ostéographie ou description iconographique com- parée du squelette et du systeme dentaire des eing classes d'ani- maux veretbres recents et fossiles. Fascicule 1. Primates. G. Pithecus. — Atlas 11 planches. Die Abbildungen find von vorzuͤgli⸗ cher Schoͤnheit. Das erſte Heft, das bisher allein erſcheinen iſt, befaßt ſich mit den altweltlichen Affen, die Zenit ſaͤmmtlich unter der Gat⸗ tung Pithecus begreift. Zu S. 6. Die befte Anatomie der Vorder- und Hinterhände, mit der ich erſt nach meiner Bearbeitung bekannt geworden bin, findet ſich in Ilg's anatom. Monographie der Sehnenrollen; 2ter Abſchn. 1ſte Abth.: vom Baue der Gelenkſehnenrollen der Finger— glieder des gemeinen Pavians (Cynocephalus. Sphinx) mit beſ. Wuͤrdigung des Baues ſeiner Vorder- und . haͤnde u. ſ. w. Prag. 1824. S. 31. Simia Troglodytes. Auch an dem jungen Erems plare in Wien habe ich die Haare um den After licht gelblichweiß gefunden, was demnach der Art uͤberhaupt zuzukommen ſcheint. Die Unterlippe und die vereinzelten ſpaͤrlichen Haare der Oberlippe zeigen am erwähnten Exem⸗ plare dieſelbe Färbung. Schöne Abbildungen des Schaͤdels hat Blain ville a. a. O. tab. 5. geliefert. S. 42. Simia ([Pithecus) Satyrus. Derſelbe Gelehrte hat tab. 1 das Skelet vom pariſer Pongo vortrefflich abgebildet. — Von glei⸗ cher Schönheit find Owews Abbildungen von Simia Wurmbii und Mo- rio (Transact. of the zool. soc. of London. Vol. II. Part. 3. 1839. p. 165. tab. 30 — 34). So wenig als ich erkennt Dumortier (Bullet. de Pacad. le Bru⸗ xell. V. 1838. p. 756) die Simia Morio Owen's als ſelbſtſtaͤndige Art an. Nach der Pruͤfung von 14 Schaͤdeln, wovon 9 mit dem uͤbrigen Ske⸗ 302 Zuſaͤtze zur Ordnung let verſehen waren und alle von Borneo kamen, erklärt er ſich für eine einzige Art auf dieſer Inſel, wovon die S. Morio nur einen juͤngeren Al⸗ terszuſtand ausmacht. Gegen Owen's ſpeziſiſche Trennung der beiden Hauptformen unter den Schaͤdeln des Orang-Utangs, ſo wie gegen die geographiſche Schei— dung derſelben, habe ich ſchon S. 53 mehrere Einwendungen vorgebracht. Die Unhaltbarkeit jener Sonderung habe ich aber neuerdings beſonders an einem alten, von Borneo kommenden Schaͤdel, der dem Muſeum in Er— langen angehört, nachweiſen koͤnnen. Die ſchmale und hochgeſtreckte Form, die mehr ſenkrechte Lage der Augenhoͤhlen, die ausgehoͤhlte Geſichtsflaͤche ſtellen dieſen Schädel mit Simia Crossii (Owew's tab. 53) zuſammen; gleich⸗ wohl iſt er nicht von Sumatra, wie man nach Owew's Beſtimmungen meinen ſollte, ſondern von Borneo herruͤhrend und uͤberdieß iſt die Lage der Jochbeinnath nicht wie bei S. Crossii, fondern wie bei S. Wurmbii. Auf Borneo kommen die beiden Hauptformen der Schaͤdel nebeneinander vor und zeigen gegenſeitige Uebergaͤnge (vergl. meinen ausfuͤhrl. Vortrag in den Muͤnchn. gel. Anzeig. 1839. Bd. IX. S. 409). S. 66. Hylobates. Das Skelet von H. variegatus hat Blain⸗ ville (a. a. O. tab. 2) abgebildet. S. 81. Semnopithecus. Dr. S. Muͤller, Mitgl. der naturf. holland. Commiſſ. in Oſtindien, hat uns mit 3 neuen Arten Schlankaffen von Borneo bekannt gemacht (v. d. Hoeven, tijdschr. voor natuurl. gesch. 1838. V. p. 134), wie folgt: n a) Semnopithecus frontatus MUELL. „Diefe fhöne Art übertrifft. an Flinkheit und Zierlichkeit die meiſten andern Arten. Die Bejadjoe⸗ Daijakken von der Suͤdkuͤſte Borneo's kennen dieſen Affen unter dem Nas men Sampoelan, und die dort wohnenden Malaien unter dem von Oji⸗ rangan goenoeng, was Berg-Djirangan bedeutet, zur Unterſcheidung von S. cristatus RAF FL., den fie einfach Djirangan nennen. Schon dieſe Namen geben zu erkennen, daß unſer 8. frontatus vorzüglich hohe Gegen— den bewohnt, während S. eristatus die Wälder der Ebenen liebt.“ „Der S. frontatus hat ſehr ſchlanke Glieder und ſowohl hiedurch, als durch einem hohen, aber ſchmalen kammartigen Schopf, der ſich uͤber den Scheitel erhebt und uͤber den Hinterkopf bis zum Nacken verlaͤuft, iſt er der Affen. 303 ſehr charakteriſtiſch gezeichnet. Außerdem hat er einen großen kahlen Haut⸗ fleck über der Naſe an der Stirne, die blaulich milchfarben iſt und wegen dieſer lichten Farbe ſtark gegen das mattſchwarze Geſicht abſticht, das an den Wangen von einem langen ſchwarzen Bart umgeben wird. — Die Farbe eines alten Thiers iſt im Allgemeinen dunkel rauchfarben (rook- kleurig), auf dem Rüden, zumal auf deſſen vorderſtem Theile, am lichte ſten, mehr oder minder ins Gelblichgraue ziehend. Am Schwanzende und der Auſſenſeite der Beine wird die Farbe nach unten zu allmaͤhlig dunkler rauchſchwarz und geht endlich an den Haͤnden in ein faſt reines Schwarz über. Die Kehle, Bruſt und Unterleib find gelblichgrau; die Iris braun. — Die Länge eines ausgewachſenen Maͤnnchens beträgt 1“ 7%, des Schwanzes 2“ 34H, Dieſe Art iſt mit S. comatus DES M. nahe verwandt, von dem ſie ſich jedoch durch Faͤrbung und den kahlen blaulichen Stirnfleck unterſcheidet. Als Diagnoſe kann aufgeſtellt werden: S. fuliginosus, dorso pallidiore, gastraeo albido, manibus mystacibusque nigris, oceipitis pilis lon- gis eristam formantibus, fronte macula calva coerulescente. b) Semnopithecus rubicundus MUELL. „So wie S. melalophos Ra PFL. von Sumatra mehr Bergbewohner als Liebhaber von flachen Ge— genden iſt, ſo findet man auch dieſe neue Art, die ich in den hoͤheren ſuͤd— oͤſtlichen Theilen von Borneo entdeckte, nur ſelten in den flachen Strand— waldungen. Die Banijerezen nennen ſie Kalahie, und die Bejadjoe— Daijakkers Kalaſie. An alten Individuen iſt der ganze Koͤrper mit dem Schwanze dunkel braunroth; die Haͤnde ſind dunkler, weil hier ſchwaͤrzliche Haare zwiſchen den braunrothen eingemengt ſind. Auf dem Kopfe bilden die Haare einen kreisfoͤrmigen Gipfel (kruin), wodurch ſich dieſe Art von allen andern Schlankaffen des Archipels unterſcheidet. Den Hinterkopf ziert ein ziemlich hoher Schopf, der kammartig bis in den Nacken herabſteigt. Ein altes Weibchen war 107“ 3", der Schwanz 2“ 2“ und der Kopf 3 10%ö lang.“ Dieſe Art kommt = S. en zu ſtehen und kann charakteri⸗ ſirt werden als: S. fusco-rufus, manibus obscurioribus, occipite eri- stato, vertieis pilis radiatis. 10 5895 c) Semnopithecus chrysomelas MukLL. Gehört dem ſuͤdlichen 304 Zuſaͤtze zur Ordnung Theile von Borneo, namentlich den innern Gegenden von Pontianak an, ſcheint jedoch ſelten zu ſeyn. Ein altes Weibchen, das Muͤller bei Fritze, dem Chef des ind. Sanitaͤtsweſens, ſah und 3 andere Individuen, die ſich Diard verſchafft hatte, dienten zur Beſchreibung. „Der ganze Koͤrper nebſt dem Schwanze iſt einfoͤrmig ſchwarz, mit Ausnahme der In— nenſeite der Vorderarme, der hinterſten Parthie des Bauchs und der Un— terſeite der Schwanzwurzel, wo die Haare ockergelb ſind. Von letzterer Farbe iſt endlich auch ein ſcharf begrenzter Streif, welcher hinten an der Innenſeite der Beine von oben bis zu der Ferſe herab verlaͤuft; auch auf den Haͤnden und vor der Bruſt ſind einige gelbe Haare unter die ſchwar— zen gemengt. Auf dem Kopf bilden die Haare einen kammartigen Schopf, der ſich vom Hinterhaupt bis in den Nacken erſtreckt; ſo wie auf dem Scheitel, ſind auch unter und hinter den Ohren etwas laͤngere Haare, wo— durch eine Art Backenbart entſteht. Geſicht, Ohren und Innenſeite der Haͤnde ſind rußſchwarz, und dieſe Farbe, obſchon nach einem getrockneten Felle beſtimmt, laͤßt ſich doch als natuͤrlich annehmen, da ſie mit der uͤber— einkommt, welche man an denſelben nackten Theilen des S. maurus findet. Die Länge dieſes Exemplars iſt 11 4", des Schwanzes 2 24“. — Vor⸗ ſtehende Beſchreibung iſt nach dem alten Weibchen, das ich H. Fritze verdanke, entworfen; doch ſtimmt ſelbiges in allen Theilen mit einem andern alten Weibchen, ſo wie mit einem gleich großen Maͤnnchen uͤberein, welche beide von Diard geliefert wurden. — Ein drittes Weibchen, von demſel— ben Reiſenden bei Pontianak erlangt, das augenſcheinlich zu derſelben Art ge— hoͤrt und auch an Groͤße wenig von den andern verſchieden iſt, iſt dagegen faſt am ganzen Koͤrper truͤb roͤthlichgelb; nur auf dem Kopf und im Nacken ſtehen viele ſchwarze Haare zwiſchen den gelben, und auf der Auſſenſeite der Glieder, vornaͤmlich der Haͤnde, ſieht man hier und da kleinere oder groͤßere ſchwarze Flecken. — Nach Schlegel's Meinung ſoll der S. auratus, wovon ſich das einzige bekannte Exemplar im pariſer Muſeum findet, große Aehnlichkeit mit dem eben beſchriebenen hellfarbigen Weibchen haben. 8. Pyr- thus HoRrsr. ſcheint jedoch, nach der Zeichnung von Horsfield zu urthei— len, beſtimmt von unſerm gelben chrysomelas abzuweichen, und ſich viel⸗ mehr in ſeinem Habitus, ſoweit man ſelbigen aus der ſehr mittelmaͤßigen Ab— bildung erkennen kann, an den 8. maurus anzuſchließen.“ der Affen. 305 Aus vorſtehender Beſchreibung kann man entnehmen, daß die ſchwarze Farbe alte Thiere, die gelbe junge bezeichnet, wie dieß auch bei S. mau— rus der Fall iſt, der uͤbrigens ſchon durch die ganz andere Kopfbehaarung betraͤchtlich von S8. chrysomelas verſchieden iſt. Deßhalb bin ich auch jetzt der Meinung, daß der S. Pyrrhus von Horsfield, der, nach die— ſem Zoologen, in der Form der Kopfbehaarung mit S. maurus überein- kommt (dadurch alſo auffallend vom S. chrysomelas abweicht), wirklich nur das Junge von S. maurus iſt. In dieſer Behauptung werde ich be— ſtaͤrkt durch Schlegel's Verſicherung, daß das Leydner Muſeum den 8. auratus niemals aus Java, ſondern aus Borneo erhalten habe. Wie der S. Pyrrhus HorRSF. an S. maurus zuruͤckfallen moͤchte, fo koͤnnte viel leicht der S. auratus (von dem ich uͤbrigens keine genuͤgende Kenntniß beſitze) als jüngerer Zuſtand von 8. chrysomelas gelten. Die Diagnoſe von S. chrysomelas lautet: S. niger, antibrachio- rum latere interno, ventre infimo, caudae basi inferiori nec non ar- tuum posteriorum stria interiori longitudinali ochraceo-flavis; occi- pite cristato. — Juniores fulvi. S. 82. Statt Gelada l. Guereza. S. 89. Semnopithecus jubatus nob. Herr Baron von Huͤgel hat von ſeiner denkwuͤrdigen Reiſe zwei Exemplare einer neuen Art Schlankaffen aus dem ſuͤdlichen Theile Indiens mitgebracht, die jetzt im wiener Muſeum aufgeſtellt ſind und von denen ich folgende Beſchrei— bung entworfen habe. Es findet ſich kein Haarwirbel, ſondern von der Stirne und den Wangen an richten ſich die langen Haare gleich ruͤck- und ſeitwaͤrts und fallen lang im Nacken und an den Halsſeiten, gleich einer ſchlichthaarigen Peruͤcke, herab, ziehen ſich auch ruͤckwaͤrts gerichtet, obgleich kuͤrzer, um das Kinn herum. Dieſe Haare haben eine licht braͤunlich-gelbe Farbe, wobei an den Wangen und unterm Kinne das licht Braͤunliche vor— herrſcht. Laͤngs der Stirne verläuft ein Querſtreif ſtarrer ſchwarzer, auf— waͤrts und etwas vorwaͤrts gewendeter Haare. Auch Geſicht, Lippen und Vorderrand des Koͤrpers haben ſtarre ſchwarze Haare aufzuweiſen. Außer den braͤunlich gelben Kopfhaaren iſt der übrige Körper einfoͤrmig glänzend ſchwarz (wie S. Maurus) und dabei dicht behaart; Geſicht, Ohren und Krallen ſind ebenfalls ſchwarz. Die Geſaͤßſchwielen ſind weißlichgelb; die Suppl. 39 306 Zuſaͤtze zur Ordnung Eckzaͤhne ſehr groß. Die Länge iſt 1' 8", des Schwanzes 252“. — Die großen Eckzaͤhne erweiſen es, daß die eben beſchriebenen Thiere alt und ausgefaͤrbt ſind. — Dieſe durch die eigenthuͤmliche Behaarung und Faͤrbung des Kopfes hoͤchſt ausgezeichnete Art koͤnnte nur mit S. cucullatus ver— wechſelt werden. Nach Sf. Geoffroy's Beſchreibung find jedoch bei letz— terem die Haare auf der Oberflaͤche des Kopfs nur 1 — 13“ lang, und erſt an den Ohren gleichen ſie faſt den laͤngſten des Koͤrpers, welche 2 — 4“ lang find. In der Abbildung find die Haare des Kopfs geſtraͤubt, während fie bei S. jubatus ſchlicht herabfallen. Ferner find bei S. cu- cullatus die Seiten, das Kreuz und die Hinterbacken braun; die Mit— tellinie des Ruͤckens, die Ober- und Unterſchenkel und Oberarme nur ſchwaͤrz— lich, und allein Vorderarme, Haͤnde und Schwanz rein ſchwarz; waͤhrend bei S. jubatus das ganze Thier (mit Ausnahme des Kopfes) glaͤnzend kohlſchwarz iſt. Da Iſ. Geoffroy mehrere Exemplare vor ſich hatte, ſo iſt nicht wohl anzunehmen, daß die braune Faͤrbung nur dem jugendli— chen Zuſtande zukomme und im Alter blos ins einfoͤrmig Schwarze uͤber— gehe, fo daß 8. cucullatus etwa das juͤngere Alter von S. jubatus be= zeichnen moͤchte. Dieß iſt um fo weniger glaublich, als nach Geoffroy's Beſchreibung und Abbildung die Kofbehaarung von S. cucullatus ganz anderer Art iſt als die von S. jubatus. Die Diagnoſe von 8. jubatus lautet: S. aterrimus, capite pilis longis, brunescentibus, ad humeros usque dependentibus vestito. S. 106. Colobus. Aus einem Felle von Colobus Temminckii habe ich Schädel und die Knochen der Vorderglieder herausgenommen, und fie von aͤhnlicher Beſchaffenheit wie bei C. Guereza gefunden. Der Schaͤ— del iſt ebenfalls von der Form der aſiatiſchen Schlankaffen. Der Daumen der Vorderhaͤnde mangelt zwar aͤußerlich, indem man allerdings an der Haut nicht die mindeſte Spur wahrnehmen kann; dagegen iſt er innerlich am Skelet von beiden Arten, wenn auch nur im Rudiment vorhanden. Bei C. Guereza ſetzt ſich, wie früher erwaͤhnt, an den Mittelhandkno— chen des Daumens ein kleines, kaum liniengroßes Knoͤchelchen an, das die Stelle des Daumens vertritt. Ein aͤhnliches Verhalten zeigt unſer C. Temminckii. Am linken Daumen-Mittelhandknochen iſt ein kleines, mehr breites als langes Knoͤpfchen vorhanden; am rechten iſt es mehr in die der Affen. 307 Länge geſtreckt, 2“ lang, alfo mehr phalangenaͤhnlich als das linke. Es waͤre nun leicht moͤglich, daß ein ſolches Daumen-Rudiment ſich ſo ver— laͤngern koͤnnte, um auch aͤußerlich ſichtlich zu werden. Auf jeden Fall iſt die generiſche Trennung zwiſchen Colobus und Semnopithecus unſtatthaft. S. 108. Semnopithecus (Colobus) polycomos. In der ſpezifiſchen Vereinigung von C. polycomos und ursinus bin ich beſtaͤrkt worden, ſeitdem ich in Wien Gelegenheit hatte ein ausgeſtopftes Exemplar von jenem zu ſehen, das wahrſcheinlich Pennant als Original vor ſich hatte. Dieſes Individuum iſt an Kopf, Schultern und Ruͤcken mit ſehr langen Haaren (alſo ganz fo, wie es die Pennant'ſche Figur zeigt) beſetzt, die übrigens ſelbſt noch an den Leibesſeiten ziemlich lang (an 5 — 6% ſind, aber an den Schenkeln und Vorderarmen kuͤrzer werden. Der Schwanz bildet am Ende eine Quaſte. Ein Daumenſtummel an der ſehr einge— ſchrumpften Haut der Hand iſt nicht ſichtlich. — Die Farbe ift glän- zend ſchwarz; aber Stirne, die ſpaͤrlichen und ruͤckwaͤrts gekehrten Wan— genhaare, das Kinn (alſo die ganze Geſichtseinfaſſung), ferner Unterhals, Halsſeiten, Schultern und Oberarme find licht graulichgelb. Der ganze Schwanz iſt licht gelblichweiß. S. 109. S. (Colo bus) leucomeros. Van Beneden be hauptet (in den Bullet. de Pacad. de Bruxell. V. p. 347), daß Co- lobus leucomeros identiſch ſey mit Semnopithecus vellerosus (oder S. bicolor). Ein Beweis mehr, daß das Vorkommen oder Mangeln ei— nes Daumenſtummels keine generiſche Trennung zwiſchen Semnopithecus und Colobus begruͤnden kann. Zugleich ſieht man, wie wenig man ſich auf ſo viele neuere engliſche Beſtimmungen verlaſſen darf. S. 109. S. (Colobus) Satanas. In den Annals of nat. hist. II. (1839) p. 469 giebt Waterhouſe eine fernere Notiz nach drei Fellen, an denen jedoch die Haͤnde nicht vollſtaͤndig waren. „Seine ein— foͤrmig ſchwarze Farbe unterſcheidet ihn von C. leucomeros, wie von C. ursinus, indem der erſtere weiße Schenkel und weiße Kehle, der letztere einen weißen Schwanz hat und lange graue Haare, die den ſchwarzen am Nacken eingemengt find. Die laͤngſten Haare am Rüden meſſen 10”. Der Pelz iſt nur ſchwach glaͤnzend, und die Haare ſind bis an die Wurzel von ein— foͤrmiger Farbe. Wollhaare giebt es nicht.“ Die Laͤnge iſt 31, des Schwanzes 36", 39 * 308 Zuſaͤtze zur Ordnung S. 110. S. (Colo bus) ferrugineus. Was ich ſchon (a. a. O.) vermuthungsweiſe ausgeſprochen habe, daß naͤmlich C. ferrugineus, fu- liginosus und Temminckii eine einzige Art ausmachen möchten, hat ſich mir vollkommen beſtaͤtigt, ſeitdem ich zwei ausgeſtopfte Exemplare verglei— chen konnte. Die hieſige k. Sammlung hat naͤmlich vor Kurzem einen Stummelaffen unter dem Namen Colobus Temminckii erhalten, der von folgender Beſchaffenheit iſt. Die Behaarung iſt ſehr reichlich und dicht, aber nicht beſonders lang, namentlich am Kopfe, wo die Haare, ohne Wirbel oder Kamm, ruͤckwaͤrts gerichtet ſind, mit aufgerichteten Haaren laͤngs der Stirne. Die Wangen ſind mit einem laͤngern Backenbart verſe— hen. Die Innenſeite der Beine iſt laͤngs der Mitte herab nur duͤnne be— haart. Der Schwanz endigt mit einer kurzen Quaſte. Die Farbe des Kopfs, Ruͤckens, der Oberſeite der Schwanzwurzel, des obern Theils der Außenſeite der Oberarme und Schenkel iſt heller oder dunkler rauchblau— ſchieferſchwaͤrzlich. Der Backenbart, ein Laͤngsſtreif hinter den Ohren und laͤngs der Leibesſeiten, die ganze Vorder- und Außenſeite der Gliedmaſſen (mit der vorhin erwähnten Ausnahme) iſt roſtroth. Kinn, Unterhals und Unterleib ſind gelblichweiß; die Innenſeite der Beine laͤngs des minder be— haarten Streifens gelblich, mit etwas Roth uͤberlaufen. Am Hinterkopf ſind die Haare bereits etwas mit Roth gemengt. Die ſteifen Stirnhaare, die Krallen und die nackten Theile ſind ſchwarz. Der Schwanz iſt ſchmutzig blaß roſtfarben. Die Länge iſt 1“ 65", des Schwanzes 1“ 103. — Dieſes Exemplar kommt nicht nur mit Kuhl's Beſchreibung von feinem C. Temminckii, ſondern auch mit Ogilby's C. fuliginosus überein. Beide gehoͤren demnach einer und derſelben Art an. Unter dem Namen Colobus ferruginosus ſteht im wiener Muſeum ein Exemplar von folgender Beſchaffenheit. Ein Daumenſtummel iſt an der verſchrumpften Haut nicht ſichtbar. Scheitel, Hinterhaupt, Ruͤcken, hintere Haͤlfte der Oberarme und Schenkel ſchwarz, das am Schwanz mit dunkel Roſtroth gemengt iſt. Wangen, Kinn, Leibesſeiten und alles Ue— brige von den vier Beinen iſt glaͤnzend und dunkel roſtroth, nur der ſehr ſpaͤrlich behaarte Unterleib und die Innenſeite der Oberarme und Schenkel fällt mehr oder weniger ins licht Roͤthlichgelbe. — Dieſes Exemplar kommt ganz mit dem unſerigen uͤberein, nur iſt ſeine Faͤrbung dunkler; auch Pen— U der Affen. | 309 nant's Beſchreibung paßt darauf, blos mit der Abweichung, daß er den Ruͤcken von deep bay color angiebt. Da indeß das wiener Exemplar daſſelbe iſt, welches ehemals im Leverianiſchen Muſeum war und Pen— nant zur Anſicht hatte, ſo liegt bei letzterem ein kleiner Irrthum in be Angabe der Ruͤckenfaͤrbung zu Grunde, S. 111. Semnopithecus (Colobus) Pennantii. Neuer⸗ dings hat Waterhouſe (ann. of nat. hist. II. p. 468) dieſe Art näher charakteriſirt. Als Diagnoſe giebt er: „C. supra nigrescens, ad latera fulvescente-rufus, subtus flavescens, cauda fusco-nigricante, genis albis.“ Dann ſetzt er hinzu: „Länge 27“, des Schwanzes 29.“ Wohn— ort Fernando Po. Die vorherrſchende Farbe iſt hell roſtroth; Kopf, Nak— ken und Mitteltheil des Ruͤckens find ſchwarz; Wangen und Kehle find weiß oderſchmutzig weiß; Bruſt, Vordertheil der Schultern, Unterſeite des Lei— bes und Innenſeite der Gliedmaſſen ſind ſchmutzig gelblich; innere Seite der Schenkel weißlich; der Schwanz braunſchwarz. Die Haare ſind lang und nicht ſehr glaͤnzend, am Kopf und den Vordertheilen des Koͤrpers am laͤngſten; dabei ſind ſie bis zur Wurzel einfarbig oder hoͤchſtens an dieſer etwas blaſſer. Das Schwarze auf dem Ruͤcken hat etwas von dem roſtigen Tone, der an den uͤbrigen Theilen des Koͤrpers vorherrſchend iſt; es nimmt jedoch nur eine ſchmale Portion des Ruͤckens ein und geht ungeſchieden ins Roſtfarbige. Die untern Theile der Gliedmaſſen fehlen; da ſie aber bis zum Knie ſchwarz ſind und auch unter dem Ellbogen eine tiefe Farbe annehmen, ſo iſt es wahrſcheinlich, daß die fehlenden Theile aͤußerlich ſchwarz ſind, waͤh— rend die Gliedmaſſen innerlich, ſo weit man ſehen kann, gelblich oder gelbweiß ſind.“ Acht Exemplare zeigten kaum eine wahrnehmbare Differenz; alle hat— ten weiße Wangen und weiße Kehle. Sie ſcheinen allerdings eine eigne Art darzuſtellen, welche von dem nah verwandten C. ferrugineus durch geringe Breite der ſchwarzen Farbe am Rüden, durch die weiße Faͤrbung der Wan— gen und Kehle, durch das tiefer (vielleicht ganz) herabgehende Schwarz an der Außenſeite der Gliedmaſſen ſich unterſcheidet. Mit Beſtimmtheit wird ſich über die Selbſtſtaͤndigkeit dieſer Art erſt dann entſcheiden laſſen, wenn die Beſchaffenheit der untern Haͤlfte der Beine bekannt iſt. S. 111. Semnopithecus (Colobus) olivaceus nob. Unter dem Namen C. verus beſchreibt Vanbeneden (Bullet. de Pacad. de 310 Zuſaͤtze zur Ordnung Bruxell. V. p. 347 mit kolor. Abbild.) eine neue Art von Stummelaffen. Der Daumen mangelt an den Vorderhaͤnden gaͤnzlich. Die Geſtalt iſt un— terſetzt, die Glieder ziemlich robuſt, der Schwanz lang, die Geſaͤßſchwielen deutlich. Kopf, Hals, Ruͤcken und Schwanzwurzel ſind von einer oliven— braunen Farbe, die ſich der von Simia Sphinx und einigen grünen Affen naͤhert; alle Haare dieſer Theile ſind fein ſchwarz geringelt. Im Nacken und beſonders uͤber und außerhalb der Schwielen nehmen die Haare einen verbrannten Anſchein an. An den Schultern aͤndert ſich die Farbe allmaͤh— lig in ein weniger dunkles Gruͤnlichgrau, was alsdann auf den Vorder— gliedern bleibt. Auf den Hintergliedern geht dieſelbe Veraͤnderung, aber tiefer vor; die Ruͤckenfarbe laͤuft bis zum Knie herab. An den Seiten iſt die Farbe weniger dunkel; Halsſeiten, Kehle und Bauch ſind ſchmutziggrau. Dieſes Individuum ſtammt aus Afrika und iſt im pariſer Muſeum aufge— ſtellt. Da der Name verus ganz unpaſſend iſt, indem er dem C. Gue— reza und ferrugineus nicht minder zukommt, ſo habe ich den Namen in Semnopithecus (Colobus) olivaceus umgeaͤndert. Seine Diagnoſe iſt: C bruneo-olivaceus, subtus griseus, artubus viridis canis. S. 120. Cercopithecus Ascanius. Ein ungemein großes und ſtattliches, daher ganz altes Exemplar (das einzige, mir bekannte alte Individuum), das in Wien lebendig gehalten wurde und jetzt dort im Muſeum ſteht, verdient eine beſondere Beſchreibung. Die ganze Oberſeite iſt olivenfarben und ſchwarz melirt; erſteres nimmt gegen das Kreuz immer mehr einen roͤthlichen Ton an. Die Außenſeite der Gliedmaſſen (mit Aus— nahme der obern Haͤlfte der Oberarme und faſt der ganzen Schenkel, wel— che die Ruͤckenfarbe zeigen) iſt aſchgrau mit einzelnen hellen Haarſpitzen, wobei die vordern Ertremitäten dunkler find als die hintern. Der ganze Unterleib vom Kinne an, ſo wie die Innenſeite der Gliedmaſſen, iſt rein weiß. Die Stirnhaare enden vorn mit einer ſchwarzen Binde, die indeß blos zu den Ohren reicht. Die vor den Ohren geſtraͤubten Wangenhaare ſind weiß, weiter herab gruͤnlich und ſchwarz geringelt, und werden von den ſchneeweißen Haaren des Unterkiefers durch einen ſchwarzen Querſtreif getrennt, der gleich an den Naſenfluͤgeln beginnt. Auf dem Naſenruͤcken lauft ein ſchmaler ſchwarzer Haarkamm herab, der ſich in der Mitte ploͤtzlich ausbreitet; die untere breitere Naſenhaͤlfte iſt ganz weiß. Lippen und Augen— der Affen. 311 kreiſe find hell, daher im Leben wohl fleiſchfarben. Der innere Ohrrand ift mit licht roͤthlichen Haaren beſetzt. Der Schwanz hat Anfangs auf ſeiner Oberſeite die Farbe des Kreuzes; indem dann das Olivengelbe immer mehr ſich roͤthet, iſt er von der Mitte an roſtroth mit Schwarz melirt. Seine Un— terſeite iſt in ihrem erſten Drittel weiß und geht dann in ein einfoͤrmiges ſchoͤ— nes Roſtroth über, — Von den juͤngern Exemplaren, wie fie Fr. Cuvier beſchreibt, iſt dieſes alte durch lebhaftere Faͤrbung, durch die nur bis zu den Ohren reichende Stirnbinde, durch den ſchwarzen Querſtrich uͤber die Wangen, und durch die ſchoͤn roſtrothe letzte Schwanzhaͤlfte verſchieden. Ueberhaupt iſt dieſe Art mancherlei Abaͤnderungen unterworfen. Berichtigen muß ich noch zwei Schreibfehler. Auf S. 120 letzte Zeile muß es heißen grün fl. grau, und S. 121 3. 8 v. o. violett ſt. ſchwarz. S. 125. Cercopithecus fuliginosus. Martin (ann. of nat. hist. III. p. 353) macht die Bemerkung, daß C. fuliginosus und aethiops am hinterſten Zahn des Unterkiefers mit einem deutlichen fuͤnften Hoͤcker verſehen ſeyen. S. 133. Cercopitheeus Martini. Waterhouſe hat neuer: dings von dieſem und den beiden folgenden Affen die Beſchreibung nachge— liefert (Ann. of nat. hist. II. p. 469). Vom C. Martini giebt er nach zwei Fellen, denen aber weſentliche Stuͤcke, naͤmlich Geſicht, Haͤnde und Fuͤße fehlten, folgende Diagnoſe: „C. pilis corporis supra nigro et flaves- centi- albo annulatis; capite supra, brachiis caudaque nigrescenti- bus; gula abdomineque griseo- fuscentibus.“ Länge (nach der Kruͤm— mung) 22“, des Schwanzes 26”. Heimath Fernando Po. „Scheint ſehr nahe dem C. nictitans verwandt, doch ſind die Haare der obern Theile des Leibes deutlicher geringelt und die allgemeine Faͤrbung iſt etwas graulich.“ Aus der nun folgenden Beſchreibung erſieht man blos die große Ueberein— ſtimmung mit C. nictitans, wohin ich auch den C. Martini rechne, we nigſtens ſo lange, bis nicht genuͤgendere Differenzen in der Geſichtsbildung aufgefunden ſeyn werden. f S. 133. Cercopithecus erythrotis. Die Beſchreibung von Waterhouſe (a. a. O. S. 470) lautet: „C. griseus, pilis corporis supra flavo nigroque annulatis, gula genisque albis, brachiis ni- grescentibus; cauda splendide rufa, linea nigrescente per partem 312 Zuſaͤtze zur Ordnung superiorem excurrente, apice nigrescente; regione anali auribus- que rufis.“ — Länge 17“, des Schwanzes 23%. Heimath Fernando Po. „Dieſe ſchoͤne kleine Art iſt ohngefähr von der naͤmlichen Groͤße als C. Cephus und hat unzweifelhaft eine nahe Verwandtſchaft mit dieſem Thiere; es kann jedoch von ihm unterſchieden werden durch die licht roſtrothen Haa— re, welche die Ohren inwendig bedecken, durch ſeinen brillanten rothen Schwanz und durch die hellrothen Haare in der Aftergegend. Die Haare an den obern Theilen des Koͤrpers ſind ſchwarz und gelb geringelt; am Unterruͤcken nimmt das Gelbe einen tief goldigen Ton an, aber, unaͤhnlich dem C. Ce— phus, herrſcht das Schwarze vor. Die Leibesſeiten und die Außenſeite der Hinterbeine ſind graulich; am Bauche und der Innenſeite der Glieder grau— lichweiß; die Vorderbeine außen ſchwaͤrzlich. Ein dunkler Streif zieht ſich tuͤckwaͤrts vom Auge zum Ohr; unter dieſem findet ſich an den Wangen ein Buͤſchel weißer Haare, unter welchen die Haare ſchwarz und gelb ger ſpritzelt ſind, was eine auffallende Aehnlichkeit mit C. Cephus ausmacht. Das Geſicht iſt unvollkommen und die Fuͤße fehlen.“ Auch dieſe Art hat ſo viel Aehnlichkeit mit C. Cephus, daß man nothwendig die Faͤrbung des Geſichtes kennen muß, um uͤber ihre ſpezifiſche Selbſtſtaͤndigkeit ein entſchiednes Urtheil faͤllen zu koͤnnen. i S. 133. Cercopithecus Campbelli Nach einem Felle von Water houſe (a. a. O. S. 473) beſchrieben: „C. vellere perlongo, sub- sericeo, per dorsum medium diviso; capite corporeque anteriore grisescenti-olivaceis, pilis nigro flavoque annulatis; corpore poste- riore femoribusque extus intense cineraceis; gula, abdomine artu- busque internis albis, brachiis externe nigris, cauda pilis nigris et sordide flavis induta, apice nigro, pilisque longioribus instrueto.“ Dieſer langen Diagnoſe ift noch Folgendes beizuſetzen: Länge 20", des Schwanzes 28“. Wohnort Sierra Leone. Iſt ſehr nahe dem C. Pogo- nias verwandt, hat jedoch nicht den ſchwarzen Ruͤcken, der zur Charakte— riſirung dieſes Thieres dient. Das auffallendſte Merkmal an C. Campbelli iſt der lange Pelz, deſſen Haare auf dem Ruͤcken, wie bei manchen Stum— melaffen, getheilt ſind. Sie ſind hier ohngefaͤhr 21“ lang, am Unterruͤk— ken gehen fie über 3“. Die Haare an den Wangen und Halsſeiten find ſehr lang, graulichweiß, gegen die Spitze mit Schwarz und Gelb ge— ſpritzelt. der Affen 313 ſpritzelt. Die Ohren find innen mit 4 — 17 langen, graulichweißen, un⸗ deutlich grau und blaßgelb geringelten Haaren beſetzt. — Nach der vorlie- genden Beſchreibung iſt allerdings die Selbſtſtaͤndigkeit der Art anzuerkennen. S. 200. Nach Ateles Belzebuth kommt Ateles variegatus nob., Dieſer findet ſich im wiener Muſeum und iſt ein ganz großes, daher ſicherlich ausgewachſenes und altes Exemplar. Kopf, Rüden, Außenſeite der Ober- arme und zum Theil der Schenkel, ferner Oberſeite des Schwanzes und der Hände ſchwarz. Unterleib, Innenſeite der Gliedmaſſen, Außenſeite der Schien- beine und zum Theil der Vorderarme, ferner Unterſeite des Schwanzes roſtig lehmgelb. Die Stirnhaare vorwärts gerichtet. — Iſt nahe verwandt, mit A. Belzebuth, aber durch die roſtiggelbe Außenſeite der Schienbeine und zum Theil der Vorderarme davon verſchieden. Ob dieſer Klammeraffe eine eigne Art, oder, was wahrſcheinlicher iſt, eine bloße Abaͤnderung von A. Belzebuth, mit dem er am naͤchſten uͤbereinkommt, ausmache, muͤſſen fpätere Unterſuchungen ermitteln. Ueberhaupt bin ich überzeugt, daß die Anzahl der Arten von Ateles bedeutend ſich mindern wird, ſobald einmal aͤhnliche Beobachtungs-Reihen, wie fie uns Rengger von Cebus gelie— fert hat, vorliegen. Als Diagnoſe unſers A. variegatus kann gegeben werden: A. niger, gastraeo, artuum latere interno, tibiis antibra- ehiisque extus ferrugineo-ochraceis. S. 205. Cebus. Erwähnung verdient es, daß ſich bei dieſer Gat: tung (wenigſtens nach unſerm Exemplare) ein eigner Beugemuskel fuͤr den kleinen Finger von beſonderer Bildung findet, was mir von keiner andern Affenart bekannt iſt. Es entſpringt naͤmlich unter dem oberflaͤchlichen Beu— gemuskel der Finger vom innern Condylus ein Flexor longus digiti mi- nimi proprius, der auf der rechten Seite mit einer Wurzel auch von je— nem kommt, und geht bis zur zweiten Phalanx des kleinen Fingers herab, wo er ſich ſpaltet, um eine Sehne des tiefen Beugemuskels durchzulaſſen. In feinem Verlaufe bildet er zwei Baͤuche, die durch eine Sehne miteinan- der verbunden ſind. Der oberflaͤchliche Fingerbeuger giebt ſeine Sehnen blos an die drei mittlern Finger (den ten — Aten) ab. S. 212. Cebus hypoleucos GEOFFR. Seit Abfaſſung meiner Beſchreibung von C. Apella habe ich Gelegenheit gehabt, noch eine ziemliche Anzahl Rollaffen vergleichen zu koͤnnen, und bin hiedurch in meiner Zuſammen⸗ 40 314 Zuſaͤtze zur Ordnung der Affen. faſſung derſelben in einer einzigen Art nur noch mehr beſtaͤrkt worden. Nur hin- ſichtlich des Cebus hypoleucos GEOFFR., den man ja nicht mit dem gleich— namigen von Humboldt verwechſeln darf, bin ich ſchon fruͤher zweifelhaft geweſen und ſeitdem es noch mehr geworden. Er findet ſich ſehr haͤufig in den Sammlungen und zeichnet ſich aus durch die ſchwarze Farbe, den kahlen oder nur ganz duͤnn behaarten Vorderkopf, indem erſt in der Mitte des Ober— kopfs die Pelzmuͤtze beginnt, die weiße Geſichtseinfaſſung, welche Farbe ſich bis auf die Oberarme herabzieht, und durch die ſehr lichte Fleiſchfarbe des Ge— ſichts und der Ohren. Dieſer Rollaffe koͤnnte eine zweite geſonderte Art ausma— chen, welche wahrſcheinlich hoͤhere Breitengrade, als die andere bewohnt. S. 233. Callithrix infulata, von der mir ſeit Kuhl's kurzer Notiz nichts weiter bekannt worden iſt, koͤnnte wohl der Nyctipithecus trivirgatus feyn. S. 243. Hapale leucocephala. An einem Exemplare, das ich in Wien unterſuchte, war auch der Scheitel, wie es Des mareſt angiebt, weiß. S. 249. Hapale chrysopyga. Nach mehreren Exemplaren in der wiener Sammlung gebe ich ausfuͤhrlicher die Beſchreibung der Faͤrbung. Kopf, Ruͤcken, Unterleib, die ganzen Vordergliedmaſſen, ein Fleck an der Außenſeite der Schenkel und der ganze Schwanz ſind glaͤnzend ſchwarz. Die ganze Innen— ſeite der hintern Gliedmaſſen, ein Theil ihrer aͤußern Seite, die Hinterbacken und das Kreuz ſind roſtgelb, mehr oder minder ins goldig Roſtrothe fallend, hie und da auch mit Schwarz gemiſcht. An der Stirne findet ſich ein dreiſeitiger, kurz behaarter, licht braͤunlicher Fleck. Als Heimath iſt Ipanema angegeben. S. 269. Statt rufescentibus l. rufescens. S. 294. Otolienus Garnettii. Von Ogilby (annals of nat. hist. II. p. 148) aufgeſtellt und kurz charakteriſirt. „Er iſt allenthalben, ſo— wohl oben als unten, einfoͤrmig ſchwarzbraun; die Ohren groß, ſchwarz, und ziemlich gerundet; der Schwanz lang, eylindrifch und wollig. Die Größe ohnge— faͤhr die eines kleinen Lemur oder anſehnlich groͤßer als O. senegalensis.“ Eine ſehr entſchiedne und gute neue Art, nach einem lebenden Exemplare errichtet, wobei Ogilby auf den Umſtand aufmerkſam macht, daß der Zeigefinger der Vorder— haͤnde einen theilweis opponirenden Charakter hat, indem die Finger derſelben in zwei Gruppen abgetheilt ſind, wovon die eine den Daumen und Zeigefinger, die andere die drei uͤbrigen Finger in ſich begreift, was auch bei den andern Ga— lagos, dem Lori, Microcebus, Chirogaleus und Tarsius vorkomme. zweite Ordnung der Säugthiere. VOLTITANTIA. Flederthiere. 40 ; a ite f 5 EEE Han 1 ce ede 4 d der 2 u Mace e if IT! ame f mn, jef A, | > 1 h 4 Zweite Srönung. VOLITANTIA. Flederthiere. Dentes trium ordinum, mammae apertae pectorales, corpus pata- gio circumdatum. Die Flederthiere (Volitantia oder Chiroptera) kommen mit den Affen darin überein, daß ſie ebenfalls 3 verſchiedene Sorten von Zähnen, eine hängende Ruthe und nur 2 Zitzen haben, die an der Bruſt ſtehen, aber die Zähne ſind von einer andern Beſchaffenheit und, was die Hauptſache iſt, der Leib iſt von einer Haut umgeben, die zwiſchen den Gliedmaſſen ausge⸗ ſpannt iſt und dieſen Thieren zum Schweben in der Luft dient. Es ſind dieß die einzigen Säugthiere, welchen ein wirkliches Flugvermögen zukommt, indem es zwar auch Beutelthiere und Nager giebt, bei welchen die Haut ſich ſeitwärts ausdehnt, indeß breitet ſie ſich in einem ſolchen Falle nicht zwiſchen den Fingern aus und umfaßt auch den Schwanz nicht, ſo daß ſie nur als Fallſchirm, nicht als Flügel dient. Alle Flederthiere führen eine nächtliche Lebensweiſe, und nehmen ihre Nahrung entweder aus dem Pflan⸗ zen⸗ oder Thierreiche. Sie machen eine ſehr zahlreiche Ordnung aus, die ſich in 2 Unterordnungen abtheilt, nämlich in Dermoptera und in die eigentlichen Chiroptera, jene nur 1, dieſe 25 Gattungen umfaſſend. 318 Dermoptera. Erſte Unterordnung. DERMO PTERA. Pelzflatterer. Corpus patagio piloso eircumdatum: antipedum digiti omnes unguiculati, haud elongati. Die Flughaut (patagium), welche den Leib umgiebt, ift dick und auf beiden Seiten behaart; ſie beginnt bereits an den Halsſeiten gleich hinter dem Unterkiefer, ſäumt vorwärts die Vorderglieder ein, verbindet die Finger mit einander, ſo daß nur die Krallen frei aus ihr vorragen, ſpannt ſich dann breit zwiſchen den Vorder- und Hinterbeinen aus, hüllt an dieſen Die Zehen, wie vorn die Finger ein, und füllt zuletzt den Raum zwiſchen den Hinterbeinen aus, indem der Schwanz von ihr ganz umhüllt iſt. Die Fin⸗ ger der Vorderhand ſind übrigens nicht verlängert, ſondern wenig länger als die Zehen der Hinterfüße. Die Flughaut der Pelzflatterer unterſcheidet ſich demnach von der der Handflügler, daß ſie dick und behaart iſt, weit nach vorn beginnt, und nicht blos zwiſchen den Fingern der Vorderfüße, ſondern auch zwiſchen den Zehen der Hinterfüße ſich ausbreitet, wobei jedoch die Finger nicht verlängert ſind, daher auch die Flughaut nicht die Breite wie bei den Handflüglern gewinnt, und mithin keinen Vogelflug wie bei dieſen, ſondern nur ein Flattern geſtattet. Von den Handflüglern unterſcheiden ſich die Pelzflatterer auch noch durch den Beſitz eines Blinddarms, ferner durch die normale Bildung der Gliedmaſſen, wie überhaupt durch viele andere oſteologiſche Verhältniſſe und einen verſchiedenen Zahnbau; auch wird die Schenkelflughaut nicht von einem beſonderen Sporen unterſtützt, der ſich an der Ferſe bei allen Handflüglern findet, im Rudiment ſelbſt bei denen, der ren Schwanzhaut nicht bis zum Fußgelenk hinab reicht. I. GALEOPITHECUS. Der Pelzflatterer. Rostrum acutum, dentes primores inferiores pectinati. Die einzige Gattung, welche dieſer Unterordnung angehört und von den Syſtematikern bald zu den Halbaffen, bald zu den Flederthieren geſtellt Pelzflatterer. ; 319 worden ift. Der Leibesform und dem Skeletbau nach überwiegt die Aehn⸗ lichkeit mit den Halbaffen, und wenn den Pelzflatterern die Daumenbildung ebenfalls zukäme, ſo würde man ſie am zweckmäßigſten an die Makis an⸗ ſchließen. Indem aber die Daumenbildung gänzlich fehlt und von Händen bei ihnen daher keine Rede ſeyn kann, auch das Gebiß auffallend abweichend iſt, kann man ſie den Halbaffen, wie es noch neuerlich Blainville gethan hat, nicht zutheilen, ohne nicht dieſen ihre charakteriſtiſchen Merkmale zu ent⸗ ziehen. Um dieſem Uebelſtande zu entgehen, muß man ſie alsdann entweder als eigne Ordnung gelten laſſen, wozu ihre Zahl zu geringe iſt, oder ſie den Inſektivoren zuzählen, wogegen der Mangel von Bauchwarzen ſpricht, oder ſie mit den Handflüglern verbinden, an welche fie ſich durch die Form ihrer Flughaut und Backenzähne anreihen. — Der Kopf iſt am meiſten dem der Malis ähnlich, ſpitzt ſich nach vorn in eine kurze Schnautze zu und hat kleine abgerundete Ohren, ohne eine innere Klappe; die Naſenlöcher ſind halbmondförmig und genähert; die Schnurrhaare kurz und dünn. Der Schwanz iſt kurz und ganz von der Schwanz oder Schenkelflughaut (patagium anale) eingeſchloſſen. Die Krallen ſind kurz, ſtark gebogen, von beiden Seiten ganz ſchmal zuſammengedrückt, an der Wurzel aber ſehr hoch. Die Füße ſind durchgängig mit 5 Zehen verſehen, von denen die 3 äußern an Länge ziemlich gleich, die Zeigezehe kürzer und die Daumenzehe noch kürzer iſt; alle find, wie ſchon erwähnt, von der Flughaut umſchloſſen. Der Pelz iſt dicht und weich, auf der Unterſeite ſpärlicher, und bedeckt den Körper, wie die Flughaut. Als eigenthümliche Gattung find die Pelzflatterer zuerſt von Pallas erkannt und mit dem Namen Galeopithecus belegt worden. Höchſt charakteriſtiſch für dieſe Gattung iſt das Gebiß, das von dem der Halbaffen noch mehr als von dem der Handflügler abweicht. Die Zahn⸗ formel iſt: Schneidezähne 8, Eckzähne 2, Badenzähne =, im Ganzen alfo 34 Zähne !). Die obern Schneidezähne laſſen in der Mitte eine große 1) Obere Schneidezähne finden ſich bei G. rufus wie bei undatus 4, die paarweiſe auf jeder Seite ſtehen und dazwiſchen eine große Lücke laſſen, welche bei gefchloffenem Munde die 4 vorderen Schneidezähne des Unterkiefers aufnimmt. G. Cuvier ſpricht zwar nur von 2 Schneidezähnen; in dieſem Falle waren alſo wohl die vorderſten verloren gegangen. Der Iſte von den obern Schneidezähnen iſt ſehr klein, ſchmal und wird durch zwei Kerben in 3 Zacken ge⸗ theilt, wovon der vorderſte der größte. Der 2te Schneidezahn iſt viel größer, aber ebenfalls 320 Galeopithecus. Lücke zwiſchen ſich, die untern find kammförmig geſpalten, was bei den Halbaffen gar nicht vorkommt und unter den Handflüglern nur bei der Gat- tung Diphylla ſich zeigt. Die Eckzähne haben eine doppelte Wurzel, was eine Eigenthümlichkeit iſt, die an die Maulwürfe, aber nicht an Affen und Fleder⸗ ſchmal, hat 2 Wurzeln und ſeine Krone bildet einen Winkel, der unterhalb ſeiner ſtarken Spitze, auf ſeinem vordern Schenkel durch eine Kerbe noch mit 2, auf ſeinem hintern Schenkel durch 3 Kerben mit 4 Zacken verſehen iſt. Eckzähne ſpricht Fr. Cuvier den Galeopitheken ganz ab. Allerdings haben dieſelben gar nicht die gewöhnliche Form der Eckzähne; da indeß nicht blos bei den Juſektivoren überhaupt manche Abweichungen in Bezug auf felbige vorkommen, da ferner weder oben noch unten zwi⸗ ſchen Schneide- und folgenden Zähnen eine Lücke iſt, da endlich der untere Zahn, welchen ich als Eckzahn anſehe, dem obern, ganz wie bei ächten Fangzähnen vorgreift, ſo dürfen wir dieſer Gattung wohl Eckzähne, wenn gleich nur falſche, zuerkennen. Der obere Eckzahn iſt ganz wie der vorhergehende Schneidezahn gebildet, nur daß der hintere Schenkel eine kleine Kerbe mehr hat; er hat ebenfalls zwei Wurzeln. Der Iſte Backenzahn des Oberkiefers, über welchem das untere Augeuhöhlenloch ſteht, iſt länger als breit, und hat eine dreiſeitige Geſtalt, deren Spitze vorn liegt. Durch eine tiefe (von außen nach innen verlaufende) Querfurche iſt er in zwei ſpitze Höcker abgetheilt, von denen der hintere nach außen ſtark ausgeſchweift iſt. Die vier folgenden Backenzähne ſind von gleicher Ge— ſtalt, und (von außen nach innen) breiter als lang. Jeder beſteht aus drei Haupttheilen: zwei äußere Erhöhungen, welche ſchmalen gleichſchenkligen Dreiecken gleichen, deren Grundflächen auf der Außenfeite des Zahns liegen, und die mit ihren Spitzen ſich nach innen und zugleich abwärts wenden, während die innere Seite des Zahns einen ſtarken, ſpitzen, koniſchen Höcker bildet. Dieſe 3 Haupttheile eines jeden Backenzahns ſind durch eine tiefe Grube von einander geſchieden, und zwiſchen dem hintern Dreieck und dem innern Höcker iſt noch ein kleiner ſpitziger Zacken ein— geſchoben. Alle haben drei Wurzeln. a Im Unterkiefer ſtehen 6 einwurzelige Schneidezähne. Die 2 mittlern Paare ſind von ſehr auffallender und in ihrer Art einziger Form: ſie ſind nämlich bis auf ihre Wurzel geſpalten und gleichen dadurch kleinen Kämmen, von denen das vorderſte Paar mit 7, das dahinter ſte— hende und etwas größere Paar bei G. rufus mit 8, bei G. undatus mit 9 ſchmalen, aber ziemlich langen, kammförmigen Zacken verſehen iſt. Etwas abgerückt von dieſen kammförmigen Zähnen ſteht jederſeits der Ste und kleinere Schneidezahn, der dem erſten obern gegenüber liegt und durch vier Kerben in fünf kurze Zacken getheilt iſt. Der Eckzahn, welcher gleich hinter ihm folgt, iſt wie der obere beſchaffen und gleich dieſem zweiwurzelig. Der Iſte untere Backenzahn iſt der längſte, vorn ſchmal, hinten breiter, und beſteht aus zwei ſehr ungleichen Hauptſtücken. Das vorderſte gleicht dem Eckzahne, beginnt vorn mit zwei kleinen Zacken, ſpringt dann in die große Spitze hervor, welche an ihrem hintern Abfall wieder einen kleinen Zacken hat; nun aber ſetzt ſich das hintere Hauptſtück der Breite nach an und be— ſteht aus zwei kurzen ſpitzigen Höckern, die durch eine Grube vom vordern Hauptſtück und von einander getrennt ſind, und wovon der äußere Höcker einfach, der innere aber mit zwei ſeichten Pelzflatterer. 321 Fledermäuse erinnert; hinſichtlich ihres äußern Umriſſes weiſen fie auf die abnormen Eckzähne der Inſektivoren überhaupt hin. Die doppelte Wurzel des zweiten oberen Schneidezahns iſt etwas ganz Auffallendes. Die hintern Backenzähne ſind nach dem Typus der inſektenfreſſenden Handflügler und Raubthiere geformt, indem ſie aus zwei ſchmalen dreiſeitigen Prismen beſtehen, deren Seitenkanten in Sen auslaufen und denen gegenüber ein einfacher Zacken ſteht. Der Schädel?) kommt in ſeiner Totalform auffallend mit dem der Ma⸗ kis überein und unterſcheidet ſich dadurch merklich von dem der Handflügler. Er iſt langgeſtreckt, ziemlich flach und breit, oben wenig gebogen, der Na⸗ ſenrücken vorwärts abfallend, die gewölbte Schnautze nach vorn wenig vers ſchmächtigt, am Ende abgerundet; der Schädel zwiſchen den Jochbögen be⸗ trächtlich breit; der Unterkiefer lang gezogen, am Winkel breit und tief ges ſenkt; der Kronenfortſatz um ein Geringes höher als der Gelenkfortſatz. Was übrigens den Schädel des Pelzflatterers auf der Stelle von dem des Malis unterſcheidet, iſt die beträchtliche Höhe des Jochbogens und der Man⸗ gel einer vollſtändigen Abgrenzung der Augenhöhle. Obſchon nämlich dieſe durch eine ſcharf hervorſpringende Kante auf ihrer vordern, untern und obern Seite, auf welch letzterer das Stirnbein mit einem hinteren Fortſatz als förm⸗ liches Dach vorragt, weit mehr markirt iſt als bei den Makis, ſo ſtoßen doch auf der hintern Seite die Fortſätze des Stirn- und Jochbeines nicht zuſam⸗ men, ſondern laſſen hier eine merkliche Lücke. Dadurch, daß das Oberkie⸗ ferbein vorn zu einem ſcharfen Rande für die Augenhöhlen ſich umſchlägt, kommt auch die Thränengrube, welche bei den Makis außen auf dem Ge⸗ Kerben ausgezackt iſt. — Die folgenden 4 Backenzähne gleichen ſich der Hauptſache nach, nur iſt der vordere etwas länger, als die hintern, die breiter als lang find. Im Weſentlichen beſteht je» der aus 2 innerlich liegenden dreiſeitigen zackigen Prismen, die unter ſich und von dem auf der Außenfeite liegenden ſtarken koniſchen Höcker durch eine tiefe Grube geſchieden find. Die untern Backenzähne haben nur 2 Wurzeln, die bei den beiden letzten verwachſen find, fo daß fie bei die— ſen in einer Alveole ſtecken, während die vorhergehenden 2 haben. 2) Vergl. Fiſcher, Anat. d. Makis tab. 18. fig. 2. — Pallas, Act. acad. Petrop. tab. 8. fig. 2 — 5. — Schreb. tab. 307 C. fig. 1 — 4 (nach Pallas). — Wiedemann Arch. für Zool. III. tab. 1. fig. 4 — 6. — Spix, Cephalogenesis tab. 6. fig. 13. — De Alton Skelete tab. 1. — Die beſten Darſtellungen von dem ganzen Skelet hat Blain ville (Osteo- graph. fasc. 3.) geliefert. — Zur Beſchreibung des Schädels habe ich den von G. rufus und undatus benützen können. Suppl. 41 322 | Galeopithecus. ſichtstheil ſich findet, nach innen in die Augenhöhle zu liegen. Von den eben erwähnten hintern Stirnfortſätzen, zwiſchen welchen der Schädel be- trächtlich breit iſt, läuft jederſeits, als Abgrenzung des Schläfenmuskels, ein vorſpringender Wulſt zur Hinterhauptsleiſte, ohne daß jedoch die beiden Wülſte an derſelben miteinander zuſammen treffen. Das Hinterhaupt iſt breit, aber niedrig und jederſeits von den Gelenkköpfen tief ausgehöhlt. Der knöcherne Gaumen iſt lang und breit, länger als bei den Makis. Die Grube dahinter, welche von dem aufgeworfenen Rande des Gaumenbeines und den damit zuſammenhängenden Flügelfortſätzen des Keilbeins gebildet wird, hat in ihrem äußern Umriſſe die ausgezeichnete Form einer Leier. Auch das übrige Knochengerüſte s) hält im Allgemeinen den Typus der Makis ein. Der Bruſtkaſten iſt mehr in die Länge gezogen als bei den Handflüglern; das Bruſtbein iſt ſchmal; von den 13 Rippenpaaren (7 wah⸗ ren und 6 falſchen) ſind die 3 vordern ſchmal, die dahinter folgenden ſehr breit. Das Schulterblatt iſt nicht von ſo anſehnlicher Größe wie bei den Handflüglern; der Schulterhaken läuft in zwei lange Fortſätze aus, von de⸗ nen der innere obere ans Schlüſſelbein ſtößt, der äußere untere nach hinten gerichtet iſt. Wie Meckel hervorhebt, ſind dieſe Fortſätze für den Flug von Bedeutung, indem der erſte das Schlüſſelbein unterſtützt, der zweite das Ausweichen des Oberarms nach vorn hindert. Die Schlüſſelbeine ſind lang, aber dünn und wenig gewölbt. Das Oberarmbein iſt am innern Knorren des untern Endes durchbohrt; die Gelenkgrube iſt wie bei den Loris durch— brochen. Der Vorderarm iſt ſehr lang geſtreckt, das Ellenbogenbein iſt dünne, anfangs getrennt, verſchmilzt aber unterhalb der Mitte mit der Speiche und fehlt am untern Ende ganz. Die Handwurzel iſt klein und be- ſteht nach R. Wagner?) aus 8, nach Blain ville aus 7 Knochen. Mittelhandknochen und Phalangen find von gewöhnlicher Form der Malis, doch iſt der Daumen ungleich dünner, die Phalangen der zweiten Reihe länger als die der erſten, und die Nagelglieder zuſammengedrückter und höher. Das Becken kommt faſt ganz mit dem der Loris überein, nur iſt die Einlenkung mit dem Kreuzbeine etwas mehr rückwärts und der Schambeinrand ſchiefer als 3) Da ich nur Schädel, aber nicht das übrige Skelet beſitze, fo find die' Angaben über letz— teres von Meckel (vergl. Anat. II. 2.) und Blainville entlehnt. 4) Vergl. Anat. S. 543. Pelzflatterer. 323 bei dieſem. Ober⸗ und Unterſchenkel find ſehr geſtreckt und ſchlank; das Wadenbein iſt dünne, beſonders nach oben, doch hat es die ganze Länge. Die Knieſcheibe iſt vorhanden. Der Fuß iſt von normaler Bildung; die Zehen ähnlich den Fingern, nur iſt das Mißverhältniß zwiſchen den 1 langen der erſten und zweiten Reihe minder merklich. Der Nahrungskanals) hat ähnliche Verhältniſſe wie bei den Fle⸗ derhunden, jedoch mit größerer Mannigfaltigkeit; im Ganzen iſt er 6 — Imal länger als der Körper. Der Magen iſt in die Quere geſtreckt und die Speiſeröhre mündet etwas mehr rechts als links ein. Die rechts von ihr liegende Magenabtheilung bildet einen langen, gegen das Zwerchfell zurück⸗ geſchlagenen Schlauch. Am Pförtner giebt es eine beträchtliche Einſchnü⸗ rung. Der Darmkanal, welcher bei den Handflüglern keinen Blinddarm hat und in feinem Verlaufe faſt die gleiche Weite beibehält, kommt bei den Pelz flatterern mit dem der Makis durch die Anweſenheit eines ſehr großen Blind» darms, ſo wie durch die Scheidung in Dünn- und Dickdarm überein. Der Blinddarm iſt durch drei Sehnenſtreifen in eine große Anzahl Zellen abge— theilt. Derjenige Theil des Dickdarms, welcher jenſeits der Einfügung des Ileons liegt, behält denſelben Durchmeſſer und dieſelbe abgeſchnürte Struk⸗ tur auf eine längere Strecke bei, ſo daß er mit dem Blinddarm nur einen Darm auszumachen ſcheint; etwas Aehnliches kommt auch bei den Nage' a vor. Nach dieſer Strecke nimmt der Dickdarm an Weite ab, verliert ſeine Abſchnürungen und erlangt das Anſehen des Dünndarms. — Die Leber iſt, wie bei den Makis, ſehr groß; der Hauptlappen hat zwei ſeichte Ein⸗ ſchnitte, in deren Zwiſchenraum eine kleine Gallenblaſe ſich zeigt; der linke Lappen iſt viereckig, der rechte pyramidal. Die Milz iſt verhältnißmäßig klein. Die Lunge hat, nach Cuvier s), auf jeder Seite nur einen Lappen, von denen der linke mit einem ſchwachen Einſchnitt verſehen iſt. Zitzen geben Illiger und Desmareſt nur 2 an; es ſind aber, fo: wohl nach der Angabe von Raffles !), als nach eignem Befunde an G. undatus, vier vorhanden, die jederſeits paarweiſe an der Achſelgegend ſtehen. Die Heimath der Pelzflatterer find die ſundaiſchen, molukkiſchen und 5) Vergl. Cuv. leg. d’anat. comp. 2. Ed. IV. 2. 6) Vorleſ. überſ. v. Meckel. IV. S. 188. 7) Linn. transact. XIII. p. 248. 41 * 324 Galeopithecus. philippinifchen Inſeln; nach Raffles auch die Halbinſel Malakka. Die äl- tere Angabe von Bontiuss), daß fie ebenfalls um Guzurate auf der Halbinſel dieſſeits des Ganges vorkämen, hat in neueren Zeiten keine Be— ſtätigung erhalten. — In ihrer Lebens weiſe haben fie viele Aehnlichkeit mit den Flederhunden. Sie nähren ſich wie dieſe hauptſächlich von Früch⸗ ten, doch ſollen ſie auch Inſekten genießen. Bei hellem Tage ſind ſie un— term Laube verborgen und kommen des Abends zum Vorſchein; um zu ru— hen, halten ſie ſich mit den vier Füßen an den Bäumen feſt und hängen abwärts. In der Geſchicklichkeit des Fluges ſtehen ſie den Handflüglern be— trächtlich nach, indem ſie nur in einer ſchiefen Linie abwärts auf ungefähr hundert Schritte zu fliegen vermögen, dagegen können ſie vermittelt ihrer Karten Krallen leicht aufwärts klettern. Es find friedſame gutmüthige Thiere, die auch angegriffen nicht beißen. Das Weibchen, wie ſchon Camellius?) berichtet, wirft zwei Junge, welche an den Zitzen hangend von der Mutter beſtändig mit herumgetragen werden. Ihres Felles und Fleiſches wegen, das einen ſehr ſtarken Geruch hat, werden ſie in manchen Gegenden gejagt. Die Scheidung in Arten iſt noch nicht mit Sicherheit erfolgt 1e). 1. G. rufus Georrr. Der rothe Pelzflatterer. Tab. C CVII. E. G. fusco - rufus, immaculatus, subtus pallidior. Galeopithecus rufus. GEoFFR. mag. encyel.; cours 12. leg. p. 37. — Au- DEB. galéop. p. 1. — Desmar. mamm. p. 108. — Schreb. tab. 307. E. Galeopithecus volans. Parras act. acad. Petrop. pro 1780. (IV.) 1. p. 208. tab. 8. — Sch reb. tab. 307. C. (fig. Pall.) 8) Hist. Ind. natur. c. 16. p. 68. 9) Philosoph. transact. XXIII p. 1065. 10) Geoffroy hat 3 Arten angenommen: G. rufus, variegatus und ternatensis. Te m⸗ minck (monograph. I. p. XVI.) vereinigt dieſe drei in eine einzige Art, bemerkt aber, daß auf- ſerdem noch eine zweite vorkomme, die beide durch das Kuochengerüſte charakteriſirt ſeyen. Ob letztere Art die nämliche iſt, welche er ſpäter (kaun. Japon. auct. Siebold) als G. marmoratus von Sumatra aufführt, oder ob fie einerlei mit feiner langſchwänzigen iſt, von der indeß nur Rumpf und Gliedmaſſen bekannt ſind, weiß ich nicht zu ſagen. Noch eine neue Art hat Wa⸗ terhouſe als G. philippinensis angekündigt, aber in ungenügenden Angaben. Auch Bla in⸗ ville (Ost&ograph. fasc. 3. p. 48.) iſt nicht im Reinen mit der Unterſcheidung der Arten, von denen er 4 aufzählt: G. volans Pall., G. Temminckii Waterh., G. philippinensis Wa- terh. und G. macrurus Temm. Pelzflatterer. 325 Lemur volans. Linus. XII, p.45. — Schreb. I. S. 146. tab. 43. (fig. Seb.) — Cov. regn. anim. I. p. 123. 6) junior. Galeopithecus variegatus. GEOFFR. mag. encycl.; cours, 12. leg. p. 37.— Auper. tab. 2. — DRSsmak. mamm. p. 108. — Schreb. tab. 307. D. (fig. Audeb.) Die älteren Angaben, welche mit Bontius !!) beginnen, find alle ſehr ungenau und laſſen höchſtens die Gattung errathen. Erſt Pallas lieferte eine genaue Beſchreibung nach einem Foetus, zwei jungen unausge⸗ wachſenen Exemplaren, und einem erwachſenen, von dem er Schädel und Fußknochen abbilden ließ, die Färbung des Pelzes aber nicht angeben konnte, da die Haare völlig abgefreſſen waren !?). Dieſem Uebelſtande half Aud e⸗ bert durch eine ſchöne Abbildung ab, welche die frühern Herausgeber un⸗ ſers Werkes kopiren ließen 18). Die Färbung der ausgewachſenen Thiere iſt auf der Oberſeite braun⸗ roth, das unten lichter iſt; die Innenſeite der Gliedmaſſen und die Seiten⸗ theile des Halſes fallen ins Weißliche. Der ganze Körper iſt ungefleckt. Die Größe iſt die der nachfolgenden Art; auch die Form des Schädels und Gebiſſes kommt bei beiden überein. Uebrigens giebt es in der Färbung mancherlei Abänderungen, namentlich bei den Jungen, die deshalb auch für eigenthümliche Arten angeſehen wurden!“). Die Heimath erſtreckt ſich, nach Temminck, von Java bis Timor. 11) Vergl. die ältere Synonymik bei Schreb. a. a. O. 12) Es iſt dieß daſſelbe Exem⸗ plar, das Friſch (Vögel Deutſchl. class. VIII. tab. 104.) als Felis volans abbildete. 13) Durch ein Verſehen der frühern Herausgeber haben die nach Pallas und Audebert ko— pirten Tafeln eine von der erſten ſehr verſchiedene Bezifferung bekommen und ſind dadurch unter die Hufthiere gerathen; die jetzt mit 307 E bezeichnete Tafel iſt in frühern Zeiten als Tab. X ausgegeben worden. 14) Galeopithecus variegatus Geoffr. iſt ein ſolches, noch nicht halbwüchſiges Junges von 5“ 11 Länge, trübbraun, mit weißen Flecken auf den Gliedmaſſen und Seiten und dickem Kopfe, der gleich die Jugend verräth. Bei andern Individuen iſt der Grund grau oder röthlich. Auch die Abbildungen von Pal las tab. 7 (Schreb. tab. 307. B) iſt nach einem erſt 63“ langen Jungen verfertigt, deſſen Farbe gelblich und grau gemiſcht iſt, am Kopf ins Bräunliche fallend, auf dem Rücken und der Flughaut durch ſchwarze Querlinien ſtreifenar⸗ tig geadert, am Unterleib weißlich. Es ſcheint mir übrigens wahrſcheinlich, daß dieſes Junge der folgenden Art angehören möchte. Das alte Exemplar, das Friſch und Pallas beſchrieben, mißt, nach dieſem, von der Schnautze bis zur Schwanzſpitze 1° 93“, der Schwanz faſt 7“. — 326 Galeopithecus. 2. G. undatus Waen. Der gewellte Pelzflatterer. Tab. Cl. B. G. lutescente et nigro - variegatus, infra ferrugineo -bruneus. Galeopithe cus volans. PaLL. act. acad. Petrop. IV. tab. 7. — Schreb. tab. 307. B. (fig. Pall.) Dieſe Art habe ich nach einem großen Exemplare, das die hieſige Samm— lung von Dr. Kollmann aus Indien erhalten hat, beſchrieben. Vielleicht iſt fie, wie ich aus dem Namen ſchließen möchte, mit Temmincks G. mar- moratus identiſch, da jedoch von dieſem keine Beſchreibung vorliegt, ſo kann ich hierüber nicht entſcheiden. Mit G. variegatus GEOFFR. iſt fie nicht zu verwechſeln, da jener nur das kaum halbwüchſige Junge von G. rufus repräſentirt, und ſelbſt in dieſem Altersſtande in der Färbung nicht damit übereinkommt. Da die Größe unſeres Exemplares und die Beſchaf— fenheit ſeines Schädels, den ich aus dem Felle herausnahm, ein altes Thier anzeigen, und dieß in der Färbung auffallend von G. rufus verſchieden iſt, fo darf man mit gutem Grunde auf daſſelbe eine neue Art gründen s). Der Galeopithecus ternatensis Geoffr., der allein auf Seba's Darſtellung (Schres ber's tab. 43) beruht und von Ternate, einer der molukkiſchen Inſeln, herſtammen ſoll, iſt gleichfalls ein unausgewachſenes Junges. Uebrigens mögen unter den angeführten Namen auch noch mitunter die Jungen der beiden andern Arten mit unterlaufen. 15) Eine dritte Art ſcheint der G. philippinensis von Waterhouſe (proceed. VI. p. 119) zu bilden. Derſelbe unterſcheidet 2 Arten, die er G. Temminckii und philippinensis nennt, und giebt folgende Merkmale an. Die Länge von G. T. iſt 24“, von G. ph. 20“; der Schädel des erſteren mißt 2“ 114, des letzteren 2“ 7. Der vorderſte Schneidezahn des Oberkiefers iſt bei G. T. breit und durch 2 Kerben in 3 Zacken getheilt; bei G. ph. iſt er ſchmal und hat nur 1 Kerbe. Der darauf folgende Schneidezahn iſt bei G. T. am vordern und hintern Rande, fo wie der Eckzahn hinten gekerbt; bei G. ph. iſt der 2te Schneidezahn beträchtlich grö— ßer und ſeine Ränder ſind eben, was auch vom Eckzahne gilt. Dieſer iſt überdieß bei G. T. von den andern Zähnen etwas abgeſondert, bei G. ph. ſind alle dicht angeſchloſſen. Bei jenem convergiren zwar die Schläfenleiſten, doch find fie an der Hinterhauptsleiſte ohugefähr 4 von einander getrennt; bei dieſem ſtoßen ſie dagegen zuſammen, oder ſind nur durch einen kleinen Raum geſchieden. Als Hauptmerkmal hebt W. die erheblichere Größe der 5 Backenzähne hervor, die in dem kleineren G. ph. 10°, in dem größeren G. T. nur 9“ meſſen. Ueberdieß hat G. ph. größere Ohren, langere Hände, ſchmaleren Schädel, breitere und ſtumpfere Schnautze und klei⸗ nere Augenhöhlen. Die Farbung iſt nicht angegeben. — Dieſer G. Temminckii wird wohl iden⸗ tiſch mit G. rufus ſeyn, wenigſtens paſſen alle Merkmale darauf. Der G. philippinensis if von Cuming (proceed. VI. p. 67) auf den Inſeln Mindanao und Bohol gefunden worden und von ihm mit dem Namen Caguang bezeichnet, den ebenfalls ſchon Camellius in feiner Fauna Pelzflatterer. 327 Die Behaarung iſt auf der Rückenſeite weich und dicht, auf der Un⸗ terſeite des Körpers iſt ſie nur längs der Mitte derſelben lang und dicht und zieht ſich in gleicher Weiſe unten am Oberarm hin; dagegen ſind die beiden Seiten des Leibes und die Achſelgegend ganz nackt, und die Vor⸗ derarme ſind nur dünne und wollartig behaart. Vor der Achſelgegend lie⸗ gen jederſeits 2 Zitzen, die eine von der andern 7“ entfernt und der Länge nach geftellt. — Die Färbung iſt ſehr abweichend von der vorhergehen⸗ den Art. Die Rückenſeite nämlich iſt ſchwarz und gelblichweiß geſcheckt und zwar in der Weiſe, daß dadurch auf der Flughaut unregelmäßige, etwas wellenförmige ſchwarze Querſtreifen entſtehen und die Hand nebſt dem Vor⸗ derrande der Flughaut mit länglichen weißlichen Tropfen beſtreut iſt. Hie⸗ bei ſind die Haare des Rückens an der Wurzel ſchieferſchwarz, dann breit lichtbräunlich, worauf ein ſchwarzer Ring mit hellgelber Spitze folgt; auf der Flughaut iſt die Färbung einfacher, indem die untere Hälfte der Haare ſchwarz, die obere gelblich iſt. Der Hinterhals und das Hinterhaupt fällt ins licht Gelblichgraue, indem nur die kurzen Haarwurzeln und einzelne un⸗ termengte Haare ſchwarz ſind; der Vorderkopf iſt dunkler, indem hier die Haare ſchwarz geringelt ſind. Die Behaarung der Unterſeite iſt roſtbräun⸗ lich, was auf dem Bauche am dunkelſten, auf den Gliedmaſſen am hellſten iſt. — Die Länge des Körpers mißt der Krümmung des Rückens nach 2“, der eingeſchrumpfte Schwanz mochte an 4 Länge haben; die Flug⸗ weite beträgt über 2. Der Schädel, den ich aus dem eben beſchriebenen Exemplare heraus⸗ genommen habe, kommt in allen Merkmalen mit dem von G. rufus über⸗ ein. Auch im Gebiß findet ſich nach Zahl und Form keine nennenswerthe Differenz. der philippiniſchen Inſeln anführt. Letzterer giebt die Faͤrbung als braun an, auf dem Rücken mit weißen Streifen, die auf dem Rumpfe laͤnger, auf der Flughaut kürzer find. Auf eine vierte langſchwänzige Art (G. macrurus) ſchließt Temminck, obſchon man nur den Rumpf und die Gliedmaſſen des Skelets kennt. Bei dieſer neuen Art finden ſich naͤmlich ftatt der 16 oder 17 Schwanzwirbel des G. volans 21 ſolcher Wirbel; die Rippen find zwar in gleicher Anzahl, aber viel weniger breit. Das Schulterblatt ferner iſt größer, gerundeter, das Oberarmbein verhältnißmaͤßig viel minder lang; das Ellenbogenbein weit vollſtändiger und dicker, die Finger länger, und das Wadenbein von demſelben Verhalten wie das Ellenbogenbein (Blainv. ostéograph. fasc. 3. p. 81). 328 Chiroptera. G. undatus. G. rufus. Länge des Schädels von der mittlern Leiſte des Hinterhauptsbeins bis zum Zwiſchenkiefer⸗ Rande 3“ 3ʃ½% A (e — des Gaumens in der Mittellinie... 11 64 1 4 — der obern Backen- und Eckzahnsreiggnßhe - e eee 1 0 — der Schnautze bis zum untern Augenhöhlenlochhheee 1 1 0 11 Breite des Hinterhauptsbei nne. 1 33 1 14 — zwiſchen den Jochbögen . 1 11 1 83 — zwiſchen den untern Augenhöhlenlöchern. e e Vai 0 11 — zwiſchen den Eckzaͤhnen » r 1 2 0 10 — zwiſchen den hintern Stinfortſtzen. e 8 9 2 24 — geringſte, zwiſchen den Schlaͤfenleiſteeeee'e'e'e nn 0 44 6 3 Bohs der Augen re Er 2 5 0 10 0 8 Auge des Unterttef ern 8 I TEA 2 1 Höhe, größte, am Krouenfortſaza zz LERNEN > 1414 0 10 am epſten Bactenzoßn oa 5 00h 0 3 0 3 — größte, des Schaͤdels vom Winkel des Unterkiefers aufwaͤrts . . 18 1 3 Als Heimath kann ich im Allgemeinen nur die ſundaiſchen Inſeln be⸗ zeichnen, da keine nähere Angabe mir vorliegt. Sollte Temmincks G. mar- moratus etwa dieſelbe Art ſeyn, ſo wäre Sumatra der Wohnort. Zweite Unterordnung. i CHIROPTERA. Sandflügler. Corpus patagio tenui denudato circumdatum; antipedum digiti longissimi, exteriores exungues. Wie bei den Affen, ſo auch bei den Handflüglern hat ſich ſeit Schre: ber die Kenntniß von dieſen Thieren, ſowohl in Bezug auf den innern Bau, als auf die Zahl und genauere Beſtimmung der Arten, beträchtlich erweitert. Schreber hatte nicht mehr als 21 Arten unterſchieden; jetzt zählen wir mehr Gattungen als er Spezies auf, und reihen denſelben beinahe dritthalbhundert Arten ein. Nicht blos dieſe beträchtliche Anzahl, ſondern auch die Bekannt— werdung Handfluͤgler. 329 werdung mit den großen oſteologiſchen Verſchiedenheiten dieſer Thiere hat es nicht mehr zugelaſſen, ſie in einer Gattung za vereinigen, wie es noch Schreber gethan hatte. Das Allgemeine ihres äußern Baues und der Le— bensweiſe iſt von ihm ſchon vortrefflich erörtert worden, ſo daß in dieſer Be— ziehung nur wenige Zuſätze nachzutragen ſind; deſto mehr habe ich hier auf den innern Bau und die ſyſtematiſche Eintheilung der Handflügler Rückſicht zu nehmen. Der Schädel erinnert mehr an die Form der Fleiſchfreſſer, als dieß bei den Inſektivoren der Fall iſt; bald iſt er langgeſtreckt (Pteropus), bald kurz (Noctilio). Eine Scheitel- und Hinterhauptsleiſte iſt bei den meiſten Gattungen vorhanden; Hirn- und Geſichtstheil ſind durch eine, oft ſehr beträchtliche, Einſchnürung abgeſondert. Der Jochbogen kommt allen zu; das Hinterhauptsloch iſt anſehnlich groß. Eine knöcherne Querwand zur Abſonderung der Augenhöhle von der Schläfengrube fehlt allen; dagegen findet ſich bei einigen (Pteropus, Emballonura) ein gegen das Jochbein gez richteter Stirnfortſatz, der alsdann wenigſtens die Abgrenzung nach der Auſ— ſenſeite markirt. Das Thränenbein hat, wie bei den Makis, ſeine Grube außerhalb der Augenhöhle auf der Geſichtsfläche. Die meiſte Veränderlich— 16) Den Grund zu einer ſyſtematiſchen Bearbeitung der Handflügler hat Geoffroy ge— legt: er iſt es, dem wir hauptſächlich die Aufſtellung der Gattungen zu verdanken haben. Auf ſeine Grundlagen fortbauend hat Temminck, von der größten Sammlung unterſtützt, nach und nach in vortrefflichen Monographien faſt die ganze Ordnung der Chiropteren durchgearbeitet, die alten Arten ſtreng kritiſch geſichtet, und mit einer ungemeinen Anzahl neuer vermehrt. Dieß iſt die bedeutendſte Arbeit, welche über die Handflügler erſchienen iſt. An einer ſpeziellen Bearbei— tung der inländiſchen Handflügler hat ſich Kuhl verſucht und die Unterſcheidung derſelben ſehr gefördert; zur Vollendung iſt ſie jedoch erſt ganz neuerdings durch Graf Keyſerling und Bla⸗ ſius gediehen, welche die ſchwankende Kenntniß der einheimiſchen Arten auf eine fo folide Grund— lage gebracht haben, daß von nun an ſolche leicht und ſicher von einander unterſchieden werden können. Die Vortrefflichkeit ihrer Leiſtungen geht am unzweideutigſten daraus hervor, daß ihre Beſchreibungen die Zuziehung von Abbildungen entbehrlich machen. Ihre Arbeit dient als Mu— ſter, nach welchem in Zukunft alle Beſchreibungen entworfen werden müſſen, und wenn dieß von mir häufig nicht geſchehen iſt, ſo liegt der Grund nur darin, daß mir von den Arten keine Exem— plare zu Gebot ſtanden, da in dieſer Ordnung die hieſige Sammlung leider noch ſehr arm tft und ich mich deßhalb häufiger, als mir lieb iſt, auf fremde Autoritäten ſtützen mußte. Um die Kenntniß der ausländiſchen Arten haben ſich auch noch Horsfield, Azara, Rengger und der Prinz von Neuwied verdient gemacht. Die von Spix aufgeführten Arten, in ſehr mißrathe⸗ nen Abbildungen dargeſtellt, habe ich einer genauen Reviſion unterworfen. ; Suppl. 42 330 Chiroptera. keit zeigt der Zwiſchenkiefer; bald ſchließen ſich ſeine beiden Aeſte, wie bei den andern Säugthieren, vorn aneinander (Pteropus, Noctilio), bald aber bleiben ſie durch eine mehr oder minder große Lücke getrennt (Ves— pertilio), fo daß alsdann die vordern Gaumenlöcher (foramina ineisiva) nach vorn mit den Naſenlöchern unmittelbar zuſammen fließen (Vesperti- lio), oder fie fehlen ganz (Megaderma) !“). Die Wirbel der Handflügler ſind breit, und mehrere haben nur 11 Rückenwirbel, was eine Seltenheit in der Klaſſe der Säugthiere iſt. Die Dornenfortſätze fehlen den 5 letzten Hals- und den meiſten vorderen Rücken— wirbeln faſt ganz; nur der letzte Halswirbel bei einigen und die letzten Rük— kenwirbel haben kurze Dornen, die auf den Lendenwirbeln etwas ſtärker her— vortreten. { I yüden. |genpen. | Kreuze | lerne Wirbel | Wirbel Wirbeln] wirbel [Summe!s) Galeopithecus Cuvlvd . 13 6 2 12 40 — volaus BLaınv. xxx 13 6 5 16 47 Pteropus vulgaris Cuıv. . 2... 13 4 6 30 Harpyia Cephalotes PIII. 13 3 — 414 — 5 8 35 — 37 Phyllostoma Vampirus Cuv. . . . 13 4 6 30 — hastatum 19) 00 800 13 5 5 6 36 — perspieillatum . ... 12 5 4 4 32 Glossophaga amplexicauda . . .. 11 5 4 6 33 — sorieina PI. 12 5 3 Rhinolophus ferrum equinum Cu v. 11 6 2 11 37 — Fiese 11 6 2 10 36 — Hippocrepfisss . 11 6 2 12 38 P e d o o re 11 6 5 9 38 IE RR 12 5 6 8 38 Tapbozous perforatus Cuv. . . . . 