ie WaM r mul ilire Feinde. Ein Handbuch für ^orstTiärfoer, Landwirthe, Gärtner und aile mit %aldbäi!men Beschäftigte von Dr. J. T. C/^ Ratzeburg. Siebente Auflage ;n vollständig neuer Bearbeitimg herausgegeben von Dr. J. F. Judeich, j-vojiiL'i. "-.i'-i'.sisriii-in Obcrforstrath, Dir«-'f'tor ■.'er i-\.rstaca;• Abüilduos^pn m Hoi^scbuiti, 3 Insocteii- Kalendern und 1 entomolo;?' sehen Vaüomecum. -x>^c-oo-' BEliLlN, ho Verlctgs-P> (Stricker. 18TG. 1) a n d 1 u H LIBRARY OF 1885- IQ56 Die Waldverderber und ihre Feinde. Ein Handbuch für Forstmänner, Landwirthe, Gärtner und alle mit Waldbäumen Beschäftigte von Dr. J. T. C. Ratzeburg. Siebente Auflage in vollständig neuer Bearbeitung herausgegeben Dr. J. F. Judeich, Königl, sächsischem Oberforstrath, Director der Forstacademie zu Tharand. Mit 10 nach der Natur colorirten und schwarzen Kupfertafeln, 40 Abbildungen in Holzschnitt, 3 Insecten- Kalendern und 1 entomologischen Vademecum. BERLIN, Nicolaische Verlags-Buchhandlung. (Stricker.) 1876. Vorwort zur siebenten Auflage. JLvatzebiirg hatte die Vorbereitungen zu einer neuen, siebenten Auflage seiner „Waldverderber" scliou selbst begonnen, als den rastlos tbätigen Mann bekanntlich am 24. October 1871 der Tod ereilte. Die Verlags-Buchbandlung bat mich, die Herausgabe dieser Auflage zu übernehmen, und stellte mir die hinterlassenen Notizen und Nachträge des Verstorbenen zur Verfügung. Fast durch 20 Jahre stand ich mit Ratzeburg in Correspondenz, indem ich mir von ihm oft Rath und Auskunft über mir fragliche, forstlich entomologische Erscheinungen erbat. Dieser Umstand und das stets gehegte, leb- hafte Interesse an der Entomologie veranlassten mich, dem Ersuchen der Verlags -Buchhandlung zu entsprechen. Wohl hatte ich die Schwierigkeiten anfänglich etwas unterschätzt, welche die Heraus- gabe des Werkes eines Verstorbenen mit sich bringt. Nicht immer ist es leicht, die eigene wissenschaftliche Anschauung mit den be- rechtigten Anforderungen der Pietät im Einklänge zu erhalten. Für ein vorzugsweise der praktischen Anwendung gewidmetes Buch ist dies besonders schwer, weil die Ansicht darüber, wie weit man darin der strengen Wissenschaft Rechnung tragen soll, stets eine subjective bleiben wird. Den Rahmen, die Eintheilung des Ganzen habe ich beibehielten, im Einzelnen aber viel geändert, denn ich meine, man darf in der Pietät auch nicht zu weit gehen. Von allen wichtigeren Insecten habe ich ausführlichere entomologische Beschreibungen gegeben, als Ratzeburg. Ich hielt dies für unbedingt nothwendig, denn gerade nach kleinen, oft scheinbar unbedeutenden Kennzeichen sind die Insecten leichter zu bestimmen, als nach einer sogenannten populären Beschreibung. Bis hierher habe ich mich wohl mit Ratzeburg im Einverständnisse befunden, entschieden würde er aber die von mir angewendete Nomenclatur, vielleicht auch die Behandlung der syste- matischen Uebersicht der Insecten am Schlüsse des Buches nicht IV Vorrede. billigen. Hier glaubte ich indessen, auf Kosten der Pietät den An- forderungen der Wissenschaft ein kleines Opfer bringen zu müssen. Dies liegt selbst im Interesse des Namens unseres hochverdienten, forstlichen Entomologen. Ueber die Nomenclatur, welche ich der in der Entomologie gebräuchlichen angeschlossen habe, bitte ich, Seite 394 ff. zu ver- gleichen. Die den Schluss des Buches bildende, systematische Uebersicht über die Insectenwelt im Allgemeinen hielt ich desshalb in der gegebenen Form für nöthig, weil sich Niemand ein Yerständniss der forstlich wichtigen Insecten ohne einigen Einblick in das ganze entomologische Gebiet erwerben kann. Hierdurch, sowie durch vielfache Erweiterungen im I. Oursus wuchs der Umfang des Buches so bedeutend, dass ich auf der anderen Seite an Kürzungen denken musste. Desshalb wurden im II. Cursus die von dem Ortswechsel, von der Beweglichkeit, vom Geiste der Insecten und von deren Bedeutung für Geologie handelnden Paragraphen ganz gestrichen, andere nicht unwesentlich verkürzt. Bei allen grösseren Abschnitten, die ich entweder ganz oder fast ganz neu bearbeiten musste, sowie bei einzelnen, kleineren Notizen, bezüglich deren ich mich nicht mit dem Namen Ratzeburg decken zu dürfen, sondern eigene Yerantwortung übernehmen zu müssen glaubte, habe ich in Parenthese ein J. augefügt. Dies wurde dort unterlassen, wo eine nur formelle Umarbeitung eintrat. Weiteres geht aus dem Buche selbst hervor. Mit Liebe zur Sache, mit grosser Verehrung für den verstorbenen Yerfasser habe ich die Arbeit begonnen und durchgeführt. Hier bleibt mir nur noch zu wünschen, es möge auch diese Auflage der Waldverderber eine freundliche Aufnahme finden, besonders aber meinen jüngeren Berufsgenossen nicht ohne Nutzen sein. Tharand, im November 1875. Judeich. Inhalt des ersten oder praktischen Oursiis. (Die Namen der Autoren und die Synonyme wurden cursiv gedruckt.) Seite Vorwort III. Namen der Autoreu und deren Abkürzungen IX. Erklärung der Abbildungen XI. £rster Abschnitt. Uic nützlichen Thiere und Pilze 3 Erstes Kapitel. Die nützlichen Insecteu 5 Zweites Kapitel. Die nützlichen Wirbelthiere 15 Säugethiere 18 Vögel 24 Amphibien 30 Drittes Kapitel. Die nützlichen Pilze 31 Zweiter Abschnitt. Die schädlichen Thiere 34 Erstes Kapitel. Beschreibung und Vertilgung der schädlich- sten Forstinsecten 34 Erste Abiheilung. Nadelholzcultur-Verderber 35 I. Die Maikäfer. Meloloutha vulgaris Fabr., hippocastani Fahr. u. A. 37 II. Die grauen Rüsselkäfer. Cleonus glaucus Fabr., Strophosomus coryli Fabr., obesus Marsh; Cneorhinus geminatus i^a&r. ; Brachy- deres incanus X.; Sitones lineatus L.; Scytropus mustela Hbst. . 49 III. Die grünen Fichtenrüsselkäfer. Metallites moUis Germ, und M. ato- marius Oliv 51 IV. Der grosse, braune Rüsselkäfer. Hylobius abietis L. (Curculio pini Ratz.) 53 V. Der kleine, braune Rüsselkäfer. Pissodes notatus Fabr., P. pini L., (abietis Ratz.) 61 VI. Die schwarzen Rüsselkäfer. Otiorhynchus niger Fabr. (ater Hbst., Ratz.), 0. ovatus L 63 VII. Der schwarze Fichtenbastkäfer. Hylesinus cunicularius Er. Die kleinen Kiefern-Bast- und Borkenkäfer.! Hylesinus ater Payk., angustatus Hbst., attenuatus Er., opacus Er., ligniperda Fabr., minimus Fabr., Bostrychus bidens Fabr., laricis Fabr. u. A. . . 64 VIII. Der Kiefernmarkkäfer. Hylesinus piniperda L 67 (unter den Bestands Verderbern S. 111.) IX. Die Werre, Maulwurfsgrille oder Reitwurm. Gryllotalpa vulgaris Latr. 67 X. Die Kiefernwickler. Retinia buoliana S.V., turionana Hbn., du- plana Hbn., resinella L. (resinana Ratz.) 73 XI. Der Fichtenrindenwickler. Grapholitha pactolana ZU., dupli- cana Zett. (dorsana Ratz.) . 75 XII. Der Tannenwickler. Tortrix histrionana Frl. u. Hbn. und muri- nana Hbn , 78 XIII. Der Fichtennestwickler. Grapholitha tedella Cl. (taedella L., comitana S.V., hercyniana Frl., Ratz.) 81 XIV. Die Lärchen-Minirmotte. Coleophora laricella Hbn. (laricinella Ratz.) 83 (unter den Bestandsvorderbern S. 192.) VI Inhalt. XV. Die Saateulen. Agrotis vestigialis Hfn., Ron. (valligera Tr., Hbn., Seite Ratz.) segetum S.V. [clavis Rott., segetis Fahr.., Hbn.) .... 83 XVI. Blattwespen. Nematus abietum Hrtg. und Lyda campestris /.. , 86 XVIT. Die Fichtenquirl-Schildlaus. Coccus racemosus Ratz 88 XVIII, Die Fichtenrindenlaus. Chermes abietis L. (viridis Ratz.)., cocci- neus Ratz, (strohilohius Kalth.) 90 Zweite Abtheilung. Nadelholzbestands-Verderber 92 I. Rüsselkäfer. Pissodes hercyniae Hbst.., piceae Hl.., piniphilus Übst. 93 II, Die Fichtenborkenkäfer. Bostrychus typographus X., chalcogra- phus i., autographus Ratz., pusillus Gyll., Hylesinus palliatus Gyll, micans Kug., Polygraphus pubescens Er. und verwandte Arten . 96 III. Der Fichtenbockkäfer. Tetropium (Criomorphus Muls., Calli- dium Fabr.) luridum L 108 IV. Die Kiefernborkenkäfer. Bostrychus stenographusi)w/it., laricis-F«&r., acuminatus Gyll. und verwandte Arten 109 V. Der grosse und kleine Kiefernmarkkäfer. Hylesinus (Hylurgus Latr.) piniperda L. und minor Hrtg 111 VI. Der Taunenborkenkäfer. Bostrychus curvidens Germ 116 VII. Der Nutzholzborkenkäfer. Bostrychus (Xyloterus £"?-.) lineatus £"?•. 118 VIII. Die Holzwespen. Sirex juvencus L., gigas L. und spectrum L. . 120 IX. Die kleine Kiefernblattwespe. Lophyrus pini L., similis Hrtg., rufus Klg. und verwandte Arten 123 X. Die grossen Blattwespen. Lyda pratensis Fabr., erythrocephala L. und hypothrophica Hrtg 127 XL Der Spinner oder Kiefernspinner, Gastropacha (Eutrichia Stph., Lasiocampa Latr.) pini L 130 XII, Die Nonne. Ocneria (Liparis 0., BoiscL, Psilura Stph.) monacha L. 151 XIII, Der Kiefern-Prozessionsspinner. Cnethocampa pinivora Tr. . . . 174 XIV, Der Piuien-Prozessionsspinnor, Cnethocampa pityocampa S.V. . 177 XV. Die Eule, Fori- oder Kieferneule. Trachea (Panolis Hbn.) pini- perda Panz., Esp 178 XVI, Der Spanner oder Kiefernspanner, Fidonia (Bupalus Lectcli.) piniaria L - 185 XVII. Die Kiefern-, Fichten- und Tannen wickler. 190 (unter den Culturverderbern S. 73, 78, 81.) XVIII. Der graue Lärchenwickler. Steganoptycha pinicolana ZU. . . . 190 XIX. Die Lärchen -Minirmotte. Coleophora laricella Hbn. (linea lari- cinella Bchst., Ratz.) 192 XX. Die grosse Kiefern- und Fichtenmotte. Dioryctria abietella S.V. (Tinea sylvestrella und abietella Ratz.) 196 Dritte Abtheilung. Laubholz-Verderber 198 I, Laubholz-Prachtkäfer, Agrilus viridis L. und Verwandte. . . . 199 IL Blattkäfer. Lina populi L., tremulae Fabr. ; Agelastica alni L. ; Adimonia capreae L. ,• Galleruca crataegi Forster ; Phratora vitel- linae L.; Haltica erucae Oliv, und Verwandte 202 III. Laubholzbockkäfer. Saperda carcharias L., populnea L. ; Cerambyx cerdo L. {heros Fabr.) und Verwandte 205 IV. Der Glasschwärmer und der Weidenbohrer. Trochilium (Sesia) apiforme GL, L. und Cossus ligniperda Fabr 208 V. Die grünen und grauen Laubholzrüsselkäfer. Phyllobius argenta- tus L., psittacinus Germ., viridicollis Fabr., oblongus L.; Poly- drosus cervinus Gyll., micans Fabr.; Brachyderes incanus L.; Strophosomus coryli Fabr. und Verwandte 209 VI. Der Erlenrüsselkäfer, Cryptorhynchus lapathi L 212 VII. Die spanische Fliege. Lytta vesicatoria Z 214 VIII. Die Hornisse. Vespa crabro L 215 IX. Der Maikäfer und die Werre 216 (unter den Kulturverderbern S, 37 und 67.) Inhalt. vu Seite X Eichen-Schildläuse, Coccus variolosiis Ratz, und conchatus Ratz. 216 XI. Die Laubholzborkenkäfer. Bostrychus, Hylesinus und Scolytus . 218 A. Im Holze lebende Borkenkäfer 218 B. Unter der Rinde lebende 220 XII. Der Eichenprozessionsspinner. Cnethocampa processionea L. . . 227 XIII. Der Rothschwanz. Dasychira (Orgyia 0.) pudibunda L 229 XIV. Der Goldafter. Porthesia (Liparis 0.) chrysorrhoea L 234 XV. Der Schwammspinner. Ocneria (Liparis 0.) dispar L. .... 236 XVI. Der Ringelspinner. Gastropacha (Bombyx Boisd.) neustria X. . 239 XVII.' Die Eichenwickler. Tortrix (Heterognomon Ld.) viridana L. und Teras ferrugana S.V. • -^^ XVIII. Der Frostspanner und der Blattspanner. Cheimatobia brumata L. und Hibernia defoliaria L ■ rr ' ' of^ XIX. Die Buchen-Gallmücke. Cecidomyia (Hormomyia Loeio) fagi Hrtg. . 24b Zweites Kapitel. Die schädlichen Wirbelthiere (Vögel und Säugethiere) 248 1. Das Auerhuhn. Tetrao urogallus L • 248 2. Die wilden Tauben. Columba palumbus L. (Ringeltaube), oenas L. (Hohltaube) und turtur L. (Turteltaube) ;. • "'^^ 3 Der Buchfink und der Bergfink. Fringilla coelebs L. und montifrin- gilla L ; • ; ^^^ 4. Der Fichten- und Kiefernkreuzschnabel. Loxia curvirostra L. und pityopsittacus Bclist 252 5. Der Eichelhäher. Garrulus glandarius L -o* 6. Der Tannenheher. Corvus caryocatactes /. \ ' 7. Die Spechte. Picus martius L. (Schwarzspecht), viridis L. (Grünspecht), major L. (grosser Buntspecht) und Verwandte -56 8. Das Elchwild. Cervus alces L 263 9. Das Rothwild. Cervus elaphus L 264 10. Das Damwild. Cervus Dama L ^^^ 11. Das Rehwild. Cervus capreolus L j^J^ 12. Das Wildschwein (Schwarzwild). Sus scrofa L 274 13. Der Biber. Castor fiber L 275 14. Der Hase. Lepus timidus L ^ 15. Das Kaninchen. Lepus cuniculus L 278 16. Das Eichhörnchen. Sciurus vulgaris L -82 17. Die Mäuse. Gattungen Arvicola Lacep. und Mus L 28ö 18. Die Schläfer oder Siebenschläfer. Myoxus Zimmerm 298 Dritter Abscbnitt. Benrtheilung and Behandlung des von Insecten tödtlich verletzten Holzes 301 Inhalt des zweiten oder theoretischen Cursus. Seite Erklärung der Abbildungen XIII. Die Insecten 313 A. Allgemeiner Theil 313 §. 1. Begriff und Stellung des Insectes sonst und jetzt 313 §. 2. Entomologie, Sammeln u. s. w 314 §. 3. Die äusseren Theile der Insecten 318 $. 4. Die inneren Theile der Insecten . . 322 §. 5. Auskommen, Flugzeit, Begattung, Jungenbehandlung . . . 338 ^. 6. Verwandlung der Insecten 340 §. 7. Zeit und Dauer der Entwickelung (Generation) 346 §. 8. Geographische Verbreitung, Witterung, Klima und Boden . . 350 §. 9. Mono- und Polyphagie der Insecten 363 §. 10. Frass der Insecten als Erkenmmgsmittel 366 §. 11. Forstliche Bedeutung der Insecten 368 §. 12. Krankheiten der Insecten 381 $. 13. Chemische Untersuchungen 387 §. 14. Literatur 389 §. 15. System, Nomenclatur und Terminologie 393 B. Specieller Theil. I. Ordnung. Coleoptera. Käfer oder Scheidenflügler 398 II. „ Lepidoptera. Schmetterlinge oder Staubflügler . . 424 ni. „ Hymen optera. Aderflügler oder Hautflügler . . . 440 IV. „ Diptera. Zweiflügler oder Fliegen 470 V. .„ Neuroptera. Netz- oder Gitterflügler 483 VI. ., Orth optera. Geradflügler 486 VII. „ Hemiptera. Halbflügler. (Ehynchota. Schnabelkerfe) 492 Anhang. Spinnenthiere und Tausendfüsse . 501 Alphabetisches Register 507 Beilagen: I. Insecten-Kalender für Kiefern. IL „ „ „ Fichten, Lärchen und Weisstannen. HL „ „ „ Laubholz. IV. Entomologisches Vademecum. Namen der Autoren und deren Abktli'zung'en. A. et. S. . . Albertiui und Schweinitz. Am Amerliiig. aut autorum, d. h. nach ver- schiedenen Schriftstellern. Bchst Bechstein. B. d. F. . . Boyer de Fouscolombe. Be. Bouche. Bgsdf. .... V. Biirgsdorff. Bierk Bjerkander. Bkh Borkhausen. Boisd Boisduval. Bon Bonelli. Br Bremi-Wolf. Brau Brauer. Briss Brisson. Brm Brehm. Burm Burmeister. Charp. ... de Charpentier. Chevr Chevrolat. Christ Christ. Cl Clerck. Clairv. ... de Clairville. Costa Costa. Creidz. . . . Creutzer. Curt Curtis, Dalm Dalmau. Da De Candolle. de Geer ... de Geer. Desf. .... Desfontaines. Duf. Dufour. Duft Duftschmid. Duj Dujardin. Eiclili Eichhoff. Endl Endlicher. Er Erichson. Esp Esper. Fahr Fabricius. Fall Fallen. ' Fer Ferrari (Graf). Foerst. . . . Foerster. Forst Forster. Foudr. . . . Foudras. Fourc. . . . Fourcroy. F. R Fischer von Röslerstamm. Fr Fries. Frau V. Frauenfeld. Frl Frölich. Fuessl. . . . Füessly. de Geer ... de Geer. Geoß. .... Geoffroy Saint-Hilaire. Germ Germar. Gir Giraud. Gml Gmelin. Gn Guenee. Grv Gravenhorst. Gyll Gyllenhal. Hai Haliday. Ha7n Hamilton. Harr Harris. Hbn Hübner. Hbst Herbst. Heer Heer. Heyd v. Heyden. Hfn Hufnagel. Hoess Hoess. Host Host. Hrtg Hartig (Theodor). R. Hrtg. . . Hartig (Robert). HS Herrich-Schäffer. Hum Hummel. Hw Haworth. Ja7is Janson. Ill llliger. Jur Jurine. Kaltb Kaltenbach. Kerr Kerr. Kirb Kirby. Kirch Kirchner. Klg Klug. Koch Koch. Koep Koeppe. KoU Kollar. Kug Kugelann. Kidü. .... Kühl. L V. Linne. Lacep Lacepede. Laichart. . . v. Laicharting. Lam de Lamarck. Lap de Laporte. Las]} Laspeyres. Lath Latham. Latr Latreille. Laur Laurenti. Ld Lederer. Leach Leach. Lep Le Peletier (comte). Loew Loew. Mannerh. . . v. Mannerheim (Graf). Marsh. . . . Marsham. Mayr Mayr. X Namen def Autoren und deren Abkürzungen. Mehlis. . . . Mehlis. Meig Meigen. M. et W. . . Meyer und Wolf. Mill Miller. Modeer. . . . Modeer. Müll Müller. Muh Mulsant. Natt Natterer. Naum. . . . Naumann. Nees Nees v. Esenbeck. Newm. . . . Newman. Nitzsch. . . . Nitzsch. Nördl Nördlinger. Nyl Nylander. 0 Ochsenheimcr. Oliv Olivier. Fall Pallas. Panz Panzer. Payk V. PaykuU. Pers Persoon. Preyssl. . . . Preyssler. Ratz Katzeburg. Reaum. ... de Reaumur. Redtb Redtenbacher. Retz Retzius. R. Hrtg. . . Hartig (Robert). Ros Rossi. Rott V. Rottenburg, Roxh Roxburgh. Salisb. . . . Salisbury. Say Say. Schall. . . . Schaller. Scheut. . . . Scheuten. Schh Schönherr. Schinz. . . . Schinz. Schmidb. . . Schmidberger. Schmidt. . . Schmidt. Schreb. . . . v. Scb reber. Schönb. . . . Schönbauer. Schrnk. . . . Schrank. Schum. . . . Schummel. Schwaeg. . . Schwaegrichen. Scop Scopoli. Serv Serville (Audinet-). Sieh V. Siebold.' Sol Solier. Spin Spinola (Marchese). St Sturm. Stph Stephens. Suffr Suffrian. S.V. Systematisches Verzeichniss der Schmetterlinge der Wie- ner Gegend, herausgegeben von einigen Lehrern (Schiflfer- müller und Denis). Stoed Swederus. AT Saxesen. Temm. . . . Temminck. Tr Treitschke. lurfsch. . . . Turtschaniof, auch geschrie- ben Turczaninow. Wcdk Walker. Web Weber. Willd Willdenow. Winn Winnertz. Woll Wollaston. Wstw Westwood. Zett Zetterstedt. Zimmerin. . Zimmermann. ZU Zeller. Erklärung" der Abbildimg'en. Die Abbildungen zum ersten Cursus sämmtlich in natürlicher Grösse (excl. Taf. VIII.). C. bedeutet Cocon, E. Ei, F. das vollständig ausgebildete Insect (Fliege oder Image), L, Larve, P. Puppe, K. Koth, cf Männchen, $ Weibchen. Cursus I. Tafel I stellt nützliche Forstinsecteu dar. Fig. 1 Käfer und Larve des Ocypus (Staphylinus) olens Müll. Fig. 2 Staphylinus erythropterus L. Fig. 3 Käfer und L. des Clerus formicarius h. (der ameisenähnliche Bunt- käfer). Fig. 4 Käfer und die erwachsene, nach dem Fressen etwas ausgedehnte Larve des Calosoma (Carabus) sycophanta L. Fig. 5 Carabus hortensis L. (Garten-Laufkäfer). Fig. 6, 7 und 8 Ichneumonen: 6 Anomalon circumflexum L,, 7 Pimpla instigator Fahr., 8 Ichneumon nigritarius Gr. Fig. 9 und 10 Tachinen (Mordfliegen): 9. Nemoraea puparum Fahr.^ 10 Echinomyia fera fj. Fig. 11 Lithobius forficatus L. (Tausendfuss, brauner Steinkriecher). Tafel II stellt schädliche Nadel- und Laubholzkäfer dar. F'ig. 1 Adimonia (Chrysomcla) capreae L. Fig. 2 Agelastica (Chrysomela) alni L. mit Eiern und Larven. Fig. 3 Lina (Chrysomela) populi L. nebst Larven. Fig. 4 Phyllobius (Curculio) argentatus L. Fig. 5 Hylobius abietis L. {Curculio pini Ratz.) (der grosse, braune Rüssel- käfer) nebst Larve und Puppe. Fig. 6 Pissodes (Curculio) notatus Fabr. (der kleine, braune Rüsselkäfer) nebst Larve und Puppe. Fig. 7 Bostrychus typographus L. (der grosse Fichtenborkenkäfer) nebst weisser Lai*re; die lichtgefärbten Käfer sind junge, noch nicht lange entwickelte oder noch nicht ausgeflogene Exemplare. Fig. 8 Bostrychus bidens Fahr, (der zweizähnige Kiefernborkenkäfer). Fig. 9 Hylesinus (Hylastes) ater Payk. Fig. 10 Hylesinus (Plylurgus) pini per da Fahr, (der Kiefernmarkkäfer) nebst Larve*, die lichtgefärbten Käfer sind junge, noch nicht lange entwickelte oder noch nicht ausgeflogene Exemplare. Fig. 11 Scolytus destructor Oliv. {Eccoptogaster scolytus Fabr., Ratz.) (der grosse Rüsternsplintkäfer) nobst Larve. Fig. 12 Saperda (Cerambyx) carcharias L. (der Pappelbockkäfer) nebst Larve und Puppe. Fig. 13 Agrilus (Buprestis) viridis L. (der Buchenprachtkäfer) nebst Larve. Fig. 14 L die ausgewachsene, 14 L* die junge Larve (Engerling), 14 P die Puppe (vordere Ansicht) von Melolontha vulgaris Fabr. (Maikäfer). Fig. 15 Lytta vesicatoria L. (Spanische Fliege). Tafel in. Gastropacha (Bombyx, Eutrichia, Lasiocampa) pini L. (der Kiefernspinner) mit einigen seiner wichtigsten Feinde. XII Erklärung der Abbildungen. Der fliegende weibliche, ganze, und der männliche halbe Schmetterling, sowie die Begattung an dem Rindenstücke, nebst den daneben frisch abgelegten Eiern und frisch ausgekommenen Räupchen Fig. L*. Die beiden ausgewachsenen, ziemlich starken Raupen zeigen zwei von den mannigfaltigen Farben-Abänderungen. Die eine frisst, und die andere schlägt mit dem Kopfe nach unten und zeigt die sammetblauen Nackenflecke deutlicher. An demselben Zweige zwei, die blauen, versponnenen Haare der Raupe zeigende Cocons. Fig. L** zwei im Winterlager an der Erde aufgedeckte Raupen, die eine in der Grösse, wie sie gewöhnhch tiberwintern, die andere noch sehr klein. P Puppe. Fig. S'" Microgast er globatus Ratz, (der Knäuel-Ichneumon). Mehr als 100 Larven bohren sich aus der sterbenden Raupe und spinnen sich zur Verpuppung die weissen Cocons. Aus den geöfineten Cocons fliegen die kleinen Wespen (S) schon aus. Fig. S' die Cocons der Pimpla Mussii Hrtg. (Zellen-Ichneumon), deren Lar- ven so lange in der Raupe bleiben, bis diese sich einen — hier geöffnet dargestellten — Cocon gesponnen hat, sich dann herausbohren und neben der todten Raupe in zellenähnlichen Gespinnsten verpuppen. Fig. S" die Spinner-Puppe geöff'net mit dem darin versponnenen Anomalon circumflexum L. Tafel IV zeigt die schädlichsten noch übrigen Schmetterlinge der Nadelhölzer nebst Rothschwanz. Fig. 1 Ocneria (Bombyx, Liparis) monacha L. (die Nonne), $ nebst einer fressenden und einer sich eben zur Verpuppuug anschickenden Raupe und deren Koth. An dem Rindenstücke die mittelst weniger Fäden angeheftete, noch die abgestreifte Larvenhaut am Schwanzende tragende Puppe, sowie die zwischen den Rindenschuppen etwas hervortretenden Eiertrauben nebst einem Spiegel junger Räupchen. Fig. 2. Die ausgewachsene Raupe und die in doppeltem Gespinnste liegende Puppe von Dasychira (Bombyx, Orgyia) pudibuuda L. (Rothschwanz). Fig. 3. Trachea (Noctua, Panolis^ piniperda Panz. (Kieferneule), der Falter sitzend und fliegend. Fig. 4. Fidonia (Geometra, Bupalus) piniaria L. (Kiefernspanner). Fig. 5. Retinia (Tortrix) buoliana S.V. (Kieferutriebwickler). Die Raupe im ausgefressenen Triebe (Fig. 5L). Tafel V zeigt die schädlichsten Schmetterlinge der Laubhölzer. Fig. 1. Ocneria (Bombyx, Liparis) dispar L. (Schwammspinner) mit dem Eierschwamme, der Raupe und der zwischen Blättern versponnenen Puppe. Fig. 2. Gastropacha (Bombyx) neustria L. (Riugelspinner), y nebst Raupe und Puppe. Fig. 3. Porthesia (Bombyx, Liparis) chrysorrhoea L. (Goldafter), 9- mit Raupe und Puppe. Fig. 4. Cnethocampa (Bombyx, Gastropacha) processionea L, (Eichen- prozessionsspinner) nebst Raupe, Puppe und Cocon. Fig. 5, Tortrix viridana L. (Eichenwickler) nebst Raupe und Pupi)e. Tafel VL Die schädlichsten Insecten aus den Ordnungen der Ader- und Geradflügler. Fig. 1. Lyda (Tenthredo^ pratensis Fair. Fig. 2. Lyda (Tenthredo) campe stris L.; 2L die Larve (Afterraupe) der letzteren frei an Nadeln klimmend, eine aus dem Kothsacke an einem Kiefernzweige hervorkommend. — (Fig. 1 u. 2 die sogenannten grossen Kiefernblattwespen). Fig. 3. Lophyrus (Tenthredo) pini L. (die kleine Kiefernblattwespe) mit Larve (Afterraupe) und deren Koth, einem Tönnchen 3C, aus welchem die Blatt- wespe, und einem solchen 3C*, aus welchem ein Ichneumon entschlüpfte. Fig. 4. Sirex juvencus L. (Holzwespe) nebst Larve und Puppe. Fig. 5. Gryllotalpa vulgaris Latr. {Grylliis gryllotalpa Bat:.) (Werre oder Maulwurfsgrille) in der Nähe ihres unterirdischen Nestes, nebst Larve 5L, Jungen 5L* und Eiern 5E. Erklärung der Abbildungen. XIII Tafel VII stellt den Frass der wichtigsten Fichten- und Tannenborkenkäfer auf der inneren Rindenseite vor. Fig. 1 rechts die gröberen Lothgänge des Bostrychus typographus L., links die feineren Sterngänge des Bostrychus chalcographus L. unter Fichtenrinde. Fig. 2. Wagegänge des Bostrychus curvidens Germ, unter Taunenrinde. Tafel VIII. Fig. 1. Unterer Theil eines 5jährigen Kiefcrnstämmchens , welches durch Pissodes notatus Fahr, (den kleinen, braunen Rüsselkäfer) getüdtet wurde. An der oberen, noch mit Rinde bekleideten Hälfte sieht man 3 bis 4 Fluglöcher, an der unteren, entblössten die Enden der Larvengänge und die Puppenhöhlen (Wiegen). Der oberste, entblösste Gang ist noch zum Theil mit Wurmmehl verstopft. Ueber den Wiegen sieht man das Polster von Nagespänen. Aus den, mit einem Loche — auf welches ein Loch der abgebrochenen Rinde gepasst haben würde — versehenen Polstern entschlüpfte der Käfer bereits, unter dem nicht durchbohrten liegt dagegen die Puppe noch. Fig. 2. Der obere Theil von Stämmen einer Kiefernschonung, welche vom Hylesinus piniperda Fabr. (Kiefernmarkkäfer) bewohnt waren. Fig. 3. Der obere Theil zweier Kiefernstämmchen, welche durch den Frass der Retinia (Tortrix) buoliana S.V. (des Kieferntriebwicklers) bedeutende, post- hornähnliche Krümmungen erlitten. Cursus IL Tafel I. (vergrössert excl. 10, 11, 13, 16). Fig. 1, Gallmücke (Cecidomyia) S. Nur zwei Flügel sind ausgebildet; an- statt der hinteren zwei Schwingköl beben (h älteres) — Diptera (Zweiflügler, Fliegen). Fig. 2, 3. Mikroskopische Schuppen der Schmetterlinge. — Lepidoptera (Schuppenflügler). Fig. 4. Vorder- und Hinterflügel der rechten Seite einer Wanze (Cimex); der vordere zur Hälfte hart, an der Wurzelhälfte dicker, au der Spitze dünner — Hemiptera (Halbflügler, Schnabelkerfe). Fig. 5 — 9. Vorderflügel von verschiedenen Familien der Ordnung Hyme- noptera (Aderflügler) — Fig. 5 der einer Blattwespe (Lophyrus). st Randmal (Stigma), r Radialzelle, c Cubitalzellen, d Discoidalzellen. (Zu vergl. Fig. S. 442.) Fig. 6. Vorderflügel einer Gallwespe (Cjiiips). Durch den Mangel des Rand- males ausgezeichnet. Fig. 7. Vorderflügel eines echten Ichneumon, st Raudmal (stigma), r Radial- zelle, c Cubitalzellen, d innere Discoidalzellen, die beiden unter den Cul)italzellen liegenden, unbezeichneten Zellen äussere Discoidalzellen. Die zwei rücklaufenden Adern sind etwas dicker gravirt. Fig. 8. Vorderflügel eines Bracouiden: st Randmal (stigma), r Radialzelle, c Cubitalzellen, d innere Discoidalzellen, die unter den Cubitalzellen liegende, unbe- zeichnete Zelle äussere Discoidalzelle. Die rücklaufende Ader ist etwas dicker gravirt. Fig. 9. Vorderflügel eines Pteromalinen. Fig. 10. Linker Hinterflügel einer Libelle. — Orthoptera (Pseudoneurop- tera, früher zu den Netzflüglern, jetzt zu den Geradflüglern gerechnet). Fig. 11. Rechter Hinterflügel einer Werre (Gryllotalpa). — Orthoptera (Geradflügler). Fig. 12. Hinterfuss eines Piatypus, ausgezeichnet durch die Länge des ersten Fussgliedes. Fig. 13. Calosoma sycophanta Weh. — Coleoptera (Scheidenflügler, Käfer). Die linke Flügeldecke ist weggenommen, um den in der Ruhe befindlichen Hinter- flügel mit quer eingeschlagener, hell durchscheinender Spitze zu zeigen. Die beissen- den Mundtheile der Käfer sieht man hier in der Ruhe. Unter der Oberlippe und den paarigen Oberkiefern kommen nur die Taster zum Vorscheine. XIV Erklärung der Abbildungen. Fig. 13a. zeigt die Mundtheile des vorigen Käfers vergrössert. Die Ober- kiefer sind ganz weggenommen (die Oberlippe x aber in der Lage gelassen), um die behaarten, mit feinen Haken versebenen (paarigen) Unterkiefer zu zeigen; am äusseren Bande derselben finden sieb jederseits zwei Taster (ein äusserer 4- und ein innerer 2 gliederiger). Nach unten am Munde liegt die Unterlippe (c) mit ihren beiden Tastern. Die Fühler (e) sind beim dritten Gliede abgeschnitten. Fig. 14. Seitenansicht eines Scolytus (Eccoptogaster). Fig. 15. Seitenansicht eines Bostrychus. Fig. 16. Der Rumpf einer Wespe (Vespa) mit anhangendem (verdünntem oder verengtem) Hiuterleibe (abdomen coarctatum). Fig. 17. Eine Grabwespe (Ammophila). Hinterleib gestielt (petiolatum). a Prothorax, b Mesothorax, d Metathorax, c Schildchen (scutellum) nebst dem hinter ihm liegenden, halbmondförmigen Zaumstreifen (frenum). Auch die Schüppchen, welche die Basis der Flügel bedecken, sind angegeben. Fig. 18. Hinterfuss einer Feldheuschrecke (Acridium). Schenkel x verdickt, zum Springen geeignet. Fig. 19. Hinterfuss eines Ichneumon. Zwei Gliederchen zwischen Schenkel und Hüfte: a apophysis und c trochanter (Schenkelring). Fig. 20. Der 3 gliederige Fühler einer Tachina mit nackter Rückenborste. Fig. 21. Der 3 gliederige Fühler einer Musca mit behaarter (gefiederter) Rücke nborste. Fig. 22. Die Larve (Raupe) eines Wicklers (Tortrix). Man sieht das ge- theilte Nackenschild, die 9 Luftlöcher (Stigmata) des Körpers, die 3 Paar (spitzen) Brustfüsse imd die 4 Paar (stumpfen) Bauchfüsse, nebst dem After- fusspaare des zwölften Ringes. Fig. 23. Ein doppelt gekämmter (linker) Fühler (antenna) eines d" Lo- phyrus. Von den 22 Gliedern tragen 18 — 19 deutliche, gefiederte Strahlen, die der rechten Hälfte der Abbildung grösstentheils nur durchschimmernd. Fig. 24. Der gekämmte (rechte) Fühler eines männlichen Ptilinus. Fig. 25. Der in der Mitte verdickte Fühler eines Schwärmers (Sphinx). Fig. 26. Geknöpfter Fühler eines Tagfalters. Fig. 27. Keulenförmiger P'ühler einer Silpha. Fig. 28. Gesägter Fühler eines Prachtkäfers (ßuprestis). Fig. 29. Eine Blattlaus (Aphis) von der Seite gesehen, um den gegen Brust und Bauch gelegten Schnabel z zu zeigen — untrüglichster Charakter sämmtlicher Halbflügler, oder besser Rhynchoten. Fig. 30. Bein eines Hj'lesinus mit einem gelappten oder herzförmigen dritten Fussgliede a. Das letze Tarsalglied zeigt am Ende die beiden Klauen (unguiculi), an seiner Wurzel im dritten Gliede versteckt ein ganz kleines Glied, welches man nicht mitzählt, wenn man von viergliederigen Füssen spricht. Fig. 31. Bein eines Bostrychus mit einem ganzen dritten Fussgliede a. Klauen und verstecktes, kleines Glied, wie in Fig. 30. Fig. 32. Der gekniete Fühler eines Bostrychus mit der aus fünf undeut- lichen Gliedern bestehenden Keule. Fig. 33. Der geblätterte Fühler des weiblichen Maikäfers (Melolantha), an welchem die sechs letzten Glieder in blattähnliche Fortsätze umgewandelt sind. Tafel II. (mehr oder weniger vergrössert). Fig. 1 und 2 zeigen einen Käfer (Meloe) von der Oberseite geöflFnet. In Fig. 1 sieht man das Rückengefäss oder Herz {cc) über den ganzen Rücken laufen, unter demselben den (rechtersei ts th eilweis vom flockigen Fettkörper umgebenen) Magen (/) und Darm (g) nebst den geschlängelten Malpighi^schen Gefässen (o), welchen der hintere (künstlich von Tracheen befreite) Theil des Präparates eingeräumt worden ist. Alles wird durchzogen von den Tracheen (t Zweites Kapitel. Die nützlichen Wirbelthiere. Säuget liiere, Vögel und Amphibien haben für uns ein hervor- ragendes und mehr oder weniger nachweisbares Interesse; die Fische können nur sehr entfernt nützHch werden, indem sie einzelne lästige Insecten, wie Mücken, vertilgen helfen. Unter jenen 3 zuerst genannten Thierklassen treten die Amphibien, trotz ihrer entschiedenen und kräftigen Mitwirkung bei Verfdgung der Wald verderber, am meisten zurück, denn sie haben über- haupt eine sehr geringe Zahl von Individuen, die sich verhältnissmässig am meisten vermindert, weil sie unbai-mherzig vom unwissenden, hartherzigen Volke verfolgt, auch ihre Schlupfwinkel durch Cultur immer mehr geschmälert werden. Es bleiben nur noch die Vögel und Säugethiere als kräftige Forst- schützer übrig. Die Vögel sind an und für sich die arten- und zahlreichsten: sie hängen bei ihrer grossen Beweglichkeit nicht so sehr von der OertUchkeit ab und können sich Nachstellungen leichter entziehen. Bei den wenigen nützlichen Säugethieren verhält sich dies anders; denn einzelne wirksame, wie das Schwein, sind für viele Wälder schon als verschwunden anzusehen. Die Wirbelthiere machen nicht so viel Mühe, wie die Insecten, und ein Studium wird es kaupj zu 'nennen sein, wenn wir, von alltäglicher Er- fahrung und allbekannten Namen unterstützt, die allgemeinsten Gesetze ein- sehen. Von Schmarotzern, die bei den Insecten so viel Mühe machen, ist unter den Wirbelthieren keine Rede; wir haben es nur mit Fressern zu thun, die ihre Beute, die sie auch nicht so sorgfältig auswählen, nehmen, wie und wo sie sie finden. Es würde nur die allgemein bekannte Erfahi'ung sich geltend machen, dass viele Vögel welche später grösstentheils von Vegetabilien leben, wie die danach benannten Körnerfress^' , in der Jugend nur Insecten bekommen. Daraus folgt, dass die beiden, bei den Insecten so streng ge- schiedenen, Ernährungsweisen (Phyto- und Zoophagie) bei den Vögeln mehr ineinander spielen, wie das ja selbst bei alten Vögeln einer und derselben Gattung, z. B. den im Sommer (und Winter) von Insecten, im Herbst von Beeren lebenden Drosseln u. A. bekannt genug ist. Auch bei den Säuge- thieren kann man von einer ähnlichen Polyphagie sprechen; sie ist hier aber nicht so allgemein und bekannt, und es kann bei einer gewissen Art fast immer nur Zoo- oder Phytophagie als Regel gelten. So z. B. ist bei den Raubthieren die Thiernahrung , bei. den Nagern und Wiederkäuern dagegen 16 Die nützlichen ^Yirbelthiere. die Pflanzennahrung Regel. Einige Aveiclien gar nicht, oder nur in der Ge- fangenschaft davon ab, andere wieder hat man selbst im Freien eine abnorme Nahrung nehmen sehen. Vielleicht geschieht dies nur aus Spielerei, wie z. B. das pflanzenfressende Eichkätzchen aus Muthwillen über Vogelbrnten sich hermacht. Von den räuberischen Mustelen hat man schon öfters Näsche- reien an Früchten wahrgenommen, und namentlich das Wiesel hat v. Lips auf Buchen - Saatbeeten , wo es Buchein ausgrub und Pflänzchen abfrass, beobachtet. Die Trennung von Schädliclikeit und Nützlichkeit ist also liei den Vögeln am wenigsten scharf, wir können behaupten, dass kein Vogel exislirt, der nicht unter Umständen nützlich werden könnte oder wirklich nützlich Aväre, wenn daneben allerdings auch feststeht, dass gewisse Ordmmgen, wie Körnerfresser, Tauben und^ Hühnervögel mehr von Vegetabilien, als Animalien, andere, wie namentlich Raub- und Singvögel, Schwalben und Klettervögel mehr von Thieren leben. Rechnen wir also die grösseren, dem Forstmanne ja hinlänglich bekannten , ihres Wildprets • wegen wichtigen Jagdthiere ab, so ist zuzugeben: die meisten Wirbelthiere sind mehr nützlich als schädHch, und es folgt , dass , wenn wir nur den Wald , nicht den Wildstand , im Auge haben, mehr geschont als geschossen werden muss. Durch dies Schonen wird man schon genug thun, und das Gleichgewicht in der Natur, welches durch Ueberhandnehmen von Ungeziefer und Abnahme dessen zwei- und vier- beiniger Feinde immer mehr gestört scheint, wird dadurch wieder hergestellt werden; widrigenfalls wir fürchten müssen, dass Insecten- und Mäusefrass auch den letzten Damm schwinden sehen, welcher .ihrer Verbreitung in ge- wöhnlichen Jahren entgegensteht — dehn in ungewöhnlichen, Baum- krankheiten und Insectenfrass begünstigenden Jahren vermag auch das voll- ständigste Heer der befiederten Forztschutz-Thiere nichts auszurichten, Gloger empfiehlt daher wiederholt, freilich in übertriebener Weise dies Schonen und will, dass nach dem Vorbilde des Grossherzogthums Hessen, wo einst zwei berühmte Ornithologen (Becker und Borkhausen) an der Spitze der Forstverwaltung standen .und allen Vogelfang verbieten Hessen — , alle Regierungen zu gleichartigen Gesetzen veranlasst würden: die kleinen Zugvögel müssten Gegenstand des allgemeinen Völkerrechts werden u, s, f. Verständiger empfehlen den Thierschutz neuerlich Altum, v. Prittwitz, Werneburg u. A. Zur directen Vermehrung dieses stehenden Heeres kann man indessen im Grossen wenig ausrichten , ' z. B. schon nicht überall Hecken anlegen , wo Gloger will, auch nicht einmal der Verminderung unserer Wälder, Ge- büsche et<5. , welche dem gefiederten Corps zum Aufenthalt dienen , Einhalt thun. Man kann höchstens Einrichtungen treffen, damit den Vögeln Futter Die nützlichen Wirbelthiere. 17 und Wohnung nicht zu sehr geschmälert wird. Wasser ist für die meisten ein unabweisbares Bedürfniss, theils des Trinkens und Badens wegen, theils weil es in Jahren, wo es auf den Bäumen nicht Insecten genug giebt, reich- liche Speise für die Vögel hegt. Auch kleine Früchte, wie Beeren, Kapseln u. dergl. lieben \iele Vögel. Wenn man den Boden nicht zu sehr austrock- nen lässt, wird man aber auch nicht selten Schneeball, Hartriegel, Liguster, Caprifolium, Pfaffenhütchen, Hollunder, besonders die verschiedenen Dornen, Rosen, die dem insectenspiessenden Neuntödter zugleich als Werkstätten die- nen, u. dergl. mehr, leicht im Unterholze erhalten können, und selbst Gräser und Kräuter tragen dort so reichliche itnd üppige Früchte, dass Vögel sich gern dahin ziehen. Die Zerstörung der Unkraut- und Giftkrautsamen durch die Tauben mag man diesen letzteren als ein grosses Verdienst anf den Fel- dern anrechnen und sie deshalb hegen; im Walde sind sie unnütz. In unseren trocknen Kiefernwäldern, wo von dem vorher genannten Pflanzenschmucke die Natur nicht viel zu erzeugen vermag, hat sie wenig- stens Ameisen in nnermesslicher Menge gütig vertheilt. Hier geschieht leider sehr viel Schaden durch das Sammeln der „Ameiseneier" (Cocons), welche für die Fänger der Nachtigallen, Drosseln und anderer Singvögel zu einem Han- delsartikel geworden sind. Aber auch bequem und ruhig wohnen wollen Vögel und Fledermäuse. Man störe daher ihre Brüten nicht, überwache die Eier- sammler, u. s. f. Vorzüglich aber nehme man es mit den kranken Laub- bäumen nicht zu genau, damit die Höhlenbrüter hier ilir bequemes Unter- kommen in Astlöchern und anderen anbrüchigen Stellen, wohin auch Katze- nicht dringen können, finden. Jeder Forstmann wird billige Rücksichten auf diese bescheidenen Wünsche der Thierfreunde nehmen, aber mehr kann (T nicht thun. Das Halten von Staarmesten*), Meisenkasten und dergl, diis *) Die Staarmesten (Brutkästen für Staare) sind von jeher die beliel)testra Anstalten zur Vermehrung nützlicher Vögel gewesen. Leider werden sie nur liäutig gomissbraucht, indem man die darin ausgebrüteten Jungen verspeist. Der Forst- mann wird, wenn er sich >^m' Anlage derselben ent^chliesst, auch den möglichst oros- sen Vortheil davon zu ziehen suchen. Ein nachahmenswerthes Beispiel gab Ober- forstmeister Dietrich zu Grünhain (Forst- und Jagdzeitung 1858). Er berechnete, dass zur Bekiimpfung der Eüsselkäfer, da sie auf den Culturen ziemlich zusammen- gedrängt leben, die Staare ganz geeignet sein würden. Die Localität, in welcher er experimentirte, war eine sehr ungünstige, d. h. in hohen Gebirgslagen (800"i- und mehr), und dennoch wurden seine ßrutkiisten bald so bevölkert, dass da, wo sonst nie ein Staar sich zeigte, l'ald viele nach den nahen Fichtenculturen zu- und abflogen. Dass sie ihre Jungen mit Rüsselkäfern fütterten, sah man in dem aufgeschnittenen Magen. — Prof. Willkomm will im Inhalte zweier Staarmagen hauptsächlich Laufkäfer- reste bemerkt haben. — Die Kästen wurden an übergehaltenen Buchen und Tannen befestigt und vom Zimmermann oder Holzschläger gefertigt (121 Stück für circa öl Mark). Es wird dabei bemerkt, dass das Flugloch nicht zu gross sein darf und 18 Die nützlichen Säugethiere. Auszimmern von hohlen Bäumen, Anbringen von Tritthölzern u. dgl. , nach welchen Brutvögel sich hinziehen sollen, wird man meistens dem Dorfbewoh- ner, Plantagenmann und Gärtner überlassen müssen, im Kleinen auch sogar Winterfütterungen bei hohem Schnee für die kleinen Vögel, wie Lenz sie vorschreibt, mit grossem Vortheil einrichten können — wird ja im Walde doch das Wild im Winter gefüttert! Es wird nöthig sein, die Klassen einzeln durchzunehmen und ihre nützlichen Mitglieder systematisch nacheinander zu betrachten. Die Säiigetliiere*) zählen verhältnissmässig die wenigsten nütz- lichen Thiere. Nur die Zehen- und Hufthiere kommen in Betracht. Unter den ersteren stellt allerdings die Ordnung der Handflatterer (Chiroptera) ein zahlreiches, insectenvertilgendes Heer, die Fledermäuse (Vespertilio). Diese 18 deutsche Arten zählende Familie bietet für die Be- stimmung der Art manche Schwierigkeiten; alle kommen darin überein, dass sie nur von Insecten leben und, da sie während der ganzen Nacht, oft schon ^or Sonnenuntergang, nur mit wenigen, der Ruhe durch Aufhängen an den Hinterbeinen gewidmeten Pausen, jagen, so gehören sie zu den nützlichsten Thi^ren. Die verschiedenen Arten haben bestimmte Jagdgebiete, die einen bejagen die Hofräume, andere die Wasserspiegel, andere Waldungen, Gebüsche u. s. w. und „somit sind die Waldfledermäuse im engeren, wie im weiteren Sinne des Forstmannes beste Freunde und Gehilfen" (Altum). Die forstlich wichtigste Art ist die den eigentlichen Wald bewohnende frühfliegende Fledermaus (V. noctula Schreb.)^ sie ist unsere grösste mit 34^™- Flügel- spannung, und ist unersättlich bei der Vertilgung der Maikäfer und grösserer, wie kleinerer Nachtschmetterlinge (Processionsspinner , Eichen wiokler etc.). Dieser Art stehen an Bedeutung nahe: die zweifarbige Fledermaus (V. discolor Natt.)] die Zwergfledermaus (V. pipistrellus Schreb.), kleinste Art mit nur 16,5'^^"^ Flügelspannung, welche Wohnungen, Gärten und Wald- ränder umschwirrt, den grösseren, dichten Wald meidet und im Frühling zuerst am Platz ist; endlich die spätfliegende F. (V. serotinus Schreb.), eine grosse All mit 31,5^"'- Flügelspannung, zwar nicht Waldbewohnerin, allein die Wald- nach Osten gerichtet sein muss. Neue Erfahrungen in Verhandl. des Hils-Solling- Forstver. Jahrg. 1863. S. 25. Architectur in Gloger's Hegung der Höhlenbrüter. Berl. 1865. Neuerlich wurden Nisturnen aus gebranntem Thon empfohlen, die viel wohlfeiler imd haltbarer seien: entweder von der Form eines Vs Abschnittes einer Hohl- kugel, oder von der eines umgestülpten Blumentopfes mit einer glatten Seite und hölzer- nem Boden. Sie sollen in schattigen Bäumen aufgehangen, mit Harz, Theer etc. be- strichen und dann mit Moos bestreut werden (Forst- u. Jagd-Zeit. 1868 S. 155.). Mit Sicherheit ist aber nie auf die Hilfe der Staare zu rechnen (vergl. Schember b. Rüsselkäfer und meine Erfahrung bei Tinea (Hyponomeuta) padella L. {variabüis Zell.), *) In der Hauptsache umgearbeitet, wenn auch im Anschluss an llatzeburg (J.). Die nützlichen Säugethiere. 19 ränder eifrig bejageud. Auch die rauharmige F. (V. Leisleri Kühl.) und die Mopsfledermaus (V. barbastellus Schreb.) sind forstlich wohl zu be- achten. Unzweifelhaft von allgemeiner Nützlichkeit, aber weniger von forst- licher Bedeutung sind die übrigen, hier nicht genannten Arten. Unter der Ordnung Insecteufresser (Insectivora) sind zu nennen die Spitzmäuse, welche als typische Formen der Ordnung angesehen werden können. Nützlich sind wohl alle, mit Ausnahme vielleicht der Wasserspitz- maus (Sorex fodiens Fall.), forsthch wichtig ist aber nur die Waldspitz- maus (S. vulgaris i.), da sie als Waldbewohnerin Kaupen und Puppen aller Art verzehrt. Die kleine, nur 7 ""lange Zwergspitzmaus (S. pyg- maeus Pall.) lebt und wirkt ähnlich wie vorige im Walde, ist aber nicht häufig genug, um ihr au Bedeutung gleichzukommen. — Von zweifelhaftem forstlichem Nutzen ist der Igel (Erinaceus europaeus Z.); Mäuse, Würmer und allerhand Insecten verzehrt er, das ist wahr, allein gern stellt er den Vogelnestern nach und wird dadurch schädlich. Wie Altum erzählt , tödtet der Igel z. B. auch junge Hühner; die Empfehlung, ihn als Mäusefänger ge- zähmt in Haus und Hof zu halten, dürfte daher wohl eine gewagte sein. Waldsämereien (Buchein) sind ebenfalls nicht sicher vor ihm. — WerthvoUer ist der Maulwurf (Talpa europaea L.). Er frisst durchaus nicht Pflanzen, was man oft genug in der Gefangenschaft desselben gesehen hat. Wenn man Gewächse oberhalb seiner Gänge trocknen sieht, so rührt das nicht vom Frasse her. Seine Vertilgung lässt sich daher auch nur in Ortlichkeiten, wo die Vegetation durch die Menge der Gänge und Haufen leidet, oder wo jene Dämme durchwühlen u. s. f., rechtfertigen. Im Walde kommt das so leicht nicht vor. Hier ist der Maulwurf vielmehr nützlich durch Vertilgung schädlicher Thiere, namentlich der Engerlinge und Werren, überhaupt der in der Erde lebenden oder ruhenden Insecten und Würmer. In der Gefangenschaft sah man ihn auch Amphibien, kleine Vögel u. dergl. verzehren, konnte ihn auch mit allerlei Fleischresten füttern. In der Begattungszeit finden häufige Kämpfe unter den Maulwürfen statt. Ausgezeichnet ist der Maulwurf durch seinen stets bedeutenden Hunger, welcher ihn veranlasst, sein Jagdrevier täg- lich mehrmals zu durchstreifen, namentlich regelmässig Morgens, Mittags und Abends. Seine Vermehrung ist nicht unbedeutend, jährlich wirft er zweimal (im Mai und August) .3 bis 5, selten mehr, nackte Junge. Das mit Pflan- zenwurzeln ausgepolsterte Nest liegt .30 bis 60°™- unter der Oberfläche des Bodens, oft unter Wur- zeln und Steinen sehr geschützt, es dient wohl auch als Wohnung und Lager und wird durch ij^jt Aj^ ein Bild bei Blas ins, das ich mir zu copiren erlaube, veranschaulicht. Mit der Kammer (k) 2* 20 Die nützlichen Säugethiere. communiciren zwei Kreisgänge (aa, cc) mittelst mehrerer Arme (oo, xx), und ab und zu führt die Laufröhre (ff), welche oft 30 bis 40™- lang ist. Von diesen Röhren sieht man aber auswendig wenig, denn die Erde ist in den- selben fest angedrückt, während sie in den übrigen Gängen locker aufgestos- sen wird. Diese nennt Blasius die Nahrungsröhren: sie durchziehen das Jagdrevier nach allen Richtungen und mehren sich täglich, und bald in kleineren, bald in grösseren Distancen wird ein Haufen aufgestossen, im Sommer wie im Winter, welchen letzteren man mild prophezeit, wenn im Vorwinter sich die Haufen mehren. Da der Maulwurf seine Nahrungsröhren so regelmässig besucht, so kann man ihn hier auch leicht fangen; entweder mittelst des Spatens oder durch eingesenkte Töpfe, in die er fällt. Lenz räth, dem Gefangenen Futter in die Töpfe zu werfen, weil man dann viele, die zur Gesellschaft herbeikommen, fangen könne. Dieser Fang dürfte künf- tig lohnend sein, denn man fängt in Preussen, nach Vorgang von Oesterreidi (Böhm. Forstverein 1863. S. 56), auf sehr löbliche Weise au, die Maulwürfe aus einer Gegend in eine andere, wo man sie zur Vertilgung der Engerlinge braucht, zu verpflanzen*). Es kommen dabei in Betracht: Kosten, Erlangung und Transport. Die Kosten berechneten sich im Posen 'sehen 1866/67 auf 70 — 80 Pfennige für das Stück. Als man bis auf 60 Pf. herabging, hörte das Angebot auf. lieber die Erlangung wird nichts gesagt. Möglicherweise könnte man der unnützen Vernichtung der Maulwürfe entgegenarbeiten, dieselben aber billig erlangen, wenn man in solchen Gegenden, wo sie doch vertilgt werden, Prämien auf die Einlieferung lebender Exemplare setzte. Es brauchte dies *) Das Nähere entnehme ich einem 68er Berichte der kgl. llegieruug zu Posen an das Ministex'ium. Er enthält mehrere interessante Nachrichten aus den Versuchsjahren 1866 und 67. ]) Die ausgesetzten Maulwürfe waren ca. 150 an der Zahl, einmal bis 400. Die Flächen waren bis 38 Flektar gross, theils noch Cultur- Üächen, theds mit älteren Horsten bestanden, in denen z. B. die Maulwürfe sich verminderten. 2) Man bemerkte überall an den Gängen ein vermehrtes Leben im Boden, glaubte da aber, avo sich dies verminderte, eine Auswanderung annehmen zxi müssen. Andere schoben diese Verminderung auf's Raubzeug, namentlich die Füchse, oder aucli auf Selbstbekriegen. 3) Engerling- Verminderung, und entsprechend e:'ne Erhaltung der Kiefern auf den Culturen, wurde bestimmt bemerkt; man war indess so ehrlich, dies nicht gleich auf Conto der Maulwürfe zu schreiben, sondern nahm an, es könnten im Nachsommer 1867 die Engerlinge in die Tiefe gegangen sein, da sie sich zur Verpuppung und für das Flugjahr 1868 vorbereiteten. Neue Berichte über das Jahr 1868 melden wieder die Aussetzung von 420 Maulwürfen (ca. V2 Mark pro Stück), die durch üeberschwemmung bedrängt, oben auf der Erde gefangen oder mit dem Spaten herausgeworfen waren. Der Dürrsommer 1868 hatte sie zur Aus- wanderung aus den trockenen Sandrevieren in benachbarte, feuchtere Gegenden ge- nöthigt; indessen hatte man doch auch wieder Verminderung der Engerlinge bemerkt. Die nützliciien Säugethiere. 21 auch nicht gerade zur Zeit eines Maikäferfrasses zu geschehen, sondern überall und zu jeder Zeit da, wo die Maulwürfe vertilgt werden: davon lässt sich der Bauer doch nicht abbringen! So rühmte sich ein wohlhabender Bauer meiner Gegend, er habe auf seinem ca. 77 Hektar grossen Acker in wenigen Tagen 600 Maulwürfe mit dem Bügel gefangen, also getödtet, und zwar zu 3 Pf. Die hätte man meines Erachtens auch mit dem Spaten lie- fern können, wenn man dann auch etwas mehr bezahlt liätte. Sollte man also nicht jede Gelegenheit, wo die nützlichen Thiere erbarmungslos getödtet werden, durch Ankauf und Uebertragung derselben benutzen können, gleich- viel ob gerade dann Engerlinge vorhanden wären, oder nicht! Der Trans- port macht keine grossen Schwierigkeiten. In Posen sind darüber folgende Erfahrungen bekannt geworden. Jedei" Maulwurf, welcher sofort in einen wenigstens 3,5 Liter haltenden Behälter (z. B. Topf) mit Jvühler Erde ge- bracht wird, hält unbedingt einen halben Tag aus, man erhält ihn aber auch über Nacht am Leben, wenn man ihm Regenwürmer oder alte Fleischreste giebt. Man konnte einzelne Gefangene so 30 — 36 Stunden gesund und munter erhalten. Früheren Beobachtern glückte dies noch länger. Beim Transport im Grossen wird es aber genug todte und kranke geben. Daher erklärt es sich auch, warum man auf den Revieren, auf welchen Maulwürfe ausgesetzt wurden, später todte über oder unter der Erde fand. Raubzeug stellt dem Maulwurf nach, besonders Fuchs und Bassard, auch Schlangen; davor weiss sich das flinke Thierchen aber sehr zu hüten; der Maulwurf Läuft über und unter der Erde sehr schnell, lässt sich auch nur selten über der Erde blicken. Die Ordnung der Raubthiere (Carnivora) enthält einige forstnützliche Arten. Zunächst ist der Katzen zu gedenken. Die Wildkatze (Felis catus L.) kommt nur noch selten vor und hat höchstens Bedeutung für den Wildstand. Die Hauskatze (F. domestica Briss.) aber ist überall verbreitet, imd auch in Häusern oder auf Grundstücken, wo Katzen nicht gehalten werden, finden sie sich aus der Nachbarschaft ein. Die Katze beschäftigt sich zwar auch mit Vogelfang und zerstört manches Nest, allein die nützlichen Vögel wissen sich ihr doch eher zu entziehen, als die Mäuse. Die Katze ist daher, trotz ihrer nicht abzuleugnenden Schädlichkeit für die Niederjagd, ein nützliches Thier, nicht bloss für das Haus, sondern auch für Fliu' und Wald. Gewiss wurde sie aus diesem Grunde bei den alten Aegyptern und bei den Mohame- danern heilig gehalten. Die Hauskatze stammt wahrscheinlich von der egj-p- tischen, noch in Nubien lebenden F. maniculata Büpp. (Altum), und ist durch Schädelbildung und Behaarung des nach der Spitze dünner werdenden Schwan- zes als besondere Art von der Wildkatze zu unterscheiden. 22 Die nützlichen Säugethiere. Den für die Jagd offenbar liöchst schädlichen Fuchs (Canis vulpes L.) muss der Forstmann als ein nützliches Thier betrachten, er ist ein tüchtiger Mäuse vertilger und als solcher besonders werthvoU in Laubholzrevieren. Man ivann rechnen, dass ein alter Fuchs täglich 2 bis 3 Dutzend Mäuse braucht, überdies werden in den ersten 4 — 6 Wochen ihres Lebens die jungen Füchse von den Alten zwar auch mit Wild gefüttert, wie die oft zahlreich in den Bauen aufgefundenen Ueberreste von Rehen und Hasen beweisen, vorzugs- weise aber mit Mäusen. Der Fuchs verzehrt ausserdem Aas, Beeren und Lisecten. Die unverdauten Reste grösserer Käfer, meist jedoch unschädlicher, finden sich häufig in seiner Losung; interessant ist die Notiz aus Lieberose (Lausitz), dass in den dortigen Kiefernwaldungen gelegentlich des Spinner- frasses die Losung des Fuchses voll von Eiern der Schmetterlinge gefunden wurde, welche er verzehrt hatte (Wagner i. Thar. Jahrb. 23. Bd.); das- selbe berichtet Altum aus Neustadt-Eberswalde. Es ist klar, dass der Fuchs auf die hohe Jagd wenig Einfluss hat, denn den Roth- und Damwildkälbern kann er fast gar nichts anhaben, da diese in den ersten 2 — 3 Wochen ihres Lebens, während welcher Zeit sie sich noch nicht selbst vertheidigen können, von der Mutter kräftig geschützt werden, wogegen er allerdings dem Reh- stand Schaden thut, indem er nicht selten Kitze fängt, oder im schneereichen, strengen Winter, namentlich wenn der Schnee nach vorausgegangenem Thau- Avetter eine Kruste hat, welche wohl den Fuchs, aber nicht die Rehe trägt, manchem ermatteten Reh mit Erfolg nachstellt. Für Geflügel, Reb- und Waldhühner und Fasanen, überhaupt für die Niederjagd, ist der Fuchs der verderblichste Feind, in seinem Bau findet man stets zahlreiche Hasenbälge. Forstmann und Jäger werden den Fuchs daher verschieden beurtheilen. Der erstere wird das Ausgraben der jungen Füchse entschieden meiden , durch Auslegen von Luder (alter Pferde) im Winter alte ankirren; sie mausen doch dabei. Dem Landwirth nützt der Fuchs durch das Mausen ent- schieden mehr, als er ihm durch den Raub des Hausgeflügels schadet, welches man gewöhnlich schützen kann. Nicht ohne Bedeutung sind ferner die Marder, Iltis und Wiesel. Der gewandte, räuberische Edelmarder (Mustela martes L.) ist der beste Feind der Eichhörnchen und nützt auf diese Weise, während er allerdings durch die Vernichtung zahlreicher nützlicher Vögel (Meisen, Staare etc.) schadet. Der leicht durch seine weisse Kehle vom gelbkehligen Edelmarder zu unterscheidende Steinmarder (M. foina L.) bewohnt nicht, sondern besucht nur auf seinen nächtlichen Raubzügen manchmal den Wald, ist forstlich wohl gleichgiltig, durch Vertilgung nützlicher Vögel eher schädlich, als nützlich. Im Allgemeinen, namentlich dem Landwirthe nützlicher ist der hauptsächlich Ratten und Mäuse verzehrende Iltis (M. putorius i.), forstlich unwichtig. Die nützlichen Säugethiere. 23 da er im Walde nicht vorkommt. Von grösserem forstlichen Werthe sind dagegen Hermelin (M. erminea L.) und Wiesel (M. vulgaris L.). Erste- res auch „grosses Wiesel" genannt, unterscheidet sich nicht blos durch seine Grösse (20—24™-, Schwanz 12 — 14™) von dem letzteren, kleinen W. (14 bis 17™-, Schwanz 4 — ö'^^'"-), sondern wesentlich durch die stets schwarze Schwanz- spitze. Das Hermelin ist zwar der Niederjagd ein sehr gefährlicher Feind, allein ein entschieden forstlich werth voller Kämpfer gegen Mäuse und Ratten, nament- lich gegen die so sehr schädliche Wühlmaus (Arvicola amphibius L.). Das kleine Wiesel ist der Jagd so nachtheilig nicht, wie das grosse, immerhin aber sehr schädlich, als Mäusefänger dagegen um so mehr zu schützen, als es vermöge seines schlanken Körperbaues selbst in die Röhren der Mäuse schlüpfen kann. Von wesentlich geringerer Bedeutung ist der pflanzliche und minera- lische Kost nehmende Dachs (Meles taxus Fall.); manche Maus, manchen Maulwurf mag er wohl fangen, auch Insectenüberreste zeigt in der Regel seine Losung, allein andererseits zerstört er auch manches auf der Erde be- findliche Vogelnest, verzehrt Eicheln, Obst. Unter den Hufthieren, und zwar unter den Vielhuferil (Multungula) ist das omnivore Schwein, Wildschwein (Sus scrofa L.) in beschränkter . Weise als nützlich zu nennen , obgleich es viel Schaden in Feld und Wald bringt. Drei der wichtigsten Forstinsecten: Engerling, Kiefern-Spanner und Eule können eigentlich nur durch das Schwarzwild mit Erfolg ver- tilgt werden; auch die halbwüchsig überwinternden Raupen des Kiefern- spinners verzehrt es (Altum), jedenfalls werden sie wesentlich gestört, herausgewühlt, verschüttet und zertreten. Auch gegen die Mäuse wirkt das Schwein sehr nützlich, es verzehrt sie, wie alle kleineren Thiere, die es er- langen kann, zerstört ihre Nester. Wagner berichtet aus Lieberose (Thar. Jahrb. 23. B.), dass die Wildschweine fleissig die Schmetterlinge des Spin- ners verzehrten, es wurden Sauen beobachtet, die sogar mit den Vorderläufen sich an den Bäumen aufrichteten , um die Schmetterlinge abzusuchen. In Kiefernwaldungen kann das Schwein sonach recht nützlich werden, anders im Buchen- und Eichenwalde, wo es die Mast verzehrt, Saaten ruinirt, den Auf- schlag bis zur Vernichtung beschädigt. Da wir das Schwarzwild wegen sei- ner allgemeinen Schädlichkeit (2. Kap., H. Absch.) im Interesse der Feld- und Waldkultur sehr vermindert haben , so sind wir genöthigt , zu zahmen Schweinen unsere Zuflucht zu nehmen. Dass die Schweine auch haarige Raupen fressen, schien nach früheren Beobachtungen zweifelhaft. Neuerdings meldet der alte würdige Grasshof, dass er selbst gesehen habe, wie Schweine die Nonnenraupen, welche zur Erde gefallen waren, begierig gefressen hätten. 24 Die nützlichen Vögel. * und dass die darüber befragten Hirten versicherten, diese Kost schade den Thieren nicht"'). Folgen wir bei Betrachtung der nützlichen Vögel**) ungefähr dem zoologischen System, so ist als erster, und zwar forstlich nützlicher Vogel der allbekannte Kllkllk (Caculus canorus L.) zu nennen, der beste Raupen- vei'tilger, der auch behaarte massenhaft verzehrt. Altum fand bei der Sec- tion eines von ihm geschossenen Kukuks in Schlund, Speiseröhre und Magen 97 etwa zum Drittel erwachsene Eichen-Processionsspinnerraupen. Der Kükuk vermag sich in Raupenorten in Menge zu sammeln, weil ihn das Brat- geschäft, welches er andern Vögeln überlässt, nicht au bestimmte Orte fesselt, und dadurch einen beginnenden Raupenfrass im Keime zu ersticken. Daher unbedingte Schonung dem Kukuk. Wenig von forstlicher Bedeutung ist die einige Maikäfer verzehrende Blauracke (Mandelkrähe) (Coracias garrula L.). Unter den Specliten ist der als nützlich bekannte Wendehals (Jynx torquilla i.), welcher am liebsten Ameisen und deren Puppen verzehrt, forst- lich ohne nennenswerthe Bedeutung. Die Gattung Specht (Picus) hat man als Verzehrer aller möglichen Xjdophagen wohl mehr gelobt, als sie es ver- dient. Von dem Schaden, den die Spechte bringen, sprechen wir später, der Nutzen besteht in der Vertilgung von Insecten; leider sind es aber mit we- nigen Ausnahmen (Cossus u. s. w.) in der Hauptsache forstlich gleichgiltige, und zwar nur grössere Bockkäfer-Larven (Rhagium u. s. w.), welche sie aufsuchen luid verzehren; gegen das ganze Heer der Borkenkäfer, der Rüsselkäfer be- deutet die Arbeit der Spechte sehr wenig. Allerdings verzehren sie gelegent- lich diese kleinen Thiere, aber nur in geringer Anzahl, wie alle Beobachtun- gen lehren, ich habe z. B. Pissodes piceae ILl. noch in Masse aus Tannen gezogen, welche die Spuren einer gründlichen Untersuchung durch Spechte, wahrscheinlich durch den grossen Buntspecht (P. major L.), deutlich erkennen liessen. Möglicherweise ist der kleine Buntspecht (P. minor L.) der nützlichste, *) Nur mit einem gewissen Bedenken habe icli hier und anderen Ortes Eatze- biug folgend der vielverbreiteteu Ansicht Raum gegeben, dass man durch den Ein- trieb zahmer Schweine gegen die forstschädlichen Insecten zu Felde ziehen könne. Abgesehen davon, dass das zahme Schwein überhaupt wohl kaum so viel leisten kann, wie das wilde, wird es nur ausnahmsweise möglich sein, Schweineheerden zu beschaffen. So leicht das möghcherweise in jenen Waldungen ist, wo die Hutung uoch allgemein üblich, wo der Schweineeintrieb regelmässig erfolgt, so schwer ist es jedenfalls dort, wo mau diese mit feinerer Forstkultur unverträgliche Nebennutzung beseitigt hat. (J.) **) Die kurzen Notizen über die nützlichen Vögel lauten bei Ratzeburg we- sentlich anders-, ich habe sie auf Grund neuerer Erfahrungen, namentlich aber im Auschluss an die Ansichten des gründlichen Beobachters Altura (Forstzoologie IL) ändern zu müssen geglaubt. (J.) Die nützlichen Vügel. 2 5 da er iu seiuer Lebensweise den Meiseu und Baumläufern ähnelt, sein Nutzen kann aber seiner Seltenheit wegen nur unbedeutend sein. Der Grünspecht (P. viridis L.) ist als bedeutender Ameisenvertilger eine der am wenigsten nützlichen Arten. Nicht von besonderer Wichtigkeit, allein jedenfalls forstnützlich ist der Ziegenmelker, die gemeine Nachtschwalbe (Caprimulgus europaeiis L.), er tritt zwar ziemlich häufig, immer aber nur einzeln auf. Eine bedeutende Anzahl sehr nützlicher Vögel liefern verschiedene Fa- milien der Singvögel. Unter der zahlreichen Familie der Finken finden sich Arten, welche forstlich ohne Bedeutung sind, andere werden uns als Körnerfresser oft recht unangenehm (Loxia), wenn sie auch nebenbei Insecten fressen, namentlich ihre Jungen damit füttern (Fringilla coelebs L. Bachfinkj. Fraglicher Natur ist der Sperling (Fringilla domestica L. und montana L.). Beide Sperlinge sind keine Waldbewohner, namentlich nicht der Haussperling, forstlich daher kaum von Bedeutung; immerhin verdient jedoch der Sperling wegen seiner Insectennahrung als nützlicher Vogel Erwähnung, da man sich in Gärten und Obstanlagen gegen seinen Schaden schützen kann (Ratzeburg). Altum lobt ihn weniger, und ist allerdings sein Schaden am Getreide, nament- lich der des Feldsperlings, nicht unerheblich. Ich möchte den Sperling unter den nützlichen Vögeln nicht missen, mit Gewandtheit fängt er viele grössere Insecten im Flug und ist ein vortrefflicher Maikäfervertilger. — Unter den Bachstelzen ist die weisse (Motacilla alba L.) erwähnenswerth , ist sie auch keine eigentliche Waldbewohnerin, so vertilgt sie doch auf den Schlägen, an den Waldrändern eine . Menge von schädlichen Insecten , sie sucht emsig die Meterstösse ab, namentlich im warmen Sonnenschein, wenn Borkenkäfer u. s. w. gern fliegen. — Nicht ohne Nutzen sind die Lerchen, forstlich namentlich die Heidelerche (Alauda arborea L.), kommt sie auch nie in grossen Gesellschaften vor, .so nimmt sie doch vorzugsweise Insectennahrung und hilft dadurch wenigstens etwas, — Entschiedene Insectenfresser sind unsere Sänger, die Laub vö gel und Grasmücken (Sylvia), namentlich der kleine Weidenlaub vogel (S. rufa Lath.), der emsig allen Wickler- und Spannerraupen bis in die Gipfel der Eichen und Kiefern nachstellt, wie wohl keiner seiner Verwandten. Forstlich besonders wichtig sind beide Gold- hähnchen (Regulus cristatus Koch [ßavicapülus Naum.] und ignicapillus Bnn. [Nau7n.]); vorzugsweise Nadelholzbewohner, ei'stere Art mehr im Kiefern-, letztere im Fichtenwalde, suchen sie bis in die äussersten Spitzen der Bäume kleine Räupchen , Eier , Blattläuse und andere Waldfeinde. — Weniger von forstlicher Bedeutung sind Nachtigallen (Lusciola philomela Bchst. und luscinia L.), sowie das Rothkehlchen (L. rubecula i.), ebenso die beiden,, den Wald nicht bewohnenden Rothschwänzchen (Ruticillä phoenicurus Z. 26 Die nützlichen Vögel. und tithys Scop.). — Die Drosseln, von denen 6 Arten in Deutschland heimisch sind, nützen durch das Verzehren grosser Massen von den unter der Laub- und Moosdecke des Waldes ruhenden Insecten (Spanner und Eiden), wohl auch durch Verbreitung beerentragender Bäume und Sträucher, da sie die unverdaulichen Theile der Beerennahrung als Gewölle durch den Schnabel wieder auswerfen . (Eberesche , HoUunder, Faulbaum, Hartriegel, Kreuzdorn, Traubenkii-sche u. s. w.). Namentlich nützlich wirken die Singdrossel (Zippe) (Turdus musicus L.), Kothdrossel (T. iliacus L.) und die Schwarzdrossel (Amsel) (T. merula L.). — Forstlich fast ohne Bedeutung, wenn auch sonst nützliche Insectenfresser , sind die in Deutschland heimischen 3 Schwalben- arten (Hirundo), da keine derselben den Wald bewohnt. — 'Vorzugsweise Waldbewohner sind dagegen die Fliegenfänger (Muscicapa), nisten jedoch auch in Gärten, sie leben von Insecten, welche sie im Fluge erbeuten, des- halb aber mehr nützliche oder indiiferente verzehren, als schädliche. — Als Vertilger schädlicher Insecten, namentlich auch behaarter Raupen (L. pini L. und D. pudibunda i.), ist der Pirol (Oriolus galbula L.) ein besonders forst- nützlicher Vogel, wenn er auch als Kirschendieb dem Obstzüchter manchmal unangenehm wird. — Die Familie der Würger, in Deutschland dmxh 4 Arten (Lanius excubitor Z., minor i., mfus Briss. und collurio L.) ver- treten, gehört zwar zu den Vertilgern schädlicher Insecten, welche von den Vögeln an Dornen aufgespiesst werden, wiegt aber diesen Nutzen wohl oft durch Plünderung der Nester kleinerer Vögel wieder auf. — Der muntere Zaunkönig (Troglodytes parvulus Koch) verzehrt wohl manches Insect, nährt sich aber vorzugsweise von Spinnen, daher weniger nützlich. — Von besonderer Wichtigkeit für den Forstwirth, wie für den Obstzüchter ist der Baumläufer (Certhia familiaris Z.), da er das ganze Jahr hindurch, nicht blos wie die Sylvien im Sommer, fleissig die feinsten und tiefsten Ritzen aller Arten Bäume nach Eiern, Larven und Puppen von Insecten absucht, er wird dadurch wirklich zu einem sehr beachtenswerthen Woblthäter. — Dasselbe gilt von der Familie der Meisen. In Deutschland kommen 8 Arten vor: Kohlmeise (Parus major L.), Tannenmeise (P. ater L.), Haubenmeise (P. cristatus i.), Sumpfmeise (P. palustris Z.), Blaumeise (P. coeru- leus L.), Schwanzmeise (P. caudatus Z.), Bartmeise (P. barbatus 5ms.), Beutelmeise (P. pendulinus L.), letztere zwei allerdings selten. Die Meisen sind offenbar bezüglich der Insecten die nützlichsten Vögel im Walde. Altum widmet daher mit Recht eine ganz besondere Abhandlung dem forstlichen Werthe dieser nützlichen Thiere. Verschiedene Momente begründen ihre be- sondere Nützlichkeit für Wald- und Obstbau. Die Meisen sind immer in grosser Anzahl im Walde vorhanden, ihre grosse Fruchtbarkeit ergänzt stets reichlich die Lücken, welche ein ungünstiger Winter in ihre Reihen gebracht Die nützlichen Vögel. 27 hat, sie brüten zweimal, und besteht die erste Brut gewöhnlich aus 12 — -14 Eiern. Besonders wichtig ist es, dass sie nicht fortziehen, sondern Sommer und "Winter ihre nützliche Arbeit verrichten, während Sylvien und andere Insectenfresser nach wärmeren Ländei*n wandern. Ihre geringe Grösse, dabei ihre ausserordentliche Geschicklichkeit im Klettern gestatten ihnen, auch die kleinsten Aestchen nach Eiern, Puppen und Larven abzusuchen; was sie an dem einen Tage nicht finden, das verzehren sie an dem anderen, denn in grösseren und kleineren Gesellschaften bejagen sie regelmässig wiederkehrend ihre Reviere. Die verschiedenen Arten sind auf gewisse Holzgruppen und Höhen besonders angewiesen; vorzüglich Laubholzbewohner sind die in den tiefen Regionen der Bäume suchende Sumpfmeise, die sie häufig begleitende Kohlmeise, welche indessen bis in die mittlere Höhe der Zweige steigt, ebenso die im dichten Gebüsch am liebsten herumschlüpfende Schwanzmeise, ferner die in den Gipfeln der Bäume kletternde Blaumeise, welcher dort im Sommer Sylvia rufa Gesellschaft leistet; das Nadelholz ziehen vor: Tannen- und Haubenmeise, erstere lebt mehr in den Gipfeln der Fichten, letztere mehr in Kiefern, Darum Schutz den Meisen im vollsten Maasse (Altum). Ihr ge- fährlichster Gegner ist der Hoher (Garrulus glandarius L.), der viele ihrer Brüten zerstört, deshalb keine Schonung verdient, wenn er auch manche schädliche Insecten selbst verzehrt. Ferner kommen viele Meisen im Winter um, wenn Duft- und Eisauhang den kleinen, immer hungrigen Thieren das Finden der Nahrung unmöglich machen. Kälte schadet ihnen nichts. Mit wenig Speck Hessen sich viele Meisen füttern. Durch Meisennistkästen kann man diese nützlichen Thiere in durch Insecten bedrohten Waldpartieen nicht allzuschwierig vermehren. Die Nistkästen sind 3 — 4"^- vom Boden aufzuhängen, jedoch nicht zu nahe beisammen, sonst entsteht Zank und Streit unter den Bewohnern. — Am leichtesten durch Nistkästen zu vermehren ist der gesellig lebende, als nützlicher Insectenvertilger wohlbekannte St aar (Sturnus vulgaris L.) Er verzehrt Maikäfer, Rüsselkäfer, Larven aller Art, Schnecken u. s. w., ist dem Landwirth nützlicher, als dem Forstwirth, weil er sich im Innern des Waldes nicht lange aufhält, wenn er auch durch Nistkästen oder hohle Bäume angelockt, daselbst brütet. Immerhin thun aber Staarkasten in der Nachbarschaft von Kidturflächen, von Pflanzgärten ihre guten Dienste. Sehr nützhch wäre die Familie der Raben (Corvidae) , wenn diese nicht auch vielfachen Schaden brächten. Der weit verbreitete, aber seltene Rabe (Corvus corax L.) vertilgt zwar manche Maus und manches schädliche Insect, ist jedoch zu scheu, um auf dem Acker dem pflügenden Landraann zu folgen; als Räuber wird er namentlich der Niederjagd sehr verderblich, und überwiegt der Schaden, den er bringt, den Nutzen bedeutend. — Besser 28 Die nützlichen Vögel. benehmeu sich die Raben- und Nebelkrähe (Corvus coroue L. und cor- nix L.)\ beide sind wohl nur verschieden gefärbte Racen derselben Art. Der Jagd, den kleinen Vögeln sind sie unzweifelhaft verderblich, ebenso bringen sie manchen Schaden an Feld- und Gartenfrüchten, dagegen verzehren sie allerdings eine grosse Masse schädlicher Insecten, namentlich auf dem frisch gepflügten Acker, auch den Mäusen stellen sie nach; sie sind dem Landwirth nützlicher, als dem Forstwirth, letzterer hat auch den Schaden zu beachten, den sie an den Randhölzern durch Abbrechen der jungen Nadelholz - Gipfel- triebe bringen, auf welche sie sich gern setzen. -- Die Saatkrähe (C. fru- gilegus L) ist am meisten nützlich unter den Raben, denn sie verzehrt massenhaft Insecten, Würmer, auch Mäuse, wodurch sie wohl den Schaden aufwiegt, den sie durch Zerstörung der Nester kleinerer Vögel der Nieder- jagd und durch das Verzehren von Getreide u. s. w. bringt. — Die Elster (C. pica Z/.), eine wichtige Vertilgerin der Raupen, auch der behaarten, und anderer schädlicher Insecten, sowie der Mäuse, schadet sehr den Brüten aller Arten kleiner Vögel, verdient daher kaum forstlichen Schutz. — Die Dohle (C. monedula L.) verzehrt lieber Feld- und Gartenfrüchte, als In- secten und Mäuse, ist daher im Allgemeinen schädlicher, als man gewöhuUch annimmt; wo sie Gebäude bewohnt, was bekanntlich in grossen Städten häufig der Fall ist, schadet sie durch Abbröckeln und Verzehren des Kalkes nicht unwesentlich; im Walde, namentlich in Feldhölzern, wo sie in hohlen Bäumen nistet, ist sie als Insectenfeind nützlicher als schädlich. — Der Tannenheher (C. caryocatactes L) gilt allgemein für mehr schädlich, als nützlich, da er hauptsächlich von Baumfrüchten lebt, wohl auch Eier und junge Vögel nicht verschmäht, — Aehnliches gilt von seinem Verwandten, dem häufigen Eichelheher (Garrulus glandarius I/.), der zwar ebenfalls durch Vertilgung schädlicher Insecten, namentlich auch behaarter Raupen (Kiefernspinner, Nonne) und Mäuse manchen Nutzen stiftet, dagegen nicht blos durch seine Näschereien auf Saatbeeten und Verzehren der Eicheln von den Bäumen, sondern, was noch schUmmer ist, durch seine ausgesprochene Vorliebe für Eier und Junge der meisten unserer den Wald bewohnenden, nützlichen Singvögel (Meisen, Grasmücken etc.) schädhch wird; der soge- nannte Nutzen, den er durch das Stecken mancher Eichel bringt, ist heutzu- tage ohne Bedeutung. Er verdient keine Schonung. Unter den Raubvögeln fordert zunächst Erwälmung die nützliche Fa- milie der Eulen. Für Deutschland beachtenswerth : Schleiereule (Strix flammea L.), Waldkauz (St. alucoZ>.), Sumpfohreule (St.brachyotusG'yw/.Z/.), Waldohreule (St. otus L.) und Steinkäuzchen (St. noctua Betz.). Sie vertilgen während des ganzen Jahi-es grosse Mengen von Mäusen und Wühl- mäusen, sind daher äusserst nützhch. Die Schleiereule dient mehr dem Die nützlichen Vögel. 29 Oeconumen, verzehrt freilich auch viele Spitzmäuse (Sorex araneiis Schreh. und fodiens Pall.)^ vermeidet den "Wald und läs&t daher die in diesem leben- den Spitzmäuse unberührt. Der Waldkauz bejagt zwar am liebsten die Fel- der, doch nützt er nicht blos dem Landwirth, sondern auch dem Forstwirth. Dem letzteren dient am meisten die Waldohreule. Vorzugsweise die Sumpf- ohreule zieht sich in ganzen Gesellschaften nach Mäusegegenden; für die Dünen von ganz besonderer Wichtigkeit durch Vertilgung der Wühlmaus (Ar\icola amphilius L.). Trotzdem die Eulen "manche Spitz- und Fledermaus, hier und da auch einen kleinen Vogel verzehren, verdienen sie doch unbe- dingte Schonung, mit Ausnahme des Uhu (Strix bubo L.). — Von den Falken sind ebenfalls als nützliche Thiere zu nennen der Mausebussard (Buteo vulgaris Bebst.), der rauhfüssige Bussard (Buteo lagopus L.) und der Thurmfalke (Falco tinnunculus L.). Jedenfalls haben sie eine Bedeu- tung bei der Vertilgung der Mäuse und verzehren manches schädliche Insect; da sie indessen sämmtlich auch den Brüten kleinerer, nützlicher Vögel ge- fährliche Feinde sind, wird der Nutzen, den sie selbst bringen, wesentlich durch diesen Schaden abgeschwächt. Letzteres ist noch in weit bedeutenderer Weise der Fall bei den übrigen Falken, wie bei den den Wald vermeidenden Weihen (Circus aeruginosus L. und cyaneus L.), sowie bei den räube- rischen Milanen (Milvus regalis Briss. imd ater Gml. L,) imd Habichten, dem Hühnerhabicht (Astiir palumbarius Z/.), dem Sperber (A, nisus L.). Die Hühnervögel nehmen vorzugsweise vegetabilische Nahrung, aber auch Insecten. Der Fasan (Phasianus colchicus L.) ist nach wiederholten, namentlich aus Böhmen bekannt gewordenen Beobachtungen ein sehr beach- tenswerther Vertilger der Raupen des Kiefern Spinners. Das Haushuhn (Gallus domesticus Briss.), welches von dem indischen Bankivahuhn (G-. ban- kiva Tenrm.) abstammt, sucht durch Scharren im Boden nach Ungeziefer aller Art und verzehrt mit Vorliebe Maikäfer. Unter den Süinpfvög^elll finden wir zunächst in der Ordnung der Sumpf läiifer eine Menge nützlicher Insectenfresser, namentlich sind hervcr- zuheben der Kiebitz (Vanellus cristatus M. et W.), die Waldschnepfe (Scolopax rusticola Z/. >, der Brachvogel (Nrmenius arquatus. Z/a?Ä.); auch c'ie übrigen Regenpfeifer und Schnepfen sind dadurch, dass sie auf Insectennjh- rung angewiesen sind, mehr oder weniger nützlich; die Kraniche (Gius cinerea Bchst.) und Trappen (Otis tarda 7^.) sind dem Landwirth unbecpum, für den Wald gleichgiltig. — Zu den Wasserwadern gehört der allbeliebte Storch (Ciconia alba Briss.), der Mäuse zu Tausenden vertilgt und dadurch der Land- und Forstwirthschaft nüfct, auf der andern Seite freilich durch das Morden unzähUger nützlicher Thiere, wie Frösche und Kröten, durch das Zerstö- ren A ieler Vogelnester ein unangenehmerer Gast ist, als man wohl mitunter glaubt. 30 Die nützlichen Amphibien, Von den Wasservögeln verdienen nur die Möven Erwähnung, beson- ders die Lachmöve (Larus ridibundus Z/.)? ein entschieden sehr nützlichei Vogel, der auf dem Acker dem pflügenden Landmann oft in grossen Schaaren. folgt, um, wie die Krähen, Ungeziefer, namentlich Engerlinge zu vertilgen. Dieser Vogel wird z. B. auf den fürstlich Schwarzenberg'schen Herrschaften in Südböhmen strengstens geschützt. Anderen Ortes, z. B. in Berlin, \ev- speist man seine Eier zu Hunderten als Kiebitzeier. Die Ampliibien sind als unbedeutende Insectenvertilger, wenn wir nicht die ungewöhnlichen Fälle von Giftigkeit berücksichtigen, nützlich; sie verdienen also nicht die Verfolgung, welche jeder Unwissende über Molch (Salamandra maciüata Laur.), Frosch (Rana), Kröte*) (Bufo), Schlange imd Eidechse verhängt. Sie leben alle, ohne Ausnahme, von kleinem Ge- würm, von Insecten, und die grösseren selbst von Mäusen, die Schlangen allerdings auch von Fröschen und Maulwürfen. Im Magen der Frösche hat man sogar Kienraupen gefunden. Eidechsen (Lacerta agilis L.) sieht man im Frühjahre an Bäumen herumklettern und da, VvO Nonnenspiegel sitzen, diese zerstören. Es giebt in ganz Deutschland nur ein einziges wirklich gif- tiges Amphibium, das ist die Kreuzotter (Pelias berus L.), die des- halb so genannt wird, weil sie eine grosse dunkle, kreuzähnliche (X) Zeich- nung auf dem Kopfe und einen dunklen Zickzackstreifen über den ganzen Rücken trägt. Von ihrem Bisse sind schon Menschen und Thiere heftig erkrankt oder gestorben. Wir müssen ihr deshalb leider den Krieg erklären, obgleich sie sehr fleissig Mäuse fängt. Glücklicherweise ist sie aber nur in manchen Gegenden häulig. Sie lebt besonders an sonnigen Vorbergen, wo sie faule Stöcke genug findet, um zu übernachten, oder wo sie in Gesteins- spalten eindringen kann, auch in entwässerten Hochmooren ist sie nicht selten. Ueberdies müssen, den entstellenden und unwahren Gerüchten vom Springen der Schlangen entgegen, wir noch zu ihrem Lobe sagen, dass sie nie angreift, sondern nur beisst, wenn sie absichtlich gereizt oder unvorsich- tig von Beerensammlern oder vom Vieh berührt oder getreten wird. Kanu man die Wunde gleich auswaschen und durch Ritzen zum Nachbluten brin- *) Die praktischen Engländer wissen nicht bloss, dass die Kröten nützlich sind, sondern sie benutzen sie auch, denn sie begnügen sich nicht bloss mit den in ihren eigenen Grundstücken erzogenen, sondern sie lassen auch grosse Quantitäten davon, um Schnecken und allerlei Ungeziefer des Bodens zu bekämpfen, aus Frank- reich kommen. Dort verkauft man sie das Dutzend zu 2 Frcs. 50 Cent, und in England wird es mit 6 Schillingen bezahlt! (Voss. Zeit. v. J. 1861, Nr. 173), Die Kröten sind dadurch so nützlich, dass sie Nachts sich überall unter Kraut und Gebüsch herumtreiben und hier die schädlichen Nacktschnecken, die auch erst Nachts hervorkommen, verspeisen. Die Nachricht von Post (Forst- und Jagdzeit. März 1864), dass eine Kröte Keimlingswurzeln frass, steht ganz isolirt. Die nützlichen Pilze. 31 gen, so hat der Biss gewöhnlich weniger üble Folgen. Die Indianer saugen bekanntlich die Wunden der von Schlangen gebissenen Menschen aus, und zwar mit dem besten Erfolge für letztere, und ohne Schaden für sie selbst. — Wenn Kröten wirklich eine ätzende Flüssigkeit von sich geben und Hände, die sie berühren, entzünden — wie kaum zu bezweifeln ist — , so hat das doch nicht üble Folgen und kommt gewiss auch nur selten vor den Arzt. Drittes Kapitel. Die nützlichen Pilze*). In meinen früheren Werken ist hier und da von der Bedeutung der Pilze die Rede, Indessen hat die erste forstliche Anwendung davon Dr. Bail in Danzig gemacht; weiter ausgeführt hat den Gegenstand Dr. R. Hartig, wobei die fieissigeu Beobachtungen unserer deutschen Revierverwalter wesent- lich mitwirkten. Bail beschäftigte sich längere Zeit mit dem Gegenstande, und seine Erfahrungen wurden schon bei verschiedenen Gelegenheiten (Bericht der .35. Versammlung deutscher Aerzte etc., Königsberg 1860, und im Oster- programm 1867 der Danziger Realschule) publicirt. Ausserdem hat Verfasser das Wesentüchste und forstlich Wichtige in einem Bericht an das Finanz- ministerium zusammengestellt und dies benutze ich hier am liebsten. Er weist hier auf einen grossen Raupenfrass der Eule hin, den er in ver- schiedenen Oberförstereien nahe Danzig genau beobachtete. Auf die Erken- nung der inficirten Raupen für Jedermann kommt Alles an, und für diese zieht daher Dr. Bail Form, Farbe und Substanz der kranken und todten Raupen herbei: 1 ) Sie liegen entweder ausgestreckt am Boden oder an Stämmen, Zweigen etc. angeklammert, wobei Vorder- und Hintertheil (also Brust- und Afterfüsse) frei erhoben sind. 2) Die Farben gänzlich verändert. Die Raupen sind wie mit .Kleie (dem Samen des Pilzes Empusa) bestreut, und wenn diese durch *) Da dieses Kapitel von Ratzeburg im Manuscript aus neuester Zeit um- gearbeitet vorlag, imd da ich mich selbst mit der Untersuchung der Pilzkrank- heiten nicht beschäftigt habe, bringe ich es unverändert nach der Vorlage zum Ab- druck. (J.) 32 Die nützlichen Pilze. Regen (wenigstens auf der Oberseite) abgewaschen, erscheint die Raupe grösstentheils schwarzbraun oder gelblich mit dunkleren Streifen, also beinahe so, wie es eine von mir (Forstins. ü. Taf. X. Fig. 4^") abgebildete Varietät zeigt. 3) Die Substanz der Raupe, wenn dieselbe nicht durch massenhafte Anhäufung ausgefault ist, wird brüchig — wie HoUundermark — und das Innere ist vollgepfropft mit einer gelblichen, den Pilz mi- kroskopisch zeigenden Substanz. Diese, sowie die folgenden Untersuchungen beziehen sich zwar speciell auf die Eule, ich muss ihnen . indessen hier eine allgemeinere Bedeutung beimessen , besonders für kahle Raupen , für welche sie immer mehr Bedeu- tung gewinnen dürften. In Beziehung auf diese stelle ich folgende Fragen: 1) nach Häufigkeit, Regelmässigkeit und Ursachen der Erscheinung, und 2) nach praktischer Ausnutzung. Zu 1) vergleiche ich zunächst die beiden gefährlichsten kahlen Raupen: Eule und Spanner. Es liegt nahe, eine Pilzkrankheit auch beim Spanner anzunehmen, da Spanner und Eule auch manche Ichneumonen gemeins;iin haben. Was sich dieser Gemeinsamkeit aber kryptophytologisch entgegen- stellt, das ist die so verschiedene Frasszeit beider Raupen. In der That ist auch eine allgemeine Infection beim Spanner noch nicht beobachtet. Ob das schnelle Verschwinden der Eule, bei welcher es ja am Auffälligsten ist, immer auf Rechnung des Pilzes zu schieben ist? Kaum! Die Raupe ist viel weichlicher als der Spanner und stirbt gewiss direct nach ungünstigen me- teorischen Einflüssen, wie es im Jahre 1859 bei uns der Fall war, und wie es auch von mehreren sachkundigen Forstmännern angenommen wird (Wakher- derbniss I. 167.). Bail sagt bestimmt: „Nur gerade an denjenigen Stellen der Reviere, wo die Raupenzahl die grössten Dimensionen annimmt, findet eine voll- ständig zu nennende Aufreibung derselben durch die Epidemie statt." Die Menge, in welcher Pilze später auch bei anderen Raupen beobachtet woi-den sind, namentlich auch beim Spanner, bei welchem allerdings ein anderer Pilz (Cordyceps militaris) auftritt, deutet auch hier auf epidemische Krankheit. Es scheint, als wurde diese durch meteorische Einflüsse begünstigt. Das Jahr 1868 war gewiss ein extravagantes, aber was Feuchtigkeit betrifft, nach Sommer und Winter sehr verschiedenes, und doch wui"den die Raupenpilze im trockenen Sommer eben so begünstigt, wie in dem warmfeuchten Winter; der letztere steigerte die Krankheit in manchen Re\ieren auf das Doppelte: der Procentsatz erhob sich in Avenigen Wochen des Januar und Februar (1869) von i'O bis 40 und mehr. Schnee fehlte, und die Pilze konnten sich möglicher Weise unter der feuchten Moosdecke nach allen Seiten verbreiten, während sie in kalten schneereichen Wintern vielleicht erfrieren. Die nützlichen Pilze. 33 Zu 2) untersuche ich die Möglichkeit einer Uebertragung nach Art der Schmarotzerverpflanzung (s. S. 12, 13). Dass dieselbe vorhanden ist, liegt auf der Hand. Wann soll sie aber vorgenommen werden, in welcher Ausdehnung, und wie? Gleich drei Fragen, zu deren Lösung nur im Re- viere, wo ein Frass ausgebrochen ist, geschritten werden muss. Der Trans- port der kranken und todten Raupen hat keine Schwierigkeit, da die Pilze, selbst wenn erstere mit Schaufeln aufgehäuft werden, nicht leiden. Eine Schwie- rigkeit dürfte nur darin liegen, dass man die Pilze immer erst massenhaft dann entdeckt, wenn Kahlfrass schon eingetreten ist. Indessen wird es auch dann noch Gegenden geben, in welchen die Hilfe durch Uebertragung noch rechtzeitig kommt*). *) Speciell berühre ich das Thema noch bei den wichtigsten Raupen. Im Allge- meinen sei hier kurz Folgendes erwähnt: R. H artig untersuchte (s. dessen vortreff- liche Mittbeilungen in: Danckelmann Forstl. Blätter I. S. 476 u. f.) Empusa muscae und Cordyceps; erstere (massenhaft an Stubenfliegen) mit grösseren, fast mit blossen Augen wahrnehmbaren Pilzfäden und Sporen; bei Cordyceps haben sie kaum 7,0 dieser Grösse. Hartig will letztere noch häufiger finden, als die erstere. Da beide poly- phagisch sind, so dürfte auf ängstliche Unterscheidung in der Praxis nicht viel an- kommen und diese dem Praktiker auch schwer fallen, da der Pilz, besonders in früheren Stadien und in seiner Verbreitung bis in's Blut der Raupen, nur mikro- skopisch verfolgt werden kann, besonders in vertrockneten Raupen, während er z. B. als schimmliger Ueberzug seiner Wirthe leicht erkannt wird. Bei Cordyceps kommt noch ein Umstand hinzu, der die Erkennung erleichtert. Es giebt davon eine so entwickelte Form, dass man diese für einen ganz anderen, höheren Pilz halten sollte : und wirkhch hat er hier auch schon einen besonderen Namen bekommen: Isaria fa- rinosa. Es sieht an manchen Stellen des nackten oder mit Moos bedeckten Bodens so aus, als wenn kleine Häufchen Mehl ausgestreut wären. Untersucht man ein solches Schimmelpolster mit dem Messer und bringt einen pflaumengrossen Erdballen heraus, so hat man unten Puppe öder Raupe — gleichviel ob von Spanner, Eule Spinner oder Schwärmer etc. — und von dieser, die auch noch mit schimmliger Hülle umgeben sein kann, daher Segmente nicht mehr deutlich zeigt, erhebt sich ein ein- facher, oder auch verzweigter, 1 — 2<^^- langer Stiel (Strunk) mit narbenförmig ge- spaltenem Kopfe, der weiss gekörnt und mit einer Legion von kleinen, keimtragenden Fädchen übersäet ist. Nie sah man diese Mehlpilze häufiger, wie im Frühjahre 1869, zumal auch die zahllosen Leichen der pudibunda als Substrate dienten. Manche Gruppen waren zerschlissen wie Muskatenblüthe oder Flechtenstiele u. s. f. Indessen ist unbekannt, wie bald diese und andere Formen erscheinen, und ob man immer auf sie, als die sichersten Verräther, zu 'rechnen hat. Es ist von De Bary, Bail u. A. nachgewiesen, dass die kugeligen Conidien auf die Raupenhaut gebracht binnen wenigen Tagen keimen, und dass die spitzen Keim- schläuche in die Raupe eindringen. Eine andere Art der Infection erfolgt dadurch, dass die Conidien von den Raupen gefressen werden. — Das Auftreten schwarzer, kleinerer oder grösserer Hautflecke kennzeichnet gewöhnlich äusserlich die pilzkran- ken Raupen. Zweiter Abschnitt. Die schädlichen Thiere. Die schädlichen Thiere überhaupt, und ganz besonders die schäd- lichen Insecten müssen eine andere Behandlung erfahren, als die nützlichen. Obgleich die Artenzahl der schädlichen geringer ist, so sind sie dennoch schwieriger. Hier kommt es auf genaue Unterscheidung der Arten an, wenn ihnen durch verschiedene Mittel begegnet werden soll. Es giebt Fälle genug, in denen zwei und mehrere verwandte Arten (wie z. B. bei den Fichten- borkenkäfern, bei den Kiefernblattwespen , manchen Eaupen u. dergl.) ohne Nachtheil verwechselt werden können. Darüber darf aber nur die Erfahrung entscheiden. Ferner kommt noch besonders in Betracht die Anordnung der Gegenstände, welche nicht nach rein wissenschaftlichen Grundsätzen vorgenom- men zu werden braucht, da sie andere Zwecke verfolgt, als die wissenschaft- liche Systematik der Thiere. Einige allgemeine entomologische Vorkenntnisse, wie namentlich Unter- scheidung der Käfer, Schmetterlinge etc. und ihrer Larven, werden indessen nützlich und im 11. Cursus zu erlangen sein. Erstes Kapitel. Beschreibung und Vertilgung der scliädlichsten Forstinsecten. Die wichtigsten Forstinsecten schaden nur gewissen Baumarten und kommen auf anderen selten oder gar nicht verheerend vor — sie sind mehr oder weniger Monophagen. Da in den meisten Forsten Nadel- und Laub- hölzer geschieden zu sein pflegen, so wird auch für den einen Forstmann Nadelholücultur-Verderber. 35 mehr die Kenntniss der Nadelholzinsecten, für den anderen mehr die der Laubholzinsecten Interesse haben. Und selbst da, wo gemischte Bestände sind, wird man ja von einem sich besorglich vermehrenden Insect bald sehen, ob es auf den Laub- oder den Nadelbäumen, oder in seltenen Fällen auf beiden zugleich lebt und fi'isst. Wir haben ferner erfahren,- dass gewisse Insecten nur den jüngeren, andere nur den älteren Hölzern schaden. Deshalb zeigt es sich am- meisten praktisch, die Nadelholzfresser von den Laubholzfressern zu sondern, und dann wieder die Bestandesver wüster von den Culturverwüstern zu trennen. Zu ängstlich darf man hier mit der Anwendung des Wortes Cultur nicht sein; d. h. wir verstehen darunter nicht blos die künstlich, sondern auch die natürlich begründeten jüngsten Bestände gegenüber dem Mittel- und Altholze, vorzugsweise während der ersten Jahre ihres Bestehens. Die Ordnung der Insecten nach ihrem Vor- kommen an jungem und altem Holze gewährt manche Vortheile. Zuweilen sind mehrere Insecten, die zu ganz verschiedenen Gattungen gehören (wie z. B. auf Culturen Otiorhynchus niger Fabr. [Curculio ater Schh. Ratz.] und Hylesinus cunicularius Er.)^ im Vorkommen und in der Entwickelung so verwandt, dass wir sie gleich hinter einander aufführen und durch ein und dasselbe Mittel vertilgen können. Kleine Ausnahmen dürfen dabei natürlich nichi berücksichtigt werden. So z. B. rechnen wir .den Maikäfer zu den Nadelholzcultur- Verwüstern, obgleich er auch in Laubholzbeständen vorkommt. In den letzteren ist er bei Weitem nicht so gefährlich, wie in den ersteren. Dennoch wird ein jedes Insect auch in der Abtheilung, in welcher es ausnahmsweise gesucht werden möchte, wenigstens dem Namen nach,, an- geführt werden müssen. Erste Abtheilung. Nadelholz cultur- Verderb er. Die Nadelholzculturen werden weniger von den das Hochholz liebenden, grösseren Raupen, mehr von Käfern und kleineren Raupen heimgesucht. Am meisten hat die Kiefer zu leiden. Verwandtschaft der Insectenarten entscheidet nicht immer für verwandten Frass, das lehrt Pissodes notatus Fabr.., der fast nur auf Culturen schadet, während sein Doppelgänger, der P. piniphilus Hbst.., noch nie auf solchen, sondern immer nur in den Stangenhölzern gesehen wurde. Zwei ebenso nahe verwandte Borkenkäfer sind Hylesinus piniperda L. und minor Hrtg.., aber nur den ersteren hat man bisher in Culturen beob- 36 Nadelholzcultur-Verderber. achtet, noch nie den letzteren*). — Als Eigenthümlichkeit der Culturen kann man noch im Allgemeinen anführen, dass sie auch an Wurzeln und Wui'zel- khoten gefährlich leiden (Kiefern und Fichten, letztere ganz specifisch), was den Beständen so leicht nicht begegnet. Für Vertilgung lassen sich nur wenige allgemeine Regeln geben. Es muss eine richtige Erkennung vorausgehen, und deshalb untersuche "man immer zuerst, wenn Pflanzen in den Kämpen oder auf den Culturen kränkeln, ob nicht Larven (wie z. B. Engerlinge u. A.) an den Wurzeln fressen, was gerade bei Nadelhölzern am häufigsten geschieht. Die Pflanzen welken dann meist urplötzlich und werden hinterher in wenigen Tagen roth. Ueber der Erde sind die schlimmsten die Eindenfresser (Borken- und Rüsselkäfer), weil sie auch meist tödten, oder erst spät die untrüglichen Krankheitssymptome hervorrufen. An den so heimlich bewohnten Planzen tritt Nadelröthung oft erst nach mehreren Wochen oder Monaten ein, jedoch meist noch zeitig genug, um die Kranken und Sterbenden noch schnell entfernen zu können. Wir können daher nicht genug daran erinnern, dass es Mittel giebt, welche gegen mehrere Insecten zugleich anwendbar sind, nämlich das eilige Entfernen der angegriffenen Pflanzen, gewöhnlich gegen die kleinen braunen Rüsselkäfer und die kleinen Kiefernborkenkäfer, sogar zuweilen gegen den Kiefernmarkkäfer. Sie befinden sich meist vom Ende des Mai bis zur Mitte des Juli, zuweilen auch wohl selbst über Winter* im Larven- oder Puppenzustande, und werden, wenn man die befalleneu Stämm- chen dann auszieht und verbrennt, sicher zerstört. Ueberwintern sie aus- nahmsweise unter der Rinde, so ist Zeit zur Vertilgung genug. Werden sie. aber, durch Witterung begünstigt, schon im Sommer reif, wie mir das in der Regel vorgekommen ist, so muss man sie schon im Juni oder Juli zerstören. Zögert man mit dem Ausreissen der Pflanzen, so sind die ausgebildeten Käfer grösstentheils ausgeflogen und überwintern an schwer zu entdeckenden Stellen, um im nächsten Jahre, oder wohl selbst noch in demselben, mit doppelter Macht über noch gesunde Pflanzen herzufallen. Die Pflanzen auf den Culturen sind aber keineswegs ihre einzigen Brutstätten. B. bideus Fabr. z. B. brütet (mit manchen anderen, nicht gleichgiltigen In- secten, wie Buprestis [Anthaxia] 4 punctata L.) im Abraum, und auch diesen sollte man daher möglichst entfernen. Besonders gefährlich werden als Brutstätten die verkus selten Kiefern auf schlechtem Boden. Wenn diese^ dem Diebstahle be- sonders ausgesetzt und oft preisgegeben, abgebrochen oder mit Hinterlassung eines hohen, oft noch niedrige Aeste behaltenden Stockes abgehauen werden, so *) Sollte der Grund hierzu nicht vielleicht in der den Nichtentomologen etwas schwierigen Unterscheidung der beiden Arten liegen, die nach der Gestalt ihrer (läuge im Altholz gar nicht zu verwechseln sind? (J.) Maikäter. Beschreibung, Verbreitung. 37 ziehen sich nach solchen noch halb vegetirenden Stö^iken die kleinen Borken- und Rüsselkäfer, selbst der Kiefernmarkkäfer, der sonst nicht gern am stehenden Holze brütet. Noch in viel höherem Grade ist dies mit verunglückten Pflanzungen der Fall. Die Herren, welche 1867 und 1868 in Neustadt studirten, werden sich mit Vergnügen des interessanten V^urraberges und des daselbst etablirten Klinikums erinnern (Waldverderbniss H. Seite 422). Für die Aufzählung der hierher gehörenden bisecten' ergiebt sich unter Beachtung der zwei auffallend verschiedenen Hauptformen eine bestimmte Reihenfolge, welche dem Ungeübten das Bestimmen erleichtert. Entweder sind die ausgebildeten Insecten hartflüglig und ihre Larven sind fussloss (Maden), oder letztere haben 6 Beine (Engerlinge). Oder die imagines sind weichflüglig (Blattwespen und Schmetterlinge), und ihre Larven haben mehr als 6 Beine. I. Die Haikäfer. Melolontha vulgaris Fahr.^ hippocastani Fahr. u. A. (Taf. H. Fig. 14.) Der zur Familie der Lamellicornien gehörige Maikäfer (M. vulgaris Fabr.) ist bekannt genug Die Männchen unterscheiden sich von den "Weibchen durch einen breiteren und längeren Fühlerfächer. Seine Larve (Engerling, Glime, Quatte) hat 6 sehr lange Beine, einen starken mit viergliederigen Fühlern be- setzten Kopf, und ist jung (Fig. 14^*) mehr bläulich-weiss, erwachsen aber (Fig. 14^) gelblich-weiss mit sehr dickem, den Koth lange ansammelndem, daher bläulichem After, ausgewachsen fast 4,5'''"- lang. Die Puppe (Fig. 14^) bräunlich- weiss mit zweispitzigem After, in einer geglätteten, eirunden Erd- höhle. Die Eier fast hanfkorngross, gelblich-weiss. Der Flug der Käfer be- ginnt, je nach Witterung, Ende April oder im Mai — in höheren Gebirgs- lagen, wo der Käfer überhaupt nur wenig vorkommt, erscheint er erst im Sommer, einzelne Exemplare erst Ende August — und dauert 3 bis 4, auch wohl 6 Wochen*), wenn man ein grösseres Flugrevier nimmt. Das Weibchen *) Da das Wetter zur Flugzeit der Käfer besonders veränderlich ist, selbst noch anhaltende Kälte bringt, so muss auch jene sehr veränderlich sein. Die Verzögerung liegt aber nicht bloss in dem früher oder später eintretenden Auskommen, sondern eben auch in der Verlängerung der Flugzeit. Ein und derselbe Käfer, wenn er durch Kälte mehrmals genöthigt wird, Schutz in der Bodenbedeckung zu suchen, kommt immer wieder von Neuem zum Vorschein, bis die Begattung diesem wiederholten Schwärmen ein Ende macht. Die Männchen fressen dann wohl noch mehrere Tage, die Weibchen gehen aber spätestens 24 Stunden nach derselben in die Erde; die meisten derselben kehren dann auch nicht wieder zurück, wodurch die Männchen zuletzt auf den Bäumen ein numerisches Uebergewicht bekommen. Vor dem Auf- fliegen pumpen die Käfer ihre mit blasenförmigen Erweiterungen besetzten Tracheen voll Luft — das Zählen der Maikäfer nach Erichson — , um den voluminösen, schwer; fäUigen Körper zu erheben. Auch die Bewegung der Larven hat etwas Eigenthüm- liches, insofern sie wegen ihrer Krümmung über der Erde nur auf der Seite liegen können, und nur in der Erde kriechen, wobei ihnen wahrscheinlich die rückwärts ge- richteten Börstchen des Kückens helfen.' 38 Nadelholzcultur- Verderber. schiebt, indem es sich in den Boden gräbt, ein lockeres Erdhäufchen aus demselben hervor und geht dann, um seine 12 — 30 Eier (selten mehr) ab- zulegen, bis 25'^™- tief, lieber in unbenarbten, • ziemlich, lockeren , trockenen, als bewachsenen, festen und nassen Boden. Nach 4 — 6 "Wochen erscheinen die Larven. Sie bleiben längere Zeit beisammen und zerstreuen sich erst im zweiten Sommer, dann aber nach allen Seiten in der Erde fortwandernd. Im dritten und vierten, zuweilen schon im zweiten Sommer, wird ihr Frass an den Wurzeln der jungen Holzpflanzen, wie auch an Kräutern und Gräsern, be- sonders garten- und landwirthschaftlichen Gewächsen, merklich. Die Pflanzen verrathen sich, was für die Erkennung wichtig ist, durch ihr kümmer- liches Aussehen: au Kiefern und überhaupt Nadelhölzern, 'M^elche auch hier mehr als die Laubhölzer leiden, sind die vorjährigen Nadeln kürzer, struppiger und meistens auch bleicher und trockener, als gewöhnlich, -und der diesjährige Trieb entwickelt sich langsam und unvollkommen. Reisst man die Pflanzen aus, so zeigt sich, auch wenn sie schon 6 — 8 jährig sind, nur ge- ringe Widerstandskraft; die Seitenwurzeln (Thauwurzeln) sind abgefressen, und oft ist selbst an den dicken Wurzelsträngen die Spitze abgebissen. Bei schwächeren Pflanzen ist die befressene Wurzel so nackt und kahl , wie eine Rübe. Im Kleinen ähnelt der Frass dem der Mäuse , geht auch zuweilen ringsherum bis dicht unter, ja selbst bis über den Wurzelknoten, wenn sich eine starke Moos- schicht um die Pflanzen gebildet hat (s. Vertilgung). Hat der Frass an einer Stelle gewüthet, wo blos Gras oder Kraut stand, so zeigt sich dies auf einem ziemlich scharf abgegrenzten Platze wie vergelbt und verbrannt. Wo solche Plätze in den Schonungen dicht beisammen liegen, da fehlt auch das Holz, und man bemerkt, dass solche Maikäferlöcher immer wieder von legenden Käfern gesucht werden. Zum Winter gehen die . Engerlinge tiefer in die Erde, und im Frühling begeben sie sich wieder unter die Ober- fläche. — Der Maikäfer hat eine sehr bestimmte Generation: in Nord- deutschland eine 4jährige, wärmeres Klima bedingt eine 3jährige, z. B. in der Schweiz und in Süddeutschland. Bei der 4jährigen sind die Larven erst im vierten Sommer ausgewachsen, bei der 3 jährigen schon am Ende des dritten. Aber auch bei der 4jährigen Generation fressen sie meistens nicht mehr um Johannis, oder sie verpuppen sich wohl schon gar im Juli, sehr selten schon im Mai. Gewöhnlich geschieht dies erst im Herbst oder im nächsten Frühjahre, und zwar in der genannten, inwendig geglätteten Erdhöhle, die bald (im Winter) ungewöhnlich tief, bis fast 1™- , bald (im Sommer) nur 0,3"*- tief unter der Erdoberfläche liegt. Die Käfer fliegen, wenn sie sich auch schon im Herbst entwickelt habpn sollten, jedoch meist erst im nächsten April oder Mai aus; nur ausnahmsweise verlassen sie schon im Herbste die Erde und fliegen im September oder October, oder einzelne kommen schon iin Februar des Flugjahres zum Vorschein. Um auszufliegen, machen sich die Käfer einen Gang in die Höhe, und lassen im Boden Löcher, wie mit einem Stocke gestochen, zurück. An den Bäumen verrathen sie sich dann bald durch ihren schwirrenden Flug während der Dämmerung, oder durch den Frass; sie werfen abgebissene Blattstücke herunter, die an Birken z. B. viel Aehnlichkeit mit den von der Nonne abgebissenen haben. Ihr Koth liegt dick unter den Bäumen und sieht wie grobes Kanonenpulver aus. Maikäfer. Flug. . 39 I. Yerbreitung, Frass, forstliche Bedeutung. Die Maikäfer nehmen den ersten PMz unter den Forstinsecten ein, denn sie fressen, ohne dass, wie bei anderen Insecten, Jahre des Nachlasses, mit einem gewissen Frass- Cyclus abwechselnd, einträten. Man hat mit der grössten Bestimmtheit darauf zu rechnen, dass jeden fünften resp. vierten Sommer ein bedeutender Maikäfer-Flug (Hauptflug) erscheinen wird; was innerhalb dieser Jahre fliegt (Zwischenflug) ist jedenfalls immer unbedeutender, wenn auch bei der Vertilgung nicht zu übersehen. Bei uns war das beispiellos kalte, regnichte und stürmische Frühjahr 1864 eben so gut wie das Dürrjahr 1868 ein Flugjahr. Die Käfer litten allerdings 1864 etwas mehr als sonst, was ich an gewissen, in anderen Jahren kahl gefressenen, diesmal nur halb entlaubten Eichen sehen konnte. Allein die meisten Käfer verkrochen sich und kamen erst Anfangs Juni, als es warm wurde, wieder hervor, frassen dann einzeln noch bis Ende des Juni. Nach den Hauptflügen berechnet man die Flugjahre. Merkwürdig ist die für die Trägheit des schwärmenden Käfers sprechende Thatsache, dass oft benachbarte Gegenden ganz verschiedene Flugjkhre haben, wie selbst z. B. Neustadt, Berlin, Potsdam; ja 3 Meilen von Neustadt beobachtete man noch abweichende Flugjahre. Da ich bereits 30 Jahre hier lebe, so schwindet jeder Gedanke an Zufälligkeit, wenn ich versichere, dass unsere Flugjahre pünktlich 1832, 36, 40, 44, 48, 52, 56, 60, 64 und 68 eintraten. Wie wollten wir, ohne diese Sicherheit, auch von Hauen und Cultiviren nach dem Flugjahre sprechen? Ausnahmen für Nord- und Mitteldeutschland sind gewiss selten. Wiese beobachtete in Pommern das dem Jahre -1859 correspon- dirende Flugjahr 1863, aber auch schon 1862 ein fast ebenso starkes, und sucht den Grund in den vorhergegangenen Dürrjahren*). Ebenso merkwürdig war der geringe Flug in den Jahren 1866 und 1 867. Ganz wird die Sache nicht durch Dürre erklärt, denn sonst müssten ja auch die Neustädter Flüge Aenderung zeigen. Seitdem man, sorgfältiger beobachtet hat, sind Ausnahmen von der Regel öfter bemerkt worden, so namentlich in Mecklenburg. V. Kamptz schrieb mir aus Neu-Strelitz: ,, Nachdem im Jahre 1860 ein normales Flugjahr dagewesen war, verunglückten die aus demselben her- stammenden Engerlinge massenhaft im Jahre 1863. Im Juni, als die Yer- puppung beginnen sollte, fand man ausgewachsene Engerlinge massenhaft todt auf der Oberfläche, einmal nach starkem Regen. Dennoch gab's im Flugjahre 1864 viele Käfer, wenn auch nicht überall, so dass Krankheit und Tod der Larven im Jahre 1863 nur als local betrachtet werden mussten." *) Forstliche Blätter. Heft XY. 1868.. S. 169 u. f. 40- Nadelholzcultur-Verderber. Die Flugjahre sind übrigens nicht die gefährlichen. Die Millionen von Käfern fressen zwar manchen Baum ganz kahl, mancher büsst auch wohl Blüthen und Früchte ein, und der Zuwachs leidet, aber selten geht einer danach ein. Indessen ist es doch wichtig, auch in dieser Beziehung die Eigenthümlichkeiten des Maikäfers zu kennen, z. B. dass er von den Kiefern und Fichten höchstens die männlichen Kätzchen angeht, da also nicht leben kann, wo nicht neben diesen zugleich Laubholz vorkommt, oder die Lärche, deren Nadeln er gern annimmt. Unter den Laubhölzern liebt er vorzüglich Eichen, Ahorn, Kosskastanien, Birken, "Weiden, Pappeln, Ebereschen, Buchen, Hainbuchen, verschmäht aber auch Obstbäume und Linden nicht. Am meisten frisst er auf hervorragenden oder frei stehenden Stämmen, weil er diese um- schwärmen kann, und zieht sich deshalb, öfters weit von seiner Brutstätte abstreichend, "gern nach den Chaussee-Bäumen. Viel schlimmer gestaltet sich der Frass in den Nichtflugjahren öder Engerlingjahren, denn vor der Larve ist keine Holzpflanze vor dem achten bis zwölften Jahre sicher, und sie frisst hier im frostfreien Herbst bis No- vember; ja selbst stärkere Stämme werden noch an den schwächeren Wurzeln befressen, einzelne noch getödtet. Man sammele die Käfer also weniger, um der Entlaubung der von ihnen befallenen Stämme vorzubeugen, sondern vielmehr um die benachbarten Pflanzungen und Saaten vor den Engerlingen zu schützen. Leider sehen das viele Leute gar nicht ein, weil sie, wenn ihre Pflänzlinge anfangen roth zu werden, gar nicht mehr an den Flug, welcher vor einem Jahre oder vor zwei Jahren da war, denken. Wie lange ist es her, dass man diesen letzteren Frass gar nicht kannte, und noch jetzt wird es einigen Scharfsinnes bedürfen, um ihn nicht mit dem von vestigialis Rott zu verwechseln. Oft zeigt sich der grösste Frass nicht einmal in unmittel- barer Nähe der Käferflüge; um zu schwärmen und zu fressen gehen die Käfer oft in die geschlossenen Bestände, wo sie wenig oder gar nicht legen. In den wüchsigen, geschlossenen Beständen hat man daher immer am wenigsten zu fürchten. Auch in den Samenschlägen thut die Larve wenig Schaden, wenn die jungen Pflanzen kräftig stehen, ebenso auf schmalen Schlägen. Am liebsten sind ihnen grosse Kahlschläge, auf welchen das Weibchen ungehindert niedrig umherfliegen kann, um die zur Ablegung der Eier geeignetsten Stellen, nämlich solche, wo der Boden verwundet ist, aufzusuchen. Saatbeete werden entweder vom Käfer direct mit Brut belegt, oder sie werden von den Larven angegangen, welche vor dem Säen schon im Boden waren oder durch Auf- karren fremder Erde dahin kamen; endlich üben eine Anziehung die in Gärten (seltener im Walde) mit Mist ausgefüllten Pflanzlöcher oder mit Dung- erde überkarrten Orte. Hier wird man gelegentlich die Engerlinge tödten können. Die legenden Käfer zieheij sich gern nach solchen lichten , lockeren Maikäfer. Begegnung. 41 Stellen. Ihre Brut lebt hier anfänglich von den Wurzeln der schnell sich ein- findenden Kräuter und Gräser, geht später aber an die inzwischen cultivirten Holzpflanzen , die dann schnell ihrer Wurzeln beraubt werden*). Zu den üblen Folgen des Frasses gehört noch das Kränkeln so vieler angefressenen Holzpflanzeu, in denen sich dann noch Borken- und Rüsselkäfer ansiedeln und enorm vermehren, wenn man nicht sehr aufmerksam ist. II. Begegnung. Der Maikäfer hat mit dem grossen Rüsselkäfer darin einige Aelmlichkeit , dass auch von ihm junge Pflanzen (oft sogar Keimlinge) am meisten belästigt werden. Ein wichtiger Unterschied liegt aber darin, dass letzterer als imago schadet , während von ersterem , fast nur die Larven zu berücksichtigen sind. Beim Rüsselkäfer gehört daher das Käfer sammeln zu den Vertilgungs-, beim Maikäfer zu den Vorbauungsmitteln, umgekehrt ist es mit den Larven der beiden Insecten. A) Vorbauungsmittel bezwecken die Abwendung des Käfers von den Saatbeeten und Culturen, was entweder durch Sammeln der Käfer oder durch zweckmässige Behandlung der Culturen und Schläge erzielt wird. Erstens das Sammeln der Käfer. Jedenfalls das beste Mittel. Man hat sich indessen immer noch zu sehr durch Vorurtheüe davon abhalten lassen. Alle Maikäfer eines Revieres wird man freilich nicht absuchen; das ist aber auch nicht nöthig, denn wenn sie auch im Innern der geschlossenen Bestände alle bleiben, so schaden sie hier nicht fühlbar, weil nur junge, 1 — 6jährige Stämme in grosser Ausdehnung von ihnen zerstört werden;' und wenn auf den Schonungen* auch nur ein Theil der Käfer vernichtet wird, so gewährt das den jungen Pflanzen schon grosse Erleichterung. Der Einwand, dass, nach der Säuberung der Schonungen und der Ränder derselben, sich doch wieder Käfer aus anderen Gegenden herbeiziehen werden, ist nicht ganz richtig, da der Maikäfer sehr träge ist, ja nicht einmal gewisse von ihm gewählte Horste von Bäumen gern verlässt, die er daher auch öfters ganz kahl abfrisst. Erfahrungen haben auch bereits gezeigt, dass Orte, welche im Flugjahre mit Anstrengung gereinigt werden, später Ruhe haben und dass hier auch während des nächsten Flugjahres weniger Käfer als anderswo fressen. Um den Zweck möglichst vollständig zu erreichen, muss man schon vor der Flugzeit an das Sammeln denken. Man muss in der Nähe der zu schützenden 1 — 6jährigen Schonungen und der Flächen, welche innerhalb des nächsten Frass-Cj'clus (4 Jahre) cultivirt werden sollten, alle starken Bäume, *) Forstinspector v. Witzleben spricht sich nach seinen Erfahrungen in den Verhandlungen des sächs. Forstvereins 1874 ganz besonders gegen die Hügelpflanzung aus, weil diese den Boden sowohl bei der Herbstarbeit (Bereitung der Culturerde), als im Frühjahre durch das Plaggenhauen am Meisten entblösst imd dadurch dem Eierablegen des Käfers Vorschub leistet, (J.) 42 Nadelholzcultur- Verderber. welche sich beim Sammeln nicht vollständig reinigen lassen würden, auf 100 bis 200 Schritte weit an den Rändern wegnehmen. Schwächere, noch schüttelbare, hervorragende Stämme, deren Wipfel die Käfer gern umschwär- men und nachher besetzen, sind uns dagegen angenehm. Solche Stämme werden zu sehr nützlichen Fangstämmen, wenn sie ' auf der Schonungs- fläche zerstreut stehen. Sie gewähren noch den Nutzen der Controle, denn wenn sie, die immer am ersten befallen werden, ihre vollbelaubten "Wipfel haben, so thaten die Sammler gewiss rechtzeitig ihre Schuldigkeit. Alsdann ist zweierlei noch zu beachten: 1) dass man mit dem Sammeln gleich nach dem ersten Auskommen anfängt, was, ganz so wie bei anderen Insecten, in trockenen Districten eher als in feuchten, an Mittagsseiten eher als an nörd- lichen geschieht. Wartet man so lange, bis ganze Schwärme die Bäume be- decken, so ist schon viel versäumt. 2) Man darf nicht alle Tage auf gleichen Erfolg rechnen, ja man wird sogar das Sammeln an gewissen Tagen, wenn die Käfer wenig oder gar nicht fliegen, aussetzen müssen, um nicht Arbeits- lohn unnöthig zu verschwenden. Gewöhnlich zeigt es sich schon am Abend vorher, wenn man am nächsten Morgen eine gute Lese zu erwarten hat; ist es nämlich warm und windstill, so umschwärmen die Käfer in dichter Schaar die Baumwipfel, an welchen sie am nächsten Morgen festsitzen. Beim Sam- meln selbst hat man folgendes Verfahren zu beachten: 1) Es wird in den frühen Morgenstunden begonnen, wenn der Morgen . nicht sehr kalt und nass ist, in welchem Falle die Käfer zu fest sitzen. Hat man Menschen genug, so hört man gegen Mittag auf, weil die Käfer an warmen Tagen sehr beweglich werden, im Herunterfallen ihre Flügel ausbreiten und leicht davonfliegen. Hat man jedoch nicht so viele Leute, dass man herumzukommen hoffen darf — und zwar nicht blos 2 — 3mal, sondern da, wo haubare benachbarte Bestände immer wieder neue Käfer herbeiziehen, wohl 6 — 8 mal — , so kann auch (besonders mit den sub 3 erwähnten Vorsichtsmassregeln) das Sammeln den ganzen Tag ununterbrochen oder wenigstens Nachmittags, wenn die grösste Hitze vorüber ist, fortgesetzt werden, weil immer noch viele Käfer zur Erde kommen (besonders bei kühlem Wetter). 2) Man berücksichtige besonders alle einzeln stehenden oder doch aus dem Bestände hervorragenden Stämme, dann auch die freien Gebüsche, während die von hohem Holze, namentlich von Kiefern, überwipfelten nicht abgesucht zu werden brauchen, weil sie der Käfer nicht gern annimmt, sich hier nur bei Regen und Sturm versteckt. 3) Stämme und Aeste werden mit kurzen, kräftigen Erschütterungen ge- schüttelt oder angeprallt. Schüttelt man so langsam, dass der Wipfel sich hin und her wiegt, so fallen die Käfer nicht so gut, und wenn sie Maikäfer. Begegnung. 43 fallen, so werden sie weit weggeschleudert und fliegen dabei sehr häufig während des Fallens auf. 4) Sind so starke Stämme vorhanden, dass sie fnicht mehr geschüttelt werden können, so müssen die erreichbaren Aeste mit^^langen Haken oder Stangen gereinigt werden. "Wenn man Jungen unter den Samm- lern hat, so machen sich diese gegen eine geringe Gratification ein Vergnügen daraus, den Baum zu besteigen, die unteren Aeste durch Auftreten zu erschüttern und dann den dünneren Zopf mit den Händen zu schütteln. 5) Es müssen ausser den Kindern, welche sehr gut zum Aufsammeln zu gebrauchen sind, auch einzelne Erwachsene — etwa 1 auf 4 bis 6 Kinder — da sein, welche die Stangen ti'agen und die ganzen Stämme schütteln. Die Kinder umstellen dann mit auf den Boden ge- richteten Blicken den Baum, ehe derselbe angestossen wird; denn man findet die Käfer so leicht nicht mehr, wenn sie schon in den Unter- wuchs gefallen sind. Laken, Tücher, Säcke lassen sich hier nicht an- wenden , weil der Boden meist zu stark bewachsen ist und das Aus- breiten sehr erschwert. 6) Sammeln in Tagelohn unter gehöriger Aufsicht ist dem Accorde vorzuziehen, weil so reiner abgesucht wird, und auch die Zeit nicht mit dem Ausmessen verloren geht. 7) Die Gefässe der Sammler müssen inwendig glatt sein, am besten eng- halsige Wasserkrüge; auch schützt ein dann und wann vorgenommenes Umschwenken derselben, wodurch die Käfer sich mit den Beinen ver- \yirren und vom Herauskriechen abgehalten werden. Von Zeit zu Zeit werden die Töpfe , noch ehe sie ganz voll . sind , einzeln auf einem festen Wege ausgeleert und die Käfer mit Kloben zerstampft oder mit Stiefeln zertreten; schüttet man sie auf grosse Haufen, so fliegen viele davon*). 8) Je nachdem das Auskommen langsam (bei kaltem Wetter) oder schnel- ler und mehr massenhaft erfolgt, muss das Sammeln täglich oder nach Pausen von 2 — 3 Tagen wiederholt werden. *) Recht zweckmässig ist wohl das von Taschenberg empfohlene Verfahren. Die Sammler erhalten Säckchen, in deren oberes Ende der Obertheil einer zer- brochenen Bierflasche fest einzubinden ist; der Flaschenhenkel giebt eine gute Hand- habe, der Hals ein leicht verschliessbares Eingangsloch. Unten sind die Säckchen durch ein Band geschlossen, durch dessen Lösung das Ausschütten der Käfer in einen grösseren Sack, wenn diese weiter transportirt werden sollen, oder auf sonst geeignete Plätze erfolgen kann, ohne dass sie zum Theil davon fliegen. (J.) 44 Nadelholzcultur- Verderber. Zweitens Beobachtung forstlicher Regeln, Hierbei ist zu be- achten, dass die Mutterkäfer am wenigsten gern nach der natürlichen Ver- jüngung oder nach den Schattenrändern der Schonungen längs eines haubaren Bestandes gehen, und dass sie vorzüglich da, wo der Boden nicht wund ge- macht worden ist, ungern legen, Dass hier dann auch der Frass der Larven, wenn er vorkommt, nicht so fühlbar wird, liegt mit an der grösseren Menge der vorhandenen Pflanzen. Die Larven bleiben nicht an einer Stelle, sondern arbeiten sich mühsam von einer zur anderen. Bei grossem Pflanzenreichthum bleiben dann oft genug gesunde Pflanzen übrig, um später einen geschlosse- nen Bestand zu bilden. Auf den nach kahlem Abtriebe angebauten Flächen verhält sich das anders, und die Erfahrung hat nun schon seit mehreren Decennien, seit der üeberhandnahme der Kahlschläge, besonders in den sandigen Ebenen der Mark, gelehrt, dass Maikäfer immer stärker sich vermehren, und es immer schwerer wird, einen geschlossenen Bestand zu erziehen. Kahler Abtrieb und Maikäfer arbeiten sich gegenseitig in die Hände. "Wo die Kahlschlagwirthschaft nicht zu vermeiden ist, da haue man womöglich nicht dicht vor dem Flugjahre, sondern warte mit dem Hiebe bis nach demselben, damit, ehe der nächste Flug wieder eintritt, der Boden schon beraset oder mit jungen Pflanzen gedeckt ist, der Käfer hier also zum Legen weniger eingeladen wird. Besser als die allzugrossen Kahlschläge werden jedenfalls häufiger wechselnde, schmale Schläge sein, die man freilich nur mit Hilfe zahlreicher, durch zweckmässige Forsteinrichtung geschaffener Anhiebsräume ausführen kann, eine Massregel, die übrigens noch aus vielen anderen Gründen (Feuer, Kiefernspinner, Rüsselkäfer u. s, w.) nicht oft und dringend genug empfohlen werden kann*). Auf den Culturen unterlasse man zunächst die (sonst so vortreffliche und auf trockenem Sandboden kaum vermeidliche) Pflanzung mit entblöss- *) Um den Nutzen der Samenschläge und des Seitenschattens drehen sich viele wirthschaftlichen Besprechungen. Die Wirkungen von Schatten und Licht müssen wohl jedem Forstmanne aus seinen eignen Wahrnehmungen klar werden, sie lassen sich aber auch aus der Chronik einzelner Reviere, wo erst seit der Zeit grosser, zu- sammenhängender Schläge der Engerlingfrass bemerkt wurde (Waldverderbn. II. S. 364)^. nachweisen. Wiese (Forstl. Blätter XV. H. S. 119 u. f.) untersucht weitläufig, wenn die wirthschaftlichen Verhältnisse die Rückkehr zu den Samenschlägen gestatten, wie diese dann zu stellen und zu führen seien, damit nicht, wenn einerseits der Maikäfer abgehalten wird, andererseits dann wieder der Rüsselkäfer einkehrt, u. s. f. Zwei- tens will er (nach Lehmann) durch die Hiebsführung die Schattenränder in den ' zum Abtriebe stehenden Jagen so viel als irgend zulässig, -vermehren, auch die son- nigen Mitten durch Samenbäume schützen. — Th. H artig construirt, um dem Frass auf Freisaaten zu begegnen , „die Neurodbeete mit Seitenschutz" (Krit. Bl. Bd. 33. H. 1. S. 150 und Waldverderbniss II. S. 435). Maikäfer. Begegnung. 45 ter Wurzel, weil sich die Larven leicht bis zu dieser hinarbeiten und die .schwachen Wurzeln ganz abbeissen. In den Ballenpflanzungen wird ihnen dies schwerer. Auch wird die Gefahr des allseitigen Wurzelabbeissens ge- ringer sein, wenn man von Nacktpflanzen kleine Büschel zusammen pflanzte. Unter den Saaten empfelüeii sich weniger die (schmalen) Rinnensaaten und die Stecklöcher- und Plattensaaten, als die breiten Streifen- und die Voll- saaten, weil die Pflänzchen auf den ersteren sehr zusammengedrängt stehen, und öfters ganze Plätze ausgefressen werden, während bei den letzteren (mehr zerstreuten) die Larven überall einzelne Pflanzen übrig lassen. Man hat Isolirungsgräben — von verschiedener Tiefe, je nachdem die Engerlinge flacher oder tiefer liegen — empfohlen*), d. h. man will z. B. auf den Saatkämpen durch tiefe Gräben den Zuzug neuer Larven von aussen her ab- schneiden; dann muss aber der Kamp vorher von Engerlingen gereinigt werden.- Auch ist es rathsam, umfangreiche Maikäferlöcher, ehe sich von hier aus die Larven weiter verbreiten, durch Gräben abzusperren. Ferner ist zu beachten, dass die ungünstigste Zeit für die Cultur vor und in dem Flugjahre sein würde, da die Käfer die gelockerten Bodenstellen am liebsten aufsuchen; selbst wo sich die Heide unterdessen einfände, würde sie bei Kiefern eher nützlich als schädlich sein, an diese geht kein Maikäfer. In dieser Beziehung ist es auch gut, die später mit Holz anzubauende Fläche in dem Flugjahre mit Getreide, welches die schwärmenden Käfer vermeiden, bestellen zu lassen, auch würden zu den Vorbauungsmitteln die hier und' da vorgeschlagenen Fangkästen gehören. Es sollen nämlich da, wo man den •Angriff der Käfer am meisten fürchtet, rohe, aus Schwarten zusammen- geschlagene Kästen (etwa 50 — 60°™- lang und breit und 15 — 20'""- hoch) eingegraben werden, damit die Käfer, durch die lockere Erde der Kästen angelockt, nach diesen gehen und hier ihre Eier ablegen. Sind in den Kämpen die Pflanzen unmittelbar vor der Flugzeit ent- nommen, so thut eine hohe, dichte Bedeckung derselben mit Reisig sehr gute Dienste gegen das Ablegen der Eier. Die Aussaat darf dann aber erst zu einer Zeit erfolgen, welche sichert, dass die Keimlinge den Boden nicht vor Ablauf der Flugzeit verlassen. Freisaaten reinige man nur bis zum Noth- wendigsten vom Unkraut, lasse wenigstens dessen Wurzeln im Boden, damit die Engerlinge nicht durch Hunger gezwungen werden, nur die Wurzeln der Holzpflanzen zu fressen**). B) Vertilgnilg. Sie besteht im Sammeln der Larven. Leider wird sie noch oft nöthig, da nicht immer das gehörige Verfahren zur gänzlichen *) Krohn, Vertilgung der Maikäfer, Berlin 1864. **) Th. Hartig in Krit. Bl. Bd. 43 H. 1. S. 150. 46 Nadelholzcultur- Verderber. Abwendung des Frasses mit dem gewünschten Erfolge angewendet werden kann. Es ist schon vorher erwähnt, dass wir bei der Vorverjüngung nicht so viel von dem Maikäferfrasse zu besorgen haben. Man wird also sein Hauptaugenmerk auf die Pflanzungen, und Saatep im Freien richten müssen. Sind diese nicht zu ausgedehnt, und hat man geschickte Arbeiter genug, so wird nian, besonders wenn der Frass nicht gar zu heftig, und ganz vorzüg- lich in dem Jahre oder in den Jahren vor der Verpuppung, noch manche Pflanze, die ohne Abwehr vernichtet worden wäre, erhalten können. In den Einnensaaten kann man am meisten mit den geringsten Arbeitskräften ausrichten; denn hier übersieht man den Schaden mit einem Blicke, und bei gehöriger Aufmerksamkeit bemerkt man den Frass gleich von seiner ersten Entstehung an. Kennzeichen sind folgende: Erstens welken die jungen Pflänzchen schon in wenigen Stunden, nachdem ihre Wurzeln von der Larve gefressen wurden , und werden schon nach einigen Tagen roth, besonders in trockenen Sommern, wenn die oberflächlich noch nicht abgefressenen "Wurzel- fasern keine Nahrung mehr finden, oder wenn die ganze Wurzel bis dicht unter den Wurzelknoten abgefressen ist. Man kann also Anstalten treffen, noch ehe der Frass sich weit verbreitet hat. Zweitens wird, wieder zum Beweise des horizontalen Fortwanderns, die Eichtung, welche der Fresser genommen hat, in den Eeihen sehr gut; angedeutet, so dass ein geschickter Arbeiter in kurzer Zeit eine Menge Engerlinge ausheben und tödten kann. Entdeckt man den Frass erst, wenn schon viele Pflänzchen roth werden oder gar trocknen, so darf man nicht unter diesen die Engerlinge suchen, sondern man muss den Gang verfolgen, welchen sie (bei jüngeren Pflänzchen schneller, bei älteren langsamer) genommen haben, und dann erst die Pflanzen aus- heben, welche zwar noch grün sind, aber durch welke und hangende Nadeln andeuten, dass der Fresser in der Nähe ist. Ist der Boden nicht zu locker, so kann man die Gänge der Larve unter der Erde mit dem eingeschobenen Finger oder einer biegsamen Euthe leicht verfolgen. In den Pflanzungen ist die Vertilgung viel schwieriger. Von den jungen , 2 — 3jährigen Pflanzen entfernen sich die Larven sehr bald wieder, weil sie schnell mit den schwachen Wurzeln fertig sind, und unter den 4 — 6jährigen leben sie wieder lange versteckt, weil die Wurzeln nicht so leicht ganz zerstört werden, und die Pflanzen erst spät den Feind verrathen. Daher kommt es auch, dass die jüngeren Pflanzungen oft grössentheils ver- nichtet werden, während die älteren nur. durchlichtet sind. Man muss also bei den ersteren aufmerksamer sein, als bei den letzteren; denn an diesen halten sich die Engerlinge wochen-, ja monatelang, ehe sie die ganze Wurzel aufgezehrt haben. Bei diesen könnte man also mit dem Hinauswerfen und Tödten der Engerlinge allenfalls bis zur Zeit, wo man sie mit frischen Maikäfer. Begegnung. 47 Pflanzen auswechselt, warten. Bei den jüngeren ist es aber unerlässlich, und auch selbst bei den älteren am meisten zu rathen, dass man sie gleich, so- wie man . den Frass an • ihrem welken oder verfärbten Aussehen merkt , mit einem starken Erdballen hinauswirft und die herausfallenden Larven tödtet. Zögert man damit, so ist zu fürchten, dass die Larven weiter wandern, oder dass sie bei Annäherung des Herbstes in eine Tiefe gehen, bis zu welcher man nicht leicht mit dem Spaten dringt. Die Rücksicht der Schonung von Pflanzen darf hier nicht vom Vertilgen abhalten. "Wird ein natürlicher Anflug von Engerlingen zerstört, und will man letztere vermindern, um entweder eine neue Besamung oder Cultur aus der Hand eintreten zu lassen, so bleibt weiter nichts übrig, als Aufsuchen der Feinde durch Aufhacken des Bodens oder Schweineeintrieb. Letzterer vermag freilich im Winter nichts zu helfen, wo die Engerlinge zu tief liegen*). Ob das Pflügen mit dem Untergrundspfluge die Engerlinge von den jungen Pflanzen abhält, ist sehr zweifelhaft. Man stützte diese Meinung von dem Nutzen des Tiefpflügens auf die Ansicht, dass die Engerlinge nicht im Stande wären, Seitenbewegungen auszuführen, dass sie also, wenn sie ein- mal in der Pflanzen-Furche zerstört wären, sich von der Seite her nicht in die Furche arbeiten könnten. Ich halte dies für einen Irrthum. — Neue Mittel giebt's auch von Zeit zu Zeit, aber sie kommen immer wieder in Vergessenheit: entweder weil man ihnen gleich nicht traut, oder weil sie sich bei den ersten Versuchen als unwirksam erweisen. So wurden im Jahre 1862 beim Schlesischen Forstverein besprochen: Tabaksöl und Theer (in die .Pflanzlöcher) und die Hart ig 'sehe Präparation der Saatkämpe. Letztere (wieder zu versuchen) besteht in einer 20*='^ starken Unterlage frischen Eichenlaubes und ebenso viel Rasenasche. ni. Feinde. Der Hauptfeind gegen Engerlinge ist der Maulwurf, den man auf Culturen und Saatbeeten, selbst wenn er hier und da einige Pflanzen durch seine Gänge vernichtet, nicht stören darf. Wo noch Schwarz- wild erhalten ist, sieht man dasselbe . eifrig in den Maikäfer-Orten brechen; das hört auf, sobald es im Herbst kälter wird, und der Engerling tiefer in die Erde geht. Sehr wichtig sind auch Vögel. Unter diesen zeichnen sich besonders die Krähen, vorzüghch Saatkrähen und Dohlen, in teichreichen *) Auch hier legt Ratzeburg sehr grosses Gewicht auf den Schweineeintrieb, den man nicht oft genug empfehlen könne. Er sagt: „Man lasse ihn überall da ein- treten, wo es irgend gebt, ja man setze auf Schonungsflächen lieber einmal die Cultur ganz aus, um nur erst den Boden von Engerlingen zu reinigen." Mit letzterer An- sicht bin ich ganz einverstanden, „wo es geht." Es wird dies aber nicht häufig sein. Der Eintrieb in die Vorverjüngungsschläge würde aber nur den Rest des Aufschlages oder Anfluges noch vernichten, den die Engerlinge übrig gelassen haben. (J.) 48 Nadelholzcultur- Verderber. Gegenden auch die Möven aus, weshalb man in Böhmen über Austrocknen der Teiche klagt. (Böhm. Forstv. 1863). "Wahrscheinlich sind auch noch mehrere "Waldvögel, wie die Brachvögel, Regenpfeifer, "Wasserläufer und Strandläufer, nützlich, . da sie häufig in der Erde nach "Würmern suchen. Unter den Raubvögeln fangen besonders die Eulen, Bussarde, Thurm- falken und "Weihen, ja gewiss auch noch andere Raubvögel (wenn auch weniger) unzählige Käfer weg. Auch die Ziegenmelker, Staare, "Würger, gewiss auch noch viele kleinere Insectenfresser, wie Meisen, Drosseln, Sänger, Fliegenschnäpper u. dergl. Zahme Hühner, Enten und Pfauen fressen die Larven, wie die Käfer sehr gern. Endlich sind auch Fledermäuse und Fuchs zu erwähnen, welche Käfer fangen, und Marder, Dachs, Igel, wahrscheinlich auch die Spitzmäuse, welche ebenfalls den Engerlingen beikommen können. Anmerkung. (J.) "Von den dem Maikäfer (M. vulgaris i^aJr.) ver- wandten Arten sind zu erwähnen: M. hippocastani Fahr.^ etwas kleiner als vulgaris (20 — 25™™-), mit dem er sich übrigens nicht selten begattet, er hat dunklere, gewöhnlich schwarze Beine, und der Aussenrand der Flügeldecken ist von der Schulter bis zur Mitte schmal schwarz, gesäumt. Lebensweise und Behandlung ganz wie bei vulgaris. Mitunter hat er andere Flugjahre. M. (Polyphylla) fullo L. Der grösste Melolonthide (25— 35™™-)? aas- gezeichnet durch die bald heller, bald dunkeler braun gefärbten, unregel- mässig durch Haarschuppen weiss gefleckten Decken. Die forstliche Schäd- lichkeit, nachgewiesen durch Danckelmann, Altum u. s. w., der grossen Larve ist meistens deshalb gering, weil der im Juli fliegende Käfer, ein ausge- sprochener Sandbewohner, nirgends so häufig ist, wie seine Verwandten. Vorzugsweise soll dieser Engerling Graswurzeln lieben, kann dadurch in Dünen- culturen gefährlich werden. Der kleinen Verwandten, Rhizotrogus solstitialis L. (Juni- oder Brachkäfer, nur 15 — 18™™- lang), Phyllo.pertha horticola L. (9 bis 10,5™™), Anomala Frischii Fabr. (13 — 14mm.-) gei als häufiger Thiere nur beiläufig gedacht. Sie fliegen meistens im Juni. Ersterer schwärmt am liebsten auf grossen Wiesenflächen , wo sich einzelne Sträucher finden, geht auch auf Nadelholz-, seine Larve nährt sich wohl von den feinen "Wurzeln dfer Gräser und Kräuter. Die beiden letzten Arten entblättern Laubholz- sträucher, Frischii besonders gern "Weiden, auch Birken, Erlen etc. Horticola wird vorzugsweise in Gärten schädlich; seine Larve fand Saxesen auch an Fichtenwurzeln, sie soll den Gartengewächsen schon erheblichen Schaden ge- bracht haben. Ob auch in forstlichen Pflanzgärten? Die grauen Rüsselkäfer. ' 49 II. Die grauen Rüsselkäfer. (J.) Cleonus glaucus Fahr.,\ Strophosomus coryli Fabr., obesus Marsh. \ Cneorhinus geminatus i^lit^»?'.; Brachyderes incanus Z/,; Sitones lineatus L.; Scytropus mustela Hbst. Graue Rüsselkäfer kann mau eine ganze Gruppe mehr oder weniger verwandter, zahlreicher Arten nennen, welche in der grauen, nur selten etwas metallisch schillernden Farbe übereinkommen. Die meisten sind gedrungener, einige sogar fast kugeliger Gestalt, ihr Rüssel ist breit und kurz, oft kürzer als der Kopf, die Fühler sind nahe am Mundwinkel eingefügt, von ihrer "Wurzel zieht sich am Rüssel entweder eine unter die Augen gebogene oder ziemlich gerade gegen diese aufsteigende Furche. Von den forstlich in Be- tracht kommenden Arten sind hauptsächlich u. A. zu nennen: Cleonus glaucus Fabr. (turbatus Schh.). Rüssel • kürzer als das Halsschild, mit einer erhabenen Mittellinie und nach unten gebogenen Fühler- furchen. Halsschild am Hinterrande zweimal gebuchtet, in der Mitte gegen das Schildchen erweitert, vorn mit erhabener Mittellinie, hinten mit einer Grube. Flügeldecken lang gestreckt, an der Wurzel einzeln abgerundet, in die Buchten des Halsschildes hineinragend, an der Spitze einzeln abgerundet, \0T der Spitze an der Verbindungsstelle der mittleren Punktstreifen mit einem • deutlichen, vorn dicht weissbehaarten, hinten nackten Höcker, übrigens dicht weissgrau, seltener bräunlich, fleckig behaart, mit tiefen Punktstreifen und länglichen Grübchen. Fühler mit siebengliederiger Geisel, erstes Glied der- selben fast doppelt so lang, wie das zweite, der Schaft die Augen nicht er- reichend. Schenkel ungezähnt; Fussklauen an der Wurzel verwachsen. Käfer geflügelt, 1 0 bis 1 2 ™™- — Die Larve lebt ähnlich der des Hyl. abietis in flachstreichenden Kiefernwurzeln. Da der Käfer in Kiefernrevieren zu Tausenden von den Schlägen nach den Culturen wandert oder zu wandern versucht {Altum 1. c. S. 176), macht er sich wenigstens sehr verdächtig. Weitere Beobachtungen erwünscht. Strophosomus coryli Fabr. und obesus Marsh. Die ungeflügelten Käfer der Gattung Strophosomus charakterisiren sich durch ihre kugelige, ge- wölbte Form. Der Schaft der Fühler erreicht den Hinterrand der Augen, ihre Geisel ist 7 gliederig, die 2 ersten Glieder länglich. Rüssel kurz und eckig, oben flach, bei den zwei genannten Arten durch eine vertiefte Querlinie von der Stirne getrennt. Fühlerfurche schmal, tief unter die Augen gerichtet. Schenkel ungezähnt. Vorderschienen an der Spitze mit einem Kranze von feinen, kurzen Stacheln. Fussklauen verwachsen. Die 4 — 5,5 "'™- grossen, dicht grau beschuppten, mit kurzen, aufstehenden Härchen oder Borsten ver- sehenen beiden Arten unterscheiden sich dadurch, dass bei coryli Fabr. an der Basis der Nath die Schuppen fehlen und dadurch ein kurzer, schwarzer Längsstrich hervortritt, welchen obesus Marsh, nicht hat. — Der poly- phage coryli lebt auf Laub- und Nadelholz und hat schon sehr erheb- lichen Schaden durch Benagen der Blätter, Knospen und Rinde angerichtet. Ich habe ihn sehr schädlich in einer Pflanzung von Pinus excelsa Havi. an den schwächeren Gipfeln und Aesten gefunden, er wurde in Gesellschaft 4 50 Nadelholzcultur- Verderber. von Hyl. abietis zahlreich unter ausgelegter Rinde gesammelt. (J.). Obesus scheint vorzüglich Nadelhol/, namentlich Kiefern zu lieben. — Larvenleben nicht hinreichend bekannt*). Cueorhinus geminatus tabr. Gattung durch kürzere Fühlerfurche und dadurch von Strophosomus unterschieden, dass die Vorderschienen nach Aassen in einen abgerundeten, scharfkantigen Lappen erweitert sind. Fass- klauen verwachsen. Von den 7 Geiselgliedern das erste gross, kegelförmig, die folgenden Glieder kurz. Käfer 5 — 6 ™™-, bräunlich, an der Seite weiss- lich beschuppt, die kugelig gewölbten Flügeldecken mit kurzen weissen Borsten- haaren. — Er scheint auf Kiefern beschränkt zu sein, maritima und sylvestris, frisst die weicheü Triebe und Nadeln. Auf maritima Ende der sechziger Jahre massenhaft schädlich gewesen in der Oberförsterei Grünhaus (Reg.-Bez. Stettin) nach Mittheilimg des Oberf. Stumpf (Altum), auch im Lieper Revier 1870 u 7 2 zu 10 bis 16 Stück an einer Pflanze gefunden**). Kann daher bedeutend schädlich werden. Larvenlebeu unbekannt. Brachyderes incanus L. Von den vorigen Gattungen unterschieden durch lang gestreckte Flügeldecken, alle 7 Glieder der Geisel länger als breit, zweites Glied sehr lang. Fühlerschaft reicht bis über die Mitte der Augen. Kiu'ze und flache Fühlergrube nach dem unteren Rande der Augen gerichtet. Vorderschienen an der Spitze gebogen. Fussklauen verwachsen. Käfer 7 — 9™™-, pechbraun, mehr oder weniger dicht mit grauen, braunen, hier und da metallischen Schuppen besetzt, ungeflügelt. — In fast allen jüngeren Kiefernbeständen sehr häufiger Kadelfresser ohne erhebhchen Schaden zu thun; Kommt mitunter auch an Fichten und Laubhölzern vor. Entwickelung nicht bekannt. Sitones lineatus L. Gattung durch nicht verwachsene, sondern freie Fussklauen von der vorigen unterschieden. Augen gross, an den Seiten des Kopfes hervoriagend. Käfer geflügelt, grau beschuppt, laug gestreckt. Zahlreiche, kleine, weit verbreitete, aber schwer sicher zu bestimmende Arten. S. lineatus kommt überall vor, ist vielleicht verdächtig, wohl kaum aber der von Ratzeburg mit erwähnte hinnulus Germ, (heute : S. griseus Lahr.), welcher bei Dresden (Kirsch) häufig auf Besenpfrieme (Sarothamnus) gefangen wird. — Alle Arten Sit. leben auf Pflanzen, und verpuppen sich die Larven in kleinen Cocons an der Unterseite der Blätter u. s. w. Scytropus mustela übst. Fussklauen verwachsen, Schaft der dünnen Fühler die kleinen Augen weit ünerragend. Rüssel an der Spitze mit einem dreieckigen, glatten, von einer erhabenen Linie begienzte» Eindrucke. 6 bis 9 "™-, fleckis!; mit braunen und grauen Haarschuppen, Nath silbergrau. Ge- flügelt. Aehnlich wie incanus in Menge auf jungen Kiefern auf Höckendorfer Revier bei Tharand vom Herausgeber im April 1873 und Mai 1874 gefunden. Verdächtig. Ln Ganzen benehmen sich die grauen Rüsselkäfer ähnlich wie die schwarzen (niger und ovatus). Letztere sind aber besser bekannt, und weil sie sich bisher auch schädlicher zeigten, ausführlicher beschrieben. Der *) Ratzeburg erwähnt noch Stroph. limbatus Fahr. Mir ist von dessea Schaden nichts bekannt gftworden. (J.) **) Danckelmann, Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen V. I. 32. Die grünen Fichtenrüsselkäfer. 51 Hauptuuterschied beider Gruppen besteht praktisch darin, dass die Larven der schwarzen an den Wurzeln fressend gefunden wurden, während die Larven der grauen sich nicht bemerklich machen, wenigstens noch nicht als schädlich beobachtet worden sind, dagegen die genannten Käfer, namentlich an jungen Kiefern, besonders Keimlingen, durch Abbeissen der Nadeln empfindlich schaden. Gegen Cleonus werden die bei Hyl. abietis besprochenen Mass- regeln, Entfernung der Wurzeln, Anlegung von Fanggräben etc. nülzlich sein. Fanggräben, Fanggruben und Fangrinden, unter und in welche frische Kiefern- ästchen gelegt werden, dienen wesentlich zum Einsammeln von Strophosomus und Cneorhinus auf Culturflächen undj Saatkämpen. Brachyderes, Scytropus, Sitones? kann man in grösserer Menge nur durch Abklopfen in Schirme sammeln und vertilgen. Anmerkung. Was die Nadelbeschädigungen betrifft, so ist mit dem Frass der grauen Feinde nicht zu verwechseln der einer kleinen Chrysomele, Luperus (Calomicrus) pinicola Duft. Der kaum 3 ™™- lange Käfer ist glänzend pechbraun, oft mit rothem Halsschild. Flügeldecken nach hinten erweitert. Wurzel der ziemlich langen Fühler, Schienen und Tarsen gelb- braun. Er ist hier und da in grosser Menge beobachtet worden ('zuletzt von mir Ende der 60er Jahre auf Höckendorfer Revier bei Tharand), und kann dann auf jungen 5 bis 15jährigen Kiefern schädlich werden. Er be- nagt die Nadeln bis zum Yertrockenen , sogar die feine Epidermis der Mai- triebe; man kann schon von Weitem die gelbgefärbten Kieferntriebe und Nadeln erkennen. Näheres über die Lebensgeschichte ist unbekannt. , — Die Kiefernnadeln beschädigen ferner noch Cecidomyia brach yntera Schwäg.^ deren Larve während des Sommers zwischen den Nadeln in der Scheide 'lebt; Cecidomyia pini de Geer (Kiefernharzgallmücke), Larve lebt äusserlich an den Nadeln und verwandelt sich in einer kleinen, tonnenähnlichen Harzgalle. — Auch ist allenfalls hier noch zu nennen der nur 2 ™™- lange, braune Rüssel- käfer Brachonyx indigena übst.; seine Larve entwickelt sich, in dem unteren Theile eines Nadelpaares, in welches der Käfer im Frühjahr ein Ei abgelegt hat. Der Käfer selbst sticht die jungen Nadeln an. III. Die grüneii Fichtenrüsiselkäfer. Metallites nioUis Germ, und M. atomarius Oliv. Grüne Rüsselkäfer giebt es sehr viele. Ausser durch die Farbe, welch* dunkler oder heller, matter oder deutlicher, durch Schuppenhärchen entsteht unterscheiden sie sich auch durch gestrecktere Form von den grauen, ferne^ durch einen weniger breiten , wenn auch kurzen Rüssel. Als etwas Gemein- sames kann man das fast ausschliessliche Vorkommen auf Holzpflanzen an- sehen. Untereinander unterscheiden sie sich durch die Grösse, durch den Rüssel, Fühler, Fühlerfurche etc. Die Unterschiede sind, wie bei den Grauröcken meist fein. Unter den Nadelholz cultur- Verderbern ist nur die Gattung Metallites von Bedeutung, welche sich von der anderen, zahlreiche 4* 52 Nadelholzcultur- Verderber. grüne, meistens auf Laubholz lebende Arten enthaltenden Gattung Phyllobius durch die schnell nach unten gebogene Fühlerfurche unterscheidet. Bei Phyllobius besteht letztere nur aus einem flachen, gegen die Augen aufstei- genden Grübchen. Bei einer zweiten, nahe verwandten Gattung Polydrosus vereinigen sich die schnell nach unten gebogenen Furchen an der Unterseite des Rüssels. M'etallites mollis Gemi.^ 5,5 bis 7'""^-, schwarz oder braun, fein behaart, Fühler und Beine blass gelbbraun. Oberseite und Seiten der Brust mit grünen, glänzenden, länglichen Schuppen bekleidet. Die Zwischenräume auf den fein punktirten Flügeldecken fast viermal so breit, als die Punkte. Die Nath und die beiden äusseren Zwischenräume sehr fein grau behaart ohne grüne Schuppen. Yorderschenkel mit einem kleinen Zähnchen. M. atomar ins O/zu., nur 4 bis 5'"™-, mit haarförmigen , gewöhnlich grün glänzenden Schüppchen nicht so dicht bekleidet, wie der vorige. Zwischenräume der tief punktirt-gestreiften Flügeldecken etwa doppelt so breit, als die Punkte. Beide mit Flügeln versehene Arten gehen an alle Nadelhölzer, am liebsten an die Gipfeltriebe, welche, oft ringsum benagt, umknicken oder abbrechen. Auch die Nadeln der Fichten werden befressen, jedoch scheint das baldige Abfallen und die Röthung derselben, welche den Frass schon von "Weitem markirt, . von dem Erkranken der • befallenen , noch sehr weichen Triebe herzurühren. Sie werden wohl deshalb als Fichtenkäfer aufgeführt, weil sie am häufigsten im Gebirge auftreten, wo die Fichte herrscht. M. ato- marius erscheint auch zuweilen in der Ebene auf Kiefern lästig, besonders auf unterdrückten und plötzlich freigestellten Stämrachen. In Jahren grosser Verbreitung werden 30 — 50 5^ Fichten befallen. Anfangs befallen sie Stämme von 12 — 20 Jahren; Ende Juni, wenn hier die Oberhaut zu hart wird, neh- men sie junge, frisch gepflanzte Stämmchen an. Früher schon von Saxeseu. Th. H artig u. A. beobachtet, werden sie immer wieder der grössten Ver- wüstungen beschuldigt (Oberforstrath Michael, Revierförster Heinemann, Ohnesorge) und jetzt allgemein zu d.en sehr schädlichen gerechnet. Forst- inspector Seh aal in Grünthal (Sachsen) beobachtete atomarius sogar schäd- lich, auf jungen Buchen in Gesellschaft anderer Rüsselkäfer. Das einzige, aber auch wirksame Mittel ist Abklopfen auf Tücher. Mittags sitzen die Käfer lose und schwärmen Nachmittags. Daher muss man früh an die Ar- beit gehen und behutsam sein, da die geringste voreilige Bewegung der Zweige sie in's Dickicht und Gras stürzt. Eier, Larven und Puppen sind ebenso wenig wie die der grauen Rüsselkäfer bekannt. Der grosse braune Rüsselkäfer. 53 IT. Der grosse braune Rüsselkäfer. Hylobius abietis L. (CurcuUo pini Ratz.) (Taf. IL Fig. 5.). Gattungscharakter: Rüssel ziemlich laug, gerundet, schwach gekrümmt, an der Spitze etwas erweitert. Fühler nahe am Mundwinkel eingefügt, der Schaft den Vorderrand der Augen kaum erreichend, die zwei ersten Geisel- glieder länglich, die. folgenden kurz. Fühlergrube lang, nach dem Unterende der Augen aufsteigend. Schildchen deutlich. Flügeldecken mit stumpf vor- stehenden Schultern, jede mit kleiner Schwiele vor der Spitze. Beine lang, Schienen mit kräftigen Hornhaken an der Spitze. Klauen gross, weit aus- einander stehend. Geflügelt. H. abietis />., 8 — 13"™- gross, dunkelbraun, glanzlos. Flügeldecken kettenartig gestreift punktirt mit flachen, gerunzelten Zwischenräumen und zwei aus Haarschuppen gebildeten, gelben Fleckenbinden. Halsschild dicht runzelig punktirt, vorne verengt ; Schenkel gezähnt. Alte , namentlich über- winterte Käfer dunkler und schmutziger braun, oft ohne Querbinden, welche sich abgerieben haben. Die Larve (Fig. 5^) fussloss, dick, walzig, ge- krümmt — daher nicht zu verwechseln mit den mehr flachen, geraden Bock- käfer-Larven — , mit grossem, rothbraunem Kopfe, nur in Stöcken und Wurzelästen frisch oder vor einem Jahre gefällter Kiefern und Fichten, in geschlängelten, oft tief in den Splint greifenden Gängen. Die Puppe (Fig. 5^) ebendaselbst, gelblich weiss. Die Eier eiförmig, schmutzigweiss , durchschei- nend, in den Rindenritzen der Stöcke unterhalb des Wurzelknotens, oder an flachlaufenden Wurzelsträngen. Die Begattung erfolgt im Vorsommer, zur Zeit, wenn die Käfer am lebhaftesten umherfliegen, wobei sie sich auch ausserhalb des Waldes, z. B. in benachbarten Städten und Dörfern, am liebsten an warme sonnige Wände anfliegend, sehen lassen. Auch im Walde suchen sie dann sonnige, freie Stellen, weshalb auch die Eier mehr auf Blossen und Kahlschlägen, als im Schatten dunkler Bestände abgelegt werden. Man kann sie im Frühjahre aus den Holzbeständen nach den benachbarten diesjährigen Holzschlägen . massenhaft überfliegen und auf letzteren förmlich einfallen sehen, woraus sich das plötzliche Erscheinen des Insectes auf dem Orte seines Larvenfrasses resp. seiner Vermehrung erklärt. Sie gehen auch lieber auf grosse, als auf kleine Schläge, weshalb sich auch in dieser Bezie- hung schmale, wechselnde Schläge*) empfehlen. Bei den flachwurzeligen Fichten belegt der Käfer hauptsächlich die zu Tage liegenden Wurzeln an der unteren Seite, an welcher auch die Larve weiter frisst, die tiefer in den Boden dringenden Wurzeln der Kiefer werden dagegen gewöhnlich von der Larve ringsum befressen. Versuche im Zwinger haben gezeigt, dass auch Fichtenzweige und andere Gegenstände mit Eiern belegt werden. Das aus *) Am wohlsten befindet sich der Rüsselkäfer dort, wo alljährlich ein Schlag an den andern gereiht wird, weil ihm dann JBrnt- und Frassstätte am bequemsten bei einander liegen. Interessante Mittheilung hierüber u. A. vom Katzhütter Revier durch F. Liebmann in Allg. F.- u. J. -Zeitung 1859. Für schmale, wechselnde Schläge spricht sich auch Schember aus, Allg. F.- u. J.-Z. .1868, S. 363,. zieht in- dessen Vprverjüngung noch vor; ob der Käfer in den Kronen der Schutzbäume ,, reichlich Futter" findet, wie Schember meint, scheint mir mindestens- zweifelhaft. (J.) 54 Nadelholzcultur- Verderber. den Eiern nach 2 — 3 "Wochen auskriechende Lärvchen arbeitet sich schnell durch die Rinde. Aber auch hier bleibt es nicht lange, sondern ist, immer stärker werdend, genöthigt, sich in den Splint zu graben und nach der Länge der Wurzeläste in den Boden hinabzusteigen. Das Wurmmehl, welches sich in den Gängen anhäuft, ist daher Anfangs bunt, und wird, wenn die Larve in den Splint dringt, weiss. Bis zum Winter ist die Larve (je nach Witterung und Klima, wohl auch nach Lage des Frassobjectes) halb oder ganz ausgewachsen und überwintert dann in den Gängen. Gewöhnlich verpuppt sie sich erst im nächsten Frühjahre, und der Käfer erscheint dann spätestens im Juli oder August, gewiss nur ausnahmsweise noch später. Li letzterem Falle macht er sich im Laufe des Sommers und Herbstes als junger Käfer wenig bemerklich — er scheint selbst wenig zu fressen — und überwintert an der Erde, am liebsten am Fusse von Nadelholzstämmen unter'm Moose, in hohlen Stöcken, unter der Rinde u. s. f. Erst im Früh- jahr beginnt er dann seinen verderblichen Frass. Denn nun ist er alter Käfer geworden, läuft und fliegt umher und befällt die verschiedensten Höl- zer, mitunter sogar Kräuter. Einzelne scheinen noch lange über die Begat- tung hinaus zu leben, vielleicht bis zu ihrem zweiten Winter*). Gewiss ist es, dass im Laufe des Sommers alte und junge Käfer oft imter einander vorkommen, welche durch die schmutzigere und frischere Färbung zu unter- scheiden sind, und dass noch im September Frass bemerkt vnvi. I) Verbreitung, Frass, Bedeiitniija:. Der „Rüsselkäfer" gehört zu den wichtigsten Forstinsecten. Die Brut ist nicht schädlich, da sie meist nur in Stöcken und deren Wurzeln lebt, selten über der Erde, wie in Cultur- pflanzen nahe dem Wurzelknoten (Waldverderbniss IL Wurmberg). Nur der Käfer thut uns Schaden. Am liebsten sucht er Nadelhölzer auf, besonders junge, durch Verpflanzung, schlechte Erziehung, Schütte und dergl. kränklich**) gewordene Pflanzen, selbst Keimlinge (die Kotyledonen), (die Kiefer aber der Fichte vorziehend, erstere deshalb als Abieiter gepflanzt), auch allerlei Laubhölzer, *) Ueber die Generation des Rüsselkäfers sind verschiedene Ansichten, auf Grund verschiedener Beobachtungen verbreitet. Ratze bürg nahm erst eine 1jährige, später auch eine '2jährige Generation an. Georg und v. Lips beobachteten 1857 1jährige. — Altum (1. c. S. 179 u. f.) spricht entschieden für eine 2jährige Generation. Im warmen Frühjahre fApril) hält der Käfer seinen „Hochzeitsflug"; Ablegung der Eier. im Mai; Larven überwintern halbwüchsig, Verpuppung im nächsten Frühjahr; nach 2 — 3 wöchentlicher Puppenruhe erscheint Ende Juni oder Anfang Juli der junge Käfer, schwärmt aber in diesem Sommer nicht, überwintert, um erst im folgenden Frühjahre sich zu begatten u. s. w. — Diese Beobachtungen stützen sich auf die Verhältnisse bei Neustadt. Dass abweichende Witterungsverhältnisse, Lage der Frassobjecte der Larven — ob tiefer oder nicht — Störungen der regelmässigen Generation, Beschleuni- gung oder Verlangsamung derselben hervorrufen können, scheint sehr wahrscheinlich und wird durch im Winter gefimdene Puppen bewiesen. Ueberhaupt darf man an sehr grosse Regelmässigkeit der Generation wohl nur bei wenigen Insecten glauben. (J. i **) Ob der Kater für seine Nahrung wirklich kränkliche Pflanzen ande- ren vorzieht, scheint mir nicht nachgewiesen. Ich habe ihn oft an ganz kräftigen Saatptianzen beobachtet und möchte fast meinen, dass diese allgemein verbreitete Ansicht sich zum Theil darauf reduciren Hesse, dass kränkelnde Pflanzen natürlich in P'olge der Beschädigung durch. Rüsselkäfer weit schneller und öfter absterben, als kräftige Pflanzen, denen es leichter wird, die Wunden auszuheilen. (J.) Der grosse braune Rüsselkäfer. Bedeutung. 55 denen er dann besonders durch Benagen der Rinde und der Knospen nach- theilig wird. Auch der auf den Schlägen liegen bleibende, noch nicht trocken gewordene Abraum wird vom Käfer befressen. Er ist sehr polyphagisch, wogegen seine Larven monophagisch sind, d. h, nur im Nadelholz leben und auch allermeist nur vom Wurzelholze, selten in den Unterlagen von Klafter- hölzern oder gar am stehenden Holze (Wurmberg b. Neustadt). Der Käfer schadet dadurch, dass er die Rinde platzweise abnagt; an den Frassstellen, die bis auf den Bast oder bis auf den Splint reichen, oft den Umfang einer Erbse haben und bald vereinzelt, bald dicht beisammen stehen, tritt Harz aus, welches die Rinde wie mit einem Grind über- zieht. Meist sind die Wunden Ursache einer Säftestockung, welche sich bei der Kiefer im Er- scheinen zahlreicher Scheidentriebe ausspricht (Waldverderbniss I, Taf. P). Diese treten selbst da, wo der Käfer am 1 — 2jährigen Triebe demselben eine Frasswunde (die auch an Braun- fleckigkeit , Missfarbigkeit und Verharzung zu erkennen ist) beigebracht hat, sofort unterhalb derselben knospend hervor*). Wo Fichte und Kiefer von derselben oder von einer nahe ver- wandten Insectenart befallen werden, da leidet die Fichte iminer mehr als die Kiefer, so auch vom Rüsselkäfer, da sie nicht Scheidentriebe brin- gen kann. Es ist ganz gewöhnlich, dass einzelne Fichten inmitten eines Pflanzbüschels, wenn sie auch gar nicht so stark benagt sind, plötzlich roth werden. Die Kiefern sterben ebenfalls häufig unmittelbar nach den Angriffen ab, kümmern aber oft mehrere Jahre, oder sie verfallen in ihrem kränklichen Zustande anderen Insecten, welche dann den Tod bringen. Un- angenehm sind dem Käfer die Extreme von Hitze und Kälte, sowie windiges und regniges Wetter. Dies, sowie häufige Berührung und Bewegung der Frasspflanzen, vertreibt ihn von oben; er entschädigt sich dafür aber durch heimliches Fressen in der ihm angenehmen *) Die Abbildung zeigt einen Maitrieb, welcher im Sommer benagt wurde imd noch in demselben Jahre an der Spitzenhälfte abstarb, nachdem sich unter der Wimde 3 Scheidenknospen entwickelt hatten. \ 56 JJadelholzcultur- Verderber. Kühle des Grases und Mooses am WuFzelknoten, wo er dann noch schäd- licher ist als am Stamme. Das, .was den Frass begünstigt und das Verderben der Pflanzen beschleunigt, liegt also theils in der Witterung, theils im Boden, theils in der Entfernung des Abraumes, welche in dieser Beziehung also eher scliädlich als nützlich ist, II) Begegnung. Der Rüsselkäfer ist ein Insect, dessen wir Herr zu weiden hoffen dürfen. Es lässt sich dies schon a priori annehmen, da er zu den wenigen, nur als imago schädlichen Insecten gehört, und überdies ein solcher Vagabonde ist, dass, wenn man ihn von dem verderblichen Frasse abcompli- meutirt, er sich leicht zu einem anderen, wo er zerstreut und unschädlich frisst, bequemt. Wir werden daher beim Rüsselkäfer mehr, als irgendwo. Vorbauung und Vertilgung unterscheiden müssen. Zur Vertilgung wird man nur zu schreiten brauchen, wenn der Käfer durch unabwendbare Ereignisse zu einer besorglichen Menge angewachsen ist. Um die Angriffe auf Culturen möglichst zu verhüten, werden wir eben vorbauen, d. h. das Insect schon in seiner Wiege abfassen müssen, und, da das nicht immer gründlich möglich ist, zugleich die schwachen Pflänzchen gegen ihn schützen. Da die Vertilgung indessen nicht so kostspielig ist, so wird man auch sie anwenden und daher durch doppelte Begegnung noch sicherer zum Ziele ge- langen. A) Vorbauungsmittel. Die Erfahrung zeigt, dass dem Käfer vorzüg- lich schwächliche Pflanzen als Opfer fallen, und dass kräftige, gesunde .den Frass leichter überstehen, was z. B. bei den Engerlingen nicht anzunehmen ist. Man wirke daher besonders bei der so empfindlichen Fichte, aber auch bei Kiefer, 1) mit aller Kraft auf die Erziehung kräftiger Pflanzen, vermeide zu dichten Stand der Staaten und ihre Verdammung durch Unkraut, wobei Rasenasche treffliche' Dienste leistet; denn nur so erhält man Culturpflanzen, welche einen den Käfer nicht einladenden, stark berindeten Wurzelknoten und weit, herabreichende Benadelung haben. 2) Man kann aber auch die Pflänzchen für eine kurze Zeit nach der Verpflanzung durch einen schwachen Lehmüberzug schützen (Heinicke, Forst- und Jagd - Zeitung 1858); die Pflänzchen werden bis zur Hälfte ihrer Stämmchen in einen dünnen Lehmbrei eingeschlagen und so gepflanzt , damit nach dem Trocknen eine Kruste bleibt, die nur langsam vom Regen abgespült wird (der Lehm hat noch den Nutzen, dass er die Wurzeln schwerer macht und sie besser in's Pflanzloch bringt). 3) Heinicke giebt dann noch auf die Herbstpflanzung viel, weil die Be- wegung der Säfte, welche den Käfer im Frühjahre locken, im Herbste zur Ruhe gekommen ist, die Rinde härter wird und vorzüglich weil die Käfer im Herbste weniger fressen. 4) Hiigelpflanzung (nach v. Manteuffel oder Der grosse braune Rüsselkäfer. Vorbauung. 57 modificirt) hat sich schon mehrmals schützend erwiesen trotz gegentheiliger Behauptung Schember's (Allg. F. u. J. Z. 1868), welcher beobachtet hat, dass sich der Käfer unter den Deckrasen verkrieche. Das beste Vorbauungsmittel ist das sorgfältige Stock- und Wurzel- roden in Kiefern und Fichten. Man darf sich aber nicht mit einer oberflächlichen Kodung der Stöcke, sei es gleich mit dem Stamme oder erst nach dem Hiebe, begnügen, sondern man wird auch noch das Roden der "Wurzeln folgen lassen müssen, weil der Käfer, wenn er den Stock nicht mehr findet, seine Eier an die im Boden zurückgebliebenen Wurzeläste, selbst bis zur Fingerstärke herab, ablegt. Dabei kommt es, um mit möglichst geringen Kosten und voll- ständigstem Erfolge zu operiren , auf die Ausführung der Arbeit , die auch durch Ackercultur vollbracht werden könnte, und auf die Zeit, in welcher es geschieht, an. 1) Die Arbeit richtet sich nach der Beschaffenheit des Bodens und der Holzgattung. In unseren Kiefernrevieren kann sie ziemlich leicht und gründlich ausgefül^rt werden, ganz besonders, wenn man, um neu zu cultiviren, mit dem Waldpfluge den Boden aufgelockert hat. Zur Herausbringung der schwächeren und oberflächlicheren Wurzelstränge kann man Kinder gebrauchen. Um die stärkeren, tieferen, oft 3 bis 6™- weit ausstreichenden zu entfernen, miiss man Holzhauer mit Spaten und Hacken anstellen. Um Neustadt kostete ein Hektar ungefähr 1 2 Mark und man gewann 4 — 8 Raummeter Wurzelholz. 2) Die Zeit, in welcher das Wurzelroden vorzunehmen ist, hat eben- falls grosse Wichtigkeit. Am besten besorgt man es im Herbst und Winter des Fällungsjahres. Ob die Stöcke schon mit Brut belegt worden sind, muss durch eine im Sommer" anzustellende Revision der Wurzeläste festgestellt werden. Auch im darauf folgenden Frühjahre würde es, im Falle man im Herbste vorher nur Larven darin bemerkt hätte, mit dem Roden noch Zeit sein, d. h. man würde das Wurzelholz dreist abfahren lassen können, ohne dass die Verpuppung der Larven, welche darin stecken, so schnell zu fürchten wäre. Entwickelung und Ausflug würden dagegen sicher eintreten, wenn man mit dem Roden, noch länger zögerte; man müsste, wenn dieser Fall eintreten sollte, das Wurzelholz auf der Stelle verbrennen. *) Ein anderes gutes Mittel bilden die Fangstangen oder Knüppel. Man versteht darunter armdicke, mannslange Knüppel oder Stangen (von Kiefern und Fichten) mit glatter Rinde, welche im April und Mai, wenn der Saft schon darin ist, gehauen und auf den Schlägen zu je 2 — 3 Stück so einge- *) Dass gründliche Stock- und Wurzelrodung gegen den Rüsselkcäfer das beste Vorbauungsmittel , ist unzweifelhaft, aus diesem Grunde taugt aber weder natürliche noch künstliche Vorverjüngung als Mittel gegen dieses Insect, weil in den Verjün- gungsschlägen, wenigstens in Fichten, eine gründliche Rodung ganz unmöglich ist. (J.) 58 Nadelholzcultur- Verderber, graben werden, dass sie, an dem einen Ende 30 — öO"""- mit Erde bedeckt, die Wurzelstränge gleichsam nachahmen, aber am anderen (etwa 3 — 5''™) hervorragenden Ende erkannt, nöthigenfalls des leichteren Auffindens wegen hier auch noch durch Brüche oder Pflöcke bezeichnet werden. An diesen Stangen, besonders wenn sie in den jungen Schonungen ausgelegt werden — weniger im haubaren Holze oder auf frisch abgeholzten Schlägen, wo die Käfer den Wurzelsträngen den Vorzug geben — , legen die Käfer sehr gern, und man kann die Brut hier leicht beobachten und vertilgen. Auch hier beachte man die Möglichkeit einer einfachen Generation und revidire vor Winter noch die Stangen, um, im Falle die Brut schon fiugfertig wäre, sie sogleich zu entfernen. Ein weiteres, sehr gutes Vorbauungsmittel ist das wenigstens einjährige Liegenlassen der Sehläge. Der Grund des Erfolges dieser Massregel ist nicht in der Berasung des Schlages zu suchen, sondern darin, dass namentlich auf steinigem Boden ein ganz genügend gründliches Roden aller Wurzeln unmöglich ist. Lässt man den im Herbst oder Winter ge- führten Schlag, auf welchem im nächsten Sommer oder Herbste die Stöcke gerodet werden, noch ein Jahr uncultivirt, so fehlt es dann dem Käfer an geeignetem Material, seine Eier abzulegen, und man wird deshalb nur den Schaden zu fürchten haben, den des Trasses wegen zuwandernde Käfer verursachen; diese sind aber ihrer geringen Zahl wegen weniger, gefährlich, auch leichter in genügender Menge zu fangen, als jene, welche auf der Schlagfläche selbst in Masse geboren werden. Dafür sprechen zahlreiche in Sachsens Fichtenrevieren gewonnene Erfahrungen. Von einer nachtheiligen Verunkrautung oder Verangerung des Schlages, wie sie Ratzeburg und Schember fürchten, ist da noch keine Rede. Ein mehrjähriges Liegenlassen der Schläge ist dort unbedingt nöthig, wo aus irgend welchen Gründen die Stöcke gar \ nicht gerodet werden können. (J.) Zu den allerdings etwas kostspieligen Vorbauungsmitteln würde auf Fichten-Culturen das Einsprengen von Kiefern gehören. Auf diese, besonders wenn sie in einem Alter von 3 — 6 Jahren sind, geht der Käfer am liebsten, und zwar mehrere Jahre hintereinander — weshalb man die einmal befressenen, kränkelnden ja nicht ausreissen darf — , und die zärtlichen Fichten ent- wachsen unterdessen allmälig seinem Maule. B) Vertilginigsmittel werden, wenn auch jene vorbauenden noch so sorgfältig ausgeführt werden sollten, immer nothwendig sein, sie werden den i^folg des Stock- und Wurzelrodens unterstützen; denn die Zahl der fressen- den Käfer kann jetzt nicht mehr so gross sein, und man darf vom- Sammeln derselben mittelst Fangapparaten eine um so grössere Wirkung erwarten. Der grosse braune Rüsselkäfer. Vertilgung. 59 1) Fangbündel, d. h. armlange und schenkeldicke, frisch gebrochene und gebundene Fichten- oder Kiefern -Reisigbündel. Zu diesen wird man, wenn auch nicht zuerst, so doch dann seine Zuflucht 'nehmen müssen, wenn man Kloben nicht hat, oder die Rinde nicht geht. 2) Fangrinden, d. h. etwa JO'^'"- lange und 15*=™- breite Fichten-Rindenstücke, welche mit der Bastseite gegen die Erde gelegt und, damit sie frisch bleiben und dich nicht so leicht zusammenrollen, mit Steinen, Rasenstücken oder mit Kloben be- schwert werden. 3) Fangkloben, -d. h. Kloben von frisch geschlagenem Fichten- oder Kiefernholze, welche mit der Rindenseite gegen die Erde gelegt und,- damit sie "länger fängisch bleiben, geplatzt werden. Das heisst nämlich, damit sie die Käfer noch mehr anlocken, entblösst man hier und da auf 5 — \0^^- Länge und 3 — 5'='"- Breite den Bast und drückt sie, wenn der Boden benarbt ist, gegen aufgerissene oder mit der Hacke aufgeplatzte Stel- len desselben. Mehr sind jetzt die Rinden beliebt, auch deshalb, weil sie sich, wenn man sie tüchtig an die kühle Erde drückt, länger halten und nicht so oft gewechselt zu werden brauchen. Sehr gut ist es, unter diese Rinden frische, schwache Nadelholz-, am besten kleine Kiefernästchen zu legen, dieselben gelegentlich des Sammeins einigemal zu erneuern. Zu em- pfehlen ist es ferner, vor Beginn der Pflanzung die Schlaggrenzen, nament- lich am hohen Holze, mit Fangrinden zu belegen. Auf diese Weise lassen sich die Käfer leicht sammeln, auch Str. coryli, Hyl, ater und cunicularius, sowie andere Missethäter werden dabei gefangen. (J.) Es versteht sich von selbst, dass die Käfer nach diesen Fangapparaten nur gehen, um hier zu fressen, nicht um Brut abzusetzen, und dass es Ueberfluss . wäre, die Rinden und Kloben zu verbrennen. Ferner haben sich sehr wirksam gezeigt: 4) Fanggräben und Fang- löcher. Man macht diese, wie Raupengräben, 30'="- tief und 10 — 15 '=™- breit, und bringt auf/aer Sohle alle 5 — 6 Schritte ein 10 — 15°™- tiefes und ebenso breites Fangloch an. Ist das Revier steinig, so genügt es auch, dass man kleine isolirte Grabenstrecken — wozu auch schon vorhandene Wege benutzt werden können — , oder auch nur zahlreiche einzelne Gräben anlegt; denn die Käfer fallen nicht, wie die Raupen blindlings in die Gräben, sondern suchen dieselben eifrig auf, wahrscheinlich weil ihnen die Kühle hier angenehm ist. Sie gewähren mehr Nutzen auf unbenarbtem Boden in heissen Lagen, wo der Käfer Schutz gegen die Sonne sucht, weniger auf frischem, berastetn Boden. Doppelt wirksam ist es, wenn man die Gruben oder Grä- ben mit frischem Fichten- oder Kiefernreisig bedeckt, oder letzteres auf der Sohle ausbreitet*). 5) Kann man auch die langen Wurzeläste, welche auf *) Gegen den Hyl. abietis L. sind Fanggräben ohne Zweifel deshalb ein gutes Mittel, weil er ausser seiner eigentlichen Schwarmzeit wenig fliegt, sondern von dem 60 Nadelholzcultur-Verderber. den Schlägen, selbst nach dem Roden, zurückbleiben, zu Fangapparaten be- nutzen, wenn man sie halb aus dem Boden reisst und hier und da verwun- det, damit Harz austritt. Hier versammeln sich bald die Rüsselkäfer ia Menge, und man braucht sie nur abzustreifen. Diese Anstalten trifft man schon im April oder erst im Mai, je nachdem man bemerkt, dass die Käfer früher oder später da sind. Im Frühjahre sieht man sie auch wohl auf frischen, vom Harze überlaufenen Stöcken oder an den Sägespänen der Schneide- mühlen, wo der Käfer oft in grosser Menge bequem gesammelt werden kann, und zwar des Morgens früh, so lange der Thau noch liegt. Am besten ist es immer, wenn man, um die Arbeiter zu controliren, die gesammelten Käfer abliefern lässt und sie dann erst tödtet. Am bequemsten sammelt man sie auf unter- gelegten Tüchern oder Säcken, die die Leute, wenn sie im Accord sammeln, sich selbst halten können. Haben sie dergl. nicht, so müssen sie da, wo sie die Fang -Apparate abschütteln, den Boden vorher aufplatzen, da die Käfer, wenn sie in's Gras fallen, lange stille liegen und schwer aufgefunden werden. Für 100 — 200 Stück kann man, wenn sie auch häufig sind, immer 5 — 10 Pfennige bewilligen. Da man sehr häufig bemerkt, dass die Käfer nicht aus den Gruben, namentlich sandigen, mit Falllöchern versehenen, her- auskommen, so überlässt man sie hier auch wohl ihrem Schicksale. Es ist aber besser, unbedingt in festem Boden, sie sammeln zu lassen, noch dazu, da Kinder zu dieser Arbeit gebraucht werden können. Anmerkung. Dem H. abietis steht in Gestalt" sehr nahe H. pinastri Gyll. Er ist kleiner, mehr glänzend; Halsschild nach hinten etwas mehr, nach vorne etwas weniger verengt; Punktstreifen auf den Flügeldecken stärker, Zwischenräume schmä- ler; Beschuppung gewöhnlich schwächer und mehr weisslich; Beine mehr röthlich, als bei abietis. Nach Kellner (Vers. Thüring. Forstwirthe 1874) liebt er vorzugs- weise die Kiefer, befrisst aber auch junge Fichtenpflanzen; er fliegt viel und leicht, benagt häufig die jungen Zweige alter Kiefern. Begegnung wie bei abietis. Die Unterscheidung beider Arten hat bisher eine forstlich praktische Bedeutung noch nicht gefunden. (J.) Unter den Feinden des grossen Rüsselkäfers zeichnen sich besonders die grösseren Laufliäfer (z. B. Taf. 1, Fig. 5) aus. Auch verzehren Fuchs und Marder viele Käfer. Man findet die Flügelspuren in ihrer Losung und bemerkt auch den Fuchs häufig bei den Fanggräben, wo er sich oft regel- mässig jeden Morgen einstellt. Saatlo-ähen, welche sich mitunter in Menge auf den vom Rüsselkäfer befallenen Culturen einfinden, zeigen im Magen die angrenzenden Schlagrande auch viel zu Fusse nach der Culturfläche wandert. Ausser- dem ist noch zu beachten, dass man in denselben Gräben Cleonus glaucus Fabr., Hylesinus ater Payk., cunicularius Er., ligniperda Fabr., angustatus Hbst., atte- nuatus Er. und opacus lllig. etc. fängt. Leider lassen sich solche Gräben im stei- nigen Gebirgsboden gar nicht, am besten nur im Sandboden ebener Reviere an- bringen. (J.) Der kleine, braune Rüsselkäfer. 61 Flügeldecken; ebenso enthält sie der Magen junger Staare, welche von den Alten gefüttert werden, doch fehlen Kopf und Rüssel, welche als unver- daulich vom alten Staar wahrscheinlich abgebissen und fortgeworfen werden. T. Der kleine, braune Rüsselkäfer. (J.) Pissodes notatus Fabr. (Taf. II. Fig. 6., Taf. VIII. Fig. 1) P. pini L. (aUetis Ratz.). Gattung Pissodes unterscheidet sich von Hylobius leicht dadurch, dass die Fühler nahe der Mitte des Rüssels eingefügt sind. Fühlerfurche läuft ziemlich grade bis zum unteren Augenrande. Rüssel so lang oder wenig kürzer, als das nach vorn stark verengte Halsschild, dessen Hinterrand schwach zwei- mal gebuchtet. Schildchen rund, erhaben. Vorderhüften durch einen schmalen Zwischenraum getrennt. Schenkel ungezähnt. Schienen gerade, mit starkem Hornhaken an der Spitze. Flügeldecken wenig breiter, als das Halsschild, den Hinterleib bedeckend, vor der Spitze mit schwielenartiger Erhabenheit. Sämmtliche Arten der Gattung sind geflügelt; hinsichtlich ihrer forstlich wicli- tigen Lebensweise sind sie dadurch von anderen Rüsselkäfern (z. B. H. abietis L.) wesentlich unterschieden, dass sie nur als Larven, nicht als Käfer wirklich schädlich werden. P. notatus Fabr. Länge 5 — 7,5"""- ohne Rüssel (einzelne Exemplare kleiner bis 4™">). Hinterecken des am Hinterrande ziemlich stark gebuchteten Halsschildes spitzig vorragend, Scheibe mit deutlicher Mittellinie. Flügeldeckcu punktirt gestreift, die Streifen a:uf der Scheibe mit grösseren, länglich- vier- eckigen Punkten. Pechbraun, mit gelblich weissen Schüppchen — ausgenommen Kopf und Rüssel — , am dichtesten auf der Unterseite bedeckt. Schildcheu dicht weissfilzig; Halsschild in der Mitte mit 4 weissen Punkten, zwei auf der Scheibe, zwei am Seitenrande ; Flügeldecken mit zwei an der Nath weiss, auf der Scheibe gelb beschuppten Querbiuden, deren vordere an der Nath unterbrochen, deren hintere, etwas hinter der Mitte, gewöhnlich vollständig ist. — Die Larve, (Fig. 6 l-) fast nur durch die Grösse von der des H. abietis L. unterschieden, ebenso die Puppe (Fig. 6 p.) — Der gewöhnlich überwinternde Käfer erscheint bei einfacher Generation im Mai und legt seine Eier meistens an die untersten Quirle der jungen Kiefernpflanzen, geht aber auch höher, soweit die Rinde dick genug ist, um der Brut Schutz . zu gewähren. Die Larven fressen zwischen Rinde und Holz geschlängelte, nach unten weiter werdende Gänge und verpuppen sich am Ende derselben in einer mit Frassspänen bedeckten Splintwiege (Taf. VIII. Fig. 1.). Die auskriechen- den Käfer hinterlassen im Spanpolster, wie in der Rinde, ein Loch, wie mit No. 6 oder 7 geschossen. (Kleinere Löcher rühren von Ichneumonen her). Selten üb^^'-wintern Larven und Puppen , meist fliegt der Käfer im Herbste aus. P. Pini L. {abietis Ratz.). Dem notatus in Grösse, Färbung und Ge- stalt sehr ähnlich, zu unterscheiden durch die nur aus gelben Makeln zusam- mengesetzte Binde auf den Flügeldecken hinter der Mitte und gewöhnlich zwei •uelbe Doppelmakeln vor der Mitte. Die grübchenartigen Punkte auf den 62 Nadelholzcultur -Verderber. Flügeldecken sind grösser und tiefer, die Hinterecken des Halsschildes mehr stumpf, nicht so spitz, wie bei notatus. Bedeutung und Begegnung. P. notatus verursacht als Käfer wenig bemerkbaren Schaden durch Anstechen der saftigen Kinde junger Triebe, wird aber dadurch sehr schädlich, dass die Larven in den jungen 4 — 12 jährigen Pflanzen wohl aller Kiefernarten leben. Die Eier legt der Käfer am liebsten an einzeln stehende Pflanzen , gleichviel ob dieselben kräftig und gesuud oder kränklich durch Maikäferverletzungen, "Wurzelpilze etc. sind. Die Kiefer ist gegen diesen Frass sehr empfindlich und stirbt schon, wenn nur einige wenige Larven sich in ihr entwickeln, oft ist aber die Anzahl der letzteren eine sehr bedeutende. Man erkennt den Schaden meist schon Ende Juni oder im Juli durch Abwelken der Nadeln, welches nur theilweise erfolgt, wenn die Larven nur auf einer Seite des Stämmchens fressen. Die befallenen Pflanzen sind auszureissen und zu verbrennen, wobei noch manches andere schädliche Insect (Borkenkäfer, Bockkäfer etc.) mit vertilgt wird. Einsammeln der Käfer ist mit Erfolg nicht so möglich, wie bei H. abietis L. Da sie indessen unter Umständen auch in frischen Stöcken und Wurzelresten brüten, wird man durch deren Entfernung auch dem notatus begegnen können. Auch in den oberen Partieen von Kielernstangen wurde notatus bereits beobachtet, ebenso an Lärchen und Fichten. Aus Fichtenpflanzen vom Pillnitzer Revier hake ich ihn vor einigen Jahren in ziemlicher Anzahl erzogen. Eigenthümlich ist das Vorkommen des Käfers in Zapfen, welche die Larven ganz un- regelmässig ausfressen; bei Neustadt in manchen Jahren so häufig, dass V3 — V4 der Ernte verloren ging. Waren auch nicht alle Samen zerstört, so verkleben doch die Schuppen den Zapfen so, dass dieselben auf der Darre nicht aufspringen. P. pini L. (abietis Ratz.) ähnelt in der Lebensweise dem -notatus sehr. Seit einigen Jahren ist er bei Neustadt häufiger als sonst, meist auf Kiefern- Culturen, wo er in manchen Stämmen den notatus vertritt. Ausser- dem ist er von Georg auch in der Fichte, von Letzner (Schles. Forst- vereiü 1854) im Knieholz gefunden. Letzner schildert ihn als einen Hauptfeind dieser Holzart, in deren Aesten er lebt, während B. typographus den Stamm bewohnte. Im Neustädter Forstgarten tödtete er Weymouths- kiefernstangen und giug zur Verpuppung soweit schräg in den Splint, dass man den Käfer beim Entrinden oft gar nicht gleich bemerkte (Frühjahr 1868). Auf den Kiefernculturen wurde dies nicht beobachtet, hier überwinterten Käfer in der Wiege.*) *) Das hier über pini L. Gesagte ist ganz so, wie es Ratzeburg — mit Aus- nahme des Namens — für die neue Aufl. vorbereitet. Ich habe diesen Käfer nicht Die schwarzen Rüsselkäfer. 63 Tl. Die seliwarzeii Rüsselkäfer. (J.) Otiorhynchus niger Fabj\ {atev Ilbst. Ratz.)^ 0. ovatiis L. Die namentlich in Gebii-gsgegenden durch äusserst zahlreiche Arten ver- tretene Gattung Otiorhynchus hat vorgestreckten Kopf, kurzen Rüssel, Fühler am Mundwinkel, die kurze Fülilerfurche nach dem oberen Augenrande ge- richtet, Fühlerschaft doppelt so lang wie die Furche. Geisel Tgliederig mit Sghederiger Keule. Rüssel au der "Wurzel der Fühler lappig erweitert. Flügeldecken an den Schultern stark gerundet, meist in der Mitte am breite- sten, Schildchen kaum sichtbar. Schienen mit gekrümmtem Haken, Klauen nicht verwachsen, sondern getrennt. Käfer nngeflügelt. 0. niger Fabr. S — 12*"°'-, schwarz, sehr dünn behaart, beinahe kahl. Halsschild so lang als breit, dicht gekörnt. Flügeldecken punktirt gestreift, beim cf gestreckter, als beim 9 , Zwischenräume gerunzelt. Beine mit Ausnahme der Füsse und eines Theiles der Schenkel roth. 0. ovatus L. Viel kleiner und gedrungener, nur .^>"'"- Schwarz, fein behaart. Halsschild grob gekörnt, die Körner auf der Mitte selir deut- hche Längsrunzeln bildend. Flügeldecken fein punktirt gestreift, Zwischen- räume gerunzelt. Fühler und Beine rothbraun. Bedeutung: und Bej2;e^uung. 0. niger Fabr., der grosse schwarze Rüsselkäfer ist in den Forstrevieren der Gebirge ein äusserst häufiges Thier. Die Larven leben in der Erde zwischen den Fichten- und Lärchenwurzeln, welche sie benagen. Sie finden sich daselbst in kleinen Klümpchen zu 10 bis 15 Stück. Der Käfer frisst anfänglich dicht über dem Wurzelknoten, später überall an der Rinde junger Pflanzen und an den noch zarten Trieben. Man hat während des ganzen Sommers Eier, Larven, Puppen und Käfer ge- funden; Regel der Entwickelung dürfte sein: Ueberwintern des Käfers, Be- gattung und Eierlegen im Frühjahre, Entwickelung der Brut im Sommer und Herbst. Die Verwüstungen sind auf gelockertem Boden am schlimmsten, beraste Cultui en bleiben mehr verschont. Die an den Wurzeln befressenen Pdanzen kränkeln gewöhnlich im ersten Jahre, im nächsten gehen sie ein. — Begegnung durch Sammeln der Käfer, Ausheben der kranken Pflanzen im Sommer oder Herbst und Tödten der Larven, endlich Liegenlassen der Schläge, bis die im Boden bleibenden Wui"zeln verwesen. Fauggräben gegen den ungeflügelten Käfer, wo sie das Terrain gestattet. selten auf Knieholz gesammelt, nie aus junü:en Kiefempflanzen, wolil aber aus Kiefern- Stangen in Gesellschaft von P. piniphilus Hhst. erzogen, übrigens stets nur auf Kiefern gefunden. l.'^74 tödtete er im Tharander Forst»arten eine 65cm. starke, 50jährige Weymouthskiefer als Begleiter des H. piniperda-, im März 1875 fand i(;h in seinen Puppen wiegen einige todte Käfer, und ausgewachsene, lebende Larven. Larvengänge fast sternförmig. (J.) In wie weit Redtenbacher recht hat. aus dem in den Zapfen lebenden Pissodes ieen besondere Art, strobyli zu machen, mag hier dahin gestellt bleiben. (J.) 64 Nadelholzcultiu'-Verderber. Der kleinere schwarze Rüsselkäfer (0. ovatus L.) kommt überall selir häufig vor, ist in Kiefern nur verdächtig, während er in Fichten schon auf der That ertappt und für sehr schädlich erklärt ist. Er verhielt sich hier ganz wie der grössere, wurde aber nach Nördlinger anders gefangen, näm- lich durch Fangmoose: Moosdecken von 0,1 Qm. Avurden ausgelegt und daraus Tausende von Käfern, welche sich über Tage darin versteckt hatten, hervorgezogen.' Höchst warscheinlich enthält die Gattung Otiorhynchus noch so manchen, uns als solchen noch unbekannten Feind. VlI. Der sch^varze Fiehteiibastkäfer, Hylesinus [Hylastes] cunicularius Er. Die kleiuen Kiefern-, Bast- iincl Borkenkäfer, Hylesinus [Hylastes] ater Pai/k., angustatus Hbst., attenuatus Er., opacus Er., [Hylurgus] ligniperda Fabr. [Dendroctonus]. minimus Fabr. Bostrychus bidens Fabr., laricis Fabr. u. A. (Taf. H.) (J.). Gattungskennzeichen, von Hylesinus und Bostrychus im H. Cursus. Unter- gattung Hylastes mit 7 gliederiger Fühlergeisel und rundlich zusammengedrückter Keule, Hylurgus mit 6 gliederiger, Dendroctonus mit 5 gliederiger Geisel. H. cunicularius Er. und ater Pat/k. sehr ähnliche, 4 bis 4,5"^'"- lange, tief schwarze, manchmal bräunliche Käfer. Rüssel beiderseits mit tiefem Eindrucke und einer bei ater deutlichen, bei cunicularius nur schwach ange- deuteten Mittellinie. Halsschild des ater deutlich, des cunic. nur wenig länger als breit, bei letzteren an den Seiten gerundet erweitert; sehr dicht und grob punktirt mit glatter, namentlich bei ater sehr deutlicher Mittellinie. Flügel- decken punktirt gestreift, Zwischenräume runzelig, Hinterleib und Schenkel dicht punktirt; ater ist schmäler und gestreckter als cunicularius, dadurch am leichtesten zu unterscheiden, auch ist die ganze Sculjttur in der Regel bei ersterem schärfer ausgesprochen, (ater Fig. 9^.) H. angustatus Hbst, attenuatus Er., opacus Er. Vorigen in Gestalt und Sculptur sehr ähnlich, aber nur 2,5 bis 3"'"- lang.. Unter sich schwer zu unterscheiden. H. ligniperda Fabr. 5 — 5,5"™-, lang gestreckt, walzenförmig. Halsschild länger als breit, dicht und fein punktirt. Flügeldecken dicht ge- körnt mit feinen, gegen die Spitze tiefer werdenden Punktstreifen. Käfer leicht kenntlich durch ziemlich lange, gelbe Behaarung, welche namentlich dicht an den Seiten des Halsschildes und an der Spitze der Flügeldecken ist. H. minimus Fabr. Nicht viel grösser, als 1 ™™-, grauschwarz, Spitze der Flügeldecken gewöhnlich braun, an der abschüssigen Stelle neben der Nath eingedrückt. Stirne sammt dem sehr kurzen Rüssel glatt, behaart. Flügel- decken punktirt gestreift. B.' bidens Fabr. Braun, fein behaart. Halsschild oft schwarz, nach vorne verengt und dicht gekörnt, -hinten dicht punktirt, mit glatter Mittellinie, Flügeldecken punktirt gestreift, deren Spitze beim cf eingedrückt, am oberen Der schwarze Fichtenbastkäfer, die kleinen Kiefernbast- und Borkenkäfer. 65 Kande des Eindruckes mit einem grossen, hakenförmig nach abwärts gekrümmten Zahne, über diesem oft noch ein kleines Höckerchen; beim Q Eindruck sehr schmal, ohne Zähne, nur die Nath erhaben, neben derselben eine schmale Furche. Knapp. 2,5 """• (Fig. 8''-). B. laricis Fabr. Halsschild vorn dicht gekörnt, hinten punktirt, Flügeldecken ziemhch gleichmässig punktirt gestreift, die Punkte nach hinten eher etwas stärker, als schwächer werdend. Die bei beiden Geschlechtern stark, fast kreisrund eingedrückte Spitze beiderseits mit 3 — 6 kleinen, nicht gekrümmten Zähnchen. Eindruck variirt, daher suturalis Gyll. und nigritus Gi/ll. vielleicht nur Varietäten. 3 — 3,5 ™'"- lang. (Fig. 7^). Bedeutung uud Begegnuug. Die hier genannten, zur Familie der Bostrychiden gehörigen Arten sind in mehr oder weniger ähnlicher Weise als Nadelholzculturverderber schädlich. Begegnung dieselbe, weshalb sie hier zu- saramengefasst werden konnten. H. cuuicularius lebt an Fichten, wie ater an Kiefern. Wie dieser, thut hauptsächlich der Käfer Schaden, indem er an jungen 2 — 5jährigen Pfianzfichten über dem Wurzelknoten frisst, meist rundherum, so dass die Pflänzchen schnell eingehen. Henschel beobachtete das Benagen*), ,,mehr T3e schaben", wie er sagt, bis zum ersten oder zweiten Astquirl hinauf und erwähnt, dass an etwas stärkeren Pflanzen auch wahre Muttergänge vorkämen, welche hinunter bis zum Wurzelstocke führten. Ungewöhnlich, aber schon in kleinen Horsten von Gebirgsfichten vorgekommen ist es, dass der Käfer auch an den Wurzeln lebender Stangen sammt der Brut sich vorfand: aus dem Kränkeln und endlichen Absterben, welches erst im zweiten Jahre erfolgt sein sollte, schloss man, obgleich der Stamm nichts Verdächtiges zeigte, auf den versteckten Feind. Sonst lebt die Brut unbemerkt in den Fichten Stöcken oft mit Hylobius abietis zusammen, mit demselben sich auch in Fangknüppeln einnistend, wo sie sich im Laufe des Sommers entwickelt. Die Begegnung regelt sich nach jener Lebensweise, indem nämlich Fichten- stöcke oder auch Fangknüppel, wie beim Eüsselkäfer beschrieben, in den befallenen Schonungen eingegraben werden, um den Käfer hier zum Ablegen der Eier anzulocken. Gegen Mitte des Sommers werden die Stöcke (resp. Knüppel), wenn die Brut darin steckt, wieder ausgegraben und verbrannt. Wie der Rüsselkäfer geht er auch nicht selten unter die ausgelegten Fang- rinden. Auch Fanggräben, wo sie möglich sind. Hyl. ater ist fast derselbe Feind für die Kiefer, wie cunicularius für die Fichte, er greift vorzugsweise den Wurzelknoten und die Wurzeln selbst an. Ganz ähnlich benehmen sich angustatus, attenuatus und opacus, wohl auch ligniperda. Hire Entwickelung erfolgt in den Wurzeln des vorjährigen ""* Aehnlich benagt junge Fichtenpflanzen auch Bostrychus autographus Ratx. (J.), .5 66 Nadelholzcultur- Verderber. Schlages, aus welchen sie dann zu Tausenden auf die benachbarten Cultur- flächen wandern. Der Flügel scheinen sie sich, wie Hylobius abietis, haupt- sächlich zur Begattungszeit zu bedienen. Ob sie sich auch in den Wurzeln und Stämmchen grösserer Pflanzen entwickeln, ist wohl nicht ganz sicher nachgewiesen, scheint aber sehr wahrscheinlich, mindestens für die Kleinen. Ich habe angustatus in ziemlicher Anzahl aus mehrjährigen Fichtenpflanzen erzogen, es Hess sich aber das Vorhandensein von Larvengängen nicht recht sicher stellen. (J.). Henschel theilt einen Frass von angustatus aus Ungarn an Kiefern mit, er erzählt, dass die Käfer mit ihren Muttergängen bis in die Wurzeln hinabsteigen und tief -in das Holz gehen, und empfiehlt Ausstechen und Verbrennen der Pflanzen. Generation zweifelhaft, Altum nimmt wenigstens für ater eine zweijährige an. Vertilgung wie bei cunicularius und durch Fanggräben, in welche sie massenhaft auf ihren Wanderungen fallen. — Hyl. minimüs entwickelt sich unzweifelhaft in jungen Kiefernpflanzen, indessen auch in gesunden Reisern älteren Holzes, er ist ausgezeichnet durch feine, meist dreiarmige Sterngänge und benimmt sich ähnlich, wie B. bidens, in dessen Gesellschaft er manchmal vorkommt. Beide sind sonach nicht blos Culturverderber, sondern auch Bestandesbeschädiger. B. bidens ist häufiger, als H. minimus, daher schädlicher, er befällt wohl alle Kiefernarten. Seine 4 — 7 armigen Sterngänge sind viel unregelmässiger, als die des B. chalco- graphus L. ; gewöhnlich haben sie einige sehr lange Arme in der Längs- richtung des Stämmchens oder Zweiges, sehr kurze, oft unregelmässig ge- krümmte, in anderer Richtung. Charakteristisch sind die weitläufig gestellten, verhältnissmässig grossen Eiergrübchen. Generation des bidens wohl unregel- mässig, IVa jährig nach Ratzeburg. Dieser der Kieferncultur schon oft höchst verderblich gewordene Feind lässt sich nur durch Ausreissen und Verbrennen der befallenen Pflanzen bekämpfen; dabei Jahreszeit, wegen der unregelmässigen Generation unsicher, man muss im einzelnen Falle den rich- tigsten Zeitpunkt erforschen. Gleichzeitig wird minimus mit vertilgt. — B. laricis ist wohl noch nicht oft als Culturverderber beobachtet worden, da er weit häu- figer in älteren Nadelhölzern brütet; Ratzeburg erwähnt ihn jedoch ausdrück- lich als solchen, ebenso Taschenberg; ich habe ihn einmal, u. z. die suturalis genannte Form, aus 5 — 6jährigen Kiefernpflanzen erzogen (J.). — In Gesellschaft des bidens und des Pis. notatus kommt auch noch ein kleiner Bockkäfer, Pogonocherus fasciculatus de Geer vor, von mir so- wohl aus Kiefernpflanzen, als aus Fichtenstangen erzogen. Seine etwas breite- ren, mit vielfachen Krümmungen versehenen Gänge unterscheiden sich leicht von denen der oben Genannten. Der kleine, nur 6 — 7 ™'"- lange Bock ist braun, mit brauner und grauer Behaarung, hinter den Schultern mit einer breiten, weissen Binde, der ganze Käfer, selbst seine Fühler, mit zerstreuten, feinen, ziemlich langen Borstenhaaren. Der Kiefernmarkkäfer. Die Werre. . 67 Vm. Der Hieferiimarkkäfer. Hylesinus [Hylurgus] piniperda L. (Taf. II. Fig. 10. Taf. VIII. Fig. 2)- findet sich auch an jungen, besonders schlechtwüchsigen Kiefern in der Markröhre ein, ist aber in grösserem Masse nur dem höheren Holze schädlich, wird daher bei diesem umständlich erörtert. Auch nur in letzterem brütet er, während er in den Kusseln nur als fressender Käfer wohnt. Seine Gegenwart wird hier an dem mit weissem Harztrichter aussen bekleideten Bohrloche der jungen Triebe erkannt, sowie an den hier massenhaft sich ein- findenden Scheidentrieben (Waldverderbn. I. Taf. 3). IX. Die Werre , Maulwurfsgrille oder Reitwurm. Gryllotalpa vulgaris Latr. (Taf. VI. Fig. 5). Die Werre verändert sich vom ersten Entkriechen an bis zur vollen Entwickelung (begattungsfähigem Zustand) in der Gestalt nur wenig (unvoll- kommene Metamorphose). Das vollkommene Insect (Fig. 5^) hat deutliche Flügel, welche bei der Larve fehlen und bei der Puppe (Fig. 5^-) nur 4 kleine Lappen bilden, welche noch nicht bis zur Mitte des Hinterleibes reichen. Auch ist deshalb schon die Verwandlung eine unvoUkommnere, als bei anderen Insecten, weil die Puppen so gut wie Larven und ausgebildete Thiere laufen und fressen. Die deutlich zum Graben eingerichteten Vorderfüsse sind breit, 'gekrümmt und stark gezähnt, haben daher einige Aehnlichkeit mit den Maul- wurfsbeinen. Anfangs Juni ist die Begattungszeit, wie man an dem unter- irdischen Schrillen*), durch welches die beiden Geschlechter sich in Ent- fernungen von mehreren Schritten locken, deutlich erkennen kann. Schon Ende Mai fand ich sie (copula aversa) in den Gängen gepaart. Bis Mitte oder Ende des Juni — einzelne (ausnahmsweise oder in nördlichen Gegenden) auch noch im Juli, ja sogar noch später — legen die Weibchen in Erd- klumpen (Nest s. auch II.) bis 250 gelblich -weisse, fast hanfkorngrosse Eier (Fig 5e.). Die schon nach 8 — 14 Tagen auskommenden, ameisengrossen, weisslichen, zuletzt dunkleren (so wie Fig. 5^- gefärbte) Larven (Fig, 5^*) bleiben noch 3 — 4 Wochen im Neste, vermindern sich aber darin auf- *) Zirpen und Geigen, wie es die anderen Grillen oder Heuschrecken, die sich dabei ausserhalb der Erde halten, hören lassen, kann man es nicht nennen, wahr- scheinlich wird es auch durch einen anderen Mechanismus wie bei diesen erzeugt. Ton und Ehythmus sind ganz eigenthümhch , auch die abendliche Stille für die Ein- drücke günstig, die sich Jeder leicht davon verschaffen kann. Der Ton gleicht dem Knarren einer ablaufenden Weckeruhr oder dem fernen monotonen Kufe des Ziegen- melkers (Caprimulgus europaeus L). Das Schrillen ist anhaltend, oder nicht: dann wird es in einer Minute wohl zehnmal unterbrochen und immer nach einer Pause von einigen Secunden wieder gehört. Ein unvorsichtiger Schritt oder Tritt macht es oft augenbhcklich verstummen, und es fängt dann auch so leicht nicht wieder von vorn an. Oefters schien es mir, als veränderte es den Ort unter der Erde; dann la,g es aber wohl nur daran, dass ich nicht gleich die rechte Stelle, von welcher das Schrillen kam, gefunden hatte. 68 Nadelholzcultur-Verdei'ber. fallend dadurch, dass das in der Nähe bleibende Weibchen welche verzehrt, wie B Gliche schon verinuthet. Man will sie massenhaft über der Erde herumlaufen gesehen haben (weisse Ameisen); gewöhnlich aber lassen sie sich nicht sehen, denn sie verstehen es noch nicht, sich einzugraben. Sie überwintern in der Erde, besonders gern unter zusammengeballten Erd-, Kraut- oder Mistklumpen. Ueber die Gänge s. II. Im Herbst sieht man kleine und grosse Gänge neben einander: erstere rühren von den diesjährigen Larven her, die letzteren mögen solchen Individuen angehören, welche schon über- winterten und sich für einen zweiten Winter rüsten, also überjährig (2jährig) werden. Von letzteren mögen auch die früheren Eierlagen, welche zuweilen vorkommen, herrühren (nach Niessing regelmässig im Juni und Mitte August) *). I) Vorkommen und Bedeutung. Die Werre kommt fast überall vor und meidet nur sehr festen Boden, besonders den flachgründigen Gebirgs- boden, obgleich Niessing sie noch bei 2300™- Höhe^ in den Alpen ge- funden haben will. Frischer, lockerer und nicht beschatteter Boden ist ihr der liebste, wenn sie auch nöthigenfalls im Wasser schwimmt, ja auf diese Weise über Ströme setzt, und ihre Gänge sogar im Moorboden sehen lässt. Im Neustädter Forstgarten ist sie auf den niedrigsten Saatbeeten, wo früher Erlenbruch war, am schlimmsten, dagegen fehlt sie hier auf den höher ge- legenen Beeten ganz, auch auf sehr verrasten Saatbeeten. Die jungen Larven, deren Gänge so flach laufen, dass die kleinen (federkieldicken) Aufwürfe krümelig und verworren erhoben sind, scheinen nur von humosen Theilen des Bodens zu leben; die mittel- und voUwüchsigen aber, wie auch die Puppen und imagines, welche man schon an der immer grösser werdenden Breite der Gangaufwürfe erkennt, — sie sind fingerdick, ebenfalls geschlängelt, und lassen sich mit dem vorsichtig eingeschobenen Finger leicht verfolgen — zerstören lebende Pflanzen. Diese sind so mannigfaltiger Art, dass die Werre in ver- schiedenen Gegenden die verschiedensten Namen danach führt, z. B. Gersten-, Kürbis-, Kartoffelwurm. Dass ihr niedere Thiere, wie namentlich Kegen- würmer, wahrscheinlich auch Engerlinge und Schnecken zur Nahrung dienen, ist ^usser allem Zweifel — man hat sie sogar sich untereinander auffressen sehen**). So eigenthümlich dies ist, so gehört dies nur vor das rein wissen- *) Neuerlich beobachtete ich (besonders beim Reinigen der Wege) während des ganzen Monat AuL'ust frisch aufgelaufene grosse Gänge. Sie mussten von alten abge- legten Weibchen herrühren, denn ich fand letztere ganz in der Nähe in ihren tiefen Röhren. Niessing hält die Zweijährigkeit für Kegel. **) Die Abhandlung von Niessing (im Garten-Magazin von 1863> S. 327—348) zeugt von so viel Erfahrung und Umsicht, dass ich mich, zumal sie von einem Gärtner, der sein Terrain am Genauesten kennt, herrührt, am liebsten auf sie berufe, obgleich mir manche Behauptungen des Verfassers doch sehr problematisch vorkommen. Er sagt zum Beispiel, die alte Werre zerstöre die Pflanzen — durchnage sie am Wurzel- balse — , um Beschattung zu entfernen, oder — wie er an einer anderen Stelle, bei Werre. Begegnung. 69 schaftliche Forum (s. Curs. IL §. 9). F'ür die Praxis steht fest, dass die Werre zu den sehr schädlichen Insecten gehört, und Gärten, Aecker wie Wald gleich stark belästigt. Auf Saatbeeten thut sie oft so bedeutenden Schaden, wie der Engerling; sie weiss diese auch sehr gut zu finden, indem sie die leeren Beete überschreitet, ohne hier ■ zu verweilen (Forstgarten) , was schlecht zu der Lichtungstheorie Niessi ng's passt. An den kleinen Eichen und Buchen frisst sie oft schon die Keime ab, ehe diese noch über die Erde kommen. Es werden nicht allein die Wurzeln vieler Pflänzchen abgefressen, sondern die Canäle, mittelst deren das Thier den Boden nach allen Richtimgen unterminirt, heben auch viele Keimlinge, die dann vertrocknen, über die Ober- fläche, besonders bei trockenem Wetter. Es ist oft schwer, dem Frasse nach zu bestimmen, ob er durch Engerling oder Werre verübt worden ist, wenn nicht die Gänge der Werre zu erkennen sind, was indessen meist der Fall ist und die Unterscheidung dann leicht macht. Auch mit dem Maulwurf können Verwechselungen vorfallen, besonders da, wo er auf grossen Strecken blosse Gänge und keine Aufwürfe macht; diese Gänge sind aber armdick, während man in einen Werrengang kaum den Finger einbringt. In warmen, trockenen Sommern vermehren sich die Werren bedeutender, als in nassen, und sie schaden dann auch insofern mehr, als sie sich von den vertrocknen- den , unangebauten Ackerstücken nach den Saatbeeten , • welche man durch Begiessen zu erhalten sucht, hinziehen und dann dort viel zerstören. II) Begegnung'. Vorbauung ist hier nicht gut denkbar, da die Werre überall verbreitet ist und kranke wie gesunde Pflanzen frisst. Daher wird hier nur von Vertilgung gesprochen. Unter den zahlreichen, früher gegen das Insect empfohlenen Mitteln sind nur wenige recht praktisch. So z. B. habe ich von den im Winter in der Erde angelegten Mistlagern, in welche sich die Thiere zusammenziehen sollten, und von dem Ausgiessen der Röhren mit Oel*) und Wasser, wodurch das Mutterinsect aus seiner Anführung benagter Rüben und Knollen sagt — , um den Durst zu befriedigen (s. auch Waldverd. IL S. 440). üeber den Grund der Pflanzenzerstörung werden wir also wohl nie in's Reine kommen: es muss genügen, dass sie erfolgt und dass, wie Nies sing selbst anfübi't, ,,die Existenz eines Gärtners durch die Werre in Frage gestellt werden kann" (1. 1. p. 343). Dass die Werre Thiere frisst, bezweifelten wir nie, müssen aber zwei desfallsige Vermuthungen Niessing's weitei-en Beobachtungen anheim- stelleu. Erstens soll der Kindermord so bedeutend sein, dass, wenn man nur Alte wegfängt (z. B. in Töpfen), das Uebel zunimmt. Zweitens soll die Werre die Enger- linge so bekriegen, dass letztere in Niessing's Garten sich nur auf Rasenplätze retten konnten. Im Neustädter Forstgarten ('2,5 Hectar gross) werden die Saatbeete von Werren und Engerbngen (in Compagnie) zerstört. — Zum „Begiessen" muss ich noch bemerken, dass Nies sing bei Dürre die Werre unruhig werden und sich nach frisch begossenen Pflanzen liinziehen sah. *) Unter gewissen V^erhältnissen, z. B. engbegrenztem (Garten-) Terrain, stark bewachsenem, festem Boden etc. kann man, bei einiger Uebung, etwas damit aus- richten; in unserem Forstgarten habe ich dagegen wenig Erfolg gehabt. Es ist 70 Nadelholzcultur- Verderber. Röhre getrieben werden soll, entweder wenig Erfolg gesehen, oder das Mittel Hess sich auch, wegen der Kostspieligkeit, gar nicht in grösserer Ausdehnung anwenden. Am sichersten begegnet man dem Insect, wenn man seine Nester zerstört, die Arbeiter also speciell zum Aufsuchen der- selben instruirt*). Wer sich einige Uebung im Auffinden derselben ver- schafft, wird sie schon in einiger Entfernung erkennen. Da, wo sich im Juni oder Juli, zuweilen schon im Mai, häufige Röhren zeigen, oder wo man ungewöhnlich viele Werren über der Erde bemerkt oder gefangen oder Abends schrillen gehört hat, da achte man besonders auf den Pflanzen- wuchs. Auf Grasplätzen — denn auch diese muss man, da von ihnen öfters der Heerd des Frasses sich ausbreitet, im Aage behalten — sieht man das Gras an einzelnen Stellen absterben und gelb werden, und auf Saatbeeten geht es mit den Keimlingen ebenso. Hier wird man dann auch bald die etwa nur 2,5 "^- tief unter der Erdoberfläche verlaufenden Röh- ren des Insectes entdecken. Sie sind etwas erhaben, besonders nachdem es geregnet hat , man kann leicht mit dem Finger hineinfahren und sie verfolgen. Da, wo sie in einem Kreise laufen, der 15 bis 30 •='"• Durch- messer zu haben pflegt, oder wo überhaupt viele Gänge benachbart zu sehen sind, und da, wo sie sich etwas mehr in die Tiefe senken, hat man das 8 bis 15 '^^- tief -stehende Nest zu erwarten. Man wird hier in der Mitte des eben erwähnten Kreises die Erde fester als gewöhnlich finden und sie wie einen kleinen Backofen mit einem seitlichen Eingangsloche herausschälen können. Wahrscheinlich entleert das Mutterinsect hier so viel Speichel, dass dieser die Erde durchdringt und erhärtet. Bricht man nun von dem festen Gewölbe ein Stück ab, so kommt man auf die Nesthöhlung, in welcher die Eier liegen. Gewöhnlich hält das $ dicht neben dem Neste in einem 10 — 60 '^™- tief gehenden Loche Wache. Das Aufsuchen desselben macht aber, da der Gang beim Gi'aben leicht verstopft wird, oft Mühe, ist auch unnöthig, da das Weibchen, wenn es seine Eier abgelegt hat, nicht mehr schaden kann, vielleicht gar nützt durch Verzehrung der eigenen Brut. nämlich schwer, unter der zahllosen Menge horizontaler, flach laufender Gänge die (tiefer gehenden) abschüssigen herauszufinden , in welchen das Thier sitzt. Trifft man den richtigen Gang, so braucht man nur 10—20 Tropfen Brenncl in's Loch zu tröpfeln und dann 2 — 3 Tassen Wasser aus einer Kanne (mit Tülle) langsam nnd vorsichtig nachzugiessen — in 3—5 Minuten kommt die Werre gewöhnlich, aber nicht immer, ermattet und mit Oel beschmiert heraus. *) Nies sing spricht merkwürdigerweise vom Nestersuchen gar nicht. So- bald die Brutzeit angetreten ist, Hess er den ganzen Garten sammt angrenzenden Hecken, Ufern etc. mit der breiten Gartenhacke genau durchsuchen. Es genügte, dass, wenn die Larven nicht etwa schon zu weit entwickelt waren, ,,sie im Boden zerstreut und der mütterlichen Fürsorge (?) entzogen wurden." Werre. Begegnung. 71 Liegen die Nester im entblössten, nicht mit kurzem Grase oder jungen, dicht stehenden Pflanzen besetzten Boden, wie es in den praktisch wichtigen Fällen (auf Saatbeeten) gewöhnlich der Fall ist, so muss man den Boden aufmerksam betrachten, besonders wenn es eben geregnet hat. Man erkennt die Stellen dann nicht von Weitem und muss Schritt vor Schritt suchen, um die oben beschriebenen, kreisenden Röhren zu entdecken. Selbst wenn (im Juli) die Nester schon alle fertig sind und schon sämmtlich Junge haben, ist es immer noch Zeit zur Vertilgung. Dann kann man aber nicht mehr nach den aufgelaufenen, kreisenden Röhren suchen, da solche nicht mehr von dem inzwischen träger gewordenen $ angelegt werden; die frischen Gänge, welche man dann noch sieht, rühren vom cf her. Man muss jetzt also nach anderen Merkzeichen suchen. Das sind Löcher, wie mit dem kleinen Finger in den Boden gestochen, rundlich oder von .unregelmässig zerrissener Form, wahrscheinlich von dem lauernden Q herrührend. — Dass diese •Thiere gern der freien Luft sich nähern, ohne ganz aus dem Boden hervorzu- kommen, sieht man an den im Juni im Boden schrillenden Thieren. — Sind diese Löcher nur flach, so geht man gleich wieder davon ab; kann man aber bis über den halben Finger senkrecht hineinfahren, so kommt man sicher zu dem Gange , welcher kreisend zum Neste führt. Entweder ist dasselbe dann noch voll, oder halb oder ganz entleert; dann hat es oft oben eine, noch unter der Oberfläche liegende Oeffnung, aus welcher die Jungen wahrscheinlich ihren Ausgang genommen und sich seitwärts unter der Erde verbreitet haben. Auch ist es gut, wenn man im Anfang der Nestperiode deü Boden mit den Füssen festtritt, und nun von Zeit zu Zeit nachsieht; man bemerkt jetzt jede Veränderung, die durch Auflaufen ent- standen ist, sogleich. Das Tödten der Eier und jungen Lärvchen verdient auch eine Besprechung. Hat man grosse Massen, oder soll man auch nur jedes der schnell hintereinander gefundenen Nester vernichten, so ist das Zertreten mühsam, das Ersäufen nicht immer möglich. Man tödtet sie ganz sicher, wenn man sie sammt dem Erdnest an die Luft setzt, denn, beson- ders bei Sonnenschein, schrumpfen sie schon nach einigen Stunden ein! Nach dem Nestsuchen empfehle ich noch das Werrensuchen. Es steht jenem nach; allein es übertrifft an Wirksamkeit doch immer noch die folgenden Mittel, kann, als das Nestsuchen vorbereitend und unterstützend, sogar mit zu den Radicalmitteln gerechnet werden. Es ist zur Ausführung des Geschäftes zwar Ruhe und Ausdauer nöthig, allein es erfordert keine mechanischen Kräfte, und können daher Kinder, oder andere Arbeiter in den Feierabendstunden dazu gebraucht werden. In den ersten Tagen des Juni, wenn das Wetter warm und still und die Luft nicht zu trübe ist, be- giebt man sich gegen Sonnenuntergang nach den (blossen oder mit Gras oder 72 Nadelholzcultur -Verderber. Culturpflanzen bewachsenen) Orten, wo man die Werre vermuthet. Man theilt sie sich in Gedanken in kleinere Plätze von einigen Quadratmetern und geht, auf einem jeden mehrere Minuten verweilend und nach allen Kichtungen lauschend, laugsam und vorsichtig (am besten barfuss) durch, bis man das unterirdische Schrillen hört. Ein paar Schritte, und man ist dem Gesänge so nahe, dass man mit Bestimmtheit die Stelle erkennt, wo der Sänger dicht unter der Oberfläche sitzt und, da er gern eine kleine Erd- öffnung in der Nähe hat, zarte, über diese hangende Pflanzentheile (wahr- scheinlich durch den schwirrenden Flügelschlag) hin und her bewegt: ein geschickter Schlag mit einer Hacke, die man in Bereitschaft hält, und die Werre liegt auf der Erde. Ist das Wetter günstig, so kann die Arbeit 8 — 14 Tage lang allabendlich wiederholt werden. Nach einer Stunde ist es zu finster, als dass man die herausgeworfene Werre ohne Laterne gut finden könnte, aber in dieser einen Stunde kann man 10 — 20 Stück fangen*). Ist die Zerstörung der Nester versäumt oder unvollständig bewirkt worden, so fängt man die Werren am Besten durch aufgestellte Töpfe weg. Man kann dazu alte Blumentöpfe nehmen und das Wasser -Abzugsloch ver- stopfen. Sie werden da, wo man auf den Saatbeeten die schwach aufge- worfenen Röhren bemerkt, so in die Erde eingelassen, dass die Röhre ge- rade über ihre Oeffnung hinwegführt. Wenn nun das Thier seine unter- irdische Promenade hält und an den Topf kommt, so fällt es hinein und kann nicht wieder heraus." Gelegentlich leert man dann die Töpfe aus und tödtet die Thiere. Man muss mit der Aufstellung der Töpfe gleich im Frühjahre anfangen, damit die Larven, welche man im vorigen Sommer nicht mit den Töpfen aufheben konnte, nicht mehr zum Fressen kommen. Sehr grossen Nutzen darf man sich aber von dem Mittel nicht versprechen, jedoch auch wohl nicht den von Nies sing behaupteten Nachtheil (?) fürchten. Die übrigen Mittel, von denen man noch hier und da liest, sind, wie ich mich selbst überzeugte, unpraktisch. Eia neuerlich empfohlenes Mittel: ab- geschälte Rasenstücke in den Furchen der Saatbeete auszulegen, damit hier die Werren unterkriechen und dann gesammelt werden können, wäre noch näher zu prüfen — vielleicht auf flachgründigem Boden recht gut! Mit den Töpfen zusammen dürfte man sich doppelte Wirksamkeit versprechen, zumal im Augenblicke nichts anderes unternommen werden kann. — Ein alter *) Man wird, nach dieser Schilderung, einige Aehnlichkeit zwischen dem Werrenfangen und dem Maulwurfsfangen mittelst des Spatens finden. Ersteres ist aber ungleich leichter ausführbar, da der Feind sich leichter zu erkennen giebt und auch nicht ganz so empfindlich gegen Geräusch ist, wie der feinhörige, schlaue Maul- wurf, auf dessen Jagd sich daher nur wenige Leute ordentlich verstehen, da auch zum Hinauswerfen desselben mehr Kraft und Schnelligkeit gehört. Kiefernwickler. 7 3 Förster behauptete, dass er seine Saatbeete durch Umstecken mit frischen Erlen/weigen, etwa in 30 — 60 ''"■ Abstand und mehrmals wiederholt, ge- schützt hätte — das Hesse sich ja leicht probiren. Feinde hat die Werre wegen ihres unterirdischen Aufenthaltes und ihrer Widerstandsfähigkeit nur wenige. Mit Sicherheit können wir nur den Maulwurf nennen, der dadurch grosse Wichtigkeit erhält, auch die Spitz- maus, die Nies sing besonders empliehlt. Wahrscheinlich stellen ihi' auch manche Larven der Caraben und Staphylinen nach. Dass auch einige Vögel sie zuweilen erhaschen, wenn sie ausserhalb ihrer Röhren ist, sehen wir an den Dornbüschen, wo die Neuntödter, ausser anderen Insecten, auch öfters Werreu' und Grillen an die Dornen spiessen, und sie hier sterben lassen. Krähen, Elstern, Dohlen nehmen sie gewiss auch, wo sie sie bekommen können, auch vom Fuchs und Marder behauptet man es. X. Die Kiefernwicliler. (J.) Retinia buoliana S. F., turionana Hbn., duplana Hbn.^ resinella L. (resinana Eatz.). Charakter der Gattung Retinia Gn. (Coccyx Tr.) nach Heinemann.: Ast 4 und 5 der Vorderflügel aus einem Punkte. Die hintere Mittelrippe der Hinterflügel an der Wurzel behaart, Ast 6 und 7 saumwärts auseinander tretend. R. buoliana S. V. (Fabr.) (Kieferntriebwickler). Brustschild und Vorderflügel gelblich ziegelroth, am Innenrande bleicher, mit sparsamen und veränderlichen, silberglänzenden, steUenweise bläulich schimmernden Wellen- linien durchzogen Franzen w'eisslich, Hinterflügel bräunlich grau, Kopf weisshch gelb, Taster aussen ziegelroth. (Taf. IV. Fig. 5^-). S '^™- lang; Flügelspannung 20,5 ™™- — Raupe (Fig. 5^-) 16füssie, in der Jugend dunkel-, später heller braun; Kopf, Nackenschild und Hornflecken an den Brustfüssen glänzend schwarz. Feine Haare, welche nur auf dem letzten Ringe auf deutlich bemerkbaren Warzen stehen. Bis 21 ™™- lang. — Die 9 '"™- lange Puppe gelbbraun, auf dem Hinterleibsrücken mit feinen Stachel- reihen. R. turionana Hbn. (Kiefernknospenwickler). Vorderflügel braun- grau oder braungelb, hleigrau gewellt, im Saumfelde rostgelb mit 2 bleigrauen Querlinien, Hinterflügel des cf weisslich mit grauer Spitze, des Q mehr grau, an der Spitze rostgelb bestäubt. Grösse der buoliana. — Raupe ähnelt der buoliana, etwas mehr gelbbraun, auf der Oberseite der Ringe quer über jeden derselben mit 2 parallelen, dünnen, etwas dunkleren,, mehr röthelnden Gürteln. — Der Puppe fehlt der Stachelkranz des Afters oben fast ganz. R. duplana Hbn. Vorderflügel fast parallel, mit sehr schrägem Saume, graubraim, mit schwach glänzenden, bräunlich grauen, zu verticalen Binden vereinigten Wellenhnien, die Spitze und der Kopf rostgelb. — Raupe ähnelt 74 Nadelholzcultur- Verderber. sehr der vorigen. — Puppe ausgezeichnet durch lange Flügelscheiden, sehr lange Hakenborsteu. R, resinella L. (Kieferuharzgallenwickler). Vorderflügel schwarz- braun, mit stark glänzenden, bleigrauen Wellenlinien aus weissen Vorderrands- häkchen, Kopf braungrau. Grösse wie buoliana. — Raupe gelblich braun, am Grunde des 8. Ringes mit einem dunkel durchschimmernden Fleck; Luft- löcher von schwarzen Ringen umgeben. — Puppe besonders am Vordertheil dunkel gefärbt, ähnelt buoliana, Bedeutung und Begegnung. Buoliana ist weit verbreitet und sehr schädlich. Die an die Knospen abgesetzte Brut bemerkt man vor Winter schwer, und selbst im Winter verrathen sich die angefressenen Knospen nur dadurch, dass sie stärker mit Harz verklebt sind. Mit der Verlängerung des Maitriebes werden die kleinen Räupchen deutlicher. Sie zerfressen öfters mehrere Triebe, indem sie aus dem zuerst angestochenen sich herausbohren und in einen nächsten gehen. Der Gang befindet sich unter einer Harz- und Gespinnstdecke, Je länger die verletzten Triebe werden, desto mehr krümmen sie sich, die kränksten fallen sogar ganz um. Da sie aber nur an einer Seite ausgefressen sind und sich hier bald Holzmasse absetzt, so richten sie sich mit der Spitze wieder auf. Der nach abwärts gerichtete Bogen ist jedoch noch nach vielen Jahren deutlich erkennbar. (Taf. VHI. Fig. 3.). Ende Juni verwandelt sich das Räupchen an der Basis des verletzten Triebes in die gestürzte Puppe, welche sich mittelst der rückwärts gerichteten Stachel- reihen aus dem Triebe vor Auskriechen des Falters hervorschiebt. Oft ver- trocknen die sich oben verlängernden Triebe ganz. Die aus den Trieben genommenen Raupen spinnen. Das Insect ist nur Culturverwüster, im alten Holze kommt es nicht vor, höchstens- bis 6 '"• hoch. Am liebsten hält es sich in Kusseln, welche wegen des schlechten Bodens nie zu ordentlichen Stämmen erwachsen, und hier ganz besonders durch starke Entwickelung der Scheidenknospen Besenform annelimen (Waldverderbniss I. S. 180). Gerade hierin besteht die besondere Schädlichkeit der buohana und ihrer Verwandten, denn wo ein guter Standort kräftigen Wuchs bedingt, heilen die Kiefern den Schaden leicht aus, dort, wo aber der Forstmann mit zahlreichen anderen Cultm'schwierigke'iten zu kämpfen hat, erschweren diese Thiere das Fortkom- men der Pflanzungen und Saaten ausserordentlich. Ende Mai und Anfang Juni verrathen sich die befallenen Triebe leicht, und man kann zu dieser Zeit durch Ausbrechen derselben nützlich wirken. Indessen ist ein solches Mittel im Grossen doch schwer anwendbar. Andere Mittel giebt es nicht. — Turionana schadet ähnlich, ist nach dem Frass aber nicht immer sicher von buoliana zu unterscheiden; die Larve frisst in der Regel nur die Eud- knospe des Quirles aus (nach Heinemann auch in den Mittelknospen der Fichte?). Die der turionana in Gestalt und Färbung ähnliche duplana, zeigt Der Fichtenrinden Wickler. '^ denselben Frass, wie buoliana und wird wohl oft mit dieser verwechselt. Beide Arten werden bei etwa gegen buoliana zu ergreifenden Massregeln mit vertilgt. Generation aller drei einjährig. Ganz andere Lebensweise hat re sine IIa. Das Q legt die Eier an die Knospen des nächstjährigen Triebes. Die Raupe bahnt sich durch die Rinde bis in das Holz und verursacht die Bildung einer etwa erbsengrossen Harz- galle. Im nächsten Jahre vergrössert sich letztere mit dem Wachsthum des Triebes und erreicht die Grösse einer grossen Kirsche. Unter der schützen- den Galle verlebt die Raupe den zweiten Winter, verpuppt sich im zeitigen Frühjahr, und nach kurzer Puppenruhe schlüpft der Schmetterling aus. Die leere Puppenhülle sieht man entweder hervorragen, oder sie bleibt auch ganz in der Galle. Unter letzterer heilt gewöhnlich die Kiefer die Verwun- dung wieder aus; indessen stirbt auch manchmal der oberhalb der Galle be- findliche Trieb ab. Ausbrechen oder Zerdrücken der Gallen im zweiten Win- ter ist das einzige Mittel. Sämmtliche- Arten der Gattung Retinia (nach Heinemann 9) leben in den Knospen und Trieben, sowie in den Harzbeulen der Nadelhölzer, indem sie die Bildung derselben veranlassen. Die Kiefer wird überdies noch heim- gesucht von den nicht monophagen Wicklern Grapholitha coniferana i2ate. und cosmophorana Jn, welche unter der Rinde, leben, sowie von der grossen Tortrix piceana L., die Nadeln verzehrt, auch junge Triebe aus- frisst u. s. w. — Monophag lebt gleichzeitig mit turionana, die etwas kleinere, mehr graue Retinia posticana Zett. in Kiefernknospen (Prof. Fritzsche). XI. »er Fichten -Rindenwickler. (J.) Grapholitha pactolana ZU, (dorsana Ratz.), G. duplicana Zett. {dorsana Ratz.). Die artenreiche Gattung Grapholitha nach Heinemann charakterisirt : Der Mittelast der Vorderflügel gesondert von Ast 4 entspringend. Die hintere Mittelrippe der Hinterfiügel an der Wurzel behaart, Ast 6 und 7 gestielt oder dicht an einander entspringend, saumwärts auseinander tretend. G. pactolana ZU. Vorderflügel olivenbraun mit einer glänzend weisslichen, in scharfer Ecke saumwärts ausgezogenen, doppelten Querlmie. Vier weisse Häkcheupaare hinter und ein grosses vor der Mitte des Vorder- randes. Letzteres verbindet sich mit den beiden weisslichen Linien des Innenrandsfleckes zu einem spitzen Winkel, wodurch die erwähnte winkelige Querbinde entsteht. Die Linien des Innenrandsfleckes sind unregelmässig, doppelt oder dreifach, ein oder zwei dunkle Fleckchen einschliessend, und bilden einen viel weniger deutlichen Innenrandsfleck, als bei duplicana. Der Spiegel wenig auffallend, oben offen, so breit wie hoch, vorn von einer bläu- lichen, hinten von einer dünneren Bleilinie eingefasst; hinten mit einer deut- 7 6 Nadelholzcultur-Verderber. liehen, vorn mit einer oft undeutlichen Punktreihe. Franzen mit scharfer, schwarzer Theilungslinie, an der Spitze weisslich, mit einem scharfen, weissen Augenpunkte in Zelle 6, oft noch mit bolchen in Zelle 2 und dicht über Rippe 1. Hintcrflügel graubraun mit grauen, an der Spitze weisslichen Franzen. Zeichnung bisweilen undeutlich. Grösse 5,25 bis 6 '"™- (Ratz. Forstinsecten, Taf, XII. Fig. 7. Waldverderbniss Taf. V. Fig. 12). — Raupe blassröthlich, Kopf und Nackenschild hellbraun; auf der Mitte des letzten Gliedes eine Reihe paariger Wärzchen, bis 1 1 ™™- lang. — Puppe endet in einem stumpf abgerundeten Aftergriifel mit einigen kurzen Borsteil- härchen, Länge 6 '"™- G. duplicana Zeit. Der Vorigen sehr ähnlich. Vorderflügel dunkel- braun mit schwarz gestricheltem und glänzend bleigrau eingefasstem Spiegel; der undeutlich getheilte lunenrands'fleck , vier Häkchenpaare hinter und ein sehr grosses vor der Mitte dos Vorderrandes weiss. Dieses, grosse Paar verbindet sich nicht mit den Linien des Innenrandsfleckes zu einer Binde, da- durch hauptsächlich von pactolana unterschieden. 5 — 7 ™"'- (Ratz. Forst- insecten Taf. XII., Fig. 6; Waldverderbniss Taf. V., Fig. 10). Ratz, fasst beide Arten unter dem Namen dorsana zusammen, ein Name, den noch 3 andere Arten tragen. Die heute von ' der Wissenschaft anerkannte dorsana Fahii\. ist ein ganz anderes Thier und lebt in Erbsen. Mit dem deutschen Namen ,, Fichte nrindenwickler" mag der Forstmann beide in Uebergangsformen (Ratz. Waldverderbniss Taf. V. Fig. 1 1 ) schwer zu unterscheidende Arten bezeichnen. G. pactolana scheint die häufigere zu sein, wenigstens hier auf dem Tharander Wald, weshalb die Lebensbeschrei- bung dieser angehört, wohl aber auch für duplicana passt. Bedeutung und Begegnung. (Ratz.) Im Juni oder Juli legen die Falter an die Quirle oder auch Aeste meist junger Fichten, verschonen jedoch die beiden jüngsten Triebe. Die Räupchen kriechen bald aus und bohren sich ein, sie fressen unregelmässige Gänge unter der etwas erhabenen Rinde und unter feiner Gespinnstdecke. Bis zum Winter bemerkt man, wenn der Frass zum ersten Male auftritt, dies wenig, im nächsten Frühjahre aber zeigt er sich am Harzfluss und den in der Quirlgegend an Gespinnst hangenden, Steck- nadelkopf- bis erbsengrossen , • aus hellen und dunkler braunen Krümeln be- stehenden Kothklümpchen, bis im Juni die Verpuppung in den Gängen ein- tritt Wahrscheinlich ist die Generation nur 1 jährig, obgleich man im Herbste kleinere und grössere Räupchen und auch harzdurchdraugene Kothklümpchen verschiedener Grösse sieht. Gehen die Gänge nicht um das ganze Stämmchen herum, so erfolgt nur ein Kränkeln der Pflanze, der Schaden heilt sich wieder aus; haben die oft in einigen Exemplaren an derselben Frassstelle lebenden Raupen jedoch ringsum gefressen, dann stirbt der über ihr befindliche Theil des Stämmchens oder Astes unzweifelhaft ab. Seit vielen Jahren schon hat man das Insect, besonders in den mittel- deutschen Gebirgen in Fichtenrevieren bemerkt; 'zuerst auffällig beobachtet Fichtenrindenwickler. 77 von Forstmeister Wachtel zu Neuhaus in Böhmen. Das Uebel zeigte sich hier in Horsten, wie in Dickungen, in den Stangenhölzern wie verkrüppelten Büschen, in Pflanzungen wie Saaten, am meisten in den Horsten auf grossen Blossen. Als Disposition erschien: Flachgründigkeit des Bodens und ein vor- hergegangener, ungewöhnlich starker Hagelschlag, welcher Zweige abschlug und Harzausfluss verursachte. Tausende von Stämmen starben in Folge des "Wicklerfrasses. Diese wurden ausgerissen und verbrannt; man musste aber sehr aufmerksam sein, um beim ersten Grau- oder Gelbwerden der Fichten den Feind rechtzeitig zu entdecken, und durfte nicht bis zum vollständigen Röthen der Nadeln warten. Wenn man den frischen Frass noch zeitig genug entdeckte, was immer erst im zweiten Jahre möglich war, wurden die von Larven und Puppen bewohnten Gänge mit Messern ausgekratzt. Diese zwar mühsame aber erfolgreiche Operation kostete nicht viel, da auch Kinder ge- braucht werden konnten, und verdient in einzelnen Fällen wohl Nachahmung. Rettung des Unterstammes nach erfolgtem Absterben des Oberstammes, durch Abschneiden des letzteren, bringt einen neuen Wipfel, der aber meist von anderen gesunden Stämmen unterdrückt wird. Vögel können bei einem solchen Frasse, wenigstens gegen die Larve, nicht viel ausrichten, da sie sehr i^obil ist und sich schnell in ihren Gang zurückziehen kann. Der Rindenwickler ist auch hier und da in der Ebene häufig und wird nur wegen versteckten Treibens leicht übersehen. Um Neustadt ist er, seitdem im Forstgarten Fichten in grösserer Ausdehnung cultivirt werden, immer häufiger geworden, anfänglich nur als Schmetterling mit tedella Gl. (her- cyniana Frl. Ratz.) fliegend bemerkt, später auch an 6 — 16 jährigen Pflanzen Stamm oder Zweig röthend gefunden. Er findet sich vom drittletzten Triebe abwärts an 3 — 4 Jahrestrieben. Der arme Boden, imd besonders in den Hecken das Verschneiden, scheinen dazu disponirt zu haben. Daher auch anzunehmen, dass Büschelpflanzungen zum Frasse disponiren. (J.) Ich habe den Riudenwickler vorzüglich in Büschelpflanzungen ge- funden, welche durch Frost und Wildvei'biss disponirt waren, nicht selten je- doch auch an ganz kräftigen, entschieden gesunden Einzelpflanzen an Stamm und Aesten. Die kranken, oberhalb der Frassstelle befindlichen Gipfel werden auf dem Tharander Walde häufig, aber wohl nur secundär von dem schön- blauen Rüsselkäfer Magdalinus violaceus X. befallen, welcher sich im Splinte entwickelt, dadurch das Absterben beschleunigt. — Von dem als tüchtiger Kenner der Mikrolepidopteren bekannten Professor Fritzsche in Freiberg wurden aus Tharander Fichten in Gesellschaft der pactolana Graph, cosmophorana Tr. und coniforana Ratz, erzogen, beide sind etwas kleiner, als erstere. Dabei beobachtete er, dass sich pactolana meistens an den Astquirlen fand, 7 8 Nadelholzcultur- Verderber. während die beiden anderen Arten entfernt davon, an anderen Stellen des Stämmchens sich entwickelten. — Beiläufig sei noch erwähnt, dass ein Verwandter Gr. Zebeana Raiz. (14™™- Flügelspannung) ähnlich in der Lärche frisst, wie pactolana in der Fichte, daher auch Lärchenrindenwickler genannt. Er erzeugt beulen- artige Anschwellungen an Stämmchen und Aesten. Bisher nur von localer Bedeutung (Steiermark, Schlesien etc.). Scheint dem westlichen und nörd- lichen Deutschland zu fehlen. XII. Taiinenwickler. (J.) Tortrix (Loxotaenia HS.) histrionana Frl. u. Hbn. und murinana Hbn. Gattung Tortrix L. u. Tr. (im engeren Sinne) nach Heinemann charak- terisirt: Ast 2 der Vorderflügel aus dem mittleren Drittel der hinteren Mittelrippe entspringend, Ast 7 in den Saum ausmündend. Hinterflügel mit Ast 4, Ast 6 und 7 gestielt oder aus einem Punkte, die hintere Mittelrippe unbehaart. Die inneren Sporen der Hinter seh jenen merklich länger als die äusseren. Untergattung Loxotaenia HS.: Ast 7 und 8 der Vorderflügel ge- sondert. Vorderflügel mit schrägerem Saume, die Spitze nur selten vorge-» zogen. Vorderrand der Vorderflügel des cf mit s.ehr schwachem Umschlage und zurückgestrichener Behaarung an demselben, Vorderflügel geknickt. T. histrionana Frl. (No. 125), Hbn. Fig. 310, 311; Ratz, in Grunert Forstl. Blätter, 8. Heft, Fig. 6; Ratz. Waldverderbniss Bd. H., Taf. V., Fig. 2 u. 3. Vorderflügel graulichweiss; die marmorartigen Flecke imd Zeichnungen ieberbraun. Wurzelfeld von einer braunen, eckigen, nach dem Innenrande schief verlaufenden Linie begrenzt, in der Flügelhälfte eine von der Grundfarbe in ihrer Mitte durchschnittene Binde, hinter ihr beim Durchschnitte ein schwärzlicher, kleiner, gebogener Strich. Am Vorderrande zwei deutUche, braune Flecke, welche fast zusammenfliessen. Am Saume einige feine Wellenlinien, deren äussere die heU und dunkel gestrichelten Franzen einfasst. Vorderrand am Saume schwach gebogen. Hinterflügel braungrau. Flügelspannung 20 — 23"™- — Raupe nach v. Tis eher*) gras- grün mit gleichfarbigen Punktwärzchen, Nackenschild braungrün, vorn schnee- weiss gerandet, Kopf kastanienbraun. T. murinana Hbn. Fig. 105; Ratz, in Grunert Forstl. Blätter 8. Heft, Fig. 1, 2, 3, 4 (var.), 5.; Ratz. Forstinsecten Bd. H. Taf. XH, Fig. 5 (histrionana) ; Ratz. Waldverderbniss Bd. H. Taf. V. Fig. 1, 3^-, 4, 5 (var.), 6 (var.), — Der histrionana äusserst ähnlich, aber Mittelbinde auf den Vor- derflügeln nicht von der helleren Grundfarbe durchschnitten, sondern stets zusammenhängend. Das Wurzelfeld von einer gebogenen, auf dem Innenrande aber rechtwinkelig aufstehenden, braunen Linie begrenzt. Saumflecken kleiner als bei histrionana, oft in Linien aufgelöst, Variirt sehr in Zeichnung und *) v. Tischer, Taschenbuch für Schmetterlingsammler 1804, IL Aufl. 1825. Tannenwickler, 79 Färbung; einzelne Varietäten haben anstatt der Binden und Flecken über- haupt nur dunkle Wellenlinien. Hinterflügel braungrau. Flügelspannung 15 — 23"'"^- Raupe grün, Kopf und Nackenschild dunkelbraun, letzteres mit weissem Vorderrande. Gestützt auf die Autorität des Cataloges der Lepidopteren des europäi- schen Faunengebietes von Staudinger und Wocke (1871), sowie auf die des Professor Fritzsche führe ich die beiden Arten histrionana und murinana getrennt auf, die Frage offen lassend, ob nicht Ratzeburg und Heinemann Recht haben, sie zusammenzuziehen. Die grosse Veränderlichkeit der Zeich- nung der murinana lässt allerdings die Vermuthung zu, dass sie überhaupt als Varietät zu histrionana gehöre. Die Beobachtungen über die Lebensweise der fraglichen Falter stellen die Sache noch nicht sicher, um so weniger, als sie nicht monophag sind. Vielleicht ist murinana auf die Tanne (Abies pectinata DC. [picea L.J) beschränkt (?), histrionana entschieden nicht. Anfang der 60er Jahre, als der Tannenwickler in der Gegend von Karlsbad verheerend auftrat, habe ich beide Arten in grosser Masse gezogen, die typi- schen Exemplare an Ratzeburg geschickt, der sie in der Waldverderbniss abgebildet hat. Leider liess ich damals die Larven ohne genauere Unter- suchung und imtcrliess die Fichten- von den Tannenfressern zu trennen. Ein unzweifelhaft achtes Exemplar der histrionana Frl. erzog ich schon früher von der Weymouthskiefer. — Es muss weiteren Untersuchungen vorbehalten bleiben, die Artfi'age zu entscheiden; der Forstwirth muss sich bis dahin practisch mit dem Namen „Tannenwickler" oder mit histrionana begnügen. Flug des Falters im Juni oder Juli. — Die grünlichen Eier überwin- tern wahrscheinlich an den Knospen. Entwickelung im Frühjahre. An Fichten soll die Raupe mit alten Nadeln anfangen, sie zunächst an den Haupttrieben verspinnend (Saxesen). Später, wenn die neuen Triebe hervorbrechen, greift sie diese oft noch unter den anhangenden Ausschlagsscliuppen an, so dass die 2,5 — 5"™- langen Triebe oft an einer Seite bis auf den Stengel abgefressen werden und sich gan2 krumm biegen (S. Holzschnitt). Immer setzen die Raupen dabei ihr röhriges Ge- spinnst fort, sowie sie weiter fressen (Saxesen). An Tannen beginnt die Raupe mit den Maitrieben; zur Verpuppungszeit (Juni) nimmt der Frass ein anderes Ansehen an, indem die ganzen Zweige wie mit dünnen Gardinen, in welchen dann die Puppen und lose Nadeln zerstreut hängen, überzogen sind (S. Holzschnitt S. 80). Die Tannentriebe vertrock- nen auch ohne Kahlfrass (Ratz.). — An mehreren der von mir untersuchten Tannen-Frassobjecte fand ich ausgefressene Knospen , so dass ich glaube, das kleine Räupchen beginnt seinen Frass in den Knospen, ^.^^ bevor es an die Maitriebe geht, vorausgesetzt, dass dieser Knospenfrass nicht der nigricana HS. an- gehörte, welche ich jedoch nicht mit erzog; alte ^ Tannennadeln frass der Wickler entschieden nicht (J.). V. Tischer bemerkt von histrionana Frl..^ dass die Raupe im. Juni auf „Tannen (Pinus picea)" 80 Nadelholzcultur-Verderber. lebt und sich gewöhnlich au den jüngsten Trieben, zwischen zusammen- gesponnenen Nadeln aufhält, sich auch darin verpuppt; Anfang Juli erscheine der Schmetterling, der in den Wäldern des Meissner Hochlandes und in Württemberg, aber stets nicht häufig vorkommt. Als Sachse hat v. Tischer jedenfalls unter Tanne Abies pectinata DC. verstanden, obgleich er hinter Pinus picea den Autornamen Linne nicht anführt. Bedeutung und Begegnung. Der Tannen wickler (Tannentrieb- wickler, Yollnadelwickler) tritt an die Spitze mehrerer verwandten" Arten, die aber alle seltener, daher von geringerer wirthschaftlicher Bedeutung sind*). Er ist zwar auch auf Fichten gefunden worden, und zwar vorzüglich auf jüngeren (Koch, Saxesen); sehr schädlich hat ersieh aber nur auf Weiss- tannen gezeigt, und zwar zuerst in der Gegend von Karlsbad und Eger. Er hat gleichmässig die dominirenden wie unterdrückten Stämme, ja auch den Unterwuchs angenommen und eine für Wickler seltene Gefrässigkeit ge- zeigt, bis zur völligen Vernichtung aller jungen Triebe, so dass hier auch ohne Ziithun des Borken- käfers alle wiederholt von ihm befallenen Bäume fast ohne Ausnahme getödtet wurden. Ausgewachsene Bestände waren nach Koch nicht so empfindlich wie jüngere, bis zu 50 — 60 Jahren**). Schwächere Triebe sind dem Insect lieber, als kräftige. Das „sehr schädlich" wird mancher für übertrieben halten, der an die geringe Schädlichkeit der übrigen Wickler lund Motten) denkt. Man muss indessen erwägen, dass die Maitriebe der Tanne, als einer schattenliebenden Holzart , ganz besonders weich und empfindlich sind, dass sie unmittelbar nach deiii Frasse sich krümmen und bräunen, wie bei keinem anderen Nadel- *) Mit histrionaua frisst auf Fichten die grosse Tortrix (Cacoecia Hbn.) piceana L. (fast eben so gross wie eine kleine Forleule mit vorherrschend braun- rother Färbung, ausgezeichnet durch das Ueberfliegen auf Kiefern); nur (?) auf Fichten Steganoptycha Ratzeburgiana Sx. (12 — 13 mm. Flügelspannung, foth- braun) die Triebe am Ende aushöhlend, verdrehend und verspinnend (wie beim Holz- schnitt S. 79); ferner die Knospen zerstörende, aber auch in der Bastschicht fressende Argyrestliia illuminatella ZU. (Bergiella Sx. Ratz.) (13—14 mm. Flügel- spannung, mit strohgelben Vorderflügeln). — Auf Tannen die Knospen aushöhlende Grapholitha nigricana HS. und die durch rothgelben Kopf des Falters und der Kaupe ausgezeichnete Steganoptycha rufimitrana HS. **) Hiernach gehört der Tannenwickler mehr zu den Bestandes- als zu den Culturverderbern, da er indessen auch jüngere Pflanzen angeht, mag ihm der von Ratz, hier angewiesene Platz bleiben. Tannenwickler. Fichtennestwickler. 81 holze, dass ihre Epidermis sogar angenagt ist, und dass endlich der Frass des Tannenwiclders meist mehrere Jahre in denselben Beständen wiederkehrt. Rechtzeitige Entdeckung des Insectes und baldigste Beseitigung der in- ficirten Stämme, die durch Verbreitung der, selbst über Felder fort- geführten, Schmetterlinge bald andere Orte anstecken, ist die Hauptsache. Kommt es zum Abtriebe, so untersuche man ja genau, ob man es mit gani todten oder nur kranken Stämmen zu thun hat, in welchem letzteren Falle man sich nicht übereile. Kehrt dann der Frass abermals wieder, so kann mau auch Koch 's Anräucherung benutzen, die leicht ausführbar ist, wegen möglicher Feuersgefahr aber vorsichtig betrieben werden muss. Koch liess die raupenfrässigen Bestände im Mai durchforsten, das dadurch gewonnene Reisig auf gleiche Haufen vertheilen und diese anzünden. Durch das noch grüne Material wird ein dicker Rauch erzeugt, welcher sich namentlich bei feuchtem Wetter in den Beständen lagert. Die Raupen fallen massenhaft von den Bäumen und können in das Feuer gekehrt werden. Irgend eine andere Vcrtilgungsweisc ist schon deshalb nicht gut möglich", weil das Insect in keiner Form jemals auf die Erde kommt, sich in der Regel in den Wipfeln bereits grösserer Tannen aufhält, welche auch der Falter umschwärmt. Fin- det sich, was sehr häufig, in den kranken Bäumen der Borkenkäfer ein, so behandelt man diesen. XIII. Der Ficliteiiiiestirickler. Grapholitha tedella Ol. (taedella L., comitana S.V.^ hercyniana Frl.^ Eatz. (Forstins. IL Taf. XII. Fig. 4). Allgemeiner Gattungscharacter Seite 75; bei der Untergattung PaediscaZ/cL, zu welcher tedella gehört: Mittelast der Hinterflügel gegen seinen Ursprung gebogen und daselbst dem Ast 4 etwas genähert, Ast 3 und 4 kommen aus gemeinschaftlichem Stiele , Ast 7 und • 8 der Vorderflügel ungestielt , Ast 1 0 entspringt näher an 9 als an 1 1 . , G. tedella Cl. (Fichtennest- oder Hohlnadelwickler Ratz.) Vordei-flügel dimkelbraun mit Goldschimmer, mit silberweissen, wolügen Quer- binden so durchzogen, dass die Grundfarbe zurücktritt. Die glänzend hellgrauen Franzen mit 1 oder 2 weissen Augenpunkten, mit scharfer, schwarzer Thei- lungshnie. Spiegel nur durch eine silberne, dunkel ausgefüllte Doppellinie auf dem Innenwinkel angedeutet. Hinterflügel ziemlich schmal und spitz, graubräunlich mit weisslichen Franzen. Unterseite glänzend hellgrau. Gesicht und Palpen weisslich. Flügelspannung reichlich 12"""- — Raupe licht gelb- braun mit 2 braunrothen Rücken streifen, oder auch grünlich mit 2 helleren oder schmutzigeren Linien; Kopf, Nackenschild und Brustfüsse braunschwarz, gefleckt; bis 9"™- lang. — Auch diese Art verräth sich durch ihre Lebens- weise. 6 ^ 2 Nadelholzcultur - Yerderber. Der Schmetterling umschwärmt in schnellem, taumelndem Fluge im Juni (zuweilen, besonders in der Ebene, schon im Mai), selbst noch im Juli, bei hellem Tage die jungen Fichten, viel seltener die Tannen, setzt sich aber am liebsten innerhalb der geschützten Zweige, in Dickungen, Hecken etc., um hier seine Eier an die Nadeln zu legen. Im August, oder im September, werden die 1 6 füssigen Räupcheu bemerkbar. Sie verspinnen mehrere (bis 12 bis 15) Nadeln zu einem kleinen lockeren, mit Koth- stückchen verwebten Nestchen und fressen sie inwendig aus, indem sie durch ein klei- ^^^g^" '^1*^ ^^^^ Loch in jede Nadel hinein- und wieder ^h^^%£^?^^ herauskriechen (vergrössert in der Abbildung). "V V(f'*^^y^S'' Bald werden die Nester weisslich, dann braun, Ns^'" und fallen neben den grünen, gesunden Nadeln schon von fern auf. Neue Nester unterscheiden sich immer durch die Frische der weiss und grün gescheckten Nadeln von den vorjährigen, welche nur braune, trockene Nadeln enthalten." Im Spätherbst lassen sich die Räupchen an Fäden zur "Erde nieder und ver- puppen sich unter dem Moose, zum Theile in der Erde selbst, . fressen also im nächsten Jahre nicht mehr. Ich habe sie in mildem Herbste bis in den November im Neste gefunden, dann aber nicht mehr in den Nadeln. Ob hier auch einzelne sich verpuppen? Bedeutung und Begegnung. Dieser weit verbreitete Wickler ist bei uns nur im Gebirge häufig, im höheren Norden (z. B. auf der Insel Oesel nach V. Nolcken) auch in der Ebene schon vom Mai an wolkenähnlich . schwärmend. Er tritt meist nur in Fichten auf, die noch nicht durchforstet sind, und selten (wohl nie bis zur Schädlichkeit) in Tannen. Er tödtet zwar keine Stämme, macht sie aber in grosser Ausdehnung kränklich. Anfangs sitzen die Nester nur versteckt im Innern der Zweige; später aber, wenn das Insect sich vermehrt, wird Alles überzogen, und es geben die braunen Nadeln den jungen Schonungen, oft so weit das Auge reicht, ein trauriges Ansehen. Durch das Streurechen während des Winters wird wohl eine grosse Menge der, an der Erde überwinternden, Eäupchen weggebracht, aber viele, und gewiss die Mehrzahl, bleiben liegen und es wird durch Bodenverschlechte- rung und Entblössung der Wurzeln mehr Schaden als Nutzen gestiftet. Einige Hilfe verspricht man sich von der Durcliforstung. Das Insect liebt dunkle Orte, und wird also durch Auslichtung in seinem Gedeihet! gestört. Die Durchforstung müsste im Herbst erfolgen, damit man die zu dieser Jahres- zeit noch zwischen den Nadeln befindlichen Raupen durch Verbrennen ver- tilgen kann. Anmerkung. Der Name hercyniana, unter welchem Ratz, obige Art aufführt, gehört einer anderen Species an, nämlich Penthiua hercyniana Tr. Die Lärchen-Minirmotte. Saateulcn. 83 Diese bildete Ratz, in Forstins. II. Bd. Taf. XII. Fig. 2 unter dem Namen clausthaliana a)). (J.) XIV. Die I^ärclicii-Miiiiriuotte, Coleopliora laricella Hbn. {laricinella Ratz.). Seltener schädlich in Lärchenculturen, mehr in jungen Beständen, welche sich bereits anfangen zu reinigen. Näheres daher bei den Bestands- Verderberni desgleichen über Verwandte. XV. Die ^aateuleu. (J.) Agrotis vestigialis ///«., Eott. (valligera Tr.^ Hbn.., Ratz.)., segetum ä T'. (clavis Rott.., segetis Fabr.., Hbn.). Die zu den Eulen gehörige Familie Agrotidae, zugleich Gattung Agrotis 0., nach V. Heinemann: Stirn unter der Behaarung flach. Augen nackt, unbewim- pert. Palpen aufsteigend, das Endglied geneigt. Thorax robust, ohne schnei- digen Längskamm. Hinterleib ohne Schöpfe. Schenkel unten behaart, die Mittel- und Hinterschienen mit Dornborsten, Vorderschienen ohne Hornklaue am Ende. Rippe 7 der Hinterflügcl aus der vorderen Ecke der Mittelrippe, Rippe 5 schwächer. — Raupen nackt und dick, leben am Tage versteckt und nähren sich von niederen Pflanzen. A. vestigialis Hß.., Rott. (valligera Tr.^ Ilbn., Ratz., clavis Esp.) (Kie- fernsaat-Eule). Vorderflügel aschgrau und bräunlich gemischt; gewöhnlich mit 3 deutlichen Makeln, einer grossen, schwarzbraunen Zapfenmakel, einer kleinen, länglichen, querliegenden, schwarz gerandcten Ringmakel und einer grossen, dunklen, schwarz umsäumten Nierenmakel; zwischen beiden letzteren eine dunkle Verbindung von der Breite der Ringmakcl. Die weissliche Wellenlinie am Saume mit dunklen Pfeilflecken zwischen den Rippen. Hinter- flügel grau-weisslich, am Saume grau, beim Q bis in die Mitte, mit einem dunklen, mondförmigen Mittelfleck, welcher segetum fehlt. Fühler des (f bis zum letzten Fünftel karamzähnig. Länge 14, Flügelspannung 30 — 33™™- (Waldverderbniss IL Taf. IV. Fig. 2). Flugzeit August und September. A. segetum S.V. (segetis Fabr. , Hbn. clavis Rott.) (Wintersaat- eule, Erdraupe).. Variirt sehr bedeutend, Vorderflügel gelbgrau oder gelbbraun, dunkel gesprenkelt, vor dem Saume schwärzlich; die drei ver- schiedenen Makeln schwarz umzogen. Hinterflügel mit bräunlichen Rippen und dunklem Saume, ohne mondförmigen Mittelfleck. Fühler des cf bis zum letzten Drittel kammzähnig. Länge 14 — 15, Flügelspannung 35 — 38™™" (Waldverderbniss IL Taf. IV. Fig. 3, darunter ein dunkel gefärbtes Exem- plar). Flugzeit Mai und Juni (nach v. Heinemann). Die Raupen der Gattung Agrotis sind sehr schwer von einander zu unterscheiden, auch Ratzeburg gelang es nicht, jene der beiden hier genann- ten Arten sicher zu trennen. Der graue Farbenton ist sehr veränderlich, •zieht sich mehr oder weniger in's Grünliche oder Röthliche. Zeichnung fehlt. 6* 84 Nadelholzcultur- Verderber. Auf jedem Körperringe 4 schwarze Punkte, deren jeder ein Härchen trägt. Das vordere Paar dieser Punkte steht auf jedem Ringe etwas. höher, als das- hintere. Altum giebt*) zur Unterscheidung von vestigialis Hfn. und segetum S. V. einen plastischen Unterschied an: Die nach hinten gerichtete Spitze des dreieckigen Kopfschildes der Raupe berührt bei vestigialis die vordere Spitze des gleichfalls dreieckigen Stirnfeldes, während beide Spitzen bei- segetum sich nicht erreichen, sondern einen deutlichen Zwischenraum lassen. — Die etwa 2,5""- langen, braunen Puppen unterscheiden sich dadurch, dass die am After befindliche Doppelspitze bei vestigialis sehr kurz, bei segetum länger ist. Lebensweise der vestigialis Hf7i. Durch die auf gründliche Be- obachtungen gestützten Berichte des Oberförster -Candidaten Kennemann zu Miala in Posen (jetzt Oberförster zu HartigsWalde im Reg. -Bez. Königsberg) und des Oberförsters v. Kujawa zu Hoyerswerda**) (Reg.-Bez. Liegnitz), sowie durch eigene Untersuchungen wurde Altum (1. c.) in die Lage versetzt, über die Lebensweise dieses foi-stlich entschieden bedeutenden Falters genaue Mittheihmgen zu machen, welche wesentlich diejenigen' Ratzeburg's ergänzen und berichtigen. — Der Schmetterling fliegt in der zweiten Hälfte des August bis Mitte September. Während dieser Zeit erfolgt die Begattung und Eier- ablage, letztere an passenden Stellen auf den Boden zerstreut. Die Raupen kriechen noch im Herbste aus und überwintern, geschützt von der Boden- decke oder obersten Erdschicht. Sie sind sehr polyphag, und nehmen die kleineren Räupchen anfänglich wohl nur die zarten Wurzeln von Gräsern und Kräutern. Im Frühjahre, April und Mai, sobald der Boden frostfrei gewor- den, beginnt der zweite Frass, und vermögen die Raupen nunmehr etwas consistentere Nahrung zu nehmen. Einjährige Kiefernpflanzen leiden schon erheblichen Schaden, weniger die kräftigeren, zweijährigen. Im Mai und Juui werden die einjährigen Pflanzen meist in der Nähe des Wurzelknotens, aber nicht tiefer als bis zu 2'"™- unter der Erde, abgebissen, und werden das Wurzelstück und der Stengel bis zu den Nadeln verzehrt, diese selbst nicht. Später frisst die Raupe auch die Nadeln; gewöhnlich beisst sie dieselben in der Mitte durch und verzehrt den Stumpf sammt der Blattscheide, seltener die abgebissenen Enden. Auch das Stämmchen selbst und die oberen Wur- zeln werden angegangen. Die im Juni bereits erstarkten Pflanzen werdea gewöhnlich nicht ganz, sondern nur bis zur Mitte durchgebissen und knicken dann um. Später werden Stämmchen und Seitenzweige nur noch benagt. — Zweijährige Kiefern werden nur benagt und an den schwachen Seitenzweigen durchbissen, sowie deren Nadeln verzehrt (v. Kujawa), so dass keine Pflanze davon eingeht. Kenne mann berichtet dagegen, dass die Raupe den Mitteltrieb und einige Seitentriebe abbeisst und verzehrt. Gegen Schluss der Frasszeit wird das verholzte Stämmchen oft über der Erde so durchbissen, dass die Pflanze umsinkt. — Die lichtscheuen Raupen fressen in der Regel bei Tage, jedenfalls bei hellem Sonnenschein, unterirdisch, bei Nacht dagegen oberirdisch. Die Wanderung von einem Frassobject zum anderen erfolgt nur in der Nacht oberirdisch, bei Tage wühlen sie sich in der Bodenoberfläche *) Danckelmann, Zeitschrift für Forst- und .Jagdwesen. 7. Bd. 1875. S. 115, **) Zu vergl. auch Jahrbuch des schlesischen Forstvereins für 1873. S. 51 u. f. Saateulen. Begegnung. ^^ fort, ähnlich wie Werre oder Maulwurf, ihre Gänge sind aber natürlich sehr viel kleiner; dieselben liegen selten über !<="'• tief im Buden. Manchmal ziehen die Raupen die oberirdisch abgebisseneu Pflanzentheile in die Erde, um sie dort zu verzehren. — Die Verpuppung erfolgt in einem Cocon im Boden, nur ausnahmsweise an büschelig gewachsenen Kiefernpflanzen, in der Zeit von Ende Juni bis August. Ausnahmen von der normalen Entwickelung sind, wie bei anderen Insecten individuell und hängen im Allgemeinen von äusseren Einflüssen ab. Wesentliche Verschiebungen der Entwickelungszeit lassen Verminderung oder Aufhören des Frasses vermuthen. Bedeutung und Begegnung. Die Saateule (vestigialis) ist zwar weit verbreitet, hauptsächlich aber auf lockeren Sandboden angewiesen. Man wird also nur auf solchem an Vorbauung und Vertilgung zu denken haben, denn hier wird sie freilich, wie die Erfahrung lehrt, zu einem äusserst schädlichen Forstinsect. Kiefern cultureri können vollständig durch sie vernichtet werden, namentlich weil die Frasszeit sehr lang ist. Nach der Mittheilung des Oberf. V. Kujawa wurden in einer Kieferncultur 25% der einjährigen Pflanzen getödtet, obgleich ungefähr nuF eine Raupe auf 26 Pflanzen kam (505 Raupen auf ein Hektar), und obgleich fortwährend viele Raupen durch Aufsuchen vertilgt wurden, andere Insecten aber wenig vertreten waren. Oberförster Kenne mann hat die Raupe auch ziemlich schädlich in einer Anpflanzung caspischer Weiden gefunden. Es wurden dort unter 74 Pflanzen 700 Stück Raupen gesammelt. Dass vestigialis Laubhölzer an- nimmt, kann nicht auffallen, da sie sehr polyphag ist. Diese vermögen aber derartige Beschädigungen leichter zu ertragen, als die weniger reproductiveh Nadelhölzer. -Im mitgetheilten Falle war übrigens die Spccies nicht sicher gestellt, lieber die forstliche Bedeutung von A. segetum S.V. fehlen bei der schwierigen Unterscheidung der Raupen genaue Angaben. Ja es ist wohl nicht unmöglich, dass auch noch andere Arten der Gattung Agrotis forstlich nicht gleichgiltig sind. Gegen vestigialis empfiehlt Altum als Vorbauungsmittel die vollständige Reinigung der für die Cultur im nächsten Frühjahre bestimmten Plätze von jedem Krautwuchs, bevor der Schmetterling seine Eier ablegt, also in der ersten Hälfto des August. Da die Räupchen schon im Herbste auskriechen, lässt sich kaum annehmen, dass der Schmetterling seine Eier dorthin legen möchte, wo erstere gar keine Nahrung finden. Diese Bearbei- tung des Bodens wäre bei Bestandesanlagen im Sommer in etwa 0,4™- breiten Streifen, Furchen oder Plätzen auszuführen; im nächsten Frühjahre wird dann am besten gepflanzt. Sehr leicht ist diese Massregel in neu anzulegenden Saatkämpen durchzuführen, da hier die Reinigung auf der ganzen Fläche gründlich vorgenommen werden kann. Auch kurz nach dem Ablegen der Eier ist das Verfahren wohl noch erfolgreich. Dagegen dürfte selbst eine 86 Nadelholscultur- Verderber. ganz gründliche Bodenbearbeitung im Frühjahre, unmittelbar vor der Pflan- zung, nicht sehr viel mehr helfen, denn die dabei herausgewühlten oder ver- schütteten Raui)en wissen doch wieder den Weg zu den Pflanzen zu finden. Um sicher zu stellen, wann und wo die Eule am meisten schwärmt, empfiehlt AI tum mit Recht ein bekanntes Mittel der Schmetterlingssammler: Man legt Ai^felschnitte in mit Zucker süss gemachtes Bier, reiht dieselben auf Fäden und hängt sie in der verdächtigen Gegend auf. Abends und in der Nacht saugen die verschiedensten Eulen an diesen Schnitten in grosser Menge, und es handelt sich dann nur darum, den gesuchten Feind unter seinen Ver- wandten zu erkennen. In der Gegend nun, wo sich viele Falter finden, wird man das genannte Vorbauungsmittel anwenden müssen. — v. Kuj'awa empfiehlt ferner die Pflanzung zweijähriger Kiefern, da diese den Frass leichter zu überstehen vermögen. — Von anderen Seiten, auch von Ratzeburg, wurde sehr tiefes Pflanzen vorgeschlagen; Altum hat jedoch wohl recht, wenn er sich von solcher Schutzmassregel nicht viel verspricht, weil die Raupe ober- und unterirdisch frisst. Als Vertilgungsmittel kann wohl nur das Einsammeln der Raupen angesehen werden, da sie sich nicht tiefer als 2 bis 3""- unter der Erd- oberfläche, meist unter dem Wurzelknoten befinden. Nach v. Kujawa fasst man mit der Hand in die Erde, zieht die Pflanze zwischen den Fingern durch und wirft so den lockeren Boden heraus, in welchem dann die Raupe leicht aufgefunden wird. Der Boden wird hierauf wieder an die Pflanze gegeben. Dieses Mittel hat- sich bewährt, und kosteten 0,96 Hektar, welche von einer Frau und 3 Kindern in einem Tage abgesucht wurden, nur 2,25 Mark. Bei gehöriger Uebung der Leute glaubt v. Kujawa noch etwas billiger, vielleicht für 2 Mark, erfolgreich absuchen lassen zu können. Jedenfalls ist dieser Aufwand vollständig gerechtfertigt gegenüber den sonst nöthig werden- den, viel höheren Ausbesserungskosten. Das Vorhandensein von Raupen be- merkt man durch die Farbe des Grases, durch einzelne oberflächlich ab- gefressene, umfallende Pflanzen. Auch die zuweilen bemerkbaren Gänge der Raupen verrathen den Feind; an deren Ausmündung, wo die Raupen in der Nacht hervorgekommen sind, finden sich kleine Erhöhungen, Erdklümpchen, wie von Regenwürmern herrührend. Früh am Morgen, bei trübem Wetter, kann man auch die Raupen oberirdisch finden, noch mehr bei Nacht, wenn man die Culturfläche mit Hilfe einer mit Reflector versehenen Lampe absucht. XVI. Blattwesiipeu. (J.) Nematus abietum Hrtg. und Lyda campestris L. Gattung Nematus /?r.: Die borstenförmigen Fühler 19 — 36gliederig. Vorder- flügel mit 2 Radial- und 4 Cubitalzellen. Hinterleib breit, flach, mit scharfen Seitenrändern und scharf abgesetzten Ringen, Kopf glatt und sehr beweglich. — Larven sehr ausgezeichnet durch den Mangel der Bauchfüsse , sie haben nur 6 gegliederte Brustfüsse und am letzten Hinterleibsringe noch ein Paar gegliederter Füsse, Nachschieber. Am Kopfe über dem Auge siebengliederige Borstenfühler. Sie leben nicht frei, sondern in aus Blättern gefertigten Röh- ren, oder theils einzeln, theils gesellig in Gespinnsten. — Ruhe der Larve im Winter in einer Erdhöhle ohne Cocon. Die Wände der Höhle sind sehr wenig haltbar, mit Vorsicht kann man jedoch die etwa haselnussgrossen Pillen aus der Erde nehmen, in welchen die Larve ruht. Verpuppung 14 Tage vor der Entwickelung zum vollkommenen Insect. Lyda campestris L. Vorderschienen ohne Seitendorn. Viertes Fühlerglied länger als der Schaft, 2 bis 4mal so lang wie das fünfte. Glän- zend blauschwarz; Mitte des Hinterleibes röthlich-gelb ; Mund, Fühler, Augen- fleck, Schildchen, Knie, Schienen und Füsse gelb. Flügel gelblich mit gelben Adern, blauem Fleck an der Basis des gelben Mahls. Fühler 34 bis 36gliederig. " ° Nadelholzcultur - Ver derber . (Taf. VI. Fig. 2^-). — Larve schmutzig grün mit bräunlichem Kopfe, dunklem Rückenstreif , jung mit Querreihen dunkler Fleckchen , welche später verschwinden. Länge bis 26'""'- (Taf. VI. Fig. 2^). _ Wespe im Mai und Juni, legt ihre Eier an die Maitriebe junger 3' bis 6 jähriger Kiefern. Die Larve frisst einzeln in einem langen, mit Kothklumpen verklebten Ge- spinnstsacke (Fig. 2^). Bedeutnng und Begegniiug. Wir führen diese beiden Blattwespen unter den Culturverderbern auf, da sie vorzugsweise auf jüngeren Pflanzen leben. N. a biet um hat sich schon wiederholt recht schädlich gezeigt. Die abgefressenen Triebe sehen bald rothbraun aus, doch bleiben die Knospen gewöhnlich gesund und treiben "im nächsten Frühjahr wieder; oft wieder- holter, geselliger Frass vermag indessen wohl auch einzelne Triebe ganz zu tödten. Bei oberflächlicher Betrachtung aus der Ferne hat der Frass einige Aehnlichkeit mit Frostschaden. Einzeln bemerkt man den Schaden alljähr- lich. Ausser den von Ratzeburg in der Waldverderbniss mitgetheilten, be- deutenden Beschädigungen der Fichten durch das Insect erwähne ich, dass es in Sachsen Ende der 60 er Jahre sehr weit häufig verbreitet war, nament- lich habe ich es in der Gegend von Moritzburg, doch auch auf Tharander Wald beobachtet. — Der Frass der seltener und einzeln auftretenden L. campestris beschränkt sich nur auf Kiefern und würde sehr schädlich sein, wenn das -Insect häufiger wäre. Es findet hier nur deshalb Erwähnung, weil es die grosse Gattung Lyda gut repräsentirt und in seinem Auftreten eine so sehr auffällige Erscheinung bietet. Ratzeburg rechnet es zu der soge- nannten grossen Kiefernblattwespe. — Gegen beide Wespen lässt sich nicht viel thun; Schutz einzelner Pflanzen durch Ablesen der Larven. XTII. Die Ficliteiiquirl - Ncliilcllaiiis. (J.) Coccus racemosus Ratz. Die Schildläuse bilden eine besondere Familie (Coccina) der Schna- belkerfe (Halbflügler, Hemiptera L., Rhynchota Fabr.). Q flügellos, cf mit 2 oder 4 Flügeln ohne Zellen, cf ohne Schnabel mit vollkommener Ver- wandlung; Q mit Schnabel und ohne Metamorphose, Fühler 6 — 2 5 gliederig. Die Q. schwellen beerenförmig, kugelig oder schildförmig an, saugen sich mit dem Schnabel an der Pflanze fest, legen die Eier unter sich und bleiben unbeweglich, gleichsam brütend über den Eiern, diese mit dem Körper be- deckend. Nach dem Tode des Q kriechen die kleinen Larven hervor und zerstreuen sich auf der Pflanze. Das cf ist äusserst fein, klein, schwer zu beobachten. Coccus (Lecanium) racemosus Batz. (Forstms. Taf. XL Fig. 8.). Das etwa 1 "»"• lange cf hat gegen 3 '"'"• Flügelspannung. Zwei den ganzen Körper an Länge übertreffende Schwanzfäden ; die 9 gliedrigen Fühler so lang, Fichtenquirl-Schildlaus.. Begegnung. 89 wie Kopf und Rumpf zusammen; zwei röthlich-weisse ■ Flügel mit einem röth- lichen Gabclnerv. Zwischen den Schwanzborsten das männliche Glied so lang wie der Hinterleib. — An dem mehr oder weniger stark kugelig augeschwoUe- neu, anfangs gelb-, später dunkelbraunen Q bemerkt man den Schnabel und die versch wollenen Gliedmassen der Larve nur an der Unterseite. — Begat- tung meistens wohl Ende Mai. Nach derselben schwillt das Q im Durchmesser auf 3 bis 4"""- an; die durch dasselbe gebildete, kugelige Umhüllung schliesst über 1000 rosenrothe Eier ein, wird allmälig brüchig und endlich, im Juli bis August, verlassen die kleinen, blassrothen Larven die mütterliche Hülle. — Die ovalen, plattgedrückten, männlichen Larven haben einen grossen Kopf mit 6 gliederigen Fühlern; sie bleiben während des Winters an den Nadeln mit einem dünnen Schildchen überzogen, unter welchem sie sich gegen das Frühjahr zu Puppen verwandeln. Ende Mai erscheint das fertige Insect. — Die weiblichen Larven kriechen vor Winter an die Nadelachseln der diesjäh- rigen Triebe, wo sie sich festsaugen. Anfangs Mai haben sie einen Durch- messer von etwa 1,5'"'"-; sie bedecken sich mit einer weissen Wolle und schwellen endhch bis zu Erbsengrösse an. — Generation einfach. Bedeutung und Begegnung. Wie schon Ratzeburg im dritten Bande der Forstinsecten nach Cotta und v. Pannewitz mittheilt, ist das Lisect zu den sehr schädlichen zu rechnen. Neuerdings wurde ein Frass desselben auf den kgl. sächsischen Revieren Rossau und Dittersbach im Jahre 1866 durch Brachmann beschrieben*). Die jungen 10 — ] 5jährigen Fichten haben dort sehr gelitten, einzelne wurden sogar ganz zum Absterben gebracht. Auf beiden Revieren zusammen waren gegen 50 Hektar Fichteupflanzungen stark heimgesucht. Auf Rossauer Revier wurden auch die frohwüchsigsten Pflanzen angegangen, die geringwüchsigen schienen durch das Insect schon längere Zeit gelitten zu haben und dadurch in einen kränklichen Zustand ge- rathen zu sein. Hatten auch Frost (Mai 1866), G. pactolona und Chermes mitgeholfen, so war doch Coccus der Hauptfeind. Im Juni fing man an, die Mutterblasen mit den Eiern zu sammeln, dieselben wurden zerstampft oder verbrannt oder in fliessendes Wasser geworfen. Zum Sammeln verwendete man Kinder. Mit Hilfe kleiner, hölzerner Messer wurden die Blasen vor- sichtig abgelöst; eine sehr mühsame Arbeit, da die Mutterblasen fest zwischen den Nadeln und Schuppenansätzen sitzen, und man daher leicht die Nadeln mit verletzen oder ausreissen kann. Auf Rossauer Revier Wurden gesammelt vom 4. bis 16. Juni 30000 Stück gegen 93 Tagelöhne mit einem Aufwände von 59 Mark 40 Pfg., auf Dittersdorfer Revier ebenfalls in der ersten Hälfte des Juni 49 Liter gegen 370 Tagelöhne für 95 Mark. — Jedenfalls hat man durch dieses Sammeln einem bedeutenderen Schaden vorgebeugt. — In Fichtensaaten wurde ein nachtheiliges Auftreten des Insectes dort nicht be- obachtet, sondern nur in Pflanzungen. — Unter den Feinden macht sich *) Tharander Jahrbuch. 18. Bd. 18GS. 90 Nadelholzcultur- Verderber. namentlich der Rüsselkäfer Braöhytarsus varius L. geltend, welcher die Mutterblasen ganz ausfrisst. Ein massenhaftes Auftreten von Coccinellen (Cocc. dispar IlL) liess schliessen, dass auch diese nützlichen Thiere mit vertilgen helfen. — Endlich sei als Notiz noch erwähnt, dass Coccus race- mosus von mir auf Tharander Revier 1867 auch in den Gipfeln alter, bis 100- und mehrjähriger Fichten gefunden wurde. XTIII. Die Fieliteii-Riiicleulaufs». (J.) Chermes abietis L. (viridis Ratz.)^ coccineus Ratz, (strobilohius Kaltb.). Gattung Chermes L. gehört unter den Schnabelkerfen zur Familie der Pflanzenläuse (Aphidina); Fühler 5 gliederig. sehr kurz; Flügel dachförmig tragend, Vorderflügel mit 3 Zweigadern; Hinterflügel mit einer meist ver- loschenen Zweigader (nach Kaltenbach). — Lebt nur auf Nadelhölzern. Chermes abietis L. {viridis Ratz. Forstins. III. Taf. XII. Fig. 2.). Die geflügelten Thiere: Gelbbraun; Scheitel, Brust und Lappen des Thieres braun; Hinterleibsrücken kahl, gelbröthlich ; die Astadern der Vorderflügel entspringen unmittelbar aus dem Unterrande. Länge 1 """• (Kaltenbach, Monographie der Familie der Pflanzenläuse S. 200). — Am leichtesten durch den Frass zu erkennen. Diese liaus lebt in grossen, grünen, später braun werdenden Zapfengallen an der Basis der heurigen Zweige junger Fichten (Abies excelsa Lam.). Lebensweise schon von de Geer sehr gut beobachtet. — Flügellose Läuse überwintern, durch ein weissliches "Wollkleid geschützt, an den Wurzeln der beschuppten Fichtenknospen; dort bleiben sie an derselben Stelle sitzen bis zum nächsten Frühjahre, ohne sich merklich zu vergrössern. Je nach der Witterung, gewöhnlich schon im April, lebt das scheintodte Thierchen auf, saugt die erwachende Knospe an und wird zum vollkommenen Insect. Während dieser Zeit häutet sich die Laus einigemal, verliert dabei ihr Woll- kleid, das sich aber bald wieder von selbst reproducirt. Nun legt das aus- gebildete (2,25™'"- grosse) 9 5 gewöhnlich im Mai, die gelben, gestielten Eierchen in einem Haufen ab und überdeckt sie mit weisslicher Wolle. Während dieser Zeit bohrt die überwinterte Laus die Nadeln der erwachen- den Knospe am Grunde an, wodurch diese zur krankhaften Bildung einer Zapfengalle (s. Holzschnitt) veranlasst werden. Während diese Bildung arn Triebe vor sich geht und das alte Q stirbt, schlüpfen die winzigen Thierchen aus den Eiern und begeben sich an die Zapfengalle, kriechen in die Winkel der schuppenförmig zusammengedrängten Nadeln und suchen, so tief wie möglich zwischen dieselben einzudringen. Die kleinen, kaum mit der Lupe erkennbaren Läuse saugen die angeschwollenen Nadeln an, häuten sich bald einigemal und bilden da, wo sie sitzen, nach und nach eine Höhle, welche endlich von der sich noch immer erw^eiternden Nadelschuppe überdeckt wird. Bis zum Puppenzustande bleiben 10 bis 20 in einer solchen Kammer. Hat das alte Q nur eine Seite der Knospe angestochen, dann bleibt die andere Hälfte des Triebes gesund,, und es wird nur eine halbe Zapfengalle gebildet, während die gesunde Seite Nadeln von gewöhnlicher Bildung trägt. Es ist Fichten- Rindenlaus. 91 dies namentlich an kräftigen Pflanzen der häufigere Fall. Während der Puppenzeit der Läuse werden die Gallen fest und trocken, verlieren ihre grüne Färbung und klaffen endlich an den Rändern der nie ganz verwach- senden Schuppen auf. (Siehe Holzschnitt.) Die älteren Puppen verlassen ihre Kammern, häuten sich auf einer Nadel sitzend zum letzten Male und erhalten Flügel. Mitunter geschieht dies schon im Juli, aber auch erst im August. Wahrscheinlich erfolgt sogleich nach der letzten Häutung die Be- gattung (cf. kennt man noch nicht). Die geflügelten Q legen ihre Eier an Nadeln und Zweige, bedecken sie mit weisser Wolle und sterben, ihre Flügel dachartig über den Eierhaufen ausgebreitet. Die später ausschlüpfenden Jungen zerstreuen sich, überwintern und sind die Stammmütter der Läuse des nächsten Jahres. Demnach legen hier geflügelte wie ungeflügelte Insecten nur Eier (nach Kaltenbach). Chermes coccineus Ratz, {strobüobhis Kaltb.). Die Geflügelten: Dunkelbraunroth; Scheitel und Brustrücken dunkler; am After ein grosser, weissbestäubter Fleck; die Astadern der Vorderflügel entspringen nicht un- mittelbar aus dem Unterrandnerv. (Kaltenbach*!, c. S. 203). — Der vorigen in Gestalt und Lebensweise ähnlich. Zapfengallen w-eit kleiner, häufig schön 92 Nadelholzbestands- Verderber. roth gefärbt, ohne Schopf, nehmen gewöhnlich die Spitzen der Xebenzvveige ein. Entwickelung rascher. Hauptflugzeit Mitte Juni, daher die Erscheinung einer doppelten Generation, d. h. der wiederholten Gallenbildung im Nach- sommer. Bedeutung und Begegnung. Diese beiden Gallen bildenden Chermes sind unzweifelhaft schädliche Thiere, die gerade deshalb am unangenehmsten werden, weil sie vorzugsweise durch Frost, Wild- oder Insectenbeschädigungen kränkelnde Pflanzen angehen. Fast immer überwindet die Fichte endlich den Schaden, aber mit wesentlichem Zuwachsverlust Etwas Anderes als Sammeln durch Abbrechen der noch ungeöffneten Gallen lässt sich nicht thun. Anmerkung. Erwähnenswerth als Waldbeschädiger sind noch Chermes laricis Hrtg.^ ohne Gallen an den Nadeln der Lärche. — Chermes strobi Hrtg. (corticalis Kaltb.) und piceae Eatz.^ welche erstere oft die Stämme der Wej- mouthskiefer , letztere die der Tanne (Abies pectinata DC.) ganz bedeckt, Bedeutung noch nicht sicher ermittelt. Zweite Abtheilung. Nadelholzbestands-Verderbcr. Bei der Yergleichung von Jung- und Altholz, Cultur und Bestand, bin ich zu dem Resultat gekommen, dass Altholz viel häufiger von Raupen, Jung- holz mehr von Käfern, wenigstens in Kiefern, zerstört wird. Die grossen Raupen, wie Spinner, Nonne , Eule etc. , würden bei enormer Vermehrung schnell verhungern, wenn sie nichts als das nadelarme Jungholz fänden; dies schliesslich auch noch zu fressen, .werden sie ja oft genug gezwungen, wenn sie mit dem Hochholze 'fertig sind. Fichtenborkenkäfer finden im Hochholze besseres Unterkommen, einige Arten (z. B. cunicularius) befallen allerdings regelmässig die Cultureu. Praktisch wichtig ist im Allgemeinen noch die immer mehr festgestellte Erfahrung, dass einige Käfer, die sich von den Culturen fern halten, am liebsten die Stangenhölzer befallen und hier vorzugsweise die schwächeren Theile, also den Stamm des Wipfels wählen , wo sie auch das beste Auge oft nur schwer erreicht, da sie sich nur durch Harztröpfchen oder Wurm- niehl v^rrathen, daher wohl die Namen Stangen- Wipfelkäfer (Hylesinus minor und Pissodes piniphilus) passen. Die Mitte hält Pissodee pini L. (abietis Ftatz.), da er bald auf Culturen, bald in Stangenhölzern brütet, im letzteren Falle öfters in Weymouthskiefer, an welcher ich die Stangen von oben bis unten in den Quirlgegenden beharzt fand. Rüsselkäfer. 9 3 Unter den Vertilgungsmitteln wird hier das Sammeln den ersten Platz einnehmen und hauptsächlich die Raupen betreffen, seltener Puppen und Falter, am seltensten die Eier. Gegen die Käfer, selbst wenn einige dieselben wären, wie auf den Culturen, wird man anders operiren, häufig durch Fangbäume. Auch hier ist die Erkennung sehr wichtig, und besonders bei den Wipfelbewohnern schwer : beim minor kommt man damit oft zu spät, beim piniphilus immer noch rechtzeitig (nach Winter!}, wenn nicht zu grosse Unaufmerksamkeit herrscht. I. Rüsselkäfer. Pissodes hercyniae Ilbst.^ piceae III.^ piniphilus Hbst. Ueber Gattung Pissodes Germ, zu vergl. S. 61. P. hercyniae Hbst. (Harzrüsselkäfer). Länge ohne Rüssel G bis 7 ™"- Hinterecken des Halsschildes deutlich abgerundet, die punktirt gestreiften Flügeldecken mit abwechselnd erhabenen Zwischenräumen. Hierdurch leicht von notatus und pini zu unterscheiden. Käfer schwarz, mehrere zerstreute Flecken auf dem punktirten Halsschilde und den Flügeldecken, das Schildchen und zwei schmale, unterbrochene Fleckenbinden auf den Flügeldecken gelblich weiss beschuppt. Generation äusserst unregelmässig, daher verschiedene Mei- nungen hierüber. Forstrath Kellner hat durch Zucht die einjährige Ge- neration nachgewiesen*). Uebervvinterung hauptsächlich im Larvenzustande, doch findet man auch ausgebildete Käfer und Eier. Das 2 legt gewöhnlich im Juli unter die Rindenschuppen einzeln oder auch einige (2 bis 7) Eier, im Ganzen vielleicht etwa 30 Stück, und zwar nur an Fichten. Die Larvjcn fressen geschlängelte, in mehr oder weniger flachem Bogen verlaufende Gänge, welche oft nur theilweise beim Losschälen der Rinde sichtbar werden, weil sie namentlich Anfangs mitunter ganz im Baste liegen. Wo mehrere Eier beisammen lagen, also mehrere Larven von einem Punkte aus fressen, bilden die Gänge nicht selten unregelmässige Sterne**), die indessen als^ allmälig breiter werdende Larvengänge leicht von den Sterngängen einiger Borkenkäfer zu unterscheiden sind, da letztere als Muttergänge gleiche Breite behalten. Während des Herbstes, oft auch erst im nächsten Frühjahre bereiten sicli die Larven ihre Wiege im Splint, welche mit ' ihrem Spanpolstern denen des *) Allgemeine Forst- und Jagdzeitung 1869. S. 117. Kellner liess von einem Fichtenstamm, welcher im Juli mit Eiern besetzt Avorden war, Kloben aus der Mitte schneiden, die Ende October massenhaft Larven enthielten. Im Winter und Frühjahr ■wurden die Kloben möghchst naturgemäss behandelt und lieferten 86 Stück Käfer. Davon kamen etwa ^/^ der Anzahl Ertde Juni innerhalb 3 Tagen zum Vorschein, die übrigen einzeln nach und nach, und die letzten 3 Stück erschienen erst 6 Wochen später. W'ahrscheinhch waren die Eier nicht gleichzeitig abgelegt worden. Gegen diese die einjährige Generation bestätigende Beobachtung eines Entomologen, wie Kellner, ist ein Widerspruch nicht möglich. Dagegen ist es immerhin denkbar, dass durch besondere Umstände Verzögerungen der Generation stattfinden können. **) Auffallend deutlich habe ich diese sternförmige Anordnung der Larven- gänge bei Piss. pini X. in Weymouthskiefer gefunden. Zu vergl. Abbildung im Tha- rander Jahrbuch 25. Band. 1875. 94 Nadelholzbestauds- Verdorber. notatus (Taf. VIII. Fig. 1) ganz ähnlich sind, nur ein wenig kleiner. Im nächsten Juni bis August erscheint der Käfer. P; piceae ILI. (Tannenrüsselkäfer). Dem notatus in Gestalt und Färbung äusserst ähnlich, doch ist der Hinterrand des Halsschildes weniger gebuchtet, daher dessen Hinterecken weniger spitzig; die Punkte auf der Scheibe der punktirt gestreiften Flügeldecken grösser und tiefer, von ver- schiedener Grösse, die abwechselnden Zwischenräume deutlich erhabener, als die anderen. Flügeldecken hinter der Mitte mit einer dicht gelblich beschuppten, an der Nath unterbrochenen Querbinde, die indessen nach der Natli hin nie- mals weiss beschuppt ist, wie es bei notatus der Fall; an Stelle iier Flecken- binde vor der Mitte nur einige unregelmässige, gelbliche Schuppenflecke. Grösse des pechbraunen Käfers sehr verschieden: 4,5 bis 10"""- ohne Rüssel, gewöhnlich 8 — 9™™- — Seiner Lebensweise nach ähnelt piceae ganz ausser- ordentlich dem hercyniae, nur gehört er nach allen bisherigen Beobachtungen ausschliesslich der Weisstanne an. P. piniphilus Hbst. (Kiefernstangen-Rüsselkäfer). Von dem ihm sehr ähnlichen notatus sofort durch die abgerundeten Hinterecken des nur sehr schwach gebuchteten Halsschildes, von hercyniae durch die rostbraune Färbung leicht zu unterscheiden. Die vordere Fleckenbinde auf den Flügel- decken fehlt ganz oder ist nur sehr schwach angedeutet, die hintere, gelbe Binde ist an der Nath so breit unterbrochen, dass sie nur als grosse Makel auf jeder Decke erscheint. Die abwechselnden Zwischenräume nur sehr wenig erhaben. Länge ohne Rüssel 4 — .5'"™- — Lebt nur in Kiefern, vorzugs- weise in Stangen, und zwar in den oberen Schaftpartien, wie hercyniae in Fichten. Gänge etwas kürzer, Puppenwiegen im Splint, wie bei allen Arten der Gattung; die Nagespäne des Polsters sind sehr fein, fast pulverig. Käfer fliegt, wie die anderen Pissodes im Juni imd Juli. Bedeutung und Bej^e^nun^. P. hercyniae gehört zu den sehr schädlichen Forstinsecten. Saxesen vermuthete das schon vor mehr als 30 Jahren, denn er fand am Oberharze trockene Fichten, welche durch die- sen Käfer allein getödtet waren. Neuerlich vielfach bestätigt. Das Insect war in mehreren Revieren der Harzforsten, besonders im I^utenthaler , wäh- rend des Winters 1861/62 in den reiferen Fichtenbeständen in grünen, theilweise dominirenden Stämmen sehr verbreitet, obgleich im Jahre 1861 alle inficirt gefundenen Stämme rechtzeitig gefällt und geschält wurden , trotz der erheblichen, dadurch verursachten Kosten. Es ist wichtig, sich einen Blick für die Krankheit der Stämme zu verschaffen, um sie vor der Ent- wickelung der Brut unschädlich zu machen, wozu ja im Winter noch Zeit ist. Nach den Wipfeln wird man sich nicfit richten dürfen, denn diese sind oft noch grün, wenn die Rinde in der Mitte des Stammes und aucfh unten schon trocken ist. Wenn der Stamm nicht zu sehr mit verdeckenden Flechten besetzt ist, kann man sich nach dem Harzausfluss richten, welcher durch Abtropfen von den angebohrten Eierlagestellen über den ganzen Stamm sich auswendig verbreitet, anfangs wasserhell erscheint, später weiss wie Zucker Rüsselkäfer. Begegnung. 95 wird. Der Schaft ist dann wie mit Kalk bespritzt. Beim Abborken sieht man die gcschlängelten Gänge auf Bast und Splint, und wenn die Wiegen fertig sind, wird das Erkennen noch leichter. Zum Zwecke der Vertilgung ist das Schälen zur Zeit, wenn die Brut noch nicht fertig ist, eine Hauptsache. . Allein die Puppen, wenn die Verwandlung etwa so weit vorgeschritten ist, sterben davon noch nicht, und es wäre mit Rücksicht auf diese nöthig, noch ein besonderes Verfahren nach dem Schälen folgen zu lassen. Am besten fegt man den Splint mit scharfen Besen ab, damit die Ruthen die Spanpolster erfassen und durch Druck oder Reissen auch die Puppen in der Wiege beschädigen. — Auf Tharander Wald hat sich der Käfer namentlich seit dem Schneebruch 1866 sehr verbreitet, in der Hauptsache durch das Stehenlassen gipfelbrüchiger Stämme, deren Er- haltung man hoffte. Alle Versuche mit Fangbäumen, welche theils gefällt, theils stehend durch die Entnahme eines Rindenringes krank gemacht wurden, blieben resultatlos; das einzige Mittel ist die fortgesetzte Revision der Stan- genhölzer durch sachverständige Arbeiter, Fällen und Schälen der befallenen Bäume. (J.) P. piceae vertritt in der Tanne P. hercyniae der Fichte, ist aber noch nicht so verderblich aufgetreten, wie dieser, obgleich man merkhchen Schaden aus Schlesien berichtet, und 1S6S auf Chemnitzer Revier in Sachsen sein Frass von sehr erheblichen Folgen für die dortigen Tannen wurde. Von Aussen sind die befallenen Stämme schwer zu erkennen. Gewöhnlich geht er ältere und stärkere Bäume an, als hercyniae. Fällen und Schälen einziges Mittel P. piniphilus ist auf die Kiefer angewiesen und scheint vorzugsweise Stangenhölzer zu lieben, welche durch andere Ursachen, Pilzkraukheit, Eulen- frass und dergl. prädisponirt sind. Zu erkennen ist der Frass wohl erst an dem Krankwerden der Kiefern. Diese sind zu fällen und zu schälen; auch wenn sie bereits abgestorben sind, was oft schon im Mai geschieht, findet man noch Larven und Puppen unter der Rinde. (Alt um fand befallene Kiefern am 25. Mai abgestorben, ich selbst am 16. Mai.) Ein einziges Mal fand ich piniphilus in einer erst 12 — 15jährigen Kiefer, aus welcher ich ihn in Menge erzog. Sollte er auch thatsächlich nur prädisponirte Kiefern an- gehen, was übrigens noch zweifelhaft, so bleibt er doch immerhin, wo er auftritt, sehr schädlich, denn viele Bäume würden sich ohne seinen Frass erholen. (J.) Anmerkung. P. pini (abictis llatz.) wurde bei den Culturverderbern besprochen,, findet sich jedoch ebenfalls nach Art seiner Gattungsverwandten in älteren Bäumen (K-iefern, Weymouthskiefern) ein. (Zu vergl. S. 61. 62.) 96 Nadelholzbestands-Verderber. II. Die Fichteiiborkeiikäfer. Bostrychiis typographus i,, chalcographus Z/., autographus Ratz., pusillus GylL, Hylesinus palliatus GylL, micans Kiig., Polygraphus pubescens Er. und verwandte Arten. Charakteristik der Gattungen zu vergl. Cursus II. B. typographus L. (grosser, achtzähniger Fichtenborken- käfer) (Taf. II. Fig. 7, Taf. VII. Fig. 1.), einer der grösseren Borkenkäfer, 4,5 — 5,5™'"- lang. Schwarzbraun, Flügeldecken und Beine braun, junge un- ausgefärbte Käfer ganz gelb. Halsschild vorn dicht gekörnt, hinten weitläufig punktirt. Flügeldecken fein punktirt gestreift, die Punktstreifen gegen die Spitze feiner werdend. Spitze breit und tief eingedrückt, beiderseits mit 4 Zähnen, von denen der oberste oft undeutlich, der dritte der grösste ist. 9 mit einem, kleinen Höckerchen am Vorderrande der gekörnten Stirn. (Taf. II. Fig. 7^-) Die Larve (Fig. 7^) fusslos dick, gekrümmt, schmutzig- weiss und braunköpfig, fast kahl, wie eine Rüsselkäfer -Larve im Kleinen. Die Puppe ebenfalls weiss. Flug schon im April und Anfang des Mai. Bei grosser Vermehrung kommt es, in Folge der Larven- und Puppenüber- winterüngen, auch vor, dass Käfer noch spät im Mai und Juni schwärmen. Nach erfolgtem Einbohren . nagen . Männchen und Weibchen eine grössere Höhlung (Rammelkammer), von welcher aus die Muttergänge 5 — IS*^™- lang, einer oder mehrere, lothrecht (daher Lothgänge) verlaufen, und zwar, wenn nur einer vorhanden ist, baumaufwärts. Diese pflegen, ausser dem Bohrloche, noch 2 — 4 Oeffnungen (Luftlöcher) zu enthalten. Das Q beisst rechts und links an der Seite des Mutterganges ein Löchelchen, in welches das weisse, sandkörnchengrosse Ei gelegt wird. Noch ehe alle (gewöllnlicli 30 — 50, zuweilen über 100) Eier abgelegt sind, erscheinen schon die Larven aus den zuerst abgelegten. Sie fressen recht- oder spitzwinklig vom Mutter- gänge abgehende, gegen ihr Ende immer breiter werdende Gänge (Larven- gänge). Am Ende derselben geht die Larve in die Rinde und verpuppt sich daselbst in der Wiege (s. Taf, VH. Fig. 1 rechts). Die fertigen Käfer fressen sich von ihrer Wiege aus durch die Rinde und hinterlassen Löcher (Fluglöcher), wie mit No. 7 oder 8 geschossen. An der Grösse und Form der Gänge, welche bei jeder Species verschieden sind, und der Form und Grösse der Fluglöcher kann man den Feind erkennen. Entwickclungszeit gewöhnlich 8 — 10 Wochen, zuweilen auch wohl über 3 Monate, . je nach der Lage des Ortes und der Witterung. Oft ist also die ganze Brut schon im Juli, zuweilen in Süddeutschland schon im Juni fertig, und kann bei günstiger Witterung eine neue setzen. Eine doppelte Generation entsteht schon, wenn — wie in Mitteldeutschland gewöhnlich — die Monate Mai bis September eine Mitteltemperatur von 130, 17», 19"^ 17", 14" C. haben. Wenn die jungen Käfer in demselben Jahre nicht mehr brüten, fliegen sie oft gar nicht aas, sondern fressen unregelmässige, verworrene Gänge um ihre Wiege herum. Daher auch das Ueberwintern in so verschiedenem Zustande (was Fichtenborkenkäler. 97 2. B. beim. Waldgärtner nie der Fall ist) und auch an verschiedeneu Orten, meist an Stöcken, linter Rinde, seltener unter Moos*). B, chalcographus L. (kleiner, sechszähniger Fichtenborken- käfer). Viel kleiner, als der Vorige, nur 2 """• lang. Käfer stark glänzend, heller oder dunkler braun. Flügeldecken hinten längs der Nath schmal, aber weit hinauf tief eingedrückt, beiderseits parallel der Nath mit 3 beim cf starken, beim Q. schwächeren, zahnförmigen Höckern. Halsschild von der Mitte aus nach vorn verengt, vorn stark gekörnelt,. hinten weitläufig fein punktirt, mit glatter Mittellinie. Flügeldecken sehr fein punktirt gestreift mit glatten Zwischenräumen, gegen die Spitze erlöschen die Punktstreifen ganz. — Die weissen Larven und Puppen sind kleiner, ähneln aber sonst sehr denen des typographus. Sehr charakteristisch unterschieden durch den Frass: die Muttergänge bilden, gewöhnlich 4 bis 5, einen mehr oder weniger regel- mässigen Stern, daher Sterugänge (Taf. VH. Fig. 1 links). Die Rammel- kammer beündet sich gewöhnlich in der jüngsten Splintschicht, so dass man sie in der losgeschälten Rinde nicht sieht; hierdurch unterscheidet sich der Frass des chalcographus von dem die Kiefer bewohnenden bidens, dessen Sterngänge überdies nie so regelmässig verlaufen, wenn ersterer aus- nahmsweise in der Kiefer oder Weymouthskiefer vorkommt , wo er bereits gefunden wurde. Altum ei'wähnt eine Mittheilung von Henschel, nach welcher chalcogr^j)hus ganze Gruppen von Krummholzkiefern in den Alpen zum Ab- sterben brachte. Der Käfer sucht zur Brut die noch dünn berindeten Stan- genhölzer, an älteren Bäumen die schwächeren Aeste und Gipfeltheile der Fichten auf, und ist ein häufiger Begleiter des typographus. Ueber die wohl meistens einfache Generation ist nichts Näheres bekannt. Jedenfalls gehört er zu den sehr schädlichen Forstinsecten, wo er in grosser Anzahl auftritt. B. autographus Ratz, (zottiger Fichtenborkenkäfer). Heller oder dunkler braun mit abstehenden, langen, graugelben Haaren. Grösse 3"""- Flügeldecken stark punktirt gestreift, Zwischenräume mit feinen Punktreiheu ; an der abschüssigen Stelle fast gar nicht eingedrückt, Nath daher sehr wenig erhaben. Ohne alle Zähne. Halsschild so lang als breit, nach vorn sehr wenig, wenig mehr, als nach rückwärts verengt, grob und dicht punktirt. — In gesunden Bäumen wohl noch nicht beobachtet, in Fichten jedoch ein sehr häufiger Begleiter seiner Gattungsverwandten. Seine Muttergänge sind Loth- gänge, selten jedoch deutlich, weil die Larven Alles unregelraässig durchwühlen. Ich habe den Käfer an jungen Fichtenpflanzen ganz ähnlich Rinde abnagend gefunden, '■wie den grossen Rüsselkäfer (H. abietis L.). Von Professor Kunze einmal ausnahmsweise in Erlen beobachtet. B. (Crypturgus Er.) pusillus Gyll. (Gattung Crypturgus Er. mit 2 gliederiger Fühlergeisel, während Bostr. eine 5 gliederige hat). Sehr klein, nur 1*"™ lang. Schwarzbraun, Fühler, Schienen und Füsse heller, junge Käfer ganz gelbbraun, fein behaart. Halsschild etwas länger, als breit, an den Seiten etwas erweitert, wenig gewölbt, fein weitläufig punktirt, mit un- deutlicher Mittellinie. Flügeldecken punktirt ' gestreift , an der Spitze abge- *) 1874 fanden im Böhmerwald drei Hauptflüge statt, der erste vom 21. bis 24. April, der zweite vom 4. bis 10. Juni, der dritte vom 2. bis 5. August. In Krumau hat man auf einem Quadratmeter Rinde 1400 bis 4800 Larven gezählt. 7 9 8 Nadelholzbestands- Verderber. rundet. In starkem Holze nicht seltener Begleiter anderer Borkenkäfer. Gänge selten deutlich, wohl unregelmässige Wagegänge (?). Brütet in allen Nadelhölzern, vorzugsweise in der Fichte. Ich fand ihn u. A. in einer ab- sterbenden, etwa 15jährigen Pinus maritima Mill. bei Tharand. Generation zweifelhaft, unregelmässig. Schädlich wohl nur im jungen Holze und als Genosse anderer Borkenkäfer, Hylesinus (Hylastes Er.) palliatus Gyll. (Gattung Hylastes mit Tgliederiger Geisel der Fühler). Knapp 3,5™'"- lang. Das nach vorn sehr stark verengte Halsschild, die Flügeldecken mit Ausnahme des schmalen, schwarzen Seitenrandes, Fühler und Beine röthUch braun, der ganze übrige Käfer schwarz. Kopf, wie bei anderen Gattungsverwandten, rüsselförmig ver- längert, Rüssel mit kurzer, erhabener Mittellinie. Halsschild stark, fast runzelig punktirt, mit schmaler, glänzender Mittellinie. Flügeldecken tief punktirt gestreift, die gewölbten Zwischenräume runzelig gekörnt. Mittelbrust zwischen den Mittelhüften mit einem kleinen, nach vorwärts gerichteten, stumpfen Höcker. (Ausserordentlich ähnlich ist der nur Fichten bewohnende, aber fast doppelt so grosse, viel seltenere Hyl. decumanus Er.). Der Käfer frisst sehr unregelmässige, kurze Lothgänge, die Larvengänge sind lang und durchkreuzen sich vielfach. Gewöhnlich ist die ganze Bastschicht unregcl- mässig durchwühlt. "Wohl immer nur secundär, wenn auch äusserst häufig in Fichten und Kiefern; ob auch in Tannen und Lärcheli, wurde -von mir nicht beobachtet. Trotz seiner grossen Häufigkeit wohl nur von unter- geordneter Bedeutung. Hylesinus (Dendroctonus Er.) micans Äi^^-. (Gattung Dendroctonus mit 5 gliederiger Fühlergeisel). Der grösste Borken- oder Bastkäfer, reichlich 7 bis 8™"^ lang. Schwarz, ziemlich laug, graugelb behaart, Fühler und Füsse rothgelb, junge Käfer ganz roth- oder gelbbraun. Das nach vorn ver- engte Halsschild breiter, als lang, stark und dicht punktirt. Flügeldecken mit ziemlich bi'eiten, hier und da undeutlichen Punktstreifen, Zwischenräume runzelig körnig punktirt. Frass leicht kenntlich. Das Q bohrt sich in der Nähe des Wurzelknotens durch die Rinde der Fichten, seltener Kiefern, vor- züglich ältere Stangenhölzer wählend, jedoch auch jüngere und ganz alte Bäume nicht verschonend. Ueberwallungen in Folge von Wunden, von Büschelpflanzung liebt der Käfer besonders. Die Eier werden haufenweise, entweder alle zusammen (bis 15Ü) oder partieenweise abgelegt, und zerfressen die weissen Larven ganze Plätze unter der Rinde, ohne Gänge zu bilden, indem sie sich oft bis in die Wurzeln verbreiten. Der Frassplatz ist mit verharztem Wurmmehl gefüllt. Aus den Bohrlöchern dringt viel Harz, welches mit Bohrmehl gemengt ist, und verräth am Fusse des Stammes sehr leicht von Weitem die Thätigkeit des Feindes. Mitunter, gewöhnlich höher am Stamm, bilden sich an den Bohrwunden grosse, feste Harztrichter. — Gene- ' ration nicht ganz regelmässig, nach Ort und Witterung verschieden. Schwärm- zeit gewöhnlich im Juni. Man fand schon im Juli und August gelbe, junge Käfer; ich habe hier auf Tharander Revier licht gefärbte Käfer mehrfach im Winter, aber auch noch Lnrven in Gesellschaft von Käfern im zeitigen Früh- jahr beobachtet. H. micans gehört zu den sehr schädlichen Insecten, wo er in grösserer Menge auftritt. Fichtenborkenkäfer. 9 9 Polygraph US pubescens Er. {Hijlesinus poligraphus L.). Eine Uebergangsform zwischen Hylesinus und Bostrychus. Reichlich 2,5, fast 3""" lang. Heller oder dunkler braun, junge Käfer gelb, Fühler und Beine gelb. Flügeldecken sehr fein und dicht punktirt mit undeutlichen Streifen, ihr etwas aufstehender Wurzelrand fein gezähnelt, bei frischen Exemplaren ganz mit gelbhchen Haarschüppchen bedeckt, so dass der Käfer bei Anwendung schwacher Lupe seidenglänzend erscheint. Halsschild stark nach vorn ver- engt, mit feiner, erhabener Mittellinie. Augen durch einen Fortsatz der Stirn beinahe ganz in 2 Theile getheilt. — Generation unregelmässig, wie bei den meisten Bostrychen, in der Regel wohl einfach. Der Käfer frisst ganz unregelmässige, gewöhnlich schief verlaufende Wagegänge oder auch Sterngänge, welche, wie die Larvengänge, nicht durchgängig auf dem Splint, sondern theilweise im Bast verlaufen, so dass sie auf abgelösten Rinden nicht vollständig sichtbar sind. Die Gänge ähneln einigermassen denen des curvidens (Taf. Vn. Fig. 2.). — Der Käfer befällt vorzugsweise, wie chalcographus, dünnberindete Stammtheile, daher Stangenhölzer, Aeste und Gipfel älterer Bäume. Ich habe ihn bisher nur in Fichten beobachtet, NördUnger fand ihn in WejTnouthskiefer, gemeiner Kiefer, sogar in den Zweigen eines Kirsch- baumes. — Hier auf Tharander Wald ist er wiederholt sehr schädlich auf- getreten, und zwar theils allein, theils als Begleiter anderer Borkenkäfer. An dem furchtbaren Borkenkäferfrass, welcher jetzt im Böhmerwald wüthet, ist er ebenfalls, wenn auch untergeordnet, betheiligt. Vorkommen, Frass und Bedeutung. Die Borkenkäfer, als deren Hauptrepräsentanten wir typographus betrachten müssen, sind in Fichten die gefährlichsten Insecten. Man hat sie immer und überall zu fürchten, während die Nonne doch nur selten und nicht überall den Fichten schadet. Für den Vergleich mit diesen schädlichen Insecten war der traurige Frass in Preussen, welcher mit Nonne von 1853 — 57 begann und mit Wurmtrockniss ('Borken- käferfrass) endigte, lehrreich. Man hat deshalb von Fichtenborkenkäfern immer mehr zu besorgen, als vergleichungsweise von Kiefernborkenkäfern, weil jene viel leichter aus den Grenzen des Unbemerktseins heraustreten. Daher werden selbst minder wichtige Insecten, deren die Fichte so viele hat, zu sehr schädlichen, weil sie diesen Baum, wenn sie ihn auch nicht zum Ab- sterben bringen, doch für Borkenkäfer besonders empfänglich machen — unter diesen Sirex am interessantesten und Tetropiuni luridum L., welches gesunde Stämme angeht, besonders wichtig. Man muss deshalb in Fichten sehr sorgfältig durchforsten. Unter den disponirenden Ursachen haben sich neuerlich auch Ueberschwemmung, unvorsichtiges Entwässern von Bruchgegenden etc. gezeigt, indein unerwartet trockene Jahre folgten und die Fichten auf dem zusammen- sinkenden, trocknenden Boden krank machten (Dommes, Ahlemann). Ueberhaupt möchte ich der Fichte eine viel gefährlichere Disposition für Wurmtrockniss beimessen, als der Kiefer. B. typographus steht darin obenan, von den Alpen bis zu den nördlichsten Grenzen Deutschlands. Lange zwei- 100 Nadelholzbestands - Verderber. feite man, ob typographus auch in andere Nadelhölzer gehe ; aufmerksame Beobachter der Neuzeit haben es nun ausser Zweifel gestellt, dass er, wenn auch die Fälle vom Brüten in Kiefern, Lärchen, Knieholz (Letzner) und Arve (Heer) zu den Seltenheiten gehören, er diese doch auch tödten kann, und einen besonders interessanten Fall von Angriffen auf junge Kiefern (durch die vergrabenen Käfer) erzählt Ahle mann. — Physiologisch wichtig ist dabei, wenn auch wohl noch nicht ganz allgemein giltig, die Beobachtung von Ahlemann (Grunert VI. 105), dass die Kiefer danach langsamer abstirbt, also, wie er richtig vermuthet, ein viel zäheres Leben als die Fichte hat — was ja auch durch den Nonnenfrass ausser allen Zweifel ge- setzt wird. Die wurmfrässigen Kiefern hatten, obgleich sie schon 1861 im Frühjahre von typographus angegangen waren, noch 1862 im Frühjahre grüne Nadeln, und ihr Tod verrieth sich nur durch Abfall geringer Rindeur stücke. Die Fichte, sagt er, wäre wenige Wochen nach dem Anfluge ein- gegangen. Da typographus oft auf unübersehbare Strecken die Fichten ver- wüstet, so darf man schon deshalb nicht lehren, er gehe bloss die kranken Bäume an, und man brauche, da diese ohnehin nicht viel taugen, nichts gegen ihn zu unternehmen. Allerdings zieht er die kranken und gefällten Bäume den gesunden vor*). Die auf dem Stock abgestorbenen Bäume lässt er unberührt. Man muss daher stets ein wachsames Auge auf jene Wurm- bäumc haben, und die ganze Kunst der Borkenkäfer- Vertilgung besteht darin, jene immer früh genug aus dem V^'alde zu entfernen, oder sie durch Ent- rinden unschädlich zu machen. Man muss aber zur Zeit einer grossen Wurm- trockniss noch weiter in Umsicht und Aufmerksamkeit gehen , denn die Erfahrungen in Preussen zeigten, dass der Borkenkäfer in ganzen Schwärpien meilenweit über Felder zog, um neue Nahrung für seine Brut zu suchen — also Weiterrücken wie bei Nonne**). Ueber technische Brauchbarkeit von *) Briefliche Bemerkimgen des Forstm. Schultz in Betreff der am meisten befallenen Fichtenorte sind folgende: Lichte, luftige, kleine Vorhölzer und Rand- bäume hat der Borkenkäfer mehr gemieden als die Nonne. Leider ist es in den Samenschlägen im Innern der Reviere, soweit der umliegende Wald schützt, anders, denn hier ist, mit wenigen Ausnahmen, Alles dem Frasse des Borkenkäfers verfallen. Der preussische Frass zeigte überhaupt manches Eigenthümliche. So schrieb mir Oberförster Ahlemann, dass die Brut von typographus, welche im Jahre 1862 überwinterte, gestorben sei, während die von Polygr. puhescens sich gehalten hätte. Sollte dies nicht zufällig gewesen sein oder mit den Schmarotzern Zusammenhang gehabt haben? **) Trotz der gegentheiligen Behauptung des Dr. Cogho in: ,, Ueber die Lebens- zähigkeit des Fichtenhorkenkäfers. 1874" halte ich die Ansicht Ratzeburg's bezüglich des weiten Fortschwärmens des Käfers für richtig, bis das Gegentheil bewiesen wer- den sollte. .(J.) . ' Fichtenborkenkäfer. 101 Käferholz, gegenüber dem Raupenholze, s. III. Abschnitt. Symptome des Erkrankens und Absterbens s. unter Begegnung. Begegnung. A) Vorbauung ist hier weit wichtiger als Vertilgung, d. h. man muss a) gut cultiviren und wirthschaften,. b) den Käfer an seiner Vermehrung verhindern, alles brutbefördernde Material, wo möglieh mit der Brut selbst, entfernen und c) die schwärmenden Käfer selbst abfangen (durch Fangbäume), auch d) wo möglich werthvoUe Bäume einzeln vor den An- griffen der Borkenkäfer schützen. a) Die Fichte darf nicht auf ganz unpassendem, etwa zu armem BoSen angebaut und muss auch später stets so bewirthschaftet werden, dass frühe und regelmässige Durchforstungen, Wiudmäntel u. dergl. die Stämme in Wurzel und Krone gehörig befestigen und ' Wind- und Schneebruch möglichst abwenden. In überdichtem Stande erzogene Gebirgsfichten verwachsen mit den Wurzeln, und wenn man hier bei der Durchforstung rodet, so verletzt man die bleibenden, dominirenden Stämme und lockt den Borkenkäfer herbei (v. Berg), ebenso durch hohe Stockenden u. s. f. — Eine ganz wesentliche Hauptsache bleibt die Bildung kleiner Hiebszüge, damit in Zukunft das Ent- stehen grosser, gleichalteriger Bestandscomplexe verhindert wird, welche jede Gefahr im Walde, so auch die der Wurmtrockniss vermehren. (J.*) b) Die Schläge müssen so geführt werden, dass den Winden nicht Zugang in die Bestände gestattet wird. Windbrüche, geschobene Stämme etc. müssen so schnell wie möglich aufgearbeitet und abgefahren werden, falls solche nicht zu Fangbäumen benutzbar sind. Das Fichten-Lang- und Klotz- holz ist im Walde, am besten durch die Holzarbeiter, möglicher Weise auch durch die Käufer zu schälen, die Rinde befallener Stämme ist dabei zu ver- brennen. Die Erfahrung lehrt (Forstm. Schultz), dass der Käfer, wenn er aus unentrindetem Holz auf Lagerplätzen in den Dörfern auskommt, den Weg zurück üach dem Walde findet. Müssen irgend hohe Stöcke im Boden bleiben, so sind dieselben ebenfalls zu schälen. Nur unvollkommen hilft das Schälen einzelner Streifen an den Stämmen, ebenso das forstmässige Klar- spalten; wo indessen keine besonders dringende Gefahr droht, darf man wohl, unter Beobachtung aller sonstigen Vorsichtsmassregeln, das in Raummetern aufbereitete Holz unentrindet lassen. Revision, Ist die Menge des verdächtigen Materials sehr bedeutend, kommen auf 2 b'is 300 Hektar schon mehr als 100 kranke Stämme, und können die Beamten des Revieres die Revision nicht mehr bestreiten, beson- ders in schwer zugänglichen Gebirgsgegenden, so müssen noch zuverlässige Arbeiter angestellt werden. Je nachdem das Terrain den Begang mehr oder weniger leicht gestattet, auf 1000 bis 800 Hektar ein Mann. Diesem darf man nichts Anderes, als nur die Revision der verdächtigen Hölzer, und nicht 1 02 Nadelholzbestands- Verderber. die Entrindung und Wegschaffung derselben, auftragen. Er muss jeden Stamm, jeden Stock und jede Klafter, worin er Käfer oder Brut antraf, mit dem Datum bezeichnen, womöglich auch noch ein Verzeichniss der Orte aufnehmen, welche entwickelte Brut haben, und das Entrinden zuerst noth- wendig machen (v. Berg). Dabei beachte man: 1) Die Lieblingsplätze des Käfers, Es sind dies immer die trockensten und wärmsten, am Rande der Schläge gegen Mittag, in Gebirgen vorzüglich an geschützten Südhängen, ferner auf kleinen Blossen, oft in Mitte geschlossener Bestände, da wo der Sturm kleine Lücken gemacht oder Blitz- schlag einzelne Bäume getödtet hatte. Bei stehendem Holze fliegt der Käfer am liebsten die höheren Theile, da wo die stärksten Aeste abgehen, an, und an Klaftern wählt er die oberen Kloben, bei heissem Wetter und in Frei- lagen auch wohl die untersten. 2) Zeit der Visitationen. Die ersten müssen zur ersten Schwärm- zeit des Käfers unternommen werden. Aber auch später noch ist, besonders wenn der Käfer durch Witterung und andere äussere Umstände schneller entwickelt und begünstigt wurde, oder als Brut überwinterte, stete Aufmerk- samkeit nöthig. 3) Merkmale des erfolgten Anfluges und Ermittelung des- selben. Beim Einbohren schafft der Mutterkäfer das Bohrmehl zum Ein- gangsloche hinaus. Theils sieht man es vor diesem noch liegen, theils stäubt es hinunter und bleibt an allen Vorsprüngen des Schaftes, wie Moosen, Flechten, Spinnengeweben und dergleichen hängen. Beim Anprallen des Schaftes mit der Axt wird man das Bohrmehl noch deutlicher wahrnehmen und es sogar an einem eigenthümlichen Gerüche erkennen können, aber nur bei trockenem Wetter, denn Regen verwischt oft alle Spur des Bohrmehls. Hat man indessen die Zeit getroffen, zu welcher der Käfer mit seinem Gange noch nicht ganz fertig ist, so wird auch nach dem Regen Bohrmehl wieder sich zeigen. Mit den Bohr- und Luftlöchern sind aber nicht die Löcher zu verwechseln, welche andeuten, dass eine Familie bereits den Baum verlassen hat (Fluglöcher). Sie sind stets zahlreicher und unregelmässiger vertheilt*). Ferner ist auch auf den Specht zu merken. *) Hier muss ich auf die kleinen, wie mit No. 9 oder 10 geschossenen Löcher an alten Fichtenstämmen aufmerksam machen, welche nicht Borkenkäfern, sondern einem Nagekäfer (Anobium emarginatum Duft., s. Bd. I. der Fotstins., T. II. p. 52. Ausg. 2 u. Curs. II.) als Fluglöcher dienten. Sie führen zu unregelmässigen, mit vielem dunkeln Wurmmehl gefüllten Gängen in der Rinde. Sie dringen nie bis auf den Bast und schaden daher gar nicht. Man achte ja darauf und fälle solche Bäume nicht. Ebenso haben die, freilich meist nur in der Kiefern-Rinde vorkommenden, ganz unschädlichen Gänge einer Blattwespe (Tenthredo linearis Klg.) und ihre grün- lichen 22 beinigen Larven Täuschung verursacht. Fichtenborkenkäfer. 