12 5 4 2 30 Emballonura saxatil is 13 6 5 4 35 Dysopes velox . e 13 6 9 5 40 Vespertilio murinun us 11 5 5 10 38 — barbastelluiuss 11 5 5 10 38 — D 11 5 5 10 38 — Ai d e e ae 11 5 5 9 37 17) Die meiften Abbildungen von Schädeln und Skeleten kommen in Temminck's Mono- graphien vor; vergl. ferner D'Alton's Skelete und Volkmann’s anat. mammal. tab. II. fig. 1 (Vesp. murinus). Handfluͤgler. 331 Die Rippen ſind breit, länger als bei den andern Ordnungen, und bilden einen anſehnlichen, gewölbten, koniſchen Bruſtkaſten mit weiter hinterer Baſis. Das Bruſtbein, wie es bei einem Thiere, deſſen Vorderglieder kraftvolle Bewegungen auszuführen haben, nicht anders zu erwarten iſt, zeichnet ſich durch die ſtarke Entwicklung der Handhabe aus, die, an ſich ſchon breit, es noch mehr wird durch die ſtarken Seitenfortſätze, vermittelſt welcher ſie ſich mit dem Schlüſſelbein und der erſten Rippe verbindet, ſo wie durch die ſtarke Leiſte auf der Mitte, welche ſich bei mehreren auch noch auf dem Körper des Bruſtbeins, wenn gleich viel ſchwächer, fortzieht. Der Schulterapparat iſt nicht minder kräftig als der Bruſtkaſten entwickelt. Die Schlüſſelbeine übertreffen an Länge die aller andern Thiere, ſind dabei ſtark, und nach vorn und außen gekrümmt. Auch die Schulterblätter ſind größer als die anderer Säugthiere, namentlich ſehr in die Länge gezogen, durch die ſtarken Muskelanſätze der Länge nach in ei— nige winkelige Falten gelegt. Die Gräthe iſt niedrig und kurz, aber das Acromion ſtark vorſpringend; noch mehr iſt dieß mit dem Hakenfortſatz der Fall, der als ein langer, mehr oder minder gekrümmter Haken nach innen ſich richtet. Der kraftvollen Anordnung des Schultergerüſtes und Bruſtkaſtens ent— ſprechen nun noch die Vorder-Gliedmaſſen. Sie ſind von einer Länge, wie ſie bei Säugthieren nicht weiter gefunden wird, wie ſie erſt wieder bei den Vögeln vorkommt, mit denen ſie aber auch dieſelbe Funktion, nämlich die eines Flugorgans, auszuüben haben. Gleich den Flügeln der Vögel le— gen ſich die der Fledermäuſe in der Ruhe wie ein N zuſammen und ihr Vorderarm entbehrt ebenfalls der Rotation. Das Oberarmbein iſt lang und ſtark, faſt fo lang als der Rumpf, und mit feiner Vorderfläche aus- wärts gewendet. Die Deltaleiſte ſpringt ſtark hervor und geht in die beiden 18) Die Halswirbel, als unveränderlich 7, find nicht beſonders aufgeführt, aber in die Ge» ſammtſumme mit einbegriffen. Wo kein Autor angegeben iſt, iſt die Zählung an den Skeleten der hieſigen Sammlung vorgenommen worden. f 19) Die Kreutzbeinwirbel find fo verwachſen, daß fie nicht mit Beſtimmtheit anzugeben find, auch ſind ſie mit dem Anfang des Steißbeins zu einem Stück verſchmolzen, ſo daß die Gliede— rung des Schwanzes erſt hinter dem Steißbein beginnt, und dieſer freie Theil iſt es, der 6 Wirbel zaͤhlt. 42* 332 Chiroptera. Rollhügel über, zwiſchen welchen der obere halbkugelige Gelenkkopf eingeſenkt iſt. Am untern Kopf iſt der innere Knorren ſehr hervorſpringend und die Gelenkfläche bildet eine doppelte Rolle. Noch weit länger als der Oberarm iſt der Vorderarm, beſteht aber hauptſächlich nur aus der Speiche, in— dem das Ellenbogenbein bei allen mehr oder minder verkümmert iſt. Bei ſolchen, wo es noch am längſten ift (Harpyia, Phyllostoma, Dysopes), iſt es doch nur ein dünner Griffel, der in der untern Hälfte der Speiche bereits mit dieſer verſchmilzt; bei unſern gewöhnlichen Fledermäuſen, wo es als ganz kurzes Rudiment erſcheint, löſt es ſich von der Speiche gar nicht oder nur wenig los. Ein eigenthümliches, den übrigen Säugthieren nicht zukommendes Verhalten iſt aber das Auftreten eines beſondern über dem Ellenbogenbein liegenden Knöchelchens, das ſeiner Form und Lage nach der Knieſcheibe entſpricht, hier alſo zur Ellenbogenſcheibe geworden iſt; ſie iſt gewiſſermaſſen ein Erſatz für den faſt ganz fehlenden Ellenbogen— knorren 20). N Am längſten unter den drei Stücken, aus welchen die vordere Extre— mität beſteht, iſt die Hand. Wie bei den Vögeln befindet ſie ſich in ei— nem Mittelzuſtand zwiſchen Pronation und Supination; ebenſo ragt der kurze Daumen aus der Flughaut hervor, wogegen die übrigen Finger nicht verkrüppelt ſind, wie Letzteres bei den Vögeln ſtatt hat. Die Handwurzel iſt kurz und enthält in der erſten Reihe nur 2 Knochen, wovon der innere un— gleich größer als der äußere iſt, und bisweilen noch einen kleinen innern and äußern Nebenknochen trägt; die zweite Reihe beſteht aus den 4 gewöhnli— chen Knochen. Die Mittelhand iſt immer aus den 5 Knochen zuſammenge— ſetzt, davon iſt der für den Daumen beſtimmte ſehr kurz, die 4 andern enorm lang, an Länge dem Vorderarm nicht nachſtehend; der Mittelhand— knochen des Zeigefingers iſt am dünnſten; an Länge ſind ſie von einander — 20) Meckel zuerſt (vergl. Anat. II. 2. S. 375) hat die Ellenbogenſcheibe am V. Vampyrus angegeben. If. Geoffroy (bullet. d. scienc. mars 1827 und dier.class. d’hist. nat. XIV. p. 696), R. Wagner (Heuſing. Zeitſchr. f. org. Phyſ. I. S. 593) und ſpäter Temminck (monogr. II. p. 52) haben dann auf ihr allgemeineres Vorkommen bei den Chiropteren aufmerk— ſam gemacht. Letzterer bezeichnet ſie als vollkommen entwickelt bei Pteropus, ſchwaͤcher bei Ce— phalotes, ziemlich deutlich bei Rhinolophus, und bei Vespertilio gänzlich in der Sehne des triceps verborgen. Handfluͤgler. 333 nicht merklich verſchieden. Deſto mehr iſt dieß mit den Fingern der Fall, die überdieß höchſt ſelten die Normalzahl der Phalangen aufzuweiſen haben. Der Daumen, von den übrigen Fingern abgewendet, hat zwei, meiſt kurze Phalangen; ſein letztes Glied iſt ohne Ausnahme mit einer Kralle verſehen. Der Zeigefinger hat in der Regel 1 knöchernes Glied, der Mittelfinger, welcher der längſte iſt, hat 3 Phalangen; der Ate und Ste Finger nur 2; außerdem ſetzt ſich an dieſen 4 Fingern zuletzt noch eine ganz kurze Sehne an, die an den Flügelrand geht. Dem Zeigefinger fehlt bisweilen das ein— zige knöcherne Fingerglied, an ſeine Stelle tritt alsdann blos ein Sehnen— faden; bisweilen hat er jedoch 3 Phalangen und hiemit gewöhnlich auch eine kurze Kralle (Pteropus). Das Becken iſt ausgezeichnet durch lange und ſchmale Hüftbeine, fer⸗ ner durch einen mehr oder minder langen Fortſatz, der oben von jedem Schambeine aufſteigt, auch iſt es in der Schamfuge in der Regel nicht ge— ſchloſſen, und, was das Sonderbare iſt, bei manchen Fledermäuſen (z. B. Phyl- lostoma hastatum und perspicillatum) laufen die Sitzbeine nach unten einander entgegen, fo daß fie an den Höckern mit einander und mit den Schwanz: wirbeln zuſammenſchmelzen. Die Hinterbeine ſtehen an Länge den vordern beträchtlich nach. Das Oberſchenkelbein iſt dünn, faſt gerade und fo gewendet, daß die ſonſt vordere Fläche nach hinten und das untere Ende nach außen gekehrt iſt. Der Gelenkkopf liegt in gleicher Linie mit dem Körper des Oberſchen— kelbeins und ſitzt zwiſchen den beiden, faſt gleich hohen Rollhügeln. Der Unterſchenkel zeigt die Eigenthümlichkeit, daß das Wadenbein nach oben ſich nicht an das Schienbein anſchließt, ſondern als ein feiner Griffel im Fleiſche aufhört. Von der Knieſcheibe ſagt Meckel 't): „unter den Chiropteren fehlt ſie mit Beſtimmtheit den Fledermäuſen“, worunter er alſo wohl nur die Gattung Vespertilio im engeren Sinne verftanden wiſſen will. Dagegen hat bereits R. Wagner??) bemerklich gemacht, daß er ſie bei Phyllostoma hastatum, Noctilio leporinus, einem Grämler und Vespert. murinus gefunden habe. Ich habe fie ebenfalls bei letzterem, 21) Vergl. Anatöm. II. 2. ©. 451. 22) Heuſinger's Zeitſchr. für organ. Phyſik. I. S. 590. \ 3 334 Chiroptera. ferner bei Vespertilio ursula, Rhinolophus Hipposideros, Dysopes velox, Phyllostoma hastatum und perspieillatum, Noetilio rufus, Emballonura saxatilis und Glossophaga amplexicaudata wahr: genommen. Die Fuß wurzel zeichnet ſich dadurch aus, daß dem Ferſenbein ein einwärts gekehrter ſpornartiger Fortſatz (ealcar), zur Unterſtützung der Schenkelflughaut an deren hinterem Rande dienend und theils von knöcher— ner, theils nur von ſehniger Beſchaffenheit, angeheftet iſt. Der Mittel— fuß hat 5 kurze, dünne Knochen von ziemlich gleicher Länge. Die Zehen ſind länger als der Mittelfuß, unter ſich an Länge wenig verſchieden und ſämmtlich auswärts gewendet; der Daumen hat 2, die andern 4 Zehen 3 Glieder, alle mit ſtarken gekrümmten Krallen verſehen. Das Gebiß beſteht aus den 3 Sorten. Die Schneidezähne ſind klein, und ihre höchſte Anzahl iſt 6; denjenigen Gattungen, welchen der Zwiſchen— kiefer abgeht, fehlen auch die obern Schneidezähne. Ueberhaupt fallen die Vorderzähne im Alter leicht aus, ſo daß ſie dann in beiden Kiefern zum Theil, mitunter auch ganz fehlen. Eckzähne ſind bei allen vorhanden, von regelmäßiger Form wie bei den Raubthieren, an Länge die andern Zähne übertreffend, der untere vor dem obern eingreifend. Die Backenzähne ſind nach einem doppelten Typus geformt: bei einigen wenigen Gattungen ſind ſie flachhöckerig, bei den übrigen ſpitzzackig. Vom Muskelſyſteme kann uns hier zunächſt nur die Muskulatur der vordern Extremität intereſſiren, inſofern dieſe die für Säugthiere ſonſt ganz ungewöhnliche Bedeutung eines Flügels erhalten haben ?”). Wie bei den Vögeln iſt daher der große Bruſtmuskel von außerordentlicher Stärke; er beſteht aus drei Portionen. Die Beuger ſind doppelt; die beiden Köpfe des langen Beugers ſtoßen bald zuſammen und laufen in einer ſtarken lan— gen Sehne zum Vorderarm; auch der Strecker des letzteren iſt doppelt. Obwohl der Vorderarm nur aus einem Knochen beſteht, ſo findet ſich doch der lange Vorwärtswender und der kurze Rückwärtswender; beide jedoch 23) Vom Flügel des Vespertilio noctula hat Carus in feinen Erläuterungstafeln 1. tab. V. fig. 3. eine vortreffliche Darſtellung der Muskulatur geliefert und zur Vergleichung die des Flügels von Falco peregrinus beigefügt. 2 Handfluͤgler. 335 ſind klein und dünne, und der erſtere zieht den Flügel nach innen, und der letztere dient blos als Beuger. Die Beuger und Strecker der Hand haben ſehr lange Sehnen und wirken mehr als Anzieher und Abzieher. Auch ein, dem Spanner der vordern Flughaut bei den Vögeln entſprechender Muskel iſt vorhanden. Die ungemeine Entwicklung der vordern Gliedmaſſen, welche ſich auch auf ihre Anſatztheile erſtreckt, und die hiemit in Verbindung ſtehende kraft⸗ volle Muskulatur, ſetzen die Handflügler in den Stand, mit Energie dieſe Theile zu bewegen. Indem nun noch, vom Rumpfe ausgehend, eine kahle, dünne Haut (patagium) zwiſchen den Vordergliedern mit ihren langen Händen einerſeits, und den Hinterbeinen (mit Ausnahme der Füße oder wenigſtens der Zehen) andrerſeits ſich anſetzt, auch noch zwiſchen den Hin— terbeinen ſelbſt (patagium anale, Schenkelflughaut) ſich ausſpannt, haben dieſe Thiere gleich den Vögeln das Mittel erhalten, mit Schnelligkeit und Ausdauer in der Luft ſich zu bewegen, d. h. zu fliegen, in welcher Bezie: hung dieſe behaarten Flieger nicht im geringſten den befiederten nachſtehen. Nur Weniges habe ich über die Beſchaffenheit der innern weichen Theile beizufügen, da ſie im Allgemeinen wenig Beſonderes zeigen. Ob einige Handflügler Backentaſchen beſitzen oder nicht, iſt Gegenſtand der Controverſe, die noch nicht vollſtändig erledigt iſt ?“). Die Zunge iſt groß, frei und zeigt bei den Flederhunden und Blatt— naſen einige Beſonderheiten, von denen bei dieſen Gattungen ausführlicher die Rede ſeyn fol. Von V. murinus giebt Meckel 2, von Pteropus 3 kleine kelchförmige Warzen an. Der Magen zeigt, nach Cuvier ?°), drei 24) Meckel (vergl. Anat. IV. S. 705) behauptet mit Beſtimmtheit, „daß einige Fleder- mäuſe beträchtliche Backentaſchen haben. Dieſe fand ich in allen von mir unterſuchten Exempla— ren von Verspertilio murinus. Sie nimmt am Mundwinkel ihren Anfang, iſt nach allen Rich— tungen 3 — 4 Linien weit, und bedeckt einen großen Theil des Maſſeters. Bei Phyllostoma und Noctilio, eben fo bei Plecotus auritus, fand ich kaum eine ſchwache Spur davon. Dieſe Saͤcke ſind von den, ſogleich nach oben auf ſie folgenden Hautdrüſen ganz verſchieden und ge— trennt.“ Temmiuck und Cuvier beſtreiten jedoch das Vorkommen von Backentaſchen bei den Fledermäuſen; der Letztere (leg. IV. 1. p. 384) geſteht den Wangen blos eine gewiſſe Ausdehn— barkeit, aber ohne eigentliche Sackbildung zu. An einem, aus dem Weingeiſt genommenen Exemplare von V. murinus ſehe ich indeß allerdings in der Mundhöhle einen, um den Mund- winkel herumlaufenden ſeichten Umſchlag, der eine kleine Aushöhlung einſchließt. 25) Lee. d'a- 336 Chiroptera. Hauptformen; er ftellt nämlich entweder einen queren Schlauch dar (bei den Fruchtfreſſern), oder er iſt kugelig mit nahe beiſammen liegendem Magen— mund und Pförtner (bei den eigentlichen Inſektenfreſſern), oder er iſt läng— lich, koniſch, mit einem kleinen Pförtner-Blindſack (bei mehreren Blut— ſaugern). Hinſichtlich der Länge des Darmkanals findet man, daß dieſe bei den inſektenfreſſenden Handflüglern geringer iſt, als bei den früchtefreſſen— den; bei jenen giebt ihn Cuvier höchſtens 42 mal fo lang als den Körper an, bei den Flederhunden 6 — Fmal fo lang ). Der Blinddarm iſt bei allen vermißt worden und der Darmkanal hat faſt durchaus eine gleiche Weite, nur in ſeinem Anfangstheil iſt er etwas ſtärker. Die Leber iſt in einige Lappen getheilt, und mit einer Gallenblaſe verſehen. Die Milz iſt ſchmal und länglich, an Größe erhebliche Abweichun— gen, zum Theil individuelle, zeigend; die Bauchſpeicheldrüſe iſt beträcht— lich. — Die Zahl der Lappen der Lunge iſt ſehr verſchieden; während Cu— vier bei V. Vampyrus rechts 4, links 3 Lappen zählt, giebt Meckel für Vespertilio rechts nur 2, links einen an. Des merkwürdigen Luftbehälters bei Nycteris, an die Luftſäcke der Vögel erinnernd, wird bei dieſer Gat— tung gedacht werden. Das Gehirn?) hat faſt glatte Hemiſphären; die hintern Lappen der— ſelben fehlen, ſo daß nicht blos das kleine Gehirn, ſondern auch die Vierhü— gel frei liegen. Unter den Sinnesorganen ſteht der des Geſichts dem des Gehörs und Geruchs nach. Die äußern Ohrmuſcheln ſind nicht blos durch— gängig vorhanden, ſondern meiſt auch ſehr groß, und bei den meiſten mit der Ohrklappe (Tragus) verſehen. Die Naſenlöcher find bei mehreren von einem häutigen Beſatz umgeben. Daß die nervenreiche Haut der Flügel zugleich als ein ſehr feines Gefühlsorgan zur Wahrnehmung der Umgebung dient, iſt aus Spallanzani's Beobachtungen hinlänglich bekannt. Von nat, comp. 2. edit. IV. 2. p. 31, wo die Mägen vieler Gattungen befchrieben ſind. 1) Vgl. Cuv. a. a. O. S. 173 und Meckel IV. S. 712. Eine ſehr auffallende Ausnahme von dem oben aufgeſtellten Geſetze, würde des Letzteren Angabe machen, daß bei Phyllostoma Spectrum das Verhältniß wie 7: 1 wäre. Sollte hier nicht eine falſche Beſtimmung untergelaufen ſeyn? Es iſt dieß um ſo eher möglich, als man früher Vampyre und Flederhunde confundirte, was ſelbſt noch von Carus (Zootom. S. 509) geſchehen iſt. 2) Vergl. Volkmann auat. animal, I. 2. tab. 15. fig. 6. (Gehirn und Rückenmark von Vesp. murinus), 3) Bei un⸗ Handfluͤgler. 337 Von den Geſchlechtsorganen iſt es bereits von Schreber ange⸗ führt, daß die Ruthe, wie bei den Affen, frei vom Schambogen herabhängt und daß ſich nur 2 Zitzen in der Bruſt- oder Achſelgegend finden. Uebrigens iſt die Ruthe mit einem Knochen verſehen und der Fruchthälter iſt bei unſern einheimiſchen Fledermäuſen einfach, bei den Frugivoren zweihörnig. Die Weibchen bringen ein oder höchſtens zwei Junge zur Welt, welche ſie ſo lange ſäugend an den Brüſten mit herum tragen, bis ſolche im Stande ſind, ſich ſelbſt zu ernähren. Bei den Gattungen, welche einer langen Schen— kelflughaut ermangeln (die Frugivoren), trägt die Mutter zur Feſthaltung des Jungen nichts weiter bei; bei den viel zahlreicheren Arten aber, welche mit einer langen Schenkelflughaut verſehen ſind, krümmt das Weibchen die— ſelbe nach vorn um, fo daß das Junge darin wie in einem Sacke ruht 3). Brehm und Temminck haben auf den Umſtand aufmerkſam gemacht, daß die verſchiedenen Geſchlechter und Alter nicht zu allen Jahreszeiten beiſammen getroffen werden. Unter den Maſſen, die man aus ihren Schlupfwinkeln hervorzog, hat man häufig blos Männchen, oder blos Weibchen, oder blos Junge gefunden. Dieſer Umſtand erklärt ſich dadurch, daß die trächtigen Weibchen von der Geſellſchaft der Männchen ſich abſondern, gemeinſchaftlich einen gelegenen Ort zum Gebären der Jungen ſich aufſuchen und dieſe ſo lange bei ſich behalten, bis ſie ſelbſtſtändig ihrer Nahrung nachgehen können, und dann von den Müttern ſich trennen. Die Männchen bilden unterdeſſen für ſich beſondere Geſellſchaften. Erſt gegen die Zeit des Winterſchlafes vereini— gen ſich bei unſern europäiſchen Fledermäuſen die verſchiedenen Geſellſchaften wieder miteinander 4). Temminck macht noch auf einen Umſtand aufmerkſam, aus dem man 3) Bei unſern einheimiſchen Fledermäuſen und Kammnaſen hat man bemerkt, daß ſie ſich des Schwanzes auch noch als eines Greiforgans bedienen, indem fie damit große Juſekten, die fie nicht leicht hinunterſchlucken können, umſchlingen, und durch Krümmung des Schwan⸗ zes gegen den Kopf zum Munde bringen. 4) Reugger (Naturgeſch. der Säugthiere von Paraguay S. 69) hat die merkwürdige Beobachtung gemacht, daß auch in Paraguay, ſowie der Südwind in der kalten Jahreszeit einige Tage anhaͤlt und das Thermometer bei Nacht bis auf + 6°, nur äußerſt ſelten bis auf 0° ſinkt, bei Tage aber auf + 10° bis + 15° fteht, die dortigen Handflügler in einen ähnlichen Winterſchlaf, wie die unſerigen, verfallen. Dieſer dauert aber immer nur 4 — 8 Tage, ſo lange nämlich der kalte Südwind weht; wiederholt ſich hingegen während den Wintermonaten ſo oft, als die Kälte wieder eintrifft. Suppl. 43 338 Chiroptera. bei den meiſten Handflüglern auf eine doppelte Mauſer, oder doch wenigſtens auf eine periodiſche Farbenänderung der Haarſpitzen schließen dürfte. Man findet nämlich bei mehreren indiſchen Arten die Farbentöne nach den Jahres— perioden etwas abgeändert. Nach dem Gebiße bringen wir die Chiropteren in 2 große Abtheilun— gen: Fruchtfreſſer mit höckerigen Backenzähnen, und Inſektenfreſſer mit ſpitz— zackigen Backenzähnen. Da dieſe letzteren die größte Anzahl ausmachen, fo errichten wir abermals aus ihnen 2 Unterabtheilungen; die einen haben näm⸗ lich einen häutigen Naſenbeſatz; die andern ermangeln deſſelben. Auf ſolche Weiſe bringen wir die Unterordnung der Handflügler in drei Familien 5): a) Chiroptera frugivora. ite Fam. Frugivora. b) Chiroptera insectivora. 2te Fam. Istiophora. 3te Fam. Gymnorhina. Um über die geographiſche Verbreitung der Handflügler noch einige Worte beizufügen, iſt zu bemerken, daß ihre größte Anzahl den war— men Gegenden angehört, daß fie jenſeits der Wendekreiſe ſich beträchtlich ver— mindert und keine Art in die Polarregion hineinragt. Vespertilio iſt die einzige Gattung, die in der ganzen Ausdehnung, in welcher überhaupt die Handflügler vorkommen, ſich einſtellt. 5) Die Eintheilung in Frugivoren und Inſeetivoren iſt die gewöhnliche, von Geoffroy, Cuvier u. A. Die letztern bringt Cuvier (regn. anim. I. p. 115) nach der Zahl der Pha⸗ langen wieder in 2 Abtheilungen; dieſes Merkmal iſt jedoch unbrauchbar, da man darnach die Gat— tung Pbyllostoma in die 2 verſchiedenen Abtheilungen vertheilen müßte. Zweckmaͤßiger iſt die weitere Scheidung der Juſektivoren nach der Naſenform; die mit einem Naſenbeſatz nennen wir mit Spix Istiophora, die ohne ſolchen Gymnorhina (Anistiophori Spix). Blainville (ann. des se. nat. 2. ser. IX. p. 361) hat denſelben Eintheilungsgrund, nur nennt er unſere Iſte Familie Meganycteres, die 2te Phyllonycteres, die Ste Normonycteres. 339 I. Familie. FRUGIVORA, Frucht ⸗Fledermäuſe. Dentes molares veri longitudinales tuberculati. Dieſe Familie, zu der die größten Arten gehören, charakteriſirt ſich durch die Beſchaffenheit der ächten Backenzähne, welche länglich ovale Mahlflächen haben, daher die Hauptnahrung auch aus dem Pflanzenreiche genommen wird. Mit Ausnahme einer einzigen Gattung (Hypoderma) iſt bei allen andern, nebſt dem Daumen, auch noch der Zeigefinger mit einer Kralle bewaffnet. II. PTEROPUS. Der Flederhund. Dentes primores 4, index antipedum unguiculatus, rostrum productum ob- tuse acuminatum, cauda brevis aut nulla. Die Flederhunde zeichnen ſich in ihrem äußern Anſehen ſchon gleich durch die hundsartige, geſtreckte, etwas ſtumpf abgeſchnittene Schnautze aus, wo⸗ durch der Kopf eine auffallende Hunds-Phyſiognomie erhält. Die Ohren, von mittlerer Größe, liegen weit auseinander und ſind mit keiner Klappe verſehen. Der Schwanz fehlt entweder ganz, oder iſt doch nur ſehr kurz; auch die Schenkelflughaut iſt durchgängig von geringer Ausdehnung. Die Flügel ſind dagegen beträchtlich groß. Der Daumen iſt anſehnlich lang und ſtark, da er den Thieren zum Aufhängen und Anhalten dient; ſeine Länge verdankt er dem obern Gliede, an welches ſich das kurze Nagelglied mit ſei— ner ſtarken Kralle anſetzt. Auch der Zeigefinger, der nur halb ſo lang als der Mittelfinger iſt, iſt mit einer Kralle verſehen, und hat 3 Phalangen. Die darauf folgenden drei Finger ſind nagellos und jeder hat nur 2 Pha— langen. Das Gebiß *) enthält: Schneidezähne 2, Eckzähne 81, Backenzähne > oder =. Die Schneide zähne find kurz, dünne, cylindriſch, mit ſtumpf zugeſchärfter Schneide, die ſich aber bald abnützt, ſo daß nur die eylindri⸗ ſchen Stümpfchen übrig bleiben; ſie ſind ohne Unterbrechung nebeneinander gereiht, die untern aber öfters gedrängt aufeinander gehäuft. Die Eckzähne 6) Fr. Cuv. dents des mamm, p. 36. tab. 18. 43 * 340 Pteropus. find groß, ganz von der Form der Eckzähne der Fleiſchfreſſer; die obern dreiſeitig, die vordere und hintere Fläche der Länge nach ausgehöhlt. Die Backenzähne theilen ſich in 15 oder 13 ab. Der Lückenzahn in beiden Kiefern iſt nur ein kleines Stümpfchen, zumal im obern, wo er im Alter. auch meiſtentheils verſchwunden iſt. Die andern Backenzähne ſind als ächte Backenzähne anzuſehen, da ſie nach demſelben Typus gebildet ſind. Sie haben nämlich, im Ober- wie im Unterkiefer, eine breite ovale Krone, welche auf ihrer Kaufläche durch eine Längsfurche ausgehöhlt iſt, und dadurch eine äußere und innere Zahnwand hervorbringt. Der erſte Backenzahn in beiden Kiefern iſt von vorn nach hinten kürzer, als der darauf folgende Zahn, zu— gleich aber höher, und da er ſich auf ſeiner Hinterſeite ſtark abwetzt, ſo hat er von außen das Anſehen eines ſtumpfen Eckzahns. Die darauf folgenden beiden Backenzähne ſind oben wie unten die längſten. Hinter dieſen findet ſich im Oberkiefer entweder noch ein kleiner rundlicher Zahn (bei der erſten Untergattung), oder derſelbe fehlt (bei der zweiten Untergattung); im erſtern Falle folgen im Unterkiefer hinter den bereits erwähnten noch zwei kleinere, oder im zweiten Falle nur ein einziger. Der Schädel hat in ſeiner langſtreckigen Form einige Aehnlichkeit mit dem des Hundes. Hirn- und Geſichtstheil ſind durch eine Einſchnürung ab— geſondert, die an den ungeſchwänzten Flederhunden ungemein beträchtlich iſt. Hinterhaupts- und Scheitelleiſte ſind vorhanden. Der Jochbogen iſt ſtark und ſehr in die Höhe gekrümmt. Ein ganz kurzer Augenhöhlenfortſatz deſſel— ben richtet ſich gegen den ſehr langen hintern Augenhöhlenfortſatz des Stirn— beins, die ſich beide zwar nicht ganz erreichen, aber doch die Grenze der Augen- und Schläfenhöhle dadurch andeuten. An der Wurzel des erwähn— ten Stirnfortſatzes dringt das obere Augenhöhlenloch hindurch. Der knöcherne Gaumen iſt ſehr lang gezogen und dehnt ſich namentlich noch weit über den hinterſten Backenzahn hinaus. Die Aeſte des Zwiſchenkiefers ſtoßen zwar zuſammen, haben aber gar keine Gaumenfläche, ſo daß ſie nur eine dünne Knochenbrücke bilden, auf welcher die obern Schneidezähne ſtehen. Von den innern weichen Theilen iſt hier nur der ſonderbaren Zungen— und Magenbildung zu gedenken. Die Zunge?) iſt lang, ſpitz, mit Warzen 7) Vergl. Daubenton (Buff. X. p. 70. tab. 15). Flederhund. 341 beſetzt, die, nach Daubenton's Beſchreibung der Zunge von Pt. vulgaris, an der Spitze hart, ſpitz und rückwärts gerichtet ſind, weiterhin folgen längs der Mitte platte, dreizackige, ebenfalls rückwärtsgekehrte, dann in der hintern Hälfte kleinere mit 4 — 12 Spitzen, außerdem an den hintern Rändern lange koniſche und auf der Mitte der Baſis 3 kelchförmige Warzen. Der Magens) iſt ſehr langgeſtreckt und darmähnlich. Von dem uns tern Ende ſteigt er allmählig etwas angeſchwollen, ſchief nach rechts und une ten herab, zieht ſich ein wenig zuſammen und ſchickt dann unter einem ſpitzen Winkel einen anſehnlichen, mehr als z der ganzen Länge betragenden Blind⸗ ſack ab, der durch eine mittlere Einſchnürung in zwei Anſchwellungen getheilt iſt. Indem der Magen auf der rechten Seite weiter geht, verläuft er zuerſt eben ſo weit als der linke Sack, dann ſchlägt ſich ſein letztes Viertel unter einem ſpitzen Winkel wieder bis zur Speiſeröhre um, erweitert ſich zuletzt etwas und biegt ſich in den Darmkanal über, von dem er durch einen ſtarken Pförtner getrennt iſt 9). Die Flederhunde nehmen ihre Nah rung aus dem Pflanzenreiche, fie beſteht vorzüglich in ſaftigen Früchten, wodurch ſie löfter großen Schaden bringen. Ihr Fleiſch, obgleich von einem etwas unangenehmen Geruch, wird doch häufig gegeſſen. Die Heimath dieſer Thiere beſchränkt ſich ausſchließlich auf die war⸗ men Theile der öſtlichen Halbkugel. Europa hat keine Art aufzuweiſen; da⸗ gegen finden ſie ſich von Egypten an bis zum Kap, und von Arabien an bis nach van Diemensland. Ihre größte Menge gehört den Inſeln der in— diſchen Gewäſſer an. 8) Meckel, vergl. Anat. IV. S. 711. — Cu v. leg. IV. 2. p. 31.— Daubenton (a. a. O.), der aber einen Theil der rechten Magenhälfte bereits für den Anfang des Darms gehalten hat. 9) Zur Vergleichung füge ich bei, was Quoy und Gaimard (voy. de l’Astrolabe. Zool. I. p. 80. tab. 10.) von dem anatomiſchen Baue des Pt. Keraudrenii angeben. „Der Ma⸗ gen hat etwas die Form des menſchlichen; allein er iſt länger geſtreckt auf Seite ſeiner großen Krümmung. Das Duodenum iſt ſehr lang; es iſt immer in einer Schlinge zurück an den Ma⸗ gen gelegt, um in einem kleinen Raume enthalten zu ſeyn. Es war bei einem Individuum ſei⸗ ner ganzen Länge nach und bei einem andern auf 23“ vom Pförtner aufgetrieben. Der Darm war beim Ein⸗ und Austritt aus der blafigen Erweiterung verengert. Drei Zoll weiter nahm er den Gallen ⸗ und Bauchſpeichelgang auf“ (alſo auch hier ſcheint ein Theil des Magens zum Zwölffingerdarm gezahlt zu ſeyn). — Die Bär mutter iſt zweihörnig; in 4 trächtigeu Weib⸗ chen fand ſich jedesmal nur ein einziges Junges. 342 Pteropus. a) Iſte Untergattung. PTEROPUS Gzorrn. Dentes molares g, rostrum elongatum. Dieſe Untergattung bringen wir wieder in 2 Abtheilungen: ungeſchwänzte und geſchwänzte, die ſich auch noch dadurch unterſcheiden, daß bei den ungeſchwänzten Flederhunden der ganze Daumen frei iſt und die Brüſte un: ter der Einlenkung des Armes liegen, während bei den geſchwänzten der Dau— men in ſeiner untern Hälfte von der Daumenhaut umwickelt iſt und die Brüſte vor der Einlenkung des Armes angebracht ſind. a) Ecaudati. 1. Pt. edulis Georrr. Der Kalong. Pt. niger, oceipite cerviceque fulvo-ochraceis, auriculis longis acuminatis, pa- tagio anali ad coccygem haud interrupto. Pteropus edulis. GEoFFR. ann. d. mus. XV. p. 90. — DRSMAR. mamm. p. 108.— Temm. monogr. I. p. 172. tab. 15. fig. 1-6. (Schädel); II. p.58. tab. 35. fig. I. (Kopf). — Is. GEO FPR. dict. class. XIV. pag. 699. — Cuy. regn. anim. I. p. 113. ; Pteropus javanicus. Horsr. zool. research. n. 4. mit Abbild. des Thiers und fig. Q@—U Schädel nebft Gebiß. — Desmar. mamm. p. 109. Canis volans ternatanus. See. thes. I. p. 91. tab. 57. fig. 2. Ternate bat. Penn. quadr. II. p. 304. tab. 103. Roussette kalou. LescnenauLT, ann. d. mus. XV. p. 90. Die größeſte unter allen Arten. Der Körper ift lang und geſtreckt; die Schnautze und Ohren lang, letztere nackt und zugeſpitzt. Die Flughäute ſehr entwickelt; die Schenkelflughäute breit und unter einem ſpitzen Winkel am Steiße, den ſie ebenfalls einſäumen, zuſammenlaufend. Die Behaarung liegt am Rücken dicht an, und iſt nur bei jungen Individuen lockerer, unten iſt ſie mehr abſtehend. Im Oberkiefer findet ſich, nach Temminck, kein ab— normer Lückenzahn, er iſt jedoch, wenn auch nur als winziges Stümpfchen, größer dagegen im Unterkiefer vorhanden; außerdem find noch + Backenzähne da, alſo im Ganzen 5 Backenzähne jederſeits. — Die Farbe iſt auf dem 10) Vespertilio Vampyrus von Linné und Schreber vereinigt alle ihnen bekannten Flederhunde, denen zur Vermehrung der Verwirrung auch noch die amerikaniſchen Blutſauger beigeſellt wurden. Flederhund. 343 Rücken tief braunſchwarz, entweder einförmig, oder mit einzelnen ſchmutzig grauen Haaren untermengt. Der Unterleib geht aus dem Braun- und Roſtig⸗ ſchwarzen in ein vollkommnes und tiefes Schwarz über; auch Schnautze, der Unterkiefer und die Kehle ſind ſchwarz. Die ganze Ober- und Hinterſeite des Kopfes und Halſes von der Stirne an bis zu den Schultern zwiſchen den Flügeln herab, ferner die untere Hälfte des Vorderhalſes bis zur Bruſt herunter, iſt roſtig gelbroth, was an den untern und Seitentheilen mehr ins Roſtrothe, auf dem Hinterkopfe und Oberhalſe mehr ins lebhaft Roſtgelbe fällt, und von der ſchwarzen Rückenfarbe ſcharf und in einer geraden Linie abſchneidet. — Die jährigen Jungen haben faſt dieſelbe Färbung als die Alten, nur iſt ihr Pelz länger und zottiger. — Die Länge alter Indivi⸗ duen iſt 15%, die Flugweite 410%, Vorderarm 7%, Entfernung der Naſenſpitze vom vordern Augenwinkel 16%. — Die Heimath des Kalongs iſt der indiſche Archipel (Java, Sumatra, Banda, Ternate und Timor), wo er beſonders auf Java ungemein häufig iſt. 2. Pt. jubatus Escn. Der ausgeſchnittene Flederhund. Pt. fuscus aut nigricans, occipite cerviceque flavis, auriculis longis apice ro- tundatis, patagio anali ad coccygem interrupto. Pteropus jubatus. Eſchſcholtz zoolog. Atlas IV. S. 1. tab. 16. — Temm. monogr. II. pag. 59. N Pteropus pyrrocephalus. MEN, nov. act. acad. nat. curios. Bonn. XVI. 2. p. 604. tab. 45. (Thier), 46. fig. 1 — 3. (Schädel). Meiner Meinung nach, die ich mit Temminck theile, gehören die auf Luzon vorkommenden und von Eſchſcholtz und Me yen beſchriebenen beiden Arten zuſammen, und es mag des Erſteren Beſchreibung vielleicht auf jün⸗ gere, des Letzteren auf ältere Thiere gegründet ſeyn. Der von E ſchſcholtz gegebene Name iſt der ältere, auch deſſen Beſchreibung, die hiemit vorgelegt wird, die vollſtändigere 11). Die Ohren find fo lang als die Schnautze, 11) Zur Vergleichung füge ich hier das Weſentliche aus Mey en's Beſchreibung bei. „Die Ohren ſind ſehr wenig behaart, 1“ lang, an der Wurzel mit dunkel rothbraunen Haaren ausge⸗ füllt. Der Oberarm iſt auf der Unterſeite bei dem Männchen ſchwarz behaart, und die Flughaut um ihr und dem Vorderarm mit rothbrauner Wolle beſetzt, welche dem Weibchen fehlt, wogegen Ober⸗ und Vorderarm kurz behaart ſind. Die Flughaut zwiſchen den Schenkeln ſchweift ſich aus 344 Pteropus. an der Wurzel breit, von der Hälfte an etwas verſchmälert, am Ende deut⸗ lich abgerundet, auf der untern Hälfte der Außenſeite rothbraun behaart. Die Haare des Scheitels und Hinterhalſes find 3—4 lang, die der Hals: feiten ungefähr 8 und zottig. Ober- und Vorderarm, Ober- und Unter⸗ ſchenkel, ſo wie die Flughaut an der Wurzel ſind auf der Außenſeite braun behaart; auf der Unterſeite iſt die Flughaut zwiſchen Ober- und Vorderarm, ferner zwiſchen Oberarm und Leib, ſo wie ein ſchmaler Streif längs des Un— terrandes des Vorderarms braun behaart; das Uebrige der Flügel iſt nackt. Die Schenkelflughaut fehlt an einer kleinen Stelle zwiſchen den Hinterſchen— keln. — Die Farbe der Kopfſeiten und der Kehle iſt ſchwarz, der Naſen— rücken bräunlich; Bruſt und Bauch ſind braun mit einzelnen gelben Haaren untermiſcht, wodurch Alles ein etwas graues Anſehen erhält. Der Scheitel und Hinterhals bis zwiſchen die Schultern herab iſt glänzend hellgelb; die Haare, welche die Gegend zwiſchen dem Ohre und der Flügelwurzel (alſo die Halsſeiten und Anfang der Bruſt) bedecken, find rothbraun. —. Die Länge iſt 11%, Ohren 1“, Vorderarm 63“. — Die Heimath iſt die Inſel Luzon. Von Pt. edulis und medius unterſcheidet ſich dieſe Art, außer in der Färbung, hauptſächlich durch die abgerundeten Ohren und die am Steiße unterbrochene Schenkelflughaut; auch die Schädel zeigen Dif— ferenzen 12). 3. Pt. und endet an jedem Schenkel in einem ſpitzen Winkel, woſelbſt die Breite derſelben noch über 1“ beträgt“; (die Abbildung zeigt deutlich ihre Unterbrechung am Steiße). — Die Farbe an Bruſt, Bauch und Rücken iſt dunkel ſchwarzbraun, faſt ſchwarz; das ganze Geſicht ſchwarz. Um den Hals ein dunkel braunrother Ring von etwa 2“ Breite. eber die Stirn und den Hinterkopf verläuft eine dreieckige Fläche von goldgelber, mehr ins Orange übergehender Farbe; ſie beginnt von den beiden Ohrwinkeln und endet in dem Halsringe. Unter und dicht hinter den Ohren hell— braunrothe Flecken. Die Augen find mennigroth. — Die Länge iſt 128‘, Flugweite 3° 10“. — Die Juſel Lugonia iſt das Vaterland dieſer Thiere. Auf den kleinen Inſeln in der Laguna de Bay bedecken ſie in unzählbarer Menge die Bäume, und hängen eingewickelt in ihre Flügel von den Aeſten herab. In den Urwaͤldern im Innern der Infel Manila ſieht man fie oft am Tage umherfliegen. Ihr Fleiſch iſt ſehr zart und mit dem der Froſchſchenkel zu vergleichen.“ — 12) Aus dieſer Art hat neuerdings Jourdan eine eigne Gattung Acerodon errichten wollen. Aus dem Bericht, den Fr. Cuvier (ann. des sc. nat. 20 ser. VIII. p. 376.) hierüber abſtattete, erſieht man, daß der Grund zur generiſchen Abſonderung nur darin beſteht, daß die untern Backenzähne drei Hügel, und die obern höckerige Hügel haben. Uebrigens bemerkt Fr. Cuvier ſelbſt, daß in ihnen gleichwohl der typiſche Charakter der Backenzähne dieſer Familie evident ausgeſprochen Flederhund. 345 3. Pt. Edwardsii Georrr. Der rothbäuchige Flederhund. Pt. e fulvo ferrugineus, dorso nigricante, auriculis longis acuminatis, patagio anali ad coccygem haud interrupto. Pteropus Edwardsii. GEorFr. ann. du mus. XV. p. 92. — Is. GEoFFR. dict. class. XIV. p. 699. — Desmar. mamm. p. 109. — Temm. monogr. II. p. 61. Pteropus medius. Temm. monogr. I. p. 176. Great bat from Madagascar. Epw. birds IV. p. 180. tab. 180. Temminck hatte Anfangs den Pt. Edwardsii nur für einen jünge- ren Pt. edulis gehalten; ſpäter überzeugte er ſich, daß er identiſch mit ſeinem Pt. medius iſt. Der Pt. Edwardsii iſt kleiner als der edulis; die Verhältniſſe des Kopfs ſind minder groß, obſchon die zugeſpitzten Ohren größer und länger ſind; die Flügel ſetzen ſich näher der Mittellinie des Rückens an; ihre Unterſeite, ſo wie die obere der Schenkelflughaut iſt be— haart. Unter den großen Arten iſt dieſe die einzige, welche an den Hals— ſeiten einen Büſchel fettiger, von einem Mittelpunkte ausgehender Haare zeigt, was jedoch nur bei alten Männchen vorkommt. — Die Farbe iſt Aenderungen unterworfen; Kopf, Kehle und Schultergegend ſind ſchwärzlich kaſtanienbraun, am erſteren am dunkelſten. Der Rücken iſt ſchwärzlich mit bräunlichem Anflug; J ſ. Geoffroy beſchreibt ihn als aus dem Grauen ins Graulichſchwarze übergehend. Der Hinterhals iſt lebhaft gelblichroth; die Halsſeiten und alle untern Theile braunroth, welche letztere Farbe vor— züglich von Pt. edulis unterſcheidet; die Häute ſind braun. — Die Länge bis zum Ende der Schenkelflughaut, welche den Steiß umgiebt, iſt 11“, Flugweite 3“ 1 — 2“, Vorderarm 5“ 95 Entfernung der Naſenſpitze vom vordern Augenwinkel 13° — Die Heimath iſt ganz Indien (Cal ſey, auch der Schädel die weſentlichen Merkmale der Gattung zeige. Demnach könnte Acero- don höchſtens als Untergattung von Pteropus zugelaſſen werden. 13) Zu obiger, nach Temmind entworfenen Beſchreibung füge ich die eines Mänuchens aus der Erlanger Samm— lung hinzu, das zwar völlig erwachſen war, gleichwohl noch nicht die Halsbüſchel zeigte. Die Farbe iſt im Allgemeinen roſtroth oder roſtgelb in verſchiedenen Schattirungen. Bruſt und Bauch find bräunlich roſtgelb, was am Hinterende und an den Seiten des Leibes ins Dunkel— braune übergeht. Kopf und Vorderhals ſind dunkel braunroth, was an den Halsſeiten ins Goldrothe, auf dem Hinterhalſe ins licht Fahlgelbe ſich umändert, das in einer horizontalen Li— nie auf dem Widerriſte von der ſchwarzen, mit Grau gemengten Farbe des Rückens abſchneidet. Suppl. 44 346 Pteropus. cutta, Pondichery, Dekan), Ceylon und Madagaskar, von welch letzterer Inſel Temminck viele Exemplare ſah, die ſich von den indiſchen nur durch etwas ſchwärzeres Geſicht und einen leichten orangefarbigen Ton auf dem Nacken und den Seiten des Halſes unterſcheiden. 4. Pt. funere us Tun. Der düſtere Flederhund. Pt. niger, cervice castanea aut rufa, rostro tenui, auriculis longis acuminatis, patagio anali valde excisa. Pteropus funereus. Temm. monogr. II. p. 63. tab. 35. fig. 4 (Kopf). Eine Art, die erſt neuerdings Temminck von den andern großen Ar— ten unterſchieden hat. Sie zeichnet ſich ſehr aus durch ihren viel kleinern Kopf, auffallend ſchlank im Verhältniß zum übrigen Körper mit ſchmächtiger und mehr zuſammengedrückter Schnautze als bei Pt. edulis; die Ohren ver— hältnißmäßig länger und ſpitzer, die Schenkelflughaut mehr ausgeſchnitten und daher minder breit. Uebrigens iſt dieſe oben zum größten Theil, unten nur an der Wurzel behaart; die Flügel find unten ſehr haarig. Die Fär— bung iſt nach Alter und wahrſcheinlich auch nach der Jahreszeit verſchieden: a) allenthalben vollkommen ſchwarz, außer am Hinterhalſe, wo ein ſehr dunkel kaſtanienfarbiger Anflug herrſcht; b) an den untern Theilen des Ko: pfes glänzend ſchwarz; Rücken ſchmutzig ſchwarz und mit ſpärlichen Haaren; Hinterkopf und Hinterhals lebhaft roth; Halsſeiten ſchwärzlich kaſtanien— braun; c) Geſicht, Hals und Bruſt vollkommen ſchwarz, Bauch ſchwärz— lichbraun, Hinterhals ſchwärzlichbraun, Rücken olivenbraun; d) Unterſeite vollkommen ſchwarz, Halsſeiten kaſtanienfarben, Hinterhals lebhaft goldroth, Rücken aſchgraulich. Die Jungen ſind allenthalben ſchwärzlichbraun, am Nacken und Halſe ſchmutzigbraun. — Die Länge der größten Individuen iſt bis zur Steißhaut 11“, Flugweite 3° 8%, Vorderarm 62“, Entfernung vom vordern Augenwinkel bis zur Naſenſpitze 1“ 1. Die von Mittelgröße haben nur 37 Flugweite. — Die Heimath iſt Timor, Amboina, Bor— neo und Sumatra (letztere unter d beſchrieben). 5. Pt. phaiops Tun. Der hochflügelige Flederhund. Pt. dilute stramineus, facie dorsoque nigris, pectore aurato- rufo, alis appro- ximatis. Flederhund. 0 347 Pteropus phaiops. Temm. monogr. I. p. 178; II. p. 65. tab. 35. fig. 3 (Kopf), 36 fig. 1 — 3 (Schaͤdel). Der Körper iſt dick und unterſetzt; die Ohren kurz und ſpitz; die Flü- gel ſchmal und fo hoch am Rücken angeſetzt, daß fie nur 2“ von einander abſtehen. Die Schenkelflughaut am Schienbeine breit, am Steiße ſehr ſchmal und durch die langen Haare verborgen. Der Pelz iſt grob, lang und etwas gelockt; Steiß, Ober- und Vorderarm nebſt den Häuten, die davon abgehen, mit krauſen Haaren beſetzt; der Rücken bei Alten ganz nackt. — Die Farbe der Schnautze, Wangen und Augengegend iſt tief ſchwarz; das Uebrige des Kopfs, die Halsſeiten, der Nacken und die Schultern ſind blaß gelb; die Bruſt lebhaft goldroth; der Oberarm und Rücken kaſtanienſchwarz. Alle übrigen untern Theile find zweifarbig: an der Wurzel der Haare braun und an der Spitze blaßgelb; die Flughäute ſchwarz. — Die Länge iſt 10“, Flugweite 3 5%, Vorderarm 5“ 8%, Entfernung der Naſenſpitze von dem vordern Augenwinkel 13, Ohrlänge 8, Ein noch größeres Individuum iſt 11“ lang, mit 47 2“ Flugweite. — Die Heimath iſt Macaſſar (nicht Madagaskar) auf Celebes, und Amboina. 6. Pt. poliocephalus Tun. Der grauköpfige Flederhund. Pt. einereus, torque collari castaneo- rufo, per fasciam nigram a colore cine- reo sejuncto. Pteropus poliocephalus. Texmm. monogr. I. p. 179; II. p. 66.— Is. GBO R. diet. class. XIV. p. 700. b Die Geſtalt ift ſehr dick, die Behaarung reichlich, die Ohren mittellang, ganz frei, die Schenkelflughaut, welche am Mittelfuß 10 breit iſt, ver: ſchmälert ſich allmählig und verſchwindet am Steiße ganz. — Die Farbe der Oberſeite des Kopfs, der Wangen und Kehle iſt heller oder dunkler aſchgrau, mit einzelnen ſchwarzen Haaren, was nach vorn lichter wird; an der Ohrwurzel findet ſich ein kleiner ſchwarzer Fleck. Der Rücken und die Bruſt ſind aus grauen und ſchwarzen Haaren gemiſcht, wobei der Unter— rücken und die Außenſeite der Hinterbeine lichter ſind und etwas ins Gelb— liche fallen; der Bauch, die Aftergegend und die Innenſeite der Beine iſt f 44 348 Pteropus. von derſelben Farbe, aber dunkler. Der Hinterhals, die Schultern und ein Theil des Vorderhalſes ſind ſchön kaſtanienroth, welche Farbe von der grauen des übrigen Körpers durch eine ſchwarze Binde getrennt iſt *). — Die Länge iſt faſt 17, Flugweite 3° 3“, Vorderarm 5“ 7, Entfernung der Naſenſpitze vom vordern Augenwinkel 13% — Die Heimath iſt Neu- holland und van Diemensland, woher ziemlich viele Exemplare von verſchie— denen Reiſenden gebracht worden ſind. 7. Pt. chrysoproctus Tun. Der goldbrüſtige Flederhund. Pt. e fusco nigricans, capite, collo et pectore aurato-rufis, patagio anali an- gusto ad coceygem rudimentario. Pteropus chrysoproctus. Temm. monogr. II. p. 67. tab. 35. fig. 2 (Kopf). Dieſe Art unterſcheidet ſich von Pt. edulis und Edwarsii ſehr leicht durch die ſchmale Schenkelflughaut, welche an der Ferſe nur 6 — 7, am Steiße aber blos 1 breit iſt und hier von den Haaren verdeckt wird. Die Ohren ſind ſchmal und zugeſpitzt. Das alte Männchen hat den Augenkreis und das Kinn kaſtanienfarben; der übrige Kopf, der ganze Hals, die Bruſt und die Schultern ſind lebhaft goldroth. Der Rücken bis zu den Lenden iſt glänzend ſchwärzlich kaſtanienfarben, die Lendengegend, der Steiß und die Schenkel dunkel kaſtanienbraun, auf der Mitte des Bauchs und gegen den Oberarm ins Schwärzliche übergehend; die Häute ſchwarz. Das Weibchen hat, wie das Männchen, Kopf, Hals, Schul⸗ tern und Bruſt goldroth; aber der Rücken iſt glänzend ſchwarz, die Lenden— gegend lebhaft kaſtanienfarben und die untern Theile ſchwärzlich kaſtanien— braun. — Die Länge iſt 10“, Flugweite 3 5 — 8%, Vorderarm 6“. — Die Heimath iſt Amboina. 8. Pt. Mackloti Trum. Der gelbföpfige Flederhund. Pt. auriculis longis acuminatis, patagiis rufo- bruneis, occipite et cervice stra- mineis, dorso maris rubro, feminae stramineo. Pteropus Mackloti. Temm. monogr. II. p. 69. tab. 35. fig.5 (Kopf), 36 fig. 4 — 6 (Schaͤdel). „ 14) An einem ſehr alten Männchen von 8° 8 Flugweite find die Haare des Kopfs, Rük— kens und Bauchs an den Spitzen olivenfarbig. Flederhund. 349 Die Ohren ſind lang und nackt; die Schenkelflughaut iſt von mittlerer Breite und wird am Steiße nur zum Theil durch die Haare verdeckt. Das Männchen hat einen großen Haarbüſchel am Halſe. Der Ober- und Vor⸗ derarm iſt behaart und die Innenſeite der Flügel iſt von den Seiten an bis gegen das Ende des Vorderarms mit einer Wolle beſetzt. — Das erwach— ſene Männchen iſt am ganzen Scheitel und Hinterhalſe ſtrohgelb; Wan— gen und Kehle braun mit gelben Haarſpitzen; Halsſeiten und Schulterge— gend ſchön goldgelb; der Haarbüſchel am Halſe kaſtanienbraun. Der ganze Rücken nebſt den Vorder- und Hintergliedern iſt ziegelroth; die Bruſt gold— gelb-braun, der Bauch kaſtanienbraun mit eingemengten gelbbraunen Haa- ren. Die Flughäute ſind rothbräunlich, gegen die Seiten etwas ſchwärzlich. Das erwachſene Weibchen weicht vom Männchen ſehr ab. Scheitel und Nacken ſind ſchmutzig ſtrohgelb, was auch, mit etwas Braun verſetzt, den ganzen Hals, die Kehle und die Wangen färbt. Der Rücken iſt ſchön ſtroh⸗ gelb, nur die Steißgegend iſt matt röthlichgelb; der Unterleib von der Bruſt an iſt ſchmutzig gelblichbraun mit einigen ſtrohgelben Haaren untermengt; die Warzengegend iſt nackt. Die Flughäute ſind rothbräunlich. — Die Länge iſt 92“, Flugweite 27 7 — 10%, Ohr 1%, Vorderarm 4“ 8 — 9, — Die Heimath iſt Timor. 5 9. Pt. dasymallus Tun. Der wollige Flederhund. Pt. lanatus, fuscus, pilis apice ochraceis, collo scapulisque lutescente -albidis, auriculis parvis maximam partem absconditis. Pteropus dasymallus. TRM. monogr. I. p. 180. tab. 10. Pteropus rubricollis. SırBorD spicil. faun. japon. p. 13. Die Flügel find verhältnißmäßig kürzer als bei andern; die Ohren klein und ragen nur mit der Spitze über die allenthalben lange und ſehr wollige Behaarung hervor. Die Flügel ſind an den Seiten, oben wie unten, be— haart; die Schenkelflughaut fehlt am Steiße ganz. — Die Farbe des Geſichts, Scheitels, der Wangen, Kehle und Ohrgegend iſt braun, mit ein— zelnen grauen Haaren; der Hals an den Vorder- und Seitentheilen, der Nacken, die Hinterſeite des Halſes und die Schultergegend iſt etwas gelblich ſchmutzig weiß; das Uebrige der Ober- und Unterſeite, der behaarte Theil der Flü— gel und die vier Beine find mit einer dunkelbraunen, an den Spitzen ocker⸗ 350 Pteropus. farbigen Wolle bedeckt. Die Flughäute find dunkelbrau. — Die Länge iſt 8“, Flugweite 27 4“, Vorderarm 4 45 die Haare ragen ohngefähr 1“ über den Bürzel hinaus. — Die Heimath iſt Japan (Nangaſaki und Jedo). 10 Pt. pselaphon Tun. Der rauhfüßige Flederhund. Pt. niger, pilis apice griseis, auriculis parvis maximam partem absconditis. Pteropus pselaphon. Temm. monogr. II. p. 70. tab. 37. Der vorhergehenden Art fehr ähnlich, aber durch Schädelform, Zehen: behaarung und Farbe verſchieden. Die Ohren find ebenfalls kurz und größs tentheils unter den Haaren verborgen, die ſehr reichlich find, und ſelbſt noch den Mittelfuß und die Zehen bedecken, was bei keiner andern Art vor⸗ kommt. Die Schenkelflughaut iſt zwar ununterbrochen, wird aber größten— theils von den Haaren verdeckt. Der Pelz iſt länger, als bei der vorigen Art, aus buſchigen Wollhaaren und langen Stichelhaaren beſtehend. Die Farbe der Wollhaare iſt durchgehends biſterſchwarz, nur die Schamgegend und die Zehenhaare find kaſtanienbraun. Die Stichelhaare haben grauliche Spitzen, weshalb der Pelz im Ganzen graulich ſchwarz ausſieht. Der Kopf iſt ganz ſchwarz, auch alle Häute find ſchwarz. — Die Länge iſt 84 3%, Flugweite 2/ 7“, Vorderarm 43“. — Die Heimath find die Bonin⸗ Inſeln, im Oſten des japaniſchen Reiches, wo Kittlitz dieſe Art entdeckte. 11. Pt. vulgaris Georrr. Der Kreuz-Flederhund. Pt. niger aut nigricante-castaneus, capite, cervice fasciisque duabus longitu- dinalibus laterum flavo-rufis, auriculis brevibus. Pteropus vulgaris. GEoFFR. ann. du mus. XV. p. 92. — Desmar. mamm. p. 1099.— Temm. monogr. I. p. 182; II. p. 74. tab. 33. — Is. GEoFFR. dict. class. XIV. p. 699. d Vespertilio Vampyrus. Linn. XII. p. 46 (zum Theil). — Schreb. I. S. 153. A. tab. 54 (fig. Buff.). N Chien volant. Dausent. mem. de l'acad. 1759. p. 354. Roussette. Burr. X. p. 55. tab. 14. — Rock ann. du mus. VII. p. 227. Die Ohren find klein und ſpitz, der Pelz ift grob und dicht, die Schen- kelflughaut kurz und durch die Steißhaare ganz verdeckt. Die Farbe des Flederhund. 351 Kopfs, Halſes, Nackens und zweier, mit dem Rückgrathe parallel laufen: der, ſeitlichen Längsbinden iſt lebhaft gelblichroth, die Mitte des Rückens und die Schultern ſind ſchwärzlich kaſtanienbraun, wodurch ein dunkles Kreuz entſteht. Die Unterſeite des Leibes und die Häute ſind tief ſchwarz; die Schamgegend und die Arme röthlich. Eine Abänderung im pariſer Mu⸗ ſeum iſt am Kopf und der Schamgegend gelblich, das Uebrige des Bauchs ſchwärzlich, Schultern und Mitte des Rückens ſchwarzbraun, das Uebrige gelblich. — Die Länge tft 83 — 9“, die Flugweite 3°, bisweilen dar: über. — Die Heimath iſt Isle de France und Bourbon, vielleicht auch Madagaskar und ſelbſt noch Afrika. Roch hat über die Lebensweiſe dieſer Art lehrreiche Aufſchlüſſe gegeben. Sie findet ſich zugleich mit Pt. rubri— collis auf Bäumen, wo ſie durch die Früchte und Blüthen angezogen wer— den; um zu ruhen hängt ſich indeß Pt. vulgaris an große Bäume, wäh— rend Pt. rubricollis hohle Bäume und Felſen aufſucht. Das Fleiſch wird gegeſſen. 12. Pt. rubricollis Georrr. Der rothbindige Flederhund. Pt. lutescente- bruneus, subtus cano-bruneus, collo aurato- rufo, pectore ni- gricante-fusco, auriculis brevibus absconditis. Pteropus rubricollis. Georrr. ann. du mus. XV. p. 93.— Desmar. mamm. p. 110.— Temm. monogr. I. p.183.— Is.Georrr. diet. class. XIV. p. 700. Pteropus collaris. Lichtenſt. Doubl. Verz S. 3. x Pteropus fuscus. BRISS. regn. anim. p. 217. Vespertilio Vampyrus B. Schreb. I. S. 153. Rougette. Bor. X. p. 55. tab. 7. Die Ohren find klein, abgerundet und unt dea Haaren verſteckt; die Behaarung iſt lang, rauh und kraus; die Linzzze Schenkelflughaut unter den langen Haaren des Steißes und der Y ine verborgen. — Die Farbe iſt oben gelblichbraun mit einzelnen helfze en Haaren untermengt, unten von einem etwas grauern Tone; den Hals ı agiebt ein breites goldrothes Band. Die Länge iſt 7“ 4%, der Vorderar - 4%. — Die Heimath: Isle de Bourbon und Madagaskar; nach Lich tenſtein auch das Kafferland. 13. Pt. Ale cto Temm. Der la gflügelige Flederhund. Pt. niger, cervice castanea, auriculis br« ‚ibus , acuminatis, patagie anali ad eoceygem subnullo. 352 Pteropus. Pteropus Alecto Temm. monogr. II. p. 75. Dieſe Art zeichnet ſich aus durch ihre unterſetzte Geſtalt, die kurzen und ſpitzen Ohren, durch die große Länge der Flügel in Bezug zur Breite und zum Körperumfang, endlich durch den faſt gänzlichen Mangel der Schenkel— flughaut am Steiße, wo man nur eine Hautfalte bemerkt. Die Flügel ſetzen ſich an den Seiten an, wodurch der Rücken breit iſt. Die Farbe des Kopfes, Vorderhalſes, der übrigen Unterſeite des Körpers, Schultern und Rücken ſind vollkommen ſchwarz; die Augen und der Umfang des Ge— ſichtes ſehr dunkel kaſtanienfarben; der Hinterhals und die Halsſeiten lebhaft kaſtanienfarben. — Die Länge iſt 8“ 6 — 8%, Flugweite 3“ 2 — 3%, Vorderarm 54%. — Die Heimath iſt der Diſtrikt Menado auf Celebes. 14. Pt. pallidus TR. Der welkbraune Flederhund. Pt. pallide bruneus, nucha, scapulis pectorisque torque ferrugineo-rufis, auri- eulis brevibus, rotundatis. Pteropus pallidus. Temm. monogr. I. p. 184. tab. 15. fig. 8. 9. (Schädel); II. p. 77. Die Schnautze iſt kurz und etwas ſtumpf; die Augen ſtehen von den Ohren weiter ab als von der Naſenſpitze; die Ohren find kurz und abge- rundet. Die Behaarung iſt kurz; die Schenkelflughaut iſt am Steiß nur 2, breit und ganz unter den Haaren verborgen. Oben finden ſich nur 4 Backenzähne, ohne den abnormen Lückenzahn *). — Die Farbe des Nackens, der Schultern und der Binde, welche die Bruſt umgiebt, iſt ſchön roſtroth bei den Alten, etwas blaſſer bei den Jungen. Der ganze Rücken iſt blaßbraun, welche Farbe durch braune, graue und weißliche Haare her— vorgebracht wird. Kopf, Kehle, Bauch und Seiten ſind braun wie welkes Laub; die Flughäute lichtbraun. — Die Länge iſt 72“, Flugweite 27 4 — 5%, Vorderarm 43“, Entfernung zwiſchen dem Vorderrand des Au— ges und der Naſe 1“, Ohren 8. — Die Heimath iſt die Inſel Banda, wo dieſe 15) Temminck macht die Bemerkung, daß dieſe Art nebſt Pt. phaiops und griseus die drei merkwürdigſten Arten der Gattung hinſichtlich der geringen Ausdehnung ſind, welche der an— hängende Theil der Hautumhüllung zeigt, indem die Rückenhaut an die Muskeln nur auf eine Strecke von 3 — 4 Linien befeſtigt iſt, was dieſe Arten dem Cephalotes Peronii annähert. Flederhund. 353 wo dieſe Art nebſt Pt. edulis ſehr gemein iſt; außerdem kommt ſie auf Sumatra und Malakka vor. 15. Pt. Keraudrenius Quor. Der Fanihi. Pt. nigricans, griseo - mixtus, occipite. collo scapulisque crispis pallide flavis, auriculis brevibus. Pteropus Keraudrenius. @uor et Gammarp voy.del’Uranie I. p.51. tab. 3. — Tann. monogr. I. p. 186. tab. 15. fig.7 (Schaͤdel); II. p. 77. Pteropus marianus. Desmar. mamm. p. 547. Die Ohren find kurz und abgerundet, die Flügel entfpringen in gerin— ger Entfernung von der Mittellinie des Rückens; die Schenkelflughaut iſt wie bei Pt. edulis ausgerandet, doch iſt ſie am Steiße nur rudimentär und unter den Haaren verſteckt. Im Oberkiefer findet ſich ein kleiner abnormer Lückenzahn. Der Pelz iſt auf dem Rücken angelegt, am Halſe und den untern Theilen reichlicher und kraus. Die Farbe iſt, nach Quoy und Gaimard, am Hinterhaupt, Halſe und dem Obertheile der Bruſt (Des— mareſt nennt es un collier complet) etwas ſchmutzig weißlichgelb. Das Uebrige iſt aus Braungrau und Schwärzlichbraun gemengt mit einem hellern Tone auf der Ober- und Vorderſeite des Schädels; das Schwärzlichbraun iſt dunkler auf dem Rücken als am Bauche, wo man einige weiße Haare ſieht, welche dieſem Theile eine graubraune Farbe geben. Die Flughäute find ſchwarz 16). — Die Länge iſt 6 — 8“, die Flugweite 24 — 27 9%. — Die Heimath find die Marianen. 16. Pt. tonganus Quor et Gam. Der tonganifche Flederhund. Pt. nigricans, gutture ventreque saturate fuscis, occipite, cervice scapulisque rufis. Pteropus tonganus. Q@Quory et Gaımarp Astrolabe I. p. 74. tab.8.— Tamm. monogr. II. p. 79. 16) Temmind giebt folgende Beſchreibung: Die Farbe des Rückens iſt ſchwarz mit ſpärlichen grauen Haaren, aber an den Seiten deſſelben ſindet ſich eine lange halbmondförmige Binde, wo die grauen Haare die ſchwarzen überwiegen. Der ganze Nacken und die Schultern ſind mit krauſen ſtrohgelben, etwas röthlichen Haaren bedeckt, welcher Halbring auf den Bruſtſei— ten in eine Spitze ausläuft. Kopf und Kehle ſind ſehr dunkel fahlbraun; die Bruſt iſt etwas röthlicher; die übrigen untern Theile und die Häute ſind ſchwarz, mit grauen Haaren untermengt. — Die Länge it 7 — 8“, Flugweite 2° — 24°, Vorderarm 3“ 10,“ — 4“ 6“. Sollte der Halbring (demi collier) nicht etwa auf die folgende Art hindeuten? Suppl. 45 354 Pteropus. Iſt dem Pt. Keraudrenius ſehr ähnlich, aber kleiner und das rothe Halsband macht keinen vollſtändigen Umgang wie bei dieſem. Der Bauch hat keine Beimiſchung weißlicher Haare, die Flügel ſind heller, die anders— gefärbte Schnautze iſt ſpitziger. Die Hinterſeite des Kopfes und Halſes bis zu den Schultern iſt von einer brennend rothen Farbe, welche nach vorn ein halbes Halsband macht; die Wangen und die Schnautze ſind düſterroth, was auf der Mitte des Kopfs etwas ſchwärzer wird. Der Rücken iſt faſt ſchwarz; der Bauch und die Gurgel ſind dunkelbraun mit ſchwachem röthli— chen Schimmer. Die Ohren ſind mittelmäßig. — Eine Abänderung iſt weißlich mit röthlichem Bauch und ſchmutzigweißen Häuten. — Die Länge it 6“, Flugweite 1“ 11“ — 2 23“, Kopf 2“, Entfernung der Naſen⸗ ſpitze vom vordern Augenwinkel 10. — Die Heimath iſt Tonga-Tabu, eine der Freundſchaftsinſelnn, wo man fie, wie dieß auch beim Pt. Kerau— drenius bemerkt wurde, am hellen Tage umherfliegen ſieht. 17. Pt. vanikorensis dor et Gam. Der vanikoriſche Fle— derhund. Pt. bruneus, gutture rufo-bruneo, occipite, cervice scapulisque fulvis, rostro brevi crasso, fronte convexa. Pteropus vanikorensis. @uoy et Gaimanp, Astrolabe I. p. 77. tub.9. — TEN. monogr. II. p. 78. Ebenfalls dem Pt. Keraudrenius ähnlich, aber die Schnautze iſt kür— zer, der Pelz heller, der Kopf minder ſchwarz, der rothe Halsmantel reicht tiefer herab. Der Kopf iſt dick, die Stirne gewölbt, die Schnautze dick und eylindriſch, die Ohren ziemlich lang und ſpitz. Die Farbe der Schnautze und Wangeniſt rothbraun, was auf dem Scheitel dunkler wird; das Hinterhaupt, der Hinterhals, die Halsſeiten und Schultern gelblichroth; der ganze Vorderhals rothbraun, indem die Haare an der Spitze braun und an der Wurzel roth ſind. Der Rücken iſt braun mit Grau gemengt; der Bauch iſt braun mit röthlichem Schimmer; die Flughäute ſind braunſchwarz. — Die Länge iſt 9”, Flugweite 27 7“, Vorderarm 4“ 9, Ohr 8%. Der Schädel iſt iſt um 3; kürzer als der von Pt. Keraudrenius, welche Verkürzung hauptſächlich von der Schnautze herrührt. — Die Heimath iſt die Inſel Vanikoro in der Südſee. Flederhund. 355 18. Pt. Dussumieri Is. Georrr. Der braungurgelige Flederhund. Pt. fuscus, albido-mixtus, facie, gula collique regione anteriori fuscis, late- ribus colli et cervice rufescente - flavis. Pteropus Dussumieri. Is. GeoFFRr. dict. class. XIV. p.701. — Tm. mo- nogr. II. p: 76. Von Iſ. Geoffroy bekannt gemacht, dem zufolge dieſe Art dem Pt. Keraudrenii ſehr ähnlich, von ihm aber durch die Färbung unterſchieden iſt. „Geſicht und Kehle ſind braun; der Bauch und Rücken braun mit ei— nigen weißen Haaren untermengt; der Obertheil der Bruſt röthlichbraun. Die Seiten des Halſes und der ganze hintere Raum zwiſchen den Ohren bis zur Einlenkung der Flügel iſt fahl (fauve), was ſchwach ins Röthliche zieht. Die ganze Länge iſt 7%, und die Flugweite 27 3%. Wir haben die Exiſtenz dieſer Art durch Unterſuchung zweier ganz ähnlicher Exemplare con— ſtatirt, wovon das eine vom indiſchen Feſtlande kommt, das andere als auf Amboina 17) einheimiſch angegeben iſt. Die braune Farbe der Kehle und des Vordertheils des Halſes läßt dieſe Art auf den erſten Blick von Pt. Keraudrenius unterſcheiden, an welchem dieſe Theile blaßgelb ſind.“ 19. Pt. griseus Georrr. Der graue Flederhund. Pt. e rufescente - griseus, oceipite cerviceque crispis dilute rufescentibus, alis approximatis, auriculis brevissimis acuminatis, Pteropus griseus. GEOFFR. ann. du mus. XV. p. 94. tab.6. — Desmar. mamm. p.110. — Trum. monogr. I. p. 187. tab. 11. (fig. Geoffr.); II. p. 81. tab. 36. fig. 12 — 13 (Schädel). — Is. GEoFFR. dict. class. XIV. p. 70]. Dieſe Art iſt ausgezeichnet durch ihre lichte Färbung, die ſehr kurzen und zugeſpitzten Ohren, und durch den Flügelanſatz in geringer Entfernung von der Mittellinie des Körpers. Die Schenkelflughaut iſt an den Gliedern wenig breit, am Steiße rudimentär und zum Theil verborgen. Die Haare des Hinterhalſes ſind lang und kraus. — Das alte Männchen iſt am Kopf grau, mit Hellbraun gemiſcht; Hinter- Seiten- und Vorderhals ſchön kaſtanienfarben, was auf den Schultern ins Goldfarbige übergeht. Der ganze 17) Die Angabe von Amboina ift nach Temminck beſtimmt falſch. Von Pt. Keraudrenius könnte dieſe Art vielleicht verſchieden ſeyn, deſto mehr ſtimmt fie mit Pt. tonganns überein, fo daß ſich (wenigſtens in den Beſchreibungen) keine ſchlagenden Differenzen auffinden laſſen. 45 * 356 Pteropus. Rücken ſchön grau mit weißlichen Haarſpitzen; die Mitte des Bauchs braun mit grauen Haarſpitzen, die Seiten graulich. Ein altes Weibchen iſt faſt ganz weiß, nur der Bauch iſt hellgrau und der Hinterhals nebſt den Halsſeiten iſt röthlich. Im mittlern Alter, wie es die meiſten Exem— plare find, iſt Kopf, Nacken und Schultern röthlichweiß oder fehr hellroth; der Rücken graulichbraun, indem der Pelz braun iſt mit graulichweißen Sti— chelhaaren. Wangen und Kinn ſind dunkel graubraun, Vorderhals licht röth— lich; die übrige Unterſeite iſabell, aber die Bauchmitte röthlicher. — Die Länge des größten Exemplars iſt 7“, Flugweite 27 4“, Vorderarm 4.“ — Die Heimath iſt Timor und die umliegenden Eilande. 20. Pt. personatus Tun. Der maskirte Flederhund. Pt. canus, infra e bruneo isabellinus, facie albo et fusco picta, occipite, collo pectorisque parte stramineis. Pteropus personatus. Temm. monogr. I. p. 189. Die Ohren find mittellang, am Ende etwas abgerundet; die Schenkel— flughaut rudimentär, den Steiß nicht einfaſſend. Die Farbe des Kopfs iſt ein ſcharf abgeſchnittenes Weiß und Braun. Das Weiße dehnt ſich über den ganzen Naſenrücken bis zu den Augen aus, bildet noch einen Fleck hin— ter dieſen, und färbt ebenfalls die Wangen, Lippenränder und das Kinn; eine breite braune Zone bedeckt die Kehle und ihre Enden umfaſſen die Wan— gen, bilden breite Augenbraunen über den Augen und verlängern ſich in 2 Pa— rallelſtrichen, welche an den Naſenlöchern endigen. Scheitel, Hinterhaupt, der ganze Hals und ein Theil der Bruſt ſind ſtrohgelb; die Schultern und die Haare des Oberarms weißlich, der Rücken grau mit einigen hellbrau— nen Haaren; die Haare der Bruſt, des Bauchs und der Seiten ſind an der Wurzel braun, und an der Spitze iſabell. Die Flügel ſind oben braun, unten weißlich. — Die Länge iſt 63“, Flugweite 20“, Vorderarm 3“ 5, Ohren 19%. Die Heimath iſt die Inſel Ternate (Molukken). 21. Pt. labiatus Tzun. Der lippige Flederhund. Pt. rufescens, ventre medio sordide albo, rostro longo, auriculis mediocribus acuminatis. Pteropus labiatus. Temm. monogr. II. p. 83. tab. 39. Flederhund. 357 Von der Größe unſers Vespertilio murinus. Die Schnautze iſt lang, die Ohren mittelmäßig und ſpitz; die Schenkelflughaut ſehr ſchmal. Der Pelz iſt wollig, zumal auf dem Rücken. Das Männchen hat längs des Randes beider Kiefer eine Verlängerung der Lippen, welche um mehrere Linien vom untern Rande herabfällt, und an jeder Halsſeite findet ſich ein ſehr langer und breiter Haarbuſch mit divergirenden Haaren. Dem Weib: chen fehlt dieſer Buſch, ſowie auch die Verlängerung der Lippen. — Die Farbe des Kopfes und der Oberſeite iſt röthlich iſabell, mit einem röthe⸗ ren Ton gegen den Rücken und am Kreuze; die Halsſeiten röthlichbraun. Die Bruſt, Schultergegend, Seiten und Steißgegend find hellroth; die Mitte des Bauchs ſchmutzigweiß. Der Halsbuſch nebſt dem Anſatz und dem hintern Rande der Ohren iſt weiß; die Flughäute rothbräunlich. Das Weib— chen iſt ähnlich gefärbt. — Die Länge iſt 4“ 1 — 2%, Flugweite 15%, Vorderarm 2“ 4. — Die Heimath iſt Abyſſinien, wo Botta dieſe Art entdeckte. 8) Caudati. Der mehr oder minder kurze, an trocknen Exemplaren oft kaum merk liche Schwanz iſt zur Hälfte von der Schenkelflughaut eingehüllt. 22. Pt. stramineus Georrr. Der bleiche Flederhund. Pt. dilute stramineus, fascia ventris longitudinali fuscescente, auriculis rostro- que longiusculis, cauda brevissima. Pteropus stramineus. GEO R. ann. du mus. XV. p. 95.— Desmar. mamm. p. 110.— Tum. monogr. I. p. 195. tab. 15. fig. 12, 13 (Schädel) ; II. p. 84. — Is. GEOoFFR. dict. class. XIV. p. 702. Die Schnautze iſt etwas geſtreckt, die Ohren ſind ziemlich lang; der Schwanz iſt ſehr kurz und ragt äußerlich nur als ein kleiner Höcker hervor. Die Flügel find oben nackt, unten an den Seiten etwas behaart. Die Schen— kelflughaut iſt gleich breit und behaart, außer an den Extremitäten. Die 4 Beine ſind mit kurzen Haaren bedeckt; der Pelz iſt kurz. — Die Farbe iſt oben gelblich weiß, ſchwach röthlich gewellt, unten weißlich mit einer mehr oder minder deutlichen braunen Binde längs der Mittellinie des Bauches. Der Kopf iſt mehr oder minder grau, die Wangen und die Häute braun. Als beſondere, dem Weibchen abgehende Auszeichnung kommt dem Männ⸗ 358 Pteropus. chen an den Seiten und dem Vordertheil des Halſes ein goldrothes Hals— band mit Büſcheln divergirender Haare zu. — Die Länge bis zum Schwanzende iſt 7“ 3 — 4%, Flugweite 7 5 — 6%, Vorderarm 4 3, Von einem erwachſenen Männchen giebt Temminck die Länge auf 8“ an, den Schwanzſtummel zu 2. — Die Heimath iſt nicht Timor, wie Geoffroy und Temminck anfangs fälſchlich angaben, ſondern der Sennar und Senegal 18). 23. Pt. Geoffroyi Trun. Der graubraune Flederhund. Pt. lanatus, cano-fuscus, subtus dilutior, cauda brevissima. N Pteropus Geoffroyi. Temm. monogr. I. p. 197. tab. 15. fig. 14, 15 (Schaͤ⸗ del). — Is. GEO FR. dict. class. XIV. p. 702. Pteropus ae gyptiacus. GEoFFR. descript. de l’Egypte II. p. 135. tab. 3. fig. 2.; ann. du mus. XV. p. 96. — Desmar. mamm. p. III. Die Schnautze iſt nicht ſonderlich lang; die Augen liegen in der Mitte zwiſchen der Schnautzenſpitze und den Ohren; dieſe ſind ziemlich lang und nackt. Der kleine Lückenzahn iſt unten ſtärker als oben, außerdem noch + Backenzähne und eine kleine Spitze. Der Pelz iſt weich, ſchlicht, am Vorderhalſe mit längern, aber ſpärlichen Haaren. Der Schwanz iſt ſehr 18) Zu dieſer Art rechne ich auch ein Exemplar unſerer Sammlung, das aus den obern Nilgegenden kam und ein Weibchen iſt. Der Kopf iſt von der gewöhnlichen Form, die Ohren mittellang, nackt und ſpitz. Die Schenkelflughaut iſt ſchmal, verſchwindet am Steiß faſt ganz und bildet hier einen ſcharfen Winkel. Backenzaͤhne finden ſich im normalmäßigen Stande 8, mit kleinem erſten Lückenzahn und kleinem letzten Backenzahne, oben wie unten. Die Behaarung iſt weich, auf dem Bauche am kürzeſten, am Halſe am längſten, hier eine Art Kragen bildend, aus welcher der dünn und kurz behaarte Kopf hervorſchaut. Die Arme ſind auf der Außenſeite bis gegen das untere Ende des Vorderarms, die Hinterbeine bis zu den Krallen behaart; auf der Junenſeite find es letztere am Schenkel und Anfang des Schienbeins, die Arme bis zur Mitte des Vorderarms. Die Flügel ſind oben ganz nackt; unten dagegen an den Leibesſeiten von dem Ende des Schenkels an bis zur Mitte des Vorderarms und dem Vorderrande des Flügels dicht mit lockern, etwas krauſen Haaren angeflogen. — Die Farbe iſt im Allgemeinen ſchmutzigweiß, was auf dem Rücken mit rußbraͤunlichen Haaren untermiſcht iſt, wodurch deſonders die Steißge— gend rußig angeflogen erſcheint. Die Mitte der Unterſeite iſt bräunlich überflogen, die Seiten, am meiſten aber der Hals, fallen ins Gelbliche. Die Behaarung auf den Hinterbeinen iſt mehr bräunlich, auf den Armen mehr gelblichweiß, was auf den Haaren der Unterſeite derſelben und der Flügel reiner hervortritt. Der Kopf fällt mehr ins Dunkelbraune; die Ohren, Flughäute und Krallen ſind ſchwarzbraun. — Die Länge nach der Krümmung des Rückens iſt 83“, die Flugweite über 2“, der Vorderarm 3“ 11, Ohr 11. Flederhund. 359 kurz, mit der hintern Hälfte frei. Die Schenkelflughaut iſt ziemlich breit, am Steiße oben und unten behaart. Die Flügel ſind oben nackt, unten um die Ober- und Vorderarme mit einem lockern krauſen Haaranflug. — Die Farbe der ganzen Oberſeite iſt licht graubraun, unten viel heller, an den Seiten und Armen etwas ins Blaßgelbliche fallend; die Häute find grau: braun. — Die ganze Länge iſt 53“, Flugweite 203“, Vorderarm 3“ 5, Schwanz 7%, Ohren 9%. — Die Heimath iſt Egypten, wo Geoffroy dieſe Art in den Gewölben der Pyramiden entdeckte; nach Temminck kommt ſie aber auch am Senegal vor. 24. Pt. Leschenaultii DRSu. Der punktirte Flederhund. Pt. griseo-bruneus, subtus cinereo-fulvus, alis ad corpus, brachia digitosque punctis albis seriatim positis, cauda brevissima. Pteropus Leschenaulti. DEsuaRk. mamm. p. 110. — Is. Gro R. dict. class. XIII. p. 702. — Temm. monogr. II. p. 86. Von dieſer Art ſagt Iſ. Geoffroys „Dieſe Spezies, deren Beſchrei— bung wir nach 2 Individuen geben, iſt auf dem Bauche graufahl, und auf dem Rücken braun mit ſchwachem graulichen Anflug. Der Theil der Flügel, welcher an den Körper, die Vorderarme und die Finger angrenzt, zeigt eine große Anzahl weißlicher, in Parallellinien geſtellter Punkte. Dieſe von Le— ſchenault in der Gegend von Pondichery entdeckte Art iſt 53“ lang und hat eine Flugweite von 13“. Wir wiſſen nicht, warum Temminck fie in ſeiner Monographie nicht aufgeführt hat, und warum die franzöſiſchen Au— toren ſie bisher unter die ungeſchwänzten Flederhunde geſtellt haben, da doch ihr ſehr ſichtlicher Schwanz kaum von der Schenkelflughaut umwickelt und ohngefähr 6 lang iſt.“ — Später hat Temminck dieſe Art ebenfalls beſchrieben, ſowohl nach den eben erwähnten pariſer Exemplaren, als auch nach andern, die Roux von Calcutta eingeſchickt hatte. Temminck be merkt, daß die weißen Punkte an Jungen ungleich häufiger als an Alten ſeyen. 25. Pt. amplexicaudatus Gsorrr. Der Scheiden ⸗Flederhund. Pt. supra e fusco, subtus e cano rufescens, cauda basi sola involuta, maxima ex parte libera. Pteropus amplexicaudatus. GEoFFR, ann. du mus. XV. p. 96. tab. 7. — 360 Pteropus. DEsmAr. mamm. p. 11l. — Temm. monogr. I. p. 200 u. 260. tab. 13 (fig. Geoffr.), tab. 15. fig. 16 (Schädel); II. tab. 36. fig. 18, 19 (Schädel). — Is. GEoFFR. dict. class. XIV. p. 703. Von der Größe unſers Vespertilio murinus. Die Augen ſtehen in der Mitte zwiſchen den Naſenlöchern und Ohren; der Schwanz iſt von der Länge des Abſtandes zwiſchen der Schnautzenſpitze und vorderem Augenwin— kel, nackt, nur an der Wurzel umwickelt und dem größeren Theile nach frei. Die Flügel ſind der Mittellinie des Rückens genähert und gleich der Schen— kelflughaut nackt; die Behaarung iſt kurz. — Die Farbe iſt am Kopfe und auf der Oberſeite röthlichbraun, unten röthlich braungrau, oder nach Sf. Geoffroy röthlichweiß. Das Männchen fällt etwas mehr ins Rothe, das Weibchen ins Braune. Die Flughäute ſind röthlichbraun; Finger und Schwanz gelblichbraun. — Die Länge iſt 42“, Flugweite 16%, Vorder: arm faſt 3“, Schwanz 7. — Die Heimath iſt Timor, wo Peron und Leſueur dieſe Art entdeckten, nach Temminck auch Amboina und Sumatra. 26. Pt. Hottentottus Temm. Der Hottentotten-Flederhund. Pt. fuscus, subtus griseus, cauda brevi plane libera, patagio anali ad coc- eygem exciso. Pteropus Hottentottus. Smurs mamm. cap. p. 3. — Temm. monogr. II. p. 87. tab. 36. fig. 16,17 (Schädel). Eine dem Pt. amplexicaudatus fehr nah verwandte Art, die Tem: mind auch früher mit ihm vereinigte, in Smuts Differtation aber mit Recht trennte. Die Schnautze iſt lang und zuſammengedrückt; die Ohren kurz und gerundet; die Augen liegen höher und ſtehen weiter von der Naſe als den Ohren ab. Die Schenkelflughaut iſt an der Baſis unten behaart; an der Schwanzwurzel findet ſich ein Ausſchnitt wie ein umgekehrtes V, aus dem der kurze und ganz freie Schwanz hervortritt. Der Schwanz iſt nur halb ſo lang als die Entfernung der Naſe vom vordern Augenwinkel beträgt, während er bei Pt amplexicaudatus dieſer Dimenſion gleichkommt, und überdieß von der Schenkelflughaut zur Hälfte eingewickelt iſt. Die Behaa— rung iſt kurz und weich; die Flügel ſind unten behaart. Die Farbe der Haare auf der Oberſeite iſt an der Wurzel grau, an der Spitze braun; auf der Unterſeite graulich. — Die Länge iſt 5%, Flugweite 20 — 21%, Vorder⸗ Flederhund. 361 Vorderarm 3“ 4, Schwanz 4”. Die Heimath iſt das Kap, ſowohl in den Umgebungen der Kapſtadt, als weiter davon entfernt. 27. Pt. Leachii Smrn. Der ſchmalflügelige Flederhund. Pt. rufo - bruneus, subtus cinereo-bruneus, ad pectus paululum rufescens, canda ultra medium involuta, patagio anali ad coccygem haud exciso. Pteropus Leachii. Suirk zool. journ. IV. p. 433.