103 Zur Ermittelung gicbt man den Arbeitern eine lange, oben mit einem Eisen beschlagene Stange mit, damit sie mit dieser auch die höheren Gegenden der Bäume untersuchen und nachsehen können, ob die Kinde sich hier schon löst und dadurch Käferbrut verräth. Unten wird mit einem Messer oder Meissel untersucht. In vielen Fällen leitet auch das, oft schon wenige Wochen nach dem Anfluge eintretende, kränkliche Aussehen der Bäume auf den Frass, indem die Nadeln vom Gipfel an sich röthen. Auch kommt es vor, dass die Nadeln plötzlich hängen, ohne vorher gelb zu werden. Oft sieht man aber der Be- nadelung nichts an, zumal Avenn nach einer zw^eiten Brut im Herbste Knospen und Nadeln ganz ausgebildet sind und besonders durch feuchtes Wetter frisch erhalten werden. Die Rinde bekommt meist, bald nachdem die Gänge fertig sind, ein eigenes mis^farbiges, graues Ansehen (v. Berg) und blättert ab, von unten nach oben am Stamm (Ahlemann). Ueber das Entrinden und Tödten der Brut siehe folgende Seite. c) Fangbäume. Man benutzt dazu zurückgebliebenes Lang- und Klafterholz, oder vom Winde gebrochene oder geschobene, oder auch unter- drückte Stämme, si» mögen stark oder schwach sein; denn an den schwachen fangen sich auch Käfer, und die geringen Mehrkosten des Entrindens der schwachen, entbehrlichen kommen nicht in Betracht. Sie werden 3 — 4 Wochen vor der Schwärmzeit an Orten gefällt, wo man den Käfer am meisten er- wartet, und sofort entastet, da das Belassen der benadelten Aeste die Aus- trocknung des gefällten Baumes so beschleunigt, dass ihn fast kein Käfer mehr annimmt. Man wirft sie auf untergelegte Stöcke oder Steine, damit der Käfer auch an der Unterseite anbohren kann. Nur Windwürfe, welche mit einem Theile der Wurzeln in der Erde blieben, kann man als Fang- bäume benutzen, ohne sie zu entasten. Die Anzahl der zu fällenden Fang- bäume richtet sich nach der Grösse der Gefahr. Im ersten Frühjahr, ge- nügen, wohl etwa 10 Stück für das Hektar , später bei geringer Gefahr weniger. Eine Hauptsache ist, von Zeit zu Zeit neue Fangbäume zu fällen und damit fortzufahren, so lange während des Sommers Käfer schwärmen. Bestimmte Vorschriften hierüber lassen sich nicht geben, da nach Lage, ört- lichem Klima und Jahreswitterung die Generation des Käfers sehr verschieden ist. Unter Umständen kann man laufende Schläge als „Fangschläge" be- nutzen, wie sie Henschel sehr richtig nennt und nach seinen Erfahrungen in Oesterreich empfiehlt. — Da indessen der Käfer, trotz der Fangbäume, auch andere stehende, ganz gesunde Stämme befällt, so muss man stets vorsichtig sein und nicht die Aufmerksamkeit verlieren, den Käfer also auch im stehenden Holze aufsuchen und vertilgen. Man hat dabei hauptsächlich die in der Nähe der Fangbäume befindlichen Orte, weil der Käfer sich hier 1 04 Nadelholzbestands- Verderber. concentrirt, im Auge zu behalten. Sobald man merkt, dass die Muttergänge in den Fangbäumen fertig, und dass die ersten Larven schon der Verpuppung nahe sind, schreitet man zum Entrinden derselben und zum Verbrennen der mit Brut besetzten Borke, gleichzeitig aber auch der inficirten Aeste*). Untergelegte Tücher werden beim Entrinden verhindern, dass Lar- ven, Puppen und einzelne, bereits frühzeitig entwickelte Käfer, in Gras und Moos fallen. Auch beim Verbrennen ist es gut, um das Feuer einen Kreis von glühender Asche zu bilden , der die etwa noch aus den aufgehäuften Rindenstücken hervorkriechenden Käfer vernichtet. Gut ist es, wenn man bei der ganzen Execution- durch kühles Wetter unterstützt wird, weil bei solchem die Thiere träge sind. Aeste und Zweige müssen mit der Rinde verbrannt werden, denn sie enthalten gewöhnlich die kleineren Borkenkäfer« arten, die, wenn sie häufig sind, ebenso schädlich werden können, als die grossen. Dass beim Verbrennen grösste Vorsicht obwalten muss, um nicht Feuersgefahr für den Wald hervorzurufen, versteht sich von selbst. d) Schutzmittel. Solche können nur im Kleinen ausgeführt werden, also etwa an einzelnen Bäuinen, die als Heerde der Verbreitung wichtig sind, oder an werth vollen Bäumen in Gärten. So erzählt uns Kollar von den Verheerungen im Kaiserl. Park zu Laxenburg durch den Hyl. micans, dessen Wirthschaft am unteren Stammende ganz eigene Vorbauungsmittel er- *; Das Verbrennen halte ich für unumgänglich nöthig. Hier und da unter- lässt man es, wie ich erfahren habe, in der Meinung, dass das blosse Auslegen der Rinde an der Sonne schon hinreiche, die Brut zu tödten. In vielen Fällen mag dies genügen, aber gewiss nicht in allen (z. B. wenn die Sonne nicht scheint!), und ich wiederhole es: man geht nur beim Verbrennen sicher und verliert da- durch doch auch weder an Material, noch an Zeit wesentlich. Ahlemann (Grün. IV. p. 52) hatte Versuche mit Vergraben der Wurmborke (0,6 — l ™- tief) gemacht, aber die Käfer befreiten sich, sofort zum Anbohren (an Kiefern) bereit, und die durch- löcherte Erde sah wie ein Sieb aus. Um die Rinde zu verbrennen, liess Ahlemann, der Feuersgefahr wegen, Gruben machen und Gras und Moos um dieselben entfernen. (J.) Zu vergl. hierüber auch Dr. Cogho 1. c, welcher zahlreiche Unter- suchungen hierüber angestellt hat imd zu der Ansicht gelangt, dass nicht blos zahl- reiche junge Käfer, sondern auch Puppen und Larven zur weiteren Entwickelung kommen, wenn man beim Schälen nicht Tücher unterlegt und die Rinde nicht ver- brennt. Ich theile diese Ansicht vollständig, um so mehr, als es bei der unregel- mässigen Entwickelung einer und derselben Brut ganz unmöglich ist, das Schälgeschäft zu vollenden, . ehe sich nicht die ersten Larven in Puppen und Käfer verwandelten. Dazu kommt noch, dass in der dickeren Rinde sehr alter Fichten die Larven ihre Puppenwiegen nicht bloss in der Bastschicht, sondern unmittelbar unter der äusseren Borkenschicht anlegen, so dass man sie an den losgeschälten Rindenstücken auf deren Innenseite gar nicht bemerkt, und erst findet, wenn man die Rinde zerbricht. Ich habe diese Thatsache 1874 im Böhmerwalde wiederholt an den im Boden zurück- gebliebenen- Fichtenstöcken beobachtet. Fichtenborkenkäfer. Vertilgung. 105 forderte und ermöglichte. Anfänglich hatte hier der Käfer nur in einzelnen alten, kranken, überständigen Fichten, die jahrelang Widerstand leisteten, gelebt. Man fällt« nach Möglichkeit und, da man bald das Brüten in den Wurzeln, besonders in den angefaulten, beobachtet hatte, so rodete man auch diese, die Gruppirung des Parkes immer wieder durch neue kräftige Stämme, die in einem Alter von 10 — 15 Jahren aus dem nahen Gebirge entnommen wurden, verjüngend. Aber auch diese befiel das Insect, besonders durch die warmen Jahre 1856 und 1857 begünstigt, und man musste, da das Auf- räumen und Fällen seine Grenzen hatte, zum Schutze der noch verschonten Bäume etwas thun. Der Hofgärtner Leinweber experimentirte und ent- deckte endlich einen Anstrich, welcher, nachdem man die Stämme bis an die oberen Wurzeln von Erde entblösst und gereinigt hatte, mittelst eines Maurerpinsels von den freiliegenden Wurzeln an bis 0,6'"- am Stamme auf- wärts aufgetragen wurde. Dies wurde 3 Tage hintereinander wiederholt, bis sich eine Kruste am Stamme bildete, die dann vom Regen nicht abgewaschen wurde und auch den Bäumen nicht schadete. Das Recept des Anstriches war folgendes: Man übergiesst 5 Pfund ordinären Tabacks mit einem halben Eimer warmen Wassers, lässt ihn 24 Stunden so stehen und drückt ihn ge- hörig aus. Dieser Aufguss wird dann mit einem halben Eimer Rindsblut gemengt und 1 Theil gelöschten Kalkes und 16 Theile frischer Kuhexcremente hinzugesetzt, so dass Alles ein Brei wird. Diesen Brei liess man in einer offenen Tonne einige Zeit gähren und täglich mehrmals umrühren (Verhandl. d. zool.-botan. Gesellsch. in Wien, Jahrg. 1858 S. 23 f.). lieber die Zeit des Anstriches ist nichts gesagt. Ich würde ihn zu jeder Zeit, am liebsten im Frühjahre, unternehmen, denn alsdann erfolgt gewöhnlich der Angriff der Käfer, welche nach Kollar auch in der Nadelstreu überwintern; und wenn auch, wie es öfters geschieht, schon während des Winters Brut in den Stämmen wäre, so würde diese durch den Anstrich erstickt. Der Anstrich nach jenem Recepte möchte übrigens Vorzüge vor dem Theer haben (vergl. Laubholz -Borkenkäfer bei Scolytus). Gegen micans dürfte, wohl die hier unter d. geschilderte oder eine ähnliche Massregel das einzige Hilfsmittel sein, denn in Fangbäume geht er seiner ganzen Lebensweise nach nicht. B) Die Vertilgungsmittel, deren Anwendung, seitdem wir die Vor- bauungsmassregeln besser als ehemals zu handhaben gelernt haben, und seit- dem wir von dem Glauben zurückgekommen sind, dass der Borkenkäfer nur krankes Holz angreife. Gottlob! immer seltener nöthig wird, sind zum Theil dieselben. Wir brauchen die Fangbäume auch dann noch, wenn die Wurm- trockniss schon anfängt, um sich zu greifen. Es ist das einzige Mittel, der- selben noch Einhalt zu thun und den Käfer von den stehenden Bäumen etwas abzuleiten. Sie müssen daher auch zahlreich und an möglichst vielen 106 Nadelholzbestands-Verderber. Orten geworfen werden. Die Vertilgung des Borkenkäfers wurde in Preussen, so wenig Aussicht auf Erfolg auch die rapid wachsende Wurmtrockniss bot? doch mit aller Energie betrieben, und man kämpfte da, wo das Uebel noch nicht durch Naturhilfe beseitigt, unausgesetzt gegen das Insect durch Fang- bäurae und Aushiebe in den beflogenen, noch grünen Stämmen, besonders in mehreren einzelnen (in weiten Feldern liegenden) Forstschutzbezirken, welche durch Raupenfrass wenig gelitten hatten (Schultz). In ähnlicher Weise wurde neuerer Zeit in den fürstlich Schwarzenbergischen und gräflich Thun'schen "Waldungen des Böhmerwaldes verfahren, wo dem Borkenkäfer bis 1874 allerdings Millionen von Bäumen zum Opfer gefallen sind. Auf der Herrschaft Krumau allein, welche etwa 30000 Hektar umfasst, wurden in den Jahren 1869 bis 1874 über 200000 Mark für Schälen und Ver- brennen der Rinde verausgabt. Nachdem der Wind 1868 und 1871 über 2000 Hektar kahl gelegt hatte, verheerte der Borkenkäfer allmälig 633 Hektar Bestände. Ist es schon so weit gekommen, dass der Hieb im wurmtrocknen Holze geführt werden muss, so steht die Sache sehr schlimm. Es ist schon vorgekommen (80er und 90er Jahre im Harze, Voigtlande etc.), dass die Bäume überall, so weit das Auge reichte, trocken geworden waren, und dass man gar nicht Holzschläger genug bekommen konnte, um Alles schnell genug fällen zu lassen. In diesem Falle ist es höchst wichtig, die alte von der frischen Trockniss sorgfältig zu unterschöiden und vor allen Dingen in der frischen, d. h. da, wo der Käfer mit seiner Brut noch darin steckt, zuerst zu hauen (Sommerhieb). Der Käfer geht natürlich immer weiter imd greift nur die frischen Bäume, gleichsam stehende Fangbäume, an. Liesse man ihn hier also hausen und räumte man nur das abgestorbene Holz weg, so würde immer mehr absterben. Es versteht sich, dass hier das Abschälen und Verbrennen der mit Brut gefüllten Rinde, oder die schleunige Abfuhr, Verflössung oder Verkohlung des ganzen Holzes ebenso wichtig ist, wie bei den Fangbäumen. Indessen räth Ahlemann, nirgends mit dem Hiebe zu zögern, da auch Wurmholz, wenn es nur sofort nach döm Anfluge gefällt und geschält wird, sich recht gut hält. Feinde der Borkenkäfer sind alle Insectenfresser unter den Vögeln. Da die Käfer sich auch ausserhalb der Bäume sehen lassen, ja in wolkenähnlichen Schwärmen auf die Dächer der Häuser zuweilen geworfen werden, so sind sie hier die willkommene Beute vieler Vögel, besonders der Ziegenmelker, Schwalben, Bachstelzen, Rothschwänze etc., aber auch der eigentlichen Waldvögel, welche Käfer und Brut in den Bäumen selbst aufsuchen, wie besonders die in dieser Beziehung so bekannten Kletter- vögel, auch die verwandten Meisen und Goldhähnchen. Noch wirk- Fichtenborkenkäfer. Feinde. 107 samer sind ihre Feinde unter den Insecten selbst. Raubfliegen, Libellen als imagines, gehören zu den mehr zufälligen, Clerus (Taf. I. Fig. 3) zu den bestimmten, dieser als Larve (unter der Rinde) und als imago (emsig aussen herumlaufend), während Rhaphidia als Larve nur unter der Rinde thätig ist. Erwähnenswerth sind ferner die Käfer -Familien Colydiidae, Nitidulariae und Trogositidae u. s. w. , welche zahlreiche wirksame Borkenkäferfeinde enthalten, deren Lebensweise noch vieler Aufklärung be- darf. Hierher gehört z. B. die durch häufige Arten vertretene Gattung Rhizo- phagus, deren Larven Borkenkäferlarven verzehren ; ferner Nemosoma elon- gata L.^ dieser 4 — 5™™- lange Käfer ist so schmal, dass er sich selbst in. den Gängen der kleinen Borkenkäfer bewegen kann; ich habe ihn z. B. in den Gängen von micrographus GylL ziemlich häufig gefunden, er kommt überdies auch im Laub- holz vor. (J.) Alle diese sind Räuber und wahrscheinlich noch verschiedene Lauf- und Moderkäfer, die wir wegen ihrer Kleinheit, und weil sie in den Gängen der Borkenkäfer versteckt sind, schwer beobachten. Leichter entdeckt man die Schmarotzer in ihrer Thätigkeit. Bei der grossartigen ostpreussischen Wurmtrockniss ■ traten sie höchst auffallend hervor, und trotz der heissen Sommer der Jahre 1858 und 1859, in welchen mehrere Generationen der Borkenkäfer sich bildeten, fanden letztere in einigen Revieren doch auch schnell ihren Untergang, weil die Ichneumonen sich ebenso schnell ver- mehrten. Oberförster Ahle mann bemerkte die Krankheit der Käfer schon in Mitte des Sommers 1859. Die Stammabschnitte von Fichten, welche er mir im "Winter darauf sandte, hatten bereits ausgebildete Ichneumonenlarven (Pteromalus), welche neben den aufgezehrten Borkenkäferlarven (von denen man nur die Köpfe deutlich sah) ihrer Verpuppung harrten. Diese erfolgte bei ca. 15" C. Temperatur im Zimmer in 4 Wochen. Diese Ichneumonen- larven haben fast die Grösse der Borkenkäferlarven, sind -aber weisser (und zwar von Kopf bis Schwanz), also ohne braunen Kopf. Leicht unterscheidet man deshalb die ebenfalls unter der Rinde liegenden, anderen kleinen Maden, welche entweder auch weiss (aber dünner) oder röthlich sind; sie haben die beiden charakteristischen Athemflecke am After, und die eine weisse hat die beiden schwarzen Mundhäkchen, beide also Dipteren- Maden*). *) Gute Beobachter in Preussen hatten diese Maden in direete Beziehung zum Borkenkäfer bringen wollen, da sie sich oft in unmittelbarer Nähe todter Käfer be- fanden und aus denselben gekommen zu sein schienen. Ich habe mich später an mehreren Exemplaren, die sehr sorgfältig verpackt und in der charakteristischsten Lage hier ankamen, bestimmt überzeugt, dass der leben erwähnte Zusammenhang wirklich existirt, denn 1) sah ich die sehr munteren Maden in kleine Schlupfwinkel der Rinde, welche feucht geblieben waren, mit grosser Geschicklichkeit eindringen — sie mussten hier alle sehr bekannt sein, imd 2) waren die Käfer mit 6 — 8 Maden 108 Nadelholzbestands-Verderber. Bedauerlich bleibt es, dass bei den Vertilgungsmassregeln gegen die Borkenkäfer auch Massen ihrer Feinde aus der Insectenwelt, Räuber und Schmarotzer, mit vertilgt werden. Wer wollte aber die Verantwortung über- nehmen, zum Zwecke der Schonung dieser uns nützlichen Käferfeinde die Borkenkäfer selbst zu schonen! Durch die mit besonderer Beziehung auf typographus geschilderte Vor- bauungs- und Vertilgungsmassregeln weMen die ähnlich lebenden Verwandten desselben mit getroffen. Wo andere Arten nicht in Gesellschaft des typo- graphus auftreten, lassen sich nach Analogie des Besprochenen leicht die zweckmässigsten Massregeln finden, Anmerkung. (J.) Ausser den hier genannten Scolytiden oder Bostry- chiden leben und entwickeln sich in der Fichte namentlich noch: B. laricis Fahr. (s. S. 65) mit geschlängelten, langen Lothgängen. Der kleine, kaum 2™™- lange B. (Pityophthorus Eichh.) micrographus Gyll. (pityographus Ratz.) in Stangen und jüngeren Pflanzen mit einfachen, unregelmässigen, oft schief gestellten Wagegängen — so berichten Ratzeburg und Altum — ; ich möchte die tief in den Splint eingreifenden Gänge des micrographus, wenigstens an Fichten, lieber unregelmässige Sterngänge nennen, denn namentlich an stärke- rem Stangenholz gehen nicht selten 3 bis 6 Muttergänge von gemeinschaft- licher Rammelkammer aus. (Dasselbe sagt Henschel vom Frass des micro- graphus an Tannen.) — B. (Cryphalus Er.) asperatus Gyll. (var. abietis Ratz.), wenig grösser, als pusillus, mit ganz unregelmässigen, in den Splint eingrei- fenden Gängen. B. curvidens Germ. (s.S. 116) nach Henschel und Nörd- linger. B. stenographus Dm/?;. (s.S. 109). B. bideus Fabr. mit Stern- gängen (s. S. 64) nach Henschel. Hyles. (Hylurgus Latr.) piniperda L. und minor Hrtg.., ersterer mit Loth-, letzterer mit Wagegängen (s. S. 111). Hyles. (Dendroctonus Er.) pilosus i?««^., in Stangen mit sehr unregel- mässigen Wage-, manchmal fast Sterngängen. — In das Holz selbst gehen: B. (Xyleborus Eichh.) Saxesenii Ratz, mit unregelmässigen Familieugängen und B. (Xyloterus £^r.) lineatus Er. mit Leitergängen (s. S. 118). — H. cunicularius Er. und angustatus Übst. s. Culturverderber (S. 64). III. »er Fichtenbockkäfer. (J) Tetropium (Callidium Fabr.., Criomorplius Mtds.) luridum L. Die zu den Bockkäfern (Cerambycidae) gehörige Gattung Tetropium Kirb. charakterisirt: Fühler halb so lang, wie der Körper, elfgliederig, 2. Glied nur wenig kürzer, als das 3. Augen fast ganz in zwei Theile getheilt. Halsschild breiter als lang, an den Seiten abgerundet erweitert. Flügeldecken breiter, als das Halsschild, mit von'agenden Schultern, oben flach gewölbt. erfüllt, wie die genaueste Untersuchung mit der Lupe ergab. Interessant war mir der Fall noch, weil er zeigt, dass auch hier, gerade so wie bei Lepidopteren, kranke Individuen von inficirten unterschieden werden müssen, und dass hier vielleicht die Infection erst im Zustande des imago zum Vorschein kommt (s. Dengler's Monats- schrift 1860). Fichtenbockkäfer. 109 nach hinten etwas verengt. Mittelbrust nach rückwärts in eine leine, ein- fache Spitze endig^d. Vorderhüfteu nahe beisammen. Schenkel stark verdickt. T. luridum L. Halsschild am Grunde verengt, vor der Mitte am breitesten, seine Scheibe und Schildchen in der Mitte der Länge nach etwas vertieft. Flügeldecken mit undeutlich erhabenen Längslinien. Fein grau behaart und fein und dicht punktirt. Grösse und Färbung sehr veränderlich. Länge 10 — 16"""- Früher galten die Varietäten als verschiedene Arten: Die grossen, ganz schwarzen Exemplare Callidium aulicum Fabr.^ mit rothen Schenkeln julcratum Fabr.\ die kleineren Exemplare, gewöhnlich mit braunen Flügel- decken und braunen oder dunklen Beinen, mit fein und sparsam punktirtem, glänzendem Halsschild Callidium luridum Fabr., mit mattem, dicht punktirtem, an der Spitze quer runzeligem und roth gesäumtem Halsschild Call, fuscum Fabr. Der im Juli und August fliegende Käfer legt seine Eier in die Rinde. Die auskommenden Larven fressen zuerst in der Bastschicht, erst im nächsten Frühjahr gehen sie in das Holz; im zweiten Sommer Entwickelung vollendet. Der Käfer befällt in älteren Fichtenbeständen gewöhnlich nur einzelne Bäume, welche sich noch in demselben Jahre durch starken Harzausfluss und Welken der Nadeln kenntlich machen (Forstinspector Seh aal). Bedeutung und Begegnung» Forstlich merklich schädlich, da dieser Bock lebende, gesunde Fichten (auch Lärchen) befällt und tödtet, wenn er auch noch nirgends verheerend auftrat. Auf Hirschberger Revier (Sachsen) war der Schaden, namentlich 1870, in einigen etwa lOOjährigeu Beständen sogar sehr be- deutend, weil diese Orte in empfindlich nachtheiliger Weise gelichtet wurden (Schaal). Unangenehm ist es, dass durch die Frassgänge auch die technische Brauchbarkeit mancher Sortimente beeinträchtigt wird. Das einzige Mittel gegen den Käfer ist das Fällen und Entfernen der am Harzfluss kenntlichen, befallenen Bäume, was bei der zweijährigen Generation des Insectes leicht gründlich ausgeführt werden kann. IT. Die Kieiernborkenkäfei*. Bostrychus stenographus Duft.., laricis Fabr.., acumiuatus Gyll. und verwandte Arten. B. stenographus Dufi. (der grosse, ]2zähnige Kiefernborken- käfer). Meist grösser als typographus, 6 — 7"™- lang. Schwarzbraun, junge Käfer lichter. , Halsschild hinten , mit Ausnahme der glatten Mittellinie, zer- streut punktirt. Flügeldecken, wie bei typographus, mit gegen die Spitze feiner und unregelmässig werdenden Punktstreifen, jedoch am Eindruck hinten jederseits mit 6 Zähnen, von denen die oberen 3 klein sind, der 4. am grössten ist. Zähne variiren in Gestalt, und Deutlichkeit. — Lothgänge wie bei typographus, jedoch viel breiter und länger, auch die Larven am Ende ihrer Gänge durch Grösse ausgezeichnet. Vorzugsweise Kiefernbewohner, doch auch schon in Gesellschaft des typographus in stehenden, lebenden Fichten gefunden (Neumeister und J. • auf Langebrücker Revier bei Dresden). Gene- 110 Nadelholzbestands- Verderber. ration wahrscheinlich einfach, da die Brut des Käfers etwas später gesetzt wird und mehr Zeit zur Entwickelung braucht. B. laricis Fabr. (vielzähniger Borkenkäfer). (Beschreibung s. S. 65). Sehr' lauger (bis 20 '^^■) Lothgang, ähnlich dem des tjTJOgraphus, jedocz zwei- oder einigemal schwach S-förmig geschwungen oder gekniet, von der zwei kurze Seitenäste zeigenden Rammelkammer nach oben und unten auslaufend, überhaupt viel unregelmässiger. Larvengänge nicht alle horizontal, sondern theils aufwärts, theils abwärts gerichtet. Puppenwiegen oberflächlich im Bast. Ausnahmsweise kommen „Familiengänge" vor, in welchen Eier und Larven traubenförmig zusammengedrängt sind (Ratzeburg). Bewohnt fast ebenso häufig die Fichte, wohl nur selten die Lärche, noch seltener Tanne. Generation unregelmässig, mitunter doppelt. B. acuminatus Gyll. (scharfzahniger [Henschel] oder 4zähni- ger [Ratz.] Borkenkäfer.) Dem laricis sehr ähnlich, aber gedrungener, von gleicher Länge. Heller oder dunkler braun, Fühler und'Beine gelbbraun, massig glänzend, mit langen, gelbgrauen Haaren. Halsschild dicht punktirt, vorne gekörnt, hinten ohne glatte Mittellinie. Flügeldecken punktirt gestreift, hinten kreisförmig eingedrückt, Seitenrand des Eindruckes jederseits mit drei Zähnchen, deren oberster nur ein kleines Höckerchen, deren unterster, etwa in der Mitte des Randes, ziemlich lang und spitzig. — Von der Rammel- kammer geht ein Sterngang aus. Nach Henschel wahrscheinlich nur ein- fache Generation. Bedeutung und Begegnung. B. s-tenographus wird gewöhnlich auf Schlägen und Holzplätzen in liegenden, frisch gefällten, und zwar nur in starken Stämmen gefunden. Bemerkenswerth ist es, dass er hier oft an den höheren Partien der Stämme, wo die Rinde dünn wird, wohnt, wodurch sich das häufige Verkümmern der (stark in den Splint greifenden) Brut erklären möchte. Wahrscheinlich nimmt ihm Hylesinus piniperda, der immer früher kommt, den Platz weg, da sich dieser am liebsten am unteren Stammende einquartiert, wo dann seine Gänge kaum alle Platz finden. Diese Umstände mögen auch die Vermehrung des stenographus im Zaum halten, und am stehenden Holze scheint er nur dann zu schaden, wenn liegendes Holz seine Vermehrung ungewöhnhch begünstigt hat. In einem von Henschel mitge- theilten Falle war der Käfer zuerst in die kränkelnden Samenbäume eines südlich gelegenen Schlages gegangen und hatte sich von da in einem an- stossenden Stangenorte verbreitet, der „räumdig und mit stufigem Holze be- standen" geschildert wird — einzelne der LS — 24 jährigen Stangen waren bis 26 — 30*^"'- stark. Röthung der Nadeln war schon nach 4 Wochen sicht- bar, während nach Hylesinus die Röthung erst später erfolgt. Vertilgung kann durch Fangbäume betrieben werden. Neuerlich ist dieser Borkenkäfer wieder schädlich bei der ostpreussischen Wurmtrockniss aufgetreten (Ahle mann in Grunert forstl. Blätter Heft VL S. 105). — B. laricis ist noch nicht besonders schädlich geworden (s. übrigens: Culturverderber S. 66). In Fichten Kiefernmarkkäfer. 111 wird er durch Fangbäume mit typographus, in Kiefern mit stenographus oder Hyl. piniperda ebenso angelockt und vertilgt, — B. acuminatus ist im nörd- lichen Deutschland eine Seltenheit, von Henschel jedoch in Oesterreich in 40 — 60 jährigen Kiefern wirklich schädlich beobachtet. Bezüglich der An- wendung von Fangbäunien wird er wohl von seinen Gattungsverwandten keine Ausnahme machen. Anmerkung. (J.) Ausser den hier genannten Borkenkäfern leben und entwickeln sich noch in der Kiefer: B. typographus L. ausnahms- weise, mit etwas unregelmässigeren Gängen, als in der Fichte. B. (Cryp- turgus Er.) pusillus Gyll. (s. S. 97) und cinereus Hbst.^ ersterer nur 1,2, letzterer 1,5"""- lang; Gänge unregelmässig und undeutlich. B. (Pityoph- thorus Eichh.) micrographus Gißl. (pityographus Ratz.)., 1,6 bis 2"^"^- lang; (ob an der Kiefer nur Wagegäuge?), an Fichte und Tanne unregelraässige Sterngänge. B. bidens Fabr.., Sterngänge (s. Culturverderber S. 64). — Hyl es. (Hylurgus Latr.) piniperda L. mit Löthgängen und minor Hrtg. mit Wagegängen (s. No. V.). H. (Hylastes Er.) pa Hiatus Gyll. und H. (Dendroctonus Er.) micans Kug. (s. S. 98). H. (Hylastes Er.) ater PayJc, angustatus Hbst.., attenuatus Er., opacus E7\ und (Hylurgus Latr.) ligniperda Fabr., s. Culturverderber (S. 64). — In das Holz selbst gehen: B. (Xyloterus Er.) liueatus Er. mit Leitergängen (s. S. 118). B. (Xyle- borus Eichh.) Saxesenii Ratz, mit ganz unregeknässigen Familiengängen, und der ziemlich seltene eurygraphus Ratz., letzterer nach Altum unter Rinde der Schwarzkiefer. V. Der grosse und kleine Kiefernmarkkäfer. Hylesinus (Hylurgus Latr.) piniperda L. Taf, H. Fig. 10 und minor Hrtg. Gattung Hylurgus Latr. charakterisirt durch 6 gliederige Fühlergeisel. H. piniperda ly. (Waldgärtner). Fig. lO**"- Grösse. 5"™- Schwarz oder dunkelbraun, Fühler und Füsse rostroth, junge Käfer gelb. Kopf punk- tirt mit erhabener Mittellinie auf der Stirn. Halsschild kürzer als am Grunde breit, nach vorne verengt, zerstreut punktirt, mit glatter Mittellinie. Flügel- decken etwas breiter als das Halsschild, sehr fein gestreut punktirt; Zwischen- räume fein gerunzelt, jeder mit einer Reihe kleiner Höckerchen, nur der zweite Zwischenraum hinten auf der abschüssigen Stelle ohne Höckerchen, glatt, daher scheinbar vertieft. H. minor Hrtg. Meist etwas kleiner, als der Vorige, 4,5 — 5™"*-, ihm übrigens an Gestalt und Färbung äusserst ähnlich; hauptsächlich dadurch imterschieden, dass sich auf den Flügeldecken die Höckerreihe auch auf dem 2. Zwischenraum über die abschüssige Stelle bis zur Spitze fortsetzt. Die Larven beider (Fig. 10^-) unterscheiden sich wohl kaum, — In der Lebensweise unterscheiden sich beide so gut, dass man sie im Freien sehr leicht erkennen kann. An Stämmen nämlich*), wo beide zuweilen ge- *) An starkem Holze kann man auf das laufende Meter bis 60 Gänge zählen, jeden durchschnittlich mit 100 Eiern belegt. Nehmen wir auch nur die .Hälfte der 112 Nadelholzbestands- Verderber. meinschaftlich brüten — piniperda mehr unter der dicken Rinde des unteren Stammtheües, minor unter der dünneren des Zopfendes — , erkennt man piniperda leicht an den (dem Fichtenborkenkäfer Taf. Vn. Fig. 1 ähnl.) Lothgängen, welche meist 7 — 14 cm- lang sind und, am liegenden Holze bald auf- und abwärts gehend, mit einer kleinen Krümmung (Haken) anfangen. Die Rammelkammer fehlt; das Q streckt die Spitze des Hinterleibes aus dem Bohrloch und wird so vom (/ befruchtet (Altum). Der minor hingegen, welcher übethaupt häufiger am stehenden Holze brütet, als piniperda, hat zweiarmige Wagegänge, sehr ähnlich den vom Tannenborkenkäfer (Taf. VH. Fig. 2) abgebildeten ^^.^__ . Die wie mit Schroot No. 9 geschossenen Löcher, welche am Ende der (verticalen) Larvengänge in das Innere des Splintes führen, dienen den Larven, welche in der meist dünnen Rinde nicht Platz finden würden, zur Verpuppung (Wiege). Dergleichen Splintwiegen hat piniperda, der sich mehr in der dicken Rinde verpuppt, niemals. — Beide Arten haben das gemeinsam, dass sie nach vollendeter Brut [Ende Juli imd Anfangs August, in Südfrankreich und bei uns in warmen Jahren (wie 1857) oft schon im Juni]' keine zweite unternehmen*). Der piniperda, viel seltener Gänge und die Hälfte der sich zum Käfer ausbildenden Larven, so würden sich an Stämmen von 10 — 13 ni. Länge (die ich oft so besetzt fand) doch gegen 20000 Käfer entwickeln ! *) Die B-ehauptung einer doppelten Generation stützt sich gewöhnlich auf den Befund von October-Brut. So fand auch Oberförster Georg im Jahre 1857 noch am 18. October Stämme mit Puppen und frischen Käfern, und am 14. October schnitt er an einem anderen Orte 2 strohgelbe Käfer aus dicker Kiefern rinde. Noch mehr als dies konnte für obige Behauptung sprechen, dass er am 19. Juni an Fangbäumen : frische Muttergänge mit Eiern fand. Aber es sprach auch etwas dagegen, und dies ist entscheidend. Obgleich nämlich der erste Antiug schon am 1. April erfolgt war, so fanden sich bis zum 19. Juni zwar schon neben vollwüchsigen Larven und der Mehrzahl der Puppen auch einzelne Käfer, dieselben waren aber ganz hell und weich, • und die ersten flogen erst Ende des Monats aus, ja der Flug dauerte bis zum 9. August, wo zugleich noch Puppen und junge, strohgelbe Käfer vorhanden v, aren. Jene Brüter vom 19. Juni waren alle schwarz, konnten also immöglich im laufenden Jahre ausgekommen sein. Warum sich diese mit dem Geschäft so sehr vei-spätet hatten, das konnte auch der Berichterstatter nicht ermitteln. Entweder waren sie im vorigen Jahre erst spät ausgekommen und deshalb spät zur Brut geschritten, oder, was Georg annehmbarer schien, sie hatten nach Beendigung ihrer normalen Brut- gänge nocn abnorme bereitet, wofür die geringe Menge der darin enthaltenen Eier sprach. Georg fand sogar frische Gänge ohne alle Brut! Nichts ist schwerer, a,ls über dergleichen in's Beine zu kommen. So bin ich auch durchaus noch nicht im Klaren, wo man den minor im Winter aufsuchen soll, besonders in Jahren, wo er 'zu Millionen die Wiege verlassen hat (s. nachher Fangbäume). (J.) Altum (S, 231) ist nach seinen- Beobachtungen überzeugt, dass bei frühem Sommerfluge des piniperda, der Käfer zu einer zweiten Brut schreitet. Mir scheint dies überhaupt, namenthch auch aus dem dort angegebenen Gründen wahrscheinlich. Er sagt. ,, Wiederholt habe ich unter dieser Voraussetzung bemerkt, wie einzelne starke Kiefern sich im Laufe des Sommers mit Harztrichtern an ihrem unteren Stammende bedeckten, und das Bohrmehl händevoll um den Wurzelknoten angehäuft lag. Bohrt der Käfer nämlich lebende Stämme an, so wird seine Thätigkeit nicht nur durch das Bohrmehl, sondern noch auffälUger durch starken Harzausfluss aus den Bohrlöchern verrathen, der die Oeffnung freizulassen und somit eine Trichter- form anzunehmen pflegt. Unsere 1871 erloschene Kiefernspinnercalamität zeigt durch allmäliges Absterben einzelner Stämme im Altholze noch fortwährend ihre Nach Wirkung, so dass in den stark heimgesuchten Beständen weit mehr Stämme eingehen- als gewöhnlich. Der alte Kiefernhochwald stellt sich ja stets allmälig licht. An Der Kiefernmarkkäfer. 113 der minor (?), bohrt sich daun in die jungen Triebe benachbarter Kiefern. Das Bohrloch, welches sich durch das austretende und verhärtende, in Form eines Trichters dasselbe umgebende Harz leicht kenntlich macht, befindet sich 2 — 5"""- unterhalb der Spitzknospen, also im jüngsten und zartesten Theile des Triebes. Ist es weiter von der Knospe entfernt, und geht der vom Käfer ausgefressene Gang nicht bis an dieselbe, so entwickelt sie sich zuweilen, und die hohle Triebröhre füllt sich wieder mit Holzmasse. Meist erkennt man dies an den kurzen Bürstennadeln und an einer Anschwellung des Triebes schon von Weitem. Der Käfer frisst nur die Markröhre aus (ohne aber je darin zu brüten, wie Anob. nigrinum Er.) *) und entfernt sich dann bald wieder daraus. ■ Die Triebe brechen an der Stelle des Bohrloches mit oder ohne Zapfen leicht herunter, oft wenn der Käfer noch darin sitzt, und bedecken nicht selten den Boden merklich — Abfälle, Abbruche, Brüche. Sobald anhaltender Frost (im November und December in unseren nördlicheren Ge- genden) eintritt, verändert der Käfer auch diesen Aufenthaltsort und bohrt sich, aber nur an Randbäumen (avo er auch in Menge die Triebe bewohnt), zuweilen auch an Stöcken, in der Gegend des Wurzelknotens durch die Rinde bis auf den Splint. Um ihn hier zu suchen, muss man, wenn die Bohrlöcher nicht über der Erde zu sehen sind, das Moos des Bodens etwas entfernen und auf das Wurmmehl und die Harzkrümelchen, welche vor den Bohrlöchern liegen, achten. Am Wurzelknoten, wie in den Trieben, kommt jedoch minor weit seltener als piniperda vor. Es ist dies schwer zu ermitteln, da man jedes einzelne Stück vor die Lupe nehmen muss. (J.) Nach Alt um ist minor überhaupt noch nicht in den Triebspitzen, den „Abbruchen", aufgefunden worden. Dass dies noch nicht geschehen, dürfte vielleicht durch die dem Nichtentomologen schwierige Bestimmung der Art erklärt werden können. Ratzeburg spricht allerdings nicht aus, dass er minor in den Trieben selbst beobachtet habe, nimmt aber, wie aus dem Gesagten und aus Folgendem hervorgeht, an, dass dieser Käfer ebenfalls, wenn auch seltener, durch Anbohren der jungen Triebe schade. Weitere Beobachtung möchte die Frage entscheiden. diesen kranken Stämmen nun zeigt sich in oft höchst auffallender Weise die eben genannte Erscheinung. Schon aus der Ferne erregen die zahlreichen weissen Flecke an denselben die Aufmerksamkeit. Das ist schon im Juli der Fall. Die Annahme, dass sich der Käfer an solchen zum Winterschlafe einbohre, ist schwerlich zu appro- biren. Mitten im Sommer verkriecht sich kein Insect zur Winterruhe, das hervor- quellende Harz würde den Käfer tödten, und die Fluglöcher im Herbste beweisen stricte, dass darin eine Generation zu Stande gekommen ist. An und für sich wäre es möglich, dass ein spätes Frühlingsschwärmen des Käfers dieselbe Erscheinung zur Folge hätte, zumal nach bereits erfolgter Entfernung aller geföUten Stämme und des Klafterholzes, so dass sich hier folglich nicht eine zweite, sondern die erste, einzige Generation entwickelt hätte. Allein meine Notizen zeigen mir gerade für das Jahr, in dem die genannte Erscheinung besonders hervorstechend auftrat, den Anfang März (7. bis 10.) als sehr lebhafte Schwärmzeit an." Weitere Beobachtungen sind jedenfalls erwünscht. *) Ich habe Anobium nigrinum Er. ein Mal in Böhmen schädlich durch seine Menge in Schwarzkiefern (P. austriaca Höss) gefunden. Der 4 m'"- lange Käfer ist walzenförmig, pechschwarz, Flügeldecken braun, fein behaart. Die kleine, sechs- beinige, behaarte Larve liegt gekrümmt, ähnelt einer Bockkäferlarve und frisst ähn- lich wie Hylesinus die Markrühren aus. (J.) 8 114 Nadelholzbestands- Verderber. Bedeutung und Begegnung. Beide Käfer werden in Kiefern auf dop- pelte Art schädlich, einmal durch Anbohren des stehenden Holzes, in welchem sie ähnlich wie der Fichtenborkenkäfer *) brüten, die Stämme zu- weilen bis dicht über den Boden mit Muttergängen besetzen und dieselben tödten; zweitens durch Anbohren und Vernichten der Zweigspitzen, wodurch die „Abfälle" oder „Abbruche" entstehen. Letztere wurden auch an Krummholzkiefern und Weymouthskiefern beobachtet. Diese Abfälle sind so gewöhnlich, dass sie fast überall und alljährlich vorkomm eil, glück- licherweise aber im geschlossenen Bestände mehr einzeln, in Massen nur an freien Rändern oder in Lücken desselben, wo der Käfer, von nahen Holzhöfen, Ablagen, besonders von den Holzstössen naher Schläge u. s. f. herkommend, leicht zuschwärmen kann und dabei hauptsächlich auf die hervorragenden Stämme, besonders auf alte, übergehalteue Kiefern, einfällt, die hier als Ab- leitung von Junghölzern dienen. Aeltere Stämme verlieren oft so viele Triebe an dem ganzen Mantel der Krone, dass diese (gleichsam durch den Wald- gärtner verschnitten) ihre gewölbte Form einbüsst, und fast die Gestalt von Fichten oder Tannen oder Cypressen, mit oft einzeln hervorragenden Armen, annimmt, auch im Lmern fehlerhafte Verzweigung bekommt (Waldverderbn. *) Ahle mann (Grunert, Forstliche Blätter, VI. 107) kommt bei Vergleichung von Wurmtrockniss in Kiefern und Fichten zu folgenden Resultaten: 1) Ist der An- flug von Hylesinus viel schwerer als der von typographus zu sehen, da man in Kiefern Bohrmehl wie Harztrichter vor dem Bohrloche schwerer bemerkt. 2) Es tritt bei der Kiefer Gelbwerden der Nadeln fast immer später ein als der Rindenfall, be- sonders nach Anfall des minor, der den Stamm längst verlassen hat, wenn Gelbwerden sich zeigt (abweichende Beobachtungen von Henschel bei stenographus) ; 3) ist dies der Grund, warum Vertilgung hier zu spät kommt und dass sie nicht, wie bei Fichte, im stehenden, beflogenen Holze ausgeführt, sondern nur durch Fangbäume eingeleitet werden kann; 4) würde dadurch, dass unausgesetzt zahlreiche Insecten sporadisch die Kiefer befallen — mehr periodisch, aber dann massenhaft die Fichte — , eine Disposition zur bekannten Lichtstellung und Wurmtrockniss der ersteren folgen. Diese Disposition der Kiefer leitet Ahlemann auch noch aus anderen Befunden her, dass z. B. Fichten vergleichungsweise weniger erkrankt wären, wenn sie rein vorkämen, als Kiefern rein oder vermischt mit Fichten. Er führt das in dem lesenswerthen Auf- satze (1. c. S. 104 — 111) weiter aus und beruft sich auf die lehrreiche Discussion im Schlesischen Forstverein (1860 S. 27 — 29). Ich zweifle auch nicht an der Richtigkeit seiner scharfsinnigen Beobachtungen, möchte die Erscheinungen in seinem Revier.e in- dessen, selbst das Nadelngelben, von Oi-t und Zeit herleiten. Denn meine Erfahrungen, welche nun schon, durch vier Decennien reichen, ergaben andere, wenigstens wechsel- volle Resultate. Ich habe 3 — 4 verschiedene Raupenfrasse hier erlebt, aber keiner verlief so trgiurig, wie andere gleichzeitige in Deutschland, keiner hatte Wurmtrockniss im Gefolge. Dem Nonnenfrass von 1838 — 40 folgte z. B. nur äusserst wenig Borken- käfer, während letzterer in den 60 er Jahren viel mehr sporadisch auftrat und zwar in nicht raupenfrässigen Orten (Waldverderbn. II. S. 131) u. s. f. Der Kiefernmarkkäfer. 1 1 «^ Taf. 2 — 4), endlich anfängt wipfeldürr zu werden. Im Laufe der Jahre gehen dadurch zahllose Zapfen verloren, und es kann möglicherweise das Wirth- schaften in Samenschlägen dadurch unmöglich gemacht werden. Im jüngeren Holze werden die Wipfel eigenthümlich lückig, wie Taf. VIII. Fig. 2. zeigt. Diesen Verlust bewirkt grösstentheils nur piniperda. Dagegen ist minor wieder mehr beim Anbohren des stehenden Holzes betheiligt. Seitdem man mehr auf denselben achtet und auch die Wipfelpartieen in kränkelnden Beständen be- obachtet, hat man ihn immer häufiger gefunden, z. B, wieder nach dem grossen Eulenfrasse der 50 er Jahre in den märkischen Forsten. Ich fand Walzen von 24''">- Durchmesser, an welchen auf SO*^"^- Länge 20 — 30 Mutter- gänge angelegt waren, welche alle den Eingang von unten nach oben hatten. H. piniperda begnügt sich meist mit liegendem Holze, da ihn der Harzfluss aus den Bohrlöchern des stehenden Holzes leicht erstickt; jedoch überwindet er diesen auch, und wir fanden ihn nach dem Eulenfrasse meist gemein- schaftlich mit minor, welcher letztere vielleicht für Verlangsamung der Saft- bewegung sorgte und dem piniperda dadurch vorarbeitete. Daher findet man Stämme, an welchen erst minor in den Zweigen des Wipfels haust, die absterben, ehe noch piniperda hinzukommt. Die Fälle, in welchen beide Arten gemeinschaftlich einen ganzen Bestand befallen und ihn ganz oder grösstentheils tödten, sind selten*). In solchen Fällen betheiligen sich ge- wöhnlich auch die Holzwespen, Avelche im Innern der kranken oder abge- storbenen Stämme wirthschaften. Wir haben es hier also mit den wichtigsten Kiefernborkenkäfern zu thun. Sie wirthschaften ähnlich wie der Fichtenborkenkäfer. Indessen tritt dieser häufiger primär auf, während der Kiefernborkenkäfer meist nur nach Raupenfrass, also secundär, grosse Verbreitung erlangt. Man wird meist mit *) Georg fand die Käfer in seinem früheren Kaviere (Grünhagen bei Bienen- büttel) in 60jährigen Kiefernbeständen in solcher Masse vor, dass im Winter vorher auf 47 Hektar 398 Fangbäume gefällt werden mussten, und dass doch noch Käfer genug das stehende Holz angingen, weshalb Berichterstatter im Juli sämmtliche Be- stände mit einem Holzhauer absuchen und alles vom Käfer angegriffene Holz ab- geben musste; ja es musste die Pievision noch später wiederholt werden, weil viele Stämme erst nachher roth wurden. Die stärksten und gesundesten gingen massenweise zu Gnmde. Am schlimmsten hauste der Käfer da, wo erst einmal eine Blesse im Bestände war, die er dann immer mehr vergrösserte. Obgleich hier auch von Jahren vor 1857 die Rede ist, so spielte doch dieses durch seine unge- wöhnliche Wärme berühmte und berüchtigte Jahr die Hauptrolle, welches auch in anderen Gegenden Ausnahmserscheinungen hervorrief. So, wurde auf verschiedenen Preussischen Revieren, z. B. im Jahre 1862, über den Kiefernmarkkäfer geklagt. Die Vergrösserung einmal vorhandener Blossen durch den Markkäfer beobachtete ich im Gebirge (Bernburger Forsten des Hai-zes), wo allerdings der Käfer in den durch Boden und klimatische Verhältnisse nicht begünstigten Kiefern leichteres Spiel hatte. 8* 116 Nadelholzbestands- Verderber. einiger Aufmerksamkeit und mit der Vorbauung ausreichen. Diese ist aber in vielen Fällen sehr nöthig, und man muss namentlich da, wo schmale, lange Schläge geführt werden, und wo man von den Randbäumen noch Samen für den Schlag erwartet, das aufgeschichtete Holz im Auge behalten, damit es bis Ende Juni spätestens abgefahren werde: dann wird man gleich die Brut, die sich hier etwa schon im Vorsommer eingefunden hat, mit los*). Sollte dies versäumt sein und sich überhaupt brutbeförderndes Ma- terial (Raupenfrass- oder Durchforstungshok etc.) angehäuft und zur un- gewöhnlichen Vermehrung des Käfers, namentlich in trockenen Jahren, Anlass gegeben haben, so muss man durch Fangbäume (März und April) den Käfer anlocken. Diese kann man nach Art der Fichtenfangbäume (s. Fichten- borkenkäfer) auswählen und behandeln. Auch Stämme, in welchen die Käfer massenhaft überwintern, beobachtete man, da solche, wenn der Wurzelknoten stark beschädigt wird, leicht erkranken. Ich sah Stämme trocken werden und mit Tausenden von Fluglöchern durchbohrt, wo eine andere Krankheits- ursache nicht vorlag. Man hat auch das Zusammenharken der im Herbst unter den Bäumen liegenden grünen Triebe empfohlen. Da aber die meisten schon wieder vom Käfer verlassen sind, wenn sie abfallen, so darf man sich keine grosse Wirkung von diesem Mittel versprechen. Feinde dieselben, wie beim Fichtenborkenkäfer. Anmerkung. (J.) Trotzdem, dass der Kiefernmarkkäfer in Stangen und Althölzern hauptsächlich die Ränder als Triebzerstörer befällt, fehlt er doch auch mehr im Innern der Bestände nicht. Der Schaden, den er hier bringt, trifft nicht blos die befallenen, einzelnen Bäume, sondern indirect den ganzen Bestand, weil Alles, was den ohnehin lichten Kronenschluss der Kiefer noch weiter lichtet, nachtheilig für den Boden wirkt. Hierauf ist entschieden Gewicht zu legen, und verdient schon deshalb der Käfer mit Hilfe von Fangbäumen gründlich verfolgt zu werden. — Ich habe übrigens 1867 auf einem Schlage des Tharander Revieres eine grosse Anzahl Fichten- klötze, welche ungeschält geblieben waren, vom H. piniperda befallen ge- funden, der darin brütete; minor fand ich schon früher bei Weisswasser in Böhmen einzeln in Fichten. VI. Taniieiiborkeiikäfei*. Bostrychus curvidens Gei^i. (Taf. VII. Fig. 2). Heller oder dunkler braun, bis schwarz, junge Käfer gelb. Länge reichlich 2°"^-. Beine und Fühler gelbbraun. Halsschild vorn gekörnt, hinten, *) Sowohl hier, als bei anderen Borkenkäfern genügt eigentlich das blosse Abfahren des befallenen Holzes aus dem Walde nicht. Erfolgt die Abfuhr nur nach benachbarten Consumtionsorten, so finden die Käfer häufig ihren Weg nach dem Walde zurück. Wird das Holz weit transportirt, so werden dadurch nicht selten diese Waldverderber fremden Waldungen zugeführt. (J.) Tannenborkenkäfer. 117 mit Ausnahme der glatten Mittellinie, weitläufig punktirt. Flügeldecken stark punktirt gestreift, die Punkte gegen die Spitze hin tiefer und breiter, Zwischenräume mit feinen, weitläufig oder zerstreut gereihten Punkten. Ein- druck der abschüssigen Stelle tief; beim c/ mit 6 — 7 Kandzähnen; von der Nath an gezählt sind die Zähne 2 und 5 am grössten, 2 ist gewöhnlich stark nach abwärts gekrümmt, 5 entweder fast gerade oder etwas nach auf- wärts geki'ümmt, Zahn 1 viel kleiner als 2 und 5, mitunter gerade nach aufwärts gerichtet, häufig auch etwas gekrümmt, die übrigen Zähne klein und stumpf; beim Q. nur mit 3 — 5 stumpfen Zähnchen am Rande und innerhalb des letzteren gewöhnlich noch mit einem kurzen Zähnchen oben neben der Nath. Bei beiden Geschlechtern variiren übrigens die Zähne. Der ganze Käfer mit ziemlich langen, zerstreuten, gelben Haaren besetzt; 2 mit einem grossen Büschel langer, gelber Haare auf der Stirn. — Muttergänge verlaufen wagerecht, oder, wenn sie sehr gedrängt sind, mehr oder weniger schräg (s. Abbildung Taf, YH. Fig. 2). Sie sind in der Regel zweiarmig; mitunter stossen mehrere so zusammen, dass scheinbar unregelmässige Sterngänge entstehen. Die Larve bohrt sich zur Verpuppung oft reichlich 2"™- tief in den Splint, legt dann die Puppenwiege ganz im Holze an und verschliesst das zu letzterer führende kleine Bohrloch mit feinen Bohrspänen. In diesem Falle findet man unter der Rinde keine Puppen- wiegeu, sondern nur am Ende der Larvengänge auf dem Splinte weissliche, punktförmige Erhöhungen von kaum 1"""- Durchmesser; entfernt man diese, so sieht man darunter das kleine Eingangsloch, welches zur versenkten Puppen- wiege führt. Oft liegen aber auch die Puppenwiegen im Baste oder nur oberflächlich im Splinte. (J.) Bedeutimg und Begegnung. Die Weis staune hat ihren wichtig- sten und gewöhnlichsten Feind an diesem Borkenkäfer. Wo die Tanne in reinen und gemischten Beständen vorkommt, selbst bis auf die höchsten Punkte des Schwarzwaldes und des Cantal in der Auvergne (Nördlinger), folgt ihr der Borkenkäfer. In Württemberg und Böhmen soll schon kein Tannenrevier mehr sein, wo er nicht lästig oder gefährlich würde. Hier müssen öfters Hunderte von starken Bäumen, welche plötzlich oder allmälig getödtet worden sind, gefällt werden. Ganz besonders schädlich' wurde er in den 60er Jahren als Begleiter des Tannenwicklers (s. S. 78) in der Gegend von Karlsbad. Er unterscheidet sich von dem Fichtenborkenkäfer dadurch, dass er am liebsten die Stämme einzeln befällt, sie zuweilen jahrelang (?) bewohnt, ehe er sie tödtet. Sonst stimmt er in der Lebensweise mit jenem so überein, dass man ihm auch nach ähnlichen Grundsätzen begegnet. In gut bewirthschafteten Revieren, wo er gehörig überwacht wird, kann er im Zaume gehalten werden, wenn nicht unerwartete Ereignisse seine Vermehrung plötzlich begünstigen. KoUar (Wiener zool.-bot. Gesellsch. Jahrg. 1857, S. 187) hat noch kurz vor seinem Tode einen Beitrag zur Kenntniss der Lebensweise des curvidens geliefert, und zwar aus den reichen kaiserl, Garten- und Park- 118 Nadelholzbestands- Verderber. Anlagen. Er fand ihn dort, ausser in Fichten und Lärchen (deren Be- wohntsein schon Nördlinger kannte),- auch in Abies sibirica Turtsch. (Pin. Pichta' Endl.) vom Altai und in der Libanon-Ceder (Cedrus patula Salisb.), deren kostbaren 50jährigen Stamm der Käfer bald tödtete. Anmerkung. (J.) Ausser curvidens bewohnen noch folgende Borken- käfer die Tanne: B. (Crypturgus Er.) pusillus Gyll. (s. S. 97). B. (Pity- ophthorus Eichh.) Lichtensteinii Ratz, und micrographus Gyll. [pityo- graphus Ratz.)., beide sind sich sehr ähnlich, nur 1,7 bis 2°™- lang, fressen Sterngänge. B. (.Cryphalus Er.) pic e ae i2a«z., dieser ist vielleicht nur als Varietät des asperatus Gyll. zu betrachten. H. (Hylastes Er.) palliatus Gyll. (s. S. 98). — Im Holze: B. (Xyloterus Er.) lineatus Er. mit Leitergängen (s. No. VII.) und B. (Xyleborus Eichh.) Saxesenii Ratz, mit Familiengängen. TU. Der Xutzbolzborkenkäfer. Bostrychus (Xyloterus Er.) lineatus Er. Gattung Xyloterus Er. mit 4gliederiger Fühlergeisel und mit einem nicht geringelten, derben, länglichen Endknopfe der Fühler. Stirn des cf tief ausgehöhlt. Flügeldecken ohne Eindruck am Ende. B. (Xyloterus Er.) lineatus Er.., Gyll. Knapp 3,5™"°-. Gedrungen, walzenförmig. Fühlerkeule stumpf zugespitzt. Halsschild fast kugelig, mit schuppenartig erhabenen Querrunzeln und Punkten. Flügeldecken punktirt gestreift, neben der Nath schwach gefurcht, gelbbraun; Nath und Seitenrand, öfters auch ein Streifen über die Mitte dunkel. Käfer übrigens schwarz, Fühler und Beine, sowie ein Theil des Halsschildes gelbbraun. Die Käfer bohren sich im April oder Mai durch die Rinde mehrere Centimeter tief in's Holz, bei schwachen Stämmen bis in's Herz. Hier bereiten sie, wie nach- stehende Figur zeigt, in verschiedener, gewöhnlich horizontaler Eichtung ihre Brutgänge und legen neben denselben nach oben und nach unten ihre Eier ab. Da die Höhlung, in welcher die Larve frisst, nur die Grösse der später darin liegenden Puppe erreicht, so hat die ganze Form der mit Brut besetzten Gänge das ganz eigenthümliche Ansehen einer Leiter. Daher der Name „Leitergänge". — Generation einfach, nach Beling aber auch doppelt, wahrscheinlich nach dem Klima und der Witterung verschieden. Der Nutzholzborkenkäfer. 119 Die Fig. auf S. 118 zeigt einen Verticalschnitt mit Käferröhren und Brut- ■wiegen: ab Eingangsröbre, bc Brutröhre. Es ist hier ausnahmsweise die Brutröhre eine directe Verlängerung der Eingangsröhre. Gewöhnlich wendet sich jedoch erstere rechts oder links , mitunter sogar der Richtung der Jah- resringe folgend. Zu vergleichen nebenste- henden Horizontal- schnitt, welcher die am häufigsten vorkom- menden Modificationen im Verlaufe der Brut- röhren enthält. Nr. 1 bis 6 sind die gewöhn- lichsten, 7 — 10 die selteneren Formen, a b sind Eingangs-, b c Brutröhren ohne Larvengänge.*) Bedeutung und Begegnung. In al- len Nadelhölzern **). Schwache , kränkliche Stämme sterben, wenn sie von vielen Käfern angebohrt sind , ab, auch starke Stämme, welche dann am Boden von weissem Wurm- mehl ganz umgeben waren (Dossow). In Kiefern habe ich ihL da, wo diese auf dem Stamme abgestorber waren, noch im Holze gefunden, und in sei- nem Gefolge einen Idei» nen Borkenkäferfeind, Rhizophagus (in den *) Die beiden Figuren entnommen aus Beling: Beitrag zur Naturgeschichte des B. lineatus und B. domesticus im Tharander Jahrbuch, 23. Bd. 1873. **) Nach Altum auch in den Birken und Linden. Ich habe bisher in Birken, und zwar sehr oft, nur den verwandten B. domesticus L. gefunden. (J.) 120 Nadelholzbesta nds- Verderber. Holzgängen in Begattung). Den meisten, und zwar technischen Schaden thut er an starkem Holze, besonders Wsisstannen und Fichten. Wenn dieselben im Winter gefällt sind, so werden sie, sie mögen entrindet worden sein oder nicht, wie Siebe durchlöchert, und geben den Holzhändlern immer zu grossem Tadel Anlass; Grund genug, Begegnungsmittel gegen ihn in Anwendung zu bringen. Mittelst der Fangbäume kann man ihn, wie die meisten anderen Borken- käfer, zwar anlocken, müsste erstere aber, da die Brut im Holze steckt, ganz und gar verbrennen oder verkohlen. Gehörige Aufmerksamkeit auf wurmtrockene Bäume, zeitige Abfuhr oder Verkohlung derselben, Durchfor- stung u. s. f. sind auch hier nothwendig. Um die starken Bauhölzer gegen seine Angriffe zu schützen, ist es nöthig, sie in der Saftzeit zu fällen, oder wenigstens kurz vor dem Eintritt derselben , und dann, wenn der Saft steigt, zu entrinden. Der Käfer geht solche Stämme nicht an, wahrscheinlich, weil sie in den längeren Tagen besser austrocknen, oder auch, weil sie sich mit einer dünnen Harzschicht, welche von dem ausgetretenen und verdunsteten Safte übrig bleibt, überziehen. Wohl seit 100 Jahren ist bei den Vogesen- bewohnern bekannt, dass das Entrinden der Stämme zur Saftzeit ein sicheres Mittel gegen die Verheerungen des Nutzholzborkenkäfers ist. Anmerkung. (J.) Ausser lineatus geht in das Holz der Nadelhölzer noch B. (Xyleborus Eichh.) Saxesenii Ratz, und eurygraphus Ratz. Letzterer selten in Kiefern, Ersterer ist hauptsächlich wohl ein Bewohner von Laubhölzern, Muttergang führt in das Holz, Ablegung der Eier partieen- weise, Larven fressen gesellschaftlich einen verschieden gestalteten, schmalen Hohlraum aus (Familiengang). Forstlich wohl unwichtig. — Man .hat dem lineatus und seinen Verwandten nachgesagt, dass die Larven nicht selbst Holz frässen, sondern nur die sich in den Brutgängen entwickelnden Pilze; es ist dies ein L'rthum, wie einfach die starken Fresswerkzeuge der Larven beweisen. (Zu vergl. namentlich Beling i. Thar, Jahrbuch 1873.) Till. Die Holzivespen. Sirex juvencus L. (Taf. VL Fig. 4), gigas L. und. spectrum L. Die zu den Siriciden gehörige Gattung Sirex: Flügel mit 4 Cubital- zellen, die rücklaufenden Adern der zweiten und dritten Cubitalzelle inserirt. Die Fühler lang, mindestens doppelt so lang, als Kopf und Halsschild zu- sammen, mit mehr als 20 Gliedern. Die Holzwespen sehen, wegen des langen Legebohrers der Weibchen, den (Taf. I. Fig. 7 abgebildeten) ge- schwänzten Sclilupfwespen oder Ichneumonen sehr ähnlich, unterscheiden sich aber von diesen sehr bestimmt dadurch, dass ihr Hinterleib vorn nicht ver- dünnt (gestielt) ist, sondern gleiche Breite mit der Brust hat (verwach- sen ist) (Taf. VL Fig. 4^-). Die ungeschwänzten Männchen (Fig. ^'^■<:f) sind meist kleiner, als die Weibchen (Fig. 4^-$). Ihre höchst eigenthümlich Die Holzwespen. 121 gebildeten, augenlosen Larven (Fig. 4^-) sind ganz weiss, walzig und dick, und haben 6 kurze, dicke Füsse und einen kurzen, aufwärts gerichteten Afterbohrer. Die Puppen (Fig. 4^-) ebenfalls weiss. S. juvencus L. . Der schwarz behaarte Kopf überall blauschwarz. Grösse sehr verschieden von 12 bis 32™™-, Flügelspannung 20 — 57™™- Beim Q Afterdorn vor der Spitze nicht lanzettförmig verdickt, sondern kegelförmig, kürzer, als bei den anderen Arten. Grundfarbe blau. Beine rothgelb, nur Hüften, Schenkelringe und gewöhnlich die letzten Fussglieder blau. Fühler ganz blauschwarz oder an der Wurzel gelb oder ganz gelb. — Beim cf Hinterleib vom Hinterrande des dritten bis mit dem vorletzten Segmente roth Beine roth, blauschwarz die Hüften und die breitgedrückten Schienen und Füsse der Hinterbeine. Unter den d" finden sich am meisten die sehr kleinen Exemplare. Färbung variirt übrigens bei beiden Geschlechtern. Be- wohnt Kiefern und Fichten. S. gigas L. Kopf schwarz, beiderseits mit gelbem Fleck hinter den Augen. Kräftiger und grösser, als juvencus, Q mit längerem Legbohrer, Afterdorn des Rückens nicht kegelförmig, sondern vor der Spitze etwas er- weitert. Körper schwarz, ohne blauen Schimmer. Hinterleib nur theilweis gelb, erstes und letztes Segment an der Basis bräunlich, drittes bis sechstes ganz sammetschwarz, Bauchseite schwarzbraun. Fühler und Beine von den Knieen an gelb. Beim (f Hinterleib rothgelb, das erste und letzte Segment, die Spitze der . letzten Bauchschuppe schwarz ; die breiten Schienen und Tarsen der Hinterbeine braun, an der Basis heller. Färbung veränderlich. In Fichten. S, spectrum L. Schwarz. Halskragen mit braungelbem Längsstrich auf jeder Seite. Grösse und Färbung ebenfalls sehr veränderlich, die grössten Exemplare erreichen nicht ganz die Grösse der längsten juvencus, die kleinsten sind kaum halb so gross. Fühler und Legstachel länger, als bei den vorigen Arten. Afterdorn lang, lanzettförmig, Legstachel fast so lang, wie der Körper. An den Beinen herrscht die gelbe und röthliche Färbung ver- schieden vor. In Fichten und Tannen. Jedenfalls von geringerer Bedeutung, als gigas und juvencus. Die Holzwespen stechen mit dem aus den Scheidenborsten hervor- geklappten Bohrer (nach Art der Ichneumonen) die unversehrte Rinde an. Sie bohren mit grosser Schnelligkeit (in 5 — 7 Minuten) durch eine 4 bis 7™™- dicke Rinde bis in den Splint. Wahrscheinlich wird bei jedem Stich nur 1 Ei gelegt, denn das Thier kann den Bohrer sehr schnell wieder aus der Wunde ziehen und dicht daneben wieder einbohren — Balzereit sah das fünfmal hintereinander sehr schnell erfolgen. Das Ei, welches der Bohrer in die Splintwunde schiebt, entlässt ein Lärvchen. Die kleine Höhlung des- selben (welche ich gleich vom ersten Entstehen an rundlich fand) erweitert und verlängert sich allmälig (wenigstens während 2 Jahre) zu einem ge- schlängelten, in's Innere des Holzes (wohl bis 20 '=™- tief) reichenden Gange, welchen die vorwärts fressende Larve hinter sich mit Wurmmehl verstopft. Am Ende desselben bildet eine Erweiterung die Wiege. Durch einen ande- ren Gang, wahrscheinlich grösstentheils auch von der Larve gefressen, findet die Wespe ihren Ausgang durch ein, wie mit kleiner Kugel geschossenes 122 !:?adelholzbestands- Verderber. Fluchloch. Kann sich die Wespe nicht durchfressen, so stirbt sie im Baume.. Die Flugzeit ist im Juni oder Juli. Ich habe aber auch im "Winter, beim Spalten des Holzes, eine Menge lebender Wespen hervorgezogen, die dann. gewiss schon im April oder Mai ausgeflogen wären; wahrscheinlich war das ihr dritter Winter, ja es deuten Fluglöcher aus Hölzern in neu gebauten Häusern auf 3 — 4jährige Entwickelungszeit. Bedeutung und Begegnung. Die Holzwespen haben schon da- durch eine Wichtigkeit für den Forstmann, selbst für Baumeister u. A. , er- halten, dass sie seit alten Zeiten von verschiedenen Seiten besprochen worden sind. Ungeachtet unter den Autoren und meinen darüber vernommenen Correspondenten gute Beobachter waren, so ist doch noch keine Einigung über die forstliche Bedeutung erfolgt. Entschieden vermehrt sich unter günstigen Umständen (Wärme, Vorrath kranker Hölzer) das Insect über alle Beschreibung, besonders in Fichten. Es werden dann Stöcke, wie stehendes Holz, dies selbst bis in die Zweige, angestochen oder belegt. Entschieden wird das Insect dadurch zu einem technisch schädlichen; denn man be- merkt die Brut oft gar nicht im Holze und hat, wenn dies schnell verbaut wird, das Vergnügen, die Wespen aus Dielen, Fenstern etc. hervorkommen und hier grosse Löcher hinterlassen zu sehen. Unentschieden bleibt dagegen, ob das Insect auch Bäume zu tödten im Stande ist, und in -welcher Zeit. Th. Hartjg,' der darüber am ausführlichsten und mit grösster Sachkenntniss berichtet (die Familien der Blatt- u. Holzwespen 1860, S. 375), meint, dass vom anatomisch-physiologischen Standpunkte aus das Insect, als ein holz- fressendes, nicht so nachtheilig wirken könne, wie ein rindenzerstörendes, dass also, wenn ein Baum in kurzer Zeit stürbe, -dies wohl auf einer anderen Ursache beruhe. Dennoch fügt er hinzu, dass das Insect vorzüglich kränkliche Stämme wähle, aber bei grosser Verbreitung auch gesunde angehe, diese krank mache und endlich tödte. Ich begreife dann nur nicht, wie an- gelachte Fichten, welche schon durch den Harzverlust in einen kränklichen Zustand versetzt werden, dennoch fortleben, obgleich zahlreiche Fluglöcher der Holzwespe andeuten, dass sie lange mit dieser lebten. Balzereit*) hält die Holzwespe für sehr schädlich. Nach ihm ist der gesundeste Baum für die Wespe zugänglich, und Tausende von Stichen tödten ihn. Der in heissen Tagen gestochene Baum sähe wie mit geschmolzenem Blei be- gossen aus. *) Förster Balzereit zu Launinken (Kreis Darkehmen) bewies seine Sach- kenntniss durch eine werthvolle Sendung des Insectes und seines Frasses; er ist als Autorität anzuerkennen. Von dem grossen Nonnenfrasse (der dort 1S57 endete) war auch sein Revier hart betroffen, und auch bei ihm stellte sich der Borkenkäfer ein, mit ihm dann auch die Holzwespe. Ich will gern glauben, dass letztere auch Die kleine Kiefemblattwespe. 123 Eine Begegnung wird daher in Fällen grosser Verbreitung, wie z. B, in dem Balzereit' sehen, nothwendig sein. Mit dem Wegfangen der Mutter- wespen wird mau wenig ausrichten. Wohl aber kann man die Vermehrung durch Entfernung des brutbefördernden Materiales, besonders hoher Stöcke und kranker Stämme, namentlich auch der bereits angestochenen und mit Brut besetzten, hindern und beschränken. Nutzhölzer entferne man zeitig aus dem Walde. IX. Die kleine Kiefemblattwespe. Lophyrus pini L. (Taf. VI. Fig. 3), similis Hrtg.^ rufus Klg. und verwandte Arten. Gattung Lophyrus Z/rt- (Q). Färbung sehr veränderlich. Vorderflügel heller oder dunkler weisslich-, röthlich- oder • bräunlichgi'au, hinter der Mitte bindenartig rothbraun, mit weissem MitteLfleck. Der vordere Querstreif geschwungen, häufig doppelt, den Mittelfleck ein- schliessend und mehr oder weniger rothbraun ausgefüllt; der hintere Quer- Der Kiefernspinner. 131 streif ziemlich gerade, der Raum zwischen ihm und der Wellenlinie roth- braun; diese an Rippe 2 und Rippe 5 in starken Zähnen wurzelwärts tro- ttend, bisweilen in dunkle Flecke aufgelöst. Hinterfiügel rothgrau, gewöhnlich von der Farbe der dunklen Partieeu der Vorderflügel. Fühler des cf (Fig. F. rechts) stark, viel stärker gekämmt, als die des Q . In der Be- gattung sitzen die Schmetterlinge After gegen After gekehrt, und ähneln der -Rinde (Fig. E.). — Die Raupen sind nur in den ersten Wochen nach dem Entkriechen (s. Fig. L* am Rindenstücke) mit denen anderer Arten zu ver- wechseln, etwa (wenn man von der Jahreszeit absieht), sobald sie einzeln sitzen, oder einen J'aden spinnen, mit Nonnen-Räupchen. Nach der ersten Häutung bekommen sie bald die beiden stählblauen, behaarten Nacken- einschnitte, welche besonders deutlich und breit werden, wenn die Raupe bockt (Fig. L. an dem kahlen Zweige). Die Farben wechseln bei den Raupen ebenso sehr, wie bei den Faltern, gewöhnlicher aber sind sie dunkel- braun, als grau oder röthlich. Inficirte Raupen werden im Sommer oft von den schneeweissen Tönuchen der kleinen Ichneumonen (Fig. S.'" mit den schon fliegenden Wespen S.) bedeckt oder unterbaut*). Andere, eben- falls angestochene verspinnen sich und werden innerhalb ihrer Cocons von grösseren Ichneumonenlarven, die sich dann auch gleich Cocons spinnen, entbunden (Fig. S.' Mussii Hrtg.). Noch andere verpuppen sich, und man findet den entwickelten Ichneumon erst in der Puppe (Fig. S." circumflexum) ■ (vergl. 1. Kapitel und Curs. 11. Taf. II. Fig. 20). — Die Puppe (Fig. P.^ dunkelbraun, eingeschlossen von einem festen, wattenartigen, pflaumenförmigen, schmutzig -weissen oder auch grau-braunen, am spitzeren (Ausflugs-) Ende schwach versponnenen, selbst zwischen den Rindenritzen leicht bemerkbaren Cocon (Fig. C. am Zweige), und nur kranke ohne denselben. Nach dem Ausfluge zieht sich das Ausflugsende wieder zusammen. — Die zuweilen vor zerstreuter Afterwolle umgebeneu ca. 100 Eier entweder traubig an Nadeb oder kleinen trockenen Zweigen, oder an der Stammrinde in Brusthöhe (Fig. E.), fast von Grösse und Gestalt eines Hanfkorns, gleich nach dem Legen blau-grün (Fig. E.), später grau; die von den auskriechenden Räup- chen zerbrochenen perlmutterglänzend erscheinend, die nicht auskommenden meist mit einem Löchelchen, durch welches kleine Ichneumonen (Teleas ovu- lorum L.) hervorkommen. — Der Koth (Fig. K.) sehr gross und dick: der frische dunkelgrün, älterer heller, gelblich oder braun, den abgefallenen (schmutzig-gelben, kurzgestielten) männlichen Kiefernkätzchen (an der Erde, wie zwischen Klafterhölzern) nicht unähnlich und daher leicht zu verwechseln. — Der Falter fliegt und legt um die Mitte des Juli, je nach der Witterung oder der Menge des Insectes, auch früher oder später. Die Weibchen sehr träge, daher auch nicht wandernd, nur durch Wind verschlagen. Die Räup- *) Bedeckt (von unordentlich gelagerten Tönnchen, wie die Abbildung zeigt) oder unterbaut (von regelmässig unter dem Bauche der Raupe, wie Salztonnen, aufgeschichteten Cocons) bezeichnet zwei verschiedene Arten, die letztere in meinen „Ichneum. d. Forstins. Bd. I. S. 71." Microgaster Ordinarius von mir genannt. Die Verschiedenheit beider ist nur deshalb wichtig, weil der Ordinarius mit seinen (auch meist kleineren) Raupen auf den Zweigen bleibt, man also, wenn man nur nach dem an der Stammrinde sitzenden globatus Ratz. (?) sieht, getäuscht wird und die Zahl der inficirten Raupen zu niedrig schätzt (s. auch Feinde am Schlüsse). 9* 132 Naäelholzbestands-Verderber. clien erscheinen nach 2 — 4 Wochen, verweilen nur kurze Zeit (Fig. E.) und! begeben sich sogleich auf die Nadeln, um zu fressen, anfänglich nur an deren Rändern zu -nagen. Im October oder November beziehen sie, meist halbwüchsig, oft auch (besonders in Jahren starker Vermehrung) viel kleiner, ihr Winterlager unter Moos oder Kraut am Fusse der Stämme, wenn eine schützende Moosdecke fehlt, in der Nähe todter Stämme, alter Stöcke oder längs der starken Wurzeläste. Im nächsten Frühjahre besteigen sie*), j& nach Oertlichkeit und Witterung, einzeln (besonders an Sonnenseiten oder auf entblössten Bodenstellen) schon im Februar, häufiger im März, die Bäume, anfänglich längere Zeit noch am Stamme, oder bei Frost zwischen den Rindenschuppen ausgestreckt verweilend, gegen Ende April aber spätestens fressend. Im Juni sind die Raupen ausgewachsen und verspinnen sich theils in der Krone an Nadeln und Zweigen, theils, und häufiger, wenn sie gesund sind, unten am Stamme, selbst an der Erde am Reisig. Wenn das Insect sich bedeutend vermehrt, wird die Entwickelung unregelmässiger, so dass man Raupen von über 26™'"- (Kl. L), von 12 — 25™'"- (Kl. IL) und unter 12™™- (Kl. III.) neben einander im Winterlager (s. Fig. L** eine kleinere imd grössere von verschiedenen Farben zusammengerollt), und über- haupt fast allQ Zustände zu jeder Zeit zugleich findet. Ueberjährige, d. h,* durch 2 Winter gekommene Raupen dürften sich mit Sicherheit nur selten- nachweisen lassen. Was man dafür hält, sind die im Frühjahre ausgekroche- • nen und im Herbste schon ^/^ wüchsigen Raupen. Man hat bei grosser und andauernder Verbreitung sogar Wintereier gefunden. I) Bedeutung. Revision. Der Spinner, welcher regelmässig nur auf Kiefern, am liebsten auf älteren, 60- bis 80jährigen lebt, bei grosser Verbreitung aber bis zu den zartesten Pflanzen herabsteigt, ist das schäd- lichste Insect. Erstens sind immer so viele Raupen vorhanden, dass sie leicht zu grosser Vermehrung Anlass geben, zweitens sind sie oft so ungleich verbreitet, dass auch der aufmerksamste Forstwirth dadurch getäuscht werden kann. Endlicli ist dieses Insect, wie aus dem ununterbrochenen Vor- kommen der JRaupe, worin ihr keine andere gleicht, hervorzugehen scheint, auch nicht gegen ungünstige Witterung so empfindlich, wie andere, wird auch, da die Raupe so böse Haare hat, nicht von so zahlreichen Feinden verfolgt. Auch erklären Extension und Intensität des Spinner-Frasses die grosse, von keiner anderen Raupe erreichte Schädlichkeit. Der Spinner frisst zweimal im Jahre und dann mehrere Jahre hinter einander in demselben Orte.. Wenn es, bei grosser Raupenmenge, im Nachsommer auch noch nicht zum Kahlfrasse gekommen ist, so wird derselbe entweder allgemein oder doch *) Im harten Winter 1869/70, als noch Eis und Schnee den Boden deckten, fanden sich beim Anröthen hier und da Raupen unter der PJnde, die hier also sicher überwinterten (Oberförster Becker in Rüdersdorf). Man konnte aber, da sie wahrscheinlich nur am Stammende sitzen, nicht annehmen, dass das Theeren da- durch unwirksam geworden wäre, denn der günstige Erfolg desselben war überall, wie ich selber sah, deutlich. Diese wohl sehr seltene Erscheinung wird auch auf das Sammeln keinen wesentlichen Einfluss üben (Ratz.). Der Kiefernspinner. 133 partiell im nächsten Vorsommer schon eintreten — dieser giebt also immer •den Ausschlag und nicht der Herbst, wie Pfeil behauptete (Forstschutz). An den ganz kahl gefressenen Bäumen werden auch die Spitzknospeu zer- stört, und der Stamm kann sich dann, wenn auch die Safthaut noch Sommer und Winter frisch bleibt und kleine Nebenknospen in der Krone treiben, nicht wieder vollständig erholen; dieser Kahlfrass unterscheidet sich also wesentlich von dem minder tödlichen der Eule und des Spanners. Je frischer und besser der Boden, desto seltener die Raupe. In Be- ständen auf trockenem Sande mit Rennthierflechte, vorzüglich in grossen zu- sammenhängenden, reinen Kiefernforsten, in welchen schlechtwüchsige, selbst jüngere Orte, sein Gedeihen begünstigen, oder wenn ein Mangel an Feinden (besonders Ichneumonen) nachweisbar ist, wie 1867 und 68, wird man stets auf das Erscheinen des Spinners vorbereitet sein müssen, ganz besonders wenn heisse, anhaltende Sommer oder viele trockene Jahre hinter einander folgen. Dann muss regelmässig jedes Jahr einige Male revidirt werden. Im Vorsommer darf man nur bei den gewöhnlichen Arbeiten im "Walde nebenher hier und da die Wege, über welche .Kiefernzweige überhängen, oder die trockenen Laubblätter auf den Knieen liegend genau betrachten. Hier wird die Gegenwart von Raupen auf den Bäumen durch den (Taf. IH. Fig. K. abgebildeten) Koth angedeutet. Fehlt dieser, so sind die Raupen in besorg- licher Menge nicht vorhanden, und man braucht vor dem Winter nicht wieder zu revidiren. Alsdann tritt aber eine Hauptrevision ein, denn es können die etwa im Sommer übersehenen einzelnen, zerstreuten Raupen zu fruchtbaren Schmetterlingen sich verwandelt haben, oder Schmetterlinge sind aus anderen Gegenden übergeflogen*). Mit dem Eintritt des ersten Frostes oder Schnees kommen meist alle Raupen von den Bäumen und beziehen, wenn der Boden mit Moos oder Streu gleich bedeckt ist, ihr Winterlager in zusammengerollter Stellung (Fig. L**) unmittelbar um den Fuss der Stämme herum, sonst auch wohl, wenn er mit Heide- und Beerstrauch überzogen ist, überall verbreitet. *) Es könnte aber wohl vorkommen, dass ein üeberfliegen vorgeschützt würde, während in der That die Förster aus Nachlässigkeit oder Unwissenheit die allmälige Entwickelung des Insectes in besorglicher Menge im Reviere selbst nicht bemerkten. Ob der letztere Fall stattfand, würde man leicht durch eine genaue Revision er- mitteln können. Es müsste in verschiedenen Gegenden, wo man vermuthet, dafss die Raupen sich entwickelt haben könnten, nachgesehen werden, ob sich hier auf ent- blössten Bodenstellen oder in nicht zu dickem Moose alter Raupenkoth findet, und besonders, ob an den Schäften die von den Schmetterlingen verlassenen Cocons sitzen (s. Taf. III. Fig. am Zweige). Indessen ist zu bemerken, dass die Cocons fest sind imd oft mehrere Jahre sitzen ; solche unterscheiden sich dann von den frischen durch schmutzige, duukelgraue Farbe, Brtichigkeit und durch Löcher, welche von der Ver- witterung oder dem Picken eines Vogels herrühren. ^34 Nadelholzbestands- Verderber. daher der Befund pro Stamm oder nach Quadratmeter zu berechnen. Es gehört nur zu den Ausnahmen, dass sie sich in sehr sandigem Boden, der durch Streurechen entblösst ist, oder auch in sehr humosem, einwühlen, und zu den seltensten, dass sie über Winter zwischen den Rindenritzen oder auf den Bäumen gefunden werden. Man sorge bei der Revision, dass nicht etwa erstarrte kleine Raupen, welche so grau wie die Erde sind, tibersehen werden (s. Fig. L**). Zuerst wird nur das Moos aufgedeckt, wo möglich mit Hilfe einer kleinen, kurzstieligen Harke, und der entblösste Boden besehen*). Erst dann wird mit einem Spänchen gescharrt, weil sich dabei manche Raupe durch ihre Weiche und Bewegung verräth. In einem jungen Orte, wo 1500 bis 2000 Stämme pro Hektar stehen und die Benadelung schwach ist, kann V2 Raupe pro Stamm durchschnittlich schon Besorgnisse erregen, wähi-end im älteren, haubaren Holze mit stark benadelten Kronen selbst mehr als eine Raupe pro Stamm liegen können und keine Gefahr sogleich bringen. Hier hat die Sache schon deshalb weniger Noth, weil in dem räumen Holze das. Sammeln viel besser betrieben werden kann. Auch ist es nothwendig, dass man möglichst viele Reviertheile reyidire , weil oft schon in geringer Ent- fernung die Zahl der vorgefundenen Raupen**) gar sehr sich ändert. Wenn *) Unterm Moose findet man im Winter zwar verschiedene Insecten, auch Spinnen und Schnecken, und die kugligen, gallertartigen Eier der letzteren, aber Verwechselungen mit der Raupe des Spinners sind unmöglich. Die zusammen überwinternden Raupen gehören hauptsächlich den Ordnungen der Falter, Käfer, Ader- und Zweiflügler an, seltner sind es Netzflügler (Larve der nützlichen Kameel- halsfliege) oder Halbflügler (Wanzen). Die wichtigsten sind die Puppen des Spanners und der Eule sammt der Begleitung der letzteren, auch die Puppen des Schwärmers (Sphinx pinastri L.\ ferner die Tönnchen der Blattwespen (meist L. pini L). Nütz- liche, welche man zugleich findet, sind Larven der Schwebfliege (Syrphus), grosse und kleine Raubkäfer, Laufkäfer, Staphylinen, Cantharis, die letzteren als sammet- schwarze Larven, die beiden ersteren seltner als Larven. Von schädlichen Käfern noch H. abietis X., P. notatus F. und Brachyderes incanus L. Auch unschädliche' Eulenraupen findet man, ferner gleichgiltige Fliegenmaden, welche oft in ganzen, be- weglichen Klumpen im Moose liegen (Heerwurm) und wahrscheinlich von dessen Wurzeln zehren. Schon desshalb, weil man die Gegenwart der hier genannten Feinde, die auf Theer sich nicht fangen, kennen lernt, ist die Sammel-Revision nothwendig. **) Diese Zahlen sind sehr niedrig und bezeichnen nur die beim Sammela gefundenen. Seitdem man in den letzten Jahren angefangen hat, die Zahl der über- winternden Raupen durch Fangen auf den Theerringen festzustellen, hat sich jene verdoppelt. Auch das Sammeln auf Boden mit Streu und Moos (bestreuselt), oder mit Ueberzug von Beerkräutern (bekrautet) ergiebt verschiedene Zahlen, ebenso das ver- änderliche Verhältniss von kleinen und grossen Raupen (s. Schluss III.) Die meisten desfallsigen Beobachtungen wurden in den 60er Jahren im Revier Grlücksburg (Merseburg) vom Oberförster Lange angestellt, und auf dieses berufe ich mich, da ich es, überdies selbst in der Zeit des grössten Raupenfrasses, mehrmals besuchte,^ Der Kiefemspinner. 135 man auf einer ein ganzes Jagen (eine ganze Abtheilung) der Länge nach durchziehenden Linie sammeln lässt, so wird man am sichersten die Punkte finden, von welchen nach rechts oder links Raupennester sich erstrecken, die man dann leicht ausnehmen kann. II) Vorhersage. Eine Wiederkeh.r des Frasses ist selbst auf einem und demselben Reviere, ohne auffallendes Fortrücken, gerade beim Spinner zu fürchten, wie das im Regierungsbezirke Merseburg in der Annaburger Heide vom Jahre 1835 bis 1839 sich ereignete, im Reviere Glücksburg- Seyda sogar noch länger, wobei die Dürrjahre 1857 und 1858 wohl eine Disposition abgegeben haben mögen. Später 1865 — 1870 hat sich diese Er- scheinung auch in anderen Regierungsbezirken wiederholt. Auch hierbei spielen die Ichneumonen eine grosse Rolle, theils negativ, d. h. wenn sie fehlen, theils' positiv, wenn sie sich in allen drei Zuständen häufen. Ab- normitäten der Falter (sogar Zwitter häufig) sind gute Zeichen. Das Aus- bleiben der Ichneumonen wird vielleicht erklärt durch Vorherrschen der kleinen Räupchen, die sie meiden. Das Holzbefinden ist wichtig wegen vorherzubestimmender Wirthschaftsmassregeln. Baldiges Absterben zu pro- gnosticiren: 1) wenn schon Knospen massenhaft beschädigt und ganze Mai- triebe abgebissen sind, 2) wenn die Safthaut am Stamme abnorm in Farbe und Saft ist, sich zunderartig löst oder aufgebacken ist, und zwar zuerst unten am Stamme. Dann treten 3) auch vorher schon massenhaft krank- hafte Reproductionen ein, wie Rosetten und Grünholz-Scheidentriebe, und die letzten Jahrringe (63 u. 64 in der Fig. S. 136) am Stamme werden auf wenige Zellenreihen (nur Weissholz) und sparsame Harzcanäle degradirt. Auf Er- haltung ist noch zu hoffen, wenn sich wenigstens im Wipfel — denn die untersten Zweige, selbst bis zur Hälfte der Krone, sterben zuerst — noch grüne Zweiggruppen finden. Im Stangenholze müssen wenigstens noch 100 Büschel und im Altholze über 200 grünen. Unter dieser Zahl häufen sich die Rosetten. Zur Bezeichnung der Frassgrade vom Vollnadligen an abwärts brauche ich die Ausdrücke halbnadlig, büschelnadlig, kahl. Auch die Dauer am liebsten (Waldverderbniss I. beim Spinner). Ich citire hier eine Stelle aus Lange's Briefe, weil sie die ungewöhnliche Höhe der Gefahr imd die wohlüberlegten Pläne des geübten Verwalters charakterisirt. Am 15. November 1865 schreibt er: „Ueber 1700 Hektar des Reviers sind befallen, d. h. es kommt durchschnittlich 1 Raupe pro Stamm — in einzelnen Beständen bis auf 20. Zum Absammeln sind 30000 Arbeitstage nöthig, die grösste zu erlangende Zahl der Sammler beträgt 600, im Ganzen daher 50 Arbeitstage erforderlich, wovon bis jetzt schon 10 zum energischen Vertilgungs- geschäfte benutzt. Ein milder Winter kann uns leicht tioch 40 benutzbare Arbeits- tage bringen. Indessen habe ich bei der Unsicherheit des Winterungsfactors der kgl. Regierung einen ausgedehnten Theerversuch vorgeschlagen". 136 NadelholzbestandsrVerderber. des Frasses spielt eine Rolle: nach dem ersten Kahlfrass werden die Bestände gewöhnlich wieder grün, wiederholt sich derselbe aber im 2. Jahre, so sind die Bestände verloren, wenn man nicht dann noch energisch einschreitet. • •■•■•aiiBi ■•■■^■■■■■■•.;ri(i'^l"'' III) Begegmmg. Beim Spinner kann man, wie bei allen schädlichen Forstinsecten, auch eine Vorbauung imterscheiden. Mischung, Durch- Kiefernspinner. Sammeln der Raupen. 137 forstung, und Streubewahrung. Gemischte Bestände*) (mit wechselnden Kiefern- und Eichen-Saatstreifen) versuchte man schon auf dem schlechtesten Boden, und Glücksburg (Merseburg) ist dabei künftig als lehrreiches Revier anzusehen. Zur Vorbauung gehört auch sorgfältige Revision. Der Spinner vermehrt sich nicht so i)lötzlich, fliegt auch wohl nur selten und nie in solcher Menge über, dass es, wenn man das erste Vorhandensein im Herbste entdeckt, schon im nächsten Winter zu spät sein sollte, den Ausbruch des Frasses zu unterdrücken. Im königl. Biesenthaler Reviere haben wir z. B. Orte, welche in jedem Winter revidirt werden müssen, meist allerdings nur einige Liter Raupen liefern, ab und zu aber auch schon ein Hektoliter und mehr ergaben. So haben wir jährlich nur 300 Mark durchschnittlich dafür ausgegeben, gleichsam eine Assecuranz-Prämie für 7 bis 8000 Hektar. Nur in dem überall so raupenreichen Jahre 1868, musste mehr geschehen, und wurden in einem Winter 600 Mark bloss für Sammeln ausg5geben. Es ist nicht überflüssig, daran zu erinnern, dass man nicht unnütz das Geld wegwerfe; dagegen schützt eine sorgfältige Revision, damit man nicht unnöthiger Weise kostspielige Anstalten zur Vertilgung des Insectes trifft, wie es wohl mitunter geschieht. (J.) Als eines der wichtigsten Vorbauungsmittel ist unbedingt eine gute Forsteinrichtung zu betrachten, welche dafür sorgt, dass wir der Zu- kunft nicht so grosse, gleichalterige Bestände in einem Zusammenhange über- geben, als wir sie aus alter Zeit übernommen haben; häufigerer Wechsel zwischen jungem und altem Holze erleichtert jede Begegnung, Revision, wie Sammeln und Theeren. (Zu vgl. Wagner i. Thar. Jahrbuch, Bd. 23.) Vertilgungsmittel sind folgende: 1) Das Sammeln der Raupen im Winterlager. Es ist unter den älteren das wichtigste, im alten Holze stets wirksame Mittel und wird, selbst wenn wir das Theeren zur grössten Vollendung ge- bracht haben, wohl nie ganz zu entbehren sein. Nur auf bekrautetcm Boden oder da, wo Schweine vorher stark gebrochen haben, ist es fast ganz un- wirksam. Man muss je eher je lieber damit anfangen, weil man nicht weiss, ob nicht im Nachwinter und Frühjahre viel Schnee fällt. Die Arbeiter werden auf die bei der Revision angegebene Art instruirt. Die Ablieferung der Raupen geschieht meist im Accord. Hat sich aber bei der Revision gefunden, dass neben den Raupen von gewöhnlicher Grösse sich auch noch *) Anfang der 60. Jahre beobachtete ich bei einem Spinnerfrass auf der Herr- schaft Brandeis in Böhmen,, dass die dort in ziemlicher Ausdehnung vorhandenen Althölzer, in denen "sich reichlicher Eichenunterwuchs vorfand, weit weniger litten, als die reinen Bestände. (J.) 138 Nadelholzbestands -Verderber. viele — bei grösserer Verbreitimg 80 — 90 % — ausserordentlich kleine finden, so muss für diese nothwendig ein viel höherer Lohn gezahlt werden, denn sonst sammeln die Leute nur die grossen, und diese müssen ja, da sich in ihnen gewöhnlich die Ichneumonen concentriren, ihre Vernichtung also schädlich wäre, wo möglich unterm Moose liegen bleiben. Auch wo die Eaupen sehr ungleich vertheilt sind, ist es nöthig im Tagelohn sammeln zu lassen. Auf die etwa in kleinen Raupen sich findenden (oder soeben in dieselben eindringenden) Tachinenlarven kann man beim Sammeln nicht Rück- sicht nehmen, eben so wenig wie auf verpilzte Raupen, denn wenn diese noch leben, lässt sich die Krankheit nicht so leicht nachweisen, auch ist noch nicht sicher gestellt, ob sie nicht doch noch bedeutend fressen. Forstleute und die zuverlässigsten Holzhauer müssen beim Accord- wie beim Lohnsarameln öfters hinter den Sammlern her revidiren. Die Aus- Zahlung kleiner Prämien an die fleissigsten Sammler wird alle zur Arbeit antreiben. Die Raupen müssen jedenfalls jedem einzelnen Sammler abge- nommen werden, und zwar sofort am Abend des Sammeltages, da bis zum anderen Tage Raupen von benachbarten Revieren, wo • sie zufällig wohlfeiler wären, leicht eingeschmuggelt werden könnten. Der Oberförster muss die Raupen selbst abnehmen oder wenigstens die Säcke, in welchen gewisse Quan- titäten unter Aufsicht der Förster abgemessen sind, gewissenhaft controliren*). *) In den Indicationen zum Sammeln sind in Preussen Veränderungvn ein- getreten, seitdem durch die zweckmässigen Verfügungen des Ministeriums Versuche auf Probeflächen angeordnet wurden. Auch in dieser Beziehung wähle ich das Pievier Glücksburg zum Ausgangspunkt, deshalb, weil ich die Probeflächen selbst sah, und benutzte die brieflichen Notizen des Oberförsters Lange, meines alten, bewährten imd umsichtigen Correspondenten. 1) Auf frischem Boden ist Vertilgung über- haupt nur im äussersten Nothfalle, etwa nach constatirtem Ueberfliegen, indicirt. 2) Auf trockenem Boden ist nur dann zu sammeln, wenn Bestreuselung (Moos- oder Streudecke) die Auffindung der Raupen ermöglicht. Auf bekraute- tem wird diese unmöglich, und dann muss das Theeren eintreten, namentlich wenn mehr als 6 Raupen pro Stamm (40 pro □™) gefunden werden. Ferner giebt das Sammeln zu bedenken, dass manche Winter demselben durch- aus ungünstig sind, dass ferner die Beamten, weil sie in dieser Zeit gerade am meisten mit dem Betriebe der Schläge und dem Schutze zu thun haben, das Sammeln geradezu als ein onus ansehen, auch oft die Controle dabei nur formell führen können — lauter Nachtheile, welche das Theeren nicht hat. Specielle Fälle von gelungenen Sammlungen, besonders unter interessanten Um- ständen, sind immer noch wichtig. Hier z. B. einen Fall, der wegen der in's Spiel tretenten Bodenverhältnisse, wegen der verspäteten Winterquartiere etc., interessant und lehrreich ist. Ort der Handlung ist das Oberschles. kgl. Forstrevier Poppe lau an der Oder. Moor- und Sandboden wechseln hier. Der nasse und frische Moor- boden hatte . von jeher den Raupen sich ungünstig gezeigt, man brauchte hier gar nicht zu revidiren. Selbst auf trocken gelegtem Moor fanden sich Raupen nur da, Kiefernspinner. Sammeln der Raupen. 139 Das häufige Anfassen der Raupen erzeugt bei Manchem böse Krankheiten, deshalb müssen die Arbeiter Handschuhe oder Lappen auf den Händen haben, und sich auch kleiner, hölzerner, flach oder etwas hohl geschnitzter Spatel, oder alter, abgenutzter, blecherner Löffel bedienen, um mit diesen die Raupen aufzunehmen, auch um die hinderlichen, fest sitzenden Grasbüschel leicht beseitigen zu können. Könnte man gleich nach dem Sammeln das Moos, wo Uebergang in Sand war. Am meisten Besorgniss erregten die grösstentheils sandigen und mit alten Kiefern bestandenen Schut^ibezirke Chrosczütz und Schalkowitz. Im Jahre 1853 hatten die Probesammkmgen zu Besorgnissen noch nicht Anlass gegeben. Im Jahre 1854 glaubte man, des nassen Sommers wegen, sicher zu sein, hielt es jedoch nicht für überflüssig, im Herbst zu revidiren. Es geschah Anfangs November. In Chrosczütz kam 1 Eaupe auf 4 Stämme, in Schalkowitz ca. 1 Raupe pro Stamm. Obgleich demnach Gefahr im Verzuge nicht da zu sein schien, so wurde dennoch, mit Rücksicht auf die schon früher durch Raupenfrass verletzten Orte, und in Betracht der durch die Ueberschwemmung veranlassten Noth der Oder-Anwohner, das Raupensammeln von der kgl. Regierung verfügt. Ehe man indessen dazu kam, hatte, nach vorgängigem Sturm und Regen, der 13. November einen heftigen Schnee- fall gebracht. Gegen Weihnachten schwand der Schnee wieder, und als nun das Sammeln begann, fanden sich in C. pro Stamm 1 Raupe, in S. sogar 2—3, ja das Maximum ging an kleinen Stellen bis 5 — 6! Es waren also viele Raupen erst kurz vor dem Schneefall in's Winterlager gegangen. Auf den Bäumen war aber nicht eine geblieben. Das Sammeln konnte nun bis zum 12. Januar fort- gesetzt und dann wieder vom 26. März bis 5. April, bis zum Bäumen der Raupen, betrieben werden. In sämmtlichen 5 Schutzbezirken wurden 1449960 Stück gesammelt und dafür 3 192. Mark (incl. 45 Mark Aufseherlohn) verausgabt. 60 Stück kosteten also ungefähr 13 Pfg. Anfangs wurde im Accord gesammelt: höchster Satz für 60 Stück 20 Pfg., später 10 Pfg. und für die kleinen Raupen LS'/s Pfg. Zum Schluss, als die meisten Districte abgesucht waren, Hess man noch in Tagelohn sammeln, und zwar so, dass den fleissigeren Arbeitern, welche ISO Stück und mehr abheferten, 50 Pfg. Tagelohn bestimmt, dann für 120— 180 Stück 40 Pfg. und den trägeren, oder minder glücklicheren, nur 20—30 Pfg. Tagelohn verheissen wurden. Der Lohnsatz von 50 Pfg. wurde gar nicht, der von 40 Pfg. nur von wenigen Arbeitern erreicht. Die meisten verdienten durchschnittlich 25 Pfg. täglich (Schles. Forstverein 1855 S. 304 f.). Dass der Frass glücklich beseitigt worden ist, entnehme ich einem Reise- berichte des Oberforstmeisters Maren an das. Ministerium vom Jahre 1857, worin gesagt wird, dass weiter keine Gefahr zu fürchten sei, da bei der Revision 60 Stück Raupen 10 Pfg. gekostet haben, um die Arbeiter auch nur auf einen geringen Lohn zu bringen. Noch einen Fall, den ich selbst, weil er in meiner Nähe stattfand, aufmerksam vier Jahre hindurch verfolgte. Im Brahlitzer Belaufe des Freienwalder Revieres hielten sich in Jagen 16, 17, 18 auf 40 jährigem Holze auf ca. 25 Hektar vom Jahre 1861 bis 1864 die Raupen isolirt, und man fand in allen anstossenden, obgleich älteren Beständen keinen Frass. Es konnte hier daher auch leicht gesammelt werden. Hier Hess sich mit voller Sicherheit nachweisen, dass das Sammeln diesen Ort rettete, und dass wahrscheinlich, wenn man nichts gethan hätte, die in bedeutender Progression vermehrten Schmetterlinge sich auch weiter ausgebreitet hätten, da es in jenen 3 140 Nadelholzbestands- Verderber. welches sich zuweilen in zusammenhängenden Polstern abrollen lässt, wieder zudecken lassen (durch Kinder), so hätte man vielerlei Vortheile. Gegenwart oder Abwesenheit der Ichneumonen (Microgaster globatus Itatz. und Anom. circumflexum L.) in den Winterraupen hat grosse Bedeu- tung. Maa muss daher je eher je lieber, ehe man zum* Sammeln schreitet, an recht vielen Stellen des Revieres — besonders an den Frassheerden — Probestücke, d. h. Grui)pen von 5 — 10 Bäumen, aussuchen und die hier ge- sammelten Raupen zerschneiden (nach Anleitung von S. 11). Gewöhnlich ist Kl. I. am meisten inficirt, oft bis 80 "/q. Dann bleiben diese Raupen ruhig liegen, und man sammelt nur Kl. in. (die niemals Ichneumonen, ^yohl aber Tachinen enthält) und die kleinsten von Kl. n. Die grössten, stark inficirten können auch übertragen werden. Sollen Raupen länger aufbewahrt wei'den, ohne Rücksicht auf die in ihnen lebenden Schmarotzer, so bringe man sie auf einen Raupenzwinger, damit die Schmarotzer hier auskommen und im Frühjahre andere Raupen anstechen können, dabei würden auch die Pilze gerettet. Mit dem Vergraben der gesammelten Raupen muss man vorsichtig sein, denn, wenn sie nur mit 0,5"'- Erde überschüttet werden, arbeiten sie sich aus derselben hervor (Forstmeister Genee). 2) Das Sammeln mittelst Anprallen. In den Stangenhölzern, welche sich durch das Anschlagen mittelst des Rückens einer Axt noch stark erschüttern lassen, und bei starken Aesten mittelst Auftretens, sollen die Raupen, indem sie, durch die plötzliche Er- schütterung erschreckt, loslassen, dadurch heruntergestürzt und auf aus- gebreiteten Tüchern, Säcken, Matten oder dergleichen aufgefangen und ge- sammelt werden. Der Schlag mit der Axt muss 3 — 5 mal auf dieselbe Stelle, da wo der Ueberrest eines dicht am Baume abgebrochenen Astes ist, geführt werden, damit nicht zu viele Quetschwunden entstehen und eine jede nicht grösser, als etwa ein Gänseei wird. Die eine überwallt der Baum, wenn er nicht etwa in Folge eines schon dagewesenen starken Raupenfrasses, grosser Dürre und dergleichen kränkelte, wenn auch erst nach vielen Jahren. Zum Anprplen muss ein starker Mann, zum Ausbreiten der Fangtücher hingegen können Kinder genommen werden. Wenn man im Accord, nach Ablieferung in Litern, sammeln lässt, so können die Arbeiter sich selbst die Fang- Jagen bald- an Nahrung für die Raupen gefehlt haben würde. Auch im Rüder s- dorfer Reviere (Oberförster Becker) konnte ich neuerlich (1870) einzelne Jagen sehen, in welchen abgesammelte Orte gegen nicht abgesammelte vortheilhaft abstachen, obwohl allerdings die getheerten Bestände überall grüner blieben. Der hiesige Ober- forstbeamte (v. Mas so w) vertheidigte deshalb und anderer geglückten Fälle wegen das Sammeln beharrlich. (Ratz.) Kiefern Spinner. Sammeln der Puppen, Schmetterlinge. 141 tücher besorgen, denn es ist ihr eigener Schaden, wenn die Raupen zwischen Gras und Moos fallen und schwer aufzusuchen sind. Zu bemerken ist noch, dass in Orten, wo Unterholz steht, dieses zuvor entfernt oder abgebuscht werden muss, weil die Raupen beim Anprallen darauf fallen und schwer ge- funden werden. Bei kühlem, aber nicht kaltem, regnerischem Wetter, also in der Regel des. Morgens von 3 — 7 Uhr, fallen die Raupen am leichtesten. Auch gegen Abend kann man wieder anprallen lassen. Bei dem grossen j theilweise mit Kahlfrass endenden Sjünnerfrasse im Revier Glück sburg- Seyda wurde 1864 bemerkt, dass die Raupen im Mai schlecht, im August dagegen leicht und massenhaft fielen. Man hatte so spät (kurz vor der Verpuppung) noch tingeprällt, weil bei dem zu erwartenden Fluge benach- barte werthvolle, noch grüne Bestände gefährdet worden wären. Die ge- sammelten Raupen wurden in tiefe Gruben mit hohem, das Herauskriechen, hinderndem Bord geschüttet. — Wenn man die gesammelten Raupen etwa auf Raupenzwinger bringen und beobachten will, wird man sie immer noch eine Zeit lang füttern, dabei aber sorgfältig bewachen müssen, da sie die den Zwinger umgebenden Gräben, wenn nicht Wasser darin ist (und selbst dann noch!), leicht überschreiten und dann bald wieder auf den Bäumen sind. 3) Das Sammeln der Puppen. Die Pappen, so weit man sie erreichen kann, werden abgenommen und nachher, wie die Raupen, vergraben oder verbrannt, oder in Zwingern aufbewahi-t, damit die zahlreichen Schmarotzer der Puppen erhalten bleiben; aber wieder Vorsicht! Man muss zu letzterem Zweck die Puppen in flache Erdgruben legen und diese mit engmaschigen Netzen überspannen, damit die auskommenden Schmetterlinge ■ nicht entfliehen und doch die Ichneumonen durch können. Auch einige Zweige stecke man in den Boden des Zwingers, damit die Schmetterlinge hier ihre Eier ablegen, verbrenne die Zweige aber vor dem Auskriechen der Räupchen. 4) Das Sammeln der Schmetterlinge. Die Schmetterlinge, welche (im Juli) meist in -Brusthöhe sitzen, werden von den Stämmen abgenommen und etwas am Kopf 'oder an der Brust ge- drückt, damit sie nicht wieder aus den Körben, in welche man sie sammelt, hinausflattern. Gewöhnlich sitzen die Schmetterlinge nach einer Waldgegend,' nämlich der Stammseite, welche sie gegen den herrschenden Wind und gegen Regen schützt. Man wird daher, wenn grosse Flächen abzusuchen sind, nur von der einen Seite her die Arbeiter in langen Reihen durchgehen lassen. Diese Zeit ist die kürzeste des ganzen Daseins des Insecteg, und man hat sehr zu eilen. Das Tödten der Schmetterlinge ist insofern das wichtigste 142 Nadelholzbestands- Verderber. Vertilgungsmittel, als man bei diesem nicht die Zerstörung von Schmarotzern zu fürchten braucht, und die von den übrig bleibenden Weibchen abgelegten Eier um so stärker von den Eier-Ichneumonen angegriffen werden. 5) Das Sammeln der Eier. Die Eier sitzen so dicht beisammen, dass sie unten am Stamme, ganz besonders aber an trockenen Reisern und an Nadeln herabhängender Zweige, oder am Unter holze etc., leicht abgekratzt oder mit den Fingern abgestreift werden können. Man nimmt sie ab, wie die Nonneneier. Sie sind von zahlreichen sehr kleinen Ichneumonen bewohnt (dem schwarzen Teleas phalae- narum Nees (ovulorum L.) und dem gelben Encyrtus embryophagus Hrtg.). Man würde diese gern dem Walde erhalten, es könnte dies aber nur in- mitten der Bestände geschehen, wo man die Eier in Gruben aufschüttete und mit feiner Gaze überspannte, durch welche die auskriechenden Raupen nicht durch könnten. Wer verhindert hier aber, dass nicht Eier gestohlen und ^m zweiten Male bezalüt würden? 6) Das Ziehen der Raupengräben. Es giebt a) Umfassungs-, Isolirungs- oder Schutzgräben, b) Fang- oder Durchschneidungsgräben. Die ersteren haben den Zweck, reine Orte von den angesteckten zu sondern, also auch getheerte Orte zu schützen, damit nicht etwa aus umgebenden, nicht getheerten und schnell kahlfrässigen die Raupen überkriechen, dann über die inzwischen vertrockneten Theerriuge hinweg- gehen und so auch die Theer-Stämme abfressen. Durchschneidungsgräben sollen die überall herumirrenden Raupen auffangen und unschädlich machen, sollen also nach allen Richtungen geführt werden, so dass höchstens 1 — 1,5 Hektar zusammenhängend bleiben. Zu diesen Gräben sind, so viel wie mög- lich, vorhandene Wege und Gestelle zu benutzen. Da, wo solche nicht vor- handen sind, müssen, namentlich bei Anlegung der Isolirungsgräben, die Bäume heruntergehauen werden, damit die Raupen nicht über die sich be- rührenden Zweige hinwegkriechen. An Feld- und Wiesenrändern sind die Gräben überflüssig, weil dahin die Raupen nicht kriechen. Bei der Anlage der Durchschneidungsgräben ist nicht so ängstlich auf die Richtung derselben zu sehen, und man kann die mühsame und kostspielige Arbeit des Graben- stechens oft dadurch vereinfachen, dass man die Gräben in mannigfachen Biegungen an Bäumen und grossen Steinen vorbeiführt. Da, wo Wege das Revier durchschneiden, welche sich mit den Gräben kreuzen, muss man die letzteren unterbrechen, kann aber ihre Enden ein Stückchen längs der Wege hinführen, damit so leicht keine Raupen überkriechen. In der Regel braucht der Graben nur eine Breite und Tiefe von 30— 40<='^- zu haben, und r.ur Kiefernspinner. 143 dann mehr, wenn die Raupenmenge so gross ist, dass man fürchtet, sie werde die Gräben anfüllen. Bei den Isolirungsgr.äben kann der Auswurf nach der zu schützenden Seite hin aufgehäuft werden. Sehr wichtig ist das Stechen von Fall- oder Fanglöchern. Es muss nämlich alle 5 — 12 Schritte auf der Sohle des Grabens ein Loch von 15 — 20 ''"^- Breite und Tiefe gestochen werden. Ist dies mit Raupen gefüllt, so wird es mit der Erde eines daneben auszustechenden, neuen zugeworfen. Die Gräben giebt man in Accord pro Meter, wozu unter specieller Aufsicht Probegi'äben in Tagelohn gestochen werden. So lange die Gräben offen erhalten werden, darf kein Vieh in das Revier getrieben werden, auch ist dann das Fahren mit "Wagen, so viel wie möglich zu beschränken. 7) Das Abbrennen des raupenfrässigen Ortes. Dies Mittel wii'd zwar nur in ausserordentlichen Fällen ahgev.audt, allein es ist doch zuweilen unvermeidlich. Dann nämlich', wenn der Frass noch auf kleine Flächen beschränkt ist, man aber fürchten muss, dass er durch die bevorstehende Entwickelung der Weibchen nach allen Seiten hin weiter verbreitet werden könne, und namentlich in zu jungem Holze (Schonungen) das Antheereu nicht ausführbar ist. Man wartet dazu trockene, warme Tage und einen frischen Wind ab. Auf der Seite, von welcher der Wind kommt (also nicht wie bei Erdfeuer), werden Haufen Reisig, trockenes Gras, u. dgl. aufgethürmt und angezündet. Die Grenzen, bis zu welchen das Feuer gehen soll, müssen durch breite, aufgehauene Wege bezeichnet werden, damit die Flammen nicht darüber hinweg schlagen. Auch muss man, wenn dies den- noch geschehen sollte, Mannschaften mit Aexten, Spaten und Grünzweigen bereit halten, damit sie das Feuer, wo es nöthig ist, durch Niederschlagen des noch nicht brennenden Holzes und Ueberwerfen des brennenden mit Erde, löschen. Auch die Polizeibehörde muss vorher benachrichtigt werden, damit sie die nöthigen polizeilichen Maassregeln treffe. Der Fall ereignete sich in unserer Gegend. Die Regierung schritt gegen den Willen des Waldbesitzers, als in einer gegen 80 Hektar grossen Schonung eben die Verpuppung erfolgt war, ohne dass der Besitzer hier etwas zur Vertilgung gethan hatte, polizei- lich ein (Forstins. H. 54). • 8) Das scharfe Durchforsten der Stangenhölzer und Schonungen. Auch dieses gehört gewiss oft zu den nützlichsten Mitteln, aber auch nur beim Spinner. Es werden dadurch die schlechten, unterdräckten und tibergipfelten Stämme, welche den Raupen immer am liebsten sind — und die doch bald vom Stangenrüssel- und Borkenkäfer angegriffen werden würden — , entfernt, und dann wird dadurch auch eine luftigere Atmosphäre, welche die 144 Nadelholzbestands- Verderber. Raupen, und besonders nachber die Schmetterlinge, nicht lieben, hergestellt. Nebenher dürfte das Mittel auch den Nutzen haben, dass es uns die An- wendung anderer Mittel, das Abklopfen, das Sammeln und Theeren, er- leichtert. Bei der Nonne verhält es sich damit in mancherlei Hinsicht aller- dings anders. Auch beim Spinner würde ich das Durchforsten unter- lassen, wenn in Fällen grosser Verbreitung die Massen der Schmetterlinge dahin ziehen, wo sie ungehindert schwärmen können. In Glücksburg erfuhr ich unzweifelhaft, dass Dickungen gemieden wurden, während die Schmetterlinge die schon durchforsteten jungen Orte und die aus Pflanzung hervorgegangenen dicht daneben massenhaft darchzogeh und mit Eiern be- legten. Im Falle junges Hochholz überall, kahl gefressen ist, ziehen die Schmetterlinge auch nach den noch vollbenadelten Dickungen. 9) Das Moosharken und Streurechen. Es werden dadurch allerdings so viele Raupen aus den Beständen ge- schafft, dass eine wesentliche Erleichterung die Folge ist. Allein dieser Vortheil besteht nur für den Augenblick. Der Nachtheil für den Boden und das Holz ist sehr zu berücksichtigen. Dann schadet das Moosharken auch dadurch, dass es, wenn einmal ein Raupenfrass wiederkehrt, den Raupen ihre Betten nimmt, die nun nicht mehr unmittelbar am Stamme liegen und dann sehr schwer zu sammeln sind. Bestände mit dickem Moospolster haben gewöhnlich Aveniger Raupen, nicht nur, weil ihnen dies dumpfige, feuchte Winterlager unangenehm ist, sondern weil Raupen auf gutem Boden überhaupt weniger gern fressen, als auf schlechtem, wo sich nur wenig und trockenes Moos findet. Von Schädlichkeit der Moospolster kann nirgends die Rede sein. 10) Antheeren*). Man unterscheidet das Probe- und Hatipttheeren. Während, man beim Probesammeln nur erfährt, welche Orte am meisten befallen sind, nicht *) Das Antheeren ist schon öfters, sogar gegen verschiedene Insecten, ver- sucht Atorden, namenthch vom Oberförster v. Zychlinski gegen Spinner, wie ich früher zum TJieil nach eigener Anschauung (Forstins. Bd. II. S. 49) weitläufig be- richtete. Viele Jahre hat man keine Notiz weiter davon genommen, hauptsächlich wohl, weil man fürchtete, sich lächerlich damit zu machen. Einige Stimmführer hatten das Mittel, ohne es je selbst versucht zu haben, für „unpraktisch" erklärt. Dennoch hatte Oberförster Schrader in Oberschlesien (Verhandl. d. Schles. Forst- vereins 1856. S. 115 f.) den Muth, das Antheeren in einem verzweifelten Falle zu versuchen. Er berief sich dabei auf die „Waldverderher" Rnd ich war verpflichtet,' den Artikel, welchen ich in der 4. Ausgabe bereits weggelassen hatte, schon in der 5. wieder anzubringen. Schrader Hess in 2 Eevieren zugleich, in dem einen 125,. Kiefernspinner. Antheeren. 145 aber die Grösse der Gefahr, so zeigt letztere das Probetheeren ganz sicher an. In Fällen, wo die Winterraupe sehr klein war, konnte mit dreimaligem Absammeln nur V2 oder V3 der wirklich vorhandenen (allerdings sehr kleinen) Raupen aufgefunden werden — das eben haben wir durch's Probetheeren gelernt. Deshalb ist es dringend nöthig, dass in den am meisten befallenen Beständen rechtzeitig nach einer Methode gewisse, den Längenrichtungen der Abtheilungen folgende Baumreihen getheert werden. Oberförster Lange in dem anderen 75 Hektar 80— 120 jähriges Holz antheeren, und seine Bestände waren „vom Untergange mit einem Male gerettet". Nachher hat Oberförster Lange das Theeren zuerst in grossem Umfange angewendet. Vom Jahre 1 868 an, als der Spinner tiberall drohte, wurde es ganz allgemein eingeführt und auch in den Neustädter Forsten versucht. Fast überall waren die Erfolge ausgezeichnet, wenn man 2 dicht beisammen liegende Orte, getheerte und ungetheerte vergleichen konnte. — Ver- suchsweise wurde auch einmal schon im Herbste getheert, um die vom Baume herab- steigenden Raupen zu fangen. Das Resultat war ein ungünstiges, denn die Raupen gingen nicht auf den Theer, sondern Hessen sich, als sie an denselben kamen, herab- fallen. Es kommen aber auch Fälle vor, in welchen die Raupen bis spät in den Winter auf den Bäumen bleiben und wenn Schnee gefallen ist, leicht auf denselben nach Anprallen bemerkt werden. (Waldv. I. 132, 141). Anmerkung. (J.) Ueber die Wirksamkeit des Theerens, welches Ratzeburg schon vor 25 Jahren wenigstens für grössere Versuche empfohlen hat (vergl. 3. Aufl. der Waldverderber) , enthält Danckelmann's Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen (7. Bd. 1875, Seite 57 ff.) eine höchst beachtenswerthe Abhandlung des Forstmeisters Bernhardt: Die Verheerungen der preussischen Staatsforsten durch den Kiefernspinner in den Jahren 1862 — 72; nach den amtlichen Materialien der Hauptstation des forstlichen Versucbswesens bearbeitet. Während der ersten Jahre, theilweise auch noch 1869, suchte man den gefährlichen Feind durch die alt- hergebrachten Mittel zu bekämpfen, durch Sammeln der Raupen im Winterlager, durch Eingraben, durch Anprallen in den jüngeren Stangenorten u. s. w. Hier und da Hess man sich auch wohl durch das vermeintliche Degeneriren der Raupen, durch das Auftreten von Ichneumonen und Pilzen von energischen Abwehrmaassregeln ab- halten. Dazu kam noch eine Abneigung mancher Revierverwalter gegen das Theeren. Alles dies trug dazu bei, dass die Verwtxstungen viel grössere Dimensionen annah- men, als der Fall gewesen wäre, wenn man schon beim Beginne des Frasses überall seine Zuflucht zum Antheeren genommen hätte. Die Erfahrungen, welche dieser ausgedehnte Insectenfrass sammeln Hess, können der Zukunft eine Lehre sein. Bern- hardt sagt ausdrücklich: „Es darf schon jetzt als feststehend angesehen werden, dass die rechtzeitige und allgemeine Anbringung von Theerringen selbst bei hochgradigen Vermehrungen des Kiefernspinners ein durchaus wirksames Abwehrmittel ist. Es darf dorn gegenüber nicht auf den Arbeitermangel hingewiesen werden. Bei der Dring- lichkeit der Gefahr, welche unseren Forsten periodisch aus der Massenverbreitung des Kiefernspinners erwächst, müssen und werden wir Mittel finden, um die nöthigen Arbeitskräfte zu beschaffen. Es ist mir unzweifelhaft, dass die Militairbehörden in FäUeä der Noth durch Truppencommandos aushelfen werden" u. s. w. 10 146 Nadelholzbestands-Verderber. lässt in den zu untersuchenden Beständen auf ca. 0,06 — 0,12 Hektar in.' gleichmässiger Vertheilung einen Stamm theeren und täglich absuchen, dann, das Resultat jeder Bestandsabtheilung für sich notiren. Das Haupttheeren (nach Oberförster Lange). Sobald in Beständen, welche den Dickungen nicht mehr zuzurechnen sind (also 30 jährig und darüber), sachgemässe Probesammlungen 5 bis 6 Raupen pro Stamm durch- schnittlich ergeben haben, wird die Vertilgung der Raupen durch Theer be- schlossen. Als erstes Geschäft wird zu diesem Zwecke in den betreffenden Orten eine Durchforstung eingelegt, bei welcher alle abkömmlichen Stämme herauszuhauen sind, um Kosten zu ersparen. Alsdann wird die rauhe Borke- an den stehenbleibenden Stämmen auf 10 — 1 5 '="'• Breite in Brusthöhe mit dem Schneidemesser beseitigt -— angeröthet. Die zum Theerstrich -nöthige Theerraenge ist zu berechnen nach den- hinlänglich festgestellten Erfahrungs- sätzen, und die Theerlieferung so zu bestimmen, dass sie am 1. Februar perfect ist (über die Beschaffenheit des Theeres zum Schluss). Bis zu diesem Termine hat man noch kein Aufsteigen der Raupen wahrgenommen, oder nur einzelne, die •vielleicht sehr oberflächlich lagen und von der Sonne getroffen werden, bäumen. Sobald nun bei Tage eine (mittlere) Temperatur von -|- 4 bis 5° C. eintritt, ist der erste Anstrich auszuführen und so einzu- richten, dass er in 3 Tagen beendigt wird. Ist dieser fertig, so legt man — wenn nicht etwa Frost eingetreten sein sollte, bei welchem überhaupt nicht mit zu diesem Zwecke geeignetem Theer gestrichen werden kann — sofort den zweiten Strich an. Nun kann man ruhig das Weitere abwarten, denn nach den hiesigen, dreijährigen Erfahrungen bleibt dieser zweite Strich unter allen Umständen — geeigneter Theer vorausgesetzt — mindestens 4 Wochen klebrig. Stellt sich dann heraus, dass noch' ein dritter Strich nöthig erscheint, so möge man auch diesen anbringen, von einem vierten oder fünften kann gar keine Rede sein. Es wird nur ganz ausnahmsweise, etwa Uebrigens wird daselbst noch betont, dass der strenge Winter 1870/71 haupt- sächlich dem Frasse ein Ziel steckte, indem er die Vermehrungsfähigkeit des Insectes herabstimmte. Die dort mitgetheilten Erfahrungen sind um so beaclitenswerther, als es sich um grossartige Verhältnisse handelt: In den Jahren 1862 bis 1872 wurden in den preussischen Staatsforstea (Provinzen : Preussen , Posen , Brandenburg , Pommern, Sachsen) 40 600 Hektar Kiefernforsten befressen, davon 10 244 Hektar Kahlfrass. An Kaupenholzmasse wurden eingeschlagen etwas über 2 Millionen Festmeter. Im Ganzen wurden in den 303438 Hektar umfassenden Kiefernwäldern 1 319 345 Mark für Abwehr und Vertilgung des Insectes ausgegeben, jährlich für 1 Hektar eines gefährdeten Kiefernbestandes sonach 0,436 Mark. Das Maximum der Ausgaben erfolgte auf dem Glücksburger Eevier mit 2,386 Mark für Jahr und Hektar. Kiefernspinner. Antheeren. 147 wenn Kälte und Wärme in einer Zeit von 4 — 5 Wochen häufig wechseln, nöthig erscheinen, einen dritten Strich anzulegen. (Ich habe dies auf einer Prohefläche im laufenden Frühjahre, welches durch wechselnde Witterung sehr ungünstig war, und in welchem das Aufsteigen 4 Wochen früher begann, als 1866 und 1867, erprobt. Mein dritter Strich war überflüssig.) Die Beschaffenheit des Theeres (welcher aus fettem Kiehn be- reitet und ohne Beimischung von Steinkohlentheer sein muss) ist von der grössten Wichtigkeit. Der hier als geeignet erprobte wird hinsichtlich seiner Consistenz wie folgt bestimmt: Von den bekanntlich in verschiedenen Flüssig- keitsgraden aus dem Ofen ablaufenden Theermengen wird eine Mischung hergestellt, welche (bei den in der Nähe anzustellenden Proben) sich bei einer Temperatur von -|- 3 bis 4 o C eben noch bequem auftragen lässt. Bei einer höheren Temperatur würde sie ablaufen, bei einer niedrigeren dagegen sich nur sehr schwer auftragen lassen, weil der Theer- seinen Aggregatzustand (Dichtigkeitsgrad) sehr leicht ändert, also gegen Temperaturverschiedenheit sehr empfindlich ist. Die hergestellte Probe wird in einer verschlossenen Flasche am Theerofen aufbewahrt und der Dichtigkeitszustand derselben dient bei jedem Brande als Norm für die Mischung der gezogenen Educte. — Dieser Theer wird kalt benutzt. Zur Beförderung des Theergeschäftes, raschen Ausführung (oder — was dasselbe ist — wohlfeilen Arbeit) sind Arbeiter- Colonnen von je 50 Mann zu bilden, deren jede einen Handwagen mit einer Tonne Theer fährt; ausserdem hat jede Abtheilung zwei Blecheimer mit weiter Ausgussvorrichtung nöthig; mittelst dieser Eimer wird der nöthige Theer aus den Tonnen von 4 Mann der Streicherlinie zugetragen. Hölzerne Eimer taugen nicht, weil daran der Theer zu sehr haftet. Pinsel von 2,5 bis 4°"'- Durchmesser an der Bundstelle, ä Stück -30 Pfg., genügen. Die Kosten betragen pro Hektar etwa 24 Mark, selbst bei 4500 Stämmen nur 30 Mark. Die Hauptsache ist und bleibt der Erfolg. Deshalb auch hier die Er- fahrungen. Ganz vertilgen wird man die Raupen durch Theer auch nicht. Das wichtigste Hinderniss ist nach Lange' die veränderliche Temperatur. Frost unterbricht zwar die Wirksamkeit nicht, wohl aber die Wärme. Ist diese trocken, so dauert die Klebrigkeit des Theeres nur 3 Tage, ist das Wetter feucht, so kann sie 8 Tage wirken. Bei trockenem, sonnigem Wetter trocknet die Südseite schnell und nur die Nordseite bleibt (6 bis 8 Tage) klebrig. Daher der zweite Strich anzubringen, sobald der erste anfängt zu trocknen. Kälte schadet dem zweiten noch weniger als dem ersten. Nur ausnahmsweise, wenn Kälte und Wärme in einer Zeit iVoh 4 — 5 Wochen oft wechseln, wird ein dritter Strich nöthig, für den zweiten und dritten ge- nügt dann eine Breite von 4 bis 5°™-. 10* 1 48 Nadelholzbestands- Verderber. Schliesslich das Verhalten der Raupen. Einzelne übersteigen den Theerring, 2 — 4?^, wenn er 15 — 20'="^- breit ist; 20?^, wenn er nur 3cm. \)YQi^ ist (versucht durch einen zweiten, 15*^™- über dem ersten an- gelegten Theerring). Indessen starben solche, auch wenn man den Theer an ihnen nicht sieht (nur riecht!). Lange beobachtete, dass die grossen Raupen vorher von M. globatus Batz. entbunden wurden. Ich muss das Factum auch nach den früheren (Forstins. Bd. 11. S. 49 — 53), wie den neuesten, im Biesenthaler Reviere gesammelten Erfahrungen bestätigen. Kleine Raupen konnte ich auch bei aller Sorgfalt nicht durchfüttern; von den grossen kamen einige zur Verpuppung und zum Fluge, Beachtenswerth ist noch eine Combination des Theerens mit An- prallen. Ist nämlich das Frühjahrs -Theeren versäumt und — namentlich in schwachen Stangen — der Frass bedeutend, so entschliesse man sich schnell zu einem Ringe. Ist dieser fertig, so prallt man. Die plötzlich ge- stürzten Raupen bäumen in wenigen Stunden und — sind gefangen. Der Ring braucht dann nicht erneuert zu werden, ist also auch sehr wohl- feil. Allerdings stürzen nicht alle Raupen, indessen bleiben so wenige oben, dass, wenn das Mittel im Mai angewendet wird, Kahlfrass nicht zu Stande kommt. 11) Die Raupenübertragung, deren ich schon im Allgemeinen gedachte, erwähne ich hier beim Spinner noch besonders, da die neuesten Wahrnehmungen in den Oberförstereien des Merseburger Regierungsbezirkes nun die Möglichkeit der Ausführung und Wirksamkeit derselben wieder lebhaft in Erinnerung gebracht haben. Im Revier Rosenfeld gab es im Winter 1863/64 Probestücke, auf welchen die Raupen der Kl. I. zu 80 — 95% inficirt waren, und zwar in dem so über- aus günstigen Verhältniss des M. globatus Batz. zum A. circumflexum L. = 7 : b. Ueberdies erhielt ich aus den Anfangs März eingezwingerten Raupen schon nach 3 Wochen grosse Massen der Wespen des globatus, unter welchen 80 9^ Weibchen waren und Schmarotzer- Schmarotzer (Pteromalus) ganz fehlten. Was für eine Wirkung müssen solche Raupen haben, wenn sie ge- sammelt und in anderen Orten, welche ganz frei von Schmarotzern sind, ausgesetzt werden! Bei dem Transport wird man allerdings etwas vorsichtig sein und die Raupen nicht zu dick übereinander schichten müssen. Uebrigens vertragen die Raupen viel, denn die eben als eingezwingert erwähnten machten die weite Reise hierher mit der Post und dicht in Schachteln ver- packt. Das steht wohl fest, dass, im Vergleiche mit Pilz-Uebertragung, die Raupen-Uebertragung mehr leistet und sicherer zu übersehen ist. Kiefernspinner. Feinde. 149 12) Erdaufwürfe um die Stämme, angeblich um die überwinternden Raupen für immer zu vergraben, sind ge- fährlich, weil die dazu nöthigen Gräben in der Peripherie die Wurzeln zer- stören und entblössen. Auch dürften die Raupen, wenn der Boden nicht fest getreten wird, sich durcharbeiten, wie die Erfahrung lehrt. Feinde. A) Wirbelthiere. Die Raupen (und theilweise auch die Puppen, selbst Eier) werden gefressen am meisten von Vögeln, unter welchen besonders Standvögel und auch die von Norden durchziehenden Strichvögel wichtig, wie Heher, Krähen, Drosseln, Meisen, auf deren Wichtigkeit schon Hennert hinweist, da sie die Raupen, wie der Kropf der geschossenen lehrte, über Winter unter dem Moose suchen. In dem Winter der grossen Verbreitung (1868/69) wurde bemerkt, dass ganze Züge der Kohlmeisen den Sammlern im Walde folgten, um Raupen vom Boden aufzunehmen. Auch die Staare fressen sie gern, ebenso die sehr verbreiteten Zugvögel, Pirol, Kukuk, Ziegenmelker. Fasanen nehmen sie auch an, aber nicht Haus- hühner. Unter den übrigen Wirbelthieren gelten als Feinde nur Fuchs, Igel, wahrscheinlich auch Dachs, vielleicht selbst Wiesel, Schlangen, Eidech- sen (letztere öfters auf den durch Wasser isolirten Raupenzwingern bemerkt). Der Fuchs hascht die Schmetterlinge weg, und in seiner Losung findet man die Eier des Spinners. Eulen und Fledermäuse fangen bei Nachtzeit viele Schmetterlinge. Das Schwein leistet hier mit Sicherheit weniger. - B) In- secten. Die Räuber, besonders die grössten Arten aus den Gattungen der Lauf- und Moderkäfer — immer wieder Sycophanta sich auszeichnend — spielen eine Rolle und sind schon deshalb wichtig, weil man durch unge- wöhnliche Vermehrung der sehr auffälligen Käfer und Larven im Sommer auf den versteckt sich entwickelnden Raupenfrass aufmerksam gemacht wird. Ameisen wurden oft als Feinde der Raupen bemerkt, und der aufmerksame und gewissenhafte Hennert sagt: „Kiehnbäume im Raupenfrass, woran Ameisenhaufen waren, blieben grün." Auch im Glücksburger Reviere blieben inmitten des grössten Kahlfrasses Oasen von einigen Hektaren, auf welchen Ameisenhaufen waren, grün. Schmarotzer, besonders Ichneumonen. Wahr- scheinlich nährt kein anderes Insect. so viele Arten, wie der Spinner (fast 50 Arten!). Es giebt unter ihnen indessen nur wenige, welche die Auf- merksamkeit des Forstmannes verdienen, wie M. globatus Ratz, und A. cir- cumflexura L. (s. Taf. I. IH.). Diese beiden sind aber so wichtig, dass ihr Verhalten jedem Förster bekannt sein sollte, weil sie als Winterlarven in den Spinnerraupen sich leicht controliren lassen. Auch die Eier-Ichneumonen (Teleas phalaenarum Nees. u. a.) sind sehr wichtig. Unter für sie günstigen Um- ständen — Wärme und Windstille zur Flugzeit — können sie einen beginnenden 150 Nadelholzbestands-Verderber. Kahlfrass schnell beenden, da sie mehrere Generationen haben. Im Jahre 1863 waren auf mehreren Revieren, bei partiellem Kahlfrass, die hier gegen Ende Juli (Haupt- Flugzeit) gesammelten Eier zu 30 — 4:0% inficirt. Merk- würdig erschien dabei die Isolirung, d. h. manche Eiertrauben (70 — 90) waren gan2; und gar von Ichneumonen bewohnt, andere wieder gar nicht, und bei noch anderen hatten sich die Thierchen an langen, dünnen Zweigen auf einen schmalen Eierring zusammengedrängt, während oben und unten Raupen entkrochen. Stark mit Afterwolle überzogene Eier hatten die Ich- neumonen nicht angegriffen. Der fast ganz gelbe, 5,5""°- lange, stielleibige, Periütus unicolor Hrtg. scheint jeden Winter einzeln in halbwüchsigen Rau- pen vorzukommen. Tachinen giebt es im Spinner mehrere Arten. Die gesellig lebenden sieht man als Maden zu Tausenden auf den in Gruben geschütteten Raupen umher kriechen. Pilze. Sie spielen bei epidemischen Krankheiten der Raupe im Winter- lager eine wichtige Rolle. Indessen ist es doch sehr misslich, das Vertilgen der Raupen zu unterlassen, wenn auch der Procentsatz der kranken ein be- deutender sein sollte. Es ist auch nicht leicht, diesen zu bestimmen. Wenn an den Raupen schwarze Flecken von Nadelknopfgrösse und etwas grösser seitlich auftreten — am Bauche haben alle Spinnerraupen in der Mittellinie schwarze Flecken — , so ist das ein sicheres Zeichen, dass der Pilz hier eingedrungen ist; es giebt aber auch kranke, ohne Flecken, oder diese letzteren treten bloss in Form von zerstreuten schwarzen Punkten auf, die man mit den normalen dunkeln Zeichnungen der Raupe verwechseln kann; dann würde nur das Mikroskop entscheiden. Daher zog ich es immer vor, die verdächtigen Raupen zu füttern und aus dem Verbrauche der Nadeln ihren Appetit zu entnehmen. Beim Sammeln im Walde bemerkte ich, dass die gesunden tiefer in den Boden eingewühlt waren, die kranken oberflächlicher lagen. Anmerkung. (J.) Ein häufiger Begleiter des Kiefernspinners ist der Kiefernschwärmer (Sphinx pinastri L.), der seiner geringen Bedeu- tung wegen hier nur aumerkungsweise erwähnt wird. Raupe: Grundfarbe heller oder dunkler (im Alter) grün, der Länge nach gelb gestreift mit röth- lichem Rückeustreifen und rothen, schwarz gerandeten Luftlöchern. Als Schwärmerraupe ausgezeichnet durch ein Hörn auf dem vorletzten Gliede. Die dunkelbraune Puppe mit Afterspitze und stark hervortretender Rüssel- scheide. Falter: aschgrau, Vorderflügel mit schwarzen Längsstrichen, Hinter- leib an den Seiten mit schwarzen und weissen, unterbrochenen Binden. Franzen der Flügel schwarz und weiss gefleckt. Länge 3,5 — 4'^'"-, Flügelspannung 7 — 8*=™-. — Ausnahmsweise auch auf Fichten. — Trotz seiner Grösse ist das Insect ziemlich unschädlich, weil es sich nicht so massenhaft ver- mehrt, wie der Spinner; seine Puppen, die beim Sammeln der Raupen des Spinners im Winterlager gelegentlich gefunden werden, mag man dann mit vertilgen. Die Nonne. 151 XII. I>ie Noiiue. Ocneria (Liparis 0., Boisd.^ Psilura Stph.) monacha L. . (Taf. IV. Fig. 1.) Die zu den Spinnern gehörige Familie Liparidina, zu welcher Ocneria zählt, nach v. Heineraann: Ohne Nebenaugen. Hinterflügel breit, ungetheilt, kurzfranzig, mit Haftborste, zwei Innenrandsrippen und noch sechs oder sieben Rippen ; Rippe 4 und 5 dicht beisammen, 8 aus der Wurzel und bald nachher die Mittelrippe berührend oder mit ihr verbunden. — Raupen mit behaarten "Warzen oder bürstenförmigen Haai'büscheln und Haarpinseln. Gattung Ocneria Ilbn.^ HS. Hinterschienen mit 4 Sporen. Vorderflügel ohne Anhangszelle, Rippe 10 aus Rippe 7. Rippe 6 und 7 der Hintei-flügel aus einem Punkte. 0. monacha L. Falter, dessen Gröss'e die Abbildung zeigt, weiss, (selten dunkel, var. eremita 0.) mit schwarzen Zickzackstreifen; Hinterleib mit rosenrothen Querbinden, welche besonders beim Q deutlich sind. (f (hier obere Figur) unterscheidet sich von dem Q (untere Fig.) 1) durch doppeltgekämmte Fühler, 2) schlankeren Hinterleib, und 3) durch die im Sitzen mehr ausgebreiteten Flügel. Die 1 6 füssige Raupe (Fig. 1^) ziemlich stark behaart, meist röthlich-, seltener grünlich-grau, mit dunkler, einen länglichen hellen Fleck einschliessender, Rücken- binde, auf dem zweiten Ringe mit sammet- schwarzem, fast herzförmigem Flecke beginnend. Die eben ausschlüpfenden langhaarigen Räupchen hellgelb , schon nach einigen Stunden ganz schwarz, dann aber noch als frisch entschlüpfte an der grauen, gleichsam bepuderten Farbe zu erkennen, die später ganz schwarz wird [s. die eine Familie solcher Räupchen, Spiegel ge- nannt, an der Rinde (Fig. 1^*)]. Die Puppe, anfangs grünlich, später dunkelbraun, bronce- schillernd, mit weisslichen oder röthlichen, langen Haarbüscheln, zwischen einzelnen Fäden an Nadeln oder Rinde versponnen (Fig. 1^). Die Puppenhülsen jahrelang nach dem Ausschlüpfen des Falters an Rinde hangend (wichtig bei Revisionen und Controlen). Die Eier (Fig. 1^ u. Curs. n. T. H. F. 18) etwas gedrückt, röthlich-braun , bronce- schillernd, in traubenförraigen Gruppen von 5 — 50, seltener von 100 — 150 unter der Rinde — 1200 gehen circa auf 1 Gramm. Der Koth (Fig. l'^) gross und dick, walzig, mit deutlichen Längsfurchen und Sterneindrücken auf der Oberfläche, schmutzig-grün. — Die Nonne fliegt gegen Ende des Juli, oder Anfang August so, dass doch wenigstens bis Mitte August überall die Eier abgelegt sind. Die Schmetterlinge, besonders die Männchen, sind bei gutem Wetter sehr beweglich und lassen sich nicht so leicht, wie die des 152 Nadelholzbestands- Verderber. Spinners, vom Stamme abnehmen. Die meisten sitzen in erreichbarer Höhe,, viele jedoch auch, besonders nach stillen, warmen Nächten, bis 6 ™- hoch, und darüber, besonders in Fichten, an denen auch oft der Wipfel zuerst ent- nadelt wird, manche auch dicht über der Erde. Die Eier werden also auch an sehr verschiedenen Stellen, in der Noth an Zäunen, Häusern u. s. f. — ob auch an jungen Pflanzen? schwerlich! — abgelegt. Sie sitzen in der Regel so versteckt hinter den Rindenschuppen, dass man sie erst nach Ent- fernung der letzteren bemerkt, immer durchaus nackt, ohne Spur von Wolle oder Haaren. Im Freien erscheinen die Raupen erst gegen Ende des April oder Anfangs Mai und brauchen, wenn sie im Winter schon auskriechen sollen (z. B. in einer wochenlang in der Hosentasche getragenen Schwamm- dose nach Wiese), anhaltende Wärme. Je nach Lage und Schluss der Be- stände, und Höhe und Weltgegend der Stämme — wonach auch das Ent- kriechen verschieden — , verweilen die Spiegel 1 — 6 Tage auf den Rinden- schuppen, und zwar in Form eines thaler- oder handgrossen Fleckens. Dann erst bäumen die Raupen, oder sie werden, an Fäden hängend, an das Unter- holz geweht, oder auch durch heftige Winde weit fortgetrieben. Die ganze Zeit des Entkriechens dauert, je nach der Witterung, 2 — 4 Wochen. Sie spinnen bis zur Halbwüchsigkeit Fäden aus dem Maule, und sind im Juli ausgewachsen. Die Verpuppung erfolgt im Laufe des Juli, und zwar meist am Stamme — nur Kranke bleiben in den Zweigen erwachsener Stämme. Die erste Nahrung, welche die Räupchen auf Kiefern nehmen, ist der Saft aus den eben sich entwickelnden Maitrieben, in welche die Räupchen sich halb hineinfressen und dieselben dadurch, wenn auch nur an den unteren stark beschädigen. Erst später werden die Nadeln angegangen. Nonne , wie der nahe verwandte Schwammspinner, fressen die Nadeln, besonders der Kiefer (weniger der Fichte), und Blätter nie ganz, sondern werfen einen grossen Theil derselben hin- unter. Blätter mit langen, dünnen Blattstielen, wie Birken, Aspen, Linden, verfallen selten der Raupe ganz, da diese in ihrer Gefrässigkeit, sowie sie vom Zweige gegen den Blattstiel sich erhebt, diesen gleich durchfrisst, wodurch das Blatt, kaum an der Basis etwas angegriffen, zur Erde fällt und solche Bäume, besonders Birken, bald kahl erscheinen; letztere verrathen auch gewöhnlich den Frass am frühesten. Buchenblätter werden gewöhnlich so, wie die bei- gedruckte Figur angiebt, ausgefressen, ähnlich Eichenblätter. Mitte oder Ende Juni bemerkt man, wenn der Frass im Gange ist, schon die Lichtung der befressenen Orte, und der traurige Eindruck dieser Erscheinung wird alsdann noch vermehrt durch die zahlreichen (später fehlenden) Gespinnstfäden, welche von Strauch zu Strauch wie Spinnengewebe gezogen sind, in denen man Koth, abgefressene Nadeln u. dergl. hangen sieht. I) Verbreitung, Frass. Die Nonne liefert den besten Beweis, dass oft über hemmende oder begünstigende Einflüsse wenig zu sagen ist. In § 8 verweise ich auf die ununterbrochene Dauer des Frasses während Y4 seculum, unterdrückten Aesten , Nonne. Verbreitung, Frass. 153 in welchem also gewiss alle möglichen Witterungseinflüsse etc., auf welche ich später noch im Einzelnen (Entkriechen, Flug) hinweise, miteinander ab- wechselten. Wir haben diese Erfahrung vom Jahre 1845 an gemacht, als die Nonne zuerst am Ural auftrat, bis zum Jahre 1852 oder 1853 als sie zuerst den Regierungsbezirk Gumbinnen überschwemmte, dann nach Königs- berg überflog, um zuletzt (bis 1860) wieder nach Russland (östlich v. d. Niemen- Quellen) überzuspringen. Bei der Fortdauer der Holzverwüstungen betheiligte sich in den 60er Jahren der Borkenkäfer so stark, dass man die Wirkungen beider nicht mehr recht unterscheiden konnte. Während dieser Zeit verbreiteten sich die Verwüstungen über ca. 38,5 Millionen Hektar mit 8,8 Millionen Hektar Wald und kosteten an 110 Millionen Kubikmeter Holz, wovon 96 Mill. auf Russland, 14 Mill. auf Preussen gerechnet wurden*) — *) Diese neuerlich ermittelten Zahlen beruhen auf den an das Ministerium be- richteten amtlichen Sammlungen der Herren Schultz (Vater und Sohn). Im Einzelnen behalte ich die älteren Ermittelungen bei. Der Nonnen- (und Borkenkäfer-) Frass in den Revieren der Regierungsbezirke Königsberg und Gumbinnen in den Jahren 1852—1868 gehört zu den grossartigsten Ereignissen in den Annalen der Geschichte unserer Forsten. Forstmeister Schultz meint, dass die durch den Kiefernspinner oder etwa durch den Borkenkäfer primär angerichteten Zerstörungen, wenn man nicht mehr als eine Frassperiode und nur eine Provinz, in welcher diese je aufgetreten seien, annehme, mit dem Umfange des gleich anzuführenden Schadens nur allein in seinem Regierungsbezirke nicht verglichen werden könnten. Ende Juli des Jahres 1853 erschienen zuerst aus der Gegend von Augustowo und Sowalki über Nacht ungeheuere Züge von Schmetterlingen, welche die Forsten um Goldapp, Lyck und Angerburg herum befielen, sich im Jahre 1854 allgemeiner und besonders süd- und südwestlich verbreiteten, während in depiselben Jahre die nördlich belegenen Forsten der Provinz von Westen her (aus dem Reg. -Bez. Königsberg) theil weise beflogen wurden. Erst im Jahre 1858 erlosch der Frass gänzlich, nachdem das Insect überall seine 3jährige Frassperiode durchgemacht hatte. Alle Fichtenbestände, selbst die in Kiefern einge- sprengten einzelnen stärkeren Stämme, wurden mehr oder weniger auf den 300 000 Hektar Waldungen, welche der Regierungsbezirk (einschliesslich der über 60 000 Hektar grossen Privatforsten) besitzt, beschädigt und fast 83 000 Hektar allein in den Jahren 1854/55 mehr oder weniger verwüstet. Der spätere Frass war dann mehr partiell und weniger vernichtend, da seltener die Hölzer kahl gefressen wurden. Was in- dessen nicht abstand — in Fichten von ca. über 40 — 50 Jahre an — war jedoch sehr krank und fiel dem dadurch herbeigelockten und rasch sich mehrenden Borkenkäfer zur Beute. Am meisten Eigenthümlichkeit zeigte in der so beispiellos bedrohten Pro\inz der Regierungsbezirk Königsberg. Die interessanten Nachrichten kamen aus dem von Oberförster Ahlemann verwalteten Reviere Wichertshof (nahe Guttstadt, unter 54» Br. und 38° L.), und zwar im Jahre 1870 mitgetheilt von dem Oberförster- Candidaten Fleck. Die Nonne war hier erst vom Jahre 1854 an in bedrohlicher Menge aufgetreten, verschwand auch erst vom Jahre 1859 an. Ganz unerwartet kam daher ein bedeutender Flug im Jahre 1867 und bis zum Jahre 1869 eine 1 54 Nadelholzbestands- Ver derber. der grösste Waldverlust, der je vorgekommen! — Die Wälder höherer Ge- birge haben nicht von ihren Angriffen zu leiden, wahrscheinlich weniger wegen der niedrigeren Temperatur, als vielmehr wegen des späteren Frühjahres, wegen Feuchtigkeit, Sturm u. dergl. Als Ausnahmen gelten die einzelnen Schmetterlinge, welche z. B. am Dolmar (von mir) und bei 600 ™- Höhe im Westerwalde (Bernhardt) zufällig gefunden wurden. In der Polyphagie rivalisirt vielleicht nur der, sonst auch so ver- wandte Schwammspinner mit der Nonne. Sie kann auf allen Waldbäumen Entwickelung des Insectes, welche das Absterben von etwa 100 000 Kubikmeter Holz zur Folge hatte. Im Jahre 1857 hatten in manchen Revieren viele Schmetterlinge nach einem heftigen N.-W. -Sturme in den Wellen ihren Tod gefunden, die See- schwalben mästeten sich, und man konnte in ihrer Losung noch die Nonneneier er- kennen. In einigen Berichten wird dieser Frass des Jahres 1857 auch „minder intensiv" genannt, weil sich die Fichten, trotz der Hitze dieses Jahres, auf dem meist frischen oder feuchten Boden dieses Regierungsbezirkes mehr vom Frasse erholten; während in den früheren Jahren Stämme, welche nur zur Hälfte gefressen waren, eingingen, «rholten sich im Jahre 1857 Fichten, welche jetzt viel stärker entnadelt waren, besser. Auch wird der Vortheil der gemischten Bestände in mehreren Berichten hervorgehoben, üeber den Borkenkäfer theilten Oberförster Ahlemann und Oberförster -Candidat Ho ff mann mit, dass sich durch Ueberwintern von Larven und Puppen, die aber abgestorben waren, eine Abnormität in dessen Lebensweise gezeigt habe. Im Winter 1858/59 waren dort so viel Käfer und Brut unter der Rinde, dass man auch im Winter das Holz schälte und die Rinde verbrannte. Sendungen des Herrn Ahle- mauu lieferten mir todte Käfer unter der Rinde, welche wirklich Dipteren-Maden enthielten. Jedenfalls ist das Factum wichtig, da bis jetzt mir äusserst selten in imaginibus lebende Schmarotzer gefunden wurden. Wahrscheinlich waren die Käfer noch lebend, als sie von der Fliege belegt wurden; dass sie noch nicht lange abge- storben waren, zeigte die Weiche ihrer Theile, sonst hätten die Maden sich nicht aus den Käfern herausbohren können. Aus unzähligen Ichneumonen-Larven, welche ich den 15. Januar einzwingerte, hatten sich den 23. Februar schon einige Stücke von Pteromalus multicolor Ralz. in der Stube entwickelt. Was den höchst eigenthümlichen äusseren Eindruck, den die verwüsteten Reviere auf den Reisenden machten, betrifft, so entnehme ich den mündlichen Mittheilungen Sachverständiger Folgendes: In den Revieren, wo man zur Abräumung des trockenen Holzes noch gar nicht Arbeiter genug hatte, und wo vorläufig nur Wege und Gestelle vor den umstürzenden Bäumen gesichert werden kennten, da drängte sich, wie in einem Urwald, unterstützt durch die in Eichen und Fichten häufiger eintretenden Samen- Jahre (Ahlemann), überall junges Holz aus dem darch Raupenkoth und pflanz- liche Vcrwesungsproducte reichlich gedüngten Boden hervor, der nun auch nicht mehr durch Oberholz so stark beschattet war. Junge Fichtenpflanzen, die noch nicht zu lange im Drucke standen, Aspen-Wurzelbrut, Linden u. dergl. wetteiterten jetzt, und wahrscheinlich wird dadurch an vielen Stellen ein neuer gemischter Bestand herge- stellt, welcher dem Naturzustande eines Waldes mehr, als der reine Fichtenbestand entspricht, und der künftig das beste Schutzmittel gegen neue Insecteuverlieeruugen l)ilden dürfte. Nonne. Verbeitung, Frass. 155 (am wenigsten auf Eiben, Eschen, Ahorn und Erlen) und auf den verschie- densten Obstbäumen, deren junge, noch grüne Früchte sie sogar zuweilen beschädigt, ja selbst, wenn sie zur Erde gefallen ist, auf den Heidelbeer- blättern fressen. Sie liebt aber die Nadelhölzer im Allgemeinen mehr, dann aber bald die Kiefer, bald die Fichte vorziehend, Kiefern z. B. inmitten der Fichtenbestände durchaus unberührt lassend, wie das der Proskauer Frass im Jahre 1856, bei welchem durch Herausfressen der Fichte die gemischten Orte in reine Kiefern übergingen, und andere Erfahrungen zeigen. Wenn Fichten und Kiefern gleich stark befressen werden, so leiden die Fichten mehr. Auch wird die Gefahr für Fichten durch den Nonnenfrass dadurch grösser, dass hier der — für Kiefern weniger verderbliche — Borkenkäfer lauert, vielleicht selbst die Holzwespe herbeigezogen wird, um über die kränldichen Bäume sogleich herzufallen. Auf Fichte und Kiefer tritt sie, wenn ihre Verbreitung allgemein geworden ist, gewöhnlich rein, gleichsam andere schwächere Raupen verdrängend, auf, etwa nur mit ihrer regelmässigen Begleiterin quadra*), und in Kiefern ausserdem mit Forleule und Blattwespe, seltener mit Spinner und Spanner sich vergesellschaftend. In Laubhölzern hingegen frisst sie gewöhnlich oft mit anderen schädlichen Raupen, nament- lich auf Eichen mit dem Schwammspinner und Goldafter, auf Rothbuchen mit dem Rothschwanz. Zuweilen wird sogar das Laub- mehr als das Nadel- holz befressen, z. B. da, wo es, das Unterholz bildet, und dieses die herab- fallenden Raupen aufnehmen muss. Im Beginne eines Frasses ist das Insect nicht bloss hinsichtlich des Bodens und der Wüchsigkeit der Bestände, son- dern auch des Holzalters wählig. Alte Stämme sind ihm dann lieber, als junge, und man findet besonders da, wo der Wald in Plänterwirthschaft auf- gewachsen ist, zur Zeit des Spiegeins an 'den starken Stämmen unvergleich- lich mehr Raupen, als an den schwachen; man kann dann täglich durch- gehen und an solchen verwachsenen Oberständeru , wenn sie den Tag vorher rein abgesucht waren, immer wieder neue Spiegel entdecken. Nimmt die Verbreitung überhand, so wird der Schmetterling auch an das schwächere Holz zu legen genöthigt, aber selten an Holz unter 40 Jahren; findet man die Nonne auf jüngerem Holze fressend, so wurde sie dahin geweht. Nur hinsichtlich des Bodens und der Vegetationskraft des Holzes bemerkt man auch dann noch einen Unterschied. Denn die Hölzer, welche auf armem, trockenem oder zu feuchtem Boden einen geringeren Wuchs haben, oder *) Lithosia Fabr. (Gnophria StpTi.) quadra L. oder Vierpunktspinner (genannt von den 4 Flügelflecken des Q^ Schmetterlings) hat zwar die Grösse der Nonnenraupen, ist aber oben gelb mit blauen Flecken. Man darf sie nur mit Baum- flechten, Baumblättern und Nadeln zusammensperren, um sich zu überzeugen, dass sie nur Flechten frisst, also eher nützlich als schädlich ist. 156 Nadelholzbestands-Verderber. aus verdammtem Unterholze erwachsen sind, und besonders im Anfange den Heerd der Raupenverbreitung abgaben, leiden am ersten und am meisten. Ausnahmen sind zu erklären durch herrschende Winde, welche auf die Schmetterlingsflüge, auch auf die Verbreitung der noch an Fäden hangenden Räupchen über benachbarte junge Pflanzen von Einfluss sind, durch besondere Localverhältnisse, frühere Vertilgungsanstalten und dergl. Zum Beweise der Vorliebe für kümmerlichere Vegetation dient die Er- fahrung, dass die Nonne an Kiefern die ältesten Nadeln am liebsten nimmt. Wenn diese au den stärksten Stämmen verhältnissmässig früher als bei schwachen verbraucht werden, so liegt dies wohl daran, dass die Raup^n- menge immer viel bedeutender auf diesen ist. Auch werden die untersten Aeste am Oberholze am ersten befressen, einmal wohl, weil diese in Folge der Beschattung mehr kümmern, und weil überhaupt die an dem Stamme auskommenden Raupen von unten nach oben fressen müssen. Bei der Kiefer kenne ich dies als Regel. Um so mehr wundere ich mich, dass in Fichten der Frass umgekehrt, also vom Wipfel nach unten, öfters beobachtet worden ist (Wagner, Promnitz, Fleck). Wenigstens heisst es: die Wipfel und äussersten Zweigspitzen seien zuerst kahl gefressen, während die Bäume von unten angesehen noch grün erschienen — daher auch wohl das öftere Ab- sterben und überhaupt die grosse Empfindlichkeit der Wipfelpartie. — Am Unterholze gestaltet sich Vieles anders. Di^es pflegt die Nonne vollständig zu entlauben. Aehnlich verhält es sich mit den Kiefern-Schonungen*). Wenn nämlich die Spiegel sich eben zerstreut haben, bemerkt man die Räupchen auf den am hohen Holze liegenden KiefeBnculturen. Im Juni 1869 sah ich sogar *) Die wichtige Erscheinung, welche zuerst in Pfeil's krit. Blättern (Bd. XXXV. H. 1 S. 98 f.) besprochen wird, mag wohl nicht bei einem jeden Nonnenfrasse vor- kommen. Bei der grossen Raupen-Invasion am Ende der dreissiger Jahre ist weder von mir, noch von meinen zahlreichen Correspondenten etwas der Art bemerkt worden, während man bei dem Trasse (1852) aller Orten darauf aufmerksam ge- worden ist. Wahrscheinlich wirkten hier, wie so oft, Wind und Wetter. Im Jahre 1852 wütheten Stürme während des Entkriechens der Räupchen. In Ortschaften, welche mitten im Felde lagen, bedeckten sich Gärten, Mauern und Dächer, ja selbst einmal aufgehangene Wäsche mit Räupchen, wenn der Wind von Holzbeständen her- stand. Das Jahr 1869, in welchem wieder ein Verwehen der Räupchen beobachtet wurde, war überdies noch durch die im April und Mai mehrmals sich wiederholen- den Spätfröste und Stürme ausgezeichnet; gleichzeitig hatte sich die Vegetation sehr früh entwickelt; die Nonnenspiegel erschienen in manchen Gegenden (Mecklenburg) schon am 5. April, dem frühesten mir bekannt gewordenen Termin, im Rev- Wicherts- hof aber ungewöhnlich spät, erst vom 4. Mai an bis Ende Mai, in Folge dessen, da Regen folgte, die Spiegel länger sassen, als gewöhnlich. Könne. Frassperiode. 157 ■einjährige, in Mecklenburg soeben verpflanzte Kiefern, welche von der Nonne befallen waren und ca. 75 % eingebüsst hatten (Förster Krüger). Die Raupen hatten anfänglich meist nur die Plumulablättchen (Einzelnadeln) an- und abgefressen, hier auch wohl in den weichen Stengel sich eingebohrt. Die eben sich entwickelnden Doppelnadeln waren noch auffallend verschont, wahrscheinlich weil sie erst nach dem Anwehen der Räupchen trieben, später -wurden auch diese gefressen. Am Hochholze waren 1869 auch sämmtliche Maitriebe ab- und angefressen, theilweise verharzt, und Förster Krüger be- fürchtete das Absterben der so befallenen Stämme. An 3 — 4jährigen Kiefern war der Frass ebenfalls verderblich. Dauer des Frasses. Meist vergehen darüber 3 Jahre*). Wenn nicht etwa sporadisch, hält sich die Nonne selten länger in einer Gegend: *) Ein für alle Zeiten beachtenswerthes und gehörig verbürgtes Beispiel lie- ferten der Neustädter Forstgarten und dessen nächste Umgebung, wo ich täglich war; hier zeigte sich die Nonne zuerst im Jahre 1837 in besorglicher Menge. Im Jahre 1838 und 1839 nahm sie immer mehr zu, und erreichte im Jahre 1840 ihre grösste Menge. Das Ueberspringen war auch selbst auf diesem kleinen Flächen- raume von ca. 25 Hektar sehr deutlich. Im Jahre 1839 war die grösste Raupen- menge in dem Strich südlich vom Forstgarten, und im Jahre 1840 in dem nördlich (längs der Schwärze), so dass beide Striche im Forstgarten, wo wir 3 Jahre hindurch Raupen hatten, sich berührten. Beide Flüge hatten sich also sicher von einem Heerde aus entwickelt, und waren auch zu gleicher Zeit untergegangen. Massige Raupenmengen, welche wir im Jahre 1841 in demselben (Bieseuthaler) Reviere noch fanden, waren wenigstens 1/2 Stunde vom Forstgarten entfernt. Sehr bedeutende Raupenmengen fanden sich nur noch in kleinen Strichen in dem benachbarten Lieper Reviere, wo die Nonne sich überhaupt ein Jahr später gezeigt hatte, als im Biesen- thaler. Aus einem solchen sehr stark befallenen Orte (des Lieper Revieres) sammelte ich am 11. Juli 300 Puppen, und aus dem vorher genannten, massig befallenen des Biesenthaler 200 Puppen. Am 1. August, als keine Schmettei-linge mehr in meinem Kasten auskamen, zählte ich aus der ersten Partie 37 Männchen und 25 Weibchen, und aus der letzteren 84 Männchen und 81 Weibchen; dabei zählte ich 202 (auch meist männliche) Puppen, welche ganz ausgetrocknet waren, oder den nicht ganz vollständig entwickelten, todten Schmetterling enthielten. Der Einfluss der Stube und des Kastens konnte dies nicht machen, denn meine zweite Partie, die so viele Schmetterlinge lieferte, befand sicli in derselben Stube und in einem ganz ähnhch gebauten Kasten. Beide wurden sehr vorsichtig gesammelt und im Moose aus- gebreitet hergetragen. Es wirkte hier unverkennbar der Einfluss des mehr oder weniger concentrirten Frasses (s. auch die folgende Anmerkung). Procentsätze aus anderen Gegenden: Willkomm (Thar. Jahrb. 1857, S. 249) erhielt auf der Dresdener Haide aus 100 Puppen 32 9 und 22 cf, nebst 10 Ichneumonen- und 8 madigen Puppen. Das Resultat war also 28 5^ kranke, \%% inficirte, 54 9^ Schmetterlinge. Es würde das der Annahme eines ziemlich starken Frasses ent- sprechen, in der Mitte stehend zwischen meinen beiden von circa 20 % und 80 % Schmetterlincfen. 158 Nadelholzbestands- Verderber. Beides ist schon in einer und derselben Gegend während eines Frasscyklus vorgekommen. Es hängt dies gewiss hauptsächlich von der Grösse und Lage der Reviere und von der Richtung der Winde, vom schlechten oder guten Wetter ab, auch kommt dabei die Genauigkeit der Beobachtung und der Be- richte in Betracht. Das Wetter war bei der grossen Invasion der dreissiger Jahre schon im Jahre 1838 für das Insect, besonders die Schmetterlinge, so ungünstig, dass man hätte glauben sollen, der Frass müsse aufhören. Vollends war der Sommer von 1840 fast unaufhörlich kalt und regnerisch, ähnlich dem im Jahre 1856, und dennoch tauchte der Frass, wenn auch nur an einzelnen Stellen, mit grosser Heftigkeit im Jahre 1841 wieder auf. Das- Insect macht also oft seinen Cyklus ungestörter, als manches andere — namentlich die kahlen Eulen- und Blattwespen -Raupen — durch. Ist das Revier gross, oder erfolgt das Ueberfliegen nicht blos nach einer Richtung, sondern strahlenförmig von einem oder mehreren Punkten, gleichsam Heerden oder Knoten aus, oder kommen gerade in der Zeit der grössten Verbreitung neue (frischere) Schwärme aus anderen Gegenden (wie in den fünfziger Jahren in Gumbinnen) hinzu, so dauert der Frass länger als drei Jahre. In kleineren Revieren oder einzelnen Districten der grösseren, die mit anderen nicht communiciren, beobachtet man dagegen sehr häufig, wie bei anderen Insecten, z. B. dem im Jahre 1851 — 53 im Thiergarten bei Berlin herum- ziehenden, der Nonne so verwandten Schwammspinner, entschieden einen, 3jährigen Cyclus; d. h. nach einem Vorjahre und dem ersten Flugjahre folgt das zweite oder Hauptfrassjahr, in welchem Raupen im Vorsommer, wie auch besonders die, wie Schneeflocken herumfliegenden, Schmetterlinge im Nachsommer, überall verbreitet sind, die letzteren nun nicht mehr in den Orten, wo die Raupen frassen, in Masse bleibend, sondern grösstentheils in noch wenig befressene Districte fortziehend, wenn auch öfters nur auf einige tausend Schritte weit, und die Ränder der Reviere meidend. Man muss also auch, wenn man die Eier sucht, nicht nach dem Orte des letzten Raupen- frasses gehen, sondern zuerst dahin, wo vorher noch kein Frass stattfand, zuletzt aber die meisten Schmetterlinge flogen. Im dritten Jahre ist die Menge der Eier und der Spiegel über alle Beschreibung gross; aber je mehr man sich der Verpuppungszeit nähert, desto mehr verschwinden die Raupen, oder sie wandern unruhig an den Bäumen auf und nieder, an Zäunen, Gestell- Pfählen u. dgl. hin und her, auch ohne dass bedeutender Sturm und Regen gewesen Wären, die sie hätten von den Bäumen werfen können. Sie sind offenbar krank. In Fichten sieht man sie dann in wilder Hast, auch ohne dass ihnen die Nahrung fehlt, bis in die Spitzen der Zweige kriechen, und hier in grossen Klumpen, die die Zweige zuweilen beugen, den Tod erwarten (Wipfeln) — einmal in Folge einer kalten Nacht (Böhm. Farstv. 1863, p. 48). Nonne. Frassperiode. 159 m |;f'i'-4' Einen solchen Zweig stellt der (durch Oberförster Dobbelstein nach der Ncatur gezeichnete) bei- gedruckte Holzschnitt dar. Zerschneidet oder zer- reisst man einige Raupen oder Puppen, so findet mau hier und da die lebenden Maden der Tachinen und Ichneumonen in ihrem Innern. Aber auch ohne diese erliegen zahlreiche, und ohne dass Pilze bisher hätten nachgewiesen werden können (Fleck*). Das Nachjahr, welches dann noch folgt, zeigt nur noch einzelne Schmetterlinge. Es folgt dann oft noch eine Reihe von Jahren (Zwischenzeit), in welcher man nur höchst selten eine Raupe oder Schmetterlinge sieht. 