— TEN. monogr. II. p.88. Die Ohren find mittellang und abgerundet; die Augen in der Mitte zwifchen Naſenlöchern und Ohren; die Flughäute wie bei Pt. amplexicau- datus und hottentottus, aber auffallend ſchmäler als bei letzterem. Die Flügel ſind unten längs der Seiten und dem Vorderarme ſehr behaart; die Schenkelflughaut umwickelt den Schwanz bis über die Hälfte deſſelben. Der Pelz iſt kurz; der Nacken öfters mehr oder minder nackt. Die Farbe er: wachſener Männchen oder Weibchen iſt auf den obern Theilen rothbräunlich, der Scheitel ſchmutzigbraun. Die ganze Unterſeite iſt graubraun, was einen gelblichen oder ſchwach röthlichen Ton gegen die Bruſt und die Mitte des Bauchs annimmt. — Die jährigen Zungen find oben ſchmutzig graulich⸗ braun, unten rauchgrau, etwas ins Röthliche ziehend; der Schwanz zum grö— Bern Theil frei. — Die Länge erwachſener Männchen iſt 6“, wovon der Schwanz 8 — 9% einnimmt; Flugweite 18%, Vorderarm 3“ 3%, — Die Heimath ift das Kap, wo ur Art große Verwüſtungen in den Wein⸗ bergen anrichtet. 28. Pt. marginatus Georrr. Der ſaumohrige Flederhund. Pt. rufescente-griseus, subtus dilute griseus, auriculis albo- marginatis, cauda brevissima. Pteropus marginatus. GEOFFR. ann. du mus. XIV. p. 97. tab. 8. — Des- MAR. mamm. p. 111. — Trum. monogr. I. p. 202. tab. 14 (fig. Geoffr.). — Is. GEoFFR. dict. class. XIV. p. 703. Cynopterus marginatus. Fr. Cuv. dents des mamm. p. 39. „Dieſe Art“, wie Iſ. Geoffroy nach 2 Exemplaren ſie beſchreibt, „iſt etwas kleiner als die vorhergehende, und unterſcheidet ſich durch den außerhalb der Schenkelflughaut kaum ſichtlichen Schwanz, durch die weiße Einfaſſung der Ohren, und durch den unten hellgrauen, oben röthlichgrauen Suppl. 46 362 Pteropus. Pelz.“ Beide kamen aus Indien 1). Daß dieſer Art der hinterſte Backen⸗ zahn jederzeit abgehe, weshalb aus ihr Fr. Cuvier eine eigene Gattung Cynopterus errichtete, erklärt Sf. Geoffroy für einen Beobachtungsfehler. b) 2te Untergattung. PACHYSOMA GeEorFFR. Dentes molares 4, ultimo dente deficiente, rostrum abbreviatum eras- sum, cranium voluminosum. Unter dieſem Namen vereinigen die beiden Geoffroy und Temminck diejenigen Flederhunde, welchen in jedem Kiefer ein Backenzahn abgeht, und zwar nicht etwa der kleine vorderſte Lückenzahn, ſondern der hinterſte kleine Backenzahn. Ihre Schnautze iſt dick und kurz, der Hirnſchädel ſehr aufge— trieben und gewölbt, und dieſe beiden Theile durch eine merkliche Einſchnü— rung geſondert; die Jochbögen ſind abſtehender als bei den ächten Fleder— hunden. Der Körper iſt etwas plump; die Zitzen ſtehen wie bei den ge— ſchwänzten Flederhunden vor der Einlenkung der Flügel, und ebenſo iſt ihr Daumen zur Hälfte umwickelt. Die Arten ſind klein, und theils geſchwänzt, theils ungeſchwänzt. 29. Pt. titthaecheilus Teum. Der lippenwarzige Flederhund. Pt. rufo- aut cinereo-fuscus, subtus griseus, collo maris aurantio- rufo, labüs verrucosis, auriculis albo-marginatis, cauda brevissima. Pteropus titthaecheilus. Temm. monogr. I. p. 198 u. 261. tab. 15. fig. 17 — 24 (Schaͤdel). Pachysome mammilèvre. Is. GEoFFR. dict. class. XIV. p. 704. — Temm. monogr. II. p. 92. tab. 35. fig. 8 (Kopf). Weil in beiden Kiefern der kleine hintere Backenzahn fehlt, während der ſehr kleine abnorme Lückenzahn in ihnen vorhanden iſt (die Zahl der Backenzähne alſo z beträgt), fo hat Iſ. Geoffroy dieſe Art der Gattung 19) Geoffroy und Tem minck haben dieſe Art zuerſt, nach einem, aus Bengalen kom⸗ menden, aber nicht gut erhaltenen Exemplare beſchrieben; aus ihrer Beſchreibung iſt noch Fol— gendes hervorzuheben. Die Größe iſt die unſerer Vesp. Noctula; die Ohren mittelmäßig, Schwanz nur rudimenkär, Flügel längs der Seiten ſehr haarig, Pelz kurz und olivenbraun. Von Pt. titthaecheilus unterſcheidet Temminck dieſe Art durch den Warzenmangel an den Lippen, die ſehr haarigen Seiten, die ſtark ausgerandete Schenkelflughaut, welche am Steiß nur rudimentär iſt, und durch den ſehr kurzen Schwanz, der faſt ſeiner ganzen Länge nach frei iſt. Flederhund. 363 Pachysoma zugezählt, während er die vorige, die Tem minck ſpäter für identiſch mit ihr vermuthet, bei Pteropus läßt, ohne freilich anzugeben, ob er die Beſchaffenheit der Backenzähne unterſucht hat. Dieſer Pt. titthaech. hat eine kurze Schnautze; die Ohren ſind hinten ausgerandet, an der Wur⸗ zel mit Querrunzeln bedeckt und weißlich eingeſäumt. Auf der Oberlippe finden ſich, durch eine Furche getrennt, zwei große Warzen, und die innern Lippenränder ſind mit kleinen Warzen bedeckt. Der Schwanz iſt kurz und faſt ganz in die Schenkelflughaut eingehüllt; die feine Spitze iſt frei. Die Schenkelflughaut iſt ausgerandet und oben behaart; die andern, ſo wie die Gliedmaſſen ſind nackt. Der Pelz iſt kurz, auch am Bauche; ein Theil des Vorderhalſes nackt; die Männchen haben jederſeits am Halſe einen Büſchel Haare, die ſtrahlenartig divergiren und zu riechenden Drüſen zu führen ſchei— nen. — Die Farbe des Männchens an dieſen Büſcheln, am Vorder— hals, Nacken und den Seitentheilen der Bruſt iſt mehr oder minder leb— haft roth, orangefarbig bei den Alten. Die übrigen oberen Theile ſind von einem ſchwach röthlichen Braun; der Bauch iſt grau. Das Weibchen, größer als das Männchen, iſt oben graubraun, etwas olivenfarbig überlau- fen, unten olivengrau; die Halsſeiten olivenröthlich; der weiße Ohrſaum minder deutlich. Das jährige Männchen iſt licht graubraun, die Hals— büfchel weißlich. — Die Länge iſt 5“ 2 — 3, die Flugweite 17 — 20”, Schwanz 7, Vorderarm 3“. — Die Heimath iſt Sumatra, Java, Siam und vielleicht noch andere Theile Indiens 2“). 30. Pt. brachyotis Murrı. Der Pandan. Pt. ex lutescente fuscus, subtus ex lutescente griseus, gula collique lateribus rufis, patagiis fuliginoso -nigris, cauda brevissima. Pachysoma brachyotis. MUELLER in van d. Hoeven’s tijdschr. V. p. 146. „Dieſe Art“, ſagt Müller, „iſt um ein gutes Drittel kleiner als Pa- chys. tittaecheilum, indem die Länge 3“ 43, die des dünnen kahlen 20) Pachysoma Duvaucelii. Geof fr. (diet. class. XIV. p. 705) von bräunlichfahler Farbe, ſehr weit eingewickeltem Daumen, kurzem Schwanze, der nur 3“ über die Schenkelflug— haut vorragt, einer Totallänge von 31“ und Sumatra angehörig, wird von Temminck (mo- nogr. II. p. 96), nach Anſicht der Original-Exemplare, für identiſch mit Pt. titth. gehalten. Nach If. Geoffr. Beſchreibung zu ſchließen, möchte es ein jüngeres Weibchen dieſer Art ſeyn. 46 * 364 Pteropus. Schwanzes 3“ und der Flugweite 16% 3 beträgt. Ihr Pelz kommt übri⸗ gens mit dem von P. titth. überein, vornämlich in Bezug auf die Farbe des Körpers, aber die Flügel ſind bei P. brachyotis merklich dunkler, faſt rußſchwarz, während ſie bei Pt. titth. mehr oder minder gelblichbraun ſind. Die Haare des Kopfs und Rückens find bei alten Individuen an der Wur— zel lichtgrau, an der Spitze dunkler gelblichbraun; bei den Jungen zieht ſich dieſe letztere Farbe mehr oder minder ins Schwarzbraune. Der Unterleib iſt bei erwachſenen Individuen gelblichgrau; die etwas längern Haare an der Kehle und beſonders die an den Halsfeiten find blaß gelblichroth. Die Au— gen find braun, und die 7“ langen, an dem Oberrand ſtumpf abgerundeten Ohren haben die matt rußſchwarze Farbe der Flügel.“ — Die Heimath iſt Borneo, wo Müller dieſe Art in einer Kalkſteinhöhle in Menge zuſam— menfand; von den Bejadjoe-Daijaken wird ſie Pandan genannt. 31. Pt. brevicaudatus Is. Grorrr. Der kurzſchwänzige Fle⸗ derhund. Pt. griseus, dorso rufo- aut bruneo-olivaceo, collo maris rufo, auriculis albo- marginatis, cauda brevissima. Pachysoma brevicaudatum. Is. GeorrFr. dict. class. XIV. p. 705; zool. de Belang. p. 9. — Temm. monogr. II. p. 92. tab. 35. fig.9 (Kopf). Kleiner als Pt. titth., ſonſt ihm viel ähnlich. Der Kopf ift klein; die Schenkelflughaut ſehr ſchmal, um den Steiß ſich fortſetzend und den kur— zen Schwanz faft ganz einhüllend, fo daß deſſen Spitze kaum Linie frei hervorſteht. An den Halsſeiten finden ſich die häufig vorkommenden diver— girenden Haare. — Das Männchen iſt am ganzen Kopf aſchgrau; die Halsſeiten ſind lebhaft roth. Die Oberſeite iſt olivenfarbig, mehr oder min— der ins Rothe ziehend, wobei die Haarwurzeln graulich ſind; Bruſt und Mitte des Bauches iſt grau, die Seiten röthlich, die Ohren weiß oder gelb— lich geſäumt. Das Weibchen hat, wie das Männchen, einen grauen Kopf; der Hals iſt röthlichgrau und die übrige Unterſeite aſchgrau. Die Oberſeite iſt olivenbraun; die Spitzen der Haare ſind ſchwach röthlich und die Wurzel grau. — Die Länge iſt höchſtens 4“, Flugweite 13 — 14“ Vorderarm 2“ zu, — Die Heimath iſt Sumatra, nächſtdem auch Indien (Calcutta). 5 Flederhund. 365 32. Pt. Diardii Georrr. Der langſchwänzige Flederhund. Pt. fuscus, subtus griseus, lateribus griseo-bruneis, cauda longa maximam partem libera. Pachysoma Diardii. GEOFFR. cours 13. leg. p. 27. — Is. GEoFFR. diet. class. XIV. p. 705. — TUI. monogr. II. p. 9. Nach Iſ. Geoffroy unterſcheidet ſich dieſe Art leicht „durch ihren Pelz, aus ſehr kurzen Haaren beſtehend, auf dem Kopfe, Rücken und den Armen braun, um den Hals und auf der Mitte des Bauches grau, auf den Seiten graulichbraun. Ihre ganze Länge iſt 44%, und die Flugweite etwas mehr als 127; der ziemlich lange Schwanz ragt um 7 — 8 über die Schenkelflughaut vor. Dieſe Art iſt auf Sumatra durch Diard und Du— vaucel entdeckt worden.“ 33. Pt. ecaudatus Truu. Der kurzflügelige Flederhund. Pt. griseus, dorso bruneo, auriculis alisque brevibus, rostro obtuso, cauda nulla. Pachysoma ecaudatum. Temm. monogr. II. p. 94. Von Pt. brevicaudatus durch die Kürze der Flügel, den gänzlichen Mangel des Schwanzes, die ſehr ſtumpfe Schnautze, die etwas vorſpringen⸗ den Naſenlöcher und die kleinen ungeſäumten Ohren verſchieden. Die Farbe iſt am Hinterhals und den Halsſeiten blaßgrau; am Kopf und zumal an der übrigen Oberſeite biſterbraun; die dünnbehaarte Unterſeite aſchgrau. Die Ohren ſchwarz, ohne Einſäumung. — Die Länge iſt 3“ 6, Flugweite 12°, Vorderarm 2“, Ohren 4%. — Die Heimath iſt Sumatra (Di: ſtrikt Padang), woher Temmink ein einziges Individuum (ein altes Weib- chen) erhielt. 34. Pt. melanocephalus Temm. Der ſchwarzköpfige Flederhund. Pt. obscure cinereus, subtus sordide albidus; nucha, vertice, rostroque brevi nigris. Pteropus melanocephalus. TEM. monogr. I. p. 190. tab. 12 (Thier), tab 16. fig. 3, 4 (Skelet). Pachys oma melanocephalum. Is. GEoFFRr. dict. class. XIV. p. 704. Nicht größer als unſer Vespertilio serotinus. Die Schnautze iſt ſehr kurz, die Ohren klein und abgerundet; die ſchmale Schenkelflughaut faſt 366 Pteropus. ganz unter den Haaren verborgen. In jedem Kiefer findet ſich ein abn or: mer Lückenzahn, außerdem noch 3 obere und 4 untere Backenzähne, von denen der erſte obere mit einem Anſatz verſehen iſt. Der Pelz iſt etwas lang und reichlich, außer am Vorderhals; der Steiß, die Schenkel und der Vorderarm find bedeckt. — Die Farbe der Rückenhaare iſt an der Wur⸗ zel gelblichweiß und an der Spitze ſchwärzlichgrau; der Nacken, Scheitel und die Schnautze iſt ſchwarz. Die Unterſeite iſt ſchmutzig gelblichweiß. An den Halsſeiten finden ſich Haare, die von einem gemeinſchaftlichen Mittel— punkte aus divergiren, und nach Temmincks Vermuthung vielleicht einen Apparat bedecken, der eine riechende Feuchtigkeit abſondert. Die Häute ſind dunkelbraun. — Die Länge iſt 2° 10%, Flugweite 11, Vorderarm 1 7%. — Die Heimath find die gebirgigen Theile von Bantam auf Java. c) Sedis incertae (molares 5 2). Wir zählen hieher 3 Arten, welche Ogilby und Bennett beſchrieben haben, ohne Erwähnung zu thun, ob ein Schwanz vorhanden, oder nicht. Wahrſcheinlich mögen fie indeß zu den ungeſchwänzten gehören, doch erfor⸗ dern ſie ſämmtlich eine weitere Prüfung, bevor man ſie am rechten Orte einreihen kann. 35. Pt. Gambianus Oeilkg. Der gambiſche Flederhund. Pt. e rufescente murinus, alis pallide bruneis. Pteropus Gambianus. OelL RT proceed. III. p. 100. Die zoologiſche Geſellſchaft in London erhielt von dem Gambia in vielen Exemplaren 2 neue Arten Flederhunde, von welchen Ogilby meint, daß fie eine Untergattung bilden könnten. Er hat nämlich nur 3 Backenzähne gefunden, von welchen der erſte obere und der zweite untere eckzahnähnlich iſt; vor dieſem ſteht im Unterkiefer ein kleiner abnormer Lückenzahn. Nach den eckzahnähnlichen Backenzähnen folgt in jedem Kiefer ein Zahn, mit einer großen Zacke (fang) am äußern und einer kleinern am innern Rande, der das Mittel zwiſchen ächten und falſchen Backenzähnen hält; hierauf kommen unten 2, oben 1 ächter Backenzahn. Alle Backenzähne ſind durch Lücken von ein— ander geſondert 21). Was den Pt. gambianus insbeſondere anbelangt, fo 21) Im Weſentlichen ſehe ich nach dieſer Beſchreibung keinen andern Unterſchied von Pa- Flederhund. 367 iſt „der Pelz von einer ſehr weichen wolligen Textur und einer einförmigen röthlichen Mausfarbe, die nur an den Halsſeiten und am Unterleibe lichter iſt. Die Flügel ſind groß, nackt, außer an Schenkeln und Armen, und hell⸗ braun. Es giebt keine eigentliche Schenkelflughaut, ſondern die ganze Hinterſeite der Schenkel und des Leibes iſt mit einem ſchmalen, 2“ breiten Hautbande einge⸗ faßt und oben mit denſelben Haaren, wie der Rücken bedeckt. Die Ohren ſind ſchmal, nackt, elliptiſch, und die Augen viel näher an ſie gerückt und deshalb weiter von der Schnautze entfernt, als bei den gewöhnlichen Arten. — Die Länge iſt 63%, der Kopf bis zur Ohrwurzel 13%, Flugweite 1“ 8. Vom Gambia. 36. Pt. macrocephalus Oellg. Der großköpfige Flederhund. Pt. e rufescente murinus, alis nigro-fuseis, capite longo. Pteropus ma crocephalus. OelLRT proceed. III. p. 101. „Die ganze Länge dieſer Art iſt nur 6“, der Kopf 2“, die Flugweite 1° 3“,¼ (2). Farbe, Form und Anſehen iſt ebenſo wie bei der vorigen Art, aber der Pt. macrocephalus unterſcheidet ſich ſogleich durch den großen Kopf, ſo wie durch die ſehr dunkelbraune, faſt ſchwarze Färbung ſeiner Flug⸗ häute; auch find die Eckzähne größer und die Schenkelhaut ſchmäler. Hors⸗ field möchte aus der großen Länge des Kopfs auf Annäherung an Macro- glossus ſchließen; das Zahnſyſtem iſt jedoch hievon wie von allen andern verſchieden.“ Ebenfalls vom Gambia. 37. Pt. epomophorus Bem. Der Buſch⸗Flederhund. Pt. pallide bruneus, postice pallidior, ventre albido, scopa humerali alba magna. Pteropus epomophorus. BENNETT proceed. III. p. 149. Zeichnet ſich aus durch 2 große weiße Haarbüſchel an den Schultern, was an Pt. titthaecheilus erinnert. Die Flügel ſtehen weit rückwärts, was nach Bennett auch bei einer der beiden vorigen Arten vom Gambia ſtattfindet, mit welchen dieſe im Gebiß übereinkommt, mit der einzigen Ausnahme, daß ſich ein dritter abnormer Schneidezahn auf der linken Seite chysoma, als daß der erſte abnorme Lückenzahn fehlt, der aber wahrſcheinlich in einer frühern Lebensperiode ebenfalls vorkommt. 368 Macroglossus. der Oberkinnlade findet. — Die Länge iſt 64“, der Kopf 2%, Flugweite 12. Die Heimath iſt am Gambia. — Nach einem einzigen Exemplare beſchrieben, das nach meiner Meinung ein junges Männchen iſt, im Wechſeln feiner Zähne begriffen, daher ein überſchüſſiger Schneidezahn. Wahrſcheinlich wird das Weibchen ohne Schulterbuſch ſeyn. III. MACROGLOSSUS. Der Großzuͤngler. Dentes primores 4, molares 5, rostrum elongatum tenue, lingua longissima vermiformis. Fr. Cuvier hat unter obigem Namen zuerft den Pteropus minimus als eigne Gattung abgeſondert. Er unterſcheidet ſich von den eigentlichen Flederhunden durch die lange, cylindrifche, dünne Schnautze, die mit der des Ameiſenfreſſers Aehnlichkeit hat, durch anders geſtellte Backenzähne und eine verſchiedene Beſchaffenheit der Zunge. Der Schwanz iſt rudimentär. Der Schädel zeichnet ſich in mehreren Stücken aus. Er iſt hinter: wärts ſtark auswärts gebogen; nach vorn etwas ſchwächer. Die Dachung des Hirnkaſtens iſt glatt und hat keine Längsleiſte, ſondern die halbbogen— förmigen Linien laufen weit von einander entfernt zur Hinterhauptsleiſte. An den Augenhöhlen iſt der Schädel, der eine ſehr langſtreckige Form hat, nur wenig eingezogen; die hintern Augenhöhlen-Fortſätze des Stirnbeins ſind kurz. Der Zwiſchenkiefer iſt vorn geſchloſſen und ſpringt ſtark hervor. Der Unterkiefer iſt länger als der obere, ſehr ſchmal, und am Unterrand hinten ſtark abwärts gebogen. Der Gelenkfortſatz iſt auffallend kurz und tiefliegend; der Kronenfortſatz ragt zwar über ſelbigen hinaus, iſt aber doch unanſehnlich. Die Zahl der Zähne iſt dieſelbe wie bei den ungeſchwänzten Flederhun— den, und Schneide- wie Backenzähne find ſehr klein. Die erſteren ſtehen von einander getrennt und laſſen in der Mitte eine größere Lücke. Die Eck— zähne ſind ebenfalls ſchwächer, als bei andern gleich großen Handflüglern. Von den ſchr kleinen Backenzähnen ſind die beiden erſten von einander, wie von dem nachfolgenden Backenzahn ziemlich weit getrennt; die hinterſten Backenzähne (oben 3, unten 4) liegen geſchloſſen aneinander. Die Großzuͤngler. 369 Die Zunge!) iſt für das kleine Thier ungemein lang, und verſchmälert ſich nach vorn, wo ſie mit einer abgerundeten Spitze endigt. Ihre obere Fläche iſt durch einen ſehr feinkörnigen Beſatz rauh gemacht; die mittlere Portion iſt der Länge nach etwas ausgehöhlt und in dieſer Aushöhlung ſitzen platte vierzackige, hinterwärts gerichtete Warzen, die ſich dachziegelartig dek— ken. Die Spitze der Zunge iſt auf ihrer Oberſeite mit borſtenartigen, rück wärts gekehrten Papillen beſetzt. Durch dieſe Beſchaffenheit wird die Zunge der der Gloſſophagen ähnlich, und wenn ſie auch nicht zum Blutſaugen dient, ſo iſt ſie doch ein geſchicktes Organ, um ſaftige Früchte auszuſaugen. 1. M. minimus Georrr. Der Zwerg⸗Großzüngler. M. e rufescente bruneus, subtus dilutior, patagio anali tenuissimo villoso. Pteropus minimus. GEOFFR. ann. d. mus. XV. p. 97. — Desmar. mamm. P. 111. — Tun. monogr. I. p. 191. tab. 15. fig. 25 — 30 (Schädel), tab. 16. fig. I, 2 (Skelet). Macroglossus minimus. GEOoFFR. cours. 13. leg. p. 34. — Is. GEorr». dict, class. XIV. p. 705. — Temm. monogr. II. p. 96. Pteropus rostratus. Horsr. zool. research. N. 3. Kiodote. Fr. Cuv. mamm. 38. livr. Die Schnautze ift ſehr lang, die Ohren kurz und ſchmal; die Schen- flughaut ſehr ſchmal, zumal am Steiße, wo ſie jedoch nicht unterbrochen iſt und oben dicht behaart; der Schwanz ragt auf ihrer Oberſeite als ein ganz kurzes, nur aus 2 Wirbeln beſtehendes Stummelchen hervor. — Die Farbe iſt röthlich nelkenbraun, auf der Unterſeite lichter; die Flughäute röthlich⸗ braun, die Ohren ſchwarzbraun. — Die Länge iſt 33“, der Schwanz 1%, Kopf 1“ 13%, Ohren 6%, Vorderarm 14%, Flugweite 10 — 11%. — Die Heimath iſt Sumatra, Java, Banda, Timor, Amboina und Celebes, angeblich anch das Feſtland von Indien. 22) Die Beſchreibung habe ich nach einem im Weingeiſte gut conſervirten Exemplare entwor⸗ fen; die Länge dieſer Zunge beträgt faſt 1“. Suppl. 47 370 Harpyia. IV. HARPYIA. Die Harpye. Dentes primores 3, index antipedum unguiculatus, cauda brevis. Wir behalten mit Temminck den von Illiger gegebenen Namen Harpyia bei, während die beiden Geoffroy dieſe Gattung als Cephalo- tes bezeichnen. Mit den Flederhunden kommt die Harpye durch den, mit einem Nagel verſehenen Zeigefinger der Vorderhand überein, auch iſt der Schädel vollkommen dem der Untergattung Pachysoma ähnlich und die Flügel ſetzen ſich ebenfalls an den Seiten an. Der Hauptunterſchied liegt in der Beſchaffenheit des Gebiſſes. Schneidezähne finden ſich 8; Tem— minck vermuthet nach einem Unterkiefer, der vor den Eckzähnen Spuren ei: ner Alveole erkennen ließ, daß in der Jugend 2 Schneidezähne vorhanden ſeyn möchten, von denen die beiden untern ſpäter durch die Entwicklung der untern Eckzähne ausgetrieben wurden. Die obern Schneidezähne ſind deut— lich, dreilappig und ſitzen in einem ordentlichen Zwiſchenkiefer. Von den Eckzähnen ſind die untern vorwärts geneigt, berühren ſich faſt an der Spitze, verdecken die obern Schneidezähne ganz, und gleichen, von vorn ge— ſehen, den Schneidezähnen der Nager. Die Backenzähne, an Zahl F, gleichen vollkommen denen der Pachyſomen; der erſte Lückenzahn iſt ſehr klein. — Man kennt nur eine Art von den molukkiſchen Inſeln. 1. H. Cephalotes PaIL. Die dickköpfige Harpye. Tab. LXI. H. bruneo- einereus, subtus albidus, naribus tubulosis. Cephalotes Pallas ii. GgorrR. ann. du mus. XV. p. 107. — Desmar. mamm. p. 113. — Is. GRO PTR. dict. class. XIV. p. 707. Harpyia Pallasii. Temm. monogr. II. p. 101. tab. 39. Vespertilio Cephalotes. Parr. spicileg. zool. III. p. 19. tab. 1,2.— Schreb. Saͤugth. I. S. 172. tab. 61 (fig. Pall.). Cephalote. Burr. suppl. III. tab. 52. Diefe Art, an Größe unferm Vespertilio murinus gleichkommend, hat Pallas nach ihrem äußern und innern Bau zuerſt beſchrieben. Der Kopf iſt faſt rund; die Schnautze kurz und breit; die Naſenlöcher ſpringen als zwei Röhren hervor; die Oberlippe iſt geſpalten und mit einer doppelten Reihe kurzer Haare verſehen; die Ohren ſind kurz, nackt, rundlich und weit Harpye. 371 von einander abſtehend. Der Daumen iſt an ſeiner Wurzel in die Daumen⸗ haut eingewickelt. Der Schwanz iſt oben an der Wurzel von der Schen⸗ kelflughaut verdeckt, ragt aber zur Hälfte frei hervor. Die Flügel ſind groß und bedecken ganz die Mittelfußknochen, indem ſie ſich an die Mittelzehe an- heften ??). Das Männchen iſt oben licht braungrau; längs des ganzen Rückgraths verläuft eine dunkelbraune Längsbinde, welche ſich gegen den Nacken in zwei Aeſte ſpaltet, die über die Schultern und einen Theil des Oberarms verlaufen. Wangen, Bruſt und Mitte des Bauchs ſind ſchmutzig— weiß, etwas ins Grauliche fallend; die Naſenröhren, Ohren und der Schwanz ſind gelblichbraun; die Flughäute gelblichroth mit unregelmäßigen weißlichen Flecken; die Iris hellbraun. Das Weibchen iſt auf der Oberſeite mehr oder minder düſter graulichbraun, und die Rückenbinde theilt ſich nicht in zwei Aeſte; ſonſt iſt die Farbe wie beim Männchen. — Die ganze Länge iſt 4“, wovon der Schwanz 9 und die Naſenröhren 2“ einnehmen; die Flugweite 14“, der Vorderarm 2° 3%. — Die Heimath iſt Amboina, wo dieſe Art jedoch ſelten iſt, da die holländiſchen Reiſenden nur zwei Indi⸗ viduen ſich verſchaffen konnten. V. HVPODERMA. Der Mantelflatterer. Dentes primores 4, aut 3, aut 3, index antipedum exunguiculatus, alae dorsum totum tegentes, cauda brevis. Geoffroy hat anfangs dieſe Handflügler mit der vorigen Gattung vereinigt; ſpäter trennte er ſie von ihnen unter dem Namen Hypoderma, den ich hier beibehalte, während Temminck für die Mantelflatterer als ge: neriſchen Namen den von Cephalotes gewählt hat. Dieſe Gattung unter— ſcheidet ſich von der vorhergehenden ſchon gleich durch den Mangel eines Nagels am Zeigefinger der Vorderhand, während das Nagelglied ſelbſt ge: 23) Von Pallas wiſſen wir, daß die Zunge dick, ſtumpf und oben bald hinter der Spitze von einer Furche ausgehöhlt iſt, die durch ziegelartig geſtellte Warzen rauh gemacht wird. Der Fruchthälter iſt zweihörnig; in dem einen Horn fand Pallas einen Embryo. 47 * 372 Hypoderma. flüglern unterſcheidet, befteht darin, daß die Flügel nicht an den Seiten ent— ſpringen und alſo den Leib zwiſchen ſich faſſen, ſondern daß ſie in einem Stück den ganzen Rücken überdecken, an demſelben nur längs des Rückgraths durch ein linienbreites Band befeſtigt ſind und alſo den Rumpf, wie ein Mantel umhüllen. Uebrigens heften ſich die Flügel an der Wurzel des Mit— telfußes an, und bedecken weder dieſen, noch die Zehen, wie es dagegen bei Harpyia der Fall iſt. Der kurze Schwanz iſt zur Hälfte von der Schen— kelflughaut eingeſchloſſen. Schneidezähne giebt es (wie dieß Temminck an vielen Exempla⸗ ren nachgewieſen hat), im erſten Alter 2, im erwachſenen Zuſtand 2, im Alter 2. Von den Eckzähnen berühren ſich die untern an der Wurzel, divergiren aber mit den Spitzen. Backenzähne finden ſich Z; im Ober— kiefer fehlt der erſte Lückenzahn ganz, der hintere Backenzahn iſt klein und fällt zeitig aus; im Unterkiefer iſt ein ſehr kleiner Lückenzahn vorhanden. Der Schädel kommt im Allgemeinen mit dem der Flederhunde über- ein, unterſcheidet ſich aber ſehr auffallend durch die Beſchaffenheit des Zwi— ſchenkiefers. Dieſer nämlich beſteht blos aus zwei dünnen, griffelförmigen, faſt Sförmig gekrümmten Knöchelchen, deren jedes einen oder zwei Zähne trägt, und die durch einen Knorpel beweglich an das Ende des Naſenbeins geheftet ſind, ſo daß mit ihnen die obern Schneidezähne vor- und rückwärts bewegt werden können. Auch dieſe Gattung umfaßt nur eine einzige Art, dem indiſchen Archi- pel angehörig und von Peron entdeckt. 1. H. Peronii Georrr. Der gemeine Mantelflatterer. H. olivaceo - einereum, flavo aut griseo - tinctum. Cephalotes Peronii. GBO TR. ann. du mus. XV. p. 104. tab. 7. — Des- Man. mamm. p. 112. — Temm. monogr. II. p. 106. tab. 35. fig. 7. Hypoderma Peronii. IS. GEO TR. dict. class. XV. p. 708. Hypoderma moluccensis. @uoy et GAuanp Astrolabe zool. I. p. 86. tab. 11. Pteropus palliatus. GEO FR. ann. du mus. XV. p. 99 (jung). Die Schnautze it ſtumpf; die Ohren ſchmal und ſpitzig. Der Pelz der Alten iſt kurz, nicht reichlich; die Haare der Halsſeiten richten ſich auf der Mittellinie des Nackens gegen einander; der ganze Körper behaart. Bei cantelflatterer. 373 den Jungen iſt der Unterleib nackt oder doch nur dünnbehaart. Zur Unter⸗ ſtützung der Schenkelflughaut geht von der Mitte des Schwanzes eine Sehne zum Schienbein ab. Die vorherrſchende Farbe bei den Jungen iſt röthlich; bei den Erwachſenen und Alten oliven aſchfarben, bei den Männchen mit Gelblich und bei den Weibchen mit Grau gefärbt. Die Flughäute ſind durchſcheinend und lichtbraun. — Die Länge Erwachſener iſt 6“ 2 — 3%, wovon der freie Theil des Schwanzes 6““ einnimmt; Flugweite 27 1—2“¼; die ganze Länge kann bis auf 7“ 4 gehen. — Die Heimath dieſer Handflügler iſt Banda, Samao, Timor und Amboina, wo ſie in Menge vorkommen. II. Familie. ISTIOPHORA. Blatt- Flederer. Dentes molares cuspidati, nasus appendice foliacea ornatus, Die Blattflederer und Nachtſchwirrer machen die inſektenfreſſenden oder Raub⸗Handflügler aus, indem fie gleich den meiſten inſektenfreſſenden Raub⸗ thieren die vegetabiliſche Koſt verſchmähen und hauptſächlich von Inſekten leben, einige auch Blut ſaugen. Ihre Backenzähne find daher nicht mah⸗ lend, wie bei den Fruchtfledermäuſen, ſondern reißend. Mit einziger Aus: nahme der nur aus etlichen Arten beſtehenden Sippe Desmodina ſind näm⸗ lich die hintern Backenzähne der beiden Familien der Raub-Fledermäuſe von mehrzackiger Beſchaffenheit; jeder ſolcher Backenzahn beſteht aus zwei dreiſeitigen Prismen, von denen jede Seitenkante in eine ſcharfe Spitze aus— läuft. Dieſe beiden Prismen ſind ſo neben aneinander geſtellt, daß ſie im Querdurchſchnitt ohngefähr ein K darſtellen, indem die zwei Seitenkanten, mit welchen ſie ſich berühren, zuſammenſchmelzen, ſo daß auf der Krone nur 24) Temminck bemerkt nach Unterſuchung von 30 Individuen, daß die von Amboina eine längere, die von Banda eine kürzere Schnautze haben. Auch hat er gefunden, daß der freie Theil des Schwanzes in einer Länge von 5 — 8.“ und mehr wechſele, ohne daß die übrige Körperlänge ſich hiernach richtet. 8 374 Istiophora. 5 Zacken hervorfpringen. Im Oberkiefer ift die Baſis dieſes A nach außen, dagegen die beiden, durch einen großen Zwiſchenraum getrennten Winkel— ſpitzen nach innen gerichtet; im Unterkiefer findet gerade das umgekehrte Ver: halten ſtatt. Außerdem haben dieſe Backenzähne im Oberkiefer noch einen beſondern Anſatz auf der Innenſeite, der durch eine Aushöhlung von den beiden Prismen getrennt und niedriger als ſie iſt; dieſer Anſatz fehlt den untern Backenzähnen. Solcher mehrzackiger Backenzähne, wie ſie eben be— ſchrieben wurden, ſind in jedem Kiefer immer zwei vorhanden, und zwar find es die beiden vorletzten. Der letzte Backenzahn iſt wohl auch nach dem⸗ ſelben Typus gebildet, aber meiſt nicht vollſtändig, zumal im Oberkiefer, wo das zweite Prisma oft ganz fehlt. Außer dieſen mehrſpitzigen Backen— zähnen giebt es noch einſpitzige und in der Anzahl veränderliche Zähne, welche vor den mehrſpitzigen ſtehen und alſo unmittelbar auf die Eckzähne folgen. Der— jenige, welcher unmittelbar vor den mehrſpitzigen Backenzähnen ſteht, iſt der größte und immer vorhanden; wir zählen ihn daher noch zu den ächten Bak⸗ kenzähnen; die vor ihm ſtehenden 1 oder 2 einſpitzigen Zähne ſind kleiner, können ganz oder theilweiſe fehlen und gelten als Lückenzähne. In der eben geſchilderten Beſchaffenheit der Backenzähne kommen dem⸗ nach die Blattflederer mit den Nachtſchwirrern überein; fie unterſcheiden ſich aber dadurch von einander, daß bei jenen die Naſe mit einem beſonderen häutigen Beſatz ?”) verſehen iſt, der dieſen abgeht. Bei beiden Familien iſt an den Vorderhänden nur der Daumen mit einer Kralle verſehen; alle andern Finger ſind ohne Nägel. Die Heimath der Blattflederer ſind die warmen Gegenden der alten und neuen Welt; nur 3 Arten, der Gattung der Kammnaſen angehörig, reichen bis ins ſüdliche und mittlere Europa. Unter ihnen allein giebt es Blutſauger. Die Familie der Blattflederer theilt ſich in zwei Sippen; die erſte Sippe (Desmodina) iſt charakteriſirt durch die abnorme Bildung ihrer Backenzähne, während ſie bei der zweiten eben ſo regelmäßig ſind als bei den Nachtſchwirrern. 25) Wo der Naſenbeſatz vollſtaͤndig ausgebildet iſt, beſteht er aus 8 Theilen: 1) dem aufrechten Naſenblatt (prosthema, im engern Sinne als es Illiger gebraucht), 2) dem Hufeiſen (ferrum equinum), das die Naſenlöcher umgiebt, 3) bei den Kammnaſen noch aus dem Sattel (sella). Schneidflatterer. 375 Iſte Sippe. DES Mop NA. Schneidflatterer. Dentes molares in aciem longitudinalem excurrentes, patagium anale brevissimum aut nullum. Dieſe merkwürdige Sippe iſt vor allen andern durch die für dieſe Ord⸗ nung abnorme Bildung der Backenzähne ausgezeichnet, indem dieſelben eine Längsſchneide bilden und zugleich in der geringſten Anzahl (oben 2, unten 3 jederſeits) vorkommen. Die Schenkelflughaut iſt ſehr kurz, oder fehlt bei einer Gattung vielleicht ganz; der Schwanz geht allen ab. Dieſe kleine Gruppe gehört Südamerika an. VI. DESMODUS. Der Schneidflatterer. Dentes primores inferiores disjuncti bifidi, molares in aciem excurrentes, cauda nulla, patagium anale brevissimum. Die Gattung iſt vom Prinzen von Neuwied errichtet, und iſt nach Blainville's Angabe, wie nach meiner eignen Vergleichung, identiſch mit der neuerlich von d'Orbigny aufgeſtellten Gattung Edostoma, welcher letztere Namen daher zu kaſſiren iſt!). Der Kopf iſt nach vorn abfallend. Die rückwärts divergirenden Naſenlöcher liegen in einem kleinen querovalen, an ſeinem Hinterrande in der Mitte ausgeſchnittenen und dadurch breit herz— förmigen Blatte. Dieſes iſt ſeitlich und hinterwärts von einer nackten Haut umgeben, die jederſeits vom Naſenblatte eine tiefe Grube bildet, und hinter⸗ wärts vor der Stirne mit einem rundlichen Höcker geendigt iſt. Die Ohren ſind von mittlerer Größe, weit von einander abſtehend, oval, am Ende zugeſpitzt, mit einer deutlichen Klappe verſehen. Die Flügel ſind groß; der Daumen ſehr lang und ſtark, an jedem Gelenke mit einem Sohlenballen 1) Der Gefälligkeit des Herrn Profeſſors Leiblein verdanke ich aus der würzburger Sammlung die Anſicht zweier ganz gut gehaltener Exemplare (eines ältern und eines jüngern) dieſer Gattung, von welchen ich auch die herausgenommenen Schädel vergleichen konnte. Hier⸗ nach iſt die generelle Beſchreibung entworfen, welche mit der von Waterhouſe ganz überein- ſtimmend iſt, und auch in den Hauptſachen mit der des Prinzen von Neuwied über⸗ einkommt. 376 Desmodus. und ganz frei. Die Schenkelflughaut bildet nur einen ganz ſchmalen, aber breiten, gerade abgeſtutzten Saum längs des Steißes und zieht ſich am Schienbein in einer ſchmalen Linie zwar etwas weiter, aber doch noch nur bis zur Hälfte deſſelben herab. Der Sporen, der hier zur Unterſtützung der Schenkelflughaut nichts mehr beiträgt, ragt blos als ein kurzer knorpeliger Stummel an der Ferſe hervor. Der Schwanz fehlt ganz. Die Zehen ſind lang und haben ſtarke Krallen. Der Schädel?) iſt von einer höchſt ſonderbaren Bildung. Während nämlich der Hirnkaſten ungemein groß und beträchtlich gewölbt iſt, iſt dage⸗ gen der Geſichtstheil ungewöhnlich klein, was von der außerordentlichen Kürze der Oberkieferbeine herrührt. Die Profillinie des Schädels bildet einen Bo— gen, der gegen die Naſenlöcher ſtark abfällt. Hinterhaupts- und Scheitel— leiſte find ſchwach; letztere ſpaltet ſich vorn in ihre gewöhnlichen zwei Schen⸗ kel, deren jeder vor einer rundlichen blaſigen Auftreibung endigt. Ein hin— terer Augenhöhlenfortſatz des Stirnbeins fehlt; das Jochbein iſt ziemlich hoch. Der Unterkiefer iſt länger als der obere; ſein Winkel ſtark abgerundet. Das Gebiß enthält bei alten Individuen: Schneidezähne 2, Eckzähne , Backenzähne =; an jungen Individuen zeigen ſich $ Schneidezähne. Schneidezähne kommen in erwachſenen Individuen nur 2 vor von einer höchſt ſonderbaren Geſtalt. Sie find ſchnabelartig, mit einer ſehr brei- ten und ſchief auswärts gewendeten äußern Seite und einer ſchmälern in— nern, die beide unter einem ſcharfen Winkel zuſammenſtoßen; die untere iſt ausgehöhlt. Mit der innern Seite liegen dieſe beiden Zähne dicht aneinan⸗ der, doch wenden ſich die ſcharfen Spitzen wieder von einander ab; die Ba⸗ ſis dieſer Zähne iſt ſo breit, daß ſie dicht an die Eckzähne anſtößt. Am erwähnten jüngeren Exemplare, das ich unterſuchen konnte, reicht die Baſis noch nicht bis zum Eckzahne; ſondern in dem Zwiſchenraum liegt ein zwei⸗ ter ſchmaler länglicher Schneidezahn mit ſtark gekrümmter hakenförmiger Spitze, und überdieß iſt ein dritter von ähnlicher Bildung, der aber auf der Außenſeite des großen Schneidezahns ruht, vorhanden. Da dieſe 2 kleinen Schneidezähne jederſeits dem alten Exemplare der würzburger Sammlung — — ũ an 2) Waterhouſe's Abbildung (tab. 85. fg. 1.) giebt eine ziemlich richtige en Schädel und Gebiß. Schneidflatterer. 377 ganz abgehen, Prinz von Neuwied ebenfalls nur des großen Schneide⸗ zahns gedenkt, und Waterhouſe dieſen allein in feiner Zeichnung dar: ſtellt, fo folgt daraus, daß die beiden kleinen obern Schneidezähne im ſpä— tern Alter ganz verloren gehen. — Der untern Schneidezähne ſind 4, die paarweiſe geſtellt, und in der Mitte und gegen den Eckzahn eine Lücke laſ— ſen; jeder dieſer Zähne iſt ſchmal und durch einen tiefen Schlitz in 2 Zacken getheilt. Die Eckzähne ſind weit von einander abſtehend; die obern breit, aber nicht dick, ſondern von außen nach innen ſtark zuſammengedrückt, mit fchneiz denden Rändern und in der Mitte der Außenſeite mit einem Längskiele, und die Spitze etwas rückwärts gebogen. Der untere Eckzahn iſt auf der Auſ— ſenſeite nicht ſo breit und gerade. Die Backenzähne zeichnen ſich durch ihre geringe Anzahl, wie durch die höchſt eigenthümliche Form aus. Sie haben keine Kauflächen, ſondern nur Kauſchneiden. Oben ſind zwei ſolcher kleiner ſchneidenden Backenzähne, dicht aneinander und auf den Eckzahn gedrängt. Unten ſind es drei ſolcher Backenzähne, davon der erſte und letzte länger als der mittlere und als die beiden obern iſt. Der erſte iſt vom obern Eckzahn ſchief abgewetzt; beim zweiten ſpringt die Schneide in einen mittlern Zacken hervor; die Schneide des dritten iſt durch eine Einkerbung in zwei Zacken abgetheilt?). Die Heimath dieſer Gattung iſt Amerika; man weiß, daß ſie zu den Blutſaugern gehört. 1. D. murinus Waex. Der ſilberbäuchige Schneidflatterer, D. fuscus, subtus sericeo-albidus, pilis basi bruneis, lateribus colli fuscis. Schon Leiblein hat die Vermuthung ausgeſprochen, daß die beiden 3) Der Prinz von Neuwied giebt in Uebereinſtimmung mit mir 3 untere Backenzähne an, die obern waren an feinem Exemplare nicht mehr vorhanden. Waterhouſe's Abbildung zeigt gleichfalls 3 Backenzähne, aͤhnlich an Form den von mir beſchriebenen. Von Blainville's Be- ſchreibung und Abbildung (ann. frang. et etrang. d’anat. et de physiol. N. 6. tab. 9. fig. 2.), welche auch bei Waterhouſe eitirt ſind, iſt zu bemerken, daß ſelbige mit des Letzteren, wie des Prinzen von Neuwied's Angaben übereinſtimmen. Auf die ſechsfache Zahl der obern Schneidezaͤhne hat zuerſt Leiblein (Bericht v. zool. Muſ. z. Würzb. I. S. 53) aufmerkſam gemacht. Suppl. 48 378 Desmodus. Exemplare, von welchen im Vorſtehenden die generelle Beſchreibung entnom⸗ men wurde, eine von der bisher gekannten (D. rufus) verſchiedene Art ausmachen möchten, und ich bin derſelben Meinung, da die Färbung ziem⸗ lich abweichend if. Die äußere Form iſt ſchon vorhin angegeben. Die Ohren ſind mittellang, ziemlich breit, oval, zugeſpitzt, über den Scheitel merklich vorragend; die Klappe iſt kaum halb ſo lang, unterhalb der Mitte des Außenrandes mit einem Zacken und nach dem behaarten obern Ende ſich zuſpitzend. Die Behaarung iſt kurz, auf dem Unterrücken dicht und glatt anliegend; die Flughäute ſind oben längs ihrer Anſatzſtellen etwas behaart; die Füße ſind mit ſtarken Krallen verſehen. Die Farbe der ganzen Ober— ſeite des Körpers und des Kopfes, ſo wie der Halsſeiten, iſt nelkenbraun mit graulichem Schimmer; die Unterſeite des Leibes und der Unterkinnlade iſt graulichweiß mit ſeidenartigem Schiller. Dieſe Haare ſind jedoch nicht einfarbig. Am Kopf und Hinterhals bis zum Widerriſt herab iſt die Wur— zel der braunen Haare ziemlich breit weißlich, was auf dem Unterrücken da⸗ gegen faſt verſchwindet; die feinen Spitzen ſind mitunter graulich, wodurch der grauliche Schimmer entſteht. Auf dem Unterleibe ſind die Wurzeln der Haare bräunlich, die Spitzen dagegen weiß; da nun dieſe letzteren lang und anliegend ſind, ſo werden die braunen Wurzeln größtentheils verdeckt. Die Flügel ſind dunkelbraun. Die Färbung des jüngeren Exemplares iſt noch nicht fo rein wie die des alten. — Die Unterſchiede von D. rufus lie gen darin, daß dem Rücken kein roth, und dem Unterleib kein gelb beige— miſcht iſt. Vom D. d’Orbignyi wird nur die Oberſeite als zweifarbig anz gegeben, die Unterſeite nicht; wäre Letzteres der Fall, jo könnten beide Ars ten zuſammenfallen. Ueber Edostoma einereum von D'Orbigny kann man zur Zeit kein beſtimmtes Urtheil fällen, da die Beſchreibung noch nicht erſchienen iſt, doch giebt die Abbildung die Färbung und den Naſenbeſatz anders an. D. murinus. D. Dorbignyi. D. rufus. Länge des Körpers (nach der Krümmung) .. 3“ 0 , e — bis zum Ende der Schenkelflughaut . 3 3 3 62 37 9%. es, e 06 0 43) 4) Nach der Zeichnung iſt dieſe Angabe offenbar falſch; in jener iſt die Ohrlaͤnge 6%, Der Prinz von Neuwied giebt blos die Höhe über dem Scheitel (4) an. Schneidflatterer. 379 D. murinus. D. Dorbignyi. D. rufus. Länge der Klap ne 0 3 0 3 0 2 — des Vorde ram 2 3 2 — des Daumens (nebſt dem Mittelhandknochen) 0 8 08 0 7 — de8 Schienbeind. > > 2 2 2 20. 0 10 0 10 0 10 Flüge e en re Be 12 6 12 15 15 0 Die eben befchriebenen beiden Exemplare des würzburger Muſeums fans den ſich bei den mexikaniſchen Sendungen des Dr. Petz, ohne beſtimmte Angabe des Fundortes. 2. D. rufus NRuw. Der rothbraune Schneidflatterer. D. rufo- fuscus, pilis basi dilute luteis, gastraeo e brunescente sulphureo. Desmodus rufus. Pr. v. Neu w. Beitr. II. S. 233 mit Abbild. Von dieſer Art kenne ich nur die muſterhafte Beſchreibung, welche Prinz von Neuwied nach dem einzigen Exemplare, das er erhielt, ger liefert hat. Aus derſelben erſieht man die große Uebereinſtimmung im äuſ⸗ ſern Baue mit unſerem D. murinus; namentlich ſcheint die Bildung des Naſenbeſatzes, der Ohren, des Daumens und der Schenkelflughaut faſt ganz überein zu ſtimmen. Die Behaarung des Körpers iſt lang, ſchlicht, ſanft, mäßig dicht; der Oberarm unten etwas wollig, der Vorderarm nur wenig behaart. — Die Farbe der Haare iſt an der Wurzel hellgelb, an den Spitzen rothbraun oder röthlich zimmetbraun, wodurch im Allgemeinen ein roſtröthliches Anſehen entſteht; die untern Theile ſind blaſſer, bräunlich ſchwe— felgelb mit einem Goldglanze, beſonders an Hals, Füßen, Daumen und Zehen der Hinterfüße. Die Behaarung der ſchwarzbraunen Flügel längs der Körperſeiten und die der Schenkelflughaut iſt oben ebenfalls rothbraun; auch Arme und Hinterbeine, ſo wie der Winkel der Flughaut vor dem Ellenbo— gen ſind ſtark und glänzend röthlichbraun behaart. Selbſt die Ohren, das Geſicht und Naſenfalten ſind auf dieſe Art, obgleich nur dünn behaart. Die Behaarung der Flughäute auf der Unterſeite hat die bläſſer gelbliche Farbe der untern Körpertheile. Die Nägel ſind gelblich mit rothbraunen Spitzen. — Die Heimath iſt Braſilien, wo der Prinz ein Exemplar in den alten Gebäuden der Fazenda von Muribeca am Fluße Itabapuana erhielt. 48 * 380 Desmodus. 3. D. Dorbignyi Warzan. Der chileſiſche Schneidflatterer. D. fuscus, pilis basi albis, gastraeo griseo - albido. Desmodus D’Orbignyi. WarRRUOUSE zool. of the Beagle I. p.1. tab. 1 (Thier), 35 fig. 1 (Schädel). Eine Entdeckung von Darwin, die Waterhoufe befchrieben hat. Die Ohren ſind von mäßiger Größe und etwas zugeſpitzt; die Klappe iſt ſchmal, zugeſpitzt, und hat in der Mitte des Außenrandes einen ſcharfen Fortſatz. Das Naſenblatt iſt von den Naſenlöchern durchbohrt, die hinten divergiren, und es iſt an ſeinem hintern Rande ſo tief geſpalten, daß es zwei kleinen Blättchen gleicht, die an ihrem Grunde mit den Seiten zuſam— menſtoßen. Dieſe Blätter, ungleich dem Naſenblatt der Blattnaſen, liegen horizontal auf der Naſe, an welcher ſie durchwegs angeheftet ſind; eine ſchwache Leiſte zeigt allein ihren Rand an. Um den hintern Theil des Na— ſenblattes iſt ein beträchtlicher nackter Raum, auf welchem zwei kleine Oeff— nungen ſichtbar ſind, jede ſeitwärts und dicht am Naſenblatte; hinter dem Naſenblatte iſt dieſe nackte Haut etwas erhöht und bildet einen queren flei— ſchigen Höcker. Der Daumen iſt lang und ſtark, auch die Krallen an den Zehen; die Schenkelflughaut iſt kurz. Der Pelz hat einen Seidenglanz. Die Farbe des Scheitels, der Geſichtsſeiten und aller obern Theile des Körpers iſt dunkelbraun, wobei jedoch alle Haare weiß an der Wurzel ſind; auch die Seiten, die Schenkelflughaut und die Arme ſind auf ihrer obern Seite mit braunen Haaren bedeckt. Auf dem Untertheil der Geſichtsſeiten und allen untern Theilen des Leibes ſind die Haare aſchweißlich. Die Flug— häute ſind bräunlich. Die Ohren ſind äußerlich mit kurzen braunen, inner— lich mit weißen Haaren beſetzt ). — Die Heimath iſt Coquimbo in Chili. Der Lebensweiſe nach gehört dieſe Art zu den Blutſaugern. Dar— win erzäht, daß ſein Diener eines Abends bemerkte, daß eines der Pferde 5) Waterhouſe macht bemerklich, daß fein D. Dorbignyi große Aehnlichkeit mit D' Or⸗ bigny's Edostoma einerea habe, daß letztere Art aber (nach der Abbildung zu urtheilen) durch größere Ohren, freies Naſenblatt, und die freie und erhabene umgebende Haut hauptſächlich ſich unterſcheide. Nach der Zeichnung (die Beſchreibung fehlt noch), die D'Orbiguy (voy. dans PA- mérique mérid. Iivr. 14) von feinem Edostoma einereum lieferte, iſt dieſe Gattung allerdings identiſch mit Desmodus, denn die Figuren zeigen 2 Schneide- und 3 Backenzähne, von der Form, wie ich ſie vorhin beſchrieben habe. Kammzahn. 381 ſehr unruhig war und indem er deshalb nachſah, einen Vampir (die gegen⸗ wärtige Art) auf dem Widerriſte ergriff; am andern Morgen zeigte ſich dieſe Stelle als etwas geſchwollen und blutig. Uebrigens muß dieſe Art in Chili ſelten ſeyn, da Molina ſagt, daß es daſelbſt keine Blutſauger gebe. VII. DIPHYLLA. Der Kammzahn. Dentes inferiores quatuor continui pectinati, molares in aciem excurrentes. Die Gattung Diphylla, von Spix aufgeſtellt, hat bisher den Zoolo— gen viel zu ſchaffen gemacht, da die ungenaue Beſchreibung, noch mehr aber die ganz mißrathene Abbildung, welche derſelbe lieferte, keine klare Vorſtel— lung gewährte. Selbſt Wagler“), der doch den Vortheil vor Andern vor: aus hatte, das Original-Exemplar von Spix zu Rathe ziehen zu können, hielt die Gattung Diphylla für identiſch mit Desmodus. Die Sammlung beſitzt nur ein einziges ausgeſtopftes Exemplar, deſſen Kiefer und Baden: zähne, durch die von meinem Vorgänger nicht ſonderlich zart ausgeführte Unterſuchung des Gebißes, etwas gelitten haben. Auch iſt das Exemplar überhaupt in einem unerfreulichen Zuſtande, und da es blos ein ausgeſtopf— ter Balg iſt, ſo kann man ohnedieß die Form des häutigen Naſenbeſatzes nicht mit erwünſchter Schärfe angeben. Obwohl ich demnach eine in allen Theilen gleich genügende Beſchreibung von dem Baue dieſer merkwürdigen Gattung nicht zu liefern vermag, ſo bietet dennoch das mir zu Gebote ſte— hende Exemplar mehrere Merkmale von ſolcher Beſonderheit dar, daß ſchon dieſe hinreichend ſind, wenigſtens die Selbſtſtändigkeit der Gattung mit aller Evidenz nachzuweiſen. 6) Natürl. Syſtem der Amphibien. S. 12, wo Wag ker eine Beſchreibung des Gebißes lie— fert. — Während Wagler die Diphylla für einen Desmodus hielt, ſieht Temminck fie gar für eine Glossophaga an, und Blainville reiht fie zwiſchen Stenoderma und Artibeus ein. D' Orbigny (voy. dans P'Amérique mérid. livr. 39. fig. 5, 6) giebt den Umriß eines Schä— dels und die Vorderanſicht von deſſen Schneide s und Eckzähnen unter dem Namen Diphylla ecaudata Spix. Dieſe Beſtimmung iſt jedoch unrichtig, da nur 4 Schneidezähne ſichtlich und die untern ſehr klein und einfach ſind. 382 Diphylla. Im äußern Habitus kommt dieſe Gattung fo ziemlich mit der vori- gen überein. Der Naſenbeſatz, den ich ſorgfältig aufweichte, ſcheint ähnlich zu ſeyn. Die rückwärts divergirenden Naſenlöcher liegen in einem quer ova— len Blatte, das indeß an ſeinem hintern Rande keinen herzförmigen Aus— ſchnitt zeigt. Umgeben iſt es aber ebenfalls von einer nackten Hautſtelle, die jederſeits vom Blatte eine Vertiefung und hinter demſelben einen Höcker zeigt. Die Ohren ſind wie bei Desmodus von einander getrennt, mäßig groß und mit einer Klappe verſehen; aber ſie ſind nicht ſpitz oval, ſondern ihr äußerer Rand iſt halbmondförmig. Die Flügel ſind lang, aber der Dau— men iſt wegen des kurzen Mittelhandknochens nicht ſo lang als bei Desmo— dus. Die Zehen ſind lang mit ſtarken Krallen. Der Schwanz fehlt ganz, der Sporen ragt nur als ein kleiner Knorpel an der Ferſe hervor, und von der Schenkelflughaut ſieht man weder am Steiße, noch an den Schenkeln die mindeſte Spur, ſo daß ich in der That mit Spix der Meinung bin, daß die Schenkelflughaut wirklich völlig fehlt. Es wäre dieß der einzige Fall unter den Handflüglern, und deßhalb iſt allerdings zur völligen Verſicherung dieſer Angabe die Anſicht friſcher Exemplare nothwendig. Den Schädel konnte ich nicht unterſuchen; er wird aber ſeinem Haupt⸗ umriß nach wohl wie bei Desmodus ſich geſtalten. Das Gebiß unſeres Exemplares enthält: Schneidezähne 2, Eckzähne —, Backenzähne 353 im Ganzen denen von Desmodus ähnlich. Der mittlere Schneidezahn des Oberkiefers iſt ſtark, dreiſeitig, auf ſen in der Mitte mit ſtark vorſpringendem Längskiele; beide an der Wurzel zuſammenſtoßend, an der Spitze aber von einander entfernt. Außerdem fin- det ſich in der Lücke zwiſchen dieſem großen Schneide- und dem Eckzahn noch ein kleiner ſpitziger Zahn und überdieß auf der Außenſeite des großen Schneidezahns ein dritter kleinerer Zahn. Wahrſcheinlich geht es alſo hier wie bei Desmodus, daß im ſpäteren Alter durch Zunahme des großen Schneidezahns die beiden kleinen Schneidezähne ganz ausgetrieben und beſei— tigt werden. Im Unterkiefer ſind die Schneidezähne völlig abweichend von den gleichnamigen bei Desmodus. Es ſind zwar ihrer ebenfalls nur 4, aber dieſe ſtehen ohne alle Unterbrechung und füllen den ganzen Zwiſchen— raum zwiſchen den beiden Eckzähnen in einem halben Bogen aus; der hin— terſte iſt viel länger als der mittlere und jeder iſt auf ſeiner Schneide kamm— Kammzahn. 383 artig gezähnelt: der hintere mit 7, der vordere mit 4 Zähnchen. Die Form der untern Schneidezähne erinnert an die von Galeopithecus. — Die Eckzähne ſind wie bei Desmodus beſchaffen. — Aehnlich ſind auch die Backenzähne, die dicht gedrängt hinter den Eckzähnen in den kurzen Kie⸗ fern ſtehen und ebenfalls blos in Schneiden auslaufen. Oben ſind nur 2 kleine Backenzähne, unten 3, unter denen der mittlere der kleinſte und der hinterſte mit einer mittlern größeren Spitze verſehen iſt d). Die Gattung Diphylla zeigt demnach von Desmodus folgende Un: terſchiede: 1) die untern Schneidezähne ſind anſchließend, ungemein lang und kammförmig gezähnt; 2) die Ohren ſind nicht ſpitz oval, wie bei Des- modus, ſondern halbmondförmig; 3) die Schenkelflughaut ſcheint ganz zu fehlen und 4) der Mittelhandknochen des Daumens iſt nur halb ſo lang als bei Desmodus. 1. D. ecaudata Srix. Der ungeſchwänzte Kamm zahn. D. villosa rufo - fusca, subtus sordide albida. Diphylla ecaudata. Spıx Vesp. bras. p. 68. tab. 36. fig. 7. An dem ſehr verzauften und beſchädigten Exemplare ift die Färbung der Behaarung, welche ſehr lang und reichlich iſt, nicht vollſtändig anzugeben. Der Rücken iſt rothbraun, wobei die Haare faſt einfarbig ſind. Der ganze Unterhals und der übrige Unterleib iſt ſchmutzig gelblichweiß; auf letzterem ſind jedoch die Haare an der Wurzel braun. Nacken und Widerriſt erſchei— nen von hellerer Färbung als der Unterrücken. Mehr als dieſe mangelhaf— ten Angaben wage ich nicht zu liefern. — Die Länge des Körpers (in gerader Linie) iſt ohngefähr 24”, der Vorderarm 1“ 7%, der Daumen (mit ſeinem Mittelhandknochen) 6%. — Die Heimath iſt Braſilien, doch hat Spix keinen beſondern Fundort bezeichnet. 7) Wagler giebt oben zwar 3 Backenzähne an, indeß in der einen vollſtändig erhaltenen Oberkiefer⸗Seite ſehe ich nur 2, und bin der Meinung, daß kein Zahn fehlt; auch die Analogie mit Desmodus ſpricht für die Zahl 2. 384 Brachyphylla. te Sippe. PHYLLOSTOMATA. Blattträger. Dentes molares cuspidati. Dieſer zweiten Sippe gehören die zahlreichen Arten der übrigen Blatt⸗ flederer an, deren Backenzähne ſämmtlich in ſcharfe Spitzen auslaufen. VIII. BRACHYPHYLLA. Der Spaltflatterer. Dentes primores 4, molares 2, appendix nasalis lata plana, labium inferius apice fissum, cauda brevissima, lingua elongata undique verrucosa. Dieſe Gattung iſt neuerdings von Gray errichtet worden, der von ihr folgende Beſchreibung giebt. „Schneidezähne find 2 vorhanden, von wel— chen die beiden mittlern der Oberkinnlade groß, koniſch und aneinander ge— rückt, die ſeitlichen ſehr klein und rudimentär ſind; die untern ſind klein, gleich und ſtehen ſehr gepreßt. Die Eckzähne ſind groß; die obern mit einer tiefen Kerbe auf der Hinterſeite. Backenzähne kommen $ vor, wovon 3 ächte und 2 Lückenzähne; die beiden untern Lückenzähne ſind gleich, die obern ſehr klein und rudimentär. — Der Kopf iſt oval; die Schnautze kurz und ſtumpf. Das Ende der Naſe iſt abgeſtutzt, mit einem kurzen, breiten, fla— chen Naſenblatt, das vorn mit den Lippen verbunden und hinten von einer tiefen Grube umgeben und hierdurch vom übrigen Geſichtstheil geſchieden iſt; die Grube hinten von einer abgerundeten, ſchwieligen Leiſte eingefaßt. Die Naſenlöcher ſind oval, ziemlich breit, offen und weit von einander geſtellt, jederſeits der Mitte des Naſenblattes. Die Lippen ſind platt, ohne Bart an der Innenſeite des Mundwinkels; die obere iſt ganz; die untere hat in der Mitte eine dreieckige Spalte, welche kahl und mit einer Reihe von kur— zen runden Warzen beſetzt iſt. Die Zunge iſt geſtreckt, gedrängt und fein warzig. Die Schwingen ſind lang und breit. Der Daumen iſt lang, zwei— gliederig, frei und ſcharfkrallig; der Zeigefinger hat 2, der Mittelfinger 4 knöcherne Glieder. Die Schenkelflughaut iſt ziemlich groß und hinten tief ausgeſchnitten. Der Schwanz iſt rudimentär, aus einem einzelnen, in die Baſis der Schenkelflughaut eingeſchloſſenen Gliede beſtehend. Bei dem Weibchen hat er ein ſchwaches, über ſeine Spitze hinausreichendes Knorpel— band, Spaltflatterer. 385 band, das ſich hinten in zwei ſpaltet, von denen jedes zur Mitte des Schienbeins läuft; beim Männchen ſind dieſe Bänder von ihrem Urſprunge an getrennt“ s). 1. B. cavernarum Grar. Der Spaltflatterer. B. badia, pilorum apicibus saturatioribus, iufra pallide flavido - badia. Brachyphylla badia. Gray proceed. I. (1833) p. 123; ann. of nat. hist. IV. N. 21. p.2. tab. 1. fig. 1 (Kopf). „Das Naſenblatt ift länglich, quer, geferbt und erhaben hinten. Die Klappe iſt dreieckig, geſtreckt, an ihrem äußern und obern Rande gekerbt und dreilappig. Das Geſicht iſt vorn ziemlich kahl mit zerſtreuten ſtarren Haaren, und auf den Wangen gerade unter dem Auge findet ſich eine große convexe Warze mit ziemlich ſteifen Haaren beſetzt. Die Schwingen ſind dun— kelbraun und kahl; ihr Vordertheil und der Zeigefinger gelb, mit einigen Haa— ren auf der Außenſeite gegen die Lenden und Hinterbeine. Das Männchen iſt oben rothbraun (bay) mit dunklern Haarſpitzen; unten blaß gelblich— braun. Am Weibchen ſind Nacken und Schwingen ziemlich blaſſer.“ Die Länge des Körpers iſt 43“, des Vorderarms 22“, Flugweite 16%. Die Heimath iſt St. Vincent in Weſtindien, und Cuba, wo dieſe Art Höhlen bewohnt. 8) Zur Unterſcheidung von verwandten Gattungen fügt Gray noch bei: „Dieſe Gattung kommt mit Glossophaga in den meiſten Merkmalen überein, und hat denſelben warzenbeſetzten Schlitz in der Unterlippe und die nämliche lange Zunge; ſie unterſcheidet ſich aber durch die Form und Struktur des Naſenblattes, durch die mit rauhen und gedrängt ſtehenden Warzen beſetzte Zunge, welche nicht, wie bei letzterer Gattung, in ſchiefe Falten (plaits?) geſtellt find, und durch die Form der mittlern obern Schneidezähne, welche lang und koniſch, und nicht kurz, flach zugeſchärft und ſchief gerandet ſind. In der Form der obern mittlern Schneidezähne kommt ſie mit Vampyrus sorieinus Spix überein, aber fie unterſcheidet ſich von dieſem und allen andern Vampyren durch die Beſchaffenheit ihrer Unterlippe und Zunge und durch das Hintertheil des Naſenblattes, das durch eine Grube von der Stirnhaut getrennt if. Ihre Schenkelflughaut hat etwas von Vamp. Spectrum Geoffr. und hat dieſelben Muskelbänder.“ Suppl. 49 386 Glossophaga. IX. GLOSSOPHAGA. Der Blattzüngler. Dentes primores 4, molares 2, rostrum elongatum tenue, labium in- ferius apice fissum, aurienlae mediocres distantes, trago parvo instructae; appendix nasalis duplex. Die Blattzüngler find bis auf Geoffroy, der ſie zuerſt ſonderte, mit den Blattnaſen in einer Gattung vereinigt geweſen. Sie kommen mit dieſen auch in vielen Stücken überein, haben gleich dieſen einen doppelten Naſenbe— ſatz: nämlich um die Naſenlöcher herum eine hufeiſenförmige Haut, und hin— ter jenen ein aufgerichtetes lanzettförmiges Naſenblatt, ferner mittelmäßige, von einander entfernte und mit einer Klappe verſehene Ohren; unterſcheiden ſich aber von den Blattnaſen ſchon gleich durch die ſchmälere, mehr rüſſel— förmige, vom Hinterkopf ſtark abgeſetzte dünne Schnautze, das ganz an die Spitze vorgerückte Naſenblatt, und durch die an der Spitze mit einem tiefen Schlitz geſpaltene Unterlippe. Am Schädel zeigt ſich die geſtreckte ſchmächtige Form noch deutlicher. Der Hirnſchädel iſt ganz abgerundet; die tief liegende Hinterhauptsleiſte iſt nur ſchwach, die Scheitelleiſte der Phylloſtomen fehlt ganz. Der Geſichts— theil ſondert ſich vom Hirntheil nicht blos ſtark ab, ſondern beginnt ſelbſt mit einer ſchwachen Aushöhlung. Dabei ſticht die dünne und lange Schnautze auffallend ab von der breiten und kurzen der Blattnaſen. Der Zwiſchenkie— fer iſt übrigens ebenfalls vollſtändig. Die Zahl der Phalangen an den Fin— gern und der übrige Skeletbau kommt mit dem der Blattnaſen überein, doch habe ich, wenigſtens bei G. amplexicauda, das Becken geöffnet gefunden; bei G. sorieina fand es Pallas nur am Weibchen getrennt, am Männ— chen geſchloſſen. Das Gebiß beſteht aus: + Schneidezähnen, 75 Eckzähnen und = Backenzähnen. — Die Schneidezähne liegen geordnet neben einander und können im Alter ganz verloren gehen. Die ſpitzen Eckzähne haben vorn an der Wurzel einen ſchiefen Anſatz. Von den feinen Backenzähnen ſind die hintern 3 von der gewöhnlichen mehrſpitzigen Form. Die Zunge unterſcheidet ſich merklich von der der Blattnaſen. Sie iſt wurmförmig, ſpitzt ſich nach vorn allmählig zu und kann faſt 1“ lang Der Blattzuͤngler. 387 hervorgeſtreckt werden. Auf ihrer obern Fläche iſt ſie von einem Beſatz rau⸗ her kleiner Wärzchen dicht überzogen, die ſich nach vorn verlieren, wogegen hier an der Spitze die beiden Seiten mit mehreren Reihen von rückwärts gebogenen Borſten dicht beſetzt ſind, welche über die Oberfläche der Zunge hervorragen und dadurch auf deren Spitze eine Aushöhlung einſchließen, die durch eine ſeichte Längsfurche auf der Mitte der Zungenoberfläche bis zu deren Wurzel ſich fortſetzt. Durch ihre Vorſtreckbarkeit, wie durch ihren Beſatz von Widerhaken, wird die Zunge der Blattzüngler der der Spechte ähnlich, und ergiebt ſich als ein ſehr taugliches Organ zum Saugen und Lecken, weshalb die Blattzüngler ebenfalls zu den Blutſaugern gehören “). Ihre Heimath iſt Südamerika, vielleicht auch noch der ſüdliche Theil von Nordamerika. a) Caudatae. 1. G. amplexicaudata Georrs. Der hüllſchwänzige Blattzüngler. G. e rufescente brunea, subtus pallidior, patagio anali lato, caudam multo bre- viorem includente. Glossophaga amplexicaudata. GEoFFR. mem. du mus. IV. p. 418. tab. 18 A. — DesmAar. mamm. p. 1235. — Pr. v. Neum. Beitr. II. S. 208. — Srıx vesp. bras. p. 67. tab. 36. fig. 4. Die Schnautze iſt geſtreckt; das Naſenblatt oval-lanzettförmig, oben ſpitz, unten kurzgeſtielt und ganzrandig; das Hufeiſen ſchmal und ebenfalls ganzrandig; hinter demſelben jederſeits eine warzige Erhöhung. Die Ohren ſind mittellang, am innern Rande ſtark convex, am äußern wenig gebogen; die Klappe iſt ſehr kurz, am innern Rande faſt gerade, am äußern unter⸗ halb der Mitte erweitert und dann gegen die Spitze ſchief abgeſchnitten. Die Unterlippe iſt geſpalten, und die Ränder der Spalte fein gekerbt. Der Schwanz iſt ſehr kurz, weich, ganz umhüllt, und nur das Ende ragt als ein winziges Knöpfchen hervor; die Schenkelflughaut, welche ziemlich an— ſehnlich iſt, geht weit über ihn hinaus und iſt am Hinterrande etwas aus⸗ 9) Uebereinſtimmend mit dem Bau, wie ihn Pallas von der Zunge der G. soricina ſchildert, habe ich ihn bei G. amplexicauda gefunden. Ueber das Blutſaugen wird bei nachfol⸗ gender Gattung ausführlicher geſprochen. 3 49* 388 Glossophaga. geſchnitten; die Sporen find ſehr kurz. Flug- und Schenkelhaut ſetzen ſich an der Fußwurzel an und ſind nackt, nur an den Anheftungsſtellen mit leichtem Haaranfluge. Die Behaarung iſt ſehr weich und lang; die Schnautze iſt mit langen Schnurrhaaren verſehen. Die Farbe der Oberſeite iſt roſt— bräunlich, der Unterſeite hellbräunlich, wobei die Haarwurzeln, zumal oben, mehr ins Lichte, zum Theil ins Weißliche ſpielen. Spix bemerkt, daß die Männchen ins Rothbraune, die Weibchen ins Schwarzbraune fallen. G. amplexicauda. G. ecaudata. G. villosa. G. sorieina. Körper 10) nach der Krümmung 2“ 2 2. 3 210% VAN — in gerader Linie 1 10 Kopf 0 91 ou 1 0 0 11 Schwanz . 0 27 0 0 050 0 0 Schenkelflughaut in der Mitte. 0 6 01} 0 12 o 4 f 0090 5 © 0 342 0 7 0 4 Länge des Naſenblattes . 0 2 0 13 0 3 2 Vorderarm n 3 1 4 Spor! Er: 0 2% 0 13 0 2 912 Die Heimath iſt Braſilien, wo ſie eine der gemeinſten Arten iſt. 2. G. caudifer Georrr. Der kurzſchwänzige Blattzüngler. G. cauda brevissima, patagium anale angustissimum parum excedente. Glossophaga caudifer. GEoFFR. mem. du mus. IV. p. 418. tab. 17.— Des- MAR.. mamm. p. 123. „Schenkelflughaut ſehr kurz; ein Schwanz, der fie überragt. Heimath: Braſilien in den Umgebungen von Rio Janeiro.“ Dieß iſt die ganze Cha— rakteriſtik, welche Geoffroy von der neuen Art giebt und zu der Des mareſt noch den Zuſatz fügt, daß der Pelz ſchwärzlichbraun ſey. Die Abbildung zeigt, daß dieſe Art in Größe und Habitus, namentlich auch in der ſehr ſchmalen Schenkelflughaut der G. ecaudata gleichkommt, von dieſer jedoch durch ein Schwanzrudiment, das als ein kleines Knöpfchen noch über dieſe Haut hinausragt, unterſchieden iſt. 10) G. amplexieauda ift nach meinen Meſſungen beſtimmt, G. ecaudata nach dem Pr. v. Neuwied, G. villosa nach Rengger, und G. soricina nach Pallas. Blattzuͤngler. 389 b) Ecaudatae. 3. G. ecaudata Grorrn. Der ſchmalhäutige Blattzüngler. G. fuliginoso -fusca, subtus pallidior, patagio anali angustissimo. Glossophaga ecaudata. GrorrR. mem. du mus. IV. p. 418. tab. 18 B. — Desmar. mamm. p. 123. — Pr. v. Neu w. Beitr. II. S. 212 mit Abbild. „ Die nachſtehende Beſchreibung iſt vom Prinzen von Neuwied entlehnt. Der Kopf iſt in eine lange Schnautze verlängert; die Unterlippe iſt an ih— rem Vorderrande mit kleinen Wärzchen eingefaßt. Naſenblatt und Ohren ſind kurz; die Klappe klein, eiförmig und zugeſpitzt. Vorderzähne fand der Prinz keine vor; Backenzähne jederſeits 2. Der Schwanz fehlt. Die Schen— felflughaut bildet von dem ſehr kurzen Sporn an einen Saum von 1} — 2° Breite längs des Beines bis zum Leibe, wo fie kaum mehr vortretend iſt; fie iſt mit Haaren beſetzt, die am Rande über 1 breit hervortreten und Franzen bilden. Die Flughaut iſt nahe am Leibe behaart. Das ganze übrige Thier iſt mit ſanften rattenartigen Haaren bedeckt, welche auf dem Rücken am längſten ſind. Die Farbe iſt auf den obern Theilen dunkel rußbraun, an den untern etwas blaſſer, mehr ins Aſchgrau-bräunliche fallend. Prinz von Neuwied fand dieſe Art in alten Gebäuden der Gegend von Porto Seguro; Delalande bei Rio de Janeiro. 4. G. villosa Rencc. Der zottige Blattzüngler. G. villosissima, nigra, subtus cinerascens, patagio anali angustissimo. Glossophago villosa. Rengger's Paraguay. ©. 80. Nur durch Rengger bekannt. Der Kopf ift lang und kegelförmig; die Schnautze ſpitz; die Unterlippe geſpalten, vorn mit kleinen Wärzchen. Die Ohren ſtehen nur wenig über den Kopf hervor; die Klappe iſt lanzett— förmig und an der Baſis nach hinten gekerbt. Die Schneidezähne fallen mit der Zeit aus. Die Flügel erſtrecken ſich bis zum Fußgelenke; die Schenkel— flughaut bildet einen ſehr ſchmalen behaarten, am Rande gewimperten Saum; der Schwanz fehlt. Die Haare find weich und auf dem Rücken 4 lang, ſo daß das Thier ganz zottig ausſieht. Das Naſenblatt, die Ohren und der größte Theil der Flügel find unbehaart. — Die Farbe iſt oben ſchwarz, unten graulichſchwarz; die nackten Theile ebenfalls ſchwarz. — Die Hei⸗ 390 Phyllostoma. math ift Paraguay, wo Rengger ſechs Individuen in einem hohlen Baumſtamme fand. 5. G. soricina Pırr. Der Spitz⸗Blattzüngler. Tab. XLII. G. griseo-fusca, subtus albicans, patagio anali dilatato. Glossophaga soricina. GEOFFR. mem. d. mus. IV. p. 418. — Desman. mamm. p. 123. Vespertilio soricinus. Parr. spicil. 200l. III. p. 24. tab. 3, 4. — Schreb. I. S. 161. tab. 47 (fig. Pall.) . Von Pallas ſehr genau nach dem äußern und innern Bau beſchrie— ben 11). Die Schnautze iſt geſtreckt, die Unterlippe geſpalten und an den Spalträndern warzig gezähnelt. Die Ohren ſind außen nackt und innen quer geſtreift. Der Schwanz fehlt. Die Schenkelflughaut iſt größer als bei beiden vorigen Arten und in der Mitte halbmondförmig ausgeſchnitten. Die Farbe iſt auf dem Rücken graulichbraun, unten weißlich. Die Männ⸗ chen fallen mehr ins Braune, unten ins Graue. — Als Heimath giebt Pallas Surinam und die karaibiſchen Inſeln an. X. PHYLLOSTOMA. Die Blattnaſe. Dentes primores 4 decidui, molares 2 aut 2, aut 3, rostrum produo- tum obtusum, labium inferius integrum, auriculae mediocres, distantes, trago parvo instructae; appendix nasalis duplex. Die Blattnaſen unterſcheiden ſich von den Kammnaſen auf den erſten Anblick durch das Vorkommen einer Ohrklappe und durch den einfachen Na— ſenbeſatz. Dieſer beſteht blos aus dem Hufeiſen und einem einfachen auf— rechten, mehr oder minder lanzettförmigen Blatte; der Sattel fehlt. Der Kopf iſt dick, die Schnautze verlängert, dabei angeſchwollen und abgeſtutzt; die Unterlippe iſt an ihrem ſtumpfen Ende mit Warzen beſetzt, die in ein 11) Geoffroy hat zuerſt (ann. d. mus. XV. p. 179) dieſe Art unter den geſchwänzten Phylloſtomen, ſpäter (mem. d. mus. IV. p. 418) unter den ungeſchwänzten Gloſſophagen auf- geführt. Blattnaſe. 391 V geftelft find 2). Die Ohren find meiſt nur von mittlerer Größe und niemals verwachſen, ſondern ſtehen weit von einander ab. Die Flughäute ſind ungemein entwickelt. Der Schwanz fehlt entweder ganz, oder iſt doch nur kurz; bei einer einzigen Art iſt er ſo lang als die Schenkelflughaut ſelbſt, die immer vorhanden und ſelbſt bei den ungeſchwänzten noch ziemlich groß iſt 18). Am Knochengerüſte iſt der Schädel groß, gleicht dem der Fleifch- freſſer, und bietet nichts Beſonderes in ſeiner Bildung dar. Der Hirnkaſten iſt anſehnlich und gewölbt, mit einer ſchwachen Hinterhauptsleiſte und einer etwas ſtärkeren Scheitelleiſte. Der Schnautzentheil iſt kurz und breit, na mentlich bei Ph. hastatum und perspieillatum, minder bei Ph. bidens und Spectrum, wo er ſchmächtiger und länger iſt; zugleich iſt er oben ſehr ab- geplattet, und bei den beiden erſteren an dieſem Obertheile zur Aufnahme des häutigen Naſenbeſatzes ſehr erweitert. Der Zwiſchenkiefer iſt vollſtändig, von gewöhnlicher regelmäßiger Bildung, ſo daß ſeine beiden Seitenhälften in der Mitte zuſammenſtoßen. Der Jochbogen iſt ſchwach; ein Stirnfortſatz zur Abſonderung der Augenhöhlen fehlt völlig. Wie bei den Kammnaſen liegt die Schnecke faſt ganz aufgedeckt. Der Unterkiefer iſt etwas länger als der obere. — Schneidezähne find im normalen Zuſtande + vorhanden. Die mitt: lern obern ſtoßen am vordern Ende zuſammen und haben eine ſchmale Schneide, welche anfänglich durch eine Kerbe, die ſich ſpäter durchs Abreiben verliert, geſpalten iſt; die ſeitlichen obern Schneidezähne ſind ſehr klein und werden von den untern Eckzähnen, die ſich an ihnen wetzen, allmählig aufgerieben. Die untern Schneidezähne ſind klein, einander gleich, anfänglich ſchwach ge— kerbt, was ſich ſpäter verliert, und ſtehen ſehr gedrängt. Durch Entwid- lung der großen Eckzähne werden die ſeitlichen Schneidezähne leicht ausge: trieben, mitunter fehlen die untern ſämmtlich und im hohen Alter mögen ſelbſt die mittlern obern verloren gehen. Die Eckzähne ſind ſehr groß. 12) Die Mundöffnung hat Carus (Erläuterungstafeln IV. tab. 7. fig. 1.) abgebildet. 13) Die Zahl der Fingerglieder (umgerechnet die Mittelhandknochen) iſt (bei Ph. ha- statum) am Daumen 2, Zeigefinger 1 ſehr kurzer, Mittelfinger 3 Phalangen, wovon der mittel— ſte ſehr lang iſt, Ater und öter Finger nur 2 Phalangen; außerdem hat jeder der 4 Finger am Ende noch eine kurze Sehne. Bei Ph. perspicillatum iſt die einzige Phalanx des Zeigefingers nur am Aufang kuöchern und wird dann gleich ſehnig. 392 Phyllostoma. Die obern ſind bei Ph. hastatum von der Form einer dreiſeitigen Pyra— mide mit ſcharfen Kanten; die äußere Seite iſt etwas gewölbt, die innere und vordere ausgehöhlt. Minder auffallend iſt die Pyramidalform bei Ph. bidens; bei Ph. perspieillatum kann man eigentlich nur eine gewölbte äußere und eine ausgehöhlte innere Seite unterſcheiden. Backenzähne kommen als Regel entweder $, oder 5 vor, bei einer einzigen Art 8. Er— ftere Zahl giebt der Prinz von Neuwied für Ph hastatum, macrophyl- lum, brevicaudum und brachyotum, letztere für Ph. obscurum an. Reng— ger zählt im Allgemeinen 5, ebenſo Fr. Cuvier für Ph. hastatum und Lilium; Geoffroy bei hastatum nur 5, An den Schädeln von Ph. hasta- tum, bidens und brevicaudum zähle ich ebenfalls 3 Backenzähne, näm— lich oben 2 einſpitzige Lückenzähne mit innerem Anſatz, dann 2 vollſtändige Backenzähne und zuletzt einen halben, nur der Quere nach ausgedehnten; im Unterkiefer ebenfalls zuerſt 2 einſpitzige und große Lückenzähne, worauf 3 ächte Lückenzähne von gewöhnlicher Form folgen. Indem im Oberkiefer der erſte Lückenzahn, welcher beträchtlich kleiner als der folgende iſt, verloren geht, finden ſich alsdann als zufällige Ausnahme nur 4 Backenzähne vor. Anders iſt es bei Ph. perspicillatum, welches als Regel nur 3 Backenzähne hat. Es iſt hier oben nicht etwa der vorderſte Lückenzahn verloren gegangen, ſondern dieſer iſt ziemlich groß und immer vorhanden, dagegen fehlt der Ste halbe Backenzahn. Im Unterkiefer iſt bei Ph. spicillatum zwar der hin— terſte oder Ste Backenzahn vorfindlich, aber nur als ein winziges zackiges Höckerchen. Die Zunge iſt ſehr dick, fleiſchig, oben platt mit einem rauhen Be— ſatz, der ſich im Weingeiſt leicht ablöſt, unten mehr gewölbt. Rengger bemerkt, daß das vordere Drittel mit Wärzchen beſetzt iſt, welche in einem vorwärts geöffneten Halbkreiſe ſtehen. Dieſe Thiere find berüchtigt als Blut ſauger!“), und zwar werden als 14) Den wahren Thatbeſtand von den vielen Uebertreibungen, wie ſie noch Schreber (S. 157) aufführte, gereinigt zu haben, iſt hauptſächlich das Verdienſt von Azara, dem Prin- zen von Neuwied und Rengger (S. 68); auf des Letzteren Angaben gründen ſich vornäms lich die nachfolgenden Mittheilungen. Reugger hat wohl hundertmal die Verletzungen an pferden, Mauleſeln und Ochſen unterſucht, ohne über die Art, wie fie hervorgebracht werden, zur Gewißheit zu kommen. Die beinahe trichterförmige Wunde hat gewöhnlich 1 Zoll im Durch- Blattnaſe. 