11) Bedeutung' und Vorhersage. Im Laub holze wii'd die Nonne, selbst wenn sie mit anderen Raupen zusammen fressen sollte, nicht zu beachten sein, und man wird nur bei ihrem Erscheinen auf kleinen Flächen, wie in Alleen, Gärten, Parks u. dergl. (wo der Frass zuweilen schon aus ästhetischen Rücksichten un- angenehm ist), und bei Vorhandensein von Ar- beitskräften einige Vertilgungsmassregeln mit Energie durchführen und wenigstens die werth- vollsten Gewächse, die den Kahlfrass nicht ver- tragen, schützen. Mit Nadelholz is't es ganz anders. Das Verhalten von Kiefer und Fichte, und demnächst die Behandlung beider ist, trotzdem beide im Frass- *) Zum Versuche fütterte ich im Jahre 1840 circa 500, fast voUwüchsig aus dem Freien entnommene Raupen, und hatte Ende August folgendes Resultat: Es fanden sich nur 17 Schmetterlinge (12 Männchen und 5 Weibchen), 44 Fliegen (Tach. larvarum X.) und 75 Tönnchen. Die Zahl der gestochenen Raupen dürfte also, weil immer mehrere Tachinen in einer Raupe stecken, etwa nur 50 betragen haben, so dass wenigstens ^/^ ohne Schmarotzer gestorben wären! In einem anderen Versuche erhielt ich zwar mehr Schmarotzer, allein es war doch immer mehr als die Hälfte der um- gekommenen Raupen ohne Schmarotzer gestorben (s. auch die vorige Anmerkung). 160 Nadelholzbestands - Verderber. jähre selbst nicht wieder ergrünen, so verschieden, dass man aus der beider- seitigen Reaction auch hübsche physiologische Winke für die Natur dieser beiden Holzarten bekommt, wenn auch Verschiedenheiten der Frassjahre und der Oertlichkeiten , wie sie uns Schlesien und Preussen in demselben Jahre für dieselbe Holzart lieferten, wesentlichen Einfluss auf den Erfolg des Frasses haben und zur Vorsicht in der Prognose mahnen. Als Regel kann man indessen ansehen, dass der Schaden an der Kiefer im Allgemeinen ge- ringer als an der Fichte ist, ganz besonders aber deshalb, weil die Nonne gewöhnlich bescheidener als andere Raupen an der Kiefer frisst. In Kiefern leiden nur die Schonungen, besonders die jüngsten Culturen, deshalb bedeu- tend, weil die 1 — 2jährigen Kiefern so empfindlich sind, und die Räupchen von oben auf dieselben gelangen. Das hohe Holz leidet bei Weitem weniger, weil hier die Räupchen von unten nach oben fressen und, wenn sie hier auch anfangs die Maitriebe verletzen, so geschieht dies doch meist nur an unterdrückten Aesten. In dem Frasscyklus am Ende der dreissiger Jahre, wo allein bei Neustadt Hunderte von Hektaren so befressen waren, dass nur Nadelbüschel an den Spitzen der Zweige blieben, auch keine Scheidenknospen sich entwickelten, starben trotz der folgenden Borkenkäfer doch nur unter- drückte Stämme ab. Im Haubarkeitsalter unterscheiden sich die nach Nonnenfrass sich erholt habenden Kiefern in der äusseren Form wenig von normal gewachsenen Beständen. Nur der Zuwachs hat sich nach dem Frasse nicht wieder zur normalen Höhe erhoben, auch war bei Neustadt die Zapfen- ernte mehrere Jahre geschmälert und auch später nie wieder sehr reichlich ausgefallen. Die Fichte leidet bei Weitem mehr, selbst wenn man sie mit Kiefer untermischt vergleichen kann (Proskau). Einmal ist die Fichte überhaupt empfindlicher gegen alle Verletzungen, und es kommt bei ihr viel mehr auf den Grad derselben, Witterung etc. an. Die Prognose vor dem Frasse ist daher ebenso unsicher, wie nach demselben, und man wird daher gut thun, beim Schätzen der gefressenen Stämme mehrere Klassen anzunehmen: erste Klasse der gleich absterbenden, d. h. der schon im Laufe des Frass- sommers oder spätestens im nächsten Frühjahre durch untrügliche Kenn- zeichen den nahen Tod verrathenden; zweite Klasse der fortgeschlepp- ten, d. h. der wenigstens noch für einige Jahre Leben versprechenden; dritte Klasse der vollständig erholten, der durch vollständige Wieder- benadelung Aussicht zur gänzlichen Herstellung gewährenden. Die königl. Regierung zu Oppeln sagt in einem Berichte an das Ministerium, sie erachte für wichtig, „nicht sofort die Kahlhiebe in den noch nicht total kahl ge- fressenen Beständen anzuordnen, sondern den Einschlag der einzelnen Stämme nach ihrem successiven Absterben vorzuziehen und erst nach vorübergegangener Nonne. Bedeutung und Vorhersage. 161 Gefahr zu erwägen, ob der verbliebene Bestand zu couserviren, oder nun un- gedrängt, nach Maassgabe des Absatzes, zum Einschlage zu bringen sei." Oberforstmeister Maron Hess nun, um die verschiedene Energie und Lebens- fähigkeit der in verschiedenem Grade befressenen Fichten kennen zu lernen, Versuche*) anstellen. Im Allgemeinen stimmen die dadurch gewonnenen Er- fahrungen mit den in Preussen, namentlich Königsberg, gemachten überein, denn auch im Kegierungs-Berichte von Oppeln heisst es: „fast alle jetzt (nach *) Die Specialia des denkwürdigen Frasses behalten für immer ihren "Werth. Die erste Aufnahme der (also im Jahre 1856 befressenen) genau gezeichneten 33 Stämme (meist Bohl- und Lattstämme, jedoch auch stärkere und schwächere) ge- schah im April 1857. Davon waren 20 Stämme schon im nächsten Jahre todt, je- doch nur ganz oder fast ganz entnadelt gewesene, von denen 11 schon schlechten Saft, aber die 9 anderen noch guten Saft gezeigt und im Sommer auch Avieder kümmer- lich Nadeln und Knospen gebildet hatten. Die 13 übrigen hatten sich vollständig wieder benadelt und versprachen theils Fortschleppung, theils gänzliche Erholung. Unter den Schleppern war sogar einer (Nr. 12), welcher „auf der einen Seite nur wenig Saft" gehabt hatte. Bei allen diesen hatten sich zunächst „die Knospen kräftig" gezeigt, obwohl die Benadelung meist nur kümmerlich, „nur an den untersten Aesten," „in kleinen Büscheln" vorhanden war. Besonderes Gewicht wird hier auf den Wipfel gelegt. War dieser erhalten, selbst wenn die unteren Aeste keine Nadeln mehr hatten, so blieb der Baum vorläufig erhalten (Nr. 30). War aber der Wipfel todt, wohl gar bis zur Hälfte herunter abgestorben, so ging der Stamm gewiss bis zum Winter ein (Nr. 5, 14, 28), nur mit Ausnahme von Nr. 9 (Bohlstamm), an welchem Saft, Nadeln und Knospen gut waren, auch bis Ende Mai schon die Hälfte der voll- ständigen Benadelung eingetreten war, der Wipfel dennoch abgestorben blieb. Nach Boden geordnet, ergab sich folgende Reihe: auf nassem Boden kein todter, auf feuchtem 6, und auf trockenem 14 todte! Auf dem trockenen Boden waren nur 6 überlebende. Hier kam also zum Boden gewiss noch die Wirkung der trockenen Jahre (1857, 1858 besonders, ganz im Gegensatz gegen 1838), die wir ja auch bei so vielen anderen Gelegenheiten kennen lernten, und die ich besonders in meinen „Standortsgewächsen und Unkräutern" durch viele in den Jahren 1857 und 1858 ge- sammelte Beispiele belegen konnte. — So war der Stand im Jahre 1858, also nach 3 Jahren. Im Jahre 1859 veränderte er sich noch wesentlich, wie ich aus den ge- fälligen brieflichen Mittheilungen des Oberförster Wagner zu Proskau ersehe. Es waren jetzt von den 33 Stämmen nur noch 3 am Leben, und zwar 2 (Nr. 1, 2 auf feuchtem Boden) so kräftig, dass ihr Fortleben gesichert erschien, während der dritte (Nr. 16 auf trockenem Boden) schon einzelne trockene Aeste bekam. Am Ende des Jahres 1861 war auch Nr. 1 wipfeldürr und dem Absterben nahe, und nur Nr. 2 vollständig gesund. Endresultat: 1) Von den unter oberschlesischen Boden- und Bestandsverhältnissen befressenen verzweifelten Fichten — denn nur solche waren zu dem Versuche gewählt — erhielten sich höchstens 3 — 5 %• 2) Weniger befressene erholten sich vollständig; im Jahre 1858 und 1859 waren überhaupt so wenige einge- gangen, dass im Ganzen die Bestände massig geschlossen blieben. 3) Ausser den imterdrückten Stämmen starben besonders solche, welche früher Beschädigungen er- litten hatten, z. B. durch Abhacken von Aesten.. 11 162 Nadelholzbestands-Verderber. 2 Jahren) noch lebenden Fichten, denen die Raupe nur Vio ^^^ Benadelung gelassen hatte, werden wahrscheinlich auch erhalten bleiben, wogegen ganz kahl gefressene, selbst wenn sie hinterher noch trieben, mit der Zeit fast sämmtlich absterben, jedoch mit der Modification , dass jüngere (selbst bei Kahlfrass) sich eher erholten, als die älteren, auch voll beastete besser als stark ausgeastete." Obgleich sich nun im Ganzen (phj'siologisch genommen) die schlesischen Fichten nicht anders zeigten als die preussischen, so haben die letzteren doch unendlich mehr gelitten, was aber wohl in Oertlichkeit und in Nebenumstän- den zu suchen sein möchte. Zuerst ist zu beachten, dass in Schlesien der Frass sich allraälig und langsam entwickelte (seit 1855), und dass mit Ver- tilgungsmitteln etwas ausgerichtet werden konnte (was die kgl. Regierung aus- drücklich hervorhebt), während Preussen, namentlich Gumbinnen, urplötzlich von einer ungeheuren Schmetterlings-Invasion überrascht und erdrückt w^urde. Auch kommt wohl Boden- und Bestandesnatur in Betracht. In Oberschlesien (besonders den betroffenen Revieren Proskau und ChrzeUtz) ist der Boden sehr feucht (Moor), die Bestände sind gemischter (Laub- und verschiedenes Nadelholz) und nähern sich dem Urzustände viel mehr als die preussischen auf Lehmboden, in welchen die Fichte überdies zu rein erhalten worden ist, was sich hier auch hinsichtlich des Borken- käfers (welcher in Schlesien nur sehr einzeln sich zeigte) rächte. Ich habe die Art und Weise, wie die nach dem schlesischen Frasse geretteten Stämme sich erholten, bis zum Jahre 1861, wo der kräftige Trieb den Status quo ver- rieth, an übersandten Zweigen imd Holz- scheiben beobachtet. Als Erläuterung mögen die von mir entworfenen Darstellungen zweier Zweige dienen, des einen benadelten (Va natürl. Grösse und im Herbst 1860 gezeichnet) und des anderen (im Herbst 1861 in V4 natürl. Grösse gezeichnet) entasteten. Der benadelte ist zwar von einem Seitenzweige, der entastete vom Wipfel einer Stange entnommen ; beide lassen sich aber gut parallelisiren — in der Art, wie dies die Stellung beider im Holzschnitt andeutet , d. h. die zusammengehörigen Nonne. Bedeutung und Vorhersage. 163 Jahrestriebe parallel. Wenn der Seitenzweig am Baume geblieben wäre, hätte er einen ganz ähnlichen Entwickelungsgang genommen, wie der Wipfel. Beide geben einen hübschen Beleg für eine vernünftige Physiologie. Die Entnadelung erfolgte im Jahre 1856 — der betreffende Trieb ist hier abgeschnitten. Im Jahre 1857 entstand ein Trieb, der offenbar schwächer benadelt war, als ein normaler. Das Jahr 1858 war aber das merk- würdigste , indem es an dem überdies sehr verkürzten Triebe kleine Bürstennadeln*) erzeugte. Hier war also die Vegetation am meisten deprimirt, auch ersichtlich daraus, dass in diesem Jahre keine Quirlknospen entstanden, sondern nur ein einfacher Höhentrieb (1859) — die Aeste, welche man später an dem 58er Jahrestriebe fand, sind, wie auch die meisten von 1859, erst später entstanden. Im Jahre 1860 war die Vege- tation weder ziemlich normal. Wenn ich nun daran gleich die Betrachtung des entasteten Parallelzweiges anschliesse, so erwähne ich der beiden letzten Triebe nur insofern vergleichend, als der 61er schon ganz normal ist (au einzelnen Stangen bis 50°'"- lang) und auch schon Seitenknospen getrieben hat, von welchen ich an dem 60er nirgends etwas bemerkte. Mein Haupt- augenmerk richtete sich auf den 58er Bürstentrieb, welcher sich an dem entasteten kurz, aber stark ausgebildet hatte, und zwar offenbar durch die Menge der Seitenästchen, welche hier im Jahre 1859 und 60 (vielleicht schon als Knospen am Ende des Jahres 1858) entstanden waren — natürlich nur an Wipfeltrieben, während Seitenzweige auch in normalen Jahren ge- ringe Verästelung zeigen. An einigen Wipfeltrieben zählte ich 6 — 8 solcher Aeste, die auf dem kleinen Räume zusammengedrängt einem Donner- besen glichen und den 58 er Trieb gewiss noch nach Jahren kenntlich machen. Ihm sind deshalb auch die hier gefundenen Doppelringe (Wald- verderbniss I. Taf. 25) zuzuschreiben, diese durch wiederholte Thätigkeit zu erklären. Der 59er Trieb ist in dem abgebildeten Zweige wenig länger, als der 58er, bei einigen war er so kurz, dass beide fast zusammenschmolzen — Seitenzweige haben sich auch bei ihm erst später entwickelt, dann aber mitgewirkt, dass nun eine kräftige Grundlage für die späteren Triebe ent- stand, gleichsam für einen ganz neuen Baum. An den Trieben von 1857 *) Bei der Kiefer kommen solche Bürstennadeln auch nicht selten vor. Ich beobachtete sie nach Eulenfrass einige Male, so dass ich mir ihre Entstehung einigermassen erklären konnte. Sie kamen hier nur an den obersten, zum Ver- kümmern geneigten Quirlästen vor, und zwar an dem GOer Triebe, während der 61er wieder normale Nadeln hatte. Der 5Ser war durch Frass entnadelt. Es musste hier also — noch dazu in den erschöpften Kronenquirlen — der Reserve- stoff der 59er Triebe so angegriffen sein, dass im nächsten Jahre nicht mehr normale Nadeln gebildet werden konnten. 11* 1 G4 Nadelholzbestands- Verderber. und 56 waren nur vereinzelte und schwache Aestchen, obgleich darunter auch vierjährige. An einem Stammdurchschnitte ergab sich bei Betrachtung und Vergleichung der Jahresringe dasselbe Kesultat: der 58er Ring der schwächste, dann der 59er. Der 57er war etwas stärker als jene beiden, aber schwächer als der 56er. Die Decrescenz des Ringes im Frassjahre ist also für Fichte charakteristisch und die Gefährlichkeit eines Kahlfrasses mit beweisend. Harzketten und Spiesse kommen bei Fichte nach Kahlfrass vor. Vielleicht stehen hier beide in ursächlichem Zusammenhange. Denn dadurch, dass die Ketten besonders am obersten Ersatzzweige, au der der Spiesswurzel — resp. künftigen Wundstelle — zugewendeten Seite auftreten (Waldverderbn. I. Tai 26), deuten sie ihre Bestimmung an, durch Harzerguss jene Wunde zu heilen, die übrigens, da der Spiess schneller als Kiefernspiess (meist nach wenigen Jahren) ausbricht, auch heilungsbedürftiger ist. Schlimmes bedeuten die Harzketten nicht, denn sie verschwinden nach wenigen Jahren wieder, und wenn die Ringe dann auch schnell abfallen und (durch plötzliches Spar- samwerdeu der Harzkanäle?) Erschöpfung andeuten, so haben sie doch noch immer einige Reihen Braunholzzellen, Schliesslich muss noch an die Vergleichung von altem und jungem Holze erinnert werden. Auch in Fichten dürfte das erstere im Vortheil sein — nur ausnahmsweise umgekehrt. Unterdrückte Stämme erholen sich schlechter als dominirende. Da an jungen Stämmen Spiesse so leicht nicht entstehen, so möchte ich darin mit einen Grund ihres, durch zu starkes Wipfeltreiben herbeigeführten, leichteren Verderbens finden. So lange der Wipfel nicht erheblich leidet, ist, trotz Absterbens von unteren Aesten, Aussicht zur Ge- nesung (Waldverderbniss I. Fichten-Nonne §.4, 5 und Taf. 15, 2&). III) Begegnung. Wenn man in verzweifelten Fällen (z. B. beim ostpreussischen Frass) trotz aller Anstrengung nichts rettet, in anderen wieder ohne alle Mittel das Holz erhält, so beweist das nicht, dass man überhaupt nicht an Vertilgung denken darf. Im Böhm. Forstverein (J. 1863 p. 49) theilt der Vicepräsident mit, dass geschützte, besonders gespiegelte Bestände erhalten wurden, während die unthätigen Nachbarn ihre befallenen Bestände abtreiben mussten. A. Aufzählung der Mittel. 1) Das Eiersammeln (Eiern) während des Herbstes und Winters bis zur Mitte des April. Es kommt Alles darauf an, dass man die anfangs ungeübten Sammler gehörig anleitet. Das geschieht dadurch, dass man ihnen zuerst die am meisten befallenen Orte zeigt, in Fichten anfangen lässt, wo die Eier am leichtesten zu suchen sind, und einen annehmlichen Preis stellt. Nonne. Eiersammeln. ^ 65 Sind sie erst eingeübt, so kann man mit dem Preise schnell heruntergehen, und dies ist die Hauptsache, damit auch das Mittel nicht mehr kostet, als es nutzt. Gewöhnlich fängt man mit 1 Mark für 16 — 17 Gramm an. In Ostpreussen galt dieses Quantum 50 Pfg., ging aber bald auf 30 und zuletzt auf 20 Pfg. herunter. Natürlich muss man auch auf die immer kürzer werdenden Tage, Kälte und Schnee im Reviere Rücksiclit nehmen und die Preise nicht so bedeutend verringern, dass die Leute ganz oder grössten- theils aus der Arbeit gehen, und der Zweck nur unvollkommen erreicht wird. Das Mittel verdient, wenn auch nur in einzelnen Fällen, Berücksichtigung, weil es in ganzen 7 bis 8 Monaten ausgeführt werden kann, und die, Be- amten dann nicht die Zeit mit Beaufsichtigung der Sammler zu verlieren brauchen. Die Art und Weise des Sammeins ist folgende: Mit der rechten Hand wird mittelst eines kurzklingigen Messers, oder auch wohl mittelst eine-s Meisseis ein Stück Rinde abgestammt und dieses mit der linken Hand er- griffen. Sitzen auf der Unterseite desselben Eier, so kratzt man sie in einen kleinen Beutel. Da die meisten Eier in einer verticalen Ritze liegen, welche durch zwei an einander stossende Schuppen gebildet Avird, so bedient man sich auch wohl eines anderen Yerfahrens. Mit dem Messer werden alle hervorstehenden Borkenstückc so lange beschnitten, bis die Eier frei daliegen. Dann fasst man sie zwischen die Spitze der Messerklinge und den etwas befeuchteten Daumen und schüttet sie in den Sack. Man hat es also mit 2 Acten zu thun: 1) dem Abborken und 2) dem Abnehmen der Eier. Das letztere erfordert noch mehr Geschicklichkeit, als das erstere, weil die Eier sehr spröde sind und besonders bei harter Winterkälte leicht abspringen. Um dies zu vermeiden, näht man den Beutel an einen Bügel, ähnUch dem einer Geldbörse. Der Bügel, welchen man aus einem Buchen-, Wachholder- oder dergleichen Aestchen schneidet, darf aber nicht ganz kreisrund sein, sondern muss an einer Stelle einen Winkel bilden, den man gegen den ge- schnittenen Rindenwinkel setzen kann, aus welchem dann die Eier unmittel- bar in den Sack gekratzt werden können, ohne in's Moos zu fallen. Dieser Apparat zeigt sich besonders in Kiefern nützlich. In Fichten, wo die Eier- trauben fast immer an Rindenstückchen festkleben, ist jedes Gefäss zur Auf- nahme derselben brauchbar. Zum Abborken können aucli Wiegemesser mit zwei Griffen genommen werden. Beile dulde man aber nicht. An den Fichten ist das Sammeln noch leichter, und es bedarf nur eines schwachen Messers, mit welchem man die schwachen Rindenschuppen abhebt. Anfänglich suchen die Arbeiter lieber die Stämme in Brusthöhe ab. Später steigen sie aber auch mittelst angelegter Leitern höher. Soll ein Ort recht gründlich gereinigt werden, so muss man darauf halten, dass allo 166 Nadelholzbestands-Verd erber. Bäume wenigstens 4 — 5"*- hoch, wo möglich noch höher, abgesucht werden. In der Regel finden auch die Leute oben mehr, als unten; denn wenn ira Sommer Falter gesammelt werden, so geschieht dies nur bis ca. 3""- Höhe, und die höher sitzenden legen ruhig ihre Eier ab. Auch erleichtert die nach oben dünner werdende Rinde hier das Sammeln bedeutend, und die einzige Unbequemlichkeit verursacht die Leiter. Es darf aber auch nicht versäumt werden, die Eier am Fusse des Stammes aufzusuchen, besonders bei der Fichte. Das Entkriechen würde sonst hier eben so sicher wie am Schafte erfolgen. (Wenn frei am Boden liegende Schwammspinner-Eier sterben (s. dort), so ist das Folge des gewaltsamen Abkratzens und Entblössens der- selben). In Ostpreussen fand man neuerlich die meisten Nonneneier im Moose an den Wurzeln, welche bei der Fichte so stark hervortreten. Reinigung der Eier. Die Leute müssen sie auf einen nicht zu tiefen Teller schütten, und mittelst Schwenken und Blasen die leichteren Theile zu entfernen suchen. Von den zuletzt noch anhangenden feineren Theilen befreien sie dieselben dadurch, dass sie sie über grobes, schwarzes Löschpapier laufen lassen; denn an den Fäserchen desselben bleibt Staub und dergleichen hangen. Bei der Abnahme derselben müssen die Beamten auch darauf sehen, dass nicht, um das Gewicht betrüglich zu vermehren, die Eier an- gefeuchtet oder ihnen wohl gar fremde Körper beigemengt sind, wozu am liebsten Mohnsamen und feines Schrot genommen werden. Letzteres (mit Tinte an- geschwärzt) ähnelt den Eiern sehr, rollt aber sogleich, auf eine schiefe Papier- fläche gebracht; Mohnsamen aber erkennt man an der abweichenden Form. Nach der Abnahme der Eier müssen sie sogleich verbrannt werden, aber, wegen möglicher Detonation, in kleinen Portionen, da mit so theurer Waare leicht Missbrauch getrieben werden könnte. Auch müssen die Beamten darüber wachen, dass nicht etwa Eier aus anderen Gegenden, wo sie wohlfei er sind, eingeschwärzt werden. Es liegen Fälle vor, in welchen die Eier in grosser Masse leicht eingesammelt werden konnten. Wenn die Schmetterlinge näm- lich durch Winde verschlagen werden, legen sie da, wo sie gerade hinfallen, ihre Eier massenhaft ab, z. B. in Dörfern frei an die Giebel, Zäune u. s. f. Bei dem letzten Frasse in Ostpreussen wurden 50 Gramm solcher Eier zu 10 Pfennigen angeboten, aber natürlich nicht angenommen. Die meisten Eier wird man nur da finden, wo im vorigen Jahre die meisten Schmetterlinge flogen, und nicht da, wo die meisten Raupen waren. 2) Das Tödten der Räupchen (Spiegeln). Man muss von Mitte April an sorgfältig revidiren, um bei dem Auskriechen der ersten Nester bereit zu sein. Am besten ist es, man zeichnet sich an verschiedenen (sonnigen und schattigen) Stellen einige Eiernester, und sieht ihnen täglich nach. So- bald sie anfangen, ihre braune Farbe in eine hellere, weissliche, stark perl- Nonne. Spiegeln. 1 67 mutterglänzende zu verwandeln, dann dauert es nur noch wenige Tage, und die jungen Räupchen sind da. Sie kriechen gleich aus ihrem Verstecke her- vor, bleiben aber dicht daneben auf der Oberfläche der Borke noch 1 — 6 Tage sitzen, je nachdem das Wetter wärmer oder kühler ist. Auch tiefere, feuchtere Lage der Orte, Schluss oder Räumlichkeit derselben, Nord- oder Südseite der Stämme, hoch oder niedrig an denselben, wirken darauf ein. Der zur Vertilgung der Spiegel gegebene Zeitraum ist also nur sehr kurz, und eben deshalb darf man den Anfang desselben nicht versäumen, wo möglich auch nicht die Sonn- und Feiertage unbenutzt lassen. Sobald die ersten Nester ausgekommen sind, müssen die Arbeiter bestellt werden. Im Ganzen wird man sie 3 — 4 Wochen brauchen. Kommen die Räupchen schon Mitte April aus, und wird das Auskriechen der verschiedenen Familien in den ver- schiedenen Gegenden des Revieres öfters durch Wiederkehr kalter, nasser Witterung unterbrochen, so ist der Zeitraum länger. Erfolgt das Entkriechen aber erst im Mai, uud ist dann, wie gewöhnlich, das Wetter anhaltend schön, so geht die zum Tödten günstige Zeit schnell vorüber. Im Jahre 1853 er- folgte das Entkriechen erst um Pfingsten, und, da in den Feiertagen nicht gearbeitet werden durfte, blieben kaum 8 Tage zum Spiegeln. Dasselbe be- richtet Wiese vom Jahre 1857: gespiegelt konnte nur vom 14. bis 20. Mai werden! Dieser Umstand ist es schön allein, der das Vertilgungsmittel etwas unsicher macht, indem mehrere Hundert Leute öfters Tage lang, ohne etwas Wesentliches ausrichten zu können, durch die Raupenorte ziehen, während dann mit einem Male wieder so viele Raupen erscheinen, dass man gar nicht Hände genug hat, sie zu vernichten. a) Die Anstellung der Arbeiter. Sollen diese ordentlich be- schäftigt und controlirt werden, so muss man für 10, höchstens 15 Paare einen Aufseher haben. Diese dürfen nicht selbst Hand anlegen, sondern haben nur darüber zu wachen, dass Jeder fleissig sucht, ferner sich immer- fort wieder zu überzeugen, dass die Arbeiter auch die richtige Anwendung von ihren Werkzeugen machen, und dann endlich auch von Zeit zu Zeit hinter der Linie her einzelne Bäume zu revidiren, um die lässigen nach- suchen zu lassen, und sie zu überzeugen, dass sie nicht unbeobachtet bleiben. In Revieren, wo Stangenorte mit stärkerem Holze abwechseln, braucht man auf 2,5 bis 4 Hektar einen Arbeiter, also auf 250 bis 400 Hektar 100 Arbeiter, wenn sie einmal durchgehen sollen. Sollen sie aber mehrmals dieselben Bestände durchgehen, wie es doch nöthig wäre, um die nach und nach später auskommenden Räupchen zu vernichten, so können dieselben 100 Arbeiter nur 80 bis 130 Hektar bestreiten. Sie müssen nach 3 — 4 Tagen, je nachdem die Räupchen durch Witterung begünstigt, längere oder kürzere Zeit sitzen, immer wieder denselben Strich nehmen. Hat man so 168 Kadelholzbestands- Verderber. viele Leute und Aufseher und so kleine Bistricte, dass diese alle 1 — 2 Tage von Neuem durchgegangen werden können, so ist es desto besser, denn es kommen täglich neue Spiegel aus, und viele sitzen nur 1 — 2 Tage. Dabei muss man sorgen, dass die Leute in möglichst gerader Linie durchgehen, damit keine Stämme übersehen werden. Rückt der eine Flügel schneller vor, als der andere, so muss man von Zeit zu Zeit die Linie wieder herzustellen suchen, vielleicht dadurch, dass man jenen etwas genauer suchen lässt, oder dass man tüchtige Arbeiter an den säumigen bringt. Wenn man einen Ort nicht seiner ganzen Breite nach mit einem Male absuchen kann, sondern, wenn man z. B. von Westen nach Osten gesucht hat, umkehren, und nun von Osten nach Westen suchen muss, so macht der Flügel, bei welchem nachher die Schwenkung erfolgt, mit den Füssen oder den Stangen eine Furche in die Erde. Die Schwenkung erfolgt dann so, dass der Flügel, welcher vorher der südlichste war, jetzt der nördlichste wird. Ausser den Männern können auch Frauen und Kinder, jedoch nicht unter 12 Jahren, beschäftigt werden. Die Kinder sind sehr gut dazu zu gebrauchen, die Stämme unten herum, wohin sich die Alten nicht gern bücken, abzusuchen. Daher kann man einem Erwachsenen an jedem Baume ein Kind zugesellen. b) Auswahl der zweckmässigsten Werkzeuge. Die Arbeiter brauchen nur einige Hände voll Werg oder alte Lappen, mit welchen sie die Raupenspiegel, an der Rinde reibend, zerdrücken. Es kann auch dazu eben so gut eine Hand voll Moos vom Boden aufgenommen werden, und dies hat, so wie das Werg, den Vorzug, dass man an den in den Rinden- ritzen zurückbleibenden Fasern die bereits abgesuchten Stämme schon von Weitem erkennt. Sitzen die Spiegel tief in den Ritzen, so müssen sie hier mit einem zugespitzten Stöckchen oder einem scheibenförmigen Rindenstticke zerrieben werden. Hier leisten Schuhbürsten, mit welchen man tief und scharf in die Rindenritzen dringt, gute Dienste (Wiese). Damit auch die höher sitzenden Spiegel vernichtet werden können, muss der zweite Arbeiter (der Erwachsene) immer eine (aber steife und nicht zu biegsame) Stange von 2,5 bis 3"*- Länge haben, welche oben einen Flausch Werg enthält oder mit Lappen bebunden ist. Mit dieser können Nester zerrieben werden, so hoch wie man sie nur mit Sicherheit sehen kann. Man kann den Ar- beitern das Tragen der Stange leicht zur Ehrensache machen. Bei einer grossen Menge von Arbeitern können die Aufseher nicht behalten, wer eine Stange gehabt hat, und wer nicht. Man hat auch die Anwendung stumpfer Besen empfohlen, mit welchen die Bäume ganz und gar abgefegt und die Spiegel dabei zerquetscht werden sollen. Soll man aber diese Arbeit rohen Arbeitern anvertrauen, so wird der Zweck auf die ungenügendste Weise er- reicht, die man sich nur denken kann. Es lässt sich diese Arbeit noch viel Nonne. Spiegeln. 1 69 weniger controlireu , als das Zerdrücken der Spiegel mit Moos oder Werg. Auch wird ein Arbeiter nicht früher fertig mit dem Abfegen eines ganzen Stammes, als mit dem Absuchen und Zerreiben der Spiegel. c) Die Unterscheidung der Stämme und der Gegenden, wo die Spiegel sitzen. Im Allgemeinen müssen sich die Arbeiter bei den stärkeren Stämmer länger, als bei den schwächeren aufhalten. An jenen ist nicht allein die Summe der Raupen viel grösser, als an diesen, sondern die Spiegel sitzen auch viel höher hinauf. Da, wo viele solche starke Stämme vorkommen, ist es sogar zweckmässig, Leitern anzusetzen, welche hinter der Fronte her getragen werden. Jeder Baum muss rund herum abgesucht werden, wobei man darauf aufmerksam sein muss, dass z. B. an starkem Holze die ersten Spiegel mehr oben sitzen, weil sie hier unter der schnell durchwärmten, schwächeren Rinde früher hervorgelockt werden, während die Eier in den stärkeren Rindenritzen länger liegen bleiben. Auch selbst das unterste Stammende darf nicht tibergangen werden. Hier pflegen die Raupen, welche von der Erdkühle zurückgehalten werden, ganz zuletzt auszukommen. In Fichten sitzen sie zuweilen nur hier. Dazu sind am besten die Kinder zu gebrauchen, da sie sich gut bücken können. Au der Erde selbst, im Moose und im Grase, liegen so wenige Eier, dass man hier selten suchen zu lassen braucht. Bemerkt man Orte, an welchen, vermöge ihrer sonnigen Lage, die Spiegel eher erscheinen, als in den dunkeln, geschlossenen Be- ständen, so macht man mit jenen den Anfang, wenn sie nicht etwa sehr klein und unbedeutend sind, und so sehr aus dem Wege liegen, dass man nur mit grossem Zeitverluste ein kleines Corps der Arbeiter detachiren könnte. Ueberhaupt ist das Ueberspringen von einem Orte zum anderen sehr unbequem und zeitraubend, und muss vermieden werden, wenn es nicht etwa die ausgesprochene Rücksicht: bei allgemeiner Verbreitung die werth- voUsten Orte zu schützen, erfordert. 3) Das Raupen- und Puppensammeln. Diese Operationen be- ginnen oft schon im Mai. Da die Schonungen sowohl von übergewehten Räupchen, als von den, die entblätterten oder entnadelten älteren Hölzer (welche namentlich in oder an den Schonungen vorkommen) verlassenden stärkeren Raupen öfters hart mitgenommen werden, so muss hier zum Tödten derselben geschritten werden. Es wird dabei hauptsächlich auf den Fleiss und Scharfsinn des Aufsichts-Personals ankommen, damit die Sammler schnell eingeübt werden und einerseits die unscheinbaren Räupchen nicht übersehen werden, andererseits die weichen, empfindlichen Maitriebe beim Zerdrücken der Räupchen nicht mehr von dieser Operation als vom Raupenfrasse leiden; die Räupchen müssen abgenommen und zwischen den Fingern zerdrückt werden — Entzündungen und Geschwüre erfolgen darauf nicht. "Unter Um- 170 Nadelholzbestands- Verderber. ständen kann es der Controls wegen vortheilhaft sein, die Raupen in inwen- dig glatten Töpfen etc. zu sammeln und zu vernichten. Bei gehöriger Aufsicht können auch Kinder, die die Zweige meistens gut erreichen, an- gestellt werden. Zwei Bedingungen sind dann noch: 1) dass man am auf- merksamsten an den Rändern nach dem hohen Holze hin sammelt, und 2) dass man, da von jenen immer wieder Räupchen nach den Schonungen hin geweht werden, diese so lange immer von Neuem absucht, bis das Spinnen der Raupen aufgehört hat. Forstmeister Schultz hat in den Pflan- zungen, namentlich bei schon grösseren Raupen, auch grossen Vortheil von stumpfen Besen gesehen, womit sie abgekehrt und dann zertreten werden. Hinreichend starke Kinder leisteten dabei vorzügliche Dienste. Die Wieder- holung des Sammeins muss so lange als nöthig geschehen. Will man das auch bei der Nonne anwendbare Anprallen benutzen, so muss jene Zeit abgewartet werden, in welcher die Raupen nicht mehr spinnen. Alsdann wird in den Stangenorten das Anprallen vorgenommen, wie es beim Spinner beschrieben worden ist. Mit Rücksicht auf die Nonne ist nur noch zu bemerken, dass, da diese in Kiefern von unten nach oben frisst, auch selbst bei starken Bäumen das Erschüttern der unteren starken Aeste, zumal an den freien Waldrändern, von Nutzen sein könnte. Es müssen Leute hinaufsteigen und stark auftreten oder mehrmals mit der Axt tüchtig anschlagen. Alsdann kann man noch vom Unterholze oder an der Erde eine Menge Raupen leicht sammeln, wenn dieselben von den hohen Bäumen herunter kommen oder vom Winde heruntergeworfen werden. Die Fortsetzung dieses Sammeins wird das Puppensarameln sein, welches gewöhnlich schon im Juni eintritt. Die grösste Menge der Puppen sitzt zwischen sparsamen Fäden an den Zweigen und Blättern des Unterholzes und der Schonungen, wenn diese nicht etwa schon von Räupchen gereinigt wurden, sowie auch an den Stämmen an der Rinde in Mannshöhe. Oben auf den Bäumen bleiben nur wenige, und diese sind noch dazu meist krank. Im Paulinzeller Reviere hat man die Puppen mit grossem Vortheile heruntergeprällt. Sie hängen so lose zwischen ihren sparsamen Fäden, dass sie durch die Er- schütterung beim Anschlagen eines schwachen Stammes, oder durch das Auf- treten auf die Aeste herabgestürzt werden (Freih. v. Ho lieben). 4) Das Schmetterlingssammeln, welches unmittelbar hinterher ein- tritt, ist das schlechteste Mittel, da die Schmetterlinge oft sehr hoch sitzen, auch viele umherfliegen oder wohl gar schon abgelegt haben. Kann man aber Leute bekommen — was freilich in der Erntezeit misslich ist — so versäume man auch dieses Mittel nicht, da dasselbe noch eine Menge Weibchen am Legen verhindert. Entdeckt man das Uebel gleich im Ent- Nonne. Schmetterlingssammeln. 171 stehen, das heisst während der Schwärmzeit der ersten Schmetterlinge, so sind 100 gefangene Schmetterlinge mehr werth, als im nächsten Sommer 5000, und über's andere Jahr Y2 Million Kaupen; es ist dann also nicht unvortheilhaft, sie nach der Stückzahl zu bezahlen. Leider ist uns die Ent- deckung der Schmetterlinge im ersten Jahre, oder vielmehr in dem, dem ersten vorhergehenden sehr schwer, und kaum von den Beamten, wenn sie nicht ungewöhnlich aufmerksam und gut unterrichtet sind, zu verlangen. Bei kaltem, feuchtem Wetter gelingt das Schmetterlingssammeln besser, als bei warmem, und man kann dann die hochsitzenden Weibchen selbst mit einer Stange herunterstossen. Daher wähle man bei stillem, warmem Wetter die frühesten Morgenstunden, wo die Sclimetterlinge festsitzen. Will man bloss die Weibchen sammeln lassen, so lässt sich das leicht erreichen, in- dem auch der einfältigste Arbeiter sie bald von den Männchen unterscheiden lernt. Nur dem, der nie den Schmetterling sah, kann dies unausführbar vorkommen. Indessen erreicht man doch keinen bedeutenden Vortheil da- durch. Es hält beim Sammeln immer etwas auf, und wenn man nun auch lauter Weibchen tödtet, so muss man sie auch theurer bezahlen, als wenn Weibchen uud Männchen durch einander gesammelt werden. 5) Die Raupengräben können in derselben Weise, wie beim Spinner, nicht angewandt werden, denn sie würden noch weniger als dort wirken, da die Raupen, wenn sie unten Heidelbeerkraut finden, an diesem fressen und nicht weit wandern. Daher helfen sie nicht einmal als Isolirungsgräben. 6) Leuchtfeuer sind wohl jetzt überall verpönt. 7) Durchforstungen sollen der Nonne widerwärtig sein, weil die Falter in dem räumen Holze zu sehr dem Winde ausgesetzt seien. Dies ist aber wohl Illusion, da dazu eine so starke Durchforstung nöthig wäre, wie sie wohl nur selten wirthschaftlich gerechtfertigt sein möchte. Dagegen wer- den alle Vertilgungsmassregeln durch vorausgegangene Durchforstung er- leichtert. Dabei kann man immer den auch sonst so nützlichen, etwa vor- handenen Unterwuchs schonen, welcher den Frass der später auskommenden Raupen von dem den eigentlichen Bestand bildenden, hohen Holze ablenkt. 8) Gemischte Bestände leiden stets weniger von der Nonne, als reine, sollen sogar weniger angegriffen werden. Wo also Oertlichkeit Mischung, namentlich Laub- und Nadelholz, zulassen, ist sie zu empfehlen. Bei der so häufigen Untermischung von Kiefer und Fichte hat man doppelte Rücksicht zu nehmen. Einmal zeigt sie sich vortheilhaft, indem Kiefern- raupen sich hier nicht so leicht festsetzen, wie in reinen Kiefernbeständen, und auch die Nonne hier immer lieber die Fichten abfrisst, als die Kiefer, welche letztere dann immer noch nach dem Aushiebe der Fichten Bestand 172 Nadelholzbestands- Verderber. bildend bleiben kann*). Ein anderes Mal hat die üntermiscliung der Fichte mit der Kiefer aber auch gewisse Nachtheile, wie aus der Note zu S. 173 erhellt, da sie ein erfolgreiches Eiern unmöglich macht. Immerhin wird man aber aus diesem Grunde derartige Mischung, wo sie sonst erwünscht ist, nicht unterlassen. B. Auswahl und Beurtheilung der Mittel. Wenn es schon überhaupt Pflicht eines für sein Revier besorgten Forstmannes ist, alle ihm zu Gebote stehenden Mittel zur Unterdrückung eines Insectenfrasses anzuwenden, so wird er im Besonderen bei der Nonne die Fälle wohl zu überlegen habön, wo er, wie bei hart bedrohten Fichten- beständen, alle Mittel nach der Reihe zu versuchen hat, oder, wie bei infi- cirten Kiefern- Schonungen, mit dem Absuchen der Räupchen sich begnügen kann, u. s. f. Mit Ausnahme der unter 5 und 6 genannten, früher auch gebräuchlichen Mittel, deren Wirkungslosigkeit man aber neuerlich erkannt hat, wird man in den geeigneten Fällen von allen hier genannten Mitteln Gebrauch machen können. Es könnte nur da, wo man vorher berechnet, dass die Geldmittel nicht ausreichen , das wohlfeilere vorgezogen und das kostspieligere zurückgesetzt werden. In dieser Beziehung wurde immer am meisten das Eiern besprochen. Es lässt sich Manches dafür und dawider sagen. Ausführbar ist dieses Mittel, so wurden z. B. im Winter von 1839 zu 1840 allein im Biesenthaler Reviere bei Neustadt 500 Kilogramm Nonnen- eier (1 Gramm hatte 1200 Stück) abgeliefert. Da das Eiern aber viel Geld kostet, so hat man es in Kiefern fast überall aufgegeben. Nur in Fichten und in Fällen, in welchen die übrigen Mittel allein nicht mehr aus- reichend erscheinen, um einen bedeutenden Schaden abzuwenden, oder wo man alle Kräfte zusammen nehmen will, um einen Raupenfrass in der Ent- stehung zu unterdrücken, wird man es wieder anwenden müssen**). Es *) Erfahrung hat dies wiederholt gelehrt, so auch nach dem Nonnenfrass in . den 30er Jahren auf Dresdener Haide; manche aus Fichten und Kiefern gemischte Bestände haben sich dort in reine Kiefernbestände verwandelt, die noch heute zum Theil gut gedeihen, wo deren räumlicher Stand durch nachträglich sich froh ent- wickelnden Fichtenunterwuchs in Rücksicht auf Erhaltung der Bodenkraft unschädlich gemacht wurde. (J.) **) Obgleich sich gewichtige Stimmen gegen das Eiern erhoben hatten, nach- dem in den Nonnen -Jahren 1838 — 40 viel Geld unnütz ausgegeben worden war, so habe ich nie aufgehört, das Eiern wenigstens in Fichten-Revieren in Erinnerung zu bringen. Meine Erwartungen rechtfertigen sich in der That von Zeit zu Zeit wieder, und es zeig*: sich, wie so oft, dass man ein Mittel nicht so leicht im Allgemeinen verwerfen darf, sondern nur gegen seine schlechte Anwendung in gewissen Fällen eifern muss. Insofern hier viel von dem praktischen Blicke und dem gesunden Nonne. Auswahl der Mittel. 173 erfordert aber auch dann noch grosse Aufmerksamkeit von Seiten der Be- amten, weil die Arbeiter nur zu leicht in Versuchung kommen, einen viel zu hohen Lohn zu fordern. Zuverlässige und wohl eingeübte Leute müssen Probesammlungen anstellen und den Preis bestimmen. Verfolgen wir nun noch einmal einen Frass der Nonne von seiner Entstehung an bis zu seinem Ende, wie ich ihn in seinem Verlaufe S. 157 u. 158 geschildert habe. In dem Vorjahre (1836) ist noch nichts zu thun; es soll den aufmerksamen Beobachter nur auf die bevorstehende Gefahr aufmerksam machen. Auch im ersten Jahre lassen sich, wenn nicht etwa durch Ueber- fliegen eine grosse Schmetterlingsmenge aus benachbarten inficirten Gegenden plötzlich herbeigeführt sein sollte, nur erwachsene Raupen, Puppen und Schmetterlinge in einiger Quantität sammeln. Das Ueberfliegen wird aber oft nur vorgeschützt; ob jedoch die Schmetterlinge im eigenen Reviere sich entwickelt haben, sieht man bald an den an den Bäumen hangenden, leeren Puppenhülsen. Das Spiegeln hat, ebenso wie das Eiern, im ersten Jahre, da die Arbeiter nur schwer einzuüben sind, noch wenig Erfolg, es muss aber, namentlich wenn man Leute genug und Aufsicht hat, hier und da versucht werden, ganz besonders dann, wenn ein Ueberfliegen wirklich er- folgt ist — dann sogar mit Schmetterlingssammeln und Eiern vereinigt werden. Auch auf den Schonungen wird man im ersten Jahre noch wenige Raupen finden. Erst im zweiten Jahre ist in den durchweg befallenen Districten einer Gegend die Menge des Insectes so gross, dass man die Spiegel leicht bemerkt. Diese müssen dann mit aller Kraft vertilgt werden. Besonders ist das, was ich über die verschiedene Zeit des Auskriechens der Räupchen, über die Beaufsichtigung der Arbeiter und deren öftere Wiederkehr in die verschiedenen Orte gesagt habe, wohl zu beachten; denn, das Spiegeln ist Urtheile abhängt, bleibt es allerdings eines der verzweifeltsten Mittel, das den Ver- walter von Forstrevieren leicht iü schwere Verantwortung bringen kann. Einzelne glückliche Fälle sind besonders lehrreich. Ich theile hier u. A. einen aus der neue- sten Nonnen-Katastrophe Ostpreussens mit. Der Verwalter des Revieres Rothebude (Schimmel fennig) schreibt mir Folgendes: „Gegen die hier obwaltende Ansicht behaupte ich, dass das Eiern in Fichten entschieden nützen kann, wenn es mit Energie betrieben wird, aber auch nur in reinen Fichten. Sobald sich hier die Kiefer eingesprengt findet, erscheint der Nutzen zweifelhaft, weil die Sammler nie die Kiefern absuchen, so lange die Fichten noch Eier haben; die Kiefern bleiben mit ihren Eiern, mit ihren massenhaften Eiern, der Heerd des Verderbens für die Fich- tenbestände. An zwei Orten hatte ich reine Fichtenbestände, Hess hier zu demselben Preise sammeln, wie an anderen Stellen, und rettete diese Bestände, da dieselben kaum Vs ibrer Nadeln verloren hatten. Wo aber, wie im Süden des Revieres, die Mischung von Vs Fichten und V3 Kiefern vorkommt, da war keine Rettung, da wur- den auf 200 Hektar fast sämmtUche Fichten kahl abgefressen. Ebenso ist es in den übrigen Oberförstereien ergangen." 174 Nadelholzbestands- Verderber. unstreitig im zweiten Jahre das wichtigste Mittel und im Stande, die Kraft des ganzen Frasses zu brechen, wenn auch nicht ganz zu unterdrücken. Jetzt ist es, wo eine volle Wirkung erzielt werden soll, dringend nöthig, dass wenigstens da, wo Unterholz ist, Raupen, Puppen und Schmetterlinge im Sommer darauf gesammelt werden. Und dennoch lässt sich nicht ver- meiden, dass auch das dritte Jahr (1839) eintritt. Hat man in diesem die- selben Mittel mit derselben Energie wiederholt, und ist die Ausdehnung des Frasses nicht zu gross, so kann man ziemlich darauf rechnen, so manches Kubikmeter Holz, so manches Hektoliter Zapfen erhalten, oder wohl gar das geschützte Holz gerettet zu haben. Im Nachjahre (z. B. schon 1840, s. S. 157 Note), in welchem meist nur Männchen einzeln fliegen, ist dann nichts mehr nöthig. IV) Feinde. Sie finden sich bei einem Nonnenfrasse zahlreicher als irgendwo. Viele der nützlichen Vögel verzehren das Insect in verschiedenen Ständen, aber ganz besonders sind es hier die Eier, welche massenhaft ver- tilgt werden, da gerade im Winter die Meisen etc. in grossen Schaaren die Wälder durchziehen. Die Eier werden ferner begierig aufgesucht von Tausend- ftissen und Kameelhalsfliegen, so wie von gewissen, flach gebauten Spinnen. Ja selbst im Leibe der Mutter sind die Eier nicht sicher, da sich die Larve des Sycophanten förmlich hineinfrisst, während das Weibchen, an den Platz gebannt, nur mit den Flügeln schlagen kann (Dr. Gerstäcker); der Käfer dagegen nährt sich von Raupen, wie aus seinem Auftreten im Vorsommer schon anzunehmen. XIII. Der Kiefern -Prozessionsspinner. Cnethocampa pinivora Tr. (Hierzu Holzschn. in natürl. Gr.) Die zu den Spinnern gehörige Familie Notodontina, zu welcher Cnethocampa gehört, nach v. Heinemann: Schenkel langhaarig; Hinterleib den Afterwinkel überragend. Vorderflügel schmal, mit 12 Rippen. Hinter- flügel nicht lanzettförmig, kurz gefranzt, mit Haftborste, zwei Innenrands- rippen und noch sieben, selten sechs Rippen, Rippe 5 gleich stark und in der Mitte zwischen 4 und 6, oder fehlend, Rippe 6 und 7 gestielt, Costal- rippe frei aus der Wurzel. Die Falter tragen die Flügel in der Ruhe dach- förmig und fliegen bei Nacht. — Raupen nackt oder dünn behaart, leben auf Laubholz, einige auf Nadelholz. Verwandlung in der Erde oder in einem Gespinnst. Gattung Cnethocampa Stph.: Fühler bei beiden Geschlechtern bis ans Ende zweireihig gekämmt. Ohne Nebenaugen und Spiralzunge. Palpen in der Behaarung versteckt. Hinterschienen nur mit Endsporen. Vorderflügel ohne Anhangszelle. Rippe 5 der Hinterflügel schwächer als die übrigen Rippen. — Raupen dünn behaart; sie verwandeln sich in einem mit ihren Haaren durchwebten Gespinnste und sind merkwürdig durch die giftige Der Kiefernprozessionsspinner. 175 Eigenschaft ihrer Haare und ihre in regelmässiger Ordnung erfolgenden Wanderungen. C. pinivora Tr., Falter: Gelblich grau und weisslich gemischt mit grauen Hinterflügelfranzen, Stirn nackt mit scharfen Querkielen. Die Quer- streifen auf den Vorderflügeln fein, gegen den Vorderrand divergirend, der hintere bei ^/4 in diesen verlaufend, überall scharf gezähnt. Hinterflügel unrein weiss, Saumlinie unbezeichnet, Franzen graulich, auf den Rippen weiss durchschnitten. Zeichnung oft sehr undeutlich, namentlich beim Q . Länge des c/ 14, Flügelspannung 33 ""'"•, Q etwas grösser. — Raupe bis 3 ""• lang, gelblich- oder bläulich-grau, warzig, schwarzköpfig, vom 4. bis 11. Ringe in der dunkeln Mittellinie des Rückens je ein schwarzer (mitten fein getheilter) Spiegelfleck, welcher die mikroskopischen Gifthaare (s. Curs. H. Taf. H. Fig. 22) enthält. Die übrigen (theils weisslichen, theils gelben) langen Haare sind zum Theile auch widerhakig, aber nicht giftig. Die Puppe fast 20™™- lang, gedrungen, hellbraun. Cocon dicht, über 20™™- lang, tönnchen- förmig, grauweiss oder rosaroth, mit Raupenhaaren überstreut, meist auf- recht und gruppenweise in der Erde, bei 5 — 10 '^™- Tiefe, Eier an den Nadeln, dieselben fast ganz einhüllend, von der grauen Afterwolle des $ schuppig überzogen. Koth unregelmässig (weder recht walzig, noch stern- förmig). Fährten im Sande punctirt (s. Figur rechts oben). Der Schmetter- ling fliegt im Vorsommer, bald etwas früher, bald später. Aus den nun ab- gelegten Eiern kommen die Raupen bald aus und erreichen, paarweise und bandförmig prozessionirend, ihre VoUwüchsigkeit im Juli oder August, worauf sie sich zur Verpuppung und Ueberwinterung in die Erde begeben*). Vorher *) Sehr auffallend, dass von dieser Regel Abweichungen vorkommen, welche in einzelnen Localitäten (z. B. Oberf. Neumühl) sogar zu der Annahme verleiten, als überwinterten die Eier regelmässig. Ich glaube, dass diese im Herbste schon abge- legten Eier, die ich auch bei Keustadt gefunden habe, von überjährigen Schmetter- lingen herrühren, welche etwa in der Art, wie bei überjährigen Blattwespen (s. S. 124), nicht im Vorsommer , sondern im Nachsommer fliegen. Die Ueberjährigkeit im 176 Nadelholzbestands - Verderber. pflegen sie sich gern an der Erde aufzuhalten, sie wühlen sich auch wohl ein, den Boden mit gläsernem Gespinnst überziehend und durchwirkend, kommen dann aber unruhig immer noch einmal hervor, ehe sie sich zum Zwecke der Verpuppung eingraben. Gegen diese Zeit, und auch früher, habe ich sie häufig am Tage prozessionirend gefunden. Bedeiitiiug und Begegnung. Die Kiefer ist die einzige Holzgattung, welche die normale Nahrung der Raupe abgiebt, und nur in Ausnahmefällen, bei Futtermangel, verirrt sich letztere, wie die Eichen -Prozessionsraupe es auch thut, auf andere Hölzer, z. B. auf die benachbarten Birken und Wach- holder, welche sie auch anfrisst, bei ihren Prozessionen über's Feld, auch wohl auf einzeln stehende Laubbäume. Kiefernbestände auf schlechtem Boden, durch Streurechen zurückgekommen, durch Plänterung zu stark gelichtet, sind der Raupe, welcher sich meist Nonne oder auch Eule zugesellen, die liebsten. Sie zieht mittelwüchsiges Holz dem alten vor, hält sich auch auf Feldhölzern, lückigen Kusseln, wo sich die Raupe gern sonnt. Die älteren Nadeln zieht sie den Maitrieben vor; wenn sie aber in Masse auftritt, und es an Futter mangelt, so frisst sie Alles kahl. Die Fälle sind schon dagewesen, und man hat sich sogar genöthigt gesehen, das Holz schnell zu schlagen und hinterher zu roden, damit die Puppen zugleich zerstört werden. Durch blosses Suchen und Ausgraben wird man die Puppen schwerlich beseitigen, so sehr sich dies auch als ein Wintermittel empfiehlt. Man würde in den Gegenden, wo die Prozessionen sich zuletzt gezeigt haben (Ende Juli), an geeigneten (nackten) Stellen auf den Boden achten müssen. Wo die Raupen sich eingegraben haben, hinterlassen sie ein aus- gebreitetes Gespinnst flach am Boden, etwa so, wie man es im Herbst vom sogenannten „fliegenden Sommer" sieht. Auch verrathen sich solche Stellen durch einen schwachen Aufwurf des Bodens, wie er von mehreren ge- meinschaftlich arbeitenden Regenwürmern hervorgebracht werden würde. Wiese sah dies sogar auf festgetretenen Wegen, wo man kaum mit dem Spaten durch konnte, und hier lagen die eben mit der Verpuppung beschäf- tigten Raupen in einer Tiefe von 8 — 10«^°'-. Vielleicht wächst, wie bei pityocampa, Cordyceps aus den Puppen, Gefunden hat man diesen Mehlpilz Zwinger, und zwar bis in's dritte, vierte Jahr, ist eine ausgemachte Sache — neuerlich wieder an der Küste beobachtet (Wiese). Bei Graff kamen aus den im Jahre 1842 gesammelten Puppen: in dem Jahre 1843 ein Falter, im Jahre 1844 deren 2, in den .Jahren 1845 und 46 keine und endlich 1847 der Rest, bis auf! noch übrig bleibende, lebende Puppe! Der Vorsommerflug ist gewiss Ptegel, denn ausser meinen, schon in den „Forstinsecten" publicirten Beobachtungen, finden sich auch neuere in den .,krit. Blättern", im „Schles. Forstverein" von 1854 u. s. f. — alle sprechen für das üeber- wintern im Puppen-Zustande. Selbst Hennert wusste dies schon und macht es [nächst dem Mangel an Nest-(Winter)-Raupen] als Grund geltend, dass die Prozessionsraupe des Himmelpforter Reviers nicht pityocampa Ä\ V. gewesen sein könne. aber noch nicht, wahrscheinlich weil die Puppen der pinivora zu stark mit Erde bedeckt sind. Mehr lässt sich thun, wenn man die Raupen, während sie an der Erde oder an den Stämmen prozessioniren, oder wenn sie, zum Zweck der Häutung, im Sommer in Klumpen an den Stämmen (in Astgabeln etc.) sitzen, tödten lässt. Bei dieser Arbeit ist aber dieselbe Vorsicht den Leuten zu empfehlen, wie beim Vertilgen der giftigen processionea L. (s. dort). In der Gegend, wo pinivora stark frisst, erfahren Menschen und Thiere bald die (zuweilen bis zur Lebensgefährdung sich steigernden) Wirkungen der Raupen, und es hält schwer, auf den, den inficirten Reviertheilen benachbarten Feldern Leute (zur Erntezeit) zu bekommen. Die Polizeibehörde wird auch hier Notiz von dem ßaupenfrasse nehmen müssen. XIV. Der Pinien - Prozessioiisspinner. Cnethocampa pityocarapa S.V. Familien- und Gattungscharakter S. 174. Falter: Grau und weiss- lich gemischt mit weissen, am Afterwinkel grauen Hinterflügelfranzen ; Stirn nackt mit scharfen Querkielen. Dem Vorigen (pinivora) sehr ähnlich. Quer- streifen breiter, ziemlich parallel, am Vorderrande dunkler, der hintere ge- schwungen, höchstens auf Rippe 2, 3 und 4 deutlich gezähnt, bei -/a in den Vorderrand gehend. Hinterflügel reiner weiss mit grauer, auf den Rippen unterbrochener Saumlinie und schwärzlich grauem, auf die Franzen sich aus- dehnendem Randfleck. — Raupe der vorigen ebenfalls sehr ähnlich, die Hübner' sehe Abbildung (copirt in Forstinsecten H. Taf. VHL) ist zu blau. Die von Davall übersandten Eier waren auf Cocons abgelegt und, wie bei pinivora, mit braunen Schuppen bedeckt, diese nur länger und spitzer, so dass die Eiergruppen einem kleinen Fichten-Zapfen gleichen. Im Freien legen sie ihre Eier gewiss ebenso um die Nadeln, wie dies pinivora thut. Aufent- halt und Leben sind allerdings verschieden, und zwar hauptsächlich durch Ueberwintern der Räupchen, was vielleicht durch den Aufenthalt in einem Klima von mindestens -j- 3 bis 4*^ C. Wintertemperatur ermöglicht wird. Sie leben hier an Kiefern, selbst gemeinen, namentlich an P. maritima Mill. (z. B. var. nigricans Host bei Vevey), nie an Fichten, Tannen, Eiben, kommen auch auf Pinie (P. pinea L.) vor. Ueber die wärmere Schweiz sah man sie nördlich noch nicht hinausgehen. Schon im Herbst erkennt man sie an den feinen, mit zerstreuten Kothstückchen durchwirkten Gespinnsten zwischen den Nadeln, in welchen sie in Gesellschaften (bis 100) leben. In der Schweiz kommen sie im März (also bei 6 bis 7,5 ^ C. Mitteltemperatur) zum Vor- schein, dann aber nur Nachts, wenn es frostfrei ist, mit Tagesanbruch kehren sie in das Nest zurück. Sie prozessioniren gerade so, wie pinivora. An- fangs Mai, wenn sie auch bei Tage ausgehen, sind sie ausgewachsen und halten sich viel am Boden, in welchem sie sich wie pinivora verpuppen, nur früher. Wahrscheinlich kommen sie, nachdem sie die Erde mit Gespinnst 12 178 Nadelholzbestands -Verderber. durchzogen haben, noch mehrmals hervor, wie ich dasselbe auch bei piuivora gesehen habe. Der Flug erfolgt im Juli (in Paris wie in Vevey). Aus ihren Puppen wächst Cordyceps hervor. Bedeutuu;^ und Begegnung. Da sich das Insect schon an der Grenze von Deutschland gezeigt hat, so dürfte es dieselbe auch einmal überschreiten. Es gehört zu den sehr schädlichen, weil 1) die Giftigkeit der Kaupen so gross wie bei den anderen Prozessionsranpen ist, 2) das Insect alle Arten von Kiefern befällt, dieselben theils abfrisst, theils mit Gespinust überzieht, welches den Längenwuchs gefährdet, 3) auch in die Gärten kommt und hier doppelt unangenehm ist wegen ekelhaften Ueberspinueus der Aeste. Ver- tilgung noch leichter ausführbar als bei pinivora, da man schon im Herbste die Gespinnste bemerkt und sie mit den Raupenfamilien leicht abbrechen kann. Dass dies in der Provence erst im Frühjahre geschieht, wo die Raupen schon ausgewachsen sind und Alles verzehrt haben, tadelt Da v all*). XV. Die £ule. Fori- oder Kieferiieule. Trachea (Panolis Hbn.) piniperda Panz.^ Esp. (Taf. IV. Fig. 3, Curs. II. Taf. H. Fig. 14.) Die zu den Eulen zählende Familie Orthosidae, zu welcher Trachea gehört, nach v. Heinemann: Halskragen gerundet oder ausgeschnitten, nicht capuzenförmig. Thorax entweder nicht oder nur schwach geschöpft, oder vorn mit einem schneidigen Längskamme. Vorderschienen uubedornt. Saum und Franzen der Vorderflügel gauzrandig oder ungleich gezackt, selten gleichmässig stark gewellt (dann der Thorax mit schneidigem Längskamme). Rippe 7 der Hinterflügel aus der vorderen Ecke der Mittelzelle, Rippe 5 fast immer schwächer. Gattung Trachea Ilhi. Augen behaart. Palpen kurz, versteckt, End- glied nicht sichtbar. Thorax dicht wollig behaart, ohne Längskamm. Schienen unbewehrt. Sehr plump, Kopf lang zottig behaart. Fühler kurz, beim cf perlschnurförmig mit kurzen Wimperpinseln. Vorderflügel breit, nach aussen wenig erweitert, Saum schräg, schwach gerundet. Rippe 8 und 10 gestielt *) Davall in Vevey hat das Insect in allen (mir gütigst mitgetlieilten) Stadien verfolgt und seine Beobachtungen niedergelegt im „Journ. Forestier Suisse X. annee No. 3 März 1859. Im Jahre 1857/58 sah ich bei ihm lebende Raupen, hörte auch manche interessante Details, als er im März von einer südhchen Excursion zurück- kehrte. Am Mittelmeere (zwischen Nizza und Cannes), wo die Verwandlung schon erfolgt war, hatte er Prozessionen von 6 — 8 ™- Länge und von 200 Raupen gesehen. Im Winter 1859/60 waren die Nester wieder sehr häufig au den Bäumen in und bei Vevey, die Thiere schienen aber krank zu sein. Davall klagte sehr über die beim Experimentiren erhaltenen Entzündungen; ihm waren sogar die Achseldrüsen ange- schwollen, wie er mir schreibt. — Die ersten genauen Beobachtungen lieferte Reaumur (Ins. T. II. S. 149 bis 162), welcher die von Bordeaux erhaltenen Raupen in Paris Eule. 179 aus der Spitze der Anhangszelle entspringend. Ring- und Nierenmakel deut- lich, letztere gegen den Vorderrand nach der Spitze vorgezogen. Saumlinie unbezeichnet, Franzen auf den Rippen licht durchschnitten. T. piniperda Pfwz. Falter: Flügelspannung bis 37"™- Q. Zimmt- röthlich mit gelbgrauer Mischung, die gegen den Vorderrand divergirenden Querstreiten sind weisslich oder blauröthlich gefärbt. Ring- und Nierenniakel weiss, etwas grau gemischt. Die Makeln im Innern mit bräunlichem Schatten. Grundfarbe bisweilen in Olivengrün gezogen. Farbe und Zeichnung nicht constant. Hinterflügel und Hinterleib graubraun, erstere mit an der Spitze weisslichen Franzen. Thorax weiss gemischt (Fig. 3 *■'•). — Die IGfüssige Raupe (Fig. 3^^), grün mit mehreren weissen Längs -Rückenstreifen und einem orangefarbenen jederseits. (1400 — 1500 auf das Liter). Vor der ersten Häutung konnte man, Avenn man nicht die Jahreszeit berücksichtigte, leicht dadurch getäuscht werden, dass die Raupen wegen mangelhafter Ausbildung der Eauchfüsse wie Spanner kriechen. Alsdann spinnen sie auch lebhaft. Vor einer jeden Häutung werden sie dunkler, stellenweise (besonders am Kopfe) fast schwarz, nach derselben heller grün. Die Puppe (Fig. 3^) anfangs grün, später dunkelbraun — kranke röthlich, besonders am Vorder- theil — , mit zweispitzigem After (ca. 2000 auf das Liter). Die grünen Eier halbkugelig, genabelt (Curs, H. Tai H. Fig. 14), 3 — 8 und mehr, reihig an den Nadeln, also nur an gefällten Stämmen wahrnehmbar, kurz vor dem Entkriechen blassröthlich. Der Koth (Fig. 5^^-) lang und dünn, aus 3 deutlich gesonderten Stücken zusammengesetzt. — Die Eule ist schon durch ihren frühzeitigen Flug, im April, oder gar schon Ende März, aus- gezeichnet, leidet daher auch leicht von der Witterung. Sie schwärmt auch am Tage, aber träger als die Nonne, bei warmem Wetter (besonders in den Vormittagsstunden), regelmässiger aber in der Abenddämmerung und Nacht, An kalten Tagen ist die Entwickelung gehemmt und die schon ausgekomme- nen Falter fallen dann leichter beim Anprallen zu Boden. Im Mai fressen oft schon die Räupchen an den kaum entwickelten, von ihnen angebohrten Maitrieben, so dass bei massigem Frass nur diese kahl werden und die Spitzknospen sich noch grün erhalten, bei Kahlfrass aber die Maitriebe um- knicken und verdorren. Es sind dies Kennzeichen, welche die Gegenwart erzog (Verpuppung Ende März, Flug Juli?). Ochsenheimer (Schmetterl. Cur. III. S. 283) beschreibt unter dem Namen pityocampa wahrscheinlich unsere pinivora. Ebenso sind wohl viele Andere getäuscht worden, wie z. B. Bechstein, Hennert, welche ihre Beschreibungen und Abbildungen von Keaumur entlehnen. Aber auch hier zeigt sich wieder die Gewissenhaftigkeit und der Beobachtungsgeist Hennert's, in- dem er im Nachtrage (S. 196) sein Bedenken gegen pityocampa ausspricht: Die Himmelpforter Raupen hätten sich ja im Herbst verpuppt und ,, zusammengesponnene Nester der Baupen" hätten sich nirgends gefunden. Solche Zweifel fielen dem guten Bechstein, der doch Hennert kennt und citirt, gar nicht ein. Plinius (hiat. nat. Lib. 23, 28. 29), bei welchem der Name pityocampa zuerst vorkommt (in Picea nascens!), hat wohl schon die rechte Raupe gekannt und auch von ihrer Giftigkeit gewusst. Mitte Juni prozessionirten bei Bex die ausgewachsenen Raupen noch. Die mittlere Temperatur kann man hier höchstens 10" C. rechnen. Zeitverschiedenheiten sind hier wohl schon aus den klimatischen Verschiedenheiten erklärlich. 12* des Insectes verrathen. Im Juli sind die Raupen ausgewachsen, begeben sich jetzt, oder auch verspätet im August, zum Ueberwintern von den Bäumen herunter. Verpuppung unter'm Moose. In sehr lockerem und wenig be- decktem Boden wühlen sie sich auch wohl etwas ein. I) Verbreitung, Frass, Erkennung. Von anderen Raupen darin wesentlich verschieden füllen die Eule nebst Spanner eine Lücke aus, die ohne sie in der Waldverderbniss und deren Wissenschaft geblieben sein würde. In der vorrückenden Verbreitung hat die Eule Aehnlichkeit mit der anderen Kahl- raupe, dem Spanner, wie dieser, liebt sie die Stangenhölzer und das Wan- dern, und unterscheidet sich vielleicht nur dadurch, dass sie nicht so, wie jener, den schlechtesten Boden sucht und auch in offeneren Hölzern sich hält — deshalb also auch oft zu besserer Prognose berechtigt — , andererseits durch häufigere Wiederkehr unangenehm wird. Sichere Unterscheidung beider dürfen wir nicht in jener früheren Zeit erwarten, als noch von „der grünen Raupe" gesprochen wurde. Wenigstens muss man vermuthen, dass, da früher die Eule für schädlicher gehalten wurde, als sie neuerlich sich wirk- lich gezeigt hat, eine Verwechselung bei dieser Schätzung untergelaufen ist. Frasscyclus und Wiederkehr. Beide sehr verschieden. In den letzten beiden Decennien kennen wir nur kurze Dauer: 1851 und 1852 in Schlesien, 1858, 59 in der Provinz Sachsen und Brandenburg, und 1866, 67, 68 in der Provinz Preussen, also nur 2 — 3 Jahre andauernd. Woher diese Vergänglichkeit? Körperliche Eigenthümlichkeit kennen wir nicht, da Eule wie Spanner kahl ist. Entferntere, namentlich meteorische Ursachen lassen sich leichter finden. Die Raupe erlangt dadurch, dass sie, gegenüber dem Spanner, in einer Jahreszeit mit 10 — 18'' C. Mitteltcmperatur lebt, eine gewisse Empfindlichkeit, und weiss sich in der Zeit, wo noch Nacht- fröste einfallen (April, Mai), durch Einbohren zu verstecken. Trifft sie später schlechtes Wetter, wie es doch zuweilen noch im Juni mit kaltem Regen sich einstellt, oder Gewitter, gegen das sie empfindlich ist, so sterben die Raupen plötzlich massenhaft, und der Raupenpilz (Empusa), welcher vielleicht damit zusammenhängt, vollendet die Niederlage, wie ich sie z. B. täglich im Jahre. 1859, nachdem der Raupenfrass erst ein Jahr bei uns gedauert hatte, beobachten konnte, und wie sie 1868 sich bestimmt zeigte. Die Wiederkehr ist viel schwerer zu erklären — genug, dass sie erwiesen ist und, wenn auch nicht so häufig, wie beim Spinner, doch Eule öfter als Spanner (und Blattwespe) repetirt. Der Frass zeigt die Eigenthümlichkeit, dass sich die Raupen in die Maitriebe einbohren, weshalb viele derselben, besonders an den untersten, unterdrückten Aesten, frühzeitig vertrocknen. Die betroffenen Zweige treiben zwar in den ersten Nachjahren noch vereinzelte Grünbüschel, sterben aber Eule. 181 bald in Folge der Unterdrückung durch den inzwischen benadelten Wipfel ganz ab. Die nächste Folge ist das massenhafte, nächstjährige Hervor- brechen der schon im Frassjahre knospenden, sehr haltbaren, d. h. dem Vertrocknen nicht so leicht ausgesetzten Scheidentriebe, und in desparaten Fällen der Rosetten. Bei der morphologischen und physiologischen Würdi- gung derselben (IL Curs.) schwebte mir hauptsächlich der Eulenfrass vor, der auch das markirteste Beispiel von Spiessbildung*) abgiebt: Diagnose und Prognose zugleich! Scheidenknospen kommen häufiger aus ganz unverletzten Nadelpaaren und ganz von Scheide entblössten (total gefressenen oder schon im Frassjahre vorher abgefallenen) Vegetationspunkten, als aus Nadelstumpfen. II) Bedeutung und Vorhersage. Schwer! Das sieht man aus den Angaben früherer Schriftsteller, selbst Pfeils 's, der gerade Eulenfrass gross- artig gesehen hatte. Die Eule sollte schädlicher als Spanner sein! Wahr- scheinlich schloss man dies aus dem Einbohren und frühen (Vorsommer-) Trasse und wartete gar nicht das Wiederergrünen ab, um nur angeblich das Holz zu retten. Hier wieder ein Fall, in welchem die Praxis entschied. Ein Massenfrass vor 1 6 Jahren, in welchem die Axt — vielleicht zufällig — zögerte, und die Bestände sich erholten, machte ^ uns zu Cunctatoren. Seit- dem hat man selbst beim tollsten Kahlfrasse gezögert, und die Bestände haben sich, z. B. aus der Frassperiode von 1857/58, fast vollständig erholt, viel mehr als nach dem Spanner der 60er Jahre. So wurde z. B. in Schlesien nach 500 Hektar Kahlfrass ein Kahlhieb von nur 25 Hektar nöthig; in Gr. Schönebeck betrug nach einigen Jahren der Einschlag des trockenen Holzes nur y^ Procent der vorhandenen Holzmasse, in mehreren Jagen (Abtheilungen) brauchte gar nichts geschlagen zu werden. Freilich dürfen wir uns nicht immer einer Sorglosigkeit hingeben, die wohl für die Mehrzahl der Fälle passt. So litten z. B. die Reviere der Johannisburger Inspection (am Spirding-See) bedeutend, weil ihr Wiederergrünen in den Sommer 1868 fiel, und die schon gebildeten Triebe schnell wieder ver- trockneten. Unerklärlich bleibt es, dass gleichzeitig in den benachbarten Königsberger Revieren, Corpellen etc., Kahlfrass vorgekommen war, die Scheidentriebe aber der Dürre widerstanden, wie ich selbst an übersandten Zweigen gesehen habe. Der Spiesse ist noch besonders zu gedenken. Zuerst weil bei dem schnellen Erscheinen eines trocknenden Wipfels die Besorgniss entstehen kann, als sei dies der Anfang des Todes, der nun abwärts allmälig vorrücke. Die Erfahrung lehrt indess, dass, bevor nicht am unteren Stammende oder Wurzelknoten Zeichen des Todes sich einstellen, dieser noch nicht zu fürchten *) Abbildungen s. Waldverderbniss Bd. I. Taf. 7—12. 182 Nadelholzbestands- Verder ber. ist. Die Spiesse verlieren sich schon nach einigen Jahren merklich, und nach 10 Jahren, wenn sie ganz abgefallen sind, ist ein Neuwipfel fertig. Dieser geht allerdings bedeutend in die Aeste, da nach Wegfall des Kron- astes ein Wettstreit unterer Zweige, die erst ordentliche Quirlknospen treiben mussten, entsteht. Will man in zweifelhaften Fällen, z. B, auf ungünstigem Boden, nach (ungewöhnlicher!) Wiederholung des Frasses die Prognose rationell begründen, so sieht man auf folgende Zeichen: 1) Ob die Spiesse in einigen Jahren trocken werden und abfallen (Dürrspiesse), oder sich viele Jahre quälen, etwa durch Buschigwerden hartnäckiger Scheidentriebe (Buschspiesse). Im letzteren Falle leiden die Stämme mehr. Die Folge ist dann 2) schneller Abfall der Jahrringe, die kurz vor dem Tode nicht mehr Braunholz bilden. 3) Harzketten sind hier am Stamme immer schlechte Zeichen und 4) die schlechtesten: Rosetten! Stämme, welche damit beladen sind, sterben ge- wiss! 5) Auch die Rinde am unteren Stammende muss man untersuchen, denn sie ist zuweilen schon trocken, wenn auch der Wipfel noch frisch ist (Oberf. Münnig in Corpellen), Verschlechtern kann sich die Prognose unerwartet durch Dürre im ersten Reproductionsjahre (Nachfrassjahre). In den Verhandlungen des Schles. Forstvereins (1852 S. 161) kam das auch zur Sprache; es kann das Ver- trocknen damals aber keine grosse Ausdehnung gehabt haben, denn im Jahre 1862, als im Forstvereine über den Kahlhieb referirt wurde, konnte dieser nur auf 25 Hektar angegeben werden. Plötzliches Trocknen ereignete sich auch 1868 (Dürrjahr!) wieder; hier wurde aber in den ostpreussischen Re- vieren nachgewiesen und von mir später an übersandten Zweigen bestätigt gefunden, dass nur die Spitzknospen vertrocknet waren, die Scheidenknospen sich aber ungestört entwickelt hatten und den Zweigen ein buschiges, beson- ders an den Spitzen flockiges Ansehen gaben. Die Scheidenknospen gewinnen also immer mehr an Bedeutung, auch die Rosetten werden jetzt klarer*). IH) Begegnuug. Was die Naturhilfe betrifft, so ist, abgesehen von den zahlreichen bekannten Raupenfeinden (s. 1. Abschn. u. Schluss dieses Abschn.), das Schwein hier, wie beim Spanner, vorzüglich zu nennen. Wäre *) 1868 waren sie im Frassjahre selbst gegen den Herbst hervorgebrochen, und zwar nicht zufällig blos in einer Gegend, sondern in mehreren Revieren. In allen diesen Fällen waren die Stangen völlig entnadelt und die Rosetten waren gröss- tentheils an der Spitze der äusserst schwachen, hin und her gebogenen Maitriebe, unterhalb der verkümmerten Spitzknospe, hervorgebrochen. Es war mir auffallend, dass hier die Scheidenknospen auffallend gegen die Rosetten zurücktraten; beide mögen also in Wechselwirkung stehen. — Uebrigens waren auch zweijährige Kiefern befressen und auch an diesen Rosetten erschienen. Eule. Begegnung. 183 nicht das Schwarzwild so stark decimirt, so würde man wenigstens über Spanner- und Eulenfrass nicht viel zu klagen haben. Da, wo noch ein Bestand von Schwarzwilcl im Freien gehalten wird, ist bei Beginn eines Frasses der Boden oft so stark umgebrochen, dass nicht eine Hand breit unberührt bleibt. So thätig sind die zahmen Schweine nicht, allein sie bieten doch einigen Ersatz. Ist der Frass schon sehr umfangreich, so muss man noch sammeln lassen, und wo möglich im Tagelohn, natürlich auch da, wo man mit den Schweinen nicht mehr herumzukommen hoffen darf. Die Arbeit ist mühsam, weil Eule wie Spanner unter der ganzen Schirmfläche zerstreut liegen. Man kann sich aber auch manche Erleichterung dadurch verschaffen, dass man fleissig recognoscirt und die Leute immer an die geeignetsten Orte zuerst führt, sie über die Lagerung der Puppen unterrichtet u. s. f. Diese ist zuweilen sehr eigenthümlich und ihre Erforschung gewährt dann grosse Vor- theile beim Sammeln. Sie liegen nämlich in ganzen Nestern beisammen, namentlich da, wo der Boden in Stocklöchern sehr locker und mit Holz- erde angefüllt ist. Wer sich im Auffinden solcher Puppennester Fertigkeit verschafft, leistet unglaublich viel. Mit allen diesen Mitteln kann man gleich, wenn die Kaupen von den Bäumen gekommen sind, anfangen. Hat man sofort nach dem Herabsteigen der Raupen Leute in Bereitschaft, so kann man mit dem Sammeln anfangen und dann erst den Schweinebetrieb folgen lassen; denn den Rest, welchen die Leute lassen, finden die scharfen Sinne des Schweines leicht auf. Das Suchen wird erschwert, wenn Schweine vor- her den Boden umgebrochen haben. Auch schon während des Frasses lässt sich, wenn das Uebel nicht zu grosse Ausbreitung erlangt hat, viel thun. Im schwachen Holze beginnt man mit dem Anprallen der Stangen, wenn die Räupchen nicht mehr spinnen (also von Mitte oder Ende Mai an). Muss man auf dem Boden sammeln lassen, so übersieht man viele Raupen, deshalb ist es besser, wenn man Säcke, Tücher u. dergl. unterbreiten lassen kann. Raupengräben, wie sie beim Spinner beschrieben sind, helfen nicht unwesentlich, da die Eule, be- sonders bei eintretendem Futtermangel, gut wandert; mit dem Prallen zu- sammen werden sie doppelt wirksam. Schonungen, die man mit den Händen absammeln lassen will, muss man vorher mit Isolirungsgräben umgeben , und auch aufpassen, wenn sich diese von aussen her mit Raupen füllen sollten, und dann vielleicht einen neuen Graben nach der am meisten gefährdeten Seite hin ziehen. Die Raupen gelangen hierher nur durch Ueberwandern, werden daher immer zuerst an den Rändern bemerkt. Die Eule wird da, wo der Boden durch Holz gehörig gedeckt und geschirmt ist (wie in jungen Beständen) , am meisten begünstigt. Man hat 184 Nadelholzbestands- Verderber. deshalb empfohlen, den Unterwuchs herauszuhauen, um ihr dessen Schutz zu nehmen. Dies ist aber nicht zu rathen, denn ganz , hindern kann man da- durch das Einwandern der Eule nicht; und wenn sie einmal eingekehrt ist, wird die Gegenwart eines schirmenden Unterholzes eher nützen als schaden, da es eine grosse Masse von Raupen, Avelche von den Oberständern spinnend sich herablassen, aufnimmt und deren Frass dann von dem werthvoUeren Oberholze ableitet. Directe Versuche haben den Werth des Bodenschirmes ausser allen Zweifel gestellt. In der Forst- und Jagdzeitung 1860 (S. 66) wird die Behandlung eines 25 — 35jährigen, vollkommen geschlossenen, guten Kiefernbestandes, welcher von der Eule in zwei hintereinander folgenden Jahren vollständig entnadelt worden war, beschrieben. Es wurde deshalb eine Durchforstung in drei Abstufungen vorgenommen, nämlich ziemlich stark, massig, gar nicht. In den un durchforsteten Beständen starben am wenigsten Stämme ab*). Das Streurechen ist während der Raupenperiode der fünfziger Jahre wieder hier und da angewandt worden, hat aber nirgends einen be- stimmt nachzuweisenden Vortheil gebracht, und Oberförster Vogelsang er- zählte mir von Beständen in Gemeindewaldungen, welchen kaum eine Nadel am Boden gelassen war, die am ärgsten von der Eule gelitten hatten. Das Schmetterlingssammeln ist zwar anwendbar, aber am wenigsten wirksam. Man kann nämlich im schwachen Holze durch Anprallen bei trübem, kaltem Wetter die an den Stämmen sitzenden Schmetterlinge massenhaft herab- stürzen; allein sie sind im Moose und in der Streu schwer zu sammeln. Bei warmem Wetter fliegen sie leicht auf. rV) Feinde hat die Eule in grosser Zahl. Ich habe allein über 30 Arten Ichneumonen und mehrere Tachinen aus derselben erzogen. Letztere sind, nach Menge der Individuen gerechnet, von grosser Bedeutung. Ihre Larven verlassen die Raupen bald nach deren Herabsteigen, und noch im Sommer hat man die Fliegen, welche überwintern. Unter den Ichneumonen ist besonders Banchus compressus Fabr. bemerkenswerth, da er bald nach dem Herabsteigen der Raupen herausgeht und sich am Boden ein Tönnchen spinnt, welches von Unkundigen für Blattwespen -Cocon gehalten wird. Es ist grösser als das von L. pini und nach beiden Seiten verschmälert. Auf der schwärzlichen Grundfarbe markirt sich eine hellere Zone, wie ein Aequator. Die Raupen, welche im Juni schwai'ze Flecken zeigen, tragen gewöhnlich die Fliegenmaden in sich (wahrscheinlich haben sich die auswendig abgelegten *) Gegen diese werthvolle Mittheilung ist durchaus nichts einzuwenden. Wohl aber möchte ich gegen einen anderen Satz Einspruch thun: „die entnadelten Stämm- chen hätten im nächsten Frühjahre eben so lange und schöne Triebe gemacht, wie die verschonten". Man hätte wenigstens näher erklären sollen, wie dies zugegangen sei. Spanner. 185 Eier hier entwickelt, und durch die von hier eindringenden Maden entstehen die Flecken) oder es sind hier Pilze eingedrungen. Viele Vögel suchen das Insect an den Bäumen und an der Erde •, Hühner und Enten fressen • die Puppen wie die Raupen, wenn man sie ihnen hinwirft, gierig. In Schlesien blieben inmitten des Kahlfrasses Horste frei, in welchen Ameisenhaufen waren (Verhandlungen des Schlesischen Forstvereins 1852). Unter den Vögeln sind die Drosseln wichtig, welche im Winter in Schaaren durch die Bestände ziehen und da, wo sie Puppen unter'm Moose spüren, einfallen. XVI. Der Spanner oder Kiefernspanner. Fidonia (Bupalus Leach.) piniaria L. (Taf. IV. Fig. 4.) Die zu den Spannern zählende Familie Dendrometridae nach v. Heine- mann: Costalrippe der Hinterflügel aus der Wurzel entspringend, die vordere Mittelrippe nicht oder nur auf kurze Strecke berührend und sich weit vor der Ecke der Mittelzelle davon entfernend. Gattung Fidonia Tr.: Stirn flach, anliegend beschuppt. Fühler des cf kammzähnig, selten sägezähnig mit Wimperpinseln oder einfach gewimpert. Beine und Hinterschienen kurz. Flügelsaum gerundet, ganzrandig, selten an den Hinterflügeln sehwach gewellt, Spitze der Vorderflügel abgerundet. Vorder- flügel mit elf Rippen, Rippe 5 der Hinterflügel schwächer oder fehlend, F. piniaria L. Falter: Flügelspannung 30 — 38™™-. Fühler des (f (Fig. 4^- cf) bis dicht vor die Spitze kammzähnig, die des Q (Fig. 4^- Q) nicht gekämmt, borstenförmig. Farbe und Zeichnung (s. Abbildung), cf Grundfarbe weissgelb, mit breitem, dunkelbraunem Saum und einigen unregelmässigen dunkelen Binden im lichten Felde. 9 roth- oder orangebraun, mit mehr verwischter Zeichnung. Bei beiden Geschlechtern die Franzen weiss, an den Rippen braun. Saumlinie unbezeichnet. Die Unterseite der Flügel ist heller, als die Oberseite, mit verschiedenen Flecken und lichtem Längsstreif auf den Hinter- flügeln. — In der Ruhe und selbst in copula tragen sie die Flügel aufge- richtet. Die grüne, weiss- und seitwärts auch gelbgestreifte Raupe (Fig. 4^) unterscheidet sich von allen schädlichen grünen Raupen dadurch, dass sie nur 10 Füsse und einen grünen Kopf hat. Die Puppe (Fig. 4^) Anfangs grün, später dunkelbraun (oft bis zum Auskommen grün bleibend), mit ein- spitzigem After, sonst, bis auf die geringere Grösse, der Eulenpuppe sehr ähnlich. Die Eier*) grün, glatt, klein, an den Nadeln, 2 — 12 in einer *) Ausgekrochen sind sie weiss, perlmuttergläiizend, am Ende aufgebrochen. Die von Ichneumonen verlassenen graugrün, mit feinem Löchelchen. — Die Ichneu- monen der Puppen (meist Anomalon biguttatum Grau.) hinterlassen ein rundes Loch oben an der Hülse. Im Jahre 1867 zählte ich an 350 eingesammelten Puppen (aus einem grossen Frasse) ca. 50 Falter (fast gleich viel c/ und $ ) und 50 Ichneumonen. Also waren 250 Puppen an anderen Krankheiten gestorben. Unter den Faltern waren Individuen von kaum 26 mm. Flügelspannung. Der Ichneumon war mir sehr interessant, da ich ihn früher, so lange mir kein grosser Spannerfrass vorkam, nur selten fand (Ichneumon, d. Forstins. I. S. 88). Meist hatten die gezogenen Stücke unter 13 "»m-, waren also auch etwas verkümmert. Sollte seine Entwickelung nicht der des nahe 186 Nadelholzbestands- Verderber. Reihe. Der Koth (Fig. 4^) klein, unregelmässig, eckig. — Der Spanner fliegt im Juni oder Mai. Männchen wie Weibchen sind sehr beweglich und fliegen beim stärksten Sonnenschein schnell und gleichsam taumelnd, am liebsten in geschlossenen Beständen, die zugigen Randhölzer meidend. Die Räupchen erscheinen in der Regel erst im Juli, ihr Frass wird erst im August bemerkbar. Im September sieht man sie häufig an Fäden, wie zum Ver- gnügen, sich vom Baume herabspinnen und wieder hinaufwinden. Im October und November sind sie ausgewachsen und begeben sich unter das Moos zur Verpuppung; jedoch findet man auch noch im November, selbst im December, Raupen oben oder unter dem Moose, die sich eben durch Zusammenziehen zur Verpuppung vorbereiten, gerade wie bei der Eule. Die Puppen liegen, so wie die der Eule, überall unter dem Schirme der Bäume zerstreut, oft auch, wenn Bodenbedeckung fehlt (z. B. auf abgeplaggtem Boden), im Boden. Verbreitung, Frass, Reprodnction. Eulen- und Spannerfrass wirken sehr verschieden auf die Kiefer, "Während dieser Baum nach einem Eulen- frasse die äussersten Anstrengungen machen muss, um sein Leben zu fristen, in diesem Kampfe seinen ganzen Reproductions-Apparat in's Feuer führt, dann aber endlich, nach vielen Versuchen einer Neuwipfelbildung, mannig- fachen entstandenen und wieder ausgeheilten Verzweigungsfehlern u. dergl., siegt, so reagirt er auf den Spannerfrass nur wenig, und würde, wenn nicht Boden und Witterung in Deutschland so veränderlich wären, oder Frass- Wiederholung einträte (s. nachher) — was allerdings bei Spanner selten — , oder Käfer sich einfänden, ohne sonderliche äussere Folgen siegreich aus dem Kampfe gehen. Dass dies nicht immer geschieht, suche ich hauptsäch- lich in jener Veränderlichkeit. Sie trat in Norddeutschland am Ende der 50 er und in den 60 er Jahren so grossartig hervor, dass wir, trotz der un- angenehmen Berührung, welche die Staatskassen dadurch erfuhren, uns doch zu wichtigen, dadurch erlangten Belehrungen gratuliren müssen. Auch materiell haben wir dadurch gewonnen, dass wir künftig vorsichtiger in der Prognose sind. Wie viel die Eigenthümlichkeit der geographischen Verbreitung während dieser Katastrophe dazu beigetragen hat, abnorme Verhältnisse herbeizuführen, können wir nur ahnen*). verwandten circumflexum ähnlich sein? Ich fing ihn mehrmals im Herbst und ver- muthe, dass er dann die Raupen der piniaria ansticht und während der Ueberwinterung in die Puppe übergeht. Kommt dann biguttatum früh aus, so sucht er sich viel- leicht andere Raupen und bekommt so eine Doppel-Generation. Ueberwinterung von Raupen ist wohl noch nicht beobachtet. Im Mai 1868 fand ich eine einzige in einem vom Spanner im Jahre 1867 kahl gefressenen Orte beim Zainhammer. Sie war nicht einmal ganz ausgewachsen. *) Den ersten Anfang machten die nördlichsten Gegenden in Pommern und Mecklenburg. Im Anfange der 60er Jahre verbreitete sich der Frass nach allen Seiten, am bestimmtesten und massenhaftesten in südlicher Richtung. Bei Neustadt kam der Spanner erst 1864 an, verschwand hier aber schon 1865. Im Jahre 18G7 Spanner. Verbreitung, Frass, Reproduction. 1 87 Den Schlüssel zur Erkenntniss liefern die Frasszeit und die Frassdauer. Während die Eule am frühesten im Jahre auftritt, hat die Natur den Spanner für den Herbstfrass bestimmt, etwa so, wie die pudibunda für die Buche. Die Folgen, namentlich bezüglich der Frassdauer, suche ich in fünffachen Erscheinungen. 1) Mussten die Raupen, da sie bis in den Winter fressen*), an Härte sich gewöhnen, gegenüber der a priori weichlich zu bezeichnenden Eule. 2) Liesse sich aus dieser Widerstandskraft der Raupe auch die längere Dauer einer Frassperiode erklären, aber, da Wanderung besonders beim Spanner hervortritt, mit allmäligem Fortrücken; schliesslich konnte aus Er- schöpfung des Bildungstriebes während einer vieljährigen Dauer — wieder abstract genommen — die seltnere Wiederkehr einer Spanner-Periode deducirt werden**). 3) Musste auch ein Spätfrass, verbunden mit eigenthümlichem Frass- mechanismus (mehr Skelettiren nach Art des Blattwespen-Frasses, als Kahl- trat unerwartet wieder ein Halbkahlfrass hier ein und dauerte theilweise 18()8 fort. Ich muss hier wieder an die Pilze erinnern. Wenn diese immer die alleinige Ursache des Todes, also primäre Erscheinungen wären, dürfte eine Spanner-Periode, gegenüber der stets kurzen Periode der Eule, nicht so lange dauern. *) Im Jahre 1864 beobachtete ich dies bei uns mit grösster Sicherheit. Im December waren noch Raupen auf den Nadeln, und wenn sie auch bei — 6° C. er- starrten, so lebten sie im Zimmer wieder auf, starben aber draussen, als die Kälte zunahm . **) Bekannt ist in unserem Jahrhundert nur die eine grosse Spanner-Katastrophe der 60er Jahre geworden, während wir von der Eule wenigstens 3 — 4 derselben, von der Nonne noch mehr und vom Spinner noch viel mehr nachweisen können. Im Texte bin ich von den an totalem Kahlfrasse gesammelten und in der „Waldverderbniss" (I. p. 165 — 178) umständlich beschriebenen Erfahrungen ausgegangen. Später (1867 bis 1869) habe ich auch Halbkahlfrass (beim Zainhammer) in der Nähe beobachten können. Im Nachjahre (1868) ergrünten die etwa 60jährigen Kiefern zwar wieder, aber die Triebe blieben auch hier zurück, und untere Aeste litten mehr als Wipfel, namenthch an den unterdrückten Stämmen, welche man auch wegen ihrer geringeren Höhe leicht von unten vergleichen konnte. Merkwürdig, dass trotz Dürre ein Vertrocknen nicht vorkam, was wohl den günstigen Verhältnissen des Bodens, der in der Umgebung der Raupenhölzer Buchen trägt, zuzuschreiben ist. Indessen kränkelten auch im Jahre 1860 viele Stämme, und an den unterdrückten sah man nur einzelne Nadelbüschel — oft nur Halbtriebe. Solche Stämme waren die Zielpunkte der Käfer. Während in den Kahlfrassbestäuden in den früheren Jahren Hylesinus äusserst ver- derblich war, erschien er in den Halbkahlfrass-Orteu nur sporadisch, und nur piniphilus erregte hier Besorgnisse. Die von ihm befallenen Kiefernstämme mussten eiligst ge- fällt werden, um die weitere Verbreitung des Frasses zu verhüten. Merkwürdig, dass Kienwipfel, welche sich seit dem Nomien-Frasse reichlich hier eingestellt hatten, mehr litten, als volle Wipfel; unter ihnen fanden sich die meisten Todten! 188 Nadelholzbestands-Verderber. fressen), die phytologischen Erscheinungen erklären: ungestörte Vollendung der Spitzknospen, langsames Einschlafen der Nadeln, welche oft noch den ganzen Winter, wenn auch nur als gebräunte Mittelrippen am Baume bleiben. 4) Fehlte deshalb der Grund zu einer abnorm angeregten Reproduction selbst bei totalem Kahlfrasse; Scheidenknospen fehlen ganz und Rosetten er- scheinen sehr sparsam, dann aber im Frassjahre selbst. Auffallendere Ver- änderungen treten erst im Nachfrassjahre ein. Die Maitriebe erscheinen dann um ganze 3 — 4 "Wochen später und erlangen nur die Hälfte ihrer normalen Länge. Noch im Juli machen sie sich so wenig bemerklich, dass der Be- stand von Weitem mehr braun als grün aussieht. Die neuen grünen Nadeln bekommen im Winter rothe Spitzen, und man kann dies nur von Frost (oder Pilzen?) herleiten, der die noch weichen Theile betroffen hat. 5) Die Holzbilduug im Innern ist weniger gestört als bei anderem Raupenfrasse imd zeigt erst im Nachfrassjahre auffallende Decrescenz. Wahre Harzketten, wie sie Eulenfrass so auffällig bietet, fand ich nie, wenn auch in besonders schwachen Ringen ungewöhnliche Vermehrung derselben (Wald- verderbn. I. Taf. 13, Fig. 9). Vervielfältigung einer Jahresschicht, wie sie das. Fig. 1 7 (Taf. 1 3) zeigt, ist gewiss das Resultat irgend einer Coraplication. II) Bedeutuug uud Vorliersage. Die vieljährige Dauer einer Frass- periode, wenn sie auch nicht immer dasselbe Revier betrifft, ist für die Verwaltung die unangenehmste Erscheinung, weil grössere Waldungen dadurch andauernd beunruhigt werden. Im Uebrigen bietet das Bild, welches ich vom normalen Verlaufe eines Frasses entworfen habe, keine grosse Besorgniss. Frühere Schriftsteller, welche den Spanner erst hinter der Eule folgen lassen, sind auch wohl davon ausgegangen. Wenn diese Schätzung bei der letzten Katastrophe in Deutschland nicht zutraf, wie schon Eingangs erwähnt, so lag dies in Nebenumständen, welche nicht überall da zu sein brauchen. Nämlich 1) kamen ungewöhnlich ungünstige Bodenverhältnisse vor, wie im Regierungs- bezirk Cöslin die durch Plaggenhieb entstandenen; 2) die Wirkung grosser, zusammenhängender Kiefernbestände , welche den Schmetterling von den zerstreuten Feldhölzern der Privaten ableiteten und in seiner Fortpflanzung begünstigten; 3) waren Schwächungen — sowohl im Boden, wie in den Beständen — von den 50er Dürrjahren her zurückgeblieben und begünstigten das Insect; 4) kam noch eine trockene Zeit im Juni und Juli des Jahres 1865 hinzu, welche äusserst verderblich für die in der Reproduction be- griffenen Bestände wirkte und u. A. das grosse Revier Himmelpforte traf, in welchem nach dem Frassjahre 1864 die schwachen Triebe eben sich bildeten und nun plötzlich vertrocknen mussten. Auf diesen schwachen Trie- ben beruhte das ganze Leben des überdies schon entkräfteten Baumes. Ersatz- (Scheiden-) Triebe, die uns nach Eulenfrass zu Gute kommen, fehlen bpu^ner. ueueutung, vornersage. ^oo ja! Ich selbst war, von allen Erfahrungen früherer Jahre entblösst, nicht im Stande, alle diese Chancen zu übersehen, und konnte am wenigsten den zuletzt genannten Umstand — das Vertrocknen — in Rechnung ziehen. Meine Prognose, die ich also z. B. im Jahre 1863 und 64 zu den Acten gab und hier und da drucken liess, musste daher auch öfters getäuscht wer- den, während sie in anderen Revieren, wo jene Nebenumstände zum Theil nicht mitwirkten, oder durch günstigere (Boden-) Verhältnisse neutralisirt wurden, der Frass später eintrat, u. s. f., richtig zutraf, wie in den Neu- städter und den zunächst nördlich gelegenen Forsten. Dass in den letzteren nicht einmal Spiesse, die zwar nicht gefährlich, aber doch sehr störend sind, vorkommen, weiss ich nach reichlicher Besichtigung derselben in den auf den Frass folgenden Jahren. Bei der Prognose kommt in Betracht, welche Art von Secundärleiden in den Nachjahren hervortreten. Im Anfange der 60er Jahre, als ich die grossen vom Spanner befallenen , ganz kahl gefresse- nen Reviere (Himmelpforte, Boytzenburg etc.) sah, fand ich den Hylesinus in voller Thätigkeit. Dagegen erschien dieser in den Neustädter Revieren nur sporadisch und nur der Stangenrüsselkäfer war allgemein verbreitet, glücklicher Weise nur in den unterdrückten Stämmen. Man konnte deutlich den Käferanflug von 1867 und 1868 unterscheiden. Im Frühjahre 1869 waren die Stämme vom ersteren beinahe todt, die 68er Nadeln schon sämmtlich trocknend und blass-grün; vom 68er Anfluge waren die Nadeln zwar noch grün, am Ende der Triebe aber kurz (oder Bürstennadeln), die Safthaut war am Wipfel noch ganz gesund und zeigte nur die Käfergänge, am unteren Stammende war sie schon braunfleckig. Endresultat: Man muss ganz besonders beim Spannerfrasse vorsich- tig mit der Vorhersage sein. Keinesfalls darf man, bloss weil Kahlfrass entstanden ist, gleich zur Axt greifen. Man muss abwarten, was das nächste Jahr bringt, ob Frasswiederholung etwa die Sache schlimmer macht, Käfer sich einfinden u. s. f. Auch dann muss man Anfangs mit Durchpläntern — aber nicht zu spät — sich begnügen und sehen, ob nicht wenigstens so viele Stämme zu retten sind, dass aus denselben oder unter denselben durch künst- lichen Anbau sich ein neuer Bestand herstellen lässt, oder der alte wenigstens nicht mit einem Male auf den Markt kommt. Eine besondere Rücksicht er- fordert noch die Zapfenernte. III) Begegnung. In keinem Falle ist vor dem Winter etwas kräftig Wirksames auszuführen, da sich die Raupen wegen des Spinnens nicht ab- klopfen lassen und Raupengräben, wregen der mangelnden Wanderlust der Raupen, nicht anwendbar sind. Sowie aber die Raupen von den Bäumen herunter sind, muss womöglich der Eintrieb der Schweine erfolgen. Diese nehmen die Spannerraupen und Puppen ebenso gern an, wie die der Eule, 190 Nadelholzbestands- Verderber. und brechen überall danach. Durch Sammeln würde man nur einen geringen Theil bekommen, da die Puppen zerstreut liegen. Die ftieisten Raupen kriechen nicht am Stamme herunter, sondern lassen sich an Fäden von den Zweigen und Nadeln herab; theils gehen sie gleich an der Stelle unter das Moos, oder sie werden auch vom Winde mit ihren Fäden weggeweht. An dem Brechen der Schweine erkennt man die Stellen, avo sie liegen. Im October werden Massen oft vom schlechten Wetter berührt, sie kriechen dann am Stamme herab, diesen grün überziehend und dann sterbend. Ent- blössungen oder Verwundungen des Bodens (durch Rechen und Plaggen) in den Beständen, die man etwa zum Zwecke der Vertilgung vornehmen möchte, sind hier, wie überall, mehr schädlich, als nützlich. Feinde. Dieselben, wie die bei der Eule genannten. Besonders thätig beim Puppensammeln sah man in Pommern die Drosseln. — Pilze wirken auch hier als Feinde des Insectes mit, jedoch nicht so regelmässig und so häufig. Wie wäre es sonst denkbar, dass der Spanner in Norddeutschland viele Jahre hinter einander (60er!) in ungeschwächter Kraft hätte bestehen können, ganz im Gegensatze zur Eule, welche stets nach wenigen Jahren wieder verschwindet, und zwar, wie es scheint, stets durch Pilze aufgerieben. Das Jahr 1864 zeigte mir dies unwiderleglich. Trotz Kälte, welche an und für sich schon die Raupen hätte tödten sollen, blieben sie im December an den Zweigen frisch, bis die Nachtfröste auf 12^ C. stiegen und sie jetzt erst tödteten (Waldverderbniss I. 167). XVII. öie Kiefern-, Ficliten- und Tannenwickler kommen zwar auch in älteren Kiefern-, Fichten- und Tannenbeständen vor; indessen sind sie viel häufiger in den jungen Orten oder auf dem Unter- wuchse, und sie wurden deshalb bei den Culturverderbern ausführlicher er- wähnt (s. S. 73 bis 82). XTIII. Der graue liärclienwickler.*) Steganoptycha pinicolana ZU. Die zu den Wicklern gehörige Gattung Steganoptycha HS., welche V. Heinemanu als Untergattung von Grapholitha (deren Charakteristik S. 75) *) Durch Forstiiispector Davall zu Vevey unter die Forstinsecten eingeführt (Schweizer Forst-Journal red. von Walo v. Greyerz Nr. 11 vom Jahre 1857). Er beobachtete ihn in Wallis und Engadin und theilte mir Schmetterling und Puppe nebst manchen mündlichen Notizen freundlichst mit. Verwechselungen dieses Insectes mit anderen können wohl kaum vorkommen, besonders wenn man es auf der Lärche, wo nur noch die Lärcheumotte (s. No. XIX.) häufig frisst, findet. Der (zuerst von Zeller richtig bestimmte) Falter ähnelt allerdings manchen anderen und ist auch Der graue Lärchen wickler. 191 nimmt: Mittelast der Hinterflügel gegen seinen Ursprung gebogen, daselbst dem Aste 4 genähert, oft aus einem Punkte mit ihm entspringend. Ast 3 und 4 der Hinterflügel auf gemeinschaftlichem Stiele. Ast 7 und 8 der Vorderfliigel imgestielt. Ast 10 der Vorderflügel entspringt näher an Ast 9 als an Ast 11. Palpen klein, Vorderflügel ohne sichelförmige Spitze; die des (f ohne Umschlag. P'ühler des cf ohne Ausschnitt. St. pinicolana ZU. Falter etwas grösser, als der Harzgallenwickler (resinella), 18 — 20"^™- Flügelspannung, Länge 9 — 10™""-. Vorderflügel lang gestreckt, glänzend hellgrau, braun gegittert, der in der Flügelmitte in spitzem "Winkel vortretende Rand des Wurzelfeldes, eine schräge Binde aus der Mitte des Vorderraudes und ein unbestimmter Fleck vor der Spitze dunkelbraun. Frauzcn grau mit 2 unbestimmten Augenpunkten. Färbung übrigens sehr ver- änderlich, bisweilen stark weiss gemischt, bisweilen ziemlicli gleichmässig grau bestäubt, auch die Zeichnung variirt. Hinterflügel ziemlich breit und etwas zugespitzt, bräunlich grau mit hellgrauen Franzen. (Abbildung in "Wald- verderbniss II. Taf. IV. Fig. 8). — Raupe (nach Davall) 8—9 ■"">• lang, schwärzlich, je jünger, desto dunkler, ausgewachsen in's Schwarzgrüne spielend (besonders Bauch- und 2 Seiten-Längsstreifen). Kopf- und Nackenschild, wie gewöhnlich, glänzend schwarz. Die Puppe 8 ™'"-, braun, auf dem Rücken der Hinterleibsringe mit Querreihen kleiner, rückwärts gerichteter Stacheln zum Hervorschieben aus den versponnenen Nadelbüscheln. Als Lärcheninsect wohl schwerlich zu verwechseln. Flug im Juli. Die Eier werden dann walirscheinlich in der Nähe der Knospenpolster der Nadelbüschel abgelegt. Die Larven entkriechen im nächsten Mai und zeigen sich fressend zuerst im Innern der Nadelbüschel. „Sein Gespinnst macht das Insect auf die Aeste, in die Risse der Rinde etc. Zur Anfertigung desselben verwendet es trockene Nadeln und deren Reste" (Davall). Die Verpuppung erfolgt Ende Juni. Der Frass vcrräth sich durch Röthung der Wipfel, so dass man die ange- früher schon bekannt gewesen, aber verwechselt worden. Ich ghiube das Insect jetzt auch hier erzogen zu haben. Leider verunglückte das einzige Stück beim Tödten, zeigte mir aber wenigstens in einem Flügel die Nuancen und die Vertheilung der Farben wie beim Davall'schen Stücke. Auch stimmte die Puppenhülse vollkommen mit der Davall'schen. Die Raupe war gegen 9"™- lang und grau, mit getheiltem, schwarzem Nackenschilde. Ich entnahm sie von einer jungen Lärche unseres Forst- gartens am 1. Mai 1861. Sie war ausgewachsen, denn, als ich sie zu Hause auf einen Lürchenzweig setzte, kroch sie gleich in das Innere eines Nadelbüschels. In den nächsten Tagen hingen noch kleine Kothstückchen an den Nadeln, aber die Raupe liess sich nicht mehr sehen, und nach einigen Tagen schimmerte auch das die Nadeln zu einem dichten Cyhnder verklebende, weisse Gespinnst durch; man könnte es nach seiner Dichtigkeit einen Cocon (6 — Tm™-) nennen. Am 25. Mai war die Puppenhülse (wie bei Davall) hervorgeschoben, und der Falter sass daneben. Hin- siclitlich der Entwickelungszeit sind mir nur Schlüsse erlaubt. Wahrscheinlich über- winterte das Insect als Ei, und das Entkriechen des Räupchens erfolgte so früh, dass es bis zum Anfange des Mai schon ausgewachsen war. Im Freien würde die Flugzeit wohl etwas später eingetreten sein, da der Aufenthalt im gleichmässig er- wärmten Zimmer jedenfalls die Entwickelung etwas beschleunigt hat, während die mittlere Temperatur für den Mai im Freien 14° C. ist und in dem beispiellos rauhen Fi-übjahre 11" gehabt hat, war sie bei mir im Zimmer wenigstens 10° C. Dieser Lärchenwickler würde also einen interessanten Beitx'ag zur Vergleichung eines und desselben Insectes hinsichtlich seiner Entwickelung in der Ebene und im Alpen- gebirge liefern. 1 i*ii x>aueiaoizbestanus- v eruerDer. griffenen Bestände schon in weiter Ferne erkennt (Davall). Reprodnction noch im Frühjahre. Bedeutung und Begegnung. Zuerst in den Schweizer -Alpen und von da weiter südlich (namentlich häufig in der Lombardei u. s. f.) be- obachtet, in Deutschland und weiter nördlich (sogar bis Russland nach Baron Nolcken) nur einzeln. Im Wallis und Engadin bewohnt es die Ein- hänge der Thäler, und zwar in einem ca. 300™- breiten Waldgürtel, welcher 400™- über der Thalsohle beginnt. Vorzugsweise werden Lärchen und, wie es scheint, mehr das hohe Holz befallen. Davall fand das Insect auch auf Fichten, aber hier schon verpuppt, und vermuthet, dass die Raupe hierher wegen Futtermangels gewandert sei, ebenso wohl auf Arven, auf welchen Prof. Frey von Zürich sie im Engadin gesehen haben will. Ein sehr schädliches Forstinsect, welches wegen des schönen und sonst schon vielfach durch schlechte Wirthschaft gefährdeten Baumes doppelt wichtig wird. Davall fand an den gefressenen Bäumen auch ganze Nadel- büschel braun, an welchen man kleine schwarze Pilze bemerkte. Vertil- gungsmittel lassen sich nicht mit Sicherheit angeben. In den schwer zu- gänglichen, menschenleeren Localitäten würde es schwer auszuführen sein, wollte man Larven und Puppen zerstören. Im Jahre 1857 scheint das Insect durch die ungewöhnliche Dürre, welche im Walde überall Schaden that, begünstigt worden zu sein. Mit dem Einschlage des gefressenen Holzes darf man sich um so we- niger übereilen, als die Lärche mehr Regenerationskraft besitzt, als die übrigen Nadelhölzer, und namentlich der Frass dieses Wicklers nur einige Wochen dauert, während er bei der Lärchenmotte im Herbst und im Frühjahre wüthet. Dies bestätigt sich auch durch Davall' s Bemerkung: ,,Au milieu d'Aoüt j'eus occasion de revoir des forets qui avaient ete attaquees et sur lesquelles il n'y avait ä la fin de Juin plus trace de verdure. Je reconnus alors que la seconde seve avait fait surgir de nouvelles feuilles, de tous les bourgeons ä peu pres." XIX. Die liärdien-Minirmotte. Coleophora laricella Hbn. (Tinea laricinella Bechst.^ Ratz.) Die zu den Tineen gehörige Familie Coleophoridae nach Zeller: Flügel des Q ebenso entwickelt, wie die des cf . Kopf glatt behaart. Vorder- und Hinterflügel lanzettlich mit sehr langen Franzen. Wurzelglied der Fühler verdickt und verlängert, mit mehr oder weniger langen Schuppenhaaren. Unterseite der Geiselglieder mit sehr feinen, kahlen Längsstrichen. Die lebenden, ruhenden Thiere strecken die Fühler völlig horizontal aus, was keine der verwandten Gruppen (mit Ausnahme der Plutelliden) thut. Flügel- Die Lärchen -Minirmotte. 193 geäder ohne Auszeichnung. Färbung der Vorderflügel hat die Eigenthüm- lichkeit, dass die Zeichnungen (Linien und Streifen) dem Aderlauf folgend sich nie zu Querlinien oder Binden gestalten. — Die 16füssigen Raupen ähneln denen der ächten Sackträger unter den Tineen. An Blättern sind sie Minirer und bewohnen ein röhrenförmiges Haus, was sie mit sich herum- tragen und zur Verwandlung am Kopfende anheften, um aus dem Schwanz- ende als Falter hervorzukommen. Beim Auskriechen kommt die Puppe der Coleophora nicht aus der Röhre, sondern bleibt verborgen, so dass kein äusseres Merkmal verräth, ob der Sack noch bewohnt oder schon verlassen ist, während bei den ächten Sackträgern die Puppe beim Auskriechen des Falters hervordringt. Die Puppen der Coleophoren zeichnen sich bedeu- tend durch Verlängerung der Flügel-, Fühler- und Beinscheiden aus. Gattung Coleophora ZU. charakterisirt durch die Kennzeichen der Familie. Coleophora laricella Hbn. Eine der kleinsten Arten. Flügel- spannung kaum 9 "™ . Vorderflügel bräunlichgrau, schwach glänzend, ziem- lich breit, Franzen ohne Glanz. Hinterflügel dunkler grau, ihre lanzettliche Zuspitzung beginnt vor der Mitte. Kopf, Rücken und Halsschild bräunlich grau, ebenso die einfarbigen Fühler des cf ; Fühler des Q. hell und dunkel geringelt. Wurzelglied der Fühler doppelt so lang als breit, erstes Glied der Geisel schwach verdickt. Unterseite einfarbig, hell bräunlichgrau. $ ge- wöhnlich etwas kleiner als (/, mit kaum vorragendem Legstachel. (Abbildung Ratz. Forstins. H, Taf. XV. 3.). Räupchen einfach dunkelgrau. Die sehr kleinen, punktförmigen, aber sehr zierlich (ähnlich denen der Eule) gerippten Eierchen sind dottergelb und liegen zerstreut an den Nadeln der Lärche, meist auf jeder Nadel nur 1 (Oberforstsecretär Reissig vergleicht das Ei in seiner vortrefflichen Monographie der laricella*) mit einem mikroskopischen Törtchen). Leicht erkennt man das Insect an seinem Vorkommen und Leben. Die kleine Motte fliegt im Mai, im Gebirge erst im Juni, und zwar bei Tage. Nach 6 — 8 Tagen verfärbt sich das Ei schon in Grau, und bald darauf kriecht das Räupchen aus, um sich an der Stelle des Eies in die Nadel einzubohren. Es fängt hier gleich an zu miniren, schreitet aber anfänglich so langsam vor, dass erst nach mehreren "Wochen die heller gefärbte Mine mit dem durchschimmernden Räupchen die ganze Nadelbreite einnimmt. Die Eierschale schrumpft wenig ein, und auf der ihr entgegengesetzten Nadelseite kommt ein hellgrüner, in Weiss verlaufender Fleck zum Vor- schein, in dessen Mitte ein bräunlicher Punkt die Stelle des minirenden Räupchens bezeichnet. Erst gegen Mitte des Septembers, wenn die Nadeln schon zum Abfallen sich vorbereiten, erscheinen sie auf 4 bis 7 ™™- Länge vollständig ausgehöhlt und hier weiss- lich. Das Vorgefühl der Ueberwinterung treibt das Räupchen nun zur Anfertigung des Sackes. Es *) In Danckelmann's Zeitschrift f. Forst- u. Jagdwesen. I. Bd. 1869, S. 129 u. f. 13 194 Nadelholzbestands -Verderber. streckt sich in dem ausgehöhlten Theile der Nadel lang aus und, den Kopf nach unten gerichtet, schneidet es hier die Nadel, welche auch an der Spitze eine (Koth-) Oeffnung behält, ringsum ab; es wandert von jetzt an, aus der Schnittöffnung mit Kopf- und Brustringen hervorkommend, frei umher. Die Räupchen kriechen endlich unter jenem Schutze, der braun geworden ist und ■ die Grösse und Form eines kleinen Gerstenkornes hat, bis zu den mit Flechten bewachsenen Aesten oder bis zu den Rindenrissen des Stammes, und sitzen hier, meist mehrere dicht neben einander. Im Frühjahre kommen sie aus ihren Schlupfwinkeln hervor und wandern wieder auf die Weide. Wenn im April die Nadeln nur eben mit ihren Spitzen aus den Knospen hervorgucken, sieht man schon die kleinen, grauen Säckchen, die man eher für angewehte Streu als für Raupenwohnungen halten würde, an ihnen sitzen (s. umstehende Fig.). Reisst man sie los, so bemerkt man das Loch, welches das Räupchen in die Nadel gefressen hat, oder das Thierchen ist auch wohl schon halb in die minirte, halb weisse Nadel hineingekrochen und muss mit Gewalt heraus- gezogen werden. Die Raupe wandert nach Bedürfniss von Nadel zu Nadel, so dass eine einzige eine ziemliche Anzahl Nadeln beschädigt. Reissig I.e.: „Um die Mitte April hat die Larve an Grösse so zugenommen, dass ein grösserer Sack nothwendig wird. Diesem Bedürfniss wird dann auf interessante Weise abgeholfen. Die Larve verbindet das vordere Ende des alten Säckchens an dem Eingangsloch einer eben erst rein ausgehöhlten Nadel mit dieser, wobei das erstere auf den oberen Theil der letzteren zu liegen kommt. Darauf schneidet sie, von ihrem alten Kleide aus, die neue Nadel rundum ab und hat nun zu diesem ein gleich grosses, neues Haus gewonnen. Beide sind wie zwei Finger eines Handschuhes mit einander verbunden, und es bleibt nur übrig, sie der Länge nach aufzuschneiden und seitlich mit einander zu verbinden, um sie zu einem Sack von doppeltem Umfange zu vereinigen, ein Geschäft, welches die LarVe mit grosser Geschicklichkeit nach und nach bewerkstelligt. Dieses mühsame Geschäft nimmt mehrere Tage in Anspruch. Während desselben sieht man die Larven mit zwei, theilweise vereinigten Säcken das Minirgeschäft nebenbei verrichten, und man glaubt bei oberfläch- lichem Anblick, jedesmal zwei Larven an einer Nadel vor sich zu haben. — Gegen Ende April ist die Larve völlig erwachsen und verpuppt sich, wie bekannt, im Innern des an eine Nadel befestigten Sackes." — Beim Aus- kriechen des Falters, welches Mitte Mai, nach Witterung und KHma früher oder später erfolgt, schiebt sich die Puppenhülse ein wenig aus dem Säckchen hervor. Bedeutnng und Begegnung. Holz bis 40 oder 50 Jahren, an welchem die untersten Zweige noch nicht zu weit von dem Boden ent- fernt sind, ist ihr am liebsten. An junge, noch nicht ausgeästete Lärchen, oder an sehr alte und hohe Bäume, welche der Schmetterling nicht bequem umschwärmen kann, geht er nur sporadisch. Sonnige, warme, nördlich oder östlich geschützte Lagen, besonders auf armem, flachgründigem, oder durch Streurechen entkräftetem Boden, zieht die Motte den Mitternachtsseiten und dem guten Boden vor. Sie ist in der Ebene, wie im Gebirge, und geht in letzterem sogar bis in die rauheren Lagen. Reissig beobachtete sie bis Lärchen-Minirmotte. Vorbauung. 195 ca. 600 — 700"'- Meereshöhe. Ob sie in den Schweizer -Alpen höher geht, oder sich wohl gar beim Frasse der pinicolana betheiligt, darüber wissen wir noch nichts Zuverlässiges. Die Lärchenmotte ist sehr schädlich, da sie sich immer weiter ver- breitet und auf den für die Lärche oft nicht passend gewählten Standorten oder an pilzkranken Stämmen oft so vermehrt, dass die jungen Bestände sehr kränkeln. Zweimal im Jahre, im April und Mai, wo eine Eaupe in wenigen Stunden ein ganzes Nadelbüschel verdirbt, und wieder im Nachsommer, sieht man den Lärchen den Frass an der Weiss-, Gelb- und Braunfleckigkeit der sonst so schönen Benadelung schon aus der Ferne deutlich an. Fast ist es wahrscheinlich, dass das weitverbreitete, massenhafte Auftreten der Lärchen- motte die Lärche für die nachtheiligen Einwirkungen des Lärchenpilzes (Peziza Willkommi E. Hrtg.) besonders empfänglich macht. Vorbau ung wird vielleicht bewirkt durch passende Erziehung der Lärche, allerdings ein waldbauliches Fragezeichen für die meisten nicht alpinen Standorte. Allenfalls kann man sagen: Ur- und Uebergangsgebirge, nament- lich durchlassender Thonschiefer und Grauwacke und leicht verwitternder Granit, auch die kräftigeren Abänderungen der Sandsteingebirge und humoser, nicht zu bindiger Lehmboden, sowie die Untermischung der Lärche mit andern Hölzern, besonders Fichten, Tannen und Buchen, sichern etwas gegen Anfälle der Lärchenmotte. — Vertilgungsmittel: Am ersten würde man noch auf einigen Erfolg rechnen können, wenn man über "Winter die Rindenritzen, die, wie die Nonnenvertilgung lehrt, nicht unzugänglich sind, reinigte, oder wenn man im April und Mai die an den Nadeln leicht auffallenden Säckchen zerquetschte. Beides lässt sich aber im Grossen, der Kostspieligkeit wegen, nicht ausführen. In kleinen Anlagen sollte man jedoch diese Mittel anzu- wenden nicht unterlassen, um sich den schönen Baum in vollem Glänze zu erhalten. Durchforstungen vertilgen eine Menge Brat, wenn man die gefällten Stämme vor dem April abfährt. Naturhilfe ist auch hier oft wirksam. Tliiere, welche die Motte verfolgen, giebt es zwar nicht viele, aber sie sind desto wirksamer, je indi- viduenreicher sie auftreten, wie die zahllos bei uns überwinternden Meisen, Spechtmeisen, Baumrutscher und Goldhähnchen, welche in grossen Schwärmen nach den mottenfrässigen Lärchen ziehen und die kleinen Säckchen mit ihren feinen Schnäbelchen hervorholen. Auch können gewisse Perioden des Lebens der Lärchenmotte verderblich werden. Erstens ist der un- gemein kleine und schwächliche Schmetterling, noch dazu, da er in einer Zeit fliegt, wo Spätfröste gewöhnlich sind, sehr empfindlich. Im höheren Gebirge werden um diese Zeit oft Millionen vernichtet. Zweitens leiden die Eäupchen, die tüchtigen Appetit im Frühjahre haben, Noth, wenn sie durch 13* 196 Nadelholzbestands - Verderber. warmen Sonnenschein aus ihrem Winterschlafe erweckt werden, ehe noch die Knospen der Lärche treiben. Endlich drittens überrascht sie auch im Früh- jahre häufig ein plötzliches Unwetter, welches dann nur wenige zur Ver- puppung kommen lässt. (J.). Bei dem massenhaften Auftreten der Motte scheint leider die Naturhilfe wenig zu wirken; auf einigen Stellen des Tharander Reviere» leiden die Lärchen schon seit einer langen Reihe von Jahren alljährlich sehr erheblich. Anmerkung (J.). Unter den Lärchen feinden ist noch einer Motte- zu gedenken, der Argyresthia laevigatella HS. Der Falter ähnelt, in Grösse und Färbung der laricella, zeichnet sich aber durch schopfförmig auf- gerichtete, rothe Behaarung der Stirn aus. Fühler und Palpen schwarz ge- ringelt. — Die Raupe frisst einige Centimeter hoch über der Basis der vor- jährigen Längentriebe im Bast und Rindenkörper der letzteren, verpuppt sich unter der Oberhaut. Man erkennt den Frass der Raupe daran, dass alle' über der Frassstelle befindlichen Knospen des Triebes im Winterzustande verharren, während die unter der Frassstelle befindlichen Seitenknospen sich normal entwickeln. Kurz vor der Verpuppung frisst die Raupe oberhalb der- künftigen Puppenhöhle in die Oberhaut ein unregelmässig gestaltetes Flugloch. Falter fliegt Ende Mai, Anfang Juni. — Wurde zuerst aus Steiermark und Engadin bekannt. — Hartig erhielt neuerdings eine grosse Anzahl verletzter Triebe vom Bezii'ksförster Gebbers zu Suderode bei Quedlinburg am nörd- lichen Harzrand. Ob dies eine von laevigatella zu unterscheidende neue Art ist, wie Hartig vermuthet, welche er desshalb vorläufig Zelleriella nannte- (Bericht über die 1. Versammlung deutscher Forstmänner zu Braunschweig 1872.. S. 25), muss späterer Entscheidung vorbehalten bleiben. XX. Die grosse Kiefern- und Fielitenmotte. (J.) Dioryctria abietella S.V. (Tinea sylvestrella und abietella Ratz.) Dioryctria ZU. gehört zu der unter den Zünslern (Pyralidina) stehendem Familie Phycideae, deren Charakter nach v. Heinemann: Palpen bei beiden Geschlechtern gleich. Nebenpalpen versteckt oder fehlend. Vorderflügel mit elf, zehn oder neun Rippen. Rippe 1 nicht gegabelt, Ast 7 und 8 gestielt oder zusammenfallend. Hinterflügel mit geschlossener Mittelzelle und an der Wurzel behaarter Mittelrippe. Körper meistens schlank mit schmalen, ge- streckten Vorderflügeln und breiten Hinterflügeln. Gewöhnliche Zeichnung der Vorderflügel besteht in zwei lichten Querstreifen und zwei schwarzen, bisweilen zu einem Möndchen verbundenen Punkten an den Ecken der Mittel- zelle. Fühler reichen bis zu -/g des Vorderrandes der Vorderflügel, sie sind borstenförmig, beim c/ meist fein und kurz bewimpert, oft mit Auszeichnungen (Ausbiegungen des Wurzelgliedes, Schuppenwülste) an der Wurzel. Die Falter sitzen mit vorn aufgerichtetem Kopfe, so dass die Vorderbeine der Brust anliegen, die Sitzfläche nicht berühren, und die Hinterbeine den Körper tragen; Flügel abwärts geneigt, mehr oder weniger um den Leib geschlagen» Raupen leben oft in röhrenförmigen Gespinnsten, in Früchten, Rinde etc. Die grosse Kiefern- und Fichtenmotte. 197 Gattung Dioryctria ZU. Fühler des d' über dem Wurzelgliede ge- bogen, mit einem Schuppenwulste in der Biegung, die Glieder deutlich abge- setzt. Palpen steil aufsteigend, schwach schneidig, mit zugespitztem Endgliede. Nebenpalpen angedrückt, klein, fadenförmig. Vorderflügel mit 11 Rippen, Ast 4 und 5 auf gemeinsamen Stiele, Hiterflügel mit acht Rippen, Ast 2 dicht vor der hinteren Ecke der Mittelzelle entspringend, Ast 3, 4 und 5 auf gemeinschaftlichem Stiele. Stirn anliegend beschuppt. Vorderflügel nach aussen erweitert, Vorderrand gleichmässig gebogen, Saum wenig schräg, etwas geschwungen. Hiuterflügel massig breit, etwas zugespitzt, gleichförmig schwach gerundet. D. abietella S.V. Falter: Flügelspannung 26 bis 27™"-. Die ge- streckten Vorderflügel aschgrau, fein schwarz bestäubt, mit 2 weisslichen, zackig schwarz eingefassten Querstreifen und weisslichem, schwärzlich um- zogenem Mittelmonde. Bei dem vorderen Querstreifen geht die weisse Färbung saumwärts nicht selten über die Einfassung hinaus, bei dem hinteren fehlt sie dort oft. Saumlinie schwarz, scharf. Hinterflügel weisslich, am Vorder- rande und am Saume grau bestäubt. Schuppenwulst der Fühler des (f klein, Endglied der Palpen kurz. — Raupe bis über 26 '"™- lang, röthlich braun oder schmutzig grün, mit grossen dunkelen Warzen. — Puppe ziem- lich gestreckt, hellbraun, ohne Dornenkränze auf dem Rücken, mit einem stumpfen, wulstigen Aftergriffel, welchen 6 starke Hakenborsten umkränzen. Flugzeit meist im August, und dann kleine Winterräupchen ; indessen überwintern sie auch halbwüchsig, dann Verpuppung im Mai. Raupe lebt in Kiefern, Fichten und Tannen. — Ratzeburg unterscheidet nach der Lebens- weise zwei Arten, die aber entomologisch nur eine sind: sylvestrella (Forstins. H. Bd. Taf. XV. Fig. 1) in Kiefern, und zwar am Stamm, in älteren Aesten und Trieben, theils unter der Rinde, theils im Holze fressend, und in Zapfen; abietella (Forstins. II. Bd. Tafel XV. Fig. 2) in Fichten- zapfen und in jungen Trieben der Fichte und Tanne, welche die Raupe auf 5 bis 10 ™°'- Länge aushöhlt und krümmt, dabei den Koth zum Eingangs- loche herauswerfend. Bedeutung und Begegnung. Vollständig sicher gestellt ist die Be- deutung dieses Zünslers noch nicht. Die Beschädigung der Kiefern- und Fichtenzapfen ist wohl unwesentlich; man erkennt dieselbe an Krümmung und Verharzung der Zapfen und an dem aussen anhangenden Kothe. Be- achtenswerther ist der Schaden an den Trieben. Gewöhnlich werden die vorjährigen oder älteren Triebe in der Quirlgegend 10- bis 20 jähriger Kiefern befallen. Der Frass zeigt entweder nur eine grössere Höhlung unter der Rinde, welche tief in den Splint eingreift, oder auch mehrere kurze, breite Gänge, wenn mehrere Larven an einer Stelle leben. Aussen bemerkt man Harzausfluss und Koth. Einigermassen ähnelt der Frass dem der pactolana ZU. .(dorsana Ratz.) in Fichten. Die Entfernung der bewohnten Kiefern oder Fichten, oder auch nur Abschnitt der bewohnten Triebe dürften das einzige :gegen abietella anzuwendende Mittel sein, Ratzeburg berichtet von seiner sylvestrella, dass sie namentlich im 198 . Laubholz- Verderber. südlichen Böhmen in Kiefern schädlich aufgetreten sei. Die Verdacht er- regenden Frassstücke waren ihm durch Forstmeister Wachtel in Neuhaus zu- gesendet worden. Das Insect erschien dort in Dickungen, Stangen- und alten, Hölzern, am liebsten in der Gegend der Quirle, jedoch auch am platte» Stamme, meist in beträchtlicher Höhe. In Folge des Frasses unter der Rinde verharzt dieselbe und bekommt ein grindiges Ansehen, Hier ist jedenfalls die durch den Kiefernblasenrost (Aecidium pini Pers.) hervorgerufene Krank- heit gemeint, welche die Böhmen Kozor, die Deutschen Krebs, Brand etc. nennen. Nach gründlichen Untersuchungen hält R. Hart ig (z. vgl. Wichtige Krankheiten der Waldbäume, 1874. S. 77) diesen Pilz an den fraglichen Stücken für den alleinigen Uebelthäter. Er meint, dass die Motte nur zu- fällig in der abgestorbenen Rinde dabei gefunden worden sei. Die Bedeutung des Pilzes ist nun wohl ausser allem Zweifel gestellt; wie weit die Mit- wirkung der abietella in jenen Fällen geht, wo sie mit auftritt, ist indessen noch nicht bestimmt ermittelt. In der abgestorbenen Rinde lebt sie nicht,, sondern in der Bastschicht und im harzreichen Splinte. Die Aehnlichkeit der Lebensweise zwischen abietella und pactolana, sowie jene Fälle in jungen Trieben, wo man erstere ohne Pilze beobachtete, lassen jedenfalls deren Schädlichkeit erkennen, die nur deshalb nicht bedeutend wird, weil dieser Zünsler wohl nirgends sehr häufig vorkommt. Ich habe ebenfalls in voa Wachtel erhaltenen Kiefernstücken, welche allerdings, so viel ich mich er- innere, dem äusseren Anscheine nach pilzkrank waren, abietella gefunden.. Aus denselben krebsigen Kiefernstücken erzog ich eine grosse Anzahl der Gr. coniferana Ratz., die der pactolana in Gestalt und Lebensweise sehr nahe steht, in deren Gesellschaft sie aus jungen Fichten auch erzogen worden ist.. Dritte Abtheilung. Laubholz-Verderber. Die Laubhölzer unterscheiden sich bezüglich des Insectenfrasses we- sentlich dadurch von den Nadelhölzern, dass sie weniger Massenfrass erleiden, sich auch leichter erholen. Hieraus folgt, dass die Forstinsecten auf diesem Gebiete viel weniger zu sagen haben, als bei den Nadelhölzern. Ueberdies. lässt sich bei den Laubhölzern eine Trennung von Cultur- und Bestands- verderbern nicht durchführen, ist auch nicht so nöthig, wie bei den Nadel* hölzern. Wohin soll man z. B. die Alleebäume rechnen, die ja alle aus Laubholz gewählt werden? Von einem Bestände kann man bei ihnen nicht sprechen, und doch leiden sie vorzugsweise von solchen Insecten, welche die Laubholz - P rachtkäfer. 199 Bestände lieben. Es würde hier besser sein, Jungholz und Altholz zu unter- scheiden und die Insecten des ersteren mit den Culturverderbern zu iden- tificiren. Alsdann würden bei diesen die Heister (d. h. ältere Pflänzlinge) eine Hauptrolle spielen, da viele Laubhölzer so verpflanzt, dann auch am ersten von Insecten befallen und oft getödtet werden. Die Alleebäume er- leiden bald nach ihrer Anpflanzung dieselben Beschädigungen, wie die zu Beständen bestimmten Culturpflanzen. — Die auf Laubholz lebenden Insecten umfassen aus fast allen Ordnungen sehr zahlreiche Arten*), die grosse Re- productionskraft der Laubhölzer lässt indessen selbst sehr häufige Insecten wirthschaftlich so unwichtig werden, dass sich die forstliche Entomologie auf die Beschreibung von verhältnissmässig wenig Arten beschränken kann und muss. Es lässt sich auch in Beziehung auf Vertilgung schon einiges All- gemeine sagen. Nämlich nur bei den Pracht-, Borken- und Bock- käfern und Erlenrüsselkäfern ist es nöthig, die befallenen Stämme zu entfernen. Bei den übrigen genügt das Absammeln. Dies wird theils im Ei-, theils im Raupen- und Puppenzustande, auch zuweilen im Zustande des ausgebildeten Insectes vorgenommen, je nachdem der eine oder andere mehr zur Hand ist. Ich beginne in der Hauptsache mit den vorzüglich in und auf jungem Holze lebenden und schliesse mit denjenigen, welche die erwachsenen Bäume belästigen, ohne indessen hier scharf scheiden zu können. I. liaubltolz - Pracbtkäfer. (J.) Agrilus viridis L. (Taf. II. Fig. 13.) und Verwandte. Die zur Familie der Bupresten (Buprestidae) gehörige Gattung Agrilus Sol. : Körper langgestreckt (s. Fig.). Flügeldecken hinter der Mitte gewöhnlich etwas erweitert, dann schnell zugespitzt. Halsschild breiter als lang, am Hinterrand beiderseits tief ausgerandet zur Aufnahme der "Wurzel der Flügel- decken. Schildchen deutlich, dreieckig, nach rückwärts zugespitzt. Fortsatz der Vorderbrust gegen die Mittelbrust gewöhnlich breit und kurz. Füsse lang, das erste Glied der Hinterfüsse länger als das zweite, die ersten vier Fussglieder unten gelappt. Oberseite metallisch gefärbt, mit schuppenartigen Punkten auf den Flügeldecken. In Deutschland 31 meist schwer zu bestim- mende Arten; Farbenunterschiede nicht massgebend. A. viridis L. Halsschild viel breiter als lang, im Verhältniss zu den Flügeldecken kurz, uneben, grob querrunzelig, mit undeutlicher Mittelfurche, *) Kaltenbach (Pflanzenfeinde aus der Klasse der Insecten. 1874) zählt z. B. auf der Eiche nicht weniger als 537 Arten, darunter 146 Käfer, 245 Schmetter- linge, 97 Aderflügler, 7 Zweiflügler, 1 Geradflügler, 41 Schnabelkerfe. Sehr wenige derselben sind von wirthschaftlichem Interesse für den Forstmann. 200 Laubholz -Verderber. jederseits hinter der Mitte mit einem schräg gegen die Seiten hin verlaufen- den, mehr oder weniger deutlichen Eindrucke. Schildchen sehr fein punktirt, mit deutlicher Querleiste. Flügeldecken an der Basis eingedrückt, mit stark vortretenden Schultern, hinter diesen seitlich zusammengedrückt, hinter der Mitte etwas erweitert, dann verengt, an der Spitze abgerundet, schwach divergirend, fein gezähnelt, schuppig gerunzelt, fast unbehaart. Vorderbrust bei beiden Geschlechtern (beim cf etwas deutlicher) ausgerandet, letzter Bauchring einfach abgerundet. In Folge seiner grossen Verschiedenheit der Färbung, Grösse u. s. w. trägt derselbe Käfer nicht weniger als 11 Namen, welche erst v. Kiesenwetter in seiner vortrefflichen Arbeit über die deut- schen Bupresten*) klar gestellt hat: Normale Farbe olivengrün mit bläulicher oder kupferiger Stirn und messingfarbener Unterseite (viridis i., Panz.^viridipennis Lap.^ capreae Chevr.); bronzefarbige und kupferige Stücke {Anbei Lap., fagi Ratz.^ quercinus Redtb.); grüne, blaugrüne, blaue bis violette Exemplare (nocivus Ratz.^ distinguendus Lap.^ bicolor Redtb.); Stücke mit goldgrünen oder blauen Flügeldecken, deren Halsschild und Kopf jedoch messingfarben oder kupferig (linearis Panz.); endlich eine ganz schwarze Varietät (Bupr. atra Fabr.). — Grösse ebenfalls sehr schwankend, 5 bis 8™"*-. — Die fuss- lose Larve (Fig. 13^) ist weiss, lang und schmal, vorn breit, am letzten, zwölften Körpersegment mit zwei nach hinten gerichteten, gezähnten Horn- spitzen. Der Käfer fliegt im Juni und Juli, und legt seine Eier an die Rinde junger Stämme, besonders Buchen und Eichen, befällt jedoch auch Erlen und Aspen, höchst wahrscheinlich auch noch andere Laubhölzer. Die auskommenden Larven fressen sich bis unter die Rinde, und machen hier zwischen Bast und Splint geschlängelte, allmälig grösser werdende Gänge. In diesen leben sie den Winter und den ganzen nächsten Sommer und Winter. Im dritten Sommer verpuppen sie sich, indem sie eine kleine Splinthöhle zur Wiege bereiten, so dass .sie erst nach vollen zwei Jahren ausfliegen. Das in der Rinde zurückgelassene Flugloch hat fast die ^^^ Ge- stalt. Die Käfer bemerkt man jedoch selten, da sie bei warmem Wetter sehr flüchtig sind und immer nur wenige Secunden an einer Stelle verweilen. A. tenuis Ratz. (Sahlbergii Mannerh.., viridis Lap.). Von viridis L. leicht zu unterscheiden. Demselben ähnlich an Gestalt und durch die me- tallisch grüne, bronzene oder blaue Färbung, in der Regel jedoch etwas grösser, auch sind die Flügeldecken hinten nicht so stark verengt, wie bei viridis L. Bei beiden Geschlechtern ist das letzte Bauchsegment an der Spitze ausgerandet, besonders tief beim - genau betrachten. Erkennen wird man den Frass der Larve ziemlich leicht an den geschlän- gelten Gängen, welche sich schon von aussen durch eine schwache "Wölbung und Verfärbung der Rinde verrathen. Wenn man die Rinde an solchen Wölbungen aufschneidet, findet man den Larvengang deutlich, und am Ende desselben meist auch die Larve oder die Puppe im Splinte. Gehen die Larvengänge nicht ganz bis auf den Wurzelknoten, so kann man durch Abschneiden des Stämmchens über diesem noch einen gesunden Ausschlag bewirken. Man hat die Käfer auch in alten Stämmen beobachtet und gefunden, dass sie von diesen auf junges Holz überfliegen, weshalb auf jene, sobald sie die Spuren des Frasses zeigen, geachtet werden muss. Seltener als die Buchen leiden Eichen, noch seltener Erlen durch den Frass von viridis. Agrilus tenuis Ratz, und A. angustulus III. sind wohl noch weniger oft, als viridis beobachtet worden. Beide gehören ebenfalls der Buche und der Eiche an. Durch A. tenuis Ratz, sind namentlich in Hannover und in Hessen wiederholt Pflanzungen zerstört worden, und voll- endet das Insect unter ihm günstigen Verhältnissen während eines Jahres seine Generation. Die Schädlichkeit des A. angustulus III. ist wohl noch nicht ganz sicher nachgewiesen. — Auch einige andere Arten derselben Gattung können nachtheilig werden, so z. B. Agrilus betuleti Ratz, in Birken. — Alle Agrilen, welche forstliche Kulturpflanzen bewohnen, zeigen dieselbe 202 Laubholz-Verderber. Lebensweise, weshalb auch die etwa zu ergreifenden Vertilgungsmassregeln dieselben sein können. Dabei ist freilich besonders zu beachten, ob man es mit einer Art zu thun hat, welche zweijährige oder nur einjährige Generation hat. II. Blattkäfer. (J.) Lina populi Z,., tremulae Fabr.; Agelastica alni Z/.; Adimonia capreae L.\ Galleruca crataegi Forster; Phratora vitellinae L.; Haltica erucae Oliv, und Verwandte. Lina Redtb. Die vor den Augen stehenden, elfgliederigen Fühler gegen die Spitze allmähg verdickt, Kopf vorragend, geneigt. Halsschild viel breiter als lang, mit scharfen Hinterecken, nach vorne verengt. Schildchen drei- eckig. Flügeldecken mit deutlicher Schulterbeule, an der "Wurzel viel breiter als das Halsschild, nach hinten erweitert. Sämmtliche Schienen mit einfacher Spitze und auf der oberen Seite mit einer tiefen, fast bis zur "Wurzel reichenden Rinne. Fussklauen ungezähnt. Lina populi L. (Taf. H. Fig. 3^). Der ganze Käfer mit Aus- nahme der Ziegel- oder gelbrothen Flügeldecken grünlich- oder bläulich- schwarz, glänzend. Aeusserste Spitze der Flügeldecken schwarz. Halsschild an den Seiten sanft gerundet, schwach wulstig verdickt. Länge 1 0 — 1 2 "^™-, Schulterbreite etwa 1^^-. — Die 6beinige, gestreckte Larve (Taf. H. Fig. 3^) von gelblich weisser Grundfarbe mit vielen schwarzen Flecken, Warzen und fleischigen Zapfen; aus letzteren, welche aus- und einziehbar sind, lässt sie Tropfen eines weissen, stinkenden Saftes treten, wenn man sie anfasst. Das Halsschild bildet ein schwarz gerandetes, an den Ecken abgerundetes Recht- eck. — Die vorn sehr breite, am After spitzige Puppe hängt gestürzt an Blättern u. s, w. — Larve und Käfer skelettiren die Blätter der Pappeln (Fig. 3), vorzugsweise die der Aspen. — Käfer überwintert unter Laub; nach Entwickelung der Blattknospen kommt er zum Vorschein und begattet sich. Das Q legt über 100 gelblich weisse Eier, stets einige beisammen, auf die Blätter. Nach 8 — 10 Tagen erscheinen die Larven, welche gesellig fressen und sich nach 3 Wochen verpuppen. Puppenruhe nur 10 Tage. Rauhes Klima oder ungünstige Witterung verzögern die Entwickelung. Die zweite Generation wird im September fertig, unter sehr günstigen Verhält- nissen etwas eher, und wäre dann wohl auch eine dritte Generation möglich. Lina tremulae Fabr. Nur 8 — \Qmm. lang, der Vorigen äusserst ähnlich. Flügeldecken jedoch ohne schwarze Spitze; Halsschild an den Seiten gerade, stark gewulstet. (Die Exemplare mit an den Seiten etwas ge- schweiftem Halsschild: L. longicollis Suffr.). — Larve wie die der populi, ihr Halsschild ganz schwarz. — Lebensweise dieselbe. — Agelastica Redtb. Fühler zwischen den Augen nahe beisammen- stehend, ihr drittes Glied etwas länger, als das zweite, aber kürzer, als das vierte. Kopf vorgestreckt, mit den Augen fast so breit wie das Halsschild. Dieses doppelt so breit als lang, Vorderrand leicht ausgebuchtet, Hinterrand gerundet. Ecken stumpf, Seitenränder fein geleistet. Schildchen dreieckig. Flügeldecken am Grunde breiter als das Halsschild, mit deutlicher Schulter- Blattkäfer. 208- beule, gegen die Spitze bauchig erweitert. Beine einfach. Fussklauen in der Mitte oder an der Wurzel zahnförmig erweitert. Agelastica alni L. Käfer (Taf. II. Fig. 2^-) oben glänzend violett oder blau, unten schwarzblau. Fühler, Schildchen, Schienen und Füsse schwarz. Halsschild ohne Eindrücke. Schildchen spitzig dreieckig. Länge 6 — 7mm-. — Larve (Fig. 2^^) schwarz, ähnlich wie die der vorigen Gat- tung gebaut. — Käfer überwintert und erscheint nach Entwickelung des Erlenlaubes, um sich zu begatten. Das befruchtete Q schwillt sehr stark an, so dass die Flügeldecken den Hinterleib nur unvollständig bedecken. Die gelben Eier (Fig. 2) werden partieenweise abgelegt. Die Larven brauchen zu ihrer Entwickelung etwa 4 Wochen und begeben sich dann zur Verpup- pung flach in die Erde. Wie die vorhin genannten Arten skelettiren Larven und Käfer die Blätter. Die ganz jungen Lärvchen benagen nur die Ober- haut. Im August und September erscheint der junge Käfer, frisst nochmals an den Blättern und begiebt sich dann unter das abgefallene Laub zur Ueberwinteruug. Generation einfach, doch findet man nicht selten Eier, Larven und Käfer gleichzeitig, weil das $ ziemlich lange Zeit zum Ablegen der Eier braucht. — Adiraonia Laichart. Der Gattung Agelastica nahe stehend, wie diese zu der Gruppe der Gallerucinen gehörend. Fühler zwischen den Augen nahe beisammen stehend, so lang wie der halbe Leib, mitunter länger, zweites Glied derselben kurz, das dritte so lang wie das vierte oder länger. Kopf vorgestreckt, geneigt. Halsschild viel breiter als lang, vorn leicht ausgeran- det, hinten abgestutzt, an den Seiten etwas erweitert. Schildchen dreieckig, an der Spitze gerundet. Flügeldecken breiter als das Halsschild, gegen die Spitze mehr oder weniger erweitert. Beine einfach, Fussklauen in der Mitte gezähnt oder gespalten. Adimonia (Galleruca) capreae L. Käfer (Taf. H. Fig. 1^) schwarz^ tief punktirt, Wurzel der Fühler, Halsschild, Flügeldecken und Schienen grau gelbbraun. Das dritte Fühlerglied länger als das vierte. Halsschild am Hinterrande in der Mitte gerade, beiderseits aber schief nach vorne von den Hinterecken verlaufend, auf der Scheibe mit zwei, beiderseits mit einem dunkel gefärbten Grübchen. Flügeldecken mit stumpfem Nathwinkel, an der Spitze fast gemeinschaftlich abgerundet. Länge ö™'"-. — Larve ähnelt denen der vorgenannten Arten. Lebensweise ähnlich. Käfer und Larven lieben vorzüglich Weiden, scheinen aber sehr polyphag zu sein. Bei Weiss- wasser in Böhmen von mir (J.) z. B. massenhaft alljährlich auf Haide (Calluna vulgaris Salisb.) gefunden. — Yerpuppung in der Erde. — Galleruca Fabr. Der vorigen Gattung äusserst ähnlich, Flügeldecken jedoch länger, wenigstens um die Hälfte länger als zusammen breit, mit ge« raden Seitenrändern, nach hinten nicht bauchig erweitert. Galleruca viburni Payk. auf Schneeball, crataegi Forster (xan- thomelaena Schmk.) auf Ulmen, lineola Fabr. auf Weiden, namentlich auf Salix viminalis L., seien hier nur genannt, da sie mitunter wohl massenhaft auftreten, jedoch nicht erheblich schaden. Gelbbraune Käfer von ähnlicher Grösse wie A. capreae, von dieser durch die gestrecktere Gestalt u. s. w, unterschieden. — 204 Laubholz-Verderber. Phratora Redtb. Diese Gattung gehört, wie Lina, zu der Gruppe <3hrysomelini ; Fühler an den Seiten des Kopfes vor den Augen , weit von einander entfernt eingefügt. Halsschild etwas breiter als lang, Hinterecken rechtwinklig. Flügeldecken mit deutlicher Schulterbeule. Schienen mit kurzer Einne an der Spitze, ohne zahnförmige Erweiterung. Fussklauen mit einem breiten, spitzigen Zähnchen an der Wurzel. Körper länglich eiförmig. Phratora vitellinae L. Käfer etwas mehr als um die Hälfte länger als breit, erzfärbig oder grün, After gewöhnlich roth. Halsschild und Kopf zerstreut und fein -punktirt, Flügeldecken regelmässig punktirt gestreift, an der Spitze verworren punktirt. Länge 5"'™-. — Larve grünlichweiss, durch verschiedene Zeichnung an der Oberseite fast schwarz. — Käfer überwintert. Doppelte Generation. Larven und Käfer fressen auf Weiden und Pappeln, erstere namentlich an der Unterseite. Oft sind ganze Strecken Weiden- gebüsches stark beschädigt. — Aeusserst ähnlich ist Phr. vuigatissima Z/., Käfer doppelt so lang als breit. — Haltica Geoff. gehört zu der Gruppe Halticini, welche sich von den Gallerucinen durch die stark angeschwollenen Schenkel der zum Springen ge- eigneten Hinterbeine unterscheidet (Erdflöhe). Körper länglich, Kopf vor- gestreckt. Halsschild viel breiter als lang. Hüften der Vorderbeine durch eine schmale Hornleiste getrennt. Flügeldecken länglich eiförmig, an der Spitze abgerundet. Hinterschenkel stark verdickt. Hinterschienen mit ein- fachem Dorn an der Spitze, mit kurzer, am Aussenrande nicht gezähnter Rinne zum Einlegen der an der Spitze der Schienen befestigten Füsse. Erstes Glied der Hinterfüsse länger als die halbe Schiene. Haltica erucae Oliv, (quercetoriim Foudr.). Dem allbekannten auf Kraut, Kohl u. a. Gartengewächsen sehr schädlichen Erdfloh (H. oleracea L.) äusserst ähnlich. Käfer 4 — S'""^- lang, metallisch schwarz, Schenkel und Eückenfläche grün oder blau, Schienen, Tarsen und Fühler sehr fein und kurz grau behaart. Halsschild vor dem, Hinterrande mit deutlichem Quer- eindrucke. Flügeldecken an der Wurzel viel breiter, als das Halsschild, nach rückwärts etwas erweitert, fein verworren punktirt, beiderseits mit tiefem Streifen am Rande. — Larve schwärzlich, mit vielen Warzen bedeckt (die der oleracea ist braun, auf dem Rücken kantiger). — Käfer überwintert, benagt dann im Frühjahre die Eichenknospen und legt seine Eier auf die Blätter der Eichen. Wie die meisten Chrysomelen skelettiren die Larven, ebenso die im August auskommenden Käfer die Blätter. Bedeutung und Begegnung. Aus der grossen Familie der Chryso- melen, welche durchgängig Pflanzenfresser enthält, die mitunter durch ihr massenhaftes Auftreten den Kulturpflanzen nachtheilig werden, wurden hier nur einige Repräsentanten herausgegriffen. — Den Aspen -Ausschlägen wird, Lina tremulae Fabr. schädlicher als populi i., welche gewöhnlich ältere, 3 — 4jährige Lohden und Sträucher angeht; unter Umständen kann erstere wirthschaftlich nützen, wo nämlich die Asp^n zum lästigen Unkraut werden. — Ag. alni L. ist in Erlenwaldungen wohl überall sehr häufig, Schaden in- dessen nicht sehr erheblich. — Letzteres gilt auch bezüglich der übrigen Laubholzkäfer. 205 Arten, da die Laubhölzer gegen Befressen des Laubes wenig empfindlich sind; etwas wird dadurch der Zuwachs allerdings beeinträchtigt. — Ueber aus- gedehnten, beachtenswerthen Frass von H. erucae (von Katzeburg wohl mit oleracea verwechselt) berichtet Kellner in der Forst- und Jagdzeitung (5. Band), neuerdings Taschenberg in seiner forstwirthschaftliclieu Insectenkunde. Will man gegen die hier genannten oder andere Chrysomelen Begeg- nungsmittel ergreifen, was bei besonders werthvoUen jungen Pflanzen, nament- lich in Pflanzgärten, angezeigt sein kann, so lasse man die Käfer im Früh- jahre (Mai, Juni) und Herbst (September) sammeln. Es müssen Leute, welche in der linken Hand ein zwischen Stäben, nach Art eines Regen- schirmes ausgespanntes Tuch, in der rechten Hand einen Stock tragen, durch die Saaten oder Pflanzungen gehen und die Käfer in den Schirm klopfen, aus welchem sie dann leicht herausgeschüttet oder in Schachteln, besser noch in glacirte Krüge gethan werden. Die Käfer sitzen so lose an den Blät- tern, dass sie schon bei der geringsten Berührung der Stämmchen und der Zweige herunterfallen. Die Larven sitzen meist fester, gegen sie ist weniger zu machen. Das ganze Geschäft geht einem gewandten Arbeiter schnell von Statten; es wird dadurch erleichtert, dass der Frass nur an jungen Pflanzen oder Ausschlägen schädlich wird, während stärkere Stämme nicht beachtens- werth leiden. Gelegentlich dieses Einsammelns der genannten Chrysomelen wird mancher Blattfresser aus derselben Familie, der hier nicht besonders erwähnt wurde, auch manche.r nicht unschädliche Rüsselkäfer mit gefangen. III. liaubliolzbockkäfer. (J.) Saperda carcharias L., populnea L.; Cerambyx cerdo L. (heros Fabr.) und Verwandte. Saperda Fabr. gehört unter den Bockkäfern zur Familie Lamiini, welche sich durch senkrechte Stirn, durch sehr stark ausgerandete Augen, durch das zugespitzte letzte Glied der Taster und durch eine schiefe Furche an der Innenseite der Vorderschienen von den Verwandten unterscheidet. Fühler so lang wie der Körper oder länger. Kopf so breit wie das Halsschild. Dieses kurz walzenförmig, ohne Höcker oder Dornen an der Seite. Flügeldecken mit ihren stark vorragenden Schultern breiter als das Halsschild, entweder gleichbreit oder nach hinten verengt. Schenkel in der Mitte dick, die hinteren erreichen wenigstens den vorletzten Bauchring. Fussklauen einfach. Saperda carcharias L. (Der grosse Pappelbockkäfer) (Taf. H. Fig. 12). Der Käfer (Fig. 12^-) bis 30™™- lang. Grundfarbe schwarz, dicht mit grauem oder bräunlichgelbem. Filze bedeckt, ziemlich dicht gelb- grau behaart. Halsschild und Flügeldecken mit nackten, glänzend schwarzen Punkten. Flügeldecken an den Schultern sehr breit, nach der Spitze be- deutend verengt, stumpf zugespitzt, am Ende der Nath etwas klaffend. Beine i06 Laubholz- Verderber. wie der Körper gefärbt. Fühler mit schwarzer Spitze der einzelnen Glieder, so dass sie im Ganzen schwarz geringelt erscheinen. — Larve (Fig. 12^"-) fusslos, Kopf klein, fast viereckig, die einzelnen Leibesglieder ziemlich stark eingeschnürt, mit runzeligen Hornplättchen. Gelblich weiss, die hornigen Theile und Behaarung dunkler, der Kopf am dunkelsten. — Puppe (Fig. 12^-) gelblich weiss. — Der Käfer fliegt im Juni und Juli und legt seine Eier in die Rindenrisse verschiedener Pappeln, besonders Aspen. Die Larve frisst im ersten Sommer nur unter der Rinde, im Herbste geht sie in den Splint, später bis tief in das Holz, nach oben fressend. Generation dauert 2 Jahre. S. populnea L. (Der kleine Pappelbockkäfer). Käfer nur 10 — 13™'"- lang. Flügeldecken walzenförmig, nach hinten nicht verengt oder zugespitzt. Schwanz mit gelbgrauer Behaarung. Mittellinie des Halsschildes, dessen Seiten und vier bis fünf runde Makeln auf jeder Flügeldecke dichter und heller gelb behaart. Fühler ebenfalls schwarz geringelt. — Larve der vorigen sehr ähnlich, nur kleiner und walziger. — Der Käfer erscheint im Mai oder Juni nach Entwickelung der Aspenblätter, auf denen er gern sitzt; bei unvorsichtigem Nahen des Menschen lässt er sich schnell herabfallen, oder fliegt im warmen Sonnenschein fort. Das Q legt die Eier einzeln an junge Stämmchen oder Zweige der Aspe, seltener anderer Pappeln. Die Larve bohrt sich ein und frisst im Holze und der Markröhro unregelmässige Gänge, welche sich schwarz färben. Nach der zweiten Ueberwinterung verpuppt sich dieselbe im zeitigen Frühjahre. Eigenthümlich sind die knotigen An- schwellungen der Stämmchen oder Aeste in Folge des Frasses, an welchen dieser leicht zu erkennen. Der Käfer bohrt sich durch ein rundes Flugloch in der Regel an Stelle der Anschwellung heraus. — Cerambyx L. gehört zu der die Bockkäfer am besten charakterisir enden Gruppe Cerambycini: Kopf geneigt, letztes Tasterglied breit, wenigstens mit abgestutzter Spitze; Vorderschienen innen ohne Furche; Augen stark ausge- randet. Gattung Cerambyx L. (Hammaticherus Serv.): Der geneigte Kopf schmäler als das Halsschild, mit sehr stark ausgerandeten Augen. Hals- schild so lang wie breit, mit groben Querrunzeln und jederseits mit einem spitzigen Dorne in der Mitte des Seitenrandes. Fühler des Q so lang wie der Leib, die des cf viel länger, deren erste Glieder an der Spitze stark verdickt. Flügeldecken am Grunde beinahe doppelt so breit, als der Hinter- rand des Halsschildes, über doppelt so lang als breit. Cerambyx cerdo L.^ Muls. (heros Fabr.) Käfer 40 — 45 ™'^- lang. Schwarz, nach hinten braun. Spitze der Fühler und Unterseite fein grau be- haart. Flügeldecken runzelig punktirt, gegen die Spitze verengt. — Die grossen, fusslosen Larven haben besonders auffallende Rückenplatten. Sie leben nur in alten, lebenden Eichen und durchwühlen das gesunde Holz, während sie das faule meiden. — Bedeutung und Begegnung. S. carcharias L. wird als Bewohner lebender Pappeln unter Umständen empfindlich schädlich, namentlich wenn er junge Stämmchen befällt, welche in Folge seines Frasses bald absterben. Aeltere Bäume halten den Frass eher aus, wenn sie nicht von zahlreichen Exemplaren besetzt sind; solchen Falles werden sie leicht vom Wind abge- Laubholzbockkäfer. 207 brochen, mindestens faul. Die an den unteren Stamratheilen gewöhnlich ange- häuften Bohrspäne, welche die älteren Larven heraustreiben, verrathen den Feind. (Leicht zu verwechseln mit Trochiliiira apiforme L., s. dort.). Gegen- mittel kaum anwendbar; Entfernung der befallenen Stämme, Einsammeln der Käfer. Im Juni Anstrich der zu schützenden Stämme in Gärten, an Strassen u. s. w. bis 1,5 '"• hoch mit Lehm und Kuhmist. S. populnea L. An Aspen entschieden schädlich, denn der häufig vorkommende Frass hat vollständige Verkrüppelung der jungen Aspen zur Folge. Wo letztere als forstliches Unkraut anzusehen sind, was keineswegs tiberall der Fall, wird dieser kleine Bock, wie Lina tremulae, nützlich, denn er hält die Ausschläge im Wachsthum wesentlich zurück. Gegenmittel, wo man die Aspen pflegen will, schwer anwendbar; Sammeln der Käfer, welche in Schirme von den Blättern geklopft werden können, auf denen sie häufig in Begattung anzutreffen sind, während der kühleren Morgenstunden; Ausschneiden der leicht kenntlichen Frassknoten. Cerambyx cerdo Zv., Muls. (heros Fabr.) nur in alten Eichen, in diesen aber durch den Frass der grossen Larve im gesunden Holze ganz bedeutend technisch schädlich. Bei Tage lebt der Käfer meist versteckt, gegen Abend schwärmt er, und wäre dann zu sammeln, vielleicht mit Schmetterlingsnetzen. Anmerkung. Unter den Laubholz -Bockkäfern können noch genannt werden: Cerambyx Scopolii Laichart. ^ Muls. (cerdo Scop.). Dem cerdo L. {heros Fabr.) sehr ähnlich, aber ganz dunkel, überdies viel kleiner, nur 20 — 30 ™"- lang; Flügeldecken nach hinten nicht verengt. Lebt haupt- sächlich in Buchen, ist aber wohl unschädlich. — Aromia moschata L. 'Schön metallisch grün, 20 — 30 '"™- lang. Lebt in alten, namentlich in ge- köpften "Weiden. Seines Geruches wegen „Moschusbock" genannt. — Calli- dium hungaricum Hbst. {insubrieum Germ.) 25 — 30"™- lang, schwarz, Flügeldecken tief metallisch grün, gegen die Spitze kupferfarben. Nach den ausführlichen Mittheilungen von Altum (1. c. S. 296 ff.) ist dieser „Ahorn- bock" dem Bergahorn nicht unbedeutend schädlich. In der Hauptsache dem Süden von Oesterreich, Baiern u. s. w. angehörig. — Oberea oculata L. und linearis L. Beide sind langgestreckte, walzige Käfer, deren Larven die Markröhre junger Triebe zerstören. Ersterer 15 — 20™°'- lang, röthlich gelb; Fühler, Kopf imd 2 Punkte auf dem Halsschilde schwarz ; Flügeldecken schwarz, grau behaart, mit gereihten, unbehaarten, daher rein schwarzen, grübchen- artigen Punkten; lebt in Weiden. Letzterer 10 — 14 ™'"- lang, tief schwarz oder braun, Taster und Beine gelb; Flügeldecken fast unbehaart, mit Keihen grübchenartiger Punkte; lebt in Haseln. Beide ohne hervorragende Wichtigkeit. 208 Laubholz- Yerderber. IV. I>er Olassdiwärmer und der IVeidenbolirer. Trochilium (Sesia) apiforme CL, L. und Cossus ligniperda Fabr. Die zu den Schwärmern gehörige Familie der Sesien (Sesiidae) enthält Hymenopteren ähnliche Schmetter]inge mit mehr oder weniger glashellen. Vorder- und Hinterflügeln. Letztere breit, ungetheilt, kurz gefranzt, mit Haftborste, zwei oder drei Innenrandsrippen und noch fünf Rippen, ohne Costalrippe. Vorderflügel sind schmal, viel länger als breit, — Neben- augen. — Die Falter fliegen lebhaft im Sonnenschein; die weisslichen, mit dunklem Nacken und Kopfschilde versehenen, 16 beinigen Raupen leben im Innern von Bäumen und Sträuchern. Gattung Trochilium Scop. Fühler nach aussen allmälig verdickt, an der Spitze mit einem Haarpinsel. Statt der Zunge sind nur zwei kleine weiche Zapfen vorhanden. Grosse hornissenartige Sesien. Vorderflügel auf den Rippen und am Vorderrande beschuppt, fast glashell. Trochilium apiforme (mis) CL, L. Falter braun; Palpen, Scheitel, ein Fleck hinter den Augen, vordere Hälfte der Schulterdecken, 2 Flecke am Hinterriicken, erster und zweiter Bauchring an der Basis, die drei letzten Segmente und Aussenseite der Schenkel lebhaft gelb. Vor den Augen ein weisser Fleok. Schienen und Füsse innen gelb, aussen rostfarben. Flügel glashell mit rostfarbenen Rippen und Vorderrande. Fühler schwarzbraun , vorn rostfarben bestäubt. — Die 16 beinige Raupe ist in der Hauptsache weiss mit dunklem Kopfe. Puppe braun. — Das befruchtete 9 legt im Juni oder Juli die Eier in Rindenrisse am Fusse der Stämme von Pappeln, na- mentlich Aspen. Die Raupe bohrt sich in den Stamm, auch in die stärkeren Wurzeln, überwintert zweimal und verpuppt sich im Frühjahr in einem Cocon. am Fusse des Stammes oder in der Erde. Die groben Frassspäne verrathen den Feind, dessen Frass dem der Saperda carcharias sehr ähnlich ist. — Die zu den Spinnern gehörige Familie Cossidae ohne Nebenaugen. Vorderflügel mit zwei feinen Innenrandsrippen, gerundeter Spitze und schrägem Saum; Hinterflügel ungespalten, kurz gefranzt, mit Haftborste und drei Innen- randsrippen. Körper dicht anliegend behaart. Zunge fehlt. Gattung Cossus Fabr. Fühler mit bis zur Spitze gleichmässig in eine Lamelle erweiterten Gliedern, etwas kürzer, als ein halber Flügel. Hinter- schienen mit zwei Paar Sporen. Körper gross und plump. Beine kurz und dick. 5 mit Legstachel. — Raupen l6füssig, nackt, glänzend mit dunklem Nackenschild und einzelnen Haaren, leben im Holze. Cossus ligniperda Fabr. (Weidenbohrer). Flügelspannung 85 bis 90'"™-. Vorderflügel grau und braun gewässert mit vielen dunklen Quer- linien. Scheitel und Halskragen gelbgrau. Hinterflügel einfach aschgrau. Kopf klein. Hinterleib grau, die einzelnen Ringe weiss gerandet. — Raupe fleischfarben oder röthlichgelb, auf dem Rücken dunkler, riecht stark nach Holzessig, lebt fast 2 Jahre, vom Herbste bis zum zweiten Frühjahre im Holze verschiedener Laubhölzer, Weiden, Rüstern, Pappeln, Eichen u. s. w. — Die rothbraune Puppe findet man gewöhnlich in einem Cocon aus Holz- spänen am Ausgange eines Bohrloches. Nicht selten verlassen auch die Glasschwärmer und Weidenbohrer. 