393 als ſolche alle amerikaniſchen Blattnaſen (Phyllostoma, Glossophaga, Desmodus und wohl auch Diphylla) angeſehen; ihre Hauptnahrung jedoch beſteht in Inſekten, ja manche Arten freſſen mit beſonderer Begierde ſaftige Früchte. Die Heimath der Blattnaſen iſt Südamerika, fo wie der ſüd⸗ liche Theil von Nordamerika, wo Lherminier !5) fie in Süd-Carolina fand. Sie erſcheinen mehr einzeln und lieben beſonders die Einſamkeit der Wälder. Auf dem Boden verſtehen fie ſchneller zu laufen als andere Ar⸗ ten, manche ſo ſchnell wie Ratten. Nach der Beſchaffenheit des Schwanzes, zum Theil auch des Gebißes, bringen wir die Blattnaſen in 4 Abtheilungen 16). meſſer, zuweilen etwas mehr, und je nach dem Theile des Körpers eine Tiefe von 1 — 2 Li⸗ nien. Sie reicht nie durch die Haut hindurch bis auf die Muskeln. Man bemerkt an ihr kei— nen Eindruck von Zähnen wie bei Bißwunden; hingegen iſt ihr Rand immer ſehr aufgelockert oͤdematos angeſchwollen. Rengger glaubt daher nicht, daß die Blattnaſen ſogleich vermittelſt eines Bißes den Saumthieren dieſe Wunden beibringen, wobei übrigens jedes ſchlafende Thier erwachen und ſich ſeines Feindes entledigen würde; ſondern er vermuthet, daß ſie erſt durch Saugen mit den Lippen die Haut unempfindlich machen, wie dieß durchs Aufſetzen von Schröpf— köpfen geſchieht, und dann, wenn ſie angeſchwollen iſt, mit den Zähnen eine kleine Oeffnung an der Stelle zu Stande bringen. Durch dieſe nun mögen fie ihre ausdehnbare Zunge allmäh— lig in die Haut hinein bohren, woher das trichterförmige Ausſehen der Wunde entſteht. Die Sage, daß die blutſaugenden Handflügler waͤhrend des Saugens dem angegriffenen Thiere mit den Flügeln Kühlung zufächeln und es fo im Schlafe erhalten, widerlegt ſich von ſelbſt, da die Schwingen an den Füßen angeheftet ſind und alſo beim Niederſetzen zuſammengelegt werden müſſen. Um ſich leichter feſthalten zu können, erwählen daher dieſe Fledermaͤuſe die behaarteren oder doch flachen Theile, und bringen deshalb den Pferden vorzüglich am Halſe, Widerriſte und um die Schwanzwurzel, den Ochſen auf den Schulterblättern und an der Wamme die Wunden bei. Dieſe haben, wie Rengger und die andern genannten Beobachter erklären, an fich nichts Gefährliches; da aber zuweilen 4 — 6 und noch mehr Fledermäuſe in der naͤmlichen Nacht ein Saumthier anſaugen und dieſe Operation ſich oft mehrere Nächte hinter einander wie— derholt, ſo werden die Thiere durch den Blutverluſt ſehr geſchwächt, um ſo viel mehr, da neben dem Blute, welches die Fledermäuſe ausſaugen, immer noch einige Unzen aus jeder Wunde flie— ßen. Auch legen die Schmeißfliegen nicht ſelten ihre Eier in die Wunden und dieſe werden dann zu großen Geſchwüren. Weder Rengger, noch der Prinz von Neuwied wiſſen einen Fall; wo Menſchen von den Blattnaſen angeſaugt worden wären; Azara erfuhr es aber an ſich felber. 15) Cuv. leg. d’anat. comp. IV. 2. p. 38. 16) Bei den ungeſchwänzten Blattuaſen (z. B. Ph. perspieillatum) ragt das Steißbein nicht über die Knorren des Sitzbeins hinaus, ſon— dern ſein Ende iſt mit dieſen verwachſen. Bei den geſchwänzten (Ph. bastatum) iſt das Kreuz— bein mit dem Steißbeine zu einem einzigen Stücke verwachſen, ſo daß die Gliederung des Schwan— zes erſt hinter dem Sitzbein beginnt. Suppl. 50 394 Phyllostoma. a) Cauda longitudine patagii analis. 1. Ph. macrophyllum Neuw. Die langſchwänzige Blattnaſe. Ph. fuliginosum, cauda tota patagio anali innata, corporis fere longitudine. Phyliostoma macrophylium. Pr. v. Neum. Beitr. I. S. 188 mit Abbild. Vom Prinzen von Neuwied entdeckt und genau beſchrieben. Die Ohren ſind ziemlich groß, ſehr breit, am äußeren Rande unter der Spitze ausgeſchnitten, am innern ſtark abgerundet; die Klappe iſt ſchmal, lanzett⸗ förmig und ſehr zugeſpitzt. Das aufrechte Naſenblatt iſt länglich ſpeerförmig, unter der ſehr verlängerten Spitze jederſeits mit einem Ausſchnitte und in der Mitte mit einer Längsleiſte verſehen. Schneidezähne fand der Prinz 2, Backenzähne 7. Der lange Schwanz endet mit feiner Spitze in dem Rande der langen ſchmalen Schwanzflughaut, und hat 7 — 8 äußerlich ſichtbare Gelenke. Die Sporen ſind lang, die Schenkelflughaut iſt zu beiden Seiten der Schwanzſpitze mit parallel laufenden Bogenlinien, aus kleinen Knötchen (wahrſcheinlich Drüſen) gebildet, beſetzt. Die großen Flügel reichen nur bis zum halben Schienbeine. Die Behaarung iſt dicht und zart; die Farbe oben wie unten rußbraun; die nackten Flughäute dunkel graubraun. Länge des Körpers... 1“ 10% Flügweifñ ?́?7ið i — des Schwan. s.. 1 4 Länge des Schienbeins 0 7 — a De oo 5a 7 des NIE, oo N — des Naſenblattes . 0 5 , NER Die Heimath iſt Braſilien, wo der Prinz dieſe durch ihren langen Schwanz ſehr ausgezeichnete Art am Mucuri, an Felſen und alten Stäm— men ſitzend, antraf. b) Cauda patagio anali multo brevior (Vampyrus Srix). 2. Ph. cirrhosum Six. Die warzige Blattnaſe. Ph. pallide castaneum, prosthemate mediocri, lato, ovato-acuminato, simul cum ferro equino ad marginem erenulato ; labiis, praecipue mento, verrucosis. Vampyrus cirrhosus. Srix vesp. bras. p. 64. tab. 36. fig. 3. Die Ohren dieſes ſeltſamen Thieres find ungeheuer groß, ſehr breit, oval, von vielen Querfurchen durchzogen, ganzrandig; die Klappe erreicht nicht die Hälfte des Ohrs, läuft in eine ſchmale Zunge aus, iſt auf ihrem Blattnaſe. | 395 äußern gewölbten Rande unter der Mitte mit etlichen Querzacken und dar⸗ über hinaus mit einigen ſeichten Kerben verſehen, die ſich gegen die Spitze hin verlieren. Das aufrecht ſtehende Naſenblatt hat ganz die Form von dem des Ph. hastatum, iſt alſo verhältnißmäßig kurz, dabei breit, kurz geſtielt, dann ſtark oval erweitert und hierauf in eine Spitze auslaufend; es unter— ſcheidet ſich von dem der eben angeführten Art nur dadurch, daß feine Rän⸗ der fein gekerbt ſind. Noch ſtärker ſind dieſe Auskerbungen am äußern Rande des Hufeiſens ſichtlich. An der kurzen und ſtumpfen Schnautze ſind die Ränder der beiden Lippen mit einzelnen Wärzchen beſetzt; in viel größe— rer Menge und anſehnlicherer Größe von länglicher und zapfenartiger Form beſetzen ſie das ganze Kinn, nach beiden Seiten divergirend, und geben die— ſem Theile ein ſehr rauhes Anſehen. Das einzige Exemplar, das mir zur Beſchreibung dient, hat am Vorderhals die gewöhnliche röhrenförmige Grube. Der kurze Schwanz iſt von der Schenkelflughaut, die gleich den Flügeln be— trächtlich groß iſt, faſt ganz eingehüllt. — Die Farbe iſt hell kaſtanien⸗ farben, unten noch lichter, auf den Flügeln dunkelbraun. Ph. eirrhosum. Ph. erenulatum. Länge, ganze (nach der Krümmung) eee 20 3˙¼ — von der Schnautze zum After (nach der Krümmung) 3 10 N DESKSHIWUTZESNL ST ee 0 6 0 10 des Korf j ei ehelker an 11 2 0 11 „Dr nrn Lo OR 1 12 0 9 Breite dere ee EN Re 0 9 e a 0 42 0 5 Breite deſſelb nne „2 0 37 O 227 Länge des Sporns . 0 6 0 9 ee, 2 3 Die Heimath iſt Braſilien, ohne nähere Bezeichnung; auf dem Glaſe, das unſer Exemplar enthält, iſt Para angeben. 3. Ph. crenulatum GBO FR. Die gekerbte Blattnaſe. Ph. prosthemate elongato, marginibus rectilineis dentatis. Phyllostoma erenulatum. GEoFFR. ann. du mus. XV. p. 183. tab. 10. — DEsMAR. mamm. p. 119. Von Geoffroy folgendermaſſen befchrieben: „Die merkwürdigſten Züge dieſer Art ſind die Zähnelungen des Blattes und der Klappe; dieß 50* a 396 Phyllostoma. iſt auch das einzige Naſenblatt, das geradlinige Ränder hat und das ſich nicht vom Hufeiſen ablöſt; feine Figur iſt die eines langen gleichſchenkeligen Dreieckes. Die Schnautze iſt kurz, dick und ſtumpf; die Unterlippe mit War— zen beſetzt; die Ohren breit und oval. Das kurze Schwanzende, welches frei über die Schenkelflughaut vorſteht, und die längliche Form des Naſen— blattes nähert dieſe Art dem Ph. elongatum, aber ſie weicht durch unter— ſetztere Formen ab.“ — Die Angabe der Farbe, wie ſo manche andere Details, hat Geoffroy vergeſſen. Aus der Abbildung erſieht man, daß die große Schenkelflughaut faſt nochmal ſo lang als der Schwanz iſt, und daß die großen Flügel bis zur Fußwurzel reichen. Die Maaße ſind bei vori— ger Art angegeben. Die Heimath iſt unbekannt. 4. Ph. elongatum Georrr. Die langblätterige Blattnaſe. Ph. prosthemate elongato-lanceolato, marginibus curvatis integris. Phyllostoma elongatum. GEOFFR.ann. d.mus.XV.p.182,185.tab.9.— Desm.p.119. Das Naſenblatt übertrifft an Länge das der andern Arten, hat eine lange Spitze, iſt an den Seiten gebogen und ganz, an der Wurzel mit ei— nem buchtigen Rande geendigt und das Hufeiſen iſt eben ſo ſchmal. Die Ohren ſind groß, geſtreift und gegen das Ende ſchmal; die Klappe iſt ge: zähnt (nach der Abbildung in der untern Hälfte des Außenrandes). Eine Reihe von Warzen (ins V geftellt) zeigt ſich an der Spitze der Unterlippe. Die Schnautze iſt dick und kurz. Der kurze Schwanz hat ein freies Ende und wird von der großen Schenkelflughaut, die beim Ausgang von den Spo— ren viereckig abgeſchnitten iſt, weit überragt. — Die Heimath, welche Geoffroy nicht anzugeben wußte, iſt Braſilien, woher Spix ein Exem— plar mitbrachte !“). 17) Zu obiger, von Geoffroy entlehnter Beſchreibung ſetze ich nach unſerm Exemplar noch folgende Angaben hinzu: Dieſe Art kommt im äußern Habitus und Zahnbau mit Ph. ha- statum überein, unterſcheidet ſich aber leicht durch geringere Große, das viel längere Naſenblatt, die längeren Ohren und die etwas anders geformte Klappe, die ſchmäler und zugleich länger als bei Ph. hastatum iſt; unter der Mitte des Außenrandes hat fie 3 ſtumpfe Zähne. Uebrigens iſt der Beſatz an der Spitze der Unterlivve, die Form der Schenkelflughaut und der Anſatz der Flü— gel an der Fußwurzel eben fo wie bei Ph. hastatum, doch ragt die Schwanzſpitze deutlicher her— vor. Die Farbe der Haare ſcheint dunkler als bei dieſem zu ſeyn, doch haben an unſerem, in Blattnaſe. 397 5: Ph. hastatum Pall. Das Guandira. Tab. XLVI A. B. Ph. fuscum, prosthemate mediocri lato, ovato-acuminato, pedicellato, ad mar- ginem integro, ferro equino lato; cauda calcari breviore. Phyllostoma hastatum. GEoFFR. ann. du mus. XV. p. 177. tab. 11 (Kopf u. Schaͤdel). — Desmar. mammif. p. 119. — Pr. v. Neuw. Beitr. II. S. 179 mit Abbild. 18). Vespertilio hastatus. Parr. spicileg. III. p. 7. — Schreb. Saͤugth. S. 161. tab. 46. B. (fig. Buff.) Vespertilio perspicillatus. Schreb. I. S. 160. tab. 46. A. Chauve- souris fer- de-lance. DausenT. bei Buff. XIII. p. 229. tab. 33. Spix hat aus Braſilien ziemlich viele, in Weingeiſt aufbewahrte große Blattnaſen mitgebracht, die mit Daubentoms Fer de lance vollkommen übereinſtimmen, und von den, durch Geoffroy beſchriebenen Individuen einzig und allein darin abweichen, daß der Schwanz nicht im ganzen Ver: laufe von der Schenkelflughaut umhüllt iſt, ſondern mit der kurzen Spitze aus dieſer hervorragt. Aus letzterem Grunde hatte Wagler wahrſcheinlich unſere Exemplare unter dem Namen Ph. elongatum aufgeſtellt, zu welcher Art jedoch ſie nach der ganz verſchiedenen Naſenbildung nicht gehören können 18). Ich gebe die Beſchreibung nach unſern Exemplaren. Der Kopf iſt hin⸗ ten ſehr breit, die Schnautze kurz und ſtumpf. Die Naſenbildung ganz ſo, wie ſie von Daubenton und Geoffroy dargeſtellt wird. Das aufrecht ſtehende Naſenblatt iſt verhältnißmäßig kurz, dabei aber ſehr breit, ſitzt auf einem kurzen und dünnen Stiele, erweitert ſich über demſelben ſchnell zu ſei— ner größten Breite und läuft von da in einer ſchwachen Bogenlinie in ein ſpitzes Ende aus. Das Blatt iſt an ſeinen beiden Rändern ganz, ohne Branntwein aufbewahrten Exemplare nur wenige Parthien dieſelben noch aufzuweiſen. Die Maaße ſind bei nachfolgender Art angegeben. 18) Die Abbildung des Prinzen von Neuwied ſtellt die Naſenbildung nicht getreu dar; ſehr gelungen iſt tiefe dagegen in Geoffroy's Abbildung zu ſehen. — Schreber's V. per- spieillatus gehört, ſowohl der Abbildung als Beſchreibung nach, nicht zu dieſer Art, ſondern zu unſerem Ph. hastatum. 398 Phyllostoma. Kerben, in der Mitte der Länge nach etwas verdickt und vom Stiele läuft jederſeits eine kurze Furche aufwärts, die ſich bald verliert. Das Hufeiſen, wie Geoffroy richtig bemerkt, iſt breiter als bei den andern Arten und ebenfalls ganzrandig. Die Oberlippe iſt angeſchwollen, aber ohne Warzen. Die Unterlippe hat an ihrer ſtumpfen Spitze einen Beſatz von Warzen, die ein gekerbtes, mit der Spitze rück- und abwärts gerichtetes, weit geöffnetes V bilden. Die Ohren find mäßig groß, länger als breit, weit von einander abſtehend, auch von der Mundſpalte weit entfernt, an beiden Rändern aus— wärts gebogen, jedoch der äußere in der obern Hälfte ziemlich ausgeſchnitten, und das Ohrende daher ſpitz zulaufend. Der äußere Rand ſetzt an ſeiner Wurzel innerlich einen kleinen Lappen an. Die Klappe iſt tief, kurz, am in— nern Rande faſt gerade, während der obere oberhalb ſeines Stiels erſt ein oder zwei kurze Seitenzacken zeigt, dann einen auswärts gekehrten Bogen, und zuletzt mit dem andern eine dünne abgerundete Spitze bildet. Die meiſten Exemplare, die ich unterſuchte, waren Männchen und zeigten am Halſe eine anſehnliche Grube; bei den 2 Weibchen, die ich zu ſehen bekam, iſt ſie ebenfalls vorhanden, aber viel kleiner. Die Flügel ſind lang und breit; auch die Schenkelflughaut iſt groß und ragt weit (um 3) über den ſehr kurzen Schwanz hinaus, deſſen Ende nicht eingewickelt, ſondern frei hervorſchaut !“). Die Sporen, welche die Schenkelflughaut unterſtützen, find etwas länger als der Schwanz, und ſie breitet ſich zwiſchen denſelben an— ſehnlich aus. Die untern 4 Schneidezähne ſind in eine regelmäßige Reihe neben einander geſtellt; Backenzähne find vorhanden Z. Die Behaarung iſt reichlich und weich, und ſcheint auch die ganze Außenſeite der Ohren und des Naſenblattes zu überziehen. — Die Farbe iſt mehr oder minder dun— kel kaſtanienbraun, bald mehr ins Rothe, bald mehr ins Dunkelbraune ziehend. 19) Gerade ſo drückt ſich Pr. v. Neuwied über die Beſchaffenheit des Schwanzes aus. Geoffroy ſagt dagegen, daß der ganze Schwanz in die Schenkelflughaut eingeſchloſſen ſey. Daubenton bemerkt blos, daß die Flughaut den kurzen Schwanz um 9° überrage. Sein Exemplar war nur 3“ 7 lang. Blattnaſe. 399 Ph. hastatum. Ph. elongatum. Meine Meſ⸗ Pr. v. 9 e eee ſung. wied. Geoffroy. ſung. Geoffroy. ai a RT IR Länge von der Schnautze zum Afte s: 9 8 8 4“ 6,“ 4“ 53“ 3.“ 9,“ 3, 0“, | 3“ 0“ Länge des Scchwanzes 8 0 73 0 72 0 62 07 06 — des freien Endes von dieſem 0 13 0 12 0 2 — der Flugweite . 22 0 22 10 18 10 | 17 0 15 0 — des Ohrs 1 0 0 8 1 0 1 0 0 11 — der Klappe 00 4 0 4 ; o 4 — des Naſenblatts mit Stiel 0 52 0 5 0 7 0 7 Breite, größte, deſſelben 0 4 0 3 0 3 0 3 — des Hufeiſens .. 0 43 0 3 Länge des Vorderarms.. © 3 3 2 4 — der Sporen 0 11 0 113 09 0 8 0 8 — der Schenkelflughaut . 1 10 1 6 11 27 8 Die Heimath iſt Braſilien, wo dieſe Art weit verbreitet iſt. 6. Ph. bidens Six. Die Knopf⸗Blattunaſe. Ph. nigro-fuscum, subtus pilis apice albidis, auriculis amplissimis, cauda brevi, calcaribus longissimis. g Vampyrus bidens. Spix vesp. bras. p. 65. tab. 36. fig. 5. Wenn gleich durch Ausfallen der untern Schneidezähne auch andere Ar— ten zweizähnig werden können, und dieſer Umſtand an dem einzigen und aus— geſtopften Exemplare, das ich in unſerer Sammlung für den Spixſchen V. bidens anſehen muß, nur ein zufälliges iſt, ſo ſoll zur Vermeidung von Confuſion gleichwohl der einmal gegebene Name beibehalten werden. Schnei— dezähne find vorhanden: 2; Backenzähne jederſeits 3. Das Naſenblatt iſt kurz, oval ⸗lanzettförmig und gleich dem Hufeiſen ganzrandig. Die Ohren ſind groß und namentlich auch ſehr breit, am vordern Rande etwas mehr gewölbt als am hintern und an dieſem etwas ausgeſchnitten, auf der hintern Hälfte der Innenſeite von vielen Querfalten durchzogen; die Klappe iſt ſehr kurz. An der Spitze der Unterlippe ſieht man noch die gewöhnlichen War— zen. Der kurze Schwanz ſchaut nur mit einem Knöpfchen aus der Schen— kelflughaut hervor, die ihn weit überragt und von ſehr langen Sporen un— terſtützt wird. Die Flügel ſind lang und breit, enden an der Fußwurzel, ſind unten um die Arme und den Leib flaumig, oben ſpärlicher, behaart, 400 Phyllostoma. im Uebrigen nackt. Die Behaarung ift lang und weich, oben ein -, unten zweifarbig. Die Farbe der Oberſeite iſt dunkel roſtbraun, was an den Spitzen etwas lichter wird; auf der Unterſeite ſind die Haare in der untern Hälfte dunkelbraun, in der obern grauweißlich; die Flughäute ſchwärzlichbraun. Ph. bidens. Ph. bicolor. Länge 20) des Körpers nach der Krümmung... .. 3“ 1“ Gen — vom Scheitel bis zum Steife 2 4 N — der Ohren n 0 7 Bfeite derſed eng 0 a 0 5 Länge des Schwanzes . 05 0 24 — der Schenkelflughaut in N Mitte, Sci. 1 0 0 6 — des Vorderarm 2 2. - 0 0 ; des Mafenblattesnn ß 3 — der Sporen . 010 0 2 Die Heimath i iſt raten 7. Ph. bicolor Wacx. Die geſcheckte Blattnaſe. Ph. bicolor, supra pilis albidis, basi et apice ferrugineo - fuscis, gastraeo albi- do, auriculis mediocribus, cauda calcaribusque brevissimis. Vampyrus soricinus. Srıx vesp. bras. p. 65. tab. 36. fig. 2, 6. Unter den unbeſtimmten Fledermäuſen unſerer Sammlung findet ſich eine ausgeſtopfte Blattnaſe, die vielleicht der V. sorieinus von Spix feyn könnte, indem ſie zwar in einigen Merkmalen nicht ganz zu deſſen Beſchrei— bung paßt, aber in allen Hauptcharakteren damit übereinſtimmt. Von Ph. soricinum Geof fr. iſt die Spixiſche Art eben fo verſchieden, als es die Geoffroyiſche vom Vespert. sorieinus Pall. ift, daher für unſer Thier ein neuer Name nothwendig wurde, den ich von dem Merkmal hergenom— men habe, das ſelbiges am meiſten auszeichnet. Die Geſtalt iſt die ge— wöhnliche der Blattnaſen. Der Kopf mit kurzer dicker Schnautze; das Huf eiſen iſt, nach Spix, vorn von der Lippe nicht geſondert, was jedoch blos Folge der Eintrocknung iſt, indem man an unſerm Exemplare die Sonde— rung leicht ſehen kann; das aufrecht ſtehende Blatt iſt abgebrochen, hat aber, nach Spix, eine ovale Lanzettform und iſt ganzrandig. Die Spitze der 20) Es verſteht ſich, daß dieſe Maaße, als von trocknen Exemplaren entnommen, nur ei⸗ nen approximativen Werth haben können. Blattnaſe. 401 Unterlippe iſt mit Warzen beſetzt. Die Ohren ſind von mittlerer Größe; der innere Rand ziemlich ſtark gebogen, der äußere etwas ausgerandet; die Klappe 3 fo lang, am innern Rande faſt gerade, am äußern unter der Mitte erweitert und dann ſchief in eine Spitze auslaufend, wobei dicſer Theil des Randes zwei leichte Ausbuchtungen zeigt. Der Schwanz iſt ſehr kurz und dünn, ragt an ſeinem Ende blos als ein winziges Knöpfchen her— vor und die Schenkelflughaut, die halbmondförmig ausgeſchnitten iſt, geht ums Doppelte über ihn hinaus. Die Sporen ſind ſehr kurz. Die Flügel groß, nackt und enden an der Fußwurzel. Die Behaarung iſt weich, lang und reichlich, und, was ſie vornämlich auszeichnet, durchgängig von zwei, oben eigentlich ſogar von drei Farben. Auf der Oberſeite ſind die Haare an der Wurzel und Spitze dunkel rothbraun, in der breiten Mitte weiß, was bei Sträubung derſelben ein marmorirtes Anſehen giebt. Auf der Un: terſeite ſind die Haare nur zweifarbig, indem blos die Wurzeln roſtbraun, die längere Spitzenhälfte aber gelblichweiß iſt, was am lichteſten an den Sei— ten iſt, wo die Halsſeiten faſt ganz weiß find. Die Flughäute ſind licht: braun, an den Anſatzſtellen viel dunkler; Spix nennt ſie ſchwarz. — Die Heimath iſt Braſilien. 8. Ph. brevicaudum Nrw. Die kurzgeſchwänzte Blattnaſe. Ph. bicolor, pilis basi et apice fuscis, medio albidis, gastraeo griseo- fusco, auriculis mediocribus, cauda calcaribusque brevissimis. Phyllostoma brevicaudum. Pr. v. Neu w. Beitr. II. S. 192 mit Abbild. Phyllostoma Grayi. WATERHousE zool. of the Beagle. p. 3. tab. 2 (Thier), 35 fig. 2 (Schädel) 21). 21) Waterhouſe's Ph. Grayi kann ich nicht für verſchieden von Ph. brevicaudum anfee hen; doch will ich ſeine Beſchreibung zur beliebigen Vergleichung hier beifügen. Das Naſenblatt iſt lanzettförmig und mäßig groß. Die Ohren ſind ebenfalls von mittlerer Größe, an der Spitze abgerundet und am äußern Rande ausgeſchnitten. Die Klappe iſt verlängert, gegen die Spitze ſchnell verdünnt, am Außenrande gegen die Baſis tief ausgeſchnitten und darüber undeutlich ges kerbt. An der Spitze der Unterlippe ſitzt eine größere Warze, umgeben von einer halbovalen Gruppe kleinerer Warzen. Schneidezähne giebt es T, Backenzähne 3. Der Schwanz iſt dünn, kurz und von der mäßig großen Schenkelflughaut, die hinten ausgeſchnitten iſt, ganz umſchloſſen. Die Sporen (wie die Figur zeigt) ſind ſehr kurz. Der Pelz iſt weich und ziemlich lang. Die allgemeine Farbe der obern und untern Theile iſt bräunlich aſchgrau. Die Haare der Oberſeite Suppl. 51 402 Phyllostoma. Drei im Weingeiſt aufbewahrte Exemplare, die ich von Erlangen zur Anſicht erhielt, kommen vollkommen mit des Prinzen von Neuwied Be— ſchreibung überein. Die Schnautze iſt von der gewöhnlichen kurzen, abge— ſtutzten Form. Das Naſenblatt iſt oval-lanzettförmig, zugeſpitzt, ganzran⸗ dig, ohne Furchen, auf einem kurzen Stiele ſitzend, bald ſtumpfer, bald ſchärfer zugeſpitzt, und im letztern Falle faſt um eine Linie länger. Das Hufeiſen iſt der Quere nach breit, der Länge nach ſchmal und in der Mitte etwas gekörnt. Seitwärts neben dem Blatte zieht ſich eine wulſtige Erha— benheit herab, und auf den Seiten der Schnautze ſieht man 2 — 3 rund— liche Wärzchen. An der Spitze der Unterlippe ſitzt eine größere rundliche Warze, die im Halbkreis von andern mehr länglichen und gedrängt ſtehen— den umgeben iſt. Die Ohren ſind von mittlerer Größe, am Außenrande etwas ausgeſchnitten. Die Klappe iſt auf der Innenſeite ziemlich gerade; auf der äußern in der untern Hälfte mit 3 Zähnen beſetzt, in der obern ganz fein gekerbt. Der ſehr kurze Schwanz tritt nur mit einem feinen Knöpfchen frei aus der Schenkelflughaut hervor, die ihn weit überragt. Die Sporen find ſehr kurz; die Flügel ſetzen ſich an der Fußwurzel an und find gleich der Schenkelflughaut nackt. — Die Farbe iſt im Allgemeinen auf der Oberſeite röthlich rußbraun mit graulichem Anflug, unten merklich heller. Die Haare der Oberſeite ſind an der Wurzel braungrau, in der Mitte weiß— lich, dann dunkelbraun, häufig mit lichten Spitzen. Unten ſind die Haare einförmig braun, mit lichtgrauen Spitzen. Eigene Meſſung. Pr. v. Neuwied. Waterhoufe. Länge des Körpers (nach der Krümmung) 2“ 6 Ze ds 2 5 —, gerade, vom Scheitel bis zum Steiße 1 9 — des Schwanzes . 0 3 0 3 0 2 — der Schenkelflughaut in der Mitte 0 7 — des ganzen Naſenbeſazes . . 0 4 — des Naſeublattsz . 0 3 0 2 0 33 ſind an der Wurzel grau, dann weißlich, gegen die Spitze bräunlich aſchgrau und an der Spitze weißgrau; die Unterſeite iſt faſt einförmig braun aſchfarben, indem nur die Haarſpitzen weißlich find. Die Häute find rußſchwarz. — Waterhouſe bemerkt noch, daß dieſe Art durch die Warzen der Unterlippe mit Ph. Childreni Gray (mag. of zool. aud bot. n. 12.) überein komme, doch ſey letzteres viel kleiner und anders gefärbt. Dieß Ph. Childreni iſt mir nicht weiter bekannt. Blattnaſe. 403 — 18 Eigene Meſſung⸗ Pr. v. Neuwied. Waterhoufe: Breite deſſelben. 0 2% Länge des Ohrs 00 72 9 5? 00 7 — des Oberarm. 1 6 1 4 — des Schienbeins 0 8 0 7 0 7 — der Spore % 8 0 3 Flugweite o - 11 0 11 0 10 0 Die Heimath iſt Braſilien, wo der Prinz von Neuwied dieſe Blatt⸗ naſe in einem alten Gebäude in den großen Wäldern an dem kleinen Fluße Jucu, unweit des Rio do Espirito Santo, fand. Darwin ſammelte eine ziemliche Anzahl in einem alten Kalkofen zu Fernambuk 22). c) Cauda nulla, dentes molares 2 aut 5 (Artibeus und Madataeus Lach, Phyllostoma Srıx). 9. Ph. perspicillatum Lmn. Die kerblippige Blattnaſe. Ph. saturate fuscum, subtus pallidius, apparatu nasali marginibus integro, prosthemate ovato- acuminato, longitudinaliter bisulcato, labiis ad marginem cre- nulatis. Phyllostoma perspicillatum. GEoFrFr. ann. du mus. XV. p. 176. tab. 11 (Kopf). — Desmar. mamm. p. 120.— WATERHoUSE zool. of the Beagle. p. 4. Phyllostoma planirostre. Srıx vesp. bras. p. 66. tab. 36. fig. 1. Phyllostoma obscurum. Pr. v. Neu w. Beitr. II. S. 203 mit Abbild. Vespertilio perspicillatus. Linn. mus. Ad. Frid. p. 7; syst. nat. XII. p. 47. Grand fer-de-lance. Bor. suppl. VII. p. 292. tab. 74. Von ſeinem Phyllostoma planirostre hat Spix 3 Exemplare in Weingeiſt hinterlaſſen, auf welche des Prinzen von Neuwied Beſchreibung feiz nes Ph. obscurum vollkommen paßt. Eben fo ſtimmt Buffows grand 22) Zu den Blattnaſen dieſer Abtheilung gehört wohl auch die Gattung Mo nophyllus von Leach (Linn. transact. XIII. p. 76) mit den Merkmalen: Dentes prim. 4, mol. 6, rhinophyllus erectus, cauda brevis; wozu die einzige Art M. Redmanni LEACH (supra fuseus, subtus murinus, aures rotundatae) aus Jamaika. Dieſer Abtheilung wird ſich auch Lophiostoma silvicola D’OrRBIENY (voy. dans l’Amer. merid. livr. 17) anreihen, zur Zeit nur aus der Abbildung bekannt. Der Schwanz ift kurz und wird weit von der großen Schenkelflughaut überragt. Schueidezähne find A, Backenzähne 8 ſichtlich. Das Naſenblatt gleicht dem von Ph. bastatum; die Klappe ift oval und zugeſpitzt; die Ohren zeigen eine Längsfalte. 51 * 404 Phyllostoma. fer-de-Iance hiemit überein, fo wie die kurze Diagnofe von Linne's V. perspicillatus; auch Geoffroy's Ph. perspieillatum bietet nur in der Färbung eine geringe Abweichung dar?). Die nachſtehende Beſchreibung iſt nach den Spix'ſchen Exemplaren entworfen. Der Kopf iſt dick mit angeſchwollener Schnautze. Die Ohren ſind im Verhältniß zu denen von Ph. hastatum und eirrhosum kurz und ſchmal, ihr äußerer Rand in der untern Hälfte umgeſchlagen, in der obern ausge— ſchnitten, der vordere Rand ſtark eonvex. Die ſehr kurze Klappe iſt von der gewöhnlichen Form, unter der Mitte des Außenrandes mit zwei oder drei Zacken. Das aufgerichtete Naſenblatt hat eine oval-lanzettartige Form mit dünnerem Stiel und ziemlich auswärts gebogenen Rändern; es iſt von der Anheftungsſtelle an von 2 Längsfurchen durchzogen, die jedoch noch un— terhalb der Spitze enden. Das Hufeiſen zieht ſich mit ſeinen Schenkeln ziemlich weit am Naſenblatt hinauf, und dieſes wie jenes iſt an ſeinen Rän— dern ganz, ohne Einkerbungen. Neben jedem Seitentheil des Hufeiſens ver— läuft eine wulſtige, aus drei Warzen beſtehende Erhöhung, hinter welche noch eine rundliche Warze ſteht. Die Lippenränder ſind außen gekerbt, in— nen mit kleinen ſchmalen Querblättchen wimperartig beſetzt. Außerdem ſtehen an der Spitze der Unterlippe zunächſt dem Rande drei Warzen, von denen die mittelſte die größte iſt, und dicht darunter eine andere Reihe, welche zu den Seitenrändern der Lippe aufſteigt, und außer der mittlern ohngefähr 7 an Größe nach hinten abnehmende Wärzchen zeigt. Die ſackartige Grube am Halſe fehlt den Männchen fo gut als den Weibchen. Die Flughäute ſind ungemein groß, an den Seiten, wie auch die Schenkelflughaut von eini— ger Behaarung angeflogen; letztere bi det einen ſtark einſpringenden Winkel, iſt aber ſelbſt am Steiße noch ziemlich breit. Die Sporen, welche dieſelbe unterſtützen, find ungemein kurz; die Flügel reichen beinahe bis zur Zehen— wurzel. Backenzähne finden ſich Z vor. Die Farbe iſt dunkel graubraun, 23) Leach unterſcheidet ſeine Gattungen Madataeus und Artibeus dadurch, daß an jenem der Zeigefinger (mit Einſchuß des Mittelhandknochens) 2, an dieſem nur 1 Glied haben ſoll. An unſern Skeleten erſehe ich allerdings, daß an jenem die einzige Phalanx vollkommen knöchern, au Artibeus nur der Aufang derſelben verknöchert iſt; indeß iſt dieſer Unterſchied ſo weſentlich nicht, um eine generiſche Trennung zu rechtfertigen. Blattnaſe. 405 unten etwas lichter; an dem einen Exemplare zeigt ſich ein lichter, aber wer nig markirter Längsſtreif vom Auge nach den Ohren. Eigene Meſſung. Pr. v. Neuwied. Geoffroy. Länge bis zum After (nach der Krümmung) 3“ 8““ ss’. 0” 3D 0% — der Schenkelflughaut in der Mitte 0 6 — 7 06 — des Kopf 1 24 15 1 — der Ohren 0 9 0 6 0 9 — des Naſenblatts . 0 44 0 4 0 4 Breite deſſelbe n 0 24 O0 3 — des Hufeiſens . . 0 3 Länge des Vorderam . . 2 44 2 10 — des Schienbeins . 0 11 0 % — der Sporen 0 3 0 3 0 2% Flugweite 8 .16 0 16 7 17 0 Die Heimath iſt Braſilien, wo Spix dieſe Art zu Bahia, der Prinz von Neuwied zu Villa Vigoza am Fluße Peruhype antraf; nach Gervais kommt ſie auch auf den Antillen vor. Einen verbürgten Fall, wo Thiere dieſer Art über Nacht einen Baum von Achras sapota ſeiner Früchte entleerten, führt Geoffroy (cours, 14 leg. p. 36) an. 10. Ph. jamaicense Lach. Die graue Blattnaſe. Ph. e canescente fuscum, subtus murinum, apparatu nasali marginibus integro, prosthemate ovato-acuminato, longitudinaliter bisulcato, labiis ad marginem cre- nulatis. Artibeus 24) jamaicensis. Leaca Linn. transact. XIII. p. 75. — Gray ann, of nat. bist. III. n. 21. p. 2. Phyllostoma jamaicens e. Horsr. zool. journ. III. p. 238. tab. suppl. 21. Der kurzen Angabe von Leach hat Horsfield (nach demſelben Exem— plare, das Erſterer benützte, und nach einigen andern) eine etwas ausführ— lichere Beſchreibung, nebſt einer mittelmäßigen Abbildung, nachfolgen laſſen, woraus Nachſtehendes das Weſentliche iſt. Der Körper iſt robuſt, lang und weich behaart. Die Ohren find ſchmal, länglich und abgerundet. Die Nafe 24) Der Madataeus Lewisii LEA (Linn. transact. XIII. p. 82) iſt mit ziemlicher Si— cherheit nichts weiter, als die auf Jamaika vorkommenden Individuen von Ph. perspicillatum, 406 Phyllostoma. iſt an den Seiten mit einem weichen Flaum, unter welchem einige ſteife Haare ſtehen, beſetzt. Die Zähne kommen mit der, bei den Gattungsmerk— malen angegebenen Beſchreibung überein. Die Schenkelflughaut iſt tief aus— geſchnitten. Die Farbe iſt oben grau, ins Braune ziehend, aber ohne Beimiſchung von Gelb oder Roth; unten iſt ſie blaſſer und bläulich, oder mausfarben (murinus), wie ſie Leach nennt. Die Haare ſind an der Spitze dunkler, ſo daß nach der Lage der Haare der Pelz eine dunklere oder hellere Schattirung erhält; die Unterſeite hat einen Silberglanz. Die nack— ten Häute find ſchwärzlich?s). — Die Länge bis zum Ende der Schen— kelflughaut iſt 4“ 10; die Flugweite 15°). , Die Heimath iſt Jamaika und Kuba. Mac Leay, der dieſe Art auf letzterer Inſel auffand, bemerkt, daß ſie Orangen an den Bäumen verzehre und die Schale leer zurücklaſſe, daß ſie aber auch Nachts in die Schlafzimmer komme, um Muskitos auf⸗ zuſuchen. 11. Ph. falcatum Grar. Die Sichel-Blattnaſe. Ph. digito indice falciforme curvato. Artib eus falcatus. Gray ann. of nat. hist. IH. n. 21. p. 1. 25) Horsfield ſetzt noch hinzu, daß Mund und Lippen wie bei Ph. planirostrum be⸗ ſchaffen, letztere von einer regelmäßigen Reihe von Warzen umgeben und der Mund innerlich mit einer ſchmalen und gewimperten Haut verſehen ſey. Sein Ph. jamaicense will er von Ph. planirostrum unterſcheiden durch die Struktur und Anheftung der untern Portion der Naſenhaut, durch den Mangel von Warzen an den Seiten der Naſe u. ſ. w. Hinſichtlich des erſteren Merk— mals muß ich jedoch bemerken, daß bei Ph. planirostrum das Hufeiſen an ſeinen Seitenrändern zwar ſtark abgelöſt iſt, am untern Rande dagegen minder, obgleich allerdings eine Furche auch hier daſſelbe von der Lippe abgrenzt. 1) Zu dieſer Abtheilung gehört wohl auch die Gattung Madataeus von Le ach, die ſich von ſeinem Artibeus durch einen zweigliederigen Zeigefinger unterſcheiden ſoll; da man indeß bei dieſer Gattung, wie vorhin erwähnt, für den Zeigefinger ebenfalls zwei Glieder annehmen kann, fo fallen beide Gattungen in eine zuſammen. Als Art führt Leach Madataeus Lewisii (Linn. transact. XIII. p. 82) aus Jamaika au mit folgenden Worten: Rbinophyllus verticalis acu- minatus, marginibus abrupte attenuatis integris ad apicem non attingentibus, bine hasti- formis. Aures acuminato-rotundatae, mediocres. Color nigricans. Dentes transversim striolati. Membrana postica acute emarginata. Expansio alarum 17.“ Dieſe etwas un- deutliche Definition würde fo ziemlich auch auf Ph. perspieillatum paſſen, und da nach Ger— vais (ann. des sc. nat: 2..8Er. p. 61) dieſe Art wirklich auf den Antillen vorkommt, fo könnte ihr allerdings der Madataeus jamaicensis zufallen. Blattnaſe N 407 Blos von Gray beſchrieben: „Lippenränder gekerbt, Innenſeite am Winkel gewimpert; Vordertheil der Unterlippe mit einer kleinern mittlern Warze, umgeben von einer halbmondförmigen Reihe von ſechs auseinander ſte— henden kleinen Warzen. Naſenblatt breit oval-lanzettförmig, ausgebreitet, mit eis nem ſehr breiten, erhöhten, gefalteten, vorgezogenen Rande an den Seiten. Klappe dick und innen am Ende conver, mit 3 oder 4 Kerben an der Aufe ſenſeite der Ohren. Pelz (im Weingeiſt) graubraun mit dunklen Haar⸗ ſpitzen, unten blaſſer. Die Schwingen find groß und ſchwärzlich; der Zei- gefinger iſt ſichelförmig gekrümmt?), mit glatter durchſcheinender Haut zwi⸗ ſchen ihm und dem Mittelfinger. Eichel der Ruthe körnig. — Die Form des Zeigefingers unterſcheidet dieſe Art ſogleich von den andern.“ — Die Heimath iſt Kuba, wo Mac Leay ſie entdeckte. 12. Ph. superciliatum Nxuw. Die augenbraunige Blattnaſe. Ph. cano-fuscum, stria alba utrinque a naso ad auriculam currente, prosthe- mate ovali-lanceolato. Phyllostoma superciliatum. Pr. v. Neuw. Beitr. II. S. 200. — Reng⸗ ger's Paraguay. S. 74. Chauve- souris premiere ou obscure et ray ée. Azar. ess. II. p. 269. Geoffroy hatte Azara's Ch. premiere zu Ph. perspieillatum gerechnet. Wegen der verſchiedenen Bildung des Naſenblattes erklärte jedoch dieß der Prinz von Neuwied nicht für zuläſſig, ſondern ſah jene Blatt naſe für identiſch mit feinem Ph. superciliatum an, von dem er freilich nur ein, bereits in Fäulniß übergegangenes Individuum aufgefunden hatte. Rengger iſt derſelben Meinung und giebt folgende Beſchreibung. Das auf⸗ ſteigende Naſenblatt iſt oval, lanzettförmig, ohne Ausſchnitt, mitten auf ſei⸗ ner Vorderfläche mit einer herablaufenden Leiſte verſehen und 6“ lang. Das Ohr iſt eiförmig und oben am äußern Rande etwas anusgeſchnitten; die Klappe iſt kurz, ſchmal, ſpitz und am äußern Rande mit einem Zahn. Die Schenkelflughaut füllt den größten Theil des Raumes zwiſchen den Hinter⸗ 2) Bon Artibeus jamaicensis bemerkt dagegen Gray, daß der Zeigefinger gerade iſt, das! Naſenblatt eine ſtarke Mittelrippe hat, und der Vordertheil der Unterlippe mit einer ziemlich großen mittlern und zwei kleinern ſeitlichen Warzen, umgeben von einer Reihe dicht Nehme länglicher; Warzen, beſetzt iſt. 408 Phyllostoma. beinen aus, iſt nur wenig ausgeſchnitten und wird durch zwei ſtarke Spo— ren unterſtützt. Beide Lippen ſind vorn mit kleinen Warzen beſetzt. Die Flughäute und Ohren find größtentheils nackt. — Die Farbe der Haare iſt graulichbraun, die der nackten Theile graulichſchwarz. Von jeder Seite der Naſe läuft über dem Auge hin ein weißer Streif bis zum Ohre. — Die Länge?) bis zum Steißbein iſt 3“ 8%, die Flugweite 17“. — Die Heimath iſt Braſilien, wo der Prinz von Neuwied ein todtes Exem— plar an einem Baume hängend in der Nähe der Küſte bei Cabo Frio fand; ferner Paraguay, wo man nach Rengger einzelne in hohlen Bäumen zwi— ſchen dem 24 — 25° Breite antrifft. 13. Ph. line atum Georrr. Die geſtreifte Blattnaſe. Ph. fuscum, striis facialibus quatuor unaque dorsali albis. Phyllostoma lineatum. GEoFFR. ann. du mus. XV. p. 180, 186. — Desmar. mamm. p. 120. — Lichtenſt. Verz. d. Doub. S. 3. — Rengger's Para⸗ guay. S. 75. Chauve-souris seconde ou Ch. brune et ray ée. Azar. ess. II. p. 271. Bisher nur aus Azara's Beſchreibung, der Geoffroy blos den ſy— ſtematiſchen Namen zufügte, bekannt; in neuern Zeiten aber auch von Reng— ger geſchildert, deſſen Darſtellung hier zu Grunde gelegt wird. Das Huf— eiſen hat vorn in der Mitte einen kleinen Ausſchnitt; das aufſteigende Na— ſenblatt iſt lanzettförmig, ganzrandig und auf der Vorderfläche von drei Längsfalten durchzogen. Die Ohren ſind oval, in der Mitte des äußern Randes ſtark ausgeſchnitten; die Klappe iſt lanzettförmig, an der Spitze et— was abgerundet und am äußern Rande mit zwei Zähnen verſehen. Die Lippen find mit Wärzchen beſetzt. Azara zählt 5 Backenzähne; Rengger hat nur $ gefunden. Die Schenkelflughaut iſt am Rande ausgeſchnitten. Die Behaarung iſt kurz und weich; Naſenblatt, Ohren, Flughäute und Gliedmaſſen ſind faſt nackt. — Die Farbe der Oberſeite iſt braun, die Unterſeite graulichbraun. Vom Mundwinkel läuft ein feiner weißer Streif 3) Der Prinz von Neuwied giebt die ganze Länge bis zum Ende der Flughaut auf 4“ 5° an; die Schenkelflughaut laßt ſich vom Körper abziehen auf 93“, Länge des Naſenblattes beinahe 4°. Die geringe Größe des letzteren mag vielleicht Folge der Einſchrumpfung, wie auch die weiße Farbe der Klappe und der Flügelſpitzen eine Folge der Fäulniß geweſen ſeyu. Blattnaſe. 409 bis an die Mitte der Ohrwurzel; ein anderer, etwas breiter, zieht vom Naſenloche über das Auge und endet über dem Ohre; endlich läuft ein wei— ßer Streif längs der Mitte des Hinterhauptes und dem Rückgrath bis zum Steiße. Die nackten Theile ſind bräunlichſchwarz. Männchen und Weibchen ſind ſich in der Färbung gleich. aer, er Fee e e e e 12 0 Beile Deiabano 5 5 5 or so 0 4 Länge des Naſenblattes » 0 42 Länge der Klappen . 0 2% Bpeite deſſelben en 0 3 Man findet dieſe Blattnaſe beinahe in ganz Paraguay, vorzüglich in hohlen Bäumen, die nahe am Waſſer ſtehen, zuweilen auch in Städten zwiſchen den Dachbalken. 14. Ph. brachyotum Nevw. Die kurzöhrige Blattnaſe. Ph. fuliginosum, subtus pallidius, auriculis brevibus et latis, prosthemate gra- cili acuminato, calcaribus brevibus. Phyllostoma brachyotum. Pr. v. Neuw. Beitr. II. S. 196 mit Abbild. Der Prinz von Neuwied giebt folgende Beſchreibung. Die Geſtalt iſt kurz und dick. Die Ohren ſind breit, mäßig hoch, oben und am innern Rande abgerundet, am äußern ziemlich ſenkrecht abgeſchnitten; die Klappe iſt ſehr klein, etwa ſo hoch als breit, oben ſtark zugerundet. Das Naſen— blatt iſt ſchlank, ſchmal zugeſpitzt, an den Seiten abgerundet, und unter der Spitze ſeicht ausgeſchnitten. Backenzähne find 5 vorhanden. Die Sporen ſind kurz. Die Schenkelflughaut iſt quer über von einem Fuße zum andern ziemlich gerade ausgeſpannt. Die Flügel ſind eine Linie hoch über der Ferſe befeſtigt und nackt. — Die Farbe iſt dunkel rußfarben, wobei die Haare an der Wurzel graubräunlich, an den Spitzen dunkel ſind; die untern Theile ſind heller, mehr ins Graubräunliche fallend. Länge des Körpers. 2“, 4“ Länge des Schienbeins . 0“ 72“ — des äußern Ohrs 0 4 — des Fußes 0 5 — des Naſenblatts . .. 23 bis 0 3 Sporn 0 3 Die Heimath iſt Braſilien. 4) Azara giebt die Länge zu 2“ 9“ an. Suppl. 52 410 Phyllostoma. 15. Ph. infundibuliforme Rencc. Die Trichter - Blattnafe. Ph. fuscum, prosthemate integro, brevi, ad apicem rotundato, calcaribus longis. Phyllostoma infundibuliforme. Rengger's Paraguay S. 77. Rengger bemerkt, daß dieſe Art zwar große Aehnlichkeit mit Azaras Chauve- souris troisieme (Ph. rotundum Geoffr.) habe, daß jedoch das Naſenblatt nicht mit der Beſchreibung von Azara übereinkomme. Ob dieſe Differenz in der Natur, oder vielleicht nur in der Ungenauigkeit der Angaben liege, iſt erſt noch zu ermitteln. Im Nachfolgenden gebe ich Reng— ger's Beſchreibung. Die Schnautze iſt etwas ſpitzer als bei Ph. Iineatum. Die Naſenlöcher ſitzen in zwei trichterförmigen Fortſätzen des liegenden Thei— les vom Naſenblatte, deſſen äußerer Rand von einer kleinen Rinne umgeben wird; das aufſteigende Blatt iſt kurz, beinahe eben ſo breit als hoch, oben abgerundet und in ſeiner Mitte mit einer herablaufenden Leiſte oder Falte verſehen. Die Ohren ſind dreieckig, nach oben zugeſpitzt, am äußern Rande ſtark ausgeſchnitten; die Klappe iſt etwa 3 lang, ſchmal, oben ſpitz und am äußeren Rande mit einem Zahn. Die Unterlippe iſt mit Warzen, die ein V bilden, beſetzt. Die Flughaut läuft nicht ganz bis zum Fußgelenke herab; die Schenkelflughaut iſt ausgeſchnitten. Die Haare ſind weich und auf dem Rücken 2 lang. Die Farbe der Oberſeite iſt braun, der Unterſeite gelb— lichbraun; die nackte Haut dunkelbraun. Beide Geſchlechter ſind gleichfarbig. Länge des Körpers 3“ 0“ | Länge des Kopfz 0“ 9, ee, le — der Sporen eee — der Klappern 0 3 Flugweife END Die Heimath iſt Paraguay, wo man dieſe Art vorzüglich in Wäl— dern findet; ſie läuft ſehr ſchnell auf dem Boden und vertheidigt ſich muthig mit den Zähnen 5). 5) Dieſelben Eigenſchaften giebt Azara (ess. II. p. 275) von feiner Chauve- souris troi- sieme ou brune (Geoffroy's Ph. rotundum) an. Die Beſchreibung des Naſenbeſatzes, die mir nicht ganz klar iſt, heißt bei ihm: „le museau est pluföt aigu que plat, est sur sa pointe est une membrane divisee en deux, formant deux pointes dans le haut, et dans ces pointes sont les narines. En arriere de ces membranes, de chaque cöte, est un pli notable, parallele à la bordure de la membrane du nez; et de la partie intermédiare des deux pointes nait une autre membrane, qui a, dans son milieu, une profondeur sensible, et dont les bords excedent beaucoup moins, que dans les emplättes des autres Chauve- Blattnaſe. 411 16. Ph. Lilium Georrr. Die Lilien⸗Blattnaſe. Ph. e rufescente fuscum, subtus cano-fuscum, prosthemate fere orbiculari, pau- julum acuminato. Phyllostoma Lilium. GBO PR. ann. d. mus. XV. p. 181, 186. — Desuar. mamm. p. 121. — Rengger's Paraguay S. 78. Phyllostomus spieulatus. Lichtenſt. Doubl. Verz. S. 3. Chauve- souris brun-rougeatre ou quatrieme. Azar. ess. II. p. 277. Das aufſteigende Naſenblatt iſt beinahe kreisförmig, oben jedoch etwas zugeſpitzt. Die Ohren laufen ſpitz zu und ſind an ihrem äußeren Rande ausgeſchnitten. Der Ohrdeckel iſt lanzettförmig und nach außen mit zwei Zähnchen verſehen. An der Unterlippe ſitzen einige Warzen. Die Schen⸗ kelflughaut iſt ausgeſchnitten. Azara fand oben wie unten nur 2 Schneide: zähne. Die Farbe iſt oben röthlichbraun, unten graulichbraun. Länge des Körpers 2“ 3“ Breite des Blattes 0“ 3% e, s — MEDIEN e e — des Naſenblattes 0 3 Flugweite 12 0 Dieſe Maaße ſind von Azara entlehnt. Die Heimath iſt Paraguay. d) Cauda nulla, dentes molares 5 (Vampirus Georrkr.). 17. Ph. Spectrum Linn. Die Geſpenſt⸗Blattnaſe. Tab. XLV. Ph. maximum, auriculis, patagio anali calcaribusque lengis; prosthemate lan- ceolato parvo. Phyllostoma Spectrum. GEOFTR. ann. du mus. XV. p. 174, 186. tab. 11 (Kopf u. Schädel). — Desmar. mamm. p. 121. Vampirus Spectrum. GEOFFR. cours. 14. leg. p. 32. — Leacu Linn, trans- act. XIII. p. 80. Vespertilio Spectrum. Linn. syst. nat. XIII. p. 46. — Schreb. I. S. 159. tab. 45 (fig. Seba), 45. Vampire. Burr. X. p. 55. — Cuv. regn. anim. I. p. 117. Weil ſich hier im Unterkiefer ein Backenzahn mehr findet, als bei den andern Arten (alſo 6 Backenzähne unten), und der Schädel zugleich geſtreck— souris, et ne se terminent pas en pointe, mais en rond, dans la partie supérieure. Die Farbe iſt braun, die Länge 24“. 52 412 Megaderma. ter iſt, hat Geoffroy eine befondere Gattung errichtet unter dem Namen Vampirus, die nicht mit der gleichnamigen von Spix zu verwechſeln iſt. Sie fällt auf durch die Länge der Schnautze, die Größe der Ohren und Kleinheit des Naſenblattes, welches letztere an der Mitte etwas verdickt, an den Rändern ſchwach conver und ganz, am obern Ende zugeſpitzt iſt und über dem Hufeiſen ſich erhebt, ohne an ſeiner Wurzel ausgeſchnitten zu ſeyn. An der Unterlippe werden nur 2 Warzen angegeben. Die Flügel erſtrecken ſich bis zur Wurzel der erſten Zehe. Der Schwanz fehlt ganz. Die Schen— kelflughaut iſt ſehr groß, füllt den ganzen Raum zwiſchen den Beinen aus und wird durch lange Sporen unterſtützt. Die Behaarung iſt weich, oben von einer kaſtanienbraunen Farbe, unten röthlichgelb. — Die Heimath iſt Guiana. Länge des Körpers.. . 5“ 64% | Breite des Nafenblattes . ... 0“ 3 = ee , e e e e 1 10 Länge der Schenkelflughaut .. 2 7 — fr DNN 0 8005 5 5 der Ohren 1 6 — des NaſenblattT s 42 XI. MEGADERMA. Die Ziernaſe. Dentes primores 9, nasus appendice triplici, auriculae amplissimae coalitae, trago praeditae; cauda nulla, patagium anale magnum. Bei den Ziernaſen ift die Entwicklung des Hautſyſtemes am weiteſten gediehen. Die Flügel ſind lang und breit und enden an den Hinterfüßen zwiſchen der Aten und 5ten Zehe; doch geht ihnen das überzählige Nagel: glied ab, welches am dritten Finger der Blattnaſen vorkommt. Die Ohren ſind ungeheuer groß und auf der Stirne mit einander verwachſen; ebenſo iſt die Klappe anſehnlich, welche den Kammnaſen abgeht und bei den Blattna— ſen wenigſtens kurz bleibt. Der Naſenbeſatz beſteht aus drei Theilen: einem ſenkrechten, einem wagrechten und dem hufeiſenförmigen. Der Schwanz fehlt, gleichwohl iſt die Schenkelflughaut beträchtlich groß und ganz. Schneidezähne giebt es ?; in der Oberkinnlade fehlt der Zwiſchenkie— fer und mit ihm die obern Schneidezähne; die untern ſind regelmäßig ge— ſtellt und gekerbt. Die Eckzähne ſind ſtark und die obern auf ihrer In— Ziernaſe. 413 nenſeite mit 2 Seitenzacken verſehen, von denen der kleinere vorn, der grö— ßere hinten liegt“). Backenzähne giebt es 5 Der Schädel zeichnet ſich aus durch gänzlichen Mangel des Zwiſchenkiefers, an deſſen Stelle blos ein Knorpel vorkommt, ferner durch das ſehr breite, kurze und flache Schnautzendach. — Die Zunge ift kurz, glatt, ohne Fur⸗ chen oder Warzen; die Lippen ſind behaart, und ohne Höcker. Die Gattung Megaderma, welche unter dieſem Namen 0 J zuerſt von den übrigen Blattnaſen abſonderte, beſchränkt ſich auf die heißen Gegenden der alten Welt. 1. M. Lyra Georrr. Die Leyernaſe. M. rufum, subtus canum, prosthemate verticali rectangulari, trago bilobato. Megaderma Lyra. GEoFFR. ann. du mus. XV. p. 190, 198. tab. 12. — Des- MAR. mamm. p. 124. — Is. GEoFFR. zoolog. de Belang. p. 86. Das aufrecht ſtehende Naſenblatt gleicht einigermaſſen einer Leyer; der mittlere Längswulſt iſt ſtark ausgeprägt, die Seitenlappen ſchlagen ſich nach vorn vor. Es iſt an ſeinem freien Ende viereckig abgeſchnitten, was man bei der Aufrollung deutlich ſieht; außerdem hat es den Anſchein, als ob es durch 3 Spitzen, von denen die mittlere die höhere, geendigt iſt. Die Seitenlappen verbinden ſich unmittelbar mit dem Hufeiſen. Das dritte Blatt, coneentriſch mit dem Hufeiſen, entſpringt von dem Längswulſte und hängt in ſeiner Mittellinie mit den Knorpeln zuſammen, welche die Naſenſcheide— wand bilden; es iſt ohngefähr um die Hälfte kürzer als das aufrecht ſte— hende Blatt. Die Ohren ſind auf der Stirne verwachſen und zwar ſo, daß ihre vereinigten Ränder eben ſo hoch ſind, als die darüber liegende freie Portion. Die Klappe ſpaltet ſich in zwei Lappen; der innere iſt abgerundet, der äußere noch einmal ſo lang und läuft in eine Spitze aus. Die Sporen ſind ſehr kurz; vom Steiße laufen drei Falten durch die Schenkelflughaut: die eine folgt der Mittellinie derſelben, die beiden ſeitlichen gehen zur Wur— zel der Sporen. Die Farbe iſt oben roth, unten fahlgelb. Sf. Geof— froy bemerkt jedoch, daß dieſe Angaben nach einem durch Licht und Wein— 6) So finde ich es wenigſtens bei Megaderma Frons. Geoffroy erwähnt von dieſen Seitenzacken nichts, Leach jedoch hat fie angegeben. 414 Megaderma. geiſt angegriffenen Exemplare gemacht ſey. Ihm zu Folge ift fie oben grau mit Roth gewäſſert, indem alle Haare dunkelgrau ſind mit rothen Spitzen; unten ſind die Haare faſt ganz ſchwarz mit weißer Spitze, wodurch ein ſehr hellgrauer oder ſelbſt graulichweißer Ton entſteht. Die Oberſeite des Kopfs iſt hellgrau; die Unterſeite des Unterkiefers allein iſt mit weißen und rothen Haaren ſparſam beſetzt. Die nackten Häute ſind etwas heller als bei den meiſten Fledermäuſen. — Die Heimath iſt der Kontinent von Indien, woher ſowohl Diard und Du vaucel, als auch Belanger Exemplare eingeſendet haben. 2. M. Frons Georrr. Die ſpitzklappige Ziernaſe. M. cinereum, prosthemate verticali longissimo, ovali; trago angusto, acuminato. Megaderma Frons. GOT R. ann. d. mus. XV. p. 192, 198, XX tab. 1 (Kopf). — DEsMmarR. mamm. p. 124. — Lesen, Linn. transact. XIII. p. 79. La Feuille. Daunzxr. mem. de l’acad. de Par. 1759. p. 374; Burr. XIII. p. 230. — Dict. class. fasc. 14. n. 4. Geoffroy hat dieſe Art auf ein von Daubenton beſchriebenes Exem— plar, ohne eine eigenthümliche Beſchreibung beizufügen, gegründet; ſpäter lieferte er auch eine Abbildung des Kopfes. Eine Abbildung des ganzen Thieres findet ſich im Diet. elass., Die jedoch, wie die meiſten Figuren in dieſem Werke, wenig Werth hat. Durch Dr. Pruner in Kairo, welcher der hieſigen Sammlung ein reiches Geſchenk an Säugthieren und Vögeln gemacht hat, ſind uns 5 Exemplare aus den obern Nilgegenden zugekommen, deren Kopfbildung ganz mit der Abbildung Geoffroy's übereinſtimmt, und auf die auch Daubentows Beſchreibung vollkommen paßt, mit der einzi— gen Ausnahme, daß er die Ohrklappe kürzer angiebt, was lediglich eine Folge der Einſchrumpfung ſeyn konnte. Nachfolgende Beſchreibung iſt nach unſern Exemplaren entworfen. Alle nackten Häute des Kopfes ſind enorm groß; die Ohren ſind lang und breit, oval, an der Spitze abgerundet mit einigen Längsfalten und auf der äußern Hälfte mit mehreren Querfalten; dabei ſind ſie faſt auf der ganzen untern Hälfte des Innenrandes mit ein— ander verwachſen. Die Klappe nimmt 3 der Ohrlänge ein, und bildet ein ſehr ſchmales, langes, in eine Spitze auslaufendes Dreieck, das an ſeinem Grunde auf der Innenſeite mit einem beſondern lanzettförmigen, aufwärts Ziernaſe. 415 gerichteten Anhängſel verſehen iſt. Die Ohren find hinten auf der untern Hälfte, ferner vorn an der breiten Vereinigungsfläche, und endlich, gleich— wie die Klappe an dem innern Rande, mit einem weichen Flaum bedeckt. Das aufrechte Naſenblatt iſt breit oval, längs der Mitte erhöht und be— haart, an den Rändern ganz; das zweite etwas ſchmälere Blatt geht von der Mittelrippe des vorigen aus und iſt breit oval; das dritte oder hufei— ſenförmige Blatt geht von den Seitenrändern des erſten aus, und ſpringt vorn über die Lippe etwas zungenartig hervor. Die Flügel ſind lang und breit; der Daumen an ſeinem Mittelknochen umwickelt; der Anſatz der Flü— gel iſt am Mittelfuß. Die Schenkelflughaut iſt groß, die Sporen kurz und ſchwach, der Schwanz fehlt ganz; dafür wird die Schenkelflughaut durch zwei Sehnenſtreifen unterſtützt, welche von der Mitte aus gegen die Fuß— wurzel verlaufen. Der Pelz iſt lang, dicht und weich; die Flügel ſind nur um den Ober- und Vorderarm wollig behaart. — Die Färbung der Rückenſeite iſt licht ſchiefergrau, was an den Spitzen heller wird, und bei einigen Exemplaren am Unterrücken ins Grünliche zieht. Die Haare der Unterſeite ſind an der Wurzel dunkler ſchieferfarben, als oben, ihre Spitze fällt meiſt ins Gelbliche, das mitunter etwas in Grünliche ſpielt. Die Flug⸗ häute find röthlichbraun; bei dem einen Exemplare fällt ihre Unterſeite, fo- wie das Naſenblatt, ſtark ins Citrongelbe. Die Krallen find dunkelbraun. Länge, gerade, vom Scheitel bis zum Länge des ganzen Naſeubeſatzes . . 0“ ya ala . . 2“ 5,“ | Breite des aufrechten Blattes . 06 Länge der Ohren 1 44 Länge des Oberarm 2 Beile derſelbe n 0 11 — der Schenkelflughaut .. 1 4 Länge der Klappfee nn 0 94 | Flugweike 0 8 5 0 Als Heimath bezeichnet Daubenton den e woher Adan- ſon das erſte Exemplar mitbrachte; Leach giebt Cape Coaſt an. Unſere Exemplare wurden in den obern Nilgegenden, wahrſcheinlich im Sennar ge⸗ ſammelt, ſo daß alſo die Art in dieſem Striche Afrika's die ganze Breite einnimmt. 3. M. Trifolium Georrr. Das Kleeblatt. M. murino-griseum, prostllemate verticali ovali, haud elongato; trago trilobato. Megaäderma Trifoliam. Ge£orrr. ann. d. mus. XV. p. 193, 197. tab. 12. (Kopf). — Desmar. p. 123. 416 Rhinolophus. Das aufrecht ſtehende Naſenblatt iſt oval und zugeſpitzt, der Länge nach gefaltet und an feiner Wurzel mit dem zweiten Blatte verſehen, das den Eingang der Naſenlöcher bedeckt; beide Blätter ſind faſt gleich groß. Das Hufeiſen iſt breiter als bei der Leyernaſe. Die Ohren ſind viel tiefer geſpalten als bei dieſer, indem fie nur auf 3 ihrer Länge vereinigt find. Die Klappe endigt oben mit 3 Zacken, von denen der mittlere viel länger iſt als die ſeitlichen. Die Sporen ſind länger und die Flügel durchſcheinender als bei der Leyernaſe. Die Behaarung iſt ſehr lang, weich und von maus— grauer Farbe. Leſchenault hat dieſe Art auf Java entdeckt!). XII. RHINOLOPHUS. Die Sammnafe. Dentes primores 2 aut 3, nasus appendice triplici, auriculae magnae discretae trago, privatae; cauda longa, patagio anali innata. Durch die eben angegebenen Merkmale find die Kammnaſen (Rhino- lophus Geoffr.) leicht von den verwandten Gattungen zu unterſcheiden. Die Ohren ſind unter der Mitte des Außenrandes ausgeſchnitten, ſo daß der untere Theil deſſelben als mehr oder weniger geſonderter Lappen vor— ſteht, der nach innen ſich einrollen und ſo das Ohr verſchließen kann; dieſer Lappen dient als Erſatz für die fehlende Klappe. Der Naſenbeſatz iſt drei— fach: die Naſenlöcher ſind nämlich von einer hufeiſenförmigen Haut umge— ben; dahinter folgt ein anderes Blatt, das ſich bei der zweiten Abtheilung dieſer Gattung als ein Längskamm oder Sattel (sella) aufrichtet, und dann das immer aufrecht ſtehende und verſchieden geſtaltete Naſenblatt (pro— 7) Sehr nahe verwandt mit M. Trifolium ift Vesp. Spasma LI xX. (Schreb. I. S. 158. tab. 48), das nach Seba's Darſtellung auf der Naſe ein doppeltes Herz trägt, deſſen Klappe nur 2 Zacken hat, wovon der äußere lang und ſpitz, der innere kurz und abgerundet iſt, und auf der Juſel Ternate zu Haufe ſeyn ſoll. Die älteren Angaben erheiſchen eine neue Prüfung, bevor man mit Sicherheit V. Spasma als Ate Art dieſer Gattung zulaſſen kann; Temminck wenigſtens erklärt ſie für identiſch mit M. Trifolium. Kammnaſe. 417 sthema). Der Schwanz reicht bis zum Ende der Schenkelflughaut, oder ſteht noch über dieſe etwas hinaus?). Der Schädel hat eine ausgezeichnete Bildung. Hirn- und Geſichts⸗ theil ſind durch eine auffallend ſtarke Einſchnürung von einander geſondert; erſterer mit einer hohen ſchneidenden Scheitelleiſte. Die Schnautze mit dem Oberkiefer iſt kurz; der Zwiſchenkiefer bildet blos eine ſchmale biegſame, ur— ſprünglich aus 2 Seitenhälften beſtehende Lamelle, die mit den Seitentheilen des Oberkiefers in gar keiner Verbindung iſt, ſondern nur an deſſen Gau— mentheil ſich anheftet. Die Naſengrube, in deren Mitte der lamellenartige Zwiſchenkiefer zungenartig vorfpringt, iſt fehr weit, der Naſenknochen unge— mein kurz und vorn mit 2 Blaſen endigend. Der Paukenknochen iſt blos auf der Außenſeite vorhanden, und läßt nach unten die ſchöne große Schnecke noch mehr frei als bei den Phylloſtomen “?). Schneidezähne giebt es 3 oder 2. Die obern fehlen entweder durch das Ausfallen im Alter, oder, nach Temminck, durch gänzlichen Mangel des Zwiſchenkiefers. Alle find klein, die untern 2 — Z3zackig; die obern, wegen des beweglichen Zwiſchenkiefers, beweglich. Die Eckzähne haben nichts Beſonderes. Backenzähne giebt es 5, 5, 8. Die geographiſche Verbreitung der Kammnaſen beſchränkt ſich auf die öſtliche Halbkugel, wo ſie von Südengland an bis nach Neuholland reichen, und in den meiſten Arten auf den Inſeln des indiſchen Archipels 8) Bei den Weibchen unſerer beiden einheimiſchen Arten, ferner bei mehreren ausländiſchen (Rh. nobilis, speoris, luctus, affinis) hat man dicht vor der Geſchlechtsöffnung zwei kurze, platt eylindriſche Anhängſel gefunden, über deren Bedeutung ſehr widerſprechende Angaben vorlie— gen. Geoffroy ſieht ſie für ein zweites Paar Saugwarzen an; Kuhl widerſpricht dieſer Deu— tung; Temminck hält fie für Organe, aus denen eine fettige ſtinkende Feuchtigkeit heraus fil- kert. Da ich während des Winters, wo ich mit der Bearbeitung der Handflügler beſchaͤftigt war, keine friſchen Exemplare mir verſchaffen konnte, fo unterſuchte ich zwei, im Weingeiſt auf- bewahrte Weibchen von Rh. ferrum equinum, wo freilich dieſe Anhaͤngſel etwas einge— ſchrumpft ſeyn mochten, indeß ergab ſich doch, daß ſie, mittelbar mit einander vereinigt, an dem Bande, das über die Schambeine ſich ſpannt, ſich anſetzen, ohne mit einer Drüſe in Ber- bindung zu ſtehen, ſo daß ſie wenigſtens nicht die Funktion von Saugwarzen haben können. Nach Kuhl finden ſie ſich noch nicht bei den einjährigen Weibchen. 9) Vergl. die vielen Abbildungen von Schädeln und dem Skelete von Kh. ferrum equinum auf Temminck's tab. 32. Suppl. 53 418 Rhinolophus. vorkommen. Ihre Schlupfwinkel find Grotten, alte Gebäude und Baum: höhlen. Nach der Beſchaffenheit des Naſenbeſatzes bringt man die Kammnaſen in 2 Abtheilungen. Zur erſten Abtheilung gehören diejenigen, wo das hintere Naſenblatt ein querliegendes ſchmales Band bildet; zur zweiten Ab— theilung diejenigen, wo es als Lanzette ſich erhebt, und der vor ſelbigem liegende Sattel deutlich ausgebildet iſt. a) Prosthemate simpliei transversali angustato. 1. Rh. nobilis Horsr. Die Edel- Blattnafe. Rh. dorso medio castaneus, lateribus albus, gastraeo medio bruneo-griseus, prosthemate simplici coroniformi, auriculis basi latissimis, lobulo distineto carentibus. Rhinolophus nobilis. Horsr. zoolog. research. n. 6 u. 7 mit Abbild. — Tru. monogr. II. p. 10. tab. 28 (Thier), 29 fig. 1 (Kopf), 32 fig. 1—3 (Schaͤdel). Die größte Art. Der Kopf iſt groß; die Ohren anſehnlich, an der Wurzel faſt ſo breit als hoch, am Ende zugeſpitzt, ohne deutlichen Lappen, außen zur untern Hälfte behaart, das Uebrige nackt und die äußere Hälfte der Innenſeite von ſchmalen Querreihen durchzogen. Das Naſenblatt iſt einfach, ungezackt, einigermaſſen einem Kronen-Durchſchnitt vergleichbar; das Hufeiſen iſt breit 1°). Hinterwärts und an der Wurzel des Naſenblat— tes finden ſich 4, dem freien Auge kaum ſichtliche Löcherchen. Am Erwach— ſenen: 3 Echneidezähne, wovon die untern zweilappig und auf einander gez drängt find; Backenzähne 3. Der Schwanz iſt fo lang als die Füße und halb fo lang als der Vorderarm. Der Pelz weich und lang. — Die Färz bung iſt recht angenehm. Die Haare der Oberſeite ſind an der Wurzel rothbraun, dann weißlich und an der Spitze wieder von erſterer Farbe. Am 10) Nach einem Weingeiſt-Exemplare, das ich fo eben aus der Erlanger Sammlung erhalte, gebe ich eine genauere Beſchreibung des Naſenbeſatzes. Das Hufeiſen beſteht aus einem einfa— chen breiten Blatte, das auf jeder Seite noch mit vier kleinen Blättchen eingefaßt iſt. Es ſetzt ſich über die Nafenlöcher hinaus fort und auf dieſem Fortſatze liegt eine dicke, quer ovale, in der hintern Mitte etwas in eine Spitze ausgezogene Platte, hinter welcher eine ſchmale, etwas gebogene, an den Rändern einfache, freie Binde folgt, die nur der nach hinten umgeſchlagene Rand des kurzen bauchigen Naſeublattes iſt, von dem von vorn her zunächſt blos dieſer Rand ins Auge fällt, der mit der vorhin erwähnten Platte eine Art Krone darſtellt. Kammnaſe. 419 Kopfe und Hals ſind die rothen Spitzen ſo kurz, daß daraus nur eine licht roſtgelbliche Färbung entſteht; am Rücken aber werden ſie ſo lang, daß die⸗ ſer kaſtanien-rothbraun iſt. Die Seiten des Rückens und der Bruſt nebſt der Schultergegend ſind rein weiß; die Mitte der Bruſt und des Bauches graubraun; die Ohren und Flughäute dunkelbraun. — Die Länge iſt 5“ 2“, wovon der Schwanz 1“ 6“ einnimmt; Flugweite 19“, Vorderarm 3“, Schienbein 1“ 4%. — Die Heimath iſt Java und Timor. 2. Rh. Diadema Georrr. Die Diademnaſe. Rh. rufo-bruneus, subtus griseo-bruneus, prosthemate simplici coroniformi, auriculis longioribus quam latioribus, lobulo distineto praeditis. Rhinolophus Diadema. GEorFrR. ann. du mus. XX. p. 263. tab. 5,6. — Desmar. mamm. p. 126.— Temm. monogr. II. p. 12. tab. 26 (fig. Geoffr.), tab. 27 (Kopf), 32 fig. 4 — 6 (Schaͤdel). Etwas kleiner als die vorige Art. Der Kopf klein im Verhältniß zu den Ohren, die groß, länger als breit, nackt, durchſcheinend, an der Spitze rückwärts gekrümmt und an der Wurzel mit einem ſtarken Lappen verſehen ſind. Das Naſenblatt iſt einfach, ſein Endrand im Viertelskreis und mehr oder minder eingerollt; ein anderes, in der Mitte etwas zugeſpitztes Quer— blatt findet ſich zwiſchen dem großen Blatt und den Naſenlöchern; ſeine Sei— tenränder vereinigen ſich mit dem Hufeiſen und bilden eine Art Krone um das Geruchsorgan. An den Seitenrändern des Hufeiſens verlaufen einige Falten. Der Schwanz iſt 3 fo lang als der Vorderarm, mit freiem Ende. — Der Schädel von Rh. Diadema weicht ſehr von dem des Rh. nobilis ab. Bei dieſem iſt er am Hinterhaupte und zwiſchen den Jochbeinen breiter und der Schnautzentheil hat ein faſt flaches Dach, während er bei Rh. Dia- dema hinten buckelig aufgetrieben und durch eine tiefe Einſenkung vom Hirn— kaſten getrennt iſt. Schneidezähne find bei beiden Arten 3 vorhanden, aber bei Diadema ſind die untern ſymmetriſch geſtellt und dreilappig. — Der Pelz iſt lang, weich, und faſt durchgängig von einer Farbe, oben etwas dunkler als unten. Der Kopf iſt braungrau, die obern Theile goldig roth— braun, die untern graulichbraun, aber die Haarwurzeln ſämmtlich an der Wurzel weißlich. — Die Länge iſt 5“, wovon auf den Schwanz 2“ kommen. Flugweite 16“, Vorderarm 2“ 10, Schienbein 1“ 3/.— Als 53 420 Rhinolophus. Heimath kennt man bisher nur Timor, woher das parifer Muſeum zwei Exemplare erhielt. 3. Rh. insignis Horsr. Die markirte Kammnaſe. Rh. castaneus, subtus bruneo-griseus, capite et cervice albo fuscoque undu- latis, prosthemate simplici latiori quam altiori, auriculis latis, lobulo distineto ca- rentibus. Rhinolophus insignis. Horsr. zool. research. n. 6 (Maͤnnchen). — Tux. monogr. II. p. 14. tab. 29. fig. 2 (Kopf), 32 fig. 7, 8 (Schädel). Rhinolophus vulgaris. Horsr. n. 6 (Weibchen) 11). Die Ohren ſind breit, ſchwach ausgeſchnitten und ohne Lappen. Das Naſenblatt hat einen abgerundeten Rand und iſt breiter als hoch; zwiſchen ihm und dem Hufeiſen, das jederſeits drei Falten hat, findet ſich ein ande— res liegendes und behaartes Blatt. Das Männchen hat hinter dem Naſen— blatt einen großen Siphon oder Grube und jederſeits noch ein ganz kleines Loch; von dieſen Oeffnungen entſpringen drei Haarbüſchel. Dem Weibchen gehen die beiden ſeitlichen Löcher ganz ab, und ſtatt des großen Siphons hat es nur eine kleine, kaum ſichtliche Oeffnung. Die untern Schneidezähne ſind mehr oder minder auf einander gedrängt. Der Pelz iſt oben zweifar— big. Die Farbe des Kopfs und Hinterhalſes iſt weiß, mit kurzen kaſta— nienbraunen Haarſpitzen; dieſe weiß und braun gewellte Gegend erſtreckt ſich bis zwiſchen die Schultern. Die übrige Oberſeite iſt rein kaſtanienfarben, indem nur die Haarwurzeln weißlich ſind. Die Unterſeite iſt hell braungrau, an den Bruſtſeiten dunkler braun. Das Weibchen hat einen mehr röthli— chen Ton. — Die Länge iſt 4“, wovon auf den Schwanz 17 1 kommt; Flugweite 12 — 14, Vorderarm 2“ oder 1“ darüber. — Die Hei— math iſt Java und die umliegenden Eilande. 4. Rh. speoris Scuxvz. Die Gruben-Kammnaſe. Tab. LIX B. Rh. supra fuscus, pilis basi albis, subtus unicolor albus, prosthemate simplici, latiori quam altiori. 11) Nach Temminck's Anſicht der Original-Exemplare von Horsfield's Rh. insignis, vulgaris und deformis erklärt er alle drei für eine und dieſelbe Art; der Rh. deformis iſt nach einem zerfetzten und verunftaltefen Exemplare errichtet. Kammnaſe. 421 Rhinolophus speoris. Schneider in Schreb. Saͤugth. I. tab. 59 B. — Tzu. monogr. II. p. 17. tab. 27 (Kopf). Rhinolophe erum&nifere. PRRONJ voy. aux terr. austr. tab. 35.— ÜGEOoFFR. ann. d. mus. XX. p. 261. tab. 5 (Kopf). — Desmar. mamm. p. 126. Etwas kleiner als die vorige Art, ohngefähr wie Rh. unifer. Der Naſenapparat, die Zähne und Schädelform ſind ganz wie bei Rh. insignis, aber das Männchen hat hinter dem Naſenblatt allein den Siphon, ohne die ſeitlichen Oeffnungen; der Pelz iſt kurz und oben zweifarbig. — Die Haare ſind auf der ganzen Oberſeite halb weiß und braun bei dem Männchen, röthlichbraun bei dem Weibchen; unten durchgängig rein weiß, nur an der Flügeleinlenkung und den Seiten röthlich. — Die Länge iſt 3“ 4— 5%, wovon der Schwanz 1“ einnimmt; Flugweite 10 — 12“, Vorderarm 1% 8”. — Die Heimath iſt Timor und Amboina. 5. Rh. griseus Meren. Die graue Kammnaſe. Ph. cinereus, auriculis magnis. Rhinolophus griseus. MekveEn nov. act. Bonn. XVI. 2. p. 608. tab. 46. fig. 4. Nur aus Meyen's Darſtellung bekannt. Der Körper iſt ſtark be— haart, beſonders an den Backen; die Behaarung erſtreckt ſich noch über das erſte Drittel des Oberarms und beinahe über den ganzen Oberſchenkel. Die Ohren ſind ſehr groß, etwas quergeſtreift, und an der Baſis mit einer klei— nen Hautfalte verſehen. Der Naſenbeſatz iſt undeutlich beſchrieben; mit Zu— ziehung der Abbildung erſieht man, daß er nach dem Typus dieſer erſten Abtheilung geformt iſt 2). Der Schwanz hat beinahe die Länge des Kör— pers und iſt faſt bis zur Spitze von der Schenkelflughaut eingeſchloſſen. — Die Farbe iſt ganz aſchgrau. — Die Länge vom Hinterhaupt bis zur 12) Die Beſchreibung lautet: „Der häutige Naſentheil iſt ſehr complizirt. Zuerſt umgiebt eine kleine Hautfalte jedes Naſenloch. Zwiſchen den beiden Naſenlöchern verläuft eine Leiſte nach oben in eine fleiſchige Hervorragung, über die noch eine Hautfalte (alſo unſer prosthema) von einem Augenwinkel zum andern aufgeſpannt iſt, welche gerade in ihrer Mitte eine Einker— bung zeigt. Ueber jedem Naſenloch und dicht unter der fleiſchigen Hervorragung befindet ſich eine glatte, knorpelartige, faſt dreieckige Fläche, und die untern Ränder der Naſenlöcher werden noch von einer aufſtehenden Hautfalte eingefaßt, die das Ganze bis zur fleiſchigen Hervorragung umgiebt.“ 422 Rhinolophus. Schwanzfpige 4 835 die Flugweite 16%. — Die Heimath iſt die In— ſel Lugonia, im Innern der großen Höhle von S. Matheo, wo dieſe Kamm— naſe, nach Meyen, in großer Menge ſich aufhält. 6. Rh. larvatus Horse. Die marfirte Kammnaſe. Rh. supra ex fusco - fulvescens, postice saturatior, subtus fulvus nitore ca- nescente; auriculis magnis, basi latissimis simplieibus. Rhinolophus larvatus. Hosp. zool. research. mit Abbild. — Temm. mo- nogr. II. p. 22. Die Kenntniß von dieſer Art beruht einzig und allein auf Hors— field's Darſtellung, da ſelbſt Temminck kein Exemplar beſitzt. Die Merkmale, welche jener von der Beſchaffenheit des Naſenbeſatzes und der Ohren hernimmt, ſind ebenfalls bei Rh. insignis und speoris vorhanden; dagegen finden ſich in Horsfield's Beſchreibung, nach Temminck's Urtheil, hinſichtlich der Färbung ziemlich ſchlagende Unterſchiede von den andern bekannten Arten. Sie iſt oben tief braun mit einem Goldſchimmer; hinten iſt ſie mehr intenſiv. Die einzelnen Haare haben einen goldenen Ton an der Wurzel, der gegen die Spitzen braun wird. Unten haben die Haare eine lichtere Goldfarbe, welche gegen die Spitze grau wird, weshalb hier die Färbung ſtark ins Grauliche fällt. — Die Häute ſind ſchwarzbraun mit gelblichem Schimmer. — Die Länge des Körpers giebt Horsfield auf 3“, in gerader Linie auf 22“ an, des Schwanzes 1“. — Die Hei math iſt Java. 7. Rh. bicolor Temm. Die zweifarbige Kammnaſe. Rh. albus castaneo-marmoratus; pilis omnibus bicoloribus, maxima ex parte albis, apice castaneis; prosthemate simplici, auriculis latis. Rhinolophus bicolor. Temm. monogr. II. p. 18. tab. 29. fig.3 (Kopf), 32 fig. 9, 10 (Schädel). Kleiner als unſer Barbastellus. Das Nafenblatt iſt klein und quer; zwiſchen ihm und dem Hufeiſen findet ſich eine ſtarke Vorragung, von einer an beiden Rändern ausgeſchnittenen Haut umgeben. Eine ſtarke Warze kommt in der Mitte der Unterlippe vor und auf jeder Seite eine längliche. Kammnaſe. 423 Die Ohren ſind breiter als hoch, am Ende abgerundet, nicht ausgefchnitz ten; der Lappen ſehr klein und mit einer innern Falte verſehen. Schneide: zähne 4, die untern dreilappig; Backenzähne Z. Der Schwanz iſt länger als 3 des Vorderarms. Der lange und weiche Pelz iſt durchgängig von zwei Farben. Oben find die Haare bis auf 3 ihrer Länge weiß, an der Spitze roth kaſtanienfarben, weshalb das Weiße unregelmäßig marmorirt ausſieht; unten fällt der Pelz mehr ins Weiße, weil blos die kurzen Spitzen braun gefärbt find. — Die Länge iſt 2“ 3%, wovon der Schwanz 10 eins nimmt; ſehr große Exemplare haben eine Totallänge von 2“ 8%, Flug⸗ weite 9“, Vorderarm 1“ 8% — Die Heimath iſt Java, Amboina und Timor. 8. Rh. tridens 6Borrx. Die dreizackige Kammnaſe. Rh. supra flavo- bruneus, pilis basi albidis, subtus albus, prosthemate triden- tato, inguine femoribusque nudis, cauda apice longa libera. Rhinolophus tridens. Georrr. deseript. de “Egypt. II. p. 130. tab. 2. fig. I, tab. 4. fig. 2 (Schaͤdel); ann. d. mus. XX. p. 260, 265. tab. 5 (Kopf). — Des- MAR. mamm. p. 126. — Temm. monogr. II. p. 19. tab. 27 (Kopf und Schaͤdel). Die Ohren ſind von mittlerer Größe, länger als breit, unten ohne deutlichen Lappen. Das Hufeiſen iſt breit und bedeckt die ganze Oberſeite der Schnautze; das Blatt iſt ebenfalls breit, aber nicht hoch und läuft an ſeinem obern Ende in 3 Zacken aus. Der Schwanz ragt in ſeinem letzten Drittel über die kürzere Schenkelflughaut frei hinaus; die Flügel laſſen den untern Theil des Schienbeins frei. Die Behaarung fehlt auf dem Hinter— bauch und den Schenkeln. — Die Farbe giebt Temminck auf der Ober— ſeite als weißlich aſchgrau mit weißen Haarwurzeln, auf der Unterſeite als weißlich an. An unſeren Exemplaren enden auf der Oberſeite die weißen Haarwurzel in bräunlichfahle Spitzen, und die weiße Unterſeite iſt etwas gelblich angeflogen. Nach Geoffroy kommt die graue Rückenfarbe nur den Jungen zu. — Die Länge des Körpers iſt 2“, des Schwanzes 9% wovon 3 frei find; Ohren 7, Vorderarm 1 84, Flugweite 83“. — Die Heimath iſt Egypten und Nubien. 424 Rhinolophus. 9. Rh. tricuspidatus Tenm. Die Pygmäen-Kammnaſe. Rh. e rufescente bruneus, prosthemate magno fere quadrangulari, supra triden- dato; auriculis parvis, cauda apice libera. Rhinolephus tricuspidatus. Temm. monogr. II. p.20. tab. 29. fig.4 (Kopf), 32 fig. 11, 12 (Schaͤdel). Die kleinſte Art, nach zwei Weibchen bekannt. Das Nafenblatt ift groß, faſt viereckig, am obern Rande mit 3 Spitzen geendigt, wovon die mittlere lanzettförmig iſt, und die ſeitlichen ein convergirendes Ende haben; das Hufeiſen iſt von einem kleinen Haut-Rudiment umgeben. Die Ohren ſind klein, höher als breit und ſpitz. Schneidezähne 2, die untern dreilap— + pig; oben ein zweilappiger Lückenzahn. Die Schenkelflughaut iſt groß, vier— eckig abgeſchnitten und von der kurzen Schwanzſpitze überragt. — Die Farbe des kurzen Pelzes iſt oben hell röthlichbraun, aber hellbraun an der Wurzel, mit ſchwärzlichbraunen Haarſpitzen auf dem Rücken; an den Seiten und gegen den Steiß rein braun; Flughäute ſchwärzlich. — Länge 2 2, wovon der Schwanz 10“ einnimmt, davon 2“ frei find; Flugweite 72“, Vorderarm 1“ 4%. — Die Heimath iſt Amboina. b) Prosthemate composito, posteriori lanceolato. 10. Rh. luctus Temm. Die Trauer-Kammnaſe. Rh. e nigricante griseus; auriculis maximis, fere conniventibus, lobo magno in- structis; apparatu nasali valde evoluto et composito. Rhinolophus luctus. TEA. monogr. II. p. 24 u. 30 C. tab. 30. Faſt 13) Zu dieſer Abtheilung gehören noch zwei, nicht gehörig beſchriebene Kammnaſen. a) Rbi- nolophus Commersonii GEOFFR. (ann. du mus. XX. p. 263. tab. 5, Kopf). — Nur aus einer Zeichnung von Commerſon bekannt mit folgender Beiſchrift: Chauve souris du fort Dauphin, le de Madagascar. Vespertilio obscure caudatus, auribus simplieibus amplis, acuminatis, erectis, patulis; naso duabus valvis transversis late secedentibus, bisulco. Zu dieſer Diagnoſe, die, wie Temmind bemerkt, nicht blos auf alle ſchon bekann— ten Arten, ſondern auch wohl auf alle noch zu entdeckenden paßt, ſetzt Geoffroy hinzu, daß dieſe Kammnaſe von Ph. Diadema ſich unterfcheide, indem fie etwas kleiner, das Naſenblatt und der Schwanz um 3 kürzer ſey, und daß die Schenkelflughaut, ſtatt in einen auswärts gehenden, in einen einwärts gerichteten Winkel ſich endige. — b) Rhinolophus dukhunensis Sykks (proceed. I. 1830. p. 99) mit der Diagnoſe: Rh. supra murinus, infra albido - bru- neus, auribus capite longioribus, autibrachio corpus longitudine aequante. Was Sykes Kammnaſe. 425 Saft fo groß als Rh. nobilis. Die Ohren find ungemein groß, bes rühren ſich faſt an der Wurzel der Innenränder, während die ſehr zugeſpitz— ten Enden auswärts gekehrt ſind; ſie ſind ſtark ausgeſchnitten und haben einen großen abgerundeten Lappen. Der Naſenapparat iſt ſehr zuſammen⸗ gefegt: das Hufeiſen wird durch eine breite, die ganze Oberlippe überdek— kende Haut gebildet; von der Mitte deſſelben entſpringt der große Sattel, der 4 Blättchen in der Form eines Maltheſerkreuzes mit abgerundeten En— den trägt; hinter dem Sattel erhebt ſich die Lanzette mit drei Abtheilungen von Blättern, wovon die beiden erſten abgerundet ſind und das dritte eine lange ſtumpfe Spitze bildet. Am Unterkiefer ſtehen 2 dreieckige Warzen. Die Schwanzſpitze ragt etwas über die Schenkelflughaut vor. Oben ſind 5 Backenzähne; unten findet ſich außerdem zwiſchen Lücken- und erſtem Bak⸗ kenzahn noch ein ſechſter kleiner. — Die Farbe rußigſchwarz, mit hell⸗ grauen Haarſpitzen, was dem Pelz einen grauen Ton giebt. Die Häute und der Naſenapparat ſind ganz ſchwarz. — Die Länge von der Ohren— ſpitze bis zum Schwanzende iſt faſt 5“, wovon der Schwanz 1“ 8 ein⸗ nimmt; Flugweite 14% 2%, Vorderarm 2“ 4, — Die Heimath if Java, wo dieſe Art ſehr ſelten iſt. 11. Rh. euryotis Tun. Die ſchönohrige Kammnaſe. Rh. rufo- bruneus, pectore albido, ventre pallide bruneo, auriculis latissimis lobo magno instructis, cauda brevissima partem tibiae tertiam aequante. . Rhinolophus euryotis. TEAM. monogr. II. p. 26. tab. 29. fig. 5 (Kopf), 32 fig. 13 — 15 (Schädel). Die Ohren ſind ſehr breit, mit der Spitze auswärts gekehrt, ſtark ausgerandet und mit großem Lappen. Das lanzettförmige Blatt iſt groß; der Sattel trägt ein längliches, gerades und kuppelförmig geendigtes Blätt⸗ chen; ein kleiner, auf jeder Seite herabſteigender Lappen ſcheint beſtimmt die⸗ ſes Organ zu verſchließen; das Hufeiſen wird von einer ſehr breiten Haut gebildet. Die Unterlippe iſt mit 4 großen Warzen beſetzt. Die untern ſonſt noch über die Form des Naſenbeſatzes ſchreibt, paßt auf viele Arten der erſten Abtheilung, ſo daß feine Charakteriſtik ganz ungenügend iſt. Die Flugweite giebt er zu 10 an. Die Heiz math iſt Dekan. Suppl. 5⁴ 426 Rhinolophus. Schneidezähne find aufgedrängt und dreilappig; im Oberkiefer ein Lücken— zahn. Der Schwanz iſt ſehr kurz, nur 3 von dee Länge des Schienbeins, weshalb bei ausgeſtopften Exemplaren die Schenkelflughaut einen breiten Halbkreis bildet; die kurze Schwanzſpitze iſt frei. — Die Farbe der Haare iſt oben an der Wurzel weiß und rothbraun (couleur de feuille-morte) bis gegen die kurze Spitze, welche hellröthlich iſt. Geſicht und Halsſeiten und Mitte des Bauchs ſind hellbraun, die Bruſt weißlich, die Seiten dun— kelbraun. Die Häute ſind mehr oder minder ſchwärzlichbraun. Das Weib— chen iſt weniger roch. — Ganze Länge 2“ 11, Flugweite 112“, Vor— derarm 2%, Die Heimath iſt Amboina. 12. Rh. trifoliatus Tun. Die Klee-Kammnaſe. Rh. einereo- rufescens, subtus cinereo-bruneus, auriculis magnis lobulo magno instructis, membrana trifoliata ferro equino imposita. Rhinolophus trifoliatus. Temm. monogr. I. p. 27. tab. 31. Von der Größe unſers V. Barbastellus. Die Ohren find groß, zu— geſpitzt, ſtark ausgerandet, mit großem Lappen. Das Naſenblatt doppelt: das vordere quer, abgerundet und durch ein Rudiment mit dem hintern gro— ßen lanzettförmigen verbunden. Das Hufeiſen wird von zwei Häuten gebil— det, und aus ſeiner Mitte erhebt ſich der Sattel als ein dickes Blatt, faſt ſo hoch als die Lanzette und in drei ſpitze Lappen getheilt, die einigermaſſen einem Kleebatt vergleichbar find. Auf dem Oberkiefer finden ſich 2 große dreieckige Warzen. Der Schwanz iſt ſo lang als das Schienbein. — Die Farbe iſt oben grauröthlich, Kopf und Hals röthlichweiß, Bruſt und Bauch graubraun. Die große Hälfte des Ohrs, des Lappens und der Naſenblät— ter gelb, mit ſchwärzlichbraunen Enden; Flughäute nackt, hellbraun, am Leibe und Vorderarm ſchwärzlichbraun. — Ganze Länge 3“, Flugweite 12”, Vorderarm 1“ 10%, — Die Heimath iſt Java. 13. Rb. ferrum equinum Scurer. Die große Hufeiſennaſe. Tab. LXII (obere fig. ). Rh. auriculis parum exeisis, sella ad latus anterius versus medium angustata, postice vix altiori; prosthemate utrinque ad basin lobulo prosiliente, alis usque ad tarsum porrectis, dentibus molaribus superioribus 4. Kammnaſe. 427 Rhinolophus ferrum equinum. Lxacn zool. miscell. III. p. 2. — Key ſ. u. Blaſ. in Wie gm. Arch. V. S. 326. — Ber brit. quadr. p. 68. — Bonar, faun. ital. 21 mit Abbild. Rhinolophus unihastatus. GEoFFR. ann. d. mus. XX. p. 261, 257. tab. 5 (Kopf). — Desmar, mamm. p. 225. — Temm. monogr. II. p. 28. tab. 27 (Kopf u. Schaͤdel). N Vespertilio ferrum equinun. Schreb. I. S. 174. tab. 62 (obere fig.). — Moxracu Linn. transact. IX. p. 122. Grand fer A cheval. DausenT. mem. de l’acad. de Par. 1759. p. 382. tab. 2. fig. 4; Burr. VIII. p. 131. tab. 17. fig. 2. Die Unterſchiede Diefer Art von Rh. clivosus und capensis haben Keyſerling und Blaſius am ſchärfſten ausgeſprochen, fo daß ich auch bei Schilderung dieſer drei Kammnaſen ihrer Darſtellung folge. Die großen Ohren ſind ſchwach ausgerandet, ſo daß der Lappen wenig hervortritt; die obere Ecke deſſelben iſt weniger ſtumpf abgerundet als die am Grunde. Das Hufeiſen beſteht aus 3 deutlichen Falten. Die vordere (ausgehöhlte) Fläche des Sattels verſchmälert ſich in der Mitte und erweitert ſich am Grunde und an der Spitze; die hintere Spitze des Sattels iſt abgerundet und hebt ſich nur wenig über die vordere Spitze hervor. Die durch Querfalten unten grubige Lanzette iſt nach der Spitze plötzlich verſchmälert, nach der Wurzel lappenartig erweitert, bis zur Stirn gemeſſen breiter als lang, und etwas kürzer als das Hufeiſen. Die Schenkelflughaut iſt an der Schwanzſpitze faſt rechtwinkelig begrenzt und ſparſam weichhaarig gewimpert. Der Schwanz beträgt 4 der Länge des Vorderarms oder des Körpers. Die Flügel find bis zur Fußwurzel feſt gewachſen. Das Iſte Glied des Aten Fingers iſt et— was kleiner als das Lite Glied des ten Fingers; das Ste Glied des Sten Fingers eben ſo lang als das zweite. Im Oberkiefer finden ſich 4 Backen⸗ zähne, ohne Lückenzahn; der Gaumen mit 7 getheilten Falten. — Die Behaarung iſt reichlich und lang. Die Farbe der Männchen iſt auf der Oberſeite aſchgrau, mit weißlichen Haarwurzeln; auf der Unterſeite hellgrau, etwas dunkler an den Seiten und dem Oberarm; die Häute ſchwärzlich. 14) Temminck giebt 5 an, nämlich noch einen ſehr kleinen, ſtumpfen Lückenzahn ſeitwärts am Höcker des großen Eckzahns. Dieſer Zahn muß frühzeitig verloren gehen, da weder Key— ſerling und Blaſius, noch ich ihn gefunden haben. 54 * 428 Rhinolophus. Die Farbe der Weibchen ift auf der Oberſeite licht röthlichbraun mit weißli— chen Haarwurzeln; auf der Unterſeite röthlichgrau, an den Seiten etwas ſtärker röthlichbraun überlaufen; die Häute ebenfalls ſchwärzlich. Rh. ferrum equinum. Rh. capensis. Rh. celivosus. Körperlänee ae 2“ 2 e ee 2. 0% Schwanz. 8 „ 5 148146 1 0 0 11,5 Fine 127 516 12 0 10 6 Gi . 0 11 0 10,8 0 9,8 Ganze Länge des Naſerbeſaßes 0 6, 8 0 6, 4 0 56 Länge des Hufeiſen?s. . 0 2,8 0 2,8 0 2,8 — der Lanzette bis zum Längskamm. 0 3 0 2,6 0 24 Breite, größte, derſelben. . 0 235 0 2,4 273 Höhe des Ohrs vom Scheitel an 0 8,5 0 7,5 0 6,8 Vorderamm . e 2 0, 6 1 11,5 1 952 Die Heim ath ed das ie Europa; nördlich geht dieſe Art bis ins mittlere Deutſchland (nach R. Wagner kommt ſie ſchon über Halle nicht mehr vor, und fehlt nach Gloger in Schleſien) und in das ſüdliche England; ſüdöſtlich it fie noch aus der Krimm und vom Libanon bekannt. Nach Temminck findet fie ſich auch im nördlichen und ſüdlichen Afrika. 14. Rh. clivosus CRRTZSscuu. Die Hügel-Kammnaſe. Rh. auriculis parum excisis, latere sellae anteriori sensim attenuato, latere po- steriori duplo altiori; prosthemate sine lobulis prosilientibus, alis ante tibiae finem terminatis, dentibus molaribus superioribus 5. . Rhinolophus clivosus.Cretzſchm. in Ruͤppell's Atl. S. 47. tab. 18.— TRAx. monogr. II. p. 32. tab. 29. fig. 7 (Kopf), 32 fig. 18 (Schädel). — Keyſ. u. Blaſ. in Wiegm. Arch. V. S. 327. — Boxar. faun. ital. fasc. 21. Ich theile die Beſchreibung nach der vortrefflichen Darſtellung von Key— ſerling und Blaſius mit, aus welcher die Unterſchiede von Rh, ferrum equinum und capensis am deutlichſten hervorgehen: „Der Einſchnitt am Außenrande des Ohrs ganz flach ſtumpfwinklig, ſo daß der Ohrlappen we— nig geſondert vortritt; die beiden Enden des Wurzellappens gleichmäßig ab— gerundet. Hufeiſenhaut aus 3 Falten gebildet, von denen die mittlere flach und undeutlich. Die vordere Querfläche des Längskamms (Sattels) hinter den Naſenlöchern nach der Spitze allmählig gleichmäßig verſchmälert; die nach hinten gegen die Stirn vor der Lanzette ſich erhebende Spitze des Längs— Kammnaſe. 429 kamms iſt lang ausgezogen, etwa doppelt ſo hoch wie die vordere Quer— fläche deſſelben. Die auf der Stirn ſich erhebende quergeſtellte Lanzette nach der Baſis ziemlich gleichmäßig jederſeits erweitert, ohne ſeitlich vorſpringende Lappen, bis zur Stirn etwas länger als breit, und ungefähr ſo lang wie der Bogen des Hufeiſens. Die Schenkelflughaut hinten faſt geradlinig ab— geſchnitten und mit dichtſtehenden weichen Haaren gewimpert. Der Schwanz halb ſo lang wie der Unterarm, und ungefähr von halber Körperlänge. Die Flughaut endet vor der Fußwurzel, ſo daß ein Theil des Schienbeins frei vorſteht. Das Iſte Glied des Aten Fingers ragt nicht ſo weit vor wie das Iſte Glied des ten Fingers; das Zte Glied des Sten Fingers iſt eben fo lang wie das te Glied. Im Oberkiefer ein ſehr kleiner Lückenzahn, der ſich nicht über die Ränder der anliegenden erhebt; mit 6 getheilten Gaumen— falten.“ Die Farbe iſt auf der Oberſeite an der Wurzel der Haare weiß— lich, an der Spitze bräunlichgrau; unten einfarbig weißlich mit einem leich— ten weinröthlichen Anfluge; die Häute braun. — Die Heimath iſt Dal— matien, die Levante, Egypten und Nubien. 15. Rh. capensis Licur. Die Rauch⸗Kammnaſe. Rh. auriculis parum excisis, sella versus medium anterius angustata, postice vix altiori; prosthemate utrinque ad basin lobulo prosiliente, alis ante tibiae ſinem terminatis, dentibus molaribus superioribus 4. Rhinolophus capensis. Lichtenſt. Verz. d. Doubl. S. 4. — Keyſ. u. Blaſ. in Wiegm. Arch. V. S. 328. Rhinolophus Geoffroyi. Smıtu zool. journ. IV. p. 433. Obſchon Temminck verſichert, daß eine forgfältige Vergleichung des egyptiſchen Rh. elivosus und des kapiſchen Rh. capensis ihm keine Diffe— renz habe wahrnehmen laſſen als einen dunkleren Farbenton des letzteren, ſo haben doch Keyſerling und Blaſius mehrere ſchlagende Verſchiedenhei— ten bei beiden nachgewieſen, die ſie evident als zwei getrennte Arten bezeich— nen. In manchen dieſer Charaktere kommt die kapiſche Hufeiſennaſe ſowohl mit unſerer großen deutſchen als mit der Hügel-Kammnaſe überein; in an— dern dagegen iſt ſie ſelbſtſtändig. Die genaue Vergleichung, die Keyſer— ling und Blaſius mit dem Rh. capensis vorgenommen haben, iſt fol— gende. „Der Einſchnitt unter der Mitte des äußern Ohrrandes ſtumpf und 430 Rhinolophus. niedrig, ſtumpfer als bei Rh. ferrum equinum, doch ſchärfer als bei eli— vosus; der vorſtehende Ohrlappen an der Baſis nach beiden Seiten gleich— mäßig abgerundet wie bei elivosus. Hufeiſen aus drei deutlichen parallelen Falten gebildet, von denen die innere weniger ſcharf als die nach beiden Rändern hervortritt. Die vordere Querfläche des Längskamms dicht hinter den Naſenlöchern iſt in der Mitte verſchmälert, nach der Spitze und Baſis gleich ſtark erweitert, wie bei k. equinum; die nach hinten gegen die Stirn vor der Lanzette ſich erhebende Spitze des Längskamms iſt wenig über die vordere Querfläche deſſelben erhaben und abgerundet, wie bei f. equinum. Die auf der Stirn ſich erhebende quergeſtellte Lanzette verſchmälert ſich über der Mitte dicht hinter dem letzten Zellenpaar derſelben plötzlich, ſo daß, wie bei f. equinum, die Baſis jederſeits lappenförmig erweitert hervortritt. Die Schenkelflughaut hinten faſt geradlinig begrenzt und dicht mit kurzen weißen Härchen gewimpert, wie bei elivosus; ebenſo der Schwanz halb ſo lang als der Unterarm und ungefähr von halber Körperlänge. Die Flug— häute laſſen, wie bei elivosus, den ganzen Fuß und einen Theil des Schien— beins frei. Das Iſte Glied des Aten Fingers nicht ganz ſo weit vorragend wie das Iſte Glied des öten; das 3te Glied des Sten Fingers nur wenig länger als das 2te Glied deſſelben Fingers. Gebiß ſehr ſtark, im Allgemei— nen mit dem von k. equinum übereinſtimmend; 28 Zähne, im Oberkiefer 4 eigentliche Backenzähne, ohne Lückenzahn. 7 getheilte Gaumenfalten, im Ganzen ähnlich denen von k. equinum. — — Der Schädel iſt wenig verſchieden von dem des k. equinum, nur etwas kleiner, verhältnißmäßig mehr geſtreckt und zwiſchen den Augenhöhlen mehr verſchmälert. Behaarung und Färbung ähnlich der von elivosus, nur etwas dunkler rauchbraun überflogen, beſonders auf der Oberſeite; Ohren und Flughäute ebenfalls rauchbraun.“ — Die Maaße find bei Rh. f. equinum angegeben. — Als Heimath iſt, nach Keyſerling und Blaſius, blos das Kap be— kannt; Hofrath von Schubert hat dagegen 2 Exemplare aus dem tiefen Joſephsbrunnen bei Kairo mitgebracht, ſo daß alſo dieſe Art durch den gan— zen Kontinent von Afrika reichet ö). 15) Dieſe beiden Exemplare ſind in Weingeiſt aufbewahrt, und kommen nach der Form der Ohren und des Naſenbeſatzes, ſo wie in der Vierzahl der obern Backenzähne nicht mit Rh. cli- vosus, ſondern vollkommen mit eapensis überein; der Vorderarm iſt 1“ 9 lang. Kammnaſe. 431 16. Rh. Nippon Tun. Die großohrige Kammnaſe. Rh. griseo-bruneus (feminae sordide rufae), auriculis magnis; sella antice ex- eavata, in cornu elevata, prosthemate longo ex uno folio formato. Rhinolophus Nippon. TEuu. monogr. II. p. 30 a. Der großen europäiſchen Hufeiſennaſe ſehr ähnlich, nach Temminck aber durch etwas kürzern Schwanz, minder lange und breite Flügel bei gleichwohl ſtärkerem Körper, mehr entwickeltem Blattapparat der Naſe, grö— ßere und minder behaarte Ohren, längern und weniger glänzenden Pelz und leichte Farbenänderung conſtant verſchieden. — Folgendes it Tem: minck's Beſchreibung. Die Ohren ſind groß, lang, zugeſpitzt und nackt, aber ihr Lappen iſt am Grunde behaart. Vom großen und breiten Lappen des Hufeiſens, das von zwei Häuten umgeben iſt, entſteht der Sattel, der vorn rinnenartig ausgehöhlt iſt und ſich in eine ſtumpfe Spitze erhebt; die Lanzette iſt einfach, aus einem einzigen langen, ſpitzen und ganz mit langen Haaren bedeckten Blatte gebildet. An der Unterlippe ſitzt eine einzige Warze. Die untern Schneidezähne ſind auf einander gedrängt und dreilappig; oben find nur 4 Backenzähne, da der kleine Lückenzahn fehlt. Der Schwanz iſt ganz in die große und horizontal abgeſchnittene Schenkelflughaut gewickelt, und länger als der halbe Vorderarm. — Die Farbe des Männchens iſt oben braun, aber die Haarwurzeln ſind weißlichgrau, was der Oberſeite einen graubraunen Ton giebt; unten ſind die Haare an der Wurzel grau und an der äußerſten Spitze braun; die Häute ſind braun. Das Weibchen iſt trüb— roth (couleur de feuille-morte) mit weißlichen Haarwurzeln; unten ſind ſie weißlich, an den äußerſten Spitzen etwas röthlich; die Häute haben ei— nen röthlichen Ton. — Ganze Länge 4“, wovon auf den Schwanz 1“ kommt; Flugweite 12“, Vorderarm 2“ 1%. — Die Heimath iſt Japan. 17. Rh. affinis Horsr. Die verwandte Kammnaſe. Rh. fuliginoso- aut rufino- fuscus, subtus pallidior, pilis unicoloribus; labio in- feriori verrucis quatuor signato, dentibus molaribus inferioribus 6. Rbhinolophus affinis. Horsr. zool, research. n. 6. — TEAM. monogr. II. p. 31. tab. 29. ſig. 6 (Kopf). Kleiner als unſere große Hufeiſennaſe. Die Ohren ſind groß, zuge— 432 Rhinolophus. ſpitzt, ſchwach ausgerandet, mit großem untern Lappen. Die Lanzette ift mit einem rundlichen Blatt verbunden; ein ſtarker Sattel entſpringt von der Mitte des Hufeiſens, das von zwei Häuten umgeben iſt. Am Unterkiefer ſitzen 4 Warzen. Die beiden obern, ſehr kleinen und abſtehenden Schneide— zähne fallen ohne Spur aus, die 4 untern ſind ſehr klein; der Ste obere Backenzahn ſteht auf gleicher Linie mit den andern und bildet einen ſpitzen Lückenzahn; unten 6, durch das Vorkommen eines ſehr kleinen, gegen die bei— den letzten Backenzähne gereihten Zahnes. Der Schwanz iſt halb ſo lang als der Vorderarm und länger als das Schienbein. Der Pelz iſt lang, et— was kraus, unten an den Seiten die Flügel bedeckend, und durchgängig ein— farbig. Die Männchen ſind oben rußbraun, unten graubraun. Die Weib— chen oben röthlichbraun, unten hell röthlich. Die Häute ſind ſchwarz— braun. — Die Länge 3“, wovon der Schwanz 11 einnimmt, Flug— weite 11 — 12”, Vorderarm 1° 10%, — Die Heimath iſt Java und Sumatra. 18. Rh. Rouxii Tzun. Die krauſe Kammnaſe. Rh. supra pilis bicoloribus, vellere brevi et valde crispo, dentibus primoribus superioribus nullis, molaribus inferioribus 5. Rhinolophus Rouxii. Temm. monogr. II. p. 306. Sehr ähnlich dem Rh. affinis, aber durch Gebiß, geringere Größe, Beſchaffenheit des Pelzes und eine leichte Farbenabänderung unterſchieden. Die Geſtalt, Ohren und der Naſenbeſatz zeigen keine auffallenden Abwei— chungen von jener Art; der Schwanz iſt nicht ganz ſo lang als der halbe Vorderarm und gleich lang mit dem Schienbein. Obere Schneidezähne feh— len ganz, doch iſt der frühſte Jugendſtand noch nicht bekannt. Untere Bak— kenzähne ſind nur 5, alſo einer weniger, indem der kleine ſechſte Zahn des Rh. affinis fehlt. Der Pelz iſt ſehr kurz, ſehr kraus, und bildet kein Band längs der Flügel. — Die Männchen ſind oben umberbraun mit aſch— grauen Haarwurzeln; unten hellgrau, jedoch an der Schultergegend und den Seiten etwas dunkler. Die Weibchen ſind oben brennend roth mit kurzen rothbraunen Haarſpitzen, unten ſchön goldroth; es giebt jedoch auch Weib— chen mit ſchwach röthlicher Färbung, deren untere Theile grauroth ſind. — Ganze Länge 3“ 4 — 5, wovon der Schwanz 10““ ausmacht; Flug— weite Kammnaſe. 433 weite 10“, Vorderarm 1“ 10% — Die Heimath iſt Indien (Cal⸗ cutta, Pondichery). 19. Rh. megaphyllus Grar. Die neuholländiſche Kammnaſe. Rh. pallide murinus, prosthemate ovato-lanceolato, latitudine faciem subae- quante; patagiis subtus prope corpus albo- pilosis. Rhinolophus megaphylius. Gray proceed. II. (1834) p. 52. Nachſtehendes iſt Gra y's Beſchreibung. „Das hintere Naſenblatt iſt oval⸗lanzettförmig, an der Wurzel faſt fo breit als das Geſicht, mit einer ziemlich geſtreckten Spitze; das Septum der Naſe iſt grubig; das vordere Blatt iſt ausgebreitet mit einem völlig freien Rande. Der Kopf iſt verlän— gert; das Geſicht niedergedrückt; die Schnautze gerundet; die Ohren breit, niedergelegt bis über die Naſenſpitze reichend. Der Pelz iſt weich und von einer blaſſen Mausfarbe. Die Häute ſind dunkel und nackt, mit ziemlich entfernt ſtehenden weißlichen Haaren unten an den Leibesſeiten. Dieſe Fle— dermaus iſt ſehr nahe verwandt mit den ächten europäiſchen Kammnaſen und kömmt mit ihnen durch die vier Zellen an der Wurzel des hintern Naſenblat— tes und entfernt ſtehende Bruſtwarzen überein; unterſcheidet ſich aber durch ein viel breiteres Naſenblatt. Die Grube an der Naſe und die entfernten Zitzen werden bei den andern Kammnaſen, die kein hinteres Naſenblatt (2) haben, nicht gefunden. Dieſe ſchlage ich vor von den andern unter dem Namen Hipposiderus zu trennen. Die Länge des Oberarms iſt 123%, des Vorderarms 224, des Daumens mit der Kralle 4, des Schienbeins 9, des Sporens 5, des Schwanzes 12% Die Heimath iſt Neuholland, in Höhlen am Fluße Moorumbidjee.“ — Auf die Selbſtſtändigkeit dieſer Art läßt ſich eher aus der Angabe ihres Wohnortes, als aus der Beſchreibung ſchließen. | 20. Rh. Landeri Manr. Die Kaſtanien⸗Kammnaſe. Rh. rufo-castaneus, auriculis profunde emarginatis, sella bidentata cum scy- pho parvulo ad basin anteriorem. Rhinolophus Landeri. Marrın proceed. V. p. 101. Martiws Beſchreibung lautet: „Dieſe ſchöne kleine Art iſt eine ächte Kammnaſe; der Naſenbeſatz beſteht aus dem Hufeiſen, der Leiſte und dem Suppl. 55 434 Rhinolophus. Blatte. Das Hufeiſen iſt breit, mit Anzeige einer doppelten Furche; der Außenrand iſt frei und vorn zweiſpaltig. In ſeiner Mitte zeigt ſich eine kleine becherartige Depreſſion mit einem erhöhten Rande, von deſſen Rücken eine zweiſpaltige, nicht ſehr erhöhte Leiſte (der Sattel) entſpringt; die hin— tere von den beiden Spitzen iſt die höhere. Jederſeits von dieſer Leiſte und hinter ihr iſt die vom Hufeiſen ſich fortſetzende und die Baſis des Blattes bildende Haut von zwei tiefen, aber ungleichen Furchen ausgehöhlt, mit ei— nem markirten hinteren, über die Baſis des Blattes aufſteigenden Kamme, der in eine kurze ſcharfe Lanzette endigt und hinten kurz behaart iſt. Die Ohren ſind groß, breit und zugeſpitzt; der Außenrand iſt ausgeſchnitten und geht in einen breiten abgerundeten Lappen über, der das Ohr vorn ver— ſchließt. Der Vorderarm iſt kurz, der Daumen klein, das Schienbein ſchmäch— tig. Der Pelz iſt weich und zart und ſchön hell oder roth kaſtanienfarben, etwas dunkler auf der Mitte des Rückens; die Schwingen ſind ſchwärzlich.“ Länge des Körpers.. 1“ 43“ Länge des Vorderarms .. .. 1“ 73.“ — des Schwanzes . 0 9 — des Schenkelis . 0 8 der hren 0 72 — der Sporen 00 4 — des Naſenblattes 0 2 Flügge EEE Auf Lander's letzter Expedition wurde dieſe Kammnaſe auf der Inſel Fernando Po entdeckt. 21 Rh. Hippocrepis Hern. Die kleine Hufeiſennaſe. Tab. I. XII (unten). Rh. auriculis profunde excisis, lobulo valde distincto instructis, latere sellae anteriori una cum prosthemate sensim attenuatis. Rbinolophus Hippocrepis. Bonar. faun. ital. fasc. 21 mit Abbild. — Keyſ. u. Blaſ. in Wieg m. Arch. V. S. 326 Vespertilio Hippocrepis. Mern. observ. p. 19. / Rhbinolophus Hipposideros. Leacn zool. misc. III. p. 2. tab. 121.— BELL. brit. quadr. p. 73, Vespertilio minutus. Moxrascu Linn. transact. IX. p. 163. tab. 18. fig. 6. Rhinolophus bihastatus. GEoFFR. anu. du mus. XX. p. 205, 258. tab. 5 (Kopf). — Desmar. mamm. p.125. — Temm. mouogr. II. p. 34. tab. 27 2 (Kopf). Vespertilio ferrum equinum 9. LIXx. GuET. XIII. p. 50. — Sch re b. J. S. 174 (zum Theil), tab. 62 (unten). Kammnaſe. 435 Petit fer & cheval. Dausent. mem. de l’acad. de Par. 1759. p. 382; Burr. VIII. p. 132. tab. 20. Die kleine Hufeiſennaſe unterſcheidet ſich von der großen ſchon durch ihre beträchtlich geringere Größe, außerdem noch durch Form der Ohren und des Naſenbeſatzes. Der Einſchnitt am Außenrande des Ohrs iſt ſpitz— winkelig und tief, ſo daß nach unten ein ſtarker Ohrlappen hervorſpringt. Das Hufeiſen iſt aus 3 deutlichen Falten gebildet. Die vordere Fläche des Sattels (Längskammes) verſchmälert ſich allmählig gegen die Spitze; die hintere Spitze des Sattels iſt niedrig, abgerundet und ragt kaum über die vordere Spitze hervor. Die Lanzette ſpitzt ſich allmählig nach oben zu, ohne an der Wurzel plötzlich lappenartig ſich auszubreiten 1°); fie iſt, bis zur Stirn gerechnet, viel länger als breit und länger als das Hufeiſen. Die Schenkel- flughaut iſt faſt rechtwinkelig zugeſpitzt und nur ſparſam gewimpert. Der Schwanz beträgt 3 des Vorderarms oder Körpers. Die Flügel find bis zur Fußwurzel 0 Das Iſte Glied des Aten Fingers iſt etwas größer als das Iſte Glied des 5ten Fingers; das Zte Glied des Sten Fingers un— gefähr anderthalbmal ſo lang als das zweite. Im Oberkiefer ſind 5 Bak— kenzähne mit deutlichem vorderen Lückenzahn 17). Der Gaumen hat 7 Fal⸗ ten, von denen die erſte ungetheilt iſt. Der Pelz iſt lang und glatt. — Die Farbe iſt oben zwei-, unten eintönig. Oben ſind nämlich die Haare weiß mit kurzer röthlichgrauer Spitze bei den Männchen und mehr röthlicher bei den Weibchen; der Unterleib weiß mit blaß röthlichem Anflug an den Seiten. 16) Weil die Vorderfläche des Sattels, wie die Lanzette nach oben ſich zuſpitzt, hat Geof— froy dieſe Art Rh. bihastatus genannt; die große Art dagegen, bei der nur die Lanzette ſpitz ausläuft, Rh. unihastatus. 17) Temminck ſagt, daß er obere Schneidezähne in keinem Altersſtande gefunden hätte, eben ſo, daß der knöcherne Zwiſchenkiefer fehle. Ich habe dieſen jedoch recht deutlich an einem friſch zu dieſem Zwecke präparirten Exemplare gefunden, zugleich mit 2 kleinen, weit auseinander gerückten Schneidezaͤhnen. An eben dieſem Exemplare zeigte ſich ſehr deutlich Knie- und Ellen— bogenſcheibe, fo wie das kurze, am vordern Ende freie Ellenbogenbein. Das Wadenbein, wel- ches Temminck den Kammnaſen im Allgemeinen abſpricht, iſt ebenfalls 1 jedoch als ein höchſt feiner Griffel, der nach oben in eine Sehne ausgeht. 55 436 Rhinolophus. NLOLDEL [AIG CE LEO NE SCON N W „O ee, Schwanz 12 Ohrhöhe vom Scheitel an. 0 6 Flugweite ENG Vorderam . , % Die Heimatherſtreckt ſich von Südengland an über Frankreich, Deutſch— land, die Schweiz bis an den Kaukaſus und nach Kleinaſien, woher uns aus Cacamo durch die Reiſe des Hofraths von Schubert mehrere Exem— plare zukamen. In Italien iſt dieſe Art vom Prinzen von Muſignano nicht aufgefunden worden. 22. Rh. minor Horsr. Die zweizackige Kammnaſe. Rh. cinereo - fuscus, subtus bruneo - canus, feminae rufescentes; auriculis profunde excisis, sella apice bidentata: dente altero antrorsum verso, al- tero recto. Rhinolophus minor. Honsp. zool. research. n.6. — Tem. monogr. II. p. 35. tab. 32. fig. 20, 21 (Schädel). Von der Größe des Rh. Hipposideros. Die Ohren find wie bei dieſem tief ausgeſchnitten mit großem Lappen. Die Lanzette iſt an der Spitze behaart; der Sattel in ſeinem obern Theile in zwei Zähne getheilt, wovon der eine vorwärts gerichtet, der andere gerade iſt; das Hufeiſen bildet eine ſehr breite, feſtonnirte Haut. Die obern und untern Schneidezähne ſind dreilappig; der abnorme Backenzahn iſt ſpitz. Der Schwanz hält 3 von der Länge des Oberarms, oder iſt ſo lang als das Schienbein und die Zehen. Der Pelz des Männchens iſt oben ſchwärzlichbraun, etwas ins Graue ziehend; unten hell braungrau. Das Weibchen iſt röthlich, oben dunkler als unten; die jungen Weibchen haben die Farbe des Männchens. — Länge 2° 4 — 5%, wovon der Schwanz etwas über 8“, Flugweite 9“ 2 — 4%, Vorderarm 17 5 — 6. — Die Heimath iſt Java, Sumatra und Timor. 23. Rh. pusillus Temm. Die Zwerg-Kammnaſe. Rh. supra albido-bruneoque marmoratus pilis bicoloribus, sella autice foliculo angusto apice curvato signata. Rhinolophbus pusillus. Temm. monogr. II. p. 36. tab. 29. fig. 8 (Kopf), 32 fig. 22, 23 (Schädel). Die Ohren find, wie bei voriger Art, mit einem großen Lappen. Kammnaſe. 437 Die Lanzette iſt ſehr erhöht und mit Haaren garnirt; auf dem Vordertheil des Sattels ein ſchmales Blatt mit vorwärts gekrümmter Spitze; das Huf: eiſen iſt breit. Der Schwanz iſt ſo lang als das Schienbein und die Zehen. Der Pelz iſt oben von zwei Farben, unten einfarbig. Oben ſind die Haare bis auf 3 weiß und graulichbraun an der Spitze, was eine weiß und hell— braun marmorirte Färbung hervorbringt; unten iſt ſie von einem gelben Tone wie Milchkaffe, gegen die Seiten etwas brauner. — Ganze Länge 2“ 2 — 3, Flugweite 8“ 3 — 4%, Vorderarm 1“ 4%, Die Heimath iſt Java. Von voriger Art unterſcheidet ſich dieſe durch den zweifarbigen Pelz und den Mangel eines Farbenunterſchiedes zwiſchen Männchen und Weibchen. f 24. Rh. cornutus Trun. Die gehörnte Kammnaſe. Rh. bicolor, supra pilis basi albidis, apice rufino-bruneis, auriculis lobulo magno instructis, sella in cornu elevata. Rhlinolophus cornutus. Temm. monogr. II. p. 37. Die Ohren find ſehr groß, ſpitz, ausgerandet und mit großem Lappen. Das Hufeiſen iſt breit, die Lanzette mit Haaren garnirt, und der Sattel in ein ſtumpfes Horn erhöht und mit flachem Vordertheil. Der Schwanz iſt ganz in die Haut eingehüllt, welche in einer horizontalen Linie abgeſchnit— ten iſt. Der Pelz iſt durchgängig von zwei Farben. Oben ſind die Haare mehr als zur untern Hälfte weißlich, mit röthlichbrauner Spitze; unten licht— gelblich mit röthlichen (couleur lie-de- vin) Spitzen; alle Häute hell ſchwärzlich. — Ganze Länge 2% 2, wovon der Schwanz 9“ einnimmt; Flugweite 7“ 1 — 2%, Vorderarm 1° 4%. — Die Heimath iſt Japan. XIII. NYCTERIS. Die Hohlnaſe. Dentes primores 4, molares 3 aut 2; metopium longitudinaliter exca- vatum, naribus terminatum, foliolis 2 instructum; cauda patagio iunata, apice bifurca. Die Schnautze iſt geſtreckt, und, was fie vorzugsweiſe auszeichnet, fie — 438 Nycteris. iſt auf der ganzen Oberfeite bis zur Stirne, der Länge nach, ausgehöhlt. Am vordern Ende dieſer Längsfurche ſitzen die Naſenlöcher, und hinter ihnen findet ſich auf jeder Seite der erwähnten Grube ein kleines bewegliches Blätt— chen. Die Ohren ſind ſehr groß, ihre innern Ränder ſich ſehr genähert und auf der Stirne durch ein kleines Band verbunden; die Klappe iſt kurz und breit. Die Schenkelflughaut iſt beträchtlich groß und umſchließt ganz den langen Schwanz, der, was bei keiner andern Gattung vorkommt, am Ende wie ein umgekehrtes T ſich ſpaltet; die beiden Seitentheile dieſes letzten Gliedes dienen, gleich den langen Sporen, zur Unterſtützung der Schenkel— flughaut!s). Der Schädel !“) bildet in feinem Schnautzentheile oben eine nieder: gedrückte, tief ausgehöhlte und ſchiefe Dachung mit vorſpringenden Rändern, welche hinten in eine Spitze ausläuft, von der unmittelbar die Scheitelleiſte ausgeht. Der Hirnkaſten iſt gewölbt und nach hinten abfallend. Der Zwi— ſchenkiefer hat mit dem der Kammnaſen die Eigenthümlichkeit gemein, daß er aus zwei kleinen länglichen Lamellen beſteht, die am Gaumentheile des Oberkieferbeines beweglich befeſtigt ſind. Das Gebiß beſteht aus 5 Schneidezähnen, — Eckzähnen, und = = Backenzähnen. Die Schneidezähne find ſehr klein; die obern zweizackig, die untern dreizackig; die Eck- und Backenzähne ſtark. Die Heimath iſt Afrika; doch wird eine Art als Indien angehörig angegeben. oder 1. N. thebaica Georrr. Die graubäuchige Hohlnaſe. N. dilute brunea, subtus cinerea, auriculis amplis latis. Nycteris thebaica. GEoFFR. deser. de Egypt. II. p. 119. tab. I. ſig. 2; ann. du mus. XX. p. 20. tab. 1 (Kopf). Nycteris Geoffroyi. Desmar. mamm. p. 127. Geoffroy, der dieſe Art entdeckte, charakterifirt fie mit den Worten: 18) Geoffroy, der dieſe Gattung aufgeſtellt hat, führt von N. thebaica an, daß das Thier vermittelſt einer Art von Backentaſchen Luft zwiſchen Haut und Fleiſch aufnehmen und ſich dadurch ballonartig aufblaſen könne; die Haut hängt nur an einigen Stellen locker mit dem Kör— per zuſammen. Dieſes merkwürdige Verhalten derdient weitere Prüfung. 19) Vergl. die Abbild. in der Descript. de IEgypt. II. tab. 4. fig. 1. Hohlnaſe. 439 „pelage brun-clair, cendré sous le ventre; oreilles amples et larges.“ Desmareſt giebt folgende Diagnofe: „Ohren ſehr groß; Def: kel der Gegend der Naſenlöcher ziemlich entwickelt und ſpiral; Unterlippe mit einer ſtarken Warze an ihrer Spitze, zwiſchen zwei nicht vereinigten und Vz förmigen Längswulſten liegend; pelage d'un gris-brun en dessus; gris plus elair en dessous.“ Des mareſt fest hinzu, daß er dieſe Beſchrei⸗ bung nach einem Exemplare vom Senegal gefertigt habe; an den egyptiſchen ſey der Pelz minder dunkel. — Die Maaße von dieſer und den nachfol⸗ genden Arten find bei N. albiventer angegeben. — Die Heimath erſtreckt ſich von Egypten bis zum Senegal. 1. a. N. albiventer Waex. Die weißbäuchige Hohlnaſe. N. supra dilute brunea, pilis basi albidis; subtus pulchre alba, pilis basi bre- vissime griseis. Aus dem frankfurter Muſeum hat ſchon vor längerer Zeit das unſerige vier Exemplare einer Hohlnaſe erhalten, die, den äußern Formverhältniſſen nach, mit den Beſchreibungen von N. thebaica übereinkommen, ſo daß man ſie unbedenklich dieſer Art zuzählen könnte, wenn nicht in der Färbung ein Unterſchied ſich ergäbe. Die Oberſeite iſt nämlich zwar ebenfalls lichtbraun, wie bei jener Art, aber die Unterſeite iſt nicht aſchgrau, ſondern rein weiß, wobei die hellbraune Farbe der Oberſeite nur die Spitzen einnimmt, wäh— rend die viel längere Wurzelhälfte graulichweiß iſt, was am Hinterhalſe am hellſten ausfällt. Auf der Unterſeite iſt blos der kurze Wurzeltheil etwas graulich, ſo daß die graue Farbe auf der Oberfläche gar nicht ſichtlich wird; an dem einen Exemplare ſind aber die Haare des Unterleibs, faſt ihrer gan— zen Länge nach, durchaus weiß. Der Anfang des Oberarms und der Flü— gelanſatz am Leibe iſt oben braun, unten weiß behaart. Backenzähne ſind jederſeits T vorhanden. Ob ich dieſe weißbäuchige Hohlnaſe mit Fug und Recht von der graubäuchigen N. thebaica als ſelbſtſtändige Art trennen darf, muß ich der Beurtheilung Derer überlaſſen, welche Gelegenheit haben, die Geoffropeſche Art zu vergleichen. N. thebaica. N. albiventer. N. discolor. N. hispida. Länge des Körpers in gerader Linie 1° 10“, 1, 8“ 1“ 10“ 2. 257 1 15. — des Schwanzes . . 1 11 1 9 1 8 1 10 1 2 440 Nycteris. N. thebaica. N. albiventer. N. discolor. N. hispida. — des Kopfes. . 0 10 0 9 0 9 0 10 0 5 Breite der Nafendedl . . . 0 14 0352 Länge der Ohren 0 11 1 4 1 0 1 14 O Flugweie 0 8 9 9 0 10 0 7 4 Nach unſerem Kataloge iſt die Heimath Nubien, wo Rüppell dieſe Hohlnaſe auffand. 2. N. discolor Waex. Die zweifarbige Hohlnaſe. N. fusca, subtus sordide albida, pilis omnibus basi nigro-schistaceis, auriculis amplissimis. e Nycteris capensis. Smitu zool. journ. IV. p. 434. — Smurs mamm. cap. p. 7. Von Scklon iſt uns ein ausgeſtopftes Exemplar zugekommen, das vielleicht zu N. capensis gehören könnte; indeß iſt die Ohrlänge des unſe— rigen beträchtlicher, auch Smith's Angabe der Färbung ſo ungenau, na— mentlich von der Zweifarbigkeit der Haare ſogar keine Rede, daß ich es nicht wagen mag, ſelbiges mit N. capensis zu identifiziren. Die Formen⸗ verhältniſſe ſind die der vorigen Art; auch die Furche an der Spitze des Unterkiefers ſcheint nicht zu fehlen; die breite abgerundete Klappe iſt an ih— rem obern Ende mit Haaren gewimpert. Der letzte Schwanzwirbel vor der 20) Smith's Diagnoſe lautet: N. cervice et dorso nigro-fuseis, colli lateribus sor- dide albis, partibus inferioribus subeinereis, membranis rubro-fuseis; apice tragi semi- eirculari cum erista villi albescentis. Die Endigung des Schwanzes iſt nur ſchwach gabelig, der letzte Wirbel kurz. Die Höhe der Ohren außen vom Pelze bis zur Spitze giebt er auf 3“, die Breite über $ an, die Länge über 2“; als Heimath das Innere von Südafrika und die Oſtküͤſte. 21) Smith ſtellt noch eine Art als N. affinis auf: „N. cervice et dorso rubro- fulvis, colli lateribus rubro- albis; a tergo aurium subrufa; partibus inferioribus fulvo- albis; membranis nigro-fuscis; dentibus primoribus maxillae in paria dispositis.“ Die beiden Paare der obern Schneidezähne find durch einen deutlichen Zwiſchenraum getrennt; die Endigung des Schwanzes iſt ſtark gegabelt, der letzte Wirbel einer der längſten. Die Länge des Körpers iſt 2“, die Ohren ziemlich länger und breiter als bei N. capensis. — Smuts halt dieſe N. aflinis mit Unrecht für identiſch mit N. thebaica; viel eher könnte mit letzterer N. ca- pensis zuſammen geſtellt werden. Färbung, wie die Stellung der obern Schneidezähne deuten auf eine eigne Art hin; vielleicht möchte ſie aber auch mit N. hispida zuſammen gehören. Hohlnaſe. 441 Spalte iſt einer der kleinſten. Die Farbe der Oberſeite iſt im Allgemei— nen ein etwas rußiges Nelkenbraun, der Unterſeite ſchmutzig weiß, wobei alle Haare, welche ſehr lang ſind, in ihrer ganzen Wurzelhälfte ſchieferſchwarz ſind. Die Ohrwurzel iſt hinten und an den Seiten mit weißen Haaren be— ſetzt. Die Wangen ſind bräunlich; ein großer brauner Fleck findet ſich unten an der Einlenkung der Flügel, während weiterhin die Behaarung an dem Anfang des Oberarms und an dem Flügelanſatz am Leibe weißlich, oben braun iſt. Die Flughäute und Ohren ſind dunkelbraun. — Die Heimath dieſer Art iſt die Südſpitze von Afrika. 3. N. hispida Scarer. Die angelaufene Hohlnaſe. Tab. XLVI. N. e rufescente fusca, subtus albida, flavido -induta. Nycteris Daubentonii. GEoFFR. Egyptell. p. 122; ann. du mus. XX. p. 19. — DeEsmar. mamm. p. 128. Vespertilio hispidus. Schreb. I. S. 169. tab. 46 (fig. Buff.). Campagnol volant. DausenT. mem. de lacad. de Par. 1759. p. 387; Burr. X. p. 88. tab. 20. fig. I, 2. Eine ſehr ungewiſſe Art, deren ganze Kenntniß auf Daubenton's, nach einem Weingeiſt-Exemplare gefertigte Beſchreibung beruht, und die ſehr wahrſcheinlich mit Smith's N. affinis zuſammen gehören könnte. Der Naſenbeſatz ſcheint nach Daubenton's Darſtellung ganz; wie bei den vorigen Arten zu ſeyn. Die Farbe des Kopfes, mit Ausnahme des Schei— tels, und der ganzen Unterſeite iſt weißlich mit ſchwachem fahlen Anfluge; die Oberſeite iſt röthlichbraun. — Die Heimath iſt der Senegal, von wo ſie Adanſon mitbrachte. 4. N. javanica Georrr. Die rothe Hohlnaſe. N. supra laete rufa, subtus cinereo - rufescens. Nycteris javanica. GEorrr. Egypt. II. p. 123; ann. du mus. XX. p. 20. tab. 1. — Desmar. mamm. p. 129. Alles, was wir von dieſer Art wiſſen, beruht auf Geoffroy's kurzer Angabe, daß der Pelz oben lebhaft roth, unten röthlichgrau, die Körper: länge 2“ 6 und die Heimath Java iſt, von woher fie Leſchenault mit Suppl. 56 44% Nyetophilus. brachte. Nach Leffon könnte fie jedoch von der Küſte von Koromandel gekommen ſeyn. XIV. NYCTOPHILUS. Der Haftflieger. Dentes primores 3, molares 4, nasus foliolis 2 erectis praeditus, auriculae magnae connatae, trago instructae, cauda ad patagii finem producta. Eine von Leach errichtete Gattung, der jedoch die Zahl der Schneide: zähne fälſchlich zu 3 angiebt, wie Temminck nach Unterſuchung deſſelben Exemplares gefunden hat. Nach Letzterem find vorhanden: 3 Schneidezähne, f Eckzähne und 11 Backenzähne. Die obern Vorderzähne find lang und koniſch; die untern breit und dreilappig. Die untern Eckzähne ſind hinten mit einer kleinen Spitze bewaffnet. An den untern Backenzähnen ſind die Höcker mehr koniſch als an den obern. Den Schneidezähnen nach nähert ſich dieſe Gattung den Kammnaſen; den Backenzähnen nach den Hohlnafen, mit welchen fie auch noch durch die großen verwachfeneu Ohren, die Klappe und die Naſenblätter übereinkommt; der Schwanz iſt jedoch nicht, wie bei letzteren, in einen geſpaltenen Knorpel geendigt, ſondern hört einfach auf. Man kennt nur eine Art, über deren innern Bau noch keine Mittheilungen vorliegen. 1. N. Geoffroyi Laach. Der großohrige Haftflieger. N. fuscus, subtus cinereo-albidus, auriculis magnis. Nyctophilus Geoffroyi. Leacu Linn. transact. XIII. p. 78. — Temm. mo- nogr. II. p. 47. tab. 34. Etwas kleiner als unſer V. Pipistrellus. Die Ohren find ſehr groß, auf der Stirne durch ein breites Band verbunden, am Ende abgerundet; der innere Rand erſtreckt ſich bis zum Mundwinkel. Die Klappe iſt halb ſo lang als das Ohr, breit an der Baſis und in ein abgerundetes Blatt geendigt. Die Schnautze iſt zugeſpitzt. Auf der Naſe ſtehen zwei kleine Querblätter: das hintere iſt am höchſten und in der Mitte eingeſchnürt; das andere, rudimentäre iſt in paralleler Linie mit den Oeffnungen der Na— Klappnaſe 443 ſenlöcher. Der Pelz iſt von zwei Farben: oben an der Wurzel ſchwarz, und an der Spitze dunkelbraun; unten an der Wurzel ſchwärzlich, und an der Spitze weißlichgrau. Die Flügel längs der Seiten und die obern beiden Seiten der Schenkelflughaut find behaart. — Die Länge des Körpers iſt 1” 6%, des Schwanzes 1 2%; Flugweite 77 7 — 8%, Vorderarm 1 2. — Die Heimath ift eine noch unbekannte Gegend des Ozeans. Man kennt nur zwei Exemplare: das eine, nach welchem Leach die erſte Beſchreibung entworfen hat, findet ſich jetzt in Leyden; ein zweites iſt im brittiſchen Muſeum zu London. 0 XV. RHINOPOMA. Die Klappnaſe. Dentes primores 2, prosthema parvum, auriculae mediocres trago instructae, cauda patagio anali angusto multo longior. Die Naſe dieſer, von Geoffroy zuerſt unterſchiedenen Gattung ift lang, koniſch, oben concav, am Ende ſchief abgeſchnitten in eine kreisförmige Scheibe ausgebreitet, die von den ſchmalen Naſenlöchern durchbrochen wird, welche vermittelſt einer Art von Sphincter ſich öffnen und ſchließen können; über dem Naſenende ſitzt ein kleines Naſenblatt. Die Ohren ſind mittelmä— ßig, vorwärts geneigt und mit einer Klappe verſehen. Die Schenkelflughaut iſt ſchmal und wird von keinen Sporen unterſtützt; dieß und der ſehr lange, zum großen Theil freie Schwanz zeichnet die Gattung ſehr aus. Das Gebiß beſteht aus 3 Schneidezähnen, 1 Eckzähnen und = Backenzähnen. Die obern Schneidezähne find von einander entfernt. Der Zwiſchenkiefer iſt vollſtändig und unbeweglich mit den Kiefern verbunden 22). Mit Sicherheit kennt man als Heimath für die eine Art nur das nordöſtliche Afrika; die andere Art ſoll aus Nordamerika kommen, was höchſt wahrſcheinlich auf einer falſchen Angabe beruht. 22) Vergl. die Abbildung des Schädels in der Descript, de I'Egypt. II. tab. 4. u 4 (unter dem falfhen Namen Taphien filet). 56 * 444 Stenoderma. 1. Rh. microphyllum Brünn. Die graue Klappnaſe. Rh. cinereum, patagio anali brevissimo, cauda longissima gracili. Rhinopoma microphyllum. Georrr. Egypt. II. p. 123. tab. 1 (unter dem Namen Taphien filet). — DesmAar. mamm. p. 129. Vespertilio microphyllus. Brünnich, Koppenh. Kab. S. 50. tab. 6 28). Die Behaarung iſt lang und reichlich; die Ohren ſind vereinigt; die Schenkelflughaut außerordentlich kurz; der ſehr lange, aus 11 Wirbeln be— ſtehende Schwanz iſt dünn und ſchwarz; die Behaarung grau. — Die Länge des Körpers iſt 2“, des Schwanzes 1“ 10“, des Kopfes 7%, der Ohren 52; Flugweite 77 4%. — Die Heimath iſt Egypten, wo dieſe Art in den Gewölben der Pyramiden ſich findet. Ihre Naſenlöcher find in beſtändiger Bewegung, bald ſich öffnend, bald ſich ſchließend 24). Anhang. Es iſt hier noch einer, aus einer kurzen Notiz von Geoffroy höchſt man— gelhaft gekannten Gattung zu gedenken, welche Blainville den Blattnaſen anreiht und die dem äußeren Habitus nach an Desmodus ſich anſchließt; dieß iſt STENODERMA. Der Schmalhaͤuter. Dentes primores 4, auriculae parvae discretae, cauda nulla, patagium anale imperfectum. Eine höchſt mangelhaft bekannte Gattung, von der Temmind früher vermuthete, daß ſie nur auf einen jungen Grämler ſich gründen möchte, die er aber neuerdings doch in der Reihe der Gattungen mit aufführt, und über die er uns demnach wohl beſſere Aufſchlüſſe, als die bisherigen, wird er— theilen können. Nach Geoffroy's ſehr kurzer Angabe ſind vorhanden 4 Schneidezähne, die gewöhnlichen Eckzähne und 2 Backenzähne. Die Naſe iſt einfach; die Ohren ſind mittelmäßig, entfernt, ſeitlich geſtellt und mit 23) Dieſes Citat konnte ich nicht nachſchlagen. 24) Es giebt eine zweite Art, von der ein Exemplar in der pariſer Sammlung ſteht, mit der höchſt wahrſcheinlich unrichtigen Angabe, daß es aus Carolina herſtamme, weshalb ihm Gee— offroy den Namen Rb. caroliniense (Desm. mamm. p. 130) gegeben hat. Die Farbe deſſel— ben iſt braun; der ziemlich dicke Schwanz iſt in feiner erſten Hälfte von der Schenkelflughaut umſchloſſen; die mittelmäßigen, faſt dreieckigen Ohren ſcheinen getrennt zu ſeyn. Die Länge iſt 2“, des Schwanzes 13.“ Nachtſchwirrer. 445 einer Klappe verſehen. Der Schwanz fehlt; die rudimentäre Schenkelflug⸗ haut ſäumt die Beine ein. 1. St. rufum Georrr. Der rothe Schmalhäuter. St. castaneo - rufum. Stenoderma rufum. GEBOFFR. descript. de PEgypt. II. p. 114. — DESMAR. mamm. p. 117. — Dict. des sc. nat. L. p. 499 mit Abbild. Der Pelz ift einförmig kaſtanienroth, die Ohren oval, am Außenrande etwas ausgeſchnitten. Der Körper iſt 3“ lang; Flugweite 10%. Die Heis math iſt unbekannt. III. Familie. GYWNORHINA. Nachtſchwirrer. Dentes molares cuspidati, nasus simplex sine appendice foliacea. Die Beſchaffenheit des Gebißes iſt ganz wie bei der Lten Sippe der Blatt⸗Flederer, den Blattträgern. Wir theilen dieſe Familie nach der Be: ſchaffenheit des Schwanzes in 3 Sippen. Iſte Sippe. BRACHYURA. Stummelſchwänze. Cauda patagio anali multo brevior, apice libera. Die Stummelſchwänze unterſcheiden ſich von den andern Nachtſchwirrern dadurch, daß ihr Schwanz viel kürzer als die Schenkelflughaut iſt und auf der Oberſeite derſelben mit einer kurzen freien Spitze vorragt. Auch iſt die Wurzel des Daumens von einer eigenen kleinen Daumenhaut umfaßt, die aber den ächten Fledermäuſen abgeht ?s). 25) Chilonyecteris iſt die einzige Gattung, von der ich nicht weiß, ob die Daumenhaut vorkommt oder nicht, da Gray über dieſen Punkt nichts ſagt. 446 Mormops. XVI. MORMO PS. Der Trutzer. Dentes primores 4; auriculae magnae connatae, trago instructae; labium inferius expansum, membranaceum, sinuosum, antice lamella qua- drangulari verrucosa ornatum. Dieß iſt eine der vielen neuen Gattungen, welche Leach errichtet, und eine der wenigen, welche ſich erhalten hat. Seine Beſchreibung beruhte auf einem einzigen ausgeſtopften Exemplare, deſſen verſchrumpfte Geſichtshäute ihn verleiteten, die neue Gattung den Blattflederern zuzutheilen, bis ganz neuerdings Gray nach Weingeiſt-Exemplaren dieſen Irrthum berichtigte, deſ— ſen Darſtellung im Nachfolgenden mitgetheilt wird. „Der Kopf iſt faſt ku— gelig, mit ziemlich vorgeſtreckter Schnautze. Die Naſe iſt oben abgerundet, mit drei Warzen an jeder Seite; unten ſchief abgeſtutzt, mit einer mittlern Längsrippe und einer gezähnten Querrippe zwiſchen dem Rande und den Na— ſenlöchern. Die Oberlippe iſt flach, ausgebreitet, mit einigen ſpitzen Fort— ſätzen an ihrem innern Rande und einer Reihe rundlicher Warzen an ihrem äußern. Die Unterlippe iſt ausgebreitet, ziemlich häutig, verſchieden gefaltet und gewunden, ein zuſammengeſetztes Gebilde an den Seiten des Kinnes ausmachend. Oben, unmittelbar vor den untern Schneidezähnen, findet ſich ein kleiner glatter dreieckiger Fleck, und gerade vor dieſem kommt eine ziem— lich große, ausgebreitete, vierſeitige Scheibe vor, welche eine Menge kleiner Warzen auf ihrer Oberfläche und zwei kleine divergirende Anhängſel in der Mitte ihres Vorderrandes trägt. Die Ohren ſind häutig, ſehr groß, breit, über dem obern Theil der Naſe vereinigt, und über das Geſicht herabhän— gend, mit einer ſchwachen Kerbe am Obertheil des Vorderrandes; die untere Seite iſt ausgebreitet, vorn mit einem rundlichen Lappen, und iſt bis zur gefalteten Unterlippe fortgeſetzt. Die Klappe iſt halbmondförmig, mit einer ſchwachen Kerbe an dem verdickten Vorderrande und einem großen Anhäng— ſel an der Außenſeite ſeines Obertheils. Der Antitragus iſt groß und höcke— rig. Die Augen ſind klein, weit hinten gegen die Ohrwurzeln, und vorn und hinten mit einer großen Warze 1). Die Schwingen find lang, ziemlich 1) Leach fügte noch als Merkmal hinzu: rhinophyllus 1 erectus, cum auribus confluens. Gray berichtiget jedoch dieſe Angabe dahin, daß kein wahres Naſenblakt vorhanden ſey. Zrußer, 447 breit, unten an den Seiten behaart, mit breiten Randhäuten, die das erfte Glied des Daumens einſchließen. Die Schenkelflughaut iſt ſehr groß, am Ende abgeſtutzt und mit mehreren queren und 5 divergirenden Linien vom Schwanze verſehen. Der Schwanz iſt verlängert und das letzte Gelenk iſt geſtreckt, ſich verdünnend, und frei auf der Oberſeite der Schenkelflughaut 2). Die Gliedmaſſen ſind geſtreckt, ſchmächtig; das Ferſenbein ſehr lang und am Rande.“ Da Gray die Beſchreibung des Schädels und Gebißes nicht beigefügt hat, fo theile ich dieſe nach Leach's Angaben mit. Der Schädel zeichnet ſich dadurch ſehr auffallend aus, daß der Hirn— kaſten ſenkrecht über dem Geſichtstheil aufſteigt, wodurch der Schädel eine beträchtliche Höhe erlangt. Schneidezähne giebt es z; oben find die mittlern breiter als die ſeitlichen; die untern ſind gleich und dreizackig. Von den Eckzähnen find die obern ſehr lang. — Backenzähne find vor: handen z jederſeits. 1. M. Blainvillei Leavn. Der lappige Trutzer. M. auriculis superne bilobis. Mormoops Blainvillei. Leacn Lion. transact. XIII. p. 77. tab. 7. — Grar ann. of nat. hist. III. n. 21. p. 3. Weder Leach, noch Gray haben die Angabe der Färbung und Größe ihrer Exemplare für nöthig erachtet. Jener erhielt das ſeinige aus Jamaika, dieſer aus Cubas). 2) Genauer drückt ſich Leach aus, indem er ſagt: cauda ad membranae posticae apicem non producta, articulo ultimo libero. 3) Gray ſetzt hinzu: „Das Cuba- Exemplar kommt gut überein mit Leach's kurzer Be— ſchreibung und der detaillirten Abbildung des Kopfes von dem Exemplare, das früher in Broo— ke's Muſeum war und was er (durch Lewis) aus Jamaika erhielt. Die einzige Differenz, die ich zwiſchen ihnen ſehen kann, beſteht darin, daß die zwei Anhaͤngſel vorn an der Scheibe in der Mitte des Kinnes ziemlich größer in der Figur als an unſerem Exemplare ſind, und daß die hintere Falte der hintern Membran vorn am Kinne als ganz, anſtatt als getheilt, dargeſtellt iſt; dies mögen jedoch Fehler des Künſtlers ſeyn, da Leach's Exemplar getrocknet war, unſeres in Weingeiſt aufbewahrt iſt.“ 448 Chilonyeteris. XVII. CHILONYCTERIS. Der Lippenflatterer. Nasus oblique truncatus, labium inferius rotundatum, appendice mem- branacea instructum, auriculae disjunctae, tragus distinctus. Diefe durch die runde Form des Schädels und die Ausdehnung der Unterlippe mit Mormops verwandte Gattung it erſt ganz neuerdings von Gray bekannt gemacht worden: „Kopf koniſch, Stirne hoch, convex. Naſe ſchief abgeſtutzt, glatt, mit einem gekielten gezähnten obern Rande; Naſen— löcher vorwärts, unten. Unterlippe breit, erweitert, behaart, mit einer brei— ten, umgeſchlagenen, häutigen Leiſte, die mit einer Gruppe regelmäßiger kör— niger Warzen an der Mitte ihrer Oberfläche beſetzt iſt, und mit einer ähn— lichen glatten Leiſte hinter der erſten am Kinne. Ohren groß, getrennt, ſeitlich, verlängert, ſpitz, mit zwei Falten am Vorderrande und einem ſtar— ken Einſchnitt in der Mitte des Außenrandes, ausgebreitet, häutig und bis zum Hintertheil des Kamms am Rande der Unterlippe. Klappe deutlich, groß, mit einem Anhängſel an der Seite ihrer Spitze. Augen klein, weit rückwärts. Flügel verlängert, ſchmal; ihr Zeigefinger mit einem knöchernen Gelenke; Schenkelflughaut ſehr groß, verlängert, ſchwach abgeſtutzt. Fer— ſenbeine ſehr groß; Daumen zuſammengedrückt. Schwanz geſtreckt, ober— wärts, halb ſo lang als die Schenkelflughaut; ſein letztes Gelenk frei. Hin— terfüße ziemlich ſchwach. — Dieſe Gattung iſt ſehr intereſſant, indem ſie das Mittel hält zwiſchen den Saccopteri und Mormops.“ 1. Ch. Mac Leayii Grar. Der kleine Lippenflatterer. Ch. murina, subtus pallidior. Chilonyceteris Mae Leayii. Grar ann. of nat. hist. III. p.5. tab. 1. fig. 2 (Kopf). „Pelz mausfarben (im Branntwein) mit grünlichen (greenish) Haar: ſpitzen; unten merklich heller. Unterlippe mit einer dreieckigen Warze in der Mitte, und einer Gruppe kleiner, gedrängter Warzen an der Mitte des Unterlippen-Blattes. Naſenrand mit 2 zahnähnlichen Ausbreitungen jeder— ſeits; die eine über jedem Naſenloch; die andere, viel größere, an der Auſ— ſenſeite der erſteren. Kinn mit 3 Längsfalten und einer koniſchen Warze je— derſeits in der Ausdehnung bis zum hintern Rande der untern Kinnhaut. Schwin⸗ Haſenſchaͤrtler. 419 Schwingen kaſtanienbraun, faſt kahl; die Unterſeite der Schenkelflughaut mit einzelnen Haaren. Länge 14“, Schwanz 3, Flugweite 9“, Vorderarm 14% — Die Heimath iſt Cuba, wo dieſer Handflügler in großer An— zahl in den Löchern der Häuſer und Mauern vorkommt— XVIII. NOCTILIO. Der Haſenſchaͤrtler. Dentes primores 3, superiores intermedii majores, conici, approxi- mati; rostrum breve tumidum; labrum late fissum; cauda apice libera, patagio anali brevior. Der Kopf ift von einer fonderbaren Form, einigermaffen dem eines Bul⸗ lenbeißers ähnlich, er iſt dick, hinten abgerundet, an der angeſchwollenen Schnautze gerade abgeſtutzt; die etwas röhrenförmigen Naſenlöcher ſind nach vorn gewendet und durch eine Furche von einander geſchieden; die Oberlippe iſt durch die dazwiſchen liegenden Naſenlöcher, wie an einer Haſenſcharte, weit geſpalten und hängt an beiden Seiten herab; die Unterlippe iſt breit, legt ſich mit ihrem abgerundeten und aufſteigenden Vorderende zwiſchen die Seitenlappen der Oberlippe hinein, hat gleich unter der Spitze ein Grüb— chen, und unter demſelben zwei andere, von halbmondförmigen queren Fal— ten gebildet, während am Unterkiefer mehrere Längsfalten verlaufen. Die Ohren ſind mittellang, ſchmal, beſonders gegen das Ende, mit einigen Quer— falten, und ſehr ausgezeichnet durch die Klappe, welche kurz, ſchmal und mit Seitenzacken, wie ein kleines Geweih, beſetzt iſt. Die Zehen ſind lang mit ſtarken gekrümmten Krallen, ſonſt an Länge wenig verſchieden. Die Flügel ſind lang und der Daumen iſt an ſeiner Wurzel ebenfalls eingehüllt. Die Schenkelflughaut iſt ſehr groß, und wird von ſehr langen, an der Wur— zel breiten, von oben nach unten ſchmal zuſammengedrückten Sporen unter— ſtützt. Der Schwanz iſt kurz und ſteht mit einem kurzen Ende frei aus der Oberſeite der Schenkelflughaut hervor, welche letztere mit ihrem hintern Rande weit über ihn hinausragt. Die ganze Behaarung iſt ſehr kurz. Die Zunge iſt ohne bemerkbare Warzen. Der Schädel iſt kurz und ſehr gewölbt, mit einer ſtarken Scheitelleiſte, Suppl. 57 450 Noctilio. die vom Vorderrande der Augenhöhlen mit zwei Aeſten entfpringt, die hinter dem Naſenbeine zuſammenſtoßen, an welcher Stelle zwei Löcher liegen; der Zwiſchenkiefer iſt vollſtändig. Zähne find vorhanden: Schneidezähne 2, Eckzähne = „Backenzähne = im Ganzen 28. — Im Oberkiefer find die beiden mittlern Schneide: zähne eckzahnähnlich, einander ſehr genähert, mit ihren Spitzen etwas nach außen gewendet; die mehr hinter als neben ihnen liegenden beiden äußern ſind ungemein kurz und fallen leicht aus. Unten ſind nur zwei ganz kurze und ſchmale Schneidezähne, deren Krone eine Kerbe hat. Die Eckzähne ſind ſehr groß und ſtark; die obern durch den breiten Zwiſchenkiefer weit abe gerückt und eine merkliche Lücke gegen die obern Schneidezähne frei laſſend; die untern wegen der wenigen und ſchmalen Vorderzähne ſind ſehr genähert. Von den Backenzäh nen iſt der erſte obere ein normaler einſpitziger Zahn und die 3 folgenden mehrſpitzige ächte Backenzähne; unten kommt zuerſt ein ſehr kleiner abnormer Lückenzahn, dann ein größerer einſpitziger Zahn und hierauf folgen die 3 mehrſpitzigen Backenzähne. l Die Heimath iſt auf das ſüdliche Amerika beſchränkt. 1. N. unicolor Neuw. Der roſtfarbige Hafenfchärtler. N. ferrugineo- fulvus, subtus dilutior. Noctilio unicolor. Pr. v. Neuw. Beitr. II. S. 223. — Desmar. mamm. p. 118. Noctilio rufus. Seix sim. et vesp. bras. p. 57. tab. 35. fig. I. Die Ohren find merklich kürzer als der Kopf und ſchmal; die fchmale und kurze Klappe ſpaltet ſich oben in eine Gabel, indem auf der innern Seite unterhalb der Spitze ein Seitenzweig hervorſteht; außerdem iſt die Außenſeite noch mit 4 kurzen Querzinken verſehen. Die Krallen find unge: mein groß, ſtark zuſammengedrückt und gebogen. Die Flügel reichen bis et— was unter die Mitte des Schienbeins. Die ganze Behaarung iſt ſehr kurz und weich; Ohren, Gliedmaſſen und Flügel ſind größtentheils nackt; an der Wurzel der Krallen ſtehen einzelne feine Borſten. Die Färbung iſt ein ſchönes Roſtroth mit goldgelbem Schimmer, auf der Mittelſeite des Unterleibs etwas blaſſer; die Krallen ſind röthlichgelb. Haſenſchärtler. 451 U f N. unicolor. N. dorsatus; Ff e 20° 8% Länge des Kopfs und Leibes. 3 3 20 3 %% See, ee 1 2 des hre ne 0 10 0 82 — von der Naſenſpitze bis zur A r MON 9 0 82 — des Schienbein?s?és˙ 1 5 1 43 — des Sporens 2 = 13 7 1 10 Vorſprung der Schenkelflughaut über die Schanz 8 1 10 Länge, gerade, der Zehennägel . 0 4 0 4 Die Heimath iſt Braſilien. Spix giebt an, daß dieſe Art gefell: ſchaftlich in hohlen Bäumen ſchlafe und einen widerlichen Uringeruch verbrei— te; die von ihm gelieferte Abbildung iſt ganz mißrathen. Der Prinz von Neuwied hat dieſen Haſenſchärtler am Fluße Belmonte häufig beobachtet; in der Abendämmerung fliegt er über dem Waſſer in Menge herum. 2. N. dorsatus Georrr. Der geſtreifte Haſenſchärtler. N. cano - fuscus, stria dorsali flavicante, gastraeo dilute rufescente - luteo. Noctilio dorsatus. Pr. v. Neuw. Beitr. II. S. 218 mit Abbild. — Des- MAR. mamm. p. 118. — Rengger's Paraguay S. 93. OCbauve- souris cinquieme. Az AR. ess. II. p. 280. Noctilio albiventer. Srıx sim. et vesp. bras. p. 58. tab. 35. fig. 2, 3 (ganz unkenntlich). Vespertilio leporinus. LIxx. X. p. 32. — Schreb. I. S. 162. tab. 60. Von der vorigen Art aur durch die Färbung verſchieden. Die Ober— ſeite iſt graubraun, die Unterſeite hell röthlichgelb; vom Widerriſt bis zur Schwanzwurzel verläuft längs des Rückgraths ein gelblichweißer Längsſtreif; die Flughäute und Gliedmaſſen ſind röthlich ſchwarzbraun, die Krallen licht fleifchfarben. Da alle Körperverhältniſſe mit der vorigen Art übereinſtimmen, ſo iſt die ſpezifiſche Verſchiedenheit des roſtfarbigen und geſtreiften Haſen⸗ ſchärtlers noch zweifelhaft ?). — Die Heimath iſt Braſilien, wo Prinz 3) Ein großes männliches Exemplar unſerer Sammlung vom N. unicolor iſt auf dem Uns 452 Noetilio. von Neuwied ſie einmal am Peruhype fand, ferner Paraguay, wo ſie nicht ſelten iſt. a 3. N. ruber Georrr. Der langſchwänzige Haſenſchärtler. N. cinnamomeus, subtus dilute bruneo-luteus, alis usque ud tarsum adnatis, cauda marginem patagii analis fere attingente. Vespertilio ruber. GEOoFFR. ann. du mus. VIII. p. 204. — Desmar. mamm. p- 143. Noctilio ruber. Rengger's Paraguay. ©. 95. Chauve-souris onzieme. AZAR. ess. II. p. 292. Dieſer bisher nur aus Azara's Beſchreibung bekannte und darnach durch Geoffroy und Temminck zu Vespertilio gezählte Handflügler ge— hört, nach Rengger's Unterſuchungen, zur Gattung Noctilio, von der er alle Kennzeichen trägt“). Mit N. rufus Spix hat er, wie er erklärt, zwar Aehnlichkeit, doch ſtimmt er weder in Farbe, noch Dimenſionen mit ihm ganz überein. Die Farbe iſt (nach Rengger's Angabe) am Kopfe und Rücken zimmetbraun, am Bauch licht bräunlichgelb; der helle Längsſtreif auf dem Rücken fehlt. Die Flughaut erſtreckt ſich bis an das Fußgelenk und der Schwanz erreicht beinahe den Rand der Schenkelflughaut; beides Merkmale, die ſich bei den andern Arten nicht finden. — Länge bis zur Schwanz— wurzel 2“ 2”, Schwanz 1“ 2, Flugweite 9“ 11, Ohrlänge 6%. — Die Heimath iſt Paraguay, wo dieſer Haſenſchärtler in Geſellſchaft von 20 — 100 Individuen an den Ufern der Seen und Flüße lebts). terleib meiſt fahlgelblich weiß, auf dem Rücken licht roſtbräunlich mit der Spur eines weißen Längsſtreifs auf dem Rückgrath, wodurch der Uebergang zu N. dorsatus angezeigt üft. Von derſelben Färbung it das einzige Exemplar von N. albiventer, das Spix am St. Franciski-Fluße fand; der weiße Rückenſtreif iſt jedoch deutlicher. Die Körperlänge deſſelben iſt um 3“ geringer als bei N. rufus, die Zähne find vollſtändig vorhanden. 4) D'Orbigny (voy. dans PAmér. merid. livr. 30) bildet einen Vespertilio ruber Geoffr. ab, der eine gauz andere, zu den Fledermäuſen im engern Sinne gehörige Art ift. 5) Noch giebt D'Orbigny (a. a. O. live. 32 u. 39) die Abbildungen zweier von ihm als N. affinis und rufipes benannten Arten, von denen man die Beſchreibungen zu erwarten hat. Grabflatterer. 453 XIX. TAPHOZOUS. Der Grabflatterer. Dentes primores 9, os maxillare nullum, rostrum conicum, metopium excavatum, cauda apice libera, patagio anali brevior. Bei Taphozous haben die erwachſenen Thiere ? Schneidezähne; bei einigen Arten jedoch finden ſich im jugendlichen Zuſtande oben 2 kleine Schneidezähne; die untern find 2 — Zlappig. — Die Eckzähne find groß und haben einen ſtarken innern Zacken. Backenzähne find $ vor⸗ handen, wovon die beiden erſten als Lückenzähne anzuſehen ſind. Im Ober— kiefer iſt der erſte klein, zwar breit, aber kaum aus dem Zahnfleifch vorra— gend; der zweite hat eine lange Spitze, als wie ein kleiner Eckzahn, und der hinterſte iſt nur halb. Im Unterkiefer haben die zwei erſten kegelförmige Spitzen; die andern ſind vollſtändig. Im Ganzen finden ſich alſo 28 und in der Jugend 30 Zähne. Die Schnautze iſt koniſch, und die Naſenlöcher ſind ſich genähert. Die Oberlippe iſt breit und einfach; die untere lang und vor der obern vorſprin— gend. Wie bei Nyeteris und Rhinopoma ſieht man eine Grube auf der Naſe, die jedoch weder mit einem aufſtehenden Blatte, noch mit klappenar— tigen Deckeln verſehen iſt. Die Ohren ſind von mittlerer Größe, weit von einander abſtehend und mit einer Klappe beſetzt. Der Schwanz iſt nur an ſeinem Wurzeltheile von der Schenkelflughaut umgeben, während das mehr oder minder lange Schwanzende die Haut durchbohrt und frei iſt. Dieſer freie Theil kann, wenn das Thier fliegt, ganz in die Haut verborgen wer— den; wenn aber das Thier kriecht und die Haut nach dem Bauche gebogen iſt, ragt das Schwanzende aus felbiger hervor. Die Schenkelflughaut it groß, wird durch lange Sporen unterſtützt, und iſt gewöhnlich in einen ein— wärts gekehrten oder rechten Winkel ausgeſchnitten. Der Schädel iſt verhältnißmäßig kurz, namentlich im Geſichtstheil; der Hirnkaſten breit, in der Augengegend, welche hinten durch einen Stirn— beinfortſatz ziemlich weit abgegrenzt wird, eingezogen; die Jochbögen weit abſtehend. An der Stelle des fehlenden Zwiſchenkiefers findet ſich ein Knor— pelbogen. Als Heimath dieſer Gattung kennt man blos die warmen Länder der 454 Taphozous. alten Welt; nur eine Art wird, als Südamerika angehörig, aufgeführt, welche Angabe indeß wahrſcheinlich unrichtig iſt. 1. T. nudiventris Cnkxrzscun. Der nacktbäuchige Grabflatterer. V. cinereo-fuscus, subtus sordide albidus; inguine, prymna, uropygio artubus- que nudis; trago securiformi. T. nudiventris. Rüppell's Atl. S. 70. tab. 27. fig. b. 1—3. — Tem. in van d. Hoeven's tijdschr. V. p. 7. tab. 1. fig. 1 — 3 (Schaͤdel). Iſt größer als unſer europäiſcher V. muriuus. Der Kopf iſt hinten ſehr breit, daher auch Augen und Ohren weit auseinander gerückt; die Schnautze kurz und zugeſpitzt. Die Ohren ſind mittellang; die Klappe beil— förmig, d. h. der ſchmale Wurzeltheil erweitert ſich beträchtlich gegen ſein oberes Ende mit concaven Seiten- und einer etwas convexen Endkante. Unter dem Kinn findet ſich durch einen Umſchlag der Haut eine nackte Stelle, ähnlich der von V. saccolaimus, wenn gleich nicht ſo groß. Das freie Schwanzende iſt ziemlich lang. Das Kreuz, der Hinterbauch und die Glied— maſſen ſind ganz nackt, wodurch dieſe Art von den andern ſich leicht unter— ſcheidet. Die Flügel ſetzen ſich im letzten Drittel des Schienbeins an; die Zehen find mit einzelnen langen, über die Krallen hinausragenden Haaren verſehen. Die Schenkelflughaut ragt im ausgeſpannten Zuſtande nicht ſon— derlich über die Schwanzſpitze hervor. — Die Farbe der Haare auf der Oberſeite iſt ein ſchmutziges Lichtbraun, das unten mehr ins Trübweißliche fällt; die Wurzeln ſind weißlich. Die Häute ſind hellbraun; die nackte Ge— gend des Steißes und des Hinterbauchs fleiſchfarbig. — Die Länge bis zum Schwanzende 4“ 3 — 6, Flugweite 163“ — 17“, Vorderarm 23% Schwanz 1“, Ohr 93“. — Die Heimath iſt Egypten und Nubien, häufig namentlich in den Pyramiden von Gize. 2. T. perforatus Georrr. Der haarbäuchige Grabflatterer. T. e rufescente canus, subtus dilutior, corpore toto piloso, trago securiformi. Taphozous perforatus. Georrr. descript. de l’Egypte bist. nat. II. p. 126. tab. 3. n. 1. — Desmar. mamm. p. 131. — Cretzſchmar in Rüppelt’s Atlas S. 70. tab. 27. fig. 4 — 6 (Schädel). — Temm. in van d. Hoeven’s tijdschr. p. 9. tab. I. fig. 4 — 6 (Schädel): N Grabflatterer. 455 Iſt der vorigen Art ſehr ähnlich, jedoch durch geringere Größe, gänz⸗ liche Behaartheit der Beckengegend und des ganzen Körpers und etwas an⸗ dere Färbung und Schädelbaues verſchieden. Die Schnautze iſt ſtumpf, die Ohren mittellang, die Klappe beilförmig, der Schwanz ſo lang als das Schienbein. Der Schädel iſt nach hinten mehr gewölbt; die Höhlung der Naſe tiefer und von größerem Umfang. — Die Farbe nennt Geoffroy oben rothgrau, und unten aſchgrau, doch nur an den Spitzen der Haare, da die Wurzel weiß if. Temminck bezeichnet fie oben als graulichroth oder erdbraun, mit weißen Haarwurzeln, unten graulichbraun ins Weiße ziehend; die Flügel lichtbraun und ſehr durchſcheinend. — Die Länge bis zum Schwanzende iſt 3“ 5, Flugweite 10 — 12“, Vorderarm 2“ 4%, Abſtand der Naſenlöcher vom vordern Augenwinkel 4. — Die Heimath iſt Egypten (z. B. die Königsgräber von Theben). 5 3. T. senegalensis Georrr. Der ſenegalſche Grabflatterer. T. fuscus, subtus e cinerascente bruneus, trago recto, latissimo, rotundato. Tapbozous senegalensis. Georrr. descript. de PEgypte. II. p. 127. — Desmar. mamm. p. 150. — TEUu. in van d. Hoeven’s tijdschr. V. p. II. Lerot wolant. Dausent, mem. de l’acad. de Paris 1759. p. 386; Buff. XIII. p- 231. Kleiner als die vorige Art; die Schnautze breit und verlängert, die Dh: ren mittelmäßig groß; die Klappe ſtark, kurz, breit und gerundet. Die Jungen haben 2 kleine obere Schneidezähne. Die Farbe iſt oben braun, unten heller mit graulichem Anfluge; die Haarwurzeln grau. — Die Länge bis zum Anfang des Schwanzes iſt 2“ 9“, Flugweite 10 — 11”, Vorder: arm 1“ 9“. — Die Heimath iſt Senegal, von wo Adanſon ein Exemplar mitbrachte, das Daubenton beſchrieb, und worauf bisher die Kenntniß von dieſer Art beruhte. Nach Temminck kommt ſie aber auch im Sennar vor, und iſt von T. perforatus verſchieden. 