209 Raupen den Baum, man sieht sie dann auf dem Boden herumwandern, bis sie einen geeigneten Platz (unter Steinen etc.) zur Verpuppung in einem Erd- cocon gefunden haben. — Das Q legt mit Hilfe seines langen Legstachels die Eier unter die Rindenschuppen. Bedeutung und Begegnung. Der Frass des T. apiforme L. (Hornissenschwärmers) ist nicht blos in der Form, sondern auch in der Be- deutung dem des grossen Pappelbockkäfers äusserst ähnlich. Sammeln der Schwärmer an den Stämmen oder durch Abklopfen von den Blättern in den frühen Morgenstunden; bei warmem Sonnenschein ist dies nicht möglich, denn dann schwärmen die Falter äusserst lebhaft. Das Roden der befallenen Stämme ist weniger zu empfehlen, da stärkere Bäume die Beschädigung oft wieder ausheilen. Anstrich einzelner Bäume, wie bei carcharias. C. ligniperda Fah\ lebt oft sehr zahlreich in einzelnen Bäumen; man hat schon über 200 Raupen in einem starken Baume gefunden. Jüngere Stämme werden dadurch bis zum Absterben beschädigt. Einsammeln der trägen Schmetterlinge, Fällen der stark besetzten Bäume und Tödten der Raupen, möglicher Weise auch ein Anstrich von Lehm und Kuhmist, sind die einzigen Hilfsmittel, die etwas nützen können. Anmerkung. Die zu den Sesien und Cossiden noch gehörigen Gattungen und Arten, welche sämmtlich im Holze oder unter der Rinde leben , sind ihrer geringen Häufigkeit wegen ohne forstliche Bedeutung. Allenfalls wäre die in Schwarz- und Weiss-Erlen mitunter schädlich gewordene Sesia spheciformis S.V. zu nennen; (nach Taschenberg auch in Birken). Ich habe einmal 4 Raupen dieser Sesia gleichzeitig in einer nur 2,5 ^°'- starken, jungen Weisserle fressend gefanden, dieselbe brach in Folge des Trasses am Wurzelknoten ab. T. Die grünen und grauen liaubholzrüsiselkäfer. (J.) Phyllobius argentatus 2>., psittacinus Germ.., viridicollis Fabr.., oblongus L.\ Polydrosus cervinus Gyll.., micans Fabr.\ Brachyderes incanus L.\ Strophosomus coryli Fabr. und Verwandte. Gattung Phyllobius Schh. gehört zur Gruppe Otiorhynchini. Der Gattung Metallites Schh. (S. Seite 51) in Gestalt ähnlich, Fühlerfurchen am kurzen Rüssel jedoch als kurze, flache Gruben nach oben gerichtet. Die ersten zwei Glieder der siebengliederigen Fühlergeisel länglich , die folgenden kurz. Schildchen deutlich dreieckig. Halsschild nicht länger, als breit, an der Spitze gewöhnlich eingeschnürt. Flügeldecken lang gestreckt, den Hinterleib bedeckend. Schenkel bei mehreren Arten gezähnt. Schienen ohne Hornhaken. Klauenglied der Füsse dünn mit zwei gleichen, an der Wurzel verwachsenen Klauen. Körper gewöhnlich grün beschuppt, geflügelt. Larvenleben nicht bekannt. 14 210 Laubholz - Verderber. Phyllobius argentatus L. Drittes bis siebentes Glied der Fühler- geisel kurz kegelförmig. Schenkel gezähnt. Oberseite des Käfers dicht mit runden, glänzend grünen Schuppen bedeckt. Flügeldecken mit langen auf- stehenden, weissen Haaren. Fühlergruben nur durch einen schmalen Raum auf der Oberseite des Rüssels von einander getrennt. Fühler und Beine gelb, Schenkel manchmal schwärzlich. Länge des Käfers 5 ™™-. — Ein überall häufiger Käfer, der in Folge seines massenhaften Auftretens, namentlich den jungen Buchen, auch Birken etc. nachtheilig wird. Ph. psittacinus Germ. Dem Vorigen ähnlich, aber etwas grösser, bis 6 ™™-. Leicht zu unterscheiden durch braune Behaarung der Flügel- decken. Fühlergruben an den Seiten des Rüssels, weiter von einander ge- trennt, als bei argentatus. — In allen Gebirgsgegenden sehr häufig. Lebens- weise wahrscheinlich wie die des argentatus. Ph. viridicollis Fahr. Drittes bis siebentes Glied der Fühlergeisel fast knopfförmig, Schenkel ungezähnt, Oberseite des Käfers glänzend glatt, ohne Schuppen, nur die Seiten des Halsschildes und die Brust grün beschuppt. Schwarz oder pechbraun, Flügeldecken tief punktirt gestreift. Fühler und Beine braungelb. 4 ™™-. — Auf jungen Buchen oft sehr häufig. Ph. oblongus L. Drittes bis siebentes Glied der Geisel kurz kegel- förmig. Schenkel gezähnt. Oberseite des Käfers schwarz oder pechbraun, letzteren Falles Halsschild und Kopf dunkler, überall mit abstehenden grauen Haaren, ohne Schuppen. Flügeldecken tief punktirt gestreift. 5 ™™-. — Nördlinger vermuthet, dass die Larve in Blattwickeln der Futterpflanzen lebt. Auf fast allen Laubhölzern gemein, in Baumschulen, namentlich Obst- baumschulen oft merklich schädlich. — Gattung Polydrosus Germ, gehört zur Gruppe der Brachyderini. Der vorigen Gattung in Gestalt sehr ähnlich, Fühlerfurchen jedoch an dem kurzen, runden Rüssel schnell nach unten gebogen, an der Unterseite sich vereinigend. Alle Glieder der siebengliederigen Ftihlergeisel länglich, wenigstens die beiden ersten lang gestreckt. Der geflügelte Körper weich, beschuppt. Schenkel mit und ohne Zähne. Polydrosus cervinus L. Schaft der Fühler reicht über die Augen hinaus. Schenkel deutlich gezähnt. Das erste Geiselglied etwas dicker, als das zweite. Schwarz mit länglich runden, grünen, grauen oder kupferglänzen- den Schuppen bedeckt. Flügeldecken punktirt gestreift, in den Zwischenräumen mit unbeschuppten, nur äusserst fein behaarten, fast nackten Flecken, daher scheckig erscheinend. Fühler, mit Ausnahme des dunkleren Endknopfes, und Beine röthlich gelbbraun. — Länge 4 ™™-. — Lebt auf vielen Laubhölzern, be- sonders Eichen und Birken. Taschenberg theilt nach Bouche mit, dass die gelbe, etwas flache, gleichbreite Larve in quastenartig zusammengewickelten Blättern an den Zweigspitzen der Futterpflanzen lebe und sich im October oder im näcsten Frühjahhre zum Käfer entwickele. Pol. micans Fahr. Der kurze Fühlerschaft erreicht nicht den Hinter- rand der Augen. Erstes Geiselglied kürzer und dicker, als das zweite. Oberseite schwarz, mit haarförmigen , gold- oder kupferartig glänzenden Schuppen bekleidet. Halsschild breiter als lang. Flügeldecken doppelt so breit als das Halsschild, nach rückwärts bauchig erweitert, tief punktirt ge- streift. Fühler und Beine bräunlich roth. Schenkel entweder gar nicht oder Die grünen und grauen Laubholzrüsselkäfer. 211 nur die hinteren undeutlich gezähnt. Reichlich 7 "'"• lang. Oft findet man ganz abgeriebene, daher schwarze, wenig beschuppte Exemplare. — Auf Buchen, Haseln und anderen Laubhölzern oft massenhaft. (Neuere Cataloge schreiben diese Art zur Gattung Sciaphilus Schh.). Brachyderes incanus L. (zu vergl, S. 50) ist auf jungen Birken durch Abnagen der Rinde oft schon merklich schädlich geworden. Strophosomus coryli Fabr. (zu vgl. S. 49) auf Laubhölzern ebenso häufig, wie auf Nadelhölzern. Bedeutung uud Begegnung. Die genannten Arten mögen hier als Repräsentanten verwandter Rüsselkäfer genügen, welche alle durch Zerfressen der Blätter, Benagen der jungen Triebe und Knospen mehr oder weniger lästig werden. Auffallend ist, dass trotz der Häufigkeit vieler Arten, die Lebensweise dieser Käfer im Larvenzustande noch so unbekannt geblieben ist. Gegenmittel nur im Kleinen anwendbar, Einsammeln der Käfer durch Ab- klopfen in Schirme. Anmerkung. Zu den häufiger vorkommenden, durch ihren Frass auffallenden Laubholz -Rüsselkäfern gehören namentlich noch folgende, die ihrer geringeren forstlichen Bedeutung wegen, nur beiläufig erwähnt sein mögen. Gattung Rhynchites übst, zeichnet sich dadurch aus, dass die Weibchen eine oben und unten offene Rolle aus Blättern wickeln, um ihre Eier hinein- zulegen. Das Blatt wird vorher angeschnitten, auch der Stiel theilweis durch- gebissen. Die meisten Arten sind metallisch grün, goldig, blau oder kupfer- roth gefärbt. Fühler nicht gekniet, sondern gerade, keulenförmig verdickt, in der Mitte des Rüssels eingefügt. Flügeldecken kurz, lassen die Afterspitze frei. Gestalt des Käfers ohne das walzige Halsschild fast viereckig. — Rh. populi L. 5 — 6™"- ohne Rüssel, auf dem Rücken grün, goldig oder erzfarben, Unterseite stahlblau; besonders auf Zitterpappeln. — Rh. betuleti Fabr., ganz grün, goldig oder blau, auf den meisten Laubhölzern, namentlich am Weinstock schädlich. — Rh. betulae L., kleiner als die Vorigen, ganz schwarz, cf mit dicken Hinterschenkeln. Vorzugsweise auf Birken, mitunter so häufig, dass er wirklich schädlich werden kann. — Aehnlich lebt, nament- lich auf Haseln, Eichen u. s. w. der nahe verwandte, 6 ™™- grosse Apoderus coryli L., mit halsartig verengtem Kopfe; Oberseite mit Ausnahme des schwarzen Kopfes und Rüssels roth, Unterseite schwarz, Beine mehr oder weniger roth, wenigstens die Kniee schwarz. — Aehnlich ferner auf Eichen Attelabus curculionoides L., nur etwas kleiner, als A. coryli L.\ Halsschild und Flügeldecken roth, der ganze übrige Käfer schwarz. Beide letztgenannte Arten wickeln oben und unten geschlossene Blattrollen. Orchestes fagi L. Buchen - Springrüsselkäfer. Ein kleiner , nur 2,5 ™™- langer, braunschwarzer, länglicher Rüsselkäfer mit gelben Füssen und Beinen. Hinterschenkel verdickt, zum Springen geeignet. Der Käfer zerfrisst und benagt die Blätter alter und junger Buchen. Das Q. legt seine Eier einzeln in die Mittelrippe des Blattes, die kleinen Larven miniren, d. h. sie fressen nur das Blattfleisch. Stark befallene Buchen sehen im Sommer wie 14* 212 Laubholz - Verderber. erfroren aus, weil die Blätter eine bräunliche Färbung annehmen. Von Beling auch auf Getreide beobachtet. (Thar. Jahrbuch, 21. Bd., S. 78). Cionus fraxini de Oeer. Eschenrüsselkäfer. Ein nur 3 — 3,5"™- langer, rundlicher Rüsselkäfer, dicht grau, braun, mitunter fast schwarz be- schuppt, sehr verschieden gefärbt. Der Käfer frisst ähnlich den Chrysomelen auf Eschenblättern, zernagt auch die Blattstiele. Die kleine, schmutziggelbe, fusslose, klebrige Larve frisst ebenfalls an den Blättern, verzehrt aber nur von der Ober- oder Unterseite des Blattes die Epidermis sammt Blattfleisch, die an der entgegengesetzten Seite des Blattes befindliche Epidermis bleibt unverletzt. Verpuppung in einem dem der Blattwespen ähnlichen Cocon in der obersten Bodendecke, selten an Blättern oder Zweigen. Generation auf- fallend schnell, Larvenleben 10—12 Tage, Puppenruhe 6—8 Tage, daher mehrere Generationen in einem Sommer. Bei Tharand 1868 merklich schädlich; viele 5 — 7 *=™- starke Eschen wurden reichlich zur Hälfte, einige vollständig entlaubt. (Thar. Jahrbuch 19. Bd., Seite 36 u. f.). VI. Der Erlenrüsselkäfer. Cryptorhynchus lapathi L. Die Gattung Cryptorhynchus III. hat einer besonderen Gruppe der Rüsselkäfer den Namen Cryptorhynchini gegeben. Die geknieten Fühler sind nahe der Mitte des langen, walzenförmigen, gebogenen Rüssels eingefügt, von den sieben Geiselgliedern sind die ersten beiden länglich, die folgenden kurz. Füsse deutlich viergliederig, drittes Glied zweilappig. Vorderhüften von einander entfernt, zwischen denselben auf der Vorder- brust eine scharf begrenzte, tiefe Furche zur Aufnahme des Rüssels, welche erst auf der Mittelbrust endigt. Flügeldecken kaum doppelt so lang als breit, an der Spitze verengt, bedecken den After ganz. Schildcheu deutlich. Hinterschenkel ragen nicht über die Flügeldecken spitze hinaus. Cryptorhynchus lapathi L. Käfer pechbraun oder schwarz. Der hintere, dritte Theil der Flügeldecken, Mitte der Schenkel, Seiten des Halsschildes und Vorderbrust dicht weiss oder röthlich-weiss beschuppt. Halsschild und Flügel- decken mit Büscheln aufstehender, schwarzer Schuppen. Geflügelt. Larve ähnelt der des Hylobius abietis Z/. , ebenso die Puppe (s. deshalb Taf. H. Fig. 5). Bei gewöhnlich normaler Entwickelung werden die Eier im Mai an Schwarz- imd Weiss-Erlen, seltener an Pappeln, Birken oder Weiden abgelegt. Die 2 — 3 jährigen Lohden, oft auch die 4jährigen und älteren sind dem Käfer die liebsten; an 1jährige Triebe geht er nur, um an diesen zu fressen, was, wenn der Trieb rings- herum benagt ist, denselben zum Umbrechen bringen kann. An Birken fand Nördlinger die beiden letzten Jahrestriebe bewohnt und zerstört; nach Zebe wurden auch Aeste und hervorstehende Wurzeln belegt. Bei Weiden fand Taschen- berg vorzugsweise die Wurzelstöcke von der Brut bewohnt. Der Erlenrüsselkäfer. Begegnung. 213 Die Larve frisst zuerst oberflächlich unter der Rinde, bohrt sich dann tiefer in das Holz und frisst einen aufsteigenden, gewöhnlich geraden Gang (s. Holz- schnitt auf vorhergehender Seite). Im Laufe des Sommers erkennt man den Frass von Aussen leicht daran, dass an der Oeffnung, welche die Larve an der Oberfläche unterhält, braunes Wurmmehl in Menge hängt, auch auf dem Boden liegt. Verpuppung meist noch vor Herbst im Innern der Gänge, die Puppe liegt mit dem Kopfende nach unten. Die Käfer erscheinen ent- weder noch vor Winter und überwintern dann in den alten Gängen oder unter der Bodendecke, oder sie kommen erst im nächsten Frühjahre aus dem Holze hervor. Die Entwickelung ähnelt also der des H. abietis L. — Namentlich bei massenhaftem Auftreten des Insectes wird die Generation oft ganz unregelmässig, so dass man Käfer fast während des ganzen Sommers findet, und zwar im August und September auch in Begattung. Bedentnng und Begeguung. Der Schaden, den dieser Rüsselkäfer anrichtet, ist sehr bedeutend, und zwar an Schwarzerle, wie an Weisserle. An und in beiden Erlen habe ich ihn häufig gefunden. Eine eigenthümliche Beobachtung theilt Altum aus der Gegend von Neustadt (Leuenberger Wiesen) mit; der Käfer hat dort mit consequenter Vermeidung der Schwarzerlen nur die gemischt mit diesen wachsenden Weisserlen, und zwar starke Stangen von unten bis 6™- hoch befallen, selbst 30- und mehrjährige .Bäume nicht verschont. Altum vermuthet, dass die Rinde der älteren Schwarzerlen dem Käfer vielleicht zu borkig sei, weshalb er die glatteren Weisserlen vorziehe. Am häufigsten findet man den Frass in Erlenrändern, die sich an Gräben, Teichen etc. hinziehen. Die stark befallenen Erlen gehen entweder ein, oder sie werden an den Frassstellen leicht vom Winde abgebrochen. Der Schaden ist gegendweise so bedeutend, dass ganze Erlenbestände zu Grunde gerichtet wurden. Der früher hier und da gemachte Vorschlag, an Stelle der so sehr gefährdeten Schwarzerle, Weisserlen anzubauen, ist haltlos geworden, seit man sich wiederholt überzeugt hat, dass letztere Holzart ebenso gut und verderb- lich von dem Rüsselkäfer befallen wird, wie erstere. Wo es die Standorts- verhältnisse gestatten, wird man lieber zum Anbau von Eichen, Eschen, Ahorn oder Rüstern schreiten müssen. Ist der Wechsel der Holzarten nicht räthlich, dann kann man dem Insect nur durch den rechtzeitigen Abtrieb der befallenen Lohden und Stämmchen begegnen. Bei der Unregelmässigkeit der Generation des Käfers wird in der Regel der Sommerhieb am besten sein. Ein erfolgreiches Sammeln der Käfer halte ich nicht für möglich, da besondere Fangmittel, welche sich beim Fichtenrüsselkäfer so gut bewähren, nicht bekannt sind, und da sich die an den Stämmchen sitzenden, nicht .leicht aus der Ferne sichtbaren Käfer bei unvorsichtiger Annäherung des Menschen sofort auf den Boden fallen lassen, wo man sie nicht sieht. Die im Erlenholz fressenden Larven der Sesia spheciformis Ä F., sowie etwa vorkommende Cossus- Larven sind, auch wenn sie noch klein. 214 Laubholz - Verd erber. sind, leicht durch ihre Gestalt und ihre 16 Füsse von den fusslosen Larven des lapathi zu unterscheiden. TU. I>ie spanisclie Fliege. Lytta vesicatoria L. (Taf. II. Fig. 15). Die Gattung Lytta Geoff. gehört unter den Heteromeren zur Familie Meloidae. Die elfgliederigen Fühler fadenförmig, so lang oder länger als , der halbe Leib, vor den nur sehr schwach ausgerandeten Augen eingefügt. Oberkiefer mit einfacher Spitze. Taster fadenförmig, mit abgestumpftem End- gliede. Der grosse Kopf hinter den Augen erweitert, durch einen dünnen Hals mit dem Halsschilde verbunden. Dieses breiter als lang, gerundet oder eckig erweitert. Schildchen klein. Flügeldecken ziemlich walzenförmig, breiter als das Halsschild, den Hinterleib bedeckend. Hinterschienen mit zwei ein- fachen Enddornen. Fussklauen in zwei ungleiche, ungezähnte Hälften ge- spalten. Lytta vesicatoria L. Käfer: Seiten des Halsschildes vor der Mitte eckig erweitert, nach rüchwärts verengt, seine Scheibe uneben. Der ganze Käfer lebhaft goldgrün oder bräunlich grün, Fühler und Füsse dunkel. Unterseite grauweiss behaart. Kopf und Halsschild fein zerstreut punktirt. Die weichen Flügeldecken fein und dicht runzelig punktirt mit schwach er- habenen, feinen Längslinien. — Larven 6 beinig, Staphylinen ähnlich mit 2 Schwanzborsten. — Der Käfer fliegt im Juni (meist gegen Ende) und legt die keulenförmigen Eier (Curs. H. Taf. H. Fig. 17) in Häufchen reichlich 2'=™- tief in die Erde. Hier kommen die Larven aus und verbreiten sich schnell über dieselbe. Weitere Entwickelung ist unbekannt*). Forstlich wichtig sind die Larven vermuthlich nicht. Generation wahrscheinlich einjährig. Bedeutung und Begegnung. Die Käfer erscheinen plötzUch und massenhaft auf Eschen, Ahorn, Liguster, Flieder und schaden besonders den Eschen, wenn sie noch jung und blattarm sind, denn oft bleiben nach dem Frasse nur die Blattstiele stehen, und manches Stäramchen geht ein oder kümmert. Gewöhnlich erfolgt nach Kahlfrass das Wiedercrgrünen erst im folgenden Jahre; nur im heissen Juli 1870, und zwar auf sehr kräftigem Kalkboden ist es mir vorgekommen, dass es sofort erfolgte, dass also ein, allerdings nur kurzer Ersatztrieb sich bildete, der merkwürdiger Weise auch eine Verdoppelung des Jahresringes zur Folge hatte. Die Käfer verbreiten einen unangenehmen Geruch, wie man ihn leicht bei dem aus diesen Thieren bereiteten Pflaster kennen lernen kann. Man wird dadurch leicht zu den Bäumen, auf welchen sie in grosser Menge fressen, geleitet und kann sie abschütteln oder abklopfen, was Morgens, wenn sie träge sind, besser gelingt, als am Tage. Man darf sie beim Sammeln nicht mit blossen *) Die Vermuthung, dass sich die Larven von Bienen und Hummeln in deren Nester tragen lassen und dort ähnlich leben, wie die der verwandten Gattung Meloe, scheint deshalb wohl kaum richtig, weil sich dann das plötzlich massenhafte Auf- treten des Insectes schwer erkliiren Hesse. Spanische Fliege. Hornisse. 215 Händen zu lange anfassen, indem unangenehme Ausschläge danach entstehen. Sonst kann man sie auch auf die bei Nr, II. angegebene Weise in Schirme klopfen. Sie werden überall in den Apotheken (zur Bereitung von Spanischfliegen- Pflaster) gut bezahlt und hier auch am zweckmässigsten getrocknet und auf- bewahrt. Der Erlös dafür wird die Vertilgungskoten reichlich decken. Till. Die Iloriiisse. * Vespa crabro L. Die Gattung Vespa L. gehört zu den Kaubwespen (Rapientia), und zwar zur Familie der Faltenwespen (Vespidae): Mit einfachem Schenkel- ring. Erstes Glied der Hinterfüsse nicht verbreitert und nicht behaart. (Bei den Blumenwespen ist es verbreitert und behaart.) Q. mit Wehrstachel. Vorderflügel der Länge nach einmal gefaltet. Fühler meist deutlich gekniet, die des c/ 1 3 gliederig, die des Q und der Arbeiter (]^) 1 2 gliederig. Vorder- flügel mit einer bis zur Spitze reichenden Radialzelle und drei vollständigen Cubitalzellen, deren zweite, die kleinste, beide rücklaufende Adern aufnimmt. Augen lang und schmal, an der Innenseite tief ausgerandet. Hinterleib an- hangend, beim c/* Tgliederig, beim $ und bei den Arbeitern (^) 6gliederig. Vespa lebt in ganzen Familien zusammen (Gesellige Wespen). Basis der ersten Cubitalzelle merklich länger, als die beiden folgenden zusammen- genommen, die zweite bildet mit der ersten einen rechten, mitunter etwas stumpfen, inneren Winkel. Oberkiefer wenig länger, als breit, vorn merklich breiter. Klauen ungezähnt. Hinterrücken ist hinten, der Hinterleib vorne gerade abgestutzt, beide sind daher durch eine enge, tiefe Spalte getrennt. Kopfschild oben und unten ausgerandet. Vespa crabro L. Die unter dem Namen Hornisse bekannte, grösste deutsche Art. Schwarz; Kopf, Fühler und Schildchen ganz, Hals- schild am Vorderrande und in der Mitte, Hinterleib am Grunde braunroth. Die letzten Hinterleibssegmente gelb, am Vorderrande schwarz, mit 2 bis 3 Punkten, cf etwa 25™™-, li gegen 30™™-, $ noch etwas grösser als die %. Bedeutung und Begegnung. Die Hornisse ist zunächst wegen ihres gefährlichen Stiches, der wohl in schwierigen Fällen die Zuziehung eines Arztes nothwendig machen dürfte, Jedermann bekannt. Weniger hat man Gelegenheit, die Beschädigungen an Hölzern zu beobachten. In manchen Gegenden scheinen dieselben ganz zu fehlen, vielleicht da, wo alte Bäume zur Beherbergung des Nestes fehlen. Hier und da machen sich die Hor- nissen aber durch wahres Nagen oder Schälen bemerklich; theils weniger empfindlich an Eichen, Buchen, Weisserlen, Birken, Lärchen, theils sehr un- angenehm an der Esche, welche zwar nicht leicht abstirbt, aber doch ihren normalen Wipfel einbüsst und einen meist buschigen oder zwieseligen Neu- wipfel bildet. Beim Schälen nehmen die Thiere mit ihren scharfen Ober- kiefern die Rinde bis auf den Splint weg, zuweilen in mehreren absteigenden 216 Laubholz- Verderber. Spiralwindungen. Der nun isolirte Oberstamm verkümmert, indem die Triebe von Jahr zu Jahr kürzer werden, wenn nicht etwa schon im ersten Jahre ein totales Absterben eintritt. Am Unterstamm drängt sich dann bald irgend ein kräftiger Zweig hervor, bildet auch wohl einen bei Esche sonst unge- wöhnlichen Johannistrieb und gelangt so zur Herrschaft. Dabei tritt manche physiologisch interessante Erscheinung hervor, wie das Aussacken am Kingel- wulste, die stärkere Ernährung desselben da, wo ein Zweig entspringt u. s. f. Was die Hornissen zum Nagen und Schälen veranlasst, weiss man nicht sicher. Dass sie die Rinde zum Nestbau brauchen, ist nicht anzunehmen, da das Schälen meist erst im Juni, oder wohl erst im Juli bemerkt wird. Vielleicht wird nur der Saft, der dabei ausfliesst, von den Hornissen auf- geleckt. — Begegnung ist möglich durch Wegfangen der Hornissen in mit Honigwasser gefüllten Flaschen oder durch Aufsuchen und Ausschwefeln ihrer Nester während der frühesten Morgenstunden, so lange sie hier noch schlafen. Diese stehen auch zuweilen in alten, morschen Gebäuden, unter Strohdächern, Moosbedeckungen u. dergl. Ob auch an anderen Hölzern, als an der Esche, beachtenswerther Schaden durch Ringeln geschieht, ist noch festzustellen. Ueber denselben Schaden an Weisserlen berichten die Verhandlungen des Schles. Forst- vereins 1862. IX. »er Maikäfer (Taf. H. Fig. 14) und die Werre (Taf. VI), Beide thun auch auf Laubholz- Culturen Schaden, wiewohl nicht so be- deutenden, wie auf Nadelholz-Culturen, weshalb sie dort (S. 37 u. 67) weit- läufiger behandelt worden sind. Die meisten Laubholzpflanzen haben schon im ersten Sommer so lange und starke Wurzeln, dass sie die Engerlinge ge- wöhnlich nur ihrer Wurzelfasern berauben und sie stark benagen, aber nur selten ganz abbeissen können. Sie erholen sich daher, indem sie neue Würzelchen treiben, leichter, als die Nadelhölzer. Einzelne sterben frei- lich auch ab, es geschieht dies, wenn nicht das Wetter sehr trocken und ungünstig ist, nur ganz allmälig, so dass man mit dem Auffinden der Fresser unter den Pflanzen viel mehr Mühe hat, als bei den jungen Nadelhölzern. — Am meisten Schaden ist bisher wohl an jungen Buchenpflanzen in Saat- und Pflanzkämpen durch Engerlinge beobachtet worden. (J.) X. Eichen - ISebildläuse. (J.) Coccus variolosus Ratz, und conchatus Ratz. Diese beiden Arten wurden von Ratzeburg entdeckt und zuerst in» Tharander Jahrbuche 20. Bd. (1870) S. 187 u. f. beschrieben. Die beige- fügten Holzschnitte von Lütke sind dem Jahrbuche entlehnt. Die Be- Eichen - Schiklläuse. 217 Fig. 1. Fig. Schreibung selbst ist zwar noch eine unvollständige, aber immerhin genügend charakteristische. Die cf beider Arten sind unbekannt. Coccus variolosus i?ai£;. zeigt sehr eigenthümlichen Frass. Au den jungen Trieben oder Stämmchen der Eiche hinterlässt das Q rundliche, mit einem kleinen Wall umgebene Narben, welche einige Aehnlichkeit mit den nacli Menschen-Blattern zurückbleibenden Närbchen haben und sich oft zu Hunderten an einem Zweige an einander gereiht finden (s. beistehende Fig. 1). Sie rühren jedenfalls vom Saugen der Weibchen her. Das vom Walle umgebene, lebende Thierchen (von Ratzeburg gefunden am 5. Juli 18G9, von Lütke im März 1870) hat einen fast kreisrunden kleinen Körper, (s. Fig. 2) ist schwach gewölbt und meist zur Hälfte dunkel, zur Hälfte hell grünlich gelb, mitunter ganz blass- grün, durchscheinend. An dem einen Ende bemerkt man eine schwache Zuspitzung, an dem anderen eine Abrundung; ersteres ist wohl der Kopf, wenigstens zeigten sich bei stärkerer Vergrösserung an ihm 2 gegliederte, kleine Fäden (Fühler), Das abgerundete Ende (wohl After) zeigte ein Paar Höckerchen. Von Füssen nur Spuren, an der Gliederung zu erkennen. An der Stelle, wo das Thierchen gesessen hatte, fand sich innerhalb des Walles ein feiner Eindruck, rechts und links helle Linien, vielleicht Fusspaar- Eindrücke (s. Fig. 2 das untere, vergrösserte Q). Die obere Separatzeichnung von Fig. 2 stellt ein losgelöstes, vergrössertes Q. auf der Unterseite dar, mit 4 hellen Streifen, deren Bedeutung nicht erklärt werden konnte. — Generation fraglich, da im März und Juli gleichgestaltete 9 gefunden wurden*). — Coccus conchatus Ratz. Nach der Gestalt des Thieres benannt, welches einer mit ihrer Convexität nach aussen gekehrten, bräunlichen Malermuschel ähnelt (s. bei- stehende Fig. 3). Die auf der Rückenseite sich markirenden Querrunzeln dürfen nicht mit der Zahl der Körperringe parallelisirt werden. Auf der Unterseite fand Ratzeburg im Mai nur die auskriechenden Larven oder deren Häute, später blos eine vertrocknete, leere Mulde. An manchen Stellen bedeckten die Thiere die Rinde der Triebe ebenso massenhaft, wie variolosus, die hinterlassenen Rindenwälle verwittern später jedoch, ohne ein Kennzeichen des Angriffes in der Rinde zu hinterlassen. Beistehende Fig. zeigt ein vergrössertes, auf dem Triebe eben entbundenes Q und deren punktförmige Jungen (Larven). Bedeutung uud Begegnung. Die ersten Mittheilungen erhielt Ratzeburg durch den Forstcandidaten Hilsenberg, nach welchen verschulte, 1 3 jährige Eichen durch beide Coccus- Arten stark beschädigt waren; eingegangen waren jedoch nur die mit C. variolosus besetzten. Lütke fand letztere an den *) Das schwarze Pünktchen in dem unten am Triebe sitzenden 9. der Fig. 2 bedeutet das Flugloch einer kleinen Schlupfwespe, wohl eines Encyrtus. 218 Laubholz - Verderber. Trieben einer unterdrückten, älteren Eiche in Pankow. — Sporadisch ist variolosus auch anderwärts gefunden worden; so auch von Professor Greif fenhahn und mir bei Tharand und bei Königstein. Die stark be- setzten Triebe starben ab, und vermag das Thier sonach beachtenswerth zu schaden. Begegnung nur möglich durch Abschneiden der besetzten Zweige oder Stämmchen. Andere an Laubhölzern vorkommende Coccus- Arten sind weniger von forstlicher Bedeutung, als namentlich variolosus, weshalb dieser hier besondere Erwähnung fand. XI. I>ie lianbliolzborkenkäfer. (J.) Bostrychus, Hylesinus und Scolytus. A. Im Holze lebende Borkenkäfer. Bostrychus (Xyleborus Eichh.) dispar Fabr. Untergattung Xyle- borus Eichh. ausgezeichnet durch das sehr grosse, blasenförmig aufgetriebene, flauschartig behaarte erste Glied der Lippentaster und durch eigenthümliche Bewimperung der Maxillarlappen. Fühlergeisel 5 gliederig , Glied 1 gross, birnenförmig, 2 verkehrt kegelförmig, fast so breit als lang, die folgenden viel breiter als lang, nach der Keule zu an Breite zunehmend. Keule kurz eiförmig, mit 4 wenig deutlichen Ringen. Flügeldecken an der Spitze ab- gerundet oder nur massig eingedrückt, mit oder ohne Erhabenheiten. B. dispar Fahr. Flügeldecken an der Spitze jäh abschüssig, aber ohne Eindruck, punktirt gestreift mit breiten Zwischenräumen, auf denen sich eine sehr feine, unregelmässige Punktreihe findet. Der Käfer ist pechschwarz, Fühler und Beine röthlichbraun. Halsschild vorne stark schuppig gekörnt, hinten äusserst fein und zerstreut punktirt. Geschlechter von sehr ver- schiedener Gestalt. Q. gedrungen, walzenförmig, 3°*™- lang, Halsschild vorne stark gewölbt, Flügeldecken etwa V^ länger als zusammen breit, cf sehr kurz eiförmig, fast halbkugelig, Halsschild deutlich breiter als lang, nach vorn nicht gewölbt, Flügeldecken etwas kürzer, als zusammen breit. Der Käfer bewohnt wohl alle Laubhölzer, am meisten als schädlich wurde er bisher in jungen Eichen, Ahorn und Obstbäumen beob- achtet. Er tödtet schnell entschieden gesunde Stämmchen. — Das Q. bohrt sich horizontal ein und wendet sich dann zur Herstellung des Mutterganges, ungefähr der Eichtung eines Jahres- ringes folgend, seitwärts, wie beistehende Figur zeigt. Die Larven fressen einzelne, unregelmässige Gänge nach oben oder auch nach unten, mitunter mehrere Exemplare in einem Gange. Die jungen Käfer durchbrechen die den Larvengang vom ^""^ Muttergange trennende Scheidewand, bleiben aber bis zu ihrer vollständigen Ausbildung im Holze. Daher findet man nicht Die Laubholzborkenkäfer. 219 selten 1 0 und mehr Stück in einem Gange. Ueber den bedeutendsten Schaden berichtet AI tum (1. c. S. 281) nach einer Mittheilung des Oberförsters Otto zu Cloppenburg im Oldenburgischen; auf einer Fläche von 4 bis 5 Hektar wurden 1872 über 3000 Eichenbeister von dem Käfer im Juli und August getödtet. Ich selbst kann mich erinnern, dass gelegentlich der Versammlung der deutschen Land- und Forstwirthe 1856 zu Prag, auf der Excursion in die Pürglitzer Herrschaft, die Tödtung einer sehr grossen An- zahl von Ahornheistern durch B. dispar Aufmerksamkeit erregte. Ueber Verwüstung an Obstbäumen ist schon von Schmidberger berichtet worden. Gewiss verdient der Käfer daher Beachtung des Forstmannes. Entfernen und Verbrennen der befallenen Stämmchen ist wohl einziges Gegenmittel. B. (Xyleborus Eichh.) monographus Fabr. Flügeldecken an der Spitze flach eingedrückt, mit 4 im Viereck gestellten, zahuförmigen Körnchen auf jeder, zweimal so lang als breit, punktirt gestreift, Zwischenräume mit einer feinen Punktreihe. Der ganze Käfer rothbraun, stark behaart. Hals- schild länger als breit, nach vorn stark gewölbt und dicht gekörnt, hinten sehr fein zerstreut punktirt. 9 3"™-, das gedrungenere (f nur reichlich 2mm. lang; letzteres hat das Halsschild vorn eingedrückt mit fast hornartig aufgebogenem Vorderrande. Der Käfer lebt nur in alten Eichen und wird gegend weise der „kleine Wurm" genannt, während man mit „grossem Wurm" Cerambyx cerdo L. (heros Fabr.) bezeichnet; auch „schwarzer Wurm", weil seine Gänge, wie die des lineatus, schwarz gefärbt sind. Er ist in der Hauptsache technisch schädlich, indem er das Holz der Eichen nach allen Richtungen durchlöchert und unbrauchbar macht. Gegenmittel giebt es kaum. B. (Xyleborus Eichh.) dryographus Er. Flügeldecken auf der ab- schüssigen Stelle jederseits mit drei Reihen feiner Körnchen, punktirt gestreift, Zwischenräume mit einer Reihe feiner Punkte. Halsschild wenig länger als breit, vorn erweitert und gewölbt, bis zur Mitte gekörnt, hinten fein zer- streut punktirt. Der ganze Käfer pech- oder röthlichbraun. cf ähnlich gestaltet wie das des monographus, Vordereindruck des Halsschildes seichter. — Etwas kleiner, als der Vorige. Nach Ratzeburg ist dryographus meist ein Begleiter des monographus, AI tum (1. c. S. 279) fand ihn nur in jungen Eichen von Heisterstärke. Seine Gänge bestehen in einem kurzen Bohrloche, an welches sich ein un- regelmässiger, flacher Hohlraum anschliesst, ein Familiengang, in dem mehrere Larven gemeinschaftlich fressen. Altum beobachtete ihn so in Gesellschaft des dispar, der zahlreicher vertreten, also wohl die Hauptursache des Ab- sterbens der Eichenheister war, hält jedoch seinen Frass, zumal wenn mehrere Familiengruppen in einem Stamm chen sich befinden, für erheblich genug, um die Pflanzen zu tödten. B. (Xyleborus Eichh.) Saxesenii Rtzb. Von der Grösse des dryo- graphus, diesem sehr ähnlich; die abschüssige Stelle der punktirt gestreiften, in den Zwischenräumen ebenfalls mit einer feinen Punktreihe versehenen Flügeldecken jedoch mit vielen ziemlich spitzigen Körnchen, welche nur die erste, dritte und zum Theil auch vierte, etwas erhabene, feine Reihe voll- ständig zeigen; anstatt der zweiten Reihe ist eine breite Furche vorhanden. 220 Laubholz - Verderber. Halsschild hinten matt, fast unpunktirt. Gewöhnlich dunkler gefärbt, als dryographus. Der Käfer frisst wohl in allen Laubhölzern, auch in Nadelhölzern (AI tum), ganz ähnliche Familiengänge, wie dryographus, scheint forstlich ohne besondere Bedeutung zu sein, doch zerstört er nach Redtenbacher Aprikosenbäume. B. (Xyloterus Er.) domesticus L. Dem gattungsverwandten lineatus OL, Er. (s. S. 118) in der Gestalt ähnlich, gedrungener und gewöhnlich etwas grösser, Fühlerkeule an der Spitze abgerundet und in ein kleines Zähnchen nach Innen erweitert, Flügeldecken schmutzig gelbbraun, etwas feiner punktirt gestreift, als bei lineatus, ihre Spitze neben der Nath ge- furcht, ihre Scheibe ohne dunklen Streifen, nur die Nath schmal und die Seitenränder breit dunkel gefärbt. Halsschild schwarz, manchmal an den Seiten bräunlich, auf der vorderen Hälfte stark gekörnt, Fühler und Füsse, manchmal auch Schenkel und Schienen röthlich gelbbraun, Stirn des cf , wie bei lineatus, tief ausgehöhlt. Bisher nur im Laubholz gefunden, vorzüglich in Buchen und Birken (in letzteren hier bei Tharand ziemlich oft). Forstlich weniger wichtig, wie lineatus; er tritt nicht so massenhaft auf und lebt meistens in Stöcken oder anbrüchigen Bäumen, welche nur Brennholz liefern, diesem können die Gänge nicht einmal technisch schädlich werden; Nutzholzbäume befällt er selten. Lebensweise ähnlich der des lineatus (vergl. Beling, Thar. Jahrbuch Bd. 23), Leitergänge wie die des letzteren. Noch fraglich, ob doppelte Generation. (Lineatus übrigens ausnahmsweise auch im Laubholz, nach Alt um in Birke und Linde). Forstlich noch unwichtiger, weil viel seltener, ist X. quercus EicJih.', dem Vorigen nahe verwandt, etwas grösser, lebt, wie berichtet wird, in Familiengängen in der Eiche. Piatypus cylindrus Fabr. Die in Europa nur durch eine Art ver- tretene Gattung Piatypus Hbst. beschrieben in Curs. 11. Käfer bis 5™*"- lang, gestreckt walzenförmig, dunkelbraun, Flügeldecken tief gestreift mit feinen Punktreihen in den Streifen und auf den erhabenen Zwischenräumen, beim Q Scheibe gewöhnlich heller. Halsschild nackt und fein punktirt, Fühler und Beine rothbraun. Forstlich in Nord- und Mitteldeutschland bisher nicht von Bedeutung, doch als technisch schädlich aus dem Süden (Istrien) bekannt. Der Käfer geht tief in das Holz der Eichen und legt seine Eier gruppenweise, daher Familiengänge. (Georg in Pfeil krit, Bl, 32, Bd, 1. Hft.) B. Unter der Hinde lebende Eorkenkäfer. Bostrychus (Dryocoetes Eichh.) villosus Fabr. Dem autograplms Eatz. (s. S, 97) nahe verwandt. Fühlergeisel ögliederig. Spitze der Flügeldecken fast ohne Eindruck. Der ganze, reichlich 2 bis 2,5™™- lange Käfer rotli- braun, stärker und mehr goldgelb behaart, als autographus. Flügeldecken mit nach Innen stärker werdenden Punktreihen, von denen die neben der Nath sich hinten vertiefen, so dass die Nath an der abschüssigen Stelle er- höht erscheint. Halsschild des Q. grob und dicht punktirt, des cf glatt. Lebt in der Rinde der Eiche. Larvengänge sehr gedrängt, auf- und Laubholzborkenkäfer. 221 abwärts laufend, Puppenwiegen nur im Bast. Nach Henschcl ist die ganze Rinde auf der Innenseite oft so zerfressen, dass dadurch die Form des Frasses ■ganz undeutlich wird. Forstlich wohl selten von erheblicher Bedeutung. Be- sondere Gegenmittel nicht bekannt. B. (Dryococtes Eichli.) bicolor Übst. Nur 2'n'«- lang. Flügeldecken- spitze ohne Eindruck, die abschüssige Stelle (beim Q schärfer begrenzt) runzelig punktirt, mit erhabener, ungekörnter Nath. Flügeldecken mit starken Punktstreifen, dazwischen sehr feine, gereihte Punkte. Pechschwarz oder braun, weissgrau behaart. Fühler und Beine gelbbraun. Halsschild auf der vorderen Hälfte stark, nicht dicht gekörnt, hinten dicht punktirt, in der Mitte ein wenig eingeschnürt. Stirn des cf mit dichtem, gelbem Haarschopfe. Sehr häufig unter Buchenrinde, unregelmässige, zackige Gänge fressend; forstlich unwichtig, da er wohl nur abgestorbene oder dem Absterben nahe stehende Bäume befällt. Derselben Untergattung gehört der noch weniger wichtige alni Georrj an; dem autographus sehr ähnlich, aber nur 2"""- lang; Halsschild fast ganz gleichmässig, ziemlich stark punktirt, nach hinten etwas feiner als vorn. Lothgänge in Erlen. B. (Cryphalus Er.) fagi Mrdl. Fühlergeisel 4 gliederig. Kaum 1,5™™- lang, walzenförmig. Halsschild vorn stark gekörnt, Flügeldecken fein behaart, fein, aber kaum gestreift punküit. Schwarz, Fühler und Beine heller. — Ohne forstliche Bedeutung, frisst unregelmässige Gänge im Bast unterdrückter Buchen (AI tum). B. (Cryphalus Er.) tiliae Fabr., Batz. 1,5™™- lang, dunkelbraun. Flügeldecken undeutlich gestreift punktirt, an der Spitze heller, mit feinen, weisslichen Härchen reihenweise besetzt. Halsschild vorn mit concentrische Reihen bildenden Höckerchen, von denen die zwei hinteren Reihen zu er- habenen Querleisten verschmolzen sind. Fühler und Beine gelb. — • Forstlich ohne Bedeutung. In der Rinde der Linde (nach Redtenbacher auch Buche). Von mir auch aus einer ganz vertrockneten Lindenrinde in Menge erzogen. Wohl ganz ohne forstliche Wichtigkeit ist B. (Cryphalus Er.) b i no- dal us Ratz.', von der Grösse und gedrungenen Gestalt des tiliae, ausgezeich- net durch zwei, namentlich beim (f deutliche Höckerchen an der ab- schüssigen Stelle der Flügeldecken; lebt vorzugsweise in Zitterpappeln; Gänge sehr unregelmässig. Hylesinus fraxini Fabr. Gehört, wie die folgenden Arten, der Gattung Hylesinus Fabr. im engeren Sinne an. Gattungscharakter: Fühler mit länglich zugespitztem Endknopfe und Tgllederiger Geisel; Glied 1 kugelig, die folgenden Glieder klein, fast gleich gross. Flügeldecken an der Wurzel erhaben gerandet, hinten abschüssig gewölbt. Schienen am Aussenrande ge- zähnt. Körper walzenförmig. H. fraxini Fabr. Reichlich 3 ™™- lang. Flügeldecken dunkelbraun, braun beschuppt und mit grauen Härchen scheckig gefleckt. Füsse und Fühler heller als der übrige Körper. H. crenatus \FaZ>r. 5'"™- lang, grösstentheils unbehaart, schwarz oder braun. Halsschild dicht, grob punktirt; Flügeldecken tief gestreift, die Zwischenräume mit Reihen scharfer Höckerchen und schwärzlichen Börstchen. 222 Laubholz- Verderber. Beide Hylesinen in der Esche. Fraxini sehr häufig, daher von Be- deutung, Der Käfer befällt starke und schwache Eschen (etwa bis 5 ""• Durchmesser abwärts) im zeitigen Frühjahr. Die Grundform des Mutter- ganges ist die eines doppelarmigen "Wageganges (wie Hyl. minor Hrtg.) mit kurzem Eingange. An sehr schwachen Stämmchen und Aesten verläuft der Gang jedoch nicht wagerecht, sondern manchmal fast lothrecht. Verschiedene andere Unregelmässigkeiten zeigen sich, wie bei allen Borkeukäfergängen, an Ueberwallungsstellen, Astknoten u. s. w. Bei jungen Stämmen mit dünner Rinde greifen Mutter- imd Larvengänge, wie Puppenwiegen tief in den Splint ein, bei alten, dick berindeten Bäumen verlaufen sie mehr in der Rinde selbst, berühren den Splint weniger. Der Frass des Käfers bringt die Eschen zum Absterben; wenn ein starker Stamm nur schwach besetzt ist, dann A^ermag er wohl die Angriffe des Feindes jahrelang auszuhalten; je stärker die Anzahl der Angreifer, desto rascher muss der Baum erliegen. Eine höchst wahr- scheinlich nur durch den Käfer im Tharander Forstgarten getödtete Blüthen- Esche (Fraxinus ornus L.) von 18 *=™- Durchmesser war am ganzen Stamme so stark befallen, dass die Gänge kaum Platz fanden, daher auch mehrfache Unregelmässigkeiten zeigen. Alt um erwähnt indessen, dass frohwüchsiges Jungholz nicht von ihm angegangen werde. Ich kann diese Erfahrung be- stätigen, obgleich der Käfer hier bei Tharand alljährlich ausserordentlich häufig ist. Da er sich erfahrungsgemäss in gefällte Stangen einbohrt, so Hessen sich Fangbäume anwenden. Das Fällen imd Entrinden befallener Stämme hat seine Schwierigkeiten, da man die kleinen Bohrlöcher gewöhn- lich erst zu spät bemerkt, wenn sie in grosser Menge da sind, also nicht die Anflugs-, sondern erst die Ausflugslöcher. Ein Uebersehen des Anfluges ist um so leichter, als derselbe oft nur in den oberen Stammtheilen und Aesten erfolgt. — Zur Ueberwinterung bohrt sich der Käfer in die Stämme, gewöhnlich in die Nähe der Aeste ein und frisst unregelmässige Gänge. H. crenatus Fabr. lebt ganz ähnlich, wie fraxini, ist aber seiner Seltenheit wegen in Deutschland ohne grosse forstliche Bedeutung. Seine Gänge sind der Grundform nach starke, gebogene, einarmige Wagegänge. AI tum theilt nach einem Reisebericht von Ballion mit, dass der Käfer im westlichen Russland sehr heimisch sei und dort nicht blos in alten Eschen, sondern auch in alten Eichen frisst. Henschel rechnet namentlich für das rauhere Gebirge crenatus zu den sehr schädlichen Insecten und bemerkt, dass man ihn, wie fraxini, durch Fangbäume anlocken könne, doch müssten diese starke Rinde haben, um nicht zu schnell zu vertrocknen, Hylesinus vittatus Fabr.^ dem fraxini sehr ähnlich durch die scheckige Behaarung, aber nur reichlich 3,5™™- lang, mit einer schrägen weissen Binde auf den Flügeldecken, lebt in Ulmen. Forstlich bisher ohne Wichtigkeit. Von biologischem Interesse, aber forstlich nicht von directer Bedeutung, ist die Beobachtung Nördlinger's, welche ich kürzlich bestätigt fand, dass der gewöhnlich zu den Hylesinen gerechnete Nadelholzbewohner Polygraphus pubescens Er. (s. S, 99) auch im Laubholz, und zwar in Kirschbäumen brütet. Scolytus Ratzeburgii Jans. (Eccoptogaster destructor Ratz.). Gat- tung Scolytus Geoff. (Eccoptogaster Hbst.) s. II, Cursus, Der Käfer (Birken- splintkäfer) 4,5 bis reichlich 6™°*- lang, glänzend schwarz, Flügeldecken Laubholzborkenkäfer. 223 mitunter dunkelbraun. Am stark eingedrückten Hinterleibe beim cf der dritte Ring in der Mitte des Hinterrandes mit einem kleinen, glänzenden Höcker, der Hinterrand des vierten in der Mitte stark, fast höckerartig erhaben, die quere Erhabenheit etwas ausgerandet. Das fein punktirte Halsschild wenig länger als breit, vorn ausgerandet. Flügeldecken gestreift punktirt, Zwischen- räume nur mit einer feinen Punktreihe. Nath vom Schildchen an bis reichlich zur Mitte vertieft. Rüssel mit mehr oder weniger deutlicher, erhabener, kurzer Längslinie. Stirn des d' dicht gelb behaart. Bisher nur in Birke, in dieser häufig. Muttergänge, lange gerade Lotli- gänge, wo sie ungestört verlaufen können, bis 10""- lang, mit mehreren Luftlöchern. Larvengänge wenig unregelmässig, ziemlich eng neben einander verlaufend. Puppenwiegen in der Rinde. Alt um hat zuerst die eigenthüm- liche Erscheinung richtig erklärt, dass dieser Käferfrass, wie kein anderer, so zahlreiche, manchmal ganz dicht gedrängte Luftlöcher zeigt, welche nicht mit dem Muttergange correspondiren. Er sagt: „Der eingebohrte Käfer nagt, ohne sofort an Anlage eines Mutterganges zu gehen, nicht nur Vertical-, sondern auch schräg verlaufende Gänge dicht unter der äusseren Rinde und bringt für diese zahlreiche Luftlöcher an," (1. c. S. 22 1.) Mitunter finden sich Birken mit einzelnen derartigen „Luftlöchern" ganz ohne Muttergänge; viel- leicht hat der Käfer hier nur vorläufige Versuche angestellt. Durch die Luftlöcher dringt wahrscheinlich mancher kleine Feind des Käfers leicht ein. — Der Birkensplintkäfer ist jedenfalls merklich schädlich; wenn er auch nach den bisherigen Erfahrungen nur ältere oder jüngere Birken, welche kränklich oder wenigstens von kümmerlichem Wüchse sind, angehen soll, so beschleunigt er deren Absterben doch in oft störender "Weise. — Gegenmittel wohl nur Fällen und rechtzeitiges Entrinden, was bei der wohl stets nur einjährigen Generation (im "Winter Larven und Puppen) leicht möglich. Ob der Käfer durch Fangbäume genügend angelockt werden kann, ist mir nicht bekannt. Bei künstlicher Zucht im Zwinger nimmt er frisch gefälltes Birken- holz sehr gern an. Scolytus destructor Oliv. (Eccoptogaster scolytus Fabr.^ Ratz.). (Grosser Rüsternsplintkäfer.) 4,5, selten bis 6™™- lang. Dem Vo- rigen sehr ähnlich. Schwarz, Flügeldecken in der Regel röthlich braun, oft mit dunkler Mitte, manchmal auch ganz dunkel. Hinterleib bei cf und $ auf dem dritten und vierten Bauchringe mit einem kleinen Höckerchen in der Mitte des Hinterrandes. Halsschild so breit wie lang, fast etwas breiter, fein, in der Mitte verschwindend punktirt. Flügeldecken wenig länger, als das Halsschild, punktirt gestreift, die breiten Zwischenräume mit feinen, ge- wöhnlich mehrere unregelmässige Reihen bildenden Punkten. Nath vom Schildchen bis zur Mitte vertieft. Der Käfer lebt in Rüstern, und zwar vorzugsweise wohl in Ulmus campestris L.\ in Berlin „unter den Linden" hat er z. B. in auffallender "Weise die campestris ausgesucht, die dort häufigere effusa Wüld. verschont. Der Muttergang ist ein kurzer, selten über 4 bis 5*=™- langer Lothgang, ge- wöhnlich ohne Luftlöcher, die Larvengänge werden in der Regel viel länger, als der Muttergang, und verlaufen mehr oder weniger unregelmässig geschlän- gelt nach allen Richtungen. Der ganze Frass bildet keine so regelmässig abgeschlossene Figur, wie der des Ratzeburgii in Birken. Der Käfer scheint 224 Laubholz-Verderber. alten Rüstern den Vorzug zu geben, verschmäht aber junge nicht ganz; er geht an kranke und gesunde Stämme, die freilich jahrelang den Frass aus- halten können, indessen doch endlich absterben. Entschieden beachtenswerth schädlich. Da er sich in frisch gefälltes Holz einbohrt, würden vielleicht Fangbäume helfen. — Henschel erwähnt, dass der Käfer ausnahmsweise auch an Esche gehe. Scolytus multistriatus Marsh. (Kleiner Rüsternsplintkäfer). 2,5 bis reichlich 3""" lang. Schwarz, Flügeldecken braun, sehr dicht punktirt gestreift, die Punktstreifen an Stärke wenig verschieden, hell rothbraun, Halsschild ziemlich stark punktirt. cf auf dem zweiten Bauchringe mit einem grossen, in wagerechter Richtung nach rückwärts vorragenden, zapfen- förmigen Zahne. Bewohnt vorzüglich Ulme, häufig in Gesellschaft des destructor Oliv.., öfters auch jüngeren Bäumen schadend. Muttergang ein feiner Lothgang, nicht viel über 4*^™- lang, ohne Luftlöcher, mit sehr dicht gedrängten, feinen, ziemlich regelmässig verlaufenden Larvengängen. Merkbar schädlich. Ver- tilgung wie bei destructor. Nach Mittheilung von AI tum durch v, Salisch in Frankreich unter Pappelrinde gefunden, daher auch hier keine Monophagie. Der verwandte, mit sehr starkem Zapfen am zweiten Bauchringe ver- sehene S. ulmi Bedt. ist wohl zu selten, um wirthschaftlich beachtenswerth za sein. Scolytus intricatus Ratz, (pygmaeus Gyll.) (Eichensplintkäfer), 3 bis knapp 3,5™™- lang. Schwarz, Flügeldecken dunkel rothbraun, sehr dicht punktirt gestreift, Punktstreifen an Stärke wenig verschieden, ausserdem noch mit feinen Runzeln. Nath nur am Schildchen vertieft. Halsschild dicht, auf der Scheibe feiner, an den Seiten gröber, fast runzelig punktirt. Bauch- ringe ohne Höcker und Zähnchen. Befällt ältere und jüngere Eichen an Schaft und Aesten. Muttergang ein einarmiger, kurzer, in den Splint greifender Wagegang. Die feinen Larvengänge bis viermal so lang, als der Muttergang, stark geschlängelt, stehen nicht sehr dicht, greifen ebenfalls in den Splint. — Hat an Eichen, namentlich jüngeren, schon sehr erheblichen Schaden gethan. Soll, wie Altum mittheilt, im Bois de Vincennes einmal gegen 50000 Stück 20- bis 30jährige Eichen getödtet haben. Scolytus carpini Er. Bis 3,5™™- lang. Dicht punktirt gestreift, Punkte stellenweise in einander laufend. Bauchringe ohne Höcker oder Zähnchen. Kurzer Wagegang in Hainbuchen. Forstlich unwichtig, wurde bisher nur an alten, schadhaften Bäumen beobachtet. Ueberdies ziemlich selten. Scolytus pruni Ratz, (und var. pyri Äaer £icheii-Prozessionsispinner. Cnethocampa processionea L. (Taf. 5. Fig. 4). Familien- und Gattungscharakter s. S. 174. Cnethocampa processionea L. Falter: Vorderflügel braun- oder gelbgrau mit dunkleren Querbinden, welche nach vorn divergiren; der hintere Querstreifen ungezähnt, auf Rippe 3 schwach gebrochen, bei ^4 i^i er Schwamiuspinner. Ocneria (Liparis 0.) dispar L. (Taf. V. Fig. 1). Gattung Ocneria HS. beschrieben Seite 151. Ocneria dispar L. (Schwammspinner). Falter: 9 (Fig. 1^-) bis über 7^^™- Flügelspannung, schmutzig-weiss; cf bis reichlich 45™'»- Flügel- spannung, braungrau. Vorderflügel mit braunen Zackenlinien, welche beim $ in Folge der helleren Grundfarbe deutlicher hervortreten, übrigens bei beiden Geschlechtern bald mehr, bald weniger scharf ausgedrückt sind. Die beiden Querstreifen gezähnt, am Vorderrande dunkler, statt der Wellenlinie ein dunkler, stark gezähnter Streifen. Auf der Querrippe ein schwarzer Mond, hinter dem vorderen Qaerstreif in der Mittelzelle ein schwarzer Punkt. Hint.erflügel des cf gelblich graubraun, am Saume dunkel, des Q weisslich, mit verloschenem Streif vor dem Saume. Frauzen zwischen den Rippen beim 2 an Vorder- und Hinterflügeln, beim (f nur an den Vorderflügeln schwarz gefleckt. — Raupe (Fig. l"^-) mit grossem Kopfe, langhaarig, mit 5 Paar blauen und 6 Paar rothen Rücken warzen. — Puppe (Fig. 1^) schwarz- braun, mit langen, röthlichen Haarbüscheln, zwischen einzelnen Fäden ver- sponnen. — Eier röthlichbraun, mit der dicken, schwammähnlichen, bräun- lich-grauen, gegen das Frühjahr etwas ausgebleichten After wolle der Mutter bedeckt, an Stämmen und Aesten (nicht an Blättern, wie chrysorrhoea und auriflua), an Zäunen, oft durch Astachseln, Vorsprünge und dergl. gedeckt (Fig. 1^). — Schmetterling fliegt im Juli und August und legt am liebsten seine 200 — 400 Eier in einen Klumpen. Die Räupchen erscheinen erst im nächsten April oder Mai und beginnen, nachdem sie noch einige Tage in Der Schwammspinner. 237 Spiegeln, ähnlich denen der verwandten Nonne, neben dem Schwamm bei- sammen Sassen, den Frass. Bei schlechtem Wetter, oder um sich zu häuten, sammeln sich die wachsenden Raupen in den Astachseln, was man bei der Nonne nicht bemerkt. Anfangs Juli verspinnen sie sich an Blättern, Rinden, Zäunen u. s. f. zerstreut. Bedeutung und Begegnung. Der Schwammspinner hat, bis auf einige speciell anzuführende Eigenthüralichkeiten, viel Aehnlichkeit mit der Nonne. Man kann seine Lebensweise nach der jenes Insectes beurtheilen. Wenn die Nonne auch im Ganzen seltner erscheint, so ist sie dann oft so massenhaft verbreitet, dass der stärkste, bis jetzt beobachtete Frass des Schwammspinners dagegen verschwindend klein ist. Hinsichtlich der Polyphagie geht dieser noch weiter. Bei dem grossen Frasse, welcher in den Jahren 1851 — 1853 den Thiergarten bei Berlin lichtete, kam die Reihe auch an die zahlreichen, dort cultivirten fremden Bäume und Sträucher. Es wurde keine Species ganz verschont, wenn auch die Raupe an Eichen, Pappeln, Linden, Weiss- und Rothbuchen, Rüstern, Ahorn, Traubenkirschen lieber, als an Eschen, Kastanien u. s. f. ging, den Lebensbaum noch mehr mied, und an Taxus, so wie an lederartigem Laube, wie von Hex, Laurocerasus u. dgl., auch am Weinstock fast gar nicht frass. An den gewöhnlichen Nadelhölzern sah man hier, wie in vielen anderen Fällen, besonders an Kiefern (die des- halb auch in den Revieren gefährdet sind) die Raupe stark oder sehr stark fressen. An den Nadelhölzern hatten aber die Schmetterlinge (ganz im Widerspruch mit der Vorliebe der Nonne für diese) nicht abgelegt, und man konnte den Frass an ihnen nicht für einen selbständigen, sondern für einen von den benachbarten Laubbäumen übertragenen halten. Am gewöhnlichsten ist das Insect in Gärten, wo es die Obstbäume, besonders Kernobst, wegen seiner Grösse und Gefrässigkeit hart mitnimmt, auch auf die Rosensträucher geht. In der Entwickelung ähnelt, was Zeit und Ort betrifft ■ — selbst hinsichtlich des meist durch 3 Jahre andauernden Weiterziehens der aus- kommenden Falter von befressenen Orten nach unbefressenen — , das Insect ebenfalls sehr der Nonne, daher ist auch die Vertilgung fast dieselbe. Eiern und Spiegeln stehen auch hier obenan, ja das Eiern verdient hier sogar den Vorzug, weil die Eier frei liegen. So lange die grossen, weissen Weibchen noch neben den Eiern sitzen, erkennt man letztere am besten. Die meisten Eierschwämme liegen auf der von der Wetterseite abgewendeten Rinde, und es würde meist genügen, nur hier dieselben abkratzen zu lassen, dann aber so hoch, wie man mit Stangen und angebundenen Messern, Haken etc. reichen kann. Das Sammeln und Abliefern der Eier im Accord würde daher schwer ausführbar, und die Arbeit in Tagelohn vorzuziehen sein. 238 Laubholz -Verderber. Wenn die Eier noch vor Winter vereinzelt und ihrer schützenden Wolle be- raubt auf die Erde fallen, werden sie durch Regen und Schnee vernichtet. Selbst im Frühjahre geschieht dies noch, wie einzelne Fälle an Alleen, wo im Februar und März abgekratzt wurde, beweisen. In Gärten wird man auch einen Baumanstrich anwenden können. Die Spiegel pflegen nicht so lange wie die der Nonne zusammen zu bleiben, wenn nicht etwa an sonnigen Stellen das Auskriechen sich verfrüht, in welchem Falle ich die Räupchen (z. B. einmal Anfangs April) wohl 8 — 12 Tage habe beisammen bleiben sehen. Man muss also noch aufmerksamer als dort sein, um die Periode des Entkriechens nicht zu versäumen, und muss mit dem Zerreiben der Spiegel (auf die bei der Nonne beschriebene Weise) meist noch mehr eilen. Hat der Frass der Raupen begonnen, so muss man (Ende Mai und im Juni) die Zeit, wenn sie sich zum Zwecke der Häutung, oder um sich gegen Regen zu schützen, in erreichbarer Höhe in grossen Klumpen zusam- menziehen, (gewöhnlich in Astachseln, in Rindenritzen oder an den geschützten Seiten der Stämme) benutzen, und sie tödten. Man kann dann in kurzer Zeit sehr viele mit Lappen, Werg oder Moos abreiben, oder auf die beim Ringelspinner (Nr. XVI.) angegebene Weise tödten. Einst liess ich zufällig den alten wollenen Lappen, mit welchem ich die Raupen an den Bäumen zerrieben hatte, auf einem Baume liegen. Am anderen Morgen hatte sich eine grosse Menge Raupen unter diesen Lappen verkrochen, und ich konnte diese, sowie die in den folgenden Tagen ebenso gesammelten mit leichter Mühe zerdrücken. In den Fällen, wo die Raupen in so ungeheurer Menge da sind, dass sie schnell AUes umher mit ihrer beispiellosen Gefrässigkeit zerstören und mit jeder Stunde weiter vorrücken, muss man eiligst nach der Richtung, wohin sie ziehen, grosse Gräben mit Fanglöchern (siehe beim Spinner S. 142) vorziehen, damit sie hineinlaufen und hier verschüttet werden können. Ein Verzug von wenigen Stunden kann hier schon viel Schaden thun. Ist die Verpuppung da (von Anfang des Juli an, oder schon Ende Juni), so kommen die Raupen grösstentheils von den Aesten herunter und verspinnen sich lose an denselben Stellen, welche die Raupen zu ihren Ver- sammlungen wählen. Hier kann man sie massenhaft sammeln, oder vom Unterholze durch Anprallen herabstürzen. Am besten, man tödtet sie gleich. Will mau indessen die Ichneumonen, welche in Menge die Puppen bewohnen, retten, so muss man die gesammelten Puppen auf einen Ort bringen, wo sie mit einem Netze, welches die auskommenden Falter zurückhält, überspannt werden können. Auch wenn die Schmetterlinge schwärmen, kann man sie in Menge an Stämmen, Zäunen etc. tödten. Das träge Q. sitzt am Tage ganz still, fliegt selbst in der Dämmerung wenig, während das lebendige cf oft schon bei Tage in raschem, taumelndem Fluge umherschwärmt. Der Ringelspinner. 239 Zu den Lieblingsbäumen dieser Raupen gehören die Pappeln, besonders die Pyramiden-Pappeln, weshalb diese in der Nähe von Gärten und anderen Anlagen unangenehm sind. XTI. Der Riiigelspiuner. Gastropacha (Bombyx Boisd.) neu Stria L. (Taf. V. Fig. 2). Gehört, wie der Kiefernspinner, unter den Spinnern zur Familie Bom- bycoidea oder Bombycidae. Gattung Gastropacha 0. bildet im Rippenbau und sonst mannigfach abweichende Gruppen, die als besondere Gattungen angesehen werden. Bei allen Rippe 5 auf allen Flügeln aus oder dicht an der hinteren Ecke der Mittellzelle, diese ziemlich kurz. Augen behaart, nur bei 2 Arten nackt. Gastropacha neustria L. Vorderflügel ohne weissen Mittelfleck, breit, der Saum gerundet, so lang oder wenig kürzer als ihr Innenrand. Nebenzelle klein. Fühler des cf so lang wie der halbe Vorderflügel, beim Q etwas kürzer. Franzen unregelmässig dunkel gefleckt. Rippe 7 und 8 der Hinterflügel gesondert aus der vorderen Mittelrippe. (Gattung Clisio- campa Crt.) Körper, Fühler, Beine und Flügel von derselben Farbe. Ge- wöhnlich ockergelb, seltener rothbraun. Vorderflügel mit zwei hellen, wenig gebogenen, fast parallelen Querstreifen, die auf den zugekehrten Seiten dunkel begrenzt sind, zwischen denselben die Flügeldecken dunkler gefärbt, so dass ein breites, mehr rothbraunes Querband gebildet wird (Taf. V. Fig. 2^-)- Bei den rothbraunen Exemplaren Querstreifen deiutlich hell, bei lichtgefärbten oft nicht sichtbar, und es bleibt nur mehr oder weniger deutlich die dunkle Querbinde übrig. Hinterflügel etwas lichter, mit einem sehr verwaschenen, oft ganz undeutlichen, wurzelwärts deutlicher angelegten Mittelstreifen. Franzen stellenweise dunkler. Flügelspannung reichlich 30 (c/") bis 40™™- (.9). — Raupe (Fig. 2^) abwechselnd blau, rothbraun und weiss gestreift, junge, eben ausgekrochene schwarz, die halbwüchsigen, dicht gedrängt sitzenden ähneln einem graubraunen, haarigen Schwämme. Die Puppe (Fig. 2^-) schwarzbraun, braun behaart. Der Cocon fest, schmutzig weiss, inwendig bepudert. Die Eier bilden einen breiten, grauen, festen Ring um die jungen Aestchen, aber nur an Bäumen und Sträuchern — also nicht zu verwechseln mit ähnlichen Eierringen, welche an Grashalmen über Winter vorkommen. — Die Schmetterlinge fliegen im Juli Abends und kleben dann den überwintern- den Eierring so fest an, dass weder Schnee noch Regen ihn abspülen können. Die Räupchen erscheinen im April oder Mai und fressen gesellig, wie die Prozessionsraupen (nur nicht so regelmässig) herumziehend, und auch unter gemeinschaftlichem Gespinnst die Häutungen vollbringend. Geht man den seidig besponnenen Zweigen rückwärts nach, so kommt man auf den trocke- nen Eierring. Gegen die Verpuppung hin zerstreuen sie sich. Im Juni und Juli sieht man die Puppen überall zerstreut hängen. Bedeutung und Begegnung. Das gewöhnlich nur als Gartenraupe, besonders auf Obstbäumen und Rosen, auftretende Insect wird auch zuweilen im Forste an Eichen und anderen Waldbäumen schädlich, so dass man durch 240 Laubholz -Verderbor. Vertilgung desselben Nutzen stiften kann. Das Abbrechen der mit Eierringeln besetzten Aestchen geht wohl bei Obstbäumen an, wenn man im Winter be- schneidet, Moos abkratzt und Raupennester des Goldafters abnimmt. An hohen "Waldbäumen ist dies aber unausführbar. Hier kann man nur leicht etwas ausrichten, wenn man die gesellig lebenden Raupen abkratzt und tödtet, wobei man aber daran denken muss, dass die Raupen spinnen und sich schnell an Fäden herablassen. Da sie oft in dicht gedrängten Klumpen bei- sammen sitzen, so kann man die ekelhafte Arbeit dadurch abkürzen, dass man '/g Schuss Pulver aus dem etwa 3*^™- unterhalb des Nestes gehaltenen Gewehre darauf schiesst, Sitzen viele Raupen an höheren Aesten, so nimmt man eine Stange, welche oben eine gerade, den Ast umfassende Gabel hat, und reibt mit dieser den Ast so, dass die Raupen zerquetscht werden oder herunterfallen. Auch kann man gegen diese Raupe ebensowohl, wie gegen andere, eine Auflösung von schwarzer Seife anwenden, mit welcher bespritzt oder bepinselt die Raupen sehr bald sterben. In Gärten wird man die Raupen schon Ende Mai leicht entdecken, also ehe sie noch bedeutend haben fressen können, wenn man die jungen, noch weichen Triebe (Langtriebe), welche die Krone am meisten überragen, beobachtet; diese erscheinen, da hierher die Raupen zuerst gehen, entblättert. Anmerkung. (J.) An Gestalt ähnlich, aber ein wenig grösser als neustria ist der Birkenastspinner, Gastropacha lanestris L. Rost- roth oder bläulich grau mit weissem Querstreif auf allen Flügeln, Vorder- flügel mit weissem Fleck an der Wurzel und in der Mitte. After des Q mit dicker Wolle bekleidet. Die schwarze oder braunschwarze Raupe ist ausge- zeichnet durch wenig dichte, lange, gelbe Behaarung und durch paarweise auf dem zweiten bis elften Gliede stehende rothbraune Flecken. Sie lebt auf fast allen Laubhölzern, zieht jedoch Birke am meisten vor. Puppe über- wintert. Der Schmetterling legt die in die graue Afterwolle gehüllten Eier an die Zweige. Vorzüglich an den Zweigspitzen frisst die Raupe gesellig, daher leicht bemerkbar. XVII. Die Eiclienwickler. (J.) Tort rix (Heterognomon Ld.) viridana L. (Taf. V. Fig. 5) imd Teras ferrugana S.V. Gattung Tortrix Tr. s. S. 78. Untergattung Heterognomon Ld.: Ast 7 und 8 der Vorderflügel gesondert, diese mit schrägem Saume, hinten ab- wärts geknickt, Spitze selten vorgezogen; beim er Frostspaniiei* und der Blattspanner. Cheimatobia brumata L. und Hibernia defoliaria L. Beide Arten gehören, wie schon der deutsche Name besagt, zu der grossen Familie der Spanner (Geometrae). Gattung Cheimatobia Stph. Vorderflügel mit ungetheilter, weit gegen die Spitze gezogener Anhangszelle, Rippe 7 getrennt von Rippe 8 entspringend. Mittelzelle der Hinterflügel länger, als der halbe Flügel; nur eine in den Afterwinkel auslaufende Innenrandsrippe. Flügel des $ kürzer als der Körper, Vorderflügel gestutzt mit 2, Hinterflügel mit 1 Querstreifen. Flügel des ^ sehr zart, dünn beschuppt; die vorderen mit einigen mehr oder weniger deutlichen, gewellten Querlinien. Hinterflügel mit verloschenem, unten etwas deutlicherem Mittelstreifen. Saumlinie unbezeichnet ; Franzen auf den Rippen mit dunkelen Piuikten. Fühler des ^ lang und fein bewimpert. — Flugzeit Ende October bis December. Cheimatobia brumata L. (Der kleine Frostspanner). Flügel des ^ lichter oder dunkler gelblich- oder röthlich-grau. Auf den Vorder- flügeln Querlinien und Endhälfte des Saumfeldes bräunlich. Hinterflügel noch bleicher, als die vorderen; der oft sehr undeutliche Mittelstreif geht durch die hintere Ecke der Mittelzelle. Flügelspannung reichlich 30 ™™- — $ dichter beschuppt, bräunlich grau, mit 2 breiten, dunkelbraunen Querstreifen auf den kurzen Vorderflügeln, Saum mit langen, weissen Haaren. Flügel wenig kürzer als der Hinterleib. — Der Falter fliegt von Mitte October bis in den December, auch wenn es schon tüchtig gefroren hat, in fast allen Laubhölzern» besonders Eichen, Buchen, Hainbuchen u. s. w., wird aber vorzugsweise den Obstbäumen schädlich. ^ schwärmt in der Dämmerung und bei einbrechender Nacht, bei Nebel auch am Tage, schwerfällig umher, um die $ aufzusuchen, welche nicht leicht bemerkbar an den Stämmen in die Höhe wandern, um in der Krone, nahe bei den Knospen ihre hellgrünen, schwer zu findenden Eierchen ab- zulegen. Aus diesen kommen im Mai die lOfüssigen, Anfangs grauen Räupchen hervor. Nach der ersten Häutung werden diese gelbgrün mit lichtem Rücken- streif und schwarzem Kopf und Nackenfleck. Nach der zweiten Häutung reiner grün mit deutlich weissen Rückenlinien. Die ausgewachsene, bis 26™°*- lange Raupe zeigt nach der letzten Häutung eine grüne, mehr oder weniger dunkle Grundfarbe, eine dunkle, licht eingefasste Rückenlinie, eine lichte Linie beider- seits, und braunen Kopf. Die Raupen stören durch Benagen und Verspinnen der eben sich entwickelnden Blüthen und Blättchen die Entfaltung der Knospen, zerstören sie wohl ganz durch ihren nächtlichen Frass. Bei Kirschbäumen 16* 244 Laubholz-Verderber. hat man beobachtet, dass sich die Raupen in die grünen Triebe einbohrten, so dass diese herabhängen. Vor Johannis begeben sich die Raupen herab- spinnend an den Fuss der Stämme, wo sie sich ungefähr 5 — 6'''^- tief in der Erde in einer geglätteten, mit einzelnen Fäden übersponnenen Höhle, oder auch ganz oberflächlich unter Steinen verpuppen. — (Sehr ähnlich der hrumata in Gestalt und Zeichnung, auch in der Lebensweise ist die lichter gefärbte, etwas grössere Cheimatobia boreata Hbn.^ mehr in Norddeutsch- land, doch auch in Baden gefunden. Auf den mehr weisslichen Hinterflügeln des (J Mittelstreif hinter der Mittelzelle, diese nicht berührend.) — Gattung Hibernia Ltr. Grosse Spanner mit schlankem Körper. $ mit ganz verkümmerten Flügelstummeln. Vorderflügel des ^ gross und breit, mit langem, fast geradem Saume, dieser fast länger als der Innenrand, mit 2ugerundeter Spitze und 12 Rippen. Hinterflügel klein, deren Rippe 5 schwach, zwischen Rippe 4 und 7 meist etwas gestuzt. Querstreifen und "Wellenlinie, oft auch Mittelschatten auf den Flügeln. Stirn grob beschuppt, in der Länge vertieft. Palpen sehr klein, dicht behaart. Beine anliegend beschuppt. Fühler des cf mit fein gewimperten Kammzähnen. — Flug im Herbst, einige im Frühjahr. Hibernia defoliaria L. (Der grosse Frostspanner, Blatt- spanner). ^ gelb und braunroth mit grobem, rostbraunem Staube. Vor- derflügel mit geschwungenem Saume, gewöhnlich mit zwei schwarzen, stark geschwungenen, auf den abgekehrten Seiten breit rostbraun oder schwarz ge- färbten Querstreifen, deren hinterer auf Rippe 5 mit abgerundeter Spitze weit saumwärts tritt. Wellenlinie durch dunkle Flecken angedeutet; Franzen auf den Rippen dunkel gefleckt. Alle Flügel mit dunkelbraunem Mittelflecke. Nicht selten fehlt alle Zeichnung. Hinterflügel mit ungefleckten Franzen und ohne Bogenlinie. Flügelspannung reichlich 40°*'"-. $ flügellos, gelb, schwarz gefleckt. — Raupe lOfüssig, lichtgelb. Auf dem Rücken ein breiter, roth- brauner, fein schwarz eingefasster Streifen. Luftlöcher weiss, schwarz um- ringt, in einem oft undeutlichen Fleckchen von der Farbe des Rückens. Kopf rothbraun. — Puppe rothbrauri, am Kopfende neben den Augendecken zwei Knotenspitzchen. — Defoliaria und briimata ähneln sich sehr in der Lebensweise; von ersterer erscheint der Falter gewöhnlich ein wenig zeitiger, und die Raupe verpuppt sich etwas später, Puppenruhe daher 3 bis 4 "Wochen kürzer. Hauptsächlich dem Obst schädlich, aber auch in Buchen, Eichen und Birken zu beachten. Die Blätter der befallenen, grösseren Buchen sehen von unten betrachtet wie durchsiebt aus. — (Auch hier giebt es einige ver- wandte Arten, welche auf Laubhölzern leben, diesen auch schädlich werden können, z. B. Hib. aurantiaria Esp.^ progemmaria Hbn. u. s. w.) Bedeutung und Begegnung. Der Frostspanner lebt in ganz Deutschland, und ist besonders den Gärtnern, wiewohl unter dem unpassen- den Namen Blüthenwickler, bekannt. Im Walde schadet er gewöhnlich nur den jungen Pflänzchen von Buchen und Eichen, die erst wenige Blätter haben und diese nicht ohne Nachtheil verlieren können. Gewöhnlich werden die Raupen auf jene durch Herabfallen vom Oberbaum gebracht; letzterer Der Frostspanner und der Blattspanner. Vorbauungsmittel. 245 soll aber, wie Nördlinger beobachtete, zuweilen auch leiden. So waren in einem besonders in Süddeutschland heimgesuchten Jahre (1853) wohl an 90 9g Buchein ausgefressen, und der Ausfall im Ertrage der Samenbäume war, da in jenem Jahre auch die Mast versprechenden Stangenhölzer ge- litten hatten, sehr fühlbar. — Viel öfter und bedeutender leiden die Obst- bäume, besonders die frühtreibenden Sorten, wie Kirschen, während späte, wie namentlich Aepfel, erst treiben, wenn die Räupchen schon ausgekrochen sind, und den halb verhungerten dann schnell entwachsen. Da der Frass regelmässig vor Johannis beendet ist, so bildet sich an den Obstbäumen ein Johannistrieb, der aber meist nicht ordentlich verholzt und daher im nächsten "Winter verdirbt. In den Jahren 1853 und 1854 waren die Kirschbäume an der obstreichen Bergstrasse so kahl gefressen, oder die Knospenschuppen und Blattreste so versponnen, dass sie von Weitem wie Besenreiser und theil- weise roth aussahen. Oft dauert der Frass, da die nackten Raupen gegen Witterung so empfindlich sind oder nach schnellem Aufzehren des Knospen- inhaltes Hunger leiden, nur ein Jahr. Wichtig ist auch die Periode der Verpuppung, in welcher bei ungünstigem Wetter viele sterben. Vorbauungsmittel lassen sich wohl im Garten treffen, wo man durch bevorzugte Cultur später Obstsorten der Vermehrung des Insectes ent- gegenarbeiten kann. Zu den Vertilgungsmitteln würde gehören: 1) das Anlegen von Theerringen. Im October und November, wenn man das Bäumen der Schmetterlinge erwartet und die Männchen bei einer in tiefer Abenddämmerung angestellten Revision um die Bäume flattern sieht, legt man einen Theerring von 2 Händen breit um jeden Obstbaum. Am besten ist es, den Theer nicht auf die blosse Rinde zu streichen, sondern auf einen zuvor um den Stamm gelegten Streifen alten Papieres oder dergleichen, den man im nächsten Sommer wieder abnimmt. Den Theer kann man mit etwas Schmalz oder mit Ya — 74 reinen (aus reinem Leinöl gekochten) Vogelleim verdünnen, damit er länger klebrig bleibt. Sonst muss man von Zeit zu Zeit frisch überstreichen. Will man sehr sparsam sein, so macht man in der letzten Hälfte des Octobers erst einige Proberinge und revidirt diese täglich. Sobald sich die ersten Männchen fangen, denen dann bald die Weibchen folgen, theert man alle Stämme, zuweilen wird dies erst Anfangs November nöthig. Oefters kommen noch im folgenden Frühjahre Weibchen aus; jedoch sind dies verspätete, einzelne, wahrscheinlich kranke, und man braucht sich um sie nicht zu bekümmern. 2) Kann man durch tiefes Um- graben um die Stämme herum, wodurch die Puppen tief untergebracht wer- den, viel nützen. 3) Lassen sich die Raupen auch durch Anprallen massen- haft im Mai von den Bäumen stürzen, wobei man indessen das Spinnen beachten und die Fäden, an welchen viele hängen, zerstören muss. 246 Laubholz- Verderber. Feinde ziemlich dieselben, die bei der Nonne genannt wurden, beson- ders wichtig unsere Standvögel, da nur diese die Eierchen des Winterspanners an den Zweigen finden können. Man beobachte nur die Meisen, wenn diese einmal in einen Garten einfallen, oder auch die Sperlinge. Das hier in besonderer Berücksichtigung der brumata Gesagte gilt auch für defoliaria und für die Knospen und Blätter fressenden Verwandten beider Arten. XIX. Bie Buclten-Oallmüeke. (J.) Cecidomyia (Hormomyia Loew.) fagi Hrtg. Der zu den Dipteren (Fliegen) gehörigen Familie Cecydomyidae sei hier nur anhangsweise gedacht. Sie enthält die kleinsten Mückenarten, welche sich als lebende Insecten der Beobachtung leicht entziehen; dieselben verrathen sich aber durch mehr oder weniger auffallende Pflanzenauswüchse (Gallen und dergl.), welche sie veranlassen. Die Bestimmung der zarten Fliegen bietet grosse Schwierigkeiten, da Farben und Formen im Trocknen sich stark verändern, — Charakteristische Kennzeichen der Familie nach Schiner*): Der massig grosse Kopf steht frei. Rüssel kurz. Taster meist 4 gliederig. Fühler lang, 1 0- bis 3 6 gliederig, die einzelnen Glieder von sehr verschiedener Bildung, kugelig oder walzenförmig, gestielt oder sitzend, meist mit langen Wirbelhaaren besetzt. Die Anzahl der Glieder nach der Art, aber auch nach dem Geschlechte veränderlich. Rücken mehr oder weniger gewölbt; Schildchen klein. Hinterleib walzenförmig, achtringelig, beim $ spitz, oft mit langer Legröhre. Beine lang. Schienen ohne Endsporen; Klauen klein mit einem Haftläppchen. Flügel verhältnissmässig gross und breit, an der Spitze ge- rundet, nach der Wurzel verschmälert, auf der Fläche oft behaart, am Rande bewimpert. Von den normalen 6 Flügeladern sind nur drei, nämlich die erste, dritte und fünfte vorhanden, oft die erste und dritte so genähert, dass sie schwer zu unterscheiden sind. Zwischen der dritten und fünften Ader eine aderartige Längsfalte. Querader meist undeutlich. Die Flügel der meisten Arten irisiren lebhaft. Schwinger, wie bei allen Mücken, frei (s. Cursus H. Taf. I. Fig. 1). — Sämmtliche Arten sind phytophag. — Die Larven sind nach vorn und hinten zugespitzt, haben vorn nur eine Oef- nung, keine Nagehaken; Luftlöcher an den Seiten der Körperringe. — Die artenreiche Familie zerfällt in 16 Gattungen. Cecidomyia (Hormomyia ioew.) fagi Hrtg. Eine grosse Art von etwa 4,5 bis 5 '^'°- Länge. Kopf schwarz. Taster gelb oder braungelb. Das schwarzbraune Rückenschild mit 3 Längsfurchen, deren mittlere die feinste. Die Furchen schwarz behaart. Flügelwurzeln, Brustseiten und Hals ileischroth. Schildchen manchmal rothbrau, Schwinger gross, rothgelb. Hinterleib dunkel fleischroth, grauhaarig. Legröhre röthlich-gelb, kurz, ein- gezogen, Beine schwarzbraun, zweites Hüftglied und Basis der Schenkel *) Fauna austriaca. Die Fliegen, II, Thl, Wien 1864. Die Buchen -Gallmücke. 247 gelblich. Flügel schwach irisirend, glasheU mit grauer Behaarung, hellbraunen Adern und schwarzbraunem Vorderrande. Erste Längsader reicht etwas über die Mitte des Vorderrandes, ist mit der zweiten durch eine sehr undeutliche Querader verbunden. Dritte Längsader gerade, läuft mit ihrem Vorderaste in einem etwas mehr als rechten Winkel zum Hinterrande. — ^ durchaus heller gefärbt als $. — Die milchweisse Larve lebt in den harten, pyramiden- förmigen, unbehaarten Gallen auf den Blättern der Rothbuche; während des Winters verpuppt sie sich darin, und die Mücke schlüpft gewöhnlich im April aus. Forstliche Bedeutung. Die Buchengallmücke befällt durchaus nicht blos kümmerliche oder kränkliche Buchen. Man findet sie nicht selten auf den frohwüchsichsten, kräftigsten Bäumen. Sie gehört zu jener grossen Anzahl von Insecten, welche zwar nie einen Baum tödten, aber doch in empfindlicher Weise belästigen. Vor einigen Jahren trat sie namentlich in der Gegend von Tetschen (Böhmen) so massenhaft auf, dass die Zweige der Buchen durch die Last der Gallen gebogen wurden. Mittel gegen diesen kleinen, zarten Buchen- feind dürften wohl schwerlich in Anwendung gebracht werden können. — Ich erwähnte die Cec. fagi hauptsächlich als eine Repräsentantin der grossen Familie, der sie angehört, und ihres so sehr auffallenden Frasses wegen. — Die Buche wird überdies noch von 6 anderen Gallmücken bewohnt, darunter namentlich von der kleinen piligera Loew. (aiinulipes Hrtg.)^ welche auf den Blättern etwas mehr runde, braunbehaarte Gallen erzeugt. 248 Schädliche Wirbelthiere. Zweites Kapitel. Die schädlichen Wirbeltliiere (Yögel und Säugethiere). In der Klasse der Vögel finden wir zunächst die kleinen Familien der Hühner und Tauben, welche vorzugsweise vegetabilische Nahrung, häufig auch von Holzgewächsen nehmen und dadurch schädlich werden. Unter den Singvögeln kommen namentlich die sogenannten Körnerfresser (Finken) in Betracht. Auch die eigentlichen Sänger, welche vorzugsweise Insecten- fresser sind, beschädigen zur Zeit der Noth manchmal unsere Holzpflanzen; man hat z. B. beobachtet, dass Kothkehlchen im rauhen Frühjahre die Ko- tyledonen der Buchen und Eichen auf den Saatbeeten angehackt haben. Von den Raben werden namentlich die Heber durch das Verzehren von "Wald- sämereien und durch Vernichten der Brüten kleiner, nützlicher Vögel schädlich. Die Spechte nützen als Insectenfresser, schaden aber nicht unbedeutend durch Verwundung der Bäume, durch das Verzehren nützlicher Insecten und Waldsamen. In der Klasse der Säugethiere kommen als schädlich vorzüglich in Betracht die Nagethiere (Hasen, Eichhörnchen, Mäuse etc.), die Zwei- hufer (Hirsche) und die Vielhufer (Schwein). 1. ]>ais Anerliuhn. Tetrao urogallus L. Besonders der Hahn nährt sich im Winter und während der Balzzeit fast nur von Nadeln und Knospen der Tannen, Fichten und Kiefern, ver- schmäht wohl auch die Knospen der Buchen nicht. Pflanzungen und Saaten, namentlich Saatkämpen kann er daher sehr schädlich werden, indem er auf letzteren verschulte und unverschulte Pflanzen so vollständig verbeisst, als wären sie mit der Scheere abgeschnitten. Im Magen frisch aufgeschnittener Auerhähne findet mau den Nachweis dieser Nahrung, nicht selten auch kleine Steinchen. Weniger in Betracht kommt der Schaden, den Hennen und Das Auerhuhn. 249 Junge bringen, welche auf dem Boden umherlaufend allerhand andere vege- tabilische und animalische Nahrung nehmen, wie alle hühnerartigen Vögel. Besonders wird das Auerwild lästig, wenn zum Zwecke von Umwandlungen der Laubhölzer Nadelhölzer neu eingeführt werden; in solchen Fällen bleibt nur das Abschiessen dieses Wildes übrig (Pfeil). — Allenfalls von Saat- und Pflanzkämpen lässt sich das Auerwild durch oft wiederholtes Verscheuchen, blinde Schüsse und dergl. fern halten, schwerer wohl von grösseren Kultur- flächen. — Forstlich fast ganz unschädlich ist das verwandte Birkhuhn (T. tetrix L.). 3. i>ie wilden Tauben. (J.) Columba palumbus L. (Ringeltaube), oenas L. (Hohltaube) und turtur L. (Turteltaube). Alle drei Arten werden schädlich durch Verzehren der "Waldsämereien. Die Ringeltaube (palumbus L.), die grösste unter ihren Verwandten, be- wohnt vorzugsweise den Nadelholz-, namentlich Fichtenwald. Die einzeln im Walde brütenden Paare sind hauptsächlich nur den Nadelholz -Saatbeeten schädlich. Der Samen ist durch Bedeckung mit Moos oder Reisig oder durch Abschuss der ihn aufsuchenden Tauben zu schützen. Im Herbste neh- men sie gern Buchein und Eicheln (AI tum). Wenn sie sich dann in grösseren oder kleineren Flügen zusammenthun, können sie allerdings be- achtenswerth schädlich werden; dies mehr noch auf den Feldern, wo sie alle landwirthschaftlichen Sämereien (Getreide, Erbsen, Wicken, Raps), allerdings auch Unkrautsamen verzehren. — Eigenthümlich ist es, dass dieser sonst so scheue Waldvogel auch ausserhalb des Waldes, in grösseren Städten brütet; Altum erzählt, dass ein Paar auf einer Linde in der Nähe eines besuchten Kaffeehauses in Münster 2 Jahre lang brütete; ich selbst habe sie in Dresden in einigen Parks, sowie in einer sehr belebten Kastanien- Allee (der ehe- maligen „Ostra- Allee") regelmässig nistend jahrelang beobachtet. Am wenigsten schädlich ist die in hohlen Bäumen brütende Hohl- taube (oenas L.). Sie lebt zwar auch von verschiedenen Sämereien, kommt aber nicht in so grossen Gesellschafts -Flügen vor, wie die Ringeltaube. Saatbeete zu schützen, wie oben angegeben. Die schädlichste Art ist die Turteltaube (turtur L.). Sie lebt hauptsächlich an Waldrändern und sogenannten Feldhölzern, das Innere des grossen, alten Hochwaldes vermeidet sie. Reines, klares Wasser darf in der Nähe ihres Aufenthaltsortes nicht fehlen. Ich habe sie stets vorzugsweise in Kiefernwaldungen angetroffen, obgleich sie in anderen Wäldern auch zu finden ist. Kiefern- und Fichtensamen sind ihre Lieblingsnahrung, weshalb 250 Schädliche Wirbelthiere. diese Tauben sich aus weitem Umkreis auf grösseren Saatflächen und Saat- kämpen zusammenziehen und forstlich keineswegs gleichgiltig sind. Selbst der Abschuss mehrerer Exemplare vermag die übrigen nur auf kurze Zeit zu verscheuchen, weshalb es schwer hält, die Saatbeete ausreichend zu schützen, namentlich da sie nicht blos den freiliegenden Samen verzehren, sondern auch den leicht mit Erde bedeckten mit dem Schnabel herauswerfen. Moos- und Reisigdecken sind auf Saatbeeten wohl das beste Mittel. Alle Turteltauben abzuschiessen, ist nicht gut möglich, schonen sollte man sie aber eigentlich nicht, obgleich diese kleine, zierliche Taube den Wald in angenehmer Weise belebt. 3. Der Buchfink und der Bergfink. Fringilla coelebs L. und montifringilla L.*) F. coelebs i>., der Buch- oder Edelfink, ist halb Stand-, halb Strichvogel, da er in Menge bei uns brütet und nur die Weibchen regel- mässig einige Monate im Winter mit dem Eintreffen der, aus Norden kom- *) Coelebs und montifringilla sind einander so ähnlich in Grösse und Far- ben, dass der Ungeübte sie wohl verwechseln kann, und dass daher auch wohl der für beide gebräuchliche Name „Buchfink" gekommen ist. Indessen kann man monti- fringilla von coelebs schon an der schneeweissen Farbe des Bürzels und Unter- rückens, welche selbst beim Fliegen leicht in die Augen fällt, unterscheiden. Coelebs brütet regelmässig bei uns, obgleich viele nur durchziehen, um im Norden zu brüten. Montifringilla dagegen wandert bei uns nur durch, höchst selten bleibt ein Brüte- pärchen zurück. Nester und Eier haben ausserordentlich viel Aehnlichkeit, und man kann sich montifringilla in dieser Beziehung vergegenwärtigen, wenn man unseres ge- meinen Finken fast kugliges, stammähnliches Nest und seine 4 — 6 bräunlich-grünen Eier mit den sparsamen Flecken kennt. Den Namen Buchfink verdient coelebs eigentlich am wenigsten, weil er mehr Nadelholzsamen nimmt, während montifringilla die Buchein viel mehr liebt und der eigentliche Buchfink ist, sonst aber auch Berg- fink genannt wird. Beide verzehren eine Menge Feld- und Gartensämereien. Sie suchen gern die abgefallenen Früchte von der Erde auf, weshalb man die, besonders für Gärten zu empfehlenden Scheuch-Apparate, am besten weisse Fäden mit leicht flatternden Federn, Papierschnitzeln und dergl., auch möglichst dicht über die Erde hinziehen muss. Der grösste Finke ist F. coccothraustes L. (Kirschkernbeisser) mit un- förmig dickem Schnabel. In Gärten und Kirschplantagen richtet er die unangenehm- sten Verwüstungen an. Er frisst nicht die ganzen Kirschen, sondern schält nur die Steine heraus, um sie aufzuknacken, und wirft die blutrothen Stücke und Saftflecken überall umher. Er nimmt auch andere harte Samen und Früchte in Laub- wie in Nadelwäldern und wird deshalb den Saatbeeten schädlich. Auch wenn mehrere Vögel beisammen sind, wie gewöhnlich, verhalten sie sich doch ganz still und ver- rathen ihre Gegenwart nur durch das Knacken. Sie nehmen, wie andere Körner- fresser, zur Zeit der Jungenpflege auch Insecten. Der ßuchliuk und der Bergfink. 251 mendcn Schaaren wegziehen, die Männchen aber grösstentheils hier bleiben (daher der „Cölebs oder Ehelose"). In Süddeutschlaud ist das Ueber- wintern häufiger als in Norddeutschland. Er wird vorzüglich durch das Ausscharren und Auflesen der Körner schädlich, namentlich da, wo reiner Kiefern-, Fichten- oder Lärchensamen ausgesäet worden ist. Noch verderb- licher wird er aber dadurch, dass er die aufgehenden Samenlappen, so lange sie noch von den Samenhüllen zusammengehalten werden, abbeisst. Diese Beschädigung ist forstlich deshalb so unangenehm, weil man die Saatbeete gegen Vögelfrass nur durch dichte Bedeckung schützen kann. Sobald die ersten Körner keimen, rauss aber die dichte Decke entfernt werden, die kleinen Pflänzchen fallen dann den befiederten Räubern oft noch massenhaft zum Opfer. Als Deckmaterial verwendet man gewöhnlich Moos, Gras oder Reisig. Eine äusserst zweckmässige Deckung fand ich (J.) zu Nasseberg in Böhmen (Forstmeister Domin). Die Saatbeete werden dicht mit 6 bis 8 •^™- breiten Brettchen belegt, deren Länge ist gleich der Breite des Beetes. Unter den abwechselnden Brettchen wird der Samen ausgesäet. Sobald letzte- rer keimt, wird das betreffende Deckbrettchen gehoben und auf seitliche Unterlagen so aufgelegt, dass es 5 bis 6*^™- über den Pflänzchen liegt, welche sich nun frei entwickeln können, ohne von Vögeln belästigt zu wer- den. Nach einigen Tagen werden die Brettchen, welche den Samen und die Pflänzchen schützten, entfernt, nur die abwechselnden auf den Zwischen- räumen bleiben liegen. Dieses Verfahren gewährt noch andere Vortheile, wie Schutz gegen Unkraut, Erhaltung der Feuchtigkeit im Boden. — Auch der Buchenaufschlag wird im Frühjahr durch diese Finken (in Gesellschaft des Bergfinken), wenn sie sich nach reifer Mast in den Samenschlägen in ganzen Schwärmen einfinden, stark beeinträchtigt, indem sie die Cotyledonen abbeissen. In insectenreichen Jahren sollen sie das Abbeissen der Samen- lappen unterlassen, und es ist namentlich in Maikäfer -Flugjahren bemerkt worden, dass die Finken dann die Saatbeete verschonen (Danckelmann). Da dieser Vogel von Natur wenig scheu ist, so kann man sich seiner auf grösseren Saaten nur dadurch erwehren, dass man ihn schiesst. Wenn man die geschossenen Finken mit ausgespannten Flügeln an eingesteckte Stöcke aufhängt, so giebt dies auch ein gutes, wenigstens eine kurze Zeit wirkendes Scheuchmittel. F. montifringilla L. , der Bergfink oder gemeine Fink, wird durch das Auflesen der Buchein und Abbeissen der Kernstücke, wenn diese aufgehen, oft sehr schädlich; letzteres namentlich in den Jahren, wo er sehr häufig ist und sich auf seinem Zuge, der ihn sonst Anfangs Mai in seine hoch nordischen Brutorte zurückführt, verspätet. In reichen Samenjahren fällt er in wolkenähnlichen Zügen im Herbst bei uns ankommend in die 252 Schädliche Wirbelthiere. Buchenschläge ein, so dass er Nachts oft die Zweige einzelner Bäume, da er immer in Gesellschaft übernachtet, ganz dicht bedeckt. In mondhellen Nächten, wo man den Vögeln beikommen kann, lassen sich dann oft mit einem Schusse von feinem Schrote eine Menge erlegen. Für die Nadelholz- saaten ist er im Frühjahre ebenfalls verderblich. — In den Rheinlanden, im Elsass und anderen südlichen Provinzen, wo die Bergfinken schon überwin- tern, werden die nächtlichen Jagden mit Blaseröhren und trockenen Thon- kugeln betrieben (sogenannte Böhmerjagd). 4. Der Fichten- und Kiefernkreuzsclinabel*)« Loxia curvirostra L. und pityopsittacus Bchst. Die Kreuzschnäbel lassen sich nicht überall in Deutschland als Stand- vögel betrachten; sie sind halbe Strichvögel (Zigeuner nach Gloger), die be- sonders im Herbst und Winter unsere Nadelwälder nach allen Richtungen, in Zügen von 30 — 50 und mehr, durchstreifen. Brütend hat man sie noch nie in einer Gegend so häufig gefunden, dass jene dadurch erklärt würden. Naumann, der doch sonst alles Ornithologische selbst gesehen hat, beruft sich auf Brehm (Vögel Deutschlands IV. 352, 374), und auch dieser kennt immer nur einzelne Nester. Um Neustadt, wo es im Winter viele Kreuz- schnäbel giebt, ist, obgleich hier viel gesammelt wird, nie ein dergl. Nest gefunden worden, und auch aus den mitteldeutschen Gebirgen wurden nur mit grosser Mühe Eier verschafft. Es ist nicht anders denkbar, als dass die Milliarden von Vögeln, welche in Samenjahren in Deutschland sich versammeln, aus den Alpen oder aus dem hohen Norden, wo man die Kreuzschnäbel bis zur Baumgrenze kennt, kommen. Daher herrscht auch über die Normalzeit des Brütens noch Unsicherheit; die Annahme Brehm's, dass die Kreuz- *) Die Unterscheidung beider Arten in der Stube ist nach der Färbung nicht möglich, da bei beiden zahlreiche Farben-Varietäten vorkommen, bei beiden die alten Männchen schön rotb, die Weibchen grün und grau sind. Der Fichtenkreuz- schnabel, dessen feine Scbnabelspitzen so vollständig sich kreuzen, dass sie an einander vorbeigehen, ist meist der kleinere, oft nur wie ein starker Sperling; seine Flügelspitzen überragen die oberen Schwanzfedern nicht. Der Kiefernkreuz- schnabel mit unvollständig gekreuzten, kurzen Schnabelspitzen ist stärker, beson- ders dickköpfiger; seine Flügelspitzen überragen weit die oberen Schwanzfedern. Die Nester, welche in den höchsten Spitzen der Bäume versteckt sein sollen, aber gewiss bald, wo sie häufig sind, durch die hin- und herfliegenden Eltern, oft auch durch die dabei singenden Männchen verrathen werden, bestehen fast ganz aus Bartflechten, was auf ein rauhes Klima, wo jene Flechten am reichlichsten und längsten sind, hin- deutet. Die vier Eier ähneln denen des gemeinen Hänflings, sind auch nicht merklich grösser, als die grössten derselben (^Imm. lang). Der Fichten- und Kiefernkreuzschnabel. 253 Schnäbel eigentlich im Sommer brüten (selbst während der Mauser), in Samenjahren aber im Winter, ist nur das Resultat vereinzelter Beobachtungen. Forstliche Bedeutung und Begegnung. Die Kreuzschnäbel verkürzen die Samenernte, besonders L. pityopsittacus Bchst. in Kiefern, noch dazu in Jahren, v?o die Zapfen sparsam sind. Indem sie an den Zweigen (meist in den höchsten) herumklettern, beissen sie den Zapfen an seinem Stiele ab, tragen ihn an eine geeignete Stelle des Baumes und öffnen mit ihren hebelartig angesetzten Schnabelspitzen die Schuppen so geschickt, dass sie die Samen leicht herausnehmen können. So findet man zuweilen unter einem Baume die Ueberreste der vom Spechte zerstörten (ganz zermeisselteu), vom Eichkätzchen herabge- worfenen (zernagten und zerstückelten) und vom Kreuzschnabel geöffneten Zapfen, welche letzteren noch ihre (nur wenig benagten) Schuppen und nur kleine Oeffnungen haben (s. Holzschnitt). Es fallen aber auch viele uneröffnete Zapfen herunter. — Dem Fichtenkreuz- schnabel (curvirostra L.) sind die Kiefernzapfen etwas zu fest. — Beide Arten nehmen in Ermangelung von Zapfen auch allerlei andere Früchte, Hainbuchen, Ahorn, Ebereschen, Elz- beeren etc., ja auch Disteln, Kletten, und in der Gefangenschaft das ge- wöhnliche Vogelfutter. Insecten fressen sie, wie ihre Verwandten, auch; nach Brehm besonders Blattläuse. Altum berichtet vom Fichtenkreuzschnabel, dass er 1866 in den Gärten von Münster, wo er sich in grossen Massen einfand, den Schaden, den er an den Baumfrüchten brachte, durch Verzehren von Blattläusen au den Obstbäumen wieder gut machte. — Wo die Kreuz- schnäbel auf Saatbeete einfallen und Samenlappen abbeissen, wie das um Neustadt an Buchen beobachtet wurde, thun sie bedeutenden Schaden. Eine Vertilgung ist zwar leicht ausführbar, da die Kreuzschnäbel sehr vertraut sind und sich in Massen schiessen oder mit der Leimruthe oder in Dohnen etc. fangen lassen. Das wird sie in Jahren grosser Verbreitung aber immer nur unmerklich vermindern, und man wird nur etwas thun können, um den Schaden, den sie an Nadelholzsära ereien, vorzüglich an Kiefern, an- richten, weniger fühlbar zu machen. Die herunter geworfenen Zapfen müssen zusammengefegt und auf die Darre gebracht werden, wo man immer noch eine Portion Samen aus den uneröffneten gewinnt, selbst aus denen, welche sie nur halb ausgefressen haben. Auf diese Art gewinnt man sogar noch einigen Samen, welcher ohne die Kreuzschnäbel nicht gewonnen worden wäre; denn vom hohen Holze lassen sich die Zapfen nicht gut pflücken, und der Samen fliegt unbenutzt ab. Wie bedeutend diese Quantität sein kann^ zeigt 254 Schädliche Wirbelthiere. folgendes Beispiel. Nahe der Darre des Neustädter Forstgarteiis wurden 4 starke Kiefern in der Zeit vom 20. bis 30. November des Jahres 1861, welches fast in ganz Norddeutschland bedeutende Züge von Kreuzschnäbeln erscheinen sah, täglich besucht, und dabei über 50 Liter Zapfen, unter denen wenigstens 20 % uneröffnete, eingesammelt. Vorher hatte man kaum geahnt, dass auf diesen Bäumen Zapfen wären, da sie gegen 20 "• hoch waren. Unter einer am Feklrande stehenden, starken Kiefer fanden sich sogar bis 100 Liter Zapfen. Solche Zapfen sind aber schlechter, als gepflückte, und man muss auf den Darren aufmerksam sein, dass nicht betrügliche Vermen- gung vorkommt. 5. I>er Eicbelhelier. Garrulus glandarius L. Dieser weit verbreitete, allgemein bekannte Vogel muss forstlich weit mehr schädlich, als nützlich genannt werden, und er verdient die gleichgiltige Schonung keineswegs, die ihm meistens zu Theil wird. Seine Nahrung nimmt er aus dem Pflanzen-, wie aus dem Thierreiche, frisst mit Vorliebe allerdings Eicheln, weshalb sein deutscher Name bezeichnend ist. Einzelne, selbst in der Nähe menschlicher "Wohnungen stehende, Eichen plündert er vollständig, indem er dann von nahem Gehölz ab- und zufliegend in seinem Schlünde weit mehr Eicheln anhäuft, als er verzehren kann. Weil er sehr scheu ist, kalt er sich dann nie lange auf, kehrt aber stets bald zurück. So kann er an werthvollen Bäumen ganz erheblichen Schaden durch Verminderung der Samenernte bringen; dies geschieht z. B. regelmässig an den alten, ameri- kanischen Eichen im Tharander Forstgarten. Aber auch im "Walde schadet er der Mast weit mehr, als er durch Verlieren der Eicheln (Stecken oder Pflanzen derselben) vermeintlich nützt. Dieser sogenannte Nutzen ist wenigstens dort, wo eine gute Forstwirthschaft besteht, ganz ohne "Werth. Buchein verzehrt er ebenfalls in grosser Menge, desgleichen Kirschen und anderes Obst. Am schlimmsten ist es, wenn der Heber bereits gesäte Eicheln auffindet, dann liest er sie fast alle aus der Erde auf. — Mehr noch, als durch den Samendiebstahl, schadet der Eichelheher aber durch seine thierische Nahrung. Gestützt auf vielfache Beobachtung und Untersuchungen des Magens bezeichnet ihn AI tum (Forstzoologie IL S. 316) als einen der ge- fährlichsten Feinde aller kleinen Vögel: „Er durchschlüpft fortwährend nach Nestern spähend das Gesträuch und die Zweige und hat darin nur an der Elster einen ebenbürtigen Concurrenten. Eier, wie nackte und flügge Vögel verzehrt er mit gleicher Vorliebe. Die Nester der Schwanzmeise werden meist durch ihn zerrissen. Völlig so stark leidet die Brut der Nachtigallen Der Eichelheller. 255 und Grasmücken; auch die Drosselnester werden nicht verschont." „Man wird sich durch Untersuchung des Magens zur Fortpflanzungszeit geschossener Heher leicht überzeugen können, auf wen ein grosser Theil der Schuld für die geringe Vermehrung der kleinen Vögel fällt." — Wohl lässt sich nicht leugnen, dass er manche schädliche Insecten verzehrt, namentlich Maikäfer, dass er ferner seine Jungen vorzugsweise mit Insecten füttert, dass er sogar auch behaarte Raupen (Spinner, Nonne) nicht schont, ebensowenig die Mäuse, die er aber wohl nur selten fängt; immerhin ist es aber mehr als blos, wahr- scheinlich, dass die massenhaft von ihm vernichteten kleinen Vögel, nament- lich Meisen, in Wald und Feld mehr Nutzen gestiftet haben würden, als ihr Mörder. 6. Der Tanneiiheher. Corvus caryocatactes L. Dem Eichelheher in Grösse und Benehmen ähnlich. Der dunkelbraune, mit vielen weissen Tropfen gezeichnete Vogel ist wohl manchem Forstmanne Norddeutschlands unbekannt, weil er nur selten und nur in kleinen Gesell- schaften bei uns durchzieht. Im Gebirge ist er bekannter, mehr noch in dem südlichen Hochgebirge als im mitteldeutschen. In jenem wird er schäd- lich durch Belästigung der Zürbelkiefer (Pinus cembra L.). Ausser mehreren anderen Holzsämereien, liebt er ganz besonders die Zürbelnüsse. Er erscheint schon in den Bayerischen Alpen (nach Sendtner) in grossen Schwärmen in den Zürbelwäldern zur Zeit der Fruchtreife, und ist so dreist, dass er die Nüsse den Arbeitern auf den Culturen und Saatbeeten bei dem Legen weg- holt, oder die schon gesteckten Nüsse aus dem Boden sucht. In seinem eigenthümlich erweiterten Schlünde oder Kehlsacke kann er mehrere Nüsse mit einem Male beherbergen, und erst, wenn jener gefüllt ist, fliegt der ge- frässige Vogel fort, um die Beute an einer bequemen Stelle mit dem starken Schnabel zu öffnen und zu verzehren. Der Umstand, dass er, wie der Eichelheher, Eiern und Brüten nützlicher Vögel nachstellt, auch Bienen frist, vermehrt seine Schuld. Ob er dagegen einige Nützlichkeit einzusetzen hat,, ist zweifelhaft. Es scheint aber, dass er, nach dem Abmeisseln von Holz- spänen im Vogelbauer, wo er gefangen ist, zu urtheilen, im Freien nach Holzinsecten, wie der Specht, sucht. Ueberhaupt wird ihm Insectennahrung wohl nicht fremd sein. Eicheln, Buchein, Obst u. s. w. verzehrt er ebenfalls. — Die Zürbelsaaten vor ihm zu schützen, ist schwer; das Bestreichen der Nüsse mit Terpentin, wodurch man ihn vertreiben wollte, half nicht. Man muss die Tannenheher wegschiessen, was besonders in der Brutzeit leicht sein soll, auch werden sie auf Vogelheerden gefangen, wenn sie mit ihrer ge- wohnten Raubgier die Lockvögel oder die eben gefangenen angreifen wollen, 256 Schädliche Wirbelthiere. ebenso iu Dohnen und in Sprenkeln, vor welche man anstatt der Ebereschen (die sie indessen auch nehmen) Haselnüsse hängt. 7. Die Spechte. (J.) Picus martius L. (Schwarzspecht), viridis L. (Grünspecht), major L. (grosser Buntspecht) und Verwandte. Die Ansichten über die forstliche Bedeutung der Spechte lauten ver- schieden. Ratzeburg hat diesen Waldvögeln keinen besonderen Platz unter den schädlichen eingeräumt, weil er den Nutzen, den sie bringen, für über- wiegend hielt. Mehr und mehr gewinnt aber die Meinung Raum, dass die Spechte keineswegs so sehr nützliche Thiere seien, als man häufig glaubt. Vorzugsweise hat sich Altum (Forstzoologie II.) ein ganz besonderes Ver- dienst um die Klarstellung der Frage durch gründliche, vorurtheilsfreie Beobachtung erworben. Nach den wenigen, von mir selbst gesammelten Er- fahrungen glaube ich zwar, mich Altum hier in der Hauptsache anschliessen zu können, möchte aber doch den Spechten etwas mehr Nützlichkeit zu- sprechen, als er es thut. Manches bleibt immer noch zu erforschen; deshalb mag zunächst eine kurze Beschreibung der deutschen Spechte hier folgen, um die Kenntniss der Arten in weiteren Kreisen zu fördern. Picus martius L. (Schwarzspecht). Von der Grösse einer Krähe, durchaus schwarz gefärbt, hochroth ist beim ^ der Scheitel, beim $ das Genick. — In Deutschland fast überall einzeln verbreitet, namentlich in den Nadelholzwaldungen der Gebirge; im Erzgebirge nicht selten, noch häufiger in den süddeutschen Hochgebirgen. Picus viridis L. (Grünspecht). Bedeutend kleiner, als der Schwarz- specht. Gefieder grün; Hinterkopf roth; Gesichtsseiten und Backenstreif schwarz ($), letzterer beim ^ mit rother Mitte. In ganz Europa zu Hause. Liebt vorzugsweise kleine Wälder, Feldhölzer, einzelne Baumgruppen. — Er gehört, wie der ihm nahe verwandte P. canus Gml. (Grauspecht) zu der Gruppe der Erdspechte. Letzterer kleiner, als der Grünspecht; Scheitel grau, (J mit rothem Stirnfleck; ist viel seltener, hat daher kaum eine wirthschaftliche Bedeutung. Picus major L. (Grosser Buntspecht). Ungefähr von der Grösse einer Amsel. Gefieder schwarz und weiss, Schwingen weiss gebändert. Ober- kopf schwarz, beim ^ mit einem hochrothen, queren Nackenstreif. Vom Mundwinkel herab zieht sich ein schwarzer Halsstreif. Rücken und Bürzel schwarz. Unterschwanz, Deck- und Afterfedern roth. Die hellen Partieen der Unterseite weisslich, manchmal bräunlich. — Sehr weit verbreiteter, namentlich im Nadelholzhochwalde häufiger Vogel. Picus leuconotus Bchst. (Weissrückiger Buntspecht). Erheb- lich grösser, als major. Mittelrücken weiss. Scheitel des $ roth, des $ schwarz. Hinterleib roth. Bürzel weiss. Der den anderen Buntspechten Die Spechte. 257 eigene, weisse Schulterfleck fehlt. Die weissen Binden und Flecken der Flügeldecken grösser. — Gehört mehr den nördlicheren Gegenden an, brütet aber auch in Norddeutschland. Lebensweise wohl der des major ähnlich. Picus medius L. (Mittlerer Buntspecht). Etwas kleiner, als leuconotus, von der Grösse einer Zippe (Singdrossel). Von leuconotus durch «chwarzen Rücken und weisses Flügelschild unterschieden, wodurch er dem major ähnelt. Von diesem unterscheidet ihn wesentlich das hellere Gesicht; denn der Halsstreif ist schwächer und beginnt erst unterhalb des Ohres. Bürzel schwarz, Hinterleib roth. — Heimisch namentlich in Laubwäldern (Eichen). Im Herbst kommt er nicht selten in die Gärten. Picus minor L. (Kleiner Buntspecht). Durch geringe Grösse leicht von seinen Verwandten zu unterscheiden; er ist etwa so gross, wie ein Sperling. Unterseite ohne Roth, Hinterleib weiss. Scheitel des cf roth, des Q weiss. Rückenmitte ähnlich wie bei leuconotus weiss, jedoch mit schw'arzen Querflecken. — Heimisch im nördlichen Europa und Sibirien; in Korddeutschland verbreitet, aber nicht sehr zahlreich. Liebt vorzugsweise Laubhölzer, besucht jedoch auch alte Kiefern. Im Herbst und Winter nicht selten in Gärten, wie medius. — Vielleicht der nützlichste Specht, denn es ist nach Altum nicht bekannt, ob er ausser Insecten auch Sämereien verzehrt. Forstliche Bedeutung der Spechte. Weil die Spechte Insectenfresser sind, haben sie sich den Ruf besonders nützlicher Thiere erworben. Es handelt sich nun um die .Frage, ob sie unseren kleinen Waldverderbern wirklich bemerkenswerthen Abbruch thun, oder mehr gleichgiltige Insecten verzehren, und darum, ob sie nicht auf andere Weise Schaden bringen. Was zunächst die Insecten Vertilgung durch die Spechte anlangt, so können wir in erster Reihe den Grünspecht (wahrscheinlich auch den ihm verwandten Grauspecht) von den übrigen scheiden, da er seine Nah- rung vielfach auf dem Boden sucht, ganz vorzugsweise Ameisen und deren Cocons verzehrt. Die grossen Haufen der Waldameisen (Formica rufa L.) besucht er häufig zu diesem Zwecke. Weit weniger hackt er Insecten aus den Bäumen, gewöhnlich nur aus alten, morschen Laubhölzern (Weiden), wo er vollständig gleichgiltigen Bockkäferlarven, allerdings auch den Raupen des Wei(}enbohrers (Cossus ligniperda Fabr.) nachstellt. Letzteres gewährt einigen Nutzen, der aber durch den Schaden überwogen wrd, welchen der Grün- specht als Vertilger grosser Massen der so nützlichen Waldameisen bringt. Wir müssen also diesen Vogel als einen unzweifelhaft schädlichen betrachten. — Der grosse S c li war zsp echt nimmt seine Nahrung unzweifelhaft aus den Bäumen, Ich habe im Erzgebirge, wo er nicht selten ist, mederholt Fichten gefunden, in die er zahlreiche, weite und tiefe Löcher gearbeitet hatte. Die so von ihm gesuchte Nahrung konnte aus nichts Anderem bestehen, als namentlich aus Larven verschiedener Bockkäfer, darunter die der unschäd- lichen, unter der Rinde lebenden Gattung Rhagium, die des schädlichen 17 258 Schädliche Wirbelthiere. Tetropium luridum X. , ferner aus den Larven der schädlichen Holzwespen (Sirex); wenigstens hat diese Vermuthung die "Wahrscheinlichkeit für sich. In kranken Bäumen, sowie in alten Stöcken verfolgt er wohl auch gern die wenig; schädliche Riesenameise (Formica herculanea Z/.), nach Altum in Kiefern die ganz unschädliche Larve von Astynomus aedilis L., in faulen Kiefernstöcken die von Spondylis buprestoides L. und von Buprestis (Chalco- phora) mariana L., in Buchen die des Lucanus (Dorcus) parallelopipedus L. Alle diese sind unschädliche Thiere. Nun lässt sich wohl mit vollem Rechte vermuthen, dass der Schwarzspecht, wenn er einmal seine Holzarbeit ver- richtet, die Larven und Käfer nimmt, wie er sie findet, daher ausser sehr vielen anderen Insecten, die hier nicht genannt wurden, auch Borkenkäfer und Rüsselkäfer als Speise nicht verachtet. Es ist aber nicht ein Fall sichergestellt, dass er sich vorzugsweise oder irgend erfolgreich mit den wichtigen, kleinen Wald verderbern beschäftigt habe. — Etwas besser beneh- men sich als Insectenfresser wohl die Buntspechte, als deren Hauptreprä- sentanten im Walde wir P. major L. betrachten können. Die Mehrzahl der von ihm besonders verfolgten Insecten sind freilich ziemlich gleichgiltige Thiere, wie die meisten Bockkäfer; dass er auch schädliche Insecten vei'tilgen hilft, wie Saperda populnea L. (nach Altum), möglicher Weise auch carcharias L.^ Sesien, Cossus u. s. w. , kann aber nicht in Abrede gestellt werden. Als bemerkenswerthe Beobachtung theilt Altum mit, dass der, in den Eichen um Neustadt recht schädliche, grosse Cerambyx cerdo L. {heros Fabr.) ganz unbehelligt vom Buntspecht bleibe; er vermuthet, dass die dicke Eichenborke dem Specht ein genaues Percutiren nach der Stelle der Larven unmöglich mache (Forstzoologie S. 85). Den Xylophagen im engeren Sinne gegenüber verhält sich der Buntspecht zwar nicht so, dass wir ihm besonders dankbar sein müssten, thut aber doch wohl etwas mehr, als ihm Altum zutraut. Dieser erwähnt nur einen Pflaumenbaumzweig, an welchem der Specht dem Scol. rugulosus Ratz, stark nachgestellt habe, als forstlich indifferente Aus- nahme; ein von Ratzeburg mitgetheiltes Beispiel der Arbeit des Spechtes gegen Scolytus Ratzeburgii Jans, in Birke (Waldverderbniss Taf. 51 Fig. 7) erkennt er nicht als richtig an, weil an dem betreffenden Frassstück der Neustädter Sammlung allerdings keine Spechtbeschädigungen, sondern nur vom Scolytus selbst gefressene Luftlöcher zu finden seien. Trotzdem lässt es sich nicht leugnen, dass der Specht auch die forstschädlichen, unter der Rinde lebenden, kleineren Insecten verfolgt. Ich selbst habe einige betreffende Frassstücke vor mir, an denen die Arbeit des Spechtes (wahrscheinlich des grossen Buntspechtes) deutlich zu erkennen ist. Das eine ist Tanne, unter deren Rinde Pissodes piceae III. hauste; der Specht hat in geschickter Weise häufig die Stellen zu finden gewusst, wo Puppenwiegen unter der Rinde Die Spechte, 259 lagen. Ungenügend war aber freilich seine Arbeit, da ich aus dem vom Specht untersuchten Stammstück noch eine sehr grosse Anzahl der genannten Käfer erziehen konnte. Mehrere grosse Frassstücke von Birke, welche im März 1875 zahlreiche, meistens ausgewachsene Larven von Scolytus Ratze- burgii Jans, enthielten, hat der Specht vielfach beklopft, stellenweise hat er Larven herausgenommen, auch einige Holzpartieen in Ausdehnung von mehre- ren Quadratcentimetern ganz bloss gelegt. Trotzdem er seine Arbeit wahr- scheinlich schon im vergangenen Herbst angefangen hatte, denn ich fand in den Wunden offenbar zur Ueberwinterung hineingegangene andere Käfer (Salpingus), hat er verhältnissmässig nur sehr wenig Scolytus-Larven verzehrt, obgleich es ihm sehr leicht gewesen wäre, die ganze Gesellschaft zu ver- nichten. Dagegen fand ich allerdings gelegentlich einer akademischen Excursion auf Grillenburger Revier bei Tharand am 24. April 1875 eine sehr stark mit Scolytus-Larven besetzt gewesene Birke, von welcher der Specht die Rinde fast vollständig heruntergehackt und die Käferlarven aufgezehrt hatte. Immer- hin scheint es aber, dass der Specht die forstschädlichen Xylophagen, nament- lich die kleinen Arten, mehr nebenbei verzehrt, keineswegs in so ausgedehnter Weise, dass man ihm einen besonders hohen Werth beilegen könnte. Das ganze Heer der übrigen kleinen Waldverderber, die meisten Schmetterlings- raupeu, die Larven der Blattwespen u. s. w. bleiben vom Spechte fast ganz unbehelligt. Vielleicht leistet hier der kleine Buntspecht mehr, als seine Verwandten, da ihm seine Kleinheit gestattet, auch die schwächeren Aeste abzusuchen; sicher weiss man dies nicht; auch wäre diese Thätigkeit schon deshalb wenig von Belang, weil dieser kleine Specht nicht häufig ist. — Die beiden anderen Buntspechte (leuconotus und medius) mögen sich wohl den Insecten gegenüber ähnlich verhalten, wie major. — Einiger Nutzen, den die Spechte, mit Ausnahme des Grünspechtes, als Insectenfresser bringen, ist nicht zu leugnen, im Allgemeinen ist er aber schon deshalb gering, weil diese Vögel nie in grösseren Gesellschaften vorkommen. Auch hat man meines Wissens noch nicht gehört, dass sie sich in vermehrter Anzahl nach Borkenkäfer -Beständen hingezogen hätten, wo ihnen Nahrung in Fülle ge- boten wäre. Die Spechte nehmen aber nicht blos animalische, sondern auch vege- tabilische Nahrung. Von einigen Arten ist es wenigstens nachgewiesen, dass sie Waldsämereien verzehren; namentlich thut dies der grosse Buntspecht. Nadelholzzapfen, Buchein, Eicheln, Nüsse und Kirschkerne klemmen sie in Holz- oder Rindenspalten und hacken sie entzwei. Sie erzeugen oder er- weitern sich künstlich dergleichen Spalten, wenn ihnen die natürlich vor- gefundenen nicht passen. Altum schildert (Forstzoologie H. S, 105) diese Thätigkeit des grossen Buntspechtes in den Kieferwaldungen um Neustadt 17* 260 Schädliche Wirbelthiere. ausführlich und bemerkt, dass er die Samenernte nicht unwesentlich schmälere, und dass man keineswegs glauben dürfe, der Specht suche immer nach In- secten, wenn man sein bekanntes Hämmern hört. Mehr Gewicht, als auf die Samennahrung des Spechtes, ist ferner je- doch darauf zu legen, dass er ganz gesunde, von Insecten vollständig freie Bäume anhackt und in mehr oder weniger empfindlicher Weise beschädigt. Die Mittheilungen hierüber mehren sich nach und nach in der Literatur. Namentlich diese Frage hat Altura in seiner Forstzoologie ausser- ordentlich gründlich und meisterhaft behandelt. Welche Gründe den Specht, vorzugsweise den grossen Buntspecht, veranlassen, gesunde Bäume, Nadel- wie Laubhölzer, zu verletzen, ist noch nicht ganz sicher gestellt. Altum und Werneburg widersprechen wohl mit Recht der von König (Waldpflege, 2. Aufl., herausg. v, Grebe, 1859 S. 69) ausgesprochenen Vermuthung, dass es dem Specht um den Genuss des Baumsaftes zu thun sei, weil dieser erstens kein Nahrungsmittel für einen Vogel abgeben könne, der den Saft mit seiner spitzen Zunge gar nicht zu lecken vermag; weil zweitens die ganze Art der Verwimdungen, Stellung der Schnabelhiebe, gar nicht besonders geeignet sei, Saft hervordringen zu lassen; zu solchem Zwecke würde der Specht weit besser thun, ein grösseres Loch in den Baum zu hacken, als seine Schnabel- hiebe, wie es meistens geschieht, mehr oder weniger regelmässig neben ein- ander anzubringen. Oberforstmeister Werneburg vermuthet (Danckelmann, Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen 1873 S. 129 u. f.) daher, dass die Spechte Baumrinde, vielleicht als Verdauungsmittel, gemessen wollen. Aber auch diese Meinung weist Altum einfach dadurch zurück, dass man an den Spechtwunden ganz deutlich nichts weiter sehe, als die einfachen, reinen Schnabelhiebe, ein Loszerren von Bast oder Rinde könne also nicht statt- gefunden haben. — Altum hält die Spechtarbeit an gesundem Holze für nichts Anderes, als für P er cussions versuche nach Insecten. So lange diese Ansicht des erfahrenen Oruithologen nicht durch den Beweis des Gegen- theiles widerlegt wird, was übrigens kaum gelingen dürfte, müssen wir sie als die einzig richtige betrachten. Dafür sprechen verschiedene Gründe. Ohne Zweifel findet der Specht die ihm zur Nahrung dienenden, im Holz oder unter der Rinde lebenden Lisecten hauptsächlich durch das Gehör, mit Hilfe des Gesichtes nur dann, wenn er, wie es häufig der Schwarzspecht macht, grosse Löcher in das Holz selbst hineinarbeitet. Durch sein be- kanntes Hämmern vermag der Specht zu hören, wo das Ende des Insecten- ganges ist, wo also die Larve oder Puppe sitzt; an der Stelle schlägt er durch, während nahe an derselben zahlreiche Schnabelhiebe zu sehen sind, die offenbar nur den Zweck des Percutirens gehabt haben. Man kann dies deutlich an solchen, noch berindeten Holzstücken bemerken, wo der Specht Die Spechte. 261 nach Bockkäfer-, Borkenkäfer- oder Rüsselkäfer -Larven mit Erfolg gesucht hat. Ob aber iu einem Baum überhaupt Insecteii zu linden seien, das kann kein Speclit von Haus aus wissen, deshalb untersucht er auch manchen ge- sunden Baum seines Revieres. Erfolgt diese Untersuchung recht gründlich, systematisch, so werden einzelne Bäume von oben bis unten, soweit zu starke Rinde ein Percutiren nicht unmöglich macht, behackt, und es entstehen jene bekannten „Ringelbäume", die in einigen Gegenden auch unter dem Namen „"Wanzenbäume"*) bekannt sind. Riugelungen hat man an Kiefern, Fichten, Tannen, Linden, Aspen, Pappeln, Birken, Erlen, Eichen und Hain- buchen gefunden. Sie bilden entweder fast ganz regelmässige, vollständige Kreise um den ganzen Stamm herum — so habe ich sie namentlich bei Kiefern gesehen — , oder es sind nur mehr oder weniger regelmässige, kürzere oder längere Ringstückchen zu bemerken. Im Verlauf der Zeit über- wallen die Wunden, und es entstehen gewölbte Ueberwallungsringe, welche den Bäumen ein ganz eigenthümliches Ansehen geben. Mitunter erfolgen die Verwundungen aber ganz unregelmässig und treffen fast den ganzen Baum, so dass von einer „Ringelung" nicht gesprochen werden kann. — Altum erwähnt diese Fälle von einer Linde (Tilia americana L.) im Braunschweiger Forstgarteu und von Hainbuchen bei Neustadt. — Manchmal werden die Bäume nur stellenweise unregelmässig behackt und mehr oder weniger stark beschädigt. — Die vollständigsten Behackungen einzelner Bäume finden wahr- scheinlich im Frühjahre statt, wenn der Specht durch sein Brutgeschäft auf einen engeren Wirkungskreis eingeschränkt ist, während er später weit um- herstreift, mit einzelnen Bäumen sich daher nicht so gründlich beschäftigt. — Nach dem Bericht des Oberforstmeister Werneburg (Zeitschrift f. Forst- und Jagdwesen 1873) ist es einem aufmerksamen, gewissenhaften Beobachter, dem Förster Riedmüller, im Frühling 1873 gelungen, in der Oberförsterei Wachstadt, Unterforst Greifenstein, au jungen, 18 — 20jährigen Kiefern Picus major bei der Ringelarbeit zu ertappen, und zwar in den Morgenstunden gegen 8 Uhr, Nach seinen Beobachtungen fand das Ringeln nur im Mai und Juni statt, während der übrigen Monate nicht. Von Insecten fand sich in diesen jungen, im Mittelwald eingesprengten Kiefern keine Spur. — Der verstorbene hannoversche Oberförster Brauns erzählt in der Monatsschrift für Forst- und Jagdwesen (1861. S. 13), dass derselbe Specht im Revier *) Woher dieser recht unpassende Name stammt, ist nicht nachzuweisen. Manche leiten ihn von dem Aberglauben ab, es kämen in die Möbel aus Ringel- kiefern am leichtesten die Bettwanzen-, Andere (Werneburg) glauben ihn dadurch zu erklären, dass die älteren Löcherringe durch die Einwirkung der Atmosphäre dunkel werden und von Weitem einer Reihe nebeneinander sitzender Wanzen nicht un- ähnlich seien. 262 Schädlich« Wirbelthiere. Ovelgönne bei Celle frisch eingepflanzte Eichen- und Lindenheister, ebenso Vogelbeeren und Akazien total zerhackt habe. Die Pflanzen mussten, um sie zu erhalten, ganz mit Stroh umwickelt werden. — Bekannt sind durch die Böhmische Vereinsschrift (1861) und durch Ratzeburg's Mittheilungen die Spechtbeschädigungen, über welche der tüchtige Beobachter Forstmeister Wachtel zu Neuhaus in Böhmen berichtet. 6 — S*""- starke Rosskastanien, die auf einer Wiese zum Zwecke der Aesupg des Hochwildes angepflanzt worden waren, wurden durch den grossen Buntspecht, den man auf der That ertappte, so zerhackt, dass man den beschädigten Stämmen einen Lehm- verband anlegen und die Missethäter abschiessen musste. In ähnlich empfindlicher Weise wurden dort auf Neumühler Revier die an einer Wald- strasse angepflanzten Spitzahorne beschädigt. Letztere habe ich selbst ganz genau an Ort und Stelle mit der Lupe untersucht, weil ich damals noch glaubte, es müssten Insecten an den Bäumen sein, von diesen aber auch keine Spur gefunden. Auch an einer Lärchenallee wurde dort die obere Rinde der Stämme durch den Specht beschädigt. — Fortgesetzte aufmerk- same Beobachtungen im Walde werden sicher noch weit mehr ähnliche Er- fahrungen zur Kenntniss der Forstwirthe bringen, als jetzt schon bekannt sind, namentlich wohl auch sicher stellen, in wie weit die einzelnen Specht- arten an diesen Baumbeschädigungen betheiligt sind. Bis jetzt trifft der Hauptvorwurf Picus major. Andere Arten bleiben aber jedenfalls verdächtig. — Sind derartige Spechtarbeiten auch nur in beschränkten Fällen sehr empfind- lich nachtheilig geworden, so tragen sie entschieden nicht zum guten Ruf dieser Vögel bei und empfehlen sie einer besonderen Schonung durchaus nicht. Mit den eben besprochenen Baumbeschädigungen ist aber das Sünden- register der Spechte noch keineswegs abgeschlossen. Dazu kommt noch das Zimmern von Nist- und Schlafhöhlen. Man nimmt wohl nicht mit Unrecht an, dass alle Spechte zu diesem Zwecke in der Regel bereits kranke Bäume aussuchen. Sehr häufig benutzt der Specht eine von Aussen sichtbare Faul- stelle, eine alte Astwunde und dergleichen; sehr häufig sucht er auch Bäume auf, die bereits im Innern faul, aussen noch gesund sind. Das ist aber keineswegs gleichgiltig, denn der Tod manches kranken Baumes wird da- durch höchst wahrscheinlich beschleunigt. Thatsache ist ferner, dass die Spechte sich auch in ganz gesunden Bäumen Höhlen zimmern; Altum hat dies sicher an Pappel und Aspe beobachtet, vermuthet es auch von anderen Weichhölzern. Vom kräftigen Schwarzspecht ist es bekannt, dass er in die- ser Beziehung gar nicht nach dem Gesundheitszustand des Baumes fragt, er zimmert seine Höhlen in ganz gesunden Nadelhölzern ebenso gut wie in an- brüchigen. — Trotz der geringen Anzahl der nicht gesellig lebenden Spechte, welche imseren Wald bewohnen, ist diese Zimmerarbeit deshalb nicht un- Das Elchwild. 263 bedeutend, weil sie fast jedes Jahr neue Nisthöhlen anlegen, die alten nicht wieder besuchen. Dadurch werden mit der Zeit recht viele Höhlen fertig, viele Bäume verdorben. Eine gute Seite hat diese Thätigkeit der Spechte allerdings. Die Spechte bereiten dadurch zahlreichen, mehr oder weniger nützlichen Höhlenbrütern, welche sich ihre Nisthöhlen nicht selbst zimmern können, passende Wohnungen. Nach Allem verdienen wohl die Spechte nicht ganz die Schonung, welche ihnen bisher fast aligemein zu Theil wird. Im günstigsten Falle werden Nutzen und Schaden bei ihnen im Gleichgewicht stehen, manchmal sogar letzterer überwiegen. Die Fortsetzung sorgfältiger, und vor allen Dingen vorurtheilsfreier Beobachtungen bleibt erwünscht, 8. Das Elchwild. Cervus alces L. Die Bedeutung des Elches wird seiner Seltenheit wegen für den Wald immer geringer. Verbreitet ist es hauptsächlich in Eussland, Polen, Skandi- navien, Nordamerika. In Deutschland beschränkt es sich auf Ostpreussen, und zwar vorzüglich auf das im Regierungsbezirke Gumbinnen, im Delta des Memelstromes gelegene Revier Ibenhorst. *) Die Waldkultur verdrängt dieses Wild, welches vorzugsweise bruchige, mit Laubholzgestrüpp bedeckte Niederungen liebt und nur im Winter trocknere Höhen, Laub- und Nadelholz-Dickungen gern als Standort wählt. Pfeil nennt das Elch das schädlichste Wild, und Altum sehr richtig einen „geborenen Forstfrevler", denn es beschädigt die Bäume nicht blos nothgedrungen oder aus übler Angewohnheit, wie das Roth- wild, sondern es ist von Natur auf Holznahrung angewiesen. Es äst wenig Kräuter und Gräser, hauptsächlich Knospen, Blätter, Triebe und Rinde der meisten Laubhölzer, vorzüglich der Weiden**) und Aspen, doch auch Knospen *) lieber Steigen und Fallen des Elchstandes s. die aus amtlichen Quellen gezogene Zoographie Ratzeburg's in v. Viebahns Statistik I. 936. Dass die preussische Regierung Opfer bringt, um diese zoologische Merkwürdigkeit zu erhalten, werden ihr ■die Naturfreunde danken. **) Die Weiden sind dem Elch unentbehrlich. In Ibenhorst bekamen sie durch das stete Verbeissen einen ganz besonderen Habitus. Oberförster Ulrich schrieb an Ratze bürg 1867: „An einzelnen Stämmen sind sämmtliche Seitenäste abgestorben, und da die Zweige der Krone vom Elche bescheren sind, bildet das Laub eine ordentliche kuglige Krone, wie an unsern hochstämmigen Rosen, auch ist das Laub hier kleiner. Im Frühjahre 1865 belaubten sich viele Weiden gar nicht. Viele Elche wechselten vielleicht deshalb aus. Im Jahre 1867 gestaltete sich die Reproduction günstig, denn man konnte schon im Winter sehen, dass Absterben der Wurzelstöcke nicht statt- gefunden hatte: die Ausschläge an diesen erfolgten hier und unten am Stamme kräftiger, oben schwächer, Wurzelbrut erschien nirajends." 264 Schädliche Wirbelthiere. und Nadeln an Kiefern, Fichten, Wachholder und deren Rinde, letztere namentlich im Winter. Rindenschälung erfolgt im Winter und in der Satt- zeit, während letzterer vorzugsweise an Weidenstangen. Dabei reisst und bricht es ganze Wipfel nieder; so misshandelte Kiefern sterben gewöhnlich ab. Das Elch braucht zu seiner Erhaltung unbedingt gerbstoffhaltige Nahrung, Wie Altum mittheilt hat Dr. Brehm im zoologischen Garten zu Hamburg ein mehr und mehr abmagerndes Stück nur dadurch erhalten, dass er ihm Gerb- säure reichte. — lieber das Fegen und Schlagen schreibt Oberförster Ulrich: „Das Elch fegt und schlägt nicht vor der Brunft, sondern, da diese früher als beim Rothwild eintritt, mit dieser zusammen. Es geschieht beim Beginn der Brunft im August und endet mit dem Abwerfen der Geweihe, im November und December. Ein eigentliches Fegen, bloss um den Bast zu entfernen, kennt man nicht. Da die Hirsche den Bast am Geweihe so lange tragen, bis sie in die Brunft treten, und alsdann gleich viel schlagen und schreien, und ganze EUern-Kaupen abbrechen und abschälen, so fallen Fegen und Schlagen in der Brunftzeit zusammen. Ein anderes Schlagen ist das nach der Brunftzeit, jedoch werden alsdann nicht mehr ganze EUern-Büsche demolirt, sondern es wird nur an einzelnen Stangen geschlagen. Das ist ein sicheres Zeichen, dass der schlagende Hirsch sein Geweih los sein will, denn hier erscheinen nun bald Hirsche ohne Geweih." 9. Das RotliwUd. (J.) Cervus elaphus L. Das Rothwild, ist jedenfalls ein sehr schädlicher Waldbewohner, wenn auch nicht in dem Grade, wie das Elch. Nach Analogie der bei den Nadel- holzinsecten getroffenen Eintheilung muss man es unter die Kultur- und unter die Bestandesverderber zählen. Der die Kulturen treffende Schaden besteht im Verbeissen, Zertreten und Ausreissen der Pflanzen, im Abbrechen der Wipfel hochstämmiger Heister, im Aesen der Saateicheln, welche es mit den Vorderläufen aus dem Boden schlägt, im Fegen und Schlagen in älteren Kulturen oder an jüngeren Stangen. Als Bestandesverderber hat sich der Edelhirsch durch das Schälen der Stangenhölzer eine traurige Berühmtheit erworben. Das Verbeissen aller Art Pflanzen erfolgt in ausgedehntester Weise im Winter, wenn aus der Sehneedecke nur die Spitzen der Wipfel heraus- schauen. Im Allgemeinen leiden dabei wohl die weniger reproductionskräftigen Nadelhölzer mehr als die Laubhölzer. Thatsächlich werden selbst bei massigem Wildstande die ausgedehntesten Kulturflächen dadurch an Zuwachs um viele Jahre zurückgesetzt, wenn sich der Verbiss Jahr für Jahr wiederholt. Am Das Roth wild. 265 schlimmsten gestaltet sich der Schaden dann, wenn auch im Frühjahre die jungen Triebe abermals verbissen werden, was nicht selten geschieht; denn das Rothwild nimmt von den meisten, wenn nicht von allen Holzarten die- selben sehr gern als Aesung. Kiefern, welche fort und fort verbissen werden, vermögen endlich gar nicht mehr zu wirklichen Bäumen zu erwachsen, und in den Kollerbüschen siedeln sich am liebsten Wickler, Hylesinen u. s. w. an. Fichten und Tannen können den Schaden, wenn auch erst nach langem Kampfe, endlich doch überwinden, in sogenannten Frostlagen jedoch, wo manchmal einige glückliche, frostfreie Jahre die Pflanzen über die Frostregion zu erheben vermögen, geht dieser Vortheil verloren, und nicht selten sterben endlich ganze Partieen junger Tannen ab. Die Laubhölzer halten etwas mehr aus, doch sind mir auch Kulturflächen bekannt, auf denen fast sämmtliche Buchen durch den Verbiss des Roth- und Rehwildes in unverbesserliche Krüppel verwandelt wurden. Ich erinnere mich, am Harze Buchenverjüngungen gleichen Alters und fast gleichen Standortes gesehen zu haben, von denen die eine bereits ansehnliche Durchforstungserträge lieferte, die andere durchgängig nur wenige Centimeter hohe Krüppel enthielt; letztere war dem Wildverbiss dauernd ausgesetzt, erstere blieb ihrer zufälligen Lage wegen verschont. Ganz unmöglich macht der Verbiss die Einpflanzung regelmässiger Reihen bisher nicht oder wenig in einem Reviere vertretener Holzarten, z. B. der Tannen in Fichten; häufig bleibt dann nicht eine Pflanze übrig. — Beim Aesen jüngerer Pflanzen werden übrigens nicht selten dieselben ganz aus dem Boden gerissen, oft nicht verzehrt, sondern nur zum Scherz. — Das Zertreten der Pflanzen erfolgt in empfindlicher Weise meist nur auf den Brunftplätzen, wo sich grössere Trupps zusammenziehen, oder auch durch einzelne Stücke in Saat- und Pflanzkämpen. — • Das Abbrechen der Wipfel trifft namentlich die Laubholzheister. Das Wild erfasst mit dem Geäse einen der oberen Zweige und bricht durch gewaltsames Herabziehen desselben den Wipfel ab; um höher langen zu können, stellt es sich dabei manchmal auf die Hinter- läufe. Derartige Beschädigungen sind mir namentlich aus dem südlichen Böhmen bekannt. — Durch das Ausschlagen und Aesen der Saateicheln sind schon wiederholt grosse Kulturen gänzlich missrathen. Weniger von Bedeutung ist das Fegen und Schlagen. Der Hirsch fegt, indem er das vereckte Geweih, wenn dessen Bast trocken wird, an schwächeren oder stärkeren Stangen reibt, um es vom Bast zu befreien. In der Regel wird dabei der Stamm auf zwei sich gegenüberliegenden Seiten verletzt, weil er vom Hirsch zwischen beiden Stangen oder zwischen zwei Enden gefasst wird. Die Rinde hängt dann häufig in längeren oder kürzeren Fetzen am Stämmchen, oft wird sie indessen auch ganz abgerieben. Die Seitenäste, welche in den Bereich des Hirsches kommen, werden zerschlagen 266 Schädliche Wirbelthiere. und zerfetzt, nicht selten auch der ganze Wipfel abgebrochen. Der Baum, den sich ein Hirsch zum Fegen gewählt hat, ist unbedingt verloren. Am meisten gefährdet ist das Nadelholz, welches der Hirsch seines Harzgehaltes wegen besonders liebt, und unter diesem sind es wieder solche Holzarten, welche in einem Revier fremd oder selten sind. Mit grosser Sicherheit kann man z. B. darauf rechnen, dass einzeln eingepflanzte Lärchen oder Weymouths- Idefern, ebenso gemeine Kiefern in Fichtenrevieren, vom Hirsch aufgesucht und vernichtet werden. Selbst bei gleicher Holzart werden meistens die aus- besserungsweise nachgebrachten Pflanzen vorgezogen. Ebenso benimmt sich bekanntlich der Rehbock. In so fern kann also das Fegen allerdings sehr störend für die Wirthschaft sein. Dort wo man es indessen nur mit gleich- massig häufigen Holzarten zu thun hat, ist dieser Schaden deshalb weniger empfindlich, als der des Verbeissens, weil er sich doch nur auf verhältniss- mässig wenige Baumexemplare beschränkt. — Aehnlich dem Fegen ist das Schlagen des Hirsches, welches mit dem bereits gefegten Geweih erfolgt. Es geschieht theils wohl aus scherzendem Uebermuth, theils aus Kampfeswuth während der Brunftzeit, ist weniger häufig und trifft oft nur die Seitenäste, daher weniger forstlich bedeutend. Den unzweifelhaft grössten Schaden bringt das Hochwild dem "Walde durch das Schälen als Bestandesverderber. Da es nicht überall schält, ist der Beweis geliefert, dass dieses Wild die Rindenäsung zu seinem Wohl- befinden nicht unbedingt braucht, sondern nur liebt. Mit Recht nennt man daher das Schälen eine üble Angewohnheit. Wohl giebt es fast keine Holz- art, welche nicht vom Hochwild geschält würde, am meisten wird jedoch über diesen Schaden aus den Fichtenrevieren Klage geführt. Das Wild wählt nur die junge Rinde als Aesung, die bereits trockene und borkig gewordene Rinde nimmt es nicht mehr; daher sind die Fichten bis zu höherem Alter den verderblichen Angriffen ausgesetzt, als die Kiefern. Erstere werden am meisten im 20- bis 40jährigen Alter, letztere am meisten 12- bis 20jährig geschält. Die Schälwunden unterscheiden sich leicht von den durch Fegen oder Schlagen entstandenen, da bei ihnen die hängenden Rindenfetzen stets fehlen, da sie nicht durch kräftiges Reiben und Schlagen mit dem Geweih erzeugt werden, was man an gefegten Stämmen deutlich erkennt. Der Act des Schälens erfolgt nur zum Zwecke der Ernährung, daher viel ruhiger, als der des Fegens oder Schiagens, wobei der Hirsch gewöhnlich den Boden rings um das Stämmchen zerstampft. Endlich fehlen auch an den Wunden die Haare, welche oft an den durch Fegen verletzten Bäumen zu finden sind, wenn der Hirsch den Hals an dem vom Harze klebrigen, entblössten Holze gerieben hat. Leicht zu unterscheiden ist die Frühjahrsschälung von der des Winters. Die erstere ist die häufigere und die nachtheiligere. Das Wild Das Rothwild. 267 zieht mit den Vorderzähnen im Frühjahre lange Ein den streifen vollständig von unten nach oben ab, und es bleibt auf der Schälwunde selbst keine Spur der Rinde zurück, weil sich diese in der Saftzeit leicht vom Holze löst. Im Winter sitzt die Rinde fest, sie wird daher vom Wilde nicht losgerissen, sondern mehr abgeschabt, man sieht deutlich die Wirkung der einzelnen Zähne; die Schälwunde zeigt dann mehr oder weniger parallele, unregel- mässige, von Rinde entblösste Streifen, zwischen denen schmale Rinden- streifchen erhalten bleiben*). Durchschneidet man einen Stamm an der Stelle einer überwallten Schälwunde, so bemerkt man auf der Schnittfläche eine dunkle Bogenlinie, welche die ehemalige Schälstelle bezeichnet. Gegen diese Linie beugen sich die Ueberwallungsringe krummstabähnlich ein. Was jenseit jener Linie ist, gehört der „Kernzone" an, die Anzahl der Jahresringe dieser Zone zeigt, in welchem Alter der Baum geschält wurde, wenn man die unter- halb der Schälstelle befindlichen Quirle hinzurechnet. Wo sich die Ueber- wallungsringe berühren, sind sie noch berindet, durch die Zahl derselben lässt sich leicht ermitteln, wie viel Zeit der Stamm bis zur vollständigen Schliessung der Wunde brauchte. Diese Holzschicht bezeichnet Ratzeburg mit dem Namen der „Rindenzone". Dann folgen die ersten, nur auswendig berindeten, aber noch sehr stark eingebogenen Ringe der „Wellenzone" und schliesslich die regelmässigeren Ringe der „Kreiszone". Auswendig erkennt man eine Aus- randung an der überwallten Stelle, an der „Schlusslinie", noch deutlich, wenn sich auch schon viele Kreisschichten gebildet haben. Die Zeit, binnen welcher eine vollständige Yerwallung erfolgt, ist sehr verschieden nach der Grösse der Schälwunde und nach dem, durch die Standortsverhältnisse, bedingten Wuchs des beschädigten Baumes ; oft genügen dazu wenige Jahre, nicht selten reichen aber 20 und 30, selbst noch mehr Jahre nicht aus, oder der kranke Stamm vermag die Wunde überhaupt gar nicht zu überwallen**). Je später die Schliessung der Wunde erfolgt, desto sicherer wird der Baum faul. Die Ueberwallungsschicht schliesst sich mechanisch mehr oder weniger fest an die Schälstelle an, tritt aber mit den unterliegenden Holzschichten nie in organische Verbindung, weshalb selbst bei schneller Ueberwallung imd ohne Hinzukommen von Fäulniss der durch das Schälen verwundete Stammtheil — der an sich ■werfchvoUste — technischen Schaden erleidet. *) Ratzeburg hält diesen Unterschied zwischen Schälung während und ausser der Saftzeit nicht für ganz stichhaltig, da er beobachtet hat, dass auch im Winter ganze Rindenstücke glatt abgelösst wurden. Es ist dies indessen doch immerhin nur Ausnahme. **) Vortreffliche, zahlreiche Abbildungen von Schälwunden und deren Ueber- wallungen enthält Ratzeburg's Waldverderbniss. Taf. 21, 22, 31, 32, 36, 41,. 47. 268 Schädliche Wirbelthiere. Bedeutung und Verhinderung des Schadens. Die Urtheile über den Wildschaden fallen sehr verschieden aus, man findet die widersprechend- sten Ansichten in der Literatur. Dies erklärt sich einfach dadurch, weil passionirte Jäger, welche über die Frage geschrieben haben, die Sache rein subjectiv behandelten; man suchte die Bedeutung des Wildschadens möglichst zu vertuschen, um die Erhaltung eines grossen Wildstandes rechtfertigen zu können. Dazu beigetragen hat ohne Zweifel auch die Pietät gegen eine alte schöne Waldpoesie, welche freilich den stolzen Edelhirsch im Walde nicht vermissen kann. Letzterer Grund ist wohl auch nicht ohne Einfiuss auf Katzeburg geblieben, wenn er in der „Waldverderbniss" und sonst die Be- deutung des Schälschadens in möglichst günstigem Lichte darzustellen versucht. Das einzige, mögliche Universalmittel gegen allen Wildschaden ist der vollständige Abschuss. Das Herz des Jägers mag sich bei solchem Gedanken entsetzen, der Forstwirth kann nicht leugnen, dass es in unseren Cultur- ländern heute bereits Waldungen mit so feiner Wirthschaft giebt, welche absolut keinen Hochwildstand gestatten. Anders ist es wohl mit jenen grossen, zusammenhängenden Waldungen, wie wir sie im Erzgebirge, am Harz, Riesen- gebirge, in den dünn bevölkerten Gegenden der norddeutschen Ebenen u. s. w. besitzen. Dort vermag wohl die Waldcultur noch einen massigen Wildstand zu vertragen. Man hat viel darüber gesprochen und geschrieben, was ein „massiger" Wildstand sei, mit anderen Worten, wie viel Stück Hochwild auf einer bestimmten Waldfläche erhalten werden können. Diese Frage, welche hier nicht vom Standpunkte der Jagd, sondern von dem der Forst- wirthschaft zu behandeln ist, lässt sich im Allgemeinen gar nicht beantworten. Ratzeburg spricht von einem Normalstand von vielleicht 16 Stück auf 1000 Hektar; Hartig rechnet auf 1000 Hektar Wald, der nicht von Feldern durchschnitten ist, im Laubholz 8, im Nadelholz 12 Stück Rothwild, im nicht geschlossenen Wald aber nur 2 Stück. So wenig scharf bestimmt der- artige Zahlen ausgesprochen sind, so wenig ist darauf zu geben. Standorts- und Waldverhältnisse sind hierbei massgebend. Fruchtbarer, namentlich grass- reicher Boden gestattet einen grösseren Wildstand, als armer Boden. Hoch- wald mit hohem Umtriebe, mit vielen lückigen Althölzern und ungleich- wüchsigen Jugenden, wie sie die natürliche Verjüngung erzeugt, verträgt mehr Wild, als ein Hochwald mit niedrigem Umtriebe und gleichmässigen Pflanz- culturen, in denen fast jede einzelne Pflanze einen Werth hat. Letzterem wäre noch Mittel- und Niederwald vorzuziehen, weil diese Betriebsarten dem Wilde die meisten dichten Junghölzer, gewöhnlich auch viel Aesung bieten u. s. w. Mit einem Worte, die Frage nach der möglichen Stärke des Wild- standes ist so durchaus localer Natur, dass sie sich nur im gegebenen Falle für ein einzelnes, bestimmtes Revier beantworten lässt. Das Rothwild. 269 Gegen die Culturbeschädigungen durch Verbeissen, Zertreten u. s. w. lässt sich ein anderes Mittel, als Einfriedigung der betreffenden Flächen mit sicherem Erfolge nicht anwenden. Dieses Mittel muss bekannt- lich bei sehr starkem Wildstande, z. B. in Thiergärten, trotz seiner grossen KostspieUgkeit ergriffen werden, wenn man überhaupt nicht auf den Erfolg der Wiedercultur verzichten will. Ebenso ist es nöthig, auch im freien Walde, Saat- und Pflanzkämpe durch Zäune zu schützen. Pflanzen von besonderem Werthe, namentlich Laubholzheister können durch Pfähle, am besten drei an jeder Pflanze, bewahrt werden. Eine kleine Hilfe kann die wiederholte Beunruhigung des Wildes auf besonders gefährdeten Culturflächen gewähren. Selbstverständlich ist tüchtige Fütterung im Winter mit Waldheu, Eicheln, Kastanien, Hafer, Ebereschenfrüchten u. s. w, für Erhaltung des Wildstandes unbedingt nöthig; als schützende Massregel für den Wald hilft sie freilich nur wenig; die Erfahrung zeigt aller Orten, dass das Wild gerade in der Nähe der Futterplätze beim Hin- und Zurückwechseln am meisten verbeisst und schält, weil es sich in grösserer Anzahl nach diesen Orten hinzieht. Die Fällung von älteren Tannen, Kiefern oder Aspen u. s. w., um dem Wilde im Winter eine willkommene Aesung zu verschaffen, empfiehlt sich sehr zum Nutzen des Wildes, gegen das Verbeissen der Pflanzen ist sie indessen kein Hilfsmittel. In der Monatsschrift für Forst- und Jagdwesen (1865) theilt V. Panne witz einen vollständig gelungenen Versuch mit, das Wild vom Verbeissen einer Fichtencultur abzuhalten; er liess auf einem, die Fläche umgebenden, etwa 12 Schritt breiten Streifen an jeder Pflanze Stengel mit scharf zugeschnittenen Zweigen stecken, so dass sie etwa V3 Meter über die Pflanzen schützend herausragten. Nicht blos die so direct geschützten Pflanzen blieben verschont, sondern die ganze Culturfläche. Es liegt kein Grund vor, die Richtigkeit dieser Mittheilung anzuzweifeln; ob die Massregel jedoch noch einmal an anderen Orten helfen möchte, das dürfte erst zu unter- suchen sein, — In einem, das wildreiche Revier Gross-Schönebeck betreffenden Aufsatze, von Witte (Danckelmann's Zeitschrift Heft 2. S. 247 f.) werden als einzig sicheres Mittel gegen Wild und Weidevieh Umzäunungen empfohlen, und zwar ihrer Billigkeit wegen die Drahtzäune. Um ganz sicher zu gehen, müssten dieselben noch mit einem V3'" tiefen Graben umzogen werden. So lassen sich aber Culturen im Walde ohne unverhältnissmässig grossen Kosten- aufwand nicht behandeln. — Da die Erfahrung lehrt, dass kleine, schmale Culturflächen, wie sie in Folge von Loshieben oder Umhauungen nicht selten vorkommen, am meisten vom Wild heimgesucht werden, hat man auch die Vermeidung kleiner Schläge und die Bildung grosser, zusammenhängender Culturflächen empfohlen, indem man wo möglich Jahr für Jahr einen grossen, breiten Schlag an den anderen reiht. Das heisst aber nichts Anderes, als 270 Schädliche Wirbelthiere. nicht blos in der Gegenwart, sondern auch für ferne Zukunft jede feinere Forstwirthschaft unmöglich machen, den Gefahren durch Wind, Feuer und Insecten Thür und Thor öffnen. Gegen Fegen und Schlagen kann man einzelne, werthvoUe Pflanzen durch Umgebung mit womöglich ästigen Baumpfählen oder durch Umwinden mit Dornen schützen. Eichenheister hat man auch schon durch einen An- strich von Ochsenblut, Schwcfelblumeu und Kalk gesichert. Der Anstrich wurde unmittelbar nach Beendigung der Pflanzzeit vorgenommen. Nach Mit- theillung des Oberförster Rückert braucht man zum Anstrich von 6000 Heistern 20 Liter ungelöschten Kalk, 4,5 Liter Rinderblut und 0,5 Kilogramm Schwefel. Im Boytzenburger Thiergarten und auch an jungen Alleebäumen dortiger Gegend wendet mau zu demselben Zwecke eine Mischung von Schweinemist und Kalk zu gleichen Theileu an; die damit bis 2™- hoch bestrichenen Stämme blieben vom Wilde ganz verschont. Ueber das Schälen haben wir uns bereits ausgesprochen; alle Bemühungen, durch Beispiele gut und gesund überwallter, alter Bäume den dadurch entstehenden Schaden zu verschleiern, sind vergeblich. Ein- zelne Bäume, die besonders reproductionskräftig oder durch besondere äussere Umstände begünstigt sind, heilen die Wunden zwar durch Ueber- wallung aus und leiden nur Schaden an ihrer technischen Brauchbarkeit; das ist hinreichend durch viele Stammscheiben älterer Bäume nachgewiesen. Tausende von jüngeren Stangen gehen jedoch zu Grunde, indem sie faul ge- worden, von Wind und Schnee an der Schälstelle abgebrochen werden, manchmal sogar in Folge des Schälens direct absterben — ich habe dies auf Tharander Wald z. B. an mehreren jungen Eschen beobachtet — , über- dies noch Bostrychen und Hylesineu u, s. w. sehr willkommene Brutstätten bieten. In Fichtenstangeuhölzern wird der Schaden nicht selten dadurch wesentlich vermehrt, dass Harzdiebe die Schälwunden wiederholt auskratzen. — Die Praxis hat in Anerkennung dieser Uebelstände in vielfacher Art Schutz und Abhilfe zu verschaffen versucht. Erfahrungsgemäss nimmt das Wild am liebsten die Rinde recht frisch und kräftig erwachsener Bäume, welche wenig oder nicht tief beastet sind. Ganz frei von Schälwunden blei- ben zwar selbst tief beastete Fichten nicht, da aber an diesen sich nicht leicht lange Rindenfetzen losreissen lassen, weil die Aeste dem Wilde selbst unbequem sind, leiden solche Bäume weniger Schaden. Sie zeigen in der Regel nur kleine Wunden, welche leicht überwallen. Könnte ,die Forst- wirthschaft damit zufrieden sein, für die Zukunft grossentheils tief beastete Fichten und Kiefern, also technisch wenig brauchbare Waare zu erziehen^ so wäre allerdings eine recht weitläufige Pflanzung, deren Schluss erst nach 30 oder 40 Jahren eintritt, ein Mittel gegen das Schälen, Abgesehen auch Das Rothwild. 