4. T. mauritianus Georrr. Der mauriziſche Grabflatterer. T. castaneo-fuscus, subtus rufescens, trage apice sinuato. Taphozous mauritianus. GEoFFR. descript. de Egypt. II. p. 127.— Des- MAR. mamm. p. 130. — Temu. in van d. Hoeven's tijdschr. V. p. 19. 456 Taphozous. Dem T. perforatus ähnlich, aber verſchieden durch die ſpitzige Schnautze, durch den Schwanz, der kürzer als der Schenkel iſt, durch kürzere und mehr rundliche Ohren, und durch eine Klappe, die an der Wurzel mit einem Läpp— chen verſehen und mit einem buchtigen Rande geendigt iſt. Auch die Fär— bung ſehr abweichend, da bei T. mauritianus der Pelz oben kaſtanien— braun und unten röthlich iſt. — Die Länge bis zur Schwanzwurzel iſt 32“, Ohren 6, Flugweite 9“ 3“, Schwanz 63% — Die Heimath iſt Ile de France, woher das einzige Exemplar kam, das Geoffroy be ſchrieb, von Temmminck aber in der pariſer Sammlung nicht mehr vor— gefunden wurde. 3. T. leucopterus Tun. Der weißflügelige Grabflatterer. T. griseus, subtus alisque magna ex parte albus. Taphozous leucopterus. TEuu. in van d. Hoeven's tijdschr. V. p. 12. tab. I. fig. 7. Die Größe iſt zwiſchen der von T. nudiventer und perforatus. Die Schnautze iſt kahl, die ziemlich runden Ohren ſind unten behaart, die Klappe beilförmig. Ein Theil des Vorderarms, der Zwiſchen-Armhaut und die obere Hälfte der Schenkelflughaut iſt ſehr haarig; der übrige Theil mit wenigen und ſehr kurzen Haaren beſetzt. Der Schwanz durchbohrt die Haut ungefähr in der Hälfte ſeiner Länge; die Sporen ſind ſehr lang. — Die Farbe der Obertheile und Halsſeiten iſt dreitönig, der unteren einförmig. Die Oberſeite iſt von einer Färbung, die man petit-gris nennt, wobei die Haare an der Wurzel lichtbraun ſind, in der Mitte ſchwärzlich und an der Spitze lichtgrau; die Unterſeite iſt rein weiß. Die Flügel ſind längs der Seiten ſchwärzlich, in der Ausdehnung vom Vorderarm weiß, und zwiſchen den Fingern lichtgrau; die Schenkelflughaut iſt ſchwärzlich. — Die Länge von der Schnautze bis zum Ende der Schenkelflughaut iſt 3“ 6 — 7, die Flugweite 12“ 4 — 6, Vorderarm 2“ 1%, Sporen 8%. — Die Heimath iſt das innere Südafrika. 6. T. saccolaimus Tenn. Der kehlſackige Grabflatterer. T. castaneus, plus minusve albo maculatus, subtus bruneo- canus, ingluvie excavatione sacciformi notata. Tapbo- Grabflatterer. 457 Taphozous saccolaimus. Tun. in van d. Hoeven’s tijdschr. V. p. 14. tab. 1. fig. 8 — 12 (Kopf u. Schädel). Die Schnautze iſt nackt und ſehr ſpitz; die Naſenlöcher dicht aneinander. Die Ohren find kürzer als der Kopf, innen von ſtarken Querfalten durch⸗ zogen, der Innenrand nach hinten umgeſchlagen, der Außenrand bis zum Mundwinkel verlängert; die Klappe dick, kurz und beilförmig geendigt. Am Unterkinn zwiſchen den Aeſten des Unterkiefers findet ſich eine ſackförmige, durch einen Umſchlag der Haut gebildete Vertiefung, weshalb Kuhl aus dieſer Art eine Gattung Saccolaimus bilden wollte. Im Nacken kommt eine drüſenartige Maſſe vor, ohne Ausgang auf der Haut, und vor den Augen kleine riechende Drüſen. Bei den Männchen findet ſich mitten vor dem Halſe noch die Oeffnung einer Drüſe, welche eine ſcharfe, ſtark rie— chende ſchmierige Maſſe ausſondert. Die einjährigen Jungen haben 2 obere kleine Schneidezähne, welche ſich ſpäter verlieren. Die Haare ſind kurz und glatt, oben glänzend, unten matt; Schenkel und Geſicht nackt. — Die Farbe iſt auf dem Kopfe ſchwarzbraun, mit weißen Punkten, auf der übri⸗ gen Oberſeite kaſtanienbraun, mit vielen weißen unregelmäßigen Flecken, die aus kleinen, von der Wurzel an weißen Haarflocken beſtehen, und nach der Jahreszeit mehr oder minder häufig ſind. Vom Januar an bis April findet man wenig oder kein Weiß, von da an nimmt es einen großen Theil der Oberſeite ein; bei einigen Individuen kommen auch weiße Flecken auf der Unterſeite vor, gewöhnlich iſt aber dieſe einfarbig matt braun oder graulich, mit weiß— lichen Haarwurzeln. An den Ober- und Untertheilen iſt ein weißer Streif von kurzen Haaren, der längs der Seiten verläuft. Die einjährigen Jun— gen find oben hell roſtbraun, unten blaßroth. — Die Länge bis zum Schwanzende iſt 4“, und bis zum Rande der Schenkelflughaut 4“ 9%, Schwanz 8 — 9”, Flugweite 16 — 17“, Vorderarm 2“ 8 — 9. — Die Heimath iſt Java und die umliegenden Eilande, auch ſoll die Art auf Sumatra vorkommen. 7. T. lIongimanus Harow. Der langarmige Grabflatterer. F. e rufescente fuscus, subtus dilutior, sacculo ingluviali nullo, trago securiformi. Taphozous longimanus. HArDwıckE, Linn. transact. XIV. p. 525. tab. 17. — Tenm. in van d. Hoeven’s tijdschr. V. p. 17. Euppl. 58 458 Taphozous. Iſt der vorigen Art nahe verwandt, unterſcheidet ſich aber nach Tem— minck folgendermaſſen. Sie hat weder einen Sack, noch einen kahlen Fleck am Halſe, doch wiſſen wir nicht, ob das Männchen, wie bei T. sacco- laimus, mit einem Siphon verſehen iſt. Der Kopf iſt kürzer, die Schnautze ſtumpfer, die runden Ohren find viel kurzer und haben mehr Querfalten, der Schädel iſt minder lang, der Hirnkaſten gewölbter und hinterwärts we— niger hoch. Uebrigens iſt die Klappe oben breiter als unten (Hardwicke fagt: trago pedicello plano capitulo securiformi oblique margine erenulato); der Schwanz iſt mit langen Haaren beſetzt. — Die Farbe nennt Hardwicke ſchnupftabaksbraun (snuff brown), Tem minck ſchwärz⸗ lichbraun, was unten etwas minder dunkel iſt; die Flughäute ſind ſchwarz. Die Jungen ſind allenthalben tief ſchwarz. — Die Länge giebt Hard— wicke auf 5“ an, die Flugweite 144% Nach Temmind ift die Länge bis zum Schwanzende 4“, der Vorderarm 2“ 3. — Als Heimath kennt man Calcutta, wo die Art gemein iſt. 8. T. bicolor Tzun. Der zweifarbige Grabflatterer. T. pilis omnibus basi albis, apice nigro- fuscis, auriculis ovalibus longis cau- daque nudis. Taphozous bicolor. TEuu. in van d. Hoeven’s tijdschr. V. p. 18. Dieſe Art unterſcheidet ſich von der vorhergehenden durch ihre kleinere Geſtalt, durch den Schädel, durch den ganz kahlen Schwanz, durch die Ohren und die zweifarbigen Haare. Die Ohren find eirund, lang und ganz haarlos; die Klappe iſt kurz und beilförmig geendigt. Die Stirngrube iſt ſehr breit und tief, und die Hirnſchale gewölbt. Die Haare ſind alle von zwei Farben: an der Wurzel weiß, an der Spitze matt ſchwarzbraun; die Flügel ſchwarz. — Länge 3“ 6, wovon der Schwanz 10 einnimmt; Flugweite 13%, Vorderarm 2° 2“. — Die Heimath iſt Indien, wo: 9 her Roux viele Exemplare einſandte. 9. T. lepturus Scares, Der Beutel-Grabflatterer. Tab. LVII. T. bruneo-canus, subtus pallidior, patagio lumbari ad cubitum saccato. Vespertilio lepturus. Schreb. I. S. 173. tab. 57. Stummelfchwanz. 459 Taphozous lepturus. GEoFrFr. descript. de ’Egypt. II. p. 126. — Desuar. mamm. p. 131. — Tum. in van d. Hoeven's tijdschr. V. p. 20. . Vespertilio marsupialis. Müller im Naturf. Suppl. S. 19. Die Kenntniß von dieſer Art beruht noch immer einzig und allein auf Schreber's Darftellung ?). Die Angabe von Surinam als Heimath iſt wahrſcheinlich irrig. n XX. EMBALLONURA. Der Stummelſchwanz. Dentes primores 2, canini superiores tricuspidati, patagium anale ultra caudam brevem longe extensum, nasus acuminatus prominulus. Unter dieſem, ſchon von Kuhl vorgefchlagenen Namen hat Temmind von den gewöhnlichen Fledermäuſen eine Gattung abgeſondert, die ſich von dieſen durch den kurzen, am Ende freien Schwanz unterſcheidet, von Noc- tilio aber durch den Mangel einer Haſenſcharte und anderes Gebiß, was letzteres auch den Hauptgrund zur Trennung von Taphozous abgiebt. Die Naſe ſpringt bei allen über den Unterkiefer in einem ſpitzen Fortſatz hervor, weshalb Spix den Gattungsnamen Proboseidea wählte. Der Daumen iſt an der Wurzel von der Daumenhaut umwickelt, was bei Vespertilio nicht ſtatt hat, mit welcher Gattung im Uebrigen die Stummelſchwänze übereinkommen. Zähne ſind im Ganzen 32, oder 34, oder 36, je nach dem Alter vorhanden. Schneidezähne finden ſich gewöhnlich 8, bei ganz jungen ſollen nach Temminck 5 vorkommen und bei einer alten E. saxatilis habe ich nur 5 gefunden. Die Eckzähne zeichnen ſich dadurch aus, daß im Oberkiefer an jeder Seite des Eckzahns noch ein kleiner abwärts gehender Seitenzacken ſich findet; am untern Eckzahn wird daſſelbe Verhalten angege— ben, doch kann ich es von E. saxatilis nicht beſtätigen. Backenzähne giebt es °” in der gewöhnlichen Anordnung”). 3.5 6) Müller's V. marsupialis habe ich im Naturf. nicht auffinden können. 7) Der Schädel von E. saxatilis weicht ſehr von dem der Fledermäuſe durch feine ge= drungenere Form ab, ferner durch den kurzen und breiten Schnautzentheil, der ſich von dem gro⸗ 58 * 460 Emballonura, Von den 4 Arten dieſer Gattung gehören 3 Südamerika, 1 Süd— aſien an. 1. E. monticola Tun. Der ſundaiſche Stummelſchwanz. E. saturate-fusca, subtus dilutior, rostro brevi acuto, auriculis angustis ova- libus, apice subacuminatis. Emballonura monticola. Tun. in van d. Hoeven's tijdschr. V. (1838) p. 25. tab. 2. fig. I, 2. Die Schnautze iſt kurz und ſpitz; die Naſenlöcher bilden zwei vorſprin— gende Röhren. Die Ohren ſind ſehr ſchmal, oval, am Ende etwas zuge— ſpitzt (nach der Abbildung außen ausgerandet und mit mehreren Querfalten verſehen); die Klappe iſt kurz, dick und ſtumpf. Der kurze Schwanz hat eine freie Spitze, welche die ſehr breite Schenkelflughaut durchbohrt, die durch die Ferſenſehnen unterſtützt wird. Die Flughäute ſind nackt. Obere Schnei— dezähne finden ſich bei Jungen 6, wovon die beiden mittelſten ſehr klein ſind und ſpäter ausfallen, ſo daß dann nur 4 vorhanden ſind. Backenzähne ſind allenthalben 5. Die Haare ſind von 2 Farben: auf der Oberſeite ſind die Haarwurzeln gelblichweiß, und 3 bis zur Spitze find ſchön dunkel ſchokolade— braun; unten find die Wurzeln braun, und die Spitzen hell ſchokoladefar— ben; bei Einigen ſind Kopfhaare und Vorderhals ſpaniolfarben. — Die ganze Länge bis zum Schwanzende iſt 2“ 2 — 3“, bis zum Rande der Schenkelflughaut 2“ 7 8%, der Schwanz 5, Flugweite 82“ — 9 3”, Vorderarm 17 7%. — Die Heimath ſind die einſamen Gegenden der Munara-Berge auf Java, doch ſoll dieſe Art auch auf Sumatra vorkommen. 2. E. saxatilis Srix. Der gezottelte Stummelſchwanz. E. cano- brunea, subtus albido-cana, naso prominente; humero, alarum lateri- bus patagiique unalis basi fasciculis pilorum sparsis. Proboscidea saxatilis. Srıx vesp. bras. p. 62. tab. 35. fig. 8. Vespertilio Naso. Pr. v. Neuw. Beitr. II. S. 274 mit Abbild. Emballonura saxatilis. Tun. in van d. Hoeven's tijdschr. V. p. 27, ßen gewölbten Hirnkaſten durch eine ſtarke Einſchuürung abſondert, beſonders aber durch den ſtarken und hakenfoͤrmigen Stirnfortſatz, der zur hintern Abgrenzung der Augenhöhle dient. Der Jochbogen iſt kurz, aber ſehr in die Höhe gekrümmt. 5 Stummelſchwanz. 461 Von dieſer durch Spix?) zuerſt beſchriebenen, aber ungenügend abge— bildeten Art habe ich in hieſiger Sammlung ein ausgeſtopftes Exemplar und 4 im Weingeiſt vorgefunden, von welchen letzteren eines zum Skelet be— nützt wurde. Die Naſe ſpringt anſehnlich über den Unterkiefer hervor; die Naſenlöcher find etwas röhrenförmig und nur durch eine Furche getrennt. Die Ohren, obſchon merklich kürzer als der Kopf, ragen doch anſehnlich über den Scheitel empor, ſpitzen ſich von der Wurzel an allmählig nach oben zu, ſetzen ſich mit dem Anfangsſtück des äußern Randes noch etwas unter der Linie des Mundwinkels an, ſind mit 8 — 9 Querfalten verſehen und in der untern Hälfte der Ränder behaart. Die Klappe iſt kurz (ohn⸗ gefähr 3 der Ohrlänge), am Außenrande etwas gebogen, in der Mitte er: weitert und endet ſich zungenförmig. Der Schwanz hat ein ziemlich langes freies Ende und die Schenkelflughaut geht noch einmal ſo weit über dieſes hinaus; die Sporen ſind ſehr lang. Die Flügel ſetzen ſich an der Fußwur— zel an, und der angelegte Vorderarm ragt weit über die Schnautze hinaus. Was dieſe Art noch beſonders auszeichnet, iſt, daß der ganze Vorderarm, ferner die Flügel längs deſſelben und an den Leibesſeiten, ſo wie die obere Hälfte der Schenkelflughaut mit Büſchelchen gelblicher Haare beſetzt ſind, die an den Leibesſeiten ſehr regelmäßig verlaufen. Das Gebiß hat 3 Schnei— de⸗ und jederſeits 5 Backenzähne; die obern Eckzähne haben jederſeits der Wurzel einen kleinen Zacken; die untern ſind einfach. — Die Farbe der Haare auf der Oberſeite iſt graulich gelbbraun, unten weißlichgrau; die Haarwurzeln find dunkel; Ohren und Flughäute find braun; die Härchen an den Ohren weißlich. — Die Länge bis zum Schwanzende iſt 2“ 2 — 4%, Schwanz 7, Flugweite 83 — 9“, Vorderarm 17 64%, Ohr 5”. — Die Heimath iſt Braſilien, wo Spix dieſe Art in felſigen Gegenden am Franziski-, der Prinz von Neuwied am Mucuri-Fluße auffand. 8) Außerdem führt Spix noch eine Proboscidea rivalis au, von der er fagt: dif- fert corpore minore, supra fusco-bruneo, subtus pallide bruneo, alis supra caput longe prominentibus. In der hieſigen Sammlung habe ich kein Exemplar unter gedachtem Namen ge— funden, und da das letzte, von der Flügellänge hergenommene Merkmal auch der P. saxatilis zukommt, jo halte ich P. civalis nur für deren Junges. 462 Emballonura. 3. E. canina Nreuw. Der Hunds-Stummelſchwanz. E. fuliginosa, subtus paululum dilutior et subrufescens, maxilla elongata, trage brevissimo ad basin angustiore, alis nudis. Vespertilio caninus. Pr. v. Neuw. Beitr. II. S. 262 mit Abbild. Emballonura canina. Teum. in v. Hoeven’s tijdschr. V. p. 29. Iſt nur durch die Darſtellung des Prinzen von Neuwied bekannt. Dieſe Art hat in der Bildung der Schnautze einige Aehnlichkeit mit den Moloſſen. Der Oberkiefer iſt verlängert und etwas aufgeworfen; die Oh— ren ſind ziemlich koniſch, oben etwas abgerundet, an der Innenfläche mit Querleiſten bezeichnet, in der Mitte des Außenrandes ſchwach ausgerandet; die Klappe ſehr kurz, an der Wurzel ſchmäler als an der abgerundeten Spitze; die Stirne iſt durch den dichten Pelz hoch erhaben. Der Schwanz iſt an der Spitze frei, und erreicht noch nicht die Hälfte von der Schenkel— flughaut, die dünn behaart iſt. Die Flügel ſind ſchmal und nackt; das Ge— ſicht iſt ebenfalls nackt, die Sporen ſind lang. — Die Farbe iſt ſchwärz— lichbraun, etwas dunkel rußfarben, auf der Unterſeite etwas heller, dabei ſchwach ins Röthliche fallend. — Die Länge des Körpers iſt 2“, des Schwanzes 8““, Flugweite 103“, Ohrlänge 53, Sporen 63% — Die Heimath iſt Braſilien. 4. E. calcarata Neuw. Der langgeſpornte Stummelſchwanz. E. rutilo- fusca, subtus dilutior, ala usque ad digitorum pedis basin adnata, calcaribus longissimis. V. calcaratus. Pr. v. Neu w. Beitr. II. S. 269 mit Abbild. Emballonura calcarata. TEMII. in v. d. Hoeven’s tijdschr. V. p. 30. Vespertilio Maximiliani. Fis cn. synops. p. 112. Die Schnautze iſt etwas zugeſpitzt; der Oberkiefer länger als der un— tere, die Ohren ſind ſchmal lanzettförmig, die Klappe breit und ſtumpf. Die Flügel reichen weiter als an den übrigen braſiliſchen Arten, nämlich bis zur Zehenwurzel herab, und ſind mit punktirten, ſich kreuzenden Linien be— zeichnet. Der Schwanz iſt kurz, die Sporen dagegen ſo lang, daß ſich ihre Spitzen beinahe berühren. Die Flügel ſind am Rande des Körpers, ebenſo die Schenkelflughaut behaart. — Die Farbe iſt oben röthlichbraun, unten bläſſer, röthlichfahl. — Die Länge des Körpers iſt 1“ 10, des Schwan— Scheidenſchwanz. 463 zes 53, Flugweite 11“ 37, Ohr 5%, Sporen 1“ 2%. Die Hei: math iſt Braſilien, wo Prinz von Neuwied dieſe Art am Flüßchen Jucu, unweit des Rio do Espirito Santo, entdeckte. XXI. UROCRYPTUS. Der Scheidenſchwanz. Dentes primores 2, patagium anale ultra caudam brevem longe extensum. Von Temmind als Gattung aufgeftellt und mir blos aus deſſen Be— ſchreibung bekannt. Von Emballonura unterſcheidet ſie ſich nur durch den gänzlichen Mangel der obern Schneidezähne und den rudimentären Zwiſchen— kiefer; die Eckzähne ſcheinen, wie man aus der Beſchreibung folgern möchte, ebenfalls Seitenzacken zu haben. Der Unterſchied von Emballonura iſt da— her nicht ſehr groß, und da man junge Individuen noch nicht kennt, ſo wäre es leicht möglich, daß an dieſen winzige obere Vorderzähne gefunden werden könnten. Das vollſtändige Zahnſyſtem iſt: 2 Schneidezähne, 11 Eckzähne, = Backenzähne. Die untern Schneidezähne ſind dreilappig und getrennt; die Eckzähne haben einen ſtarken Fanger mit einem dicken ſpitzen Zacken, der die Stelle von obern Schneidezälmen zu vertreten ſcheint; der hinterſte Backenzahn iſt nicht halb, wie bei Taphozous, ſondern vollkom— men. Der Schädel iſt kurz, an den Jochbeinen ſehr eingezogen, der Hirn— ſchädel ſeitlich gewölbt mit einem aufſtehenden Kamm, der Schnautzenrücken breit. Es iſt nur eine Art bekannt. 1. U. bilineatus Tgun. Der zweiſtreiſige Scheidenſchwanz. U. e rufescente bruneus, subtus e brunescente cinereus, dorso striis 2 longitu- dinalibus albis ornato Urocryptus bilineatus. Tun. in van d. Hoeven's tijdschr. V. (1838) p 33. tab. 2. fig 3, 4. Die Schnautze iſt ſehr ſpitz; die Naſenlöcher bilden zwei vereinigte Röh— ren. Die Ohren ſind mittelmäßig, länger als breit, in eine (ſcharfe) Spitze endigend und an ihrem Außenrande rund ausgeſchnitten; die Klappe iſt am 464 Diclidurus. Innenrande ſchnurgerade abgeſchnitten, am äußern krumm und abgerundet. Der kurze Schwanz durchbohrt die Schenkelflughaut in ihrem oberſten Theile; die Daumenwurzel iſt in die Fingerhaut eingewickelt. — Die Farbe iſt oben und an den Halsſeiten röthlichbraun, unten ſind die Wurzeln der Haare braun und die Spitzen licht aſchgrau. Ueber den Rücken verlaufen zwei weiße Längsſtreifen, die hinter den Schulterblättern beginnen und am Bur— zel enden. Die Flughäute ſind kahl und ſchwärzlich. — Die Länge bis zum Schwanzende iſt 2“ 9“, und bis zum Rande der Schenkelflughaut 3 4%; Schwanz 6, Flugweite 83“, Vorderarm 1“ 8% Die Heimath iſt Surinam. XXII. DICLIDURUS Der Klappenſchwanz. Caudae externae loco valvulae 2 corneae, patagio anali affixae. Alles, was man von dieſer Gattung kennt, rührt von den Mittheilun— gen des Prinzen von Neuwied her, der ſelbſt nicht mehr als ein einziges Exemplar erhalten konnte. Das Hauptmerkmal für dieſe Gattung iſt die ſonderbare Schwanzbildung. Statt eines äußerlichen Schwanzes ſieht man nämlich eine doppelte Hornkapſel, welche von der Schenfelflughaut überragt wird; in die vordere Kapſel tritt der Schwanzknochen ein?). Die übrige Geſtalt hat nichts Beſonderes aufzuweiſen und zeigt den Habitus unſerer Fledermäuſe, nur iſt die Daumenwurzel, was bei dieſen nicht der Fall iſt, von der Daumenhaut eingehüllt. Schneidezähne ſind im Unterkiefer 6, im Oberkiefer wahrſcheinlich 2 vorhanden. Von den obern Eckzähnen wird geſagt, daß ſie an ihrer hintern Seite mit einer kleinen Nebenſpitze verſehen ſind. Backenzähne giebt es 5, mit vorderem kleinen Lückenzahn. Es iſt nur 1 Art aus Südamerika bekannt. 9) Die vordere Kapſel liegt unmittelbar an der Wurzel der Schenkelflughaut auf deren Oberſeite, iſt hornig, hohl und bohnenförmig. Unmittelbar hinter ihr folgt die zweite Hornkap— el, die ebenfalls hohl, aber kleiner und hinten zugeſpitzt iſt; fie kann gegen die vordere angelegt und von ihr abbewegt werden, ohne daß zwiſchen beiden eine Oeffnung wahrgenommen wird. Beide Klappen ſind durch eine beſondere feine Haut an ihrer Baſis verſchloſſen oder von dem Körper getrennt. Klappenſchwanz. 465 1. D. albus Nxuw. De weiße Klappenſchwanz. D. villosus albidus. Diclidurus albus. Pr. v. Neu w. Beitr. II. S. 242 mit Abbild.; Iſis 1819. S. 1629. Der Kopf iſt ziemlich klein, die Ohren breit, die Klappe breit und ab» geſtumpft; die Sporen ziemlich lang; die Schwanzflughaut von deren Enden in einem Bogen hinüber geſpannt, dabei nur nahe am Körper behaart. Die Flügel ſind im Fußgelenke befeſtigt. Der ganze Körper iſt dicht mit langen, etwas zottigen Haaren bedeckt, welche von der Naſenſpitze beginnen; die Kopfſeiten von der Naſe bis zum Auge, der Lippenrand und das innere Ohr ſind unbehaart und bräunlich. Die ganze Behaarung hat eine weißliche Farbe; die Flughäute ſind hellbräunlich, die Schwanzklappen, Füße und Nägel ſchwärzlichbraun. — Die Länge iſt 2“ 10, Flugweite 13 — 14°, Ohrbreite 52“, Ohrlänge etwa 45; Höhe der vordern Schwanz— klappe 5““, Breite ebenſoviel. — Die Heimath iſt Braſilien, wo zwi— ſchen den Wedeln der Kokospalmen an der Mündung des Rio Pardo ein einziges Exemplar gefangen wurde 10). 10) Zu der Sippe der Stummelſchwaͤnze gehören vielleicht zwei Gattungen, die Leach (Linn. transaet. XIII. p. 69) errichtet hat, wobei man faſt annehmen möchte, als habe er mit Aufſtellung dieſer und mehrerer anderen Gattungen die Zoologen vexiren wollen, da ihre Entzifferung bisher meiſt nicht geglückt iſt. 1) Celae no, dentes ineis. 2, superiores acu- minati simplices, inferiores e quatuor columnis efformati; molares 4. Membrana postica ultra digitorum apices paululum producta; suspensorium unum, rectum, marginale. Aures distantes; auriculae minimae. Cauda 0. Die Art heißt: C. Brooksiana, dorsum fer- rugineum; venter et humeri luteo - ferruginei; aures acuminatae, margine antico rotun- dato, postico recto. Membranae omnes nigrae. — 2) A&llo, dentes incis. 2, superio_ res bifidi, inferiores aequales, trifidi; molares 3. Membrana ad suspensorii apices pro- ducta, recta, hinc ad apicem quasi truncata; suspensorium reetum marginale. Aures ap- proximatae, breves, latissimae; auriculae nullae. Cauda ossea, artieulis quinque exser- tis, ad membranae apicem non productis. Die Art heißt: A. Cuvieri, color isabellino- ferrugineus; alae fuscescente bruneae; aures ad apices excavato- truncatae. Maaße find weder bei dieſer, noch der vorigen Art angegeben; die Heimat) beider unbekannt. — Es wäre um die edle Zeit Schade, wenn man ſich mit der Deutung dieſer ſtümperhaften Diagnoſen lange bemühen wollte. Suppl. 59 466 Dysopes. 2te Sippe. G MMNURA. Kahlſchwänze. Cauda patagio anali longior, apice elongata libera. Während bei den Stummelſchwänzen der Schwanz viel kürzer als die Schenkelflughaut iſt, iſt er umgekehrt bei den Kahlſchwänzen viel länger als dieſe, ſo daß das mehr oder minder lange Ende frei hervorſteht. XXIII. DYSOPES. Der Grämler. Dentes primores 3, 3 (in junioribus 2, 2), rostrum crassum labro tumido laxo, aurieulae amplae approximatae aut connatae, cauda elon- gata apice libera. Die Grämler (Dysopes Illig., Molossus Geoffr.) zeichnen ſich aus durch einen unterſetzten Körper, dicken Kopf mit angeſchwollenen Lippen, von denen die obere, wie bei einem Bullenbeißer, mehr oder minder herab— hängt, durch ſehr breite, vorwärts geneigte, die Augen bedeckende, abge— rundete Ohren, welche auf der Stirne entweder ganz verwachſen, oder ſich hier doch wenigſtens ſehr genähert ſind; ferner durch einen mehr oder min— der langen Schwanz, deſſen Spitze frei aus der Schenkelflughaut hervor⸗ ſpringt, endlich durch ſchmale Flügel, die mit dem robuſten Körper in kei— nem gehörigen Verhältniſſe ſtehen. Die Klappe (Tragus) ſitzt ziemlich tief innerlich am Grunde; mit Unrecht wird das am Ende des Außenrandes des Ohrs anſitzende und linſenförmige Läppchen für den Tragus gehalten. Das Gebiß zeigt hinſichtlich der Zahl der untern Vorder zähne eine große Verſchiedenheit, wornach Geoffroy 3 Gattungen annahm: Mo- lossus mit 3, Nyctinomus mit 3 und den Saviſchen Dinops mit 5 Schneidezähnen. Temminck hat jedoch an vielen Beiſpielen nachgewieſen, daß eine und dieſelbe Art 6, oder 4, oder 2 oder gar keinen untern Schnei— dezahn aufzuweiſen hat nach ihrem verſchiedenen Alterſtande. In der erſten Jugend zeigen ſich nämlich 6 oder 4, von welchen die ſeitlichen durch Ent: wicklung der untern Eckzähne ausgeſtoßen werden, ſo daß ſich im mittleren Alter nur 2 finden, die mitunter im hohen Alter auch verloren gehen. Im Oberkiefer find regelmäßig 2 Schneidezähne vorhanden, doch erwähnt Tem: Graͤmler. 467 ‘mine zwei Fälle, wo ſich bei jungen Thieren (von D. nasutus Temm. und velox) ſeitwärts noch ein kleinerer Zahn fand, ſo daß die Zahl der obern Schneidezähne dadurch auf 4 gebracht wurde. — Die Eckzähne ſind groß; die untern ruhen auf einem ſtarken Anſatze, der im Alter mit dem der andern Seite zuſammenſtößt. — Backenzähne ſind gewöhnlich +, feltener 3 vorhanden; im letzteren Falle iſt ein ſehr kleiner abnormer Lückenzahn da, der leicht ausfällt; die ächten Backenzähne ſind wie die der Veſpertilionen beſchaffen. Im Ganzen wechſelt alſo die Zahl ſämmtlicher Zähne zwiſchen 34 — 24. Der Schädel iſt meiſt ziemlich kurz: Geſichts- und Hirntheil von einander ſtark abgeſchnürt; die Scheitelleiſte hoch und lang; ein hinterer Au— genhöhlen-Fortſatz des Stirnbeins fehlt; der Zwiſchenkiefer iſt vollſtändig. Das Ellenbogenbein reicht als ein dünner Griffel bis über die Mitte vor; die Ellenbogenſcheibe iſt groß. Von den Phalangen der Finger zeigt ſich am Zeigefinger nur ein kurzes knöchernes Rudiment, das gleich ſehnig wird; der Mittelfinger hat 2 knöcherne Phalangen; am Aten Finger iſt nur der Anfang des 2ten Gliedes knöchern; der kleine Finger hat 2 vollſtändige Pha— langen. Das Becken iſt geöffnet; das Wadenbein iſt vollſtändig und ziem— lich ſtark; die Knieſcheibe deutlich. Die Verbreitung dieſer Gattung reicht über die warmen Länder bei— der Erdhälften; eine einzige Art gehört Südeuropa an. a) Europaei (Dinops Savı). 1. D. Cestonii Savı. Der europäiſche Grämler. Tab. LXI. A. D. cano-bruneus leviter flavicans, dorso obscuriori, auriculis magnis connatis, cauda usque ad medium involuto. Dinops Cestonii. Savı, nuov. giorn. di letter. n. 21. p. 230; Bullet. des sc. nat. VIII. p. 386. — Tun. monogr. I. p. 262. — Keyſ. u. Blaſ. in Wiegm. Arch. V. S. 304. Savi hat dieſe Art entdeckt, und als eigene Gattung Dinops aufge⸗ ſtellt, welche letztere jedoch nicht beibehalten werden kann, da fie alle Merk- male von Dysopes trägt. An Backenzähnen giebt Sa vi, wie Keyſer— ling und Blaſius 5 (2.5) an; an Schneidezähnen jener 5, dieſe 2, ſo 59 * 468 Dysopes. daß die Zahl der untern Vorderzähne wie bei den andern Arten ebenfalls veränderlich iſt. Mit den vorliegenden Beſchreibungen konnte ich ein ſchönes Weingeiſt-Exemplar der würzburger Sammlung vergleichen, nach welchem ich auch die folgende Darſtellung entworfen habe 11). Die Ohren ſind ſehr groß, gerundet, ihr innerer, mit langen Haaren beſetzter Rand erſt auf der Stirne zuſammenſtoßend; der äußere Rand bildet an ſeinem Grunde einen bogigen Lappen, der vorn etwas über dem Mundwinkel endigt. Der Kiel ſpringt ſchief der Länge nach als ein ſtarker Lappen hervor, welcher das kleine Auge bedeckt; die Klappe iſt ſehr kurz und nach oben erweitert; auſ— ſerdem zählt man am Ohre 12 — 14 Querfalten. Die Schnautze, welche weit über die Unterlippe vorſpringt, iſt ſchief abgeſtutzt: die Naſenlöcher weit von einander entfernt, rundlich und ſeitwärts geöffnet; die dicke hängende Oberlippe in Querfalten gelegt und am Rande dicht behaart. Die ſehr ausgeſchnittenen Flügel enden noch vor der Fußwurzel; der Daumen der Hinterfüße ſondert ſich von den andern Zehen merklich ab. Der mäßig dicke Schwanz ſteht zur Hälfte (an dem mir vorliegenden Exemplare etwas mehr) über die Schenkelflughaut hervor. — Die Farbe, welche ich nach dem Weingeiſt-Exemplare nicht mit Sicherheit angeben konnte, it nach Savi graubraun, etwas ins Gelbliche ziehend, auf dem Rücken dunkler braun; Schnautze, Ohren, Flughäute und Schwanz braunſchwarz. — Länge, gerade, des Körpers . . 3“ 1.“ | Länge des Kopfes. 1 85 — des Schwanzes . . . 1 10 — des Vorderam . 2 3 Dee r 1 0 ei r 14 0 Die Heimath iſt das mittlere und ſüdliche Italien, wo Sa vi zuerſt mit dieſer Art, die ſich in Häuſern aufhält, bekannt wurde. Mit dem egyp— tiſchen D. Rüppellii iſt ſie nahe verwandt, aber ſchon durch die Färbung von dieſem verſchieden. b) Africani. 2. D. Rüppellii Tun. Der mausgraue Grämler. D. unicolor murinus, aurieulis amplissimis, cauda erassa ultra dimidium libera. Dysopes Rüppellii. Tem». monogr, I. p. 224. tab. 18 (Thier), tab. 23. fig. 6 — 8 Schaͤdel). 11) Die ſchöne Abbildung verdanke ich der Gefälligkeit des Herrn Nathuſius. Graͤmler. 469 Die Ohren ſind ungemein groß, vorwärts geneigt; ihr innerer Rand nicht vereinigt, ſondern ſich von der Stirne in eine gemeinſchaftliche Baſis vorziehend; die Ohrwurzel mit einer innern Klappe und einem äußern Läpp⸗ chen verſehen. Die Lippen ſind breit, hängend und gefaltet; eine ſtarke Falte bedeckt die Augen. Der Schwanz iſt ſo lang als der Leib, dick, niederge— drückt, nur zur kleinern Hälfte in die Schenkelflughaut gehüllt, welche keine Muskelbündel hat. Der Daumen an den Hinterfüßen iſt etwas freier als die andern Zehen. Die Flügel ſind ſchmal aber lang. Der Pelz iſt fein und glatt; die Flügel ſind oben und unten längs der Seiten mit einer brei— ten Haarbinde eingebunden; die Zehen ſind mit weißlichen Haaren bedeckt. Schneidezähne hat Temminck z und 5 gefunden; im Oberkiefer ein ſehr kleiner abnormer Lückenzahn. — Die Farbe iſt einförmig mausgrau, un: ten etwas heller. — Die ganze Länge iſt 5“ 2 — 6“, wovon der Schwanz 2“ einnimmt; Flugweite 142“. — Die Heimath iſt Egypten, wo Rüppell dieſe Art in Gewölben entdeckte. 3. D. Geoffroyi Trun. Der rothrückige Grämler. D. rufus, subtus fuscus, auriculis mediocribus, cauda gracili usque ad me- dium involuta. Dysopes Geoffroyi. Temm. monogr. I. p. 226. tab. 19 (Thier), tab. 23. fig. 9 (Gebiß). Nyctinomus aegyptiacus. GEoFFR. descript. de Egypt. II. p. 28. tab. 2. — Desmar. mamm. p. 116. Die Ohren ſind mittelmäßig, gerundet, am obern Rande etwas unre— gelmäßig gekrümmt, ihr innerer Rand nicht vereinigt. Die Oberlippe iſt von ſeichten Falten durchzogen. Der Schwanz iſt dünne, ſo lang als der Leib, zur Hälfte in die Schenkelflughaut eingehüllt, die keine Muskelbündel hat. Der Pelz iſt dicht; die Flügel an den Seiten mit einem Haarbande eingefaßt. Untere Schneidezähne zählte Temminck an einem Exemplare 2; Geoffroy führt 4 an, während ſeine Figuren 6 zeigen. — Die Farbe iſt oben roth, beſonders am Hinterkopf; auf dem Bauch braun mit einer ſehr ſchwachen weißen Binde längs der Mittellinie und etwas röthlich gegen die Seiten. — Die ganze Länge iſt 3“ 5%, Flugweite 93“, Vorderarm 470 Dysopes. 17 7°. — Die Heimath iſt Eaypten, wo Geoffroy die Art in Grä— bern und andern unterirdiſchen Gewölben entdeckte. 4. D. pumilus Crerzsenn. Der Zwerg -Grämler. D. nigricante-fuscus, subtus pallidior. Dysopes pumilus. Cretzſchm. in Ruͤppell's Atl. S 69. tab. 27. fig a. Seinen Formen nach ein Miniaturbild von D. Rüppellii. Die Haare ſind fein und wollig. Die Farbe der Oberſeite nebſt den Flügeln und Ohren iſt ſchwarzbraun, die Unterſeite des Körpers heller — Die Länge des Körpers iſt 1“ 9%, Schwanz 10%, Flugweite 74, Ohrhöhe 6. — Rüppell hat dieſen Grämler in alten Wohnungen von Maſſauah gefunden. c) Asiatiei. 5. D. tor quatus. Horsr. Der nackte Grämler. D. nudus, collo fascia pilosa eincto, pollice podariorum libero opposito. Cheiromeles torquatus. Horsr. zool. research. n. 8. mit Abbild. Dysopes cheiropus. Temm. monogr. I. p. 218. tab 17 (fig. Horsf.); tab. 23. fig. 1 — 5 (Schädel nach Horsf.). Von Horsfield und Temmind nach einem und demſelben Exem— plare beſchrieben. Die Ohren ſind von einander geſondert, lang und zuge— ſpitzt; ein kurzes, halb herzförmiges Läppchen ſitzt an ihrem untern Theil, und eine kleinere Klappe an dem innern. Die innere Zehe der Hinterfühe iſt frei und den übrigen, wie ein Daumen, entgegen ſetzbar; außerdem iſt ſie mit einem ſtarken Nagel verſehen, der durch einen Buſch langer Haare bedeckt wird. Der Schwanz iſt dick und zur Hälfte von der ſehr kurzen Schenkelflughaut eingehüllt, welche letztere viele Muskelbündel zeigt. Die Flügel entſpringen auf der Oberſeite des Rückens nahe der Mittellinie, hän— gen aber auf dem untern Theil den Seiten an. Schneidezähne fanden ſich ?. Der Pelz fehlt; nur um den Hals findet ſich eine Art Krauſe von braunen Haaren; die Schenkelflughaut und die Schenkel ſind mit kurzen Haaren dünne beſetzt; ein ſehr kurzer, nur durchs Anfühlen oder unter der Loupe erkennba— rer Flaum bedeckt den Bauch. Der Rücken iſt völlig nackt; an der Schnautze Graͤmler. 471 finden ſich einzelne kurze Haare. — Die ganze Länge iſt 5“ 2%, Flug⸗ weite 21“, Vorderarm 3%. 6. D. plicatus Bucnan. Der Falten⸗Grämler. D. flavo- einereus, subtus pallidior, auriculis. rotundis magnis, labiis plicatis, cauda usque ad medium involuta. Vespertilio plicatus. Bucuanan, Linn. transact. V. p. 261. tab. 13. Dysopes plicatus. Temm. monogr. I. p. 223. Nyctinomus bengalensis. GEoFFR. descript. de l’Egypt. II. p. 130.— Des- MAR. mamm. p' 116. Die Ohren find groß, rund, auf der Stirn einander genähert, aber nicht vereinigt, ihr oberer Rand iſt mit kleinen Warzen beſetzt. Die hän⸗ genden Lippen ſind mit ſenkrechten Falten und kurzen Haaren verſehen. Der Schwanz iſt zur Hälfte von der Flughaut umhüllt, in der äußern Hälfte frei; die Flügel entſpringen von den Seiten. Schneidezähne, wie fie im er wachſenen Zuſtand beobachtet wurden, find 3 vorhanden. Der Körper iſt behaart; die Schenkelflughaut nackt; die Flügel längs der Seiten mit einem Haarbande eingefaßt. — Die Farbe iſt graufahl, unten etwas heller 12). — Die ganze Länge iſt 4“ 3, wovon der Schwanz 1 9 wegnimmt; Flugweite 11“ 6 — 7%. — Die Heimath it Calcutta, wo dieſer Gräm— ler in Höhlen und alten Gebäuden ſich aufhält 3). 7. D. tenuis Horsr. Der dicklippige Grämler. D. nigro-fuscus, subtus cinereus, auriculis amplis connatis, labre crassissime. plicato, cauda gracili maximam partem libera. Dysopes tenuis. Temm. monogr. I. p.228. tab. 19 bis tab. 23. fig. 10 — 16 (Schaͤdel), 21 fig. 1 (Skelet). Nyctinomus tenuis. Horsr. zool. research. n. 5. mit Abbild. 12) Buchanan nennt die Schwingen und nackten Theile rußfarben, die Haare mit aſch⸗ farben gemiſcht, unten blaſſer. 13) Gray (ann. ok nat. hist. III. p. 6) ſagt im Gegenſatz von Temminck: ears uni- ted iu front on a common: tuberele; auch giebt er eine Daumenſcheibe wie bei Dysopes ma- erotis- und Thyroptera an, wovon weder Buchanan noch Temmiuck ſpricht, fo, daß wohl Gra p's D. plicatus eine andere Art iſt. 472 Dysopes. Der Kopf iſt groß und dick; die Naſenlöcher vorſpringend; die Lippen ſehr angeſchwollen: die Oberlippe mit 9 — 10 ſenkrechten Falten, die Un— terlippe mit einigen Reihen kleiner Warzen auf den dicken Rändern, zwiſchen welchen in der Mitte des Kehlganges eine einzelne größere Warze ſteht. Die Ohren ſind beträchtlich groß, überragen flügelartig zu beiden Seiten weit den Kopf, haben einen innern großen Umſchlag und ſind vor der Stirne mit einander verwachſen. Der Schwanz iſt ziemlich lang, rundlich, dünne, und nur zur kleinern Hälfte von der Schenkelflughaut umfaßt 11), welche ziemlich breit endigt und von Muskelfaſern unterſtützt wird. Die äußere und innere Zehe ſind ſeitlich, ſo wie auch die Nagelwurzeln mit weißen Haaren beſetzt. Die Flügel ſind ſehr ſchmal, namentlich dem Ellenbogengelenke ge— genüber. — Der Pelz iſt glatt und weich. — Die Farbe iſt oben ſchwarz— braun, unten grau; die Flughäute und Ohren ſind rußſchwarz. — Die Länge des Körpers iſt 2“ 3“, der Schwanz 1“ 5, wovon 1“ frei iſt; Flugweite 105 — 11“, Vorderarm 1“ 95 größter Durchmeſſer des Ohrs 8%, — Die Heimath iſt Java, vielleicht auch Sumatra und Banda 15). d) Americ ani. 8. D. ursinus Srıx. Der ſchwarze Grämler. D. totus niger, auriculis latissimis in taeniam versus nares protensam connatis. Molossus ursinus. Six vesp. bras. p. 59. tab. 35. fig. 4. Dysopes Alecto. Temm. monogr. I. p. 231. tab. 20 (Thier), 23 fig. 23 — 26 (Schaͤdel). Der Körper iſt unterſetzt; der Kopf kurz, die Schnautze abgeſtutzt, die 14) So finde ich es an 2 Exemplaren im Weingeiſt, und Horsfield hat dieſelbe Angabe. Temminck ſagt dagegen, daß die obere große Schwanzhälfte von der Schenkelflughaut umwik— kelt ſey. 15) Horsfield erwähnt noch einer andern javaniſchen Art, die weder mir noch Tem- mind bekaunt iſt, und die er Nyetinomus dilatatus nennt mit folgender Diagnoſe: N. fusco- nigricans subtus dilutior, membrana ad hypochondria dilatata, cauda gracili ad medium adnata, membrana interfemorali fibris muscularibus rarioribus instructa. Was Fr. Cuvier's (Dents des mammif. p.49) Dysopes mops aus Indien mit 2 Schnei— de = und 3 Backenzähnen ſeyn ſoll, iſt ganz ungewiß. Graͤmler. 473 Lippen ungerunzelt; die Naſenlöcher weit auseinander; die Ohren etwas breiter als lang, auf der Stirne miteinander vereinigt, innerlich durch eine ſchiefe Falte abgetheilt; das äußere linſenförmige Läppchen groß, die Klappe ſehr klein. Untere Schneidezähne finden ſich an unſerem Exemplare 2. Am Ende des Vorderhalſes zeigt ſich eine ziemlich tiefe Taſche. Der Schwanz iſt zur größern Hälfte von der Schenkelflughaut umhüllt. Die Behaarung iſt reichlich und weich; die Farbe glänzend ſchwarz, auch Schnautze, Oh— ren und Flughäute find ſchwarz. — Die Länge des Körpers iſt 33“, des Schwanzes 2“, wovon 3 frei find, Flugweite 15“, Ohrlänge 6, Ohr: breite 63°, Vorderarm 2“. — Die Heimath iſt Braſilien; Spix hat dieſe Art in der Provinz Para entdeckt. 9. D. perotis Nu w. Das Taſchenohr. D. saturate rufo- fuscus, subtus dilutior, auriculis amplissimis connatis, in sacculos duos divisis, rostro crasso. Dysopes perotis. Pr. v. Neuw. Beitr. II. S. 227 mit fig. Molossus rufus. GEoFFR. ann. du mus. VI. p. 155.— Desmar. mamm. p. 112. Dysopes rufus. TEmm. monogr. I. p. 230, 261. tab. 23. fig. 17 — 19 (Schädel). Da der Prinz von Neuwied zuerſt vollſtändig dieſe Art beſchrieben hat, ſo behalte ich auch den von ihm gegebenen Namen bei. Der Kopf iſt dick und groß; die Naſenkuppe vortretend und geſpalten; die Lippen haben einen verdickten und beſonders die obere einen doggenartig herabhängenden Rand. Die Ohren ſind koloſſal und durch einen dicken hohen Längsknorpel innen in zwei Säcke abgetheilt. Die Ohrwurzel ſo breit als die Kopflänge, indem fie am Hinterhaupte beginnt und etwa 3 weit von der Naſenſpitze endigt, wo ſich beide Ohren vereinigen. Ihr Rand iſt glatt, beinahe halb— kreisſörmig und ausgedehnt etwa 1 2“ hoch über dem Kopfe erhaben; die hintere Ohrtaſche iſt innen mit Quertaſchen bezeichnet. Dieſe großen Ohren zieht das Thier am Tage, wie eine Mütze, über die Augen herab. Untere Schneidezähne fand der Prinz an ſeinem Exemplare keine; Temminck ſah an einem 2, an einem andern 4. Auf der Bruſt zeigt ſich eine große nackte Drüſe, aus der eine Feuchtigkeit ſchwitzt. Der Schwanz iſt lang und etwa bis zur Mitte von der Schenkelflughaut eingehüllt. Die Flügel ſind lang und ſchmal, an den Leibesſeiten behaart. Die beiden äußern Zehen an Suppl. 60 474 Dysopes. jedem Fuß, ſo wie alle Nagelglieder deſſelben ſind behaart. Die Behaarung des Körpers iſt dicht und weich. — Die Farbe iſt auf der Oberſeite dunkel röthlich-graubraun (Temminck nennt ſie dunkel kaſtanienbraun), unten blaſſer; das Geſicht iſt graubraun; Ohren, Flughäute und Schwanz ſchwärzlichbraun; der Unterkiefer blaß fleiſchbraun. — Die Länge des Körpers iſt 4“ 3%, des Schwanzes 1“ 10, Flugweite 21“. — Die Heimath iſt Braſilien, wo der Prinz von Neuwied dieſe Art in einem Gebäude am Parahyba erhielt. 10. D. nasutus Srıx. Der braunrothe Grämler. D. rufo- castaneus, subtus albido-rufescens, auriculis latis disjunetis, cauda dimidia fere libera. Molossus nasutus. Srıx vesp. bras. p. 60. tab. 35. fig. 7. Temminck iſt der Meinung, daß Iſ. Geoffroy's Nyetinomus brasiliensis identiſch mit dem Molossus nasutus von Spix ſey und faßt beide unter dem Namen D. nasutus zuſammen, was unrichtig iſt, da der M. nasutus von Spix durch Färbung wie durch Größe ſich unterſchei— det. Dieß hat ſchon Wagler!®) richtig bemerkt; dagegen ſtellt er ihn fälſchlich mit M. fumarius zuſammen, der, wie nachher gezeigt werden wird, ſehr verſchieden davon iſt. Die Sammlung beſitzt von D. nasutus S pix nur ein einziges ausgeſtopftes und weibliches Exemplar, an dem durchs Ein— trocknen die Schnautze ſich mag merklich verändert haben. So wie ſie jetzt iſt, iſt die Naſe etwas vorſpringend und die Seiten der Schnautze haben ei— nige Querfalten. Die Ohren ſind ebenfalls etwas eingeſchrumpft, aber, wie man deutlich ſieht, vollſtändig getrennt, ſo daß die Behaarung zwiſchen ihren innern Rändern hindurch ſich zieht. Sie haben eine ſehr breite, etwas abge— rundete Form, ragen über den Scheitel nur wenig hervor und haben eine in— nere Querfalte. Der Schwanz iſt zur etwas größern Hälfte von der Schen— kelflughaut eingehüllt, welche ſich nach hinten ſtark verſchmälert; er be— ſteht aus 10 Wirbeln, von denen die letzten 5 frei hervorragen. Die Behaa— rung iſt lang, weich und reichlich, erſtreckt ſich auch auf den Anſatztheil der Flügel an den Seiten, und ein ganz dünner Haaranflug findet ſich noch neben 16) Natürl. Syſtem der Ammphib. S. 10. Graͤmler. 475 dem Vorderarme. Sonſt find die Flügel nackt und ſchmal, und nebſt der ganz kahlen Schenkelflughaut ſehr durchſcheinend. Die kurzen und dünnen Zehen ſind mit langen Haaren beſetzt. Untere Schneidezähne ſind 2 vorhanden. — Die Farbe der ganzen Oberſeite iſt ein ſchönes und dunkles Kaſtanienroth— braun, mit etwas hellerer Färbung an der Wurzel. Die Unterſeite ift blaß weißroſtig, indem die Haarwurzeln breit weiß und die Spitzen licht roſtgelb— lich ſind; auf der Bruſt iſt letztere Färbung am merklichſten. Die Flughäute find ſehr hell gefärbt. — Die Länge bis zur Schwanzwurzel iſt faſt 33“, der Schwanz it 2“ 2, wovon nicht ganz 1 frei hervorragt; die Flug⸗ weite 123 — 13“, der Vorderarm 17 9%. Als Heimath bezeichnet Spix den St. Francisci- Fluß. 11. D. abrasus Tun. Der kurzhaarige Grämler. D. splendide castaneus, subtus dilutior, auriculis disjunctis, patagiis nigris, vellere raso. a Dysopes abrasus. Temm. monogr. I. p. 232. tab. 21. Blos aus Temminck's Darſtellung bekannt. Die Ohren ſind faſt ſo breit als hoch, und getrennt; der Kopf kurz und ſtumpf; die Jungen haben 4 Schneidezähne. Der Schwanz iſt zur kleinern Hälfte frei. Der Pelz iſt kurzhaarig, aber dicht; die Haare ſcheinen ihrer Länge nach mehr oder min— der angewachſen zu ſeyn. Die Haut, welche den Vorder- mit dem Ober— arm verbindet, eine Binde längs des erſteren, die Wurzel des kleinen Fin— gers, und der Raum zwifchen dieſem und dem vorletzten find ebenfalls kurz be— haart; alle dieſe Theile aber ſind unten nackt. Die Farbe der Oberſeite iſt ſehr lebhaft und glänzend kaſtanienfarbig, unten heller und matt; die der Flughäute ſchwarz. — Die Länge des Körpers an einem jungen In— dividuum it 3“ 2“, der Schwanz 1“ 1, wovon der freie Theil 6: wegnimmt; Flugweite 9° 7, Abſtand der Ohren 2. — Als Hei⸗ math iſt das Innere Braſiliens bezeichnet. Von D. nasutus Spix un terſcheidet ſich dieſer Grämler durch geringere Größe, namentlich kürzern Schwanz, kurze Behaarung und ſchwarze Flughäute. 12. D. Nas o Waen. Der gemeine Grämler. D. griseo-bruneus, subtus dilutior, patagiis bruueis, auriculis magnis disjune- tis, labiis rugosis. 0 80 * 476 Dysopes. Nyctinomus brasiliensis. Is. Georrr. ann. des sc. nat. I. p. 343. tab. 22. fig. 1 — 4. Dysopes nasutus. TENA. monogr. I. p. 233. tab. 24. ſig. 2, 3 (Skelet). Es iſt ſchon vorhin bemerklich gemacht worden, daß Temminck's D. nasutus ſpezifiſch von dem M. nasutus Spix verſchieden iſt, daher ich auch den Namen ändern muß, ohne den vagen von Iſ. Geoffroy anneh— men zu können. Die Schnautze dieſes Grämlers iſt kurz; die Naſenlöcher vorſpringend; die Lippen mit Querfalten beſetzt; die Ohren groß abgerun— det und getrennt. Untere Schneidezähne hat Temminck nach den verſchie— denen Altersſtufen 6, oder 4, oder 2 gefunden. Der Schwanz iſt lang und zur Hälfte eingehüllt. Der Pelz iſt kurz und weich; die Zehen der Hinterfüße ſind mit langen weißen Haaren beſetzt; auf der Unterſeite der Flügel verläuft längs den Leibesſeiten eine Haarbinde. — Die Farbe der Oberſeite nennt Temminck trüb oder fahl braun, mit gleicher Färbung bis zur Wurzel; die Flughäute find braun !“). — Die Länge des Körpers beträgt, nach Temminck, 2“ 6%, des Schwanzes 17 6, die Flug: weite 10“ 8%. — Die Heimath iſt Braſilien, wo dieſe Art häufig vorkommt, doch hat ſie Spix nicht mitgebracht. 13. D. velox NAT TERER. Der ſchnelle Grämler. D. castaneus, subtus dilutior, pilis omnibus unicoloribus, auriculis conjunctis, apertura glandulosa in collo antico. 4 Dysopes velox. Temm. monogr. I. p. 234. tab. 22. fig. 1 (Thier), 23 fig. 22 (Zähne). Molossus velox. Horsr. zool. journ. III. p. 236. Dieſe Art iſt ähnlich dem D. ursinus, aber merklich kleiner, die Oh— ren ebenfalls vereinigt und von derſelben Form, aber ohne Hautfortſatz auf dem Naſenrücken; der Lappen iſt abgerundet mit verſchmälerter Baſis. 17) Nach 11 Exemplaren beſtimmt If. Geoffr. die Farbe folgendermaſſen: fie hat immer einen grauen Grund, aber mit einer braunen Schattirung, die vom Schwarzbraunen bis ins Fahlbraune wechſelt, ſo daß man im Allgemeinen ſagen kann, die Farbe iſt braungrau, mit ei— nem grauen und minder dunklen Ton gegen die Bauchgegend, etwas dunkler an der Bruſt, noch dunkler und brauner auf dem Rücken. Schon dieſe Beimengung von Grau unterſcheidet den Tem minckſchen D. nasutus von dem Spixſchen, deſſen Braun mit Roth gemiſcht iſt. Graͤmler. 477 Die Lippen ſind ungerunzelt. Der Schwanz iſt ohngefähr zur Hälfte von der Schenkelflughaut eingeſchloſſen. Am Vorderhalſe findet ſich wie bei D. ursinus eine kleine Taſche. Die Farbe iſt oben dunkel kaſtanienbraun, un: ten heller; alle Haare find einfarbig. Die Länge des Körpers iſt 2“ 2%, des Schwanzes 1“ 2%, Flugweite 10“, Vorderarm 19 6% — Die Heimath iſt Braſilien, wo Spix und Natterer dieſe Art entdeckten; auch kommt ſie, nach Horsfield's Beſchreibung, auf Cuba vor 18). 14. D. fumarius Stix. Der raucherige Grämler. D. nigro - fuscus, subtus cinereo-bruneus, pilis omnibus basi albis, auriculis in taeniam ad nares decurrentem coadunatis. Molossus fumarius. Srix vesp. bras. p. 60. tab. 35. fig. 5, 6. Dysopes obscurus. Temm. monogr. I. p. 236. tab. 22. fig. 2. Molossus obscurus. GEOFFR. ann. du mus. VI. p. 155. — Desmar. mamm. p. 114. Wenn Temminck nach Anficht des Geoffrop'ſchen Exemplares uns nicht verſicherte, daß deſſen M. obscurus mit dem ſeinigen identiſch wäre, ſo würde man es aus der ganz ungenügenden Angabe des pariſer Zoologen nicht errathen haben. Auch hat Temminck ganz richtig vermuthet, daß ſein D. obscurus mit dem M. fumarius von Spix in eine Art zuſammenfällt. Der D. fumarius iſt dem D. velox an Größe und Form ähnlich, aber 18) Gray (ann. of nat. hist. III. p. 6) trennt von dem braſiliſchen D. velox Temm. den kubaniſchen von Horsfield ab, und giebt letzterem den Namen Molossus tropido- rbhynchus mit der Diagnofe: chesnut, nose with a longitudinal central ridge and then a nearly straight erenulated cross ridge over the nostrils; tail tapering, thin. Sehr ge- mein in der Stadt Havannah. — Den braſiliſchen oder Temminckſchen Molossus velox charakteriſirt Gray dagegen als: chesnut, nose with a diverging ridge from the centre of the space between the nostrils; tail thick. — Und indem er von M. tropidorbynchus noch bemerkt, daß er ebenfalls die Halstaſche habe, fügt er hinzu, daß dieſe Art dem D. velox ſehr ähnlich ſey, aber kleiner, und daß ſie nur eine einzige mittlere Leiſte zwiſchen den Naſenlöchern habe, welche gegabelt ſey und eine Querleiſte über jedes ſende; während bei dieſer Art zwei ſchiefe Leiſten getrennt faſt bis zur Baſis verlaufen. Dieß kaun ich für den braſiliſchen D. velox in ſo fern beſtätigen, als bei ihm auf dem Vorderende der Naſenſcheidewand eine feine Leiſte aufſteigt, die ſich bald ſpaltet, fo daß jeder Aſt bogenförmig über das Naſeuloch feiner Seite hinweg zieht. 478 Dysopes. die Flügel find etwas breiter, die Schienbeine etwas länger, die halbrunden Ohren durch ein Band vereinigt, das ſich bis zu den Naſenlöchern fortſetzt. Der Schwanz iſt zur größern Hälfte eingehüllt, der Reſt ganz frei. Die Oberlippe iſt ungerunzelt, aber weißlich behaart. — Die Haare ſind von zwei Farben: auf der Oberſeite ſchwärzlichbraun mit weißer Wurzel; auf der Unterſeite heller braun und ebenfalls mit weißer Wurzel. Die Ohren find ſchwarz, die Flügel ſchwarzbraun. — Die Länge des Körpers iſt 2“ 3%, des Schwanzes 1“ 10%, Vorderarm 1“ 95 die Flugweite giebt Spix auf 123” an 1). — Die Heimath iſt Braſilien, wo Spix Die: ſen Grämler häufig in Häuſern am Fluße Itapicuru fand; nach Temminck kommt er auch in Surinam vor. 15. D. laticaudatus Georrr. Der ſaumſchwänzige Grämler. D. obscure fuscus, subtus dilutior, auriculis conjunctis, labro verticaliter ru- goso, cauda usque ad finem limbata. Molossus laticaudatus. GEorrFr. ann. d. mus. VI. p. 156. — Desmar. mamm. p. 115. — Rengger's Paraguay ©. 87. Chauve souris obscure ou huitieme. AzAR. ess. II. p. 286. Es felgen nun 4 Arten von Grämlern aus Paraguay, denen Geof— froy zwar ſyſtematiſche Namen beigelegt hat, die aber bisher nur unvoll—⸗ ſtändig durch Azara bekannt waren, bis Rengger ſie in neuerer Zeit ge— nau geſchildert hat. Die Ohren dieſer Art ragen nicht über den Kopf empor, find halbkreisförmig und 33 hinter der Schnautzenſpitze mit einander verei— nigt. Die Schnautze ragt beträchtlich über den ſtumpfen Oberkiefer vor; die Oberlippe hat eine Menge ſenkrechter Runzeln und hängt auf beiden Seiten, wie bei den Doggen, über die Unterlippe herab. Die Schenkelflughaut hüllt die Hälfte des Schwanzes ein, und verläuft auf der andern Hälfte als ein ſchmaler Saum bis zur Schwanzſpitze, was nur noch bei einer einzigen an— dern Art vorkommt. Die Flügel erſtrecken ſich bis zum Tarſus. Die Be— haarung iſt kurz und weich; Schnautze, Ohren und Flughäute find nackt.“ Die Farbe iſt ſchwärzlichbraun, was am Bauch ins Bräunlichgraue über— 19) Temminck giebt an: Körper 2“ 2°, Schwanz 1“ 1“, Vorderarm 1“ 5, Flug⸗ weite 9“. Graͤmler. 479 geht. Die Schnautze, Ohren und Flughäute ſind bräunlichſchwarz; eben ſo die Extremitäten und der Schwanz, deren Farbe jedoch ins Fleiſchrothe fällt. — Die ganze Länge iſt 5“, wovon der Schwanz 1“ 10,“ einnimmt; die Flugweite 15“. — Die Heimath iſt Paraguay; Rengger fand dieſe Art in Tapua, 4 Stunden von Aſuncion und nennt ſie ſelten. 16. D. coecus RANG. Der blinde Grämler. D. fuscus, auriculis conjunctis, labro verticaliter rugoso, cauda versus apicem libera, haud limbata. Molossus coecus. Rengger's Paraguay. S. 88. Petite Chauve-souris obscure ou neuvieme. Azar. ess. II. p. 228. Die Farbe und Behaarung iſt wie bei voriger Art, nur iſt der Bauch braun ſtatt bräunlichgrau und das Geſicht minder behaart. Die Ohren, wenn fie an den Kopf angelegt werden, ragen nach oben und hinten über denfelbe ı hervor; fie vereinigen ſich miteinander ungefähr 2“ hinter der Spitze der Schnautze, und ſind innerlich mit Querfalten verſehen. Der untere Schenkel der Anthelix erſtreckt ſich ſo weit nach vorn, daß das Auge zwiſchen beiden Schenkeln wie in einer Vertiefung liegt. Die Schnautze iſt wie bei voriger Art, und die Oberlippe iſt gleichfalls gerunzelt. Die Flügel reichen nur bis zur Mitte des Beines. Die ganze Länge iſt 4“, der Schwanz 14 7%, Flugweite 17, Breite des Ohrs 10, Höhe deſſelben 8“. — Die Hei— math iſt Paraguay, wo Rengger dieſe Art in der Nähe von Aſuncion, aber ſelten, fand. 17. D. crassicaudatus Georrr. Der glattlippige Grämler. D. rutilo- fuscus, subtus pallidior, auriculis conjunctis, labro glabro, cauda us- que ad finem limbata. Molossus crasssicaudatus. GEOoFFR. ann. d. mus. VI. p 156. — Desmun. mamm. p. 115. — Rengger's Paraguay S. 89. Chauve-souris brun-cannelle ou dixieme. Azär. ess. II. p. 290. Die Schnuutze ift wie bei den beiden vorigen Arten, aber die Oberlippe iſt nicht gerunzelt, und die Ohren, welche zwar vereinigt ſind, ſind lange nicht fo groß. Die Flügelhaut läuft bis an das Fußgelenk hinab. Die Schen— kelflughaut umgiebt den Schwanz auf zwei Drittel, und ſetzt ſich am übrigen 480 Dysopes. Theile als ein ſchmaler Saum bis zur Spitze fort. — Die Farbe der Ober— ſeite iſt röthlichbraun, der Unterſeite bräunlichroth; die nackten Theile ſchwärz— lichbraun. — Die ganze Länge iſt 33“, der Schwanz 1“ 4“, die Flug: weite 10“ 4%. — Die Heimath iſt Paraguay. 18. D. castaneus Georrr. Der Kajtanien- Grämler. D. castaneus, subtus griseus, auriculis discretis, labro glabro, cauda ultra me- dium involuta. Molossus castaneus. GEoFFR. ann. d. mus. VI. p.155. — DesmAr, mamm. p. 115. — Rengger's Paraguay. S. 90. Chauve- souris chätaine ou sixieme. Az AR. ess. II. p. 282. Die letzte der 4 erwähnten paraguayiſchen Arten 2°), welche jedoch mit 20) Noch ſind einige andere amerikaniſche Arten zu erwähnen, die weitere Prüfung erfor— dern. Dahin gehört a) Molossus amplexicaudatus GEOFFR. (ann. d. mus. VI. p. 156), nach Buffon’s Chauve souris de la Guyane (suppl. VII. tab. 75) errichtet. Es hat Buf fon dieſe Art ziemlich gut beſchrieben, nur hinſichtlich des Schwanzes hat er fich nicht ganz deut— lich ausgedrückt. Die Farbe iſt dunkel kaſtauienbraun oder ſchwärzlich, unten minder dunkel, an den Seiten grau. Ohren groß, (der Abbildung nach) vereinigt. Schneidezähne 8. Die Flügel ſchmal; der Schwanz, in die Schenkelflughaut gewickelt, iſt 13° lang und durch einen kleinen Haken geendigt (ſcheint alſo faſt ganz eingewickelt zu ſeyn). Länge des Körpers 3“ 4, Flug— weite 15“ 2. Gemein um Cajenne. b) Molossus longicaudatus. GEOFFR. (ann. d. mus. VI. p. 155). „Pelz fahl⸗ grau; ein ſchmales Hautband von der Schnautzenſpitze bis zur Stirne verlaufend; Schwanz faſt fo lang als der Leib.“ Körper 14°, Schwanz 1“ 2“. Geoffroy rechnet Daubenton's Mulot volant (Buff. X. p. 84. tab. 19. fig. 2. und Schreb. I. S. 172, tab. 59.), obgleich die Größeuverhaͤltniſſe und Farbung nicht ganz zuſammenſtimmen. Dieſer Graͤmler iſt mit dem fol— genden von Pallas und Schreber zu ihrem Vespertilio Molossus gezählt. c) Molossus fusciventer. GEOFFR. (aun. d. mus. VI. p. 155; DESMAR. mamm. p. 114; DAuB. Burr. X. tab. 19. fig. 3). „Pelz oben braungrau, unten aſchgrau, ausgenoms men am Bauche, der in der Mitte grau iſt.“ Länge des Körpers 2“, des Schwanzes über der Haut 7“. „Sehr ähnlich dem vorigen, aber der Kopf minder fleiſchig, die Schnautze weniger dick, und die Färbung zeigt die angegebenen Differenzen.“ Heimath unbekannt. d) Molossus acuticaudatus. DRSsuMaR. (mamm. p. 116): „Schwanz lang, faſt ganz in die Schenkelflughaut gehüllt, welche einen ziemlich ſpitzen Winkel bildet; Pelz ſchwarz— braun, rußfarbig gewaͤſſert. Flügel ſehr ſchmal, kurzes Schwanzende frei, Ohren ziemlich groß, pelz weich und ziemlich lang, Häute dunkel.“ Körper 12“, Schwanz eben ſo. Aus Braſilien. Graͤmler. 481 V. abrasus identiſch ſeyn könnte. Die Schnautze ragt über den abgeſtumpf⸗ ten Unterkiefer hervor. Die Ohren überſteigen nicht die Höhe des Kopfes, ſind am Rande nicht ausgeſchnitten und vereinigen ſich nicht, ſondern wer— den durch die, von der Naſenſpitze bis zur Stirne ſich erſtreckende Rinne von einander getrennt. Die Oberlippe iſt glatt und hängt auf beiden Sei— ten herab. Die Flügelhaut reicht bis in die Nähe des Tarſus; die Schen— kelflughaut umgiebt beiläufig 3 des Schwanzes. Die Behaarung iſt weich und kurz; Ohren und Flughäute ſind nackt. — Die Farbe der Oberſeite iſt kaſtanienbraun, der untern grau; die nackten Theile find ſchwärzlichbraun. — Die ganze Länge iſt 43“, der Schwanz 1“ 9, Flugweite 13% — Die Heimath iſt Paraguay (Villa Riea) als die ſeltenſte der dortigen Arten. 19. D. macrotis Gray. Der großohrige Grämler. D. auriculis amplissimis, lobulo dilatato, supra truncato, pollice ad basin disco instructo. Nyctinomus macrotis. Gray ann. of nat. hist. III. p. 5. tab. I. fig. 3 (Kopf). Temminck fand dieſe Art in der pariſer Sammlung nicht vor; feine Vermuthung (monogr. I. p. 240), daß fie identiſch mit Spix Thyroptera ſeyn möchte, iſt ſicherlich unbegründet, da Desmareſt weder von der merkwürdigen Daumenſcheibe, noch von der weißen Bauchfarbe ſpricht. e) Molossus ater GEOFFR. (ann. d. mus. VI. p. 155; Desmar. mamm. p. 114): „Pelz ſchwarz, oben allein glänzend; Schnautze ſchmächtiger als bei M. rufus, Ohren auffallend größer und zumal höher.“ Körper 2“ 7, Schwanz 1“ 6°, Schenkelflughaut 9. Vaterland unbekannt. — Kann nach der Form der Ohren nicht zu M. ursinus Spix gehören. Gray, der mit Unrecht die Trennung von Nyetinomus und Molossus beibehält, führt von letzteren noch 2, mir unbekannte Arten an, die er zu feiner zweiten Abtheilung mit fehr kleiner Kehldrüſe rechnet, nämlich (ann. of nat. hist. III. p. 7): f) Molossus fuliginosus. „Schwarz, Schwanz verlängert, ſchmächtig, ſich zuſpiz— zend; Naſe mit einer divergirenden Leiſte von der Mitte des Raums zwiſchen den Naſenlöchern; Lappen rund, zuſammengedrückt, an der Baſis eingezogen; Stirne gekielt.“ g) Molossus Norfolkensis. „Grauſchwarz, unten grau; Schwanz verlängert, ſich zuſpitzend; Naſe ohne Leiſte; Lappen klein, rund, an der Baſis nicht eingezogen, Ohren ſpitz; Stirne nicht gekielt?“ Auch Dorbigny bildet 2 Arten als neu ab, die er Molossus moxensis und ru- gosus (voy. dans l’Amer. mérid. livr. 30, 32) nennt, über welche man kein ſicheres Urtheil fällen kann, da die Beſa ibung noch abgeht. Suppl. 61 482 Dysopes. Ganz neuerdings von Gray bekannt gemacht. „Ohren fehr groß, an der Stirne in einen gemeinſchaftlichen Höcker vereinigt, vorn ziemlich behaart. Lippen ſehr groß, hängend. Schnautze kahl, mit einer mittlern Längs- und einer queren Rand-Leiſte von gedrängten, kurzen, ſtarren Haaren. Ober— lippe mit einem länglichen Büſchel ſchwarzer Haare unter der Naſe. Schwanz cylindriſch, verlängert, über die Hälfte frei; Füße mit einer kleinen, runden hintern Sohle (pad). Die Sohlen der großen und kleinen Zehe ziemlich breit, mit weißen Haaren bedeckt, welche an der Spitze gekrümmt und et— was erweitert find. Klappe ziemlich groß, abgeſtutzt, mit 2 — 3 kleinen Lappen am Rande. Ohlrlappen breit, ziemlich abgeſtutzt an der Spitze, und mit einer ſchwachen Kerbe vorn am untern Rande“ 21). Mac Leay er hielt dieſe Art aus dem Innern der Inſel Cuba, wo ſie in einem hohlen Baum gefunden wurde. Sie iſt durch die Scheibe am Daumen ſehr cha— rakteriſirt, und hat an ſelbiger ein Merkmal, worauf Spix ſeine Gattung Thyroptera 22) gründete. 4 21) Die Angabe der Faͤrbung und der Größenverhältniſſe hat Gray vergeſſen, doch ſcheint ſie nach der Abbildung des Kopfes, der viel Aehnlichkeit mit D. Cestoni hat, zu den größern Arten zu gehören; die Ohrlänge iſt in der Figur 1“. Noch fügt Gray folgenden Zuſatz bei: „Kopf und Naſe dieſer Art iſt ſehr ähnlich dem N. plicatus von Indien, aber die Lippen (die obere iſt der Abbildung nach gefurcht) und Ohren find verhältnißmaßig viel größer und das Läpp— chen dieſer Art höher, oben abgerundet, und ohne eine Kerbe an der Baſis des Vorderrandes. Gleich dieſer Spezies hat der Daumen eine große kreisförmige verhärtete Scheibe (callous pad) an ſeiner Baſis, was mit Spix's Bezeichnung ſeiner Gattung Thyroptera übereinkommt, und mich auf die Meinnng bringt, daß ſelbige nur ein Synonym von Nyetinomus iſt.“ 22) Die Gattung Thyroptera iſt eines der vielen Räthſel, deſſen Auflöfung Spix in ſei— ner braſiliſchen Fauna den Zoologen überlaſſen hat. Temminck vermuthete, daß ſelbige nur ein Graͤmler ſeyn möchte. Dieſelbe Meinung ſpricht Wagler (Natürl. Syſt. d. Amphib. S. 10) aus, nach Beſichtigung des Spixiſchen Originals, von dem er jedoch ſagt, daß es ſo zerfetzt, ſelbſt ohne Kopf ſey, daß er nach ihm weder die Art, noch die Gattung mit Sicherheit zu be— ſtimmen wage. In dieſer Zerfetzung iſt jedoch Wagler noch weiter gegangen, fo daß ich von dem Spixiſchen Original nur noch die disjecta membra vorgefunden habe, beſtehend aus dem linken Flügel, an dem ein Stück der Rücken- und Bauchhaut nebſt dem Schwanze hängt, und aus dem geſonderten rechten Flügel. Vom Kopf muß indeſſen ſchon zu Spix'ens Zeiten nicht viel mehr vorhanden geweſen ſeyn, da er in der Abbildung möglichſt verborgen und in der Be— ſchreibung von ihm weiter nichts geſagt iſt als naso non perfoliato. Da wir aber nunmehr an Graͤmler. 483 Anhang. Weiterer Prüfung bedürftig iſt eine von Geoffroy nach Daubenton's Beſchreibung errichtete Gattung Myopteris, der er folgende Merkmale giebt: Schnei⸗ dezähne 2, Backenzähne 3; untere Schneidezähne Zlappig. Naſe einfach, Schnautze kurz und dick, Ohren groß, getrennt, ſeitlich, mit kleiner Klappe. Schenkelflughaut mittelmäßig; Schwanz lang, in der Wurzelhälfte eingewickelt, am Ende frei. a) Myopteris Daubentonii GEOFFR.; Oberſeite braun, Unterſeite ſchmutzigweiß, mit einem leichten fahlen Anflug; obere Schneidezaͤhne ſpitz und einander genä— hert. Körperlaͤnge 3“; Heimath unbekannt. Synonyme find: Rat- volant. DAUBENT. (mem. de b'acad. des sc. de Paris. ann 1759. p. 386); My- optere rat-volant GEOFFR. (deser. de P’Ezypt. II. p. 113; Desmar. mamm. p.132). 3te Sippe. VESPERTILIONINA. Fledermäuſe. Dentes primores 2 vel 4, labia simplicia, auriculae trago instructae, pollex liber, cauda longa patagio anali innata. Die Sippe der Fledermäuſe unterfcheidet ſich von der der Stummel— ſchwänze dadurch, daß der Daumen an feiner untern Hälfte von keiner Dau: menhaut umwickelt, ſondern frei iſt, und daß die Schenkelflughaut ihrer gan: zen Länge nach den Schwanz umſchließt, der demnach ſo lang als ſie ſelbſt iſt, oder mit einer kurzen Spitze noch frei über fie hervorragt. Durch letz— teres Merkmal unterſcheiden ſich die Fledermäuſe auch gleich von den Gräm— lern, bei denen der Schwanz weit länger als die Schenkelflughaut iſt, und die überdieß eine andere Kopfform und eine andere Beſchaffenheit der Schnei— dezähne haben. D. macrotis einen Grämler mit einer Daumenſcheibe kennen, fo werden wir die Tbyroptera ebenfalls den Grämlern zuzählen dürfen, zumal die Schwanzbildung dieſelbe iſt. Das Fragment, das ich vorgefunden, iſt vornämlich ausgezeichnet durch die auf der Außenfläche concave Horn— ſcheibe, welche äußerlich dem Gelenk des Mittelhandknochens und erſten Fingergliedes des ſehr kurzen Daumens anſitzt. Der Schwanz ragt mit ſeiner Spitze frei aus der Schenkelflughaut her- vor. Der Rücken iſt kaſtanienbraun, der Bauch weiß; die Flügel ſchwarz. Spix giebt die Länge des Rumpfes vom Nacken bis zur Schwanzwurzel auf 14“ an, den eingewickelten Theil des Schwanzes zu 9, den freien Theil zu 34, Vorderarm 1“ 34°, Sporen 2“. — Als Hei⸗ math nennt Spix die Ufer des Amazonenflußes. 61 * 484 Vespertilio. XXIV. VESPERTILIO. Die Fledermaus. Dentes primores 2, canini simplices. Linné und Schreber hatten ſämmtliche Handflügler unter der einzi— gen Gattung Vespertilio begriffen. Obſchon nun in ſpätern Zeiten dieſe in viel engere Grenzen eingeſchloſſen wurde, ſo umfaßt ſie gleichwohl gegen— wärtig faſt viermal mehr Arten, als Schreber überhaupt an Chiropteren gekannt hatte, und ihre Anzahl mehrt ſich mit jedem Jahre. Die Fledermäuſe zeichnen ſich nicht durch beſondere Größe aus, da es nur wenige ausländiſche Arten giebt, die unſern Vesp. murinus in dieſer Beziehung übertreffen. Ihre Färbung iſt meiſtens düſter und wenig verſchie— den, ſo daß die Beſtimmung der Arten große Schwierigkeiten hat. Die Flughäute ſind groß; an den Vorderhänden hat der Zeigefinger 1, der Mit— telfinger 3, der Ate und Ste Finger 2 Phalangen. Im Geſichte ſitzen Drü— ſen, die eine fettige und übelriechende Materie abſondern. Der Schädel iſt von verſchiedener Form; als gemeinſame Merkmale ſind hervorzuheben die Verfließung der Augenhöhlen und Schläfengrube in— einander, indem ein hinterer Stirnfortſatz zur Abgrenzung beider fehlt, fer— ner das Vorkommen eines Zwiſchenkiefers, deſſen beiden Seitenäſte jedoch in der Mitte nicht zuſammenſtoßen, ſondern hier eine große Lücke laſſen. An Schneidezähnen find vorhanden F; davon liegen die obern paar— weiſe, jedes Paar dicht an dem Eckzahne feiner Seite und die Spitzen fei- ner ſpitzigen Zähne denen der andern Seite zuwendend; der innere von die— ſen Zähnen iſt der längere, der äußere der kürzere und dicht an den vorigen angelegt. Die untern Schneidezähne ſind klein, gedrängt ſtehend und zwei oder dreizackig. Die Eckzähne find ſtark und einfach. An Backenzäh— nen giebt es 5, 5, 5 oder 5, davon find immer die drei hinterſten mehr— zackigen und der vor ihnen ſtehende einzackige vorhanden, die ich demnach zuſammen als die ächten und wahren Backenzähne anſehe. Die vor dieſen 4 Zähnen ſich findenden, an Zahl verſchiedenen kleineren Zähne ſehe ich für die Lückenzähne an. Die geographiſche Verbreitung dieſer Gattung reicht ſo weit als nur überhaupt Handflügler vorkommen, und ſie iſt an Arten bei weitem am zahlreichſten 23). Fledermaus. 485 Ihre Nahrung nehmen die Fledermäuſe nur aus dem Thierreiche und zwar faſt auschließlich aus der Klaſſe der Inſekten; fie find ungemein gefräßig, wie denn Kuhl eine Noctula 13 Maikäfer hinter einander verſchlucken ſah. Junge bringen 23) Bei der großen Menge von Arten, welche dieſe einzige Gattung umfaßt, iſt es dringlichſt nöthig, gute Unterabtheilungen anzubringen. Temminck hat blos nach den Welttheilen die Ars ten geſondert, wodurch freilich die verſchiedenartigſten Formen durcheinander kommen, indem dieſe geographiſch nicht geſchieden ſind. Keyſerling und Blaſius haben in einer ausgezeichneten Arbeit unſere einheimiſchen Fledermäuſe nach zoologiſchen Merkmalen in die Gattungen Synotus (Barbastellus Gray), Plecotus, Vespertilio, Vesperugo (mit den Untergattungen Vespe- rus und Vesperugo) und Miniopterus gebracht, was ſehr gute Abtheilungen ſind, wenn ich ih— nen gleich nur den Werth von Untergattungen zugeſtehe. Hiemit iſt nun ein Schema gegeben, in welches auch die auswärtigen Arten eingereiht werden müſſen, wenn anders nicht vielleicht für dieſe noch eine oder die andere Untergattung anzubringen wäre. Um aber dieſe Vertheilung der ausländiſchen Arten vorzunehmen, muß man gute Weingeiſt-Exemplare vor ſich haben, an denen man die äußern Formen nebſt der Beſchaffenheit des Schädels und Gebißes mit Sicherheit be— ſtimmen kann. Da es mir hiezu jedoch an Gelegenheit gefehlt hat, ſo habe ich nothgedrungen den von Temminck eingeſchlagenen Werth betreten müſſen, wobei ich nur die europäiſchen Ar- ten den wiſſenſchaftlichen Anforderungen entſprechend arrangirt, die ausländiſchen aber zuerſt nach den Welttheilen und dann wieder nach der Zahl der Backenzähne, fo weit mir ſelbige bekannt war, angeordnet habe. Daß übrigens mehr als bei irgend einer andern Gattung hier zweifel— felhafte oder ſelbſt bloſe Nominalarten vorkommen mögen, darauf ſoll gleich zum voraus aufmerk— ſam gemacht werden. Bei nur zu vielen Arten ſind die Beſchreibungen ſo e daß eine ſichere Wiedererkennung ſchwierig oder unmöglich iſt. Die von den äußerlichen Formen und dem Gebiße hergenommenen Merkmale der erwähnten 5 Untergattungen find bei der Aufzählung der europäiſchen Arten angegeben; hier will ich nur ihre Schädel = Differenzen hervorheben, wie fie Keyſerling und Bla ſius zuerſt ausgeſpro— chen und ich nach den Exemplaren der hieſigen Sammlung gefunden habe. 1) Syuotus Keys. et BLas. Schädel etwas gewölbt, von der Mitte an nach hinten und vorn, in letzterer Richtung ziemlich ſtark abfallend, zwiſchen den Augenhöhlen etwas breiter als die Kiefer an den Eckzähnen. Beſonders auffallend iſt der kurze, breite, der Länge nach flach ausgehöhlte Naſenrücken. Eine Scheitelleiſte ift nicht entwickelt; Stirnbeine merklich von den Scheitelbeinen abgeſchnürt. 2) Plecotus GEO FR. Schädel geſtreckt, etwas gewölbt, von der Mitte aus nach hinten und vorn abfallend, nach vorn fo allmählig, daß Scheitel und Naſenrücken ungefähr in derſelben Richtung liegen; die Einſchnürung zwiſchen den Augenhöhlen eben ſo breit als die Kiefer an den Eckzaͤhnen. Der Naſenrücken iſt kurz, breit, etwas ausgehöhlt, vorn und hinten anſteigend. 486 Vespertilio. fie 1 oder 2 zur Welt, und es ſcheint, als ob dieſe Zahl ſelbſt bei derſelben Art wechſeln könnte, fo z. B. ſagt Kuhl, daß die Noctula zwei Junge bringe, während Brehm bei 15 Weibchen derſelben nur einen Embryo fand. a) Europaei. a) Molares # °*), auriculae connatae, margine exteriori inter oculum labiumque superius terminatae (Synotus KkExs. et BLAS.).— Im Ganzen 32 Zähne; die dickhäutigen Ohren über dem Scheitel miteinan— der verwachſen; der Außenrand des Ohrs erſtreckt ſich über den Mundwin— kel hinaus bis zwiſchen Auge und Oberlippe; Naſenlöcher oben auf der Schnautze geöffnet; Schwanz von der Schenkelflughaut umſchloſſen 25). 1. V. Barbastellus Scares. Das Kurzmaul. Tab. Ly. V. bruneo- niger, pilorum apieibus flavo-brunescentibus, gastraeo griseo-fusco ; auriculis longitudine capitis, rostro brevi obtuso. 3) Vespertilio. Schädel geſtreckt, hinten ſtark gewölbt, an der Einſchnürung zwiſchen den Augenhöhlen breiter als die Kiefer an den Eckzähnen. Hinterhaupt und Scheitel find ziem— lich gleich hoch, mit einer ſtarken Längsleiſte; der Geſichtstheil durch eine ſtarke Einbuchtung vom Hirnkaſten getrennt, fo daß der Scheitel über den Naſenrücken ſchräg anſteigt. 4) Vesperugo Keys. et BLas. Schädel kurz, gedrängt; das Hinterhaupt flach, wenig gewölbt; der Schädel zwiſchen den Augenhöhlen am ſchmälſten, ſo daß die Breite an den Eck— zähnen größer iſt. Der Naſenrücken kurz und ſehr breit. Der Schädel fällt nach vorn wenig und gleichmäßig ab, ſo daß das Profil oben ziemlich geradlinig iſt. 5) Miniopterus Bonapr. „Schädel hinten ſehr gewölbt, aufgeblaſen, nach jeder Richtung ſtark erweitert. Oberkiefer faſt gleich breit, indem die Entfernung an den Eckzähnen eben ſo groß iſt wie die Breite der Verengung zwiſchen den Augenhöhlen. Das Hinterhaupt durch eine Einſchnürung vom übrigen Schädel abgeſetzt, niedriger als der Scheitel; der Schaͤdel fällt vorn ſteil nach dem Naſenrücken hin ab, durch eine tiefe Einbucht vom Naſenrücken geſondert. Naſen— rücken gewölbt, enge, nach vorn wenig abfallend, bis zum Zwiſchenkiefer faſt geradlinig“ (Kepi. und Blaſ.). Als eine Untergattung iſt noch Scotophilus LEACH anzuführen, wovon am Ende dieſer Gaktung geſprochen werden wird. 24) Temmind giebt als normal durchgängig 5 Backenzähne an, wovon ein ſehr kleiner ganz hinterer Eckzahn im Fleiſch verborgen ſtecke; dieſe Angabe ſcheint mir irrthümlich. 25) Zur Unterabtheilung Synotus gehört unter den ausländiſchen Fledermäuſen der V. Mau- gei und leucomelas, nach Keyſerling und Blaſius auch noch maerotus. Fledermaus. 487 Vespertilio Barbastellus. Schreb. I, S. 168. tab. 55. — LIN N. GMEL. XIII. p. 48. — Desmar. mammif. p. 145. — GEoFFRr. ann. du mus. VIII. p. 196. tab. 46 (Kopf des Jungen). — Kuhl Wetter. Annal. IV. S. 48. — TM. monogr. II. 3. p. 202. tab. 48. ſig. 6 (Kopf). Barbastellus communis. Bonar. faun. ital. fasc. 21. fol, 106. Synotus Barbastellus. Keyſ. u. Blaf. in Wiegm. Arch. 1839. S. 305. Barbastellus Daubentonii. Berr brit. quadr. p. 63. Barbastelle. DarnsenT. mem. p. 1759. p. 381. tab. 2. fig. 3; Burr. VIII. p. 130. teb. 19. fig. 1. Die Schnautze ift ungemein kurz und ſtumpf; die Ohren find weit und außen ſtark ausgerandet; die Klappe (Tragus) ſtark verſchmälert, an der Wurzel des äußern Randes mit deutlichem Zahn; ein breites Band von Haaren bedeckt die Mitte der außerdem nackten Ohren. Das Geſicht iſt von der Stirn an nackt. Die Drüſen ſind dreieckig; eine Spitze erſtreckt ſich über die Augen, die andere abwärts und die dritte endigt ſich gegen die Naſenlöcher. Die Flughaut iſt längs dem Körper bis zur Mitte des Ober— arms und bis zum Knie behaart. — Die Farbe der Oberſeite ift bräun⸗ lichſchwarz mit fahlbraun grauen Haarſpitzen, der Unterſeite tief graubraun; der Hinterbauch und die Wurzel der Schenkelflughaut ſind weiß; die Flug— haut lichtbraun. — rb stehe 17 7.5 TEE e e e 27 7 Schwanz e eee Zi ER Se 2 0 Flugweike „. 10 0 off 0 ita; 1 52 e e ene d 7 3 Als Heimath kennt man England, Schweden, Deutſchland, Frank— reich und Italien. Iſt nirgends häufig und kommt erſt in der Dämmerung zum Vorſchein. 6) Molares g, auriculae connatae, margine exteriori sub trago terminatae (Plecotus GEOF FR.). — Im Ganzen 36 Zähne; die dünn⸗ häutigen Ohren ſind über dem Scheitel miteinander verwachſen; der Außen— rand des Ohrs endet unter der Klappe und erreicht den Mundwinkel nicht; Naſenlöcher und Schwanz wie bei a. 488 Vespertilio. 2. V. auritus LIxx. Die langöhrige Fledermaus. Tab. L. V. griseo - bruneus, aurieulis capite duplo longioribus, trago dimidia auricula breviori, antibrachio caudaque auriculas vix superantibus. Vespertilio auritus. Linn. XII. p. 47. — Schreb. I. S. 163. tab. 50.— TEuII. II. 3. p. 181. tab. 48. fig. 4 (Kopf). — GEoFFR. ann. du mus. VIII. p. 197. tab. 47 (Kopf). — Kuhl, Wetter. Ann. IV. S. 27. — Desmar. mamm. P. 144. — Berr brit. quadr. p. 53.— Keyſ. in Wiegm. Archiv. V. S. 306.— Bonar. iconograf. fasc. 21. fol. 98. Oreillard. Burr. VIII. p. 118. tab. 17. fig. I. Die Ohren ſind über zweimal ſo lang als der Kopf; die Klappe kür— zer als das halbe Ohr und nicht halb ſo lang als die Breite deſſelben. Der Unterarm und Schwanz ſind kaum länger als die Ohren, und weit kürzer als der fünfte Finger. Die Farbe iſt graubraun, unten etwas blaſſer; die Haare ſind von der Wurzel an bis über die Mitte hinaus ſchwärzlich. Die Flughäute ſind braun. V. auritus. V. brevimanus. V. auritus. V. brevimanus. Körper 1 1 8 Vorderarm. . 1“ 42“ 1 44% Schwanz. 1 7 1 62 Die o „ „ en Flugweite . 9 0 9 9 Gif SEO 0 8 Die Heimath iſt ganz Europa bis zu dem 60° n. Breite, fait al⸗ lenthalben gemein; auch noch im Kaukaſus und Georgien. Nach Temminck gehört dieſe Art ebenfalls Nordafrika an !). 3. V. brevimanus Boxar. Die Löffel- Fledermaus. V. auriculis capite haud duplo longioribus, trago dimidia auricula longiore, an- tibrachio caudaque auriculas valde superantibus. Plecotus brevimanus. Bovar. icon. fasc. 21. fol. 98. — Keyſ. u. Blaf. in Wiegm. Archiv. V. S. 307. Temminck ſieht den V. brevimanus von Jenyns und Bona— parte nur für den jüngern Zuſtand von V. auritus an, worin ihm Key— 1) V. cornutus Faber (Iſis 1826 S. 515) aus Jütland, kann nicht aufgeführt werden, da die Beſchreibung auf einem einzigen Exemplare, das nicht mehr vorhanden iſt, beruht, und kein ſpezifiſcher Unterſchied aus ihr erkannt werden kann. Fledermaus. 489 ſerling und Blaſius hinſichtlich des Erſteren, nicht aber des Letzteren beiſtimmen, ſondern dieſen als eigne Art gelten laſſen, was nach Bo na— parte's Angaben allerdings der Fall zu ſeyn ſcheint. Denſelben zufolge iſt das Ohr nicht zweimal ſo lang als der Kopf, die Klappe länger als das halbe Ohr, und auch länger als die Breite deſſelben. Der Unterarm und Schwanz ſind weit länger als das Ohr, und nur wenig kürzer als der fünfte Finger. Die Farbe iſt grauröthlich, unten weißlich; die Haare ſind nur am Grunde dunkelbräunlich. Die Flughäute röthlich. Die Maaße find bei vorigem angegeben. — Die Heimath ift Sieilien 2). 7) Molares 2, aurieulae discretae margine exteriori sub trago terminatae, cauda patagio circumdata, trago margine interna con- vexo (Vespertilio Keys.) 5). Die Klappe hat an der Wurzel des Außenrandes einen deutlichen Zahn. an) Auriculis capite longioribus; labio inferiori, oris angulo mentoque albo- pilosis. 2) Der Plecotus Peronii Is. GEOFFR. (Guér. magas. 1832. tab. 3. fig. 1.) ſcheint mit dieſer Art identiſch zu ſeyn. Nach der Beſchreibung von G. iſt bei P. Peronii die Klappe merf- lich länger als das halbe Ohr, die Farbe des Pelzes heller, zumal auf der Unterſeite, wo ſie faſt ganz weiß iſt. Die Heimath iſt nicht auszumitteln; man weiß blos, daß die beiden Exem— plare von Peron's und Leſueur's Reiſe herrühren. Auch Geoffroy's egyptiſcher V. auritus (deser. de Egypt. II. p. 118. tab. Z. fig. 3.) wird wohl eigentlich der V. brevimanus feyn. Zu dieſer Abtheilung gehört auch V. megalotis RAFIXESsauE (Desm. mamm. p. 133; Temm. monogr. II. p. 258); nach der Beſchreibung iſt er oben dunkelgrau, unten lichtgrau, die Ohren ſehr groß und mit einer eben ſo langen Klappe als ſie ſelbſt verſehen. Ganze Länge 4“, Flugweite 1°, Schwanz etwas weniger als 2“. Heimath: Nordamerika. Temminck ver- muthet, daß dieß unſer V. auritus ſeyn möchte, den man in den nördlichen Gegenden Amerika's fände. V. timoriensis, von dem ſpäter die Rede ſeyn wird, gehört ebenfalls zu Plecotus. 3) Zu Vespertilio zählen Keyſerling und Blaſius (Wiegm. Arch. VI. 1. S. 2) als ausländiſche Arten und zwar zu ac) V. tricolor, papillosus, adversus; zu 88) epichrysus, Hardwickii, pictus, Horsfieldii, tralatitius, macrodactylus, Arsinoe, Caroli, Hilarii, Gryphus, Salarii, Georgianus, crassus; als abweichende Form Suillus; als unbeſtimmbar nigricaus, maximus, subulatus, subflavus, chiloensis, malayanus, Oreias. Suppl. 62 490 Vespertilio. 4. V. murinus Lixx. Die gemeine Fledermaus. Tab. LI. V. fusco-rufescens, subtus cano-albicans, auriculis capite paululum longiori- bus, leviter emarginatis, ala digitorum posteriorum basin haud attingente. Vespertilio murinus. Linn. XII. p. 472 — Schreb. ©. 165. tab. 51. — GEoFFR. ann. du mus. VIII. p. 191. tab. 47, 48 (Kopf u. Schädel). — Des- MAR. mamm. p. 134. — Ber brit. quadr. p.37. — Boxar. iconograf. fasc. 21. — Temm. monogr. II. 3. p. 177. tab. 48. fig.3 (Kopf). — Keyſ. u. Blaſ. in Wiegm. Archiv V. S. 308. Vespertilio myotis. Bechſt. Naturgeſch. Deutſchl. S. 1154. — Kuhl in Wetter. Ann. IV. S. 36. Die größte europäiſche Art. Die Ohren ſind etwas länger als der Kopf, nicht 4 der Länge über die geſtreckte Schnautze vortretend, mit neun Querfalten verſehen und am Außenrande gegen die Spitze hin ſchwach ein— gebuchtet. Die Klappe iſt gerade, erreicht die Mitte des Ohrs nicht, und iſt in der Mitte über halb ſo breit als an der Wurzel. Das Geſicht iſt von der Stirne an bis zur Mitte des Schnautzenrückens dicht wollig behaart. Die Flügelhaut iſt bis zu 3 des Mittelfußes angewachſen; die Schenkelflug— haut ungewimpert. Die Farbe iſt oben rauchbraun mit röthlichen Haar— ſpitzen, an den Jüngern mehr aſchgrau; die Unterſeite iſt rein oder gelblich— weiß. Die Haare ſind alle an der Wurzel ſchwärzlich. V. murinus. V. Bechsteinii. V. Nattereri. Körper. ee 8 le ne 2, 801. 17 11“ 17 82% Schwan 2 0 1 6 1 72 Flugctei nf 221150 9 9 9 6 AIDEDELGENL. !ß!ß en 2 6 1 54 A a RE Zu 2 74 SEE ray ah Li | Zu Kopfing eee eigen u ur 0 857 0 8 Ohrlänge, größte. . 0 13 0 115 0 7 Klappe längs dem Innenrande O0 4 0 4 O 4 Als Heimath kennt man Deutſchland, Frankreich, England, Italien, Dalmatien, Ungarn, Morea und das nördliche Afrika. Ihre Lebens— weiſe iſt ganz nächtlich, da ſie ſich nie vor und nur ſelten während der Fledermaus. 491 Dämmerung zeigt, iſt unverträglich, wirft gewöhnlich zwei Junge, und hält ſich hauptſächlich in Gebäuden auf. 5. V. Bechsteinii Leısı. Die mittelohrige Fledermaus. V. cano - rufescens, subtus sordide albicans, auriculis capite multo longioribus, haud emarginatis, ala usque ad digitorum basin porrecta. Vespertilio Bechsteinii Leiser. Kuhl in Weter. Ann. S. 30. tab. 22. — DESMAR. mamm. p. 135. — Bere brit. quadr. p.40. — Tem. monogr. II. 3. p. 184. tab.50. fig. 1, 2. — SKeyf. u. Blaſ. in Wiegm. Arch. V. ©. 308. Die Ohren find ungefähr 1zmal fo lang als der Kopf und ragen zur Hälfte über die Schnautzenſpitze vor, ſind am Außenrande convex ohne Ein⸗ buchtung und mit 10 Querfalten verſehen. Die Klappe erreicht die Mitte des Ohrs nicht und iſt in der Endhälfte etwas ſichelförmig nach außen ge— bogen, und in der Mitte mehr als halb ſo breit wie an der Wurzel. Das Geſicht iſt vom Scheitel an faſt ganz nackt; die Flügelhaut iſt bis zur Ze⸗ henwurzel vorgerückt, und die Schenkelflughaut ungewimpert. — Die F ar be der Oberſeite iſt röthlichgrau, ohne roſtröthliche Spitzen, auf der Unterſeite ſchmutzig weißlich. — Die Heimath iſt mehr das ſüdliche als das nörd— liche Europa; man kennt ſie aus Deutſchland, dem ſüdlichen England und Ungarn, wo ſie in Wäldern wohnt. 6. V. Nattereri Kuni. Die gewimperte Fledermaus. V. fulvo- fuscus, subtus albicans, auriculis capite paululum longioribus, patagio anali ciliato. Vespertilio Nattereri. Kuhl in Wetter. Ann. IV. S. 33. — Boie, Iſis 1825. S. 1200. — Desmar. mamm. p. 135. — BELL brit. quadr. p. 42. — Temm. monogr. II. 3. p. 185. tab. 50. fig. 3, 4.— Keyf. u. Blaſ. in Wiegm. Archiv V. S. 309. Die Schnautze iſt kurz, die Ohren etwas länger als der Kopf, unge⸗ fähr 4 der Länge über die Schnautzenſpitze vorragend, am Außenrande im Enddrittel ſchwach eingebuchtet und mit 4 Querfalten verſehen. Die Klappe ragt über die Mitte des Ohrs hinaus, iſt ſtark verſchmälert und der ganzen Länge nach ſichelförmig nach außen gebogen. Das Geſicht iſt vom Scheitel an bis an die Schnautzenſpitze dicht behaart, und über der Oberlippe findet 62 * 492 Vespertilio. ſich ein aus langen Haaren gebildeter Schnurrbart. Die Flügelhaut reicht bis zu 3 des Mittelfußes; beſonders charakteriſtiſch iſt es aber, daß die Schenkelflughaut hinten mit ſtarren Wimpern beſetzt iſt. — Die Farbe der Oberſeite iſt rauchbraun, mit fahlgelblichen Haarſpitzen; die Unterſeite iſt ſchmutzig weißlich. Die Heimath iſt das mittlere Schweden, England, Deutſchland, Holland bis zum adriatiſchen und mittelländiſchen Meere, al— lenthalben, aber ſelten. 88) Aurieulis capite haud longioribus; labio inferiori, oris jangulo mentoque fusco - pilosis. 7. V. mystacinus Leiısı. Die ſchnurrbärtige Fledermaus. V. flavo-fuscus, subtus canus, auriculis fere longitudine capitis, barba labri nigra, ala fere usque ad digitorum pedis basin porrecta. Vespertilio mystacinus LEIsIER. Kuhl in Wetter. Ann. IV. S. 58. — Desmar. mamm. p. 140. — BELL brit. quadr. p. 50. — TEAM. monogr. II. 3. p. 191. tab. 51. fig. 3, 4.— Keyſ. u. Blaſ. in Wiegm. Arch. V. S. 310; VI. 1. S. 6. Eine der kleinſten Arten. Der Kopf iſt klein, die Ohren erreichen die Schnautzenſpitze, ſind in der Mitte des Außenrandes ſtark eingebuchtet, und haben 4 Querfalten. Die Klappe ragt etwas über die Mitte der Ohrſpalte hinaus, iſt von der Wurzel an ſtark verſchmälert, und mit der Spitze ſchwach nach außen gebogen. Der Kopf, ſo wie der ganze Körper reichlich behaart; über der Oberlippe bilden die dichtſtehenden ſchwarzen Haare einen Schnurr— bart, die langen Haare der Seiten und der Bruſt bedecken einen Theil des Oberarms und der Flughaut. Die Flügelhaut iſt faſt bis zur Zehenwurzel angeheftet; das te und Zte Glied des dritten Fingers find gleich lang. Die Unterſeite der Flügelhaut zeigt Streifen, aus einer Reihe ſehr feiner, kaum ſichtlicher Härchen gebildet und ein Netz nachahmend. Das Gebiß iſt ſehr ſchwach. — Die Farbe iſt oben fahl roſtbraun, unten blaßgrau. V.mystacinus. V.Daubentonii. V. dasyenemus. V.humeralis. Korper: e eg gr zu zu 1“, 6% Schwanz. ar ala 5 1 53 1 10 1 4 Flug weite 0 9 0 11 0 6 6 Vorderam 1 4: 18 1 7 1 2 Fledermaus. 403 V. mystacinus. V. Daubentonii. V. dasyenemus. V. humeralis. Zter Finger 2 5 2 4 2 924 Sen, 1 7 1 105 Kan: Kopien tf 0 7 0 73 0 9 Ohrlänge, größte. . 0 6 0 65 0 85 Klapp. längs d. Innenrand. 24 0 22 0 25 Die Heimath iſt Deutſchland, Frankreich, das mittlere Schweden und England, wo fie Wälder und Häuſer bewohnt und nicht häufig iſt ?). 8. V. Daubentonii Leısı. Die rothgraue Fledermaus. V. e rufescente canus, subtus albido-canus, auriculis rhomboidalibus capite bre- vioribus, ala medium metatarsi haud attingente. Vespertilio Daubentonii Leiısz. Kuhl in Wetter. Ann. IV. S. 51. tab. 25.— DEsmar. mamm. p. 141. — BxII brit. quadr. p. 47. — Boxar. iconogr. fasc. 20. fol. 105. — TMM. monogr. II. 3. p. 186. tab. 50. fig. 5, 6. — Keyſ. u. Blaſ. in Wiegm. Arch. V. S. 311. Vespertilio emarginatus. Jexyns brit. vert. p. 26 5). Die Ohren erreichen die Schnautzenſpitze nicht ganz, ſind in der Mitte des Außenrandes deutlich eingebuchtet und haben 4 Querfalten. Die Klappe erſtreckt ſich nicht ganz bis zur Mitte des Ohrs, iſt blos in der Endhälfte und zwar zuletzt ſtark verſchmälert. Die Spitze ſchwach nach außen gebo— gen; der Innenrand iſt gerade, im Enddrittel ſchwach convex. Die Flügel—⸗ 4) Wie Keyſerling und Blaſius ſehr richtig bemerken, hat Temminck den V. my- stacinus unter 3 verſchiedenen Benennungen aufgeführt: einmal als mystacinus, dann als emarginatus und endlich als humeralis (monogr. II. p. 192), letzteren ohnedieß nur nach ei⸗ nem ausgeſtopften Exemplare, im Beſitze Baillon's zu Abbeville. Geoff roy's V. emargina- tus, den Temminck zu ſeinem rechnet, bleibt ihnen zweifelhaft; Bonaparte's emarginatus ſtellen ſie zu Nattereri. 5) Jenynus (annals of nat. hist. III. p. 73. tab. 3.) giebt außerdem die Beſchreibung einer weißen, bei Durham gefangenen Fledermaus, die er V. aedilis nennt. Seine Diagnofe lautet: V. auriculis ovatis, marginibus externis sinuatis, caput longitudine aequantibus; trago dimidio breviore, margine interno recto, externo subarcuato, ante apicem emar- ginato; patagio interfemorali subtus punctis, hic illie sparsis, setigeris. Der Zahnbau iſt nicht angegeben. Der Körper iſt 2“, der Schwanz 1“ 3, Ohr 6, Klappe 24. Iſt wohl nichts anders als eine weiße Spielart von V. Daubentonii. . 494 Vespertilio. haut reicht bei weitem nicht bis zur Hälfte des Mittelfußes. Das Ite Glied des dritten Fingers iſt kleiner als das Zte Glied. Die Farbe ift oben röthlichgrau oder röthlich braungrau, unten graulichweiß (wobei die Haar⸗ wurzeln auf der Oberſeite braungrau, auf der Unterſeite ſchwarz ſind). — Die Heimath iſt England, das mittlere und ſüdliche Schweden, Deutfch- land, Sardinien und Gicilien. 9. V. dasycnemus Bolz. Die flughaarige Fledermaus. V. auriculis capite brevioribus, alis usque ad tarsum porrectis; patagio anali 4 dense piloso, subtus stria pilosa (juxta crus usque ad marginem decurrente) notato. Vespertilio dasyenemos. Boie in Iſis 1825. S. 1200. — Keyſ. u. Blaſ. in Wiegm. Arch. V. S. 311; VI. 1. S. 5. Vespertilio limnophilus. Temm. monogr. II. 3. p. 176. tab. 48. fig. I, 2. Die Ohren erreichen die Schnautzenſpitze nicht, ſind am Außenrande nicht merklich eingebuchtet und haben 4 Querfalten. Die Klappe erreicht die Mitte des Ohrs nicht, und iſt blos im Enddrittel und nur wenig verſchmä— lert. Die Flügelhaut erſtreckt ſich nicht weiter als zur Handwurzel, ſo daß der ganze Fuß frei vorſteht. Die Schenkelflughaut iſt oben und unten 3 dicht behaart, längs dem Schienbein auf der Unterſeite in einem Streifen bis zum Rande fortgeſetzt. Das Ste Glied des dritten Fingers iſt kleiner als das 2te Glied. — Die Farbe iſt oben röthlichgrau, unten weißlichgrau “). 6) Mit Keyſerling und Blaſius bin ich der Meinung, daß V. dasycnemus und limnopbilus identiſch find; von letzterem giebt Temminck folgende Beſchreibung. Die Größe iſt zwiſchen der von V. serotinus und auritus. Die Schnautze ſehr kurz und ſtumpf, faſt ganz behaart, an beiden Lippen mit langen divergirenden Borſten. Die Ohren ſind mittellang, voll— kommen oval; die Klappe kurz, gerade und breit. Die Drüſen ſind groß, hellgelb und über den Augen beiderſeits. Backenzaͤhne 8. Der Schwanz if kurz mit freier Spitze. Die Flughaut hef⸗ tet ſich am obern Gelenke des Mittelfußes an; eine Reihe ſenkrechter, aus kurzen weißen Haas ren gebildeter Venen verläuft gegen den Vorderarm; die Schenkelflughaut iſt unten mit ſehr fei— nen und lichten Haa ren beſetzt (längs des Schenkels zieht ſich nach der Abbildung kein Haarſtreif herab). — Die Farbe des Oberleibs und des größten Theils der Halsfeiten iſt bei den Männ— chen dunkel mausgrau, bei den Weibchen etwas röthlicher; Kinn, Wangen, Vordertheil des Hals ſet und das Uebrige der untern Theile hat weiße Spitzen, iſt aber bis zur Wurzel ſchwarz; der Fledermaus. 495 10. V. Capaccini Boxar. Die freifchienige Fledermaus. V. auriculis capite brevioribus, trago brevi angustissimo, alis partem tibiae in- feriorem haud attingentibus. Vespertilio Capaccini. BoxAr. iconogr. fasc. 20. fol. 99. — Temm. mo- nogr. II. 3. p. 187. tab. 49. fig. 3. — Keyſ. in Wiegm. Arch. V. S. 312; VI. 1. S. 5. a Vespertilio megapodius. Temm. monogr. II. p. 189. Die Ohren find um 3 kürzer als der Kopf, am Außenrande nur ſchwach eingebuchtet, lanzettlich oval; die Klappe iſt ſehr ſchmal und erreicht die Mitte des Ohrs nicht. Die Flughaut läßt den untern Theil der Schien⸗ beine frei, was ſehr charakteriſtiſch iſt. Die Schenkelflughaut iſt oben und unten dicht wollig behaart. Die Farbe iſt zimmtfarben, etwas ins Röth⸗ liche ſpielend, unten graugelblich, wobei die obern Haare von der Wurzel bis zur Mitte grau, die der untern Seiten bis zu 3 kaſtanienbraun find. Die Heimath iſt Sicilien, woher Bonaparte's Exemplare, und Sardi⸗ nien, woher Temminck's Exemplare, aus welchen er feinen megapodius“) errichtete. V. Capaccini. V. megapodius. eee Be edied no. San > Zar zu 0% Schanze ee 6 17,70 Dh I ser ar ale nn Flugwei ß 100 9 0 Pond m 1 6 1 5 6) Molares 5, auriculae discretae, rhomboidales, margine ex- Hinterbauch iſt rein weiß; eine graubraune Färbung bezeichnet die Anheftung der Flügel. — Die Länge iſt 2“ 6, des Schwanzes 1“ 6°, Flugweite 11“, Vorderarm 1“ 7“ Dieſe Art iſt gemein in den Niederlanden, kommt Abends ſpät zum Vorſchein, fliegt ſehr ſchnell und wird ſel— ten anders als über dem Waſſer geſehen. 7) Zur ſpezifiſchen Trennung des megapodius von Capaceini mochte Temminck haupt⸗ ſächlich wohl dadurch verleitet worden ſeyn, daß er in der Meinung war, als hätte Bonaparte für Capaceini einen Lückenzahn weniger angegeben, was jedoch nicht der Fall iſt, da der italieni⸗ ſche Gelehrte feine Art zur Untergattung Vespertilio mit & Backenzähnen zählt. 496 Vespertilio. terna sub trago versus angulum oris porrectae; trago introrsum verso, margine interna concavo (Vesperus Keys. et BLAS.). Im Ganzen 32 Zähne; die beiden letzten Schwanzglieder ftehen unge: fähr um die Länge des Daumens frei aus der Flughaut hervor; Fußſohle mit rundlichen Schwielen 3). ao) Trago angustato, ala usque ad digitorum pedis basin adnata. 11. V. serotinus Scares. Die fpäte Fledermaus. Tab. LIII. V. castaneo-bruneus, subtus dilute griseo - bruneus. Vespertilio serotinus. Schreb. I. ©. 167. tab. 53. — Kuhl in Wetter. Ann. IV. ©.45. — Gray zoolog. journ. II. p.109. — Bew brit. quadr. p.34. — Tun. monogr. II. 3. p. 175.— Keyf. u. Blaſ. in Wiegm. Arch. V. S. 313. Vespertilio Noctula. GEoFFRr. ann. du mus. VIII. p. 193. Vespertilio murinus. Parr. zoogr. I. p. 121. Vespertilio Okenii, Wiedii und rufescens. Brehm Ornis ©. 17, Iſis 1829. S. 643. La Noctule. Fr. Cuv. mammif. II. La Serotine. DAusentT. mem. 1759. p. 380. tab. 2. fig. 2; Buff. VIII. p. 129. tab. 18. fig. 2. Eine der gemeinſten und häufigſten Arten. Die Schnautze iſt etwas geſtreckt; die Ohren ziemlich erweitert. Das Gebiß iſt ſehr ſtark; die untern Vorderzähne ſind quer zur Richtung des Kiefers geſtellt, ſo daß die hintern von den vordern theilweiſe verdeckt werden. — Die Farbe iſt auf der Oberſeite raucherig Faftanienbraun, wobei die Haare des Rückens an Wur: zel und Spitze heller, die ſeitlichen einfarbig ſind; die Unterſeite iſt heller graubräunlich mit einfarbigen Haaren. Schnautze, Ohren und Flughäute ſind ſchwarz. Die Weibchen ſind etwas lichter; die Jungen düſterer. 8) Zu Vesperus gehören, nach Keyſerling und Blaſius, unter den ausländiſchen Ar⸗ ten: a) als dem V. serotinus verwandt megalurus, phaiops, Creeks; b) als dem V. dis- color verwandt, isabellinus, pachypus, macellus, pulverulentus, ferrugineus, lacteus; e) von zweifelhafter Stellung ursinus. Fledermaus. 49% V.serotinus. V. discolor. V.Nilssonii. V.Savii. V. Leucippe. V. Aristippe. Körpe ß, 2 6 2 2% 1. 141% 17739 D Schwanz. 2 0 1 6 1 9 1 3 1 3 1 3 Flugweite . . 13 0 10 6 10 0 8 2 8 10 8 3 Vorderarm . . 1 11 1347 1 6 1 3 3 1 3 ter Finger . 3 5 2 9 2 67 5ter — ..2 6 1 104 1 114 Kong N o 11 0 8 0 8 0 8 0 7 0 7 Ohrlaͤnge, größte o 9 0 724 0 7 05 05 0 53 Klappe langs dem Innenrande. 0 23 0 2 0 2 Die Heimath iſt weit ausgedehnt: Frankreich, Deutſchland, ſüdliches England, Dalmatien, Italien und ſüdliches Rußland. Dieſe Art fliegt erſt aus, wenn die Dämmerung angebrochen iſt. 66) Trago dilatato, ala usque ad digitorum pedis basin ad- nata. — Der Mund iſt bis unter die Mitte der Augen geſpalten; die Flughaut iſt ziemlich breit; das 2te Glied des fünften Fingers ragt weit über das Gelenk des Iſten und Zten Gliedes vom dritten Finger hinaus. 12. V. discolor Narr. Die weißſcheckige Fledermaus. V. pilis dorsi fuscis apice albis, gastraei albidis, patagiis subtus eircum cor- pus albo-pilosis, dentibus primoribus inferioribus secundum mandibulae directionem positis. Vespertilio discolor. Kuhl in Wetter. Ann. IV. S. 43. tab. 15. fig.2. — Desmar. mamm. p. 139. — Boie in Iſis 1823. ©.967.— Ber brit. quadr. p. 21. —Temm. monogr. II. 3. p. 173. — Keyſ. u. Blaſ. in Wiegm. Arch. V. S. 314; Wirbelth. I. S. 50. Vespertilio serotina. Parr. zoogr. I. p. 123. Dieſe Art ift mit der folgenden leicht zu verwechſeln, daher ich die un: terſcheidenden Merkmale von V. Nilssonii gleich beifüge. Der Außenrand des Ohrs geht bei V. discolor bis tief unter die Linie der Mundſpalte hinab und endet dicht am Mundwinkel; (bei V. Nilssonii endet er in gleicher Höhe mit der Mundſpalte und etwa 13 hinter dem Mundwinkel). Die größte Breite der Klappe liegt etwas über (bei V. N. deutlich unter) der Mitte des Innenrandes. Der angedrückte Vorderarm ragt bis zur Mitte Suppl. 63 498 Vespertilio. (bei V. N. nur bis zum Anfang) der Mundſpalte vor; das 2te Glied des 5ten Fingers reicht nicht bis zur Mitte deſſelben Glieds des Aten Fingers (bei V. N. reicht es weit über die Mitte hinaus). Die Oberſeite der Schwanz⸗ flughaut iſt nur an der Wurzel dicht behaart, (bei V. N. bis zur Mitte). Die untern Vorderzähne ſtehen mit der Schneide in der Richtung des Kie— fers, ſo daß ſie ſich ſeitlich berühren, (bei V. N. ſind ſie einander parallel quer zur Richtung der Kiefer geſtellt, ſo daß die hintern von den vordern theilweiſe verdeckt werden). — Die Farbe der obern Seite iſt kaſtanien— braun und größtentheils weiß geſcheckt, was dadurch entſteht, daß die Haare von der Wurzel an bis über 3 dunkelbraun find und dann eine glänzende weißliche Spitze nachfolgt. Die der Unterſeite iſt weiß, mit lichtem bräunli— chen Anflug; die Haare ſind hier nur bis zur Mitte braun, und dieſe braune Färbung wird durch die weißen Spitzenhälften ganz verdeckt. Die Unterſeite ſämmtlicher Flughäute iſt um den Körper mit einfarbig weißen Haaren be— ſetzt; an der Kehle und zwiſchen den Hinterbeinen finden ſich einfarbig weiße Haare, am Kinn ein brauner Fleck. — Die Heimath iſt Deutſchland, das ſüdliche Schweden und England, die Schweiz, Krimm und Daurien; aus Holland iſt ſie nicht bekannt. 13. V. Nilssonii Keys. et Bras. Die Umber⸗ Fledermaus. V. pilis dorsi fuscis, apice dilutioribus, gastraei clare brunescentibus, patagiis subtus cirenm corpus fusco-pilosis, dentibus primoribus inferioribus oblique positis. VespertilioNilssonii. Key ſ. u. Blaſ. in Wie gm. Arch. V. S. 315; Wirbelth. I. S. 51. Vespertilio Kuhlii. Nırsson illum, fig. V. fol. 2. Die Unterſchiede von der vorhergehenden Art ſind hinſichtlich der Kör— perverhältniſſe bei ſelbiger ſchon angegeben. Nicht mindere Kennzeichen zur Diſtinktion ſind von der Färbung zu entnehmen. Auf der Oberſeite ſind die Haare von der Wurzel bis zu 3 der Länge dunkelbraun mit braunweiß— lichen (an unſerem Exemplare licht braungelblichen) Spitzen; auf der Unter: ſeite ſind die Spitzen noch etwas lichter. Die Unterſeite ſämmtlicher Flug— häute iſt um den Körper braun behaart; Kehle und die Gegend zwiſchen den Hinterbeinen iſt von der allgemeinen Farbe der Unterſeite; unter dem Ohre ſteht ein hellerer bräunlichgelber Fleck. — Als Heimath iſt bisher nur der Harz und die Höhlen der ſkandinaviſchen Halbinſel bekannt gewe— Fledermaus. 499 ſen; ich kann einen dritten Fundort hinzufügen, indem der hieſigen Sammlung durch Herrn Forſtrath Koch ein Exemplar aus der Umgegend von Regens⸗ burg zugekommen iſt !“). 14. V. Sa vii Bovar. Die Herz⸗ Fledermaus. V. umbrino - fuliginosus, subtus albicans, auriculis capite acuto brevioribus, late subcordatis, membranis nudis. Vespertilio Savii. BoxAr. iconogr. 20. — Keyſ. u. Blaf. in Wiegm. Arch. V. S. 316; Wirbelth. I. S. 51 1). Dieſe nebſt den beiden folgenden Arten iſt mir blos aus Bona parte's Ikonographie bekannt. Die Schnautze iſt ſpitz. Die Ohren find um 3 Fürs zer als der Kopf, breit herzförmig und außen ſchwach ausgerandet; die Klappe iſt nierenförmig und kürzer als die Ohrhälfte. Der angelegte Vor— derarm ragt bis zur Schnautzenſpitze vor. Auf der Oberfläche der Flug— häute ſieht man faſt kein einziges Haar. — Die Farbe der Oberſeite iſt rauchbraun, ins Umberfarbne ziehend, die der Unterſeite graulichweiß, wobei die Wurzeln ſchwärzlich ſind; das Kinn iſt ſchwarz. — Als Heimath kennt man zur Zeit Toskana, Rom und Sieilien. g 9) Als zweifelhafte Art führe ich hier noch an: Vespertilio brachyotis (TEAM. monogr. II. p. 172). Von dieſer Art giebt Temminck folgende Beſchreibung. Die Größe über— trifft etwas die von V. Pipistrellus, während die Formen denen der Noctula ähnlich ſind. Die Ohren ſind ſehr klein, viel breiter als hoch, dreieckig, höchſtens anderthalb Linien lang; die Klappe ſehr kurz und ſtumpf. Backenzähne 3. Der Schwanz iſt kurz; die Flughaͤute nackt. — Die Farbe iſt oben ſehr lebhaft fahlroth mit ſchwarzen Haarwurzeln; unten eben ſo, doch iſt das Rothe minder lebhaft. Stirne, Scheitel und Oberſeite des Halſes ſind von einem breiten ſchwarzen Feld bedeckt, deſſen Haare kürzer als anderwärts find. Die Schwanzſpitze und äußern Ränder der Schenkelflughaut find weißlich. — Körper 1“ 8", Schwanz 11”, Flugweite 72“, Vorderarm 1“ 1 — 2. — Tem miuck hat ein einziges Exemplar zu Abbeville bei Baillon geſehen, das dieſer todt gefunden hatte. Durch Kürze der Ohren, wenn anders dieſe nicht erſt eine Folge der Präparation ſind, würde ſich dieſe Fledermaus von den andern unterſcheiden, als Art kann ſie indeß ſo lange nicht ſicher anerkannt werden, bevor man nicht mehrere Exemplare kennt. 10) Ob Temminck's V. Savii aus Sardinien (monogr. II. p. 197) noch dazu zu rechnen iſt, möchte ſich bezweifeln laſſen, da er den Kopf als ſtumpf und andere Dimenſtonsverhältniſſe angiebt. Die Körperlänge dieſer ſardiniſchen Fledermaus iſt 1“ 6, der Schwanz mißt ebenſo⸗ viel, die Flugweite iſt 8“ 2. 5 63 * 500 Vespertilio. 15. v. Leucippe Boxar. Die Seiden- Fledermaus. V. cinnamomeus, subtus sericeo-albus, auriculis capite rotundato brevioribus subovatis, margine externo superius emarginatis. Vespertilio Leucippe. Bonar. iconogr. fasc. 20. — Keyſ. u. Blaf. in Wiegm. Arch. V. S. 316; Wirbelth. I. S. 51. — TEuu. monogr. II. p. 199. Die Schnautze iſt niedergedrückt und endet ſich faſt halbkreisförmig. Die Ohren ſind um 3 kürzer als der Kopf, etwas abgerundet und oben am äuſ— ſern Rande ſchwach ausgerandet; die Klappe kaum 3 der Ohrlänge und halbrund. Der angelegte Vorderarm ragt kaum bis zum Mundwinkel vor. Die Füße ſind klein. — Die Farbe der Oberſeite iſt hell zimmtfarben, unten ſilberweiß, wobei die Wurzeln, oben wie unten, ins Dunkle fallen. — Die Heimath iſt Sicilien. 16. V. Aristippe Boxar. Die ſpitzmäulige Fledermaus. V. griseo -lutescens, subtus cinereo-albidus, auriculis capite acuto brevioribus subovatis, margine externo inferius emarginatis. Vespertilio Aristippe. Bonar. iconogr. fasc. 21. — Keyf. u. Blaf. in Wiegm. Arch. V. S. 316; Wirbelth. I. S. 52. — Temm. monogr. II. p. 200. Die Schnautze iſt zuſammengedrückt und ſpitz; die Ohren um 3 kürzer als der Kopf, etwas gerundet, am Außenrande unter der Mitte kaum merk— lich eingebuchtet; die Klappe iſt halb elliptiſch und hat über 3 der Ohrlänge. Der Vorderarm ragt über die Schnautzenſpitze hinaus; die Füße ſind klein und wenig frei. Die Farbe der Oberſeite iſt iſabell mit dunkelbraunen Haarwurzeln; die Unterfeite ſchmutzig zinnweiß mit dunkelgrauen Haarwur— zeln. — Die Heimath iſt Sicilien. e) Molares 5, auriculae discretae margine externa sub trago versus angulum oris porrectae, trago margine interna concavo (Vesperugo Keys. et Bras.). Im Ganzen 34 Zähne. Das letzte Schwanzglied allein ſteht (nicht halb ſo lang als der Daumen) frei aus der Flughaut hervor; die Fußſohlen find runzelig, ohne Schwielen 11). 11) Zu Vesperugo gehören, nach Kepſerling und Blaſius, unter den ausländiſchen Fledermaus. 501 4) Trago dilatato, ala usque ad tarsum adnata. — Flughäute ſehr ſchmal, ihre Unterſeite längs dem ganzen Arm und längs der Wurzel des fünften Fingers dicht behaart. 17. V. Noctula Scunkn. Die große Speckmaus. Tab. LI. V. unicolor fulvo- bruneus, antibrachio usque ad rostri apicem porrecto, denti- bus primoribus inferioribus oblique positis. Vespertilio Noctula. Schreb. I. S. 166. tab. 52. — Bonar. iconogr. fasc. 21. — BELL. brit. quadr. p. 12. — DAxIELL proceed. 1834. p. 130. — Temm. monogr. II. p. 169. — Keyſ. in Wiegm. Arch. S. 317; VII. 1. S. 7; Wirbelth. I. S. 45. Vespertilio lasiopterus. Schreb. tab. 58 B (alt). Vespertilio proterus. Kuhl in Wetter. Ann. IV. S. 41. Vespertilio ferrugineus. Brehm's Ornis 1827. S. 17. Vespertilio serotinus. GEO PR. ann. du mus. VIII. p. 194. Iſt nächſt V. murinus die größte Art. Die Schnautze iſt breit, die Ohren ziemlich weit; der Vorderarm ragt bis zur Schnautzenſpitze vor. Die untern Vorderzähne ſind einander parallel und quer zur Richtung des Kie— fers geſtellt, ſo daß die hintern von den vordern theilweiſe verdeckt werden; der 2te obere Vorderzahn im Querſchnitt iſt über doppelt fo groß als der ein— ſpitzige erſte. Die obern Eckzähne find kanm länger als die untern; der 2te Lückenzahn im Unterkiefer kaum höher als der erſte und ungefähr halb ſo hoch als der Eckzahn. — Die Farbe iſt auf der Ober- wie Unterſeite einfarbig gelbröthlichbraun, ohne hellere Spitzen; auf der untern Seite etwas lichter als auf der obern. Die Heimath dieſer Art iſt durch das gemäßigte Europa weit ausge— dehnt. Sie iſt gemein in Deutſchland, Frankreich und England; in Ober— italien wird fie ſchon fo felten, daß Savi aus Toskana nur 2 Exemplare ſich verſchaffen, der Prinz von Muſignano um Rom keines auffinden konnte; die ſeinigen erhielt er aus den Apenninen. Man kennt ſie weiter Arten, als a) der Noctula verwandt, circumdatus; b) dem Pipistrellus verwandt, platyce- phalus, Temminckii, imbricatus, Abramus, Akokomuli; c) von zweifelhafter Stellung, tenuis, Caroliniensis, erythrodactylus. Als abweichende Form: brachypteris und Harpyja. Zur Gattung Vesperugo gehörige unbeſtimmbar: minuta, Hesperida, aenobarbus, Noctule de Sumatra, javanus, coromandelicus, molossus. 502 Vespertilio. aus Dalmatien, dem gemäßigten Rußland, um das kaspiſche Meer herum, vom Jeniſei, und ſie geht wohl durch das ganze gemäßigte Aſien hindurch, da Tem minck drei Exemplare aus Japan erhielt, die von den holländi— ſchen nicht im mindeſten verſchieden ſind. Sie hält ſich in Städten wie auf dem Lande auf, iſt im Winterſchlafe zu mehreren Hundert vereinigt, und ſcheut unter unſern Fledermäuſen am wenigſten das Licht, da ſie ſchon lange vor der Dämmerung ausfliegt. V. ok 17 Kuhlii | V.Nathu-| V. Pipi-| V. Aley- la leri natus sii strellus thoe. Körper . 2““/ gıu 2. 1.7 8˙1 17/72 %“ 1 110 17 4244 17 8 Schwanz. 16 151 4 | La 1 4 1 3 1 2 1 3 Flugweite 30 1068 4 8 0 8 0 8 19 7 0 8 2 Vorderarm 1 115 | 1 71 3: 1 3 1 2213 1 1 1 3 Ster Fingers 72 2 10,2 3 2 3 2 25 2 4, 1 11} Ser — 2 2 1 951 83 1 72 1 72 1 72 1 5 Kopf. . 0 9 0 830 7 0 7 0 7 0 7 0 6 0 7 Ohrlänge. 0 8} [0 7 0 5 0 6 | 5 0 6 0 55 0 5: Klappe 0 2 10 1570 13 0 2 0 2 0 14 0 15 18. V. Leisleri Kunı. Die kleine Speckmaus. V. rufo- bruneus, subtus pallidior, antibrachio usque ad mediam oris fissuram porrecto, dentibus primoribus inferioribus secundum mandibulae dire ctionem positis. Vespertilio Leisleri. Kuhl in Wetter. Ann. IV. S. 38. — DesmaR. mamm. p. 138. — Berr brit. quadr. p. 18. — Temm. monogr. II. p.171.— Keyſ. und Blaſ. in Wiegm. Arch. V. S. 318; VI. 1. S. 7; Wirbelth. I. S. 46. Der angelegte Vorderarm reicht ungefähr bis zur Mitte der Mundſpalte. Die untern Vorderzähne ſind in die Richtung des Kiefers geſtellt, ſo daß fie nur mit den Kanten einander berühren; der 2te obere Vorderzahn im Querſchnitt ungefähr ſo groß als der einſpitzige erſte. Die obern Eckzähne find doppelt fo lang als die untern; der 2te Lückenzahn im Unterkiefer nur wenig höher als der erſte und faſt ſo hoch als der Eckzahn. — Die Haare ſind auf der Ober- wie Unterſeite zweifarbig: die Wurzel dunkelbraun, oben heller als unten; die Spitzen fahl rothbraun, unten mehr graugelblich und etwas heller als oben. — Iſt der V. Noctula ſehr ähnlich, unterſcheidet ſich aber außer den bereits aufgezählten Merkmalen auch noch durch geringere Größe und die breite Behaarung der Flügelhäute und Schenkelflughaut. — Fledermaus. 503 Die Heimath iſt Deutſchland, wo fie indeß zu den Seltenheiten gehört; in Frankreich und den Niederlanden iſt ſie noch nicht gefunden; nach einem Exemplare des brittiſchen Muſeums vermuthet man ſie, freilich ohne irgend eine Gewähr, auch in England. Sie bewohnt ausſchließlich das Land. 88) Trago angustato, ala usque ad digitorum pedis basin ad- nata. — Flughäute ziemlich breit, ihre Unterſeite längs dem Vorderarm und an der Handwurzel nackt. 19. V. Kuhlii NarTERER. Die haarbindige Fledermaus. Tab. LV. A. V. fuscus, subtus cinereo-bruneus, rostro obtuso, corpore fascia pilosa lata eircumdato, patagio anali usque ad medium villosissimo, dentibus primoribus infe- rioribus oblique positis. Vespertilio Kuhlii. Kuhl in Wetter. Ann. IV. S. 58. — DESMAR. mamm. P. 140. — Temm. monogr. II. p. 196. tab. 51. fig. 5, 6. — Keyſ. u. Blaſ. in Wiegm. Arch. IV. S. 319; Wirbelth. I. S. 47. Vespertilio Vipistrellus. Boxap. iconogr. fasc. 20. fol. 100. — Tun. monogr. II. p. 193 12). Vespertilio marginatus. MicnakgELLES 15). Schreb. tab. 55 A. Der Außenrand des Ohres endet in gleicher Höhe mit der Mundſpalte, ungefähr 3 hinter dem Mundwinkel; das Ohr iſt eben fo breit als die Länge des Innenrandes, vollkommen dreiſeitig und nicht ausgeſchnitten. Die Schnautze iſt breit und ſtumpf, vorn faſt halbkreisförmig begrenzt. Die Schenkelflughaut iſt zur Mitte dicht behaart, und eine breite Haarbinde um— giebt den ganzen Leib. Das Gebiß iſt ziemlich ſtark mit dicken ſtumpfen Zähnen. Die untern Vorderzähne ſtehen quer zur Richtung des Kiefers, ſo daß die hintern von den vordern theilweiſe verdeckt werden; der erſte obere Lückenzahn iſt ſehr klein. — Die Farbe iſt oben dunkel röthlichbraun, un⸗ ten heller braun mit Grau überflogen, wobei die Haare, oben wie unten, 12) Nach der Bemerkung von Keyſerling und Blaſius weicht V. Pistrellus Boxar. nach der Beſchreibung nicht von dem Originalexemplare des V. Kuhlii ab. 13) Dieſe von Herrn Nathuſius gefälligſt mitgetheilte Abbildung iſt nach deſſen ſpäterer Bemerkung für identiſch mit V. Kuhlii erkannt worden. 504 Vespertilio. an der Wurzel braunſchwarz und an den Spitzen heller find. Die Flughaut iſt dunkel graubraun, an der hintern Kante gelblich gefärbt. — Als Hei— math dieſer mit V. Pipistrellus nah verwandten Art kennt man blos das ſüdliche Europa: Raguſa, Trieſt, Turin, Toskana, Rom und Neapel. 20. V. marginatus Crerzsenm. Die geſäumte Fledermaus. V. flavo - fuscus, subtus griseo - albidus, rostro obtuso, patagio anali usque ad medicum villosissimo, margine patagiorum posteriore albo, dentibus primoribus inferioribus oblique positis. Vespertilio marginatus. Cretzſchm. in Ruppell's Atl. S. 74. tab. 29. a.— Ten. monogr. II. p. 201. tab. 52. fig. 3, 4. — Key ſ. u. Bla ſ. Wirbelth. I. S. 47. Vespertilio albolimbatus. &Küfter in Iſis 1835. S. 75. — Keyſ. in Wiegm. Arch. V. S. 320. Der Außenrand des Ohres endet unterhalb der Mundſpalte; das Ohr iſt eben ſo breit als die Länge des Innenrandes. Die Schnautze iſt breit und ſtumpf, vorn faſt halbkreisförmig begrenzt. Die Schenkelflughaut iſt bis zur Mitte dicht behaart. Das Gebiß iſt ziemlich ſtark. Die untern Vor— derzähne ſtehen einander parallel und quer zur Richtung der Kiefer; der Lük— kenzahn im Oberkiefer ſehr klein und von außen nicht ſichtbar. — Die Farbe der Oberſeite des Körpers iſt hell fahl-ſoder rothbraun, der Unter— ſeite weißgrau mit gelblichem Anfluge; die Wurzeln der Haare braunſchwarz. Der hintere Rand der Schenkelflughaut und der Flügel iſt milchweiß und ungekörnelt. Die Heim ath iſt Sardinien, Oran, Algier, Nubien und das peträiſche Arabien. 21. v. Nathusii Kars. et Bras. Die ſchienhaarige Fledermaus. V. fuliginoso- bruneus, subtus sordide luteo - griseus, patagio anali supra us- que ad medium et juxta totam tibiam piloso, dentibus primoribus inferioribus se- cundum mandibulae directionem positis. Vespertilio Nathusiil. Keyſ. u. Blaſ. in Wiegm. Arch. V. S. 320; VI. 1. S. 11; Wirbelth. I. S. 48. Dieſe Art mag mit V. Pipistrellus oft verwechſelt worden ſeyn; Key— ſerling und Blaſius haben ſie zuerſt unterſchieden und ich wiederhole hier ihre Fledermaus. 505 ihre Beſchreibung. Der Außenrand des Ohrs endet unter der Linie der Mundſpalte, gegen 1, 2 hinter dem Mundwinkel; das Ohr iſt eben fo breit als die Länge des Innenrandes; der Abſtand der innern Ohrränder untereinander iſt größer, als ihre Entfernung von der Schnautzenſpitze. Die Schnautze iſt breit und ſtumpf, vorn faſt halbkreisförmig begrenzt. Das Gebiß iſt ziemlich ſtark. Die untern Schneidezähne ſind in die Richtung des Kiefers geſtellt, ſo daß ſie ſich nur mit den Rändern berühren. Die Ober— ſeite der Schenkelflughaut iſt bis zur Mitte und längs dem ganzen Schien— bein dicht behaart. — Die Farbe der Haare auf der ganzen Oberſeite iſt düſter rauchbraun, auf der Unterſeite düſter gelbgrau, nach den Flughäuten mehr roſtfarbig; von den Schultern unter dem Ohre hin ſeitlich auf dem Un— terkiefer findet ſich ein dunklerer brauner Fleck. Die Wurzeln aller Haare ſind ſchieferſchwarz. Die Flughäute ſind rauchſchwarz, ohne helleren Rand. — Als Heimath dieſer ganz neuerdings durch Graf Keyſerling und Bla— ſius bekannt gemachten Art iſt von ihnen Berlin und Halle bezeichnet. Zwei Exemplare unſerer Sammlung, welche Wagler in Mooſach im Herbſte hinter Fenſterläden in Geſellſchaft mit V. Barbastellus fand, bezeugen, daß dieſe Art auch um München vorkomme. Wagler hatte die Bemerkung beigefügt, daß fie zwar mit V. Kuhlii und Daubentonii verwandt feyen, aber doch eine eigne Spezies ausmachten, der er den Namen V. Ursula gab; ich habe dieſen letzteren Namen auf die folgende neue Art übertragen. 22. V. Ursula Waex. Das Bärchen. V. fulvido - bruneus, subtus dilutior; rostro obtuso tumido, setis hispido; patagio anali basi piloso, dentibus primoribus inferioribus secundum mandibulae di- rectionem positis. Die hieſige Sammlung hat aus Griechenland eine Fledermaus in meh: reren Exemplaren im Weingeiſt erhalten, welche, der Zahl der Backenzähne nach (4 ächte und z Lückenzähne), zur Untergattung Vesperugo, und nach der Form der Klappe und der Anheftung der Flügel an der Zehenwurzel, zur zweiten Abtheilung derſelben gehört, nach der Stellung ihrer untern Schneidezähne in der Richtung des Kiefers, nach Färbung und äußerem Habitus, die Mitte zwiſchen V. Nathusii und Pipistrellus hält. Sie zeichnet ſich als eine wahrſcheinlich eigne Art aus durch die ſehr Suppl. N 64 506 Vespertilio. dicke und angeſchwollene breite Schnautze, die mit langen abſtehenden Haa— ren ziemlich dicht beſetzt iſt. Durch dieſe ſtarke Anſchwellung der Lippen und ihre Haarbeſetzung differirt auch unſere griechiſche Art von V. Nathusii Mit dieſem hat ſie aber die Form der Ohren gemein, deren Außenrand eben— falls unter der Linie der Mundſpalte, ohngefähr 1 vom Mundwinkel ent— fernt ſich endigt. Die Schenkelflughaut iſt auf ihrem obern Drittel dünn behaart, doch zieht ſich die Behaarung nicht am Schienbeine fort. Unten umgiebt eine ſchmale Haarbinde den ganzen Leib. Die Zehen ſind klein und ſchwach. — Die Farbe iſt oben roſtig gelbbraun (etwas röthlicher als bei V. Nathusii und noch mehr als bei V. Pipistrellus), unten licht gelblich— braun (bei V. Nathusii zieht die Unterſeite mehr ins Graue, bei Pipistrel- lus mehr ins Rußfarbige). Die Haare ſind auf der Oberſeite nur am unter— ſten Theil der Wurzel, auf der Unterſeite faſt zur ganzen untern Hälfte ſchwarzgrau. Ein dunkler Schulterfleck iſt nicht vorhanden. Die Flughäute find ſchwärzlich. Die größte Ohrlänge iſt 5; die Klappe längs dem In— nenrande 145 die übrigen Maaße find ſchon bei V. Noctula angegeben. — Die Heimath iſt Morea, und es iſt dieß vielleicht dieſelbe Art, welche Ge— offroy (deser. de Egypt. tab. I. fig. 3.) als V. Pipistrellus aufführt. 23. V. Pipistrellus Scures. Die Zwerg - Fledermaus. Tab. LIV. V. umbrino-bruneus, subtus dilutior, patagio anali superius basi sola et juxta tibiam haud usque ad medium piloso, dentibus primoribus inferioribus secundum man- dibulae directionem positis. Vespertilio Pipistrellus. Schreb. I. S. 167. tab.54. — Kuhl in Wetter. Ann. IV. S. 53. — Desmar. mamm. p. 139. — GEoFFR. ann. d. mus, VIII. p. 195. tab. 47, 48 (Kopf). — Jenyns Linn. trausact. XVI. p. 163. — Berı brit. quadr. p. 23. — Temm. monogr. II. p. 194. tab. 48. fig. 5 (Kopf). — Keyſ. u. Blaſ. in Wiegm. Arch. V. S. 321. Vespertilio pygmaeus. LEac zool. journ. p. 559. — BELL brit. quadrup. p. 31. Pipistrelle. DAusent. mem. 1759. p. 381; Buff. VIII p. 129. tab 19. fig. 1. Die kleinſte unter den einheimiſchen Arten, von V. Nathusii zunächſt durch folgende Merkmale verſchieden. Der Außenrand des Ohrs endet in der Höhe der Mundſpalte dicht am Mundwinkel; das Ohr iſt weniger breit als die Länge des Innenrandes; der Abſtand der innern Ohrränder untereinan— Fledermaus. 507 der iſt größer als ihre Entfernung von der Schnautzenſpitze. Die Schnautze iſt vorn verſchmälert und an den Naſenlöchern im Umriß winklig abgeſchnit⸗ ten. Das Gebiß iſt ſchwach; die Schneidezähne wie bei voriger geftellt- Die Oberſeite der Schenkelflughaut iſt nicht bis 3 behaart, und längs dem Schienbein mehr als zur Hälfte kahl. — Die Farbe der Haare iſt auf der ganzen Oberſeite raucherig roſtbräunlich, auf der Unterſeite etwas lichter, wobei die Haare auf der Oberſeite faſt einfarbig, auf der untern deutlicher zweifarbig find, indem hier ihre Wurzel braunſchwarz und die Spitze fahl⸗ bräunlich iſt. Ein dunkler Schulterfleck fehlt. — Die Heimath ift das mittlere Europa, nicht das ſüdliche. Man kennt ſie aus dem mittlern und ſüdlichen Schweden, England (wo ſie die gemeinſte Art iſt), Frankreich, Deutſchland, Spanien, (Morea ?); auch mag fie durch das ganze nördliche Aſien verbreitet feyn, indem Temminck mehrere Exemplare aus Japan er: hielt, deren Haarſpitzen etwas lichter als bei den europäiſchen ſind. Sie findet ſich in Häuſern und Baumhöhlen, bildet große Geſellſchaften, und hält ſich auch mit den andern kleinen Arten zuſammen. 24. V. Alcythoe Boxar. Die Zimmet⸗ Fledermaus. V. einereo - fulvescens, auriculis capite brevioribus ovato- subacuminatis. Vespertilio Aleythoe. Bonar. iconogr. 21. fol. 107. — Keyſ. u. Blaſ. in Wiegm. Arch. V. S. 322. Obwohl der Prinz von Muſignano, der allein eine Beſchreibung dieſer Art gegeben hat, ihr nur 32 Zähne zuſchreibt, ſo iſt doch Graf Key— ſerling und Blaſius der Meinung, daß der vorderſte obere Lückenzahn blos überſehen ſeyn möchte, indem die Form des Ohres, der Klappe und des Schwanzes ſie dieſer Unterabtheilung anreiht. Die Ohren ſind viel kür— zer als der Kopf, oval, etwas zugeſpitzt und ganzrandig; die Klappe iſt halb, herzförmig und von halber Ohrlänge. — Die Farbe der Haare iſt an der Wurzel ſchwarz, auf der Oberſeite mit bräunlichgelben (leonato), auf der Unterſeite mit zimmtfarbnen Spitzen; auch die ſchwarzen Flughäute ſpielen ins Röthliche, und die Haare um die Seiten und längs des Schen— kels ſind tief zimmtfarben oder röthlichgrau. — Die Heimath iſt Si⸗ cilien. 64* 508 Vespertilio. g) Molares$, auriculae discretae rhomboidales, trago aequali margine interno eoncavo; cranio postice valde tumido (Miniopte- rus BONAP.). 25. V. Schreibersii Narr. Die Tafchen- Fledermaus. V. griseo-bruneus, subtus cinereus, auriculis brevibus, cauda corpore longiore, patagio ad pedes sacciforme inflexo. Vespertilio Schreibersii. Kuhl in Wetter. Ann. IV. S.41. — Desuar. mamm. p. 138. — TREMuI. monogr. II. p. 174. Miniopterus Schreibersii. Keyſ. in Wiegm. Arch. V. S. 323; VI. 1. S. 8. Miniopterus Ursinii. Boxar. iconogr. fasc. 21. fol. 106. Vespertilio Ursinii. Tun. monogr. II. p. 179. tab. 49. fig. I, 2. Nach dem Original-Exemplare von Natterer geben Keyſerling und Blaſius 14) folgende Beſchreibung. Die Ohren find rhombiſch, faſt rechtwinklig; ihr Außenrand endet in gleicher Höhe mit der Mundſpalte, dicht hinter dem Mundwinkel. Die Klappe ragt faſt bis zur Mitte des Ohrs und iſt ziemlich gleich breit. Die obern Vorderzähne ſind gleich groß; die untern in die Richtung der Kiefer geſtellt, ſo daß ſie einander nur mit den feitlichen Kanten berühren. Der Schwanz iſt länger als der Körper und ganz von der Flughaut umſchloſſen. Die Füße ragen frei hervor. Die Flü— gelhaut iſt am Fuß nach innen taſchenförmig umgeſchlagen. — Die Farbe iſt oben braungrau, unten hellaſchgrau. — Körper 1“ 1132“, Schwanz 2% 1, Flugweite 11“, Vorderarm 1“ 74%, Kopf 73, größte Ohrlänge 5%, größte Ohrbreite 44, Klappe längs des Innenrandes 1, 7%. Die Heimath iſt das ſüdliche Europa (Columbatzer und Veteranenhöhle bei Mehadia im Bannat, und Ascoli im Kirchenſtaat) und Algier. Sie geht aber noch weiter, indem Temminck's hieher gehöriger V. dasythrix in Südafrika und ſein V. blepotis von Java bis nach Japan vorkommt. 14) Aus ihrer Vergleichung des Original-Exemplares von V. Schreibersii geht auch her— vor, daß Bonaparte's M. Ursinii ganz mit ſelbigem übereinſtimmt. Identiſch hiemit halten fie ferner noch Temminck's V. blepotis (vergl. hiemit unſere Beſchreib.) und dasythrix (vergl. die Beſchreib.), was mir ebenfalls einleuchtend iſt. Fledermaus. 509 b) Asiatici. ) Molares #. 26. V. Molossus Tzun. Die Doggen-Bledermans. V. unicolor rufescente fuscus, subtus bruneo-Iutescens, rostro obtuso tumido, auriculis magnis, trago brevi. Vespertilio Molossus. Temm. monogr. II. p. 269. Die Formen ähnlich denen unſerer Noctula, aber im größeren Maaß⸗ ſtabe. Die Schnautze iſt außerordentlich ſtumpf und dick und bis zu den Naſenlöchern behaart. Die Ohren groß, faſt rundlich, und an der Außen⸗ ſeite zur Hälfte behaart; die Klappe kurz. Die Flügel nicht ſonderlich breit, unten längs der Seiten und des Vorderarms ſehr behaart; die Schenkelflug⸗ haut groß, mit einem äußern Lappen an der Ferſe. — Die Farbe iſt eintönig. Das Männchen iſt oben dunkel röthlichbraun, unten braungelb, welche Farbe auch auf dem Pelz der Seiten und des Vorderarms verbreitet iſt. Das Weibchen iſt oben lebhaft roſtroth, unten wie das Männchen. Die Häute find ſchwärzlichbraun. — Körper 3“ 3, Schwanz 17 9%, Flug⸗ weite 13 — 14“, Vorderarm 2“. — Die Heimath iſt Japan, wo Bürger dieſe große Art entdeckte. b 27. V. pachypus Tenm. Die breitfüßige Fledermaus. V. castaneo-fuscus, subtus sordide bruneus, auriculis latioribus quam longiori- bus, trago brevissimo, plantis latis depressis. Vespertilio pachypus. Temm. monogr. II. p. 217. Etwas kleiner als V. pipistrellus; Flugweite verhältnißmäßig minder groß; der Flügeldaumen ſehr groß und mit einer Schwiele verſehen. Der Kopf iſt ſehr niedergedrückt, die Schnautze ſtumpf; die Ohren breiter als hoch, mit ſtarkem untern Lappen; die Klappe ſehr kurz und abgerundet. Die Füße ſind verbreitert; der Mittelfuß iſt lang und die Zehen ſind ſehr kurz. Die Schwanzſpitze iſt frei. — Die Farbe iſt oben ſchön kaſtanienbraun mit goldrothen Haarwurzeln; die Bruſt iſt röthlich mit braunen Haarſpitzen; das Uebrige der Unterſeite ſchmutzigbraun. — Körper 1 9%, Schwanz 17 1%, Flugweite 7“ 2 — 4%, —Vorderarm 1“ 1%. — Die Heimath iſt Java und Sumatra. 510 Vespertilio. 28. v. macellus Temm. Die hagere Fledermaus. V. nitide nigro-fuscus, subtus griseus, rostro obtuso, pedibus validis, ala ad tarsum finita. Vespertilio macellus. Tu. monogr. II. p. 230. Iſt mit V. tralatitius leicht zu verwechſeln, unterſcheidet ſich aber außer dem Gebiß auch noch durch ziemlich ſtarke Füße, mit langen Zehen und hakigen Nägeln, wobei die Flughaut nur bis an die Fußwurzel reicht, durch ſtumpfere Schnautze und kürzern Schwanz mit freier Spitze. Die Dh- ren find etwas länger, ſonſt aber eben fo ausgerandet als bei V. tralati- tius und die Klappe iſt ebenſo. — Der Pelz iſt kurz und glänzend; ſeine Farbe oben ſchwärzlichbraun, unten ebenſo, mit weißlichgrauen Haarſpitzen. — Körper 2“, Schwanz 1“ 2%, Flugweite 84“, Vorderarm 1“ 4. — Die Heimath iſt Borneo. 8) Molares $ (adultorum interdum 4). 29. v. macrotis Temm. Die großohrige Fledermaus. V. unicolor bruneus, auriculis tragisque magnis, membranis diaphanis albentibus. Vespertilio macrotis. Tum. monogr. II. p.218. tab.54. fig. 7, 8. Die Schnautze ift ſtumpf, die Ohren im Verhältniß zum Körper groß; die Klappe groß und gekrümmt blattförmig. Durch Ausfallen des vordern ſehr kleinen Lückenzahns reduzirt ſich die Zahl der Backenzähne auf F. — Die Farbe iſt eintönig, oben wie unten biſterbraun; die Schnautze ſchwarz. Die Häute ſind ſehr durchſcheinend, am Leib und der Schenkelhaut etwas bräunlich, in ihrer übrigen Ausdehnung blaß weiß, mit zahlreichen braunen Adern. — Körper 1“ 9, Schwanz 1“ 3%, Flugweite 8“ 1 — 2%, Vorderarm 1“ 2½¼/. — Die Heimath iſt Sumatra (Diſtrikt Padang). 30. V. circumdatus Temm. Die ſaumöhrige Fledermaus. V. e rufescente fuscus, ventre cinerascente, auriculis latioribus quam longioribus, nigris, albido - marginatis. Vespertilio circumdatus. Temm. monogr. II. p. 214. tab. 53. fig. 3, 4. Von den Formen unferer Noctula. Die Schnautze ift ſtumpf; die Ohren breiter als lang, außen ausgeſchnitten; die Klappe gerundet blattför⸗ Fledermaus 511 mig. Der Pelz iſt glänzend, bedeckt etwas die Seiten- und 3 der Schen⸗ kelflughaut, und die Haare find zweifarbig. — Die Farbe iſt oben ſchwarz mit röthlichbraunen Haarſpitzen, unten iſt ſie ebenfalls ſchwarz, an der Bruſt mit röthlichen und am Bauche mit grauen Haarſpitzen. Die Flughäute und Ohren ſind ſchwarz; letztere mit gelblicher Wurzel und gelblichweißem Rande. — Körper 2“, Schwanz 17 4%, Flugweite 11“ 8%, Borderarm 19 7%, — Die Heimath iſt Java (Diſtrikt Tapos). 31. V. imbricatus Horsr. Der Lowo⸗Lescar. V. fuscus nitore fulvescente, auriculis latis rotundatis, rostro obtuso, fascia pilorum brevium subtus per totam vertebrarum caudalium seriem. Vespertilio imbricatus. Horsr. zool. research. n. 8. — Temm. monogr. II. p. 216. tab. 54. fig. 1 — 3. Iſt der tropiſche Repräſentant unſers Pipistrellus. Die Ohren ſind kurz, breit und abgerundet; die Klappe kurz, halbmondförmig und abgerun⸗ det; die Schnautze iſt ſtumpf. Längs der Unterſeite der Schwanzwirbel ver: läuft eine Reihe kurzer Haare. Horsfield giebt oben nur 4 Backenzähne an, da der vorderſte Lückenzahn leicht ausfällt. Die Farbe des Männ⸗ chens iſt oben ſchwärzlichbraun, unten ſchwarz mit röthlichen Haarſpitzen; das Weibchen iſt oben braunroth und unten röther als das Männchen. — Ganze Länge mit dem Schwanze 2” 10 — 2%, Flugweite 8“ 2 — 6%, Vorderäarm 1“ 3 — 4%. — Die Heimath iſt Java, wo dieſe Art häufig iſt l). 32. V. Harpyia Temm. Die röhrennaſige Fledermaus. V. rostro obtuso, naribus tubuliformibus divergentibus, digitis pedis usque ad ungues pilosis. Vespertilio Harpia. Tun. monogr. II. p. 219. tab. 55. fig. 5, 6. Sehr ausgezeichnet durch die Form der Naſenlöcher, die, wie bei der Harpia von Pallas, zwei divergirende Röhren bilden, ferner durch die bis zu den Nägeln reichende Behaarung der Füße, und durch die Schenkel— 15) Temminck betrachtet den V. javanais von Fr. Cuvier (nouv. ann, du mus. 1. p. 21) nur als das Junge von V. imbricatus. 512 Vespertilio. flughaut, die oben dünn behaart, unten mit zahlreichen diagonalen und con- centriſchen Linien bezeichnet iſt, welche von ſehr kleinen, mit kurzen divergiren— den Haaren beſetzten Wärzchen gebildet werden. Der vorderſte kleine Lücken—⸗ zahn des Oberkiefers fällt leicht aus. — Die Farbe iſt oben ſchön grau— lichweiß mit lebhaft rothen Haarſpitzen, was eine röthlichgraue Sprenkelung hervorbringt; die Unterſeite iſt einfarbig röthlichgrau, die Seiten der Bruſt mit mehr Roth. Die Haut der Seiten oben, und des Vorderarms, die Füße und Zehen ſind mit lebhaft rothen Haaren beſetzt. — Ganze Länge 44 oder 2 darüber, wovon der Schwanz 179 — 10% einnimmt; Flug: weite 12 — 14“, Vorderarm 19 7 — 8%, — Die Heimath iſt Java in den Höhlen auf der Südſeite des Vulkans Guede. 33. V. Suillus Tenm. Die Ferkel: Fledermaus. V. rostro elongato, naribus tubuliformibus, trago longo, filiformi, acuto, alis usque ad ungues porrectis. Vespertilie Suillus. TEAM. monogr. p. 224. tab. 56. fig. 4 — 6. Eine ſehr leicht erkennbare Art. Die geſtreckte Schnautze endigt ſich in einer Naſe mit vorſpringenden Röhren; die Ohren haben am äußern Rande einen mit einer Längsfalte verſehenen Lappen; die Klappe iſt lang, fadenför— mig und zugeſpitzt. Die Flügel ſind bis zum Nagelglied angeheftet; die Schenkelflughaut iſt quer abgeſtutzt und nebſt den Zehen ganz mit dünne ſte— henden Haaren beſetzt; der kurze Schwanz ragt etwas über ſie vor. — Die Farbe iſt oben lebhaft roth, mit röthlichweißen Haarwurzeln; unten iſabell oder weißlich, die Seiten graulich, die Flughäute röthlich. Körper 1“ 8%, Schwanz 9%, Flugweite 77 3%, Vorderarm 1“. — Die Heimath iſt Java und Sumatra. 34. V. Hasseltii TEuu. Die kurzhaarige Fledermaus. V. murino-cinereus, subtus albus, alis diaphanis extremitati tibiae adnatis, vellere brevi. Vespertilio Hasseltii. TEA. monogr. II. p. 225. tab. 56. fig. 7, 8. Die nur nach zwei, noch nicht erwachſenen Weibchen gekannte Art zeich— net ſich aus durch kurzen wolligen Pelz, und ſehr durchſichtige Flughäute. Die Flügel heften ſich am Ende des Schienbeins an; die Schenkelflughaut iſt mit Fledermaus. 513 iſt mit einer Reihe Haare dünn beſetzt. Die Schnautze iſt etwas geſtreckt; die Ohren länger als breit und etwas abgerundet; die Klappe lanzettförmig und abgeſtumpft. Die Farbe iſt oben mausgrau mit ſchwarzen Haarwur⸗ zeln, unten weiß, ebenfalls mit ſchwarzen Wurzeln, doch iſt der Bauch ganz weiß; die Zehennägel find auch weiß. — Körper 1“ 9, Schwanz 1“ 3%, Flugweite 8“ 3 — 4%, Vorderarm 1“ 3%, — Die Heimath iſt Java (Diſtrikt Bantam). 35. V. tenuis Temm. Die ſchlanke Fledermaus. V. fuscus, subtus canescens, auriculis tragoque brevibus, patagio anali subtus verrucis parvis instructo. Vespertilio tenuis. TEM. monogr. II. p. 229. tab. 57. fig. 5. — 7. Diefe Art kommt in Färbung, Größe, Klappenform, in der Kürze der Zehen, Anheftung der Flügel und in der Beſetzung der Flughaut mit klei— nen, haarigen Warzen ganz mit V. tralatitius überein, unterſcheidet ſich von dieſem aber, außer der Zahl der Backenzähne, auch noch durch kürzere, ſtumpfe Schnautze, ſchmächtigere Formen, viel kürzere und ſpitzigere Ohren, kürzere Kiefer und ſchmächtigere Hirnſchale. — Die Heimath iſt Java, Sumatra und Borneo. 36. V. abramus Tun. Die Abram⸗ Fledermaus. V. flavo-fuscus, subtus cinerascens, auriculis brevibus ovalibus, rostro bre- vissimo subacuto. Vespertilio abramus. Temm. monogr. II. p. 232. tab. 58. fig. 1.2. Etwas größer als unfer Pipistrellus. Die Ohren find oval, am Ende abgerundet, ihr äußerer Rand verlängert durch einen ſtarken Lappen bis zum Mundwinkel; die Klappe blattförmig, am Ende ſchwach eingebogen. Die Schnautze iſt ſehr kurz und etwas zugeſpitzt; die Füße ſind ſehr kurz, die Seitenflughaut und die Wurzel der Schenkelflughaut iſt behaart. Der erſte obere Lückenzahn fällt leicht aus. — Die Farbe iſt oben ſchwarz mit fahl gelben Haarſpitzen, unten ſchwarz mit weißgrauen Spitzen; die Haarbinde längs der Seiten und die Wurzel der Schenkelflughaut iſt fahl. — Die ganze Länge iſt 2“ 8“ — 3”, wovon der Schwanz 1 3%; Flugweite Suppl. 65 514 Vespertilio. 7. 5 — 8; Vorderarm 17 2%. — Die Heimath ift Japan (Umge⸗ gend von Nagaſaki). 37. v. Akokomuli Temm. Der Akokomuli. V. murinus, apieibus pilorum flavis, subtus cauescens (femina magis rufes- cens), rostro obtuso, barba labri valida. Vespertilio Akokomuli. Tem. monogr. II. p. 223. tab. 57. fig. 8, 9. Von Größe der vorigen Art, aber die Schnautze iſt etwas länger und breiter und die Ohren größer. Die Klappe iſt blattförmig und abgerundet; die Lippen mit ſtarkem und langem Barte; die Füße ſehr kurz. Die Wur: zel der Schenkelflughaut iſt nur oben behaart. — Die Farbe des Männ— chens iſt oben mausgrau mit röthlichfahlen Haarſpitzen; unten ſchwarz, mit weißgrauen Spitzen; Hinterbauch und Seiten weiß. Das Weibchen iſt oben röthlichbraun, unten ſchwarz mit weißlichrothen Spitzen. Die ganze Länge iſt 2“ 9 bis 3“, wovon der Schwanz 1“ 3 einnimmt; Flugweite 8“ oder 5 — 6“ darüber. — Die Heimath iſt Java. 38. V. coromandelicus Fr. Cuv. Die koromandeliſche Fledermaus. V. flavido - bruneus, subtus albidus, auriculis emarginatis. Vespertilion de Coromandel. FR. Cuv. nouv. ann. du mus. I. p. 21. — Temm. monogr. II. p. 262. Da Fr. Cuvier dieſe Fledermaus zu feinen Noctuloides ſtellt, fo kommen ihr 5 Backenzähne zu. Alles, was er von ihr ſagt, lautet: „Ohren ausgerandet; Klappe meſſerförmig (d. h. am Außenrande convex). Die Ober: ſeite gelblich graubraun, die untere weißlich; die Haare find auf 3 ſchwarz und an der Spitze gelblichweiß. Körper 1“ 4”, Schwanz 1° 1%, Flug: weite 62“. Leſchenault hat dieſe Art von Pondichery mitgebracht.“ Dieſe Beſchreibung kann als Muſter dienen, wie man ſie nicht zu machen hat. 7) Molares 5. 39. v. Horsfieldii Trun. Die ſpitzmäulige Fledermaus. V. fuscus, subtus albescens, rostro acuto, digitis pedum longis, ala ad car- pum finita, caudae apice libero. Vespertilio Horsfieldii. Tgun. monogr. II. p. 226. tab. 56. fig. 9 — 11. Fledermaus. 515 Auch dieſe Art iſt mit V. tralatitius ſehr nahe verwandt, unterſcheidet ſich von ihm aber durch die ſpitze Schnautze, die etwas röhrenförmigen Na⸗ ſenlöcher, durch die große Ausdehnung der Geſichtsdrüſen, die von den Na— ſenröhren ausgehen, über die Augenhöhle wegziehen und die Augen ganz um— geben, ferner durch die Länge und Stärke der Zehen, durch den Anſatz der Flügel an der Fußwurzel, durch das freie Schwanzende, und daß die auſ— ſerordentlich kleinen Wärzchen, mit welchen die Unterſeite der Schenkelflug— haut beſetzt iſt, unregelmäßig geſtellt ſind und von jeder nur ein einziges Haar abgeht. Uebrigens ſind die Ohren mittellang, ſchmal, ausgerandet; die Klappe gerad und lanzettförmig. Die Wurzel der Schenkelflughaut iſt oben und unten dicht behaart. — Die Farbe des Männchens iſt oben ſchwarz mit braunen Haarſpitzen; die Seiten ſchwarz mit grauen Spitzen; ein lichter weißlicher Anflug auf der Mittellinie des Bauchs und allen Haaren auf der Unterſeite der Schenkelflughaut. Das Weibchen iſt unten etwas mehr grau. — Körper 1“ 8%, Schwanz 1“ 5, Ohr 6, Flugweite 94 2 — 3%, Vorderarm 1“ 4%. — Die Heimath iſt Java 1). 6) Molares 5. 40. V. papillosus Temm. Die Warzen - Fledermaus. V. auriculis latis, plica longitudinali instructis, patagii analis margine papillis minutissimis circumdata. Vespertilio papillosus. Tenm. monogr. II. p. 220. tab. 55. fig. 1 — 4. 16) Zu dieſer Abtheilung wäre noch V. blepotis Temm. (monogr. II. p. 212. tab. 53. fig. 1, 2) zu ziehen; indeß Keyſerling und Blaſius (Wiegm. Arch. VI. 1. S. 8) haben darauf aufmerkſam gemacht, daß ſelbiger identiſch mit Miniopterus Schreibersii iſt, und dieß ergiebt auch Temminck's Beſchreibung feines V. blepotis, die ich hier beifüge. Dieſe Art, ſagt er, iſt ſehr ausgezeichnet durch die kurzen runden Ohren, welche faſt die Augen umgeben; ihr äußerer Rand reicht beinahe bis zum Mundwinkel; die Klappe iſt einwaͤrts gewendet, der Leib iſt unterſetzt; der Schwanz faſt fo lang als der übrige Körper, daher auch die Schenkelflug— haut ſehr groß iſt, was ebenfalls von den Seitenflügeln gilt. — Die Färbung iſt nach den Jahreszeiten verſchieden. Im März ſind Kopf, Hals und Schultern dunkelbraun, das Uebrige der Oberſeite ſchwarz; Kinn, Unterhals und Bruſt röthlichbraun, der Bauch ſchwarz mit grauen Haarſpitzen. Im September iſt die Farbe oben rußſchwarz, unten grauſchwarz. — Körper 2“, oder 2““ darüber, Schwanz 2“, Flugweite 11“ 2“ — 12°, Vorderarm 1“ 8 — 9", — Die 65 * 516 Vespertilio. Die Ohren find breiter als hoch, faſt rundlich, ſehr ausgezeichnet durch eine Längsfalte, vermittelſt welcher die Ohröffnung verſchloſſen werden kann; die Klappe ſehr lang, pfriemenförmig. Der erſte ſehr kleine Lückenzahn fällt leicht aus. Der Rand der Schenkelflughaut iſt mit einer Reihe ſehr kleiner, haarloſer und weißlicher Warzen beſetzt. Die Flughäute ſind ſehr durchſchei— nend und geadert. — Die Farbe iſt oben dunkelbraun, nur an der Spitze röthlich, der Reſt bis zur Wurzel iſt ſilbergrau; die Unterſeite iſt röthlich, die Bauchmitte roth, die Seiten braun, aber alle Haare gegen die Mitte grau und an der Wurzel ſchwärzlich. — Körper 2“, Schwanz 2“, Flug: weite 112“, Vorderarm 19 7. — Die Heimath iſt Java (Diſtrikt Bantam) und Sumatra (Diſtrikt Padang). 41. V. Hard wickii Horsr. Die ohrklappige Fledermaus. V. auriculis latissimis, plica longitudinali instructis, trago longissimo lineari- lanceolato. Vespertilio Hardwickii. Horsr. zool. research. n. 8. — TEU. monogr. II. p. 222. tab. 55. fig. 7 — 9. Die Ohren ſind breiter als hoch, ausgerandet, bis gegen den Mund— winkel vorlaufend, und gleich der vorigen mit einer Längsfalte verſehen, durch welche die Ohröffnung ſich der ganzen Länge nach verſchließen kann, indem der äußere Rand ſich über den innern legt. Die Klappe iſt ſehr lang und linear-lanzett. — Die Farbe iſt oben hell braungrau, unten ebenſo mit röthlichen Spitzen. — Körper 17 6, Schwanz 1” 6%, Flugweite 8“ oder 1 — 2 mehr, Vorderarm 17“ 1%. — Die Heimath iſt Java und Sumatra, wo ſie gleich der vorigen ſelten iſt. 42. V. adversus Honsr. Die Zangen-Fledermaus. V. fuscus nitore griseo, subtus albo -canescens, auriculis longitudine capitis, trago lineari, dentibus primoribus scalpris emarginatis denticulis adverse positis. Vespertilio adversus. Honsp. zool. research. n. 8. — TRI. monogr. II. p- 221. Heimath iſt Java, wo fie in Wäldern und Felſen häufig iſt, ferner Banda, Amboina, Timor und Japan. Fledermaus. 517 Nur durch Horsfield bekannt; Temminck hat keine Exemplare er- halten. Die Schnautze iſt breit. Die Ohren ſind ſtumpf, ſo lang als der Kopf; die Klappe gerade, linear, ſtumpf und halb ſo lang als das Ohr. Die obern Vorderzähne haben divergirende Spitzen; der innere Zahn und eine Spitze (noteh) haben die natürliche Poſition, während der äußere Zahn quergeſtellt iſt, und die Spitzen die Form eines Kreuzes bilden. Bak— kenzähne find s vorhanden. Die Schenkelflughaut iſt unregelmäßig geadert und mit dunkeln Punkten bezeichnet. — Die Farbe iſt oben braungrau mit hellgrauen Spitzen; unten weißlich, wobei der weiche Flaum des Pelzes bräunlichgrau ift. — Körper 2“, Schwanz 1 3%, Flugweite 10%. — Die Heimath iſt Java. 43. V. pictus PAIL. Die bunte Fledermaus. Tab. XLIX. V. aurato-rufus, subtus rufescens, alis nigris, juxta corporis latera, antibra- chium digitosque rufis. Vespertilio pietus. Schreb. I. S. 170. tab. 49 (fig. Buff.). — GrorrR. ann. du mus. VIII. p. 199. — Desmar. mamm. p. 141. Horsr. zool. rese- urch. n. 8. — TEM. monogr. II. p. 223. tab. 56. fig. 1 — 3. Zu Schreber's Beſchreibung, wo auch die ältere Synonymik nachzu— ſehen iſt, füge ich noch Temminck's Angabe der Färbung lebender Indi— viduen bei. Oben iſt dieſe ſchön goldroth, unten ſchwach röthlich; die Sei— ten des Leibes und Halſes lebhafter roth. Die Flughäute ſind längs der Seiten, des Vorderarms, der Finger und die ganze Schenkelflughaut mehr oder minder röthlich, an den Seiten und am Steiße ſelbſt lebhaft roth; der übrige Theil der Flughäute iſt matt ſchwarz. Nach dem Tode wird die rothe Farbe gelblich, und die ſchwarze trübbraun. — Körper 17 9%, Schwanz 1° 3%, Flugweite 8“ 6 — 9%, Vorderarm 19 3%. — Die Heimat) verbreitet ſich über den Kontinent von Indien, Java, Borneo und Suma— tra; Ceylon iſt zweifelhaft. 44. V. tralatitius Horsr. Der Lowo⸗Manir. V. fuliginosus, subtus canescens, auriculis oblongis, trago brevi lineari, alis usque ad digitorum pedis basin porrectis, patagio anali snbtus verrucis minutis, in lineas transversas dispositis. 518 Vespertilio. Vespertilio. tralatitius. Horsr, zool. research. n. 8. — Temm. monogr. II. p. 228. tab. 57. fig. 1 — 4. Die Schnautze iſt ſehr kurz, etwas ſpitz; die Ohren ziemlich breit, ſehr ausgerandet; die Klappe blattförmig, abgerundet. Die Drüfen beginnen an der Seite der Naſenlöcher und richten ſich über die Augen, ohne dieſe zu umgeben. Die Zehen ſind ſehr kurz und die Flügel heften ſich an der Wur— zel der äußern Zehe an. Die Schenkelflughaut iſt unten mit mehreren klei— nen, in Querreihen geſtellten Warzen verſehen, deren jede kleine Haare trägt. — Die Farbe iſt ſchwarz, oben mit feinen dunkelbraunen, unten weißlichen Haarſpitzen. — Ganze Länge 2“ 10% oder höchſtens 3“, wo— von der Schwanz 1“ 5 einnimmt; Flugweite 10%, Vorderarm 17 34. — Die Heimath iſt Java, wo ſie gemein iſt; auch Sumatra. 45. V. macrodactylus Tun. Der langzehige Komuli. V. niger, subtus canescens, digitis pedum longis, cauda brevi, apice libera, alis ad tarsum finitis. Vespertilio macrodactylus. TEM. monogr. II. p. 231. tab. 58. fig. 3 — 5. Die Schnautze iſt etwas geſtreckt und ſpitz. Die Ohren ſind lang, we— nig breit, gerade, ohne Lappen, am äußern Rande ausgeſchweift und am Ende zugeſpitzt; die Klappe lang, gerade pfriemenförmig, zugeſpitzt. Mittel— fuß und Zehen ſind lang, letztere behaart; die Nägel ſtark und weißlich; der Schwanz (daher auch die oben an der Wurzel behaarte Schenkelflug— haut) ſehr kurz mit freiem Ende. Die Farbe iſt oben wie unten ruß— ſchwarz, unten mit feinen graulichen Spitzen; die Flughäute dunkelbraun. — Körper 1“ 11, Schwanz 1“ 1“, Flugweite 9“, Vorderarm 1“ 3%. — Die Heimath iſt Japan. 