271 von den mancherlei Nachtheilen, welche der Standort, die Wirthschaft über- haupt erleiden würde, wird man so grosse Opfer wohl schwerlich dem Wild- stande bringen. — Die Erfahrung lehrt ferner, dass das Wild sehr gern in frisch und stark durchforsteten Stangenhölzern schält; das Unterlassen der Durchforstungen wäre daher ein mögliches Hilfsmittel, von dem aber eine irgend feine Wirthschaft keinen Gebrauch machen kann, dies um so weniger, als es immerhin nicht gründlich nützt. — Man hat ferner geglaubt, durch gute Fütterung Schutz zu schaffen; dieses Mittel kann zwar das Wild ab- halten, im Winter aus Noth zu schälen, . weiter hilft es aber nichts. Den Beweis hierzu liefern die Futterplätze, iu deren Nähe das Wild aus Ange- wohnheit in der Regel am meisten schält. Dass man es durch Fällen von Tannen und Aspen oder auch Kiefern, deren junge Rinde an Aesten und Wipfeln es sehr gern annimmt, im Winter unterstützen kann, ist bekannt; an das Schälen wird man es durch solche Massregeln erst recht gewöhnen. — Die Versuche, den Schaden dadurch zu beseitigen, dass man den Salzlecken gerbstoffhaltige Substanzen beimengt, sind theils vollständig resultatlos ge- blieben, theils bedürfen sie noch bestätigender Fortsetzung. Beimischung von Rinde hat entschieden nichts geholfen. Eine Beimengung von 5 Kilogr. gepulverter Galläpfel auf 4 Kilogr. Salz soll nach Mittheilung des Forst- meisters Wachtel auf den Gütern des Grafen London das Wild vom Schälen abgehalten haben. Man muss die gerbstoffreichen Galläpfel der Levante, aus Istrien u. s. w. nehmen, unsere deutschen taugen dazu nicht. In ähnlicher Weise verfuhr nach der Wiener Jagdzeitung (1870) Oberförster Schleier zu Bistritz in Mähren; den reichlich übei^ das ganze Revier unter dem Schutze dichter Tannen vertheilten Salzlecken wurden pulverisirte Gall- äpfel aus Istrien im oben genannten Gewichtsverhältniss beigemengt. Das Wild schälte die Fichten und Tannen nicht mehr, wohl aber die Eschen. Jedenfalls müssen solche Versuche fortgesetzt werden, sie berechtigen wenig- stens etwas zu der Hoffnung, dass es einst noch gelingen werde, dem Wilde in den Salzlecken oder auf ähnliche Weise einen Stoff zu bieten, der ihm lieber ist, als Baumrinde. Wohl alle Forstwirthe würden das entschiedene Gelingen eines solchen Versuches mit grösster Freude begrüssen. — Versuche, die Bäume durch Anstrich zu schützen, haben sich nicht recht bewährt; im Grossen ist diese Massregel auch auf die Dauer nicht ausführbar. — Da- gegen sei eines Mittels noch gedacht, welches unter gewissen Voraussetzungen empfohlen werden kann. Das Schälen ist eine üble Angewohnheit des Wildes, die es nicht überall kennt; man hat nun beobachtet, dass in solchen Wal- dungen, in welchen das Wild noch nicht schälte, mitunter einzelne Stücke anfingen, es zu thun, worauf sich das Uebel allmälig mehr imd mehr ver- breitete. Wie es scheint, verdirbt auch beim Wilde böses Beispiel gute Sitte ; 272 Schädliche Wirbelthiere. man versänme daher in solchem Falle nie, die einzelnen Uebelthäter ohne Weiteres abzuschiessen, und zwar ohne Rücksicht auf Alter, Geschlecht und Jahreszeit, wenn es die Gesetze gestatten. — Uebrigens wird wiederholt be- richtet, dass durch gänzlichen Abschuss des schälenden Wildes und Einfüh- rung eines neuen Stammes, welcher die Untugend nicht kennt, das Uebel beseitigt worden sei (v. Pannewitz). Dieses Mittel ist selbstverständlich nur dort anwendbar, wo die Lage des Waldes das Zuwechseln fremden Wildes aus weiter Ferne unmöglich macht. lO. I>as Damivilcl. (J.) Cervus Dama L. Das Damwild verhält sich dem Walde gegenüber ähnlich wie das Rothwild. Das Schälen scheint es nicht in so ausgedehnter, nachtheiliger Weise zu betreiben, wie letzteres, wenigstens wird öfterer aus Gegenden be- richtet, dass es gar nicht schäle. Hinsichtlich des Fegens und Schiagens unterscheidet es sich wohl nicht vom Rothwild. Was das Verbeissen und Zertreten der Pflanzen anbelangt, so ist es, da von ihm fast alle Holzarten angenommen werden, mindestens ebenso schädlich wie Rothwild, bei starkem Stande sogar noch schädlicher, weil es sich gewöhnlich dichter in grösseren Trupps beisammen hält. Ueber mögliche Gegenmittel ist auf das beim Rothwild Gesagte zu verweisen. *11. »as Reh. (J.) Cervus capreolus L. Das Reh unterscheidet sich in Bezug auf den Schaden, den es im Walde thut, sehr vortheilhaft von seinen beiden vorgenannten Gattungs- verwandten dadurch, dass es durchaus nicht schält. Da der Bock ferner zum Fegen und Schlagen nur schwächere Stämmchen wählt, kann man das Reh nur unter die Cultur-, nicht unter die Bestandesverderber zählen. Im Ver- beissen leistet das Rehwild allerdings ausserordentlich viel, so dass es Manche als ein forstschädlicheres Thier bezeichnen, wie das Rothwild. Die deshalb schon seit alter Zeit in forstlichen Vereinen, in der forstlichen Literatur zu vernehmenden Klagen sprechen bald von dieser, bald von jener Holzart, welche besonders durch das Reh gefährdet wäre. Die Erfahi'ung hat gelehrt, dass fast alle Holzarten dem Verbiss dieses Wildes ausgesetzt sind, dass es aber überall neu eingeführte, seinem Aufenthaltsorte fremde Hölzer den heimischen vorzieht. Dadurch wird es deshalb besonders schädlich, weil es die Ausbesserungen lückiger Culturflächen mit schnell wachsenden Holzarten Das Reh. 273 oder überhaupt Einmischungen neuer Holzarten, namentlich die reihenweisen, sehr erschwert oder unmöglich macht. Unter den Nadelhölzern scheint es vorzugsweise gern Lärchen und Tannen anzunehmen, so dass deren Ein- pflanzung vollständig vergebliche Mühe bleibt. Aber auch bezüglich der Kiefer werden ähnliche Erfahrungen mitgetheilt. Eine Nachbesserung von Schwarz- kiefer auf einer Brandfläche des Tharander Revieres wurde 1868 von wenigen Rehen vollständig zerstört. Die Kiefer, bei welcher der Abbiss gewöhnlich etwas tiefer erfolgt, verträgt die Beschädigung noch schwerer, als Fichte und Tanne. Nach einer sehr gründlichen Mittheilung von E. Hey er über das Verbeissen (Allg. Forst- und Jagdzeitung 1865 S. 81 u. f.) verschont das Reh die Fichten bis zum dritten Jahre, beisst dagegen Kiefern bereits einjährig ab, welche dann gewöhnlich verloren sind. Junge Laubholzpflanzen, namentlich Buchen, nimmt es sehr gern an; natürüch gehen die Sämlinge zu Grunde, wenn der Abbiss so tief erfolgt, dass keine Knospe übrig bleibt. Das Reh ist daher ein recht gefährlicher Feind aller Saat- und Pflanzkämpe. Bezüglich des Fegens verhält sich der Rehbock ähnlich wie der •Hirsch, nur wählt er schwächere Heister dazu aus, dabei ebenfalls eine grosse Vorliebe für alles Fremde und Neue zeigend. Mitunter können wenige Böcke einen recht erheblichen Schaden anrichten, Altum erzählt, dass 2 Böcke in einer Birkenschonung- in einem Sommer gegen 300 Stück der schönsten Pflanzen so misshandelt hatten, dass sie sämmtlich zum Wieder- ausschlagen bis auf den Wurzelknoten abgeschnitten werden mussten. Begegiiuiig. Dass ein massiger Rehstand leichter selbst mit einer feinen Forstwirthschaft vereinbar ist, als Rothwild, ist wohl nicht zu leugnen. Trotzdem machen sich Schutzmassregeln nöthig. Saat- und Pflanzbeete sind durch Einzäunung leicht vor allem Schaden zu bewahren. Schwieriger ist der Schutz der Culturflächen. Besonders werthvoUe Pflanzen, wie Laubholz- heister, einzeln eingesprengte Holzarten, lassen sich gegen Fegen und Ver- beissen durch mehrseitige Verpfählung, durch Umwickeln mit Dornen oder sperrigem Reisig bewahren. Auch das beim Rothwild erwähnte Bestecken der Pflanzen mit ästigen Pfählen kann man wohl hier und da auf grösseren Flächen mit Erfolg anwenden. Ein eigenthümliches Schutzmittel theilt F. Pfizenmayer (Allg. Forst- und Jagdzeitung 1868 S. 428) mit, welches auf den fürstlich Thurn und Taxis'schen Besitzungen während mehrerer Jahre in der Forstverwaltung Neeresheim (Württemberg) erfolgreich gegen die Rehe angewendet worden ist, nämlich leichtes Bestreichen der Pflanzenwipfel mit Steinkohlentheer im Herbste (October). Der dortige Oberförster Grimm hatte erfahren, dass sich dieses Mittel in Holstein und Lauenburg gut be- währt habe. Die Arbeiter bekleiden die Hände mit starken Handschuhen, Fäustlingen, tauchen die rechte Hand in ein Gefäss mit Theer, welchen sie 18 274 Schädliche Wirbelthiere. jedoch sofort wieder an dem Gefäss nach innen zu abstreifen, um zu starkes Betheeren der Pflanzen zu verhüten. Hierauf durchgehen sie die Cultur und bestreichen, jeder die ihm rechts und links zunächst stehenden Pflanzen, und zwar nur die zwei jüngsten Jahrestriebe, in der Weise, dass sie dieselben von imten nach oben leicht durch die Hand gleiten lassen. Die Rehe bissen versuchsweise nach einigen Tagen zwar noch einzelne Pflanzen ab, Hessen aber die Bisse stets liegen und gaben das Naschen endlich ganz auf. Für 1000 Pflanzen stellten sich die ganzen Kosten einschliesslich des Theeres auf 45 bis 54 Pfennige; 50 Kilogramm Theer, welche ftir 20000 Pflanzen bei sorgfältigem Verfahren zureichen, kosteten ohne Transport 1,7 Mark, und als Tagelohn für 12 bis 16jährige Knaben und Mädchen waren 57 bis 68 Pfennige zu berechnen. Ausdrücklich wird aber vor einem dem Pflanzen- wachsthum höchst nachtheiligen, zu starken Theeren gewarnt und betont, dass sich das Verfahren nur für recht kräftige Fichten- und Kiefernpflanzen eigne. Für kränkliche Pflanzen ist die Sache gefährlich. Nach Nördlinger leiden Buchen durch Steinkohlen theer erheblichen Schaden, und eine mit Theer bestrichene Fichtenpflanzung im Park Solitude wurde von den Hirschen ganz zusammengeschlagen. Tannenpflanzen von 6 bis 8 Jahren gingen in Folge des Theerens ein (Krit. Blätter 1868. I. S. 266). Immerhin verdient das Mittel wohl noch weitere vorsichtige Versuche. Gegen das Verbeissen aus Noth hilft etwas wenigstens auch eine tüch- tige Winterfütterung, namentlich das Fällen von Tannen, Aspen und anderen weichen Laubhölzern. Dabei ist wohl zu beachten, dass die Rehe beim Herannahen des Winters gern ihren Stand wechseln, dass also diese Fällun- gen nur auf den Winterstandorten von Erfolg sein können. 12. Das WilflschireiM (Scliwarzwild). (J) Sus scrofa L. Das Wildschwein ist durch seine Eigen thümlichkeit, sowohl pflanzliche als thierische Nahrung zu nehmen, forstlich schädlich und nützlich. Sein Nutzen besteht im Verzehren, Zertreten und Verwühlen zahlreicher schäd- licher Insectenlarven und Puppen, welche sich in der Erde finden, wie Engerling, Kiefernspinner, Spanner und Eulen. Den Mäusen ist es aus demselben Grunde ein arger Feind. Diesem Nutzen steht aber der Schaden gegenüber, den es durch Verzehren der Mast, Aufwühlen der Sameneicheln imd Buchein in den Schonungen bringt. Wenige Stücke Schwarzwild können künstliche Ansaaten dieser Laubhölzer ganz unmöglich machen, indem sie sämmtliche Samen aus den Saatplätzen oder Streifen herauswühlen und ver- zehren. Selbst natürliche Verjüngung ist auch bei reicher Mast erschwert, Das Wildschwein (Schwarzwild). Biber. 275 durch irgend starken Schwarzwildstand ohne Einfriedigung oft unmöglich. Nicht blos die frischen und keimenden Samen werden verzehrt, sondern das Wild reisst auch ein- und zweijährige Pflanzen massenhaft aus dem Boden, um deren Wurzeln auszukauen, wie mir Forstmeister Geitel an Ort und Stelle gelegentlich eines Harzbesuches mittheilte. In den Eichen- und Buchen- waldungen, wo sich das Schwein am wohlsten befindet, können wir es also absolut nicht gebrauchen, wenn es auch die Mäuse vernichtet. Etwas gleich- giltiger wäre dieses schädliche Thier in den Nadelholzwäldern, wenn es nicht durch seine Wühlereien jede feinere Wirthschaft mit Pflanzcultur verhinderte. Z, B. eine Hügelpflanzung auf feuchtem Boden ist bei Anwesenheit von Schwarzwild ganz undenkbar. Am meisten macht es seinen Wühlschaden wieder gut in den ausgedehnten, reinen Kiefernwaldungen Norddeutschlands, weil es dort am meisten Gelegenheit findet, forstschädliche Insecten zu ver- zehren, und der forstliche Schaden in den grossen, einfachen Saatcultureu verhältnissmässig am geringsten ist. Gerade dort kommt es aber nur aus- nahmsweise häufig genug vor. Begegnimg. Wägen wir Nutzen und Schaden des Wildschweines im Allgemeinen ab, rechnen dazu noch die Verheerungen, die es der Landwirth- schaft bringt, so müssen wir unbedingt den vollständigen Abschuss desselben im Interesse der Landescultur überhaupt fordern. Dies um so mehr, als die blosse, zeitweise Verminderung des Standes bei der starken Vermehrung des Wildschweines so gut wie gar nichts hilft. Dass es übrigens möglich ist, das Schwarzwild im Freien ausziu-otten und auf Thiergärten zu beschränken, wenn nur der ernstliche Wille da ist, beweisen jene Länder, wo dies bereits geschehen, z. B. Sachsen, Böhmen u. s. w. Allerdings auf einzelnen, kleinen Gebieten ist die Ausrottung nicht möglich, weil das Schwarzwild selbst aus weiter Ferne wieder zuwechselt. — Wo das Radicalmittel der Vertilgung nicht angewendet werden kann, dort bleibt dem Forstwirthe nichts übrig, als alle künstlichen und natürlichen Verjüngungen der Laubhölzer, alle Pflan- zungen überhaupt, selbstverständlich alle Saat- und Pflanzbeete einzuhorden, wenn er sich vor grossem Schaden sicher stellen mll. 13. »er Biber. Castor fiber L. Der Biber ist das grösste deutsche Nagethier, erreicht die Grösse eines kleinen Hühnerhundes und ist ausgezeichnet durch den breiten kahlen Schwanz (Kelle); die Schwimmhäute der Hinterläufe, welche die höchst eigenthümliche Fährte erklären; die langen, braunen, starken Schneidezähne, die, je mehr sie durch Schneiden abgenutzt werden, desto stärker nachwachsen; endlich 18* 276 Schädliche Wirbelthiere. auch durch seineu werthvollen Pelz. Das struppige Oberhaar ist bräunlich, selten schwarz (Amerika), sehr selten weiss. Sein innerer Bau zeigt manche Eigenthümlichkeiten, von denen wir nur erwähnen: den Drüsenpanzer um den Magen, welcher die Verdauung von Holzspänen möglich macht und Fisch- nahrnng schon a priori widerlegt; die mit dem langen Tauchen zusammen- hängende Herzbildung; die merkwürdige cloaca, welche unter der Kelle liegt und äusserlich, wie bei den Vögeln, nur eine Oeffnung zeigt, inwendig dann aber nach hinten den Mastdarm aufnimmt, vorn beim (f die Vorhaut der Euthe, beim $ die Scheide — ; die beiden Geschlechter sind also äusserlich gar nicht zu unterscheiden, da die Ruthe erst bei der Begattung durch die cloaca hervortritt. Besonders hervorzuheben ist das Bibergeil (Castoreum), welches sich bei beiden Geschlechtern in besonderen, grossen Drüsensäcken findet, die am Hinterleibe unter der Haut liegen und vor dem After an den Geschlechtsorganen münden. Es sondert sich in diesen Säcken als eine Anfangs weiche, später aber colofoniumähnliche, krümelige Masse ab, die in Farbe und Consistenz vielfach variirt. Die fast gänzliche Ausrottung des Bibers in Deutschland verschuldet zum Theil das werthvolle, als krampf- stillendes Medicament dienende Bibergeil. Ein einziger Biber kann für 100 Mark und noch mehr Bibergeil liefern. Der Biber ist ein sehr geschicktes Wassersäugethier, selbst die Otter muss ihm im Schwimmen und Tauchen weichen. Alle die merkwürdigen, zum Theil fabelhaften Geschichten von Biberburgen, Biberflüssen, Biber- röhren beziehen sich darauf, dass er nur in sehr wasserreichen Gegenden leben kann und manchmal das Wasser kleiner Flüsschen, wenn es zu seicht wird, durch künstliche Dämme aufstaut. Dazu, wie zur Anlage seiner Burgen (bei uns nur backofenähnliche Haufen frischer Knüppel), verwendet er die abgeschnittenen Hölzer, die er lange nicht alle zu seiner Aesung braucht. Burgen machen die Biber nur da, wo noch viele beisammen leben (Lödderitz). Wo sie nur noch einzeln vorkommen, sieht man nur ihre Röhren, welche über dem Wasserspiegel anfangen und dann weit davon im Walde sich öffnen, ihnen also eine sichere Zuflucht bei zu hohem Wasser gewähren. Bei Hoch- wasser sieht man sie auch auf hervorragenden Weiden sitzen. Der Biber ranzt Ende Februar oder Anfang ]\([ärz; das Weibchen wirft nach etwa 6 Wochen 2 bis 3 behaarte Junge, welche 8 Tage blind sind. Nach einigen, namentlich amerikanischen, Nachrichten soll die Setzzeit erst in den Juni fallen; wahrscheinlich ist sie nach Ort und Klima verschieden. Aus den Culturländern verschwindet der Biber mehr und mehr. Nur in einigen Gegenden, z. B. in der preussischen Oberförsterei Lödderitz an der Elbe, in Dessau, im südlichen Böhmen auf der fürstlich Schwarzenberg'schen Herrschaft Wittingau, wird er noch als zoologisch interessantes Thier geschont Der Biber. Der Hase. 277 und besonders geschützt. Vom forstlichen Standpunkte aus verdient er in- dessen diesen Schutz keineswegs, welchen ihm indessen gewiss jeder Natur- freund gern gönnt. Der Biber ist im Stande in einer Nacht schenkeldicke Stämme — namentlich Aspen und Weiden — zu fällen. Es ist eine über- raschende Erscheinung, wenn man in der Nähe seines Wassers im Holze umhergeht und die gefällten Stämme und abgenagten Aeste wie Spreu über- einander liegen sieht; man wähnt, dass Zimmerleute hier gearbeitet hätten, und dass auf den geebneten Wegen, welche die Biber mit Zweigen und Stämmen befuhren, Menschen gegangen seien. Zuweilen erlaubt er sich auch wohl, über das ihm angewiesene Eevier hinauszugehen, dann muss man ihm freilich das Handwerk legen. Man hat ihn schon unter Brücken und an Bollwerken damit beschäftigt gefunden, die Pfähle zu zerschneiden. Die Neustädter Sammlung besitzt den Abschnitt einer 0,3™- starken Eiche, welche so weit von allen Seiten durchgenagt ist, dass kaum noch ein Zusammenhang zwischen Ober- und Unterstamm blieb, wodurch das Stück die Gestalt einer Sanduhr angenommen hat. Man sieht aber auch unzählige Nagestellen an der Schnittfläche. Höchst wahrscheinlieh hatten mehrere Biber zugleich und zu verschiedenen Zeiten daran gearbeitet. 14. Der Hase. Lepus timidus L. Der Hase schneidet besonders Buchen, Eichen, Akazien, Küstern, Aspen und Lärchen ab und benagt die meisten Hölzer im Winter, nament- lich die Papilionaceen. Kiefern und Fichten verbeisst er wohl weniger zum. Zwecke der Aesung, als um sich die Wechsel frei zu halten, denn gewöhn- lich findet man die abgebissenen Triebe neben der Pflanze liegen. Stark verbissene Kiefern gehen nicht selten ein. In Buchenforsten thun schon wenige Hasen viel Schaden, selbst mehr, als Hochwild oder Rehe, weil sie gründlicher verbeissen; sie wechseln nicht weit umher, um Aesung zu suchen, verzehren aber auf kleineren Flächen alles, was ihnen schmeckt. Südliche Hänge, an welchen die Frühjahrssonne zeitig den Schnee schmilzt, sind dem Waldhasen ein wilikommener Aufenthaltsort. Dort machen einige wenige Hasen den Anbau der genannten Laubhölzer fast unmöglich, sie beissen während des Winters sämmtliche Triebe ab, welche im Sommer vorher ge- wachsen sind, die schönsten Pflanzen verwandeln sich dadurch binnen wenigen Jahren in krüppelhafte Büsche. Ein starker Hasenstand thut selbst im Niederwald viel Schaden. In Böhmen z. B. giebt es Eichenschälwaldungen, welche sich deshalb mehr und mehr verschlechtern, weil die Hasen im Winter vorzugsweise die Eiche stark verbeissen, die eingesprengten Linden und Birken 278 Schädliche Wirbel thiere. aber weniger lieben; dadurch gewinnen letztere einen ganzen Jahreszuwachs als Vorsprung vor den Eichen, die zurückgedrängt werden. Ich habe in der Nähe von Jungbunzlau eine 8jährige, wohl gelungene Eichensaat auf vor- trefflichem Boden gesehen, die in Folge des Hasenverbisses über die Höhe von etwa 20 — 30"^- nicht hinauskommen konnte. (J.) Begegnung. Gegen den Hasen ist starker Abschuss das beste Mittel; Buchenverjüngungen in Gegenden mit langem, schneereichem "Winter können nur dadurch geschützt werden. Baumschulen sind mit hasendichten Zäunen zu umgeben. Etwas soll es auch helfen, wenn man sie mit Sträuchern umpflanzt, welche der Hase gern schält und beschneidet, wie Cytisus, Spartium, Colutea, Genista, Gleditschia. — Junge Obstbäume, denen der Hase ein geradezu fürchterlicher Feind ist, müssen im Herbste mit Stroh oder Dornen dicht umwunden werden. Ebenso kann man auch einzelne, besonders werthvoUe Heister im Walde behandeln. Eine eigenthümliche Thatsache ist, dass der Hase den bekannten Götter- baum (Ailanthus glandulosa Desf.) ganz unberührt lässt. Ich habe wenig- stens in einer sehr hasenreichen Gegen Böhmens diesen schönen Baum voll- ständig unverletzt gefunden, während alle anderen Bäume und Sträucher, in deren Gesellschaft er wuchs, mehr oder weniger stark verbissen oder ge- schält waren. (J.) 15. Das Kaniiiclieii. Lepus cuniculus L. Das dem gemeinen Hasen nahe verwandte Kaninchen unterscheidet sich von diesem durch geringere Grösse, etwas kürzere Läufe und Löffel, welche letztere kürzer als der Kopf sind. Der Pelz ist bräunlich oder bläulichgrau gefärbt, Haarspitzen mehr oder weniger schwarz, Oberhals und Nacken röth- lich, Kehle, Bauch und Innenseite der Läufe weiss. Nicht selten sind ganz schwarze Exemplare (Melanismen). In Häusern gezähmte Kaninchen nehmen verschiedene bunte Färbung an, sehr häufig sind die ganz weissen, roth- äugigen Albinos. Verwildert nehmen sie bald das graue Kleid wieder an. Das Kaninchen ist ein südliches Thier, in Sicilien, Sardinien, Griechenland, Spanien schon von Alters her bekannt. Es geht nicht so weit nördlich wie der Hase, ist jedoch in Deutschland eine häufige Landplage. In Ostpreussen verwildert es schon nicht mehr (v. Viebahn's Statistik S. 937), sonst aber kennen wir die Verwilderung bis zu den Dünen von Nordern ey. In hügligen Gegenden (besonders mit zerklüftetem Gestein, wie in der Quadersandstein- Formatiou) vermehren sich die Kaninchen am meisten, weil sie dort am ungestörtesten leben; sie lieben aber auch den reinen Sand, weil ihnen dieser Das Kaninchen. 279 das Anlegen ihrer Gänge und Kessel, die bis 6'"- tief gehen sollen, sehr erleichtert. — Ihre Vermehrung ist im Volke sprichwörtlich geworden. Die Weibchen tragen nur 4 Wochen und setzen in der Zeit vom Frühjahr bis Herbst fast alle Monate 4 bis 8 blinde Junge in den mit weichen Bauch- haaren und etwas Heu ausgefütterten Röhren. Dazu kommt der Schutz, welchen letztere ihren Bewohnern gegen Feinde und Winterkälte gewähren. Sehr schneereiche, strenge Winter vermögen freilich auch die Kaninchen zu vermindern, wenn diese aus den Röhren nicht heraus können und darin ver- hungern müssen (z. B, 1874/75 bei Dresden). — Manchmal befinden sich die Jungen in besonderen Röhren, welche von den im Buschholz angelegten entfernt sind; man ist dann oft im Stande, mit ausgestrecktem Arme die kleinen Thiere hervorzuziehen. Der Schaden, w'elchen die Kaninchen anrichten, ist in Feld, Garten und Wald ein ausserordentlich grosser. Sie benagen im schneereichen Winter die Rinde fast aller Holzarten, besonders der Obstbäume, Hainbuchen, Roth- buchen, Akazien, Saalweiden, Birken, Eichen u. s. w. Seltener erfolgt wohl ein Verbeissen der Laub- und Nadelhölzer. Im Sommer ernähren sie sich hauptsächlich von Feldfrüchten und Gras. Gewöhnlich erstrecken sich die Verwüstungen, welche sie durch Abäsen der Culturpflanzen auf den Feldern anrichten, nur auf die nächste Umgebung ihrer Wohnungen, von welchen sie sich nicht weit entfernen, um bei nahender Gefahr sofort wieder in Sicher- heit zu kommen. Die Kaninchen werden forstlich schädlich auch durch das Unterwühlen der Schonungen; selbst dem Jäger sind sie nicht gleichgiltig, weil sie durch ihre ewige Unruhe und Beweglichkeit die Hasenjagd benach- theiligen (Blas ins). — In dem hügligen Terrain um den salzigen See bei Eisleben hatten sie sich Anfangs der sechziger Jahre so vermehrt, dass an den Obstbäumen der vorbeiführenden Chaussee, besonders den etwas ge- schobenen und gebogenen, welche von den Thieren erklettert wurden, bedeu- tender Schaden zu bemerken war. Wenn man sie in einer Gegend aussetzt, wie dies leider bald hier, bald da geschehen ist, um eine vergnügliche und leichte Jagd herzustellen, muss man die Uebelstände, welche daraus hervor- gehen können, wohl überlegen; denn es ist mehr als einmal vorgekommen, dass man der Kaninchen, welche man hatte verwildern lassen, nicht wieder Herr werden konnte. Ein durch Oberförster Schönwald mitgetheilter Fall ist folgender: Im Jahre 1847 wurden auf den Gütern der Herzogin von Sagan beim Dorfe Karschin (etwa 9 Kilometer vom rechten Oderufer) einige Paare wilder Kaninchen ausgesetzt, und z^var an einer mit 1 — 20jährigen Kiefern, Lärchen und Birken bestandenen Berglehne. Schon nach 10 — 12 Jahren hatten sich die Thiere so vermehrt, dass sie für die umliegenden Felder und durch das gänzliche Unterwühlen des Bodens sehr schädlich geworden 280 Schädliche Wirbelthiere. waren, aber noch hatten sie, selbst in den strengen Wintern, an Holz- pflanzen keine Beschädigungen verübt. Es wird also auch hier, wie bei anderen Thieren, auf zufällige Verhältnisse, Holzart und Bewirthschaftung derselben etwas ankommen. — In der Gegend von Gitschin in Böhmen hatte man vor längeren Jahren einige Kaninchen ausgesetzt und verwildern lassen; deren Nachkommenschaft wurde zur Plage für Forst- und Landwirthe, welche ihrer nicht mehr ganz Herr werden konnten. Ueber den forstlichen Schaden durch Kaninchen lauten die Berichte verschieden; auf Ehrenberger Revier bei Leipzig hat man einzelne Culturflächen jahrelang wiederholt vergeblich mit Nadelholz angepflanzt, sie wurden stets durch die Kaninchen vernichtet. — Vom Grossbothener Revier in Sachsen theilt Professor Kunze mit, dass die Ausführung von Hügelpflanzungen deshalb unmöglich war, weil die Hügel regelmässig von den Kaninchen zerstört wurden, während Löcherpflanzungen sich hielten. — AI tum erzählt auf Grund eigener Beobachtung von dem bedeutenden Schaden, den diese Thiere auf manchen Nordseeinseln durch Aesen des Dünenhafers und Dünengrases, sowie durch Unterwühlen bringen, weil sie dadurch den Sandverwehungen Vorschub leisten. Ungefährlich bleibt das Kaninchen wohl nur dort, wo die Verhältnisse des Klimas und Bodens eine starke Vermehrung desselben hindern. "Wo diese Verhältnisse dem Kaninchen günstig sind, verdient es als Landplage nicht die geringste Schonung. Beschränkungs- und Vertilgungsmassregeln. Das von jeher bekannteste Mittel ist das Frettiren*). Wenn der Fretteur das Thier in eine der Röhren eines Baues gesetzt hat, so fahren die darin befindlichen Kaninchen hinaus. Man schiesst sie dann, oder fängt sie in vor den Röhren befestigten Netzen (Hauben), welche sich von selbst zuziehen, wenn das *) Das Frettchen (Mustela furo L.) ist nur eine Farbenvarietät des Iltis (Mustela putorius X.), nach seiner semmelgelben Farbe und den hellrothen Augen ein Albino. Es ist ebenso, wie die Kaninchen, südlicher Abkunft; die bei uns zum Frettiren angeschafften Stücke sind im Winter in warmen Ställen zu halten, mit Milch und Semmel, oder mit iii Milch geweichter Weizenkleie zu füttern. Sollen sie bei rauher Witterung gebraucht werden, so muss mau sie in einem warmen Kasten oder Kober oder im Büchsensacke tragen. Ich füge über diese interessanten Thiere noch einige Bemerkungen an, die ich der Güte des Grafen v. d. Schulenburg ver- danke. In den Königl. Oberförstereien Heldrungen und Ziegelrode, wo die Kaninchen den Laub- und Nadelholzschonungen bedeutenden Schaden zufügten, wurden auf Rechnung des Fiscus vor etwa 10 Jahren Frettchen angeschafft, in jeder Ober- försterei ein Pärchen. Die Erhaltung derselben wurde einem Schutzbeamten, der Lust zum Frettiren zeigte, contractlich für den Monat mit 4,5 Mark übertragen. Der Beamte musste sich verpflichten, ununterbrochen 2 alte Frettchen zu unterhalten imd dieselben als fiscalisches Eigenthum wieder abzuliefern. Die Nachzucht verblieb Eigenthum des Unternehmers, sowie demselben für Mühe und Kosten auch die Ka- Das Kaninchen. 281 Kaninchen hineinfährt. Das Frettchen muss man, wenn es hinter dem Kaninchen her ist, schnell ergreifen, damit es nicht in den Bau zurückkehrt, wo es öfters einschläft, oder, da es nicht gut klettern kann und überhaupt ein sehr träges Thier ist, mühsam ausgegraben werden muss. Noch schlimmer ist es, wenn das Frettchen das Kaninchen im Baue ertappt, denn alsdann beisst es sich über dessen Genick fest und schläft, den Schweiss wohlgefällig saugend, ein. Um dies zu verhindern, wird dem Frettchen ein Korb an- gelegt. Im Ganzen giebt dies Alles, zusammengenommen mit der mühsamen Haltung der Frettchen, manche Unannehmlichkeit, und man vertilgt daher lieber die Kaninchen nur auf der Jagd. Entweder stellt man sich an, be- sonders Abends, wenn die Kaninchen zu Felde rücken, oder man stellt ein förmliches Treibjagen an, worüber mir Oberförster Schönwald Folgendes schreibt: Es werden die Mittagsstunden sonniger Herbsttage gewählt, wo die Kaninchen in den dichteren Schonungen die Ränder und freien Plätze auf- suchen, um sich zu sonnen. Nach den Bauen hin werden Hasengarne mög- lichst schnell und geräuschlos vorgestellt, dann die Kaninchen mit vielen Treibern gegen die Netze getrieben, und zwar möglichst schnell, damit sie nicht in die etwa noch vor den Netzen befindlichen . Baue fahren. Auch Nachts ist eine gute Fangzeit, wenn die Kaninchen auf den Feldern sind, und man sie von diesen nach vorher im Walde gestellten Garnen treibt. — Beim Vertilgen der Kaninchen kommen in manchen Gegenden die unbefugten Schlingensteller zur Hilfe. Schneller und allgemeiner kann man die Kaninchen durch Gift, beson- ders durch damit getränkte und in die Baue geschobene Mohrrüben vertilgen; ein Jäger schreitet dazu aber ungern, zumal Wildpret und Balg dann ver- dorben sind. Ebenso wenig will sich der Jäger das ganze Gehege verderben, sonst würde man auch durch Ausschwefeln die Kaninchen vertreiben können. Graf v. d. Schulenburg bemerkte zu den vorhin erwähnten Notizen, dass man, um die durch Kaninchen verheerten Orte aufzuforsten, die jungen Schonungen geschneidelt, dadurch die Thiere aus ihren Lieblingsschlupf- mnkeln vertrieben hätte, und dass dann die Eäumden zum Theil mit 5jäh- rigen Lärchen-Halbheistern ausgepflanzt worden wären. Saat- und Pflanzbeete muss man durch dichte Zäune schützen, die jedoch häufiger Ausbesserung bedürfen, weil sich die Kaninchen entweder ninchen verblieben. In Ziegelrode ist man seit 5 Jahren davon zurückgekommen, da man den in den gelinden Wintern sich vermehrenden Kaninchen doch nicht ge- nügenden Abbruch thun konnte. In Heldrungen besteht diese Frettchenzucht noch jetzt, obwohl von mancher Seite behauptet wird, dass auch hier ein Vortheil nicht herauskomme, sondern dass es besser sei, einen Fretteur, der dort täglich zu haben sei, anzunehmen, übrigens aber tüchtig abschiessen zu lassen und Schussgeld zu zahlen. 282 Schädliche Wirbelthiere. unter dem Zaun durchwühlen, oder diesen selbst durchnagen, um sich Ein- gang zu verschaffen. Feinde hat das Kaninchen nicht viele, weshalb es sich auch so stark vermehrt. Iltis, wohl auch Wiesel stellen ihm am erfolgreichsten nach. Auch der Fuchs macht Jagd darauf; durch die äusseren Köhren kommt er leicht, aber die inneren, zum Kessel führenden, sind ihm zu eng. 16. I>as Eichbörnclieii. Sciurus vulgaris L. So gemein das Thier bei uns auch ist, so häufig und leicht wir es auch unzälilige Male beim Benaschen der Samenlappen auf unseren Saat- kämpen ertappen und bestrafen, so versteckt und oft räthselhaft ist doch sein Treiben am Hochholze, wo es vorzüglich zweigreiche Gegenden als Versteck aufsucht. Seine Hauptnahrung bilden die Sämereien der Laub- und Nadel- hölzer, und ist das muntere Thierchen schon deshalb keineswegs forstlich gleichgiltig, wo es irgend häufig vorkommt. Fichten-, Kiefern-, Lärchen- und Tannenzapfen, Buchein und Eicheln werden in grossen Massen durch das Eichhörnchen vernichtet, was allgemein bekannt ist. Die Kiefernzapfen ge- hören im "Winter zu seiner gewöhnlichsten Nahrung, die Fichtenzapfen im Herbste vom Monat August an. Weniger bekannt und vollständig sicher gestellt war bis in neuere Zeit die anderweite, beträchtliche, forstliche Schädlichkeit des Eichhörnchens. Zunächst verdient das Benagen der Rinde Erwähnung. Zahlreiche Mittheilungen in den forstlichen Zeitschriften bestätigen durch directe Beobach- tungen, dass nicht blos Nadelhölzer, sondern auch die verschiedensten Laub- hölzer mehr oder weniger starke, verschieden gestaltete Rindenverletzungen durch die Eichhörnchen erleiden*). Am häufigsten ist über Beschädigung der Lärchen geklagt worden. Nach Nördlinger lässt es die in schmalen Streifen losgelöste Lärchenrinde zu Boden fallen und benagt oder beleckt die entblösste Holzstelle, um die schleimige Holzfaser zu verzehren. Erfolgt eine vollständige Ringelung, so stirbt der über der Wunde befindliche Stammtheil natürlich ab. Nadelhölzer werden vorzugsweise in der Saftzeit, Laubhölzer auch ausserhalb dieser Zeit geschält. Höchst eigenthümlich sind die, nament- lich an Kiefern nicht selten beobachteten, spiraligen Ringelungen, welche gewöhnlich 2 bis 3*=™- breit sind und mitunter durch mehrere Quirlräume fortlaufen. (Waldverderbniss I. Taf. 19.) Im Winter verbeisst das Eichhorn gern die Knospen der Nadelhölzer, *) Sehr gründlich berichtet Altum über diese Schäden in seiner Forstzoologie S. 59. u. f. Eichhörnchen. Mäuse. 283 vorzugsweise die der Kiefern, in zweiter Reihe die der Fichten und Tannen. Altum hat noch Ende April den Magen eines Eichhorns mit Kiefernknospen angefüllt gefunden. Der hierdurch entstehende Schaden ist nicht unbedeutend, denn es handelt sich keineswegs blos um Blüthen-, sondern auch um Trieb- knospen. Erstere geben noch zu einer besonders eigenthümlichen Beschädigung Veranlassung, die man früher irrthümlicher "Weise verschiedenen Vögeln, den Kreuzschnäbeln, sogar den unschuldigen Meisen, zur Last schrieb. Um die Blüthenknospen bequem verzehren zu können, beisst das Eichhörnchen nament- lich Fichten- und Tannentriebe, erstere nach der Spitze zu, letztere am Grunde ab, und trägt sie an eine Stelle des Astes, wo es sich setzen kann, um die Knospen zu fressen. Die Triebe, deren das flinke Thier wohl 2 bis 3 in einer Minute abbeisst, lässt es nach dem Genuss der Knospen zu Boden fallen, wo sie dann oft zu Tausenden als sogenannte „Absprünge", rich- tiger „Abbisse" liegen. Findet man diese sehr häufig, so lässt diese Er- scheinung sicher auf den Eintritt eines Samenjahres schliessen. Die That- sache, dass das Eichhörnchen Ursache der „Abbisse" sei, ist durch vielfache Beobachtungen ausser Zweifel gestellt. Verwechseln darf man allerdings damit nicht die kleinen Zweige und Aestchen, welche nicht selten durch heftigen Wind abgebrochen werden. Schliesslich sei noch des indirecten, forstlichen Schadens gedacht, welchen das Eichhörnchen durch die Zerstörung vieler Brüten nützlicher Waldvögel bringt. — So beliebt im Allgemeinen das Eichhörnchen als munterer, gewandter Waldbewohner ist, so wenig verdient es doch Schonung, denn einen irgend beachtenswerthen Nutzen bringt es nicht. Der Forstwirth muss diesem Thiere gegenüber den räuberischen Edelmarder als Freund betrachten, denn derselbe ist der gefährlichste Feind des Eichhörnchens. 17. öie Mäuse. (J) Gattungen Arvicola Lacep. und Mus L. Altum sagt in seiner Forstzoologie (S. 91) sehr richtig: „Mäuse- schäden kennt jeder Forstmann, nach einer näheren Angabe aber fragt man stets vergebens". Erfolgreiche Gegenmittel kann aber nur der anwenden, welcher sich eine genügende Kenntniss der nach ihrer Lebensweise so sehr verschiedenen Arten erworben hat. Ein Mittel gegen die eine Art, z. B. das Vorlegen von Hainbuchenreisig für Arvicola arvalis, bleibt erfolglos bei der anderen Art. „Mus minutus kann massenhaft an der Grenze eines Waldes auftreten; der Forstmann würde Zeit und Geld verschwenden, wenn er seinen Bestand durch Gräben, welche gegen A. arvalis von grösstem Nutzen sein 284 Schädliche Wirbelthiere. könnten, gegen Eindringen von ersterer schützen wollte." — Dieser Ansicht Altum's muss ich mich vollständig anschliessen, und ist es deshalb nöthig^ die einzelnen Arten der Mtäuse etwas näher zu charakterisiren , als es bei den übrigen Wirbelthieren angezeigt schien. Dabei sei es mir gestattet, hier dem gründlichen Beobachter Alt um zu folgen, selbstverständlich unter mög- lichst ausgedehnter Benutzimg des von Ratzeburg Gegebenen. Die Mäuse können in zwei Familien getheilt werden, die wir bei der nicht grossen Zahl der Arten zugleich als Gattungen betrachten: 1. die "Wühlmäuse, Erdmäuse, Arvicolini; 2. die eigentlichen oder echten Mäuse, Murini. Arvicolini (Wühlmäuse) zeichnen sich durch plumpen Körperbau, dicken Kopf, stumpfe Schnauze, kleine Augen, versteckte Ohren, kurze Beine, starke Krallen und sehr feste imd kräftige Schädelknochen aus. Die kräftigen Vorderzähne sind gelb gefärbt. Jederseits oben und unten 3 kleine Backen- zähne, welche von vorn nach hinten an Grösse abnehmen; diese bestehen aus einer unten weit offenen Schmelzröhre, welche an den beiden Seiten tiefe und offene, winkelige Einbuchtungen zeigt. Auf der sich abschleifenden Kau- fläche stellen sie alternirende Zickzacks dar. — Die Wühlmäuse, von denen bei ims ^ier beachtenswerthe Arten vorkommen, sind Erdthiere und gehören der gemässigten und kalten Zone an. Gattung Arvicola Lacep. (Wühlmaus): Ohröffnung durch eine am Grunde des Aussenrandes befindliche Duplicatur verschliessbar; Fusssohlen nackt, mit Wülsten; Schwanz '/g bis 72 Körperlänge. A. glareolus Schreb. (rutilus Pall.^ hercynicus Mehlis^ Nageri Schinz) (Wald wühl-, Röthel-, Harzmaus). Ausgezeichnet durch braunrothe Rückenfärbung*); an den Seiten häufig grau; die scharf abgesetzte Unterseite weiss oder gelblich. Färbung der Oberseite häufig variirend. Ohr von V2 Kopfeslänge, aus dem Pelze deutlich hervorragend, inwendig mit einem langen Haarstreif; Vorderrand aussen bis zur Mitte lang behaart, Hintere Fusssohle mit 6 Wülsten, in der hinteren Hälfte behaart. Schwanz von V2 Körperlänge, zweifarbig. Körperlänge 15<="^' — Die Waldwühlmaus, welche als echte Waldbewohnerin ihren deutschen Namen mit Recht trägt, ist durch ganz Europa und einen Theil Asiens, mit Ausnahme des höheren Nordens und äussersten Südens, weit verbreitet. Sie kommt sowohl in der Eb'ene, als in den höchsten Gebirgen vor. Aus dem Walde entfernt sie sich wohl nur selten weit, dagegen besucht sie im Herbste sehr gern und häufig die benachbarten Felder. Bedentung nnd Begegnung. Die Hauptnahrung der Waldwühlmaus bilden wohl die Waldsämereien, wenn sie auch hier und da Insecten, Würmer u. a. thierische Kost nicht verschmäht. In der Forstwirthschaft ist sie aber haupt- sächlicli berüchtigt durch das Benagen der Baumrinde, bei welcher verderb- lichen Thätigkeit sie durch ihr vorzügliches Klettervermögen unterstützt wird. *) Bei der Bestimmimg der Färbung sind hier wie für die anderen Arten nur die Haarspitzen massgebend, ob der anders gefärbte Haar grün d mehr oder weniger durchscheint, bleibt unberücksichtigt. Mäuse. 285 Besonders soll ihrem Frass die Lärche ausgesetzt sein. Von Interesse sind die Erfahrungen, welche Blankenburg und v. Sierackowsky im schlesi- schen Forstverein (1858) mittheilten: Der etwa 700 Hektar grosse, zur Oberförsterei Zedlitz gehörige Schutzbezirk Mehltheuer wird als Mittelwald bewirthschaftet , mit 20 jährigem Umtriebe des Unterholzes. Als Oberholz wird dort die Lärche 3- bis 4jährig in die Schläge gepflanzt und sehr ge- schätzt. Um so fühlbarer war der in den Schlägen und Saatkämpen durch die Wühlmaus angerichtete Schaden. Gegen Mitte November fing der Frass an, und Anfangs December wurde er so bedeutend, dass bei^eits auf grossen Flächen die Stämmchen vom Wipfel bis zur Erde (die Mäuse fressen immer abwärts) entrindet waren, und zwar nicht blos an den Mitteltrieben, sondern auch, was in früheren Jahren nicht bemerkt wurde, an den Seitenästen. Es musste an Vertilgung gedacht werden, leider aber genügte kein Mittel ganz. Abhalten Hessen sich die Mäuse nicht, weder durch Bespritzen der Stämmchen mit Kalkwassser, noch durch einen derartigen oder anderen stinkenden An- strich. Gefangen wurden in 10 Fallen 96 Mäuse. Als Lockspeise dienten Brod, Lärchenriude und dergleichen, am lockendsten waren die gefangenen Mäuse selbst. Die Fallen standen an der Erde oder auf den Stämmen. Eatzeburg fügt hinzu, dass die einfachsten und wohlfeilsten Mausefallen aus 2 Dachziegeln bestehen, die man unter einem Winkel von 40 — 50 '^ mittelst kleiner Hölzchen so aufstellt, dass der aufgerichtete Ziegel beim Abziehen der Lockspeise umfällt und die gefangene Maus erschlägt. — Aus Mähren wird in der Vereinschrift des böhmischen Forstvereins über starke Beschädigung von Kiefern und Lärchen durch glareolus 1854 berichtet. — Altum theilt aus dem Münsterlande mit, dass an einer Stelle, wo glareolus (freilich auch Mus silvaticus) häufig war, die Rinde junger Hainbuchen unten schwach ab- genagt wurde, so dass die Pflanzen kränkelten. Im nächsten Winter wurden dieselben höher hinauf so stark benagt, dass sie sämmtlich abstarben. Die Mäuse gingen dann noch, Anfangs März, auf die benachbarten Weiden über und verwundeten auch diese bedeutend. Er vermuthet, dass der Thäter glareolus gewesen sei, denn arvalis kam dort nur einzeln vor; zweifelhaft bleibt noch die Betheiligung von Mus silvaticus, welche Altum aber an den dünnen Zweigen nicht kletternd fand. Glücklicher Weise scheint die Waldwühlraaus nie in bedeutenden Massen vorzukommen. Wahrscheinlich werden ihre Brüten, jährlich 3 bis 4 mit 6 bis 8 Jungen, häufig von am Boden schleichenden Thieren (Wiesel etc.) zerstört. Gegen die Eulen scheint diese Maus durch ihren Aufenthalt im dichten Gebüsch sehr geschützt zu sein, denn Altum fand ihren Schädel ver- hältnissmässig selten in den Gewöllen, am häufigsten noch in denen des 'Waldkauzes. 286 Schädliche Wirbelthiere. Arvicola amphibius L. {terrestris L., paludosus L. etc.) (Moll- maus, Wühlratte, Scheermaus, Hamaus, Reitmaus, Wasserratte, Erdratte u, s. w.) Färbung variirt vom tiefen Schwarz bis zum grauen Braun uud hellen Erdgrau. Ober- und Unterseite nur durch dunkleren und helleren Ton derselben Farbe unterschieden, wobei mitunter allerdings auch der braune Ton des Eückens einem braunlosen Grau weicht. Eine scharfe Farbengrenze zwischen Ober- und Unterseite fehlt. Ohr von V4 Kopfeslänge, im Pelze versteckt, inwendig mit einem dichten, langen Haarstreifen; Vordei'- rand aussen bis zur Mitte lang behaart. Hintere Fusssohle mit 5 Wülsten, quer vor der nackten Ferse behaart. Der einfarbige Schwanz von V2 Körper- länge. Letztere 20*^™- — Die ausserordentlich variirende Färbung ist Ur- sache der verschiedenen deutschen und lateinischen Namen, welche das Thier trägt. Am unglücklichsten ist die weit verbreitete, deutsche Bezeichnung „Wasserratte", da das Thier zwar häufig am Wasser vorkommt, durchaus aber nicht an. die Nähe des Wassers gebunden ist. Allerdings schwimmen und tauchen die .,Mollmäuse" (nehmen wir nach Altum diesen bezeichnen- deren, münsterländischen Namen an) vortrefflich, lieber ganz unter als halb über dem Wasser, und können sogar dabei abgeschnittene Lohden mit nach ihrem Baue schleppen. Beim Schwimmen sind ihnen die kurzen Ohren, die den Gehörgang ganz verschliessen können, nützlich. Wo sie am Wasser leben, graben sie Löcher in die Ufer, unterminiren den Boden nach allen Seiten, wodurch Teichdämme Schaden leiden. Im Allgemeinen durchwühlen sie ähnlich dem Maulwurf (auch Moll- oder Mullwurf genannt) in flach- streichenden Röhren*) den Boden, so dass man die Richtung des Ganges an der etwas aufgeworfenen Erde erkennt. Erdhaufen werfen sie ebenfalls auf, doch sind diese unregelmässiger, als die des Maulwurfes, und ist die Erde weniger gleichmässig zerkleinert. Die Mollmäuse suchen in ihren Gängen die Wurzeln der verschiedenen Gewächse zu erreichen, und werden durch deren Vernichtung in Wald und Gärten sehr schädlich. Ihre aus fein zernagten Pflanzenstoffen bestehenden Nester finden sich an einer erhöhten Stelle eines bis 1™- tief im Boden Hegenden Kessels, zuweilen auf Inseln, so dass die Eltern nur schwimmend dahin gelangen können. Wenigstens zweimal im Jahre, häufig drei- bis viermal werfen sie 3 bis 5 Junge. Bedeutung und Begeg'nuug. Den meisten Schaden thun die Moll- mäuse an Feld- und Gartenfrüchten. In Gärten leiden die Wurzeln der Gemüsepflanzen, Knollen, Zwiebeln (auch der Tulpen und Hyazinthen), be- sonders Mohrrüben und Sellerie. Auf den Feldern wirthschafteu sie, oft weit entfernt vom Wasser, im Getreide und in den Kartoffeln, und tragen im Herbste Vorräthe nach ihren Röhren, wo sie tiefer liegende Kessel haben, die aber nicht so regelmässig angelegt sind, wie in einem Hamsterbau. Ueberschwemmungen vertreiben sie, und sie ziehen sich dann in Massen *) Zuweilen findet man auch dergleichen Röhren, die nicht von der Wasser- ratte herrühren, sondern von einer Kröte. Man erkennt diese aber daran, dass sie kürzer sind, nicht ganz flach horizontal gehen, sondern tiefer in die Erde dringen, und dann auch daran, dass in ihrer Nähe nie Pflanzen zerstört sind. Mäuse. 287 nach den Höhen. Man hat im Magen dieser Mäuse halbverdaute Insecten und andere Thierreste gefunden, will sogar bemerkt haben, dass sie Frösche und Eidechsen angreifen. Gefangene nehmen auch Fleisch, lieben aber vege- tabilische Kost mehr. Sie klettern auch, sollen das Obst von den Spalier- bäumen holen, an den Obstbäumen hinaufklettern, um die Samen auszu- fressen (?). Von den forstlichen Culturpflanzen sind hauptsächlich Eichen und Ahorn, doch auch Buchen und andere Laubhölzer ihren verderblichen Au- griffen ausgesetzt. Die Mollmaus schneidet die Wurzeln gewöhnlich am Wurzelknoten ab, mit Vorliebe die Pfahlwurzeln. Selbst armsdicke Bäume beschädigt sie bis zum Eingehen; diese fangen an zu welken, und man kann sie mit der Hand leicht umlegen oder aus dem Boden ziehen. In Pflanz- gärten fallen dieser Maus nicht selten ganze Reihen junger Eichen, Ahorn und Obstbäume zum Opfer. Aber auch von der Vernichtung der Nadelholz- pflanzen wird berichtet. Aus der Gestalt der Frasswunden ist der Thäter leicht zu bestimmen. Mit den kräftigen, scharfen Nagezähnen schneidet die Mollmaus das Holz unter der Erdoberfläche mit Hinterlassung scharfer, langer Eindrücke durch. Die Zähne der kleineren Mäusearten dringen nicht so tief ein. Feine Wurzeln werden auf einmal durchgebissen, starke nach und nach stückweise, daher kommt es, dass auf kleinen Schnittflächen ein- gedrückte Zahnspuren parallel laufen, auf grösseren dagegen verschiedene Nagezeichnungen hervortreten. Man kann verschiedene, wirksame Vertilgungsmittel gegen die Mollmaus sicherer anwenden, als gegen ihre kleinen Verwandten, weil sie immer mehr einzeln, nie so massenhaft auftritt, wie diese. 1) Man lässt sich in der Apotheke vergifteten Weizen bereiten. 8 Gramm Arsenik werden in 1 Y2 bis 2 Liter Wasser durch Kochen aufgelöst und nach vollständig erfolgter Auflösung des Arseniks knapp 2 Liter Weizen in die Flüssigkeit geschüttet; letztere lässt man dann bis zum Erkalten stehen. Von diesem Weizen schiebt man hier imd da einige Löffel — also ohne den Weizen mit den Händen zu berühren — in die aufgedeckten Röhren, die man nachher wieder zu- scharrt. Noch lieber, als den Weizen frisst sie die süssen Wurzeln der Sellerie und Mohrrüben, und, wenn man diese vergiftet, tödtet man die Mäuse am sichersten. 2) Die Mollmaus kann ganz auf dieselbe Weise, wie der Maulwurf, gefangen werden, namentlich in eisernen Fallen, die man in ihren Röhren aufstellt; nach diesen kommen sie sehr bald, da sie sehr neu- gierig sind. Oder ein geübter Arbeiter muss die Gänge, wo sie schon ge- fressen hat, aufsuchen, öffnen, und sich anstellen, um das Thier, sowie seine Gegenwart an der Bewegung der befressenen Pflanze sichtbar wird, mit einem Spatenstiche hinauszuwerfen oder zu schiessen. Er muss sich aber ebenso 288 Schädliche Wirbelthiere. ruhig verhalten, wie beim Maulwurfstechen, denn die Mollmaus hört sehr gut und wird durch die Erschütterung eines unvorsichtigen Trittes sogleich verscheucht. Ferner hat man sie schon durch Selbstschüsse (welche blos mit Pulver geladen sind) getödtet und in Fischreusen, die vor ihren Uferlöchern im Wasser aufgestellt wurden, gefangen. Wenn sie in der Abenddämmerung aus ihren Löchern kommen, werden sie von Hunden und Katzen leicht er- würgt. Die wirksamsten Feinde der Mollmaus sind Hermelin und Wiesel. Altum berichtet, dass dort, wo sich ein Paar Hermeline mit seinen Jungen befindet, diese Mäuse in kurzer Zeit verschwinden. Das Gewölle des Wald- kauzes zeigt häufig ihre festen Schädel, ebenso das der Sumpfohreule auf den Dünen der Nordseeinseln. Arvicola arvalis Fall. (Die gemeine Feldmaus.) Färbung etwas veränderlich. Oberseite erdgrau mit mehr oder weniger gelblichen Haarspitzen vermischt. Unterseite weisslich, undeutlich abgesetzt. Ohr von 1/3 Kopflänge, wenig aus dem Pelze hervorragend, inwendig ohne Haarstreif. Vorderrand aussen nur an der Basis lang behaart. Hintere Fusssohle mit 6 Wülsten, dicht behaart. Der oben mit braunen und weissen Haaren ge- mischt bedeckte Schwanz von '/g Körperlänge. Letztere 13<""- — Die ge- meine Feldmaus ist in ganz Europa mit Ausnahme der Inseln und der nörd- lichsten und südlichsten Gegenden verbreitet, ebenso in einem grossen Theile des nördlichen Asiens. Sie bewohnt besonders die Ebenen, steigt jedoch auch in die Alpen bis 2000™- Vorzüglich ist sie auf den Feldern heimisch, wo sie manchmal in ungeheuren Massen verheerend auftritt, indem sie auf- keimende Wintersaat vernichtet und grosse Wintervorräthe in ihren unter- irdischen Kammern anhäuft. Der Boden des Feldes ist mitunter vollständig durchwühlt. Sie soll jährlich 5 bis 7 mal 4 bis 8 Junge werfen, daher ist ihre starke Vermehrung unter günstigen Verhältnissen sehr erklärlich. Bedeutung und Begegnung. Die gemeine Feldmaus bewohnt den grossen geschlossenen Wald nicht, zieht aber, namentlich bei Nahrungsmangel, von den Feldern massenhaft in die benachbarten Waldungen und benagt in den Schonungen Alles, Laub- und Nadelholz. Forstmeister Wiese hat (in Grunert Forstl. Blätter 1865) aufklärend und ausführlich über diesen Wald- verderber berichtet. Die Feldmaus bewirkt hauptsächlich die Rindenbeschädi- gungen tief unten an den Stämmchen, sie schneidet auch ähnlich wie amphibius junge Pflanzen unter der Bodendecke ab, aber weniger scharf und glatt. Höhere Rindenverletzungen rühren wohl meistens von A. glareolus und Mus silvaticus her. Nach Wiese nimmt die Feldmaus am liebsten Hainbuche, Hasel und Saalweide an, dann geht sie an Rothbuchen, Ahorn, Eschen, Eichen. Die Berichte, welche man in den verschiedensten, forstlichen Zeitschriften über grossartige Verheerungen der Wald-, namentlich Buchenculturen aus älterer und neuerer Zeit findet, lassen zwar oft Zweifel über die Bestimmung der Art zu, sicher ist jedoch A. arvalis oft der Hauptübelthäter gewesen. Auf Mäuse. 289 Eldenaer Revier wurde durch sie sogar eine '/a Hektar grosse Kiefern- pflanzimg vollständig vernichtet, die dort gepflanzten Fichten wurden eben- falls verstümmelt, Seitenzweige und Spitzen abgeschnitten, hier und da auch an der Rinde benagt. — Buchenschonungen sind mitunter schon in Aus- dehnung von einigen 100 Hektaren zerstört worden. Als künstliche Schutzmittel empfehlen sich: Eintrieb von Schweinen und Rindvieh. Erstere wirken durch Zerstörung der Röhren und Schlupf- winkel, sowie durch Verzehren vieler Mäuse mehr, wie das Rindvieh, welches zwar diese kleinen Feinde auch beunruhigt, durch Verzehren des Grases die sie schützende Winterdecke vernichtet, allein immerhin die dichter mit Holz bestandeneu Stellen unberührt lässt. — Da diese Maus vom Felde zuwandert, kann man sie zu geeigneter Zeit, im Herbst, durch scharfwandige Schutz- gräben vom Walde abhalten, in welche man tiefere Löcher oder eingegrabene Töpfe anbringt, um die Mäuse zu fangen. . Leider gestatten Boden- und Terrainverhältnisse häufig nicht die Anwendung dieses Mittels. — Wiese empfiehlt, gestützt auf die Vorliebe der Mäuse für gewisse Holzarten, sehr richtig die Fütterung derselben mit passendem, frischem Reisig, namenthch von Hainbuchen, sofort beim Beginn des Frasses. — Mit Weizen, welcher durch Arsenik oder Strychnin vergiftet ist, kann man die Mäuse massenhaft vertilgen. (S. am Schluss S. 287.J Als natürliche, bedeutende Feinde der gemeinen Feldmaus sind Fuchs, Hermelin, Wiesel, Bussarde, Eulen, Weihen zu beachten. — Bei sehr grosser Vermehrung raifen nicht selten mörderische Epidemien fast alle Mäuse weg, oder diese werden vom Wandertrieb ergriffen. „Sie verlassen schaarenweise die Gegend nach einer Richtung ziehend, wobei sie sogar breite Ströme nicht scheuen und schliesslich spurlos verschwinden." (AI tum, S. 114.) — Ausser- ordentlich günstig ist ihrer Vermehrung ein schneereicher, gleichmässig kalter Winter. Nach einem solchen waren sie in Sachsen im Frühjahr 1872 massenhaft vorhanden. Abwechselung zwischen Frost- und Thauwetter vermag unter den Feldmäusen gründlich aufzuräumen. Arvicola agrestis L. (Die Ackermaus.) Färbung der Oberseite trüb braun, im Sommer mehr rothbraun, im Winter mehr gelbbraun. Unter- seite weisslich grau, undeutlich abgegrenzt, dadurch wesentlich von glareolus unterschieden^ welche stets eine scharfe Trennung zwischen Ober- und Unter- färbung zeigt. Ohr von Va Kopfeslänge, wenig aus dem Pelze hervorragend, inwendig nur mit einem schwachen Streifen langer Haare, Vorderrand aussen bis zur Mitte lang behaart. Hintere Fusssohle mit 6 Wülsten, hinter den- selben behaart. Schwanz zweifarbig, von Vs Körperlänge. Diese IS'^"^'. Im Gebisse unterscheidet sie sich von allen ihren Gattungsverwandten durch ein überzähliges Prisma des mittleren, oberen Backenzahnes. — Die Ackermaus bewohnt namentlich das mittlere und nördliche Europa und einen Theil des 19 290 Schädliche Wirbelthiere. angrenzenden Asiens. Nach Blasius lebt sie bei Braunschweig häufig unter Gebüsch, in Wäldern, an "Waldrändern oder an Gräben und Dämmen, nament- lich in der Nähe des Wassers. Alt um fand im Münsterlande nicht, dass sie besonders wasserreiche Gegenden aufgesucht hätte. Ihre Aufenthaltsorte er- schweren die Beobachtung und das Fangen dieser Maus. Altum fand in 1 1 2 Gewöllen der Waldohreule 80 Schädel derselben und schliesst daraus, dass sie erstens im Münsterlande nicht selten, zweitens Waldbewohnerin sei, weil die Gewölle anderer, weniger im Wald jagender Eulen (Schleiereule und Waldkauz) ungleich weniger Schädel derselben enthielten. — Ihr rundes Nest soll die Ackermaus hart am Boden im Gestrüpp bauen, und jährlich 3 bis 4 mal 4 bis 7 Junge werfen. Blasius fand sie im Herbste mit Sorex fodiens auch in Nestern des Blesshuhns angesiedelt. Bedeutuug. Ein besonderer Schaden, den A. agrestis gebracht, ist noch nicht bekannt, immerhin mag sie sich wohl an Baumbeschädigungen betheiligen. Erstens lässt ihr Aufenthaltsort darauf schliessen, zweitens be- richtet auch Blasius, dass sie sich vorzüglich von vegetabilischer Kost nährt, von Wurzeln, im Winter auch von weicher Weiden- und Buchenrinde. Murilli (echte Mäuse, Mäuse im engeren Sinne). Kopf schlank, mit spitzer Schnauze und schmälerer Stirn; Schädel gestreckt, die schmalen Stirn- beine deuten nicht durch einen Fortsatz am Orbitalrande die Trennung der Augen- und Schläfenhöhle au. Die seitlich stark comprimirten , unteren Nagezähne enden oben zugespitzt. Backenzähne klein, mit scharf abgesetzten Wurzeln, oben wie unten meist 3, selten 4 oder 2, auf der Kronenfläche mit stumpfen, queren Höckern. Vorderfüsse mit 4 Zehen und einem kleinen Daumenrudiment, Hinterfüsse fünfzehig. Der meist lange Schwanz ist zwischen seiner schuppigen Bedeckung fein und dünn behaart. — Die echten Mäuse sind über die ganze Erde verbreitet. Gattung Mus L. (Maus). Körper und Schädel sehr gestreckt, Schnauze spitz, Gebiss unten und oben mit 3 kleinen Backenzähnen. Ohren gross. Schwanz von 1 bis 1 V2 d^r Körperlänge, fast nackt, so dass die Schuppen- lingel deutlich durchscheinen. Keine Backentaschen, Hinterbeine verlängert, daher hüpfender Lauf. — Flinke, gewandte Thiere, welche an rauhen Flächen, feinen Halmen, selbst Bindfäden geschickt emporklettern. Uebergehen wir die schon ihrer Grösse wegen mit keiner anderen Art zu verwechselnden, forstlich ganz unwichtigen Ratten: Mus decumanus Pa,lL (Wanderratte) und Mus rattus L. (Hausratte), so bleiben folgende Arten erwähnenswerth: Mus musculus L. (Hausmaus), Einfarbig, dunkelgrau, unten nur etwas heller als oben. Färbung wenig veränderlich. Die meisten Exemplare zeigen mehr oder minder bräunliche Spitzen ihres grauen Haares auf der Oberseite. Ausnahmen sind hellgrau- oder weissspitzige Grannen (Varietät der nordischen Hausmäuse^ Ohren halb so lang wie der Kopf, — Die Hausmaus wirft jährlich 3 bis 5 mal 4 bis 7 nackte, blinde Junge, Sie entfernt sich nach Altum selten weiter von den Häusern, als eine halbe Stunde Weges, ist daher forstlich nur durch Verzehren der in Speichern aufbewahrten Samenvorräthe Mäuse. 291 von Bedeutung, verdient aber hier deshalb genannt zu werden, um sie von der "Waldmaus zu unterscheiden. Mus silvaticus L. ("Waldmaus). Von der Hausmaus durch die Färbung unterschieden. Oben bräunlich gelb, unten weiss; Füsse weiss. Hinterbeine auffallend verlängert, so dass sie im schnellen Lauf weit mehr hüpft, als musculus, Schwanz in der Länge variirend, gewöhnlich ein wenig kürzer als der Körper. Ohren halb so lang wie der Kopf. Die Waldmaus ist etwas grösser, als die Hausmaus, 11,5™- Ihre Fruchtbarkeit ist geringer. Ihre eigentliche Heimath bilden "Wald und Gebüsch, doch findet sie sich auch auf den dem "Walde benachbarten Feldern. Als besonders auffallendes Vor- kommen derselben erwähnt Altum, dass sie in Neustadt in den Häusern die Hausmaus vertritt; gewöhnlich besucht sie die menschlichen "Wohnungen, auf welche die Hausmaus angewiesen ist, nur vorübergehend. Bedeutung und Begegnung. Die Lebensweise der "Waldmaus ist noch nicht vollständig erforscht, obgleich das Thier an geeigneten Stellen im "Walde immer vorkommt. Auffallend ist, dass ihre Menge in verschiedenen Jahreszeiten zu wechseln scheint. Die "Waldmaus nährt sich vorzüglich von "Waldsämereien, aber auch von Getreide, Insecten und anderen kleinen TMeren. Die Rinde junger Pflanzen, namentlich Hainbuchen, benagt sie in empfind- licher "Weise und kann dadurch sehr schädhch werden. Wiese zählt die Buchenrinde unter die nothwendigen Nahrungsmittel der Waldmaus während des Winters, selbst dann, wenn es Mast genug giebt. Nach ihm rühren die Rindenbeschädigungen an höheren Stellen von dieser Maus her, während arvalis gewöhnlich nur tiefer schält. Durch die Vernichtung von Buchein und Eicheln, aber auch von Nadelholzsämereien, kann sie beachtenswerthen Schaden thun. Die Zapfen der Fichten und Kiefern benagt sie auf den Bäumen, beisst sie aber nicht ab, wie das Eichhorn, sondern schneidet nur die Schuppen mehr oder weniger scharf ab. — Von ihrem Nest verlaufen mehrere sehr lange Röhren, ersteres steht aber auch durch senkrechte Löcher mit der Oberwelt in directer Verbindung. Auf dem Schnee kann man ihre Spur von der der arvalis oder der glareolus dadurch unterscheiden, dass die Eindrücke in Folge des hüpfenden Laufes weiter von einander entfernt sind. Da die Waldmaus unregelmässiger umherläuft, als arvalis, also keine so sicheren Wechsel hält, da sie ferner im Walde lebt, also nicht erst vom Felde zuwandert, lässt sich nicht viel gegen sie thun. Schonung der be- kannten Mäusefresser: Fuchs, Hermelin, Iltis, Eulen. Einzelne kleinere Stellen, Saat- und Pflauzbeete, Vorrathsplätze für eingesammelte Eicheln und Buchein, kann man durch Gräben und eingelassene Töpfe schützen, so lange nicht der Schnee im Winter diesen Schutz unmöglich macht. Mus agrarius Pa/Z. (Brandmaus). Dreifarbig. Oberseite im Sommer rostbraun, im Winter mehr graubraun, mit scharfem, schwarzem Rücken- 19* 292 Schädliche Wirbel thiere. streifen, welcher nur ausnahmsweise fehlt. Unterseite weiss, scharf begrenzt. Schwanz nur von ^/^ der Köi-perlänge ; Ohren kaum '/:; der Kopflänge. Hinterbeine wenig verlängert, weshalb sie weniger hüpfend läuft, als die anderen Mäuse. — Die Brandmaus ist ein Thier der Ebene, steigt nicht in die Gebirge; sie bewohnt das Feld, schadet dem Landwirth daher oft be- deutend, wenn sie schaarenweis auftritt. Sie zieht sich wohl dann und wann in Feldgebüsche, dem Wald bleibt sie jedoch fern, deshalb forstlich gleich- giltig. Schutzmassregeln nicht nöthig, auch wenn sie auf den Feldern sich stark vermehrt hat. Mus minutus PalL (Zwergmaus). Unsere kleinste Maus, von etwa 6,5'^™- Körperlänge. Ohren nur Y3 der Kopflänge, erreichen angedrückt das Auge nicht. Oberseite gewöhnlich gelblich braungrau, gegen den Hinter- rücken fuchsigbraun. Hell gefärbte Exemplare nicht selten. — Unterseite abgesetzt weiss oder weisslich grau. Hinterbeine wenig verlängert. — Spo- radisch im mittleren Europa und in Asien verbreitet. Mitunter häufig. Scheint namentlich schweren Boden zu lieben. Hier und da in grossen Mengen landwirthschaftlich schädlich geworden, vorzugsweise im Hafer. Die kugeligen, kleinen Nester dieses zierlichen Thierchens ähneln einem Yogel- nestc mit seitlicher Oeffnung; sie befinden sich etwa 0,5™- vom Boden, frei zwischen den Zweigen von Stauden und Sträuchern am Kande von Vorhölzern, Hecken und Gebüsch. Häufig sind Blüthenhalme der Gräser mit dem Neste verbunden. — Trotzdem die Zwergmaus ein äusserst gewandter Kletterer ist, so dass sie sogar an dünnen Halmen emporklettern kann, wobei sie ihren Schwanz zu Hilfe nimmt, ist sie wohl noch nie den Bäumen schädlich ge- worden. Schutzmassregeln daher von Seite des Forstwirthes hier ebenso unnöthig, wie gegen die Brandmaus. Vertilgungs- und Vorbeugimgsmittel gegen Mäuse überhaupt. Ausser den, bei den einzelnen Arten gegebenen Andeutungen ist hier Fol- gendes zu erwähnen. Das Behüten mit Schweinen hat sich bei Anlage von Samen- schlägen und Saatkämpen stets recht wirksam gezeigt, da die Schweine Nester und Brüten zerstören, die Mäuse beunruhigen und verzehren. Leider ist dies Mittel in sehr vielen, vielleicht in den meisten Fällen nicht anwend- bar. Aehnliches gilt von dem Aushüten der Schonungen durch Rindvieh im Herbste. Dadurch wird das Gras entfernt und die Mäuse verlieren ihre be- liebteste Schutzdecke während des Winters. Das Gras hat übrigens in den Schonungen noch einen anderen Nachtheil. Es erhält die Rinde der Stämni- chen frisch und weich und macht sie für die Mäuse appetitlich, während da, wo die Buchen (auf gutem Boden schon im 6. bis 8. Jahre) sich scliliessen und dadurch das Gras verdrängen, die Mäuse nicht mehr an die nun härter gewordene Rinde gehen. Weidevieh kann schon durch das Niedertreten des Grases nützlich werden (Forstm. Krohn). Vor dem Rindvieh dürfen aber nicht Schafe, deren Geruch ihm widerlich ist, eingetrieben werden (Forstm. Bando). Mäuse. 293 Auch der Schaden, welchen Mäuse oft an Sämereien mancherlei Art, besonders Eicheln und Buchein, welche überwintern, anrichten, ist nicht un- beträchtlich. Als Zeichen, dass jene ungebetenen Gäste da waren, bleiben leere Schalen und Koth zurück. Werden die genannten Waldfrüchte, wie gewöhn- lich, im Freien aufbewahrt, so muss man die Stellen, welche nie einen grossen Platz einnehmen, mit Fanggräben, wie sie nachher noch beschrie- ben werden, umgeben. — Samenvorräthe aller Art, auch die der Nadelhölzer, suchen die Mäuse in den zur Aufbewahrung dienenden Räumen gern auf; hier helfen nur Fallen und Katzen. Besonders werthvoUe Sämereien sind in Säcken frei aufzuhängen. Gegen die gemeine Feldmaus (A. arvalis) wird noch ein Mittel em- pfohlen, welches da, wo die Mäuse sich nicht über gar zu grosse Strecken ver- breitet zeigen, von Nutzen sein kann. Man muss ihre rinnenartig nach den Löchern laufenden Wege aufsuchen und hier und da Löcher einstossen, in welche die Mäuse, weil sie immer bestimmte Gänge halten, leicht fallen. Sie können nicht wieder hinaus und müssen sterben. Damit die Arbeit schnell von Händen gehe, bedient man sich eines langgezogen -kegelförmigen Instrumentes (Erdbohrer) von Holz oder besser von Eisen. Mit diesem stösst man in kurzer Zeit eine Menge Löcher ein, und Tausende werden so ge- fangen. Da die blossen Erdlöcher leicht zufallen, so senkt man auch wohl vertikal stehende Drainröhren, die jetzt so wohlfeil sind, ein. Ferner muss man die, an inficirte Felder grenzenden Schonungen, Saat- und Pflanzbeete mit steilwandigen Fanggräben umgeben, av eiche auf ihrer Sohle die ganze Breite einnehmende Fanglöcher haben. Besser ist es noch, gegen 0,4°^- tiefe, glatte, cylindrische Töpfe einzugraben, in welche die Mäuse hineinfallen. Ob billige, weite Drainröhren die Töpfe mit gleichem Erfolg ersetzen können, dürfte erst zu versuchen sein. Uebrigens empfiehlt es sich jedenfalls, auf dem Boden der Töpfe ein Loch, ähnlich wie in Blumentöpfen, anzubringen, damit das Wasser nach Regengüssen ablaufen kann; denn ersaufen die Mäuse auch im nicht ganz mit Wasser gefüllten Topf, so hilft ihnen dieses doch heraus, wenn er bis an den obersten Rand gefüllt bleibt. Gleiche Töpfe können auch auf den Mäusewechseln im Innern der gefährdeten Schonung eingegraben werden; man giebt dann wohl einige Getreidekörner als Lock- speise hinein, doch ist dies nicht nöthig, wenn nur der Topfrand leidlich versteckt wird. Von den Feldern geht übrigens die Vermehrung dieser Mäuse aus. Man will daher auch die Landwirthe verantwortlich machen und ver- langt, dass sie mehr auf diese Landplage achten und besonders in den Jahren der Nichtverbreitung Mäusefänger anstellen, namentlich im Frühjahre recht thätig sind (Ja ekel, „Vertilgung der Waldmäuse", Nürnberg 1858, beurtheilt von Snell in Forst- und Jagdzeitung 1860, S. 356 f.). 294 Schädliche Wirbelthiere. Es versteht sich von selbst, dass das Schonen der Mäusefeinde, und zwar aller, selbst der zu Zeiten schädlichen, namentlich der Füchse, "Wiesel, Hermeline und Eulen sehr wichtig ist. Auch gehören die Schlangen, besonders die giftige Viper, zu den eifrigsten Verfolgern der Mäuse. Igel, Dachs, Maulwurf (nach Lenz), Marder und Iltis mausen, sowie die Bussarde und andere Raubvögel, ebenfalls sehr gut. Wenn man daher merkt, dass letztere sich nach Orten, wo Mäusefrass droht, zusammen- ziehen, so störe man sie nicht, sorge vielmehr, dass sie niedrige Pfähle, Kreuzhölzer, Aeste oder dergleichen finden, auf welchen sie gern sitzen und stundenlang unverdrossen auf ihre Beute lauern. Auch darf man die Haus- katzen, wenn sie sich nach einem Mäusefrasse hinziehen, nicht stören, wenn sie dabei auch die nützlichen Vögel und ihre Brüten beunruhigen. In mehreren Jahren allgemeiner Mäuseverbreitung blieb der Neustädter, fast 2,5 Hektar grosse Forstgarten inmitten des hohen Holzes verschont, wahr- scheinlich weil die sehr scharfe Katze unserer Darre hier fleissig revidirte und auch Katzenbesuche aus der Nachbarschaft erhielt. Selbst der kleine Dächsei des Darrmeisters half ihr dabei. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass beide auch die Nester aufsuchen, die Katze nur die über der Erde im dichten Grase etc. angelegten, der Dächsei auch die in der Erde stehenden. In Gärten werden auch beim Rajolen und Umgraben oft Nester zerstört, ohne dass die Arbeiter es merken, wenn sie nicht gerade durch den elastisch weichen "Widerstand des sauber ausgepolsterten, oft mit Haaren, Papier- schnitzeln u. dergl. ausgelegten Nestes aufmerksam gemacht werden. Der Vorwurf von Reisig, namentlich Hainbuchenreisig wurde bei arvalis erwähnt, da ihn Wiese empfiehlt; derselbe kann natürlich nur erst beim Beginn des Frasses erfolgen und muss von Zeit zu Zeit erneuert werden, da die Mäuse nur die frische Rinde lieben. Das Fangen in Fallen bleibt bei allen Mäusen im Freien ein unvoll- kommenes Hilfsmittel; weit gründlicher hilft das Vergiften. Am besten wirkt Arsenik-Weizen, dessen Bereitung bei der Mollmaus (S. 287) ge- schildert wurde. 6 — 8 Körner Giftweizen gentigen, eine Maus zu tödten. — Eine andere Bereitung ist nach v. Meyer in ck folgende: Man löst Arsenik in Wasser bis zur Sättigung, lässt dann den Weizen 24 Stunden darin quellen, breitet ihn auf Laken und bestreut ihn, wenn er halb trocken ist, mit Zucker, schippt ihn auch öfters um, damit alle Körner bezuckern. Man muss ihn, um ihn länger wirksam zu erhalten und ihn zugleich für die Mäuse bequem zugänglich zu machen, schützen, was leicht und wohlfeil durch Aus- legen desselben in Drainröhren geschieht. Dies hat noch den Vortheil, Reb- hühner, Tauben und andere Vögel von dem Genuss des Giftes abzuhalten. Da jeder Töpfer solche Röhren leicht herstellt, so ist es zweckmässig, sie Mäuse. 295 nach eigener Angabe fertigen zu lassen. Sie dürfen nicht zu lang (höchstens Vs " ) sein, müssen auch nicht viel mehr Oeffnung haben, als zum Einkriechen der Maus nöthig ist. Sie müssen ferner, um das Herunterrollen von Ab- hängen zu vermeiden, auf der einen Seite etwas flacher sein und hier einen, etwas nach innen vorspringenden Rand haben, damit der Weizen nicht her- ausfällt. Da man die Röhren auf den Schlägen öfters revidiren muss, so schüttet man mit einem Male nicht mehr als 1 Theelöffel Weizen hinein. — Man suche die befressenen Horste auf und lege am Rande derselben, etwa in 1™- Entfernung von einander die Röhren so, dass sie in die, über der Erde befindlichen Gänge gedrückt und seitwärts wieder mit Gras bedeckt werden können. Buchenhorste von 10 bis 20 Quadratmeter Grösse erfordern 20 — 30 Röhren. Hat man nicht Röhi'en genug, um alle Horste zugleich zu belegen, so kann man mit ihnen den Platz wechseln. Wenn man bemerkt, dass, nachdem die erste Portion Weizen ausgefressen ist, eine neue, die man eingebracht hat, unangerührt bleibt, so kann man nach einigen Tagen mit den Röhren weiter gehen. Frühzeitiger Schnee hindert die Fortsetzung dieser Operation. Dann kann mau sie wenigstens noch unter Meterstössen, Reisig- haufen fortsetzen, wohin sich die Mäuse gern ziehen*). Ed. Hey er empfiehlt zum Schutze der Saatbeete gegen A. arvalis und M. silvaticus mit Strychnin vergifteten Weizen; man füllt damit Drainröhren bis zur Hälfte an und belegt damit die Beete. Die schweren, besonders ge- fährdeten Samen von Buchen, Eichen und Kastanien etc. sollen auf die Beete gebracht, mit einer lockeren Schicht von Sand und Rasenasche ziemlich stark gedeckt und diese Decke soll glatt angedrückt werden. Jede neue Mauseröhre entdeckt man dann leicht und streut etwas Giftweizen hinein. Hier in der Tharander Gegend werden zur Mäusevergiftung seit länge- rer Zeit Phosphorpillen verwendet. Der Phosphor wird im warmen Wasser geschmolzen, Mehl zugesetzt, und aus dem Brei werden die kleinen Pillen gedreht, die man dann in die Mauseröhren giebt. Die Bereitung der Pillen kann nur ein ganz Sachverständiger (Apotheker) besorgen, da man dabei grosse Gefahr läuft, sich die Hände stark zu verbrennen. — Arsenik- und Strychnin- Weizen wirken wohl auch gründlicher. *) In den Lichtschlägen des Freienwalder Reviers wurde im Jahre 1852 in dem damals 6jährigen, sehr dicht stehenden Buchenaufschlage ein bedeutender Mäuse- frass bemerkt, nachdem im Jahre vorher auf den umgebenden Feldern Mäusefrass ge- wesen war. Der damalige Revierverwalter Vogelgesang leitete das hier beschriebene Verfahren sofort ein. Die 100 Drainröhren, welche in Freienwalde auf Bestellung verfertigt worden waren, kosteten noch nicht 3 Mark und für 48 Liter Giftweizen, welcher verbraucht wurde, zahlte man ungefähr 15 Mark. Im Jahre 1853 zeigte sich kein Mäusefrass im Schlage. 296 Schädliche Wirbelthiere. So empfehlensweith die Vergiftung der Mäuse auf kleineren, be- schränkten Räumen ist, wie die Pflanzschulen u, s. w., so hat sie im Grossen angewendet, doch ihre Nachtheile, weil auch die nützlichen Thiere, welche die vergifteten Mäuse verzehren, dabei zu Grunde gehen. In der Umgegend Tharands, wo die Landwirthe in ausgedehntester "Weise seit Jahren Mäuse ver- giften, hat man ein Seltenwerden der Bussarde u. s. w. bemerkt. Todte Krähen sind oft aufgefunden worden. Ob man so durch weit verbreitetes Vergifteten nicht auf der einen Seite so viel wieder verdirbt, wie man auf der anderen Seite gut macht, dürfte mindestens der Erwägung werth sein. — . Behandlung der von Mänsen beschädigten Hölzer. Es giebt immer noch Forstmänner, welche bei Mäusefrass ganz unthätig bleiben und meinen, ihre Buchen -Schonungen zögen sich auch ohne Schnitt wieder zu; bequem ist dies allerdings, aber nicht sicher, wie die Erfahrung lehrt. Zu unter- scheiden ist Zeit, Ort und Ausdehnung des Frasses. Was die Zeit betrifft, so habe ich (Ratzeburg) früher mit Pfeil einen Werth auf Unterscheidung von Winter- und Frühjahrsfrass gelegt, bin aber davon zurückgekommen, da ich jene nicht mit Sicherheit zu unter- scheiden weiss. Künstliche Buchen -Ringelungsversuche zeigten mir, dass die Wegnahme von Rinde zur Saftzeit nicht die Folge hatte, welche Pfeil vom Frühjahr sfrasse annahm und die bei ihm gewiss nur Hypothese war. Die „Waldverderbniss" beschreibt und illustrirt dies näher. Die feine Unter- scheidung des Ortes ist auch mehr theoretisch als praktisch, denn unter- halb des Wurzelknotens fressen die Mäuse, mit Ausnahme der A. amphibius, mitunter auch arvalis, gewiss selten; dann lässt sich auch nichts thun. Ich nehme also nur Frass oberhalb an;ob höher, ob niedriger — selten über 20 — SO'^™- — hängt meist von der Höhe des Schnees ab, auf welchem die Thiere sassen, aber auch von der Laubdecke, endlich von der Art des Missethäters. Am wichtigsten ist die Ausdehnung des Frasses. Einseitiger oder platzweiser Frass, wenn er noch geringe Höhe hat, macht eine besondere Behandlung nicht nothwendig, da kleine Frassstellen bald überwallen und der Stamm ungestört fortwächst. Geht der Frass aber ringsherum, und haben die Zähnchen tief in den Splint eingegriffen, so wird der Wipfel oft so vollständig isolirt, dass er gar keinen Saft mehr erhält und sofort abstirbt. In Folge dessen bilden sich bald Ausschläge unterhalb des Frassringes. Oft bleibt noch ein schwacher Rindenstreifen, welcher Wipfel mit Wurzelästen verbindet, oder die Commimication wird durch Cambialinseln, welche auf dem benagten Splinte bleiben und sich mit eintretender Vegetation in Form von Perlen vergrössern, hergestellt (Waldverderbniss IL Taf, 44). Dann Mäuse. 297 stirbt der Wipfel erst nach einigen Jahren langsam ab und hinterlässt eine unebene Bruchstelle, die leicht einfault. Dies ist der unangenehmste Fall. Es giebt also Fälle, in welchen das Abschneiden der Pflanzen durchaus nothwendig ist, wenn man nicht Verluste erleiden will, andere wieder, wo jenes nicht so dringend angezeigt ist. So würde man davon absehen können, wenn in Besamungsschlägen nur einzelner, zerstreuter Frass vorkommt; denn hier zieht sich, auch wenn die befressenen Pflanzen kümmern, die Schonung doch bald wieder zu, nicht so nach Massenfrass. Hier wird man immer*) gut thun, die befressenen Stämme abzuschneiden; man erhält dann eine glatte, schräge Schnittfläche, welche vollständig überwallt, und einen kräftigen Stock- ausschlag, welcher die Umwallung ungemein befördert. Wenn man Gelegenheit hat, geschnittene Orte nach Jahren wiederzu- sehen, so wird man die so behandelten von den anderen leicht unterscheiden. Die sich selbst überlassenen Stämme zeigen immer noch Fehler an der Nage- stelle, sind auch oft abholzig, knickig etc. Die geschnittenen dagegen unter- scheiden sich kaum von reinen Samenlohden; man erkennt sie meist nur an einem etwas verdickten Fusse, den sie endlich aber auch verlieren. Soll zu der Operation des Schneidens geschritten werden, so handelt es sich 1) um die Auswahl der Kranken und 2) um ihre Behandlung. Die Auswahl macht die meiste Mühe; denn das Ergrünen, welches im Sommer die Kranken verrathen würde, darf, da man im "Winter oder Frühjahre schneiden muss, nicht abgewartet werden. Die weissen Nagestellen sieht man nur in dem Falle von Weitem, wenn Schnee und Regen das Gras an den Boden gedrückt haben. Es bleibt daher nichts übrig, als die 'Dickungen zu durchkriechen, das Gras zu entfernen und die Stämme in der Nähe zu unter- suchen. Trotzdem bekommen die Arbeiter bald eine Uebung in dieser Arbeit, *) Lehmann, welcher in den schönen Uckermärkischen Buchenforsten der Grafschaft Boytzenburg öfters mit Mäuseplage zu kämpfen hatte und dann jedes- mal thätig einschritt, theilte schon für die früheren Ausgaben dieses Buches seine Erfahnmgen mit. Er war bis zu seinem Tode von der Wichtigkeit des Schneidens durchdrungen, ja er sah dies als das einzige Mm Grossen ausführbare Mittel an» welches man bei Mäusefrass anwenden kann, da selbst die Beunruhigung der Mäuse durch Schweine nur unvollkommen gelingt, indem letztere sich bald gewöhnen, auf gewissen Steigen hinter einander her zu gehen. Jetzt, nach einer Reihe von Jahren, hat sich der Erfolg seiner Massregeln unzweideutig gezeigt: grosse Flächen früher (im Jahre 1837) benagter Buchenpflanzen, welche gleich abgeschnitten wurden, sind wieder freudig emporgewachsen, und es ist ihnen keine Beschädigung (1863) mehr anzusehen. Forstmeister Lehmann hatte in dem vorhin erwähnten Falle mit nicht mehr als 36 Menschen über 450 Hektar Buchenschonung, welche mehr oder weniger von Mäusen gelitten hatten, vom Fortgange des Schnees an bis zum Ausbruche des Laubes genau durchsuchen und alle stark benagten Pflanzen abschneiden lassen. 298 Schädliche Wirbelthiere. und man unterscheidet solche Horste, welche ganz abgebuscht werden müssen, von anderen, in welchen nur einzelne Kranke sind, die man ganz übergehen kann. Pfeil richtete sich im Frühjahre mit dem Schneiden nach der Be- schaffenheit der Knospen der gefressenen Stämme, fangen diese an zu schwellen und sind sie grün, so indiciren sie das Schneiden; sind sie aber welk und fangen sie an zu vertrocknen, so ist das ein Beweis, dass der Saft nicht aufgestiegen ist, und das Schneiden unterbleibt (Krit. Blätter XXI. S. 212) — wohl etwas zu mühsam und unsicher, deshalb unpraktisch. Was das Schneiden selbst betrifft, so kommt dabei viel auf die Instrumente an. Gewöhnlich wendet man scharfe Barten dazu an, um mit kräftigen Hieben die Stämme recht niedrig zu hauen. Da di^ Beile aber so leicht stumpf werden und der übrig bleibende Stock auch so oft auf- spaltet, so ist es besser, man schneidet die Stämme aus. Man bedient sich dazu krummer Messer, wie sie die Korbmacher an der Elbe gebrauchen, um Weidenruthen und Bandstöcke zu schneiden. Die Krümme der Messer liegt zwischen der der Gärtnerhippe und der einer Sichel. Zur bequemern Hand- habung haben sie einen starken, 32°'^- langen Stiel; denn bei kurzen und schwachen Stielen halten die Arbeiter das Schneiden nicht lange aus, weil sie Blasen an den Händen bekommen. Mit diesen Messern kann man Stämme bis zur Stärke von 5 — 6°™- gut abschneiden. Noch dickere werden dann mit leichten Beilen abgehauen. Der Schnitt wird von unten nach oben schräg geführt, und zwar so tief als möglich, um unter die beschädigte Stelle zu kommen. Die Schnittfläche wird alsdann glatt, und kein Stock spaltet auf. Die Arbeit kann nur in Tagelohn unter Aufsicht geschehen. Die Arbeiter werden dicht neben einander in eine Reihe, wie die Treiber bei der Jagd, gestellt und gehen so die Dickungen durch. 18. ]>ie IScbläfer oder Siebenschläfer. Myoxus Zimmerm. Die der Gattung Myoxus angehörigen Nager sind Mittelglieder zwischen Eichhorn und Mäusen. Die Ohren sind kurz, fast nackt. Backentaschen fehlen. Der Schädel ist durch seine äussere Gestalt dem der Mäuse sehr ähnlich. 4 Schneidezähne und jederseits oben und unten 4 Backenzähne, die sich im Alter stark abschleifen. Durch den zweizeilig buschig behaarten Schwanz ähnelt die eine Art (M. glis) sehr dem Eichhorn, während eine andere Art durch den zwar zweizeilig, aber nicht buschig behaarten Schwanz (M. avellanarius) den Mäusen nahe steht. Alle Schläfer sind echte Wald- thiere, die im Gebirge hoch hinaufsteigen. In ihrer Beweglichkeit ähneln sie sehr den Eichhörnchen, denn sie klettern alle geschickt, ja glis springt von einem Baume zum anderen. Sie unterscheiden sich aber durch den merk- Die Schläfer oder Siebenschläfer. 299 würdigen Winterschlaf, den sie im Freien, wie in der Gefangenschaft, zusammengekugelt halten, aus welchem sie durch starke Kälte wie durch Wärme erweckt werden können, diesem Wechsel, wenn wiederholt, aber endlich erliegen. Sie suchen sich trockene Orte, am liebsten in anbrüchigen Bäumen, Stöcken etc., füttern sie auch wohl aus. Hier oder in be- sonderen, kugligen, zwischen Zweigen aufgehangenen Nestern (selbst in den von Eichhörnchen, Krähen, Hehern verlassenen) werfen sie ihre 3 — 6 Jungen. Die Begattung erfolgt im Frühjahre, bald nach dem Erwachen aus dem Winterschlafe, Forstlich ist Myoxus in Deutschland nicht von grosser Bedeutung, doch mag eine kurze Beschreibung der einzelnen Arten hier Platz finden. M. glis L. (Siebenschläfer.) Aehnelt am meisten der Gestalt des Eichhorns, ist aber nur V3 so gross wie dieses. Schwanz wenig kürzer als der Körper, seine ganze Länge noch buschig, unten zweizeilig behaart. Pelz oben aschgrau, zuweilen etwas bräunlich, unten weiss. Um die Augen ein dunkler Kreis. — Hauptsächlich heimisch in den Buchenwaldungen Süd- und Mitteleuropas, wo er allerdings durch Verzehren der Mast forstschädlich wird. Er scheint nach mastreichen Orten zu wandern, und wird namentlich in Krain viel gefangen. Inner- und Unterkrain liefern in guten Mastjahren etwa 800 000 Stück dieser Thiere (dort „Billich" genannt), deren Fleisch den alten Römern ein Leckerbissen war, jetzt vom Krainer, aber nicht vom benachbarten Italiener gern genossen wird. Der Balg kommt als billiges Pelzwerk in den Handel. In einer Nacht vermag ein Fallensteller bis 500 Stück zu fangen. — Nach Altum kommt er in den verschiedensten Gegenden Deutschlands vor. M. quercinus L. (nitela Sehreb.) (Gartenschläfer.) Etwas kleiner, als glis. Oben röthlich braim, unten weiss; der die Augen einschliessende, schwarze Ring setzt sich unter dem Ohre hinaus fort. Vor und hinter dem Ohr ein weisser, an der Schulter ein schwarzer Fleck. Schwanz etwas kürzer als der Körper, anliegend, nur an der schwarzen Endhälfte abstehend behaart. — Lebt ähnhch dem Vorigen. — In Gärten schädlich. M. avellanarius L. (Haselmaus). Von der Grösse einer Haus- maus. Ober- und Unterseite gelbroth, Kehle weiss. Schwanz von Körper- länge, zweizeilig, aber nicht buschig behaart. — Heimisch namentlich in Mitteleuropa; mehr in Gebüschen, als in Wäldern. — Lässt sich leicht zähmen. Forstliche Bedeutung. Die Schläfer werden dadurch schädlich, dass sie verschiedene Baumfrüchte, besonders Nüsse, Kastanien, Eicheln, Buchein u. s. w, fquercinus auch Obst) verzehren und zu Wintervorräthen zusammen- tragen. Sie benagen ferner die Baumrinden und stellen den Vogelbruten auf ähnliche Weise nach, wie die Eichhörnchen. Deshalb rechtfertigt sich ihre Vertilgung dort, wo sie in grosser Menge auftreten. Die einzige, in Norddeutschland gewöhnliche Art, M. avellanarius, ist in manchen Laub- wäldern ziemlich häufig, wird aber nur da schädlich, wo sie sich massenhaft vermehrt. Letzteres erzählt man nus den Vorbergen der Karpathen, wo man 300 Schädliche Wirbel thiere, oft gegen das zierliche Thier zu Felde ziehen muss, weil es den Buchen- verjüngungen Gefahr bringt (Hensel im schles. Forstverein 1855). Der Verdacht des Spiralringelns durch Myoxus am Nadelholze ist wenig begründet, dagegen hat es mehr Wahrscheinlichkeit, dass die Buchen- ringel, deren veraltete Spuren man einst Ringelkrankheit nannte, von Schläfern herrühren; Nördlinger hat Zahnspuren daran gefunden. Als sehr wahr- scheinlicher Thäter einer gleichen Beschädigung an Birke nennt AI tum auf Grund der Beobachtung des Oberförster Jasper in Lamspringe (Hannover) M. avellanarius. — Nördlinger berichtet über Schäden durch Myoxus in Krit. Blätter 1849, er erwähnt daselbst auch das Benagen der Fichtenzapfen. Dritter Abschnitt. Beurtheilung und Behandlung des von Insecten tödtlicli verletzten Holzes. I. Wonach richtet man sich, um das gewisse oder mögliche Ab- sterben des Holzes vorherzusagen? Zur vollständigen Lösung dieser wichtigen Frage wird man immer noch neue Erfahrungen bei Massenfrass an verschiedenen Holzarten und unter den verschiedensten Umständen sammeln müssen. Schon bei der Besprechung der einzelnen Insecten, sowie beim Mäusefrass, wurde diese Frage erörtert. Wir brauchen deshalb hier auf jene Beschädigungen nicht nochmals ausführ- lich einzugehen, Avelche Culturen erleiden. Wo jüngere Pflanzen verletzt werden, erfordern sie nur ausnahmsweise (z. B. bei Frass von Pis. notatus Fabr.) eine besondere Behandlung; in den meisten Fällen (z. B. bei Frass des Mai- käfers, des Hj'l. abietis L. etc.) wird man einfach abwarten können, ob die Pflanzen sterben oder sich wieder erholen. Hier ist also die oben gestellte Frage von geringerer Wichtigkeit. Auch bei Althölzern, namentlich bei Nadelhölzern, erledigt sich dieselbe fast von selbst, sobald die Bäume von Insecten befallen sind, welche im Innern des Baumes, sei es im Holze, sei es in der Bastschicht leben. Derartige Bäume sind stets Kinder des Todes. Wenn auch einige alte Laubhölzer den Frass mancher Böcke oder Borken- käfer jahrelang aushalten, wenn auch Nadelhölzer, in denen Sirex lebt, noch mehrere Jahre wachsen, so ist hier doch gewöhnlich der Hieb in allen jenen Fällen, wo man ihn sonst forstlich irgend rechtfertigen kann, mehr angezeigt, als das Stehenlassen. Unbedingt ist dies der Fall bei allen von Borken- käfern oder Stangenrüsselkäfern befallenen Nadelhölzern. Mit Laubhölzern braucht man sich nicht zu übereilen. Die Frage, ob ein Bestand den In- sectenfrass überstehen werde oder nicht, reducirt sich also in der Hauptsache auf die Nadelhölzer, welche ihrer Nadeln durch Insecten beraubt werden. 302 Beurtheilung und Behandlung des von Insecten tödtlich verletzten Holzes. Hier können Umstände eintreten, welche den Abtrieb rechtfertigen oder for- dern, auch ehe die vollständige Gewissheit des Todes eingetreten ist; in anderen Fällen kann man letztere erst abwarten. In früheren Zeiten ist man wohl mitunter etwas voreilig mit dem Kahlabtriebe vorgeschritten. Neuerdings befolgt man mit Recht mehr die Methode des Zögerns und kommt dabei besser weg, als bei der unbedachtsameu, voreiligen Fällung. In Bezug auf Vorhersage des Absterbens der Bäume giebt es absolute und relative Kennzeichen. a) Absolute Kenuzeiclien des Absterbens. Dass Laubhölzer im All- gemeinen weit weniger empfindlich sind als Nadelhölzer, wurde bereits an anderen Orten wiederholt hervorgehoben. Indessen giebt es doch Fälle, in welchen auch bei Laubhölzern absolut Absterben zu erwarten ist. Bei- spiele von tödtlichen Folgen nach Verbeissen, Schälen, Benagen wurden beim Wild und bei den Mäusen erwähnt. Aber auch Insectenfrass bietet der- gleichen. Zunächst nenne ich die Borkenkäfer, einige Bupresten und Rüssel- käfer, welche früher oder später junge Birken, Eschen und Rüstern, auch Buchen und Eichen in demselben Jahre tödten können, in welchem diese Bäume befallen werden. Man bemerkt dies meist zur rechten Zeit, um die kranken Stämme noch vor Ausfliegen der Käferbrut entfernen zu können. Ein sicheres Kennzeichen ist namentlich das schneller, als beim Nadelholze, eintretende Welken der Blätter; aber auch an der Rinde verdächtiger Bäume wird man bei aufmerksamer Untersuchung die Bohrlöcher entdecken. Be- merkenswerth ist, dass hier, wie beim Nadelholze, gerade auf Käferfrass junge Stämme am meisten reagiren. Diese sind daher mehrere Jahre nach der Pflanzung besonders im Auge zu behalten. Alte Bäume sind nicht so empfindlich, werden oft jahrelang von Käferbrut bewohnt, ohne zu sterben. Alte Eschen, Rüstern, Birken geben hiervon Zeugniss; ein schnelles Absterben habe ich bei diesen durch Scolytus-Frass nie beobachtet. Selbst bei wurm- f rassigem Nadelholze hat das Alter Einfluss, denn alte, astreiche Kiefern sieht man nicht selten, trotz Wurmtrockniss einzelner Zweige, nur chronisch leiden. — Das Absterben von Laubholz nach Raupenfrass erfolgt viel seltener und immer langsam. Man kann indessen, wenn Eichen und Buchen nach Raupenfrass mehrere Jahre kränkeln, trockene Zweige bekommen, kleinere Blätter treiben, Spechte anlocken etc., auf ihr baldiges Eingehen rechnen, besonders bei etwas unterdrückten Stämmen. Beim Nadelholze treten die Sjmptome bestimmter auf. Unterscheiden wir auch hier Jung- und Altholz. Bei den Keimlingen, selbst bei etwas älteren Pflanzen ist das tödtliche Erkranken leicht zu erkennen, weil es noch schwache Individuen trifft. Wenn die noch zarten Wurzeln von Enger- lingen an- oder abgefressen werden, so lassen die Pflänzcheu noch an dem- Beurtheilung und Behandlung des von Insecten tödtlich verletzten Holzes. 303 selben Tage die Nadeln hängen, und mau braucht gar nicht das Eothwerden derselben abzuwarten, um ihren Tod vorauszusagen. Dies ist besonders bei Kiefern deutlich zu bemerken; eine Holzart, welche sich ja auch nach Wild- verbiss schwerer erholt, als die Fichte. Letztere macht schon im ersten und zweiten Sommer nach dem Verbiss oft die kräftigsten Triebe. lieber die Beschädigungen der Fichtenpflanzen durch cunicularius , durch Rüssel- käfer, die der Kiefer durch vestigialis u. s. w. ist das früher Gesagte zu vergleichen. — Unter allen Umständen wird es sich empfehlen, an den Wurzeln oder an der Rinde durch Insecten stark beschädigte Pflanzen nicht mehr zur Cultur zu verwenden, sondern lieber wegzuwerfen. Am älteren Holze oder Hochholze fehlen absolut sichere Todeskenn- zeichen ebenfalls nicht, sie sind aber seltener, als die relativen, und ihre Bedeutung ist nicht ohne Weiteres so klar, wie beim Jungholze. Plötzliches Absterben kann beim alten Baum, also bei einem aus vielen kleinen Individuen bestehenden Gesammtindividuum nicht vorkommen. Das Absterben erfolgt mehr allmälig. So grünt manchmal der Wipfel noch längere Zeit, während unten am Stamme die Rinde sich bereits loslöst; ein sicheres Zeichen des Todes. Wir müssen schon zufrieden sein, wenn sich die bestimmten Todes- zeichen noch vor Winter oder während des Winters einstellen, damit die Axt dem Verderben vorbeugen kann. Zunächst ist hier Käfer- und Raupen- frass wesentlich zu unterscheiden. Im Falle eines Käferfrasses, der im Nadelholze für junge und alte Bäume gleich gefährlich ist, gewöhnlich auch zum baldigen Abtriebe drängt, ist zuerst die Rinde zu beobachten, wo sich durch Bohrlöcher und Wurmmehl die Borkenkäfer, durch Harztropfen Pis. piniphilus Übst, und hercyniae Hbst.^ sowie Tetropium luridum L. u. s. w. verrathen. .Das Bleichen und Eothwerden der Nadeln tritt zuweilen bald hinterher ein — schneller bei Fichte als bei Kiefer — , manchmal bleibt es auch bis zum Winter oder bis zum nächsten Frühjahre aus. Letzteres ist z. B. bei piniphilus der Fall; bei Boi-kenkäfern dann, wenn der Anflug erst im Spätherbst erfolgte. — Manche wollen bei dergleichen Käferfrass auch aus dem Verfärben der äusseren Rinde Schlüsse ziehen, es ist dieses Kenn- zeichen aber im höchsten Grade unsicher. Nach Raupen fr ass kündigt sich der Tod niemals so schnell an. Nur in sehr seltenen Fällen werden einzelne Stämme wirklich todt gefressen, d. h. inmitten des Frasses getödtet. Der Abtrieb eilt hier aber nicht so sehr, wie bei Wurmtrockniss , und man hat Zeit, die Kranken nach allen Richtungen aufmerksam und länger zu beobachten. Am wenigsten bekannt ist das Verhalten der Lärche, doch scheint diese, ähnlich den Laubhölzern, weniger empfindlich gegen Raupenfrass zu sein, als die anderen Nadelhölzer, wenn sie dadurch auch im Wuchs benachtheiligt wird. Von der Tanne 304 Beurtlieilimg und Behandlung des von Insecten tödtlich verletzten Holzes. kennen wir bereits grosse Empfindliclikeit gegen den Frass des Tannenwicklers. Fichte und Kiefer sind am bekanntesten. Fichten zeigen meist früheres Rothwerden der Nadeln als Kiefern, bei Nonnenfrass z. B. oft. schon im Herbste; es ist dies sehr auffallend, wenn noch ein Viertel oder die Hälfte der Nadeln erhalten blieb, in welchem Falle also der Baum gar nicht so stark beschädigt wurde; Kiefern halten einen viel stärkeren Frass aiis. Allerdings ist auch bei den Kiefern ein Entknospen in grosser Ausdehnung unbedingtes Todeszeichen. Je mehr die Knospen zerstört Avurden, desto mehr treten auch andere Anzeigen des Todes hervor, wie Rosetten, Grünholzscheiden- triebe (zu vergl. §. 11). Einzeln, also unbedeutend erscheinen die Rosetten nach Spannerfrass, massenhaft nach dem des Spinners, zmveilen nach Eule Tmd Nonne; immer sind sie mit kümmerlicher Jahrringbildung verknüpft. Hat man auch dann noch bezüglich der Vorhersage Zweifel, so untersuche man, ob die Safthaut nicht schon gelbfleckig oder wässerig wird, oder sich gar zunderartig auflöst, im hohen Grade „aufgebacken" erscheint, und ob dem letzten Jahrringe nicht schon Harzcanäle und Herbstholz (Braunholz) fehlen (§. 11). In vielen Fällen, selbst ohne Eintritt der Bildung von Rosetten, sind schon die vorhergehenden Ringe mehr oder weniger abnorm; tbeils sind sie sehr schmal, theils zeigen sie „Harzketten", welche immer ein bedeutendes Sinken der Leben sthätigkeit bekunden. An einzelnen hoffnungs- losen oder sehr zweifelhaften Bäumen kann man dann auch „fenstern", d. h. man schneidet ein Rindenfenster von einigen Quadratcentimetern aus, um auf dem dadurch entblössten Splinte die austretenden Harztröpfchen beobachten zu können. Dies kann zum Vergleich zwischen gesunden und lo-anken Stämmen sowohl im Winter, wie im Sommer, geschehen. Kleine und sehr sparsame Harztröpfchen verrathen eine bereits eingetreteue Schwäche des Baumes. Als Zeichen des bald zu erwartenden Todes nach Raupenfrass gilt ferner das Trocknen und Welken der Knospen, sowie das Auftreten von Hylesinen und Bockkäfern. Wenn die Knospen beim Durchschneiden nirgends mehr grüne Blättchen zeigen, dann ist allerdings der Baum todt. Indessen kann man nicht umgekehrt aus dem grünen Inhalt der Knospen stets auf Gesundheit schliessen; dergleichen Bäume sterben trotzdem nicht selten plötz- lich ab. Andererseits erholen sich, namentlich nach Eulenfrass, auch solche Bäume, bei denen viele Knospen abgestorben sind. b) Relative Kennzeichen können unter Umständen den nahen Tod verkünden, unter Umständen aber auch auf das Fortleben der Bäume ge- deutet werden. Unter ihnen steht die Benadelung obenan, besonders des- halb, weil sie am leichtesten im Grossen sichtbar ist, wenn man nicht jeden einzelnen Baum genauer untersuchen kann. Bios nach der Entnadelung darf Beurtheilung und Behandlung des von Insecten tödtlich verletzten Holzes. i^05 man indessen nicht urtheilen, denn Kahlfrass ist durchaus nicht gleichbedeutend mit Todtfrass. Er ist dies sicher nur in dem Falle, wenn nicht blos die Nadeln, sondern auch die Knospen an- oder abgefressen oder die Triebe selbst von den Raupen stark beschädigt wurden (z. B. beim Spinner). Nament- lich bei der Eule sind wiederholt Fälle beobachtet worden, wo nach voll- ständigem Kahlfrasse die Bäume sich wieder erholten. Beim Spanner trat dagegen nach Kahlfrass unerwarteter Tod ein (s. S. 188. 189.). Hier dürften jedoch, wenn man alle Nebenumstände, Witterung, Boden, Hinzutritt von Borkenkäfern u, §. w. berücksichtigt, Täuschungen selten vorkommen. Grössere Schwierigkeiten bietet die Vorhersage beim Kiefernspinner und in Fichten bei der Nonne. Ein massiger Frass der Letzteren bringt manchmal den Tod, manchmal schadet er wenig. Beim Spinner ist es nöthig, vom Kahlfrasse mit absolutem Tode jene Grade des Frasses zu trennen, bei welchen der Tod nicht zu folgen braucht. Wir unterscheiden voll- und halbnadelige Stämme ohne Gefahr und büschelnadelige, bei welchen Gefahr eintreten kann, wenn weniger als etwa 100 Nadelbüschel an Stangenhölzern, an alten Bäumen nicht wenigstens doppelt so viel bleiben (S. 135). Das sogenannte Durch- fressen der Kiefer, bei welchem der ganze Wipfel wegen Fehlens der Alt- - nadeln flockig erscheint, also nicht vorzugsweise die unteren Zweige ganz ab- gefressen werden, bringt nirgends Gefahr. Der Scheidenknospen und Scheidentriebe wurde zuerst von Pfeil gedacht. An buschigen Hölzern, welche auf einem entkräfteten, schlechten Boden schon von Natur Neigung zur Bildung von „Kusseln" haben, in denen sich gern Hylesinen und Wickler ansiedeln, oder an Kiefem- culturen, welche stark von Rüsselkäfern beschädigt wurden, sind viele Scheiden- triebe kein gutes Zeichen. In solchen Lazarethen kommt gewöhnlich nie wieder ein ordentlicher Höhentrieb zu Stande, und muss man je eher, je lieber hier aufräumen. Ganz anders verhält es sich mit diesen Scheiden- trieben am Hochholze. Hier sind sie eher nützlich als schädlich, und wenn sie nicht über 2 — 3 Jahre, von dem ersten Wiederergrünen an gerechnet, leben, so bekommen die Spitzknospen des einen oder anderen Quirlzweiges inzwischen wieder so viel Kraft, einen Neuwipfel zu bilden. Je länger sie freilich leben, desto mehr wird die Bildung eines Neuwipfels verzögert. Das Dürrwerden des Wipfels oder die Bildung der „Spiesse", die man nicht mit sogenannten Kienwipfeln oder anderen krebsartigen, durch Pilze be- wirkten, Erscheinungen verwechseln darf, erfolgt bei Kiefern in Verbindung mit der Entwickelung der Scheideutriebe, bei Fichten allerdings ohne diese. Die Spiesse entstehen aus mehreren Quirlen des Kronastes; anfänglich erhält sich in diesem noch einiges Leben in vereinzelten, grünen Gruppen, dann nennt man sie „Buschspiesse". Nach dem vollständigen Absterben bilden 20 306 Beurtheilung und Behandlung des von Insecten tödtlich verletzten Holzes. sich die „Diirrspiesse", welche 6 bis 8 Quirle weit hinabsteigen. Die unterhalb des Spiesses befindlichen Zweige wölben sich bald wieder zu einer neuen Krone, was beim Kienwipfel nicht oder doch nur äusserst selten vor- kommt. — Die sogenannten „Grünholz-Scheidentriebe" entstehen an dem noch weichen Maitriebe, wenn dieser kaum fertig ist, während die so- eben erwähnten, gewöhnlichen Scheidentriebe am älteren Holze hervorbrechen. Man findet sie häufig nur nach Spinnerfrass, und gelten sie als eben so un- günstige Symptome, wie die Rosetten. Sie finden sich nur als Knospen an- gelegt, gelangen gar nicht zum eigentlichen Treiben, weil der Trieb schon vorher abstirbt. iL Werth des von Insecten getödteten Holzes. Bei der Bearbeitung dieser Frage habe ich zunächst die Fichte vor Augen gehabt, da die grossartigen Erfahrungen, welche man bei dem Nonnen- frasse in Ostpreussen gemacht hat, die umfassendsten uud gründlichsten sind, welche wir besitzen. Forstmeister Schultz, mit dessen Angaben auch die des Oberförster Ahle mann ziemlich harmoniren, hat sie in den Verhand- lungen des Schlesischen Forstvereins gelegentlich mitgetheilt, auch hat er ihnen eine besondere Abhandlung („Georgine", Zeitschr. für landwirthschaftl. ' Cultur, Gumbinnen 1856) gewidmet: „Ueber die Dauer des von der Nonne getödteten Holzes als Bauholz", Vortrag gehalten im öcon. Verein. Man durfte diese vor vielen Sachverständigen vorgetragenen Resultate schon da- mals als reif ansehen, sie haben aber auch noch später die Probe aus- gehalten. So heisst es z, B. in einer brieflichen Mittheilung: „Klobenholz, welches im Sommer 1855 getödtet, aber gleich im nächsten Winter einge- schlagen, instructionsmässig gespalten und dann geschält und aufgeklaftert worden war, konnte noch im Jahre 1860 als gutes Brennholz angesprochen werden, während die damals nicht gefällten, abgestandenen Hölzer desselben Bestandes (also Saft -Raupenholz) zum Theil schon so verwittert sind, dass sie beim Fällen oft in 2 — 3 und mehr Stücke zerspringen." Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass das von Insecten getödtete Holz einen geringeren Werth hat, als gesund gefälltes. Dieser Werth ist jedoch verschieden, und lassen sich nach Raupenfrass zwei HauptMässen unterscheiden: Winter- und Saft-Raupenholz. Ersteres ist das in dem auf den Frass folgenden Winter gefällte und aufbereitete Holz, letzteres das später, nach dem Winter gefällte. Das Winter- Raupenholz ist, wie die Er- fahrungen gelehrt haben, das bessere. Es erklärt sich das wohl dadurch, dass je länger das getödtete oder tödlich befressene Holz auf dem Stocke steht, desto mehr der natürliche, von Pilzen begleitete oder eingeleitete Zer- setzungsprocess vorschreitet, während dieser Process im Winterholze vielleicht Beurtheilung und Behandlung des von Insecten tödtlich verletzten Holzes. 307 noch gar nicht begonnen hat und durch rechtzeitige Fällung und die damit verbundene Austrocknung verhindert wird. — Zwischen diesen Haupt- Werth- klassen giebt es natürlich als Uebergänge zahlreiche Verschiedenheiten, die sich jedoch auf fest bestimmte Stufen nicht zurückführen lassen. „Zwischen- klassen", die etwa aus den schon im Frasssommer selbst getödteten, „todt gefressenen" Stämmen sich bildeten, nimmt Forstmeister Schultz nicht an*). Vor Ende Juli giebt es kein ganz abgefressenes Holz. Obgleich Tausende von Hektaren in Preussen entnadelt wurden, so starben die Stämme, beson- ders in den älteren Beständen, doch nicht sofort, sondern vegetirten noch mit Hilfe einiger wenigen grünen Theile, obgleich sich der Jahresring nicht mehr vollständig bilden konnte. Daherkommt es, dass sogenannte „Schlepper" von den verschiedensten Abstufungen gefunden werden. Das durch Borkenkäfer getödtete Holz wurde in Preussen dem Raupenholze vorgezogen, wenn beides auch frisch abgestorben war. Dies berichten übereinstimmend die Forstmeister Schultz und Ahle mann. Viel- leicht dürfte sich aber hier ein Unterschied ergeben, ob die Fichten von der ersten oder von einer späteren Generation des Käfers getödtet wurden. Das erst im Sommer befallene Holz ist möglicher Weise brauchbarer. Die nachtheiligere Einwirkung des Raupenfrasses auf die Qualität des Holzes erklärt sich wohl dadurch, dass bei ihm die Blattorgane vernichtet werden, die Verdunstung des Wassers also mehr oder weniger plötzlich in dem bis dahin gesund vegetirenden Baume gestört wird, während bei Borkenkäfer- frass die verdunstenden Blattorgane noch lange thätig bleiben, wenn auch die Zerstörung der Bastschicht durch den Käfer schon sehr weit vorgeschritten ist. Nach Wurmfrass fällt auch die Rinde leichter ab, wodurch die Aus- trocknung noch mehr befördert wird**). Am besten, selbst als Bauholz noch *) Auf den Schlägen soll man wohl noch die Stämme, welche ganz und halb todt gefällt wurden, unterscheiden können. Die todten Stämme (todt gefressenen) sind nämlich saftreicher und schwerer, deren Säfte mehr wässeriger Natur. Die Holzhauer behaupten, die Säge gehe darin schlecht, müsse oft gereinigt und gefettet werden, auch spalteten die Keile viel schlechter — das Alles aber nur bei mildem Wetter, während bei starker Kälte jene Erscheinungen weniger hervorträten. Stämme dagegen, in welchen das Leben noch nicht ganz erloschen war, hatten weniger wässerige Säfte, und diese „schmierten" nicht so, wie die Holzhauer sich ausdrückten. Je mehr die Bäume noch grün benadelt waren, desto leichter bearbeitete sich das Holz auf den Schlägen, wie Forstmeister Schultz brieflich mittheilte. **) AiiflFallend ist die von mir Ende August 1874 im Böhmerwalde wiederholt beobachtete Erscheinung, dass die äusseren Splintschichten der vom Borkenkäfer stark befallenen, aber noch lebenden Fichten, in denen sich Larven, Puppen und junge Käfer fanden, bereits eine blaue Färbung angenommen hatten. Dieses Blau- werden bemerkte man jedoch nur an jenen Stammtheilen, welche mit Brut besetzt waren, während die untersten, nicht befallenen Stammtheile noch eine gesunde Farbe zeigten. (J.) 20* 308 Beurth eilung und Behandlung des von Insecten tödtlich verletzten Holzes. nach Jahren, hält sich das frisch nach dem Anfluge gefällte Holz, denn bei ihm ist noch keine eigentliche Krankheit eingetreten. Dies bestätigt auch Nördlinger in seineu „Technischen Eigenschaften der Hölzer" S. 468. ili. Forstliche Rücksichten beim Einschlagen des Holzes. Hier handelt es sich hauptsächlich um Nadelhölzer, und ist das Käferholz vom Raupenholze zu unterscheiden. Während bei letzterem oft noch einige Rücksicht auf die Ordnung der Hiebsfolge genommen werden kann, ist dies bei ersterera oft ganz unmöglich. Von Borkenkäfern oder Stangenrüsselkäfern befallene Stämme lassen niemals Hoffnung auf Er- haltung zu; sie müssen womöglich alle gefällt werden, ehe die Brut aus- geflogen ist, um das Uebel nicht zu vergrössern, mögen dadurch noch so grosse Gefahren bezüglich der Hiebsfolge gebracht werden. Ist dagegen die Brut einmal ausgeflogen, dann ist es richtiger, mit dem Hiebe die einmal getödteten Bäume oder Bestände zu verschonen, so lange die vorhandenen Arbeitskräfte auf neue Objecto des Trasses concentrirt werden müssen. Er- leidet dadm'ch auch der Werth des später zu schlagenden Holzes Schaden, so muss solchen Falles doch die Rücksicht auf energische Bekämpfung der kleinen Waldverderber obenan stehen. Ja selbst der Hieb ganz gesunder, zu Fangbäumen dienender Hölzer muss der Nachräumung der bereits ge- tödteten vorausgehen. Weder UeberfüUung des Marktes, noch Furcht vor Windlöchern dürfen davon abhalten. Etwas anders gestaltet sich die Sache bei den Raupenhölzern. Je unsicherer hierbei oft die Prognose ist, desto mehr kann man wenigstens einige Rücksichten auf die Hiebsfolge nehmen, da überdies durch das ver- suchsweise Stehenlassen befressener, noch zweifelhafter Bestände die Insecten- gefahr nicht unmittelbar vergrössert wird. Nur dann, wenn Borkenkäfer secundär auftreten, gestaltet sich die Sache anders. Aeltere und jüngere Orte, welche bereits im Wirthschaftsplane zum Hiebe gesetzt sind, müssen, wenn sie vor Beendigung des Maitriebes so befressen wurden, dass sie ganz entnadelt erscheinen, oder wenn überhaupt die umstehend angegebenen Kennzeichen den wahrscheinlichen Tod erwarten lassen, sofort geschlagen werden. Selbst die bezüglich ihres Wiederergrünens zweifel- haften Orte dieser Kategorie wird mau am besten sofort mit abtreiben, wenn es die Marktverhältnisse irgend vertragen, weil dadurch seiner Qualität nach noch gutes Holz gewonnen werden kann. Es versteht sich von selbst, dass dann der Hieb in allen anderen, nicht oder nur unerheblich befressenen Hiebs- orten ruhen muss. Aehnlich ist mit jenen älteren Beständen oder Bestandestheilen zu verfahren, welche zwar nicht planmässig zum Hiebe gesetzt sind, denen man 0% Beurtheilung und Behandlung des von Insecten tödtlich verletzten Holzes. 309 jedoeh ohne wesentliche Störung der Hiebsordnung leicht beikommen kann. Bei zweifelhaften Beständen dieser Kategorie empfiehlt sich schon mehr eine Zögerung mit dem Abtriebe. Wenn jüngere, entschieden unreife Bestände oder solche in Frage kommen, deren Abtrieb nur mit gefährlichen Störungen der Hiebsfolge ver- knüpft ist, so soll ihr Einschlag allerdings erst erfolgen, wenn die sichere Gewissheit des Todes entweder durch unzweifelhafte Kennzeichen als directe Folgen des Raupenfrasses, oder durch das Auftreten von Borkenkäfern (nament- lich in Fichten) vorliegt. Endlich bleibt auch die Möglichkeit des Absatzes nicht ohne Einfluss. Wird der Einschlag wegen geringerer Ausdehnung des Frasses nicht so be- deutend, dass dadurch die Preise wesentlich gedrückt werden, so wird man um so eher auch zum Abtriebe der noch zweifelhaften Bestände schreiten können, wo es die Rücksicht auf die Hiebsordnung irgend gestattet. Der- gleichen Bestände kümmern, auch wenn sie sich wieder erholen, doch lange, und erleiden beachtenswerthen Zuwachsverlust. Je ausgedehnter der Frass war, je mehr also eine nachtheilige UeberfüUung des Marktes durch allzugrossen Einschlag zu fürchten ist, desto mehr wird man natürlich den Abtrieb der zweifel- haften Orte verzögern. Ja man kann dann sehr oft gut thun, sich auf plänter- weise Entnahme der einzelnen, zweifellos getödteten Bäume und Baumgruppen zu beschränken, obgleich eine solche Plänterwirthschaft bekanntlich tausend- fältige andere Unannehmlichkeiten für die Wirthschaft mit sich bringt. Unter allen Umständen zeigt jede Wunde, die dem Walde durch Insecten- frass geschlagen wird, ja man kann wohl sagen jede Gefahr, die ihm droht, recht deutlich, welche Wohlthat es ist, namentlich im Nadelholze, durch eine gute Forsteinrichtung das beste Yorbauungsmittel geschaffen zu haben, welches in der Bildung kleiner Hiebszüge mit möglichst beweglicher Wirthschaft besteht. Wie viel leichter lassen sich dann, wenn ein auf solche Forsteinrichtung basirter Plan schon lange Jahre fortgeführt wurde, alle derartige Schäden ausgleichen, als wenn man mit den veralteten, langen Periodenzügen oder vielleicht ganz ohne Einrichtung wirthschaftet. Ganz werden wir die Insecten- schäden nie aus dem Walde verbannen, jene riesenhaften Verheerungen jedoch, vde sie Borkenkäfer, Kiefernspinner und Xonnen schon wiederholt gebracht haben, werden wahrscheinlich nicht wiederkehren, wenigstens werden diese Unglücksfälle auf ein bedeutend geringeres Mass reducirt werden, wenn man einst überall aufgehört haben wird, mit endlosen, gleichalterigen Beständen zu wirthschaften. Zahlreiche Anhiebe und Ideine Hiebszüge sind das beste Yorbauungsmittel^ denn sie erleichtern alle übrigen Mittel der Vorbauung und Vertilgung, und, worauf hier in diesem Abschnitt besonders Gewicht zu legen ist, sie erleichtern alle Hiebsmassregeln bei und nach Eintritt eines Frasses. (J.) — 310 Beurtheilung und Behandlung des von Insecten tödtlich verletzten Holzes. Bezüglich des Einschlages selbst lassen sich folgende allgemeine Gesichtspunkte gewinnen, die allerdings nach den verschiedenen Umständen die verschiedensten Modificationen erleiden können und müssen. a) Zuerst ist der Hieb möglichst in jene Bestände zu legen, wo Lang- holz (Stämme und Klötze) ausgehalten werden soll. Kann der Verkauf nicht sofort erfolgen, und muss das Holz längere Zeit aufbewahrt werden, so ist das frisch gefällte, selbst ungeschält, sogleich in das Wasser zu werfen, wo sich dazu eine günstige Gelegenheit bietet. Kann dies nicht geschehen, sei es, weil geeignetes Wasser überhaupt ganz fehlt, sei es, weil diese Massregel zu grosse Kosten verursachen würde, so ist das Holz zu schälen. Am besten wird die Rinde vollständig entfernt, doch hilft auch eine nur theilweise, streifenweise Entnahme derselben viel. Es kommt ja hier hauptsächlich darauf an, die Austrocknung möglichst zu beschleunigen, wenn das Holz nicht im Wasser liegen kann, welches vortheilhaft durch Auslaugen wirkt. Die Schäl- arbeit wird im Accord ausgeführt, indem man die Arbeiter entweder nach dem Kubikinhalt oder nach der Stückzahl der verschiedenen Sortimente bezahlt. b) Soll Spalt-Nutzholz aufbereitet werden, so folgen die Arbeiter, welche diese Sortimente einschlagen, sofort hinter denen, welche das Bau- und Klotzholz fällen. Die starken Kloben in den Werkholzstössen müssen jedenfalls entrindet werden, die schwächeren dann, wenn sich noch Käferbrut unter der Rinde findet. c) Erst wenn alle zu Nutzholz tauglichen Bäume aufgearbeitet und da- durch vor dem Verderben gesichert worden sind, geht man an Fällung und Aufbereitung des Brennholzes. Auch dieses ist, wenn Käferbrut vorhanden ist, unbedingt zu entrinden. d) Alles Spaltholz soll zum Zwecke besseren Austrocknens etwas kleiner gespalten werden, als es sonst gewöhnlich üblich ist. e) Kein Raupeuholz darf ungespalten, rund in die Stösse geschlichtet werden, deshalb ist auch das sonst übliche runde Knüppel- oder Prügelholz zu spalten. f) Alles gespaltene Holz soll erst einige Zeit an der Luft, womöglich in der Sonne liegen, ehe es aufgeschlichtet vdrd, damit es vorher recht gut austrocknet. Bei Schlichtung der Stösse selbst sind dann ganz besonders jene Vorsichtsmassregeln zu beachten, welche im Allgemeinen die Rücksicht auf eine gute Austrocknung bedingt. Man schlichte nicht zu grosse Massen zusammen und stelle die Stösse auf Unterlagen. Ganz besonders gilt dies in jenen Fällen, wo das Holz aus dem Schlage auf Vorrathsplätze geschafft wird. g) Kann Rund- oder Spaltholz sofort getriftet oder verflösst werden, so ist das am besten, weil die Erfahrung lehrt, dass durch das Auslaugen des- selben im Wasser vortheilhaft auf die Qualität eingewirkt wird. Zweiter oder Theoretischer Cursus. Jede Eigenschaft eines Körpers giebt unter Umständen einen Schlüssel ab, um eine verschlossene Thür zu öffnen ; aber die Theorie ist der Hauptschlüssel, womit wir alle Thüren öffnen. V. Liebig. Die Insecten. A. Allü'emeiner Theil. ■■» §. 1. Begriff nnd Stellnng des Insectes sonst und jetzt. Linne theilte das ganze, grosse Heer der „wirbellosen oder niede- ren Thiere" in nur 2 Klassen, in Insecten und Würmer; er reebnete zu den Insecten alle im ausgebildeten Zustande mit wirklichen (gegliederten) Beinen versebenen Thiere. Der Reformator der Zoologie, Cuvier, be- schränkte die Klasse der Insecten auf diejenigen wirbellosen Thiere, welche im vollkommenen Zustande nur 6 Beine und dann allermeist Flügel haben, die übrigen, welche mehr als 6 Beine (selten nur 4) haben (Krebse und Spinnen, von Linne zu der Insectenordnung Aptera gerechnet), erhob er zu besonderen Klassen (Crustaceen und Arachniden). Die Tausend- füsse, welche man trotz der grossen Fusszahl noch später zu den Insecten stellte, bilden jetzt ebenfalls eine besondere Klasse (Myriapoden). Eine Eintheilung der letzten Linne'schen Klasse (der Würmer) gehört nicht hierher*). *) Die Insecten gehören dem Thierkreise der Articulata Cuvier 's, und spe- cieller dem Typus der Arthropoda (Gliederfüssler) an, welcher demjenigen der Vertebrata (Wirbelthiere) seinem ganzen Bauplane nach gewissermassen geradezu entgegengesetzt ist. Das gegenseitige Lagerungsverhältniss der verschiedenen Organ- systeme ist bei beiden ein diametral verschiedenes; so liegt z. B. bei den Arthro- poden die Ganglienkette, d. h. das Centralorgan des Nervensystems, ventral (daher Bau eh mark), das Centralorgan des Circulationsapparates dagegen do rsal (daher Rückengefäss). Das innere Knochen- oder Kuorpelskelet der Wirbelthiere, an dessen Aussenfläche die Musculatur entspringt, wird bei den Arthropoden durch ein cäusseres Hautskelet, d. h. die durch Chitinausscheidung erhärtete Körperhaut, ersetzt, an deren Innenseite dann die Musculatur entspringt, u. s. f. Es hat daher der Ausspruch Oken's, dass ein Käfer beim Laufen die Bauchseite gegen den Himmel und die Rückenseite gegen die Erde gekehrt habe, morphologisch eine ge- wisse Berechtigung. Freilich sind beide Thierkreise so verschieden, dass sich ein Vergleich zwischen ihnen eigentlich gar nicht anstellen lässt (Gers tack er). 314 Insecten. Allgemeiner Theil. §. 2. Entomologie, Sammeln u. s. w. „Insectenkunde", „Kerflehre" sind die gebräuchlichsten, halb oder ganz deutschen Namen, „Insectologie", „Entomologie" die ent- sprechenden Fremdwörter. Bei allen hat der Begriff „Eingekerbt" (in- sectum, entomon) vorgeschwebt. Wer sich mit dieser Wissenschaft beschäftigen will, hat zu studiren: 1) die äusseren und inneren Theile der Insecten nebst deren Vemchtungen, so viel davon für die Erkenntniss der Lebensweise und der damit zusammen- hängenden Behandlungsweise erfordert wird; 2) die Lebensweise der Insecten (Aufenthalt, Verwandlung, Frass u. s. f.); 3) ein System. — Ferner muss er sich einige Bücherkenntniss und besonders Geschicklichkeit in Anwendung der Lupe erwerben. Der Anfänger gewöhne sich dabei folgendermassen: Er nimmt das zu untersuchende Insect zwischen die 3 ersten Finger der linken Hand, hält die Lupe mit der rechten dicht vor das Auge und sucht nun, die rechte mittelst des Kleinfingers gegen die 3 Finger stützend, die richtige Entfernung (Brennweite). Man stellt sich so, dass das Licht auf das Object fällt. Die Lupe weit vom Auge zu halten und so durchzusehen, ist ganz unpraktisch. Um das Gesehene richtig deuten zu können, wird man Beschreibungen eines guten Buches hinzuziehen, hier und da auch wohl eine Abbildung vergleichen müssen. Schwierig zu bestimmende Ai'ten (manche Borkenkäfer, Wickler etc.) machen eine Vergleichung mit anderen Stücken nothwendig. Deshalb muss man einige Insecten aus den verschiedensten Ordnungen imd Gattungen sammeln und aufbewahren, oder eine zweckmässig zusammengestellte, kleine, gut bestimmte Sammlung kaufen, welche Repräsentanten der wichtigsten Gat- tungen enthält*). Die Käfer lassen sich am leichtesten sammeln, man wirft sie in ein mit starkem Brennspiritus gefülltes Fläschchen. Will man jedoch behaarte Käfer (Cicindela, Melolontha etc.) gut präpariren, so muss man sie freilich auf trockenem Wege tödten, ebenso wie alle Insecten mit weichen Flügeln, welche im Spiritus leiden. Am schnellsten kommt man mit dem seiner Gefährlichkeit wegen allerdings vorsichtig zu behandelnden Cyankalium zum Ziele. In ein mit Papierschnitzeln gefülltes Fläschchen giebt man ein in Papier gewickeltes Stück, etwa von der Grösse eines Schrotes No. 4; dies reicht für viele Tage hin. Manche Farben leiden allerdings durch das *) Anmerkung. (J.) Nach meinen Erfahrungen wird nur derjenige die Forstinsecten mit Sicherheit kennen lernen, welcher sich einen entomologischen Blick dadurch erwirbt, dass er sich wenigstens mit einer Familie aus irgend welcher Ord- nung speciell beschäftigt. Entomologie. Sammeln u. s. w. 315 Cyankalium, so das Roth vieler Aderflügler. Weniger sicher tödten, aber auch weniger gefährlich sind Schwefeläther oder Chloroform. 10 bis 20 Tropfen schüttet man auf die Löschpapierschnitzel, sie behalten in gut verkorkten Fläschchen während mehrerer Stunden ihre tödtende, wenigstens betäubende Wirkung. Gut ist es, vor dem Herausnehmen der Insecten noch einmal frische Tropfen in das Fläschchen zu geben, um das Wiedererwachen der angesteckten Thiere zu verhindern. Um den. Kork des Fläschchens nicht zu oft öffnen zu müssen, bringt man durch denselben eine Federspuhle mit Holzstöpsel und steckt kleinere Insecten durch diese in die Flasche. Für grössere Schmetterlinge empfiehlt sich das Anspiessen der lebenden Thiere und sofortiges, vorsichtiges, seitliches Drücken des Thorax. Hierauf werden sie am besten unter einer kleinen Glasglocke mit Aether betäubt und ge- tödtet. Letzteres kann auch erst auf dem Spannbrett geschehen. Klein- schmetterlinge (Wickler etc.) giebt man lebendig in kleine, flache Papp- schächtelchen, deren Deckel mit Hilfe einer starken Nadel durchlöchert ist; einige auf letzteren gegossene Tropfen Aether genügen, um das Thier zu betäuben oder zu tödten, worauf man es leicht an die Nadel bringen kann, ohne es zu beschädigen. — Grössere Käfer imd meistentheils auch Wanzen werden von oben her durch die rechte Flügeldecke aufgesteckt (an der Taf. L Fig. 13 mit einem Punkt bezeichneten Stelle). ^4 ^^^^ Nadel wird durchgestochen, das obere Viertel bleibt oberhalb des Insectes. Bei allen anderen, grösseren Insecten (Schmetterlinge, Aderflügler, Fliegen etc.) wird die Nadel durch den Thorax gestochen (s. Punkt auf Fig. 1). Kleine In- secten klebt man mit Gummi auf 6 bis 8 "''"• lange, an der Basis 3 ™™- breite, dreieckige Schnitzel von starkem Papier; auf die Spitze des Dreiecks kommt das Insect, an der Basis wird die Nadel durchgestochen. Gut ist es, einige Exemplare verkehrt, d. h. mit dem Rücken aufzukleben, damit man auch die Unterseite vollständig betrachten kann. — Zur Aufbewahrung der Insecten gehören dicht schliessende HoLzkasten (etwa 40'=™- lang, SO'^^- breit und ßcm. hoch) mit Glasdeckel. Am besten ist es, den Boden mit einer dünnen Korklage zu überziehen, oder aus sehr weichem Pappelholz herstellen zu lassen, um die A^^- langen Nadeln (am sichersten immer mit Zange) leicht und fest einstecken zu können*). — Will man auch Eier, Larven und Raupen verwahren, so nimmt man dazu schwachen Spiritus (etwa 40 — 50" Tralles), *) Ausdrücklich sei hier bemerkt, dass diese kurzen Notizen nicht für Ento- mologen, sondern nur für Leute gegeben sind, welche das Sammeln als unentbehr- liches Mittel für praktische Zwecke betrachten. Deshalb konnte eine Anweisung zum Spannen der Schmetterlinge, Gradflügler etc., sowie zum Anstecken der Mikrolepi- dopteren, kleinen Fliegen und Aderflügler u. s. w. auf Silberdraht keine besondere Schilderimg finden. (J.) 316 Insecten. Allgemeiner Theil. Die Larven der Schmetterlinge (Raupen) lassen sich trocken aufbewahren und sind, neben die Schmetterlinge gesteckt, sehr instructiv. Indessen er- fordert die Präparation derselben — das Ausweiden und Aufblasen über Kohlenfeuer — viel Uebung und Zeit. Ausserdem lassen sich auch Frass- gegenstände, namentlich Hölzer, Rinden, Gallen etc. gut aufbewahren, müssen aber vor Schimmel*), Anobien etc. bewahrt werden. *) Der schlimmste Feind der Insecten- Sammlungen (wie auch der Herbarien) ist der Schimmel. In feuchten Wohnungen, die auch meistens Milben begünsti- gen, wird man vergeblich dagegen ankämpfen. Um das Uebel abzuwenden, muss man nach meinen Erfahrungen auf Folgendes achten: 1) Die Sammlung darf nicht im Erdgeschoss stehen, sondern muss in einem höheren Stockwerk untergebracht werden. 2) Muss man jedenfalls (besonders wenn eine untere Wohnung unvermeid- lich ist) die Aussen wand zum Aufstellen oder Aufhängen meiden, weil sich hier- her die Wasserdämpfe niederschlagen, weshalb 3) auch die Nähe des Fussbodens schädüch ist, und jedenfalls der Schrank, welcher etwa die Insectenkästen aufnehmen BoU, auf hohen Füssen stehen muss — die Erfahrung lehrt, dass immer die unter- sten Kästen am ersten befallen werden. 4) Deshalb sind auch hygroskopische Sub- stanzen zu vermeiden, d. h. der Kasten darf nicht Frassgegenstände, Hollunderstücke, Torf oder Pappe enthalten. — Korkböden ziehen nicht Feuchtigkeit an, sind daher die besten Materialien. 5) Wenn die Eäume nicht sehr sonnig und trocken liegen, ist auch das Warmhalten derselben im Winter (bis über 12o C.) empfehlenswerth. 6) Einzelne Stücke, die den Schimmel vielleicht aus anderen Sammlungen einschlepp- ten, oder weil sie schlecht ausgetrocknet waren, zuerst befallen wurden, muss man bald entfernen, da sie die anderen allmälig anstecken. 7) Schimmlige Insecten, wenn sie nicht zu zart und feinhaarig sind, lassen sich leicht reinigen, wenn man sie mit Liquor Ammonii anisatus (aus der Apotheke) vorsichtig mit feinem Pinsel betupft. — Ganz besonders ist die Berücksichtigung lebender Insecten feinde, sowohl hier, wie in Sammlungen ausgestopfter Thiere, von grosser Wichtigkeit. In letzteren hält man die Räuber durch Vergiftung (Sublimat oder Arsenikseife) ab. Auch die In- sectensammlungen kann man dadurch sichern; jedoch ist Gefahr dabei, und ich würde, ausser einigen Kügelchen laufenden Quecksilbers (welches für Menschen nicht giftig ist und durch Oxydulationsverdunstung auch meist die Milben tödtet) in jedem Kasten, nichts weiter als einen dichten Schluss derselben anrathen. Jeder gute Tischler, der trockenes Holz hat, kann gut schliessende Kästen aus Fichten- oder Tannenholz herstellen. — Indessen erscheinen zuweilen, trotz aller Vorsicht, Anthrenen oder Dermesten im Kasten, was man an dem Staube, der imter den inficirten Stücken liegt, leicht bemerkt. Ist man sicher, dass sich der Frass auf diese Stücke beschränkt, so entfernt man dieselben aus dem Kasten. Lässt sich aber annehmen, dass der Frass schon länger als 1 Jahr heimlich gedauert hat, so sind wahrscheinlich schon mehrere Stücke, die noch nicht gerade stäuben, ange- fressen. Alsdann muss man suchen, den Kasten mit einer Dunst-Atmosphäre zu er- füllen, welche alles darin Lebende tödtet, gleichviel ob Eier, Larven, Puppen oder Imagines. Folgende Mixtur habe ich dabei sehr wirksam gefunden: 5 Gramm Campher werden in einer Mischung von 50 Gramm Terpentinöl, S Gramm Rosmarin- und 4 Gramm Cajeputöl au%elöst und vor dem Gebrauche geschüttelt. Um den Kasten Entomologie. Sammeln u. s. w. 317 Sammeln ist für den Forstmann nur Mittel zum Zweck der Beobach- tung und Erforschung der Lebensweise oder derOeconomie der Insecten. Dadurch erlangen wir die Anweisung zur Schonung unserer Freunde und Bekämpfung unserer Feinde. Diese Kenntniss kann man nicht allein im Zimmer erwerben, wohl aber durch einen Zwinger unterstützen. In Ermange- lung von mit Gaze und Glas (für Luft und Licht) bekleideten Kasten, die kostspielig sind, kann man auch grosse Gläser, die mit Papier oder Gaze dicht verbunden werden, nehmen. Larven, welche in Holz und Rinde leben, lassen sich am leichtesten erziehen. Raupen müssen öfters frisches Futter haben, dies ist namentlich mühsam bei den Laubholzfressern, denen man täglicli frisches Laub geben muss, wenn man dasselbe nicht etwa in einer Wasserflasche, in welche die fressenden Raupen nicht fallen können, im Zwinger aufstellen kann. Am schwierigsten ist es, räuberische Larven, welche frische Insecten und feuchte Erde brauchen, wie Caraben, Staphylinen, durch- zubringen. Ueberhaupt sind die in der Erde lebenden Insecten, wenn auch Pflanzenfresser, wie z. B. Engerlinge, schwer zu erziehen. Die Erziehung der Schmarotzer, welche noch so manche neue Entdeckung versprechen, gelingt nebenher, wenn man ihre Wohnungsthiere oder Wirthe (natürlich jede Art in getrenntem Behälter) ordentlich verpflegt. Da die Schmarotzer, namentlich die Ichneumonen, oft sehr klein sind, so darf man das Glas oder den Kasten, in welchem sie auskommen, nicht eher öffnen, bis sie alle todt sind, damit bei unvorsichtigem Oeffnen die besten Stücke nicht unver- merkt entschlüpfen. So erhält man meist mehr Exemplare, als man gleich aufspiesseu oder aufkleben kann. "Will man diese verwahren, so bringt man sie zwischen Schichten von Watte. In einer Schachtel kann man sie dann auch leicht verschicken. Vor allen Dingen muss der Name der Wirthe, aus nicht zu beschmutzen, befestigt man (mit Nadeln) in den 4 Ecken BaumwoUen- Fläuschchen und giesst auf jeden 4 — 8 Tropfen jener Mixtur, verschliesst dann aber den Kasten augenblicklich. Nicht ganz so schlimm, aber doch immer für die Samm- lungen unangenehm, sind die Milben. Unzähhge, kleine weisse Pünktchen sitzen auf der Oberfläche der trockenen Insecten, besonders der Käfer, und vermehren sich hier so. dass endlich die Insecten wie mit einem Staube, der auch im Kasten am Boden liegt und theiiweis aus den Häuten der Thierchen besteht, bedeckt sind. Am schnellsten tödtet man sie durch Wärme, die über 30 — 40° hinausgeht, auch glückt es in dicht schliessenden Kästen mit längere Zeit laufendem Quecksilber. Um zu sehen, ob noch Leben in dem weissen Staube ist, muss man ihn genau unter der Lupe betrachten: die lebenden Thierchen bewegen sich träge, sehen auch krystalUiell aus. — Das Beste ist und bleibt fleissige Benutzung und Kevision der Sammlung. — Endlich sei noch erwähnt, dass es ganz fehlerhaft ist, Sammlungen in Glaskästen an der Wand aufzuhängen, wie es so oft geschieht, weil das Licht alimälig die Farben namentlich die vieler Schmetterlinge zerstört. 318 Insecten, Allgemeiner Theil. welchen mau die Schmarotzer erzieht, vermerkt werden, wo möglich auch die Zeit des Auskommens, das Benehmen dieser Schmarotzer im Zwinger, und hinsichtlich der Wirthe: woher sie kamen, wann sie eingezwingert wurden, wie und wann sie starben u. s. f. §. 3. Die äusseren Theile der Insecten. Die Morphologie, d. h. das Studium der äusseren Theile der In- secten ist zunächst deshalb wichtig, weil wir hieraus Schlüsse auf das Leben der Insecten selbst ziehen können. Wir spi^echen hier vorläufig besonders von dem Imago; aber ganz werden wir die früheren Zustände, namentlich die der Larve, nicht ausschliessen können, da letztere den Grund mancher Ent- wickelungserscheinung abgiebt, und der Zusammenhang der Formen dieser mit der der Imagines nicht so nahe liegt, wie die der Puppen. Die Larve, als der dauerndste Zustand, trägt auch den Ausdruck gewisser Naturgesetze am ausgeprägtesten an sich. So erinnern z. B. die versteckt lebenden (dem lichte entzogenen) an die Albinosis der Wirbelthiere und an das Etiollement (Bleichsucht) der Pflanzen, während frei auf den Bäumen fressende glänzendere und buntere Farben haben. Kurze verkümmerte Füsse deutet man mit ziem- licher Sicherheit auf beengten Raum, in welchem die Larve sich bewegt, auf- fallend lange Beine (Engerling) auf ein Grabgeschäft, kräftige proportionirte Beine und schnelle, entschlossene Bewegung auf Räuberei, u, s. f. Bei den Imagines lassen sich die Beine noch sicherer mit der Lebensweise in Zu- sammenhang bringen. — Die Morphologie dient ferner noch der Systematik. Ohne die Grundsätze der Eintheilung des Insectenkörpers zu kennen und einige Kunstausdrücke zu merken, ist es überhaupt unmöglich, eine ordent- liche kurze und bezeichnende Beschreibung zu geben. Man unterscheidet 3 Hauptabschnitte des Körpers (vgl. II. Taf. I. Fig. 1 u. 13): Kopf (caput), Rumpf oder Mittelleib (thorax) und Hinterleib (abdomen). 1) Am Kopfe (caput) sind zunächst die Mundtheile wichtig. Im Allgemeinen nennt man sie beissend, wenn sich die 6 Haupttheile, nämlich die paarigen Ober- und Unterkiefer (mandibulae und maxillae), sammt den gegliederten Tastern (palpi) der letzteren (Kiefertastern), sowie die unpaarige Ober- und Unterlippe (labrum nnd labium) nebst Tastern der letzteren (Lippentastern), frei bewegen, was Fabricius bei den Käfern mit „Eleutherata" ausdrückt. In Fig. 13 (natürl. Grösse) ist der Mund durch die zangenförmig gekreuzten Oberkiefer geschlossen, in Fig. 13^ (ver- grössert) geöffnet, und sind die Oberkiefer weggebrochen: bei e die drei ersten Füblerglieder, x labrum (an den Kopfschild clypeus grenzend) und c labium mit seinen zwei Tastern. Das Uebrige zeigt die behaarten Unterkiefer mit ihren (hier doppelten) Tastern, deren innerer aber eigentlich nur die Die äusseren Theile der Insecten. 319 auch bei den Ameisenlöwen (Myrmeleon) gesonderte Aussenlade der Maxille ist. (lamina externa; galea nach Gerstäcker). Saugend dagegen heissen die Mundtheile, wenn jene 6 Theile (von denen dann auch wohl einzelne ver- kümmern) mit ihren Tastern mehr oder weniger verbunden sind, wie bei dem Küssel der Schmetterlinge, Bienen, Fliegen und Mücken, dem Schnabel der Pflanzenläuse und Wanzen (s. Fig. 29). Gers tack er fasst die beiden Begriffe kurz und scharf dahin zusammen, dass bei den kauenden die Unterkiefer und Unterlippe gleichartig gebildet sind und die Oberkiefer sich frei bewegen (Ortho-, Coleo-, Neuro-, Hymenoptera), bei den saugenden jene ersten beiden ungleichartig und die Oberkiefer unbeweglich sind (Lepidoptera) oder zu Stilets umgewandelt (Diptera, Hemiptera)*). Die sonder- barste Mundbildung haben die Larven einiger (z. B. Myrmeleon, Hemerobius), indem hier die Oberkiefer hohl sind und, die Mundöffnung ersetzend, die Säfte aus ihrer Beute aufsaugen. Die Halbflügler würde man nach den Flügeln gar nicht immer mit Sicherheit bestimmen können; hier ist es uner- lässlich, auf die Schnabelbildung (Fig. 29) zu achten. Die Larven haben oft beissende Mundtheile, während die sich aus ihnen entwickelnden, voll- kommenen Insecten (imagines) saugende haben (z. B, Schmetterlinge). — "Wichtige Organe des Kopfes sind noch die (bei den Larven meist undeut- lichen)**) Fühler, Fühlhörner (antennae). Sie dienen zum Befühlen der Gegenstände und werden bei einigen Insecten (Ameisen) für Organe der gegen- seitigen Mittheilung gehalten. Nach Form und Gliederzahl und dergl. werden sie zur Feststellung von Familien und Gattungen gebraucht (s. z. B. bei Käfern, Fliegen etc., vgl. auch Taf. I. Fig, 20 — 28, excl. 22), öfters auch sind sie wichtig zur Unterscheidung der beiden Geschlechter {cf und Q) (z. B. bei den Spinnern). Die Augen (oculi) sind bald grösser, bald kleiner etc. und fehlen auch den Larven selten, sind bei diesen dann glatt, oder sie erscheinen nur in der ersten Jugend, später (wie bei den Bockkäfern nach Erichs on Naturgesch. III. 559) verschwindend. Ausser *) Saugende werden durch Herstellung einer hohlen Röhre, welche eine Flüssigkeit aufzusaugen hat, und durch Stechorgane, welche dieselbe frei zu machen haben, zu Wege gebracht. Bei den Zwei- und Halbflüglern wird erstere durch Ober- und Unterlippe, letztere durch Mandibeln und Maxillen, welche innerhalb jener liegen, gebildet. Bei den Faltern stellen die innen rinnenförmig ausgehöhlten Unter- kiefer die Röhre (lingua spiralis) allein dar, und der Stechapparat befindet sich an der Aussenseite ihrer Spitze (Gerstäcker). **) Die bekannten Insecten-Larven besitzen sämmtlich Fühler, nämlich 1) alle Ametabola, 2) Coleo-, Neuro-, Lepidoptera sammt Afterraupen- sehr deutliche, auch den kopflosen Dipteren und Hymenopteris aculeatis fehlen sie nicht, und trotz ihrer Warzenform und Kleinheit sind sie oft noch gegliedert, wie bei den Oestriden (Gerstäcker). 320 Insecten. Allgemeiner Theil. den beiden gewöhnlichen, seitlichen (zusammengesetzten oder facettirten) Augen haben viele Insecten (die Wespen z. B. I. Taf. VI. Fig. 2, 4) noch einige, gewöhnlich 3 (einfache oder glatte) Nebenaugen (ocelli) auf der Stirn. Wenn die Larven Augen haben, sind es nur glatte, diese aber an der Stelle der später facettirten. 2) Der Rumpf (thorax)*) trägt die Bewegungsorgane. Trotz seiner vielfachen, an den feinen Näthen bemerkbaren Zerklüftung erkennt man meist 3 Abschnitte. Bei Fig. 1 sieht man den ganzen Rumpf, in Fig. 13 nur einen Theil; der hintere Theil ist von den Flügeln bedeckt. — Die Beine (pedes) bestehen durchweg aus 5 Gelenken: Hüfte (coxa — stets nur 1), Rollhügel oder Schenkelanhang (trochanter, 1 — 2, Fig. 19 deren 2: a c), Schenkel (femur 1), Schiene (tibia) und Fuss (tarsus mit 2 — 5 Glieder- chenj besonders letzterer bei den Larven einfacher, gliederärmer. Form und relative Grösse dieser Gelenke ändern vielfach ab. Bei den Laufbeinen (Fig. 13) z. B, ist Alles mehr harmonisch gebildet. Bei den Grabbeinen (I. Taf. VI. Fig. 5) und Fangbeinen zeichnen sich die vorderen, bei den Spring- (Taf. I. Fig. 18) und Schwimmbeinen die hinteren mehr aus. Bei der so merkwürdigen Biene ist bloss an den Hinterbeinen das erste Tarsalglied breit und wie eine Bürste behaart, um damit den Blumenstaub abzufegen und ihn in Form von Höschen an die Hinterschienen zu streichen. Man braucht nur diese Bildungen zu betrachten, um ihre grosse Bedeutung zu begreifen, — Die Flügel (alae) hat man oft mit den Flügeln der Vögel verglichen, also für Vorder- Extremitäten gehalten. Darauf deuten die für Beschreibung des Geäders erfundenen Ausdrücke radius (Speiche, Vorder- arm) und cubitus (Elle oder Hinterarm) hin; sie sind aber nur erfunden, wie die vielfachen Abweichungen und Verschiedenheiten des Geäders zeigen, die nicht vorkommen dürften, wenn sie wirklich nach dem Typus der Extre- mitäten gebildet wären; auch dürften die Flügel, wenn sie die analoga der *) Die drei Gliedmassen tragende Segmente beissen: Pro-, Meso- und Meta- thorax. Der Prothorax trägt stets nur ein Beinpaar, die beiden letzteren meist zu- gleich je ein Flügelpaar: die vorderen (alae anticae, oft Deckflügel, elytra) stets am Meso-, die hinteren (al. post. = halteres) am Metathorax. Bei den Hymen. aculeatis und entomophagis ist in den Brustkasten noch ein vierter Ring (Metanotum) mit aufgenommen, welcher dem ersten Hinterleibsringe der übrigen Insecten entspricht und aus dem ersten Hinterleibsringe der Larve entsteht, daher auch weder Flügel noch Beine trägt. Daher entsprechen die drei Abschnitte der ungeflügelten Ameisen im Grunde vieren. Am deutlichsten treten die 3 Thoraxringe hervor bei Acridium, Locusta, Myrmeleon, Eaphidia u. A. Die Beine pflegt man gegenwärtig als „ven- trale Gliedmassen" den Flügeln (dorsalen) gegenüberzustellen. Beide stellen sich als Ausstülpungen des betreffenden Körpersegmentes, mit dem sie in Continuität sind, heraus (Gerstäcker). ^. 3. Die äusseren Theile der Insecten. 321 nie fehlenden Vogelflügel wären, nie fehlen. Sie sind, wenn sie erscheinen, Hautlappen, und das Geäder zeigt feine Röhren, in welchen das Blut kreist und Nerven und Tracheen verlaufen, welche letzteren besonders wichtig sind für das Vollpumpen der Flügel mit Luft, so lange sie noch beim eben aus- kommenden Imago klein und schlaff herabhängen. Bei den Larven fehlen die Flügel, sie entstehen erst bei der Puppe, und zwar bei den Metabolis plötzlich, bei den Ametabolis ganz allmälig. In der Regel sind es 2 Paare: ein vorderes, allermeist grösseres und ein hinteres kleineres, und wenn ein Paar regelmässig fehlt (Diptera beständig und bei einigen anderen ausnahms- weise), so ist es das hintere, wie man aus den beiden UeberbMbseln (Schwingkölbchen Taf. L Fig. 1) ersieht. Anomalien kommen wohl vor, indem vielen Käfern die Unteifiügel fehlen oder verkümmert sind, bei manchen wieder die Obertlügel nicht geöffnet werden können. Wenn die Flügel ganz fehlen, so ist es merkwürdigerweise oft bei den Weibchen der Fall (Hymen.), unter den Schmetterlingen am meisten bei Spinnern und Spannern, bei welchen gerade forstliche Arten merkwürdige Grade der Ver- kümmerung zeigen. Loew weist bei Dipteren nach, dass ein vollständiges Fehlen der Flügel einen Wegfall der Flugmuskeln zur Folge habe. Nach Verschiedenheit der Zahl, Form und Substanz der Flügel kann man 7 Gruppen von Insecten mehr oder weniger scharf unterscheiden (s. Uebersicht der Ord- nungen in §. 15). Das Studium des Geäders der Flügel ist besonders .wichtig für die systematische Kenntniss der Aderflügler, Fliegen, Schmetter- linge und Netzflügler. 3) Der Hinterleib (abdo;nen) sollte, unter Hinblick auf die Larve, 9 Abschnitte haben. Es nehmen aber oft die Geschlechtstheile, welche bei der Larve noch nicht vorhanden oder nur rudimentär angedeutet sind und sich erst bei der Verwandlung ausbilden, die letzten Hinterleibsringe in Be- schlag, namentlich zur Herstellung der äusseren, zum Theile hornigen Begat- tungsorgane, dienend. Indessen findet Gerstäcker doch volle 9 bei: Ten- thredo, M}Tmeleon, Acridium, Locusta, Ephemera, Libellula (sogar 10), Perla, Phryganea u. A. Die äusseren Begattungsorgane sieht man leicht bei den Maikäfern während und nach der Begattung. Besonders auf- fallend und häufig hornartig fest ist die Ruth e mit ihren Anhängen (Taf. H. Fig. 3 a e e) gebildet. Grosses Interesse nehmen die weiblichen Eier- Lege- apparate in Anspruch. Während sie bei den meisten Insecten nur eine, wie ein Tubus aus- und einziehbare, weiche Röhre bilden (mit welcher die Nonne z. B. ihre Eier unter die Rinde schiebt), bestehen sie bei den Hymenopteren und einigen Orthopteren und Neuropteren aus einer hornartig festen, längeren oder kürzeren, geraden oder gekrümmten, borsten- oder messerförmigen Röhre von. der wunderbarsten Einrichtung. Bei den Hymenopteren 21 322 Insecten. Allgemeiner Theil. müssen die Eier meistens an einen versteckten Ort, der erst durch einen Stich oder durch einen Schnitt zu eröffnen ist (in Rinde, Holz, Blätter, Raupenkörper etc.) gebracht werden. Die Röhre wird hier demgemäss zu einem Bohrer (terebra), der oft lang aus dem Hinterleibe hervorragt (s. I. Tai J. und VI.), und während des Bohrens und Legens in eine andere Lage (rechten oder spitzen Winkel mit dem Körper) gebracht wird; oder er ist auch im Leibe versteckt (wie bei den meisten Blattwespen) und wird erst in actu hervorgeklappt (H. Taf. H. Fig. 5). Bei den stechenden Hymen- opteren ist er äusserlich nicht sichtbar, sondern wird erst im Augenblick des Angriffes aus dem Hinterleibe hervorgeschnellt: er ist dann Legebohrer und Stachel (aculeus) zugleich. Einige andere, öfters sehr auffallende An- hänge des Hinterleibes, wie z. B. die Schwänzchen der Werre, die Zangen der Ohrwürmer etc. sind ihrer Bedeutung nach noch räthselhaft. Länge (Libellen, Mücken) oder Kürze (Fliegen, Käfer) des Hinterleibes tragen wesent- lich zur Bestimmung der ganzen Körperform der Insecten bei, ebenso auch die Art der Befestigung des Hinterleibes an den Rumpf. Bei den meisten Insecten nämlich setzt er sich der ganzen Breite nach an (verwachsener Hinterl., abd. connatum, so z. B. bei allen Käfern, Schmetterlingen u. s. f.). Bei den Hymenopteren aber ist er häufig verdünnt (IL Taf. I, Fig. 16), sitzend (L Taf. L Fig. 7^) oder gestielt (L Taf. L Fig. 8, H. Taf. L Fig. 17). Am Hinterleibe, der die Wurmform der Larvenringe am deut- lichsten zeigt, erhalten sich die Luftlöcher (Stigmata) am kenntlichsten (s. II. Taf. I. Fig. 22 und stark vergr. Taf. IL Fig. 1 d). §. 4. Die inneren Theile der Insecten. Die inneren Theile dienen zunächst der Ernährung imd Fortpflan- zung und heissen zusammen, insofern sie sich analog bei den Pflanzen finden, die vegetativen oder reproductiven Organe. Dagegen heissen die Be- wegung s- und Empfindungsorgane, weil sie den Thieren eigenthümlich sind, d. h. den Pflanzen fehlen, die ani malen. Nach dieser Eintheilung wird es leicht, jedes innere Organ sehr einfach imterzubringeu, oft schon nach der Form (wie bei den Empfinduugs- und Bewegungsorganen, die am kenntlichsten sind), oder doch wenigstens dann, wenn man ihre Verrichtungen kennt. Es giebt indessen auch Organe, die schwer in eines der vier Systeme passen, oder die halb äusserlich sind, wie namentlich die Haut. Sie ist in bald mehrere, bald wenigere Schichten zerlegt worden, seitdem die Gewebs- lehre (Histologie) die Anatomie miliroskopisch behandelt. Die Haut der In- secten besteht aus zwei Schichten, deren äussere das Chitin enthält, dessen ich bei den Bewegungsorganen weiter erwähne. Es mrd von der inneren Schicht abgesondert, die als Secretionsorgan auftritt und wahrscheinlich des- §. 4. Die inneren Theile der Insecteu. 323 halb der bei den niederen Thieren so verbreiteten Flimmersubstanz entbehrt. Nach Verwandlimg des Insectes verwachsen wahrscheinlich beide Schichten, und man findet nur eine dicke (Chitin-) Schicht, vielleicht mit Ausnahme einiger weichen Theile. I. Die Geschlechtswerkzenge. Die Insecten haben in diesem Orga- nensysteme viel Aehnlichkeit mit den höheren Thieren. Zwitter kommen hier, wie dort, nur als seltene Ausnahmen, nur als Monstrositäten vor, wie es scheint, namentlich bei enormer Vermehrung von Schmetterlingen; auch herrscht in beiden Geschlechtern ein viertheiligör Typus. Allermeist unterscheidet man also eine Duplicität von (/ und Q , die ich aber, des be- quemeren Sprachgebrauchs halber, oft Gatten und Mütter künftig nennen will. A) Männchen oder Gatten und deren Geschlechtstheile (Taf. II. Fig. 3). Die Hoden (gg), welche den Samen, die Samenthierchen oder Spermatozoen*) in den schlauchartig geordneten Mutterzellen bilden, *) Die Spermatözoen (Spermatozoidien, Zoospermien) am Ende ihrer Entwickelung als Samenfäden erscheinend, haben bei den Insecten die Bestimmimg, das weibliche Ei nicht bloss zu berühren, sondern auch zu durchdringen, und zwar an einer besonders dazu geeigneten Stelle, der Micropyle. (Bei den Pflanzen heisst Micropyle die Stelle des Eichens, an welcher dasselbe mit dem Blüthenstaube in Berührung kommt und am keimenden Samen später dem Würzelchen den Durch- bruch gestattet.) Nach der Befrachtung findet man die Spermatözoen (eins oder mehrere) im Innern des Eies theils beweglich, theils unbeweglich. Die Durch- dringung erfolgt, wenn das aus dem Eierstocke losgerissene Ei durch den Eiergang (Fig. 2«y) geht und die dui-ch Muskel- (oder Luft-) Druck aus der Samentasche (Samenkapsel v. Siebold) ausgestossenen Spermatözoen jenem begegnen. Alles dies ist jetzt am sorgfältigsten bei den Bienen beobachtet worden, theils weil die geschicktesten Anatomen sich damit abgaben, wie Th. v. Siebold, theils weil nach der Dzierzon'schen Einrichtung die Brut in jedem beliebigen Stadium, fast zu jeder Zeit, herbeigeschafft werden kann. Bei den Bienen ist auch die Parthenogenesis oder Jungfernzeugung über allen Zweifel erhoben worden, d. h. man weiss, dass die Königin 1) wenn sie gar nicht befruchtet ist (z. B. als flügellahme), und 2) selbst wenn sie befruchtet ist, unbefnichtete Eier legen kann, und dass Arbeiter, welche dazu erzogen werden, ebenfalls Eier legen, und zwar nur unbefruchtete. Dass diese Arbeiter-Eier stets unbefruchtet sind, ergiebt sich aus der unvollkommenen Ausbildung der Samentasche und der übrigen Anhänge. Was das normal gebildete 9- betrifft, so erklärt man sich die Möglichkeit des Abganges un- befruchteter Eier aus der Anordnung der die Samentasche umgebenden Muskeln. Durch diese kann die Samentasche willkürlich abgeschlossen werden; das 9 weiss recht gut, in was für eine Zelle (fj, 9- oder etliche) sie ihren Hinterleib steckt, ehe sie legt. Aus den entwickelmigsfähigen, unbefruchteten Eiern, mögen sie von der Königin oder von den Arbeitern gelegt sein, entstehen immer nur d' . Wahrscheinlich entwickeln sich bei den Bienen d" überhaupt nur aus unbefruchteten Eiern. Dass das 9 willkürlich bald männliche, bald andere (befruchtete) Brut absetzen kann, er- klärt jetzt einen grossen Theil von Erscheinungen im Bienenstaate, welche früher 21* 324 Insecten. Allgemeiner Theil. vcrdünuen sich plötzlich in die beiden gewundenen Samenleiter, Samen- ausführungsgänge (vasa deferentia) (cc). Die beiden vasa vereinigen sich zum ductus ejaculatox'ius, wie die Q. Tuben zum oviductus (Gerstäcker). Bei dieser Vereinigung münden oft 2 Paare accessorischer Drüsenschläuche in den ductus, oder zuweilen in die vasa selbst. Das Sekret derselben dient zur Einschliessung der Spermatozoen in Spermatophoren. In letzterer Form wird der Same in die Q. 