46. V. malayanus Fr. Cuv. Die malayifche Fledermaus. V. flavus, auriculis brevibus, trago lato, acuminato, extus convexo. Vespertilio malayanus. Fr. Cuv. nouy. ann. du mus. I. p. 20. tab. 2. fig.5 (Kopf). — TEuu. monogr. II. p. 261. Blos von Fr. Cuvier beſchrieben: „An der Spitze der Murinoides; Ohr trichterförmig (nach der Abbildung nicht über den Kopf vorragend und ziemlich breit), Klappe blattförmig. Alle obern Parthien hell fahl (fauve), Fledermaus. 519 die obern etwas dunkler; die Häute hellbraun, und Barthaare ftehen auf den Seiten der Schnautze. Körper 1“ 5, Schwanz 1“ 7%, Flugweite 8 Wir verdanken dieſe Art den Bemühungen von A. Duvaucel.“ Mit ſolchen vagen Beſchreibungen läßt ſich freilich wenig anfangen. 6) Molares haud cogniti. 47. V. brachypterus Temm. Die kurzflügelige Fledermaus. V. nigro- fuscus, subtus dilutior, auriculis latis, alis brevibus. Vespertilio brachypterus. TEM. monogr. II. p. 215. tab. 53. fig. 5, 6. Merkwürdig durch die Kürze der Flügel im Verhältniß zum Körper. Die Schnautze iſt breit und ſtumpf. Die Ohren ſind groß, ſeitwärts ent— wickelt, und wären ohne die ſchwache äußere Ausrandung vollkommen rund; die Klappe iſt oval blattförmig, an der Wurzel behaart. Die Flügel ſind (nach der Abbildung) an der Fußwurzel angewachſen. Der Pelz dehnt ſich oben als ein Band um die Seiten und den Steiß aus; die Flügel find un: ten bis zum Anfang des Vorderarms und ein Band um den After behaart. Die Farbe iſt oben faſt ſchwarzbraun, unten umberbraun. — Körper 2. 10, Schwanz 17 2%, Flugweite 8“, Vorderarm 1“ 3%. — Als Heimath iſt Sumatra (Padang) nach einem einzigen Exemplare bekannt. 48. V. oreias Teun. Die Schnurr⸗ Fledermaus. V. auriculis longis, amplis, disjunctis, trago longo filiformi, barba labri magno, alis usque ad digitorum pedis basin porrectis. Vespertilio oreias. 'TEMM. monogr. II. p. 270. Aehnlich unſerm Pipistrellus, aber mit größern Flughäuten, welche ſich an der Wurzel der Zehen anſetzen. Die Ohren ſind abſtehend, breit und lang, an der Spitze ſtark abgerundet; die Klappe iſt ſchmal, lang und gerade. Die Schnautze ſpitzt ſich zu. Die Ränder der Oberlippe ſind mit einer doppelten Reihe von Barthaaren beſetzt; die Haare, welche unmittel— bar die Lippe einſäumen, ſind kurz und gegen den Unterkiefer geneigt; die der zweiten Reihe ſind lang und vorwärts gerichtet. Die Färbung iſt zweitönig: die ſchwarzen Haarwurzeln haben oben umbrabraune, unten graue, iſabell gefärbte Spitzen; die Barthaare ſind ſchwarz, die Häute ſchwärzlich— 520 Vespertilio. braun. — Körper 19 8%, Schwanz 1“ 23%, Ohrenlänge 8%, Flugweite 3“, Vorderarm 19 5%. — Als Heimath iſt das indiſche Feſtland bezeichnet. 49. V. timoriensis Grorrr. Die timorſche Fledermaus. V. nigro- fuscus, subtus cinereo-bruneus, auriculis amplis, connatis, longitu- dine capitis, trago semicordato. Vespertilio timoriensis. GEOFFR. ann. du mus. VIII. p. 200. tab. 47. — Desmar. mamm. p. 146. — Temm. monogr. II. p. 253. tab. 57. fig. 10 (Kopf). Plecotus timoriensis. Is. GEOFFR. in GuEr. magas. de zool. 1832, Die Ohren find breit, fo lang als der Kopf und durch eine kleine Haut vereinigt; die Klappe iſt halbherzförmig. — Die Farbe iſt oben ſchwärzlich— braun, unten graubraun. Körper 2“ 7, Schwanz 1 5%, Flugweite 10% — Die Heimath ift Timor !“). c) Africani. ) Molares 5. 50. V. isabellinus Temm. Die Iſabell- Fledermaus. V. isabellinus, subtus dilutior, auriculis-amplis, patagiis nudis, caudae apice libero. Vespertilio isabellinus. TeMmm. monogr. II. p. 205. tab. 52. fig. 2. Die Schnautze iſt ſtumpf; die Ohren breit, oval, am vordern Rande mit einem Längsumſchlage, der hintere Rand mit einem deutlichen Lappen, der ſich gegen den Mundwinkel ausdehnt, geendigt; die Klappe kurz und blattförmig. Alle Häute ſind nackt und ſtark geadert; das Schwanzende iſt frei. — Die Farbe iſt ſchön iſabell, unten lichter, Schnautzenſpitze und Lippen ſchwarz. — Körper 2“ 8“, Schwanz 1 7, Flugweite 119 7 — 8”, Vorderarm 1 9%. — Die Heimath iſt Tripoli, daſelbſt in Menge. 17) Noch beſchreibt If. Geoffroy (Guér. magas. 1832 tab. 3. fig. 1) eine andere lang— öhrige Art unter dem Namen Plecotus Peronii, von der ich ſchon angeführt habe, daß fie, iden— tiſch mit V. brevimanus ſeyn möchte. Fledermaus. 521 51. V. megalurus Tum. Die langſchwänzige Fledermaus. V. olivaceo- fuscus, subtus cinereo-bruneus, regione pubinali alba, auriculis mediocribus, patagio anali amplissimo, caudae apice libero. Vespertilio megalurus. Temm. monogr. II. p. 206. Der Körper ift ſchmächtig, die Schnautze ſpitz; die Ohren mittellang, abſtehend und zugeſpitzt; die Klappe ſehr lang und weidenblattförmig. Die Seiten- und Schenkelflughäute ſehr entwickelt; der lange Schwanz mit gro: ßem freien Ende. Die Seiten ſind unbehaart; oben ſind ſie nebſt dem Bürzel blos von einer Haarbinde umgeben. — Die Farbe iſt oben an der Wur⸗ zel ſchwärzlich und an den Spitzen olivenbraun; unten find die Wurzeln braun, am Hals und Bauch mit graubraunen Spitzen, an den Seiten iſa— bell, und in der Schamgegend ganz weiß von der Wurzel bis zur Spitze. — Körper 2“ 3, Schwanz 2“, Flugweite 11% — 113“, Vorderarm 1“ 10%. — Die Heimath iſt das ſüdliche Afrika. Smith's V. capensis (zool. journ. IV. p. 435) ſcheint der jüngere Zuſtand zu ſeyn. 52. V. minutus Temm. Die kleine Fledermaus. V. umbrino- fuscus, auriculis mediocribus, trago margine exteriori convexo, longitudine dimidiae auriculae; digitis pedum validis. Vespertilio minutus. Tun. monogr. II. p. 209. Iſt unferem Pipistrellus ähnlich, aber noch kleiner, gleichwohl die Ze: hen ſtärker. Die Schnautze iſt nackt, mit einigen Haaren beſetzt. Die Oh⸗ ren ſind mittellang, auf der Außenſeite ausgerandet und dieſe endet in der Höhe des Mundwinkels; die Klappe iſt auf der Außenſeite convex, mit der Spitze etwas einwärts gewendet, und halb ſo lang als das Ohr. Die Flü— gel reichen faſt bis zur Zehenwurzel; das letzte Schwanzglied iſt frei. Die Häute ſind nur unten um den Leib herum etwas behaart, ſonſt nackt. Die Farbe iſt an der Wurzel der Haare ſchwärzlich, an den Spitzen umber: braun, was unten etwas lichter, auf Hinterkopf und Nacken dunkelbraun iſt. Die Flughäute find ſchwärzlich. — Körper 1“ 63%, Schwanz 11, größte Ohrlänge 43“, Flugweite 77, Vorderarm 17 1%. — Die Heim ath iſt das Vorgebirg der guten Hoffnung, woher unſere Sammlung durch Ed» lon ein Exemplar erhielt. Suppl. 66 522 Vespertilio. 8) Molares #. 53. V. leucomelas CRRTZz enn. Die zweifarbige Fledermaus. V. niger, subtus ex nigro et albo variegatus, auriculis magnis conjunctis. Vespertilioleucomelas. Rüppell's Atlas. S. 73. tab. 28. fig. b. — Tum. monogr. II. p. 204. Gehört zur Untergattung Synotus; auch fällt, wie bei dieſer, der vor⸗ derſte kleine Lückenzahn des Oberkiefers leicht aus, ſo daß dieſer dann nur 4 Zähne hat. Die Schnautze iſt dünn; die Ohren ſind groß, an der Wur⸗ zel über die Stirne hin miteinander verwachſen, an den Spitzen divergirend, auf der Außenſeite ſtark ausgerandet und mit drei gabeligen Furchen bedeckt, auf der Hinterſeite behaart; die Klappe iſt lang, ſpitz zulaufend, mit einem Zahn am Außenrande. Die Flughäute ſind ſehr entwickelt; der Schwanz ſehr lang. — Die Farbe iſt oben grauſchwarz mit feinen lichtbraunen Haarſpitzen; unten iſt nur die Wurzelhälfte graulichſchwarz, die Spitzenhälfte rein weiß; die ganze Schamgegend, Wurzel der Schenkelflughaut und die Seiten ſind vollkommen weiß. Die Ohren ſind ſchwarz; die Flughäute grau mit weißlichen Adern. — Körper 1“ 7, Schwanz ebenſo (Cretzſchmar giebt nur 1“ 3 an); Flugweite 9“ 10, Vorderarm 1“ 5%. — Die Heimath ſind die Küſten des rothen Meeres, gegen Abyſſinien und im peträiſchen Arabien. 54. V. Rüppellii Fiscu. Die dongolaniſche Fledermaus. V. fuscato-murinus, subtus niveus, auriculis rotundatis. Vespertilio Rüppellii. Fisch. synops. p. 108. Vespertilio Temminckii. Rüppell's Atlas. S. 17. tab.6. — Temt. mo- nogr. II. p. 210. Die Schnauße ift ſtumpf, die Ohren mittelmäßig, faſt rund; die Klappe blattförmig, abgerundet und etwas gegen den Kopf gebogen. Der vorderſte obere Lückenzahn ſehr klein. Die Häute ſind ganz nackt, nur die Schenkel— flughaut iſt oben etwas haarig. — Die Farbe der obern Theile iſt maus— grau, mit bräunlichem Anflug; die ganze Unterſeite iſt glänzend ſchneeweiß, wobei die Haare der ganzen Länge nach dieſe Farbe haben. Die Häute find bräunlich. — Körper 1° 10%, Schwanz 1 2%, Obhrlänge 33%, Fledermaus. 523 Flugweite 7“, Vorderarm 1“ 1%. — Die Heimath iſt Nubien (Dongola). 7) Molares 2. 55. V. tricolor Temm. Die dreifarbige Fledermaus. V. supra tricolor, auriculis longis emarginatis, trago longo extrorsum curvato. Vespertilio tricolor. Smurs mamm. cap. p. 106.— Temm. monogr. II. p. 207. Der Kopf iſt länger als breit; die Schnautze ſtumpf; die Ohren lang, ſtumpf, äußerlich ausgerandet; die Klappe lang, blattförmig nach außen ge— krümmt; die Farbe der Haare auf der Oberſeite iſt an der Wurzel ſchwärz— lichbraun, in der Mitte gelblichweiß und die feine Spitze ſchön roth, was dieſen Theilen einen röthlichgelben Ton giebt. Auf der Unterſeite ſind die Wurzeln braun und das Uebrige gelblichweiß; an den Seiten des Halſes und der Bruſt ein leichter röthlicher Anflug; die Flughäute ſind erdbraun. — Die ganze Länge iſt 3“ 9 — 10%, Flugweite etwas über 12“, Vorder⸗ arm 1“ 10% 18). ö) Molares haud cogniti. 56. V. epychrysus Tun. Die rothdeckige Fledermaus. V. supra rufus, auriculis mediocribus valde emarginatis, trago recto lanceolato. Vespertilio epychrysus. Smurs mamm. cap. p. 106. — Teum. monogr. II. p- 208. Die Schnautze iſt etwas ſtumpf; die Ohren mittellang, gerade, zuge: 18) V. dasythrix Tem m. (monogr. II. p. 268), der zu dieſer Abtheilung gehören würde, iſt nach Keyſerling und Blaſius (Wiegm. Arch. VI. 1. S. 9) identiſch mit Miniopterus Schreibersii. Die Beſchreibung Temminck's von dieſem V. dasythrix lautet alſo: Die Schnautze iſt ſehr ſtumpf, bis zur Spitze behaart, wo zwei Haarbüſchel einen Bart bilden. Die Ohren ſind breiter als hoch, kreisförmig, aber in einen ſehr offenen Winkel geendigt, außen zur Hälfte behaart; die Klappe iſt kurz und abgerundet blattförmig. Dſe Füße ragen ganz aus der Flughaut hervor; der Schwanz iſt ſehr lang. Der Pelz iſt buſchig und matt; die Flughaut der Seiten iſt unten und die zwiſchen den Schenkeln nur oben an der Wurzel behaart. — Die Farbe iſt oben mattſchwarz, unten rauchſchwarz. — Körper 2“ 3, Schwanz 1“ 6°, Flugweite 10“, Vorderarm 1 8. — Die Heimath iſt Südafrika. 66 524 Vespertilio. ſpitzt, am obern Theil des äußern Randes ſtark ausgeſchnitten; die Klappe gerade und lanzettförmig. — Die Farbe der obern Haare iſt an der Wurzel ſchmutzig braun, in der Mitte gelblichweiß, an der Spitze lebhaft roth; die untern ſind an der Wurzel ſchmutzigbraun, und bis zur Spitze licht röthlich. Die ganz nackten Häute find braun. — Körper 2“ 2½, Schwanz 1” 10“, Flugweite 12“, Vorderarm 17 10% — Die Hei— math iſt die Umgebung der Kapſtadt. 57. V. platycephalus Tun. Die plattköpfige Fledermaus. V. rufescente bruneus, subtus brunescente albus, capite valde depresso, auri- culis latis, patagio anali supra piloso. Vespertilio platycephalus. Smurs mamm. cap. p. 107. — Temm. monogr. II. p. 208. Der Kopf iſt ſehr niedergedrückt; die Schnautze platt, ſehr breit, der Mund weit geſpalten. Die Ohren ſind ſeitlich ausgedehnt, ebenſo breit als hoch, oben zur Hälfte behaart, nach unten verlängert und am Mundwinkel in ein breites häutiges Anhängſel geendigt; die Klappe iſt blattförmig mit einwärts gekehrter Krümmung. Die Schenkelflughaut iſt oben zur Hälfte behaart, unten nackt. — Die Farbe der Haare iſt oben an der Wurzel ſchwärzlichbraun, an der Spitze röthlichbraun; unten hat die braune Wurzel weiße, mit Braun gewäſſerte Spitzen; die Schamgegend iſt ſchmutzigweiß. — Körper 2“, Schwanz 1“ 1“, Flugweite 9“, Vorderarm 14 13% — Die Heimath ſind die Umgebungen der Kapſtadt. 58. V. Hesperida Tun. Die Rauten- Fledermaus. V. rufino-fuscus, subtus rufino-cinereus, auriculis brevibus, latis, patagiis haud amplis, patagio anali rhombiformi venoso. Vespertilio Hesperida. Temm. monogr. II. p. 211. Die Ohren find kurz, eben fo breit als hoch; die Klappe gekrümmt blattförmig mit abgerundeter Spitze. Die Flughäute ſind wenig entwickelt; die Schenkelflughaut iſt rautenförmig geadert und an der Wurzel etwas be— haart. Die Farbe iſt oben an der Wurzel ſchwärzlich, und an der Spitze röthlichbraun; unten ſchwarz an der Wurzel und röthlichgrau an der Spitze; die Schnautzenſpitze ſehr haarig und ſchwarz; die braunen Häute hier lichter Fledermaus. 525 geadert. — Körper 1“ 8%, Schwanz 1“, Vorderarm 1“ — Der Wohnort iſt die abyſſiniſche Küſte. d) Americ ani. a) Molares #. 59. V. phaiops Rarix. Die ſchwarzſichtige Fledermaus. V. obscure badius, subtus dilutior, facie alisque nigricantibus, auriculis medio- cribus, margine exteriori profunde emarginatis. Vespertilio phaiops. RarInEs@uE in Desmar. mammif. p.135. — Temm. monogr. II. p. 234. So groß als unſer V. murinus. Die Ohren ſind mittellang, am äußern Rand ſtark ausgerandet; die Klappe weidenblattförmig. Die Schwanz⸗ ſpitze iſt frei und alle Häute ſind platt. — Die Farbe iſt durchgängig eintönig, oben rothbraun, unten lichter braun; Geſicht und Häute ſchwärz⸗ lich. — Körper 27 4 — 5%, Schwanz 2”, Flugweite 12 — 13, Vor: derarm 1“ 8/8. — Die Heimath iſt Nordamerika; Temminck's Exem⸗ plare kamen aus Tenneſſee. 60. V. ursinus NRuw. Die langkrallige Fledermaus. V. umbrino- fuscus, subtus dilutior, auriculis margine posteriori verticalibus, versus apicem subemarginatis. Vespertilio ursinus. TEM. monogr. II. p. 235. Der Kopf ift groß; die Schnautze ziemlich lang und breit; die Naſen⸗ löcher groß, ſeitwärts geöffnet und durch eine Furche getrennt. Die Ohren ſind oval, viel höher als der Scheitel, an der Wurzel der Außenſeite be— haart, ihr hinterer Rand vertikal und gegen das Ende mit einer kleinen Aus— randung; die Klappe lang, lanzettförmig, am Ende etwas abgerundet. Der Daumen iſt ſtark, mit ſehr gekrümmtem Nagel; auch an den Zehen ſind die Nägel ſehr lang, ſtark und gekrümmt; die Schwanzſpitze iſt frei. — Die Farbe iſt oben glänzend umberbraun, unten lichter; alle Haare haben graue Wurzeln. Häute und Ohren find ſchwarz. — Körper 2“ 4, Schwanz 17“ 63%, Ohrlänge 44%, Flugweite 104“. Die Heimath find die Ufer des Miſſuri, wo Prinz von Neuwied dieſe Art entdeckte !?). 526 Vespertilio. 61. v. ferrugineus Tenm. Die Laub - Fledermaus. V. rufescens, subtus albo et nigro adspersus, auriculis angustis subemargi- natis, cauda longa apice libera. Vespertilio ferrugineus. TEM. monogr. II. p. 239. tab. 59. fig. 2. Die Schnautze iſt kurz und ſtumpf; die Ohren ſchmal und etwas aus- gerandet; die Klappe kurz und weidenblattförmig. Die Flügel reichen (nach der Abbildung) nur bis zur Fußwurzel; der Schwanz iſt lang, an der Spitze frei und an der Wurzel etwas behaart. — Die Farbe iſt oben bräunlich⸗ gelbroth, oder mehr oder minder rein röthlich, die Wurzeln ſchwarzbraun; unten ſind die Wurzeln röthlichſchwarz und die Spitzen rein weiß, was eine ſehr markirte, ſchwarz und weiße Scheckung hervorbringt; die Zehennägel ſind gelblichweiß. — Körper 2“ 3 (oder höchſtens 2“ darüber), Schwanz 1° 9%, Flugweite 11“ (oder 2“ mehr), Vorderarm 1“ 8% — Die Heimath iſt das holländiſche Guiana. 62. V. Hilarii Is. Grorrn. Die Hilariſche Fledermaus. V. fuscus, subtus fusco-canescens, auriculis parvis triangulis, fere aeque latis ac longis, patagio anali nuda. Vespertilio Hilarii. Is. Georrr. ann. des sc. nat. III. p.441. — TEIL. monogr. II. p. 241. ?2Vespertilio brasiliensis. Desmar. mamm. p. 144. Zu diefer, nur aus Iſ. Geoffroy's Beſchreibung bekannten Art, welche nach Blainville (nouv. ann. des sc. nat. 2. sér. IX. p. 362) 4 Bak⸗ kenzähne haben ſoll, wird von jenem Zoologen auch noch V. brasiliensis Desmar. gerechnet. Die Ohren ſind klein, dreieckig, faſt fo breit als hoch, etwas ausgerandet und an der Wurzel behaart; die Klappe iſt länglich. Der Körper faſt ſo lang als Ober- und Vorderarm; der Schwanz nur ſo lang als der Vorderarm; die Schenkelflughaut ganz nackt. — Die Farbe geht 19) Verwandt iſt V. Crecks Fr. Cov. (nouv. ann. du mus. I. p. 18), aber nur unvollſtaͤn⸗ dig beſchrieben. Backenzähne 4:3, Ohr ausgerandet, Klappe meſſerförmig; Farbe oben gelblich- braun, unten ſchmutziggrau, alle Haarwurzeln ſchwarz. Körper 2“, Schwanz 13“, Flugweite 5". Aus Georgien in Nordamerika. Fledermaus. 527 auf den obern Theilen aus dem Schwarzbraunen ins Kaſtanienbraune, und auf der untern aus dem Graulichen ins Rothbraune. — Körper 2“ 9, Schwanz 17 9%, Flugweite 113“, Vorderarm 17 8%. — Die Hei⸗ math iſt Brafilien, woher Auguft Saint-Hilaire dieſe Art mitbrachte 20). 8) Molares $. 63. V. carolinensis Georrr. Die karoliniſche Fledermaus. V. fuscus, subtus flavidus, auriculis longitudine capitis, oblongis, extus e parte villosis. 5 Vespertilio carolinensis. GEOTFR. ann. du mus. VIII. p. 193. tab. 47 (Kopf). DESsMAR. mamm. p. 136. — Gopuax amer. nat. hist. I. p. 67. — Tux. monogr. II. p. 236. tab. 59, fig. 1. Die Ohren ſind ſo lang als der Kopf, länglich, außen zur Hälfte be⸗ haart; die Klappe weidenblattförmig (nach Geoffroy halbherzförmig) und halb ſo lang als das Ohr. Die Schnautze iſt etwas ſtumpf, die Naſenlö⸗ cher einander genähert; die Schwanzſpitze frei, die Flügel reichen (nach der Abbildung) bis gegen die Zehenwurzel. — Die Farbe iſt oben kaſtanien⸗ braun mit ſchwarzgrauen Haarwurzeln; unten graugelb mit braunen Haar⸗ wurzeln. — Ganze Länge 2“ 3 — 5%, wovon der Schwanz 1“ eine nimmt; Flugweite 9 — 10% — Die Heimath iſt Süd⸗Carolina (Charleston). 8 64. V. erythrodactylus Tun. Die rothfingerige Fledermaus. V. antibrachio, digitorum basi et membrana interdigitali digiti primi rufescenti- bus, patagiis ceteris nigris, e parte pilosis, auriculis brevibus. Vespertilio erythrodactylus. Tu. monogr. II. p. 238. Die Ohren ſind klein, oval und bis über die Hälfte behaart; die Klappe iſt weidenblattförmig. Die Schenkelflughaut iſt oben zur Hälfte behaart, unten mit rautenförmigen Adern, von wo ſehr kurze Härchen entſpringen. 20) Hieher gehört auch der von Gervais (Institut. V. p. 253) bekannt gemachte V. duter- treus, der aber zu unvollſtändig charakteriſirt iſt, als daß er oben eingereiht werden könnte. Er hat 2 Backenzähne, die Klappe iſt meſſerförmig; die Schwanzſpitze frei, die Flugweite 11“. Er hat Einiges von V. caroliniensis, iſt aber kleiner. Aus Cuba. 528 Vespertilio. Der Schwanz ift lang, mit großem freien Ende. — Die Farbe ift oben röthlichbraun, an Kopf und Hals etwas gelblich, wobei die Haare an der Wurzel ſchwarz, hernach gelblich und das Ende röthlichbraun iſt; auf der Unterſeite ſind die Wurzeln dunkelbraun und die Spitzen röthlichbraun. — Körper 1“ 6 — 8%, Schwanz 1 4, Flugweite 72 — 8“%¼, Vorderarm 17 2%. — Die Heimath iſt die Umgegend von Philadelphia. 65. V. leucogaster Neuw. Die weißbäuchige Fledermaus. V. obscure fuscus, pilis apice flavicantibus, ventre canescente, auriculis elon- gatis, haud emarginatis, trago mediocri lanceolato. Vespertilio leucogaster. Pr. Neuw. Beitr. II. S. 271 mit Abbild. — TMM. monogr. II. p. 243. Die Schnautze iſt kurz und ſtumpf. Die Ohren ſind lang, gerad, ohne Ausrandung und am Ende abgerundet; die Klappe mittellang, gerad, ſchmal und ſpitz. Das Drittel der Schenkelflughaut iſt behaart; die kurze Schwanz⸗ ſpitze frei; die Zehennägel ſtark und von langen Haaren bedeckt. Die Farbe iſt oben ſchwärzlichbraun mit gelblichgrauen Haarſpitzen; Kehle und Bruft- ſeiten ſchwärzlichbraun; Mitte der Bruſt blaß braungrau, Bauch graulich— weiß; die Seitenhaare, welche die Flügel bedecken, ſind weißlich. — Kör— per 14 74, Schwanz 1“ 3, Ohr 44, Flugweite 9“. — Die Hei⸗ math iſt Braſilien (am Fluße Mucuri). 66. V. velatus Is. Georrr. Die Schleier- Fledermaus. V. auriculis amplissimis conniventibus, fere aeque latis quam longis, plicis 2 longitudinalibus instructis, trago longitudine dimidiae auriculae. Vespertilio velatus. IS. GEorFr. ann. des sc. nat. III. p. 446; GuEr. ma- gas. 1832. tab.2. — Temm. monogr. II. p. 240. tab. 59. fig. 3. Der Kopf gleicht dem der Moloſſen. Die Schnautze ift lang, die Na— ſenlöcher einander genähert und röhrenförmig. Am auffallendften find die großen Ohren; ſie ſind faſt eben ſo breit als lang, von 2 Längsfalten durch— zogen, von denen die innere bis zur Spitze läuft, die äußere ſo geſtellt iſt, daß der äußere Rand breit ausgerandet erſcheint. Die beiden Ohren, ohne gleichwohl vereinigt zu ſeyn, berühren ſich auf der Mittellinie des Scheitels durch einen ſeitlichen Fortſatz ?!). Die Klappe iſt fo lang als das Ohr, blatt⸗ Fledermaus. 529 blattförmig und an ihrer Wurzel gelappt. Die Schenkelflughaut iſt breit. — Die Farbe iſt oben glänzend ſchwarzbraun, unten graubraun, was in der Schamgegend graulich wird. — Körper 2“ 4, Schwanz 1“ 6%, Ohr: höhe vom Schädel an 8“, Breite (vom Fortſatz über der Stirne genom⸗ men) 7%, Flugweite 11“, Vorderarm 1“ 7%. — Die Heimath iſt Braſilien, wo dieſe Art gemein iſt. 7) Molares . 67. v. Carolii Temm. Die rußige Fledermaus. V. e rufescente fuscus, subtus cinereo-flavidus, auriculis mediocribus, subemar- ginatis. Vespertilio Carolii. Tum. monogr. II. p. 237. Die Schnautze iſt ſtumpf, die Naſenlöcher ſehr entfernt. Die Ohren ſind mittellang, oval, am äußern Rande etwas ausgeſchnitten und ohne Verlängerung nach vorn; die Klappe iſt weidenblattförmig. Das freie Schwanz⸗ ende iſt frei. Die Farbe iſt oben und an den Wangen und Halsſeiten röthlichbraun mit ſchwarzer Wurzel, unten an der Spitze gelblichweiß, an der Wurzel dunkelbraun. Die jährigen Jungen ſind düſterer gefärbt. — Körper 1“ 11, Schwanz 17 4, Flugweite 83“, Vorderarm 17 4%, Ohrhöhe 5“. — Die Heimath iſt Philadelphia und New-York, wo Prinz Karl Bonaparte dieſe Art auffand. 68. V. Arsinoe Tun. Die weißgurtige Fledermaus. V. niger, subtus flavo-bruneus, fascia pilorum circum corpus albida, auricu- lis conicis haud emarginatis, trago lanceolato. Vespertilio Arsinoé. Temm. monogr. II. p. 247. Größe und Formen unſers V. mystacinus. Der Kopf ift kurz und niedergedrückt, die Schnautze ſtumpf; die Ohren koniſch, am Ende abgerun⸗ det und ohne Ausſchnitt; die Klappe gerade und lanzettförmig. Die Häute 21) Sf. Geoffron ſagt: „Die Ohren vereinigen ſich mit einander durch die unterſte Portion ihres inneren Randes, und auf eine fo kleine Ausdehnung, daß die Haare der Zwiſchenohr-Gegend ihre Vereinigung ganz verbergen.“ Suppl. 67 530 Vespertilio. find ganz nackt. Die Farbe der obern Theile ift glänzend ſchwarz; unten ſchwärzlichbraun mit fahlen Haarſpitzen. Der Pelz der Seiten und um den After iſt länger als der der Bruſt und ſchwärzlichbraun mit weißen Spitzen, wodurch rings um den Leib eine weißliche Binde entſteht. — Körper 1“ 6, Schwanz 1“, Flugweite 8“, Vorderarm 1“ 2%. — Die Heimath iſt Surinam, woher Temminck ein altes Weibchen erhielt. 69. v. Gryphus Fr. Cuv. Die Greif: Fledermaus. V. dilute flavescens, subtus griseus, auriculis emarginatis, trago extus convexo. Vespertilio Gryphus. FR. Cuv. nouy. ann. du mus. I. p. 15. Dieſe nebft den folgenden 4 nordamerikaniſchen Fledermäuſen zählt Fr. Cuvier, der fie bekannt machte, feinen Murinoides mit ? Backenzähnen bei, ohne jedoch Abbildungen oder ausreichende Beſchreibungen zu geben, ſo daß man nicht ſicher iſt, ob manche unter ihnen und den nachfolgenden nicht bloße Nominalarten ſind, was freilich nur eine unmittelbare Vergleichung der Original-Exemplare ermitteln kann. Bei dieſer Art find die Ohren ausge: randet, die Klappe meſſerförmig (am äußern Rande convex). — Die Farbe der obern Theile iſt licht gelb (blond jaunätre), der untern grau; beide mit ſchwarzen Haarwurzeln. Die nackten Theile find violett. Bart⸗ haare faſſen die Seiten der Oberlippe und das Untertheil der Spitze des Un— terkiefers ein. — Körper 1“ 9%, Schwanz 1“ 2%, Flugweite 7“ 10. — Die Heimath find die Umgebungen von New-York. 70. V. Salarii Fr. Cuv. Die graubraune Fledermaus. V. griseo- fuscus, subtus albido-griseus, auriculis emarginatis, trago extus convexo. Vespertilio Salarii. Fr. Cov. nouv. ann. du mus. I. p. 16. Die Ohren find ausgerandet, die Klappe iſt meſſerförmig; Die Ober— lippe und die Unterſeite der Spitze des Unterkiefers mit Barthaaren verſe— hen. — Die Farbe iſt oben graulich-kaſtanienbraun, unten weißlichgrau; die Haarwurzeln durchgängig dunkel. — Körper 1“ 6%, Schwanz 7%, Flugweite 77 7%. — Die Heimath find die Umgebungen von New— Vork. Fledermaus. 531 71. V. georgianus Fr. Cuv. Die georginiſche Fledermaus. V. nigro - et flavido- variegatus, subtus e griseo et nigro mixtus, auriculis emarginatis, trago subuliformi. Vespertilio georgianus. Fr. Cuv. nouv. ann. du mus. I. p. 16. Das Ohr iſt ausgerandet und die Klappe pfriemenförmig; die Ober: lippe und die Spitze des Unterkiefers unten mit Barthaaren beſetzt. Die Farbe iſt oben aus ſchwarz und lichtgelb geſcheckt, indem die lichten Haar⸗ ſpitzen wegen ihrer Kürze die ſchwarzen Wurzeln nicht verbergen; aus dem— ſelben Grunde iſt ſie unten grau, mit ſchwarz (von den Wurzeln) unter⸗ mengt. — Körper 17 6%, Schwanz 1“ 2”, Flugweite 7%. — Die Heimath iſt Georgien. 72. V. subflavus Fr. Ev. Die blonde Fledermaus. V. griseo-lutescens, bruneo - undulatus, subtus albo - lutescens, auriculis emar- ginatls, trago semicordiformi. Vespertilio subflavus. Fr. Cuv. nouv. ann. du mus. I. p. 17. Das Ohr iſt ausgerandet und die Klappe halbherzförmig; die Ober⸗ lippe und die Spitze des Unterkiefers unten mit Barthaaren beſetzt. — Die Farbe iſt oben licht graugelblich, unten gelblichweiß. Die Haare der obern Theile ſind an der Wurzel ſchwarz, dann im größten Theil ihrer Länge weißlich, und an der Spitze bräunlich; die der untern Theile ſind in der un— tern Hälfte ſchwarz, in der obern gelblichweiß. — Körper 1“ 6, Schwanz 1° 3%, Flugweite 7“. — Die Heimath ift Georgien. 73. V. crassns Lesueun. Die dicke Fledermaus. V. griseo-fuscus, subtus dilute lutescens, auriculis obtusis brevibus, trage extus convexo. Vespertilio crassus. Fr. Cuv. nouv. ann. du mus. I. p. 18. tab. 2. fig. 2 (Ohr). Das Ohr iſt ſtumpf, klein, erhebt ſich nicht über den Scheitel; die Klappe iſt außen convex; die Oberlippe und die Spitze des Unterkiefers iſt unten mit Barthaaren beſetzt. Die Farbe iſt oben graulich kaſtanienbraun, unten hell gelblich; die Wurzeln dunkel. — Körper 2“, Schwanz 1“ 8%, Flugweite 8“ 3%, — Die Heimath iſt New-Vork, wo fie Leſueur entdeckte. 67 * 532 Vespertilio. 74. V. subulatus Sax. Die Pfriem-⸗ Fledermaus. V. e flavescente fuscus, subtus e flavescente griseus, auriculis ovalibus longitu- dine capitis, trago elongato subulato, patagio anali basi pilosa. Vespertilio subulatus. Say in Long’s expedit. II. p. 65. — Gopman nat. bist. I. p. 71. — RIcuanps. faun. I. p. 2. Ich lege Richardſon's genaue Beſchreibung zu Grunde. Backenzähne find § vorhanden. Der Kopf iſt kurz und breit. Die Ohren find fo lang als der Kopf oder etwas länger, oval, ſtumpf, hinten nicht ausgeſchnitten und außen an der Wurzel behaart; die Klappe iſt ohngefähr gleich 3 der Ohrlänge, unten breit pfriemenförmig, oben in eine ſtumpfe Spitze zulau⸗ fend. Die Flügel ſind nackt; die Schenkelflughaut an der Wurzel behaart und am hintern Rande mit einzelnen Haaren gewimpert, die Schwanzſpitze iſt frei; die Zehen ſind ziemlich lang. — Die Farbe iſt oben glänzend gelblichbraun, unten gelblichgrau; die Wurzeln aller Haare find ſchwärzlich. — Körper 17 10%, Schwanz 17 6%, Ohrhöhe 8“, Flugweite 10%. — Die Heimath iſt Nordamerika. Sie iſt die gemeinſte Art am öſtlichen Fuße der Felsgebirge an den obern Armen des Saskatſchewan und Friedensflußes; Say hat fie gegen die Quelle des Arkanſas gefunden 22). J) Molares haud cogniti. 75. V. nasutus Suaw Die große Fledermaus. V. omnium maximus, rufo-fuscus, ventre albido, aurieulis ovalibus capite bre- vioribus, rostro elongato. Vespertilio nasutus. Suaw gen.zool. I. 1. p. 142.— Temm, monogr. II. p.254. 22) Der V. lanceolatus des Prinzen von Neuwied (Reiſe in Nordam. I. ©.364) iſt die⸗ ſem subulatus nahe verwandt. Nach der Angabe find die Ohren ziemlich groß, die Klappe bis zur Ohrmitte reichend und ſchmal lanzettförmig zugeſpitzt; Flügel nackt, bis zur Zehenwurzel reichend; Schwanzſpitze frei Die Färbung der Oberſeite gelblich graubraun, der Unterſeite gelb— lich weißgrau; die Haarwurzeln oben wie unten ſchwarz; die nackten Theile ſchwarzbraun. Die Länge 3“ 1”, wovon der Schwanz 1“ 3, Ohrhöhe 6. Aus Pennſylvanien. — Zu dieſer Abtheilung gehört noch der von Gervais (Instit. V. p. 253) kurz erwähnte V. lepidus aus Cuba. Er hat 8 Backenzähne, 63“ Flugweite, und hält das Mittel zwiſchen Furia horrene und den Murinoides. Fledermaus. 533 Vespertilio maximus. GEOFFR. ann. d. mus. VIII. p. 202. — DESMAR. mamm. p- 143. Grande sérotine de la Guyane. Burr. suppl. p. 289. tab. 73. Eine Art, die Buffon zuerſt beſchrieben hat und die feit feiner Zeit nicht wieder beobachtet worden iſt. Er vergleicht ſie mit dem V. serotinus, ſagt aber, daß außer der Größe die Schnautze länger und der Kopf von einer geſtreckteren Form und minder mit Haaren bedeckt als bei dieſer Art ſey. Die Haare ſind auf dem Rücken 4““ lang, unten kürzer. Die Farbe iſt oben rothbraun, an den Seiten hellgelb, am Bauche ſchmutzigweiß. — Kör⸗ per 5° 80, Ohrlänge 13%, Ohrbreite an der Wurzel 9, Flugweite an 2/.ä— Die Heimath iſt Cayenne, wo dieſe Art in Menge vorkommen ſoll. 76. V. Maugei Desmar. Die haftohrige Fledermaus. V. nigello- fuscus, subtus dilutior, postice albidus, auriculis connatis, latis- simis, emarginatis. Vespertilio Maugei. Desmar. mamm. p. 145. — TEAM. monogr. II. p. 255. Plecotus Maugei. Is. GEO TR. in Guer. magas. 1832. n. 7. Gehört, der Ohrbildung nach, zur Untergattung Synotus. Die Schnautze iſt kurz und zugeſpitzt; die Naſe ziemlich breit. Die Ohren find zuſammen— gewachſen, groß, gegen die abgerundete Spitze außen ausgerandet, mit einer behaarten Längsfalte; die Klappe zugeſpitzt, und die halbe Ohrlänge nicht erreichend. Der Schwanz iſt faſt ſo lang als der Körper. — Die Farbe iſt oben ſchwärzlichbraun, unten heller, beſonders gegen die Schenkelflughaut, wo ſie faſt weiß wird; die Flughäute ſind dunkelgrau. — Ueber die Größe ſagt Desmareſt nichts weiter, als daß ſie etwas größer als unſer V. Bar- bastellus if. — Die Heimath iſt Porto-Ricco. 77. V. nigricans Neuw. Die ſchwärzliche Fledermaus. V. fuliginoso - nigricans, subtus dilutior, auriculis mediocribus, trago angusto, acuto, cauda longitudine corporis dimidii. Vespertilio nigricans. Pr. Neum. Beitr. II. S. 266 mit Abbild. — Reng⸗ ger's Paraguay S. 84. — Temm. monogr. p. 242. Chauve- souris douzieme. Az ARA ess. II. p. 294. Die Ohren ſind mittelmäßig, an der Spitze etwas übergeneigt und un⸗ 534 Vespertilio. terhalb derſelben außen ſchwach ausgerandet; die Klappe kurz, ſchmal lanzett⸗ förmig und ſpitz. Die Flügelhaut erſtreckt ſich nur bis zum Fußgelenke; der Schwanz iſt von der Schenkelflughaut ganz umſchloſſen; die Häute ſind nackt. — Die Farbe iſt oben bräunlichſchwarz, etwas ins Graue ſpielend, unten graulichſchwarz; Ohren und Flughäute bräunlichſchwarz. — Körper 17 10”, Schwanz 11, Flugweite 84“. — Die Heimath iſt Braſi⸗ lien (am Fluße Iritiba), und Paraguay, in welch letzterem Lande ſie nicht ſelten ijt 2°). 78. V. albescens Georrr. Die weißliche Fledermaus. V. nigro- fuscus, ventre albido, auriculis sublongis, acuminatis, trago subu- lato recto. Vespertilio albescens. GEoFFR. ann. du mus. VIII. p.204. — Temm. mo- nogr. II. p. 244. Chauve- souris douzieme. Azara ess. II. p. 294. Von der vorigen verſchieden durch längere Schnautze, längere Ohren, kürzere Flugweite und andere Färbung. Die Ohren find ziemlich lang, zu: geſpitzt, rückwärts gekrümmt; die Klappe gerade und pfriemenförmig zuge: ſpitzt; die Naſenlöcher ſind röhrig und getheilt. — Die Farbe iſt oben ſchwarz, zum Theil mit kurzen braunen Haarſpitzen; unten rauchſchwarz, was gegen den Bauch einen lichten braunen Anflug hat, wo es wie weißgepudert erſcheint; die grauweiße Farbe verſtärkt ſich gegen das hintere Ende. — Länge bis zur Schwanzſpitze 3“ 1”, Flugweite 8“ 2“, Vorderarm 1“ 4%, Ohren (vom Schädel an) 4%. — Die Heimath iſt Braſilien. 79. V. parvulus Tun. Die winzige Fledermaus. V. infumato- niger, subtus brunescens, ventre, femoribus patagiique analis basi pilosa isabellinis, auriculis minutis emarginatis. 23) Verſchieden von dieſer Art iſt V. brasiliensis Six (vesp. bras. p. 68. tab. 36. ſig. 8), von der übrigens kein Exemplar in der Sammlung vorhanden, auch in dem von Wagler ver- fertigten Kataloge nicht aufgeführt iſt. Nach der Angabe von Spix iſt der Körper oben und unten ſchwarz; die Ohren ziemlich lang, gegen den Mundwinkel nicht auslaufend; die Klappe lanzettförmig, faſt fo lang als die Ohren; die Flügel reichen bis zum Daumen. Körper 13“, der eiugewickelte Theil des Schwanzes 2“, der freie 1. Fledermaus 535 Vespertilio parvulus. Tun, monogr. II. p. 246. Die Schnautze iſt kurz und ſtumpf; an der Unterlippe findet 1 eine große Warze. Die Ohren ſind klein, gerade, ſpitz, ausgeſchnitten und mit einem ſehr deutlichen untern Lappen; die Klappe iſt gerade, weidenblattför⸗ mig, aber mit äußerem Lappen an der Wurzel. Die Schenkelflughaut iſt an der Wurzel, oben wie unten, behaart. — Die Farbe iſt oben rauch⸗ ſchwarz; die Seiten des Halſes und der Bruſt rauchfarbiger als die des Rückens; der Vordertheil des Halſes, die Mittellinie des Bauchs, die Sei⸗ ten und der Hinterbauch mit braunen Spitzen; ein iſabellfarbiger Ton herrſcht auf den Schenkeln am Hinterbauch und an der behaarten Wurzel der Schen— kelflughaut. — Körper 19 5%, Schwanz 1“ 1”, Flugweite 7“, Bor: derarm 1“ 1%. — Die Heimath iſt Braſilien, wo Natterer fie auffand. 80. V. levis Is. Georrr. Die leichte Fledermaus. V. saturate fuscus, subtus canescens, auriculis longis, corpore brachio antibra- chioque breviore, cauda longitudine corporis. Vespertilio levis. Is. GBO PPR. ann. des sc. nat. III. p. 444. — TEd̃. mo- nogr. II. p. 249. Dieſe und die folgende Art find nur aus Jſ. Geoffroy's Beſchrei⸗ bung bekannt. Wie Temminck bemerkt, nähert ſich dieſe Art ſowohl dem V. nigricans, deſſen Schwanz indeß nur von halber Körperlänge iſt, als auch dem V. parvulus, deſſen Ohren jedoch kleiner, gerade und ſpitz find. Von dem folgenden V. polythrix unterſcheidet ſie ſich durch doppelt längere Ohren, und durch gleiche Länge des Schwanzes und Körpers. Das Geſicht iſt theilweiſe nackt; die Schenkelflughaut iſt etwas behaart. — Die Farbe iſt oben dunkel kaſtanienbraun, unten etwas ins Grauliche ziehend. — Kür: per 1“ 5, Schwanz ebenſo, Flugweite 92“, Vorderarm 1“ 4%, — Die Heimath iſt Braſilien. 81. V. polythrix Is. Georrr. Die haarige Fledermaus. V. saturate fuscus, subtus canescens, auriculis brevibus, longioribus quam la- tioribus, corpore fere longitudine brachii et antibrachii, cauda longitudine an- tibrachii. 536 Vespertilio. Vespertilio polythrix. Is. GEoFFR. ann. d. sc. nat. III. p. 445. — Temu. monogr. II. p. 248. Das Geſicht iſt ſehr haarig, was ihm ein häßliches Anſehen giebt. Die Ohren find ziemlich klein, länger als breit, außen ausgerandet. Der Kör⸗ per faſt ſo lang als Ober- und Vorderarm; der Schwanz nur ſo lang als der letztere; die Schenkelflughaut oben wenig behaart. Die Farbe iſt dun⸗ kel kaſtanienbraun, was unten ſchwach ins Grauliche zieht. — Körper 24, Schwanz 1“ 6“, Flugweite 9“, Vorderarm 1“ 5%. — Die Heimath iſt Braſilien. 82. V. villosissimus GEOFFR. Die zottige Fledermaus. V. murino-griseus, vellere longo, patagio anali villoso, auriculis elongatis emarginatis. Vespertilio villosissimus. Gzoppg. ann. du mus. VIII. p. 204. — Des- MAR. mamm. p. 143. — Rengger's Paraguay. S. 83. Chauve-souris septième. Az ARA ess. II. p. 284. Nach Rengger's Vermuthung hatte Azara ein Exemplar vor Augen, das eben die oberen Eckzähne wechſelte, fo daß er für ſolche die großen mitt: leren Schneidezähne anſah, denn, wie jener bemerkt, iſt der Bau der Zähne ebenſo wie bei den europäiſchen Arten. Die Naſe ſpringt über den Unterkie⸗ fer hervor und iſt beweglich. Die Ohren ſtehen ſchief am Kopfe, ſo daß ſie nach vorn und außen ſehen, find 10““ lang und halb fo breit, nackt, oben ab: gerundet, hinten ausgerandet; die Klappe iſt lanzettförmig und von halber Ohrlänge. Die Flügel erſtrecken ſich bis zum Fußgelenke; der Schwanz iſt ganz umſchloſſen. Der Pelz iſt langhaarig, die Flügel bei ihrer Verbindung mit dem Rumpfe, die Arme und Schenkelflughaut, mit Ausnahme des Ran⸗ des, ſind fein behaart. — Die Farbe der Haare iſt mäuſegrau; die nackten Theile ſchwärzlichbraun. — Körper 2“ 6%, Schwanz 1“ 10%, Flugweite 11%. — Die Heimath iſt Paraguay, wo dieſe Art in Geſell⸗ ſchaften, oft von mehreren Tauſenden, Kirchen, verlaſſene Wohnungen, hohle Bäume und Felſenklüfte bewohnt. 83. V. chiloensis Warern. Die chiloeſiſche Fledermaus. V. fuscus, auriculis mediocribus emarginatis, trago elongato angusto attenuato, fronte concava, rostro obtuso. Vesper- Fledermaus. 537 Vespertilio chiloensis. WarERUO USE zoolog. of the Beagle I. p. 5. tab. 3. An Größe und Färbung unferem Pipistrellus ähnlich, doch find die Schwingen beträchtlich breiter, der Vorderarm, Schienbein und Schwanz länger, die Klappe länger und ſchmäler. Die Schnautze iſt kurz und ſtumpf, jederſeits mit zahlreichen, etwas ſteifen Haaren; die Stirne iſt ausgehöhlt, am Kinne eine kleine Warze, aus der mehrere ſteife Haare entſpringen. Die Ohren ſind ſchmal, etwas ſpitz, äußerlich ausgerandet und haben ohngefähr 4 Querfalten; die Klappe iſt geſtreckt, ſchmal, zugeſpitzt und am äußern Rande ſchwach gekerbt. Der Schwanz iſt ohngefähr ſo lang als der Leib und hat eine freie Spitze. Der Pelz dehnt ſich oben wie unten an der Wurzel der Schenkelflughaut aus und iſt von einer ſchönen, einförmigen brau— nen Farbe; die Schwingen find ſchwarz. — Körper 17 8%, Schwanz 17 33%, Flugweite 8“ 3“, Ohr 53%, Klappe 33% Vorderarm 154, Die Heimath find die Eilande an der Oſtſeite der Inſel Chiloe. Darz win bemerkt, daß er ſelbſt noch auf dem Feuerland eine Fledermaus ſah 22). 84. V. pulverulentus Tun. Die gepuderte Fledermaus. V. fuscus albido - adspersus, auriculis latioribus quam longioribus, cauda brevi, patagio anali ubique piloso. Vespertilio pulverulentus. TEMmM. monogr. II. p. 235. Die Schnautze ift ſtumpf. Die Ohren find länger als breit, abgerun det und in der untern Hälfte behaart; die Klappe iſt beilförmig. Der Schwanz iſt kurz; die Schenkelflughaut iſt oben ſehr behaart, doch weniger an der Spitze als an der Wurzel, unten dünn und weißlich behaart in concentriſchen Linien. — Die Farbe iſt oben wie unten dunkel kaſtanienbraun, mit rein weißen Haarſpitzen, wodurch der ganze Körper wie weiß eingepudert aus: fieht. — Körper 2“ 3%, Schwanz 1“ 3, Flugweite 10“, Vorderarm 12“. — Die Heimath find die Ufer des Miſſuri, wo Prinz von Neu wied die Art entdeckte. 24) Zu den ſüdamerikaniſchen Arten gehört auch noch V. ruber D’OrRBIENY (voy. dans PAmer. mérid. tab. 11. fig. 5), der nicht mit dem von Geoffroy zu verwechſeln iſt, welcher nach Rengger ein Noctilio iſt. Suppl. 68 538 Vespertilio. 85. V. lacteus TEuu. Die weiße Fledermaus. V. albus, pilorum basi obscura, auriculis brevibus. Vespertilio lacteus. TEuu. monogr. II. p. 245. Größe und Formen unſers Pipistrellus. Die Ohren ſind kurz; die Klappe ſehr kurz und lanzettförmig. Die Flughäute ſind wenig ausgedehnt; die Wurzel der Schenkelflughaut iſt behaart. — Die Farbe der Haar— wurzeln iſt oben ſchwärzlich, unten röthlichbraun; alle Spitzen ſind rein weiß, daher der Pelz ganz weiß ausſieht, wenn die Haare ordentlich anliegen. Die Flughäute find gelb. — Körper 1“ 3%, Schwanz 1“, Flugweite 7°, Vorderarm 1%. — Nach zwei jungen, noch nicht erwachſenen Exem— plaren von Temminck beſchrieben, als deren Heimath er Nordamerika vermuthet 25). 25) Weiterer Prüfung bedürftig ſind folgende amerikaniſche Arten: a) V. arquatns Sar (Long’s exped. I. p. 21. Godman amer. nat. hist. I. p. 70), mit folgender Angabe: Der Kopf breit, die Ohren etwas kürzer, oben abgerundet, hin= ten mit zwei Ausſchnitten; die Klappe gekrümmt und ſtumpf. Die Schenkelflughaut nackt; die kurze Schwanzſpitze frei. Die ganze Länge iſt 5“, wovon der Schwanz 13“; Flugweite 13°. Am Miſſouri. b) V. cyanepterus Rarın. Des mar. mamm. p. 133). Rafinesque iſt das durch merkwürdig geworden, daß ſeine angeblich neuen Arten ſpäterhin meiſt nicht aufgefunden werden konnten; die kurzen Angaben von dieſer und den nachfolgenden Arten habe ich von Des— mareft entlehnt. Die Ohren länger als der Kopf; oben ſollen nur 2 Schneidezähne ſeyn (wa— rum alſo nicht zu Nyeticejus); die Farbe oben dunkelgrau, unten ins Blaue ziehend; Flügel dunkelbraungrau. Körper 12“, Schwanz ebenſoviel, Flugweite 10%. c) V. melauotus Rarix. Ohren abgerundet. Farbe oben ſchwärzlich, unten weiß— lich; Flughäute dunkelgrau mit ſchwarzen Fingern. Ganze Länge 43“, wovon der Schwanz die Hälfte; Flugweite 122“. d) V. calcaratus Rarın. Am innern Theil der erſten Phalanx eine Art Sporn. Del; oben ſchwärzlichbraun, unten dunkel fahl; Flügel ſchwarz mit rothen Fingern; Sinterfüße ſchwarz. Ganze Länge 4“, Flugweite 1“. e) V. Monachus RAFIN. Ohren klein und unter den Haaren verborgen. Pelz oben dunkel rothfahl, unten fahl; Flughäute dunkelgrau, Finger und Naſe roſenfarben; Hinterfüße ſchwarz. Größe des vorhergehenden; Schwanz Z der ganzen Länge, oben behaart und ganz ein— gewickelt. Temminck hält es für möglich, daß dieſer V. Monachus identiſch mit feinem ery- throdactylus ſeyn köunte. Fledermaus. 539 86. V. aenobarbus Tun. Die rothbärtige Fledermaus. V. rufo - fuscus, ventre albido, auriculis aeque latis ac longis, trage introrsum eurvato, cauda brevi. Vespertilio aenobarbus. TEM. monogr. II. p. 247. tab. 59. fig. 4. Die Schnautze ift kurz und ſtumpf; die Ohren eben fo breit als lang und abgerundet; die Klappe gegen den Kopf gekrümmt. Der Schwanz iſt ſehr kurz, mit freiem Ende; der Obertheil und die Wurzel allein iſt von der Schenkelflughaut behaart. Die Farbe iſt durchgängig zweitönig: oben rothbraun, mit ſchwarzer Wurzel; Stirne, Wangen und Kinn roth; Hals— ſeiten röthlich; Schamgegend rein weiß, Bauch weißlich; Seiten ſchwach röthlich, aber dieſe Theile mit ſchwarzen Haarwurzeln. — Körper 17 6%, Schwanz 9, Flugweite 63“, Vorderarm 11% Als Heimath vermuthet Temminck das nördliche Amerika 1). XXV. NYCTICEIUS. Die Schwirrmaus. Dentes primores juniorum 3, adultorum 2, molares 2, cranium inter arcus zygomaticos valde angustatum, versus occiput latum et convexum, crista elevata instructum. Die Gattung Nyeticejus?) unterſcheidet ſich von Vespertilio haupt- ſächlich dadurch, daß ſich bei erwachſenen Individuen nur 2 obere Schneider 1) Leach (Linn. transact. XIII. p. 71) hat eine Gattung Scotophilus errichtet, die höch⸗ ſtens als Untergattung von Vespertilio zugelaſſen werden kann. Diagnoſe: Dentes prim. #, mol. 43 aures distantes, auriculae parvae; cauda ad membranae apicem producta. Die Art heißt Se. Kuhlii, ferrugineus, auribus, naso alisque fuscentibus. Dieß iſt die ganze Beſchreibung. ö Eine 2te Art fügt Gray (ann. of nat. hist. III. p. 7) bei, Sc. cubensis. Pelz ſchwärz⸗ lichbraun (im Spiritus); Schwingen ſchwaͤrzlich, Unterſeite der Schenkelflughaut weißlich mit zer— ſtreuten Haaren. Fuß breit, Ferſenbein kurz, ſich verdünnend; Ohren mäßig, ganz, Klappe oval lanzettfoͤrmig. Körper 23, Schwanz 14, Vorderarm 14“. Aus Cuba. 2) Rafines que hat noch 2 Arten (N. tessellatus und hameralis), die in neuerer Zein nicht näher bekannt geworden find, errichtet. Die Gattung Atalapha deſſelben Schriftſtellers be= 68 * 540 Nyeticejus. zähne finden, welche durch ihre lange, koniſche und zugeſpitzte Form einem Eckzahne gleichen, an dem ſie auch jederſeits ganz nahe ſtehen. Zwar kom— men in der Jugend noch 2 mittlere Schneidezähne mehr vor, allein dieſe ſind nicht blos ſehr klein, ſondern fallen auch regelmäßig aus. Backenzähne finden ſich im Oberkiefer 4, ohne Lückenzahn; bei Jungen wird indeß bis— weilen ein ſolcher ſehr kleiner wahrgenommen, der ſpäter verloren geht; der hinterſte obere Backenzahn bildet ein Querblatt. Unten ſind 5 Backenzähne, von denen der hintere mit einem Höcker ſich endigt; der vorderſte Lückenzahn fehlt mitunter. Im Ganzen ſind alſo 34, oder 32 oder 30 Zähne vorhanden. Der Schnautzentheil iſt ſehr breit; der rudimentäre Zwiſchenkiefer iſt der ganzen Länge nach an den Oberkiefer befeſtigt. Der Schädel iſt zwi— ſchen den Jochbögen ſehr eingezogen, gegen das Hinterhaupt ſehr breit und gewölbt, und mit einer ſtarken Leiſte verſehen. Die Schnautze iſt ſtumpf, die Ohren weit von einander entfernt und kurz; die Klappe kurz und ſtumpf. Dieſe Gattung findet ſich in der alten wie in der neuen Welt, doch kommt in Europa keine Art vor. a) Asiatiei et Africani. 1. N. Nigrita Scarer. Die hundsköpfige Schwirrmaus. Tab. LVIN. V. fulvo-bruneus, subtus cinereo-fulvus, aurieulis triangulis, capitis partem tertiam aequantibus, trago brevi obtuso. Vespertilio Nigrita. Schreb. Saͤugth. I. S. 171. tab. 58 (fig. Buff.). — GEoFFR. ann. du mus. VIII. p. 201. tab. 46 (Kopf). — Desmar. mammif. p. 142. Nyeticejus Nigrita. TRI. monogr. II. p. 147. tab. 47. fig.1, 2 (Kopf). Marmotte volante. Dausent. mem. 1759. p. 385. Chauve-souris etrangere. Burr. X. p. 82. tab. 18. Daubenton zählt (wahrſcheinlich nach einem erwachfenen Individuum) nur 2 obere Schneidezähne; Geoffroy (wahrſcheinlich nach einem jungen) ruht auf einem ganz alten Individuum von V. novaeboracensis, das in Folge feines hohen Al— ters alle Schneidezähne verloren hatte. — Uebrigens iſt der Unterſchied der Gattung Nyeticejus von Vespertilio ſo geringfügig, daß ihre Trennung nur durch den Umſtand gerechtfertigt werden kann, daß man dadurch zur leichteren Beſtimmung die große Anzahl der letzteren vermindert. Schwirrmaus. 541 noch 2 ſehr kleine mehr. Die Schnautze iſt breit, die Lippen lang, der Na⸗ ſenrücken gewölbt; die Ohren ſind ſehr entfernt, oval, dreiſeitig, ſehr kurz, 3 fo lang als der Kopf; die Klappe iſt kurz und ſtumpf. Das Schwanz⸗ ende iſt frei. — Die Farbe iſt oben fahlbraun, unten graufahl; die Häute ſchwärzlich. — Körper 4“, Schwanz 3“, Flugweite 17 6“. — Die Her math iſt der Senegal. 2. N. Heathii Horsr. Die flachköpfige Schwirrmaus. N. e rufescente fuscus, subtus griseo - fulvus, auriculis capite brevioribus, sub- emarginatis, capite depresso plano. Nycticejus Heathii. Horsr. in proceed. I. (1831) p.113. — Tenm. mo- nogr. II. p. 148. Der Kopf iſt niedergedrückt, oben faſt flach, an den Seiten zuſammen⸗ gedrückt; die Schnautze breit und ſtumpf, der Mund wenig geſpalten und die Lippen behaart. Die Ohren ſind kürzer als der Kopf, länglich, am Ende abgerundet, am hintern Rande etwas ausgerandet; die Klappe iſt li⸗ near, ſchwach gebogen und kürzer als das Ohr. Der ganze Körper iſt dicht behaart, ohne nackte Stellen; die längſten Haare find 1. — Die Farbe iſt oben dunkelbraun mit röthlichem Anfluge, unten graulichfahl. — Die ganze Länge iſt 6“, mit einer Flugweite von 18“. Die Heimath iſt Indien (Kalkutta, Madras). 3. N. Temminckii Horsr. Die veränderliche Schwirrmaus. N. versicolor, auriculis capite brevioribus oblongis, rotundatis, parum excisis; trago elongato, apice rotundato, antrorsum inclinato. Vespertilio Temminckii. Horsr. zool. research. n.8. — TEMM. monogr. II. p. 149. tab. 47. fig. 3— 6. Etwas kleiner als unfere V. Noctula. Die Schnautze ift ſtumpf; die Ohren ſind ſehr entfernt, breit, abgerundet gegen die Spitze, am äußern Rande etwas ausgeſchnitten; die Klappe iſt länglich, am Ende abgerundet und etwas vorwärts geneigt. Die Behaarung iſt kurz und reichlich; längs der Seiten finden ſich unten auf den Flügeln dünn ſtehende Haare, längere find allein an der Schnautze und den Lippen. — Die Farbe iſt ſehr ver: änderlich, oft geſcheckt, was auf regelmäßigen Haarwechſel ſchließen läßt. 542 Nyeticejus. An mehr als 100 Individuen hat Temminck folgende Farbenverſchiedenhei— ten gefunden: a) Pelz oben lebhaft kaſtanienfarben, unten ſchön roth; b) oben glänzend olivenbraun, unten gelblich braungrau (alle im März ge— fangenen Individuen); e) oben glänzend rothbraun, unten weißlich mit röth⸗ lichem Anflug; d) (die Jungen) oben ſchmutzig olivenfarben oder röthlich, unten fahlroth; e) oben kaſtanienfarben und braun geſcheckt, unten weiße, fahle oder rothe Flecken. — Körper 2“ 6 — 7, Schwanz etwas über 2°, Flugweite 123“, Vorderarm faſt 2“. — Die Heimath iſt Java, Borneo, Sumatra, Banda und Timor; ſehr gemein iſt ſie beſonders auf erſterer Inſel. 4. N. Belangeri Is. Grorrr. Die nackte Schwirrmaus. N. olivaceo-castaneus, subtus flavus; facie, uropygio, inguine femoribusque nudis. Vespertilio Belangeri. Is. GEoFFRr. zool. de Bélang. p. 87. tab. 3. Nycticejus Belangeri. Temm. monogr. II. p. 151. Die Schnautze ift kurz und breit; die Naſenlöcher entfernt. Die Ohren ſind weit von einander abgerückt, kurz, abgerundet und ihr äußerer Rand endigt ſich nahe am Mundwinkel; die Klappe iſt mittellang und gegen den Kopf gekrümmt. Bei Alten finden ſich 5 Schneidezähne und + Backenzähne; bei Jungen findet ſich zwiſchen dem großen Schneidezahn und dem Eckzahn noch ein ſehr kleiner Schneidezahn, und im Unterkiefer öfters 5 Backenzähne, indem noch ein kleiner Lückenzahn hinzukommt. Das auszeichnendſte Merk— mal iſt, daß Geſicht, Wangen, Kinn, Schenkel, Steiß- und Schamgegend ganz nackt ſind; wobei die Behaarung auf dem Kreuze in einem hinterwärts gerichteten Bogen abſchneidet. Die Flügel ſind ſehr durchſcheinend. Der Pelz iſt oben zwei-, unten einfarbig. Die Farbe iſt oben an der Wurzel bräunlichgelb und an der Spitze kaſtanienbraun, mit röthlichem Oliven- oder faſt Kupferſchimmer; unten fahl, an den Spitzen etwas dunkler. Die Jun— gen ſind oben braun, unten lichtgelb, an Kehle und Bruſt faſt weiß; zu— gleich ſind der Bauch, die Hinterkeulen und Lenden minder nackt. — Kör— per 3” 6%, Schwanz 1“ 11, Flugweite 13“ (aber auch bis 17%), Vor— derarm 2“ 2, — Die Heimath iſt Indien, wo dieſe Art um Pondi— chery gemein iſt. Schwirrmaus. 543 5. N. borbonicus Georrr. Die bourboniſche Schwirrmaus. N. rufus, subtus albus, auriculis capite dimidio brevioribus, trage longo semi- cordato. Vespertilio borbonicus. GEoFFR. ann. du mus. VIII. p. 201. tab. 47 (Kopf). — Desmar. mamm. p. 142. Nycticejus borbonicus. Temm. monogr. II. p. 153. tab. 47. fig.7 (Kopf). Der Kopf iſt kurz und breit, die Schnautze ſtumpf; die Ohren ſehr entfernt, kurz, kaum höher als der Schädel, dreieckig; die Klappe lang, blattz förmig, gegen den Kopf gebogen. Die Schwanzſpitze iſt frei, die Flughäute ſind nackt. — Die Farbe iſt oben lebhaft roth mit gelblichen Haarwurzeln, unten rein weiß, aber die kurzen Haarſpitzen ſind ſchwach röthlich überlau— fen. — Körper 2° 117, Schwanz 1“ 7, Flugweite faſt 12“, Vor: derarm 1“ 9%. — Die Heimath iſt die Inſel Bourbon. 6. N. leucogaster Crerzscum. Die weißbäuchige Schwirrmaus. N. olivaceo- bruneus, subtus albidus, facie genisque nudis carneis. Nycticejus leucogaster. Cretzſchm. in Ruͤppell's Altlas S. 71. tab. 28. fig. a (Thier); fig. 1, 2 (Schädel). — Tem. monogr. II. p. 153. Die Schnautze ziemlich breit, die Naſenlöcher entfernt, die Ohren mit— telmäßig, abgerundet, die Klappe geſtreckt, ſchmal, mit der Spitze vorwärts gewendet. Die Farbe der Oberſeite nennt Temminck olivenbraun, an unſerem Exemplare iſt ſie mehr licht zimmetbraun; die Unterſeite weiß, häu— fig mit einem leichten gelblichen Anfluge. Das Geſicht und die Wangen find fleiſchroth; die Flügel braun mit röthlichem Anfluge. — Die Länge des Körpers iſt 2“ 6 — 7%, des Schwanzes 1“ 6, Vorderarm 1 1037, Flugweite 10“ 8%. — Die Heimath iſt Kordofan, wo Rüppell dieſe Art in den Höhlen der Adanſonie entdeckte. 7. N. noctulinus Is. Georrr. Die nacktſchnautzige Schwirrmaus. N. e rufescente flavus, subtus isabellinus, corpore toto patagiique analis bast superiori pilosis, rostro apiee nudo. Vespertilio noctulinus. Is. GEoFFR. voy. de Belang. p. 92. — Tux. monogr. II. p. 211. Nycticejus noctulinus, Temm. monogr. II. p. 266. 544 Nycticejus. Von Iſ. Geoffroy zuerſt befchrieben, von Temminck aber erſt nach Anſicht der Zähne und des Schädels als Nyeticejus erkannt. Die Schnautze iſt verlängert, am Ende und den Seiten nackt, der übrige ganze Körper be— haart, ſelbſt die obere Wurzel der Schenkelflughaut, was bei den andern Arten der alten Welt nicht der Fall iſt. Die Ohren ſind dreieckig, der un— tere Lappen iſt vom Mundwinlel weiter entfernt, als bei den andern Arten; die Klappe iſt lang, gerade, gleich breit und abgerundet. — Die Farbe iſt oben röthlichfahl, unten iſabellfahl, die Seiten der Bruſt mit ſchwachem röthlichen Anflug. Die Unterſeite der Schenkelflughaut ſcheint nackt, aber mit dem Vergrößerungsglas erkennt man Streifen von kleinen Warzen, aus welchen einige weißliche Härchen entſpringen. — Körper 2“, Schwanz 1“ 2%, Flugweite 81“, Vorderarm 1“ 4%, — Die Heimath iſt Indien (Bengalen, Singapore) 5). b) Americani. 8. N. pruinosus Sax. Die bereifte Schwirrmaus. N. supra fuscus albo-adspersus, gula sub luteo- alba, auriculis capite brevio- ribus, patagio anali villoso. Vespertilio pruinosus. Sax in Long’s expedit. I. p. 168. — Gon. amer. nat. hist. I. p. 68. fig. n. 3. — Rıcnarpson faun. I. p. 1. Nyeticejus pruinosus. TEMu. monogr. II. p. 154. Die Schnautze ift kurz und ſtumpf. Die Ohren find kurz, breiter als hoch, nicht ſo lang als der Kopf, außen über die Hälfte behaart; die Klappe iſt blattförmig, ihre Spitze ſtumpf und gegen den Kopf gekrümmt. Die Füße und die Schenkelflughaut ſind auf beiden Seiten reichlich behaart, eben ſo die Flügel längs der Seiten oben wie unten, und unten längs des Vor— derarms. Die Farbe iſt oben an der Wurzel ſchwärzlichbraun, dann gelb— lichbraun, hierauf ſchwärzlich und die kurze Spitze weiß, was ein ſehr ſchek— kiges, allenthalben weiß gepudertes oder marmorirtes Anſehen hervorbringt. 3) Temminck vermuthet, daß Fr. Cuvier's Noctule de Sumatra (von der weiter nichts geſagt iſt (nouv. ann. du mus. I. p. 20), als daß fie etwas kleiner als die europäiſche Noctu- la (2), ſonſt aber ganz ähnlich ſey, der Körper 2“ 2, der Schwanz 1“ 4, die Flugweite 9“ meſſe) zu N. noctulinus gehören möchte. Schwirrmaus. 545 Die Unterſeite und der Pelz der Schenkelflughaut iſt röthlich und weißlich gemiſcht; der Pelz unten iſt dreifarbig; die Haarſpitzen der Kehle ſind gelb— lichweiß und die der Bruſt bräunlich; das Uebrige iſt heller als an den obern Theilen. — Die ganze Länge iſt auf 4“ 5 — 6“ angegeben; Te mminck ſetzt hinzu, daß die Flugweite 132“ und der Vorderarm 1 11,“ beträgt ). Die Heimath iſt Nordamerika, häufig am Miſſuri, ein Exemplar auch von Philadelphia, das von Richard ſon beſchriebene ſtammt vom Saskat— chewan unterm 54“ Breite. 9. N. lasiurus Scares. Die rothſcheckige Schwirrmaus. N. capite parvo, auriculis ovalibus brevibus, trago brevi semicordato, patagio anali magno villoso, macula alba utroque pectoris latere. Vespertilio lasiurus. Schreb. I. tab. 62 B. — GEoFFR. ann. du mus. VIII. p-200. tab. 47 (Kopf). — Desmar. mamm. p. 142. Nycticejus lasiurus. Temm. monogr. il. p. 156. tab. 47. fig. 8 (Kopf). Diefe Art “) iſt auffallend durch ihren kleinen Kopf; die Ohren find oval und kurz, die Klappe kurz und vorwärts gekrümmt; die Schenkelflug— haut iſt groß und oben ganz behaart, die Flügel ſind unten längs des Vor— derarms behaart. Jederſeits der Bruſt findet ſich ein rein weißer Fleck. — 4) Temminck iſt der Meinung, daß Azara's Cbauve - souris septieme (V. villosissi- mus GEOFFR.) entweder identiſch oder doch eine ſehr nah verwandte Art mit V. pruinosus iſt.“ Nach Rengger iſt jene jedoch ſehr verſchieden und gehört zu den ächten Veſpertilionen. 5) Richard ſon's Exemplar iſt etwas größer: Körper 4“, Schwanz 2“, Flugweite 15% Ohr (Länge wie Breite) 6. Backenzähne hat er 8 gefunden. — Eine hübſche Varietät 2 der Prinz von Neuwied (Reife in Nordamerika. 1. ©. 403). 6) Temmind hält es für ſehr wahrſcheinlich, daß V. bonariensis Lesson (zool. de la Coquille p. 137. tab.2. fig. 1), der anfänglich als V. Blossevilii (bull. d. sc. nat. VIII. p. 95) benannt war, von N. lasiurus nicht ſpezifiſch verſchieden fey, was auch meine Meinung iſt. Das einzige Exemplar, worauf der V. bonariensis beruht und das am la Plata gefangen wurde, hat eine aurorarothe Schnauge, der Kücken iſt licht fahl oder gelb; jedes Haar ſchwarz geendigt mit kurzer weißer Spitze, was ein bereiftes Anfehen, ziemlich ähnlich dem einiger kleinen Phalaenen, gewährt. Die Haare auf der Oberſeite der Schenkelflughaut find ſchwarzrolh. Die Unterſeite iſt hell fahl mit Braͤunlich gemiſcht. Die ganze Länge it ohngefähr 8“, wovon der Schwanz 1%, 3.“ einnimmt; die Flugweite etwas über 8“, der Vorderarm 1“ 4°”. Suppl. 69 516 - Nyeticejus, Die Färbung hat Temmind genau beſchrieben. Der Sommerpelz if auf dem Scheitel und Nacken gelblich mit kurzen rothen Haarſpitzen; alles Uebrige der Oberſeite, die Haut längs der Seiten, die Beine, und die ganze behaarte Schenkelflughaut haben gelbliche Haarwurzeln mit zimmetrothen Spitzen; bei einigen Individuen ſind die Spitzen rein weiß. Auf der Unter— ſeite iſt das Kinn roth, Hals und Bruſt gelblichroth mit kurzen Zimmet— ſpitzen; ein weißer Fleck findet ſich an der Einfügung der Flügel und häufig eine weiß und roth marmorirte Bruſtbinde. Das Uebrige der Unterſeite, das Drittel des Vorderarms, die Haut an den Seiten und dem ganzen Vorder— arm iſt roth. Die Häute ſind nackt, ſchwarz und roth gemalt. Der Win— terpelz und die Jungen ſind oben hellgelblich mit röthlichen Haarſpitzen. Unten iſt das Kinn und der Hals hell roth; die weißliche Binde und die Flecken an der Einlenkung der Flügel ſind roth marmorirt; der Bauch iſt röthlich weiß; die behaarten Theile der Häute licht roth. — Körper 2, Schwanz faſt 2“, Flugweite 10“, Vorderarm 13“. Mitunter ſteigt die Flugweite auf 11 — 14° — Die Heimath iſt Nordamerika (ſehr ge— mein um New-York) und Cajenne; die Exemplare von letzterer Gegend find etwas größer. 10. N. novaeboracensis Erxı. Die Trauer-⸗Schwirrmaus. N. unicolor fuscus, macula alba ad basin alarum, patagio anali villoso. Vespertilio novaeboracensis. EnxL. syst. p. 155. Nyeticejus novaeboracensis. Temm. monogr. p. 158. — Rüppelrs At lag. tab. 28. fig. 3, 4 (Schädel). Atalapha americana. RuArıneseus prodrom. de somiolog. — Desmur. mamm. p. 146. New-York bat. Penn. syn. p. 367. tab. 31. fig. 2. Nordamerikan. Fledermaus. Schreb. I. S. 176. Die dritte nordamerikaniſche Art“), die wir aus dieſer Abtheilung an⸗ führen, iſt den beiden vorhergehenden in Form ähnlich, aber in der Far 7) Als zweifelhafte, oder doch wenigſtens weiterer Unterſuchung bedürftige Arten ſind noch folgende anzuführen: a) N. humeralis RAFıNESQuE (Desmar. mamm. p. 133). Die Ohren find oval, Schwirrmaus. 547 bung verſchieden, welche oben wie unten, ſo wie auch auf der Schenkelflughaut, die oben ganz, unten nur am Vordertheil behaart iſt, einförmig braun, et was ins Röthliche ziehend, ſich zeigt. An der Einlenkung der Flügel findet ſich ein kleiner weißer Fleck. — Körper 1“ 9%, Schwanz ebenfoviel, Flugweite 11“, Vorderarm 1“ 4“. Dieſe von Temminck angegebenen Maaße ſtimmen nicht ganz mit denen von Schreber. — Die Heimath iſt Nordamerika (Teneſſee und Miſſuri). * 11. N. varius Porr. Die geſcheckte Fledermaus. N. ferrugineus, subtus fulvo et fuliginoso undulatus, trago falciformi obtusis- simo, auriculis minimis ovatis, torque jugulari pallida. Nyeticejus varius. Poeppig Reiſe in Chile I. S. 451; Froriep's Notizen XXVII. S. 217. Po eppig beſchreibt 2 chileſiſche Fledermäuſe, die er zu Nycticejus länger als der Kopf und gleich der Schnautze ſchwärzlich; die Augen ſind klein und unter den Haaren verborgen. Die Farbe iſt oben dunkelbraun, unten grau, die Schultern ſchwarz, die Flughäute ſchwärzlich. Die Länge bis zur Schwanzſpitze iſt 31“; der Schwanz iſt faſt fo lang als der Körper und hat eine ſtarke Spitze. Von Kentucky. b) N. tesselatus RAFIXESauE (Desmar. mamm. p. 133). Die Naſe iſt zweilappig, die Ohren find faſt unter den Haaren verborgen; die Farbe iſt oben braun, unten fahl, mit eis nem ſchmalen gelblichen Halsband und weißen Achſeln; die Flügel ſind roth geadert und getüpfelt. Die Länge bis zur Schwanzſpitze iſt 4“; der Schwanz iſt ſo laug als der Körper und mit einer vorſpringenden Warze geendigt. Von Kentucky. — Auf dieſe beiden, ungenügend beſchriebenen und nicht weiter beobachteten Arten gründet Rafinesque die Gattung Nycticejus. ec) Atalapha sicula RArınEsQuk (Mesmar. mamm. p. 146). Noch problematiſcher iſt dieſe Art, als deren Heimath R. Sicilien angiebt. Eine Warze erhebt ſich auf der Unter lippe, die Ohren ſind ſo lang als der Kopf, der Schwanz ragt frei aus der Haut hervor. Die Farbe iſt oben rothbraun, unten rothgrau. d) Hypexodon mystax RAFINES@UR (Desmar. p. 133) iſt ein weiteres Räthſel, das Rafinesque den Zoologen aufgegeben hat. Die von ihm errichtete Gattung Hypexodon ſoll 3 Schneidezähne haben, die untern Eckzaͤhne mit einem Höcker an ihrer äußern Baſis verſe— den ſeyn; das Uebrige iſt wie bei Vespertilio oder Nyeticejus, und fie wird auch ſicherlich der einen oder der andern angehören, unr daß die obern Schneidezähne verloren gegangen ſind. Als einzige Art führt R. II. mystax an; oben fahl, Kopf oben braun, Häute ſchwarz; Schwanz geſpitzt; Barthaare lang, Ohren länger als der 9 Ganze Länge 3“, der Schwanz 27 Flug⸗ weite 14”. Aus Kentuckp. . aa > 69* 548 Furia. rechnet und die, feinen Angaben nach, auch dahin gehören. Die Haare von N. varius find auf der Oberſeite an der Wurzel ſchwarzbraun, in der Mitte fahl— gelblich, an der Spitze roſtfarben. Die Schenkelflughaut iſt unten nackt, oben gegen die Spitze ſehr behaart. Die Heimath dieſer und der folgen— den Art ſind die felſigen Schluchten um Antueo in Chili. 12. N. macrotus Porrr. Die langohrige Schwirrmaus. N. concolor, flavescente-murinus, auriculis capite triplo longioribus ovalibus, trago gladiato. Nycticejus macrotus. Poeppig Reiſe in Chile I. S. 4513 Froriep's Noti- zen XXVII. S. 218. Die Ohren ſind dreimal länger als der Kopf, oval, der Quere nach gerunzelt; die Schenkelflughaut beiderſeits nackt; der Pelz einfarbig. Größer als die vorige Art, doch ſind weder von dieſer, noch der vorhergehenden Maaße angegeben s). XXVI. FURIA. Die Furie. Dentes primores 2, canini superiores tricuspidati. Fr. Cuvier jtellt unter dem Namen Furia eine eigne Gattung von Fledermäuſen auf, die allerdings durch Schädel- und Zahnbau von den übrigen abweicht. Schneidezähne ſind, wie bei den Fledermäuſen, $ vorhanden: die obern ſind gleich groß, ſpitzig und die äußern haben keine Beziehung zu den untern Eckzähnen; die untern ſtehen regelmäßig auf einem Kreisbogen und ſind dreiſpitzig. Die obern Eckzähne ſind viel ſtärker als die untern und haben drei Spitzen: eine vordere und hintere, die klein ſind, und eine mitt— lere ſtarke und koniſche. Die untern Eckzähne ſind cylindriſch und haben auch eine vordere und hintere Spitze. Die Eckzähne erinnern durch dieſe 8) Nach Poeppig's Bemerkung würden auch die beiden Arten Azara's, welche Geof— froy Vespertilio villosissimus und ruber genannt hat, und wovon die letztere durch Reng— ger zu Noctilio geſtellt wurde, zur Gattung Ny eticejus gehören. Furie. 549 abnorme Form an die Gattung Emballonura. Backenzähne find £ vorhanden, wovon 3 Lückenzähne find, im Uebrigen differiren fie nicht von denen der Fledermäuſe. Am Schädel erheben ſich die Stirn- und Scheitelbeine faſt unter ei: nem rechten Winkel über die Naſenbeine, und alle hintern Theile folgen die— ſer Erhebung, ſo daß der hintere Theil des Jochbogens viel höher als der vordere liegt. Die Höhe des Oberkiefers iſt faſt null im Vergleich zu den ächten Fledermäuſen. Der aufſteigende Aſt des Unterkiefers iſt ſehr groß. Am nächſten dem Schädel der Furia kommt, nach Fr. Cuvier, der Schä⸗— del von V. pietus, obgleich die Differenz immer noch groß iſt. a An den Gliedmaſſen ſieht man nichts Beſonderes, außer daß der Dau— men ſich nur durch ſeinen Nagel außerhalb der Flughaut zeigt. Der Schwanz iſt wie bei den ächten Fledermäuſen. 1. F. horrens Fr. Cuv. Die Furie. F. nigra, rostro simo setis hispido, labiis verrucosis, auriculis amplis. Furia horrrens. Fr. Cuv. mem. du mus. XVI. p. 150. tab, 9. — Tun. mo- nogr. II. p. 264. Von kleiner Geſtalt, aber auffallend durch die abgeſtutzte und mit ſtar⸗ ren Haaren bewaffnete Schnautze, aus welchen ſonderbar die großen und vorſpringenden Augen hervor ſchauen. Die Naſenlöcher liegen am Ende und. find nur durch einen fie umgebenden Wulſt getrennt. Die Lippen find ganz; auf den Seiten der obern ſieht man 4 — 5, auf der Unterſeite der untern 8 weiße Warzen. Die Ohren find groß, faſt fo breit als lang und von einfacher Form; die Klappe beſteht aus drei, ins Kreuz geſtellten Spitzen. Der Pelz iſt weich, mit Ausnahme der ſteifen Haare auf der Schnautze. — Die Farbe iſt einförmig braunſchwarz. — Die Länge von der Schnautze bis zur Schwanzwurzel iſt 13%, die Flugweite 6“. — Die Heimath it Guyana (Mana). 550 Zuſaͤtze. e e ee Während des Drucks iſt uns dahier zugekommen: Ramon de la Sagra, hist. physique politique et naturelle de pile de Cuba. Mammiferes par Gervais, woraus ich Einiges hervorheben muß. Zu S. 405. Phyllostoma jamaicense wird von Gervais mit Ph. planirostrum vereinigt, was allerdings richtig ſeyn mag, da Hors— field keine erheblichen Differenzen zwiſchen beiden ausfindig zu machen weiß. Zu S. 532. Vespertilio lepidus Gerv. (p. 6. tab. 1. fig. 1— 3); „V. dentibus primoribus utrinque 3, molaribus g, cauda involuta, patagium anale subtus raris pilis aspersum, supra nu- dum aequante; trago dilatato cupuliformi; aurieulis emarginatis; corporis colore flavescente; volatus amplitudo 7“ 7; long. tota 2 poll. 10 lin.“ — Farbe gelblichroth (roux jaunätre); Haare an der Wurzel gelblichroth, an den Spitzen etwas braun, die des Geſichts ſpärlich und ſchwärzlich. Hirnſchädel von der Stirnbaſis durch eine Depreſſion ge— trennt. Ohren ziemlich groß, obgleich wenig erhöht, ausgerandet; Klappe ſehr erweitert, außen convex, an der Baſis verſchmächtigt. Ger vais fügt die Bemerkung bei, daß fein in der Reiſe der Favorite beſchriebener V. A- lecto eine Emballonura ſey. Zu S. 532. Vespertilio Dutertreus Gerv. (p. 7. tab. 2); „V. subulato affinis; dentibus primoribus 3, molaribus 5; trago eultriformi erecto obtuso; cauda patagium anale nudum paululum superante; pilis corporis fuseo- rufescentibus; volatus amplitudo 12” 10, long. tota 4“ 3 lin.“ — Farbe rothbraun; Haare an det Wurzel ſchwarz, an der Spitze löwenroth, was an den untern Theilen ins Kaſtanienrothe übergeht. Ohren mittelmäßig, oben etwas verſchmächtigt, ausgerandet; Klappe gerade, ſtumpf, halb fo lang als das Ohr. Schwanz⸗ ende frei. Körper 0,054, Schwanz 0,046 Mill. Zu S. 545. Vespertilio Blossevillei Beg hievon hat Gervais auf tab. 1. fig. 4 — 8. den Kopf, Schädel und Gebiß abgebildet. Ferner iſt ſeitdem von Blainville's Ostéographie das Ste Heft nebſt Atlas erſchienen, welches vortreffliche Abbildungen der Skelete und des Zahnſyſtemes der Handflügler enthält. Zuſaͤtze. 551 Zu S. 468. Dysopes Rüppellii iſt zu ſtreichen, da nach neueren Unterſuchungen dieſe Art mit D. Cestonii identiſch iſt. Die Thiroptera von Spix führt den ſpezifiſchen Beinamen tricolor. Zu S. 424. Von Rhinolophus luctus erwähnt Eydoux (voy. aut. d. monde par Laplace. Zoolog. p. 9) einer röthlichen Ab: änderung von Manilla. ö Zu S. 548. Fr. Eydoux u. Gervais (a. a. O. S. 7) beſchrei⸗ ben einen Nycticejus Alecto von Manilla, der leicht zu erkennen ſey an dem minder breiten als hohen Ohre, ſo wie an der meſſerförmigen Klappe, die länger als breit, am innern Rande gekrümmt, am äußern faſt gerade iſt. Der Kopf iſt dick, die Schnautze breit und deprimirt. Die Schenkel⸗ flughaut iſt ſehr weit; der Schwanz, um die Hälfte kürzer, iſt von ihr ganz umfangen, und nur ſein letztes Glied iſt auf der Rückenfläche frei. Die Farbe iſt ſchwärzlich, auf der Unterſeite der Flügel ins Braune und auf der Schnautze ins Grauliche übergehend. Länge 1“ 9”, Schwanz 6, Vor⸗ derarm 1 8%, Flugweite 103“. Nach der vorhin angeführten Bemerkung gehört dieſe Art zu Emballonura. 7 7 . me e en eee ee le ** Er ne nal wei Be ele ane eh a de Sa Nigel mag u ee f ern | iv eee wan e fie, e cee eee d. eee e a 5 ene ee Kur eee 9 Ger vat a RE ee een Hep cel ane b Abgeben ebene, ist, Miihe er W dat eee rp e ON NE ze rich braunen de ER. os Wann 0 er fe N 1 1 e 1 1 1 11 1 1 1 n ji N 0 6 e, j E j 17 N 9 j 1611 W ne 1 h U 45 8 Zr * j u) . 1 I / 9 wu Auen.) Date Due — — a