'Geschlechtsöffnung übertragen, und zwar durch den Sameuabführungsgang (r) in die von zweiklappiger Scheide (ee) unterstützte, widerhakige Ruthe (a). Dieser Bau kann als ein möglichst nor- maler angesehen werden, insofern die Hoden denen der Säugethiere oft in ihrer geballten oder traubigen Form ähneln. Die Abweichungen bei den verschiedeneu, bereits untersuchten Insectengattungen betreffen hauptsächlich die Hoden. Am merkwürdigsten sind die zu einem Stücke vereinigten beiden Hoden bei Schmetterlingen; ebenso die in viele kleine Drüsenlappen sich auflösenden Hoden, welche dadurch einige Aehnlichkeit mit Eierstöcken bekommen. Die Ruthe und die Scheide zeigen im feineren Bau bei den ver- schiedenen Arten oft grosse Verschiedenheiten. Schaum schliesst hieraus auf die Unmöglichkeit der Begattung zwischen 2 sehr verschiedenen Insecten- arten, wodurch der Entstehung von Bastarden vorgebeugt sei. Gewiss wider- setzt sich dem auch der Bau der Spermatozoen. B) Weibchen oder Mütter (Taf. H. Fig. 2). Bei ihnen ist die Analogie mit den (f unverkennbar, obgleich die Viertheiligkeit*) nicht so unbegreiflich waren. Ist das Q. flügellahm und kaun daher den Begattungsflug nicht unternehmen, so wird der Stock „drohuenbrütig". — Neuerlich sind allerdings wieder Zweifel gegen das Eindringen der Spermatozoen durch die Micropyle in die Dottermasse (Nov. Act. Leop. XXXIII.) erhoben worden. Bei der Relation (Jahresber. 1865—66, S. 21 f.) sagt Gerstäcker indessen, dass ihm der Verf. (Leydig), ob- gleich er ihn als ausgezeichneten Forscher kenne, in der Befruchtungsfrage nicht ganz vorurtheilsfrei erscheine. Ich bleibe demnach bei den Consequenzen, welche ich schon früher aus einer anomalen Befruchtung zog, und erkläre daraus einige für Forstinsecten wichtige Erscheinungen, die sonst ganz paradox daständen. Kann nicht das Aufhören eines Insectenfrasses mit einer mangelhaften Be- fruchtung in Verbindung stehen? Wir haben ja auch zu solcher Zeit (bei Faltern und Pteromalinen) immer ein Vorwiegen des ^ Geschlechts beobachtet, was hier, wie bei Bienen, vielleicht aus dem Ablegen unbefruchteter Eier erklärt werden dürfte. Bei Lepidopteren ist das Auskommen von Raupen aus unbefruchteten Eiern bekannt. Aus solchen Raupen gingen zwar auch Q. Falter hervor, aber die Zahl der ei kleineren Larven im Allgemeinen schneller als bei grossen. Die Raupe des Weidcubohrers (Cossus ligniperda Fahr.) braucht, um 70000 Mal schwerer zu werden, 2 Jahre, während eine Fleischmade in den ersten 24 Stunden ihres Lebens schon 150 Mal schwerer geworden ist. Lirine äusserte •deshalb scherzhaft; wenige Schmeissfliegen könnten wegen ihres raschen Wachsens und Fortpflanzens ein Pferd ebenso schnell auffressen, wie ein Löwe. Man hat näm- lich berechnet, dass ein Paar Schmeissfliegen in einem Sommer auf 5 MiUionen sich 'Vermehren könne. 350 Insecten. Allgemeiner Theil, massiger Entwickelung entscheidet höchst wahrscheinlich die Summe der Wärmegrade*), wie ich sie z. B. beim Maikäfer (s. §. 8) berechne. Der Spanner z. B. kommt in der wärmsten Jahreszeit (bei einer Mitteltemperatur von -|- 15 bis 17 ^ C.) aus, während die Eule schon im kalten Frühjahre (bei -j- 5 bis 7'^) auskommt; der Spanner findet aber die nöthige Puppen- wärme erst im Jahre des Auskommens, während die Eule diese schon in den 3 — 4 Monaten des vorigen Jahres genoss. Wenn die Spiegel der Nonne früher oder später erscheinen, so hängt das auch damit zusammen, dass die eine Eiertraube im vorigen Jahre früher, die andere später abgelegt wurde. Feinere Untersuchungen werden vielleicht dereinst wissenschaftlich noch weiter führen. In der Botanik ist jetzt schon ermittelt, dass die Ent- wickelungsphasen einer Pflanze, wie Keimen, Blatt- und Blüthenbildung, ungleiche Temperatur-Coefficienten voraussetzen (H. Hoffmann). §. 8. Oeographisclie Verbreitung, Witterniig, Klima imd Boden. Die Verbreitung der Forstinsecten hängt zwar oft von der Ver- breitung einer Holzart ab, aber auch vom Klima. Dieses wird wieder viel- fach modificirt durch Boden und Witterung, welche letztere gerade auf unserem Gebiete ausserordentlichen Schwankungen nach verschiedenen Jahren und Jahreszeiten ausgesetzt ist. Unter diesen Umständen ist es schwer, ja zuweilen unmöglich, die Ursachen anzugeben, welche Insectenfrass plötzlich hervorrufen, besonders wenn wir, namentlich bei poliphagen Insecten, auf weit ausgedehnte Länderstrecken sehen, welche von einem und demselben Insecte V4 Jahrhundert hintereinander durchzogen werden (Nonne). Deutschland wird hier, als das unzweifelhaft forstlich am besten be- *) Diese Wäi'mesumme, von welcher in der Botanik so viel gesprochen wird, lässt sich nicht immer so leicht in Zahlen ausdrücken, wie man aus den himmelweit verschiedenen Berechnungen der Physiker ersehen kann; es genüge uns hier also noch das Mehr und Weniger. Noch kürzhch hat H. Hoffmann, einer unserer besten Lebens-Meteorologen, bei Gelegenheit der Untersuchung seiner „Vegetations- normalen", die verschiedenen Methoden wieder revidirt und angenommen, „dass für den Ausdruck eines klimatischen Coefficienten die Summen der mittleren Temperaturen der Wahrheit am nächsten kommen" (Bot. Zeitung 1861, Nr. 26). Was sie z. B. aiü' die Maikäfer -Generation angewandt leisten, habe ich in §. 8 (Schlussnote) gezeigt. (J.) Nicht ohne praktisches Interesse sind gewiss die Beobachtungen über die Wärmesumme während der Entwickelung eines Insectes. Förster ühlig in Tharaud fand bei täglich dreimaliger Temperaturbeobachtung während einer Generation des Fichtenborkenkäfers vom oD. Mai bis 21, Juli eine Wärmesumme von 1145'^ C. oder täglich im Dtfrchschnitt 22,02 »; während der zweiten Generation vom 4. August bis .3. October eine Summe von 1228,5° oder täghch im Durchschnitt 20,48°. (Thar. Jahrbuch 25. Bd. S. 256.) §. 8. Geographische Verbreitung, Witterung, Klima und Boden. 351 kannte Gebiet, vorzugsweise berücksichtigt. Wir wissen, dass hier die klima- tischen Verhältnisse keineswegs monoton sind, vielmehr in solcher Mannig- faltigkeit auftreten — nach Regeln und nach Ausnahmen, wie der April der ganzen Erde es erwarten lässt — , dass sich darin ganz verschiedene Breiten und Längen unseres ganzen Continentes spiegeln, und viele unserer Forst- insecten in sehr verschiedenen Gegenden ihre Existenz finden. Deutschland reicht ziemlich durch 10 Breitengrade (etwa vom 46 — 56"), und hier nimmt, wenn man dieselben von S. nach N. durchschreitet, die mittlere Temperatur der Ebene ziemlich constant von 1 1 bis 6 ^ C. ab. Im Süden grenzen wir schon an Lorbeeren und Pinien, bringen in Süddeutschland auch noch die ächte Ceder im Freien fort, im Norden aber büssen wir schon die Buche ein. Sonst haben wir die gewöhnlichen Waldbäume überall, nur örtlich relativ verschieden (natürlich, oder durch Forstwirthschaft erkünstelt), was auch nicht ohne Wirkung auf die Forstinsecten bleibt. Der Einfluss von Nord-, Mittel- und Süddeutschland macht sich indessen, sobald wir den deprimirenden Ein- fluss der grossen mitteldeutschen Gebirgskette augenblicklich ausser Rechnung lassen oder vielmehr auf Rechnung der Regionen stellen, weniger, oder wenigstens anders bemerklich, als ein anderer, welcher auf viel kleineren Entfernungen, nämlich von Osten nach Westen*) hervortritt und besonders durch klimatisch verschiedene Jahreszeiten charakterisirt wird, weil hier Unterschiede von Küsten- und Continental -Klima eintreten. Am auf- fallendsten prägt sich dies in der Vogelwelt aus, und somit dürften die Folgen auch für die Insecten zu bemerken sein. Im wintermilden Münsterlande z. B. werden schon viele Vögel, welche in Brandenburg und Schlesien Zugvögel sind, zu Standvögeln, und solche, welche bei uns nur einzeln bleiben (wie die Finken, und zwar nur die Männchen, oder die Feldlerchen), überwintern im Westen massenhaft neben Würgern, Piepern, Braunellen und anderen Insecten- fressern, von denen bei uns höchstens Zaunkönige und zuweilen einzelne Rothkehlchen, selten einmal Würger bleiben. Dass dies indirecte Einflüsse auf die Insecten übt, wird Niemand verkennen; wie aber die directen klimatischen Einflüsse aufzufassen sind, darüber fehlen uns die Anhaltpunkte. Möglicher- weise können Insecten, die gewohnt sind z. B. im Eizustande (oder als Imagines oder Puppen) zu überwintern, da nicht mehr bestehen, wo die Ent- *) Prag und Trier, welche beide ca. 50° n. Br. liegen und nicht ganz 65 '"• Meereshijhe haben, liefern hier schon hübsche Belege. Die mittlere Temperatur ('ca. 9 — 10" C.) ist bei beiden nicht verschieden, aber der Sommer in Prag ist um 1 0 wärmer als in Trier, der Winter um 2 o kälter. Weiter östlich werden diese Ver- liältnisse oft noch auffallender, denn Breslau (kaum 162 >"• hoch und nur 1° nörd- licher) hat nur 7,5" C. Warschau z. B., welches kaum 7,5° Mitteltemperatur hat, fällt im Winter auf — 2,50 und steigt im Sommer auf fast 19° C. 352 Insecten. Allgemeiner Theil. Wickelung rascher vorschreitet, ihre Larven also schon vor Wioter aus- kommen und in diesem weichlichen Zustande erfrieren wtirden. Was für interressante Belege dazu haben wir z, B. an den beiden Nadelholz-Prozessions- spinnern. Wer weiss, ob es nicht unsere Cneth. pinivora Jr., die ja auch bei uns schon als Ei überwinternd gefunden wurde, an der Südgrenze ihrer Verbreitung einmal bis zum Eäupchen brachte und nun im Winter zum Nester- machen gezwungen wurde, also in die so wenig verschiedene Cneth. pityo- campa S. V. sich umwandelte. Solche Hypothesen werden selbst den Gegnern des Darwinismus annehmlich erscheinen. Vielleicht giebt es andere, noch interessantere Beispiele, die bei den Insecten noch auffallender als bei den Pflanzen, hervortreten. Die Insecten entziehen sich, zumal in ihrem vierfach verschiedenen Gewände, nur zu sehr der Beobachtung, wie gerade das Bei- spiel der Processionsspinner zeigt, die ich, nachdem sie selbst von unserem Haupt -Lepidopterologen Ochsenheimer verkannt wurden, zuerst von den gröbsten, geographischen Unrichtigkeiten gesäubert zu haben glaube, und die auch noch jetzt nicht nach allen Richtungen aufgeklärt sind. Die Geographie der Insecten ist wegen der Schwierigkeit der sicheren Beobachtung weit zurück gegen die der Pflanzen. Sehr aulfallende Züge würde man nur bemerken, wenn man die Zonen aller Erdtheile vergliche. Die kleine Zone Deutschlands bietet, namentlich in Bezug auf Forst- insecten, wenig Auffallendes. Man suche nur eine gewisse Zahl von x\rten zusammen, denen geographische Namen verliehen wurden, und man wird jetzt schon grossentheils finden, dass sie nicht, wie die Entdecker mitunter meinten, auf den Ort der Entdeckung beschränkt sind, so z. B. Dicerca (Buprestis) berolineusis Fabr., Lophyrus hercyniae Hrtg., Lina (Chrysomela) lapponica Z/., Pissodes hercyniae übst. etc. Auch die schöne Rosalia (Cerambyx) alpina L. ist aus ihren luftigen Höhen herabgestiegen und hat sich in den weiten Ebenen Pommerns, in Böhmen etc. gezeigt, u. s. f. Es giebt Einschrän- kungen nach geographischer Länge und Breite in Deutschland — Insecten- linien oder Grenzen — , aber die sicheren Beispiele dazu sind noch sehr vereinzelt. Die Eschen-Cicade (Cicada orni L.), welche in Südeuropa heimisch ist, aber noch einzeln bis zum Main vorkommt, ist ein Beispiel zur Nordgrenze in Deutschland, wie andererseits Lina lapponica L. ihre Süd- grenze in Deutschland erreicht. So lässt sich wohl schon jetzt mit Bestimmt- heit nachweisen, dass die Eichen-Processionsraupe nur im Westen recht zu Hause ist, und mit der Oder, obgleich es darüber hinaus Eichen genug giebt, schon ihre östliche Grenze erreicht, wie wiederum die Kiefern-Processions- raupe dem (allerdings kiefernarmen) Westen fehlt. Auch Bostr. acuminatus Gyllh.y der bei uns gewiss nicht übersehen würde, wenn er häufig vorkäme, scheint nur weiter östlich gemein zu sein (Henschel S. 65); ebenso der §. S. Geographische Verbreitung, Witterung, Klima und Boden. 353 von österreichischen Forstmännern (Smoler) häufig genannte Ilyl. vittatus Fabr.^ der schon in Schlesien und von Nördlin|ger im Süden gefunden wurde. Nur die gemeinsten Borkenkäfer haben eine allseitige Verbreitung. Der Rothschwanz geht durch ganz Deutschland; aber stark und wiederholt verheerend ist er in den Buchenwälder immer mehr im Norden (sogar noch im südlichen Schweden), als im Süden aufgetreten, während wir wieder die durch Bupresten verursachten Beschädigungen nur im Westen von Deutsch- land kennen. Die in Mitteldeutschland so gemeine und verderbliche Werre wird nach Nordosten immer seltener und ist in Ostpreussen in manchen Gegenden fast unbekannt. Was soll man aber zu dem schönen, grossen, südeuropäischen Ameisenlöwen (Acanthaclisis occitanica) sagen, welcher auf der Kahlenberger Nehrung bei Elbing gefunden wurde und sonst nirgends in Deutschland vorkommt? (Oberforstm. Grunert). Werfen wir, nach Betrachtung der Zone Deutschlands, auch einen Blick auf dessen Regionen. Physikalisch aufgefasst, liefern sie viel auf- fallendere Contraste, ja es lassen sich diese, da es sich auch um Boden- erwärmung, Niederschläge von Feuchtigkeit, Differenz von Sommer und Winter etc., bei feinerer Zergliederung, handelt, gar nicht alle hier geben, dies würde für uns auch zwecklos sein. Es genügt, dass wir auch hier das all- gemeine Gesetz der Wärme abnähme nach oben beobachten — circa 1 " C. auf 150"°- — , wonach wir z. B. für den Brocken auf -\- \^^ und für die Schneekoppe auf — 2,5'' kommen. In der Vegetation der Kräuter werden dadurch die auffallendsten Veränderungen herbeigeführt, so z. B. treten nach Göppert für die Sudeten mindestens 3 — 4 Regionen hervor. Auch das Vorkommen der Baumarten wird durch die Wärmeabnahme nach oben bedingt. Die Buche verschwindet im Harz bei 6 — 700™- Meereshöhe, in den Sudeten bei 1000™-, und überlässt in der oberen Bergregion der Fichte das Regiment. In der subalpinen Region (im Riesengebirge von ungefähr 1 500 ™-, in den Alpen von 1600 — 1800™- an) bleibt endlich nur Knieholz übrig, über Welches hinauf in den Alpen und Karpathen noch die Zürbelkiefer (P. cembra L.) steigt. Dass dieses verschiedene Auftreten der Bäume wesentliche Verschieden- heiten des Insectenlebens bedingt, ist selbsverständlich. — In der Knieholz- region der Sudeten würde nur in den vier Monaten Juni bis September (nach Dove -j- 6, 9, 7,5 "^ C.) eine Entwickelung von' Insecten (möglich sein und dennoch für diesen Hochgebirgssommer nur eine mittlere Sommerwärme von höchstens -j- 7^ C. herauskommen, während in der Region der Zürbel gar nur von Mitte Juli bis Mitte September ein Sommer herrscht, also gewiss nur in sehr günstigen Jahren eine Generation von Borkenkäfern ermöglichend. Demnach würden die Forstinsecten, welche in jenen Regionen wirklich schon gefunden worden sind, dort sich nur ausnahmsweise einnisten, Sie sind wahr- 23 354 Insecten. Allgemeiner Theil. scheinlich aus tieferen Regionen durch einen, in Gebirgen sehr gewöhnlichen und oft sehr rapide aufsteigenden Luftstrom (courant ascendant) hinaufgeführt. In der Zürbel hat Heer einen nahen Verwandten des B. typographus L., nämlich Bostrj'chus cembrae Heer nachgewiesen; im Knieholz der Sudeten wurden gefunden durch Letzner: Bostr. bidens Fabr.^ typographus L. und chalcographus L., Pissodes pini L. (sudeticus Eatz.)*), auch ein Bockkäfer, dann Lophyren- Larven, die Gallen von Ret. resinella L. und Abfälle von Hyles. piniperda L. Ich selbst fand den Frass einer Lyda bei lOOO'"' Höhe im Riesengebirge, ebenso Nördlinger im Schwarzwalde (s. v. Vi e bahn Statistik S. 980). Wir können daher auch für die Regionen nur Bruchstücke einer In- sectengeographie liefern, und diese, selbst was die gemeinsten Forstinsecten betrifft, nicht einmal immer erklären, indem hier zwei Factoren: Holz und Insectenleben, mitwirken. Warum bleibt die Nonne z. B. weit hinter der Fichte und Kiefer zurück, geht in Schlesien gar nicht einmal bis zum Fusse des Riesengebirges (Forstm. Bormann), obgleich andere Insecten, wie die eben vorher genannten, wenigstens ausnahmsweise jenen beiden Holzgattungen bis fast zu ihrer oberen Grenze folgen? Am 13. September fing ich bei einer Excursion auf den Gr. Dolmar (Thüringen) einen Schmetterling der Nonne. Wahrscheinlich hatte auch die Raupe dort oben gefressen, und die Entwicke- lung war in jener Höhe so sehr verzögert worden. — Gewiss ist das immer nur sehr vereinzelt, während der Frass von Orgyia antiqua L. im Thüringer- walde massenhaft erfolgte, u. s. f. Am meisten fehlt es uns an ähnlichem Material für die Alpen, wo durch die Verbreitung der Lärche, die in den mitteldeutschen Gebirgen schon sehr zurückgedrängt ist, gewiss noch entomo- logische Merkwürdigkeiten in den höheren Regionen bekannt werden dürften (vergl. Steganoptycha pinicolana III.). Eine ziemlich scharfe Abgrenzung nach Regionen finden allerdings viele Insecten, welche forstlich unwichtig sind, so z. B. viele alpine und subalpine Caraben aus den Gattungen Nebria Latr., Pterostichus Er. u. s. w., die nur den Gebirgen angehörige Chrysomelengattung Oreina Chevr., ebenso viele Arten der Gattung Otiorhynchus Genn. u. s. w. Bei alpinen Insecten entsteht die Frage, ob sie nicht eine ungewöhnlich lange Generation haben? Von den Caraben, welche vorzüglich den Charakter der Hochgebirgsfaunen bestimmen helfen, nimmt Schaum an, dass sie, da die hochalpinen Thiere 1 1 Monate Winterruhe haben, oft mehr als ein Jahr zu ihrer Entwickelung brauchen. *) P. sudeticus Ratz, ist keine gute Art; ich halte ihn für nichts Anderes als P. pini L. (C. abietis Ratz.) — Bostr. cembrae Heer fand ich in Lärche im Thale von Chamouny. (J.) §. S. Geographische Verbreitung, Witterang, Klima und Boden. 355 In den höheren Regionen spielen nicht einmal die Borkenkäfer eine wichtige Rolle, wie ich aus einer Bemerkung des alpenkundigen v. Lips entnehme (v, Viebahn Statistik S. 978), auch hört man in denraitteldeutschen Gebirgen nichts — wenigstens jetzt nichts mehr — von Wurmtrockniss an der Fichtengrenze. In dieser Beziehung dürfte es schon erlaubt sein, Hoch- gebirge und hohen Norden zu vergleichen. Dieser Vergleich ist rücksichtlich des Holzwuchses und der Flora oft angestellt worden, wobei man im hohen Korden sogar noch den Gegensatz zwischen dem nadelholzreichen Continent und den laubholzreichen Küsten von Skandinavien hervorhebt. Oberforst- rath V. Berg fand auf seinen Reisen in Skandinavien noch über den 60'' hinaus den Borkenkäfer bei Verwüstung von devastirten Fichtenorten äusserst thätig und macht die Bemerkung: „bedeutende Sommerwärme und Sommer- helle beförderten die Entwickelung" (Tharand. lahrb. 1855, S. 27). Die Wärme ist in Falun durchschnittlich vom Mai bis October (also 6 Monate) über 12*' C. (im Juni, Juli steigt sie auf 17^). Die vermehrte Intensität der nordischen Sommersonne macht sich auch bemerklich durch Schattensuchen der Kiefer (v. Berg). Aufmerksame schwedische Forstmänner versicherten mich, dass überhaupt die meisten gewöhnlichen Forstinsecten, mit Ausnahme der Borkenkäfer, durch das Klima in Schranken gehalten würden und nur selten verheerend hervorträten. Wenn nun noch des Insectenfrasses in den deutschen Gebirgen Erwäh- nung geschehen soll, so kommen hier nur die niedrigeren, der Harz und die Sudeten nur von 800 bis 1000™- Höhe in Betracht.*) Die wichtigsten der hier massenhaft auftretenden Forstinsecten sind nicht einmal auf das Gebirge beschränkt, am wenigsten die Borkenkäfer; selbst nicht einmal Otiorh. niger Fabr., welcher zwar lieber hier, als in der Ebene (wo es nur wenige Beispiele von seinem Vorkommen giebt), haust; er geht im Gebirge auch immer viel höher, als Hyl. abietis L., d. h. bis zur Grenze der Fichten- region. 0. niger hat sich hier bei Neustadt, wo wir die Fichte mehr und mehr cultiviren, noch nicht gezeigt, während Grapbolitha tedella Cl. (hercyni- vurden gefunden Bestandtheile: Stickstoff Fettes Oel Andere organische Stoffe Mineralische Stoffe, hauptsächlich aus phosphorsauren Verbindungen bestehend Wasser frischen [äfern: in völlig ausgetrockneten Käfern: 3,23 9,6 3,80 11,5 24,77 74,7 1,40 4,2 66,80 — 100. 100. Rechnet man ein Kilogramm des theilweise hier in schwer löslicher Ver- bindung vorkommenden Stickstoffes nur zu 1,2 Mark, so wären 100 Kilogramm frischer Käfer reichlich 4 Mark werth. — Ein Hektoliter frischer Käfer, welches etwa 27 Kilogramm wiegt, könnte hiernach einen Dungwerth von reich- lich 1 Mark beanspruchen. — Ein praktisch ausgeführter Düngungsversuch mit Gerste zeigte, dass die Maikäfer ein werthvoUes, kräftig und schnell wirkendes Düngemittel darstellen, dessen "Wirkungswerth im frischen Zustande mindestens auf Ve ^is Vs, ™ trocknen reichlich auf V2 vom guten peruanischen Guano zu schätzen sein möchte. Die Compostirung erfolgte so, dass man die durch Besprengung mit kochendem Wasser getödteten Käfer, nachdem sie 3 bis 4'^™- hoch ausgebreitet worden waren, mit staubigem, gelöschtem Kalke einpuderte und sie dann mit einer reichlich gleich hohen Erdschichte bedeckte, auf welche wieder Käfer folgten etc. Der so gewonnene Compost wirkt nach den Erfahrungen sächsischer Landwirthe ähnlich wie Guano für Feld und Garten; auch giebt er einen vortrefflichen Zusatz zum Stallmist, Knochenmehl, Superphosphat etc. Aehnlich verhält es sich mit den Engerlingen (Forst- u. Jagd-Zeit. 1860. S. 293). — Auch Oel hat maü aus den Maikäfern zu präpariren gesucht, welches zu Wagenschmiere, selbst zum Brennen benutzt worden ist. Die Käfer wurden zu dem Ende in rohen Gefässen, und zwar auf freiem Felde, einer absteigenden Destillation unterworfen und so auf mannigfache Art verwerthet. §. 14. Literatur. (J.) Beobachtungen über Forstinsecten sind am meisten in Deutschland und Oesterreich angestellt und veröffentlicht worden. Der hohe Werth der Wal- dungen, ein gewisser wissenschaftlicher Sinn der Forstwirthe drängten zu solchen Studien hin. Diese wurden angeregt und unterstützt durch den Stand 390 Insecten. Allgemeiner Theil, der Naturwissenschaften, namentlich auch den der Entomologie in den ge- nannten Ländern. Die forstlichen Zeitschriften und Yereinsberichte enthalten massenhaftes, namentlich werthvolles, biologisches Material. Hier sind haupt- sächlich nur einige der selbstständigen, entomologischen Werke und Mono- graphieen zu nennen, gänzlich umvichtige bleiben unerwähnt, ebenso, mit Ausnahme eines einzigen, die nicht in deutscher Sprache geschriebenen Bücher. 1. Entomologische Werke mit directer Beziehung auf die Forstwirthschaft. J. M. Bechstein und G. L. Scharfenberg: Vollständige Natur- geschichte der für den Wald schädlichen und nützlichen Forstinsecten. 3 Theile. Leipzig 1804 und 1805. — Veraltet. J. M. Bechstein: Forstinsectologie oder Naturgeschichte der für den Wald schädlichen und nützlichen Insecten. Gotha 1818. — Veraltet. E. Thiersch: Die Forstkäfer oder vollständige Naturgeschichte der vorzüglichsten, den Gebirgsf ersten schädlichen Insecten, hauptsächlich der Borkenkäfer. Stuttgart und Tübingefn 1830. — Ziemlich veraltet. J. T. C. Ratzeburg: Die Forstinsecten. 3 Theile. Berlin 1839. 1840. 1844. J. T. C. Ratzeburg: Die Waldverderbniss. 2 Theile. Berlin 1866 und 1868. Diese Werke Katzeburg's sind von hervorragender Bedeutung für die forstliche Entomologie und haben wesentlich zu deren Hebung in Deutschland beigetragen. Sie werden noch lange durch die darin mitgetheilten Erfahrungen und Beobachtungen einen sehr grossen Werth behalten, wenn auch der Fortschritt der Wissenschaft nach und nach ergänzend und berichtigend wirken muss. J. T. C. Ratzeburg: Die Ichneumonen der Forstinsecten. Berlin 1844, 1848 u. 1852. — Für ein specielles Studium der Ichneumonen fast unentbehrlich. Nördlinger: Nachträge zu Ratzeburg's Forstinsekten. Stuttgart 1856. — Enthält eine Menge höchst werthvoUer Mittheilungen. Th. Hartig: Die Familien der Blattwespen und Holzwespen, nebst einer allgemeinen Einleitung zur Naturgeschichte der Hymenopteren. 1837. Neue Titel-Ausgabe Berlin 1860. Geht zwar weit über das forstliche Bedürfniss hinaus, allein diese gründUche Arbeit wird für alle Zeiten grossen Werth behalten. NamentHch ist die Lebensweise vieler Arten vortreffHch beschrieben. — Neuere, vollständigere Monographie dieser Wespen von Z ad dach und Brischke in den Schriften der kgl. physik. Ökonom. Gesellschaft zu Königsberg. G. Henschel: Leitfaden zur Bestimmung der schädlichen Forstinsekten, mit Angabe ihrer Lebensweise der gegen dieselben seither mit Erfolg an- gewendeten Vorbauungs- und Vertilgungsmittel etc. Wien 1861. Dieses kleine, ganz vortreffliche Werk, welches jedem Forstmann empfohlen werden konnte, ist bereits seit mehreren Jahren im Buchhandel vergriffen. Bestim- mung der Insecten erfolgt nach Holzart und Frassform. §. 14. Literatur. 391 Kolenati: Die für den Forstmann wichtigsten schädlichen Insecten, nach den neuesten Erfahrungen zusammengestellt. In den Verhandltnigen der Forstsectiou für Mähren und Schlesien. Heft 43. Brunn 1861, Verfasser erblickt unter den Insecten viel zu viel schädliche Thiere. J. A. Ferrari (Graf): Die der Forst- und Baumzucht schädlichen Borkenkäfer aus der Familie der Holzverderber. Wien 1867. Kennt die lebendigen Borkenküfer nicht, daher nur rein entomologisch, nicht forstlich von Werth. E. L. Taschenberg: Forstwirthschaftliche Insektenkunde oder Natur- geschichte der den deutschen Forsten schädlichen Insekten etc. Leipzig 1874. Ausführlicher wie Heusehel, giebt wie dieser Bestimmungstafeln nach den Holzarten und Frassformen. Empfehlenswerth. 2. Monographien besonders wichtiger Forstinsecten. D. E. Müller: Ueber den Afterraupenfi'ass in den fränkischen Kiefern- waldungen vom Jahre 1819 bis 1820. Aschaffenburg 1821. M. "Walter: Bemerkungen über die Verheerungen des Fichten-Rüssel- käfers, Curculio pini, und einige Hülfsmittel etc. Carlsbad 1826. V, Bülow-Rieth: Neue Beobachtungen über den Kiefernspinner und über die Mittel, seine Ausbreitung zu hindern. Stettin 1828. V. Bülow-Rieth: Neue Beobachtungen über die Nonne und über die zweckmässigsten Mittel, ihre Ausbreitung zu verhindern. Stettin 1831. G, L. H artig: Anleitung zur Vertilgung oder Verminderung der Kiefernraupe. Berlin 1827. B. V. Holleben: Beiträge zur Naturgeschichte des Nonnenspinners, gesammelt 1828—40. Rudolstadt 1840. Osw. Heer: Ueber Vertreibung und Vertilgung der Laubkäfer und Inger. Zürich 1843. M. Willkomm: Die Nonne, der Kiefernspinner und die Kiefernblatt- wespe; deren Lebensweise und Vertilgung. Dresden 1858. Krohn: Die Vertilgung des Maikäfers und seiner Larve. Berlin 1864. F. J. Bodenmüller: Die Maikäfer und Engerlinge, besonders Ver- mehrung und Vertilgung. Freiburg i. B. 1867. Th. Plieninger, Gemeinfassliche Belehrung über die Maikäfer und ihre Verheerungen, sowie die geeignetsten Mittel dagegen. Stuttgart 1868. Cogho: Ueber die Lebenszähigkeit des Fichtenborkenkäfers (B. typo- graphus). Frankenstein in Schi. Coraraissionsverlag von E. Philippi. 1874. Höchst beachtenswert}!. 392 Insecten. Allgemeiner Theil. 3. Allgemeiner gehaltene, zoologische Werke von forstlicher Bedeutung, E. Ph. Döbner: Handbuch der Zoologie, mit besonderer Berück- sichtigung derjenigen Thiere, welche in Bezug auf Forst- und Landwirthschaft, sowie hinsichtlich der Jagd vorzüglich wichtig sind. Aschaffenburg 1862, Erster Theil, Wirbelthiere. Zweiter Theil, wirbellose Thiere, B. Altura: Forstzoologie. I. Säugethiere. Berlin (1872). 11. Vögel (1873). III. Insecten (1874 und Ende 1875). Wie der Inhalt der neuen Auflage der Waldverderber zeigt, habe ich Gele- genheit genommen, dieses vortreffliche Buch vielfach zu citiren, so weit es bis zur Vollendung meiner Arbeit erschienen war. J. H. Kaltenbach: Die Pflanzenfeinde aus der Erlasse der Insekten. Ein nach Pflanzenfamilien geordnetes Handbuch säramtlicher auf den ein- heimischen Pflanzen bisher beobachteter Insekten zum Gebrauch für Entomo- logen, Insektensammler, Botaniker, Land- und Forstwirthe und Gartenfreunde. Mit 402 charakteristischen Holzschnitt-Illustrationen der wichtigsten Pflanzen- familien. Stuttgart 1874. Das Werk ist zwar kein forstliches, ich kann mir jedoch hier nicht versagen, auf diese mit grösstem Fleisse gegebene Zusammenstellung der Phytophagen unter den deut- schen Insecten aufmerksam zu machen. Man gewinnt dadurch einen bisher unmöglich gewesenen Ueberblick über das Insectenleben in seinem Verhältnisse zur Pflanzenwelt. 4. Endlich sei noch anhangsweise einiger allgemeiner, entomo- logischer Werke hier deshalb gedacht, weil der Forstwirth mehr als viele andere Männer durch sein Leben und Wirken im Walde auf die Beobach- tung der Insectenwelt hingewiesen wird, wenn diese Beobachtung auch über das rein forstliche Bedürfniss hinausgeht. Wenigstens für einige Ordnungen besitzt die deutsche Literatur empfehlenswerthe, grössere, gute Arbeiten, welche die Bestimmung heimischer Insecten erleichtern: L. H. Fischer: Orthoptera Europaea. Accedunt tabulae lapidibus incisae XVIII. Lipsiae 1853. Eine höchst werth volle, entomologische Arbeit. In lateinischer Sprache geschrieben. Fr. Brauer unter Mitarbeitung von Fr. Low: Neuroptera Austriaca. Die im Erzherzogthura Oesterreich bis jetzt aufgefundenen Neuropteren nach der analytischen Methode zusammengestellt, nebst einer kurzen Charakteristik aller europäischen Neuropteren-Gattungen. Wien 1857. Das einzige für Bestimmung der Neuropteren vorhandene, übrigens sehr brauchbare Buch. Behandelt auch die Pseudonem-opteren. C. L. Koch: Die Pflanzenläuse, Aphiden, getreu nach dem Leben ab- gebildet und beschrieben. Mit 54 Kupfertafeln. Nürnberg 1857. Dieses vom Kreisforstrath Koch bis zum Jahre 1853 fast vollendete Werk wurde von dem bekannten Entomologen Herrich-Schaeffer herausgegeben. Kalten- bach, welcher ft'üher bereits eine Monographie der Pflanzenläuse (1843) geschrieben, gab ergänzende Berichtigungen und Notizen dazu. Das Buch ist demjenigen unent- behrlich, welcher sich mit Aphiden beschäftigen will. S- 14. Literatur. 393 F. X. Fieber: Die europäischen Hemiptera. Halbflügler (Rhynchota heteroptera). Nach der analytischen Methode bearbeitet. Wien 1861. Behandelt nur die Heteropteren, also nicht die Cicaden nnd Pflanzenläuse. Zur Bestimmung des ersteren sehr brauchbar. J. R. Schiner: Fauna Austriaca. Die Fliegen (Diptera). Nach der analytischen Methode bearbeitet. Wien. 1. Theil 1862. II. Theil 1864. Enthält Charakteristik säraratlicher europäischen Gattungen, Beschreibung aller in Deutschland vorkommenden Arten und Aufzählung aller bisher beschriebenen europäischen Arten. E. L. Tasche nberg: Die Hymenopteren Deutschlands nach ihren Gattungen und theilweise nach ihren Arten als Wegweiser für angehende Hymenopterologen und gleichzeitig als Verzeichniss der Halle'schenHymenopteren- fauna analytisch zusammengestellt. Leipzig 1866. Das kleine Handbüchlein von nur 277 Seiten ist deshalb willkommen, weil es an einer vollständigen Hymenopterenfauna bisher noch fehlt. Wer sich mit dem Studiirm dieser interessanten Ordnung beschäftigen will, ist auf verschiedene grössere und kleinere Monographien angewiesen, und gerade dadurch hat das Buch einen be- sonderen Werth, weil es bei allen Familien die wichtigste Literatur nachweist. H. V, Heinemann: Die Schmetterlinge Deutschlands und der Schweiz. Systematisch bearbeitet. — I. Abtheilung. Grossschmetterlinge. Braunschweig 1859. — II. Abtheilung. Kleinschmetterlinge. Band I, Heft 1. Die Wickler. 1863; Heft 2. Die Zünsler. 1865. Band H. Die Motten und Federmotten. Heft 1. 1870. Der Verfasser ist leider vor Vollendung des Werkes gestorben, doch steht jetzt zu erwarten, dass letztere erfolgen werde. Das Buch enthält auch analytische ßestimmungstabpllen. Es ist für Schmetterlingssammler seines streng wissenschaft- lichen Charakters und seiner Vollständigkeit wegen sehr zu empfehlen. Ueber Lebensweise und Raupen enthält es allerdings nur Andeutungen. L. Redtenbacher: Fauna Austriaca, Die Käfer. Nach der analy- tischen Methode bearbeitet. Wien. 3. Aufl. 1874. Enthält auch die Charakteristik sämmtlicher europäischen Gattungen, sowie Beschreibung aller deutschen Arten. Für Käfersammler höchst empfehlenswerth. W. F. Erichsou, H. Schaum, A. Gerstaecker und Fr. Brauer. Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen im Gebiete der Entomologie. Berlin. Diese den Entomologen unentbehrlichen; vortrefflichen Berichte gab 1838 — 1866 Erichson resp. Schaum, und 1853 etc. Gerstaecker in Berlin heraus. Seit dem Jahr- gange 1871, welcher die Jahre 1867 bis 1869 bespricht, betheiligt sich an der müh- samen Arbeit Fr. Brauer in Wien, Das neueste, jetzt vorhegende Heft ist von 1873 und behandelt Leistungen der Jahre 1869 und 1870. — Auch die Myriapoden, Arachniden und Crustaceen hat Gerstaecker darin mit besprochen. Die Bearbeitung der Jahrgänge 1871 u. ff. hat Bertkau in Bonn übernommen. §. 15. System, Nomenclatur und Terminolog:ie. (J) Für praktische Zwecke genügt zwar das alte System Linne's, doch empfiehlt es sich, nach dem Vorgange des Fabricius wenigstens die Orthoptera in einer besonderen Ordnung zu vereinigen, dagegen die Aptera verschiedenen anderen Ordnungen zuzuweisen, wie es auch Burmeister gethan. Theilen wir 394 Insecten. Allgemeiner Theil. die Insecten in zwei grosse Hauptgruppen, die mit vollkommener und die mit unvollkommener Verwandlung so ergiebt sich folgende Uebersicht der Ordnungen. A. Insecten mit vollkommener Verwandlung. Metabola. I. Coleoptera. Käfer (Scheidenflügler). Mundtheile beissend; 4 Flügel, Vorderflügel härter als Hinterflügel, diese quergefaltet;, Prothorax frei. II. Lepidoptera. Schmetterlinge (Staubflügler). Mundtheile saugend, Rüssel; 4 gleichartige, beschuppte Flügel, ganz oder theilweis un- durchsichtig; Prothorax verwachsen. III. Hymenoptera. Aderflügler (Hautflügler). Mundtheile beissend ; 4 gleichartige, durchsichtige Flügel, wenig geädert, höchstens mit 12 — 14 Zellen; Prothorax verwachsen. IV. Diptera. Zweiflügler (Fliegen). Mundtheile saugend; 2 häutige Flügel; Prothorax verwachsen. V. Neuroptera. Netzflügler. Mundtheile beissend; 4 gleichartige, häutige, netzförmig geäderte Flügel; Prothorax frei. B. Insecten mit unvollkommener Verwandlung. Ametabola. VI. Orthoptera. Geradflügler (Schrecken). Mundtheile beissend; 4 ungleichartige Flügel, Vorderflügel meist lederartig, Hinterflügel fächerförmig gefaltet; Prothorax verwachsen. VII. Hemiptera. Halbflügler (Rhynchota, Schnabelkerfe, Wanzen). Mundtheile saugend, Schnabel; 4 Flügel gleich oder ungleich; Pro- thorax frei. Die Reihenfolge der ersten 4 Ordnungen ist hier nach deren forstlicher Bedeutung gewählt. Wenn unter V. die nach dieser Rücksicht an die letzte Stelle gehörenden Neuropteren genannt sind, so geschah dies ihrer voll- kommenen Verwandlung wegen. Für die meisten Insecten lässt sich hiernach als Imagines die Ordnung flnden, der sie angehören; zuweilen ist freilich die ausführlichere Schilderung des Charakters nachzulesen, namentlich bei jenen Insecten, welche abnorme Flügelbildang zeigen oder ganz flügellos sind, wie sie in allen Ordnungen vorkommen. — Was die Nomenclatur anlangt, so ist es mir, als dem Herausgeber dieser Auflage, schwer geworden, den Weg Ratzeburg's zu verlassen. Wie Altum (1. c. S. 178) sehr richtig bemerkt, ist kein Grund vorhanden, dass sich die Forstwissenschaft mit ihren Grund- und Hilfswissenschaften von der i^. 15. System, Nomenclatur und Terminologie. 395 übrigen Wissenschaft trennt und ihren eigenen Weg geht. Kein Entoniolog kennt z. B, einen Hylobius pini, den es gar nicht giebt. Den Rüsselkäfer, den Ratzeburg stets Curculio pini nennt, nannte Linne abietis, den abietis Ratz, pini, letzterer gehört aber der Gattung Pissodes an. Der Forstwirth, auch der Schriftsteller, welcher für die Forstwirthe schreibt , hat nicht die Aufgabe, die von den Männern der reinen Wissenschaft festgestellte Nomen- clatur zu ändern; es kann das nur zu Missverständniss und Irrthümern führen. Wie oft hört man jetzt praktische Forstwirthe darüber klagen, dass sie \Yegen der „neueren" Namen entomologische Arbeiten schwerer verstehen. Die Ursache dieser nicht unberechtigten Klage liegt eben darin, dass man lange Zeit eine besondere forstliche Nomenclatur festhielt. Werden irrige Namen durch die Wissenschaft berichtigt, so muss sich auch der Forstmann der Berichtigung fügen. Der allgemein angenommene Grundsatz der Entomo- logen, der dahin geht, denjenigen Artnamen als den richtigen anzuerkennen, welcher nachweisbar der ältere ist, ist gewiss ganz gerechtfertigt. Es handelt sich also bei den sogenannten „neueren" Namen oft gar nicht um wirklich neue, sondern darum, den berechtigten alten Namen wieder herzu- stellen. Von diesem Gesichtspunkte ausgehend habe ich jene Artnamen im Buche festgehalten, welche dem heutigen Standpunkte der Entomologie ent- sprechen, dazu natürlich den Autor in abgekürzter Schreibweise beigefügt, ferner, wo es nöthig schien, den Ratzeburg'schen Namen, um das Verständ- niss zu erleichtern. Weit schwieriger als bei der Art (species) gestaltet sich die Frage bei der Gattung (genusj. Gattungsnamen hat die neuere Zeit viele geschaffen, die wohl nur dem Entomologen nöthig sind, namentlich dem, der nicht blos die heimische, sondern auch die fremdländische Fauna studirt. Wenn die Arten einer Gattung durch neue Entdeckungen so zahlreich werden, dass man sie schwer übersehen kann, so bildet man Untergattungen (subgenera), die nicht selten später zu eigentlichen Gattungen werden. Derselbe Vorgang ündet statt, wenn die in älteren Gattungen vereinigten Arten so bedeutende diagnostische Unterschiede zeigen, dass es förmlich gegen das wissenschaft- liche Gewissen verstösst, sie beisammen zu lassen. Jeder Mensch wird es z. B. gerechtfertigt finden, dass die Gattung Dermestes L., welche sämmtliche Borkenkäfer, Speckkäfer u. s. w. enthielt, in viele Gattungen zerfällt worden ist. Schwierig ist es freilich, zu sagen, wie weit man in solchen Trennungen gehen soll, da auch die reinste Wissenschaft kein durchgreifendes Princip darüber aufstellen kann, wo der Unterschied der Species die Aufstellung einer anderen Gattung fordern muss. Hier ist die Systematik sehr subjectiv, und man kann von einem forstlichen Buche nicht verlangen, dass es alle neu aufgestellten Gattungen acceptire. Trotzdem ist es aber auch solchem Buche 396 Insecten. Allgemeiner Theil. nöthig, der Wissenschaft bis zu gewisser Grenze Kechnung zu tragen. Das Verständniss wird dadurch dem Praktiker nicht erschwert, wenn er sich einige Namen mehr zu merken hat, sondern oft sogar erleichtert. Wenn wir z. B. die riesenhafte Gruppe der Rüsselkäfer in verschiedene Gattungen zerfallen, so ist das auch für den lernenden Forstwirth ganz praktisch. Sämmtliche Arten der Gattung Pissodes z. B. charakterisiren sich biologisch dadurch, dass vorzugsweise die unter der Rinde lebender Bäume sich entwickelnden Larven schaden, während der bekannte Fichtenrüsselkäfer Hylobius nur als Käfer schädlich wird. Oder was sollte z. B. ein Curculio coryli bedeuten, da es zwei total verschiedene corjdi giebt, von denen einer der Gattung Apoderus, der andere Strophosomus angehört? Die Vereinigung mehrerer, durch gemeinsame Merkmale charakterisirter Gattungen zu grösseren Gruppen, Familien (familiae) erleichtert wesentlich die Orientirung, so dass sogar in der deutschen Sprache gewisse Familien- Namen, man kann sagen volksthümlich geworden sind, wie Bockkäfer, Rüssel- käfer, Borkenkäfer, Spinner, Spanner, Libellen u. s. w. Ratzeburg hat in dem hier folgenden ,,Speciellen Theile", nämlich in der Uebersicht über das entomologische Gebiet, meist den Familien- als Gatt ungs- Namen gebraucht. Diesem Verfahren vermochte ich mich weder im L, noch im IL Cursus anzuschliessen. Erstens trägt es doch den An- forderungen der Wissenschaft etwas zu wenig Rechnung-, zweitens erschwert es auch demjenigen die Orientirung in der betreffenden Literatur, welcher sich über dieses oder jenes Insect, über diese oder jene Gattung in entomologischen Büchern genauere Auskunft erholen will, als sie die „Waldverderber" geben können. Für Art, Gattung und Familie haben sich auch deutsche Namen ein- gebürgert, die man leider nicht ganz fallen lassen kann. Sind auch manche deutsche Namen etwas bezeichnender, als die lateinischen, so leiden sie doch oft an dem grossen Fehler, nur Provincialismen zu sein. Wo die Fichte vorherrscht, pflegt man z. B. Hyl. abietis L. den Fichtenrüsselkäfer, in Kiefern- gegenden Kiefernrüsselkäfer zu nennen. Gegen solche Uebelstände vermag aber kein Autor anzukämpfen; deshalb müsste ich es eigentlich für einen Fortschritt halten, wenn man auch in der Praxis nur die lateinischen Namen anwenden möchte. Schwer ist das nicht, selbst die gewöhnlichsten Wald- arbeiter merken sich das Wort hercyniae ebenso leicht wie Harzrüsselkäfer, auch typographus ist ihnen nicht fremd. Trotzdem habe ich indessen die Ratzeburg'schen und andere deutsche Namen festgehalten, weil sie sich unter den Forstwirthen sehr eingebürgert haben. Soviel über die Namen. Hier noch ein Wort über die im Buche fest- gehaltene Terminologie, Kunstsprache oder Kennzeichenlehre. Auch diese §. 15. System, Nomenclatur und Terminologie. 397 hat in der Neuzeit manchen Wechsel erfahren, weniger allerdings in der Zoologie, als in der Botanik. In der Entomologie sind die meisten von Linne eingeführten Kunstausdrücke noch jetzt gebräuchlich, aber die Anzahl solcher Ausdrücke musste mit dem Fortschritte der Wissenschaft wachsen. Für die Biologie der Forstinsecten haben sich allmälig passende Kunst- ausdrücke Berechtigung erworben, die zum Theil dem Entomologen noch unbekannt sind, wie z. B. Gänge, Wiegen, Auskriechen, Auskommen, Ueber- jährigkeit u. s. w. Wenn mau genöthigt ist, eine und dieselbe längere Phrase öfters zu wiedei'holen , so ist es besser, dieselbe in ein Wort zu kleiden, welches den ganzen Begriff möglichst genau wieder geben muss. Bei der Schilderung der Fortpflanzung der Insecten muss man z. B. oft sprechen „von den ohne Begattung sich vermehrenden Weibchen "^^ und wieder „von den durch Copulation mit den Männchen befruchteten Weibchen." Die beiden Wörtchen „Jungfernmütter" und „Gattenmütter" bezeichnen dasselbe kurz und allgemein verständlich. Bei den Parasiten reden wir von „Wirth" und „Gast" u. s. w. Dergleichen Ausdrücke, durch deren Gebrauch die Dar- stellimg verkürzt und verdeutlicht wird, kommen viele in diesem Buche vor und wurden gehörigen Ortes erklärt. 398 Insecten. Specieller Theil. B. Specieller Theil. (J.) In nachfolgender Besprechung der einzelnen Insectenordnungen ist die Reihenfolge derselben festgehalten, welche die systematische Uebersicht S. 394 giebt. Obgleich es hier nicht zu vermeiden war, etwas über das forstliche Bedürfniss hinaus zu gehen, so wurde diesem doch in so fern Rechnung ge- tragen, als die einzelnen Ordnungen eine um so eingehendere Behandlung fanden, je wichtiger sie für den forstlichen Haushalt sind. Am ausführlichsten wurden deshalb die Käfer, Schmetterlinge und Aderflügel besprochen, weit weniger speciell Fliegen und Halbflügler oder Schnabelkerfe, noch kürzer die meist unwchtigen Gerad- und Netzflügler. Bezüglich der Terminologie waren einige Wiederholungen des im §. 3 Gesagten ganz unvermeidlich: am aus- führlichsten ist sie für die Käfer abgehandelt, während bei den übrigen Ord- nungen nur jene technischen Ausdrücke erwähnt und erläutert wurden, welche diesen Ordnungen eigenthümlich sind. I. Ordmiiig-. Coleoptera. Käfer oder Sclieideuflügler. Die Käfer haben meistens 4 Flügel. Die Vorderflügel (Flügeldecken) sind hörn- oder lederartig, die Hinterflügel dünnhäutig, in .der Ruhe quer- gefaltet (H. Taf. I. Fig. 13). Letztere oft verkümmert. Mundtheile beissend, Vorderbrust ft-ei. Verwandlung vollkommen. Der Kopf der Käfer ist sehr verschieden gestaltet. Gewöhnlich nennt man den Theil rückwärts vom Munde bis zu den Augen die Stirne (frons); ist der Kopf aber schildförmig über den Mund erweitert, so heisst seine Oberseite vom Vorderrande bis zu den Augen das Kopfschild (clypeus). Der Theil hinter den Augen heisst der Scheitel (vertex), die Unter- seite des Kopfes Kehle (gula). Anheftung des Kopfes an das Halsschild sehr verschieden.- Er ist frei, wenn er völlig, wie an einem Stiele hängend, aus dem Halsschilde hervorragt (I. Taf. H. Fig. 15); eingefügt, wenn er mit dem Hintertheile im Halsschilde steckt (H. Taf. I. Fig. 13): zurück- gezogen, wenn er bis zur Stirne vom Halsschilde bedeckt ist (H. Taf. I. Fig. 15); verborgen, wenn er ganz unter das Halsschild zurückgezogen ist (z. B. Cassida). Er ist bezüglich seiner Richtung zum Köi'per vorge- streckt, geneigt oder senkrecht. — An den Seiten des Kopfes stehen I. Ordnung. Coleoptera. Käfer oder Scheidenflügler. 399 die, nur wenigen Käfern fehlenden, facettirten Augen (oculi). Diese sind rund, ei- oder nierenförmig (ausgerandet) (II. Taf. I. Fig. 14, 15); bei einigen Arten wird das Auge durch einen Fortsatz der Stirn oder des Kopfschildes ganz oder fast ganz in zwei Hälften getheilt (z. B. Polygraphus, Lucanus). Neben äugen (ocelli) finden sich nur bei wenigen Käfern als kleine, erhabene Punkte auf Stirn oder Scheitel. — Vorn am Kopfe be- findet sich der Mund (IL Taf. I. Fig. 1 o-'^ ). Die beweglichen Theile des- selben heissen die Fresswerkzeuge. Ueber den Begriff beissender Mundtheile s. S. 318. Die Mundtheile der Käfer zeigen eine ausserordentliche Mannig- faltigkeit, sie Averden deshalb zur Charakteristik vieler Gattungen benutzt. In der Hauptsache setzen sie sich zusammen aus: Oberlippe (labrum) (IL Taf. I. Fig. 13** x), welche den Mund nach oben schliesst. Unter- lippe (labium) (Fig. 13" c), welche den Mund nach unten schliesst, Ober- kiefer (mandibulae), gewöhnlich feste, hornartige Haken (sind für Fig. 13* weggebrochen, deutlich aber in Fig. 13 zu sehen). Unterkiefer (maxillae), welche verschiedenartig zusammengesetzt sind (Fig. 13^* neben c). An den Unterkiefern sitzen die Kiefertaster (palpi maxillares), gegliederte, fühler- ähnliche Fäden. In der Regel hat ein Unterkiefer nur einen Taster, bei einigen Familien, Cicindelen, Caraben und Dytiscen ist jedoch der äussere Lappen des Kiefers noch in einen 2 gliederigen Taster verwandelt (daher die doppelten Kiefertaster des Calosoma in Fig. 1 3 •^- ). Die Unter- lippe besteht aus zwei Haupttheilen : dem Kinn (raentum) und der Zunge (ligula). In der Mitte oder an den Seiten der Zunge sind die Lipp en- taster (palpi labiales) eingelenkt (Fig. 13'*- vorn an c). — Zwischep Augen und Mundwinkeln, entweder auf der Stirn oder au den Seiten des Kopfes befinden sich die Fühler (Fühlhörner, antennae). Sie sind gleich- mässige, wenn sie aus ähnlichen Gliedern gebildet wurden, ungleich- massige, wenn entweder Wurzel- oder Endglieder anders geformt sind. Die gleichmässigen unterscheidet man in borstenförmige, welche gegen die Spitze dünner werden (IL Taf. I. Fig. 13); fadenförmige, von gleicher Dicke; schnür- oder perlschnurförmige; geschuppte, bei denen jedes Glied in der ausgehöhlten Spitze des vorhergehenden steckt (Prionus); ge- sägte, mit breit gedrückten und dreieckigen Gliedern (IL Taf. I. Fig. 28); gekämmte mit seitlich erweiterten Gliedern (II. Taf. I. Fig. 24); fächer- förmige, deren Glieder sehr kurz, die Fortsätze aber sehr lang sind. Die ungleichmässigen Fühler sind gekniete oder gebrochene, wenn das erste Glied sehr lang ist und mit dem übrigen Theil des Fühlers einen Winkel bildet (das lange Glied heisst Schaft, die folgenden Glieder heissen bis zum Endknopfe Geisel) (IL Taf. I. Fig. 32); kolbige oder keulenförmige, mit allmälig dicker werdenden Gliedern (Fig. 27); spindelförmige, in der 400 Insecten. Specieller Theil. Mitte am dicksten; geknöpfte, mit plötzlich vergrösserten Endgliedern. Der Endknopf ist durchblättert, gespalten, geblättert (Fig. 33), geringelt (Fig. 32), umhüllt, ungegliedert oder derb. Ausserdem kommen noch ganz unregelmässige Formen vor. Meist sind die Fühler 11 gliederig, sehr selten haben sie 12, häutiger 9 und 10 Glieder, bei einigen Gattungen nur 4 bis 5. Das Halsschild oder Bruststück (thorax). Dessen Oberseite heisst Vorderrücken (pronotum), die Unterseite Vorderbrust (prosternum). An seiner Spitze ist der Kopf eingelenkt, entgegengesetzt der Spitze ist der Grund oder die Basis des Halsschildes. Seine mittlere Fläche heisst die Scheibe. Die Oberseite des Halsschildes ist stets hornig, während die Vorderbrust bei einigen Käfern vorn nur häutig erscheint. Letztere ist übrigens bezüglich der Einlenkung der Beine, sowie bezüglich ihrer Anfügung an die Mittelbrust sehr verschieden gebaut. Der dritte Abschnitt des Käfer leibes heisst der Stamm (truncus); er setzt sich aus dem mittleren Bruststück (mesothorax), dem hinteren Bruststück (metathorax) und dem Hinterleib (abdomen) zusammen. Das mittlere Bruststück ist das kleinste, seine Oberseite wird Mittelrücken (mesonotum), seine Unterseite Mittelbrust (mesosternum) genannt. Ent- sprechend heisst die Oberseite des hinteren Bruststückes Hinter rücken (metanotum), seine Unterseite Hinter brüst (metasternum). Beim Hinter- leibe spricht man vom Bauch (venter) und Rücken (dorsum). — Der Mittelrücken trägt die Vorderflügel (Flügeldecken, elytra). Jener Theil des Mittelrückens, welcher bei den meisten Käfern in verschiedener Gestalt als kleine Platte zwischen den Flügeldecken an deren Wurzel sichtbar ist, heisst das Schildchen (scutellum). Der Hinterrücken trägt die Hinterflügel, die eigentlichen Flügel, — Zur Diagnose dienen noch verschieden gebaute, kleine Hornplatten an den Seiten der Bruststücke, namentlich die Seitenstücke der Hinterbrust (episterna metathoracis). — Der Hinterleib besteht aus hornartigen Halbringen, deren Anzahl sehr verschieden ist, aber nie über 9 wächst. Die Beine (pedes) sind in Gelenkspfannen an der Unterseite eingefügt. Die Vorderbrust trägt die der Vorderbeine; die der Mittelbeine befinden sich zum Theil auf der Mittelbrust, zum Theil werden sie von der Hinterbrust umfasst; die Pfannen der Hinterbeine liegen auf letzterer. Mehr oder weniger in der Gelenkspfanne eingeschlossen ist die Hüfte (coxa). Diese hat nach rückwärts ein verschieden gestaltetes Hornstück, den Schenkelanhang (trochanter), welcher stützend genannt wird, wenn er sehr gross ist. Nach vorn findet sich an der Hüfte manchmal der Hüftenanhang (trochantinus). Scheakel (femur) , Schiene (tibia) und Fuss (tarsus) sind sehr ver- I, Ordnung. Coleoptera. Käfer oder Scheidenflügler. 401 schieden gestaltet. Man hat namentlich die Anzahl der Fussglieder benutzt, um Hauptgruppen der Käfer zu bilden: Pentamera, mit 5 gliederigen Füssen an allen Beinen; Tetramera, mit 4 Gliedern; Trimera, mit 3 Gliedern; Heteromera mit 5 Gliedern an Vorder- und Mittelfüssen, nur mit 4 an den Hinterfüssen. Diese Eintheilung ist indessen nicht durchführ- bar, weil sich nicht nur verschiedene Arten einer Familie, sondern auch verschiedene Geschlechter einer und derselben Art in dieser Beziehung ver- schieden verhalten. Immerhin sind aber Zahl und Gestalt der Fussglieder von grosser Bedeutung für die Beschreibung. Die technischen Ausdrücke dabei sind indessen ziemlich einfach und selbstverständlich. Das letzte Fuss- glied besitzt bei den meisten Küfern zwei Klauen, selten nur eine Klaue. Flügel besitzen die meisten Käfer 4, zwei Vorderfiügel und zwei Hinterflügel. Erstere, die Flügeldecken oder Deckschilde (elytra), sind hörn- oder lederartig, an den Seiten der Mittelbrust angeheftet. Einigen Q fehlen sie ganz oder sind nur schwach angedeutet (z. B. beim bekannten Johanniskäfer, Lampyris). Man unterscheidet an den Flügeldecken die Wurzel oder den Grund (basis), d. h. deren Band am Anheft,ungsp unkte; die Spitze (apex) am hinteren Ende; den Nathrand (margo suturalis), mit welchem beide Decken zusammenstossen. (Nath [sutura] nennt man beide Bänder); Seitenrand (margo lateralis); Schulter (humerus) u. s. w. Die Oberfläche der Flügeldecken heisst die Scheibe (discus). Sie sind ganz, W'enn sie den Hinterleib ganz bedecken; abgestutzt, wenn sie einen Theil des Hinterleibes unbedeckt, lassen; verkürzt, wenn sie höchstens die Hälfte des Leibes bedecken (z. B. bei den Staphylinen). An der Nath sind die Flügeldecken oft verwachsen. Beim Fliegen hebt sie der Käfer nur mehr oder weniger, bewegt sie aber nicht weiter. — Die am Hinterrücken be- festigten Hinterflügel (alae) sind meist gefaltet unter den Flügeldecken versteckt (Fig. IS), selten ragen sie vor. Vielen Käfern fehlen die Hinter- flügel, oder sie sind verkümmert (man nennt solche Käfer ungeflügelt), Käfer ohne Flügeldecken haben nie Hinterflügel, jene mit verwachsener Nath haben sie selten. Eigenthümlich ist es, dass bei manchen Lauflväfern von derselben Art geflügelte und ungeflügelte Individuen vorkommen. Das bei den ver- schiedenen Familien und Gattungeil verschieden gestaltete Geäder der häu- tigen Hinterflügel hat man zum Zwecke der Beschreibung bisher wenig benutzt. Die Larven der Käfer sind weniger bekannt, als die der Schmetter- linge. Sie sind dunkel oder bunt und dann 6 beinig; oder hell, weiss oder gelblich, und dann entweder 6 beinig oder fusslos, gerade oder gekrümmt. Sie haben stets einen hornigen • Kopf mit beissenden Mundtheilen. Nur wenige Käferlarven spinnen einen Cocon vor der Verpuppung (z. B. Cionus fraxini de Geei\ Eschenrüsselkäfer). — Die Puppen sind weich, gewöhnlich 36 402 Insecten. Specieller Theil. weiss; sie lassen alle Glieder des künftigen Käfers deutlich erkennen: ge- meis seile Puppen. — Eier einförmig, meist sehr klein und schwer zu finden. Unter den Käfern giebt es viele Thierfresser , aber mit Ausnahme weniger Schmarotzer (Brachytarsus Schh. aus Coccus) nur Räuber. Ent- weder rauben sie nur als Larven, wie die Aasfresser, oder als Larven und Imagines, wie viele Laufkäfer. Unter den Pflanzenfressern gehören \ie\e dem Walde an; namentlich zahlreiche Holz- und Rindenfresser im Larven- zustande, jedoch auch Blattfresser, die als Imagines tüchtig fressen (z. B. Rüssel- und Blattkäfer etc.). Im Wasser leben und entwickeln sich viele Raubkäfer. — Die Generation ist meist einfach, selten anderthalbig, dop- pelt, mehrfach oder mehrjährig. Das Ueberwintern als Image kommt bei Käfern sehr häufig vor. Man findet sie dann in der Streu, unter Laub, Steinen, aufgerissener Rinde, in faulen Stöcken, hohlen Bäumen u. dergl. oft massenhaft. Eine Eintheilung nach schädlichen und nützlichen Thieren würde die im System zusammengehörigen Käfer trennen, weshalb sie hier nicht durch- führbar ist. Nachfolgende kurze Uebersicht der Familien schliesst sich der Fauna von Redtenbacher und dem Verzeichniss der Käfer Deutschlands von Kraatz (1869) an. Der Begriff „Deutschland" ist dabei geographisch, aber nicht politisch zu nehmen, also einschliesslich Oesterreichs. Dies zum Ver- ständniss der bei den einzelnen Familien angegebenen Anzahl der Gattungen und Arten. So weit es irgend zulässig, ist die Beschreibung der schwer sichtbaren Mundtheile bei der Charakteristik der Familien hier weggelassen. Die Diagnosen selbst sind fast ganz der genannten Fauna entnommen. 1. Cicindelidae. Dickköpfige, meist bunt gefärbte Käfer. Fühler borstenförmig, 1 1 gliederig, auf der Stirn über der Wurzel der Oberkiefern eingefügt; letztere mit 3 Zähnen. Unterkiefer mit einem 2- und einem 4 gliederigen Tasterpaare. Bauch mit 6 bis 7 Ringen. Füsse 5 gliederig, die einzelnen Glieder lang und dünn. Augen stark vorragend. — Nur 1 Gattung mit 11 Arten. In Mitteldeutschland nur 5; häufig Cicindela campestris L.., grün mit weissen Punkten; hybrida L. und sylvatica L., dunkel mit weissen Binden und Flecken, 12 — 15 mm- gross. Die Cicindelen sind echte Räuber; sie fliegen und laufen in kurzen Absätzen und halten sich am liebsten in sandigen, sonnigen Gegenden auf, z. B. auf Schlägen, Wegen etc., wo sie ordentliche Nester in der Erde haben, mit bis 15^=™ tief gehenden Röhren. • Die höckerige Larve verschliesst, wenn sie oben ist, mit ihrem grossen, breiten Kopfe den Eingang und lauert so auf ihre Beute. Bei Nacht sollen die Larvön ihre Röhren verlassen. I. Ordnung. Coleoptera. Käfer oder Scheidenflügler. 403 '2. Carabidae. Die Caraben oder Laufkäfer sind den Cicindelen nahe verwandt. Fühler llgliederig, meist borstenförmig (II. Taf. I. Fig. 13 und I. Taf. I. P'ig. 4, 5); dieselben sind am Hinterrande der Wurzel der Oberkiefern, eingelenkt. Letztere nur mit eiuem Zahne am Grunde, Unter- kiefer mit einem 2- und einem 4 gliederigen Tasterpaare (II. Taf. I. Fig. 1 3 =*). Bauch mit 6 bis 8 Ringen. Füsse 5 gliederig, die vorderen beim cf ge- wöhnlich mit einigen erweiterten Gliedern. Die Laufkäfer sind meist dunkel gefärbt, viele stark metallisch glänzend, einige bunt. Gestalt und Grösse der Arten sehr verschieden (von 2 bis 40""). — Die Larven (I. Taf. I. Fig. 4, 5) sind sehr beweglich und äusserst mannigfaltig gebildet, haben 6 kräf- tige Beine und starke, gekrümrate, gezähnte Oberkiefer, oft harte Rücken- schilder, Haken, Dornen oder Borsten am Schwänze; sie sind länglich, oft ganz oder nur an den Schildern dunkel. — Eier und Puppen meist sehr versteckt. — Die deutschen Caraben zerfallen in verschiedene Unterfamilien mit 68 Gattungen und 556 Arten. Die Käfer überwintern gewöhnlich unter Moos, Steinen, Lagerhöl- zern u. s. w., begatten sich im Frühjahre und sind meist nächtliche Thiere. Die kleineren Arten fliegen gern nach dem Lichte. Ihre stinkenden After- entleerungen verursachen starkes Brennen im Auge. Im Sommer entwickelt sich die Brut, gewöhnlich in der Erde oder unter schützenden Steinen, Lagerhölzern u. s. w. Kleinere Arten haben vielleicht eine doppelte Gene- ration (Schaum), grössere wohl kaum. Larven und Käfer sieht man im Sommer oft im Kampfe mit grösseren Insecten, welche sie verzehren; nament- lich leisten' hierin die grossen Arten der Gattungen Calosoma Web. und Gar ab US L. wichtige Dienste gegen Raupen und Puppen. Sie sind die kräftigsten Räuber und um so wirksamer, als sie ihre Beute wegen kleiner Mundöffnung nur aussaugen. Die Larven der kleinen Arten leben sehr ver- steckt, man kann sie zwar nach Habitus, Mund und Beinen als Laufkäfer ansprechen, aber selten die Arten sicher bestimmen, daher ist ihre Lebens- weise noch dunkel. Ratzeburg sperrte zwei Stück Harpalus ferrugi- neus Fabr. mit 5 Engerlingen in ein Glas; nach 8 Tagen fehlten 2 Enger- linge, nur deren Köpfe waren zu finden. Hiernach waren die Engerlinge gefressen und nicht bios ausgesaugt. Beim Fressen selbst Hessen sich die Käfer freilich nicht ertappen. Dagegen mehren sich die Nachrichten über Pflanzenfresser unter den Caraben; ^ namentlich bezüglich der Gattungen Harpalus Latr., Amara Bon. und ihrer Verwandten. Von der Larve des bekannten Getreidelaufkäfers (Zabrus gibbus L.) habe ich das Aussaugen und Auskauen der Getreideblätter sicher beobachtet, als dieselbe 1863 bei Jungbunzlau in Böhmen ziemliche Verwüstungen anrichtete. 1869 wird von ausgedehntem Schaden durch diesen Käfer aus dem Kreise Essen berichtet. — 26* 404 Insecten. Speeieller Theil. Forstlich sind zwar die Laufkäfer meist nützliche oder auch gleichgiltige Thiere; immerhin bleibt es aber fraglich, ob wir unter Harpalen, Amareii und deren Verwandten nicht einst noch manchen unbekannten Feind der Waldculturen, namentlich der Saatbeete entdecken werden. 3. l>jti!^ci]iyliiil., welche in Laub- und Nadelholz als Feind der Borkenkäfer in den Gängen, selbst in denen kleiner Arten lebt. — 5 Gattungen mit 8 Arten. 19. Colydiidae. Fühler 8 bis 11 gliederig, nicht gekniet, keulen- förmig. Füsse mit 4 einfachen Gliedern. Bauch aus 5, selten 6 Ringen bestehend, von denen die ersten 3 oder 4 unbeweglich. Hüften der Vorder- beine kugelig, die der hinteren quer. — Meist sehr lang gestreckte, mehr 408 Insecten. Specieller Theil. oder weniger flache Käfer, die unter Baumrinde, im faulen Holze oder auch in Schwämmen leben. Am bekanntesten das forstlich nützliche, 5 — 6™"- lange Cölydium filiforme Fabr. in Gängen des Bostr. monographus in Eichen. 20. Bliysodida'e. Den Colydiiden sehr nahe stehend, mit perl- schnurförmigen Fühlern. Füsse 5 gliederig. -^ Nur 2 deutsche Arten der Gattung Rhysodes Bahn.., selten in abgestorbenen Bäumen. 21. Cucujiclae. Ebenfalls den Colydiiden verwandt. Die 11 glie- derigen Fühler mit 3 grösseren Endgliedern. Fussglieder einfach. Füsse 5 gliederig, Hinterfüsse beim cf öfters nur 4 gliederig, selten alle Füsse 4 gliederig. Hüften von einander entfernt, die vorderen kugelig, die hinteren walzenförmig. Bauch besteht aus 5 gleich langen, beweglichen Ringen. — Die meisten Arten haben einen langen, flachen Körper und viele derselben leben unter Baumrinden. — Einige können wohl als Borkenkäferfeinde nützlich sein; so fand ich den kaum 2'^'"- grossen Laemophloeus ferrugineus Stph. in Menge in Gängen von Bostr. micrographus Gyll. — 17 Gattungen mit 52 Arten. 22. Cryptopliagiclae. Die 10 bis 11 gliederigen Fühler vor den Augen, an den Seiten des Kopfes oder auf der Stirn eingefügt, mit 2 bis 4 grösseren Endgliedern, selten nur allmälig verdickt. Füsse 5 gliederig» die hinteren oft bei beiden Geschlechtern oder nur beim cf 4 gliederig; oder es sind alle Füsse blos 4 gliederig, die ersten Glieder herzförmig oder drei- eckig, dann haben aber die Fühler stets grössere Endglieder. Vorderhüften kugelig, in den Pfannen eingeschlossen, Hinterhüften von einander entfernt. Bauch mit 5 Ringen, deren erster der längere ist. — Die Arten leben sehr verschieden, meistens in verwesenden, pflanzlichen Stoffen, Schwämmen, im faulen Holze, unter Baumrinden etc. — 1 1 Gattungen mit 99 Arten. — (Hierbei sind die im Cataloge von Kraatz hinter den Chrysomelen als be- sondere Familie aufgeführten Erotylidae (3 Gattungen mit 12 Arten) im Anschluss an Redtenbacher mit eingerechnet.) 23. Lathridiiclae. Fühler 8 bis 11 gliederig. Bauch mit 5 Ringen. Vorderhüften kugelig, mehr oder weniger in den Gelenkspfannen eingeschlossen. Sämmtliche Füsse nur 3 gliederig. Flügeldecken ganz. Läng- liche, kleine Käfer. Von den zahlreichen Arten leben viele unter Baum- rinden. — 7 Gattungen mit 68 Arten. 24. jülycetopliagidae. Fühler 1 1 gliederig, allmälig gegen die Spitze verdickt oder mit 2 bis 3 grösseren Endgliedern. Bauch aus 5 frei T. (Ordnung. Coleoptera. K.äfer oder Scheidenflügler. 409 beweglichen Riugeii bestehend. Alle Hüften einander genähert, die vorderen kugelig, die hinteren walzenförmig. Hinterfüsse mit 4 einfachen, unten be- haarten Gliedern; Vorderfüsse der c/ meist nur 3 gliederig. Kopfschild ge- wöhnlich durch einen Quereindruck von der Stirne abgegrenzt, — Die Arten leben in Baumschwämmen und im Moder alter Bäume. — 4 Gattungen mit 1 2 Arten. 25. ]>eriiiesiti-) u. s. w. — Am häufigsten ist der nur 3 bis 4°""- lange, bräunliche, mit Springvermögen begabte Throscus dermestoides L. — Forstlich unwichtig. — 12 Gattungen mit 20 Arten. 34. Elateridae. Fühler 11 gliederig, fadenförmig, gesägt oder gekämmt, vor den Augen, unter dem gewöhnlich leistenartig vortretenden Seitenrande des geneigten Kopfes eingefügt. Oberlippe deutlich. Vorder- brust mit einem in eine Aushöhlung der Mittelbrust versenkbaren Fortsatze zwischen den Vorderhüften. Hinterecken des Halsschildes in einen mehr oder weniger spitzen Dorn ausgezogen, Bauch mit 5 Ringen, Vorderhüften ohne Anhang. Hinterhüften gross, lanzettförmig, vom Seitenrande bis zur Mitte der Brust reichend, Füsse 5gliederig, selten mit lappenförmigen An- hängseln. Die Käfer dieser Familie schnellen sich in die Höhe, wenn man sie auf den Rücken legt, heissen daher auch „Springkäfer". Die langen, dünnen, harten, dem bekannten Mehlwurme ähnelnden Larven („Draht- würmer") haben 6 Beine, leben meist in der Erde, wo sie in und au allerlei Wurzeln sich nähren und dadurch schädlich werden. Viele leben in alten Stöcken, sind daher unschädlich. — 22 Gattungen mit 147 Arten. — Die Erziehung der Larven ist sehr schwierig, daher die Kenntniss der schäd- lichen Arten sehr unvollkommen. Die Wurzeln oder Sämereien fressenden ■il2 Inseeten. Specieller Theil. Arten sind jedenfalls schädlich. Kartoffeln werden manchmal ganz durch- löchert. Am bekanntesten ist der dem Getreide schädliche „Drahtwurm", Agriotes lineatus L. (segetis Bierk.^ Gyll.). Auch forstlich verdienen wohl einige Arten Beachtung: Dolopius marginatusZ, beschädigt in den Saatkämpen Fichten dicht über dem Wurzelknoten. Athous subfuscus Müll. soll Buchenkeimlinge verletzt haben, und Altum berichtet über Elaterenfrass an Akazienwurzeln. — Die Imagines findet man meist auf Blumen, sie fressen wenig, doch soll der graue Lacon murinus L. Laubholztriebe (Eichen) ähnlich durchbeissen, wie Cantharis. Weitere Beobachtungen erwünscht. 35. ]>aseilliclae. Fühler 11 gliederig, unmittelbar vor den Augen eingefügt. Oberkiefer meist kurz, nur bei 2 Gattungen gross. Kinn hornig. Zunge gross. Vorclerhüften mit deutlichen Anhängen, ragen zapfenförmig aus den nach hinten offenen Gelenksgruben hervor. Hinterhüften quer, nach innen stark erweitert. Bauch mit 5 bis 7 Ringen. Füsse 5gliederig, Glied 4 gewöhnlich zweilappig, manchmal die 3 mittleren Glieder mit Anhängseln. — Lebensweise dieser forstlich bedeutungslosen Thiere wenig bekannt; meist findet man die Käfer auf Blüthen, überhaupt auf Pflanzen. — 8 Gattungen mit 21 Arten. 36. Halacodermata. Fühler 10- bis 11 gliederig, faden- oder borstenförmig, gesägt oder gekämmt, auf der Stirne am inneren Rande der Augeu oder vor denselben an den Seiten der Stirn eingefügt. Kiefertaster mit 4, Lippentäster mit 3 Gliedern. Zunge pergamentartig, ohne Neben- zungen. Kinn manchmal undeutlich. Augen gewöhnlich ganzrandig. Vorder- und Mittelhüften walzenförmig vorragend, die vorderen mit einem Anhange'. Hinterhüften erweitert. Schenkel an den Seiten des Schenkelringes befestigt. Schienen meist ohne Enddorneu. Füsse 5 gliederig. Bauch mit 6 bis 7 freien Ringen. Körper weich und biegsam. Q einiger Arten ohne Flügel- decken. — 34 Gattungen mit 184 Arten. — Lebensweise der sehr ver- schieden gestalteten Käfer meist unbekannt. Als Repräsentanten der Familie können unsere beiden Leuchtkäfer, Lampyris noctiluca L. und Lampro- rhiza splendidula L.^ erwähnt werden. Die 6 beinigen Larven der hier- hergehörigen Gattimg Cantharis L. sind langgestreckt, dunkel, sammetartig matt; sie überwintern in der Erde und sollen sich von Würmern nähren; bei Thauwetter kommen sie manchmal zum Vorschein, wurden dann schon auf Schnee gefunden. Früher galten die zu Cantharis zählenden Käfer, namentlich der Larven wegen, als nützlich, jetzt rechnet man sie mehr zu den schädlichen Inseeten. Borggreve fand 1861 Canth. obscura L. auf verschulten Eichenheistern Ende Mai bis Anfang Juni. Die Käfer ■ frassen in die weichen Triebe ein Loch, welches sofort schwarz wurde, und I. Ordnung. Coleoptera. Käfer oder Scheidenflügler. 413 saugten längere Zeit daran. Die beschädigten Triebe knicken um. Sehr unbedeutend war an dem Trasse C. rustica Fall, betlieiligt. — Auch hier weitere Beobachtungen sehr nöthig. (S. "Waklverderbniss II. 359). 37. Cleridae. Fühler 11 gliederig, gesägt oder mit 3 grösseren Endgliedern. Augen ausgerandet. Vorderhüften zapfenartig vorragend, ein- ander genähert; Hinterhüften quer, nicht nach rückwärts erweitert, grössten- theils in den Gelenksgruben versteckt. Füsse 4- oder 5 gliederig, mit breiter, schwammiger Sohle und lappeuförmigen Anhängseln, vorletztes Glied zwei- lappig. Bauch mit 5 oder 6 Ringen. Körper rauhhaarig, walzenförmig. — 9 Gattungen mit 24 iVrten. — Wahrscheinlich leben die meisten Arten, Käfer und Larven, von anderen Insecten, sind daher nützlich. Am be- kanntesten ist dies von der Gattung Clerus Geoff.., deren häufigster Reprä- sentant, C. formicarius L.^ mit seiner 6 beinigen Larve Curs. I. Taf. I. Fig. 3 abgebildet ist. 38. Liyiuexyloiiöclae. Fühler 11 gliederig, am Vorderrande der Aiigei! eingefügt, fadenförmig, in der Mitte verdickt, oder gesägt. Bauch mit 5 bis 7 freien Ringen. Alle Hüften einandrer genähert, zapfenförmig nach hinten gerichtet. Schenkelwurzeln schief an die Schenkelringe angelegt. Füsse 5 gliederig, so laug als die Schienen, mit dünnen, runden Gliedern. Körper lang, walzenförmig. Kopf mit den grossen Augen so breit wie das Halsschild. Letztes Glied der Kiefertaster des cf. büschelförmig. Flügel- decken an der Spitze klaffend. — Nur 2 Gattungen mit 3 Arten. — Die , weichen, weissen, 6 beinigen Larven sind noch länger und dünner als die Käfer, mit aufwärts gerichtetem, langem Fortsatz auf dem letzten Ringe. Dieser Fortsatz ist stumpf bei Lymexylon navale L. (Schiffswerft-Bohr- käfer), spitz bei Hylecoetus dermestoides L. Diese beiden Gattungen unterscheiden sich als Käfer dadurch, dass bei Hylec. die Fühler gesägt sind, und das Halsschild breiter als lang ist, während Lymex. einfache, in der Mitte etwas verdickte Fühler und das Halsschild länger als breit hat. — Die Larven gehen tief in das Holz verschiedener Bäume, werden daher tech- nisch schädlich. L. navale in Eichen; H. dermestoides in den ver- schiedensten Hölzern, Eichen, Buchen, Tannen, Fichten, namentlich im Stockholze. 39. Ptiiiidae. Fühler 11 gliederig, fadenförmig, auf der Stirne nahe an einander eingefügt. Vorder- und Mittelhüften kugelig oder oval, nicht oder wenig aus den Gelenksgruben vorragend; Hinterhüften quer, nicht erweitert. Schenkel an der Spitze der Schenkelringe eingefügt. Vorderbrust mit oder ohne Fortsatz nach der Mittelbrust, diese einfach oder ausgehöhlt. 414 Insecten. Specieller Theil. beiderseits mit einer Vertiefung für die Vorderhüften. Bauch fünfringig. Füsse 5 gliederig. — 5 Gattungen mit 26 Arten. — Die kleinen, meist rnndlichen Käfer leben wohl meist, wie ihre Larven von pflanzlichen oder thierischen Stoffen; werden auch Sammlungen schädlich. Sehr häufig Ptinus für L. 40. Anobiidae. Fühler 7- bis 11 gliederig, gesägt, gekämmt (U. Taf. I. Fig. 24) oder mit 3 grösseren Endgliedern, an den Seiten der Stirn oder am Vorderrande der Augen eingefügt. Vorderbrust ohne Fortsatz gegen die Mittelbrust ; diese häutig mit einer Rinne zum Einlegen der Fühler. Bauch mit 5 Ringen. »Vorder- und Mittelhüften kugelig oder oval, nicht oder wenig vorragend; Hinterhüften quer. Füsse 5-, seltener nur 4 gliederig. — 32 Gattungen mit 99 Arten. — Meistens kleine Käfer. Larven 6beinig^ gekrümmt, behaart. Von wirthschaftlicher Bedeutung eigentlich nur die Gattung Anobium Fabr.^ weniger die selteneren Ptilinus Geoff.^ Lyctus Fabr. etc. Anobien leben nicht blos im Freien, sondern auch im Holzwerke der Häuser, wo ihre Gegenwart durch die bekannten, vielfach auf der Oberfläche zerstreuten Häufchen von Wurmmehl angezeigt wird; besonders A. domesticum Fourc. {striatum Oliv.) und pertinax L. (striatum Fabr.). In kranken Bäumen des Waldes erscheinen: Xestobium pulsator Schall, (tessellatum Fabr.) meist in Eichen, Kastanien etc.; Ernobius mollis L. (Hauptfeind berindeter Nadel- holzstücke in Holzsammlungen) und E. pini St. in Kiefern; E. nigrinus St. als Larve in der Markröhre junger Kieferntriebe; E. abietis Fabr. in Fichtenzapfen; An. emarginatum Duß. unschädlich in der Borke alter Fichten u. s. w. Das kleine, gelbbraune An. paniceum Fabr. ist der* Hauptzerstörer der Herbarien, welche deshalb vergiftet werden*). Viele Arten der Familie leben auch in Schwämmen, so die der artenreichen Gat- tung Cis Latr. 41. Tenebrioiiidae. Fühler 11-, selten 10 gliederig, unter dem Seitenrande des Kopfes eingefügt. Hüften nie einander berührend, die vor- deren kugelig, in den Gelenksgruben eingeschlossen; die mittleren Gelenks- gruben nach aussen oft klaffend. Hinterhüften quer. Bauch mit 5 Ringen, deren vorletzter kürzer als die übrigen. Die vier vorderen Füsse mit 5, die hinteren mit 4 Gliedern. Klauen einfach. — Eine grosse, namentlich in der Faima der Küsten des Mittelmeeres stark vertretene Familie; ohne alle forst- liche Bedeutung. — 31 Gattungen mit 77 Arten. — Als Repräsentanten seien hier erwähnt: Der bekannte Mehlwurm, Tenebrio molitor L. und *) Man zieht die Pflanzen langsam durch eine Lösung von Sublimat in Brenn- spiritus, und trocknet sie dann wieder. I. Oi'dnung. Coleoptera. Käfer oder Scheidenflügler. 415 die schwarze, in Kellern, Erdlöchern u. s. w. lebende Gattung Blaps (20'"'"- und darüber grosse, schwarze Thiere). 42. Cistelidae. Fühler 11 gliederig, faden- oder borstenfönnig oder gesägt, auf der Stirne oder an den Seiten des Kopfes eingefügt. Dieser geneigt, nicht halsförmig eingeschnürt. Vorderhüften zapfenförmig vorragend, fast immer an einander stehend, selten getrennt. Hinterhüften quer, niemals durch einen Fortsatz des ersten Bauchringes gegen die Brust getrennt. Die Vorder- und Mittelfüsse 5-, die hinteren 4 gliederig. Fussklauen kamm- förmig gezähnt. Die Larven leben im Moder alter Bäume, morschen Holze und an Baumschwämmen, mehrere Arten findet man ^als Käfer auf Blüthen. — 5 Gattungen mit 33 Arten. — Forstlich unwichtig. 43. Pytliidae. Fühler 1 1 gliederig, vor den ganzrandigen Augen eingefügt, fadenförmig oder gegen die Spitze verdickt oder mit grossen End- gliedern. Kopf vorgestreckt oder geneigt. Halsschild an der Basis viel schmäler als die Flügeldecken, ohne scharfen Seitenrand. Vorderhüften vor- ragend, einander berührend, ihre Gelenkshöhlen hinten offen. Hinterhüften quer. Die vier Vorderfüsse mit 5, Hinterfüsse mit 4 einfachen Gliedern, Klauen einfach, ungezähnt. Leib mit 5 freien Ringen. Die Arten leben meist unter Baumrinde. — 5 Gattungen mit 14 Arten. — Forstlich ohne Bedeutung, 44. Melandryidae. Fühler 1 0 — 1 1 gliederig, ziemlich kurz, faden- förmig oder wenig verdickt (bei Tetratoma Fabr. mit 4 grossen Endgliedern), Kopf dreieckig, vorgestreckt oder geneigt und mehr oder weniger in das Halsschild eingezogen. Letzteres gewöhnlich hinten so breit wie die Flügel- decken, nach vorn verengt, selten von vorn nach hinten verengt. Kiefer- taster gross, herabhängend, mit erweitertem, meist beilförmigem Endgliede. Alle Hüften zapfenförmig vorragend. Hinterhüften durch keinen Fortsatz des ersten Bauchringes getrennt. Die vier Vorderfüsse 5-, die hinteren 4 gliederig. Das dritte Glied gewöhnlich einfach, bei einigen Gattungen schwach zwei- lappig, Fussklauen meist einfach, seltener gespalten oder gezähnt. Die Arten leben meist im faulen, morschen Holz, in Baumschwämmen. Einige sind sehr flüchtig und machen verfolgt hüpfende und purzelnde Bewegungen (Gatt. Orchesia Latr. und Hallomenus Pam.). — 16 Gattungen mit 38 Arten. — Forstlich unwichtig. 45. l^agriariae. Fühler 11 gliederig, schwach gesägt, in einer Ausrandung der Augen . eingefügt, ihr letztes Glied sehr lang. Kopf rundlich, breiter als das walzenförmige Halsschild , dieses viel schmäler als die Flügel- 416 Insecten. Specieller Theil. decken an der Wurzel. Alle Hüften zapfenförmig vorragend, einander ge- nähert. Hinterhüften durch keinen Fortsatz des ersten Bauchriuges getrennt. Die 4 Vorderfüsse mit 5, die hinteren mit 4 Gliedern. Vorletztes Fussglied tief zweilappig. Klauen einfach. Nur eine Art (Lagria hirta L.) mit gelbbraunen, behaarten, nach hinten erweiterten Flügeldecken. 9 bis 11 "^J"- Aehnelt einer Chrysomele. Auf Blüthen. Ganz ohne forstliche Bedeutung. 46. PecUlidae. Die 11 gliederigen , fadenförmigen Fühler frei auf der Stirn eingefügt. Kopf geneigt, meist halsförmig verengt. Halsschild gewöhnlich ungerandet, so breit oder schmäler als die Flügeldecken. Diese nur an der Wurzel mit umgeschlagenem Rande. Vorderhüften einander be- rührend, ebenso die Hinterhüften: erstere kegel- oder walzenförmig. Mittel- hüften mit Anhang. Die 4 vorderen Füsse mit b, die hinteren mit 4 Gliedern. Vorletztes Glied schwach zweilappig, Klauen einfach. Lebensweise nicht be- kannt, einige Arten in morschem Holze. — 2 Gattungen mit 1 1 Arten. — Ganz ohne forstliche Bedeutung. 47. Autliieidae. Fühler 11 gliederig, fadenförmig, gegen die Spitze verdickt oder mit grösseren Endgliedern, vor den Augen an der Seite des Kopfes eingefügt. Kopf fast stets breiter als das Halsschild, mit diesem durch einen dünnen Hals zusammenhängend, selten schwach verengt imd im Halsschilde versteckt. Die walzenförmigen Flügeldecken am Grunde breiter als der Hinterrand des Halsschildes. Hüften der Hinterbeine durch einen Fortsatz des ersten Bauchringes getrennt. Die 4 vorderen Füsse mit 5, die hinteren mit 4 Gliedern. Klauen einfach. — Kleine Käfer. Lebensweise nicht bekannt. Meist auf Pflanzen. Die Larven der Gattung Ochtheno- mus Schmidt spinnen sich in Cocons ein, — 5 Gattungen mit 28 Arten. — Forstlich ohne Bedeutung. . 48. Pyrocliroidae. Die 11 gliederigen, gesägten oder ge- kämmten Fühler vor einer Ausrandung der nierenförmigen Augen eingefügt. Kopf geneigt, hinter den Augen eckig erweitert, dann halsförmig verengt. Flügeldecken am Grunde viel breiter als das Halsschild. Alle Hüften zapfen- förmig vorragend, an einander stehend. Die 4 Vorderfüsse mit 5, die hin- teren mit 4 Gliedern. Vorletztes Fussglied herzförmig. Klauen an der Wurzel etwas zahnartig erweitert. — Nur 1 Gattung mit 3 Arten. — Nicht selten im Buchenwalde die schöne Pyrochroa coccinea L.\ Halsschild und Flügeldecken scharlachroth , alle übrigen Theile des Käfers schwarz; 16 bis 18 '"™. Die 6 beinige, ganz flache, bräuulichgelbe Larve unter der Rinde alter, kranker Buchen. — Forstlich ohne Bedeutung, I. Ordnung. Coleoptera. Käfer oder Scheidenflügler. 417 49. Ufordellonae. Fühler 11 gliederig, fadenförmig, gesägt oder schwach verdickt. Kopf vertical, mit dem Munde an die Vorderhtiften angelegt, mit hoch gewölbtem Scheitel, viel breiter als vorn das Halssclüld, mit diesem durch einen Stiel verbunden, Flügeldecken an der Wurzel nicht oder nur wenig breiter als das nach vorn verengte Halsschild. Endglied der Kiefertaster beilförmig. Alle Hüften einander genähert und zapfenförmig vorragend. Die 4 vorderen Füsse mit 5, die hinteren mit 4 Gliedern. Klauen einfach, gezähnt oder gespalten. — 5 Gattungen mit 35 Arten. — Die kleinen, flüchtigen, purzelnden Käfer findet man gewöhnlich auf Blüthen. Die Larven der Gattung Mordella L. scheinen im morschen Holze zu leben. Die der Gattung Mordellisten a Costa leben nach M. Goureau in Pflanzen- stengeln von den Larven anderer Insecten. — Ohne forstliche Bedeutung. 50. Rhipiphoridae. Fühler des cf gekämmt oder wedel- förmig, des $ gesägt, selten gekämmt oder wedeiförmig, sehr selten faden- förmig. Letzteren Falles Q ohne Flügel und Flügeldecken. Oberkiefer ohne Hautsaum. Endglied der Kiefertaster nicht beilförmig. Uebrigens wie vorige Familie. — Nur 4 Gattungen mit 4 Arten. — Eigenthümlich gebaute, meist seltene Käfer, mehr dem wärmeren Klima eigen. In Deutschland nament- lich Metoecus paradoxus L.\ welcher in den Nestern von Erd- wespen lebt. 51. Heloidae. Die 9- bis 11 gliederigen Fühler auf der Stirn oder vor den Augen eingefügt, borsten- oder fadenförmig, verdickt oder un- regelmässig. Kopf vertical mit hohem Scheitel, breiter als das Halsschild, mit diesem durch einen dünnen Hals verbunden. Flügeldecken viel breiter als hinten das Halsschild. Alle Hüften zapfenartig vorragend, an einander •stehend. Die 4 vorderen Füsse mit 5, die hinteren mit 4 Gliedern, Fuss- klauen in zwei ungleich dicke Hälften gespalten. — 11 Gattungen mit 36 Arten. — Darunter die forstlich nicht unwichtige Lytta vesicatoria L. (s. S, 214). Bekannt sind ferner die sogenannten „Maiwürmer", welche der Gattung Meloe L. angehören; (18 Arten). 52. Oedemeridae. Fühler 11- bis 12 gliederig, an den Seiten der Stirn vor den Augen eingefügt, borsten- oder fadenförmig, selten gesägt, wenigstens so lang als der halbe Körper. Kopf hinten nicht halsförmig, vor- gestreckt oder geneigt, bis zu den Augen in das Halsschild zurückziehbar; bei einer Gattung (Mycterus Oliv.) rüsselförmig verlängert. Beine laug. Hüften zapfenförmig vorragend, oder bei Mycterus Mittel- und Vorderhüften kugelig, letztere von den Gelenksgruben umschlossen. Die 4 vorderen Füsse 27 418 Insecten. Specieller Theil. mit 5, die hinteren mit 4 Gliedern. Vorletztes Fussglied zweilappig, selten einfach, in diesem Falle Fussklauen in zwei ungleiche Hälften gespalten. Klauen sonst einfach oder gezähnt. Hinterschenkel des cf bei einigen Arten bedeutend verdickt. — 12 Gattungen mit 35 Arten. — Lebensweise der Larven nicht oder wenig bekannt, wahrscheinlich die meisten im anbrüchigen Holze. Als Käfer viele Arten auf Blüthen. Der äusseren Form nach ähneln viele den Bockkäfern, so namentlich der in Gebirgsgegenden heimische, bis 20 mm. grosse, braune Calopus serraticornis L.; die Gattung Mycterus ist fast eine Uebergangsform zu den Rüsselkäfern. — Forstlich gleichgiltig. 53. Curculiouidae (Rüsselkäfer). Fühler fast stets gekniet, mit einem geringelten oder ungegliederten Endknopfe; selten nicht gekniet, dann ist aber wenigstens der Kopf rüsselförmig verlängert. Die kleinen Mundtheile an der Spitze des mehr oder weniger rüsselförmigen Kopfes sind sehr schwer sichtbar. Füsse 4 gliederig, das vorletzte Glied herzförmig oder zweilappig. Die Ghedcr unten mit breiter Sohle. Selten sind die Glieder ein- fach; sehr selten haben die Füsse 5 einfache Glieder (Gatt. Dryophthorus Schh.) Klauen entweder einfach und an der Wurzel getrennt, oder bis gegen die Spitze verwachsen, oder an der Spitze gespalten, sehr selten ist nur eine Klaue vorhanden, oder sind beide Klauen verkümmert. — Die zahlreichen Gattungen hat man in 27 Unterfamilien getheilt. — 106 Gattungen mit 927 Arten. — Lebensweise der meisten Arten unbekannt. Die forstlich wichtigen wurden im Curs. I. (S. 49—63, 93, 209 und 212 ff.) beschrieben, weniger wich- tige daselbst nur erwähnt. Unter den zahlreichen Arten, die fast alle Pflanzen- fresser sind, kann sich übrigens noch mancher forstlich beachtenswerther Käfer linden, der nicht erwähnt wurde. — Eine übersichtliche Zusammenstellung auch nur der Gattungen dieser forstlich wichtigen Familie zu geben, ist hier wegen deren grosser Anzahl unmöglich. — Zu den Rüsselkäfern wurden früher noch gezählt die Familien: Brenthidae, Attelabidae, Rhinomaceridae, Anthri- bidae und Bruchidae. 54. Scolytidae. Fühler gekniet, mit einem geringelten oder derben Endknopfe, der fast ihre halbe Länge einnimmt (H. Taf. I. Fig. 32), sehr selten mit dreiblättriger Keule (Phloeotribus oleae Fabr.^ keine deutsche Art). Kopf nicht oder wenig rüsselförmig verlängert. Füsse 4 gliederig. Die Glieder einfach oder das dritte zweilappig. Erstes Fussglied kürzer als die drei folgenden zusammen. Aussenrand der Vorderschienen meist gezähnt. Larven fusslos, gekrümmt. — Nach Catalog 17 deutsche Gattungen mit 80 Arten; diese vertheilen sich an die Unterfamilien Hylesini (6 Gatt, mit 26 Arten), Scolytini (1 Gattung mit 12 Arten), Bostrychini (10 Gatt, mit 42 Arten). Da die zuerst von Erich son hauptsächlich auf die Zahl I. Ordnung. Coleoptera. Käfer oder Scheidenflügler. 419 der Fühlergliecler gestützte, von Graf Ferrari und Eichhoff mit Zuhilfe- nahme der Mundtlieile weiter verfeinerte Eintheilung in viele Gattungen forst- lich etwas zu weit geht, begnügte ich mich im Curs. I. mit 4 Gattungen, deren genauere Charakteristik der Wichtigkeit dieser Baumverderbcr wegen hier folgen mag: A. Drittes Fussglied einfach, nicht zweilappig oder herzförmig (n. Taf. I. Fig. 31a.) a. Halsschild nach vorn nicht verengt, mehr oder weniger gewölbt oder kugelig, Kopf nicht vorgestreckt, gewöhnlich von oben kaum sichtbar (II. Taf, I. Fig. 15). Fühlergeisel 2 gliederig (Crypturgus Er.)^ 4gliederig (Cryphalus Er. und Xylo- terus Er.), ögliederig (Bostrychus Fabr., Xyloclcptes i^er., Pityophthorus Eichh., Thamnurgus Eichh., Dryocoetes Eichh. und Xyleborus Eiclih.). Endknopf der Fühler mehr oder weniger deutlich geringelt, oder derb. Körper walzenförmig. Abschüssige Stelle der Flügeldecken bei vielen Arten der Gattung Bostrychus im engeren Sinne ein- oder flachgedrückt, oft mit Zähnen : Bostrychus Fabr. b. Halsschild nach vorn verengt, Kopf vorgestreckt, Augen durch einen Fortsatz der Stirn in zwei Hälften getheilt. Fühler mit 5 gliederiger Geisel und einem eiförmigen, derben Endknopfe. Abschüssige Stelle der Flügeldecken ohne Zähne: Polygraphus Er. B. Drittes Fussglied zweilappig oder herzförmig (II. Taf. I. Fig. 30a.) a. Hinterleib nicht schief abgestutzt oder aufsteigend. Spitze der Flügeldecken abschüssig, stets ohne Zähne. Halsschild nach vorn verengt, fast kegelförmig, wie bei Polygraphus. Kopf etwas vorgestreckt, meist schwach verlängert. Fühlergeisel 5 gliede- rig (Dendroctonus jBr., Phloeophthorus WolL), 6 gliederig (Hylurgus Latr.) oder Tgliederig (Hylastes Er., Hylesinus Fabr.) Endknopf der Fühler mehr oder weniger deutlich geringelt: » Hylesinus Fabr. b. Hinterleib vom zweiten Ringe an schief nach oben abgestutzt, aufsteigend; Spitze der Flügeldecken nicht ab- schüssig (H. Taf. I. Fig. 14). Fühlergeisel Ögliedjerig; Endknopf eiförmig, etwas zusammengedrückt, geringelt. Vorderschienen an der Spitze mit einem grossen Haken, ihr Aussenrand einfach. Hals- schild nach vorn verengt; Kopf mehr oder weniger vorgestreckt: Scolytus Oeoff. 27* 420 Insecten. Specieller Theil. Die forstlich wichtigsten Arten der Scolytiden wurden im Cursus L S. 64, 96, 109, 111, 116, 118, 218 ff. beschrieben oder nur genannt. 55. Platypidae. Den Scolj-tiden sehr nahe stehend. Hauptsächlich unterschieden durch das verlängerte erste Fussglied (IL Taf. I. Fig. 12). Fühler mit 4 gliederiger Geisel und mit einem derben Endkopfe. Kopf mit den vorspringenden Augen breiter als das Halsschild. Dieses walzenförmig, länger als breit, beiderseits mit einem Ausschnitte zur Aufnahme der Vorder- schenkel. Flügeldecken des Q. an der Spitze gezähnt. Schenkel und Schienen breit gedrückt. Nur 1 europäische Art, Piatypus cylindrus Fabr. (s. S. 220). — Die Gattung Piatypus war früher mit den Scolytiden vereinigt; eine besondere Familie, Platypidae, hat man hauptsächlich wegen der äusserst zahlreichen, exotischen Arten gebildet. (Chapuis beschreibt in seiner Monographie des Platypides, 1865, nicht weniger, als 202 Arten.) 56. Breiitliidae. Den Curculioniden sehr nahe stehend, fräher mit diesen vereinigt. Von denselben hauptsächlich durch Folgendes unterschieden: Fühler gerade, schnür- oder fadenförmig. Körper lang, walzenförmig. Füsse mit 4 deutlichen, ziemlich einfachen Gliedern und einfachen Klauen. — Nur 1 europäische Art, Amorphocephalus Corona tus Germ., unter Baum- rinden. Zahlreiche exotische Arten. 57. Attelabidae. Den Curculioniden sehr nahe verwandt, vielfach noch mit diesen vereinigt. Wesentlichste Unterschiede: Fühler nicht gekniet, Afterdecke von den Flügeldecken unbedeckt. Die mittleren Bauchringe nach hinten nicht spitzwinkelig erweitert; die ersten 2 Ringe mit einander ver- wachsen. Fussklauen an der Wurzel aneinander liegend. Im Uebrigen wie bei den Curculioniden überhaupt. — Nur 2 Gattungen mit 3 Arten. — Apoderus coryli L. (Fühler 12 gliederig mit 4 gliederiger Keule) und At- telabus curculionoides L. (Fühler nur mit 11 Gliedern) wurden S. 211 erwähnt. 58. Rbinoniaeeridae. Ebenfalls den Curculioniden nahe Verwandt, vielfach mit diesen vereinigt und Rüsselkäfer genannt. Schliessen sich eng an die Attelabiden an. Von diesen durch ganz freie Bauchringe verschieden. Afterspitze bei den meisten Arten von den Flügeldecken nicht bedeckt (Gatt. Rhynchites Hbst.). Fussklauen meist in 2 ungleiche Theile gespalten, nur bei zwei Gattungen (Rhinomacer Fabr. und Diodyrhynchus Schh.) ein- fach. Fühler nicht gekniet, mit 11 Gliedern, von denen die 3 letzten ver- grössert sind. — 5 Gattungen mit 29 Arten. — Die forstlich etwas beach- I. Ordnung. Coleoptera. Käfer oder Scheidenflügler. 421 tenswerthen Arten der Gattung Rhynchites wurden S. 211 erwähnt. Sie dienen zugleich als Repräsentanten der Familie. 59. Autliribidae. Den Curculioniden ebenfalls sein- nahe stehend und früher zu diesen gezählt. Fühler nicht gekniet, 1 1 gliederig, gewöhnlich mit grösseren Endgliedern. Kopf geneigt, in einen kürzeren oder längeren, ziemlich flachen Rüssel verlängert. • Oberlippe deutlich, Afterspitze von den Flügeldecken nicht bedeckt. Bauch mit 5 ziemlich gleich langen Rin- gen. Füsse 4 gliederig; ihr drittes Glied klein, in dem zweiten, zwei- lappigen Gliede eingeschlossen. Klauen gewöhnlich gezähnt. — 5 Gattungen mit 19 Arten. — Die meisten Arten leben unter morscher Baumrinde, Die Larven der kleinen, nur 3 bis 4™"- grossen Arten der Gattimg Brachytar- sus Schh. leben als Schmarotzer unter der Hülle der Coccus- Weibchen, sind daher nützlich; die bekannteste Art ist B, varius Fabr. (Schwarz, dicht punktirt, fein gelbgrau behaart; Flügeldecken tief punktirt gestreift, mit grauen Makeln gesprenkelt.) — Die Larven des seltenen Choragus Scheppardi Äirb. (bostrichoides Müll.) leben in Zweigen des Weissdorns. 60. Brncliidae. Früher ebenfalls zu den Rüsselkäfern gerechnet. Fühler nicht gekniet, an den Seiten des mehr oder weniger rüsselförmigen, geneigten Kopfes eingelenkt, bei den deutschen Gattungen 1 1 gliederig, faden- förmig oder gegen die Spitze verdickt oder gesägt, selten mit 3 grösseren Endgliedern. Augen gross, gewöhnlich ausgerandet. Oberlippe deutlich. Afterspitze von den Flügeldecken nicht bedeckt. Bauch mit 5 Ringen. Füsse 4 gliederig, das dritte Glied zweilappig. Klauenglied mit 2 Klauen. — 3 Gattungen mit 41 Arten. — Die Larven der meist kleinen Arten leben grösstentheils in den Samen verschiedener Pflanzen, namentlich der Schoten- gewächse. 6 1 . Ceramby cidae (Bockkäfer). Fühler 1 1 - oder mehrgliederig, borsten- oder fadenförmig, gesägt, geschuppt oder gekämmt, nie gegen die Spitze verdickt, auf der Stirne oder in oder bei einer fast immer vorhandenen Ausrändung der Augen eingefügt; gewöhnlich länger als der halbe, oft länger als der ganze Körper. Kopf geneigt oder mit senkrechter Stirne, nie rüssel- förmig. Beine meist schlank und lang, in der Regel an den Seiten des Körpers vorragend. Füsse 4 gliederig, unten mit breiter, bürsten- oder schwammartiger Sohle; das dritte Glied zweilappig. — 59 Gattungen mit 208 Arten. - Eine Larve mit Puppe und Käfer s. L Taf. IL Fig. 12. (Saper da carcharias L.). Die Larven (Fig. 12L) weiss oder gelb, ge- streckt, etwas eingeschnürt und warzig, mit hervorragenden, verbreiterten, starken Brustringen, fusslos, oder mit ganz kurzen, höchstens zum Fort- 422 Insecten. Specieller Theil. rutschen im Holze dienenden Beinchen; die jüngsten mit Augen, welche später verschwinden (Erichson „Naturgeschichte etc." III. 559). Die Puppen (Fig. 12P) ebenfalls weiss oder gelblich, sind meist an der Länge der Fühler kenntlich. Die Entwickelung erfolgt, mit Ausnahme einiger in Stengeln von Gräsern und Kräutern lebender Arten, grösstentheils im Holze der Bäume. Generation meist 2jährig, öfters überjährig. Begattung und Eierlegen gewöhn- lich Mitte Sommers. — Die forstlich wichtigeren Arten wurden S. 66, 108, 205 ff. beschrieben oder erwähnt. Die übrigen sind theils der Art ihres Frasses, theils ihrer Seltenheit wegen nicht von mrthschaftlicher Bedeutung, wenn auch z. B. Rhagium indagatojr L. schon an lebenden Kiefern ge- funden wm'de. — Einige Arten werden sehr lästig durch Beschädigung der Balken in den Häusern oder der Hausgeräthe, auch der Holzsammlungen, z.B. Hylotrypes bajulus Z,., das schön blaue Callidiüm violaceum i., das in Grösse und Färbung so verschiedene Gallid i um (Phymatodes) var la- bile L. 62. Chrysoiuelidae (Blattkäfer). Die 11 gliederigen Fühler sehr 'verschieden gestaltet, nie borstenförmig, auf der Stime oder vor den nur selten ausgerandeten Augen eingefügt, meist kürzer als der halbe Leib. Sind sie länger, so hat das Halsschild weder Höcker an den Seiten, noch sind die Augen ausgerandet'. Oberkiefer meist mit vielzähniger Spitze. Beine ge- wöhnlich ziemlich kurz und kräftig (bei der Gruppe Halticini mit verdickten Hinterschenkeln, zum Springen geeignet). Füsse 4 gliederig mit schwammiger Sohle. — 51 Gattungen mit 540 Arten. Diese zahlreichen Gattungen sind in 8 Unterfamilien getheilt. — Durchgängig Pflanzenfresser. Die Käfer werden selten über 1 2 ™'"- lang, viele sind sehr klein. Die mit Springbeinen ver- sehenen nennt man Erdflöhe. Die meisten Arten leben auf Laubhölzern, Gräsern und niederen Pflanzen, wenige auf Nadelhölzern; Die 6 beinigen Larven sind meist dunkel, oft schwarz oder bunt. Sie skeletiren gewöhnlich die Blätter. (I. Taf. II. Fig. 2, 3). Die forstlich beachtenswerthesten Arten wurden erwähnt S. 51, 202 ff. Aus den an den Blättern hängenden oder in der Erde liegenden Puppen kricht oft noch im Herbste der Käfer, der dann überwintert. Häufig geschieht dies in hohlen Bäumen. So fand z. B. KoUar die auf Ulmen fressende Galleruca cvdiidkQgi Forster {xanthomelaena Schrnh.) im December massenhaft in den oberen, trockenen Theilen alter Ulmen, nicht unten, wo vielleicht der Moder den Thieren zu feucht war. 63. Eiidoinychidae. Fühler 11 gliederig, auf der Stime zwischen den Augen eingefügt, an die Unterseite des Kopfes nicht zurückziehbar. Füsse scheinbar 3 gliederig, die ersten zwei Glieder mit breiter Sohle; das I. Ordnung. Coleoptera. Käfer oder Scheidentlügler. 423 zweite, zweilappig, schliesst das sehr kleine dritte Glied sammt der Hälfte des Klauengliedes ein. — 8 Gattungen mit 11 Arten. Forstlich ohne alle Bedeutung. Leben meist unter morschen Baumrinden. So z. B. namentlich unter Buchenrinde der schön hochrothe, mit 2 schwarzen Makeln auf jeder Flügesdecke versehen, 5'"™- grosse Endomychus coccineus L. 64. Coceiiiellidae. Fühler 10- oder 11 gliederig, allraälig gegen die Spitze verdickt oder keulenförmig, vor den Augen eingelenkt, an die Unterseite des Kopfes zurückziehbar. Körper halbkugelig oder eiförmig, mehr oder weniger gewölbt. Füsse deutlich 3 gliederig, oder wie bei den Endo- mychiden gebaut, zweites Glied einfach oder zweilappig. — 15 Gattungen mit 74 Arten. — Die Larven 6 beinig, ähnlich denen der Blattkäfer, lanzettförmig, meist bunt. — Puppen gedrungen, gewöhnlich hängend, mit dem After an- geklebt, gestürzt. — Eier gelb, gruppenweise an Pflanzen. Die überwintern- den, meist bunten, in Farbe und Zeichnung sehr variirenden Käfer begatten sich im Frühjahre; im Laufe des Sommers entwickelt sich die Brut, mehr auf Kraut- als auf Holzgewächsen. Die Larven sind die wichtigsten Feinde kleiner Insecten, besonders der Blattläuse. Seltener rauben auch die Käfer, welche sich namentlich im Herbst auf den Pflanzen herumtreiben, und im Winter oft in den warmen Stuben zum Vorschein kommen. Die Familie ist durch sehr häufige Arten repräsentirt. So z. B. Coccinella septem- punctata i., 6 bis 7 ™™- lang, Flügeldecken roth, mit 7 schwarzen Punkten; man trifft diese Art im Herbste oft massenhaft auf den Nadelholzculturen an. Eine kleine, im Zimmer sehr häufige Art ist C. bipunctata L. (dispar IlL), äusserst veränderlich in der Farbe, bald roth mit 2 schwarzen Punkten auf den Flügeldecken, bald schwarz mit 2 oder 4 rothen Flecken, Die sehr kleinen Arten der Gattung Scymnus Kugl.^ meist schwarz, einige hell ge- fleckt, mit fein . behaarten Flügeldecken, fressen Milben. 65. Corylophidae. Fühler 9 — 11 gliederig, mit 3 bis 5 grösseren Endgliedern. Kopf fast immer ganz unter dem vorragenden, selten etwas ausgerandeten Vorderrande des Halsschildes versteckt. Füsse 4 gliederig, mit einfachen Gliedern. Körper klein, eiförmig oder elliptisch. — 6 Gat- tungen mit 10 Arten. — Die kleinen, meist unter 1 ™'"- grossen Thierchen sind forstlich ohne Bedeutung. 424 Insecten. Specieller Theil. IL Ordnung. Lepidoptera. Schmetterlinge oder Staubflügler. Die Schmetterlinge haben 4 häutige, mit staubähnlichen Schuppen ganz„ seltener nur theilweise bedeckte Flügel und saugende Mundtheile. Die Ver- wandlung ist eine vollkommene. Prothorax verwachsen. Der Kopf ist vom Bruststücke durch einen oft nur undeutlichen Ein- schnitt getrennt. An den Seiten desselben die nie fehlenden, grossen, kuge- ligen Netzaugen. Zwischen Scheitel und Stirn stehen die vielgliederigen Fühler. Hinter diesen, mehr oder weniger nahe am inneren Rande der Netzaugen finden sich bei vielen Arten zwei kleine, runde, glatte Erhaben- heiten, die Nebenaugen, meist sehr versteckt. — Die wenig ausgebildeten Mundtheile in der Ruhe gewöhnlich wenig sichtbar; nur die 3 gliederigen Lippentaster oder Palpen (palpi) überragen mehr oder weniger den Kopf. Oberlippe und Oberkiefer verkümmert. Die Unterkiefer sind zu einer dop- pelten Röhre verwachsen und bilden den mehr oder weniger langen, selten fehlenden oder nur aus zwei kurzen, weichen Fäden bestehenden Saugrüssel oder die Zunge (lingua) (Rollrüssel, Rollzunge). Bei manchen Nachtfaltern finden sich noch 2 Nebentaster oder Nebenpalpen (palpuli), die eigent- lichen Unterkiefertaster. — Die Fühler sind niemals gekniet. Oft sind sie kaum so lang wie der Kopf breit, oft viel länger, als der ganze Körper. Fadenförmig nennt man sie, wenn der Schaft überall gleich dick ist; boirstenförmig, wenn sie nach der Spitze dünner werden; spindelförmig, wenn sie in der Mitte verdickt sind; kolbenförmig, wenn sie sich gegen die Spitze allmälig, knopfförmig, wenn sie an der Spitze sich plötzlich verdicken (knopfförmiger Fühler 11. Taf. L Fig. 26). Die Fühler sind entweder nackt oder ver- schieden bewimpert. Die Gestalt ihrer Glieder zeigt die mannigfaltigsten Bildungen, wonachman gekämmte, gesägte, gezähnte u. s. w. Fühler unterscheidet. Das Bruststück (thorax), auch Mittelleib genannt, zeigt oft eigen- thümliche Beschuppung und Erhöhungen. An ihm sitzt nach vorn der Kopf, nach hinten der Hinterleib; an den Seiten trägt es die Flügel, unten die Beine. Der vordere Theil heisst der Halskragen (coUare); die Wurzel der Flügel wird durch die Schulterdecken (scapulae) bedeckt. Der Hinterleib (abdomen) ist seiner ganzen Breite nach mit dem Thorax verwachsen und besteht aus 6 bis 7 Ringen. Oft haben dieselben an den Seiten, oben oder am After verschiedene Haar- oder Schuppenbüschel. Die Beine (pedes) werden wie bei anderen Insecten als Vorder-, Mittel- und Hinterbeine unterschieden; jedes Bein setzt sich zusammen aus Hüfte, Schenkelring, Schenkel, Schiene und Fass. Die Flügel (alae) sind meist ganz, seltener nur theilweise beschuppt. (Stark vergi'össerte Schuppen s. IL Taf. I. Fig. 2 und 3). Sie sind bis- II. Ordnung, Lepidoptera. Schmetterlinge oder Staubflügler. 425 Yf eilen bei dem $ verkümmert, seltener fehlen sie ganz. Die jetzt allgemein geltende, systematische Eintheilung der Schmetterlinge stützt sich hauptsächlich auf die Bildung der Flügel, weshalb ich sie etwas ausführlicher besprechen muss. Ich folge darin ganz dem vortrefflichen Buche v. Heinemann's, dem auch die beigegebenen Holzschnitte entlehnt sind. Fig.l. Fig.lT. An den Flügeln unterscheidet man den Vorderrand (raargo anterior) (A), den Innenrand (m. interior) (B), den Saum oder Aussenrand (m. posterior oder limbus) (C). Der von dem Saum und Vorderrande ge- bildete Winkel heisst der Vorderwinkel (angulus anterior) (D), an den Vorderfltigeln die Spitze (apex); der Winkel zwischen Saum und Innenrand der Hinterwinkel (a. posterior) (E), an den Hinterflügeln der After- winkel. Bei vielen Tineen verläuft der Saum von der Spitze gleichmässig gekrümmt bis zur Wurzel; an den lanzettförmigen,, schmalen Flügeln fehlen dann Innenrand und Innenwinkel. Die äusserste Grenze des Flügels heisst die Saumlinie (linea limbalis), die darüber hinausragenden Schuppen nennt man Franz en (ciliae). Letztere sind oft von einer dem Saume parallelen Linie durchzogen, der Theilungslinie. Der Saum selbst ist gerade, ge- bogen (Fig. I) oder geschwungen, ganzrandig (Fig. IV.), gewellt (Fig. IL), gezähnt (Fig. IL u. III.), kappenförmig oder gelappt. Von ganz wesentlicher Bedeutung für die systematische Beschreibung sind die Rippen (costae). Auf jedem Flügel entspringen aus der Mitte der Wurzel zwei Rippen, welche gewöhnlich in der Nähe der Flügelmitte durch eine meist wurzelwärts gebogene, kleine Querrippe (q) verbunden sind. Bis zur Querrippe heissen sie die äussere oder vordere Mittelrippe, oder auch Subcostalrippe (costa media anterior oder c. subcostalis) (sc.) und die innere oder hintere Mittelrippe oder auch Subdorsalrippe 426 Insecten. Specieller Theil. (c. m. posterior oder c. subdorsalis) (sd,). Aus diesen beiden Mittelrippen und aus der Querrippe entspringen mehrere andere, in den Saum oder Vorderrand mündende Rippen. Man zählt sie am Saume vom Innenwinkel an nach dem Yorderwinkel mit 2, 3, 4, 5 u. s. w. — Mit der Zahl 1 werden die Innenrandsrippen oder Dorsalrippen (c. dorsales) bezeichnet, welche aus der Wurzel entspringen /und in den Saum oder Innenrand münden. Auf den Yorderflügeln findet sich meist nur eine, seltener kommen zwei vor. Die dem Innenrande zunächst liegende Dorsalrippe wird mit 1 a, die folgenden werden mit 1 b und 1 c bezeichnet. — Am Vorderrande der Yorderflügel, gewöhnlich auch an dem der Hinterflügel, entspringt noch die Yorderrands- rippe oder Costalrippe (c. costalis) aus der Wurzel; diese erhält stets die höchste Ziffer, Bei vielen Nachtfaltern ist sie auf den Hinterflügeln mehr oder weniger mit der vorderen Mittelrippe verbunden. — Eine genau in die Spitze der Vorderflügel ausmündende Rippe heisst die Apicalrippe (c. api- calis). — Rippe 5 fehlt oft oder ist undeutlich, namentlich auf den Hinter- flügeln; sie wird aber, ebenso wie jede andere fehlende Rippe mitgezählt, damit die Rippen immer dieselbe Bezeichnung behalten. — Eine Art freier Rippe ist die sogenannte Haftborste oder Flügelfeder (frenulum) (Fig. II. fr.). Diese findet sich meist an den Hinterflügeln, welche in der Ruhe zu- sammengefaltet werden; sie besteht aus einem nach aussen gerichteten, bis- weilen doppelten Haare, welches sich durch ein Häkchen auf der Unterseite der Vorderflügel zieht. Den meisten Schmetterlingen, welche die Hinterflügel in der Ruhe nicht zusammenlegen, fehlt die Haftborste. Diese haben dafür am Vorderrande eine oder mehrere kurze, gebogene Rippen (Fig. III.). Die durch die Rippen eingeschlossenen Räume heissen Zellen (cellulae). Sie werden in der Art mit Ziffern bezeichnet, dass die Zelle stets die Ziffer der Rippe erhält, auf welche sie folgt. So heisst z. B. die Zelle zwischen Rippe 3 und 4 Zelle 3 u. s. w. In den Holzschnitten sind die Zellen mit römischen Ziffern bezeichnet. Die wurzelwärts zwischen der Querrippe und den beiden Mittelrippen gelegene Zelle heisst die Mittelzelle (cellula media) (Fig. in. cm). Wird diese durch eine oder zwei Längsrippen getheilt, so entstehen die vordere (Fig. IV. am), hintere (Fig. IV. cm) und mittlere Mittelzelle. Fehlt die Querrippe zwischen Rippe 4 und 5, so geht die Mittel- zelle in die Zelle 4 über. An der Mittelzelle treten oft noch sogenannte Nebenzellen (c. accessoriae) auf, z. B. Fig. HL r auf den Hinterflügeln, Fig. IV. s eine eingeschobene (c. intrusa) und Fig. IV. x eine Anhaugs- Zelle (c. appendicularis) auf den Vorderflügeln. Besondere Abweichung zeigen die Tineen mit lanzettförmigen Hinter- flügeln, undeutliche oder ganz verschwindende Mittelzelle ^ indem alle Rippen aus der Wiu-zel oder aus anderen Rippen entspringen, oder sich nahe der Querrippe wurzelwärts in die Membran verlieren. IL Ordnung. Lepidoptera. Schmetterlinge oder Staubflügler. 427 Die Fläche der Flügel denkt man sich durch 2 Linien in 3 Felder getheilt, das Wurzelfeld (area basalis) (Fig. I. ab), Mittelfeld (a. media) (Fig. I. am) und das Saumfeld (a. limbalis) (Fig. I. al). Diese Felder sind bei vielen Gattungen auf den Vorderfiügeln durch einfache oder mehr- fache, gewöhnlich lichtere Querlinien bezeichnet; die vordere (innere) Quer- linie heisst der vordere (Fig. L s a), die hintere der hintere Querstreif (Fig. I. s p) (striga transversa anterior und posterior). Am deutlichsten ist diese Zeichnung bei vielen Eulen (Fig. I.). Oft zeigen diese noch den halben Querstreif (str. transv. basalis dimidiata) (s d) zwischen Wurzel und vorde- rem Querstreifen am Vorderrande ; dieser erreicht nicht den Hinterrand. Eine andere, lichte Querlinie zwischen dem hinteren Querstreif und Saume heisst die Wellenlinie (Fig. I. w). Das Feld zwischen dieser und dem hinteren Querstreif nennt man die gewässerte Binde (v), in welcher oft längliche, dunkele Pfeilflecke (maculae sagittatae) (ms) stehen. Die sogenannte Eulenzeichnung hat noch 3 Makeln im Mittelfelde, eine meist hohle auf dem vorderen Querstreif in Zelle Ib, die Zapfenmakel (mac. dentiformis) (md); eine runde in der Mittelzelle, die Ringmakel (m. orbicularis) (m o); da- hinter eine grössere, nierenförmige auf der Querrippe, die Nierenmakel (m. renalis) (m r). Zwischen den „beiden Makeln", so nennt man stets Ring- und Nierenmakel, zieht sich meist ein dunkler, verwaschener Streifen durch die Flügelmitte, der Mittelschatten (umbra transversalis media) (um). Auf den Hinterflügeln setzt sich gewöhnlich nur der hintere Querstreif fort, er heisst hier, sowie auf der Unterseite der Vorder- und Hinterfiügel, die Bogenlinie (linea arcuata). Die Nierenmakel erscheint auf der Unterseite als Mittelmond (lunula media). Ebenso werden ähnliche Verdunkelungen an der Querrippe der Hinterflügel auf beiden Seiten genannt (Fig. II.). Die Larven der Schmetterlinge nennt man Raupen. Diese haben einen hornigen Kopf und beissende Mundtheile. Der Leib besteht aus 12 Ringen, doch ist sehr oft die Trennung zwischen 11 und 12 undeutlich. Der erste und letzte Ring zeigen oft eine hornige Bedeckung: Nackenschild und Afterklappe. Die 3 ersten Ringe tragen die gegliederten, mit Haken versehenen 6 Brustfüsse. Ausserdem können noch 10 fleischige Bauch- füsse vorkommen; die Ringe 4, 5, 10 und 11 sind stets fusslos, das Fuss- paar am letzten Ringe nennt man Nachschieber. Viele Raupen haben indessen weniger Bauchfüsse, so z. B. die Spannerraupen, bei denen die Glieder 6, 7 und 8 ebenfalls fusslos sind. Sehr selten kommen 18 Füsse vor (Nepticula). — An den Seiten des Körpers liegen oft deutlich sichtbar 9 Paar Luftlöcher (stigmata). An den Ringen 2, 3 und 12 fehlen die Stigmen. Die äussere Bekleidung der Raupen zeigt die grössten Verschieden- heiten, wie schon aus den Beschreibungen im Curs. I. hervorgeht. Jede 428 Insecten. Specieller Theil. Kaupe vermag feine Fäden zu spinnen; die im Leibe liegenden Spinndrüsen öffnen sich in der Mitte der Unterlippe. Die meisten Raupen leben frei auf den Gewächsen, verhältnissmässig wenige in der Erde (z. B. Saateule), oder im Holze (z. B. Cossus, Sesien), oder zwischen Holz und Rinde (namentlich manche Wickler, z. B. pactolana). Arten, die sich frei im Wasser ent- wickeln, sind nicht bekannt; manche in Wasserpflanzen lebende fressen jedoch bis unter den Wasserspiegel (z. B. die Eulengattung Nonagria 0., Tr. in den Stengeln von Phragmites). Die mannigfaltig gestalteten Puppen verhüllen die Glieder (Beine, Flügel etc.) ziemlich stark, man nennt sie daher maskirte Puppen. Sie werden oft durch einen lockeren oder dichten Cocon geschützt. Puppen ohne Cocon hängen entweder frei oder sind mit wenigen Fäden befestigt, oder sie liegen endlich in der Erde. Die Eier haben eine ziemlich harte Schale und unterscheiden sich von denen anderer Insecten häufig durch ansehnliche Grösse, Zeichnung der Ober- fläche u. s. w., sind übrigens oft kenntlich durch den Ort und die Art der Ablage, durch Haar- oder Schleimüberzüge u. s. w. Alle Schmetterlingsraupen sind auf vegetabilische Nahrung angewiesen, daher finden sich unter ihnen sehr viele schädliche, aber keine Schmarotzer oder Räuber. Die Schmetterlinge selbst nehmen entweder keine Nahrung, oder nur sehr wenig mit Hilfe ihres mehr oder weniger entwickelten Saug- rüssels aus Blüthen u. s. w. Die Generation ist meist eine einjährige, selten eine überjährige, noch seltener eine doppelte. Linne theilte die Schmetterlinge nach dem Bau der Fühler und der Zeit ihres Fluges in 3 grosse Gattungen, Tagfalter (Papilio), Dämmerungs- falter (Sphinx) und Nachtfalter (Phalaena). Letztere Gattung zerlegte er in 8 Untergattungen. In der Hauptsache kann man wohl noch heute die Gat- tungen Linne's als drei grosse Gruppen oder Hauptabtheilungen festhalten. Die weitere Eintheilung bietet mancherlei Schwierigkeiten, welche am besten Herrich-Schäffer durch ein auf das Flügelgeäder gestütztes System, dem auch v. Heinemann unter Anwendung einiger Modificationen folgt, besiegt hat. — Bringt man nach dem Gebrauche der neueren Zeit sämmtliche Schmet- terlinge in zwei Hauptabtheilungen, Grossschmetterlinge (Macrolepidoptera) und Kleinschmetterlinge (Microlepid.), so umfassen die letzteren einen grossen Theil der Linne'schen Nachtfalter. Ein Theil derselben, sowie sämmt- liche Tag- und Dämmerungsfalter, gehören den Grossschmetterlingen an. Nachstehende kurze Uebersicht der Familien ist nach v. Heinemann gegeben. Da derselbe in seinem Werke die Schmetterlinge Deutschlands und der Schweiz beschreibt, so gelten die Angaben über Anzahl der Gattungen, und Arten für dieses Faunengebiet. IL Ordnung. Lepidoptera. Schmetterlinge oder Staubflügler. 429 I. Grossschmetterlinge (Macrolepidoptera). A. Tagfalter. 1 . Rliopalocera. Fühler unbewaffnet, am Ende gekeult oder ge- knöpft (IL Taf. L Fig. 2G). Ohne Nebenaugen; ohne " Haftborste (S. 425 Fig. IL fr.). Flügel im Verhältniss zum Körper meist gross und breit, ge- wöhnlich oben und unten lebhaft gefärbt. Vorderflügel mit 12, selten nur mit 10 oder 11 Rippen, und mit einer Dorsalrippe; Rippe 2 bis 5 immer getrennt; 4 fast immer aus der hinteren Ecke der Mittelzelle; 5 meist aus der Mitte der Querrippe, seltener aus der hinteren Ecke der Mittelzelle, 6 aus der vorderen Ecke oder dicht daneben aus der Querrippe, selten auf gemein- schaftlichem Stiele mit Rippe 7 und 8. Hinterflügel entweder mit 2 Dorsal- rippen, in welchem Falle sie am Innenrande eine Rinne zur Aufnahme des Hinterleibes bilden, oder sie haben nur eine Dorsalrippe und sind am Lmen- rande ausgeschnitten. Ausserdem halben sie 6 aus der Mittelzelle entsprin- gende Rippen und eine freie Costalrippe, aus welcher noch eine kleine, nach dem Vorderrande gebogene Rippe entspringt. Alle Rippen gesondert, nur 6 und 7 manchmal auf gemeinschaftlichem Stiele. — Zunge stark und hornig, gerollt. Nebenpalpen fehlen. Beine dünn , . Schienen und Füsse anliegend beschuppt. Vorderbeine meist kürzer als die anderen, bei einigen Arten verkümmert. — Die 16 beinigen Raupen sind wenig scharf charakterisirt. Manche haben dornartige Auswüchse (z. B. die Nymphaliden) ; andere sind dünn behaart und haben am After zwei Spitzen (Satyriden) ; noch andere sind nur fein behaart; manche ähneln deshalb einigen Spinnerraupen. Die Puppen sind meist eckig, manche nur am Schwanzende frei aufgehangen, andere mit einzelnen Fäden über den Rücken befestigt. Die in Deutschland vorkommenden 195 Arten zerfallen nach v. Heine- mann in 4 Hauptgruppen und 29 Gattungen. Forstlich meist unwichtig, obgleich einige auf Bäumen leben. So z. B. der zu den Pieriden gehörige Pieris crataegi L. (der Baumweissling, s. S. 235); die zu den Nym- phaliden gehörige Vanessa C. album L. (der C. Vogel) auf Rüstern und Hasseln, Nesseln u. s. w. ; Vanessa Antiopa L. (der Trauermantel) auf Weiden, Pappeln, Birken; Vanessa polychloros L. (der grosse Fuchs) auf Kirschen und Ulmen. Für Landwirthe und Gärtner ist namentlich be- achtenswerth Pieris brassicae L. (der grosse Kohlweissling). B. Schwärmer. 2. ISesiaria (Sesüdae). Charakter der Familie s. S. 208. — 3 deutsche Gattungen mit 31 Arten. — Raupen leben im Innern von Bäumen und Sträuchern, seltener in der Wurzel oder im Stengel krautartiger Pflanzen. 430 Insecten. Specieller Theil. — Forstlich sind einige Arten beachtenswerth. Die bekannteste Art, Tro- chilium apiforme CL, L. (S. 208), lebt in Pappeln; in denselben, sowie in Eichen und Buchen die mit dunklen Vorderflügeln versehene, gelbbeinige Sesia asiliformis Eott. (cynipiformis 0.). In forstlichen Kulturpflanzen kommen noch verschiedene Arten von ziemlich gleicher Grösse vor, die sich namentlich durch die Hinterleibsringel unterscheiden. Es seien u. A. er- wähnt: S. formiciformis Esp. (nomadaeformis Hb7i.)\ Hinterleibsegment 4 und Saum der Vorderflügel roth; im Holze der Weiden. — S. scoliiformis Bkh.\ Hinterleibsegment 2 und 4 oben schmal gelb, Afterbusch orange; in der Rinde alter Birkenstöcke. — S. spheciformis S. V.; Leibsegment 2 oben, 4 unten gelb gerandet; in Erlen (S. 209). — S. culiciformis L.; Segment 4 des Leibes gelbroth; in Rinde und Masern der Birken, auch der Erlen, Linden und Pflaumen. — S. conopiformis ^sp. (nomadaeformis 0.); Leibsegment 2, 4 und 6 (beim cf auch 7) gelb gerandet; in Eichenborke. — S. myopiformis Bkh. (mutülaeformis Lasp., 0.); Leibsegment 4 oben mennigroth, beim cf Segmente 4 bis 6 unten weiss; in Rinde und Splint der Aepfelbäume, Vogelbeere, Pflaumen u. s. w. — S. tabaniformis Bott. (asiliformis S. V.); Vorderflügel fast ganz braun beschuppt, übrigens in der Hauptsache blauschwarz, Leibsegmente theilweis gelb geringelt; im Holze der der Pappeln. — S. tipuliformis CL, L. ; Leibsegmente 2, 4 und 6 (beim cf auch 7) gelb gerandet, Afterbusch ohne Gelb; in Zweigen der Johannisbeeren und Haseln. — S. cephiformis 0.; Leibsegment 2, 4 und 6 (beim cf auch 7) gelb gerandet, Afterbusch gelb und schwarz; die einzige Nadelholz- Sesie, lebt in den durch Pei'idermium elatinum erzeugten Wülsten der Weiss- tanne; nach A. Hartmann auch in Stamm- und Astwülsten des Wachholder, welche wahrscheinlich Grapholitha duplicana Zeit, [dorsana Batz.) ver- ursacht hatte. 3. Tbyridiiia. Ohne alle forstliche Bedeutung,, nur eine deutsche Art, 4. {Sphingina (Sphingidae.) Wurzelgied der Füliler nicht verdickt. Die Fühler verdicken sich von der Wurzel an allmälig und werden gegen die Spitze wieder dünner, unten haben sie beiderseits eine scharfe Kante (Taf. I. Fig. 25). Keine Nebenaugen. Vorderflügel mit 11 Rippen, mindestens noch einmal so lang als breit, Saum sehr schräg, so lang oder wenig kürzer als der Innenrand; mit einer wurzelwärts gegabelten Dorsalrippe. Hinterflügel klein, ungespalten, kurzfranzig, . mit schrägem Verbindungsast zwischen Costal- und vorderer Mittelrippe, und mit zwei Innenrandsrippen. Zunge (Rüssel) stark, hornig, meist läng, nur bei Acherontia atropos L, (Todtenkopf) sehr kurz. — Die Raupen sind nackt; die meisten haben ein Hörn, einige IL Ordnung. Lepidoptera. Schmetterlinge oder Staubflügler. 431 eine augenförmige Erhöhung auf dem letzten Segmente. — Puppe rund, ge- streckt, mit nasenförmiger Rüsselscheide und langem Schwanzgriffel; in der Erde — 4 deutsche Gattungen mit 21 Arten. Viele Arten leben zwar auf Bäumen und Sträuchern, thun jedoch keinen beachtenswerthen Schaden. Forstlich bemerkenswerth ist eigentlich nur Sphinx pinastri L. (s. S. 150), der Kiefernschwärmer. Ausserdem können als auffallende Thiere genannt werden: Sphinx elpenor L. (Wein- schwärmer), auf Weinlaub und Epilobium •, S. ligustri L. auf Liguster, Syringa, Eschen, Spiräen etc.; Smerinthus populi L. auf Pappeln; Sm. tiliae L. auf Linden; Sm. ocellatus L. (Abendpfauenauge) auf Weiden, Pappeln. . 5. Zygaeuoiflea. Mit Nebenaugen. Vorderflügel mit 2 Innen- randsrippen. Hinterfiügel kurz gefranzt, mit Haftborste, einem Queraste zwischen der Costal- und der vorderen Mittelrippe, und 3 Innenrandsrippen. — 3 deutsche Gattungen und 28 Arten. — Forstlich ganz ohne Bedeutung. Hierher gehören die trag bei Tage viel auf Waldwiesen fliegenden,, kleinen Schmetterlinge mit schwarzblauen oder grünlichen, roth punktirten Flügeln,, welche in manchen Gegenden ., Blutstropfeh" genannt werden. C. Spinner. 6. C'ossina (Cossidae). Zu vergl. S. 208. 4 deutsche Gattungen mit 8 Arten. Darunter der forstlich schädliche Cossus ligniperda Fabr. (Weidenbohrer). Beachtenswerth für Baumzucht könnte noch der sogenannte Blausieb, Zeuzera aesculi L., werden, der indessen ziemlich selten ist. Seine Raupe ist citronengelb, schwarz punktirt. 7. Hepialoiflea (Hepialidae). Fühler sehr kurz, kürzer als der Thorax. Alle Flügel mit 12 Rippen imd einer eingeschobenen Zelle. Forst- lich ganz unwichtig. Die Raupen leben in Wurzeln. So der namentlich in Gebirgsgegenden häufige Hepialus humuli L. in den Wurzeln des Hopfens und anderer Pflanzen. 8. Psiychma (Psychidae). Fühler des cf doppelt gekämmt. Palpen und Zunge fehlen. Vorderflügel mit einer, saumwärts oft gegabelten, Innenrandsrippe. Hinterflügel mit Haftborste und 3 Innenrandsrippen. Q. ungeflügelt, seine Puppe bleibt im Sack zurück. 7— 3 deutsche Gattungen und 24 Arten. — Forstlich ohne alle Bedeutung. Lebensweise höchst interessant. Die Raupen der Gattung Psyche Schrrik. leben in Säcken, in welche sie Grasstengel, Stücke von Blättern verweben, und haben nur ausgebildete Brust- 432 Insecten. Specieller Theil. füsse. $ wird vom cf im Sacke begattet, und die Raupen kriechen aus dem Q selbst aus, dieses legt keine Eier. 9. Drepanulina (Drepanulidae). Ohne Nebenaugen, Vorderflügel mit 12 Rippen, einer Anhangszelle und nur einer Dorsalrippe. Hinterflügel breit, kurzfranzig mit 8 gleich starken Rippen ; zwei Dorsalrippen, 1 a in die Mitte des Innenrandes; 8 aus der Wurzel oder aus Rippe 7. — 2 deutsche Gattungen, 11 Arten. -^ Ohne forstliche Bedeutung. 10. Saturnina. (Saturn idae.) Fühler borstenförmig, beim d doppelt gekämmt. Keine Nebenaugen. Vorderflügel ohne Anhangszelle. Hinter- flügel breit, sehr kurz gefranzt, ohne Haftborste, mit nur einer deutlichen Innenrandsrippe. Raupen unbehaart, auf Laubhölzern. — 3 Gattungen, 6 Arten. — Meist Waldbewohner, aber ganz unschädlich. — Hierher ge- hören die schönen Nachtpfauenaugen (Saturnia Schmk.), sowie der im Buchenwalde schwärmende Tauspinuer, Aglia tau L. 11. Bonibycoitlea (Bombycidae). Kurze Beschreibung der Familie s. S. 130. — 2 deutsche Gattungen mit 21 Arten, Darunter viele auf Bäumen. Forstlich am wichtigsten sind der Kiefernspinner, Gastro- pacha pini L. (s. S. 130 ff.), der Ringelspinner, Gastr. neustria L. (s. S. 239) und der Birkenastspinner, Gastr. lanestris L. (s. S. 240). 12. Notodontina (Notodontidae). Beschreibimg der Familie S. 174. — 15 deutsche Gattungen und 38 Arten. Darunter die forstlich wichtigen Proz essionsspinner, Cnethocampa pinivora Jr. (S. 174), pityo- campa S.V. (S. 177) und processionea L. (S. 227). — Ihrer Häufigkeit auf "Weiden und Pappeln wegen sei hier noch der Harpyia vinula L. (Gabelschwanz) gedacht. Die Raupen dieser Gattung sind eigenthümlich auf- fallend gebaut; sie sind glatt, ohne Afterfüsse; auf dem vierten Ringe mit einem Buckel; der After in zwei lange Röhren endigend, aus denen weiche Fäden hervorgestreckt werden können. Sie verwandeln sich in einem sehr festen Cocon aus abgenagten Holzspänen. Die abenteuerlichste Gestalt hat in Folge stark verlängerter Brustfüsse der auf Buchen lebende Stauropus (Harpyia) fagi L. 13. Ii iparidina (L i p a r i d a e). Beschreibung der Familie S. 151. — 6 deutsche Gattungen mit 17 Arten. Darunter die berüchtigte Nonne, Ocneria monacha L. (s. S. 151); der Schwammspinner, Ocneria dispar L. (s. S. 236); Orgyia antiqua L.\ der Rothschwanz, Dasychira pudi- II. Ordnung. Lepidoptera. Schmetterlinge oder Staubflügler. 433 bunda L. (s. S. 229) und Salicis L. (s. S. 233); der Goldafter Por- thesia chrysorrhoea L. und auriflua S.V. (s. S. 234 u. 235). 14. Arctioidae (Arctiidae). Mit Nebenaugen. Vorderflügei mit nicht gegabelter Dorsalrippe und noch zehn oder elf Rippen, die Spitze ab- gerundet. Hinterflügel ungetheilt, kurz gefranzt, mit Haftborste, zwei Innen- randsrippen und noch sechs oder sieben Rippen; Rippe 4 und 5 dicht beisammen, 8 aus der vorderen Mittelrippe. Schmetterlinge haben meist sehr bunte, lebhafte Farben mit verschiedener Zeichnung. Die Raupen (sogenannte Bären- raupen), mit lang behaarten Warzen, leben meist auf niederen Pflanzen. — 7 deutsche Gattungen mit 28 Arten. Darunter keine von forstlicher "Wichtigkeit, 15. Sy"iitomoidea"(Syntomidae). Ohne Nebenaugen. Vorder- flügei mit einer Innenrandsrippe. Hinterflügel breit, ungetheilt, kurz gefranzt, mit Haftborste und einer oder zwei Innenrandsrippen, ohne Costalrippe. — Nur 2 deutsche Gattungen mit 3 Arten. Ohne forstliche Bedeutung. 16. liitliosina (Lithosidae). Ohne Nebenaugen. Palpen den Kopf nicht überragend. Vorderflügel schmal, mit gerundeter Spitze und wurzel- wärts nicht gegabelter Dorsalrippe. Hinterflügel sehr breit, ungetheilt, kurz gefranzt, mit zwei Dorsalrippen, Rippe 8 aus der vorderen Mittelrippe, Rippe 6 und 7 gestielt oder Rippe 7 fehlend. In der Ruhe Vorderflügel um den Leib geschlagen, die hinteren Flügel zusammengelegt. — Die meist bunten Raupen mit behaarten Warzen leben vorzugsweise von Flechten, daher ganz unschädlich. Verpuppung im Gespinnst. — 5 deutsche Gattungen mit 31 Arten. Darunter die als forstlich unschädliche besonders genannte Gnophria (Lithosia) quadra Z/., der Vierpunktspinner (s. S. 155). 17. Brephiua (Brephides). Ohne Nebenaugen, Vorderflügel breit dreieckig mit wurzelwärts gegabelter Dorsalrippe und noch zehn Rippen. Hinterflügel ungetheilt, kurz gefranzt, mit Haftborste und zwei Innenrands- rippen; Rippe 5 auf allen Flügeln schwächer. — Nur eine, und zwar für uns bedeutungslose Gattung (Brephos 0.) mit 3 Arten; auf Birken, Weiden imd Aspen. D. Eulen. •18. lüiToctiiina fNoctuae). Obgleich die Eulen sich durch die Ge- stalt des Körpers, durch die mehr oder weniger deutliche Zeichnung (s. z. B. Fig. I. S. 425) von den übrigen Familien unterscheiden, lassen sich ganz zutreffende Merkmale weder für die ganze Familie, noch für die einzelnen 28 434 Insecten, Specieller Theil. Unterabtheilungen und Gattungen finden. Der Familien-Charakter ist in der Hauptsache folgender: Fühler borstenförmig, die des Q. nie gezähnt. Neben- augen fast immer vorhanden. Yorderflügel mit einer Dorsalrippe, ihr Saum kürzer als der Innenrand. Hinterflügel breit, ungetheilt, kurz gefranzt, mit Haftborste und zwei Dorsalrippen; Rippe 8 aus der Wurzel oder der vorderen Mittelrippe, Rippe 5 nahe an Rippe 4 entspringend. — Die Raupen sind meist glatt, selten behaart. Einige nähern sich den Spannern, weil bei ihnen das erste Paar oder die beiden ersten Paare der Bauchfüsse verkümmert sind. Sie leben nie in Säcken, wenige im Innern der Pflanzen, einige an den Wurzeln. Die behaarten Eulenraupen verpuppen sich in einem Gespinnste, ilie nackten meist in der Erde in einem Gehäuse aus zusamniengesponnenen Erd- und Sandkörnern. — Die ihrer wenig scharfen Merkmale wegen syste- matisch wenig werthvoUen Unterabtheilungen gind: Cymatophoridae mit 3 deutschen Gattungen und 10 Arten; Raupen zwischen locker versponnenen Blättern. — Bombycoidea mit 5 Gattungen und 5 Arten; leben meist auf Laubliölzern ; Verpuppung im Gespinnst, — Acronyctidae mit 3 Gattungen und 23 Arten; Verpuppung in festen Gespinnsten. — Hadenidae mit 24 Gattungen und 113 Arten; Verwandlung in der Erde. — Xylinidae mit 5 Gattungen und 13 Arten; Verwandlung in der Erde. — Cleophanidae mit 4 Gattungen und G Arten; Verwandlung meist in Gespinnsten. — Cucullidae, 1 Gattung mit 20 Arten; Raupen nackt, bunt gefleckt. — Orthosidae (s. S. 178), 44 Gattungen mit 121 Arten; darunter die forstlich wichtige Kieferneule, Trachea pini- perda Pam. (S. 178j. — Agrotidae, 1 Gattung mit 81 Arten, darunter Ägrotis vestigialis Hu/n. und segetum S.V. (S. 83). — Heliothidae, 3 Gattungen und 8 Arten. — Anartidae, 5 Gattungen mit 7 Arten. — Acontidae, 2 Gattungen mit 3 Arten. — Ophiusidae, 6 Gattungen mit 22 Arten; darunter die bekannten „Ordensbänder", Catocala nupta L. auf Weiden und Pappeln, C. sponsa L. imd promissa S.V. auf Eichen. — Calpidae mit nur einer Art. — Plusiidae, 4 Gattungen mit 27 Arten; oft mit metallischen Fleken und Zeichnungen. — Noctuophalaenidae, 9 Gattungen mit 23 Arten. — Deltoidae,- 13 Gattungen mit 24 Arten; Raupen 12- bis 16füssig. • B. Spanner. 19. Oeoinetrina (Geometrae). Borstenförmige Fühler mit ver- dicktem Wurzelgliede. Hinterschienen nicht über doppelt so lang wie die Schenkel. Keine Nebenaugen. Vorderflügel breit dreieckig, mit einer Innen - randsrippe. Hinterflügel breit, ungetheilt, kurz gefranzt, mit Haftborste ; nicht mehr als zwei Innenrandsrippen und sechs oder sieben Rippen; Costalrippe IL Ordnung. Lepidoptera. Schmetterlinge oder Staubflügler. 435 aus der vorderen ^Mittelrippe oder aus der Wurzel, dann Rippe 5 fehlend oder schwächer, oder die Sclienkel anliegend beschuppt. — Raupen mit nur 1 0, seltener 1 2 Füssen ; es fehlen ihnen die drei oder zwei ersten Baiich- fusspaare; daher ihr eigenthümliches, spannendes Fortkriechen, welches der Familie den Namen Spanner gegeben. — Puppen rundlich mit kurzem Aftergriffel. Die Familie wird in zwei Abtheilungen oder Unterfamilien getheilt: 1. Dendrometridae. Die S. 185 angegebenen Merkmale unter- scheiden diese Abtheilung scharf von den übrigen Spannern. Sie enthält 56 deutsche Gattungen mit 202 Arten. Darunter die forstlich nicht unwichtige Gattung Hibernia Latr.^ von welcher defoliaria L.^ aurantiaria Esp. und progemmaria Hbn. S. 244 erwähnt wurden; ferner den berüchtigten Kiefernspanner, Fidonia piniaria L. (s. S. 185); in dessen Gesellschaft auf Kiefern, jedoch auch auf Fichten, Macaria liturata GL, L. (lituraria Hbn.). 2. Phytometridae. Vorderflügel stets mit 12 Rippen. Costalrippe der Hinterflügel aus der vorderen Mittelrippe, kurz vor der Ecke der Mittel- rippe entspringend oder dicht an derselben vorbeiiaufend. — 14 Gattungen mit 197 Arten. Darunter der Frostspanner, Cheimatobia brumata L. und boreata Hbn. (s. S. 243). W. Kieinschmetterlinge. Microfepidopiera. 20. Tortrieiiia, Wickler. Kleine bis mittelkleine Schmetterlinge. — Mit Xebenaugeu. Fühler borstenförmig. Palpen vorstehend mit kurzem, fadenförmigem, vorwärts oder abwärts gerichtetem Endgliede. Ohne Neben- palpen. Vorderflügel mit einer wurzelwärts gegabelten Innenrandsrippe und noch elf Rippen. Hinterflügel ungetheilt, breit, ohne eingeschobene Zelle, mit Haftborste, drei freien Innenrandsrippen und noch sehs oder sieben Rippen; Rippe 1 b wurzelwärts gegabelt. Ast 4 nicht entfernter von Ast 3 als von Ast 5. — Flügelfaltung in der Ruhe dachförmig. — Die Raupen haben einzelne, kurze Härchen auf kleinen Wärzchen und gewöhnlich ein mehr oder weniger horniges, getheiltes Nackenschild und eine hornige Afterklappe. Sie haben stets 16Füsse. (H. Tai I. Fig. 22.) In der Regel leben sie zwischen versponnenen Blättern, oft in Knospen oder Früchten, in Gallen, in der Rinde oder im Marke. Verpuppung in einem Gespinnste oder in der Erde. — Lebensweise sehr verschieden. Herrich-Schäffer unterschied 33 Gattungen oder Untergattungen, die oft sehr schwierig zu trennen sind. v. Heine mann nimmt nur 10 Gattungen an und beschreibt 436 deutsche Arten. Sehr viele derselben sind forstlich wichtig, eine noch grössere Zahl ist forstlich wenigstens beachtenswerth. 28* 436 Insecten. Specieller Theil. Ein eigentliches Wickeln, so dass Blätter zu Tüten versponnen werden, kommt nur bei Laubhölzern vor; bei Nadelhölzern kann man nur insofern vom Wickeln sprechen, als die Räupchen die Nadeln zu verspinnen suchen oder ihr im Stamme oder Zweige verstecktes Gemach austapeziren oder dasselbe verschliessen. Eine grosse Anzahl der Wickler sind Laubholzbewohner, darunter von forstlichem Interesse besonders Tortrix viridana L. und Teras ferrugana S.V., die beiden Eichenwickler (S. 240), allenfalls noch die zu der grossen, 244 deutsche Arten enthaltenden Gattung Grapholitha (S. 75) gehörigen (Carpocapsa Tr.) splendana Hbn. in Eicheln, grossana Hw. (annulana Hrtg., splendana Ratz.) in Buchein und pomonella L. (pomo- nana Hbn., Ratz.) in Aepfeln. Auf Nadelholz leben viel weniger Arten, sie sind aber wenigstens theil- weise von grösserer Bedeutung. 1. In Knospen leben: Retinia turionana Hbn. (S. 73) und posticana Zett. (S. 75), beide in Kiefern; Grapholitha uigricana HS. in Tannen (S. 80). — 2. In Trieben und jungen Stämmen leben: Retinia buoliana S.V., resinella L. in Kiefern (S. 73); Graph, pactolana ZU. (ßorsana Ratz.) und duplicana Zett. {dorsana Ratz.) (S. 75 f.) unter Fichtenrinde, daselbst und in Kiefern cosmophorana Tr. und coni- ferana Ratz., ähnlich in Läi'che Graph. Zebeana Ratz. (S. 78). — 3. Junge Triebe und Nadeln zerstören: Retinia duplana Hbn. in Kiefern; Graph. Hartigiana Rtzb. und Steganoptycha Ratzeburgiana Sx. in Fichten. — 4. Nur Nadeln fressen: Tortrix piceana L. auf Fichten und Kiefern (S. 80); Graph, tedella Cl. {hercyniana Ratz.) (S. 81). (Acrolepia) pygmaeana Hbn. und Stegan. nanana Tr. auf Fichten; Tortrix (Loxotaenia) histrionana Frl., murinana Hbn. und Stega- noptycha rufimitraua HS. auf Tannen und Fichten (S. 78 f.); endlich Stegan. pinicolana ZU. auf Lärche (S. 190). — 5. In Zapfen, und zwar in Fichtenzapfen lebt vorzüglich Graph, strobilella L. (strobi- lana Ratz.). — • Bezüglich der hier nach den Frassobjecten im Anschluss an Ratzeburg angenommenen Monophagie sind wohl bei einigen Arten wenigstens noch Zweifel gerechtfertigt. Uebrigens sind nur wenige der hier genannten Wickler wirklich von forstlicher Bedeutung. 21. Pyralidiua. Zünsler. Fühler borstenförmig. Augen nackt. Vorderflügel mit 11 oder 12, seltener nur mit 9 oder 10 Rippen; Ast 4 und 5 dicht bei einander oder auf gemeinschaftlichem Stiele au der hinteren Ecke der Mittelzelle entspringend; Ast 9 aus 8 oder 7, selten fehlend; Mittelzelle ungetheilt. Hinterflügel ungetheilt, ohne eingeschobene Zelle, mit Haftborste, 3 feinen Inneuraudsrippen und noch 7, seltener 6 oder 5 Rippen; Rippe Ib nicht gegabelt, Rippe 8 auf eine Strecke mit Ast 7 vereinigt oder nahe daran II. Ordnung. Lepidoptera. Schmetterlinge oder Staubflügler. 437 verlaufend. — In Habitus und Lebensweise zeigen die Zünsler ebenfalls viel- fache Verschiedenheiten. Die Flügel werden in der Ruhe steiler oder flacher dachförmig getragen, die Vorderflügel auch fast horizontal über einander ge- schoben. — Die Raupen unterscheiden sich oft von denen der Wickler fast gar nicht; sie haben 16 Füsse, ein horniges Nackenschild und kurze Härchen auf kleinen Warzen. V. Heinemann theilt die deutschen Zünsler in 6 Gruppen oder Unter- familien: Pyralididae, 5 Gattungen mit 12 Arten. — Botidae, 30 Gat- tungen mit 131 Arten. — Chilonidae, 3 Gattungen mit 7 Arten. — Cram- bidae, 5 Gattungen mit 57 Arten. — Phycideae, 26 Gattungen mit 88 Arten. — Galleriae, 4 Gattungen mit 6 Arten. Forstlich von Bedeutung ist nur die zu den Phycideen gehörige Dioryc- tria abietella S.V. (Tinea sylvestrella und abietella Balz.). Beschreibung s. S. 196. Hierher ist auch die von Ratzeburg in „Waldverderbniss" S. 420 als Tinea Hageniella beschriebene Kiefernsamenmotte zurechnen. Höchst wahrscheinlich ist dieselbe nichts Anderes, als die zu den Phycideen gehörige Ephestia elutella Hbn.., deren Raupe so sehr polyphag ist, dass sie sich wohl einmal auch an Kiefernsamen gewagt haben kann. Ratzeburg selbst vermag die Motte nicht sicher von elutella zu unterscheiden und gründet seine Art nur auf die eigenthümliche Lebensweise. Mir selbst steht keine Hage- niella zu Gebote, um darüber sicher urtheilen zu können. 22. Tiiieina (Motten). Fühlerschaft borstenförmig, mit mehr oder weniger verdicktem Wurzelgliede. Augen nackt. Meist mit Nebenaugen, diese indessen oft sehr schwer zu erkennen. Palpen mit aufsteigendem oder in der Richtung des Mittelgliedes stehendem Endgliede. Vorderflügel länglich, am Innenwinkel lang gefranzt (seltener kurzfranzig, dann mit wurzelwärts gegabelter Innenrandsrippe). Hinterflügel ungetheilt, mit Haftborste, mehr oder weniger breit bis lanzettförmig oder linienförmig ; lang gefranzt (selten kurzfranzig, dann mit drei Innenrandsrippen). Rippe 8 getrennt und entfernt von Ast 7. Hinterschienen nicht über doppelt so lang wie die Schenkel. Die Familie der Tineen ist sehr schwer scharf abzugrenzen, ebenso ist es mit den einzelnen Untei'familien und Gattungen. Es kommen zahlreiche Uebergangsformen vor. Die Raupen haben meist 16 Füsse; bei einigen Gattungen fehlt jedoch das letzte Paar der Bauchfüsse; andere sind ganz fusslos; bei Nepticula ist das erste und letzte Segment fusslos, die übrigen Segmente haben jedes ein Paar schwach entwickelter, häutiger Füsse, im Ganzen sonach 18. Auch im Uebrigen zeigen die Raupen mannichfache Verschiedenheiten. Die wenig- 438 Insecten. Specieller Theil. sten lebeu frei oder in lockeren Gespinnsten, die meisten in zusammen- gerollten Blättern oder versponnenen Trieben, in Blüthen oder Früchten, im Innern der Stämme und Zweige, viele miniren in den Blättern, viele leben in tragbaren Säcken u. s. w. Für die in Deutschland und Oesterreich heimischen Arten sind nach dem Katalog von Wocke 22 Unterfamilieu anzunehmen*): Choreutidae, 2 Gattungen mit 7 deutschen Arten. — Atychidae, 1 Gattung mit 2 Arten. (Diese beiden Unterfamilieu trennt v. Heinemann ganz von den Tineen; die Choreutiden hauptsächlich ihrer breiten, kurzgef ranzten Flügel wegen; die Atychiden ebenfalls wegen ihres ganzen Habitus, welcher an die Zygänen erinnert.) — Talaeporidae, 3 Gattungen mit 7 Arten. — Lypusidae, nur 1 Art. — Tineidae, 13 Gattungen mit 77 Arten. — Adelidae, 2 Gattungen mit 27 Arten. — Ochsenheimeridae, 1 Gatt, mit 4 Arten. — Teichobidae, nur 1 Art. — Acrolepidae, 2 Gatt, mit 8 Arten. — Hyponomeutidae, 11 Gatt, mit 56 Arten. — Plutellidae, 4 Gatt, mit 20 Arten. — Orthotaelidae, nur 1 Art. — Chimabacchidae, 2 Gatt, mit 3 Arten. — Gelechidae, 57 Gatt, mit 382 Arten. — Glyphipte- rygidae, 1 Gatt, mit 7 Arten. — Gracilaridae, 3 Gatt, mit 45 Arten. — Coleophoridae, 2 Gatt, mit 129 Arten. — Lavernidae, 10 Gatt, mit 48 Arten. — Elachistidae, 13 Gatt, mit 113 Arten. — Lithocolletidae, 4 Gatt, mit 73 Arten. — Lyouetidae, 5 Gatt, mit 33 Arten. — Nepticulidae, 3 Gatt, mit 97 Arten. — In Summa hiernach 142 Gattun- gen mit 1141 Arten. Als europäisch überhaupt weist der Katalog 171 Gattungen mit 1785 Arten nach. — Bei der Schwierigkeit der Bestimmung vieler Arten ist natürlich über die geographische Verbreitung der Mikrolepi- dopteren überhaupt, namentlich auch die der Tineen nicht so viel Sicheres bekannt, wie über die der Grossschmetterlinge. Eine sehr grosse Anzahl der Tineen bewohnt die Bäume, trotzdem finden sich nur wenige darunter, welche wirklich forstliche Bedeutung haben. Am wichtigsten ist Coleophora laricella Hbn. {laricinella Ratz.) (S. 192), vielleicht auch die zu den Hyponomeutiden gehörige Argyresthia laeviga- tella HS. (S. 196), welche beide der Lärche angehören. Aus Fichten- knospen wurde Argyr. illuminatella ZU. erzogen. Mehr als die Nadel- hölzer werden die Laubhölzer von Tineen bewohnt; allein mehr als 50 Arten leben auf Eichen, darunter viele Blattminirer, von denen häufig die zu den Lithocolletiden gehörige Tischeria complanella Hbn., welche die Blätter in grossen Blasen minirt. Schädlicher am Laubholze sind einige Arten der *) Es wurden hier jene Arten gezählt, die der Katalog ausdrücklich für Deutschland, Schweiz und Oesterreich (excl. Dalmatien), und für Europa überhaupt, oder für Mitteleuropa angiebt. II. Ordnung. Lepidoptera. Schmetterlinge oder Staubflügler. 439 ■Gattung Hypouomeuta ZU., namentlich padella L. {variabilis Zll.\ evouy- mellus L. (padi ZU.) und cognatellus Hb7i. (evonymi ZU.), welche mit ihren ekelhaften Gespinnsteu ganze Bäume und Sträucher überziehen (S. 236). — Als landvvirthschaftlich schädlich ist der sogenannte weisse Kornwurm, Tinea granella Z/., bekannt; die Raupe lebt auf Getreidespeichern in zu- sammengesponnenen Getreidekörnern. Als lästige Thiere im Haushalt sind ferner berüchtigt die zu den Tineiden zählenden Motten: Tinea pellio- DClla i,, die Pelzmotte; fuscipunctella i/w, (sarc/^e/Za Ä F.j, die Kleider- motte; tapetzella Z/., die Tapetenmotte; Tineola biselliella Hum. (cri- neUa Tr.), die Federschabe ; ferner die zu den Elachistiden gehörige Endrosis lacteella Ä F. Auch den zoologischen Sammlungen werden einige der letzt- genannten gefährlich.*) 23. Mieropteryg'iiia. Fühler kurz fadenförmig. Um die grossen, kugelrunden Augen eine nackte Stelle. Alle Flügel breit, abgerundet, Hinter- flügel auffallend gross; Franzen massig lang. Aderverlauf auf Vorder- und Hinterflügeln sehr ähnlich. Verwandlung unbekannt. Nur 1 Gattung mit 6 Arten. — Forstlich ganz ohne Bedeutung. 24. Pteroplioriua, Federmotteu. Auffallend durch schlanken Bau. Körper lang und dünn, mit langen Beinen und schmalen, in der Ruhe hori- zontal ausgebreiteten Flügeln. Kopf anliegend beschuppt. Fühler kurz faden- förmig. Ohne Nebenaugen. Vorderflügel mehr oder weniger in zwei Lappen gespalten. Hinterflügel tief dreitheilig. Flügelgeäder sehr verschieden. — Die IGfüssigen Raupen leben in verschiedenster Weise an oder in Pflanzen. — Nach Wocke's Katalog in Deutschland, Oesterreich und der Schweiz 9 Gattungen mit 44 Arten. 25. Alueitiua, Feder motten. Eine scharf abgegrenzte Familie, die sich durch plumperen Körper, kurze Beine und durch breite, in sechs *) Insectensammlungen schützt mau durch gut schliessende Kasten, nicht aber ausgestopfte Thiere. Diese müssen, wenn sie abgebalgt sind, inwendig vergiftet wer- den. Am besten die Becoeur'sche Seife: Man mischt 133 Gramm fein gepulverten, weissen Arsenik mit so viel Wasser, als nöthig, um das Auffliegen des gefährlichen, feinen Staubes zu verhüten, setzt dann 133 Gr. geschabte Medicinalseife, 33 Gr. un- gelöschten Kalk und 100 Gr. Pottasche hinzu, und sucht die Mischung, unter Hinzu- tröpfeln einer Kampher-Auflösung in Weingeist, durch langes Reiben so innig wie möglich zu machen. In einem Porzellangeschirr aufbewahrt, wird sie hart, und muss vor dem Gebrauche mit Wasser aufgelöst und zur Consistenz von Sahne zerrieben werden. — Für sehr grosse Häute wendet man der Billigkeit wegen eine Lösung von 2 Kilogr. Alaun und 0,75 Kilogr. Kochsalz in warmem (nicht heissem) Wasser an, in welche nach erfolgter Abkühlung die Häute gesteckt werden. 440 Iiisecten. Specieller Theil. Federn zerlegt, fächerartige Flügel von den Pterophoriden unterscheidet. — Nur 1 Gattung mit 5 Arten in Deutschland und der Schweiz. — Lebens- weise bekannt von Alucita hexadactyla B. {polydactyla Hbn.) und von dodecadactyla Hbn.; Raupe der ersteren in den Blüthen verschiedener Loniceren, die der letzteren in den einjährigen Trieben von Lonicera xylosteum. III. Ordnung. Hymenoptera. Aderflügler oder Hautflngler. Die Aderflügler haben 4 gleichartige, durchsichtige, mit wenigen, ver- zweigten Adern durchzogene Flügel. Das Geäder bildet oft nur eine Zelle, oder wenige, höchstens 14 Zellen (II. Taf. I. Fig. 5 — 9). Die Flügel fehlen einzelnen Gruppen, wenigstens in einem Geschlechte, ganz, oder sie sind auch verkümmert. Mundtheile beissend, trotzdem nehmen viele Arten ihre Nah- rung saugend auf Blumen. Verwandlung vollkommen. Körperbau in der Grundform wie bei anderen Insecten, doch sind bei den meisten Aderflüglern die drei Haupttheile besonders deutlich getrennt. Der Kopf sitzt vorn an der Brust, sein hinterer, der Brust zugekehrte Theil heisst das Hinterhaupt, der vordere Theil das Gesicht. Dieses wird in Stirn und Kopfschild geschieden. An den Seiten sitzen die Netzaugen, Der unter oder hinter den Augen liegende Theil des Kopfes wird Wangen genannt, so weit er nicht schon zum Hinterhaupte gehört. Auf dem oben, meist etwas platt gedrückten Scheitel sitzen gewöhnlich 3 Nebenaugen, einfache, glänzende, erhabene Pünktchen. — Die Mundtheile, welche als. beissende in der Hauptform denen der Käfer ähneln, tragen dieselben Bezeich- nungen: Die Oberlippe liegt unter dem Kopfschilde; die Oberkiefer (Kiefer, Mandibeln, Kinnbacken) bilden eine hornige Zange, sie sind an den "Wangen eingefügt; die Unterkiefer (Maxillen, Kinnladen) liegen unter den Ober- kiefern, sind schwächer; Kiefer- und Lippentaster. Eigenthümlich ist der bei den Bienen aus Kinn, Zunge, Lippentastern u. s. w. verschieden zu- sammengesetzte Rüssel, welcher sich trotz der beissenden, starken Ober- kiefern findet. — An der Stirne sitzen die Fühler, sie heissen ge kniete, wenn ihr erstes Glied verhältnissmässig lang ist; dieses bildet dann den Schaft, die folgenden Glieder bilden die Geisel. Auch bei den geraden Fühlern nennt man die beiden kurzen Grundglieder Schaft. Anzahl der Fühlerglieder sehr verschieden. Der Rumpf (Mittelleib, Brustkasten, Thorax) ist bald mehr walzig, bald mehr gedrungen, vorn und oben meist gewölbt und buckelig, selten flach. Gewöhnlich schliesst er sich dicht an den Kopf mit seiner ganzen Breite, selten zeigt er eine halsförmige Verlängerung. Er zerfällt in die ge- III. Ordnung. Hymenoptera. Aderflügler oder Hautflügler. 441 wohnlich bei den Aderflügeln besonders deutlich sichtbaren 3 Theile: Vorder- brust (prothorax) (s, nachstehenden Holzschnitt P., auch IL Taf. I, Fig. 17*); Mittelbrust (mesothorax) (s. Holzschnitt Ms., auch H. Taf. I. Fig. 17'^); Hinterbrust (metathorax) (s. Holzschnitt M, auch H. Taf. I. Fig. 17'*). Unter diesen Ausdrücken hat man die ganzen Ringe, also Ober- und Unter- seite zu verstehen; letztere ist meist systematisch ohne Bedeutung. Will man feiner unterscheiden, so sagt man Vorderrücken und Vorderbrust, Mittel- rücken und Mittelbrust etc. Die 3 Hauptringe sind bei den verschiedenen Familien sehr verschieden gebildet und abgegrenzt. Am einfachsten sind die Formen bei den ungeflügelten Ameisen und ungeflügelten Ichneumonen (Pezo- machus). Bei den geflügelten Hymenopteren wird der Bau complicirter. Der nachfolgende Holzschnitt (Loph. pini L.) zeigt z. B. noch das stets deut- liche Schildchen (scutellum) (i. d. Fig. S.\ hinter demselben die oft un- deutlichen, die Rückenkörnchen tragenden Hörnst reifen, das frenum (i. d. Fig. F.), welches sich zu beiden Seiten in 2 Arme spaltet und die Hinter- flügel zwischen diese aufnimmt. Der Hinterleib besteht meist aus 9, mitunter undeutlich getrennten Gliedern. Anheftung an den Thorax verschieden. Er ist seiner ganzen Breite nach mit dem nicht verschmälerten Thorax verwachsen, z. B. bei den Pflanzenwespen, man nennt ihn dann vollkommen angewachsen (s. Holz- schnitt, A' erster Ring); er ist anhangend, wenn die nicht merklich ver- engten, zugekehrten Theile des Hinterleibes und des Thorax nur mittelst einer ganz kurzen Röhre zusammenhängen, z. B. bei Bienen, Wespen (II. Taf. I. Fig. 16); er ist sitzend, wenn er sich nach vorn verengt, dem untersten Rande des Thorax aber in der ganzen Breite seiner Zuschärfung angeheftet ist; er ist endlich gestielt, wenn er sich stielartig verdünnt (IL Taf. I. Fig. 17). Zahk-eiche Uebergangsformen fehlen nicht. — Der Hinterleib ist ferner deprimirt, wenn er von oben nach unten, comprimirt, wenn er seitlich zusammengedrückt ist. — Ein interessanter, wichtiger Theil des Hinterleibes ist der sehr verschieden gestaltete Bohrer oder Stachel (s. z. B. IL Taf. IL Fig. 5 den aus dem Leibe einer Q Kiefernblattwespe hervor- geklappten Bohrer, dessen beide Sägeblätter aus ihrer Scheide [Rückenhälfte] hervorgezogen sind). Die Beine bestehen aus Hüften, Schenkelringen, Schenkeln, Schienen und Füssen. Letztere sind meist 5 gliederig. Der Schenkelring ist ein- oder zweigliederig (IL Taf. I. Fig. 19 ac). Letzteren Falles nennt man auch blos das obere Glied (c) Schenkelring (trochanter), das untere (a) Apophysis. Die Flügel, Vorder- und Hinterflügel, sind für die systematische Bestimmung des Aderverlaufes wegen von grosser Bedeutung. Jeder Vorder- flügel ist unter einem kleinen, hornigen Flügelschüppchen eingefügt. Die 442 Insccten. Specieller Theil. Hinterflügel stehen durch eine Anzahl an ihrem Vorderrande befindlicher Häkchen mit den Vorderflügeln in Verbindung. — Bei einigen Familien fehlen die Flügel einem bestimmten Geschlechte, z. B. den Arbeitern (^) der Ameisen, den Q. der Mutillen und vielen Ichneumonen. Die die Flügel durchziehenden Adern oder Nerven bilden mehr oder weniger regelmässige Zellen (manchmal undeutlich z. B. bei Chrysis etc.). Die wichtigsten Kunstausdrücke sind folgende: Meist befiudet sich am Vorderrande der Vorderflügel, etwa im Anfange des letzten Drittels, ein dunlder Fleck, das Flügel- oder Randmal (stigma) (i. d. Fig. St., s. auch Taf. I. Fig. 5, 7, 8), welches bei den Wespen, Weg- wespen und Bienen sehr schmal und unbedeutend wird, den Cynipiden (II. Taf. I. Fig. 6) aber ganz fehlt. Der Nerv, an welchem es liegt, dessen Aus- fluss es zu sein scheint, heisst Vorder- rand (costa oder nervus costalis oder radius) (i. d. Fig. nc), der diesem parallele Subcostalnerv (i. d, Fig. ohne Bezeichnung). Beide schliessen die lange, schmale Ran dz eile oder Unterrandzelle ein (cellula costalis oder subcostalis), welche öfters (bei vielen Blattwespen) in kleinere Zellen getheilt ist, bei anderen (z. B. bei Cimbex) durch Zusammenrücken der beiden Nerven fast verschwindet (i. d. Fig. 2 Randzellen ohne Bezeichnung). Hinter dem Randmale liegt noch am Vorderrande eine grosse, fast bis zur Flügel- spitze reichende Zelle, die Radialzelle (r), ist diese getheilt, so spricht man von erster und zweiter Radialzelle. Oft bildet die äusserste Flügelspitze eine kleine Zelle für sich, die sogenannte Anhangszelle. An die Radialzellen und an das Randmal stossen die Cubitalzellen (cellulae cubitales) (c\ c-, c", c*); minde- stens 2 (II. Taf. I. Fig. 8), höchstens 4 (IL Taf. I. Fig. 5). Die Gestalt der mittleren, kleinsten Cubitalzelle, welche auf die Mitte der Radialzelle stösst, ist wichtig für die Bestimmung der Ichneumonen (II. Taf. I. Fig. 7) ; sie heisst auch schlechthin Mittelzelle (areola). Die diese Zellen trennenden Scheidenerven sind manchmal undeutlich, so bei Lophyrus (s. zwischen c* und C-). An die Cubitalzellen grenzen 2 oder 3 Discoidalzellen (c. discoidales) {d\ d', unbezeichnet in d. Fig. 'ecke besuchen sie aber auch das Obst, wodurch sie dem Obst- und Weinzüchter oft em- pfindlichen Schaden thun. Wahrscheinlich benagen sie auch die Rinde lebender Bäume, nur um Saftausfluss hervorzurufen. — Weniger Interesse bieten die einsam, ohne I^? nur paarweise leben- den Wespen. Basis der 1. Cubitalzelle so lang als die der beiden folgenden zusammen, die 2. bildet mit ihr einen spitzen Winkel. Oberkiefer merklich länger, als breit. Klauen unten einzähnig. — Die Gattung Eumenes Latr. hat deutlich gestielten Hinterleib, sein 1. Segment ist trichterförmig. Thorax fast kugelig. Die einzige deutsche Art, E. pomiformis Spin., schwarz mit dunkelgelben Beinen; sie baut schräge Lehmröhren vor ihre in alten Mauern angebrachten Zellen. — Die artenreichste Gattung der einsam lebenden Wespen, Odynerus Latr., hat einen anhangenden Hinterleib, dessen L Segment zwar eingeschnürt, gegen das 2. aber vorn mehr oder weniger gestutzt ist. B. Anthophila, Blumenwespen, Bienen. 1 6. Antliopliila. Von den übrigen Wespen mit einfachem Schenkel- ringe durch das mehr oder weniger zusammengedrückte, erste Tarsenglied der Hinterfüsse unterschieden, welches wenigstens au der Innenseite, und zwar oft sehr dicht behaart ist. — Diese Gruppe bildet zugleich die 16. Familie. Der äussert kurz gestielte Hinterleib besteht bei den ^ aus 7, bei den $und l^ aus 6 Gliedern und endet bei letzteren in einen Giftstachel. Die Fühler sind ge- brochen, 12 gliederig bei den ^, 1 3 gliederig bei $ und \. Bei einigen ^ Schaft in- dessen sehr kurz. Vorderflügel mit einer Radialzelle und 2 oder 3 Cubital- zellen, nicht gefaltet. Die Mundtheile zeigen die bereits S. 440 erwähnte, eigenthümliche Erscheinung, dass sich ausser der Oberlippe und den kräftigen Oberkiefern ein zum Saugen oder mehr zum Lecken des Honigsaftes bestimmter Rüssel findet. Derselbe setzt sich sehr verschieden zusammen aus der . fein behaarten Zunge mit ihren Nebenzungen imd den Lippentastern. Auch die breiten Unterkiefer sind oft bedeutend verlängert. — Nebenaugen sind stets vorhanden. — Einige Arten (Honigbiene und Hummeln) leben gesellig, bei ihnen kommen daher verkümmerte $, sogenannte Arbeiter (^) vor. Die Mehr- 30* 468 Insecten. Specieller Theil. zahl lebt paarweise und trägt Honig ein, andere schmarotzen. Nach der ver- schiedenen Lebensweise sind auch die Hinterbeine sehr verschieden gebaut. Bei den sogenannten Schienensammlern sind an den Hinterbeinen die Schiene und das grosse, erste Tarsenglied (Ferse) auffallend breit gedrückt. An der Aussenseite der sehr breiten Hinterschienen findet sich bei einigen Gattungen eine behaarte Vertiefung, welche man Körbchen nennt. Die bürstenartige Behaarung der Ferse heisst Bürste. Auch die Schienen sind behaart. Bei der Honigbiene findet sich an der Ferse noch ein löffelartiger Fortsatz (Fersenhenkelj. Bei den Schenkelsammlern sind Füsse und Schienen ähnlich gestaltet, wie bei den Schienensammlern, es finden sich aber an den hinteren Schenkeln und Hüften, auch an den Seiten des Hinterleibes Sammelhaare. Bei den Bauchsammlern ist die Behaarung der Hinter- beine schwach, dagegen hat der Bauch selbst lange, dichtgestellte Borsten- haare ziu- Aufnahme des Blumenstaubes. Bei den Schmarotzern sind Bauch und Hinterbeine mehr oder weniger kahl. Die deutschen Arten dieser Familie bilden jetzt etwa 32 Gattungen. Die für den Haushalt des Menschen direct wichtigste Art ist Apis mellifica Z/,, die gemeine Honigbiene. Schienen ohne Dornen. Drei, unter sich fast gleich grosse Cubitalzellen; die 2. oben schmiiler als an der Basis, die 3. schief rhombisch, Radialzelle gleich breit, etwa 4 mal länger als breit. Augen behaart ; Nebenaugen in ein Dreieck gestellt. — $ schlank, Hinterleib kegelförmig, die Flügel weit überragend. Rüssel kurz. Hinter- beine ohne Sammelapparat. — ^ viel kleiner, mit Fersenhenkel und Sammel- apparat (Körbchen) ; Rüssel lang. — ^ Hinterleib seidenglänzend, erreicht mit seiner stumpfen Spitze das Fiügelende nicht. Rüssel kurz. — Man hat ver- schiedene Farbenvarietäten unterschieden; bei uns gepflegt die einfarbig dunkle nordische Biene und die italienische Biene mit schwarzem Schildchen. Bombus Latr., Hummel. Schienen mit Enddornen. Drei ziemlich gleich grosse Cubitalzellen, die 1. mit einem Querfältchen, die 3. an der Basis am breitesten; Radialzelle am Ende schmäler als am Anfang. Augen nackt. Nebenaugen in gerader Linie. Körper gedrungen, dicht behaart, zum Theil bunt. $ und li mit, ^ ohne Sammelapparat an den Hinterbeinen. Giftstachel glatt. — Diese gesellig lebenden Hummeln bauen weit einfachere, unregclmässigere Nester, wie Honigbienen und Wespen. Die Anzahl der Be- wohner eines Nestes ist nicht sehr gross. Die $ überwintern, und jedes einzelne legt im Frühjahr eine neue Colonie an. — Am häufigsten sind B. terre- stris L.\ schwarz, After weiss, der Thorax vorn und eine breite Binde auf dem 2. Hinterleibsringe gelb, 13 — 20™°^- — B. hortorum Latr.\ schwarz, After weiss, der Thorax hinten und erster Leibring gelb; 13 — 20 '"""■ — B. muscorum L.\ schwarz, Thorax und Basis des Hinterleibes rothgelb, III. Ordnung. Hymenoptera. Aderflügler oder Hautflügler. 469 letzterer grösstentheils hellgelb, 9 — 20"™- — B. lapidarins X., $ schwarz mit rothem After, beim ^ sind ausserdem Kopf, Vordertheil des Thorax, oft auch das Schildcheu gelb, 13 — 20'"™-. Psithyrus Lep. (Apathus Newm.), Schmarotzerhummel. Voriger Gattung ähnlich, Hinterschienen ohne Sammelapparat. Nebenaugen in flachem Bogen gestellt. Bauen und sammeln nicht , legen ihre Eier in andere Hummelnester. • — Häufig Ps. rupestris Fabv., Zeichnung ähnlich dem B. lapidarius, aber grösser; Flügel schwarzbraun; ^ mit einem schwarzen, an allen Rändern grau behaarten Thorax. Megachile Latr., Tapezierbiene. Vorderflügel mit nur 2, fast gleich grossen Cubitalzellen ; Radialzelle ohne Anhang, erreicht mit ihrem Ende den Flügelrand nicht; rücklaufende Ader 2 mündet nahe dem Ende der 2. Cubital- zelle. Hinterleib breit, beim $ auf dem Rücken ziemlich flach, nach oben stechend, beim ^ gewölbt, mit den 2 Endsegmenten nach unten gekrümmt (Bauchsammler). — Die hierher gehörigen Arten bauen in der Erde, in morschem Holze etc. fingerhutförmige, zu einer walzigen Röhre vereinigte Zellen aus abgeschnittenen Blättern; jede einzelne ist mit einem runden Deckel geschlossen. Besonders gern verwenden sie Rosenblätter. — Häufig ist M. centuncularis aut.; schwarz, aschgrau, behaart; ^ mit fast halbkugel- förmigem Hinterleibe; $ mit einem fast herzförmigen, unten rothbraun be- haarten, oben fast kahlen Hinterleibe, Seitenränder der Segmente weiss be- haart; 13 — I4mm._ Schneidet besonders künstlich Blätter, namentlich Rosen- blätter ab. — Von so hohem Interesse das wunderbare Bauen und Leben dieser Thiere ist, so mögen doch die wenigen, genannten Arten als Repräsentanten hier genügen. — Von directer, wirthschaftlicher Bedeutung ist nur die Honig sammelnde und spendende Biene. Von grossem, allgemeinem Nutzen sind sämmtliche Anthophilen (Blumenfreunde) dadurch, dass sie den Pollen von einer Blüthe zur anderen tragen und dadurch selbst in solchen Jahren für Befruch- tung sorgen, in welchen die Witterung der letzteren nicht günstig ist. Die meist in der Erde nistenden Hummeln halten sich mehr an die niedrigeren Pflanzen, während die oft höher, in hohlen Bäumen nistenden, anderen Arten auch die Blüthen der Bäume häufig besuchen. Einzelne Gattungen sind übrigens mitunter auf bestimmte Pflanzen angewiesen. Von einem Schaden durch Anthophilen ist nichts bekannt. 470 Insecten. Specieller Theil. IV. Ordnung. Diptera. Zweiflügler oder Fliegen. Die Dipteren zeichnen sich vor den anderen Ordnungen aus durch das Vorhandensein eines Saugrüssels, durch die Anwesenheit zweier, häutiger Flügel, welche selten fehlen, durch fast immer sehr deutliche Schwingkölbchen. Ihre Tarsen sind fast stets 5gliederig. Verwaudelung vollkommen.*) Die Dipteren stehen bezüglich ihrer forstlichen Wichtigkeit weit hinter den erst genannten drei Ordnungen zurück. Wir verzichten daher darauf, eine so eingehende Beschreibung derselben zu geben, wie von den Käfern, Schmetterlingen und Aderflüglern, und lassen deshalb auch viele Familien (Schiner zählt deren 32) ganz unberücksichtigt. Der halbrunde oder oft auch fast kugelrunde Kopf ist mit dem Thorax nur durch einen sehr dünnen Stiel verbunden, wodurch er ausserordentlich beweglich wird; viele Fliegen können ihn leicht so drehen, dass der Scheitel unten, der Mund oben steht. Die grossen Augen nehmen meist den grössten Theil des Kopfes ein, bei den ^ stossen sie gewöhnlich zusammen, während sie bei den $ meist durch die Stirn getrennt sind. Nebenaugen sind oft vorhanden. Stirn heisst der Theil zwischen Augen und Fühlern, Scheitel der obere Kopftheil hinter den Augen. Unterhalb der Fühler liegt das Untergesicht. Der unterhalb des Augenrandes liegende Kopftheil heisst die Wangen. Die stets gegliederten Fühler haben bei den Kurzhörnern (Brachycera) nur 3, bei den Langhörneru (Nematocera) mehr als 6, oft bis 36 Glieder. Bei ersteren ist das dritte, grosse Glied oft gliederartig ge- ringelt; es trägt am Ende oder am oberen Rande die sogenannte Fühl er- borst e (IL Taf. I. Fig. 20 u. 21); das erste Glied ist oft verschwindend klein. Bei den Nematoceren werden die stets abweichend gebauten, ersten zwei Glieder die Wurzelglieder, die folgenden die Geisel genannt. — Mundtheile sind stets saugend: Ober- und Unterlippe bilden einen nach vorn häufig in Saugflächen erweiterten Rüssel. Derselbe schliesst die in borstenförmige Gebilde umgewandelten Kiefer u. s. w. ein. Manche Dipteren können unmittelbar Säfte einsaugen, andere müssen erst stechen, wieder andere bleiben ohne Nahrung. Der Thorax besteht aus drei verwachsenen Theilen; der nach rück- wärts das Schildchen tragende Mesothorax ist am stärksten entwickelt. Er trägt die häutigen Flügel. Unter den Schüppchen, am Metathorax *) Die von Oken, Burmeister, Siebold und Anderen aus physiologischen Gründen zu den Dipteren gezählten Pulicidae (Flöhe), welche flügellos sind, bleiben hier ganz unberücksichtigt. Nicht mit Unrecht hat man dieselben einer besonderen Ordnung zugewiesen: Aphaniptera Kirb. oder Siphonaptera Latr. IV. Ordnung. Diptera. Zweiflügler oder Fliegen. 471 sind die den Dipteren eigenthümlichen Schwingt ölbchen (halteres) ein- gelenkt (IL Taf. I. Fig. 1). Die Stigmen des Thorax enthalten feine, ge- spannte Häutchen, durch welche beim Athmungsprocess im Fluge das so- genannte „Summen" hervorgebracht wird. Der Hinterleib zeigt nur bei den dünnleibigen Tipuliden mehr oder weniger deutlich 9 Ringe, und ist bei diesen mit seiner ganzen Wurzel dem Thorax angewachsen. Bei den meisten anderen Familien hängt er nicht in ganzer Fläche mit dem Thorax zusammen und hat weniger als 9 Glieder. Das $ kann seine Legröhre oft fernrohrartig vorstrecken, während die Ge- schlecht stheile der ^ oft eigenthümliche Anhängsel bilden. Jedes Bein besteht aus einer zapfenförmigen Hüfte, einem Schenkelringe, Schenkel, Schiene und Fuss. Das erste Glied des letzteren ist gewöhnlich verlängert. Zwischen den beiden Klauen findet sich oft noch eine Afterklaue. Unter den Klauen sitzen die meist stark entwickelten Haftläppchen (palvilli), sohlenartige Polster, mit Hilfe deren die Fliegen an ganz glatten Gegenständen (Fensterscheiben) laufen können. Die Flügel werden für die Bestimmung der Gattungen äusserst wichtig durch den Aderverlauf und die durch denselben gebildeten Zellen. Eine Schilderung der verschiedenen Formen würde uns hier zu weit führen. Nur Folgendes sei kurz angedeutet. Die Adern entspringen aus drei Haupt- stämmen. Der erste entspringt nahe am Vorderrande aus der Wurzel des Flügels, er ist auch bei den Gattungen mit wenig Geäder deutlich, und sind die Adern seines Systems die stärksten; bei manchen Gruppen drängen sich seine Adern sämmtlich nach' dem Vorderrande zusammen, bei anderen Gruppen (z. B. bei den echten Tipuliden, Tabaniden) reichen sie bis über die Flügel- mitte. Der mittlere Hauptstamm entspringt ebenfalls aus der Flügelwurzel; zwischen ihm und dem ersten findet sich gewöhnlich eine Lücke, die nur durch eine quere Verbindungsader unterbrochen ist, welche die vordere und hintere Flügelhälfte zusammenhält. Der hinterste Stamm ist selten stark ent- wickelt und fehlt sehr oft ganz. Die normale Anzahl der Längsadern ist 6 bis 7, und zählt man hier vom Vorderrande des Flügels nach rückwärts. Wie bei Aderflüglern und Schmetterlingen hat man den verschiedenen Adern und Zellen bestimmte Bezeichnungen gegeben, die wir indessen hier übergehen wollen. Die meisten Dipteren legen Eier. Verhältnissmässig wenige Arten ge- bären mehr oder weniger entwickelte Maden. Aus den Eiern kriechen die meist weissen, seltener röthlich gefärbten, fusslosen Larven oder Maden. Dieselben haben entweder einen von dem übrigen Körper mehr oder weniger deutlich abgesetzten, hornigen Kopf mit beissenden Mundtheilen, oder sie sind kopflos. Die ersteren haben an den Seiten des Körpers Luftlöcher wie andere Insecten, sie gehören den Langhörnern (z. B. Mücken) an, seltener den Kurz- 472 Insecten. Specieller Theil. hörnern. Kopflos sind die Maden der eigentlichen Fliegen; an Stelle des Kopfes hat der Körper eine aus- und einziehbare Spitze, in deren äusserster Oeffnung sich 2 Nagehaken befinden. Die meisten dieser Larven haben an dem hinteren, gewöhnlich dickeren Ende zwei warzenartige, verschieden geformte Stigmenträger, ausserdem vorn an jeder Seite noch einen äusserst kleinen Stigmenträger ; andere LuftUöcher fehlen ihnen gewöhnlich. Der ganz eigenthümlichen Bildung der Gallmücken-Larven wurde S. 246 gedacht. — Auch die Puppen kommen in zwei verschiedenen Hauptformen vor. Die mit Kopf versehenen Larven streifen die Larvenhaut ab und verwandeln sich in gemeisselte Puppen. Bei den kopflosen Maden zieht sich die Larven- haut in der Länge etwas zusammen, bläht sich seitlich auf, erhärtet und bildet so ein Tonne hen, welches am hinteren Ende meist noch die Stigmen- träger erkennen lässt. So sehr diese Tönnchen denen der Blattwespen oder mancher Käfer in der äusseren Form ähneln, so sind sie doch dadurch wesentlich unterschieden, dass sie aus der Larvenhaut selbst, nicht aus einem von der Larve gefertigten Gespinnste bestehen. Die Fliege schlüpft durch einen Spalt oder nach Abwerfung eines Deckelchens aus dem Tönnchen. Lebensweise der Dipteren. Die meisten Dipterenlarven lieben Feuchtig- keit. Viele leben im Wasser selbst (Mücken). Andere leben in der Erde an faulenden Stoffen oder auch an Wurzeln, andere als Schmarotzer in oder an Insecten oder Wirbelthieren, noch andere in oberirdischen Pflanzentheilen. Die grosse Mehrzahl lebt versteckt, nur wenige frei an den Pflanzen umher- kriechend (Syrphus). Der Forstwirthschaft schaden Fliegenlarven weniger als die Larven der drei zuerst genannten Ordnungen, wenn auch die Gall- mücken, vielleicht auch hier und da einige andere Arten in Saatkämpen beachtenswerth sind. Mehr haben wohl Landwirthe und Gärtner über schäd- liche Fliegen zu klagen. Dem Jäger sind die im Wilde schmarotzenden Oestriden nicht gleichgiltig. — Nützlich werden die Fliegen im Allgemeinen durch rasches Verzehren faulender, thierischer Stoffe und als Schmarotzer in Insecten. In letzterer Beziehung ähneln sie zwar den Ichneumonen, sind aber in der Wahl ihrer Wirthe beschränkter, weil ihnen nicht die oft so wunder- baren Legapparate der Ichneumonen zu Gebote stehen. In untergeordneter Weise kann man als nützlich die Raubfliegen betrachten, welche lebendige Insecten fangen und aussaugen. Die Generation der Dipteren ist äusserst verschieden, bei vielen Arten wohl unzweifelhaft einjährig, bei anderen nur auf wenige Tage beschränkt, z. B. bei Stuben- und Schmeissfliegen. Ein Paar der letzteren soll in einem Sommer einige Hundert Millionen Nachkommen haben können. Die auf lebende Pflanzen oder Thiere angewiesenen Mücken, z. B. Gallmücken, Tachinen und Oestriden brauchen dagegen wohl meist ein Jahr zu ihrer Entwickelung. IV. Ordnung. Diptera. Zweiflügler oder Fliegen. 473 Eine Uebersicht über sämmtliche Familien der Dipteren ist bei der geringeren Wichtigkeit dieser Ordnung nicht nöthig. Ln Folgenden mögen nur einige Familien als Repräsentanten Erwähnung finden, wobei deren syste- matische Ordnung nicht festgehalten wurde. Theilen wir die Dipteren in 3 Hauptgruppen: A. Nematocera, B. Brachycera und C. Pupipara. Die ersten beiden Gruppen umfassen die Mücken und Fliegen, im gewöhn- lichen Sinne des Wortes, welche die ganze Ordnung charakterisiren ; die letzte Gruppe wird durch die eigenthümlichen Lausfliegen gebildet. (Für die Be- schreibungen wurde die Fauna austriaca von Schiner benutzt). A. Nematocera. Langhörner, Mücken. Körper nicht platt gedrückt; Hüften dicht neben einander; Schöpfrüssel mit deutlicher, fleischiger Lippe und 2 Tastern. Fühler mindestens 6 gliederig, meist \1elgliederig, oft, aber nicht immer sehr lang. Die Larve verwandelt sich nach abgestreifter Körperhaut in eine Puppe. 1. Ceeidomyidae. Gallmücken. Eine kurze Charakteristik dieser forstlich nicht unwichtigen Familie wurde bereits S, 246 gegeben. Bestimmung der Arten schwierig, die trockener Sammlungs-Exemplare oft unmöglich. — An Forstgewächsen kommen vor in: Abies excelsa Lam, (Fichte): Cecidomyia strobi Winn., in abgefallenen Zapfen. Acer pseudoplatanus : Cec. irregularis iBr., in eingerollten Mittellappen der Blätter. Betula alba: Cec. betulae Winn., in den weiblichen Kätzchen. Crataegus oxyacantha: Cec. crataegi Winn., circumdata Winn. und Diplosis cerasi Loew., letztere polyphag. Fagus sylvatica: Hormomyia fagi Hrtg. und piligera Loew. (annulipes Hrtg.) (s. S. 246). Fraxinus excelsior: Cec. pavida Winn., acrophila FTmn. und Diplosis invocata Winn., in den gipfelständigen Blättern; Dipl. botularia Winn. (fraxini Br.), in länglichen Gallen der Blattrippen. Junipenis communis: Hormomyia juniperina i., in knospenförmigen Gallen an der Spitze der Zweige. Pmus sylvestris: Dipl. pini de Geer., auf den Nadeln, Verpuppung in einem Harz- cocon. Dipl. braehyntera Ratz., Schtvaeg. (S. 51), zwischen der Basis der beiden Nadeln. Dipl, signata Winn., von Winnertz aus abge- storbenen Kieferntrieben, welche von Käferlarven bewohnt waren, erzogen. Populus tremula: Dipl. tremulae Winn., in erbsengrossen, verschieden gestalteten Gallen an Blättern, Blattstielen und Stengeln. — Cec. polymorpha Br. ist wohl dieselbe Art. Prunus cerasus: Dipl. cerasi Loew, in zusammengekrausten Zweigspitzen. Prunus spinosa: Dipl. peregrina Winn., in durch einen Acarus erzeugten Gallen auf den Blättern der Schlehe und der Salix aurita. — Cec. pruni Kolib., in gallartigen Taschen auf der Mittelrippe der Schlehenblätter. 474 Insecten. Specieller Theil. Pyrus communis: Cec. pyri Be., im umgeroUten Rande junger Blätter. Cec. nigra Meig., in den Blüthenknospen. Cec. pyricola iNTörd^., in kränkelnden Birnen. Quercus: Cec. circinans Gir. und Cec. cerris KolL, in Gallen an Blättern von quere, cerris. Salix: Cec. saliciperda Duf., unter der aufgeschwollenen Rinde verschiedener Weiden und Pappeln. Cec. clausula Br., unter Blattrandwülsten von S. alba. Cec. rosaria Loew, in Rosettengallen verschiedener Weiden. Cec. heterobia Loew, in den Rosetten der rosaria, in Zweigspitzen und Blüthen verschiedener Weiden (iteophila, terminalis und strobilina sind nach Schiner wahrscheinlich nur dieselbe Art). Cec. albipennis Winn., in Rosettengallen von S. alba. Cec. salicina de Geer, einzeln in verdickten, unregelmässigen Triebspitzen verschiedener Weiden. Cec. Salicis Schrrik., in gallenartigen Holzanschwellungen verschiedener Weiden. Cec. saliceti Winn., in Triebspitzen von S. fragilis. Cec. marginemtorquens Br., in Blattrandwülsten von S. viminalis. Dipl. tibialis Winn., in vertrockenten Triebspitzen von S. alba. Dipl. limbata Winn., in Blattrosetten von S. amaygdalina. Dipl. peregrina Winn., in durch Acarus erzeugten Blattgallen auf S. aurita. Hormomyia capreae Winn., in pusteiförmigen Blattgallen auf S. caprea und aurita. Tilia: Cec. tiliae Loew, in röhrenförmigen Gallen am Rande der Blätter. Cec. tiliaria Reaum., in langen, nageiförmigen Gallen auf der Blattoberfläche. So weit bis jetzt diese schwierige Familie bekannt ist, leben die ihr angehörigen Bewohner der Bäume und Sträucher vorzugsweise auf Weiden, sie scheinen hier die Rolle der Cynipiden zu vertreten, welche auf Weiden nicht, dagegen um so häufiger auf Eichen vorkommen, denen die Cecidomyiden fast ganz fehlen. Viele der genannten Arten entwickeln sich in der Wohn- stätte der Larven, (z. B. Salicis, saliciperda, salicina, rosaria, fagi, pini etc.), andere verlassen die Gallen und verwandeln sich in der Erde (z. B. capreae, saliceti, botularia, invocata, brachyntera etc.). — Die forstlich allenfalls be- achtenswerthen Arten wurden im I. Cars. erwähnt: Cec. fagi S. 246; brachyntera und pini S. 51. — Unter den Weidengallraücken ist die schädlichste Cec. Salicis Schrnk. Durch die rundlichen, mehr oder weniger in die Länge gestreckten, knotigen Gallen, welche durch Auftreibung der Markröhre einjähriger Triebe, namentlich der Salix purpurea entstehen, wird die Brauchbarkeit der befallenen Ruthen vollständig zerstört. Die Larven leben gesellig in ihren Wohnstätten. Anfang der 70 er Jahre fand ein aus- gedehnter Schaden in den grossen Weidenheegern des Herrn Schulze zu Messdunk bei Brandenburg a. d. H. statt; Die Weidenernte wurde auf einer Fläche von mehreren Hektaren vernichtet. Im Mai 1871 erzog ich eine grosse Anzahl der Mücken aus den mir vom Herrn Schulze zugesendeten Gallen. Vergraben oder Verbrennen der befallenen Ruthen wären wohl die IV. Ordnung. Diptera. Zweiflügler oder Fliegen. 475 einzigen, anwendbaren Mittel. — Ganz anderen Frass zeigt saliciperda Duf. an verschiedenen Weiden, nach Giraud auch an Pappeln. Bei ihr findet keine Zerstörung des Markes statt, sondern nur die Rinde und der jüngste Holzring schwellen an, so dass eine ziemlich lang ausgedehnte, gallenartige Geschwulst am befallenen Zweige entsteht. In einer einzigen solchen Galle leben ungeheure Massen des Thieres. — Eine ziemliche Anzahl, hier nicht genannter Gallmücken, lebt im faulen Holze, unter Rinde u. s. w, Ihrer sonstigen Wichtigkeit wegen sei hier noch der Hessenfliege, Cec. destructor Say^ gedacht, deren Larven zerstörend in den Halmen des Weizens, des Roggens und der Gerste leben. Diese Mücke hat eine doppelte Generation. — Eine ähnlich lebende Art ist Cec. secalina Loew. Dipteren welche den Pflanzen ähnlich schaden, wie die Gallmücken, giebt es übrigens noch in grosser Anzahl, so z. B. enthalten die Agromy- zinae, eine Unterabtheilung der grossen Familie der Museiden, zahlreiche, kleine, grossentheils äusserst schwer zu bestimmende Blattminirer. 2. Hyeetopliilidae. Den Cecidomyiden im System nahe stehend. Kopf rund, tiefstehend. Rüssel kurz, zuweilen verlängert, Taster 3 — 4 gliederig. Fühler lang, vor- stehend, 12 — ITgliederig; Geiselglieder sehr verschieden geformt. Zwei oder drei Nebenaugen vorhanden, welche den Cec. meist fehlen. Rücken gewölbt. Schildchen klein. Leib 6 — Tringelig. Beine bald länger, bald kürzer; Schenkel breitgedrückt; Schienen mit Endsporen, Tarsen einfach; Hüften verlängert. Flügel gross, oft kürzer als der Leib; erste Längsader doppelt, zweite fehlt; dritte entspringt aus der ersten und verläuft sehr verschieden; kleine schiefe Querader; vierte Längsader gegabelt; fünfte einfach oder gegabelt; sechste einfach, siebente verkürzt. (Eine Gattung ganz ohne Flügel und Schwinger.) — Die Mycetophiliden sind meist kleine, rostgelbe Fliegen, deren Larven in Pfützen, in Schwämmen etc. leben. — Hierher gehört Sciara Thomae L.^ die bekannte Thomas-Mücke, deren Larvenzüge den sogenannten Heerwurm bilden. — Eine Art erzeugt auch Gallen, nämlich Sciara tilicola Loew, deren Larve an jungen Lindentrieben oft erbsengrosse Gallen verursacht. 3. ISimulidae. Die 1 0 gliederigen Fühler kürzer, als das Rückenschild, die einzelnen Glieder zusammengedrängt, unbehaart, wenigstens nie wirtelhaarig. Schienen und Tarsen breit, zusammengedrückt, Nebenaugen fehlen. Rückenschild, besonders nach vorn, hochgewölbt. Randader der breiten Flügel endigt vor der Spitze. 6 verschieden gestaltete, mehr oder weniger deutliche Längs- adern. Rüssel an dem freien, tiefen Kopf etwas vorstehend, mit schmalen, 476 Insecten. Specieller Theil. fast hornigen Saugflächen. — Larven und Puppen im Wasser an Gras- stengeln, Aestchen u. s. w. — Die kleinen Mücken schweben im Walde unter den Baumkronen langsam auf und ab; man kennt sie leicht an den breiten Flügeln, dicken Schenkein und Schienen und an einem selten fehlen- den, seidenartigen Glanz. — Der Stich der $ (die ^ stechen nicht) ver- ursacht einen eigenthümlich juckenden Schmerz. — Arten äusserst schwer zu bestimmen. — Hierher gehört die seit alter Zeit berüchtigte Kolumbatczer Mücke, unter der wahrscheinlich mehrere Arten zu verstehen sind. Schiner erhielt als solche nicht blös Simulia columbatczensis Schönb., sondern auch reptans L. in vielen hundert Exemplaren, merkwürdiger Weise aber nur $. Bei uns sind diese Mücken nur unangenehm, aber nicht gefährlich; namentlich in Serbien und im ungarischen Banat erscheinen dieselben im Frühjahre in wolkenähnlichen Schwärmen und überfallen Thiere und Menschen. Wie Leunis mittheilt, fielen i. J. 1783 im Banat durch dieses Insect 52 Pferde, 131 Rinder und 316 Schafe. 1830 fanden an den Ufern der March mehrere hundert Pferde und Kühe den Tod. 1785 wurde ein un- geheurer Zug aus Serbien nach Siebenbürgen verschlagen und, nachdem er in wenigen Stunden 11 Stück Kindvieh getödtet hatte, durch einen Wolken- bruch vernichtet. 4. Tipulidae. Kopf rundlich, freistehend, Rüssel vorstehend, zuweilen verlängert, Taster 4- bis 5 gliederig, Endglied verlängert. Fühler lang oder sehr lang, 6- bis 19 gliederig, Glieder verschieden gebaut. Nebenaugen fehlen. Rücken- schild gewölbt, mit deutlicher Quernath. Hinterleib verlängert, walzenförmig, 7- bis 8 ringelig. Genitalien stark entwickelt. Die dornenlosen, langen Beine sind äusserst gebrechlich und fallen bei der geringsten Berührung ab. Flügel gross und schmal, in der Ruhe flach ausgebreitet. Längsadern vollständig vorhanden. — Dieser Familie gehören die grössten und schönsten Arten der Nematoceren an. — Einige kleine, zarte Arten schweben oft massenhaft in der Luft, selbst im Winter (z. B. Gattung Trichocera). — Die Larven leben von faulenden Pflanzenstoffen in der Erde, in alten, faulen Stöcken u. s. w. — Forstlich sollen zwei Arten von Bedeutung sein: Tipula (Pachyrhina) crocata L., schwarz und gelb gezeichnet; $ etwa 18"*™- lang; Rückenschild fast ganz schwarz, mit 3 gelben Seitenflecken. Hinterleib sammetschwarz, an der Basis weislich-gelb, auf der Mitte beim ^ mit 3, beim $ mit 4 gelben, breiten Querbinden. Kopf gelb, Scheitel, Hinterkopf und Schnauze schwarz. Die peitschenförmigen Taster sind länger als die borstenförmigen Fühler. Flügel fast grau, an der Wurzel gelblich, mit dunkelbraunen Adern, am Ende der ersten Längsader mit einem schwarzen IV. Ordnung. Diptera. Zweiflügler oder Fliegen. 477 Fleck. — Tipula flavolineata Meig. Grösser als die vorige Art. Flügel ähnlich gebildet, aber ungefleckt. Rückenschild grau, mit vier schwarzgrauen Längsstreifen, an den Seiten gelb. Kopf rostgelb, oben aschgrau. Fühler sehr lang, schwarzbraun, die ersten 2 oder 3 Glieder gelb. — Th, und R. Hartig haben die Schädlichkeit dieser beiden Arten auf Fichten-, Tannen- und Lärchen-Saatbeeten beobachtet. Die zarten Wurzeln wurden durch die Larven an der Rinde verletzt, die Pflanzen starben ab. Da dieser Schaden im Verhältniss zu der Häufigkeit der Tipulalarven noch sehr wenig bemerkt worden ist, scheint er mehr zufällig gewesen zu sein; Aehnliches nimmt auch Taschenberg an. 5. Ciilicidae. Der rundliche Kopf klein. Rüssel stark verlängert. Taster 4 gliederig, in der Länge verschieden. Nebenaugen fehlen. Fühler 1 5 gliederig, verlän- gert, beim ^ mittlere Geiselglieder lang und federbuschartig behaart. Rücken- schild gewölbt, ohne Quernath. Hinterleib 8 ringelig. Flügel lang und schmal, vieladerig. Beine lang und dünn. $ vieler Arten saugen Blut. — Larven in stehenden Gewässern. — Am besten wird diese Familie repräsentirt durch -die häufige, allbekannte „Gelse", Culex pipiens Z»., welche uns namentlich in der Nähe stehender Gewässer in der unangenehmsten Weise belästigt. B. Brachycera. Kurzhörner, Fliegen. Körper nicht platt gedrückt. Hüften dicht nebeneinander; Schöpfrüssel mit deutlicher, fleischiger liippe und 2 Tastern. Fühler meist 3 gliederig, seltener 2- oder 6 gliederig, kürzer ais der Kopf. Endglied der Fühler mit Borste oder Endgriffel. Larven verwandeln sich entweder nach abgestreifter Körperhaut oder in derselben. 6. Tabaiiidae. Bremsen. Meist grosse oder mittelgrosse, kräftig gebaute Fliegen. Der breite Kopf liegt flach oder ausgehöhlt dem Rückenschilde an. Fühler vorgestreckt, an der Basis genähert, 3 gliederig; Endglied geringelt. Taster 2 gliederig, verlängert. Augen sehr gross, oft schön grün, mit purpurfarbigen Flecken oder Binden; die des ^ auf der Stirn zusammenstossend, die des $ breit ge- trennt. Rüssel dick, vorgestreckt, mit 4 — 6 Borsten. Rückenschild wenig gewölbt. Schildchen ohne Dornen. Hinterleib breit und lang, etwas zu- sammengedrückt, mit 7 Ringen. Beine stark, aber nicht lang. Flügel in der Ruhe halb offen oder parallel über dem Körper liegend. Randader um- fasst den ganzen Flügelrand. Die $ saugen Blut. Die Larven haben deut- lichen Kopf, leben in feuchter Erde bei faulenden Stoffen, zur Verpuppung 478 Insecten. Specieller Theil. streifen sie die Larvenhaut ab, — Forstlich ohne Interesse. Die bekannten Bremsen sind indessen lästig für Menschen und Thiere. — Gattung Taba- nus L.\ drittes Fühlerglied 5 ringelig, an der Basis erweitert und an der Seite ausgeschnitten; Hinterschienen ohne Endsporen; Nebenaugen fehlen. Am häufigsten u. A. T. bovinus L.\ schwarzbraun, Thorax mit schwarzen Streifen, Hinterleibsringe mit gelbem Hinterrande und mit weisslichen, drei- eckigen Flecken. 24™™-. Etwas kleiner ist T. rusticus Z/., von weiss- grauem Ansehen. — Haematopota Meig.\ Drittes Fühlerglied 4ringelig, nicht ausgeschnitten oder erweitert. H. pluvialis L.\ schwärzlich; Thorax mit weisslichen Linien; Hinterleib mit weisslichen Einschnitten und zwei Reihen grauer Flecke; diese geraeine Art belästigt den Menschen durch ihren empfindlichen Stich, vorzüglich bei schwüler Gewitterluft, 7, Asilidae. Raubfliegen, Rückenschild nach vorn verengt, der breite Kopf daher deutlich abge- schnürt. Augen stark vorgequollen. Stirn eingesattelt. Fühler Sgliederig,^ drittes Glied nicht geringelt, mit oder ohno Endborste. Drei Nebenaugen, Rüssel stark und kurz, Augen bei $ und ^ getrennt. Der meist gestreckte Leib 8 ringelig. Beine massig lang, stark, oft behaart oder mit Stachel- borsten. — Die Larven haben deutlichen Kopf, leben in feuchter Erde und verpuppen sich nach abgestreifter Haut, Die Puppen haben vorn und am Hinterleibe Stacheln und schieben sich vor dem Auskriechen der Fliege aus der Erde hervor, — Die mit Borstenhaaren bedeckten Fliegen sind Räuber und fallen durch ihren kräftigen Körperbau, so wie durch ihr eigenthümliches Betragen auf, Sie lauern gern auf hei^orragenden Gegenständen, an Planken und dergl. auf ihre Beute, und saugen diese aus. Imagines aller Ordnungen werden ihnen zur Beute. Trotzdem siiid sie forstwirthschaftlich gleichgiltige Thiere, — Gattung Asilus L.\ drittes Fühlerglied mit Endborste, Fühler genähert. Meist grosse und mittelgrosse Arten; z. B. A. crabroniformis Z/., 20 — 25™™ ; rothgelb, die 3 ersten Hinterleibsringe schwarz, Flügel bräun- lich. — Laphria Meig.\ drittes Fühlerglied ohne Endborste; meist grosse, dicht behaarte, schwarze Arten; z. B, L, flava Z,, 22™™-; schwarz, Hinter- leib und Thorax hinten mit rothgelben Haaren; häutig auf Holzschlägen. — Auch die aus zahlreichen Gattungen und Arten bestehende Familie Empidae zählt unter ihren Mitgliedern viele, aber meist kleinere Räuber, 8, Syrphidae. Schwebfliegen, Kopf halbrund, oft nach unten verlängert. Rüssel massig lang. Taster ungegliedert, keilförmig. Stirn nicht eingesattelt. Fühler dreigliederig. Das IV. Ordnung Diptera. Zweiflügler oder Fliegen. 479 dritte Glied sehr verschieden, gewöhnlich mit Rückenborste. Die grossen Augen bei den ^ meist zusammenstossend. Drei Nebenaugen stets vorhanden. Schildchen gross, abgerundet. Hinterleib gewöhnlich aus 5 bis 6 Ringen be- stehend., seltener 4- oder 7 ringelig. Leib und Beine ohne Borsten oder Stacheln. Im Uebrigen sehr verschieden gebaut. Flügel gross, in der Ruhe auf dem Hintcrleibe parallel aufliegend oder halb oifen. Die dritte Längsader nie gegabelt, zuweilen buchtig geschwungen. — Die Larven leben theils von Vegetabilien (namentlich Gattung Cheilosia Meig.), grösstentheils aber von anderen Insecten, namentlich von Blattläusen, und werden dadurch nützlich. Von vielen Gattungen ist die Metamorphose nicht bekannt. Nachstehende Notizen gelten vorzugsweise der artenreichen Gattung Sj^rphus Fabr. Die Larven haben meist eine blutegelförmige Gestalt, sind grün oder bunt und leben frei auf Pflanzen. Die Schwebfliegen stehen schwebend oft längere Zeit still in der Luft, rücken dann plötzlich weiter und legen ihre kleinen, weissen, wurstförmigen Eier auf Blätter und Zweige ab. Die auskriechenden Larven ergreifen, mit dem zugespitzten Körperende umhertastend, die Blattläuse und saugen sie aus. Die Verpuppung erfolgt in der Larvenhaut. Die Puppen liegen in tropfenförmigen, dünnhäutigen Tönnchen, welche an Blättern und Zweigen hängen. Die ganze Generation ist in 3 — 4 Wochen beendet und kann, da immer wieder neue Colonien von Blattläusen erscheinen, sich mehr- mals in einem Sommer wiederholen. Es überwintern auch Larven unter Moos. Die fliegen der Gattung Syrphus zeichnen sich namentlich dadurch aus, dass das ovale dritte Glied der Fühler nur so lang oder kaum länger ist, wie die beiden ersten Gliedern zusammen genommen, und nahe an der Basis eine nackte Rückenborste hat. Hinterleib flach, länglich oder elliptisch, meist schwarz mit gelber oder weisser Zeichnung. — Unter den häufigsten Arten sind zu nennen: S. ribesii Z/. ; Thorax grünlich; Schildchen gelb; Hinter- leib schwarz, mit 4 gelben Binden , deren erste unterbrochen ; 1 1 "™-. — S. pirastri Z*. ; Hinterleib schwarzblau, mit 3 Paar weissen Mondflecken; Gesicht und Schildchen gelb; 12'"'"-. — S. balteatns de Geer; Thorax grünlich, mit dunklen Streifen; Hinterleib wie bei ribesii, die 3 letzten gelben Binden aber durch einen schwarzen Strich getheilt; 1 1 '"""•. 9. Oestridae. Dassel-, Brems- oder Biesfliegen. Kopf schliesst an das Rückenschild knapp an, nach unten seitlich oft wie aufgeblasen. Fühler sehr kurz, 3 gliederig, in der Fühlergrube versenkt; das dritte, rundliche Glied mit nackter Rückenborste. Rüssel selten etwas vorragend; Taster verkümmert. Drei Nebenaugen vorhanden. Rückenschild mit Quernath. Der 6 ringelige Hinterleib kugelig oder wenig verlängert. Flügelgeäder ähnelt dem der Museiden, ist vielfach verzweigt. — Die weissen 480 Insecten. Specieller Theil, Eier sind länglich. — Die Larven haben Querreihen kleiner Dornen, sind anfänglich weiss, später meist bräunlich. Verpuppung in der Larvenhaut, daher sind die Dornenkränze auch an den Tönnchen sichtbar. — Diese in Hufthieren nionophagisch schmarotzenden Fliegen sind forstlich zwar gleich- giltige Thiere, für den Jäger dagegen recht beachtenswerth. Die Fliegen findet man nicht häufig, viele Arten höchst selten; man muss sie für die Sammlung erziehen. Die Kenntniss ihres Lebens ist namentlich durch Brauer gefördert worden. Die pelzig behaarten, mittelgrossen, 5 deutschen Arten der Gattung Gastrophilus Leach leben als Larven im Magen und in Eingeweiden der Pferde. — Unter den fast nackten Arten der Gattung Oestrus L. ist eine landv\ irthschaftlich von Bedeutung, nämlich 0. ovis Z/., deren Larve in der Stirnhöhle der Schafe lebt; Rückenschild und Schildchen grau, mit glänzend schwarzen Warzenpunkten. Hinterleib schwarz mit weiss schillernden Flecken. — Die 13™™- grosse Pharyngomyia picta Meig., ausgezeichnet durch silber- oder blauweisse Bestäubung des Rückenschildes, lebt als Larve in den Rachen- und Nasenhöhlen der Edelhirsche. — Die Gattung Cephenomyia Latr. umfasst grosse, pelzig behaarte Arten von schwarzer Grundfärbung, die jedoch durch lichte Behaarung theilweise ganz bedeckt ist. Fühler stehen in einer gemeinschaftlichen Grube. Die Larven bewohnen die Nasen- und Rachen- höhlen der Hirsche, Rehe und Rennthiere. Die Fliegen schwärmen meist auf nackten Berghöhen in der grössten Sonnenhitze. C. rufibarbis Meig. in der Rachenhöhle des Edelhirsches. C. trompe Modeer in Nasen- und Rachenhöhle des Rennthieres. C. stimulator Gl. wahrscheinlich in den Rachenhöhlen der Rehe. — Die Gattung Hypoderma Gl. enthält grosse, pelzig behaarte Arten; schwarz mit lichterer Behaarung; Fühler in einer durch eine Mittelleiste in zwei Kammern getheilten, tiefen Grube. Larven leben unter der Haut der Hufthiere. H. bovis L. in Beulen auf dem Rücken des Rindes. H. Diana Brau, in Dasselbeulen des Rehes. H. Actaeon Brau, in solchen des Roth wildes. — Die ziemlich grosse, fast nackte, schwarze Oestromyia Satyrus Brau, wahrscheinlich in Dassel- beulen der Gemse. Die Generation der Rachenbremsen scheint ziemlich unregelmässig zu sein; die verschiedenen Beobachtungen widersprechen sich. Die zur Ver- puppung reifen Larven werden ausgehustet und gehen zur Verpuppung in die Bodenstreu u. s. w. Nicht selten sterben durch diese Thiere zahlreiche Hirsche und Rehe einen quaivollen Tod. — Die Larven der Hautbremsen bohren sich im Frühjahre aus den Dasselbeulen und verpuppen sich eben- falls in der Erdoberfläche; die Fliegen schwärmen im Sommer. — Eine Vertilgung dieser jagdfeindlichen Thiere ist nicht möglich; in Thiergärten lY. Ordnung. Diptera. Zweiflügler oder Fliegen. 481 kann man allenfalls die auskommenden Larven oder die Tönnchen im Heu auf dem Boden der Futterplätze sammeln. 10. Ifluseiclae. Fliegen. Im Allgemeinen wird diese Familie gut durch die gewöhnliche Stuben- fliege repräsentirt. Fühler stets dreigliederig; ihr drittes Glied verschieden zusammengedrückt, mit Eückenborste. Rüssel meist häutig, mit breiten Saug- flächen, stets' deutlich sichtbar. Taster ungegliedert. Rückenschild mit Quer- nath. Hinterleib sehr verschieden. Fussklauen einfach, mit Haftläppchen. Aderverlauf der Flügel eigen thümlich: Vorderrandader bis zur Mündung der dritten oder vierten Längsader reichend; erste Längsader doppelt oder ein- fach, zweite und dritte stets einfach, vierte vorn zur dritten aufgebogen (z. B. bei Anthomyia Meig.) oder gerade; fünfte gerade. — Die Museiden ent- wickeln sich meist aus Eiern; einige, auf Fleischnahrung angewiesene, Arten gebären Larven, Die Larven verpuppen sich in ihrer eigenen Haut, daher Tönnchen. — Diese Familie enthält ausserordentlich zahlreiche Arten, welche sich nach Schiner an 290 Gattungen vertheilen, die ihrerseits wieder in 25 Abtheilungen zerfallen. Auch die kürzeste Schilderung würde hier viel zu weit führen. Forstlich am interessantesten ist die Abtheilung der T a ch i n e n (Tachininae). Fühlerborste nackt oder nur sehr fein behaart; Stirn bei ^ und ^ breit, bei ersterem oft auch verschmälert. Augen nackt oder behaart, gerade liegend. Hinterleib 4 ringelig, eiförmig, kegelförmig oder cylindrisch; auf den einzelnen Ringen, stets wenigstens an den letzten, mit auffallend längeren Borsten. Flügel mit einer Spitzenquerader. — 67 Gattungen mit zahlreichen Arten. Die Lebensweise sehr vieler ist noch unbekannt. Von sehr vielen weiss man jedoch, dass sie in oder auf anderen Insectenlarven und Puppen, seltener in Imagines schmarotzen. Die Eier werden nicht in die Wirthe abgelegt, son- dern nur an dieselben, und die Larven bohren sich dann bald hinein. Zur Verpuppung in dem aus der eigenen Haut gebildeten Tönnchen bohren sie sich meist wieder heraus und lassen sich zur Erde fallen. Meist werden von diesen Schmarotzern wohl die Eingeweide der Wirthe wirklich verzehrt, nicht blos die Säfte aufgezehrt, wie von den Ichneumonen. — Warum Ratze- burg den Tachinen eine forstlich so sehr untergeordneten Werth beilegt, ver- mag ich nicht recht einzusehen. Er spricht sogar direct aus, dass alle von Tachinen befallenen Wirthe schon vorher so krank seien, dass sie auch ohne die Schmarotzer gestorben wären. Ich kann dieser Ansicht nicht beistimmen. — Als Repräsentanten der grösseren Tachinen dienen die beiden Abbildungen (I. Taf. I. Fig. 9 und 10). Fig. 10 die sehr häufige Echinomyia fera L.. Fig. 9 die ebenso häufige Nemoraea puparum Fabr. 31 482 Insecten. Specieller Theil. Forstliche Beachtung verdient ferner die nach Schiner in 17 Gattungen getheilte Unterfamihe Anthomyinae. Meist kleinere, bis mittelgrosse Arten. Fühlerborste gefiedert oder nackt; Stirn des ^ oft sehr schmal, die des $ stets breit. Augen nackt oder behaart, gerade liegend. Hinterleib 4 — 5 ringelig. Flügel ohne Spitzenquerader. — Soweit ihre Lebensweise bekannt, leben die Larven meist von vegetabilischen Stoffen; einige kennt man allerdings auch als Schmarotzer anderer Insecten. — H artig hat Anthomyia ruficeps Meig. in die Reihe der forstschädlichen Insecten eingeführt. Deren Flügel sind bräunlichgrau. Rückenschild schwärzlichgrau, mit 3 dunklen Streifen; Hinterleib aschgrau, die Einschnitte, ein Rückenstreif und der erste Ring schwarz. Untergesicht glänzend weiss, mit rostrothem Schiller; Stirn weiss mit einem rostrothen Dreiecksfleck. Augen durch schwarze Naht getrennt. Schüppchen und Schwinger weiss. Nach Hartig hätten die in der Erde lebenden Larven verschiedene Laub- und Nadelholz-Keimlinge am Wurzelknoten tödtlich verletzt. Es ist nun wohl kaum anzunehmen, dass diese Fliegenlarven zu hrer Ernährung derartige Keimpflanzen haben müssen; sondern wie bei den Seite 476 erwähnten Tipuliden werden ihnen dieselben wohl mehr zufällig als Opfer gefallen sein. Immerhin ist durch die Beobachtungen Hartigs nach- gewiesen, dass Fliegenlarven, welche meist als unschädlich gelten, unter Umständen, namentlich bei grosser Vermehrung, ausnahmsweise wirklich schädlich werden können. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass früher oder später einmal auch noch andere Arten als kleine Waldverderber auftreten. C. Pupipara. Puppengebärer, Lausfliegen. Körper breit und flach. Leib hörn- oder lederartig. Schenkel an der Basis durch das breite Mittelbruststück weit von einander getrennt. Klauen sehr stark. Mundtheile unvollständig, nur aus einem unpaarigen Mittelorgan und zwei klappenartigen Seitenorganen bestehend. Taster fehlen. Hinterleib nur undeutlich geringelt. — Die Larven verwandeln sich zwar nicht, wie man früher annahm, schon im Mutterleibe in Puppen, werden aber vollständig erwachsen und zur Verpuppung reif geboren. Die Fliegen schmarotzen auf warmblütigen Thieren, laufen sehr schnell, selbst seitwärts. — Nur 2 Familien: Die an Fledermäusen schmarotzenden, ungeflügelten, spinnenartigen Nycteri- bidae und die auf anderen Pelzthieren oder an Vögeln schmarotzenden, ge- flügelten Hippoboscidae. Letzere haben einen grossen Kopf, der einem Ausschnitte des Rückenschildes knapp eingefügt ist. — Hippobosca equina L. häufig auf Pferden, — Stenopteryx hirundinis L. oft an jungen Schwalben und in Schwalbennestern. — Lipoptena cervi L. auf Rehen, V. Ordnung. Neuroptera. Netz- oder Gitterflügler. 483 Hirschen und Elenthieren häufig; die Flügel sind sehr lose angeheftet, und es scheint fast, dass diese Fliegen ihre Flügel verlieren, sobald sie ein ge- eignetes Wohnungsthier gefunden haben. V. Ordnung. NeUPOptera. Netz- oder Gitterflügler. Nach Ausscheidung der Pseudoneuropteren (S. 489) aus dieser Ordnung schwindet dieselbe auf wenige Gattungen und Arten zusammen , die überdies forst- lich meistens bedeutungslos sind. Die Neuropteren haben eine vollkommene Verwandlung, beissende Mundtheile, eine ungespaltene Unterlippe. Flügel selten fehlend oder verkümmert, meist vier gleich- oder ungleichartige, häutige, netzförmig geäderte Flügel vorhanden. Fühler ausserordentlich verschieden. Füsse 5 gliederig, — Unterscheiden wir mit Brauer 4 Familien: 1. Panorpidae. Scorpionfliegen. Vier gleiche Flügel, die nur einer Art (Boreus hiemalis L.) fehlen. Mund rüsselförmig verlängert. Fühler borstenförmig. — Eier in der Erde. Larven, wurm- oder raupen- artig, leben von faulenden Stoffen. Panorpa communis Z., mit dunkel- fleckigen Flügeln, lö"'""- lang; einigermassen nützlich als Insectenfresserin; Verpuppung in einem Erdknollen. 2. Phryganeiclae. Köcher fliegen. Vier gleich- oder ungleich- artige Flügel mit wenig Queradern. Hinterflügel so breit oder breiter als die vorderen, im letzteren Falle faltbar. Mundtheile verkümmert. Fühler borstenförmig. Scheitel mit 3 Nebenaugen. — Die Eier liegen in Gallert- klumpen am Ufer oder an Wasserpflanzen. Larven leben in verschieden gestalteten, selbst verfertigten, theils freien, theils festsitzenden Gehäusen meist im Wasser von Vegetabilien , seltener auf dem Lande an feuchten Stellen. Ihre Gehäuse machen sie ähnlich den Sackträgern unter den Schmetterlingen, doch sind sie viel grösser. — Forstlich beachten swerthe Insecten giebt es unter dieser artenreichen Familie der Neuropteren nicht. — Häufig ist die gelbbraune, bis 3<'"^- lange Phryganea grandis L. 3. Nialiclae. Vier gleichartige, durchsichtige Flügel mit vielen Quer- adern." Hinterflügel manchmal sehr breit, Mundtheile frei, Oberkiefer kräftig entwickelt. Fühler fadenförmig oder gekämmt. 3. oder 4, Glied der Tarsen manchmal erweitert. — Larven ähneln manchen Käferlarven (Staphylinen) ; Kopf hornig, Mundtheile beissend, Oberkiefer kräftig; sie leben frei und spin- nen keinen Cocon, Im Wasser (Sialis I/eae/i.) .oder unter Baumrinden. — 31* 484 Insecten. Specieller Theil. Forstlich nicht ohne Bedeutung ist die im Larvenzustande unter Baumrinde lebende Rh aphidia Z/., Kameelhalsfliege: Flügel glashell, fast ungefärbt, Rand- mal deutlich begrenzt. Scheitel mit 3 Nebenaugen. Prothorax viel länger als breit. Fühler fein, etwa '/g so lang wie ein Vorderflügel. Drittes Tarsen- glied zweilappig. $ mit Legscheide. Die in den deutschen Nadelwaldungen wohl häufigste Art, R. ophiopsis Schum., ist entschieden forstlich nützlich; ihre gewandte, der Fliege sehr ähnliche Larve dringt vermöge ihres beweg- lichen Körpers in die feinsten Risse und verzehrt wohl alle Insecten, die ihr vorkommen; Ratzeburg fand sie oft in der Nähe höchst wahrscheinlich von ihr ausgefressener Nonneneier. Die lang vorgezogenen Spitzen ihrer Ober- kiefer sind für ihre nützlich räuberische Arbeit sehr geeignet. Im Winter sind die Larven vollkommen ausgewachsen ; im Frühjahre findet man die mun- teren Puppen in der Rinde; im Mai und Juni fliegen die Imagines, welche durch die sonderbaren, kecken Bewegungen des langen Halses und Kopfes auffallen. — Ob die anderen 5 deutschen Arten oder die mit etwas kürzerem Halse versehene, verwandte, unter Eichenrinde lebende Inocellia crassi- cornis Seinem., auch nützlich wirken, ist nicht direct bestimmt, aber höchst wahrscheinlich. 4. Hüegaloptera. Vier gleichartige Flügel mit vielen Queradern, oder mit weissem Staubbelege, dann mit wenig Queradern. Vorderflügel gewöhn- lich breiter, als die hinteren. Kopf vertical mit halbkugeligen Augen. Nebenaugen selten. Fühler sehr verschieden. Mundtheile frei. Sämmtliche Fassglieder einfach. Vorderbeine manchmal zu Raubbeinen umgestaltet (Mantispa IlL). Flügel in der Ruhe dachförmig. — Eierablage ver- schieden. — Larven sehr eigenthümlich nach dem Typus des Ameisenlöwen gebaut. Ober- und Unterkiefer decken sich und bilden jederseits eine Saug- zange. Sie leben frei, ohne Gehäuse und spinnen zur Verpuppung einen Cocon vermittelst einer am After vortretenden Spindel. Die Larven ähneln den Imagines gar nicht. Forstlich nicht ganz ohne Interesse ist die Unterfamilie: Hemerobidae, mit gleichgebildeten Beinen, borsten-, schnurförmigen oder gekämmten Fühlern; Larven mit ungezähnten Saugzangen. Unter den Hemerobiden sind es namentlich die beiden artenreichen Gattungen Chrysopa Leach und Hern er ob ins L., die sogenannten Flor fliegen, welche als Blattlausfeinde sich geltend machen. Hemerobius hat vier durchsichtige, gefärbte oder gefleckte Flügel, deren vordere grösser, als die hinteren sind. Fühler perl- schnurförmig. Chrysopa unterscheidet sich von ihm, wenn wir hier das Flügelgeäder unberücksichtigt lassen, durch borstenförmige Fühler, sowie durch hellere, selten etwas gefärbte Flügel; meist sind die zu Chrysopa ge- V. Ordnung. Neuroptera. Netz- oder Gitterflügler. 485 hörigen Arten etwas grösser, als die der Gattung Hemerobius. Häufig sind u. A. Hemer, micans Oliv.\ blass, Vorderflügel mit schwarzen Punkten; Thorax mit rostrothem Doppelstreif-, 6 bis 7"""- lang. Chrysopa perla L.\ blaugrün, Kopf gelblich, Hinterleib grün oder oben und unten schwärzlich; Adern der Flügel grün, einige schwarz; bis 15»""- lang. — Die Larven haben 6 kräftige Beine, einen grossen Kopf. Die Saugzangen sind nament- lich bei Chrysopa lang, dünn, einwärts gebogen, bei Hemerobius kürzer und breiter. Diese länglich-lanzettförmigen Larven sind verschieden bunt gefärbt, öfters seltsam costümirt. Indem sie nämlicli die Häute der ausgesaugten Blattläuse über sich werfen, vereinigen sich diese mit dem ebenfalls auf den Rücken geworfenen Kothe der Larve zu einem Sacke, den sie wie ein Schilder- haus mit sich schleppen. Die etwas gekrümmte, grünliche Puppe ruht in einem rundlichen, erbsengrosseu, weissen Cocon, welcher an Blättern oder Zweigen angesponnen ist. Sehr charakteristisch sind auch die weissen oder grünlichen Eier. Sie sind mittelst eines haarfeinen, weissen Stielchens an den Gewächsen so befestigt, dass man ein Häufchen Schimmel zu sehen glaubt. Wenn das Lärvchen auskommt, ist es genöthigt, sich durch Zu- sammenziehung fortzuschnellen, um von seinem hohen Sitze auf die Pflanzen- fläche zu gelangen. Hier findet sich dann auch bald eine Blattlausheerde, unter der man es weiden sieht. Die ganze Verwandlung ist im warmen Sommer innerhalb 4 — 5 Wochen vollendet, kann sich daher mindestens zwei- mal in einem Jahre wiederholen. Man sieht ja auch die zarten Florfliegen zu sehr verschiedenen Jahreszeiten mit langsamem Fluge umherschwärmen, vorzüglich aber in Menge im Herbste und selbst im Winter, wenn sie in warme Räume, an die Fenster der Zimmer u. s, w. gelangen. Eine andere Unterfamilie , Myrmelontidae , bietet wenig forstliches, aber viel allgemeines Interesse. Fühler keulenförmig oder borstenförmig, am Ende geknöpft. Larven mit gezähnten Saugzangen. Typische Form giebt die Gattung Myrmeleou L. (Ameisenlöwe). Die keulenförmigen Fühler kürzer oder wenig länger, als Kopf und Thorax zusammen. Augen nicht getheilt. Zweites und drittes Fussglied viel kürzer als das erste. End- sporen der Schienen gerade oder sanft gebogen. Die Flügel meist gefleckt. Grosse, langsam und schwerfällig fliegende Arten, Am häufigsten der mit dunkel gefleckten Flügeln versehene M. formicarius L. — Interessant ist das Leben der kurzen, borstigen Larven. Die des M. formicarius und des formicalynx Fabr. (mit ungefleckten Flügeln) leben in trockener Erde und Sand, und höhlen rückwärtsgehend einen Trichter aus. (Andere Arten ohne Trichter.) Die Larve, die so gedrungen ist, dass sie ausserhalb ihres Trichters, auf die Hand genommen, wie eine dunkle, stäubige Pille erscheint, fällt sofort durch die grossen, gekrümmten Saugzangen auf. Diese ragen, 486 Insecten. Specieller Theil. wenn sich das Thier in den Hinterhalt legt, allein aus dem kleinen Sand- trichter hervor. Der Sand muss trocken sein und leicht rollen; denn nur so benachrichtigen die lauernde Larve fallende Körnchen von der Nähe einer Beute; sie bombardirt dann fortwährend mit einem feinen Sandregen aus der unteren Spitze ihres Trichters nach dem oberen Rande, wodurch die zufällig vorüberlaufenden Insecten heruntergerissen werden. Die ausgesaugte Beute schleudert die Larve mit einem Rucke des Kopfes aus dem Trichter hinaus. Gefällt es den Larven an einer Stelle ihres Sandrevieres nicht, so verlassen sie dieselbe und siedeln sich in der Nähe an, indem sie sich in Gängen unter dem Sande rückwärts fortbewegen. Daher findet man von den zahl- reichen Falllöchern einer Gegend durchaus nicht alle bewohnt. Gern suchen sie sich geschützte Stellen unter Felsvorsprüngen, Mauern und dergl. aus, allein häufig findet man die Trichter auch ganz im Freien. Da es fast während des ganzen Sommers grosse und kleine Larven giebt, ist man sieb über die Generation noch nicht recht klar. Ihr keckes Benehmen behalten die Larven auch dann, wenn man sie auf einen Ameisenhaufen wirft; und es ist belustigend zu sehen, wie die Ameisen ihrem Feinde höchst vorsichtig begegnen, zuweilen auch von diesem erfasst und erwürgt werden. Die Ver- puppung erfolgt in einem sehr harten Cocon in der Erde. — Trotzdem, dass die Larven der Ameisenlöwen so manches schädliche Insect verzehren, denn sie fressen Alles was in ihre Grube fällt und was sie bewältigen können, sind sie schon desshalb nicht vorwiegend nützlich, weil sie namentlich sehr viele nützliche Ameisen vertilgen. Eine dritte Unterfamilie der Megalopteren, die Mantispidae, deren Vorderbeine zu Raubfüssen umgewandelt sind, bietet für uns kein Interesse. VI. Ordnung. Orthoptera. Oeradflügler. Die Orthopteren vereinigen ausserordentlich verschieden gestaltete In- secten, denen kaum etwas Anderes gemeinsam ist, als die beissenden Mund- theile und eine unvollkommene Verwandlung. Die meisten haben vier Flügel; die Vorderflügel bilden entweder lederartige oder häutige Decken, während die Hinterflügel, wie bei keiner anderen Ordnung gefaltet sind (II. Taf. I. Fig. 11), oder beide Paare der Flügel sind mehr gleich gebildet, und zwar vielzellig. — Der Name Orthoptera ist für diese Ordnung ebenso wenig be- zeichnend, wie für die folgende der derHemiptera. Beide Ordnungen unterscheiden sich nicht dui-ch die so sehr wechselnde Beschaffenheit der Flügel, sondern einzig und allein, und zwar scharf, durch die Mundtheile. Während die Hemipteren einen gegliederten Schnabel (Rüssel) haben, zeigen die Orthopteren beissende VI. Ordnung. Orthoptera. Geradflügler. 487 Mundtheile mit einer mehr, als bei anderen Ordnungen, entwickelten vier- theiligen Unterlippe. Verkümmert sind dieselben bei den Ephemeren. Von den echten Neuropteren, deren beissende Mundtheile sehr verschieden sind, unterscheiden sich die Orthopteren namentlich durch die Verwandlung. Die grosse Verschiedenheit der Orthopteren ist Ursache von mancherlei Wechsel in deren systematischer Anordnung, über die eine genaue Aus- einandersetzung bei der geringen forstlichen Wichtigkeit dieser Ordnung hier zu weit führen würde. Auch über die Lebensweise der hierher gehörigen Insecten lässt sich aus demselben Grunde allgemein Giltiges nicht sagen. — Begnügen wir uns mit einer ganz gedrängten Uebersicht des Systems, indem wir sämmtliche Orthopteren in zwei grosse Abtheilungen bringen. I. Abtheilung. Orthoptera vera. Geradflügler. Vier ungleichartige, netzaderige Flügel. Die geraden Vorderflügel sind schmal, pergamentartig, nicht gefaltet; die breiteren Hinterflügel sind vom Grunde aus meist längsgefaltet (Taf. I. Fig. 11). Kopf mit starken, beissen- den Mundtheilen. Larven und Puppen sind dem ausgebildeten Insect sehr ähnlich und häuten sich wahrscheinlich 4 bis 6 mal. Die Generation bei uns wohl immer einfach. Viele Arten zeigen musikalisches Talent, das im „Zirpen der Heimchen" zum Sprichwort geworden ist. Alle leben nur auf dem. Lande, meist von Pflanzennahrung. Die Eier werden in oder auf der Erde abgelegt, wobei die Mütter mit und ohne Bohrer operiren, auch wohl selbst in die Erde kriechen und ein Nest bauen (Werre). Meist erfolgt die Eierablage im Herbst oder Nachsommer; bei vielen entwickelt sich die Brut schon vor oder in dem Winter. — Die Hinterbeine vieler Arten sind Spring- beine (Taf. I. Fig. 18) mit verdickten Schenkeln. 1. Forficulina. Ohrwürmer. Kurze, pergamentartige Vorderflügel (ähnlich den Staphylinen). Hinterflügel der Länge nach gefaltet und quer ein- geschlagen. Hinterleib am Ende mit einer Zange. Füsse 3 gliederig. — Gattung Forficula Z., am häufigsten auricularia L. und minor L. Forstlich ganz gleichgiltige Thiere; in Gärten lästig, weil sie in die Blüthen, in Obst kriechen, um süsse Pflauzensäfte zu gemessen. Dass sie dem Menschen in die Ohren kriechen, geschieht höchstens einmal zufällig. Man fängt sie in aufgehangenen, hohlen Gegenständen (Rindshufen etc.), in welche sich die nächtlichen Thiere bei Tage zurückziehen. 2. Blattina. Schaben. Körper platt und scheibenförmig. Vorder- €tigel flach aufliegend, lederartig, vielfach geädert. Hinterflügel nur längs- gefaltet. Kopf abwärts zurückgezogen, von dem breiten Thorax bedeckt. 488 Insecten. Specieller Theil. Fühler lang, borstenförmig. Nur Gangbeine. Ein ganz unschädlicher Wald- bewohner: Blatta lapponica L. — In Haus und Küche sehr lästig die gelbbraune B. germanica Fabr. und die grosse, dunkelbraune B. orientalis L. 3. Aeridiua. Feldheuschrecken. Vorderflügel dachförmig. Hinterflügel längsgefaltet, Hinterbeine Springbeine. Füsse 3 gliederig, an allen Beinen gleich geformt. Kopf senkrecht. Das gekielte Halsschild nach hinten oft stark verlängert (Tettix Charp.). Fühler kurz, faden- oder fast keulenförmig, nie länger als der halbe Körper, (^singen oder zirpen, indem sie eine gekerbte Stelle der Hinterschenkel an den Flügeldecken reiben. $ ohne vorragende Legröhre. — Meist Bewohner von Wiese und Feld, wo bei massenhaftem Auftreten der Thiere erheblicher Schaden vorkommen kann. Nur einzeln wird von Baumbeschädigimgen berichtet. — Am meisten ist als schädliches Insect bekannt Acridium migratorium Z/., die Wanderheuschrecke. Sie wird 4 bis 5 <^™- lang, variirt aber sehr in Grösse und Färbung, bald ist sie mehr braun, bald ganz oder theilweis grün; Vorderflügel mit schwarzen Flecken. Sie gehört mehr dem Süden an, ist aber in Deutschland überall einzeln verbreitet. In der Mark hat sie schon oft erheblichen Schaden gethan, z. B. Anfang der 50er Jahre auf den gräflich Redern'schen Gütern bei Biesenthal. Vom Wandern ist bei uns keine Rede, im Süden mag sie beweglicher sein. Heuschreckenzüge, welche sich dann und wann in Deutsch- land zeigten, kamen immer von Osten; z. B. einmal einer von Odessa, welcher Anfangs August die galizische Grenze überschritten und am 2ß. August schon 150 Kilometer weiter von der Grenzstadt Brczegan angekommen sein soll. Wo solche Züge einfallen, richten sie furchtbare Verheerungen au. Die wahre Heimath der Wanderheuschrecken scheinen die um das caspische und schwarze Meer gelegenen Gegenden zu sein. Auf mehreren preussischen Reviren haben auch schon Kiefernsaaten durch das Insect gelitten. — Der 2 kleinen Arten A. stridulum L. und caerulescens L. sei hier nur ihrer Häufigkeit wegen und deshalb gedacht, weil sie durch ihr Benehmen auffallen. Sie fliegen, wenn mau sie aufgeht, mit laut schnarrendem Geräusch eine nicht lange Strecke, um sich bald wieder niederzulassen. A. stridulum zeigt dabei seine hochrothen, caerulescens seine blauen Hinterflügel. Schaden thun sie wohl ebenso wenig, wie ihre zahlreichen, grünlichen Verwandten, wenn sie nicht in sehr grossen Massen erscheinen. 4. lioeiisitma. Laubheuschrecken, Heupferde. Hinterflügel längsgefaltet. Vorderflügel dachförmig, nur am Grunde mit dem Innenrande etwas über einander greifend. Hinterbeine mit verdickten Schenkeln zum Springen. Tarsen an allen Füssen gleich, 4 gliederig. Fühler borstenförmig, VI. Oränung. Orthop tera. Geradflügler. 489 so laug oder länger als der Körper. $ mit grosser, säbelförmiger Legscheide. (J mit Singapparat, der aus einer runden, klaren Trommelhaut in der Hinter- ecke der Vordertlügel und aus einem am ersten Hinterleibssegmente befind- lichen Kanal besteht, worin 2 Häutchen ausgespannt sind. Durch das Reiben der Flügel uiid das Ausströmen der Luft entsteht der Gesang. — Die Heu- pferde sind recht eigentlich typische Formen der Geradflügler. — Sie leben in ziemlich unschädlicher Weise von den verschiedensten Pflanzen, verzehren aber auch Raupen, Fliegen und andere Insecten, die sie mit ihren Vorder- beinen sehr geschickt zu fangen wissen. — Am häufigsten ist u. A. Locusta viridis sima L.\ ganz grün, Körper 2 bis 3^"^- lang. 5. Orylliua. Grabheuschrecken. Hinterflügel längs gefaltet, fehlen auch bei einigen Arten. Die Vorderflügel liegen meist horizontal über dem Körper und sind umgeklappt, so dass sie den Hinterleib umschliessen. Füsse ungleichförmig, 3 gliederig. Hinterbeine verdickte Springbeine oder von gewöhnlicher Bildung, letzteren Falles Vorderbeine mit Grabfüssen. Hinter- leib mit 2 Fäden. Fühler borstenförmig, meist nicht länger als der Körper. — Sie leben unter der Erde in selbst gefertigten Gängen. — Gattung Gryl- lus Latr.; mit Springbeinen, $ mit Legscheide, ^ mit Singapparat auf den Vorderflügeln. Häufig G. campestris L. (Feldgrille); schwärzlich ge- färbt. Lebt von Wurzeln und Sämereien, namentlich auf trockenem Boden; in Feld und Garten schädlich. G. domesticus L. (Heimchen); gelblich- grau, Kopf und Thorax dunkel gefleckt. Lästig in Häusern, wo es mehlige Stoffe verzehrt, namenthch in Bäckereien, Brauereien. — Gattung Gryllo- talpa Latr.; Vorderbeine Grabbeine, Hinterbeine nicht zum Springen geeignet; ■^ ohne Singapparat, $ ohne Legröhre. Forstlich nicht gleichgiltig (s. S. 67). 6. Mantodea. Fangheuschrecken. Vorderbeine mit langen Hüften, dicken Schenkeln und hakigen Schienen, zum Fangen anderer Insecten eingerichtet. Hinterbeine nicht zum Springen geeignet. Diese Insectenfresser sind für uns ohne forstliche Bedeutung, fast nur Bewohner südlicher Länder. Eine einzige Art, Mantis religiosa L. kommt auch in Süddeutschland vor; sie ist grün oder braungelb, 5 — 7*=™- lang. il. Abtheilung. Pseudoneuroptera. Gitterflügler. Diese Abtheilung umfasst die früher zu den Neuropteren gerechneten Arten. Die typischen Formen derselben, z. B. Libellen, sind jedenfalls Netz- flügler im vollsten Sinne des Wortes, werden aber ihres sonstigen Baues, ihrer unvollkommenen Verwandlung wegen zu den Orthopteren gerechnet*). *) Ueber die systematische Stellung dieser Gattungen hat sich zuerst Erichsou gründlich verbreitet in: Ger mar, Zeitschrift für Entomologie, I. Bd. S. 147 ff. 490 Insecten. Specieller Theil. Mundtheile beissend, Unterlippe meist gespalten. 4 gleichartige, häutige, netzförmig geäderte, selten verkümmerte Flügel; einigen Gattungen fehlen die Flügel ganz. Fühler pfriemenförmig, dann die Füsse 3- bis 5 gliederig; oder Fühler borsten-, faden- oder schnurförmig, dann die Füsse 2- bis 3 gliederig. — Die Verwandlung ist bei den Pseudoneuropteren nicht so ausgesprochen unvollkommen, wie bei den echten Geradflüglern, denn die Larven und Puppen ähneln dem vollkommenen Insect weit weniger. Die meisten leben als Larven und Puppen im Wasser, als Imagines auf dem Lande und sind Räuber. Wenige sind Pflanzenfresser. — Grosse forstliche Bedeutung hat nicht eine Art, wenn auch die Libellen manches schädliche Insect fangen und verzehren. 1. Odoiiata. Libellen, Wasserjungfern. Alle Flügel fast von gleicher Länge, nicht faltbar, stark netzförmig geädert (II. Taf. I. Fig. 1 0). Ober- und Unterkiefer sehr stark. Taster klein. Füsse 3 gliederig. Fühler 6- bis 7 gliederig, pfriemenförmig, d. h. sie bestehen aus einem kurzen, dicken Grundgliede, die übrigen Glieder sind cylindrisch , werden gegen die Spitze feiner, und bilden eine kurze, gekrümmte Borste. Geschlechtstheile des er' an der Unterseite des zweiten Bauchringes. — Die Eier werden an Wasser- pflanzen abgelegt, wozu die Imagines einiger Gattungen untertauchen (Agrion Fabr.). — Die im Wasser lebenden Larven zeichnen sich durch die zu einem vorgestreckten Raubarm umgestaltete Unterlippe aus; sie leben von Wasserinsecten, aber auch von Fischbrut. — Zwei Unterfamilien: a) Libel- lulides mit grossem, rundem Kopfe; Hinterflügel am Grunde nach hinten erweitert. Körper kräftig gebaut. Sie fliegen mit raschem Fluge und ruhiger Flügelhaltung, oft sehr entfernt vom Wasser an sonnigen Waldrändern, indem sie Jagd auf andere Insecten machen; dabei halten sie nicht selten, ähnlich den Schwalben, ordentliche Strassen ein, auf denen sie regelmässig wieder umkehren. Nützlich werden sie uns dabei durch ihre Insectennahrung. Als Repräsentanten dieser prächtigen Thiere seien hier nur 2 Arten genannt: Libellula quadrimaculata L. und die grosse Aeschna grandis L. b) Agrionides; Kopf nicht rund, sondern breiter als lang; Vorder- und Hinterflügel gleich gestaltet, cf mit 4 Anhängen am Hinterleibsende. Der ganze Körper sehr dünn. Die hierher gehörigen Arten halten sich nur an den Ufern der Gewässer auf und fliegen weit schwerfälliger, langsamer, als die Libelluliden. Häufige Arten: Calopteryxvirgo Z/., mit breiten ungestielten Flügeln, Q rothbraun, (f blau. Agrion puella L.., mit gestielten, schmäleren Flügeln, welche in der Ruhe aufgerichtet sind; (f und Q_ sehr verschieden gefärbt u. s. w. Diese zarten Thiere sind forstlich ohne alle Bedeutung. 2. £plieiuericlae. Eintagsfliegen. Vorderflügel dreieckig, Hinter- flügel viel kleiner oder fehlend. Mundtheile verkümmert, untauglich zum VI. Ordnung. Orthoptera. Geradflügler. 491 Fressen. Fühler pfriemenförmig , 2- bis 3 gliederig. Geschlechtstheile am Hinterleibsende. 2 oder 3 Schwanzborsten. Flügel in der Ruhe aufgerichtet. Füsse 5 gliederig. — $ lassen die Eier in Klumpen in das "Wasser fallen. Die eigenthümlich gestalteten, mit starken Kiefern versehenen Larven leben theils frei im Wasser unter Steinen oder an Pflanzen, theils graben sie sich Gänge im Schlamm. Das Larvenleben dauert 2 bis 3 Jahre, Diese Insecten haben eine ihnen ganz eigenthümliche Metamorphose. Aus den Puppen schlüpfen nicht sofort die eigentlichen Imagines, sondern erst die sogenannten Subimagines, welche sich nach kurzem Umherfliegen noch einmal häuten und dann erst zu Imagines werden. Letztere leben nur ganz kurze Zeit. — Die häufigeren Arten, wie Ephemera vulgata L., Palingenia virgo Oliv. schwärmen mitunter in wolkenähnlichen Massen. — Forstlich ganz ohne Bedeutung. 3. Perlidae. Uferfliegen. Hinterflügel breiter oder eben so breit, wie die Vorderflügel ; im ersteren Falle faltbar. Mundtheile zum Fressen untaug- lich, verkümmert. P'ühler faden-, borsten- oder schnurförmig. Hinterleib gewöhn- lich mit 2 Schwanzfäden. Flügel in der Ruhe flach oder halb cylindrisch auf dem Leibe liegend. — Das Q trägt die Eier in einer Vertiefung an der Bauchseite in einem Klumpen beisammen, den es in das Wasser faUen lässt. — Larven leben in fliessenden Gewässern, namentlich in Gebirgsbächen vom Raube. Die Larven und Puppen unterscheiden sich fast nur durch den Mangel der Flügel von den Fliegen. — Forstlich ganz ohne Bedeutung. — Häufig die 12 — 14"™- grosse Perla nubecula Newm. 4. Psocidae. Holz- und Bücherläuse. Kleine zum Theil un- geflügelte, gelbliche Thierchen mit fast körperlangen, borstenförmigen Fühlern und halbkugeligen, vorragenden Augen. Füsse 2- oder 3 gliederig. Leben in altem Holze, Papier u. dergl. — Die ungeflügelte Atropos pulsatoria L. häufig lästig in Herbarien und Insectensammlungen. 5. Terniitidae. Termiten. Vier gleichlange, schmale Flügel, diese länger als der halbe Leib, in der Ruhe parallel auf demselben liegend; oder Flügel fehlend; Fühler kurz, perlschnurförmig. Oberkiefer stark, 4 bis 6 zähnig. Füsse 4gliederig. In ihrer tropischen Heimath sind die Termiten, auch weisse Ameisen genannt, höchst gefährliche Thiere, die Holzwerk, Bücher und dergl. in unglaublich kurzer Zeit zerstören, ohne dass man von Aussen das Zerstörungswerk bemerkt. Im Freien bauen viele Arten mehrere Meter hohe, ausserordentlich feste Wohnungshaufen. Wie bei den Ameisen unterscheidet man cf, Q und \ letztere treten in zweierlei Form auf, als einfache Arbeiter und als „Soldaten" mit besonders stark entwickelten Kiefern. 492 Insecten. Specieller Theil. In Frankreich ^Yu^de Termes lucifngus Bos. sehr schädlich; in den Ge- wächshäusern von Schönbrunn bei "Wien richtete der aus Brasilien ein- geschleppte Termes flavipes Koll. schon bedeutende Verheerungen an. 6. Die auch früher schon zu den Orthopteren gezählten beiden Familien Pbysapoda (Blasenfüsse) und Thysauura (Lappen- oder Spring- schwänze) verdienen hier kaum Erwähnung. Zu den ersteren, meist ge- flügelten, sehr kleinen Lisecten gehört der in Gewächshäusern lästige Thrips haemorrhoidalis Be. und der dem Getreide nachtheilig sein sollende Thrips cerealium Hai.; die Arten leben in den Blüthen. Unter den Lappenschwänzen ist das in der Haushaltung unangenehme, sogenannte silber- graue „Fischchen", Lepisma saccharina L. zu nennen. VII. Ordnung. Hemiptera. Halbflügler. (Ehynchota. Schnabelkerfe.) Linne nannte die hierher gehörigen Insecten Hemiptera (Halb- flügler) nach der halb weichen, halb harten Beschaffenheit der Vorderflügel (IL Taf. I. Fig. 4). Nur ein Theil dieser Insecten (die Wanzen) zeigt diese Bildung, während ein anderer Theil (z.B. die Pflanz en lause) Flügel von gleicher Substanz hat. Latreille nannte deshalb erstere Heteroptera, letztere Homoptera. Für die ganze Ordnung lassen sich nur wenig allgemein giltige Kennzeichen finden. Charakteristisch ist für alle Arten der Schnabel; d. h. die saugenden Mundtheile sind in einen langen, dünnen, meist deutlich gegliederten Schnabel umgewandelt (II. Taf. I. Fig. 29. z.). Auf Grund des nur sehr wenigen Arten fehlenden Schnabels gab Fabricius dieser Ordnung den Namen Rhynchota oder Schnabelkerfe, derselbe ist jedenfalls be- zeichnender, und wurde hier nur nach dem üblichen Gebrauche der Ausdruck Hemiptera beibehalten. — Die Verwandlung ist fast durchweg unvollkommen. Die forstliche Bedeutung der Schnabelkerfe ist im Allgemeinen so ge- ring, dass wir uns bezüglich ihres Baues hier auf wenige allgemeine Andeu- tungen beschränken können. Der seiner äusseren Form nach sehr verschiedene Kopf trägt vorn den für die ganze Ordnung charakteristischen Schnabel. Derselbe ist eine hörn- oder pergamentartige, mehrgliederige, an der oberen Hälfte offene Röhre (Scheide), deren verschiedene Bildung charakteristisch für die systema- tische Eintheilung der Ordnung in Familien und Gattungen ist. Der Schnabel entspricht der Unterlippe mit den Tastern, und umschliesst die 4 Stech- VII. Ordnung. Hemiptera. Halbflügler. 493 oder Hohlborsten, welche man als Umbildungen der Ober- und Unterkiefern betrachten kann. An der Basis derselben liegt die Mundöffnung. Die sehr verschieden gestaltete Oberlippe ist am Ende der Stirn angewachsen und liegt meist auf dem Wurzelgliede des Schnabels. Dieser wird in der Ruhe gewöhnlich an Brust und Bauch zurückgelegt (IL Taf, I. Fig. 29, z), beim Saugen aufgerichtet. — Die meist borsten- oder fadenförmigen Fühler sind 3- bis 25gliederig. — Bezüglich der übrigen Körpertheile ist hervorzuheben, dass der Hinterleib seiner ganzen Breite nach mit der Brust verbunden ist, und dass die Beine höchstens 3 Tarsen haben. Das Flügelgeäder ist nament- lich für die Bestimmung der Pflanzenläuse wichtig, indessen auch bei den Heteropteren zu beachten. Die meisten Hemipteren legen Eier. Bei vielen Wanzen sind diese mit einem Kranze auswendig gekrümmter Häkchen versehen (Taf. H. Fig. 1 6). Bei manchen Pflanzenläusen, namentlich bei Chermes L. hängen sie an langen, zarten P'äden und sind mit fein gekräuselter Wolle bedeckt, bei einigen Blattläusen sind sie schwarz und glänzend (Lachnus pini L.). — Während bei den Heterojiteren die Verwandlung durchaus unvollkommen ist, so ist Fie bei den Homopteren sehr verschieden. Bei manchen Pflanzeuläusen kann man die drei letzten Stadien, Larve, Puppe und Imago äusserlich gar nicht unter- scheiden. Dagegen machen die c/ einiger Pflanzenläuse die sonderbare Ausnahme einer vollkommenen Metamorphose; die Puppen einiger Coccinen ruhen sogar in einem Cocon. Die forstliche Bedeutung der Rhynchoten ist nur eine geringe, obgleich sich viele Arten darunter finden, welche wenigstens einige Beachtung ver- dienen. Nützlich wirken viele Heteropteren, welche auf thierische Nahrung angewiesen sind, dahin gehören die im gewöhnlichen Leben unter dem Namen der „Baumwanzen" bekannten Insecten. Schädlich in grösserem oder ge- ringerem Grade werden die Pflanzcnläuse, deren Nahrung aus Pflanzensäften besteht, welche sie aufsaugen. A. Heteroptera. Ungleichflügler, Wanzen. Vier ungleichartige Flügel; Vorderflügel am Grunde hart, an der Spitze, so weit sie sich decken, häutig (H. Taf. I. Fig. 4). Hinterflügel häutig. Der Schnabel entspringt an der Spitze der Stirn und ist in der Ruhe meist gegen die Brust zurückgelegt. Wenige sind ungeflügelt. Viele Arten riechen bei der Berührung unangenehm. Der Geruch ist Folge einer Feuchtigkeit, -welche in einem drüsigen Organe der Brust abgesondert wird. Viele stechen •empfindlich, so die Bettwanze, die Raub- und Wasserwanzen. Abgesehen von der Bildung der Mundtheile sind die den Käfern ähnelnden Arten von 494 Insecten. Specieller Theil. diesen schon dadurch leicht zu unterscheiden, dass bei den Wanzen die Vorderflügel stets über einander greifen, also nie eine gerade Naht haben. — Verwandlung regelmässig unvollkommen. — Die Heteropteren theilt man in zwei Abtheilungen, in Landwanzen und in Wasserwanzen, die wir hier als Hauptfamilien betrachten können. I. Oeocores. Landwanzen. Die deutlich 3- bis 5 gliederigen Fühler sind gross, mindestens von halber Körperlänge. Füsse 2- bis 3 gliederig. Schnabel meist lang und ge- wöhnlich in einer Rinne unter der Brust liegend. Die meisten Arten leben auf dem Lande; nur die in dieser Beziehung einen Uebergang zu den Wasser- wanzen bildenden Wasserläufer (Hydro mici) auf, aber nicht in dem Wasser. — Die Nahrung der Landwanzen besteht meist aus thierischen Stoffen; sie werden uns nützlich durch das Aussaugen zahlreicher anderer Insecten, lästig freilich dadurch , dass sie gelegentlich auch Pflanzenkost nicht ver- schmähen. Nichts zeigt so deutlich die Veränderlichkeit der Nahrung, als die Bettwanze, welche sich bald mit Blut vollsaugt, bald zwischen Ritzen sitzt, wo sie nur etwas Feuchtigkeit findet. Nicht selten durchlöchern Wanzen Kräuter siebartig und werden dadurch dem Gärtner schädlich. Nach Nörd- linger soll z. B. auch Pentatoma (Cimex) rufipes L. schädlich werden, wenn die jungen Thiere in ganzen Familien auf Kiefern und Fichten- zweigen leben. Nach der Schnabelbildung kann man die Landwanzen in zwei Gruppen theilen, die in mehrere Familien zerfallen: a. Schnabelscheide 4gliederig. Klauen mit 2 Haftlappen. Hierher gehören 1. Scutati, Schildwanzen; Schildchen gross, wenigstens bis zur Mitte des Leibes reichend, Fühler 5 gliederig; leben auf Wiesen, Bäumen und Sträuchern. Darunter die sogenannten Baumwanzen. — 2. Coreodes, Randwanzen; Schildchen klein; Fühler 4 gliederig, an der Oberseite des Kopfes eingelenkt; 2 Nebenaugen; Körper mit scharfem Seiten- rande; ebenfalls auf Sträuchern, im Grase, von Insecten lebend. — 3. I^y- gaeodes, Langwanzen; Schildchen klein, Fühler 4 gliederig, an der Unter- seite des dreieckigen Kopfes eingelenkt; mit und ohne Nebenaugen. Hierher gehört z. B. der schon im Frühjahre gesellschaftlich an alten Mauern sich sonnende, rothe Lygaeus equestris L. — 4. Capsini, Blindwanzen; Schildchen klein ; Fühler 4 gliederig, das zweite Glied verlängert, letztes Glied haarfein; keine Nebenaugen; kleine, zarte Wanzen, namentlich auf Wiesen. VII. Ordnung. Ilemiptera. Halbflügler. 495 b. Schnabelscheide ogliederig. Klauen ohne Haftlappen. Fühler 4gliederig. 5. Membranacei, Hautwanzen. Schnabel in einer Rinne an der Kehle versteckt, mit gleichlangen Gliedern, Fühler kurz; Körper oft mit lappenförmigen Anhängseln; leben auf Wiesen, in Gebüschen und unter Baum- rinden. Hierher gehört die ungeflügelte Bettwanze; Acanthia lectularia L. — Die Arten der Gattung Aradus Fabr. leben unter Rinden, sind aber unschädlich. — 6. RediiTÜ, Schreit- oder Raubwanzen; Schnabel nie in einer Rinne, mehr oder weniger frei abstehend; Kopf halsförmig verengt; Fühler lang und dünn. Die langsam schreitenden Thiere leben nur vom Raube anderer Insecten, die sie durch ihren empfindlichen Stich tödten. Unter ihnen die grössten Landwanzen, z. B. der bekannte Reduvius personatus L. (Kothwanze), schwarzbraun mit rothen Beinen, 17 — 18™™-; am auffallendsten in Häusern die meist ganz mit Staub bedeckte Larve. — In südlichen Län- dern auch Blutsauger. — 7. Riparii, Uferläufer; Schnabel nicht in einer Rinne, frei abstehend; Kopf nicht halsförmig verengt; Fussklauen gross, an der Spitze des letzten Gliedes, frei. Kleine, gewandte, an Gewässern von Insecten lebende Thiere. — 8. Hydrodromici, Wasserläufer; Schnabel nicht in einer Rinne, frei abstehend; Kopf nicht halsförmig verengt; Klauen vor der Spitze des letzten Fussgliedes in einem Ausschnitte desselben einge- fügt. Laufen auf der Oberfläche des Wassers ruckweise umher; an der Unter- seite sind sie mit silberweissen Härchen bedeckt, welche das Wasser abhalten. Hierher gehört der bekannte, langgestreckte, schmale Teichläufer, Limnobates stagnorum L.\ grau, 13 — 14™™. II, Hydrocores. Wasserwanzen. Die sehr kleinen, aus 3 bis 4 kurzen Gliedern bestehenden Fühler versteckt unter den Augen in Gruben eingelenkt. Füsse 1 bis 3 gliederig, Beine lang, meist mit Wimpern zum Schwimmen. Der gebogene, kurze Schnabel ist abstehend. Leben im Wasser. Forstlich ohne alle Bedeutung. Einige Arten schaden der Fischzucht. — Nur zwei Familien: 1, !K[otonectlci, Rückenschwimmer. Die breiten Hinterschienen sind platt gedrückt, die Vorderbeine sind weder verdickt noch verlängert; schwimmen sehr geschickt auf dem Rücken. Hieher z. B. die häufige, gelb- graue, 15 "'"• lange Notonecta glauca L. — 2. IVepina, Wasser- Scorpionwanzen. Vorderbeine verdickt und verlängert, zu Fangbeinen aus- gebildet, Hinterschienen nicht platt gedrückt ; schwimmen nicht auf dem Rücken. Hierher die graubraune, reichlich 20 ™'"- lange Nepa cinerea L., deren Hinterleib oben roth. 496 Insecten. Specieller Theil. B. Homoptera. Gleichflügler. Meist vier Flügel von gleicher, häutiger Substanz, die Vorderflügel aber grösser, als die Hinterflügel; oft sind die Vorderflügel lederartig, die hinteren häutig; nicht selten fehlen die Flügel ganz. Man kann für unsere Zwecke die Homopteren eintheilen in Cicadeu, Blattflöhe oder Blattsauger, Pflanzen- läuse, Schildläuse und Schmarotzerläuse. Die beiden letztgenannten Familien werden oft noch zu einer Hauptgruppe (Aptera) vereinigt. Da aber unter den Schildläusen geflügelte ^, unter den Pflanzenläusen viele ungeflügelte Thiere vorkommen, so lassen wir dieselben hier unter der Gruppe B. HI. Cicadina. Zirpen, Cicaden. Vorderflügel lederartig oder häutig, mit kleinem, lederartigem Grund- stück; Hinterflügel häutig. Rippenverlauf auf beiden ähnlich, fast gleich- massig strahlig, mit Querrippen. In der Ruhe liegen die Flügel dachförmig aneinander. Der Schnabel entspringt an der Unterseite, u. z. am Grunde des Kopfes, nahe an der Brust. Die kleinen, borstenförmigen Fühler haben 3 — 10 Glieder. Füsse 3 gliederig, häufig Springbeine. — Die Cicaden sind zwar durchaus Pflanzenfresser, allein ohne jede forst- liehe Bedeutung. — Man unterscheidet 4 Familien: 1 .^Slridiilaiitia, Singcicaden; Flügel häutig, durchsichtig; Fühler 7 gliederig, vor den Augen eingelenkt. 3 Nebenaugen. Hierher die 2G — 28 ™™- grosse'^icada orni L., welche auf der Manna-Esche (Frax. ornus) durch ihren Stich den Ausfluss eines Saftes bewirkt, welcher zu Manna erhärtet; die nördlichste Art, geht aber nicht über Mitteldeutschland hinaus. Alle anderen Arten südlich. — 2KFulgorina, Leu cht cicaden. Meist bunte, dem Süden angehörige Arten, darunter der 60 """ grosse, ^chinesische Laternenträger; nicht alle leuchten. — 3.^-Membracina, Buckelcicaden. Vorderrücken gewöhnlich über den Hinterleib verlängert; meist Südamerikaner. Bei uns auf Gesträuch 0 Centrotus cornutus Fabr.: Vorderrücken seitlich mit 2 Hörnern, nach O hinten bis an die Spitze des Leibes verlängert. — 4. Cicadelliiia, Klein- cicaden. Die in Deutschland am meisten vertretene Familie; Fühler vor den Augen, Stirn nach vorn gerichtet, Vorderrücken nach hinten nicht ver- verlängert. Häufig die sogenannten Schaumcicadenr^phrophora spumaria L.; gelbgrau, Vorderflügel mit 2 lichten Binden, 11 ™"'-; und^A. Salicis Fabr. Die grasgrünen Larven saugen im Frühjahr an jungen Weidentrieben und anderen Pflanzen; umhüllen sich mJt einem, aus dem After tretenden, weisslichen Schaum (Kukuksspeichel). VII. Ordnung. Hemiptera. Halbflügler. 497 IV. Psyllodes. Blattflöhe oder Blattsauger. Von einigen zu den Pflanzenläusen gerechnet. Die kleinen Thiere bilden eine Art Uebergang von letzteren zu den Cicaden. Sie ähneln sehr den grösseren Blattläusen, unterscheiden sich indessen durch etwas festere Consistenz der Vorderflügel und durch ihr Springvermögen. Fühler so lang oder länger als der Körper. Meist 2 Nebenaugen. — Forstlich ohne be- sondere Bedeutung, obgleich einige Arten auf Bäumen leben. So z. B. Psylla alni L. auf Erlen; grün, Hinterleib gelb; Thorax mit 3 gelblichen Flecken; Fühlerspitze schwarz; die mit Wolle bedeckten Larven gesellig auf Blättern der Alnus glutinosa. Eine Art, P. ulmi Z/., ganz unschädlich auf Ulmen. Für den Obstzüchter beachtenswerth sind Psylla pyrisuga Foerst. und mali Foerst. etc. V. Aphidiiia. Pflanzen-, Blatt-, Saftläuse. Die geflügelten Blattläuse haben 4 sehr zarte, durchsichtige, wenig geäderte Flügel, ohne Innenzellen, indem alle Zellen den Flügelrand berühren. Sehr oft fehlen jedoch die Flügel. Die langen Fühler sind 5 bis 7 gliederig. — Die Pflanzenläuse sind namentlich deshalb nicht leicht zu bestimmen, weil man die äusserst zarten Thiere in Sammlungen nicht conservireu kann, und weil es oft nothwendig ist, die verschiedenen Zustände zu berücksichtigen. — Die Lebensweise dieser interessanten Thiere wurde schon wiederholt be- rührt (§. 4). Sehen wir hier zunächst ab von der der Chermes- Arten, von denen die übrigen Blattläuse sich durch grössere Beweglichkeit unterscheiden, so bleibt darüber folgendes zu sagen: Das Ablegen der Eier erfolgt im Herbste, wenn die sehr kleinen, daher leicht zu übersehenden cf zum Vor- schein kommen. Zu derselben Zeit erscheinen auch die Gattenmütter. Die Eier überwintern frei an Trieben, Nadeln und Knospen; sie sind meist dunkel gefärbt, von der Grösse feiner Sandkörner, und liegen in Häufchen oder auch reihenweise. Im Frühjahre kriechen die Jungen aus, die man Larven nennen könnte, wenn sie nicht lebendig gebärend (keimstocktragend oder Ammen) wären (s. §. 4 und 7). Sie sind Jungfernmütter (S. 327) und treten in zweierlei Formen auf; in den ersten Generationen ungeflügelt, in den späteren fast immer geflügelt. Leuckart hat deshalb hier die Be- zeichnung „Dimorphismus" vorgeschlagen. Dies Lebendiggebären dauert bis zum Herbste, oft kommen wohl 9 Generationen vor, wodurch sich die Blatt- läuse so erstaunlich vermehren. Erst im Herbste erscheinen wieder (f und Q, letztere legen nach erfolgter Begattung Eier. — Anders ist das Leben von Chermes, welches Seite 90 geschildert wurde. Hier findet eine eigent- liche Parthenogenesis statt. 32 498 Insecten. Specieller Theil. Die Bedeutung der Pflanzenläuse ist gross für Feld und Garten; forst- lich geringer. Am meisten schädlich wird die bekannte Gattung Chermes L.. welche deshalb im I. Cursus (S. 90 ff.) näher geschildert wurde. Voll- ständig gleichgiltige Thiere sind indessen auch viele andere Arten nicht. Koch theilt dieselben in 31 Gattungen, wir können uns jedoch hier mit den grösseren Gattungen begnügen, wie sie noch Kaltenbach in seiner Mono- graphie der Pflanzenläuse (1843) festhält: Aphis Z/., Blattlaus. Die langen Fühler 7 gliederig; 1. und 2. Glied kurz; das 3. am längsten; das 4. und 5. fast gleich lang; das 6. halb so lang; das 7. sehr dünn. Flügel mit 4 Zweigadern, die dritte (die Cubital- ader) zweigabelig. Hinterleib mit mehr oder weniger langen Honigröhren. — Nur sehr wenige Arten gehen an die Wurzeln der Pflanzen, die meisten leben frei an Blättern und jungen Trieben. Gallen bilden sie nicht, wohl aber krümmen und krausen sich die befallenen Blätter und Triebe. Die wenigsten leben auf Holzgewächsen. Eine sehr häufige und überall bekannte Art ist A. rosae X,, mit sehr langen Honigröhren. Einige verdanken ihre Namen den Holzpflanzen, auf deren Blättern oder Trieben sie leben, wie A. alni Fabr., betulae Z/., aceris Fabr.., Salicis Z/., pruni Fabr.., quercus Ealtb., populi L., tiliae L. etc. Lachnus ///., Baumlaus. Fühler nur 6 gliederig, viel kürzer als der Körper, glatt; Vorderflügel mit zweigabeliger Cubitalader, Hinterflügel mit 2 Schrägadern; Honigröhren bilden nur höckerartige Drüsen. — Diese Gat- tung umfasst wenig, aber sehr verschieden gestaltete Arten, welche alle auf Holzpflanzen leben, entweder an der Rinde oder an den Blättern saugen. Erheblichen Schaden haben sie wohl noch nicht gebracht. Koch behält den Gattungsnamen Lachnus nur für die Nadelholzbewohner dieser Gruppe, darunter 4 auf Kiefern: pineti F., hyperophilus Koch., pini L., taeniatus JSoch] 2 auf Fichten: fasciatus ^wr/». und hyalinus Koch; 1 auf Lärche: laricis Koch. Die Laubholzbewohner vertheilt er an verschiedene andere Gattungen, darunter: fagi Z,., roboris L., quercus L. etc. Als Nadelholzbe- wohner führt Kaltenbach noch L. agilis Kaltb. auf Kiefern, grossa Kaltb. und pinicola Kaltb. auf Fichten an; grossa im Juni oft in Menge au alten Stämmen. Schizoneura Hrtg., Rindenlaus. Die einzelnen Glieder der 6 gliede- rigen Fühler schraubenförmig geringelt, Honigröhren fehlen ganz oder sind nur als Drüsen vorhanden. Vorderflügel mit 4 Astadern, Cubitalader ein- gabelig; Hinterflügel mit 2 Astadern. Flügel in der Ruhe dachförmig. — Auch diese Arten leben nur auf Holzpflanzen, könnten daher ebenso gut Baumläuse genannt werden. Einige deformiren die Blätter oder Zweigspitzen oder leben in gallenartigen Blasen. Seh. languinosa Är«^. in sehr grossen, behaarten Gallen an den Blattstielen oder Mittelrippen der Ulmenblätter; oft VII. Ordnung. Hemiptera. Halbflügler. 499 wird das ganze Blatt zur Gallenbildung verbraucht; meist nur an Ulmen- sträuchern, selten wohl an Bäumen. — Seh. ulmi L. an der Unterseite der Blätter aller Ulmenarten; die Blätter rollen sich nach unten zusammen. — Seh. compressa Koch ebenfalls auf Ulme in weisshaarigen , seitlich zu- sammengedrückten Gallen auf den Blattrippen. — Seh. Reaumuri JEaZfi. an jungen Zweigspitzen der kleinblätterigen Linde, welche sich spiralig krümmen. Vacuna Heyd.^ Zweiglaus. Die kurzen Fühler nur 5 gliederig, alle Glieder zart geringelt. Vorderflügel mit 4 Zweigadern, Cubitalader eingabelig; Hinter- flügel mit einer Zweigader. Flügel flach auf einander liegend. — Nur 2 Baumbewohner. Sie nehmen gewöhnlich nur die zarten Zweigspitzen ein, be- fallen jedoch auch die Blattrippen. — V. betulae Kaltb. auf Birken und dryophila Schrnh. auf Eichen. Pemphigus Hrtg.^ Wolllaus. Fühler kurz, 6 gliederig. Vorderflügel mit 4 einfachen Schrägadern. Hinterflügel mit 2 Schräg- oder Zweigadern. Honigröhren versteckt. Die Thiere sind mit langer Wolle bedeckt, die sich nach jeder Häutung erneuert. — Leben auf holz- und auf krautartigen Pflanzen. — Am bekanntesten P. bursarius L. in Gallen an den Mittelrippen und Stielen der Pappelblätter, — Nicht alle Arten dieser Gattung bilden Gallen. Tetraneura Hrtg.^ Gallenlaus. Die kurzen Fühler 6gliederig, die Glieder ringelig. Vorderflügel mit 4 einfachen Schrägadern, Hinterflügel nur mit einer Schrägader, Flügel dachförmig. — Tetr. ulmi de Geer in Gallen auf der Oberseite der Ulmenblätter. Von den Gallen der Seh. languinosa unter- scheiden sich diese dadurch, dass sie viel kleiner und glatt sind. — T. alba Batz. in haselnussgrossen, behaarten Gallen am Grunde der Ulmenblätter, Chermes i., Rindenlaus, Tannenlaus, Wolllaus. Zu vergl. L Curs, S, 90 ff. Phylloxera B.d.F., Kolbenlaus. Fühler nur Sgliederig; Vorder- fltigel mit 3 Zweigadern; Hinterflügel ohne Schrägader. Flügel horizontal. Ohne forstliche Bedeutung, hier der berüchtigten Verderberin des Wein- stockes (Ph. vastatrix) wegen erwähnt. Nur zwei Arten bei uns, welche indessen nicht unterirdisch an den Wurzeln fressen, wie vastatrix; Ph. quercus JB.d. F. (coccinea Heyd.) an der Unterseite der Eichenblätter, und Ph, corticalis Kalth. an der glatten Rinde junger Eichen. Die übrigen Gattungen, welche in der Erde leben, von Hartig Hypo- nomeutes genannt, haben für uns gar keine Bedeutung, nicht einmal der an Kiefernwurzeln fressende Rhizobius pini Burm. VL Coccina. Schildläuse. Die nöthigen Notizen über diese Familie finden sich bei Coccus race- mosus Raiz. (S. 88) und C. variolosus Ratz.^ conchatus Ratz. (S. 216). Nachträglich sei noch des C. (Lecanium) quercus Reaum. gedacht, welcher 32* 500 Insecteo. Specieller Theil. an der Rinde älterer und jüngerer Eichen wohl unschädlich lebt.*) — Zu nennen sind einige dem Menschen nützliche Coccus - Arten , der rothe Farbe liefernde C. ilicis //.; die Cochenille, C. cacti L.\ der den Schellack liefernde C. lacca Kerr. — Bekannt sind jedem Blumenzüchter die allerdings schädlichen Schildläuse auf Rosen (Aspidiotus rosae ße.), auf Oleandern (A. nerii^eV) etc. Dass diese Thiere sich in Gewächshäusern mehr vermehren als im Freien, ist Eifahrungssache ; Ratzeburg findet den Grund hierzu, wohl nicht mit Unrecht, in dem kränklichen Zustande der Treibhauspflanzen und in dem Mangel an Blattlausfeinden. VII. Pediculiua. Schmarotzerläuse. Ungeflügelt, Fühler 5 gliederig. Tarsen 2 gliederig; deren letztes Glied hakig zurückschlagbar wie eine Messerklinge. Verwandlung so unvollkommen, dass sie hier so gut wie ganz fehlt. — Diese auf Thiereu und Menschen schmarotzenden Insecten sind ohne alle forstliche Bedeutung. Sie sind im gewöhnlichen Leben als Läuse berüchtigt. Gattung Pediculus L. — Dasselbe lässt sich sagen von der mitunter zu den Orthopteren gerech- neten Familie der Mallophaga (Pelzfresser), deren Mitglieder zwar beissende Mundtheile haben, sich ihrer parasitischen Lebensweise nach aber als schmarotzende Läuse auf Vögeln oder Säugethieren den Pediculinen an- schliessen. *) Während des Druckes dieser Arbeit gelangte die 2. Abtheilung des III. Theiles von Altum's Forstzoologie in meine Hände. Dort wird das n ach Eatzeburg an iiber wallenden Wunden alter Eichen lebende Lecanium cambii Eeaum. als schädlich erwähnt. Frass und Schaden werden ähnlich wie der des Coc. variolosus Ratz. geschildert. A 11 li a II g. Spinnen thiere nnd Tausendfüsse. (J.) Der Spinnenthiere (Araehiioidea) und der Tausendfüsse (]tI;^riapof1a) sei hier wenigstens anhangsweise kurz gedacht, da sie zwar nicht von erheblicher Bedeutung für den Wald sind, immerhin aber wenigstens einige Beachtung verdienen. Namentlich gilt dies von den meist durch 8 Beine am Bruststück ausgezeichneten Arachnoiden. Die zahlreichen, echten Spinnen (Ordnung Araneae) können uns wenig interessiren. Sie gelten gewöhnlich für nützliche Thiere, namentlich die Kreuzspinne (Epeira diadema L.) und ihre Verwandten, welche im Walde ihre grossen, verticalen Netze zwischen Bäumen, Holzstössen u. s. w. ausspannen, in denen auch Borkenkäfer ge- fangen werden. Auch unter den ohne Gewebe lebenden, sogenannten Jagd- spinnen (Vagabundae) giebt es wohl manche Arten, welche an Bäumen u. s. w. ihre aus Insecten bestehende Nahrung aufsuchen. Der Nutzen der echten Spinnen wird indessen dadurch wenigstens theilweise wieder aufge- wogen, dass sie ganz unparteiisch schädliche und nützliche Insecten verzehren. Manche schaden sogar etwas, wenn auch nicht im Walde, so doch im Garten, durch ihr auf Pflanzen angelegtes Gewebe, indem dies die fi-eie Entwicklung der Blättchen und Blüthen hindert. Weit beachtenswerther sind die zu den Arachnoiden gehörigen Milben (Ordnung Acarina). Der Kopf, die Brust und Hinterleib der Milben sind fast immer verschmolzen, ungegliedert; die Trennung ist höchstens durch eine Furche angedeutet. Fresswerkzeuge verschieden; die Oberkiefer sind bald zum Beissen, bald mehr zum Nagen eingerichtet; häufig findet sich ein aus der Unterlippe und den in Stechborsten umgewandelten Kiefern gebildeter Saugrüssel. Sie haben 2, 4 oder keine Augen. Die Beine sind bei den verschiedenen Arten verschieden. Die vollständig ausgebildeten Milben haben 4 Paar Beine, die jungen vor ihrer Häutung nur 3 Paare. Dies ist bei der Bestimmung wohl zu beachten; noch Latreille bildete irrthümlich aus den jungen, 6beinigen Milben eine besondere Familie (Microphtiraj. — Die Milben leben theils auf iPflanzen, theils als Schmarotzer auf und in Thieren, theils von trockenen Nahrungsmitteln (Mehl, Käse u. s. w,); sie kommen sowohl im Wasser, als auf dem Lande, in warmen, sowie in kalten Gegenden vor. Vorzugsweise interessiren uns die Pfanzenmilben. Kann man sie auch nicht als Waldverderber bezeichnen, so sind verschiedene Arten doch den 502 Milben. Bäumen schädlich. Zuerst haben die zum Theil mikroskopisch kleinen Thiere die Aufmerksamkeit der Gärtner erregt. Aus Bouche's „Garteninsecten" erfahren wir, dass sie am verderblichsten in Treibhäusern mit warmer, stagnirender Luft hausen. Im Freien werden sie wesentlich durch einen warmen Sommer begünstigt. Sehr viele Milben verursachen auf Blättern höherer und niederer Pflanzen Gallen oder andere Deformationen, andere leben ganz frei. Am interessantesten sind wohl die ersteren. Auf eine Be- schreibung der einzelnen Arten müssen wir indessen hier verzichten. Die Be- stimmung der zum Theil sehr kleinen Thiere bietet ausserordentliche Schwierig- keiten. F. Thomas schildert im (Progromm der Realschule zu Ohrdruf 1869) die ihm bekannt gewordenen Arten der Gattung Phytoptus Duj. und zählt nicht weniger als 31 verschiedene Missbildungen auf, welche durch diese Milben an verschiedenen Pflanzen hervorgebracht werden. Er macht dabei besonders darauf aufmerksam, dass die verschiedenen Formen der Missbil- dungen, sowie die verschiedenen Pflanzenarten, auf denen sie vorkommen, wohl einiges Anhalten für die Bestimmung der Milbenarten gewähren können, durchaus aber nicht eine Art-Yerschiedenheit der Milben selbst ohne Weiteres begründen. Letzteres wäre nur dann der Fall, wenn eine im höchsten Grade ausgebildete Monophagie dieser Thiere nachgewiesen werden könnte. Dieser Nachweis ist aber keineswegs bisher gebracht worden. Die kleinen Arten der Gattung Phytoptus, deren Länge zwischen 0,15 bis 0,28 ™'"- schwankt, lassen sich sehr schwer unterscheiden. Nachstehend mögen einige Milben, welche Bäume und Sträucher bewohnen, in der Hauptsache nach Kaltenbach „Pflanzenfeinde" genannt werden, ohne dass wir uns auf nähere Beschreibung einlassen könnten. Es leben auf: Acer: Volvulifex aceris Am.; diese gestreckte Milbe lebt gesellig auf Feld- und Bergahorn. Sie erzeugt auf der oberen Blattfläche 1 bis 2 mm. hohe, rothe Gallen, deren Ausgangsöffnung auf der unteren Seite mit einem braunen Haarkranz verschlossen ist. Erineus aceris Am.; erzeugt an der Unterseite der Blätter verschiedener Ahornarten durch Saugen und Ablage der Eier Producte, welche Haarpolster an der unteren Blattfläche darstellen. Man hielt die- selben früher für Pilzbildungen. Aesculus: (Rosskastanie). Phyllerius hippocastani Kirch.; die winzige Milbe erzeugt gallenartige, behaarte Auswüchse auf der oberen Blattfläche an Rosskastanien, u. z. im Winkel der Haupt- und einer Nebenrippe. Carpinus: Phytoptus carpiui Arn.; verursacht an der Seitenrippe eines Blattes eine Falte, zwischen welcher die Larven gesellig leben. Malotrichus carpini A7n.\ an der Unterseite der Blätter in Haarpolstern. Volvulifex rhodizans Am.; erzeugt an der Oberseite der Blätter tascbouartige, mit rothen Haaren ausgekleidete Vertiefungen. Milben. 503 Oteiletes carpini Am.; bewirkt durchscheinende Narbenbil- dungen an den Blättern durch Aussaugen. Corylus: Phytoptus coryli Frau.] macht sich nach einer Mittheilung von Frauen feld in den Verhandl. der^jzool. bot. Gesellschaft in Wien (XV. S. 263 f ) durch die von ihr bewohnten 'Laubknospen der Haselnuss bemerkbar, welche im Fiühjahre aufgedunsen und um das Vier- bis Sechsfache ihres gewöhnlichen Umfanges vergrössert erscheinen. Die Hüllschuppen der Knospen sind weit auseinander gedrängt; die Blätter entwickeln sich nicht. — Es ist das wohl dieselbe Milbe, welche Ratze- burg als Knospenmilbe an Haselsträuchern , aber ohne Namen, erwähnt. Calycophthora avellanae Am.-, deformirt die Blattknospen zu kugeligen Schuppengallen. Crataegus: Erineus oxyacanthae Am.; biegt die Blattränder um und verdickt sie. Sie soll auch braune Gallen erzeugen. Cytisus: Tetranychus sociarius Müll.; Die rothen Eier im Frühjahr an den Knospen. Die Lärvchen saugen an der Unterseite der Blätter, welche dadurch gelb punktirt werden. Morus: Trichoxyreus n. sp. Avi.; die Larven fressen die Haare auf den Blättern des Maulbeerbaumes weg imd saugen. Populus: Batoneus populi Kirch.; in vielkammerigen, grünröthlichen, haselnuss- bis faustdicken Gallen am Grunde junger Wurzelsprösslinge von P. tre- mula, an oder auch unter der Erde. Heliaczeus populi Kirch.; bildet am Blattstiele rothgelbe, linsen- grosse, mit rothen Wärzchen bedeckte Gallen, an P. tremula. Phytoptus sp. ?; diese, dem unbewaffneten Auge nicht sichtbare, weissliche Milbe lebt an Sträuchern der P. tremula. Sie tritt im zei- tigen Frühjahre auf und saugt an den jungen Blättchen, wodurch die Zweige verkümmern und rundliche, krause Knäuel ganz deformirter Blätter bilden. Prunus: Cecydoptes pruni Am.; in Gallen an den jungen Zweigen der Pflaumen- bäume. Volvulifex pruni Am.; in taschenartigen Grübchen an der Ober- seite der Blätter, Bursifex pruni Am.; in hanfkorngrossen, behaarten Beutelchen an der Unterseite der Pflaumenblätter. Pyrus: Typhlodromus pyri Scheut.; an den ganz jungen Blättchen der Birn- bäume; die Milbe bewirkt dort angeschwollene, anfänglich rothe, später dunkle Stellen. An der Unterseite des Blattes sieht man mit der Lupe auf jeder Geschwulst ein Lüchelchen, durch welches die alte Milbe aus- und eingeht. Typhlodromus mali Am.; an jungen Blättchen der Apfelbäume. Erineus mali Arn.; bewirkt haarige Flecke auf Apfelblättern, die man früher für Pilzbildungen hielt. Volvellina marginalis Am.; rollt die Ränder der aus der Knospe brechenden Birnblätter rings herum ein. Tilia: Tetranychus telarius i. ; saugt auf der Unterseite der Blätter verschiedener Bäume und Sträucher, welche sie mit seidenartigem Gespinnst 504 Milben. überzieht. Nördlinger fand Stamm und Aeste einer Linde ganz mit letzterem überzogen. Dieselbe Beobachtung theilt Koch in seiner „Uebersicht des Arachnidensystems" (3. Heft, S. 59) von einer ande- ren Art: Tetr. socius Koch mit: Er erscheint in gewissen Jahren in solcher Anzahl, dass die Milben Stamm und Aeste der von ihnen be- wohnten Linde mit so dichtem Gewebe bedecken, als wenn der Baum mit glänzendem Atlas überzogen wäre. Im Spätherbst sah K. die Thierchen am Fusse der befallenen Linde die Erde dicht bedockend übereinander gehäuft, gerade als wenn der Baum mit einem orange- gelben Staube umgeben gewesen wäre. Ulmus: Phytoptus campestricola Frau, erzeugt zahlreiche kleine Wärzchen auf beiden Seiten der Blätter von ulmus campestris. Ratzeburg erwähnt noch verschiedenen Milbenfrass ohne mit Sicher- heit den Art- oder Gattungs-Namen anzugeben. Schon Hart ig gedenkt in seinem Conversationslexicon (S. 737) einer Pflanzenmilbe unter dem Namen Oribata geniculata Latr.., welche in Knotenwülsten von der Dicke einer Erbse bis zu der einer Bohne an den Zweigen schlechtwüchsiger Kiefern lebt; diese Knoten bestehen aus parenchymatischem Zellengewebe, welches eine imendliche Menge kleiner, unregelmässiger Höhlungen enthält, in deren jeder 6 bis 12 und mehr Larven der Milbe eingeschlossen sind, so dass eine einzige Galle tausende derselben enthalten kann. (Kaltenbach nennt diese Milbe nicht, wie überhaupt keine auf Nadelholz.) Nördlinger hat an jungen Nadelholzkeimlingen weisse Milben bemerkt, die ihren Rüssel in die Stengel- chen einbohrten und wesentlich schadeten (Kleine Feinde der Landwirthschaft. 2. Aufl. 1869. S. 37). — Mögen die mitgetheilten Notizen über Pflanzen- niilben genügen, um auch hier die Aufmerksamkeit der Forstwirthe auf diese kleinen Baumfeinde zu lenken. Weniger forstliches Interesse gewähren im Allgemeinen die zoophagi- schen Milben. Die Milbenräude bei Schafen, welche Sarcoptes ovis Nitzsch hervon'uft, die Krätzemilbe des Menschen, S. scabiei Lat7\, u. a. Hunde-, Fledermaus-, Pferde- und Katzenmilben u. s. w. können hier ganz übergangen werden. Erwähnenswerth sind nur noch die an Insecten schmarotzenden Milben, H artig beschreibt 1. c. ausführlich eine Borkenkäfermilbe, welche nach ihm der Gattung Uropoda Lair. angehört. Dieselbe heftet sich mit einer vom After ausgehenden Röhre hinten an die abschüssige Stelle der Flügeldecken der Käfer, und wird so mit in die neuen Brutgänge getragen, wo sie ihre Brut unterbringen kann. Er fand sehr viele Larven imd Puppen des B, typographus durch die Larven dieser Milbe zerstört. — Wahrscheinlich ist es dieselbe Milbe, welche J. Müller in Mähren an Bostrychen fand und als Uropoda ovalis bezeichnet. — Am häufigsten findet man Gamasus coleopteratorum Z/,, die gemeine Käfermilbe, an den Mist- und Aaskäfern; Milben und Tausendfüsse. 505 ob letztere dadurch blos belästigt, oder ob sie vielleicht durch die Larven der Milbe in ihrer Entwicklung gestört werden, ist wohl nicht bekannt. — Den Milben ausserordentlich nahe steht eine andere Ordnung der Spinnenthiere, die Holzböcke oder Zecken, Ixodea. Sie zeichnen sich durch ihre lederartige, stark ausdehnbare Haut und durch ein Hornschild auf dem Rücken aus. Aber auch ihre Grösse unterscheidet sie von den kleinen Milben. Als Belästiger von Thieren und Menschen ist der bekannte Ixodes ricinus L. erwähnenswerth, welcher sich mit seinem Schnabel tief und fest in die Haut bohrt, um Blut zu saugen. Er schwillt nach und nach bis zur Grösse einer Johannisbeere an. Mit Gewalt soll man das festgesaugte Thier nicht herausziehen, weil dann der Kopf abreisst, in der Haut zurückbleibt und Eiterung verursacht. Dagegen kann man den Holzbock durch sanftes Reiben mit dem in Baumöl getauchten Finger zum Loslassen bringen, freilich oft erst nach 20 bis 40 Minuten. Auch Tabackssaft, Branntwein oder Salz- wasser bewirken dasselbe. Die Myriapoden, Tausendfüsse verdienen nur eine kurze Notiz. Ihr lang gestreckter Körper ist deutlich geringelt, und jeder Ring trägt ein oder zwei Paar Füsse. Mindestens sind 12 Fusspaare vorhanden, wodurch sich die Tausendfüsse leicht von allen ihnen in der äusseren Gestalt etwa ähnelnden Insectenlarven unterscheiden. — Nützlich durch seine Insectennahrung soll der häufige Lithobius forficatus L. (brauner Steinkriecher) sein; 25™™- lang; graubraun, mit 15 Fusspaaren (die Zahl der Ringe und Füsse nimmt mit den Häutungen zu) ; Fühler vielgliederig (I. Taf. I. Fig. 11). Lebt meist an der Erde unter Steinen, seltener unter Rinde; er frisst viel- leicht die in der Erde lebenden oder überwinternden Insecten. — Von seinem Gattungsverwandten Julus terrestris L. (gemeiner Tausendfuss) wird dies nicht vermuthet; 2 bis 3'=™- lang, schwarzgrau, Rücken mit 2 gelblichen Längsstreifen, nicht selten bis 90 Fusspaare. Er lebt nur von Vegetabilien, ist aber wohl unschädlich. Einige Julus-Arten sollen landwirthschaftlich schädlich sein. Alphabetisches Register. Die Zahlen bedeuten die Seiten. — Die Synomyme sind cursiv gedruclrt. — Um das Aufsuchen zu erleichtern, wurden die Insecten mit verschiedenen, auch mit jenen veralteten Gattungsnamen aufgeführt, welche das Buch selbst nicht mehr enthält. Abbisse 283. Abbrennen raupenfrässiger Orte 143. Abbruche 113, 114. Abendpfauenauge 431. Abßüle 113, 114, 377. Absprünge 283. Absterben des Holzes, Kennzeichen 301 . Acanthia lectularia 495. Acarina 501. Acherontia atropos 430. Ackermaus 289. Acontidae 434. Acridina 488. Acridium caerulscens, migratorium, stri- dulum 488. Acrolepidae 438. Acronycta auricoma 385. Acronyctidae 434. Adelidae 438. Aderflügler 440. Adimonia capreae 203. Aecidium pini 198, 369, 378. Aeschna grandis 490. Aftergallwespen 455. Afterraupe 123, 343. Agaricus melleus 369, 378. Agelastica alni 203. Aglia tau 432. Agrilus 199, 410. — angustulus, aier, Anbei 200. — betuleti 201. — bicolor, capreae, distinguendus, fagi, linearis, nocivus, olivaceus, quercinus , Sahlhergii , tenuis, viridipennis 200. — viridis 199, 200. Agrionides 490. Agrion puella 490. Agriotes lineatus (segetis) 412. Agriotypus armatus 451. Agrotidae 434. Agrotis clavis, segetis 83. — segetum 83, 434. — valligera 83. — vestigialis 83, 434. Alauda arborea 25. Allotria 456. Alucita dodecadactyla, hexadactyla, poly- dactyla 440. Alucitina 439. Amara 403. Ameisen 6, 459. — Bedeutung der 461. — eier 17, 461. — lüwe 485. Ametabola 341. Ammophila sabulosa 457. Amorphocephalus coronatus 420. Amsel 26. Amphibien 30. Anartidae 434. Andricus inflator 456. Angestochen (Raupen) 7. Anisotomini 405. Anobiidae 414. Anobium abietis, domesticum 414. — emarginatum 102, 414. — molle 414. — nigrinum 113, 414. — paniceum, pertinax, pini, pul- sator, striatum 414. — tesselatum 226, 414. Anomala 410. — Frischii 48. Anomalen biguttatum 453. — circumfiexum 9, 12, 131, 140, 149, 448, 453. — xanthopus 453. Anprallen 140, 170. Anröthen 146. Anthaxia quadripimctata 411. Antheeren 144. Anthicidae 416. Anthomyia ruficeps 482. Anthomyinae 482. Anthophila 467. Anthrenus 409. Anthribidae 421. Apathus rupestris 469. Aphidina 497. 508 Alphabetisches Register. Aphidini 449. Aphis 498. — aceris, alni, betulae, populi, pruni, quercus, Salicis, tiliae 498. Aphodius 410. Aphrophora Salicis, spumaria 496. Apis mellifica 468. Apoderus coryli 211, 420. Apophysis 441. Aporia crataegi 23.'>. Aptera ■ 496. Arachnoidea 501. Aradus 49.5. Araneae 501. Arctioidea 433. Argyresthia Bergiella 80. — illiiuiinatella 80, 438. — laevigatella 196, 438. Aromia moschata 207. Arvicola agrestis 289. — amphibius 286. — arvalis 288. — glareolus, hercynicus, Nageri 284. — paludosus 286. — rutilus 284. — terrestris 286. Arvicolini 284. Asilidae 478. Asilus crabroniformis 47 S. Aspidiotus nerii, rosae 500. Astur nisus, palumbarius 29. Athous subfuscus 412. Atropos pulsatoria 491. Attelabidae 420. Attelabus curculionoides 211, 420. Atychidae 438. Auerhuhn 248. Bachstelzen 25. Bärenraupen 433. Balaninus elephas, glandium, turbatus, venosus 379. Banchus compressus 184, 448. Bartmeise 26. Batoneus populi 503. Bauchsammler 468. Baumläufer 26. Baumlaus 498. Baumweissling 235, 429. Becoeur'sche Seife 439. Bergfink 251. Beutelmeise 26 Biber 275. Bienen 467. Biesfliegen 479. Billich 299. Biorhiza aptera 456. Birkenastspinner 240. Birkensplintkäfer 222. Birkhuhn 249. Blacus 452. Biasenfüsse 492. Blatta germanica, lapponica,orientalis488, Blattflöhe 497. Blattina 487. Blattkäfer 202, 422. Blattläuse 497. Blattlaus 498. Blattsauger 497. Blattspanner 244. Blattwespen 86, 123, 443. — Fichten- 87. — Kiefern-, grosse 88, 127. — — kleine 123. Blaumeise 26. Blauracke 24. Blausieb 431. Blaps 415. Blindwanzen 494. Blumenwespen 467. Bockkäfer 421. Bohrwurm 4. Bombus hortorum 468. — lapidarius 469 — muscorum, terrestris 468, Bombycoidea 432. Bombycoidea (Eulen) 434. Bombyx aesculi 431. — antiqua 432. — auritlua 235, 433. — bucephala 231. — chrysorrhoea 234. 433. — cossus 208. 431. — dispar 236. 432. — fagi 432. — humuli 431. — lanestris 240, 432. — ligniperda 208, 431. — monacha 151, 432. — neustria 239, 432. — pini 130, 432. — pinivora 174, 432. — pityocampa 177, 432. — processionea 227, 432. — pudibunda 229, 432. — quadra 155, 433. — Salicis 233, 433. — nimüis 235. — tau, vinula 432. Borkenkäfer, l'ichten- 96, 108. — Kiefern- 64, 109, 111. — Laubholz- 218. — Nutzholz- 118. — Tannen- 116, 118. Boreus hiemalis 483. Bostrychini 418. Bostrychus 419. — abietis 108. — acuminatus 110. — asperatus 108. Alphabetisches Register. 509 -Bostrychiis autographus 65, 97. — bicolor '22 \. ~ bidens 64, 108, 111. — binodulus 22 1. — chalcographus 97. — cinerpus 111. — curvideus 108, 116. — dispar 218. — domesticus 220. — dryographus 219. — eurygraphus 111, 120. — fagi 221. — laricis 65, 108, 110. — Lichtensteinii 118. — lineatus 108, 111, 118. — micrographus 108, 111, 118, monographus 219. — piceae 1 1 8. — pityoyraphus 108, Hl, 118. — pusillus 97, 111, 118. — quercus 220. — Saxesenii 108, 111,118,120,219. — stenographus 108, 109. — tiliae 221. — typographus 96, 111. — villosus 220. ßotidae 437. Brachonyx indigena 51. Brachvogel 29. Brachycera 477. ßrachyderes incanus 50, 211. Brachytarsus varius 90, 402, 421. Bracon 449. Bracouidae 448, 453. Brandmaus 291. Bremsen 477. Bremsfliegen 479. Brenthidae 420. Brephina, Brephos 433. Bruchidae 421. Brüche 113. Buchfink 25, 250. Buchen-Gallmücke 246. Buchen-Springrüsselkäfer 211. Buckelcicaden 496. Bücherläuse 491. Bürstennadeln 163, 375. Bufo 30. Buntkäfer 6. Buntspecht, grosser 24, 256. — kleiner 24, 257. — mittlerer 257. — weissrückiger 256. Bupalus piniarius 185. Buprestidae 410. Buprestis angustula, atro, Anbei 200. — Berolinensis 411. — betuleti 201. — hicolor, copreae^ distingiienda, fagi, linearis 200. Buprestis Mariana 411. — nociva, oliaacea 2U0. — quadri punctata 411. — qnercina 200. — rutilans 411. — Sahlbei'gii, tenuis, viridipennis 200. — viridis 199, 200. Bursifex pruni 503. Buschspiesse 376. Bussard, Mause-, rauhfüssiger 29. Buteo lagopus, vulgaris 29. Byrrhidae 409. Cacoecia 80. Callidium (iulicu7n,fulcraiuTn.fuscu7n\Od. — hungaricum, insuhricum 207. — luridum 108. — variabile, violaceum 422. Calomicrus pinicola 51. Calopteryx virgo 490. Calopus serraticornis 418. Calosoma 403. Calpidae 434. Calycophthora avellanae 503. Camponotusherculeanus, ligniperdus 460. Campoplex 448. Canis vulpes 22. Cantharis obscm-a 412. — rustica 41;!. Caprimulgus europaeus 25. Capsini 494. Carabidae, Carabus 403. Carnivora 21. Carpocapsa annulami 36. — grossana 379, 436. — pomonana, pomonella 380, 436. — splendana 379, 436. Castor über 275. Catocala nupta, promissa, sponsa 434. Cecidomyia acrophila 473. — albippunis 474. — anmdipes 247, 473. — betulae, botularia 473. — brachyntera 51, 473. — capreae 474. — cerasi 473. — cerris, circinans 474. — circumdata 473. — clausula 474. — crataegi 473. — destructor 7, 9, 475. — fagi 246, 473. — fraxini 473. — heterobia 474. — invocata, irregularis, juni- pp.rina 473. — limbata, marginemtorquens, nigra 474. — pavida 473. 510 Alphabetisches Register. Cecidomyia peregrina 473. 474. — piligera 246, 473. — pini 51, 473. — polymorpha, pruni 473. — pyri, pyricola, rosaria, sali- ceti, salicina 474. — saliciperda 474, 475. — Salicis 474. — secalina 475. — signata, strobi 473. — tibialis, tiliae, tiliaria 474. — tremulae 473. Cecidomyidae 473. Cecydoptes pruni 503. Centrotus cornutus 496. Cephenomyia rufibarbis, trompe, stimu- lator 480. Cerambycidae 421. Cerambyx aulicus 109. — bajulus 422. — carchariasj205, 421. — cerdo 206. — cerdo 207. — fasciculatus 66. — fulcratus, Juscus 109. — heros 206. — hungaricus 207. — indagator 422. — insuhricus, linearis 207. — luridus 108. — moschatus, oculatus 207. — populneus 206. — Scopolii 207. — variabilis, violaceus 422. Certhia familiaris 26. Cervus alces 263. — capreolus, Dama 272. — elaphus 264. Chalcididae 450. Chalcophora Mariana 411. Cheilosia 479. Cheimatobia boreata 244, 435. — brumata 243, 435. Chemische Untersuchungen der Maikäfer 389. — — der Nonneneier 388. — — durch Nonne ge- tödteterFichten387. — — des Chitins 388. Chermes 90, 499. — abietis 90. — coccineus 91. — corticalis, laricis, piceae, strobi 92. — strobilobius 91. — viridis 90. Chilonidae 437. Chimabacchidae 438. Chitin 330, 388. Choragus bostrichoides, Scheppardi 421. Choreutidae 438. Chrysidae 457. Chrysomela alni, capreae 203. — crataegi 203, 422. — erucae 204. — lineola 203. — longicoUis 202. — oleracea 204. — pinicola 51. — populi 202. — quercetorum 204. — tremulae 202. — viburni 203. — vitcllinae, vulgatissima 204. — xantJiomelaena 203, 422. Chrysomelidae 422. Chrysopa perla 485. Cicada orui 496. Cicadellina 496. Cicaden 496. Cicadina 496. Cicindela campestris, hybrida, sylvatica 402. Cicindelidae 402. Ciconia alba 29. Cimbex variabilis 445. Cionus fraxini 212, 401. Circus aeruginosus, cyaneus 29. Cis 414. Cistelidae 415. Clambidae 406. Claviger, Clavigeridae 405. Cleonus glaucus, turbattis 49. Cleophanidae 434. Cleridae 413. Clerus formicarius 107, 413. Clidostomi 449. Cneorhinus geminatus 50. Cnethocampa pinivora 174, 432. — pityocampa 177, 432. — processionea 227, 432. Coccinella bipunctata 423. — dispar 90, 423. — septempunctata 423. Coccinellen 6. Coccinellidae 423. Coccina 88, 499. Coccus cacti, cambii 500. — conchatus 217, 499. — ilicis, lacca, nerii 500. — quercus 499. — racemosus 88, 499. — rosae 500. — variolosus 217, 499. Coccyx 73. Coleophora laricella, laricinella 83, 192,. 438. Coleophoridae 192, 438. Coleoptera 398. Columba oenas, palumbus, turtur 249. Alphabetisches Register. 511 Colydiidae 107, 407. Colydium filiforme 408. Coracias garrula 24. Cordyceps militaris 32, 33. Coreodes 494. Corticium amorphum 369. Corvidae 27. Corvus caryocatactes 28, 255. — corax 27. — cornix, corone, frugilegus, mone- dula, pica 28, Corylophidae 423. Cossina 431. Cossus ligniperda 208, 431. Crabronea 457. Crambidae 437. Criomorphus luridus 108. Cryphalus 108, 118, 221, 419. Cryptophagidae 408. Cryptorhynchus lapathi 212. Crypturgus 97, 111, 118, 419. Cryptus cyanator, filicornis, leucostomus, seticornis 447. Cucujidae 408. Cucullidae 434. Cuculus canorus 24. Culex pipiens 477. Culicidae 477. Curculionidae 418. Curculio abietis L. 53. — abietis Ratz. 61. 95. — argen tatus 210. — ater 63. — atomarius 51. — betulae, betuleti 211. — bostrichoides 421. — cervinus 210. — coryli (Apod.) 211, 420. — coryli (Stroph.) 49. — curculioDoides 211, 420. — elephas 379. — fagi 211. — fraxini 212. — geminatus 50. — glandium 379. — glaucus 49. — griseus 50. — hercyniae 93. — Mnnulus 50. — incanus 50, 211. — indigena 51. — lapathi 212. — Jineatus 50. — micans 210. — mollis 51. — mustela 50. — niger 63. — notatus 61. 379. — obesus 49. — oblongus 210. Curculio ovatus 63. — piceae 94. — pinastri 60. — pini L. 61, 95. — pini Ratz. 53. — piniphilus 94. — populi 211. psittacinus 210. — Scheppardi 421. — strobyli 63. — turbatus (Balan.) 379. — turbatus (Cleonus) 49. — varius 90, 402, 421. — venosus 379. — violaceus 77. — viridicoUis 210. Cyclostomi 449. Cymatophoridae 434. Cynipidae 454. Cynips aptera, amentorum, calycis, corti- calis, cultellator, fecunda- trix, gemmae, inflator, lenti- cularis, Malpighii 456. — rosae 455. — terminalis 455, 456. — tinctoria 456. Dachs 23. Damwild 272. Dascillidae 412. Dasselfliegen 479. Dasychira pudibunda 229, 432. — Salicis 233, 433. Deckschilde 401. Deltoidae 434. Dendroctonus 64, 98, 108, 111, 419. Dendrometridae 185, 435. Dermestes, Dermestidae 409. Dicerca Berolinensis 411. Diodyrhynchus 420. Dioryctria abietella 196, 378, 437. — sylvestrella 196, 437. Diplosis 473, 474. Diptera 470. Dohle 28. Dolchwespen 458. Dolopius marginatus 412. Drahtwürmer 411. Drepanulina 432. Drosseln 26. Dryocoetes 221, 419. Dryophthorus 418. Dürrspiesse 182, 306, 376. Dytiscidae 404. Eccoptogaster destructor 222. — scolytus 223. Echinomyia fera 481. Edelmarder 22. Eichelheher 27, 28, 254. Eichen-Prozessionsspinner 227. Eichen-Schildläuse 216. 512 Alphabetisches Register. Eichen-Splintkäfer 224. Eichenwickler, grüner 240. — rostgelber 241. Eichhörnchen 282. P^idechse 30. Eiern. Eiersammeln 164, 237. Eingeweidewürmer 4, 385. Einschlag des durch Insecien getödteten Holzes 310. Eintagsfliegen 490. Elachistidae 438. Elateridae 411. Elchwild 263. Elmis 410. Elster 28. Elytra 401. Empidae 478. Empusa 31, 33. Endomychidae 422. Endomychus coccineus 423. Endrosis lacteella 439. Engerling 37. Entedon 454. Entomologie 314. Ephemera vulgata 491. Ephemeridae 490. Ephestia elutella 437. Ephialtes manifestator 447. Epeira diadema 501. Erdflöhe 204, 422. — ratte 286. — raupe 83. Erinaceus europaeus 19. Erineus aceris 502. . — mali, oxyacanthae 503. Erlenrüsselkäfer 212. Ernobius mollis, nigrinus, pini 414. Erotylidae 408. Eschenrüsselkäfer 212, Eucnemidae 411. Eulen (Schmetterlinge) 433. Eulen (Vögel) 28. Eulophus xanthopus 9, 450, 453. Eumenes pomiformis 467. Eutrichia (Gastropacha, Lasiocampa) pini 130. Evaniidae 449. Exochus gravipes, mansuetor 447. Exodontes 449. Falco tinnunculus 29. Falken 29. Faltenwespen 465. Fang- Bäume 103, 116. — Bündel 59. — Gräben 59, 293. — Heuschrecken 489. — Kästen 45. — Kloben 59. — Knüppel 57. — Löcher 59, 293, Fang-Rinden 59. — Schläge 103. — Stämme 42. — Stangen 57. — Töpfe 72, 293. Fasan 29. Federmotten 439, Federschabe 439. Fegen (des Wildes) 264, 272, 273. Feldgrille 489. Feldheuschrecken 488. Feldmaus, gemeine 288. Felis catus, domestica, maniculata 21, Fenstern 304. Fichten-Bastkäfer, schwarzer 64. — Blattwespe 87, 129. — Bockkäfer 108. — Borkenkäfer,achtzähniger,gro88er 96. — — kleiner, sechszäbni- ger. zottiger 97. — Kreuzschnabel 252. — Motte, grosse 196, — Nestwickler 81. — Quirlschildlaus 88. — Rindenlaus 90. — — Wickler 75. — Rüsselkäfer, grüne 51. — Wickler 190. Fidonia piniaria 185, 435. Finken 25, 250. Fledermäuse 18. Fliegen 470, 477, 481. Fliegenfänger 26. Florriipgen 484. Flügeldecken 401. Flügel der Aderflügler 441. — — Fliegen 471. — — Geradflügler 486. — — Käfer 401. — — Schmetterlinge 425. Flug- Jahre 39. — Löcher 96. Forficula auricularia, minor 487. Forficulina 487. Forleule 178. Formicariae 459. Formica rufa 460. Formicidae 459, 460. Frettchen, Frettiren 280. Fringilla coccothraustes 250. — coelebs 25, 250. — domestica, montana 25. — montifringilla 251. Frosch 30. Frostspanner 243, 435. — grosser 244, — kleiner 243, Frühbimspinner 235, Frühjanrsholz 378. Alphabetisches Register. 513 Fuchs '22. — grosser 429. Fühler der Käfer 399. Fulgorina 496. Fusidiiim caudicium 377. Gabelschwanz 432. Gänge, Erd- (59, 85. — Familien- 120. — Holz- 122. — Larven- 96. — Leiter- 118. ~ Loth- 96. — Mutter- 96. — Stern- 97. — Wage- 112. Gallen 380, 455. Galleriae 437. Galleruc^ crataegi 203, 422. — lineola, viburni 203. — xanthomelciena 203, 422. Gallmücken 473. Gallus baukiva, domesticus 29. Gallwespen 454. — echte 455. Gamasus coleopteratorum 504. Garrulus glandarius 27, 28, 254. Gartenschläfer 299. Gastropacha lanestris 240, 432. — neustria 239, 432. — pini 130, 432. Gastrophilus 480. Gattenniütter 327, 497. Gelechidae 438. Gelse 477. Generation 346. — doppelte 112, 124, 202. Generationswechsel 341. Geocores 494. Geometra aurantiaria, boreata 244, 435. ~ brumata 243, 435. — defoliaria 244, 435. — lüuraria, liturata 435. — piniaria 185, 435. — progemmaria 244, 435. Geometrina (Geometrae) 434. Georyssidae 409. Geotrupes 410. Geradflügler 486, 487. Getreide-Gallmücke 7, 9, 475. Gitterflügler 483, 489. Glasschwärmer 208. Gleichflügler 496. Glyphipterygidae 438. Guophria quadra 155, 433= Goldafter 234, 433. Goldhähnchen 25. Goldwespen 457. Grabheuschrecken 489. Grabwespen 457. ■ ■ Gracilaridae 438. Grapholitha annulana 436. — clausthaliana 82. — comitana 81. — coniferana , cosmophorana 75, 77, 378, 436. — dorsana 75, 430, 436. — duplicaua 76, 430, 436. — grossana 379, 436. — Hartigiana 436. — hercyniana 11, 81, 436. — hercyniana 82. nanana 436. — uigricana 8o, 436. — pactolana 75, 378, 436. — I)inicolana 190, 436. — pomonano, pomonella 380, 436. — pygmaeana 436. — Ratzeburgiana, rufimitrana, 80, 436. — strohilana, strobilella, splen- dana 379, 436. — taedella 81. — tedella 77, 81, 436. Zebeana 78, 436. Grasmücken 25. Grauspecht 256. Grossschmetterlinge 429. Grünholzscheidentriebe 135, 306. Grünspecht 25, 256. Grus cinerea 29. Gryllina 489. Gryllotalpa vulgaris 67, 489. Gryllus campestris, domesticus 489. Gyrinidae 404. Habicht 29. Hadenidae 434. Haematopota pluvialis 478. Häutungen 383. HalbÜügler 492. Hallomenus 415. Haltica crucae, oleracea, quercetorum 204. Halticini 204, 422. Hamaus 286. Harpalus 403. Harpyia fagi, vinula 432. Harz-Canäle 135. — Ketten 182, 304, 379. — Maus 284. — Rüsselkäfer 93. Hase 277. Haselmaus 299. Haubenmeise 26. Hauptflug (Maikäfer) 39. Haus-Huhn 29. — Katze 21. — Maus, Ratte 290. Hautwanzen 495. Heerwurm 134, 475. 33 514 Alphabetisches Register, Heher 27, 28. Heidelerche 25. Heimchen 489. Heliaczeus populi 503. Heliothidae 434. Hemerobidae, Hemerobius micans 485. Hemiptera 492. Hepialoidea. Hepialus humuli 431. Herbstholz 378. Hermelin 23. Hessenfliege 9, 475. Hetaerius 407. Heteroceridae 410. Heteroptera 493. Heteromera 401. Heupferde 488. Hibernia aurantiaria, defoliaria, pro- gemmaria 244, 435. Hippobosca equina, Hippoboscidae 482. Hirschkäfer 410. Hirundo 26. Histeridae 406. Hohlnadelwickler 81. Hohltaube 249. Holzböcke 505. Holzläuse 491. Holzwespen 120, 443. Homalota 405. Honigbiene 468. Homoptera 496. Hormomyia 246, 473, 474. — annulipes 247, 473. — fagi 24G, 473. — piligera 247, 473. Hornisse 215, 465. Hornissenschwärmer 200. Hühnervögel 29. Hummel 468. Hydrocores, Hydrodromici 495. Hydrophilidae 404. Hylastes 64, 98, 111, 118, 419. Hylecoetus dermestoides 226, 413. Hylesinini 418. Hylesinus 419. — angustatus 64, 108, 111. — ater, attenuatus 04, 111. — crenatus 221. — cunicularius 64, 108. — decumauus 98. — fraxini 221. — ligniperda 64, 111. — micans 98, 111. — minimus 64. — minor 108, II 1. — opaeus 64, 111. — palliatus 98, 111, 118. — pilosus 108, — piniperda 67, 108, 111. — pohgraphus 99. — vittatus 222. Hylobius abietis 53, 134. — pinastri 60. Hylotrypes bajulus 422. Hylurgus 64, 67, 108, 111, 419. Hymenoptera 440. — aculeata 456. — ditrocha 443. — monotrocha 456. Hj'poderma Actaeon, bovis, Diana 480. Hyponomeuta cognatellus, evonymellus, evonymi, jyadi 236, 439. — padellus,i?önöJt7?s235,439. Hyponomeutes 499. Hyponomeutidae 438. Ibalia cultellator 456. Ichneumon annulator 446. — armatus 451. — balticus 233. — biguttatus 453. — circumflexus 9, 12, 131,140, 149, 448, 453. — compressus 184, 448. — cyanator 447. — filicornis 447. — globatus 8, 10, 131, 140, 149, 449, 452, 453, 454. — glomeratus 449. — gravipes 447. — instigator 447. — laeviusculus 451. — leucostomus 447. — luteus 448. — manifestator, mansuetor 447. — merdarius 448. — Mussii 10, 131, 447. — nemorum 8, 449. — nigritarius 446. — Ordinarius 8, 131, 449. — ovuloriim 131, 451, 452. ~ persuasorius 447. — 2)halaenarum 149, 451. — punctatissimus, punctulatus 451. — puparum 450, 452. — reconditus 4*9. — scanicus 242. — seticornis 447. — solitarius 452. - terebrans 451. — unicolor 150. — xanthopus (Anomal.) 453. — xanthopus (Euloph.) 9, 450, 453. Ichneumonen 5, 6, 14, 107, 138, 184, 451. Ichneumonidae 445. Igel 19. Iltis 22. Inocellia crassicornis 484. Insecten. Aeussere Theile der 318. Alphabetisches Register. 515 Insecten. AUgemeiuer Theil 313. — Auskommeil der 338. — Begattung der 338. — Bewegungs- und Empfindungs- system der 329. — Ei der 343. — Eingeweidewürmer der 4, 385. — Eruährungssystem der 332. — Flugzeit der 338. — Forstliche Bedeutung der 368. — Frass der Ins. als Erkennungs- mittel 366. Insectenfresser 19. — (Gallwespen) 455. Insecten, Geschlechtswerkzeuge der 323. — Geographische Verbreitung der 350. — Innere Theile der 322. — Jungenbehandlung der 340. — Krankheiten der 381. — Larven der 343. — Metamorphose der 340. — Mono- und Polyphagie der 363. — nützliche 5, 368. — schädliche 34, 369. — Specieller Theil 398. — Systematische Stellung der 3 1 3 . — Puppen der 345. — Uebersicht d. Ordnungen d. 394. — Verwandlung der 340. — "Wanderungen der 356. — Zeit und Dauer der Entwicke- lung der 346. — -Zwitter 381. Insectivora 19. Ips 407. Isolirungsgräben 45. Ixodes ricinus 505. Jagdspinnen 501. Jungfernmütter 327, 497. Junikäfer 48. Julus terrestris 505. Jynx torquilla 24. Käfer 398. Kameelhalsfliegen 174. 484.'^ Kaninchen 278. Katze 21. Kiebitz 29. Kiefern-Bastkäfer 64. — Blasenrost 198, 369. — Blattwespe, grosse 88, 127. — - kleine 123. — Borkenkäfer 64, 109, 111. — Eule 178. — Harzgallen Wickler 74. — Harzgallmücke 51. — Knospenwickler 73. — Kreuzschnabel 252. — Markkäfer 67. 111. — Motte, grosse 196. Kiefern-Prozessionsspinner 174. — Saatcule 83. — Samenmotte 437. — Schwärmer 150, 431, — Spanner 185, 435. — Spinner 130, 432. — Stangenrüsselkäfer 94. Triebwickler 73. — Wickler 73, 190. Kirschkernbeisser 250. Kleidermotte 439. Kleincicaden 496. Kleinschmetterlinge 435. Knäuelichneumon 10. Knospenmilbe 503. Kücherfliegen 483. Kohlmeise 26. Kohlweissling, grosser 429. Kolbenlaus 499. Kolumbatczer Mücke 476. Kothwanze 495. Kozor 198. Kranich 29. Kranke (Raupen, Puppen) 5, 7. Kreiszone 267. Kreuzotter 30. Kreuzschnabel 252. Kreuzspinne 501. Kröte 30. Kukuk 24. Kukuksspeichel 496. Kurzhörner 477. Knrznadeln 375. Lacerta agilis 30. Lachmöve 30. Lachnus 498. — agilis, fagi, fasciatus, grossa, hyalinus, hyperophilus, la- ricis, pineti 498. — pini 493, 498. — pinicola, quercus, roboris, tae niatus 498. Lacon murinus 412. Laemophloeus ferrugineus 408. Lärchen-Minirmotte 83, 192. — Wickler 78. — — grauer 190. Lagria hirta 416. Lagriariae 415. Lamellicornia 410. Lamprorhiza splendidula 412. Lampyris noctiluca 412. Landwanzen 494. Langhürner 473. Langwanzen 494, Lanius collurio, excubitor, minor, rufus 26. Laphria flava 478, Lappenschwänze 492. Larus ridibundus 30. Larvengänge 96. 33* 516 Alphabetisches Register. Lasius fuliginosus, mixtus, uiger 460. Latbridiidae 40S. Laubbeuscbrecken 488. Laubbolz-Bockkäfer 205. — Borkenkäfer 218. — Prachtkäfer 199. — Rüsselkäfer, grüne u. graue 209. — Yerderber 198. Laubvögel 25. Laufkäfer 6, 107. Lausfliegen 482. Lavernidae 438. Lecanium cambii 5Ü0. — quercus 499. — racemosum 88. Leitergänge 118. Lepidoptera 424. Lepisraa saccharina 492. Lepus cuniculus 278. — timidiis 277. Lerchen 25. Leuchtcicadeu 496. Leuchtfeuer 171. Leuchtkäfer 412. Leucoma Salicis 233. Libellen 6, 490. Libellula quadrimaculata^Libellulides 490. Limax 3. Limnobates stagnorum 495. Lina longicoUis, populi, tremulae 202. Liparidina 432. Liparis auriflua 235, 433. — cbrj'sorrhoea 234, 433. — dispar 236, 432. — monacha 151, 432. — siinilis 235. — Salicis 233, 433. Lipoptena cervi 482. Literatur 389. Lithobius forficatus 505. LithocoUetidae 438. Lithosina 433. Lithosia quadra 155, 433. Löcher, Fang- 59, 143. — Flug-, 96. — Luft- 71, 96, 223. — Maikäfer- 38, 45. Locusta viridissima 489. Locustina 488. Lopbyrus 123, 444. — pini 123. — rufus, similis 124. — frutetorum, pallidus, socius, virens 127. Lothgäuge 96. Loxia curvirostra, pityopsittacus 252. Loxotaenia histrionana, murinana 78; 436. Lucauidae, Lucanus cervus 410. Luperus pinicola 51, Lusciola luscinia, philomela, rubecula 25. Lyctus 414. Lyda 87, 444. — campesti'is 87. — erytbrocephala 128. — hypotbrophica 129. — pratensis, stellata 127. Lygaeodes, Lygaeus equestris 494. Lymexylonidae 413. Lymexylon navale 4, 226, 413. Lyonetidae, Lypusidae 438. Lytta vesicatoria 214, 417. Macaria lituraria, liturata 435. Macrolepidoptera 429. Mäuse 283. — Behandlung der durch Mäuse be- schädigten Hölzer 296. — echte 290. Magdalinus violaceus 77. Maikäfer 3*7, 216, 410. — -Löcher 38, 45. Maiwürmer 417. Malacodermata 412. Mallopbaga 500. Malotrichus carpini 502. Mandelkrähe 24. Mantispa 484. Mautispidae 486. Mantis religiosa 489. Mantodea 489. Marder 22. Maulwurf 19, 47. Maulwurfsgrille 67. Maus 290. Megachile centuncularis 469. Megaloptera 484. Mehlwurm 414, Meisen 26. Melandryidae 415. Melasis buprestoides 411.' Meles taxus 23. Meligethes aeneus 407. Meloe, Meloidae 417. Melolontha 410. — Frischii, fullo, hippocastani, borticola, solstitialis 48. — vulgaris 37, 210, Membracina 496. Membranacei 495. Metabola 341. Metallites atoraarius, moUis 51. Metamorphose 340. Metoecus paradoxus 417. Microgaster 449, 451. — globatus Ratz. 8, 10, 131, 140,149,449,452,453,454. — glomeratus 449. — nemorum, Ordinarius 8, 131, 449. — reconditus 449. Alphabetisches Register. 517 Microgaster solitarius 452. Microlepidoptera 435. Microphtira 501. Micropterygina 439. Milan 29. Milben 316, 501. — Pflanzen- 501. — zoophagische 504. Milvus ater, regalis 29. Mistkäfer 410. Moderkäfer 107, 404. Möve 30. Molch 30. Mollmaus 286. Mondvogel 231. Monophagie 363. Mordella, MordelHstena,Mordellonae 417. Mordfliegen 6. Morphologie 318. Moschusbock 207. Motacilla alba 25. Motte, Feder- 439. — grosse Kiefern- und Fichten- 196. — Kiefernsamen- 437. — Kleider- 439. — Lärchenminir- 83, 192. — Pelz-, Tapeten- 439, Motten 437. Mücken 473. Muriui 290. Mus agrarius 291. — decumanus 290. — minutus 292. — musculus, rattus 290. — silvaticus 291. Muscicapa 26. Muscidae 481. Mustela erminea 23. — foina 22. — furo 280. — martes, putorius 22. — vulgaris 23. Mutilla europaea, Mutillidae 459. Muttergänge 96. Mycetinosis 385. Mycetinotisch 6. Mycetophagidae 408. Mycetophilidae 475. Mycterus 418. Myoxus avellanarius, glis, nitela, quer- cinus 299. Myriapoda 501, 505. Myrmeleon formicalynx, formicarius 485. Myrmelontidae 485. MjTmica laevinodis, rubida 461. Myrmicidae 459, 460. Nachjahr 174. Nachtigallen 25. Nachtpfauenauge 432. Nachtschwalbe 25. Nadelholz-Bestandsverderber 92. — Culturverderber 35. Nebelkrähe 28. Nebenaugen 399. Necrophorus 406. Nematocera 473. Nematus abietum 86, 444. — angustus 444. Nemoraea puparum 481. Nemosoma elongata 107, 407. Nepa cinerea, Nepina 495. Nepticula 4.37. Nepticulidae 438. Netzflügler, Neuroptera 483. Neuroterus lenticularis, Malpighii 456. Nitidulariae 107, 407. Noctua piniperda 178. — segetis, segetum, valligera, vesti- gialis 83. Noctuina 433. Noctuophalaenidae 434. Nomenclatur 394. Nonne 151, 432. Notodontina 432. Notonecta glauca, Notonectici 495. Numenius arquatus 29. Nutzholzborkenkäfer 118. Nycteribidae 482. Oberea linearis, oculata 207. Obstmade 380 Ochsenheimeridae 438. Ochthenomus 416. Ocneria dispar 236, 432. — monacha 151, 432. Ocypus 405. Odonata 490. Odynerus 467. Oedemeridae 417. Oestridae 479. Oestromyia Satyrus 480. Oestrus ovis 480. Ohrwürmer 487. Onthophagus 410. Ophionidae 448. Ophion luteus, merdarius 448, Ophiusidae 434. Orchesia 415. / Orchestes fagi 211. Ordensbänder 434. Orgyia antiqua 432. — pudibunda 229, 432. Oribata geniculata 504. Oriolus galbula 26. Orthoptera 486. Orthoptera vera 487. Orthosidae 178, 434. Orthotaelidae 438. Oteiletes carpini 503. Otiorhynchus ater^ niger, ovatus 63. Otis tarda 29. 518 Alphabetisches Register. Pachyrhina crocata 476. Palingenia virgo 491. Panolis piniperda 178. Panorpa communis, Panorpidae 483. Pappelbockkäfer, grosser 205. — kleiner 206. Parnidae 409. Paromalus 407. Parthenogenesis 329, 382. Parus ater, barbatus, caudatus, coeruleus, cristatus, major, palustris, pendulinus 26. Pediculina, Pediculus 500. Pedilidae 416. Pelias berus 30. Pelzfresser 500. Pelzmotte 439. Pemphigus bursarius 499. Pentamera 401. Pentatoma rufipes 494. Penthina datisthaliana, hercyniana 82. Peridermium elatinum 370. — pini 369. Perilitus unicolor 150. Perla nubecula, Perlidae 491. Peziza Willkommii 369, 378. Pezomachus 447. Pflanzenläuse 497. Pflanzenmilben 501. Phalacridae 407. Phalera bucephala 231 Pharyngomyia picta 480. Phasianus colchicus 29. Philonthus 405. Phloeophthorus 419. Phloeopora 405. Phloeotribus oleae 418. Phratora vitellinae, vulgatissima 204. Phryganea grandis, Phryganeidae 483. Phycideae 196, 437. Phjfgadeuon 447. Phyllerius hippocastani 502. Phyllobius argentatus, oblongus, psitta- cinus, viridicoUis 210. Phyllopertha horticola 48. Phylloxera coccinea, corticalis, quere us, vastatrix 499. Phymatodes 422. Physapoda 492. Phytometridae 435. Phytoptus 502. Phytoptus campestricola 504. — carpini 502. — coryli 503. Picus canus, leuconotus 256. — major 24, 256. — martius 256. — medius 257. — minor 24, 257. — viridis 25, 256. Pieris brassicae 429. — crataegi 235, 429. Pilzbeschädigungen 369. Pilze, nützliche 31, 150, 385. Pimpla instigator 447. — Mussii 10, 131, 447. — scanica 242. Pimplariae 447. Pinien-Prozessionsspinner 177. Pirol 26. Pissodes ahietis Ratz. 61, 95. — hercyniae 93. — notatus 61, 134, 379. — piceae 94. — pini 61, 95. — piuiphilus 94. — strobyli 63. Pityophagus ferrugineus 407. Pityophthorus 108, 111, 118, 419. Placusa 405. Platypidae 420. Piatypus cylindrus 220, 420. Platysoma 407. Plusiidae 434. Plutellidae 438. Poecilonota rutilans 411. Pogonocherus fasciculatus 66. Polistes 465. Polochrum 458. Polydrosus cervinus, micans 210. Polygraphus 419. — pubescens 99, 222. Polyphagie 363. Polyphylla 410. — fullo 48. Pompilidae, Pompilus viaticus 458. Poneridae 459. Porthesia auriflua 235, 433. — chrysorrhoea 234, 433. — similis 235. Prachtkäfer 410. Proctotrj^idae 450. Prozessionsspinner 174, 177, 227, 432. Pselaphidae 405. Pseudoneuroptera 489. Psilura monacha 151. Psithyrus rupestris 469. Psocidae 491. Psyche, Psychina 431. Psylla alni, mali, pyrisuga, ulmi 497. Psyliodes 497. Pteromalini 450. Pteromalus puparum 450, 452. Pterophorina 439. Ptilinus 414. Ptinidae 413. Ptinus für 414. Pappen, gemeisselte, maskirte 345. Puppenwiege 96. Pupipara 482. Alphabetisches Register. 519 Pyralididae 437. Pyralidina 436. Pyrochroa coccinea, Pyrochroidae 416. Pythidae 415. Raben 27. Rabenkrähe 28. Räuber 5, 369. Rammelkammer 96. Rana 30. Randwanzen 494. Rapientia 456. Rapskäfer 407. Raubfliegen 478. Raubschmarotzer 369. Raubthiere 21. Raubvögel 28. Raubwanzen 495. Raubwespen 456. Raupen 427. Raupengräben 142, 171. Raupennester, grosse 234. - kleine 235. Raupenübertragung 12, 140, 148. Raupenzwinger 12, 140, 148. Reduvii, Reduvius personatus 495. Regulus cristatus, ßcwicapillus, igni- capillus 25, Reh 272. Reitwurm 67. Reitmaus 286. Retinia buoliana, duplana 73, 436. posticana 75, 436. — r es i na na 73, — resinella 74, 436. — tiirionana 73, 436. Rhagium indagator 422. Rhaphidia 107, 484. Rhaphidia ophiopsis 484. Rhinomacer, Rhinomaceridae 420. Rhipiphoridae 417. Rhizobius pini 499. Rhizophagus 407. Rhizotrogus 410. — solstitialis 48, Rhodites rosae 455. Rhopalocera 429. Rhynchites 420. — betulae, betuleti, populi 211. RhjTichota 492. Rhysodidae 408. Rhyssa persuasoria 447. Rindenlaus 90, 498, 499. Rindenzone 267. Ringelbäume 261. Ringelspinner 239, 432. Ringeltaube 249, Riparii 495. Röthelmaus 284. Rosetten 135, 136, 182, 375. Rostpilze 369. Rothdrossel 26. Rothkelchen 25. Rothschwänzchen 25. Rothschwanz 229. Rothwild 264. Rückenschwimmer 495. Rüsselkäfer 418. — Erlen-, Eschen- 212. — Fichten-, grüne 51. — graue 49. — grosser, brauner 53. — Harz- 93. — Kiefernstangen- 94. — kleiner, brauner 61. — Laubholz-, grüne und graue 209. — schwarze 63. — Tannen- 94. Rüsternspüntkäfer, kleiner 224. — grosser 223. Ruticilla phoenicurus 25. — tithys 26. Saateulen 83. Saatkrähe 28. Säugethiere, nützliche 18. — schädliche 248. Saftläuse 497. Salamandra maculata 30. Sammeln 314. Saperda carcharias 205, 421. — populnea 206. Sapyga, Sapygidae 458. Sarcoptes ovis, scabiei 504. Saturnia, Saturnina 432. Scaphidiidae 406. Scarabaeidae 410. Schaben 487. Schaumcicade 496. Schälen (des Wildes) 264, 266, 272. Scheermaus 286. Schenkelsammler 468. Scheidenknospen 305, 375. Scheidentriebe 55, 135, 305, 375. Schienensammler 468. Schiffswerft-Bohrkäfer 226, 418. Schildläuse 88, 499, 216. Schildwanzen 494. Schizoneura compressa 499. — languinosa 498. — Reaumuri, ulmi 499. Schläfer 298. Schlagen (des Wildes) 264, 265, 272. Schlange 30. Schleiereule 28. Schlupfwespen, echte 445. Schlupfwespen, Lebensweise 451, Schlusslinie 267, Schmarotzer 5. 369. Schmarotzerhummel 469. Schmarotzerläuse 500. 520 Alphabetisches Register. Schmetterlinge 424. Schnabelkerfe 492. Schnecken 3. Schwalben 26. Schwärmer 429. Schwammspinner 236, 432. Schwanzmeise 26. Schwarzdrossel (Amsel) 26. Schwarzspecht 256. Schwarzwild 47. 274. Schwebfliegen 6, 478. Schwein 23, 24, 292. Sciara Thomae, tilicola 475. Sciurus vulgaris 282. Scoliadae 458. Scolopax rusticola 29. Scolytidae 418. Scolytini 418. Scolytus 419. — carpini 224. — destructor Ratz. 222. — destructor Oliv. 223. — haemori'hous, intricatus, miüti- striatus, pruni, pygmaeus, pyri 224. — Ratzeburgii 222. — rugulosus, ulrai 224. Scorpionfliegen 483. Scutati 494. Scydmaenidae 405. Scymnus 423. j Scytropus mustela 50. Seiandria aethiops 445. { Sesia apiformis 208, 430. ! — asiliformis, cephiformis, conopifor- j mis, culiciformis, cynipi- j formis, formiciformis, mu- | tillaeformis, myopiforrais, nomadaeformis^ scoliifor- mis 430. — spheciformis 209, 213, 430. — tabanlformis, tipuliformis 430. Sesiaria 429. Sialidae, Sialis 483. Siebenschläfer 299. Silpha opaca, quadripunc tata 406. Silphidae 405. Simulia columbatczensis, reptans 476. Simulidae 475. Singcicaden 496. Singdrossel (Zippe) 26. Singvögel 25. Sirex 120, 444. — gigas, juyencus, spectrum 121. Sitones griseus, hinmdus, lineatus 50. Smerinthus ocellatus, populi, tiliae 431. Sorex fodiens, pygmaeus, vulgaris 19. Spanische Fliege 214. Spanner 434. — Blatt- 244. Spanner Frost-, grosser 244. — Frost-, kleiner 243. — Kiefern- 185. Spechte 24, 256. Sperber 29. Sperling 25. Sphaeriidae 406. Sphegidae 457. Sphex 6. Sphingina 430. Sphinx elpenor, ligustri 4ol. — pinastri 150, 431. Spiegeln 166, 237. Spiesse, Busch-, Dürr- 182, 305, 376. Spinnenameisen 459. Spinnenthiere 501. Spinner 431. — Birkenast- 240, 432. — Frühbirn- 235. — Kiefern- 130, 432. — Prozessions- 174, 177, 227,432. — Ringel- 239, 432.. — Schwamm- 236, 432. — Tau- 432. — Vierpunkt- 155. — Weiden- 233. Spiralringeln 282. Spitzmäuse 19. Splintwiege 112. Spriugkäfer 411. Springschwänze 492. Staar 27. Staarmesten 17. Stangen -Wipfelkäfer 92. Stapliylinidae 404. Staphylinus 405. Stauropus fagi 432. Steganoptycha nanana 436. — pinicolana 190, 436. — pygmaeana 436. — Ratzeburgiana 80, 436. — rafimitrana 80, 436. Steinkäuzchen 28. — kriecher, brauner 505. — marder 22. Stenopteryx hirundinis 482. Storch 29. Sturnus vulgaris 27. Stridulantia 496. Strix aluco, brachiotus 28. — bubo 29. — flammea, noctua, otus 28. Strophosomus coryli 49, 211. — obesus 49. Sumpfläufer 29. — meise 26. — ohreule 28. — Vögel 29. Sus scrofa 23, 274. Sycophant 6. Alphabetisches Register. 521 Sylvia rufa "25. Syntomoidea 433. Syrphidae 478. Syrphus balteatus, pirastri, ribesii 479. System 393. Tabanidae 477. Tabanus bovinus, rusticus 478. Tachina fera, puparum 481. Tachinen 6, 12, 14, 184, 481. Tachininae 481. Tagfalter 429. Talaeporidae 438. Talpa europaea 19. Tannen-Borkenkäfer 116. — Heher 28, 255. — Laus 499. — Meise 26. — Rüsselkäfer 94. — Wickler 78, 190. Tapetenmotte 409. Tapezierbiene 469. Tauben, wilde 249. Tausendfüsse 174, 501, 505. Tausendfuss, gemeiner 505. Tauspinner 432. Teicbobidae 438. Teleas laeviusculus 451. — ovulorum 131, 451, 452. — jjhalaenarum 149, 451. — punctatissimus, punctatulus, tere- brans 451. Tenebrio molitor, Tenebrionidae 414. Tenthredinidae 443. Tenthredo abietum 87, 444. — aethiops 445. — angusta 444. — campestris 87. erytbrocephala 128. — frutetorum 127. — hypothrophica 129. — pallida 127. — pini 123. — pratensis 127. — rufa, similis 124. — socia, stellata 127. — variabilis 445. — virens 127. Teras (Cynips) amentorum 456. Teras (Tortrix) ferrugana, .„A,n//a.,/. (yhv^'.,>)-/-/n,u/Ar/n Jktl/J (r((str^/>^>^^n (. '4i^.n.>>^.^'-/'^") ^^ Xd-. I\'. I. ()cn\^////r/u>/.~ ,) ^A/i/JH //f/////y< . 1. Ocneria disfuirL. Srhnnintfiis/ii/niri- L'. (hts/T'o/KirJia tuu.slj-tii.I,. Rintfelsfiinin-r ■ i. PortJiefiia clu-i/siurJu^ea. Z. frc/dtific-r. i. ('/icf/icai/iifia fin>(r.s:yiot)<'. .'l Xc/noraea /ui/uinini. Ftibf JO. 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